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Elektrotechnische Zeitschrift
| (Zentralblatt für Elektrotechnik)
XXXXI Jahrgang.
1920.
Berlin 190.
Verlag von Julius Springer.
ee Brf; 59:
- Akkumulatoren (s.
f:
1. Aufsätze, "Rundschau und
kleinere Mitteilungen.
Ya Abbruch von Betrieben, siehe Stillegen.
Abgabe, soziale. Von A. A. Brandt.
454*. 803. 864.
Abhorchen, siehe Fernspreehen.
&; Abrüstung, Geschäftsstelle für indu-
— strielle —. 184, 282. -* s
Abschreibungen. Nach Schiff. 964;
Abwärmeverwertung in Dampfkraft-
werken. Von M. Gereke. 601*.
Bereeone für Hausinstallationen,
8
- — Plombierbare. Von Elima-Werk.
AEG, Geschäftsjahr 1919/20. 988.
—, 550 Mill. M Aktienkapital. 760.
AEG-Felten & Guilleaume, Carls-
werk A.G. 321.
— —, Amerika. 412.
a. Blektrizitäts-
: werksbetrieb und Elemente).
— Verwendung in Schwachstromanla-
gen im Anschluß an Starkstromnetze.
Nach Hochenegg. 857: ;
—, Aus der Akkumulatorenpraxis. 986.
’ Aktienkurse, siehe Kurse.
Alarmanlagen, siehe Signalanlagen.
2 Aluminium (s. a. Leitungen u. Norma-
lien.
Z — Darstellung. Von V. Engelhardt.
413.
— Aluminium im Telegraphen- und
_ Fernsprechbetrieb. Von
U. Meyer.
170*.
Br: Schweißen von Aha 182.
- — Aluminium-Fonds Neuhausen. 496.-
Anlassen und Anlasser, siehe Dynamos
- und Elektromotoren, Sehaler Niader-
3 stände.
Antenne, siehe Fe enleop le.
hwurtmotor und Lichtmaschine für
. Fahrzeuge, Bauart Rhodes-Firth. 158.
Apparate, siehe Blitzableiter, Schalter
Schmelzsicherungen, Überspannung,
Anlasser, Widerstände usw.
er _ Arbeiterfürsorge u. Arbeiterfra-
gen. (s. a. Gesetz ünd Abt. AV).
_ — Einstellung und Entlassung von Ar-
beitern und Angestellten während der
4 Zeit der wirtschaftlichen Demobil-
E machung. 298.
- — Erhöhte Arbeitszeit in einer ameri-
_ kanischen Elektrofabrik. 704.
—r46 1%,-stündige Arbeitszeit in der Ber-
liner Metallindustrie. 164.
- — Wiederabschaffung der Frauenarbeit
- im England. 83.
— Gewinn- und Geschäftsbeteiligung d.
g Nach Bramstedt. Von Ol.
— Methoden der Anpassung der Löhne
Arbeiter.
„an die Preisbewegung. 361. -
— Lohnsysteme u. Selbstkostenberech-
mung. Nach Schulz-Mehrin. 319.
Aufsätze, Rundschau und kleinere Mitteilungen
Portsonlichesi „=, a2...
Literatur (eingegangene Werke u. Buchbesprechungen),
Zeichenerkläruug:
.— Elektrotechnische
Inhaltsverzeichnis.
(Jahrgang 1920.)
A. Sachverzeichnis.
Hz
XI
IV. Vereinsnachrichten .
V. Kleine wirtschaftliche und geschäftliche Mitteilungen
*= größerer Aufsatz. — Brf
Arbeitsgemeinschaften in England,
insbesondere die Whitley-Ausschüsse.
Von Cl. Heiß. 832*.
Arbeitsmarkt. 19. 83. 163. 243. 339.
421. 497. 575. 679. 838. 1014.
Argentinien als
deutscher Elektrotechniker. 382.
Arnold-Stiftung. 963.
Asynehronmotor, siehe Elektromotor.
Audion, siehe Funkentelegraphie.
Aufzüge, siehe Förderanlagen.
Ausfuhr, siehe Außenhandel.
Auslandsberichte: Argentinien. Von
W. Mußwitz. 382.
— Niederlande 498.
Ausschuß für Einheiten und For-
melgrößen. (Neue Entwürfe.) 422.
641. 660. B. 664.
—, Tätigkeit der Normenausschüsse des
Zentralverbandes. 403. 476. 683. 1020.
Außenunterwerk, siehe Elektrizitäts-
- werksbau. :
Außenhandel (s. a. Elektroindustrie).
184. 244. 664. 724. 744. 883. 924. 948.
995. 1024. 1048. 1060.
— Regelung der Ein- und Ausfuhr. Von
F. Deutsch. 365*.
— Ausfuhr von Glühlampen für elek-
trische Taschenlampen. 184.
— Außenhandel mit Metallen usw. 234.
580.
— Klagen aD deutsche Preispolitik
im Auslande. 164. -
— Ausfuhrverbote für elektrotechnische
Erzeugnisse. 164. 203.
— Der neue Leiter der Außenhandels-
stelle der Elektrotechnik. 799.
. — Mitteilungen der Außenhandelsstelle
der Elektrotechnik. 123. 281. 379. 535.
536. 679. 223. i
— Fachgruppe ‚Handel und Export”
bei der Außenhandelsstelle der Elek-
trotechnik. 704:
— Leitsätze der Valutakommission für
den deutschen Außenhandel und die
Preisgestaltung. 83.
— Neue Sätze der sozialen Abgabe. Andr
B. 540. 803. 864. -
— Außenhandelskontrolle. 44. 659. 678.
— Der Stand der gegenwärtigen Außen-
handelskontrolle. ‚Von A,A. Brandt.
821. I58*.
—, Zum Wiederaufbau des Ausfuhrhan-
dels. Nach Schwarz. 964.
Einfuhr Austra-
liens. 164. 244. je
. — Der Maschinenbedarf Chinas und die
englische Industrie. 595.
— Der Außenhandel Frankreichs mit
elektrotechnischen Erzeugnissen. 496.
— Der Außenhandel Großbritanniens
mit elektrotechnischen Erzeugnissen
i. J. 1919. 144. >
— — desgl. 1920. 595. 718.
— Außenhandel der englischen Kolo-
nien. 164.
— Eine englische ‚„‚Anti-Dumping Bill”.
20.
— Die Einfuhr elektrotechnischer Er- ,
zeugnisse in die südafrikanische Union.
84.
= Brief an die Schriftleitung.
Die Zeichen Brf., Lit., B. stehen vor, das Zeichen * steht hinter der Seitenzahl.
Die Umlaute &, ö, ü und ae, 06, U6 sind ‚wie die einfachen Laute a, 0, u behandelt; Worte mit Umlauten sind den gleichartigen Worten mit einfachen Lauten nachgestellt.
Auswanderungsziel-
Außenhandel.
— Außenhandel Japans mit elektrotech-
nischen Erzeugnissen. 203.
— Japan und das Ausland. 799.
— Kanadas Einfuhr elektrotechnischer
Erzeugnisse. 244.
— Vom elektrotechnischen Markt Nor-
wegens. 736.
— Spaniens Außenhandel mit elektro-
technischen Erzeugnissen. 380.
— Der Außenhandel Rußlands. 764.
— Der Ausfuhrhandel der Schweiz mit
elektrischen Maschinen. 63.
— Die elektrotechnische Ausfuhr der Ver.
St. Amerika i..J. 1919 u. 1920. 779. 1042.
— Der Glühlampenexport der V. S. Ame-
rika i. J. 1919. 536.
— Die Kohlefadenlampe in der ameri-
kanischen Ausfuhr. 595.
— Die Ausfuhr elektrischer Ventilatoren
aus den V. St. Amerika i. J. 1919. 736.
— Der Transformatorenexport der V.St.
Amerika i. J. 1919. 679.
Ausstellungen. Die Ständige Aus-
stellungskommission für die Deutsche
Industrie i. J.. 1919. 142.
— Ausstellungen und Messen im Aus-
- lande. 339. 557. :677.
— Die Zukunft des deutschen Messewe-
sens. 495.
— Von der Reichsmessekonferenz. 338.
— Messewesen. 764. 924. 1048.
— Keine Frachtvergünstigungen für Aus-
stellungen. 282.
— Werkschulausstellung. 838.
— Ausstellungszeitung „Kunst und In-
dustrie”. 142.
— Jahresausstellung der Physical So-
ciety und der Optical Society. 858:
— Niederländisch-indische Jahresmesse
in Bandoeng. 142.
— Internationale Elektrizitäts-Ausstel-
lung Barcelona. 495. 880.
— Elektrische Woche Essen 1921. 1049.
2. Frankfurter Internationale Messe
und Internationaler Wirtschaftskon-
greß 1920. 263. 339.
— 3. Frankfurter Internationale Messe.
49.
—, Meßadreßbuch der 3.. Frankfurter
Internationalen Messe. 924. 1024.
— Gewerblicher Rechtsschutz für die
Frankfurter Herbstmesse. 656.
— Internationale Ausstellung für Bau-
kunst, Gent 1921. 677.
— Überseewoche Hamburg. 594.
— Elektrische Woche Hannover. 575.
596. 638. 660. 701. 736. 825.
— Rheinische Musterschau, Köln. 495.
— Deutsche Ostmesse Königsberg. 557.
656.
— Internationale Elektrizitäts-Ausstel-
lung in Leeuwarden. 557.
— Die Leipziger Technische Frühjahrs-
messe 1920. Von K. Perlewitz. 273*.
B..359.
— — Von Optische Anstalt C. P. Goerz
A.G. Brf. 403.
een Nele rien. el ner ee Tege sr je er re
— Lit. = Buchbesprechung. — B. = Berich tigung.
Ausstellungen.
— Die Elektrotechnik auf der Leipziger
Herbstmesse 1920. Von Uhlig. 716.
495.
—, Nachträgliches von der Leipziger
Mustermesse. Von Wotzky. 1057.
—, Leipziger Messen. 898.
— Landwirtschaftliche Maschinen usw.
auf der Jubiläums-Ausstellung in Lu-
lea 1921. 142.
— Mitteldeutsche Ausstellung Magde-
burg 1921. 778.
— Rigaer Mustermesse 1920. 778.
— Internationale Mustermesse in Triest
1920. 557.
— Utrechter Messe. 495.
— Leipziger Messeamt an der Utrechter
Messe. 142.
— Ausstellung für das Bäckereigewerbe
in Vevey. 677. 880.
Auszeichnungen, siehe unter AII (Per-
sönliches).
Automat, siehe Schalter u. Elektrizitäts-
zähler.
Automobile. Krankenfahrstuhl mit
elektrischem Antrieb. 120.
— Eine neue Antriebsart für Elektromo-
bile. Nach Dey. 572.
— Elektrische Straßenkehrmaschinen.
818.
— Neuartiger elektrischer Paketwagen.
200.
— Statische Ladung von Motorlastwa-
gen durch Sandstürme. 202.
— Lichtmaschine und Anwurfmotor für
Fahrzeuge, Bauart Rhodes-Firth. 158.
Bahnanlagen, Ausländ. Projekte. 240.
— Argentinien 180.
— Belgien. 592.
— Berlin. 1012.
— Bilbao. 555. 818:
— Brasilien. 572.
— Buenos-Aires. 180.
— Chile. 837.
— England. 180. 898.
— Frankreich. 220. 553.
— Gotthardbahn. 81. 776.
— Haut-Rhin. 455.
— Italien. 158. 297. 715.
— Japan. 986.
— Kuba. 856.
— London. 244. 1037.
1054.
— Madrid. 247. :
Melbourne. 120. 294*.
— New York. 278. 572. 591.
— Norwegen. 119.
— Ofotenbahn, 555.
— Orleans-Bahn. 636. 957.
— Österreich. 35. 50*. Brf. 550.
— Paris. 80.
— Paris—Madrid. 247.
— Preußen (Statistik 1918). 494.
— Rhätische Bahn. 731.
— Rom. 756.
— Sachsen (Statistik). 614.
— Schlesien. 696.
— Schweden. 212. 893*. 913*.
Spanien. 247*,
— Stockholm—Gotenburg. 592.
— Südafrika. 100. 817.
_— Ver. Staaten (Statistik). 533.
u
IV
D 2
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Bahnbetrieb (s. a.
Rechtspfle : I Erdströme,
Signale, !Unfäl
— Allgemeimesiii.\ \\ N!
— Stirömrückgewinnung bei Wechsel-
"strombahnen, ‚Von M. Schenkel. 541*.
567*. 617.
— , Berechnung von Spannungsabfällen
und Energieverlusten bei Gleichstrom-
bahnen. Nach Bisacre. 1011.
— Verbesserung des Leistungsfaktors bei
Wechselstrombahnen. Von J. Kozi-
sek. 327*.
— — Von J. Jonas. Bıf. 580.
— Untersuchungen über den Bahnbe-
trieb mit Gleichstromspeisung der
Netze der Straßen- und Stadtbahn en.
766*.
— Vergleich der verschiedenen Loko-
motivförderungen in Gruben. 655.
— Die Stromart der elektrischen Haupt-
Bahnbau u.
eisenbahnen. Nach Niethammer.
119.
— Schiedsgerichtliche Erhöhung von
Beförderungspreisen der Eisenbahnen,
Kleinbahnen, Straßenbahnen und An-
schlußbahnen. 223.
— Um die zukünftige Oberleitung des
Groß-Berliner Verkehrswesens. 796.
—, Liehtbogenfreier Unterbrecher bei
elektr. Straßenbahnen. Von Wolff.
Brf. 861.
— —, Von W. Burstyn. Bif. 970.
—_ Ania
— Vergangenheit und Zukunftsaussich-
ten der schwedischen ‘ Staatsbahn-
Elektrisierung. Nach Dahlander.
212.
—, Die Elektrisierung der schwedischen
Staatsbahnen (Bericht der Kommis-
sion). 893*.. 913
— Die Elektrisierung der Vorortbahnen
von Melbourne mit hochgespanntem
Gleichstrom. Von Zehme. 294*.
— Elektrischer Betrieb der deutsch-
österreichischen Staatsbahnen. Von
Trautvetter. 50*. Brf. 342. Brf. 362.
Brf. 383. #
— — Von G. W. Meyer. DBrf. 342.
— — Von G. Leidig.. Bıf. 362.
— — Von W. Wittek. Brf. 580.
Steinmetz empfiehlt die Eisenbahn-
olektrisierung. 1012.
— Herstellung einer elektrischen Trans-
portbahn in einer Salpeterfabrik in
Chile während des Krieges. Von J.
Österreicher. 730*.
— Die Zukunft der elektrischen Eisen-
bahnen in England. Nach J. Aspinal.
180.
— Hochgespannter Gleichstrom für die
französischen Haupteisenbahnen. 40.
— Elektrisierung der französischen Ei-
senbahnen. Nach Letheule. 220.
— Eisenbahnelektrisierung in Italien.
715.
— Statistik der Kleinbahnen in Preußen
für das Jahr 1918. 494.
—, Eine Staatsbahn-Elektrizitätsgesell-
schaft in Japan. 986.
—, Selbsttätiges Unterwerk für
Straßenbahn Cleveland. 897.
—, Die Elektrisierung der Eisenbahnen
in England. 898.
— Elektrische Zugförderung auf den
schlesischen Gebirgsbahnen. Von Us-
beck. 69.
— Elektrisierung südafrikanischer Eisen-
bahnen. 100.
— Vereinigte Reibungs- und Zahnbahn,
System Peter. 419.
— Betrieb.
— Halbminutliche Wagenfolge bei einer
Vorortstraßenbahn. 732.
— Verteuerung ‘der Bedarfsartikel bei
die
den Londoner Untergrundbahnen. 244..
— Elektrische Dampfkesselheizung als
Notbehelf. Nach Kummer. 100.
— Die Krisis im New Yorker Schnell
bahnwesen. 278. 572.
— Der Fernsprecher im Dienste der Be-
triebüberwachung von Straßenbahnen.
18.
—, Erfahrungen mit Güterbeförderung
auf amerikanischen elektrischen Lokal,
bahnen. 939.
—, Wirtschaftliches Fahren elektrischer
Bahnen. Nach L. Adler. 961.
— Die vorübergehende Tariferhöhung
der Pariser Metropolitain- und Nord-
Süd-Bahn. 80.
—, Güterbeförderung auf elektrischen
Straßenbahnen. Nach J. Simöon.
1027.
" — Die
Bahnbau u. Bahnbetrieb.
— Fahrzeuge und Zubehör.
— Die Abmessungen der Einphasen-
Bahnmotoren. Von F. Unger. 3*,
Brf. 177.
— — Von I. Döry. Brf. 177.
— Die Leistung von Straßenbahnmoto-
ren. Von L. Adler. 461*.
— Über Schüttelerscheinungen des Pa-
rallel - Kurbelantriebes elektrischer
Lokomotiven. Von I. Döry. 313*.
Bıf. 598.. Bıf. 994.
— — Von K. E. Müller. Brf. 598.
—, Über Schüttelschwingungen bei elek-
trischen Lokomotiven mit Parallelkur- |
belgetriebe. Nach Wichert. 976*.
Brf;-994.
—, Die kritischen Drehzahlen der Kur-
belgetriebe elektrischer Lokomotiven.
Nach Kummer. 1055.
— Die Ausnutzung des Reibungsge-
wichtes elektrischer Lokomotiven. Von
A. W. Zuidweg. 425*. B. 480. Bıf.
599.
— — Von W. Kummer. Brf, 598.
— Einpolige Bremskupplungen für Stra-
Benbahnwagen. Von E, Kindler. 34.
Brf. 178.
— — Von. R.: Wolff. “Bri.. 178.
— Versuchsfahrten einer Wechselstrom
lokomotive mit elektrischer Nutz-
bremsung. Nach Behn-Eschen-
burg. 438.
— Bremsung mit Stromrückgewinnung
bei Gleichstrombahnen. 776.
— Verfahren und Schaltungen zur Nutz-
bremsung von Wechselstromlokomo-
tiven. Nach Monath. 59.
— Feldschwächung für bestehendeBahn-
steuerungen. Nach Jackson. 399.
„Ein-Mann-Straßenbahnwagen’’
in den Vereinigten Staaten. 796.
— Die Phasenumformerlokomotive und
ihre Verwendungsmöglichkeit in Euro-
pa. Nach Sachs und Couwen-
hoven. 398.
— Elektrische Zugförderung und Diesel-
lokomotiven. Nach Wittfeld. 17.
— Versuche mit Akkumulatoren-Trieb-
wagenzügen. 278.
— Die elektrische Einheitslokomotive.
Nach Wittfeld. 80.
—, Triebwagenzüge für die
Stadt- und Ringbahn. 1011.
—, Die neuen Wagen der Londoner Un-
tergrundbahn. 1054.
— Die Drehstromlokomotiven der ita-
lienischen Staatsbahnen. 138.
— Neue Form von Grubenlokomotiv-
Fahrschaltern. Nach Webb. 39.
— Kraftwerke.
Berliner
— Geräuschloses Bahnunterwerk mit ro-
tierendem Umformer. 694.
— Erfahrungen mit selbsttätigen Unter-
werken bei Bahnen mit hochgespann-
tem Gleichstrom. 715.
— Der heutige Zustand der Kraftwerke
der New Yorker Hoch- und Unter-
grundbahnen. 591. S
— Leitungen.
—, Zur Berechnung von Spannungsab-
fällen in den Fahr- und Speiseleitun-
gen elektrischer Wechselstrombahnen.
Von G. Huldschiner. 1049*.
— Bestimmung des Durchhanges bei
Kettenfahrleitungen und deren selbst-
tätige Nachspannung. Von 0. Wlach.
347*.
— Über Unterteilung und Schaltung der
Fahrleitungen bei elektrischen Haupt-
bahnen. 488*.
— Doppeldraht-Fahrleitung für elek-
trische Bahnen. Von Hirchert und
0. Krümmling. Brf. 58.
— Über die Verwendbarkeit eiserner
Fahrleitungen für Wechselstrombah-
nen, Nach Kummer. 60.:
— Erfahrungen über Hochspannungs-
Fernleitungen und Bahnen auf dem
italienischen Kriegsschauplatze. Von
E. Wist. 158. :
— Zur Frage der Verkuppelung der
Kraftwerke der italienischen Staats-
bahnen. 297.
— Der Wechselstrom-Leitungskreis des
Gleises. 276.
— Vereinheitlichung des Leitungsmate-
rials der englischen Straßenbahnen.
856.
— Oberbau.
— Elektrische Weichenerhitzer. 133.
“Die Lichtverteilung
Bahnbau u. Bahnbeitrieb.
— Die Korrosion durch Erdströme elek-
trischer Bahnen. 260.
Backofen, s. Heizapparate.
Bakelit. 142.
Ballenpresse, siehe Presse.
Beleuchtung u. Beleuchtungstechnik
(s. a. Elektrizitätswerksbetrieb, Glüh-
lampen, Einheiten, Normalien).
— Eine normalisierte Darstellung der
Lichtverteilung. Von N. A. Halberts-
ma. 813*.
— Graphische Konstruktion der Be-
leuchtungskurve. Von N. A. Hal-
bertsma. 548*.
— Graphische Konstruktion der Boden-
beleuchtungskurve aus dem Polar-
schaubild der Lichtstärken. Von R.
Böker. 25*. \
— Der Wolframbogen. Nach Kruh. 240.
— Bogenlampenkohlen für Scheinwer-
: fer. Nach Paterson, Barnett,
Walsh u. Taylor. 456.
_ Bogenstromcharakteristiken. Nach
Bräuer. 493.
— Der zischende Liehtbogen. Nach
Bräuer. 493.
— Die kathodischen Vorgänge im Bogen.
strome. Nach Bräuer. 493.
— Flächenhelligkeit des positiven Kra-
ters. Nach Podszus. 492.
tungsfeld eines. Scheinwerlers mit
Parabolspiegel. Von F. Henning.
973*. 1UU6*.
— Über das Flimmern von Wechser
stromlicht. Nach Liebe. 279.
— Die Lichtstärke des schwarzen Kör-
pers in Hefnerkerzen und die. Strah-
lungskonstanten der Glühlampenkohle.
Nach H. Kohn. 221.
— , Über das Vorzeichen des Licht-
druckes auf kleinste Teilchen. Nach
Epstein. 941.
— Das Wesen des
Planck. 383.
— Die .Fernschaltung und : Fernüber-
wachung der öffentlichen elektrischen
Beleuchtung in Charlottenburg. Von
W..Jordan und J. Kuhlo. 8*.
— Untersuchungen über die zweck-
mäßigste Verwendung von Glühlam-
pen für die Beleuchtung von Bahnhofs-
anlagen. Nach Glinski. 181.
— Über die Berechnung elektrischer Be-
leuchtungsanlagen in Eisenbahnwerk-
stätten. Nach Halbertsma. 120.
—, Beleuchtung von Hallen durch Tief-
strahler. 917.
— Leitsätze für die Innenbeleuchtung
von Gebäuden. 555.
— Vortragsreihe zur Ausbildung von
Beleuchtungsingenieuren. 533. 818.
— Synthetisches Tageslicht. 181.
— Zentralstelle des Beleuchtungsfaches
für Gesetzes- und Steuerbearbeitung.
144. r
— Herstellung und Besteuerung elektri-
scher Leuchtmittel. 183.
— Einzelbeleuchtung an Werkzeugma-
schinen mit niedervoltigen Lampen.
Nach Ram. 5%.
Lichtes. Nach M.
— — Von W. Fuhrmann. Brf. 723.
— — Von Lubach. Brf. 801.
— Lichtmaschine und Anwurfmotor für
Fahrzeuge, Bauart Rhodes-Firth. 158.
— Elektrische Zugbeleuehtung der Ma-
schinenfabrik Oerlikon. 140.
— Die elektrische Automobil- und Fahr-
radbeleuchtung. 81.
—, Elektrische Automobilbeleuchtung,
System Bleriot-Phi. 1039.
— Lampe mit rotierendem Liehtbogen.
Nach Garbarini. 438,
— Taschenlampe als Prüfgerät. 493.
— Ergebnisse ds Preisausschreibens der
amerikanischen Regierung für eine
elektrische Grubensicherheitslampe.
261.
—, Ein neuer Schnurlaufzug für. Lam-
penpendel. 1012.
— , Helopal-Armaturen. 1056.
Beleuchtungsmessung, siehe Meßmetho-
den und Beleuchtung.
Beratung, siehe Sachverständigenwesen
und Berufsberatung.
Bergbau u. Bergwerke (s. a. Förder-
anlagen, Bahnbau, Signalwesen, Nor-
malien, Gesetze, und Unfälle).
—_ Untersuchung über das Auftreten ge-
fährlicher Spannungen an elektrischen
Anlagen in Kalibergwerken unter Tage.
Nach Gieseking. Von W. Vogel.
494.
| Bergbau u. Bergwerke.. Fi:
— Anwendung von Elektrizität in den
Goldminen des Witwatersrand, Süd-
afrika. Von E. G. Weyhausen. 166*.
im. - Beleuch- |
- — Betriebsrätegesetz.
— Umstellungssorgen unserer
— Der Kreiselkompaß im Schachtbau.
Von OÖ: Martienssen. 462*, 475. ,
— Ein Schutz gegen die Betätigung elek-
trischer Zünder durch Streuströme. ER
556.
— Vergleich der verschiedenen Loko-
motivförderungen in Gruben. Nach
“ Gunderloch. 655. Brf. 1059. °
—, Wärme- und. Kraftwirtschaft im
niederrheinisch-westfälischen Bergbau.
900.
—, Zur Sozialisierung des Kohlenberg-
baues. 942.
Bergmann - Blektrieitäts - Werke
A. 6. 475.
ER
Berichtigung. 84. 164. 404. 480. 519.
540. 664. 684. 724. 824. 881. 924.
Berufsverbandswesen in Deutschland.
1041.
Betriebskosten, siehe Elektrizitätswerks-
betrieb, Bahnbetrieb, Bergbau, Ma-
schinenantrieb usw.
Betriebskraft, siehe Motoren, Dampf-
maschinen, Maschinenantrieb u. Elek-
trizikätewerkebätfich:
Betriebssicherheit u. ‚störungs siehe Stö-
rung.
Betriebsräte (s. a. Gesetz). Die Rolle
des Betriebsrätegesetzes beim Produk-
tionsaufbau. Nach J. Kaliski. 43.
104. 924. 250*
Betriebsvorschriften, siehe Normalien.
Bezugsquellennachweis (Frage-
kasten). 20. 84. 144. 164. 203. 224.
324. 364. 384. 404. 460. 480. 500.
600. 644. 664. 684. 724. 764. 784.
580.
803.
824. 864. 883. 904. 924. 948. 972.
995. 1024. 1048. 1060.
Bilanzfragen und Diane Von
Pietzsch. 874. 3
Bildübertragung, telegraphische. 759.
Bleimangel in England. 184.
‚Blitz u. Blitzschutz (8. 8. Überspan-
nung).
— Über atmosphärisch-elektrische Ent-
ladungen. Von Ruppel. 534.
— Erleichterungen “der ee für
Blitzableiter. 641.
— Magnetische Wirkungen eines Blitz-
schlages. Von Alvensleben. 222.
— Blitzschläge in elektrische Leitungen.
Nach Wöbcken. 238.
— Blitzschutzvorrichtung (Kugelablei-
ter). 180.
Blockanlagen, siehe Signalanlagen.
Bodenfräser, siehe Landwirtschaft.
Brand. Löschungvon Bränden in großen,
ganz geschlossenen Generatoren und
Motoren. Nach Savage. 60.
‚ Sprühregen-Feuerschutz für Turbo-
® peneratören. I8D.
Bremsen, siehe Bahnbau.
Brennstoffwirtschaft (s. 8.
rungsanlagen u. Kohle), _
— Die Torf- und Moorbewirtschaftung
in Bayern. Von Trometer. 132*.
— Torf-Großkraftwerke. Von Bartel.
865*. 888*. 932*. 1045. 5
— Gewinnung und Verwendung minder-
wertiger Brennstoffe. Nach Trenkler.
223.
— — Nach Wirth. 637.
— Verwendung minderwertiger Brenn-
stoffe. 184.
— Die Folgen der Kohlenverschlechte-
rung. 19.
— Verminderung des Kohlenselbstver-
brauchs durch verschärfte Betriebs-
überwachung. Nach Gräf. 102.-
—_ Brennstoffersparnis in der Industzig,
679.
— Richtlinien für die Erzielung sparsa-
Feue-
3U4.
mer Brennstoffwirtschaft bei Dampf-
kraftanlagen. 717.
—;, Die restlose Vergasung, der Kohlen,
Nach Rummel. 963.
—, Das RWE über das Kohlenabkom-
men von Spa. 964.
— Kohlenwirtschaftliches. 473.
Brenn-
stoffwirtschaft. 717.
Brutapparate, s. Heizapparate.
Bügeleisen, siehe Heizapparate.
Chemie siehe Elektrochemie.
Chemisch - Teehnische Reichsan-
anstalt. 514.
Eampfkessel (s.a. Feuerungsanlagen)
— Einheitskessel für elektrische Groß-.
zentralen. 102. f
— Der elektrische ‚Revel’”’-Kessel zur
Erzeugung kleinerer Frischdampfmen-
gen. 735.
r 920.
Dampfkessel.
“=, Elektr. a als Not-
behelf. Nach Kummer. 100.
a, Elektrisch geheizte Dampfkessel und
- Wärmespeicher. Nach Höhn. 336.
—, Elektr. Dampfkesselheizung als Not-
_ behelf. Nach Kummer. 100.
Damptleitungen. Ermarung, durch
gute Isolierung. 759.
_ Dampiturbinen , Bestrebungen im Bau
von Antriebsmaschinen. Nach Cario.
3 61.
— Zuverlässigkeit großer "Dampfturbi-
_ nen. Nach Johnson. 495.
‚ Queeksilberdampf-Turbinenanlage.
Nach Le Roy Emmet. 997.
Definitionen, siehe Normalien u. Ein-
‚heiten,
Detektor, siehe Funkentelegraphie und
Elektrizitätslehre.
Deutschland,Was kann — leisten ? 718.
Deutsch-ÜberseeischeElektr.-Ges.,
Übergang in fremde Hand. 282.
Dezimalklassifikation in der Litera-
tur. Von Hanauer, 516.
Dieselmotoren, Zerstörung. 860.
—, Freigabe. 948. Ber
Drähte, siehe Leitungen, Nörmalien,
Widerstand und Materialkunde.
Drahtlose aa siehe Funken-
- telegraphie.
"Drehstrommotoren, siehe Elektromoto-
"ren.
_Drosselspulen (e. a. Überspannungs-
ı schutz.
— , Zur Berechnung a rer
Von J. Hak. 954*.
ernten) (s. a. Elektromotoren m
Normalien).
— Fortschritte im Elektromaschinenbau
während des Kriegen. Von E. Rosen-
berg. 165*.
_ —, Die Entwicklung der Wechselstrom-
maschinen (Sammelbericht). 1009.
- — Eine Theorie der Stirnstreuung, Von
’ L. Dreyfus. 106*. 128*. Brf. 559.
— — Von J.-Kucera. Brf. 559.
— Die Berechnung der Stirnstreuung
von Gleichstromankern für die Ermitt-
lung der Stromwendespannung. Von
- F. Unger. 627*.
- —, Beitrag :zur doppelt verketteten
7 Streuung. Nach F. Punga. 259.
— Die Feldkurve bei synchronen Wech-
selstrommasehinen. 306*.
— Nutenquerfeld. und Wirbelstrom-
wärme in massiven Ankerleitern bei
Leerlauf. Nach Dreyfus. 137.
— Über die Leitung eines Wechselflusses
durch massive-Joche und Pole von
- _ Dymamomaschinen. Nach Dreyfus.
179.
—, Eine einfache "Theorie der zusätz-
lichen Verluste im Nutenkupfer von
Wechselstrommaschinen. Von R.Pohl.
908*.
—, Die zusätzlichen Verluste in massi-
"ven Bügeln. Von R. Pohl. 997*.
— Gleichmäßige Verteilung großer
Stromstärken auf mehrere Teilleiter.
Von F. Punga. 69*. Brf. 216.
— — Von L. Fleischmann. Brf. 216.
- — Zur Theorie des Parallelbetriebes von
‚Synehronmaschinen. Nach L. Drey-
‚Zus. 200.
_ —, Der Anlauf von Synchronmaschinen.
” 'Nach. Hay und Modawalla. 1055.
— Das Verhalten der kompoundierten
Syncehronmaschine im Parallelbetrieb.
. Nach Liwschitz. 99.
— Über Kommutator- Phasenschieber.
| Von J. Kozisek. 52*.
* — Über die Arbeitsweise und Bean-
‚spruchung von Gleichstrom-Hoch-
_ spannungsmaschinen beim Betrieb von
. Funkensendern. Von K. W. Wagner.
581*. 605*,
rn Ro aupezmäschinen. Nach M.
- Latour. 420. :
2 Kaskadenschaltung von Drehfeldma-
schinen. Von J. Kozisek. 445*,
— Das Verhalten der Synehronmaschine
beim Kurzschluß über Streckenwider-
ae stände. Nach Biermanns. 239.
— Ausgleichsvorgänge beim Kurzschluß
von Kollektormaschinen. Nach Bier-
manns. 297.
_ —, Anlaßverfahren und Lastverteilung
Pr. bei Einankerumformern. 377.
_ — Über Verwendung von Asynchron-
generatoren. Von W. rer haher
‚6728.
+
Elektrotechnische Zeitschrift,
V
Dynamobau.
—, Unruhiger Gang von Turbodynamos.
Nach Amy. 1038.
—, Ölverbrauch von Turbogeneratoren.
1038.
— Übersicht über die Betriebsstörungen
der großen Turbodynamos. Nach Ph.
Torchio. 655.
— Über die Ursachen von Betriebsstö- x
ee bei elektrischen Maschinen.
242.
— Vorschläge. zur Verbesserung von
Turbodynamos. Nach Shepherd. Von
H. Pohl. 554.
— Vorausbestimmung der Hauptabmes-
sungen elektrischer Maschinen. Nach
de Pistoye. 52.
— Umkehr und Verlust des remanenten
Magnetismus bei BeISEermnschinen.
Nach Kelen. 69.
— Über selbsterregte Mehrphasenstrom-
generatoren. Nach Fle ischmann.
. 8.
— Über Wechselstrom- Selbetegregung an
Gleichstrommaschinen. Nach Leye-
rer: .805.
— Über die Löschung von Bränden in
großen, ganz geschlossenen Generato-
ren und Motoren, Nach Savage. 60.
—, Sprühregen-Feuerschutz für Turbo-
generatoren. 985.
— Sehwungrad-Ausgleichmaschinen.159.
— Ankerwicklung zur Vervollkommnung
der Kommutierung in Maschinen mit
Kommutator. 79.
— Die Bruchlochwicklung (Teillochwick-
lung) und ihr Entwurf. Nach R.
Richter. 219.
— Die Wirkungsgradfrage bei Maschi-
nen mit Aluminiumwicklungen. Nach
G. Schönwald. 59.
— Höchsttemperatur an Wicklungen.
Von K. Lubowsky. 646*.
— Ein neues graphisches Verfahren zur
Vorausbestimmung der Erwärmung
elektrischer Maschinen und Apparate
für intermittierende Betriebe ein-
„schließlich Bahnen. Nach Gut. 99.
— Die Temperaturverteilung in einer
elektrischen Wicklung von rechtecki-
gem Querschnitt, Nach Jakob. 39.
— Ergänzung der Erwärmungsvorschrif-
ten. Nach Vidmar. 200.
— Vorschriften der Intern. Elektrotech-
nischen Kommission. 513.
— Normalien für die Ausführung der
Wieklungen von Maschinen undTrans-
formatoren. 638.
—, Kohlen- und Kommutatorabnutzung.
Nach Hellmund. 1009.
— Der Übergangswiderstand von Koh-
lenbürsten am _Kollektor. * Nach
Czepek. 179.
— Die Kohlebürsten im Elektromaschi-
nenbau. Nach Hunter-Brown. 397.
— Einankerumformer von 5000 kW.
Nach Hartig. 835:
— 15000 kW Dreiphasen-Turbodynamo.
99,
— Wasserturbinengenerator für 32 500
kVA. Nach Williamson. 357.
—, Bemerkenswerte Bauart eines lang-
2 sam laufenden Drehstromgenerators 1.
1750 kVA. 917.
—, Großer Wasserturbinengenerator.
Nach Glaß. 961.
—, Der neue 32 500-kVA-Generator der
Niagara Falls Power Co. 939.
—, Herstellungsweise von Kollektoren.
939.
=, Spannungstransformator für Gleich-
strom. 897.
Einheiten (s. a. Normalien).
— Das Kilowatt als allgemeine Einheit
der Leistung. Von K. Strecker. 125*.
— — Von W. Weigand. Brf. 440.
— — Von F. Emde. Brf. 440. Brf. 800.
— — Von R. Zaudy. Brf. 800.
— A EF-Entwürfe.. 422. 641. 660.
B. 664.
— Neue französische Einheitsbezeich-
nungen. 82.
— Das metrische System in Amerika.
899.
—, Das neue französische Gesetz über
die Maßeinheiten. Von K. Strecker.
930*.,
Einphasenbahnen, siehe Bahnen.
Einphasenmotoren, siehe Elektromoto-
, ren.
Bisenbahnsicherungswesen, siehe Signale.
Eisenhüttenwesen, Der unmittelbare
Anschluß von Elektrostahlöfen an
öffentliche Elektrizitätswerke. Von E.
Fr. Ruß. 45*. Brf. 801.
— — Von D. Versteegh. Brf. 801.
—, Verbrauch elektr. Energie in Stahl-
werken. Nach Blakeslee. 1012.
—, Ersparnisse durch elektr. Wärme-
öfen in Drahtwalzwerken. 1008.
— Stromersparnis bei elektrischen Stahl-
werksöfen. Nach Hartig. 856.
— Die volkswirtschaftliche Bedeutung
der Elektrostahlerzeugung für Deutsch-
land. Nach Geilenkirchen. 756.
— Die elektrische Verhüttung von Eisen-
erzen. Nach Stansfield. 836.
_— Betriebsergebnisse von Elektrostahl-
öfen. 514.
— Das neue Elektrostahlwerk in Toronto.
141.
— Hochfrequenz-Induktionsofen
Northrup-Ajax. 141.
— Selbsttätige Elektrodenregelvorrich-
von
tungen für Lichtbogen-Elektroöfen
Nach Kunze. 121.
— Die elektrischen Öfen in Großbritan-
nien 1918. Nach Mercer. 102.
— Herstellung von. Haematit-Roheisen
und Elektrostahl im elektrischen
Schmelzofen. Nach Hasler. 593.
— Elektrische Hilfsantriebe in englischen
Walzwerken. Nach Howard. 776.
— Ein Walzmotor für 2200 kW. 60.
— Drehstrom oder Gleichstrom zum
Antrieb von Walzenstraßen. Nach
Ablett. 732.
— , Die neueste Entwicklung des elektr.
Walzenstraßenantriebes in England.
, 196.
Eisenwirtschaft,
904.
Elektrisiermaschine, Die Konden-
satormaschine, ein neuer elektrostati-
scher Erzeuger hochgespannten Gleich-
stroms. Von H. Wommelsdorf. 726*.
Elektrizitätsgenossenschaiten, Zu-
nahme in Deutschland. 83.
‚ Statistik. 965.
— = Piranzierung: Von K. Heumann. 19.
Elektrizitätsgesetzgebung, siehe Elektri-
zitätswerksbetrieb u. Gesetz.
Reichskommissar.
Elektrizitätslehre (s. a. Schwingun- '
gen, Magnetismus, Leitungen, Funken-
telegraphie, Röntgenstrahlen, Strah-
len usw.).
— Die Leistungsaufnahme von Wechsel-
stromsystemen. und ein vereinfachter
Weg zur Berechnung der letzteren.
Von F. Natalis. 505*.
— Über die graphische Darstellung des
Wechselpotentials und die Lage des
Erdpotentials in Drehstromanlagen.
Nach. Goerges. 122.
— Stromverdrängungsfreie Leiter für
Wechselstrom. Nach Fleischmann.
161.
— Kurzgeschlossene Windungen bei
Gleichstrommagneten. Nach Schurig.
470.
— Litze oder massiver Draht?
Rogowski. &.
— Wechselstromwiderstand massiver
Eisenleiter. Nach Zick er. 698.
— Gerechnete und gemessene Werte der
Widerstandserhöhung bei Eisenleitern.
Nach Hilpert und Schleicher. 82.
— Das magnetische Feld eines mit Wech-
selstrom gespeisten Seekabels.. Von
- H. Lichte. 88*.
— Kritische Frequenz und Eigenfre-
quenzen einlagiger Spulen. Nach
Gothe. 734.
— Oberwellenerzeugung durch hochge-
sättigtes Eisen. Nach Molden-
hauer. 837.
— Eine neue Handregel. 456. 699.
— Ausbreitung elektromagnetischer
Wellen über einen ebenen Leiter.
Nach Weyl. 400.
—, Die kürzesten, mit Vakuumröhren
herstellbaren Wellen. Nach Bark-
hausen u. Kurz. 615. B. 924.
— -—, Von K. Rottgardt. Brf.‘902.
— —, Von A. Meißner. Brf. 902.
— Die Brechung elektromagnetischer
Wellen. Nach Eckersley. 797.
— Gegenseitiger Induktionskoeffizient
von Rechtecken und Quadraten. Nach
Esau. 400. S
— Spulen ‚und Kondensatorleitungen.
Nach K. W. Wagner. 101.
— Experimentelle Ermittlung der Span-
nungsverteilung bei Kondensatorgrup-
pen. Nach Schwaiger. 161.
Nach
_- ——
Elektrizitätslehre,
— Anwendung der Methode symmetri-
scher Koordinaten zur Lösung von Pro-
blemen in mehrphasigen Kreisen. Nach
Fortescue. 818.
—, Mathematische und experimentelle
Darstellung der Leistung von Wechsel-
strömen. Nach W. Grix. 923.
—, Der Einfluß des Elektrodenmaterials
auf das Funkenpotential. Nach E.
Meyer. .940.
—, Zwei mit Hilfe der neuen Verstärker
entdeckte Erscheinungen. Nach H.
Barkhausen. 379.
— Berechnung von Stromverzweigun-
gen. Von K. Küpfmüller. 850*,
— Der experimentelle Nachweis der
Amp£reschen Molekularströme. Nach
E. Beck. 379. 879.
— Amperesche Molekularströme nach
der Methode von A. Einstein und W.
J. de Haas. Nach Arvidson. 379.
— Über das Ziehen des Zwischenkreis-
Röhrensenders. Nach Glage und
Edler. 857.
— Die unipolare Leitung von Kristallen.
Nach Streintz u. Wesely. 400.
—, Gleichriehterwirkung von Bleiglanz-
kontakten nach Florisson. 1040.
Elektrizitätsmonopol, siehe Elektrizi-
tätswerksbetrieb.
Elektrizitätssteuer, siehe Steuer.
Elektrizitätswerke u. Kraftübertra-
gungsanlagen (s. a. Wasserkräfte).
— Erweiterungenu.Projekte.219.455.471.
— Bayern. 38. 774.
— Belgien. 191*.
— Berlin. 157. 496. 531.
— Chile. 676.
— Dänemark. 417. B. 684.
— Danzig. 21*. 899.
— Deutschland. 905*. 927*. 980*.
— England. 820. 1037.
— Franken. 553.
— Frankreich. 43. 277. 655. 756. 980*.
— Fulda. 39.
— Goldenberg-Werk. 455.
— Goldentraum (Queiß). 277.
— Golpa. 561*. 587*. 609*. 630*. 650*.
665*. 687*.
— Golpa-Berlin. 1037.
— Golpa-Magdeburg. 1037.
— Gösgen. 695.
— Holland. 19. 498. 941.
— Iguazüfälle. 382. 676.
— Japan. 572. 760. 1009.
— Kalifornien. 317.
=_ Kanada... 557.
— Kolumbien. 794.
— London. 554.
— Massaboden. 157.
— Melbourne. 897.
— Niagara. 437. 755.
— Niederl. Indien. 877.
— Norwegen. 200.
— Österreich. 19. 35. 401.
— Ostpreußen. 114. 731.
= Paris. 157. 533. 1037:
— Polen. 183. 594.
— Pyrenäen. 436.
— Queis-Talsperre. 277.
— Rheinisch-Westfälisches
tätswerk. 764.
— Rheinland-Westfalen. 1013.
— Ritom-Kraftwerk. 634.
Rußland. 554.
Schweden. 852*. 1055,
Schweiz. 395*.. 853:
— Severn (Flutkraftwerk). 1037.
— Spanien. 98. 245*. 535. 736.
— St. Louis. 79%.
— Stockholm (Untra). 258.
— Süddeutschland. 258.
— Tasmanien. 396.
— Totes Meer. 855.
— Tschechoslowakei. 223.
— Untra. (Stockholm). 258.
— Valenciennes. 529*.
— Västeräs. 112*.
— Ver. Staaten. 493.
— Victoria-Fälle. 219.
— ‘Vorarlberg. 137.
— Walchensee. 277.
—- Werra. 39.
— Weser. 513.
— Zehlaubruch. 865*.
Elektrizitätswerksbau u. -betrieb
(s. a. Leitungen, Rechtspflege, . Meß-
methoden, Dampfkessel, Dampfma-
schinen, Dampfturbinen, Heizappa-
rate, Motoren, Installationswesen u.
Beleuchtung).
— Anlagen.
— Neuere Gesichtspunkte für den Bau
von Großkraftwerken. Von G. Klin-
genberg. 561*. 587*. 609*. 630*. 650*
Elektrizi-
|
594. 815.
vi
Elektrotechnische Zeitschrift:
Elektrizitätswerksbau u. -betrieb.
— Die elektrischen Einrichtungen des
Kraftwerkes Golpa. Von H. Probst.
665*. 687*.
— Torf-Großkraftwerke.
tel: 865*. 888*. 932*. 1045.
— Ein französisches Großkraftwerk,
Beschreibung, Betriebserfahrungen.
Von E. Cramer. 528*.
— Die öffentlichen Elektrizitätswerke
Belgiens vor und während des Krieges.
Von K. Pietzseh. 191%. 77
— Versorgung der früher besetzten Ge-
biete Nordfrankreichs mit elektrischer
Arbeit. 756.
— Die Wasserkräfte zur Elektrisierung
der Orl&ans-Bahn. 957.
— Bau eines eigenen Kraftwerks oder
Strombezug ? Stromversorgungsfragen
Von F. Bar-
der Reichswerft Danzig. Von K.
- Schultze. 21*.
— Die Elektrizitätsversorgung Groß-
Berlins während des Generalstreiks im
März 1920. 415.
— Die Versorgung Berlins, der Provinz
Brandenburg usw. mit Fernstrom. 531.
— Verwendung von Asynchrongenera-
toren zum Ausbau kleiner Wasser-
kräfte. Von W. Zederbohm. 672*.
— Kraftwerke mit Asynchrongenerato-
ren. Nach Moore. 179.
— Anwendung von Synehronmotoren
— zur Verbesserung des Leistungsfaktors.
Nach Byrnes. 336.
— Außenunterwerke in Amerika. 79.
— Von E. Philippi. 875.
— Fahrbares Unterwerk von größerer
Leistung. 471.
— Ein Unterwerk von 15000 kVA in
St. Louis. 795.
— Billiges Unterwerk zur Aufstellung im
Freien. 376.
— Geräuschloses Bahnunterwerk . mit
rotierendem Umformer. 694.
— Selbsttätiges Unterwerk für die
Straßenbahn Cleveland. 897.
— Fernsteuerung für. Unterwerke mit
rotierenden Umformern. Nach Wil-
SON. 571.
— Erfahrungen mit selbsttätigen Unter-
werken bei Bahnen mit hochgespann-
tem Gleichstrom. 715.
— 'Selbsttätige Wasserkraft - Elektrizi-
tätswerke. Nach Belt. 815.
— Dampfkraftwerk für 200000 kW.
157.
— Erriehtung eines Groß-Flutkraft-
werkes in England. 1037.
— Kraftübertragung mit 160 kV in Ja-
pan. 1009.
— Großes Dampfkraftwerk in Neu-Eng-
land. 79.
— Fernleitung mit 220 kV für Schweden.
- 1055.
— Ein neues Braunkohlen-Kraftwerk in
Melbourne. 897.
— Eigenartige Verkupplung von Kraft-
werken mit 50 und 60 Perioden. 137.
— Kraftübertragung mit 150000 V.
775.
— 230 km - Hochspannungsleitung für
110 kV Gösgen-Vincey. 695.
— Ausfuhr elektrischer Arbeit aus der
Schweiz. Von Misslin. 853. B. 924.
— Kalifornische Großkraftübertragung
mit 220 kV. Nach Sorensen, Cox
und Armstrong. 317.
— Die Aussichten der Kraftübertragung
mit Drehstrom von 220 kV. Nach
—Silver. Von K. Perlewitz. 32*,
Einige moderne Turbinenanlagen:
335.
— Die Elektrizitätsverwendung auf dem
flachen Lande. Von Pietzsch, War-
relmann, Petri, Charbonnier,
'Krohne. 466.
— Bemessung der Transformatorenlei-
stung in vorwiegend landwirtschaft-
lichen Orten. Nach Osten. 572.
— Die Elektrizitätsverwendung auf dem
flachen Lande. Von Charbonnier.
Brf: 4135.
— Betrieb.
— Betriebserfahrungen im Elektrizitäts-
werksbetriebe. Sammelbericht. 675.
— Die Ausnutzung überschüssiger Ener-
gie eines kleinen Wasserrades durch
Abgabe elektrischer Arbeit an ein
Überlandnetz. Von W. Spethmann.
310*.
— Die Abwärmeverwertung bei Dampf-
kraftwerken. Von M. Gercke. 601*.
— Die Gewinnung von Nebenprodukten
der Kohlendestillation in Dampfkraft-
werken. Nach Wilkens. 473.
Elektrizitätswerksbau u. -betrieb.
— Schutzeinrichtungen der Groß-Kraft-
übertragungen. Von :F. Schrottke.
827*. 848*. 989. 1016.
— Überstrom- u: Überspannungsschutz
sowie Sicherheitsgrad bei Elektrizi-
tätswerken. Nach Petersen. 834.
— Berechnung und Begrenzung von
Kurzschlüssen in Unterwerken. Nach
Gooding. 83). 2
— Berechnung. des Kurzschlußstromes
in Kraftanlagen. Nach Gooding.
198.
— Die Schaltung großer Energiemengen.
Nach Wedmore. 199.
— Betriebserfahrungen an einer Hoch-
spannungs-Kraftübertragung. Nach A.
Bang. 15.
— Die, Arbeitsmethoden des Load dis-
patcher. Nach Gillooly. 613.
— Die Entwicklung des ‚Load dispat-
cher”. 238.
— Maßnahmen zum Abbau der Spitzen-
belastung in Amerika. Nach Young.
939.
— Der heutige Zustand ee Kraftwerke
der New Yorker Hoch- und Unter-
srundbahnen, 591.
— Der unmittelbare Anschluß von
Elektrostahlöfen an öffentliche Elek-
trizitätswerke. Von E.F. Ruß. 45*.
— Zur Leistungsfaktorfrage in. Frank-
reich. 731.
— Einschränkung des Verbrauchs elek-
trischer Arbeit. 263. 664.
— Notstandsbestimmungen der Kohlen-
wirtschaftsstelle in den Marken für
den Verbrauch elektrischer Arbeit. 921.
— Stromverbrauchseinschränkung in
Holland. 19.
— Zur Finanzierung von. Elektrizitäts-
genossenschaften. Von Heumann. 19.
— Zunahme der Elektrizitätsgenossen-
schaften in Deutschland. 83.
— Vereinheitlichung der Periodenzahl in
Amerika. 297. :
— Der Nutzen kleiner Kältemaschinen
für Blektrizitätswerke. 554.
— Schätzung der Jahreseinnahmen von
Elektrizitätswerken. Nach Blood.
1014. ;
— Elektrizitätsgroßwirtschaft.
— Die. Aufgaben der Elektrizitätsver--
sorgungsunternehmungen und das Ge-
setz, betreffend die Sozialisierung der
Elektrizitätswirtschaft. Von G. Sie-
gel. 925*. :
— Gesetz, betreffend die Sozialisierung
der Elektrizitätswirtschaft. Vom 31.
X1.2191922943103:
— Zur Sozialisierung der Rlektrizitäts-
wirtschaft. Von A. Koepchen. 481*.
— Vor der Entscheidung über das
Elektrizitätswirtschaftsgesetz. Nach
Breul. 18.
— Eine erste Probe der durch ie Reichs-
regierung geleiteten elektrotechnischen
Gemeinwirtschaft. Von 8. Hartig.
414*.
— Die Folgen des Elektrizitätsgesetzes.
223.
— Urteil der Elektrische Licht- und
Kraftanlagen A.G., Berlin, über das
Elektrizitätsgesetz. 203. .
— Reichsarbeitsgemeinschaft für Elek-
trizitäts-, Gas- und Wasserwerke. 536.
— Die Zusammensetzung des Beirats d.
Elektrizitätswirtschaft. 760.
— Reichselektrizitätswirtschaft. 735.
— Eine Karte der Elektrizitätsversor-
gung Deutschlands. 675. 963.
— Ein kommunaler Elektrizitätswerks-
Verband in Westfalen-Rheinland.1013.
— Pläne der Vereinigung bayerischer
Elektrizitätswerke. 744.
— Die ‚Elektrizitätsversorgung in Däne-
mark. Nach Niepoort. 417. B. 684.
— Elektrizitätswirtschaft Deutsch-Öster-
reichs. 19.
— — Nach Schreiber. 401.
— Das englische Elektrizitätsgesetz. 103.
— — Von Siegel. 197.
— Aus der englischen Elektrizitätswirt-
schaft. 820. 1014.
— Elektrizitätsgesetz in Frankreich. 43,
— Die künftige Elektrizitätsversorgung
in Frankreich. Nach van Dam. 277.
— Erbauung 'eines staatlichen Hoch-
spannungsnetzes in Nord-Frankreich.
655.
— Großkraftübertragung. Von R. Trö-
ger. 905*. 927*.. 989. 1016.
— Elektrizitätswirtschaft in der Freien
Stadt Danzig. 899.
Elektrizitätswerksbau u. -betrieb.
— Die Elektrizitätsversorgung der Nie-
derlande. 941.
— Zur Frage der Verkuppelung der
Kraftwerke der italienischen Staats-
bahnen. 297.
— Die Elektrizitätswirtschaft Kolum-
biens. Von A. Wöbcken. 794*.
— Die Elektrizitätsversorgung der Pro-
vinz Ostpreußen. 114. 731. ;
— Aus der polnischen Elektrizitätswirt-
schaft. 183. 594.
— Die Elektrizitätswirtschaft des Reichs-
schatzministeriums und der staatlichen
Elektrizitätswerke Sachsens. 456.
— Die Zentralisation der Elektrizitäts-
versorgung Südschwedens. Von S8.
Halden. 852*.
— Regelung der Elektrizitätswirtschaft
in. Spanien. 535. 736. :
— — Nach Paul. 98.
— — Von Blumenthal. 245*.
— Entwurf zu einem ungarischen Elek-
trizitätsgesetz. 103.
— Studien über Krafterzeugung u.
teilung in Amerika. 594. -
— Vernachlässigte Kraftquellen.
GReindl. 11: Brf. 156.
— —. Von E. Adler. Brf. 156
— — Von’E. Zander. 256.
— Wirtschaftliche , Stromabgabe.
HOT. HEL®
— Verbesserung der Wirtschaftlichkeit
der Kraftwerke. Nach Schirp. 855.
— Tarife.
—. Das Tarifwesen der Überlandzentra-
len. Von Fr. Schmidt. 654*.
— Über die Bewertung des wattlosen
Verbrauchs beim Verkauf elektrischen
- Stromes und -seine Messung. Von R.
"Kopp. 772*. 790*. Brf. 970.
— — Von J. Busch u. R. Kopp. Brf.
970. -
— Leistungsfaktor und Strompreisbe-
rechnung. 1038.
— Linientafeln zur graphischen Be-
stimmung von Strompreisen. Nach
Courou. 985.
— Nutznießerbeiträge zu den Kosten
elektrischer Ortsnetze. Von’ -Fr.
“Schmidt. 510*.,
— Die Bedeutung der Tarife für die Ent-
wicklung der ländlichen Stromversor-
gung. Von Warrelmann. Brf. 98.
— Strompreise für die offenen Ladenge-
schäfte. Von Rehmer. 115.
— Soziale Preisstaffelung. für Gas- und
Elektrizitätsverbrauch. 78.
— Die Kohlenklausel. Von L. Bloch.
150*.
— Zur schiedsgerichtlichen Erhöhung
von Preisen bei der Lieferung von elek-
trischer Arbeit, Gas und Leitungswas-
ser... 319... 341.
2 en mit der Strompreisver-
ordnung vom 1. II. 1919. Von G. Sie-
gel. 225*.
— Die Steigerung der Selbstkosten des
elektrischen Stromes bei den Ober-
schlesischen Elektrizitätswerken seit
1914. Nach Bergmann. 179.
— Einfluß des Krieges auf Elektrizi-
‚„tätslieferungsverträge. 57.
— Strompreise für die Eisenbahn. 635.
756.
— Regelung der Preise für elektrische
Arbeit in Österreich. 83.
— Verschiedenes. Treiböl und Elektri-
zität in Kalifornien. 896.
— Wassermangel und Kohlenabkommen
von Spa gefährden die Elektrizitäts-
versorgung Deutschlands. 988. :
Elektrizitätszähler, Entwurf zu Nor-
men. .Ddd. =
— Erläuterungen zu den Bestimmungen
über die Beglaubigung von Meßwand-
lern. 640.
—, Komplex - Wattstundenzähler mit
Maximumzeiger. NachWolford. 1055.
— Neuerung für Münzmesser (Gas- und
Stromautomaten). Von H. Herkner:
398.
— Elektrizitätszähler der_Isaria-Zähler-
werke 877.
— —, der Elektrizitätszählerfabrik H.
Aron. 938.
— —, der Körting und Mathiesen A.G,
1036.
— Zählerrevisionen. Veh Physikalisch-
Technische Reichsanstalt. 119. 202.
— Ausbildung der Zählerableser. 158.
Elektrizitätswirtschaft, siehe. Elektrizi-
tätswerksbau.
-Ver-
Von.
Von
i
—-, Einstellung der Vergebung von Un-
Elektrochemie (s. a. Akkumula
Hüttenwerke, Blekirizibätelcheese {6)
usw.).
— Elektrolytische Oxydation der
talle. Nach Sestini u. Rondelli.
— Elektrische Kraft für Stickstoffbin-
dung. Nach Scott. 573.
— Erfahrungen mit elektrolytisc
Eisenniederschlägen. 636.
—, Die Lage der elektrochemischen In
dustrie Norwegens. 1012. 2.
Elektroflaschenzüge siehe Förderanlagen,
Elektrohandel, siehe Elektroindustrie.
Elektroindustrie und deren Markt
(s. a. Außenhandel und Abt. AV).
— Die Folgen des Krieges und der Revo-
lution für die Elektrotechnik. Von G. en
Dettmar 65*. 91*
— Welche Geschäftsmöglichkeiten ee
Südafrika der deutschen Elektroindu-
strie. Von E. G. Weyhausen. 374%,
— Die wirtschaftliche und soziale Lage
der deutschen Elektroindustrie. Nach
Henrich. 616. 700. E
— Rathenau über die wirtschaftliche
Lage. 43. 2
— Der Umschwung a Wirtschaftslage =
in. der Elektroindustrie, A AR
—, Die Elektroindustrie im vorläufigen
Reichswirtschaftsrat. 948.
— Die Beschäftigung im Juni 1920. 1
83.108, 2483, 339. 491.49 5785
679.838. 1014..1057 r
— Die Preisstelle des Zentralverbandes
der deutschen elektrotechnischen Ir
dustrie. Von Henrich, 691*.
— Interessengemeinschaft des Elektro-
handels.' 480. \
— Ein Gemeinschaftsunternehmen der
deutschen Schwachstromindustrie. 475.
teraufträgen in der Schwachstrom-
industrie. 164.
— Aus der amerikanischen Blektroindu- $ 4
strie. 496. 830. 3
— Der Nutzen des Krieges für die ame-
rikanische Elektroindustrie. ‚104. Er
27, Die Lage des Geschäfts mit Miniatur-
lampen in den V. S. Amerika. 921.
— Die Entwicklung der Elektroindustrie
in den V. St. Amerika. 359. : 2
— Chiles elektrotechnischer Markt. 831.
— Die elektrotechnische Einfuhr Chinas
2... 191928888: Be:
— Die englische Elektroindustrie ander
Jahreswende. 163.
— Die englische Elektroindustrie in Ko-
lumbien. 536.
— Finnlands Elaktroindinsire: FirSh
— Ausderitalienischen Elektroindustrie.
838.
— Vom italienischen Markt für elektro-
technische Ausrüstungsstücke.. 595.
— Aus der Blektrizitätswirtschaft Ja-
pans. 760. he
—, Arbeitsverhältnisse der Wiekteadl =
industrie in Japan. 1042.
— Die Elektroindustrie Kanadas. 880.
— Zur Lage der niederländischen Elek:
troindustrie. 880. i
—, Leiden und Hoffnungen der deutsch-
österreichtschen Elektroindustrie. Von
E. Honigmann. 1034*,
— Wünsche der österreichischen Elek-
troindustrie. 20.
—, Aus der österreichischen Elektro:
industrie. Nach H. Schreiber. 942.
— Die Elektroindustrie in Rußland wäh-
rend der letzten 5 Jahre. Von N. O.
Lifschitz. ,393*. z Be,
— Die Elektroindustrie in Sow‘etrußland. EN
1057. ik
— Aus der Schwachstromindustrie
Schwedens. 515.
— Aus der schweizerischen Elektroindu-
strie. 718. 988.
— Der schweizerische Spezialhandel mit
_ elektrotechnischen Erzeugnissen im
ersten Halbjahr 1919. 163.
— Aus der Elektroindustrie Spaniens."
248.
— Der _ elektrotechnische
Tschechoslowakei. 943.
— Zur Lage der elektrotechnischen Indu-
strie Ungarns. 943. :
Elektrokultur, siehe Tandwirsohah:
Elektromagnet, siehe Blektrizitätslehre.
Hlektromedizin, siehe Medizin.
Elektrometallurgie, siehe Bisenhübten.
wesen. ;
Elektromobile, siehe Automobile:
Elektromotoren (s. a. Dynamos, Berg-
werke, Maschinenantrieb, Bahnbau).
— Gleichstrommotoren für stark verän- 3
derliche Spannung. Von H. Roth.
HObREBri 70a. = m
— — .von F. E.'Taussig. Brt. 722, =
Markt der 2.
ktromotoren.
— Die Abmessungen der Einphasen-
“Bahnmotoren. Von F. Unger. 3*.
— Die Einphasen-Wechselstrom-Kollek-
_ tormotoren mittlerer Größe der Sie-
_ mens-Schuckertwerke. Von M. Schen-
Skel 26*.
3 Die Bemessung von Drehstrom- Kol-
ı ne Von R. Rüdenberg.
265*. 289*.
Der Einfluß der Massenträgheit elek-
> "tromotorischer Antriebe auf die er-
reichbare Anfahrbeschleunigung. Von
— K. Lubowsky. 285*.
— Die Leistungsbewertung der Elektro-
E. Adler und (. Schiebeler. 485*.
7 508*,. Brf. 970.
— — Von RR. Pohl. Bıf. 82. x
‚— Dauerleistung, Zeitleistung, Aus-
‚> setzerleistung. Von F. Blanc. 812*.
— Drehstrommotoren mit innerer Kas-
kadenschaltung. Nach Hunt. 816.
— Die Kaskadenschaltung zweier mehr-
phasiger Induktionsmaschinen in ana-
Iytischer und graphischer Behandlung.
— Regelbare Gleichstrom-Nebenschluß-
- motoren. Nach Niethammer. 756.
— Anwendung von Synchronmotoren-
zur Verbesserung des Leistungsfak-
tors. Nach Byrnes. 336.
- — Umrechnung der Kennlinien eines
Hauptstrommotors vom Regelfeld auf
© geschwächtes Feld. Nach Sveinss on.
79.
— Praktische Tafeln für Umschaltung
von Induktionsmotoren. Nach A. C.
Roe. 897. R
— Verfahren zum Schutz der Lötstellen
- an Kurzschlußankern. 239.
— Ein Walzmotor für 2200 kW. 60.
— Wechselstrommotor, der an Stelle von
_ Schleifringen Vakuumröhren benutzt.
Nach Eceles u. Jordan. 137.
— Der „Emeol-Motor”. Nach Mossay
u. Jacoby. 418. 533. Brf. 923.
Elektronenröhren, siehe Röhren.
= SB ektrostahlöfen, siehe Eisenhüttenwesen.
_ Energiewirtschaft (s. a. Kohlen, Ge-
setze, Blektrizitätswerksbau, Brenn-
_ stoffwirtschaft, Wasserkräfte u. Wärme-
wirtschaft).
— Kraft- und Wärmewirtschaft in Würt-
temberg (Richtl’nien)._594.
— Heizkraftverteilung. Nach €. M. Gar-
land. 535.
— Steinmetz über Amerikas Energie-
vorräte. 400.
Entaschungsanlagen, siehe Feuerungs-
anlagen. :
- Erdsehluß und Erdströme (s.
. Störungen).
— Die Korrosion durch Erdstri öme elek-
trischer Bahnen. 260.
- Erdtelegraphie, siehe Telegraphie.-
Erdung (s. a. Überspannungsschutz).
_ — Über den Schutzwert der Erdungs-
_ drosselspule im Nullpunkt von Wech-
‚ selstromanlagen. Nach Görges. 259.
1:
' Nach Kafka. 897.
Y Erfinder u. Erfindung, siehe Patentwe-
sen u. Rechtspflege.
Erwärmung (s. a. Dynamobau).
- — Neues graph. Verfahren zur Voraus-
- — bestimmung der Erwärmung elektri-
scher Maschinen und Apparate für in-
termittierende Betriebe einschließlich
_ Bahnen. Nach Gut. 99.
= E Explosion, siehe Unfälle.
Be
Fachschulen, siehe Hochschulen.
- Fahrdraht, siehe Bahnbau.
Fahrschalter, siehe Anlasser, Schalter u.
Bahnbau.
_Fahrstühle, siehe Förderanlagen.
1 en siehe Glühlampenfassungen
und Normalien.
Fehlerbestimmung, siehe Meßmethoden.
Fernhörer, siehe Fernsprechen.
Fernmeldeanlagen, siehe Normalien, Te-
legraphie, Fernsprechen, Signalwesen,
Leitungen usw.
eprochämter u. -anlagen.
— Dänemark. 122.
R—-, Italien. 593.
— London. 615. 820.
= — New York. 181.
Fa Ostpreußenkabel. 656.
— Paris. 556.
2
2
— Schweiz. 733.
— Biockhalm. Gothenbürg: 677.
rucn,
— Betriebserfahrungen im Mehrfach-
_ fernsprechen und Mehrfachtelegra-
_ Phieren mit Hochfrequenz. Von K. W.
> „Wagner. 706*.
” -
Eu 1 PR
_ motoren für aussetzende Betriebe. Von
Elektrotechnische Zeitschrift.
Vu
Fernsprechwesen.
— Das Mehrfachfernsprechen und -tele-
. graphieren auf Leitungen mit Hoch-
frequenz. VonK. W. Wagner. 1025*.
1043. R
— Hochfrequenztelephonie in Überland-
zenträlen. Von Gewecke. 670*.
— — Von E. Fischer. Brf. 1021.
— Neue Wege der Mehrfachtelephonie
und -telegraphie. Von J. Schießler.
Brf. 77.
— Hochfrequenz-Mehrfachtelephonie u.
-telegraphie längs Leitungen. Nach
Faßbender und Habann. 160. 572.
— Hochfrequenztelegraphie und -tele-
phonie auf Leitungen. Nach Mayer.
495.
— Drahtlose Nachrichtenübermittlung f.
Überlandwerke, Von Graf Arco. 785*.
1042.
— Mehrfach- Telegraphie und -Fern-
sprechen über offene, blanke Leitun-
gen. Nach Squier. 732.
— Uber Entwurf, Instandhaltung und
Gebrauch von Betriebs- Fernsprech-
anlagen für Überlandwerke. Von. J.
Nübel. 771*. -
— Vielfachtelephonie u. -telegraphie mit
schnellen Wechselströmen. Von K.W.
Wagner. Brf. 518. >
— — Von B. Gati. Bıf. .518.
—:— Ven Fr. Schmidt. Brf.. 947.
— Der Fernsprecher im Dienste der Be-
triebüberwachung von Straßenbahnen.
18.
— Ein abstimmbarer Fernhörer.
.G. Seibt. 625*.
— Schallgeber und Schallempfänger.
Nach Hahnemann u. Hecht. 101.
— Der mechanisch-akustische Aufbau
eines Telephons. Nach Hahnemann
u. Hecht. 378. -
— Über die Berechnung von Übertra-
gern für Telephonzwecke. Nach Holm.
141. 857.
— Lautsprecher der Western -Electrie
Co. 758.
— Entwieklungsmöglichkeiten auf dem
Gebiete der Selbstanschlußämter. Von
Grabe. 806*. 829*.
— Geschichtliche Entwicklung des Wäh-
lerbetriebes für Fernsprechämter in
Deutschland. Von A.Kruckow. 305*.
— Ein neuer Anruf. 962. *
— Selbsttätige Anrufverteiler in Fern-
sprechämtern mit Handbetrieb. 242,
— Einführung des Wählerbetriebes in
New York. 181. 533.
— Einführung des Wählerbetriebes in
London. 615. 820.
— Ein internationales Unternehmen auf
dem Gebiete der Wählerämter bauen-
den Firmen (International Automatic
Tel. Co.). 497.
— Verbesserung des Fernsprechverkehrs
in Paris durch Einführung des Anruf-
an Stelle des Dienstleitungsbetriebes
im Verbindungsleitungsverkehr. Nach
M. Barbarat. 556.
— Das unterirdische Fernsprechnetz in
Italien. 593.
Von
_— Die Wahrscheinlichkeitstheorie für
Telephonverkehrsaufgaben. Nach R.
Holm. 697.
— Die Nummern im Fernsprechbetriebe.
Von K. Ammon. Bırf. 98. Brf. 237.
— Über das Nebensprechen in kombi-
nierten Fernsprechkreisen. Von L.
Lichtenstein. 188*. 208*.
— Aluminium im Telegraphen-undFern-
sprechbetrieb. Von U. Meyer. 170*.
— Mechanisierung des dänischen Tele-
phonbetriebes. 122.
— Kreuzungstabellen für Bernspiech.
leitungen bei Parallelführung von
Kraft- und Fernsprechanlagen. Nach
Osborne. 472.
— Über den Nebeneinanderverlauf von
Drehstrom- und Fernsprechleitungen.
Von OÖ, Brauns. 604*.
— Aufzeichnung von Kabelfehlern. Nach
Schönau. 697. -
— Das Haltephon, eine Erleichterung f.
Fernsprechteilnehmer. 279,
Fernsteuerung in Drehstromanlagen.
Von H. Roth. 685*.
Fernzeiger, siehe Kommandoapparate u.
Meßgeräte.
Feuerspritze, benzin-elektrische. 240.
Feuerungsanlagen (s. a. Dampfkessel
u. Brennstoffwirtschaft).
— Abwärmeverwertung bei Dampfkraft-
werken. Von M. Gercke. 601*.
— Kohlenpulverfeuerung. Nach Ander-
sen. 473. 755.
Feuerungsanlagen.
— Aschen- und Schlackenbeseitigung in
Großkraftwerken. Nach Scholtes.
834.
— Selbsttätige Entaschungsanlagen.
Nach A. Rüster. 280.
— Schlackenstauer und Feuerbrücken in
Kesseln mit Wanderrosten. 42.
— Feuerungstechnisches. 858.
Finanzkonferenz Brüssel,
859.
Ergebnis.
-Förderanlagen (s. a. Bergbau),
— Über eine neuartige, elektrisch be-
triebene Entlade- und Stapelvorrich-
tung für Kohlen und andere Schütt-
güter. Von H. Hermanns. 55*.
— Eine neue Sicherheits-Senkbrems-
schaltung für Krane in Gleichstrom-
anlagen. Von Ch. Ritz. 31*.
— Vervollkommnete Regel- und Still-
setzfähigkeit von Hauptschacht-För-
dermaschinen mit Betrieb durch ein-
fachen Drehstrommotor. 355.
— Neuere Bestrebungen bei der Anord-
nung und Durchbildung der Krananla-
gen in Siemens-Martinstahlwerken.
Von H. Hermanns. 148*.
— Verwendung elektrisch betriebener
Transportgeräte im Werkstattbetrieb.
142.
— Die Anwendung des elektrischen An-
triebes bei einem modernen Gießkran.
Von A. Kußler. 332*.
—,„Blockabstreifkran. 241.
— “Elektrischer Drehkran. 299.
— Neuerungen an elektrischen Greifer-
kranen. 337.
— Ortsbewegliche Förderanlagen. 139.
— Pratzenkran zur Handhabung von
Walzeisenstäben. 17.
— Neuartige Elektroflaschenzüge. 377.
— Zwei Befestigungsanordnungen für
Kranfahrleitungen. 820.
— Elektrische Spille. 399.
— Der elektrische Antrieb von Schiffs-
ladewinden. Nach Bahl. 1056.
— Lade- und Entladevorrichtungen in
Häfen. 260.
Forschungsinstitute, siehe Institute.
Fragekasten, siehe Bezugsquellennach-
weis.
Frauenarbeit, Wiederabschaffung in
England. 83.
Frequenz, Benennung der in der Elek-
trotechnik gebräuchlichen Frequenzen.
471.
Friedensvertrag (s. a. Krieg), Ein eng-
lischer Nationalökonom über die wirt-
schaftlichen Folgen des Friedensver-
trages. Von Chr. Eckert. 753*.
— Friedensschluß und Kriegsende. 223.
— Das Kohlenabkommen von Spa. 616.
637.
— Wassermangel und Kohlenabkommen
von Spa gefährden die Elektrizitäts-
versorgung Deutschlands. 988.
— Das RWE über das Kohlenabkom-
men von Spa. 964.
— Ergebnis der Brüsseler Finanzkonfe-
renz. 859.
— Die Forderungen der interalliierten
Überwachungsausschüsse eine schwere
Gefahr für Deutschlands geistiges
Eigentum. 402. 594.
Funkentelegraphie (s. a. Schwingun-
gen, Elektrizitätslehre, Lichtbogen,
Meßverfahren).
Anlagen.
— Neue Funktelegraphenanlagen. 101.
— Australien. 101.
— Belgrad (Banjiea). 797.
— Brasilien. 181.
— China. 82! 101. 141. 557
— Dänemark. 101.
— Deutschland. 534. 593. 677. 698. 716.
— Deutschland— Amerika. 121.
— Deutschland—Holland. 778.
— Deutschland—Schweden. 121.
— Deutschland—Spanien. 121.
— England. 399.
— England—Dänemark. 101.
— England—Holland, 557.
— Ekuador. 557.
— Frankreich—Indochina. 573.
— Geltow. 41.
— Holland—Indien. 439.
— Kamina. 116.
— Long Island. 716:
— Lyon—Indochina, 181.
— Mexiko. 837.
— Nauen. 819.
— New York. 857.
— ÖOstindien. 716.
— Portugal. 573.
Funkentelegraphie,
— Schweden. 262.
— Shanghai. 837.
— Spitzbergen. 514.
— Stiller Ozean. 557.
— Tongainseln. 573.
— Uruguay. 242.
— Ver. Staaten. 416. 495. 716.
— Theori? und Systeme.
— — Neuere Arbeiten des Telegraphen-
Versuchsamts auf dem Gebiete der
Funktelegraphie. 873*.
— — Neuer Fortschritt der drahtlosen
Telegraphie.. Nach Johnsen und
Rahbek. 898.
— — Interessante Tastschaltungen. Von
W. Dornig. 367*.
— — Unterdrückung atmosphärischer
Störungen bei drahtlosem Empfang.
Nach Weagant. 399.
— — Theoretische Untersuchung über
die Strahlung von Antennensystemen.
Nach Abraham. 160.
— — Zur Elektrodynamik von Strah-
lerkreisen. Nach Wagner. 161.
— — Bestimmung der Eigenschwingung
von Antennen. Nach L. Meißner. 18].
— Koppelungserscheinungen bei unge-
716.
dämpften Schwingungen. Von W.
Burstyn. 951*.
— — Antenneneigenschaften. Nach
Preß. 962.
— — Ein Satz über Modelle von An-
tennen. Nach Abraham. 918.
— — Kopplungsbemessung bei Stoß-
funkensendern (Patentstreit). 556.
— — Theorie des Antennenwiderstan-
des. Nach Eceles. 837.
— — Bäume als Antennen für drahtlose
Telegraphie. Nach Squier. 81.
— — Funktelegraphie und die Sonnen-
finsternis vom 28. V. 1919. 101.
— — Über den Überlagerungsempfang-
Nach Meißner und Scheiffler. 733-
— — DieRichtungsfinder der drahtlosen
Telegraphie. Nach Fessenden. 420.
— Die drahtlose Richtungstelegraphie
bei der Marine. Nach L. Pungs. 922.
— — Drahtlose Richtungstelegraphie.
Nach F. Kiebitz. 380.
— — Versuche zur Übermittlung von
Nachrichten mit drahtloser Telepho-
nie. Von W. Hahn. 727*.
— — Drahtlose Telephonie mit Draht.
82.
— — Theorie der Rahmenantennen.
Nach Blattermann. 439,
— — Radiotelegraphie mit offenen oder
Rahmenantennen. Nach Dellinger.
717.
— — Über die Arbeitsweise und Bean-
spruchung von Gleichstrom-Hoch-
spannungsmaschinen beim Betrieb von
Funkensendern. Von K. W. Wagner.
581*. 605*.
— — Hochfrequenzmaschinen.
Latour. 420.
— — Entwurf von Poulsen-Lichtbogen-
generatoren. Nach Fuller. 79.
— — Der Poulsensender in der Funk-
telegraphie des Auslandes. 834.
— — Charakteristische Kurven für die
beim drahtlosen Sendebetrieb benutz-
ten Frequenzverdoppler. Nach Mino-
hara. 593.
— — Technische Entwicklung der Röh-
rensender. Nach Kühn. 141.
— — Über die Schaltungsweisen des
Audions. Nach Coster. 262.
— — Die kürzesten mit Vakuumröhren
herstellbaren Wellen. Nach Bark-
hausen und Kurz. 615. B. 924.
— — — VonK.Rottgardt. Brf. 902.
— — — Von A. Meißner. Brf. 902.
— — Die Poulsen-Lorenz-Anlage in Kö-
'nigswusterhausen. Von H. Thurn.
686 *.
— — Die funktelegraphische Empfangs-
anlage in Geltow. 41.
— — Die Zerstörung der Großfurikstelle
Kamina (Togo). Von Roscher. 116.
Nach
| — Anwendungen usw.
— — Ist die drahtlose Telephonie als
Verkehrsmittel für Überlandzentralen
geeignet? Von J. Nübel. 125*. Brf.
328.
— + — Von A. Meißner. Brf. 323.
— — Drahtlose Nachriehtenübermitte-
lung für Überlandwerke. Von Graf
Arco. 785*. 104.
— — Verwendung der Funktelegraphie
für das Pressewesen. Von H. Bredow.
1D>,
vIill
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Funkentelegrapbie.
— — Automobile mit drahtloser Ein-
richtung. Nach Martin. 181.
— — Börsenfunkdienst in Amsterdam.
837.
— — Funkentelegraphische Wettermel-
dungen. 181.
— — Luftschiffahrt und drahtlose Tele-
graphie in England. 495.
— — Zur Entwicklung der drahtlosen
Telegraphie für den Flugzeugverkehr.
Nach Doyle. 122.
— — Drahtlose Telephone für Flieger,
Stationen auf der London-Paris-Linie.
75%
— — Drahtlose Sicherungsvorrichtung
für fahrende Eisenbahnzüge. 573.
— — Funkentelegraphische Übertra-
gung von Eisenbahnsignalen auf die
Lokomotiven. Nach Augereau. 557.
— — Drahtlose Sturmwarnungen in
England. 495.
— — Drahtlose Telegraphie in Häfen.
101.
— — Drahtlose
Schiffahrt. 82.
— — Mareoni in der Bordfunkerei. 181.
— — Drahtloser Notanruf für Schiffe.
358. 456.
— — Funkspruchempfang auf Licht-
bildstreifen. Nach Hoxie. 733.
— — Drahtloser Schreibempfang über
12 000 km. 141.
— — Die Förderung des deutschen Han-
dels durch internationale Funkver-
kehrsverträge. 761.
— — Neuabmachungen in der anglo-
amerikanischen drahtlosen Telegra-
phie. 495.
— — Mareconi und das englische Welt-
funknetz. 399.
— — Das englische funktelegraphische
Weltprojekt. Von H. Thurn. 938.
— — Die ‚amerikanischen und engli-
schen Monopolbestrebungen auf dem
Gebiete der -drahtlosen Telegraphie.
Nach Respondek. 17.
— — Aufbau der Radio-Corporation of
America. 497.
Funkenwiderstand, siehe Elektrizitäts-
lehre.
Telegraphie in der
as. siehe Unfälle, Beleuchtung, Moto-
ren, Geschäftsstelle f. Elektrizitätsver-
wertung, Kohle u. Brand.
Gebrauchsmusterschutz,
wesen,
Gasturbine, Entwicklung der Holz-
warth-Turbine. 857.
Gebühren (s. a. Fernsprechen, Funken-
telegraphie, Telegraphie, Sachverstän-
digenwesen usw.).
— Die neuen Gebührenordnungen der
Architekten und Ingenieure. 263. 557.
858.
Geldwert, siehe Warenpreis.
Gerichte, siehe Rechtspflege.
Gesetze, Vorschriften usw. (s. a. Elek-
trizitätswerksbau, Patentwesen, Nor-
malien, Rechtspflege, Versicherung,
Arbeiterfragen).
— Gesetz, betreffend die Sozialisierung
der Elektrizitätswirtschaft. Vom 31.
XII. 1919. 18. 94. 103. 203. 223. 414*.
481*.
— Die Aufgaben der Elektrizitätsver-
sorgungsunternehmungen und das Ge-
setz, betreffend die Sozialisierung der
Elektriitätswirtschaft Von G. Sie-
gel. 92
— Das We 104. 224.
— — Von W. Esslinger. 250*.
— — Die Rolle des Betriebsrätege-
setzes beim Produktionsaufbau. 43.
— Zum neuen Umsatzsteuergesetz. Von
Esslinger. 341.
— Zur schiedsgerichtlichen Erhöhung
von Preisen bei der Lieferung von elek-
trischer Arbeit, Gas und Leitungswas-
ser. 319. 341.
— Erfahrungen mit der Strompreisver-
ordnung vom 1. II. 1919. Von G. Sie-
gel. 995%,
— Schiedsgerichtlich®e Erhöhung von
Beförderungspreisen der Eisenbahnen,
Kleinbahnen (Lokalbahnen usw.), Stra-
ßenbahnen und Anschlußbahnen. 223.
— Das englische Elektrizitätsgesetz. 103.
— — Von Siegel. 197.
— Eine Ergänzung der . Elektrizitäts-
Gesetzgebung in Frankreich. 43.
— Elektrizitätsgesetzgebung in Öster-
reich. Von G. Siegel. 154.
— Entwurf zu einem ungarischen Elek-
trizitätsgesetz. 103.
siehe Patent-
"Gleichriechter, (s.
— Der
der Glastype, seine Theorie und prak-
Gesetze.
— Ungarische Elektrizitätsgesetzgebung.
899.
— Das neue Wasserkraftgesetz der V.S.
Amerika. 699.
— Inkraftbleiben kriegswirtschaftlicher
Bestimmungen nach Beendigung des
Krieges. 63.
— Neue Gesetze. 57.
— Eine englische „Anti-Dumping Bil”.
20.
— Das neue französische Gesetz über
die Maßeinheiten. . Von K. Strecker.
I80*.
Getriebe, Ein neues
triebe, 358.
Gewerberäte, Die Jahresberichte der
Preußischen Regierungs- und Gewerbe-
räte und Bergbehörden für 1914 bis
1918. Von Perls: 914.
Glas, Gase und Dämpfe.
wood. 18.
Kuppelungsge-
Nach Sher-
a. Dynamos und
Elektrizitätslehre).
Quecksilberdampf-Gleichrichter
tische Ausführung. Von F. Kleeberg.
145*. 171*. 193*. 443. B. 480.
— Quecksilberdampf-Gleichrichter “als
Stromquelle für Telegraphenzwecke.42.
— Quecksilberdampf-Gleichrichter mit
Selbsterregung. 437.
— DieGleichrichterwirkung von Kristall-
detektoren. Nach Huizinga. 573.
— Gleichrichterwirkung von Bleiglanz-
kontakten nach Florisson. 1040
— Zur Theorie der Gleichrichter. Von
H. Nielsen. Brf. 323.
— Mechanischer Gleichrichter. Nach
Soulier. 1039.
Gleichspannung, Erzeugung hoher,
ohne Transformator. Nach Greina-
cher. 759.
Glühlampen ((s. a. Beleuchtung).
— Die ‚„Pointolite”-Glühlampe. 378.
— Wiederherstellung, durchgebrannter
Metalldrahtlampen. 100.
— Befestigungsweise des Leuchtfadens
bei Metallfadenlampen. Nach Ole vell.
471.
—, Explosionserscheinungen bei Glüh-
lampen. Von O0. Kümpel. 635. Brf.
947. Brf. 1058.
—.— Von A. R. Meyer.
Brf. 1058. -
— Glühlampen-Prüfvorrichtung. 159.
— Die Glühlampe im Auslande. Nach
J. Liston. 321.7
— Zusammenschluß in der Glühlampen-
industrie. 123.
— Die monopolistische Geschäftsgebah-
rung der Electrie Lamp Manufacturers
Association of Great Britain. 300. 360.
— Die Lage des Geschäfts mit Miniatur-
lampen in den V.S. Amerika. 921.
— Ausfuhr von Glühlampen für elek-
trische Taschenlampen. 184.
— Der Glühlampenexport der V.S. Ame-
rika i. J. 1919. 536.
— Die amerikanische Glühlampenfabri-
kation i. J. 1918. 44.
— Die Kohlefadenlampe in der ameri-
kanischen Ausfuhr. 595.
— Vom ungarischen Glühlampenmarkt.
595.
Glühlampenfassung, neue. 201.
Granatensucher, elektromagnetische
Apparate zum Aufsuchen metallischer
Gegenstände im Erdboden. 179. 471.
Graphit, Außenhandel. 404.
Groß-Berlin, Neuordnung der tech-
nischen Wirtschaft. 898.
Grubenbahnen, siehe Bahnen und Berg-
werke.
Grubenlampe, siehe Beleuchtungskörper.
Gummi, Zur Lage des Kautschukmark-
tes. 203.
Güterbeförderung, siehe Bahnanlagen u.
Förderanlagen.
Brf. 947.
BZamburgs Hafen und der Wiederauf-
bau der deutschen Wirtschaft. 880.
Haltephon, siehe Fernsprechen.
Handelsarchiv, Deutsches. 704.
Handelskammer, internationale, Be-
schlüsse. 679.
Handelsnachrichten, s. a. Abteilung AV.
Handregel, neue. 699.
— — Von P. Schiemann. 456.
Handwerk, Ein Reichsverband des
deutschen Handwerks. 20.
Hängeisolatoren, siehe Isolatoren.
Härtung, siehe Werkstatt.
Hauptbahnen, siehe Bahnanlagen.
Hebezeuge, siehe Förderanlagen.,
Heizapparate, Ein neuer elektrischer
Heiz- und Kochapparat. Von E. Fr.
Buss. 74*. Br£. 518.
— — Von.G. W. Meyer. Brf. 518.
— Tauchsieder. Von F. Biermann:272*,
— Vorschläge für die Nörmalisierung
elektrischer Koch- und Heizgeräte.
885%. Br. 510.
— — Von Leibius. Bıf. 519.
— Vorschriften für Koch- und Heizge-
räte. 680. 860.
— Kontakte und Anschlüsse bei SE
schen Heizvorrichtungen. Nach
Schneider. 298.
— Die sparsame Ausnutzung elekiri.ch
erzeugter Wärme. Nach Schneider.
279:
— Elektrische Großküchen. 917.
— Elektrischer Wassererhitzer zur Aus-
nutzung überschüssiger Wasserkraft-
energie. Nach Weime. 614.
— Elektrische Warmwasserheizung in
einer Schule. 513.
— Elektrische Wohnungsheizung. 261.
— Dampfluftheizung. Nach A. Schra-
der. 456.
— Dampfheizung mit elektrischem Be-
trieb. 438.
— Elektrische
Schweden. 471.
— Elektrische Raumheizung in London.
Wohnungsheizung in
757. -
— Elektrisches Backen in der Schweiz.
279. c
— Betrieb elektr. Backöfen. 880.
— Wirtschaftlichkeit des elektrischen
Backofenbetriebes. 40.
— Anforderungen an elektrische Koch-
geräte. Nach Coulon. 159. _
— Der elektrische ‚‚Revel”-Kessel zur
Erzeugung kleinerer Frischdampfmen-
gen. 735.
— Elektrisch geheizte Dampfkessel und
Wärmespeicher.: Nach Höhn. 336.
— Elektrische Dampfkesselheizung als
Notbehelf. Nach Kummer. 100.
— Neue Heizkörperformen. 418.
— Graetzor-Plätteisen. 120.
— Neues Bügeleisen. Von H. Helber-
ger. Brf. 342. .
— — Von Naujoks. Brf. 342.
— Elektrisches Bügeleisen, Marke Kelu.
318.
— Anschlußgestell für elektrische Bügel-
eisen. 438.
— Kriegsverwendung schmiegsamer elek-
trischer Heizapparate. Nach Heil-
brun. 140.
— Neuer Zündstöpsel für elektrische Zi-
garrenanzünder. 140.
— Elektrische Weichenerhitzer. 133.
— Elektrischer Erhitzer für Laborato-
riumsgebrauch. 241.
— Erfahrungen mit elektrisch beheizten
Trockenöfen für Lackwaren. 358.
— Elektrische Versuchsschmelzöfen. 734.
— Ersparnisse durch elektrische Wärme-
öfen in Drahtwalzwerken. 1008.
— Elektrische Wärmerolle. 120.
— Elektrisch beheizte Brutapparate.240.
Heizkraftverteilung, siehe Energiewirt-
schaft.
Hochfrequenztelephonie,
sprechen.
Hochschulen u. andere Lehranstalten
(s. a. Ingenieure u. Abt. ATI,
— Volkswirtschaftliches Berufsstudium
an Technischen Hochschulen. Von W.
Franz. 269*.
— Die neuere Entwicklung der Elektro-
technik und das nn
Nach Binder. 9.
— Zur Hochschulreform. 920.
— Ein bedeutsamer Schritt zur Hoch-
schulreform. 717.
— Vereinigung der Hochschullehrer der
Elektrotechnik. 62.
— Zum fünfziejährigen Bestehen der
Technischen Hochschule zu Aachen.
760.
siehe Fern-
— Höhere Technische Staatslehranstalt
Nürnberg. 18.
— Doktor-Ingenieur-Promotionen an d.
Bergakademien Clausthal u. Freiberg
i. Sa. 838. 880.
— Notgemeinschaft der deutschen Wis-
senschaft. 987.
— Amold-Stiftung. 963.
Hochspannungsanlagen, siehe Elektrizi-
tätswerksbau u, Leitungen,
Hochspannungsapparate, siehe Norma-
lien, Schalter, Schaltanlagen, Schmelz
sicherungen u. Überspannung.
Hoöchspannungsleitungen, siehe va
. gen.
Holland, Ein Kreditabkommen; Var
luta und Kohlennot. 123. £
Hüttenwerke, siehe Eisenhüttenwesen. ; %-
Hysterese, sichs Magnetismus, Elektrizi-
tätslehre, BD u. Sohvira
gen. =
Induktion, siehe RE u. Elek-
trizitätslehre.
Industrie (s. a. Elektroindustrie), Dr.
- W. Rathenau über die wirtschaft-
liche Lage. 43.
— Wirtschaftspolitik des Reichsverban- F
des der deutschen Industrie. 574.
Ingenieure, Techniker und deren Stan-
deswesen (s. a. Hochschulen, Gebüh-
ren und Sachverständigenwesen).
— Wirtschaftliche Aufklärung durch den
Ingenieur. Nach Townly. 421.
Installationsmaterial (s. a. Norma-
lien, Schalter, Sicherungen, Leitungen
usw.).
— Abzweigdose für Hausinställationen.
856.
Installationswesen (s.
tätswerksbetrieb und Rechtspflege).
a. Elektrizi-
— Für die Interessen des Installations- >
gewerbes. 144.
— Elektrische Hausinstallationen. 784.
— Hauptpfandstelle für Biekttomstalg |
lateure. 924.
Institute, wissensnhäftliche (s. a. Hoch-
schulen, Materialprüfungsamt und
Reichsanstalt).
— Reorganisation des „Nela”
toriums. 717.
— Forsch ngsinahtu für Aluminium u.
seine Legierungen. 760.
Labora-
Isolationsmessung, siehe Meßverfahren.
Isolatoren, Zur Theorie der Hoch-
spannungsisolatoren. Von A. Schwai-
ger. .845*.. Brf. 1021.
— — Von Sehumann. Brf. 971.
— — Von K. Humburg. Brf. 1021.
— Anwendung von Theorie und Praxis
auf den Bau von Freileitungsisolato-
ren. Nach Gilchrest. 917.
— Die mechanischen Eigenschaften des
Porzellans und exakte Prüfungsmetho-
den zu ihrer Bestimmung. Von E.Ro-
senthal und F. Singer. 705*.
— Festigkeitsuntersuchungen an tech-
nischem Porzellan. Von W. Demuth.
sgl*.
— Das Porzellan der Hochspannungs-
isolatoren. Nach Peaslee. 734.
— Die Berechnung von Isolatorenstüt-
zen. VonM. Donath. 809*.
— Zerstörungserscheinungen an Hoch-
spannungsisolatoren. Von G. Be-
nischke. Brf. 37. }
— Gesichtspunkte für die Wahl der Iso-
latorengröße. Nach Austin. 417.
— Der Leitungsisolator für höhere
Spannungen. Nach Peek. 1038.
— Leitungsisolator mit Metallglocke,
Nach L. Neu. 219.
— Einfluß von Wärmeunterschieden auf
Hängeisolatoren. Nach Ryan. 69%.
— Entwurf zu Normen und. Prüfvor-
schriften für Porzellanisolatoren. 618.
13T.
Isoliermaterial (s. a. Elektrizitäts-
lehre, Leitungen u. Isolatoren).
— Die elektrische Festigkeit der Isolier-
materialien. Von Schwaiger u.
Kuhlmann. Bırf. 682.
«Fubiläum, siehe Hochschulen, Abt. A II
uAV, |
Wabel, siehe Leitungen; Schwachstrom-
kabel, siehe Telegraphie u. Fern-
sprechen. =
Kabelkanäle, Rohvaseline als Kühl-
mittel. 397.
Kemschune Neue Proßkabelsahliher
77
Kabelsehutzsystem Pfannkuch. 297
Kältemaschinen, Nutzen für Elektri-
zitätswerke. 554.
'Kapitalbeschaffung. 243.
— Warum die Kapitalserhöhungen ? 164.
Kautschuk, siehe Gummi.
Kessel, siehe Dampfkessel u. Heizappa-
rate.
Kettenstromwandler, siehe Meßgeräte.
Kilowatt, siehe Einheiten.
e
2
-
»
1920.
Elektrotechnische Zeitschrift.
IX
3 Kinematographie mit 50 000 Aufnah-
4 meni.d. Sek. 181.
_ Kleine Mittel, Die Zeit für — ist vor-'
= bei.
Klemmen, Schlitzklemmen für Ver-
spannung von Freileitungen. 591.
Kohlebürsten im Elektromaschinen-
bau. Nach Hunter-Brown. 397.
Kohlenklausel, siehe Elektrizitätswerks-
betrieb (Tarife).
Ar Kohlenwirtschaft (s. a. Beleuchtung,
Bergbau, Brennstoffwirtschaft). 19.
123. 144. 164. 473. 760. 899.
— Die Beseitigung der Kohlennot. Von
G. Dettmar. 521*. 545*. 564*.
— — Von R. Kitschelt. Brf. 743.
— Preisausschreiben zur Behebung der
Kohlennot. 704.
— Die Sozialisierung des
baues. 735.
— Die Kohlendestillation in Dampfkraft-
werken. Nach R. 'Wilkens. 473.
— Zur Frage der Kohlenvergasung.
Nach Kreyßig. 884.
— Erfahrungen mitKohlenlagerung unter
Wasser. 473.
Kohlenberg-
— — Entkohlung der Asche. 760. -
— Wahrung der Kohlenschätze in Eng
land. Nach D. Clerk. 657. 699.
— Die Kohlenschätze Amerikas. 400.
Kollektor, siehe Dynamos u. Elektromo-
‚toren. az,
Kommandoapparate, Über elektr.
Fernzeiger- und Schiffs-Kommando-
apparate bewährter Systeme. Von
W. Drägert. 1031*.
Kommissionen (s. a. Abt. A IV).
— Von der Internationalen Elektrotech-
nischen Konmission. 513.
.— Vorschläge der IEC für Benennung
von Frequenzen. 471.
. Kommutierung, siehe Dynamos u. Elek-
tromotoren. j
Kondensator, Riesenkondensator für
Hochspannungsversuche. 101. -
Kondensatormaschine, siehe Elektrisier-
maschine.
Kongresse u. Jahresversammlungen (s.
a. Vereinsnachrichten, Abt. A IV ‚‚Ver-
schiedene Vereine”),
— Elektrische Woche in Hannover. 575.
596. 638. 660. 701. 736. 825 (Bericht).
— Kongreß für gewerblichen Rechts-
schutz. 677.
— Internationaler Wirtschaftskongreß
1920, Frankfurt a. M. 244. 339.
— Oersted-Kongreß, Kopenhagen. 598.
—, Kongreß für gewerblichen Rechts-
schutz. Von B. Geisler. 993.
Kontakte, Berechnung. Von W. Höpp.
2N5*. 232%. 258.
— Über den Kontaktwiderstand.
W. Höpp. 910*.
— Über lichtbogenfreie Unterbrechung
elektr. Ströme. Von W. Burstyn.
503*. Brf. 970.
— — -Von Wolff. Brf. ‚861. i
— Uber den Kontaktwiderstand: Nach
Kraus. 161. 334.
Kontroller, siehe Schalter u. Anlasser.
Korrosion, siehe Erdstrom, Leitungen,
Materialkunde, Dampfkessel, Störun-
gen u. Bahnbetrieb.
Krane, siehe Förderanlagen.
Krankenfahrstuhl, siehe Automobile.
Kreisdiagramme, siehe Dynamos, Elek-
tromotoren, Transformatoren u. Elek-
trizitätslehre. :
Kreiselkompaß im Schachtbau. Von
0. Martienssen. 462*. 475.
Krieg (s. a. Friedensvertrag, Abt. AV.
und Rechtspflege).
— Die Folgen des Krieges und der Revo-
‚ Jution für die Elektrotechnik. Von G.
Dettmar. 65*. 91*.
Kühlung, siehe Dynamos, Elektromo-
ren, Transformatoren usw.
Kupfermarkt (s. a. AV).
J. D. Ryan. 497.
— Wirtschaftsgeschichte des Kupfers.
Von W. K. Weiß. 900.
— Gewinnung, Ausfuhr, Verbrauch und
Preis von Kupfer in’ Amerika. 104.
Kupplung, Magnetische Reibungskupp-
lung. 222. j
Kurse, Die Bewegung der Wechselkurse.
Von J. Mendel. 713*.
— Aktienkurse. 644. 724. 824. 904. 995.
Von
Nach
Kurven u. Kurvenform (s. a. Dynamos,-
Meßverfahren u. Elektrizitätslehre).
— Aufnahme von Wechselstromkurven
unter Benutzung der ionisierenden Wir-
kung von”®Kathodenstrahlen. Nach
Lübcke. 278.
Kurzschluß, siehe Brand, Leitungen, Dy-
namos, Elektrizitätswerksbau, Über-
stromschutz u. Unfall.
Laboratorium, siehe Hochschulen, Insti-
tute, Reichsanstalt u. Materialkunde.
Ladung, statische, von Motorlastwagen
durch Sandstürme. 202. !
— Ladungserscheinungen an Treibrie-
men. 1013.
Lager, Bestimmung der Dicke der Öl-
schicht. Nach Vieweg. 798.
— Vorriehtung zur selbsttätigen Rege-
lung und Registrierung der Öltempe-
ratur ‘von Turbinenlagern. Nach
Duckett. 963.
— Ölverbrauch von Turbogeneratoren.
1038.
Lampenpendel, siehe Beleuchtung.
Landwirtschaft. <
- — Die Elektrizitätsverwendung auf dem
flachen Lande. Von Pietzsch, War-
relmann, Petri, Krohne. 466.
— — Von J. Charbonnier. Brf. 135.
466.
— Technik und Landwirtschaft. 81.
— — Von K. Krohne. 7*.
— Die Elektrizität in der Landwirtschaft
(Sammelbericht). 378. 471.
— Elektrokultur (Sammelbericht). 438.
— Getreidebau und Elektrizität. 241.
— Elektrische Bodenfräser in der Land-
wirtschaft. Nach R. Werner. 614.
— Elektrisches Pflügen. 419.
— Die Leistungsfähigkeit der deutschen
Landwirtschaft nach der Lostrennung
wichtiger Erzeugungsgebiete. Von K.
Krohne. 399.
Laufkran, siehe Förderanlagen.
Leistungsaufnahme von Wechselstrom-
systemen, siehe Elektrizitätslehre.
Leistungsfaktor, siehe Dynamos, Elek-
tromotoren, Meßgeräte u. Elektrizi-
tätswerksbetrieb.
Leitsätze, siehe Normalien.
Leitungen (s. a. Normalien, Maste,
Bahnbau (Leitungen), Elektrizitäts-
. werksbetrieb, Fernsprechen, Telegra-
phie u. Störungen).
Über die Prüfung von Hochspannungs-
kabeln mit Gleichstrom. Von M. Wei-
set. 48*. 71*.
Leitungen, Die Stärke der Isolierhülle
* bei amerikanischen Starkstromkabeln.
1055.
— Vorarbeiten für Hochspannungs-Frei-
leitungen. Von Fr. Schmidt. 105*.
— Beitrag zur Schwaigerschen Netzbe-
rechnung. Von Ad. Thomälen. 729*.
— Graphische Berechnung elektrischer
Leitungsnetze. Von A. Schwaiger.
PAUSE
— Schutz gegen unnötiges Abschalten b.
Kurzschlüssen und Überlastungen. Von
P. v. d& Sterr. 10029*.
— Aluminium-Eisen-Seile und Alumi-
nium-Stahl-Seile für Starkstromlei-
tungen. Von A. Korff, Hamann,
M. Cohn, W. Prehm, ©. Feußneru.
Fischinger. 253.
— Durchhänge von Freileitungen. Von
W.: Grothe. 311*. B. 519.
— — Von H. Ott. Brf. 539.
— Die Fehlerortsbestimmung in Stark-
stromkabeln bei Schluß zwischen allen
Leitern. Von K. de Koning. 249*,
— Berechnung gegliederter eiserner Ge-
stänge für Freileitungen. Von Feuer.
725*. 2
— Über Berechnungen von Stromver-
zweigungen. Von K. Küpfmüller.
850*.
— Kurventafeln zur angenäherten Be-
rechnung von Hochspannungsleitun-
gen. Nach Evans. 676.
— Hilfswerte zur Berechnung der Frei-
leitungen. Nach Edler. 357.
-—- Berechnung. von Freileitungen mit
Rücksicht auf die mechanischen Ver-
hältnisse der Leiter. Nach Jobin. 259.
— Neues Hilfsmittel für Freileitungsbau.
201.
— Ein neues Verfahren für die Veranke-
rung der Maste von Fernleitungen.
178.
— Vereinheitlichung des Leitungsmate-
rials der englischen Straßenbahnen.
856. ;
— Normalien für isolierte Leitungen in
Starkstromanlagen. 321.
.— Bestimmungen über Schwachstrom-
kreuzungen. 78.
— Kreuzung von elektr. Starkstrom-
” anlagen mit Bahnen. 421.
Leitungen.
— Kreuzung von Hochspannungs-Frei-
leitungen mit Reichstelegraphen- und
Fernsprechleitungen. 475.
— Kreuzungstabellen für Fernsprech-
leitungen bei Parallelführung von
Kraft- und Fernsprechanlagen. Nach
Osborne. 472.
— Überspannung des St. Lorenzstromes
durch eine 2 km lange Hochspannungs-
leitung. Nach Svenning. 377.
— Auswechselung von Isolatoren an un-
ter Spannung stehenden Hochspan-
nungsleitungen. 357.
— Anstellung von Beobachtungen über
Eis- und Schneeablagerungen auf Frei-
leitungen. 59.
— Wechselstromwiderstand massiver
Eisenleiter. Nach Zickler. 698.
— Erfahrungen. über Hochspannungs-
Fernleitungen und Bahnen auf dem
italienischen Kriegsschauplatze. Von
E. Wist. 158.
— Betriebserfahrungen an einer Hoch-
spannungs - Kraftübertragung. Nach
Bang. 15.
— Stromverdrängungsfreie Leiter für
Wechselstrom. Nach Fleischmann.
161.
— Zur Charakteristik der Kraftübertra-
gungslinien. Nach W. Nesbit. 118.
— Neue Form von Schlitzklemmen für
die Verspannung von Freileitungen.
Von R. Zipser. "591.
— Festklemmvorrichtung für Leitungs-
drähte. 298.
— Untersuchungen über die Größe und
Beständigkeit von Kontaktverbindun-
gen unter besonderer Berücksichtigung
des Aluminiums. Von R. Richter.
345*.- 368*. :386*. 409*. 433*. 448%.
— Die elektrostatische Einwirkung von
Drehstromlinien auf Schwachstrom-
leitungen. Nach Stecher v. Sebe-
nitz. 855.
— Die Verwertung der Glimmwirkung
elektrischer Leiter zum Schutz gegen
Überspannungen. Nach R. Nagel.
817.
— Spulen- und Kondensatorleitungen.
Nach Wagner. 101.
— Über eine künstliche Hochspannungs-
leitung. Nach Lombardi. 940.
— Das magnetische Feld eines mitWech-
selstrom gespeisten Seekabels. Von H.
Lichte. 88*.
— Kabelschutzsystem Pfannkuch. 297.
— Selbsttätire Schutzschaltungen für
elektrische Leitungsnetze. Nach Char-
pentier. 795.
— Ein Maß für die dielektrischen Ver-
luste in Kabeln. Nach del Mar. 698.
— Hochspannungskabel. Naeh Hunter.
397.
— Erfahrungen im Bau und Verlesung
von Starkstromkabeln. Nach Meyer.
62.
— Rohvaseline als Kühlmittel in Kabel-
kanälen. Nach Schweitzer. 397.
Leitungsmaste, siehe Maste.
Leitungsverbindungen, siehe Leitungen.
Licht, siehe Beleuchtung.
Lichtbogen, siehe Beleuchtung, Funken-
strecke, Funkentelegraphie, Schwin-
gungen.
Lichtmessung, siehe Beleuchtung, Glüh-
lampen, Meßgeräte, Meßmethoden.
Liehttelephonie, neue Apparate. Nach
H. Thirring. 379.
Load dispatcher,siehe Elektrizitätswerks-
bau.
Löhne (s. a. Arbeiterfragen).
— Methoden der Anpassung an die Preis-
bewegung. 361.
— Selbstkostenberechnung und Lohn-
systeme im industriellen Betrieb. Nach
Schulz-Mehrin. 319.
Lokomotiven, siehe Bahnbau (Fahr-
zeuge), Bergwerke, Förderanlagen.
Lötkolben, elektrischer. 419.
Luftreibungsverluste an umlaufen-
den, dünnen Blechscheiben. Von K,
Heinrich 152*. Brf. 323.
— Von M. Schuler. Brf. 323.
Luftschiffe, über die Größe. 239.
Magnet (s. a. Magnetismus u. Elektrizi-
tätslehre).
— Kurzgeschlossene Windungen bei
Gleichstrommagr-'an. Nach Schurig.
470.
Magnetismus (s. a. Elektrizitätslehre,
Magnet u, Meßmethoden),
Magnetismus.
— Normalzustand und Polarisation im
Ferromagnetikum. Nach E. Velan-
der. 42.
— Über die Hystereseverluste bei line-
arer Ummagnetisierung durch Gleich-
und Wechselstrom. Nach L. Dreyfuß.
42.
— Einfache Methode zur Aufnahme der
vollständigen Hystereseschleife. Nach
Schleicher. 878.
— Elektrolytisch verkupfertes und ver-
zinktes Eisen im Wechselstromfeld.
Nach Preuner u. Pungs. 142.
— Abhängigkeit der Temperaturkoeffi-
zienten permanenter Magnete von de-
ren Gestalt. Nach E. Gumlich. 379.
— Bestimmung der Feldverteilung. Nach
Dellenbaugh. 879.
— Bestimmung der magnetischen Koer-
zitivkraft und ihrer Änderung durch
thermische Behandlung des Eisens.
Nach Wild. 797.
— Die magnetischen Eigenschaften von
Eisen-Nickel-Legierungen. Nach Yen-
sen. 919.
— Magnetische Untersuchung von Stä-
ben bei hohen Feldstärken. Nach
Cheney. 962.
Manganin, Temperaturkoeffizient.
Nach Rosa. 778.
Maschinenantrieb (s. a. Motoren,
Bergwerke, Eisenhüttenwesen, Förder-
anlagen, Werkstatt).
— Der Einfluß der Massenträgheit elek-
tromotorischer Antriebe auf die er-
reichbare Anfahrbeschleunigung. Von
K. Lubowsky. 285*.
— Überlegenheit der Gleichstrommoto-
ren gegenüber Drehstrom bei regel-
barem Einzelantrieb von Werkzeug-
maschinen. Nach O. Pollok. 319.
—. Geschwindigkeitsregelung einer Dreh-
bank für Ankerreparaturen. 338.
— Elektrisch angetriebener Federnuten-
fräser. 338. ,
— Elektrisch angetriebene Hilfsmaschi-
nen an Bord von Schiffen. Nach L
Miller. 676.
— Elektrohydraulische Schere. 716.
— Elektrische Reinigungsvorrichtung für
Schiffsböden. 879.
— Kraftfluß von der Kraftquelle bis
zum Werkzeug (Sammelbericht). 757.
— Elektrische Nietmaschine. 615.
— Elektrisch angetriebene : Werkzeug-
maschinen. 299.
— Elektr. angetriebene Schiffspumpe,
die unter Wasser arbeiten kann. 316.
— Entlastungsvorrichtung für elektrisch
angetriebene Druckluftpumpen. 298.
— Elektrische Antriebe für Papierma-
schinen. Nach W. Stiel. 262.
Maschinenindustrie, siehe Industrie u.
Elektroindustrie.
Massendämpfung. Nach Martiens-
sen. 262.
Maste (s. a. Leitungen).
— Durehbiegung von Gittermasten. Von
Bürklin. 252*.,
— Beitrag zur Frage der Normalisierung
der Eisengittermaste. Von N. Men-
nieken. 331*.
— Berechnung von hölzernen Einfach-
und Doppelmasten mit Stützisolato-
ren. Von P. Neumann. 405*.
— Durchbiegung von Gittermasten. Von
L. Seidemann. 1029*.
— Der verankerte und der verstrebte
Leitungsständer. Von R. Wahn.
1004*.
— Fernleitungsbau. Nach Leeper. 278.
— Ortsbewegliche Ausrüstung für die
Fäulnisschutzbehandlung von Holz-
masten. 162.
— Imprägnieren von Holzmasten mit-
tels Impfverfahrens. 635.
— Zerstörungserscheinungen an mitTeer-
öl imprägnierten Masten. 1055.
Materialkunde (s. a. Meßmethoden,
Magnetismus, Eisen, Aluminium usw.).
>——- Die Tätigkeit des Materialprüfungs-
amtes i. J. 1918. 573.
— Ein Forschungsinstitut für Alumi-
nium und. seine Legierungen. 760.
— Deutsche Gesellschaft für Metall-
kunde. 18.
— Normung von Metallen. Von B.
Schulz. 213.
Materialprüfungsamt, siehe Material-
kunde.
Mathematik (s. a. Elektrizitätslehre).
— Über einige Verfahren und Aufgaben
aus der praktischen Mathematik. Von
R, Rothe. 999*,
x
Elektrotechnische Zeitschrät,
Medizin, Die Neonlampe und ihre Heil-
wirkungen. 557.
Messe, siehe Ausstellungen.
Meßgeräte (s. a. Elektrizitätszähler,
Magnetismus, Meßverfahren, Fern-
sprechen, Telegraphie, Funkentelegra-
phie).
— Der Kettenstromwandler, ein Wand-
ler für höchste Stromstärken. Von Gg:
Keinath. 788*.
— Über den Einfluß der remanenten
Magnetisierung auf die Angaben von
Stromwandlern und über deren Besei-
tigung. Von V. Engelhardt. 647*.
— Untersuchungen über die möglichen
Fehlerquellen bei Stromwandlern.
Nach Wirz. 239.
— Ein Apparat zur Fernablesung von
Meßinstrumenten. Von A. Palm. 470.
— Neue, selbsttätige Zählereichvorrich-
tung. Von F. Estel. 269*.
— Neue Vorrichtung für Eichzwecke.
Nach Knopp. 635.
— Schutz gegen das Schadhaftwerden
von Meßinstrumenten- durch heftige
Stromstöße oder Kurzschlüsse. Von
Th. Schell. 80.
— Das Resonanzmaximum beim. Vibra-
tionsgalvanometer. NachGrühns. 278.
— Vibrationsgalvanometer nach Agnew.
695.
— Drehzahl-
Flugzeuge
Wilke. 39.
— Frequenzmesser für schwache Ton-
ströme. Nach Seibt. 731.
— Einige neue Meßinstrumente.
Tobler und Schild. 17.
— Neuer Leitungs- und Isolationsprüfer.
158.
— Meßinstrumente für kleine Wechsel-
spannungen. Nach H. Gewecke. 259.
— Ein sehr einfaches Amperemeter. 259.
— Das Koronavoltmeter, ein natürliches
Normalinstrument. Nach Whitehead
und Isshiki. 613.
— Photoelektrisches Photometer. Nach
Compton. 614.
— Ein neues tragbares Reflektometer.
Nach Taylor. 940.
— Neue Apparate zur Strahlungsmes-
sung. Nach Voege. 856.
und Fahrtenanzeiger für
und Luftschiffe. Nach
Nach
— Elektromagnetische Apparate zum
Aufsuchen metallischer Gegenstände
im Erdboden. 179. 471. 4
Meßverfahren (s. a. Meßgeräte).
— Verfahren zur Auffindung unterir-
disch ‚oder verdeckt verlegter, metalli-
scher Leitungen. Von M. Dieckmann.
AD
— Elektromagnetische Apparate zum
Aufsuchen metallischer Gegenstände
im Erdboden. 179. 471.
— Schlumbergers Verfahren zur Fest-
stellung von Erzvorkommen. 418.
— Die Messung kleiner Widerstände mit
Magnet-Isolationsinduktoren. Von W.
Fuhrmann. 452*. Brf. 742.
— — Von Schalkhammer und Küh-
nel. Brf. 742.
— Neue Methode zur Ortsbestimmung
von Wasserfehlern in Papier- und Fa-
serstoffkabeln. Von H. Tietgen. 292*.,
Br5=2559
— — Von F. Erens. Bırf. 559.
— Einiges über den Isolationszustand
elektrischer Starkstromanlagen und
Feststellung desselben. Von H. Breit.
213%
— Fehlerortbestimmung in Starkstrom-
kabeln bei Schluß zwischen allen Lei-
tern. Von K. de Koning. 249*.
— Über die Prüfung von Hochspan-
nungskabeln mit Gleichstrom. Von
M. Weiset. 48*. 71*.
— Die Messung starker Gleichströme auf
große Entfernungen. Von H. Ring.
Brf. 97.
— — VonE. Besag. Brf. 98.
— Die Verrechnung des induktiven Ver-
brauchs. Von Fr. Voller. 314.
— — Von Fr. Buchholz. 314.
— Gebrauch normaler Wattmeter zur
Messung der Blindleistung. Nach Yea-
ton. 79.
— Messung der Dielektrizitätskonstan-
ten in der Wheatstoneschen Brücke bei
Anwendung hoher Frequenzen. Nach
Joachim. 471.
— Messung sehr kleiner Kapazitäten und
Induktivitäten. Nach Pungs u. Preu-
ner. 398.
— Messung sehr kleiner Kapazitätsände-
‚rungen. Nach Herweg. 471.
Meßverfahren. E
— Vergleichende Messung von. Normal-
widerständen. 455.
— Verlustmessungen bei Hochspannung.
Nach Semm. 715.
— Untersuchung von, Meßtransforma-
toren des Wechselstromkompensators.
Nach Gall. 591.
— Grundlagen und Methoden der Pyro-
metrie, Nach Hennig. 471.
— Eine Schaltung zum Messen der Ge-
schwindigkeit _von Eisenbahnzügen.
Nach Verstegen. 676. 796.
— Temperaturmessung durch Schmelz-
perlen. Nach W. Vogel. 358.
— Mehrphasenstrommessungen.
Michalke. 259.
— Über Aufnahmen von Wechselstrom-
kurven unter Benutzung der ionisie-
Nach
renden Wirkung von Kathodenstrah-
len. Nach Lübcke. 278.
Metalle (s. a. Aluminium, Eisen, Mate-
rialkunde, Eisenhüttenwesen usw.,
Warenmarkt, Abt. AV). 5
— Keine Zwangswirtschaft für Spar-
metalle. 184.
Metallgefäße, evakuierte. Nach Ban-
neitz, Rhein und Kurze. 573.
Metallpreise (s. a. Abt. A V, Waren-
markt).
— Entwicklung. Von J. Mendel. 549*.
Molybdän, Kanadas Erzeugung. 339.
Monopol, siehe Elektrizitätswerksbetrieb.
Montanindustrie, Verschmelzungs-
vorgänge. Von W. K. Weiß. 979*.
Moor, siehe Brennstoffwirtschaft u. Torf.
Motoren, (siehe Elektromotoren und Ma-
schinenantrieb).
Münzmesser, siehe Elektrizitätszähler.
Museum, Reichswiitschaftsmuseum
Leipzig. 1042.
Musterschutz, siehe Patentwesen.
Nachrichtenübermittlung, siehe Fern-
sprechen, Funkentelegraphie und Tele-
graphie. _
Nebenproduktengewinnung, siehe Elek-
trizitätswerksbetrieb u. Brennstoff-
wirtschaft.
Neonlampe für medizinische Zwecke.
557.
Nieterhitzer, elektrischer. 242.
Nietmaschine, siehe Maschinenantrieb.
Nobelpreis. 947.
Normale, siehe Meßgeräte.
Normalien, Vorschriften, Leitsätze,
Merkblätter usw. (s. a. Gesetze, Ein-
heiten u. Abt. AIV. Vereinsnachrich-
ten [V.D. E.]).
— 25 Jahre Vorschriften des Verbandes
Deutscher Elektrotechniker. 645*.673*.
— Normen für die Spannungen elektri-
scher Anlagen unter 100 V. 136. 443.
— Die Spannungsnormalien des Unga-
rischen Elektrotechnischen Vereins.
Von J. Liska u. E. Wilcezek. 1052*
— Vorschriften für Koch- und Heizge-
räte. 680. 860.
— Normen für Einheitstransformatoren
mit Kupferwicklung 1920. 576.
— für die Verwendung von Aluminium
und Kupfer bei den Wicklungen von
Maschinen und Transformatoren. 638.
— Kupfernormalien. 321.
— Normen für Aluminium. 1015.
— für Freileitungen. 475. 703. 780.
— für isolierte Leitungen in Starkstrom-
anlagen. 321. 596. 821. 1015.
— Normen und Prüfvorschriften für Por
zellanisolatoren. 618. 736.
— für Elektrizitätszähler. 537. 839.
— für Rundklemmen. 681.
— Vorschriften für den Anschluß von
Schwachstromanlagen an Niederspan-
nungs-Starkstromnetze durch Trans-
formatoren. 679. 737. 1015.
— Leitsätze für den Anschluß von Appa-
raten und Einrichtungen, welche eine
leitende Verbindung zwischen Stark-
strom- und Schwachstromleitungen er-
fordern. 680. 737.
* — Normen für Griffdorne und Knöpfe
zu Hochspannungsschaltern. 660.
— für Flachkohlebürsten. 762.
— für Schwachstromkreuzungen. 78.
— Leitsätze zum Schutze von Fern-
sprech-Doppelleitungen gegen die Be-
einflussung durch Drehstromleitungen.
597.
— Vorschriften für Kreuzung von elek-
trischen Starkstromanlagen mit Bah-
nen. 421.
— Leitsätze für Gebäudeblitzschutz. 641.
— Normen für Lieferrollen für Fein-
drähte. 558.
Normalien.
— Neue Normalien und Leitsätze in
Schweden. Von S. Halden. 293*,
Normalisierung, Die bisherigen und
zukünftigen Vereinheitlichungsarbei-
ten in der deutschen Elektrotechnik.
Von G. Dettmar. 185*.
— Das Vereinheitlichungswesen in der
Elektrotechnik. ° Von E. Adler. 1*.
— Verbilligung der elektrischen Anla-
gen durch Ausgestaltung der Ver-
bandsvorschriften. Von E, Adler.
g35*.
Normalwiderstand, siehe Meßgeräte.
Normenausschuß, Tätigkeit der Nor-
menausschüsse des Zentralverbandes.
403. 476. 683. 1020.
Notgemeinschaft der deutschen Wis- :
senschaften, Nach F. Haber. 987.
Nothilfe, technische. 778.
©berleitung, siehe Bahnbetrieb.
Öfen, siehe Elektrochemie, Eisen, Heiz-
apparate, Bergwerke,
werke. \
Öl (s. a. Isolierstoffe, Lager- u. Schmier-
mittel).
— Ölprüfvorrichtung. Nach Michell,
59.
— Schmierölprüfung. Nach Robert-
shaw. 920.
— Treiböl und Elektrizität in Kalifor-
nien. Nach Woodbridge. 896.
Ölschalter, siehe Schalter.
Ölschiefer, Gewinnung und Bedeutung.
Von Landsberg. 304*,
Optophon. Nach Barr und Stroud.
897.
Oxydation, elektrolytische, der Me-
talle. Nach Sestiniu. Roudelli. 512.
Panamakanal, Jahresbericht. 855.
Papiermaschinen,siehe Maschinenantrieb,
Patentwesen und Gebrauchsmuster-
schutz (s. a. Rechtspflege).
— Das Gesetz, betreffend eine verlän-
gerte Schutzdauer bei Patenten und
Gebrauchsmustern sowie die Wieder-
'einsetzung in den vorigen Stand im
Verfahren vor dem Reichspatentamt,
vom 27. IV. 1920. 477.
— Zur Frage der Verlängerung der ge-
werblichen Schutzfristen. 176. 682.
— Gewerblicher Rechtsschutz. 96. 302.
342.
— Gebührenerhöhung des deutschen Pa-
tentamtes. 1020.
— Von Geisler. 538.
— Aus der Statistik des Reichspatent-
amtes. 800.
— Angestelltenerfindungen. 176.
— Gewerblicher Rechtsschutz
und Auslande. 579.
— Internationaler Schutz des gewerb-
lichen Eigentums. 882. 1046.
— Der Kongreß für gewerbl. Rechts-
schutz. Von B. Geisler. 993.
— Gewerblicher Rechtsschutz auf den
Leipziger Frühjahrsmessen. 12.
— Patentverlängerung im Auslande. 742.
— Wiedereinsetzung in den vorigen Stand
in Schweden. 742.
— Verlängerung der Prioritätsfristen in
Schweden. 176.
im In-
— Belgische Patente. Von A. Kuhn. 96. |
— Patentrecht in Frankreich u. England.
882.
— Gewerblicher Rechtsschutz in Eng-
land während des Krieges. 12.
— Änderung des englischen Patentge-
setzes. Von Geisler. 498.
— Patentschutz in Amerika. Von Geis-
ler. 579.
— Gewerblicher Rechtsschutz in Kuba.
682.
— Die Schutzrechte Deutscher in Japan.
142.
— Patentverlängerung in Ungarn. 1046.
— Patent-Vertriebs-G. m. b. H. 99.
Periodenzahl, Vereinheitlichung in
Amerika. 297.
Pflügen, siehe Landwirtschaft.
Phasenschieber, siehe Dynamos.
Photometer, siehe Meßgeräte.
‚Physikalisch - Technische Reichsanstalt,
siehe Reichsanstalt.
Plätteisen, siehe Heizapparate.
Polizeiverordnung, siehe Gesetze. B:
Porzellan, siehe Isolator.
Preisausschreiben zur Behebung der
Kohlennot. 704.
— Die Beuthaufgabe. 83.
Eisenhütten- _
Preisausschreiben. { oa
— Ergebnisse des Preisausschreibens der, 4
amerikanischen Regierung für eine ER
elektrische Grubensicherheitslampe.261
— Preisausschreiben der Adolf- Ernst- „a
Stiftung. 657.
— Preisausschreiben des Instituts Monte an
fiore. 734.
Preisgestaltung und Preispolitik in
der Elektrotechnik. Von W. Behrend, E
. 469.
— Preisbildung, Kaufkraft und- Export.
359. 402. ; j
— Zuschlagsliste der Preisstelle des
- Zentralverbandes der deutschen elek-
trotechnischen Industrie. 63. 64. 123.
124. 204. 264. 343. 344. 404. 423. 424.
519. 623. 704. 803. 883. 884. 972. 995.
1060.
— Weltmarkt- und Inlandpreise. 1057.
Presse, Elektrische Ballenpresse für. :
einen Druck von 200 t. 182.
Produktionspolitik. Nach W. Ra-
. thenau. 778.
— Nach E. Schiff. 964.
Prüfämter (s. a. Reichsanstalt).
— Änderung der Teuerungszuschläge auf
die Prüfungsgebühren der Rlektrischen -
Prüfämter. 657. >
Prüfanstalten, technische; des Schwei-
zerischen Elektrotechnischen Vereins
i. J. 1918/19. 42.
Prüffeld für 600 kV. Nach Harding,
119.
Prüfstelle des Verbandes Deutscher
Von G. Dettmar.
Elektrotechniker.
881.:949*,
Pumpen (s. 'a. Maschinenantrieb).
— Elektrisch angetriebene Schiffspumpe,
die unter Wasser arbeiten kann. 316.
Pyrometer, siehe Meßgeräte.
@uecksilberdampf-Gleichrichter,
Gleichrichter.
Quecksilberdampf-Turbine. 987.
Rauchverminderung und Elektrizi-
tät. 920.
Rechtspflege (s. a. Patentwesen u. Ge-
"Betze).
— Wo sind Überlandzentralen gewerbe-
steuerpflichtig ? Von W. Eßlinger. 12.
— Einfluß des Krieges auf Blektrizitäts-
lieferungsverträge. 57.
— Wann ist der Eisenbahnfiskus als
Bauauftraggeber Betriebsunternehmer
im Sinne des Haftpflichtgesetzes ? 56.
— Umsatzsteuer bei Lieferungsverträ-
gen. 176.
— Die geplante Verordnung über Abän-
derung von Verträgen. 302.
— Eine wichtige Entscheidung über Ver-
dingungsgrundlagen. 12.
— Befreiung von Verträgen. 762.
— Tödlicher Unfall durch Drehstrom
mit 500 V in einer Fördermaschinen-
anlage. 302.
— Tod eines Elektrotechnikers infolge
unvorsichtigen Verhaltens in einem
Transformatorenhaus. 478.
— Die rechtliche Natur des Fernsprech-
anschluß-Vertrages. 821.
— Die Regelung des Schiedsgerichtswe-
sens. 800.
— Das Ausbessern, Ergänzen oder Er-
neuern patentierter Gegenstände durch
den Erwerber. Nach Müller. 539.
Reflektometer, s. Meßgeräte.
Regulierung u. Regulierapparate, siehe
Dynamos, Elektromotoren, Schalter u.
Widerstände.
Reichsanstalt (s. a. Prüfämter).
— Chemisch-Technische Reichsanstalt.
514.
— Erhöhung der Pr en. der
Physikalisch - Technischen : Reichsan-
stalt. 18. 263. 440.
— Gebührenordnung für die Klektri-
schen Prüfämter. 111.
— Ausbildung der Zählerrevisoren. 119.
202.
— Bekanntmachung Nr. 131 über Prü-
fungen und Beglaubigung durch die
Elektrischen Prüfämter. 877.
— — Bekanntmachung Nr. 132. 938.
— — Bekanntmachung Nr. 133. 1036.
Reichsverband der deutschen Indu-
strie. 574.
Reichswirtschaftsrat. Die Industrie
im vorläufigen Reichswirtschaftsrat.948
— — Von Cl. Heiß. 532.
au ungsvorrichtung, elektrische,
chiffsböden. 879.
: Relais, Die erforderliche Trägheit von
Überstrom-Zeitrelais. Von Höpp. 370
392*,
— Kurzschluß-Doppelrelais. Von Schra-
der. 437.
— Zeitrelais. 493.
siehe '
» Revolution, Folgen für die Elektro-
_ teehnik. Von G. Dettmar. 65*. 91*.
- - Röhren (e. a. Bokeenpaletrs, Fun-
kentelegraphie).
— Berechnung des Durchgriffs von Ver-
stärkerröhren. Nach Abraham. 182.
_— — Nach Schirmann. 697.
ren. Nach G. Moeller. 222.
— Vakuumröhren als Verstärker und
Schwingungserzeuger. Nach Mühl-
brett. 182.
_— Über Hochvakuumverstärker. oh
Scehottky. 677.
_ — Einheitliche Bezeichnungen für die
bei Vakuumröhren vorkommenden
Größen. Nach Barkhausen. 62.
— Die kürzesten mit Vakuumröhren
‚herstellbaren Wellen. Nach Bark-
hausen u. Kurz. 615. B. 924.
— — Von K. Rottgart. Brf. 902.
— — Von A. Meißner. -Brf. 902.
Sachverständigenwesen, Die neuen
Gebührenordnungen der Architekten
und Ingenieure. 263.
_ — Teuerungszuschläge zu den Gebühren-
ordnungen der Architekten und Inge-
nieure. 557.
— Die Er ihingnshtns der Behörden zu
der neuen Gebührenordnung der Ar-
chitekten und Ingenieure. 858.
— Erhöhung der Gebühren der gericht- _
lichen Sachverständigen. 456.
Sehaltanlagen, Die Bedeutung.d. Meß- -
und Betätigungsstromkreise in Schalt-
anlagen. Von H. Probst. 85*.
Sehalter (s. a. Normalien).
— Über Hochleistungsschalter. Von J.
Biermanns. Brf. 117. 325*. Brf. 519.
Brf. 763.
— — Von M.. Vogelsang. Brf. 117.
— — Von A. Simon, Brf. 519.
— — Von F. E.-Taußig. Brf. 763.
- — Richtlinien für Ölschalter. . Von F,
Schrottke. 585*.
— —.Von S. Norberg. Brf. 842.
- — Über die Auswahl von Ölschaltern.
= Nach Coates. 1010,
- — Lichtbogenfreie. Schalter für Wech-
selstrom. Von W. Höpp. 748*. -
— Über den Kontaktwiderstand. Von
> W. Höpp. 910*.
— Über lichtbogenfreie Unterbrechung
elektrischer Ströme. Von W. Burstyn.
- 508*. Brf. 970.
— — Von Woltf. Brf. 861.
_ — Neuer Hörnerschalter mit Bedie-
nungsgestänge für elektrische Bahnan-
lagen. 613.
_ — Hörnerschalter für 100 kV und 5000
-kVA. Nach Southgate. 119.
— Französische Regeln für Starkstrom-
Schaltgeräte.. 775.
— Vorrichtungen zur Entnahme von
elektrischem Strom aus Hochspan-
nungsleitungen. Nach Delamarre.
471.
— Eine neue Form von Frobenloköme:
tiv-Fahrschaltern. Nach Webb. 39.
- — Fernsteuerschalter für Bühnenbe-
leuchtung. 635.
— Die Fernschaltung und Fernüher.
wachung der öffentlichen elektrischen
Beleuchtung in Charlottenburg. Von
- W. Jordan und J. Kuhlo. 8*.
_ —— Momentwahlschalter für Bordanla-
gen. 916.
_ — Einfacher Fernschalter. 715.
_ — Fernsteuerung in Drehstromanlagen.
- Von H. Roth. 685*.
Sehalttafeln, Neue Form von Vertei-
- lungstafeln (Viaco). 986. H
Seheinwerfer (s. a. Beleuchtung).
— Über Scheinwerfer mit Fernantrieb.
Von A. Zimmermann. 667*.
_ — Die Liehtverteilung im Beleuchtungs-
feld eines Scheinwerfers mit Parabol-
spiegel. Von F. Henning. 973*. 1006*.
_ — Neuerungen an Scheinwerfern. 836.
_— Brennweitentoleranzen bei Schein-
_ werfer-Parabolspiegeln. 696.
- — Bogenlampenkohlen für Scheinwer-
fer. Nach Paterson, Barnett,
Walsh u. Taylor. 456.
Schere, elektrohydraulische. 716.
- Schiedsgeriehtswesen, _ Regelung.
E Schienen, siche Bahnbau (Oberbau).
rating siehe Bahn-
au
Schiffe (s. a. Funkentelegraphie).
— Der elektrische Schraubenantrieb auf
_ amerikanischen Großkampfschiffen.
. - Von Stauch. 275.
Be Über Messungen an Elektronenröh-
' — Abtrennbare Schiffsantriebe.
" Signalwesen (s. a.
Elektrotechnische Zeitschrift.
X]
‚Schiffe.
— Der elektrische Schiffschraubenan-
trieb. Nach Foillard. 235.
— Ein Fischereifahrzeug mit elektri-
schem Schraubenantrieb. Nach Lis-
ton. 593.
— Hochseeyacht mit elektrischem An-
trieb. 593.
— Navigieren von Schiffen mittels Leit-
kabeln. Nach Marriott. 697.
Nach
‘ Tayon.. 40.
— Elektrisch angetriebene Hilfsmaschi-
.nenanBord von Schiffen. NachMiller.
(re
— Elektrisch betriebene Schiffsladewin:
den. Nach Bahl. 1056.
— Die Rostgefahr bei Seeschiffen. Von
Stauch. 202.
Schlackenstauer, siehe Feuerungsanla-
gen. E
Schlangenzug, siehe Förderanlagen.
Schmelzsicherungen, Merkblatt über
die Erneuerung von Sicherungsstöp-
seln. 298.
Schmiermittel (s. a. Öl u. Lager). 164.
Schmierung, siehe Lager.
Schnellbahn, siehe Bahn.
Schulen, siehe Hochschulen.
Schürfen, elektrisches Verfahren. Von
Schlumberger. 418. .
— Elektromagnetische Apparate zum
Aufsuchen metallischer Gegenstände
im Erdboden. 179. 471.
— Elektr. Wünschelrute, - 280.
Schüttelschwingungen, siehe Bahnbauü.
Schutzschaltungen, siehe Leitungen, Er-
dung, Überspannung und Elektrizi-
tätswerksbau.
Schwachstromanlagen im Anschluß
an Starkstromnetze. Nach Hoche-
negg. 857.
— — Leitsätze. 679. 680.
Schwachstromindustrie,
industrie.
Schwachstromtechnik, siehe Fernspre-
chen, Telegraphie, Funkentelegraphie,
Signalwesen, Normalien.
Schweißen (s. a. Werkstatt).
— Die elektrische Schweißung in Ame-
rika. Von-J. Sauer. 173*.
— Das elektrische Schweißen (Sammel-
bericht). 318. .
— Elektrisches Schweißen mit legierten
Elektroden. 492.
— Neuere Moll - Stumpfschweißmaschi-
nen. Von Th. Vaillant. 655. B. 724.
— Das Schweißen und Schneiden mit
dem Kohlenlichtbogen. 797.
132::1015.
siehe Elektro-
"— Schweißen von Aluminium. 182.
— Selbsttätige Schweißmaschine zum
Verstärken von Wellen. 358.
Schwungrad-Ausgleichmaschinen. 159.
Seilbahnen, siehe Bahnen und Förder-
anlagen.
- Selbstinduktion, siehe Elektrizitätslehre.
Selbstkostenberechnung u. Lohn-
systeme im industriellen Betrieb.
Nach Schulz-Mehrin. 319.
Selbstverkäufer, siehe Elektrizitätszäh- .
ler.
Selenzelle mit eingebauter Kompen-
satorzelle. Von W. 8. Gripenberg.
453*,
Senkbremsschaltung, siehe Förderanla-
gen. i
Sieherheitsvorschriften (s.
malien).
— gegen gefahrbringende Berührung in
elektr. Niederspannungsanlagen. Von
W. Vogel. 750*.
Sicherungen, siehe Schmelzsicherungen,
Überspannung, Signalwesen u. Nor-
malien.
a. Nor-
Siemens & Halske A.G., Kapitals-
erhöhung. 380.
— Generalversammlung. 143.
Siemens-Schuckert-Konzern, i. J.
=191849. 710327;
— Interessengemeinschaft mit Rhein-
Elbe-Union. 921.
Bahnen, Fern-
sprechen, Telegraphie. und Funken-
telegraphie).
— Die Entwicklung des Eisenbahnsiche-
rungswesens während der Kriegsjahre.
40.
— Die Mittel zur Verhütung des Über-
fahrens der Haltsignale. Nach Mölle-
‚ring. 200.
— Die Entwicklung des Blockplanes aus
der Verschlußtafel und aus dem Schalt-
plan. Nach R. Edler. 615.
Signalwesen.
— Drahtlose Sicherungsvorrichtung für
fahrende Eisenbahnzüge. 573.
— F unkentelegraphische Übertragung v.
Eisenbahnsignalen auf die Lokomoti-
ven. Nach Augereau. 557.
.— Der Telephonograph im Eisenbahn-
betrieb. 513.
— Neues Warnungssignal der Great
Eastern - Bahn. Nach Tiddemann.
879.
— Eisenbahnsicherung mit Gleisströ-
men. 940.
— Der Wechselstrom-Leitungskreis des
Gleises. 276:
— Liehtbogenfreie Unterbrecher bei elek-
trischen Straßenbahnen. VonR.Wolft.
Bıf. 861.
— — Von W. Burstyn. Bif. 970.
Sitzungskalender. 143. 157. 178. 198.
216. 238. 283. 303. 322. 362. 381. 403.
‚444. 460. 477. 517. 559. 598. 644. 703.
741. 764. 821. 841. 861. 882. 902. 923.
947. 993.
Sonnenfinsternis und Funktelegra-
phie. 101. E
Sozialisierung, siehe Elektrizitätswerks-
bau, Bergbau, Industrie u. Elektro-
industrie.
Spannungswandler, siehe Transformator
u. Meßgeräte.
Sparmetalle, Reichsstelle für.
Spille, elektrische. 399.
Spulen, Die Höchsttemperatur strom-
durchflossener Spulen. Nach Ro-
gowski und Vieweg. 259.
Stahlhärtung, siehe Werkstatt.
Standesfragen, siehe Hochschulen, In-
genieure u. Sachverständigenwesen.
Stangen, siehe Maste.
Starkstromtechnik, siehe Elektroindu-
strie.
Statistik, siehe Bahnen, Brand, Elektri-
Zitkiawerke, Elektroindustrie, Fern-
sprechen, Funkentelegraphie, Telegra-
phie, Unfälle, Abt: A V. usw.).
123.
Staubabscheidung, Reinigen von
Hochofengas auf elektrostatischem
Wege. 941.
Steekdosen mit selbsttätiger Stecker-
festhaltung. 220.
— Neue Form von Steckern (Dreiring).
961. >
Steuer (s. a. Rechtspflege).
— Wo sind Überlandzentralen gewerbe-
steuerpflichtig? Von W. Eßlinger.12.
— Zentralstelle des Beleuchtungsfaches
für Gesetzes- und Steuerbearbeitung.
144.
— Herstellung und Besteuerung elek-
trischer Leuchtmittel. 183.
— Umsatzsteuer beiLieferungsverträgen.
176.
— Vorsicht gegenüber amtlichen Aus-
legungen des Umsatz- -und Luxus-
steuergesetzes. 339.
Steuerschalter u. Steuerwalzen,
Schalter u. Anlasser.
Steuerung, siehe Schalter, Förderanlagen,
Bahnbau u. Regulierung.
Stickstoffbindung, siehe Elektrochemie.
Stiftung, Emil Rathenau-Stiftung. 123.
— Wissenschaftliche Stiftung. 496.
— Aluminium-Fonds Neuhausen. 496.
— Arnold-Stiftung. 963.
Stillegen, Abbruch und unvollkommene
Ausnutzung wirtschaftlicher Betriebe,
Maßnahmen gegen —. 761. |
— Stillegung von Betrieben zur Versor-
gung mit Gas, Wasser und Elektrizi-
tät. 965.
— Maßnahmen der
über Betriebsstillegungen
triebsabbrüchen. 965.
Störungen (s. a. Dynamobau, Elektri-
zitätsbau, Fernsprechen, 'Telegraphie,
Funkentelegraphie,_ Leitungen, Bahn-
bau, Unfall, Rechtspflege u. Brand).
— Nebeneinanderverlauf von Dreh-
strom- und Fernsprechleitungen. Von
O0. Brauns. 604*.
— Übersicht über die Betriebsstörungen
“der großen Turbodynamos. Nach Ph.
Torchio. 655.
— Über die Ursachen von Betriebsstö-
rungen bei elektrischenMaschinen. 242.
Strahlen, siehe Elektrizitätslehre u. Me-
dizin.
Strahlung, siehe Beleuchtung.
Straßenbahn(wagen), siehe Bahnbau.
Straßenbeleuchtung, siehe Beleuchtung.
Straßenkehrmaschinen, elektrische.
818.
siehe
Regierung gegen-
und Be-
— — Von K. W. Wagner.
Streik, Berliner Elektrizitätsstreik.921.
— 'Stillegen von Betrieben zur Versor-
EunE mit Gas, Wasser u. Elektrizität.
15)
— Maßnahmen der Regierung gegenüber
Betriebsabbrüchen und -stillegungen.
965.
Streuströme, siehe Erdströme.
Streuung, siehe Elektromotoren, Dyna-
mos u. Transformatoren.:
Stromabnehmer, siehe Bahnbau.
Strombegrenzer (Indüktions-) für
Wechselstrom. 317.
Strompreis, siehe Elektrizitätswerksbe-
trieb (Tarife),
Stromwandler, siehe Transformator u.
Meßgeräte.
Synehronmotoren, siehe Elektromotoren.
Talsperre, neue, im Queis bei Golden-
traum. 277.
Tarife u. Tarifapparate, siehe Elektrizi-
tätswerksbetrieb, Elektrizitätszähler,
Schalter, Fernsprechen, Bahnbau.
Tauchsieder, siehe Heizapparate.
Technikerfragen, siehe Ingenieure, Hoch-
schulen, Verwaltung, Sachverständi-
genwesen.
Telegraphenwesen (s. a. _ Signale,
Funkentelegraphie, Leitungen, Stö-
rung, Rechtspflege).
— Betriebserfahrungen im Mehrfach-
telegraphieren mit Hochfrequenz. Von
K. W. Wagner. 706*.
2 Hochfrequenz- Mehrfachtelephonie u.
-telegraphie längs Leitungen. Nach
Faßbender u. Habann. 160. 572.
— Das Mehrfachfernsprechen und -tele-
graphieren auf Leitungen mit Hoch-
frequenz. Von K. W. Wagner. 1025*.
1043.
— Vielfachtelegraphie mit
Wechselströmen. Von B. Gati.
518.
schnellen
Brf.
Brf. 518.
— Hochfrequenztelegraphie auf Leitun-
gen. Nach Mayer. 495.
— Neue Wege in der Mehrfachtelepho-
nie und -telegraphie. Von J. SchieB-
ler. Beil.
— Mehrfachtelegraphie und -fern-
sprechen über offene, blanke Leitun-
gen. Nach Squier. 732.
— Mehrfachtelegraphie mıt Hughes-
apparaten. Nach Srnka. 101.
— Über Erdtelegraphie. Nach Ferri£.
615.
— Abhören und Erdtelegraphie im
Kriege. Nach Arendt. 1040.
— Aluminium im Telegraphen- und
Fernsprechbetrieb. Von U. Meyer.
10%
— Flüssigkeitsrelais für Kabeltelegra-
phie nach Orling. 513.
— Jahresbericht der schweizerischen Te-
legraphen- und Telephonverwaltung f.
1919. 733.
— Neuer technischer Betriebszweig der
deutschen Telegraphenverwaltung. 677.
— Aufzeichnung von Kabelfehlern. Nach
Schönau. 697.
— Die Einwirkung magnetischer Stürme
auf unterseeische Telegraphenkabel.
Nach Raymond-Barker. 819.
— Versuche mit telegraphischer Bild-
übertragung. 759.
— Quecksilberdampf-Gleichrichter als
Stromquelle fürTelegraphenzwecke. 42.
Telephon, siehe Fernsprechen u. Meßge-
räte.
Telephonie ohne Draht,
telegraphie.
Temperaturmessung, siehe Meßverfahren.
siehe Funken-
'Teuerungszuschläge, Metallzuschläge
für isolierte Drähte. 63. 203.
— Teuerungszuschläge für Beleuchtungs-
körper. 164.
— Teuerungszuschläge für Elektrizitäts-
zähler. 123.
— Teuerungszuschläge für Starkstrom-
fabrikate in Österreich. 123.
— Zuschlagsliste der Preisstelle des Zen-
tralverbandes der deutschen elektro-
technischen Industrie. 63. 64. 123.
124. 204. 264. 343. 344. 404. 423. 424.
519. 623. 704. 803. 883.- 884. 972. 995.
1060.
Textilindustrie, Wirtschaftliche und
technische Bedeutung des elektr. An-
triebes. Nach G. W. Meyer. 177.
Thermoelemente, Über die Brauch-
barkeit von Thermoelementen aus un-
edlen Leitern in hohen Temperaturen.
Von Fr. Hoffmann und A. Schulze.
4a7*.
.*
x
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Thomson-Houston -Gesellschaft, fran-
zösische. 44.
Torfausnutzung (s. a. Brennstoffwirt-
schaft).
— Torf-Großkraftwerke. Von F. Bar-
tel. 865*. 888*. 932*. 1045.
—, Bayerisches Torfsyndikat. Von H.
Trometer. 590*.
Transformatoren (s. a. Meßgeräte u.
Normalien).
— Der induktive Spannungsabfall des
Transformators mit Zickzackschaltung.
Von H. G. Nolen. 329*.
— Überwachung der Transformatoren-
verluste. Von W. Fuhrmann. 711*.
— Berechnung von Transformatoren auf
den Mindestbetrag der Kosten des
wirksamen Materials. Von Spoer,
Pohl und Bohle. Brf. 499.
— Bemessung der Transformatorenlei-
stung in landwirtschaftl. Orten. Nach
Osten. 572
— Hochüberlastbare
Nach Nareiß. 532.
— Leistungsverdoppelung von
formatoren durch verstärkte
lung. 239.
— Große Transformatoren der British
Westinghouse Co. 16.
— Die induktiven Vorgänge in einem
Kerntransformator mit. Stern-Stern-
Schaltung bei einspuliger Last, Nach
R. Bauch. 200.
— Das Impedanzschema und der Impe-
danzkreis des allgemeinen Transforma-
tors. Nach Kuhlmann. 878.
— Entwurf zu Normen für Einheits-
transformatoren mit Kupferwicklung.
576.
— Einheitstransformatoren. Nach War-
relmann. 16.
— Normalien für die Ausführung der
Wicklungen von Maschinen u. Trans-
formatoren. 638.
— Geblätterte Niederspannungsablei-
tungen für Ofentransformatoren. 613.
— Spannungstransformator für Gleich-
strom. 897.
Treiböl, siehe Öl.
Treibriemen, Aufhebung der Riemen-
Freigabestelle. 224.
— Schutzmittel gegen elektrostatische
Erscheinungen an Treibriemen. 1013.
Triebwagen, siehe Bahnbetrieb u. Auto-
mobile.
Trockenöfen, siehe Heizapparate.
Turbinen, siehe Dampfturbinen u. Wasser-
turbinen.
Turbinenanlagen,
335. 959.
Turbodynamo, siehe Dynamo und Dampf-
turbinen.
Typisierung, siehe Normalisierung.
Transformatoren.
Trans-
Olküh-
einige moderne.
Überlandzentralen,
werke.
Überspannungs- u. Überstrom-
schutz (s. a. Blitzableiter).
— Überspannungschutz durch Verwertung
der Glimmwirkung. Nach Nagel. 817.
— Über den Schutz elektr. Verteilungs-
anlagen gegen Überstrom. Von Blathy.
Brf. 77.
— — Von J. Biermanns. Brf. 77.
Bris3032209o%.53 [540.
— — Von W. Schrader. Brf. 362. Brf.
— Überstromschutz in Hochspannungs-
Leitungsanlagen. Nach Woodrow,
Roper u. Traver. 336.
— Überspannungsschutz
siehe Elektrizitäts-
in Elektrizi-
tätswerken. Nach Petersen. 834.
— Überspannungsschutz, neuer. Nach
Bennet. 655.
— Überspannungsschutz, System Pfann-
kuch-Biermanns. 652.
— Verwertung der Glimmwirkung elektr.
Leiter zum Schutz gegen Überspan-
nungen. Nach R. Nagel. 817.
— Die erforderliche Trägheit von Über-
.strom-Zeitrelais. Von W. Höpp. 370*.
Überwachungsausschüsse, interalliierte,
siehe Frieden.
Überwachungswesen, siehe Unfälle, Ar-
beiterfragen, Institute, Reichsanstalt,
Materialkunde.
Umformer, siehe Dynamos u. Gleich-
richter.
Umsatzsteuer, siehe Steuer.
Unfälle (s. a. Brand u. Rechtspflege).
ber einen merkwürdigen elektri-
Ben Unglücksfall in einem Badezim-
mer. Von St. Jellinek. 549*. Brf. 861.
— — Von W. Vogel. 861.
— Beton und elektrischer Unfall. Von
St. Jellinek. 379. Brf. 539.
— Tödlicher Unfall durch Drehstrom
mit 500 V in einer Fördermaschinen -
anlage. Nach Vogel.‘ 302.
Unfälle.
— Tod eines Elektrotechnikers infolge
unvorsichtigen Verhaltens in einem
. Transformatorenhaus. 478.
— Unfälle durch Elektrizität auf den
oberschlesischen Industriewerken. Nach
W. Vogel. 69.
— Sicherungsmaßnahmen gegen gefahr-
bringende Berührung in elektrischen
Niederspannungsanlagen. Von W. Vo-
gel.. 750*.
— Ein Schutz gegen die Betätigung elek-
trischer Zünder durch Streuströme.
556.
— Dampfturbinenexplosion. 280.
— Dampfkesselzerknall im Elektrizitäts-
werk Reisholz bei Benrath. 319.
Unterbrechung, lichtbogenfreie, siehe
Schalter.
Untergrundbahnen, siehe Bahnen.
Unterricht, siehe Hochschulen u. Vor-
träge.
Unterwerke, siehe Elektrizitätswerksbau.
Wagabundierende siehe Erd-
strom.
Vakuumröhren, siehe Röhren.
Ventilatoren, einige besondere Anwen-
dungen elektrischer. 241.
Verbände, s. Vereine und Abb. A III.
Vereine. (S. a. Abt. AIII.) Das Be-
rufsverbandswesen in. Deutschland
(Statistik). 1041.
— Zusammenschluß
350."
Vereinheitlichung (s. a. Normalisie-
rung u. Einheiten).
— Dezimalklassifikation in der Litera-
tur. Von Hanauer. 516.
Versehmelzungsvorgänge in der
Montanindustrie. Von W. K. Weiß.
979% >
Verstärkerröhren, siehe Röhren. '
Versuchsamt, siehe Prüfämter u. In-
stitute.
Verteilungstafeln, siehe Schalttafeln.
Verwaltung, Die Verwaltungsreform
und die Anstellung von höheren Beam-
ten in den allgemeinen und Sonder-
zweigen der Verwaltung. Von Sied-
ler. 276.
— Die Reform der höheren Verwaltung
(Richtlinien). 319. 657.
— Techniker in der Verwaltung. 799.
— Neuordnung der technischen Wirt-
schaft‘ in Groß-Berlin. 898.
Vibrator, siehe Dynamo.
Voltmeter, siehe Meßgeräte.
Vorschriften, siehe Normalien.
Vorträge (s. a. Hochschulen).
— Vortragsreihe über die Isolierstoffe
der Elektrotechnik des Elektrotechni-
schen Vereins. 779.. B. 800. 1015.
— Vortragsreihe des Elektrotechnischen
Vereinsüber Aufgaben der elektrotechn.
Praxis in mathematischer Behand-
lung. 38.
— Vortragsreihe der
leuchtungstechnischen
533. 818.
— Technisches Vorlesungswesen Groß-
Berlin. 594.
— Ausbildungskurse für Oberheizer. 678.
— Monteur-Fortbildungskurse des Elek-
trotechn. Vereins. 59. 282. 537.
= Wärmeteclinischer Ausbildungskur-
sus- 473:
— ‘Vorträge über Wärmelsohiik. 280.
Vorwärmer, elektrischer, für Explo-
sionsmotoren. 359.
Ströme,
im Vereinsleben.
Deutschen Be-
Gesellschaft.
Wagenausrüstung, siehe Bahnanlagen.
Walzwerke, siehe “ Eisenhüttenwesen.
Warenmarkt siehe Abt. AV.
Warenpreis und Geldwert.. Nach H.
Hartmann. 441.
Wärmewirtschaft (s. a. Brennstoff-
wirtschaft u. Energiewirtschaft).
— Neuzeitliche Verwertung und Bewer-
tung der Wärme. Nach Josse. 920.
— Wärme- und Kraftwirtschaft im nie-
a - westfälischen Bergbau.
9
— Die Beseitigung der Kohlennot. Von
G. Dettmar. 521*. 545*. 564*.
Wasserkräfte (s. a. Elektrizitätswerke).
— Die Ausnutzung der Flußwasserkräfte.
Von Block. 765*. 945.
— — Von G. Kapp. Brf. 862,
— , Flußwasserkräfte und Elektrizitäts-
erzeugung in -Deutschland.. _ Von
Sympher. 745*. 945.
— Flußwasserkräfte und Elektrizitäts-
versorgung in Deutschland. 745*.
— Die restlose Erfassung unserer Was-
serkräfte, ein Gebot der Gegenwart,
Von W. Halbfaß. 792*,
Wasserkräfte.
— Vernachlässigte Kraftquellen. Von
C. Reindl. 11.
— Wasserkräfte von 5000 kW. 492*,
— Deutsche Wasserwirtschaft. 496.
— Merkblatt über das preußische Was-
serbuch und Rechtsgrundsätze des
Landeswasseramts. 157.
-— Ausnutzung der preußischen Was er-
‚kräfte. 263.
— Einiges über Wasserkräfte. 335.
— Die an dem Großschiffahrtswege
durch Süddeutschland zu verwerten-
den Wasserkräfte und ihre Gewinnung.
Von F. A. Hoppe. 397.
— Kraftgewinnung aus in Süddeutsch-
land geplanten Kanalisierungen. 258.
— Ausbau der Wasserkräfte des Mains.
59%
— Nachforderungen für den Ausbau von
Wasserkräften im oberen Quellgebiet
der Weser. 513.
— Kraftwerke an Werra und Fulda. 39.
— Zum Ausbau der bayerischen Wasser-
kräfte. 38.
— Die Wasserkräfte Amerikas. 400.
— Das neue Wasserkraftgesetz der V. S.
Amerika. 699.
— Kanadas Wasser- und Elektrizitäts-
wirtschaft. 557.
— Ausnutzung argentinischer Wasser-
kräfte. 676.
— Die Entwicklung der schweizerischen
Wasserkraftanlagen. Von Misslin.
395:
— Ausnutzung von Wasserkräften in.
Graubünden. 554.
— Die Wasserkräfte in den Pyrenäen.
Nach Cavailles. 436.
— Das Wasserkraftwesen in Niederlän-
disch-Indien. Nach Groothoff. 877.
— Die Wasserkräfte zur Elektrisierung
der Orleans-Bahn. 957.
— Reichswasserwirtschaftsrat. 898.
— Fortschritte in der Ausnutzung von
Wasserkräften. Nach Bergstrom.
959.
— Die Wasserwirtschaft in Frankreich
nach dem Kriege und der Ausbau der
deutschen Wasserkräfte. VonMattern.
I80*.
Wasserschlag in den Leitungen von
Wasserkraftwerken und seine Verhin-
derung. Nach Causse. 300.
Wasserturbinen (s. a. Turbinenanla-
gen). Versuchsergebnisse mit einer
Kaplan-Turbine. 162.
— Kaplan-Turbinen-Konzern. 515. 901.
Wechselkurs, siehe Kurse.
Wechselstromerzeuger (8.8: Do:
mos), verbesserter akustischer. Von
M. Gildemeister. 91*.
Wegerecht in den Vereinigten Staaten.
Nach C. R. Harte. 678.
Wellen, Die kürzesten mit Vakuum-
röhren herstellb. Wellen (S. 615). 924.
Weltprobleme, wirtschaftliche, Erklä-
rung der Entente. 281.
Werkstatt u.
schinenantrieb u. Schweißen).
— Elektrisch angetriebener Federnuten-
fräser. 338.
— Universalhilfsmaschine für Ankerrepa-
raturen. 162.
— Elektrisch angetriebene Werkzeug-
maschinen. 299.
— Die neuen Lokomotivwerke von Arm
strong-Whitworth. 400.
— Elektrische Warmbehandlung von
Stahlteilen zwecks Härtung. 594.
— Neuartiges Stahlhärteverfahren unter
Benutzung elektrischer Glühöfen. 612.
— Organisation wirtschaftlicher Höchst-
. leistungen. Nach Senst. 593.
— Einzelbeleuchtung von Werkzeug-
maschinen mit niedervoltigen Lam-
pen. Nach Ram. 59.
—.— von W. Fuhrmann. Brf. 723.
— — von Lubach. Brf. 801.
— Das Schweißen und Schneiden mit |
dem Kohlenlichtbogen. 797.
— Abdrehen des Kollektors ohne den
Anker herauszunehmen. 857.
Werkstatt. Herstellungsweise von Kol-
lektoren. 939.
— Hilfswerkzeug zur Ermittlung des
Entstehungsortes von an Maschinen
beobachteten Schlägen. Nach Cook.
857.
Werkzeugmaschinen, siehe Maschinenan-
trieb und Werkstatt.
Wicklungen, siehe Meßgeräte, Dyna-
mos, Elektromotoren, Magnete, Trans-
formatoren.
Widerstand (s. a. Leitungen, Regulier-
apparate, Elektrizitätslehre, Meßge-
räte).
Werkzeuge (s. a. Ma-
Widerstand.
— Konstante hochohmige Meß- und Be- 4
lastungswiderstände. Von J. E. Lilien-
feld und W. Hofmann. 870*.
— Ein veränderlicher Flüssigkeitswider-
stand. 239.
— Leichte Schaltwalzenwiderstände. 555. 4
‚Windkraftausnutzung, Die Möglich-
keiten der Windausnutzung und ihre
Bedeutung für die Energiewirtschaft.
Von @. Liebe. 501*. Brf. 663.
— — Von E. Adler. Brf. 663.
—,.— Von P. Schiemann. Brf£. 841.
— Neuartige Windmühle. 420.
— Förderung der Windkraftausnutzung.
654.
Wirbelströme, Ba Elektrizitätslehre u.
Dynamos.
Wirtschaftslage, Zur.
v. Siemens. 885*.
Wirtschaftspolitik des
bandes der deutschen Industrie.
Wirtschaftsjahr 1919. 183.-
Wolframerzeugung. Nach F. Heß.
880.
— Kanadas Erzeugung von Wolfram
und Molybdän. 339.
Wünschelrute, elektrische. 280.
Zähler, siehe Elektrizitätszähler.
Zählereicheinrichtung, siehe Meßgeräte.
Zählertafel, Universal-. 239.
Zeitschriften, neue, siehe Abt. A III.
Zeitschriftensehau, amerikanische.
Von-C. E,
Reichsver-
74
za
Zink (s. a. Materialkunde, Normalien,
Leitungen). R
— Welterzeugung. 536.
— Bestandsaufnahme. 224.
Zolltarife, Neuer argentinischer Zoll-
tarif. 143.
— Neuer finnländischer Zolltarif. 84.
— Der neue polnische Zolltarif. 282.
— Verzollung in den V. S. Amerika. 580.
Zugbeleuchtung, siehe Beleuchtung.
Zusammenschluß im Vereinsleben.
359.
Il. Persönliches.
Auszeichnungen. 98. 156. 178. 323. 478.
518. 539. 598. 703. 763. 923. 1058.
Hochschulnachrichten. 13. 38. 77. 98.
118. 178. 238.283. 303. 323. 343. 364.
382. 403. 499. 518. 539. 559. 580. 598.
663. 683. 742. 763. 783. 800. 841. 861.
902. 923. 1021. 1058.
Verstorbene Mitglieder des V.D. E. 722.
Verstorbene Mitglieder des Elektrotech-
nischen Vereins. 217.
Nobelpreis für Physik. 947.
Adler, L. 796.
Auer v. Welsbach. 1058.
BBaerwald, J. 1058. Y
v. Baeyer, O0. 993.
Behn-Eschenburg, H. 98.
Berlowitz, M. 1046.
Bestelmeyer, A. 518.
af Bjerken, P. K. f. 78.
Brandt, A. A. 799.
Braun, F. +. 517.
Büurstyn, W. 902.
Bußmann, F. f. 644.
©almes, A. 199.
Cassirer, H.-f. 559. 683.
Cohn, E. 598.
Cranz, ©. 403.
EPauberschmidt, G. 841.
Debeye,.P. 178. 323.
Dessauer, F. 382.
Dettmar, G. 257. 947.
Dieckmann, M. 783.
Dihlmann, C. f. 343. 403.
Dolezalek, F. }. 1046.
Dolivo -Dobrowolsky, M. 7. 12.
Ehrenhaft, F. 1058.
Einstein, A. 394. 478.
Elster, J. +. 518,
Emmet, W. L. 518. 1058.
Engelhardt, V. 598.
Fein, E. + 1058.
Feyerabend. 882.
Föppl, A. 343. 403.
Föppl, ©. 580.
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Ill. Literatur.
| Eingänge: Bücher, Dissertationen,
Sonderdrucke. 14. 37. 58. 77. 97.
117.135. 177. 198. 216. 237. 257. 284.
304. 324. 343.364. 384. 404. 444.460.
479. 500. 519. 540. 560. 580. 600. 623.
684. 704. 724. 744. 784. 802. 824. 843.
863. 883. 903. 924. 948. 971.-995. 1023.
1047. 1060.
— Drucksachen und Preislisten. "257.
480. 724. 744. 844. 903. 972. 1024. 1060.
Neue Zeitschriften:
— „Der Bauingenieur”. 14.
— „Brennstoff-Chemie’’. 903.
— „Deutscher Meßhandel”. 177.
— „Die Technik in der Landwirtschaft“.
31.
— „Edel-Erden und -Erze”.' 97.
— ‚Hammer und Feder“. 1060.
— „‚Industrial Arts Index‘. 717.
— „Industrie und Technik’. 58.
— „Internationale Patent-Wacht”. 304.
— „Journal of the American Institute of
El. Engineers“. 304.
— „Kruppsche Monatshefte”. 304.
— „La Telegraphie sans Fil Moderne.”
600.
— „Le Journal de Physique et le Ra-
dium”. 824.
— „Nachrichtenblatt des Reichsschatz-
_ ministeriums‘‘. 480.
— „Österreichische Monatsschrift für d.
öffentlichen Baudienst und das Berg-
und Hüttenwesen. 444.
— ,„Qualität”’, Internationale Propa-
ganda für Qualitätserzeugnisse. 684.
— „Taylor-Zeitschrift’”’. 364.
-— „Werft und Reederei”. 14.
— „Zeitschrift für Fernmeldetechnik,
Werk- und Gerätebau”. 117. 198.
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Betriebsjahre 1915/16, 1916/17 und
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Die Lehrlingsausbildung in der mecha-
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Verband
Deutscher Elektrotechniker,
(S. a. Abschnitt A I unter Normalien.)
Kommissionen.
Kommission für Erricehtungs- und
Betriebsvorschriften:
— Arbeitsprogramm 361.
— Verwendung ungeschützter Isolier-
rohre. 800.
— 'Metallüberzüge an Isolierrohren 361.
— Kreuzung von Hochspannungs-Frei-
leitungen mit Reichstelegraphen- und
Fernsprechleitungen. 78. 475.
Kommission für Errichtungs- und
Betriebsvorschriften:
— Kreuzung von elektrischen Stark-
stromanlagen mit Bahnen. 421.
— Entwurf zu Vorschriften für den
Anschluß von Schwachstromanlagen
an Niederspannungs- Starkstromnetze
durch Transformatoren. 679. 737. 1015.
— Entwurf zu Leitsätzen für den An-
schluß von Apparaten und Einrich-
tungen, welche eine leitende Ver-,
bindung . zwischen Starkstrom- und
Schwachstromleitungen erfordern. 680.
131.
— Erster Entwurf zu Normen für die
Spannungen elektrischer Anlagen unter
100 V. 136. 443.
— , Normen für KGZ-, KJZ-, 0G-,AG-,
KJC- und KJA-Leitungen. 1015.
Kommission für Freileitungen;
— Normalien für Freileitungen. 780. 839.
— — Änderungen. 475. 703.
—, Normalien für KGC-, KGA-, CG-,
CA-, KGZ-,CG-uA G-Leitungen. 1015.
—, Normen für Aluminium. 1015.
Draht- und Kabel-Kommission:
— Bestimmungen für die Übergangszeit
“betr. isolierte Leitungen in Starkstrom-
anlagen. 321. 5%.
— — (Änderungen). 821.
— Normalien für KGC-, KGA-, C6G-,
CA-,KGZ-,CG-u. AG-Leitungen. 1015.
— Normen für Aluminium. 1015.
— Normen für KGZ-, KJZ-, CG-, AG-,
KJC- und KJA-Leitungen. 1015.
Kommission für ER und Heiz-
geräte:
— Vorschriften Se Koch- und Heiz-
‚apparate. 680. 860.
Kommission für Maschinen und
Transformatoren:
— Normen f. Einheitstransformatoren
mit Kupferwieklung 1920. 576.
— Normalien für die Verwendung von
Aluminium und Kupfer bei den Wick-
lungen von Maschinen und Transfor-
matoren. 638.
— Normalien fürFlachkohlebürsten. 762.
Kommission für Elektrizitäts-
zähler:
— Normen für Elektrizitätszähler. 537.
— Erläuterungen zu den Bestimmungen
über die Beglaubigung von Elektrizi-
tätszählern. 638.
Kommission für
beeinflussungen:
— Leitsätze zum Schutze von Fern-
. sprech-Doppelleitungen gegen die Be-
einflussung durch Drehstromleitungen.
597. °
Kommission für Fernmeldeanla-
gen:
Schwachstrom-
— Entwurf zu Normen für Rundklem-
men. 681.
Ausschuß für Bedienungsele-
mente:
— Normen für Knöpfe und Griffdorne
zu Hochspannungsschaltern. 660.
Kommission für Porzellanisola-
toren:
— Entwurf zu Normen und Prüfvor-
schriften für Porzellanisolatoren. 618.
alle
Verschiedenes.
Jahresversammlung Hannover. 118. 340.
595. 659. 719. 736.805 (Bericht Zehme).
943. 965. 989. 1016. 1042.
Beschlüsse der Jahresversammlung
Hannover. 839.
Aussprache über die Vorträge und
Berichte auf der Jahresversammlung
in Hannover. 659.
Neue Zusammensetzung der VDE-
Kommissionen und deren Arbeitspro-
gramme. 361.
Bericht über die Tätigkeit des Ver-
bandes seit der letzten Jahresversamm-
lung. 719.
Elektrische Woche in Hannover. 340. 575.
-596. 638. 660. 701. 736.°825 (Bericht).
Elektrische Woche Essen 1921. 1058.
Vortrag Sympher, Flußwasserkräfte
und Elektrizitätserzeugung in Deutsch-
land. 745*. 945.
Vortrag Block, Ausnutzung der Fluß-
wasserkräfte. 765*. 945.
Vortrag F. Bartel, Torf-Großkraft-
werke. 865*. 888*. 932*. 1045.
Vortrag R. Tröger: Großkraftüber-
tragung. 905*. 927*. 969. 989. 1016.
Vortrag Graf Arco, Drahtlose Nachrich-
tenübermittlung für Überlandwerke.
785*.: 1042.
Vortrag Grabe, Eintirioklungsmöglich-
keiten auf dem Gebiete der Selbstan-
schlußämter. 806*. 829*. 1043.
Vortrag Schrottke, Schutzeinrichtun-
gen der Groß-Kraftübertragungen,
827*. 848*. 989. 1016.
Vortrag K. W. Wagner, Das Mehr-
fachfernsprechen und -telegraphieren
aufLeitungen mitHochfrequenz. 1025*.
1043.
Änderung der Satzung. 701. B. 881.
Prüfstelle. 881. 949*.
Bestimmungen für die Übergangszeit.
(2. Aufl.). 443.
Lieferrollen für ‘Feindrähte. 558.
Mitgliederverzeichnis. 178.
Deutsche Beleuchtungstechnische
sellschaft. 703.
Bezug der Zeitschrift ‚„‚Der Betrieb”. 881.
Jahrbuch der Elektrotechnik. 136.
Zahlung von Mitgliederbeiträgen. 965.
Elektrotechnischer Verein.
‚Vortragsreihe über „Aufgaben der elek- -
trotechnischen Praxis in mathemati-
scher Behandlung”. 38.
Vortragsreihe über die Isolierstoffe der
Elektrotechnik. 779. 800. 1015.
Monteur-Fortbildungskurse. 59. 282. 537.
Leitsätze für Blitzschutz. 641.
Beitragszahlung. 969. 989.
"Einladungen. 105%.
Einladungen zu Sitzungen. 78. 118. 157.
238. 282. 380. 839. 881. 922..1015.
Einladungen zu Fachsitzungen. 38. 118.
216. 258. 362.
| L. Lichtenstein,
Sitzungsberichte:
Ge-
28. 1. 1919. 443. a
x. 1919. 475.
XL 191974: .
. XII. 1919. 118. 340. 617.
. 1. 1920 (Jahresversammlung). 216.
28.
10. I. 1920. 258.
24. II. 1920. 282.
14. IV. 1920. 922.
20,7 1V.21920. 381.
18.7V..19202 510.
26. X. 1920. 901.
19. XI. 1920. 989.
Vorträge:
F. Kleeberg,
Gleichrichter der Glastype, seine Theo-
rie und praktische Ausführung. 145*.
171*. 193*. 443.
- Über das Neben-
sprechen in kombinierten Fernsprech-
ämtern. 188*. 208*.
W. Höpp, Die Berechnung
ee 205%. 23227298
Skaupy, Ein neuer Gleichrichter.
FE. Kiebitz. Drahtlose
telegraphie. 380.
Richtungs-
0. Martienssen, Der Kreiselkom-
paß im Schachtbau. 462%. 475.
-M. Schenkel,
bei Wechselstrombahnen. 541*. 567*.
617. g
. Weber, 25 Jahre Vorschriften
des Verbandes Deutscher Elektrotech-
niker. 645*. 673*.
L. Pungs: Die drahtlose Richtungs- -
telegraphie bei der Marine. 922.
R. Rothe: Über einige praktische
Verfahren und Aufgaben aus d. prak-
tischen Mathematik. 999*.
Berichte über Fachsitzungen: 18.
XT.: 1919. 475.°°18-12.1919.7 380
Fremde Vereine und Verbände.
Statistik der Beru‘svereine und -ver-
bände in Deutschland. 1941.
American Institute of Electrical Engi-
neers. 122.
Bayerischer Revisions-Verein
bericht). 759.
Bund. der Elektrizitätsversorgungs-Un-
ternehmungen Deutschlands.
Bund Deutscher Civil-Ingenieure. :1013.
‚Deutsche Beleuchtungstechnische Gesell-
schaft. 84. 143. 637. 703. 818.
Deutsche Gesellschaft für Pens,
wesen. 439. 837.
Deutsche Gesellschaft für Metallkunde.
18. 820.
Deutscher Verein für den Schutz des ge-
werblichen Eigentums. 102. 677.
Deutscher Wasserwirtschafts- und Was-
serkraft-Verband. 496.
Elektrobund. 799.
Geschäftsstelle für Hlekirizttäiererwer.
tung. 61.
Installationstechnische Gesellschaft BE
lin-Brandenburg. 1041.
InteressengemeinschaftdeutscherElektro-
Großhändler und -Exporteure. 595.
Internationaler Straßenbahn- und Klein-
bahn-Verein. 1041.
National Electric Light Association. 61.
(Jahres-
Reichsarbeitsgemeinschaft für Elektri-
zitäts-, Gas- und Wasserwerke.
Der Quecksilberdampf-
von
Stromrückgewinnung
II
3 1920.
IE
Elektrotechnische Zeitschrilt.
Reisbeverbänd der Elektrizitäte -Abneh-
mer. 104.
Reichsverband des deutschen:
_ werks. 20.
- Reichsverband elektrotechnischer Spe-
zialgeschäfte. 600.
"Schweizerischer Elektrotechnischer Ver-
ein. 299.
Stahlwerksverband. 63.
Hand-
“Verband deutscher Elektro-Installations-
firmen. 201. 439. 636.
Verband Schweizerischer Elektrizitäts-
werke. 299.
Versammlung Deutscher Naturforscher
und Ärzte. 495.
Verein deutscher Ingenieure. 798.
Verein deutscher Maschinenbau-Anstal-
ten. 799. = €
Vereinigung der Elektrizitätswerke köee
richt Goslar). 833.
Zentralausschuß der Unternehmerver-
bände. 536.
Zentralverband der deutschen elektro-
technischen Industrie. 799.
Die Verfasser von Büchern sind nicht in diesem Verzeichnis sondern unter Abteilung A,III des Sachverzeichnisses aufgeführt.
|}
Zentralverband.
— Mitgliedervers. v. 24. VI. 20. 690*.
710*.
— Tätigkeit der Normenausschüsse. 403.
476. 683. 1020.
V. Kleine wirtschaftliche und
geschäftliche Mitteilungen.
(Soweit nicht schon in den anderen
Abteilungen genannt)
Aktienkurse. 63. 144. 203. 284. 364.
460. 540. 904. 995.
Amerikanische Kapitalsanlagen,
eine Gefahr für Deutschlands Wirt-
schaft. 184.
Ausschreibungen. 724. 904.
Außenhandel. 560. 575. 684. 904. 924.
948. 995. 1024. 1048. 1060.
Eisenbahntarife, Änderungen der —.
784.
Eisenwirtschaft, Ein Beichskoinmis-
’904.
HieRtntenhnfsches Installations-
material.
—? 744.
Wozu neue Fabriken für |
Ferrosilizium, Handel mit —. 184.
Gehässigkeit einer belgischen
Firma. 500.
Geschäftswelt, Aus der —. 84. 104.
224. 244. 284. 304. 364. 404. 423. 444.
480. 500. 519. 540. 580. 600. 644. 664.
684. 704. 764. 864. 904. 924. 972. 1024.
1048. 1060.
‚Gesetzgebung und Verwaltung, 339.
361. 497. 515.
Jubiläen. 104. 224. 580. 864.
Kapitalserhöhungen. 224.
Metallbörse, Preisbewegung an der
Londoner —. 123. 360. 594. 943.
Metallpreise. 20. 44. 63. 84. 104. 123.
144. 164. 184. 203.224. 244. 263. 304.
324. 343..364. 384. 404. 423. 444. 460.
480. 500. 519. 540. 560. 580. 600. 623.
644. 664. 684. 704. 724. 744. 764. 784.
803. 824. 844. 864. 883. 904. 924. 948.
972. 995. 1024. 1048. 1060.
Preise elektrotechnischer
nisse, Kein Rückgang der —.
Erzeug-
404.
Preislisten, Neue — und Zahlungsbe-
dingungen, 63.
B. Namenverzeichnis.
Preispolitik, Außenhandel, Vereinheit-
lichung der Produktion und Wieder-
aufbau. 514.
Produktionszensus in England. 244
„Relma“, Lieferungsbedingungen des
—. 1060.
Rheinisch-Westfälisches Elektri-
zitätswerk — Roddergrube, Betriebs-
gemeinschaft. 764.
Saargebiet, Handelsverkehr mit dem
514.
Schwarzsche Tafeln, Bezug der —.244.
Sowjet-Rußland, Aus —. 821.
Warenmarkt. 224. 244. 284. 343. 364.
384. 423. 460. 500. 519. 540. 560. 580.
600. 623. 644. 664. 684. 704. 724. 744.
764. 784. 803. 824. 844. 864. 883. 904.
924. 948. 972. 995. 1024. 1048. 1060.
Warenofferten Höchstgebot.
343.
Zuschlagsliste der Preisstelle des Zen-
tralverbandes der deutschen elektro-
63. 123. 203.
704. 803. 883
gegen
technischen Industrie.
269. 348. 423. 519. 623:
72. 995. 1060.
Persönliche Nachrichten siehe unter Abteilung A, IT
Zeichenerklärung:*= — größerer Aufsatz. — Brf. = Brief an die Schriftleitung. — B. = Berichtigung.
Die Zeichen Bref. und B. stehen vor, das Zeichen * steht hinter der Seitenzahl.
Die le 5 ö, a und a8, 06, ue sind wie die einfachen Laute a, o, u behandelt; Worte mit Umlauten sind den gleichartigen Workdn- mit einfachen Lauten nachgestellt.
Ablett, ©. A., Drehstrom oder Gleich-
strom zum Antrieb von Walzenstraßen.
SD
Abraham, M., Theoretische Unter-
‘suchung über die Strahlung von An-
tennensystemen. 160.
—, Berechnung des Darcharitts. von Ver-
tärkerrähren. 182.
— , Ein Satz über Modelle von Antennen.
918. i
Adler, E., Das Vereinheitlichungswesen
in der Elektrotechnik. 1*.
—, Vernachlässigte Kraftquellen. Brf.
156.
—, [Rezens.]. G. 'Garbotz, Vereinheit-
lichung i in der Industrie. 460.
—, Die technischen Arbeiten desZentral-
verbandes der deutschen elektrotechn.
Industrie. 693.
—, Verbilligung der elektrischen Anlagen
“durch Ausgestaltung der Verbandsyar -
schriften. 935*.
—, Die Möglichkeiten der Windauihit-
zung und ihre Bedeutung für die Ener-
giewirtschaft. Brf. 663.
und Schiebeler, C., Die
Leistungsbewertung der Elektromo-
-- toren für aussetzende Betriebe. 485*.
508*. Brf. 940.
-—, L., Die Leistung von Straßenbahn-
motoren. 461*,
E = —, Wirtschaftliches Fahren elektrischer
Bahnen. 961.
Agnew, P. H., Vibrationsgalvanometer.
"695.
Alvensleben, Magnetische - Wirkungen
eines Blitzschlages. 222.
Ammon, K., Die Nummern im Fern-
sprechbetriebe. Brf. 98. Brf. 237.
Amy,E. V., Unruhiger Gang von Turbo-
dynamos. 1038.
Anderson, Kohlenpulverfeuerung. 473.
755.
Apt,R., Nachruf für Dr. H. Cassirer.683.
Arco, Graf, Drahtlose Nachrichten-
ö übermittlung für Überlandwerke. 785*.
1042.
Arendt, Abhören und Erdtelegraphie i im
Kriege. 1040.
Armstrong, siehe Sorensen. j
Arndt, K., [Rezens.]). R..Sachsze,
Chemische Technologie. 236.
—, [Rezens.. R. Lorenz, Die Ent-
wicklung der deutschen chemischen
Industrie. 404.
—, [Rezens.]. L. Graetz (M. Trautz),
Handbuch der Elektrizität und des
Magnetismus. Bd. I, 3. 444, g
"Arndt,
K., [Rezens.]. F. Winteler,
Die heutige industrielle Elektrochemie.
703.
—, [Rezens.]. J. Stahl, Chemische Bil-
derschrift. 824.
—, [RBezens.]. Hesse u. Großmann,
- Englands Handelskrieg und die Che-
mische Industrie. 622.
—, [Rezens.]. P. Reinglaß, Chemische
Technologie der Legierungen. I; 599.
—, [Rezens.]. J.- Obermiller, Der
Kreislauf der Energien in Natur und
Technik. 560.
—, [Rezens.]. L. Michaelis, Die Was-
serstoffionenkonzentration, ihre Be-
deutung für die Biologie und die Me-
thoden ihrer Messung. 784. E
Aspinall, J., Die Zukunft der elektri-
schen Eisenbahnen in England. 180.
Arvidsen, G., Amperesche Molekular-
ströme nach der Methode von Einstein
und de Haas. 379.
Austin, Gesichtspunkte für die Wahl
der Isolatorengröße. 417.
Bahl, J., Der elektrische Antrieb von
Sehiffsladewinden. 1056.
Bang, A., Betriebserfahrungen an einer
Hochspannungs-Kraftübertragung. 15.
Banneitz, F., G. Rhein und B.Kurze,
Evakuierte Metallgefäße. 573.
Barbarat, M., Verbesserung des Fern-
sprechverkehrs in Paris durch Einfüh-
rung des Anruf- an Stelle des Dienst-
leitungsbetriebes im Verbindungslei-
tungsverkehr. 556.
Barkhausen, H., Einheitliche Bezeich-
nungen für die bei Vakuumröhren vor-
kommenden’ Größen. 62.
—, Zwei mit Hilfe der neuen Verstärker
entdeckte Erscheinungen. 379.
—, und K. Kurz, Die kürzesten mit Va-
kuumröhren herstellbaren Wellen. 615.
B. 924.
Barnett, W., siehe Paterson.
Barr und Strout, Das Optophon. 897.
Bartel, F., Torf-Großkraftwerke. 865*.
838*. 932*. 1045.
Bauch, R., Die induktiven Vorgänge
in einem Kerntransformator mit Stern-
Stern-Schaltung bei einspuliger Last.
200.
Bauer, [Rezens.). Rudeloff,
Preußische staatliche Materialprü-
fungsamt, seine Entstehung und Ent-
wicklung. 743.
Beck, E., Experimenteller Nachweis der
Ampöreschen Molekularströme. 319.
879.
Das‘
Becker, W., [Rezens.].
Eintritt - der erfahrungswissenschaft-
lichen Intelligenz in die Verwaltung. |
116.
Beckmann, [Rezens.]. H. F. Ziegler,
Die Leistungen kriegsverletzter Indu-
striearbeiter und Vorschläge zurKriegs-
beschädigtenfürsorge. 600.
Behn-Eschenburg, H., Versuchsfahr-
ten einer Wechselstromlokomotive mit
elektrischer Nutzbremsung. 438.
Behrend, W., Preisgestaltung und Preis-
"politik in der Elektrotechnik.
—, [Rezens.]. Wiethaus, Kantoro-
wiezund Brandt, Das Betriebsräte-
gesetz vom 4. II. 1920. 479.
—, [Rezens.]. G. Doden, Gewerbe-
lehre. 882.
— , [Rezens... G. Respondek, Welt-
wirtschaftlicher Stand und Aufgaben
der Elektroindustrie. 1046.
Belt, Selbsttätige Wasserkraft-Elektri-
zitätswerke. 815.
Bender, [Rezens.]. K. Körner, Der
Bau des Dieselmotors. 257. .
Benischke, G., Zerstörungserscheinun-
gen an Hochspannungsisolatoren. Brf.
34%
Bennet, ©. E., Neuer Überspannungs-
Sehutz. 655.
Bergmann, Die Steigerung der Selbst-
kosten des elektrischen Stromes bei
den Öberschlesischen -Elektrizitäts-
werken seit 1914. 179.
Bergstrom,M., Fortschritte in der Aus-
nutzung von Wasserkräften. 959.
Bernhard, K., [Rezens.]. W. L. An-
dr6e, Die Statik der Schwerlastkrane.
599.
‚ [Rezens.].. W. L. Andres, Zur. Be-
re statisch unbestimmter Sy-
steme. 599.
Besag, E., Die Messung starker Gleich-
ströme auf große Entfernungen. Brf.
98.
Biermann, F., Tauchsieder. 272*.
Biermanns, J.. Über Hochleistungs-
sehalter. 325*. ‚Brf. 117. Birf. 519.
Brf. 763.
—, Über den Schutz elektrischer Ver-
teilungsanlagen gegen Überstrom. Brf.
77. Brf. 362.
—, Das Verhalten der Synchronmaschine
beim Kurzschluß über Streckenwider-
stände. 239.
| —, Ausgleichsvorgänge beim Kurzschluß
von Kollektormaschinen. 297.
Eckert, Der
469*. |
Binder, Die neuere Entwicklung der
Elektroteehnik und das Hoöchschul-
studium. 95.
Bisacre, F; F., Berechnung von Span-
nungsabfällen und Energieverlusten hei
Gleichstrombahnen. 1011.
Blakeslee, Verbrauch elektrischer Ener-
gie in Stahlwerken. 1012.
Blanc, F., Dauerleistung, Zeitleistung,
Aussetzerleistung. 812*.
Bläthy, Über den Schutz elektrischer
Verteilungsanlagen gegen Überstrom.
Bıf. 77.
Blattermann, A. $., Theorie der Rah-
menantennen. 439.
Bloch, L., Die Kohlenklausel. 150*.
Block, Die Ausnutzung der Flußwasser-
kräfte. 756*.
Blood jr., W. H., Schätzung der Jah-
reseinnahmen von Elektrizitätswerken.
1014.
Blumenthal, Die Blektrizitätswirt-
schaft in Spanien. 245*
Bohle, H., siehe Pohl, R.
Böhmer, P. E., [Rezens.].
Graphische Methoden. 404.
—, [Rezens.]. L. Klein, Streifzüge in
das Gebiet der Mathematik und Geo-
metrie. 683.
Böker, R., Graphische Konstruktion der
Bodenbeleuchtungskurve aus dem Po-
larschaubild der Lichtstärken. 25*.
Bonin, [Rezens.]. F. Seufert, An-
leitung zur Durchführung von Ver-
suchen an Dampfmaschinen, Dampf-
kesseln, Dampfturbinen und Diesel-
maschinen. 479.
Börnstein, E., [Rezens.].
Unsere Kohlen. 862.
Bramstedt, Gewinn- und Geschäfts-
beteiligung der Arbeiter. 457.
Brandt,A.A., Die soziale Abgabe. 454*.
B. 540.
—, Der Stand der gegenwärtigen Außen -
handelskontrolle. 821. 958.
—, [Rezens.]. ©. C. Roedder, Nacht
und Morgen der Weltwirtschaft. 303.
Bräuer, E., Bogenstromcharakteristi-
ken. 493.
—, Der zischende Lichtbogen. 493.
—, Die kathodischen Vorgänge im Bogen-
strome. 493,
Brauns, O., Über den Nebeneinander-
verlauf von Drehstrom- und .Fern-
sprechleitungen. 604*.
Bredow, H., Verwendung der Funk-
telegraphie für das Pressewesen. 75*
€. Runge,
P. Kukuk.
Elektrotechnische Zeitschrift.
"1020
Breit, H., Einiges über den Isolations-
zustand elektrischer ‚Starkstroman-
lagen und Feststellung desselben. 213*.
Breslauer, M., [Rezens.]. E. Philippi,
Torfkraftwerke und Se en)
anlagen. 303.
—, [Rezens.]. F. Raskop, Die Bopara-
turen an elektrischen Maschinen. 499.
Breul, J., Vor der Entscheidung über
das Elektrizitätswirtschaftsgesetz. 18.
Buchholz, Fr., Die Verrechnung des
induktiven Verbrauchs. 314.
Bürklin, Durchbiegung von Gitter-
masten. 252*.
Burstyn, W., Über lichtbogenfreie Un-
terbrechung elektrischer Ströme. 503*.
Brf. 970. “
—, Koppelungserscheinungen bei unge-
dämpften Schwingungen. 951*.
Busch, J., Über die Bewertung des
wattlosen Verbrauchs beim Verkauf
elektrischen Stromes und seine Mes-
sung. Brf. 970.
Byrnes, Anwendung von Synchronmo-
toren zur Verbesserung des Leistungs-
faktors. 336.
Calmes, [Rezens). R. Passow, Die
Bilanzen ‚der privaten und öffent-
lichen Unternehmungen. Bd. 2. 423.
Cario, N. A., Bestrebungen im Bau von
Antriebsmaschinen 61.
Causse, ‚Über Wasserschläge in den
Leitungen von Wasserkraftwerken und
ihre Verhinderung. 300.
Cavailles, Die Wasserkräfte in den
Pyrenäen. 436.
Charbonnier, J., Die Elektrizitätsver- '
wendung auf dem flachen Lande. Bıf.
135. 468.
Charpentier, P:, Selbsttätige Schutz-
schaltungen für elektrische Leitungs-
netze. 795.
Cheney, W. L., Magnetische Unter-
suchung von Stäben bei hohen Feld-
stärken. 962.
Clerk, D., Wahrung der Kohlenschätze
in England. 657. 699.
Clevell, Befestigungsweise des Leucht-
fadens bei Metallfadenlampen. 471.
Coates, W. A., Über die Auswahl von
Ölschaltern. 1010.
Cohn, L. M., Aluminium-, Eisen- und:
Stahl-Seile für Starkstromleitungen.
253.
Compton, A.H., Photoelektrisches Pho-
tometer. 614.
Cook, M.D.C., Hilfswerkzeug zur Er-
mittlung des Entstehungsortes von
an Maschinen beobachteten Schlägen.
857.
Coster, Über die Schaltungsweisen des
Audions. 262.
Coulon, Anforderungen an elektrische
K.ochgeräte. 159.
Courou, Linientafeln zur graphischen
Bestimmung von Strompreisen. 985.
Cox, siehe Sorensen.
Gramer, E., Ein französisches Groß-
kraftwerk, Beschreibung, Betriebs-
erfahrungen. 528*.,
—, [Rezens.]. R..Pollak, Die Elektro-
technik im Kriege. 96.
—, [Rezens.. W Straus, Die Elektri-
zitätsversorgung der deutschen Front
im Weltkriege und ihre Bedeutung für
das kämpfende Heer. 599.
Czepek, R., Der Übergangswiderstand
von Kohlenbürsten am Kollektor. 179.
Dahlander, Vergangenheit und Zu-
kunftsaussichten der schwedischen
Staatsbahn-Elektrisierung. 212.
van Dam, J., Die künftige Elektrizitäts-
versorgung in Frankreich. 277.
Dänzer, A., siehe Eggenberger, H.
Delamarre, M.A., ‘Vorrichtungen zur
Entnahme von elektrischem Strom aus
Hochspannungsleitungen. 471.
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214.
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bahn. 419.
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‚Beipert, [Rezens.], C. W.
Rhein, G;,
Richter, R., Untersuchungen über die
Pungs, L., und Preuner, G., Messung
sehr kleiner Kapazitäten und Ina
tivitäten. 398. €
: zinktes Eisen im Wechselstromfeld
142. ;
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bei der Meuinee 922:
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pen or
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“ rücksichtigung des Aluminiums. 345*.
.. 368*. 386*. 409*. 433*. 448.*
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Günther,
„4
Se U
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ströme auf große Entfernungen. Bıf. 97.
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Pe \
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- metern. 96. i ;
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'Schießler, J. K., Neue Wege in der
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Brkrsr |
Sehild, K., siehe Tobler.
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en ren. _ 697. :
Schirp, Verbesserung der Wirtschaft-
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_ Schlumberger, Schlumbergers Ver-
_ fahren zur Feststellung von Erzvor-
- kommen. 418. = i
- Sehmidt, Fr., Vorarbeiten für Hoch-
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= tralen...654*. R
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- kompensator als Hilfsmittel zu deren
Erforschung. 863. -
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3 geräte. 385*. Brf. 519.
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Schönau, W., Aufzeichnung von Kabel-
-fehlern. 697. “ y
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f
Ey
=
Er
"=
3
Ic
en
.
=
Hochvakuumver-
N
h
Er
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- Sehuchard, R. F., Bau von Maschinen
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£ En A ER . . > I* ö
aus den Osterreichischen: Blsktro ' Squier, O., Bäume als Antennen für
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Elektrotechnische
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Sehuler, M., Untersuchungen zur Er-
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trieb. der Dampfkessel. 924.
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21% 2
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|
1}
|
!
H. Jaeger, Be- |
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pen. 161. 5 }
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|
|
Seott, E.K., Elektrische Kraft für Stick- _
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Seibt, G., Ein abstimmbarer Pernhörer.
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E- (Eentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
#8 er Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — a: von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24.
41 . Jahrgang.
Berlin, 1. Januar 1920.
Zur gefälligen Beachtung.
: Die Geschäftsräume der Sehriftleitung
2 der „ETZ“ befinden sich nach wie vor
Ei Berlin W.9, Linkstrasse 23/24
.\ _ (Springerhaus).
» ‘ ertrechös ‘Amt Kurfürst 6050 bis 6053.
Fi - Wir bitten deshalb, alle für die Schrift-
leitung bestimmten Zusendungen mit der An-
x schrift: <
An die
Schriftleitung der
: Elektrotechnischen Zeitschrift
2: BERLIN W9
; Linkstraße 23/24, IV.
ersehen und persönliche Anschriften fee eund-
- liehst vermeiden zu wollen.
2 =. ‘Alle Mitteilungen, welche den Versand der Zeitschrift,
5 die Anzeigen oder sonstige geschäftliche Fragen betreffen,
sind ausschließlich zu richten an die
‚ Verlagsbuchhandlang Julins Springer in Berlin. W.9,
nn re 23/24.
Das Vereinheitlichungswesen in der
Elektrotechnik.
Yon Dr.-$ng. Ernst Adler,
leotmiseber Berater des Zentralverbandes der
deutschen elektrotechnischen Industrie. Bi
"3
ihnden eine. starke „Normalisierungs-Bewe-
bari in England. Dort macht sich das Bedürfnis
nach Vereinheitlichung besonders geltend,
‚hauptsächlich wegen der besonderen Formen
en Ingenieure eine größere Rolle spielen als in
‚anderen Ländern. Die englische Regierung hat
„Standardization“ in ihr Programm aufge-
nommen und unterstützt die schon im Jahre
‚1901 gegründete „British Engineering Stan-
dards Association‘ neuerdings ganz besonders.
und der Schweiz sind starke Bewegungen zur
_ Erweiterung und Beschleunigung der Verein-
BE iüttangsssheiten entstanden. In Deutsch-
um Träger der Bewegung gemacht und im
„„Normenausschuß der Deutschen Industrie‘
ine großzügige und wirksame, sich von Starr-
eit und unnötiger Einmischung fern haltende
Organisation geschaffen.
; " Normalisierung ist nichts Neues. Ihr Be-
- gründer im Maschinenbau ist bekanntlich Sir
Joseph Withworth. Alser 1841 sein Gewinde
- einführte, fand er allenthalben Widerstände.
Man erzählt, daß sein stärkstes Gegenargu-
ment war, darauf hinzuweisen, wie bequem es
‚wäre, wenn jede Kerzein jeden Leuchter paßte.
- Schonlängst vor dem Kriege haben die großen
Fabriken ihre eigenen Normen aufgestellt und
die technischen Vereinigungen waren bestrebt,
sie zu verschmelzen. Der größte Erfolg war
dort zu verzeichnen, wo infolge der Konzentra-
tion in wenigen großen Unternehmungen mit
starkem Inlandabsatz der Wettbewerb weniger
R ER war, und wo — wie in der Blektro-
-In denletzten Jahren istin often Industrie--
‚gung‘ entstanden. Am stärksten ist sie schein-.
- Pläne kennzeichnend.
‚des technischen Geschäfts, ı in dem die beraten-
Aber auch in Amerika, Frankreich, Schweden
die Kriegsfabrikation das Wesen der Vereinheit-
lichung so eindrucksvoll und in den weitesten
Kreisen veranschaulicht hat.
Organisiertte Abnehmer (Marine, Post,
Eisenbahn usw.) haben von jeher auf Verein-
heitlichung Wert gelegt, wie überhaupt der
Abnehmer den Hauptvorteil von ihr hat. Als
der ganze Verbrauch im Kriege den Herstellern
gegenüber einheitlich auftrat — Heer und Flotte
gegenüber der ganzen deutschen Industrie —
mußte das Bedürfnis nach Normalisierung
natürlich am stärksten empfunden werden.
Die Nachkriegsverhältnisse haben das
Streben nach Wir tschaftlichkeit, nach Erspar-
nis von Stoff und Arbeit — im weitesten Sinne
und einschließlich der Vertriebs- und Verwal-
tungsarbeit — verstärkt. Man bemüht sich heute
allenthalben, ‚‚rationeller“ zu wirtschaften und
die Vereinheitlichung erscheint als geeignetes
Mittel dazu. Ferner sind durch das Bestreben
zum Zusammensehluß gleichartiger Interessen
die Möglichkeiten der Verständigung bessere
gewor den. Und schließlich hat auch das Ent-
segenkommen der Hersteller den Wünschen
der Käufer gegenüber abgenommen — das
läßt sich nicht leugnen. Es ist mit ein Zweck
gesunder Vereinheitlichungsarbeiten, die alle
Interessentenkreise — auch die Verbraucher —
umspannen, eine Scheidung zwischen berechtig-
ten Forderungen und launischen Wünschen zu
vollziehen und jenen gegenüber das alte Entge-
senkommen wieder herzustellen.
Für die heutigen Vereinheitlichungsbestre-
bungen ist das Bestreben zur systematischen’
und schleunigen Durchführung, der Aufbau
auf breiter nationaler Grundlage und die Ein-
gliederung von Sonderarbeiten in allgemeine
Welche Entwicklung
frühere Bestrebungen nach zwischenstaatlicher
Vereinheitlichung in der Elektrotechnik neh-
men werden, läßt sich noch nicht übersehen.
„Nor malisierung‘“ istschließlich ein Schlag-
wort geworden; ein Rezept zur Heilung unseres
Franken Wirtschaftskörpers _ bedenklich
ähnlich dem abgebrauchten Schlagwort „Orga-
nisation“. Aber wie bei einer Organisation, die
nur in schematischer Arbeitsverteilung besteht
anstattin der Beseelung der Glieder eines Wirt-
schaftsorganismus zum Zweck seiner Erhaltung
und Förderung, und die die Ordnung zum Herrn
anstatt zum Sklaven macht, so liest bei miß-
verstandener Normalisierung, die den Zweck
über dem Mittel vergißt, die Gefahr'öder Gleich-
macherei nahe.
Es kann daher nicht Wunder nehmen, daß
das Schlagwort ‚‚,Normalisierung‘“ Widerspruch
hervorruft. Er beruht meistens auf mißver-
standener Auffassung der an sich so gesunden
Bestrebungen, nicht auf wirklichen Interessen-
gegensätzen. Diese Zeilen haben daher den
Zweck, zur Aufklärung beizutragenund dadurch
weitere Kreise von Fachgenossen zur Mitarbeit
anzuregen.
Zunächst handelt es sich darum — auf die
Gefahr hin, pedantisch zu erscheinen —, die
Begriffe zu klären. Das farblose Wort , ‚Norma-
lisierung‘‘ kennzeichnet den Umfang des -Ge-
bietes nicht genügend; wir wollen es daher durch
„Vereinheitlichung‘“ ersetzen. Die Verein-
heitlichung zerfällt in zwei große Gebiete. Sie
sollen als „Regelung“ und „Normung“ bezeich-
net werden.
Unter „Regelung‘‘ soll die Aufstellung
von Bestimmungen- für die Bewertung der
Heft 1.
Leistungsfähigkeit und die Kennzeichnung des
Verhaltens verstanden werden, einschließlich
der Festsetzung von Prüfverfahren zu deren
Nachweis. . Man hat solche Bestimmungen
früher als „Normalien‘“ bezeichnet (z. B, Ma-
schinen-Normalien). Das entspricht aber nicht
mehr dem heutigen Sprachgebrauch. Strenge
Bestimmungen werden als Vorschriften be-
zeichnet. Für losere sind die Bezeichnungen:
Regeln, Leitsätze oder Richtlinien am’ Platze.
Die strengen Vorschriften regeln das technische
Geschäftsleben. Sie bilden einen wesentlichen
Teil des Lieferungsvertrages, ähnlich den ge-
setzlichen Vorschriften. _ Lose Regeln halten
die „Usancen‘‘ des technischen Geschäftes fest.
Sie sind den ungeschriebenen Gesetzen des
gesellschaftlichen Verkehrs vergleichbar,
Der V.D.E. hat in den 26 Jahren seines
Bestehens eine recht stattliche Sammlung
solcher Regelungen geschaffen. Sie ist voll-
ständiger als die der ausländischen elektrotech-
nischen Verbände. Das hat zur Geltung der
deutschen Elektrotechnik wesentlich beigetra-
gen und die Bildung einer deutschen elektro-
teehnischen Einflußsphäre unterstützt.
Der Wert der Regelung der Beziehungen
zwischen Käufer und Verkäufer braucht nicht
hervorgehoben zu werden. Bestünde sie nicht,
so müßten bei jedem einzelnen Geschäft die
technischen Lieferbedingungen festgesetzt
werden. Der Käufer hätte wenig Schutz gegen
minderwertige Waren; die Erzeugung solcher,
würde gefördert.
Man erfaßt den Nutzen der Regelung,
wenn man sich der früheren Zustände auf Ge-
bieten erinnert, die heute längst geregelt sind.
Bis zur Schaffung der Maschinennormalien
dureh Dettmar im Jahre 1901 waren die Be-
griffe für solehe Grundgrößen wie Leistungs-
fähigkeit und Wirkungsgrad ungeklärt. : Ein
Motor der Fiima A hatte trotz gleicher Stem-
pelung eine andere Leistungsfähigkeit wie ein
Motor der Firma B. Und das Gewicht, viel-
leicht gar die Abmessungen der Feldspulen
galtenals Kriterium für die wirkliche Leistungs-
fähigkeit, Dieser uns sonderbar anmutende Zu-
stand ist noch nieht ganz beseitigt. Ein deut-
scher Motor hat nicht genau die gleiche Lei-
stungsfähigkeit wie ein gleichgestempelter aus-
ländischer. Ein 5 kW-Anlasser der Firma A
ist hinsichtlich Belastungsfähigkeit nicht gleich-
wertig einem 5 kW- Anlasser der Firma B.
Man wird sich deshalb bemühen müssen,
das deutsche elektrotechnische ‚Gesetzbuch‘
zu vervollständigen. Schwierigkeiten in der
Fassung von Begriffen dürfen nicht dazu füh-
ren, die Regelung zu unterlassen, sondern ge-
rade solehen Fragen sollte sich die Aufmerk-
samkeit zuwenden.
Die Aufstellung von Regeln wirkt beruhi-
gend auf den Inlandsmarkt und fördert häufig
die Absatzfähigkeit für deutsche Erzeugnisse
im Ausland. Denn die Gewähr dafür, daß der
nach anerkannten Regeln hergestellte Gegen-
stand ein gewisses technisches Niveau einhält,
und die genaue Kenntnis von Leistungsfähig-
keit und Verhalten ermöglicht das Vertrauen
der Kundschaft. Und das Vertrauen ist wich-
tiger als jeder Qualitätsvorsprung.
Die deutschen Regeln sollten deshalb die
besten und vollständigsten sein. Sie müssen
aber auch schnell aufgestellt werden, damit sie
früher am Platze sind als ähnliche ausländische.
Dadurch soll verhindert werden, daß sich die
2
deutsche elektrotechnische Einflußsphäre noch
mehr vermindert, als aus politischen Gründen »
unvermeidlich ist. Der Eifer ist um so nötiger,
als in den letzten Jahren im Ausland, beson-
ders in England und Amerika, wertvolle Ar-
beiten geschaffen wurden. Wie die Engländer
über die Bedeutung der Regelung für das Aus-
fuhrgeschäft denken, geht daraus hervor, daß
die British Engineering Standards Association
ihre Hauptvorschriften in französischer, italie-
nischer, spanischer und portugiesischer Sprache
herausgibt.
Wenn gesagt wurde, daß die Regeln schnell
aufgestellt werden sollen, war nicht etwa ge-
meint, daß sie schnell fertig sein müssen. Wenn
die Regelung wirklich beruhigend wirken soll,
so dürfen die Regeln nicht häufig geändert
werden. Erweiterungen sind zulässig, Ände-
rungen nur, wenn sie durch tiefere Einsicht
und technische Entwicklung bedinst sind. Man
wird sich daher bemühen, die Entwürfe schnell
auszuarbeiten, sie aber lange zur Erörterung
und Erprobung offenlassen. Schon die Ver-
öffentlichung von Entwürfen wirkt richtung-
gebend und klärend.
Unter „Normung“ versteht man die
Festlegung bestimmter Ausführungsgrößen
(diesen Begriff im weitesten Sinne genommen)
zwecks deren Wiederholung. Die Normung er-
folgt, indem manaus derlangen Reihe möglicher
Ausführungen einige als ‚„‚normal“ herauspr eift
und ihre Einhaltung vereinbart. Die normalen
Werte werden entweder solche sein, die bis jetzt
häufig vorgekommen sind und sich bewährt
haben, oder man stellt ‚rationelle‘ Normen-
reihen auf, die auf Vorhandenes wenig Rück-
sieht nehmen, aber deren Abhängigkeitsver-
hältnis den erforderlichen Spielraum ergibt.
Normung und Regelung sind zwar verschie-
dene Arbeitsgebiete, doch lassen sie sich nicht
immer scharf trennen und haben viele Berüh-
rungspunkte. Die Regelung legt im wesent-
lichen Begriffe fest, die Normung die zugehöri-
sen Ausführungsgrößen. a
Man erhält einen besseren Überblick über
das Normungswesen, wenn man einige Unter-
begriffe einführt, nämlich:
1. Grundnormen,
2. Bestandteilnormen,
3. Typennormen.
Grundnormen sind solche, die viele Ge’
biete der Elektrotechnik berühren und das Ge-
rippe für das ganze Normenwerk bilden. Bei-
spiele von Grundnormen sind die Normalquer-
schnitte und die Normalspannungen. Die Auf-
stellung von Grundnormen bietet besondere
Schwierigkeiten, weil heute kein Neuland vor-
liegt, sondern Vorhandenes berücksichtigt wer-
den muß — selbst wenn man der Ansicht ist,
daß unsere heutigen elektrischen Anlagen nur
einen kleinen Teil derjenigen bilden, die unge-
ren Nachkommen zur Verfügung stehen werden.
Bestandteilnormen bestimmen die Aus-
führungsmasse von einzelnen Teilen. Ihr Zweck
ist Vereinfachung und daher Verbilligung der
Erzeugung, Verringerung der. Lagerhaltung
ünd verbesserte Möglichkeit des Ersatzes von
Teilen, die Verschleiß und Verlust ausgesetzt
sind. Ein großer Teil dessen, was man gewöhn-
lich als ‚‚Normalisierung‘‘ bezeichnet, bezieht
sich auf die Bestandteilnormen. Manche Be-
standteilnorrauuuaben allgemeinere Bedentung,
z. B. die normalen Bedienungselemente aus
Isolierstoff oder die Einheits-Durchführungs-
isolatoren. Andere’ gelten nur für einzelne stark
verbreitete Artikel. Die Bestandteilnormen
werden sich natürlich auf den ‚‚D I-Normen“
des Normenausschusses der Deutschen Industrie
aufbauen. Und zwar wird — wo dies irgendwie
möglich ist — eine engere Auswahl aus den
D I-Normen getroffen werden, also nur ein Teil
vonihnen zur elektrotechnischen Fachnormung
verwendet werden.
Die ‚Bestandteilnormen berühren vorwie-
gend die Herstellung. Die Festlegung” von
Ordnungsbegriffen für die Benutzung, z. B.
Elektrotechnische Zeitschrift
‘Rohstoffen, Halbzeug u.
1920,
einheitlicher Drehsinn von Bedienungselemen-
ten, Klemmenbezeichnungen u. dgl. kann man
allenfalls auch zum Normungswesen, rechnen.
Typennormen sind yassnmenstellun-
gen von Werten für die Leistungsfähigkeit, das
Verhalten und die Ausführung einer Anzahl‘
Typen, die durch diese Normen gekennzeichnet
sind. Die Festlegung von Typen bei möglich-
ster Verringerung ihrer Zahl wird auch mit dem
Ausdruck „Typisierung“ oder „Typung‘“ be-
zeichnet. Beispiele von Typennormen sind die
V.D. E,-Normen für Einheitstransformatoren
bis 100 kVA und die vor der Vollendung
stehenden Normen für Drehstrommotoren bis
11 kW. Die Typung hat den Zweck, die Her-
stellung zu vereinfachen und dadurch zu ver-
bessern, daß sich die Aufmerksamkeit auf die
Vervollkommnung einer geringen Typenzahl
beschränken kann; ferner die Lagerhaltung zu
verbilligen und die Lieferzeiten abzukürzen.
Auch wird durch die Typung eine gesunde Be-
einflussung des Marktes ausgeübt. Der Käufer
soll sich nach den festen Typen des Elektro-
materials richten. Dadurch würden die Be-
standteile ganzer Ausrüstungen, z. B. von elek-
tromotorischen Antrieben, besser einander an-
gepaßt und jeder Teil voll ausgenutzt,
Bei der Ausbildung von Typennormen be-
rücksichtist man ihre Zusammenstellung‘ zu
normalen „Einheits‘“- Ausrüstungen. Ein kenn-
zeichnendes Beispiel dafür ist der Vorschlag zur
Einführung von Einheits-Installationssyste-
men. Durch sie wird die Anlage verbessert, die
Arbeit an Ort und Stelle erleichtert, die Lager-
haltung verringert, die Veranschlagung siche-
rer, die Abrechnung genauer und die Ausbil-
dung der Monteure abgekürzt.
Die T'ypennormen können natürlich nicht
für alle Sondergebiete passen. Für vereinzelte
Sonderfälle wird die entsprechende abgeänderte
Normaltype geliefert werden. Handelt es sich
aber um große Sondergebiete, so wird man sich
bemühen, eine Vereinheitlichung der 'Sonder-
forderungen durchzuführen. Ein wichtiges Ge-
biet für derlei Arbeiten bieten die elektromo-
torischen Antriebe. An deren Vereinheitlichung
nehmen Hersteller, Maschinenfabriken, Ver-
braucher und Überwachungsbehörden Anteil.
Die erforderliche Anpassung des Motors und der
Steuergeräte an die. Arbeitsverhältnisse der
Antriebe macht es erforderlich, daß bestimmte
Sonderforderungen für diese abgeschlossenen
Gebiete als ‚‚normal“ .erklärt werden. Man
kommt also zu dem scheinbar widersprechenden
Ergebnis: Normalisierung der Spezialmotoren.
Bei den Fertignormen und Zusammen-
stellungsnormen tritt häufig die Forderung der
Austauschbarkeit auf. Es handelt sich dabei
um die Vereinheitlichung von einzelnen Bau-
maßen oder um die Festlegung von Grenz-
maßen, die so gewählt sind, daß auf gegebener
Fläche bzw. im gegebenen Raum die Unter-
bringung ermöglicht wird.
Auch Tiefdsorschriften, ds. Batme:
gen über Eigenschaften und Abmessungen von
dgl., durch ie der
Einkauf technisch geregelt werden soll, muß
man zum Normungswesen rechnen. Die Liefer-
normen der elektrotechnischen Industrie sind
Typennorimen von anderen Industrien. Sie
können daher nur in inniger Zusammenarbeit
mit diesen geschaffen werden.
Das Tempo, in dem die Normung vor sich
gehen soll, ist verschieden von dem für die Re-
gelung empfohlenen. Genormt kann nur wer-
den, was reif dazu ist, und wenn die Vorteile
der Störung bestimmt die Nachteile über-
wiegen, die mit der Abkehr vom bisherigen
Zustand verbunden sind.
Über die Vorteile der Normung für Her-
steller, Unterlieferer, Elektrizitätswerke, In-
stallateure, Händler und Verbraucher ist oben
einiges gesagt worden. Der Standpunkt der
Industrie ist genaner in den bemerkenswerten
Vorträgen d rgestellt, die Baurat Dr. Meyer,
Direktor Hissink und Direktor Kubierschky
Heft 1.
‘sie nicht.
Ingenieurs.
vor der Melden des Zentral-
verbandes der deutschen elektrotechnischen
Industrieim Juni 1919 gehalten haben).
Welche Wirkung hat die Normung auf
den Arbeiter? Einen weitgehenden Einfluß hat
‚Man kann kaum behaupten, daß
durch die Verringerung der Typenzahl oder di
Normung von Bestandteilen die Arbeit me
lich eintöniger gestaltet wird. Doch kann die
Festsetzung der Stücklöhne genauer erfolgen,
und die Gelegenheit zur Zeitverschwendung,
zum Suchen von Zeichnungen, zur Einholung Sn
von Auskünften u. dgl. wird verringert werden.
Die Leistungsfähigkeit der Monteure wird dureh
die Typung und besonders durch die Einführung
von Einheitsausrüstungen wesentlich erhöht.
Eine genaue Prüfung erheischt die Be
urteilung des Einflusses der Vereinheitlichung
auf den technischen Beamten, den Ingenieur.
Die flüchtige Überlegung könnte dazu führen,
eine Verringerung des Bedarfs an Ingenieuren
zu erwarten, Diese wird nicht eintreten, aber
eine gesunde Veränderung der Arbeitsweise dee
Ein großer Teil der Schablonen
arbeit, des langweiligen Briefwechsels über
technisch gleichgültige Einzelheiten wird weg-
fallen und die Aufmerksamkeit wird sich unge-
hemmt den Fragen zuwenden können, die wirk-
licher technischer Bearbeitung und individu-
eller geschäftlicher Behandlung bedürfen, weil
sie berechtigte Sonderforderungen betreffen. ”
Durch die Gelegenheit zur Vertiefung: wir
die Arbeitsfreudigkeit gesteigert werden.
Bei der -Einleitung von Geschäften wird
infolge der Regelung von Leistungsfähigkeit
und Verhalten deren Erörterung mehr und mehr
überflüssig werden. Der Wettbewerb wird sich °
daher mehr mit Herstellungsfragen beschäfti- °
gen. Das scheint im Interesse der Weiterent-
wicklung nur erwünscht. B
Der Ausbau des Vereinheitlichungswesens R:
in der deutschen Elektrotechnik soll im folgen- °
den angedeutet werden, jedoch im wesentlichen
nur, soweit die Mitarbeit der Fabrikations-
industriein Frage kommt. Eine vollständigere
Darstellung muß einer anderen Veröffenttiz} 4
chung vorbehalten bleiben. ii
Der Träger des Vereinheitiichnen 8 z
ist der V.D. E., sowohl für Regelung als für °
Normung. Der V. D.E. wird seine Regeln so
wie bisher veröffentlichen. Die Normen werden
jedoch als „‚Fachnormen des V.D. E.“ in das
Normenwerk des Normenansschusses der Deut- 4
schen Industrie aufgenommen werden und so 3
die erwünschte Verbreitung finden. 1 2
Der V. D. E. ist der gegebene Mittelpunkt: 2
für die Vereinheitlichungsbestrebungen, weil
er alle Interessentenkreise, die Fabriken, Elek-
triztätswerke, Händler, Tnslalsisnr .Groß-
verbraucher, Prüfstellen und Behörden um-
faßt und auch einzelne hervorragende Persön-
lichkeiten zur Mitwirkung heranziehen kann,
deren Mitwirkung erwünscht ist, die aber
außerhalb der Inter essentenverbände stehen. 2
- Die Regelung bildet das Hauptarbeitsge-
Bist des V.D.E. Der Ausbau des Regelwerke
erfolgt auf Grund von Entwürfen, diein den
V. D. E.-Kommissionen ausgearbeitet oder von
den Interessentenverbänden vorbereitet werden, _
Bezüglich der Normen bildet der V.D.E.
zweckmäßigerweise eine Art Genehmigungs-
oder Ratifizierungsstelle Doch wird die Aus-
arbeitung von Grundnormen und allgemeinen
Bestandteilnormen nach wie vor am bestenin
den V.D.E.-Kommissionen erfolgen. 2
Die übrigen Normen werden von den In-
teressentenverbänden, insbesondere dem „‚Zen-
tralverband der deutschen elektrotechnischen
Industrie“ — der die Hersteller vereinigt — vor-
bereitet und alsdann der zuständigen V.D.E.-
Kommission zur Einverständniserklärung über-
wiesen werden. Die V.D.E.-Kommission
bildet die geeignetste Stelle zum Ausgleich
widerstrebender Interessen. Selbstverständlich - ;
wird aber die vorbereitende fabrikatorische
ı) Vgl. „ETZ“ 1919, 8. 426, 439.
' 1. Januar 1920.
' Stelle auf die Bedürfnisse anderer Interessen-
ten schon beim Entwurf Rücksicht nehmen,
denn Kompromissnormen, die die Parteien nur
| halb befriedigen, sind keine guten Normen.
An der Schaffung von Normen für die
mechanischen Konstruktionselemente beteili-
gen sich die elektrotechnischen Fabriken durch
' unmittelbare Mitarbeit am Normenausschuß
der Deutschen Industrie. Über die Auswahl
aus vorliegenden mechanischen Normen für die
Zwecke der Elektroindustrie ist oben bereits
einiges gesagt worden.
Das Vereinheitlichungswesen in der Elek-
trotechnik wird von dem neugegründeten
„Technischen Hauptausschuß“ des V.D.E.
geregeltundüberwacht. Über dessen Wirkungs-
kreis, die Aufgaben der nunmehr aus Interessen-
tenvertretern zusammengesetzten Kommissio-
nen und die bisherigen Leistungen. wird: eine
andere Veröffentlichung berichten.
Um die Vereinheitlichungsarbeiten der
Elektroindustrie zu regeln und zu überwachen,
hat der Zentralverband der deutschen elektro-
technischen Industrie einen ,„ Normenausschuß‘
gebildet. Er besteht aus Persönlichkeiten der
Industrie, die infolge ihres Wirkungskreises
Überblick über das Gesamtgebiet der Elektro-
technik haben. Sein ausführendes Organ ist
die neu gegründete Normenstelle des Zentral-
verbandes.
Der Zentralverband besteht aus einer An-
zahl Fachgruppen. Diese bilden Normen-
gruppen und kleinere Normenkommissionen,
die mit Spezialisten besetzt werden. Außerdem
werden, sobald bestimmte Bedirfnisse vorlie-
gen, „allgemeine Noımenkommissionen“ gebil-
det werden, die sich mit solchen Normen be-
schäftigen, die mehrere Zweige der Elektro-
technik betreffen.
Natürlich kann die geschilderte Organisa-
tion nur einen Teil der Fachgenossen enthalten.
Aber viele Ingenieure, die nicht in den Aus-
schüssen sitzen, können durch Anregungen und
Kıitik die Aı beit unterstützen oder die Lösung
abgegienzter Aufgaben übernehmen. Es ist
der Hauptzweck dieser Zeilen, eine dringende
Aufforderung zur Mitarbeit an sie alle zu
richten.
Die Abmessungen der Einphasen-
Bahnmotoren.
Von Dr. techn. Franz Unger, Berlin.
Übersicht. Es wird der Ausnutzungsfaktor der
Einphasen-Kommutatormotoren, auf Leistung und
_ Drehmoment bezogen, abgeleitet. Auf Grund der
zulässigen magnetischen und elektrischen Bean-
Spruchungen des Kupfers und des aktiven Eisens
_ werden Schaulinien für die zulässigen Werte des
Strombelages und der Luftinduktion aufgestellt,
wobei die Radtschen Untersuckungen über elliptische
Drehfelder als Grundlage benutzt wurden. Ebenso
werden Schaulinien für die Ausnutzungsfaktoren
gegeben. .
Für die ersteWahl der Hauptabmessungen
einer- Maschine ist bekanntlich die Essonsche
Leistungszahl oder, wie Herr Professor Kloß
sie in seinen Vorlesungen nennt: der ‚‚Aus-
- nützungsfaktor‘‘ maßgebend. Bekanntlich läßt
sich die Leistung einer Maschine ausdrücken
durch einen Faktor mal dem Rauminhalt des
‚rotierenden Teiles mal der Umdreliungszahl.
- In nachstehendem soll dieser Faktor, der nichts
anderes ist, als der Ausnützungsfaktor, für Ein-
phasen-Bahnmotoren näher untersucht wer-
den. Es sollen dadurch die Fragen der Dimen-
sionierung erläutert und vielleicht einige neue
Anregungen gegeben werden. Die Theorie die-
ser Motoren wirdals bekannt vorausgesetzt und
nur soweit besprochen, als dies die Aufgaben
- dieses Aufsatzes erforderlich machen.
Wir bezeichnen:
a = halbe Anzahl paralleler Stromzweige.
B = Strombelag (Amperestäbe pro cm An-
kerumfang).
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Heft 1. 8
B — zeitlicher und räumlicher Höchstwert
der Luftinduktion in Gauß.
C = Ausnützungsfaktor, auf Leistung bezo-
gen. r
C = Ausnützungsfaktor, auf Drehmoment
bezogen.
D = Außendurchmesser des Ankers in cm,
Ea = EMK der Rotation in Volt (Effektiv-
wert).
Ja = Ankerstrom in Ampere (Eifektivwert).
L = anderWelleabgegebene Leistung in kW.
I = Eisenpaketlänge (ohne Luftschlitze) cm.
Ma = Drehmoment in kgm (Mittelwert).
N = Umdrehungszahl ıi, d. Minute,
p = Polpaarzahl.
ERRT Nutbreite
vn = Nutenverhältnis = Satan
Z = gesamte Ankerleiterzahl.
2 i Y 0
e@; = IdeellePolbedeckung = En en
v = Frequenz in Perioden i. d. Sekunde.
T, = Polteilung in cm.
® = Kraftiluß pro Pol in Maxwell (zeitl. und
räuml. Maximum).
$ = Phasenwinkel zwischen Ankerstrom und
EMK der Rotation.
Die Beziehung zwischen Leistung und Aus-
nützungsfaktor lautet dann:
B=0uD2, 2:9. 10-02 El
Die Ableitung des Ausdruckes für den Aus-
nützungsfaktor C‘ kann auf folgende Weise ge-
schehen:
Wir können die EMK der Rotation Ey
durch die Umdrehungszahl, Leiterzahl und den
Kraftfluß pro Pol in der bekannten mathemati-
schen Form darstellen:
DER ®
ii 0, le
Diese Gleichung unterscheidet sich von der für
Gleichstrommaschinen nur durch den Faktor
der dadurch bedingt wird, daß wir für ®
Ka=
va’
den Höchstwert, für Es aber den Effektivwert
eingesetzt haben. Der Kraftfluß ®läßt sich dar-
stellen als:
Dr
Deal: ER ET NE
wo ®B den zeitlichen und räumlichen Höchst-
weıt der Luftinduktion und e; die ‚„ideelle Pol-
bedeckung“ darstellen. Der Ausdruck = wid
auch als Polteilung r, bezeichnet. Die ideelle
Polbedeckung «&; bedeutet das Ve hältnis des
ideellen Polbogens zur
Polteilung unter de
Annahme, daß man
sich die Kurve der
wahren Feldve' teilung
durch ein flächenglei-
>) ches Rechteck mit der
L 2° _„. Höhe ® eısetzt denkt,
wie das in Abb. 1 dar-
gestellt ist.
Der Augenblickswert der abgegebenen Lei-
stung L, läßt sich bei Voraussetzung eines sinus-
förmigen Verlaufes von Strom- und Spannungs-
wellen bekanntlich schreiben:
L: = Easinwt.Jasin (ot + 9,) .108,
Abb. 1. Feldverteilung.
worin E; und J„ Höchstwerte der Rotations-
EMK bzw. des Ankerstromes bedeuten. Nach
einiger Umformung läßt sich diese Gleichung
in folgende Form bringen:
Le 9
Hierbei bedeuten p, den Phasenwinkel zwischen
der EMK der Rotation und dem Ankerstrom,
@=2nv die Kreisfrequenz der Netzpulsation,
7 yihre Frequenz. Wir sehen, daß die Lei-
stung mit der doppelten Frequenz der Netz-
spannung pulsiert, wie das ja für alle Wechsel-
= 2: Ja [e0s 9, — cos (2wt-+ @,)] Ca
stromleistungen gilt. Als mittlere Leistung L
bezeichnet man das Produkt aus den Effektiv-
werten von Strom und EMK mal dem Kosinus
ihrer Phasenverschiebung:
L=EaJaC0s@.10783. .. (6
Gewöhnlich wird bei Wechselstrommaschinen
in die Dimensionsformel diese mittlere Leistung
eingeführt.
Bezeichnen wir den Strombelag (Ampere-
stäbe f. 1 cm Ankerumfang) mit B, so erhalten
wir zwischen dem Ankerstrom J, und dem
Strombelag die bekannte Beziehung:
2aDnB
Ale: — Z Fear [M (6
Setzen wir nun in Gl. (5) die Ausdrücke (2), (3)
und (6) ein, so erhalten wir:
pn B Dr 2aDr
Iwtyghip 2
> B.cosg,.10-11,
oder nach einigen Kürzungen:
Ta DB
z (nn
cos 9) Dein 10-$,
(7
und somit den Ausnützungsfaktor 0 als:
na @IB B
602 va3 1001000. 008 Pa: .. (8
.- Diese Ausdrucksweise, die sich denien für
andere Maschinen anpaßt, hat sehr viel Be-
stechendes für sich, sollte aber eigentlich nur
für Maschinen mit konstanter Umdr ehungszahl
verwendet werden. In Gl. (1) und (7) kommt ja
die Umdrehungszahl vor. Betreibt man eine
und dieselbe Maschine mit einer höheren Um-
drehungszahl, so erhöht sich auch ihre Leistung.
Bahnmotoren und Motoren in ähnlicher Ver-
wendung haben aber eben die Eigentümlich-
keit, daßsie mitsehr verschiedenen Umdrehungs-
zahlenlaufen, und dabei müssen sie noch in der
Regel gerade bei kleinen Umdrehungszahlen
(Anfahrt, Steigungen usw.) ein größeres Dreh-
moment abgeben. Das Drehmoment eines Mo-
tors mit Reihenschlußcharakteristik wird aber
begrenzt durch die Erwärmung, die wieder
duıch die elektrische und magnetische Bean-
spruchung des sog. aktiven Materials bedingt
wird. Strombelag Bund Luftinduktion $ sind
für eine und dieselbe Type bekanntlich Maße
für diese Beanspruchung. Läßt man den Motor
mit höhe'er Umd ehungszahl laufen, so ände: t
sich an den Größen Bund ® nichts. Wohl wer-
den die Eisenve luste unte Umständen höher,
dafiv ventiliert aber die Maschine besser, und
die Erwärmungsverhältnisse sind eher günsti-
gere zu nennen. Aus dieser Übeilegung geht
hervor, daß für Bahnmotoren und überhaupt
für Motoren mit stark veränderlichen Um-
drehungszahlen nicht die Leistung, sondern das
Drehmoment ein Maß ihrer Güte ist. Es wäre
daher wohl richtiger und für den Konstrukteur
handlicher, einen Ausnützungsfaktor einzufüh-
ren, der sich auf das Drehmoment bezieht. Die
Ableitung dieses Ausnützungsfaktors kann auf
folgende Weise geschehen.
“ Bezeichnen wir mit Ma das mittlere Dreh-
moment des Motors, in mkg (entsprechend der
mittleren Leistung), mit L, die Leistung in
mkg/s, so ergibt sich das Drehmoment aus der
Beziehung;
60 2.10
ea JE
Setzen wir für die Leistung L den Ausdruck aus
Gl. (7) ein, so erhalten wir
M BOT TER B
a7 2 981 m 60 ya 100 ' 1000
>x 608, D’In.10-6,
(9
B
2 981 2 ' 100 ° 1000 .c059)
><D31.107%
Wir bezeichnen den Klammerausdruck wie
früher als ne O;
m —— 7.
B
3 v3 100 ° 1000 °
und erhalten somit für das Drehmoment die
Gleichung:
.C08 @,, (10
Ma= 0 D?1.10-8. al
Vergleichen wir dieWerte der Ausnutzungsfak-
toren C’ und C aus Gl. (8) und (10), so sehen
wir, daß sie sich nur durch einen reinen Zahlen-
faktor voneinander unterscheiden können, da
die Größen &;. B, B und cos @, in beiden Glei-
chungen vorkommen. Bilden wir den Quotien-
oc’
ten © so finden wir:
BE DIDI
c 60 ya 100 1000 :°°° Pa
ONE ei
981°2. 72 ‘100° 1000: 70° Fa
- 2.981.
2,000
oder VZEAUDOFES, (12
Die Zahlenwerte der beiden Ausnutzungsfak-
toren sind also fast gleich, der auf die Leistung
bezogene Ausnutzungsfaktor ist nur um 2,5%
größer als der auf das Drehmoment bezogene.
Wir wollen für die weiteren Betrachtungen
den Ausnutzungsfaktor C beibehalten, wie er
in Gl. (10) festgelegt wurde.
Die Ausnutzbarkeit der Einphasen- Kommu-
tatormotoren hängt letzten Endes mit ihrer Er-
wärmung zusammen. Die Frage der Kommu-
tierung spielt natürlich auch eine wesentliche
Rolle dabei, seit man aber die Kommutierungs-
bedingungen richtig erkannt hat, ist es auch
dem Konstrukteur in die Hand gegeben, durch
geeignete Formgebung die Gefahren des Bür-
stenfeners zu vermeiden. Für Bahnmotorenund
Motoren mit ähnlicher Wirkungsweise hat sich
bekanntlich in der Praxis der Begriff der Stun-
denleistung eingebürgert, und so sehr auch diese
Betrachtungsweise mit Mängeln behaftet ist,
konnte bisher doch kein geeigneter Ersatz dafür
gefunden werden. An Stelle der Stundenlei-
stung läßt sich ohne weiteres das Stundendreh-
moment einführen. Für die Erwärmung einer
Maschine kommt nun bekanntlich stets das
Verhältnis ihrer aussetzenden Belastung zu
ihrer zulässigen Dauerlast in Betracht. Es ist
daher für die richtige Dimensionierung einer
Maschine notwendig, diese aussetzende Bela-
stung möglichst genau zu kennen. Will man
demnach einen Bahnmotor richtig dimensionie-
ren, so muß man die Fahrdiagramme der Bahn
aufzeichnen. An Hand der Erwärmungskurven
ist es dann möglich, festzustellen, ob die Erwär-
mung des Motors in zulässigen Grenzen bleiben
wird. Da nun die Fahrdiagramme vom Motor
selbst abhängig sind, hat man eben zur Stun-
denlast seine Zuflucht nehmen müssen. Das
Verhältnis Stundendrehmoment zu Dauerdreh-
moment ist im wesentlichen abhängig von der
Zeitkonstante des Motors. Bezeichnen wir mit
G das Gewicht des Ankers in kg, mit c in Watt-
mimiter/kg seine Wärmekaparität, mit A die
Kühlfläche des Ankers in em? und mit w in
Watt/cm? °C den Koeffizienten der Wärmeab-
gabe, so erhalten wir für die Zeitkonstante T
in Minuten den Ausdruck:
@.ec
A
Die gleichen Kühlverhältnisse, also gleiches u
vorausgesetzt, wird Tr. um so größer, je erößer
ze
(13
der Wert des BruchesQ, denn e ist ja als Kon-
stante zu betrachten. Da nun G mit der dritten
Potenz der linearen Abmessungen, A mit der
_ zweiten Potenz wächst, so wird unter diesen
Voraussetzungen T für größere Motoren grö-
Ber, für kleinere kleiner. Man könnte demnach
größereMotoren stärker überlasten als kleinere,
Elektrotechnische Zeitschrift.
u ae rn ee a LE re
1920.
oder mit anderen Worten: für kleinere Motoren
wirddeh Vorhal a n
Dauerdrehmoment
immer mehr der Zahl 1 nähern, gleiche End-
temperatur vorausgesetzt, In Wirklichkeit gilt
aber die Voraussetzung nicht, daß w dasselbe
bleibt; auch wird bei größeren Motoren die
Kühlfläche A meist künstlich vergrößert durch
Luftschlitze, Achsialkanäle usw. Bei größeren
Motoren ist meist einesehr vollkommene, künst-
liche Ventilation vorhanden, die bei kleineren
entweder ziemlich mangelhaft ist oder ganz
fehlt. Es läßt sich somit nur bei genauester
Kenntnis der Motortype von vornherein dieses
Verhältnis angeben. Im allgemeinen kann man
für mittlere und große Motoren das Verhältnis
Stundendrehmoment
Dauer dıehmoment
angeben, wobei die größeren Werte für mangel-
haftere, die kleineren für bessere Lüftung gelten
können. Da die Angaben über Bahnmotoren
meist auf Stundenleistung bezogen sind, so
wollen wir auch die zulässigen Beanspruchungen
auf Stundendrehmoment beziehen.
Die Erwärmung einer Maschine wird be-
dingt durch ihre elektrische und magnetische
Beanspruchung. Die elektrische Beanspruchung
ergibt sich aus den Kupferverlusten, die wieder
—— zwischen etwa 2,0 und 1,5
abhängig sind von Strom pro Leiter und Leiter- |
zahl. Es ist demnach der Strombelag B ein
Maß für die elektrische Beanspruchung der Ma-
schine. Die magnetische Beanspruchung, die
sich aus den Eisenverlusten ergibt, ist abhängig
von der Induktion im Eisen.
Da für die meisten Anker die Kranzeisen-
verluste etwa ?/, der Zahneisenverluste sind, so
ist die Zahninduktion als Maß für die Eisenver-
luste anzusehen. Die Luftinduktion steht nun
in einer gewissen Beziehung zur Zahninduktion,
daher kann man auch die Luftinduktion ® als
Maß für die magnetische Beanspruchung be-
trachten. Die Gl. (10) für den Ausnutzungs-
faktor enthält die Größen Bund B, also die Ver-
hältniszahlen für-die elektrische und magneti-
sche Beanspruchung der Maschine. Beim Ver-
gleiche von ausgeführten Maschinen äbnlicher
Type kann man demnach den Ausnutzungsfak-
tor Ofür eine neu auszuführende Maschine mit
genügender Genauigkeit bestimmen. Einen
sicheren Anhaltspunkt für die Grenzen der Aus-
nutzbarkeit eı hält man hierdurch nicht, es läßt
sich auch nicht ohne weiteres auf Maschinen
einer anderen Type schließen. Im nachstehen-
den soll nun eine kleine Umformung der Gl. (10)
vorgenommen werden, bei der an Stelle deı
Größen Bund B Größen eingeführt werden sol-
len, die als direkte Beanspruchungszahlen anzu-
sehen sind.
Bezeichnet man mit f; den Kupferfüllfak-
tor einer Nut, mit k„ incm die Nuthöhe, mit
b„incm die Nutbreite, mit z„inem die Nuten-
teilung, mit N, die Nutenzahl, so erhalten wir
das Nutenverhältnis v, als:
b
Un — EN » (14
Bezeichnet man die Stromdichte in den Anker-
leitern in A/mm? mit y, so eıhält man für die
Durchflutung einer Nut den Ausdruck:
AWn =100.yfehnbn
AWn =10.yfEhn nn: (15
Die gesamte Durchflutung des Ankers wird
dann:
oder
Nn AWn =10.yf&hntnTnNn: -
Nun ist aber für den Ankerdurchmesser D
N%=Dn, (17
somit die gesamte Durchflutung des Ankers
NMAM:.=10.yfkhnawmDrn.. (16a
Der Strombelag B ist aber nichts anderes, als
Gesamte Durchflutung des Ankers folglich
Ankerumfang
(16
wird:
‚Heit ®
=10%0.y i£ Kinn
In diesem Ausdruck kommt die re |
vor, die ein direktes Maß für die elektrische Be-
anspruchung darstellt.
Abb.2. Zahn- und Nutenabmessungen.
Betrachten wir in Abb. A einen Ankerzahn. b
Die Zahnteilung in der Höhe® —seir,, die Zahn-
b:eite oben b,, unten d, und in der Höhe "a Fe
8
Wir finden dann folgende Beziehungen:
b, = Ta — bn ZZ Tn (— Vn) \
Ze): |
BE
ei &: An
= Tn an} Wong) . D
Wir erhalten dann:
De 1— m ways
Bee
RER
Die Induktionen verhalten sich ungekchr
wie die Zahnbreiten. Bezeichnen wir die Zahn-
1 R E ; er ?
nduktion oben mit B,, in der Höhe = mit DM
so können wir demnach schreiben:
EBEN
Dore )" 3
also: . BD, = — = = Pe Bi: (22 E
1— ı,— _- 3
ee 7
Nun findet man aber
„lan
DB, fe ale erge
= B A
d=7 fe 1 — vn) nn (23 x
wo f, Eisenfüllfaktor, B Luftinduktion, nach. 7
Abb. 1 bedeuten. Somit kann man auch schrei--
ben:
Be B ‚7
oder 8=(1-n- 5.2) fe Ds: (0
Setzen wir in Gl. (10) dieWertefür Bund ® aus
den Gl. (18) und (24) ein, so erhalten wir für
den Ausnutzungsfaktor C den Ausdruck:
B
"1000 '
.c0o8y, (8
Wir wollen nun die einzelnen Größen in Gl. (95)
etwas eingehender untersuchen. Da sich diein
dieser
Gleichung vorkommenden variablen
Größen auf die Zahn-Nutenschicht beziehen,
müssen wir in erster Linie die in dieser Schicht
zulässigen magnetischen und elektrischen Be- 2
anspruchungen kennen.. Die Zurückrechnung
einer großen Anzahl (etwa 20) von ausgeführten
Motoren hat ergeben, daß man bei Stundenlei-
stung das Ankerkupfer mit etwa 40, das Zahn-
eisen mit etwa 10 Watt/kg beanspruchen darf,
ohne die nach den Verbandsvorschriften zu-
lässige Erwärmung zu überschreiten.
der Annahme einer Temperatur von +70 =
Die
Kupferverluste vo, in Watt/kg kann man unter
\ als:
u 4% =
a, y.
' vg= 116
Bi also: (26
e woraus sich eine Stromdichte von
$ ER = Vs =3,65 Amp/mm?
ergibt. Für einen Wirbelstromfaktor = 1 kann
_ man bis y= 4 A/mm? gehen. Die Zahneisen-
verluste mit 100% Zuschlag für Pulsations- und
zusätzliche Verluste angenommen. kann man
die höchste zulässige Zahninduktion B, aus den
Verlustkurven unter Zugrundelegung einer Ver-
lustziffer von 5.0 Watt/kg finden. Dabei ist
aber zu berücksichtigen, daß sich die verschie-
denen Systeme der Einphasen-Kommutator-
_ motoren magnetisch ganz verschieden verhal-
ten; es soll daher vorerst dieses Verhalten der
Kommutatormotoren erläutert werden.
In den meisten Einphasen- Kommutatormo-
toren tritt ein mehr oder weniger elliptisches
Drehfeld auf und dementsprechend sind_die
Eisenverluste im rotierenden Anker vom Ver-
hältnis der beiden Achsen der Ellipse abhängig.
Nach den Untersuchungen von M. Radt, „Die
_ Eisenverluste in elliptischen Drehfeldern‘ (Dis-
sertation 1911, Karlsruhe, siehe auch Arnold
„Die Weechselstromtecehnik“ V. 2, Seite 428),
kann man für jedes der beiden Komponentdreh-
felder die Verluste getrennt bestimmen und sie
dann addieren. Der gewöhnliche Fall, der für
fast alle Einphasen-Kommutatormotoren gilt,
ist der, daß die beiden Wechselfelder B, und B,,
die das Drehfeld bilden, räumlich um einen
Winkel y (auf Polteilung = 180° bezogen) und
zeitlich ebenfalls um einen Winkel d- gegen-
- einander verschoben sind. Setzen wir voraus,
daß beide Wechselfelder sinusförmig über den
_ Ankerumfang verteilt sind. so können wir be-
kanntlich jedes Wechselfeld in zwei mit der der
Frequenz des Wechselfeldes entsprechenden
- _ Synehrongeschwindigkeit entgegengesetzt ro-
_ tierende Drehfelder zeilegen. Wir erhalten dann
- für das rechtslaufende Drehfeld den Vektor der
ag 3, nach der Formel:
B, = - VrF B?+2BB,cos(y —d), (27
und für das linkslaufende Drehfeld den Vektor
_ ®8r nach der Formel:
B=zVBFBFFIB De +0). 8
- Der gewöhnliche Fall, der fast für alle Kommu-
_ * tatormotoren gilt, ist der, daß der räumliche
Winkel y= 90°ist. Bei den reinen Repulsions-
_ motoren kann man auch den zeitlichen Winkel
d= setzen. Für diesen speziellen Fall ist
3 dann
2 dt e
und BY = en (30
x Bei Synehronismus muß, wenn die Transforma-
torspannung ganz aufgehoben werden soll,
B,=B, werden, und wir erhalten dann: B,=®,
E: und B,— —=0,d.h. der Motor hat bei Synchronis-
_ mus ein reines Drehfeld, das mit dem Anker
synchron umläuft. Die Eisenverluste bei Syn-
ehronismus sind dann praktisch gleich Null.
Beim reinen Reihenschlußmotor ist, abge-
pensation, nur ein räumlich auf eine sehr
schmale (Wendepol-) Zone ausgebreitetes, ver-
_ hältnismäßig schwaches Querfeld vorhanden,
das in Phase mit dem Erregerfelde ist. Wären
diese beiden Felder sinusförmig über den An-
kerumfang verteilt, so erhielte man für die bei-
den Vektoren B, und B; die Ausdrücke:
Br — Bı = m VB? + B2. (31
An ER Zeitschrift.
sehen von dem sehr schwachen Felde der Kom-
1920. Heft
Die Reaktanzspannung bei Einphasen- Kommu-
tatormotoren ist meist nicht sehr hoch, weil man
ja mit Rücksicht auf die Transformatorspan-
nung die kleinstmögliche Windungszahl , pro
Lamelle anstrebt, wir können ®,in der Größen-
ordnung — ja 5 bie 5 Dı 5 für ausgeführte Motoren ein-
setzen un alte dann:
Br — B= FE DB . Di
Wir a, somit so rechnen, als ob der
bis =
1:
Es wurden nun nach der angegebenen Me-
thode die zulässigen Zahninduktionen unter Zu-
grundelegung von Verlustkurven für mittlere
Bleche (Verlustziffer = 3,75) und eines Eisen-
verlustes von 5 Watt/kg in den Rotor- sowie
auch in den Statorzähnen bestimmt und in die
nachstehende Tabelle eingetragen. Mit Rück-
sicht auf die Erreger- AW. sind Zahninduktionen
über 20000 nicht in die Tabelle eingetragen
worden. Die Frequenz von 50 Per/s wurde mit
Rücksicht auf Gruben- und Materialbahnen
aufgenommen.
Zulässige Werte der Zahninduktion im unteren Drittel der Zahnhöhe.
Wechselfeld
Elliptisches Drehfeld
| Rundes Drehfeld
Blech-
Synehronismus stärke Achsenverhältnis 1:2
in Rotor | Stator | Rotor Stator | Rotor | Stator
0,5 20 000 20 000 20 000 20 000 | 20 000 | 20 000
1,0 20 000 20 000 20 000 20 000 2000 | 20 000
1,5 % 162/3 0,8 20 000 20 000 20 000 20 000 20 000 20 000
2,0 17 000 20 000 20000 | 20 000 20000 20 000
3,0 13 000 20 000 14 500 20 000 13000 | 20 000
|
0,5 20 000 20 00) 20 000 20 000 20 000 20 000
1,0 20 000 20.050 20 000 20 000 20 000 20 000
1,5 7 162/53 0,5 .20.C00 20.000 20 000 20 000 20 000 | 20.000
2,0 20 000 20 000 20 000 20 000 20000 ° | 20 000
3,0 15 000° 20 000 17 800 20 000 15500 20 000
0,5 ö 20 000 20 000 20 000 20 000 20.000 I) 19 000
1,0 j | 20 000 20 000 20 000 20 000 20.000 }) 19.000
1b ? 25 0,8: x 18 000 20 000 20 000 20 000 .. 20.000 1) 19 000
2,0 15 000 20 0090 19 000 29 000 19 000 19 009
3,0 11 000 20 000 12 500 oe: 20 000 11500 19 090
0,5 15 000 15 000 19 000 }) | 14 000 19 000 }) 11 500
1,0 13 500 15 000 20 000 }) 14 000 20 0001) | 11 500
1,5 50 0,5 10500 | 15 000 155002) | 14 000 19 000 }) 11 500 -
2,0 8 500 15.000 11500 | 14000 11 500 11 500
3:0 6500 15 000 7500 | 14 000 6 800 11 500
Motor ein reines Wechselfeld hätte, dessen Vek-
tor etwa 10% größer ist, als der Vektor des Er-
regerfeldes. Da die Feldverteilung auf dem An-
kerumfange nicht sinusförmig ist, kann diese
Art der Berechnung nur sehr rohe Werte er.
geben. |
Bei Synchronismus würde nur das gegen-
läufige Drehfeld B, Eisenverluste im Anker
hervorrufen, die der doppelten Netzfrequenz
entsprechen. Praktisch ist dieser Fall von ge-
ringer Bedeutung, da mit Rücksicht auf den
cos@ die meisten Reihenschlußmotoren über-
synchron laufen.
Die heute meist in Verwendung stehenden
doppelt gespeisten Motoren verhalten sich ver-
schieden, je nachdem sie mehr als Repulsions-
motor, oder mehr als Reihenschlußmotor arbei-
ten. Der Winter-Eichberg-Motor mit kurzge-
schlossenen Arbeitsbürsten hat bei Synchronis-
mus ein rundes Drehfeld wie der Repulsions-
motor, während die doppelt gespeisten Motoren,
bei denen die Bürsten an Spannung liegen, ein
elliptisches Drehfeld aufweisen. Gewöhnlich ist
bei diesen letzteren Motoren das Querfeld ®,
kleiner als das Erregerfeld B,, die Felder sind
räumlich um 90° und zeitlich um nahezu 900
gegeneinander verschoben, doch ist entspre-
chend dem meist starken Übersynchronismus
®, kleiner als ®,. Man baut die Blechkörper der
Rinphasenmotoren meist aus 0,5 mm-Blechen
auf, häufig werden aber 16?/,-per iodige Motoren
auch mit 0,8 mm-Blechen ausgeführt. Die
Magnetisierung im Stator eisen erfolgt nach
ähnlichen Gesichtspunkten wie im Rotor, da
der Stator aber stillsteht, haben die beiden
gegenläufigen Drehfelder stets die der Netzfre-
quenz entsprechende Synehrongeschwindigkeit.
Demnach werden bei reinem Wechselfelde die
Eisenverluste im Stator am geringsten sein, bei
reinem Drehfelde am größten. Daraus erklärt
sich auch Herrn Prof. P. Müllers Feststel-
lung, daß bei Einphasen-Kommutatormotoren
die Eisenverluste geringer sein können, als bei
Gleichstrommotoren.
Aus der obigen Tabelle läßt sich ablesen,
daß bei der Frequenz 16°/, unter der Voraus-
setzung von nicht allzu großem Übersynchronis-
mus und elliptischem Drehfelde unbedenklich
0,8 mm-Bleche genommen werden können.
Motoren mit mehr als doppeltem Synchro-
nismus sind selten wegen der großen Polzahl;
führt man Motoren für die Fr equenz 50 aus, so
haben sie in der Regel elliy tisches oder rundes
Drehfeld. Wir können somit als zulässige Zahn-
induktionen ungefähr die folgenden Werte fest-
legen:
bei v=162/,; 8, = 19.000. + 20.000,
SE. DI 2D 9, = 17000 + 19000,
„v=50 8 = 12000 + 14000.
Für die Festlegung der C Werte soll einheitlich
mit einer Stromdichte von 3,6 A/mm? gerechnet
werden, wobei schon berücksichtigt ist, daß
große Motoren, die künstlich durch Ventilatoren
gekühlt werden, zwar höhere Kupferverluste
haben dürfen als mittlere Motoren mit Eigen-
ventilation, daß aber wegen der größeren Leiter-
querschnitte auch die zusätzlichen Kupferver-
luste steigen.
Es sind nun für zahlreiche ausgeführte Mo-
toren verschiedener Systeme die Nuthöhen h,
(mit Keil) in Abhängigkeit vom Ankerdurch-
messer bestimmt und in Abb. 8 eingetragen
worden, ebenso wurden die Kupferfüllfaktoren
fx auf ganze Nutquerschnitte bezogen be-
Abb. 3. Nuthöhe und Kupferfüllfaktor.
4) Die Statorinduktion gilt, weil niedriger, auch für
den Rot
6
3
Elektrotechnische Zeitschriitt. 1920.
Heit i.
stimmt und ebenfalls in Abb. 3 eingetragen.
Die Schaulinien für Rh, und fxin Abb. 8 stellen
die Mittelwerte der gefundenen Punkte dar.
Der Eisenfüllfaktor f, ist für 0,5 mm-Bleche
mit 0,9, für 0,8 mm- Bleche mit 0,93 einzusetzen.
Das Nutenverhältnis o„ kann bei Wechsel-
strom- Kommutatormotoren zwischen 0,45 und
0,6 schwanken. Das günstigste Nutenverhält-
nis mit Rücksicht auf den Wirkungsgrad liegt
etwa bei 0,385, kommt also gar nicht in Frage.
Maßgebend sind bei einem Bahnmotor kleines
Gewicht, also die kleinsten Abmessungen. In
Abb. 4 sind die höchstzulässigen Werte des
erestäbe /cm——
R
Ss
IS
S
B Amp
S
Abb, 4. Zulässiger Strombelag.
Strombelages B in Abhängigkeit vom Durch-
messer D für die Nutenverhältnisse 0,45, 0,5,
0,55 und 0,6 aufgetragen worden. Der Strom-
belag B wurde nach GI. (18) berechnet zu
B= 360 .TERn Un,
wo frund Ah, aus Abb. 3 entnommen wurden.
Aus Gl. (24) läßt sich die Luftinduktion B
bestimmen, wenn man die Zahininduktion B,
kennt. Für die Nutenverhältnisse 0,45, 0,50,
0.55 und 0,60 wurden so die Werte der Luftin-
duktion B in Abhängigkeit vom Ankerdurch-
messer bestimmt unter Zugrundelegung der
Zahninduktionen von 19 000, 17 000 und 13 000
für die Frequenzen 16?%,, 25 und 50 und unter
der Annahme von etwa 0,5 mm-Ankerblechen.
3000
—-- Jo Dr m
8060 a - -
7000, —
%, ii
A 3000
#000 | —
3000
2000 4
1000
0 700 20 _ „pn 300.
Abb. 5. Zulässige Luftinduktion für v= 16°.
Abb. 5 stellt die Luftinduktion B als Funktion
des Ankerdurchmessers bei » — 16?/,, Abb. 6
bei v = 25 und Abb. 7 bei» — 50 dar.
8000,
»7000
6000
Bzs
5000
j 4000
3000 | I 8
2000 m I-—t
7000 4
cm
300
[7 700 200
—>)D
. Zulässige Luftinduktion für =.
200
Abb. 7. Zulässige Luftinduktion für » =50.
Es wäre nun ohne weiteres möglich, unter
Zugrundelegung der Schaulinien Abb. 4 bis 7
aus der Gl. (10) die Werte der möglichen Aus-
nutzungsfaktoren zu bestimmen. Schreiben wir
Gl. (10) etwas anders, so erhalten wir;
= (7 BB, 10
A081 2 Va 72) 100% 1008 a
Betrachten wir den Klammerausdruck näher,
Der: $p, ist der Phasenwinkel zwischen Anker-
strom und Rotationsspannung. Er ist im nor-
malen Laufe bei allen Motortypen nahezu Null,
also kann man cosy,= 1setzen. Das Verhältnis
Polbogen
Polteilung
Statorerregung zwischen 0,7 bis 0,8, nur bei
— @; schwankt bei den Motoren mit
Motoren mit Rotorerregung ist es etwa = Schal-
TC
ten wir diesen Spezialfall aus, so finden wir den
Klammerausdruck in Gl. (10a) zu:
1 71, 01-.08 AR :
BD m .1= ungefähr 0,08 + 0,09.
Somit kann man schreiben:
ua DE
100 ° 1000 * *
Die kleinerenWerte von &,; um 0,7 sind häufiger,
weilman bei der jetzt üblichen, verhältnismäßig
groben Nutung breite Wendepole benötigt.
Es sind mun aus den Schaulinien Abb. 4
und 5 für einen großen Motor von D = 300 cm
und einer Frequenz von » = 162), die möglichen
Ausnutzungsfaktoren bei verschiedenen Nuten-
verhältnissen und einem a; = 0,7 bestimmt
C= 0,08 +0,09 (10b
worden. Dabei ergaben sich folgende Werte:
© 0,45: 0,50 0,55 :2.0;60,
C=311 315 3,09 3,00.
Berechnet man für andere Durchmesser und
Frequenzen die C-Werte, so findet man immer
wieder die höchsten Werte etwa bei », = 0,50.
Somit wäre das günstigste Nutenverhältnis für
die kleinsten möglichen Motorabmessungen
% = 0,5. Dieses Maximum verläuft verhältnis-
mäßig flach und v„ = 0,55 gibt ebenfalls noch
sehr guteWerte. Man kann demnach das Nuten-
verhältnis in den Grenzen 0,45 bis 0,55 ändern,
ohne dadurch eine nennenswerte Verschlechte-
rung der Materialausnutzung herbeizuführen.
Die zulässige Luftinduktion hängt nicht
nur von den Zahneisenverlusten, sondern auch
von der Transformatorspannung zwischen den
kurzgeschlossenen Kommutatorlamellen ab.
Bekanntlich wird durch das pulsierende Er-
regerfeld in den über die Bürsten kurzgeschlos-
senen Windungen eine EMK induziert, die man
kurz als „Transformatorspannung‘“ bezeichnet.
Diese EMK ist unabhängig von derUmdrehungs-
zahl des Rotors und proportional dem Erreger-
kraftfluß. Ihr Effektivwertläßt sich bei zeitlich
sinusförmigem Verlaufe des Feldes nach der be-
kannten Formel bestimmen:
Bra u D.10-8 Volt,
y2
wo w dieWindungszahl zwischen zwei Lamellen
bedeutet. Gewöhnlich wählt man heute die
Abmessungen so, daß die Bürsten zwei Lamel-
len bedecken, also höchstens drei Lamellen
kurzschließen können. Zwischen den Bürsten-
kanten tritt in diesem Falle eine Spannung —
2 Er auf. Man sucht stets durch passende Wahl
der Ankerspannung eine möglichst kleine Win-
dungszahl pro Lamelle zu erzielen, um die
Transformatorspannung möglichst klein zu hal-
(32
| ten. In der Regel wird daher w = 1 gewählt;
unter Umständen kann man beigroßen Motoren
auch w= %erzielen, doch sind das bisher wegen
der etwas komplizierten Schaltung Ausnahme-
fälle. Rechnen wir mit w—=1, so erhalten wir:
Er =4,44.v®.10-8 Volt... (33
Im normalen Laufe läßt sich die Transfor-
matorspannung, wie bekannt, durch verschie-
dene Schaltungen aufheben; gefährlich wird sie
hauptsächlich bei Anfahrt, wo das Feld meist
am stärksten ist, und wo die Sparinung sich bis-
her durch kein Mittel beseitigenläßt. Die Trans-
formatorspanhung gibt einerseits Anlaß zum
Bürstenfeuer, anderseits werden in ihrem Ge-
folge die kurzgeschlossenen Windungen von
Kurzschlußströmen durchflossen, die bei un-
günstiger Dimensionierung so stark sein kön-
nen, daß sie die Bürsten bis zur Rotglut er-
1. Januar 1920.
hitzen. Diese Kurzschlußströme bewirken eine
Phasenverschiebung des Hauptstromes, also
eine Phasenverschiebung zwischen Erregerfeld
und Ankerstrom, mithin eine Verringerung des
Anfahrmomentes.
Der Kurzschlußstrom Jx ergibt sich ein-
fach nach dem Ohmschen Gesetze aus der
Transformatorspannung und dem Widerstande
tx im kurzgeschlossenen Stromkreise:
_ 2Er
J
E nE
(34
Da man heute mit Rücksicht auf die Be-
triebssicherheit von Widerstandsverbindungen
meist absieht und der Widerstand zweier Anker-
windungen (bei 8 kurzgeschlossenen Lamellen)
sehr klein ist, kommt es in der Hauptsache auf
den Übergangswiderstand Kollektor— Bürste
und Bürste— Kollektor an. Die Frage der Über-
gangsspannung Kohle— Kommutator undKom-
mutator— Kohle bei Wechselstrom und hohen
Stromdiehten ist noch ziemlich ungeklärt. Es
scheint aber, daß man bei hohen Stromdichten
die Übergangsspannung als eine geradlinige
Funktion der Stromdichte betrachten kann.
Den spezifischen Übergängswiderstand Kupfer
— Kohle kann man für harte Kohlen mit etwa
0,16 bis 0,18 Q/cm? einsetzen. Vernachlässigen
wir denWiderstand der kurzgeschlossenen Spu-
len, so können wir mit einem spezifischen Wider-
stande des Kurzschluß-Stromkreises von 0,32%
bis 0,36 @/cm? rechnen.
Bei modernen Motoren stellt man meist die
Bedingung, daß der Kurzschlußstrom bei Stun-
dendrehmoment nicht größer als der normale
Leiterstrom werden soll. Da der Strom in einem
Ankerleiter = beträgt, wenn 2a die Zahl der
parallelen Stromkreise bedeutet, so soll dem-
nach die Bedingung bestehen:
(35
In Abb. 8 ist die ungünstigste Bürstenstel-
lung für den Fall Bürstenbreite = 2 Kom-
mutatorteilungen dar-
die Stromdichte -' des
Ankerstromesunterden
Bürsten mit 9 A/cm?
an, so wird die Strom-
dichte des gegen den
Ankerstrom um etwa
90° phasenverschobe-
nen
mes doppelt so groß,
also 18 A/cm? sein.
Abb.8. Bürstenstellung für
größten Kurzschlußstrom.
Wir erhalten somit die zulässige Transfor- _
matorspannung:
2 Er = 18.0,34= 6,12 Volt.
Die Transformatorspannung zwischen zwei
Lamellen bei Stunderdrehmoment darf dem-
nach die Größe erreichen:
Er<3 Volt.
Bei Anfahrt mit doppeltem bis dreifachem
Stundendrehmoment wird infolge der hohen
Sättigung das Feld nur um etwa 15 bis 20% an-
steigen, somit würde die Transformatorspan-
nung zwischen zwei Lamellen im Höchstwerte
etwa 3,5 V betragen dürfen.
Unter der Annahme von einerWindung pro
Lamelle (w= 1) erhalten wir somit aus Gl. (83)
den Kraftfluß ® pro Pol als:
PR
gestellt. Nehmen wir
Kurzschlußstro-
a Sn a TE u ne Din nn En Un nl DZ Dann ie ns Da ne
Pe |
a
BR
Pe
br
Pe
Kl A
Jude
u An er
ee Zu ee
1. Januar 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heft 1. R
—,--- ZT Tb NTmT TH m nn an nn nn nn
Somit soll bei Stundenleistung der Erreger-
kraftfluß des Motors folgende Werte nicht über-
schreiten: Ä
v= 162, 25 50
®<42.10° 28.100 1,4.10%.
Der Kraftfluß läßt sich aus der ideellen
Polfläche und der Luftinduktion berechnen:
V=a,lı,dB, (37
wobei &;lr, die ideelle Polfläche @ bedeutet.
Man sucht mit Rücksicht auf die kleinsten Ab-
messungen der Maschine die Luftinduktion
möglichst so hoch zu halten, als dies mit Rück-
sicht auf die Zahninduktion möglich ist. Wir
können demnach für B die Werte aus den
Sehaulinien Abb. 5 bis 7 einführen. Somit er--
gibt sich der größtmögliche Wert der Polfläche
-Q wie folgt:
+ gQ=0,1,=%. (38
Von der Polteilung hängt bei einem gege-
benen Ankerdurchmesser die Polzahl ab, die
man mit Rücksicht auf die Zahl der Bürsten-
achsen usw. möglichst klein zu halten bestrebt
ist. Die Nutenzahl soll nicht weniger als etwa
10 pro Pol betragen, was ebenfalls für große
Polteilungen spricht. Auch die Umfangsge-
schwindigkeit wird bei gegebenem Übersyn-
chronismus um so größer, je größer die Poltei-
lung ist. SHE
Für eine Umfangsgeschwindigkeit v in m/s
ergibt sich die Umdrehungszahl des Motors
n zu:
60.100 o
Dr
Die synchroneUmdrehungszahl n, ist bekannt-
lich:
(39
60V
p
wo» die Polpaarzahl bedeutet. Für einen Über-
synchronismus & ist dann:
N ee 2 CAR)
een
p .
Dn
r er
so ist: 1Wv=2Uvr,,
Nu
und hieraus ee (42
Üuv
Setzen wir in Gl. (38) dieWerte von @und
t, aus den Gl. (36) und (42) ein, so erhalten wir:
70
208
50 © a
üv o,ıB
und hieraus:
MIET a!
B=L4,10 aa
T
(43
Unter Zugrundelegung derselben Werte
von Umfangsgeschwindigkeit, Ankerlänge,
Übersynchronismus und Polbedeckung bleibt
demnach die höchste zulässige Luftinduktion
in bezug auf die zulässige Transformatorspan-
nung bei jeder Frequenz die gleiche.
Nimmt man für den Motor als normale
Umfangsgeschwindiekeit bei Stundendrehmo-
ment v»= 20 m/s, so ergibt sich folgende Zu-
sammenstellung:
v=16Y,; % 50
„=507% 10 em
60 40 PU
Nimmt man für 162/,-periodige Motoren im
normalen Lauf etwa doppelten Übersynchro-
nismus an, so müßten sie demnach mit einer
Polteilung von etwa 30 em ausgeführt werden.
Für eine Ankerlänge von etwa 30 cm erhält man
aus Gl. (43) bei &; =0,7 eine Luftinduktion:
EN
0,7.30.%0
{un —2;
„ ü=];
314 2108 = 670.
Vergleichen wir die Schaulinien in Abb. 5,
so finden wir, daß man einen Motor mit einem
Durchmesser von 100 em noch mit einem Nu-
tenverhältnis vo, = 0,55 ausführen könnte. Bei
größeren Durchmessern müßte man entweder
die Ankerlänge bzw. die Polteilung kleiner hal-
ten, oder sie mit größerem Übersynehronismus
laufen lassen, wenn man sie voll ausnutzen will.
Am schlechtesten kommt dabei natürlich ein
Motor weg, der nahezu synchron laufen muß,
und daraus erklärt sich auch, daß, wie bekannt,
Repulsionsmotoren bei niedriger Frequenz nicht
für beliebig große Durchmesser bzw. Drehmo-
mente gebaut werden können. Bei sehr großen
Motoren kann man sich bekanntlich dadurch
helfen, daß man die Ankerwicklung mit ver-
mehrter Lamellenzahl ausführt, indem man
eine halbe Windung pro Lamelle wählt. Man
kann in diesem Falle den Kraftfluß bei 16?/,
Perioden bis auf etwa 8.106 Maxwell steigern,
d. h. Polteilung und Ankerlänge vergrößern.
In diesem Falle könnte man das Nutenverhält-
nis », =0,5 wählen, was, wie erwähnt, der
besten Ausmutzung entspricht.
. Bei Motoren unter 200 cm Durchmesser
wird man, soweit die zulässige Zahninduktion
es erforderlich macht, das Nutenverhältnis
zwischen 0,5 und 0,55 wählen. Läßt man aus
irgendwelchen Gründen kleinere Polteilungen
oder Ankerlängen zu, so ist es ratsam, das Nu-
tenverhältnis 0,5 oder noch etwas kleiner anzu-
streben. In Abb. 9 sind die Ausnutzungsfak-
cm
300
20 —>D
Abb. 9. Ausnutzungszahlen, auf Drehmoment bezogen.
toren für die Frequenzen 16?/,, 25 und 50 in Ab-
hängigkeit vom Ankerdurchmesser unter Zu-
grundelegung einesNutenverhältnisses v, = 0,55
und einer Polbedeckung von &; =0,70 in
Schaulinien dargestellt worden. Durch Wahl
eines kleineren Nutenverhältnisses, höherer
magnetischer und elektrischer Beanspruchung
und eines größeren Polbedeckungsfaktors kön-
nen noch etwas höhere Werte der Ausnutzung
erreicht werden.
Die Zahneisenverluste sind bei Einphasen-
motoren verhältnismäßig gering, jedenfalls ge-
ringer, als bei Synchronmaschinen. Die Ur-
sache liegt einerseits in der hohen Stromdichte,
anderseits im Magnetisierungsstrom begründet.
Eine hohe Stromdichte, also hohe Kupferver-
luste, sind bedingt durch das Bestreben, ein
möglichst kleines Motorgewicht zu erzielen.
Dieses Mehr an Kupferverlusten muß durch ein
Weniger an Eisenverlusten ausgeglichen wer-
den. Ein möglichst kleiner Magnetisierungs-
strom ergibt sich aus der Forderung nach einem
mögliehst hohen Leistungsfaktor. Der Luft-
spalt darf bei Bahnmotoren natürlich nicht zu
klein gehalten werden, er kann kleiner sein bei
großen, fest im Rahmen gelagerten Motoren,
während die Achslagerung tief liegender Zahn-
radmotoren größere Luftspalte erfordert. Alle
diese Anforderungen können das Bild der Di-
mensionlerung trüben, und dem gesunden Sinne
des Konstrukteurs muß es überlassen bleiben,
das Richtige zu treffen. Daß in einzelnen Fällen
bei sehr energischer Lüftung die Stromdichten
auch über 4 A/mm? hinaus erhöht werden
können, daß man unter Umständen auch die
Zahninduktion noch etwas erhöhen kann, ist
nach dem Gesagten selbstverständlich, und die
veröffentlichten C-Werte können dementspre-
chend auch nur Anhaltspunkte für den ersten
Entwurf geben, als absolut unverrückbare Zah-
len darf man sie nicht ansehen.
Technik und Landwirtschaft.
Technik und Landwirtschaft stehen
in engster Wechselbeziehung zueinander, Das
tritt heutenoch deutlicher in Erscheinung, nach-
dem uns der Verlust großer landwirtschaftlicher
Überschußgebiete klar erkennen läßt, daß die
Deckung des Ernährungsbedarfes unseres Vol-
kes aus eigenen Ernten nur dann möglich
sein wird, wenn die heimische Landwirtschaft
auf der verbleibenden Fläche zur technisch
höchsten möglichen Steigerung der Produktion
angeregt. wird.
Diese Wechselbeziehungen müssen umge-
wertet werden; denn irgendeine Produktions-
steigerung ist nur erreichbar durch Arbeitsver-
mehrung, durch verstärkte Anwendung der be-
reits verfügbaren, durch Neueinführung weite-
rer Produktions- und Hilfsmittel und durch
Ausgestaltung der landwirtschaftlichen Be-
triebsweise, entsprechend den Erfahrungen der
fortgeschrittenenlandwirtschaftlichen Betriebs-
lehre sowie mit Hilfe der Technik, die der Land-
wirtschaft diese Mittel gibt und sie anwenden
lehrt.
Die Produktionssteigerung hat aber noch
eine andere Voraussetzung, nämlich die Zufrie-
denheit der in der Landwirtschaft tätigen Per-
sonen mit denihnen durch die Art ihrer Tätig-
keit auferlegten Lebensbed'ngungen und mit
dem durch Betriebsaufwand und Erntemenge
bestimmten Reinertrag ihrer Wirtschaft. Die
Technik kann zur Erfüllung auch dieser Forde-
rungen helfen, die Lebenshaltung bessern, den
Reinertrag erhöhen.
Das sind inzwischen für den Techniker
Selbstverständlichkeiten geworden, den die
Verhältnisse zwangen, sich mehr als bisher mit
der landwirtschaftlichen Betriebsweise zu be-
fassen. Es ist aber doch nötig, das hier noch
einmal ausdrücklich und allgemein festzustel-
len, um keine Zweifel darüber zu lassen, daß es
nicht nur den Einzelnen angeht, sondern die
Allgemeinheit, wenn jetzt von so vielen Seiten
unternommen wird, zur Lösung ernster Zu-
kunftsaufgaben die Beziehungen zwischen
Technik und Landwirtschaft klarzustellen.
Daß wirklich jede Produktionssteigerung
unbedingt einen Mehraufwand an Arbeit vor-
aussetzt, können wir ja an der Entwicklung des
Landwirtschaftsbetriebes in den letzten Jahr-
zehnten deutlich erkennen. Die Erntemenge ist
gestiegen, der Aufwand an Arbeit wurde eben-
falls durch Anwendung technischer Betriebs-
mittel, Maschinen und Geräte vermehrt. Es
kann aber nicht bestritten werden, daß diese
vermehrte Maschinenanwendung und die Ener-
gieversorgung der Landwirtschaft nicht in allen
Landesteilen nach so einheitlichen Gesichts-
punkten erfolgt ist, wie wir es heute wünschen
müssen., und wie es etwa bei der Kunstdünger-
verwertung und Saatgutverbesserung tatsäch-
lich schon geschieht.
Die Industrie, die die Landwirtschaft mit
technischen Betriebsmitteln versieht, ist aus
einzelnen kleinen Anfängen zu der heutigen be-
wundernswürdigen Größe herangewachsen, ihre
Organe arbeiten aber in der Mehrzahl noch wie
vordem nach Gesichtspunkten, diefür den Ein-
zelfall zugeschnitten sind. Ihr fehlt der große
Zug, den wir in der zusammengefaßten
Kunstdüngerindustrie und Saatgutor-
ganisation finden. Er fehlt auch in
der Anwendung technischer Betriebs-
mittel durch den Landwirt in der
Regel noch. Vor allen Dingen mangelt es
noch an der richtigen Auffassung für techni-
sche Wirtschaftsweisen, für die geeignete An-
wendung der technischen Wissenschaft in der
Landwirtschaft undan einer ausreichenden Aus-
bildung des Nachwuchses, sowohl des techni-
schen wie des landwirtschaftlichen.
In richtiger Erkenntnis der Sachlage be-
fassen sich anerkannte Fachleute mit den
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920,
Technik und Landwirtschaft gemeinsam inter-
essierenden einschlägigen Fragen!).
Professor Fischer behandelt in einem
Vortrage: ‚‚Die menschliche Arbeitskraft er-
sparende oder vervielfältigendenMaschinenund
Geräte der Landwirtschaft‘‘ das Gebiet des Be-
darfs an animalischer Arbeitskraft, deren Ver-
lauf im Jahre an Hand von Schaubildern er-
läutert ist. Außerordentlich interessant; ist der
Vergleich der Leistungen der verschiedenen
-Maschinengattungen mit der Leistung der Ar-
beiter ohne Maschinen, und die Zusammenstel-
lung der jährlichen Benutzungsdauer der Ma-
schinen in einer Wirtschaft von 250 ha Acker-
land und 30 ha Wiesen läßt deutlich die beson-
deren Anforderungen erkennen, die durch die
Kürze der Benutzungsdauer an den Bau land-
wirtschaftlicher Maschinen gestellt werden.
Professor Fischer gibt einige Richtlinien für die
von der Industrie und vom Verwaltungskörper
zu beschreitenden Wege.
Dr. Büsselberg beschäftigt sich in einem
Vortrage über ‚„‚Die Landwirtschaft im neuen
Deutschland‘ mit dem Gesamtproblem, das die
neue Zeitan Technik und Landwirtschaft stellt.
Der dritte dieser Vorträge von Ing. Krohne
interessiert die E'ektrotechnik am meisten, nicht
etwa, weil er einige Einzelheiten aus dem elek-
trotechnischen Gebiet b’ingt, sondern weil er
die Zusammenhänge zwischen den interessierten
Berufsgruppen vom wirtschaftlichen und
menschlichen, vom landwirtschaftlichen und
technischen Standpunkt erläutert und die in-
n'gste Fühlungnahme mit der ausführenden
Praxis vermittelt; weil er nach dem Uiteil von
Kennern der Sache die vorhandenen Mängel
richtig schildert und zugleich Wege zeigt, auf
denen die Mängel beseitigt werden können. Es
erscheint zweifelhaft, daß Fab’ikanten und
Händ'er landwiıtschaftlicher Maschinen und
Ge: äte einer Änderung des bestehenden Zustan-
des, vor allem einer Vermittlung technischen
Verständnisses für den Landwirt ohne weiteres
zugeneigt sein werden. Aber es handelt sich
auch gar nicht allein um landwirtschaftliche
Maschinen, sondern vielmehr um alle techni-
schen Einrichtungen. die Verkehrsmittel, wie
Fernsprechanlagen. Meliorationen wie Nutzbar-
machung von Torfmooren usw. einschließen.
Alle Fortschritte sind schließlich auch gegen den
Widerstand gewisser Kreise durch die Aufklä-
urng der beteiligten Personen möglich gewesen,
und so wirdes auch mit dem Vord'ingen techni-
scher Auffassung in der Landwirtschaft sein.
Deshalb dürfte der Versuch Erfolg ver-
sprechen, den der Verein deutscher In-
genieure mit seiner ‚Vortragsreihe „Technik
und Landwirtschaft“ im Juni d. J. gemacht
hat, der darauf hinausging, die Technik allge-
mein näher mit landwirtschaftlichen Fragen zu
befassen. Die Vorträge werden in einer Schrif-
tenfolge „‚Die Technik in der Landwuürtschaft‘“
abgedruckt, die der Verein deutscher Ingenieure
im Selbstve'lage erscheinen läßt?). Ans den
Äußerungen in der landwirtschaftlichen Presse
ist zu erkennen, daß man der Aufklärung durch
diese Vortragsreihe und der sich daraus erge-
benden weiteren Entwicklung durchaus sym-
pathisch gegenübersteht, wenn auch über den
zu beschreitenden Weg noch manche Meinungs-
verschiedenheiten zu bestehen scheinen.
Der Verband Deutscher Elektro-
techniker hat sich auf seiner Stuttgarter Ta-
gung 1919%) mit der Frage befaßt, wie die Elek-
trizität in immer weiterem Umfange von der
Landwirtschaft ausgenützt werden kann, um
die Arbeitskräite bereit zu stellen, der die Land-
wirtschaft für die zu erwartende Produktions-
ste’gerung bedarf. Er wird sich noch viel weiter
damit zu befassen haben. Mit Bezug auf den
vorhin angezogenen Vortrag Krohnes sei noch
kurz erwähnt, daß sich die elektrotechnische
Industrie durchaus ihrer Aufgabe bewußt ist,
die Voraussetzungen mit schaffen zu helfen für
wen Vgl. die Diskussion auf der RER
des V.D. vr ei Stuttgart, „BETZ“ 1919, 8. 6
3) „ETZ“ 1919, 8. 273.
„die Zufriedenheit der Landbewohner‘ und
„die Leistungssteigerung der Kleinbetriebe“,
die Krohne als Voraussetzungen für alle gedeih-
liche Arbeit in der Landwirtschaft bezeichnet.
An anderer Stelle wird noch im einzelnen dar-
auf einzugehen sein.
Es darf damit gerechnet werden, daß sich
die elektrotechnische Industrie ihrerseits mit
dem ihr zugänglichen Material aktiv an der
Durchführung der Maßnahmen beteiligt, die
sich nach den Krohneschen Vorschlägen er-
geben:
1. Vorbilder zu errichten, an denen sich die
Kleinlandwirte eine eigene, zutreffende
Meinung über die Beschaffung und dir
Anwendung mechanisch angetiiebener
Maschinen bilden können, so daß die nue
gewohnheitsmäßig geäußerten Wünsche
verschwinden;
. Erfahrungen in praktischen Baktiehen zu
sammeln und sie allen Beteiligten (Fa-
brikanten, Landwirten. Maschinenhänd-
lern, ländlichen Handwerkeın usw.) in
gemeinveiständlicher Weise zuzuführen.
um die heute für den Landwirt oft recht
verwickelte Art der Maschinenbeschaf-
fung durch geeignete Maßnahmen, die
sich auf diese Erfahrungen stützen, zu
vereinfachen;
8. Einfluß zu nehmen auf die Art und Weise,
wie der Kleinlandwiıt die Maschinen ge-
braucht, damit jedem Kleinbetiieb die
weitestgehende Maschinenbenutzung er-
möglicht wird. damit aurgerchlossen sel,
daß ein Landwirt auf den Gebrauch von
Maschinen verzichten muß, weil das Be-
triebskapital oder der Umfang seines Be-
tıiebes dafür nicht ausreicht;
4. Leh'material für Jandwirtschaftliche Ma-
schinen- und Geräte-Lehranstalten, für
landwintschaftliche Winterschulen und
für Betriebsberater aus dem gesammelten
Erfahrungsmaterial herzurichten, soweit
es sich dazu eignet.
Es sind jedoch noch eine Zahl weiterer Pro-
bleme zu behandeln. an der die Elektrotechnik
beteiligt ist. Nach den Kıohneschen Anregun-
gen wird es sich neben weniger Wichtigem dar-
um handeln, eine Industrie auf dem Lande seß-
haft zu machen, der vor allen Dingen die Um-
wandlung derländ'ichen Roherzeugnisse am O:t
der Gewinnung für den unmittelbaren Ge-
brauch in Form von Fertigfabrikaten obliegt,
aber auch sonst in jeder Weise für die Abkür-
zung des Umweges sorgt, den die Lebensmittel
vom Erzeuger bis zum Verbraucher heute noch
vielfach zurücklegen müssen. Wichtig wird es
sein, den Siedlungsbau zu verfolgen und durch
eine sachliche Beeinflussung der über die Ener-
gieversorgungländ'icherBeziı ke nicht genügend
eingehend unterıichteten Kreise eine zweck-
mäßige Lösung herbeizuführen. Die für die
Ene’gieversorgung geeignetste Herrichtung der
ländlichen Bauten wird eine wesentliche Vor-
aussetzung für die ausgedehnte Anwendung
technischer Betriebsmittel auf dem Lande sein.
Die Verbreitung der Tag und Nacht dienstferti-
gen kleinen Fernsprechanlagen mit Selbst-
wähler (s. „ETZ“ 1915, Seite 340) werden in-
direkt einen günstigen Einfluß auf die Maschi-
nenanwendung aufüben.
Die weitere Entwicklung der Dinge muß
zwar der Zukunft überlassen werden, doch ist
sehr zu empfehlen, den Gang der Entwicklung
mit Aufmerksamkeit zu verfolgen und die vor-
erwähnten Schriften einschließlich der Schrif-
tenfolge ‚„„Die Technik in der Landwirtschaft“
zu verarbeiten. Die Schriftleitung der „ETZ‘“
wird es sich angelegen sein lassen, laufend über
wichtige Fragen aus der Landwirtschaft zu be-
richten, die von Interesse für die Elektrotechnik
sind. Sie bittet aber die Leser um
zweckdienliche Benachrichtigung ih-
nen bekannt gewordener Anregungen.
[80)
Heft 1.
Die Fernschaltung und Fernüberwachung
der öffentlichen elektrischen Beleuchtun
in Charlottenburg.
Von Ingenieur W. Jordan, Charlottenburg,
und Oberingenieur J. Kuhlo, Stettin.
Übersicht. Es wird die Einrichtung der Fern-
schaltungs- und Fernüberwachungsanlage für die 3
elektrischen Straßenlampen Charlottenburgs® be- &
schrieben und ein Anhalt für den Vergleich der
Betriebskosten der selbsttätigen und der Hand-
schaltung gegeben. . h
23
Im Betriebe öffentlicher elektrischer Be-
leuchtungsanlagen sind automatische Schalt-
vorrichtungen ein unentbehtliches Hilfsmitt
zur Erzielung von Betriebsersparnissen und zu
Gewähıleistung einer pünktlichen Ein- und Aus-
schaltung. Die Bedienung von Hand erfordert
erhebliche Kosten für das Personal, welches die
Schaltungen ausführen und das richtige Bre
nen der Lampen überwachen muß. Weitereun-
nötige Kosten an Stromverbrauch und Lam-
penverschleiß entstehen bei Bedienung von
Hand dadurch, daß die Lampenlänger brennen
müssenals nötig ist; der Schaltwärter mußnam-
lich bei den oft weiten Entfernungen zwischen
den einzelnen Schaltstellen mit der Einschal-
tung der ersten Lampen früher beginnen und
kann die Ausschaltung der letzten Lampen erst
später beenden, als es die Dunkelheit erfordert.
Das städtische Elektrizitätswerk Charlotten-
burg entschloß sich im Jahre 1913, in seinem
umfangreichen Straßenbeleuchtungsnetz die
Schaltung von Hand abzuschaffen undingroß-
zügiger Weise eine Fernschaltung einzurichten.
Diese wurde in besonders vollkommener Weise
mit einer Überwachungseinrichtung versehen
derart, daß die jeweilige Stellung der Fernschal-
ter sowie etwaige Störungen an den Straßen-
lampen an einer zentralen Stelle sichtbar ge-
macht werden. Die allgemeine Anordnung des
Straßenbeleuchtungsnetzes ist folgende:
Abb. 1. Fernschalter nebst Verteilungstafel. und
;Überwachungsrelais in einem Schalthäuschen. 5
Das gesamte Beleuchtungsnetz ist in ein- iM
zelne Bezirke eingeteilt, jeder Bezirk hat eine
Schaltstelle, die entweder in einer Litfaßsäule
oder in einem besonders dazu errichteten Schalt- 4
untergebracht ist, Zur Erhöhung der
Sa Schaltstelle von 2 Trans-
N pensi a; tje zur Halite, auf beide Speisungen
il Durch einen ER Schalter kön-
en a Versagen der einen ee sämtliche
ampen auf die andere Speisung geschaltet wer-
en. Von den Schaltstellen führen dann drei-
adrige unterirdische Kabel zu den Lichtmasten,
n deren Sockeln sich die elektrischen An-
oe. “se
: ne, ehren und die Bo-
_ genlampenaufzugsvorrichtungen befinden. In
Verwendung sind 12 und 15 A-Flammenbogen-
_ Doppelkohlenlampen mit TB-Kohlen für 40 V
& ampenspannung, in Dreischaltung an 150 V
mit, vorgeschalteter Drosselspule und parallel
geschalteten Sicherheitsspulen, sowie Glühlam-
‚pen von 25--500 W in Parallelschaltung an 225°
SR ‚Der Umfang der ‚Straßenbeleuchtung be-
trägt: 2. Zt. 23 Schaltstellen mit 528 Bogenlam-
n me Bart Se gleich rd 400 kW.
_Elektrotechnische Zeitschrift.
1920,
In jeder Schaltstelie befinden sich:
1 Marmortafel mit den Hauptzuleitungen,
den dreipoligen Umschalter und den Zäh-
ern,
1 Fernschalter mit Motorantrieb,
‚1 Gerüst für die Sicherungen, Überwachungs-
relais und die Verteilungsleitungen. Vgl.
Abb. 1 bis 8. -
Im oberen Teile der Säulen und Häuser
sind die Vorschaltdrosselspulen angeb' acht.
Die Betätigung der Fe'nschalter und die
Überwachung eriolgt mit Wechselstrom von
120 V Spannung und wird vom Kraftwerk aus
durch den Schalttatelwärter gehandhabt. Die
auf der Schaltbühne neben der Maschinenschalt-
tafel angeordnete Straßenbeleuchtungs- Schalt-
tafel (Abb. 4 u. 5) enthält für jede Schaltstelle
folgende Einrichtungen:
1 Bezeichnungsschild des Stadtbezirks,
1 Tafel mit 3 Signallampen von je 5 W in
- den Farben weiß, grün undrot für die halb-
nächtig brennenden Straßenlampen,
1 ebensolche Tafel für die ganznächtig bren-
nenden Straßenlampen,
1 Handschalter zur Erregung des Fernschal-
ters und die erforderlichen Sicherungen.
Der Betrieb geschieht in folgender Weise:
Bei Tage, während die Fernschalter in der
ausgeschalteten Stellung stehen, leuchten an
der Schalttafel im Kraftwerk die roten Signal-
lampenauf. Bei Eintritt der Dämmerung dreht
der Schalttafelwärter die E’regerschalter einen
AugenblickaufStellung,, Ein“, wodurch dieFern-
schalter in den Schaltstellen betätigt werden,
welche die Ganz- und Halbnacht- Straßenlam-
pen einschalten. Beim Zünden der Straßenlam-
pen stellensich Kontakte zur Rückmeldung um,
Heit 1. 1)
Umfanges weiter, auch die Ganznachtlampen
werden abgeschaltet, und gleicheitig erlöschen
Abb. 5. Fernschalttafel, Rückansicht.
die bezüglichen grünen Signallampen auf den
Ganznachtfeldern, wofür auch bier die roten
EASTERN LE ERRTT: Ka
Abb. 4. Fernschalttafel der Straßenbeleuchtung im_Kraftwerk.
welche bewirken, daß die roten Signallampen
an der Schalttafel’eılöschen und dafür die grü-
nen aufleuchten. Der Wärter kann die sämt-
lichen Erregerschalter kurz hintereinander be-
dienen, so daß innerhalb einiger Sekunden die
Straßenlampen der ganzen Stadt brennen. Bei
Beginn der Nachtbel Tedahte ng dreht der Wärter
die Erregerschalter auf ‚Aus‘ ; die Fernschalter
drehen sich eine Stufe weiter, und die Halb-
nachtlampen werden abgeschaltet. Die Rück-
meldekontakte lassen an Stelle der grünen Sig-
nallampenaut den Halbnachtfeldern der Schalt-
tafel dieroten Lämpchen aufleuchten. Bei Ein-
tritt der Helligkeit erfolgt wiederum Betätigung
der Erregerschalter ; die Schaltwalzen der Fern-
schalter drehen sich um das letzte Dritte] ihres
aufleuchten. 'Ein Blick auf die Schalttafel zeigt
dem Wärter also jederzeit an, ob die Fernschal-
ter in der richtigen Steilung stehen. Eine wei-
tere Kontrolle ist durch die weißen Signallam-
pen, die sogenannten. Störungslampen, gezeben.
Diese leuchten auf, sobald in den betr. Stadt-
bezirken Lampen erlöschen. Gleichzeitig mit
dem Aufleuchten ertönt ein Weckersignal. Die
. Betriebswache sendet einen für diesen Zweck
verfügbar gehaltenen Radfahrer in den betr.
Bezirk, der die Störung in kürzester Zeit be-
seitigt.
Die sämtlichen Apparate in den Schalt-
stellen und in der Zentrale sind von der Firma
Paul Firchow Nachfgr., Berlin, geliefert,
nachdem sie sich in einem mehrmonatigen
10
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920.
Heft 1.
1. Januar 19820.
Probebetriebe als wirtschaftlich und betriebs-
sicher erwiesen hatten. Die Anlage hat bei dem
Leutemangel im Kriege und bei Streiks der Ar-
beiterschaft vorzügliche Dienste geleistet).
Im folgenden ist die Schaltung der Anlage
und die Wirkungsweise der Apparate näher be-
schrieben.
Das Fernschalt- Kabelnetz.
Für die Betätigung der Fernschalter und
für die getrennte Rückmeldung der halbnäch-
tigen und ganznächtigen Lampen sind zwischen
der Zentrale und jeder Schaltstelle zwei Leitun-
gen L,und Lg, (Abb. 7 u. 8) verlegt, ferner geht
von der Zentrale eine gemeinsame Leitung Ls
aus, an welche alle Schaltstellen parallel ange-
schlossen sind. Das Netz mit insgesamt n
Schaltstellen erfordert also für die Schaltung
und Überwachung 2n + 1 Leitungen. Es sind
hierzu vieladrige Feilnschaltkabel mit einem
Leiter quersc hnitt von 1,5 mm? (Kupfer) verlegt
worden; Reserveadern und eine weitere, alle
Schaltstellen berührende Telephonader sind
vorgesehen.
Die
Fernschaltungs- und Fernüber-
wachungsanlage.
Das Prinzip der Fernschalterbetätigung
und Rückmeldung ist in Abb. 6 gegeben. An
Abb. 6. Schema der Fernbetätigung und Rückmeldung.
eine Stromquelle T sind 2 Glühlampen in Hin-
tereinanderschaltung angeschlossen. Von dem
gemeinsamen Pol der Lampen führt eine Lei-
tung über das Schaltrelais R zu einem Hebel A.
Die Kontakte, an die der Hebel h sich anlegt,
sind mit den Polen der Stromquelle verbunden.
Je nach der Stellung des Hebels wird somit die
eine Glühlampe kurzgeschlossen, während die
andere mit nahezu voller Spannung brennt.
Zur Betätigung des Fernschalters dient der
Kontaktgeber G. Durch Anlegen diesesan einen
seiner Kontakte wird die betr. Glühlampe über-
brückt, das SchaltrelaisR erhält volle Spannung
und schließt einen Stromkreis für den Antriebs-
motor, der seinerseits die Schaltwalze des Fern-
schalters in Umdrehung versetzt. Da nun der
Hebel hr mit dieser Walze, die die Kontakte für
die Verbrauchsstromkreise trägt, zwangläufig
verbunden ist, wird deren jeweilige Stellung
durch das Aufleuchten der einen oder der an-
deren Glühlampe zurückgemeldet.
.... Jeharfeid4, fernietung,
} Es
die auf der Welle des Fernschalters sitzenden
Schaltwalzen W, für die Ganznacht- und W,,
für die Halbnachtlampen befinden sich in der
ausgeschalteten Stellung; der Strom für alle
Straßenlampen ist unterbrochen. In dem
Schema sind nur 6 Schaltwalzen für 2 Ganz-
nacht- und 2 Halbnacht- Stromkreise (mit g,
und h, bezeichnet) angegeben; in Wirklichkeit
sind auf der Schalterwelle 18 Schaltwalzen an-
geordnet (vgl. Abb. 1, 2u. 9). Die Stellung der
Steuerwalzen W,; und W,,, welche den Rück-
meldestrom steuern, bedingt in Abb. 7, daß die
Hebel h, und h, nach links Kontakt geben und
den Strom für die auf der Schalttafel in der
Zentrale befindlichen roten Signallampen „A“
(Aus) schließen. Die stark ausgezogene Linie
zeigt den Stromlauf für die Signallampen auf
dem Ganznachtfelde, die punktierte Linie für
diejenigen auf dem Halbnachtfelde.
Sollen nun bei Eintritt der Dunkelheit die
Straßenlampen eingeschaltet werden, so legt
haben sich gleichzeitig die Hebel h, und h, an
ihrerechten Kontakte angelegt. Dieroten Sig-
nallampen sind also kurzgeschlossen; der Rück-
meldestrom nimmt seinen Lauf über die grünen
Signallampen ‚„E“ (Ein), wie durch die stark
ausgezogene Linie für Ganznacht und die punk-
tierte Linie für Halbnacht wieder gekennzeich-
net ist. Der Strom der Signallampen fließt in
diesem Falle noch über die Kontakte der Über-
wachungsrelais R,. Diese sind geschlossen,
solange die Straßenlampen alle ordnungsmäßig -
brennen, und somit der volle Verbrauchsstrom -
durch die Relaiswicklungen fließt. Erlischt ein
Teil der Straßenlampen, so wird der Verbrauchs-
strom geschwächt; das betr. Relais R, öffnet
seinen Kontakt und unterbricht den Strom für
die Signallampen. Hierbei wird auch das in
dem Stromkreis der Signallampen liegende
Relais R, stromlos; die Relaiskontakte k, schlie-
Ben sich, die weiße Lampe ‚st‘ (Störung) sowie
der Wecker werden eingeschaltet. Den Strom-
zu_samll. Schallstellen,
zu zum Schaitfeld 2.
Ft
2. Aj
120 U.
En SE TE
Abb. 7. Schema der Fernschaltung und Fernüberwachung für mehrere Verbrauchsstromkreise
mit ungleicher Brennzeit (Lampen ausgeschaltet).
Abb. 7 zeigt die Fernschalt- und Fernüber-
wachungsvorrichtung in der Tagesstellung, d h.
1) Vgl. hierzu Een me, „Die Mechanisierung der Be-
triebe“, „RTZ“ 1919, 8. 62. 2
Abb. 8 gezeichnete Stellung-eingenommen: Die
Stromkreisefür die Halbnacht- und Ganznacht-
lampen sind jetzt geschlossen, die Straßenlam-
pen leuchten auf. Mit der Drehung der Welle
walzen in die gewünschte Stellung.
Abb. 9 veranschaulicht das Schema der
Stromverteilung in einer Schaltsäule nit 16
Verbrauchsstromkreisen.
Die mechanische Ausführung Bänıtlicher
Apparate ist äußerst solide, so daß sich in dem
nunmehr fünfjährigen Betriebe keinerlei An-
stände ergeben haben. Die Fernschalter sind
der gegenseitigen Auswechselbarkeit halber
Schaffeidt, leitun Sehalistelle 1. 3
RE {
Se
Hin 1
Ri. 7 2
i
= g
u |
au Erde ?
130 bezw 225 v. 3
Fern x
Abb. 8. Schema der Fernschaltung und Fernüberwachung für mehrere Verbrauchsstromkreise E
mit ungleicher Brennzeit (Lampen eingeschaltet). 3
der Wärter den Kontaktgeber G einen kurzen lauf für letztere zeigt die strichpunktierte Linie f
Augenblick nach links; er überbrückt dadurch | in-Abb. 8. ;
die „„Aus“-Lampen und gibt volle Spannung Um das Abschalten der halbnächtigen i
auf die Spulen des Schaltrelais R,. Der Schalt- Lampen vorzunehmen, wird der Kontaktgeber
strom nimmt im übrigen denselben Weg, wie | G einen Augenblick nach rechts angelegt. Das
durch die markierten Linien angedeutet. Das | Schaltrelais R, erhält wieder volle Spannung
Relais R,hebt hierbei den Hebel h,aus der Rast | und bewirkt durch Anziehung seines Ankersn,
der Steuerwalze W. Der Stromkreis des vom | das Anlaufen des Motors M, der die Schaltwelle
Netz gespelsten Antriebsmotors wird über die eine Stufe weiter dreht. Die Walzen W, unter- 3
Fodern k geschlossen, Der Motor M dreht die | brechen hierbei den Strom für die halbnächtig
Schaltwelle soweit, bis h, ın die nächste Rast brennenden Straßenlampen. Die Steuerwalze 4
einfällt; die Schaltwalzen haben hierbei die in | W,, hat gleichzeitig den Hebel h, nach links
a hinübergedrückt. Auf dem Halbnachtfelde er-
are zu sus Schalselen, lischt somit die grüne Signallampe, die rote
en re er TREE REN leuchtetauf. Ein Blick auf die Schalttafel zeigt
an, daß die Halbnachtlampen abgeschaltet, die
Ganznachtlampen jedoch eingeschaltet geblie-
ben sind. Den Verlauf der Kontrollströme zeigt
für die Halbnachtlampen wieder Abb. 7, für
die Ganznachtlampen Abb. 8. 3
Beim Ausschalten der ganznächtigen Lam-
pen spielt sich der gleiche Vorgang auf dem
Ganznachtfelde ab.
Damit bei Revisionen, Reparaturen u.
dergl. der Fernschalter auch- vom Schalthaus
aus in Betrieb gesetzt werden kann, ist der in
den Abb. 7 u. 8 gezeichnete Handschalter Hin
der Schaltstelle angebracht. Wird dieser an
die rechten Kontakte gelegt, so erhält eine
Spule des Schaltrelais R, volle Spannung, und
— der Antriebsmotor bringt wie vorhin die Schalt- '
Ai
a
1. Januar 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920,
Heit 1..
1l
durchweg für 100 A Betriebsstromstärke pro
Phase vorgesehen, obwohl sie teilweise weit
_ weniger belastet werden.
2
fernschallkabel,
Augen ühngen Junalsigiien,
Überwachungsdienst in den Sommermonaten
von einem Mann, in den Winteimonaten von
2% Mann versehen. Nicht unerhebliche Kosten
_Ichaltsäule I.
Bagenlanpen-bezm
Glühlampen-Revier.
fe am, et we
= a ’ |
1er a . Verbrauchsstramkreise.
ee ul = WIIETENDE
berwachungs-
ellaıs.
BR 0)
n I hr r 1%
®) @ @®) ©)
Miltelleiter,
Abb. 9. Stromverteilung in einer Schaltsäule mit 16 Verbrauchsstromkreisen.
Die Antriebsmotoren sind für 120-V Wech- ! werden weiter durch die Verkürzung der Brenn-
- selstrom gebaut und werden mit 150 bzw. 225 V
unter Anwendung eines entsprechenden Vor-
schaltwiderstandes betrieben. Sie sind mit
Windflügeln versehen, die ihre Umdrehungs-
zahlen so regulieren, daß eine volle Umdrehung
der Schaltwalze etwa eine Minute dauert. Zu
jeder Schaltung werden somit 20 s beansprucht.
zeit um täglich 20 min (= 122 h im Jahre) an
rom, Leuchtkohlen und Glühlampenersatz er-
spart, weil das vorzeitige Einschalten und spä-
tere Löschen — bedingt durch die von Schalt-
stelle zu Schaltstelle zurückzulegenden Wege —
fortfällt.
Die jährlichen Kosten sind etwa folgende:
\
bei automa-
bei tischer Schal-
Bedienung tung und
von Hand Fernüber-
wachung
1. Löhne. Ein- und Ausschalten sowie Überwachen... ..... M ee ne
Lohnanteil für den Wärter der Maschinenschalttafel . . „ — 600
2. Für vorzeitiges Einschalten und späteres Löschen.
a) Strom: 400 kW x 122h >30 PfıkWh . .. 2.2.2... e 14 600 =
b) Leuchtkohlen: 528 Lampen < 122hx<5Pf/hh ...... ‘ 3 200 2
c) Glühlampenersatz: 327 Lampen <12hx<2Pf/h .... „ 800 —
3. Stromverbrauch für die Signallampen.
2 x 23 Lampen < 5 W 8760 h><30 Pf/kWh . ......, — 600
4. Instandhaltung der Fahrräder, Kontrolluhren usw. .. 2... ,„ 600 | 100
denBernschaltanlaeze ag era 5 — 800
5. Abschreibung und Verzinsung der Fernschaltanlage . ... „. _ 7 800
M 47 200 20 400
Zur Betätigung der Relais R, genügt ein
ganz kurzer Stromstoß, da der Anker durch
einen Momentverschluß so lange an dem Kern
mechanisch festgehalten wird, bis er in die
nächste Rast einfallen kann. Der Schaltstrom
beträgt etwa 1,0 A; die Spulen sind durch
Thermosicherungen geschützt.
Die Überwachungsrelais R, vertragen maxi-
mal 25 A Dauerstromstärke, werden jedoch nor-
maler weise nur mit 15 A belastet. Sie beruhen
auf elektromagnetischem Prinzip und sind so
eingestellt, daß sie bei Verlöschen einer Bogen-
lampe, wobei infolge der zu jeder Bogenlampe
parallel geschalteten Sicherheitsspule dieStrom-
stärke von 15 A auf etwa 12 A heruntergeht,
sicher öffnen, jedoch bei den üblichen Strom-
schwankungen, wie sie in Bogenlampenstrom-
kreisen dauernd vorkommen, nicht ansprechen.
Sämtliche Apparate sind in gleicher Ausführung
auch für Gleichstromanlagen verwendbar.
Über die Rentabilität der Anlage möge fol-
gende Gegenüberstellung derjenigen Kosten,
die durch Einführung einer automatischen An-
lage Veränderungen erfahren, einen Anhalt
. geben.
Während bei der Bedienung von Hand für
23 Schaltstellen 4°Mann zum Ein- und Aus-
schalten und zur Überwachung der Lampen aut
- der Strecke erforderlich sind, wird bei der Fern-
betätigung das Schalten vom Wärter der Ma-
schinenschalttafel nebenbei mitbesorgt, und der
Die Ersparnis erreicht also einen Jahresbetrag
von 26 800 M.
Die angegebenen Yahlen stellen die tatsäch-
lichen Verhältnisse dar, wie sie gegenwärtig im
städtischen Elektrizitätswerk Charlottenburg
vorliegen, und sind nach den jeweiligen allge-
meinen und besonderen Verhältnissen Schwan-
kungen unterworfen. Daß jedoch eine automa-
tische Schaltung in jedem Falle recht erhebliche
Ersparnisse bringt, liegt auf der Hand. Ein
nicht zu unterschätzender, weiterer Vorteil ist
noch die Unabhängigkeit vom Personal, die
dauernde Kontrolle und Nachweisbarkeit auf-
getretener Störungen und die Möglichkeit, die
Lampen je nach der Witterung ohne Vorberei-
tungen früher oder später schalten zu können,
Umstände, die gerade bei einer öffentlichen Be-
leuchtung ganz wesentlich zur Geltung kommen.
Vernachlässigte Kraftquellen.
Die Ausführungen der Herren Zander und
Schrader in der „ETZ“ 1919, 8. 437, 502,
insbesondere der Gedanke einer Studiengesell-
schaft für den Ausbau der Kleinwasserkräfte,
sind als dankenswerte Anregung zu begrüßen,
um endlich ein frischeres Tempo in die Gegen-
maßregeln gegen die Kohlennot zu bringen.
Die Schwierigkeiten der Überwindung aller ent-
gegenstehenden Strömungen und Vorurteile
sind aber nicht zu unterschätzen. Insbesondere
das hartnäckige Kleben der Behörden an den
für sich durchaus berechtigten, aber nicht mo-
nopolartig zu mißbrauchenden Großkraft-
plänen mit seinen Auswüchsen, welche syste-
matisch den Ausbau kleinerer privater Kräfte
unterbinden (in Bayern z. B. der Elektrizitäts-
Wirtschaftsverband als Gegner kleinerer Be-
triebe, der sogar verlangt, daß schwebende
Projekte zugunsten seines Monopoles unter-
bleiben) wird nicht so leicht zu überwinden
sein, muß aber überwunden werden.
Ich habe selbst schon vor längerem auf die
Notwendigkeit der Ausnutzung auch kleiner
Kräfte hingewiesen zur restlosen Erfassung der
Wasserkräfte!) und habe z. T. ähnlıche Ge-
sichtspunkte, wie sie Herr Zander nennt, in
einem Aufsatz niedergelegt?), der leider erst in
einer der nächsten Nummern der Zeitschrift
„Die: Wasserkraft“ zum Abdruck kommen
kann. Ich habe darin auch die Typisierung der
Kleinanlagen, die Normalisierung ıhrer Einzel-
teile (Turbinen, Generatoren, Ausrüstungs-
teile) und insbesondere die Verteilung der Fa-
brikation solcher Normalteile, wie sie in größe-
rer Zahl gebraucht werden (z. B. Ölschalter,
Trennschalter und äbnliche vielfach gleich-
artig wiederkehrende Teile, einige Turbinen-
typen u. dgl.), auf vordem kriegsbeschäftigte
Betriebe, wie Zünderfabriken für die Appa-
rate, vorgeschlagen.
Auch eine ordnende Hand hierfür habe
ich als nötig empfohlen, und wenn auch in-
zwischen in Bayern ein Energie-Wirtschaftsrat
ins Leben getreten ist, so bleibt erst abzuwar-
ten, ob derselbe nicht auch, dem ‚Zug ins
Große‘ folgend, gerade das notwendigste
Bedürfnis, den beschleunigten Ausbau der
Kleinkräfte, beiseite liegen läßt. Nicht min-
der mußein System der Unterstützung für die
Besitzer von Kleinkräften zur Beihilfe mit
Kapital und Baumaterial, eine Anreizpolitik
eingeführt werden,, letzteres ein dankbares
Feld für Steuerfachleute. Gerade auf den Um-
stand, daß in der Errichtung von kleineren und
mittleren Anlagen eine vorzügliche Kapitals-
anlage für einzelne und für Körperschaften zu
erblicken ist, und darauf, daß nur auf diesem
Wege bei den kurzen Bauzeiten gegenüber
Großkraftwerken eine rasche Besserung der
Energieversorgung zu erzielen ist, kann nicht
eindringlich genug hingewiesen werden.
Ich habe bereits 1919 in der „Zeitschrift
für das gesamte Turbinenwesen‘““°) eine Insti-
tution gefordert zur Prüfung aller einschlägigen
Fragen, einen „Rat für Kraftversorgung‘“;
bisher hat man von einer auf die Ausnutzung
der Kleinwasserkräfte gerichteten Tätigkeit
auch des inzwischen ins Leben getretenen
Bayerischen Energie-Wirtschaftsrates noch
nichts bemerkt. Ich habe weiter die oben kurz
angedeuteten, in der ‚Wasserkraft‘ demnächst
näher ausgeführt erscheinenden Vorschläge,
die z. T. mit den Gedanken der-Herren Zander
und Schrader parallel gehen, dem Baye-.
rischen Ministerium des Innern und dem Herrn
Staatskommissar des Reichswirtschaftsamtes
unter dem 30. XII. 1918 und 7. II. 1919 vor-
gelegt, mit dem besonderen Hinweis auf die
Ausführung derselben und den Ausbau der
Kleinkräfte mit ihren kurzen Ausbauzeiten als
Notstandsarbeiten und zur Energiebeschaffung
für den Winter 1919/20. Von ersterer Stelle
erfolgte überhaupt keine Antwort, von letzte-
rer postwendend die Bestätigung, daß ‚mit
Interesse‘ davon Kenntnis genommen worden
sei. Geschehen scheint jedoch nichts zu sein,
obgleich bei passender Organisierung heute
schon sicher mehrere tausend kW der Allge-
meinversorgung hätten zugeführt werden kön-
nen; nicht einmal Vorarbeiten sind geleistet.
Ebenso sind die gleichen Gesichtspunkte durch
die Organisation der Betriebsräte dem De-
mobilmachungskommissar für Südbayern im
Mai 1919 weitergegeben worden mit dem nach-
stehend auszugsweise angeführten Begleitwort:
„Der Einwand des Strommangels ließe
sich sofort beheben durch energisches An-
greifen der Heranziebung der kleineren Wasser-
kräfte. Durch den Ausbau der vielen verfüg-
baren kleineren Wasserkräfte und deren Zu-
sammenschluß mit den Überlandwerken könnte
genug Strom hergebracht werden. Die Über-
landwerke wären behördlich zu zwingen, von
diesen kleineren Wasserkraftwerken Strom zu
kaufen, wodurch natürlich die kleineren Werke
nicht von den großen Werken aufgesaugt wer-
den dürfen, sondern der Unternehmer selb-
ständig bleiben müßte. ..... Die Heranziehung
solcher kleinen Kräfte, die bis zum kommen-
den Winter bereits Strom liefern könnten,
würde die großen schwebenden Projekte, die
doch erstin einigen Jahren in Betrieb kommen,
nicht schmälern, da hierfür noch genug Absatz-
gebiet bleibt. Die einheimischen Gewerbe und
1) „Zeitschrift f. das gesamte Turbinenwesen“ 1918,
8. 102; 1915, 8. 187, 01. N
„ ERASNIESnIERDE in Bayerns Energieversorgung*.
. 46.
12
er
Arbeitslosen würden dadurch rasch eine loh-
nende Beschäftigung finden. Technische
Schwierigkeiten beim. Zusammenarbeiten
solcher kleineren Werke mit großen Werken
bestehen nicht, dahingehende vorauszu-
sehende Einwände sind erfahrungsgemäß wider-
legbar...... Die Ausnutzung solcher Klein-
kräfte müßte mit allen Mitteln gefördert wer-
den dadurch, daß nicht zu angeblichen Gun-
sten des Bayernwerkes usw. kleineren Unter-
nehmern, welche ihre Wasserkräfte ausbauen
wollen, seitens der Verwaltungsbebörde Schwie-
rigkeiten gemacht werden. Vielmehr müssen
solche Unternehmer nach Möglichkeit unter-
stützt werden durch Aufklärung seitens der
Behörden über die Notwendigkeit des Ausbaues
der Wasserkräfte, durch Beschleunigung von
Konzessionsverfahren, durch Milderung und
Vereinheitlichung der kostspieligen und viel
zu weit gehenden Vorschriften der Post und
Bahn für die Überkreuzung von Telepkon-
anlagen und Bahnlinien, durch Gewährung von
verlorenem Bauaufwand für den Ausbau von
Kleinwasserkräften u. dgl. Anreizmittel. Viel-
leicht wäre bei der Demobilmachungsstelle
oder sonstwo eine besondere Stelle für mög-
lichst rasche Ausnutzung der Kleinwasser-
kräfte und Heranziehung derselben zur Allge-
meinversorgung aus unabhängigen Fachleuten
einzurichten. ‘‘
Auch hierauf wurde weiter nichts mehr
gehört. Endlich habe ich die gleichen Gesichts-
punkte im Sommer mündlich der Kommission
für Arbeitsbeschaffung des Landesverbandes
der Technischen Vereine hier auf Aufforderung
dargelegt.
Nachdem also anscheinend mangelndes In-
teresse obwaltet, dürfte der Studiengesellschaft
bis zur Umsetzung ihrer Ziele in die Tat bzw.
bis zur staatlichen Förderung ihrer Ziele noch
ein gutes Stück Arbeit bevorstehen. Abgesehen
von dem Fehlen der Energiemenge, die sich bei
Zugreifen im Frühjahr hätte jetzt zum Winter
bereitstellen lassen können, ist bei Ausbau der
in diesem Jahre verabsäumten Kraftanlagen
im nächsten Jahre ein enormer Geldverlust
infolge der zwischenliegenden Preiserhöhungen
mitin Kauf zu nehmen, der mit etwa 25% auf
die Kosten im abgelaufenen Sommer zu schät-
zen ist.
Was die technische Seite der Ausnutzung
solcher Kleinkräfte anlangt, so ist das System
mit asynehronen Drehstromgeneratoren beim
Zusammenarbeiten mit bestehenden Netzen an
Billigkeit und Einfachheit der Anlage wie der
Bedienung unerreicht. Durch passenden be-
sonderen Zusammenbau der wenigen nötigen
Apparate zu einem schaltkastenäbnlichen Teil
wird eine unübertrefflich einfache Ausrüstung
ermöglicht. Vorbildlich in der Ausnutzung
solcher Zusatzkräfte ist die Stadt Wien!),
welche zu den bis Ende 1914 mit asynchronen
Anlagen ihrem Leitungsnetz zugefübrten 1079
kW jetzt noch alle im Wiener Becken liegenden
Wasserkräfte, die ganz oder zeitweise nicht aus-
genutzt werden, aus Fabriken u. dgl. heran-
zieht, so daß bis Ende 1919 weitere 1500
bis 2000 PS dienstbar gemacht sein werden?).
Die theoretische Seite der Asynchronzentralen
im Zusammenwirken mit vorhandenen Netzen
ist unlängst näher behandelt worden?®), und es
ergeben sich daraus nur Vorteile. Entwürfe des
Unterzeichneten auch in größerem Maßstab,
darunter ein System aus vier Kraftwerken,
zweisynehronen und zwei asynchronen mit zu-
sammen etwa 4800 kW (davon 1600 kW asyn-
chron), zeigen die Überlegenheit hinsichtlich der
Anlage- und Betriebskosten auch praktisch.
Besonders die Anspruchslosigkeit im Betrieb
des asynchronen Generators räumt auch die
letzte technische Schwierigkeit, die gegen die
Verbindung kleiner Anlagen mit großen Netzen
mit Vorliebe erhoben wurde, die Unzuver-
lässigkeit des Parallelbetriebes, beiseite. Gegen
die erhöhte - Phasenverschiebung, wenn sie
wirklich störend groß werden sollte, können die
Asynchrongeneratoren oder eines derSynchron-
werke durch die bekannten Mittel (Phasen-
kompensatoren, Phasenregler) kompensiert
werden.
Die Antriebsturbinen der Asyncehrongene-
ratoren brauchen, sofern die Leistung der An-
lage nie größer ist als der Verbrauch im ge-
samten Netz, keine Geschwindigkeitsregler zu
erhalten, es genügt, wenn der Generator für die
maximale Turbinenleistung und die Durch-
gangsdrehzahl (= 1,80 der normalen Drehzahl)
bemessen ist; nur bei großen Maschinen ist ein
!) Vgl. Reindl, Wasserkraftwerke in Wasserversor-
gungsanlagen, ‚Zeitschrift f. das gesamte Turbinenwesen“,
1919, 8. 281 ff. j
R Vgl. „Elektrotechn. u. Maschinenb. 1919, Anzeiger
» o
1: Vgl. Adler, „Kieine Induktionsgeneratoren“, „Elek-
trotechn. u. Maschinenb.“ 1919, 8. 221; Rosenberg, „Die
Bedeutung des Leistungsfaktors“, ebenda 1919, 8. 358;
Spitzer, „Asynchron-Generatoren“, ebenda 1919, 8.425, (mit
praktischen Kurventafeln); Fleig, „Der Asynehron-Gene-
rator zur Ausnützung kleiner Wasserkräfte”, „Mitt. d. Ver-
einig. d. El.-W.“ 1918, 8. 211.
Elektrotechnische Zeitschrit. 1920. Heit 1.
einfacher Sicherheitsregler gegen das Durch-
gehen zu empfeblen.!)
Für diese Kleinanlagen dürfte insbesondere
die neue Kaplan-Turbine?) der Maschinen-
fabrik Storek, Brünn (Mähren), Bedeutung
gewinnen, da sie vermöge ihrer gegenüber den
heutigen Franeis-Turbinen doppelten bis drei-
fachen Drehzahl häufig die billigste Anordnung
mit direkter Kupplung des Generators ergeben
wird.
Für einzelne Ortswerke mit Niederspan-
nung in Gegenden, welche später von Über-
landwerken einbezogen werden können, wähle
ich neuerdings von vornherein statt der üb-
lichen Gleichstromanlagen Drehstrom-Nieder-
spannungsanlagen mit Synchrongenerator und
Spezialschaltkasten; beim späteren Heran-
kommen des Überlandnetzes wird die vorhan-
dene Anlage nur über einen Transformator an
die Überlandleitung angeschlossen und der
Synehrongenerator mit Schaltkasten durch
einen Asynchrongenerator mit seinem zuge-
hörigen Schaltkasten ausgetauscht. Jede Ein-
rede, daß die Ausführung der Anlage einst-
weilen unterbleiben solle, da sie später zum
Anschluß an das Überlandnetz nicht oder erst
durch Umbau geeignetseiund verlorene Kosten
verursachbe, ist damit haltlos.
Es wäre zu wünschen, daß die Aufforde-
rung zur Bildung einer Studiengesellschaft für
die Ausnutzung unserer Kleinwasserkräfte als
Zeitforderung auf fruchtbaren Boden fällt und
das, was schon vollendet sein könnte, ins
Rollen bringt. ), Reindl.
RECHTSPFLEGE.
Eine wichtige Entscheidung über
Verdingungsgrundlagen.
Bei der Ausführung von Tiefbauten
können sich mehr :oder minder erhebliche
Abweichungen von den Messungen heran.
stellen, welche dem Verdingunesanschlag
zugrunde lagen. Das Reichssericht hat in
einer Entscheidung vom 24. IX. 1918 (Bd. 9,
Ss. 58) dem Unternehmer außerordentlich
weitgehende Rechte zugesprochen, wenn die
Unrichtigkeit vom Besteller zu vertreten ist,
d. h. auf einer Fahrlässiekeit seiner Leute
beruht. Der Unternehmer kann hiernach,
wenn er ohne die unrichtige Vermessung
eine wesentlich. verschiedene Preisforderung
gestellt hätte, den ganzen Werkvertrag
wegen Irrtums sanfechten. Er kann aber
auch die Arbeit fortsetzen und Schadens-
ersatz verlangen. In diesem Falle darf er
die volle Bezahlung der Miehrarbeit zu den
Sätzen, wie sie bei Kenntnis der riehtigen
Maße voraussichtlich vereinbart worden
wären, unter dem Gesichtspunkte des Scha-
densersatzes beanspruchen. Die Entschei-
dung betrifft einen Fall, in welchem der
Besteller selbst zugegeben hatte, daß ihn an
der unrichtigen Vermessung die Schuld traf.
Häufis wird die Schuld beide Teile oder
auch ‘vorwiegend den Unternehmer treffen:
dann nämlich, wenn er die Messungen hätte
nachprüfen müssen. Dann wird selbstver-
ständlich auch anders zu entscheiden sein.
Der Besteller, der sich vor unangenehmen
Überraschungen schützen will, wird gut tun,
in den Werkvertrag "eine Bestimmung etwa
folgenden Inhalts aufzunehmen: „Der Un-
ternehmer hat die dem Verdingungs-
anschlag zugrunde liegenden Messunsen
unter eigener, alleiniger Verantwortlichkeit
nachzupröfen; ihre etwaige Unrichtigkeit
berechtigt ihn weder : zu Einwendungen
gegen den Bechtsbestand des Vertrages noch-
zu Schadensersatzansprüchen.“
Wo sind Überlandzentralen gewerbesteuer-
pflichtig ?
Nach $ 3 des Doppelsteuergesetzes vom
22. III. 1909 darf der Betrieb eines Gewerbes
nurin demjenigen Bundesstaate besteuert wer-
den, in dessen Gebiete eine Betriebsstätte
zur Ausübung des Gewerbes unterhalten wird.
Kann hiernach eine Überlandzentrale, deren
Leitungsnetz nach Ortschaften. eines be-
nachbarten Bundesstaates führt, darum in
diesem Bundesstaate anteilmäßig zur Gewerbe-
steuer herangezogen werden, auch wenn in dem-
selben kein Bureau und keine Werkstätte sich
befindet ?
Die Frage wird ihre Bedeutung auch in
Zukunft behalten. Denn der Entwurf des Lan-
dessteuergesetzes siehtin $ 8 vor, daß die Län-
‚N Hierüber berichte ich noch näher in der „Zeit-
schrift für das geramte Turbinenwesen‘. :
2) Bremrergehnisse, die an einer Kaplan-Turbine im
praktischen Betrieb gewonnen wurden, sind in der
Zeitschrift „Die Wasserkraft“ 1919, 8. 158, und in der
„Wasserwirtschaft“ 1919, Heft 19,. veröffentlicht.
l. Januar 1920
ist daher nur dort anzunehmen, wo eine Stätte
der Betriebstätigkeit ist. Auf jeden Fall aber
wäre zu wünschen, daß die Frage im ganzen
Reich einheitlich beurteilt werden würde,
und es wäre daher zu begrüßen, wenn in einer
solchen Sache Beschwerde zum Reichsfinanz-
hof ergriffen werden würde. De
Dr. W. Eßlinger, München.
Gewerblicher Rechtsschutz auf den Leipziger
Frühjahrsmessen. E
Eine Bekanntmachung des Reichsministers
der Justiz vom 6. XII. 1919spricht den Schutz
von Erfindungen, Mustern und Warenzeichen
für die Leipziger Frühjahrsmessen 1920 (Muster-
messe vom 29. II. bis 6. III. sowie Technische
Messe und Baumesse vom 14. bis 20. III.) aus.
Gewerblicher Rechtsschutz in England während
des Krieges.
Die in England während des Krieges er-
lassenen Gesetze und Verordnungen über den
gewerblichen Rechteschutz und die im An-
schluß an sie vom englischen Handelsamt bzw.
Patentamt getroffenen Bestimmurgen sind,
zumal sie nach Inkrafttreten des Friedensver-
trages noch eine gewisse Zeit, einige sogar
dauernd, bestehen bleiben, für Inhaber von
Schutzrechten wie für Perroner, die solche zu
erwerben beabsichtigen, von großer Bedeutung.
‚Sich darüber zu unterrichten, gibt eine Sonder-
beilage der „‚Nachr, f. Hand., Ind. u. Landw.“
(1919, Nr. 137, n. F.) Gelegenheit, in der der
Inhalt der hauptsächlichsten Bestimmungen
et und ihre Auslegung kurz erörtert
wird.
PERSÖNLICHES.
= (Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.)
Michael Dolivo-Dobrowolsky f.
Die technische Wissenschaft hat den Ver-
lust eines ihrer Großen zu beklagen. Am 15.
November ist in Heidelberg Michael Dolivo-
Dobrowolsky im Alter von 58 Jahren infolge
eines schweren Herzleidens aus dem Leben ge-
schieden. Sein von den. Berufrgenossen..mit
Verehrung genannter Name gehört der Ge-
schiehte der Technik an und ist für alle Zeiten
unauslöschlich verknüpft mit der Übertragung
der elektrischen Energie auf weite Entfernun-
gen, infolgedessen mit der ganzen Entwick-
lung der elektrischen Großindustzriean sich.
Dobrowolsky wurde in Odessa geboren und
trat, nachdem er in den Jahren 1881 bis 1884
an d>r Technischen Hochschule in Darm-
stadt studiert hatte, noch mitjungen Jahren
in die damals in ihrer ersten Entwick--
lung stehende Allgemeine Elektricitäts-Ge-
sellschaft - als Elektriker ein, deren Grün-
der und Direktor Emil Rathenau mit
dem an ihm bekannten
dem jungen Ingenieur eine technische Arbeits-
kraftersten Ranges erkannte. Hier war Dolivo-
Dobrowolsky zunächst am Ausbau des Gleich-
stromsystems beschäftigt. Durch eine theore-
tische Arbeit von Ferraris, in welcher dieser er-
wähnte, daß man zwei um neunzig Grad in
der Phase verschobene Wechselströme in pas-
send angeordneten Magnetfeldern durch Ein-
wirkung aufeinen drehbaren Kupferzylinder zur
Arbeitsleistung heranziehen könne, wurde Do
livo-Dobrowolsky auf dieses Gebiet hingewie-
sen. Aber es war nur die Anregung, die Dolivo-
Dobrowolsky von dort empfing. Alles übrige
war sein eigenes Werk. Ein weniger selbständi-
ger Denker als er wäre schon durch die Berech-
nung von Ferraris, welche nur einen Wirkungs-
grad von 50% für eine derartige Anordnung
in Aussicht stellte, an einer Weiterverfolgung
der Idee verhindert worden. Aberein Versuch
an einer Gleichstrommaschine, zu ganz andern
Zwecken unternommen, läßt ihn intuitiv er-.
kennen, wo der Fehlschluß der Ferrarischen
Überlegung liegt.
1888 im raschesten Tempo die Entwicklung des
Mehrphasensystems, für welches Dobrowolsky
Schartblick An
h
Su
Und nun beginnt im Jahre
1. Januar 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Heit 1.
13
Ten — << <—— www ww I I —— Tw ww TI TI I TI TwwTTIwIwIwwTTTwT ee a
die cebarakteristische Bezeichnung ‚„‚Drebstiom-
system‘ prägte, das bereits 1891 auf der Frank-
furter Elektrotechnischen Ausstellung durch
die Kraftübertragung Lauffen — Frankfurt seine
Feuerprobe abgelegt.
Fast sein ganzes an Erfolgen reiches Leben
hat Michael Dolivo-Dobrowolsky im Dienste
der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft ver-
bracht, denn nach einem von 1903 bis1909 wäh-
renden Aufenthalt in der Schweiz, wo er das
Bürgerrecht dieses Landes erwarb, kehrte er zu
ihr zurück, um als stellvertretendes Vorstands-
mitglied und technischer Berater die Leitung
der ausgedehnten Apparatefabrik der Allgemei-
nen Elektrieitäts-Gesellschaft zu übernebmen.
Dobrowolskys Erfindungen bier einzeln
aufzuzäblen, hieße eine Geschichte der Ent-
wicklung des Mehrpbasensystems und in wei-
terem Sinne der deutschen Elektrotechnik ge-
ben und würde uns weit über den Rahmen die-
ses Nachrufes binausführen. Die von Anfang an
von Dobrowolsky beidem Bau von Drehstrom-
motoren angewandten Prinzipien, möglichst
verteilte Wicklung, mit möglichster Vermei-
dung der Streuung von Kraftlinien,
möglichste Gleichförmigkeit des
Drehfeldes haben sich als die einzig
richtigen erwiesen. Gerade in der
theoretisch richtigen Auffassung der
Vorgänge lag der Grund des sofo1-
tigen Gelingens seiner Berechnung
und damit des Erfolges der ersten
Mehrphasenmotoren bei der AEG.
Diese Fähigkeit, obne matbemati-
sche Hilfsmittel die physikalischen
Vorgänge in elektrischen Maschi-
nen zu erfassen, war das Cbarakte-
ristische in Dolivo-Dobrowolskys
technischer Denkungsart. Das ph ysi-
kalische Denken, die plastische Vor-
stellungsweise, die sich von jedem
Symbol freibielt, befähigten ihn,
auch weiteren Kreisen die ver-
wickelten Vorgänge in elektrischen
Maschinen klar-vor Augen zu stellen.
Dies war für die Ausbreitung des
neuen Systems von größter Bedeu-
tung. Denn es war nötig, die Inge-
nieure, die fast alle bisber nur m
Gleiebstrom elektrisch zu denken
gelernt hatten, in die Vorgänge der
Wechselstrommaschinen einzuführen.
Dureh Einzelbelehrungen, durch
Publikationen, durch Vorträge unter-
zog sich Dobrowolsky auch noch
dieser Aufgabe. Traf er dabei,
insbesondere bei Vorträgen, auf
Widerspruch, der aus allzu unsach-
lichen Motiven hervorzugehen schien,
so stand ihm bei der Abfertigung
der Gegner Humor und unter Um-
ständen auch Ironie zur Verfügung.
Bei allem Nachdruck aber, mit dem
er seinen Standpunkt verfocht, war
er doch immer bereit, auch das Ver-
dienst anderer anzuerkennen. Vielen
stand er mit Rat fördernd zur Seite.
In neuerer Zeit trug sich Dobro-
wolskymit dem Gedanken des Ersatzes
des hbochgespannten Wechselstromes
in ausgedehnten Kraftübertragungen
durch hochgespannten Gleichstrom. ’
Er legte seine Anschauungen darüber
kurz vor seinem Abschiede von Berlin
in einem Vortrage vor dem Elek-
trotechnischen Verein über ,D?’a
Grenzen der Fernübertragung mitte\s
Wechselstroms‘‘ dar, der einen lebbaften! und |
scharfen Meinungsaustausch unter den Fach-
leuten hervorrief. Und als sich der große In-
genieur von der aufreibenden Lebensarbeit zur
rubigen wissenschaftlich-praktiechen Betäti-
gung nach Darmstadt zurückzog, übernahm
er es als beratender Ingenieur der Allgemeinen
Elektrieitäts-Gesellschaft, seine Ideen und Ar-
beiten auf dem Gebiete des hochgespannten
Gleichstromes weiter zu verfolgen — eine wer-
dende Tat, deren Ausreifung sein allzu früher
Tod zunichte gemacht hat!
ä Anäußeren Anerkennungen hat es Dobro-
wolsky nicht gefehlt ;unteranderem verlieh ihm
die Technische Hochschule zu Darmstadtehren-
halber den Doktor-Ingenieur-Tite].
Dobrowolsky war aber nicht nur ein be-
deutender Techniker, sondern auch als Mensch
hervorragend. Er besaß im besonderen Maße
die Fähigkeit, im leichten Plaudertone die
tieferen Probleme des Menschenlebens zu be-
bandeln. Hierbei kam ihm seine Kenntnis der
Weltliteratur zu Hilfe. Jeder, der ihm näher-
trat, bemerkte bald, daß hier jene seltene Mi-
schung von Verstand, Charakter und Herz vor-
handen war, die erst den wirklich bedeutenden
Menschen ausmacht.
Dieser Mann mit seiner klaren technischen
Sicherheit, mit seinem lauteren, ritterlichen
Wesen und der Wärme seines menschlichen
Fühlens wird in der Gesellschaft und den tech-
nischen Kreisen, die ihn zu dem Ihrigen zählten,
schmerzlich vermißt werden.
Hochschulnachrichten. Dr. H. Strache,
a.0o. Professor der Beleuchtungsindustrie an
der Technischen Hochschule Wien, wurde zum
ordentl. Professor ernannt. — Der Göttinger
Physiker Prof. Dr. W. Voigt ist im 70. Lebens-
jahr gestoı ben.
LITERATUR.
Besprechungen.
Wirtschaftliche Betriebs. vumd
Verwaltungsfraxgen städtischer
Straßenbahnen. Von PDr.-Sne. Devin.
104 S. in 8°. Verlag C. F. Müllersche Hof-
buchhandlung m. b. H. Karlsruhe 1919.
Preis 5 M,
M. .Dolivo-Dobrowolsky 'r. 3
Dem genannten Buche liegen fleißige
und gründliche Studien des Verfassers zu-
grunde, die wohl einer Doktor-Dissertation
gedient haben werden.
Die Frage, ob eine städtische Straßen-
bahn in privatwirtschaftheher, gemeinwirt-
schaftlicher oder gemischtwirtschaftlicher
Form verrichtet und betrieben werden solle, ist
der Gegenstand der Untersuchung, Der Ver-
fasser steht selbst dabei auf dem Standpunkt,
daß die privatwirtschaftliche Form für die
Interessen der städtischen Bevölkerung die
am wenigsten geeignetste wäre. Dieser Auf-
fassung gemäß gestalten sich die Ausführun-
sen seiner Schrift. Es hätte sich manches
zugunsten der Privatwirtschaft anführen
lassen, das vom Voerfasser als ihm nicht Be-
kanntes oder ihm Unerwünschtes zur Seite
gelassen worden ist. Auch die Form der Ge-
mischtwirtschaft bei städtischen Straßen-
bahnen findet nicht des Verfassers Beifall,
vielmehr glaubt er, daß die Gemein wirtschaft
den städtischen Verhältnissen am besten ent-
spreche. Einmal sind es die. Zustimmungs-
verträge zwischen den Gemeinden und den
Unternehmern, welche Besorgnisse erregen,
weil jene mit der Zeit nicht mehr den Ver-
hältnissen 'entsprächen und aus „der Wohl-
tat eine Plage werde“. Auch in der gemischt-
wirtschaftlichen Unternehmungsform glaubt
Interessen, selbst bei Übernahme der Mehr-
zahl der Aktien, für nicht genügend ge-
sichert, Höchstens für Unternehmungen,
welche Überlandbahnen betreiben, kann diese
Form seiner Ansicht nach noch zweck-
mäßig sein.
Dem städtischen Betrieb der Bahnen steht
aber die Schwerfälligkeit dieser Betriebsform
entgegen, weil die Betriebsleitung abhängig
ist von der Zustimmung der städtischen Kör-
perschaften, also des Magistrates, der Kom-
missionen und der Stadtverordnetenversamm-
lungen usw. Das Verfahren ist zweifellos
weitläufig und lähmt die Tatkraft der verant-
wortlichen Personen, Dementsprechend schlägt
der Verfasser vor, daß man die Vorteile
des Kommunalbetriebes beibehalten, dessen
Nachteile aber dadurch vermeiden solle, daß
man dem Unternehmen die Form einer Ge-
sellschaft bürgerlichen Rechts „ebe, so daß
also die städtischen Straßenbahnen juristische
Personen (Aktiengesellschaften) wierden, die
ihr Vermögen, ihre Einnahmen und Ausgaben
selbst verwalten. Dadurch werde für den
Vorstand die nötige Verantwortungs-
freudigkeit und Freiheit des Handelns
geschaffen. Die Überschüsse flie-
Ben der Gemeinde zu, und die nötige
Aufsichtkönne ohne bureaukratischen
und parlamentarischen Zwang durch
den Aufsichtsrat, der sich aus geeig-
neten Vertretern der Stadt zusammen-
setze, gewahrt bleiben.
Solcher Art gestaltete Unterweh-
mungen bestehen ja schon seit man-
chen Jahren. Klassische Beispiele
dafür sind einige große Elektrizitäts-
werke in der Schweiz, z. B.. die
Bernischen Kraftwerke, die Nord-
ostschweizerischen Kraftwerke und
manche andere,
Der Vorschlag ist an und für sich
nicht unzweckmäßig. Solche städti-
sche Aktiengesellschaften sind für
die deutschen Vierhältnisse noch nicht
sehr bekannt, wenn €s auch eine
Reihe von öffentlichen Körperschaf-
ten gibt, welche das »esamte Aktien-
kapital oder doch die ausschlag-
sebende Mehrheit von derartigen Un-
ternehmungen in Händen haben.
Ein Nachteil dieser Wirtschafts-
form ist und bleibt aber stets die
Personenfrage. Die Mitglieder des
Aufsichtsrates, welche sich im we-
sentlichen aus Angehörigen der
städtischen Körperschaften und viel-
leicht einigen Fabrikanten und Groß-
kaufleuten zusammensetzen, sind ge-
wöhnlich nicht besonders sachver-
ständige auf dem Gebiet des Straßen-
bahnwesens. Es bleibt daher das
Wohl und Wehe des Unternehmens
mehr oder minder von der Tüchtig-
keit und dem Rückgrat des Vorstan-
des abhängig. Bei privat- oder ge-
mischtwirtschaftlichen Unternehmun-
Sen ist meistens der Besitzer einer
ausschlaggebenden Aktienzahl eimer
jener großen Elektrizitäts- oder
Bahnkonzerne, bei denen eine Fülle
von Erfahrungen sich ansammelt und
hervorragende Persönlichkeiten zur
Überwachung der Tätigkeit der zuge-
hörigen Gesellschaften zur Verfügung
stehen, Esiwerden also die bei den
Konzernen angesammelten Energien, Erfahrun-
gen und Kenntnisse den einzelnen Unterneh-
mungen zugute kommen,während bei losgetrenn-
ten, für sich bestehenden Gesellschaften im we-
sentlichen die Person des Vorstandes allein
das Schicksal des Unternehmens bestimmt.
Hier können weder zugezogene Sachver-
ständige, noch das Studium von Fachschriften,
noch wohlgemeinte Ratschläge der Mitglieder
des Aufsichtsrates helfen. Das Unternehmen
wird in der Mehrzahl der Fälle zu einer
gewissen Einseitigkeit- in der Betriebsführung
verurteilt sein. Es gibt natürlich Ausnahmen,
aber die Regel wird doch so ausfallen, wie
soeben geschildert. Das höchste Maß be-
triebswirtschaftlicher Klusheit wird nicht
erreicht werden.
Die vom Verfasser vorgeschlasene Be-
triebsform wird dadurch zu Scheinerfolgen
kommen können, daß im heutigen Zeitalter
der Tariferhöhungen selbst eine schlechte
Betriebsführung durch fortgesetzte erhebliche
Tariferhöhungen wettsemacht werden kann.
Dies geschieht natürlich nicht zum Vorteil
der Bevölkerung,
Abgesehen von den wenigen Privatunter-
nehmungien, bei denen der Unternehmer die
ihm auferlesten öffentlichen Pflichten er-
sichtlich vernachlässigt, oder von den schlecht
er die Wahrung der gemeinde-wirtschaftlichen | geleiteten städtischen Betrieben, kann im all-
14
en
gemeinen doch wohl gesagt werden, . daß
bisher sowohl bei der Privatwirtschaft als
auch bei der Gemeinwirtschaft den Bedürf-
nissen der Allgemeinheit bei den Straßen-
bahnen genügend Rechnung ‚getragen WOr-
den ist,
Jedenfalls hat die Privatwirtschaft ein
großes Verdienst für sich, durch ihren Wage-
mut und ihre Tatkraft die Einführung der
elektrischen Bahnen überhaupt ermöglicht zu
haben, so daß ihr ein gewisses Entgelt für
ihr schöpferisches und mutiges Vorgehen
wohl zugedacht werden dürfte. Das Gedächt-
nis der Menschen ist aber kurz, und was in
früheren Jahren als ein guter Dienst und
eine Wohltat empfunden wurde, wird heute
leicht mit Mißzunst angesehen.
Die verdienstvolle Mühewaltung des Ver-
fassers des Buches soll hier dankbar an-
erkannt werden. Es ist erfreulich, wenn
Techniker an allgemein bedeutsame Fragen
heransehen, so daß die Erörterungen nicht
nur von juristischen, sondern auch von tech-
nischen Gesichtspunkten aus geführt werden.
Es sind denn auch die technisch-wirtschaft-
liehen Untersuchungen des Verfassers im
2. Teil seiner Schrift wertvoll, wenn auch die
gebrachten Berechnungen nicht in jedem Fall
ganz richtir sind. Es haben hier ersichtlich
dem Verfasser manchmal die praktischen Er-
fahrungen wefehlt. Vielleicht wird er ın
einer zweiten Auflage sich hierbei die Mit-
wirkung erfahrener Betriebstechniker sichern.
So ist es z. B. kaum möglich, mit einem:
Wagen im Jahre ine Fahrleistung von
70000 Wasenkm, wie es der Verfasser auf
Seite 101 als Regel aufstellt, zu erzielen. Es
dürfte nur wenige Straßenbahnen «eben, deren
Waeen im Jahre sine, Fahrleistung von
50000 Wasıenkm überschreiten. Durch solche
und ähnliche Voraussetzungen, die nicht canz
den Erfahrungen der Praxis entsprechen,
werden dann «inige Schlußfolserungen im
wirtschaftlichen Teil der Arbeit nicht ganz
zutreffend. Alles in allem senommen ist
aber die Arbeit als ein schöner Beitrag zu
den wirtschaftlichen Fragen -der Straßen-
bahnen zu begrüßen, insbesondere deswegen,
weil ein Techniker solche Untersuchungen
aneestellt hat und damit mehr Tatsachen als
Betrachtungen an die Oberfläche kommen.
Es ist vielleicht nur zu 'bedawern, daß der
Verfasser bei seinen Untersuchungen etwas
einseitir auf der Seite der Partei steht,
welche die gemein wirtschaftliche Verwaltung
der Straßenbahnen für die beste Lösung hält.
Ob diese Meinung richtixr ist, scheint sich
doch nur von Fall zu Fall entscheiden zu
lassen. Die allgemeine Lösung solch zarter
Wirtschaftsprobleme nach einem Rezept
wird leicht den Widerspruch vorurteilsfneier
Fachleute erregen, sie ist aber ein Verfahren,
das man 'iner strebsamen und zgrundsatz-
getreuen Jwgend gern zugute hält.
Dr. R. Haas.
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher.
Elettromeceaniche, Calcolo,
Disegno e Fabricazione delle Macchine
Elettriche, Accessori ed Applicazioni.
Von E. Morelli. 2. Bd. Alternatori—Trasfor-
matori — Motori — Commutatriei — Gruppi varii
Lieferung 8 his 13. Mit 600 Abb. und. Tafeln.
Verlag der Unione Tip-Editrice Torinese. Turin
1916/19. Preis jeder Lieferung 5 bis 9 Lire.
Neue Zeitschriften.
„Werft und Reederei‘. Zeitschrift für Schiff-
bau und Schiffahrt, Werftindustrie, Strom- und
Hafenbau, Organ der Schiff bautechnischen Gesell-
schaft und des Handelsschiff-Normenausschusses.
Herausgegeben von Dr.-$na. E. Foerster, Ham-
burg. Verlae von Julius Springer. Berlin W.9.
Jährlich 24 Hefte. Preis vierteljährlich 8,50 M.
[Die neue Zeitschrift wird das Gesamtgebiet
des Schiffbaues und des Schiffsmaschinenbaues be-
handeln, die wissenschaftlichen Zusammenhänge
zwischen Schiffbau und Reederei beleuchten, und
die Fragen des Strom- und Hafenbaues, der Um-
schlagseinrichtungen usw. bearbeiten; rie bringt
endlich als erste dautsche Zeitschrift die Normalien
des Handelsschiff-Normenausschusses, die die wirt-
schaftliche Entwicklung unseres Schiffbaues, die
Mitarbeit und Exporttätigkeit seiner Hilfsindustrie
auf neue Bahnen weisen.] ;
„Der Bauingenieur‘. Zeitschrift für das gesamte
Bauwesen, Organ des Normenausschusses der
Deutschen Industrie (Fachgruppe Bauwesen).
Organ des Deutschen Eisenbahn-Verbandes und
des Deutschen Beton-Vereins. Herausgegeben
von Prof. Dr.-$ng. M. Foerster, Dresden, Prof.
Dr.zfjng. W, Gehler, Dresden, Prof.. Dr.-ng.
Costruzioni
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920.
E. Probst, Karlsruhe, Dr-$ng. H. Fischmann,
Berlin und ®Pr.-ng. W. Petry, Oberkassel.
Verlag von Julius Springer. Berlin. Jährlich
24 Hefte. Preis vierteljährlich 8 M.
[Die neue Zeitschrift wird folgende Gebiete
bearbeiten: Planmäßige Erzeugung und wirtschaft-
liche Ausnutzung der Baustoffe, Sparsamkeit und
Wirtschaftlichkeit bei der Herstellung von Bau-
werken des Hochbau- und Bauingenieurwesens
mit gleichzeitiger Sicherheit und befriedigender
äußerlicher Gestaltung, Zusammenarbeiten von Bau-
ingenieuren und Architekten, Erhöhung der Wirt-
schaftlichkeit durch Normung der Einzelteile.]
EEE ETETER SELTENEN TFT SELL IT EN TERTETENEEN EEE
VEREINSNACHRICHTEN.
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein.)
Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die
Geschäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68,
Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten.
Sitzung
am Dienstag, den 25. November 1919,
abends 71, Uhr,
in der Technischen Hochschule Charlottenburg
(Hörsaal Nr. 141).
Vorsitzender: Herr Prof. Kloß.
Anwesend etwa 250 Mitglieder und 8 Gäste.
Vorsitzender: Ich eröifne die Sitzung.
M. H.! Im vergangenen Monat hat unser
Verein einen schmerzlichen Verlust erlitten
dureh den Tod eines seiner hervorragendsten
Mitglieder, des Herrn Geheimrats Dr.-ng. e.h.
Wilhelm von Siemens. Er gehörte von 1882
ab bis zu seinem Tode unserem Verein als Mit-
glied an. In den Jahren 1909/10 führte er den
Vorsitz des Vereins.
Es ist nicht leicht, der Erbe eines großen
Vaters zu sein. Wilhelm v. Siemens wurde
durch den Tod seines Vaters, Werner v. Siemens,
mit der schweren und verantwortungsvollen
Aufgabe betraut, dessen Werk würdig fortzu-
setzen. Er hat es verstanden, diese Aufgabe
zu lösen und den Weltruf des Namens Siemens
nicht nur zu erhalten, sondern noch zu mehren.
Die Siemenswerke und seit Anfang des Jahr-
hunderts die Siemens-Schuckertwerke haben
unterseiner Führung einen stetigen Aufschwung
genommen und hatten sıch vor dem Kriege
den ganzen Weltmarktfürihreanerkanntguten
Erzeugnisse erobert. :
Aber nicht nur als Führer dieses großen
Konzerns hat sich Wilhelm v. Siemens be-
währt. Auch mancherlei Einzelfragen wandte
er sein Interesse zu und förderte sie durch
eigene Anregungen. Ich nenne nur als Beispiel
den Schnelltelegraphen, die Versuche mit Ver-
wendung von hochgespanntem Drehstrom für
Bahnbetrieb (bei 10000 V), die berühmten
Schnellbahnversuche auf der Strecke Berlin —
Zossen. Aber er war nicht einseitig Elektro-
techniker, Das zeigt die erste drehbare Luft-
schiffhalle in Biesdorf und vor allem der im
Kriege von der Firma aufgenommene Flug-
zeugbau, insbesondere der von ihm lebhaft ge-
förderte Bau von Riesenflugzeugen. :
Mit Bewußtsein pflegte und förderte er den
wissenschaftlichen Geist in der Firma und
hütete damit die Überlieferung, die ihm von
seinem Vater überkommen war. Wie es seiner
eigenen Neigung entsprach, beiallenProblemen
den Dingen auf den Grund zu gehen, so über-
trug er dieses Streben auch auf seine Mitarbei-
ter. Das kam besonders lebhaft zum Ausdruck
durch die Veranstaltung wissenschaftlicher
Vorträge für die Angestellten der Siemens-
werke in dem eigens hierfür im Verwaltungs-
gebäude eingerichteten, schönen Hörsaale.
Besonders kennzeichnend für seine Persönlich-
keit war die Art, wie er nach solchen Vorträgen
in seinem Dank an den Redner das Gehörte in
eigener Weise auszuprägen und ihm eine per-
sönliche Note aufzudrücken wußte. Er sprach
dabei fast immer mit geschlössenen Augen,
und das ist mir immer als ein unwillkürlicher
Ausdruck einer auf Verinnerlichung gerichteten
Persönlichkeit erschienen, die unbeirrt von
äußerlichen Einflüssen die Wahrheit aus eige-
nem, tiefgründigen Erleben sucht.
Daß für ihn Theorie und Praxis, wissen-
schaftliche Forschung und werktätiges Schaffen
nicht Gegensätze waren, sondern sich gegen-
seitig ergänzende Pole, das zeigte sich auch in
dem lebhaften Interesse, das er deram 100. Ge-
burtstage Werner v. Siemens‘ ins Leben ge-
tretenen Siemens-Ring-Stiftung entgegen-
brachte. die es sich zur Aufgabe gesetzt hat,
Männer zu ehren, die sich um die Technik in
Verbindung mit der Wissenschaft allgemein an-
erkannte Verdienste erworben haben.
Aber nicht nur als hervorragender Fach-
mann, sondern ebenso sehr auch als Mensch
Heit 1.
l. Januar 1920.
wußte Wilhelm v. Siemens sich die Achtung
und Verehrung aller derer zu erwerben, die mit,
ihm in Berührung kamen. Bescheidenheit un
persönliche Anspruchslosigkeit gaben dieser in
sich abgeklärten Persönlichkeit einen besonde-
ren Reiz. Durechaus selbständiges
die Gedankengänge anderer. Neben freund-
lıchem Wohlwollen gegenüber Angestellten und -
4
von der Notwendigkeit einer klaren und straf-
fen Führung für jedes Unternehmen und Ge-
Mit besonderer Liebe und Hin-
Arbeitern lebte in ihm die feste Überzeugung
meinwesen.
gabe hing ar an seinem deutschen Vaterlande.
Während des Krieges beschäftigten ihn sor-
es Denken
wußte er.zu vereinen mit willigem Eingehen auf
3
2
8
gend die Gedanken, wie die Zukunftsmöglich-
keiten unseres Volkes gegen Wiederholung
solcher feindlicher Überfälle gesichert werden
möchten. Und so ist es mir auch kein Zweifel,
daß der Zusammenbruch Deutschlands und die
Umwälzung mit ihren katastrophalen Folgen
mit dazu beigetragen haben, die Widerstands-
kraftdieseskerndeutschen Mannes zuschwächen,
so daß er, Erholung suchend, in der Schweiz
nach kurzem Leiden verschied.
Der Elektrotechnische V>»rein wird sein
Andenken allzeit in Ehren halten. Ich bitte
Sie, sich zum Zeichen dessen von den Plätzen
zu erheben.
Pr}
HerrKloss: Soeben finde ich auf dem Tisch
eine zweite Trauernachricht: Am 15. November
entschlief nach schwerem Leiden im 58. Lebens-
jahre Herr Michael Dolivo-Dobrowolsky,
Ehrendoktor der Technischen Hochschule
Darmstadt. Auch dies ist ein sehr schwerer
Verlustfürunseren Verein. Herr Dobrowolsky,
der vielen von Ihnen sowohl persönlich als auch
durch seine Arbeiten bekannt ist, hat jederzeit
reges Interesse für unseren Verein gehabt. Er
war seit 1888 Mitglied und ist in den Jahren
1901/1902 im Vorstand gewesen. Er hat
dauernd in den Ausschüssen mitgearbeitet.
Herr Dobrowolsky war einer der Pioniere auf
dem Gebiete der Elektrotechnik; besonders in
der Zeit, wo die Elektrotechnik noch in den
Kinderschuhen steckte und in ihrer Entwick-
lung nach der Breite und Tiefe ging, war er
einer der Führer. Ich erinnere nur an Seine
grundlegenden Arbeiten und Erfindungen auf
dem Gebiete des Drehstroms.
seine eigenen Wege, sein Kopf war voll von
Er ging immer
Problemen und sein Bliek immer auf die künf-
tige Entwicklung gerichtet. Als Beispiel er-
wähne ich den Vortrag, den er vor nicht langer
Zeit hierim Verein gehalten hat über die Kraft-
übertragung mit hoehgespanntem Gleichstrom.
Wir verlieren auch inihm nieht nurein rühriges
Mitglied unseres Vereins, sondern auch einen
unserer Führer auf dem Gebiete der Elektro-
technik. Auch sein Andenken wird in unserem
Verein ehrend und dankend gewahrt werden,
und ich bitte Sie, sich von den Plätzen zu er-
heben. (Geschieht.) ;
Unser Ehrenvorsitzender,
Dr. Sydow hat den Ehrenvorsitz niedergelegt
und seinen Austritt aus dem Verein erklärt.
Der Verein wird stets mit Dankbarkeit der
Staatsminister
großen Dienste gedenken, die ihm sein bis-
heriger Ehrenvorsitzender in früheren Jahren
geleistet hat.
Die Berichte über die beiden letzten
Sitzungen konnten leider noch. nicht in der
„ETZ“ abgedruckt werden; dies wird in einer
der nächsten Nummern nachgeholt werden.!)
Die Genehmigung muß daher auf später ver-
tagt werden.
12 Neuanmeldungen sind eingegangen, das
Verzeichnis liegt hier aus.
An Eingängen liegen vor: SEE
Einige Exemplare des Septemberheftes
der Deutschen Akademischen Zeitschrift,
Heft 15 bis 18 der Telefunken-Zeitung.
Vom Verband Deutscher Elektrotechniker
sind verschiedene Drucksachen, die Spar-Prä-
mienanleihe betreffend, hier eingegangen; Sie
stehen den Herren, die Interesse hierfür haben,
zur Verfügung. Er
Fernerliegen einige Sonderdrucke des Auf-
satzes von Kurt Krohne über „Aufgaben für
Technik und Landwirtschaft zur Hebung der
Erwerbsmöglichkeit auf dem Lande‘ hier aus,
ee Preise von 2 M das Stück zu kaufen
sınd.
' Ich erteile nunmehr das Wort Herrn Ge-
neralsekretär Dr.Äng.. Dettmar zu seinem
Vortrag über: „Die Folgen des Krieges
und der Revolution für die Elektro-
technik.‘ ;
Herr Dettmar hielt hierauf den angekün-
digten Vortrag, indem er das ganze Gebiet der
Elektrotechnik in allen Einzelfächern durch-
ging. An der Besprechung des Vortrags betei-
listen sich die Herren Schüler, Eichel,
Krohne und Strecker. . ;
) Vgl. „ETZ“ 1919, 8. 679 und 69.
|
- 19-adrige Aluminiumkabel zur An-
_ adrige Eisenkabel verwendet wur-
- ketten von je acht Gliedern bei den
Zahl der Maste zu vermehren, um
“ vom Verfasser alle während der Jahre |
lichste Störungen werden genannt:
5
1. Januar 1920.
Der Vortrag und die anschließende Erör-
terung werden in der „ETZ‘“ veröffentlicht
werden.
Im Auftrage des Vorstandes
Strecker.
Neuanmeldungen.
Baber, Emil, Ingenieur, Siemensstadt.
Bock, Fritz, Gießerei- und Hütteningenieur, Ge-
schäftsführer des „Vereins Deutscher Gießerei-
fachleute“, Charlottenburg.
Bucov, Mircea, Diplomingenieur, Charlottenburg.
Gürth, Franz, Oberingenieur und Prokurist, Osna-
brück.
Heidemann, Alfred, Ingenieur, Berlin.
von Kempski, Rakoszyn, Ingenieur, Inhaber der
Firma von Kempski & Mohr, Osnabrück.
Lämmel, Oswald, Ingenieur eines Technischen
Bureaus, Staaken b. Spandau.
Loose, Ludwig, Diplomingenieur, Charlottenburg.
Mayer, Emil, Dr.-$ng., Oberingenieur der Tele-
funken G. m. b. H., Charlottenburg.
Weise, Karl, Ingenieur, Niederschönhausen.
Wolfert, Eduard, Ingenieur, Oberinspektor der
Städt. Elektrizitätswerke Berlin, Wilmersdorf.
Wurl, Walter, Elektrotechniker, Berlin.
‚Zerkowitz, Alexander, Diplomingenieur, Berlin.
RUNDSCHAU.
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Betriebserfahrungen an einer Hoch-
spannungs- Kraftübertragung. — A. Bang
teilt die während vierjähriger Arbeitszeit
gemachten Erfahrungen aut einer Hoch-
spannungs-Kraftübertragungslinie mit. Es
handelt sich um die Linie Holtwood — Baltimore
der Pennsylvania Water and Power Co. Die
Beobachtung erstreckte sich im besonderen auf
Wirkung von Blitzschlägen, Verschlechterung
der Isolatoren, Eisbildung und Rauhreif aut
den Kabeln und die Erfahrungen, die mit ver-
schiedenen Hilfsmitteln zur Verhütung von
Störungen aus obengenannten Ursachen ge-
macht wurden. Der Strom wird mit 70 000 V
von der Wasserkraftanlage genannter Gesell-
schaftam Susquehannatluß in Holtwood mittels
zweier unabhängig auf zwei Reihen von Stahl-
türmen verlegter,dreidrähtiger Stromkreisenach
der Endstation in Baltimore in einer Länge von
. 65 km geleitet. Die erste 'Turmreihe ist. bereits
1910 gebaut und mit zwei Drehstromleitungen
versehen worden, während die zweite im Som-
mer 1914 folgte und gegenwärtig mit einer Lei-
tung zu drei Drähten versehen ist. Die von
Bang niedergelegten Erfahrungen beziehen sich
in der Hauptsache auf die neue Linie. Die ver-
wendeten. Maste, galvanisierte Stahlmaste,
stehen zu sechs Stück auf 1 km, von denen min-
destens jeder fünfte Mast besonders verankert
ist. Überall sind Betonfundamente zur Anwen-
dung gelangt. Um Störungen durch Schnee
und Eis zu verhüten, sind die Arme zur Auf-
nahme der Erdungsdrähte und Energiekabel
von ungleicher Länge, die Auf-
hängungspunkte also gegeneinander
versetzt angeordnet. Als Leiter sind
wendung gekommen, während für
die Erdungsdrähte verzinkte sieben-
den. Die Isolatoren sind zu Hänge-
Ankertürmen und ’zu sieben - bei den
Aufhängetürmen zusammengesetzt.
Schlechte Erfahrungen auf der alten
Linie führten dazu, auf der neuen die
Longitudinalsehwingungen zu ver-
hüten und die Möglichkeit der Stö-
zung durch Schnee- und Eisbildung
Zu verringern.
In sehr sorgfältiger Weise sind |
1911 bis 1914 vorgekommenen Stö-.
rungen behandelt, u. zw. getrennt
nach vollständigen Unterbrechungen,
wenn auch nur von kurzer Dauer, teil-
weisen Unterbrechungen, bei denen
ein gewisser Anteil der Belastung für
kurze Zeit verloren ging, und schließ -
lich nach Spannungs- und Frequenz-
störungen, bei welchen ein Verlust an
Energie nichteintrat. Als hauptsäch -
der Blitzüberschlag, schadhafte Iso-
latoren, Schnee-, Eis- und Rauhreif-
bildung auf den Drähten, Vögel, die
die Brücke zwischen zwei Leitern oder
yon einem Leiter zur Erde bildeten, '
Elektrotechnische Zeitschrit.
j I
1920.
Heit i. 15
und Drähte, die Nebenschluß hervorriefen. Als
überwiegende Ursache aller Störungen ist der
Blitz genannt. Bei den Aufhängetürmen mit
Ketten aus 5 bis 6 Einheiten ging der
Blitz die Reihe der Isolatoren entlang und
schlug Teile von ihnen herunter. Da diese
Wahrnehmung häufig gemacht wurde, ging man
dazu über, die Zahl der Tellerisolatoren einer
Reihe auf 7 bis 8 zu erhöhen. Der Blitz nahm
jetzt den entgegengesetzten Weg, nämlich vom
Leiter nach dem Kreuzarm darunter (Abb. 1),
Abb. 1.
was leicht erklärlich ist, da der Isolationswider-
stand durch die größere Anzahl der Isolatoren
wesentlich vermehrt war. Außer dem Vorteil
geringerer Beschädigung der Isolatoren ergaben
sich auch geringere Schwierigkeiten, den ent-
standenen Flammenbogen zu löschen. Weit
größere Sorgen als der Blitz bereitet dem Ver-
iasser die fortdauernde Verschlechterung des
Porzellans der Isolatoren, die nach den ange-
stellten Beobachtungen von Jahr zu Jahr größe-
ren Umfang annahm. Auch machte man die Er-
fahrung, daß die horizontalen Abspannisola-
torenketten stärker der Zerstörung anheim-
fielen als die senkrechten, also Hängeisolatoren-
ketten. Durchschläge ertolgten nicht durch at-
mosphärische Entladungen, sondern lediglich
durch die im Stromkreise vorhandene Betriebs-
spannung. Um. den Ursachen dieser Erschei-
nung auf die Spur zu kommen, wurden die Iso-
latorteile behufs Trennung einer Behandlung
durch Säure unterworfen. Hierbei entdeckte
man winzige Sprünge im Porzellan im unteren
Teil der Spitze. Als Grund für die rasche Wider-
standsabnahme des Isolators konnte man an-
nehmen, daß dieim Bindemittel zwischen Kappe
und Porzellan befindliche Feuchtigkeit in die
feinen Risse gelangte und so eine leitende
Brücke bildete. Die Sprünge selbst erklären
sich aus dem Wirken hoher innerer Spannun-
gen, die ihre Anhäufung stark wechselnden
Temperaturen verdanken, indem ein Isolator
einmal starkem Sonnenbrand ausgesetzt, kurze
Zeit darauf durch Regen stark abdekühlt wird.
Von anderer Seite ist die Vermutung ausge-
sprochen worden, daß kristallinische Zunahme
ım Zement die Ausdehnung desselben veran-
lassen mag und hieraus sich die starken Zug-
spannungen im Porzellan ergeben. Bei den-
jenigen Isolatoren, die trotz genauester Unter-
suchung keine Sprünge aufwiesen, kann ange-
——
nommen werden, daß ihr immer geringer wer-
dender Widerstand auf poröses Material oder
Mangel an Verglasung beim Brennen zurück-
zuführen ist. Die mit den Isolatoren gemachten
schlechten Erfahrungen gaben Veranlassung,
bei der Vergebung größerer Lieferungen eine
Reihe von Proben vorzuschreiben, die genau
aufgeführt sind und in ähnlicher Weise in
Deutschland seitens der mit der Isolatorenher-
stellung betrauten Firmen zur Anwendung ge-
langen. Sowohl die auf der Streeke gemachten
Ertahrungen wie die Versuche zeigten, daß die
Verschlechterung des Isolators nicht auf elek-
trische, sondern eher auf mechanische und
keramische Ursachen zurückzuführen ist.
Häufige Störungen auf der Strecke treten
auch durch das sich im Winter an der Leitung
ansetzende Eis, durch Rauhreif oder auch
Schnee auf. Hierdurch wird ungleiche Bela-
stung und infolgedessen verschiedene Senkung
der Leiter hervorgerufen. Liegen die Drähte in
einer vertikalen Ebene, so ist die Gefahr der Be-
rührung und Bildung von Kurzschlüssen natur-
gemäß größer, als wenn gemäß den Ausführun-
gen auf der neuen Linie der mittlere Arm eine
größere Ausladung als die beiden anderen er-
hält. Erwärmen sich die Leitungen infolge des
Stromdurchgangs genügend, so werden sie durch
Rauhreif und Eisbildung kaum in Mitleiden-
schaft gezogen werden. Da bei Kraftübertra-
gungen der geschilderten Art nur hohe Span-
nungen Verwendung finden, wird die Erwär-
mung der Drähte nicht groß sein. Man hat da-
her auf den vorliegenden Strecken künstliche
Mittel und besondere Schaltungen zur Anwen-
dung gebracht, um die Leitungen, wenn Schnee-
stürme und plötzlicher Temperaturabfall ein-
er mit der erforderlichen Wärme zu ver-
sehen.
Besondere Beachtung verdienen die durch
Vögel hervorgerufenen Betriebsstörungen. Es
handelt sich zumeist um Bussarde von be-
trächtlicher Flügelspannweite, die sehr leicht
beim Anfliegen nach dem Ausruhen auf eirem
Mast Erdschluß zwischen Leitung und Mast
durch ihren Körper hervorrufen können, indem
das Ende der Schwinge die eine Livie be-
rührt, während die Füße noch auf dem Mast
aufruhen.
Auch Störungen durch gegenseitiges Be-
rühren von Leitungen erwähnt der Verfasser,
die naturgemäß durch Festsetzung größerer
Abstände zwischen den entsprechenden Auf-
hängungspunkten behoben werden können.
Zum Schluß werden Methoden besprochen, die
zur Aufrechterhaltung des Betriebes aus den
vorerwähnten Ursachen zur Verwendung ge-
langtsind. Abgesehen von denjenigen Einrich-
tungen, wie sie auch auf unseren deutschen
Hochspannungs-Kraftübertragungslinien zum
Schutz der Leitung eingeführt sind, verdienen
die Bemerkungen über den Nicholsonschen
Bogenlöscher sowie über die von Ricketts er-
fundene Konstruktion, das Feld zu vernichten
und wiederherzustellen, besondere Erwähnung.
Sie vermögen zwar nicht, Blitzüberschläge zu
verhindern, verhüten aber wesentlich die üblen
Begleiterscheinungen durch rechtzeitige Lö-
schung des entstehenden Flammenbogens.
(Proc. Am. Inst. Electr. Eng., Bd. 34, $. 1425.)
Sam,
=
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920,
16
steht aus 3 nebeneinander stehenden Ein-
phasentransformatoren, welche in ein gemein-
sames Ölgefäß eingebaut sind. Letzteres besitzt
natürliche Luftkühlung ae dreier Reihen
von Kühlrohren (Abb. 2).
2. 9000 kVA Drehstrom, 6850/2500 V
Stern-Sparschaltung. Die innere Leistung des
Transformators ist daher nur 5700 kVA. Es ist
ein dreiphasiger Manteltransformator in der be-
kannten Anordnung, mit Scheibenwicklung aus
Elektromaschinenbau.
Große Transformatoren der British Westing-
house lo. — Es werden einige Kon-
struktionen der British Westinghouse Co.
besehrieben. 5
A. Manteltypen.
1. 2500 kVA, 25 Per Drehstrom, 20000/1012 |
av
Sy
VA/A. Jeder Drehstromtransformator be- | senkrecht stehenden Einzelspulen. Das Ölwird
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So 7 In“
Abb. 8
indirekt gekühlt, indem es mit-
telsPumpe durch eineimWasser-
bade liegende Kühlschlange ge-
drückt wird. Die Übertempera-
tur dieses Transformators be-
trägt 45°C, sein Wirkungsgrad
99,1%, das "Gesamtgewicht ein-
schließlich Öl 25 t (Abb. 3).
3. Ähnliche Transforma-
toren für je 3900 kVA, 25 Per,
20000/2000 VAA. Dieselben
ll
5 Potd 85 Pal
Abb. 5. Drehstromtransformator der Kerntype,
Heit 1.
8%. Drehstromtransformator in Sparschaltuug mit 1 für 0000 kV 9000 kVA.
sind überlastbar dauernd auf 4860 kKVA
45°C Übertemperatur.
4. ey u
gemeinsam e Ölrückkühlanlage für 200 kW
luste bei 45° C Übertemperatnr besitzeu.
- 5. Abb. 4 zeigt eine Kondensatordurch-
führung für 50 000 V, aufgebaut aus abwech-
selnden Schichten von Mikarta und Staniol
Der obere Teil der Durchführung ist eingebaut ;
in ein mit Kompound gefülltes Mikartarohr,
6. Ofentransformatoren für je 1500 kVA.
geschaltet nach Scott zu je 2 für 3000 kVA
11 200,55, 65, 75, 85 V. Sekundär 17700 A.
Jeder Transformator besitzt Ölkühlung mit
Wellblechkasten. Die Kühlung des Öles erfolgt
jedoch mittels Druckluft, welche durch den
schmalen zylindrischen Raum zwischen der
Wellblechwand und einem äußeren Mantel ge-
blasen wird.
7. Ofentransformator für 2000 kVA Ein-
phasenstrom,
5000/55, .60, 65, 70, 75 :-V bei
50 Per.
- Die sekundäre Stromstärke ist also
36400 bis 25700 A. Dieser Transformator be-
sitzt Wasserkühlung mittels einer im oberen
Teil des Ölkessels angeordneten Kühlschlange.
Die Übertemperatur beträgt 40°C, der Wir-
kungsgrad 98,5%.
B. Kerntransformatoren.
Der Verfasser bemerkt, daß bei der British
Westinghouse Co. in den letzten Jahren die Ge-
samtleistung der als Kerntype gelieferten Trans-
formatoren größer gewesen sei wie diejenige der
Manteltype. Die Wicklung der Kerntype ist im
allgemeinen konzentrisch, mit runden Spulen.
Vorgezogen werden Zylinderspulen, wennirgend
möglich in einer einzigen Lage gewickelt. Es-3
werden die Vorteile dieser Anordnung beschrie-
ben. Solche Transformatoren werden selbst-
kühlend gebaut bis zu 4000 kVA. Abb. 5 zeigt
einen en Transformator. (The Fe
Bd. 80, S. 150, 188.
Einheitstransformatoren. — Warrelmann
weist darauf hin, daß die geplante Normalisie-
rung der Kupfertransformatoren in einzelnen
ihrer Bestimmungen gegenüber den vor dem
Kriege gebräuchlichen Leistungen einen be-
trachtlichen Rückschritt bedeuten würde. Dies
gelte u. a. für die Festsetzung der Kurzschluß-
spannung für 5000
V-Transformatoren bei
Bin
20 kVA auf 4,1%, bei 50 kVA auf 3,8% gegen-
über früheren en emachten Ange-
boten von 2,6 bzw. 2,5%.
einerfrüheren Toleranz von 5% eine solche von
20% gefordert werde.
Da die Kurzschluß-
öht. werde dieser
Unterschied noch dadurch, ak jetzt gegenüber
ala
spannung einen direkten Schluß auf den be-
triebsmäßigen Spannungsabfall zuläßt, würde
die Einführung von Transformatoren mit so
großer Kurzschlußspannung die Kosten der
1. Januar 1920.
—
J
Ortsnetze in einem unerträglichen Maße er-
höhen. Die Elektrizitätswerke könnten daher
neue Normen, die im Fabrikationsinteresse un-
günstige Regulierungsbedingungen festsetzen,
_ nicht annehmen. (Mitt. d. Vereinig. d. El.-W.
Bd. 18, 1919, 8. 249.)
Apparatebau.
2 Einige neue Meßinstrumente, — A. Tob-
ler und K, Schild beschreiben verschie-
- dene Apparate, die aber in keinem inneren
Zusammenhang ‘steilen. Zunächst ein ver-
_ bessertes Elektrostatisches Voltmeter nach
_ Ayrton und Mather, das von R. W. Paul,
London, hergestellt wird. Die Elektrometer-
_ nadelist bei diesem Instrument aufgehängt an
_ einem Band aus Phosphorbronze von etwa 0,01
3 mm Dicke und 0,1 mm Biıeite. Der Konkav-
spiegel hat einen Durchmesser von 1 cm; die
”- Quadrantenpaare und die Nadel sind im Fuß
des Instruments untergebracht. Die Verfasser
geben auch genau an, in welcher Weise das In-
_ strument aufzustellen und für den Gebrauch
- herzurichten ist, was bei einiger Geschicklich-
keit in etwa 10 min möglich sein soll. Sie be-
schreiben ferner die Methoden, welche sie zur
Eichung des Elektrometers benutzt haben, und
eben Kurven und Zahlen hierfür an. Bei der
essung ist nach ihren Angaben eine Genauig-
keit von einigen Prozenten zu erreichen. An
e 4
ae I
u
beschrieben, das den Namen ‚‚Unipivot‘ trägt,
weil die kreisrunde Spule desselben, welche den
Zeiger trägt, nach Art einer Magnetnadel mit
- einer Stahlspitze auf einen Stein drehbar auf-
gesetzt ist. Dieses Galvanometer soll in einer
B Be aren Apparatur verwendet werden, die zu
Isolationsmessungen dient; die Anordnung ist
näher beschrieben, undes sind Meßbeispiele an-
gegeben; sie kann auch mit einer kleinen Ab-
änderung als Wheatstonesche Brücke benutzt
werden. Schließlich wird noch ein Zeigergal-
vanometer von Hartmann & Braun besprochen,
bei dem die Spule an einem kurzen Faden auf-
gehängt ist ; dieses Galvanometer ist aber schon
"in mehreren Veröffentlichungen beschrieben
- worden. (Journal Tölögraphique, Bd. 43, 1919,
8. 33 und 49.) > W. J.
er RUE TEE Tan ent
2
Verkehr und Transport.
Elektrische Zugförderung und Dieselloko-
motiven. — Die Wirtschaftlichkeit elektrischer
Bahnkraftwerke wird um so größer, je geringer
- die Belastungsspitzen sind. Das tritt insbeson-
dere bei den Großkraftwerken zutage, die mit
-Gasmaschinen arbeiten und bei der Ver-
gasung der Kohle abfallende Wertstoffe
(Düngesalz, Schmier-, Leucht- und Treiböl,
R
FE.
E
ri
- Benzin, Paraffin, Teerpech, Schwefel u.a.) zu
liefern haben, Diese Belastungsspitzen werden
hauptsächlich durch schwere Schnellzüge oder
schwere Bedarfszüge hervorgerufen. Will man
- die Belastung des Kraftwerks möglichst gleich-
mäßig gestalten, so gilt es, diese Züge vom all-
gemeinen elektrischen Leitungsbetiieb auszu-
schließen, also durch freie, selbständige Loko-
_ motiven zu befördern. Daneben kann ein
"'Spitzenausgleich auch durch Triebwagen mit
‚Akkumulatoren oder Ölmotoren, durch orts-
feste Speicher und an das Kraftwerk ange-
schlossene Großbetriebe angestrebt und er-
_ reicht werden, doch fällt den freien Lokomoti-
ven immer der Hauptanteil im Ausgleich der
Kraftwerksbelastung zu. Witt£feld bezeichnet
es im „Zentralbl. der Bauverwaltung‘“‘, 1919,
-_ Heft 86, als eine wichtige Aufgabe der
nächsten Zukunft, die Diesellokomotive so
auszubilden, daß sie den Aufgaben des Haupt-
bahnbetriebes voll gerecht wird. Es kommt
_ diese Lokomotive hauptsächlich bei den oben
_ erwähnten. Vergasungskraftwerken in Frage,
- weilals Wertstoff dort Treiböl anfällt. Da der
* Dieselmaschine die Fähigkeit, unter Last an-
- zulaufen und auf längere Zeit ihr Drehmoment
über das Regelmaß erheblich zu steigern, feblt,
muß die Diesellokomotive gewisse Hilfsein-
richtungen erhalten.
Man kann danach folgende Ausführungs-
formen unterscheiden: 1. Der Dieselmotor ar-
_ beitet auf die Triebachsen mittels elektrischen
Dieselantrieb unterstützt; die Preßluft wird in
$8tahlflaschen mitgeführt. - Die Anordnung ist
- schwer und teuer. Statt der elektrischen Kraft-
übertragung kann auch ein Flüssigkeitrgetriebe
mit veränderlicher Übersetzung zur Anwendung
kommen. 2. Mit dem Dieselmotor arbeitet bei
- der Anfahrt und auf Steigungen eine ausrück-
bare. Dampfmaschine, die ihren Dampf aus
‘ einem Dampfkessel bezieht, der die Abwärme
der Dieselmaschine ausnutzt und mit einer
Hilfsölfeuerung für die Steigungsfahrten und
die Zugheizung versehen ist. Unter günstigen
zweiter Stelle wirdein Galvanometer von Paul |.
Elektröfechnische Zeitschriit, 1920,
Umständen ließe sich der Hauptdieselmotor als
Hilfsdampfmaschine verwenden. — Die Umset-
zung dieser Ideen in die Praxis muß von den
mit Versuchsausführungen sich eıgebenden Er-
fahrungen abhängig gemacht werden, die sich
besonders auf die Anschaffungs- und Unter-
haltungskosten sowie Störungsquellen der et-
was verwickelten Einrichtung xoleher Diesel-
lokomotiven zu erstrecken hätten. e
Pratzenkran zur Handhabung von Walz-
eisenstäben. — Der Pıatzenkıan hat sich als
ein Hebezeug von großer Leistungsfähigkeit
für die Beförderung der geschnittenen
Walzstäbe vom Waxrmbett auf das Lager
und zur Verladung in Eisenbahnwagen
bewährt. Er tritt hier vielfach in Wett-
beweib mit dem Magnetkran, dessen An-
wendungsmöglichkeit sich jedoch im allgemei-
nen auf die Handhabung schwerer Einzelstäbe
beschränkt. Die Betriebsbedingungen für diese
beiden Arbeitsmöglichkeiten unteıscheiden sich
insofern, als die Temperatur der Walzstäbe für
den Pratzenkran gleichgültig ist, während der
Magnet an kalte Siäbe gebundenist. Außerdem
müssen die Pratzen die Möglichkeit haben, un-
ter die Stäbe zu greifen, so daß es notwendig ist,
zwischen Stäben und Autlagefläche eine der
Höhe des Pratzenquerschnittes entspıiechende
Lücke zu lassen, Dagegen braucht beim Arbei-
ten mit Lastmagnet auf diesen Umstand keine
Rücksicht genommen zu werden, :
Derin Abb. 6 dargestellte Pratzenkran von
14 080 mm Spannweite, 4230 mm Hubhöhejund
Heit 1.
17
Entfernungen in Gefahr geriet, hat England
frühzeitig genug erkannt. Rechtzeitig hat es
Schritte getan, um auf diesem Gebiete die Vor-
machtstellung zu bekommen. Der Ausbau.
eines Großstationennetzes begann bereits 1900.
Die Pläne sind seitdem eifrig gefördert worden,
und bald wird sich ein Ring drahtloser Groß-
stationen in englischem Besitz um die Erde
herum schließen.
Inzwischen sind auch die Vereinigten
Staaten von Amerika dazu übergegangen, ein
ausgedehntes Netz vonstaatlichen Großfunken-
stellen zu schaffen, das in der Hauptsache zur
Verbindung der Kolonien mit dem Mutterlande
dient. Fertig ist die Verbindung von Arlington
über 8. Franeisco nach Honolulu und darüber
hinaus bis zu den Philippinen. Die neue Anlage
in Darien am Panamakanal ist in der Lage,
selbst mit den deutschen Großfunkstellen Nauen
und Eilvese verkehren zu können. Vom Ma-
rineministerium der Vereinigten Staaten ist
ein großangelegter Plan für ein panamerikani-
sches drahtloses Netz ausgearbeitet worden,
das den engsten Zusammenschluß von Nord-
und Südamerika zum Ziele hat. Der Plan, der
die beste Aussicht auf Verwirklichung bat,
ruht in den Händen der neu gegründeten Pan
American Wireless Telegraph & Telephone Co.,
die unter dem Einfluß der Vereinigten Staaten-
Regierung arbeitet.
Manch anderes Land hat die Gefahr dieser
Monopolbestrebungen auf dem Gebiete der
drahtlosen Telegraphie erkannt und versucht,
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Abb.6. Elektrisch betriebener Pratzenkran.
5 t Nutzlast wurde von der Maschinenfabrik
Oerlikon für die Soci6t6 Anonyme des Aciöries
de Micheville gebaut. Die Pıatzen eind an ei-
nem Querhaupt befestigt, das mit zwei Doppel-
seilstıiängen von zwei durch gemeinsamen Motor
angetiiebenen Trommeln getragen wird. Die
Kıaft für die Kippbewegung der Pratzen wird
gleicl falls vom Hubmotor abgenommen, der
mittelseiner Rutschkupplung die Trommeln für
die Tragseile mitnimmt. Beim Entladen wer-
den die Pıatzen durch das rückwärtig angrei-
fende Seilwindweırk gekippt, so daß die Last
von den Pratzen abgleitet. Die Kippbewegung
wird duxch eine Sieueibremze geiegelt, die die
Pratzen in der Kippstellung festhält und durch
Unterbrechung des Stromes des Steuermagnets
geölfnet wird. Die Ausbildung des Kranes ent-
sp.icht im übrigen den Regelbauarten des
Hüttenkranbaues. Die Leistungen der Motoren
und die Aıbeitsgeschwindigkeiten sind hier-
unter zusammengestellt. Für den Betrieb steht
Drehstrom von 450 V zur Verfügung.
Motor Geschwindigkeit
Hebenersr2r erben 20,6 kW 15 m/min
Kranfahren . ... . 8,8= ,, 1007 .;
Katzfahrens ven... Kae, DIE
H. Hs.
Fernmeldetechnik.
Die amerikanischen und englischen Mono-
polbestrebungen auf dem Gebiete der drahtlosen
Telegraphie. — Von welch verheerenderWirkung
die Abselınürung vom Weltnachrichtenverkehr
für ein Volk heutzutage ist, haben Deutschland
und seine Verbündeten im letzten Kriege er-
fahren müssen. England hat die einschneidende
Wirkung einer allumfassenden Nachrichten-
organisation frühzeitig genug erkannt und sie
im Kriege rücksichtslos gegen uns ausgespielt,
nachdem es ihm ohne Schwierigkeiten gelungen
war, zuerst uns unserer überseeischen Kabel zu
berauben und sodann in Kürze auch die son-
stigen uns noch offenen Kanäle für den Welt-
nachrichtenverkehr zu verstopfen. England
verdankt seine unerschütterliche Macht über
die öffentliche Meinung der ganzen Welt einer
von Beginn ab Bro nen olitik, die ihn das
englische Nachrichtenbureau (Reuter) tatkräf-
tigst unterstützen ließ. Die gleiche Monopol-
stellung besitzt England durch sein nationales
Kabelnetz und auch diese hat es schrankenlos
ausgeübt. Daß dieses Monopol durch die Ent-
wieklung der drahtlosen Telegraphie auf weite '
sich dagegen zu schützen. Nur wenige aber
sind in der Lage, über Stützpunkte für ein eige-
nes Netz außerhalb der eigenen Grenzen ver-
fügen zu können. Zu diesen gehört von den
europäischen Staaten Frankreich, das denn
auch im Begriff ist, ein französisches drahtloses
Netz zu schaffen, das alle Kolonien mit dem
Mutterlande verbinden soll.
Kräftige Unterstützung haben die eng-
lisehen Pläne besonders durch die Marconi-Ge-
sellschaft mit ihrer weitgreifenden Organisation
erfahren, wenn auch, was dem Verfasser des
uns vorliegenden Aufsatzes, Dr. G. Respon-
dek, entgangen zu sein scheint, neuerdings ihre
Verbindung mit der en Regierung arg
gestörtist, dasiegegen diese auf Schadenersatz
aus dem nicht zur Durchführung kommenden
Vertrage über das englische Weltnetz klagt.
Deutschland ist in der glücklichen Lage, in der
Gesellschaft für drahtlose Telegraphie — ‚Tele-
funken‘‘ — ein Unternehmen zu besitzen, das
sich seinen Platz neben der Marconi-Gesell-
schaft schon vor dem Kriege, wenn auch in
schwerem Kampfe, errungen hatte. Mit Unter-
stützung von ‚Telefunken‘ ist auch Deutsch-
land darangegangen, sich von fremden Ein-
flüssen unabhängige Nachrichtenverbindungen
nach dem überseeischen Ausland zu schaffen.
Vielversprechende Anfänge dazu waren bei
Ausbruch des Krieges gemacht ; dieser hat aber
alle Pläne über den Haufen geworfen, das be-
reits Fertige zerstört. Glücklicherweise scheint
die Ansicht Respondeks, daß mit Friedens-
schluß wohl aucl® der Plan eines deutschen
drahtlosen Welttelegraphennetzes für die näch-
ste Zeit ausgeschlossen sei, durch neuere Er-
folge deutschen Unternehmergeistes, die jeden-
falls dem Verfasser noch nicht bekannt waren,
widerlegt zu werden. Hat doch inzwischen
die Republik Argentinien der deutschen Tele-
funken-Gesellechaft eine Konzession für den
Bau und Betrieb einer zum Verkehr mit
Deutschland bestimmten Großstation erteilt.
Daß diese Station dem deutschen Einfluß er-
halten bleibt, dafür wird Deutschland sorgen
müssen. Hoffen wir, daß einem so entstehenden
deutschen Weltfunkennetz bald weitere Zweige
wachsen mögen.
Was Dr. Respondek über die Aufgaben der
drahtlosen Telegraphie im Innern des Landes
an Anregungen bringt, ist z. T. schon durch die
Ereignisse überholt. Ein ausgedehntes Inlands-
netz ist im Bau, eine größere Zahl der dazu ge-
hörigen Funkstellen arbeitet bereits; ebenso
18
———_— —
Elektrotechnische Zeitschrüt.
1920. Heit
1. | 1. Januar 1920.
nähert sich der Plan eines Empfangsnetzes für
den Pressedienst usw. der Reife.
Das allen Anforderungen genügende Netz
°“von Küstenstationen noch dichter zu gestalten,
als es jetzt ist, verbietet schon die Gefahr der
gegenseitigen "Störung bei gleichzeitigem Ar-
beiten. Deutsche Wirtschafts-Ztg. Bd. 15.
1919, 8. 468.) .. Rp.
Der Fernsprecher im Dienste der Bei
überwachung von Straßenbahnen. —
Grundlage eines weregelten ßenbuhn
betriebes ist der Fahrplan. Seine ge-
wissenhafte Einhaltung
für die Erledigune der Verkehrsarbeit und
.der verschiedenartigen Dienste des Fahr-
personals sowie der Betriebsmittel und der
Werkstattarbeiter. Sie ist aber auch von er-
heblicher Bedeutung für die richtige DBe-
lastung der Stromerzeugungsanlage.
Um den Dienst einer Straßenbahn darauf-
hin ständig zu überwachen, sind grundsätz-
lich drei Möglichkeiten vorhanden:
1. Überwachung durch besond
beamte an den wichtigsten
Netzes;
Verwendung von Stechuhren, welche an
wichtiven Stellen des Bahnnetzes an-
gebracht sind und ähnlich wie die der
Nachtwächter vom Fahrpersonal betätist
werden, und
3. durch Fernsprecher, die im Netze verteilt
sind und nach besonderer Dienstvorschrift
mit dem Betriebsleiter der Straßenbahn
verbunden werden können.
Die letzte Art der Betriebsüberwachung
hat in Amerika bereits verschiedentlich An-
wendung gefunden, und es kann gleich vor-
weg bemerkt werden, daß sie gegem die ersten
beiden Anordnungen den Vorteil hat, auch
dem Betriebsleiter die Möglichkeit zu geben,
eiligse Befehle an die Fahrmannschaften
innerhalb der kürzesten Zeit weiterzugeben.
Es werden entweder bahneigrene Pernsprecher
hierzu verwendet, die in weetterfesten Schutz-
kasten auf besonderen Gußsäulen oder am
Leitungsgestänge bzw. an den Mauern der
Häuser befestigt sind. Sie müssen im Hin-
blick auf den Straßenlärm lautsprechend sein.
Es können aber auch Fernsprecher eines vor-
handenen Netzes verwendet werden, wenn ge-
wissen Bedingungen entsprochen wird, Jeder
Fernsprecher bzw. seine Stelle im: Netze ist auf
einem Plane, der vor den Augen des Betriebs-
leiters der Straßenbahn angebracht ist, ver-
merkt. Die Verbindung der Fernsprecher im
Bahnnetze mit dem: Apparate des Betriebs-
leiters kann entweder über ein vorhandenes
Fernsprechamt erfolgen oder über bahneigene
Einzelleitunsen vorgenommen werden. In
beiden Fällen kann der Betriebsleiter von
irgend einem Apparate, der im Bahnnetze ein-
gebaut worden ist, angerufen werden. In
diesem Falle springt die dem Netzapparatbe
entsprechende Nummer am Schaltkasten des
Betriebsleitertisches auf, und er kann Seinen
Apparat mit dem zugehörigen Steckkontakt
verbinden und Meldungen entgegennehmen
bzw. Befiehle an die Fahrmannschaft erteilen.
Er ist auch in der Lage, so lange hörbare
Zeichen von seinem Tische aus an einen be-
stimmten Punkt im Netz zu geben. bis sich
der Schaffner eines eben ankommenden Zuges
meldet. Auf diese Art ist der Betriebsleiter in
eiligsen Fällen in der Lage diesem ‘Schaffner
oder durch dessen Vermittlung Weisungen an
die Fahrmannschaft einer Linie zu erteilen
Betriebsleitertisches auf, und er kann seinen
triebsleiter auch, wenn seine Schalttafiel mit
den entsprechenden Einrichtungen versehen
ist, von seinem Apparate aus alle Apparate
der Streeken auf einmal verbinden bzw, an-
rufen und auf diese Art an alle Stellen im
Netze gleichzeitig dieselben Weisungen geben.
Die Wichtigkeit bzw. das breite Verwendungs-
gebiet einer solchen Zentraleinrichtung im
Straßenbahnbetrieb wird * erst verständlich
wenn. man sich vergegenwärtigt, wie ver-
schieden die inneren und äußeren Beein-
flussungen eines Straßenbahnbetriebes in
einem großen. städtisehen Netze sein können.
Um nur einige Fälle zu erwähnen, mag darauf
gewiesen werden, daß in der Stromerzeu-
gung Störungen eintreten können, die vorüber-
gehend eine Entlastung der Stromerzeuger
wünschenswert erscheinen lassen. In diesem
Falle kann der Betriebsleiter in der kürzesten
Zeit den Verkehr auf einigen un wichtigen
Linien zeitweise einstellen. Er ist anderer-
seits wieder in der Lage, Wagenumlenkungen
in die Wege ‚zu leiten, wenn eine Strecke
infolge einer Störung verstopft ist. In solchen
Fällen kann er auch dem Fahrpersonal
Weisungen über Hilfeleistungen, Feststellun-
gen, Zeugen vernehmungen und auch techni-
sche Ratschläge erteilen und auf diese Art
die Störungen abkürzen oder beheben helfen
ist Hauptbedingung
"8 Aufsichts-
unkten eines
DD
D
bzw. nachträgliche Erschwernisse vermeiden.
Je vollkommener und unabhängiger die Fern-
sprechanlage einer Straßenbahn ausgeführt
ist, um so besser und schneller kann der Be-
triebsleiter, der auch mit den anderen. Dienst-
stellen der Anlage in Verbindung steht, den
Betrieb von einer Stelle aus leiten. und auf
diese Art den grundlegenden Fahrplanbe-
dingungen entsprechen, (The Electrician,
Bd. 82, 1919, S. 85.) — le —
Werkstatt und Baustoffe.
Deutsche Gesellschaft für Metallkunde. —
Im Verein deutscher Ingenieure ist am 27. XI.
1919 unter zahlreicher Beteiligung hervor-
ragender Vertreter von Wissenschaft und
Industrie die „Deutsche Gesellschaft für
Metallkunde‘' gegründet worden. Ihre Be-
deutung tritt besonders deutlich zutage, wenn
man berücksichtigt, was vor demKriege auf dem
Gebiet der Metallforschung versäumt worden
ist. Als im Mai 1915 die Beschlagnahme der
Metalle vom Kriegsministerium verfügt werden
mußte, stand die gesamte deutsche Industrie
vor der schwierigsten Aufgabe, die ihr je zuge-
mutet werden konnte, das war Ersatz für Kup-
fer, Zinn, Nickel, Blei, Aluminium und deren
Legierungen zu beschaffen. Als einzigen Ersatz
gab es nur die beiden Rettungsmetalle Zink
und Eisen, mit denen alles bewältigt werden
sollte. Jede Industrie, sei es Bergbau und
Hüttenwesen, Elektrotechnik, allgemeiner Ma-
schinenbau, Lokomotivbau, Schiffbau, Auto-
mobil- und Flugzeugbau sowie die weitesten
Kreise der metallverarbeitenden Industrien,
wie z. B. Uhrenindustrie, optische Industrie
usw., war gezwungen, nach Ersatzmetallen
und Ersatzlegierungen zu suchen, deren physi-
kalische, chemische und technologische Eigen-
schaften erst erforscht werden mußten. Und
bier klaffte die große Lücke, die nur durch eine
weit ausgebaute und wissenschaftlich tief er-
faßte Metallkunde hätte ausgefüllt werden
können. Diese Lücke durch Austausch von
Erfahrungen und durch weiteren Ausbau der
Metallkunde, insbesondere durch Forschungs-
arbeiten, auszufüllen, soll die Deutsche Gesell-
schaft für Metallkunde berufen sein. Als Vor-
itzender wurde einstimmig Geh. Regierungs-
rat Prof. E. Heyn gewählt und als Geschäfts-
führer Prof. Dr. Keßner, beide von der Tech-
nischen Hochschule Charlottenburg. Die Ge-
schäftsstelle der neuen Gesellschaft befindet
sich im Verein deutscher Ingenieure, Berlin
NW 7, Sammerstr. 4a.
Verschiedenes.
Erhöhung der Prüfungsgebühren der Phy-
sikalisch-Technischen Reichsanstalt!), — Der
Teuerungszuschlag auf die Prüfungsgebühren,
welche nach der Gebührenordnung der Phy-
:ikalisch.--Technischen Reichsanstalt vom 1. VII.
1918 erhobenwerden, beträgt vom 1.I. 1920 ab
bei Teil I, Abschnitt Optik, lfd. Nr. 21/32
und 25/26 100 %,
bei Teil F Abschnitt Optik, Ita.
Nr. 50 %,
bei Teil n El’und "Mg, "Elektrizität
und Magnetismus 5 150 %.
Bei Gegenständen, die für das Ausland be-
stimmt sind, wird die Gebühr nach der Ge-
bührenordnung ohne Teuerungszuschlag, je-
doch in der Währung des betreffenden Landes
unter Zugrundelegung der Valuta vom 31. VII.
1914 festgestellt und nach dem am Tage der
Ausfertigung des Prüfungsergebnisses für Berlin
geltenden Kurs des betreffenden fremden Gel-
des in Mark umgerechnet. Ergibt sich hierbei
ein geringerer Betrag als nach den obigen, für
das Inland festgesetzten Bestimmungen, so
werden letztere angewendet.
Deutsche Firmen, welche für das Ausland
bestimmte Gegenstände der Reichsanstalt zur
Prüfung einreichen, werden ersucht, die An-
stalt von der Auslandsbestimmung in Kenntnis
zu Setzen.
Charlottenburg, 12. XII. 1919.
Der Präsident
der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.
E. Warburg.
Höhere Technische Staatslehranstalt Nürn-
berg. — Mit Genehmigung des Staatsimnisteri-
umsfür Unterricht und Kultus führt dasstaat-
liche Technikum Nürnberg vom Beginn des Stu-
dienjahres191 9/20 ab die Bezeichnung „Höhere
technische Staatslehranstalt Nürn-
berg‘. Der Unterricht wird in vier Abteilun-
gen “für Maschinen-, Elektro-, Tiefbau- und
Chemo-Ingenieure zunächst nach den bisher
zugrunde liegenden Lehrplänen in vier Halb-
jahren erteilt. Ein fünftes Halbjahr ist in Aus-
sicht genommen, ebenso die N der
organischen Bestimmungen und der auf 5 Se-
mester verteilten Lehrpläne.
!) Vgl. auoh „ETZ* 1919, $. 428,
Energiewirtschaft.
Direktor J. Breul: „Vor der Entscheidung‘).
— Wirtschaftsgesetze sollen mit der Wirtscha
gemacht, nicht gegen ihr einstimmiges Urteil
aufgezwungen werden.
spruch aller Beteiligten nicht gegen die dem
Gesetzentwurf über die Sozialisierung
der Elektrizitätswirtschaft zu grunde lie-
gende Absicht, sondern gegen deren Ausfüh-
rung richtet, ließe sich Verständigung, freudige
statt widerstrebende Mitarbeit noch erreichen,
wenn der vom Ausschuß der Nationalversamm-
lung programmatisch an die Spitze der Vorlage
gestellte $ 1 folgerecht ausgebaut würde. Wie
man weiß, lautet er nach den Beschlüssen des
Ausschusses 2
„Das Reichsgebiet ist bis spätestens 1. X.
1921 zum Zwecke der Elektrizitätsbewirtschaf-
tung in Bezirke einzuteilen, die sich nach wirt-
schaftlichen Gesichtspunkten gliedern. Für
diese Bezirke sind unter Führung des Reichs
Körperschaften oder Gesellschaften zu bilden,
in denen jedenfalls die der Erzeugung und
Fortleitung dienenden Anlagen zusammenzu-
schließen sind, mit Ausnahme derjenigen Unter-
nehmungen, die die von ihnen erzeugte elek-
trische Arbeit ausschließlich oder ganz über-
wiegend für eigene Betriebe verbrauchen. Das
Nähere bestimmt ein bis zum 1. IV. 1921 ein-
zubringendes Gesetz zur Regelung der Elek-
trizitätswirtschaft, soweit sie nicht bereits in -
diesem Gesetz erfolgt ist.“
Breul nennt diesen Paragraphen bei der
jetzigen Form des Entwurfs eine unechte Fas-
sade vor einem ganz anders gearteten Gebäude,
weiler nicht weitergeführtist, sein Leitgedanke
aber, die Zusammenfassung der Anlagen und
aller wirtschaftlichen, technischen und finan-
ziellen Kräfte zu Gemeinschaften in einer
mäßigen Zahl großer Versorgungsbezirke und
unter einer oberen zielsetzenden Führung, nicht
nur die von allen Wirtschaftskundigen empfoh-
lene, sondern auch die unter heutigen Verbält-
nissen wohl einzig mögliche wirksame Lösung
des Problems birgt. Und diese Inkonsequenz
der Vorlage führtihn zu folgenden Einwänden;
Aufgabe des Gesetzes ist, der Elektrizi-
tätswirtschaft die erforderliche Organisation
und die Hilfsmittelzu geben, um der Gesamt-
heit reichliche und wirtschaftliche Eneıgiever-
sorgung auch unter den durch die Unzuläng-
lichkeit der Kohlenversorgung und der Trans-
portleistungen entstandenen Schwierigkeiten
zu Sichern. Die Wirksamkeit dieser Oıgani-
sation und der Gebrauch der Hilfsmittel soll
unter zielsetzende gemeinwirtschaftliche Kon-
trolle gestellt werden.
muß die zentrale Elektrizitätswirtschaft nach
Ansicht Breuls aber einen viel größeren Anteil
der gesamten Energieversorgung übernehmen
als bisher, und dazu bedarf es einerseits mög-
lichster Steigerung ihrer Werbekraft, um die
jetzt noch weit überwiegende Eigenerzeugung
von Energie zu ersetzen, und anderseits unbe-
schränkter Finanzkraft für die nötigen Erwei-
terungen und Neubauten.
„Die Werbekraft der zentralen Versorgung
ruht unmittelbar bei der Endverteilung der
Elektrizität, die in richtiger Würdigung der
Ungeeignetheit eines notwendig zentralistisch
und bureaukratisch werdenden Betriebes das
Reich nicht übernehmen will. Da es aber die
Großfortleitung sofort und in unausbleiblicher
Folge auch allmählich die Großerzeugung mo-
nopolisiert — man darf sich nicht darüber
täuschen, daß es von dieser in $ 8 etwas ver-
steckt verliehenen Befugnis auch gegenüber
den Kommunen schon aus technischen Not-
wendigkeiten weitgehenden Gebrauch machen
müßte —, macht es die Endverteiler in ihrer
gesamten Tätigkeit von seinen Dispositionen
abhängig. Elektrizität ist nicht speicherbar;
keine zeitweilige Entnahme aus Zwischen-
lägern kann Mängel an weit vorausschauender
Disposition auch nur vorübergehend ausglei-
chen. Die auch von der Regierung für unent-
behrlich gehaltenen geschäftlichen Eigenschaf-
ten der Verteiler werden damit lahmgelegt. Die
Werbekraft wird gemindert und die Ausdeh-
nung der Elektrizitätsversorgung gehemmt —
im günstigen Falle. Im wahrscheinlichen
schlimmeren wird sie durch einen schon ange-
kündigten Zwang zum Anschluß ersetzt. Dann’
wird der technische Fortschritt der Kraftver-
‚sorgung gelähmt, die Hemmung der Disposi-
tionsfreiheit in das Innere der Fabrikbetriebe
getragen, die Wettbewerbsfähigkeit der Indu-
strie gegen das Ausland gestört. Die latente
Fiskalität des Gesetzes würde sich so zugleich
gegen die Produktivität der Industrie, gegen
die Beschäftigungsmöglichkeit für Arbeiter und
Angestellte und gegen die Gesamtheit als Ver-
braucher ihrer Erzeugnisse wenden. Gerade’
die Elektrizitätsversorgung, als Teil einer nicht
1) „Voss, Ztg.* vom 16. XII. 1919,
Da sich der Wider-
Um das zu erreichen, .
a a
an: Zwang zu schlagenden Energiewirtschaft,
__ darfnicht Verwaltung werden. Sie muß Unter-
Sonst versagt sie der Allgemeinheit die Dienste,
die von ihr verlangt werden, und die sie leisten
kant... ...
Für die bisherigen Anlagen der Elektrizi-
_ tätswirtschaft sind etwa 4,5 Milliarden Gold-
_ mark aufgewendet; ihre Herstellung würde
also etwa 25 Milliarden heutiger Papiermark
beanspruchen. Ihre notwendige Ausdehnung
"wird in jährlich wiederkehrenden Forderungen
_ neue Aufwendungen ähnlicher Größenordnung
_ m so sicherer verlangen, als die Verlegung der
Erzeugung an entfernte Wasserkräfte und
Fundorte geringwertiger Heizstoffe höhere Bau-
kosten und bisher nicht gekannte Aufwendun-
gen für kostspielige Fernübertragungen be-
dingt. Die Finanzminister des Reiches erklären
strengste Sparsamkeit für unbedingt geboten;
keine neuen Reichsschulden, kein neues Papier-
geld ohne absolut zwingenden Anlaß. Das ist
‚der Augenblick, in dem ohne Not dem Reiche
noch eine finanzielle Aufgabe zu allen anderen
aufgeladen werden soll, deren Größe mindestens
in der Öffentlichkeit nicht annähernd erkannt
erscheint. Bei der notwendigen Wiederkehr
einer strengen Finanzwirtschaft ist das Ver-
sagen solcher Finanzierung der Elektrizitäts-
wirtschaft vorauszuseben. Mitihm stockt dann
"ihr Ausbau, und die Stockung überträgt sich in
die tür den Energiebezug von ihr abhängige
- Wirtschaft.“ :
a Während der Ausbau des in $ 1 entwickel-
ten Grundgedankens jetzt einem später einzu-
bringenden neuen Gesetz überlassen wird,
könnte nach Direktor Breuls Ansicht der Ge-
_ genentwurf der preußischen Provinzen, dem
die Verbände der Städte und Kreise sich grund-
sätzlich angeschlossen haben, eine dem Ge-
danken des Ausschusses wahrscheinlich ent-
sprechende Weiterführung zeigen. Nach die-
‚sem, so führt er aus, „gehen die Bezirksgemein-
schaften aus der Gesamtheit der Elektrizitäts-
unternehmungen hervor, die ihre Kraftwerke
und Übertragungsanlagen gegen Anteile ein-
- bringen und die Verteilung behalten. Die Er-
Zeugung wird so zur gemeinsamen Sorge der
_ Verteiler, und der Nachteil unnatürlicher
Trennung dieser beiden Tätigkeiten bleibt ver-
mieden. Die Bezirke sind so groß, daß die
- Mehrzahl der energiewirtschaftlichen Aufgaben
in ihnen selbst zu lösen ist. Bedürfnisse und
Gelegenheiten können in ihnen besser als in
‘einer zentralistischen Reichsorganisation über-
_ sehen, alle wirtschaftlieben und personellen
Kräfte vollständiger zur Mitarbeit herangezo-
gen werden. Eine von den Bezirksgesellschaf-
_ ten gemeinsam getragene Obergesellschaft über-
nimmt die Zielsetzung und die Sicherung der
‘ über die Bezirksgrenzen hinausführenden Auf-
gaben. In ihr ist dem Reich der zu fordernde
Einfluß in Formen gesichert, die einigermaßen
an die bewährte Verfassung der Reichsbank
- erinnern. Wie bei ihr werden reichseigene Mittel
- nicht in Anspruch genommen. Die Elektrizi-
tätsversorgung erhält so eine von dem unge-
“wissen Schicksal der öffentlichen Finanzen un-
abhängige autonome Finanzwirtschaft, zu deren
Befruchtung der Zentralgesellschaft zugleich
die Aufgabe einer Zentraldarlehnsbank für die
_ gesamte Elektrizitätswirtschaft übertragen
wird. Als solcher würde ihr in diesen Formen
ein williger Kreditgrößten Umfangs im Inlande,
_ aber auch Anleihekredit im Auslande zur Ver-
- fügung stehen. Durch letzteren den Wieder-
— aufbau der deutschen Wirtschaft zu fördern
und nebenher die schweren Valutanöte erleich-
_ tern zu helfen, wäre hier einer der wenigen
‚gangbaren Wege geboten, wichtig genug, um
diese Frage mindestens mit Finanzsachver-
ständigen ernstlich zu prüfen.‘
: Mit dem folgerechten Ausbau des $ I würde
sieh auch die Gefahr des Zugriffs der Entente
auf das neu entstehende Reichseigentum, die
- Breul nicht zu leicht genommen sehen möchte,
beseitigen lassen und ebenso die Schwierigkeit
der Entschädigungsfrage, „wenn Enteignung
für das Reich und damit Entschädigung in
Geld, statt in den Sachwert weiter enthalten-
den Anteilen der Gemeinschaften erfolgen soll.
Der jetzige Widerspruch zwischen der Bewer-
tung der Anlagen für das Reichsnotopfer nach
dem gemeinen Wert, d.h. unter Berücksich-
tigung des durch die Geldentwertung erhöhten
Nennwertes, und im Elektrizitätsgesetz, ohne
Rücksicht darauf nach den in Gold verauslag-
ten, aber in Papier zurückgewährten Geste-
hungskosten, würde zur Enteignung unter dem
mit dem Notopfer belasteten Werte führen und
kann wohl ohnehin nicht bestehen bleiben.
% Leider haben die Ausführungen Breuls
das Schicksal der deutschen Elektrizitätswirt-
schaft nicht mehr beeinflussen können.‘ Die
- Nationalversammlung hat den Gesetzentwurf
am 18. XII. 1919 in dritter Lesung ohne we-
sentliche Änderungen angenommen. Anträge
.meu an das Netzt anschließen wollen.
"gibt.
Biektfolgehnische Zeitschrift, 1920, Heft
der Deutschen Volkspartei, die Entschädigung
nach dem gemeinen Wert festzusetzen, wurden
abgelehnt. |
Die Elektrizitätswirtschaft in Österreich. —
Die österreichische Regierung hat in der Na-
tionalversammlung nunmehr die schon seit
längerer Zeit angekündigte Vorlage über die
Elektrizitätswirtschaft eingebracht, bei
deren Begründung der Staatssekretär Ellen-
bogen darauf hinwies, daß die furchtbare Aus-
blutung der Volkswirtschaft und die finanzielle
Abhängigkeit vom Auslande der Sozjalisierung
gewisse Schranken setze,
Die Folgen der Kohlenverschlechterung. —
Wie ein Ausschuß für die Kohlenversorgung des
Berlin - Brandenburgischen Bezirksverbandes
festgestellt hat, ist die mittlere Verdampfung
infolge Verschlechterung der Kohlenqualität
gegen 1914 im Durchschnitt der. Monate März,
April, Mai 1918um 15 bis 25% zurückgegangen.
‘Der durchschnittliche Rückstand stieg von 7
bis 11% der verfeuerten Kohle auf 35%. Die
normale Rostbelastung von 110bis 120kg/m?hat
sich auf 60 bis 100 kg verringert. Die Heiz-
flächenbelastung erfuhr eine Verminderung von
25 bis mehr als 50%, u. zw. wiesen sogenannte
Hochleistungskessel den größten Rückgang auf.
Besonders zu leiden hatten alle Kesselanlagen,
bei denen die Rostbelastung mehr als 100 kg/m?
betrug. Bei diesen war auch eine starke Steige-
rung der Rostreparaturkosten zu vermerken,
die für 1000 erzeugte kWh von 50 Pf auf 2M
wuchsen. Ein Werk berichtet, daß der Kohlen-
verbrauch von 1,12 bis 1,2 kg/kWh auf 1,84 kg,
der Aschengehalt von 6,5% auf rd 20% ge-
stiegen sei, und es wird errechnet, daß unter
der Annahme, die jetzt versandte Kohle- ent-
halte im Mittel 13,5% mehr taubes Gestein als
im Frieden, die überflüssig beförderte Gesteins-
menge vom Januar bis Mai 4675 voll beladene
Güterzüge gefüllt hätte, d. b. bei 25 Arbeits-
tagen im Monat täglich 37 voll beladene Güter-
zuge für den Transport nicht nur wertlosen,
sondern sogar schädlichen Gesteins in der
Kohle.. (Mitt. d, Vereinig. d. El.-W. Bd. 18,
1919, 8. 238.)
Stromverbrauchseinschränkung in Holland.
— Der Brennstoffverwalter hat für ganz Hol-
land fühlbare Einschränkungen in der Be-
leuchtung und Heizung angeordnet. Der Licht-
und Stromverbrauch für die Fabriken und
Läden wird rationiert, der Dienst der elektri-
schen Bahnen auf ein Mindestmaß herab-
gesetzt. ie
Industrie und Handel.
Zur Finanzierung von Elektrizitäts-
genossenschaften. — Die Teuerung der Ma-
terial- und Arbeitskosten nötigt die Über-
landzentralen zur Forderung hoher Bau-
kostenzuschüsse, wenn die Gemeinden sich
Ander-
seits ist die Versorgung mit Licht und
Kraft von solcher Bedeutung für die länd-
liche Gemeinde geworden, daß eroße Geld-
opfer nicht gescheut werden. . Es ist nun
eine wichtige Frage, auf welche Weise die
Zuschüsse aufgebracht werden sollen. Adolf
Wolterstorfft) hält die Aufbringung der
Kosten auf senossenschaftlichem Wege für
die beste. Lösung. _ Er bespricht auch an ein-
zsehenden Beispielen in übensichtlicher und
klarer Form die Möglichkeit, wie durch Ge-
nossenschaften die Rentabilität errechnet wer-
den kann. Es kommt dabei die Finanzierung
der Genossenschaft durch Darlehen, durch
Geschäftsanteill, durch Eintrittsgelder oder
durch eine Verbindung dieser Methoden in
Betracht. In allen Fällen wird ein Teil der
Unkosten, die durch die Aufwendungen für
das Ortsnetz, das die Gemeinde selbst errich-
tet hat, und für Station und Hochspannungs-
leitunz die vom Werk gegen Zahlung eines
Baukostenzuschusses gebaut werden, durch
den Zwischengsewinn der Genossenschaft ge-
deckt, die den Strom wesentlich billiger vom
Werk erhält, als sie ihn an die Mitslheder ab-
Mit Recht weist nun der Verfasser da-
rauf hin, daß dieser Verkaufspreis des Stro-
mes nicht zu hoch gewählt werden darf, weil
er sonst unwirtschaftlich- wird. Er hätte hin-
zufügen können, daß die Gefahr besteht, daß
die Genossen abspringen und die Lasten künf-
tig noch drückender empfunden werden, wenn
die Leuehtmitbelnot etwa einmal wieder weni-
ser hart wird, und wenn das Geld wieder
höheren Wert bekommt. Wolterstorff emp-
fiehlt daher die Aufbringung ‚eines beträcht-
lichen Teils der Kosten durch eigenes Kapi-
tal, das zinslos, also „a fond perdu“ zur Ver-
fügung zu stellen ist. Dann erhalten die Ge-
nossen billisen Strom. Es wird dann weiter-
hin besprochen, auf welche Weise die einzel-
ı) „Gründung und Finanzierung von Rlektrizitätsge-
nossenschaften*, Verlag von Julius Springer. Berlin 1919
1. 19
nen Anteile, Zinsbelastungen usw, auf die Ge-
nossen zu verteilen sind. Auch da merkt man
dem Verfasser die Erfahrung an, denn jeder,
der mit der Materie zu tun hat, weiß, welche
Schwierigkeit es bietet, da richtige Vor-
schläge zu unterbreiten. Es kommt die Ver-
teilung nach der Morgenzahl der einzelnen
Besitzer, nach der Grundsteuer, nach Brenn-
stellen und Pferdekräften sowie nach der
Wirtschaftlichkeit in Frage. Der Verfasser
gibt der ersteren Verteilungsart den Vorzug.
Nach meinen Erfahrungen ist es aber schwer,
dieser allerdings gerecht erscheinenden Ver-
teilung bei den größeren Landwirten Anklang
zu verschaffen. Ich stimme dem Verfasser zu,
daß die Verteilung nach Brennstellen den
Fehler. hat, daß die Mitglieder die Zahl der
einzurichtenden Lampen beschränken, aber
ich bin doch häufig auf anderer Grundlage
nicht zum Ziel gekommen. Es müssen da die
jeweiligen Verhältnisse berücksichtigt wer-
den, und es gelingt nur selten, bei kleineren
und einheitlichen Gemeinden: durch freie Ver-
einbarung die Beträge unterzubringen. Der
zweite Teil des Heftes, das dem Ingenieur wie
dem Stromabnehmer wertvolle Belehrung brin-
gen wird, enthält die wichtigsten sesetzlichen
und formalen Bestimmungen, die bei der Grün-
dung von Genossenschaften zu beachten sind.
Die praktischen Erfahrungen hat der Ver-
fasser wohl zum größten Teil im Gebiet der
Märkischen Elektrizitätswerke erworben. Bei
einer anderen Überlandzentrale, die die west-
lieh von Berlin gelegenen Kreise mit Strom
versorgt, hat man mit der Stromabgabe an
die Gemeinden als Großabnehmer nicht durch-
weg gute Erfahrungen gemacht. Es fehlt
häufig den kleinen Gemeinden. an der techni-
schen Beratung; sie werden von gewissen-
losen Unternehmern ausgenutzt, es fehlt an
Personen, die sich der Verwaltung des Orts-
netzes mit Liebe und Verständnis annehmen.
Andererseits hat. eine reine Überlandzentrale
mit so schweren finanziellen Belastungen zu
rechnen, daß sie einen Teil des Zwischenge-
winns "zwischen Groß- und Kleinabnehmer-
preis zur eigenen. Kräftigung benötigt und
deshalb die Bedienung der Ortsnetze und die
Auflbringung der erforderlichen höheren Ka-
pitalien zu übernehmen bereit sein sollte. In
diesem Falle haben die Gemeinden lediglich
die Baukostenzuschüsse aufzubringen, die
‚allerdings bei entlegeneren. Ortschaften hoch
werden und 1000 bis 2000 M je Haushalt aus-
machen, Die Aufbringung dieser Beträge
begegnet nun den gleichen Schwierigkeiten
wie bei den Genossenschaften. Z. T. über-
nehmen die Gemeinden. die Beschaffung und
Verteilung der Beträge, z. T. hat es sich als
erforderlich herausgestellt, eine besondere Art
von Konsumenten-Genossenschaften zu grün-
den, die von der Gemeinde das Recht erhalten,
daß die Überlandzentrale nur ihre Mitglieder
an ihr Netz anschließt, während sich die Ver-
einigung verpflichtet, der Gemeinde den Bau-
kostenzuschuß zu bezahlen. Die Aufbringung
und Verteilung der Beträge erfolgt auf die
gleiche Weise wie bei den eigentlichen Elek-
trizitätsgenossenschaften,. Auch hier handelt
es sich darum, den Wer zu finden, durch den
die Lasten gerecht verteilt werden, und auch
hier empfiehlt es sich, die Beträge .durch
Kapitalabfindungen aufzubringen, da eine auf
Jahrzehnte hinaus berechnete Zinsbelastung
einer. Verteuerung des Strompreises gleich-
kommt und wirtschaftliche Gefahren 'in sich
birgt. Der Beferent hat die Bildung winer
Reihe solcher Konsumenten-Vereinigungen
eingeleitet, und die Gemeinden wie die Über-
landzentralen hoffen, ihre Rechnung dabei zu
finden. Die beste Förderung erfährt die An-
selegenheit, wenn. der Ortsvorsteher die Ver-
teilung der Zuschüsse in die Hand nimmt.
Karl Heumann.
Die Beschäftigung im Oktober 1919. Auf
dem Arbeitsmaıkt bat sich im Oktober 1919
eine beträchtliche Anspannung geltend ge-
macht. Nach den Feststellungen der Fachver-
bände ist die Arbeitslosigkeit gegen den
Vormonat um 0,4% gestiegen, u. zw. bei den
Männern, hauptsäcl ieh ‚wohl infolge Aus-
setzens der Bautätigkeit und eıfolglosen Strei-
kens in der Metallindustrie, von 1,7 im Sep-
tember auf 2,3%. während sie bei den Frauen
von 4,1 auf 3,9% zurückging. Die stärkste
Zunabme, nämlich von 1,1 im September auf
2,3% im Berichtsmonat ist beim Metallarbei-
teıvesband verzeichnet worden. -Der Andrang
der Männer zu den Aırbeitsnachweisen hat sich
gegen den Vormonat wesentlich erhöht, bei
den Frauen etwas verıingert. Wirklich bessern
können sich die Zustände am Arbeitsmarkt nur,
wenn die Arbeit ergiebiger wird. Im
Vergleich zum Oktober 1918 sind aber arbeits-
täglich im Ruhrgebiet nur ıd 0,25 gegen 0,30
Mill. t und in Oberse] lesien nur rd 0,10 gegen
etwa 0,13 Mill. t Steinkohlen gefördert worden
20
und ‚die Roheisenerzeugung betrug nur rd
18000 gegen 26200 t, die Stahlerzeugung
26 400 gegen 43 400 t (ohne Elsaß-Lothringen
und Luxemburg), Jeder Arbeitstag brachte
also gegen das Vorjahr immer noch Ausfälle
von mindestens 80000 t Steinkohle, 8000 t
Roheisen und 17 000 t Stahl. Durch den Berg-
arbeiterstreik hat Deutschland rd 6 Mill, t
Kohle eingebüßt.
In der elektrischen Industrie litten, wie
das ‚‚Reichs-Arbeitsblatt‘‘ weiter mitteilt, die
Betriebe der Elektrizitätsversorgung im
Berichtsmonat ganz außerordentlich unter der
unzureichenden Kohlenzufuhr. Das gilt ins-
besondere für die von den Kohlengruben weiter
entfernt liegenden Bezirke im Norden, Osten
und Süden des Reiches, in denen die Werke
teilweise völlig zum Stillstand kamen oder die
Versorgung doch nur mit starken Einschrän-
kungen aufrecht erhalten werden konnte. Die
Folgen für die auf elektrische Kraft- und
Lichtlieferung angewiesenen Fabriken sind
dementsprechend schwer und drohen, das
überall sich ankündigende Wiederingang-
kommen der einzelnen Industriezweige zu un-
terbinden. Der elektrotechnischen Groß-
industrie brachte die etwas lebhaftere Bau-
tätigkeit verschiedentlich eine Besserung. In
Berlin lagen die Betriebe infolge des Metall-
arbeiterstreiks größtenteils still. In der
Fabrikation elektrischer Meßinstru-
mente und Apparate wies die Beschäfti-
gung, soweit es die großen Schwierigkeiten der
Materialbeschaffung zuließen, gegen den Vor-
monat eine Besserung auf, sie wird im allge-
meinen als gut bezeichnet, Die Zahl der Be-
stellungen übertraf die des Vormonats nicht
unerheblich, auch konnte eine- Steigerung der
Leistung bei der Arbeiterschaft festgestellt
werden. Die Kabelwerke hatten wie bisher
gut zu tun; -Material- und Kohlenmangel
machen sich auch hier geltend. Daneben beein-
trächtigte die Einschränkung der Kraft- und
Liehtversorgung und in Berlin auch dieWirkung
Fr en die Erzeugungsmög-
ichkeit, EEE
Wünsche der österreichischen Elektro-
industrie. — Die ‚Nachr. f. Hand:, Ind. u.
Landw.‘‘ (1919, Nr. 139 n.. F.) veröffentlichen
folgenden für die Elektroindustrie bemerkens-
werten Bericht aus Wien: ‚Die Tendenz der
Produktionsvermehrung durch Normalisie-
rung, Typisierung, Spezialisierung usw., die
in Deutschland seit einiger Zeit energisch ge-
fördert werden, besteht auch bei der öster-
reichischen Industrie, doch haben sich bisher
noch keine greifbaren Ergebnisse gezeigt.
Immerhin ist zu bemerken, daß im Laufe des
letzten Jahres infolge der Kapitalverschiebun-
gen innerhalb der Bevölkerung sich zahlreiche
Kapitalisten auch auf das Gebiet. der Elektro-
technik geworfen haben und z. T. schon Werk-
stätten eröffneten, z. T. solche zu gründen be-
absichtigen. Ob sich diese werden entwickeln
können, wird, abgesehen von den technischen
Eignungen der Gründer selbst und ihrer Kapi-
talkraft, an welch letzterer allerdings nicht zu
zweifeln ist, hauptsächlich davon abhängen,
wie sich die deutsche Industrie in Zukunft zu
ihrem österreichischen Abnehmerkreis stellt.
Es ist allerdings nicht zu verheimlichen, daß
in der letzten Zeit die früher so freundliche
Stimmung für die deutschen Lieferanten einer
entgegengesetzten Platz gemacht bat, da
deren ganzes geschäftliches Vorgeben gegen
ihre alte angestammte inländische Kundsehaft
nicht nur den Anforderungen nicht entspricht,
die diese auf Grund der langjährigen Bezie-
hungen zu stellen sich berechtigt fühlten, son-
dern auch. sehr von der Politik der Entente-
angehörigen absticht, die besonders auf dem
Gebiet der Kreditgewährung und sonstigen
Bezugserleichterungen den jetzigen Verhält-
nissen Deutschösterreichs in äußerst entgegen-
kommender Weise Rechniung tragen. Hier ist
für die reichsdeutsche elektroteebnische Indu-
strie vielleicht ein Ratschlag am Platze, der
ihr zwar für die jetzige Zeit ein kleines Opfer
auferlegt, sich aber in Zukunft sehr bezahlt
machen dürfte, nämlich der Rat, daß die
deutsche elektrotechnische Industrie dem
denutschösterreiebischen Markt ihr besonderes
Augenmerk zuwendet. Besonders der Ausbau
der vielen und sehr großen Wasserkräfte
Deutschösterreichs wird eine gesteigerte Ab-
satzmöglichkeit für elektrische Erzeugnisse
bieten, und dieser Ausbau, der erst in Jahren
zur Verwirklichung kommen kann, wird die
Industrie für die jetzt geforderten Opfer reich-
lich entschädigen. Infolge der überaus starken
Entiwertung der Krone, der dadurch bedingten
ganz außerordentlichen Verteuerung der Mark,
infolge der Regierungsmaßnahmen, die den
Friedenszoll um das Sechsfache erhöhen, in-
folge der außerordentlich verteuerten Frach-
ten, der Unmöglichkeit, sich auf legalem Wege
Für die Schriftleitung verantwortlich: E, €. Zehme in Berlin. — Verlag von Ju lius Springer in Berlin, en
Elekotechomsche Zeitschritt. 1920. Heit ie : ; ie 3: a:
deutsche Zahlungsmittel zu verschaffen und
der Beschränkung der deutschen Ausfuhr wird
von der deutschen Industrie eine besondere
Anpassung an die herrschenden Verhältnisse
gefordert, und es wäre sicher zweckmäßig,
wenn die deutschen Fabriken nach .Möglichkeit
die Lieferungen für Österreich erweitern und
die Preise derärt stellen, daß die oben geschil-
derten Übelstände wenigstens einigermaßen
gemildert werden. Eine Entschädigung für
diese letzten Endes ihr selbst zugute kommen-
den Preisermäßigungen könnten sie in einer
entsprechenden Erhöhung der Preise an jene
Staaten finden, deren Valuta gegenüber der
deutschen z. Zt. so außerordentlich hoch steht.
Sie würden damit sich nicht nur selbst Vorteile
verschaffen, sondern auch den schon wieder-
laut werdenden Vorwürfen jener Staaten, daß
Deutschland doch beim Dumping-System ver-
harre, die Spitze abbrechen. In der Gesamt-
wirkung käme es doch für die deutsche Indu-
strie auf das gleiche heraus, nur daß sie durch
ein besonderes Entgegenkommen gegenüber
Deutschösterreich sich dort auch für die Zu-
kunft den Absatz an ein Sechsmillionenyolk
bewahren und nicht nur der dort einheimischen
Industrie, sondern auch der des Auslandes, die
die heutige Situation bereits stark ausnutzt,
den Boden entziehen würde. Um nur wenige
Beispiele zur Erhärtung dieser Ansicht zu
nennen, sei mitgeteilt, daß zwei verbürgte
Fälle von englischen Geschäftsleuten bekannt
sind, die bezeugen, in welch großzügiger Weise °
die Engländer ihre alten Verbindungen trotz
der inzwischen durch den Weltkrieg vorge-
kommenen Entzweiung zu schützen wissen.
Ein Kunde einer englischen Fabrik hatte eine
Vorkriegsschuld, die selbstverständlich auf
Pfund lautete, und als er jetzt an die englische
Firma herantrat, um die Schuld abzutragen,
und erwähnte, daß die Schuld jetzt infolge der
Entwertung der Krone so außerordentlich ge-
stiegen sei, erhielt er die Nachricht, daß er die
Schuld zur Friedensparität abbezahlen möge.
Ein Vertreter einer englischen Textilffirma
wendete sich an seine englische Fabrik mit der
Bitte, ihm die durch den Krieg aufgelöste Ver-
tretung wieder zu übergeben, und die englische
Firma erklärte sich hierzu bereit und machte
aus eigenem Ermessen den Vorschlag, dem
Manne die Ware auf ein Jahr zu kreditieren,
weil sie der Ansicht sei, daß bis dahin sich die
Währungsverhältnisse gebessert haben würden
und er dann in der Lage sein würde, sich leich-
ter und zu bedeutend günstigeren Kursen die
englischen Zahlungsmittel zu verschaffen.
Deutsche Fabriken dagegen verlangen von
ihren langjährigen Vertretern, auch wenn sie
während des Krieges auf Heller und Pfennig
pünktlich ihren Zahlungsverpfliehtungen nach-
gekommen sind, nunmehr Vorausbezahlung
der Ware.‘ ; :
Eine englische „Anti-Dumping Bill“. —
Am 20. XT. 1919 hat Sir Auckland Geddes ein
Gesetz zur Regulierung der Ein- und
Ausfuhr im Unterhause eingebracht, das, ur-
sprünglich als ‚„Anti-Dumping Bill‘ gedacht,
tatsächlich ein vollständiges Schutzzoll-
system schaffen will. „Das erste Kapitel‘,
so schreibt die „Frankf. Ztg.‘“, „bezweckt die
Einsetzung eines mit diktatorischen Macht-
befugnissen ausgestatteten Ausschusses, dem
der Präsident des Board of Trade oder sein.
Stellvertreter als Vorsitzender, sechs Vertreter
verschiedener Ämter (Auswärtiges Amt, Schatz-
amt, ‚Überseehandelsdepartement, Board of
Trade) und 10 Parlamentarier als Mitglieder
angehören sollen. Dem Ausschuß ist die Über-
wachung über die Ausführung des Gesetzes und
die Inkraftsetzung der in ihm geschaffenen
Vollmachten zugedacht. Es ist eine Art von
Geheimkammer, die eingesetzt ist, um die.
lebenswichtigen Industrien des Vereinigten
Königreichs gegen jegliche ausländische Kon-
kurrenz zu schützen. Der Ausschuß gibt den
ihm anvertrauten Vollmachten auf Antrag des
Präsidenten des Board of Trade auf dem Ver-
ordnungswege Gültigkeit. Der Präsident des
Board of Trade darf in Dringlichkeitsfällen
sogar aus eigener Machtvollkommenbeit han-
deln, vorausgesetzt, daß die von ihm erlassenen
Verordnungen innerhalb von 21 Tagen von dem
Ausschuß bestätigt werden. ; ;
Der zweite Teil des Gesetzes richtet sich
gegen das „Dumping‘“. Nach dem Sinn der
Bill ist darunter der Verkauf von Waren zu
Preisen zu verstehen, die niedriger sind als die
Verkaufspreise im Herstellungslande. Das ist
eine ganz neue Definition des Begriffes. So
hatte z. B.indem Wahlfeldzug des letzten Win-
ters, in dem die Versprechungen der Regierung
gegen das „Dumping‘ bekanntlich eine große
Rolle spielten, Lloyd George nur Maßnahmen
gegen Verkaufspreise, die unter den Herstel-
lungspreisen des Ursprungslandes stehen,
zugesagt, weshalb jetzt viele Koalitionsliberale,
‘gung von Lizenzen, Nachzahlung von Gebüh-
“und” Gewerbekammern,
--Groß-Berlin
die ja eigentlieh Freihändler sein sollten, gl
‚ben, das Gesetz, wenigstens in diesem P
‚verweıfen zu dürfen. . Auf.Grund der V
machten des Gesetzes können die Einfuhr
der Verkauf von Waren, die unter den ne
Begriff des „Dumping‘“ fallen, auf dem. Ver-
ordnungswege verboten bzw. dann erlaubt wer-
den, wenn der Einfuhrhändler den Preisunter-
schied als Einfuhrzoll zahlt. Um Erhebungen
anzustellen, dürfen Einsicht in die Bücher,
Vorlegung aller Papiere, Besichtigung der Ge-
schäftsräume und Eidesleistung verlangt wer-
den. Das Gesetz erteilt ferner Ermächtigung
zum Verbot der Einfuhr von Waren von Län-
dern, deren Währungen entwertet sind, u. zw.
auf die Dauer von 3 Jahren nach Kriegszeit.
Ist ein derartiges Verbot erfolgt, so können
Ausnahmebehandlungen durch Beantra-
ren erwirkt werden, die den Unterschied zwi-
schen dem Wert der einzufübrenden Ware und
dem Verkaufspreis der in dem Vereinigten
Königreich hergestellten gleichen Waren nicht -
übersteigen darf. B
Die Billhat Gültigkeit für den Handel mit
allen Ländern, die britischen Dominions und
Kolonien nieht ausgenommen. Die Vollmach- °
ten, die sie schafft, sollen zur Anwendung
kommen, wenn festgestellt wird, daß die.b
tische Produktion durch die ausländische Kon-
kurrenz geschädigt wird oder geschädigt wer-
‚den kann. Sie stößt auf eine starke Opposition
und wird wahrscheinlich noch energisch zer-
pflückt werden, bevor sie Gültigkeit erhält.“
.. Ein Reichsverband des. deutschen Hand-
werks. — Die im Deutschen Handwerks- und’
Gewerbekammertag vereinigten Handwerks-
die: beruflichen und
wirtschaftlichen Zentralverbände des Handwerks,
die zentralen Verbände der gewerblichen Ge-
nossenschaften und der Verband der deutschen
Gewerbevereine und Handwerkervereinigungen
haben den Reichsverband des deutschen
Handwerks gegründet. Er willdas Handwerk
und seine beruflichen und wirtschaftlichen Or-
ganisationen in der deutschen Wirtschaftsver-
fassung sicherstellen, die gemeinsamen Inter-
essen des Handwerks wahren, seine fachliche °
Organisation fördern und ausbauen, eine Ge-
meinschaftsarbeit mit den Arbeitnehmern her-
beiführen und die genossenschäftliche Organi-
sation im deutschen Handwerk pflegen und
fördern. 18
Kleine geschäftliche Mitteilungen.
Metall \ 23. KU: |
Elektrolytkupfer (wire- |
.bars), prompt, cif Ham- En Na
burg, Bremen, Rotterdam 2316 | BORN
Raffinadekupfer
99/99,3%/,10okoGroß-Berlin
Originalhütten - Weich-
- blei, ab Hütte oder loko
2100—2150'2100—2150
02.2... 840— 860| 840— 860
Originalhütten- Rohzink, Ü 3 f
‘Syndikatspreis ab Hütte
oder Tarer un,
desgl. Preis im freien Ver-
kehr, ab Hütte oder
bagera nme
Originaihütten-Alumi-
nium 98/99 %, ingekerb- |
ten Blöckchen, ab Hütte 2
oder loko Groß-Berlin . 13100—315013100—3150
Zinn, 'Banka-, Straits-. {
Billiton-, loko Hamburg
oder: Groß-Berlin ne
Hüttenzinn, .mindestens
99 0/,, loko Hamburg oder
Groß-Berlin =. 2. 1...
Reinnickel 98/99 %, loko
450°.
| ‚|
760 730
450
780— 810.
6150---6200/6100 6200
6000—6100/6000— 6100
Hamburg oder Groß- .
Berlin . . ..%.......)4000—410013900—4000.
Antimon-Regulus, loko | x.
Hamburg oder Groß- BE
Berlin. ..%.. 2.2 3 4.9050-—29707.925 950 B*
Für die Woche vom 11. XII. bis 27. XIL. 1919
betrug für isolierte Drähte und Kabel der
Kupferzuschlag 160 M, der Aluminium-
zuschlag 60 M. ;
Fragekasten. =
Frage 1. Wer liefert. Isolierpapierband von ,
0,04 mm Dicke? =
Abschluß des Heftes: 27. Dezember 1919.
$
e3
BER DE ER ER EI ROT:
)
a
Schr Hileitung ©:
A. ann.
(Zentralblatt für
Be Bieshnische Zeitschrift
r Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Berlin, 8. Januar 1920.
= ” eines eigenen Kraftwerks oder Strom-
groun? Stromversorgungsfragen der
Reichswerft Danzig.
En Dr zung. K. Schultze, Danzig.
Übersicht, Nach einem Hinweis auf die Ent-
wicklung der elektrischen Werftzentrale vor und
# während des Krieges wird der Gang der wirtschaft-
ne liehen Untersuchung beschrieben, die sich auf die
Beantwortung der Frage erstreckte, ob eine neue,
E größere Werftzentrale zu bauen oder Anschluß an
_ eines von zwei benachbarten. größeren Kraftwerken
zu suchen sei. Für jeden der drei möglichen Fälle
werden die günstigsten, künftigen Betriebsverhält-
“ nisse ermittelt und die Betriebskosten berechnet.
Besondere Überlegungen erforderte dabei die Ver-
teilung der elektrischen Arbeit auf das neue Kraft-
werk bzw. den Stromlieferanten einerseits und die
_ weiter zu betreibende alte. Zentrale anderseits. Es
_ wird gezeigt, daß der Strombezug aus dem benach-
barten, zu Friedenspreisen erbauten Kraftwerk die
beste Lösung darstellt. Im Anschluß daran wird die
_ außerordentliche Steigerung der Selbstkosten infolge
der. durch. die Revolution bewirkten Änderung der
Arbeitsverhältnisse gezeigt, und es werden Vor-
" schläge gemacht, wie die unter den kriegsmäßigen Er-
_ weiterungen gesunkene Wirtschaftlichkeit des Zen-
tralenbetriebes zu ‚heben sei.
Zu Beginn des Jahrhunderts wurde die,
- Werft durch zwei Ressortzentralen von je etwa
500 kW. Maschinenleistung mit Strom versorgt,
‚die in 250 m Entfernung voneinander der da-
mals gebräuchlichen, niedrigen Spannung ge-
mäß in zwei Kraftbedarfsmittelpunkten errich-
tet, waren und sich gegenseitig im Parallel-
etrieb unte:stützten. Die Maschinen (Licht-
schinen) waren klein im Verhältnis zu ihrer
Kesselanlage, die noch andere, teils schwerere
Betriebe wie Dampfkompressoren, Schmiede-
hämmer und Heizungen mit versorgte. Der
Zusammenhang zwischen Kessel- und Ma-
_ schinenanlage war nur lose durch eine über
‚einen Verkehrs weg führende Dampfleitung ge-
eben, da die Vorteile des hoch überhitzten
er "Dampfes und die Rückgewinnung des Konden-
sates bei dem damaligen Stande der Technik
icht genügend. ins Gewicht fielen, um ein
inzelnes Absatzfeld der Dampferzeugungs-
anlage, wie es die Lichtzentrale war, in seiner
Lage zum Kesselhause zu bevorzugen. Mit
er Verdoppelung der Gebrauchsspannung,
- die um das Ja'r 1909 erfolgte, war wirtschaft-
lieh die Möglichkeit gegeben, die eine der Zen-
‚tralen als Hauptzentrale auszubilden, die an-
- dere als Nebenzentrale in der Entwicklung
zurückbleiben zu lassen. Es wurde eine Dampf-
turbine beschafft und die Kesselanlage mit
Überhitzern, mechanischen Feuerungen und
einem Vorwärmer ausgerüstet.
Da brach der Kıieg aus und brachte einen
tarken Erweiterungsdrang in allen Werk-
tten und die Neuaufnahme verschiedener
ertigungszweige. Die Arbeiterzahl stieg von
500 auf das 2,5- fache. Im Kraftwerk standen
_ eine 585 kW-Turbodynamo, 230 V, zwei Ver-
yundmaschinen mit gekuppeltem Stıomerzeu-
ger zu je 100 kW, 230 V und eine Verbund-
_ maschine mit Doppeldynamo zu 110 kW,
sämtlich für G.eichstiom. Das
- rohr-Rauchrohrkessel von je 220 m? Heiz-
. ' Räumlich erweiterungsfähig war nur
In einem Anbau wurden daher vor-
rätige alte Schiffskessel — nach und nach
nähernd 8000 kW im November 1919 gerechnet
werden. Er
dung der nur wenige Jahresstunden aus-
Werft, einem lange gehegten Wunsche nach-
sebend, den Plan eines Neubaues auf,
sie den Gedanken an eine unter großen tech-
nischen Schwierigkeiten wohl noch mögliche
diese Anlagen überhaupt nur erweitert werden
ren Fundamenten (Kolbenkompressoren,Blech-
guten Ausnutzung der Anlagen verhältnis-
81
B. 0. Zehme, Dr. F. Werkaee K.Perlewitz — Vorlak von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24.
Heft 2.
6 Stück — aufgestellt, während im Maschinen-
hause die Kolbenmaschinen durch raumspa-
rende Turbinen (eine zu 750 kW, zwei zu je
1250 kW) ersetzt werden mußten.
erzielte man das Zehnfache der Leistung auf
gleicher Grundfläche.
Hierdurch
Mit dem Frreichen einer Maschinenlei-
‚stung von 8785 kW war der verfügbare Raum
bis auf das letzte Quadratdezimeter ausge-
nutzt.
große Werfterweiterungspläne auf, die es wahr-
scheinlich machten, daß vom Herbst 1919 ab,
falls der Krieg weiterginge, Anforderungen an
die Werftzentrale gestellt werden würden, die
sie.nicht mehr oder nur unter Heranziehung
ihrer letzten Reserven würde erfüllen können.
Da tauchten im Winter 1917/18 neue
Es mußte mit einer Spitzenleistung von an-
wägungen hinsichtlich stärkerer
Einführung der Nachtarbeit zwecks Abschnei-
machenden Spitze führten wegen der Brot-
knappheit zu keinem Ergebnis. Jetzt griff die
indem
Erweiterung der bestehenden
mehreren Gründen verwarf.
Anlagen aus
Zunächst hätten
können, wenn eine aus Gründen der Feuersicher-
heit und des Verkehrs nötige Straße stark ver-
engt oder einer der Naehbarbetriebe mit schwe-
walzen, .Dampfhämmer, Verzinkungswannen)
geräumt und an anderer Stelle wieder aufge-
baut worden wäre. Zudem war sowohl Ma-
schinenzentrale wie Kesselanlage durch die
während des Krieges zur bitteren Notwendig-
keit gewordenen Ein- und Anbauten dermaßen
verwickelt und unübersichtlich geworden, daß
es jedermanns Wunsch war, dieses Verfahren
nicht fortzusetzen, sondern etwas Neues an
einer Stelle anzufangen, wo der zur Verfügung
stehende Raum gestattete, ein organisches
Ganzes mit neuzeitlich-wirtschaftlichen Mit-
teın zu schaffen. Der Betrieb war trotz der
mäßig teuer geworden, weil die geringe zur
Verfügung stehende Bauzeit oder der begrenzte
Raum es verhindert hatte, die alten Anlagen
wirksam zu verbessern und die neuen in einer
für wirtschaftlichsten Betrieb geeigneten Weise
zu bauen. Alte, gerade aus irgend einem
Schiffe ausgebaute Kessel ohne mechanische
Feuerung und Vorwärmer, teilweise auch ohne
Überhitzer, bildeten die notdürftige Erweite-
rung der Kesselanlage. Die Kondensatoren
hatten neben die Turbinen gesetzt werden
müssen, weil die Grund wasserverhöltnisse eine
Unterkellerung verboten und die Höherlegung
des Maschinenflures durch einen über der Zen-
trale gelegenen Modellagerraum unmöglich ge-
macht war. Es hatten gemeinsame Naßluft-
und Kühlwasserpumpen mit langen Vakuum-
und Wasserleitungen angeordnet werden müs-
sen, weil der verfügbare Raum für Einzel-
aggregate unmittelbar neben den Kondensato-
ren nicht ausgereicht hatte, In ähnlicher Weise
machten die Wärmeverluste der über die Straße
führenden Dampf- und Kondensatleitungen
die Vorteile .des Überhitzereinbaues und der
Rücklieferung des Kondensates teilweise zu-
nichte- Wohin man blickte, Einzelanlagen von
gutem Wirkungsgrad, die aber zur Unwirt-
schaftlichkeit verurteilt waren, weil ihrer wir-
kungsvollen Verknüpfung tausend Hemmun-
gen entgegenstanden.
Für das nen zu errichtende Kraftwerk war
ein Platz dicht am Wasser und an der Eisen-
bahn, wo Bekohlung und Wasserbeschaffung
die günstigsten waren, gefunden... Das der
Werft gehörige Gelände (Abb. 1) war noch un-
Waien
Walser
Kraftübertragung.
Abb. 1.
Werfigrenze,
Lageplan der Werftanlasen.
bebaut und gehörte zu einem Gebiet, das in
nächster Zeit umfangreiche Neuanlagen mit
großem Stromverbrauch (Elektrostahlöfen, U-
Boots-Ladestationen, Pießluftzentralen) auf-
nehmen. sollte. Die Fortleitung der Energie
zu den alten Kraftverbrauchsmittelpunkten
hätte keine Schwierigkeiten bereitet, nachdem
die Werft rechtzeitig, nämlich unmittelbar
nach Kriegsbeginn, vom Gleichstrombetrieb
22.
Elektrotechnische Zeitschrift.
der Werft benötigte, elektrische Jahresarbeit
1920.
zum Drehstrombetrieb mit einer Maschinen- l.aufgetretenen Spitzenleistung, angenommen,
spannung der Turbodynamos von 3000 V über-
gegangen war. Der für die noch verbliebenen
Gleichstromanlagen erforderliche Strom wurde
teils durch die erwähnte 535 kW-Gleich-
strom-Turbedynamo, teils durch Umformer auf-
gebracht. Der Betrieb war so geplant, daß das
neue Kraftwerk während des größten Teiles des
Jahres die gesamte Stromerzeugung über-
nehmen und die alte Zentrale nur während
des Winters zu den Hauptliehtstunden zur
Deckung des Spitzenbedarfs herangezogen wer-
den sollte. Während des übrigen Teiles der
Betriebsstunden sollte sie nur als Umformer-
werk, als Verteilungsstelle und zur Aushilfe
dienen. Sie völlig abzubauen und die gesamte
Reserve in das neue Kraftwerk zu verlegen,
rar aus wirtschaftlichen und militärischen
Gründen nicht ratsam. Der Bau des neuen
Kraftwerkes schien, wenn der Betrieb in vor-
gezeichneter Weise erfolgte, verhältnismäßig
billig möglich, da keine große Aushilfe vorzu-
sehen war,
Um die Ausmaße zu finden, die das Werk
beim vorläufigen und endgültigen Ausbau er-
Zahlentafel l.
daß diese im Verhältnis der benutzbaren zur
benutzten Grundfläche steigen würde, Der
sich hiernach ergebende Wert von 7600 kW
war eher zu hoch als zu niedrig, da die benutzte
Grundfläche sehr dicht mit Werkstätten be-
setzt war und die Werkstätten selbst wiederum
eine durch die. Kriegsverhältnisse verursachte
äußerste Raumausnutzung zeigten. Die end-
gültige Kraftwerksleistung wurde nun zu
9950 kW festgelegt, und zwar sollte sie sich
zusammensetzen aus Einheiten zu 4000 kW,
2000 kW, 2000 kW und einer aus der alten
Zentrale herüberzunehmenden 1250 kW-Ein-
heit. Es verblieb dann mit den Maschinen
der alten Zentrale eine Reserve von 4185 kW
zuzüglich 10%, der Gesamtleistung = 1178 kW,
um welche die Maschinensätze üblicherweise
dauernd überlastbar waren. Vorläufig sollte
die Maschinen- und Kesselanlage auf 3250 kW,
darüber hinaus das Maschinenhaus (Bauwerk)
auf 5250 kW ausgebaut werden.
kosten, wie sie sie sich auf Grund von Angebo-
ten mehrerer Großfirmen ergaben, sind aus
Zahlentafel 1 ersichtlich.
Anlagekosten des neuen Kraftwerks in Mark.
Im einzelnen | Im ganzen
I. Grunderwerb: 13 000 m? je 3,00 M „, ES EIN TER 39.000 39 000
II. Gründungsarbeiten: 8m tiefer Pfahlrost m. durchgehender Eisen-
betonplatte als Kellerfußboden in Bodenhöhe, Grundfläche 1500 m? 310 000 310 000
III. Baulichkeiten:
a) Kesselhaus, ausreichend f. d. weiter unten aufgeführte Kessel-
anlage,einschl. Bunkereinbauin Eisenbeton. Grundiläche 540m? 240 000
b) Maschinenhaus, ausreichend für 2 Turbodynamos von je 2000 kW ö
und 1 Turbodynamo von 1250 kW, Grundfläche 480 m?. 210 000
6) Schaltbülne, zweigeschossig, Grundfläcle 100m? . 48 000
d) Schalthaus, dreigeschossig, Grundiläcke 180 m? . . 91.000
e) Geschäfts- u. Werkstattshaus, zweigeschossig, Grundiläct e 200m? 101 000
f) Fundamente für die unten ee Kessel und Turbinen... 170.000
g) G.eisanlage . 90 000
h) Kühlwasser N, 135 BE m Kanal 0, 8 m Darohin: 270 000
i) Fundamente für Kohleniörderbahn einsch]. ee
Einwurfgrube am Kesselhaus, Entaschungsanlage ; 210 000
k) Befestigung des Hoies, des Kohlenlagers und der Wege STE 120 000
1550 000 | 1550 000
IV. Maschinelle und elektrische Einrichtung:
a) Turbodynamo von 2000 kW Leistung m. Kondensationsanlage
U. Hier. sr 3 280 000
b) Überführung einer in Mer alten Zentrale aufcestellfen be:
dynamo von 1250 kW Leistung mit Kondensationsanlage
andarüterrrer, 15 000,
c) 3 Wassertohrkeisel von "350 m? Bez: nr 14 = Wander.
rosten, Saugzuganlagen, Überhitzern u. Vorwärmern , 615 000
d) Rohrleitungen, Kesselspeiısepumpen und Anschluß an vorhan-
dene Enthärtungsanlage i 150 000
e) Kohlenföıderanlage f. 25 t/h TLeishind; "pesteh Kr aus Greifer.
katze mit Führerhaus, fester Fahrbahn von 112 lfd. m Länge
m. Ausleger, fahrbarer Lagerplatzbrücke und Förderanlage 200 000
f) Laufkran für 20 t, Batterie für Notbeleuchtung, Ladeumformer,
Transformatoıen f. Eigenbedarf, Beleuchtungsanlage 80 000
g) Hochspannungs-Schaltanlage, bestehend aus Pulten für die Dy:
namos, 7 Zellen für die Dynamos und abgehenden Kabel und
der Niederspannungstalel , 115 000
h) Kabel und Verbindungaleitungen ; 25 000
i) Verstärkung des Kabelnetzes zur Bicherang der Eos ensei bigen >
Aushilfsmöglichkeit beider Zentralen 54 000
1534000 | 1534000
V. Projektierung der Ausführung, Bauüberwachung, Fabrika-
tionskontrolle, Werksabnahmen, Versicherungen, Probebetrieb
und Unyvorhergesehenes ARD 334 000 334.000
3 767 000
halten sollte, war zunächst die Spitzenleistung
zu bestimmen, über die hinaus der Verbrauch
der Werft in absehbarer Zeit, d..h. in den näch-
sten 50 Jahren nicht steigen würde. Ein
solcher Grenzwert war vorhanden, da der
räum}ichen Ausdehnung der Werft durch ihre
Lage zur Stadt, zu den Flußläufen und den
benachbarten Handels- und Industrieunter-
nehmungen Grenzen gezogen waren. Umeinen,
wenn auch nur ganz rohen Anh It zu erhalten,
wurde, ausgehend von der im letzten Jahre
Gesamtkosten .
Da das Halten der alten Zentrale in Be-
triebsbereitschaft mit Kosten verknüpft war,
so mußten bei der Berechnung des Kilowatt-
stundenpreises sowohl die Betriebsausgaben des
neuen Kraftwerks wie die der alten Zentrale
ermittelt werden, weil eine zuverlässige Strom-
versorgung eben nur durch den gemeinsamen
Betrieb beider Werke zustande kam. Diese
Betriebsausgaben richteten sich ganz nach der
Höhe der »von jedem Werke übernommenen
Jahresarbeit. Es mußte daher die gesamte von
Heit 2.
Die Anlage-'
8. Januar 1920.
anteilig auf alte Zentrale und neues Kraftwerk
verteilt werden. Zwar konnte letzteres in den
ersten Betriebsjahren allein die erwartete
Spitzenleistung gerade noch decken; der Über-
nahme der äußersten Spitzen hätte wegen der
wenigen Betriebsstunden dieser Leistungen nur
eine sehr geringe Arbeitsleistung in Kilowatt-
stunden entsprochen, die von der alten Zen-
trale aufzunehmen gewesen wäre, Die Rolle,
die dieser zufiel, war jedoch größer. Sie hatte
beim Ausfallen einer Maschineneinheit des
neuen Kraftwerks einzuspringen.
also auch ein.den mutmaßlich zu erwartenden
"Störungen entsprechender Betrag der Jahres-
arbeit der alten Werftzentrale zur Leistung
überwiesen werden. Zur Schätzung dieses Be-
trages wurde von der Belastungskurve des.
Jahres 1917 (Abb. 2) ausgegangen und eine
|
2000 4000 6000
Abb. 2. Belastungskurve des Jahres 1917.
8000
dieser ähnliche Kurve mit der erwarteten
Spitzenleistung konstruiert. Es wurde dann
angenommen, daß mindestens eine der bei-
den Einheiten (1250 und 2000 kW) stets in
Betrieb sei. Das über dem Mittelwerte
dieser Leistungen liegende Flächenstück unter
der Kurve abzüglich der etwa an und für sich
schon der alten Zentrale zufallenden Spitzen-
arbeit wurde dann zu einem Viertel als aus-
fallend dieser zur Leistung zugeteilt. Es ent-
sprach dies einer Reparaturzeit jeder Maschine
von 11, Monaten.
Die Ermittlung des voraussichtlichen
Dampf- und Kohlenverbrauches geschah unter
Zugrundelegung der voraussichtlichen Bela-
stungskurve und der für jede Belastung gültigen
Garantiewerte der Turbinenfabrikanten. Für
Wärme- und Dampfverluste und Eigenver-
brauch des Kraftwerkes wurde ein Zuschlag
von 25% gemacht und 8-fache Verdampfung
angenommen. Der sich hieraus ergebende spe-
zifische Kohlenverbrauch kam den in der Sta-
tistik der. Vereinigung der .Elektrizitätswerke
gegebenen günstigsten Werten nahe. Als In-
standhaltungskosten der Bauwerke wurden 0,5%
Es mußte
dr ee a a er at
r
“
f
dus
des Anlagekapitals ausschließlich für Grün-
dungen und ‘Fundamente, die keiner Unter-
haltung bedürfen, angesetzt, für Instandhal-
tung von Maschinen, Kesseln und elektrischen
Einrichtungen 1,5%. Der Verbrauch von
Schmier-, Packungs- und Dichtungsstoffen
wurde der Teuerung entsprechend zu 0,09
Pf/kWh, der Betrag der. Gehälter und Löhne
aen zu erwartenden Betriebsverhältnissen ent-
sprechend geschätzt.
Bauwerke erfolgte mit 0,5%, der Maschinen-,
Kessel- und elektrischen Anlagen mit 4,6%,
Die Abschreibung der |
Lebenszeiten von 50 bzw. 15 Jahren ent-
sprechend. Bei der Festsetzung der Betriebs-
ausgaben der alten Zentrale konnte dem Um- .
stande Rechnung getragen werden, daß die
Kesselanlage, die noch andere Betriebe ver-
sorgte, sowieso zueinem kleinen Teile betrieben
werden mußte. Die geschätzten Kosten sind
daher als anteilige aufzufassen und ent-
sprechen dem Mehraufwand, durch den es mög-
lich werden sollte, ausfallende Leistung des
nenen Kraftwerkes nach etwa dreiviertel Stun-
den zu übernehmen. Die auf diese Weise er-
mittelten Betriebskosten sind in Zahlentafel 2
zusammengestellt. Allgemeine Verwaltungs-
‚unkosten sind eingeschlossen.
Da die Vergrößerung der elektrischen |
Kraftwerkseinrichtungen zunächst nur eine
8. Januar 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Heft 2.
23
‚Zahlentafel 2
Nach dem 1. Ausbau
Nach dem 2, Ausbau
Nach dem 8. Ausbau
\ neues Strombezug neues Strombezug neues Strombezug
Kraftwerk | vom Staat | von Stadt | Kraftwerk | vom Staat | vor Stadt | Kraftwerk |yom Staat | von Stadt
1. Von der Werft benötigte Spitzenleistung . . . kW 3 200 3 200 3 200 4 800 4 800 4 800 6 800 6 800 6 800
2. Br ». . Jahresarbeit Mill. kWh 9,12 9,12 9,12 13,70 13,70 13,70 19, 40 19,40 19,40
3. Vom neuen Kraftwerk bez. von auswärts zu be- | a > |
ziehende Höchstleistung . . . . . kW 3 200 1 000 1 500 4 800 2300 2 300 6 800, 4300, 4 300
4. Vom neuen Kraftwerk bez. von answärts zu be. | |
ziehende Jahresarbeit.. . . R Mill. kWh 8,86, 6,31 7,84 13,66 11,97 11,98 19,40 | 18,96 18,96
5. Von der alten Zentrale zu bezlekende Höchst- |
leistung ; ER FIR ESRERW — 12722402. °810 = 2610| 2620 0 2700| . 2720
6. Von der alten Zentrale zu beziebende Jahres- | |
arbeit . ..Mill. kWh |‘ 0,26 2,99 3778 0,04 2,23 2,23 0,00 1,24 J,26
7. Kohlenverbrauch des neuen Kraftwerks t 10 000 _ — 14 500 — = 19 400 | = _
8. -der alten Zentrale R t 565, 4.080 2 600 256 3 150 3 150 200 | 1890 1910
9. Brennstoffkosten des neuen 'Kraftwerks bei | | |
- 40 M/t Kohlepreis ... . ; : M | 400 000, _ —_ 580 000 >= = 776 000, _ —
10. Instandhaltung der Gebäude daR neuen Kraltwerks M| 7800 — = 6 000 = en 6 200, = =
11. ‚„ Maschinen- und Kesselanlage | |
des neuen Kraftwerks ERS EM E 28 000 = e 26 000, = = 30 700 a a
12. Schmier-, Packungs- unh Dichtungsstoffe des
"neuen Kraftwerks Er M 8 000) Sn, = 8200 —— = 9700| = =
13. Löhne und Gehälter M 82 000| — | — 74000 3.600 3600| 98 000| 3 600 3 600
stende an das liefernde Werk zu zahlende | | |
Stromgebühren . . M = 366 700| 490 500 _ 7166 500 751 000 — ,1213000| 1214000
15. Instandhaltung der io berbiasungsenlase: M u 3.000 4 400 = 4 500 8 500 _ 5 200 9 800
. I
16. Direkte Betriebskosten der vom neuen Kraftwerk
bzw. von auswärts bezogenen Arbeit 2... .M | 520 800 | 369 7700| 494 900 | 694 200 | 774600, 763 100 | 920 6001221 800| 1223 800
\ Fe Pf/kWh 5,88 5,86 | 6,31 5,08 6,45 6,37 4,75 6,45 6,45
17. Verzinsung des Anlagekapitals mit 5% . M | 188 200 60 000, 14500| 237 900 67 500 33 200 | 258 100 709 700 37 500
18. Abschreibung des Anlagekapitals M 95 300 20 200 13 300 | 131 200 27 700 30 500| 147 100| 30100 34 600
19. Indirekte Betriebskosten der vom neuen Kraftwerk | : \
bzw. von auswärts bezog. Arbeit M | 283 500 80 200 27 800| 369 100 95 200 63 700 | 405 200 | 100 800 72 100
Pi/KWh 3,20 1527, 0,36 2,70 0,80 0,53 2,08 0,53 0,38
‚20. Gesamte Betriebskosten döry vom neuen Kiaftwerk
bzw. von auswärts bezogenen Arbeit ; ..M | 864 300| 449 900| 522 70011063 300| 869 800| 826 800 11325 800 11322 600 | 1295 900
Pf/kWh . 9,08 1.18 6,67 7,78 7,25 6,90 6,83 6,98 6,83
21. Brennstoffkosten der alten Zentrale M | 23 200, 167 400 | 106 so0| 10 500) 129 i00| 129 100| 8200 77 500 78 300
22. Instandhaltung der alten Zentrale RE M 10 500) 36 400 24 900 5 600 19 400 19 400 5300 13 200 13 300
23. Schmier-, Packungs- und Dichtungestoffe der
alten Zentrale ... . ERS M 600 3 600 2 200 200 1 800 1.800 200 1 100 1100
24. Löhne und Gehälter de alten Yentr a M 16 600 54 000, 37 400 9100| 29000 29 o00| 8700! 20.000 20 200
25. Betriebskosten der alten Zentrale aM. 50 900 | 261 400| 171100| 25400| 179 300| 172 300 22 111 800| 112.900
Pf/kWh 19,6 8,75 9,60 63,6 8,03 8,03 9,02 8,96
26. Gesamte Betriebskosten der von der Werft be-
nötigten Jahresarbeit . M | 855 200 | 711 300 693 800 11088700 1049200 | 1006100 |1348200|/1434400| 1408800
Pi/kWh 9,38 7,80 7,60 7,95 7,65 7,38 6,95 7,39 7,25
Kriegsnotwendigkeit war, die Entwicklung der
- Kaiserlichen Werft nach einem Friedensschluß
aber nicht übersehen werden konnte, so .be-
stand die Möglichkeit, daß große Kapitalien
in einer Weise angelegt werden würden, die
‚ihre spätere Ausnutzung völlig oder nahezu
ausschloß. Es wurde daher gleichzeitig auch
. die Frage des Strombezugs von außerhalb, der
ohne Aufbringung großer Bausummen möglich
war, eingehend geprüft. In Frage kamen für
die Lieferung elektrischer Arbeit zwei Werke,
nämlich ein erst auf dem Papier stehendes
Kraftwerk des preußischen Staates und das
Elektrizitätswerk der Stadt Danzig. Da jede
Bau
der drei Lösungen der Aufgabe in militärischer
Hinsicht die gleiche Sicherheit bot, so konnte
sie rein wirtschaftlichen Erwägungen unter-
worfen werden,
Der Staat plante seit einigen Jahren im
Anschluß an mehrere Wasserkraftwerke den
eines Dampfturbinen- Großkraftwerkes,
der jedoch in Rücksicht auf die zu vermeidende
- Bindung von Arbeitskräften und die enorme
X
Verteuerung der Baustoffe erst mehrere Monate
nach Friedensschluß in Angriff genommen
werden sollte. Es waren bereits mehrere Strom-
lieferungsverträge mit Großabnehmern ge-
schlossen, Projekte ausgearbeitet und ein geeig-
netes Gelände dicht am Weichselhahnhof mit
‚Die Lage war für die Stromversorgung der
Werft außerordentlich günstig, da kein privates
Gelände, sondern nur der 150 m breite Fluß-
lauf der toten Weichsel das künftige Groß-
kraftwerk von der Werft trennte (s. Abb. 1).
Die Maschinenspannung lag noch nicht fest
und sollte den Wünschen der Werft gemäß ge-
wählt werden, Der Bau sollte bei Zustande-
kommen des Vertrages mit der Werft sofort
begonnen und bis zum Herbst 1919 so weit ge-
fördert werden, daß dann mit der Stromliefe-
rung begonnen werden konnte,
Das Städtische Elektrizitätswerk lag. wei-
ter entfernt, hatte jedoch den großen Vorteil
für sich, ohne wesentliche Erweiterung zeiner |
Anlagen sofort liefern zu können. Die Ma-
schinenspannung betrug wie die‘ der Werft-
zentrale 3000 V. Die Verkaufsbedingungen
waren folgende:
Staatskraftwerk. - Baukostenzuschuß
für die vor Ablauf von 21% Jahren nach Frie-
densschluß bestellte Leistung 1000 M/kW, gül-
tig für die ganze Vertragsdauer (35 Jahre).
Jährliche Vorhaltungsgebühr für die weitere
nach Ablauf von 214 Jahren nach Friedens-
schluß bestellte Leistung bei 8000 V 50 M/kW.
Vorhaltungsgebühr für nicht bestellte, aber
abgenommene Leistung 40 M/kW. Für 15 000V
2 M/kW Aufschlag. Strompreis 2,5 Pf/kWh
bequemer Zufuhr vom Wasser her erworben. | + 0,15 Pf/kWh für jede Mark, um die 1 t Koble
frei Lagerplatz teurer oder billiger als 18 M ist.
Auf die 14 Mill. kWh übersteigende Jahres-
arbeit wird ein Rabatt von 20%, bezogen auf
den in einem Jahre bezahlten Ki.o wattstunden-
preis einschließlich Vorhaltungsgebühr, ge-
währt. Der Strom ist von den 3000 bzw.
15 000 V-Sammelschienen des Kraftwerks ab-
zunehmen.
Städtisches Elektricitätswerk Dan-
zig. Kein Barkostenzuschuß. Vorhaltungs-
gebühr 40 M/kW und Jahr, bezogen auf die
während der Sperrzeit (6 bis 8 h vorm. und
4 bis 8 h nachm. vom 1. Oktober bis 31. März)
abgenommene Höchstleistung. Der Verbrauch
außerhalb der Sperrzeit darf ohne Aufpreis
um 25%, höher sein. Im übrigen kein Rabatt.
Der Strom ist von den 8000 V-Sammelschienen
des Kraftwerks abzunehmen. Die Angabe des
Strompreises und der Kohlenklausel muß mit
Rücksicht auf die Preispolitik des Lieferwerkes
unterbleiben. Es kann jedoch schon hier vor-
weggenommen werden, daß sich bei hohen
Kohlenpreisen der Strombezug für die Werft
günstiger stellte als nach dem Vertrage mit dem
Staatskraftwerk.
Die Kraftübertragungsanlagen waren in
folgender Weise geplant: Vom Staatskraftwerk
sollte auf einfachem Gestänge eine Doppel-
leitung für 15000 V und von etwa 100 mm?
Aluminium über die tote Weichsel zu einem
Verteilungshäuschen in der Nähe eines künf-
tigen Hauptverbrauchsgebietes führen, von wo
die. Energie in unterirdisch verlegten Kabeln
weiterzuleiten war, Die Leitung sollte zunächst
mit 8000 V betrieben werden. Beim Übergang
auf 15.000 V, der mit dem zweiten Ausbau er-
folgen sollte, sollte das Verteilungshäuschen
zur Aufnahme der Transformatoren erweitert
werden, Im anderen Falle sollte vom Städti-
schen Elektrieitätswerk eine in gleicher Weise
angelegte Freileitung zur Werftgrenze führen,
dort jedoch in Rücksicht auf die dichte Be-
bauung, die Befahrung des Geländes mit
großen Auslegerkränen und die zahlreichen
schon verlegten Fernsprech- und Starkstrom-
freileitungen in Kabel überführt werden. Und
zwar sollte ein Kabel zur Zentrale, zwei weitere
durch die tote Weichsel zu einer 'bereits vor-
handenen Verteilungsstelle geleitet werden,
Der für diese längere Strecke während der
Dauer des 3000 V-Betriebes zu hohe Span-
nungsverlust sollte durch einen Induktions-
regler ausgeglichen werden. Beim Übergang
zum 15000 V-Betrieb, der gleichfalls beim
zweiten Ausbau geplant war, sollten Trans-
formatoren sowohl in der erweiterten Vertei-
lungsstelle als auch in der alten Zentrale auf-
gestellt werden. Über den Ausbau der Lei-
stung der Kraftübertragungsanlagen gibt Zah-
lentafel 3 Auskunft.
Zahlentafel 3.
2. Aus-
bau
3. Aus-
1. Ausbau
bau
1. Ausgebaute Leistung
des neuen Kraft-
werks
2. Anlagekosten des
neuen Kraftwerks:
Grunderwerb. . .M
Gründungsarbei-
En are M
Baulichkeiten. . .M
Maschinelleundelek-
trische Einrichtg.M
Projektierung, Bau-
leitung, Propebe-
trieb
Summe... ,M
‚ Höchster : in Rück-
sicht auf Reserve zu-
lässiger Spitzenbe-
darf der Werft ,kW
. Der Betriebskosten-
berechnung zugrun-
de gelegter Spitzen-
bedarf
5. AusgebauteLeistung
der Kraftübertragun-
I NEON
. Erforderliche - Min-
destbestelleistung
kw
. Wirtschaftlichste
Bestelleistung beim
Bezug:
a) vom Staatskraft-
3230| 5250
39 000 = Tr
310.000
1 550 000
720C0
160 000
22.000
54.000
1.554 000 | 707 000 | 320 C00
334 000
3 767 000
47 000
986 000
19 000
415 000
os
3650! 6C00: 7600
>
3200| 4800) 6800
2000 | 4000) 6000
jer)
1000 4 300
-1
1000 4 300
b) vom städtischen
Elektrizitätswerk
Sk W.
8. Anlagekosten der
Kraftübertragung:
a) vom- Staatskraft-
1500 4500
200 000 | 163 000 | 52.000
b) vom städtischen
Elektrizitätswerk
M | 290.000
374.000 | 87.000
Diese beiden Fälle des Strombezugs von
auswärts sollten in wirtschaftlicher Hinsicht
mit dem Betriebe eines eigenen Kraftwerks
verglichen werden. Hierzu war es zunächst
nötig, durch Zwischenrechnungen zu ermit-
teln, welche Leistung bei dem jeweiligen Jah-
"zuhalten war.
92350
7
resspitzenbedarf der Werft am zweckmäßig-
sten, d. h. am wirtschaftlichsten beim Liefe-
ranten zu bestellen und nach Möglichkeit ein-
Es wäre verfehlt gewesen, die
in Rücksicht auf Maschinenreserve_ erforder-
liche Mindestbestelleistung ohne weiteres als’)
die wirtschaftlichste anzusehen. Wie aus Zah-
lentafel 8 hervorgeht, ergab sich allerdings nur‘
in einem Falle ein Abweichen der wirtschaft-
lichsten Bestelleistung von der Mindestbestell-
leistung. Was die Verteilung der zu leistenden
Arbeiten auf Lieferanten und eigene alte Zen-
trale betraf, so lehrte ein Blick auf die spezi-
fischen Betriebskosten des bezogenen und des
selbst erzeugten Stromes, daß die Grund-
belastung und vor allem der Nachtbetrieb
durch den Lieferanten gedeckt werden mußte,
daß auf eine gute Benutzungsdauer dieses
Stromes hingewirkt werden mußte, daß da-
gegen die alte Zentrale nur soweit herangezogen
werden durfte, als die Spitzenleistung die Be-
stelleistung überschritte. Demgemäß wurde
das unter der wirtschaftlichsten Bestelleistung
liegende Flächenstück der "Belastungskurve
dem Strombezug von auswärts, das darüber
befindliche der alten Zentrale zur Leistung
überwiesen. Dabei war noch zu beachten, daß
es in der Praxis nicht möglich sein würde, diese
Trennungslinie scharf einzuhalten. Dies mußte
zu Verlusten führen; denn eine Steigerung der
bezogenen Leistung, auch wenn sie nur eine
Viertelstunde anhielt, erhöhte. sofort die zu
entrichtende Vorhaltungsgebühr für das ganze
Jahr, während ein Zurückbleiben die günstigst-
mözliche Ausnutzung der Vorhaltungsgebühr
veihinderte, Diesen Verlusten Rechnung tra-
gend, wurde in der Betriebskostenzusammen-
stellung für den Strombezug vom Staatskraft-
‚werk neben der Vorhaltungsgebühr für die Be-
stelleistung noch eine solche für 10% derselben
als Leistung, die zwar nicht bestellt, aber ab-
senommen werden würde, eingesetzt. Beim
Bezug von der Stadt blieb stattdessen der Vor-
teil der erlaubten Überschreitung’ der Bestell-
leistung außerhalb der Sperrzeit außer Ansatz.
Energieverluste ergaben sich in den Leitungen
und Transformatoren. Sie können aus der Be-
triebskostenzusammenstellung als Differenz der
von der Werft benötigten Jahresarbeit und der.
Summe der von der alten Zentrale und von
auswärts bezogenen Arbeiten entnommen wer-
den.
Ermittlung der voraussichtlichen Brennstoff-
kosten jedes Betriebes. Die Untersuchung war
nur scheinbar auf eine gemeinsame Grundlage
gestellt, wenn man von den in den Kohlen-
klause!n der Vertragsentwürfe genannten Koh-
lenpreicen ausging. Tatsächlich mußte ja der
Preis frei Lagerplatz Kraftwerk verschieden
ausfallen, je nach der Höhe der -Lösch- und
Entladekosten jedes Werkes und je nachdem,
ob es dem betreffenden Werke wirtschaftlich -
möglich sein würde, den an und für sich birli-
geren Wasserweg zu benutzen. Es mußte
damit gerechnet werden, daß diese Kosten beim
Staatskraftweık, das seine Kohlenrörderanlage
im Rahmen eines großen Umschlaghafens
plante, geringer sein würden als beim Städti-
schen Elektrieitätswerk oder einem eigenen
Kraftwerk und deren Kosten wiederum gerin-
ger als die der alten Zentrale, die über keine
mechanischen Entladevorrichtungen verfüste,
und deren Kohlenlager 270 m vom Wasser ent-
fernt lag. Demgemäß wurde für das eigene,
neue Kraftwerk und das städtische Werk mit
dem gleichen Preise der Tonne Kohle, für das
Staatskraftwerk mit einem um 0,80 M niedri-
geren, für die alte Zentrale mit einem um
1.00 M höheren Satze gerechnet. Die Betriebs-
kosten der alten Zentrale konnten mit riem-
licher Genauigkeit aus der sorgfältig geführten
Betriebsstatistik der Werftzentrale voraus-
berechnet werden.
Die Rechnung ergab, daß der Strombezug
von außerhalb für die ersten Jahre außerge-
wöhnlich große Vorteile bot. Das war zunächst |
Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heit 2.
nicht de wenn man bedachte, d
. Ausbau. des. Kraftwerks und für verschiedene
‘einen Höchst- bzw. Mindestwert zeigt.
"baues des Kraftwerkes brw. der Kraftüber-
Eine Schwierigkeit zeigte sich bei der |
geringeren Anlage- und Betriebskosten rechnen
durfte,
fallenderweise das Angebot der Stadt Danzig,
die mit einem großen Kostenaufwande zu
bauenden Anlagen, in Sonderheit die Kohl
förderanlage, die Kühlwasserbeschaffung und.
die Gebäude aus technischen und wirtscha
lichen Gründen in einem viel größeren Um.
fange aufgeführt werden mußten, als ihrer A
nutzung in den ersten Jahren entsprach. Ma
würde diesen Mehraufwand in Kauf genomme
haben, wenn zu erwarten gestanden hätte, d
er durch Ersparnisse in den späteren Jahre
stärkeren Betriebes. wettgemacht werden würd
‘Um dies nachzuprüfen, wurde dieselbe Rech
nung für- zwei -weitere ‚Jahresarbeiten, ent-
‚sprechend dem zweiten und dritten (endgültigen)
Kohlenpreise durchgeführt. Wenn man ein ge-
naues Wirtschaftsbild erhalten wollte, mußte
man hierzu die sich unmittelbar vor und nach °
einer Erweiterung einstellende Jahresarbeit
wählen, da die Wirtschaftlichkeit dann infolge
der verschiedenen Ausnutzung der Anlagen
Der =
Einfachheit halber wurde jedoch nur diejenige
Jahresarbeit der Berechnung zugrunde gelegt,
die zeitlich in der Mitte eines bestimmten
Baüzustandes lag. Eine weitere damit zu-
sammenhängende Annäherung erlaubte man
sich dadurch, daß man die günstigsten Zeit-
punkte für Ausbauten der Kraftübertragungs-
anlagen mit denen des Eigenkraftwerkes zu-
sammenfallend annahm. = E:
Hinsichtlich der Anlagekosten des Aus- }-
tragungsanlagen wurde angenommen, daß bis
zu diesen Zeitpunkten ein erheblicher Abbau
der anormal hohen Löhne und Baustoffkosten
eintreten würde. Während die Einheitspreise
für den ersten Ausbau etwa die dreifachen der-
jenigen vom Juni 1914 sind, wurde für die
späteren Ausbauten nur mit dem Doppelten.
gerechnet. Eine Zusammenstellung der Wert
findet sich in Zahlentafeı 3. Es ergibt sich nach
dem letzten Ausbau ein Preis von 560 M für
jedes installierte Kilowatt des eigenen Kraft-
werker. In ähnlicher Weise wurden auch die
tür die Zeit nach dem 2. und 3. Ausbau zu
erwartenden laufenden Löhne und: Material-
kosten auf %/, der Kriegspreise herabgesetzt.
Auch für die Zeiten stärkeren Betriebes
fast bis zur vollen Ausnutzung der Anlagen
zeigt sich der eigene Kraftwerksbetrieb dem
Strombezug von außerhalb in. beiden Fällen
ı terlegen (Abb. 8). Dies erklärt sich Pre =
Pf/kWh
1
6
I 3 SET F-
= en i u
; IE ne Kohlepreis frei Lag-rplatz
40 m/t ;
neues Kraftwerk
30 m/t }
a, d, q Betrieb mit eigenem Kraftwerk
2 b e,h Strombezug vom Staat j
ec, ,i Strombezug von der Stadt.
Mill, kWh
70 EEE 20
=
5
Abb. 3. Strompreise bei den verschiedenen
Jahresarbeitsmengen der Werft.
daß der Staat sein Großkraftwerk unter Ver-
wendung wesentlich größerer Einheiten bauen
konnte und daher für seine Preisstellung mit ,
Noch etwas günstiger stellt sich auf- ne
= 8. ‚Januar 1020.
en
ne
“
die vorerst überhaupt nicht, bzw. nur ihre
Kesselanlage zu erweitern und daher als
Grundlage. ihrer Vorhaltungsgebühr nicht
mit der ungeheuer hohen Kriegsteuerung zu
reehnen brauchte. Die bedauerliche und den
Fortschritt hemmende Erscheinung, daß ein
- durehaus neuzeitlich und nach rein wirtschaft-
liehen Gesiehtspunkten erbautes Unternehmen
_ einem älteren und kleineren gegenüber im
Wettbewerb nicht besteht, wird übrigens in der
nächsten Zukunft keine Seltenheit sein. Wenn
der eigene Kraftwerksbetrieb bei höheren Koh-
lenpreisen anscheinend wirtschaftlicher wird,
so liegt dies daran, daß die Kohlenklauseln der
Vertragsentwürfe nicht allein die Steigerung
der reinen Brennstoffkosten, sondern auch der
übrigen Ausgaben mit berücksichtigen, wäh-
rend beim Rigenkraftwerk nicht ganz zutreffen-
derweise mit gleiehbleibenden, spezifischen Be-
triebskosten gerechnet wurde. Die Strompreis-
kurven für den Strombezug vom Staatskraft
werk zeigen übrigens einen bemerkbaren Knick
bei der Jahresarbeit von 14 Mil. kWh, bei
der die Rabattgewährung beginnt.
Die Werft entschied sich für den Strom-
bezug von der Stadt; die sich überstürzenden
Ereignisse im Oktober 1918 ließen aber den
Vertrag nicht zum Abschluß kommen. Durch
den Abschluß des Waffenstillstandes wurde das
Erweiterungsbedürfnis des Kraftwerksbetrie-
bes für die allernächste Zeit beseitigt. Die be-
stehenden Anlagen genügten, um die Strom-
versorgung der in eine Reichswerft umgetauften
Kaiserlichen Werft mehrere Jahre auch dann
zu sichern, wenn der Friede ihr eine normale
‚Steigerung der Pıoduktion bringen würde.
Eine andere Frage, die sich nach Eintritt
_ der Waffenruhe aufdrängte, war, ob die Werft
nicht unter den gänzlich geänderten Arbeits-
verhältnissen, wie. sie die Errungenschaften der
Revolution mi sich brachten, gut daran täte,
"ihren Zentralenbetrieb, etwa’gen Falles unter
- Verkauf der neuzeitlichen Aniagenteile, still-
zusetzen und sich vollständig auf den Strom-
bezug vom Städtischen Elektrizitätswerk ein-
zustellen. Die elektrische Arbeit der Zentrale
war ein Vierteljahr nach den düsteren No-
vembertagen unter. Verschlechterung der Be-
lastungskurve durch die Abkürzung der Ar-
-beitszeit auf .das 0,65-fache herabgegangen,
die absolute Höhe der gezahlten Löhne da-
- gegen infolge Einführung der dritten Schicht
und Erhöhung des Stundenlohnes auf das
1,72-fache gestiegen Hieraus ergab sich eine
Zunahme der Lohnkosten, ‘bezogen auf die
Kilowattstunde,.auf das 2,65-fache Eine ähn-
liche sprunghafte En wicklung zeigten die In-
standhaltungskosten, während sich die Ein-
wirkung der Revolutionslöhne auf Brennstoff-
und Betriebsstoffpreise erst später bemerkbar
machen wird. Soweit sich bei der unsicheren
‚allgemeinen Lage überhaupt ein Wirtschafts-
plan vorausschätzen ließ, konnte mit folgenden
- Verhältnissen für das Jahr April 1919 / März
1920 gerechnet werden:
‚Spitzenleistung . 5 1710 kW
Jahresarbeit . 4,1 Mill. kWh
Kohlenverbrauch . ... . ...-.5500.t
Brennstoftkosten bei 62 M/t :
frei Lagerplatz Werft . 340 800 M
Instandhaltung . 66 500 M
Schmier-, Packungs- u. Dich-
tungsstoffe . 6600 M
Löhne und Gehälter... . . 128600 M
Gesamte direkte Betriebskosten 542 500 M
Hierbei war das längere Stocken jeglicher
Kohlenzufuhr, das schon im Januar zum teil-
weisen Umbau der Zentralenkessel für Ölfeue-
rung und damit zu einer Verdoppelung der
Brennstoffkosten führte, unberücksichtigt ge-
lassen. Natürlich konnte auch die Stadt unter
‚den geänderten Verhältnissen ihr Angebot mit
. den Bedingungen des vorrevolutionären Ver-
tragsentwurfes nicht aufrechterhalten.
Sie
wäre jedoch nach überschläglicher Prüfung be-
Elektrotechnische Zeitschriit. i920. Heit 2.
reit gewesen, einem neuen Vertrag auf der
Grundlage eines Strompreises von 3 Pf/kWh
+ 0,25 Pi/kWh für jede Mark, um die 1 Kohle
teurer als 20 M ist, näherzutreten. Es wären
dann bei Übernahme der gesamten Stromliefe-
rung und unter der Annahme, daß sich der
Kohlenpreis frei Lagerplatz Elektrizitätswerk
um 2 M billiger als auf der Werft stellt, zu
zahlen:
- Vorhaltungsgebühr 68400 M
Stromgebühr . . 533 000 M
Insgesamt 601 400. M
Hierzu würden die Kosten der Kraftüber-
tragungsanlage treten, während die Zinsen aus
dem Erlös der abzustoßenden Anlagenteile ab-
gingen. Man erkennt, daß die Stillsetzung der
Werftzentrale keine oder sehr geringe Vorteile
bietet. Größere Ersparnisse werden sich je-
doch ergeben, sobald die Forderung höchster
Wirtschaftlichkeit, die notgedrungen während
des Krieges gegen die höchster Leistungsfähig-
keit, oder genauer gesagt, hoher Leistungs-
steigerung in kürzest möglicher Frist hatte zu-
rücktreten müssen, wieder in den Vordergrund
gestellt wird. Einige Maßnahmen, die nach
dieser Richtung hin Erfolg versprechen, seien
im folgenden angedeutet.
. Zunächst wäre bei der Festlegung der Ar-
beitszeit in den einzelnen Werkstätten auf eine
günstige Belastungskurve hinzuwirken. Ein-
zelne Betriebe, wie Sauerstoff- und Wasser-
stofferzeugungsanlage, Putzwollreinigungsan-
stalt, aussetzend arbeitende Pumpwerke für
Abwässer und Treiböl, sowie das Docken könn-
ten ohne großen Nachteil für den übrigen
Werkstattsbetrieb in die Nacht verlegt werden.
Anderseits würde die Abstoßung des’ unwirt-
schaftlichen Nachtbetriebes der Zentrale an
einen auswärtigen Lieferer Aussichten auf
günstigste Bezugsbedingungen bieten, da eine
solche Belastung beijedemVerkäuferelektrischer
Arbeit sehr gesucht ist. Die restlose Durchfüh-
rung der mechanischen Feuerungsweise in Ver-
bindung mit automatischer Kohlenzufuhr zu
den Kesseln würde sowohl Kohlen als auch
Löhne ersparen. Höchste Luftleere an den
Turbinen wird nur durch Aufstellen von Einzel-
luftpumpen dicht an den Kondensatoren er-
reichbar sein. Raummangel wii d keinen Hinde-
rungsgrund dagegen abgeben, nachdem das Er-
streben hoher Leistung nicht mehr Haupterfor-
dernis ist. Alle dampfverbrauchenden, vor
allem die Heizungsbetriebe müßten Eintichtun-
gen zur Rückgabe ihres Kondensates an die
Zentrale erhalten, um die Ausgaben der Wasser-
enthärtung und die hohen, mit der Verspeisung
enthärteten Rohwassers anstatt Kondensates
verknüpften Kesselreinigungskosten zu sparen.
Ob und inwieweit diese Maßnahmen an-
zuwenden sind, darüber ist in jedem einzelnen
Falle eine vorherige wirtschaftliche Berechnung
anzustellen. Ihr Ergebnis wird allein entschei-
dend sein müssen. Alle besonderen Forderungen,
wie Störungsfreiheit,. Einwirkung auf Gesund-
heit und Arbeitsfreudigkeit, die in Staatsbetrie-
ben häufig im Vordergrund stehen, ja bis zu
einem gewissen Grade auch militärische Sicher-
heit dürfen nicht neben die Forderung der
Wirtschaftlichkeit gestellt, sondern müssen in
das wirtschaftliche Prinzip eingeordnet wer-
den. Dabei kann nicht genug davor gewarnt
werden, die Wirtschaftlichkeit einer großen An-
lage dadurch anzustreben, daß man auf gün-
stigsten Wirkungsgrad jedes einzelnen Anlage-
teils sieht. Die Wirtschaftlichkeit ist vielmehr
eine sehr verwickelte mathematische Funktion,
bei der die Einzelwirkungsgrade keine größere
Rolle spielen als die wirtschaftliche Verknüp-
fung der Anlagenteile unter sich,
‘die Polarkurve.
Graphische Konstruktion der Boden-
‚beleuchtungskurve aus dem Polarschaubild
der Lichtstärken.
Von Dr.:jng. Rob. Böker, Leutzsch-Leipzig.
In dem Polarschaubild der Lichtstärken-
verteilung ist die charakteristische Kurve
einer Liehtquelle gegeben, aus der wir teils
durch Rechnung, teils durch graphische
Konstruktion die Verteilung der Boden- und
Wandbeleuchtung ermitteln können!). Es
sei im folgenden ein rein graphisches Ver-
fahren angegeben, wie aus der Lichtstärken-
kurve mittels Zirkels und zweier Recht-
winkel schnell die Bodenbeleuchtungskurve
gewonnen werden kann. Angenommen ist
eine Punktbeleuchtung, wie man sie bei
Strecken- und Außenbeleuchtung als nahezu
zutreffend annehmen kann.
Man zeichne die Strahlen des Polar-
schaubildes so, daß man die Ecke eines
Rechtwinkels in den Punkt O legt und die
Normale O H zum Strahl O8 mitzieht. Auf
OS trägt man die Lichtstärke in einem be-
stimmten Maßstab M, ab und konstruiert so
p in Metern ist die Licht-
punkthöhe über der Fläche, deren Beleuch-
tung festgestellt werden soll, in bestimmtem
Maßstab M, abgetragen. OZ ist die Strecke
eines Meters in demselben Maßstab. Man
mache OD=OD‘. Rechte Winkel sind
durch starke Winkelbogen gekennzeichnet.
OB= Ju entspreche der Lichtstärke unter
dem Winkel a, OA=r entspreche dem Ab-
stand des -beleuchteten Flächenstückes df
von dem leuchtenden Punkte, dann ist die
Beleuchtungsstärke in A
EN
eos a=e.
Es entspricht nun:
OD=0D'=rcose; O0C= J.cose;
OL=OH=1; OF=ÖOHeosa=leosa.
Nach dem Satz der mittleren Proportionalen
verhält sich:
OO EN
oder mit Einführung der Maßstäbe
Me Jac0s@ _ My,.rcos«
M, OE
$)
r COS«
‘das gibt
Me: Ja Cosa _ 2%
Mg: Tr? cos? «
OE'
dabei seien die Maßstäbe (M):
Ilmm=aRK
oder
Strecke in mm = M, x Lichtstärke in KK ;
ER Ä L
hat die Dimension Dim
d. h. es sind l/a mm für 1 EX abzutragen.
Weiterhin entspreche lmm=dm oder
Strecke in mm = M,>< Abstand inm. M,
=1/b ist dimensionslos, es sind 1/5 mm für
1 m abzutragen.
Fernerhin verhält sich:
1
Me = a
On
M,.leosa
MM, .
oder
) Paul H@gner. Methoda zur Berechnung der
horizontalen B leuchtung von “traßen und Plätzen, „ETZ
1910, S. 234. Methode zur Beree! nung der Vertikalflächen-
beleuchtung aus der Horizontalflächenbeleuchtung, „ETZ
190,8 84. Bericht nach Sumec. Konstruktion der
Bodenbeleuchtuneskurve aus deren Lichtstärke, „ETZ
1910, 8. 458 A. Thomälen, Berechnung der mittleren
Beleuchtung rechteckiger Flächen, „ETZ" 1912, 9. 1318.
26
Flektrotechnische Zeitschrift. 1920. | Heft 2
Abb. 1. Konstruktion der Bodenbeleuchtungskurve.
122208
OE M,2:.1?co8?«
wir finden somit
M,..Jcosa..O@
y2 ER LRS
Ei
BES ÄlrS el
M. .(1 m)?
e hat somit die Dimension
N Die.
D’Dm.JaB2e no Di
Durch Division der in mm gemessenen
Strecke O@ mit dem Lichtstärkenmaßstab
finden wir also unmittelbar die Beleuchtung
in Lux. : }
Die Strecken e werden als Ordinaten
der Beleuchtungskurye in den Punkten A
aufgetragen. Die zeichnerische Konstruktion
der Kurve ist bei Herstellung in nicht zu
kleinem Maßstabe, z. B. eine Reichsformat-
seite bedeckend, ziemlich genau. Zu emp-
fehlen sind die Maßstäbe
1 mm=10bis30 ER
für Glühlampen. Zeichnet man dann die
Kurve mit einer Lichtpunkthöhe 9, =2 m
so erhält man ein brauchbares Format. Will
man die Beleuchtungskurve für größere
Lichtpunkthöhen, z. B. bei Bogenlampen für
Außenbeleuchtung für 7 m herstellen, so hat
man, wenn man die absoluten Beleuchtungs-
stärken aus der Zeichnung entnehmen will
in großem Maßstabe zu zeichnen, um nicht
den: Durchmesser des Einheitskreises zu
klein ausfallen zu lassen. S
Um die Beleuchtungsstärken für an-
dere Lichtpunkthöhen p, zu ermitteln, so hat
das gibt
_Jcosa@
m. —6
y2
und- 1 mm=0,025 m
man die Strecken der obigen Konstruktion |
Px
mit ‚ die Ordinaten mi zu multi-
2
2 Ei
plizieren!, um die physikalischen Größen,
zu entnehmen, d. h. die Maßstäbe ändern
sich um diese Faktoren, meist spielen die
absoluten Werte für jeden einzelnen Punkt
aber eine geringere Rolle als die Kenntnis
der Verteilung. *
Steht viel Platz für die Zeichnung zur
pe
SF
Verfügung, so trägt man am besten die Ab-
d) Paul Högner, „Lichtstrahlung und Beleuch-
tung“, Verlag Vieweg, 1906, S. 30. 5
stände der bestrahlten KFlächenelemente auf
der Horizontalen durch O ab durch Schlagen
der Kreisbogen X (Abb.2). Wir haben dann
0
die Gleichungen
= Pe
&
N
\
\
i
ar J C08 a
der Gleichsetzung Be =
und weiter-
48
ee, Fr : le
hm os 5 dem entspricht
OR OG 1 e.
wobei O2#'=1 m zu. nehmen ist, “oder.
1 3 =
= 5: das heißt also
J cos &
„2 =e. &
Wir finden die Beleuchtungsstärke durch
Spiegelung der Projektion der Lichtstärke
einmal an den Punkten D.der Horizontalen,
das zweitemal am Einheitskreis. Das Ver-
fahren der Abb‘ 2 eignet sich besonders
um zu einer bestimmten, konstanten Be-
leuchtungsstärke bei einer bestimmten Licht-
punkthöhe, die ideale Lichtstärkenkurve?)
schnell zu finden, indem man von einem
konsit. O0 G rückwärts konstruiert.
nur dureh den unveränderlichen Punkt Z
und
schnitte OC durch Horizontalprojektion zu
übertragen. Linie I gibt ein Stück der
idealen Polarkurve. Linie II gibt dieselbe
in verkleinertem Maßstabe. Die Technik ist
bestrebt für die typischen Bodenbeleuch-
tungslampen sich derartig gestalteten Polar-
kurven zu nähern. HE
Der Abb. 1 ist die Liehtstärkenkurve
einer Glühlampenarmatur für direktes Licht,
tiefstrahlend von der Körting & Mathiesen,
A.G., zu Grunde gelegt. Die Wirkung einer
starken Bodenbeleuchtung unmittelbar unter-
halb der Lampe ist ersichtlich.
Die Einphasen - Wechselstrom - Kollektor-
motoren mittlerer Größe der Siemens-
Schuckertwerke.
Von Oberingenieur M. Schenkel,
Siemensstadt (Berlin),
.. Als um das Jahr 1903 die Entwicklung der
mit einphasigen Kollektormotoren betriebenen
Hauptbahnen begann, wurde die Aufmerksam-
keit der Elektrotechnik zugleich auf die Ver-
wendung dieser Motoren fürındustrielle Zwecke.
”) Vgl. H. Schäffer, „Beurteilnng des Anwen-
dungsgebiefes von Starklichtquelien“, „ETZ* 1912 8. 1155.
stehens verschiedener größerer Einphase
on - | Dazu trat die Aussicht, die Einphasen-Kollek
er = ONISpLechend-
Om. >
phasenkollektormotoren auf den Mar
Abb. 2:
_ bracht. Der Vertrieb der neuen Motoren zeigte
‚sehaften, andeınteils auf ihre größeren Kosten
Man hat | liefert wurden undin Betrieb kamen, damit da
die variablen Punkte D den rechten:
"Winkel zu legen und die gefundenen ’Ab-
Motor, d. h. die Wieklung 8, für jede Netz-
rn.
© 78, Januar E
gerichtet. Trotz der Vorherrschaft d
stroms versprach man sich wegen dı
im Inlande und Auslande einen guten Umsat
tormotoren wegen gewisser vorteilha EB
triebseigenschatten auch an Drehstr
anschließen zu können. © .
In der seitdem bis zum Kriegsausbrı
vergangenen zehnjährigen Entwicklungsper
wurden eine ganze Reihe verschiedener E
ISIS
Konstruktion des Polarschaubildes.
bald, daß sie sich nicht so allgemein wie die
Drehstrommotoren einzuführen vermochten,
sondern daß sich ihnen vorzugsweise bestimmte
Anwendungsgebiete öllineten. Diese Tatsache
ist einesteils auf ihre besonderen Betriebreigen-
zurückzuführen, Kosten, .die hauptsächlhi
durch Kollektor und Bürsten entstehen. -
Die Siemens-Schuckertwerke brachten die-
sem Entwicklungsgang der neuen Motoren von
Anfang an das regste Interesse entgegen un
haben ıhre besondere Autimerksamkeit den be
den aussichtsvollsten unter ihnen, dem Repu
sionsmotor mit seinen Abarten und dem
Reibenschlußmotor, zugewendet.
Im folgenden soll eine Übersicht über de
Anteil dieser Firma an der Entwicklung geg
ben werden, in der Annahme, daß eine solch
Wiederaufrichtung des deutschen Wirtschaft
lebens herantreten will. Es ist dabei darau
Bedacht genommen worden, nur soleke Mo
toren zu beschreiben, die in gıößerer Zahl ge
Entwicklungsbild zugleich zeigt, was de
praktischen Bedürfnis entspricht. ER
Repulsionsmotoren. :
. Der Entwicklungsgang begann mit den
Bau von Repulsionsmotoıen jür beliebig
Verwendung. Die außerordentlich einfach
Schaltung eines solehen Motors, die übrige
für alle hier zu besprechenden Repulsionsmo
toren mit. Ausnahme des Motors Abb. 13 gil
zeigt Abb. 1. Aus dem Netz
:RT.wird eine im Ständer de
lung und einen daran ange
3 3 - - schlossenen Kommutator K
ni trägt. Bürsten BB, die auf
ME dem Kommutator K schlei-
fen, sind unter sich kurz ge-
schlossen. Der Stromkreis
des nur für Niederspannun
geeigneten Kommutators hat
RU
Abb.1 Schaltung des
ee infolgedessen keinen Zu
er sammenhang "mit andere
‚Stromkreisen. Aus diesem Grunde kann de
spannung passend gewickelt werden. Dies is
eine sehr praktische, wichtige Eigen
schaft. Vielen anderen Kommutatormotoren
fehlt sie. Sie ist eine der Ursachen des verhäl
nismäßig billigen Pieises der 'Repulsionsmo
toren. U ER TEEN
Der Repulsionsmotor wird nach beide
Drehriehtungen angelassen, gesteuert und still
Mini ER 5
tzt allein durch Verschieben der Bürsten,
n sie in einer sogen. „Nullstellung“ n-n
ert gezeichnet), so bewegt sich der Motor
nicht, werden sie verschoben, so dreht er
igegen zur Versehiebungsrichtung. Beim
en Motor dürfen die Bürsten etwa bis
Lage R-R oder L-L vorgeschoben werden,
um einen Winkel von ca 75 bis 80° nach
n Seiten, von n-n aus gezählt. Bei mehr-
Motoren ist der Winkel entsprechend
olpaarzahl kleiner. 1
L ie offene Bauart derartiger allgemein ver-
wendbarer Repulsionsmotoren zeigt Abb. 2,
"Abb. 2. Einphasen-Repulsionswotor für beliebige Zwecke.
die einen Motor von 5’kW. Leistung bei 1000°
Umdr/min darstellt. Die Bürstenverstellung
_ erfolgt hier in einfachster Weise durch einen
Griff, der zugleich zum Anziehen einer Fest-
—_ stellschraube dient. Jenach den Anforderungen
des betr. Betriebes kann statt des einfachen
Geiffes ein Zahnkranz mit Ritzel und Stell-
En rad, oder ein am passenden Orte aufgestellter
- „Hebel mit Übertragung der Bewegung durch
Gestänge verwendet werden. - Automatische
derartige Motoren Förderpumpen zur selbst-
tätigen Auffüllung von Wasserbehältern zu
betreiben hatten, sind ebenfalls verwendet
_ worden. Eine andere automatische Verstellung
lernen wirin der Abb. Il und 12 kennen. Sehr
zweckmäßig ist es, den Netzschalter Sch so mit
der Einrichtung der Bürstenverschiebung me-
chanisch zu kuppeln, daß er stets offen ist,
wenn die Bürsten in der Lage n-n stehen, daß
. eraber bei einer kleinen Verschiebung aus n-n
den Motor bereits ans Netz legt. E
— Wichtig und kennzeichnend sind die
Kurven, die das Verhalten des Motors wieder-
geben. Insämtlichen Kurven sind alle Werte in
. Prozenten eingetragen, damit man sie für Mo-
En beliebiger Größen verwenden kann. Die
20 30 0 50 0 WM OH
f Bürstenverschlebung in Yo
- Abb, 3. Repulsionsmotor im Anlauf.
bei voller Leistung, bei verschiedener Bürsten-
telung « im Stillstand. Auch die Bürsten-
schiebung ist in Prozenten eingetragen, wo-
2 In den Abbildungen mit M p bezeichnet.
Verstellungen, z. B. durch Schwimmer, wenn
8 Anzugs -Drehmoment M h in Prozenten'der Werte |
4
Elektrotechnische Zeitschriitt. 1920, Heft 2.
x
bei die Verschiebung von 90 elektrischen Gra-
den gleich 100% gesetzt ist. Es sind in dieser
‘Abbildung zugleich zwei Drehzahlkuıven ein-
‚getragen. Die Kurve a gibt an, welche Dieh-
zahl bei der betr. Bürstenstellung erreicht wird,
wenn nach erfolgtem Anlauf das Moment
gleich dem normalen Drehmoment (100 %) ist.
(Kolbenpumpen.) Unter normalem Moment
ist dasjenige verstanden, für das der Motor ge-
bautist und das er bei seiner „vollen Leistung“
abgibt. Die andere Kurve b gibt diejenige
Drehzahl an, die erreicht wird, wenn das Mo-
mentsich proportionalzum Quadrate der Dreh-
zahl ändert. (Ventilatoren.)
Abb. 4 zeigt, wie der Motor arbeitet, wenn
bei normaler Bürstenstellung « das Drehmo-
700 E 150%
: Drehmoment Mg
_ Abb. 4. Repulsionsmotor bei veränderlichem Drehmoment
und Vollast-Bürstenstellung (75 %))-
ment M sich von selbst ändert oder willkürlich
geändert wird. Es bedeutet J den Strom, n die
Drehzahl, „ den Wirkungsgrad und cos p den
Leistungsfaktor. Abb. 5 zeigt sein Verhalten,
[77
n ger brieni 190229
Abb. 5. Repulsionsmotor bei veränderlichem Drehmoment
und mittels Bürstenverschiebung () auf vollem Werte
-(100%,) erhaltener Drehzahl.
wenn bei sich änderndem Drehmoment die
Drehzahl mittels der Bürstenverstellung « auf
vollem Wert 100% erhalten wird.
= Abb. 6 zeigt das Verhalten des Motors,
wenn er bei Belastung mit einem konstantem
Abb. 8. Schaltung des
D6ri-Motors.
Drehmoment durch Bürstenverstellung in der
Drehzahl geregelt wird. So arbeitet er z. B.,
wenn ereine Kolbenpumpe anzutreiben hat.
- Abb. 7 zeigt, wie er arbeitet, wenn mit der
Drehzahl zugleich das Drehmoment sich qua-
dratisch, die Leistung also in der 3. Potenz
ändert, also wenn er eine Zentrifugalpumpe
oder einen Zentrifugalventilator treibt.
- Zu beiden Antrieben ist der Repulsions-
motor vorzüglich geeignet.
- - N 2
27
Diese Betriebskurven sind in der techni-
schen Literatur so oft Gegenstand von Bespre-
ehungen gewesen, daß es an dieser Stelle,
an der eine Entwicklungsübersicht gegeben
oO 70 ZI OT EOS 780. 60 DD 80% %0
Bürstenverschrebung in %o
Abb.6. Repulsionsmotor, bei unveränderlichem Drehmoment
durch Bürstenverschiebung geregelt.
- werden soll, nicht nötig erscheint, noch be-
sonders ihre charakterischen Merkmale hervor-
zuheben. Beim genaueren Studieren der Kur-
ven findet man sie leicht heraus; vor allem ist
0.0 2 0 m 50 60 7 30% %0
; Burs ferwerschiebung Mm%
Abb. 7. Repulsionsmoıor,
bei quadratisch mit der Drehzahl veränderlicehem Moment
dureh Bürstenverschiebung geregelt.
an ihrer Hand leicht festzustellen, ob sich ein
derartiger Motor füreinen Betrieb, zu dem man
ihn zu verwenden gedenkt, eignet. Sie sind
einem normalen Durehschnittsmotor für 22 kW
(30 PS) bei 1500 Umdr und 50 Per/s entnom-
men, derfür 110 Vgewickelt war. Die Drehzahl
100 % entspricht also 1500 Umdr, das Moment
100% entspricht 14,3 mkg. i
Eine Abart des gewöhnlichen Repulsions-
motors ist der sogenannte Deri-Motor, von dem
Abb. 8 die Schaltung und Abb. 9 eine Aus-
führung (30 kW bei 1500 Umdr) darstellt. Die
als schwarze Rechtecke gezeichneten Bürsten
B;— B, stehen fest, während die als weiße Recht-
ecke dargestellten Bürsten B;--B, beweglich
sind. Abb. 8 zeigt punktiert die beweglichen
Bürsten in der Nähe der „Nullstellung“ (Still-
Abb. 9. Deri-Repulsionsmotor.
stand des Motors), in vollen Linien dieselben
in der „Betriebsstellung‘. Aus der Abbildung
sieht man, daß die größte mögliche Bürsten ver-
schiebung hier ca 180°, also doppelt so groß als
beimgewöhnlichen Repulsionsmotor, ist. In der
Betriebsstellung, also beidernormalen Belastung,
besitzt diese Abart die nämlichen Eigenschaften
wie der gewöhnliche Repulsionsmotor, bei ande-
ren Belastungen haben seine Eigenschaften
denselben Charakter, jedoch ziffernmäßig etwas
andere Werte. Von diesen Abweichungen inter-
essiert praktisch vor allem der andere Verlauf
der Drehzahl über der Bürstenverschiebung bei
konstantem Drehmoment, Abb. 10, der durch-
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o 10% 2:.20°2°80: 540° 3.8502.,605.°.70 ,80°26'90.
Bürstenverschiebung in %
Abb. 10. De&ri-Motor, bei unveränderlichem Drehmoment
durch Bürstenverschiebung geregelt.
schnittlich für dieselbe Diehzahländerung etwas
mehr als doppelt so viel Bürstenverschiebung
ergibt, wieim Falle der Abb. 6. Man kann den
Motor also feiner regulieien, und es empliehlt
sieh, ihn da anzuwenden, wo das verlangt wird,
z. B. bei Hubwerken,
Ein Vorteil des Motors ist ferner der, daß
in der ,„Nullstellung‘‘ die von den Bürsten
kurzgeschlossenen Windungen wegen ihrer an-
\ deren Lage zurStänderwicklung (vgl. Abb. 8 mit
Abb. 1) nicht oder nur ganz wenig von Kıaft-
linien durchsetzt werden. Der Motor kann des-
halb unter Spannung stehen bleiben. Dieser
Vorteil fällt da etwas ins Gewicht, wo häufig
angelassen werden muß. Konstruktive Nach-
teile des Motors sind die Kabel, Abb. 9, mit
denen die fest stehenbleibenden Bürsten mit
den beweglichen verbunden werden müssen und
die größere Breite des Kollektors, die bei um-
steuerbaren Motoren dadurch bedingt ist, daß
die beweglichen Bürsten an den festen vorüber-
gehen müssen. Auch dies istin Abb. 9 deutlich
zu erkennen. >
Durch den weiter unten beschriebenen
Zentrifugalkurzschließer (s. bei Abb. 12) können
Repulsionsmotoren (bis zu 15kW) in Induk-
tionsmotoren umgeschaltet werden. Sie lau-
Abb. 11.
fen dann mit fester Drehzahl. Daher eignen
sie sich auch für Betriebe, die feste Drehzahl,
aber kräftigen Anlauf foruern.
Die geschilderten Repulsionsmotoren für
beliebige Zwecke werden, u. zw. meistens
als gewöhnliche, von 3,7 bis 73,5 kW
(5 bis 100 PS) für 40 bis 60 Per gebaut,
wobei Spannungen je nach der Größe
von 500 bis 3000 V möglich sind. Die geeig-
netsten synchronen Drehzahlen sind 1500,
1000, 750 und 600; die kleinen Maschinen wer-
den vorherrschend mit den höheren, die großen
mit den niedrigeren Drehzahlen gebaut. Die
Repulsiors-Aufzugswotor für Se,lsteuerunge
auch in Drehstromanlagen, scheint in der
Praxis z. Zt. noch nieht genügend gewürdigt zu
werden. Es wäre diesem sehr zweckmäßigen
Motor eine stärkere Verbreitung zu wünschen.
| Repulsionsmotoren für besondere
Zwecke.
3 Gegenüber dem einphasigen Induktions-
motor kennzeichnet sich der einphasige Re-
pulsionsmotor vorteilhaft durch 2 Eigen-
schaften:
l. durch das kräftige Anlaufmoment,
2. durch die Regelbarkeit seiner Drehzahl
ohne Verlust.
Diere besonderen Leistungen verschafften ihm
alsbald vorzügliche Absatzgebiete in drei Son-
derausführungen:
1. als Aufzugsmotor,
2, als Motor für Spinnereizwecke,
3. als Kranmotor.
Der Aufzugsbetrieb verlangt -von seinem Mc -
torein Anfahrdrehmoment, dal) 2,0- bis 2,5-fach
so groß ist als das normale Drehmoment. Man
versteht unter letzterem das Moment, das vom
Motor gefordert wird, wenn der Aufzug, unter
richtiger Belastung, eine gleichmäßige Fahrge-
schwindigkeit angenommen hat. Wir bezeich-
nen es wieder mit 100%. Der einphasige
Induktionsmotor vermag derartige Anfahr-
momente nicht zu leisten und ist nur verwend-
bar, wenn die Motorgiöße nach dem Anfahr-
moment gewählt wird, d. h. größer als nach der
normalen Belastung erforderlich gewesen wäre.
Mittel, die zur Umgehung dieses Nachteils veı-
wendet worden sind, wie z. B. Zentrifugal-
kuppelungen, die dem Motor anfangs leer anzu-
laufen gestatten und die Last erst später mit-
nehmen, haben sich trotz vereinzelter guter
Austührungen infolge mechanischen Verschlei-
Bes nie allgemein einführen können.
4 Der Repulsionsmotor vermochte die An-
forderungspielend zu erfüllenund belastetdabei,
wie aus Abb. 3 zu ersehen ist, das Netz nicht
einmal sehr mit wattlosem Anfahrstrom. Auch
darin ist er dem einphasigen Induktionsmotor
überlegen.
Der Aufzugsbetrieb verlangt ferner, daß
der Motornach dem Anlaufe eine wenig von der
Aufzugsbelastung abhängige Diehzahl beibe-
hält, damit die Aufzugskabine in den richtigen
Höhen anhält. Auch diese Anforderung kann
der Repulsionsmotor leicht erfüllen, u. zw. auf
verschiedene Art und Weise. Davon sei bier
nur eine besonders naheliegende und. daher
zuerst eingeführte kurz besprochen. Der Anker
des Repulsionsmotors ist vom Netz unabhängig
und überden Kollektorfürsich kurzgeschlossen.
Nichts steht im Wege, ihn außerdem noch so:
kurzzuschließen, wie dies bei den einphasigen
Induktionsmotoren geschieht, d.h. drei Punkte
der Ankerwieklung unter Umgehung des Kom-
mutators miteinander kurz zu verbinden.
bald das geschehen ist, verwandelt sich der
Repulsionsmotor in einen einphasigen Induk-
tionsmotor mit wenig veränderlicher Drehzahl.
Um die Kurzschließung auszuführen, kann
man, wie beim einphasigen Induktionsmotor,
drei mitdrei Ankerpunkten verbundene Schleif-
ringe anbringen, und Bürsten miteinander
kurzschließen, die darauf schleifen. Der Kuız-
schluß erfolgt durch einen von der Drehzahl
abhängigen Kontaktapparat erst in dem Mo-
mente, wo der Motor die volle (synehrone)
Drehzahl erreicht hat. _
Obgleich diese Art des Kurzschließens
ebenfalls ausgeführt worden ist, wurde sie doch
wegen ihrer vielen Einzelbestandteile
Schleifringe, Bürsten, Kurzschlußschalter, Kon-
‚dieser Apparat, enthält drei Kontaktstellen,
So-.:
verdrängt, bei der alle diese Teile in einem
Apparat vereinigt sind. : a
Der Zentritugalkurzschließer, so heißt
die mit der Ankerwicklung — durch eineinder
Welle beiindliche Bohrung hindurch — fest
verbunden sind und mit dem Anker umlaufen.
Hebel, die bei einer bestimmten und einstel
baren Drehzahl plötzlich infolge der Zentrifugal-
kraft umschnappen, schließen 3 Stellen unter
sich kurz. Sämtliche Teile sind in einer auf
dem freien Wellenende des Motors sitzenden
Kapz:el vereinigt (Abb. 12), ;
‚Zur Bürstenverschiebung ist für den Auf-
zugsbetiieb ein von der Kabine aus bedien-
barer Mechanismus erforderlich, dessen beide
Ausführungsformen Abb. ll und 12 vorstellen.
Abb. 11 zeigt die Einrichtung für Seilsteuerung:
durch das Steuerseil wird eine Feder gespannt,
geeigneten Ge-
die dann die Bürsten mit der
‘schwindigkeit verschiebt. 5
.Abb.12 zeigt die Einrichtung für Druck-
knopfsteuerung: Ein Hilfsmotor verstellt die
Die genauere Beschreibung dieser
Einrichtung gehört nicht hierker. Eımähntsei
Bürsten,
aber, daß die Bürsten mittels einer in den Ab-
bildungen sichtbaien Kuıvenscheibe derartig
verstellt werden, daß der Verlauf des Antahr-
stroms und des Anfahrmoments während der
Anfahrzeit dem Bedürfnis des Betriebes sowie
etwaigen Vorschriften des Elektrizitätswerkes
angepaßt sind.
rasch, dann immer langsamer verschoben.
Abgesehen von den geschilderten Beson-
derheiten zeichnen sich diese Autzugsmotoren
‚noch durch ein vollständig geschlossenes Ge-
häuse aus; nur der Kollektor ist durch starke,
abnehmbare Deckel zugänglich gemacht. Die
Motoren gehören dadurch zu den am ruhigsten
laufenden Wechselstiom-Kommutatormoto1en,
die es gibt. Das Gehäuse schützt sie außeıdem
vor jeder Beschädigung und vor Feuchtigkeit.
#3 Mitunter ist es gleichgültig, wie groß der
Anfahrstrom ist. In solchen Fällen braucht
man den Bürstenverschiebapparat nicht. Die
Bürsten werden in ihre Endlage gleich fertig
eingestellt und der Motor wiıd einfach auf das
Netz geschaltet.
.Momentsind dann entsprechend Abb. 3so groß,
wie dort für die volle Bürstenverschiebung
(75%) angegeben ist.
tiger an. Für diese Nachteile hat man jedoch
den Vorteil einer einfacheren Schaltung und
einer billigeren Einrichtung. Für das
schoben, sondern statt ihıer, gemäß dem Schalt-
bild.Abb. 13, einem Hauptteilder Ständervwick-
Abb. 12. Bepulsior.s-Aufzugsmotcr für Di uel.kuopls.euctung-
lung S zwei Hilfserregerwieklungen Hard
vorgeschaltet, von denen H, für Rechtslauf,
H, für Linkslauf verwendet wird.
Der Anfahrstrom und das.
Der Aufzug fährt kräi-
Dm-2
steuern werden nicht mehr die Bürsten ver-
Die Bürsten weıden zuerst
SER BP ER. SER
N
a nn ee
1 Sa a a u da
ee
‘Während die Eigentümlichkeiten des An-
laufes bereits in Abb. 3 wiedergegeben waıen,
zeigt Abb. 14 das Verhalten des Motors nach
der Umschaltung in einen Induktionsmotor für.
den Fall, daß die Belastung des Motors (des
Aufzugs) sich verändert. SEES
Diese Motoren werden von 3 bis 11 kW
(4 bis 15 PS), und für 1000 und 1500, seltener
für 750 Umdr/min, gebaut. Die. üblichsten
gute Verwendbarkeit des Repulsionsmotors, | taktapparat — durch eine andere Ausführung | Trequenzen liegen zwischen 42 und 60,
N
-
Aa»
Seite ein und, an der Kollektorseite aus.
dem in der Abbildung sichtbaren Bürstenver-
8. Januar 1920.
e,
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920.
Heit 2.
29
- Mitunter fanden sie auch für andere
Zwecke, z. B. für Schiebebühnenbetrieb, Ver-
_ wendung. Da hierdie konstante Drehzahlnicht
_ unbedingt erforderlich ist, kann der Zentrifugal-
kurzschließer weggelassen werden,
ausgeschaltet werden kann. Diese Ausführungs-
form des Motors ist natürlich auch für andere
Antriebe verwendbar; nur die für den Spinn-
maschinenbetrieb geeigneten kurzen Wellen-
stümpfe müssen durch längere ersetzt werden.
Ze LITER
|
3
Abb. 13. Bepulsionsmotor mit
- umschaltbarer Ständerwicklung.
Im Spinnereibetriebe ist der Repul-
- sionsmotor wegen der verlustloeen Regelbar-
‚keit seiner Drehzahl und auch wegen seiner
einfachen Bedienung für den Antrieb von Ring-
spinnmaschinen sehr viel verwendet worden.
“ Insbesöndere dann, wenn durch einen Regler
die Drehzahlnach der Stellung des auf- und ab-
laufenden Fadens geändert wird, kann der
Motor der Ringspinnmaschine zu einer Er-
zeugnissteigerung von 15% verbelfen.
Elektrisch unterscheidet sich der Spinn-
motor von dem oben beschriebenen gewöhn-
_ lichen Repulsionsmotor nur durch hökeren
_ Wirkungsgrad. Konstruktivy ist er jedoch eine
besondere Ausführungsform geworden. Abb. 15
‚stellt einen Spinnmotor für 5 kW -Leistungf bei‘
1000 Umdr/min dar,
ee SE ee nn.
„"Abbı 16. Repulsions-Spinnereimotor.
Der Motor ist gegen den umgeben-
den Raum völlig abgeschlossen, wird
aber durch einen im Innern auf der Kollektor-
eite angebrachten Ventilator entlüftet und
BESCHERGELE
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0 30 Drehzahl
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100%
Abb. 16. Ringspinn-Repulsionsmotor im Spinnereibetriebe.
Er.
gekühlt. Die Luft strömt durch Kanäle zu,
tritt an der dem Kollektor at
it
stellbebel ist ein Schalter verbunden (sichtbar
am Boden der unteren
ur
Öffnung), so daß der
Motor mit dem Verstellhebel zugleich ein- und
a6
|
. Drehzahl 100% gleich 100 % gesetzt wird,
90
, Abb. 14. Aufzugsmotor bei veränderlicher Belastung.”
Aora
-
100 250 Drehmoment ın %
Die Betriebskuıven eines solchen Motors
sind denin Abb. 3 bis 7 wiedergegebenen ganz
ähnlich. Trotzdem sind die eharakteristischen
Linien eines solehen Motors in Abb. 16 noch-
mals dargestellt. Es soll einmal gezeigt wer-
den, welche guten Wirkungsgrade sich erzielen
lassen, ein Umstand, auf den von allen Spinn-
technikern besonders großer Wert gelegt wird.
Die Werte der Abb. 16 sindfaus einerdirekten
Bremsung mit einer mechanischen Bremerein-
richtung ($ 39 der Verbandsnorımalien) her vor-
gegangen. Sodann sind diese’ Kuıven dadurch
bemerkenswert, daß bei ihrer Aufnahme die
dem Motor durch die Spinnmaschine
aufgegebene Belastung nachgeahmt wurde,
indem das Drehmoment M mit der Drehzahl
so geändert wurde, wie aus Abb. 16 ersichtlich
ist. Der Verbrauch der Spinnmaschine liegt
größtenteils in den Widerständen der sehr
rasch umlaufenden ‘Fadenführung und dem
sogen. Fadenballon und wächst deshalb stärker
als linear mit der Drehzahl an. Mittlere Be-
obachtungen haben ergeben, daß das erfor-
derliche Drehmoment, wenn es bei ne
sie
beziffert
bei 110% der Drehzahl auf 105%,
bei 50% der Drehzahl auf 73%:
Das sind natürlich nur durchschnittlich gültige
Werte, im einzelnen verhält sich jede Spinn-
maschine davon etwas abweichend. Auf den
Wirkungsgrad haben aber diese Abweichungen
keinen sehr großen Einfluß mehr, so daß dessen
Verlauf während des Spinnprozesses sehr gut
aus Abb. 16 zu entnehmen ist.
Da es nicht sehr viele verschiedenartige
Spinnmaschinen gibt, werden diese besonderen
Motoren auch nur in wenigen Größen, die zwi-
schen 3,7 und 11 kW (5und 15 PS) liegen, für
1000 oder 1500 Umdr/min gebaut. Die Fıe-
quenz ist fast ausnahmslos 50,
Charakteristischist, daß diese Motoren, ent-
sprechend verteilt, an die einzelnen Phasen von
Drehstromnetzen angeschlossen werden. Die-
sen Einbruch in das Gebiet des Drehstroms
verdanken sie ihren oben genannten Eigenschaf-
ten. Erst nach ihnen wurde es durch die Aus-
“
bildung der Drehstrom - Kollektormotoren !)
- möglich, den Repulsionsmotoren ihre Erobe-
rung dieses Gebietes wieder streitig zu machen,
nachdem die Drehstrom - Kollektormotoren
einen um 2% größeren Wirkungsgrad und Lei-
stungsfaktoıen vom DBetrage 0,97 ergaben.
Aber auch heute noch verdient die geschilderte
ventilierte Ausführung dieses Repulsionsmotors
volle Beachtung.
Der Kranbetrieb verlangt vom Motor
sowohl großes Anfahrmomont, als auch ver-
lustlose feinstufige Regelung. der Diehzahl,
ferner noch Hauptstrom-Verhalten des Motors,
alles Eigenschaften des Repulsionsmotorr.
Man kann Ohne weiteres die oben geschil-
derten- gewöhnlichen Repulsionsmotoren ver-
wenden, hat aber auch sehr oft völlig geschlos -
sene Motoren nötig. Ausführungen der letzten
Form ähneln den in Abb. 21 und 23 darge-
stellten Motoren. Ihre elektrische Ausrüstung
-undihr Verhalten im Betriebe gleicht dem der
offenen Motoren, go daß von der Wiedergabe
von Betriebskuıven abgerelen werden kann.
Bemerkenswertistjedoch die Bauart dieser
Motoren. Durch Abheben der oberen Gehäuse-
hälfte werden alle elektrischen Teile des Motors
in bequemster Weise für die Untersuchung zu-
gänglich. Ist es erforderlich, so können sie s0o-
gar ganz aus der unteren Gehäusehälfte heraus-
gehoben werden, wie dies Abb. 23 erkennen
läßt. Diese Einrichtung bewährt sich für alle
Motoren, die in enge Räume eingebaut sind
und ist bei einer Anzahl der folgenden auch
verwendet worden.
Diese Motoren werden von 5 kW bis
40 kW bei 1500 bis 600 Umdr/min gebaut.
Sehrguten Eingangfand der Repulsionsme -
torinden Betrieb kleinerer, industriellen
Zweceken dienender Bahnen, fürdieWecheel-
strom mit der Frequenz 50 zur Verfügung stand.
Neben dem kräftigen Anfahrmoment und der
verlustloeen Dıiehzahlıegelung ist es hier noch
die einfache Steuerung gewesen, die ihm Auf-
nahme verschafft haben. Einfache und grobe
en \
Abb. 17. Einphasen-Repulsionsmotor mit Bürstenverschiebung
für Grubenbahnbetrieb; Außenansicht.
Einrichtungen pflegen sich im Bahnbetriebe
immer zu bewähren. »Konstruktiv war die Auf-
gabe zu lösen, einen möglichst leistungsfähigen
Motor in kleinem Raume unterzubiingen, denn
es handelt sich hier fast immer um Schmal-
spurbahnen. Die zahlıeichsten Anwendungen
fand der Motor für Gruben- und Tieidel-
lokomotiven.
Abb. 17 und 17a zeigen den gängigsten
Motor für den Betrieb von Grubenbahnen ?).
Seine Stundenleistung ist 13 kW bei 750
Umdr/min und bei 50 Per. : Die”Spuirweite, für
die er gebaut ist, beträgt nur 555 mm. Er wird
meist für 250 V gewickelt und wiegt 750 kg.
2 Motoren genügen für den Betrieb einer Loko-
motive, die 83lO mm Triebraddurchmesser hat.
Die Bürsten werden hier durch eine Spindel
verschoben, deren Stümpfe in der Abb. 17
rechts und links aus dem oben am Motor sicht-
baren viereckigen Aufbau herausragen. Die
Spindel ist durch biegsame Welle und Gelenke
mit einem fürden Lokomotivführer bequem ge-
lagerten Handrade verbunden, durch dessen
Drehung die Lokomotive angefahren und ge-
regelt wird. Mit dem Handrade ist ein Schalter
so verbunden, daß er erst dann Strom auf den
') Vgl.Schenkel, „Die Drehstrom-Kollektormotoren
der Siemens-Schuckertwerke“, „ETZ* 1912, S. 473.
2) Wechselstrom wurde später zum Betriebe unter
- Tage nicht mehr verwendet, nachdem sich durch ihn viel
mehr Todesfälle, ent»tanden durch Berühren der Leitun-
gen, ergeben hatten als bei Gleichstrom.
Elektrotechnische Zeitschrift.
Motor gibt, wenn die Bürsten 25 bis 30° (elek-
trische Grade) ausgelegt sind. . In der Nult-
stellung ist der Motor daher immer stromlos.
Betriebskurven dieses Motors sind in
Abb. 18, 19, 20 wiedergegeben.
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0 50 700 70% N
Drehmoment oder Zugkraft in %
Abb. 18. Stromstärke J und Drehzahl 2 eines Grubenbahn-
Repulsionsmotors bei veränderlichem Drehmoment (Zug-
kraft) für verschiedene Bürstenstellungen «.
50
[7] 30
0 10%
Drehmoment oder Zugkraff in %
Abb. 19. Wirkungsgrad eines Grubenbahn-Repulsionsmotors
bei veränderlichem Drehmoment (Zugkraft) für verschiedene
Bürstenstellurgen «.
Die an den Motor zu stellenden Anforde-
rungen sind beim Treidelbetrie b nahezu die-
selben wie beim Bahnbetriebe. Es wurde des-
halb auch eine vergrößerte Ausführung nach
Abb. 17 für die Treidelei. des Rhein-Herne-
Kanales gebaut, die 18 kW bei 750 Umdr/min
und 50 'Per leistet.
Abb. 17sehr; dagegenistin Abb. 2lein anderer
Treideleimotor für 3,4 kW bei 500 Umdr/min
und 50 Per wiedergegeben, der für die Treidel-
lokomotiven der Schleusentreppe Niederfinow
Berlin-Stettiner-Großschittahrtsweges in
Dieser Motor
des
größerer Zahl geliefert wurde.
Abb. 21, Repulsionsmotor mit Bürstenverschiebung für eine Treidellokomotive.
Repulsionsmotoren
Dieser Motor ähnelt der
Abb.”17a. Einphasen-Repulsionsmotor mit Bürstenverschiebung für Grubenbahnbetrieb, zerlegt in seine Einzelteile.
fand Aufstellung oben in der Lokomotive und
nieht zwischen den Treibrädern. Wegen der
geringen Fahrgeschwindigkeit der Treidelloko-
motiven wurde eine zweimalige Übersetzung
angewendet. Dieeigenartige,in der Mitte unten
eingeschnürte Gehäuseform des Motors rührt da-
von her, daß Platzfüreines der Räder der Über-
setzung geschaffen werden mußte. Auch dieser
Motor hat eine abnehmbare Gehäuseoberbälfte
0 so
700 70%
.. Drehmoment oder Zugkraft in %
Abb. 20. Leistungsfaktor eines Grubenbahn-Repulsions-
motore bei veränderlichem Drehmoment (Zugkraft) für |
verschiedene Bürstenstellungen &
und ist dadureh sehr leicht zugänglich. Die
Bürstenverschiebung erfolgt vom Führerstande
aus durch’eine Kettenübertragung. Es sei er-
wähnt, daß dieser Motor zurelektrischen Brem-
sung der Lokomotiven verwendet wird.
Zum Schlusse dieses Abschnittes über
{ sei bemerkt, daß die
Siemens-Schuckertwerke auch einen beson-
deren Repulsionsmotor in offener Bauart
für Lehrzwecke ausführten, der sich durch
die Möglichkeit, eine Anzahl für. Studien-
zwecke wichtiger Schaltungen ausführen zu
können, auszeichnet.
Reihenschlußmotoren.
Die Tatsache, daß der Entwicklung des
Einphasen- Reihenschlußmotors für den
Großbahnbetrieb von seiten der Siemens-
Schuckertwerke große Aufmerksamkeit ge-
schenkt wurde, hatte die natürliche Folge, daß
die Firma diesen Motor vielfach auch für kleinere
Leistungen gebaut hat. Die herrschende Stel-
lung, die der Repulsionsmotor schließlich er-
langt hat, hat sich der Reihenschluß motor nicht
zu erobern gewußt, obwohl seine elektrischen
Eigenschaften denen des Repulsionsmotors
überlegen sind. Er kann bei gleichem Material- !
.
“motors bildet nicht einen Stromkreis für sic
“nicht immer der Fall zu sein, wenn mehrere
| solehen Motors für 36,5 kW bei 1000 Umdr/min
Abb. 23. Einphasen-Reihenschlußmotor für Hubwerke. < Are
aufwand für einen höheren Wirkungsgrad un«
einen besseren Leistungsfaktor gebaut werd
und gibt im gleichen Raum mehr Leistung
Wenn er sieh trotzdem nicht den Erfolg des.
Repulsionsmotors erringen konnte, so ist der
Grund dafür darin zu suchen, daß er Zubehi
apparate für seinen Betrieb braucht, die d.
Anlagekapital vergıößeın. . _ LE -
Der Anker A (Abb. 22) des Reihenschlu
Abb. 22. Schaltbild des einphasigen Reihenschlußmotors.
sondern steht dureh die Statorwieklungen K
und E (K ist die ‚„‚Kompensations“wieklung,
E die ‚‚Erregerwieklung‘“) mit der Stromquelle
in Verbindung. Da der Anker A aus Rücksich-
ten auf die Kommutationsverhältnisse nur für
ein bestimmtes, ziemlich eng begrenztes Span-
nungsbereich gewickelt werden kann, so Schreibt
der Reihenschlußmotor seiner Spannungsquelle
die Spannung vor. _Da anderseits die Netz
spannungen immer 110, 220, 500 usw. V be
tragen, kann der Reihensehlußmotor nur unter
Zwischenschaltung eines Transformators T
zwischen Netz und Motor betrieben werden.
Obschon dieser Transformator in vielen Fällen
klein wird, besonders wenn er als ‚„Spartrans-
formator‘‘ geschaltet werden kann und ob-
schon er zugleich als Regelorgan dient, ver-
teuert er doch den Preis des Motors. Er
Die Regelung der Drehzahl erfolgt — bei
feststehenden Bürsten — durch Veränderung
der Klemmenspannung des Motors- Hierzu er-
hält der Transformator T eine Anzahl von Ab-
zweigungen, die zu Schaltern s,sführen. Zum
Ändern der Spannung am Motor braucht man
eine Steuerwalze, auf der die Schalter s,s
richtig angeordnet sind und eine — in Abb. 22
nieht eingezeichnete — Überschaltdrosselspule.
Auch diese Teile erhöhen wieder den Preis
des Motors. > S u
. Wenn auch durch diese Zubehörteile der
Reihenschlußmotor als Einzelmotor teuer und
daher meist unverwendbar wird, so braucht das
N
Motoren verwendet werden müssen. Hier kann
man es entweder durch Reihenschaltung der
Motoren erreichen, daß ihre Gesamtspannung
'derNetzspannung nahe kommt oder man kann
nicht gleichzeitig arbeitende Motoren zu Grup-
pen, die von je einem Transformator gespeist
werden, vereinigen. . In allen solehen Fällen
wird der Transformator im Verhältnis zu der
Gesamtleistung der Motoren klein und billig
und manchmal auch der Steuerapparat ein-
facher. Diese Erwägungen führten dazu, Kran-
und Grubenbahnanlagen auch mit Reihen-
schlußmotoren auszuführen. Mehrere solcher
Motorgruppen wurden für die Krananlagen des
Osthafens in Frankfurt a. M. geliefert und die-
nen dort als Hubwerks-, Schwenkwerks- und
Verfahrmotoren auf den Kränen. Wie Abb. 23;
zeigt, ist die obere Gehäusehälfte abkebbar,
um den Motor leicht nachsehen oder seine Teile:
herausheben zu können. Se
In Abb. 24 bis 26 sind die Kennlinien eines
dargestellt. Bemerkenswert ist, daß unabhän-
38.
x \ PL
der Drehzahl oder Klemmenspannung
em Drehmoment M eine ganz bestimmte
tärke J gehört. (Abb. 24.) Hierdurch
ZINN LTL |
RN EERNSE
SAN ER
TIUNNNSEH
RRSONS
\
RRERF
BURN,
|
Ru
700 150% Drehmoment
= Abb. 4. Stromstärke J-und Drehzahl » eines Einphasen-
Reihenschlußmotors bei veränderliehem Drehmoment für
m. verschiedene Klemmenspannungen P.
_ wird die Gesamtdarstellung des Vorhaltens
_ eines solehen Motors viel einfacher als beim
Repulsionsmotor, bei dem infolge der Bürsten-
‚verschiebung der Zusammenhang zwischen
‚EsBu rei
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Ey Bo Se eb jet:
- DeRR22 iz zZ are
SS IRRE
150%
Klemmenspannungen 3eE “
Er
= Strom und Drehmoment nicht so übersichtlich
_ einfach ist (vgl. Abb. 18). Die Kurve: Strom-
stärke Jüber Drehmoment Mgiltnatürlichauch
für die ganze Anfahrperiode, sie stellt sich in
F
' Abb. 26. Leistungsfaktoren eines Einphasen-Reihenschluß-
otors bei veränderlichem Drehmoment für verschiedene
ER Klemmenspannungen ?.
ihrem oberen Teil infolge der Sättigung des
Motors ziemlich genau als gerade Linie dar.
semerkenswert ist der gute Leistungsfaktor.
_ Aus den Kurven ist abzulesen, daß man
zum Anfahren mit vollem Moment 47% der
7. vollen Spannung,
_ zum Anfahren mit 2%-fachen Moment 68%,
“der vollen Spannung -. ,
sebraucht. ns a
— Abb. 27 zeigt einen Grubenbahnmotor
von 16 kW Leistung bei 725 Umdr/min und
. 50 Per, gebaut für die Spurweite 600 mm und
den Raddurehmesser 850 mm. Er wiegt 760 ke.
Für eine Lokomotive werden 2 Motoren in
Reihenschaltung verwendet. Jeder Motor hat
‚80 V Spannung, während die Fahrleitung 250 V
Spannung hat. Infolge der Reihenschaltung
raucht nur ein kleiner Spartransformator von
250 V auf 160 V verwendet zu werden, d.h. ein
‚ Apparat für 1,, der Leistung beider Motoren.
— Esist bekannt, daß man bei Reihenschluß-
motoren über die von Gleichstrommaschinen
_ her bekannten Mittel noch besondere Hilfs-
mittel zur Erzielung einer guten Stromwendung
anwenden kann, Mittel, die jedoch nur dann
ken, wenn der Motor in ein gewisses Ge-
windigkeitsbereich eingetreten ist. Da die
beschriebenen Reihenschlußmotoren alle mit
kräftigeem Drehmoment anlaufen müssen und
ihre Kommutation auch im Anlauf gut sein
aß, wo die genannten Mittel nieht wirken,
. Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heit 2.
sl
Abb. 27. Einphasen-Reihenschlußmotor für Grubenbahnbetrieb.
so sind diese im Lauf teilweise überflüssig. Sie
werden deshalb erst bei größeren Leistungen,
etwa von 15 bis 20 kW an, verwendet. —
= Da die Entwicklung der Einphasen-Kom-
mutatormotoren innerhalb des genannten Zeit-
raumes zu einem gewissen Abschluß gekommen
ist, so läßt sich behaupten, daß sich mit den
beschriebenen Motorarten die meisten Wünsche
der Abnehmer erfüllen lassen. Voraussichtlich
wird der Reihenschlußmotor weger seiner höhe-
ren Anlagekosten auf Einzelanwendungen be-
schränkt bleiben. Dagegen wäre dem billigen,
einfach und übersichtlich gebauten und leicht
zu bedienenden Repulsionsmotor mehr‘ Ver-
breitung zu wünschen als er bisher gefunden
"hat. Wie erwähnt, kann er auch in Drehstrom-
anlagen gut gebraucht werden, und es ist kei-
neswegs nötig, hier stets auf die neueren Dreh-
strom - Kommutatormotoren zurückzugreifen.
Sollte diese Entwicklungsübersicht dazu bei-
tragen, für die Verwendung des Repulsions-
motors zu werben, so würde einer ihrer Zwecke
erreicht sein.
Eine neue Sicherheits-Senkbremsschaltung
für Krane in Gleichstromanlagen.
In Gleichstromanlagen verwendet man
zum Antrieb von Kranen mit Vorliebe den
Hauptstrommotor. Für das Hubwerk kommt
fast ausschließlich eine Senkbremsschaltung zur
Anwendung. Bei dieser Senkbremsschaltung
wird beim Heben der Motor auf Kraft geschal-
tet und die Geschwindigkeit mit den Anlaß-
widerständen geregelt. Beim Senken der Last
I wird Arbeit frei, und diese freiwerdende Arbeit
wird: mit den Motor, welcher zu diesem Zweck
als Generator geschaltet wird, in dem Anlaß-
widerstand vernichtet. Da es sich nieht nur üm
das Bremsen selbst handelt, sondern auch ganz
kleine Lasten, sogar der leere Haken gesenkt
werden müssen, reicht die freiwerdende Arbeit
nicht mehr aus, das Getriebe des Windwerkes
durehzuziehen. Man muß in einem solchen
Falle dann dem Motor auch in der Senkriehtung
Energie zuführen. Meist ist aber das zum Ab-
senken desleeren Hakens bzw. zum Antrieb des
Triebwerkes erforderliche Drehmoment sehr ge-
ring, so daß der Motor in den Senkkraftstellun-
gen, selbst bei vorgeschaltetem Anlaßwider-
stand, eine hohe Drehzahl annimmt (Abb. 1).
200%
Drehmoment in %
Abb. 1. Regelkurven für Senkbremsschaltung
Besonders macht sich dies bei den moder-
nen Kranen mit hohem Wirkungsgrad bemerk-
‚bar. Vom Kranführer muß deshalb große Auf-
merksamkeit gefordert werden, daß er bei stei-
gender Drehzahlrechtzeitig von den Senkkraft-
stellungen in die Senkbremsstellungen zurück-
schaltet.
Durch die Leistungssteigerung der Hebe-
zeuge, nichtnurin bezug auf Hubkıaft, sondern
noch vielmehr in bezug auı Arbeitsspiele, wer-
den die Kranführer, vielfach sogar durch Ak-
kordlohn, zu schnellstem’ Arbeiten angespannt,
und es muß daher die Forderung vorsichtigen
Steuerns zurücktreten. Die Folge davon waren
verschiedentlich Betriebsschäden. Diesem
Übelstand hat man durch Anwendung verbes-
serter Schaltungen zu begegnen gesucht. Man
versah den Hauptstrommotor mit einer zusätz-
lichen Nebenschlußwicklung, die in den Senk-
kraftstellungen eingeschaltet wird und dadurch
den Motor am Durchgehen verhindert. Die
Siemens - Schuckertwerke brachten eine
Sicherheits-Senkbremsschaltung nach Abb. 2
er 17
W
Abb, 2. Sicherheits-Senkschaltung.
auf den Markt, bei welcher ein Hauptstrom-
motor verwendet werden kann. Die Erregung
des Motors wird beim Senken mit dem Anlaß-
widerstand in Reihe geschaltet und an die
Netzspannung gelegt. Der Anker des Motors
liegt parallel zur Erregung und zu einem Teil
des Anlaßwiderstandes.. Die Regelung des
Motors geschieht durch Verlegen. des Anker-
anschlußpunktes am Anlaßwiderstand.
Diese Schaltung hat weitgehende Anwen-
dung gefunden. Es haften ihr aber noch einige
Schönheitsfehler an. Wie die Abb. 2erkennen
läßt, fließt dauernd ein Strom von .P nach N
über den Anlaßwiderstand und die Erreger-
wicklung des Motors. Es wird also auch dann
Netzenergie verbraucht, wenn Energie dureh
die abzusenkende Last frei wird. Ferner wer-
den hier die Regelkurven Abb. 3 für diese
Schaltung sehr flach, woraus hervorgeht, daß
beim Überschalten von einer in die andere Re-
gulierstellung erhebliche Beschleunigungs- bzw.
Verzögerungskräfte auftreten, die sich als
Stromüberlastungen am Kommutator des Mo-
tors bemerkbar machen. Abschwächen läßt
sich diese Erscheinung durch einen kleinen An-
kervorschaltwiderstand W (Abb. 2). In Hütten-
werken mit billiger Stromerzeugung und Mo-
toren, die wegen ihrer hohen Beanspruchung
nieht so hoch belastet werden können, treten
die erwähnten Erscheinungen in den Hinter-
grund. Es hat deshalb dort die beschriebene
Schaltung die weiteste Verbreitung gefunden.
Für zahlreiche andere Fälle, besonders in
Anlagen mit hohen Stromkosten, wurde eine
andere Schaltung gefordert, bei welcher das
Absenken der Last durch elektrisches Bremsen
aber ohne Energieentnahme aus dem Netz mög-
lieh ist. Die Schaltung muß aber auch
gestatten, beim Absenken der größten
vorkömmenden Last mit dem Steuer-
apparat bis in die Senkkraftstellungen
zu gehen, ohne daß die Senkgeschwin-
digkeit zu groß wird, und ohne daß der
Kranführer besondere Sorgfalt aufzu-
wenden hat. Eslag nahe, die an erster Stelle
beschriebene - Schaltung mit der an zweiter
32
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heit 2.
3. RE
8. Januar 1920.
Stelle beschriebenen so zu vereinigen, daß man
den Motor als Generator über den Anlaßwider-
stand abbremst und die Senkkraftstellungen
in der Schaltung wie Abb. 2ausführt. Es muß
aber beachtet werden, daß beim Über-
schalten in die Senkkraftstellungen
der Motor sowohl die Drehzahl Null
als auch eine hole Drehzahl haben
kann, je nachdem, ob der leere Haken
oder die größte Last gesenkt wird. Ein
Vergleich der Kurven Abb. l und Abb. 3 zeigt,
'
200%
el
Heben
700%
| /al /lDINS
S
Drehzahl in %
Senken mit
elkkfr. Bremsung
SıS|
+
=
Senken
mit |
Aral
[
Drehmoment in %
200%
700%
0
Abb. 3. Regelkurven für Sicherheits-Senkschaltung.
daß die Vereinigung nicht gut möglich ist, weil
die steil ansteigenden Regelkurven der Abb. 1
sich nicht in die flach verlaufenden Regelkur-
ven der Abb. 2einfügen ;es müßten deshalb in
den Grenztällen recht erhebliche Stromstöße.
im Anker auftreten. Aus diesem Grunde wurde
für die neue Schaltung das Prinzip der Schal-
tung Abb.2 verlassen und eine Schaltung.ent-
worfen!), welche die Vorteile der an erster Stelle
beschriebenen mit der an zweiter Stelle be-
schriebenen vereinigt, die aber die Nachteile
der beiden Schaltungen nicht hat.
Das Prinzip der Schaltung zeigt Abb. 4.
Senken mit Kraft |
\ =) ee
Senken mit elekfr
Bremsung
Abb.4. Senkbrems-Sparschaltung mit Drehzahlbegrenzung.
Beim Verfolg der Stromrichtung in Schal-
tung ‚Senken mit Bremsen“ ist zu beachten,
daß sich zwar die Drehrichtung gegenüber
„Heben‘ ändert, die Stromrichtung im Anker
und Feld aber nicht verändert. Die Schaltung
für das Heben ist normal, der Motor läuft
als Hauptstrommoetor. Für, ‚Senken mit
elektrischen Bremsen‘ wird der Motor als Gene-
rator auf den Anlaßwiderstand arbeitend ge-
schaltet. Der Motor ist dabei vom Netz abge-
schaltet und verbraucht daher keine Energie
aus dem Netz.
In den Stellungen „Senken mit Kraft“
wird der Stromkreis für Senken mit Bremsen
picht geöffnet. Es wird etwa in der Mitte des
Bremswiderstandes Spannung zugeführt, so
daß zwei parallele Stromkreise, nämlich der
über die Erregung und der über den Anker, ent-
stehen. Der Motor-ist jetzt als Nebenschluß-
motor mit Ankervorschaltwiderstand geschal-
tet. Beim Weiterschalten wird der Punkt, an
welchem die Spannung zugeführt wird, nach
dem Anker zu verlegt, so daß im Erregerstroni-
kreis eine Feldschwächung und am Anker eine
Spannungserhöhung eintritt. Durch geringe
Widerstandsänderung wird dadurch eine ver-
hältnismäßig große Drehzahländerung erreicht.
In den Stellungen „Senken mit Kraft“
wird Energie verbraucht, die allerdings größer
ist als die für die Bewegung des Getriebes erfor-
derliche Arbeit. Der Energieverbrauch fällt
aber nieht ins Gewicht, weil das Lastsenken
!) D.R.P. 304722. Bei den 8.9. W. wird die Neuerung
mit Schaltung r bezeichnet.
im Gegensatz zu der Schaltung Abb. 2, bei der
während der ganzen Senkperiode der Motor am
wenn weitere Bedingungen nicht gefordert wer-
Netz liegt, ohne Energieveıbrauch aus dem
Netz geschieht.
Aus den Schaltskizzen geht hervor, daß,
den, ein Umschalten zwisheen Motoranker, Er-
regung und Regulierwiderstand von Heben auf
Senken und von Bremsen auf Stromstoß über-
haupt nicht vorgenommen zu werden braucht.
Bei der normalen Senkbremsschaltung muß
aber der Motor erst auf eine bestimmte Dreh-
zahl gebracht werden, bevor er als Generator
Spannung und damit Strom für seine Erregung
liefert. Es tritt auf der ersten Senkbremsstel-
lung ein Sacken der Lastein. Dies abzuschwä-
chen oder zu vermeiden, hat man seit langem
Mittel gefunden. Manführtentwederden Strom
des Nebenschluß-Bremsmagnets über die Er-
regerwicklung und erreicht damit eine kleine
Vorerregung, weleLe in vielen Fällen bereits
ausreicht. Oder man schaltet den Motor in
Senkstellung I, ähnlich wie in Abb. 2 darge-
stellt. Im ersteren Falle spricht man von der
schwachen Fremderregung, im zweiten Falle
von der starken Fremderregung.
Die Kurven in Abb. 5 zeigen die Regel-
fähigkeit der Walze mit der neuen Schaltung.
200%
Drehzahl in %
‚n.\ Senken =
elektr Bremsu 00%
Drehmoment in%
Abb. 5. Regelkurven für Senkbrems-Sparschaltung
mit Drehzahlbegrenzung.
1 bis 7: „Heben“. I: Bremsen mit starker Fremderregung.
Il, III, IV und V: Bremsen ohne Stromentnahme aus dem
Netz. VI, VII, VIII und IX: Senken mit Kraft mit Strom-
entnahme aus dem Netz.
Ein Vergleich mit den Regelkuıven der Schal-
tungen Abb. l und 3 zeigt die Richtigkeit des
eingangs Behaupteten.
Nach den Kurven kann der leere Haken,
wenn dabei das Windwerk 10% des normalen
Drehmomentes zum Antrieb ertordert, mit et-
wa 1,5-facher Geschwindigkeit gesenkt weıden.
Wenn der Kranführer beim Senken der Vollast
aus Unachtsamkeit auf Stellung VII geht,
kann die Geschwindigkeit nicht über die etwa
2-fache ansteigen, wobei noch ein guter Wir-
kungsgrad des Getriebes vorausgesetztist. Aus
dem Charakter der Kuıven geht hervor, daß
die Senkkraftstellungen sowohl beim Senken
des leeren Hakens als auch beim Absenken der
Last benutzt werden können, ohne daß größere
Stromstöße auftreten. Die geradlinig verlau-
fenden Senkkraft-Regelkurven bilden nahezu
Tangenten der letzten Senkbrems-Regelkuıve.
Im Berührungspunkt der Kuıven geht das
Überschalten von einer zur anderen Stellung
ohne jeden Stoß vor sich. Aber auch bei an-
deren Werten erfolgt das Überschalten mit ge-
ringem Stromanstieg.
In dem Begrenzen der Höchstgeschwindig-
keit liegt der Vorzug der neuen Schaltung. Die
Nachteile der bisherigen Senkbremsschaltung
(Abb. 1)sind hauptsächlich die, daß der Kran-
führer den Motor auf den Stromstoßstellungen
der Steuerwalze bis auf 4-fache und noch höhere
Drehzahl kommen lassen kann und dann durch
Zurückreißen der Steuerwalze möglichst schnell
abstoppt. Dabei treten Stromstöße auf, die so-
wohl die Steuerwalze als auch den Motor stets
gefährden. Chr. Ritz, Berlin.
Die Aussichten der Kraftübertragung mit
Drehstrom von 220 000 V!).
A, E. Silver hat im Juni. 1919 vor dem
American Institute of Electrical Engineers
einen Vortrag über die Aussichten der Anwen-
dung einer Übertragungsspannung von 220 kV
!) Naeh Blectrical World, Bd. 73, 1919, 8. 1368, und
Proc. Am. Inst, El. Eng. Bd. 88, 1919, :S. 751.
führt anderseits nicht so weit auf unerforschtes
(Drehstrom) gehalten, die er bei Versorgung
großer Verbrauchszentren aus weit entfernten
Energiequellen (Kohlenfelder oder Wasser-
kräfte) für das Gegebene hält. Er glaubt auch,
daßein Übergang zu dieser Spannung jetztschon
kommerziell ausführbar sei, dadurch daß die
z. Zt. gültigen Bauweisen von Anlagen und
Apparaten für 150 kV den neuen Bedingungen
angepaßt werden.
Isolierung an den Apparaten und Transfor-
matoren und die Phasenabstände zu vergrößern.
Im wesentlichen seien die
Silver hält alle wichtigeren Probleme an sich
für lösbar, glaubt aber, daß zur Lösung einiger
Fragen weitere Versuche und Forschungen not-
wendig sind, um zu möglichst betriebssicheren
Konstruktionen zu gelangen.
Nach Silver sind 220 kV der richtige,
nächste Schritt in der Fortentwicklung der
Drehstrom-Kraftübertragungen,
schwebenden Bedarf der Industrie angemessen
ist und für eine längere Entwicklungsperiode
ausreichen würde. Eine solehe Erhöhung der
da er .dem
Spannung bringteinerseits eine bemerkenswerte
Erhöhung der Wirtschaftlichkeit mit sich und
Gebiet, daß die befriedigende Lösung der ge-
stellten Aufgaben nicht aller Voraussicht nach
möglich wäre. Von Vorteil ist auch, daß diese
Spannung ein Vielfaches von 11 und 110 kV
bildet. Die Vorzüge einer Spannung von 220
gegen 110 kV sind in Abb. 1 und 2 graphisch .
dargestellt unter der Annahme einer zu über-
tragenden Leistung von 500000 kW.
S
rung m cent's
6)
N
Koslen #+ Betriebski
KW Bela re
Feste
für
AS)
ee Bee
[7 .. 00 200 300 400 50
Länge der Fernleitung Kia
Abb. 1. Feste Kosten und Betriebskosten.
720
I
S
IS}
S
Baukosten ın Dollar
Jür 1kW Moxıimalbelästung
200
Fernleitung
. 200
Länge der
Abb. 2. Baukosten der Fernleitung.
154 kV- und 220 kV-Fernleitungen bei Übertragung von
500 000 kW.
A Gesamtkosten.
B Fernleitung.
C Unterwerk für Herauftransformierung.
D a „ Herabtransformierung.
E Verluste 220 u.150 kV.
4 Stromkreise bei 2%0 kV, 7 Stromkreise bei 154 kV,
Kosten und Verluste der Fernleitung, der beiderseitigen
Trarformatorenstationen und der Synehronmotoren.
‘ Kosten der Fernleitung für 1 km (Anfang 1919)
154 kV ::12500 $; 220 kV :14690 $. Querschnitt der Leitung
47 mm? Stahl und #62 mm? Aluminium. Verluste berechnet
für Belastüungsfaktor 0,95 und Leistungsfaktor 0,55 (abge-
gebene Leistung), Stromkosten 0,5 cts für 1 kWh,
Feste Kosten und Betriebskosten der Fernleitungen
13%, der Unterstationen 15%). Spannung, hochspannungs-
seitig, am Kraftwerk 170 bzw. 225 kV, am Ende der Leitung
150 bzw. 200 kV.
... Die Anwendungsmöglichkeiten von 220kV-
Übertragungsspannung sind nicht groß; sie be-
schränken sich in erster Linie auf die Versor-
gung großer Verbrauchszentren aus großer
Entfernung. Sie werden vermutlich in ge-
wissem Maße übergreifen auf die gegenwärtigen
Anwendungsgebiete niedrigerer Übertragungs- _
spannungen, ohne etwa deren Gebrauch ab-
zuschaffen. Für die ausgedehnte Verkupp-
lung von Verteilungsnetzen sind 220 kV
nicht allgemein geeignet; Verkupplungen: bei
220 kV sind nur da zu erwarten, wo die Aus-
gleichsleistungen große sind, wo kein sekun-
8. Januar 1920.
m
däres Übertragungssystem besteht, welches als
Basis für Verkupplungslinien dienen kann, oder
wo 220 kV-Verkupplungslinien gleichzeitig als
Hilfs- oder als wichtiges Reserveglied einer
220 kV-Hauptübertragung dienen.
Der erste Ausbau einer 220 kV-Kraftüber-
tragung, welcher als wesentliche Bestandteil die
Herauf- und Herabtransformierungs-Unter-
werke einschließt, wird von solcher Größe sein
müssen, daß ein großer Anreiz besteht, das An-
lagekapital so gleichmäßig wie möglich auszu-
nutzen, um dadurch die Kosten der abgegebe-
nen Leistung herabzusetzen. Die natürliche,
ökonomische Forderung füreine derartige Über-
tragung wird sein, die Grundbelastung zu lie-
fern, die Spitzenlast dagegen, wenigstens in den
ersten Jahren, bestehenden, örtlichen Werken
zu überlassen. In Anbetracht des Umfanges
der industriellen Unternehmungen und der Be-
deutung für das öffentliche Leben, die von
einer 220 kV-Übertragung abhängig sein wür-
den, müßte die Zuverlässigkeitund Kontinuität
der Stromlieferung einen sehr hohen Sicher-
heitsgrad haben ;an Entwurfund Unterhaltung
wären deshalb sehr weitgehende Forderungen
zu stellen.
Silver nimmt an, daß die Belastung für
jeden 220 kV-Stromkreis selbst im ersten
Ausbau 100 000 bis 125 000 kW betragen sollte.
Eine geringere Belastung würde die Wirtschaft-
liehkeit erbeblieh herabsetzen. Die Frage der
höchsten wirtschaftlichen Belastung der ein-
zelnen Stromkreise wird nicht erörtert, da bei
einer neu zu errichtenden Kraftübertragung
‘die Zahl der Stromkreise mehr nach der Be-
triebssicherheit oder Belastungsverteilung als
nach der höchsten erreichbaren Wirtschaftlich -
keit zu bestimmen wäre. Die wirtschaftliche
Reichweite der 220 kV-Übertragung ist sehr
groß, wurde indessen für diese Untersuchung
nur mit 400 km angenommen ; 60 Per/s werden
als günstigste Frequenz angesehen. Die Erdung
des Nullpunktes der hochspannungsseitig in
Stern geschalteten Transformatorenwicklungen
bietet bei dieser Spannung ausgesprochene
Vorteile wegen der Erhöhung der Zuverlässig-
keit und der geringeren Anforderungen an die
Isolation der Ausrüstung, besonders der Trans-
- formatoren, mit deren Einfluß auf ihre Abmes-
3.
u
=
sungen. SEE
Für die meehänische Belastung der Leiter
wurden folgende Annahmen gemacht, die be-
eründet sind durch den geforderten hohen
Sicherheitsgrad: Winddruck 40 kg/m? der
eetroffenen Fläche, Windgeschwindigkeit32m /,
3Smm radialeFisdicke für alle Leiter, niedrigste
Temperatur — 17,70 C, Höchsttemperatur
4906. Da Koronabildung und -verluste bei
220 kV ein wichtiger Faktor sind, so wurden
fernereine Höhe von 300 m über dem Meer (nor-
maler Barometerstand 734 mm) und ein Sturm-
faktor von 12,5% angenommen; letzterer gibt
die Zeit an, während der die Leiterden erhöhten
Koronaverlusten infolge von Regen, Schnee,
Reif usw. ausgesetzt sind. Für Sturmperioden
werden ein Barometerstand von 721 mm und
12,8°C angenommen, Drei Arten von Leiter-
"material werden betrachtet: Aluminium mit
Stahlseele, Kupfer mit Stahlseele und Kupfer
‚allein. Bei gleicher Leitfähigkeit hat Alumi-
nium-Stahl gegen Kupfer-Stahlfolgende
Vor- bzw. Nachteile:
1. Geringere Koronaverluste wegen des größe-
ren Durchmessers.
Skineffekt nahezu gleich angenommen.
Größere Winddruckfläche, daher stärkere
Beanspruchung der Maste quer. zur Lei-
tungsstrecke und größerer Abstand der
Leiter.
Geringere Bruchlast, daher geringerer Ab-
stand und geringere Höhe der Maste.
Geringeres Gewicht (unbedeutend).
Kupfer gegen Doppelmetall:
Höhere Koronaverluste als bei beiden ande-
ren. ;
Das gesamte Material wirkt bei Kupfer als
Leiter.
Skineffekt bei größeren Querschnitten un-
günstig, da der Kern nicht ausgenutzt wird.
Geringere Winddruckfläche.
Geringere Bruchlast wie bei beiden anderen,
Geringeres Gewicht als Kupfer-Stahl.'
Homogenität des Leiters bedingt. gewisse
Vorteile beim Bau, gewährleistet größere
j Be etinfligkeit und höheren Wert der Ab-
älle.
Um Entwürfe für Stahltürme aufzustellen,
2.
wurden Kabel mit 362 mm? Aluminium und
47 mm? Stahl angenommen. Die Koronaver-
Abb. 3 dargestellt.
- ristik einer Fernleitung mit Aluminium-Stahl-
luste für verschiedene Leiter bei 3 Werten des
Belastungsfaktors sind in Zahlentafel 1 und
Eine typische Charakte-
Seilen, wie sie der Berechnung derFernleitungs-
8 ung
_ spannungen und Koronaverluste zugrunde ge-
Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heft 2.
Zahlentafel 1. Koronaverluste
“ Aluminiu
DE
Leiterdurchmesser . . mm .ı 24,2 | 26,3
Kritische Spannung
Schönwetter Mitteldraht | . 129 | 139
3 Außendrähte ky | .42| 154
Sturm Mitteldraht [ 103 | 111
5 Außendrähte 114 \ 123
Gesamtverluste auf 3 Leitern
400 km, 100 000 kW-Stromkreis,
Sturmfaktor 12,5 0%.
60°%/, Belastungsfaktor | 464 |, 162
75 „ ; kW | 485 al
9% ,„ s | 378 | 119
Gesamte Koronaverluste a. 3Lertern
22 24 26
lLerferdurchmesser in mm
Abb. 3. Koropaverluste bei 220 kV für eine Fernleitung
von 32. km bei konstanter Anfangsspannung von 230 kV.
Die Buchstaben A bis X kennzeichnen die Leiterquer-
schnitte gemäß Zahlentafel 1.
legt wurden, zeigt Abb. 4. In zahlreichen weite-
ren graphischenDarstellungen vergleichtder Ver-
fasser die relative Wirtschaftlich keit. verschie-
dener Quersehnitte und Arten von Leitern, wo-
bei Verzinsung, Abgaben, Abschreibungen und
Energieverluste Berücksichtigung finden. Die
Kurve, die für jede Zahl von Jahren als Lebens-
38
bei 220 kV und 6 m Leiterabstand.
ım-Stahl Kupfer Kupfer-Stahl
aD R A Rn RK
27,8 | 30,4 20,7 21,8 23 24.1. 95,5
146 | 157 114 118 124 | 129 | 135
161 | 174 126 130 137.1 142 | 150
17.1. 126 9 y4 100 | 108 | 108
129 | 139, 100 104 109 114 | 120
| |
66 | 16 | 1986 1253 758. ı 493 | 254
57.| 12°] 1835 1152 694 | 452 | 227
4 8 | 1664 1032 | 620 404 105
ren Belastungsfaktoren die Gesamtkosten höher
ausfallen, sind die Einheitskosten geringere.
Silver geht dann auf die Art der Verlegung
von Aluminium-Stahl-Seilen ein und erörtert
die Frage der Zweckmäßigkeit einer Streckung
des Leitungsmaterials vor der Verlegung.
Hinsichtlich der Isolatoren wird die An-
sicht vertreten, daß keine der bisher angewand-
ten Bauarten bei 110, 150 oder 220 kV aus-
reichende Brauchbarkeit erwiesen hätte.
Trotzdem glaubt der Verfasser, daß die Isolie-
rung einer 220 kV-Leitung mit vorhandenen
Isolatortypen ebenso sicher und zuverlässig aus-
geführt werden könne, wie diejenige bestehen-
der Leitungen für 110 und 150 kV. Er will bei
220 kV Ketten von je 15 normalen Hängeiso-
latorengliedern mit 254 mm Durchmesser ver-
wenden unter der Voraussetzung, daß eine ge-
erdete, neutrale Leitung über den Masten ge-
führt wird. Die hohe Zahl der zu verwenden -
den Isolatoreneinheiten gewährt eine reich-
liche Sicherheit gegen Verschlechterung der
Isolation. Die Ketten, die bei 15 Gliedern etwa
2,7 m lang werden, erfordern hohe Ausgaben
zur Erzielung der nötigen Aufhängehöhe und
genügenden Abstandes von den Masten einer-
seits und zwischen den Leitern anderseits.
Diese Bedingungen drängen energisch auf eine
Verbesserung der Isolatorenkonstruktion, um
mit kürzeren Ketten auszukommen und damit
an Kosten für die Maste zu sparen.
Um zu hohe Potentialgefälle an dem der
Leitung zunächst liegenden Kettenglied zu ver-
meiden, sollte man die Einheiten innerhalb der
Kette abstufen, indem man zwei oder mehr ver-
schiedene Typen wählt, die im Durchmesser
oder sonstwie voneinander abweichen, derart,
daß sie verschiedene Kapazitätswerte besitzen.
Die Glieder mit der höheren Kapazität wären
der Leitung am nächsten anzubringen. Man
könnte auch unterhalb des die Leitung tragen -
den Gliedes oder um dasselbe herum passend
[ST
&
kV am Generatorende
IS
.
>)
D
D
So
kV am Ende der leitung
Q
Oo
400 "240 760. 80 0
km Fernleitung
Abb. 4. Charakteristik einer Fernleitung.
Zahlentafel zu Abb. 4
Hochspannungsseite E
Er Abgegebene Synehron- Er Verluste ohne Korona
urve kW Ihotor LYA Unterstation Generator EIERN,
kV | cos p | kV | cos p kW | Um
|
4A 0) 49 8001) 209 0,181) 230 4,612) 2646 | _
B 50. 000 7 5002) 207,2 78,02) 230 96,152) 2780: | 5,6
C 100 000 81 0002) 203 98,72 230 100!) 11 927 | 11,9
'
dauer am weitesten heruntergeht, stellt den
wirtschaftliehsten Leiter dar. Wird die Lebens-
dauer zu 48 Jahren angenommen, so sind die
jährlichen Kosten rd 0,2 Mill. $ bei Aluminium-
Stahl von 25,4mm Durchmesser und 60% Be-
lastungsfaktor; bei Kupfer-Stahl und dem
gleichen Belastungsfaktor betragen sie 0,4 bis
0,45 Mill. $. Bsi 90% Bs>lastungsfaktor ergeben
sich entsprechende Werte von 0,5 bis 0,55 bzw.
0,575 bis 0,630 Mill. $. Während für die höhe-
!) Nacheilend.
») Voreilend.
|
gestaltete Schutzschilder oder.-ringe anordnen,
wodurch eine noch ausgeprägtere Verbesserung
des Potentialgefälles möglich wäre.
Vom Gesichtspunkt der Abnutzung haben
die ungekitteten Typen von Scheibenisolatoren,
welche die Gefahr der ungleichmäßigen Aus-
dehnung der verschiedenen Baustoffe ver-
meiden, große Vorzüge. An Abspann -
masten ist indessen die Unzweckmäßigkeit der
normalen Glieder eine so ausgesprochene, daß
man sich hierfür wahrscheinlich nach einer
ganz neuen Isolatorform umsehen muß. Zu
| großen Erwartungen berechtigt eine neue Type
34
Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heit 2,
die aus einer mit Mänteln versehenen Porzellan-
hülse mit einem von ihr umschlossenen und mit
Kompound vergossenen Holzstab besteht. Da
ein solcher Isolator sich in Rücksicht auf die
Länge der Porzellanhülse fürhöchstens 120 oder
150 kV herstellen läßt, so würde man zur Ab-
spannung an toten Enden zwei hintereinander
geschaltete Glieder nötig haben.
Was die Ausbildung der Kabelklemmen
anbelangt, so liegen keine erheblichen Schwie-
rigkeiten vor, wegen der statischen Entladun-
gen müssen Alle vorspringenden Teile sorgfäl-
tig vermieden werden. ;
Die hohe, ökonomische Lebensdauer, mit
der man bei 220 kV-Leitungen voraussichtlich
zu rechnen haben wird, führt dazu, auf die
Dauerhaftigkeit der Baustoffe größeren Wert
zu legen als es gegenwärtig (in Amerika!)üblich
ist. Es kommen also nur Stahltürme in Frage;
Holzkonstruktionen scheiden für die weitaus
meisten Fälle aus. In Abb. 5 sind die Bau-
Mar
Ss
©
&
NS
In
N
En N
Kosten für 1km Fernleitung 1000 Do
1760 200 220 240 260 280 300
Normale Spannweite m
Abb.5. Abhängigkeit von Spannweite und Baukosten für
eine Fernleitung mit 220 kV.
a Gesamtkosten ohne Leiter und Erdleitung.
d Kosten der Türme.
c Kosten der Isolatoren.
d Kosten des Wegerechts.
kosten von Fernleitungen für verschiedene
Spannweiten in Schaubildern dargestellt. Sie
zeigen die größte Wirtschaftlichkeit bei der
starren Masttype und normalen Spannweiten
von 240 m. Die normalen Masthöhen werden
für die Anormalen Spannweiten von 165, 210,
240 und 300 m zu 14,3, 17,3, 19,2 und 24,3 m
angenommen. Außer dem bei der Berechnung
der mechanischen Beanspruchung bereits vor-
gesehenen Sicherheitsfaktor wird als Spielraum
zwischen Betriebs- und Versuchsbelastung ein
zusätzlicher Betrag von 25% für Aufhänge-
türme und von 35% für Winkel- und Abspann-
türme eingeführt. Verte
Hinsichtlich des Kraftwerks und der
Unterwerke werden noch einige Gesichtspunkte
gestreift. Die Übersichtlichkeit, Einfachheit
und Zuverlässigkeit im Betriebe einer Anlage
von solchem Umfang, ferner ihr Wirkungsgrad
und ihre allgemeine Wirtschaftlichkeit sind von
SNOE
03
02
02
02
0
0% Fernleitung
Kraffwerk 700 000 kW
30000 kW Ed. Stromkreis
Abb. 6.
größter Bedeutung und werden wohl zu merk-
lich abweichender Praxis gegenüber Anlagen
geringeren Umfangs führen! In Abb. 6 ist ein
typischer Schaltplan dargestellt, gekennzeich-
net durch möglichste Vereinfachung der Sam-
melschienensysteme, Fortfall aller irgend ent-
behrlichen Ölschalter und der Reservegenera-
ren und -transformatoren. Die Maschinenein-
heiten sind so groß wie irgend möglich zu
wählen. Alle Transformatoren sind hochspan-
nungsseitig in A zu schalten, der Nullpunkt
ist ohne Einschaltung von Widerstand zu erden
(Abb. 7). Er:
Generatoren
: j IN
N %
220 kV
: Synchronmotoren E
A = Ay
Kam x
_66 oder MOkV
2.00
Niedersparmung
Abb. 7.
Alle Schaltungen der Linie sollten auf der
Hochspannungsseite der Transformatoren aus-
geführt werden. Die zu bewältigenden Ener-
giemengen, besonders bei abnormen Verhält-
nissen, sind von so gigantischer Größe, daß
Stromstärken, die man bei niedrigeren Span-
nungen erhält, nur mit großen Schwierigkeiten
zu handhaben sind und mit Kosten, die sehr er-
heblieh höher wären als bei 220 kV, wo die
Stromstärken relativ niedrige sind. Der Wert
eines Überspannungsschutzes für derartige An-
lagen ist ein sehr zweifelhafter, und es ist
daher empfehlenswerter, den Apparaten einen
höheren Sicherheitrgrad zu geben.
Rücksichten auf Einfachheit derWerksaus-
rüstung und der Wirtschaftlichkeit des Betrie- |
bes begünstigen im allgemeinen größtmögliche
Transformatoreneinheiten. Bis heute ist man
für Dreiphasentransformatoren nicht über 50
bis 60 000 kVA und für Einphasentransfor-
matoren nicht über 35 bis 40 000 kVA hinaus-
gekommen. Vom Gesichtspunkt der Einfach-
heit und Billigkeit der Installation wären Dreh-
stromtransformatoren vorzuziehen. Für die
Transformatoren wird man ein Ölumlaufsystem
mit Kühlschlangen außerhalb der Transfor-
matoren anzuwenden haben.
Aus wirtschaftlichen und betrieblichen
Rücksichten sollte jeder Generator und Sein
Transformator verbunden und als Einheit be-
handelt werden. Niederspannungs-Sammel-
schienen und Parallelschaltung auf der Nieder-
spannungsseite sollten im Kraftwerk vermieden
werden. Die Werte der Kurzschlußströme bei
220 kV sind nicht sehr groß, und beieinem Un-
terbreeherfür diese Spannung tragen schon die
großen Kontaktabstände und Schaltöffnungen
dazu bei, eine Schaltleistung zu geben, die die zu
schaltende Stromstärke bedingt. Es sind zwei
Typen von Sehaltern für 220 kV von Baufirmen
angeboten worden. Die eine besteht aus einem
massiven Unterbrecher, jede Phase in einem
besonderen Ölkessel aus schwerem Kesselblech,
mit zwei Unterbrechungsstellen in Reihe für
mäßig schweren Betrieb und mit vier Unter-
brechungsstellen in Reihe fürschweren Betrieb.
Die zweite Type besitzt zwei Unterbrechungs-
stellen in Reibe für jeden Kessel, und es werden
für mäßig schweren Betrieb ein solcher Kessel,
für schweren Betrieb zwei Kessel in Hinter-
einanderschaltung benutzt. 3
Der Entwurf der Unterwerke bei 220 kV
wird dureh die besonderen örtlichen Eigentüm-
lichkeiten jeder Anlage stark beeinflußt wer-
den. Die gewöbnliche Bauart wird wohl dazu
dienen, die Fernleitungsspannung von 220 kV
auf eine sekundäre Übertragungsspannung von
66 oder 110 kV herabzusetzen. In diesem
Falle wird es im allgemeinen nützlich sein, ein
primäres und ein sekundäres Sammelschienen-
system vorzuseben, bei 220 kV eine einfache
Sammelschiene mit Unterteilungsschaltern. Se-
kundär würde man da, wo eine größere An-
passungsfähigkeit wünschenswert erscheint, ein
Ringsystem anwenden. Wegen der hohen
Stromstärken, die sich auf der Sekundärseite
ergeben (die Ladeströme verschärfen die Kurz-
schlußbedingungen), erscheint die Anwendung
von Drosselspulen an den Unterteilungsstellen
der Sammelschienen notwendig. Für jede
Transformatoreinheit ist ein Synchronmotor
(synehronous condenser) vörzusehen, dessen
Größe nach der Länge der Fernleitung, der
Belastung, dem Belastungsfaktor und dem
Leistungsfaktor zu bemessen ıst. Er wırd, wie
Abb. 7 zeigt, an eine dritte Wieklung der Haupt--
transformatoren angeschlossen, wenn es sich
um: höhere Sekundärspannungen als 11 bis
Vereisung usw.) die Überleitung nach den An-
geführten Schaltung (Abb. lc) in bezug auf
8. Januar 1980
mama Zma—m—a—m—m—m—m——m—mmm zz ZZ —— — ——
22 kV handelt. Die Werks- und Unterwerks-
installationen, welche in Vorschlag gebracht
werden, beruhen auf einem zuverlässigen Re-,
laissystem, durch das fehlerhafte Apparate,
Fernleitung oder Niederspannungs-Speiselei-
tungen sicher, schnell und in solcher Weise ab-
geschaltet werden, daß keine schädlichen Be-
einflussungen anderer Teile der Anlage ein-
treten. BE Ber...
Nachstehend sind noch einige Zahlen für
die Anlagekosten mitgeteilt, wie sie sich unter
Zugrundelegung der vom Verfasseraufgestellten
Gesiehtspunkte ergeben.
Herauftransformierungs-Unterwerk;
" Transformatoren, Schalter usw. für 220kV
für Aufstellung im Freien. Bau- und indirekte
Kosten 8 bis 9 $/kW. =
Herabtransformierungs -Unterwerk:
Transformatoren und Schalter für 220 kV
wie oben, Synehronmotoren mit einer der
Länge der angeschlossenen Leitungen angepaß-
ten Leistung, Gebäude, Kontrollausrüstung, je-
doch ohne Niederspannungs-Speiseleitungen
und deren Schaltanlage. Bau- und indirekte
Kosten 15 bis 20 $/kW.
Fernleitung: e
(Stahltürme mit je einem Strom-
‘ kreis und Hängeisolatoren).
gm 4
‚Türme 5.000 Be.
Isolatoren A ee 1 750 a
Leitungen und Erdseile . 3125 Fr
Besondere Zubehörteile 625, A
Wegerecht . . .. .. 1 875 Br
Indirekte Kosten . 3 L9) 7
Insgesamt 14 688
> Gesamtkosten RR y
der 220 kV-Übertragung Se
a $/kW hr
bei 160. km a ln
TO ee On
EB er a ES
RE Kurt Perlewitz,
Einpolige Bremskupplungen für 2
Straßenbahnwagen.
7
Mehrere Straßenbahnbetriebe, darunter
auch die Dresdener und die Große Berliner
Straßenbahn, haben aus wirtschaftlichen und.
Sicherheitsgründen an Stelle der doppelpoHi-
: \ { z BE “R
. gen die einpolige Bremskuppelune eingeführt s 2
bzw. sind mit der Umwandlung beschäftiet.
Die erste Vorbedingung für diese Einrichtung
ist gute Verbindung der Bremsstrom-Rücklei-
tungen mit den Wagenachsen, über die und
die Schienen der Bremsstrom zu den Wagen-
motoren zurückgeleitet wird. Um bei schlecht
leitender Schienenoberfläche (Versandung,
hängewagen zu sichern, werden die Waoen-
kupplungen der letzteren. miteinander durch
eine verzinkte Eisenschiene als Sammel-
schiene verbunden. Nebenbei bemerkt kommt b:
diese Verbindung auch der Fahr- und Lich
stromleitung zugute, und schützt die Fahr-
gäste vor dem Elektrisieren beim Auf- und
Abstiei:gien. = ; +
In „El. Kraftbetr. u. Bahnen“ 1918, Heft 29,
S. 236, befindet sich ein Aufsatz von R.
Wolff über den Ersatz der doppelpoligen
Bremskupplung durch sinpolige bei den -
Dresdener Straßenbahnen. Die Schaltung der
‚Bremsen, Abb. 1b, bietet insofern besonderes
Interesse, als sie Anlaß zum- Viergleich mit
der bei der Großen Berliner Straßenbahn ein-
y
RE Nr a
Betriebssicherheit und Einfachheit gibt. Die
Schaltung für doppelpolige Bremskupplungen
(Abb. 1a), wie sie früher üblich war und auch
in Dresden und Berlin angewendet wurde, be- -
nutzt seinen Sicherheitswiderstand, welcher
Unterbrechung des Motorwagen-Bremsstrom-.
kreises zu verhüten hat. Nach Abb. 1b sind
die Bremsen der beiden Anhängewagen in
Reihe geschaltet. Die Bremsleitung wird am
Zugende durch einen Kurzschlußstöpsel mit
der Rück- bzw. Erdleitung verbunden. Nach
Abb. le liegen die Bremsen der. beiden An-
hängewagen parallel zur durchgehenden,
Bremsleitung und Rückleitung. Aus‘ -
Abb. 1b ergibt sieh, daß die Stromkreise bei-
der Anhängewagen unterbrochen sind, so-
bald der Kurzschlußstöpsel fehlt oder das
P - ar b 2
ae
A
RER, BETRCRITERRT LER EN DRIN
IN,
a
hie Zr A
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heit 2.
35
Bremskabel zwischen den beiden Anhänge-
- wagen entkuppelt ist. Die Verwendung eines
Schalters im Bremsstromkreis bildet daher
einen grundsätzlichen Fehler und muß als un-
zulässie angesehen werden (siehe Bahnvor-,
schriften des V.D.E., $ 40, Abs. b).
: Bei der Schaltung. nach Abb. 1b behalten die
alten Kupplungsdosen zwei Kabelanschlüsse,
r- bleiben. also zweipolig, während bei der
ar ei EZ Be: =
6%
“ a
gi ee TE Fa 5
x 5
6
Triebwagen.
1. Beiwagen
der einpolisen Bremskuppelung in dem Be-
trieb der Großen. Berliner Straßenbahn mit
rd. 1400 Anhängewagen war auch auf den
Übergangsbetrieb Rücksicht zu nehmen; Abb,
2a bis 2e zeigt die vorkommenden Übergangs-
schaltungen. In Abb, 3 ist der werwen-lete
einpolige Bremskuppelungkontakt (D. R.G.M.)
dargestellt, welcher auch in die alten, zwei-
polisen Bremskuppelungsdosen hineinpaßt,
— 9 rn u erh SQ
Magnet bremse ©
\ Aurz
Hoch Dresden
stopsel
Berlin.
2. Beiwagen
Alıb. 1.
Schaltweise Abb le nur ein Anschluß bestehen
bleibt, so daß Isolationsfehler in den. An-
- schlußdosen nicht vorkommen können; die
vorhandenen Kontaktflächen sind vielmehr
für die eine Leitung benutzbar, Bei Reihen-
schaltung (Abb. 1b) muß jede Kernbremse zwei
Zuleitungskabel. besitzen, während nach
Abb. 1c die zweite Leitung sich erübrigt, weil
ein Ende der Magmetwieklune unmittelbar an
ahr Eisengehäuse (Erde) angeschlossen wird.
_ Bekanntlich bilden Zuleitungskabel durch Ab-
reißen oder Isolationsfehler häufig Fehler-
= quellen. und legt in der Verminderung ihrer
Zahl eine Vereinfachung, Verminderung der
_ Unterhaltungsarbeit und Erhöhung der Be-
triebssicherheit. :
Aus diesen Vergleichen sieht hervor, daß
die Schaltweise nach Abb. le nicht nur serheb-
|
wodurch die Neubeschaffung von Kuppelungs-
dosen und Steckern vermieden wird. Die neuen
einpoliigen DBremskabel sind aus isolierter
Eisenlitze hergestellt. E. Kindler.
AUSLANDBERICHTE.
Österreich.
Entwürfe für Bahnen und Kraftwerke in der
Republik Österreich und den Nachfolgestaaten
der ehemaligen Monarchie!),
Die insbesonders in Deutschösterreich,
aber auch in den an dieses angrenzenden Nach-
folgestaaten der ehemaligen Monarchie zutage
tretende Kohlennot macht sich auch in der
5 x Aypplung BE
ee
5 ES 70
Triebwagen
lich betriebssicherer sondern auch billiger üst,
weil die Kurzschließvorrichtung und die von
_ Bremsdose zu Bremsdose wehenden Erdlei-
we tungskabel fortfallen. Der Unterschied der
_ Bremsleitungswiderstände bei Reihen- und
Parallelschaltung dürfte bei elektrischer Briem-
sung insofern seine nebensächliche Rolle spie-
& len, als der Wagenführer die Bremsstroms-
stärke entsprechend der Bremswirkune abzu-
stufien hat, also:bei Reihenschaltung auf höhere,
bei Parallelschaltung auf niedere Bremsstel-
Br Für die Einführung
uyen schalten müßte.
1. Beiwagen
7
2. Beiwagen
Abb.2 Zwischenstufen beim Übergang von zweipoligen zu einpoligen Bremskupplungen.
großen Zahl von Entwürfen bemerkbar, die ver-
faßt wurden, um durch Ausnutzung der zahl-
reich zu Gebote stehenden reichen Wasserkräfte
Ersatz für die mangelnde Kohle zu finden.
Nachstehend seien die im ersten Halbjahre d.J.
erstellten Entwürfe sowohl in Deutschöster-
reich alsauch in den Nachbarländern angeführt,
wobei erwähnt sein mag, daß in Anbetracht der
!) Vgl. auch „ETZ* 1919, S. 315.
ge re H
nt 2 ? Sr Zen Im
RG = Sag =; I
WERLTILEIER, FE ZEHN
Schutzhülle = ı
Platformblech
Abb. 3. Einpoliger Bremskupplungskontakt.
noch immer unsicheren Postverbindung, lücken-
bafter Berichterstatt ung und fehlenden gegen-
seitigen Arbeitsnachweises die Möglichkeit be-
steht, daß der eine oder andere Entwurf aus
letztgenannten Ländern möglicherweise nicht
angeführt erscheint.
Vorallem ist es dieehemalige Reichshaupt-
stadt Wien, welche begreiflicherweise am ärg-
sten nach Koble schreit. Die Ausnutzung von
Wasserkräften für Wien wird daher fast
ständig in den einzelnen Gemeinderatssitzungen
dringlichst erhoben. An erster Stelle steht die
Anlage in Wallsee, die bereits der Behandlung
(und Besprechung) unterzogen wurde. Die An-
lage für die Ausnutzung der Ennswasserkräfte
bildet den Gegenstand von Studien, die das
Stadtbauamt mit dem Staatsamt für Verkebrs-
wesen durchführt. Ein Entwurf für die Aus-
wertung der Ybbs steht ebenfalls derzeit in
Ausarbeitung. Ebenso soll eine Gefällstufe der
zweiten Hochquellenleitung bei Gaming ausge-
nutzt werden.
In. unmittelbarer Nähe Wiens, z. T. in
dessen Weichbilde, soll das Donau-Wasserkraft-
werk zur Errichtung gelangen. Ursprünglich
wollte man dieses in der Tullner Gegend errich-
ten und von da einen eigenen Kanal gegen den
Bezirk Floridsdorf führen. Nunmehr will man
das Kraftwerk unterhalb der Stadt Langenzers-
dorf, oberhalb Wiens, errichten, Die mit der
Anlage verbundene Herstellung eines Werk-
kanales ermöglieht die Schaffung von Hafenan-
lagen im 21. Bezirke Wiens und würde dort die
Entstehung eine? konkurrenzfäbigen Industrie
fördern. Durch die Hochstauung im Werkkanal
soll auch die systematische Bewässerung des
Marchfeldes mit seinen ausgedehnten Gemüse-
gärten durehgeführt werden.
Schon seit geraumer Zeit beschäftigt sich
die Gemeinde Wien mit der Verwertung deran
verschiedenen kleineren, nächst Wien vorbei-
fließenden Flüßchen liegenden Kraftwerken,
welehe infolge des Rohstoffmangels von den
einzelnen industriellen Werken, zu denen sie ge-
hören, entweder gar nicht oder nur schlecht
ausgenutzt sind. Entwürfe für deren Anschluß
an die Überlandkraftnetze sind ausgearbeitet,
einzelne Leitungen bereits in Bau genommen,
und auch mit den einzelnen Besitzern der Was-
serkräfte schon Unterbandlungen gepflogen.
In erster Linie handelt es sich um die Wasser-
werke der Leitha und Fischa sowie um den
Kehrenbaech, um den sich aber auch die Stadt
Wiener-Neustadt für ihr Kraftwerk bewirbt.
Freilich ist die ganze bis Ende d. J. zu erhof-
fende Energiemenge nicht bedeutend, zumin-
destens nieht für eine Großstadt, Man rechnet
mit einem Höchsteffekt von 1500 bis 1800 kW.
Nicht geringes Aufsehen erregte im Laufe
des Sommers im Gemeinderate die Nachricht,
daß ein amerikanisches Konsortium dem Staats-
amte für Äußeres sehr ernst zu nehmends Vor-
schläge auf Finanzierung von Plänen zur Aus-
nutzung der Wasserkräfte Deutsch -Österreichs
gemacht hätte. Auch das Gespenst der Elektri-
sierung der Wiener Stadtbahn spukt wieder in
verschiedenen Körperschaften, wie schon seit
so undsoviel Jahren. Die hohen Matcrialpreise,
sowie andere derzeit noch wichtigere Arbeiten
werden wohl auch in diesem Falle dieser Idee
bald wieder ein Ende bereiten.
Etwas anders siebt es mit der Elektrisie-
rung der Alpenbahnen aus. Vorläufig wurde für
die Umwandlung der Arlbergstrecke ein Not-
standskredit von 25 Mill. K für das laufende
Jabr seitens der Regierung aurgeworfen. Mit
den einschlägigen Arbeiten in der Strecke Lan-
deck— Bludenz, der dann die Streeken Inns-
bruck— Landeck und Bludenz — Bregenz folgen
werden, wurde bereits begonnen. Eine Aus-
schreibung für Probelokomotiven ist bereits er-
folgt, und die Sicherstellung der erforderlichen
elektrischen Energie in die Wege geleitet.
Wiener-Neustadt plant, wie weiter oben
bereits erwähnt, die Errichtung einer Kraftüber-
tragungam Ketrrenbach mit zwei Kraftwerken,
wo ungefähr 1250 kW gewonnen werden sollen;
weiterhin die Stadt Neunkirchen am selben
Wasser mit einer Energiemenge von 750 kW.
Es wurde in einer Versammlung beschlossen,
sofort seitens beider Gemeinden mit dem Bau
dergeplanten Anlagen zu beginnen, damit beide
Städte noch heuer durch eine Hochspannungs-
fernleitung verbunden werden. Der nicht be-
nötigte Überschuß wird an die städtischen Elek-
trizitätswerke Wien abgegeben werden.
Die Frage der Erriehtung eines Krems-
Kamp-Werkes beschäftigte dieser Tage den
niederösterreichisehen Landtag. Man hat den
Gewinn von ungefähr 44 160 kW errechnet, was
genügen würde, um mit dem Zillings dorferwerk
ganz Wien versorgen zu können. Der Ba soll
zu diesem Zwecke in seinem Oberlauf gefaßt,
in einem Stollen bis zur Krems geführt werden,
von wo er mit dieser vereint auf das Hochplateau
von Kottes oberhalb Weißenkirchen geführt
würde, Bei Weißenkirchen ist das Kraftwerk
geplant, wobei ein Gefälle von 450 m zur Aus-
36
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920,
Heit 2.
8. Januar 1920.
nutzung gelangen würde. Durch entsprechende
Stauwerke will man den Zulauf derart regeln,
daß auch Wasserwerksbesitzer am unteren
Kamp nicht geschädigt würden. Das geplante
Werk wäre für das sogenannte „Waldviertel“
von großer Bedeutung. Die Bauzeit wird auf
vier Jahre geschätzt.
Eine Vereinigung von Industriellen des
Landes Steiermark hat behufs des Ausbaues
der steirischen Wasserkräfte eine ‚G. m.b. H.“
gegründet. Es ist die Auswertung der Mur
zwischen Puntigam und Werndorf in zwei Spiel-
arten geplant, wobei. bei ersterer Ausführung
die Wasserentnahme bei Abtissendorf, bei letz-
terer bei Rudendorf erfolgen soll. Die Wasser-
“menge schwankt von 20 bıs 108 s/m°®, das Roh-
sefälle beträgt bei 1) 23,65 m, bei 2) 32,15 m.
Erstgenannte Spielart hat 3 Kraftwerke mit
einer Jahresleistung von 66 000 bis 80 000 kW
vorgesehen, die zweite Ansführung will deren
vier mit einer Jahresleistnng von 95000 bis
116 000 kW errichten.
Eine für das „Mühlviertel“ in Oberöster-
reich bedeutsame Kraftanlage ist an der großen
Mühl in der Strecke von Neufelden — Neuhaus
geplant. Das dazugehörige Kraftwerk würde
in Partenstein zur Errichtung kommen. Das
Wasser wird im Projekte dem Werk mittels
4800 m langem. Druckstollen zugeführt, das
Wasserschloß soll 4000 m? fassen, von wo eine
1,8 m Durchmesser besitzende Rohrleitung
zum Kraftwerk führt. Obwehl man bloß vor-
läufig 3680 bis 5152 kW erredhnet hat, wird
die Anlage doch für 13 248 kW ausgebaut, da
für spätere Zeit die Zusammenfassung der
Hochwässer der großen Mühl geplant ist. Vor-
läufig gelangen bloß 3 Franzisturbinen zu je
4416 kW zur Aufstellung.
Das Land Steiermark bat zwei Bauent-
würfe für die Ausnutzung der Enns eingebracht.
Beide betreffen die 42 km lange Ennsstrecke
Weng-—-Altenmarkt mit einem Rohgefalle von
209 m. Nach der ersten Spielart soll eine ein-
heitliche Stollenanlage, nach der zweiten acht
Stufenwerke zur Ausführung kommen. Im
ersteren Fall würde beim Gesäuseeingang ein
Wehr errichtet und die Wasser durch .den
Buchensteim gegen Weißenbach geleitet werden,
wobei unter Berücksichtigung des Nutzgefälles
von 89 m eine mittlere Jahresleistung von
108 200 kW erreiebt würde. Bei Anlage der
Stufenanlage sollen längs der Strecke 8 'Teil-
werke errichtet werden. Die mittlere Jahres-
leistung aller 8 Werke beträgt bei einem Nutz-
sefälle von 200 m 110.000 kW.
Die Tramway-u. Elektrieitäts- Gesellschaft
Linz-Urfahr ist um die wasserrechtliche Geneh-
migung fürein Elektrizitätswerk in Sand an der
Enns eingekommen. Vorgesehen ist ein beweg-
liches Wehr bei Rosenau in der Enns; durch
drei Pfeiler werden vier je 19m weite Öffnungen
geschaffen werden! Das Kraftwerk käme 1, km
oberhalb der Ennsbrücke bei Sand links des
Flusses zur Ausführung ; zur Aufstellung gelan-
zen 4 Turbinen zu je 30. m?/s Schluckfähigkeit.
Das Nutzgefälle wird mit 14 m angegeben, die
Höchstleistung mit rd 12000 kW. Ein 38 m
breiter Unterwassergraben führt die ausgenutz-
ten Wasser wieder der Enns zu.
Die Regierung der Tschecho-Slowakei,
bzw. deren Arbeitsministerium beabsichtigt die
Flektrisierung des gesamten Staatsgebietes
unter Zuhilfenahme von neu zu errichtenden
Kraftwerken. Über das ganze Gebiet der Repu-
blik soll ein Netz von primärem Starkstrom von
100 000 V gelegt werden, an welches sekundäre
Leitungen von 20 000 V angeschlossen werden
sollen. In der nächsten Zeit soll vor allem die
Stromversorgung in dem Ostrauwer Gebiet und
in dessen Umkreis bis zu 30 km in Angriff ge-
nommen werden, fernev der Ausbau von Tal-
sperren, einerseits für die Wasserversorgung,
anderseits als Hochwasserschutz und zur Ge-
winnung von Wasserkräften. ’
Weitere geplante Kraftwerke in der Tsche-
cho-Slowakei sind: .ein Kraftwerk in Frauen-
burg, eine Wasserkraftanlage in Kaaden sowie
der Ausbau des Elektrizitätswerks in Schrötten-
dorf.
Zwei große Kraftwerke sollen an der Drau
in Jugoslavien in der Streeke Rosegg und Maria
Rain unter Mitbenutzung des Wörthersees als
Ansgleichsbecken erbaut werden. Das eine wird
in Velden am See, das zweitein Maria Rain am
Drauufer errichtet werden. Die Leistung beider
Werke soll 30 900 kW betragen. Endlich wird
von größeren Entwürfen ein hydroelektrisches
Überlandwerk am Draufluß seitens einer stei-
rischen Baugesellschaft bei Rottenberg mit
einer Leistung von 12000 bis 36 000 kW ge-
plant.
Aus der Reihe der in diesem Jahre ge-
planten Bahnen mit elektrischem Betriebe wäre
in erster Linie der Entwurf der Sellraintal-
bahn in Tirol, abzweigend von Natters oder
Mutters der Stubaitalbahn, zu nennen. Die mit
lm Spurweite gedachte Bahn zoll eine Abzwei-
sung nach Gries im Sellraintal erhalten. Der
von ihr zu bewältigende Höbenunterschied be-
trägt 445 m, die Kosten über 3 Mill. K. Ferner
eine elektrische Bahnverbindung von Hohen-
ems (Vorarlberg) nach Herbrog ; von Bad Ischl
(Salzkammergut)nach Weißenbach ; von Schär-
ding über Münzkirchen nach St. Roman in
Oberösterreich. Diese geplante Bahnstrecke ist
reich an Naturprodukten, Holz usw. und er-
schlösse ein reiches Hinterland ; in. Böhmen
wäre ein Bahnentwurf von Prag nach Brandeis
a. E. zu nennen. In Niederösterreich wird eine
elektrische Hauptbahn von Harland nach Pyhra
und eine schmalspurige Linie von Erlach nach
Wiesmath geplant; in Oberösterreich : von Linz
nach Leonfelden sowie von Peuerbach nach
Engelhartszell; in Salzburg von der Salzburger
Eisenbabn- und Tramwaygesellschaft eine Ver-
bindung nach Braunau am Inn, diefür das Land
Salzburg von großer Bedeutung wäre, da sie
die Fortsetzung: der Oberndorferbahn von
Lamprecehtshausen nach Braunau bildete und
bei 33 km Länge ein reiches Land durchzöge.
Die Auswertung der salzburger und oberöster-
reichischen Torfmoore sowiegroßer Forstgebiete
stünden damit im engsten Zusammenhang.
G. W, Kupka, Wien.
LITERATUR.
Besprechungen.
Überseeische Telegraphie und auswär-
tige Politik. Von Dr. Richard Hennig.
“ Heft 10 der Vereinsschriften der Deutschen
« Weltwirtschaftlichen Gesellschaft. VIII und
#114 S. in 8%. Verlag von Carl Heymann.
“Berlin 1919. Preis 5 M.
Als- Deutschland einige Jahre vor Kriegs-
beginn begann, tatkräftig Kabelpolitik zu trei-
ben, war bereits ein großer Teil des Weltkabel-
netzes im Betrieb fremder Staaten und Gesell-
schaften; die wichtigsten Konzessionen waren
vergeben, und mächtige ausländische Kabel-
gesellschaften hatten sich unter dem Schutz
ihrer Regierungen gebildet. Unter diesen Um-
ständen stand und steht noch heute die Ent-
wieklung unseres deutschen Kabelnetzes vor
fast unüberwindlichen Schwierigkeiten; es vei
nurauf die völkerreehtswidrigen Bestimmungen
des sFriedensvertrages hingewiesen, der die
meisten deutschen Seekabel (Privatbesitz!) als.
Beute an die Sieger verteilt.
Das einzige z. Zt. für Deutschland denk-
bare Mittel, ein umfangreiches Weltnetz zu
bauen und zugleieh unter Benutzung neutra-
ler Stationen eine gewisse Unabhängigkeit seines
telegraphischen Überseeverkehıs zu erreicken,
ist die Funkentelegraphie. Aber schon lange
sehen wir, wie England auch auf diesem Ge-
biete des Nachrichtenwesens bestrebt ist, ein
Monopol zu erlangen. Die ersten Versuche der
Engländer, den drahtlosen Sehiftsverkehr der
Hauptverkehrsstaaten zu monopolisieren, schlu-
gen jedoch fehl, da die deutsche Regierung
rechtzeitig diese Monopolbestrebungen erkannt
hatte und es 1912 im Londoner F.-T.-Vertrag
durchsetzen konnte, daß die deutscherseits
von jeher mit Entschiedenheit vertretene For-
derung der Gleichbereehtigung der verschie-
denen funkentelegraphischen Systeme ausge-
sprochen wurde.
In der obengenannten Arbeit macht Hen-
nig, der schon seit vielen Jahren literarisch für
eine zielbewußte deutsche Telegraphenpolitik
eingetreten ist, den wohlgelungenen Versuch,
gestützt auf die Erfahrungen des Weltkrieges,
die Frage der nationalen überseeischen Kabel-
und Funkentelegraphie in bezug auf die aus-
wärtige Politikim Zusammenhang darzustellen.
An Hand vieler interessanten Beispiele weist
der Verfasser nach, daß der Krieg uns nieht nur
die Bedeutung des Verkehrs kennen gelehrt,
sondern auch nachgewiesen hat, daß eine er-
folgreiche Seeverkehrspolitik und überhaupt
Weltwirtschaftspolitik ohne eine zielbewußte
Politik auf dem Gebiete des Seekabel- und
Funkwesens heute nicht mehr- möglich ist.
Henn’g glaubt, daß die Monopolisierung
des telegraphischen Weltnachriehtendienstes
in englischer Hand heute als endgültig abge-
tane Gefahr zu bewerten sei. Die auf dem Ge-
biete der drahtlosen Telegraphie im Übersee-
‘verkehr erzielten Erfolge gehören in der Tat
zu den stolzesten und erfreulichsten Siegen,
die die deutsche Technik während des Krieges
errungen hat; sie werden zweifellosin kommen-
den Friedenszeiten der Welt einen wichtigen
Teil jener ‚Freiheit der Meere‘ sichern, der
Deutschlands Kampf gegen die englische Vor-
herrschaft zur See in erster Liniegalt. Hiermuß
jedoch darauf hingewiesen werden, daß wir
auch trotz unserer leistungsfähigen Großsta-
tionen in der Heimat vom Auslande insofern
abhängig sind, als dieses seinen Stationen den
funkentelegraphischen Verkehr mit uns ge-
stattet und für Weiterleitung der aufgenom-
menen Telegramme .sorgt. Ferner ist zu be-
denken, daß die drahtlose Telegraphie trotz
Anwendung der Schnelltelegraphen einem Mas-
senverkehr nicht gewachsen ist; in seinen
Schlußleitsätzen bıingt Verfasser selbst zum
Ausdruck, daß wegen der nur kleinen Zahl von
geeigneten Großstationen und ihrer daher nur
beschränkten : Leistungsfähigkeit die Funken-
telegraphie bis auf weiteres nieht daran denken
könne, die Kabeltelegraphie überall abzulösen.
Trotz der erstaunlichen Entwicklung der Lei-
stungsfähigkeit der Funkentelegraphie hält
Henn’ g das nationale Seekabelwesen auch
heute noch als ein unbedingtes Erfordernis für
jede große Nation.
Verfasser widmet in seiner Arbeit dem
Berliner F.-T.-Vertrag von 1906 ein besondeies
Kapitel; der Internationale Funkentelegräaphen-
vertrag von 1912 aber wird ganz verschwiegen.
Gerade dieser Londoner Vertrag entsprach
sehr den erweiterten Verkehrsbedürfnissen und
brachte besonders insofern einen großen Erfolg,
als im Art. 3 die deutscherseits stets betonte
Forderung der Gleiehberechtigung der verschie-
denen funkentelegraphischen Systeme festge-
setzt und der Grundsatz anerkannt wurde, wo-
nach allen Systemen freier Verkehr gestattet
sei, so daß die monopolistischen Bestrebungen
des englischen Marconisystems in den Hinter-
grund gedrängt wurden.
* Die Tatsache, daß die Küstenstationen in
unseren Kolonien zum großen Teilin unmittel-
barer Nähe der Küste errichtet worden waren,
hält Hennig für einen ‚„verhängnisvollen Feh-
ler, der sich bitter gerächt hat, denn er ermög-
lichte in mehreren Fällen die frühzeitige Zer-
störung dieser Stationen durch Beschießung
vom Meere her oder auch durch britische Lan-
dungstruppen“. Die Frage der Auswahl des
Ortes für unsere kolonialen Küstenstationen
ist von Fall zu Fall s..Zt. von den zuständigen
Regierungsstellen wohl überlegt worden; ver-
kehrsteehnische Gründe waren in der Haupt-
sache bei diesen Verkehrsstationen, die in erster
Linie dem Seeverkehr dienen sollten, für die
-Wahl eines Platzes in unmittelbarer Nähe der ,
Hafenorte maßgebend. Tatsächlich sind ja
auch die afrikanischen F.-T.-Stationen nicht
durch den Feind, sondern durch die eigene Be-
satzung- zerstört worden. — Für unsere afri-
kanischen Großstationen hatte man mit Recht
Plätze im Innern der Schutzgebiete gewählt;
aber auch diese Stationen mußten, um nicht
als wertvolle Kriegsbeute dem Feinde in die
Hände zu fallen, vor der feindlichen Einnahme
durch uns selbst zerstört werden. Einige An-
gaben in der Aufzählung der Reihenfolge des
Untergangs dieser Stationen sind ungenau;
so fiel Kamina am 25. August 1914 und Wind-
huk Mitte Mai 1915.
a Die Großstation Nauen gehört übrigens
nicht mehr Telefunken, sondern befindet sich
seit Anfang 1918 im Besitz und Betrieb der
A.-G. „Drahtloser Übersee-Verkehr‘‘ (Trans-
radio), diesich die Aufgabe gestellt hat, Deutsch-
lands
bzw. wieder herzustellen.
Erwünseht wäre ferner ein näheres Ein-
gehen auf die Tätigkeit der „Deutschen Be-
triebsgesellschaft für drahtlose Telegrapbie m.
b. H.“ (Debeg), die im Jahre 1910 gegründet
wurde, um die Monopolbestrebungen der Mar-
conigesellschaft in der deutschen Handels-
schiffahrt zu unterbinden und die deutschen
funkentelegraphischen Interessen im inter-
nationalen Schiffsverkehr zu vertreten. x
Im Friedensvertrag versuchen unsere
Gegner dureh Abschnürung unseresfunkentele-
graphischen Verkehrs — politischer Nachrichten-
dienst soll für drei Monate nicht gestattet sein,
und der Handelstelesrammverkehr soll kontrol-
liertwerden —, uns die friedliche Waffe derWelt-
durchdringung mit Hilfe des internationalen
Nachrichtenverkehrs aus der Hand zu schlagen.
Wenn auch der Nachrichtendienst im allge-
meinen sachlich und unpersönlich ist, und wenn
erauch namentlich in Handels- und Finanzfra-
genohne ein Höchstmaß von Zuverlässigkeitund
Objektivität garnicht denkbar ist, so wirkter
doch im politischen Leben sehr stark als För-
derer der besonderen politischen Absichten der
einzelnen Staaten. Die Regierungsinformatio-
nen, die nach den besonderen politischen Be-
dürfnissen abgestimmt sind und meist einen ge-
wissen Eindruck und Einfluß erzielen wollen,
bilden ein wichtiges Propagandamaterial, das
aber sehr an Bedeutung verliert, wenn es nicht
schleunigst funkentelegraphisch verbıeitet wer-
den kann. Was die Presse auf beschränktem
lokalen Gebiet ist — der politische Führer für
den von ihr erfaßten Kreis —, das ist der inter-
nationale Nachrichtenverkehr mit Hilfe der
Seekabel und der Funkentelegraphie für die
übrige Welt. Ein Land kann die beste und vor-
Hals De along
Übersee-Nachrichtendienst auszubauen
EUER We 7.00 Er 7 EA = USERN 5;
ie Kais Ac ir 2
E
7
Be To
_ waltsame Aufzwingung einer
“nn
es
8. Januar 1920,
sichtigste Auslandspolitik treiben, das wirdihm
- aber wenig nützen, wenn sie draußen in der
Welt garnicht oder erst sehr spät bekannt wird
und so nieht der breite Resonanzboden für die
Auswirkung dieser Politik geschatten wird. Mit
- Reeht ist von verschiedener Seite betont wor-
den, daß das Nachriehtenwesen im Frieden als
friedliches Mittel der Weltpolitik nichts anderes
"ist als die Militärmacht im Kriege. Beim Nach-
richtendienst kann es sich ja nicht; um die ge-
berzeugung
handeln, sondern nur um ein friedliches Durch-
dringen fremden Gebietes mit dem Wollen und
Können einer Nation. Undgerade Deutschland
muß in der Lage sein, in der übrigen Welt die
- Gefühls- und idealen Werte für sich zu schaffen,
die es für den Wiederaufbau seiner Stellung
unter den Völkern nötig hat. Die Erfahrungen
des Weltkrieges, die unser weltpolitisches Ver-
ständnis geschärft haben, und unsere augen-
blickliehe verzweifelte Lage zeigen uns deut-
_ lieb, daß unser auf engem Raume eingekeiltes
für die
punkt für die vielumstıittene Fıage
Volk, ohne großen Schaden zu nehmen, nicht
- besteben kann, wenn es sich nicht für das alles
interessiert, was in der Welt undin,den Köpfen
und Seelen anderer Völker vor sich geht, und
wenn es nicht diese’ am eigenen Leben in ausge-
dehntem Maße teilnehmen läßt. Diese Aufgabe
"wird eine Weltpresseorganisation, unterstützt
von der Funkentelegraphie, erfüllen können.
‚Die Hennigsche Arbeit, die unsern Le-
sern aufs wärmste empfohlen wird, ist bereits
Anfang Januar 1919 abgeschlossen worden;
beieiner Neuauflage dieser interessanten Arbeit
könnten vielleicht die vorstehenden Anregun-
gen berücksichtigt werden.
H-rThurn:
Der 1200 Tonnen-Schiffszug auf Was-
serkraftkänälen. Von Johann Hallin-
ger. 15 S. in 4°. Mit 12 Zeichnungen und
graphischen Tateln. Verlag Jos. C. Huber,
Dießen vor München 1919. Pieis 5,80 M.
Der Verfasser übergibt diese Schrift der
Ölfentlichkeit in der Absicht, weiteste Kreise
Rücksichtnahme auf die Schilfahrt
beim Ausbau der Isarkıaftkanäle zu gewinnen,
wodurch nach späterem Ausbau des Kanals von
‚der Donau über Augsburg nach München (vgl.
Karte aut S. 178der „ETZ“ 1919)ein Schitfahrt-
weg geschaffen würde, der unabhängig wäre von
der internationalisierten Donau und den Be-
"schränkungen, die der Friedensvertıag von Ver-
sailles auferlegt. ° Es werden das Bedürfnis zur
Sehiftfahrt aut den Isarkanälen, ihre Ausgestal-
tung für den Verkehr mit 1200t-Schilien durch
gemeinsame Benutzung, Schitfiswiderstand und
Zugkraft (Dampier- und elektrischer Zug) und
die wirtschaitlichen Grundlagen erörtert. Die
beigegebenen Zeichnungen veranschaulichen
die Ergebnisse.
In der Schlußfolgerung weist
der Verfasser darauf hin, daß der Mehraufwand
für die Schittahrt zur Beschäftigung von Ar-
. beitslosen geleistet werden sollte, wie dies auch
beim Krattausbau geschehe. }
nicht mehr mit Kanalplänen und Jahresfesten
auskommen; es müsse Taten sehen lassen.
Es ist eine Flug- und Streitschrift zu den
Fragen der Zeit. Die Bauarbeiten für die
Kraftnutzung haben, wie mitgeteilt wird, am
oberen Teile der Isar bereits begonnen — also
ein.Wort in letzter Stunde. Voraussetzung für
einen wirtschaftlichen Betrieb mit 1200 t-
Schiffen auf der Isar ist allerdings, daß die an-
schließende Donaustiecke und der Donau-
Mainkanal in gleicher Weise ausgebaut werden.
.. Es ist hier nicht Raum, um auf Einzel-
heiten der Schrift einzugeben. Nur E: Keın-
i , des ge-
meinsamen Ausbaues von Kanälen für Krait-
zwecke, Schitiahrt, Bewässerung u. a. m. —
die Fließgeschwindigkeit — sei herausgegritien.
An diesem Punkt setzt in der Regel der Wider-
schiffahrtsweg Berlin—Stettin.
Sehleppkosten.
von 0,75 m/s, wie H. sie voraussetzt, dürtte
angesehen werden.
keit bedingen.
spruch derer ein, die die Durchführbaikeit der
mehrfachen Benutzung überhaupt veıneinen.
Die Schitfahrt in Kanälen bevorzugt ruhiges
Wasser. Zu starke Wasserbewegung kann
'sttomab im engen Raum für leeriahrende
Kähne gefährlich werden, indem sie die Steuer-
fähigkeit verlieren und bei Seitenwind, wie im
großen ausgeführte Versuche haben erkennen
lassen !), leicht auf das Ufer geworfen werden.
In der Fahrt gegen Strom entstehen erhöhte
Eine Wassergeschwindigkeit
zu groß sein, zumal sie nach dem Plane an
einer überwiegenden Zahl Tage im Jahr vor-
- handen sein wüıde; 0,50 bis äußerst 0,60 m/s
müssen nach den Ertahrungen als Grenzwert
e 3 Damit kommt man aber
zueinem wesentlichgrößeren Kanalquerschnitt,
als H. ihn annimmt, mit gesteigerten Bau-
kosten, die eine Belastung der Wirtschaftlich-
Dem darf man sich nicht ver-
1) Siehe Mattern-Buchholz.
Schlepp- d
Sehraubenversuche im Od Im Grie
er-Spreekanal und im Groß-
eipzig 1912. 8. 92:
i
’
Bayern könne.
Elektrotechnische Zeitschrikt, 1920, Helt 2,
De I ———
37
ee N 2 DE I ER neck N nn —
schließen, so sehr man dem Vorhaben das Wort
reden mag. Das Ziel bleibt auch dann noch
wiehtig und erstiebenswert. Die Berechnungen
über Erspatnis an Frachtkosten bei Zug duıch
Schleppboote oder elektrische Lokomotiven auf
Kanälen gegenüber dem Eisenbahnweg, sind
dankenswert, können sich aber heute nur auf
schwankender Grundlage ausbauen, da die
Lohnsätze und Baustofipıeise des Beharrungs-
zustandes ermangeln. Infolgedessen muß auch
das Ergebnis fraglich erscheinen, das bei 0,4
Mill. t Jahresverkehr mit einer sicheren Wirt-
schaftlichkeit der Kanalschitfahrt rechnet, die
sich bei 0,8 Mill. t Verkehr schon zu einer er-
heblichen Rente steigern soll. Auch den vor-
geschlagenen Kanalquerschnitten und Anord-
nungen der Kanäle an den Kraftwerken kann
nicht ohne weiteres beigepflichtet werden.
Die Anregungen der kleinen Schrift sind
im übrigen .beachtenswert und man kann nur
ernstlich wünschen: Videant consules.
Mattern.
Die Technik in der Landwirtschaft.
Herausgegeben von der Verlagsabteilung des
Vereins deutscher Ingenieure. Erscheint am
dritten Sonnabend jeden Monats. Bezugs-
preis für 12 Hefte 24 M; für Mitglieder der
Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft und
des V. d. I. 20 M. \
Wir begrüßen diese Neuerscheinung, von
der bisher 3 Hefte erschienen sind, obwohl wir
durchaus für eine Vereinfachung, für eine Zu-
sammenfassung des technischen Schriftwesens
eintreten. Wir begrüßen sie, gerade weilsie eine
uns notwendig erscheinende Vereinigung bisher
getrennt behandelter Dinge darstellt; weil sie
alle Zweige der Technik zusammenfassend
darstellt, die mit der Landwirtschaft in Füh-
lung stehen oder in nicht zu ferner Zukunft in
Fühlung kommen können. Den technischen
Fachzeitschriften wird die Technik in der Land-
wirtschaft eine willkommene Ergänzung sein,
weil sie der Fachpresse die Bezugnahme auf
Dinge ermöglicht, die bisher an keiner Stelle
ausreichend behandelt werden konnten. Die
Technik in der Landwirtschaft tut deshalb gut
daran, die Behandlung technischer Sonderge-
biete der Fachpresse zu überlassen, dafür aber
die das weitschichtige Gebiet der Landwirt-
schaft durchsetzenden technischen Gedanken
im großen Zusammenhange umfassend zu be-
handeln. Damit wird dem Techniker, der mit
seiner engen Berufsarbeit stark belastet ist, die
Möglichkeit gegeben, den Zusammenhang seines
Sondergebietes mit dem allgemeinen Wirt-
schaftsleben insoweit zu erkennen, als es den
Verbrauch. industrieller Erzeugnisse in der
Landwirtschaft und den Beschäftigungsaus-
gleich zwischen Stadt und Land betrifft.
Auch die Elektrotechnik findet in den
ersten drei Heften.zwar nicht unmittelbar,’aber
doch, wie es eben der Art der Stoffbehandlung
in dieser Zeitschrift entspricht, im Zusammen-
hange mit den großen Fragen Beachtung.
Die Arbeiten: ‚Die wirtschaftliche Be-
deutung der Landwirtschaft für Technik und
Industrie“ — ‚Der Landwirtschaftsbetrieb als
privatwirtschaftliches Unternehmen“ — ‚„Lehr-
Elektrizitätsausstellung für die Landwirtschaft
in Norwegen‘ aus Heft 1, „Die Technik der
Feldberegnung‘‘ — ,„Not- und Kleinbeleuch-
tungsanlagen auf dem Lande'‘ — „Die Prü-
fung neuer Geräte auf der Ausstellung der
Deutschen Landwirtschafts-Gesellsehaft 1919
in Magdeburg‘ — ‚Der landwirtschaftliche
Maschineninstruktor‘ — aus Heft 2, ‚Die
Landwirtschaft und die Talsperre“ — ‚Die An-
wendung der Maschinen in bäuerlichen Betrie-
ben‘‘ — „Die Elektrifizierung Ostpreußens‘ —
„Zukunftsfragen der Landwirtschaft — Schul-
wesen — Betriebs- und Beispielswirtschaften‘‘
aus Heft 3 sind Belege dafür.
Außer dem sachlichen Nebeneinander der
einzelnen Sondergebiete behandelt die Technik
in der Landwirtschaft das zeitliche Nachein-
ander der Entwicklung und ermöglicht so dem
nach Klarheit über das Geschehen im Wirt-
schaftsleben Strebenden das Treibende und
das. Bleibende unter den herrschenden, aber‘
dem Wandel unterliegenden Gegenwartszu-
stände zu erkennen.
Nach der günstigen Aufnahme, die die drei
ersten Hefte gefunden haben, dürfen sich wei-
tere Empfehlungen erübrigen. Krohne.
Ingenieur-Mechanik. Lehrbuch der
technischen Mechanik in vorwiegend
graphischer Behandlung. Von Dr.-Äng.
Dr. phil. Heinz Egerer. Bd. I. Graphische
Statikstarrer Körper. VIII und 380 S. in 8°.
Mit 624 Textabb. sowie 238 Beispielen und
145 vollständig gelösten Aufgaben. Verlag
von Julius Springer. Berlin 1919. Preis
geh. 14 M, geb. 16 M-+ 10% T. Z.
‘Der Verfasser, der 1913 bereits den ersten
Band eines Lehrbuches der Ingenieur-Ma-
thematik veröffentlicht hat, bietet bier den
2 a N
Anfangsband eines auf 4 Bände bereehneten
Werkes über Ingenieur-Mechanik, Beide
Werke, insbesondere das letztere, unterscheiden
sich wesentlich in der Darstellungsform von der
sonst bekannt gewordenen Lehrbuchliteratur.
Sie sind hervorgegangen aus seminaristisch be-
triebenen Repetitionen in Mathematik und
Mechanik, die der Verfasser an der Münchener
Hochschule geleitet hat. Demgemäß enthalten
sie sehr reichlichen Übungsstotf in Gestalt von
Beispielen und Aufgaben vielfach graphischer
Natur, demgegenüber die systematische Be-
handlung zurücktritt. Das Ganze - ist im
übrigen den Grundsätzen des Verfassers ent-
sprechend auf dte unmittelbaren praktischen
Bedürfnisse des Ingenieurs abgerundet.
Der Inhalt gliedert sich in folgende Ab-
schnitte ; Vektoren, Statik des materiellen Punk-
tes, Statik starrer Körper, statische Aufgaben
der Ebene,Wesen statischer Aufgaben, statische
Aufgaben des Raumes. Alle diese Gebiete sind
sachlich richtig dargestellt,und bei der langjäh -
rigen Unterrichtserfahrung, die dem Verfasser
zu Gebote steht, istes außer Zweifel, daß die ge-
wäblte Behandlungsweise den Wünschen und
der Veranlagung zahlreicher Studierender und
Ingenieure entspricht. W..Hort.
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher.
Die RechtePrivater im deutschen Friedens-
vertrage unter besonderer Berücksichtigung der
handelsrechtlichen Bestimmungen. Von Dr. S.
Goldschmidt und Dr. jur. K. Zander. 219 8.
in 80, Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1920.
Preis geb. 15 M.
EinführungindieFunkentelegraphie. 2. Teil:
Sender und Empfänger. Von Dr. A. Deckert.
84 S. in 160%. Verlag von Jos. Kösel, Kempten
und München 1919. Preis geb. 1,90 M:
Der Wiederaufbau. Von A. Hess. 49 S. in 89.
Verlag von J. Hess, Stuttgart 1919. Preis 3,50 M.
Arbeitslöhneund Unternehmergewinnenach
dem Kriege. Von Prof, Dr. R. Liefman.n.
9. eıw. Aufl. Heft 8 der Flugschriften zur
Sehaffung soz'alen Rechtes. Herausgegeben von
Dr. H. Potthoff, München. 27 S. in 8%, Verlag
von J. Hess, Stuttgart 1919. Preis 2,40 M.
Lehrbuch der Mathematik. Für mittlere tech-
nische Fachschulen der Maschinenindustrie. Von
Prof. Dr. R. Neuendorff.. 2. verb. Aufl. Mit
262 Textabb. XII und 267 S. in 8°. Verlag von
Julius Springer, Berlin 1919. Preis geb. 12 M.
Ein Jahrhundert deutscher Maschinenbau.
Von der mechanischen Werkstätte bis zur deut-
schen Maschinenfabrik 1819 bis 1919. Von Conrad
Matschoss. Herausgegeben von der Deutschen
Maschinenfabrik A.G. in Duisburg anläßlich ihres
100-jährigen Bestehens. Mit 167 Textabb. VI und
276 8. in 4%. Verlag von Julius Springer, Berlin
1919. Preis geb. 25 M.
Sicherung einer Zugfahrt auf einer zwei-
gleisigen Bahnlinie mit Streckenblock-
einrichtung. Von Karl Günther, Mit einer
dreifarbigen lithographischen Tafel. Verlag von
R. Oldenbourg, München und Berlin 1919. Preis
2,50 M.
Sonderabdrucke.
Das Preußische staatliche Materialprü-
fungsamt, seine Entstehung und Ent-
wicklung. Von Prof. Dr. Rudeloff. „Mit-
teilungen aus dem Materialprüfungsamt zu Berlin-
Lichterfelde-West“. 1919. Heft 3/4.
Untersuchungen über die biologische
Wirkung der Kathodenstrahlen. Von Prof.
J. Grober und Prof. W. E. Pauli. „Deutsche
Medizinische Wochenschrift“. 1919. Nr. 31.
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er-
messen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.)
Zerstörungserscheinungen an Hochspannungs-
isolatoren.
Die Bemerkungen des Herrn E. ROSEN -
THAL in der „ETZ‘ 1919, S. 642, gegen meine
Ausführungen auf 8. 486 sind mir erst dureh
ihre Verölfentlichung bekannt geworden, so
daß ich erst jetzt darauf eingehen kann.
Große Widerstandsfähigkeit gegen mecha-
nischen Druck beweist nichts gegen das Vor-
handensein innerer mechanischer Spannungen.
Es seinuran die bekannten Bologneser Fläsch -
chen und Glastränen erinnert, welche gerade
deswegen starken Druck von außen aushalten,
und erst bei einer Auslösung der inneren Span-
nung zerspringen. Meine Bemerkungen über
die Auslösung der latenten Spannungen in Iso-
38
EEE
Er g - wen
Elektrotschnische Zeitschrift. 1920. Heit 2;
latoren, die auf Versuchen beruhen, hat
Herr E. ROSENTHAL nicht-beachtet, daher sind
seine Hinweise auf große Gebrauchrgegen-
stände — sogar chinesisches Porzellan — ganz
abwegig. Gegenstände, die durch Zusam-
mengarnieren hergestellt sind, können übri-
gens auch frei von inneren Spannungen sein.
Ich habe auch hervorgehoben, daß es nicht auf
die Scherbenstärke an sich, sondern auf die
ungleiche Massenverteilung wie beim Kopf der
Das ist besonders bei
Isolatoren ankommt.
der Porzellanfabrik Ph. Rosenthal & Co. in Er-
scheinung getreten, als die für eine spanische
Anlage auf besonderes Verlangen des Bestellers
mit einem außergewöhnlich großen Kopf ver-
sehenen Isolatoren schon nach einem Jahr
Kopfrisse bekamen, während die zu gleicher
Zeit gekitteten Rillenisolatoren "mit flachem
Kopf und seichter Scheitelnut unverletzt blie-
Zur Beurteilung der eigenartigen Ver-
ben.
hältnisse bei Isolatoren gehören Erfahrungen,
die weit genug zurückreichen, und sich
sowohl auf die Anwendung wie auf die Her-
stellung erstrecken. Die
‘Herrn E. ROSENTHAL, daß zusammenglasierte
Isolatoren ‚niemals die erwähnten Schäden
zeigen‘‘, beweist nur, daß ihm die Vorgänge,
die seinerzeit dazu geführt haben, das Zu-
sammenglasieren aufzugeben und zum Zu-
sammenkitten überzugehen, unbekannt sind.
Warum wird denn heute noch gekittet statt
zusammenglasiert ?
Es ist erklärlich, daß die Porzellanfach -
leute nieht zugeben wollen, daß im Porzellan-
körper selbst die Ursache der Rißbildung liegt,
aber es ist nicht beweisend. Es waren ja auch
Porzellanfachleute, welche seinerzeit das
Schrumpfverfahren immer noch als einzig
brauchbare Verbindung verfochten, während
ich schon längst Einwände dagegen erhoben
hatte, wie aus Briefen und aus Akten eines
Patentprozesses nachgewiesen werden kann.
Auch die Erklärung der. Zerstörungserscheinun-
gen an Porzellan unter Öl, die ich in ‚‚Elektr.
Kraftbetr. u. Babnen‘“ 1909, 8. 401, gegeben
habe, wurde anfangs nicht anerkannt. So kann
ich auch hinsiebtlich der Rißbildung das Wei-
tere der Zukunft überlassen. Eine Berücksich-
tigung meiner Beobachtungen und Versuche
zeigt sich ja jetzt schon in der Fabrikation.
Zehlendorf, 5. XII 1919.
G. Benischke.
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.)
Friedrich Scheidig 7.
Am 7. IX. 1919 verschied in Nürnberg
nach kurzem Krankenlager an den Folgen
einer Operation Herr Friedrich Scheidig, Ober-
ingenieur und Prokurist der Elektrizitäts-A.G.
vormals Schuckert & Co. im Alter von 53 Jah-
ren. Nach vollendetem Studium an der Tech-
nischen Hoschchule München war der Ver-
storbene zunächst als Konstrukteur bei J. E.
Earnshaw in Nürnberg und in der Druckluft-
abteilung von A. Riedinger in Augsburg tätig
und trat im Jahre 1892 in die Dienste von
Schuckert ein. Durch unermüdliche Tätigkeit
gelang esihm, sich zum Oberingenieur und Pro-
kuristen und schließlich zum Vorstand der ge-
samten elektrotechnischen Abteilung emporzu-
arbeiten. Auf allen Gebieten der Technik war
er zu Hause, in der Beurteilung wirtschaft-
lieher Fragen ein Meister. Sein reiches Wissen
auf diesem Gebiet, seine gesunde und klare
Urteilskraft kamen vielen Unternehmungen
seiner Firma im In- und Auslande zugute.
Reichen Anteilhat er auch an der Entwicklung
der bayerischen Elektrizitätsversorgung.
‚Scheidig war eine ruhige, bescheidene Na-
tur.: Es war ihm nieht gegeben, sich an die
Öffentlichkeit zu drängen. Sein Element war
die emsige, scille Tätigkeit, nicht geizend nach
äußeren Ehren. Was er geleistet hat, wissen
daher auch nur diejenigen, richtig zu würdigen,
welche in näherer Beziehung zu ihm und Sciner
Tätigkeit standen und Einblick hatten in sein
Schaffen und Wirken. In der Vollkrait seines
Lebens, auf dem Höhepunkt seines Schaffens
ist Scheidig abgerufen worden, tiefbetrauert
nicht nur von seinen Angehörigen, sondern
auch von seiner Firma, seinen Freunden und
Kollegen und von semen Untergebenen. Sein
Gedächtnis wird fortleben als das eines tüch-
tigen Fachmannes und eines echten und rech-
ten Menschen!
. Hochschulnachrichten. Prof. Dr. W. Rönt-
gen, München, wird mit Schluß des Winter-
semesters 1919/20 seine Vorlesungen an der
Münchener Universität beschließen und als
Vorstand des Physikalischen Instituts zurück-
treten, — Prof. Dr. W, Wien, Würzburg, er-
Behauptung von
| reihe über „Aufgaben der
bielt einen Ruf als Nachfolger Röntgens an
die Universität München und wird ihm Folge
leisten, — Der Privatdozent für Physik an der.
Universität Gießen, -Dr. F. Jentzsch, ist zum
außerordentlichen Professor daselbst ernannt
worden.
Dipl.-Ing. W. Winkelmann gab mit Ab-
lauf des Jahres seine Stellung als Oberinge-
nieur und Prokurist beider A.G. Mix & Genest,
Berlin-Schöneberg, auf, um in Ülzen (Hanno-
ver) eine elektrotechnische Spezialfabrik für
Kleinmotoren zu errichten.
a a nern
VEREINSNACHRICHTEN,
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein.)
Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die
Geschäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68,
Amt Kurfürst Nr. 9820, zu richten.)
Einladung zur Fachsitzung')
am Mittwoch, den 14. Januar,
abends 7 1, Uhr pünktlich,
im Hörsaal des Telegraphen-Versuchsamts;
Berlin, Königgrätzer Str. 20 (am Potsdamer
Platz). “
Tagesordnung:
Vortrag des Herrn Telegrapheningenieurs
Wollin: „Reihen- oder Vielfachtele-
graphen?“
Der Fachausschuß für elektrisches
Nachrichtenwesen.
Wagner,
‚ F. Scheidig +.
Vortragsreihe über „Aufgaben der elektrotech-
nischen Praxis in mathematischer Behandlung“.
Der Elektrotechnische Verein veranstaltet
im ersten Viertel des Jahres 1920 eine Vortrags-
elektrotech-
nischen Praxis in mathematischer Be-
handlung‘, die von Herrn Prof. Dr. K. W.
Wagner übernommen worden ist. Die Vor-
träge werden im Hörsaaldes Museumsfür Meeres-
kunde, Berlin, Georgenstraße 34/36, abgehal-
ten. Die Reihe umfaßt 12 Vorträge, die Mon-
tag, abends von 6 % bis 8 Uhr (pünktlich), statt-
finden. Sie beginnt am Montag, den 12. Januar
1920, und dauert bis Montag, den 29. März.
Inhaltsangabe:
I... Aufgaben,
Differentialgleichungen und
Differenzengleichungen führen.
Elektrische Stromkreise, Erzwungene
und freie Schwingungen, Ausgleich vor-
gänge. Formel von Heaviside. Energie-
beziehungen. 3 N
Kettenleiter. Vielfache Reflexionen.
.\) Zu den Fachsitzungen haben alle Vereinsmitglieder
Zutritt. Gäste sind willkommen.
des Unterausschusses für die Veranstaltung nr
| wir dem Sitzungsbericht!) entnehmen, behaup-
‚lieh und technisch keine Änderungen eingetr
nen Plan alle Gewähr übernammen. Den Vor
die auf gewöhnliche
auf;
für eigene Leitungen zu bauen, worüber in d:
a
EEE
8. Januar 1920.
II. Aufgaben, die auf partielle Diff
rentialgleichungen führen.
5 Das elektromagnetische Feld,
Grundgrößen und ihr räumlicher und zeit
licher Zusammenhang; Energiebeziehun
gen im Felde. : ER
a) Die Potentialgleichung. Konform«
Abbildung. Spezielle elektrische un«
seimagsnetische Delder. 272, 2.5
b) Die. - Wärmeleitungsgleichung
Erwärmungs- und Abkühlungsaufga
ben. Stromausbreitung im Kabel. Ele
- trische Bilder. FE
ce) Die Wellengleichung: Ebene Wel-
weh len und Kugelwellen. Wirbelströme.
z Skineffekt. Wellen längs Drähten.
II. Wärmeleitungsprobleme,Strömungs-
“ felder, elektrische, und magneti-
sche Felder, Wellenerscheinungen
und anderes, behandelt mit Hilfe
von Fourierschen Reihen und In-
tegralen, krummlinigen Koordina-
ten, Zylinder- und Kugelfunktion-
nen. =: ER R-
Den Zuhörern wird Gelegenheit zu An-
regungen und Fragen gegeben werden. :
Das Honorar beträgt für Mitglieder des
Elektrotechnischen Vereins und des Verbandes
Deutscher Elektrotechniker 15 M, für andere
Herren 25 M. ’
"Anmeldungen zu der Vortragsreihe sind
baldmöglichst an die Geschäftsstelle des Ver-
eins, Berlin W. 57, Potsdamer Straße 68,
zu richten. Das Honorar ist gleichzeitig einzu-
senden oder auf das Postscheekkonto Berlin
Nr. 13 302 des Elektrotechnischen Vereins ein-
zuzahlen. Die Teilnehmerkarten werden dann
übersandt. ? BR.
Der Vorsitzende
u
. von. Vortragsreiken.
"Dr.=Sug. G. Dettmar.
_ RUNDSCHAU,
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Zum Ausbau der bayerischen Wasserkräft
— Das Walchensee- und Bayernwerkprojekt
war vor kurzem erneut Gegenstand einer Ber
tung des Finanz- und Wirtschaftsausschusses
des bayerischen Landtages, u.. zw. wesentlich
infolge einer Eingabe Dr. H. Thomas, dereine
erneute Überprüfung der Pläne durch ein Kolle-
gium unabhängiger Techniker fordert und, wie
tet, Gegenvorschläge gemacht zu haben, die
rund die Hälfte der Kosten zu ersparen:gesta
ten. Eine schon vorherim Ministerium des In-
nern vorgenommene nochmalige Prüfung der
v. Millerschen Pläne hatte indessen bereits er-
geben, daß für das Thomasche Projekt von
einem Sachverständigen Preise von 1914 zu
grunde gelegt waren. Nach Ansicht der Sach
verständigen seien seit Mai 1919, wo die Vorlag
vom Landtage angenommen wurde, wirtschaft-
ten, die eine Umstellung des Millerschen P
jektes erforderten. Wie der Minister des Inner
bemerkte, habe die Aktion Thomas eine schw
wiegende Verzögerung verursacht, eine weit
könne nieht verantwortet werden, weshalb sic
die Regierung gegen eine nochmalige Prüfun
aussprechen müsse. Der Staatskommissar D
O. v. Miller wies darauf hin, daß die Preise fü
Materialien, Maschinen usw. in der Zwischen
zeit allerdings außerordentlich gestiegen seien
der Ausbau der Wasserkräfte aber trotzde
im Interesse des Gemeinwohls vorgenomm
werden müße. Die Stromerzeugung stelle sic
auch jetzt noch bei 4 bis 3 Pf/kWh sehr günstig
und die Preise würden, selbst wenn die Koste
noch weiter anwachsen, immer noch im Ver
bältnis zur Kohle und zu anderer Betriebskraf
beim Walchensee- und Bayernwerk zum Bill
sten gehören, was im Reich zu haben sei. F
das Projekt Thomas wären keine Garantien vor
handen, dagegen hätten die Baufirmen für sei
wurf, daß sein Projekt die Fortleitung von
Strom über die bayerische Grenze hinaus nich
vorsähe, wies v. Miller zurück. Wenn alle Was
serkräfte Bayerns ausgenutzt würden, so e@
gäbe das ungefähr 6 Milliarden kWh; davon
brauchten die Bahnen und die Rohstoffgewiı
nung je 1,5 Milliarden. Sollten schließlich noel
Kräfte übrig sein, dann wäre es viel besser, da
Kommission auch Einstimmigkeit geherrscht
habe. In der Diskussion wurde dann ‚vo R
Staatskommissar weiter ausgeführt, daß die]
1) Vgl. „Bayer. Staateztg.“ 1919, Nr. 294, 295, 300:
en j N 2
NOCHRRR IE PN ASER SR EL So: m
8. Januar 1920.
beressen der Baufirmen bei der ganzen Frage
durehaus nicht im Spielständen. Das Walchen-
- seekraftwerk würde ungefähr gleichzeitig mit
dem Bayernwerk fertig werden, Die Zahl der
_ Arbeiter an ersterem betrage jetzt 800, im gan-
zen könnten mit der Zeit etwa 2100 Verwen-
dung finden. Das Projekt Dr. Thomas behan-
_ delt die Übertragung des für den Eisenbahn-
- betrieb erforderlichen Stromes von dem Stand-
punkt, daß es richtiger sei, ihn gemeinsam mit
dem der allgemeinen Landesversorgung in
Y Kraftwerken zu erzeugen, fortzuleiten und in
den Hauptspeisepunkten, wie München und
_— Nürnberg, in die fürden Bahnbetrieb geeignete
- Form (Wechselstrom mit geringer Wechselzahl)
- überzuführen. Hierzu hat Mimisterialrat Dr.
G@leiehmann sich dahin geäußert, daß diese
Behauptung in dem Thomaschen Projekt ledig-
lieh mit einer nicht ganz einwandfreien Berech-
nung der Anlagekosten begründet sei, daß aber
- vor allem die für eine Entscheidung in dieser
"wiehtigen Frage erforderliche Betriebskosten-
_ bereehnung fehle. Thomas Vorschlag sei nicht
netı, sondern schon wiederholt Gegenstand ein-
gehender Berechnungen und auch Beratungen
mit dem Staatskommissar gewesen. Auch der
— Energiewirtsehbaftsrat habe die Absicht der Re-
_ gierung, den Bahnstrom gesondert zu erzeugen
und auf eigenen Leitungen zu übertragen, als
technisch und wirtschaftlich richtig erklärt.
Nach einer längeren Aussprache, aus der sich
u.a.ergab, daß die Professoren Kadrnozka
und Ossannaan derDurchführung der v.Miller-
schen Pläne weiter mitarbeiten werden, haben
die beiden Ausschüsse des Landtages folgende
Anträge angenommen:
„Nach sachgemäßer Prüfung des Thoma-
schen und des Regierungsprojektes, die das Er-
gebnis hatte, daß die übergroße Mehrbeit der
Sachverständigen sich für die Durchführung
- des Regierungsprojektes entschieden habe, er-
_ klärt der Landtag sein Einverständnis mit der
Weiterführung dieses Projektes. Der Staats-
-minister des Innern wird ermächtigt, die mit
- den Baufirmen vorbereiteten Verträge zu voll-
— ziehen. Der Staatskommissar wird ersucht, wie
er es bisher schon getan, auch für die Zukunft
die geeigneten Sachverständigen zur Beratung
der technischen und wirtschaftlichen Fragen
= 7 pejzuziehen;‘“ :
ee „Die Staatsregierung sei zu ersuchen, zu
bestimmen: 1. Der 'Staatskommissar für das
- Walehenseewerk sollsich bei Durchführung des
* Bayernwerkes ständig des Rates angesehener,
_ unparteiischer Sachverständiger, besonders der
Herren Kadrnozka, Ossanna, Petersen und Zell
bedienen. 2. Beider Durchführung der Arbeiten
ist das Prinzip der Arbeitsteilung, soweit dies
_ möglich ist, anzuwenden. 3. Die Unterbringung
und Versorgung der Arbeiter erfolgt durch eine
eigene Versorgungsstelle. 4. Für möglichst
rasche Beschaffung der notwendigen Maschinen
- - und Geräte ist Sorge zu tragen. Damit ist eine
gewandte kaufmännische Kraft zu betrauen.
5. Die Kraft muß bereitstehen, wenn die Lei-
tung fertig ist und umgekehrt. 6. Es ist Sorge
zu tragen, daß bei der Durehführung sö viel Ar-
_ beiter beschäftigt werden, als technisch irgend-
wie möglich ist.‘ Fre: 5
VIER
Kraftwerke an Werra und Fulda. — Der
Preußischen Landesversammlung ist, worauf
hier schon hingewiesen wurde, eine Denkschrift
‘des Ministers der öffentlichen Arbeiten über
den Ausbau der Wasserkräfte bei Hann.-
_ Münden zugegangen, die sich auf eine wesent-
liche Änderung des früheren Planes bezieht, wie
_ er dem Gesetz vom 9. VI. 1913 über den Aus-
bau von Wasserkräften im oberen Quellgebiet
der Weser zugrunde lag. Nach diesem Gesetze
sollten 4 Mill. M zur Verfügung gestellt werden,
_ um durch ein Flußkraftwerk in der Weser bei
Münden den Grundbedarf an elektrischer Ar-
beit zu deeken, während zwei Talsperrenkraft-
_ werken an der Eder bei Hemfurt und an der
Diemel bei Helminghausen die Deckung des
Spitzenbedarfs zufiel. Das Kraftwerk an der
Edertalsperre ist inzwischen in Betrieb genom-
men worden, doch kann die volle Ausnutzung
erst jetzt nach Fertigstellung der Fernleitungen
erfolgen. Den Talsperrenbau an der Diemelhat
- man im letzten Sommer wieder aufgenommen,
das Kraftwerk indessen noch nicht begonnen.
- Der ursprüngliche Entwurf der Mündener Stau-
“anlage sah nicht einen getrennten Ausbau der
veralteten Wasserkraftanlagen der Fulda und
_ Werrain Münden vor, sondern eine Zusammen-
"fassung der Kräfte beider Flüsse in einem
0)
\
f
9
ee
ka
ge
_ der Vereinigung. Hierbei wären die Schwan-
kungen in der Wasserführung der beiden Flüsse
besser zum Ausgleich gekommen und ein ein-
heitlicher Kraftwerkbetrieb erzielt worden. In-
folge hoher Entschädigungs- und Ersatzan-
' sprüche und mit Rücksicht auf eine durch
dauernde Erhöhung des Grundwasserstandes
zu befürchtende Gefährdung der Gesundheit
5 -
ae
’
a Elektrotechnische Zeitschrift.
“ Mündens errichtet werden.
Kraftwerk an der Weser, etwa % km unterhalb
der Stadt Münden will man nun den Bau des.
1920.
einheitlichen Kraftwerkes fallen lassen und auf
den früheren Plan des Baues gesonderter
Kraftwerke in der Fulda und Werra
zurückgreifen.
In der Werra soll das neue Kraftwerk mit
Stauanlage nicht an Stelle der alten Stau- und
Mühlenwerke, sondern etwa 5 km oberhalb
3 Turbinen werden
die Wassermengen des Flusses bis zu 89 m?/s
ausnutzen undihre Gesamtleistung von 2750 PS
auf einen gemeinschaftlichen Stromerzeuger
übertragen. Die ermittelten Baukosten werden
sich — nach Friedenspreisen — auf 2,5 Mill. M
belaufen.
In der Fulda will man die vorhandene
Wasserkraft unmittelbar bei Münden ausbauen.
Das Verfügbare befälle beträgt bei Mittelklein-
wasser 3,20 m, die Summe der Baukosten, auch
nach Friedenspreisen berechnet, etwa 1,25
Mill. M. Die jetzigen Entwürfe ergeben für das
Werrakraftwerk rd 8,65, für das Fuldakratt-
werk rd 4,78, zusammen rd 13,43 Mill. kWh
jährlich, Durch Erhöhung des Staus am Werra-
werke läßt sich die Menge der elektrischen Ar-
beit um 1 bis 1,5 Mill. kWh vergrößern, so daß
die Gesamtenergieabgabe beider Werke der ur-
sprünglich für das Weserkraftwerk angenom-
menen (15 Mill. kWh) nahezu gleichkommt.
Nach Friedenspreisen ergeben sich als Selbst-
kosten je Kilowattstunde, gemessen am Ab-
gabezähler der Transformatorenstation Mün-
den, für das. früher geplante Weserkraftwerk
2,8 Pf, für das Werrawerk je nach dem Stau
rd. 2,4 bis 2,0 Pf, und für. das Fuldawerk
2,7 Pf, so daß auch wirtsehaftliehe Gründe für
die Einzelkraftwerke sprecfen. Die Bauzeit
wird etwa 3 Jahre betragen. Wenn auch bei
den gegenwärtigen hohen Arbeitslöhnen und
Baustoffvpreisen die tatsächlichen Aufwendun-
gen die vorläufig nach den Friedenssätzen er-
mittelten wesentlich überschreiten dürften,
werden ihnen doch auch höhere Einnahmen aus
der Kraftabgabe gegenüberstehen, so daß die
Denkschrift dringend empfiehlt, den Bau nicht
länger zu verzögern Ihrist dann auch von der.
Landesversammlung am 7. XT. 1919 zugestimmt
worden. Heumann.
\ Apparatebau.
Drehzahl- und Fahrtenanzeiger für Flug-
zeuge und Luftschiffe. — Wilke beschäftigt
sich mit den Beziehungen zwischen der Ro-
tationsgeschwindigkeir der Pendelachse und
dem Ausschlag des Pendels bzw. des hiermit
zwangläufig geknppelten Zeigers. I
Der Zusammenhang zwischen diesen Größen,
wohei die Forderung der eindeutigen Ab-
hängieckeit besonders hervortritt, wird darge-
stellt für
a) das Fliehkraftpendel mit Torsionsfeder,
b) das Fliehkraftpendel mit Gewichts-
belastung, 3 :
e) das Fliehkraftpendel mit senkrecht, zur
Welle wirkender Zugfeder,
- d) das Fliehkrafttachometer mit Umlauf-
- Setriebe,
- e) das Fliehkraftpendel mit Feder- und Ge-
wichtebelastung. :
Die für die Konstiuktion der Tachometer
grundlegenden. wichtigen Zusammenhänge sind
sorgfältig durchgerechnet und in übersichtlicher
Weise. durch: Schaubilder. erläutert.
Da Tachometer schon seit langer Zeit im
Gebrauch sind, und da es kaum denkbar ist,
daß ohne eine solche vorhergehende Unter-
suchung ein brauchbares Instrument zebaut
werden kann. so ist es einigermaßen erstaunlich,
daß eine Arbeit in dieser Ausführlichkeit erst
heute erscheint.
Für Elektrotechnik, Maschinenbau und ver-
wandte Gebiete ist das Tachometer ein so wich-
tiges Instrument, daß es im höchsten Gräde
wünschenswert ist. daß derartige - Unter-
suchungen fortgesetzt und verbreiten; werden,
Vor allen Dingen müßte sich die Untersuchung,
die- im vorliegenden Falle einen rein statischen
Charakter hat, auch der dynamischen Seite zu-
wenden, insbesondere bei solchen Instrumenten,
die wie im Falle e zur fortlaufenden Registrie-
rung "benutzt werden. Ansätze hierzu herren
schon in der Arbeit von Hoffmann „Prü-
fung von Geschwindiekeitsmessern (Mitteilun-
sen über Forschungsarbeiten, Heft 100) vor.
Auch (die Reibungsverhältnisse. im Pendel-
mechanismus' und Zeigerwerk müssen beachtet
werden und schließlich sind durch einwand-
freie Eichmethoden die Größen der Fehler in
den Angaben des Instruments festzustellen.
Solche Untersuchungen wie die vorliegende
können dem Bau der Tachometer nur förder-
lich sein und uns dem Endziel eines für alle
Fälle der Masehinentechnik genüzenden Instru-
mentes näher bringen. So weit sind wir heute
noch nicht trotz der Schlußbemerkung in der
erwähnten Hoffmannschen Arkzit „die unter-
suchten Drehpendeltachometer befriedigten voll-
Heit 2.
39
kommen hinsichtlich ihrer Eichkurve usw.“, die
in dieser Allgemeinheit ‘wenig hesaet, Es
kommt eben bezüslich der verlangten Genauig-
keit oder: zuzulassenden Fehlergrenze in letzter
Instanz auf den Zweck der Messung an. Wenn
man 2. B. den Schlupf zwischen den beiden
Scheiben seines Riementriebs 'bestimmen will, so
muß man heute noch auf die einfache Anwen-
dung des Tachometers verzichten und andere
Methoden heranziehen, wieil der Fehler in der
Anzeige der Tachometer unter Umständen -
größer ist als die zu ermittelnde Geschwindig-
keitsdifferenz, :
Unter diesem Gesichtspunkt kann man
wünschen, daß der Verfasser den eingeschla-
genen Weg weiter verfolst und durch seine
weitere Arbeit zur Vervollkommnung der Tacho-
meter beiträgt. („Der Motorwagen“, Bd, 21,
Heft 34 u. 36.) Df.
Eine neue Form von Grubenlokomotiv-
Fahrschaltern. — Neu in der konstruktiven
Durehbildung, alt im Wesen der Schaltungsart
— so wäre ein von L. W. Webb in der
General Electrie Review, Bd. 21, 8. 620
geschilderte Bauweise von Grubenlokomo-
tiven-Fahrschalterın zu kennzeichnen. Um
die Schwierigkeiten zu vermeiden, die sich bei
hohen Stromstärken bezüglich Funkenbildung,
namentlich bei Reihen-Nebeneinanderschal-
tung, einstellen, hat man zu dem in einzelnen
Fällen schon vor vielen Jahren angewendeten
Hilfsmittel gegriffen, die Reihen-Nebeneinan-
derschaltung durch die Umkehrwalze zu be-
wirken, so daß auf die Fahrwalze nur Kontakt-
überbrückungen entfallen, die unvermeidlich
mit Funkenbildung verbunden sind. Zwar ge-
währt diese Schaltart eine geringe Zahl von
Kontaktüberbrückungen, aber es ist nicht
möglıch, den Widerstandsgruppen eine für
gleichmäßige Anfahrt erforderliche Größe zu
geben. Solange mit der Nebeneinanderschal-
tung der Motoren nicht gleichzeitig die Wider-
standsgruppen umgeschaltet werden, werden
die Widerstände für analoge Fahrstellungen bei
Reihen- und Nebeneinanderschaltung gleich
groß sein, d. h. die Abstufungen gegen Ende
Reihenschaltung werden zu klein und bei den
ersten Parallelstellungen unwirksam sein.
Selbstverständlich ist die Reihen- Nebeneinan-
derschaltung durch eine besondere Walze
wegen des damit verbundenen Zeitverzuges
keineswegs erwünscht. Wenn trotz dieser all-
bekannten Bedenken zu einer solchen Bauart
gegriffen wurde, so war zweifellos die Forde-
rung nach einem Fahrschalter ausschlaggebend,
der bei gedämpfter Bauart und hohen Strom-
stärken große Betriebssicherheit auch bei
rauher Behandlung gewährleistet. Die Walze
für Fahrtwechsel und Reihen-Nebeneinander-
schaltung liegt in einem besonderen Gehäuse,
das auf dem Mantel des eigentlichen Fahr-
schalters aufgebaut ist. Dieser selbst ist nicht
als Walzenschalter ausgebildet, sondern besteht
aus 6 Hebelschaltern, die durch eine Nocken-
welle bewegt werden. Wegen des bedeutenden
Kraftaufwandes, der hierzu notwendig ist,
erfolgt der Antrieb derselben mit einem als
Ratsche ausgebildeten Steuerhebel. Es sind
nur 3 Widerstandsgruppen vorhanden, die auf
den einzelnen Stufen so untersich in Reihe und
nebeneinander geschaltet werden, daß für
Reihen- und Nebeneinanderschaltung der Mo-
toren sich je 6 Fahrstellungen ergeben.
; R. M.
Elektromaschinenbau.
Die Temperaturverteilung in einer elektri-
schen Wicklung von rechteckigem Querschnitt.
— Bezeichnet man die höchste Temperatur
‘einer durch ihren Strom erwärmten Wieklung
mit £,, ihre aus der Widerstandsmessung sich
ergebende mittlere Temperatur mit t,, und die
Oberflächentemperatur mit ij, so gilt nach De-
finition
und
Zunächst hat Ott darauf hingewiesen, daß c
nur in engen Grenzen variierte und zur Be-
rechnung der Höchsttemperatur brauchbar
sei. Vidmar hat gezeigt, daß bei gleicher
Oberflächentemperatur e zwischen ?/; und ?/%
liegen muß, und angeregt, den zulässigen
Höchstwert der Temperatur f,, der nach Mes-
sung von t, und h aus obiger Gleichung zu
berechnen ist, in den Erwärmungsvorschriften
der Maschinennormalien festzulegen. Vidmar
schlägt vor, c= % zu setzen, wodurch die
Gleichung entsteht
t; =E DU, to.
Rogowski hat.für die plattenförmige Wick-
lung c= 2/3, für die zylindrische c= % und
für das Knäuel e=?/, berechnet und darauf
aufmerksam gemacht, daß in der Praxis c
zwischen % und ?/; liegen muß.
M. Jakob zeigt, daß die Grenzen noch
enger sind, und berechnet die Temperaturver-
teilung einer Spule mit rechteckigem Wick-
lungsquerschnitt. Für die gleichmäßig ge-
wickelte und durch eigenen Strom homogen
geheizte Spule von reehteckigem Querschnitt
mit den Seiten 24 und 2b ergeben sich für die
verschiedenen Querschnittsverhältnisse die in
Abb. 1 wiedergegebenen Werte. Allen Be-
070
: Elektrotechnische ‚Zeitschrilt. 1920, Heft 2. :
vorteilhafte Betriebsweisen, z. B. den einpha-
sigen Betrieb von Lokomotiven oder Trieb-
wagen in leichteren Zügen bei hoher Fahrge-
schwindigkeit und des Drehstrombetriebes für
schwere, langsam fahrende Züge, enthält aber
so viel Schwächen (z. B. die unsymmetrische
Form des Drehstroms), daß er irgendwelche
Hoffnungen nicht erwecken kann. Der hoch -
gespannte Gleichstrom endlich, mit wel-
chem der von der Abordnung eingehend ge-
prüfte erste wirklich hauptbahnartige Betrieb
der Chicago — Milwaukee — St. Paul-Bahn seit
einiger Zeit betrieben wird, eignet sich nach
dem Urteil der Abordnung, die aus den ersten
elektrotechnischen -und eisenbabn-
technischen Fachleuten des Landes
ae
bestand, allein für Aen Betrieb großer
065 Linien. Es sei wohl möglich, daß
sich der einphasige Wechselstrom
060 eines Tages auch noch zufriedenstel-
e lend .entwickle, z. Zt. aber habe er
5 diesen wünschenswerten Stand noch
2 nicht erreicht. Gleichstrom sei zwar
wegen der an sich mißlichen Unter-
950 werke, die bei der genannten Bahn
aber jedes Bedenken in technischer
dinge und wirtschaftlicher Weise zerstreu-
' | ten, in der ersten Anlage teurer; um
a r Er er nr __| aber in dieser Beziehung beim ein-
—- ba loder aj;,) ® 9 © #2. phasigen Wechselstrom einen Vorteil |.
zu erreichen, sei es nötig, ihn mit
Abb. 1. Abhängigkeit der Konstante c von der Querschnittsform der wünschenswert niedrigen Fire-
der Spule.
rechnungen der verschiedenen Verfasser liegt
die. Voraussetzung gleicher Oberflächentempe-
ratur zugrunde. Es wird noch vorgeschlagen,
das mittlere Wärmeleitvermögen von Spulen
zu bestimmen, das für die Vorausberechnung
der Absolutwerte der Temperaturen notwen-
dig ist. (Archiv f. Elektr,- Bd. 8, 1919,
8.1475) Vg.
Verkehr uni Transport.
Hochgespannter Gleichstrom für die fran-
zösischen Haupteisenbahnen. — Während in
Deutschland unter dem Einflusse der Schweiz
und in letzterer selbst die Wahl der Stromart
für die Rlektrisierung der Haupteisenbahnen
auf einphasigen Wechselstrom gefallen ist und
damit die Arbeiten allmählich. fortschreiten,
hat man sich in Frankreich entgegengesetzt,
d. h. zu Gleichstrom entschieden. Die Frage
kam in Fluß, als seitens dreier Gesellschaften
der Paris - Lyon - Mediterrande, der Orleans-
Bahn und der Chemin de fer du Midi das
Gesuch um Genehmigung der Elektrisierung
einer Reihe von Strecken in der Gesamtlänge
von 10000 km an die Regierung gerichtet
wurde. Diese betraute einen Ausschuß mit
der Prüfung der Vorlage, und letzterer bildete
aus seinen: Mitgliedern eine Abordnung zur
Besichtigung der elektrischen Hauptbahnen
der Vereinigten 'Staaten, um die daselbst fest-'
gestellten Eıfahrungen mit denen der Schweiz
und den, allerdings spärlichen, Frankreichs zu
vereinigen. England kam für die Abordnung
‚mit Recht gar nichtin Frage, weil dieses Land
eine eigene elektrotechnische Industrie von Be-
deutung nicht besitzt und seine Anlagen mit
fremden Erzeugnissen, deutschen und ameri-
kanischen, erstehen sieht. Die deutschen
elektrischen Eisenbahnen und Fachleute zu
besuchen, verbot den Franzosen der Natio-
naldünkel, womitihnen eine Fülle wichtiger Er-
fahrungen verschlossen geblieben ist.
Die Abordnung ist vom April bis Juli 1919
in den Vereinigten Staaten: gewesen und hat
die dort bestehenden, hierzulande sattsam be-
kannten elektrischen haupteisenbahnartigen
Betriebe angesehen und auf ihre Verwendbar-
keit bei den französischen Bahnen geprüft. Sie
kam bei den einzelnen Stromarten zu folgen-
den Schlüssen: Der Drehstrom ist trotz der
auf den italienischen Hauptbahnen erzielten
Erfolge abzulehnen, insbesondere mit Rück-
sicht auf die höheren Anlage- und Unterhal-
tungskosten der doppelpoligen Fahrleitungen.
Der einphasige Wechselstrom hat nach
den in Frankreich (Ch. d. f. du El der
Schweiz und den Vereinigten Staaten festge-
stellten Erfahrungen noch eine Reihe von Auf-
gaben zu lösen, um den gegenwärtigen Anfor-
derungen gerecht zu werden, insbesondere um
Züge auf beträchtlichen Steigungen zu fördern
und die elektrische Bremsung mit Rückgewin-
nung des Stromes in einfacher, handlieher und
billiger Ausführung zu ermöglichen. Die Un-
terhaltungskosten der Betriebsmittel sind er-
heblich und größer als bei den übrigen Strom-
arten; die Motoren sind weniger kräftig und
weniger überlastbar. Der vereinigte einpha-
sige - dreiphasige Wechselstrom (split
phase), bei welchem der dem Zuge zugeführte
einphasige Wechselstrom in einem Umformer
in Drehstrom umgeformt wird, ist an sich
ganz sinnreich und ermöglicht auch gewisse
quenz von 16Per/sin eigenen Dynamos
. 2. unmittelbar: zu erzeugen. . Bei. der
prımären Erzeugung von Drehstıiom mit
50 Per/s bedürfe. man dagegen ebenfalls
drehender Umformer, wie bei Gleichstrom.
Zum Schluß weist die Abordnung noch
darauf hin, daß angesichts der sparsamen Ver-
wendung der Kohlen und der bekannten Vor-
züge des elektrischen Betriebes an sich eine
möglichst rasche Aufnahme der Elektiisie-
Tungsarbeiten anzuraten sei. e
Die Entwicklung des Eisenbahnsicherungs-
wesens während der Kriegsjahre. — Inder Rund-
schau über die Entwicklung des Eisenbahn-
Sicherungswesens auf 8. 433 der „ETZ“ 1919
heißt es unter B. von den selbsttätigen
Signalanlagen der Berliner Hochbahn, daß wäh-
rend. des Krieges ein weiteres großes Stück die-
ser Bahn mit selbsttätigen Einrichtungen aus-
gerüstet worden sei, wobei allmählich auch auf
denersten Strecken die ausländischen Konstruk-
tionen durch deutsche der Firma Siemens &
Halske ersetzt werden konnten. Diese Angabe
beruht auf einem Mißverständnis. Die bis jetzt
mit selbsttätigen Anlagen ausgerüsteten Strek-
sekundären Leitungsnetzes, sondern nur die
leichtere Aufstellung eines Transformators er-
fordern.
kürzung der Arbeitszeit und Verbot der Nacht-
arbeit entgegen. Einen Ausgleich bietet dabei
die Einführung der Arbeit in 2 Schichten
und die Wärmeakkumulierung im Backofen,
die allerdings vermehrte Wärmeverluste und
damit Betriebskostenerhöhung zur Folge hat.
Die z. Zt. benutzten, mit Kohle bzw.
Dampf beheizten Backöfen haben einen Ver-
brauch von etwa 16 kg Kohlen bei großen
Dampföfen, bis etwa 50 kg Kohlen bei kleinen
Baeköten für je 100 kg Brot. Es berechnen sich
hiernach die Heizstotfausgaben für 1 kg Brot
zu 1,6 bis 5 Pf bei einem Kohlenpreis von 100M/t
mit der Tendenz zu weiterer Erhöhung.
Elektrisch beheizte Backöfen werden meist
als gemauerte mit großer Wärmekapazität bis
6 m? Backfläche einstöckig und bis 12 m? zwei-
stöckig gebaut.
trägt etwa 6 kW für jedes m? Backfläche bei
etwa 1,5 h Anheizzeit. Der Energieverbrauch
jür das kg Brot schwankt stark und wird we-
niger von der Größe des Backofens als davon
beeinflußt, ob nach der täglichen Anheizung
nur eine oder mehrere Beschiekungen (vom
Bäcker ‚Schuß‘ genannt) gebacken werden. Wie
aus Zahlentafel 1 ersichtlich, betıägt der Ener-
Zahlentafell.
3 e Energie-
otale | Totale | Elek-
RE . ? Back- |trische URane
triebs- | lei- Lei- für
zustand dauer | stung | stung | Total | I kg
Brot
h kg kW | kWh | kWh.
Anheizung .. 1,5 = 72 108 —
nach dem b
1. Schuß. 3.25 200 36 171 0,86
2. = See 5,0 400 36 234 0,59
3. en 6,75 600 36 297 0,50.
4. a 85. 800 36 360 0,45
5. 3 = 2130,25. 1.1000 36 423 0,42
6. 5 a N) 1200 36 486 0,41
gieverbrauch für das kg Bıot 0,86 kWh bei
nur einem Schuß und verringert sich auf
0,41 kWh bei 6 Schuß. Die Backzeit jeder Be-
Schickung schwankt von 1 bis 2h je nach Bıot-
größe, Art und Wassergehalt des Teigs. Die
Anlagekosten elektıischer Backöfen werden
für schweizerische Verhältnisse im Jahre 1918
zu 1200 bis 1500 Fr für das m? Backtläche ge-
nannt. -
Zahlentafel 2.
a) Backkosten bei Kohlenfeuerung.
Ofenbetrieb |
Kleinere Betriebe mit rd 2 Schuß
Größere Betriebe mit rd 4 Schuß
Dampfbacköfen für größere Betriebe
ET Fe a We 2)
ar DE RE RL
b) Backkosten bei elektrischem Betrieb.
Kosten in Pf für 1 kg Brot bei einem Strompreis für 1 kWh von
OÖfenbetrieb
Kleinere Betriebe, 3 bis Schuß .. . 2...
Größere Betriebe DIA
ken waren in der Hauptsache vor dem Krieg
fertiggestellt; auch sind die ausländischen Kon-
struktionen nicht ausgewechselt worden, sie
arbeiten noch heuteanstandslos. Von deutscher
Hand — u. zw. aus den Werkstätten der Hoch-
bahn-Gesellschaft — stammen lediglich Teile
der Stellwerksanlagen Spittelmarkt, Leipziger
Platz, Gleisdreieck, für die. die ausländischen
Lieferungen bei Kriegsausbruch schwammen
und daher nicht mehr eintrafen. Was die selbst-
tätige Signalanlage der Nordsüdbahn betrifft,
so befindet sich dieselbe noch im Zustande des
Studiums. Re.
Beleuchtung und Heizung.
Wirtschaftlichkeit des elektrischen Back-
ofenbetriebes. — Der Betriebelektrischer Back-
ölen setzt niedrigsten Energiepreis voraus, wıe
er nur von Woasserkraft-Elektrizitätswerken
und auch dann nur für Energieabgabe in der
Nacht oder sogenannte Abfallenergie einge-
räumt wird. Bei den Bestrebungen kohlenarmer
Länder, ihren Kohlenverbrauch durch elektri-
sche Wärmeerzeugung zu ersetzen, bietet der
elektrische Backofen betrieb voranderen Anwen-
dungen elektrischer Heizung den Vorteil, daß
die tägliche Benutzungsdauer ziemlich lang
und gleichmäßig über das ganze Jahr verteilt
ist. Anderseits kommen beträchtliche An-
schlußwerte von etwa 30 bis 70 kW in Frage,
die nicht eine unerwünschte Verstärkung des
- besserung:
Kosten in Pf für 1kg Brot bei einem Kohlenpreis von
5.Pf | 10 Pf | 15 Pf | 20 Pf
2,5 bis 2,0 | 5,0 bis 4,0 | 7,5 bis 6,0 |10,0 bis 8,0
2,0 bis 1,5 | 4,0 bis 3,0 | 6,0 bis 4,5 | 8,0 bis 6,0
1.0 bis 08 | 30 bis 1,6 | 3.0 bis 25 |
3Ppf | EBERLE | 6. Pf
1,5 bis 1,3. 130 bis 1,6 2,5 bis 22 | 3,0 bis 97
1,3 bis 10 | 1,6 bis 1,4 | 22 bis 1,7 | 237 bis 23
Zahlentafel 2 gibt einen Vergleich der E
Heizungskosten für elektıische Backöfen und
solche mit Kohlenfeuerung bei verschiedenen
B. Jatuar 1020,
1 Der erwünschten Ausnutzung elek-
trischer Energie während der Nacht stehen die
derzeitigen sozialen Bestrebungen nach Ver-
Ihre Energieauinahme be-
40 bis 85
Preisen der Kohlen und der elektrischen Ener-
gie. Bei obengenanntem Kohlenpreise von
100 M die Tonne darf die elektrische Energie
nur 3 bis 5 Pf die kWh kosten, wenn der elek-
trische Backofen nicht teurer arbeiten soll.
Dieser Preis liegt unter den durchschnittlichen
Gestehungskosten der kWh in Deutschland.
Es wirdalso derelektrische Backofenin Deutsch-
land nur in solehien Gegenden zur Durchfüh-
rung kommen, wo infoige langer Zuiuhrwege
die Kohlen teuer sind und die elektrische
Energie von Wasserkraftwerken sehr billig ab-
gegeben werden kann. (Bulletin des S.E.V.
1919,78: 1355) 52.
Verschiedene elektrische Antriebe.
Abtrennbare Schillsantriebe. —
ingenweur Tayon berichtet über Veer-
‚im Seetransportwesen, welche
angesichts der durch die Wirksamkeit des
U-Boot-Krieges hervorgerufenen Fracht-
‚raumnot vorgeschlagen worden sind. Der Um-
stand,
volle Hauptmaschine des
während der langen Zeit des Löschens und
Ladens im Hafen unausgenützt stilliegen
muß, ist von vielen Seiten als schwerwiegen-
der, wirtschaftlicher Mangel des jetzigen See-
Marine-
daß der Schiffsantrieb, die wert-
Frachtschiffes,
BR N r >
transportwesens erkannt worden. Man war
eshalb schon immer bestrebt, die Lösch- und
Ladeeinrichtungen an Bord und an Land
- möglichst zu vervollkommnen, um die Liege-
zeit abzukürzen. Außerdem war man bestrebt,
von der Möglichkeit der Schleppschiffahrt
weitgehenden Gebrauch zu machen,
_ dieser Methode der oben erwähnte Mangel
"nicht anhaftet, indem der Schleppdampfer,
_ nachdem er seinen Schleppzug abgeliefert hat,
‚sofort wieder für andere Arbeiten zur Ver-
fügune steht, also nicht stillzuliegen braucht,
wie die im Frachtschiff eingebaute Schiffs-
aschine. Leider ist aber die’ Methode des
'Schleppens nur in ruhigen Gewässern anwend-
bar. Um nun auch für Transporte über See
günstigere wirtschaftliche Verhältnisse zu er-
zielen, ist vorgeschlagen worden, den last-
Be tragenden Schiffsrumpf und den Antrieb von-
einander lösbar einzurichten. Dieser Gedanke
ist auch deshalb richtig, weil beide un
e-
"maschine, Bei diesem Gedankensang kommt
man dazu, für den gesamten Schiffsantrieb
eine besondere, selbständige, wasserdichte
Abteilung vorzusehen, die mit dem Schiffs-
_ rumpf rasch verbunden und leicht von ihm
getrennt werden kann. : ;
- Diesen Gedanken sucht das englische
System Snell zu verwirklichen. Die .An-
_ triebszelle, das '„Scehiffsehbektro=-
mobil“, ‚enthält die eigentliche Schiffs-
- maschine, nämlich einen Dieselmotor oder
- eine Dampfturbine mit Dampfkessel, die mit
- Hilfe einer elektrischen Kraftübertragung
und von Zahnradvorgseleseen die Schiffs-
sehrauben antreibt. Das Abtrennen der An-
triebszelle vom Schiffsrumpf und die Ver-
inıcung der beiden geschieht in einem be-
sonderen Schwimmdock, (das im Hafen vor-
handen sein muß. Nach den Berechnungen
yon Clark und Stanfireld wird für ein
Elektromobil von 3350 kW (Schiffsrumpf von
10600 t und 12 Seemeilen Geschwindiekeit)
die Hubkraft weniger als 350 t und die Dauer
des Hebens etwa 10 min betragen. Die Be-
‘ handlung des Docks könnte beim Vorhanden-
- sein einer elektrisch angetriebenen Pumpe
durch. einen einzieen Mann. ausgeführt wer-
- den, und «es -würden keine technischen
. Sehwierigkeiten vorliegen.
Ei Die. durch Skizzen
zwei Lösungen des Problems vor. Bei der
_ einen Lösung ist die Antriebszelle auf das
Heck des Schiffes aufgesetzt und umfaßt nur
die Primärstation für den Antrieb, während
der sekundäre Teil, also der eigentliche
Schraubenantrieb, bestehend aus Elektro-
motoren und Zahnrädern, dauernd mit . dem
- Sebiffsrumpf verbunden. bleibt. Bei der an-
- deren Lösung ist die Antriebszelle sattel-
- förmig auseebildet und‘ wird im Schwimm-
doek mittschiffs auf den. Rumpf des Fracht-
= schiffes aufgesetzt. Das Querstück des
Sattels ist der Masehinenraum für die Primär-
station. Die hosenförmigen . Seitenteile des
- Sattels, welche sich satt an den Schiffsrumpf
“ anleeen, enthalten den sekundären Teil der
Kraftübertragung, nämlich Elektromotoren,
Zahnräder und Schrauben. Es vntsteht dann
auf diese Weise in der Mitte eine Verbreite-
run des Schiffes, so ähnlich, wie bei einem
- Raddampfer. Durch geschickte Formgebung
kann dem Schiffswiderstand entsprechend
Rechnung getragen werden, Die Schrauben
laufen zu beiden Seiten der Schiffswand.
— Einsehender studiert worden ist das Problem
an folgenden Beispielen:
2. 1 Kohlendampfer von 3000 t; Ausfüh-
E% rune mit Heckzelle, welche snthält:
2 Wasserrohrkessel,
Turbogenerator von 1000 kW, 3000 Umdr-
"min. Die beiden Elektromotoren leisten
je 450 kW bei 600 Umdr/min, welche auf
En 8 Umdr durch Zahnräder übersetzt
werden. Die Geschwindigkeit, des Schif-
Mar
Kahmen-
weil’
erläuterten Aus-
führunesbeispiele sehen in der Hauptsache:
einen Drehstrom-
scher farker I
lose verstarker.
Hochfrequenz- Resanamz- 2: !
Kupplung a ae 4% hansfo ” Schreiber
: RE, Abb. 2% Schematische Darstellung. der -Funkempfangsanlage Geltow.
41
fes soll 10 bis 12 Seemeilen und der
.. Kohlenyerbrauch 15 t/Tag betragen.
2. 1 Zweischraubendampfer von 10600 t;
ebenfalls nach der Heckzellentype. Er
hat 2 Primärgruppen, jede bestehend aus
einem Dieselmotor mit 6 Zylindern, 300
- Umdr/min; gekuppelt- mit je . einer
Drehstromdynamo von 1650 kW. 50 Per
und 600. V. 4. Elektromotoren “von
600 Umdr/min wirken unter Ver-
mittlung von Zahnrädervorgelegen,
welehe die Umdrehuneszahl auf 110 in
der Min. reduzieren, auf die Schrauben.
Die Geschwindigkeit des Schiffes soll
12 Seemeilen und der Petroleumver-
brauch 25,3 t/Tag betragen.
3. 1 Kohlendampfer von 2000 t; die An-
triebszelle nach der Satteltype aus-
„ebildet. Das Schiff soll 10 Seemeilen
fahren und 9,5 t Kohlen am Tag ver-
brauchen. Die Primärstation besteht aus
2 Yarrow-Kesseln und einem Drehstrom-
Turbosenerator, System Ljungström, von
625 kW.
Alle diese Lösunsen sind auf die Ver-
wendung der elektrischen Kraftübertragung
angewiesen, da die Schiffsmaschine nicht un-
mittelbar die Schraubenwelle antreiben kann,
sondern über dieser angeordnet werden
muß. Die Erfinder des englischen Systems
Smell haben bei ihren Studien besonders an
Kohlentransport gedacht. Vor dem Kriege
wurden jährlich 0,9 Mill. t Kohle vom Tyne
nach London gebracht. Bei dem System Snell
würden. für diesen Transport 24 Schiffs-
rümpfe (jeder von 1200 t) und 8 Elektro-
mobile mit 2 kleinen Schwimmdocks, von
denen das eine im Tyne, das andere’ in der
Themse bei Gravesend liegen würde. genüsen.
Man hat eine Ersparnıs von 1,7.Mill. Fr für
die 0,9 Mill. t errechnet, die auf diese Weise
erzielt werden könnte. Eine zweite geeienebte
Linie: wäre diejenige von Cardiff nach Rouen
.mit Schleppschiffahrt bis Paris („G@nie
Civil“, Bd. 74, 1919, S, 308.) Steh.
- Fernmeldetechnik.
Die funktelegraphische Empfangsanlage in
Geltow. — Die Emrfangsanordnung für Du-
nlexbetrieb in Geltow bei Potsdam ermöglicht
den Dunplexbetriebin Verbindung mit der 30 km
entfernten Großfunkstelle Nauen. Die Anfang
1918 errichtete, zunächst nur für Höremrfang
eingerichtete Anlage ist inzwischen auch für
den Schreib-Schnellemrfang ausgebaut wor-
den. Hierzu mn ßte die Emrfangsenergie soweit
gesteigert werden, daß sie für die Betätigung
der Sehreibapparate ausreichend war. Die
sonst üblichen Verstärkungsweisen genügten
bier nieht; es traten dabei nicht nur uner-
wünschte Rückwirkungen auf die Abstinım-
organe auf, sondern auch die atmosphärischen
Störungen traten infolge dergroßen Verstärkung
so stark hervor, daß eine störende Beeinflussung
:des Scehreibers unvermeidlich wurde,
Die in Abb. 2 schematisch dargestellte
Anordnung, die in nachfolgendem kurz be-
schrieben: werden soll, genügt den zu stellenden
Bedingungen.:
Die Anlage besteht aus einer Braunscren
Rahmenantenpe, einer Reibe von Abstimmit-
teln, den Verstärkungsapparaten, dem akusti-
schen Transformator, einer Ventilröhre: und
dem Schreibapparat. Die Rahmenantenne
hat die Form eines auf die Spitze gestell-
ten Quadrate. Mit einem Drebkondensator
bildet sie den auf die Empfangswelle ab-
gestimmten ersten Schwingungskreis, der in
loser Kopplung auf den (zweiten) Sekundär-
kreis, dessen Energie dem Hochfrequenzverstär-
ker zugeführt wird, einwirkt, indem sie in
mehrstufiger Verstärkung auf den 10 000-fachen
Betrag und mehr ihres ursprüngliclen Wertes
gebracht und dann in einem Audion gleichge-
richtet wird. Von bier aus gelangt sie dann
zwecks weiterer Verstärkung in einen Nieder-
frequenzverstärker, um dann mit Hilfe eines
akustischen Resonanztransformators in eine
andere Energieform übergeführt zu werden.
25 er 3 ß SE
_8. Januar 1920. _ Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 2.
|
Überlagerer 7
[
Ventilröhre
„Zum |
Hochfrequenz-
Annopolis
Da die Empfangsenergie in dieser neuen Form
für die Betätigung des Schıeibapparats nicht
geeignet ist, muß sie in ihre erste Foım rück-
verwandelt werden. Bevor sie zum eigentlieLen
Schreiber gelangt, geht sie noch durch eine
Ventiliöhre.
Der oben erwähnte akustische Resonanz-
transfromator erweist sich infolge seiner Reso-
natoreigenschaft auch nach einer andern Rich-
tung hin als sehr nützlich. Beim Emyfang von
Bogenlamrpensendern nämlich, die infolge der
verwendeten T'asteinıichtungen eine. Haupt-
und eine Nebenwelle aussenden, ist es besonders
bei sehr großen Wellenlängen sehr schwierig
und vielfach unmöglich, den Empfänger so ein-
zustellen, daß die positiven Zeichen der Haupt-
welle allein gehört werden. Mittels des akusti-
schen Resonators gelingt die Tıennung der bei-
den Wellen viel leichter und vollständig.
Für die Aufnahme ungedämpfter Wellen
wird die geschilderte Anordnung noch durch
einen kleinen Generator (Überlagereı) zur Er-
zeugung der für den Schwebungrempfang not-
wendigen Schwingungseneigie ergänzt. _ Die
Zuführung dieser Hilfsenergie kann bierbei ent-
weder in den Rahmenkreis I oder auch in den
Sekundärkseis II erfolgen.
Die Aufnahme erfolgt meistens mit einem
Morseschreiber, der selbst noch bei einer Tele-
graphiergeschwindigkeit von 500 Buchstaben
(100 Worte) in der Minute betriebssicker ar-
beitet.
Infolge dergroßen Senderenergie der Groß-
funkstelle Nauen und des verFältnismäßig ge-
ringen Abstandes von der Sendestation ist es
teehniscb unmöglich, die Empfangswellenbe-
reiche zu benutzen, die der Sendewelle unmittel-
bar benachbart sind. Bei jeder Duplexanlage
gibt es eine von der Senderenergie und der Ent-
fernung der Empfangsanlage abhängige ‚tote
Wellenzone“, innerhalb deren keine Empfangs-
möglieh keit besteht. In Geltow beträgt der aus-
fallende Wellenbereich z. Zt. nach jeder Seite
der Empvfangswelle im Mittel weniger als 10%,
und es besteht begründete Hoffnung, die tote
Wellenzone demnäehst noch weiter einschrän-
ken zu können. £ -
Der tönende Sender von Nauen tritt bei
den Empfangswellen der amerikanischen Sta-
tionen (über 9000 m) störend nicht in die Er-
scheinung, da sein Wellenabstand für den
Schnellempfang größer und seine Energie klei-
ner sind, als bei der rd 12,6 km großen Ma-
schinenwelle. :
Die 40 m: hohe Rahmenantenne besteht
z. Zt. aus zwei Rahmen von 6 Windungen und
283 m Seitenlänge. Ein Rabmen ist auf die
Wellenlänge von 13500 m abgestimmt und
nimmt die amerikanische Station New Bruns-
wick bei New York auf; gegenüber der Wellen-
länge von Nauen (12 600 m) bedeutet dies nur
- den geringen Wellenunterschied von 7%. Auf
dem zweiten Rahmen wird -gleichzeitig’ stö-
rungsfreji die amerikanische Station Annapolis
bei Washington auf der Welle 17 000 m aufge-
nommen.
Die Anordnung der Rahmenantennen, de-
ren Entfernung voneinander etwa 1 m be-
trägt, Abstimmittel usw. zeigt Abb. 3. Wie
dureh Versuche festgestellt ist, arbeitet die
Dovvelanordnung auch noch bei geringeren
Wellenunterscehieden betriebssicher. Der Ver-
wendung weiterer Rahmen an demselben Mast
stehen daher Bedenken in elektrischer Hinsicht
nicht entgegen.
Während man nach den bisherigen Erfah-
rungen in den Herbst-, Winter- und Frühlings-
monaten den Morsesehreibempfang wird durch-
führen können, muß man beistarken atmosphä-
rischen Störungen, wie sie in der Übergangszeit
zum Sommer und in diesem selbst vorhanden
sind, zu einem gemischten Betriebe übergel en.
Besonders im Hochsommer sind bestimmte
Tagesstunden vorhanden, wo über sehr große
Entfernungen nur der Hörempfang unbedingt
sicher durchgeführt werden kann.
Bei einer Duplexanlage kann man die Be-
tätigung des Senders entweder auf der Station
selbst vornehmen, oder man tastet auf der
Senderstation. Die vorstelend beschriebene
Anlage ermöglicht es, die Betätigung des Sen-
= Im
Überiagerer I
Zum
E | ‚Ho Venz-
HER
New Brunswick
A=13500m
Abb. 3, Schaltung zum Doppelempfang mit einem Rahmenpaar.
ind
42
ders sowohl als auch das Niederschreiben der
empfangenen Telegramme auf der Sendestelle
selbst auszuführen ; die von dem Relais des auf
der Empfangsstation befindlichen Schreibers
ausgehenden Gleichstromstöße werden über
eine Doppelleitung einem zweiten auf der Sende-
station befindlichen Schreibapparat zugeführt,
der genau so ausgeführt ist, wie der erste.
Gleichzeitig ist eine Anordnung getroffen, die
es dem Telegraphisten ermöglicht, mit dem
Ohr zu prüfen, ob die Gegenstation noch arbei-
tet. Weitere Versuche sind im Gange, die Du-
plexanlage Geltow— Nauen noch mehr auszu-
gestalten und zu vervollkommnen. (Telefun-
ken-Zeitung 1919, Nr. 17 u. 18.) NE
Quecksilberdampf-Gleichrichter als Strom-
quelle für Telegraphenzwecke. Bei der
Telegraphenanstalt in Brest verwendet die
französische Telegraphenverwaltung zum Be-
triebe der Morse-, Hugtes- und Baudot-
Apparate die durch einen Quecksilberdampf-
Gleichricehter umgeformten Wechselströme des
öffentlichen Starkstromnetzes, das mit Dreh-
strom betrieben wird. Die an den Klemmen des
Gleichrichters abzenommene, je nach der Netz-
belastung zwischen 325und 350 Vschwankende
Spannung liest unmittelbar an den Sammel-
schienen des Apparatsaales. Zur Aufrechter-
haltung des Liehtbogens im Gleichrichter dient
eine in der üblichen Weise geschaltete Drossel-
spule und ein Nebenschlu ßwiderstand, der dau-
ernd in der Brücke zwischen den Zuführungen
liegt und so bemessen ist, daß er bei rubendem
Betrieb die zur Aufrechterhaltung der Zündung
erforderliche Stromstärke aufnimmt. Von hier
führen die Zuführungen über einen doppelvoh-
gen Ausschalter und Sicherungen zu einem
selbsttätigen Ein- und Ausschalter mit Sienal-
kontakten bekannter Bauart. Hinter diesen ist
ein Strommessereingebaut. Zwischen den Sam-
melsehienen liegt eine in der Mitte geerdete
Sammlerbatterie von 2x160=320 V. Der
zum Laden vorhandene Spannungsüberschuß
ist demnach sehr gering, so .daß die Batterie
vorwiegend nur als Pufferbatterie arbeitet. In
der Regel wird der Telegraphierstrom unmittel-
bar der Starkstromquel’e entnommen. Beson-
dere Spannungsgrunren sind nicht vorhänden.
Die Kapazität der Batterie ist 30 Ah.
Amtim Maximum 3 A Strom für Telegrapken-
zwecke verbraucht, würde die Batterie allein
den Verbrauch für die Dauer von 10h decken.
Eine Zeit, die erfahrungsgemäß ausreicht, um
über vorübergehende Störuneen im Stark-
stromnetz hinwegzukommen. Dauern die Stö-
rungen länger als 5 bis 6 Rh, so ist ausreichend
Zeit, eine bereitstehende Hilfsbatterie zu füllen
und in Betrieb zu nehmen. (Journal T@e6gr.,
Bd. 43, 1919, 8. 113.) Kr.
Physik und Theoretische Elektrotechnik.
Uber die Hystereseverluste bei linearer Um-
magnetisierung durch Gleich- und Wechsel-
strom. — L. Dreyfuß schlägt vor, von den ge-
samten Eisenverlusten die rechnungsmäßigen
Wirbelstromverluste in Abzug zu bringen und
den Rest als Hystereseverluste zu betrachten.
Dann ergibt sich allerdings gegenüber ‘der
Gleiehstrommagnetisierung ein zusätzlicher
Hystereseverlust, der mit dem Quadrate der
Periodenzahl zunimmt. Da nun die experimen-
tell bewiesene Inkonstanz des scheinbaren Wir-
belstromkoeffirienten ohnehin zu der Annahme
zusätzlicher Hystereseverluste zwingt, so er-
scheint ihre Bestimmung auf dem angegebenen
Wege als die zuverlässigste. Die Trennung der
Eisenverluste naeh diesem Vorschlag wird an
Versuchsergebnissen aus einer experimentellen
Arbeit von Gumlich und Rose durehgeführt,
(Archiv f. Elektr., Bd. 6, 1918, 8. 437.)
v9.
Normalzustand und Polarisation im Ferro-
magnetikum. — E. Velanderstelltsich die Auf-
gabr, diejenigen Abweichungen vom Normalzu-
stande, welche gewisse Arten von magnetischer
Behandlung auf das entmagnetisierte Fisen her-
beiführen,systematisch zustudieren, Mit Kennt-
nis dieser größeren Abweichungen geht er zur
Frage der genauen Wiederherstellung eines be-
liebigen Zustandes, insbesondere des Normalzu-
standes, über. Es werden 3 Arten von Ein-
flüssen der magnetischen Vorgeschichte unter-
schieden: 1. der Polarisationseffekt, 2. die An-
passungserscheinungen, 3. die unvollständige
Entmagnetisierung. Für die Untersuchung
wird eine ballistische Differentialmethode ver-
wendet und eingehend beschrieben. Dann
werden die verschiedenen Arten von Polari-
sationseffekten untersucht. Es ergibt sich, daß
der Polarisationseffekt eine Erscheinung der
niedrigen Induktion ist. Bei technischen In-
duktionswerten kann er die Meßresultate nur
um Bruchteile von Promille beeinflussen. Die
Wirkung des Polarisationseffektes bei Strom-
wandlern wird dıskutiert. Bei der Besprechung
der Anpassungserscheinungen wird der Zweck
: betriebsetzung
Da das,
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 2.
verfolgt, die Übergangsformen zwischen den
verschiedenen beobachteten Formen der An-
passungskurven aufzusuchen und zur Überein-
stimmung zu bringen. Zuletzt werden die ver-
schiedenen Arten der Entpolarisierung be-
schrieben. Neben den Polarisations- und An-
passungserscheinungen gibt es noch eine Reihe
anderer Umstände, welche das Ergebnis einer
Permeabıhtätsmessung beeinflussen können.
Am wıchtigsten schemen dıe Temperaturein-
flüsse zu sein, die ihrerseits wieder mit der
Frage der Reproduzierbarkeit zusammen-
bängen. (Archiv f. Elektr., Bd. 6, 8. on
g:
Allgemeiner Maschinenbau.
Schlackenstauer und Feuerbrücken in
Kesseln mit Weanderrosten. Bei Verfeue-
rung stark schlackender Kohlen auf Wander-
rosten werden besonders bei gewöhnlichem
Zug die . Roste selbst und die Schlacken-
stauer stark in .Mitleidenschaft gezogen.
Verbrennungen der Rostglieder sowie der
Abstreifer verursachen häufig längere Außer-
des betreffenden Kessels.
Sehirp berichtet über Bauart und Wirkungs-
weise neuerer Schlackenstauer und Feuer-
brücken zur Vermeidung dieser Übelstände
unter gleichzeitiger Erörterung der Eignung für
den Betrieb. Mit den Steinmüller-Staupendel-
Fenerbrücken haben sowohl die Städt. El.-W.
Berlin als auch andere Werke umfassende
Betriebserfahrungen gesammelt, die Verfasser
wie folgt zusammenfaßt:
1. Ersparnis an Kohle infolge gleichmäßigen
Abbrandes der Kohle ohne erhebliche
Staumenge. ;
2, Erhöhung der Rostleistung und des Nutz-
effektes des Kessels. Versuche vor und
nach Einbau der Steinmüller-Feuerbrücke
beiden St. E. W. Berlin haben eine Steige-
“ zune der Dampfleistung des Kessels von
19,83 k&/m? Heizfläche und Stunde auf
28,6 kg/m? und eine Erhöhung des Kessel-
wirkungsgrades von 75,9 anf 78,2% er-
geben unter gleiehzeitiger Verminderung
der Verluste an unverbrannter Kohle in
den Schlacken von 3 auf 2,8%. _
3. Ersparnisan Roststäben infolge geringere
Verschleißes dieser. e ;
4. Ersnarnis infolge geringen Verschleißes der
Pendelbrücken gegenüber gewöhnlichen,
wassergekühlten Abstreifern,
Ersparnis an Aschenklappen durch deren
- Weefall bzw. dadurch, daß die Schlacken
in fast ansgeselühtem Zustande in den
Aschenfall gelangen.
6. Ersparnis an Mauerwerk dureh Fortfall
der empvfindliehen Abstreifersteine.
7. Ersparnis an Heizarbeit infolge Verein-
fachung der Kesselwartnng. -
8. Vermeiden des Hängenbleibens des ab-
au
eebrannten oder zerbrochenen Rostes am.
Abstreifer.
9, Allseitige Zugänglichkeit - des
Rostendes.
Hebung der Sicherheit des Betriebes,
Die Mitteilung von Betriebsergebnissen
der ebenfalls in dem Anfsatz beschriebenen
wassergekürlten Feuerbrücken Bauart van
Vervoort, Düsseldorf; Borsig, Berlin - Tegel];
Bamag, Dessau,und Petry Derenx, Düren, wird
in Anssieht gestellt. (Mitt. d. Vereinig. d.
El.-W., Bd. 18, 1919, 8. 231.)
hinteren
10.
Verschiedenes.
Die technischen Prüfanstalten des Sehwei-
zerischen WFlektroteehnischen - Vereins im
Jahre 1918/19'). — Die Zahl der Kunden des
„Starkstrominspektorats“ ist im Be-
riehtsiahr um 27 auf 881 gestiegen. die sich auf
439 Einzelanlagen und 442 Elektrizitätswerke,
letztere mi* einem beitrasswflichtisen Wert
ihrer Anlasen von 27991 Mill, Fr. verteilen.
Die Gesamtzahl der Inspektionen erreichte
mit 894 nahezu die letztjiährire (899). Der
Bericht stellt fest, daß im großen und san-
zen die Anlasenbesitzer bestrebt waren, ihre
Anlagen trotz der sich häufenden Schwierie-
keiten in gutem Zustande zu verhalten. Mit
größtem Nachdruck mußte in den Inspektions-
berichten dafür eingetreten werden, daß der
Sicherung als dem wichtigsten Element, von
dem die Zuverlässiekeit der Anlase ab-
hängt, die nötige Aufmerksamkeit zuee wendet
wird. Als „eideenössische Kontrollstelle“ be-
handelte das Starkstrominspektorat 3034 (3068
i. V.) Vorlagen, von denen 706. (634 i. V.)
Transformatoren und Schaltanlagen, 2322
(2391 i. V.) Leitunesanlasen betrafen. Die
gesamte Leituneslänse der im Berichtsjahr
erstellten FHochspannunssfreileitungen beträgt
585 km (428 i. V,) Die Mehrlänse gecoen-
über dem Vorjahr ist ganz den Kupfer- und
') Bericht über 1917/18 vgl. „ETZ" 1918, 8. 618.
Aluminiumleitungen zugute gekommen, denn
es wurden 258 km (156 i. V.) Kupfer- und
238 km (172 i. V.) Aluminiumleitungen gegen-
über nur 95 km (100 i. V.) Eisenleitungen
neu gelegt. Die besondere Tätigkeit, welche
das Starkstrominspektorat als Beauftragte
der Schweizerischen - Unfallversicherungs-
anstalk in Luzern auszuüben hatte, I
schränkte sich "bisher auf einige wenige
Sonderprüfungen in Anlagen und auf die
Durehführune von : Untersuchungen bei
Starkstromunfällen mit bezüglicher' Bericht- H
erstattung. Die Bearbeitung der Statistik der
Elektrizitätswerke wurde in den ersten Mo-
naten des Geschäftsjahres zu Ende „eführt,
doch mußte von deren Drucklesung der hohen
Kosten wesen abgesehen werden. £
Die Zahl der der „Materialprüf-
anstalt“ überwiesenen Aufträve, .
be-
8. Januar 1920,
Ve EEE
FREE SCH
all-
semeine Prüfgegenstände (ohne Glühlampen)
betreffend, ist auf 295 (189 i. V.) mit 1873
(1723 1. V.) Mustern eestiegen, wovon 44 mit
672 Mustern von Freileitungs- und Innenraum-
isolatoren und 37 Aufträge mit 558 Mustern von
Schmelzsicherungen an verster Stelle stehen.
Ze Dr
Die meisten Prüfunsen betrafen Muster ein-"
heimischer Erzeugnisse. Die Prüfun« von.
Freileitungsisolatoren. für hohe Betriebs-
spannungen gelangte im Geschäftsjahr zu
erhöhter Bedeutung und ließ die Anschaffung
eines Prüftransformators für 200 bis 300 V"
als drinsendstes Bedürfnis erkennen. Für
Glühlampenprüfunsen einsen 115 Aufträge
(111 i. V.) mit 27083 (16113 i. V.) Mustern
ein, womit die in der Vorkrieeszeit übliche
Zahl wieder erreicht wurde.
festgestellt werden, daß die Qualität der
Lampen derienigen der früheren Jahre noch
sehr wesentlich nachsteht. Auf dem von der-
Kommission für Koch- und Heizapparate be-
Leider mußte
handelten Gebiet wurden die Versuche über Bi
die als Wärmeträrer in Frace kommenden
festen und pulverförmisen Körper weiter-
seführt. Die Untersuchungen ganzer Wärme-
sneicheröfen nahmen ihren Fortgang. Gesen
Ende des Geschäftsjahres konnte mit den
praktisehen Versuchen über korrodierende
Ströme im Gebiet des Straßenbahnnetzes der
Stadt Zürich begonnen werden.
Aufgaben äußert sich der Bericht wie folet:
„In immer. stärkerem Maße macht sich der
Manceel
an schweizerischen Normalien und
Prüfvorsehriften für die in der Elektroteeh-
nik benötieten Materialien und Apparate fühl-
bar. Unsere Auftrassseber wünschen im all-
cemeimen nicht nur die nackten Prüfresultate
in Form einiser Zahlen oder Versuchsergeb-
nisse. sondern sie verlaneen insofern eine
Qualifikation der geprüften Obiekte. als sie
wissen möchten,
ausoeführt sind oder nieht. In Ermaneelung
schweizerischer Normalien wurden selesent-
heh ausländische
wobei sich aber für üns des. Öftern.
nehmlichkeiten. winstellten.
eine der drinelichsten Aufsaben sein. die bis
Vorschriften Dee en
nan-
Es wird somit
ob diese vorschriftseemäß
Über weitere
jetzt bestehenden Normen des 8.E.V, weiter
auszubilden und auf seine womöelich inter-
nationale Vereinbaruns vorzubereiten.“
Die Arbeitsleistung der „Eichstätte“ er
hat nieht nur in bezug auf die Anzahl der
eeprüften Geeenstände erheblich zusenom-
men, sondern es sind auch wieder wesentlich
mehr Apparate revidiert
worden. Die Anzahl der Aufträse halief sich
auf 1105 (1254 1. -V.) mit 8397 (7370 3. VW.)
Prüfweoenständen, worunter Zähler aller Art
und seinreenliert
mit 735 Aufträpen und 7418 Etuck an
Stelle stehen. Die durch den Vertrae mit
der Abteilune für Wasserwirtschaft bedinote
Tätiokeit der Eichstätte bestand: einerseits in
der Prüfung und Beeutachtune der Vorlaoen
projektierter Meßeinriehtungen, anderseits in
der Kontrolle soleher die anseeführte elek-
trische Fnereje reoistrierenden Meßannparate
in der Bichstätte und am Aufstellunesort.
Das finanzille Ereebnis der Prüfanstalt
weist zum ersten Mal einen Aussabenüber-
schnß auf infol@e der durch die Teuerung |
berlinoten Gehaltserhöhunsen und Steieerung
sämtlicher Unkosten.
sation des S.E.V.
kommission der
ging die Aufsiehts-
teehniscehen Prüfanstalten
Fnde Juni nach mehr als zwanriojährioem
Infolge der Reoreani-
Bestehen ein; sie hat ihre Geschäfte an den
neuen Vorstand des Vereins und an die neu-
eebildete Verwaltnneskommission abeetreten,
anstalten selbst die sich bewährt hat, bleibt
,
Die _Orsanisation der technischen
im übrjsen fortbestehen. („Bulletin des
V.“ Bad: 10, 1919,.8..242.)
S. E.
selanete eine wertvolle Stiftung in den Besitz
des Dentschen Museums, Fs hardelr sich um
Originalmanuskripte des Forschers, durch
Mn.= =
Reliqnien von Heinrich Hertz. Ans dem.
Nachlasss des beriihmten Physikers Heinr'ch
Her't'z, des Entdeekers der elektrischenW>lJen,
-
EN y ur
a) Be ei
8. Januar 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift, 1919. Heft
2; 43
welche die Erkenntnis der elektrodynamischen
"Lichttheorie, die die Entwieklung der draht-
losen Telegraphie entscheidend beeintlußte, in
weitere Kreise drang, und um die 4 Manu-
skripte der späteren klassischen Arbeit ‚Die
Prinzipien der Mechanik“. Das Deutsche Mu-
seum erhielt ferner die unyeröffentlichten Ent-
würfe zu einer geophysikalischön Arbeit und
den ganzen noch unveröffentlichten Brief-
wechsel von Heinrich Hertz mit ersten Pbysi- |
_ kern des In- und Auslandes, wie H. v. Helm-
holtz, Mach, Abbe, W. Wien, O0. Wiener,
Roentgen, Rubens, Ebert, Lord Kelvin, de la
Rive, Poinca1ı6, Garbasso u. a. ns
Energiewirtschaft.
Eine Ergänzung der Elektrizitäts- Gesetz-
gebung in Frankreich. — Der Klektiizitätswirt-
schafı inFrankreich liegt das Gesetz vom,
15. VI. 1906 zugrunde, das sich hauptsächlich
mit den Bedingungen beschäftigt, unter denen
Unterneh mern entweder Wegebenutzungsrechte
ohne zeitliche Beschränkung oder Konzessionen
mit beschränkter Dauer, die auf Grund eines
Bedingnisheftes (cahier des charges) Maximal-
tarife und Heimfallreehte vorsehen, veıliehen
werden. Die Mehrzahl der Unternehmungen
hat von der ersten Möglichkeit, d. h. von der
bloßen Erlaubnis zur Wegebenutzung, obwohl
jedes Monopol dadurch ausgeschlossen war,
Gebrauch gemacht, so daß dabei den öffent-
liehen Gewalten jeder Einfluß auf die Elektri-
zitätsversorgung entzogen war. Angesichts der
wirtschaftlichen Notlage Frankreichs wird die
Zusammenfassung der Blektrizitätserzeugung
und die mögliehste Ausbreitung der Elektıizi-
tätsversorgung für notwendig gehalten. Ein
im Jahre 1918 im Ministerium der öffentlichen
Arbeiten eingesetzter Studienausschuß hat die
erforderlichen Neuanlagen für die nächsten
10 bis 15 Jahre auf etwa 4 bis 5 Milliarden Fr
veranschlagt, eine Summe, die vom Pıivat-
kapital allein nicht aufgebracht werden kann.
Es wird daher die Zusammenarbeit des Staates
mit der Privatinitiative für notwendig gehalten,
und dieser Bestrebung ist zunächst nachsteben-
der Zusatz zu dem Gesetz vom 15. VI. 1906
entsprungen, der von der Kammer am 2. IX.
1919 ohne Debatte angenommen wurde:
„Der Artikel 3 des Gesetzes vom 15. VI,
1906 (der festsetzt, daß eine elektrische Anlage
entweder auf Grund von Wegebenutzungsrech-
ten oder auf Grund einer Konzession errichtet
. werden kann) erhält folgenden Zusatz: Um eine
‚vollkommenere Ausnutzung und bessere Ver-
teilung der von thermischen und hydraulischen
Kraftwerken erzeugten elektiischen Arbeit
Sicherzustellen, kann der Staat aus eigener Ini-
‚tiative die Erzeuger und, falls eıfordeılich, auch
die. Verteiler der elektrischen Arbeit, die De-
partements, Gemeinden und öffentlichen Ver-
waltungen eines bestimmten Bezirkes veran-
lassen, unter seiner Leitung, und nötigenfalls
mit seiner finanziellen Unterstützung, eine be-
sondere Körperschaft zu errichten zum Zwecke
der Erbauung und des Betriebes eines Hoch-
spannungsnetzes, das insbesondere die Kıaft-
werke untersich und mit den Transformatoren-
stationen, von denen die Verteilungsleitungen
ausgehen, verbinden soll. j
Die Körperschaft kann die Erzeuger und
Verteiler des in Frage kommenden Gebietes
veranlassen, sich des von ihr errichteten Netzes
- für den Transport ihrer elektrischen Arbeit zu
bedienen, und kann in dem Bedingnisheft hier-
für Höchstpreise für die Überlassung fest-
setzen. Die Erlaubnis zur Benutzung der Wege
kann durch den Präfekten oder durch die im
Namen des Staates ausgestellten Konzessionen
in ein und demselben Gebiet nur dann erteilt
werden, wenn diese Unternehmungen keinen
doppelten Gebrauch von diesen Netzen machen,
und wenn die ihnen auferlegten Verpflichtun-
genin jedem Falle vonihrem Bestehen und von
den Bedingungen der Betriebsausübung Rechen-
schaft geben.“ i
Man sieht, der Staat läßt den bisherigen
Unternehmungen nicht bloß die bestehenden
Freiheiten, sondern auch die Möglichkeit, ihre
Anlagen auf Grund der früheren Gesetze zu
erweitern oder neue zu errichten. Der Staat
behält sich lediglich die Möglichkeit vor, die
Erbauung von Verbindungsleitungen mit oder
ohne seine finanzielle Hilfe zu erzwingen ; nicht
einmal das Recht, selbst Kraftwerke zu errich-
ten oder elektrische Arbeit selbst zu verkaufen,
wird den besonderen Körperschaften gewährt.
Allerdings ist die Möglich keit nicht ausgeschlos-
sen, daß über kurz oder lang die Befugnisse der
Körperschaften erweitert werden, so daß sie
nieht nur, wie bisher im Gesetz vorgeseben, die
Vermittler zwischen Erzeuger und Verbraucher
bleiben, sondern sich auch mit der unmittel-
Y,
Fa
baren Erzeugung und Verteilung befassen
können. (,Genie eivil“, Bd. 75, 1919, N
- Dgb.
Industrie und Handel.
Dr. W. Rathenau über die wirtschaftliche
Lage. — In der Generalversammlung der A.E.G.
hat der Präsident, Dr. W. Rathenau, nach
Erledigung der Tagesordnung folgende An-
sprache gehalten:
Eine entscheidende Wirkung des Krieges
ist die der Gütervernichtung, die 5 Jahre an-
gedauert hat, und die noch heute nicht beendet
ist. Diese Gütervernichtung, die größte seit
aller Gesebichte, erstreckt sieh nicht nur auf
Güter des Verbrauchs, sondern auch auf Pıo-
duktionsmittel, Verkehrsmittel, kurz auf alles
das, was die Welt an sichtbaren Kapitalwerten
angesammelt hatte,
Neben dieser Gütervernichtung geht einher
die Verminderung der Arbeitskıaft der Welt;
-und es ist überdies eine erschlaffende Wirkung
des Krieges eingetreten, die die Arbeitswillig-
keit hemmt und den Arbeitseffekt verringert.
Wir stehen also nicht nur vor einer gewaltigen
Verminderung des Güterbestandes, des Pro-
duktionsbestandes, des Bestandes an Produk-
tionsmitteln, vor einer außerordentlichen Ver-
armung der Bergwerke, des Bodens, sondern
gleichzeitig vor einer erheblich verringerten
Fähigkeit der Erdwirtschaft, diese Werte durch
Nacharbeit zu ersetzen und neue zu schaffen.
Und dies in einem Augenblick, wo die großen
Aufgaben der Weltwirtschaft noch gar nicht
begonnen baben, die besteben in dem Aufbau
der östlichen Gebiete, des zerrütteten Rußland,
der neu entstandenen Staaten und vor allem
der zerstörten Gebiete von Belgien und Nord-
frankreich,
Schon heute, bevor diese Aufgaben an uns
herangetreten sind, ist die Bilanz der Güter-
verhältnisse der Welt eine überaus bedenklich
negative. Daraus eıgibt sich ein Pıinzip, das
an mittelalterlicbe Wirtschaft erinnert, näm-
lich die Umkehr des Verbältnisses von Angebot
und Nachfrage, die Umkehr unseres ganzen
Handels- und Wirtschaftsverhältnisses. Viele
Jahrzehnte war die Produktion gezwungen,
für ihre Güter Absatz zu schaffen. Die Pro-
duktion mußte dem Konsum nacblaufen. Ge-
genwärtig ist die Lage umgekehrt: der Konsum
mußauf Jahre der Produktion nachblaufen. Die
Güterknappheit wird anhalten. Ebenso wie
wir auf dem Gebiete der Lebensmittel es ge-
wöhnt sind, wird auf dem Gebiete der Ver-
brauebsgüter und Pıoduktionsmittel die Nach-
frage das Angebot übersteigen.
Man muß nicht glauben, daß dieser Zu-
stand ohne weiteres identisch ist mit Hochkon-
junktur. Eine Hochkonjunktur würde eıfor-
dern, daß der großen Nachfrage eine ent-
sprechende Produktionsfähigkeit gegenüber-
steht. Die aber ist nicht vorhanden, und so
drückt sich der Zustand des Weltbedaifes viel
mehr in einer Anspannung aller Auftrags-
bestände aus als in einer tatsächlichen Leistung
der Industrie. f
Die Konsequenzen erstrecken sich nach
zwei Richtungen. Auf der einen Seite eıgibt
sich die Tatsache, daß die Schärfe der Kon-
kurrenz, wie wir sie bisher gekannt haben, ihren
Sinn verliert. Es hat fernerhin keinen Zweck,
ungezäblte Millionen nur für’ die Zwecke der
gegenseitigen Konkurrenzierung auszugeben,
es hat auch keinen Zweckin dem Maße, wie wir
es gewohnt waren, uns treiben zu lassen von
jedem Wunsch, der von irgend einer konsu-
mierenden Stelle an uns gelangte. Im Gegen-
teil. Es entsteht für uns die Aufgabe, auf der
einen Seite die Organisationsapparate zu ver-
einfachen, auf der anderen Seite die Produktion
‚zu typisieren und dafür zu sorgen, daß die Zer-
splitterung in unendliche Abstufungen der
Typen und. Ausführungen sich mindert.
Die weitere Folge des Güter- und Produk-
tionsmangels der Erde ist dauerndes Sinken
des Geldwertes, das nicht nur bei uns besteht
— bei uns freilich stärker als bei anderen —,
sondern in der ganzen Welt. Ich erwähne, daß
wir-täglich etwa 2 Mill. Min Kupferwerten ver-
brauchen, obgleich unsere Produktion heute
noch nicht dem Friedensstande gleichkommt.
Innerhalb der Gesamtsituation ist unsere
deutsche Lage eine doppelt schwere. Schon
vor Jahresfiist war vorauszusehen und
wurde vorausgesehen, daß und aus welchen
Gründen sie sich zur Krisis neigen mußte.
Es waren Aufstellungen vorhanden über
das Quantum von Rohstoffen, das unbedingt
in den: nächsten Jahren nach Deutschland ein-
geführt werden mußte, und die Zahlen beliefen
sich auf Hunderte von Millionen zum damaligen
Geldwert. Damals war der Augenblick ge-
kommen, um Maßnahmen zu treffen, die es uns
ermöglichten, diese enorme Einfuhr durchzu-
führen, obne unseren Geldwert zu vernichten.
Nichts dergleichen ist gescheben. Es herrschte
der Ruf nach dem freien Handel. Diesem Ruf
ist Deutschland und seine Regierung gefolgt.
Heute stehen wir unter der vollen Diktatur des
freien Handels, und das Ergebnis ist die Ver-
I
schleuderung der deutschen Waren ins Ausland
und das Sinken des Geldwertes aufeinen Punkt,
den vor einem. Jahre die wenigsten für mög-
lich gehalten haben.
Die Aufgaben, die zu lösen gewesen wären,
waren doppelte. Es mußte auf der einen Seite
der Ausgleich zwischen Verbrauch und Pro-
duktion gefunden werden ; dauernd verbraucht
unser Land gewaltig viel mehr, als es erzeugt,
es verbraucht zu Lasten seiner Zukunft, zu
Lasten seiner sich herunterwirtschaftenden Be-
triebseinrichtungen und zu Lasten des allge-
meinen Ausverkaufs. Die zweite Aufgabe war
die Verkehrsregulierung an unseren Grenzen.
Auch sie ist nicht vorgenommen worden. Noch
immer nach Jahresfrist stehen unsere Grenzen
offen, ein Zustand, der in einem zivilisierten
Lande unerbört ist.
Ein Bild der Einsicht, die gelegentlich bei
Regierungsstellen beobachtet weıden kann,
gab eine Notiz, die vor einigen Tagen offiziell
verbreitet wurde. Da erklärte ein Minister:
„Es wird mir vorgeworfen, daß ich Marknoten
im Auslande verkaufe ;ich erkläre hiermit, daß
ich niemals eine Marknote gedruckt habe.“
Es besteht also die Vorstellung, daß man
deutsche Marknoten im Auslande nur verkaufen
kann, wenn man sie vorher selbst gedruckt hat.
Die schwerste Gefahr von allen, die unsere
Industrie bedrohen, ist die, daß wir in die Lage
kommen könnten, von unserer technischen
Leistungshöbe herabzusinken. Die Jahre des
Krieges haben unsere wirtschaftliche Ausbil-
dung nicht vertieft. Die Arbeit, die wir für
Forschung, für Entwicklung von Verfahren
und Eıfindungen zu leisten haben, ist schwerer
aufzubringen als zu iıgend einer früberen Zeit.
Die Kosten wachsen ins Unerschwingliche.
Um so mehr haben wir unsere ganze Aufmerk-
samkeit dahin zu richten, daß durch Anspan-
nung aller Kräfte unser Forschungs- und Wis-
senschaftswesen auf der Höbe bleibt, unsere
Arbeitsmethoden uns erhalten bleiben, die tech-
nische Fähigkeit und Handfertigkeit unserer
Beamten und Arbeiter uns nicht geraubt wird.
Keine allgemeine Regelung des Wirtschafts-
lebens ist uns zu Hilfe gekommen. Die deutsche
Industrie wird auf dem Wege der Selbsthilfe
ihre künftige Existenz sich schaffen müssen;
sie wird es mit denjenigen Mitteln zu tun haben,
die ich erwähnte. Es sind dies fortschreitende
Konzentration, Vereinfachung und Verwissen-
schaftlichung des Produktions- und Vertriebs-
prozesses.
Die Rolle des Betriebsrätegesetzes beim Pro-
duktionsaufbau. — Unter diesem Titel hat
J. Kaliski, der bekannte Voıkämpfer für die
Idee, den: Volkskammern Vertretungen aller
produktiven Kreise als Kammeın der Aıbeit an
die Seite zu stellen, in den ‚Sozialistischen Mo-
natsheften‘“) wesentliche Mängel des auch in
der jetzt teilweise geänderten Fassung unglück-
lichen Gesetzentwurfes über die Betıiebsräte
hervorgehoben. Sie beziehen sich hauptsäch-
lich auf den Teil der diesen zugedachten Auf-
gaben, der über den Rahmen der Tätigkeit als
Arbeitnehmerausschüsse hinausgeht, d. h. auf
die Mitwirkung beim Neuaufbau der Produktion
und an deren Führung. Kaliski kritisiert na-
türlich von seinem besonderen Standpunkt aus,
gleichwohl kann man seinen Ausführungen teil-
weise zustimmen, insbesondere so weit sie die
Vertretung der Arbeitnehmer in den Aufsichts-
räten und die Vorlage von Bilanzen, Gewinn-
und Verlustrechnungen betıeffen. Beides hat
nach seiner Ansicht mit der Mitwirkung der
Arbeiterklasse an der Produktionsführung
nichts gemein. Er mißt dem Aufsichtsrat einer
Aktiengesellschaft als Kontrollorgan nur in den
allerwenigsten Fällen eine Bedeutung bei, weil
dessen Mitglieder seit langem in der Hauptsache
Vertreter der verschiedenen Interessen, die sich
aus dem Aktienbesitz oder aus der Vertretung
des Aktienbesitzes ergeben, seien, und in den
Aufsichtsrat entsandte Betriebsräte wenig mit
den dort gegebenen Aufschlüssen würden aus-
zurichten vermögen. ‚Bei besonderer Fach-
kunde und besonderem Geschick des einzelnen
Betriebsrats wird es ihm gelingen, einzelne ge-
schäftliche Zusammenhänge besser zu beurtei-
len als es dem Außenstehenden möglich ist; er
wird den Aufsiehtsratssitzungen auch über die
Stimmung der Arbeiterschaft berichten können,
aber er wird das, worauf es doch eigentlich an-
kommt: Einfluß auf die Produktionsführung
zu bekommen, damit nieerlangen können. Auch
die Anordnung, nach der der Arbeitgeber min-
destens. vierteljährlich einen Bericht über den
Gang des Unternehmens und des Gewerbes im
allgemeinen und die Leistungen des Betriebes
und den zu erwartenden Arbeitsbedaıf im be-
sonderen dem Betriebsrat zu erstatten hat,
kann einen produktiven Wert. nicht bean-
spruchen. Sie schafft lediglich eine Reihe von
Diskussionsstätten und Diskussionsmöglich-
1) Bd. 58, 1919, S. 1128,
44
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920.
Heit 2:
nn — a = —= ne — — u
keiten. Diese werden durch die Vorschrift der
Bilanzvorlegungen weiter vermehrt. Statt des
Streites über die Frage, ob die Vorlegung der
Bilanzen in Betrieben von mindestens 500 Ar-
beitern oder schon in Unternehmungen von
50 Arbeitern ab zu geschehen hat, sollten Men-
schen, die wirtschaftliche Verhältnisse kennen,
doch frei und offen erklären, daß die Angestell-
ten und Arbsiter aus den geforderten Bilanzen
sehr wenig werden ersehen können, und daß
sich ein wirkliches Bild der inneren Kräfte,
Vorzüge und Mängel eines Unternehmens aus.
diesen Bilanzen nicht ergibt Nach seiner
ganzen Struktur kann das Betriebsrätegesetz
den Bstriebsräten innerhalb der Verwaltungen
als Produktionsberater nur die Stellung von
Lauschern und Horchern geben, die zu einer
höshst unfruchtbaren Tätigkeit verurteilt wä-
ren, aber um so mehr zu Instrumenten der
Sehikane und anderer Störungen für die Pro-
duktion werden müssen.‘
Kaliski kommt dann auf die Feststellung
der Erträgnisse und die "'Gewinnbeteiligung der
Arbeitnehmer. „Daß Mehrgewinne des einen
Betriebes ebensow enig Verdienst der Arbeiter
zu sein brauchen wie geringere Erträgnisse des
anderen Unternehmens bedarf keiner Beto-
nung. Seit vielen Jahren ist auch hier die Ar-
beiterklasse gewarnt worden, sich in den Dienst
von’ Bestrebungen zu stellen, die darauf hinaus-
laufen, unserein Form von Aktiengesellschaften
betriebenen Unternehmungen zur Verteilung
mögliehst hoher Dividenden zu veranlassen.
So sehr die Arbeiterklasse an der Rentabilität
der Produktion und aller einzelnen Unterneh-
mungen interessiert ist, so wenig entspricht das
Verlangen nach Verteilung möglichst hoher
Dividenden ihrem Interesse, weil es darauf an-
kommt, dieProduktion zu sichern, die einzelnen
Unternehmungen gegen Konjunkturschwan-
kungen zu feien und für alle ‚Fälle möglichst
starke Reserven zu schaffen.‘
Die Erörterungen führen den Verfasser
weiter zu dem Mitbestimmungsrecht der Ar-
beitnehmer, das zu verhindern , nicht Bequem-
lichkeit und, ‚das, was sich dahinter verbirgt‘“,
als Vorwand dienen dürfen. „Aber alles, was
als Recht der Mitbestimmung auf dem Gebiet
der Produktion in dem Betriebsrätegesetzent-
wurf enthalten ist, berührt niemals ernstlich
den Kern einer Mitführung der Produktion,
sondern trägt im wesentlichen den Charakter
der Belästigung für die Betriebsleitung. Am
Ende wäre auch das in den Kauf zu nehmen,
wenn dabei etwas Ersprießliches für die Ar-
beiter und Angestellten herauskäme. Doch das
wird nicht eintreten, weil das Resultat keine
Stärkung produktiver Leistungen -sein kann
und deshalb auch im günstigsten Falle die
Stellung der Angestellten und Arbeiter nicht
bessert, wohl aber die sehr ernste Gefahr einer
Verschlechterung der Verhältnisse im sich
birgt.‘ „Die Wirtschaft ist eine Ange-
ie penheik: der Nauon, und die Produzenten
müssen unabhängig von dem Besitz an Pro-
duktionsmitteln als Träger und Mitbestimmer
der Produktion anerkannt werden. Die Ar-
beiter sind Produzenten und müssen als solche
an der Produktion ihre Vertretung erhalten.
Ihr Interesse fällt mit dem der Nation zusam-
men, für die es eine Lebensnotwendigkeit ist,
unsere Wirtschaft, die jetzt zusammengebr ochen
ist, wieder aufzurichten, ja, sie in einen Stand
erhöhter Ertragsfähigkeit zu versetzen.‘
Die amerikanische Glühlampenfabrikation
im Jahre 1918. — Nach dem Jahresbericht des
Glühlampen-Ausschusses der National Elec-
trie Light Association sind 1918 lediglich für
den Inlandverbrauch und ohne Miniaturlampen
in den V. S. Amerika 186 Mill, Glühlampen ver-
kauft worden, d.s. 9,4% mehr als 1917. Von
diesem Absatz entfielen 11% auf Kohlefaden-
lampen und 899%, auf Wolframlampen, von
letzteren wiederum 85,5% auf evakuierte und
14,5% auf gasgefüllte mıt einem Anteil von
40 9, der gesamten: Lichtstärke aller Lampen.
Gegen 1917 KerraE die Steigerung für Vakuum-
lampen 8,5% und für gasgefüllte Lampen
3196: Trotz des von dem amerikanischen
Brennstoffdiktator ausgeübten Druckes wur-
den für provisorische Anlagen, insbesondere
für Baubeleuchtung, immer noch Kohlefaden-
lampen verlangt, deren Absatz indessen nach
dem Berichtinfolge Einführung einer erschütte-
rungssicheren Lampe sich voraussiehtlich we-
sentlich verringern wird. Birnen mit metalli-
sierten Kohlefäden hat man nicht mehr her-
gestellt. Die erwähnte erschütterungssichere
Lampe wird unter der Bezeichnung
Lamp“ verkauft. Bei ihr ist die innere Trag-
stütze. mit dem Lampenfüßchen durch einen
biegsamen Stahldraht verbunden und in ihrer
Mitte eine dritte innere Reihe von Häkchen
angeordnet, deren abkühlende Wirkung die
Lichtausbeute um 7% verringert. Von den
„Mill
Wolframlampen entfielen 82,1% auf Nieder-
spannungslampen (110 bis 125 V). 7,6% auf
Hoehspannungslampen (220 bis 250 V), 1,3%
auf Reihenlampen für Straßenbeleuchtung,
3,8% auf Straßenbahnlampen, 4,9% auf Zug-
(30 V) und Farmbeleuchtung (60 Yv), schließ-
lich 1,2% auf verschiedene Arten. Der prozen-
tuale Anteil an der Gesamtfabrikation von
Nieder- und Hochspannungslampen mit Va-
kuum war mit 29,4% am größten bei 40 W-
Lampen und betrug bei 25 W 27,1%; bei 60 W-
16,2% und bei 50°W 10,29%, Für "Tasgefüllte
"Lampen stellte er sich bei 100 W auf 36 ‚I%,
bei 75 W auf 32,1%, bei 200 W. ni 15 6%; mit
1,3% nahmen 750- und 1000 W-Lampen an
der Erzeugung teil. Im ersten Quartal 1919
betrug der Listenpreis für Vakuumlampen von
20 bis 40 W je 30 ets und erreichte bei 100 W
70 cts; für gasgefüllte Lampen stieg er’ von
0,70 $ bei.75 W auf 7,5 $ bei 1000 W. Die
Durchsehnittswerte für die Lichtstärke in NK
(um 11% größer als FX) und der Durchschnitts-
wattver "brauch ergibt sich für die Jahre 1914
8 1918 aus nachstehender Übersicht.
Jahr: 1914 1915 1916 19177. 1948
NK: 389-4932 ° .45,8- 48,7. 816
"W 48,0 474.486: 507. 59,7
Die Bemühungen eines Komitees des
Glühlampen-Ausschusses, die Spannungen
110, 115 und 120 V als Normalwerte
festzulegen, waren erfolgreich, so daß auf
diese Spannungen im "Berichtsjahre 1918
von allen Niederspannungslampen 75% ent-
fielen (65% 1.V. und 45% in 1913); dieser Pro-
zentsatz verteilte sich zu 29,9auf 110 V zu 27,0
auf 115 V und zu 17,7% auf 120 V. Eine neue
gasgefüllte Niederspannungslampe, die unter
der Bezeichnung ‚50 W White Mazda Lamp“
verkauft wird, hat einen Bee von
1,28 ‚W /mittl. sphär. NK
Die französische Thomson-Houston- Gesell-
schaft. — Die ‚‚Cie. Francaise pour l’Exploita-
tion des proc&edes Thomson-Houston“ hat eine
Neuordnung und Umgestaltung ihrer Fabrika-
tionswerkstätten vorgenommen. Hiernach be-
stehen diese fortan aus folgenden Betrieben:
1. Die Werkstätte Saint-Ouen für die
Großfabrikation (Dieselmotoren, Turbo-
dynamos, Lokomotivenmotoren).
Die Werkstätte Lecourbe-Straße
für das gleiebe Material, jedoch nur bis
zu einer gewissen Leistung und im übri-
gen die Hauptwerkstätte für den Trans-
formatorenbau.
Die Werkstätte Vaugirard- Straße
für Maschinen. mittlerer Größe und
Straßenbahnausrüstungen.
Die Werkstätte Neuillya.d. Marne
für den Kleinmaschinenbau (Gleich- und
Wechselstrom).
Die Gießerei und das Stahlwerk
Jarvilleals Zulieferant für alleanderen
Betriebe der Gesellschaft.
Die Drahtzieherei Neuilly a. d.
Marne als Zulieferantin für alle ande-
ren Betriebe der Gesellschaft. \
Die ältere Werkstatt Suresnes als
Vereinigung aller für den Bau größerer
und mittlerer Apparate bisher Deren ie-
bener Werkstätten.
Die ältere Werkstatt Lesquin, nun-
mehr für den Kleinapparatebau, ver-
srößert durch den Ankauf der Firma
Maison Gruyelle in Loos-lez-Lille.
Die Werkstätte Colombes für die
gesamte Isolationsfabrikation.
Die Werkstätte Vouille&- Straße,
fortan als Werkzeu ebau für alle anderen
Betriebe.
Über die bisherige Werkstätte für Tele-
‚phonie, Favorites-Straße, für Lampen,
“ Nenilly a. d. Marne und für Drähte und
Kabel, Bolivar-Straße, wird die Ver-
waltung andere, Or ganisationen erwägen.
Um alle diese Werkstätten möglichst wirt-
schaftliceh zu betreiben, wird man zwei Wege
10.
En N ss ee ESSSESSSSSSSSESESEEEEEEEGE
veriolgen, einmal die Konstruktion und Fabri- :
kation erstklassig zu gestalten, und zweitens
in einem der Produktion angepaßten Maße neue
Absatzwege aufzusuchen. Um letzterer Bedin-
gung gerecht zu werden, hat man ein neues Ab-
kommen mit der General Electric Company in
Amerika getroffen, das nicht allein, wie die
früheren, nunmehr 30-jährigen Verträge mit
dieser Gesellschaft „die Maschinen des Systems
T’homson-Houston‘“ umfaßt, sondern alle ande-
ren elektrischen Industriezweige, die diese
große amerikanische Fir Dr jetzt schon betreibt
oder betreiben wird.
Die Dauer dieser Verltäse geht bis zum
31. Dezember 1982. Sie bedingen:
Te T , n
ö Für die Schrittleitung
verantwortlich:
v
E. ©. Zehme in Berlin. — Verlag von JulfiusSpringer in Berlin,
und französische Schutzgebiete. Sodann erhält
dis freie Nıltzlboßung aller bestehend
Patente nicht nur der General Electrie
Company, sondern aller ihrer Filial S
" oder Schwestergesellschaften ; :
2. das Recht der freien Abtretung a
künftigen Patente; .. a
3. die ausschließlichen Bau-, Betriebs- und
Verkaufsrechte in den zugestandenet
. Gebieten.
i Alle diese airkschHeßliehen Rechte find
Anwendung auf die. ebemaligen Gebiete von
Frankreich, Spanien, Portugal, Griechenland
die französische Gesellschaft dieselben, wenn
auch nicht ausschließlichen, Rechte für Rumä-
nien, Serbien, Bulgarien und die Türkei. Um
die finanzielle Lage der Gesellschaft mit der
industriellen und kommerziellen in Einklang:
zu bringen, ist beschlossen worden, das Kapital
von 120 auf 200 Mill. Fr. zu erhöhen. e
Außenhandelskontrolle. Eine vera
nung der Reichsregierung vom 20. XII. 1919 °
(„Reichsanz.‘‘ 1919, Nr. 295) ermächtigt den
Reichswirtschaftsminister,. die Ausfuhr von
Waren jeder Art über die Grenzen des Deut- d:
schen Reiches mit der Wirkung zu verbieten,
daß sie nur mit Bewilligung des Reichs-
kommissars für Aus- und Einfuhrbe-
willigung oder der sonst zuständigen Stellen
erfolgen darf. Die Aus- und Einfuhrbewilligun-
gen können von Bedingungen Abhängig ge-
macht werden, und der Reichskommissar kann
die ihm hinsichtlich ihrer zustehenden Befug-
nisse auf Außenhandelsstellen oder andere
Stellen übertragen. Die von ihm mit Befug- 7
nissen ausgestatteten Zentralstellen söllen durch |
Außenhandelsstellen ersetzt werden. Zur Be-
streitung der durch die Außenhandelskontrolle
dem Reich erwachsenden Kosten werden Ge-
bühren nach näherer Bestimmung des Reichs-
wirtschaftsministers erhoben. Außerdem kön-
nen die Außenhandelsstellen noch besondere
Gebühren für die Bearbeitung von die Waren
ihres Zuständiskeitsgebietes betreffenden rt 5
gelegenheiten festsetzen. Bei der Ausfuhrbe-
willigung ist zugunsten der Reichskasse eine
Abgabe zu erheben; die aus ihr fließenden
Mittel sollen zur För derung sozialer Aufgaben
Verwendung finden. ‘Wird einem Ausfuhrver
‘bot oder den an die Ausfuhrbewilligung =
knüpften Bedingungen zuwidergehandelt, go
verfallen die Waren ohne Rücksicht auf Er
Vorliegen einer strafbaren Handlung je oh
Entgelt dem Reich, : i
. Kleine geschäftliche Mitteilüngen ©
Metallpreise. Nach den Noten di
Vereinigung für die deutsche Elektrolytkupfer
notiz bzw. der Kommission des Berliner Metall
börsenvorstandes in M/100 kg für 1919/1920:
Metall | 2.1. | o.xır
Elektrolyikupfer (wire- | a
bars), prompt, cif Ham- 2
2298
burg, Bremen, Rotterdam 2411
Raffina dekupfer
99/99,3%/,,10okoGroß-Berlin
Originalhütten - Weich-
blei,-ab Hütte oder loko
Groß-Berlin
Originalhütten - Rohzink,
Syndikatspreis ab Hütte
oder Lager
desgl Preis im freien Ver-
kehr, ab Hütte oder
Lager ,
Originalhütten - Alumi-
nium 93/99%, in gekerb-
ten Blöckchen, ab Hütte
oder loko Groß-Berlin
Zinn, . Banka-, Straits-,
Billiton, loko Hamburg
oder Groß- Berlin
Hüttenzinn, mindestens
99/0, 1oko Hamburg oder.
Groß-Berlin .
Reinnickel 98/999, 1oko
2250 -2300 2150-2200
89U— 900, 87
510
860— 880, 85
Hamburg oder Groß-
Berlin. . ah
Antimon- -Regulus, "loko
Hamburg oder & oß-
Berlins. 2. 5%
Für die Woche vom 28. XII. bis 31. XII.
betrug für Ba a und Kabel
zuschlag 60
Abschluß des u € Be
vr
45
Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für
r Elektrotechnik)
Organ Be Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. 3 Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24.
41. Jahrgang.
Der unmittelbare Anschluß von Elektrostahl-
öfen an öffentliche Elektrizitätswerke'.)
Von E. Fr. Russ, Köln a. Rh.
- Für die Wirtschaftlichkeit eines Elektro-
stahlöfens ist die Stromfrage heute nicht mehr
von Bedeutung. Größere Elektrizitätswerke
haben sich so günstig entwickeln können, daß
die, Stromabgabe es den Blektrostahlöfen er-
möglicht, mit Gasfenerungsöfen in Wettbewerb
‚zu treten. Der Strompreis ist dann zu beachten,
sobald in einem Elektrostahlofen gewöhnlicher
Stahl (Handelsware) hergestellt werden soll.
Bei wertvollen Stahl dagegen spielt er keine
Rolle, wie wir
können: j
Ein Elektrostahlofen benötige 600kW, um
an folgendem Beispiel sehen
4t gewöhnlichen Stahlformguß in 5 h fertig zu
machen. Die Stromkosten für 1 t Stahl sind
bei 50 Pf/kWh
6 600 . >
4
. Bei der Rd daß bester. Werkzeug-
2 0,05-°= 87,50-M.
stahl hergestellt werden soll und zum Fertig-
- machen $Sh gebraucht werden, belaufen sich die
D..h. also: bei gewöhn'icher "Handelsqualität {
_ inmormalen Grenzen bewegen muß.
Stromkosten für 1t Stahl bei 100 Pf/kWh trotz-
dem nur auf:
N „0,10 = 120 M.
?
4
ist, um konkurrenzfähig zu sein, ein billiger
Strompreis anzustreben, während bei Werk-
zeugstahlqualitäten der Strompreis nicht be-
‚sonders ins Gewicht fällt, weil für derartige
Stahlsorten hohe Preise erzielt werden.
Im Interesse eines jeden Stahlwerks dürfte
es liegen, in einem Elektıostahlofen möglichst
ausschließlich Qualitätssorten herzustellen. Aus
diesem Grunde kann ein Elektrizitätswerk einen
hohen Strompreis fordern, der sich selbstredend
Ein Elek-
trizitätswerk darf sich nicht von dem großen
Energieverbrauch eines Elektrostahlofens be-
einflussen lassen. Nach den Erfahrungen gelten
bei. derartigen Stromverbrauchern andere Vor-
aussetzungen, als man bei gleichmäßig belaste-
ten Stromverbrauchern gewöhnt ist. Durch
_ einen.höheren Strompreis wird das Interesse der
Blektrizitätswerke bedeutend zunehmen, ander-
seits werden sie sich mit den einem Elektro-
stahlofen anhaftenden Übeln abfinden bzw.
Mittel finden, wie sich diese abstellen lassen.
- Durch die stürmische Entwicklung der
Großkraftwerke ist in den industriellen Ver-
brauchern eine neue Kategorie von Abnehmern
aufgetreten, die von anderen Gesichtspunkten
behandelt werden müssen, als man bei gewöhn-
lichen 'Stromverbrauchern gewohnt war. Der
Industrielle soll seinerseits nicht verkennen,
daß ihm dadurch, daß er sich von der Selbster-
zeugung der Kraft frei zu machen sucht, große
‚Vorteile geboten werden. Ist es doch für ihn be--
achtenswert, daß es nicht nur eine Ersparnis an
Kapital, sondern auch an geistiger Arbeit be-
4
deutet, wenn er sich um die Krafterzeugung
selbst nicht zu kümmern braucht. Dazu kom-
men noch die vielen Unbequemlichkeiten, die
mit dem Betrieb von Dampfturbinen, Dampf-
j en; ‚Kesseln, Transporteinrichtungen,
1) Siehe auch Russ: Die Elektrostahlöfen, Verlag von
5 = ulius Springer, Berlin 1918.
Berlin, 15. Januar 1920.
den Einkauf des B:enn- und Schmie: materials
usw. verbunden sind!).
Unter Beachtung dieser verschiedenen
Punkte, diean dieser Stelle nur kurz angedeutet
werden können, sollten beide Teile von vorn-
hereininfreundsehaftlicher Weise bestrebt sein,
Maßnahmen, die der anderen Paitei zum Nach-
teil gereichen, zu vermeiden. Nicht der Vorteile
wegen, diesich dem Stahlwerker bieten, kann
ein Elektrizitätswerk einen höheren Strompreis
fordern, sondern weil der Elektrostahl-, insbe-
sondere der Lichtbogenofenbetrieb, außerge-
wöhn!iche Anforderungen stellt. Zwecks Fest-
stellung‘ der anzuwendenden Tarifrefoım wird
es sich "empfehlen, daß der Stromverbraucher
eingehende KRentabilitätsberechnungen auf-
stellt, aus der Vergleiche zwischen Selbsterzeu-
gung und fremdem Strombezug eindeutig er-
sichtlich sind. Ein Stahlwerk wird vor Kauf
eines Elektrostahlofens zu prüfen haben, ob die-
ser Betrieb wirtschaftliche Vorteile gegenüber
anderen Schmelzverfahren bietet. Ebenso wird
der Stromverbraucher selten geneigt sein, mehr
zu zahlen, als ihm die Selbsterzeugung kosten
würde.
Die vorliegende Arbeit soll jedoch nich
dazu dienen, zu prüfen, welche Strompreise zu-
grunde zu legen sind. Es muß jeder Fall einzeln
behandelt werden. Die Bestimmung des Strom-
preises ist naturgemäß wesentlich von örtlichen
Verhältnissen abhängig.
Handelt es sich dagegen um Elektrostahl-
öfen, diein Hüttenbetrieben Aufstellung finden
sollen, so liegen die Verhältnisse andeıs. Die
Stromkosten sind dann billig und können mit
den Strompreisen öffentlicher Elektrizitäts-
werke mit Turbinen- oder Dampfmaschinenbe-
trieb nicht verglichen werden. Dasselbe gilt von
Elektrizitätswerken, die sich ausschließlich der
Wasserkraft bedienen.
Wichtig ist, daß Elektrostahlöfen mur an
solche Kraftwerke angeschlossen werden, die
nicht nur über große Leistungen, sondern auch
über hinreichende Reserven verfügen. Letztere
sind notwendig, damit Betriebsstillstände ver-
mieden werden. Die Unterbrechung eines
Schmelzvorganges hat nicht nur zur Folge, daß
das Bad allmählich erstarrt, sondern daß auch |
bei Einfrieren des Schmelzgutes eine neue Zu-
stellung des Ofens erforderlich ist. Durch diese
wird der Ofen längere Zeit außer Betrieb gesetzt,
so daß dem Stahlwerk bedeutende Verluste ent-
stehen können.
Der Anschlußwert eines Lichtbogenofens
muß ausrerchend hoch angenommen werden. Je
‘nach dem Ofensystem empfiehlt es sich, diesen
auf das 2-bis 3-fache der Normalleistung vorzu-
sehen. Nur wenn man eine genügende Sicherheit
einrechnet, wird man vor unliebsamen Enttäu-
schungen bewahrt bleiben.
. Es gibt nun eine Anzahl Elektrizitäts-
werke?), die trotzdem den Anschluß von Elek-
trostahlöfen nicht zulassen. Sie führen hierfür
verschiedene Gründe an, die z. T. nicht unbe-
rechtigt sind. Der erste Grund ist, daß Elektro-
öfen als anormale Stromverbraucher betrachtet
werden müssen, die durch auftretende heftige
| Stromstöße das Leitungsnetz unangenehm be-
1) Sieheauch: Klingenberg, Bau großer Elektri-
zitätswerke, Verlag von Julius Springer, Berlin.
2\ Die Elektrizitätswerke, von denen hier die Rede
sein soll, sind Großkraftwerke oder Überlandzentralen. Dem-
n&ch ist auch die Stromart für die folgenden Ausführungen
gegeben; es kommt also, für die vorliegenden Betrachtun-
gen aueschl. Drehstrom in Betracht: “
Heft 3.
einllussen können. Es handelt sieh in diesem
Falleum Liehtbogsenöfen, - Ferner können Elek-
troöfen zur Verschlechterung des Leistungsfak-
tors beitragen. Alsdann handelt es sich um In-
duktionsöfen, die sich wohl durch ein ruhiges
Arbeiten auszeichnen, die aber eine große Pha-
senverschiebung des Leitungsnetzes. her vor-
rufen. Der cos kann bei Induktionsöfen 0,15
bis 0,3 betragen. Die angegebenen Werte sollen
keinen Anspruch auf unbedingte Richtigkeit
haben, sondern nur anzeigen, mit welchem Lei-
stungsfaktor man bei Todulktionsöfen rechnen
TE
Die. Induktionsöfen schließen daher den
direkten Anschluß an Leitunssnetze öffent-
licher Elektrizitätswerke aus. Nur durch Er-
richtung eigens hierfür geschaffener. Umformer-
sätze ist es möglıch, Induktionsöfen nur indi-
rekt an Elektrizitätswerke anzuschließen.
Die Vor- und Nachteile der eben erwähnten
beiden Ofenarten sollen hier nicht weiter klar-
gelegt werden, auch ist es nicht Aufgabe des
Aufsatzes, die Wirtschaftlichkeit der beiden
Öfengruppen zu prüfen. Es muß dagegen ge-
sagt werden, daß die Induktionsöfen für die fol-
‚genden Ausführungen nicht in Betracht kom-
men können, und daß es sich um eine Vorein-
gsenommenheit dieser Ofengattung nicht han-
deln kann.
Der. Betrieb von Elektıostahlöfen kann
Elektrizitätswerken große Vorteile bieten. Diese
bestehen beispielsweise darın, daß Elektrostahl-
öfen dauernd, also Tag und Nacht im Betriebe
bleiben. Ferner können diese Öfen des Nachts
oder zu anderen gewünschten Zeiten mit einem
wesentlich höheren Stromverbrauch. arbeiten.
Während der Spitzenbelastungen können sie
mit verminderter Leistung arbeiten usw.
Lichtbogenölen mit festem Einsatz rufen
heftigere Stromstöße hervor als solche, die mit
flüssıgeın Material beschickt werden. Durch
Abkorimen zwischen Stromerzeuger und -ver-
braucher ist es möglich, ein für beide Teile be-
friedigendes Arbeiten zu erzielen.
Hervorzuheben.ist noch, daß ım Laufe des
Krieges die Großkraftwerke an Umfang bedeu-
tend zugenommen haben. Es ist daher anzu-
nehmen, daß nach dem Kriege ein Stromrück-
can eintreten wird, der die Wirtschaftlichkeit
der Elektrizitätswerke nachteilig beeinflussen
kann. Die Stahlerzeugung dürfte nach dem
Kriege jedoch, was insbesondere den Qualitäts-
stahl anbetrifft, unbedingt zunehmen. Infolge-
dessen sollten die Elektrizitätswerke die Ein-
' führung der Elektrostahlöfen unbedingt unter-
stützen.
Als vor etwa 10 Jahren die Frage an die
Elektrizitätswerke herantrat, Elektrostahlöfen,
die in Deutschland bis dahin nur bis zu den
Größen von 1 und 2 t gebaut und durch Dreh-
strom-Einphasenwechselstiom-Umformer ge-
speist wurden, direkt an vorhandene Dreh-
stromnetze anzuschließen, hatte man wegen des
beim Eintritt eines Kurzschlusses auftretenden
Kurzschlußstromes, Bedenken, da noch keine
Erfahrungen vorlagen, wiegroß der Kurzschluß-
strom in diesem Falle werden würde. . Die bis
dahin verwendeten Generatoren waren für
großen Spannungsabfall und geringen Kurz-
schlußstrom gebaut, so daß die Stromstärke
mur bis zur 1,5-fachen ansteigen konnte.
Der einzige Weg, die Stromstöße bei einem
direkten Anschluß an ein Drehstromnetz abzu-
schwächen, bildet die Abdrosselung der Span-
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Heit 3.
15. Januar 1920,
46
n._.uc, Diese läßt sich erreichen entweder da-
durch, daß man dem Ofentransformator eine | Ofen hinein.
große Streuung gibt, oder dadurch, daß man die
Abd:iosselung in dieSchienen verlegt, und end-
lich dadurch, daß dem Transformator Drossel-
spulen vorgeschaltet werden, während der
Transformator normal gebaut wird.
Die billigste und einfachste Lösung ist ent-
schieden der zweite Vorschlag, da man hier-
durch annähernd dasselbe erreichen kann, als
wenn man den Transformator speziell mit gro-
Ber‘ Streuung vorsieht. Es brauchen nur die
/uführungsschienen zu den Lichtbogenelek-
troden ungünstig, d. h. in weiten Abständen
voneinander verlegt werden. Eine noch bessere
Wi kung erzielt man daduch, daß man die
. Schienen mit Draht oder Eisenbändern um-
wickelt. Es empfiehlt sich, beispielsweise bei
einem Ofen von 3 t Inhalt (der mit einer Nor-
malstromstärke von etwa 3000 A betrieben
wird), die Schienen auf einer Länge von 1 bis
3 m mit Eisenbändern von 2? mm Stärke und
20 mm Breite zu umwickeln. Diese Bewicklung
füihıt einen induktiven Spannungsabfall herbei,
der allenfalls ausreichend groß ist, daß
auftretende Stromstöße sıch auf das Leitungs-
netz nicht weiter ausdehnen. Der Nachteil der
Bewieklung ist jedoch der, daß die Drosselung
stets in dem Stromkreis vorhanden ist, auch
dann, wenn-die Lichtbögen bei vorgeschritte-
nem Schmelzprozeß ruhig brennen.
Der erste Vorschlag, wonach der Ofentrans-
formator mit großer Streuung gebaut werden
soll, bedingt einen verhältnismäßig großen und
teuren Transformator und hat nur dieselbe
Wirkung, wie der zweite Vorschlag. Da jedoch
schon mit Rücksicht anf die besonderen Anfor-
derungen Spezial-Ofentransformatoren zur An-
wendung kommen, ist es vorteilhaft, diese mit
größerer Streuung zu bauen.
Bei Einführung der Drehstromöfen wurde
der dritte Vorschlag, also die Vorschaltung von
Drosselspulen, bevorzugt. Die Kosten eines nor-
malen Ofentransformators nebst Drosselspule
sind nicht viel höher als die Kosten eines Spe-
zaltransformators mit besonders großer Streu-
ung. Dafür hat man jedoch bei gesondert an-
geordneten Drosselspulen den Vorteil, diese
je nach Bedarf zu- und abschalten zu können.
Man vermag also zu Anfang des Schmelzvor-
ganges die Drosselspulen vorzuschalten und so
lange eingeschaltet zu lassen, als sie ge-
braucht werden, Unterteilt man die Drossel-
spulen und führt die Anzapfungen zu Umschalt-
organen, So vermag man je nach Wunsch eine
geringere oder eine größere Abdrosselung zu er-
reichen,
Der Nachteil der Drosselspule ist und
bleibt die Verschlechterung des .Leistungsfak-
tors. Im allgemeinen sindaber die Elektrizitäts-
werke mit kurzzeitig verschlechtertem Lei-
stungsfaktor einverstanden.
Es hat sich jedoch bei einer großen Anzahl
im Betrieb befindlicher Elektrostahlöfen gezeigt,
daß die Elektrizitätswerke auch ohne Drossel-
spulen auskommen können. Legt man das
ganze System, d.h. Transformator, Schienen,
Ofen einigermaßen vorteilhaft an, so erreicht
man eine ausreichende Drosselung, deren cos p
einen Wert von 0,8 und weniger annımmt. Be-
reits bei einem.cos g von 0,85 beträgt der Kurz-
s@hlußstrom nur noch ungefähr das Doppelte
vom Normalstrom. Bei einem cos von 0,8
wird das Verhältnis noch günstiger, und beträgt
alsdann der Kurzschlußstrom ungefähr noch
das 1,8-fache vom Normalstrom. Diese Strom-
stöße lassen viele Elektiizitätswerke normaler-
weise zu, da der Leistungsfaktor noch veıhält-
nismäßig günstig ist.‘
Soll der Stromstoß weiter herabgedrosselt
werden, so ist, dieses weiterhin nur auf Kosten
des cos möglich. So beträgt z. B. bei einem
maximalen Stromstoß vom 1,5-fachen des Nor-
malstromes der cos p schätzungsweise nur noch
0,7. Würde man mit der Abdrosselung immer
weiter heruntergehen, so bekäme man schließ-
lieh die erfor de:liche Einer, gie nicht wmehr 1 ın den
Das Verhältnis der bei einem Kurzer.
maximal auftretenden Stromstärke zur Nor-
malstromstärke, abhängig von dem cos g, er-
sieht man aus dem folgenden Diagramm der
Abb. 1. Bei einem eos von 0,8 und dem Ohm-
schen Widerstand w, entsprechend einem in-
duktiven Widerstand i,'ergibt sich der resultie-
rende Widerstand r, d.h. bei dem Widerstand r
ergibt sich der normale Strom, Tritt ein Kurz-
schluß ein, d. h. verschwindet der Ohmsche.
Widerstand w, so bleibt der induktive Wider-
stand bestehen. Der Strom kann also nur an-
wachsen im Verhältnis des resultierenden Wi-
derstandes + zu dem induktiven Widerstand i,
d.h. bei einem cos $ von 0,8 ungefähr, wie aus
dem Diagramm zu entnehmen ist, auf das
1.S-fache.,
f
EUER
Abb. 2.
Magnetisierungs-
zyklus,
Abb. 1. Stromdiagramm.
Mit Rücksicht auf die geiingeren Anlage-
kosten baut man die Drosselspulen möglichst
in die Hochvoltseite ein.
Eine weitere Verbesserung des Ofenbetiie-
bes erreicht man durch Stabilisierung des Wech-
selstrom-Lichtbogens!). 3
Der Magnetisierungszyklus bei einer Spule
mit Eisen ist in Abb. 2 dargestellt. Die Strom-
stärke .J ist auf der Abszissenachse aufgetragen
und der magnetische Kraftiluß ® des eisernen
Kernes auf der O:dinate. In jedem Augenblick
wird die von der Selbstinduktion herrührende
elektromotorische Kraft, welche die Hauptur-
sache der Stabilität des Flammenbogens ist, der
Geschwindigkeit, mit der sich der Kraftfluß
ändert, proportional sein. „Nun ist augenschein-
lich diese Geschwindigkeit «durchschnittlich am
ge ingsten (besonders wenn das Eisen eine
merkbareKoerzitivkraft besitzt) gerade während
der Zeit, wo sich die Stromstärke bıs null ver-
mindert, d.h. während der für die Stabilität des
Flammenbogens ungünstigsten Zeit (also auf
den Kurven 4-0 und A,-0ı).
Wird im Gegenteil eine Selbstinduktiens-
spule ohne Eisen verwendet, dann wird inner-
halb der für die Stromstärke oben angegebenen
Grenzen die Kraftflußänderung durch die punk-
tierte gerade Linie A-0,—A, dargestellt, wo
raus hervorgeht, daß während der ganzen Peri-
ode, welehe der Verminderung der Stromstärke
entspiicht (d. h. während der der Stabilität des
Flammenbogens nachteiligen Periode), die Ge-
schwindigkeit, mit der sich der Kraitfluß än-
dert, und folglich auch die elektromotorische
Kraft der Selbstinduktion durehschnittlich
erößer ist als im vorhergehenden Falle. Die
Stabilität des Flammenbogens wird also durch
die Verwendung einer Spule ohne Eisen ver-
sröbert.
Die Aktiebolaget Blektriska Ugnar
in Stockholm?) hat sich eine Drosselspule zur
Vorsehaltung von Lichtbogenöfen patentieren
lassen, die ebenfalls zur Verbesserung dienen
soll, Elektrostahlöfen direkt an Leitungsnetze
anzuschließen. Etwaige Belastungsschwankun-
sen sollen durch Ohmsche oder induktive Wi-
derstände, die mit dem Ofenin Reihe geschaltet |
werden, abgedrosselt werden. Die Drosselspulen
(siehe Abb. 3) bestehen aus einem Eisenkern 2
mit drei Schenkeln a, b, eund den Wicklungen],
1a. Der mittlere Schenkel hat keine Wicklung,
während der eine Außenschenkel a mit doppelt
1) D,R.P: Nr.:262874: ° °
2) DR.P. Nr. 293761.
Gr dadurch beständigen Änderung der Licht:
' durch, deß ı man statt drei Elektroden noch eine :
vierte Elektrode durch den Deckel des Ofens
so Sr Windungen gewickelt rd wie d
andere (ec). Das Verhältnis zwischen der 'Anza
der Windüungen auf a und c’kann. selbstye
ständlich nach Belieben : geändert werden-; 'Da-
alu 7 Fe
‚Abb. 3. Schaltung einer Vorschaltdrosselspule ke.
nach einem Patent der Aktienbolaget Blektriska Ugnar.
das durch die eine oder andere Wicklung er- A
zeugte magnetische Feld durch den mittleren R
Eissnkein Nießen kann, so kann die andere
Wiekling ohne Übelstände kurzgeschlossen
werden. 5
Eine weitere Darstellung, die a we ER.
tragen soll, große Stromstöße in Lichtbogen-.
öfen, die an Drehstrom angeschlossen sind, zu
vermei den, RN Abb. 4, Is na sich um
Abb. 4. ee, eines — mit in den. Fa
Nullpunkt verlegter vierter Diele fi
-eine Olenaıt, die mit 4 Elektro 1 ausgebilde
ist!). Befindet sich ein Drehstrom- Lichtbogen
‘ofen in Betrieb, so sind die drei Phasen, wege
der Verschiedenheit bzw. des beständige
Schwankens der Liehtbogenwiderstände, ferne
wegen der unregelmäßigen Badoberfläche und
bogenlänge, von. den Rlektroden fast niemal
gleichmäßig belastet. Man vermeidet diese (
in den Herd einführt. Die drei ersten Elektr
den stehen mit den drei Phasen eines Dreh-
stromnetzesin Verbindung. Die Verkettung der
drei Phasen erfolgt in Sternschaltung. Mit de
von dem Nullpunkt ‚der Sternschaltung aus
gehenden Nulleiter, der bekanntlich bei gleich
mäßiger Belastung der drei Phasen keinen
- Strom fühnt, ist die vierte Elektro de verbunde
Der Abstand der Elektroden von der Badober-
fläche wird entsprechend der Phasenspannung
und der verketteten Spannung geregelt. Wird
also der Lichtbogenwiderstand einer. der dre
Phasen vermindert, so tritt eine Ungleichf
migkeit i in En Nulleiterelekktode ein bar. es
Elektrode ale: Tichtbögenlekiro de aus bt -
und durch den Deckel zu führen, den Nullpunkt
durch eine Metallelektrode o. dee in das Ba
direkt zu verlegen.
Alsdann bedient sich Girod einer a
tung für Drehstrom, die den oben erwäh
Ausführungen entspricht. Die drei Blektroden
sind nach Abb, 5. mit den drei in A gescha
teten Phasen verbunden?). Mit dieser Schal
tung sollen jedoch nicht nur auftretende Stro
stöße unterdrückt werden, sondern Girod wi
R DR. PB. Nr 273%0.
D.R.P. Nr. 277968, siehe auch Russ, Die Kick
stahlöfen, BE von Julius DDIpiBEr: Berlin. .
4 ; - j Fre. Pr
Bu
it Sreiohen; daß Kllr Strom nutzbringend
"Widerstandsheizung zu dienen. Die Wir-
ng ist in der zuletzt gedachten Weise nicht
rreicht worden, während der Olenbetrieb ruhj-
j Er arbeitet, was auch von wärmetechnischer
ang für den Girodofen ist.
Abb. 5 Sonderschaltung eines Drekehron Giscdofenes
Aus den bisherigen ehreneon folgt,
daß es eine Reihe Möglichkeiten gibt, den Ofen-
betrieb zu verbössern. Wir wenden uns nun
_ noch den selbsttätig arbeitenden Elek-
troden- Reguliervorrichtungen zu, die auf
_ den Gang eines Lichtbogenofens großen Ein-
Auß haben,
- Dureh den natürlichen Abbrand der Elek-
troden, ferner durch das Einschmelzen des
Schrottes und schließlich infolge der Bewegung
des flüssigen Bades unterliegen die Liehtbögen
ständigen Änderungen. Diese sind es, die die
lästig empfundenen Stromstöße hervorrufen.
Demnach ist es naheliegend, auch schon zu-
en einer geregelten Wärmezufuhr, einen
gleichmäßigen, störungsfreien Betrieb zu er-
- reichen. Aus diesem Grunde strebt man seit ge-
Einer Zeit an, die Elektroden selbsttätigin der
Weise zu steuern, daß — trotz des hiervon beein-
Tlußten Schmelzvorgang es — die Liehtbögen
‚dauernd gleiche Länge behalten.
Die selbsttätige Steuerung muß schnell und
kivailässig arbeiten und sich dem Einschmelz-
.prozeß anpassen. Oberingenieur Kunze sagt
„Das Eintegeln auf gleichmäßige Energieent-
_ nahme erfolgt heute in allen neuzeitlichen, gut
geleiteten Anlagen selbsttätig. Die Erklärung
"für die Anwendung der immerhin teuren, selbst-
BE rngen Eimichtung liegt in der Verringerung
_ derlaufenden Betriebsausgaben. Dieser Vorteil
tritt in doppelter Weise in Erscheinung, u. zw.
inktelben durch die Ersparnis an Bedienung,
mittelbar durch Erzeugniserhöhung an elektri-
schem Energieverbrauch, Zustellungsmaterial
“und Instandhaltungskosten. Die Erfahrung hat
in den verschiedensten Fällen erwiesen, daß die
Aufmerksamkeit der. die Elektrodenwinden
ständig von Hand bedienenden, naturgemäß
icht hoch zu bewertenden Arbeiter, namentlich
während der nächtlichen Beschiekung, eine
‚recht zweifelhafte ist. Jedenfalls steht fest, daß
- die maschinenmäßige Zuverlässigkeit einer gu-
‘ten, selbsttätigen Regelung auch der besten
ect Bedienung überlegen ist.‘
Die selbsttätigen Elektroden- Regu-
liervorriehtung en sollen inhohem Maße da-
- zu beitragen, im Entstehen begriffene, größere
“ ‚Stromstöße zu vermeiden oder so abzudämpfen,
daß sie auf das Leitungsnetz nicht wesentlich
_ einwirken. Ferner dienen sie dazu, die Belastung
‚selbsttätig konstant zu halten und bei Unregel-
mäßigkeiten die Normalstromstärke wieder her-
zustellen. Die selbsttätige Regulierung erfolgt
vorteilhaft elektrisch, in Verbindung mit einer
mechanischen Einrichtung. Letztere stützt sich
tigt ist, welcher durch eine Spindel auf- und
färts bewegt wird, Die Bewegung der Spin-
el erfolgt durch Zahnradübertragung auf einen
‚ektromotor. Bei Versagen desselben wird
rer,
ure teh ee ein 3 einfaches Handrad einge-
Elektrotechnische Zeitschrift.
lurch das Bad hindurch geleitet wird, um auch
in „Stahl und Eisen“ 1918, Nr. 7, treffend:
arauf, daß jede Elektrode an einem Arm be--
schaltet. Durch sein Drehen in der einen
oder anderen Richtung wird die Elektrode auf-
undabwärts bewegt, so daß der Lichtbogen ver-
längert oder verkürzt werden kann.
Die elektrische Regulierung erfolgt in der
Weise, daß die Elektrodenspindel anstatt durch
ein Handrad mittels eines Elektromotors be-
wegt wird. Wesentlich ist nın hierbei, daß der
Elektrodenmotör durch den Strom, der die
Lichtbogenleitung durchfließt, erregt wird,
u. zw. derartig, daß bei Anwachsen des Licht-
bogenstromes . über seine Normalgrenze der
Motor eine derartige Drehrichtung annimmt,
daß die Elektrode aufwärts bewegt wird, um
den Liehtbogen zu verlängern. Wird die
Lichtbogenstromstärke zu schwach, so nimmt
der Elektrodehmotor die entgegengesetzte
"Drehrichtung an; .der Lichtbogen wird ver-
kürzt und die ‘Stromstärke kann anwachsen.
- Im Interesse eines sicheren und ruhigen
Ofenbetiiebes sollten die Elektıizitätsweı ke zu-
verlässig arbeitende, selbsttätige Elektroden-
Reguliervorıichtungen vorschreiben. Die deut-
schen Ofenbaufiımen verfügen heute über zu-
verlässige Reguliervorıichtungen. So stellt bei-
spielsweise die Allgemeine Blektıicitäts- Gesell-
schaft eine solche.her, die sich gut bewähıt hat.
Oberingenieur W. Kunze beschreibt eine Elek-
tıoden-Reguliervorrichtung, die von den Beig-
mann-Elektrizitätsweiken heigestellt wir di).
Nachdem auf die verschiedenen Veı besse-
rungsmöglichkeiten hingewiesen worden ist, die
zu einem ruhigen Betieb von Lichtbogenöfen
beitragen können, seien nunmehr noch die wich-
tigsten Olensysteme aus dem Grunde vorge-
führt, weil dieselben in ihrer Betiiebs weise in
etwa voneinander abweichen. Die folgenden
Ausführungen sollen nicht etwa dazu dienen.
die Elektıizitätsweike zu bestimmen, das eine
vder andere Ofensystem vorzusch’eiben, sie
sollen: jedoch darauf einwirken, daß unge-
wöhn'ich unruhig arbeitende Ö!en entweder aus-
geschlossen oder mit solchen Vorrichtungen ver-
sehen werden, die ein einwandfreies Arbeiten
solcher Öfen gewährleisten. Bei den verschie-
denen Ofenarten, deren Patente und Herstel-
lungin den Händen verschiedener Ausführungs-
fi:menliegen, ist es schwieiig zu sagen, ohne dem
einen oder anderen ÖO’enbauer nahetreten zu
wollen, daß dieser oder- jener Lichtbogenofen
am ruhigsten arbeite und für das Netz eines
öffentlichen Elektrizitätswerkes am geeignet-
sten sei. Anderseits ist es für solche Öfen, die
sehr ruhig arbeiten, betrübend, mit unruhig ar-
beitenden Öfen auf eine Stufe gestellt zu wer-
den. Leider fehlt es an einer bezüglichen geeig-
neten Zusammenstellung über die verschiede-
nen Ofenarten anf Grund abgeschlossener, un-
parteiischer und technisch einwandfreier Ur-,
teile. Auch. empfiehlt es sich, den Elek-
trostahlöfen in den Verbandsnormalien eine be-
sondere Stellung zu geben und sie durch Sonder-
bestimmungen zu klassifizieren.
Für eine objektive Behandlung seien die
Öfen in folgende drei'Gruppen zusammengefaßt
und kurz beschrieben:
1. die Strahlungsöfen,
2. die Lichtbogen-Widerstandsöfen,
3. die Lichtbogen- und Widerstandsöfen.
Erklärend sei hier eingefügt, daß, die unter
2. fallenden Lichtbogenöfen ohne Zusatzhei-
zung, die unter 3. mit einer solehen versehen
sind.
1. Die Strahlungsöfen. Die Strah-
lungs- oder indirekten Lichtbogenöfen haben
ihre Bezeichnung ‚daher, daß die über‘ dem
Schmelzgut gebildeten Liehtbögen ihre Wärme
indirekt an das Material abgeben, worauf
dann dies zum Schmelzen gebracht wird.
Ein Berühren der Elektrodenenden mit dem
metallischen Einsatz findet nicht statt.- Durch
das Zusammenstoßen der Elektrodenspitzen
und einem allmählichen Auseinanderziehen der
Elektroden wird der Lichtbogen gebildet.
1) Siehe „Stahl u, Eisen“ 1918, Nr.7, 8, 10 u. 11.
1920. Het 3.
47
mb nn ne - sn
m en u — een
Dadurch, daß die Elektroden das Bad nicht
berühren, ist es nicht denkbar, daß große
Stromstöße auftreten können, wenn der Ofen
richtig behandelt wird!). Der einmal gebildete
Lichtbogen bleibt nahezu konstant; mur mit
Rücksicht auf den Elektrodenabbrand ist ein
Nachschieben der Elektroden erforderlich.
2. Die Lichtbogen-Widerstandsöfen.
Diese Ofengruppe hat ihre Bezeichnung daher,
daß die Lichtbögen nicht über dem Bade gebil-
det werden, sondern durch die Badoberfläche
selbst und mit ihr in Berührung kommen. Man
läßt beispielsweise die Elektroden senkrecht
durch die Olendecke geführt, in die auf dem
Bad schwimmende Schlackenschicht eintau-
chen. Die Wärme erfolgt durch zwei oder mehr
Elektroden?), und da Stahl ein guter Leiter ist,
wird beim Eintauchen der Elektroden in das
Bad der Stromkreis geschlossen. Beim Heben
der Elektroden werden die Lichtbögen gezogen,
so daß das Material zum Schmelzen gebracht
wird. Der Stiom fließt hierbei durch die eine
Elektrode über den Lichtbogen zum Bad, durch
das Bad hindurch bis zu dem anderen Licht-
bogen, von da über diesen hinweg zur ande-
ren Elektıode. Dadurch, daß die Elektroden
mit dem Badin Berührung kommen, erklärt es
sich, daß während des Schmelzprozesses durch
die Verschiedenheit der Badobeifläche verschie-
dene Lichtbogenlängen auftreten müssen, die
zu Un’uhe Veran!assung geben, und die sich
allenfalls auf das Leitungsnetz übertragen
können. Zumal bei festem Einsatz treten diese
Erscheinungen besonders auf, da das Material
nach und nach zusammensintert, wodurch sich
die Lichtbogenlänge ständig verändern muß.
Auch beim Fertigmachen (Raffination) tritt
ein Aufwallen des Bades ein, wodurch eben-
falls Schwankungen bzw. Stiomstöße hervor-
gerufen werden.
Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, daß der
Gang eines Liehtbogenofens noch von der Licht-
bogenspannung abhängig ist. Wählt man
diese zu Anfang des Schmelzp: ozesses nied ig,
angenommen 80 V, so ist der Bet!ieb ein ver-
hältniemäßig ruhiger, während, wenn man von
vornherein mit einer Liehtbogenspannung von
100 oder 150 V arbeiten würde, die Stromstöße
vie] heftiger sein würden. Es empfiehlt sich da-
her, mit dem Foıtschreiten des Schmelzpro-
zesses die Spannung allmählich höher einzu-
stellen, wodurch ein ruhiger O!enbetrieb herbei-
geführt werden kann.
Im Gegensatz zu den eben erwähnten Aus-
führungen wird auch bei Lichtbogenöfen der
umgekehrte Fall angewendet, indem man zu
Anfang des Schmelzvorganges mit einer hohen
Spannung arbeitet. Man bezweckt damit, die
niedere Leitfähigkeit der Ofenzustellung, in-
folge der kühlenden Wnkung des kalten Ein-
satzes, auszunutzen. So beträgt die Anfangs-
spannung z. B. ungefähr 120 V. Die Anwen-
dung dieser höheren Spannung soll den Betiieb
dadureh e’leichtern, daß durch den kalt einge-
brachten Einsatz die Lichtbögen regelmäßig
brennen. Dadurch wird der Schmelzprozeß be-
schleunigt und der thermische Wirkungsgrad .
des Ofens erhöht. Sobald die Temperatur im
Ofen zunimmt, vermindert man die Spannung
auf etwa 100 V. Eine weitere Verminderung der
Spannung auf 80 V ist in der Regel vorgesehen,
um den Einsatz mit einem Minimum an Energie
zu Ende zu führen,
8. Die Lichtbogen- und Wider-
standsöfen. Lichtbogen- und Widerstands-
öfen sind solche, die noch mit einer Hilfs- oder
Zusatzheizung ausgerüstet sind, die mehr oder
2) Um keine unrichtige Meinung über den Strahlungs-
ofen aufkommen zu lassen, wonach es dieser Ofen ist, der
am rubigsten arbeitet und sich für den direkten Anschluß
an öffentliche Elektrizitätswerke eignet, muß darauf hinge-
wiesen werden, daß sicn diesem Öfen hütıentechnische
Schwierigkeiten enıgegenstellen, d'e darin bestehen, daß
dureh die Lichtbögen hohe Temperaturen ent-tehen,
welche sich richt allein auf das Bad, sondern auf das
Gewölbe ausdehnen. wodurch die Zustellung stark bean-
sprucht wird, und häufiger erneuert werden mu
2) Bei "Drehstrom kommen 3 Elektroden in Be-
tracht. Drehstromöfen mit einem ee pe von
10 t und höher werden auch, zur Vermeidung zu großer
Elektrodenquerschnitte, mit 6 Elektroden ausgebildet,
48
weniger dazu dienen sollen, den Ofenbetrieb
stoßfrei zu gestalten. Die Zusatzheizung soll in
ihrem Wesen nur dazu beitragen, daß ein ruhi-
ger Ofenbetrieb herbeigeführt und infolgedessen
der thermische Nutzeffekt gesteigeit wird. Es
muß somit gesagt werden, daß die Hilfsheizung
in Wikiehkeit nicht als eine ‚Heizung ange-
sehen werden kann,
Wärmemengen in dem Maße zu entwickeln,
um den Schmelzpıozeß zu fördern. Die von der
Zusatzheizung erzeugte Wä:me ist im allge-
meinen so gering, daß sie für den Schmelzvor-
‚ gang nicht in Frage kommen kann. Die Hilfs-
heizung. bietet mithin keine metallurgischen,
sondern mur elektrische und. wirtschaftliche
Vorteile.
Angenommen, . es wird in Reihe zu
einem Lichtbogenstromkr eis ein Hilfsstrom-
kreis geschaltet, so ist es naheliegend, daß Über-
lastungen, diein dem Liehtbogenstiomkreis auf-
treten, von dem Hilfsstı om. eis aufgenommen
we: den können. Infolgedessen wird durch die
Kombination mehrerer Stromkreise erreicht,
daß Belastungsschwankungen nur in vermin-
deıtem Maße in dem Leitungsnetz wahrnehm-
bar sind. Derartige Elektrostahlöfen ar beiten
somit ruhig und "führen den Schmelzp:iozeb
schneller zu Ende. Hieraus folgt, daß eigentlich
von einer Hilfsheizung nicht die Rede ın kann,
es handelt sich vielmehr um eine elektiische
Pufferung bzw. Diosselspule. Wesentlich ist
dagegen die durch die Hilfsheizung hervorge-
rufene Phasenverschiebung, die durch das er-
weiterte Leitungssystem herbeigeführt wird.
Wir kommen demnach auf das anfangs Gesagte
zurück, wonach auf Kosten des Leistungsfak-
tors die Lichtbögen ruhiger arbeiten können.
Über die Prüfung von Hochspannungskabeln
mit Gleichstrom.
Von Dr.-Ing. M. Weiset.
Übersicht. Die Prüfung langer Kabelstrecken
mit Wechselstrom bietet infolge der hohen Lade-
ströme Schwierigkeiten, die sich durch eine Prüfung
mit Gleichstrom vermeiden lassen. Bei den vorlie-
senden Untersuchungen wurde der hochgespannte
Gleichstrom durch Kommutieren von Wechselstrom
erzeugt, u. zw. wurde im wesentlichen eine von
Delon angegebene Schaltung benutzt, die theore-
tisch eine Gleichspannung vom Y2-fachen Betrage
der effektiven Wechselspannung zu erzielen gestat-
tet. Nach einer kurzen Beschreibung der Versuchs-
und Meßeinrichtungen wird die Arbeitsweise zweier.
Hochspannungsgleichrichter für verschiedene Lei-
stungen unter veränderten Bedingungen experimen-
tell untersucht. Der Einfluß der mechanischen Daten
des Kontaktapparates und der elektrischen der gan-
zen Anordnung,insbesondere des zuprüfenden Kabels,
wird dargestellt und es werden für die praktisch
hauptsächlich in Betracht kommenden Spannungen
die Zahlenwerte ermittelt. Ferner werden die Vor-
gänge beim Aufladen eines Kabels geschildert. Zum
Schluß wird das Ergebnis vergleichender Durch-
schlagsversuche bei Gleich- und Wechselstrom mit-
geteilt und untersucht, ob es auch unter ungünstigen
Bedingungen gelingt, mit einem Gleichrichter einen
Kabelfehler aufzudecken und auszubrennen.
Im Lauf der Herstellung und dann auch
dureh die Verlegungsar beiten sind Hoch-
spannungskabel unyermeidlichen mechanischen
Beanspruchungen ausgesetzt, welche die Ur-
sache zu äußerlich nicht sichtbaren Fehlern
bilden können. Will man solche Fehler auf-
deeken und sich gegen Durchschläge im Be-
trieb2 emigermaßen schützen, so bleibt bs-
kanntlich nur der Weg, die Kabel mit höherer
als der Betriebsspannung zu prüfen. Diese
Prüfung stellt für Hochspannungskabel eine
Kontrollmaßregel dar, die sich kaum umgehen
läßt. Die Feststellung einwandfreier Werte bei
der Messung der Isolation und der Kapazität
ist zwar notwendig aber nicht hinreichend, um
den fehlerfreien Zustand einer verlegten Strecke
zu gewährleisten; deshalb werden ja Hoch-
Elektrotechnische Zeitschrift.
die in der Lage wäre, ,
1920.
spannungskabel stets außerdem einer Span-
nungsprüfung unterwoıfen, schon ehe sie den
O:t der Herstellung verlassen.
Diese Prüfung im Werk Jäßt sich ohne be-
sondere Schwierigkeiten mit Wechselstrom aus-
Man kann mit stationären Finrich-
führen.
Abb. 1,
tungen und verhältnismäßig kleinen Leistun-
gen arbeiten, da die Möglichkeit besteht, jede
einzelne Fabrikationslänge für sich zu prüfen,
Eine solche Spannungsprobe gibt aber nur die
Gewähr, daß die Kabel fehlerfrei hergestellt
sind. Verborgene und daher gefährliche Be-
schädisungen, die beim Transpoıt und durch
die Verlegungsar beiten entstehen können, und
Fehler in den eingebauten Muffen und End-
verschlüssen lassen sich dagegen nur erkennen,
wenn man die feıtig veılegten Kabel einer
weiteren Prüfung unterzieht. Handelt es sich
um kurze Strecken, und ıst die Prüfspannung
nicht hoch, go läßt sich eine solche Prüfung
noch mit verhältnismäßig einfachen Mitteln
ausführen. Nun wächst bekanntlich die Schein-
leistung, die von einem offenen Kabel aufge-
nommen wird, linear mit der Betriebskapazität
und der Periodenzahl und außerdem mit der
zweiten Potenz der zügeführten Wechselspan-
nung. Ein Kabel für nur 10 kV Betriebsspan-
nung von 3X 70 mm? Querschnitt und 30 km
Länge nimmt daher bei. einer Prüfung mit
20 kV bereits eine scheinbare Leistung von
ıd 600 kVA bei 50 Per auf, wenn, wie üblich,
ein Leiter gegen die beiden anderen und gegen
den Bleimantel ‚gespannt wird. Eine trans-
portable Prüfanlage fiir diere Leistung hat mit
allem Zubehör bereits ein Gewicht von an-
ähernd 15 000 kg, selbst wenn man den Lade-
strom ganz oder teilweise durch parallel zum
Kabsl geschaltete Drosselspulen kompensieit..
Für wesentlich größere Leistungen lassen sich
transportable Prüfeinrichtungen wohl kaum
noch schaffen.
Aus dem Vorstehenden folgt, daß. die
Wechselstromprüfung einer längeren, fertig ver-
legten Kabelstrecke praktisch unausführbar
ist, falls nicht im Kraftwerk selbst eine höhere
als die. Betriebsspannung bei entspreehender
Leistung zur Verfügung steht. Will man in
solchen Fällen auf die Spannungsprüfung nach
der Verlegung nicht überhaupt verzichten, so
bleibt nichts weiter übrig, als die Prüfung mit
hochgespanntem Gleichstrom vorzunehmen,
der den Zweck der Prüfung mit wesentlich ge-
ringeren Leistungen zu erreichen gestattet,
1. Die Versuchseinrichtungen.
A. Die Schaltung nach Delon. Bei
den vorliegenden Untersuchungen wurde der
hochgespannte Gleichstrom durch Kommu-
tieren von transformiertem Wechselstrom mit
rotierenden Gleichriehtern erzeugt, u. zw.
wurde im wesentlichen eine von Delon ange-
gebene Schaltung für. Hochspannungsgleich-
richter benutzt. Sie ist bereits von Armagnat!)
und von Delon selbst?) beschrieben worden,
so daß hier eine kurze Wiederholung der we-
sentlichen Eigentiimlichkeiten genügen möge.
ı) „Bull. de la Soc. Intern. des Electrieiens* 1910, 8.613.
2) Vgl. „ETZ“ 1912, 8. 1179,
Heft 3.
Gleichrichterschaltung nach Delon.
15. Januar I
Es seien in Abb. 1 € Duden einan-
der gleiche Kondensatoren, deren Belegungen
in der angegebenen Weise miteinander ver-
bunden sind. Der Punkt 1 ist an den einen
Pol V des Tiansformators Tr angeschlossen;
der zweite Pol U ist mit zwei aufeinander fol
‘genden Kontakten K, und K
eines Gleichrichters ver bunden.
Die Kortakte K3 und Ky4 sind
an die Punkte 2 und 8 gelegt.
Zwischen den vierfeststehenden,
um 90°gegeneinander versetzten
Kontakten rotieıt synchron mit
der Spannungskurve des den
Transformator speisendenWech-
selstromes ein doppelarmiger
Kontaktgeber 4, welcher
abwechselnd zwischen je zwei
diametral gegenüberliegenden
festen Kontakten eine leitende
Brücke "herstellt. Die relative
‚Stellung‘ der Kontakte KR,
K, Ks K, zu dem Aım A
sei so gewählt, daß dieser
gerade in . dem Augerb! ick an zwei gegenüber-
liegenden Kontakten voı beigeht, in welchem die
a” % af
IN RRE
Spannungskurve des Transformaters Tr einen &
Seheitelwert erreicht. 21
Der Vorgang beim Aufladen der drei Kon- :
densatoren während . einer Periode (ent- 4
sprechend einer Drehung des Armes A um
180 Bogengrade) ist nun folgender: In der
r
”
Stellung I sind die Anschlußpunkte 1 und 2
an den Transformator gelegt. Der Stromkreis
wird über K,, A und Kz geschlossen, und den
Punkten 1 und 2 wird eine geringe Ladung zu-
geführt. Bezeichnet qr die Ladung auf einer
Belegung des Kondensators O,,, o sitzt also,
wenn as Brücke A die Kontakte RK, und Ma
verlassen hat, auf den mit dem Punkt 2 ver-
bundenen Belegungen der Kondensatoren Oje
und Cs3 eine bestimmte, z. B. positive Rlek-
trizitätsmenge + — gr, der eine gleich große, .
aber entgegengesetzte — Ju auf denanlie-
genden Belegungen entspricht. Die Gesamt-
ladung im Punkte $ ist vorläufig noch Null,
Nach einer halben Periode (Stellung I)
hat die Spannung einen Wert erreicht, der dem
in I entgegengesetzt gleich ist, Inzwischen
hat sich der Kontaktgeber A um 90 Bogen-
grade, entsprechend 180° bezogen auf die
Spannungskurve, gedreht. Der Anschluß-
punkt 2 ist von der Stromquelle getrennt, da-
gegen Punkt 3 über die Kontakte K, und Ka
angelegt. Den an 3 angeschlossenen Belegun-.
gen wird dadurch ein negativer. Ladungsbetrag
3
s dır zugeführt, dem wieder ein gleich gro-
c
Ber, jetzt aber positiver. Betrag + 2 qnanfe u Ee.;
an 1 liegenden Belegungen entspricht.
Nach einer weiteren halben Periode wieder- -
holt sich das Spiel in derselben Weise. Die
Überbrückung der Kontakte durch den rotie-
renden Arm A erfolgt stets so, daß dem
Punkt 2 nur positive, dem Punkt 3 mur nega- &
tive Ladungsbeträge zugeführt werden.
Punkt 1 erhält Ladungen, die ihr Vorzeichen
in jeder Halbperiode wechseln. Die Ladungs- E
übeıtragung erfolgt solange, bis sich ein Gleich
gewichtszustand einstellt, der erreicht wird,
wenn die Potentiale der Punkte 2 und 8 das
Potential des Transformatorpoles U in dem
Augenblick angenommen haben, in welchem
die” rotierende Brücke den Übergang von La-
dungen vermittelt. Die Gesamtladung im
Punkte 1 wird dann Null. Erfolgen die Kon-.
takte gerade im Scheitel emax der Spannungs-
kurve, wie in Abb. 1 angedeutet, so wird daher
nach Beendigung des Ladevorganges ve $
Punkt 2 das. Potential ons = Ey
der Punkt 3 das Potential — nen — Eu Va
je zwei Leitern.
15. Januar 1920.
Elekfeötechnische Zeitschrift.
1920,
Heit 3.
49
angenommen haben, wenn E,„ den Eiffektiv-
“wert der Wechselspannung b>i sinusförmiger
Kurve bezeichnet. Zwischen 2 und 8 herrscht
dann eine Spannung, die gleich dem doppelten
_Maximalwert der Transformatorspannung ist.
Ist beispielsweise E„ = 100 kV, so wäre im
Gleiehgewichtszustand die Spannung zwischen
den Punkten Qund 8 E, = 2V2 100 = 283 kV.
Die Gesamtladung im Punkt 1 ist praktisch
Nwl; er stellt in bszug auf 2 und 3 eine
Art neutralen Punkt dar derart, daß seine
Spannung gegen 2 und 3 die Hälfte, mithin
EwV/2—=141 kV beträgt.
Die in Abb. 1 dargestellte Anordnung
dreier Kondensatoren liegt nun im Prinzip
bei Dreifachkabsln vor, wenn man die drei
Leiter in der in Abb. 2a angedeuteten Weise
mit dem Gleichrichter und dem Transforma-
tor verbindet. Den Kondensatoren O5. Ca.
Car entsprechen die Teilkapazitäten zwischen
Da diese jedoch auch Kapa-
zitäten gegen den. geerdeten Bleimantel M
haben, ergibt sich eine etwas abweichende
Ladungsverteilung, auf die hier jedoch nieht
näher eingegangen sei.
Außer der in Abb. 2a angegebenen Schal-
tung sind bei Anschluß von Dreileiterkab>ln
an den Gleichrichter, wie Abb. 2b, e, d,
er = + d + £
: Tr Tr Tr
$ Mn RE M
R
Ir
M
Abb. 2. Verschiedene Schaltungsmöglichkeiten.
und f zeigen, noch fünf weitere Kombinationen
möglich, die zum Teil die praktische Durch-
führung einer Spannungsprobs wesentlich er-
leichtern. Neben der Prüfung jeder der drei
Adern gegen die beiden anderen wird ın der
Regel auch eine solche der Adern gegen den
Bleimantel verlangt, so daß sich die Notwen-
digkeit ergibt, einen Pol des Gleichrichters wie
inden Schaltungen e, dund fan Erde zu legen.
In diesem Falle ist die Schaltung e besonders
zweckmäßig, bei welcher eine Ader gleich-
zeitig gegen eine zweite und den Bleimantel
die volle Gleichspannung führt. Bei Einfach-
kabeln kann die Schaltung nach Abb. 2g vor-
genommen werden, die den Anschluß der beiden
Leiter eines Einphasenstromsystems zeigt. Wie
im Betriebszustande herrscht auch bei der Prü-
fung die volle Spannung zwischen den beiden
ons die halbe zwischen je einem und dem
Bleimantel. :
Wie aus der vorstehenden Darstellung er-
sichtlich, ist die Arbeitsweise eines Gleich-
richterss in ihren Grundzügen recht ein-
facher Natur. Bei der praktischen Anwendung
für Kabelprüfzwecke treten jedoch eine Reihe
von Störungsfaktoren auf, deren Einfluß sich
nicht von vornherein übersehen Jäßt. Die Ur-
sache der Komplikationen liegt hauptsächlich
in der Höhe der für Kabelprüfungen erforder-
‚lichen Gleichspannungen, Diese bedingen kon-
struktiv eine ziemlich beträchtliche Länge
des rotierenden Kontaktarmes A, so daß bei
praktisch üblichen Perioden- und Polzahlen
des den Transformator speisenden Generators
. die Umfangsgeschwindigkeit der freien Enden
des Armes erhebliche Werte erreicht. Es ist
daher nicht möglich, die Enden auf den fest-
stehenden Kontakten gleiten zu lassen; zwi-
schen beiden muß ein gewisser Abstand sein.
Dieser Luftzwischenraum muß bei jedem
einzelnen Kontaktyorgang durch die Trans-
formatorspannung überbrückt werden, die
Ladungsbsträge werden daher den Konden-
satoren C in Abb. 1 durch Funkenkontakte
zugeführt, die natürlich nicht verlustfrei ar-
beiten,
Eine weitere Quelle von Verlusten Tiegt in
der nicht gänzlich zu vermeidenden Obar-
flächenleitung der in dem ganzen Aufbau ver-
wendeten Isolatoren sowie in den Sprüherschei-
nungen an den Verbindungsleitungen zwischen
Gleichrichter und Kondensatoren bzw. Kabel
usw. Ferner ist, beihöherer Spannung der Kon-
taktmoment nicht eindeutig bestimmt, so daß
der Ladungsübergang nicht ausschließlich im
Scheitel der Spannungskurve erfolgt. Ist näm-
‚lieh in einer Kontaktpause infolge der Verluste
die Spannung an den Kondensatoren merklich
gesunken, so setzen die Kontaktfunken schon
ein, ehe die Spitze des Armes A die feststehen-
den Kontakte erreicht hat. Der Ladungsüber-
gang beginnt also verfrüht im Sinne der Dre-
hung. Begünstigt wird das Entstehen dieser
Vorzündungsfunken durch das bei hoher Span-
nung kaum ganz zu vermeidende Sprühen der
Kontakte, wodurch die umgebende Luft ioni-
siert und leitend wird. Namentlich bei Beginn
des Ladevorganges, wenn der % Unterschied
zwischen den Spannungen an den Klemmen
der’ Kondensatoren und an denen des Trans-
formators groß ist, können solche Vorzündungs-
funken eine beträchtliche Länge erreichen und
den Ladungsübergang wesentlich stören,
Die oben gegebene Darstellung des Lade-
vorganges setzt weiter voraus, daß die be-
trachteten Vorgänge sich in einem quasistatio-
nären Stromkreise abspielen, daß also die geo-
metrische Gestalt der Kondensatoren C in
Abb. 1 ohne Einfluß sei. Nun ist aber bei
einem Kabel die Kapazität über eine nicht zu
vernachlässigende Länge verteilt. Der Kabel-
anfang erhält daher bei jedem einzelnen Kon-
takt merklich früher Ladungsbeträge als das
Ende, d. h. es ziehen in das Kabel Ladewellen
ein, die am offenen Ende in etwa doppelter
Höhe reflektiert werden. Trifft die Wellen-
front wieder am Kabelanfang ein, so ist die
Möglichkeit einer teilweisen Entladung über
die Stromquelle gegeben, deren Spannung ja
annähernd konstant geblieben ist. Die Fort-
pflanzungsgeschwindigkeit der Wellen beträgt
in Kabeln etwa 150 000 km/s, also die Zeit,
die vom Einziehen der Wellenstirn bis zu ihrem
Wiedereintreffen am Kabelanfang verfließt,
bei z.B. 7,5 km Kabellänge 10 * s. Rotiert die
Kontaktspitze des Gleichrichters mit 100 m/s,
so hat sie in dieser Zeit einenWeg von 100 x
10%. 10% = 10 mm zurückgelegt. Ist nun der
Kontakt bereits geöffnet, wenn die Welle den
Kabelanfang wieder erreicht, so kann, da ihre
Stirn eine höhere Spannung hat als die Strom-
quelle, Rückzündungt) eintreten.
Die Rückzündungsfunken sind bei höhe-
ren Spannungen an den Kontakten des Gleich-
richters fast stets zu beobachten. Auch sie
werden durch Sprühen der Kontaktsegmente
und dureh Ionisation der umgebenden Luft
begünstigt und bewirken eine Verlängerung
der Kontaktzeit, Weiter können diese Rück-
zundungsfunken Schwingungsvorgänge aus-
lösen; die Bedingungen für das Entstehen der-
selben sind ja durch die Kapazität des Kabels
und die Induktivität des Transformators ge-
geben. Diese haben zur Folge, daß die Über-
tragung der Ladungsbeträge während der ein-
zelnen Kontaktzeiten keineswegs stetig erfolgt.
Sie. wird durch eine große Anzahl einzelner
Kontaktfunken vermittelt, was bei einem ar-
beitenden Gleichrichter im Dunkeln auch
äußerlich leicht erkennbar ist.
B. Die Gleichrichter, Die nachstehend
angeführten Untersuchungen und Messungen
wurden an zwei Gleiehrichtern für verschiedene
1) Vgl. Petersen, „ETZ“ 1914, 8. 697.
Leistungen und Spannungen vorgenommen.
Die erste Ausführung diente als Versuchs-
apparat. Sie wurde von einem Generator für
100 kVA über einen Transformator gleicher
Leistung gespeist und gestattete, Wechsel-
Spannungen bis zu 100 kV gleiehzurichten.
Der Antrieb des Kontaktgebers erfolgte durch
einen Symehronmotor. Unter Verwertung
der mit dieser Anlage gesammelten Erfahrun-
gen wurde dann eine für praktische Zwecke
geeignete, fahrbare Prüfeinrichtung für 10 kVA
Transformatorleistung und maximal 55 kV
Wechselspannung gebaut. Der stationäre Ver-
suchsapparat unterschied sich von der in Abb. 1
schematisch dargestellten, vierpoligen Aus-
führung dadurch, daß er sechs feststehende
Kontakte hatte, Hieraus ergab sich die Not-
wendigkeit, die dort angegebene Schaltung
etwas abzuändern. An der Arbeitsweise,
wie sie vorstehend erläutert wurde, ändert die
sechspolige Ausführungsform im Prinzip
nichts. Beide Gleichrichter sind bereits an
anderer Stelle in ihren. wesentlichen Teilen
beschrieben worden!) ; auf weitere Einzelheiten
sei hier verzichtet.
C. Die Messung der Spannungen.
Da es bei den vorliegenden Untersuchungen
im wesentlichen auf die Bestimmung der
vom Hochspannungstransformatorabgegebenen
Wechselspannung und der vom Gleichriehter
gelieferten Gleichspannung ankam, waren die
erforderlichen Meßvorrichtungen im Prinzip
einfach. Einige Schwierigkeiten bot nur die
Höhe der in Betracht kommenden Spannungs-
werte.
Zur Bestimmung der Wechselspanmung
wurde em Meßwandler von Siemens & Halske
für normal 80 000/110 V benutzt, der auch zur
Aufnahme der unten erwähnten Oszillogramme
diente. Um zu kontrollieren, ob er die Kurven-
form hinreiehend genau wiedergab, wurden
einige der Aufnahmen mit solchen verglichen,
bei denen an seiner Stelle Flüssigkeitswider-
stände mit Mannit-Borsäurelösung vor die
Meßschleiften des Oszillographen geschaltet
waren. Merkliche Verzerrungen zeigten sich
nicht. Bei einigen Messungen bis 110 kV
Wechselspannung mußte diese aus dem Über-
setzungsverhältnis des Haupttransformators er-
mittelt werden. Dieses wurde aus Ablesungen
der Unterspannungen des Transformators und
des Meßwandlers bestimmt und war bis 90 kV
sehr konstant gleich 420, so daß auch bei Span-
nungen bis zu 110 kV eine wesentliche Ände-
rung nicht anzunehmen war. . Die Erdung
eines Poles hatte nur geringen Einfluß auf das
Übersetzungsverhältnis.
Für die Messung der Gleichspannungen
konnte nur ein olektrostatisches Instrument in
Frage kommen.- Ist ein Kabel mit Gleichstrom
aufgeladen, so kann das Feld zwischen den
Leitern als im wesentlichen statisch angesehen
werden, die Verwendung dynamometrischer
Voltmeter verbot sich daher von selbst. Für
die vorliegenden Messungen ist in Anlehnung
an eine von Bichat und Blondlot?) ange-
gebene Anordnung ein besonderes Instrument
gebaut worden. Die Wirkungsweise beruht auf
folgendem Prinzip. Zwei Metallzylinder seien
so angeordnet, daß der eine in Richtung seiner
Achse beweglich ist, während der’ andere ihn
konzentrisch umgibt und feststeht. Werden
die beiden Zylinder an die Pole einer. Span-
nungsquelle angeschlossen, so wird unter dem
Einfluß des sich zwischen ihnen ausbildenden
elektrischen Feldes der bewegliche Zylinder
in den feststehenden hineingezogen. Diese An-
ordnung gestattet es leicht, alle spannung-
führenden Teile so auszubilden, daß besonders
hohe Feldliniendichten nicht auftreten können,
Sprühverluste also auf ein geringes Maß be-
1) Vgl. L. Lichtenstein, „Über die Prüfung von
Starkstromkabeln im Werk und nach der Verlegung, | unter
beronderer Berücksichtigung des Gleichstroms“, „ETZ" 1914,
S. m Dort sind auch Abbildungen der Aulagen wieder-
gegeben.
1, Vgl. Graetz, „Handbuch d. Elektrizität u. d, Ma-
gnetismus“, Bd. 1, S. 128,
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 3. 2 Ss
schränkt werden, Sie bietet weiter den Vorteil,
daß störende Beeinflussungen des ringförmigen
Feldes zwischen den Elektroden kaum zu be-
fürchten sind. Das Instrument wurde mit
Wechselspannungen bis zu 160 kV geeicht und
erwies sich als praktisch unabhängig von der
Kurvenform und zwischen 30 und 60 Per/s
auch als unabhängig von der Frequenz. Da-
gegen wurden die Angaben durch die Erdung
eines Poles etwas beeinflußt, Die Unterschiede
waren jedoch prozentual fast konstant und
konnten daher bei den Messungen leicht be-
rücksichtigt werden.
9: Versuche an .Ka-.beln.
A. Das Spannungsverhältnis nach
beendetem Ladevorgang. Wie bereits ge-
sagt, ist der Höchstwert der von einem Gleich-
richter der beschriebenen Art abgegebenen
Spannung theoretisch im wesentlichen durch
den Scheitelwert der zugeführten Wechsel-
spannung bestimmt. Das Zahlenverhältnis
beider Spannungen kann also bei sinusförmiger
Kurve höchstens den Wert 7 —y9 :1, ın
der Delonschen Schaltung denWertn = 2 V2:1
erreichen. Zur Ermittlung der praktisch er-
zielbaren Werte von 7 wurde nun eine Reihe
von Messungen an Kabeln unter verschiedenen
Versuchsbedingungen vorgenommen. Die
Wechselspannung wurde aus dem Überset-
zungsverhältnis der Transformatoren bzw. des
Meßwandlers berechnet, während die Bestim-
mung der Gleichspannung mit dem statischen
Voltmeter erfolgte. Als resultierende Gleich-
spannung E, ist diejenige bezeichnet, bei
welcher das Voltmeter denselben Ausschlag gab
wie eine bekannte effektive Wechselspannung.
Bis E, =160 kV ließ sich die vom Gleich-
richter gelieferte Spannung direkt messen. In
den wenigen Fällen, in denen dieser Wert über-
schritten wurde, geschah die Ermittlung der
Spannung an den Gleichrichterpolen durch
Messung der beiden Teilspannungen zwischen
dem Transformatorpol 7 (Abb. 1) und je
einem Gleichrichterpol und dureh Addition.
der Werte.
Die stationäre Gleichrichteranlage wurde
ın der Hauptsache als Studienapparat be-
nutzt, und bei den mit ihr ausgeführten Ver-
suchen und Messungen ging das Bestreben
dahin, Störungsursachen und Verlustquellen
nach Möglichkeit zu unterdrücken und festzu-
stellen, welche Werte das Spannungsverhältnis
unter günstigen Bedingungen erreichen kann.
Dagegen wurden die Messungen an der fahr-
baren Prüfanlage unter Bedingungen vorge-
nommen, die sich mehr denen bei in der Praxis
auszuführenden Kabelprüfungen nähern. Die
ganze Anlage wurde im Freien aufgestellt und
für die Hochspannungsübertragung insgesamt
etwa 150 m Leitung gezogen. Beide Anlagen
arbeiteten, wo nichts Anderes bemerkt, mit
50 Per/s.
Zunächst wurden an den Versuchsgleich-.
richter drei Kondensatoren zu je 0,011wF in
der Schaltung nach Abb. 1 gelegt und die bei
verschiedenen Wechselspannungen sich erge-
benden Gleichspannungen gemessen. Die fest-
stehenden Kontakte waren ebenso wie die
Enden der rotierenden Brücke schneidenförmig
ausgebildet und an Hand von Oszillogrammen
auf den Scheitel der Spannungskurve einge-
stellt, Die Meßergebnisse sind in den Kurven
Abb. 8 wiedergegeben. Wie ersichtlich, wach-
sen die Werte für 7 mit der Wechselspannung
E,, und werden erst von EP, = 20 kV an eini-
germaßen konstant. Dies hat folgende Ur-
sache. Wie bereits erwähnt, läßt sich zwischen
den Enden des rotierenden Kontaktarmes und
den feststehenden Kontakten ein kleiner Luft-
abstand, bei dem Versuchsapparat rd 1 mm,
nicht vermeiden, Es ist deshalb eine bestimmte
Funkenspannung E, notwendig, damit dieser
Abstand überbrückt wird und Kontaktfunken
entstehen, ohne welche ja ein Überführen
von Ladungsbeträgen auf die Belegungen der
Kondensatoren nicht möglich ist. Sieht man
von allen übrigen Verlusten ab, go ist daher,
wenn f den Scheitelfaktor der Spannungskurve
bezeichnet,
2 2 (Bo Er)
ee
Für eine gegebene Anordnung des Gleich-
richters kann E, als konstant angesehen wer-
den; 7 ist also eme Funktion der Wechselspan-
nung E,. Bei dem Versuchsapparat ergab sich
aus Messungen bei rotierender Kontaktbrücke
E, = 3650 V; f war im Mittel gleich 1,40.
oO 70 20
: 30
E, AV
Abb. 3. Spannungsverhältnis bei Anschluß von drei Kon-
densatoren zu je 0,011 «F an den Versuchsgleichrichter.
In Abb. 3 sind außer den durch Messung
gefundenen Werten für E, und 7 auch die nach
obiger Gleichung berechneten eingetragen
(punktierte Kurven). Auffällig erscheint, daß
zwischen 10 und 25 kV Wechselspannung die
gemessenen Werte etwas höher liegen als die
.250 m Kabel (K BA 3x 50 mm?, 1% mm IE
eines Gleichrichterpoles hatte keinen merl
lichen Einfluß. ET
Ähnliche Kurven wie die m Abb. 3 wurdeı
‘bei Anschluß von Kabeln erhalten, -Aus d
großen Zahl der Messungen seien hier vorzu;
weise die Ergebnisse bei den Schaltungen «
und e (Abb. 2) mitgeteilt, da diese beide:
hauptsächlich für Kabelprüfungen in Frage
kommen. In Abb. 4 sind die bei Anschluß von
lationsstärke) gemessenen Werte für E, und y
eingetragen. Die gestrichelten Kurven be-
ziehen sich auf schneidenförmige Kontakte, die
Abb. 5. Spannungsverhältnis bei Anschluß von
3000 m Kabel an die fahrbare Anlage.
ausgezogenen dagegen auf kreisbogenförmige
u. zw. war der Winkel, über ‚welchen sie sie
erstreckten, «=22°, bezogen auf die Spannungs-
kurve. Auch hier macht sich bei niedriger
Wechselspannung der Einfluß der Funken
spannung bemerkbar, Dann werden die 7-
Werte bis etwa E,„ —=40 kV beinahe konstant
‚und fallen von da an infolge der wachsenden
Verluste allmählich wieder ab. Dabei zeigt
sich, daß über EP, = 50 kV mit breiten Kon-
= Se takten höhere Werte
für E, und 9 zu e
zielen sind als mit
" schneidenförmigen.
Ursache liegt in
gendem. Eine größere
Kontaktbreite ergib
eine längere Kontakt-
zeit, _ liefert infolg:
‚dessen größere 'Elek-
trizitätsmengen un
vermag daher die bei
höheren Spannunge
stark zunehmend
Verluste besser zu
‚decken. Außerdem ist
bei breiten Kontakten
der Spannungsabfall i
. der Wechselstromquelle
kleiner als bei schnei-
denförmigen, da je
Energieentnahme
über eine längere Ze
erstreckt, =
In Abb. 4 sin
Se
Ss | AV Al
ER RNNVEU ZERE
N
ter die in der Scha
tung e gemessenen Tei
) 25 75
Abb.4. Spannungsverhältnis bei Anschluß von 250 m Kabelan den Versuchsgleichrichter.
t
berechneten, was wohl darauf zurückzuführen
ist, daß über 45 kV Gleichspannung ein bereits
merkliches Sprühen der mıt den Kondensato-
ren dauernd verbundenen Gleiehriehterkon-
takte eintritt, das die umgebende Luft ioni-
siert und dadurch die Funkenspannung Ey
herabsetzt. Oberhalb E„=27 kV beginnt
der Einfluß der unvermeidlichen Verluste sich
bemerkbar zu machen; die gemessenen Werte
sind kleiner als die berechneten, Die Erdung
‚spannungen e, eing
tragen, Die Indexe vo
_£g bezeichnen die Lei
ter (Abb. 2), an wel-
= ‘che das statische Volt-
meter gelegt war. In der Schaltung a waren
unabhängig von der Kontaktbreite die Teil-
spannungen e,12 und e,ı,3 mit geringen Ah
weichungen gleich, und ihre Summe deckte
sich fast genau mit der gemessenen Gesa
spannung E,. Inder Sehaltung e dagegen war
E, zwar ebenfalls gleich der Summe der Teil-
spannungen e,1,m+3 und e,ı,2, diese
aber hatten verschiedene Werte. Die $}
nung eg1,m4+3 ist, besonders bei schn
LE
2
er
15. Januar 1920.
Zi j ER &
törmigen Kontakten, kleiner als die Teilspan-
nung e,1,2, U. Zw. im wesentlichen aus folgen-
dem Grunde. Auf der geerdeten Seite des
_ @leichrichters sind die Verluste und damit die
zu ihrer Deekung erforderlichen Ladungs-
beträge größer als die auf der nicht geerdeten
Seite, Erreichen nun die von der Wechsel-
stromquelle in den Kontaktzeiten abzugeben-
‘den Elektrizitätsmengen so hohe Beträge, daß
‘sie nicht mehr ohne merkbaren Spannungs-
abfall hergegeben werden können, so ist daher
dieser Abfall in den Scheiteln der beiden Halb-
_ wellen einer Periode nicht gleich groß, wie an
- den Transformatorklemmen aufgenommene
- Öszillogramme deutlich erkennen ließen,
Fast genau dieselben Werte für E, und 7
_ wie in Abb. 4 ergab eine Wiederholung der
Messungen unter gleichen Bedingungen an
- einer 3000 m langen Kabelstrecke (KBA
3x85 mm?, 6 mm Isolationsstärke). Die
Gleiehspannung wurde jedoch hierbei nur bis
auf 160 kV gesteigert. Die Unterschiede gegen
die Kurven in Abb. 4 betrugen weniger als 2%,
lagen also innerhalb der durch Beobachtungs-
und Meßfehler gezogenen Grenzen.
X Bei Anschluß der gleichen Kabelstrecke
an die fahrbare Prüfanlage wurden die in
Abb. 5 zusammengestellten Werte gemessen,
_ Die ausgezogenen Kurven gelten für eine Kon-
taktbreite & = 40°, die gestrichelten für « =20°,
Auch hier zeigt sich, daß mit. den breiteren Kon-
takten von E„= 30 kV an höhere Gleichspan-
nungen zu erzielen sind. Außerdem sind für
- die Schaltung ce wieder die Teilspannungen
‚eingetragen; sie sind auch hier für «= 20° ver-
schieden, für «= 40° dagegen annähernd gleich.
Offenbar wird durch die breiteren Kontakte
die Entnahme der einzelnen Ladungsbeträge
aus der Wechselstromquelle auf eine so Jange
Kontaktzeit verteilt, daß wesentliche Unter-
‚schiede im Spannungsabfall der beiden Halb-
wellen einer Periode nicht auftreten und die
Ungleichheit der Verluste zwischen je einem
_ Gleichrichterpol und dem Transiormatorpol V
(Abb. 1) sich nieht mehr bemerkbar macht.
_ Zu Werten, die nur wenig von den bei den
Schaltungen «a und c erhaltenen abwichen,
- führten Messungen bei den übrigen in A b. 2
angegebenen Schaltungen. _
ER (Schluß folgt.)
Elektrischer Betrieb
der deutsch-österreichischen Staatsbahnen.
Von Oberingenisur Trautvetter, Berlin,
‘ Hilfsarbeiter im preuß. Ministerium für öffentl.
zii Be beiten.
Be - Übersicht. Dem Vorschlag des österreichischen
' Oberstaatsbahnrates Wittek (Vortrag im Wiener
_ „Elektrotechnischen Verein“) auf den deutsch-öster,
reichischen Staatsbahnen Drehtrom von 50 Per an-
_ zuwenden und ihn aus bahnfremden Kraftwerken zu
_ beziehen wird widersprochen. Es wird angegeben,
daß mit denselben Mitteln, wie für die zukünftigen
deutschen Reichseisenbahnen geplant, auch bei
bahneigenen Kraftwerken mit Wechselstrom 'in
Österreich wirtschaftlicher Betrieb möglich ist. Der
neueste Stand im Bau elektrischer Lokomotiven
für die preußische Staatsbahn wird mitgeteilt.
Brennstoffersparnis und elektrischem Bahn-
betrieb allgemein geworden. Nicht allein koh-
lenarme Länder betreiben mit Macht ihre Bahn-
elektrisierungspläne, auch Staaten in glück-
Jieheren Verhältnissen, -wie die Vereinigten
Staaten von Amerika, befassen sich mit der
Einführung des elektrischen Betriebes auf
3 ihren Bahnen in größtem Umfange.
— — — Esist nur allzu verständlich, daß in un-
_ serem deutsch-österreichischen Nachbarland
= große Bemühungen zu schleunigster Bahnelek-
brisierung im Gange sind, und daß die Fachzeit-
' schriften mannigfache Vorschläge und Rat-
_ schläge österreichischer Fachleute bringen. $o
hat Oberstaatsbahnrat Wittek im Wiener
Elektrotechnische Zeitschrift.
In der Weltwirtschaftsnot ist der Ruf nach,
„Elektrotechnischen Verein‘ einen Vortrag
über die Elektrisierung der deutsch-österreichi-
schen Staatsbahnen und die allgemeine deutsch-
österreichische Elektrizitäts- und Wasserwirt-
schaft gehalten. In seinen Vorschlägen geht er
im wesentlichen eigene Wege. Er schließt sich
‚nicht .dem Standpunkt der meisten übrigen
europäischen Länder, wie Deutschlands, der
Schweiz und Schwedens an, die die allgemeine
Verwendung des einphasigen Wechselstromes
niediiger Periodenzahl als die zweckmäßigste
Stromart für Vollbahnen erkannt haben, son-
dern tritt für den Drehstrom von 50 Per ein.
U. a. sagt er: „‚Internationale Vereinbarungen
"iiber eine einheitliche Stromart in der Fahr-
leitung sind nicht erforderlich, weil in sehr we-
‚nigen Fällen die Lokomotiven von einer auf die
andere Strecke übergehen.‘
Es dürfte demgegenüber wohl angebracht
sein, die Ansicht berufener Stelle kurz wieder-
‘zugeben. Es geht auch nicht an, diese Fragen
lediglich als innerösterreichische anzusehen,
die die dortigen Fachleute unter sich zu klären
"hätten. Einmal ist die Wissenschaft inter-
national — oder sollte es sein —, dann geht die
Angelegenheit wegen des Betriebsmittelüber-
ganges von einer Bahn auf die andere die deut-
schen Behörden doch sehr viel an, und schließ-
lich berechtigen die nicht zu übeı hörenden Rufe
Deutsch-Österreichs nach Anschluß an das
Deutsche Reich auch zur Mitarbeit an der Auf-
gabe der Vollbahnelektrisierung. Schon aus
dieser letzten Tatsache erhellt, daß es ein
großer Fehler wäre, wenn unser südöstlicher
Nachbar zur Einführung eines anderen Strom-
systems auf seinen Staatsbahnen schreiten
würde als die deutschen Reichseisenbahnen.
Beider geringenStreckenlänge der deutsch-
österreichischen Staatsbahnen, besonders aber
den kurzen Entfernungen, die für einen un-
mittelbaren Verkehr mit Deutschland oder
einen Durchgangsverkehr in Betracht kommen,
muß von österreichischer Seite der größte Wert
auf beste, kürzeste: und schnellste Anschluß-
möglichkeit gelegt werden. Ohne gleichartiges
Stromsystem der VoHbahnen ist dies aber
nicht zu erreichen. Wenn auch heute „in sehr
wenigen Fällen die Lokomotiven von einer auf
die andere Strecke übergehen“, so muß dies
eben anders we*den. Alle nationalen Pläne zu
| einer großen Wirtschaftspolitik sind verfehlt,
die nicht ein mit dem Deutschen Reich ein-
heitliches Bahnsystem vorsehen. Deutschland
aber wird von dem als zweckmäßig und wirt-
schaftlich erprobten Wechselstrom nicht ab-
gehen.
Würden die deutsch-österreichischen Staats-
bahnen Drehstrom einführen, so würde in
jedem Falle an der Grenze ein zeitraubender
Lokomotivwechsel eintreten müssen.
Die Verwendung deutscher Wechselstrom-
lokomotiven auf österreichischen Drehstrom-
bahnen käme nicht in Betracht. Wohl wäre es
möglich, eine Wechselstromlokomotive zugleich
mit Eim:ichtungen für Drehstrombetrieb zu
versehen, sie würde dann aber außerordentlich
schwer, von langer Bauart und müßte ver-
wickelte Schalt- und Sicherungseinmichtungen
erhalten. Aus praktischen Gründen muß also
davon abgesehen werden. .
Im Falle eines politischen Anschlusses
Deutsch-Österreichs an das Deutsche Reich
würde dieser Lokomotivwechsel nicht nur den
Wechselverkehr sehr erschweren, sondern auch
die Wirtschaftlichkeit der Grenzelektrizitäts-
werke herabdrücken. Die Verkuppelung der
Kraftwerke wäre unmöglich. Die Reichweite
eines Werkes, die sich bei gleicher Stromart
noch weiter jenseits der Grenze erstrecken
könnte, wäre nun scharf begrenzt. Eine gute
Ausnutzung der Anlagen würde u. U. unmög-
lich. Gesetzt aber, die in Betracht kommen-
den baye'ischen Kraftwe' ke würden mit Stıom-
lieferung nicht weit nach Österreich reichen, so
könnte doch u. U. ein österreichisches Kraft-
werk eine bayerische Teilstreeke noch mit
1920. Helt 3.
“hen soll.
61
Strom versorgen, zumal die Strecke Passau-
Wien nur etwa 220 km lang ist. Auf jeden Fall
würde für jedes Land der Kraftwerks- und Bahn-
betrieb bei gleichem Stromsystem und Ver-
‚kuppelung der. Werke wirtschaftlicher zu ge-
stalten sein als bei verschiedenen Systemen.
Man könnte nun von der Gegenseite einwenden,
diesermögliche Gewinn sei unbedeutend gegen-
über den außerordentlichen Gewinnen, die zu
erwarten wären für den Fall, daß die gesamte
Licht-, Kraft- und Bahnversorgung Deutsch-
Österreichs aus verkuppelten Kraftwerken er-
folge, die alle den einheitlichen 50 peiiodigen
Drehstrom erzeugen.
So bestechend der Gedanke auf den ersten
Blick ist, so falsch ist er. Es haben bereits Dr.
Seefehlner und Ministerialrat Dr. Hruschka
darauf hingewiesen. Ich möchte dazu noch den
Standpunkt des preußischen Ministeriums der
öffentlichen Arbeiten, in dem z. Zt. unter Lei-
tung des Wirkl. Geheimen Oberbaurats Dr.-
Sing. Wittfeld eine ausführliche Denksch ift
über die Elektrisierung der zukünftigen Reichs-
eisenbahnen bearbeitet wird, darlegen. i
Die Versorgung der Bahnen mit elektri-
schem Strom ist zunächst getrennt von der all-
gemeinen . Elekt’izitätswirtschaft zu behan-
deln, womit nicht gesagt sein soll, daß sie
ohne Rücksicht auf diese eigene Wege ge-
Ein Zusammenarbeiten der in Be-
tracht kommenden Stellen ist unbedingt ge-
boten. Eine Abhängigkeit der Bahnversorgung
von der allgemeinen Versorgung darf jedoch
nicht eintreten. Das Rückgrat des ganzen
. Wirtschaftskörpers eines Landes sind die Bah-
nen. Sie müssen stark und unverletzlich da-
stehen. Ohne sicheren Bahnbetrieb ist keine
Ernährung des Volkes, keine Versorgung der
Industrie mit Rohstoffen, keine Ausfuhr, kein
Handelsve'kehr, keine Ausübung der Regie-
rungsgewalt möglich. Ohne von hier aus so-
gleich beurteilen zu können, ob die österreichi-
sche elektrochemische Industrie in Schwie'ig-
keiten geraten würde, wenn sich die öster-
:reichische Staatsbahnverwaltung zunächst ein
Diittel aller Wasserk'äfte sicherte, so muß doch
gesagt werden, daß die Mindestforderungen des
Bahnverkehrs den Forderungen einzelner -
Industriezweige vorangestellt werden müssen.
Die Einwendung, die Staatsbahn solle sich ja
ihren Kraftbedarf sichern, aber nicht gerade
die billigsten Naturk'äfte beschlagnahmen. ist
nicht stichhaltig. Die Staatsbahn muß sich die
Kraft sichern, über die sie unbedingt ver-
fügen kann, sie darf auf keinen Fall von Zu-
fuhren abhängig sein.
Dies ist ein Hauptpunkt für alle neven -
Pläne: Streiks, Ve'rufe, B’ockaden diwfen
nicht den Verkehr lahmlegen können.
Streiks können um so weniger unheilvoll
wirken, je geinger die Anzahl der Bahnk’aft-
we’ ke ist, je leistungsfähiger diese sind — etwa
je 100000 kW —, je weniger Personal zu ihrer
Bedienung erforde lich ist, das sich dınn gut
auswählen und wenn es doch streiken sollte,
leicht und sofort ersetzen läßt, und je einfacher
die Kraft an O.t und Stelle gewonnen wird
(Wasserkräfte,. Um gegen Verrufe, Blocka-
den u. dergl. geschützt zu sein, ist möglichste
Selbständigkeit der Bahnkraftwerke anzu-
streben. Sie müssen vom Staat erbaut und be-
trieben werden. Auf ihren Betrieb dürfen
Pachtverträge, Preistreibereien, fremde Be-
triebsstörungen usw. möglichst keinen Einfluß
haben. Strombezug aus fremden Kraftwe’ken
ist nur dann als zulässig zu erachten, wenn der
Staat nicht über die nötigen E’fahrungen zu
ihrer E:bauung und zu wirtschaftlichem Be-
trieb verfügt, wenn die fremde Stromerzeugung
und -lieferung bedeutend billiger erfolgt, als
sie durch den Staat möglich ist, wenn P:ivat-
gesellschaften sich im Besitz der zur Kaft-
erzergung notwendigen Naturk’äfte be’inden
und der Staat nicht in der Lage ist, diece zu
übe’nehmen, oder wenn die fremde Stromerzeu-
gung und Ausnutzung der Naturkräfte schon
52
so weit vorgeschritten ist, daß sie den gesamten
Landesbedarf deckt oder mit ganz geringen
Mehraufwendungen zu decken in der Lage ist.
In dieser Beziehung bestehen in Amerika ganz
andere Verhältnisse als ın Europa, insbesondere
in Deutsch-Österreich, so daß sie sich nicht
zum Vergleich heranziehen lassen.
Wenn nun mitgeteilt wird, daß nach fach-
männischen Schätzungen in Deutsch-Öster-
reich der Bedarf für die elektrisch zu betreiben-
den Bahnen kaum 20%, der gesamten, für alle
Verwendungszwecke abgegebenen, elektrischen
Arbeit betragen werde und daraus der Schluß
gezogen wird, daß es für eine wirtschaftliche
Ausbildung der Wasserwirtschaft und der Elek-
tıizitätswuitschaft vorteilhaft zei, die Bediuf-
nisse der Staatsbahnen den allgemeinen Be-
dinfnissen unterzuordnen, so ist dem durchaus
zu widersprechen. Eine Reihe von Gründen
für die Erichtung bahneigener Kraftwerke
habe ich schon angegeben. Aber auch wiıt-
schaftliche Gründe widersprechen dem durch-
aus nicht.
Es ıst wohl
schaftliche Ausnutzung
werke herbeizuführen.
Für die zukünftigen dentdehen Reichs-
eisenbahnen ist zu diesem Zwecke beabsich-
tigt, zuerst die ungünstigsten Spitzen der
Ba hnkraftwer ke dadurch zu vermeiden, daß
ungünstig liegende Schnellzüge und die schwe-
ren Bedarfszüge von der elektrischen Zugförde-
rung ausgeschlossen werden. Sie werden durch
Lokomotiven mit Schwerölmaschinen beför-
dert). Willman einwenden, daß Deutsch-Öster-
reich ja gerade den Ölbezug vermeiden will, so
wäre dem zu entgegnen, daß nach den Aus-
führungen des Vortragenden die Naturkräfte
des Landes sowieso für den gesamten Kraft-
bedaıf nicht ausreichen, daß die Elektrizitäts-
wirtschaft in Galizien von der Erdöl- und Erd-
gaswirtschaft besin/lußt wird, und daß Vor-
tragender selbst noch eine Übergangszeit mit
Kohlenfeuerung vorsieht.
Weiter wirdin Preußen daran gedacht, die
Wirtschaftlichkeit der Kraftwerke durch Ab-
gabe von Kraftstrom z. B. für geeignete elek-
trometallurgische und elektröchenilsche Be-
- triebe in Zeiten, in denen nur geringer oder gar
kein Bedarf an Bahnstrom ist, zu erhöhen.
Auch die Abgabe von Lichtstrom (Dreh-
strom von 50 Per) wird den Wechselstrom-
Kraftwerken demnächst auf einfachste Weise
durch Aufstellung eines neuen Einankerum-
foimers eimöglicht werden.
Es ist also keinerlei Vorteil in der Erzeu-
gung von Drehstrom in fremden Kraftwerken
und Lieferung an die Staatsbahnen zu ersehen,
vielmehr nur außer or dentliche Nachteile. Dreh-
strombahnen erfördern zwei Arbeitsdrähte; in
Weichen wird die Ausführung außeror dentlich
schwierig. Ferner sind hohe Spannung und
große Periodenzahl ausgeschlossen, wegen der
durch diese entstehenden außerordentlich hohen,
induktiven Widerstände in der Bahnschleife
und derim Quadrat der Periodenzahl wachsen-
den Störungen von Schwachstromanlagen. Ita-
lien verwendet‘nur 15 Per. Über 3000 V ist man
mit der Spannung in der Regel nicht gegangen.
Einen bemerkenswerten Vorteil durch Rück-
gewinnung von Strom bei Talfahrten haben
Versuche der preußischen Staatsbahnen nicht
ergeben. Daß der Drehstrom in bezug auf die
Anforderungen des Fahrdienstes und der Wiıt-
schaftlichkeit dem einfachen Wechselstrom
unterlegen ist, ist durch deutsche, schweize-
rische und schwedische Studienkommissionen
einwandfrei festgestellt. Demgemäß haben sich
auch weitaus die meisten europäischen Staaten
für die Anwendung des Wechselstromes im
Vollbahnbetıieb entschieden. Dabei verwenden
alle eine niediige Periodenzahl (Deutschland
162/, Per i. d. sek), da die Motoren mit Rück-
sicht auf gute Stromwendung bei gegebener
eine höchst wirt-
möglich,
Kraft-
bahneigener
ı) Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 17.
"Elektrotechnische Zeitschrift. E
1920.
Leistung um so mehr Pole erhalten müssen, je
höher die Periodenzahl des Speisestromes ist.
Mit der Anzahl der Pole entstehen jedoch
Schwierigkeiten in der Geschwindigkeitsroge-
lung (z. B. durch Polumschaltung).-
Die Entwicklung der Einphasen-Wechsel-
stromlokomotiven, von denen der Vortragende
noch sprach, ist inzwischen weiter fortgeschrit-
ten, als er mitteilen konnte. Der Vortragende
meinte, es hätte der Mehrmotorenantrieb mit
Zahnra dübersetzung weiter. gepflegt werden
müssen, der bei der vor 11 Jahren entstandenen
2000- PS-Lötschberg-Lokomotive durchgeführt
wurde, und der sich gut bewährt habe. Statt
dessen hätten die maßgebenden Dampflokomo-
tivtechniker der elektiischen Lokomotive den
Einmotorenantıieb vorgeschrieben. Der Elek-
troingenieur habe dieihm von den Dampftech-
nikern gestellten, sehr schwierigen Aufgaben
glänzend gelöst. Es sei ein Motor für eine Lei-
stung von 3000 PS gebaut worden, der sich gut
bewährt habe. Die Schwierigkeiten hätten an
dem mechanischen Teil der Lokomotive (Stan-
genantiieb) gelegen. Die daran anknüpfende
Mitteilung von Ministerialrat Dr. Hruschka,
daß die preußische Staatseisenbahnverwaltung
die Rückkehr zu dem heutzutage überaus ver-
vollkommneten Antrieb mit sefederten Zahn-
rädern als normaler Antriebsart ausgesprochen
habe, kann hier bestätigt werden. Hinzuzu-
fügen ist noch, daß die Herstellung der Zahn-
räder nach den neuesten Grundsätzen, z.B.
mit Härtung der Zahnoberflächen und Aus-
arbeitung genauester Zahnformen durch Ab-
schleifen der Zähne mit Karborundum- Schleif-
maschinen erfolgen soll.
Aber auch in der elektrischen Ausrüstung
der Lokomotiven stehen große Neuerungen
bevor. Von dem einmotorigen Antrieb wird
man nicht abgehen. jedoch den Bau allzugroßer
Einheiten (3000 PS) verlassen. Zur Zeit wird
nach Plänen des Wirkl. Geh. Oberbaurat
Dr.zing. Wittfeldim preußischen Ministerium
der öffentlichen Arbeiten an einer neuen elek-
'trischen Einheitslokomotive gearbeitet, bei der
man durch Einbau eines
Induktionsmotors
ohne Transformator und Einschaltung eines
eigenartigen Flüssigkeitsgetriebes eine außer-
ordentliche Vereinfachung zu erreichen hofft.
Der Stand der Versuche zeigt große Aussichten
auf vollen Erfolg. Der Nachteil der Dampf-
lokomotive, daß sie eine einzige, große Zug-
kraft darstellt, die sieh für leichte Züge
nicht unterteilen und für etwas schwerere als
ihrer Zugkraft entsprechend nur verdoppeln
läßt, also die geringe Anpassungsfähigkeit der
Lokomotive an die wechselnden Anforderungen
des Verkehrs wird durch die neuen elektrischen
Einheitslokomotiven aufgehoben. Sie ge-
stattet wirtschaftlichste Anpassung und Aus-
nutzung der Zugkraft, Verminderung des Loko-
motivbestandes durch Wegfall der vielen ver-
schiedenen Gattungen und der für diese not-
wendigen Ersatzlokomotiven und bedeutende
Ersparnisse an Anlagekapital, Ersatzteilen und
Instandsetzungskosten.
betrieb jede größere Verkehrszunahme nach
kurzer Frist eine neue Lokomotivaıt zZeitigt,
kann man.alle wachsenden Anforderungen bei
elektrischem Betrieb durch Ankuppelung eines
zwelachsigen Triebgestelles auf einfachste und
wirtschaftlichste Weise befriedigen. Ein großer
Unterschied zugunsten des elektrischen Be-
triebes tritt ein beim Vergleich der riesigen,
schwerfälligen Dampflokomotiven (in Ame-
rika bis 12 Achsen) und der-kürvenbeweglichen,
elektrischen, kleinen Triebeinheiten. Die Ver-
suche der preußisch-hessischen Staatsbahnver-
waltung verdienen größte Beachtung, vor
allem auch in Deutsch- Österreich, das so sehr
auf uns angewiesen ist.
"Heit 3.
Während bei Dampf- -
15. Januar 1920.
Über Kommutator-Phasenschieber.
(Einfluß der Sättigung und Erweiterung des
a Kompensationsbereiches.)
- Von J. Kozisek, Charlottenburg.
Einfluß der
des Kommutator-
Übersicht. Es -wird der
gung auf die Wirkungsweise
Phasenschiebers näher untersucht.
bewirkt eine Erweiterung des Kompensations-
Sätti-
Die Sättigung
bereiches, vermindert jedoch die Sehlupfänderung | Be
bei Belastungsänderungen. Andere Hilfsmittel, den
Kompensationsbereich zu erweitern, wie Drehzahl
regelung am Phasenschieber, Überkompensation
bei Vollast und Umschaltungen an der Induktions-
Anwendungs-
maschine werden bezüglich ihrer
wögliohkeil kurz behandelt.
Die Yriyachatgchebe Methode, den für ‘ Be w
Erzergung des magnetischen Feldes einer grö-
ßBeren Induktions- -Dı ehfeldmaschine
Magnetisierungsstrom vom Netz und damit
auch von den Stromerzeugern fernzuhalten, be-
steht darin, in den induzierten Teil eine Kom-
mutatormaschine einzuschalten, die die Eigen-
schaft besitzt, die Phase des Stromes derart zu
beeinflussen, daß die Magnetisierung vom Se-
kundärteil aus erfolgt, so daß der Induzierende
(primäre) Teil vom Magnetisierungsstiom ganz
oder zumindest teilweise befreit wiı.d. Kommu-
tatormaschinen dieser Aıt sind in den letzten
Jahren vielfach gebaut worden und kommen
wegen ihrer Einfachheit und großen Betriebs-
sicher heit immer mehr zur Anwendung. Zudem
dürfte das in letzter Zeit in Erscheinung
tretene Bestreben, die für die Leitungsanlage
und die Stromerzeuger sehr lästigen, wattlosen
Ströme bei der Verrechnung der elektrischen
Energie zu berücksichtigen, das Anwendungsge-
biet der Phasenschieber noch wesentlich er-
weitern.
Der einfachste Kommutator- Phasenschie-
ber besteht in der Hauptsache!) aus einemals
einfacher Eisenring ausgebildeten, i in der Regel
wicklungsfreien Ständer und einem normalen Ba
Könmatntoranker (Abb. 1), der vonden nieder-
Luffspalt
Laufer
Abb. 1.
Kommutator-Phasenschieber.
periodigen Wechselströmen des induzierten
Teiles einer Drehfeldmaschine gespeist, stark
übersynehron angetrieben wird; dadurch tritt
an den Klemmen des Phasenschiebers eine dem
Strom voreilende Spannung auf, die die ein-
gangs erwähnte Phasendrehung des sekundären
Stromes bewirkt. Die Größe dieser Spannung
ist lediglich abhängig vom magnetischen Feld
und der relativen Umdrehungszahl des Dreh-
feldes in bezug auf den Anker.
konstanter Drehzahl des Phasenschiebers ‚(Nor-
malausführung) sich innerhalb des Arbeitsbe-
reiches, entsprechend derÄnderung der Schlupf-
periodenzahl, nur um wenige Prozente ändert,
so ist hauptsächlich das Feld von Einfluß auf
die nöße dieser Klemmenspannung. Das Feld
ist aber bei den hier behandelten Phasenschie- R
bern lediglich abhängig von den Ankerampere-
windungen und von der magnetischen Sätti-
gung im Phasenschieber. Der Einfluß der letz-
‘ 1) Näheres
8.1079 und R.R
1914, 8. 425.
siebe:r A. Scherbius, „ETZ* 192,
üdenberg, „El. Kraftbetr. u. Bahnen“
nötigen -
Kommaatr
Da letztere bei
ger m
Y 8
nv%
‚15. Januar 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Heit 3.
63
teren soll nın im nachfolgenden näher unter-
sucht werden. Zu diesem Zwecke werden die
charakteristischen Betriebswerte einer Induk-
tions-Drehfeldmaschine, nämlich Leistungsfak-
tor, primärer Strom und Schlupf für die beiden
Grenzfälle: Phasenschieber- Klemmenspannung
proportional dem Strom (d. h. Phasenschieber
praktisch ohne jede Sättigung) und Phasen-
schieber-Klemmenspannung konstant (d.h. Pha-
senschieber, praktisch mit vollständiger Sätti-
gung) entwickelt, gegenübergestellt und mit den
- Betriebswerten derselben Induktionsmaschine
ohnePhasenschieber verglichen. Beide Grenzfälle
wären auf dem Versuchsfeld innerhalb eines
großen Belastungsbereiches durch Drehzahl-
regelung am Phasenschieber leicht zu verwirk-
liehen. Um möglichst klare und einfache Ver-
‚gleichswerte zu erhalten, sollen durchweg ideale
Maschinen, d. h. ohne Streuung und ohne Ver-
hıste, lediglich unter Berücksichtigung des
Ohmschen Widerstandes im Sekundärteil der
Induktionsmaschine zugrunde gelegt werden.
Da es sich nur um Vergleichswerte, nicht um
absolute Werte handelt, und der Ein!luß der
vernachlässisten Faktoren nicht von wesent-
lichem Belang ist, bzw. sich teilweise gegenseitig
- aufhebt, dürfte diese Vereinfachung hier zu-
lässig sein. Die Untersuchung soll für den Mo-
torbetrieb durchgeführt werden, hat aber auch
- für den Generatorbetrieb volle Gültigkeit. ‚'
Es möge bedeuten:
« den Belastungsgrad,
e,.€, die Phasenspannungen bei
der Netzfrequenz,
ij,i, die Phasenströme, der Induk-
1 die Phasenverschiebungen tions-
s den Schlupf, maschine
r3 den sekundären Wider-
stand, ß
® das Hauptfeld
e, die Phasenspannung + des
n die Drehzahl Phasen-
fa f3.f4 die Frequenzen schiebers..
Der Index 1 beziehe sich auf den primären,
der Index 2 auf den sekundären Teil der Induk-
tion-maschine. Ferner seien der Schlupf s, so
wie der Leistungsfaktor cos @, Vollastbetiiebs-
werte der Induktionsmaschine ohne Phasen-
‚schieber.
Die Phasenschiebergröße sei derart ge-
wählt, daß der Induktionsmotor bei Vollast mit
cos @, = 1 arbeitet. Zur Vereinfachung der
Vektordiagramme und der Endfoımeln sollen
die Windvngszahlen. die Vollast-Wattströme
sowie die Vollast-Schlupfspannung (e, s,) gleich
Eins gesetzt werden.
1. Induktionsmotor ohne Phasen-
schieber.
Unter den oben gemachten Voraussetzun-
gen erhalten wir das'in der Abb. 2 dargestellte
DE
@5=-lg" &
7
30
Abb. 2. Vektordiagramm des Induktionsmotors
ohne Phasenschieber.
Vektordiagramm. Da der Magnetisierungs-
strom
vu tg Po
wird, so erhalten wir für die Betriebswerte die
Beziehungen
t
Bat,
u =Ve2 +18? Yo,
dA 67 &.
Der geometrische O:t der Endpunkte der Pri-
märstromvektoren ist die Gerade gg.
“und somit
2, Induktionsmotor mit nicht gesättig-
tem Phasenschieber.
ek = Konst. ty.
Für diesen Betriebszustand gilt das in der
Abb. 3 dargestellte Vektordiagramm. Der $e-
kundärstiom eilt infolge des Hinzukommens
Abb. 3. Vektordiagramm des Induktionsmotors
mit nicht gesättigtem Phasenschieber.
der Pharenschieberspannung e, der Schlupf-
spanmıng um den Winkel g, voraus und trägt
dadurch zur Magnetisierung des Hauptfeldes ®
bei. Die Schlupfspannung muß jetzt die vek-
torielle Summe von eyund (i,r,) decken. Da
sich die beiden letzteren Spannungen piopor-
tional dem sekundären Strom ändern, bleibt der
Phasenverschiebungswinkel bei allen Belastun-
gen bestehen (9, = go), $0 daß der geometrische
O:t der Endpunkte der Piimärstromvektoren
die gerade Linie gg wird. Die Betriebsweıte
ergeben sich aus Abb. 3 zu
tg mM—atg
@
tg, =
—=a@ __t&%
& = & 8 Yo
1
tn =tgY
, =V +1 — a) tg? pa
kr)
s=l—3—|a
cos?
Aus der ersten Gleichung folgt, daß für « = 0,5
gpı =18M
COSP = COS Y,
d.h. daß die Induktionsmaschine mit Phasen-
schieber bei halber Belastung denselben Lei-
stungsfaktor hat wie die Induktion: maschine
ohne Phasenschieber bei Vollast. Aus der zwei-
ten Gleichung oder direkt aus Abb. 8 folgt, daß
der piimäre Stıiom bei
= sin?
ein Minimum imin. = sin go
erreicht, wobei
} COS P, =SINY
wird.
3. Induktionsmotor mit gesättigtem
Phasenschreber.
er, = konst.
Hierfür gilt das Vektordiagramm Abb. 4.
Die Berechnung der charakteristischen Be-
triebswerte erfolgt wie im vorhergehenden Fall,
HM,
%2 50 h BR &
Abb. 4. Vektordiagramm des Induktionsmotors
mit gesättigtem Phasenschieber.
man hat nur den sekundären Phasenwinkel 9
durch, zu ersetzen, wobei zu beachten ist, daß
dieser nicht mehr konstant bleibt, sondern mit
abnehmender Belastung zunimmt und durch
die Beziehungen
ek COS P5
Re
ne 18 9
az. 6080,
eindeutig festgelegt ist. Es wird daraus
womit tg y,, i, und s wie im vorhergehenden
Fall bereehnet werden können. Der geometri-
sche O:t der Endpunkte der. Primärstromvek-
toren ist eine Kurve höheren Grades (gg).
deren Gleichung ziemlich unhandlich ist und
die, da weiter nicht benötigt, nicht näher unter-
sucht werden soll.
Auf Grund der im vorhergehenden abge-
leiteten Gleichungen ist in den Abb. 5 bis 9 der
graphische Verlauf der Betiiebswerte darge-
stellt. Der Leistungsfaktor ist für die Vollast-
werte co& u — 0,9, 0,8, 0,7, der primäre Strom
und der Schlupf nur für cos gu = 0,8 aufge-
tragen.
Der Vergleich der Leistungsfaktorkurven
zeigt, daßim Leerlauf- und Vollastbereich beide
Belastung
[/ 25 50 75 700 125
Abb. 5. Verlauf des Leistungsfäktors für cos pa = 0,0.
Phasenschieber — der gesättigte und der nicht
gesättigte — ziemlich gleichwertig sind, daß
hingegen bei mittleren Belastungen der gesät-
tigte Phasenschieber bessere Kompensation er-
gibt, wobei der Gewinn bei schlechteren Vollast-
Leistungsfaktoren etwas gıößer ist als bei den
hohen. Die Sättigung wirkt also auf eine Er wei-
terung des Kompensationsbereiches hin. Wenn
080
[7 25 617] 75 700 125
Abb. 6. Verlauf des Leistungsfaktors für cos p, = 0,8°
man jedoch bedenkt, daß die aufgetragenen
Kurven nur die äußersten Grenzfälle darstellen,
daß also insbesondere der als nicht gesättigt be-
zeichnete Phasenschieber tatsächlich immer
etwas Sättigung zeigen wird, so düuften die bei-
den Kurven in Wirklichkeit weniger von einan-
der abweichen, so daß es fraglich ist, ob die
Vorteile einer etwas besseren Phasenkompen-
sation die Nachteile der vollständigen Sättigung
aufwiegen. Die praktisch vollständige Sätti-
gung ist zwar konstruktiv einfach auszuführen,
indem durch Vereinigung des Ständers mit dem
Läufer der Luftspalt vermieden wird, so daß der
magnetische Kraftfluß nur im Eisen verläuft
und daher verschwindend wenig Amperewin-
dungen zur Magnetisierung benötigt werden)).
Jedoch ist der Nachteil dieser Konstruk.ion der,
daß man keines von den bekannten wirksamen
1) Die ersten Vorschalttransformatoren für Dreh-
strom-Induktionsmotoren waren ähnlich gebaut. Siehe
„ETZ“ 1891, 8. 180. Näheres über diese Rauart von. Pha-
senschiebern siehe: M. Leblane: .Eclairage Blectrique‘,
Bd. 29, 1901, S. 118 u. A. Scoherbius. „BETZ“ 1912, 8. 1079.
54
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Het 3.
15. Januar 1920.
Kommutierungs-Hilfsmitteln(Wendepole, Kom-
mutierungslöcher) anbıingen kann, so daß die
ganze Funkenspannung (Stromwendespannung
+ Transformatorspannung) von der Kommu-
tatorbürste aufgenommen werden muß, was
namentlich bei großen Polleistungen zu Kom-
Bei. kleinen
mutierungsschwierigkeiten führt.
125
Abb. 7. Verlauf des Leistungsfaktors für coa m= 0,7.
Polleistungen treten diese Bedenkenin den Hin-
tergrund, so daß in diesem Fall der gesättigte
Phasenschieber am Platze ist. Sollte es jedoch
gelingen, was bis heute noch nicht der Fall ist,
brauchbare Widerstandsverbindungen zu fin-
den, so wäreauch bei größeren Polleistungen bei
vielen Induktionsmaschinen der gesättigte
Phasenschieber vorzuziehen.
Bei schwachen Belastungen versagen beide
Phasenschieber. Man muß, wenn auf eine Kom-
pensation in diesem Bereich Weit gelegt wird,
auf ganz andere Phasenschieberbauarten zu-
rückgreifen, über die an anderer Stelle bereits
be:iichtet wurde und die daher hier nicht behan-
delt werden sollent). Jedenfalls geht bei diesen
Maschinen die Einfachheit verloren, und es
empfiehlt sich deshalb, vonihnen nur dann Ge-
brauch zu machen, wenn die Induktion-ma-
schine zeitweise mit schwachen Belastungen
arbeitet.
Bezüglich des Schlupfes zeigen sich inter-
essante Unterschiede (Abb. 8). Gegenüber der
Belastung %
0 25 50 75 00 125
Abb. 8. Verlauf des Schlupfes für cos = 08.
Induktionsmaschine ohne Phasenschieber zeigt
die mit Phasenschieber eine Eıhöhung des
Schlupfes; während jedoch beim nicht gesättig-
ten Phasenschieber der Schlupf mit der Be-
lastung linear auf Null abnimmt, strebt der
Schlupf bei Verwendung eines gesättigten
tg a)
COS
zu, so daß bei einer Laständerung die Schlupf-
änderung im letzten Fall wesentlich kleiner aus-
fällt als beim nichtgesättigten Phasenschieber.
Diese Eigenschaft jet, bei den meisten Arbeits-
maschinen ohne Belang, wird jedoch von
großer Wichtigkeit BE Antıieben, die mit
Schwungmassen arbeiten müssen, wie z. B. bei
Kolbenarbeitsmaschinen, da hier bei größercı
Schlupfänderung die Schwungmasse viel mehr
zur Geltung kommt und dadurch die Belastungs-
stöße besser vom Netz ferngehalten werden.
Man würde daher bei Antiieben dieser Art dem
nicht gesättigten Phasenschieber den Vorzug
Phasenschiebers einem Grenzwert (=-
1) Näheres über diese Phasenschieber siehe R. Rü-
denberg, „El. Kraftbetr. u. Bahn 19]4, S. 496,
H. Nehlsen. ETZ“ 1917, S. 584, a ‘ ayd
Beben müssen. Auf weitere Einzelheiten bezüg-
lich dieses Anwendungsgebietes werde ich in
einem späteren Aufsatz eingehender zurück-
kommen.
Der Ver gleich der primären Ströme (Abb.9)
zeigt, daß der Strom bei Verwendung eines
Phasenschiebers ein Minimum aufweist, welches
0 25
Abb. 9. Verlauf des nee Stromes für co 1, = 0,8:
50 75
beim gesättigten Phasenschiöher besonders
scharf ausgeprägt ist.
Um den Arbeitsbereich, innerhalb dessen
die Kompensation auf corg, —1 erfolgt, zu er-
weitern, gibt es bei den hier behandelten Kom-
mutator-Phasenschiebern außer der magneti-.
schen Sättigung noch andere Hilfsmittel, die in
diesem Zusammenhang noch kurz behandelt
werden sollen.
Das naheliegendste besteht darin, beim
Phasenschieber den Giad des Übeısynehronis-
mus durch Drehzahlıegelung, entsprechend der
Belastung, zu verändern. Die @öße dieser Re-
gulierung findet man aus dem Vergleich der für
die Vollast und Teillast nötigen Kompensations-
1d
7
&5. &50 &
Abb. 10.» Vektordiagramın des Induktionsmotors
bei Kompensation ang 608 M=1.
spannungen (&y, &%«)- Di folgen aus Abb. 10.
Es ergibt sich
für Volast =, Dr „
und für Teillast
wobei tg = en .
Daher wird
[7 25:
Abb. 11.
50 725:
Verlauf der Kompensationsspannungen
für 08 9 = 0,8
‚(Kurve b) bei konstanter Drehzahl desselben, e
‘bei dieser Kompensation die Veränderung des
. Die Kömpenskhion auf co8Yy, — 1 tritt ein für
- Graphisch aufgetragen erhalten wir {
€0s@, = 0,8in Abb. 11 die Kurve a. Zum \
gleich sind noch die mit gesättigtem (Kurye
und mit nicht gesättigtem Phasenschieber
reichbaren Kompensationsspannungen einge-
tragen. Die für Kompensation auf cos g,
erforderliche Drehzahlregelung, bezogen auf die
Drehzahl des Phasenschiebers bei Vollast .der
Induktionsmaschine, ergibt sich einfach durch
Division der Kurve a durch die Kurye c für den
gesättigten bzw. der Kurve a durch die Kurve b
für den nicht gesättigten Phasenschieber. Das
Ergebnis ist in Abb. 12 graphisch aufgetragen. -
30
7947.00) 725
4
a
Abb. 12 Erforderliche Drehzahlregelung am Phasenschieber E
zur Kompensation auf cosy, =1, für ccam=04.
Be.
2
Wie ersichtlich, ist die ‚orten derliche Drehzahl-
regelung namentlich beim nicht gesättigten.
Phasenschieber bereits bei mittleren Belastun-
gen eine beträchtliche, so daß die Methode we- : B
gen der Trägheit der mechanischen Regelung
nur bei ganz ruhigen Antrieben Anwendung '
finden kann. Außerdem hat sie den Nachteil,
daß der Phasen-chieber, vom Regulieımeehanis-
mus ganz abgesehen, sehr teuer wird, da er für
maximale Leistung bei der niedıigsten Dreh-
zahl bemessen werden muß. Bemerkenswert ist 2
>
Schlupfes der Induktionsmaschine,
reicht nämlich für
a=ztgp,
Smin. Z2tg Yo;
Dieser er-
ein Minimum
und nimmt alsdann bei weiterer Entlastung zu.
Ein anderes Mittel, den Kompensation
bereich zu erweitern, besteht darin, den Phasen-
schieber für Überkompensation bei Normallast
zu bemessen, so daß die Kompensation "auf
coeg, —=Llerst bei einem nie drigeren Belastungs- ae
grade auftritt. Das hierfür gültige Vektordia-
gramm ist in Abb. 13 dargestellt, Bedeutet du =
Abb. 18. Vebtordiagramn des Induktionsmotors
für Üserkompensation.
den primären Phasenveiteilungswi 2 bei Voll-
last. so wir h i
Watte pe.
und damit
en
= ihn
tg p _ tg
gwp WByrtgy
Graphisch aufgetragen für cos yy = 0,8 a
c08 @ı' = 0,95 (Voreilung) erhalten wir Abb. 14, _
in der zum Vergleich der Leistungsfaktor bei
Kompensation auf cos @, = 1 bei Vollast einge-
tragen ist.
Die Methode hat den Nachteil, daß er
240 =
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 3.
65
n Verhältnis.
Er 17 S ar“ 4“ f} cos‘
Eh 2 lg go cos’y,
x größer und damit teurer wird, und dab der
E Läufer der Induktionsmaschine bei Vollast elek-
_ trisch stark beansprucht wird,so daß bei bereits
hoch ausgenutzten Maschinen eine Verstärkung
des Läuferkupfers erforderlich ist,
er 725 30 wo 725
- Abb. id. Verlauf des Leistungsfaktors bei
Überkompensation für cos,’ = 0,85.
Eine dritte Möglichkeit, den Kompensa-
tionsbereich zu erweitern, besteht darin, bei den
mittleren und schwachen Belastungen den in-
duzierten oder induzierenden Teil der Haupt-
maschine derart umzuschalten, daß der Phasen-
- schieber mit größerer Stromstärke und damit
größerer Kompensationsspannung arbeitet.
Dies geschieht in einfachster Weise z. B. durch
A AUmischaltung im induzierten Teil oder A A
Umschaltung im induzierenden Teil!). Die letz-
tere hat den Vorteil, daß einmal eine Verstär-
kung des Phasenschieberstromes eintritt und
_ zam anderen der Magnetisierungsstrom der In-
duktionmaschine wesentlich vermindert wird,
- so daß die Kompensation aus zweifachen Grün-
_ den wirksamer wird. Die Methodeliefert, wie die
- Meßwerte an einem Induktionsmotor für 55 kW
in Abb. 15 zeigen, sehr brauchbare Resultate.
700
- Abb. 15. Eintinß der Ständer A/Y Umschaltung auf den
heistungsfaktor eines Induktionsmotors für 55 kW.
75
Q
"25 so 125
‘sie hat jedoch den Nachteil, daß das Anwen-
dungsgebiet nur auf Induktionsmaschinen be-
sehränkt ist, dielängere Zeit mit Teillast arbei-
ten, da nur in solchen Fällen eine Umschaltung
möglich ist. Er
Über eine neuartige, elektrisch betriebene
Entlade- und Stapelvorrichtung für Kohlen
E _ und andere Schüttgüter.
5: Die Ingenieure Heinzelmann und
- Sparmberg in Hannover haben eine be-
merkenswerte Vorrichtung zum . Umschlagen
_ und Stapeln von schüttbaren Stoffen, insbeson-
dere Kohlen, geschaffen, die geeignet ist, eine
_ wesentliche Vereinfachung und Verbillisung
der Umschlagarbeiten zu gewährleisten. Sie
& ist von um so größerer Bedeutung für die
gegenwärtigen Verhältnisse mit ihrem Mangel
an Arbeitern, Wagen und sonstigen Hilfs-
}
| Er ) D.R.P. 298978.
| .
{
- der Phasenschieber in bezug anf die Leistung
:lokomotiven . angefahrene
großen Bechern
mitteln, als sie bei verhältnismäßig großen
Leistungen in Verbindung mit billigen Anlage-
kosten und geringem Kraftbedarf . einerseits
im allgemeinen nur einen Mann Bedienung er-
fordert, anderseits die Entlade- und Umschlag-
arbeiterkolonnen entbehrlich macht. >
: Die grundsätzliche Anordnung und Aus-
bildung der Einriehtung ‘in einer besonderen
Bauart.gibt Abb. 1 wieder. Hier handelt es
sich darum, durch 'Kippwagen mittels Dampf-
Kohlen auf
Schütthöhe zu stapeln. Zu dieser Arbeit wird
ein verstellbarer und fahrbarer Stapelelevator
' benutzt, der aus einem Fahrgestell mit breiten
Laufrädern, einem sehrägstehenden . Becher-
große
Danut wird die in einer Stellung der Maschine
zur Verfügung stehende Materialmenge bei der
üblichen Panlänge der Förderschnecken etwa
%
Se
S } ERTIIE I] "
| | I;
|
a | I |
I! Ss | See
E = = KeiSt=} een Pe re je Sie zei ;E
DE = } I [ i i TEL [ Je I le
d ee E LEER Ebes 4e4-t-r — = N |
A Ip=- N > | il A 4==65
heiss HE son 5 Fern |
| NeeeRellsse * - Hs = |
Is a > |
I Habs. Hl | |
|
| IS
|| |
I
a
Abb. 1.
elevator und einer zusätzlichen Einrichtung zur
Beiräumung der Kohlen besteht. An und für
sich sind Becherelevatoren in fahrbarer An-
ordnung als Stapeler zur Aufnahme geschütte-
ten Materials schon vielfach und seit langem
in Benutzung. Die Bauart des Becherelevators
und ‚des Wägengerüstes, Abb. 1, Jehnt sich an
diese früheren Einrichtungen an. Der elektro-
motorische Antrieb der Becherkette ist im
Wagengerüst untergebracht und treibt unter
Vermittlung eines doppelten Zwischenvor-
geleges durch Riemen, Zahnräder und Kette die
obere Umführungsscheike an. Für den Material-
abwurf ist eine einfache Schurre vorgesehen.
Die ganze Maschine ruht auf vier breiten Lauf-
rädern, um das Versinken im Boden zu verhin-
dern. Der Fahrwerksantrieb wird durch Hand-
kurbeln mit RKetten- und Zahnrädervorgelege
bewirkt.
Bei den bisher gebräuchlichen Stapeleleva-
toren für Schüttgüter kann auch bei genügend
die. Leistungsfähigkeit .des
Becherwerks u gewisse Zeiten ausgenutzt
werden, da die Notwendigkeit einer fast stän-
digen Bewegung (der Maschine in der Fahrt-
richtung wie auch nach der Schöpfseite hin er-
forderlich ist, wenn man nicht vorzieht, durch-
das Material in den
Handschaufeln immerfort
Schöpfbereich der Becher zu schieben. Höhere
Stapelleistungen können also nur unter ent-
sprechendem Aufwand an Löhnen erreicht
werden. In dieser Hinsicht unterscheidet sich
der neue Stapeler von den bisherigen Bauarten.
Um eine stetige Füllung der Becher zu gewähr-
leisten, ist in der beiderseitigen Verlängerung
der unteren Umführungsachse je eine Schnecke
angeordnet. Die beiden Schneckenhälften haben
‚entgegengesetzte, nach der Becherkette hin ge-
richtete Förderrichtung und schaffen, als Zu-
bringeschnecken arbeitend, von beiden Seiten
das Material in den Schöpfbereich der Becher.
Verstellbare, fahrb: re 'Stapelvorrichtun g.
verdreifacht, die Verschiebenotwewuligkeiten
für die Maschine entsprechend verringert und
dadurch eine im gleichen. Verhältnis gestei-
<serte Förderleistung der Maschine erzielt.
Die technische und wirtschaftliche Über-
lesenheit des Stapelelevators mit Zubringe-
schneeken ist hiernach ohne weiteres gegeben,
zumal da die Bedienung der Maschine keine
höheren Ausgaben für Löhne erfordert. Was
den Kraftbedarf angeht, so wird dieser ledig-
lich durch den- zusätzlichen Verbrauch der bei-
den Zubringeschnecken erhöht.
Die Bauhöhe des - Stapelers muß der in
jedem Falle geforderten Stapelhöhe der Kohlen
möglichst gut angepaßt werden. Dazu sei
bemerkt, daß es wenie vorteilhaft ist, die
Bauhöhe der Maschine srößer zu bemessen, als
die Verhältnisse es unbedingt nötig machen.
da hierdurch nicht nur eine unnötige Aufwen-
dung an Kraft verursacht wird, sondern auch
Verluste an Kohlen, besonders bei bewegter
Luft, entstehen. Auch wird natürlich der
Stapeler mit wachsender Höhe schwerer und
unhandlicher, zumal, da auf den Winddruck ent-
sprechend Rücksicht genommen werden muls.
Für die Bedienung genügt ein Mann zur Veer-
schiebung der Maschine, Der Betriebsstron:
wird dem Motor durch ein loses Panzerader-
kabel von einem Steekkontakt aus zugeführt.
Wie in Abb. 2 dargestellt, läßt sich die
Maschine in ähnlicher Bauart ebenfalls zur
Verladung von Schüttgütern vom Lager in
Eisenbahnfahrzeuge verwenden. Die Bauhöhe
der Maschine ist naturgemäß in diesem Falle
entsprechend niedriger und wird lediglich der
Bauhöhe der Wagen, im vorliegenden Falle
Kleinbahnwagen, angepaßt. Die Verbindung
zwischen dem Becherabwurf und dem Eisen-
bahnwagen wird durch eine Schurre in üblicher
Weise hergestellt. Ob man die Maschine, wie
in Abb. 2, auf einem Schienengleis fahren läßt
..
66
+
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 3.
15. Januar 1920. N
+
m —
oder mit breiten Rädern auf dem Boden, hängt
von den jeweiligen Verhältnissen ab. Die letzt-
senannte Bauart sichert zwar eine größere Un-
alfhängigkeit, unter Umständen auch eine
weitergehende Ausnutzungsmöglichkeit; jedoch
ist sie nur anwendbar hei entsprechender
Pestiekeit des Bodens. Anderseits ist die auf
Schienen fahrende Bauart leichter zu bewegen
|
|
|
|
Teil des Materials in den mit dem Elevatorfuß
verbundenen Trog hineinfällt. Ein weiterer
sroßer Teil des Gutes kann mnter Aufwand
seringer Handarbeit mit der Schaufel oder ent-
sprechend gestalteten. Werkzeugen aus den
Waeen
j
h
Ü
Kan 7 ges
pr
{1 1.75
Abb. 2. Fahrbarer Elevator bei der Beladung eines Kleinbahnwagens.
besoflers dann vorteilhaft, wenn vorhan-
benutzt werden können.
und
dene Schienenstränge
Es wäre ja auch leicht möglich, die Maschine .
so einzurichten, daß sie durch eine Lokomotive
verschoben werden könnte, um sie an räumlich
getrennten Arbeitsstellen zu verwenden und so
die Ausnutzungsmöglichkeit entsprechend zu
steigern.
IBemerkenswert ist auch die in Abb. 3 ze-
zeigte Arbeitsmöslichkeit, nach der “(ie Ma-
schine zum Stapeln von Kohlen oder auch zur
Bekohluns von Lokomotiven herangezogen wer-
den kann. Die Bauart der Maschine entspricht
Teil des Gutes muß allerdings nach wie vor
mit der Handschaufel in den Sammeltroe seawor-
fen werden. Die Vorteile. dieser Arbeitsweise
liegen in einer Beschleunigung der Wagenent-
leerung und in dem Fortfall der Zwischen-
lagerung unmittelbar neben den Gleisen. Beson-
ders günstig sind für diese Arbeitsweise Wagen
ee ee er = =
H H
= fait Eu ar ce 4
+
ar n
‘ ’
RER a
EEE rn
- Ft
ee
A 1
EN Fe EEE
i
ı
+ 1
r r—
SER GrE PERF IE FNIER J
mn
Abb. 3. Fahrbarer Elevator zur Verbilligung und Beschleunigung der Entladung von Eisenbahnwagen.
in ihren Grundzügen den bereits besprochenen,
Abb. 1 und 2, ekienso die elektrischen und ma-
schinellen Einrichtungen. Nur bedingen die
hier vorliegenden veränderten Betriebsverhält-
nisse eine Fahrbewesung der Maschine in der
Arbeitsrichtung der Becherkette. Die Maschine
dient in der dargestellten Bauart der Erleich-
terung und Verbilligung des Umschlages von
Kohlen und sonstigen Schüttzgübern aus Bisen-
lahnwagen unter Ausschluß der Zwischen-
lagerung.
Der Stapelelevator wird derart an den zu
entladenden Bisenbahnwagen herangefahren,
daß beim Öffnen der seitlichen Wagentüren ein
Mit der Baulänge steigern
die Entladekosten, da einerseits
Anteil der Gesamtladung auf
geringer Baulänge.
sich auch
ein geringerer
die selbsttätig herausrutschende und leicht her-
auszuschiebende Menge entfällt, anderseits die
Entfernungen zwischen den Türen und ‚Köpfen
der Wagen wachsen. Durch eine Maschine ähn-
licher Bauart könnte auch ohne weitere Schwie-
rigkeiten die Umladung des Gutes von dem
einen Eisenbahnwagen in einen andern oder in
sonstige Fahrzeuge erfolgen. \
Das Streben nach seiner Beschleunigung und
Verbilligung der "Wagenentleerung hat auch
noch zu einer anderen Konstruktion unter Ver-
geschoben werden. Ein erheblicher i gen Wagen und kann mittels ‚eines motorisch
‚abıgesehen
wendung des Becherelevators zur Hochförde-
rung und der geteilten Schnecke als Zubringer _
seführt. Eine Anlage dieser Art ıgibt Abb. 4
wieder. DasBecherwerk hängt in Zapfen ancinem
auf einem Testen Hochgleis fahrenden kranarti-
Ahb. 4. Überladung von Kohlen aus Staatsbahnwagen in Kleinbahnwagen
durch Elevator mit Zubringesehnecken. SEEN
oder mit der Hand betätigten Windwerks ge-
hoben und gesenkt werden. Der Fuß des
Becherelevators wird mit. den Zubringe-
schnecken, deren Länge der Breite der Eıisen-
bahnwagen angepaßt wird, auf das zu ent-
ladende Material im Wagen abgesenkt und stets
in einer der jeweiligen Höhe der Ladung ent-
sprechenden Höhe szehalten. Das geförderte
Material fällt in eine Schurre und wird seitlich
in Kleinbahnwagen abgelenkt. Es ist auf diese
Weise. möglich, eine vollständige Entleerung
des Wagens-ohne Aufwand von Menschenarbeit, _
von ‘der Bedienung. der Maschine
selbst, zu erreichen. Von einem an der Trag-
konstmiktion des hochliegenden Gleises vorge-
sehenen Laufsteg aus wird das Fahrwerk und
Hubwerk der Einrichtung mittels Haspelketten
durch einen Arbeiter bedient und der Förder-.
motor durch Steuerschnüre oder mittels An-
lassers geschaltet. -\ 5 je
Die in Abb. 4 dargestellte Konstruktion ist
besonders während des Krieges mit seinem
manchmal empfindlich sich fühlbar machenden
Wagenmangel und der unregelmäßigen Anfuhr
der Brennstoffe von erhehlicher Bedeutung ge-
worden, da einerseits an Leuten gespart wird,
anderseits die Wasen schneller entleert und
wieder verwendungsbereit werden, und scehließ-
lich, auch bei gesteigerter Anfuhr der Brenn-
stoffe, die Wagenstandgelder in Fortfall kom-
men. Der Kraftbedarf, dessen Höhe durch das
Fassungsvermögen der Becher und die Förder-
geschwindigkeit beeinflußt wird, Kann im
Mittel zu etwa 6 PS angenommen werden, Da-
bei können mit einem Mann Bedienung stündlich
zwei Wagen von je 15 t entladen werden. Die
Entladekosten stellen sich dabei auf etwa
0.50 M für 10 t entladene Kohlen ohne Berück-
sichtigung der Abschreibung und Verzinsung
des Anlagekapitals. j
Was die Wirtschaftlichkeit von Stapelele-
vatoren nach Abb. 3 angeht, so kann ein Mann
bei dieser bereits besprochenen Arbeitsweise
einen 10 t fassenden Eisenbahnwäagen in etwa
30 min entleeren. Die Stundenleistunz
stellt sich also auf etwa 20 t, während die Ent-
ladeleistung für einen Mann beim Arbeiten mit
der Handschaufel mit höchstens 2 t/h angenom-
men werden kann. Dazu kommt der Vorteil, daß
die Kohlen gleichzeitig in beliebige Höhen ge-
fördert werden ‚können. Es ist beispielsweise
möglich, die entladenen Kohlen mit dem Becher-
werk durch das Dach in den. .Kohlenschuppen
zu befördern und hier zu stapeln. Zu den Er-
sparnissen an Löhnen kommt. in ‚diesem Falle
noch die Steigerung der Ausnutzung des ver-
fügbaren Lagerraumes im Kohlenschuppen, da
die Kohlen höher gestapelt werden können. “=
Hubert Hermanns. 7
;
RECHTSPFLEGE. }
Wann ist der Eisenbahnfiskus als Bauauftrag-
geber Betriebsunternehmer im Sinne des Haft-
pflichtgesetzes ?
Die Firma H. hatteim Auftrage des Eisen-
bahnfiskus auf einem Bahnhof Lichtanlagen
auszuführen. Auf Bitten eines Angestellten
”
_ des Fiskus bestieg der im Dienste der Firma
"stehende Arbeiter B. einen hölzernen Mast, ıım
_ die Drähte zu durchsehneiden. Der Mast fiel
_ um, und B. stürzte tödlich ab. Seine Hinter-
_ bliebenen beziehen von der Berufsgenossen-
_ sehaft für Feinmechanik und Elektrotechnik
_ eine Unfallrente. Wegen weitergehenden
- Schadens nahmen sie den Fiskus in Anspruch,
_ wurden aber sowohl vom Landgericht wie vom
Oberlandesgeriebt abgewiesen. Die Instanzen
stehen auf dem Standpunkt, der Verunglückte
sei bezüglich seiner Dienstleistung nicht nur
im Betrieb der Firma H., sondern. auch im Be-
_ trieb des beklagten Fiskus tätig gewesen und
_ habe deshalb von diesem über die Rente hinaus
niehts zu fordern. Aufdie Revision der Hinter:
bliebenen des B. hob das Reichsgericht das
Urteilauf und verwies die Sache an die Vor-
"instanz. zurück.
Versicherungesträger war nach den Ent-
scheidungsgründen (12. VI. 1919) der Beklagte
hier nur, wenn der Baubstrieb für die Beleuch-
tunssanlage auf seine Reehnung ging ($ 624
RVO.). Daß dies hier zutrifft, kann nicht zuge-
geben werden. Zu den Merkmalen des Begriffs
des Betriebsunternehmers im Sinne des $ 1
des Haftpflichtgesetzes gehört, daß er die
Kosten des Betriebes trägt, die Einnahmen
daraus bezieht und die Verfügung über den Be-
triebinnebat. Gewicht ist aufdie Verfügungs-
gewalt zu legen, weil sie den Inhaber der Ge-
walt in den Stand setzt und verpflichtet, An-
ordnungen und Einrichtungen zu treffen, die
die Gefahren des Betriebes, um die es sich auf
dem Gebiet der Versicherung wesentlich han-
delt, verhüten, äbwenden oder . verringern.
Nun war die Firma H. diejenige, die die Kosten
für den Bau der Liehtanlage bestritt; sie bat
die Fabrikeinrichtungen, die Stoffe und die
Personen bezahlt, die an dem Bau arbeiteten.
Die Einnahme daraus ist ihr in Gestalt des
Werklohnes zugeflossen. Erst der Betrieb des
fertigen Werks-ging auf Rechnung des Be-
klagten. Wäre es von ihm nicht abgenommen
- worden, so hätte er nichts dafür bezahlt; die
Herstellung wäre aber immer auf Rechnung der
- Firma H. geschehen.
Die ‚Allgemeinen Vertragsbedingungen
für die Ausführung von Staatsbauten‘‘ ent-
halten unter den „Ordnungsvorschriften‘ des
$14 die Bestimmung. daß die anf dem Bau
beschäftigten Angestellten des Unternehmers
bezüglich der Bauausführung und der Aufrecht-
erhaltung der Ordnung auf dem Bauplatze
den Anordnungen der Verwaltung unterworfen
seien. Ohne zureichende Begründung spricht
“das Berufungsgericht auf Grund des $ 14 dem
Beklagten die Verfügungsgewalt über die Ar-
beiten der Firma H. zu und bezeichnet ihn als
- „Herrn“ darüber. Herrin auf dem Bauplatz
- sollte die Verwaltung natürlich bleiben, wie sich
das bei Arbeiten auf einem Bahnhofe von selbst
versteht, und ebenso mochten ihr allgemeine
Anordnungen über die Bauausführung, so etwa,
wo die Liehtm»ste aufzustellen waren, zustehen.
Aber der Bau der Liehtanlage im einzelnen, und
darauf käme es an, wurde durch $ I4noch nicht
ihrer Verfügung unterstellt. (A. Z. VI. te
Sk.
auf Elektrizitätslieferungs-
verträge.
Eine Blockstation G. m. b. H. hatte mit
der Stadtgemeinde im Oktober 1915einen Ver-
trag geschlossen, laut dessen sie während des
Krieges einen jährlichen Mindestverbrauch von
250 000 kWh und in den folgenden Jahren von
en
Einfluß des Krieges
300 000 kWh sowie eine Benutzungsdauer von -
-2000h dem städtischen Elektrizitätswerk gegen-
über gewährleistete. Gegen Ende 1918 bean-
‚tragte sie, gerichtlich festzustellen, daß diese
Vertragsbestimmung nicht rechtsverbindlich
sei, da infolge der weitgehenden behördlichen
Einschränkungen der Verbrauch elektrischen
Stromes in den letzten Jahren erheblich zurück-
gegangen sei. Landgericht und Kammergericht
wiesen die Klage ab, das Reichsgericht hat
die Revision der Klägerin zurückgewiesen. ,
Aus den Fintseheidungsgründen seines Ur-
teils vom 30. X. 1919 ist das Folgende wichtig:
Es ist zu billigen, wenn der Vorderrichter den
in Frage kommenden $ 9 des Vertrages dahin
versteht, nicht die Abnahme des darin bezeich-
neten Mindestmaßes von elektrischem Strom —
an dieser Abnahme hatte die‘ Beklagte kein
wesentliches Interesse — sei von der Klägerin
gewährleistet, sondern die Bezahlung dieses
Mindestmaßes. Daß die Beklagte, abgesehen
von der behördlicherseits erfolgten allgemeinen
Einschränkung, für die sie nieht verantwortlich
ist, aus technischen oder sonstigen Gründen
zur Vertragserfüllung, also zur Lieferung des
die gewährleistete Menge erschönfenden Stro-
mes, nicht imstande gewesen sei, behauptet die
Klägerin selbst nieht. Sie hat also auch ihrer-
seits den Vertrag zu erfüllen und ist nicht be-
fugt, die Folgen der von ihr im $ 9übernomme-
nen Gewährleistung und der mit dieser wie
Sa
Elektrotechnische Zeitschrift.
bei jedem gewagten Geschäft verbundenen Ge-
fahr auf die Gegenpartei abzuwälzen. Daß die
Klägerin diese mit dem laufenden Kriegszu-
stande verbundene Gefahr durch den $ 9 über-
nommen hat, begründet der Berufungsrichter
ausreichend durch den Hinweis darauf, daß der
Abschluß des die Gewährleistung bestimmenden
Vertrages nach dem Ausbruch und während
der Dauer des Krieges erfolgt ist, daß Klägerin
nach dem Wortlant des $ 9 gerade „während
der Kriegsdauer‘‘ den Mindestverbrauch an
Strom zu gewährleisten erklärt, und daß die
Höhe des garantierten Mindestverbrauchs für
die Kriegsdauer einerseits und für die Zeit nach
dem Kriege anderseits verschieden geregelt ist.
Daß die geschäftskundige Klägerin sich beim
Vertragsabsehluss bewußt gewesen ist, der
Krieg könne, wie auf alle Lebensverhältnisse,
so auch auf ihre Verpflichtung zur Stromab-
nahme von schädigendem Einfluß sein, Kann
hiernach nicht zweifelbaft sein. Hat sie trotz-
dem eine gewisse Mindestabnabme ausdrück-
lich gewährleistet, so hat sie in dieser Hinsicht
die Kriegsgefahr übernommen und kann.sich
der übernommenen Verpfliebtung nicht des-
halb entziehen, weil ihr dureh den Krieg die
Abnahme des vollen Mindestbetrages unmög-
lieh gemacht sei. Gerade für diesen Fall sollte
offenbar die iübernommene Garantie wirksam
werden. (A. 2. VII. 282/19.) SI.
Neue Gesetze.
Der. ,, Reichsanz.“‘ 1920, Nr. E:- hät‘ unter
den 24. XII. 1919 das neue Umsatzsteuer-
gesetz bekanntgegeben, dessen 47 Paragra-
nhen I. Allgemeine Vorschriften, allgemeine
Umsatzsteuer auf Lieferungen und sonstige
Leistungen, II. Erhöhte Umsatzsteuer anf die
Lieferung bestimmter Lnxusgegenstände durch
den Hersteller, III. im Kleinhandelund IV. auf
Leistungen besonderer Art, V. Überwachung der
Steuerpflichtigen, VI. Steuerberechnung und
Veranlagungsverfahren und VII. Straf-, Über-
gangs- und Schlußvorschriften umfassen.
In Nr. 2 des „Reichsanz.‘ wird weiter das
(esetz über das Reiehsnotopfer vom 31.
XII. 1919 veröffentlicht, durch das u.a. auchalle
inländischen Aktiengesellschaften, Komman-
ditgesellschaften auf Aktien, Gesellschaften m.
b. H.. eingetr2egene Genossenschaften, deren
Anteile auf mindestens 50 M lauten, zur Abgabe
vom gesamten beweglichen und unbeweglichen
Vermögen nach Abzug der Schulden herange-
zogen werden.
LITERATUR.
Besprechungen.
Herstellen und Instandhalten elektri-
scher Lieht- und Kraftanlagen. Ein
Leitfaden auch für Nichtteehniker. Unter
Mitwirkung von Gottl. Lux und Dr. €. Mi-
chalke verfaßt und herausgegeben von
S. Frhr. v. Gaisberg. 8. umgearb. und erw.
Aufl Mit 59-Abb: X und 134 8: in: 16%
Verlag von Julius Springer. Berlin 1918.
Preis 3,20 M. ®
Nach der Überschrift soll das Buch ein
Leitfaden auch - für Nichttechniker sein.
Dieser Überschrift kann eher zugestimmt wer-
den, als der für die siebente Auflage dieses
Bucher, nach weleher es nur Nichttechnikern
eelten sollte, so daß bei seiner Besprechung die
Befürchtung der Züchtung von ‚sachverstän-
digen‘ Laien Ausdruck gegeben werden müßte.
Aus dem reichhaltigen Inbalt sei einiges heraus -
gegriffen. Die Betriebskosten-Zusammenstel-
lungen für verschiedene Lichtquellen, Motoren
und Einriehtungsgegenstände auf Seite 3 bis 8
sind recht zweekmäßig und für viele Zwecke
brauchbar; ihr Vorhandensein wird desbalb
angenehm empfunden werden. Bei der Be-
sprechung der Betriebskosten für Bogenlampen
Blatt 21, zweiter Absatz, ist wohl mehran den
Aufwand für elektrische, weniger aber für Be-
dienungsarbeit und für Instandhaltung ge-
dacht worden. Unter dem Absatz Bogenlam-
pen, wohin die Besprechung der Betriebskosten
hierfür gehört, fehlt sie, während letztere
bei dem Absatz Glühlampen unter Punkt 85
ausführlich bebandelt sind. Hier wäre der Hin-
weis aufdie festgestellte, außerordentlich hohe
mittlere Lebensdauer zeitgemäßer Glüblamren
wie auf Blatt 90 nützlich. Nützlich ist auch bei
Punkt 19, Ersatzstoffe, der Satz: „Dadurch
wird auch bei den aus Ersatzstoffen hergestell-
ten Teilen elektrischer Einrichtungen so weit-
gehende Betriebssicherheit geboten, daß dem
Beibehalten der mit Ersatzstoffen hergestellten
Einrichtungen auch nach dem Eintreten ge-
regelter Verhältnisse nichts im Wege stehen
wird‘, der zur Beruhigung derer beitragen
wird, und das sind nicht wenige, die glauben,
daß alle derartigen Anlagen bis zum Eintritt
1920. Heit 3.
57
geregelter Verbältnisse sich als unbrauchbar
erweisen weıden und dann mit den früher ge-
bräuchlichen Baustoffen umgebaut werden
müßten.
Auch Punkt 26 ist zweckmäßig, wirkungs-
voller dürfte er noch sein, wenn er wenigstens
teilweise fett gedruckt wäre und damit noch
mehr auf die Schäden binweisen würde, die
durch ‚„‚Handhaben der Einrichtungen durch
Faechunkundige‘“ entstehen können.
Wenn, wie üblich, als spezifischer Wider-
stand für Kupfer 0,0178 und für Eisen 0,143 ein-
gesetzt werden, so ergibt sich für gleiche Leit-
fähigkeit ein Quersehnittsverbältnis von 1:8
und nicht wie bei’ Punkt 34 angegeben ist,
1:6... (Siehe aueh: „ETZ“ 1915, - 8. 657.)
Ein Hinweis auf das Verhältnis der Leitfähig-
keit von Kupfer zu den Metallen Aluminium,
Zink und Eisen, die jetzt viel zu Leitungen ver-
wendet werden, wie 1: : 4% :!jg in runden
Zahlen wäre bier ganz angebracht.
Auf den Druckfebler $. 61, Leitungsschild
statt Leistungsschild, seinebenbei hingewiesen.
Wenn auch auf S. 70 Kleintransformatoren
‘zum Betriebe von Hausklingeln kurz erwähnt
sind. so ist das nicht genügend, und es wirkt
das Fehlen ihrer Erwäbnung unter dem Absatz
Apparate und der Bespreebung ihrer großen
und auch viel zu wenig erkannten Nützlichkeit
als Mangel.
Unter Punkt 70, 8. 83, ist wohl gesagt, daß
bei einer Wechselstromspannung von 110 V im
allgemeinen 3 Bogenlampen hintereinandeige-
schaltet werden ; es ist aber nichtgesagt (siehe
auch 8. 74), daß die Lampen unter Verwendung
geeigneter Transformatoren einzeln und unab-
hängig voneinander geschaltet werden und
brennen können und so die ruhigste und ein-
wandfreieste Bogenlampenbeleucehbtung sich
schaffen läßt. Das gehört aber hierher, wenn
auch Bogenlampen nur noch wenig gebraucht
werden. An dem einen Stromkreis der Abbil-
dung zu Punkt 104 feblt die Schaltmöglich keit.
Bei 108, $S. 118, „‚Elektrizitätszäbler‘‘ dürfte es
zweckmäßig sein, darauf aufmerksam zu
machen, daß alle Elektrizitätszäbler schon vom
Werk aus mit dem Namen desjenigen versehen
sein sollten, zı dessen Verbrauchsmessung sie
bestimmt sind, weil diese einfache und fast
kostenlose Kennzeichnung sonst mögliehe Irr-
tümer sowobl bei dem Werk als auch bei dem
Abnehmer sicher verhindert!). Mit einer der
Tarifart entsprechenden versehiedenfarbigen
Kennzeichnung der Zähler Jäßt sich noch eine
weitere Klarheit schaffen, die den Ablesenden
sehr zu statten kommt und die richtige Berech-
nung des Verbrauchs erleichtert. Der Inbalt
des mit gutem Druck und leicht verständlichen,
wenn auch manchmal älteren Abbildungen
versehenen Buches schließt sich dem von dem-
selben Verfasser herausgegebenen und bestens
bekannten Taschenbuch für Monteure elektri-
seber Beleuchtungsanlagen an und bildet an
vielen Punkten eine Ergänzung desselben. Es
ist reichhaltig und übersichtlich und von be-
merkenswerter Zuverlässiekeit. Das Buch, das
vielfach von Nutzen sein wird, kann nur bestens
empfohlen werden. R. Wentzke.
gewerbliche -Unter-
nehmungen als Kampfmittel gegen die
finanzielle Notlage der deutschen Städte.
Von PDt-Sng. W. Maijerezik. VI und
98 S. in 8°. Verlag von Julius Springer.
Berlin 1919. Preis brosch. 7 M.
Maierezik unterscheidet gewerbliche
Unternehmungen der Gemeinden, die in der
Absicht einer @ewinnerzielung betrieben. wer-
den, von Anstalten. die ohne Gewinnstreben,
um einem Öffentlichen Bedürfnis zu \ge-
nügen, verwaltet werden. Nach dem preußi-
schen Kommunalabgabengesetz sollen die
Städte ihren Finanzbedarf erst in zweiter
Linie aus den Steuern decken. Tatsächlich
hat sich aber das Verhältnis umgekehrt.
Durch die starke Inanspruchnahme der direk-
ten Steuerquellen durch das Reich und die
Einzelstaaten erhöht sich aber für die nächste
Zeit die Bedeutung der gewerblichen Unter-
nehmen für das Finanzwesen «der Städte.
Majerczik beschäftigt sich hauptsächlich mit
Gas-, Wasser-, Elektrizitätswerken .und Bah-
nen. . Im ersten Teil wird nach dem Statisti-
schen Jahrbuch deutscher Städte, das im
Jahre 1916 zum letzten Mal erschienen ist, die
Statistik dieser gewerblichen Unternehmen
für die Jahre 1912 und 1913 ausführlich
wiedergegeben. Es werden dabei die Zinsen,
Tileunge, Erneuerungsfonds, Reingewinn so-
wie die Summe dieser Posten in Prozenten
des Anlagekapitals für die einzelnen Groß-
städte anseführt, die in drei _ Gruppen,
A bis ©. eingeteilt sind, je nachdem sie über
zweihunderttausend, hunderttausend bis zwei-
hundsrttausend oder über fünfzigtausend bis
hunderttausend Einwohner haben. Die Fonds-
1) Vgl. „ETZ* 1919, $. 302.
Kommunale
Be:
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Heft
68
bildung durch Rücklagen, wird als unge- | privater Verwaltung gilt. Von der erund-
nügend bezeichnet und die Notwendigkeit sätzlichen Überlegenheit des privaten über
einer verstärkten Fondsbildung für die Zu- | den. öffentlichen Betrieb, die Majerczik zu
kunft aus folgenden Gründen dargetan: „Ein- ] beweisen sucht, konnten mich auch diese Aus-
mal ist nieht zu erwarten, daß die Entwick-
(bes Absatzes und damıt die Steigerung
lung
der Erträgnisse nach dem unglücklich ver-
laufenen Kriege in dem früheren Maße wei-
tergiehen wird. Sodann wird der Ersatz der
unbrauchbar vewerdenen Anlageteille im-
folge der beträchtlich gestiegenen Preise .er-
heblich größere Summen erfordern als vor-
her. - Schließlich ist in den meisten Städten
Fondsbildunge während des Krieges- unter-
gewWesene Fonds wurden
alleemeine Zwecke des
die
blieben; vorhanden
angegriffen und für
Haushalts verbraucht.“ Die: Erträgnisse der
“as- und EBlektrizitäts-, teilweise auch der
Wasserwerke können als hoch bezeichnet
werden. während die der Bahnen knapp, teil-
weise unzulänelich sind. Sie enthalten ın
(en hohen Monopoltarifen eine indirekte 'Be-
stenerune, Das kann man auch von den "un-
senügenden Abschreibungen sagen, deren
Wirkung Majerezik kurz mit folgenden Wor-
ten " kennzeiehnet: „Die Städte. decekten
laufende Ausgaben («dureh Anleihen, deren
Verzinsune und: Tilgung sie ihren gewerb-
liehen Unternehmungen aufbürdeten.“ Es
werden sodann die Ansaben des Statistischen
Jahrbuchs deutscher Städte über den Anteil
der sewerbliehen Unternthmen am Stewer-
aufkommen der. Städte auf je 10000 M
wiedergegeben und daraus ebenso wie’ aus
den vorigen Aufstellungen arithmetische
Mittelwerte berechnet. Majerezik betont
selber, daß die Daten unvereleichbar sind,
und daß «diese Mittelwerte nur mit größter
Vorsicht zu benutzen seien. Trotzdem ist
zu befürchten, daß sie wegen ihrer Handlieh-
keit im Vergleich mit den umfangreichen Ma
hellen im Schrifttum hänfieer benutzt werden,
als sachlich sjerechtfertiet wäre Da die
Städte bis - zum. Beeinn des Krieges einen
verößeren Teil ihres Bedarfs aus Stewern
leckten als Reich nnd Einzelstaaten und die
Erwerbseinkünfte werhältnismäßig von @e-
ringerer Bedeutung für sie waren, sind sie
ietzt, nachdem seine starke Beschneidung ihrer
Pesteuerunesmörlicehkeiten bevorsteht, viel
mehr auf die Überschüsse aus-den Erwerbs-
einkünften angewiesen als früher.
Eingehend werden sodann das städtische
Schuldenwesen und die Aussichten von städ-
tıschen Anleihen erörtert, die im Betrag von
1200 bis 1500 Mill. M zur Wiederherstellung
der durch den Krieg heruntereewirtschafteten
Anlagen notwendie sein werden.
Die Behauptung auf S. 67, dab die bis-
herige Verwaltung in den Unternehmungen
weniger Wirtschaftsbetriebe als vielmehr
Finanzobjekte sah, die im Interesse des kom-
munalen Haushalts ziemlich rücksichtslos
ausgebeutet wurden, scheint mir, namentlich
wenn man an den Vergleich mit privaten
Betrieben, 7, B. den B. E.: W. vor der Veer-
den Groß-Berliner Straßen-
dureh die angeführten Durch-
stadtliehune oler
bahnen, denkt,
schnittszahlen. die ja zu weitgehenden
Sehlüssen nach des Verfassers eigener Veer-
sicherung nieht geeignet erscheinen, doch
allzu schwach beleet zu sein und mit den Tat-
sachen in dieser Allgemeinheit in Waider-
spruch zu stehen. - Dagegen kann :ıch ihm
beipfliehten, wenn er aus wirtschaftlichen
(+ründen eine Herabsetzune der Kriegstarife
für die Folgezeit fordert und dies damit be-
eründet, daß die städtischen Monopole nicht
außer jedem Wettbewerb stehen und bei Fest-
haltunz der. Kriegstarife mit einer den Ge-
samtertrag «efährdenden Herabsetzung des
Absatzes zu rechnen haben. Um aber die
Betriebsüherschüsse trotz Tarifreform auf-
vecht zu erhalten und zu. vermehren, müsse
(der „wirtschaftliche Gütesrad“ - der Unter-
wehmungen verbessert werden,
Dazu sind Verwaltungsreformen teils
"eingeführt, teils vorgeschlagen worden. Die
verselbständigte kommunale Unternehmung,
wie sie in Berlin für die Flektrizitätswerke,
ın Leipzie für die Wasser- und Elek-
trizitätswerke ein»eführt worden . ıst, 'be-
zweekt ebenso wie dıe von Professor Aumund
vorgeschlagene - öffentliche Gemeinwesen-
\ktiengesellschaft, die Leitung der Betriebe
zu verselbständisen und sie am Gewinn zu
beteiligen. Sie bleibt aber immer noch nach
unten wıe nach oben in das Verwaltungs-
wesen der Gemeinden eingespannt.
Es werden 'sodann Vergleiche zwischen
«ten Ergebnissen privater und städtischer Ver-
waltung angestellt. Die Vergleichbarkeit der
Verwaltunssergebnisse ist bestritten, - was
gelegentlich bemerkt wird und ganz besonders
von der vom Deutschen Städtetag ziemlich
einmütie iabgelehnten Schrift von Ludewig
über Blektrizitätswerke ın öffentlieher und
(nas-,
führungen nicht überzengen. i
- Dr Gl’ Heiß.
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher.
Anleitung zur Durchführung von Versu-
chen an Dampfmaschinen, Dampfkesseln,
Dampfturbinen und Dieselmaschinen. Zu-
gleich Hilfsbuch für den Unterricht in Maschinen-
laboratorien technischer Lehranstalten.
Seufert. 5. verb. Aufl. Mit 45 Abb, VI und
130 S. in 80, Verlag von Julius Seriigen Berlin
1919. Preis geb. 6 M.
Welche gesetzlichen Bestimmungen und
Richtlinien sind bei der Herstellung von
Bauprojekten gewerblicher Anlagen zu
beachten? Wegweiser für Industrielle, Betriebs-
leiter, Bauunternehmer u. dergl. Von P. Neu-
mann. 205 S. in 16%. Verlag von €. E. Klotz,
Magdeburg 1919. Preis geb. 8 M.
[Das Buch verfolgt den Zweck, Industriellen,
Betriebsleitern, Bauunternehmern usw., die Bau-
projekte für gewerbliche Anlagen auszuarbeiten
haben, als Wegweiser zu dienen, und dürfte seine
Aufgabe erfüllen. Eswerden zunächst Genehmigungs-
anträge für gewöhnliche Baugesuche, für genehmi-
gungspflichtige Anlagen, Dampfkesselanlagen, Auf-
züge usw. behandelt und dann in Anhängen die
einschlägigen Paragraphen der Reichsgewerbe-
ordnung und andere En und Vorachrif-
ten wiedergegeben]
Jahrbuch der Elektrotechnik. Übersicht über
die wichtigsten Erscheinungen auf dem Gesamt-
gebiete der Elektrotechnik. Unter Mitwirkung
zahlreicher Fachgenossen herausgegeben von Dr.
K. Strecker. 7. Jahrgang 193. VIII und 212 S.
in 80,
Berlin 1919. Preis geb. 24 M
Eine neue undeinfache DeutungderSchwer-
kraft und eine anschauliche Erklärung
der Physik des Raumes. VonDr.H. Fricke.
137 S. in 80. Verlag von Heckner, Wolfen-
büttel 1919. :
-Sonderabdrucke.
Ein neuer Weg zur einfachen Erklärung
der elektrischen und magnetischen Er-
scheinungen. Von Dr. H. Fricke. „Elektro-
welt“ 1919, Nr. 64. i
Elektrolytisch verkupfertes und verzinktes
Eisen im Hochfrequenzfelde Von G.
Preuner und L. Pungs. „Verhandlungen der
Deutschen Physikalischen Gesellschaft“ . 21. Jahrg,
Nr. 17/18.
Elektrisk Drift pa Statsbanorna. VonR.
Dahlander. „Teknisk Tidskrift“ 1918, Veckoupp-
lagan, Heft 52.
On the Poulsen arc and its theory. VonP.
0. Pedersen. „Proceedings of the Institute of
Radio-Engineers“, Bd. 7, Nr. 3.
A new alternate-current potentiometer er
:measurements on telephone circuits. Von
P.O.Pedersen. „The Electrician“, Bd. 83, 1919.
Einheitliche Bezeichnungen für die bei Va-
kuumröhren vorkommenden Größen. Von
Prof. Dr. Barkhausen. „Jahrb. d. drahtl. Tele-
graphie u. Telephonie“, Bd. 14, Heft 1.
Neue Zeitschriften.
Industrie und Technik. Monatsschrift, heraus-
gegeben vom Verein deutscher Ingenieure, Verein
deutscher Eisenhüttenleute, Verband Deutscher
Elektrotechniker. 1920, Heft 1. Redaktion Prof.
C.Matschoß, Auslandsverlag-G. m.b. H., Berlin
SW. '19. Bezugspreis für Deutschland, Österreich,
die Schweiz 36 M, übriges Ausland 48M jährlich.
[Die von den drei oben genannten Vereinen
herausgegebene Auslandszeitschrift erscheint in
deutscher, englischer und spanischer Ausgabe („En-
gineering Progress“, „El Progreso de la Ingenieria“),
wird über die Fortschritte deutscher Technik und
Industrie berichten um dadurch der deutschen In-
duatrie die ihr im Kriege verloren gegangenen aus-
Zeitschriften.
Archiv für Elektrotechnik. Bd.&, Heft 9, ent-
hält folgende Arbeiten: W. Schottky;, Über
.Hochvakuumverstärker. III. Teil.
Mehrgitter-
söhren.‘e W. Rogowski und V. Vieweg, Die
Höchsttemperatur stromdurchflossener Spulen.
Metzler, Das Nutenfeld einer unbelasteten Ma-
schine. F. M. Roeterink, Erwiderung zu Herrn
Metzlers Bemerkungen,
Von F.-
Verlag von R. Oldenbourg, München und.
ländischen Absatzgebiete wieder gewinnen zu helfen.]
BRIEFE AN DIE Sons Tun
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach de
Be der Schriftleitung und obne deren Verbindlichk
Doppeldraht -Fahrleitung für elektrische
Bahnen.
Ich erlaube ‘mir, zu den Ne. en
des Herın KRÜMMLING auf 8, 479 der „ET
1919 folgende Bemerkungen zu machen. Zw
fellos hat die doppeldrähtige Anordnung d:
Vorteil, daß die Entgleisungsgefahr des Strom
abnehmerbügels kleiner ist, was ohne He
anziehung einer (immer nur unsicheren
Berechnung .des seitlichen Ausschlags de
Leitung schon daraus hervorgeht, daß ver
gleichsweise beido ppeldr ähtiger Anordnung | der
zweite Fahrdraht noch um 4 innerhalb
nutzbaren Bügelbreite liegt, wenn der "Fahr:
draht der eindrähtigen Anordnung gerade vo
Bügel abgeweht ist.
Mit der zweidrähtigen Anordnung sind aber
im übrigen Nachteile verbunden. Sollte dahı
eine Abänderung der heute bestelenden Anord
nungen sich als notwendig erweisen, so wär
meines Erachtens eine andere Maßnahme
empfehlen, unter Umständen das Stellen gan
leichter Maste zur seitlichen Festlegung de
ne inmitten der ‚Felder von 100 mo
mehr £
Ich gehe absichtlich einer Aus
setzung darüber ausdem Wege, ob esüberhaup
zweckmäßig ist, Eisendraht zu verwenden. Di
Erfahrungen auf diesem Gebiete dürften noch
gering sein. Aber auch bei Verwendung nur
eines Fahrdrahtes aus Eisen ließen sieh Mitte
angeben, um die Leistungsentnahme aus dı
Fahrdraht ohne Nachteile zu steigern. Eine ge-
-wisse Vergrößerung des Fahrdrahtquerschnitt
würde möglich sein, ebenso eine :, HoAnezu
der Fahrdrahtspannung in Volt
Die obenerwähnten Nachteile der dopp
drähtigen Anordnung und der angegebenen
Nachspannvorrichtung sind folgende:
1. Der Zusammenbau der Leitung über de
- Gleisen wird außerordentlich verteuert, da
die sogenannten Einregulierarbeiten infolge
der Aufhängedreiecke und des. zahlreichen
Klemmenmaterials sehr zeitraubend aus-
fallen und ein Zusammenbau außerhalb auz
Gleise wohl ausgeschlossen ist. '
2. In Kurven wären besondere Vornekiae
erforderlich, um das Umklappen der Fahr-
drähte zu vermeiden.
3. Weichen, Kreuzungen und Streckensrend
gen würden verwickelt und schwer ausfalle
4. Die Nachspannvorrichtungen wären seh &
häufig einzubauen, da sonst die Fahrdrähte
wegen der Verbindung durch die Aufhänge-
dreiecke zusammenklappen würden.
5. Die Nachspannyorrichtungen setzen genau
gleiche Längen (unter Umständen gleiche
Dehnungen) der an die Nachspannrollen an-
schließenden Fahrdrähte voraus, was häufig
nicht erfüllt sein wird, besonders bei Kurve
strecken.
6. Die Nachspann vorriehtung vorhesend Ar
halte ich für praktisch undurchführbar, d:
beiexakter Ausführung die in der Luft hä
zes® Konstruktion zu. schwer (und zuteue
wir
7. Die Nachspann vo richtung belastet‘ (genau
wie die von Dipl.-ng. Lautenbacher 1913
angegebene) das Tragwerk, sobald ein. Draht
bruch eintritt.
Ich bin, ohne auf alle Punkte der au
ordentlich anregenden Veröffentlichung einzu-
gehen, der Meinung, daß es dringend zu wün
schen wäre, wenn die z. Zt. bestehenden Fahr
leitungsanordnungen mögliehst vereinfacht
würden.
Dortmund,
den. I. X; 1919. Se
Dipl,=Fug. Hırohazis
Erwiderung.
Meine Abhandlung lag bereits bei AR
bruch des Krieges vor, und wurde deren ‚dama-
lige Ver öttentliehung durch ihn verhindert
Damals und noch während des Krieges wäre
sie schon einmal wegen des Abbaues der Cu-
Fahrleitungen bei den bekannten Vollbahn-
strecken aktuell gewesen. Eben weil die ge-
machten Erfahrungen mit Eisenfahrleitunge
noch jüngeren Datums sind, wäre es sehr er
wünscht gewesen, wenn Herr HIRCHERT d
ihm vorschwebenden Mittel etwas gründlich
belichtet, angegeben hätte, wie eine glei
günstige Leistungsabgabe der Eindraht-Eisen-
fahrleitung entsprechend der der Cu-Fahr-
leitung zustande kommt; ich verweise bierbei
"auf die Querschnittsangabe unter 2 auf S. 479
und die an 2. Stelle folgende Bemerkung hier-
über. Mit „gewissen‘‘ Vergrößerungen des
Fahrärabtanerschnitten. ist es allein noch richt,
Se
16. Januar 1920.
Ta
etan. Es kommt auch heute nicht mehr da-
rauf an, zu erwägen, ob es zweckmäßig ist, an
- Stellevon Kupfer Eisen zu verwenden,da die Vor-
e der Ou-Leitungen in elektrischer Hinsicht
lem geläufig sind und diese Frage einer Aus-
ung von seiten der in Frage kommenden
achgruppen gar nicht mehr bedarf. In erster
inie heißt es jetzt und noch für geraume Zeit
arüber hinaus, mit‘den Tatsachen der Kupfer-
nappheit zu rechnen, welche gleichbedeutend.
nit einem außerordentlich hoben Grundpreise
des Cu verbunden ist, wodurch allein schon die
beabsichtigte im großen durchzuführende Elek-
‚risierung der Vollbahnstrecken in weite Ferne
estellt sein dürfte. .Diese Tatsache muß für
nser Wirtschaftsleben als bindendes Leitmotiv
aufgestellt werden und kommt zufolge ein-
_ facher Überlegung eine andere Wahl als die
_ des Eisens, gegebenenfalls unter Zuhilfenahme
_ von Aluminium, vorerst nicht weiter in Be-
_ tracht. Die richtige Wahl soleher Ausführun-
_ gen hängt lediglich vom Talent und dem folge-
_ riehtigen Blick des Ausführenden ab. Herr
Kramer, Berlin, hat während des Krieges
‚die Möglichkeit eimer Vergrößerung des Draht-
‚querschnittes von Eindraht-Eisenfahrleitungen
- einer sehr eingehenden Untersuchung unter-
zogen, auch in bezug auf das ungünstig hohe
- Trägheitsmoment. Ob hierüber günstig lau-
_ tende Resultate von Versuchen aut Grund
seiner Arbeiten vorliegen, ist mir bisher nicht
bekannt geworden. Ich bin der Auffassung,
_ daß eine Erböhung der Fahrdrahtspannung
_ eine erheblich verteuernde Umstellung des
' Zentralbetriebes zur Folge haben kann, wozu
- unter Umständen bei den vorhandenen Bahnen
_ gegebenenfalls noch eine Auswechslung der Iso-
latoren hinzukommen dürfte. Daß mit der
- zweidrähtigen Anordnung auch Nachteile —
_ wie überhaupt mit jeder Konstruktion — ver-
“ bunden sind (höheres Gewicht usw.), ist mir
von vornherein gleichfalls bewußt gewesen;
_ die Ausführungsmöglichkeit wird sich wohl
erst nach etwas eingehenderer Vertiefung bei
der Durehkonstruktion und Prüfung aller
_ Einzelheiten, wie ich auch auf S. 479 anführte,
_ als positiv oder negativ ergeben.
Zu 1: Selbstverständlich werden die Ein-
regulierarbeiten teurer;ob aber das Setzen von
leichten Masten innerhalb‘ der festgelegten
Stützpunkte (Felder) sich billiger und ein-
% facher gestaltet, möchte ich füglich bezweifeln,
ganzabgesehen davon, daß ungünstige Strecken -
verhältnisse die Aufstellung unter Umständen
sehrerschweren oder unmöglich machen können.
Auch über das Stellen ganz leichter Masten
an sich dürften wohl die verstandesmäßigen
Ansichten sehr weit auseinandergehen. Jedoch
_ braucht die von mir angeregte Ausführung
nicht in jedem Falle als grundlegend und
allein seligmachend betrachtet werden.
Zu 2 und 3: Dieses ergibt sich auch erst
nach eingehenderer Durchkonstruktion. )
Zu 4: Wenn ich Herrn HIRCHERT richtig
verstehe, befürchtet er ein Zusammengehen
-oder Zusammenschlagen der Fahrdrähte; wie
dies bei Anordnung einer durch Distanzrohre
oder Dräht. festgelegten Entfernung der Fahr-
drähte voneinander (siehe S. 480 Abschn. b,
Abb. 2) möglich gemacht werden könnte,
entzieht sich bis jetzt auf Grund der
-bisherigen Arbeiten meiner Beurteilung,
_ and ich bin bis davon noch nicht über-
zeugt. Ein viel häufigerer Einbau der Nach-
07
bhandlung ausführlicher begründet habe.
Bei Kurvenstrecken wird in erster Linie nieht
nur die Länge des nachgespannten Drahtes
_ maßgebend sein, sondern der durch die jewei-
lige Krümmungsform bedingte höhere Rei-
bungswert infolge der Abspannungen usw.,
welcher ermittelt, sich sehr wohl dem Verhält-
nis zur geraden Strecke so anpassen ließe, so
aß ein Ausgleich mit dieser in bezug auf die
Yachspannvorrichtung möglich ist. Auch die-
‚ses läßt sich eben nur von Fall zu Fall mit
icherheit feststellen.
- Zu 6: Den Satz verstehe ich nicht recht in
Elektrotechnische Zeitschrit.
genannte Bemerkung dazu,
lich stelle ich Herrn HIRCHERT es gern weiter-
hin anheim, die Durchtführbarkeit der Anlage
anzuzweifeln, da solehe Meinungen nur an-
regend für neue und hoffentlich verbesserte
haupt dann, wenn
‚. Niehtbelastung der Tragwerke —
abnehmer beim
ug auf einerseits „exakte Ausführung‘ der
n der Luft hängenden Konstruktion und an-
derseits „praktische Undurchführbarkeit der
achspannvorrichtung‘“. Aufdie Ausführungs-
1920.
möglichkeit verweise ich auf 8, 479 und oben-
Selbstverständ-
Arbeiten sein können.
.. Zu 7: Drahtbrüche gehören immerhin
nicht zu alltäglichen Erscheinungen, über-
Fisenleitungen eingebaut
sind.
. Da Herr HIRCHERT die Lautenbachersche
Nachspannvorriehtung anführt (welche aber
für Eindraht-Cx-Fahrleitungen von vornherein
bestimmt war), gestatte ich mir, zu erwidern,
daß nicht das Brechen eines Drahtes (siehe
letzten Satz unter 7) für die Aufstellung der
Nachspannvorrichtung maßgebend war, son-
dern diese erfolgte hauptsächlich — außer der
aus dem
Grunde, um einen guten und ruhigen Übergang
des Stromabnehmers von einem Fahrdrahtende
zum anderen zu gewährleisten, was auch er-
reicht wordenist. BeiderLautenbacherschen
Nachspannvorrichtung (Abb. I) ist dies
zum Nachspanngewicht
Fahrdroht efährliche Öfelle
für den Stromabnehmer
Abb. 1. Nachspannung nach Lautenbacher.
| Heilhöhe
bekanntlich nicht der Fall, da der Strom-
Auftreffen der Fahrdraht-
kreuzungen in der Mitte der beiden Nachspann-
rollen, bedingt durch die bestehende Pfeilhöhe,
sehr heftigen, für den Stromabnehmer sowohl
wie Stromabgeber gleich gefährlichen, Stößen
ausgesetzt wurde, wie eingehende Untersuchun-
gen bei ausführlicher Durchkonstruktion dieses
Prinzips seinerzeit ergaben. Dieses Moment
war 1913 u.a. mitbestimmend für die Aus-
sehaltung des Lautenbacherschen Gedankens.
Ein paralleler Vergleich dieser beiden Nach-
spannvorrichtungen .ist somit nach meinen
Darlegungen nieht gut möglich. Jeder Fach-
konstrukteur wird der Auffassung sein, die
Fahrleitungsanordnung möglichst vereinfachend
zu gestalten, und auch im jeweils gegebenen
Rahmen danach hinstreben. Das läßt sich
aber in erster Linie nur durch Vorhandensein
hinreichender Mengen Kupfer zu angemessenen
Preisen, wie eingangserwähnt, ermöglichen —
und damit dürfte es noch ein Weilchen hapern.
Welche weiteren Verbesserungen auf diesem
Gebiet nach den bis heute vorliegenden Erfah-
rungen möglich sind, wird die Zukuntt lehren.
Wenn meine Auslassungen zu weiteren Ver-
besserungen anregend wirkten, dann baben sie
ihren’ Zweck erfüllt, womit ich für meinen Teil
die Diskussion hierüber als abgeschlossen be-
trachte.
Bochum, 15. X. 1919.
Otto Krümmling.
Wir sehließen hiermit die Erörterung.
DES:
Plombierbare Abzweigdosen.
Im Anschluß an den Vorschlag des Herrn
Ingenieur BREIT in der „ETZ‘“ 1919, S. 637
gestatten wir uns, darauf hinzuweisen, daß der-
artige Abzweigdosen schon längere Zeit vor dem
Kriege verwendet worden sind. Wir verweisen
auf den Auszug aus Listenteil 5 der Liste 1914
der Hartmann & Braun A.G, und die Abbildung
einer plombierbaren Dose auf $. 3. Seit dem
1. Juli 1919 haben wir die Peschel-Abteilung
der genannten Firma übernommen,
aber z. Zt. aus Mangel an
derartige Dosen nicht liefern.
Frankfurt a.M., 9. XII. 1919.
Elima, Elektro-Installations-
Material-Werk G.m.b.H.
Rohmaterialien
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.)
Dr. W. Nixdorl, Oberingenieur der Berg-
mann Elektrieitäts-Werke A. G. und Privat-
dozent, ist nach langem und schweren Leiden
am 25. Dezember v. J. gestorben.
B. A. Raworth, langjähriger Schriftleiter
des „Engineering“, ist am 30, September v. J.
im Alter von 70 Jahren verstorben.
Heit 3
Are
können
VEREINSNACHRICHTEN,
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein.)
Zuschriften an den Blektrotechnisehen Verein sind an die
(tesehüftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68,
Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten.
Monteur-Fortbildungeskurse.
Der Elektroteehunische Verein nimmt dıv
infolge des Krieges unterbrochene Veranstal-
tung von Monteur-Fortbildungskursen wieder
auf. Es sind in Aussicht genommen 2 Kurse
an Sonntagen von bis 1 Uhr und ein Wochen -
tagskursus, Mittwoch nachmittags von 5 bis
63%, und Sonnahend nachmittags von 6 bis
uhr:
Der ursprünglich auf den 4. und 7. Januar
lestgesetzte Beginn der Kurse mußte wegen
Mangel an Heizungssmaterial auf Mittwoch.
den. 21. und Sonntag.- den 25. Januar
verschoben werden. Der Unterricht
findet in der Klasse IV der I. Städt. Hand
werkerschule, Berlin SW., Lindenstraße 97.
statt. Nähere Angaben versendet auf Wunsch
die Geschäftsstljee des Elektrotecehnischen Ver-
eins, Berlin W. 57, Potsdamer Straße 68.
Elektrotechnischer Verein e. V.,
Im Anftrage des Vorstandes
Strecker.
- RUNDSCHAU,
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
“ Anstellung von Beobachtungen über Eis-
und Schneeablagerungen auf Freileitungen.
Der Elektroteehnische Verein in Wien fordert
alle Elektrizitätswerke und Besitzer elektrischer
Freileitungsanlagen zur Beschaffung verläßh
cher Angaben über diean Freileitungen vorkom
menden Ablagerungen von Eis, Schneeund Rauh
reifauf. Wenn auch die bestehenden Bestim
mungen genaue Vorschriften zur Berücksichti
gung dieser Faktoren enthalten, die sich auch
durchaus bewährt haben, so fordern doeh die
augenblicklichen wirtschaftlichen Verhältnisse
gebieterisch, daß bei allen Bauten äu: Berste Spar
samkeit geübt wird. Es erscheint durchaus ge
boten, möglichst zuverlässige Angaben über die
tatsächlich vorkommenden Eis- und Schneebe
lastungen zu erhalten, um gegebenenfalls Ab
änderungen der Normalien vorzunehmen. Die
Beobachtungen werden sich über eine Reihe
von Jahren zu erstrecken haben ; die eingehen
den Fragebogen werden laufend bearbeitet und
alljährlich veröffentlicht. Sobald zuverlässige
Schlußfolgerungen gezogen werden können,
sollen sie zur weiteren ‘ Ausgestaltung der
Sicherheitsvorschriften dienen. Fragebogen,
deren Wortlaut in der Quelle abgedruckt ist,
sind von der Geschäftsstelle des. Elektro
teehnischen ‚Vereins, :Wien VI, Theobald
gasse 12, zu erhalten. (Elektrotechn. u. Ma
schinenh., Bd. 37, S. 596.) x
Elektromaschinenbau.:
“ Die Wirkungsgradfrage bei Maschinen mit
Aluminiumwicklungen. — Vom Kupfermodell
ausgehend, hat man bei Aluminiumwicklungen
versucht, durch Veränderungen an der Maschine
die größte Leistung bei kleinstem Materialauf
wand zu erreichen. G. Schönwald unter-
sucht, wie eine Maschine mıt Alummiumwick
lung entworfen werden muß, damit sieden Wir-
kungsgrad der Kupfermaschine erreicht. Der
Untersuchung liegt eine Maschine zugrunde, de
ren Haupt- und Wendepolspulen aus umsponne-
nem AÄluminiumdraht und deren Ankerwicklung
aus Kupferbesteht ;gegenfrüberwerdendadureh
34 bis %/, des Kupfers gespart. Haben beide Ma
schinen gleiche Leistung, gleiche Abmessungen
und gleiche Betriebsverhältnisse, und haben
Kupfer- und Aluminiumdrabt gleichen Quer
schnitt,soergeben sich die Stromwärmeverluste
der Aluminiumspule 1,7-malso groß als die der
Kupfermaschine. Da nun die letzteren zwischen
17,5 und 50% der Gesamtverluste ausmachen,
so verschlechtertsich mithin der Wirkungsgrad
der Aluminiummaschine von 80% auf 76,5 bis
73% und von 90% auf 88,5 bis 86,5 %. Will
man dies verhindern, so muß man den Quer-
schnitt des Alıumimiumdrahtes entsprechend
vergrößern, was aber mit einer Vergrößerung
der Eisendimensionen verbunden ist, somit mit
einer Vermehrung der Eisen- und Reibungsver-
luste, die unter Umständen die Verringerung
der Stromwärmeverluste wieder aufheben kön
nen. Die folgende Rechnung soll zeigen, um
wieviel die Jochbohrung vergrößert werden
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heft 3. °
15. Januar 1920 |
muß. Der zur Verfügung stehende Wickel-
raum (Abb. 1) hat den Querschnitt
(ee DZU—-a—K,
wenn D den Durchmesser der Jochbohrung»
«aD den Durchmesser des die Polspulen begren-
zenden Kreises und K den Querschnitt der Pol-
kerne bedeuten. Man kann die Fläche K als
Abb. 1.
das Db-fache des zwischen den Kreisen vom
Durchmesser D und aD liegenden Kreistinges
ansetzen, somit ist
BR (1—a).(l—b).
Wenn man den ne Dum das c-lache
vergrößert, so erhält man für den Wiekelraum
den Querschnitt
Dt
= 4
Da nun 0/9, = 17 sein soll, go ergibt sich
TE 00 rad
? 1—b-+ab ;
Aus einem Schaubild, das c in Funktion von
a für verschiedene Werte von b darstellt, er-
kennt man, daß im Mittel nur eine Vergröße-
rung der Jochbohrung um 14 bis 16 9%, ertorder-
lich sein ‚wird. Diese bringt aber nur kaum
merklich größere Verluste mit sich. Damit sind
die Verluste der Kupfermaschine gleicher Lei-
e=- W—-ecb(l1 —a).
ee:
stung und auch ihr Wirkungsgrad erreicht.
Was die Preisverhältnisse beider Maschinen
anlangt, so müßte unter der Annahms, daß der
Preis der Kupferfeldwicklung % bis % des
Preises des Gußeisenjoches und der Polkerne
ausmacht, der Kilogrammpreis der Alu minium-
wieklung nicht mehr als 30 bis 45% über dem
Kilogrammpreis der Kupferwicklung liegen,
um die im Joeh um 16% vergrößerte Alumi-
niummaschine zum gleiehen Preis wie die
Kupfermaschine herstellen zu können. (Elek-
trot.u. Masehinenb., Bd. 36, S. 238.) hl.
Über die Löschung von Bränden in großen,
ganz geschlossenen Generatoren und Motoren.
- M.. A. Savage beschreibt in der Gen.
Bleetrie Rev., Bd. 21, 8. 53, Versuche, die ver-
anstaltet wurden, um die günstigste Löseb me-
thode bei Bränden im Innern von Maschinen,
welche nach Artder Turbodynamosgebautsind,
zu finden. Da derartige Maschinen äußerst
kräftig ventiliert sind, so ist die Bekämpfung’
von Feuer in diesen außerordentlich schwierig.
Es wurde zunächst an einem Versuchsapparat
die Wirkung von Dampf auf brennende, ölim-
prägnierte Putzwolle beobachtet. Diese befand
sich in einem Kasten, dem von einem Ventilator
Luft zugeführt, und in welchen auch Dampf ein-
selassen werden konnte. Eseırgab sieh, daß der
Dampf imstande war, das Feuer in kurzer Zeit
zu löschen. Weitere Versuche wurden mit Te-
trachlorkohlenstoff und Kohlensäure gemacht.
Auch diese Gase eignen sieh zur Löschung. Das
erstere bat aber den Nachteil, die Isolation an-
zugreifen, und ist für die Atmungsorgane schäd-
lieb, das letztere bietet Schwierigkeiten im Ge-
brauch. Da es in Gefäßen unter hohem Druck
aufbewahrt werden muß, kann es leicht vor-
kommen, daß durch die beim Öffnen des Hah-
nes eintretende starke Expansion das Gas sich
so weit abkühlt, daß die Austrittsöffnung durch
den sich bildenden Schnee verstopft wird.
Welche Methode man auch anwendet, immer
muß dafür Sorge getragen werden, daß das
Löschen genügend lange fortgesetzt wird. Fol-
gende Punkte müssen besonders im Auge be-
halten werden:
1. Eine brennende Maschine muß von den
Sammelschienen abgeschaltet,und die Erregung
muß fortgenommen werden. Eine automatische
Verbindung beider Operationen ist empfeblens-
wert, um Zeit zu gewinnen und Verseben auszu-
schließen. (Dem Berichter scheint eine derartige
automatische Kuppelungder beiden Operationen
nieht empfehlenswert, da das Fertigmachen der
Maschinen zum Einsehalten hierdurch umständ-
lich wird.)
2. Die Drosselklappen, mit welchen die
Maschinen verseben sein sollten, müssen dieht
und schnell schließen. Bei geschlossenen Schie-
bern sollten nicht mehr wie 10 bis 20% der vollen
Luftmenge durchgehen.
3. Dampf sollte stets zur Verfügung stehen.
Wenn eine Verbindung mit einer Dampfleitung
erstim Falle der Gefahrhergestellt werden muß,
sollen Vorkehrungen getroffen sein, daß
diese rasch erfolgen kann. Die benötigte Dampf-
menge kann aus dem Räum, welchen die Luft
in der Maschine ausfüllt, berechnet werden, in-
dem man 0,455 kg Dampf in der Minute für je
78 dm® Luftinbalt nimmt. Hierbei ist vorausge-
setzt, daß die Undichtigkeit nicht mehr als 10%
beträgt (siehe oben unter 2). Wird dieser, Be-
trag überstiegen, so muß man 0,458 kg Dampf
für je 565 dm® entweichende Luft reebnen. Zur
Bestimmung der Fläche der Austrittsöffnung
für Dampf wird die Formel angegeben eg
Hierbei ist A die Fläche in em?, P der Druck in
kg/em®? und © die Dampfmenge in kg: in der
Minute. Die Dampfzuführung wird am besten in
der Weise gemacht, daß man zu beiden Seiten
der W icklungsköpfe ein kreisförmig gebogenes
Rohr mit einer großen Anzahl von Düsen an-
bringt. Die Drosselkappe wirkt vorteilhafter,
im Abzugskanal, als im Zuführungskanal der
Luft. Beide Klappen zu gleicher Zeit zu schlie-
ßen ist nicht empfehlenswert, da sonst der
Dampfdruck im Innern des Generators einen
gefäbrlieben Wert annebmen kann. Da bei
plötzliebem Abschalten einer größeren Einheit
mitunter das Ansteigen der Kesselspannung
Schwierigkeiten macht, so ergibt sich bei Ver-
wendung von Dampf zu Löschzwecken der
Fortfall dieser .Gefabr als ein Nebenvorteil.
Fl.
Verkehr und Transport.
Uber die Verwendbarkeit eiserner Fahr-
leitungen für Wechselstrombahnen. — Ans-
gehend von den Mitteilungen in „ETZ‘““ 1914,
S, 1109, 1915 S. 44, 1907 8.620 und 646erörtert
W. Kummer die bekannten Formeln des
Verhältnisses des Wechselstromwiderstandes
zum Gleiehstromwiderstande für massive Eisen-
drähte. Die von Zenneck angegebene Nähe-
rungsformel dieses un,
nd [us v
ee: a > V S®
in welcher d den Durehmesser in em oder
Durchmesser des flächengleichen Kreises,
den spezifischen Widerstand des Eisens in
CGS-Einheiten, « die Permeabilität, » die
Periodenzahl bedeuten, ist aus der Theorie der
Stromverdrängung (Hautwirkung) abgeleitet
und gilt, solange das zweite Glied der rechten
Seite >V2ist. Um die. Verhältnisse richtig
darzustellen, muß das erste Glied um den Be-
trag des Einflusses der Hysterese vergrößert
werden. Ferner entspricht die Formel nicht,
da ein Zusammenhang zwischen « und » nicht
zum Ausdruck kommt. Verfasser hält folgende
Formel für angemessen
3 -
Kmax. == 0,5 -- d V v.
Der Index max. deutet an, daß sich der so er-
rechnete Wert Akmax. nur auf die Höchstwerte
des Verhältnisses %k bezieht. Nach den in der
„ETZ“ mitgeteilten Versuchsergebnissen hat das
Verhältnis k, in Abhängigkeit von der Strom-
dichte dargestellt, für jeden Drahtdurchmesser
ein scharf ausgeprägtes Maximum. bei geringen
Stromdiehten, danach nimmt der Wert von k
‚wieder schnellab. Der Verfasser zieht es jedoch
vor, mit kmax. zu rechnen, obwohl bei ungün-
stiger Belastung der Fahrleitungen große Strom-
diehten mit geringeren Werten von kauftreten,
damit nicht beim Zusammentreffen mehrerer
mittlerer Belastungen in ausgedehnten Speise-
bezirken die Spannungsabfälle zu günstig ge-
schätzt werden. Für die Permeabilität u, die
in die Formel der Induktivität einzusetzen ist,
gibt der Verfasser die Formel an
u=230 (100 — r).
Bezüglich des Spannungsabfalles in den
Schienen verwirft der Verfasser ebenfalls die
theoretische Formel der Stromverdrängung für
das Verhältnis k von Wechselstrom- zu Gleich-
stromwiderstand, en die von Huld-
schiner „ETZ‘“ 1910, S. 1206, angegebene For-
mel und schreibt
Be
k=17»Q 103°
worin g den Schienenquersebnitt in em? be-
deutet. Die Verschiedenheit dieser Formel von
der für den Leitungsdraht gegebenen ist in
den durchaus anderen Stromdichtewerten be-
gründet. Die Permeabilität der Schienen, die
in die Formel der Induktivität einzusetzen ist,
wird angegeben zu
Zur Berechnung des Spannungsabfalles
einer Stromschleife aus DARLENUNg und Schie-
"15
‘tischen gehoben
genden en in denen na 1 sich Ge die
beiden Schienen bezieht, Index 2 auf die Fahı
leitung und D,, den Abstand der Schienen vo
einander, D,; den Abstand von Schienenob
kante bis zur Fahrleitung bedeuten, a,oder
die wirklichen oder äquivalenten Radien de
es und alle Längen in em ausgedrück
sin
Der induktive Spannungsabfall in Volt a
1 km bei kupfernem Fahrdraht ist: RR”
Anv J Di 5 41 |
a lg =: Be
104 Va,D; Din: ‚0, 78. Ay 8
Der Widerstands- Spannunpkshral in Volt auf
l.km bei kupfernem Fahrdraht, wenn R, Ohm
Gleiehstromwiderstand von 1 kmeiner Schiene,
R,Ohm der von 1 = Fahrleitung bestehen, ist:
2 656
=IB+ ) litraris)..
U einem eisernen Bahsde aht mit der Per-
meabilität u, nehmen die beiden Formeln fol-
gende Form an:
Anvd D.? n 2
ee (ig y 2 3 2 En D
164 aD 8
„ey Rılitra ‚a a a ar).
Hierzu sind «, und 4, a den oben für Draht- -
leitung und Schienen angegebenen Formeln.
bestimmen. ee gesamte Spannungsabfall ist: £
Sog. :
Kummer gibt das in Zahlentafell und 2
folgende Zahlenbeispiel, welt sich auf Schie-
nen von 45,93 kg/m und 4,31 em äquivalenten
Radius für den Quersehnitt. von 58,51 em?
bezieht. Die Werte für » = 0 sind es Gleich.
stromwerte. 3 B 3
Zahlentafel 1. Gleise ee 2
kupfernen Fahrleitungen für Wechsel
strombetrieb.
Spannungsahfall in V/km und A
Ein Fahrdraht | Ein Fahrdraht |
» von 50 mm? von 100 'mm®
Ein Pahrdrane
von 150 mm?
Per;s
8 ” 5 o Ba
eo,
E09 | &g u
0 |*total
0,13 |0,00
0.16 0.92
0.19 0,36
0,24 0,77
0138
08
00°
0,70. E
o|035 Sl 0,35 \0,19 000 0,19
0,38 021! 0,45 022022! 081
0,40 |0,34 | 0,54 02036 0,43
0,46 | 0,62 0,78 |0.34 | 0,65 | 0,71
Zahlentafel 2. Gleise ne bst
eisernen Fahrleitungen für Wechsel-
strombetrieb.
25
50
Spannungsahfall in V/km und A
& | "Hin Pohrdraht ; |: Bin Fohräraht | Hin Febr
2) von 50 mm? von lu mm? von 150 mm? %
& ER
l 5
a To [etoral &9 | ®o 'totall *o | *o era
Be
01202 000 2,62 1320.00. 1,32 |0,88 0,00 | oa ):
15 6,52 1,08 | 6,6, 14,40 11,03 | 4,51 [3,50 1,031 8,65
25 |7,49 154 2,6415.02|15 = 5,25 EN 1,55.| 433
£0 [9,14 | 2,22 9,40 |620 2.13 | 6,6 12,25. 5,42 &
Die Zahlen zeigen die gr oße Uneriegenher
der kupfernen Öberleitung über die eiserne;
diese wird nicht ohne parallele Verstärkungs-
leitungen, z. B. Aluminiumseile, verwendet 3
werden können. Dann ergeben sich andere
Werte des Spannungsabfalles auf 1 km. We- .
gen der Unsicherheit der Grundlagen zur
Berechnung der Werte k und u gelten die
Zahlen für die eiserne FTahrleitung nicht abso-
lut, sondern nur qualitativ. (Schweiz. Bau-
ztg., Bd 70,8. 283.) @. |
Berg- und Hüttenwesen.
Ein Walzmotor für 2200 kW. — Die
General Eleetrie Co. hat für die Bolekow-
Vaughan-Werke den elektrischen Antrieb
eines Triowalzwerkes geliefert, bei dem
die zu walzenden ‚Bleche zwischen den beiden
unteren Walzen hindurebgehen, auf Kipp-
und zwischen den beiden
oberen Walzen zurückgeführt werden. Der
Motor leistet 2200 kW normal (4400 beim
Schlüpfen), ist für 2400 V, 60 Perioden, ©
514 Umdr/min gebaut und wird als der größte, &
nicht reversierbare Walzmotor Englands?) be-
zeichnet. ‘Der Wirkungsgrad wurde mit 95,
941% und 92% bei Voll-, 3,- bzw. %-Last ga-
rantiert. Da für eine Triowalzenstraße Umkehr
der Motordrehrichtung nicht in Frage kommt,
ist er, um eine gleichmäßige Zentralenbelastung
zu erreichen, miteinem Schwungrad gekuppelt,
1) In Deutsch,and wurde bereits 1918 ein ce N
sierharer Drehstrom-Walzmotor von 2300 kW (3200 PS) bei
97 Umdrehungen für die Dortmunder Unz von den ;
Siemens-Schuckertwerken geliefert. :
j welches
"und Rotor basitzen Stabwicklungen.
15. Januar 1920.
Piekiröfechnische Zeitschrüt. ‘ 1920. Heft
3 61
ungefähr
tator
Die
Wieklungsenden sind,den auftretenden, plötz-
bei normaler Drehzahl
17,2 Mill. kgm Energie aufspeichert.
lichen Laststößen entsprechend, besonderssorg-
fältig versteift. Der Rotoristaus Gußstahl, die
Schleifringe sind aus Bronze hergestellt und
für eine Dauerbelastung von 1200 A bemessen.
Um das Scehwungrad zum Entladen zu
bringen, ist ein fester, gußeiserner Schlupfwider-
ständ für 15% Sshlupf und;220 kW dauernder
- Energievernientung in den Rotorstromkreis
ao R = i
I RRUN U
u
es
anlasser, dessen Ausführung Abb. 2 zeigt.
Dieser (auch in Deutschland als Heißwasser-
Anlasser gebräuchliche) Flüssigkeitranlasser be-
steht aus einem Unter- und einem Obergefäß.
In letzterem sind die über den Dauerschlupf-
widerstand mit den Schleifringen verbundenen
Elektroden fest aufgehängt, und durch eine
von einem Kurzschlußmotor angetriebene
Pumpe wird die Flüssigkeit aus dem unteren
in das obere Gefäß gepumpt. Durch den
steigenden Flüssigkeitsspiegel werden die Elek-
troden allmählich kurzgeschlossen und so der
Widerstand nach und nach ver-
kleinert. Nach erfolgtem An-
lassen werden die Elektroden
des Flüssigkeitsanlassers durch
. einen in Abb. 3 dargestellten
Anlaß- und Kurzschlußschalter
kurzgeschlossen?).
Das Anlassen geht in folgen -
der Weise vor sich: x
Nachdem der mit Über-
lastungs- und Nullspannungs-
auslösung versehene Stator-
schalter eingelegt ist, wird der
Anlaßschalter, Abb. 3, in die
erste Anlaßstellung gedreht. Da-
dureh wird der Pumpenmotor
des Flüssigkeitsanlassers einge-
schaltet. Er pumpt das Wasser
aus dem unteren Behälter in
Zeichenerklärung.
Zuleitungen. h Pumpenmotor.
a
b Höchster Wasserspiegel.
e Deckel. gefäß.
d Wasserstandsglas. k Überlaufrohr.
e Drosselschieber.
f Druckrohr.
_— g Entleerungshahn für das Ober-
gefäß.
gefäß.
m Saugstutzen,
Abb. 2. Flüssigkeitsanlasser.
eingeschaltet, für dessen Kühlung ein beson-
derer Schornstein von ungefähr 15 m Höhe
und 2%.x 3% m lichter Weite vorgesehen ist.
Man fürehtete nämlich, daß ein selbsttätiger
- Söhlupfregler den Laststößen nicht schnell ge-
nug folgen kann und nahm an, daß der feste
i Entleerungshahn für das Unter-
t Einsteigöffnung für das Unter-
den oberen und Jäßt den Walz-
motor an. Ist dieser auf eine
bestimmte Drehzahl gelangt,
so wird ein Zentrifugalkontakt
seschlossen und die Verriege-
lungsspule des Anlaßschalters
unter Strom gesetzt, so daß
aus der Anlaßstellung in die
Betriebsstellung geschaltet wer-
den kann, wodurch der Flüssig-
keitsanlasser kurzgeschlossen
wird. Gleichzeitig wird der
Pumpenmotor abgeschaltet,und
die Flüssigkeit läuft durch
die Pumpe aus dem Obergefäß zurück in das
Untergetfäß, so daß der Anlasser für eine neue
Anlaßperiode bereit ist. Um zu verhindern,
daß nach dem Abschalten des Motors durch den
Statorsehalter dieser bei kurzgeschlossenem An-
lasser eingelegt werden kann, ist eine mecha-
Jahresversammlungen, Kongresse,
Ausstellungen.
Geschäftsstelle für Elektrizitätsverwertung.
— Die Geschäftsstelle für Elektrizitätsveı -
wertung e@. V. gibt ihren Mitgliedern bekannt,
daß in der am 1. XII. 1919 abgehaltenen Mit-
eliederversammlung die Auflösung des Vereins
einstimmig beschlossen und zum Liquidator
Herr Dr.=üng. G. Dettmar bestellt wurde.
Tagung der National Eleetrie Light Asso-
eiation. — Auf der 42. Hauptversammlung in
Atlantie City (Ver. St.)im Mai 1919 berichtete
zunächst N. A. Cario über Bestrebungen im
Bau von Antriebsmaschinen. Bei Dampf-
turbinen begrenzt die Sicherheit des Betriebes
die Größe der Einheitsleistung. Auch ist der
Betriebsfaktor (wirkliche : mögliche Betriebs-
zeit) bei sehr großen Einheiten meist um einige
Prozent geringer als bei kleineren Einheiten
Liegende Dampfturbinen mit einer Welle wer-
den bis 30 000 kW ausgeführt. Tandemturbinen
haben geringeres .Gewicht und geringeren
Raumbedarf als Verbundtuıbinen, Kosten und
Wirkungsgrad sind nahezu gleich. Verbund-
turbinen werden bis 40 000 kW, dreistufige Tu1-
binen bis 60 000 kW hergestellt. Als Konden-
satoren haben sich die bei der Marine gebräuch-
lichen Dampfstrahlejektoren mehr und mehr
eingeführt. Die General Electrie Co. baut sie
auf federnder Unterlage, die Westinghouse Co.
in hängender Anordnung. Von 30 amerikani-
schen Großkraftwerken haben 12 mehr als 50%
ihrer Gesamtleistung in Einheiten von 20 000
kW und darüber angelegt. Als größte Einheit
wird eine von 70000 kW der Interborough
Rapid Transit Co., New York, erwähnt. Beiden
Kesselanlagen wird die Überlastbarkeit durch
Verwendung von Kettenrosten und künstlichem
Zug gesteigert. Beachtung verdient die Anwen-
dung von Vorwärmern fürhohen Druck. Zwecks
Steigerung des Kesselwirkurgsgrades wird die
Anwendung von Meßgeräten für Zuggeschwin -
digkeit, Zugtemperatur und Kohlensäuregehalt
der Abgase empfohlen. Die Höchsttemperatur
des Dampfes soll 350° nieht überschreiten.
Drucksteigerungen auf 25 at sind in mehreren
Anlagen erfolgreich angewendet worden. Die
Verfeuerung von Kohlenstaub oder minder-
wertigen Kohlensorten hat zugenommen.
N
0
NET
N St
[I £ ASTESEESEEINIIIIIII I IIUIIIıI«LT,IUIII:
m/Z
N
NN. SS
II
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- Sehlupf für den Betriebgenügen würde. Sollte |
es sich nach der Inbetriebsetzung zeigen, daß
dies nicht der Fall ist,so kann nachträglich eine
Schützensteuerung vorgesehen werden, welche
in Abhängigkeit von der auftretenden Be-
lastung den Schlupfwiderstand verändert. Zum
Anlassen des Motors dient ein Flüssigkeits-
a Deckel.
5b Anschlußbolzen.
c Ölgefäß.
d Seitenwand.
f Koniaktträger.
h Kontakthammer.
nische Verriegelung zwischen Sta-
tor- und Kurzschlußschalter vor-
gesehen, so daß der Statorschal-
ter nur in der „Aus‘-Stellung des
Kurzschlußsebalters eingelegt wer-
den kann. Der Walzmotor ist
durch zwei Trennschalter an zwei
Speiseleitungssysteme angerchlos-
sen in der Weise, daß beim Einle-
gen beider Trennschalter ein Ring-
system gebildet wird, und bei Stö-
rungen in einer Ringbälfte der Motor von der
anderen allein gespeist werden kann. (The
Rleetrieian, Bd. S2, S. 696.) s . a.
2) Dar Kurzschlußschalter und der gußeiserne
Schlupfwiderstand wären entbehrlich geworden, wenn
man sich dazu entschlossen hätte. den Flüssigkeitsanlasser
selbst als Schlupfwiderstand auszubilden.
e Kontaktstück aus Kupfer.
Zeichenerklärung.
m Kabeleinführung.
n. Verriegelungsspule.
Feder.
Achse mit Mikaumpressung.
Stellungszeiger.
Sperrung.
= na 8
Abb. 3. Kurzschlußschalter.
R.F. Schuchard beriebtete über den Bau
von elektrischen Maschinen und Appa-
raten. Von den Generatorbränden werden
etwa !/3 duroh Kurzschluß, der Rest durch me-
ehanische Ursachen, Schmutz, Feuchtigkeit
usw. verursacht. Man sollte die Generatoren
wenigstens einmal jährlich einer gründlichen
Reinigung unterziehen. Zum Löschen von
Bränden ist Wasser oder Dampf den Tetra-
ehloridlöschern überlegen!). Transformatoren
werden bis 30000 kVA und 220 kV, offene
Trennsechalter für 44und sogar 110 kV in Außen
unterstationen verwendet, wenn man auch Öl-
schaltern den Vorzug gibt. Derselbsttätige Be-
trieb von Umformeranlagen wird für Leistungen
von 1000 kW und darüber angewendet; bei Ein-
1) Vgl. auch den Bericht auf S. 60 dieses lleftes,
DE}
62
ankerumformern bevorzugt man den halbselbst-
tätigen Betrieb mit Fernschaltung von einer
Stelleaus. Eine neue Bauart von Einankerum-
f{ormern, die sieh durch geringes Gewicht aus-
zeichnet, besteht aus zwei Synchronumformern
mit direkt gekuppelter, gemeinsamer Zusatz-
maschine. Letztere hat zwei getrennte Anker-
wieklungen und umlaufende Pole. Große Be-
achtung wird der Verbesserung des Leistungs-
faktors gewidmet. Neben übererresten Syn-
ehronmotoren, werden für kleinere Anlagen
statische Kondensatoren mit Erfolg verwendet,
deren Verluste nur 1,5 bis 2% betragen.
Elektrische Stahlöfen werden normal
-für 1 bis 6 t, entsprechend 300 bis 1500 kVA,
in einigen Fällen für 25 t und 4000 kVA, ver-
wendet. Im Jahre 1918 waren in den Vereinig-
ten Staaten 287 elektrische Stahlöfen vorhan-
den. In der Karbidindustrie verwendet man
Ofeneinheiten bis 20 000 kVA, in der Stiekstoff-
industrie in der Regel solche von 10 000 kVA.
E. F. Collins berichvet über die Schmelzung
eisenfreier Legierungen und Metalle in elektri-
sehen: Öfen und beschreibt eine Ofenform. Der
Schmelzherd befindet sieh in der Mitte einer
allseitig geschlossenen, feuerfesten Kammer.
Auf beiden Seiten des Herdes sind Elektroden-
paare angeordnet und von dem Herd durch Kar-
borundwände getrennt. Die oberen, einstell-
baren und gekühlten Elektroden sind durch die
Ofendecke hindurchgeführt. Zur selbsttätigen
Regelung ist ein neutrales Elektrodenpaar in
gewissem Abstand von den unteren Elektroden
vorgesehen. Der Raum zwischen den Elektro-
den ist mit feingekörntem Koks gefüllt. Die
Regelung erfolgt durch Relais, die eine Span-
nung von 30 bis 40 V.zwischen den oberen und
den neutralen Elektroden und damit eine sehr
gleichmäßige Hitze aufrecht erhalten. Bei einem
Strompreis von 1,5 ets soll die Ersparnis an
Schmelzverlust gegenüber Messingschmelzöten
mit Feuerung 80 bis 700% (Rotguß) betragen.
Die Kosten stellen sieh für elektrisches Schmel-
zen auf 9 bis 11 $/t gegen 14 bis 23 $/t beim ge-
feuerten Öfen. A
Es wird eine große elektrische Punkt-
schweißanlage erwähnt, mit der 25,4 mm
starke Platten bei 72 000 A und 20 V unter 15t
Druck geschweißt werden. Hierzu wird ein
Motorgenerator für 6000 kVA benutzt.
Über den. elektrischen Betrieb auf
Ölfeldern wird mitgeteilt, daß in Kalifornien
und den Weststaaten von Amerika 700 Neu-
anlagen erstellt wurden. Die Ersparnisse an
Sonden werden zu 22 bis 63% angegeben, weil
die Zahl der Betriebsunterbrechungen sich bei
elektrischem Betrieb stark vermindert. Für An-
trieb von Pumpen und Fördermaschinen werden
meist Drehstrom-Induktionsmotoren für 2 Lei-
stungen bzw. 2Umdrehungszahlen verwendet,u.
zw. für 50/20 PS, 440 V und 900/450 Umdr/min.
E. B. Meyer berichtet über Erfahrun-
sen im Bau und in der Verlegung von
Starkstromkabeln. Mineralölimprägnierung
an Stelle von Harz zeigte bei. 26000 V,
60 Per und 80° Lufttemperaturerhöhung um
6 W/m geringere Verluste; bei 20° und 25 Per
bedingte die Harzimprägnierung die doppelten
und bei 100° die vierfachen Verluste wie ‚bei
Mineralöl. Bei 100° konnte ein Mineralölkabel
mit 12% mehr Strom belastet werden als ein
Harzkabel. Dieser große Vorzug des Mineralöls
wird indessen dureh den Nachteil.einiger. Sor-
ten, bei höheren Temperaturen zu leichtflüssig
zu werden, beeinträchtigt. Der Ersatz der
Sandfüllung eines Kabelgrabens durch Ton-
füllung ermöglichte esin einem Falle, die Kabel-
temperatur von 70° auf 24° C herabzusetzen.
Die Leistung eines Einleiterkabels soll im all-
zemeinen 7000 oder 8000 k VA bei einem Höchst-
durchmesser von 76 mm nicht übersteigen. Die
Höchstleistung eines Kabelgrabens sollte auf
35000 kVA beschränkt werden, Unterirdisch,
im Zuge von Kabelgräben eingebaute Transtor-
mnatoren sollen nicht über 150 kVA und die Ge-
samtleistung eines Mannloches nicht über 300
kVA bemessen werden. DieWärmeausstrahlung
soleber Schächte beträgt 40 bis 52 W/m? bei 38
bis 50° Höchsttemveratur. .. Die Benutzung
von Ventilatoren ist nicht empfehlenswert. Die
Normalisierung der Mannlöcher und Kabel-
eräben (10x 10 em pro Kabel) wird empfohlen.
Über den zweekmäßigsten, äußeren Schutz von
in Gräben verlegten Kabeln ist man verschie-
dener Meinung. Noe empfiehlt, in zementierten
(Gräben nur Metallpanzerkabel zu verlegen, da
Hanfseilkabel zu feuergefährlich seien.
A. E. Silber berichtet über den Bau von
lreileitungen und die Vermeidung induktiver
Störungen. Die Verwendung gemeinsamer
Maste für Starkstrem- und Fernsprechleitungen
sollte nur bis 5000 V zulässig sein. Für Litzen-
leitungen werden neue Normalien aufgestellt,
in denen statt des Querschnitts die Zahl der
Drähte und der Durehmesser der Litzen festge-
legt werden. n
F. W. Smith erstattet Bericht über die
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 32
Zune nn nn nn
Arbeiten des - Lampenausschusses und stellt
fest. daß von 186 Mill. verwendeten Glühlam-
pen 90% Wolframlampen und hiervon 24
Mill, gasgefüllte Halbwattlampen waren. Die
Herstellung metallisierter Kohlenfadenlampen-
ist neuerdings aufgegeben worden; Kohlen-
fadenlampen werden nur noch unter ganz be-
sonders schwierigen Betriebsverhältnissen ver-
wendet. 82%, aller Lampen entfallen auf Nor-
malspannungen von 1, 10, 115und 120 V. (Elek-
trotechn. u. Maschinenb., Bd. 46. 1919, S. 526,
nach Rleetrical World, Bd. 73, 1919, Nr. 21.)
EUR
Fernmeldetechnik.
Einheitliche Bezeichnungen für die bei
Vakuumröhren vorkommenden Größen.
Das Anwendungsgebiet der Vakuumröhren
wird immer größer; nicht nur in der drahtlosen
Telegraphie und Telephonie spielen sie eine
außerordentlich wichtige Rolle, sondern auch
in der Drahttelegraphie und -telephonie er-
obern sie sich immer neue Gebiete. Damit
wächst die Zahl derer, die sich eingehend mit
ihrem Studium befassen und ihre Forschungs-
ergebnisse der Allgemeinheit mitzuteilen haben.
Bei der großen Fülle der bei den Röhren vor-
"kommenden Begriffe ist es daher erforderlich,
für ihre wiehtigsten Größen einheitliche Bezeich -
nungen festzusetzen. Barkhausen schlägt —
von den Schriftleitungen des ‚‚Jahrbuchs der
drahtlosen Telegraphie‘‘ und des ‚Archivs für
Elektrotechnik‘ hierzu veranlaßt — folgende
Bezeichnungen vor:
l. Entsprechend den Festsetzungen des AEF:
Ohmseher Widerstand el ee
Selbstinduktion li
Kapazität Beh:
Spannung SP}
Strom er = 1
EEE RE N,
Elektrizitätsmenge 2.22 200
Winkelgeschwindigkeit w
VE HERE ee t
Absolute Temperatur REEL,
2. Anode A, Größen im Anodenkreis mit
Index a, FE, Sa
“itter G, Größen im Gitterkreis mit
Index g, :
Kathode oder Glühdraht K, Größen im
Heizkreis mit Index h,
Unverstärkt — Index u. Verstärkt = In-
".. dex ®.
3. Gemäß 1. Strom = /: Spannung — E,
UIZW.7
klein lateinisch = Momentanwert des Ge-
samtstromes; i. e,
groß lateinisch = Gleichstrom, mittlerer
Stromwert; I, E,
klein deutsch = Momentanwert des über-
gelagerten Wechselstromes; i, €, :
groß deutsch = Maximalwert des überge-
lagerten Wechselstroms; $, €.
Bemerkung bierzu : Unterscheidende In-
dexe sind für die verschiedenen Strom-
kreise vorbehalten. EMKe brauchen von
Spannungen hier kaum untersehieden zu
werden. Be
4. Charakteristik /, = /(E,) bei konstan-
‚tem Bi, ;
Gitterstrom-Kennlinie 7, = F(E,).bei
konstantem E,, :
Anodenstrom-Kennlinie /, IE)
bei konstantem ER, 3
|
© )
{9} E, Er
)ı.
Inne re v Widerstand A, =
5. Steilheit s=(
DONE rılf WE Ei
Emissionsstrom 3, =i
x SE UBS ; :
Sättigungsstrom J, (= Grenzwert von i
für hinreichend hohe Spannungen),
ne Wal
- 7
= -—= Wurze
an N, : 5 :
aus dem Verhältnis der verstärkten: zur
unverstärkten Leistung.
Es wäre im Interesse der Leser zu be-
grüßen, wenn die Verfasser grundsätzlich die
vorgeschlagenen Bezeichnungen anwenden wür-
den. (Jahrb. d. drahtl. Telegr., Bd. 14, S. 2.)
- Rp.
‘Bau einer Funkstation in Venezuela. —-
Nach einer Mitteilung der ‚Industrie- und
6, E
9
e
Verstärkungsgrad W =
Handels-Ztg.‘ fordert die venezolanische Re-
1 B
‘18. Januar. 1920.
nn ee ne Per >
gierung Angebote aut die Errie
einer Funkstation, die vordem 30. V
dem Ministerio de Fomento de los Es
Unidos de Venezuela mit dem Vermer!
spanischer Sprache) ‚Angebot für drah
Telegraphie‘‘ einzusenden sind. Die in
Nähe von Caracas zu errichtende Station
stark genug sein, um mit gleichwertigen iı
V. 8. Amerika und in Europa zu arbeiten, u
Einrichtungen zum Senden verstärkter Well
die durch eine Hochfregquenzmäschine erzeu
werden, und abgeschwächter besitzen. Di
gebote sollen -einen allgemeinen und ausfü
‚liche Spezialpläne sowie alle notwendigen /
bildungen enthalten, außerdem eine Beschre
bung der Maschinen und ihrer Arbeitsweis
Angabe über die zur Fertigstellung erforde
liche Zeit und einen ausführlichen Kosten
anschlag (ohne Zuführungsleitung der elektri-
schen Energie und Telegraphenlinien nach €
racas). Die Bewerber müssen den Betrieb un
die Verwaltung der Station auf die Dauer von
6 Monaten nach Fertigstellung übernehme:
Die Regierung beabsichtigt, vierteljährlich je
nach dem Fortschritt der Arbeiten zu zahl
unter Einbehalt von 10% jeder Zahlung bis zur
endgültigen Vollendung. Bes.
Verschiedenes.
Vereinigung der Hochschullehrer der Elektro-
technik. — Am 28. IX. 1919tand in Stuttgartdie
3. Tagung der Vereinigung der Hochschullehrer
der Elektrotechnik statt, Es nahmen daran teil‘
die. Professoren: Franke, Kloß, Orlich, Wed-
ding (Berlin), Hilpert (Breslau), Roeßler (Dan-
zig), Barkhausen, Görges (Dresden), Richte
Teichmüller (Karlsruhe), Heinke (München),
Emde, Herrmann, Veesenmeyer (Stuttgart
Niethammer (als Gast) (Prag). %
1. A.E.F.-Bezeichnungen. Prof, Roeß-
ler berichtet über das Ergebnis der Umfrag
Er hat eine Zusammenstellung derin der Elek-
trotechnik vorkommenden physikalischen und
technischen Größen verfaßt, in welehe die An-
wesenden die von ihnen. benutzten Formel
zeichen eintragen werden. Es wird eine Zu-
sammenstellung der mitgeteilten Bezeichnu: :
gen hergestellt werden. Auf Grund derselbe;
sol] bei der nächsten Tagung versucht werden
eine Einigung zu erzielen. 2, Berich
über die diesjährige Tagung der Hoe
schullehrer des Maschineningenieu
wesens von Prof. Heinke und »-Pr
Orlich. Der Geschäftsführer soll die körpe
schaftliche Vertretung an den Tagungen ı
Maschinenbauer übernehmen, um die von d -
Elektrotechnikern gefaßten Beschlüsse zu ver-
treten. Außerdem wird empfohlen, daß sich
die Elektrotechniker einzeln möglichst zah
reich an den Tagungen der Maschinenbauer
beteiligen. 3. Stellungnahme zum Deut
schen Ausschuß für technisches Schul
wesen. Die Vereinigung der Professoren de
Elektrotechnik sieht es als eine ihrer Aufgaben
an, die weitere Ausgestaltung der Ausbildun
der Studierenden der Elektrotechnik zu bea
beiten ; sie legt Wert darauf, für diese Aufga
Anregungen und Unterlagen auch vom De
schen Ausschuß für teöhnisches Schulwesen zu
erhalten. Die Vereinigung hält ein Zusammen
arbeiten mit dem Ausschuß für wünschenswert
und ist der Ansicht, daß sich dieses durch ein
körperschaftliche Vertretung der Vereinigun;
bei den Beratungen des Ausschusses erreiche
läßt. Die Zugehörigkeit einzelner Professoren
zum Ausschuß wird dadureh nicht. berühr
4. Praktische Tätigkeit der Studiere
den. Im Anschluß an den Bericht von Pr
Kloß wird eine Fassung festgesetzt, die allen
anwesenden Professoren und den nicht an
wesenden Professoren der konstruktiven Rich-
tung mitgeteilt werden soll, mit der Bitte um
Äußerung bis spätestens Ende 1919. Aut
Grund dieser Äußerungen wird Prof. Kloß den
endgültigen Bericht abfassen und der nächsten
Tagungvorlegen. 5. Ausbildung der Stu-
dierenden in elektrotechnischen U
ternehmungen (Bureau, Betrieb, Prüf-
feld)nach der Vorprüfung. Es werden der
Bericht von Prof. Emde und die Mitteilung,
daß seine Ideen in der neuen Stuttgarter Prü
fungsordnung schon verwirklicht. seien, e@
gegengenommen und eingehend besprochen.
Den weiteren Erfahrungen'in Stuttgart wirdmit
großem Interesse entgegengesehen. 6. Fürdas
Maschinenbaustudium derStudierenden
der Elektrotechnik werden Richtlinien fest-
gesetzt, die allen anwesenden und den nichtan
wesenden Professoren der konstruktiven Rich
RE SER,
aaa =. Dr KR Be
23: Pe"
15. Januar 1920.
Industrie und Handel.
Der Ausfuhrhandel der Schweiz mit elektri-
hen Maschinen. — Sehrschön ausgestattet, ist
‘or kurzem im Verlag der Schweizer Exporteur
. G., Zürich, die von Dr. A. Haasund A. Diem
“in drei Sprachen herausgegebene 3. Ausgabe
es Sehweizerischen Export-Jahrbu-
_ ehes erschienen. Sie soll dazu beitragen, im
Auslande eine möglichst genaue, vollständige
und praktische Übersicht über die schweizeri-
_ schen Exportindustrien zu geben und als deren
Pionier zu wirken. Einem einleitenden Aufsatz
_ über die Schweiz folgen Artikel, die sich mit den
einzelnen Exportindustrien beschäftigen, so-
dann eine Abhandlung über die Schweiz als Im-
- porteur, der sich ein nach Fachgruppen geord-
netes Verzeichnis aller Ausfuhrartikel mit An-
gabe der Bezugsquellen und einem alphabeti-
schen Schlüssel, endlich ein reichhaltiger Inse-
_ ratenteilanschließen. Was das wertvolle Werk
über die schweizerische elektrotechnische
Industrie ausführt (S. 76), sei bier im wesent-
“Fiehen mitgeteilt: — -
„Sehon vor dem Kriege nahm die Schweiz
_ unter allen Lieferanten elektrotechnischer Er-
geugnisse auf dem Weltmarkte eine sehr bedenu-
Eu Stellung ein. Nur die großen Industrie-
länder Deutschland, England und die Vereinig-
ten Staaten vermochten 1913 mehr elektro-
technische Erzeugnisse als die Schweiz auszu-
führen. Der Schwerpunkt des schweizerischen
- elektrotechnischen Ausfuhr lag dabei in elek-
trischen Maschinen, die 1913 für 2014 Mill.
Fr ausgeführt wurden, so daß sie 67,5% der Ge-
samtausfubr elektrotechnischer Erzeugnisse
sehweizerischen elektrotechnischen : Industrie
_ vorgeschritten ist, und welche Bedeutung sie
für den Weltmarkt hat; denn sogar die gewal-
_ tige amerikanische elektrotechnische Industrie
konnte in demselben Jahre noch nicht das
- Doppelte der schweizerischen Ausfuhr elektıi-
‘scher Maschinen aufweisen, indem sie sich nur
auf 36,5 Mill. Fr belief. Die Hauptausfuhr elek-
‚trischer Maschinen aus der Schweiz besteht in
; tellung die Ausfuhr elektrischer
Maschinen auch in der schweizerischen Ma-
schinenausfuhr einnimmt, ersieht man daraus,
daß diese Maschinen vor dem Kriege (1913) !/;
_ der gesamten schweizerischen Maschinenaus-
fuhr betrugen und unter allen andern Maschi-
nengruppen die erste Stelle einnahmen. Nur
Produktions- und Absatzverhältnisse, rückte
die Ausfuhr elektrischer Maschinen auf die
dritte Stelle nach Werkzeugmaschinen und
-Automobilen. Schon im Jahre 1918 vermochte
aber die Ausfuhr elektrischer Maschinen und
Transformatoren mit 28%, Mill. Fr wieder die
erste Stelle zu behaupten, und es steht unzwei-
felhaft diesem Industriezweig des schweizeri-
schen Maschinenbaues eine gute Zukunft bevor.
- Nach amerikanischen Schätzungen werden die
zerstörten Gebiete allein elektrische Maschinen
für Hunderte von Millionen benötigen.. Der Be-
darfan elektrischen Maschinen wird, besonders
, auch mit Rücksicht auf die Bestrebungen zum
_ - Ausbau der vorhandenen Wasserkräfte und zur
© Blektrisierung der Eisenbahnen, sehr groß sein.
Die elektrotechnischen Industrien der andern
- Länder werden diesen Bedarf nicht im gering-
sten allein decken können, um so mehr, als bei
den Bestellungen der Übergangszeit die kürze-
ste Lieferfrist eine sehr große Rolle spielen
wird. Er RE SV PRES
23. Die Hauptabsatzgebiete für schweizerische
_ elektrische Maschinen waren vor dem Kriege
EN ” ” . .
des intensiven Ausbaues der französischen Was-
x
_ ren 1913 bis 1918 dem Werte nach sich mehr als
verdoppeln, u. zw. stieg sie von 4,2 auf 8,9 Mill.
Fr. Einen noch größeren Aufschwung nahm in
diesen Jahren die Ausfuhr elektrischer Maschi-
_ nen nach Spanien, die von 2,1 auf 5,2 Mill. Fr
gestiegen ist. Während die Ausfuhr nach den
erwähnten zwei Ländern dem intensiven Aus-
- bau der Wasserkräfte zuzuschreiben ist, für den
_ die Schweiz auch die nötigen Wasserturbinen
lieferte, erklärt sich die erhöhte schweizerische
_ Ausfuhr elektrischer Maschinen nach Holland
(1918: 4,368 Mill. Fr gegenüber nur 0,277 Mill.
Frim Jahre 1913) durch die Unmöglichkeit für
Holland, die nötigen elektrischen Maschinen
aus Deutschland zu beziehen, das vor dem Krieg
fast den gesamten holländischen Bedarf an die-
sen Maschinen deckte. Infolgedessen .konnte
die Schweiz im Jahre 1918 elektrische Maschi-
dien ausführen. Vor dem Kriege (1913) wur-
en elektrische Maschinen für 34, Mill. Frnöch
Ri;
ausmachten. Schon diese Zahl gibt uns einen
- Begriff darüber, wie weit die Entwicklung der.
während des Krieges, infolge der ungünstigen:
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 3.
nach Rußland ausgeführt, und wenn in den
letzten Jahren die Ausfuhr nach Rußland in-
folge der allbekannten Ursachen auch aufge-
hört hat, so rechnet die schweizerische elektri-
sche Industrie doch damit, daß nach Besserung
der russischen Verhältnisse die Ausfuhr nach
diesem Lande nicht nur die alte Höhe erreicht,
sondern sich noch weiter entwickelt.
Außer der Fabrikation elektrischer Ma-
schinen besteht aber in der Schweiz noch eine
stark entwickelte und leistungsfähige Fabrika-
tion von verschiedenen elektrotechnischen Spe-
zialapparaten und Bedarfsartikeln, de-
ren Ausfuhrwert von 10 Mill. Frin 1913 auf
17!/, Mill. Fr in 1917 und auf 161/, Mill. Fr im
Jahre 1918 gestiegen ist. Die gesamte schweize-
rische Ausfuhr elektrotechnischer Erzeugnisse
(einschließlich elektrischer Maschinen) erreichte
somit 1918 den Wert von 44,555 Mill. Fr gegen-
über 30,356 Mill. Frim Jahre 1913.‘t)
Inkraftbleiben kriegswirtschaftlicher Be-
stimmungen nach Beendigung des Krieges. —
Laut Verfügung des Reichswirtschafteministers
vom 22. XII. 1919 bleiben auch nach Beendi-
gung des Krieges alle kriegswirtschaftli-
chen Bestimmungen (Gesetze, Verordnun-
gen, Bekanntmachungen usw.), die für die
Dauer des Krieges erlassen wurden, soweit
nicht yon der zuständigen Stelle ausdrücklich
anders bestimmt ist oder wird, bis auf weiteres
in Kraft.
Verlängerung des Stahlwerksverbandes. —
Der Reichswirtschaftsminister bat den Stahl-
werksverband Düsseldorf unter dem 27. XII.
1919nach Maßgabe der bisherigen Bedingungen
und Vereinbarungen bis 1. V. 1920 verlängert.
Der. Verkauf der von ihm erfaßten Produkte
verbleibt ausschließlich ihm bis 29. II. 1920.
Kleine geschäftliche Mitteilungen.
Neue Preislisten und Zahlungsbedingun-
gen. — Wegen der Unmöglichkeit, die ins Un-
gemessene gestiegenen vom Fabrikanten in bar
zu bestreitenden Ausgaben für Material, Löhne,
Gehälter usw. noch ferner vorzustrecken und
der Kundschaft in der seitherigen Weise zu kre-
ditieren, hat sich die Accumulatoren-Fa -
brik A. G., Berlin, nach Verständigung in der
Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen
elektrotechnischen Industrie veranlaßt gesehen,
ihre Zahlungsbedingungen den neuen Verhält-
nissen anzupassen und alle früheren bezüglichen
Vereinbarungen aufzuheben. Die Lieferungs-
bedingungen für stationäre Akkumulatoren
sind weiter geändert und ergänzt worden. Da
indessen unter den heutigen Verhältnissen alle
‚Preisangaben usw. nur freibleibend gemacht
werden können, bittet die Firma, von Fall zu
Fall Kostenanschläge einzufordern. —
Die Siemens-Schuckertwerke G. m.
b. H., Berlin, teilen mit, daß sich die Preisstelle
des Zentralverbandes dafür entschieden hat, als
neue Grundpreise die dreifachen Vorkriegs-
preise zu wählen ; mit diesen und entsprechend
verringerten Zuschlägen (diese waren in den letz-
ten Monaten teilweise bis nahe an 1000 % her-
angekommen) wird seit dem 1. I. 1920 gerech-
net. Alle neuen Preislisten der Firma basieren
auf diesen erhöhten Grundpreisen, die alten sind
sinngemäß zu ändern, u. zw. kommt im allge-
meinen die Verdreifachung der eingedruckten
Preise in Frage, mit: Ausnahme der Listen über
Maschinen und Motoren in .Ersatzmetallaus-
führung und der in der Auszugsliste 1919 ent-
haltenen Preise für Maschinen mit Kupfer- und
Aluminiumwicklung ; diese sind, da gegenüber
den Vorkriegspreisen bereits um etwa 50% er-
höht, nur zu verdoppeln. —
Auch der Verband der Zählerfabriken
hat die bisherigen Grundpreise ab 1. I. 1920
verdreifacht ; Teuerungszuschlag darauf 100%.
Bei Bestellungen ist ein Drittel ihres Wertes
als unverzinsliche Anzahlung, der Rest der
Reehnung 30 Tage nach deren Datum ohne
Abzug zahlbar.
Zuschlagsliste der Preisstelle des Zentral-
verbandes der deutschen elektrotechnischen In-
dustrie. — Wir veröffentlichen auf S. 64 die
Zuschlagsliste Nr. 25 (grün) der Preisstelle für
Januar 1920, gültig für solche Aufträge, die
‘vom 1.1. 1920 ab zu den erhöhten Grund-
preisen erteilt werden. Abzüge können In-
teressenten vonder Verlagsbuchhandlung Julius
Springer, Berlin W 9, gegen Voreinsendung des
Betrages beziehen. Preis für das einzelne Exem-
plar- 20 Pf, für 10 Exemplare 1,50 M, für
25 Exemplare 3 M und für 100 Exemplare 10 M.
‚ Metallzuschläge für isolierte Drähte.
Die Verkaufsstelle vereinigter Fabrikanten iso-
lierter Leitungsdrähte (VLG) hat mit Wirkung
vom ı. I. 0 eine neue Preisliste für
isolierte Leitungsdrähte herausgegeben,
2) Vgl. auch „ETZ*.1919, 8. 344
63
deren Preise mit einem Kupferaufschlag von
175 M bzw. mit einem Aluminiumzuschlag von
55,50 M je mm? Querschnitt und 1000 m Länge
auf die bisherigen Preise erreehnet sind. Die in
Zukunft von der Preisstelle des Zentralverban-
des der deutschen elektrotechnischen Industrie
zur Veröffentlichung gelangenden Metallauf-
oder -abschläge beziehen sich auf die Preise
dieser neuen, ab 1. I. 1920 geltenden Liste.
Vom 1. bis 10. I. 1920 ist für Kupfer kein Auf-
schlag, für Aluminium ein solcher von 6 M er-
hoben worden. Für die Woche vom 11. bis
17. I. 1920 beträgt der Kupferzuschlag — M,
der Aluminiumzuschlag 10,50 M.
Metallpreise. Nach den Notierungen der
Vereinigung für die deutsche Elektrolytkupfer-
notiz bzw. der Kommission des Berliner Metall-
börsenvorstandes in M/100 kg:
Metal) 91. | 6:I:
Elektrolytkupfer (wire-
bars), prompt, cif Ham-
burg, Bremen, Rotterdam 2464
2435
Raffinadekupfer
99/99,30%%,lokoGroß-Berlin |2350—2400
Originalhütten - Weich-
blei, ab Hütte oder loko
Groß-Berlin 21... ..
Originalhütten- Rohzink,
Syndikatspreis ab Hütte
oder Lager ER
desgl. Preis im freien Ver-
kehr, ab Hütte oder
2325—2350
900— 910) 900— 910
|
|
BIOS | 510
Dagen a en 880— 890) 880— 890
Originalhütten-Alumi-
nium 98/990/, in gekerb-
ten Blöckchen, ab Hütte
oder loko Groß-Berlin . 13300—3350
Zinn, Banka-, - Straits-.
Billiton-, loko Hamburg
I
|
3250—3300
oder Groß-Berlin .. |7000—7100/7000— 7100
Hüttenzinn, mindestens
99 0%, 1oko Hamburg oder
Groß-Berin . . . . . |6900—7000/6900— 7000
Reinnickel 98/99 %, loko
Hamburg oder Groß-
Berlin ne nen. 14300—440014300— 4400
Antimon-Regulus, loko
Hamburg oder Groß-
Berlin F3ar2rH . 11150—1175:1100— 1120
Aktienkurse.
Die Berliner Börse hat im Dezember
1919 folgende Kurse notiert:
ER
Gesellschaften 32 R= 5
t - 7 >} ©
E BE =
Accumul.-Fabr., Berlin . . . |310,—| 340,50 335, —
A.G. f. El-Anlg., Berlin . . |115,—| 115,—|115,—
AB. 6;, Berlin. .82.7..... 230,—| 249,75/245,—
Bergmann, Berlin ..... 168,75| 180,— |1173,—
BER. W..-Berünenn une. 159,—| 164,—|160,—
2 = orZ.-A.. . | 87,— 96,—| 91,—
Brown, Boveri, Mannheim . [1003,— | 1056,— 1050, —
Continent. Ges., Nürnberg . | 80,—| 80,—|-80,—
7 - orz.-A. |105,—| 114,25|105,—
Dtsch.-Atlant. Telegr., Cöln. |125,25| 140,501135,—
„ Niederl. „ 5, 184,—| 245,— 225, —
„ Südam. „ £ 148,50 190,—1173,—
„ Übers. El.-G., Berlin . 1570,—| 730,— 1712,50
= w Vorz.-A 1130,—| 132,— 1131,75
„ Kabelwerke, Berlin . |157,—| 172,—|172,—
Elektra, Dresden . . .... | 68—| 68— 63,—
El. Licht- u. Kraft., Berlin . |120,—| 135,— 121,75
Elektr.-Liefer.-Ges., Berlin 151,50] 171,— 154,50
E. W. Liegnitz . . . .....|.86,—| 96,—! 86,—
Bank f. el. Untern., Zürich . |260,—| 282,— 280,—
. Felten & Guilleaume Carlsw. |236,—| 248,50|245,50
Ges. f. elektr. Untern., Berlin |141,25| 159,501148,—
Hackethal, Hannover. . . . |277,—| 325,— 1315, —
Hamburgische E.W.. .. . 1119,—| 125,—1119,—
Körtings Elektr.-W., Berlin. |105,—| 105,—|105,—
W. Lahmeyer, Frankfurt a.M. |131,—| 140,501133,—
C. Lorenz, Berlin... ... 250,—| 274,50 261,—
Dr. Paul Meyer, Berlin. . . |130,50| 143,—141,—
Mix & Genest, Berlin... ... 135,—| 152,—|149,75
Neckarwerke, Esslingen . . |100,—| 114,751114,75
H. Pöge, Chemnitz. ... ... 230,25| 259,751237,50
Rhein. El.-A. G., Mannheim. |118,—, 127,— |118,—
M. Schorch & Cie, Rheydt . |243,— 262,—|243,—
Sachsenwerk, Dresden . . . |270,—| 296,— 1292, —
Schuckert & Co., Nürnberg. |140,— 152,—!152,—
„Siemens“ El. Betr., Berlin. | 98,—| 109,50, 99,50
Siemens & Halske, Berlin . [240,25 271,— 271,—
Stettiner E.W...... . . [114,75] 114,75|114,75
Teleph.-F.Berliner, Hannover |165,—| 177,50 175,—
Fabr. isol. Drähte, Berlin. . |230,—, 247,— 235,50
Abschluß des Heftes: 10. Januar 1920.
64
Zuschlagsliste der: Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie für Januar 1920.
Die grüne Zuschlagsliste Nr. 25 gilt für den Monat Januar 1920 für
solche Aufträge, die vom 1. I. 1920 ab zu den gemäß Beschluß:.der Preis-
stelle erhöhten Grundpreisen erteilt werden Für die’ Abrechnung von Auf-
trägen mit den bis 31. XII. 1919 giltigen Grundpreisen ist die weiße Zu-
schlagsliste Nr. 25 A maßgebend. Für die Berechnung der Teuerungs-
a gilt für Aufträge ab 1. XII. 1919 (für Zähler ab 1. I. 1920) folgende
orme
1. Der Preisstichtag liest um die in Spalte A der Teuer ungszuschlagsliste
genannteFrist vor dem Liefertag (A-Frist);ist diese Frist mit 0 bezeichnet,
so wird der am Liefertage giltige Preis berechnet.
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920. Heft 3. 15. Januar 1920.
2. Soweitin Spalte B Fristen (B-Frist) angegeben sind, wird wenn innerkarbal R
dieser Frist geliefert wird, der’am Bestelltag geltende reis berechnet.
3. Der am Bestelltag geltende Preis ist bis auf weiteres Mindestpreis.
4. Als Bestelltag gilt der Tag, an dem die Bestellung soweit geklärt ist,
daß die Herstellung begonnen und ohne Verzögerung durchgeführt, =
werden kann.
5. Der Lieferung ist die Anzeige der Versandbereitschaft gleichzur 2
rechnen. A
6. Für Aufträge, für die eme längere Lieferzeit als 18 Monate vereinba
wird, bleiben ‚besondere Abmachungen vorbehalten.
ß Für Spar-
2 ae Für |
führung | Ersatz- | e
: „mit metall- |A-FristB-Frist
Gegenstand np Aus-
Bronze | führung
usw.) -
Zuschlag | Zuschlag | Mo- Mo-
/o %, nate nate
Generatoren, Motoren und Umformer, i
soweit nicht für Sonderausführungen | |
Zuschläge in der Liste aufgeführt sind. |
1. bis5 kW (bezogen auf 1600 Umdrehungen) 390 390
2. über5 bis 100 kW (bezogen auf 1000 Um-
drehungen) . . 390 390 ° 1 2
3. über 100 kW (phosen ee 1000: rare
hungen) ee 390 390 |
Sonderausführungen. |2%
4. Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren 390 390 |
5. Elektrisch betriebene ee . x |
nen . 260 260 |
6. Elektrisch DOtISRöRE ade asser ano: |
Entstäubungspumpen und Kompressoren 230 170 |
7. Gesteinsbohrmaschinen und -geräte 240 140 1 |
8. Vollständig ausgerüstete Motorkarren, 2
Motorschleifen, Motortragen,Motorwagen 280 190 |
9. Spezial-Elektromotoren in Marineausfüh- -
rung und durch solche angetriebene Ma- i
schinen nebst zugehörigen Anlassern laut
besonderer Aufstellung 330 —
Turbosätze. i
10. Turbosätze, bestehend aus: Turbogene- 3
ratoren, Dampfturbinen und Kondensa- iS
tionsanlagen einschl. Pumpen sowie Zahn- ROR=R-)
radvorgelege . 5 2 235 = SE
11. Turbogeneratoren allein |, £ 275 ee 8° 2
12. Dampfturbinen sowie Zahnıhdxarkalsge, SH
Turbokompressoren und Turbogebläse . 200 = Re
13. Kondensationsanlagen und Wärmeaus- E
tauschapparate . R 230 >
Zubehör zu Maschinen. £
14. Anlasser, Regulierwiderstände, Tret-, Web- |
stuhl-, Stemdreisok-Schälter.; 270 20 ı 1:
15. Kran: und Aufzugsapparate, Schirzen:
steuerungen „, 1 2
16. Gleitschienen, Sean könne: Kupplung sen,
Zahnradvorgelege . 270 270 |
Bahnmaterial. |
17. Bahnmotoren und. elektrische Bremsen 330 330 |
13. Fahrschalter und Stromabnehmer für 5
Bahnen es ei re ee RZOBD 280 \
für Straßenbahn-
19. ‘Vollständige elektri- triebwagen |
sche Ausrüstungen für mit elektri- 995 are |
ausschl. Leitungen u. scher Bremse 25. iin
Montage | versehene 1
Anhängewagen
20. . Vollständige elektrische Ausrüstungen
von Vollbahn-Lokomotiven und Vollbahn- j
Triebwagen einschl. Montage re 290 —
21; Elektrische Lokomotiven für a
"und Industrie .. . 280 80. | |
Transformatoren und Gletefriehlen ; |
39.‘ Transformatoren REF EER 300 270 -
25. Gleichrichter mit Glaskörper, Sihschli
Zubehör Ehe 185 185: 1 5)
24. Gleichrichter mit Bisenkörpen Sein sehl,
Zubehör ... . a, 390 ° 390
Schaltapparate eh Matarler für
Scehaltanlagen.
95. Hebelschalter, Instrumenten- und Kurbel-
Umschalter, soweit nicht in Gußgehäuse 230 200
96.. Selbsttätige-Schalter, soweit nicht für Öl-
füllung und nieht in Eisen- oder Gußge-
"häuse;-Pern-, Zeit-, Zellenschalter 250 210
97. Niederspannungs-Streifen- und Röhren- ;
‘Sicherungen für Schalttafelbau einschl,
Einsätzen . EN, 265 230
98. Hochspannungs- Prennschalter, "Mast- =
schalter, Streckenschalter, soweit nicht < 1 2
für Öl. : PER a 280 240
29, Hochspannungssicherungen einschließ-
lich Schmelzeinsätze, armierte Stützen 3
und armirrte Wanddurchführungen . 265 230
30. Freileitungs-Hörnerschalter , 265 250
31. Konzentrische Klemmen (Zentralklem- Eu
men). . 280 240
32. Ölschalter ohne öl) "einschl. Hilfsappa-
rate, Ölschaltkasten . . Bat, 250 210
a es 1 0 1 7 ee ee a Er rn T £
4 Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C, Zehme in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin, _ Ar
Für Spar- =
;% metall- | - Für SEE
Aus-. r 234
führung Ersatz- ee
(mit metall- 'A-Frist|B-Frist
Gegenstand Kupfer, Aus- | F
Me führung
usw.) an
Zuschla uschla
9% e % $
33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen i
außer Schutz- u. Erdungsdrosselspulen) 250 210
34. Schutzdrosselspulen .. +... .2....%. 230 240
35. Erdungsdrosselspulen 250 210
36. Motorschalttafeln, aueh mit solbsttätigen - ;
Schaltern . > 3 250 210
87. Vollständige Schaltanlagen, Schalt-
schränke, Schaltpulte und Schaltzellen. 250 210
38. Schaltkästen ausschl. Ölschaltkästen . 250 ‚210
39. Gußgekapseltes Material A 250 250
40. Sehaltanlagen für Schiffe. . 950 —
Meßapparate und Zubehör...
41. Meßinstrumente . 2. 100 =
42. Zähler einschl, Verpsckuse are — 100
43: Mefwandler':S . wen nen 175 —
Installationsmaterial.
44, Sicherungselemente (Einzelsicherungen) 145 115
45. Ein- und zweiteilige Sicherungsstöpsel,
Stöpselköpfe, Patronen, Paßringe bzw.
Paßschrauben und Kontaktschrauben,
Größe Iund II NEBE und Normal-Edison-
Gewinde) . . 115 95
46. Wie ds doch "Größe Ir bis V (Groß-
Edison- und Mammuth-Spezial-Gewinde) 135 110
47. Sicherungselemente (Einzelsicherungen)
zum nn ep: ö
mens) 165 140
‘48. Patronen zum Rinebolsän- ER
system (Siemens) . 125 100
49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen)
und Patronen zum Keilkontakt- Siche- i
rungssystem (Siemens) : \ 120 95
50. Verteilunsstafeln und Gruppen, sone
nieht in Gußgehäuse ._. 175 150°
5l. Freileitunges- :und Hausanschluß- Sehe:
rungen, Freileitungs-Armaturen' bis 600
Volt, soweit nicht in Gußgehäuse 175 150
52. Zählertafeln, armiert 175 150
53. Drehschalter, Steckdosen und ‚Stecker,
soweit nicht, in Gußgehäuse, Porzellan-
Abzweigdosen, -Scheiben und -Klemmen,
-Kabelschuhe und EDEN und der- 8;
gleichen . . 178, 150°
54. Gußgekapseltes Tusiällatiökemeigh ä 250 - 250
55. Metallfassungen, a ee ‚Nippel :
und dergleichen 175 150
56. Glühlichtarmaturen einschl. erden: :
ter Fassungen und Handlampen . 3148 150
DT, Bord-Installationsmaterial_ (einschl. Ma.
rine-Streifensicherungen, aber ausschließ-
lich 58 und 59) . , ER 175 BES
58. Marine-Patronensicherungen BALSEN 90 =
59.. Meßstöpsel . 229,08 3
60. Installationsmäterial Sr Hazdeleschit ir
(ausschl. der zweiteiligen Stöpsel aus “
Gruppe 5 und 46) . ....... : 135 21057
Isolierrohr und verbandsmäßiges Fi: ARTE
behör. Er
61. Verbleite Eisenrohre (Bleirohre) . . - — 75
62. Verzinkte Eisenrohre 0 75
63. Feinzinkrohre (kein verzinktes Eisen- ESS HR TERR a
blech)s ne ae N 1 Hosn
64. Messingrohre .. er 60
65. Papierrohre mit Stahlpanzer Schr (Stahl- -
panzerrohre) . . I 80
66. Schwarze Papierrohre ohne Metall- >
mantel mit Muffe -. En 100
67. Stahlrohre (System Päschel) naher Bogen, Bei Sem
UN HMELEIENE 0 Br ER a 185
Orıklamper ; : 3 ;
68. Glühlampen jeder Art (aussehl. Heiz-
lampen): Auf die ab 28. Januar, 1919 - 2%
Ygeltenden Preise. nr una 75 ARE
Telegraphie und Fernspr echwesen.
EEE ER SEHE TEENS
Verschiedenes. E ;
‚. Transformatoren-, Anlasser- und Schalteröl: Tagespreis; z
mindestens aber 450 M für 100kg ohne Faf. a a
WETTE : 3 er
Verpackung (ausschließlich Verpackung für Zähler) { ie er sche
ee
65
Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für
Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24.
41. Jahrgang.
Berlin, 22. Januar 1920.
Die Folgen des Krieges und der Revolution
für die Elektrotechnik.!)
Von Dr.=Sng. e. h. G. Dettmar.
Übersicht. Es werden zunächst allgemein die
Lohn- und Gehaltssteigerungen, die Verringerung
der Arbeitsleistung und der Arbeitszeit, die Er-
höhung der Preise der Bau- und Betriebsstoffe, die
Veränderung der Grenzen, der Marktlage, der Ein-
und Ausfuhr behandelt und dann im einzelnen die
Beeinflussungen der Hauptarbeitsgebiete der Elek-
trotechnik während des Krieges und der Übergangs-
zeit sowie die voraussichtlichen Folgen für die
Zukunft betrachtet.
Während des Krieges ist die gesamte Elek-
trotechnik auf das weitgehendste beeinflußt
worden, so daß es wohl Ber Fachmann gibt,
der diese Einwirkung nicht selbst verspürt ‚hat.
Die wichtigsten Rohstoffe, wie Kupfer, Alu-
minium, Eisen, Kautschuk, Baumwolle, Seide,
Glimmer, Öl usw., waren beschlagnahmt, und
es mußtenanihre Stelle Ersatzmittel treten mit
teilweise recht mäßigem Erfolge. Der Mangel
an Kohle hat weiterhin der Elektrotechnik enge
Grenzen für ihre Leistungsfähigkeit gezogen.
Diese Verhältnisse werden sich nun nicht etwa .
von heute auf morgen ändern, noch lange Zeit
hindurch werden sie ihre Wirkung zeigen und
neue Schwierigkeiten werden die allmählich be-
seitigtenablösen. Es muß also damit gerechnet
werden, daß auf lange Zeit hinaus die Verhält-
nissein der Elektrotechnik wie überhaupt in der
gesamten Technik stark verändert sein werden,
so daß es von großem Interesse sein wird, zu
versuchen, sich über die Folgen des Krieges und
der Revolution klar zu werden, soweit diesheute
schon möglich ist.
‚Es ist natürlich z. Zt. besonders schwierig,
auf lange hinaus die Entwicklung vorauszu-
Gehälter eingesetzt.
sehen, da die ganze wirtschaftliche Lage
Deutschlands eine sehr unsichere ist, Tnmertın
werden sich aber gewisse Einwirkungen heute
schon SE rhlicken. lassen, und an Hand von
zahlenmäßigen Unterlagen wird man hier und
da schon gewisse Schlußfolgerungen. ziehen
. können.
Während die Lohnverhältnisse vor dem
Kriege lange Zeit hindurch ziemlich wenig Ver-
1919
[/
1910 1911 1912 1913 19174 71915 1916 1977 1918
a= Männer. db = Frauen.
Abb. 1. Lohnsätze einer Berliner Fahrik.
änderungen zeigten, hat schon im Laufe des
Krieges eine mäßige Steigerung der Löhne und
Mit der Revolution ist
aber größtenteils ein so starkes Ansteigen einge-
!) Vortrag, gehalten in der Sitzung des Elektrotech-
nischen Vereins der rheinisch-westfälischen Industriebezirke
am 22. X. 1919 in Dortmund und des Elektrotechnischen
Vereins am 25. XI. 1919 in Berlin; vgl. „ETZ*“ 1920, 8. 14.
treten, daß die Folgen dieses Vorganges ganz
außerordentlich weitgehende und auf das ge-
samte Wirtschaftsleben sich erstreckende sind.
In Abb. 1 sind die Lohnsätze für je eine männ-
liche und weibliche Arbeiterkategorie einer Ber-
liner Fabrik dargestellt. In anderen Orten ist
der Verlauf einganzähnlicher, so daß man diese
Kurve als kennzeichnend für die Lohnbewegung
betrachtenkann. In den Abb. Aund 3 sind noch
Af
300
250
200
150 \-
100
50
0
1912 1913 1914 1975 1916 1917 1978 1919
Abh. 2. Lohnkurve der Heizer, Maschinisten,
' Schaltwärter und Monteure eines Elektrizitätswerkes.
einige weitere Angaben über Löhne und Gehäl-
ter des. Personals von Elektrizitätswerken ge-
geben, u. zw. gibt Abb.2 den Lohn der Heizer,
Maschinisten, Schaltwärter und Monteure eines
Werkes an, während Abb. 3 das Gehalt der Ma-
M
500
400
300
200
700
x 1912 1913 1994 1975 1916 1917 1918 1919
Abb. 8. Gehaltskurve der Maschinenmeister
eines anderen Rlektrizitätswerkes.
schinenmeister eines anderen Werkes zeigt.
Über die Gehälter der Ingenieure kann jedoch
so übersichtliches Material hier nicht gebracht
werden, weil bei diesen die Erhöhung meistens
in Form von Teuerungszulagen gegeben ist, bei
denen die Familienverhältnisse mitbestimmend
sind. Wie wird nın die weitere Entwicklung
gehen? Abb. 4zeigt dencharakteristischen Ver-
Abb. 4. Verlauf der Lohnkurve.
lauf der Lohnkurve bis jetzt und deutet ver-
schiedene Möglichkeiten der weiteren Entwick-
lung an Es gibt viele Menschen, die an einen
baldigen Abbau der Löhne glauben, die also an
den Verlauf glauben, der durch die Buchstaben
D und E gekennzeichnet ist. Da diese außer-
Heft 4.
ordentlichen Steigerungen der Löhne auch in
den meisten anderen Ländern eingetreten und
dort noch in schneller Entwicklung begriffen
sind und namentlich in Hinblick auf die noch
zu erwartenden riesigen Steuern, ist kaum an-
zunehmen, daß in absehbarer Zeit eine erheb-
liche Senkung eintreten wird, wenn wir nicht
sogar noch mit beträchtlichen Steigerunsen
rechnen müssen; jedenfalls ist der Verlauf A, B
und C viel wahrscheinlicher als D und E.
Interessant ist es nun, die Entwicklung der
Arbeitslöhne in Petersburg zu kennen, da ja die
Verhältnisse in Rußland vielfach das Muster für
unsere „glorreiche‘‘ Revolution waren. Nach den
Berichten der Petersburger Arbeitsbörset) be-
trug der Lohn eines erwachsenen Schwerarbei-
ters
im Jahre 1912. 2...1,05 Rol
TS ler
a OLD EELST
N a
Hnders 1916. sense 11975
Anfangs 1917 Mo
ım Jahre 1918 40,
1919 AO
es
Abhängen wird die weitere Entwicklung
der Löhne in Deutschland ‚natürlich von der
Preisgestaltung für Lebensmittel und Beklei-
dung, von unserer Valuta und davon, ob Ruhe
und Ordnung erhalten bleiben wird. Nach den
Ausweisen, die das Reicheministerium für wurt-
schaftliche Demobilmachung (‚Die weltwirt-
schaftliche Lage“ Nr. 253) über die Preise der
wöchentlichen Rationen einer 4-köpfigen Fa-
milie gegeben hat, ist vom April 1914 bis April
1919 eine Steigerung von Sauf 20 M eingetreten,
Diese Angaben sind jedoch insofern einseitige,
als die normalen Lebensmittelpreise zugrunde
liegen; da. zu diesen Preisen die Lebensmittel
aber vıelfach nicht zu erhalten waren, so muß-
ten erheblich höhere Kosten aufgewendet wer-
den; nach Angaben des „Hamburger Echo“
stellte sich im ersten Vierteljahr 1919 die Er-
höhung der Kosten der auf Karten verbrauchten
Lebensmittel gegenüber 1913 auf ungefähr 1:3.
Unter Berücksichtigung der Lebensmittelpreise
im freien Handel betrug die Steigerung 1:7
und unter Berücksichtigung der Schleichhan-
delspreise 1:13; durchschnittlich kann die
Preissteigerung im Verhältnis 1:7,5 ange-
nommen werden. Aber auch inanderen Ländern
ist die Zunahme der Preise der Lebensmittel
außerordentlich groß. Selbst in Amerika ist
nach einem Bericht des Bureau of Statisties of
the Labor Department die Erhöhung der
Kosten der Lebenshaltung gegenüber 1914 eine
sehr bedeutende; sie betrug
in New Yoık .etwa 80%
MuCbrcagem 1:4. nn eldi
In Glevelandar 20 22.2.1955,
ınebuttalo wear a 501,
ine Baltımorer 2. ...2,,.198,,
InaliossAngaless aı.n. 2198,
in*San Brancisco- - . +, 184;,;
Bei dem schlechten Stande unserer Valuta
und den zukünftigen hohen Steuern dürfte mit
einem Abbau der Lebensmittelpreise zunächst
nicht zu rechnen sein, wahrscheinlicher ist sogar
ein Steigen derselben, so daß noch lange Zeit
mit sehr. hohen Löhnen und Gehältern gerech-
net werden muß.
1) „Nachr. f. Hand., Ind. u. Landw.“ 1919, Nr. 45.
66
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heit 4.
22. Januar 1920.
Erschwerend kommt nun aber noch hinzu,
daß bei diesen hohen Löhnen vielfach eine sehr
starke Abnahme der Arbeitsleistung eingetre-
ten ist; eine zahlenmäßige Unterlage hierfür
liegt bei der Steinkohlengewinnung vor. Nach
den Angaben der Sammelmappe ‚Die welt-
wirtschaftliche Lage“ Nr, 201 istin Abb. 5 die
Ruhrgebiet
Oktober November Dezember Jarmar Februar
1913 7977 er 18 7978 1978 1919
Jahresdurchschnitt Monatsdurchschnift
118L £
Oberschlesien
Februar
7919
November Dezember Januar
1913 1917 1918 1918 7913
Jahresdurchschnitt Monaftscurchschnitt
Abb. 5. Schichtleistung eines Arbeiters
im Steinkohlenbergbau.
Oktober
1978
Schichtleistung eines Mannes in Tonnen für das
Ruhrgebiet und für Oberschlesien dargestellt;
dies ist eine der Ursachen des .allbekannten
starken Rückganges unserer Steinkohlenförde-
rung, die von 190 Mill. t im Jahre 1913 auf
rd 170 Mill. tim Jahre 1918 zurückgegangen ist,
umım Jahre 1919 auf rd 100 Mill. t zu sinken,
wie dies die Abb. 6 und 7 zeigen, die gleichfalls
Millionen t
790 7
Milhonent
75
_ Steinkohle
gemeinen Unkosten, für Miete, Reinigung usw. ;
dadurch wird naturgemäß eine weitere Preis-
steigerung herheigefihrk,
Die "Folge der vorstehend geschilderten
Verhältnisse ist naturgemäß eine Erhöhung der
Preise aller Bau- und Betrieb sstoffe sowie aller
Fertigerzeugnisse. Die Preise der Kohlen haben
2 1910 1911 1912 1913 71914 1915 1916 1917 1978 1919
a=Zahl der nutzbar abgegebenen Kilowattstunden.
d=Mittlerer Kohlenpreis in M/t.
c= Mittlerer Selbstkostenpreis in Pf/kWh.
d= Mittlere Einnahme in Pf/kWh.
Abb. 8. Wirtschaftskurven eines Blektrizitätswerkes.
sich seit Kriegsbeginn verfünffacht, die des
Eisens sind auf das 6- bis S-fache gestiegen.
Die Kosten von Bauten betragen mindestens
heute das 3- bis 4-fache derjenigen von 1914.:
099 74
Abb. 6. Kohlenförderung Deutschlands.
5% 17 1918
der „Weltwirtschaftlichen Lage“ Nr.382 entnom-
mensind. Von einer elektrotechnischen Fabrik
wurden mir freundlichst Angaben über die Ab-
nahme der Arbeitsleistung zur Verfügung ge-
stellt. Sie betrifft dieZahl der in einer bestimm-
ten Zeiteinheit fertiggestellten Sicherungen und
Schalter:
Sicherungenim Jahre 1914 . 28 Stück
52419:0=8 DT EN
a hellehsz 24,4
ȣ Re lkikthe, IDEE
Schalter I DA EN TB
HE ER NE ES NL
sn i 19182: 0.3058
E BER ER Do
Die durch die Revolution herbeigeführte
Verringerung der Arbeitszeit auf 8 Stunden be-
deutet eine allgemeine Erhöhung der Unkosten
für Verzinsung und Abschreibung und der all-
Ei=E ERBERBNNBENSNEGEREE
19919 ee
Abb. 7. Monatliche See Deutschlands 1918/19.
Ähnlich liegen die Verhältnisse bei den elek
technischen Fabrikaten, für die die Teuerungs:
zuschläge im Verlaufe des Krieges und der De-
mobilmachungszeit ständig heraufgesetzt wer-
den mußten. Beispielsweise hat die Herstellung
eines Schalters im Jahre 1919 26,20 M betragen,
während der gleiche Schalter im Jahre 1914
für 6,46 M angefertigt werden konnte. Für eine
Fassung sind die entsprechenden Zahlen 12,80
gegen 3,15 M; bei Maschinen, Leitungen, Ka-
beln usw. liegen die Verhältnisse ähnlich. Die |
Folge davon ist natürlich, daß die Herstellungs-
kosten aller Kraftwerke, Leitungsanlagen usw.
sich jetzt und avch in Zukunft bedeutend er-
höhen. Aber auch mit den zu alten Preisen er-
bauten Anlagen verteuert ‘sich in Zukunft in-
folge der Preissteigerung der Betriebsstoffe und.
der Löhne die Herstellung der elektrischen Ar-
beit wesentlich. Wie die Verhältnisse bei den
Elektrizitätswerken jetzt liegen, geht aus den
RAS |
wird um über 30% sinken. Von der bisherige
Abb. 8 und 9 hervor, Außerdem sind in d
Zahlentafel 1 noch für 2 Werke die Angaben
über die Kohlenpreise und die Kohlenkosten für
eine Kilowattstunde angegeben; hierbei ist b
merkenswert, daß die letzteren z. T. erheblie
mehr gestiegen sind als der Kohlenpreis; d
hat z. T. seine Ursache darin, daß die Kohl
2 7910 1911 7072 7973 1914 1975 1976 1917. 1918 1919
4
a bis d wie Bor Abb. 8. Be
Abb.9. Wirtschaftskurven einesanderen Elektrizitätswerkes. “ E
außerordentlich viel schlechter geworden sind. z E
Man kann annehmen, daß im allgemeinen diese
Verschlechterung 20 bis 30%, ausmacht ; um so.
viel sind Steine und Erden in der Kohle Be
enthalten als früher, Teilweise sind diese Ver-
" hältnisse aber noch beträchtlich ungünstiger, so
daß die vorstehend geschilderte Minderleistung 7 ö
eines Kohlenarbeiters, auf Kalorien bezogen, 7;
noch wesentlich schlimmer ist, als Abb. 5 an-
gibt. Hierzu kommt noch, daß besonders va
Fehl des Krieges die Heizer bedeutend schlech- °
ter waren als früher und wohl auch noch jetzt,
sind und der Zustand der Kessel nicht mit dem
vor dem Kriege verglichen werden kann. 3
“Zahlentafeli.- 3
"Werk A . Werk B =
: Sächsische St hen
Oberschlesische und esteinkohlen
Tahr & raunkohlen a
| Preis der | Kohlen- | Preis der | Kohlen-
Kohle kosten ohle kosten
für it |fürıkWh| fürit |fürıkWh
in, SAnNHPE: in N | . in Pf :3
ıgıı | 16,85 | 3,43 | 13,41 | en.
1912 | 18,67 3,65 |: 13,27%, 1,098 7
1913 21,21 3,51:1. 13,0
1914 | 20,70 2,72: 14172
1915 |. 26,46 3,39 | 14,69
1916 | 25,80 3,53 16,96
1917 28,41 5,35 24,09:
1918 39,44 8,81 37,05
1919 :
1. Quart.| 68,76 | 14,27 | 55,71
78,13
22 | 88,97.) 19,05
Über die für Blektrizitätswerke so auß:
ordentlich wichtige Erhöhung der Kohlenprei
gibt die Zahlentafel 2 noch weitere Angaben:
Zahlentafel AR
Werk D 1
Jahr
Mittlerer Kohlen- | Mittlerer Kohlen
preis für 1 tin M| preis fürıt inM
1910/11 16,22 17,16% 2
1911/12 17,70 16,91
1912/13 16,88 17,50
1913/14 17,86 17,50
1914/15 18,73 17200
1915/16 22,00 18,55
1916/17 23,93 19,33
1917/18 35,90 28,90
1918/19 44,66 38,23. °
1919 April/Juni 85,23 _ 65,11
Der Watfenstillstand und der Friedensver -
trag haben schon eine starke Änderung unserer
Grenzen herbeigeführt und werden noch weiter:
hin in den nächsten Monaten den Umfang‘
Deutschlands verringern. Damit wird auch
Menge der abbauwürdigen Steinkohlenvorräte
heruntergehen, u. zw. von 410 Milliarden t a
217 Milliarden t; auch die Steinkohlenförderung
Eisenerzförderung gehen durch die Friedensbe-
ngen der wichtigsten Rohstoffe hier zu nen-
nen) verloren. Außerdem - vermindert sich
Deutschlands Absatzgebiet im Inlande beträcht-
£ I ganz abgesehen von dem Verlust eines
stoßen Teils des Absatzes im Auslande.
? Wie schon am Anfang erwähnt, hat die
3 Blektrotechnik sich währ end des Krieges starke
inschränkungen hinsichtlich der zu verwen-
enden Baustoffe auferlegen müssen, was sie
7. T. auch in Zukunft wir d tun müssen; selbst
% wenn die verschiedenen Baustoffe ‚wieder zu er-
halten sein werden, wird deren Einfuhr mit
_ Rücksicht auf die Valuta z. T. eingeschränkt
_ werden müssen, Anderseits muß beachtet wer-
. den, daß die Verwendung von Ersatzstoffen da-
_ durch vielfach erschwert wird, daß die Verluste
durch sie erhöht werden. Infolge der Steige-
‚rung der Kohlenpreise und infolge der hohen |‘
Löhne wird es aber vielfach notw. endig werden,
hochwertige Stoffe zu verwenden. Grundsätz-
‚lich wird man sich jedoch entschließen müssen,
dort Ersatzstoffe anzuwenden, wo kein oder
- wenigstens kein er hebl icher Nachteil daraus ent-
steht, : ,
Bezüglich des. Keane: wird man nicht
ängstlich zu sein brauchen, daß es knapp werden
- könnte, denn die- Kupferproduktion der Welt
ist von-1914 bis. 1918 von 925000 t auf
1890000 t gestiegen. _
herstellung hat sich außerordentlich entwie kelt;
nach R. Tröger hat sich die Weltproduktion
in Aluminium. von 68 000 t vor dem Kıiege auf
193.000 t nach dem Kriege erhöht. Ganz be-
sonders stark ist die Her stellung von Aluminium
in Deutschland im Kriege gefördert worden; es
"steht zZ. Zt. noch nicht fest, in welchem Umfange
_ dieAluminiumherstellung inZukunft inDeutsch-
land aufrecht erhalten bleiben wird. Es wird
Traglos notwendig und auch möglich sein, in be-
trächtlichem Umfange Kupfer durch Alumi-
nium zu ersetzen, u. zw. gilt dies sowohl für die
_ Elektrotechnik wieauch für andere Verbrauchs-
‚gebiete. Solange jedoch die Kohlenknappheit
- eine so scharfe ist wie jetzt, darf auch nicht un-
beachtet bleiben, daß die Herstellung einer
Tonne Aluminium 28 000 bis 30.000 kWh erfor-
_ dert, während wir bei dem eingeführten Kupfer
- die für die Herstellung notwendigen Kohlen-
mengen mitgeliefert bekommen id, falls wir
Kupfer unraffiniert beziehen und es selbst raffi-
Een nur 400 bis 440 kWh/t verbraucht wer-
SHENZ-
Zu beachten ist ferner, daß für manche
Rohstoffe, auf deren Bezug ‘aus dem Auslande
wir angewiesen sind. leicht ein gewisser Druck
_ von Seiten unserer Feinde Susgeubt werden
_ kann, daß wir diese Rohstoffe überhaupt nicht
oder nur zu erheblich höheren Preisen erhalten
als die Konkurrenten in feindlichen Ländern.
' Dureh Bildung von Syndikaten während des
Krieges ist hier einer Benachteiligung der
deutschen Industrie leider Vorschub‘ geleistet
worden.
— ‘In Amerika sind die Kupferpreise in der
letzten Zeit schon erheblich gesunken; Ende
1916 hatte der Kupferpreis in _ Amerika seinen
Höchst wert erreicht und fiel bis Ende 1917
aemlich erheblich. Im Laufe des Jahres 1918
t der Preis wieder etwas angezogen, während
seit Beginn des Jahres 1919 wieder eine starke
- Senkung eingetreten ist. Wenn trotz dieser fal-
lenden amerikanischen Preise bei uns noch stän-
dig eine Steigerung eintritt, so liegt dies ledig-
‚lieh an unserer Yaluta; solange das Sinken des
Wertes der deutschen Mark nicht verhindert
und ihr Wert nicht wieder gehoben wird, wer-
den wir mit sehr hohen Kupferpreisen rechnen
müssen.
"Auch die-Kantschukproduktion hat wäh-
rend des Krieges stark zugenommen, was aus
chstchenden Zahlen!) ersichtlich ist:
+ 1900 . 53 890 t
1905 . 62145 „,
vom 12. VIIL 1919,
») „Nachr.-f. Hand, Ind. u. Landw.*
Auch die Aluminium- -
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 4.
1910 70500 t
1912 99 9928 „,
1914 120 380 ..
1916 201 598 ,
1918 257 000 ,
Hieraus ist ersichtlich, daß eine Knappheit an
Kautschuk nicht eintreten kann, denn die Pıo-
duktion hat sich gegenüber 1914 mehr als ver-
doppelt. Die Erzeugung der nächsten Jahre
wird sogar auf 340000 t geschätzt. Die Preise!)
in London zeigen jetzt ungefähr dieselbe Höhe
wie 1914, zu welcher Zeit j ja der Kautschukpreis
besonders niediig war. Nachstehende Übersicht
gibt die Londoner Kautschukpreise in engli-
scher Währung (shilling und penee) für {lb
Rohkantschuk an:
Para-Wild-
Kautschuk
Pllanzungs-Hevea-
Kautschuk
1906 5/10 %, 5/23,
1910 8/6 8/9
1914 223 2/10. 1%
1916 2/7 2/8
1918 2/3 3/1%
Inwieweit der synthetische Kautschuk als Er-
satz für den natürlichen wird dienen können,
wird von der Preisgestaltung abhängen; z. Zt.
ist der synthetische Kautschuk noch erheblich
teurer als der natürliche,
Von den anderen Rohstoffen sei hier nur
noch einer der wichtigsten, nämlich das Eisen,
behandelt. Es werden sich in Zukunft fraglos
bedeutende Schwieigkeiten daraus ergeben,
daß die deutsche Eisenindustrie mehr als 50%,
sämtlicher Eisenhüttenwerke, mehr als 40%,
der Stahl- und Walzwerke verloren hat. Unsere .
Eisenerzeugung kann in Zukunft nur noch auf
höchstens 5 Mill. t beziffert werden, von welcher
Menge aber noch ein großer Teil zur Erfüllung
der Friedens bedingungen, als Lieferungen für
das zerstörte Gebiet und für den zu erKetzenden
Schiffsraum abgehen. Es wird fraglos in Zu-
kunft mit einem großen Eisenmangel zu rechnen
sein. Die Eisenpreise sind schon während des
Kıieges stark gestiegen und ganz besonders im
letzten Jahre stark heraufgesetzt worden. Nach-
stehend ist die Entwicklung der Eisenpreise
angegeben:
\
Vor dem Januar | August | Oktober
Kriege | 1919 1919 1919
Halbzeug ... | 90 285 555 755
Formeisen ... 110 320 695 965
Stabeisen .. 94 335 745 995
Grobbleeh .. | 100 375 835 1185
Feinblech . 120 460 985 1358
Walzdraht .. | 117%| 350 850 | 1200
Man muß sich klar darüber sein, daß die
Marktlage in Deutschland durch die außeror-
dentlich schweren Erschütterungen des Wiıt-
schaftslebens eine völlig veränderte gegenüber
derjenigen vor dem Kriege ist. Es wird eine
lange Zeit nötig sein, bis sich unser Wirtschafts-
leben wieder erholt haben wird. Man muß aber
auch beachten, daß der Inlandsmarkt wesent-
lich verkleinert ‚worden ist, und daß die Ein-
fuhr vom. Auslande durch die Fiiedensbedin-:
gungen außerordentlich erhöht worden ist;
demgegenüber steht eine starke Verminderung
der Ausfuhr, die ja bekanntlich in der Elektro-
technik sehr bedeutend gewesen ist und vor
dem Kiiege ungefähr 30%, der gesamten Her-
stellung in Anspruch genommen hat. Die Aus-
fuhr wirdin Zukunft stark vermindert werden,
da viele Märkte uns verloren gegangen sind.
‘Amerika hat seine Ausfuhr natürlich stark stei-
gern können; beispielsweise haben die Vereinig-
ten Staaten an elektrischen Maschinen ausge-
führt im Rechnungsjahre 1913/1914 (1. Juli bis
30. Juni) für 25 Mill. $, dagegenim Rechnungs-
jahre 1918/19 für 81 Mill. £. Da auch eine Reihe
von anderen Staaten ihre Ausfuhr schon stark
gesteigert hat bzw. stark steigern wird und
außerdem in vielen Ländern, die bisher auf
Einfuhr angewiesen waren, eine eigene Indu-
Doppelte.
67
strie entstanden ist, so wird fraglos die deutsche
Ausfuhr in Zukunft nieht mehr diefrühere Höhe
erreichen; anderseits braucht aber die Hoffnung
auf Wiedergewinnung eines Teiles unserer Aus-
fuhr nicht aufgegeben zu werden, insbesondere
wenn man sich dazu entschließt, nur beste Er-
zeugnisse ins Ausland zu schicken. Dies kann
aber nur geschehen, ‚wenn.die Ausfuhr von der
Regierung aus gefördert wird und ihr möglichst
keinerlei Erschwerungen gemacht werden.
Es dürfte aber auch gelingen, der Blektıo-
technik noch manches neue Gebiet zu erschlie-
Ben, so daß sie darineinen Ausgleich für vermin-
derte Ausfuhr finden kann. Die Elektrotechnik
steht in dieser Beziehung im Verhältnis zu an-
deren Industriezweigen noch ziemlich günstig
da. Es wird sich infolge der- Steigerung der
Löhne sicher vielfach eine Vermehrung des ma-
schinellen Betriebes und eine Vermehrung in der
Anwendung automatischer Methoden eıgeben;
gerade hier ist aber die Blektrotechnik dieje-
nige, die dann helfend wir d einzugreifen haben.
Auf dem Gebiete der Transportanlagen und
Hebezeuge wird die Handarbeit vielfach durch
elektrisch angetiiebene Maschinen ersetzt wer-
den. Die elektrische Schweißung hat als Ersatz
für die Nietung eine große Zukunft. Fernmel de-
anlagen werden zur Ersparnis menschlicher Ar-
beitskräfte und zur Ersparnis von Zeit vielfach
stärker in Anwendung kommen. Auch im Haus-
halt wird die Elektrotechnik infolge der Ver-
teuerung der Bedienung viel mehr angewen-
det wer den. Ganz besonders in der Landwüt-
schaft aber wird die Elektrotechnik ein dank-
bares Gebiet ihrer Betätigung finden. Die elek-
trische Arbeit wird gegenüber der in anderer
Form zur Verfügung gestellten Arbeit (Kohle,
Gas usw.) auf lange Zeit hinaus noch im Vorteil
sein, da sieim Ve hältnis billiger zur Verfügung
gestellt werden kann; hier wird eine Eschei-
nung, die bisher sich als Nachteil geltend ge-
macht hat, in Zukunft zum Voiteil wer er
Bei der Verteilung elekt’ischer Arbeit sind
die Kosten für Verzinsung und Abschreibung
immer ein beträchtlicher Teil der Ver kaufs-
kosten gewesen; sie lagen in der Gegend von
30 bis 60%; diese Kosten sind aber zunächst
unverändeit geblieben. Wenn beispielsweise die
Selbstkosten ohne Verzinsung und Abschrei-
bung sich auf 8 Pf stellten und die Verzinsung
und Abschreibung auch ungefähr 8 Pf betragen
hat, so ergaben sich die gesamten Kosten vor
dem Kriege zu 16 Pf; jetzt haben sich die erste-
ven Kosten beispielsweise ver d eifacht, wäh end
der zweite Betrag unve ände:t geb ieben ist, so
daß der Gesamtbetrag sich nur ve doppelt hat.
In der Tat ist auch die Steigerung der Pieise
für elektrische Arbeit erheblich nied iger als
diejenige für Steinkohlen, Braunkohlen und
sonder barerweise auch die für Gas. Im ‚,Jour-
nal für Gasbeleuchtung und Wasserversorgung‘
1919, S. 316, war festgestellt worden, daß die
Verteuerung bei Gas, Steinkohlen und Braun-
kohlen das 3- bzw. 3,4- bzw. 3,7-fache betragen
hat. Zu der gleichen Zeit stellte sich die Ver-
teuerung der elektiischen Arbeit nur auf das
Berücksiehtigt man bei den Stein-
kohlen und beim Gase noch die Verschlechte-
rung des Heizwertes, so sieht man, daß die Ar-
beitin Form von Rlektrizität im Ve hältnis jetzt
günstiger zur Verfügung gestellt werden kann
als in anderer Fowm; dieser Vorteil wir d natür-
lich nur solange vorhanden sein, als dweh Er-
weiterungs- oder Eineuerungsaı beiten die Ko-
sten für Verzinsung und Abschreibung nicht
steigen bzw. solange man den Finanzdien:t den
jetzigen und nicht den zukünftigen Anlage-
werten entsprechend bemißt.
Die Normalisierung, Typisierung und Spe-
zialisierung sind in besonders hohem Maße ge-
eignet, die Herstellungskosten der verschiede-.
nen Fabrikate zu verringern. In der Elektro-
technik ist ja im Laufe der letzten 25 Jahre im
Verhältnis zu anderen Industriezweigen schon
viel vereinheitlicht worden. Es ist aber bei wei-
tem noch nieht genug nach dieser Richtung hin
68 .“
geschehen; wennz.B.eineFiı ma für Installations-
material in ihrer Preisliste bisher 13 000 Num-
mern führte,somuß dieszu ungeheuren Verlusten
durch Lagerhaltung bei der "Firma selbst und
bei ihren Abnehmern führen, ganz abgesehen
von den außerordentlich hohen Herstellungs-
kosten so vielartiger Erzeugnisse, Durch
strenge Prüfung des wirklich Notwendigen ist
es gelungen, jetzt ohne weiteres die Zahl der
Nummern dieser Preisliste auf 6000 zu bringen,
und man beabsichtigt, in einiger Zeit die Yahl
derselben noch auf 3000 herunterzusetzen.
Durch weitere Normalisierung und Typisierung
würde es aber fraglos möglich sein, auch diese
Zahl noch beträchtlich zu verkleinern und auf
1000 bis 1500 Nummern herunter zu kommen.
Man sieht also, daß es möglich wäre, mit etwa
dem zehnten Teil ganz gut auszukommen, und
daß dadurch den Herstellern, Händlern, Instal-
lateuren und den Abnehmern gleichermaßen
gedientist. Es wird Sache des Verbandes Deut-
scher Elektrotechniker sein, hier noch weiterhin
der gesamten deutschen Elektrotechnik großen
Nutzen zu stiften.
Ich will nın die wichtigsten Gebiete der
Elektrotechnik einzeln betrachten, um zu sehen,
wie dieim vorstehenden gemachten allgemeinen
Angaben sich im besonderen gestalten werden.
Auf dem Gebiete der Herstellung von Ma-
schinen und Transformatoren hat man während
des Krieges geglaubt, auch in Zukunft vielfach
Aluminium statt Kupfer verwenden zu können;
die Erfahrung hat jedoch gezeigt, daß hier das
Aluminium eine nur verhältnismäßig geringe
Rolle in Zukunft spielen wird, wenn der Preis
desselben nicht ganz außerordentlich viel nie-
drigerim Verhältniszu Kupfer sich stellen sollte;
bei Maschinen wird die Verwendung von Alu-
minium keine sehr umfangreiche Zukunft haben
und die Anwendung vor dem Kriege nicht we-
sentlich übertreffen. Günstiger liegen die Ver-
hältnisse bei Transformatoren; durch Herstel-
lung neuer Typen würde es möglich sein, Trans-
formatoren mit annähernd gleichen Verlusten
auch mit Aluminium herzustellen; dies erfor-
dert jedoch so große Konstruktionsarbeit, daß
die Hersteller bei der Unsicherheit der nächsten
Zukunft im allgemeinen nicht dazu übergehen
können, diese Unkosten aufzuwenden. Verwen-
det man aber Aluminium zu der Bewieklung
der für Kupfer gebauten Typen, dann ergibt
sich in der Regel ein Transformator mit ungün-
stigeren Verlusten.
Man wird manchmal infolge der Steigerung
der Kohlenpreise bestrebt sein müssen, die Ver-
luste bei Maschinen und Transformatoren zu
vermindern; durch weitgehende Verwendung
legierten Bleches oder von Elektrolyteisen wird
es möglich sein, Vorteile zu erreichen. An Stelle
von Motorgeneratoren wird man unter Umstän-
den Einankerumformer oder Gleichrichter be-
vorzugen müssen; bei alten Transformatoren
wird man zu prüfen haben, ob ihre Verluste
durch Umbau verringert werden können. An-
derseits wird man wieder bei Erweiterung und
Neubau von Netzen prüfen müssen, welche Ver-
teilung der Verluste und Anlagekosten am
wirtschaftlichsten ist.
Bei Schaltanlagen und Apparaten wird in
vielen Fällen Kupfer durch Aluminium ersetzt
werden können, ohne daß Nachteile entstehen.
Zum Ausgleich der hohen Löhne wird man in
manchen Fällen zu automatischen Methoden
greifen müssen, wo man dies bisher, nicht gern
getan hat,
Der Freileitungsbau ist das wesentlichste
Gebiet, welches für den Ersatz von Kupfer
durch Aluminium in Frage kommen kann; die
verwendete Metallmenge ist hier eine verhält-
nismäßig sehr große, und es treten bei richtiger
Ausführung technisch keine Nachteile ein. $So-
lange der Aluminiumpreis günstig ist, muß der
Ersatz von Kupfer durch Aluminium hier unbe-
dingt als wünschenswert bezeichnet werden, um
die Einfuhr von Kupfer zu verringern,
Elektrotechnische Zeitschrift,
— ee TE a TER Tee Freie See Erle ET a NEAR TREE EEE EEE R
1920.
Das Verhältnis der Kosten von Freileitun-
genzu Kabeln wird durch die völlig veränderten
Lohn- und Arbeitsverhältnisse verschoben wer-
den. Früher durchgeführte Vergleichsrechnun-
gen müssen für die neuen Verhältnisse wieder-
holt werden. Bei Kabeln für sehr hohe Span-
nungen wird die Verwendung von Aluminium
in manchen Fällen Vorteile bieten, während bei
Kabeln für niedrige und mittlere Spannungen
Kupfer auch in Zukunft die Regel bilden wird.
Bei isolierten Leitungen mußten während
des Krieges Ersatzausführungen angewendet
werden, die zum Teil den geringsten Anforde-
rungen nicht mehr entsprachen; hier wird man-
ches ersetzt werden müssen. Jedenfalls wird man
so schnell wie möglich wieder zu besseren Aus-
führungen der isolierten Leitungen kommen
müssen. Die Gummilageist, wie vorstehendan-
gegeben, ja verhältnismäßig günstig, so daß es
wohl bald wieder möglich sein wird, Gummi in
den nötigen Mengen einzuführen und Leitungen
in der vor dem Kriege üblichen oder wenigstens
in einer annähernd gleichen Güte herzustellen.
Auch auf dem Gebiete des Installations-
materials mußten viel Ersatzausführungen wäh-
rend des Krieges verwendet werden, die jedoch
jetzt schon zum großen Teil wieder in Fiiedens-
ausführungen hergestellt werden. Bei einigen
Teilen wird esaber auch inZukunftohne weiteres
möglich sein, den Verbrauch von Messing und
Kupfer einzuschränken. .Die außerordentliche
Vielseitigkeit auf dem Gebiete desInstallations-
materials wird, wie schon vorstehend erwähnt
worden ist, in Zukunft beseitigt werden müssen.
Durch Schaffung einer geringen Anzahl nor-
maler Installationssysteme wird es möglich sein,
dieArbeiten zu vereinfachen, und dadurch wird
die Ausführung eine bessere werden können. Es
muß unbedingt mehr Wert darauf gelegt wer-
den, daß die einzelnen Teile leicht ersetzbar
sind, und daß eine Austauschbarkeit der ver-
schiedenen Erzeugnisse untereinander soweit
irgend möglich in ähnlicher Weise erreicht wird,
wie diesz. B. bei der Gasinstallation der Fall ist;
nur dann wird .es möglich sein, den vorhandenen
großen Bedarf: für elektrische Installationen
zu befriedigen und dauernd einen solchen Be-
darf zu erhalten. Die Anwendung der Elektrizi-
tät hat sich im Kriege so hervorragend bewährt,
daß der Wunsch, elektrische Anlagen zu be-
sitzen, überall ein großer ist; diese günstige
Entwicklung wird aber nur bestehen bleiben,
wenn dafür gesorgt wird, daß die elektrischen
Installationen den Bedürfnissen entsprechend
ausgeführt und zu erschwingbaren Preisen her-
gestellt werden. Insbesondere muß auch dafür
gesorgt werden, daß überall gute Installateure
und Monteure zur Hand sind, die dem Laien ein
zuverlässiger Berater sind; besonders auf dem
Lande bestehen nach dieser Richtung hin noch
erhebliche Schwierigkeiten, und es wird dafür
gesorgt werden müssen, daß hier eine Besserung
eintritt, wenn unangenehme Rückschläge ver-
mieden werden sollen. Durch Wiederaufnahme
der vor dem Kriege schon durchgeführten Fort-
bildungskurse für Monteure und Wärter wird
großer Nutzen gestiftet werden können. Solche
Kurse müssenin großem Maßstabe und an mög-
lichst vielen Orten jetzt wieder eingerichtet
werden.
Die elektrische Beleuchtung hat während
des Krieges einen so vollkommenen Sieg erfoch-
ten, daß die Möglichkeiten für ihre Weiterent-
wicklung ganz außeror dentlichgroßesind, zumal
es auch in Zukunft wichtig bleiben wird, die Ver-
wendung von Petroleum möglichst einzuschrän-
ken ;bedanerlich ist, daß die beleuchtungstechni-
schen Kenntnisse unserer Ingenieure und Techni-
ker größtenteils sehr gering sind; in Erkenntnis
dieser Tatsache habe ich die Deutsche Beleuch-
tungstechnische Gesellschaft kürzlich veran-
laßt, Fortbil dungskurse für Elektrotechniker so-
wohl wiefür Architekten zu veranstalten, um zu-
nächst die Kreise, die mit der Beleuchtungstech-
nik täglich in ihrer geschäftlichen Tätigkeit zu
tun haben, 'besser auszubilden. Solche Kurse
Heft 4.
werden jetzt zunächst in Berlin abgehalten, |
undes wäre zu wünschen, daß siein vielen an-
deren Städten wiederholt werden. In Amerika
ist der Beleuchtungstechnik schonin denletzten. 22
15 Jahren sehr viel mehr Bedeutung beigemessen |
wordenals bei uns. Man hat auch dort erkannt,
daß eine gute Beleuchtung wirtschaftlichaußer-
ordentlich wichtigist. In,‚EleetriealWorld“ Bd, |
7,1919, $. 371, sind interessante Untersuchun-
gen über die wirtschaftliche Seite der Fab:tikbe-
leuchtung veröffentlicht und durch graphische
Abbildungen erläutert; es geht daraus hervor,
daß durch eine bessere Beleuchtung der Werk-
stätten die Erzeugung wesentlich gesteigert
werden kann. Einen gewissen Anhalt für die
stärkere Entwicklung der Beleuchtungstechnik
in anderen Ländern gibt nachfolgende Zahlen-
tafe] 8, die einem Aufsatze von Müller in der
Zeitschift „Der Elektrotechniker“ Jahrgang
1919, Nr 19/20, entnommen ist, und die dieZahl
der Mitglieder der Beleuchtungstechnischen
Gesellschaften angibt:
Zahlentafel 3.
Jähr LR.S. LE.S. D.B. 6. J.B.G
Amerika | England |Deutschiand | Japan
1906 a =
1907 ar | _ _
1908 1008. _ =
1909 1045 ı 150 - Er
1910 14623) 0,220 En =
1911 1418 270 .| ee
1912 1335 340 al, —
1913: 339772400. 1° 240 _
1914 | 1472 | 480. | 261 =
1915 12714.,1.480.:| - 250 =
1916 | 1237. 480 | 256 _
1917::1. 7258 "1: 480 258 443
1918 1231-.° 480: | 250 658
Schonin denletzten Jahren sind dıestrom-
sparenden Lampen in erheblichem Umfange
eingeführt worden, daneben sind aber immer
noch die alten Lampen, die zwei bis dreimal so-
viel elektrische Arbeit verbrauchen, in Be-
nutzung; hier wird man infolge der stark gestie-
genen Kosten der elektrischen Arbeit in Zu-
kunft aufmerksamer sein müssen, auch der Er-
satz von Bogenlampen durch Glühlampen wird °
im Interesse der Ersparnis von Löhnen noch
weiter durchgeführt werden müssen als bisher,
sodaß die Bogenlampen bald ganz verschwinden
werden.
Herstellung der Beleuchtungskörper mehr Auf-
merksamkeit widmen müssen, als dies bisher
der Fall gewesen ist; es ist außerordentlich be-
dauerlich, zu sehen, daß Beleuchtungskörper
vielfach so gebaut sind, daß nur ein geringer
Teil des Lichtes wirklich ausgenutzt wird. Auch
der Verwendung geeigneter Reflektoren wird
mehr
müssen, um das Licht an die richtige Stelle zu
bringen und dadurch besser auszunutzen.
Die Verwendung elektrischer Grubenlam-
pen wird wahrscheinlich in Zukunft größere
Fortschritte machen als bisher, da der Mangel
an Benzin auf lange hinatıs sich noch geltend
machen und der Preis desselbenin Zukunft sehr sr
hoch bleiben wird.
War bisher die Entscheidung, obman Elek-
trizität, Gas, Azetylen usw. zur Beleuchtung be-
nutzt, lediglich durch den Preis bedingt, so wird
in Zukunft, solange die Kohlenknappheit an-
hält, auch bei der Entscheidung mitsprechen
22. Januar 1920.
EMEEN OR SON EI ne
Ganz besonders aber wird man der.
Aufmerksamkeit zugewendet werden
e
3
Sr
A
”
Ri
r
2
#
4
x
ö
&
=
+
müssen, ob eine Ersparnis an Brennmaterial 2ER
bzw. wertvollem Brennmaterial eintreten kann.
Dies kann z. B. der Fall sein, wenn die Beleuch-
tung auf Elektrizitätswerke verlegt wird, die
mit Wasserkraft oder mit winderwertigem
Brennmaterial arbeiten.
(Schluß folgt.)
=
22. Januar 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heit 4.
63
_Gleichmäßige Verteilung großer Stromstärken
auf mehrere Teilleiter.
Von Franklin Punga. Mülheim-Ruhr.
Übersicht. Bei dem Bau großer Turbodynamos
tritt das Problem auf, den Strom.auf mehrere Teil-
leiter gleichmäßig zu verteilen. Dies wird an ver-
schiedenen Beispielen gezeigt, wobei die Verwendung
des verkürzten Wechselschrittes besonders berück-
"sichtigt ist.
Mit dem Bau großer Turbodynamos von
10000 bis 50000 kW hat das Problem der
Bewältigung großer Stromstärken in einem
einzigen Stabe. oder der gleichmäßigen Ver-
teilung auf mehrere Stäbe eine immer größere
Bedeutung erlangt. Bei den Drehzahlen, die
den von Wasserturbinen angetriebenen Strom-
erzeugern eigen sind, kann man von einer kon-
struktiven Schwierigkeit bei der Wicklung
noch nicht sprechen, denn selbst bei sehr
großen Stromstärken hatte man immer noch
den Ausweg, die Wieklung in soviel Teile zu
‚unterteilen, als Polpaare oder Pole vorhanden
waren, und man konnte hiermit immer die
Stromstärke f. d. Stab auf den gewünschten
Wert reduzieren. Bei den Turbodynamos ist
aber dieser Weg nicht so wirksam, denn bei
einer 2-poligen "Dynamo können wir auf diese
Weise höchstens 2 parallele Stromkreise her-.
stellen. Wir erhalten aber dann bei einer
10 000 kW 5000 V-Drehstromdynamo immer
noch 825 A f. d. Stab (hei cos g = 0,7). und
die Ausführung einer Wicklung mit 2 Stäben
f. d. Nut, von denen jeder 825 A führt, würde
zu bedeutenden zusätzlichen Verlusten Veran-
lassıng geben, wenn nicht besondere Kunst-
griffe angewandt werden.
Bekanntlich haben die zusätzlichen Ver-
luste in massiven und lamellierten, in Nuten
'gebetteten Stäben mehrere Ursachen. Sie
können herrühren 1. von den Kraftlinien, die
dureh die Nutenöffnung in die ZJahnwände ein-
treten, 2. von den, Kraftlinien, die die Nut
parallel oder nahezu parallel mit den Zähnen
durehlaufen und die ihre Entstehung einer
zu großen Sättigung in den Zähnen verdanken,
3. von den Krafilinien, die die Nut quer zur
Riehtung der Zähne durchlaufen und die ihre
Entstehung der Form der Feldkurve in Verbin-
dung mit einer Sättigung in den Zähnen ver-
danken, 4. von den Kraftlinien, die die Nut
quer zur Richtung der Zähne durchlaufen und
die von den Strömen in den Ankerleitern er-
zeugt werden.
IE
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Abb. 1.
—— Fe
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AS
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n
Die von Punkt 1 herrührenden Wirbel-
stromverluste lassen sich durch Anwendung
von ganz oder nahezu ganz geschlossenen Nuten
vermeiden. Die von Punkt 2 und 8 herrühren-
den Wirbelstromverluste lassen sich durch
Anwendung geringer Zahnsättigungen auf
einen vernachlässigbar kleinen Wert herunter-
drücken.
Durch eine Unterteilung der Leiter in der
Höhe und Anwendung bestimmter Kunstgriffe,
die eine gleichmäßige Verteilung des Stromes
auf die einzelnen Teilleiter er lassen,
läßt sieh schließlich auch die schädliche Wir-
kung von Punkt 4 vermeiden. Wie weit die
Unterteilung des Leiters getrieben werden muß,
läßt sich am besten aus den Fieldschen Kur-
ven!) ersehen, die in Abb. 1 und 2 wiedergege-
L2n von af
2.2372
Als Abszisse sind die Produkte «&f
wobei = die Höhe des Leiters
ben sind,
aufgetragen,
von dem spezifischen Widerstand des Leitungs-
materials ab und. beträgt
bei- 60°: 0 $=0,141,
für Kupfer bei 100°.C 8 = 0,132,
für Aluminium bei 60°C = 0,106,
für Aluminium bei 160° C $ = 0,099.
Ferner
für Kupfer
ist vw — Periodenzahl
_ Breite des gesamten Kupfers einer ‚Nut
massive Leiter rechnet man zunächst die J? R-
Verluste für das innerhalb der Nuten gelegene
Kupfer aus und multipliziert sie mit X, um
die gesamten Verluste des gleichen Kupfers zu
erhalten, zu denen dann de J? R-Verluste für
das außerhalb der Nuten gelegene Kupfer noch
hinzukommen.
- Die Werte K sind sehr wichtige Faktoren
weil sie bei der Bestimmung der Kupfertempe-
ratur ausschlaggebend sind.
Eine Lamellierung des Leiters ist natürlich
nur dann wirksam, wenn die einzelnen Teil-
leiter auf der ganzen Länge einer Windung von-
einander isoliert sind. Besitzt eine Nut n
Leiter übereinander, die sämtlich lamelliert sind
und deren Teilleiter auf der zu einer Nut ge-
hörigen Strecke von. I (Im = mittlere Win-
dungslänge) voneinander isoliert sind, so be-
rechnet man (wie Field nachgewiesen hat)
N
f: E
0,5 + 9 K
zu m gehörigen Kurve ir Abb. 1 und 2. Dabei
ist noch vorausgesetzt, daß die einzelnen Teil-
leiter für jeden Leiter in der Nut die gleiche
Reihenfolge beibehalten (siehe Abb. 3).
entnehme der,
m und aus
Abb. 4.
Abb, 3
Es stellt nun’ schon eine bedeutende Ver-
besserung dar, wenn die Reihenfolge der Teil-
leiter in der einen Hälfte von Leitern das
Spiegelbild von derjenigen der anderen ist.
Dies tritt #. B. bei Evolventenwicklung ein,
weil dabei der oberste Teilleiter nach Durch.
laufen der Stirnverbindung zu unterst zu
liegen kommt (Abb. 4). In diesem Falle ist
ai m=05-+ -
zu wählen.
Im allgemeinen ist dann 2 eine gerade
Zahl. Es läßt sieh freilich auch die Evolventen-
wicklung für 2 — 1 ausführen. In diesem
Falle denkı man sich anstatt eines Leiters zwei
von halber Höhe vorhanden. Wir setzen also
für f die halbe Höhe des Leiters ein und wählen
zur Aufsuchung von K die Kurve
netto Kupferhöhe des Leiters
E, N >
2 Breite der Nut
r,=1 für massive Leiter.
mittlere Windungslänge
= &
2x Eisenlänge
Die Kurve m=1 gibt die Werte K=
gesamte Kupferverluste
Ohmsche Verluste
der an der Zahnwurzel gelegen ist, die Kurven
m= 2, 3 usw. für die folgenden. Dabei stellt
also K die Vergrößerung der Verluste des im
Nutenteile gelegenen Kupfers dar. Bei Lei-
tern, die auf der ganzen Windungslänge la-
melliert sind, ist natürlich K_ auch sofort für
die gesamten Knpferverluste gültig. Für
für denjenigen Leiter,
1) A. B. Field, „Eddy Currents in Large Slot-
wound Conductors". Proe. Am. Inst. El. Eng. ‚1905. Bd. 24, 8.761
bis 788. F. Emde, .Stromverdrängung in Ankernuten“.
‚ Rlektrotechn.u. Maschinenb.“ 1908, 8.708. W Rogowski,
"Über zusätzliche Kupferverluste. über die kritische Kupfer-
höhe einer Nut und über das kritische Widerstandsverhält-
niseiner Wechselstrommaschine“. „Archiv f. Elektrotechn.“
Bd;2. Heft3. F. Hildebrand, „Über eng nz
verluste hei Wechselstrommaschinen“. „Archiv. f. klektro-
u *' Bd..3, Heft 5..R. Richter, „Arch. f. nlektroke
‚brutto Kupferhöhe des Leiters
(bei lamellierten Leitern).
für unterteilte Leiter.
9)
Mm=0D L Zeh
Ein Beispiel wird die Benutzung der Kur-
ven noch besser zeigen.
Die in Abb. 3 dargestellte Nut habe eine
Höhe von 85 mm und eine Breite von 18 mm,
Sie enthalte 4 Kupferleiter von 10 x 15 mm
Querschnitt. Eine Benutzung von massiven
Leitern würde bei einer Periodenzahl 50 zu große
Wirbelstromverluste ergeben, wie sofort die
Rechnung zeigt:
: 1
ea, B= 0,132, 18: a 5
50
= BANN = 1,00%
[14 2) 18 [ /
Aus den Kurven m=1 bs m=4 e-
halten wir zu. «= 1,05 die Werte
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heft 4.
70
K=1,12 für den Leiter an der Zahnwurzel,
KR BR RR HEN EN.
ee 2
TODE ee
ei) Aura
In dem dem Luftspalte am nächsten ge-
legenen Leiter, soweit er in der Nut liest, wür-
den also durch Wirbelströme 5-mal mehr Ver-
luste erzeugt, als den reinen J?R Verlusten
entspricht. Dies zeigt deutlich genug die
Wichtigkeit des Problems.
Wir wollen jetzt die Leiter lamellieren und
die Teilleiter erst nach Durchlaufen der vier
zu einer Nut gehörigen Windung kurzschließen.
Das Verhältnis mittlere Windungslänge
9 x Eisenbreite
gleich 2.
Wir erhalten, wenn dureh die Lamellierung
. in der Höhe 15% des für das Kupfer verfüg-
baren Raumes verloren geht:
Z 1
a a
’
Pa 2, «=0,192/5 We a f = 0,68
; 7
Auf der Kurve m=05-+ m 98;
Abb. 1, finden wir zu &f= 0,68 den Wert
K= 1,3. Die Vergrößerung der Verluste durch
die Wirbelströme im Kupfer beträgt also 30%.
Freilich haben wir hierbei noch nicht die Ge-
samtheit der Wirbelstromverluste berücksich-
tigt. Wir haben nämlich bis jetzt stillschwei-
gend angenommen, daß die Lamellierung der
Leiter soweit getrieben worden ist, daß die Ver-
teilung des Stromes in jedem Teilleiter zu
keinen weiteren Verlusten Veranlassung gibt.
Hierüber findet man Aufschluß, wenn man die
Nut von ebensoviel Leitern angefüllt betrach-
tet, als jetzt überhaupt Teilleiter vorhanden
sind, m dem Falle der Abb. 38 also von 16 in
Serie geschalteten massiven Leitern von je
8:8 mm. Höhe, Hierfür ıst.&/ = 0.7.0538
— 05265.
Für diese kleinen Werte von &f sind die
Kurven Abb. 1 und 2 nicht mehr zu benutzen,
denn wir gebrauchen vor allen Dingen die
Kurve m = 16, die dort aber gar nicht ent-
halten ist. Aber gerade für kleine Werte von
&f ergibt sich aus den Formeln von Field und
Rogowski eine sehr bequeme Annäherungs-
formel. Es ist nämlich
Sinef—sinaf
p(af)+ (m? — m). 2afg Cafe
Für kleine Werte von«ef wird @ («f)= 1, denn
es stellt den Koeffizient K dar, wenn sich nur
ein Leiter in der Nut befindet; ferner ist |
Cojaf+ecosaefm2
Sinef—sinef= „ef
und mithm
m — m)
Be
Kfür kleine Werte =1+
von af
Dies gibt in obigem Falle für den 16. Leiter
K = 1,99, ım Miktel 7 = 118,
Aus einem Vergleich der Annäherungs-
formel mit den Kurven Abb. 1 und 2 folgt, daß
die Übereinstimmung sogar biszu«@f = laußer-
ordentlich gut ist. Bis zu diesem Werte können
also die zusätzlichen Verluste der vierten Po-
tenz von af proportional gesetzt werden. Eine
Verdoppelung der Höhe des Teilleiters be-
wirkt also im allgemeinen den 16-fachen Wert
(«@ f)*. Da aber m dann nur halb so groß sein
wird, so ist die gesamte Vergrößerung der zu-
sätzlichen Verluste, soweit sie durch ungleich-
mäßige Verteilung in jedem Teilleiter ent-
stehen, etwa 4-mal so oroß, Hätte man den
Leiter.nur in 2 Teilleiter von je 7,3 x 10 mm?
Querschnitt unterteilt, so würde für den Ein-
zelleiter & f = 0,52 gelten, und der dem Luft-
spalt zunächst gelegene Einzelleiter würde
K = 2,5 haben,
Man ersieht daraus, daß Leiterstärken
von 7,3 mm schon zu recht beträchtlichen Ver-
lusten in den Teilleitern und mithin auch zu
lokalen Erwärmungen führen können, wenn
man den vorhandenen Kupferquersehnitt aus-
nutzen will.
Im allgemeinen sollte man bei großen
Nuten mit der Dicke des Einzelleiters 9 bis
3 mm nieht überschreiten,
Wir unterscheiden nun zwei Verfahren,
um eine gleichmäßige Verteilung des Stromes
auf die Teilleiter zu erreiehen.
In dem einen Verfahren wird ein ver-
schränkter Stab angewandt, in dem die Teil-
leiter so geführt sind, daß sich die Ungleich-
heiten der vom Strome erzeugten Streuspan-
nung schon innerhalb einer der Eisenbreite ent-
sprechenden Strecke ausgieichen. Die Teil-
reiter sind also am Anfange und Ende des
Stabes verlötet oder verschweißt und auf dem
übrigen Teile voneinander isoliert. Es mag hier
nur erwähnt werden, daß der von der Firma
Brown, Boveri & Co. ausgebildete Stab eine
vollkommene Lösung des Problems darstellt!).
Die in den Patenten der ABG. beschriebenen
Konstruktionen?) lösen das Problem nicht ganz
so vollkommen. Hierauf sowie auf eine vom
Verfasser gemeinsam mit Herrn H. Roos aus-
gearbeitete Konstruktion soll in einem späteren
Artikel ausführlich eingegangen werden. Im
vorliegenden Artikel soll in der hauptsache
das zweite Verfahren beschrieben werden, bei
dem der Ausgleich nicht in einem einzigen
Stabe, sondern in einer besonderen Wicklung
gesucht wird. Hierbei werden die Teilleiter
über eine größere Anzahl von Windungen 180-
liert geführt, und nach jeder Windung tritt ein
Lagenwechsel der Teilleiter ein. Ein solcher
Lagenwechsel ist in Abb. 5 dargestellt. Nach
Abb. 5.
dem Verlassen der Nut?) wird der unterste
Teilleiter abgebogen und gut isoliert nach oben
geführt. Während also in der ersten Windung
die Teilleiter die Reihenfolge 1 bis n haben, ist
die Reihenfolge in der zweiten Windung n,
1, 2,..., ® — 1) und in der dritten Windung
(nr N 12, m — 2), usw.
Mit Hilfe dieses einfachen Kunstgriffes
läßt. sich nun ein ‘vollkommener Ausgleich
zwischen den Spannungen der einzelnen Teil-
leiter und eine gleichmäßige Verteilung des
Stromes auf die einzelnen Teilleiter erzielen,
wenn man die Zahl der Teilleiter f. d. Leiter in
ein bestimmtes Verhältnis zu der Zahl der
Nuten f. d. Pol und Phase bringt.
Wir zeigen das Verfahren am besten an
einem Beispiele. Eine zweipolige Drehstrom-
dynamo habe 48 Nuten im Stator und 2 Leiter
f. d. Nut, deren Sternverbindungen nach Evol-
venten geführt und in zwei Ebenen angeordnet
sind.
Wir verwenden 8 eilleiter f. d. Leiter und
schließen die einzelnen . Teilleiter erst nach
Durchlaufen von 8 Windungen kurz. Der in
der Nut 1 zu oberst liegende Teilleiter, den wir
mit a, bezeichnen wollen, nimmt nun infolge
des Lagenwechsels in der Nut % die Lage 2
1) D.R.P. Nr, 277 012.
R Nr 294025. Nr. 282 195.
Der Wechsel kann ‚aber an irgend einer beliebigen
Stelle liegen.
1
‚die Stellung 2 im Leiter 2, die Stellung 8 im
usw. ein, er durchläuft also sämtliche mögh
Stellungen. Das gleiche gilt aber von jeder
anderen Teilleiter, und folglich müssen ane
alle Teilleiter in bezug auf die von Streukraft
linien erzeugten Spannungen gleichwertig se
Wir setzen dabei voraus, daß sämtliche‘
8 Nuten in bezug auf die Gestalt des Nuten-
streuflusses gleichwertig sind, mdem sie ja zur
gleichen Phase gehören. Dies trifft auch mit
großer Gepauigkeit zu, wenn der volle Wiekel- g
schr itt angewandt wird, wenn sich alco in den
8 Nuten nur Leiter der gleichen Phase befinden
In dem Maße, wie der Teilleiter durch di
einzelnen Stellungen des oberen Leiters eine
Nut gewandert ist, ist er auch auf dem Rück
wege einer jeden Windung durch die mögliche
Stellungen des unteren Leiters hindurch
gewandert.
Befinden sich in einer Nut mehr als zwe
Leiter und wird gewöhnliche Spulenwicklun
angewandt, so läßt sich obiges Verfahren eben
falls anwenden. Es seien z. B. in dem obiger
Generator 4 Leiter f. d. Nut unterzubringen.
Wir verwenden 4 Teilleiter f. d. Leiter und 7
bewirken einen Lagenwechsel nach je 4 Win.
dungen, also nach dem Durchlaufen von sämt-
lichen zu einer Nut gehörigen Windüngen,
Offenbar erhalten wir nach 3 Lagenwechseln
schon vollständige Kompensation der ei
zeugten Streuspannungen. a
Man hätte aber auch einen Lagenwechsel
nach jeder Windung anwenden können, wobei
der Teilleiter z. B. die Stellung 1 im Leiter 1, 7
Leiter 8 und die Stellung 4 im Leiter 4 durch-
wandert. Bei dem Übergang auf den Leiter 1%
in der zweiten Nut mögen nun zwei Lagen- 5
wechsel auf einmal angewandt werden, £o daß
der obige Teilleiter in den 4 Leitern der zweiten
Nut die Stellungen 2, 3, 4 und 1 durchwandert,
Wird dieses Verfahren systematisch fortge- 7
setzt, so erhalten wir auch hier einen vollstän-
digen Ausgleich. Dieses’ letztere Verfahren =
scheint umständlicher zu sein. Es hat aber
einen großen Vorzug.. Schon nach 4 Windun-
gen wird ein, wenn auch nur angenäherter, Aus-
gleich zwischen den einzelnen Teilspannungen Br
erzielt. Dies kann von Nutzen sein, wenn zu-
fällig eine schlechte Isolationsstelle zwischen
zwei Teilleitern vorhanden ist, denn der ent
stehende Ausgleichstrom würde bei dem zwei
ten Verfahren ganz bedeutend geringer sein
als in dem ersten. =
Man kann übrigens auch den doppelten u:
Lagenwechsel vermeiden, wenn man die Zahl
der Leiter f. d. Nut teilerfremd mit der Zahlder
Teilleiter wählt. Wenn z. B. im vorigen Bei-
spiel 5 Leiter f. d. Nut und 4 Teilleiter f. d
Leiter vorhanden wären, so würde ein jede
Teilleiter vermittelst eines. Lagenwechsels f, d
Windung sämtliche möglichen Stellungen in
einer Nut durchwandern und mit 19 Lagen.
wechseln vollständige Kompensation ‚ein
treten sein, 5“
Wir haben schon erwähnt, daß die vora
gehenden Betrachtungen nur dann Gültigk
haben, wenn der volle Wickelschritt angewand
wird. Beim verkürzten Wickelschritt hat als
die obige Methode im allgemeinen keine Gült
keit, denn die vorausgesetzte Gleichwertigk
sämtlicher zu einer Phase gehörenden Nute
in bezug auf die Streuspannung trifft dam
nicht mehr zu.
-Nur in einem besonderen Falle können
das obige Verfahren noch benutzen, wen
nämlich “der verkürzte Wiekelschritt 120% (el
beträgt (bei der. Zwweiphasendynamo 90° [el])
denn dann sind die zu einer Phase gehörendei
Nuten im Sinne unseres Verfahrens doch wie
gleichwertig, obgleich in jeder Nut zwei
verschiedenen Phasen gehörige Sp
liegen,
Es sollen jetzt an emem Beispiel zwei
thoden erläutert werden, die beim verkürzten
We ea eine a Kompensation
22. Januar 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920.
TE m
Bi in den Teilleitern erzeugten Streuspannun-
gen bewirken.
‘ Eine 2-polige Drehstromdynamo habe
60 Nuten; ihre Wieklung bestehe aus 2 Lei-
Wickelschritt 1-26"
tern f. d. Nut und möge ‘mit emem Wickel-
schritt von 1 : 26 ausgeführt werden. Betrach-
ten wir zunächst die zu einer Phase gehörigen
Reitor- 1°,.2°, 3°, 10%) in den Nuten 1,
2, ....,10 (Abb. 6a), so können wir 2 Gruppen
von Leitern unterscheiden, nämlich die Lei-
Ster 1,27, ‚ 5’ und die Leiter. 6.7’, ...., 10°;
In der ersten Gruppe (A) gehören die beiden
in der Nut befindlichen Leiter derselben Phase
an, in der zweiten Gruppe (B) gehören sie ver-
‚schiedenen Phasen an. Wir erzielen jetzt eine
vollständige Kompensation, imdem ein jeder
Teilleiter sowohl in der Gruppe A als auch in
_ der Gruppe B alle möglichen Stellungen durch-
wandert. Wir verwenden beispielsweise 10 Teil-
‚leiter f. d. Leiter und einen Lagenwechse] nach
jeder Windung. Ein jeder Teilleiter hat jetzt
in dem Bereiche A + B jede mögliche Stellung
_ durchlaufen, aber nicht in A und B gesondert.
- Ebenso wird in der zweiten Hälfte einer Phasen-
wicklung, deren Leiter in den Nuten 31 bis 40
‚liegen, nur eine unvollständige Kompensation
| rnneg
erreicht worden sein, denn auch hier bestehen
zwei Gruppen (A’ und B’) von Leitern, und ein
- jeder Teilleiter hat wohl alle möglichen Stellun-
gen un Bereiche 4’ + B’, nieht aber in A’
„und B’ für sich durehwandert.
Der vollkommene Ausgleich geschieht nun
dadureh, daß die einzelnen Teilleiter von der
‚einen Hälfte der Phase isoliert in die andere
weitergeführt und erst am Schlusse der Phase
kurzgeschlossen werden. Dabei wird die Ver-
bindung derart gemacht, daß ein jeder Teil-
_ leiter in den Gruppen A und A’ zusammen alle
möglichen Stellungen durchläuft. Bezeichnen
_ wir den obersten Teilleiter der Nut 1 mit a,, so
durchläuft er in der Nut 1 bis 5 die Stellun-
gen 1 bis 5. Der 6. Teilleiter des Leiters 31’
sei mit bg bezeichnet. Er durchläuft offenbar
in den Nuten 31 bis 35 die Stellungen 6 bis 10
“und in den Nuten 36 bis 40 die Stellungen 1
bis 5. Nach Durchlaufen von Nut 40 erscheint
‚er auf dem Rückwege in der Nut 65 im unteren
‚Leiter in der Stellung 6.
Da die zweite Hälfte der Phasenwicklung
im entgegengesetzten Sinne an die erste Hälfte
"angeschlossen werden muß, so muß also der
- Teilleiter @,, nachdem er die Nut 35 unten in
- der Stellung 1 verlassen hat, mit dem Teil-
leiter bg in der Nut 5 unter Stellung 6 ver-
bunden werden.
= Die Verbindungsregel lautet also:
Man verbinde den Teilleiter m in der Nut 35
unten mit dem Teilleiter w +5 mod 10 ın
‚der Nut 5 unten.
h: Auch hier wird man mit Vorteil Gebrauch
von dem mehrfachen Lagenwechsel machen,
um schon nach wenig Windungen eme grobe
Kompensation zu erreichen.
Das Verfahren bleibt grundsätzlich das-
‚selbe, wird aber in der Anwendung etwas
schwieriger, wenn die Gruppen A und B ver-
schieden groß sind, wie dies z. B. immer der
Fall ist, wenn die Nutenzahl des Generators
nieht durch 12 teilbar ist und wie dies auch
bei durch: 12 teilbaren Nutenzahlen sehr oft
_ der Fall sein wird. Benutzen wir z. B. in dem
Generator mit 60 Nuten einen Wickelschritt
2 aa 1:28, so hat die Gruppe A 7 Nuten, die
Gruppe B 3 Nuten, und es fragt sich, wie in
inem solchen Falle die Verbindung geschehen
1 Der an der Zahnwurzel gelegene Leiter der Nut n
mo 36 mit n/, der zweite mit n’ bezeichnet werden.
|
Heit 4.
71
muß, damit vollständige Kompensation er-
reicht werde.
Wir verwenden wieder 1 Lagenwechsel
nach jeder Windung und bestimmen die ver-
et
;
bleibende Ungleichheit der Streuspannungen
nach Durchlaufen der Hälfte einer Phase. Da
bei einem normalen Wickelschritt von 1:31
das Verfahren des einfachen Lagenwechsels
nach je einer Windung gerade vollständige
Kompensation erzielen "würde,
Abweichung hiervon nur in denjenigen Nuten
stattfinden, die wegen des verkürzten Wickel-
schrittes Leiter verschiedener Phasen im der
gleichen Nut besitzen. Dies trifft im vorliegen-
den Fall für die Nuten 8, 9 und 10 und für die
Nuten 28, 29 und 30 zu (Abb. 6b). So führen
die Leiter .8”, 9’ und 10’ einen Strom, der
um 60° gegenüber demjenigen phasenverscho-
ben ist, der bei vollem Wiekelschritt in ihnen
fließen würde. Es kommt also in der Haupt-
sache auf den Einfluß der vektoriellen Diffe-
renz der beiden um 60° phasenverschobenen
Ströme an, und da wir wissen, daß diese Diffe-
renz als dritte Seite eines gleichseitigen Drei-
ecks dargestellt werden kann, so können wir
uns in den Leitern 8”, 9°’ und 10” Vollaststrom
fließend denken und müssen hierfür die Ver-
schiedenheit der Streuspannungen in den Teil-
leitern der Leiter 8°, 9° und 10’ bestimmen:
Nun wird aber der in 8’ fließende Strom
einen Streufluß erzeugen, der die Form von
Kurve 1 in Abb. 7 hat und der mit sämtlichen
III
I
I
I
I
I
ei
j
I
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N
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|
TG,
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REED
RZ
Ü
ET
)
IN
20
ZZ,
EL.
RE
KZZ
SS
an
Abb. 7.
Teilleitern in 8° vollständig verkettet ist. Eine
Versehiedenheit der Streuspannung kann also
hierdureh nicht erzeugt werden, so daß wir also
den Einfluß der Leiter 8”, 9’ und 10° nicht zu
berücksichtigen brauchen.
Anders liegt aber der Fall für die Nuten 28,
239 und 30. Wenn in dem Leiter 28° der Voll-
laststrom fließt, so hat der erzeugte Streufluß
die. Form 2 (Abb. 7), und seine Verkettungen
mit einem Teilleiter in 28°’ hängen also wesent-
lich von der Lage des Teilleitersab. Sie können
durch den Ausdruck e = du wiedergegeben
werden, wo w die Lage des Teilleiters in dem
Leiter, ce eine Konstante und d die Kraftlinien
bezeichnet, die auf der zu einem Teilleiter ge-
hörigen Höhe quer durch die Nut des Gene-
rators fließen, wenn Vollaststrom in dem
unteren Leiter fließt.
Offenbar kann auch hier die Konstante c
weggelassen werden, weil sie für alle Teilleiter
auftritt, und ebenso belanglos ist das Minus-
zeichen. Es genügt also, die Stellungen («)
der Teilleiter in den Leitern 28, 29 und 80 zu
‘ermitteln und die Summe der Zahlen uw mit d
zu multiplizieren, um die für die Verschieden-
heit der Streuspannungen maßgebenden Kraft-
linienverkettungen zu erhalten.
Der Teilleiter a, (oberster Teilleiter des
Leiters 1) hat in den Leitern 28’, 29’ und 30”
die Stellungen 10, 9 und 8, die in ihm erzeugte
so kann eine-
|
zusätzliche Streuspannung ist (8 + 9 + 10).d’,
wo d —= 4,44 d. Für die übrigen Teilleiter er-
sehen wir die Streuspannungen aus folgender
Zusammenstellung:
Wickelschritt 1-28”
x >
SUSE SET SOSTTRRERS
SUNSTS
Abh. 6b.
Für a: (0+ 94 aaa
EEE WU De DER SE DR er Ti
dz (8+ 7+ Ed =2d
LE Eee
de Oo aA)de= 19.0:
Ko (ea ee A
ran BA Dede 9.
ee) d?=3.6,0'
a OT
(1410+ YE=R0d'
Für die zweite Hälfte der Wicklung, deren
Teilleiter wir mit Db. by, ...,djo bezeichnen
wollen, treten ganz dieselben Verhältnisse auf
und mithin auch die gleichen zusätzlichen
Streuspannungen. Führen wir also die Teil-
leiter von der einen Hälfte zur anderen derart
„» Ayo:
über, daß
ct, Mit Dg a, mit b3
ee Dr a Na
da 0, = ee N
a, b, al Da ll:
As nd, do b,
verbunden werden, so beträgt die Summe der
zusätzlichen Streuspannungen für jeden Teil-
leiter 33d’, Es herrscht also vollkommene
Kompensation.
Die in obiger Tabelle enthaltene Verbin-
dungsregel läßt sich bequem ausführen. Offen-
bar müssen die Leiter 37’ und 7” mitemander
verbunden werden, in denen wir die Teilleiter
in der Stellung @,, ao 4, ...,@, und dj, dio
bg. .-.,b, vorfinden. Bei einem jeden Leiter
wenden wir 2 Lagenwechsel von unten nach
oben an, wodurch wir jetzt die Stellungen ay,
Ag „4, Gg und bg, bg, ...,d4, do erhalten.
Nach Drehung eines Leiters um 180° haben
die Teilleiter die für die Verbindung richtige
Stellung.
Auf ähnliche Weise kann man auch bei
irgend einer anderen Nutenzahl und irgend
einem anderen Wickelschritt vorgehen,
Der verkürzte Wickelschritt wird ja in
den deutschen Firmen nicht so oft angewandt,
wie in Amerika. Die Vorteile, die man damit
erzielen kann, sind aber derart, daß mit emer
gesteigerten Anwendung besonders bei den
2- poligen Turbogeneratoren mit Sicherheit zu
rechnen ist. In erster Linie erhält man eine Er-
sparnis an Kupfer für die Endverbindungen,
gleichzeitig aber auch eine Verbesserung des
Wirkungsgrades, die teilweise von den gerin-
geren Ohmschen Verlusten, teilweise von den
geringeren zusätzlichen Verlusten herrührt, die
von den Stromverbindungen in den benach-
barten Eisenteilen erzeugt werden. Der gün-
stigste Wiekelschritt dürfte in der Nähe von
140° (el.) liegen.
Über die Prüfung von Hochspannungskabeln
mit Gleichstrom.
Von Dr.Sng. M. Weiset.
(Schluß von 8. 51.)
Um ein ungefähres Bild von dem Einfluß
der verschiedenen Verlustquellen auf die Höhe
der erreichbaren Gleichspannung zu erhalten,
wurden ferner einige Messungen unter ab-
sichtlich ungünstig gertalteten Versuchs bed in-
72
oungen gemacht. Eine exakte Bestimmung der
einzelnen Verluste, im wesentlichen der durch
Oberflächenleitung, durch Sprühen und durch
Leitfähigkeit der Isoliermittel im Kabel, wurde
nicht durehgeführt. Die Kenntnis ihrer abso-
\uten Größe bot für die Ziele der vorliegenden
Untersuchungen nur geringes Interesse; we-
sentlicher war es, einige Anhaltspunkte für die
bei praktisch auszuführenden Spannungs-
prüfungen zu beachtenden Maßnahmen zu be-
kommen,
Yu diesem Zweeke wurden zunächst die
Messungen bei Anschluß der 3000 m langen
Kabelstrecke an die fahrbare Prüfanlage bei
Regenwetter wiederholt, um festzustellen, ob
«lie Isolation der Verbindungsleitungen (Por-
zellan-Hängeisolatoren) auch für diesen Fall
ausreicht. Die dabei erhaltenen 9-Werte waren
nicht mehr als 8%, niedriger. Dann wurden die
‘Gummyadern von 4 mm? Querschnitt, mit denen
die Verbiudungen herzestellt waren, durch
blanke Kupferdrähte von 0,5 mm Durch-
messer ersetzt, die bereits bei einer Wechsel-
spannung von 20 kV lebhaft sprühten. Die
«laluteh hervorgerufenen Glimmverluste setz-
ten die 7-Werte bei höheren Spannungen ganz
beträchtlich herab, bei E, = 50 kV beispiels-
weise um rd 25%. Dieselbe Wirkung hatte na-
turgemäß eine nbsichtliche Vergrößerung der
Glimmverluste durch scharfe Spitzen an den
Ver bimtungsleitungen usw,
Aus diesen Versuchen folgt, daß die bei
einer gegebenen Wechselspannung erreichbare
Gleic hspannung in erheblichem Maße von der
Versucksanoedmung abhängig ıst; die in Abb. 4
und 5 angegebenen Werte für n gelten daher
nur für die beschriebene Art der Anordnung,
ohne einen Anspruch auf allgemeine Gültig-
keit machen zu dürfen. Immerhin zeigen sie,
daß man dem theoretischen Höchstwert der
Gleichspannung, E = 2x Scheitelwert der
Wechselspanung, unter günstigen Bedingun-
sen ziemlich nahe kommen kann,
in wesentlicher Einfluß der Periodenzahl
auf das Spannungsverhältnis war nicht fest-
zustellen, wenigstens nicht innerhalb der Ver-
suchsgrenzen. Vergleichende Messungen bei
30, 40, 50 und 60 Perioden an dem Versuchs-
gleichrichter bei Belastung mit 250 m und 3000 m
Kabel ergaben nicht so große Untersehiede,
als daß daraus ein Einfluß der Kontaktzahl f. d.
sek mit Sicherheit zu ersehen gewesen wäre.
Die n Werte für 60 Per lagen im Höchstfalle nur
2% höher als die entsprechenden für 30 Per,
Dies ist augenscheinlich darauf zurückzufüh-
ren, daß mit kleiner werdender Periodenzahl
zwar die Anzahl der Kontakte f. d. sek herab-
geht, gleichzeitig aber die Dauer eines jeden
einzelnen propoitional verlängert wird. Die
bei jedem Kontakt dem Kabel zugeführten La-
dungsbeträge ändern zwar ihre absolute Gröbe
ihre auf die Zeiteinheit bezogene Summe b’eibt
jedoch annähernd konstant,
39 u2
Abb. 6. Stromverlauf beim Aufladen von 1000 m Kabel auf 75 kV Gleichspannung
E30 kV, Schaltung db.
im Endzustand mit dem Versuchsgleichrichter,
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920.
Auch von der Länge des angeschlossenen
Kabels, also der Größe der kapazitiven Be-
lastung des Gleichrichters, ist das Spahhunps-
verhältnis 9 praktisch unabhängig, wie aus der
%ahlentafel 1 hervorgeht. Nur bei kurzen
Kabelstücken drücken die Verluste in den Zu-
leitungen usw. die 7 Werte merklich herab.
el
‚Zahlentafel 1;
Wechsele Kabellänge in m
sBannung |—— -
kv 3 |10 |»59 | 100.| 200 | 590 1.1000 ı 2000 8000
20,3 1,80 2,15) 2,28) 2,36 2.0 2 3,41 2,49 2,41
28,4 |1,82. 2.20 2342,40 2,4 2,45 2; 46 3,10 3,
36,5 . 11,81) 2,20 2,36] 9,41 ri 2,45 2,44 2,45 3,44
148 1,78) SlE 2,32 3,35, 220 3,42 2,40 2,41 241
54,8. [1,72 8,01 9,96] 2,52 2,35| 2,35|2,36 3,35 2,36
B. Die Vorgänge beim Laden. Zur
näheren Untersuchung“ der Vorgänge, die sich
beim Aufladen eines Kabels mit dem vom
Gleichrichter ° gelieferten intermittierenden
Strom abspielen, wurde eine Anzahl von oszillo-
graphischen . Aufnahlien gemacht, Da die
Meßschleifen des Oszillographen nur für 500 V
gegen Firde isoliert erden könnten, mußte die
Schleife für das Aufzeichnen des Ladestromes
stets in eine der Hochspannungsleitungen ge-
legt werden, die zu geerdeten Kabelleitern führ-
ten. Die Aufitahme der Spannungskurven er-
folgte teils direkt auf der Unterspannungsseite
des Transformators, teils indirekt über einen
Meßwandler auf der Oberspannungsseite. Ver-
gleichende Aufnahmen in beiden Schaltungs-
arten ergaben übrigens keine merkbaren Unter-
schiede in den Kurven.
Beim Aufzeiehhen des Stromverlaufes
währent des Ladevorganges wurde folgender-
maßen verfahren. Der Gleichrichter wurde mit
angeschlosseenem Kabel zunächst auf eine be-
stimmte Gleichspahhung einreguliert und dann
der Transformator abgeschaltet. Nun wurden
die. Kabelleiter etwa 10 min an Erde gelegt,
um alle Restladungen zu entfernen, Der Blei-
mantel war ständig geerdet, Während dieser
Zeit Jief der Gleiehriehter weiter, Hierauf
wurde der Transformator ohne jedes Regu-
lieren der Spanitung wieder eingeschaltet und
gleichzeitig mit ihm die Meßschleife des Os-
zillographen. Das Kabel wurde also an die
volle, vorher eingestellte Spannung gelegt.
Abb. 6 zeigt eine der Aufnahmen, Sie ‚wurde
mitder stationären Versuchseinr ichtung (a= 22°)
bei Belastung mit 1000 m Kabel (KBA
3.35 mm?) in Schaltung b erhalten. Die Meß-
schleife lag dabei in der Zuleitung vom Trans-
formator zu dem Leiter 1 und dem Bleimantel
(Abb. 2b), Wie zu ersehen, treten im Augen-
blick des Einschaltens beträchtliche Strom-
stöße auf, die aber rasch abnehmen, so daß
nach etwa 50 Per, also einer Sekunde, der Lade-
vorgang fast beendet ist, Da der sechspolige
Gleichrichter der Versuchsanlage nach je vier
auf-
Funkenkontakten zwei Blindstellungen
‚Heit 4.
ER oe in jeder dritten Periode va
Übergang von Ladungen. ° Naturgemläß köntieh
jene starken Stromstöße nur dann entstehen,
Do
wenn man das ungeladene Kabel in der ge-
schilderten Weise plötzlich an die volle Span-
nung legt, was man bei praktisch. auszuführen- —
den Prüfungen aus naheliegenden Gründen ver-
hieldeh wird,
Der Verlauf der Kurve in Abb. 6 müßte,
zwischen je zwei Stromstößen mit der Nullinie
zusammenfallen, Der Hochspannungstransfor
mator hat jedoch eine nicht unerhebliche Eigen:
kapazıtät uhid ffihrt infolgedessen dauerh
einen dieser entsprechenden Ladestrom, der
von der Meßschleife mit aufgezeichnet wird,
Diesem Ladestronı des en.
schon an sich ausgeprägte Oberschwingungen
zeigt, überlagern sich die Strombeträge, die.
während der Funkenkontakte in das Kabel i
ließen;
"Kurz vor Beendigung: des Tode voran
haben die Aufnahmen Abb.
Abb. 7. Stroii und Spännung kıfz vor bsendeteil >
Aufladen, fährbäre Prüfanlage mit 8000 dd Kabel
in Schaltung 5, Ey=29 kV, @=409.
fünden Sie sind mit der fahrbaren Anlage ühll
3000 m Kabal erhalten, die bei Abb. 7 wie vor- &
her die Schaltung b, bei Abb. 8 dagegen in
Schaltung € angeschlossen waren. Bei dieser
Aufnahme lag die Meßschleife für den Strom
Abb. 8 Wie Abb. 7, jedoch Schaltung c, Z,,=29 ky.-
in der Leitung von einem Gl eichrichterpol zu
dem Leiter 8 und dem geerdeten Bietet
Die Oszillogramme lassen erkennen, daß die
Übertragung der Blektrizitätsmengen auf das
der
T und 8 stattge- T
Kabel durch die einzelnen Funkenkontakte ;
ziemlich verwiekelt vor sich geht, jedenfalls
durchaus nicht on verläuft. So-
wohl der Spannungs- als auch der Stromverlauf
während der Kontaktzeiten deuten auf $Schwin-
gungen hin, die durch die Kontaktfunken aus-
gelöst werden und, wie besonders deutlich aus
"Abb. 7 zu ersehen, bisweilen erst geraume de
nach der, Kontaktunterbrechung abklingen,
45 Perioden
40. Sek
Abb. 9. Abhängigkeit der Gleichspannung von der Ladezeit hei 3000 m Kabel
in Schaltung «a.
gen USW.
RR. Januar 1920. Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 4. 73
Bei weiteren Versuchen zur Ermittlung | drei Leiter zusammen an Erde gelegt. Dann | Beanspruchung eines Dielektrikums bei Wech-
‘der für das praktisch vollständige Aufladen
‘eines Kabels erforderlichen Zeit diente als In-
‘dikator für den Ladungszustand das statische
_Voltmeter. Es wurden bsi erregtem Trans-
formator verschieden lange Kabelstrecken in
_ derselben Weise wie bei der oszillographischen
Aufnahme Abb. 6 an den Gleichrichter ge-
schaltet und dann in kurzen Zeitabständen die
der fortschreitenden Aufladung entsprechenden
Gleichspannungswerte am Voltmeter abge-
lesen. Abb. 9 zeigt das Ergebnis für 3000 m
. Kab:l (3.35 mm?) und 10 kVA Leistung der
Wechselstromquelle bei « = 20° (gestrichelte
Kurven) und @« = 40° (ausgezogene Kurven)
und verschiedenen Spannungen im Endzustand.
Der Ladevorgang wurde als bsendet angesehen,
wenn der Zeiger nicht mehr merklich Anstieg,
Die dazu erforderliche Zeit ist von der Höhe
der Gleichspannung nahezu unabhängig und
bei @ = 40° nach etwa 25 s, bia = 20° nach
80 s praktisch beendet. Die gleichen Werte er-
gab die Schaltung b; in der Schaltung e war
jedoch die Ladezeit, unter sonst gleichen Be-
dingungen rd 15%, größer. Bei verschieden
langen Kabelstrecken war die Ladezeit der
Länge nicht proportional, sondern wuchs etwas
‘Jangsamer als diese,
Weitere Versuche ergaben, daß die zum
Aufladen erforderliche Zeit von der Art der An-
‘ordnung, der Isolation der Verbindungsleitun-
beeinflußt wird. Die Kurven in
Abb. 9 können daher nur für die untersuchte
Anordnung Gültigkeit beanspruchen, Trotz-
‚dem gestatten sie wohl den Schluß, daß auch
‚unter anderen als den gegebenen Verhältnissen
die Ladezeit gegenüber der gesamten Dauer
‚einer Kabelprüfung gering ist. Es 1st anzu-
nehmen, daß sie, wenn nicht ganz besonders
ungünstige Bedingungen vorliegen, wie z. B.
‘eine Stiomquelle von sehr kleiner Leistung,
:auch beilangen Kabaelstrecken wenige Minuten
nicht überschreitet. Bei Versuchen mit dem
‘stationären Gleichrichter und 100 kVA Lei-
stung waren die Ladezeiten so kurz (kleiner als
'3 5), daß sich eine einigermaßen zuverlässige
Bestimmung auf dem angegeb>nen Wege nicht
"ausführen ließ.
An der gleichen Kabelstrecke wurden
noch einige Versuche über die dielektrische
Nachwirkung im Isoliermittel zwischen den
Leitern und dem Bleimantel vorgenommen,
Diese Nachwirkung hat Rückstandsbildungen
-trächtliche Werte
zur Folge, die bei hohen Gleichspannungen be-
annehmen können. Das
Kabel wurde in Schaltung a an den Gleich-
richter der fahrbaren Prüfanlage gelegt, auf
100 kV zwischen Leiter 2 und 8 (Abb. 2) ge-
laden und 10 min unter Spannung gelassen.
Unmittelbar nach dem Ab:chalten wurden die
wurde die Erdleitung entfernt und nun mit einem
statischen Voltmeter die Spannung E, ge-
messen, die die Leiter 2 und 8 infolge der lang-
sam aus dem Isoliermittel heraus kriechenden
Rückstandsladungen annehmen. “Abb. 10
selstrom ganz anderer Natur ist als die kon-.
stante Beanspruchung b>i Gleichstrom, können
die Werte für die elektrische Festigkeit in b.i-
den Fällen nicht dieselben sein; b>i Gleichstrom
sind höhere Werte :zu erwarten. Ein Maßstab
3o
Abb. 10.
zeigt das Ergebnis b>i verschieden langen Er-
dungszeiten. Die Kurven FE, gelten für 3000 ın,
die Kurven E, fiir 1000 m des gleichen Kabels.
Die Spannung steigt nach aufgehobener Erdung
bis zu einem Maximum und fällt dann sehr
langsam wieder ab, u. zw. sind die Höchstwerte
und die Zeit, in der sie erreicht werden, von
der Erdungsdauer abhängige. Der Charakter
der Kurven läßt erkennen, daß: verhältnis-
mäßig lange Erdungszeiten erforderlich sind,
um die Rückstandsladungen praktisch restlos
auszugleichen. Bei der 3000 m langen Strecke
waren beispielsweise mit einem empfindlichen
Galvanometer selbst nach einviertelstündiger
Erdung. noch Spuren von Ladungen nachzu-
weisen. Soll daher, wie üblich, nach der Prü-
fung eines Kabels eine Messung des Isolations-
widerstandes vorgenommen werden, so mub
das Kabel vorher sorgfältig entladen werden, :
da merkliche Restladungen sich sonst über die
Meßimstrumente ausgleichen und zu groben
Fehlern führen würden.
Ü. Die Durehschlagsfestigkeit ei
Gleichstrom, Soll ein für die Übertragung
von Wechselstrom bestimmtes Kabel mit
Gleichstrom geprüft werden, so muß bekannt
sein, welche Gleichspannung einer bestimmten
Wechselspannung gleichwertig ist oder mit an-
deren Worten, auf welche Gleichspannung ein
Kabel aufgeladen werden muß, damit eine Prü-
fung mit Gleichstrom dieselbe Sicherheit bie-
tet wie eine solehe mit Wechselstrom von vor-
geschriebener Spannung. Da die pulsierende
Zehlentarel: 2
Material
Belterguerschnitt .: .r. 0. %.. 2. mm?
Bao Ristärke. ana E25. mm
Länge der Probestücke . . N
Pszanlrder. Versuche! ..... 1. „nern ar
Zeit bis zum Durchschlag. 26a: min
Leistung der Wechselstromquelle . . kVA
Wechselstrom:
Sohaltung sro a2,
Anfangsspannung . kV
Durchschlagsspannung . . kV
Gleichstrom:
OBaltung N ee Berta
Anfangsspannung. . ..... kV
Durchschlagsspannu.g kV
Be haltnia der Durchhschlagsspannungen . ..d | 2,44 | 2,51 | 2,67 2,66 | 2,63
90 720
Minuten
Spannungen infolge Rückstandsladungen bei verschiedenen Erdungszeiten.
für die Unterschiede läßt sich aus den Durch-
schlagsfestigkeiten bei beiden Stromarten er-
halten.
Die Ergebnisse solcher vergleichenden
Durchschlagsversuche sind in der Zahlentafel 2
zusammengestellt. Die eingetragenen Durch-
schlagsspannungen sind Mittel werte aus der je-
desmal angegegebenen Anzahl der Versuche,
die für beide Stromarten gleich war. Als An-
fangsspannung ist diejenige bezeichnet, welche
beim Einschalten vorhanden war. Die Steige-
rung erfolgte in den angegebenen Zeiten durch
feinstufige Regler möglichst gleichmäßig bi;
zum Durchschlag. Bei allen Versuchen wıren
den betreffenden Probsstücken 250 m Kabal
parallel geschaltet, da es bei den geringen Ka-
pazitätswerten der Proben ohne dieses Hilfs-
mittel nicht gelang, genügend hohe Gleich-
spannungen zu erzielen. Zu den Werten
der Zahlentafel sei noch folgendes bemerkt,
Die Proben von Gummiadern, Spalte 1 und 2
- wurden bis auf 80 cm von den Enden mit Blei:
folie umwickelt. Zwischen dieser und dem
Leiter erfolgte der Durchschlag. Das Verhält-
nis der Durchschlagsspannungen b>trägt
6o=2,44 bzw. 351. Für die Versuche in
Spalte 3 bis 7 wurden aus normalem Kab>l-
papier runde Scheiben geschnitten und diese
demselben Tränkprozeß unterworfen wie Hoch-
spannungskabel. Geprüft wurden 1, 2 und
3 Schichten entsprechend 0,32, 0,65 und 0,97 mn
Stärke. Die Versuche mit 10 kVA Leistung
der Wechselstromquelle in. Spalte 6 und 7
Jin-
Gummiader Getränktes Kabelpapier En Droileiterkabel
kabel
DEINER EEE BEDEINETEIBET IDEEN RECHERCHE
25 35 Plattenelektroden, 50 mm 10 3><35, Sektorform 335, Sektorform
Durchmesser |
10 ı10.| 082 | 0,65 | 0,97 | 082 |) 065 | 1,6 2,3 2,3 PR ER 32
12 1,2 | Scheiben, 300 mm Durchmesser | 2,5 2,6 2,6 Se 3,1
21 | 19 s0 1.30 1.29 25, 210 25 16 10 11 10 10 LO 10 I)
2 2 IS | 1 1 1 20 5.5.20 BE 20% 1410. 20.) 19° > 20
100 100 10 10 10 10 100 100
— _ _ — |Leiter 1 — | Mantel + Mantel +
Leiter 2 Leiter 1 -: | Leiter 2 | Leiter 1;
Leiter 2 Laiter 2
2,5 3,1 3,1 4,2 4,6 4,6 5,0 | 5,0
24,5 26,0 |16,5 |831,6 47,3 ‚16,7 181,9 40,& | 51,6 | 48,2 | 49,3 | "46,7 |.70,2.|. 68,4 | 69,2 | 67,6
a a a a a e a c
16,3 17,5 17,5 18 20,8 20,8 24,5 24,5
59,8 |65,2 |441 1841 11243 143,6 |83,8 | 96,5 [1242 |118,5 120,2 [115,1 [174,0 | 168,2 169,8 | 168,1
2,61 | 2,68 | 2,39) 242) 246 241 Ti 248 2,46 2,45 2,49
4
hatten den Zweck festzustellen, ob die Leistung
von Einfluß auf die Durchschlagswerte ist, was
allerdings kaum anzunehmen war. Als Elek-
troden dienten Kupferplatten von 50 mm
Durchmesser der berührenden Fläche mit sorg-
fältig abgerundeten Kanten. Die erhaltenen
Durchschnittswerte für d sind ziemlich kon-
stant, im Mittel 2,64.
Etwas kleinere Werte ergaben die Ver-
suche mit Kabeln, die an 2,5 bis 3,1 m langen
Probestücken eines Einfach- und zweier Drei-
fachkabel ausgeführt wurden. Bei den Drei-
fachkabeln (Spalte 9 bis 16) wurde eine Gruppe
von Probsstücken in Schaltung a, eine zweite
in Sehaltung e an den Gleichrichter gelegt.
Es ließ sich also die Durchschlagsspannung der
Isolierschicht sowohl zwischen zwei Leitern als
auch zwischen einem Leiter und dem Bleiman-
te] feststellen. Außerdem wurde in den ein-
zelnen Versuchsreihen die Spannung bis zum
Durchb’uch verschieden schnell, innerhalb
etwa 5. 10 und 20 min, gesteigert, um zu sehen,
ob bei Gleichstrom ebenfalls die für Wechsel-
strom bekannte Fıscheinung ‚zu konstatieren
ist, daß die Durchbruchsspannung eines Iso-
liermittels mit der Dauer der Prüfzeit sinkt,
Die Werte der Zahlentafel zeigen, daß
(diese Abhängigkeit auch bei Gleichstrom vor-
handen ist, allerdi ings nicht so stark ausgeprägt
als bei Wechselstrom,
Wie aus der Zahlentafel zu ersehen, ist das
Verhältnis der Durchschlagsspannungen für die
untersuchten Kabel be merkenswert konstant
und beträgt im Mittel 2,46. Die Abweichungen
sind hinreichend klein, um den Schluß ziehen
zu können, daß eine Kabelprüfung mit Wech-
selstrom sich durch eine solche mit Gleichstrom
ersetzen läßt, wenn die Gleichspannung den
2,5-fachen Betrag der vorgeschriebenen Wech-
selspannung hat!).. Unter dieser Bedingung
können beide Arten der Prüfung als gleichwer-
tig angesehen werden. Es sei hier noch auf
die vielleieht nicht zufällige Tatsache hinge-
wiesen, daß die Werte für d sich nicht allzu be-
tleutend von den Werten für das Spannungs-
verhältnis 7 entfernen, die früher gefunden
wurden?).
Weiter ist die Frage zu entscheiden, ob die
von einer Gleichr ichteranlage gelieferten Ener-
giemengen genügen, einen vorhandenen Kabel-
fehler so auszub'ennen, daß eine Ortsbestim-
mung nach den üb'ichen Methoden ohne be-
sondere Schwierigkeiten ausgeführt werden
kann. Angenommen, ein verlegtes Kabel habe
einen durch Isolationsmessung festgestellten
Fehler, jedoch noch kemen vollkommenen
Kurzschluß;. der Fehlerwiderstand möge noch
so groß sein, daß eine einigermaßen sichere
O:tsbestimmung nicht möglich ist. Mit Wech-
selstrom gelingt es leicht, einen solchen Fehler
auszubrennen, also die fehlerhafte Stelle der
Isolation zu verkohlen und dadurch den Wider-
stand auf praktisch Null herabzudrücken. Ob
dies mit dem intermittierenden Strom eines
Gleichriehters ebenso leicht zu erzielen ist,
läßt sich nicht ohne weiteres. entscheiden.
leiche Leistung und Spannung vorausgesetzt,
!) Allerdings beziehen sich die hier mitgeteilten Werte
nur auf ein bestimmtes Isoliermaterjal, das von den Sie-
mens-Schuckertwerken für Kabel verwendete. Da jedoch
die Her-tellung von Hochspannungskabeln jetzt wohl über-
all nach dem gleichen ‚Verfahren erfolgt (Isolation durch
geschichtetes und mit Ölen und Harzen getränktes Papier),
ist kaum anzunehmen, daß Kalıel anderer Herkunft wesent-
lich ahweichende Werte für d ergeben.
2) Es sei hier auf die ebenfalls mit einem Gleichrich-
ter BUSH Durch-chlagsversuche von F. Laporte
und P. de la Gorge hingewiesen en de la Socidte
Internationale des Blectriciens 1912, Nr. 11). Die Verfasser
fanden bei Kabeln etwas höhere Werte für d (2,8 bis 3,5).
Der Grund für dıe abweichenden Ergebnisse dürfte in fol-
endem zu suchen sein. lie Verfasser stellten zwar bei
den von ihnen benutzten Transformatoren den Scheitel-
faktor der | aD rare genau fest, nahmen dann aber
offenbar an, daß dieser Faktor auch bei arbeitendem Gleich-
richter konstant bleibt und berücksichtigten nicht, daß der
Kontaktgeber erhebliche Kurvenverzerrungen verursacht.
Nun war bei ihren a eine direkte Messung
der Dr MELDE DIALER aus M AEel an geeigneten In-
strumenten nur bis 50 000 möglich. arüber hinaus wurde
die Gleichspannnng aus den Teilspannungen und teilweise
auch aus dem Übersetzungsverhältnis des Transtormators
bestimmt. Die Verfasser gingen also von der Voraussetzung
aus, daß erstens die np annnn en stets gleich, und da
zweitens das Verhältnis der Wechsel- zur Gleichspannung
auch praktisch dem Eieorettichen Wert 2 Scheitelfaktor
entspricht, während aus den vorlıegenden Beobachtungen
hervorgeht, daß dies keineswegs der Fall sein muß.
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920.
ist ja die mit Wechkelske nt in der Zeiteinheit
kontinuierlich durch die Fehlerstelle geschickte
und dort in Wärme umgesetzte Energie erheb-
lich größer als die von einem Gleichrichter ge-
lieferte, der nur während der Zeit der Funken-
kontakte ein Zuströmen von Energie gestattet,
Um hierüber einige Klarheit zu schaffen, wurden
folgende Versuche vorgenommen, Die wiederholt
erwähnten 250 m Kabel von 3.50 mm? Quer-
schnitt wurden in der früher angegebenen
Weise mit dem emen Ende an den Gleichrichter
gelegt. An das andere, freie Ende wurden zwei
bis drei Meter Jange Probestücke ange-
schlossen, an denen vorher künstlich Beschädi-
gungen hergestellt waren. Die Probastücke
stellten also gewissermaßen Fehler in einer rd
250 m langen Kabelstrecke dar. Die künst-
lichen Fehler wurden durch scharfes Krieken
usw., z.T. auch durch Durchschlagen mit Wech-
selstrom hervorgerufen. In diesem Falle wurde,
um ein vollständiges Ausb©ennen zu verhindern,
unmittelbar nach erfolgtem Durchschlag sel bst-
tätig abgeschaltet, und außerdem war der
Strom auf der Oberspannungsseite des Trans-
formators durch Widerstände im Unterspan-
nungskreis auf etwa 0,1 A (bei Kurzschluß)
begrenzt. Die auf diese Weise erhaltenen feinen
Durchschlagskanäle nahmen schon nach we-
nigen Minuten so viel Tränkmasse aus der Um-
gebung auf, daß der Feblerwiderstand je nach
der Stärke der Isolationsschicht bis auf mehr
als 1 MQ2 anstieg, eine- Erscheinung, die ja
auch in verlegten Kabelnetzen bei Fehlern
nicht selten zu beobachten ıst.
Vor dem Einschalten des Gleichrichters
wurde jedesmal der Widerstand des künst-
lichen Fehlers gemessen. Er betrug in einigen
Fällen nur 12 000 bis 20 000 2, in anderen bıs
zu 8,5 MQ2. Bei den niederen Widerstands-
werten erfolgte der Durehbruch fast momentan
mit dem Einschalten der Gleichspannung. Ein
parallel geschaltetes statisches Voltmeter
zeigte keinen Ausschlag, merkliche bleibende
Ladungen kamen nicht zustande, Dies hat
zwei Ursachen: Erstens gleichen sich die vom
Kontaktgeber übertragenen Elektrizitätsimen-
gen beinahe augenblicklich über die Fehler-
stelle aus, und zweitens steht der Transfor-
mator in den Kontaktmomenten fast unter
"Kurzschluß, so daß die Spannungskurve in sich
zusammenfällt und der Scheitel wert bis anf
Null heruntergeht, wie das
Abb. 11 zeigt. Bei höheren Werten des Fehler-
. Abb. 11. Spannungskurve des Trausformators.
bei Anschluß eines durchgeschlagenen Kabels
an den Versuchsgleichrichter.
widerstandes fand der Durehbruch erst nach
einigen Minuten statt. Das Voltmeter zeigte
dabei Spannungen von mehreren Kilovolt, ein
Beweis, daß in diesen Fällen Ladungen aufge-
speichert wurden.
Nach jedem: Durchschlag wurde der
Gleichrichter nicht sofort abgeschaltet, sOn-
dern, um den Fehler auszubrennen, noch einige
Minuten weiter Spannung gegeben und dann
der Widerstand von neuem gemessen. In den
meisten Fällen war er auf praktisch Null zu-
rückgegangen, bei einigen Proben betrug er
noch zwischen 2000 und 850 000 2, je nach der
Dicke der Isolationsschicht und der Zeit, die
nach dem Abschalten vergangen war. Diese
Proben wurden noch einmal an den Gleich-
richter gelegt und von Zeit zu Zeit weitere
Widerstandsmessungen vorgenommen, bis
Kurzschluß zu konstatieren war. Die dazu
erforderliche Zeit schwankte zwischen 2 und
5 min, je nach der Art des Fehlers. Wenn man.
berücksichtigt, daß die Kapazität der nur
Heit 4.
‚speicherte, sich. im Moment des Durchb
‚Oszil logramm »
22. Januar 1920.
250 m I6usen Kabelstrecke gering, ie au
entladende Energie also nur klein‘ war, d
aus diesen Ergebnissen wohl geschlossen w
den, daß es praktisch auch bei ungünstige
Bedingungen möglich ist, mit einem Gl eic
richter einen Kabelfehler so auszubrennen, daß
eine Ortsbestimmung keine erhebliehen Sch wie
rigkeiten bietet. Bei längeren Ka belstrecke
nimmt die aufgespeicherte Ladungsenergie b
trächtliche Werte an. 15t beispielsweise ein
Strecke von 80 km auf 2, = 100 kV zwischen
zwei Leitern aufgeladen (Schaltung a) und.
beträgt die wirksame Kapazität K=0,
für 1 km, so ist die aufgespeicherte Tine
BE: Su
2 = — 80 kWs, Diese fließt beim "Dure
bruch über die Fehlerstelle, wird dort 4
größten Teil in Wärme umgesetzt und d
sicher genügen, den Fehler auszubrennen
einen vollkommenen Kurzschluß herb
führen,
Zum Schluß sei die Frage gene
Gleichspannungen von der in Betracht ko
menden Höhe nicht etwa’ elektro] ytische Ein-
iJüsse auf das Isoliermittel eines Kabels aı
üben und dadurch wesentliche elektrische
Eigenschaften desselben wie z. B. die Durch-
schlagsfestigkeit herabsetzen. An den für di
vorliegenden Untersuchungen benutzten Ka,
belstrecken war jedoch eine irgendwie werkliche
Verschlechterung nieht festzustellen, obgle
sie bisweilen stundenlang Gleichspannunge
bis zu mehr als dem 15-fachen Betrage der be-
triebsmäßigen Wechselspannung ausgesetzt. ‚ge-
wesen waren, Die Isolations- und Kapazitäts-
werte waren nach Abschluß der Vers
genau die gleichen wie vorher, und auch
halbstündige Prüfung der Kabel mit Wechse -
strom von “doppelte Y Betriebsspannung :
anstandslos bestanden,
Ein neuer elektrischer Hale- und.
Kochapparat. .
Von E. Fr. Russ, Köln.
Bei den bisher gebräuchlichen elektrisch«
‚Heizapparaten lassen die Beheizungsda
und der Stromverbrauch noch immer
wünschen übrig. Infolgedessen ist die Ein
führung elektrischer Heizvorıichtungen fi
den "gewöhnlichen Haushalt erschwer
Würde man beispielsweise einen Koche
der A Gaskoeher ee
Zeit n großen Kohlanknsnpkd 4
en Kocher, der Ya gegeben
a so let 6 Erklärung nahe. Der
besteht aus Heizspiralen, -bändern oder -ri
die um das Gefäß angeordnet sind und e
durch Leitung hervorgerufene Wärme an di
abgeben. Durch die Heizelemente fließt
Strom von der -Stärke, daß die ı
Glühen gebracht werden. Soll die. Eıhitzun
intensiver wirken, also schneller vor sich en
so muß ein Star kerer Strom eingeleitet wi
Kalt ds Materials, aus dem die Heizen
bestehen, dies zwäßt; geht man weite
findet ein Leuchten der Ringe oder $pir
statt und schließlich ein . Durchschmelzen.
Wür de man die Heizelemente in der Luftleer
wie eine nn um ‚das? Geläß a
gen zu erzielen.
Das zu einer er Heiz
Elektrotechnische Zeitschrilt,
1920.
en. Ob schon früher dahingehende Ver-
ıche unternommen worden sind, ist mir nicht
bekannt. Die Versuche aber, die ich mit einem
'Heizapparat gemacht habe, bei dem der Heiz-
‚körper in dem zu heizenden Pıodukt liegt, sind
daran gescheitert, daß es mir nicht möglich war,
‚ein Material zu finden, das in der Form einer
Heizspirale sowohl elektrisch genügt haben
“würde und zugleich das Heizgut nicht angrifte.
Ganz besondere Schwierigkeiten bereitete die
/ulührung zu dem Heizelement. So kam es
vor, daß bei salzigen Lösungen Zersetzungen
eingeleitet und Stromübergänge bereits an den
Anschlußstellen des Heizkörpers herbeigeführt
wurden. Diese Erscheinungen hatten auf den
thermischen Wirkungsgrad einen ungewöhn-
Jiehen Einfluß.
Bei meinen Versuchen konnte ich beob-
achten, daß .der Heizvorgang immerhin eine
‚wesentliche Beschleunigung eıfuhr, so daß auch
‚der Stromverbrauch ein geringerer war, als bei
den gewöhnlichen Heizapparaten. Ich be-
schäftigte mich alsdann mit einem Heizpıinzip,
daßobige Nachteile ausschaltet, und auf das ich
nachstehend näher eingehen möchte. _Es be-
ruht auf ein Heizungsverfahren, bei dem In-
duktionswirkungen zur Anwendung. kommen.
Abb. 1 stellt im Schnitt eine Ausführungsform
x
SEEN
Abb. 1. Induktionskocher.
eines solchen Heizapparates dar. Das. Gefäß 1
zur Aufnahme der Flüssigkeit 2 (oder eines
anderen beliebigen Heizproduktes) ist im Bo-
den an einer Stelleödurchbrochen undan dieser
ein Rohr 4 aus dem gleichen Material, aus dem
das Gefäß 1 besteht, hochgefühit; so daß von
der Flüssigkeit 2 nichts entweichen kann. In
dem .Rohr 4 befindet sich ein Schenkel eines
Transformatorjoches 5. Auf dem anderen
Schenkel des Joches befindet sich eine Primär-
spule 6, während die Sekundärspule 7 in dem
Gefäß 1 angeordnet und geeignet ist, einen Teil
‚der Gefäßwand darzustellen. Die Sekundär-
-spule 7 ist nichts anderes als ein geschlossener
Metalliing aus dünnem Blech, der als Heiz-
körper dient. Leitet man- in die Primärspule 6
“einen Wechselstrom ein, so wird je nach dem
- Übersetzungsverhältnis zwischen den beiden
Spulen 6 und 7 ein so starker Strom in dem
- Heizring 7 induziert, daß augenblicklich eine
‚Intensive Beheizung vor sich geht, die sich dem
- Heizprodukt 2 sofort mitteilt. Da die Wärme
"unmittelbar an das Heizgut übergeht, so kom-
nen unliebsame Verluste durch Strahlung und
_ Leitung, wie bei den bisherigen Heizapparaten
nicht zustande. Auch hat man esin der Hand,
die Erwärmung des Heizuinges 7 bis zur Weiß-
- glut zu treiben, was jedoch praktisch nicht not-
wendig ist, weil die abgehende Wärme von
dem Heizprodukt sofort aufgenommen wird.
„Der ‚thermische Wirkungsgrad einer solchen
_ Vorriehtung ist nahezu 1. Die griffartige Aus-
bildung des Transformators gestattet eine
leichte Handhabung. Auch ist in Aussicht ge-
nommen, das Joch zerlegbar zu machen, um
‚das Teil mit der Primärspule 6 auch auf andere
Heizapparate anwenden zu können.
Anstatt des Blechzylinders 7 kann man
uch Ringe aus Drähten oder Blechen auf. den
Boden des Gefäßes 1 legen und durch Zusetzen
oder Wegnehmen der Heizkörper jede ge-
wünschte Wäimewirkung erzielen. $o zeigt
Abb. 2 eine Ausführung, bei der der Boden die
SSSSSSSSSSTETTEETTTTETÄNTTTTTN
Nmesersnanrae
SIII II II II I I SS I II UI TS TTS IT TTN
NIS
SEITE
Abb. 2.
Induktionskocher.
sekundäre Spule 7 darstellt. Der Blechquer-
schnitt ist wegen der nicht zentralen Lage des
Transformatorschenkels 5 abgeschrägt, um
eine allseitige, gleichmäßige Erwärmung des
heizbaren Bodens zu erhalten. Als Heizkörper
kann jedes Material von möglichst hohem spe-
z\fischen Widerstand gewählt werden. Auch
ist man in der Lage, emailliertes Eisenblech zu
verwenden.
Das zum Patent angemeldete Verfahren
eignet sich sowohl für Kochzwecke als auch für
Dampfkessel, Badeöfen, Wasch- und Wurst-
kessel, Maischbottiche und dergleichen.
Verwendung der Funktelegraphie für das
Pressewesen,
Von Ministerialdirektor Dr. H. Bredow,
Übersicht. Wenu die HFunktelegraphie ge-
zwungen wird, sich der bisher üblichen Art der
Nachrichtenverbreitung für die Presse anzupassen.
so ist eine volle Ausnutzung ihrer Vorzüge in Bezug
auf Zirkularwirkung, Schnelligkeit und Wirtschaft-
lichkeit nicht möglich.
Es liegt daher im allgemeinen Interesse, («ie der-
zeitige Art der Nachrichtenverbreitung der tech-
nischen Eigenart der Funktelegraphie anzupassen
oder weiter auszubauen. #
Über die Verwendung der Funktele-
graphie für die Zwecke der Presse ist in letzter
Zeit viel geschrieben worden. Man hat aber
nur die Vorteile der Funktelegraphie heı vor-
gehoben, ohne dabei ihrer Nachteile zu ge-
denken, Von verschiedenen Seiten sind Vor-
schläge gemacht worden, und dem Unbeteilig-
ten muß es erscheinen, als hätte die Frage
längst befriedigend gelöst sein müssen. Mehr-
fach hat man sogar angedeutet, daß die Tele-
graphenverwaltung nicht wünsche, in der
Funktelegraphie einen Wettbewerber für ihre
Drahttelegraphie zu erhalten. Dies ist natür-
lich nicht der Fall. Die Reichs-Telegraphenver-
waltung verwendet für ihren Inlands- und Aus-
landsverkehr nicht nur die Draht- sondern auch
die Funktelegraphie und hat selbst das größte
Interesse daran, in der Funktelegraphie recht
bald ein wirksames Mittel zur Entlastung und
Ergänzung der Drahttelegraphie zu erhalten.
Von der Reichstelegraphenverwaltung ist die
Wichtigkeit der Funktelegraphie dadurch an-
erkannt worden, daß sie besondere Maßnahmen
für ihre schnelle Entwicklung getroffen hat.
Sie hat im Reichspostministerium eine selbst-
ständige Funkabteilung eingerichtet und ferner
ein besonderes Amt, das Funkbetriebsamt, ge-
schaffen und, um von vornherein eine etwaige
Voreingenommenheit der Drahttechniker gegen
das neue Nachrichtenmittel auszuschalten, ge-
eignete Spezialtechniker auch aus der Funk-
industrie in die Verwaltung berufen und mit
der Durchführung der Aufgaben betraut. Auch
seitens der Reichsregierung, namentlich des
Finanzininisterinms, ist der Funktelegraphie
Heit 4.
75
jede Unterstützung zuteil gewor den. Alle
Fragen von grundsätzlicher Bedeutung werden
außer in der Reichsfunkkommmission, in der alle
beteiligten Behörden vertreten sind, auch im
Verkehrsbeirat des Reichspostministeriums.
dem die Vertreter der wichtigsten Interessen-
organisationen angehören, durchgesprochen.
Auf diese Weise ist es möglich geworden, In
Deutschland seit Anfanz dieses Jahres die
Funktelegraphie für den öffentlichen Tele-
graphenverkehr in weit größerem Umfange
nutzbar zu machen, als dies bisher im Auslande
geschehen ist. Die deutsche Telegraphenvei-
waltung ist die erste europäische Verwaltung.
welche auch im Inlandsverkehr die Funktele-
graphie zur Entlastung der Drahtleitungen in
größerem Umfange benutzt, während sie in
anderen Ländern fast ausschließlich nur für
Auslandsveikehr, Schiffsverkehr und militän-
sche Zwecke Ver wendung findet.
_ Wenn sich die allgemeine Eiuführung der
Funktelegraphie für die Presse trotzdem auch
jetzt noch im Anfangsstadium befindet, und
wennauch im Auslande bisher diese Frage noch
nicht in einer für die Allgemeinheit befriedigen-
den Weise gelöst werden konnte, so beweist
dies, daß eben noch größere Schwierigkeiten zu
überwinden sind. Diese sind nicht nur teehni-
scher Natur, sondern es bedarf vor allen Din-
gen der Schaffung einer besonderen Methode
für die Nachrichtenverbreitung, die nicht
Sache der Telegraphenveı waltung, sondern der
Nachriehtenbureaus und Presseorganisationen
selbst ist.
Die Funktelegrapbie bietet der Presse
einen besonderen Vorteil durch die Möglichkeit,
von einer Zentralsendestelle aus gleichzeitig an
beliebig viele Empfangsstellen gleichartige
Nachriehten verbreiten zu können. Bs müssen
aber auch verschiedene Nachteile in Kauf ge-
nommen werden.
Eine absolute Geheimhaltung der Nach-
richten ist technisch unmöglich, da Unbefugte.
die im Besitz geeigneter Apparate sind, sie
abhören können. Deutschland muß aber ge-
mäß der Bestimmung des internationalen Tele-
graphenvertrages Sorge für die Geheimhaltung
des Verkehrs tragen und kann eine allgemeine
Freigabe der Benutzung von Funkemplangs-
apparaten nicht durchführen. Die Verwendung
derartiger Apparate ist daher, da die Funktele-
graphie ebenso wie das Drahttelegraphen- und
Fernsprechwesen unter das Telegraphenregal
fällt, hur mit Zustimmung des Reichspost-
ministeriums zulässig. Der Benutzer eines
Funkempfangapparates, der durch die Tele-
graphenverwaltung bezogen werden muß, hat
u. a. die Verpflichtung zu übernehmen, daß der
Apparat nur zur Aufnahme ganz bestimmter
Nachrichten bemutzt wird.
Die Zentralsendestelle, von der die Nach-
jichten ausgehen, hat keinen Einfluß auf die
richtige Ankunft der Nachiicht am Bestim-
imungsort, da der Empfang durch atmosphäri-
sche Störungen oder durch Einflüsse fremder
Sender, die mit ähnlicher Wellenlänge arbeiten.
behindert werden kann. Die richtige Aufnahme
hängt im wesentliehen von der Geschicklich-
keit des Aufnehmenden ab. Eine Gewähr für
richtige Übermittlung ist deshalb nicht vor-
handen.
Während bei der Nachrichtenverbreitung
durch den Drahttelegraphen die vermittelnden
Amtsstellen, bei Verwendung des Fernsprechers
die sprechenden Personen sofort in Besitz
einer Bestätigung über die richtige Ankunft
der Nachricht gelangen, kann die funk-
telegraphische Bedienung vieler: Emplangs-
stellen durch eine Zentralsendestelle nur ein-
seitig erfolgen. Die Zentralsendestelle kann die
Nachricht zwar in die Luft hinaus senden, hat
aber keinen Einfluß mehr auf ihren weiteren
Verbleib und weiß nicht, ob alle zu bedienenden
Empfangsstationen auch in der Lage waren,
sie rechtzeitig und unverstümmelt anfzu-
nehmen.
76
Bei vorkommenden Verstümmelungen
oder beim Ausbleiben ganzer Telegramme kön-
nen Rückfragen bei der Zentralsendestelle nur
durch Fernsprecher oder durch Aufgabe eines
Telegranıms beim nächsten Telegraphenamt
erfolgen; direkte Funkrückfrage ist unmöglich,
da die Verbindung nur einseitig ist.
Die einwandfreie Aufnahme der auf funk-
telegraphischem Wege übermittelten Nach-
richten ist so schwierig, daß sie nur von be-
sonders geübten Kräften (Telegra phisten) wahr-
genommen werden kann.
Die Funktelegraphie wird in Deutschland
bereits verwendet für den öffentlichen inner-
deutschen Verkehr, für den Verkehr mit den
Nachbarländern, für den Verkehr mit den
überseeischen Ländern, für Flugbetrieb und
Schiffahrt sowie im Betriebe der Armee und
Marine. Jede einzelne Funkverbindung braucht
eine, bei Doppelverkehr sogar zwei besondere
Wellenlängen, deren Verwe ndungi im deutschen
Verkehr an anderer Stelle vermieden wird,
um jede einzelne Verbindung störungsfrei von
der anderen in möglichst wirtschaftlicher Weise
ım Dauerbetrieb auszunutzen. Da die einzelnen
Wellenlängen zur Vermeidung von Störungen
nicht zu nahe aneinanderliegen dürfen und der
Gesamtwellenbereich beschränkt ist, so stehen
nicht einmal genügend Wellen zur Verfügung,
um den diingendsten Ansprüchen des öffent-
lichen Telegraphenverkehrs zu genügen.
Die Zahl der für die Verbreitung von
Pressenachrichten freizumachenden W. ellen ist
daher nur beschränkt. Jede neue Welle
schränkt den bereits vorhandenen Verkehr ein
und erschwert gleichzeitig die lückenlose Auf-
nahme der Pressenachrichten.
Die hier gekennzeichneten technischen
Eigenschaften der Funktelegraphie müssen bei
den weiteren Erwägungen zugrunde gelegt
werden, denn die vorliegende Aufgabe kann
nicht durch Verschweigung der tatsächlichen
Schwierigkeiten, wie es bisher bei den der
Öffentlichkeit seitens der früheren Militär-
funker gemachten Vorschlägen geschehen ist,
sefördert werden.
Die Schwierigkeiten klar erkennen, be-
deutet vielmehr schon einen Schritt vorwärts,
und ich bin fest überzeugt, daß die Funktele-
graphie eines Tages für die allgemeine Verbrei-
tung von Pressenachrichten dieselbe Rolle
spielen wird, wie sie es jetzt schon für verschie-
dene Spezialzwecke tut. Die interessierten
Kreise werden daher gut daran tun, dieser
Frage möglichst früh ihre Aufmerksamkeit zu
schenken,
Um zunächst die für einen umfangreichen
Presseverkehr nötigen technischen Unterlagen
zu schaffen, ist von der Reichs-Telegraphen-
verwaltung bereits ein Probeverkehr eingerich-
tet worden u. Zw.:
1. seit Anfang d. J. durch Verbreitung eines
Sammölberie :hts über die Verhandlungen
der Nationalversammlung (Natfunk) ;
2. seit mehreren Monaten durch Verbreitung
der von mehreren Telegraphenbureaus
zur Verfügung gestellten Nachrichten an
ihre Bezieher (Rundfunk). Die ausge-
sandten Nachrichten werden vorläufig
von den Funkenempfangsanlagen der
Reichs-Telegraphenverwaltung in 16 grö-
Beren deutschen Städten aufgenommen
und von dort den Nachrichtenagenturen
und Zeitungen zugeführt;
3. Verbreitung von Nachrichten der Außen-
handelsstelle des Auswärtigen Amts an
die Handelskammern,
Der ziemlich umfangreiche Verkehr — im
November nahm jede der beteiligten Emp-
fangsstationen etwa 24 000 Wörter auf — hat
rein funktechnisch ein zufriedenstellendes Er-
gebnis gehabt, denn der weitaus größte Teil
der von den Großstationen Nauen und Königs
Wusterhausen aufgegebenen Nachrichten ist
richtig am Bestimmungsort angekommen. Die
Elektrotechnische Zeitschrilt.
Fr
}
,
1920.
Übermittlungszeit von der Berliner Annahme-
stelle bis zum Bestimmungsort, die noch zu
lang war, wird sich noch wesentlich abkürzen
lassen.
Es hat sich aber ganz klar gezeigt, daß die
Empfangsstellen durch besonders gut arbei-
tendes Funkerpersonal bedient werden müssen,
und daß der bisherige Nachrichtendienst der
Korrespondenzbureaus mittels Draht bei dem
derzeitigen Stande der Technik durch die Funk-
übermittlung nicht völlig ersetzt werden kann,
Was den Empfang der Nachrichten anbe-
tıifft, so_bieten sich zwei Möglichkeiten: Die
Nachrichten werden entweder durch die Funk-
empfangsanlage der Telegraphenanstalten auf-
genommen — dadurch entsteht insofern ein
gewisser Zeitverlust, als sie erst vom Bezieher
abgeholt oder ihm zugestellt werden müssen —,
oder sie werden vom Bezieher mit einer eigenen
Empfangsanlage selbst aufgenommen. Hier-
durch wird zwar viel Zeit gespart, jedoch ist
das Verfahren nicht so wirtschaftlich, da in dem
ersteren Falle die Betriebskosten der Emp-
fangsanlage sich auf mehrere Bezieher verteilen.
Abgesahen von der an die Telegraphenver wal-
tung zu zahlenden Mietgebühr für eine eigene
Empfangsanlage, die sich voraussichtlich in der
Größenordnung von 1000 M jährlich bewegen
wird, kommen für den Teilnehmer noch die
Kosten für den Bezug der Nachrichten und für
die Bedienung des Apparates hinzu. Die Auf-
nahme der in Morseschrift gegebenem Nach-
richten, die oft durch Luftstörungen oder durch
Störungen änderer Stationen erschwert wird,
erfordert ein ausgesuchtes und geübtes Per-
sonal, das unter 6000 M jährlich kaum zu haben
ist, Diese Ausgaben von mehr als 7000 M jähr-
lich für den Teilnehmer mit eigenem Empfangs-
apparat werden sich wohl nur größere Zeitun-
gen leisten, umsomehr, als sie auf ihren bis-
herigen Nachrichtendienst kaum ganz ver-
ziehten werden und auch diese Kosten weiter
laufen. Andere Teilnehmer werden sich damit
zu helfen suchen, daß sie einen kaufmännischen
oder sonstigen Angestellten, der beim. Militär
als Funker ausgebil det ist, einstellen und ihm
die Bedienung "der Station im Nebenamt über-
tragen. Aber da der Empfangsdienst recht an-
strengend ist, wird er voraussichtlich eine Kraft
ganz in Anspruch nehmen, wenn täglich mehrere
Stunden aufgenommen werden soll. Die große
Mehrzahl der kleineren Provinzzeitungen wird
also voraussichtlich ihre Nachrichten von der
Empfangsanlage der nächsten Telegraphenan-
stalt beziehen. Um die hohen Bedienungs-
kosten zu ersparen und die Verwendung des
Funkempfangsapparates zur Aufnahme von
allgemein interessierenden Nachrichten für
einen großen Teilnehmerkreis zu ermöglichen,
muß dahin gestrebt werden, die Anstellung
eines Spezialisten für die Aufnahme dadurch
entbehrlich zu machen, daß statt der draht-
losen Telegraphie die drahtlose Telephonie an-
sewendet wird. Die Einführung der drahtlosen
Trelephonie in den öffentlichen Verkehr bietet
jedoch noch technische Schwierigkeiten u. zw.
nicht nur der deutschen, sondern auch der aus-
ländischen Technik,
auch nicht weiter fortgeschritten ist, wenn auch
Zeitungsnachrichten ‘in der ausländischen
Presse, die Reklamezwecke verfolgen, dies
öfters glauben machen wollen. Die letzten Er-
gebnisse, bei denen es möglich war, von Berlin
bis Konstanz drahtlos zu sprechen, lassen aber
erhoffen, daß es in naher Zeit gelingen wird, die
in Deutschland für einen Funkpressedienst in
Frage kommenden Entfernungen "betriebs-
sicher zu überbrücken und die Einrichtungen
so zu verbessern und zu vereinfachen, daß unge-
übte Kräfte die Bedienung der Apparate über-
nehmen können. Auch hier besteht natürlich
der Nachteil, daß keine Rückfragen gehalten
werden können. Jedoch wird es sich durch ein
geeignetes Sprechverfahren vielleicht erreichen
lassen, die Nachrichten ohne große Fehler und
Auslassungen zu übermitteln.
Heli 4.
. dienen.
die auf diesem Gebiete _
22. Januar 1920, |
Ich komme nun zu dem Kernpunkt der
ganzen Frage. Die bisherige Art der ver
dung der Funktelegra phie für Verbreitung von
Pressenachrichten kann höchstens den Son-
derinteressen einzelner Nachrichtenbureaus
einzelne Agenturen mit Funknachriehten, der
Ullstein-Verlag sogar nur eine einzige Zeitung
in Danzig
weitere Tinzelbedürfnisse zu befriedigen Beim
Da die Verwaltung keine einzelne Nachriehten-
organisation besonders bevorzugen kann, so
würde sie also unter den jetzigen Umständen
die verschiedenen Berichte aller Nachriehten- -
bureaus funktelegraphisch verbreiten, die dar-
auf Anspruch erheben. Da natürlich auch alle - 4
wünschen werden, daß ihre Nachrichten die
Zeitungen noch vor Redaktionsschluß erreichen, &
und da die Schlußzeiten vieler Zeitungen die
gleichen sind, so müßte bei Telegrammanhäu-
fung die Möglichkeit vorhanden sein, die ver-
schiedenen Nachrichten mehrerer Nachriehten-
Das Wolffsche Bureau z. B. versorgt
‚und so werden nach und nach noch
2
=
bureaus nötigenfalls gleichzeitig abzusenden, -
wie dies in normalen Zeiten im Drahtverkehr
geschieht, dem ein sehr umfangreiches Leitungs-
netz zu Verfügung steht. Im drahtlosen Ver-
kehr würde dies bedeuten, daß allein für die
gleichzeitige Übermittlung der Nachrichten der
größeren Berliner
mehrere Sendestationen in Berlin mit verschie-
denen Wellenlängen verfügbar sein müßten.
Dies ist zwar unter bestimmten technischen
Voraussetzungen bis zu einer gewissen Grenze
durchführbars arbeiten doch bereits jetzt im
Berliner Haupttelegraphenamt für den öffent-
lichen Funkverkehr gleichzeitig drei Funk-
stellen und eine vierte in Königs Wusterhausen,
Aber eine beliebige Vermehrung der Verkehrs-
möglichkeiten wie im Drahtbetrieb ..ist. leider
im Funkbetrieb noch nicht möglich, und des-
Zeitungskorrespondenzen
halb kann die Funktelegraphie es noch nicht
übernehmen, die verschiedenartigen Ansprüche
der Nachriehtenbureaus, Zeitungskorrespon-
denten usw. prompt zu erfüllen, sondeın sie,
wird sich. auf die Durchführung einzelner Spe-
zialaufträge beschränken müssen.
Damit ist naturgemäß nur einem kleinen
Interessentenkreis gedient, während die wich-
tigsten Vorzüge der Funktelegraphie für die
Allgemeinheit gar nicht in Erscheinung treten.
Das ist nur zu erwarten, wenn Si Ola
bisherigen Art
die eine wirk-
liche Ausnutzung der einzigartigen, von keinem
anderen Nachtichtenmittel zu übertreffenden
Eigenschaft der Funktelegraphie gestattet,
nämlich gleichzeitig beliebig viele Bezieher
durch einmalig on Aussenden einer Nachricht
von einer Zentralstelle aus zu bedienen.
Während des Krieges war der deutsche
Kriegsbericht, der, von einer Zentralstelle aus-
gesendet, g gleichzeitig auf tausenden von Emp-
fangsstellen aufgenommen wurde, ein klassı-
sches Beispiel für die Verwendung der Funk-
telegraphie, wie sie auch jetzt im Interesse des
Zeitungswesens wieder angestrebt werden muß.
Es gibt auch jetzt sicherlich Nachrichten,
die inannähernd gleicher Form von den Korre-
spondenzbureaus einzeln ausgesendet werden,
undallgemeine Nachrichten, für dieauch außer-
halb der Presse Bezieher zu finden sind, wie
offizöse Meldungen, Regierungserlasse, Bör-
sen- und Handelsmeldungen, Wetterberichte
u. dergl..Die bisherige Nachrichtenorganisation,
bei dr diese gleichartigen, ja häufig gleichlau-
tenden Nachrichten von Et einzel: nen Stellen
aus in einem eng begrenzten Bezieherkreise ver-
breitet werden, ist für die Allgemeinheit zu un-
wirtschaftlich, als daß sie noch lange aufrecht
erhalten werden kann, nachdem die Fortschritte
der Verkehrstechnik andere Wege weisen, Es
liegt deshalb der Gedanke nahe, daß die ein-
zelnen Nachrichtenorganisationen neben ihren
bisherigen Betrieb ein gemeinschaftliches
„Funkpressebureau“ gründen und dieses mit
der Aussendung der für eine funktelegraphi-
des Nachrichtendienstes eine
"neue Methode geschaffen wird,
4
- sche Verbreitung geeigneten Nachrichten be-
trauen.
£ Auf diese Weise können die beteiligten
Naehrichtenbureaus Nutzen aus der funktele-
graphischen Übermittlung ziehen, die Vorzüge
der Funktelegraphie können voll ausgenutzt
werden, und die Drahtleitungen werden von
den bei der bisherigen Methode unnötig viele
Leitungen sperrenden gleichlautenden Nach-
tichten entlastet.
LITERATUR.
Besprechungen,
Projektierung ‘von Beleuchtungsanla-
keh, Von P. Heyckund P. Högner. „Zeit-
schrift £; Beleuchtungswesen; Heizungs- u.
küftungsteebnik‘‘, Ba. 25, 1919, Heft 3 bis
10, Preis 2 M-+ 10% T.Z.
In der vorliegenden kleinen Schrift liefern
die in beleuehtungsteehnisehen Kreisen, wohl-
bekannten Verfasser einen wertvollen Beitra&
für die Berechnung von Beleuchtungsanlagen.
Ausgehend von “theoretischen Erwägungen
oinmen sie Zu dein Ergebnis, daß jede Be-
etichtun& aufsefabt werten ‚kann als die
Summe aus der direkten und eilier ihllirekten
Beleuchtung, herrührend von einer ideellen
Liehtquelle, die über der Lampe an der Decke
gelegen ist, Für Außenbeleuchtung wird die
letztere gleich Null. Photometrierungenin einem
schwarzen und einen weißen Raum, bei wel-
&heii die direkte Beleuchtung allein bzw. die
Suhimie aus direkter untl iidirekter Beleuech-
tung geniessen werden, liefern die Grenzwerte
und führen zur Aufstellung einer Reihe von
. Formieln für die verschiedenen Beleuchtungs-
Arteh durch direktes; diffüs tiefstrahlendes,
halb indirektes und ganz indirektes Licht bei
Innen- und Außenbeleuchtung. Und zwar er-
hält man aus diesen Formeln und den nach
ihnen berechneten Tabellen einmal die Be-
leuehtung unter einer Lampe und ferner den
ennanen Zuwachs durch die Nachbar-
ampen, also die wahre Beleuchtung unter der
lampe. Da man ferner aus den Mahbellen ohne
ee entnehmien kann, wie die Beleuehtung
‚on einer Lamipe nach allen Seiten hin abfällt,
und wie sich entsprechend die Bodenbeleuch-
tung an den verschiedenen Punkten des Rau-
mes gestaltet, so muß dıe Zurückführung auf
die genannten beiden Größen als ein sehr glück-
licher Gedanke bezeichnet werden, und man
kann den Verfassern zustimmen, wenn sie
sagen, daß die Projektierung nach der neuen,
sehr einfachen Methode eine. Sicherheit und
Anschaulichkeit gibt, welebe sonst nur durch
längere Rechnungen zu erhalten war. Für nor-
male Räume und Verwendung von 150- bis
500 W-Lampen wird endlich noch eine „Watt-
- regel‘ angegeben, nach welcher man die mitt-
Jere Horizontalbeleuehtung bequem im Kopf
ausreehnen kann. Das kleine, mit zahlreichen
atsgerechneten Beispielen versehene Werk
sollte von jeden Beleuchtungstechniker gelesen
werden, oege,
Lehrbuch der Physik: Von Prof. O0. D.
'Chwolson. 2. verb. u. verm. Auflage. I. Bd.,
. Abtl, Mechanik und Meßmethoden,
Herausgegeben von .Pıof. G. Schmidt. Mit
188 Abb. XII und 384 8. in 8%, Verlag von
Fr. Vieweg & Sohn. Braunschweig 1918.
Preis geb. 14,40 M.
Große Kompendien der Physik scheinen
heute etwas ans der Mode gekommen zu sein.
Für alle Spezialgebiete findet man besondere
Bücher, teils alleinstebend, teils zu Sammlun-
‘gen vereinigt; die einen mit abschließendem
Charakter, die anderen aus dem Wunsche her-
vorgegangen, die Disziplinen in ihrer Entwick-
lung darzustellen, um damit die Grundlage für
neue, fruchtbringende Forschung zu schaffen.
e: Wenn trotzdem ein Kompendium neu auf-
gelegt wird, und wenn sieh die Notwendigkeit
hierzu gar während des Krieges herausgestellt
hat und noch, ehe die vorhergehende Auflage
vollendet war, so muß man daraus schließen,
daß diesem Kompendium ein ganz besonderer
Wert beigelegt wird. Und in der Tat ist das
Chwolsonsche Lehrbuch der Physik gleich
- bei seinem ersten Erscheinen freudig begrüßt
worden. Dies Interesse erklärt sich daraus, daß
in dem Öhwolson im Gegensatz zu älteren Kom-
pendien ein Werk geboten wurde, das frei war
von allem fossilen .Beiwerk und die Phy:ik,
ihre Meß-und Beobachtungsmethoden und ihre
Apparate vom durchaus modernen Standpunkt
behandelte. ;
Die neue Auflage von Chwolsons Physik
‚soll im neuen selbständigen Teilen erscheinen,
Elektrotechüische Zeitschrilt. 1920. Heft 4.
die folgende Gebiete umfassen: Mechanık und
Meßmethoden ; die Lehre von den gasföı migen,
flüssigen und festen Kürpern ; Akustik; experi-
menhtelle Optik; Wärmelehre I und II; kon-
states elektrisches Feld; konstantes magneti-
sches Feld ; variables elektromagnetisches Feld.
Diese Aufspaltung in kleinere Bände als früher
wird es erleichtern, einzelne Teile der Wissen-
schaft, die infolge einer intensiven Forschung
schnelleren Änderiümgen unterworfen sind, auch
schneller aufzulegen; dadurch wird das ganze
Werk frischer erhalten werden. Die bisher er-
schienenen beiden ersten Bände des Lehrbuchs
umfassen den Teil der Physik, welcher yon den
bahnbrechenden Neuerungen, die andere Ge:=
biete teilweise gänzlich umgestaltet: haben,
nahezu frei geblieben ist ;sie erscheinen deshalb
auch in eineii wenig veränderten Gewande.
Einige Kapitel sind fort&elassen, so die matbe-
matische Einleitung, die Paragraphen über die
Methode der kleinsten Quadrate und damit zu-=
sammenhängende Sätze; der Abschnitt über
Meßapparate und Meßmethoden ist wesentlich
gekürzt. Dafür ist die neuere Entwieklung
der Physik; z. B. die Lehre vom Elektron, die
Relativitätstheorie 1. a: 1; wenigstens in gro-
ßen Zügen geschildert. Koch sonst ist allen
Wandlungen in der Physik, die sich seit Er=
scheinen der vorigen Auflage vollzogen haben,
in vollem Umfange Rechnung getragen. In
dieser Hinsicht sei z. B. auf die Forschungen
über die Herstellung und Messung kleiner Drucke
(Gaedepumpen) verwiesen, die ausreichend
berücksichtigt sind. Scheel.
Eingänge:
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten)
Bücher.
Trigohömödtrie für Maschinenbauer und
Elektrotechniker. Hin Lehr- und Aufgaben-
buch für den Unterricht und zum Selbststudium.
Von Dt. A. Hess. 3, Aufl, Mit 112 Textabb.
Vi und 1428. in 8%; Verlag von Julius Springer,
Berlin 1919. Preis 6 M.
Die Schaltungsgrundlagen der Fernsprös£äh-
anlagen mit Wählerbetrieb, Von Dr, F.
Lubberger. VI und 168 S. in Folio. Mit 14
Tafeln. Verlag von R. Oldenbourg, München und
Berlin 1920. Preis geb. 283 M.
Vergesellächaftung industrieller Betriebe
Von $S. Heizög. „Aus Technik und Wirtschaft“,
Bd, 3. Verlag von Rascher & ©o., Zürich 1919,
Das Acetylen im Automobilbetrieb. Von
‚ Prof Keel. „Aus Technik und Wirtschaft“, Bd. 4.
Verlag von Rascher & Co., Zürich 1919.
Drang und Zwang. Fine höhöre Festigkeitslehre
für Ingenieure” Von Dr: A. und Dr. L. Föppl.
Bd. 1. Mit 59 Abb. XI und 323 S. in’80, Ver-
lag von R. Oldenbourg, München und Berlin 1919.
Preis geb. 32 M.
M. & G.-Kalender für Schwachstrom-In-
stallateure. Herausgegeben von der A. G.
‚Mix & Genost, Telephon- und Telegraphenwerke,
Berlin-Schöneberg, 2. Aufl. 1920. 208 S. in 169,
Preis geb. 6 M.
Die Schule des Erfinders, Erfindungstechnik.
Von F. Fenz]. 104 8. in 80%. Verlag von Bruno
Kuehn, München 1919. Preis 4 M.
Doktordissertationen.
S, Kurzmann. Beobachtungen über Geschiebe-
führung. Techrische Hochschule München 1919.
Sonderabdrucke.
Die neue Vakuumröhre und das Hörbar-
machen ganz schwacher Wechselströme.,
Vortrag, gehalten von Prof. Dr. Barkhausen,
„Verbandsmitteilungen der Vereinigung Dresdener
Bezirksverein deutscher Ingenieure und Dresdener
Elektrotechnischer Verein“. 1919.
Zwei mit Hilfe der neuen Verstärker ent-
decekte Erscheinungen. Von H.Barkhausen.
„Physikalische Zeitschrift“ 1919, S. 401/3.
Elektrisches Schweißen. Von J. Sauer. „Der
praktische Maschinenkonstrukteur“ 1919, Nr. 47/48.
Die psychische Eignung der Funken-
telegraphisten. Programm einer analytischen
Prüfungsmethode nnd Bericht über eine Experi-
mentaluntersuchung. Von Otto Lipmann. Heft
9 der „Sehriften zur Psychologie der Berufs-
eignung und des Wirtschaftslebens‘. „Zeitschr.
f. angew. Psychologie“, Bd. 15, S. 3501.
Dieheutigeindustrielle Elektrochemie. Von
Dr. F. Winteler. „Technik und Industrie“,
Jahrg. 1918, Heft 17/24.
Verfahren zur Messuug sehr kleiner Kapazi-
täten und Induktivitäten. Von L. Pungs
und G. Preuner. „Physikalische Zeitschrift“
1919. S. 551/2. -
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG,
(Der Abdruck eingshender Briefe erfolgt nach dem Er-
messen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.)
Neue Wege in der Mehrfachtelepkonie und
-telegraphie.
Zu dem Berieht in der „ETZ‘ 1919, 8. 122,
verweise ich auf mein österr. Patent Nr. 61015
„Einriehtung zur Telegrapbie und Telephonie
auf Unterseekabeln oder langen, oberirdisehen
Fernleitungen‘“ (angemeldet am 18. IT. 1911),
auf das entsprechende atherikanische Patent
Nr. 1229796 (angemeldet am 7, II. 1912) und
auf das eitsprechende japanische Patent Nr.
22843 (Priorität vom 16. VIII. 1912). In dieser
Patenten ist die Benützung von Hochfrequenz-
strömen mit Überlagerung von Telegrapbie-
oder Fernsprechströmen fur Mehrfachbetrieh
auf derselben Leitung schon behandelt worden.
Baden bei Wien, 15. IX. 1919.
Dr. Josef Schießler.
Hierzu bemerkt unser Berichter: Der Vor
schlag des Verfassers läuft darant hinaus, für
die Beamtin die Zählweise durch Ausschal
tung der Null am Anfang zu ändern, weil er
voratıssetzt, daß Irrtümer beim Aufsuchen dei
Einzelklinke dadurch entstehen, daß bei dew
jetzigen Bezeichnungsweise die Nullam Anfang
berücksichtigt werden muß. Hiergegeen habe
ich mich gewendet, von einer konstruktiven
Verlegung der Nullklinke ist in meinen Ausfüh-
rungen nicht die Rede.
Die Vorschläge des Herın T'. D, Olivier
bewegen sich in anderer Richtung als die des
Verfassers, Die Aussprache ‚„zwo‘ statt „zwei‘.
die übrigens schon verschiedentlich gebraucht
wird, ist weder vom Verfasser noch vom Herrn
Olivier neu vorgesehlagen (vgl. „Prometheus‘’
1911, 8. 288), >
Eine Beschönigung der Fernsprechnot usw:
dürfte in meinen Ausführangen nicht zu er-
blicken sein, sondern nur die Ablehnung von
Vorschlägen, die überholt sind, Kr:
Über den Sehutz elektrischer Verteilungsanlagen
gegen Überstrom.
In Herın BIERMANN$®’ sehr interessantem
und lehrreichen Aufsatz „Über den Schutz
elektrischer Verteilungsanlagen gegen Über-
strom‘ in der „ETZ“ 1919, :S. 594, mittlere
Spalte, kommt der Satz vor: „Bei praktisch
ausgeführten Maschinen ist infolge
des geringeren Kupfergewichtes der Stator-
wicklung gegenüber dem der Erregerwicklung‘,
wobeiin erster Linie moderne Turbogeneratoren
gemeint sind. Dies ist eine etwas einseitige
Darstellung des gegenwärtigen Standes der
Technik, da bei den von der Ganzschen Elek-
trieitäts-Gesellschaft in Budapest nach meinen
Konstruktioneii gebauten Turbogeneratoren
(mit ausgeprägten Polen) die Verhältnisse ge-
rade umgekehrt liegen. Die Kupfergewichte in
kgin 50-periodigen Drehstromgeneratoren sind:
Eerreerer
kVA Umdr/min Statorkupfer Rotorkupfer
7500 3 000 970 630
15 000 1 500 2 400 1 450
Budapest, 22. XII. 1919.
Dr. Bläthy.
Erwiderung.
Wie aus der Definition der Zeitkonstante
einer Wieklung hervorgeht, sind nicht die abso-
luten, sondern die auf gleiche Windungslänge
bezogenen Kuptergewichte von Stator-und Ro-
torwicklung miteinander zu vergleichen. Die
starke Dämpfung des Statorfeldes erklärt sich
indessen nieht nur aus dem geringeren Kupter-
gewicht der Statorwicklung, sondern auch, wo-
rauf ich schon wiederholt hingewiesen babe),
aus den in den massiven Eisenteilen des Rotors
hervorgerufenen Wirbelstromverlusten.
Berlin-Pankow, 11. I. 1920.
J. Biermanns,
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.)
Hochschulnaechriehten. Der a. 0. Professor
an der Universität Münster, Dr. H. Konen,
wurde zum ord. Professor für theoretische Phy-
sik ebenda ernannt. — Der ord. Professor an
der. Universität Czernowitz, Dr. J. Geitler,
wurde zum Honorarprofessor für Physik mit
Lehrauftrag für Schwachstromtechnik an der
1) „BETZ“ 1916, 8. 579, 592: Der plötzliche Kurzschluß
der Drehstrom-Synehronmaschine.
78
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920,
Heit 4.
I"
Ei x
22. J anuar 19%
Technischen Hochschule Graz ernaüint. — Der
Privatdozent an der Universität Lund, Dr. M.
Siegbahn, wurde zum ord. Professor der
Plıysik ebenda ernannt. — Der ord. Professor
der Physik an der Technischen Hochschule
Stockholm, P. K. af Bjerken, ist gestorben.
P. Müller. Prof. Dr. Paul Müller hat sein
Lehramt als ordentlicher Professor der Elek-
troteehnik an der Technischen Hochschule zu
Braunschweig niedergelegt, um als Direktor der
Bergmann-Elektrieitäts-Werke, Berlin, die Lei-
tung der Bahnabteilung dieser Firma zu über-
nehmen.
J. Rosemeyer #. Am 1. Dezember v. .J.,
starb an den Folgen eines Unfalles im Alter von
45 Jahren der Gründer der Regina-Bogenlanı-
penfabrik, Josef Rosemeyer.
RETTET HET EFECTE TE EETENVETERE EEE FEHETSEDETN
VEREINSNACHRICHTEN.
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein.)
(Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die
Geschäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68,
Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten.)
Die nächste Sitzung (Jahres versammlung)
des Elektroteehnischen Vereins findet statt am
Dienstag, den 27. Januar 1920, abends 71, Uhr
(pünktlich)
im Ingenieurhaus, Sommerstraße 4a.
Tagesordnung:
Il. (seschäftliche Mitteilungen, Vorlage der
Kassenübersicht für 1919 und des Voran-
schlags für 1920.
Neuwahl des Vorstandes und Ergänzungs-
wahl des Ausschusses,
3. Vortrag des Herrin Geheimen Regierungsrats
Dr.C-L. Weber über: „25 Jahre Vorschrif-
ten des Verbandes Deutscher Elektrotech-
niker.‘
DD
Inhaltsangabe:
Zweck der Betrachtung. — Vorge-
schichte der Vorschriften. — Ihr stufen-
weiser Aufbau. — Ergebnis. — Beziehungen
zu den Behörden. — Praktische Hand-
habung der Vorschriften. — Jetziger Stand
und nächste Aufgaben. — Aufbau und Ge-
brauch. .der Vorschriften als Beispiel vor-
bildlicher Selbstverwaltung. —
Gäste sind willkommen.
Der Vorsitzende
Kloß.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.) -
(teschäftsstelle: Berlin W.57, Potsdamer Str. 68.
Feruspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306.
Betr. Schwachstromkreuzungen.
Nach den ‚Allgemeinen Vorschriften für
(dıe Ausführung und den Betrieb neuer elektri-
scher Starkstromanlagen (ausschließlieh der
elektrischen Bahnen) bei Kreuzungen und Nähe-
rungen von lelegraphen- und Fernsprechleitun-
zen‘ werden beı oberirdischen Kreuzungen und
Annäherungen zwischen Starkstromleitungen
und Telegraphen- und Fernsprechleitungen Vor-
kehrungen gefordert, welehe eine Berührung
der beiderseitigen Drähte verhindern bzw. un-
schädlich machen. Bei Niederspannung kann
als Schutzmittelisolierter Draht verwendet wer-
den. Diese Vorschrift begegnete oft großen
praktischen Schwierigkeiten. Dazu kommt, daß
‘owohl jetzt als auch in- Zukunft mit den aus
dem Ausland emgeführten "Rohstoffen, wie
Gummi, Baumwolle usw. zur Herstellung von
isolierten Leitungen sparsam umgegangen Wwer-
den muß und solche Stoffe nur da zur Anwen-
dung gelangen sollen, wo sie nicht durch andere
Mittel ersetzt werden können. Weiter hat die
Erfahrung gezeigt, daß die notwendige Sicher-
heit bei solchen Kreuzungen bzw. bei den An-
näherungen der genannten Leitungen auch ohne
die einengende Vorschrift vollkommen erreicht
wird.
Wir haben deshalb Veranlassung.genom-
men, das Reichspost-Ministerium Zu bitten, die
2. Zt. gültigen Vorschriften für die Kreuzung
und Näherung zwischen Starkstrom- und
Schwachstromleitungen zu mildern. Diese Be-
hörde ist unserem Wunsche nachgekommen und
läßt nunmehr andere Ausführungen zu. Die in
Zukunft gültigen Vorschriften werden nach-
stehend veröffentlicht.
Verband Deutscher Elektrotechniker,
Der Generalsekretär;
Dr.-öng. G. Dettmar.
Der Reiehspostiminister.
II F 1905.
Berlin W 66, den 5. Dezember 1919.
Um die unter Ziffer 3 der „Allgemeinen
Vorschriften für die Ausführung und den. Be-
trieb neuer elektrischer Starkstromanlagen *
vorgesehene Verwendung isolierten Drahtes für
Niederspannungs-Freileitungen zur Verhütung
von Stromübergängen in Reichs-Telegraphen-
und Fernsprechleitungen möglichst einzuschrän-
ken, werden von der Reichstelegraphen yer-
waltung fortan blanke Starkstrom-Nie-
derspannungsleitungen oberhalb von
Schwachstromleitungen ohne beson-
dere Schutzvorrichtungen‘ zugelassen,
wenn sie bei ermäßigten Ansprüchen als bruch-
sicher gelten können.
Als vereinfachte bruchsichere Leitungsfüh -
rung, die zunächstnurin Spannweiten bis 40 m
zulässig ist, soll bei Niederspannungsleitungen
deren Herstellung aus Dralıtseil angesehen wer-
den, wenn bei Verwendung von Kupfer oder |
Eisen ein Mindestquersehnitt von 16 mm?, bei
Aluminium ein soleher von 25 mm? eingehalten
wird. An Stellen, wo Eisen- oder Aluminium-
leitungen in kurzer Zeit durch chemische Ein-
flüsse zerstört oder wesentlich in ihrer Festig-
keit beeinträcthigt werden, z. B. in der. Nähe
von Kokereien oder Fabriken, in deren Um-
gebung die Luft stark mit schwefliger Säure
durchsetzt ist, sind zur Vermeidung sonstiger
Schutzmaßnahmen nur Kupferleitungen zu be-
nutzen. £
Die Gestänge, zu denen außer Eisenmasten,
Eisenbetonmasten usw. auch getränkte Holz-
stangen verwendet werden können, müssen
standsicher (nach den Normalien für Freilei-
tungen, soweit polizeiliche Vorschriften nicht
höhere Anforderungen stellen) hergestellt und
sorgfältig unterhalten werden. Auch Dachge-
stänge, Mauerbügel u. dergl. können als Stütz-
punkte für das Kreuzungsfeld benutzt werden.
Eines rechnerischen Nachweises der Stand-
sicherheit soll es nieht bedürfen.
Die Leiterseile müssen im Kreuzungsfelde
aus einem Stück (ohne Löt- und Verbindungs-
stellen) bestehen. Sie können an den das Kreu-
zungsfeld begrenzenden Stützpunkten abge-
spannt oder auch ohne Abspannung in die
Nachbarfelder durchgeführtwerden. Esistaber
Vorsorge zu treffen, daß sie in den Bindurigen
nicht durehgleiten und beim Bruch der Bindung
nicht herabfallen können. Die Befestigung
selbst ist namentlich bei Aluminiumleitungen
so herzustellen, daß Beschädigungen der Seile
durch die Bindungen vermieden werden.
Unterhalb der spannungführenden Leitun-
gen ist ein genügend starker geerdeter Prell-
draht, etwa ein 4 mm starker verzinkter Eisen-
draht, mit mindestens 1 m Abstand von den
Reichsleitungen anzubringen. Die Erdung
kann dureh Anschlußan den geerdeten Nulleiter
in Drehstromnetzen oder Mittelleiterin Gleich-
stromnetzen erfolgen. Auch kann der geerdete
Null- oder Mittelleiter (als Draht oder Draht-
sei selbst an Stelle des Prelldrahts treten. Der
Prelldraht kann weggelassen werden, wenn der
Abstand zwischen den beiderseitigen Leitungen
so. groß ist, daß etwa beim Arbeiten an der
Reichslinie oder aus sonstigem Anlaß empor-
schnellende Leitungen die Niederspannungslei-
tungen nieht berühren können. Diese Voraus-
setzung ist im allgemeinen als erfüllt anzusehen,
wenn der Abstand mindestens 3 m und in Fäl-
len, wo die Kreuzungsstelle nicht mehr als 5 m
von einem Stützpunkt der Reichslinie entfernt
ist, mindestens 2 m beträgt.
Der Starkstromunternehmer trägt für die
dauerhafte Herstellung und ordnungsmäßige
Instandhaltung seiner Anlage die Verantwor-
tung. Er wird den Zustand der Anlage und ins-
besondere ihre Standsicherheit mindestens
jährlich einmal nachzuprüfen haben.
An denjenigen Stellen, wo Schwach-
stromleitungen über Niederspannungs-
leitungen wegführen, stellen geerdete Schutz- |
drähte, die über den Niederspannungsleitungen
so am Starkstromgestänge anzuordnen sind,
daß sie einen herabfallenden Schwachstrom-
draht erden, bevor er eine spannungführende
Leitung berühren kann, ein einfaches und
zweckmäßiges Schutzmitteldar. Dazu kann —
auch bei Hausanschlüssen — der geerdete Null-
oder Mittelleiter, nötigenfalls unter Aufteilung
in 2 oder mehr Drähte, verwendet werden.
Bei Näherungen zwischen Nieder-
spannungsleitungen und Schwachstrom-
leitungen istin jedem Fallenach den’örtlichen
“Verhältnissen zu beurteilen, ob und inwieweit
Maßnahmen zur Verhütung einer Berührungs-
gefahr erforderlich sind. Wenn sieh die beider-
seitigen Leitungen in annähernd gleicher Höhen-
lage befinden, werden bei genügender Stand-
sicherheit der Gestänge im allgemeinen beson-
dere Schutzvorkehrungen ganz entbehrlich sein.
Läßt sich nur ein geringer seitlicher Abstand
einhalten, oder liegen die Schwaehstromleitun-
gen so viel höher als die Niederspannungsleitun-
gen, daß eine gerissene Leitung bei dem zu be-
rücksichtigenden seitlichen Abtriebe dureh
Sturm: die Niederspannungsleitungen berühren
kann, so können mechanische Abwehrmittel
(Prellstangen, Schutzdrähte usw.) in Fra;
kommen. - Würde nach den örtlichen Verhäl
nissen eine Berührungsgefahr nur beim Bruch
einer Niederspannungsleitung zu befürchten
sein, so können die vorstehenden Bestimmun-
sen für die Führung von Niederspannungsle
tungen oberhalb von Schwachstromleitunge
sinngemäß (unter Wegfall des Prelldrahtes)
wendung finden. : ß j
RUNDSCHAU.
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Soziale Preisstaifelung für Gas- und Elektrizi-
tätsverbraueh. — Der jahrelange Krieg, die be-
stehende Grenzsperre gegen das Ausland und die
schlechten Valutaverhältnisse haben es mit sich
gebracht, daß die elektrische und die Gasbe-
leuchtung nicht mehr nur von dem Mittelstande
benutzt wird, sondern daß auch die kleinen
Wohnungen wegen Mangels an Petroleum
diese Beleuchtungsart einzuführen gezwungen
waren. Das gilt hauptsächlich für den Klein-
handwerker, welcher mit höchstens einem Ge-
hilfen um das Dasein kämpft. Wien istin dieser
Hinsicht als soziale Stadtgemeinde mit gutem
Beispiel vorausgegangen und hat die Kosten
der Installation für elektrische Beleuchtung
von 10000 Kleinwohnungen vor kurzem be-
willigt ; es tilgt dieses große Investitionskapital
durch einen kleinen Aufschlag auf die Strom-
kosten während einer Reihe von Jahren. ie
Bisher wurden die Tarife nur von dem
Gesichtspunkt des Verbrauchs festgelegt ohne
Rücksicht auf die soziale Lage des Abnehmers,
die schon durch die Größe der Wohnung ihren
Ausdruck findet, z. B.. Zimmer und Küche,
wobei eventuell das Zimmer noch als Arbeit
raum Verwendung findet, gegenübergestellt
einer 4- bis 5-zimmerigen Wohnung, die nur
2 Personen zur Verfügung steht. Also Klein-
wohnungen, sogenannte Mittelstandswohnun-
sen und Luxuswohnungen. Bei einer Klein-
wohnung dürften auch die einschneidensten
Sparmaßnahmen, wie sie jetzt vielfach ange-
ordnet sind, keine Einschränkung ermöglichen,
während bei den großen Wohnungen hier noch
erhebliche Ersparnisse an Energieverbrauch
möglich sind... ”
Eine in Österreichisch -Schlesien gelegen
Stadt hat unter Berücksichtigung der 270
Kleinwohnungen, bestehend aus Zimmer und
Küche bzw. 2Zimmern und Küche, deranderen
srößeren Wohnungen sowie der noeh möglichen
Verbrauchsstellen in bezug auf den gesamten
Gasverbrauch eine Zusammenstellung g
macht und gemäß dieser die Kosten für die
Mengeneinheit des Gases nach der Größe.der
bewohnten Räume abgestuft. Von der Direk-
tion der Gaswerke ist dann folgende Vorlage
gemacht worden: :
Als Verbraucher
kommen in Betracht:
? % des G
Art der Abnehmer - Verbrauch "Ramtver-
re) brau ha
269 Abnehmer mit Zimmer
und: RKuche wm sa
199 Abnehmer mit 2 Zim-
mern und Küche. . ,
Wohnungen mit mehr als
60000 970°
64 700 10,47.
2 Zimmern, Geschäfte
USW. 2 a IN
Fabrikbetriebe . .......... 710000 - 1762
Eigene Betriebe”. % = ,+ 24.000 3,82 7
Da sich der Selbstkostenpreisfürl m?Gas,
einschließlich sämtlicher Unkosten, auf 89,9h
stellt, wurde für die genannten Verbraucher
folgende Preisstaffelung je m? eingesetzt:
l Zimmer und -Küche . ... .:0,90 Kr 5
2 2» ” E2} B . . 3 F} 0,94 Fan
3 9 ” 3 > STE E 1,00 DEN
Geschäfte, Fabrik- und Gewerbe- .
betriebe 7 3: Saar ee De
Wohnungen von 4 Zimmeın und - £
mehr . Se
Theater, Kinos, Säle, bei denen
Eintrittsgebühren erhoben wer- |
den . 2 ers bDoBen
Diese von der Gemeinde eingeführte Preis-
statfelung dürfte tatsächlich der Lösung der
sozialen Frage etwas näher kommen, und ic
glaube, daß eine ähnliche Preisstaffelung
den Verbrauch elektrischer Arbeit leicht dureh-
zuführen wäre. Für die Kleinwohnungen
welche wiederum nur aus Zimmer und Küche
bestehen sollen, empfehle ich die reinen Selbst
kosten zu bereehnen. Bei den 2-Zimmerwoh-
ı nungen käme zu den Selbstkosten ein Zuschlag
22.9 anuar 1920.
Elektrotechnische Zeitschriitt. 1920, Heft 4.
79
nn nee
von 10% in Betracht, während für Wohnungen
mit 3 Zimmern und Küche ein solcher von
20% nieht zu hoch erscheinen dürfte. Ob eine
3- bis 4-Zimmerwohnung als Luxuswohnung
anzusehen ist, entscheidet die Kopfzabl der
die Räume bewohnenden” erwachsenen Perso -
nen; denn für .eine mittlere Beamtenfamilie
mit drei erwachsenen Töchtern und zwei
großen Söhnen dürfte eine 4-Zimmerwohnung
nicht als Luxuswohnung gelten; bei der Preis-
staffelung müßte auch dieser Punkt wohl
Berücksiebtigung finden. Für Geschäftslo-
_ kale und Fabriken, welehe ja sowieso sämt-
liche Unkosten der Kundschaft aufbürden,
_ käme ebenfalls ein Zuschlag von 20% zu den
Selbstkosten in Betracht. Für Wohnungen
mit 4 und mehr Zimmern, also auch sogen.
- Luxuswohnungen, würde mit einem Zuschlag
von 30% zu rechnen sein. Für Theatervor-
- stellungen, Kinos, Abendunterhaltungen, über-
_ haupt für alle Veranstaltungen, bei welchen
eine Eintrittegebühr verlangt wird, müßte der
- Zuschlag mindestens 50% betragen. Es ist
wohl selbstverständlich, daß die von dem
Elektrizitätswerk zu eigenen Zwecken ver-
brauchte Energie bei der jährlichen Abreehnung
zu Selbstkosten zu verrechnen wäre. Für
- Kraftabnahme, außer der sog. Lichtperiode,
käme ein Preiszuschlag je nach Größe des Ab-
nehmers und der jährlichen Benutzungsdauer
des Anschlußwertes von 3bis W% in Betracht.
Ich glaube, mit Vorstehendem eine Anregung
gegeben zu haben, um die Preise mit Rücksicht
auf die soziale Stellung des Abnehmers zu ge-
stalten und bin gerne bereit, eventuelle Aus-
- arbeitungen in dieser Hinsicht zu übernehmen.
; Ing. W. Vieweger.
Großes Dampfkraftwerk in Neu-England.
— De Turners Falls Power and Electric Co.
betreibt in Montague City ein Wasserkraftwerk
von 45 000 kW mit einer geramten Netzlänge
Fern- und Verteilungsleitungen) von 800 km.
Sie speist hiermit wichtige industrielle An-
lagen, Elektrizitätswerke und Bahnen.
kes Ansteigen der Belastung zwang die Gesell-
schaft, zur Unterstützung der Wasserkraft-
anlage ein Dampfkraftwerk zu bauen, das
- mit zwei Turbogeneratoren 30000 kW er-
zeugt. Man konnte sich hier mit zwei Maschi-
_ mensätzen begnügen, da Dampfkraftwerk und
- Wasserkraftwerk zusammen nur eine Anlage
_ bilden, Sonderreserveim Dampfkraftwerk sich
also erübrigt.
Als Baustelle wurde ein Gelände in der
- Nähe der Bahn Boston and Maine am Zusam -
menfluß des Connecticut mit dem Chicopee
sewählt, das durch Bahnanschluß, Wasser-
anfuhr, Wasserversorgung und Netzanschluß
‚so günstig erschien, daß man beträchtliche
- Grünlungsschwierigkeiten (Beton-Pfahlroste)
in Kauf nahm.
Die Anıage besteht aus 8 Wasserrohr-
kesseln für eine Dampfspannung von 15,75 kg
pro em? mit 52 bis 65° Überhitzung mit
Rileyrost, 2 Dampfturbinen der General
Eleetrie Co. für je 15000 kW, 14 kg/cem?
Überdruck, direkt gekuppelt mit Drehstrom-
generatoren für 60 Per. und 13 200 V, sowie
Westinghouse Transformatoren der Außen-
type für je 6250 kVA und 13 200/66 000 V.
: Die Kohle wird auf einem Anschlußgleis
in Wagen mit Bodenentleerung durch einen
elektrischen Lokomotivkran angefahren, der
2 beladene Wagen ziehen kann und 60 bis 75 ./h
leistet; er verteilt auch die Kohle auf dem
'Lagerplatz und schüttet sie um. Der Lager-
platz kann bei 3 m Schütthöhe Kohle für drei
Monate Vollbetrieb fassen,
#5 Vom Platz oder auch unmittelbar vom
_ Wagen aus wird die Kohle durch den Kran
in einen Trichter unter dem Gleis gefüllt und
einem Brecher und von dort durch Riemen-
förderer dem Kesselhausbunker von 1000 t
Fassungsvermögen zugeführt; Brecher und
- Förderer leisten 100t/h. Vom Bunker aus fällt
die Kohle dureh Trichter auf die Roste.
® Die‘ acht Schrägrohrkessel sind in vier
Batterien von je 2 Kesseln ufgestellt, je zwei
Batterien auf jeder Seite des Kesselhauses,
dessen Gangäachse der Längsachse des Tur-
binenhauses parallel läuft. In den Kesse]ln
sind Düsen angebracht, die mittels überhitzten
_ Dampfes den Ruß von den Kesselrohren ab-
blasen. Die Roste arbeiten mit Unterwind,
der von zwei Ventilatoren für je 2800 m®/min
geliefert wird ; einer derselben wird von einem
_ Sehleifringmotor mit Drehzahlregelung, der
andere durch eine Dampfturbine angetrieben.
Sie stehen unter dem Kesselraum und werden
_ durch Luft aus dem Turbinenraum und aus
dem Generatorgehäuse gespeist. Asche und
_ Schlacke fallen durch Trichter in Kippwagen,
die über eine Rampe durch einen kleinen Mo-
torwagen nach oben gezogen werden, wo sie
zur weiteren Auffüllung des Grundstückes
dienen.
Star
s Der Schornstein hat 76 m Höhe und 4 m
Durchmesser. Von den 3 Kesselspeise-
‘pumpen sind eine elektrisch (175 kW), zwei
dureh de Laval-Turbinen angetrieben.
Die beiden horizontalen Turbodyna-
mos für je 15000 kW laufen mit 1800
Umdr/min undliefern Drehstrom von 13 200\V,
60 Per; sie verbrauchen bei !/, Last 5,66 kg,
bei 3% ‚Last 5,57 kg, bei .% Last 5,84 kg
Dampf, bei 14 kg Überdruck am Einstiıöm-
ventil, 5200 Überhitzung und höchstens 38mm
absolutem Gegendruck. Jede Maschine ‚hat
einen gekuppelten Erreger für 100 kW und
250 V; als. Reserve ist ein Umformer von
100 kW vorgesehen. Die Kondensatpum -
pen werden mit Dampfturbinen betrieben,
Als Luftpumpen dienen Radojet-Ejektoren.
Die: Schaltapparate für die Genera.
toren sind vorerst noch im Trarbinengebäude
aufgestellt; bei der späteren Erweiterung des
Kraftwerkes sollen sie in ein besonderes
Schalthaus verlegt werden. Die Maschinen
werden dureh Schalter in gemauerten Zellen
an die einfachen ° 13 200 V-Sammelschienen
angeschlossen. i
Die Transformatoren und alle Hoch-
spannungsapparatesind zueinem Außenschalt-
werk vereinigt (Abb. 1). , Dort sind‘ Unter-
Transformatoren’
\ ß
Abgehende Freleitungen
> Grundriß
Transformator-\b Y g
Ölschafter 6% Sl
PU cher
Aufriß
Außenunterwerk.
Abb. 1.
spannungssammelschienen in zwei Abteilun-
gen angeordnet, die durch eisenarmierte Drei-
phafenkabel, je drei parallel, über Ölschalter
mit den Hauptsammelschienen im Gebäude
verbunden sind. An die Unterspannungsschie-
nen im Außenschaltwerk sind je drei Westing-
house-Einphasentransformatoren in Dreieck-
schaltung angeschlossen. Sie leisten je 6250
kVA bei 13 200/66 000 V wund besitzen Öl-
isolierung und Wasserkühlung.
Die 66000 V-Seite ist in Stein mit ge-
erdetem Nullpunkt geschaltet und über Öl-
schalter mit Sammelschienen verbunden, die
-doppelt und geteilt ausgeführt sind, so. daß
jede der beiden angeschlossenen Fernleitungen
mittels eines Ölumschalters auf jeden der bei-
den Transformatorensätze oder auf beide zu-
sammen geschaltet werden kann. Die Sammel-
schienen sind auf Stützisolatoren verlegt. Die
abgehenden Freileitungen sind über Ölschalter
und Drosselspulen angeschlossen,
Für die Schalterbetätigung und für Not-
beleuchtung ist eine Akkumulatorenbatterie
mit Ladeumformer vorgesehen, fernerein Luft-
kompressor von 15kW zu Reinigungszweeken,
Motorantrieb für die Hauptdampfventile und
einige andere elektrische Hilfseinriehtungen.
Für die Baukosten sind folgende Werte
angegehen:
x Mill. $
Aussehachtungen, Gründun-
gen, unterirdische Kanäle
und Betonbau bis Tüur-
Dmentlurf Seo 10287
Gebäudeoberteil (Ziegel) m.
Dach mare ENDET
Schornstein Se DE
Kühlwasseranlaee . . . ..0,100
Gesamtes -Kraitweik . . 2,215
Die Kosten sind unter Berücksichtigung
der besonders teuren Gründungen nur eiwa
70 % höher als die einer gut gebauten Anlage
nach deutschen Friedenspreisen. (Elcetrical
World, Bd. 72, 8. 780 u. 888.) EP. Ph.
Elektromaschinenbau.
Umrechnung der Kennlinien eines Haupt-
strommotors vom Regelfeld auf geschwächtes
Feld. — Diese Arbeit bezweckt die Umreehnung
von Geschwindigkeit, Wirkungsgrad und Zug-
‚kraft des feldgeschwächten Motors (Abh, 2)
4:0
fo}
E E
an)
0 =
IE E 7
Abb. 2.
aus den gegebenen Unterlagen für den normalen
Hauptstrommotor (Bahnmotoı). Unter der
Voraussetzung, daß die Feldstiöme beim ge-
schwächten und ungeschwächten Motor gleich
groß sind, läßt sich zeigen, daß sich die Ge-
schwindigkeiten des Bahnwagens in km/h wie
die aufgedrückten Spannungen verhalten müs-
sen also:
V, - ER, —JW5
a @
V, E;— JıW,
wobei .J den jeweiligen Ankerstrom. ı den je-
weiligen gesamten Motorwiderstand bedeuten.
Außerdem wird:
SE
En a a no
a x
wenn 4 = Anteil des Feldstromes am Gesamt-
strome des feldgeschwächten Motors ist.
Gl. (1) und (2) ge-
ben die Unterlagen zur
Aufstellung der neuen
Geschwindigkeitslinie
A, By (Abb. 3).
Für denjenigen, der
mit Motorkurven zu
rechnen gewöhnt ist,
bieten diese Betrach -
tungen wenig neues.
Des Weiteren wird
noch der angenäherte
Wirkungsgrad des feld-
geschwächten Motors
unter der meist praktisch zulässigen Annahme
abgeleitet, daß bei gleichen Feldströmen auch
die Geschwindigkeiten Y, und V, gleich sind.
So ergibt sich alsdann:
——7
Abb. 3.
aa Me
2 ; hl
E ke
und unter Berücksichtigung der Zahnradvorge-
iegereibung 7° =n .nz die Zugkraft am Treib-
rad:
REINER
9,81. 3
Solche umständliche Formeln, wie die für
r, werden in der Praxis wohl wenig Anklang
finden. Der mit dem Entwurf des Bahnmotors
betraute reehnende Ingenieur, der über die Ein-
zelverluste genau unterrichtet ist und daher
„;» und Z3 einfach und genau bestimmen kann,
wird sich zur Anwendung obiger Formel niemals
entschließen, und dem Fernerstehenden, dem
die Motorwiderstände (einschl. Übergangswider-
ständen) in den seltensten Fällen bekannt sind,
fehlen also meist die erforderlichen Unterlagen.
Da es bei angenäherten Rechnungen nicht auf
einige % ankommt, genügt für den Ferner-
stehenden die Angabe, daß bei gleichen Feld-
strömen die Zugkraft des feldgeschwächten Mo-
tors etwa 14, mal größer wird, wie die des unge-
schwächten Motors, alko: ZzwZ. (K.
Sveinsson. El. Kraftbetr. u. Bahnen, Bd. 16,
S. 97.) IIpt.
Ankerwieklung zur Vervollkommnung der
Kommutierung in Maschinen mit Kommutator.
— Nach einem englischen Patent Nr. 113756
wird die Anbringung von Ausgleichs-
verbindungen ce und d in der, in der Abb. 4
dargestellten Wieklung geschützt. Die Wick-
lung selbst ist bereits durch das Patent 5983
=
' vom Jahre 1905 bekannt; sie besteht aus zwei
voneinander getrennten Wieklungen, die ab-
wechselnd an die Segmente eines Kollektors
angeschlossen sind. Dabei ist der Schritt der
80
einen Wieklung b um eine Nutenteilung größer,
als der Schritt der anderen Wicklung «a, und
es liegen infolgedessen die beiden linken Seiten
zweier Spulen a und b in derselben Nut, die
beiden rechten Seiten jedoch in benachbarten
Nuten. Diese Anordnung hat den Zweck, den
(anal
Abh. 4.
Ankerwechselwicklung.
magnetischen Achsen der beiden Wicklungen
diejenige Phasenverschiebung zu geben, die sie
semäßihrem Anschluß an den Kollektor gegen-
einander haben müssen, ohne die Zahl der An-
kernuten verdoppeln zu müssen, Da beide
'Wieklungen infolge der verschiedenen Schritte
etwas verschiedene Widerstände aufweisen,
wird die Wieklung mit dem größeren Schrittam
Grunde, die mit dem kleineren Schritt an der
Öffnung der Nuten angeordnet, wodurch diese
Ungleichheit z. T. wieder gehoben wird. Die
Bürste bedeekt nur eine Kollektorlamelle, oder
doch wenig mehr. Damit die beiden Wicklun-
gen unter allen Umständen denjenigen Span-
nungsunterschied haben, den sie gemäß ihrer
Lage auf dem Ankerumfang und am Kollektor
basitzen müssen, werden nach dem genannten
Patent 113756 die Zwischenverbindungen e und
d angebracht. (Genie Civil, Bd. 73, 8. 80.)
M. Sch.
Apparatebau.
Schutz gegen das Schadhaftwerden von Meß-
instrumenten durch heftige Stromstöße oder
Kurzschlüsse. — In jedem elektrischen Betriebe
mit großen Maschinenleistungen dürfte schon
die Beobaehtunggemachtwordensein, daßdurch
heftige Stromstöße, welche bei Kurzsehlüssen
auftreten, Meßinstrumente, wie Amperemeter,
Leistungszeiger, Zähler usw schadhaft werden.
Entwederdeformierensichdabei die beweglichen
mechanischen Teile der Instrumente, oder aber
es verbrennen die in die Instrumente einge-
bauten stromführenden Einrichtungen. - Da
wohl nur in seltenen Fällen Reserven für die
Meßeinriehtungen zur Verfügung stehen, wer-
den diese Störungen sehr unliebsam empfunden,
zumal die Apparate zwecks Nacheichung oder
Reparaturlängere Zeit entbehrt'werden müssen.
Um nun diesen Übelständen in. sicherer
und einfacher Weise zu begegnen, habe ich ein
Sehutzrelais gebaut und angewandt, welches
beim Überschreiten des für die betreffenden In-
strumente zulässigen Höchststromes durch die-
sen Strom selbst einen zweiten Kreis von sehr
geringem Widerstand schließt, welcher dann
parallel zn den zu schützenden Apparaten liegt
und diese. dadurch im Nebenschluß liegend,
nur von einem geringen Bruchteil des Haupt-
stromes durchfließen läßt. Nach Behebung des
Kurzschlusses ‘oder des zu. heftigen
stoßes öffnet sich selbsttätig der Hilfsstrom-
kreis, so daß die Instrumente dann wieder nor-
mal zeigen.
Die Einrichtung soll in erster Linie für
Apparate in Verbindung mit Stromwandlern.
Verwendung finden und wird dann in den
sekundären Stromkreis des Stromwandlers ein-
geschaltet (Abb. 5), worin A = Stromwandler,
B
Ablı. 5.
R= Schutzrelais, B die zu schützenden Instru-
mente darstellen. Die Stromwandler, neuer-
dings durchweg für sekundär 5 A gebaut,
gestatten für alle Schutzapparate die glei-
chen Abmessungen und elektrischen . Ver-
hältnisse, wodurch sich ihre Herstellung
wesentlich vereinfacht und überaus billig
stellt. Durch Veränderung der Windungs-
zahl der Spule z kann der Apparat natür-
Strom--:
Elektrotechnische Zeitschriitt. 1920, Heft 4.
22. Januar 1920.
lich auch jedem anderen Umsetzungsverhältnis
angepaßt werden.
Um beim Ansprechen der Einrichtung mög-
licehst den gesamten Strom über den Hilfsstrom-
kreisfließen zu lassen, also von yüber Kontakt
enach 2, empfiehlt es sich, das Relais entweder
direkt am Stromwandler oder -möglichst in
seiner Nähe zu montieren.
Das Schutzrelais kann ferner bis zu ge-
wissen Stromstärken auch ohne weiteres für di-
rekt angeschlossene Instrumente Verwendung
finden, gleichgültig ob für Wechsel-oder Gleich -
strom. Hierbei muß dann von Fall zu Fall die
Windungszahl der Spule x bestimmt werden.
Der Spannungsabfall, der durch das Relais ent-
steht, beträgt bei 5 A etwa 0,5 V.
Bei Anschluß von Instrumenten mit einem
Gesamtspannungsabfall von etwa 2 V wurde
durch Versuche festgestellt, daß bis zum 50-
fachen des normalen, also bei 250 A Sekundär-
strom der in die Instrumente fließende Teil-
strom 5 A.nieht überschreitet. Ein Anwachsen
des Sekundärstromes bis zu diesem Betrage'’
dürfte aber praktisch niemals eintreten. Für
die normale Sekundärstromstärke von 5 A ist
das Relais so einreguliert, daß eine Überbrük-
kung der angeschlossenen Instrumente bei
etwa 7A erfolgt, die Kontaktöffnung tritt dann
beim Stromrückgang auf etwa 5,5 A ein, worauf
die Instrumente normal zeigen.
Seitdem in den von mir geleiteten um-
fangreichen, elektrischen Zentralen unserer
Hüttenbetriebe diese Relais eingebaut wurden,
ist selbst bei den heftigsten Kurzschlüssen kein
Instrument mehr schadhaft geworden, während
vordem beigleichen Anlässen des öfteren Appa-
rate zerstört wurden.
Die Fabrikation des vorstehend beschrie-
benen Relais hat die Siemens &Halske A. G.
übernommen. Um beim Ansprechen der Relais
die Kontakte auch bei Wechselstrom, welcher
-bekanntlich ein Vibrieren flach aufeinander he-
gender Kontakte verursacht, einwandfrei zu ge-
stalten, hat genannte Firma einige Verbesse-
rungen angebracht, welehe bezeichneten Übel-
stand ausschließt.
Th. Schell,
Betriebsleiter der Ilseder: Hütte,
Verkehr und Transport.
Die elektrische Einheitslokomotive. — Wäh-
rend der Dampflokomeotivbau auf eine neunzig-
jährige Entwicklung zurückschaut und dem-
entsprechend zu gewissen einheitlichen For-
men gekommen ist, steht die elektrische Loko-
motive mit etwa nur dem dritten Teil dieser
Entwicklungszeit noch im vollen Kampf um
solehe.. So einfach die Baubedingungen bei ihr
zu liegen schienen, handelte es sich doch im
wesentlichen um die Verbindung der umlaufen-
den Bewegung des Motors mit der der Trieb-
achsen des Fahrzeugs, so stellten sich doch bald
nach der Inbetriebsetzung der ersten schweren
Maschinen unvorhergesehene Schwierigkeiten
ein, dieeinmalaufseiten der genannten Arbeits-
übertragung und dann auch auf seiten-.der Re-
gelung der Motoren lagen. Im Gegensatz zu
Deutschland, wo man der Lösung der Aufgabe
dureh möglichste Beschränkung der Motoren-
zahl, in einigen Fällen sogar auf einen einzigen
Motor für die ganze Lokomotive, und die Kup-
pelstange als Übertragungsorgan nahe zu kom-
men glaubte, hielt man in den Vereinigten
Staaten am unmittelbaren Antrieb der Achsen,
gegebenenfalls nur unter Verwendung der ein-
fachen Zahnradübersetzung, fest, wobei die
Zahl der Motoren aus der Leistung des Einzel-
motors bzw. die Belastung der einzelnen 'Treib-
achsen sich ergab und in allen Fällen erheblich
höher als bei der erstgenannten Bauart austiel.
Diese beiden Bauarten können als die
Grenzen der Möglichkeiten gelten. Neben und
zwischen ihnen gibt es eine Unzahl von Schat-
tierungen und Gruppierungen. E
Einem Aufsatze Wittfelds!) zufolge beab-
siehtigt die preußisch-hessische Eisenbahnver-
waltung, den aufihren Strecken Halle — Magde-
burg und Lauban-— Königszelt angewandten
Bau der Lokomotiven mit hochliegendem Mo-
tor und Kuppelstangenübertragung zu ver-
lassen, um auf dem Wege des Zahnradachs-
antriebes von Einzelmotoren zu einer einheit-
lichen und vereinfachten Bauart elektrischer
Lokomotiven zu kommen.
Lokomotivarten setzen sich unter Verwendung
weniger Elemente durch deren- verschieden-
artige Vereinigungen zusammen. Bezeichnet
man mit A eine durch Einzelmotor mit ein-
facher Zahnradübersetzung angetriebene 'Treib-
achse, mit S den Transformator, FH den Heiz-
kessel und K die Kurzkuppelung, so bilden 2A
(nicht selbständig) und 3A die Grundelemente
bei Güterzuglokomotiven, und 1—- 2A, 1—-3A
die für Personen- und Sehnellzugmaschinen,;
wobei mit 1 die vor- bzw. nachlaufende Lauf-
achse gegenüber den mit A bezeichneten Treib-
2 „Zentralhlatt der Bauverwaltung“ vom 13.VIL. 1919.
F
Die verschiedenen
achsen bezeichnet wird. Hiermit lassen sich
nun folgende Lokomotivgattungen zusammen
setzen:
1. Güterzuglokomrtiven.
34 dh. 809
S s
2A+2A »:OOXOD
s Se
A-3834: SO OKOOD Ei
Ser
34434, QOOROOO
2AH3AH+DA
tiven.
SH
oOO
SEHIS
1A h:
een Ulich verschiebbar
: A 3 Ss H.:S
1.245241 2,7 900ORO08
Die Treibraddurehmesser sind bei-I 1350
mm bei II 1600 mm, die Laufraddurehmesser
1000 mm. Die Höchstgesehwindigkeit bei 170°
km/h, bei II 100 km/h. \
dauernd bei I 225 kgm bei 50 km/h, bei II 300
kgm bei 80 km/»n. Der Schienendruck der Treib-
Ss Se S "SE
OOROOOKROO usw.
Il. Personen- und Schnellzuglokomo-
RS aen 5 Laufachsen seit-
Die Motoren leisten
2
var:
7
achse ist 17 t, der Laufachse 14t. Die Zugkraft
muß imstande sein, die Treibräder beim Anlauf
ohne Sandung der Sehienen zum Schleudern zu
bringen. Wie man hierausersieht, kommt man
bei der Zusammensetzung der verschiedenen
Lokomotivgattungen mit wenigen Elementen
aus,so daß nur wenige Hauptwerkstätten nötig
werden und sich die meisten Arbeiten in den
Betriebswerkstätten auf Auswechseln beschrän-
ken. Z. Zt. werden hiernach Entwürfe für Ein-
heitslokomotiven . bearbeitet. ;
Im Gegensatz zu diesen Vorschlägen, die
einmal wegen des Antriebes der Treibachsen
durch Einzelmoteren und sodann wegen des
Einbaues der Zahnradübersetzung in den kost-
baren Raum zwischen den beiden Rädern einer
Treibachse zu einer großen Anzahl von Motoren
-führen, behält die von der Schweiz bevorzugte
Bauart der Lokomotiven den Mehrfachantrieb
der Achsen bei, vermindert aber dabei in weit-
gehendem Maße die bei Kuppelstangenantrieb
zutage getretenen ungünstigen Anordnungen.
Nach den auf der Lötschbergbahn erzielten
guten Ergebnissen hat man diese Bauart nun
auch bei den Lokomotiven der Gotthardbahn,
über die hier demnächst berichvet werden wird,
‚zur Anwendung gebracht. Die Erfahrung muß j
zeigen, welcher der beiden Ausführungsarten -
der Vorzug gebührt. 22
Die vorübergehende Tariferhöhung der
Pariser .. Metropolitain- und Nord-Südbahn. —
Im Mäi 1919 wurde. zwischen
Paris und der Metropolitain- sowie Nord-Süd-
Untergrundbabn ein Vertrag über die Berück-
siehtigung der Kriegsfolgen in der Wirtschafts-
der Stadt =
weise dieser Bahnen und in ihren Beziehungen-
zu der Stadtals Konzessionsgeberin abgeschlos-
sen. Er brachte eine Fahrpreiserhöbung um
0,05 Fr auf 0,30 Fr für die 1. Klasse, 0,20 Fr für
die 2. Klasse und 0,25 Frfür die Rückfahrkarte
vom Mai 1919 an.
als Zusätze zu den Konzessionen für die Dauer
des Krieges und längstens ein Jahrnach diesem.
Die Straßenbahn- und Omnibusfahrpreise wa- {
ren schon seit Anfang 1919 ähnlich heraufge-
setzt ‘worden. Wie in Deutschland, gab die
Verteuerung der Rohstoffe, der Löhne usw.
auch in Frankreich Anlaß zu Tariferhöhungen
der Fern- und Ortsverkehrsmittel.
Einige Zahlen der Metropolitain-Bahn wer-
den interessieren: &2
191
1918 1917 8
: ; Mill. Fr Mill. Fe Mill. Pr
Einnahmen rd. HUSTEN
Ausgaben rd 23,5. 36,4 45,6
Trotz starker Verkehrssteigerung verschlech-
terte sich also die Betriebszahlrasch von rd 0,43
auf 0,61, obgleich zunächstnoch billigere Lager-
vorräte und möglichst eingeschränkte Unter-
haltungsarbeiten sparend ins Gewicht fielen.
Wenn auch bis 1917 erträgliche Dividenden ge-
zahlt werden konnten, so gewährte doch nach- ö
stehende Zusammenstellung einen Ausblick auf
die bedenkliehe Entwicklung der Finanzlage:
| Bi | Einnahme ' Amsgabe
Maren Wagen-km Wagen-km Wagen-km
Er Er Pr
ee Su
1913 |73.202 000) 0,52 0,33 } 0,19:
1914 160.254 000| : 0,55 0,35 0,20
1915 154 291 000. 0,63 0,41 0,22
1916 [60.415000 0,68 | 0,47 0,21.
1917 \60 677 000) 0,78 0,60 0,18 -
1918 |60 370.000. 0,82 | 0.06.
0,76
Die Vereinbarungen gelten
Überschu8
Mer
E ne
92. Januar 1980.
Elektrotechnische Zeitschrüt. 1920. Heit 4.
8l
Auseinem Überschuß von 8,6 Mill. Fr 1913 hätte
1918 ein Fehlbetrag von 3,3 Mill. Fr und 1919
von etwa 9,5 Mill. Fr werden müssen, ungeach-
tet des außerdem zu erwartenden Mehraufwan-
des infolge des Achtstundentages, der ja unge-
mein verteuernd wirkt. Auf nennenswerte Ein-
nahmesteigerung ohne Tariferhöhung war nicht
mehr zu rechnen, da die Bahnen bis an die
Grenze ihrer Leistungsfähigkeit beansprucht
waren und die Zahl der Fahrgäste immer lang-
samerstieg. Auch bei Berücksichtigung der da-
maligen Beschießungen von Paris und von Wit-
terungseinflüssen, die sich in der Verkehrsent-
wieklung wiederspiegelten, mußte man bei der
Vorausschätzung der Einnahmen vorsichtig
sein, zumal der Kraftomnibusverkehr allmäh-
lieh wiederin Wettbewerb trat. Eine Leistungs-
steigerung, etwa durch Vermehrung der Fahr-
zeuge und Verbesserung der Signalanlagen, er-
schien bei der gegenwärtigen Preisentwicklung
und der Abneigung gegenüber schwierigen,
wissenschaftlichen Untersuchungen untunlich.
Anderseitsstiegen die Ausgaben unaufhalt-
sam. Die Aufwendungen für das Personal san-
ken zwar zunächst infolge des Abgangs zum
Heeresdienst. Allmählich wurde aber die Ein-
stellung von Kriegsaushelfern nötig und allge-
mein mußten Teuerungszulagen gewährt wer-
den, die sich Mitte 1918 durchschnittlich auf
150Fr f.d. Kopf u. Monatstellten. Daneben gin-
gen Lohn-und Gehaltserhöhungen, Zuschüsse zu
den Pensionen und ‚Entschädigungen bei Ent-
lassung der Aushelfer einher. Während der
ersten 4 Kriegsjahre waren so die persönlichen
Ausgaben um etwa 100% gestiegen. Die Ein-
führung des Achtstundentages kostete schät-
zungsweise nach den Lohnsätzen von Mitte
1918 5,5 Mill. Fr.
Die elektrische Arbeit erzeugt die Metro-
politain zu ”/;im eigenen Werk Berey, den Rest
liefert die Pariser. Elektrizitätsgesellschaft in
St. Denis. Die Gestehungskosten im eigenen
Werk dienten vertragsgemäß als Maßstab für
die Preisgestaltung des. Fremdstromes beson-
ders in Abhängigkeit vom Kohlenpreis. Dort
kosteteim Frieden die Kohle 25,5 Fr/t und stieg
bis 1918 auf 110 Fr/t. Im Januar 1919 war sie
wieder auf 93,7 Fr/t gesunken und zog dann
langsamwiederan. Infolgederwieauch beiuns
stark verschlechterten Beschaffenheit der Kohle
sind die Brennstoffkosten weitergestiegen, trotz
geringerer Zugförderung. Bei den Unterhal-
tungskosten, besonders für die elektrischen
Ausrüstungen, spielten die auch in Deutschland
bekannten Preiszuschläge (es werden 100 bis
400 % genannt)eine Rolle, Die allgemeinen Un-
kosten wuchsen besonders infolge von Abgaben,
Versicherungsgebühren usw., die nach den Ein-
nahmen berechnet werden. Alle diese Um-
stände sind in eingehenden Verhandlungen von
(den städtischen Behörden geprüft und gewür-
digt worden, ehe diese sich zur Genehmigung
des Fahrpreiszuschlages von 0,05 Fr bereit
landen. ;
Beider Verwendung dieser Mehreinnahmen
konnte die Stadt ein Recht auf Beteiligung gel-
tend machen. Sie hatte gewi""e Larten für die
Herstellung der Tiefbauten übernommen, deren
Verzinsung sie aus Abgaben der Gesellschaft
deekte. Da noch ein Netz von 36 km zu bauen
war und hierfür bei der gegenwärtigen Teue-
rung. die bisherigen Abgaben nicht genügt
hätten, beanspruchte die Stadt auch von der
Fahrpreiserhöhung eine Abgabe. Der Vorschlag
‚der M6tropoiitain, 0,01 Fr der Stadt, 0,03 Fr
‚den Bahnbediensteten und 0,01 Fr der Gesell-
schaft zukommen zu lassen, wurdu abgelehnt,
da der Zuschuß zu den Personalkosten eine
Entlastung der Betriebsausgaben und also
neben dem unmittelbaren Zuschuß an die Ge-
sellsebaft von 0,01 Fr dieser nochmals einen
‚Vorteil gewährv hätte. Auch dıe Erhebung
»iner Abgabe von der Fahrpreissteigerung nach
len bisher gelvenden Sätzen des Konzessions-
vertrages fand keinen Anklang. Danach stan-
len der Stadt von jeder Fahrkarte 1. Klasse
J,i0 Fr und von jeder Fahrkarte 2. Klasse und
ron jeder Rückfahrkarte 0,05 Fr an Abgaben
u. Man hätte diese Sätze im Verhältnis der
‘ahrpreiserhöhungen steigern können, wobeı
ler Gesellschaft dann der Rest der Mehrein-
‚ahmen zur freien Verfügung hätte bleıben
können. Es wurde jedoch folgende drıtte Lö-
‚ung vereinbart:
" Zu einer jährlichen Abrechnung werden
Ile Einnahmen und Ausgaben des Betriebes
iedergelegt, einschließlich Kapitaldienst, wo-
‚ei die Dividende auf höchstens 4% festgelegt
st. Eine zweite ..Kriegsabrechnung‘“ stellt die
ihrlichen Überschüsse oder Fehlbeträge der
rsteren Abrechnung dar. Hierbei ist zum Aus-
‚leich der unzvlänglichen Unterhaltung und
‚rmmeuerung seit Kriegsausbruch eine Pausch-
ımme von 2,5 Mill. Fr verrechnet. Diese neuen
hebt ale Kr laufen vom 1. Januar 1919 an.
tgibt die. Kriegsabreehnung insgesamt einen
berschuß, so ist er an die Stadt abzuführen,
einen Fehlbetrag hat diese dagegen der Metro -
politainbahn zu ersetzen. Ähnliche Abmachun-
gen gelten für die Nord-Südbahn. Die Dividen-
dengrenze ist hier nach dem Mittelwert aus
1911 bis 13 zu 2,5% bemessen. Die Stadt hat für
dies Unternehmen keine Tiefbauaufwendungen
gemacht. Die Pauschsumme für Unterhaltung
und Erneuerung beträgt % Mill. Fr. Zur Über-
wachung ihrer Wirtschaft durch die Stadt
müssen sich die Gesellschaften verpflichten, ihre
gesamte Buchführung seit der Gründung vor-
zulegen. Alle Entscheidungen über Ausgaben
von mehr als 25000 Fr bei der Metropolitain-
Bahn und 15000 Fr bei der Nord-Südbahn
müssen der Aufsichtsstelle zur Kenntnis ge-
bracht werden. _ (Genie Civil, Bd. 74, 1919,
S. 419.) Ey
Die Elektrisierung der Gotthardbahn. —
Die Arbeiten für die Elektrisierıung der Gott-
hardbahn schreiten programmäßig vorwärts.
Die Stauanlage des Kraftwerkes Ritom!) ist
fertiggestellt, der Zulaufstollen wurde durch-
geschlagen und die Ausmauerung desselben be-
gonnen. Die Montage der Druckleitung ist be-
reits weit vorgeschritten. Der innere Ausbau
des Maschinen-, Schalt- und Transformatoren -
hauses ist vollendet, und es wird z. Zt. die Mon-
tage der Turbinen, Generatoren, Transforma-
toren und der Schaltanlage ausgeführt. Für das
Kraftwerk Amsteg wurde mit den Bauarbeiten
für die Abschlußmauer in der Reußseblucht
am -Pfaffensprung begonnen. Der Ausbruch
des Zulaufstollens ist in voller Arbeit und der
Unterbau für die Druckleitung bereits. vollen-
det. Gegenwärtig wird die Seilbahn für den
Rohrtransport montiert. Mit den Fundamen-
ten für das Maschinenhaus ist begonnen wor-
den. In den Unterwerken Göschenen, Giornico
und Giubiasco wird die Möntage der elektri-
schen Einrichtungen durchgeführt. Von den
Hochspannungskabeln für die 60 000 V-Über-
tragungsleitung sind rd 30 km verlegt. Für die
Fahrleitung sind die Maste, Ausleger und
Querträger sowie die Tragwerkein den Tunneln
auf der ganzen Strecke Erstfeld — Bellinzona
montiert, das Tragseil mit Kettenwerk und
Fahrdraht auf etwa °/j, dieser Strecke aus-
gelegt und z. T. bereits reguliert.
Beleuchtung und Heizung.
Die elektrische Automobil- und Fahrrad-
beleuehtung. — Die Beleuehtungsmaschine für
Lastwagen der Oesterr. Siemens-Schuckert-
werke, System Dick, sitzt an Stelle des
Schwungradesdes Verbrennungsmotors mitdem
Anker unmittelbar auf dessen Kurbelwelle.
Sie ist demgemäß als achtpolige Innenpolma-
schine mit Plankollektor ausgebildet; die Feld-
wicklung hat Verbundschaltung. Für den Dienst
als Auswurfmotor ist die Hauptschlußwieklung
gleiehsinnig zum Nebenschluß geschaltet, beim
Betrieb als Stromerzeuger sind beide Wicklun-
gen gegeneinander geschaltet und regeln so auf
annähernd konstante Spannung. Die Maschi-
nenleistung ist bei 1000 Umdr./min 20 V
und. 30 A, das Anzugsmoment 20.kgm bei
500 A. Die Regelung durch die Verbundwick-
lung scheint jedoch nicht über den ganzen
Regelbereich zu genügen, da das wiedergege-
bene Scehaltbildnoch einen besonderen ‚‚Regler‘“
zeigt. Bosch verwendet für Lichtmaschinen zur
Wagenbeleuchtung einen selbsttätigen Regler
im Nebenschluß; den veränderlichen Wider-
stand bildet eine Schicht gekörnter Kohle, die
durch den längsverschieblichen Kern einer
Spannungsspule unter wechselndem Druck ge-
halten wird. Für Fahrrad- bzw. Motorradbe-
leuehtung, also für die kleinsten Abmessungen,
baut Bosch eine Maschine, bei der das Neben-
schlußfeld zwischen einer Haupt- und einer
Hilfsbürste, also an einer durch die Feldverzer-
rung beeinflußten, veränderlichen Spannung
liegt. Wie bei allen durch Feldverzerrung oder
Verbundwieklung regelnden Maschinen muß
auch diese im Betrieb dauernd an der Batterie
liegen, damit die Regelung wirksam wird. Das
An- und Abschalten der Maschine besorgt bei
Bosch für beide Bauarten ein selbsttätiger
Schalter mit einer Spannungsspule, die bei Er-
reichen der Batteriespannung einsehaltet, und
einer Stromspule, die bei Rückstriom ausschal-
tet. Die A.E.G. baut, vielmehr baute, eine Ma-
schine (Lizenz Gray und Davis) mit mechani-
scher Regelung durch eine Reibungs-Schlupf-
kuppelung, deren Backen unter demEinfluß von
Schwungmassen von etwa 1000 Umdr./min ab
gelüftet werden und so Überschreiten dieser
Drehzahl durch den Anker verhindern. An-
und Abschalten derMaschine geht auf gleiche
Weise wie bei Bosch vor sich. Diese Regelung
macht das dauernde Parallelarbeiten von Ma-
schine und Batterie entbehrlich. (Da die
Scehlupfkuppelung dauernden Arbeitsverlust, Er-
wärmung und auch Verschleiß entsprechend
N) Vgl. „ETZ“ 1918, 8. 284.
dem Schlupf mit sich biingt, ist sie nur für
kleine Leistungen verwendbar, von der A.E.G.
auch bereits wieder verlassen. Der Berichter.)
Die Lestra-Dynamo der Firma Friedrich
Weichmanns Wittwe regelt durch die feld-
schwächende Wirkung der Ankergegen- und
-querwindungen, deren Feld bei der geringen
Zahnsättigung und dem kleinen Luftraum sich
stark entwickeln kann, während das erregende
Nebenschlußfeld schon bei der sogenannten
normalen Drehzahl vollständig gesättigt ist‘
(Elektrotechn. n. Masehinenb., Bd. 35, 8. 264.)
schbk.
Landwirtschaft.
Technik und Landwirtschaft. — Der Aus-
schuß für Technik und Landwirtschaft im Ber-
liner Bezirksverein deutscher Ingenieure veran-
staltet am Mittwoch, den 28. I. 1920, abends
7 Uhr, im großen Saal der Vereinshauses, Beı
lin, Sommerstr. 4a, eine Versammlung, zu der
Interessenten sowohl aus dem Kreise der Land-
wirtschaft wie der Industrie eingeladen wer-
den. Als. Berichter zu der Frage „Die Gegen-
söätze zwischen Stadt und Land und ihr mög-
licher Ausgleich‘‘ werden sprechen: Dr. See-
dorf, Hauptgeschäftsführer der Landwirt-
schaftskammer für die Provinz Brandenburg,
über „Die ländliche Wirtschaft‘‘, sowie
Dr. Passavant, Direktor der Berliner Städti-
schen Elektrizitätswerke, über „Die städti-
sche Wirtschaft‘. An beide Berichte wird
sich eine Aussprache anschließen.
Die Technik in der Landwirtschaft. — Das
4. Heft der Monatsschrift ‚Die Technik in der
Landwirtschaft‘ ist auch für die Elektretech-
nik von Interesse, besonders der Vortrag des
Architekten Arnous, Berlin, über Betriebs-
erleichterungen durch mechanische Einrichtun-
gen bei landwirtschaftlichen Gebäuden, die
Beiträge 'von Prof. Dr. Fischer über wissen -
schaftliche Betriebsführurg nach F. W. Tay-
lor, von K. v. Meyenburg, Basel, über Land-
industrie und von Dr. Günther, Berlin, über
die Ausbildung von Landwirtschaftsingenieu-
ren. Anregungen über Silospeicher-Einrichtun-
gen, Maschinenreparaturkursen und Motor-
pfluggenossenschaften sind sehr beachtenswert
und z. T. für die Elektroindustrie von unmittel-
barer Bedeutung. Die Auslandsnachrichten,
die Patentschau und vor allem die Druck-
schriftenschan sind besonders reichhaltig aus-
gestaltet. Der Metor in der Landwirtschaft,
starke oder schwache Feldberegnung, eine 3kW
Stromerzeugergeruppe, die Bobstsche Torf-
stechmaschine, Instandhaltung und Reparatur
landwirtschaftlicher Maschinen, die Feldbereg-
nungsanlage in Amalienhof bei Spandau und
in Ortwig Kr. Lebus, Elektrizität im Molkerei-
betriebe, Maschinenberatung, mehr Mascbinen
für den Flachsbau werden dem Elektrotech-
niker zeigen, daß für ihn in der Landwirtschaft
noch manches Neue zu tun ist. Es ist zu wün-
schen, daß besonders zu der Frage Elektrizität
im Molkereibetriebe von seiten der Elektroteeh-
nik Stellung genommen wird. Mit einer Ab-
bandlung über den Kurbelmotor der elektrische
Kleinmotor für die Landwirtschaft schließt
diese besonders beachtenswerte Nummer.
Ke.
Fernmeldetechnik.
Bäume als Antennen für drahtlose Telegra-
phie. — Seit dem Jahre 1904 hat der General
deramerikanischen Telegraphentruppen George
OÖ. Squier Versuche über die Verwendbarkeit
von Bäumen als Antennen für drahtlose Tele-
graphie angestellt. Während des Krieges hat er
in den Vereinigten Staaten mehrere Stationen
mit Baumantennen eingerichtet. Diesen ge-
lang es, Nachrichten von Poldhu, Nauen, Lyon
und Paris aufzunehmen. Die Herstellung der
Antennen ist sehr einfach: In den Baum wird
in etwa Zweidrittel seiner Höhe ein Loch ge-
bohrt und ein Metall- (am besten Kupfer-)
Stift eingesetzt, der dureh einen Kupferdraht
mit dem Empfänger verbunden wird. Soll eine
Dauerstation errichtet werden, so werden
mehrere Kupferstifte, im allgemeinen 6 ver-
wendet, die alle an den gleichen Draht zum
Apparat angeschlossen werden. Die Emp-
fangsfähigkeit und Sicherheit wird dadureh er-
höht. Die Bäume verhalten sich genau wie
Metallantennen: sie nehmen besser bei Nacht
als bei Tag auf, besser bei klarem Wetter als
bei Nebel. Benachbarte Bäume beeinflussen
die Baumantenne nieht. Man erhält mit einem
Baume, der mitten im Walde steht, dieselben
Ergebnisse wie mit einem frei in der Ebene
stehenden. Belaubte Bäume sind empfind-
lieher als kahle. Abgestorbene Bäume sind un-
verwendbar. General Squier stellt neuerdings
Versuche an über die Sendemögliehkeit mittels
Bäumen. Es soll schon gelungen sein, auf diese
Art drahtlos zu telephonieren. (,Umsehau “
vom: 11. X. 1919.) Rp.
Drahtlose Telephonie mit Draht. — Die
englische Postbehörde macht gegenwärtig
Versuche mit einem Apparat für Vielfach -
telephonie, der kurz vor Ausbruch des Krie-
xes von dem amerikanischen General Squier
erfunden worden ist. Der. Apparat fand
während des Krieges aus einem besonderen
Anlaß in Amerika eine sehr interessante. Ver-
wendung. Als die. Vereinigten Staaten mobili-
sierten, wünschte man eine Anzahl der führen-
den Männer der Pittsburger Industrie im Haupt-
quartier in Washington zu haben ; diese wollten
jedoch nur unter der Bedingung kommen, dal}
sie in ständiger telephonischer Verbindung mit
ihren Pittsburger Bureaus stehen konnten. Da
nur eine Drahtlinie über Baltimore direkt bis
Pittsburg ging, wardiese Bedingung sehrsehwer
zu erfüllen, und so machte man einen Versuch
mit dem Apparat des Generals Squier, der mit
vollem Erfolg arbeitete. Die Methode be-
steht nach den Angaben eines englischen
Blattesin einer Kombination von draht-
losen Stromkreisen mit den gewöhn-
lichen Drahtleitungen; sie wird beschrie-
ben als eine drahtlose Telephonie, die durch
Drähte geleitet wird, wobei die Vakuumröhre
wie bei aller drahtlosen Übermittlung eine wieh-
tige Rolle spielt. Wenn jemand in London z. B.
in Manchester anrufen will, und die Linie be-
setzt ist, so kann einer der drahtlosen Strom-
kreise unverzüglich eingeschaltet und. die Ver-
bindung auf diese Weise hergestellt werden.
Mit dieser Methode können zugleich fünf Ge-
spräche über eine Drahtleitung geführt werden,
was bedeutet, daß im ganzen Lande, ohne daß
auch nur ein km neuer Drahtleitung gelegt
zu werden braucht,fünfmal mehrFerngespräche
seführt werden können. Eine Schwierigkeit
ist dabei noch zu überwinden. Es hat sich ge-
zeigt, daß alle fünf Gespräche geheim bleiben
können und völlig ungestört voneinander sind;
es ist aber sehr leicht möglich, daß ein über eine
Leitung gelegtes Gespräch an Kreuzungspunk-
ten in eine andere Drahtleitung überspringt.
Bei der Unzahl von Drahtleitungen in einem
Lande wie England kann dies zu ernstlichen
Störungen führen, und die Techniker sind
daher bemüht, auch diesen Übelstand zu be-
seitigen. (,„Germania‘‘ vom. 31. VIII 1919
Nr.:397.)
Drahtlose Telegraphie in der Schiffahrt.
— Drahtlose telegraphische Anlagen müssen
vom 1. Januar 1920 auf jedem britischen Schiff
von mehr als 1600 Br. R. T. Raumgehalt und
am 1. April auf jedem ausländischen Schiffe
während seines Aufenthaltes in britischen
Häfen an Bord sein. Daß die Regierung 1600 t
als unterste Grenze gewählt und sich nicht an
den- Titanie-Vertrag gehalten hat, der die Mit-
führung drahtloser Einrichtungen von der Per-
sonenstärke des Schiffes abhängig macht, hat
in der englischen Fachpresse Anlaß zu ausführ-
lichen, nicht gerade immer sehr anregenden
Auseinandersetzungen gegeben. Beeinflussen
haben sich von ihnen weder Regierung noch
Parlament lassen, obgleich sowohl vereinzelt
Reeder wie alle zum Wort gekommenen See-
leute-für eine ganz wesentliche Herabsetzung
- der unteren Grenze eintraten. Am unzweideu-
tigsten: geschah es durch Herrn R. Burton
Chadwick, der -alle britischen Dampfer
von je mehr als 500 Br. R. T. in das Gesetz ein-
geschlossen sehen wollte. -Hiergegen erhoben
sich: mehrere Stimmen mit der Begründung,
daß auf so kleinen Fahrzeugen weder Unter-
kunftsverbältnisse noch anderweitige Beschäf-
tieungsmöglichkeit für den Bordtelegraphisten
vorhanden seien, auch bedeute solehe Vermen-
rung. der Besatzung sowie ferner der Einbau
drahtlöser Anlagen usw. eine ungeheure Be-
lastung für den Reeder. Derartige Bedenken
versuchte Herr Chadwick dadurch zu ent-
kräften, daß er auf den in mannigfachster Form
in Erscheinung tretenden Nutzen drahtloser
Bordtelegraphie hinwies. Im besonderen hob
er als solehen hervor: Feststellung einwand-
[reien Bestecks bei unsichtigem Wetter; Herab-
setzen der. Versicherungsprämien, weil die
Sehiffsverluste vermindert würden ; ausgiebige
Gelegenheit, in Not geratene Schiffe zu bergen;
Nutzanwendung aus der Wettervoraussage der
Observatorien ; frühzeitige Verständigung mit
dem Reeder oder Agenten über voraussichtlich
genaue Ankunft im Hafen, über Umfang des
Bunkerkohlenbedarfs, über etwaige. Ausbesse-
rungen am Schiffsrumpf oder an der Maschine
usw.; Verminderung der Kollisionsgefahr im
Nebel usw. usw. — Da deutsche Sehiffahrts-
kreise sich in absehbarer Zeit wahrscheinlich
auch werden mit der Frage beschäftigen müs-
sen, ob und auf welchen Schiffsgrößen draht-
lose Bordeinriehtungen zur Pflieht zu machen
seien, . können die vorstehenden Bemerkungen
vielleicht manchem ein willkommener Führer
für seine Stellungnahme sein. („Hansa‘‘,
Deutsche nautische Zeitschrift, vom 11. X.
191928 Rp.
‚durch die Messung bestätigt.
aus Litze im Widerstandsminimum arbeitet.
Elektrotechnische Zeitschriit: 1920. Heit 4.
Drahtlose Telegraphie für China. — Im
Anschluß an das im Angust 1918 abge-.
schlossene Abkommen über die FEinfüh-
rung der drahtlosen Telephonie in China hat
im Mai 1919 der Vertreter der Mareoni-
gesellschaft einen Vertrag mit der chinesischen
Regierung abgeschlossen, nach dem beide Teile
übereinkommen, die ‚Chinese National Wire-
less Company‘ mit einem Aktienkapital von
700 000 £ zu gründen, wovon jeder der beiden
Vertragsgeener die Hälfte zeichnet. Die Ge-
sellschaft hat die Absicht, Fabriken zu errich-
ten, u. zw. die Hauptniederlassung voraus-
siehtlieh in Shanghai und Zweigfabriken in Pe-
king und Tientsin zur Unterhaltung des draht-
losen Materials, das bereits eingebaut ist oder
in Zukunft eingebaut werden wird. Die Regie-
rung wird der Gesellschaft besondere Vorreehte
verleihen, so daß ihr auf diese Weise eine er-
folgreiche Arbeit gesidhert ist. Das gesamte
Telegraphennetz in Cbina befindet sich in einer
äußerst schlechten Verfassung. Es ist ver-
schwenderisch ausgestattet, so daß sein Betrieb
ständige Verluste für den Staat zur Folge hat. .
Unter diesen Umständen eröffnet sich für die
drahtlose Telegraphie in China eine große
Zukunft. („The Times‘ vom 3. VI.
Rp:
Physik und Theoretische Elektrotechnik.
Gereehnete und gemessene Werte der Wi-
derstandserhöhung bei Eisenleitern. — G. Hil-
pert und M. Schleicher wollen die Zu-
verlässiskeit der üblichen Formeln für die
Bereehnung der Widerstandserhöhung von
zylindrischen Eisenleitern bei technischen
Wechselströmen feststellen. Zu diesem
Zwecke werden zylindrische Fluß- und Guß-
eisenstäbe bei der Frequenz 30 bis 60 Per/s
untersucht und nachgerechnet. Bei den bisheri-
gen Formeln von Raleigh, J. J. Tompson
und J. Zenneck werden zwei Ännahmen ge-
maeht: 1. Konstante Permeabilität über den
ganzen Querschnitt. 2. Keine Hysterese.
Aus den Ergebnissen der Versuche werden fol-
gende Schlüsse gezogen. 1. Die mathematisch
gefundene Gesetzmäßigkeit für die Änderung
des Widerstandes mit der. Periodenzahl wird
2, Verwendet
man zur Bestimmung der Permeabilität die
effektive Randfeldsträke und die B/9-Kurven
für Gleichstrom, so geben die Formeln von
Zenneck die Abhängigkeit der Widerstands-
erhöhung von der Stromstärke qualitativ gut
wieder. 3. Um auch quantitativ eine Überein-
stimmung zu erzielen, sind die errechneten
Werte um 15 bis 30 .% bei Guß- bzw. Fluß-
eisen zu erhöhen. 4. Die gemessenen Ab-
weichungen können dureh die Hysteresever-
luste kaum erklärt werden.’ 5. Die Belastung
wird am besten so gewählt, daß die auf ge-
wöhnlichem Wege errechnete Randfeldstärke
nicht in das Gebiet der maximalen Permea-
bilität fällt. Män gewinnt den Eindruck, daß
die in der Rechnung konstant angenommene,
in Wirklichkeit aber veränderliche Permeabili-
tät des Eisens die Ursache für die Abweichung
zwischen gerechneten und gemessenen Werten
ist: (Archiv £. Elektr., Bd. 7, 1918/19. 8. 144.)
f : Vg.
Litze oder massiver Draht? — Die Wider-
standserhöhung bei Wechselstrom kann man
dureh Anwendung von Litzen herabdrücken,
aber bei genügend hoher Frequenz nimmt der
Widerstand wieder zu und von da ab ist der
Massivdraht günstiger als die querschnitts-
gleiche Litze. W. Rogowski gibt zunächst die
Formel für diejenige Wellenlänge Aw an, von
der ab bei einer Spule die Litze mehr Wider-
stand als der quersehnittsgleiche Massivdraht
hat. Sie lautet: :
| pr
Ivo — 2,2. 10%.d?. LYZ.s (in m gemessen),
wobei >
d den Durchmesser des Einzeldrahtes in em,
L, die spezifische Leitfähigkeit,
7 die Drahtzahl der Litze,
S EL Vz
4 g ;
g die Ganghöhe in em.
bedeuten. Für die üblichen Kupferlitzen mit
Durehmessern des Einzeldrahtes von 0,12 und
0,07 mm sind die Wellenlängen Aw graphisch
aufgetragen.
Hierauf wird eine Formel für diejenige
Wellenlänge Ax angegeben, bei der eine Spule
’
1K.=4,47.108, 42: LYZ=8.
Das Widerstandsverhältnis einer gerade im
Widerstandsminimum arbeitenden Litzeist 1,5,
die Wirbelstromverluste betragen also 50%, der
Gleiehstromverluste.
Anschließend wird die Abhängigkeit des
Wechselstromwiderstandes einer Spule ans
Litze von der Drahtzahl untersucht. Für das
Widerstandsverhältnis einer Litzenspule gelten
die Formeln: gr
IE eg
k=Z4 OH) — u;
|
et EEE Br
und für die Funktionen 4 (£) und w (£) die
‚Näherungen - z .
z &° ;
Eee 33
II NEHME ESRE
Bei großen Werten von Ehat es keinen Zweck,
die Drahtzahl einer Litze wesentlich höher als
10 zu wählen, Für den praktisch wichtigeren
Fall bei kleinen Werten von & ergibt sich für
Kupfer die Forderung
RE
ad. >
Man sieht daraus, daß hohe Werte der Draht-
5.1073, 42
Re dr 282
zahl erst dann nützlich sind, wenn man zu. Jan-
gen Wellen übergeht und sehr dünne Drähte
verwendet (d = 0,007 em).
noch die Formel für das Widerstandsverh ältnis
k für eine gerad ausgespannte Litze angegeben,
welehe für kleine Werte von & lantet:
a a WA Een,
22. Januar 1920.
s: » = Freqnenz in Per/s
Zum Schluß wird
ie
wobei e der Raumfaktor der Litzeist, d.h. das
Verhältnis des gesamten Kupferquerschnitts
zum Flächenquerschnitt. (Archiv f. Elektr.,
Bd. 8, 1919, 8. 269.) vg.
Jahresversammlungen, Kongresse,
Ausstellungen. eS
Deutsche Beleuchtungstechnische Gesell-
schaft. — Die 16. ordentliche Mitgliederversamm-
lung findet am Donnerstag,den 22.1.1920, nachmit-
tags 4 Uhr, in der Physikalisch-Techrischen
Reichsanstalt, Charlottenburg, Werner Siemens--
Straße 8/12, statt. Die Tagesordnung ist: 1. Ge-
schäftliches. 2. Prof. Wedding: „Der Ausbau
der Deutschen Beleuchtungstechnischen Gesell-
schaft“. 3. Dr. Fritz Schröter: „Betrachtungen
über Lumineszenzlampen‘. 4. Praktische Fra-
gen; hierzu Dipl.-Sig. Weinbeer: „Licht-
streuende Gläser und reflektierende Flächen‘.
5. Wünsche aus der Versammlung.
Verschiedenes. _
Neue. französische Einheitsbezeichnungen.
— Das „Journal du Four Eleetrique et des
Industries Rleetroekimiques‘‘, Paris, enthält in
Nr, 19 vom 1: X. 1919 auf S. 132 eine Zusam-
menstellung der Maßeinheiten, wie sie durch
das Gesetz vom 2. IV. 1919, veröffentlicht am
5. VIII. 1919, in Frankreich festgelegt wurden.
Bemerkenswert hierin ist zum Beispiel die fest-
geleste Winkeleinteillung, wonach der rechte
Winkel in hundert ‚Grade‘ geteilt ist, wäh-
rend die weitere Unterteilung in. Dezimalen
stattfinden soll. Nur nebenbei wird die alte
Einteilung in 90 Grade (degr&) zugelassen. Von
mechanischen Einheiten ist die Einheit für
Kraftäußerung, das ‚Sthene‘, bemerkenswert,
für die Arbeitseinheit ist die Benennung Kilo-
joule eingeführt. Für die Leistung gilt das in-
ternationale Kilowatt. Gesetzlich sollalso nur
nach Kilowatt gerechnet werden, es werden aber
noch weitere Bestimmungen ($. 134) über die
früher gebräuchlichen Einheiten festgesetzt.
‚Diese Festsetzungen dürften wohl so zu ver-
stehen sein, daß, wenn jemand noch die Alten
Benennungen beibehält, dann ein Kilogramm-
meter gleich 9,8 Joule zu rechnen ist, ein
Dampfpferd 75 Kilogrammetern in der Sekunde
entspricht und das Dampfpferd und das Pon-
celet gleich 0,735 bzw. 0,98 Kilowatt ist. Da
in den französischen Zeitschriften vermut-
lich die neuen Einheiten von nun an gebraucht
werden, &o sei auf die charakteristischen Unter-
schiede der einzelnen Einheiten hiermit hin-
gewiesen.
Die Beuthaufgabe. — Die vom Verein Deut-
scher Maschinen-Ingenieure für das Jahr 1920
gestellte Preisaufgabe bezieht sich auf die
Brennstoffwirtschaft in der Übergangszeit vom
Dampfbetrieb zum elektrischen Betrieb auf den
Eisenbahnen. In der Aufgabe soll die Frage be-
handelt werden, eine moderne Fabrikanlage
zur Herstellung von Halbkoks zu entwerfen, die
allen Anforderungen der Neuzeit unter beson-
derer Berücksichtigung wirtschaftlicher Aus-
nutzung der Kohle entsprieht. Das gewonnene
Gassolldureh Gaskraftmaschinen in elektrische
Arbeitumgewandelt, Heizgas soll in der kalten
Jahreszeit zur Fernheizung benutzt werden und
° -
22. Januar 1920.
_ im übrigen zum Heizen der Kokereiöfen dienen.
_Teerpech und Halbkoks soll in Brikettierungs-
_ anlagen zur Dauerlagerung hergerichtet werden
usw. Jedes entstehende Steinkohlenprodukt
sollalso möglichst an Ort und Stelle in ein Fer-
- tigfabrikat umgewandelt werden, die dann zu
Wasser oder mit der: Bahn dem Verbrauchsort
zugeführt werden. Der Staatspreis für dieses
Preisausschreiben ist von 1700 M auf 3000 M er-
- höht worden. Näheres ist durch die Geschäfts-
stelle des oben genannten Vereins, Berlin SW.
68, Lindenstr. 99, zu erfahren. 2a
Wiederabschaffung der Frauenarbeit in Eng-
land. — Eine Vereinigung von weiblichen An-
gehörigen technischer Berufe (Women’s En-
gineering Society) hielt kürzlich ihre erste
ri Sitzung in der Central Hall, Westminster, Lon-
+ don,ab. Ein Fräulein Parsons führte den Vor-
3 sitz und erwähnte in ihrer Ansprache, daß von
_ der Million Frauen, die sich während des Krie-
ges technisch betätigt haben, 45 000 in beson-
‚deren technischen Lehranstalten ausgebildet
worden seien. Jetzt aber erheben die Gewerk-
- schaften Einspruch gegen eine Weiterbeschäf-
_ tigung von Frauen, und der Zusammenschluß
erfolgte, um die wirtschaftlichen Interessen
der Mitglieder wahrzunehmen. (,Electrieian‘‘,
Bd. 83, 1919, 8. 730.) W.
Energiewirtschaft.
.. Regelung der Preise für elektrische Arbeit
in Österreich. — Das österreichische Staatsamt
- — für Handel und Gewerbe, Industrie und Bauten
> hat unter dem 6. XII. 1919 eine Vollzugsanwei-
sungüber die Regelung der Preise für Gas
und elektrische Energie bei wesentlich ge-
änderten Gestehungskosten erlassen. Danach
haben Gas- und Elektrizitätswerke Anspruch
auf eine entsprechende Erhöhung der Liefer-
preise, welche vor Inkrafttreten dieser Vollzugs-
Anweisung in langfristigen Lieferungsverträgen
_ mitihren Abnehmern oder durch besondere Ver-
- einbarungen mit der Gemeinde des Lieferortes
{Konzessionsverträge) festgesetzt sind, sobald
die Gestehungskosten abzüglich von Mehrein-
nahmen bei der Verwertung der Nebenprodukte
. infolge der durch den Krieg geschaffenen außer-
— — ordentlichen wirtschaftlichen Verhältnisse um
mehr als 20% gegenüber dem Stande bei Ver-
- tragsabschluß gestiegen sind. Hat infolge Stei-
gens der Gestehungskosten eine Preiserhöhung
_ innerhalb des letzten Halbjahres vor Wirksam-
- keit dieser Vollzugsanweisung bereits stattge-
Zunden oder wird sie auf Grund dieser Vollzugs-
_ anweisung vorgenommen, so kann bei einem
weiteren Steigen der Gestehungskosten eine
_ meuerliche Preiserhöhung erst nach Ablauf
‘ eines halben Jahres seit der letzten Preiser-
höhung begehrt werden. Als langfristig gelten
Lieferungsverträge, wenn sie das Gas- oder Elek-
- rechnet vom Zeitpunkte der Stellung des Begeh-
rens um Preiserhöhung gegenüber dem anderen
den bezeichneten Verträgen eine Neuregelung
- - der Preise für den Falleiner Erhöhung der Ge-
- stehungskosten vorbehalten, so kann eine Preis-
_ erhöhung auf Grund dieser Vollzugsanweisung
_ nur bezüglich der nicht schon dureh den ver-
auslagen erfolgen. Die Preiserhöhung ist auf
- Verlangen des anderen Vertragsteiles in dem
- Außmaße rückgängig zu machen, als sich die
'Gestehungskosten ermäßigt haben. Bei fort-
sehreitender Ermäßigung dieser Kosten kann
_ eine neuerliche Preisherabsetzung erstnach Ab-
_ 1aufeines halben Jahres nach der letzten Preis-
. ermäßigung begehrt werden.
Die Gas- und Elektrizitätswerke haben bei
- den bezeichneten Vertragsverhältnissen auf
- Verlangen der Abnehmer oder der Gemeinde
_ eine entsprechende Herabsetzung der Preise vor-
- zunehmen, sobald die Gestehungskosten gegen-
_ über dem Stande bei Vertragsabschlußsich nach
"Inkrafttreten dieser Vallzugsanweisung um
_ mindestens 20 % ermäßigen. Dies gilt insbeson-
dere auch für den Fall einer Betriebskostenver-
minderung durch Einführung technischer Neue-
ungen oder Änderungen ;hierbei ist jedoch von
er Betriebskostenersparnis ein angemessener
Betrag für Verzinsung und Tilgung des für die
Neuerungen (Änderungen) investierten Kapi-
- talsabzuziehen. Die obigen Bestimmungen sind
Fr Bei Preisherabsetzungen sinngemäß anzuwen-
den, i
Über die Preisfestsetzung und deren Wirk-
samkeitsbeginn entscheidet im Streitfalle ein
‚Schiedsgericht, welches für jedes Land am Sitze
der Landesregierung mit je einer Abteilung für
_ Gas-und Elektrizitätslieferungsverträge errich-
_ tet wird. Jede Abteilung besteht aus einem
Richter als Vorsitzenden und je einem Vertreter
der Werke und der Abnehmer als Beisitzer. Für
jedes Mitglied ist.aus denselben Berufskreisen
_ ein Stellvertreter zu bestellen. Die Vorsitzen-
„den und ihre Stellvertreter werden vom Staats-
Elektrotechnische Zeitschrift.
ag m
amt für Justiz, die Beisitzer vom Landeshaupt-
mann bestellt. Die Verhandlungen des Schieds-
Die Mitglieder
haben über geschäftliche und Betriebsverhält-
nisse, welche ihnen vermöge dieser Stellung zur
trizitätswerk nicht vor Ablaufeines Jahres, ge-
Vertragsteile, aufzulösen berechtigt ist. Ist in
_ tragsmäßigen Aufschlag berücksichtigten Mehr- |
1919.
Heit 4.
83
geriehtes sind nicht öffentlich.
Kenntnis gelangen, Versehwiegenheit zu beob-
achten und sich der Verwertung solcher Kennt-
nisse zu enthalten. Das Schiedsgericht entschei-
det unter Abwägung der Interessen der Beteilig-
ten nach den Grundsätzen der Billigkeit. Seine
Entscheidungen gelten als Ergänzungen der
oben bezeichneten Verträge und sind endgültig.
Der Preisfestsetzung darf eine Rückwirkung
höchstens aufden Tag der Anrufung des Schieds-
gerichtes zuerkannt werden. Das Verfahren rich-
tet sich nach den Bestimmungen der Zivilpro-
zeßordnung, sofern in dieser Vollzugsanweisung
nichts anderes bestimmtist. Das Schiedsgericht
ist befugt, nach den für das bezirksgerichtliche
Verfahren in Zivilsachen geltenden Vorschriften
Beweise aufzunehmen, insbesondere Zeugen,
Sachverständige und Parteien unter Eid zu ver-
nehmen. Die vor dem Schiedsgericht abgelegste
Aussage steht einem gerichtlichen Zeugnisse
gleich. Die Schlußfassung erfolgt mit absoluter
Stimmenmehrheit. Kommt eine solche für
einen bestimmten Lieferpreis nicht zustande, so
bestimmt der Vorsitzende den Preis. Inwiefern
die Kosten des Verfahrens von dem einen Teile
zu ersetzen oder unter beide Parteien aufzutei-
len sind, entscheidet das Schiedsgericht nach
freiem Ermessen.
Industrie und Handel.
Leitsätze der Valutakommission für den
deutschen Außenhandel und die Preisgestaltung.
— Eine von der kürzlich seitens des Reichs-
finanzministers einberufenen ständigen Va-
lutakommission gebildete Unterkommission
hat bezüglich des Außenhandels und der Preis-
gestaltung im Innern Leitsätze aufgestellt,
die von der Hauptkommission angenommen
worden sind und u. a. fordern, daß der Import
von Lebensmittel-Fertigfabrikaten auf dem
Wege einer planmäßigen, auch im Innern zu
verfolgenden Politik tunlichst durch die Ein-
fuhr landwirtschaftlicher Rohstoffe er-
setzt werde. Alle Luxusimporte seien zu ver-
hindern. An den bestehenden Einfuhrver-
boten für alle Halb- und Fertigfabri-
kate müsse festgehalten werden, Einfuhrbe-
willigungen dafür könnten nur von Fall zu Fall
unter Berücksichtigung einer Wiederausfuhr er-
teilt werden. Die Kommission ist nach den Er-
fahrungen der letzten Monate der Ansicht, daß
eine weitere Freigabe von Rohstoffen, wie sie für
Textilien besteht, für die Entwicklung des
Markkurses von verderblicher Wirkung sein
muß, da bei der steigenden Preiskonjunktur im
Innern und bei der zu erwartenden weiteren Er-
höhung des Preisniveaus Industrie und Handel
angesichts der sicheren Aussicht, die Waren
später mit Gewinn im Inlande zu veräußern,
über ihren Bedarf und vielleicht auch über die
angesichts der Kohlenschwierigkeiten gegebene
Verarbeitungsmögliehkeit hinaus Waren kaufen
werden. Von der Aufstellung einer allgemeinen
Rohstoff-Freilisteseiabzusehen. Eine Kontrolle
- der Einfuhr beisämtlichen Rohstoffen empfiehlt
sich schon aus dem Grunde, weil ohne eine
solche keine Gewähr dafür gegeben ist, daß die
aus den Rohstoffen hergestellten Waren zu
einem angemessenen Prozentsatz wieder ausge-
führt werden. Bei der Prüfung der Einfuhrbe-
willigungen muß nach Ansicht der Kommission
Rücksicht darauf genommen werden, daß keine
Gegenstände hergestellt und in den inländischen
Konsum gebracht werden, die wir in unserer
augenblickliehen Not noch entbehren können.
Die Kommission erkennt die Schwierigkeiten
der Durchführung einer solehen Kontrolle der
Wiederausfuhr an. Sie glaubt, daß die Rege-
lung in der Praxis zweckmäßigerweise Organi-
sationen des Handels und der Industrie
unter der Einflußnahme der Regierung über-
lassen bleiben müßte. Sie befürwortet die In-
aussichtstellung einer straffen Durchführung
der bestehenden Einfuhrverbote, um hierdurch
Industrie und Handel zur Bildung der notwen-
‚digen Organisationen zu veranlassen. Weiter
spricht sich ‘die Kommission nach Kenntnis-
nahme von der geplanten Regelung der Ausfuhr
dafüraus, daß bei der Bewilligung von Ausfuhr-
anträgen grundsätzlich eine Preisprüfung
vorgenommen und, soweit es die Verhältnisse
zulassen, an die Erteilung der Exportgenehmi-
gungen die Bedingung der Abführung von De-
visen geknüpft werden soll. Die Bildung der
vorgesehenen Außenhandelsstellen sei so
schnell als möglich in die Praxis umzusetzen.
Zur verstärkten Einfuhr ausländischer Roh-
stoffe und zur Erhöhung der inländischen Pro-
duktion sowie der Ausfuhr hält die Kommission
den Weg der Veredelungskredite für sehr
beachtenswert. Umihn zu erleichtern, empfiehlt
sie den Erlaß ergänzender gesetzgeberischer
Vorschriften, die dem Kreditgeber das Pfand-
ein.
recht an der Ware auch während des Verarbei
tungsprozesses gewährleisten.
Das einzige durehgreifende Mittel, auf die
Dauer zu einer Besserung unserer wirtschaft-
lichen Verhältnisse und der Valuta zu gelangen,
liegt nach Ansicht der Kommission in der För-
derung der inländischen Produktion,
die in erster Linie nur durch eine gesteigerte
Arbeit des ganzen Volkes erreicht werden
kann. Es muß nicht nur überhaupt mehr ge-
arbeitet werden, sondern auch mehr als in den
Ländern, die den Krieg gewonnen haben. Eine
verringerte Arbeitszeit wirkt um so unheilvol-
ler, als die Leistungsfähigkeit starke Einbuße
erlitten hat. Aufklärung hierüber muß in jede
Arbeitsstätte getragen werden. Die Beschaf-
fung von geeigneten Wohngelegenheiten für die
Kohlenarbeiter ist zum Zwecke der Erhöhung
der Kohlenproduktion zu beschleunigen.
Es ist zu prüfen, ob nicht durch Aufschließung
neuer Lager eine Ausdehnung der Braunkohlen-
erzeugung erzielt werden kann, Die Elektri-
zitätswirtschaft zum Ersatz der Kohle und
zum Zweck der Verringerung der Einfuhr von
Petroleum und Treibölist mit allen Mitteln
zu fördern, insbesondere durch :den
Ausbau von Wasserkräften und Hoch-
spannungsleitungen.
Die Kommission empfiehlt für alle Gebiete
der Wirtschaft, insbesondere hinsichtlich der
landwirtschaftlichen Erzeugnisse, eine Prü-
fung der Frage, inwieweit die behördlich fest-
gesetzten Preise im richtigen Verhältnis zu-
einander stehen und einen angemessenen Er-
satz für die Unkosten der Produktion enthalten.
Sie lehnt die vielfach erhobene Forderung der
Anpassung der Inlandpreise an die
Weltmarktpreise ab, da die Durchfüh-
rung dieser Forderungeine Schraube ohne Ende
bedeutet und zur Katastrophe führen muß, und
sieht eine straffe Grenzkontrolle als Vor-
aussetzung einer Differenzierung zwischen In-
land- und Auslandpreisen an.
Die Beschäftigung im November 1919. —
Wenn auch im Anfang des Monats rd 0,4 Mill. t
Kohle aus den Haldenbeständen abgefahren
werden konnten, so haben doch Witterung und
weitere Transportschwierigkeiten die Beliefe-
rung der Industrie mit diesem wichtigsten aller
Brennstoffe derart erschwert, daß erhebliche
Betriebseinschränkungen notwendig, um-
fangreiche Arbeitseinstellungen und Massenent-
lassungen drohend wurden. Das ist, wie das
„Reichs-Arbeitsblatt‘‘ bemerkt, um so be-
dauerlicher, als die Zahl und der Umfang der
Auslandsaufträgein dauerndem Steigen be-
griffen ist. Die wirtschaftliche Lage hat sich
weiter durch Rohstoffmangel und noch immer
nicht enden wollende Streiks verschärft. Die
Arbeitslosigkeit ist sowohl gegen Oktober
wie gegen das Vorjahr erheblich gewachsen ;sie
betrug nach den Berichten der Fachverbände
2,9% von 4,5 Mill. Mitgliedern, u. zw. bei Män-
nern 2,7% (2.3 i.Vm.), bei den Frauen aller-
dings nur 3,8% (3,91.Vm.). Der Metallarbeiter-
verband verzeichnete eine Zunahme von 2,3
auf 2,5%. Die Lage der Elektrizitätsindu-
strie gestaltete sich im Berichtsmonat im all-
gemeinen weiterhin günstig. In Berlin konnte,
nach Beendigung des Streiks der Metallarbeiter,
deren Verband dafür 20 Mill. M verausgabte,
_ die Arbeit wieder in vollem Umfang aufgenom-
men werden. Für die Großindustrie kamen
Auslandsaufträge in zunehmender Menge her-
Hemmend machte sich der Mangel an
Kohlen und Material geltend.
Die Elektrizitätsversorgung bot im
November im wesentlichen das gleiche trübe
Bild wie bisher. Der besonders in Süddeutsch-
land stark fühlbare Kohlenmangel nötigte zu
Einschränkungen und teilweisen Sperrungen.
Die Folgen hiervon traten wiederum in Betriebs-
hemmungen und -stillegungen der auf elek-
trische Arbeit angewiesenen Industriezweige
zutage. Der Bau von Starkstrommaschi-
nen und -apparaten war gut beschäftigt.
Das gleiene gilt für Schwachstromappa-
rate; bier konnte sogar eine gewisse weitere
Besserung festgestellt werden. Für die Fabri-
kation elektrischer Meßinstrumente blieben
die Bestellungseingänge nur wenig hinter denen
des Vormonats zurück, so daß auch hier die
Beschäftigung als gleichbleibend günstig be-
zeiehnet wird. Ebenso hatte die Beleuchtungs-
körperindustrie im November gleichmäßig gut
zu,tun. Die Lage des Installationsgewer-
bes befriedigte wie im Vormonat. Die Fabri-
ken isolierter Drähte und Kabel konn-
ten im allgemeinen über einen günstigen Ge-
schäftsgang berichten. Kohlen- und Materjal-
mangel wirkten stark erschwerend, doch ließen
sich die Betriebe noch immer voll beschäftigen.
Zunahme der Elektrizitätsgenossenschaften
‚in Deutschland. — Nach den für 1918/19 von der »
„Statistischen Korrespondenz‘ veröffentlichten
‚Ergebnissen der deutschen Genossenschafts-
statistik sind an der reinen Zunahme der Ge-
84
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
nossenschaften (ohne die Zentralgenossenschaf-
ten) um 1774 im Jahre 1918 landwirtschaft-
liche Elektrizitätsgenossenschaften mit 216 be-
teiligt gewesen, 233 wurden neu eingetragen,
17 (mit unbeschränkter Haftung) aufgelöst. An-
fangs 1918 bestanden insgesamt 39 gewerbliche
Elektrizitätsgenossenschaften, u. zw. 5 mit un-
beschränkter "und 34 mit beschr änkter Haftung;
diese Zahlen haben sieh bis 1919 nicht geändert.
Dagegen ist die Zahl der landwir tschaftliehen
Elektrizitätsgenossenschaften im Berichtsjahre
1918 von 1283 auf 1499 gestiegen, u. zw. auf 173
mit unbeschränkter und 1323 mit beschränkter
Haftung ;dazu kommen noch 3mitunbeschränk-
ter Nachzahlung. In den ersten 3 Monaten von
1919 wurden 3 gewerbliche und 164 landwirt-
schaftliche Elektrizitätsgenossenschaften neu
eingetragen und 1 bzw. 7 aufgelöst. Die Sta-
tistik dürfte für die weiteren Monate des abge-
laufenen Jahres eine erhebliche Vermehrung
nachzuweisen haben.
Der neue finnländische Zolltarif. — Der
von der jetzigen Regierung Finnlandsin Kraft
gesetzte Zolltarif unterscheidet sich von dem
früheren in wesentlichen Punkten. Vor allem
ist er in augenscheinlicher Anlehnung an den
schwedischen sehr eingehend gegliedert. Er
sieht wie ne in der "Hauptsache Gewichts-
zölle vor ; daneben sind in ihm aber auch Wert-
zölle en ist der Zollsatz in bestimmten
Prozenten vom Warenwert festgesetzt, so ist
dieser für eingehende unbeschädigte "Waren
deren Marktpreis gleich zu recbnen, wie er sich
zur Zeit ihres Einkaufs am Einkaufsplatz, oder
für eingehende nicht gekaufteWaren, wie ersich
zur Zeit ihrer Verschiffung am Absende platz
stellte, in jedem Falle unter Zurechnung des
Wertes der Umschließung nebst Versicherung,
Fracht und anderen darauf verwendeten Kosten
bis zur Ankunft der Ware im Bestimmungs-
oder Löschungshafen bzw. bis zum ersten finni-
schen Zollplatz. Wenn der Preis irgend einer
Warengattung, die ebenfalls in Finnland er-
zeugt oder her gestellt wird, bei ihrem Verkauf
zur Ausfuhr nach Finnland niedriger ist als der
übliche Preis für die Ware im Verkaufslande,
so kann bei der .Einfuhr nach Finnland neben
dem geltenden Zollsatz noch ein besonderer
Zoll festgesetzt werden (Dumpingzoll), ent-
sprechend dem Unterschied zwischen dem üb-
lichen Marktpreise im Verkaufslande und dem
einheimischen Verkaufspreise beim Verkauf zur
Ausfuhr. Dieser Zoll kann auch auf eine nicht
zollpflichtige Ware gelegt werden. Unter dem
Ausfuhrpreis wird der Preis der Ausfuhrfirma
für die Ware ohne die Kosten, die nach der Ab-
sendung vom Verkaufslande hinzukommen, ver-
standen. Wird die Erlegung des vorgesehenen
besonderen Zolles durch die Absendung der
Ware in Konsignation ohne vorhergehenden
Verkauf umgangen, so kann der Staatsrat Be-
stimmungen tr effen, um solche Ware nachträg-
lich zum höberen Zollsatz heranzuziehen. Be-
züglich des Veredelungsverkehrs bestimmt
das Tarifgesetz, daß Waren, die ausgeführt wer-
den, um im Auslande einer ihren Charakter
nicht wesentlich verändernden Ausbesserung
oder Bearbeitung unterzogen zu werden, inner-
halb eines Jahres wieder eingeführt werden
können, u. zw. gegen eine Zollabgabe, die 15%
des Betrages ausmacht, auf den sich die Aus-
besserungs- und Bearbeitungskosten beliefen,
soweit auf’die Waren nicht ein höherer Zollsatz
angewendet werden kann. Die im Tarif vorge-
sehenen Zollsätze vom Warengewicht sind, so-
weit anderes nicht besonders bestimmt ist,
vom Reingewicht zu berechnen, worunter das
Gewicht der Ware selbst ohne Aufbewahr ungs-
mittelund ohne Umschließung zu verstehen ist.
Bei Waren, die in Umschließungen eingehen,
wirdin der Regeldas Reingewicht durch direkte
Verwiegung oder in der Weise ermittelt, daß
die Ware roh gewogen wird, ohne Umpacken
oder andere Veränderung des Zustandes, in
dem sie eingeführt ist ; darauf wird vom Rohge-
wicht ein Abzug gemacht gemäß den hierüber
vorgesehenen Bestimmungen, die für den in
Frage kommenden Gegenstand i in der Tarifan-
weisung oder in der dem Tarif angehängten
Taraordnung besonders festgesetzt sind.
Nach dem Tarif für elektrotechnische
Waren (Abschnitt IX. C) werden elektrische
Maschinen, wie Generatoren, Motoren, Um-
former, Transformatoren, von höchstens 500 kg
je Stück mit 10 % des W ertes, bis 1500 kg netto
mit 0,60 und darüber noch je kg mehr mit 0,35
finn. M/kg verzollt. 10% vom Wert betr ägt auch
der Zoll auf nieht besonders benannte elektro-
technische Spezialapparate. Für Glühlampen
undElektrizitätszählerstelltersich auf 1,50finn.
M/kg br., für Koch- und Heizapparate, Kohlen-
bürsten (auch i in Vereinigung mit anderem Ma-
terial), montierte Sicherungsapparate, Wider-
stände, Regulatoren, Glühlampenfassungen,
Schalter, Bogenlampen und Teile davon, Schein-
werfer und werfer und Schwanhströmapparateiaufil Üinn. 7 0. N Wel, auch „he Bibtriame SIE a 2 Se a auf 1 finn.
M/kg br., für isoliertes Leitungsmaterial auf
0,80, für Dynamodraht, handbetriebene Öl-
schalter auf 0,60/kg br., für Isolierrohr- nebst
Zubehör auf 0,50, für galvanische Elemente auf
0,40, für Kabelschnüre und -drähte mit oder
ohne Armierung auf 0,20 und für Akkumulato-
ven und ihre Teile auf 0,15 finn. M/kg. Letzte-
rer Satz je kg br. gilt auch für elektrischen
Zwecken dienende Kohlen je Stück netto
3 kg oder darüber. Soweit nichts anderes be-
stimmt ist, gelten die Zollsätze für Maschinen,
ganz oderin Teile zerlegt, auch dann, wenn we-
sentliche Bestandteile fehlen. Für zerlegte Ma-
schinen soll der Wareneigentümer eine er-
klärende Beschreibung und eine Aufzählung
der Teile beibringen. Das zeitlich verschiedene
Eingehen der Teile soll, wenn der Eigentümer
es verlangt, kein Hindernis für die Anwendung
des für die Maschine im ganzen geltenden Zoll-
satzes bilden. Zrd.
Die Einfuhr elektrotechniseher Erzeugnisse
in die südafrikanische Union. — Nach einem
von den „Weltw. Nachr.‘ mitgeteilten Auszug
aus dem Bericht des englischen Handelskom-
missarsin Kapstadt Goode über den Handel
Südafrikas während des Jahres 1918!) betrug
der Wert der Einfuhr elektrischer Maschi-
nen trotz der sehr bedeutenden Verteuerung
nur 126323 £ gegen 451280 £ in 1913, die
wirklich eingeführte Menge also wahrscheinlich
weniger als 20% der 1913 importierten. Der
Anteil Englands war relativ stärker als 1913,
doch ist zu berücksichtigen, daß die deutsche
Einfuhr, die in letzterem Jahre einen Wert von
252 746 £ hatte, 1918 ganz aufhörte. Während
der Import Amerikas 1913 nur 10% der Ge-
samteinfuhr an elektrischen Maschinen betrug,
erreichte er 1918 ungefähr die Hälfte. In vielen
Fällen sind Maschinenaufträge während der
Kriegszeit zurückgehalten worden, weshalb
man jetzt auf eine erhöhte Nachfrage rechnen
kann. Die Gesamteinfuhr an elektrischem
Material, Kabeln und Leitungsdraht bewer-
tete sich 1913 zu 250 669 £, 1918 aber nur zu
90 624 £. Der englische Import ist von 170 293
£in 1913 auf 19 744 £ zurückgegangen, dagegen
hat der amerikanische sich von 4977 £ auf
32 026 £ erhöht. Besonders bemerkenswert ist
die Zunahme der japanischen Einfuhr, die 1918
den Wert von 33 955 £ erreichte, einen Betrag,
der größer ist als der irgend eines anderen Lan-
des, und dabei hat Japan erst 1917 mit 142 £
angefangen, seine Waren auf den südafrikani-
schen Markt zu bringen. Wie der Berichter-
statter schreibt, hält man es in Anbetracht der
unter geordneten Güte der japanischen Erzeug-
nisse und der Unmöglichkeit, sich darauf zu
verlassen, daß sie den Mustern entsprechend.
geliefert werden, nicht für wahrscheinlich, daß
Japan sich im Markte halten kann, sobald an-
dere Länder in der Lage sind, den Bedarf zu
decken. Der Wert des Imports elektrischer
Ausrüstungsstücke“einschl. Telegraphen-
stangen ist seit 1913, wo er 263 768 £ aus-
machte, auf 282 093 £ angewachsen ; diese Er-
höhung "Tindet indessen wesentlich in der beden-
tenden Wertsteigerung der Artikel ihre Be-
sründung. 1918 hatte die britische Einfuhr ge-
nannter War en einen Wert von 82 543 £ gegen
154 775 £im Jahre 1913. Der Import aus den
V. 8. Amerikas stellte sich für beide Jahre auf
79233 £ bzw. 29578 £. Auch auf diesem Ge-
biet ist die Einfuhr Japans ständig gestiegen,
u. zw. auf 24327 £ (6052 1.V.). Holland hat
1918 für 94515 £ elektrische Ausrüstungs-
stücke nach Südafrika gebracht gegen 2901 £
im Jahre 1913. Der Berichterstatter nimmtan,
daß in dem lebhaften Wettbewerb um das
früher von Deutschland betriebene Geschäft
die V. S. Amerika sich einen großen Anteil dar-
an sichern dürften.
Kleine geschäftliche Mitteilungen.
Aus der Geschäftswelt. — Die Kabel- und
Gummiwerke Dr. Cassirer & Co., Charlotten-
burg, sind mit einem Aktienkapital von 6 Mill.
M, von denen die Handelsgesellschaft Dr. Cas-
sirer & Co. 4,25 Mill. M übernommen hat, in
eine Aktiengesellschaft umgewandelt worden.
. Der Gegenstand des Unternehmens erfährt da-
durch keine Änderung. Den Vorstand bilden
Dr. H. Cassirer, Ingenieur A. Cassirer und
Kaufmann E. Krüger. — Die Ende 1919 in
München eingetragene Donau Elektrizi-
täts-Gesellschaft m. b. H. nennt uns als
Gegenstand des Unternehmens den Vertrieb
von Motoren, Transformatoren, Zählern, Meß-
instrumenten, Lampen, Apparaten und Instal-
lationsmaterial, insbesondere in den an die Do-
nau grenzenden Ländern. — Mit 3 Mill. Min
Merklinde gegründet, übernimmt die Baye-
rische Kraftwerke A.G. das Vermögen der
in Liquidation tretenden G. m. b. H.. gleichen
1) Vgl. auch „The Electrician“ 1919, Bd. 83, S. 643.
Heft 4.
22. Januar 1920.
Namens. — Die Große Leipziger Straßen-
bahn ist nunmehr mit Wirkung vom 1. I. 1919
mit allen Aktiven und Passiven sowie mitihrem
Betrieb in den Besitz der Stadt Leipzig über-
gegangen. Der Übernahmepreis beträgt rd.
20,895 Mill. M. — Eine a. o. Generalversamm-
lung der A.G. für elektrotechnische Un-
ternehmungen, München, hat den Abschluß
einer Betriebsgemeinschaft mıt der A.G. für
Licht- und Kraftversorgung, München, auf
12 Jahre genehmigt.
Se eh
Kohle. — Die Zechenbesitzerversammlung
des Rheinisch-Westfälischen
syndikats,
lungen mit dem Reichskohlenverband die Preis-
erhöhungab 1. bzw. 10. I. 1920 für Kohlen all-
gemein zu 20 M, für Koks allgemein zu 28,35 M
und für Briketts zu 42,15 M/t festgesetzt, u. zw.
einschl. der jetzt gültigen 20 Yigen Kohlen-und
1,5 %igen Umsatzsteuer.
Eisen und Stahl. — Der Roheisenverband
hatneuerdings beschlossen, die Preise aller Lie-
ferungen ab 8.1. 1920 wie folet zu erhöhen: für
Hämatit und c-armes Stahleisen um 547 M,
für Gießereirobeisen um 410 M, für Siegerlän-
der Stahl- und Spiegeleisen um 151 M.
Grundpreise ab Werk betragen sonaech für Hä-
matit 1718,50 M, für Gießereirobeisen I und III
1324,50. M bzw. 1323,50 M, für Siegerländer
Stahleisen 977 M und für 10 bis 12 Yiges Spie-
geleisen 1047 M/t. Mit Ausnahme des Zu-
schlages zur Bildung der Kredite für ausländi-
sche Erzbezüge sind diese Preiserh öhungen vom
Reichswirtschaftsminister genehmigt worden.
Kohlen -
Metallpreise.. Nach den Notierungen der
Vereinigung für die deutsche Elektrolytkupfer-
notiz bzw. der Kommission des Berliner ar:
börsenvorstandes in M/100 kg:
Metall | 16.1. | 13.1.
Elektrolytkupfer (wire-
bars), prompt, cif Ham-
_ burg, Bremen, Rotterdam | 2550 2450
Raffinadekupfer
99/99,3%/,,10okoGroß-Berlin
Originalhütten - Weich-
blei, ab Hütte oder loko
350— 2400 2325 —
930 °
Groß-Berlin . . 910— 20
Originalhütten - Rohzink,
Syndikatspreis ab Hütte
oder Lager _. 510: | 510
desgl. Preis im freien Ver-
kehr, ab Hütte oder
Lager 900 530— 890
Origimalhütien-Alumi--
nium 93/99%, in gekerb-
ten Blöckchen, ab Hütte
oder loko Groß-Berlin . 3450-3550 3300-3350
Zinn, Banka-, Straits-,
Billiton., loko’ Hamburg
oder Groß-Berlin 181008200 74007450
Hüttenzinn, mindestens
990/,, loko Hamburg oder
Groß-Berlin .
Reinnickel 98/99 %,, 1oko
Hamburg oder Groß-
Berlin. . 4800— 4900
Antimon- Regulus, "loko
Hamburg SASE Sr BSH
Berlin . 3 1300 1200
Metallzuschläge für isolierte Drähte.
Für die Woche vom 18. bis 24. I, 1920 beträst
der Kupferzuschlag 10,00 M, der Alumi-
niumzuschlag 16,50 M.
80008100 7300— 7350
4400 -
Bezugsquellennachweis.
Frage 2. Wer liefert Einrichtungen zum
einwandfreien Prüfen von Dreh- und Gleich-
stromankern ?
Essen, hat gemäß den Verhand-
Die.
Frage 3. Wer liefert Gleichstrom-Span-
rain klekt für Klingelanlazer: zum An-
schluß an 110 oder 220 V?
Berichtigung.
: "In. ETZ“ 1919; 8.667, muß es in der
ersten Zeile nach Abb. 5 anstatt 435 A richtig
420 A heißen. Die daraus gefolgerten Werte
ändern sich in dem gleichen Verhältnis.
Auf S. 673: „ETZ‘““ 1919 muß es richtig
heißen:
Is = 0,55 (108 -; + —2).
Die Gr enzwerte, ae ae sich der
Wert }s bewegt, sind demnach De etwa 0,2 bis
0,5 anzugeben.
Abschluß des Heftes: 17. Januar 190.
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. ©. Zeh me in Berlin, — Verlag von JuliusSprin 8 erin BTTTE N Dr = Far die Bchriftieitung vorantworiieh: B. 0. Zieh de En ee ee
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Elektrotechnische Zeitschrift
j (Zentralblatt für
r Elektrotechnik)
eh des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — "Toring von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24.
41. Jahrgang.
Die Bedeutung der Meß- und Betätigungs-
stromkreise in Schaltanlagen.
Von Heinrich Probst.
Übersicht. Die Hochspannungs-Stromkreise der
meisten Schaltanlagen werden schon seit einer Reihe
von Jahren mit großer Sorgfalt durchgearbeitet oder
zum mindesten wird der Versuch gemacht, sie
zweckmäßig anzuordnen. Dahingegen wird den
Meß-, Betätigungs- und Signalstromkreisen nicht
immer diejenige Beachtung geschenkt, die ihnen
mit Rücksicht auf die Betriebssicherheit der Schalt-
anlage zukommt. Die nachstehenden Ausführungen
schildern daher die Gefahren, die den Elektrizitäts-
werken bei Vernachlässigung der Meß- und Be-
tätigungsstromkreise entstehen und sollen gleich-
zeitig zeigen, durch welche Maßnahmen man diese
Gefahren auf ein Minimum beschränken kann.
In der Rundschau ‚Schaltapparate und
Schaltanlagen in den Kriegsjahren‘%) habe ich
u. a. auch auf die Bedeutung hingewiesen,
welche den Meßleitungen in einer Schaltanlage
zukommt. Diese Bedentung ausführlicher zu
begründen, als dies im Rahmen der Rundschau
seschehen konnte, ist der Zweck der nach-
stehenden Ausführungen.
Die bei den Hochspannungsanlagen für
einen Stromkreis erforderlichen Meßleitungen
traten nicht ‚besonders in Erscheinung, solange
man die Meßinstrumente unmittelbar in die
- Hochspannungsleitungen einzubauen pflegte.
In dem Augenblick jedoch, wo Meßinstrumente
und Relais zum Finbau gelangten, die duich
mehr oder weniger zahlreich eingebaute Strom-
und Spannungstransformatoren gespeist wur-
den, machte sich die Anzahl der Meßleitungen
schon mehr bemerkbar. Dieletzteren haben sich
seit der Einführung der Fernschaltanlagen noch
um diejenigen Diähte vermehrt, welche für die
‘elektrische Betätigung der Hauptschaltappa-.
rate erforderlich sind. Hierzu kommen noch
einige Leitungen, welche für die Fernsteuerung
des Turbinenregulators, für die automatische
Abschaltung der Erregung, für den Schnellreg-
- ler und für die Signalapparate gebraucht wer-
‘den. Man sieht hieraus, daß die Anzahl der bloß
für einen Generator erforderlichen Meß- und
Betätigungsleitungen bei den heutigen Fern-
'schaltanlagen schon einen beträchtlichen Um-
- fang angenommen hat. Zeigt sich mın ein Feh-
ler in diesen Leitungen, oder gewährleisten die
dazu erforderlichen Anschlußklemmen keinen
richtigen Kontakt, dann können die Überstrom-
- relais oder andere Schutzapparate die in Serie
- mit den Leitungen und Klemmen liegen, nicht
rechtzeitig er aueh gar nicht zur Wirkung
kommen. Der Generator ist also gefährdet, und
was dies bedeutet, kann man am besten ermes-
sen, wenn man sich vergegenwärtigt, daß In
Deutschland die Leistung eines einzelnen Gene-
rators schon auf 60 000 kVA gestiegen ist. Ohne
Berücksichtigung des indir hen Schadens k ann
also durch eine schlechte Klemme oder eine
fehlerhafte Meßleitung dem Kraftwerk ein
Sehaden von mehreren 100 000 M zugefügt
werden.
Aber nicht bloß der einzelne Generator ist
- gefährdet, nein, der ganze Betrieb muß sogar
längere Zeit unterbrochen werden, wenn die
Meß- und Betätigungskabel, welche von den
Hochspannungskammern bis zur Meßinstru-
mententafel erforderlich sind, im Falle eines
») Vgl. „ETZ“ 1919, 8. 246,
"konnte.
Berlin, 29. Januar 1920.
Heft 5.
Ölschalterdefektes durch brennendes Öl in
Brand geraten. Dieser Fall tritt dann ein, wenn
die Meßleitungeni in den Hochspannungsräumen
so verlegt sind, daß das brennende Öl in die Lei-
tungskanäle selangen kann. Aber noch andere
Übelstände, wenn auch nicht von so schwer wie-
senden Folgen begleitet, ergeben sich, wenn die
Verlegung der Meßdrähte nicht in der richtigen
Weise. erfolgt.
Vor. der Inbetriebsetzung eines neuen
Kraftwerkes pflegt man in der Regel die erfor-
derlichen Schutzvorrichtungen auf ihre richtige
Arbeitsweise hin auszuprobieren. Nur der Zäh-
ler kann nicht immer gleichzeitig geprüft werden,
weil hierzu die erforderliche Dauerbelastung
fehlt. Nach einer gewissen Zeit der Inbetrieb-
setzung, wenn die Belastung des Werkes gestie-
gen ist, stellen sich hier und da Differenzen zwi-
schen den Angaben der Meßinstrumente und den
Angaben der Zähler ein. Die Betriebsleitung ver-
langt deshalb vom Lieferanten der Schaltanlage
die Entsendung eines Zählerrevisors, der bei der
Kontrolle feststellt, daß die Spannungsdiähte
nicht richtig am Zähler angeschlossen sind und
‚daher vertauscht werden müssen. Nachdem seit
der Abreise des Zählerrevisors wieder eine gewisse
Zeit verflossen und die Belastung des Werkes
weiter gestiegen ist, schalten die Rückstromrelais
den belasteten Generator zu einer Zeit von den
Sammelschienen ab, in der ein Rückstrom über-.
haupt nicht aufgetreten ist oder nieht auftreten
Die Folge dieses Vorfalles ist die aber-
malige Reise eines Ingenieurs, der die Rück-
stromrelais kontrollieren muß. Die Unter suchung
der letzteren an Ort und Stelle ergibt dann ge-
wöhnlich, daß der Zählerrevisor Bond Vertan:
schen der Spannungsd:ähte unbeabsichtigter-
weise auch das Potential der Spannungsklemmen
der Rückstromrelais geändert hat. Weit unan-
genehmer als die Kosten, die dem Lieferanten der
Schaltanlage durch solche Reisen entstehen, sind
die Störungen des Betriebes durch derartige Vor-
gänge.
Manchmal kommt es auch vor, daß der die
Instrumente und Zähler kontrollierende Beamte
die Maschine unbeabsichtigterweise zum Ab-
schalten und durch das Vertauschen der Span-
nungsd ähte die Synehronisierungin Unordnung
b:ingt. Der Betriebsleiterläßt aus diesem Grunde
ungern die Rückseite der Schaltanlage betreten
und die Anlage regelmäßig kontrollieren. Macht
man dem obenerwähnten Zählerrevisor irgend-
welche Vorwürfe, so weist dieser jegliche Schuld
weit von sich, indem er betont, daß dieschlechte
und unklare Ve’legung sowie die falsche Be-
zeichnung der Meßleitungen eine richtige Kon-
trolle der Anlage einfach unmöglich machen.
Die Betriebsstörungen, die den verschie-
denen Elektrizitätswerken durch schlecht ver-
legte Meßleitungen bisher zugefügt wurden, sind
mindestens so zahlreich, wie die durch Ölschalter-
brände verursachten Betriebsunterbrechungen.
Die erstgenannten Störungen unterscheiden sich
von den letztgenannten nur dadurch, daß sie
nicht soleicht an die Öffentlichkeit gelangen. Wie
oft wohl konnte ein betriebsfertiger Generator
nicht rechtzeitig auf das Netz geschaltet werden,
weil einin der Schaltanlage aufgetretener Fehler
durch die mangelhafte Verlegungsart der Meß-
drähte nicht schnell genug entdeckt und beseitigt
werden konnte. Die Klagen des Betriebsperso-
nals in dieser Beziehung würden, wenn sie zu
Papier gebracht wären, sicherlich mehrere Bände
füllen. Aber noch mehr als das Betriebspersonal
‚leiden diejenigen Ingenieure unter unklar ver-
legten Meßleitungen, die sich andauernd mit der
Inbetriebsetzung und mit der Kontrolle von '
Schaltanlagen beschäftigen müssen.
Die große Bedeutung, die den Meß- und Be-
tätigungsleitungen für die Betriebssicherheit der
Schaltanlagen zukommt, dürfte aus den obigen
Ausführungen bereits zu ersehen sein. Sie wird
aber noch stärker zur Geltung kommen, wenn
man die zahlreichen Meß- und Betätigungsstrom-
kreise in der umstehenden Abb. 1 genau ver-
folgt. In dieser Abbildung ist nämlich das Schalt-
bild eines Generators dargestellt, der mit den
heute üblichen Meß-, Schutz- und Signaleimtich-
tungen ausgerüstet ist. Die Einzelheiten dieses
Schaltbildes sollen die folgenden Angaben er-
kenntlich machen. Der in Abb. 1 angedeutete
Generator wird von einem Schalthaus aus regu-
liert, das auslokalen Gründen in beträchtlicher
Entfernung vom Maschinenhaus errichtet wurde.
Aus diesem Grunde enthält das Schalthaus auch
eine, Signalvorıichtung, die eine optische Ver-
ständigung des Schalttafelwärters mit dem Ma-
schinenhauspersonal eimöglicht. Diese Signal-
vorrichtung ist im Schalthaus auf einem Pult
montiert, im Maschinenhaus hingegen ist neben
der Turbine eine Säule aufgestellt, die außer der
Signalvörrichtung noch ein Wattmeter zwecks
Kontrolle der Leistung des Generators trägt.
Um die Haupterregesleitungen, die einen
größeren Querschnitt erfordern, so kurz als mög-
ich zu halten, ist der. Magnetregulator in der
Nähe des Generators, u. zw. im Maschinenhaus-
keller aufgestellt. Dieser Magnetregulator wird
vom Maschinenhaus aus elektrisch gesteuert. Der
Nebenschlußregulator dagegen steht hinter der
Meßinstrumententafel und wird von einem
Schaltpult aus von Hand bedient. Im Maschi-
nenhauskeller befindet sich außerdem noch ein
Ölschalter, der eine Erdung des neutralen Punk-
tes des Generators vom Schalthaus aus eımög-
licht. Aus dem Schaltbild ist auch weiter zu er-
sehen, daß die für (den Überstromschutz desGene-
rators und der Maschinenkabel erforderlichen
Stromwandler in der Nähe der Generatorklem-
men montiert sind. Die für den Rückstrom-
schutz notwendigen Stromwandler befinden sich
dagegen im Schalthaus. Sobald die Überstrom-
oder Rückstromrelais in Tätigkeit treten, wird
automatisch ein Widerstand in die Eıregung ein-
geschaltet, der die Zerstörung der Generator-
wieklungen im Falle eines Defektes duch Ver-
minderung der Erregerspannung auf ein Mini-
mum beschränkt. Außer den für den Generator
notwendigen Meßinstrumenten und Betätigungs-
apparaten sind auch die Maximal- und Rück-
stromrelais sowie Zähler und Registiierinstru-
mente im Schaltraum montiert. Die eigentliche
Bedienungstafel enthält nur die für die ständige
Beobachtung desGenerators unbedingt erforder-
lichen Instrumente. Um also diese Tafel nicht
unnötig mit Apparaten zu belasten und nicht
unrulig und unübersichtlich zu gestalten, sind
die Relais und Zähler auf besondere Marmorplat-
ten montiert.
Die für die elektrische Fernsteuerung der
Schaltapparate erforderlichen Betätigungsschal-
ter und Signalapparate befinden sich auf einem
Schaltpult, das in einem Abstand von 1 m vor
der Bedienungstafel aufgestellt ist.
Die für den Generator erforderlichen Meb-
leitungen und Klemmen verteilen sich auf drei
Räume, u. zw. auf das Maschinenhaus, das
Schalthaus und den Schaltraum, Diese räumliche
’Rückansicht des 5; 'ynchronisierfeldes: (Rückansicht desTirrillfeldes
Rückansicht der Relais-und Zählertafel.
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Erdungswicerstand.
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Bemerkung: Messleitungsquerschnitte, wo nıchls anderes vermerkt, 4 "Im? Ci
Avl. 1. Mes, Lucätigungs- und Sigualleitungen eins Generatorschaltfeldes.
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können.
‚Jegten Meßd’ähte.
‘die Leitungen, welche in den beiden Hochspan-
EN
28. Januar 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift.
nn
1920.
Heft. 5.
‚87
Be ar: ; )
Trennung ist auch in dem Schaltbild besondeı s
zum Ausdruck gebracht. Die Verbindung der
Meß- und Betätigungsleitungen zwischen den
verschiedenen Räumen geschieht duch mehr-
* adıige Kabel, deren Adeın, ım sie leichter kon:
trollieren zu können, verschiedenfaı big ausge-
führt wurden. Diese Kabel sind mit flachen End-
verschlüssen versehen, welche vnterhalb- von
Klemmenleisten montiet sind.
In den Hochspannungskamme:n des Schalt-
‚hauses sind die Meßleitungen, die von den Stıom-
wandleın und Meßtransfoı matoren zu besonde-
ren Klemmleisten führen, in Rohren verlegt. Im
Schaltraum hingegenliegen die für die Meßinstru-
mente und Apparate erforderlichen Drähte auf
der Rückseite der Marmortafeln oder auf Zwi-
schenwänden, welche zwischen je zwei Feldern
aufgestellt wurden. Diese Zwischenwände, eine
seit vielen Jahren typische Erscheinung bei den
- A.E.G.-Betätigungstafeln, sind notwendig, wenn
man die zahlreichen Meßdiähte übersichtlichund
leicht kontrollieıbar zu den verschiedenen Meß-
instrumenten, Betätigungs- und Signalapparaten
führen will. x
Die dreipolig ausgeführten Hochspannungs-
Trennschalter, die im Sammelschienenraum des
Schalthauses montieıt wurden, sind mit Signal-
kontakten versehen, so daß die auf dem Schalt-
pult montierten Lampen dem Schalttafel wäiter
die Stellung der Trennschalter jederzeit kenntlich
machen. Außerdem sind noch Signallampen an
der Außenseite der Hochspannungskammein an-
gebracht, so daß man vor dem Betreten derselben
_ feststellen kann, ob dieim Obergeschoß montier-
tenund nicht sichtbaren Trennschalter sichin der
‚ein- oder ausgeschalteten Stellung belinden.
Umgekehit läßt sich im Sammelschienenrau.m
durch eine Signallampe feststellen, ob der im
Erdgeschoß untergebrachte Ölschalter ein- oder
ausgeschaltet ist. Diese Signaleimichtungen
haben den Zweck, das Personal möglichst vor
persön'ichem Scha den zu schützen und die Schalt-
anlage vor Schäden zu bewahren, die das Bedie-
‘nen der Tiennschalter unter Strom verursachen
würde.
- » Derartige Ein’ichtungen ww den von der
-A.E.G. im Schalthaus des Elektrizitätsweıks
Bremen schon vor acht Jahren mit gutem Erfolg
‚eingebaut. Selbstverständlich dinfen diese Vor-
richtungen nicht als Allheilmittel gegen Unfälle
‚betrachtet werden, denn in Hochspannungs-
räumen soll man trotzalledem nur zuverlässiges
Personal arbeiten lassen. Zu empfehlen ist auch
bei der Anwendung derartiger Signaleimichtun-
‘gen die Benutzung d eipoliger Trennschalter,
weil bei diesen die Signalkontakte außerhalb der
Hochspannungskammern angebracht werden
Verfolgt man nach dieser Erläuterung die
Meß- und Betätigungsstromkreise in Abb. 1, so
"sieht manlinker Hand dieim Maschinenhaus ver-
Anschließend hieran folgen
nungsıäumen des Schalthauses erforderlich sind.
Auf der rechten Seite der Abb. 1 sieht man die-
‚jenigen Meßdiähte, welche auf der Relais- und
Meßinstrumententafel undauf den Schaltpulten
sowie den Zwischenwänden ihren Platz gefunden
haben. Die Rückseite der für den Tirnllregler
und für die Synchronisierungsapparate erfor der-
lichen Masmortafeln und Meßd'ähte sind in
Abb. 1 obenrechts sichtbar. Die für die Parallel-
schaltung eıforderlichen Synchionisierungslei-
tungen sowie die für die e!ektrische Betätigung
‚der verschiedenen Schaltapparate notwendigen
Gleichstromleitungen werden obeı halb der MeBß-
instrumententafel verlegt.
Wie aus dem Sehaltbild Abb. 1 hei vorgeht,
'sind von den Meßleitungen nur die spannungfüh-
renden Drähte gesichert. Auch die Signalleitun-
gen haben schwache Sicherungen erhalten, weil
die kleinen Signallempen öfters zum Durch-.
‚brennen neigen. Die Betätigungs-, d.h. Ein- und
-Ausschaltleitungen sind wesentlich stärker ge-
sichert als die Meß- und Signalleitungen, Jedes
Schaltfeld hat dem Schaltbild gemäß eine be-
sondere Sicherung e: halten und die Gleichstrom-
leitung, welche von der Batterie aus den Betäti-
gungsstiom der Schalttafel zuführt, ist außerdem
noch an der Anschlußstelle geschützt. Die letz-
tereliegt nicht etwa, wie vielfach üblich, hinter
der Batte.iesicherung, sondern zwischen dierer
und der Batte ie. Bei dieser Schaltung bleibt die
Gleichstromleitung, welche zur Schalttafel führt,
noch unter Spannung, selbst wenn die Haupt-
sicherung der Batterie durch einen im Gleich-
stromnetz des Kraftwerkes auftretenden Kurz-
schluß zum Durchschmelzen gebracht wird. Die
von der Batterie zur Schalttafel führenden
Gleichstromleitungen müssen auch mit großer
Sorgfalt verlegt und frei von Erdschluß gehalten
werden.
Die Anzahl der Betätigungsleitungen läßt
sich etwas verringern, wenn man die von der
Batterie kommenden Leitungen nicht bloß hinter
der Schalttafe]l anordnet, sondern auch in die
Hochspannungsiäume hineinführt. Bei dieser
Verlegungsart befinden sichaber die Gleichstrom
leitungen nicht unter dauernder Kontrolle des
Schalttafelwärters und sie können deshalb auch
leichter zu Störungen Veranlassung geben.
Die Abb. 1 dürfte ohne weiteres noch den
Beweis dafür liefern, daß es nicht mehr angängig
ist, bei den großen Fernschaltanlagen die Art der
Verlegung der Meßleitungen den Monteuren an
Ort und Stelle zu überlassen. Diese Leitungen
müssen vielmehr schon im Bureau von gut ein-
gearbeitetem Personal zeichnerisch festgelegtund
genau bezeichnet werden.
Abgesehen von den für die elektiomagneti-
schen Antriebe deı Ölschalter erforderlichen Ein-
schaltleitungen führen die Meßd’ähte keinen
größeren Dauerstrom als 5 A. Für die Spanmungs-
leitungen kommt sogar noch ein wesentlich ge-
ıingerer Strom in Frage. Man würde demnach
bei den Meßleitungen mit einem Querschnitt von
1,5 bzw. 2 5mm?auskommen, wenn nicht bei den
großen Fernschaltanlagen die räumliche Entfer-
nung zwischen den Stiomwandle'nund den Meß-
instrumenten sehr groß ausfallen würde. Aus
diesem G:unde ist es notwendig, auf den Span-
mıngsabfall der Meßd ähte Rücksicht zu nehmen,
und je nach der Entfe' mung wi: d bei den Adeın
der Meßkabel mit einem Drahtquerschnitt vou
4 bis 6 qmm zu rechnen sein, Dieser Querschnitt
ist für die Spannungrd ähte zwar reichlich groß,
“er wirdaber tiotzdem für diese Diähte vielfach
beibehalten, damit in der Schaltanlage nur eine
Soıte Betätigungskabel Verwendung finden
kann. Um auch für die mehr als 5 A führenden
Einschalt- und Erregerleitungen das eben er-
wähnte mehrad'ige Kabel benutzen zu können,
werden hin und wieder mehrere Adeın parallel
geschaltet. Verwendet man jedoch für diegroßen
elektromagnetischen Antıiebe der Schaltappa-
rate Zwischenschalter, so führen die Einschalt-
leitungen keinen nennenswerten Strom mehr und
die Parallelschaltung mehrerer Drähte ist nicht
‚mehr notwendig. .
Die einzelnen Ade:n der Betätigungskabel,
deren Anzahl in der Regel zwischen 6 und 10
schwankt, enden in flachen Spezialendverschlüs-
sen, die unte:halb von Klemmenleisten montiert
werden. Dieletzteren ordnet die A.E.G. inihren
Hochspannungssäumen so an, daß sie durch Ö!-
schalterdefekte, d. h. brennendes Öl, nicht er-
reichbar sind. Erst von diesen Klemmenleisten
aus führen die verschiedenen Meßd' ähte inRoh: en
verlegt zu den in den Hochspannungskammeın
montierten Ö:schaltern, Stromwandlen und
Meßtransfoı matoren. Diese innerhalb der Hoch-
spannungskammern veilegten Meßd'ähte werden
natürlich bei einem Ölschalter defekt mehr oder
weniger in Mitleidenschaft gezogen. Da sie aber
leicht ersetzbar sind, so spielt für den Betrieb
eine Zerstörung dieser D:ähte keine nennens-
weıte Rolle. Die Hauptsache ist, daß das mehr-
adrige Betätigungskabel, welches von der Vor-
derseite der Hochspannungskammer zur Meß-
instrumententafel fühıt, auf alle Fälle gesund
bleibt,
Was nun die Ausführungsart der Betäti-
gungskabel anbetrifft, so sollte der Feuersgefahr
wegen stets die Juteumhüllung foıtgelassen wer-
den. Mit Rücksicht auf die bei der Verlegung
möglichen mechanischen Beschädigungen ver-
dienen eisenbanda' mierte Betätigungskabel den
Vorzug. Bei größeren Entfernungen die Meß-
dıähte in Rohren zu verlegen, ist nicht zu emp-
fehlen. Die Anzahl der Ver bindungsstellen er-
höht sich und man ist bei einer Rohrverlegung
infolge des Einziehens der Drähte auch zu sehr
von der Zuverlässigkeit des Montagepersonals
abhängig.
War bisher von den Meßleitungen die Rede,
so sollen jetzt die Anschlußklemmen einer kurzen
Betrachtung unter worfen werden. In den ersten
Jahren der Einführung von Fernschaltan!agen
wurden einfache Messingstücke als Anschluß-
klemmen benutzt, die mit zwei Anschlußschrau-
ben versehen, in einem gewissen Abstand von-
einander auf der Rückseite der Ma:mortafel
montiert wurden. Diese Anordnung hatte aber
den Nachteil, daß bei Spannungen über 500 V
schon Überschläge erfolgten, und vor allen Din-
gen bei Reinigungen bzw. bei einer Kontrolle der
Anlage zufällige Überbrückungen zweier Klem-
men mit verschiedenen Polen stattfinden konn-
ten. Aus diesem Grunde wurdenspäter die Klem-
men. auf besonderen Porzellankörpeın montiert,
die mit Zwischenwänden versehen waren. Aber
auch die Zwischenwände dieser Konstruktion
erwiesen sich bei 600 V als zu niediig, und ein ge-
wisser Nachteil bestand noch darin, daß nicht
einzelne Klemmen, sondeın nur zwei Ausfüh-
rungsarten, u. zw. Porzellankörper, für die Auf-
nahme von 3 und 8 Klemmen eingerichtet, fabri-
ziert wurden.
Um die oben geschilderten Nachteile zu ver-
meiden, benutzte die A.E.G. in den letzten Jah-
ren ausschließlich die Anschlußklemmen „Sy-
stem Kannengießer“, welehe durch DRGM ge-
schützt sind. Bei dieser, in der Abb. 2 darge-
"2
Abb. 2. Anschlußklemmen „System Kannengiesser“.
stellten Konstruktion wei den die aus Steatit be-
stehenden einzelnen Klemmenträger mit den An-
schlußklemmen auf ein 3 bis 38,5 mm starkes
Abb. 3. Unterhalb der Ölschaterantriebe montierte
= Anschlußklemmen,
Winkel- oder Flacheisen aufgereiht. Die einzel-
nen Klemmen, die durch zwei Endbefestigungen
zusammengehalten werden, sind durch einereich-
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920
.. Belt 5,
E22 . ., = „
> Er
28. Januar. 1920. ;
lich hohe isolierende Zwischenwand voneinander
getrennt und lassen sich ohne Entfernung der
neben'iegenden Elemente auswechseln. Wie aus
der Abb, 2hervorgeht, kann zum Anschluß meh-
rerer Parallelleitungen ein besonderes Anschluß-
stück benutzt werden. Man sieht, daß bei dieser
außerordentlich beweglichen Konstruktion be-
nachbarte Klemmen nicht übeıb: ückt. werden
können. Der mittlere Steg der letzteren wird
dazu bemutzt, um jeden einzelnen Stıomki eis ge-
nau zu bezeichnen. Die verschiedenartigen lo-
kalen Anordnungen der Klemmenserien gehen
Abb. 4. Blechsockel als Verkleidung der Anschluß-
klemmen.
aus den nebenstehenden Abb. 3 bis 5 hervor.
Abb. 3 zeigt die Anordnung der Klemmenleisten
in Hochspannungsräumen, u. zw. sind siein die-
sem Falle unterhalb de: Ölschalterantriebe, also
auf der Vorderseite der Ölschalterkammer mon-
tiert. Diese Klemmenleisten werden durch einen
Abb. 5. Anordnung der Anschlußklemmen auf der Rückseite
der Meßinstrumententafel.
abnehmbaren Blechsockel verdeckt und dadurch
vor mechanischen Beschädigungen geschützt.
Diese Ausführungsart, in der Abb. 4 dargestellt,
ist auch eine stets wiederkehrende Erscheinung
bei den von der A.E.G. hergestellten Hochspan-
‚nungsschaltanlagen. Abb. 5 hingegen zeigt: die
Anordnung der Kiemmen auf der Rückseite der
Meßinstrumententafel.
Die Spannungsleitungen haben, wie schon
einmal erwähnt, keinen nennenswerten Strom zu
führen. Die an Stromwandler angeschlossenen
Leitungen müssen aber im Falle eines ‚Kurz-
schlusses auf der Hochspannungsseite des be-
treffenden Stromkreises nicht bloß den doppelten |
Betriebsstrom, d. h. 10 A aushalten, nein, der
Strom kann vorübergehend sogar auf mehr als
100- A ansteigen. Aus diesem Grunde müssen
sämtliche Klemmen mit ihren Schrauben von so-
lider Konstruktion sein. Die ,,A.E.G.“ hat durch
Versuche festgestellt, daß die von ihr verwende-
ten Kannengießer- Klemmen bei vorübergehender
Belastung mit 500 A noch keinen Schadenleiden.
Damit der die Instrumente kontrollierende
und mit der Schaltanlage sonst nicht vertraute
Revisor die Rückseite der Tafe] gar nicht zu be-
treten b’aucht, empfiehlt es sich, auf der Vorder-
seite der Relaistafe] zum Anschluß von Kontrol]- .
instrumenten eine besondere Klemmenreihe an-
zub'ingen. Auch sonst ist es zweckmäßig, auf
der Rückseite der Tafel unteıhalb der Instru-
mente ehe Spezialklemme anzub:ingen, die ein
bequemes Kurzschließen und Auswechseln der
Instrumente gestattet. Bei der Konstruktion der
jetzt im Gebrauch befind ichen Stromwandler
muß bekanntlich die Sekundärseite derselben
stets kurzgeschlossen sein, damit sie nicht durch
eine schäd)iche Eiseneı wäımung zerstört wird.
Nur da sollen die Meßstromkreise duich
Klemmen unterteilt werden, wo sich praktische
Vorteileim Betrieb daraus ergeben. Bei der Aus-
arbeitung der Meßleitungspläne ist deshalb stets
darauf hinzuaı beiten, daß die Anzahl der Klem-
men auf ein Minimum beschränkt bleibt.
In Serie mit den Meßleitungen und Klem-
men liegen die Meßinstrumente und Relais.
Sieht man sich die von den verschiedensten Fir-
men hergestellten Spulen, welche für Meßinstru-
mente, Zähler und Relais gebraucht weı den, ein-
mal genauer an, so stößt man auf erstaunliche
Differenzen, soweit. die Djahtquerschnitte in
Frage kommen. Bei den größeren Kraftweıken.
in denen die plötzlichen Kurzschlußstıöme einen
beträchtlichen Wert erreichen, wiıkt dann im
Sekundärstromkreis jenes In-
strument als Sicherung, das
den geringsten Querschnitt
aufweist. Eine derartige Wir-
kung ist aber nicht die Auf-.
gabe eines Meßinstrumentes,,
und es wäre deshalb anzustre-
ben, alle Instrumente ‘ mit
einem gleichen, aber nicht zu
kleinen Drahtquerschnitt her-
zustellen. Wenn im Falle
eines Kurzschlusses im Hoch-
spannungsstromkreis die ein-
gebauten Instrumente durch-
brennen, dann ist der Betrieb
durch die letzteren genau so.
gefährdet, wie durch schlechte
oder zu schwach verlegteMeß-
und Betätigungsleitungen.
Man kann es. wohl ver-
stehen, wenn ein Betriebslei-
ter nach Betrachtung der in:
der Abb. 1 dargestellten zahl-
reichen Meßleitungen Beden-
ken hinsichtlich der Zuver-
lässigkeit der Fernschaltanla-
gen äußert. Diese Bedenken
werden aber hinfällig, wenn
die Meß- und Betätigungs-
stromkreiseund alle damit zu-:
sammenhängenden Teile mit
der nötigen Sorgfalt herge-
stellt und behandelt werden.
Außer dem bereits Gesagten geht aus dem
Schaltbild Abb. 1 noch hervor, daß die Hoch-
spannungsstromkreise leichter zu verfolgen sind
als die Meß- und Betätigungsstromkreise Es]
ist daher auch nötig, das Schalttafelpersonal
mit den letztgenannten Stromkreisen ganz be-
sonders Feat. zu ea ‚Aus diesem Re
lassen einige Betriebsleiter die Revisionspläne
der Meßleitungen nicht mehr von den Elektrizi-
tätsfirmen, sondern von ihrem eigenen Personal
„anfertigen. Die lokale Lage der Leitungen und
Klemmen geht aus den eingesandten Plänen
nicht immer hervor, weil man in erster Linie
danach trachtet, das. Schaltbild als solches so
klar als möglich Zu machen. Daher kommt es
‘aber auch, daß ein Stromkreis, der im Schalt-,
bildleicht zu übersehen ist, in der Schaltanlage _
selbst nur mit der größten Mühe verfolgt werden - -
kann, weil die Meßleitungen oft durch viele ver-
schiedene Räume führen. Fertigt aber das mit
der Überwachung der Schaltanlage betraute
Personal die Revisionspläne selbst an, so wird
es mit den lokalen Verhältnissen vollständig
vertraut und kann deshalb etwa eintretende
‚Fehler schnell auffinden und auch ‚beseitigen.
Für die Elektıizitätsfirmen erübrigt sich die
Anfertigung besonderer Revisionszeichnungen,
wenn die Montagezeichnüngen in der in der
Abb. 1 dargestellten Art ausgearbeitet sind.
Eins darf äber nie vergessen werden; die Revi-
sionspläne erfüllen ihren Zweck nur dann, wenn
die E'gänzungen, die nach der Inbetriebsetzung
der Schaltanlage erfolgen, vom Betriebspersonal
rechtzeitig in den Zeichnungen nachgetragen ”
werden.
x
Das magnetische Feld eines mit Wechsel-
strom gespeisten Seekabels.
Von H. Lichte, Kiel.
(Mitteilung aus dem Laboratorium der Abteilung ‚für
Unterwassersignalwesen der Torpedoinspektion Kiel.)
Im folgenden sollen kurz die experimen-
tellen Ergebnisse einiger Versuche mitgeteilt
werden, die im Sommer und Herbst 1918 im
Auftrage der Torpedo-Inspektion Kiel ausge-
führt wurden, wegen des Ausbruchs der Revo-
lution aber leider nicht zu Ende geführt werden
konnten. Es handelt sich um die Untersuchung
des magnetischen Feldes von Seekabeln, die
mit Wechselströmen gespeist werden. In der
Praxis werden solche Kabel benutzt zur Über-
mittlung von Zeichen an Schiffe, die sich in der
Nähe des Kabels befinden; besonders finden sie
Verwendung, um in Flußmündungen, ‚Hafen-
einfahrten, minenverseuchten Gewässern usw.
die Schiffahrtslinien kenntlich zu machen.
Die Untersuchungen erstreckten sich auf
den Verlauf des magnetischen Feldes über der
Wasseroberfläche in der Nähe des Kabels, so-
dann die Verzerrung des Feldes’ durch eiserne
Schiffskörper, sowie endlich den Einfluß der _
Kabellänge und der Wassertiefe auf die Inten-
sität des magnetischen Feldes.
Meßeinrichtungen.
Die Versuche wurden, wo es Br aus.
d’ücklich anders gesagt wird, angestellt an.ein-
ad'igen Kabeln von etwa 2000 bis..5000 m
Länge, dieim allgemeinen in 10 bis 20 m Wasser-
tiefe verlegt waren. Das freie Ende des Kabels
war geerdet, das andere Ende lag an einer
Wechselsttonimaschine, die entweder an Land
oder an Bord aufgestellt war (Abb. v Das
Abb. 1.
Kabel wurde beschickt mit Wechselstrom ver-
schiedener Frequenz (50, ‚500, 1000 ‚Perioden).
Die Stromstärke betrug im-allgemeinen 2 A.
Als Empfänger für- das magnetische Feld
dienten ‚Spulen verschiedener Bauart), die
y fia allgemeinen Be a Spulen. von folgenden Ab-
messungen benutzt: tin dnan 0 800, en 55x75 cm,
Widerstand 175 2, Selbstindu Han 0 ‚178-H
*
®
| Hekfroden |
29. Januar 1920.
über Elektronenrelais (Empfangsverstärker)
auf Telephone geschaltet wurden. Bei Ver-
wendung von 50 Perioden, die direkt kaum hör-
bar sind, lag im Telephonkreis eine besondere
Einrichtung zum . Hörbarmachen, die hier
nicht näher beschrieben werden kann. us
Die Intensität wurde akustisch gemessen
durch Vergleich mit einem Vakuumröhren-
Schwingungserzeuger derselben Frequenz wie
der des Wechselstromes, der das Kabel speiste.
Die Schaltung des Röhrensenders zeigt Abb. 2.
Abb. 2
Mit der Selbstinduktion des Schwingungs-
kreises gekoppelt ist eine Spule, die über r Ohm
seschlossen ist. Das Telephon kann man durch
Umschalter entweder an die Spule, mit der
man das Kabelfeld mißt, oder an einen Teil
a des r-ohmigen Widerstandes anlegen (Abb. 8),
Feldspule öchwingungserreger
Empfangs-
,
versfäri
= z e Telephon
3 Abb. 3.
den man so lange variiert, bis die Lautstärke in
beiden Schalterstellungengleich ist. Der Wider-
stand a ist dann proportional der Intensität
des magnetischen Feldes an der Stelle der Feld-
spule.
Wo es die Verhältnisse gestatteten, wurde
an Stelle des Schwingungserzeugers eine grö-
Bere Spule als die, mit der die eigentlichen Feld-
messungen ausgeführt wurden, fest zum Kabel
orientiert und alle Intensitäten in gleicher
Weise wieim vorigen Falle auf diese bezogen.
In einigen Fällen wurde mit einem O;zillo-
graphen die Intensität gemessen. Zuweilen be-
diente man sich auch der Parallelohmmethode.
Die elektrischen Felder wurden mit Hilfe
zweier in das Wasser eingetauchter Elektroden
gemessen, die in gleicher Weise auf die Emp-
fangsapparatur arbeiteten, wie die Spule bei
der Untersuchung des magnetischen Feldes
(Abb. 4).
Telephon
Empfangs-
verstärker
00000
Abb. 4.
= k
Magnetisches Feld.
Die magnetischen Kraftlinien um das
Kabel herum verlaufen in Ebenen senkrecht
zum Kabel. Der Verlauf in einer solchen
Ebene ist folgender.
50 Per: Die Kraftlinien bilden Kreise um
das Kabel herum, sie sind also-über dem Kabel
horizontal, in größerem Abstand vom Kabel
Elektrotechnische Zeitschritt.
1920.
Heit 5.
vertikal gerichtet (s. Abb. 5a und 6a). Abb. 5 | Feld des Kabels ausgesetzten Spule induziert
ist eine schematische Skizze, Abb. 6 enthält
genaue Messungsergebnisse. Die den einzelnen
Strichen in Abb..'6 beigeschriebenen Zahlen
bedeuten die Winkel in Graden. unter dem das
a)
Wasseroberfläche
OAabel
[)
222 A %
Wasseroberfläche
O Kabel
Abb. 5.
Feld gegen die Vertikale geneigt ist, die Striche
selbst die ungefähre Richtung des Feldes. Der
Verlauf des magnetischen Feldes ist also ganz,
wie man ihn von vornherein erwartet.
500 und 1000 Per: Hier liegen die Ver-
hältnisse etwas anders. Auch hier umschließen
die Kraftlinien das Kabel zunächst in konzen-
trischen Kreisen (s. Abb. 5b und 6b und ce);
50 7
270 255 2 230 225 225 275 210 205 200.195 1956 195 7190 185 155 780 780 150 180 180
ERIEEIIIET SS e l
|
u u ı
wird. Man hat sozusagen auf diese Art in der
Nähe des Kabels auf einer Linie senkrecht zum
Kabel überall eine feste Phase vorgegeben, auf
Lufaraht
Abb. 8.
Mit Antenne
‚gekoppelt Feld'spule
9; RT,
u
20 30 40
‘
1000
270260 250 230 220 210 195 180 175 110 165 165 Ws ms 10 1356 10125 125 130 735 10 135 120 ms ms ms mo, Mo 105 wo
= Nr Ne | MATERIE ANGE a RG
ZA
50 60
In 500m Abstand= 180°
Hl
LoL2ı en —_ 2 u ö
d; 2 46 8% 20 30 40 50 som Empfangs-
In 500m Abstand = 30° verstärker
00m
270 '250 240 220 200 195 190 180 180 10 170 165 160 160 155 155.156 150 M6 TO 135 185 156 135 10 130 10 130 125 125
I SEN EN a RZ RE a A
Me er 7 E7 % % En 30m
; In 500m Abstand=30° © Yelephon
Abb. 6. Abb. ®.
aber schon in geringem Abstand vom Kabel!)
kehrt sich die Feld:ichtung um und geht all-
mählich in die horizontale Richtung über, die
bis an die Grenze der Reichweite bleibt.
Die Feld ichtung in den Zonen A, B, C |
(Abb. 5b) wurde durch einen besonderen Ver-
such kontrolliert. .
Mit Hilfe eines Röhrensenders (Abb: 7)
wurden Hochfrequenzschwingnngen (etwa500m
Kabel
Luffdraht
Abb. 7.
Wellenlänge) erzeugt, deren Amplitude durch
Überlagerung der Spannung der Wechselstrom-
maschine, die das Kabel speiste, über die
Anodengleichspannung in der -Frequenz der
Kabelstromfrequenz verändert wurde. Die
drahtlosen Signale wurden mit Detektor und
Telephon auf der Empfangsstation hörbar ge-
macht (Abb. 8). Wenn der Spitzenwert der
überlagerten Wechselspannung kleiner ist, als
die Anodengleichspannung, sö, hört man auf
der Empfangsstation einen Ton von der Höhe
der Frequenz, die in der dem magnetischen
!) Bei den Versuchen (Abb. 6) lag das Kabel in 12m
Wassertiefe. Die Umkehrung der Feldrichtung tritt ein
für 1000 Per bei 14 m, für 00 Per bei 17 m seitlichem Ab-
stand vom Kabel. Für andere Wassertiefen konnten. die
Versuche nicht mehr ausgeführt. werden.
die man sich beziehen kann. Mit dieser Phase
wurde die in der Induktionsspule induzierte
Phase kombiniert, nachdem die beiden Laut-
stärken der Hochfrequenzsignale und der von
der Induktionsspule aufeinander abgeglichen
waren. Durch Übe-Jlagerung dieser beiden
(Abb. 9) wurde festgestellt, daß die Richtung
des magnetischen Feldesin den Zonen Bund C
(Abb. 5b) die gleiche ist, aber entgegengesetzt
der Richtung des Feldes in Zone A. Das Feld
in der Zone A ist das Feld des Kabelstromes,
während die Felder in den Zonen Bund C von
den im Wasser induzierten Wii belströmen her-
rühren. Bei 50 Per konnten die Zonen Bund C
nicht festgestellt werden. Bis an die Grenze
der Reichweite befand man sich immer noch
in der Zone A.
Magnetisches Feld von eisernen
Schiffen.
Die bisherigen Versuche wurden, soweit
erforderlich, von Holzschiffen aus gemacht.
Durch eiserne Schiffe erfährt das Feld eine
Verzerrung (Abb. 10). Die magnetischen Kraft-
linien schmiegen sich überall um das Schiff
herum und verlaufen im wesentlichen parallel
zu den Schiffswänden, in Ebenen senkrecht zur
Schiffslängsachsel). Diein Abb. 10 eingetrage-
nen Pieile geben die ungefähre Richtung des
Feldes, die den Pfeilen beigeschriebenen Zahlen
die Intensität bezogen auf eine willkürliche
Einheit. Bei Entfernung vom Schiff gehen die
Kraftlinien allmählich in ihren normalen Ver-
lauf über. Das Schiff ist also selbst Strom-
leiter, es saugt die elektrischen Stromfäden
gewissermaßen in sich auf und erzeugt sein
eigenes Magnetfeld um sich herum.
Das Abnahmegesetz des magneti-
schen Feldes wurde für 500 und 1000 Per
festgestellt. In beiden Fällen ergab sich, daß
die Intensität des magnetischen Feldes inner-
halb der Meßfehler umgekehrt proportional ist
dem Quadrat des Abstandes vom Kabel.
!) Das Schiff hat mit der Längsachse parallel zum
Kabel gelegen. Eine Abweichung .bis zu ändert den
Verlauf des Feldes nicht wesentlich.
90
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Heft 5.
29. Januar 1920.
l
Abb. 10.
Zahlentafel 1 gibt eine Meßreihe für
Zahlentafel 1.
Zahlentafel 2
Die Abnahme für konstante Wasseitiefe ist zum
Vergleich in Abb. 13 mit eingetragen.
Abstand n vom) "eldatäpke 7 727.10 Durch Bildung des Verhältnisses der Ordi-
naten aus den beiden Intensitätskurven für
90 1600 12,94 konstante und für zunehmende Wassertiefe,
135 640 11,65 kann man den Einfluß_der Wasseitiefe zahlen-
180 320 10,34 mäßig gewinnen. Das Eıgebnis dieser Ope-
260 160 10,8 ration ist in Abb. 14 enthalten. Als Abszissen
405 55 9,0
630 20 7,94
810 10 6,55
Im Mittel 9,89
Nach Zahlentafel 2 hat es den Anschein,
als ob die magnetische Feldstär ke etwas stärker
abnimmt als mit dem Quadrat des Abstandes
vom Kabel. Für 50 Per konnten die Messungen
nicht mehr ausgeführt werden.
Einfluß der Kabellänge
Von besonderem Interesse ist der Einfluß
der Kabellänge oder mit anderen Woıten die
Intensität des magnetischen Feldes längs des
Kabels. Die Messungen wurden ausgeführt an
einem 60 km langen einadiigen Guttapercha-
kabel mit Kupferader! Der Querschnitt des
Kabels war 2 mm?, die Kapazität betrug etwa
0,24F'). Das Kabel lag auf. seiner ganzen
Länge in einer Wassertiefe von etwa 20 m.
Die Messungen wurden ausgeführt für 500 und
1000 Per. Die Ergebnisse der Messungen sind
in Abb. 11 und 12 enthalten. Als Abszisse ist
der Abstand des Empfängers vom Kabelanfang
in gewöhnlichem Maßstab, als Ordinate die
Lautstärke bezogen auf eine willkürliche Ein-
heit in logarithmischem Maßstab aufgetragen.
Die eingetragene Gerade ist in beiden Fällen so
gelegt, daß ihre Neigung dem Verhältnis von
Anfangsstrom und Endstrom im Kabel ent-
70 20 30 %0 50 60 70 60 20 10
Abb. 14.
sind die Wasseitiefen inlinearem Maßstab, als
ÖOrdinaten die Intensitäten in logarithmischem
Maßstab aufgetragen, Die Punkte liegen ziem- -
lich gut auf einer Geraden, die Abnahme der
Intensität des magnetischen Feldes ist also ex,
ponentiell. Und zwar hat man bei 500 Per f. je
10 m eine Abnahme auf den !/,,„ ten Teil.
Abstand r vom a L | en 158 a = a besondere Messungen?) Test-
90 100 810 Es geht hieraus hervor, daß die Intensität
99 100 850 des magnetischen Feldes über dem Kabel wie
135 50 906 die Stromstärke im Kabel nach einem Expo- HAübrıs
180 95 810 nentialgesetz abnimmt. Die Kabeldämpfung | _ 2
225 16 | .g09 war so stark, anderseits die Messungen nicht Die Abb. 15 und 16 zeigen die Ergebnisse
225 10 506 genau genug, um den Einfluß der Reflexion | ger Messungen für 1000 Per. Hier geht die In-
360 6,3 817 am Kabelende feststellen zu können. tensitätk 56 10 m auf den !/,,, ten Teil.‘
an : Er Einfluß der Wassertiefe.
540 3,5 798 Um den Einfluß der Wassertiefe, also der
Im Mittel | 7677 über dem Kabel ruhenden Wassersäule auf die
70 20 30 20
Abb. 12.
50 km 50
Intensität des magnetischen Feldes an der
Wasseroberfläche festzustellen, wurde dasselbe
Kabel, mit dem die Messungen des vorigen
Abschnitts ausgeführt wurden, so ausgelegt,
daß es allmählich aus geringer Wassertiefe in
größere Wassertiefen überging. Die geringste
Tiefe am Anfang des Kabels betrug etwa 10 m,
die größte Tiefe am Ende des Kabels etwas
über 100 m.
Die Intensität des magnetischen Feldes
wurde längs des Kabels gemessen. Die Ergeb-
nisse dieser Messung für 500 Per bei 100 m Ab-
stand vom Kabel sind in Abb. 13 enthalten.
1000 }—-
700
"0
70 20 30 70 50 60
Abb. 13.
Den einzelnen Punkten sind die zugehörigen
Wassertiefen beigeschiieben. Die Abnahme
folgt einem Exponentialgesetz. Sie ist aber be-
deutend stärker als bei konsta Be Wassertiefe.
70 20.30 90.5060 0 0 30 7100
Abb. 16.
Die exponentielle Abnahme läßt auf starke
Verluste infolge von Wirbelströmen im Wasser
schließen. Diese Verluste sind sicher vom Salz-
gehalt des Wassers abhängig. Versuche in Ge-
‚wässern mit verschiedenem Salzgehalt wurden
nicht ausgeführt.
Elektrisches Feld in der
des Kabels.
Außer dem magnetischen Feld ist im
Wasser um das Kabel herum ein elektrisches
Stromlinienfeld vorhanden. Hierüber sind nur
wenige Messungen gemacht worden. Die Rich-
tung ist überall. parallel zum Kabel. Die Inten-
sität ist umgekehrt proportional dem Quadrat
des Abstandes vom a,
Umgebung
500 Per wieder, Zahlentafel 2 für 1000 Per. Die
Feldstärke ist in beiden Fällen auf eine will-
kürliche Einheit bezogen.
1) Die genauen Werte sind mir z, Zt. nicht Rs Zu
gänglich spielen auch für das Folgende keine Rolle.
ie Strommessungen wurden s. Zt. von Herrn
Prof. Re ich für andere Zwecke gemacht.
nu 2a he A Ballen 2 ir
v
P
Ein verbesserter akustischer Wechselstrom-
erzeuger.
(Mitteilung aus dem Pbysiologischen Instifut der
Universität Berlin.)
Von M. Gildemeister,
Zur Erzeugung von Wechselstiömen ge-
ringer Energie und mittlerer Frequenz (einige
hundert bis einige tausend Per/s), wie sie häu-
fig zu elektrotechnischen und akustischen,
neuerdings auch zu elektrophysiologischen
Zwecken gebraucht werden, z. B. zur Messung
von Induktionskoeffizienten, elektrostatischen
und Polarisationskapazitäten und zu Studiem
über die Reizbarkeit tierischer Nerven und
Muskeln, benutzt man gewöhnlich Apparate,
die nach dem Sirenen- oder dem Summerprin-
zip gebaut sind. Die ersteren bestehen aus
Eisenteilen, die sich in der Nähe von Spulen
bewegen (z. B. der Kohlrauschsche Sinusinduk-
tor oder die Dolezaleksche Wechselstrom-
maschinel), hergestellt von der Siemens &
Halske A.G.); letztere haben eine schwingende
Membran, mit der ein Mikrophon mechanisch
gekoppelt ist, wobei durch eine geeignete Schal-
tang dafür gesorgt ist, daß die rom
kungen im Mikrophon die ehe Finguee
gen dauernd unterhalten (z. B. der Siemens &
Halskesche Summervumfoımeıt).
Vorrichtungen, bei denen ıhythmische
Stromunterbrechungen zur Tonerzeugung -
dienen, wie z.B. die Saitenunterbrecher und
die nach dem Prinzip des Wagnerschen Ham-
mers gebauten Summer, haben bekanntlich die
Unannehmlichkeit, daß die Wechselströme sich
stark von der Sinusform entfernen.
Die erstgenannte Ausführungsform (Si-
rene) ist kostspielig und erfordert zahlreiche
Nebenapparate, während die zweite (Mikro-
' phonsummer mit mechanischer Koppelung)
ziemlich umständliche Maßnahmen (Auswechs-
lung der Membran) nötig macht, wenn man von
einer Frequenz zu einer anderen übergehen
will. Die letztere Schwierigkeit ist in sehr
glücklicher Weise von A. Larsen in seinem
akustischen Stromerzeuger?) überwunden wor-
den. Es handelt sich auch um einen Mikro-
phonsummer, aber die Koppelung zwischen
Mikrophon und Telephonmembran erfolgt auf
akustischem Wege, und es ist durch ein aus-
ziehbares Resonänzrohr ermöglicht, verschie-
dene Frequenzen auf einfache Weise einzu-
stellen. Die Schwingungsfrequenz ist nach den
Angaben des Verfassers, die ich bestätigen
kann, leicht zwischen den Grenzen 600 und
1200 zu ändern.
$o brauchbar diese einfache‘ Vorrichtung
für gewisse Zwecke ist, so hat sie doch auch
ihre Schattenseiten. Vor allem ist es schwierig,
ihr eine für Meßzwecke genügende Energie-
menge zu entnehmen, da die Dämpfung bald
so groß wird, daß der Ton erlischt. Ferner um-
faßt ihr Tonbereich nur eine Oktave. Man
kommt in beiden Beziehungen viel weiter,
wenn man auf die Eigentöne der Telephonmem-
bran Rücksicht nimmt, außer der akustischen
noch elektrische Resonanz einführt und die
Energie aus einem Hilfskreis entnimmt.
Beschreibung des vervollkomm.ne-
ten Wechselstromerzeugers: Die Öffnung
eines alten Siemensschen Telephons 7 mit lan-
gem Hufeisenmagnet (Widerstand 205 S.E.)
ist durch einen Stopfen verschlossen, durch
dessen Bohrung ein rechtwinklig gebogenes
Rohr von 10 mm Lichtweite hindurchgeht.
Sein senkrechter Schenkel trägt vier kurze, in
Kreuzform angeordnete Fortsätze, von denen
der-eine gewöhnlich nicht benutzt und ver-
schlossen ist, Auf’ die drei anderen sind Mikro-
phonkapseln aufgesteckt, u. zw. mit Hilfe von
-durchbohrten Platten, welche auf diese Kap-
seln so aufgekittet sind, daß zwischen den Plat-
1) „Zeitschr, f. Instrumentenkunde*, 1508, 8. 248.
2) Vgl. „ETZ" 1911, 8. 284,
Elektrotechnische Zeitschrift.
esin den Betrieben sonst üblich war.
ten und der Mikıophonmembran nur ein enger
Zwischenraum übiigbleibt (kleiner Resonanz-
raum!). Zwei von den Kapseln M, sind mit den
nötigen Elementen E, und der Pıimärwicklung
T Telephon, M; und M; Mikrophonkapseln, S Resonanzrohr
mit verschiebbarem Stempel, EZ, und Ey Stromquellen, Tr,
und Tr, Telephontransformatoren, G variabler Kondensator,
U zweipoliger Umschalter, A Leitung zur Verbrauchsstelle.
Abb. 1.
eines Telephontran‘foımatoıs Tr, in Reihe ge-
schaltet; die Sekundärwicklung des letzteren
steht mit einem variablen Kondensator C,
einem Umschalter U und der Telephonwick-
lung in Verbindung. Der wagerechte Schen-
kel S des Glasrohrs dient als Resonator und be-
sitzt eine Teilung und einen verschiebbaren
Stempel.
Das System Telephon-Sekundärwicklung-
Kondensator gerät bei passender Wahl der
Kapazität auch ohne Abstimmung der Reso-
nanzröhre in kräftige Schwingungen, welche
durch die von der Batterie gelieferte Energie
unterhalten werden. Einige Frequenzen, die
offenbar Eigentönen der Membranen ent-
sprechen, sind besonders bevorzugt; dabei
spielt die Stromrichtung (Umschalter) eine we-
sentliche Rolle. Für manche Frequenzen muß
das vierte Seitensohr geöffnet werden. Durch
Binste'lung der Resonanzröhre werden die
Töne reiner und stabiler; da letztere geschlossen
ist, wird wenig Energie mutzlos nach außen
abgegeben.
Die für Messungen usw. nötige Energie
entnimmt man mit Hilfe der dıitten Mikrophon-
kapsel M,. die wieder mit einem Transforma
tor Tr, und den Elementen E, (oder auch mit
einer anderen Stromquelle E,) verbunden ist.
Die gelieferten Wechselströme können sehr
kräftig sein; als ich eine Starkstromkapsel und
8sV Spannung im Hilfskreis verwendete, er-
regten sie bei einer Versuchsperson starke
Schmerzen und Muskelzuckungen.
Das mir zur Verfügung stehonde Exem-
plar des Tonerzeugers liefert mit Kapazitäten
von 0,3 bis 0,01 #F je nach der Stromrichtung
Frequenzen von 230 bis 2200. Sollen die
Wechselströme rein und konstant sein, so dür-
fen nicht zu grobkörnige Mikrophone und nur
mäßige Spannungen in Anwendung kommen.
Bei Brückenmessungen ist es, wegen der
größeren Empfindlichkeit im Bereiche der
Eigentöne, zweckmäßig, zur Erzeugung und
zum Abhören der Töne dieselbe Telephonart
zu wählen.
Die Folgen des Krieges und der Revolution
für die Elektrotechnik.!)
Von Dr.=-Äng. e. h. G. Dettmar.
(Schluß von $. 68.)
Die elektrischen Bahnen sind durch den
Krieg und die Revolution ganz außerordentlich
stark beeinflußt worden; sie haben während des
Krieges unter dem Materialmangel sehr gelitten
und warden bei der Mobilisierung von Kupfer
stark herangezögen. Auch der Personalmangel
hat große Schwierigkeiten verursacht, insbe-
sondere auch dadurch, daß es ihnen nicht mög-
lich war, die Reparaturen so auszuführen, wie
Die Löhne
1) Vortrag, gehalten in der Sitzung des Elektrotech-
nischen Vereins des a Industriebezirks
am 22. X. 1919 in Dortmund und des Elektrotechnischen
Vereins am 25. XI. 1919 in Berlin. Vgl, „ETZ* 1920, 8, 14.
1920. Heit 5.
sind hier besonders stark gestiegen so daß auch
die Fahrpreise beträchtlich erhöht werden muß-
ten. Bei der Berliner Hoch- und Untergrund-
bahn betrugen die Aufwendungen für die Ar-
beitsstunde:
vorsdem. Kriege 72%... 052%.M
im Jahre 1918 . 1.20
Antene"1919 . .-. MIO
Januar/März 1919 dns
Apnl/gJune1919 7. 2. ..022,95 5,
Juli/September 1919 . . 260 „
seit September 1919 PRSSÜE N.
Der Fahrpreis ist dabei während der ganzen Zeit
in der 8. Zone von 20 Pf auf 35 Pf und in der
1. Zone von 10 Pf auf 20 Pf erhöht worden.
‘Die während des Krieges bei den Straßen-
bahnen zwangsweise vorgenommene Verringe-
rung der Zahl der Haltestellen wirdim Interesse
eines wirtschaftlichen Betriebes zum größten
Teil auch in der Zukunft bestehen bleiben müs-
sen; bei den jetzt üblichen mittleren Halte-
stellenentfernungen ist man noch immer unter
dem wirtschaftlich günstigsten Wert), der allein
natürlich nicht maßgebend sein kann. Bei der
starken Steigerung der Preise der elektrischen
Arbeit infolge der Erhöhung der Kohlenpreise
und der Löhne wird man in Zukunft mehr
Augenmerk auf das wirtschaftliche Fahren rich-
ten müssen. E. Volkers hatin seiner Schrift
„Die Fahrkunst auf Straßenbahnen‘ mit Recht
auf die große Bedeutung des richtigen Fahrens
hingewiesen und gezeigt, welche Erfolge sich
durch gute Instruktion der Fahrer erzielen
lassen.
Für den Vollbahnbetrieb scheinen die Aus-
sichten jetzt wesentlich günstiger zu sein als
vor dem Kriege; während damals militärische
Bedenken gegen eine erhebliche Ausbreitung
des elektiischen Betriebes gesprochen haben,
dürften diese jetzt wegfallen, da ja ganz beson-
ders die Verhältnisse in Oberitalien gezeigt
haben, daß die früheren Bedenken gegenstands-
los geworden sind; ganz besonders wichtig ist
aber die erzielbare Ersparnis an Kohlen. Bei
den amerikanischen Bahnen ist festgestellt wor-
den, daß 3,2 kg Kohlen auf der Lokomotive
durch 1 kWh im Bahnkraftwerk ersetzt wer-
den können.
Nach Angaben von Wechmann?) würde
sich die Ersparnis bei vollständig durchgeführ-
ter elektrischer Zugförderung auf rd 5 Mill. t
Kohle stellen. Durch die beabsichtigte Einfüh-
rung der elektrischen Einheitslokomotive dürf-
ten die Bestrebungen zur Einführung des elek.
trischen Vollbahnbetriebes ganz besonders un-
terstützt werden.
Der Bau von Elektromobilen hat während
des Krieges fast ganz geruht; nur Straßenreini-
gungsfahrzeuge und 5-Tonnen-Lastwagen waren
als Ersatz für die fehlenden Pferde gefragt.
Man kann wohl annehmen, daß in Zukunft der
elektrisch betriebene Lastwagen sich günstig
entwickeln wird; Benzol und Öl werden noch
lange knapp und teuer sein. Außerdem ist noch
besonders zu beachten, daß der elektrische Wa-
gen keinen Spezialisten mit hohem Lohn als
Fahrer braucht. Aus Amerika wirdauch berich-
tet, daß das Elektromobil einen außerordent-
lichen Aufschwung nimmt, was allerdings dort
besonders darauf zurückzuführen ist, daß fast
alle elektrischen YZentralstationen der Vereinig-
ten Staaten sich mit dem Laden von Akkumn-
latoren befassen und überall Gelegenheit hierzu
bieten; diesem Gesichtspunkt müßte in Deutsch-
land noch wesentlich mehr Beachtung ge-
schenkt werden, und es wird dann sicherlich
möglich sein, die Verwendung des Elektromo-
bils wesentlich zu steigern, da ja der Mangel an
Pferden noch lange bestehen bleiben wird. Die
Vereinheitlichung und die Verbesserung der
La deeinrichtungen würden außerordentlich för-
dernd wirken.
u. Bahnen“ 1915. 8. 1; 1919, 8. 4
ı) „El. Kraftbetr. T;
1917, 8.448, und „Zeitschr. R
Elektrotechn. u. Maschinenh.*
Kleinb- 1917, 8. 701.
») „Verkehrstechnik“ 1919, Heft 4.
92 &
Elektrotechnische Terikehrät:
1920.
Heit 3.
2%. Januar 1920.
Die elektrische Heiz- und Kochtechnik hat
während des Krieges manch neues Anwendungs-
gebiet erhalten. Siesteht auch z. Zt. verhältnis-
mäßig günstig da, weil, wie schon vorstehend
gezeigt, die Preise für elektrische Arbeit nicht
im gleichen Verhältnis gestiegen sind wie die
des Gases, der Kohle usw. Eine besonders gün-
stige Entwicklung dürfte der Heiztechnik aber
in der Industrie beschieden sein. Die außer-
ordentliche Bequemlichkeit,. Sauberkeit, ein-
fache Zuführung, gute Regulierbarkeit haben
sich während des Krieges besonders fühlbar ge-
macht, so daß zu hoffen ist, daß bald die Vor-
teile noch mehr erkannt werden und sich die
elektrische Beheizung von Werkzeug- und Ar-
beitsmaschinen immer mehr durchsetzt. Von
seiten der Gewerbeaufsicht wirdaus gesundheit-
lichen Gründen die elektrische Beheizung in
letzter Zeit sehr gefördert. Aber auch im Haus-
halt wird sich das elektrische Kochen immer
mehr einführen, da sich ja dort gerade durch
die Revolution besonders große Schwierigkeiten
mit dem Personal herausgebildet haben. Der
Streit, ob man hierbei besser das Einzeltopf-
system oder den Herd verwendet, ist immer
noch nicht entschieden, und die Frage wird
auch so bald noch nicht zur Ruhe kommen.
Ich selbst bin überzeugt, daß für die Zukunft
weder das eine noch dasanderein Frage kommt,
sondern die Vereinigung beider;
Herd mit einer Anzahl Einzeltöpfen, insbeson-
dere größeren, so daß der hohe Verbrauch mit
gutem Wirkungsgrad vor sich geht, scheint mir
die richtige Lösung zu sein.
Die elektrisch betriebenen Werkzeuge und
Handapparate haben sich während des Krieges
stark eingeführt und werden in Zukunft noch
viel mehr beliebt werden, da sie geeignet sind,
die jetzt so teuern Arbeitskräfte und Zeit zu
sparen; ihre außerordentlich bequeme Anwen-
dung wird immer mehr erkannt werden, so daß
sich auf diesem Gebiete eine starke Entwick-
lung ergeben wird.
Bei Blitzechutzanlagen wird man in Zu-
kunft, wie schon während des Krieges, meist
Eisenan Stelle des vor dem Kriege verwendeten
Kupfers verarbeiten können, da eine Ver-
schlechterung der Anlagen durch dieses Ersatz-
material nicht eintritt.
Die Fernmel Idetechnik hat während des
K:ieges einen großen Aufschwung genommen,
u. zw. hat sie nicht nur für die Landes-
veiteldigung Bedeutung gehabt, sondern auch
in allen ihren Sonderiichtungen; es steht
ihr auch nach dem Kriege noch eine große
Entwicklung bevor, da sicher zur Ersparnis
menschlicher Arbeitskräfte und zur Ersparnis
von Zeit Fernmeldeanlagen in allergrößtem
Umfange verwendet werden müssen. Die Tele-
graphenanlägen werden außerordentlich ver-
mehrt werden müssen, um den jetzt schon
vorhandenen Anforderungen gerecht zu wer-
den. Das Telephon wird besonders auf dem
Lande zur Ersparnis von Zeit erheblich mehr
Anwendung finden als bisher,
Die drahtlose Telegraphie hat während des
Krieges Außerordentliches geleistet, sie wird in
Zukunft nicht nur ihre altenAnwendungsgebiete
erweitern, sondern auch neue finden. Die an-
deren Verwendungsarten der Fernmeldetechnik,
die Signalanlagen, Feuersicherungseintichtun-
gen, Diebstahlsicherungen usw. werden gleich-
falls einer günstigen Entwicklung entgegen-
sehen können, so daß hier ganz besondere Mög-
lichkeiten für die Zukunft vorliegen.
Die elektromedizinischen Verfahren sind
während des Krieges sehr in Anwendung ge-
kommen; man vergesenwärtige sich nur die Be-
deutung, welche die Röntgentechnik im Kriege
gehabt hat. Außerdem hat sich noch die An-
wendung der Diathermie, der künstlichen
Höhensonne und der Aureollampe sehr ent-
wickelt. Durch diese Verfahren sind dem Arzt
neue wichtige Heilmittel zur Verfügung gestellt,
die immer stärkere Anwendung finden werden.
Die künstliche Höhensonne und die Aureol..
ein kleiner
lampe werden auch das Interesse der Elektrizi-
tätswerke finden, da sie im Gegensatz zu den
sonstigen elektromedizinischen Verfahren ein
verhältnismäßig großer und günstiger Strom-
verbraucher sind.
Die außerordentliche Entwicklung, die die
Elektrochemie im. Kriege genommen hat, ist als
allgemein bekannt vorauszusetzen. Ich er-
innere hier nuran die Verfahren zur Herstellung
von Aluminium, Magnesium, Kalkstickstoff,
Ferrosilicium, Ferrochrom, Graphit, Caıborun-
dum, Elektrostahl, Luftstickstoff, Chlor usw.
Die Anlagen zur Kupfer-Elektrolyse sind wäh-
rend des Krieges sehr ausgebaut worden; für
die Herstellung von Elektrolyteisen sind große
Anlagen geschaffen worden, die auch in Zu-
kunft Bedeutung haben werden. Die meisten
der vorerwähnten elektrochemischen Verfahren
und auch eine Reihe der hier nicht genannten
behalten in Zukunft ihre große Bedeutung bei,
so daß eine günstige Entwicklung auf diesem
Gebiete mit Sicherheit zu erwartenist. Inganz
besonders günstiger Weise werden die elektro-
chemischen Verfahren arbeiten, die mit noch
veıhältnismäßig billig hergestelltenWasserkraft-
anlagen in Verbindung stehen; sie werden an-
deren konkurrierenden Verfahren gegenüber,
die mit Kohlen arbeiten, einen großen Vor-
sprung haben.
Die elektrischen Antriebe Habkon schon vor
dem Kıiege große Verbreitung gefunden; wäh-
rend des Krieges hat sich dies noch gesteigert,
und es ist mit Sicherheit anzunehmen, daß diese
günstige Entwicklung auch in Zukunft anhalten
wird, da gerade die elektrischen Antıiebe ge-
eignet sind, die teuren Arbeitskräfte zu ersetzen
und Verluste zu vermeiden. Man denke nur an
die außerordentliche Ausbreitung der elektrisch
betriebenen Hebezeuge und Transportanlagen
undan die elektrischen Antriebe von Werkzeug-
‚maschinenin kleinen und kleinsten Weı kstätten
und in der Hausindustrie; der elektrische An-
trieb ist dort nicht mehr zu verdiängenund wird
in Zukunft noch immer mehr an Bedeutung ge-
winnen, da namentlich bei weiterer Entwick-
lung der Überlandzentralen in Zukunft fast
überall elektrische Arbeit zur Verfügung stehen
wird und so jedem die Möglichkeit geboten ist,
einen Kraftbetrieb mit geringsten Ausgaben
einzurichten.
Die Elektrizitätswerke ding durch den
Kıieg ganz besonders stark beeinflußt worden.
Sofort bei Ausbruch des Krieges machte sich
der Mangel an Personal (Maschinisten und
Heizer) geltend, und später schloß sich der
Mangel an Material aller Art an; ganz besonders
schwere Eingriffe waren die Mobilisierung von
Kupfer und die große Reihe von behördlichen
Verordnungen, betreffend Sommerzeit und Ein-
schränkung des Licht- und Kraftverbrauchs,
sowie Verordnungen, betreffend Stillö&gung ein-
zelner Betriebe oder einzelner Maschinenarten,
wie z. B. der Schrotmühlen auf dem Lande.
Durch militärische Transporte war die Zufuhr
von Betriebsstoffen oft sehr unsicher. Neben
diesen schweren Beeinflussungen ging noch
die Eıhöhung der Löhne und Gehälter und
die Verteuerung der Betriebsstoffe, denen
aber zum großen Teil vertraglich festgelegte
Verkaufspreise gegenüber standen. Die Elek-
trizitätswerke kamen dadurch in eine schwie-
rige Lage, die durch die Elektrizitätswirt-
schaftsstelle im August 1917 wenigstens z. T.
behoben werden konnte durch .eine Ver-
öffentlichung, in der eine angemessene Preiser-
höhung für gerechtfertigt erklärt wurde, “Die
Absicht der Elektiizitätswirtschaftsstelle, die
Frage der Tariterhöhung auf gesetzlichem Wege
zu regeln, scheiterte damals leider noch an dem
Widerstand der Behörden. Erst nach fast zwei-
Jährigem Bemühen ist es der genannten Stelle
gelungen, die Herausgabe der ‚, Verordnung über
die schiedsgerichtliche Eıhöhüung des Preises
bei der Lieferung elektrischer Arbeit, Gas und
Leitungswasser“ vom 1. II. 1919 zu erreichen.
Durch sie wurde den Elektrizitätswerken wieder
ihre wirtschaftliche Sicherheit gegeben, und sie
wurden wenigstens von diesem Zeitpunkt an für
die schweren Opfer (die sie z. T. lange vorher
schon gebracht haben) entschädigt.
Die außerordentlichen Steigerungen der
Kohlenkosten und Löhne sind vorstehend schon
behandelt worden; daneben sind auch alle an-
deren Ausgaben für Betrieb und Unterhaltung
ungefähr ebenso in die Höhe gegangen. Wäh-
rend des Krieges konnten die maschinellen An-
lagen bei weitem nicht in dem Maßein Ordnung
gehalten werden, wie dies in Fiiedenszeiten in
solehen Betrieben üblich gewesen ist, so daß die
Werke noch lange-hinaus an den Folgen des
»Kıieges zu tragen haben werden.
Durch die soeben in Behandlung befind-
liche Elektrizitätsgesetzgebung stehen den Elek-
trizitätswerken wieder außerordentlich tiefe
Eingriffe in ihre Rechte bevor, deren Folgen
augenblicklich noch gar nicht voll zu über-
sehen sind; erst wenn das Rahmengesetz über
die Sozialisierung der Elektrizitätswirtschaft
fertiggestellt und durch die noch notwendigen
weiteren Gesetze ergänzt sein wird, kann man
beurteilen, wie die Zukunft der Elektrizitäts-.
werke sich gestalten wird. Waren also .die Ein-
wirkungen der Kriegsjahre schon sehr schwere,
so sind die Einwirkungen der Revolution hier
noch viel tiefer greifende, so daß sie geeignet
sind, die ganze bisherige Entwicklung der Elek-
trizitätswerke außerordentlich zu beeinflussen.
Wenn somit die wirtschaftliche Zukunft
der Werke z. Zt. noch völlig unsicher ist, wird
man doch über die technische Weiterentwick-
lung sich schon einigermaßen ein Bild machen
können. Man kann mit ziemlicher Sicherheit
annehmen, daß die Anschlußbewegung bei den
Elektrizitätswerken in Zukunft außerordentlich
lebhaft werden wird, denn die großen Vorteile
der zentralen Versorgung haben sich ganz be-
sonders im Kriege gezeigt.
glaubeich, daß de Überlandzentraleneinergün-
stigen Entwicklung entgegengehen, da nicht
nur der ländliche Dr in Zukunft stark stei-'
gen wird, sondern auch die industrielle Betäti-
gung sich sehr auf das Land hinaus erstrecken
wird. Ich halte es für sicher, daß sich mit der
Zeit eine starke Dezentralisation der Industrie
ergeben wird; eine solche Bewegung wird aber
such nur dadurch möglich sein, daß die Über-
landzentralen überall die Gelegenheit zur billi-
gen Einrichtung von Kraıbeiriepen bieten.
Rs werden a nicht nur die Strombezieher .
ihren Vorteil finden, sondern auch die Über-
landzentralen werden durch eine solche Ent-
wicklung günstig beeinflußt werden, denn die
jetzigen relativ hohen Leerlaufverluste werden
sich dann beträchtlich günstiger stellen. Die _
Vereinigung von Industrie und Landwirtschaft
wird den Überlandzentralen wesentlich günsti-
sere Bedingungen geben» als sie bisher zum
großen Teil gehabt "haben,
Nicht nur in Handel, Gewerbe und Indu-
strie, sondern auch im Hause wird eine Vermeh-
rung des elektrischen Betriebes eintreten, die
der Entwicklung der Elektrizitätswerke günstige
Bahnen weisen wird; die höheren Herstellungs-
kosten für Kraftwerke und Leitungen zwingen
aber auch zu einer besseren Ausmützung. Die
Erzielung einer gleichmäßigeren Belastung wird
noch mehr als bisher die Hauptsorge der Elek-
trizitätswerksleiter sein müssen. Die Einfüh-
rung der achtstündigen Arbeitszeit wirkt bei
Werken, diein erheblichen Umfange Kraftbe-
triebe angeschlossen haben, verhältnismäßig
günstig, denn es wird die Motorenbelastung zum
großen Teil schon abnehmen, wenn die Licht-
belastung in den Wintermonaten einsetzt, so
daß die Abendspitze bei solchen Werken wahr-
scheinlich ganz wegfallen wird. Durch geeignete
Verlegung des Anfanges der Arbeitszeit in den
Fabriken wird es wohl auch möglich sein, die
Morgenspitze zu vermeiden; dadurch kann die
Wirtschaftlichkeit der Werke beträchtlich ge-
steigert werden.
einige Werke dadurch beeinflußt werden, daB
S
Im besonderen -
Ungünstig dagegen werden
seit der Revolution Nachfschichten nurin ganz
geringerem. ‚Umfange durchgeführt werden und
somit die Ausnutzung in der Nacht schlechter
wird, als dies früher schon der Fall war,
Bei den Überlandzentralen wird man auch
in-Zukunft die Dreschordnungen, die sich im
Kriegeals unbedingt notwendig erwiesen haben,
beibehalten müssen, damit dort nicht bei Ein-
tritt schlechten Wetters so plötzliche Bela-
stungssteigerungen eintreten; ebenso wird man
auch in Zukunft bemüht bleiben müssen, die
starke und plötzliche Entlastung der Werke um
die Mittagszeit durch entsprechende Verschie-
bung der Mittagspause in den Fabıiken zu be-
seitigen.
Infolge der Erhöhung der Löhne wird im
Elektrizitätswerksbetriebe, namentlich in dem
der Überlandzentrale versucht werden müssen,
Ersparnisse zu erzielen. Man wird alles tun
müssen, um die Kosten für die Instandhaltung
der Netze und die Einziehung des Geldes her-
unterzusetzen; man wird prüfen müssen, in-
wieweit die Leerlaufsverluste infolge der Er-
höhung des Preises der elektrischen Arbeit ge-
gebenenfalls heruntergesetzt werden können;
im inneren Betriebe der Werke wird man ver-
suchen müssen, die Wirtschaftlichkeit durch
tadellose Einrichtungen noch weiter als bisher
zu'erhöhen. Infolge der Steigerung der Kohlen-
preise wird zu überlegen sein, ob Verluste ver-
mindert werden können. Früher durchgeführte
Vergleichsrechnungen in bezug auf Verluste,
Anlagekosten usw. werden unter den jetzt
_ veränderten ‘Verhältnissen wiederholt werden
\
müssen, weil sich ja die Grundlagen vollständig
verschoben haben.
Die Elektrizitätswerke werden aber viele
neue Betätigungsgebiete finden und die bisheri-
gen weiterausbauen können. Insbesondere wird
der Anschluß der bisherigen Einzelanlagen not-
wendigerweise stark gefördert werden müssen,
denn diese arbeiten in bezug auf Ausmutzung
der Kohle äußerst unwirtschaftlich. Die große
Steigerung der Löhne und die außerordentlich.
hohen Herstellungskosten solcher Anlagen wer-
den von selbst bedingen. daß die Konkurrenz-
möglichkeit für die Elektrizitätswerke wesent-
lich erhöht wird; im Interesse der günstigsten
Kohlenausnutzung sollten aber hier nicht nur
die Kosten ausschlaggebend sein, sondern auch
das Gesamtinteresse. Gegebenenfalls müßte
- hier vom Staate aus ein Zwang ausgeübt wer-
‘den,
Die Aussichten für den Ausbau der elek-
trischen Vollbahnen sind jetzt gestiegen. woraus
die Elektrizitätswerke in Zukunft Vorteile
ziehen werden. Ganz besonders werden die
Elektrizitätswerke aber in der Landwirtschaft
‚einen guten Abnehmer in Zukunft finden. Die
Elektrokultur wird vielleicht doch noch zu einer
gewissen Bedeutung gelangen, wenn die Ver-
hältnisse genügend studiert sein werden. Eine
beträchtliche Abgabe elektrischer Arbeit kommt
‚zwar hier nicht in Frage, aber Elektrokultur-
anlagen werden vielfach Bahnbrecher sein und
der Industrie können sie Beschäftigung ‘brin-
‚gen. Bessere Aussichten scheinen die Bereg-
nungsanlagen zu bieten. diein Deutschland für
etwa 8 Mill. ha in Frage kommen können.
Nach
Geh. Rat Prof. Dr. Krüger!) sind bei den
Bromberger Versuchen die in nachstehender
Zahlentafel 4 angegebenen Resultate erzielt
Zahlentafel 4
Frucht Sunset! | Bewässert | _ sieigerung
dz/ha | dz/ha |dzyra| %
Kartoffel- |
Knollen . 16%. 1253 90 56
Kartoffel-
h Stärke 15,8 | 26 10,2 65
Zückerrübe 268 | 334 66 “25
HAIer.... 16,6 25,0 9,4 60
Winterroggen 17,4 | 23,8 6,4| 37
ı) „Die Technik der Landwirtschaft“ 1919, Nr. 2, S. 67.
Elektrotechnische Zeitschriit.
1920.
worden. In der praktischen Anordnung werden
die Ergebnisse vielleicht nicht so groß sein, aber
doch noch groß genug, um höchste Beachtung
zu verdienen. Weiterhin wichtig ist natürlich
noch der weitere Ausbau des schon jetzt gut
eingeführten elektrischen Antriebes in der
Landwirtschaft; während bisher im allgemeinen
die größeren und mittleren Betriebe sich der
- Elektrizität zugewendet hatten. werden in Zu-
kunft auch die kleinen und klein-ten Bet’ iebe
hierfür in Frage kommen. Es ist deshalb inter-
essant Zu sehen, wieviel Betriebe der verschie-
denen Größenarten esz. Zt. gibt und was für ein
Flächeninhalt ihnen zukommt; nachstehende
Übersicht gibt darüber Aufschluß:
Zahlentafel 5.
nn nn,
Größenart Zahl Flächeninhalt
53 der Betriebe | Br
“unter 0,5 2 084 060 359553 °
0,5 bis 2 1 294 449 1371 758
PER 1 006 277 3 304 878
et) 1.065 539 10 421 564
20 „ 100 262 19] 9 322 103
über 100 23 566 7055 018
Man sieht daraus, daß der Entwicklung des
elektrischen Betriebes noch große Möglichkeiten
offen stehen, denn nur ein kleiner Teil dieser
großen Zahl von Betrieben ist bis jetzt erst ver-
sorgt. Der Leutenot auf dem Lande wir d durch
die Einführung des elektıischen‘ Betriebes we-
sentlich gesteuert, und auch der Mangel an
Pferden wird z. T. durch die Elektıizität be-
hoben werden können; betrug doch die Zahl
der Pfe’de im Deutschen Reich im Juni 1919
nur 8760000 gegenüber 4520000 vor dem
Kiege. Welch günstige Entwicklung die Elek-
tiizitätsverwendung auf dem Lande schon
während des K'ieges genommen hat, Jäßt sich
einigermaßen erkennen aus der Zunahme der
Elektrizitätsgenossenschaften; es bestanden
deren in Deutschland am 1. I. 1919 1499 gegen
1283 am 1. I. 1918. Das entspricht einer Zu-
nahme von 17% in einem Jahre. Man wird also
hoffen dü'fen. daß eingroßer Teil der Elektrizi-
tätswerke in der Zukunft einer günstigen Ent-
wieklung entgegen‘ieht. Die augenb'ickliche
wirtschaftliche Lage wird natürlich verhinde'n,
daß dieser Aufschwung schnell vor sich geht,
aber es wird nach einer gewissen Beruhigung
unseres wirtschaftlichen Lebens sicher eine Auf-
wärtsbewegung einsetzen. Eine schnelle Zu-
nahme der Belastung der Elektiizitätswer ke
würde ja auch zwecklos sein, da zunächst die
Kohlen hierfür n’cht zur Verfügung stehen;
eine allzu schnelle und starke Steigerung der
Abgabe elektrischer A’ beit würde, wenn sie sich
überhaupt erreichen ließe, zunächst gar nicht
befriedigt werden können. denn die Beseitigung
des jetzt in schärfster Weise sich zeigenden
Kohlenmangels wwd noch lange Zeit in An-
spruch nehmen.
Zur Behebung der Kohlennot wird die
Elektrotechnik noch besonders dadurch bei-
tragen können, daß sie es ermöglicht, dieWasser-
kräfte Deutschlands mehr als bisher auszu-
mıtzen. ‘Die Angaben über die. verfügbaren
Wasserkräfte schwanken außerordentlich stark;
es scheint, als wenn der wirkliche Weit der ans-
bauwürdigen Wasserkräfte auf 2 bis 8 Mill. PS
beriffertiwerden könnte, von denen rdeine halbe
Million ausgebaut, aber auch noch nicht vol]
ausgenutzt ist. Die Grenze, was als ausban-
würdig anzusehen ist, hat sich natirlich dırch
die völlig veränderten Lohn- und Baukosten
verschoben. und es wird notwend g werden
jeweils den jetzt veränderten Ve: hältnissen ent-
spfechend neue Rechnungen durchzufüh'en.
Besondere Aufmerksamkeit wird auch den mitt-
leren und kleineren Wasserkräften zugewendet
werden müssen, deren Ausnutzung zu jeder
Stunde des Tages mancherlei Schwierigkeiten
bietet. Nach Dr. E. Adler!) wird der Asyn-
') „Blektroteehn. u. Maschinenb.“ 1919, 8. 221.
Heit 5.
chrongenerator geeignet sein, die Ausnutzung
dieser Wasserkräfte zu fördern. Dr. E; Rosen-
berg!) dagegen ist anderer Ansicht, was z. T.
berechtigt sein mag.
Neben der stärkeren Ausnutzung der Was-
serkraft werden auch die großen Torfflächen’
des Deutschen Reiches dazu beitragen müssen,
die verlorenen Kohlenlager zu ersetzen, wie
überhaupt der Verwendng geringweıtiger
Biennmaterialien noch in Zukunft mehr Auf-
merksamkeit zugewendet werden muß; vorteil-
haft kann dies ja meistens nur auf elekt!ischem
Wege geschehen. Wichtig wirdes auch sein,
die Abgase industiieller Anlagen weitgehendst
auszunutzen.»
Besonders große Hoffnungen werden viel-
fach auf die Ausnutzung der Windkraft gesetzt.
Obwohl natürlich nach dieser Richtung hin
noch viel zu erreichen ist, glaube ich aber, daß
die übertriebenen Hoffnungen vielfach nicht
ihre Erfüllung finden werden. Die Ausbeute
einer Windanlage ist nach den praktisch vor-
liegenden Erfahrungen verhältnismäßig gering.
Bei einer Versuchsanlage in der Nähe von Dres-
den mit einer Turmhöhe bis Mitte Windrad
von 25 m und einem Raddurchmesser von
8,5 m wurden im Jahre im ganzen 10 000 kWh
nntzbar gewonnen. Die örtliche Lage dieser
Windanlage war nicht besonders günstig, da
Höhenzüge vorgelagert waren; immerhin wird
man im Binnenlande im allgemeinen nicht er-
hebfich höher kommen. als vorstehende Zahl
angıbt; an der Küste liegen die Verhältnisse
günstiger. Nach Berichten aus Dänemark, wo
bereits 250 Windanlagenin Betriebsind. hat die
größte Anlage, die mit 6 Flügeln ausgerüstet
ist, jährlich 33 000 kWh abgeben können. Wenn-
gleich der Ausnutzung des Windes noch viele
Entwicklungsmöglichkeiten durch Verbesserung
des Wir kunesgradesin Aussicht stehen, so wird
es hier doch immer nur bei Anlagen bescheide-
ner Leistung bleiben.
Schließlich sei hier noch auf die Möglich-
keit der Entwicklung der Ausnutzung der
Meereswellen hingewiesen; bei dem geringen
Unterschied zwischen Ebbe und Flut an unserer
Küste Jiegen die Verhältnisse allerdings nicht
besonders günstig, und es ist noch zu unter-
suchen, inwieweit bei den gestiegenen Kohlen-
preisen eine Anlage zur Ausnutzung der Meeres-
wellen jetzt wirtschaftlich sein kann; denn auch
die Herstellungskosten der Anlage sind unter
den jetzigen Veı hältnissen wesentlich höher, als
früher in Aussicht genommen war. Es bedarf
erneuter Untersuchungen, ob die Verhältnisse
jetzt günstiger liegen als früher. An der fran-
zosischen Küste sind die Bedingungen wesent-
lich günstiger dadurch, daß der Unterschied
zwischen Ebbe und Flut größer ist, Nach An-
gaben in den .,Nachrichten für Handel, Indu-
strie und Landwirtschaft“ ist in Frankreich die
Herstellung einer solchen An’agein Aussicht ge-
nommen, die 1200 bis 1500 Fr Herstellungs-
kosten für 1 PS bedingen soll.
Die Ausnutzung der Nebenprodukte bei
Kraftan'agen ist schon seit einigen Jahren
Gegen’tand eingehender Verhandlungen; die
Hanptschwie igkeiten liegen hier für die Elek-
tizitätswerke in der stark wechselnden Bela-
stung; wenn es in Zukunft gelingt, die ..Spitze‘
mehr als bisher zu vermeiden, so werden sich
die Ve’ hältnisee wesentlich günstiger gestalten.
Das Gebiet ist noch so wenig geklärt, daß ganz
neue Wege noch eı wartet werden können. Bei-
spielsweire sei hier auf den’neuen Vorschlag von
Wilkens?), de nur den Tie/temperaturteer aus-
nutzen will. hingewiesen.
Die außer o1 dentliche Steigerung der Löhne
und Gehälter wird es notwendig machen. in Zu-
kunft überflüssige Arbeiten für Projektierung
von Anlagen mehr als bisher zu vermeiden. Es
wird in Zukunft nicht mehr zulässig sein. daß
zehn- bis zwanrigmal die gleichen Vorarbeiten
gemacht werden und bestenfalls nur eine dersel-
1) „Elektrotechn. u. Maschinenb.* 1919, 8. 353.
®) "El. Kraftbetr. u. Bahnen“ 1919, $. 288.
94 - Elektrotechnische Zeitschrift.
ben Verwendung findet; hier wird eine Be-
schränkung sicherlich eintreten müssen. Durch
weitergehende Veı wendung statistischer Unter-
lagen wird man versuchen müssen, unnötige Ar-
beit zu sparen und die vorhandenen Arbeits-
kräfte wirtschaftlicher auszumutzen. Auch auf
dem Gebiete der technischen Literatur wird es
notwendig werden, wirtschaftlicher zu arbeiten,
wenn in Zukunft Wissenschaft und Technik
nicht leiden sollen. Darüber habe ich mich in
meinem Aufsatz „Die Zukunft der technischen
Literatur‘) eingehender ausgelassen. Auch die
Durchführung wissenschaftlicher Untersuchun-
gen wird zweekmäßiger eingerichtet werden
müssen, denn es ist unwirtschaftlich, daß an
vielen Stellen die gleichen Arbeiten unabhängig
voneinander durchgeführt werden; eine solche
Verschwendung, wie wir sie bisher uns leisten
konnten, werden wir in Zukunft vermeiden
müssen. Durch Vereinheitlichung der Bezeich-
nungen wird man neben der sonstigen Normali-
sierung, Typisierung und Spezialisierung überall
versuchen müssen, Vereinfachungen und Zeit-
ersparnis zu erreichen.
Der Einführung des Taylorsystems wird
größere Aufmerksamkeit gewidmet werden
müssen.
Auch die Ausbildung und Fortbildung der
Ingenieure und Techniker wirdin Zukunft noch
mehr als bisher gepflegt werden müssen, damit
sie den erschwerten Bedingungen, unter denen
wir infolge des Krieges und besonders der Revo-
lution in Zukunft zu arbeiten haben, gerecht
werden können. Bezüglich der Verbesserung
der Ausbildung ist der Deutsche Ausschuß
für das technische Schulwesen im Verein
mit den Hochschulen und Mittelschulen
bereits tätig, das nötige zu veranlassen.
Was die Fortbildung anbetrifft, habe ich
bereits 1905 eine Anregung?) gegeben, die vom
PFlektrotechnischen Verein seinerzeit aufge-
nommen worden ist; bis zum Ausbruch des
Krieges und auch nach dem Kriege sind solche
Fortbildungskurse jeden Winter abgehalten
worden. Durch weiteren Ausbau dieser Eimich-
tung würde noch viel Gutes getan werden kön-
nen. Einige andere Vereine haben hin und wie-
der auch solche Fortbildungskursedurchgeführt,
und es wäre zu wünschen, daß dies in größerem
Maße geschehen würde. Erfreulicher weise hat
der -Elektrotechnische Verein des rheinisch-
westfälischen Industriebezirks in Verbindung
mit dem rheinisch-westfälischen Verband für
technisch-wissenschaftliche Vorträge im letzten
Sommer in großzügiger Weise einen Hochschul-
fortbildungskursus®) für Elektrotechnik durch-
geführt, der bei den Beteiligten große Befriedi-
gung hervorgerufen hat.
Für viele wird sich eine Möglichkeit der
Zeitersparnis und der Ersparnis von Kosten er-
geben durch die beabsichtigte Zusammenlegung
aller Jahresversammlungen der auf dem Gebiete
der Elektrotechnik tätigen Vereine und Ver-
bände. Der Verband Deutscher Elektrotech-
niker hat die anderen elektrotechnischen Ver-
einigungen und Verbände aufgefordert, daß sie
alle ihre Jahresversammlungeh ungefähr zu
gleicher Zeit und am gleichen Ort abhalten, so
daß in Zukunft jedes Jahr eine ‚Elektrische
Woche‘ ineiner Stadt Deutschlands stattfinden
wird. Abgesehen von der Zeit- und Kostener-
sparnis. wird auch die Wirkung einer solchen
Zusammenlegung aller einzelnen Jahresver-
sammlungen nach außen hin wesentlich geför-
dert; durch Abhaltung von Vortragsreihen an
diesen Orten kann weiterhin noch die Fortbil-
dung der Fachgenossen unterstützt werden.
Faßt man das vorstehende, mit Rücksicht
auf den Zeit- und Raummangel flüchtige Bild
zusammen, so zeigt sich, daß der Krieg und die
Revolution zwar der Elektrotechnik sehr viel
neue Schwierigkeiten gebracht haben, daß ihr
aber auch viele Möglichkeiten der Entwicklung
neu gegeben worden sind, so daß man mit einer
) Val Ze >
% Vgl. „ETZ“ 1919, 8. 297.
1920.
gewissen Beruhigung der Zukun‘t entgegen-
sehen. kann; jeden‘alls scheint die Elek-
t:otechnik einer von den Indrist iezweigen zu
sein, de en Zukun‘t sich noch ve hältni mäßig
günstig gestalten wud.
Gesetz, betreffend die Sozialisierung
der Elektrizitätswirtschaft.
Vom 31. Dezember 1919.
Die verfassunggebende Deutsche National-
versammlung hat zum Zwecke einer besseren
Versorgung des gesamten Reichsgebiets mit
Elektrizität das folgende Gesetz beschlossen,
das mit Zustimmung des Reichsrats hiermit
verkündet wird: E
SER
Das Reichszebiet ist bis spätestens 1. Ok-
tober 1921 zum Zwecke der Eilektrizitäts-
hewirtschaftung in Bezirke inzuteilen, die
sich nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten
gliedern. B
Für diese Bezirke sind unter Führung (des
Reichs Körperschaften oder Gesellschaften zu
bilden, in denen jedenfalls die der Erzeugung
und Fortleitung elektrischer Arbeit dienenden
Anlagen zusammenzuschließen sind, mit Aus-
nahme derjenigen Unternehmungen, die die
von ihnen erzeuete elektrische Arbeit aus-
schließlich oder ganz überwiegend für eigene
Betriebe verbrauchen. ne
Das Nähere bestimmt ein bis zum 1. April
1921 einzubrinzendes Gesetz zur Regelung der
Elektrizitätswirtschaft, soweit sie nicht be-
reits in diesem Giesetz 'erfolst ist. -
SD
Das Reich ist befugt,
1. das Eigentum oder das Recht der- Aus-
nutzung von Anlagen, welche zur Fort-
leitung von elektrischer Arbeit in einer
Spannung von 50000 Volt und mehr be-
stimmt sind und zur Verbindung mehrerer
Kraftwerke dienen,
das Bigentum oder das Recht der Aus-
nutzung von Anlagen zur Erzeugung
elektrischer Arbeit (Blektrizitätswerke)
mit seiner installierten Maschinenleistung
ID
von 5000 Kilowatt und mehr, welche im.
Eigentume privater Unternehmer stehen
und nicht ganz überwiegend zur Erzeu-
sung elektrischer Arbeit für eigene Be-
triebe dienen,
3. privaten Unternehmern zustehende Rechte
zur Ausnutzung von Wasserkräften für
‚die Erzeugung elektrischer Arbeit hit einer
Leistungsfähigkeit von 5000 Kilowatt und
mehr. welche nicht ganz überwiegend zur
Erzeusung elektrischer Arbeit für eigene
Betriebe bestimmt sind, einschließlich des
Eigentums an den in Ausübung dieser
Rechte errichteten Anlagen und des Rechts
auf Benutzung technischer Vorarbeiten ge-
gen angemessene Enischädisung zu über-
nehmen.
Auf Antrag eines Landes ist das Reich ver-
pflichtet, dessen beim Inkrafttreten dieses Ge-
setzes bestehende oder auf Grund von vor (dem
15. Oktober dieses Jahres abseschlossenen
Verträgen in Ausführung begriffene staatliche
Leitungsanlagen der im ‚Abs. 1 Ziffer 1 ge-
nannten Art zu übernehmen. Der Antrag muß
binnen zwei Monaten nach der Mitteilung des
Reichs an das Lamd darüber, ob und welche
Anlagen es übernehmen will, gestellt werden.
Zu. den Elektrizitätswerken im ‘Sinne des
Absatz 1 Ziffer 2 gehören alle Anlagen und Ein-
richtungen, welche mit dem Kraftwerk eine wirt-_
schaftliche -Einheit bilden, insoweit sie zum Be-
triebe des Kraftwerks noiwendige sind. Die- bis-
herigen Eigentümer können verlangen, daß dar-
über hinaus solche Anlagen und Einrichtungen
mit übernommen werden, die bei’ einer Abtren-
nung für sie nicht mehr mit Vorteil benutzt wer-
den könnten. Infolge der Inanspruchnahme des
vechts zur Ausnutzung können sie den Erwerb
der Anlage verlangen, sofern andernfalls eine
unbillige Schädigung für sie eintreten würde,
Die nach Abs. 3 bei der Uebernahme eines
Elektrizitätswerkes durch das Reich nicht über-
nommenen, zu der wirtschaftlichen Einheit ze-
hörigen Anlagen und Einrichtungen zur Vertei-
lung elektrischer Arbeit können in ihrer Gesamt-
heit unter sinngemäßer Anwendung der Bestim-
mungen «dieses Gesetzes durch die zuständigen
Länder, Gemeindeverbände oder Gemeinden über-
nommen werden, Die näheren Vorschriften,
welche Länder, Gemeindeverbände oder Gemein-
den einzeln oder gemeinsam zur Uebernahme
befugt-sind, werden in den nach $ 21 zu 'erlas-
senden Ausführungzsbestiimmungen getroffen.
Heft
SER. TEE E
Bei ’gemischt-wirtschaftlichen Unternehmun-
gen, in denen die Beteiligungen von Privaten ge-
genüber den Beteiligungen der Länder, Gemeinde-
verbänden und Gemeinden am 1. Oktober 1919
weniger als 25 vom Hundert betragen, kann ein
Uebernahmerecht des Reichs gemäß $ 2 Abs. 1
Ziifer 2 und 3 nur dann ausgeübt werden, wenn
die beteiligten Länder, Gemeindeverbände und
Gemeinden nicht auf Aufforderung des Reichs
binnen neun Monaten dem Reiche und den Un-
ternehmungen gegenüber erklären, daß sie ihrer-
seits gemeinsam oder einzeln die im $ 2 Abs. 1
Zitfer 2 und 3 genannten Anlagen und Rechte
übernehmen wollen. ;
Bei gemischt - wirtschaftlichen Unternehmun-
zen, bei denen die Beteiligungen von Privaten ge-
eenüber den Beteiligungen der Länder, Gemeinde-
verbände und Gemeinden am 1. Oktober 1919
25 vom Hundert oder mehr betragen, hat das
Reich das Recht, Anlagen und Rechte der im
$2 Abs. 1 Ziffer 2 und 3 genannten Art zu über-
nehmen.
Im Falle der Uebernahme eines Elektrizitäts-
werkes durch das Reich gemäß Abs. 1 und 2
finden die Bestimmungen des $S 2 Abs, 4 ent-
sprechende Anwendung.
Machen Länder. Gemeindeverbände und Ge-
meinden von dem ihnen nach Abs. 1 eingeräum-
ten Rechte Gebrauch, so gelten für die Ueber-
nahme der Anlagen und Rechte die Bestimmungen
dieses Gesetzes. Das Uebernahmerecht der Län-
der, Gemeindeverbände und Gemeinden erstreckt
sich in diesem Falle auch auf die zur wirtschaft-
lichen Einheit des Elektrizitätswerkes gehörigen
Anlaeen und Einrichtungen zur Verteilung elek-
trischer Arbeit, ö :
EN
Nach dem 1. Juli 1919 getroffene Verfügun-
gen oder abgeschlossene Rechtsgeschäfte, durch
die das Uebernahmerecht des Reichs aufgehoben
oder in seinem Umfang beschränkt oder wirt-
schaftlich : beeinträchtigt wird, sind dem Reiche
gegenüber unwirksam.
S5.
Bei Uebernahme der im $ 2 genannien An-
lagen und Rechte gehen die auf sie bezüglichen
Rechte und Pflichten der bisherigen Eigentümer
und Berechtigten gegenüber Dritten auf das Reich
über, jedoch werden Verpflichtungen, die Dritten
monopolartige Rechte auf Lieferungen und Lei-
stungen geben, insoweit unwirksam, als die dafür
eeforderten Preise diejenigen Preise erheblich
übersteigen, welche zur Zeit der Lieferungen
und Leistungen bei freiem Wettbewerbe zu er-
zielen sein würden.
Uebernahme- und Heimfallrechte, die durch
einen vor dem 1, Juli 1919 geschlossenen Vertrag
zugunsten eines Landes, eines 'Gemeindeverbandes
oder einer \Gemeinde begründet sind, können auch
nach dem Inkrafttreten dieses Gesetzes mit Wir-
kung gegenüber dem Reiche nach Maßgabe des
Vertrags ausgeübt werden, solange die Anlagen
und Rechte nicht vom Reiche übernommen sind.
Sie erlöschen mit der Uebernahme der Anlagen
und Rechte durch das Reich. Dem Berechtigten
ist in diesem Falle eine angemessene Entschädi-
gunz zu gewähren. Sie soll auf Verlangen des
Berechtigten in einer Beteiligung an den über-
nommenen Rechten und Anlagen oder in einer
Rente bestehen, f
Rechte der Länder, Gemeindeverbände und
Gemeinden,
und Genossenschaften im Sinne des $ 3 von pri-
vaten Inhabern zu übernehmen. erlöschen, wenn
das Reich diese Geschäftsanteile übernimmt,
Zueunsten einer Einzelgemeinde bestehende,
auf ein Blektrizitätswerk bezügliche Uebernahme-
und Heimfallrechte erlöschen nicht, wenn die Bin-
zelgemeinde sie auf Grund eines vor dem 1. Juli
1919 geschlossenen Vertrags bis zum 1. April
1925 ausüben kann und ausübt und wenn das
Elektrizitätswerk ausschließlich oder ganz über-
wiegend der Stromversorgung der betreffenden
Einzelgemeinde oder einzelner mit ihr unmittel-
bar zusammenhängender Gemeinden dient.
Ueber die Anlagen und Rechte abgeschlossene
Betriebs- und Pachtverträge endigen mit der
Uebernahme der Anlagen und Rechte. Das
Reich hat die bisherigen Betriebsunternehmer und
Pächter angemessen zu entschädigen.
S-6.
Die Entschädigung für die Uebernahme von
Anlagen der im $ 2 bezeichneten Art besteht nach
Wahl des Unternehmers entweder in den Geste-
hungskosten unter Berücksichtigung angemesse-
ner Abschreibungen oder in dem Ertragswert,
berechnet nach dem im Durchschnitt der letzten.
drei vor dem 1. August 1914 liegenden 'Geschäfts-.
jahre erzielten Ertrage. Wählt der Unternehmer
Entschädigung nach dem Ertragswert, so bleiben
die erst nach Ablauf der maßgebenden drei Ge-
schäftggahre in Betrieb genommenen Teile der
Anlagen bei Bemessung der’ Entschädigung
außer Betracht. Im Falle des $ 7 werden die Ge-
Br A
Geschäftsanteile von Gesellschaften
LEN
LEHE N > VEN
29. Januar 1920.
stehungskosten abzüglich angemessener Abschrei-
bungen vergütet.
Die Entschädigung für die Uebernahme von
auf Grund staatlicher Verleihung erworbenen
Rechten zur Ausnutzung von Wasserkräften für
die Erzeugung elektrischer Arbeit ($ 2 Abs. 1
Ziffer 3) besteht in dem Ersatze der Aufwen-
dungen. die den bisherigen Berechtigten in be-
zug auf die zu übernehmenden Rechte erwachsen
sind. 2
Die Entschädigung bei Uebernahme von Be-
teilligungen im Sinne des $ 3 Abs, 1 ist nach
dem Werte der Anlagen, auf welche die Beteili-
gungen sich beziehen, unter sinngemäßer An-
wendung der vorstehenden Abs. 1 und 2 zu be-
ınessen,
Die Entschädigung für die Aufhebung wines
Betriebs- oder Pachtvertrags gemäß $ 5 Abs. 5
besteht in dem Ersatz eines dem bisherizen Be-
triebsunternehmer oder Pächter durch die Auf-
hebung des Vertrags entstehenden Schadens,
Entgangener Gewinn für eine über ein Jahr
nach Aufhebung des Pachtvertrags hinaus-
gehende Zeit wird nicht entschädigt. - |
Umstände des Einzelfalls sind bei Fest-
setzung der Entschädigung zu berücksichtigen,
soweit sonst unbillige Härten eintreten würden.
7.
Unternehmen, denen das Reich durch Aus-
übung der ihm nach $ 2 zustehenden Befugnisse
die Anlagen zur Erzeuzung elektrischer Arbeit
ganz oder teilweise entzogen hat. ist’auf Ver-
langen, sofern sie sich mit der Verteilung elek-
trischer Arbeit befassen, vom Reiche elektrischer
Strom in dem Umfang und zu dem Preise zu
liefern, zu denen sie sich ihn selbst jeweils
mit den überlassenen Anlagen hätten herstellen
können.
RS One
Das Reich kann verlangen, daß Anlagen zur
Fortleitung elektrischer Arbeit und Elektrizitäts-
werke, auch wenn sie nicht unter $ 2 Abs. 1 Zif-
fer 1 und 2 fallen, in Gesellschaften, an denen
das Reich beteiligt, eingebracht werden. wenn
‚den Interessen der Gemeinwirtschaft nicht durch
Austausch elektrischer Arbeit genügt werden
kann. . Hinsichtlich der beim Inkrafttreten dieses
Gesetzes bestehenden oder in Ausführung begrif-
fenen sowie der künftig mit Zustimmung des’
Reichs errichteten staatlichen und kommunalen
Anlagen der im $ 2 Abs. 1 Ziffer 1 bezeichneten
Art können die Länder, Gemeindeverbände und
Gemeinden dasselbe Verlangen an . das Reich
stellen, solange die Anlagen vom Reiche nicht ge-
mäß $ 2 übernommen werden. Die bisherigen
Eigentümer der einzubringenden Anlagen sind
unter Berücksichtigung des Wertes der Anlagen
an der Gesellschaft angemessen zu beteiligen.
Die bisherigen Eigentümer können statt
dessen die Uebernahme der Anlagen durch die
Gesellschaft gesen anzemessene Entschädigung
zemäß $ 6 verlangen.
In beiden Fällen sind die finanziellen und
wirtschaftlichen Interessen der hierdurch be-
rührten Länder, Gemeindeverbände und Gemein-
den voll zu wahren.
$ 2 Abs. 3, 85 und $ 6 Abs, 4 finden sinn-'
gemäß Anwendung.
Befugnisse auf Grund dieses Parasraphen
müssen bis zur Verabschiedung des im $ 1 vor-
gesehenen Gesetzes geltend gemacht werden.
z 8:9:
Die Länder können verlangen, daß sie in Ge-
sellschaften innerhalb ihres Gebiets, an denen
das Reich beteiligt ist. bis zu einem Drittel dieser
Beteiligung gegen Erstattung der vollen Aufwen-
dungen beteiligt werden, soweit es sich nicht um
die im $ 2 Abs. 1 Ziffer 1 genannten Anlagen
handelt und soweit durch die Beteiligung der
Länder der Anteil des Reichs nicht unter 51
vom Hundert sinkt.
S 10.
Kommt eine vertragliche Vereinbarung zwi-
schen den Beteiligten über die Uebernahme und
die Einbringung der in den $$ 2 und 8 be-
“zeichneten Anlagen und Rechte zustande. so er-
folgt die Uebernahme und Einbringung auf
rund dieser vertraglichen Vereinbarung.
Kommt eine vertragliche Vereinbarung nicht
zustande, so wird in einem Schiedsverfahren fest-
gesetzt, welche Anlagen und Rechte auf das
Reich zu übernehmen oder in die Gesellschaft
einzubringen sind und unter welchen Bedingun-
gen die Uebernahme und Einbringung zu erfol-
gen hat.
Seal
In dem Schiedsverfahren entscheidet ein
Schiedsgericht von drei Mitgliedern., Je eines
derselben wird von dem Beteiligten und dem
Reichsschaizminister bezeichnet. Der Obmann
wird von den bezeichneten Schiedsrichtern ge-
wählt. Kommt eine Einigung der Schiedsrichter
nicht zustande, so wird der Obmann von dem
4
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920,
Ex
Präsidenten desReichswirlschaftegerichts ernannt.
Gegen die Entscheidung. des Schiedsgerichts
über die Höhe der Entschädigung ($ 6) oder Be-
teiligung ($ 8) ist Beschwerde an ein bei dem
Reichsfinanzhof gebildetes Oberschiedsgericht zu-
lässig.
Die Entscheidungen im Schiedsverfahren er-
folgen auf Grund der Bestimmungen dieses Üe-
setzes nach vorheriger Anhörung der Parteien
und im Rahmen der Anträge der Parteien. Sie
werden den Parteien zugestellt.
BSR,
Mit Zustellung des Schiedsspruchs ($ 11
Abs. 1) an die Beteiligten gehen das Eigentum
an den Anlagen und die Rechte gemäß dieser
Entscheidung auf das Reich oder die Gesellschaft
über.
S- 13. x
Der Reichsschaizminister und die von ihm
bestimmten Stellen sind berechtigt, jederzeit Aus-
kunft über alle Umstände rechtlicher, technischer
und wirtschaftlicher Art zu verlangen, welche
sich auf Anlagen und Rechte der in $$ 2 und 8
genannten Art beziehen.
Zur Auskunft verpflichtet sind die Eigen-
tümer, Betriebsunternehmer und Pächter der in
$$ 2 und 8 genannten Anlagen und die Inhaber
der im $ 2 Abs, 1 Ziffer 3 bezeichneten Rechte
sowie Personen, die an Gesellschaften beteiligt
sind, welchen solche Anlagen oder Rechte ge-
hören oder welche den Betrieb solcher Anlagen
führen.
Die Auskunft kann durch öffentliche Be-
kanntmachung oder durch Anfragen bei den ein-
zelnen zur Auskunft Verpflichteten erfordert
werden.
Ss 14.
Die zuständigen Stellen ($ 13 Absatz 1) und
die von ihnen Beauftragten sind befugt. zur Er-
mittlung richtiger Angaben Geschäftspapiere
oder Geschäftsbücher einzusehen sowie Betriebs-
einrichtungen und Räume zu besichtigen, über
welche Auskunft verlanet wird.
8715,
Das Reich kann aus Gründen des öffentlichen
Wohles das Recht zur Entziehung oder Be-
schränkung von Grundeigentum gesen vollstän-
dige Entschädigung für ein Unternehmen ver-
leihen, das zur Erzeugung, Fortleitung und Ver-
teilung elektrischer Arbeit bestimmt ist, und an
dem das Reich auf Grund dieses Gesetzes betei-
ligt ist oder bereits vor dem Inkrafttreten dieses
Gesetzes beteiligt war.
Die Verleihung wird von der Reichsregierung
ausgesprochen.
Bis zum Erlaß eines besonderen Reichs-
gesetzes gelten für die Durchführung der Ent-
eignung die landesrechtlichen Bestimmungen.
Ss 16,
Wer vorsätzlich die Auskunft, zu der er nach
$ 13 verpflichtet ist, nicht in der gesetzten Frist
erteilt oder wissentlich unrichtige oder unvoll-
ständige Angaben macht, oder wer vorsätzlich
der Vorschrift im S 14 zuwider die Einsicht in
die (Geschäftspapiere oder Geschältsbücher oder
die Besichtigung der Betriebseinrichtungen und
Räume verweigert, wird mit Gefängnis bis zu
sechs Monaten und mit Geldstrafe bis zu zehn-
tausend Mark oder mit einer dieser Strafen be-
straft.
8 17.
Das Reich kann die ihm nach diesem Gesetze
zustehenden Befugnisse für das Versorgungs-
gebiet eines oder mehrerer Länder oder Teile
von diesen den Ländern auf ihren Antrag über-
tragen.
Das Reich hat vor der Ausführung eigener
Leitungsanlagen innerhalb eines Landes die
Landesbehörde zu hören.
Der Stromausgleich innerhalb eines Landes
oder Landesteils soll im Rahmen der vom Reiche
erlassenen allgemeinen Anordnungen auf Ver-
langen der Landesbehörde unter deren Mitwir-
kung erfolgen. Die Länder können diese Be-
fugnisse den Provinzen weiter übertragen.
SE ISER
Die von Stromerzeugungsanlagen der Länder
in das dem Reiche gehörende Leitunzsnetz ze-
lieferte elektrische Arbeit muß im Rahmen des
technisch Möglichen gegen angemessene Ent-
schädigung für die Uebertragung auf Verlangen
des Stromlieferers an zu vereinbarenden Stellen
zurückzeliefert werden.
Den gleichen Anspruch haben Gemeindever-
bände und Gemeinden zur eigenen Versorgung
aus bereits bestehenden eigenen und ihnen beim °
Inkrafttreten dieses Gesetzes zur Stromversor-
gung dienenden Anlagen.
Ss 19.
Bei der Verteilung der elektrischen Arbeit
ist Vorsorge zu treffen. daß in den Ländern, aus
Heft 5.
95
Energiequellen die Elektrizi-
natürlichen
tät erzeugt wird, die jeweilig erforderliche Kraft
dauernd zur Verfügung bleibt,
Die vom Reiche oder einer Gesellschaft, an
der das Reich beteiligt ist, in einem Lande elek-
deren
trisch ausgenutzten Energiequellen (Wasser-
kräfte, Kohlenlazer, Oelquellen) sind dem be-
treffenden Lande auf Antrag wieder zur Verfü-
gung zu stellen, wenn sie im eigenen Lande be-
nötigt werden und weitere zur Ausnutzung
gleich günstige Energiequellen nicht vorhanden
sind. Von diesem Rechte kann ein Land nur
Gebrauch machen. soweit die vom Reiche aus
dem betreffenden Lande ausgeführte elektrische
Arbeit größer ist als die eingeführte.
Dem Reiche sind die für die Ausnutzung der
Energiequellen verausgabten Gestehungskosten
"abzüglich einer anzemessenen Abschreibung zu-
rückzuvergüten. |
S 20,
Zur .beratenden Mitwirkung bei allen Ange-
legenheiten der Reichs-Elektrizitätswirtschaft er-
richtet die Reichsregierunz einen Beirat! dem ie
fünf Vertreter des Reichstags, des Reichsrats
und der Arbeiter- und Angestelltenorganisatio-
nen sowie zwanzig Sachverständige angehören.
von denen je vier von der Reichsregierung, den
Ländern, den Vertretungen der Provinzen, Ge-
meindeverbände und ‘Gemeinden. der Zentral-
arbeitsgemeinschaft der industriellen und xge-
werblichen Arbeitzeber und Arbeitnehmer
Deutschlands und dem Deutschen Landwirt-
schaftsrate zu wählen sind. ferner ie zwei Ver-
treter der zewerblichen Groß- und Kleinver-
braucher, die vom Deutschen Industrie- und
Handelstag und vom Deutschen Handwerks- und
Gewerbekammertage zu benennen sind. Der
Beirat tagt auf Einladung und unter dem Vor-
sitz des Reichsschatzministers oder seines Beauf-
tragten. Seine Geschäftsordnung gibt sich der
Beirat selbst. Sie unterlieet der Genehmigung
des Reichsrats.
Der Beirat muß von der Reichsregierung in-
nerhalb zwei Wochen berufen werden, wenn
neun seiner Mitglieder es- beantragen.
s 21.
Die erforderlichen Ausführungsbestimmungen
zu diesem Gesetz erläßt die Reichsregierung
unter Zustimmung des Reichsrats nach An-
hörung des Beirats.
82223
Die in den vom Reiche erworbenen oder auf
sein Verlangen in Gesellschaften eingebrachten
Anlagen und in den zugehörigen Verwaltungen
beschäftigten Arbeiter und Angestellten werden
zu den Bedingungen der bestehenden oder mit
den zuständigen Berufsorganisationen abzu-
schließenden Tarifverträge übernommen.
Die mehr als ein Jahr bei einer auf Grund
dieses Gesetzes durch das Reich übernommenen
oder auf sein Verlangen gemäß S 8 in eine Ge-
lellschaft einzebrachten Anlage und in der zuge-
höriecen Verwaltung beschäftigt gewesenen Ar-
beiter und Angestellten. die nachgewiesener-
maßen infolge dieses Gesetzes innerhalb der
nächsten zwei Jahre nach Uebernahme oder
Einbringung der betreffenden Anlage entweder
vorübergehend oder dauernd arbeitslos werden.
chne anderweit entsprechende Beschäftigung zu
finden, oder wegen durch dieses Gesetz notwen-
die gewordenen Berufswechsels oder Einschrän-
kung des Betriebs geschädigt werden, erhalten
Entschädieung bis zu einem Jahre aus der
Reichskasse. e
Die näheren Bestimmunsen, insbesondere
über Umfanz und Bedingungen der Zuwendun-
gen, erläßt der Reichsrat, jedoch mit der Maß-
gabe, daß die Entschädigung im Falle einzetre-
tener Arbeitslosiekeit nicht weniger betragen
darf als Dreiviertel des entgangenen Arbeitsver-
dienstes.
23:
Die infolge dieses Geseizes vorgenommenen
Rechtsakte sind frei von öffentlichen Abgaben.
Berlin. den 31. Dezember 1919.
Der Reichspräsident.
Ebert,
Der Reichsschatzminister,
Dr.: Mayer.
Die neuere Entwicklung der Elektrotechnik
und das Hochschulstudium!).
Aus den unscheinbaren Werkstätten, in
denen ehemals kleine dynamoelektrische Ma-
schinen und Telegraphenapparate hergestellt
wurden, hat sich ein gewaltiger Industriezweig
entwickelt. Ein Bild über den heutigen Um-
fang des elektrotechnischen Gebietes gibt zu-
ı) Nach einer Antrittsvorlesung von Prof. Dr.iing.
Binder, Dresden.
y6
-
nächst die folgende Übersicht der Erzeugnisse:
Starkstrom;: Elektr. Maschinen, Transforma-
toren, Apparate für Niederpsannung, Apparate
für Hochspannung, Leitungen und Kabel, In-
stallationsmaterial, elektrochem. Einriehtun-
gen, Glühlampen. Schwachstrom: Apparate
für Leitungstelegraphie, Apparate für draht-
lose Telegraphie, Apparate für Fernsprech-
wesen, Apparate für Signalwesen, Meßinstru-
mente und Zähler, elektromedizinische Appa-
rate. Dieses an sich erfreuliche Bild starker
Entwicklung hat aber auch seine Schattensei-
ten. Es wurde eine weitgehende Arbeitsteilung
erforderlich, Wie weit heutzutage die Gliede-
rung durchgeführt ist, sollan einem Beispiel ge-
zeigt werden. Bei der Herstellung einer Dy-
namomaschine wirken mit: je eine Abteilung
für Berechnung, Konstruktion, die Werkstätte,
das Prüffeld. Die Arbeitsteilung hat aber damit
noch nicht ihre Grenze erreicht. So ist bei den
größeren Werken beispielsweise die Berech-
nungsabteilung wieder gegliedert in die Unter-
abteilungen für Gleichstrom mit besonderen
Gruppen für normale Maschinen, Turbogene-
ratoren, Umformer, Hebezeugmotoren, Bahn-
motoren; für Wechselstrom mit besonderen
Gruppen für Turbogeneratoren, Wasserkraft-
generatoren, Induktionsmotoren, Kollektor-
motoren. ROT
Diese weitgehende Spezialisierung
ist weniger durch das Bestreben hervorgerufen,
mit gut eingearbeiteten Kräften ein möglichst
nutzbringendes Arbeiten zu erzielen, als viel-
ınehr durch die Tatsache, daß die in einen Son-
derzweig sich darbietenden Aufgaben die Kraft
eines Einzelnen vollin Anspruch nehmen. Selbst
wenn in manchen seit Jahrzehnten bearbeiteten
Zweigen keine grundlegenden Neuerungen mehr
zu entwickeln sind, bildet doch der Ausbau für
die größten Leistungen und die Verbilligung der
Erzeugnisse eine nicht weniger umfassende Auf-
gabe für die Werksingenieure, deren Tätig-
keit bisher betrachtet wurde. ; ü
Ein weites Feld für den Ingenieur bildet
nun die Verwertung der Erzeugnisse. Es gibt
heutzutage fast kein Gebiet in unserm vielseiti-
gen Wirtschaftsgetriebe, in dem nicht die EleK-
trotechnik eine Rolle spielt. Der Zeitpunkt ist
nicht mehr fern; in dem die Kraftquellen des
ganzen Landes durch ein vollständiges Netz von
Leitungen verbunden sein werden und in jedem
Landstrich elektrische Versorgung möglich sein
wird. Unsere jetzige Not drängt dazu. Die Un-
zahl der Aufgaben hat auch hier eine starke
Unterteilung notwendig gemacht. Es ergaben
sich, mehr oder weniger scharf umgrenzt, fol-
gende Arbeitsgebiete: Kraftwerke und
Netze für allgemeine Versorgung, Bergwerks-
industrie, Hütten- und Walzwerksindustrie,
Metall- und Holzbearbeitung, elektrochemische
Industrie»Bahnen, Schiffe, Landwirtschaftusw.
Den Projektierungsingenieuren ob-
liegen die Aufgaben: Feststellung der besonde-
ren Betriebsbedingungen, Beschaffung der für
ganze Anlagen nötigen Teile, Ausarbeitung von
Kostenanschlägen, Berechnungen auf Wirt-
schaftlichkeit, Geschäftsverkehr mit der Kund-
schaft. Diese Gruppe von Ingenieuren nimmt
die Erzeugnisse als gegeben hin und verwertet
sie. Sie braucht zwar nicht bis ins Einzelne über
den Aufbau unterrichtet zu sein, muß aber die
Eigenschaften. der Erzeugnisse kennen, Der
Zahl nach ist diese Gruppe weitaus die größte,
wie sich aus der folgenden Zusammenstellung
ergibt:
Bei einer unserer Großfirmen waren an
Hochschulingenieuren im Jahre 1914 tätig:
6,2% in den Berechnungsbureaus, 7,8% in den
Konstruktionsbureaus für Maschinen, 12,6% in
den Konstruktionsbureaus für Apparate, 5,1%
inden Prüffeldern und Versuchsfeldern, 6,7 % in
den Werkstättenbureaus, 7,5% in den Montage-
bureaus, 47,8%, in den Projektierungsbureaus,
2,4% in den Propagandabureaus, 3,9% in den
Organisations- und Verwaltungsbureaus.
Eine dritte Gruppe bilden die Betriebs-
ingenieure, die in den erbauten Änlagen den
Betrieb zu leiten haben. Bei diesen handelt es
sich nicht darum, Waren zu erzeugen, sondern
zu verwalten. Neben den technischen Aufgaben
treten hier wirtschafuliche Fragen in den Vor-
dergrund; es soll der technisch beste Betrieb
und äuch der billigste Betrieb erreicht werden.
Die große Zahl der gesewzlichen Vorschriften
bringtes auch mitsıch, daß sich diese Ingenieure
vielfach mit Rechtsfragen beschäftigen müssen.
Zusammengefaßt sind daher erforderlich
Ingenieure für: Forschung, Berechnung, Prüf-
feld — Konstruktion, Werkstätte, Kosten-
wesen — Projektierung, Geschäftsverkehr, Ver-
. kauf Anlagenbau, Betrieb, Verwaltung.
Zwischen dem linken und dem rechten Eck-
pfeiler dieser Reihe besteht fast kaum mehr
eine Beziehung. Die Forderungen hinsichtlich
der Ausbildung werden daher ganz verschieden
ausfallen, je nach dem man. an die eine oder
die andere der Gruppen denkt. Es muß als
ausgeschlossen gelten, dem angehenden In-
Elektrotechnische
u m Bann a m a na nn m
a
Zeilschrilt. 1920. Heit 5-
genieur eine vollständige Ausbildung in jeder
der Richtungen angedeihen zu lassen, Trotz-
dem wäre es verfehlt, lauter Ingenieure aus-
bilden zu wollen, die nur ihr Spezialfach über-
sehen. Damit wäre weder dem Ingenieur, noch
der Wirtschaft gedient.
Abgesehen von den seltenen Ausnahmen
hat der Ingenieurfolgende Stuf£enleiter vorsich :
Ingenieur, Gruppenführer, Oberingenieur, Ab-
teilungsvorsteher, Direktor. Will er sie bis in
die oberen Höhen erklimmen, so muß er den
nötigen Weitblick besitzen ; bleibt er auf einer
der Anfangsstufen stehen, so soll er doch durch
Anteilnahme an der niehttechnischen Gedan-
kenwelt sein Lebensglück erreichen können.
Damit ergibt sich die erste Forderung:
das Studium muß aufeine breite Grundlage
gestellt werden, die auch Wirtschaftslehre und
Rechtskunde umfaßt und auch erlaubt, die
Allgemeinbildung zu vertiefen. Die nötige Zeit
kann nur durch Zusammenfassung und Kür-
zungenin den bisherigen Lehrfächern gewonnen
werden.
Die zweite Forderung verlangt die Ver-
tiefung in einer Richtung. Der angehende
Ingenieur muß unbedingt an einem Beispiel
sehen, daß auch die scheinbar einfachen Auf-
gaben große Schwierigkeiten bieten, und daß nur
gründliche Arbeit und Ausdauer zum Erfolge
führt. Die Vertiefung des Studiums ist auch
notwendig, wenn die Hochschule weiter eine
Stätte der Forschung bleiben soll. Wahlfächer
zusammen mit einer entsprechenden Prüfungs-
ordnung befriedigen diese zweite Forderung.
Die dritte Forderung, daß der Unter-
richt wissenschaftlich sein muß, und die
vierte Forderung, daß stets der Sinn für
die Wirklichkeit erweckt werden muß,
können unabhängig vom Aufbau der Hoch-
schule von jedem Dozenten erfüllt werden. So
ausgebildet wird der Ingenieur auch dann ge-
rüstet sein, wenn seiner besonderen Fachrich-
tung ferner liegende Aufgaben an ihn heran-
treten.
RECHTSPFLEGE.
Belgische Patente.
“ Eine Verfügung der belgischen Regierung
vom 6. XI. 1919 regelt die Behandlung der bel-
gischen Patente in bezug auf Taxzahlung und
Ausübungspflicht für die Kriegsdauer, Die mit
Verfügung vom 5. VIII. 1914 gewährte, seiner-
zeit unbegrenzte Stundungsfrist für die Taxen
wird bis zum 1. VIII. 1920 erstreckt. Die erste
während des Krieges fällig gewordene Taxe ist
an dem der Taxfälligkeit entsprechenden Tage,
deraufeinen noch festzusetzenden Termin folgt,
einzuzahlen. Die weiteren Taxen sind in den
darauf folgenden Jahren jeweils am Fällig-
keitstage zu entrichten. Die Taxen, die vor dem
Kriege bereits mit Zuschlag fällig waren, bei
denen jedoch dıe Zuschlagsfrist noch nicht ver-
striehen war, können bis zu dem oben erwähn-
ten Tage mit Zuschlag entriehtet werden. Die
während des Krieges trotz der gewährten Stun-
dung eingezahlten Taxen gelten als vorausge-
zahlt. Die zwischen dem 1. VIII. 1914und dem
endgültigen Friedensschluß liegende Zeit wird
auf die Geltungsdauer der belgischen Patente
nıcht angerechnet.
Die Frist für die Ausübung der Patente
wird entsprechend den Bestimmungen des Frie-
densvertrages bis zu zwei Jahren nach endgül-
tigem Friedensschluß verlängert. Die Priori-
tätsfrist wird, soweit sie bei Kriegsbeginn noch
nicht abgelaufen war, bis zu 6 Monaten nach
dem endgültigen Friedensschluß erstreckt.
. Die Vergünstigungen bezüglich Erstrek-
kung der Prioritäts- und der Ausübungsfrist
und bezüglich der Verlängerung der Patent-
dauer um die Kriegszeit kommen Ausländern
nur dann zugute, wenn der Heimatsstaat der
betreffenden Ausländer belgischen Untertanen
gleichwertige Vergünstigungen einräumt. Be-
züglich der Prioritätsfrist und der Ausübungs-
frist ist Deutschland die Pflicht zur Gewährung
einer entsprechenden Vergünstigung durch den
Friedensvertrag bereits auferlegt.
Ob auch in Deutschland eine Verlängerung
der Patentdauer eintritt, bleibt abzuwarten;
vorläufig ist diesbezüglich die geforderte Ge-
genseitigkeit in Deutschland noch nicht ge-
sichert. ;
Dipl.-3ng. A. Kuhn, Patentanwalt.
Weitere Verfügungen über gewerblichen
Rechtsschutz. _
Die nach dem vorstehenden Artikel für
die belgischen Vergünstigungen erforderliche
Gegenseitigkeit ist auch Voraussetzung für den
Genuß der in einem dänischen Gesetz vom
22. XII. 1919 Ausländern bezüglich der Ver-
längerung oder Erneuerung ihrer dänischen
Schutzrechte gewährten Vorteile, Durch dieses
2 ZA Me r,
28. Januar 1920.
Gesetz wird, wie Dr. B. Alexander-Katz im
„Berl. Tgblt.““ (14. I. 1920) ausführt, die Ver-
längerung.oder Erneuerung der während des
Krieges mangels Zahlung der Jahresgebühren .
oder Verwertung hinfällig gewordenen Patente
für maximal 5 Jahre ausgesprochen. Bei der
Festsetzung der Dauer soll der Zeitraum be-
rücksichtigt werden, während dessen der Pa-
tentinhaber an der normalen Verwertung des
Patentes verhindert gewesen ist. Auf Antrag
werden auch Patentanmeldungen, deren Be-
handlung in der Zeit vom 1. ‚VIlI. 1914 bis
31. XII. 1919 wegen Unterlassung der Erledi-
gung amtlicher Bescheide unterbrochen worden
war, wieder in Kraft gesetzt. Die neu erworbe-
nen Rechte können indessen denjenigen gegen-
über. nicht geltend gemacht werden, die die Er- 2
findung nach dem Erlöschen der ursprüng- |
lichen Rechte und vor der Erneuerung bona ;
fide im Dänemark benutzt oder hierfür wesent-
liche Vorbereitungen getroffen haben. —
Wie Patentanwalt BB Neumann dem j
„Berl. Tgblt.‘“ (9. I. 1920) mitteilt, ist die in
der „ETZ“ 1919, 8. 619, erwähnte, von der
spanischen Regierung festgesetzte Frist zur |
nachträglichen Regelung aller seit Kriegsbe-
ginn schwebenden gewerblichen Schutzrechts- _ >
verbältnisse vom‘31. XII. 1919 neuerdings bis
31. III. 1920 verlängert worden. Dieser Ter-
min verschiebt sich außerdem weiter bis zum
30. VI. 1920, insofern Patentjahrestaxen u.
dergl. noch nach ein-, zwei- oder dreimonatiger
Verzögerung gegen Zahlung gewisser Strafge-
bühren erledigt werden dürfen. —
In Frankreich sind nach dem ‚Journal
Officiel‘‘ vom 16. XII. 1919 die Bestimmungen
des Gesetzes vom 12. IV. 1916, bezüglich der im
Interesse der nationalen Verteidigung beschlag- “
nahmten Erfindungen, aufgehoben worden.
Es
LITERATUR.
Besprechungen.
Die Elektrotechnik im Kriege, (Kriegsa
album der Elektrobataillone.) Im Auftrage
des Elektro-Offizierkorps zugunsten des
Mannschafts-Fürsorgefonds bearbeitet und
herausgegeben von Oberleutnant d. R. ®t.-
Song. techn. R. Pollak Ritter von Rudin.
376 S. in 8°. Verlag für Fachliteratur G. m.
b. H., Wien Iund Berlin W. 1919. Preis geb.
30 M. (50 Kr).
Der Krieg entwickelte sich letzten Endes
zum Kampfe der Technik. Unsere Oberste
Heeresleitung hat dieser Tatsache nicht vol
Rechnung getragen. Der deutsche Ingenieur,
unvorbereitet für einen Krieg, eingezw ängt
dureh Verfügungen, die aus Überhebung des
Könnens militärischer Kreise entstanden, hat
an der Front leider das nicht leisten können,
wozu er befähigt, zum Schaden Deutschlands.
Über technische Aufgaben größter Tragweite
entschieden in letzter Instanz Militärs. Die
österreichische Heeresleitung war uns in Aus-
nutzung technischer Intelligenz im Heere
voran, da befand sich auch der Nichtoffizier
zuletzt als ‚Landsturmingenieur“ in gehobener
Stellung. ; i
Vorliegendes Buch stellt den Werde-
gang der österreichischen Starkstrombataillone
dar, beschreibt dann Ausbildungsmethoden,gibt
eineDarstellung des riesigen, aufgebotenen Ap-
parates. Elektrizität spielte an der Front eine
große Rolle. Der Strom war Verteidigungs-
und Hilfsmittel, unersetzlich für Beleuchtung
wertvoll als Ersatz für Menschen- und Tier-
kraft, ın der Etappe hing die ganze Industrie
des Heeres davon ab. Der beschreibende Teil
des Buches, der an der Front tätig gewesene
Ingenieure besonders interessieren wird, ent- 3
hält Berichte der Elektrobataillone über an 2
allen Fronten geleistete Arbeiten. Man erkennt,
wie mühselig Erfahrungen gesammelt werden ;
mußten, wie trotz Ungunst äller Verhältnisse _
der Frontelektrotechniker doch sein Ziel er-
reichte. Während bei uns die Ausnutzung der
Großkraftwerke im größten Maße angestrebt
wurde, waren die österreichischen Elektro-
bataillone viel mehr auf mobile Anlagen an-
gewiesen. Die Darstellungen der einzelnen
Truppenteile sind verschieden gehalten, von
reiner technischer Beschreibung bis zur im
Plauderton vom einfachen Manne geschriebenen
Erzäblung. Der Text wird von vielen Bildern
und Skizzen begleitet, so kann der Leser guten
Einblick in die trefflichen Leistungen mancher
Truppe erhalten. Die Hauptbeteiligten sind
abgebildet und damit wird dem Buch auch die
Note eines Kriegsalbums aufgedrückt.
SER? . E. Cramer...
Anleitung zu genauen technischen Tem-
peraturmessungen mit Flüssigkeits-
und elektrıschen Thermometern. Von
Prof. Dr. 0. Knoblauch und Dr.Sng.
Den m wer, a
Be .
F a
3
a
29. Januar 1920.
Hencky. Mit 65 Textabb. 128 S. in 8°, Ver-
lag yon R. Oldenbourg. München und Ber-
lin 1919. Preis 10 M-+-10% T.Z.
Die Thermometrie steht heute auf einer
hohen Stufe der Vollkommenheit. Die Fabri-
kation der Flüssigkeitsthermometer vermag
allen berechtigten Forderungen Rechnung zu
tragen; die Gesetze denen die elektrischen
Thermometer folgen, sind aufs beste bekannt,
umd, soweit der Forscher nicht selbst die Kon-
stanten seiner Instrumente, sowie ihre unver-
meidliehen Fehler zu ermitteln gewillt ist,
nimmtihm das Prüfungslaboratorium der Phy-
sikalisch-Technischen Reichsanstalt auch diese
Sorgeab. Trotzdem ist die Temperaturmessung
noch vielfach ein Stiefkind der wissenschaft-
lichen Forschung — sogar bei Physikern. Wohl
die meisten Chemiker — um nur ein Beispiel
zu nennen — verschmähen es, die Hilfe der
amtlichen Prüfungsstelle in Anspruch zu neh-
men. Sie,glauben schon genug getan zu haben,
wenn sie ihr Thermometer in einer bekannten
Handlung erwerben; sie messen mit ihrem
Thermometer die Schmelz- und Siedepunkte
der von ihnen untersuchten Substanzen auf
Zehntelgrade genau, und es kommt ihnen gar
nicht in den Sinn, daß ihr Thermometer durch
die Nachlässigkeit des Verfertigers vielleicht
gar ar um mehrere Grade falsch zeigen
onnte.
Selbstverständlich schützt auch die amt“
liehe Prüfung nicht vor törichter Benutzung
eines Thermometers. Wenn der Chemiker die
Siedetemperatur einer Flüssigkeit in der Nähe
von 300° in der Weise bestimmen will, daß er
nur das Gefäß, die Kugel, des Thermometers in
die Flüssigkeit eintauchen, den ganzen übrigen
Faden aber herausragen läßt, so bekommt er
trotz Anwendung des besten Thermometers
- eine zu niedrige Temperaturangabe, die bis zu
10°fehlerhaft sein kann. Oder esglaubt jemand,
dadurch recht genau messen zu können, daß
- er sich ein Thermometer: mit sehr weiter Tei-
lung herstellen läßt. Gibt er dem Celsiusgrad
eine Länge von 20 cm, so kann er zwar sein
Thermometer noch in tausendstel Grade ein-
teilen und mit optischen Hilfsmitteln gar noch
genauer ablesen ; aber diese Genauigkeit istnur
‚eine eingebildete, denn mit der Gradlänge
wächst auch die Quecksilbermenge, die das Ge-
fäß des Thermometers füllt, und es wird länger
dauern, bis diese Quecksilbermenge die Tem-
peratur eines Bades annimmt, als es möglich
ist, das Bad auf weniger als 1/1000 konstant zu
halten. Mit diesen beiden Beispielen befinden
wir unsim Rahmen des hier angezeigten Buches,
das für den technischen Physiker und den in
der Praxis stehenden Ingenieur bestimmt ist,
bei dem man im allgemeinen nicht die dem
geschulten Physiker eigene, umfassende Er-
fahrung voraussetzen darf. Es will weitere
Kreise darauf hinweisen, daß auch mit einem
noch so teuren Meßinstrument eine genaue
Temperaturbestimmung nur dann erzielt wer-
den kann, wenn das Instrument mit der nötigen
Sachkenntnis benutzt wird. L
Der Inhalt des Buches zerfällt in drei Teile.
Unter dem Gesichtspunkt, daß sich alle mög-
lichen. Fehlerquellen einheitlich beschreiben,
zahlenmäßig ihrer Wirkung nach beurteilen
und endlich auch vermeiden lassen, wenn man
die Temperaturmessung als ein Problem der
Wärmeübertragung auffaßt, sind zunächst die
darauf bezüglichen Gesetze und ihre Anwen-
dung auf einige wichtige Fälle der Temperatur-
Psung in leicht verständlicher Weise behan-
elt.
‘ Im zweiten Teil des Buches sind die Tem-
peraturmeßgeräte beschrieben; das Flüssig-
keitsthermometer mit seinen Sonderformen,
dem Beckmann-Thermometer und dem Faden-
thermometer ; das Thermoelement und die Mes-
sung der Thermokraft mit Ausschlaginstrumen-
ten und Kompensationsapparaten ; das Wider-
standsthermometer mit der Wheatstoneschen
Brücke und dem Differentialgalvanometer;
endlich die Apparate zur Kontrolle der Tem-
peratur-Meßinstrumente, Fısgefäß, Wasser-und
Schwefelsiedeapparat. Dieser Teil des Buches
hätte etwas ausführlicher behandelt werden
sollen ; in seiner jetzigen Form hat er als eine
kurze Übersicht nur für denjenigen Wert, der
schon im Laboratorium die Thermometrie
praktisch kennen gelernt hat. Um Ferner-
stehende für die Sache zu interessieren, müß-
ten die beigegebenen Figuren — wie auch an
anderen Stellen des Buches — z. T. erheblich
verbessert werden. Unter den Klexen der
Fig. 23a des Widerstandsthermometers kann
sich selbst der Eingeweihte nur schwer etwas
vorstellen.
Der Schwerpunkt des Buches liegt in dem
letzten Teil: Anwendungen der Thermometer
in-der Praxis. Es wird zunächst die Tempera-
turmessung in festen Körpern, sodann aus-
führlich die Messung von Oberflächentempe-
aturen an festen Körpern behandelt, Hier
- Elektrotechnische Zeitschrilt.
1920.
wird gezeigt, daß man beispielsweise die Tem-
peratur der Oberfläche eines Körpers nicht
durch bloßes Heranfühlen mit der Lötstelle
eines Thermoelementes finden kann, Auf diese
Weise würde man der Oberfläche gerade an der
Stelle, wo man ihre Temperatur kennen lernen
will, durch Ableiten längs der Schenkel des
Elementes Wärme entziehen und somit ein
stark verfälschtes Resultaterhalten. Es werden
die Wege gewiesen, wie man diese Fehlerquelle
vermeiden kann, beispielsweise dadurch, daß
man den Schenkel des an ein Heizrohr ange-
legten Elements zunächst einige Male um das
Rohr herumwickelt, bevor man sie zu den Meß-
instrumenten führt, und anderes mehr.
Besonders liebevoll ist das Kapitel der
Temperaturmessung in Gasen und Dämpfen
behandelt. Gleich im Anfang finden wir das
wiehtige Prinzip des Aspirationsthermometers
erwähnt, bei dem der Strahlungseinfluß der
Umgebung dadurch beseitigt wird, daß die
Luftgeschwindigkeit und daher die Wärme-
abgabe durch einen Saugventilator mit Uhr-
werksbetrieb künstlich erhöht wird. Befremd-
lich wirkt hierbei, daß der Vater des Aspira-
tionsthermometers, der um die Meteorologie
der freien Atmosphäre hochverdiente Professor
Aßmann, nicht genannt wird, während das
Buch sonst mit Zitaten nicht spart. Es folgen
dann die Messungen in geschlossenen Kanälen ;
hierbei verdienen die Mittel, die angewendet
werden, um dasin das Rohr eingeführte Thermo -
element gegen die Einflüsse der anders tem-
perierten Rohrwände zu schützen, besonderes
Interesse. Es wird gezeigt, daß man den an-
gedeuteten Zweck einerseits durch eine passend
angewandte Isolierung, anderseits durch ein
besonderes, das Thermoelement umgebendes
Schutzrohr erreichen kann, das elektrisch auf
eine dem Thermoelement nahe Temperatur er-
hitzt wird. Kurze Kapitelsind schließlich noch
der Messung schnell wechselnder Temperaturen,
sowie der Temperaturbestimmung rotierender
Körper gewidmet.
Überblicken wir den Inbalt des Buches in
seiner Gesamtheit, so kann man dem gewollten
Zweck die Anerkennung nicht versagen. In der
Temperaturmessung liegt manches noch sehr
im Argen, und jeder Versuch, hier bessernd ein-
zugreifen, ist mit Freuden zu begrüßen. In
diesem Sinne ist dem Buche, das dank der
fleißigen Arbeit der Verfasser viele fruchtbare
"Anregungen bietet, weiteste Verbreitung zu
wünschen. Scheel.
DeutscheForschungsstätten technischer
Arbeit. Handbuch der auf dem Gebiet der
Technik und verwandten Wissenszweige ar-
beitenden Forschungs-, Versuchs- und Prüf-
anstalten und dergl., sowie der diese Anstal-
ten unterstützenden Vereine, Körperschaften
und Organisarionen. Bearbeitet von Dipl.-
Ing. Wallich. Herausgegeben vom Verein
deutscher Ingenieure. 208 S. in 8°, Selbst-
verlag des V.d.I., für den Buchhandel Julius
Springer, Berlin 1919. Preis 7,50 M, für
Mithlieder des V.d.I. 6,50 M.
_Man findet in dieser. Schrift sämtliche
deutsche Forschungsinstitute, 232 an der Zahl,
aufgeführt, wobei ihre Briefanschrift und die
Zeıtihrer Gründungangeführtsind,und Angaben
über Zweck und Arbeitsgebiet, Leitung und
Personal, sowie die finanzielle Unterhaltung
gemacht werden. Angesichts dieser hohen Zahl
von Forschungsstätten muß man sich fragen,
ob nıcht, um Doppelarbeit zu ersparen, eine Zu-
sammenlegung derselben zu einer kleineren
Zahl entsprechend besser ausgestatteter Insti-
tute von großem wirtschaftlichen Vorteil wäre.
Die Schrift enthält über den Titel hinaus noch
weitere wertvolle Ausführungen, indem im
II. Teil Stiftungen, Vereine, Verbände usw, zur
Förderung gemeinnütziger Forschungen auf
dem Gebiete der Technik und verwandter
Wissenszweige aufgeführt werden. Wenn auch
in vielen dieser Vereine Forschungen in stren-
gerem Sinne nicht betrieben werden, so sind sie
in gewissem Sinne doch als Einrichtungen auf-
zufassen, welehe die wissenschaftlichen und
technischen Erkenntnisse fördern. In einem
III. Teil wird, ein alphabetiseches Stichwort-
verzeichnis der im I. und II. Teil aufgeführten
Anstalten, Stiftungen und Vereine gegeben,
welches die Handbabung des nützlichen Buches
außerordentlich erleichtert. Zehme,
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher.
Die Vereinheitlichung von Installations-
Material für elektrische Anlagen. Erster
Teil: Haus- und Wohnungaanschlüsse. Von W,
Klement und C. Paulus. Mit 450 Textabb,
XII und 213 S. in 8°, Verlag von Julius Springer.
Berlin 1919. Preis geb. 10 M.
Heit 5.
u7
Handbuch der Deutschen Gesellschaften
m, b.H. Ein Hand- und Nachschlagebuch für
Bankiers, Industrielle, Kapitalisten, Behörden und
Auskunfteien. Herausgegeben und unter Berück-
sichtigung der neuesten Gründungen bearbeitet
von C,Greulich und F. Voullliöme, Jahrgang
1920. 1154 u. 336 $S. in 40, Brandussche Ver-
lagsbuchhandlung, Berlin 1920, Preis geb. 36 M.
[Durch Beifügung yon Adressen, der Reichs-
bankgiro-, Postscheck- und Bankkonten haben die
Herausgeber den Jahrgang 1920 des noch die alten
Reichsgrenzen berücksichtigenden, als Nachschlage-
werk sehr willkommenen Handbuches in dankenswer-
ter Weise erweitert. Der Abschnitt „Elektrizität“ um-
faßt in der neuen Ausgabe 788 Firmen. Es wäre
erwünscht, wenn künftig bei großen Gesellschaften,
wie z. B. den Siemens-Schuckertwerken, die Über-
sicht durch Hervorhebung wichtiger Hinweise in
Sperrdruck erleichtert würde. Das Inhaltsverzeich-
nis sollte an den Anfang gestellt werden.]
Neue Zeitschriften,
„Edel-Erden und -Erze.“ Zeitschrift für das
Gesamtgebiet der seltenen Erden und Erze, für
die Industrie ihrer Gewinnung, Verarbeitung und
Verwertung. Herausgegeben von Dr. R. Escales.
Verlag von Georg D. W. Callwey, München.
]. Jahrgang 1919. Heft 1 bis 5. Erscheint zwei-
mal im Monat. Bezugspreis halbjährlich 15 M.
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG,
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er-
messen der Schriftleitung und obne deren Verbindlichkeit.)
Die Messung starker Gleichströme auf große
Entfernungen.
Herr BESAG veröffentlicht in der „ETZ‘**
1919 S. 436 ein neues Verfahren zur Messung
starker Gleichströme auf weite Entfernungen,
Das von ihm angegebene Verfahren ist so ein-
fach und sinnreich, daß es kaum übertroffen
werden kann, solange es in unmittelbarer Nähe
moderner Wechselstromzentralen Anwendung
findet.
Leider haftet dem Verfahren so, wie es
beschrieben ist, der nicht zu unterschätzende
Nachteil an, daß die nach ihm gewonnenen
Meßergebnisse von der Spannung des Meß-
wechselstromes abhängig sind. In großen Be-
trieben, die an abgelegene Zentralen ange-
schlossen sind, ist daher das Verfahren wegen
der darin auftretenden Spannungsschwankun-
gen unzuverlässig, Es muß zu einem kleinen
Spezialumformer gegriffen werden, um wieder
zuverlässige Meßergebnisse zu erhalten. Jener
Umstand gibt mir Veranlassung, ein anderes
Verfahren zur Gleiehstromfernmessung anzu-
geben (ausgedacht im Jahre 1913).
- Abb. 1 zeigt die schematische Darstellung
der Meßeinrichtung. Ein kleiner Wechsel-
(+) 0.3000A
Meßfernleitung
Webenschluß *
Abb, 1. Schema der Fernmeßeinrichtung.
strommotor treibt eine kleine Gleichstrom
meßdynamo an. Um die reichlich bemessene
Magnetwicklung der Dynamo ist eine starke
Gegenkompoundwicklung (eine Windung) ge-
legt, die nach Art der Hauptstromwicklung
der G-Zähler von S. & H. an einen Nebenschluß
von 60 bis 120 mV angelegt ist. Der Neben-
schluß ist wegen des Amperemeters in Nähe
des DBetriebsumformers sowieso notwendig,
Fließt kein Verbrauchsstrom, dann ist auch
die Gegenkompoundwicklung der Meßdynamo
stromlos. Die Meßdynamo hat die höchste
Spannung. Der Fernstrommesser macht einen
Höshstausschlag nach links; der Zeiger geht
aufden Meßnullpunkt. Mit zunehmendem Ver-
brauchsstrom nimmt auch der Strom in der
Gegenkompoundwicklung zu. Die Spannung
der Meßdynamo geht zurück und damit der
Zeiger des Fernstrommessers. Dieser zeigt so
die Größs des Verbrauchsstromes an. Da der
Antriebsmotor ein kleiner Ferrarismotor ist,
ist die M»assung völlig unabhängig von den
Spannungsschwankungen des Betriebswechsel-
stromes und nur abhängig von der Frequenz,
die aber immer konstänt ist. Die maximale
Spannung, die den Meßnullpunkt des Fern-
strommessers bestimmt, wird durch den
Justierwiderstand W aus Manganin fest ein-
gestellt. Die magnetische Hysterese der Meß-
dynamo bringt einen Meßfehler in das Ver-
fahren herein. Es wird nämlich bald auf dem
auf-, bald auf dem absteigenden Aste der Ma-
enetisierungskulve der Meßdynamo gemessen.
Der dadurch entstehende Meßfehler wird auf
die Hälfte, nämlich auf £ 1,5 bis 2%, herabge-
setzt, indem der Fernstrommesser nach der
mittleren Magnetisierungskurve geeicht wird.
Es ist klar, daß die Eichung des Fernstrom-
messers nicht zu weıt unten auf der Magneti-
sierungskurve erfolgen darf, weil sonst der
Meßfehler zu groß wird. Das führt dazu, daß
der absolute Nullpunkt unterdrückt sein muß.
Die Skala des Fernstrommessers ist so einge-
richtet, daß der Zeiger bei Überschreitung der
Skala nach dem absoluten Nullpunkt zu voll-
ständig ‘verschwindet. Um z. B. bei zwang-
läufiger Abschaltung der ganzen Meßeinrich-
tung eine Verwechslung über den Betriebszu-
stand auszuschließen, ist der Zeiger so Jange
überhaupt nicht sichtbar. Das .ganze Meß-
aggregat kann ähnlich den Motorzählern aus-
geführt und bequem in dem Gehäuse eines
solchen untergebracht werden. Natürlich kann
die beschriebeneFernmeßeinrichtung zurStrom-
richtungsanzeigung auf weite Entfernung be-
nutzt werden. Der Meßnullpunkt dann in der
Mitte.
Hamburg, 4 X: 1919.
Hugo Ring, i. F. Blohm & Voß.
Erwiderung.
Auf die Zuschrift des Herın RING muß ich
zugeben, daß für die Lösung der Aufgabe des
Gleiehstrom-Fernmessers die Zuhilfenahme von
Wechselstrom an und für sich eine Notwendig-
keit darstellt, der auch Herr RING nieht aus-
zuweichen vermochte. Der Meßfehler, der bei
dem von mir angegebenen Fernmeßverfahren
durch veränderliche Wechselspannung auf-
treten kann, ist durch verschiedene mir paten-
tiertte Kompensationsmethoden zu beheben.
Ich glaube, daß der technische Vorteil meines
Verfahrens gegenüber dem von Herrn RING
beschriebenen in dem Fortfall sämtlieher be-
wegter Teile zu suchen ist, wodurch ohne
Zweifel manche denkbare Störungsursache von
Grund auf vermieden wird. Bei der von Herrn
RING beschriebenen Anordnung will es mir
scheinen, daß bei einem größeren Kurzschluß
auf der Gleichstromseite ein Umpolen der
kleinen gegenkompoundierten Meßdynamo vor-
kommen kann. Im Prüfraum der Voigt &
Haeffner-A.G. wurde übrigens seinerzeit eine
ähnliche Lösung wie diejenige des Herrin RING
durchgesprochen. Man wollte aber damals
einen einfacheren Weg beschreiten und die
Meßdynamo als Wechselstrommaschine aus-
bilden, weil dabei statt des Kollektors nur
Schleifringe notwendig waren. Die Erregung
der Maschine sollte unmittelbar von der Haupt-
sammelschiene gebildet werden. Die Verfol-
gung dieser Idee wurde aber aufgegeben, nach-
dem das jetzt veröffentlichte ruhende Fern-
meßverfahren von mir gefunden war.
Frankfurt a. M., 29. IX. 1919.
Ernst Besag.
Die Nummern im Fernsprechbetriebe.
= Herr KR. kann meinen Aufsatz über die
Nummern im Fernsprechbetrieb unmöglich
genau gelesen haben, sonst könnte er auf
S. 526 der „ETZ“ 1919 nicht zu der An-
sicht kommen, ich wolle die Null ans rechte
Ende verlegen. Ich habe vielmehr ausdrück-
lich gesagt: „Wenn man, wie es zweck-
mäßig und allgemein üblich ist, mit Null an-
fängt, zu zählen ...‘“ Ich will weiter nichts,
als die Kennzeichnung der Klinken 0, 5, 10 und
15, entsprechend der Kennzeichnung dieser
Zahlen durch längere Striche auf jedem Maß-
stab, gerade damit man den Beginn mit Null
beibehalten kann. Auch daß keine Ämter mit
mehr als 10000 Teilnehmern mehr gebaut
werden, weiß ich: Aber es gibt doch noch solche!
Da die Erwiderung des Herrn KR. auch in den
übrigen Punkten an dem vorbeigeht, was ich
vorgeschlagen habe, habe ich keine Veran-
lassung, näher darauf einzugehen,und bemerke
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920,
nur noch, daß ganz unabhängig von meinen
Vorschlägen in der Zeitschrift für ‚Telegraphen-
und Fernsprechtechnik“ gleichzeitig ein Auf-
satz von Herrn Telegraphendirektor Olivier
erschienen ist, der in wesentlichen Punkten zu
denselben Forderungen kommt, z. B. fordert
-er auch die Aussprache ‚„zwo“. Für besonders
bedauerlich halte ich es aber, wenn die ‚„‚Fern-
sprechnot‘‘ beschönigt wird, und wenn Vor-
schläge zu ihrer Milderung ohne genaue Prü-
fung gewissermaßen von oben herab abgetan
werden. \
Berlins23. x 1919: Karl Ammon.
Hierzu bemerkt unser Berichter:
Der Vorschlagdes Verfassers läuft darauf bin-
aus, fürdie Beamtin die Zählweise dureh Aus-
schaltung der Nullam Anfang zu ändern, weiler
voraussetzt, daß Irrtümer beim Aufsuchen der
Finzelklinke dadurch entstehen, daß bei der
jetzigen Bezeichnungsweise die Nullam Anfang
berücksichtigt werden muß. Hiergegen habe
ich mich gewendet, von einer konstruktiven
Verlegung der Nullklinke ist in meinen Ausfüh-
rungen .nicht die Rede.
Die Vorschläge des Herrn T. D. Olivier
bewegen sich in anderer Richtung als die des
Verfassers. Die Aussprache ‚„zwo “statt „zwei“,
die übrigens schon verschiedentlich gebraucht
wird, ist weder vom Verfasser noch vom Herrn
Olivier neu vorgeschlagen (vgl. „Prometheus“
1911, S. 288).
Eine Beschönigung der Fernsprechnot usw.
dürfte in meinen Ausführungen nicht zu er-
blicken sein, sondern nur die Ablehnung von
Vorschlägen, die überholt sind. Kr.
Die Bedeutung der Tarife für die Entwicklung
der ländlichen Stromversorgung.
Von verschiedenen Seiten werde ich auf
einen Irrtum hingewiesen, der mir in der Dis-
kussion über meinen Vortrag in Stuttgart
(„ETZ‘“ 1919, S. 677) unterlaufen ist, und den
ich hiermit richtigstellen möchte. Die Beden-
ken des Herrn BÜGGELN bezüglich des Anlaufs
eines Zählers für 5,5 kW suchte ich mit dem
Hinweis zu entkräftigen, daß der Verbrauch
einer 16-kerzigen Lampe bereits einer Belastung
von 4% entspräche, während dieser Verbrauch
tatsächlich nur 0,4% entspricht. Trotz dieser
falschen Begründung kann ich die Befürchtun-
gen des Herrn BÜGGELN nicht teilen, da, wie
bereits in der Diskussion erwähnt, man bei den
meisten Anlagen mit einem Zäbler bis zu etwa
3kW auskommen wird, zumal, wenn in zweck-
mäßiger Weise die Überlastung:fähigkeit der
Zäbler ausgenutzt wird. Diese betiägt bekannt-
lich 25% dauernd, 50% vorübergehend auf
3 bis 5h und 100% kurzzeitig. Außerdem bat
beim Gıundgebührentarif, wieschon von Herın
PRTRI hervorgehoben wurde, die zeitweise
Nichtregistiierung des Verbrauchs einiger Lam-
pen keine ausschlaggebende Bedeutung.
Berlin, 31 X17,.:191% Warrelmann.
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.)
Hochschulnachriehten. Dr. techn. Franz
Unger wurde als ordentlicher Professor für das
Lehrgebiet ‚Elektromascebinenbau“ an die
Technische Hochsebule Braunschweig berufen.
Er ist 1882 in Preßburg geboren, studierte an
der Technischen Hoebschule in Wien, war in
den Jahren 1906/10 bei den Siemens-Schuckert-
werken in Berlin, 1910/ll an der Deutschen
Technischen Hochschule in Prag, 1911 bei den
österr. Siemens-Schuckertwerken in Wien und
seit 1911 als Konstruktionsingenieur für Elek-
tromasebinenbau an der Technischen Hoch-
schule Berlin tätig. Seine Hauptarbeitsgebiete
aan elektrische Bahnen und Elektromaschinen-
au.
BR. Meyer. Am 19. Januar d. Js, konnte
Ingenieur Riebard Meyer auf eine 50-jährige
Tätigkeit bei den Siemens-Gesellschaften zu-
rückblicken; i. J. 1870 als Mechanikergebilte
in den Dienst der Telegraphenbauanstalt von
Siemens & Halske getreten, wurde er zwei
Jahre später von der damals neu erriehbteten
Firma Gebr. Siemens & Co. übernommen und
ist seither dort dauernd tätig gewesen, seit
Jahren als Leiter ihrer Meßapparateabteilung.
Er hat sich besonders um die Verbesserung und
Durehbildung des von Werner Siemens eıfun-
denen Alkoholmessers verdient gemacht.
Auszeichnungen. Dr. H. Behn-Eschen-
burg, Generaldirektor der Maschinenfabrik Oer-
likon, wurde von der Technischen Hochschule
in Zürich zum Ehrendoktor der ‚technischen
Wissenschaften ernannt. . : ;
nn >
- Beft 5.
29. Januar 1920,
RUNDSCHAU.
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Einheitliche Stromversorgung Spaniens. —
G. F. Paul berichtet über ein vorliegendes Re-
gierungsprojekt zur einheitlichen Elektrizitäts-
versorgung Spaniens unter Zusammenfassung
vorhandener Werke, Ausnutzung größerer Was-
serkräfte und Heranziehung der Kohlenlager.
Spanien besitzt eine ganze Reihe von Kohlen-
lagern, deren Abbau nur lohnt, wenn die min-
derwertige Kohle an der Grube selbst ver-
feuert wird. Diese Felder sollen ausgenutzt
werden, um in den periodischen Zeiten der
Trockenheit die Wasserkraftwerke zu unter-
stützen, da die klimatischen Verhältnisse eine
ausreichende Stromabgabe der Wasserkraft-
werke während des ganzen Jahres nicht zu-
lassen. Im Zentrum Spaniens beginnt die
Trockenheit etwa Mitte Juni und dauert 5 bis 6
Monate,im Nordwesten, südlich vom Meerbusen
von Biskaya, dauert sie etwa 3 Monate von An-
fang Juli an, im Nordosten südlich der Py.e-
näen gibt es zwei derartige Perioden, eine im
September und Oktober, und eine zweite im
Januar und Februar. In Zahlentafel 1 sind die
für die Ausnutzung in Aussicht genommenen
Wasserkräfte über 2000 PS mit insgesamt
2 Mill. PS zusammengestellt:
Wasserkräfte R 1000 PS
Leon 126 alletar. ae ee 70
ASTUTIEN TE re ee 40
Santander Nr Se 30
Ebro’ vor Saragossa „une 65
Pyrenäenabhänge . : z 490
Ebro hinter Saragossa Be 130
AD EELO>IN Spanier cn een 90
Duero a. d. portugies. Grenze . 150
Nebenflüsse des Duero ... .. 50
TalOR ne er De An N 110
‘Nebenflüsse des Tajo . ... .“% 50
GUaManası ee 35
GuadalauiyiL usw. ne 40
Juear:u, Caprielsr. Sr zes 90
Abbänge am mittelländ. Ozean‘. . 60
Kleinere Wasserfälle
Die mit der Bearbeitung desin Abb. 1 dargestell-
ten Planes betraute Kommission schlägt vor, die
Hauptzweige des Kraftübertragungsnetzes mit
Drehstrom von mindestens 120 kV zu betreiben
und die in Spanien gebräuchliche Frequenz 50
zu benutzen. Um die Kosten angenäbert zu er- .
mitteln, sind folgende Annahmen gemacht wor-
den. Es sind nötig 1420 km Leitung mit 50 mm?
Querschnitt und 1760 km mit 100 mm?. Diese
Leitungsstränge würden durchweg doppelt aus-
geführt und mit Erdseil und 4 Fernsprechlei-
tungen versehen werden. Die zur Verwendung
gelangenden Stahltürme auf Betonfundamenten
erhalten im Mittel123 m Abstand. Als Isolatoren
dienen 6-gliedrige Ketten von Hängeisolatoren.
Die Kosten für das km bei 100 mm? werden wie
folgt berechnet: 8 Stahltürme von je 800 kg’ mit
Aufstellung und Gründung 1235 $; 48 Isolator-
ketten 695 $; 1000 m Erdseil, 10 mm Durch-
messer, 0,5kg/m, montiert 193 $; 6 Leiter von
100 mm? (5400 kg) 2084 $; Verluste in Kurven
5% 104 $; Schutz- und Schaltstationen 482 $;
Fernsprechleitungen 164 $. Ks ergeben sich
daraus 4958 $/km, die durch verschiedene
Nebenausgaben auf 5790 $abgerundet werden.
Für die Linien mit 75 mm? ergeben sich 5269.
und für 50 mm? 4748 $/km. Die gesamten Lei-
ee ergeben sich daraus zu 25,090 Mill.
Doll.
Hinsiehtlich der gesetzlichen Regelung und
der Aufbringung der Kosten schlägt die Kom-
mission var, daß die Abnehmer, welehe Strom
aus dieser Kraftübertragungsanlage beziehen,
an den Staat eine jährliche Abgabe zu leisten
haben, die ebenso wie die Strompreise für die
verschiedenen Bezirke gesetzlich festgelegt wer-
den soll. An das allgemeine Verteilungs-
system sollen auch vorhandene Werke ange-
schlossen werden können, die nur zeitweise
Strom abnehmen oder zeitweise überschüssigen
Strom abgeben können oder beides. Das Sy-
stem soll indessen in erster Linie dazu dienen,
ausabgedämmten Flußläufen gewonnene Ener-
gie zu verteilen. Vorhandene Werke, welche
nicht genügend gegen Betriebsunterbreechungen
und die damit verbundenen Schädigungen ihrer
Abnehmer gesichert sind, sollen gezwungen
werden, entweder entsprechende Vorkehrungen
zu treifen, die dies ermöglichen, oder sich
an das Netz anzuschließen. Die näheren
Einzelheiten des Gesetzentwurfes sind ent-
halten in der amtlichen Veröffentlichung
„Proyecto de Ley para el Establieimiento
de Una Red Nacional de Distribucion
de Corriente Electrica‘“ des Ministerio de Fo-
mento, Madrid 1919. (Bleetrieal World, Bd. 74,
1919, 8.122.) Et EN ErÜUPIZER
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Verfüghare Wasserkräfte.
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® Ausgenutzte Wasserkräfte über 2000 PS.
Geplante Wasserkraftausnutzung über 2000 PS.
Abh. 1. Künftiges Stromversorgungsnetz Spaniens.
Elektromaschinenbau.
15 000 kW Dreiphasen-Turbodynamo. —
‚. A, Parsons & Co. Ltd. in New-Castle on
Tyne haben für das Lots-road-Kraftwerk
in Chelsea (London) eine dreiphasige 15 000kW -
Turbodynamo geliefert. Infolge des verhält-
nismäßig niedrigen Dampfdruckes und der nie-
drigen Überhitzung und mit Rücksicht auf et-
- waige künftige Änderungen in der Kesselanlage
mußte die Turbine für einen Eintrittedampf-
druck von 14,06 at bei 315,6°C gebaut werden,
während für den Probebetrieb 13 at Eintritts-
dampfdruck bei 260°C, also nur 51,65°C Über-
‚ hitzung vorgeschrieben wurden. Hierbei ist der
Dampfverbrauch für 1 kWh etwa 7% höberals
bei den erwähnten höheren Werten von Druck
und Temperatur. Ferner sollte die Turbine
imstande sein, 50% Überlast mit Dampf von
12,5 at mit einem am Turbinenaustrittsstutzen
gemessenen Vakuum von 711,2.mm statt des
normalen Vakuums von 736,6 mm herzugeben.
Es wurde auch eine Überlastbarkeit von 20%
‘ daueınd und 50% momentan gefordert. Die
seforderten Dampfgarantien gibt folgende
Zaihlentafel: ‘
Dampfgarantien bei verschiedener
Belastung.
. Dampfverbrauch in kg für 1 kWh
bei normalem?) Dampfdruck, Temperatur,
Belastung Spannung und Drehzahl
in =
. der wirt- Vakuum Vakuum
schaftlichen ') bei vermindert erhöht auf
Belastung normalem | auf 50,8 mm 19,05 mm
Vakuum absoluten absoluten
Gegendruck | Gegendruck
50 5,98 6,51 5,85
75 5,65 6,075 0,53
90 sn! 5,92 5,42
100 5,45 5,85 Did
120 5,65 6,05 5,58
Die für die Erregung des Stromerzeugers
erforderliche Energie sollte gleichfalls die Tur-
bine hergeben, nicht jedoch diejenige tür die
übrigen Hilfsmaschinen. Bei einem Dynamo-
wirkungsgrad von 95% einschließlich Erregung
‚ergibt sieh ein Damptverbrauch für 1 gebrem-
stes kW von 5,17 kg/h, entsprechend einem ge-
bremsten Wirkungsgrad von 77,5%.
Die Dynamo ist vollkommen geschlossen
und wird mittels zweier an den Stirnseiten des
- U). Wirtschaftliche Belastung = 1500 kW (eos p = 0,9%
nacheilend) bei 11000 V an den Sammelschienen.
ormaler Dampfdruck = 13,2 at am Absperrventil.
Normale Temperatur = 260° C. Normales Vakuum = 25,4 mm
(Quecksilbersäule, absoluter Gegendruck am Auspuffflansch.
Läufers angeordneter Ventilatoren mit gefil-
terter Luft gekühlt. Die Leistung beträgt
15 000 kW beicosp=1, Spannungan den Klem-
men der Maschine 11000 V. Die Spannung
kann in Stufen von 50 zu 50 V von 10 500 V bei
Leerlauf auf 11 500 V bei der maximalen Über-
last von 50 % geregelt werden. Die Spannungs-
erhöhung durfte bei Absehaltung einer nicht
induktiven Belastung von 15000 kW 20%
und bei Abschaltung einer induktiven Be-
lastung von 15 000 kVA bei cos p = 0,95 30%
nicht überschreiten. .Ferner forderten die
Lieferungsbedingungen, daß der augenblick-
liche Ständerstrom bei Kurzschluß an den
Klemmen bei 11000 V Leerlaufsyannung
nicht über 15000 A als höchsten Spitzen-
wert, und daß der Dauerkurzschlußstiom, wenn
die Maschine bei 15 000 kW Leistung kurzge-
schlossen wurde, nicht über 1750 A steigt. Fer-
ner muß die Maschine imstande sein, eine
Leistung von 22500 kW 5 s lang aufrecht
zu erhalten. Die Temperaturerhöhbung bei nor-
malem Betrieb sollte 36° C bei einer Luftein-
trittstemperatur von 15°C oder 39°C bei einer
Lufteintrittstemperatur von 40°C nicht über-
steigen. Bei einer Spannung von 18000 V
wurde eine um 7° höhere Temperaturerhöhung
zugelassen. (,„Engineering‘, Bd. 103, S. 465.)
Ky.
Das Verhalten der kompoundierten Syn-
chronmaschine im Parallelbetrieb. — Eine
analytische Untersuchung des Verhaltens
von Synehronmaschinen mit Kompoun-
dierung nach Danielson beim Parallelschalten,
die M. Liwschitz anstellt, zeigt, daß bei der
kompoundierten Maschine die synehronisie-
rende Kraft bedeutend größer ist als bei der
nicht kompoundierten; dadurch wird der Be-
trieb unrubiger, da kleine Änderungen in der
-Stellung des Polrades schon große Leistungs-
änderungen verursachen. Die kompoundierte
Maschine fällt aber nicht so leicht aus dem Tritt.
Den ruhigsten Betrieb gibt eine stark gesättigte
Maschine ohne künstliche Spannungsrege-
lung. Bei einem Motor wird durch die Kom-
poundierung auf Wattstriom die synchronisie-
rende Kraft verkleinert. Der Verfasser ermit-
teltunter der Annahme kleiner Winkel zwischen
den Vektoren der EMK die synehronisierende
Kraft für zwei parallel geschaltete Maschinen;
der Netzstrom wird als verschwindend ange-
nommen. Die Ergebnisse zeigen, daß der Ein-
fluß der Kompoun)dierurg sich-nicht bemerkbar
macht und das Auftreten eines zu Freipendelun-
gen Anlaß gebenden, negativen Dämpfungsmo-
mentes auch bei kompoundierten Maschinen
möglich ist. (Elektroteehn, u. Maschinenb,,
Bd. 35. S. 564.) Ght.,
Zeitschrift. 1920. Helft 3.
Ein neues- graphisches Verfahren zur Vor-
ausbestimmung der Erwärmung elektrischer
Maschinen und Apparate für intermittie-
rende Betriebe einschließlieh Bahnen. —
Die Vorausbestimmung der Erwäimung von
Babnmotoren, vor allem die richtige Wahl
der für einen bestimmten Betrieb passenden
Motorleistung, bereitet zur Zeit noch gewisse
Schwierigkeiten. Die Bemessung der Motoren
erfolgt im allgemeinen derart, daß aus zuvor
aufgezeichneten Fahrschaubildeın. die mittlere
Leistung oder der mittlere, quadratische Strom
ermittelt und hiernach der Motor derart ge-
wählt wird, daß er mit dem ermittelten Stiom
dauernd betrieben, die zulässige Übertempera-
tur nicht überschreitet. Diese MetLode ist na-
türlich ungenau, da sie eine Reihe von Verein-
fachungen enthält, die bei exakten Berechnun-
gen unzulässig sind. Sie berückrkichtigt weder
die verschiedene Verteilung der inneren Ver-
luste und die Wärmekapazität der Motoren,
noch die Abkühlung während der Pausen, noch
den Einfluß der veränderlichen Drehzahl, die
wieder auf die Ventilation und Kühlung von
großem Einfluß ist. Es wurden bereits ver-
schiedentlich Vorschläge zur Korrektur des
quadratischen Mittelwertes gemacht unter Be-
rücksiehtigung der Verluste und der verminder-
ten Kühlung bei Stillstand und bei Anlauf. Doch
allen diesen Methoden haftet der Nachteil an,
daß -die eigentliche Wärmekapazität der Ma-
schinen, also vor allem das verschiedenartige
raschere oder langsamere Anwachsen und Ab-
nehmen der Erwärmungen nicht berücksichtigt
wird. So kann es vorkommen, daß 2 Motoren,
die bei einem bestimmten Dauerstrom die glei-
chen Erwärmungen erreicben, im tatsächlichen
Betriebe bei schwankender Belastung in den
auftretenden Temperaturspitzen unter Umstän-
den Unterschiede bis zu 100% aufweisen kön-
nen. Auf diese schweren Unstimmigkeiten
zwischen Bereebnung und Wirklichkeit weist
Gut im ‚Bulletin‘ des Schweizerischen
Elektroteebnischen /ereins 1918, Heft 2,
hin; zur genaueren Bestimmung der Eıwär-
mung schlägt er vor, den von Oelschläger
eingeführten Begriff der „Zeitkonstanten“ zu
verwenden, das ist jene Zeit, die ein Leiter oder
Körper brauchen wüıde, um sich auf die böchst-
zulässige Temperatur zu eımäiımen, wenn keine
Wärmeabgabe nach außen vorhanden wäre.
Diese Zeitkonstante ermöglicht, ein klares Bild
über die Steigerung und die Abnahme der Tem-
peratur zu bekommen, die je nach der Ab-
nutzung des Materials und der Kühlung beiden
verschiedenen Maschinen verschieden sein wird.
Der Begriff der Stundenleistung, der zur Zeit
noch zur Bewertung der Leistungsfähigkeit von
Bahnmotoren und anderen Maschinen für inter-
mittierende Betriebe verwendet wurd, würd
ebenso wie ihr Verhältnis zur Dauerleistung
durch die Einführung der Zeitkonstante klar-
gestellt. Je nach der Größe der Zeitkonstante
wird das Verbältnis der Dauerleistung zur
Stundenleistung verschieden sein. Beispiels-
weise wird beieinem künstlich ventilierten, mo-
dernen Bahnmotor mit einer Zeitkonstante von
nur 30 min die Stundenleistung bloß um 8%
höher sein, als die Dauerleistung, während bei
einem älteren, geschlossenen Bahnmotor obne
Ventilation mit einer wesentlich höheren Zeit-
konstante die Stundenleistung eiwa das Drei-
fache der Dauerleistung beträgt. Mit Hilfe einer
besonderen,nach dem ‚„nomographischen‘“ Ver-
fahren des französischen Mathematikeıs
D‘Oeagne entworfenen Rechentafel zeigt Gut,
wie es möglich ist, in verhältnismäßig einfacher
Weise die schwierigsten Erwärmungsprobleme
zu lösen. Zur Aufstellung dieser Rechentafel
werden die bekannten Erwärmungsgleichungen
verwendet. Durch Einführung einzelner zweck-
mäßiger Vereinfachungen kann die Gutsche
Rechentafel mit verhältnismäßig nur geringem
Zeitaufwand auch zur genauen Vorausbestim-
mung der passendsten Motorleistung für ge-
gebene Betriebsverhältnisse verwendet werden.
So wird es beispielsweise für einen Bahnbetrieb
mit ganz regellosem Fahrplan, verschiedenen
Zuggewichten und Haltestellenaufenthalten
nicht erst erforderlich sein, für den gesamten
vielleicht 15-stündigen Fahrplan einzelne Tem-
peraturdiagramme aufzustellen. Auf Grund
einer kurzen Vorbereehnung wird festgestellt,
wann voraussichtlich die größte Übertempera-
tur auftreten wird; für diesen Zeitabschnitt
wird dann die Erwärmung bestimmt und hier-
nach die Motorleistung festgelegt. Natürlich
erfordert auch das Verfahren von Gut genaue
Meßergebnisse im Prüffeld, vorallem die Kennt-
nis der Temperaturcharakteristiken der einzel-
nen Motorteile, die wieder je nach der Bauart
und der elektrischen Auslegung der Maschine
verschieden sein werden. Jedenfalls ist jedoch
der Vorschlag von Gut, in Zukunft bei der Be-
wertung von Bahnmotoren und Maschinen mit
kurzzeitigem Betrieb neben der mechanischen
und elektrischen Charakteristik auch die ther-
100
nische Charakteristik (Zeitkonstante für
volle Drehzahl und für Stillstand sowie End-
Wemperaturkurve)anzugeben, beachtenswert.
(G. Gut. Bulletin des Schweizerischen.elektro-
technischen Vereins, Bd. 10, 1918, 8. vn
Verkehr und Transport.
Elektrisierung südafrikanischer Eisenbah-
nen. — Die Ingenieure Merz und MeLellan
haben der Regierung einen Entwuıf zur Elek-
trisierung von vier Abschnitten der Südafrika-
nischen Eisenbahnen eingereicht, nämlich 1.der
Hauptlinie zwischen Kapstadt und dem Touws-
Fluß einschließlich der Vorortslinien der Halb-
insel, 2. der Natal-Hauptbahn von Durban
nach Gleneoe mit der Zweiglinie Glencoe — Vry-
heid Ost, 3. der Bahn Witbank — Germiston —
Randfontein, 4. der Delagoabay-Linie zwischen
Witbank und Komati Port. Diese vier Linien
haben eine Gesamtlänge von rd 1050 km, von
denen zuerst die unter 2. genannte Linie zur
Ausführung kommen soll. Höhere Einnahmen
erhofft man weniger von der Elektrisierung als
vielmehr Herabsetzung der Betriebskosten.
Die Fahrgeschwindigkeit soll indessen erhöht
werden. Als Stromart erachtet man für, die
Eigenart der südafıikanischen Bahnen den
hochgespannten Gleichstrom. mit ober-
irdischer Fahrleitung am zweckmäßigsten. Ob-
wohl die Schmalspur den Bau von Hochspan-
nungsmotoren erschwert, hat man die Fahr-
drahtspannung zu 3000 V festgesetzt. Von der
Nutzbarmachung der Wasserkräfte verspricht
man sich keinen wesentlichen Gewinn. Zur
Stromlieferung kommen in Frage: Für 1. je
ein Kraftwerk bei Kapstadt und am Touws-
Fluß, für 2. je ein Kraftwerk bei Durban und
bei Tayside unweit Glencoe, für 3. ein Kraft-
werk am Great Olifants-Fluß und die Victoria
Falls Co., für 4. ein Kraftwerk bei Komati Port.
Die Güterzuglokomotiven sollen eine Zugkraft
von 21775 kg, die Personenzuglokomotiven
eine solehe von 13 600 kg erhalten. Die Fahr-
geschwindigkeit in gebirgigem Gelände soll für
Güterzüge 32 bis 37 km/h und für Personenzüge
45 bis 46,5 km/h betragen. Die Personenzug-
lokomotiven sollen in.der Wagerechten Züge
von 15 Hauptbahnwagen mit 88,5 km/h beför-
dern. Der Vorortbetrieb bei Ka pstadt wird mit
Triebwagenzügen bewerkstelligt werden. Da
in dem gebirgigen Gelände lange Gefällstrecken
vorkommen, istelektrische Bremse mit Strom-
rückgewinn in Aussicht genommen, („South
African Min. a. Eng. Journ.‘‘) e
Beleuchtung und Heizung.
Wiederherstellung durchgebrannter Metall-
drahtlampen. — Das Verfahren der Aladdin
Renew Eleetrie Lamp Corp. Ltd. zur Erneue-
rung von Metalldrahtlampen, deren Leucht-
draht durebgebrannt ist, ist folgendes. Zu-
nächst wird die Zuschmelzspitze der Birne
entfernt und die Öffnung auf etwa 6 mm er-
weitert. Durch diese Öffnung hindurch geht
die ganze Erneuerung vonstatten. Wie Abb. 2
Abb. 2.
zeigt, wird auf die obere Fläche des Fadenträ-
gers Fein kurzes, vorher mit einer kleinen Glas-
perle P versehenes Stück Nickeldraht N auf-
geschmolzen, wobei eine feine Gebläseflamme
durch die Öffnung O auf die betreffende Stelle
gerichtet wird. Diese Verlängerung des Faden-
trägers dient zur Befestigung einer Hilfsvor-
richtung, diein Abb. 3 dargestelltist. Bekannt-
lich ist der Leuchtdraht der Lampen über zwei
sternförmig um den Träger F' angeordnete
Gruppen von Häkchen H aufgewickelt. Die
unteren Häkchen bestehen aus Niekeldraht und
sind ziemlich fest, die oberen aber bestehen aus
Molybdändraht und sind absichtlich schwächer
gehalten, um durch eine gewisse Federkraft der
Längenänderung des Glühfadens beim Brennen
bzw. beim Abkühlen Rechnung zu tragen.
Diese Häkchen sind zwar stark genug, um den
Glühdraht vor dem Einbau des Halters in die
Birne aufzubringen, sie sind aber zu schwach,
um den Draht im Innern der Birne von außen |
her aufzuwickeln. Deshalb wird der Hilfsstern
(Abb, 3) auf den Nickeldraht N in Abb. 2 auf-
BL so daß seine Häkchen X genau über
ie alten Häkchen H zu liegen kommen. Der
Hilfsstern besteht aus einem feinen Stahlröhr-
chen St mit einer Vulkanitscheibe V. Die Häk-
1920.
Heit
chen K aus Kupferdraht sind in Wachs ein-
gebettet und in Zahl und Stellung genau dem
vorhandenen alten Stern angepaßt; ein Häk-
chen dient als Reserve, Vor dem Aufschieben
des Hilfssternes auf den Nickeldraht N wird
die innere Wandung der. Birne von dem Nieder-
schlag ‚gereinigt, u. zw. zunächst durch Ein-
Ahb. 3.
Abb. 4.
bringen eines geeigneten Lösungsmittels, die
Birne wird dann mit warmem Wasser und spä-
ter mit Alkohol ausgewaschen und endlich sorg-
fältigausgetrocknet. Nunmehr werden die alten
Lötstellen an den Stromeinführungsdrähten E
(Abb. 4) durch ein Spezialwerkzeug abgesehnit-
ten und die ‚Drähte nach auswärts gebogen.
‚ Daun wird der Hilfsstern, dessen Häkchen auf-
gebogen sind, eingebracht, und die Häkchen wer-
den so ausgerichtet, daß sie unmittelbar über
den alten Häkchen stehen. Vor Einbringung des
neuen Fadens, der auf richtige Länge vorber ab-
geschnitten wird, wird an seinen beiden freien
Enden eine feine enggewickelte Stahldrahtspi-
rale Spdurch Einklemmen des Fadens zwischen
zwei Windungen angebracht. Die gleiche Spirale
dient zur Herstellung des Kontaktes mit den
Einführungsdrähten E. Um auch diese zwi-
schen zwei Windungen der Spirale einzuklem-
men, wird wiederum eine Spezialzange benutzt,
welche zuerst die Spirale spreizt und sie nach
Einführen des Fadens wieder zusammenfedern
läßt. Nunmehr wird der Faden in seiner ganzen
Länge in die Birne eingeführt und über die un-
teren alten Häkchen einerseits und die oberen
Häkchen bes Hilfssterns anderseits so aufge-
wickelt, daß er zwischen je drei Häkchen ein
umgekehrtes V bildet. Es ist dabei darauf zu
achten, daß die alten, oberen Häkchen stets
innerhalb dieses V liegen. Ist der Faden aufge-
bracht, so wird er unter Strom gesetzt, um ihm
durch Glühen seine Federkraft zu nehmen, wo-
rauf er nicht mehr den gleichen Zug wie vorher
auf die oberen Häkchen ausübt. Dieses Aus-
glühen muß unter Luftabschluß oder in einem
indifferenten Gase ausgeführt werden, wozu die
Birnenöffnung vorübergehend durch einen
Gummistopfen mit Gaszuführungsrohr ver-
schlossen wird. Nach diesem Vorgang wird der
Hilfsstern wieder entfernt, und es wird ein Glas-
rohr an die Birne angeschmolzen, worauf die
weitere Behandlung derjenigen bei der Herstel-
lung neuer Glühlampen entspricht.
Nach dem beschriebenen Verfahren sollen
gegenwärtig inEngland 1 Mill. Lampen jährlich
erneuert werden. Der Preis, der für eine Er-
neuerung gefor dertwird, beträgt bei Lampen für
200bis 250 V2sh3d gegenüber 3sh 6d als Preis
einerneuen Lampe. Die Heranschaffungeinerge-
nügenden Zahl von reparaturbedürftigen Lam-
pen ist bei allen derartigen Regenerierverfahren
eine sehr wichtige Frage. Dies hat auch die
oben genannte Gesellschaft erkannt und hat da-
für eine besondere Organisation geschaffen.
Wie bekannt, werden auch in Deutschland in
neuerer Zeit Metalldrahtlampen erneuert, doch
läßt sich -ein abschließendes Urteil über die Be-
währung dieser Verfahren noch nicht fällen.
(‚, The Eleetrieian‘‘, Bd. 83, 1919, 3. 750.) Piz.
Elektrische Dampfkesselheizung als Notbe-
helf. — W. Kummer empfiehlt, die außerge-
wöhnlich schwierigeund kostspielige Kohlenbe-
schaffung für den Betrieb der Dampflokomoti-
venin der Schweiz dadurch zu umgeben, daß
dieDampflokomotiven mit elektrischer Heizung
versehen werden. Zu diesem Zwecke sollen be-
helfsmäßig Fahrleitungen verlegt, Speisestellen
errichtet und die Dampflokomotiven mit elek-
trischen Heizvorrichtungen versehen. werden.
Über die Wirtschaftlichkeit dieser Maßnahme
werden folgende Angaben gemacht:
Kohlen- und Dampfverbrauch.
R D fverb h
een | — kei
Bahnen R n ‚Sat Heil,
2 llihatrel hetnab
Rhätische Bahn . 0,100 0,700 0,600
Gotthardbahn . . .| 0,080 0,560 0,430
S:B.B.-Kreise ] bis4 | 0,075 0,525 0,450
29. Januar 1920.
Unter Berücksichtigung eines Wirkungsgrades
‘der Energieübertragung zwischen Speisepunkt
und Kesseldampf ‘von 0,86 bei Sattdampf und
FZ
0,81 bei Heißdampf ergeben sich die Zusammen-
hänge
1 kg Sattdampf 857 Wh
1 kg Heißdampf 1000 Wh.
Hieraus folgt der Verbrauch elektrischer Ener-
gie für die Dampfkesselheizung, dem die Werte
für den eigentlichen elektrischen Betrieb gegen-
übergestellt sind: _
Elektrische Energie in Wh/tkm
ab »peisepunkt an der Fahrleitung
Bahnen 2 Ei :
Daupf igentlicher
| | heizung ES
Rhätische Bahn . N 600 . 48,1
Gotthardbahn . . . 480 | 46 bis 47
S.B.B.-Kreise 1 bis 4 450 | 45 bis 46
Beträgt der Einleitspreis der Kohle 100
Fr/t und der des Stromes 1,5 Rp/kWh, so er-
geben sich folgende Kosten der Dampfheizung:
Kosten der Dampfheizung in Rp’tkm
Bahnen He re |
at chie | Elektrische Heizung
RhätischeBahnen | 1,09 0,90 olnd. ‚Be=
Gotthardbahn . | 0801 0,72 (ren
S.B.B.-Kreise 1 und Lokomo-
I 0,75 | 0,675 ) tivenumbau.
Der sehr niedrige Strompreis wird damit
begründet, daß nur Strom aus Großkraftwer-
ken in Frage kommt und die Leistungsschwan -
kungen bei elektrischer Heizung nicht so groß
sind, wie beim eigentlichen elektrischen Be-
triebe. i =
Die Betriebskosten für Fahrleitungen kön-
nen angenommen werden zu g
0,043 Rp/tkm (Gotthardbahn),
bis 0,055 Rp/tkm (8.B.B.).
Die Betriebskosten, die aus dem Umbau
der Dampflokomotiven für elektrische Heizung
folgen werden, schätzt der Verfasser auf 0,015
bis 0,020 Rp/tkm. Somit kommt man zu dem
Schluß, daß die Gesamtkosten der Dampfer-
zeüugung bei elektrischer Heizung etwa die glei-
chen sind wie bei Kohlenbeizung.
In einem anschließenden Aufsatz verfolgt.
L. Thormann die obigen Vorschläge hinsicht-
lich ihrer praktischen Ausführbarkeit noch
' weiter. -
Wird ein Zug von 400t Gesamtgewicht auf
einer Steigung von 10%/, mit 50 km/h befördert,
so errechnetsich für 1km Länge beielektrischer
Dampfkesselheizung:
die gesamte zugeführte Ener-
a a A re 220 kWh,
die mittlere Leistung bei '
50km /h.- .,.05%.2%2, 11000. EWR
der Dampfbedarf für Ikm 220 kg,
die Kesselleistung .. . . 11000 kg/h;
die Heizfläche (12 kg/m?). Bulzeenn.
Wenn 250 m® Heizfläche bereits auf der
Dampflokomotive vorhanden sind, so wären
hinzuzufügen rd 650 m?, was einem Baugewicht
einschließlich der Tragteile von 60 bis 80t ent-
sprechen dürfte. Für den mitzuführenden
Transformator werden weitere 80 t hinzu-
kommen. 4
Weiter macht Thormann darauf auf-
merksam, daß wegen des ungewöhnlich großen
Energiebedarfes, der etwa zehnmal so groß ist
wie bei dem eigentlichen, elektrischen Betriebe,
nicht nur Wasserwerke, sondern auch Übertra-
gungs- und Transformierungsanlagen neu ge-
schaffen werden müßten, deren Bau gegenwär-
tig so kostspielig ist, daß die Energie niemals
zu us Rp/kWh am Fahrdraht erhältlich sein
wırd. \ / \
In einer Entgegnung weist Kummer da-
rauf hin, daß auf Steigungen die Geschwindig-
keit wesentlich herabgesetzt werden kann, wo-
durch die den Zügen zuzuführende Leistung
auf mindestens den 4. Teil, also auf höchstens
2750 kW in dem Thormannschen Beispiel sinkt.
Ebenso könne man, da die elektrische Hei-
zung ja nur ein Notbehelf sei, mit kürzeren
und dafür leichteren Zügen rechnen. Schließ-
lich sei die angenommene Kesselanstrengung
viel zu gering.
m Anschluß an den Vorschlag von Kum-
mer regt Trautweiler an, die Tender mit gut
isolierenden Doppelwänden zu versehen und
das Speisewasser in feststehenden Anlagen elek-
trisch vorzuwärmen. Bei einem Umlauf von
20 Lokomotiven errechnet er eine tägliche
Kohlenersparnis von 3 t. ,
Wenn wir die Kummerschen Vorschläge
unbefangen prüfen, so wird zwar niemand an
der Ausführungsmöglichkeit zweifeln; da aber
29. Januar 1920.
dieganze Bahnstrecke mit Oberleitung versehen
werden muß, wahrscheinlich auch besondere
Speisestellen angelegt oder zum mindesten vor-
handene verstärkt werden müssen, auch Loko-
motiven mit hochwertigen, elektrischen Einrich-
tungen versehen werden müssen, so ist es nicht
einzusehen, warum nicht statt dieser doch nur
als Notbehelf anzusehenden Arbeiten mit mög-
lichster Beschleunigung die eigentliche be-
währte elektrische Betriebsweise durchgeführt
wird. Kummer selbst schreibt gleich im Anfang
seines Aufsatzes, „man braucht nur den staat-
lichen Machtspruch, um unverzüglich eine
Reihe großer elektrochemischer Werke zur
Heizstromabgabe an unsere wichtigsten Ver-
kehrsmittel zu zwingen“. (Schweiz. Bauztg.,
Bd.- 70,78. 5, Y Weh.
Fernmeldetechnik.
Mehrfachtelegraphie mit Hughesapparaten.
Um ein gleichzeitiges Arbeiten mit mehre-
ven Hughesapparaten auf derselben Leitung
zu ermöglichen, schlägt Srnka vor, Wechsel-
ströme verschiedener Frequenz zu benutzen.
Als Sende- und Empfangsapparate werden
normale Hughesapparate mit mechanischer
Auslösung benutzt, diein Ortsstromkreisen von
Resonanzempfängern liegen bzw. Ströme be-
stimmter Frequenz beim Senden in die Leitung
- schieken. Als Resonanzempfänger schlägt der
Verfasser die Benutzung von Saitenresonato-
ren vor. Diese bestehen aus einem Elektro-
magnet, in dessen Kraftlinienfeld auf eine
bestimmte Frequenz genau abgestimmte Eisen-
drahtsaiten angebracht sind, die nur bei dieser
Frequenz in Schwingung geraten und auf ein
Mikrophon einwirken, Die Widerstandsände-
rungen des Mikrophons werden benutzt, um
- ein empfindliches Telegraphenrelais in Diffe-
rentialschältung zu betätigen. Im Ortsstrom-
kreis dieses Relais liegt der Empfangs-Hughes.
Die Sendeeinriehtung besteht aus einem mehr-
stufigen Kollektor, der mit einem Motor ge-
kuppelt ist. Die verschiedenen Kollektor-
stufen entsprechen den verschiedenen Wechsel-
zahlen, liefern zerhackten Gleichstrom wech-
selnder Richtung und stehen über Umformer
mit dem Sendestromkreis der Hughesappa-
rate in Verbindung. Bei dieser Anordnung der
Zeiehengebung ist es schaltungstechnisch ohne
‚ weiteres möglich, die im Verkehr voneinander
unabhängigen Apparate entweder an den En-
den der Leitung oder auch bei Zwischenanstal-
ten anzuschließen. (Elektrotechn. u. Ma-
schinenb., Bd. 37, 1919, S. 366.) Kr.
Sehallgeber und Schallempfänger. — W.
Hahnemann und .H. Hecht behandeln in
diesen Arbeiten Tkeoıiie und Wirkungs-
weise einer Gruppe von. Schallgebern und
Schallempfängern, wie sie pıinzipiell im Tele-
phon vorliegen, Theoretisch kann ein solcher
Schallgeber als elektıischer Transformator be-
handelt werden, indem die mechanische Wir-
kung der Ankerbewegung durch elektrische
Vorgänge gedanklich ersetzt wird. Für Re-
sonanz und Verstimmung werden Diagramme
solcher elektromechanischer Transformatoren
aufgestellt und werden wichtige Beziehungen
zwischen den elektıischen und mechanischen
Größen abgeleitet, die durch Beobachtungen
bestätigt werden. (Physik. Zeitschr. Bd. 20,
S. 104 und 245.) Zdr.
Neue Funktelegraphenanlagen. — ‚„Elec-
trical Review“ meldet, daß der finnlän--
dische Staatsrät einen Vorschlag für die
Errichtung einer funktelegraphischen Anlage
von 35 kW Leistung für Sandhamm, nahe bei
Helsingfors, angenommen hat, die in einigen
Monaten fertig sein soll. Ihre Reichweite, die
ungefähr 2300 km betragen wird, soll ihr einen
Verkehr ermöglichen mit London, Paris und
Berlin. } ;
Dieselbe Zeitschrift berichtet, daß mehrere
Funkanlagen großer Reichweite indem Yukon-
gebiete von der kanadischen Regierung errich-
tet werden; daß ein funktelegraphischer Dienst
für den allgemeinen Verkehr zwischen Kanada
"und den Bermudainseln eingerichtet ist, und
daß eine funktelegrapbische Verbindung er-
öffnet worden ist für den öffentlichen Verkehr
zwischen den Städten San Domingo (Republik
Dominica) und Guantanamo auf Kuba. .(Jour-
nal Telegraphique, Bd.43, $. 151.) Rp:
Drahtlose Telegraphie in Häfen. — Das
englische Ministerium für das Schiffswesen
macht, wie ‚Times‘ vom 2. X. 1919 mit-:
teilt, bekannt, daß neuerdings drahtloser Ver-
kehr zwischen Schiffen, die in einem Hafen des
Vereinigten Königreichs liegen, gestattet ist.
Schiffseigner können danach drahtlos mitihren
Schiffen in ihren Heimats- oder in anderen
Häfen verkehren, indem sie für diesen Verkehr
ihre Schiffe, die in ihren eigenen Häfen liegen,
benutzen. Rp.
Elektrotechnische Zeitschrilt.
, irgend einen Einfluß auf die Über-
4
1920. Hett
Drahtlose Telegraphie England — Dänemark,
Kae England und Dänemark ist
neuerdings als Aushilfe für den Kabelverkehr
drahtloser Dienst für die Übermittlung von ge-
wöhnlichen und Pressetelegrammen eingerich-
tet worden. DieWortgebühr ist die gleiche wie
bei der Beförderung auf dem Kabelwege — 2%
Pence für das Wort —, nur für Pressetele-
grammeistsieauf 1 Pennyermäßigt. Die Tele-
gramme müssen den Vermerk ‚‚via Wireless‘
—_
tragen, (,The Times“, Nr. 42198 vom
:6-.1X.. 1919.) 5
Japanische Großfunkanlage in China.
— Nach ,„Millards Review“ ist in Kung-
chuling (Provinz. Fengtien) durch die japa-
nische Heeresverwaltung eine Funken-Groß-
station eingerichtet worden, die mit den japa-
nischen Stationen in Manchuria, Dairen, Port
Arthur, Tsingtau und Tokio in Gebe- und
Empfangsverkehr treten kann. — Das chine-
sische Verkehrsministerium soll gegen die Er-
richtung Einspruch erhoben haben, weil sie
ohne seine Einwilligung erfolgt ist. (Nachr.
f. Handel, Ind. und Landw. .vom 7. X. 1919.)
Rp
Verstaatlichung der drahtlosen Telegraphie
in Australien, Nach einer Reutermeldung
hat die Bundesregierung anläßlich eines Ange-
bots der Marconi-Gesellschaft auf Errichtung von
drahtlosen Telegraphenstationen für den inter-
“nationalen Nachrichtendienst beschlossen, den
Betrieb nicht in den Händen von Privatgesell-
schaften zu belassen. Über die technische und
finanzielle Seite des Planes sollen Sachverstän-
dige gehört werden. (Nachr. f, Hand., Ind. u.
Landw. vom 24, V. 1919, Nr. 110.)
- Funktelegraphie und die Sonnenfinsternis
vom 28. V. 1919. — Der Leiter der Militär-Funk-
telegraphie in Frankreich, General
Ferrie, hat in Meudon zusammen
mit M. Perron einen recht bemer-
kenswerten Versuch unternommen.
Es handelte sich darum; festzu-
stellen, ob die Sonnenfinsternis
mittlung von Hertzschen Wellen
hat. Es ist bekannt, daß die Zei-
chen der drahtlosen Telegraphie
nachts vielleichter übermittelt werden als tags-
über. Auf dem Observatorium in Meudon
wurde ein besonderer Empfangsapparat auf-
gestellt und abgestimmt auf die Funkanlage
der englischen Insel Ascension, die mitten im
Atlantischen Ozean, nördlich von St. Helena
liegt. Die funktelegraphischen Zeichen Ascen-
sions wurden nachts gehört, nicht aber am
Tage. Im Augenblick der. vollständigen Ver-
finsterung der Sonne, als der Mondschatten die
Linie Ascension—Meudon passierte, wurden
die von Ascension gegebenen Zeichen deutlich
auf dem Observatorium gehört. Die Laut-
stärke der Zeichen nahm allmählich ab und
wurde Null, als die Finsternis zu Ende ging.
(Journal Telegraphique, Bd.43, S.96.) Rp.
. Physik und theoretische Elektrotechnik.
Riesenkondensator für Hochspannungsver-
suche. — Die Federal Telegraph Co. hat in
Palo Alto (Kal.) einen Riesenkondensator für
Versuche mit 500 kV. und Frequenzen bis
60 000 Per erbaut, der zusammen mit einem
Poulsenschen Lichtbogengenerator für die Prü-
fung von Hochspannungsisolatoren bemutzt
wird. Der Kondensator (Abb. 5) ist in einem
Abb: 5. Riesenkondensator.
eigenen Holzhaus mit Auskleidung aus Well-
blech untergebracht und besteht aus 2 Platten.
Die untere Platte, ein aus Kupferblechen her-
Beier Hohlkörper mit abgerundeten Seiten-
Sockel sind aus Porzellanisolatoren von 10 cu
Höhe aufgemanert, deren Schichten durch ein-
gelegte Eisenbleche versteift sind, Die beiden
horizontalen Flächen der unteren, festen Kon-
densatorplatte haben 0,6 m Abstand. Die
obere Belegung wird gebildet durch ein Eisen-
| blech von 4,6 x 9maufHolzrahmen und hängtan
Stahlseilen,ihr Gewiehtistdurch Gegengewichte
ausbalanziert; sie ist mit der Eisenauskleidung
des Schuppens gutleitend verbunden und
dauernd geerdet. Die Kapazität wird durch
Verstellung des Plattenabstandes geregelt, letz-
terer beträgt maximal 1,6 m. Ein Poulsenscher
Liehtbogengenerator von 30 kW dient als
Stromquelle für die Versuche, er ist einseitig
geerdet und auf der anderen Seite über eine
zwischen den beiden Sockeln aufrecht stehende
Spule aus Litzendraht von 2,7 m Länge und
79 em Durchmesser an die feste Belegung an-
geschlossen; ihre Induktanz beträgt 21 mH.
Die Spule ragt durch eine Öffnung in die untere
Platte der fetsen Belegung hinein, wodurch
Koronaerscheinungen vermieden werden. Für
gewisse Versuche wird der aus der Abbildung
erkennbare, rohrförmige, am freien Ende gut
abgerundete Ansatz an den,Kupferkörper an-
gesteckt. Er ist nach Art der Ofenrohre zu-
sammengesetzt, ist zusammenschiebbar und
kann von 4,6 bis 6 m verlängert werden. Die
zu prüfenden Gegenstände werden an diesen
Ansatz angehängt, mit ihm leitend verbunden
und an ihrem freien Ende geerdet. (Electrical
World, Bd. 74, 1919, S. 404.) Pt2.
Spulen und Kondensatorleitungen. — Die
Arbeit ist vom K. W. Wagner in der Physi-
kalisch-Technischen Reichsanstalt ausgeführt
worden, Den Ausgangspunkt bildet der all-
semeine Kettenleiter. Untereinem solchen
ist die in Abb. 6 angedeutete Schaltung ge-
R
Abh. 6. Kettenleiter (erster Art).
meint; darin bedeuten R und G die Schein-
widerstände von beliebigen Zusammenstellun-
gen aus Widerständen, Induktionsspulen und
Kondensatoren. Es werden zunächst die aus
der Theorie der homogenen Leitungen her be-
kannten Begriffe des „‚Winkelmaßes‘“ und
der „Dämpfungskonstante“ auch für den
Kettenleiter definiert und die Formeln abge-
leitet, welche die Abhängigkeit dieser Größen
von der Frequenz darstellen.
Als erstes Beispiel für die Anwendung die-
ser Beziehung wird die Spulenleitung be-
trachtet. Als Spulenleitung wird ein Ketten-
leiter aus Gliedern nach Abb. 7 bezeichnet.
Re
Abb. * Glied einer Spulenleitung.
[
S
IS
Q
eo]
L ist die Induktivität, R der Widerstand der
Spuleund CO die Kapazität des Leitungsstückes.
Die bereits bekannte Eigenschaft solcher Lei-
tungen, daß sie alle Wechselströme abdrosseln,
deren Frequenz oberhalb- der Eigenfrequenz
liegt, wird hier aufeinem neuen,sehr einfachen
Wege gefunden. Es wird die Veränderung der
Dämpfungskonstänte in dem ganzen Frequenz-
bereich von Null bis unendlich festgestellt.
Das außerordentlich schnelle Anwachsen der
Dämpfung bei und oberhalb der Eigenfrequenz
beruht nicht auf wirklichen ‚Energieverlusten,
‚sondern rührt von einer Art innerer Reflexion
her. Deshalb ist die Dämpfung widerstands-
‚loser Leitungen oberhalb der Eigenfrequenz
merklich dieselbe wie die von Leitungen mit
‘/ endlichem Widerstand.
Die theoretisch gefundenen Eigenschaften
der Spulenleitungen werden . durch oszillo-
graphisch aufgenommene Kurven veranschau -
licht. Die Spulenleitung eignet sich u. a. be-
sonders gut dazu, eine Wechselstromkurve von
ihren Oberschwingungen zu befreien. Das ist
eine Aufgabe, die namentlich in der Meßtech-
nik oft vorkommt, ferner beiden ungedämpften
Sendern in der drahtlosen Telegraphie.
Verdreht man die Glieder einer 'Spulen-
‚leitung sämtlich um 90°,-so entsteht die soge-
‘nannte Kondensatorleitung. -Darunter ist
ein Gebilde verstanden, das aus Gliedern der
in Abb. 8 gezeichneten Art besteht. Sie’bildet
'ein eigenartiges Gegenstück zur Spulenleitung;
ihre Eigenschaften bei einer gewissen Frequenz
lächen ruht anf 2je 2,7m hohen Sorckeln. Diese «| entsprechen den Eigenschaften bei der rezi-
‘
102
proken Frequenz, sofern die Eigenfreque nz als
Frequenzeinheit angenommen wird. Daraus er-
gibt sich insbesondere, daß die Kondensator-
leitung allen Strömen, denWeg so gut wie ver-
C
2L 2L
2R 2eR
Abb. 8. ‘Glied einer Kondensalorleitung.
sperrt, deren [Frequenz unterhalb der Eigen-
frequenz liegt]. Diese theoretischen Folgerun-
sen werden durch .die mitgeteilten Oszillo-
gramme veranschaulicht. ;
* Kettenleiter, deren Glieder zwei verschie-
dene Hauptfrequenzen besitzen, sind die Lei-
tung mit Nebenschlußspulen Abb. 9 und
Abb. 9. Glied einer Leitung mit Nebenschlußspulen.
die Leitung mit Reihenkondensatoren
Abb. 10. Die erste Anordnung entspricht einem
Vorschlag, der vor langen Jahren von 8. P.
Thompson zur Verbesserung von Fernsprech -
leitungen gemacht worden ist.
L K
a
Abb. 10. Glied einer Leitung mit Reihenkondensatoren,
Diese Leitungen haben die Eigenschaft,
daß sie nur Ströme eines scharf begrenzten
Frequenzbereiches gut hindurchlassen, alle an-
deren Ströme aber sehr stark dämpfen. Der
senannte Frequenzbereich läßt sich durch ge-
eignete Bemessung der, Leitungskonstanten
beliebig eng machen. Leitungen dieser Art
können also dazu benutzt werden, aus einer zu-
sammengesetzten Wechselstromkurve eine be-
stimmte Oberschwingung herauszuziehen. In
den Empfangsanordnungen der drahtlosen Te-
legraphie können solche Kettenleiter zur Er-
zielung von Störungsfreiheit, u. a. auch gegen
Empfangszeichen von gleicher Welle aber ande-
rer Tonhöhe dienen (Tonselektion). Hierauf
läßt sich weiter ein Verfahren zum gleichzeiti-
sen Empfang von mehreren mit derselben
Welle gesandten Telegrammen gründen (Viel-
fachtelegraphie).
Zum Schluß wird noch gezeigt, daß es
auch Anordnungen gibt, die alle Ströme au ßer-
halb eines gewissen, endlichen Frequenzberei-
ches hindurchlassen, dagegen die Stiöme inner-
halb dieses Bereiches abdrosseln (auswählende
Absorption). (K.W. Wagner. Archivf. Elektr.
Bd. 8,1919, S. 61,) Vg.
Allgemeiner Maschinenbau.
Einheitskessel für elektrische Großzentra-
len. — Der Ausschuß für wirtschaftliche
Fertigung stellt in seinen Mitteilungen (1919,
Heft 4, S. 15) zwecks Einleitung einer Be-
sprechung über ein einheitliches Kessel-
aggregat für elektrische Großzentralen
diejenigen Punkte zusammen, die bei der Aus-
wahl der einzelnen Teile eines solchen zu. be-
rücksichtigen wären, um aus den zahlreichen
Kesselformen und -größen die erfahrungsge-
mäß zweekmäßigsten endgültig auszuwählen.
Wie in der als Anregung gedachten Veröffent-
liehung ausgeführt wird, sollte das einzelne
Kesselaggregat einer elektiischen Großzen-
trale Schwankungen von 5000 kg Dampf/h
bis 25000 kg aufnehmen. bei einer mittleren
Belastung von 12000 kg, damit keine un-
nützen Reservekessel unter Feuer gehalten zu
werden brauchen. Daneben müßte der mittlere
Danerwirkung:grad des ganzen Aggregats sich
einschl]. aller Nebenarbeiten je nach Kohlenart,
Leistungskuive oder Betriebsschwankung zwi-
schen 75 und 82% bewegen. Schwankt nun,
so wird vom AwF. bemerkt, der Dampfver-
brauch des Turbogenerators zwischen 5,5.und
7 kg/kWh, so erzeugt 1 cal 0,15 bis 0,20 W/h,
während man heute in den besten und größten
Elektıizitätswerken mit der besten, kaum noch
erhältlichen Kohle höchstens 0,15 W erzielt,
‚Zu. diesen - Brennstoffersparnissen- kommen
noch solehe an Raum- und Baukosten, feıner
durch Massenproduktion, Mechanisierung und
andere. Diese Gründe drängen unaufhaltsam
zur Normung und Typung unserer Großelek-
EEENELS und rechtfertigen ihre Dringlich-
eit.
füglich „Einheitskessel‘‘ ‘nennen sollte,
werden zu einem „Einheitskesselhaus“ ver-
einigt, das bis zu 4 x 24 000 kg — 96 000 kg
Dampf/h - entsprechend 16000 kW leistet.
Beide sind demnach die Grundeinheiten, aus
denen die elektrischen Kesselhäuser zusammen-
"zusetzen sind.‘
Berg- und Hüttenwesen.
Die elektrischen Ofen in Großbritannien
1918: — In Großbritannien sind 141 elektrische
Öfen gebaut oder im Bau für eine Gesamt-
aufnahme von 112 000 kVA. Von diesen Öfen
dienen 24 für besondere metallurgische Zwecke
(Nickel-Kupfer, Mangan-Kuvfer, Ferrolegie-
rungen usw.),so daß 117 elektrische Öfen für die
eigentlichen Zwecke der Elektrostahlerzeugung
bleiben. Diese verteilen sich wie folgt:
- Ge- & Nominelles
| Ans | samt NE AUS
Sarg arm Ein- | samt- |. ‚bringen
2 zahl satz kyg , m Monat :
t E t
Eleetro-metals ..._| 27 73 120274 6740
Greaves-Etchells. | 26 | 641/,| 18830 5 680
Heroultr en: 45 |180l/,|43 220 13 760
Rennerfelt....... 4 7 1 895 750
Sur dere 6 9:51 3150| 1200
Special... 2.8: 2 2 750 230
DEABSANO en: 2 2 600 240
Stobier. ea. 5 451/, | 10 050 2 600
zusammen | 117 ‚384 |98769| 31250
Das Ausbringen ist gerechnet auf Basis
von 5 Arbeitstagen je Woche und 4 Wochen im
Monat.
Bezüglich des Erzeugnisses verteilen sich
diese Öfen folgendermaßen:
4 | Monats-
Ofen ah kKVA | ausbringen in t
für | Nomi- | Tat-
nell \sächlich
Stahlguß.... 48 116,5 | 32939) 10840 | 7047
Blöcke. .: 69 267,5 , 65830 | 20 410 | 16 032
zusammen | 117 | 384 93 769 | 31 250 | 23 081
Die Zahlen zeigen, daß in Großbritännien
eine Erzeugungsmöglich keit von 300 000 t Elek-
trostahlim Jahr mit einemErergieaufwand von
gegen 100 000 kVA vorhanden wäre.
Eine ausführliche Tabelle bringt Einzelhei-
ten und Durehschnittswerte über den Betrieb
von 10 t-und 12 t-Öfen, welehe Durchsehnitts-
werte hauptsächlich den Metallurgen interessic-
ren, und bezüglich welcher auf die Originalaı beit,
verwiesen wird.
Was im allgemeinen den Betrieb der Elek-
trostahlöfen in England im Jahre 1918 anbe-
langt, so sollen Stillstände wegen Unterbrechung
der Stromzufuhr verhältnismäßig selten vorge-.
kommen sein. Häufiger waren Stillstände durch :
Störungenan den Kippvorrichtungen und Elek-
troden-Bewegungsvorrichtungen, und es wird:
zugegeben, daß die bezüglichen Einrichtungen
bei einzelnen Öfen nicht in einer den Betrie bs-,
erfordernissen der Stahlwerke Rechnung tra-
genden Weise dureh geführt waren. Ebenso gab
es viele Störungen in den Wasserkühlungen bei
den Elektrodendurehführungen. Auch die Elek-
trodenhalter entsprechen nicht immer den an
sie zu stellenden Anforderungen... Eine weitere
Tabelle, auf welche ebenfalls verwiesen sei, gibt
die Abmessungen der Elektroden und deren Be-
lastung sowohl für Grapbitelektroden als. für
amorphe Kohlen. Die Frage der Elektroden-
halterwarbeiGraphitelektroden leichterzu lösen
als bei amorphen Kohlen. Größere Aufmerk-
samkeit als bisher müsse man aueh der Be-
messung der Leitungen zuteil werden lassen.
Transformatoren für die Öfen waren oft etwas
zu schwach bemesten. Die automatisehen
Spannungs- und Stromregulatoren haben zu-
friedenstellend gearbeitet. Zum-Schlusse stellt
der Verfasser den für England angeführten 117
Elektrostahlöfen die Zahlen für die Vereinigten
Staaten mit 287 und für Kanada mit 43 Öfen:
The Electrician.'
gegenüber. (R. G. Mercer.
Bd. 82. 1919, S. 694.) V-:E
Jahresversammlungen, Kongresse,
Ausstellungen.
Der Deutsche Verein für den Schutz des
ewerblichen Eigentums hält am Donnerstag,
en 12. II. 1920, abends. 7 Uhr, im Saale der
Nichtigkeitsabteilung des Patentamte, Eingang
Vier solcher Kesselaggregate, die man.
Gitschiner Straße, eine Vereinsversammlung ab,
in der Patentanwalt Herse, Berlin, einen Vor-
trag über Vorschläge zur Reform unserer
Patentrechtsprechung halten wird. Gäste
sind willkommen.
Energiewirtschaft.
Verminderung des 'Kohlenselbstverbrauchs
durch verschärfte Betriebsüberwachung. —
G. Gräf, Hambeorn, gibt in ‚„Glückauf‘, Bd. 55
1919, S. 897, unter Hinweis darauf, daß eine
solche gleichbedeutend sei mit einer gerade in
der gegenwärtigen, brennstoffarmen Zeit be-
‚sonders wichtigen Fördersteigerung einen Weg
‚an zur Erreichung dieses Zieles. Er sieht diesen
vor allem in einer plan- und regelmäßigen Be-
obachtung aller maschinenmäßigen Einrich-
tungen über und unter Tage. Die Beobach-
tungen sollen nach Maschinen- oder Anlagen-
gruppen erfolgen, deren Einteilung für eine
-Zechenanlage ohne Kokerei angegeben wird.
Sie sind in entsprechend ausgestaltete Frage-
bogen einzutragen, um dem Tagesbetriebsfüh-
‚rer möglichst wenig Schreibarbeit zu verur-
sachen ; ein Muster eines solchen Fragebogens
über Dampferzeugung und -verbrauch, wie es
seit einigen Jahren bei der Gewerkschaft
-Friedrich Thyssen gebraucht wird, ist wieder-
gegeben. Sorgfältige, gewissenhafte und pünkt-
liche Ausfüllung dieser Fragebogen ist Bedin-
gung zur Erreichung des Zieles. Die Auf-
zeichnungen sellen sich über einen Menat er-
strecken. Es werden die wichtigsten, zu beob-
achtenden Punkte und die hauptsächliehsten
Gruppen genannt, wie z. B. die besonders wich-
tige Gruppesder Kesselanlage, bei welcher
'|- sieh die Beobachtungen besonders auf die
verbrauchte Kohlenmenge, deren Heizwert,
die Abfallerzeugnisse, die Speisewassermenge
und deren Vorwärmung, auf die Zusammen-
setzung und Temperatur der Rauchgase, Mes-
sung der Zugstärke, die . Überwachung der
-Wasserreinigungsanlagen, regelmäßige Reini-
gung der Kessel usw. zu erstrecken haben.
Empfohlen wird ferner ein mindestens einmal
im Jahre vorzunehmender Leistungsversuch
und möglichst weitgehende Verwendung selbst-
aufzeichnender Instrumente. Diese letzteren
besonders auch bei Beobachtung von Betrıiebs-
zeit, Umlaufzahbl und Druck der Nieder-
druck- und Hochdrucekkompressoren.
Der Lieferung‘grad der Kompressoren soll
vierteljährlich durch Düsenmessung und
ebenso der Dampfverbrauch durch viertel-
jährlich vorzunehmende Versuche festgestellt
werden. Nebenher wären regelmäßige Indi-
zierungen vorzunehmen. Die Kosten für die in
manchen Fällen nötige Anlage von besonderen
Leitungen und Absperıvorrichtungen zum Um-
schalten der einzelnen Kompressoren auf ein-
:zelne: Kessel oder Kesselgruppen sind nicht zu
scheuen. Bei vorhandenen Kondensations-
anlagen ist das Vakuum durch selbstauf-
-zeichnende Instrumente dauernd zu beobach-
ten. Zur Feststellung der Pumpenleistungen
und zur Erhöhung des Vakuums, sowie zur Er-
zielung einer besseren Wirkungsweise und da-
mit verbundener Kohlenersparnis namentlich
auch bei älteren Mischkondensatiensanlagen
werden Hinweise segeben, -Für Förderan-
lagen sind. selbsttätige Zugzahl- und Ge-
‚sehwindigkeitsschreiber wesentliches Eıforder-
nis. -Vierteljährliche indizierungen und jähr-
liche Feststellungen des Dampf- bzw. Strom-
‘verbrauchs auf ein Schachtpferd werden ver-
langt. Bei Wasserhaltungen ist ständige
Überwachung hiusichtlich des Pumpenliefe-
Tungsgrades, am einfachsten mit Hilfe eines
im Ausguß der Steigleitung eingebauten Über-
fallwehres, und jährliche Wirkungrgradprüfung
nötig. Das Letztere wird auch für die Ven-
tilatoranlagen verlangt, die mit selbstauf-
zeichnenden Mengen-, Depressions- und Ge-
schwindigkeitsmessern zu versehen sind. Es
wird empfahlen, für die Vornahme der sämt-
lichen Beobachtungen und Messungen, nament-
lich bei größeren Werken, eine besondere Meß-
abteilung einzwichten, deren Kosten sich mit
Rücksicht auf die vielfacb Millionenwerte er-
tveichenden Umsätze wohl lohnen würden. Die
ausgefüllten Fragebogen werden planmäßig in
monatliche Übersichtslisten umgearbeitet, von
welehen ein Muster der bei der Gewerkschaft
Thyssen gebräuchlichen wiedergegeben ist. Ein
Vergleich der verschiedenen Betiıiebe wird in
Anbetracht der Verschiedenheit der einzelnen
Anlagen nur selten möglich sein, aber für die.
Einzelanlage selbst dürften die monatlichen
Vergleiche wertvolle Aufschlüsse über die Ar-
beitsweise der einzelnen Gruppen geben und
zur Erkennung etwaiger Fehler und zur Besei-
tigung von auftretenden Mängeln beitragen,
sowie die Führung des Betriebes erleichtern.
Bei einer Jahresförderung der Ruhrzechen von
115 Mill. t im Jahre 1913 dürfte infolge der
schärferen Überwachung eine Verringerung des
Selbstverbrauches nm mindestens 1%, also
29. Januar 1920. =
u li ae u m aa all a da Ahälau an un nu, 2
Br 202
ia ur) a
N )
re an ae a nl a Dann nn a dann
er R ne: 4 = ch
29. Januar 1920.
ohlim Bereieh der Möglichkeit liegen. Sollte
es gelingen, die einzelnen Stellen zu sachlicher
und verständnisvoller Zusammenarbeit und
Verwertung der gemachten Beobachtungen zu
bringen, so dürfte für den Kohlenselbstver-
brauch der Zechen allmählich das zu erstre-
bende Mindestmaß erreicht werden. Außer
haftigkeit bei der Ausführung der Beobach-
tungen ist selbstverständlich eine verständnis-
- volle Auswertung der gewonnenen Ergebnisse
und deren Nutzanwendung für die Steigerung
des wirtschaftlichen Erfolges des betreffenden
Betriebes erforderieh. Bei der Ein- und
Durchführung der angeregten Beobachtungen
_ dürften sich mancherlei Schwierigkeiten und
' Hemmungen bemerkbar machen, die aber in
Anbetracht der dringenden Notwendigkeit einer
mit allen Mitteln zu erzie'enden Steigerung der
Kohlenförderung überwunden werden müssen.
® St —er.
= Das Gesetz, betreffend die Sozialisierung
der Rlektrizitätswirtschaft. — Wir veröffent-
lichen auf S. 94 nunmehr den Wortlaut des
_ unter dem 31. X1I.-1919 von der Reichs-
—regierung im „BReichsanz.‘“ 1920, Nr...10,
bekannftgegebenen Gesetzes, betreffend die
— Sozialisierung der Elektrizitätswirt-
sehaft, das, ohne Rücksicht aufwichtige Vor-
arbeiten, zahlreiche Vorschläge und ernste
Mahnungen der interessierten Fachkreise !) in
der Nationalversammlung dureh gepeitscht, kei-
neswegs eine befriedigende Lösung der als not-
- wendig erkannten Aufgabe darstellt. Es bleibt
nun abzuwarten, wie die von der Reichstegie-
rung zu erlassenden Ausführungsbestimmungen
- gestaltet werden, bis zu welchem Grade es dem
im Gesetz vorgesehenen Beirat ermöglicht wird,
dessen Anwendung so zu leiten, daß die elek-
trische Arbeit, wie es die beteiligten Fach ver-
bände in ihrer Entschließung vom 21. X. 1919
_ ausgesprochen haben, wirklich der Lebensnerv
des gesamten deutschen Wirtschaftslebens
_ wird, und inwieweit schließlich das bis zum
_ —1.1V.1921 einzubringende Gesetz zur Regelung
der Elektrizitätswirtschaft die Lücken und
- Mängel ergänzt bzw. beseitigt, die dem jetzt er-
lassenen noch in vieler Beziehung anhaften.
Die englische Electrieity Supply Act. — Das
- Unterhaus hat die von dem House of Loıds an
- der Bleetrieity (Supply) Bill vorgenomme-
_ nen Änderungen angenommen, und dem Gesetz
‚ist um die Jahreswende die königliche Geneh -
migung erteilt worden!). So recht zufrieden
_ seheint man in England mit dem Ergebnis der
eingehenden und sorgfältigen Behandlung des
-— Gesetzentwurfs nicht zu sein. Es war die Auf-
gabe, die Lieferung elektrischer Arbeit einem
dringenden Bedürfnis entspreebend zu reor-
ganisieren, und wenn, wie ‚‚The Eleetrician‘“ be-
merkt, die Vorlage sich darauf beschränkt bätte,
hierfür allgemein Vollmachten zu geben, würde
sie allen, denen die Elektrizitätswirtschaft am
- Herzen liegt, willkommen gewesen sein. Statt
dessen hat’ man versucht, im einzelnen Mittel
‚und Wege für eine Neugestaltung festzulegen
_ und damit in ein Wespennest gestochen, weil
sich das Problem nicht generell für die verschie-
denen Bezirke mit Eıfolg lösen läßt, jeder viel-
_ mehr eine besondere Behandlung verlangt. Es
kommt nun ganz darauf an, wie die im Gesetz
vorgesehenen Elektrizitätskommissare dieibnen
- eingeräumten Befugnisse anwenden, und ob es
gelingt für sie die geeigneten Persönlichkeiten
zu finden.
SP. Ein Entwurf zueinem ungarischen Elektrizi-
_ tätsgesetz. — Ungarn bat unter den Folgen des
Krieges, insbesondere der politischen Wirren
außerordentlich gelitten und kann erst jetzt
nach Festlegung seiner künftigen Grenzen
durch den Friedensvertrag von Neuilly. daran
denken, Fragen, wie der einer geordneten Elek-
_ trizitätswirtschaft, aufs neue näherzutre-
ten. Wiehtige Richtlinien dafür hatte u.a. Dr,
Bläthy noch vor Beginn des Zusammen-
bruches gegeben?). Vielleicht wird dabei ein
- Entwurf gute Dienste leisten, den L. Stark,
- D. Jakobovits und Dr. G. Vikär 1917 im
- Anftrage des damaligen Handelsmmisters Gra-
fen Ser6nyi ausgearbeitet haben, und über den
L.Stark vor kurzem im „Pester Lloyd‘ berich -
_ tete. Er unterwirft alle zur Erzeugung und
- Fortleitung elektrischer Arbeit dienenden An-
Jagen im Interesse des Zustandekommens von
_ Überlandwerken dem staatliehen Konzessions-
zwang und bemißt im allgemeinen die Kon-
zessionsdauer je nach Art des Unternehmens
auf 50 bis 60 Jahre, für Selbsterzeuger auf 40
ahre. Für die Leitungen wird das Nutzungs-
echt privater und öffentlicher Gebiete und Ob-
der bereits betonten Sorgfalt und Gewissen-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 5.
_ eine jährliche Kohlenerspainis von 1,15 Mill. t | jekte unter bestimmten Einschränkungen zuge-
sichert; auch kann im Bedarfsfalle das Enteig-
nungsrecht beansprucht werden. Den Unter-
nehmern gewährt der Entwurf auf einem genau
umsebriebenen Gebiet das Stromlieferungs-
monopol, das indessen das Durchzugsreeht für
Leitungen nicht behindert. Wie Stark ausführt,
gipfelt der Entwurf darin, die Erzeugung und
Fernleitung elektrischer Arbeit zu einer Staats-
aufgabe zu machen, doch glaubten die Verfasser,
der beweglicheren Initiative des Privatkapitals
vorläufig nicht entraten zu dürfen, von dem,
da die besten Absatzgebiete sich bereitsin festen
.Händen befinden, kaum zu erwarten ist, daß es
sich mit großem Schwunge auf die Erwerbung
neuer Gebietskonzessionen werfen wird. Zen-
tralen an Koblenwerken und Wasserkräften
dürften geeignetere Objekte für das Privat-
interesse bilden. Beide Arten der Betätigung
benötigen aber in yielen Fällen einer kräftigen
Förderung seitens des Staates, deren Gewäh-
rung der.Entwurf an die Meinungsäußerung
eines Landes-Elektrizitätsrates bindet. Um die
Kreditfähigkeit der Unternehmen zu heben,
sollen die RElektrizitätswerke durch ein Elektri-
zitätsbuch zur immobilen grundbücherlichen
Sache qualifiziert werden. Soweit es das öffent-
liche Interesse begründet, kann der Staat auch
zwischen einzelnen Werken Koonerationsleitun-
gen sowie landwirtschaftlicehe Verteilungsnetze
selbst erriehten oder zu deren Kosten beisteu-
‘ern. Diesen Rechten und Begünstigungen steht
eine Reihe von Verpflichtungen der Konzessio-
näre gegenüber, so ein Lieferungszwang un-
ter den im Konzessionsverfahren festgelegten
Stromlieferungsbedineungen, Einbalten der im
Interesse der Einheitlichkeit von Stromerzeu-
gung und -verteilung vorgeschriebenen Energie-
elemente (Stromart, Spannung, Frequenz), Be-
aufsichtigung des Betriebes und Lieferungs-
dienstes duich ein Oberinspektorat, dem jähr-
lieh eine Betriebs-und Geschäftsstatistik vorzu-
legen ist. Über Erweiterungen vollbelasteter
Zentralen bzw. Deekung des Mehrbedarfs aus
einer fremden Stromquelle entscheidet der Han-
delsminister. Um den überflüssigen Aufwand
an Material und Geld hintanzuhalten, sind die
‘Werke verpflichtet, ihre Reserveanlagen ande-
ren gegen Entgelt zur Verfügung zu halten;
auch ist eine gegenseitige Aushilfe der Kon-
zessionäre bei Betriebsstörungen auf Weisung
des Oberinspektorats vorgesehen. Die Stron-
lieferungsbedingungen werden alle 5 Jahre von
amtswegen überprüft; außerordentliche Über-
prüfungen können in der Zwischenzeit bean-
tragt werden. _Die Verfasser sehen in dieser
„TLaritoberboheit‘‘ des Staates das richtigste
Mittel, um den Energiepreis, dessen Modifizie-
rung im übrigen von eingetretenen wesentlichen
Änderungen der Ausgaben und Einnahmen ab-
hängig gemacht wird, den jeweiligen Verhält-
nissen anzupassen. :
Nach Stark führt der Weg zur Staatswirt-
schaft über die Ablösung bzw. über den Heim-
fall der Anlagen (nebst Grundstücken und Zu-
behör);ohne staatliche Zustimmung dürfen sich
daher die Unternehmen über den Zeitpunkt der
nächsten Ablösung hinaus in keiner Richtung
binden. Bei Ablösung bzw. Heimfall gehen die
Stromverteilungsanlagen und das Stromliefe-
rungsgeschäft auf die Gemeinden über, die zu-
gleich Großabnehmer des Staates werden. Für
den von den Kommunen zu entriehtenden
Strompreis gelten besondere Bestimmungen.
Bei Ablauf der Konzessionsdauer fallen die im
Sinne der Urkonzession errichteten Anlagen
samt Grundstücken ohne Gegenleistung an den
Staat und die Gemeinden, während für spätere
Errichtungen je nach dem Alter des Anlageteils
im Verhältnis zur Konzessionsdauer Entgelt zu
leisten ist. Nach dem Entwurf kann die Ab-
lösung zum ersten Mal bei Ablauf der ersten
Hälfte der Konzessionsdauer, beilängeren Kon-
zessionen im 30. Jahre erfolgen ; danach hat der
Staat ein fünfjähriges Ablösungsrecht.
Verfasser zerlegen den Ablösungsbetrag in zwei
Teile, von denen der erste aus den Anschaffungs-.
kosten der Anlagen und Grundstücke, ähnlich
wie beim Heimfall, errechnet wird, jedoch so,
daß auch die ersten entsprechend verminderten
Anlagekosten ersetzt werden. Der zweite Teil
als Schadensersatz für das frühzeitige Aufhören
des Geschäftes ergibt sich aus dem halben mitt-
leren Nettobetriebsüberschuß der letzten vier
Jahre, multipliziert mit der Anzahl der vest-
lichen Jahre; die Grenze bildet indessen das
1 1%-fache des Ansehaffungswertes, von dem 7%
für Zinsen, Amortisation und Erneuerung den
Ausgaben hinzuzurechnen sind. Im Interesse
einer wirtschaftlichen Verwertung von Heiz-
"materialunterwirft der Entwuifauch die Selbst-
erzeuger dem Konzessionszwang und erteilt die
in diesem Fall verlängerbare Konzession, wenn
der Reflektant von einem Stromlieferungsun-
ternehmen nicht zu vorteilhafteren Bedingun-
sen versorgt werden kann. Während dieser
Kategorie auch das Nutzungsrecht zugespro-
chen wird, soll sie das Enteignungsrecht nur in
Die‘
aber störungslos vollzogen
103
Fällen wiebtiger wirtschaftlicher Interessen er-
halten. Anlagen dieser Art gehören nicht in das
Elektrizitätsbuch, und die auf Ablösung und
Heimfall bezüglichen Paragraphen des Ent-
wuıfs haben für sie keine Gültigkeit.
Als oberste Behörde in den von diesem Ge-
setzesvorschlag umfaßten Angelegenheiten gilt
den Verfassern der Handelsminister mit dem
Elektrizitäts-Oberinspektoratalsausführendem
Organ. Konsultativ wirktein Landes-Elektrizi-
tätsrat. Wie die Verfasser, die die Ein- und
Ausfuhr elektrischer Arbeit von der Zustim-
mung des Handelsministers abhängig machen
und alle. auf die bereits vorhandenen An-
lagen bezüglichen Verfügungen in eine beson-
dere Paragraphengruppe -,, Übergangsbestim-
mungen‘ zusammenfassen, am Schluß »usfüh -
ren, waresihre Absicht, mit dem Entwurfeiner-
seits die Förderung einer ökonomischen Elek-
trızitätswirtschaft auf das richtige Gleis zu
bringen, anderseits die Möglichkeit für einen
Übergang auf die Staatswirtschaft zu schaffen,
ohne die Richtlinien der künftigen inneren Poli-
tik vorzeitig nach rechts oder links krümmen zu
wollen.
Industrie und Handel.
Der Siemens-Schuckert- Konzern im Jahre
1918/19. — Alle drei Hauptgesellschaften be-
tonen in ihren Geschäftsberichten die bekann-
ten einschneidenden Folgen des verlorenen
Krieges und der politischen Umwälzungen. Bei
der- Siemens & Halske A.G. sind von den
nach Durebführung des Achtstundentages mög-
lichen Arbeitsstunden seit der Revolution nur
etwa 70% geleistet worden, was die Umstellung
von der Kriegs- auf die Friedensfabrikation er-
‘heblich verzögerte und dazu führte, daß die
starke Nachfrage des In- und Auslandes nur
zum geringen Teil befriedigt werden konnte.
Die Schwankungen der deutschen Währung
und die Unsicberbeit in der Bereebnung der
‚Gestehungskosten erschwerten den Abschluß
von Geschäften mit längerer Lieferfrist be-
sonders im Auslande. Durch aufreibende Ver-
handlungen wurde die Arbeitskraft der leiten-
den Beamten der produktiven Tätigkeit in un-
zulässig starkem Maße entzogen. Nachdem
sich die Zahl der Arbeiter und Angestellten
in der ersten Zeit des Geschäftsjahres noch er-
höht hatte, ging die Arbeiterbelegschaft nach
Abschluß des ‘Weffenstillstandes etwa auf den
Friedensstand zurück. Während im vorigen
Geschäftsjahr 120 Mill. Arbeitestunden ge-
leistet worden sind, betıug deren Zahl 1918/19
nur 78,5 Millionen. Trotzdem haben sich die
Ausgaben für Löhne und Gehälter bei der Sie-
mens & Halske A. G. und der Siemens -
Schuckertwerke G. m. b. H. auf 254 Mill. M
erhöht gegen 208 Mill. M im Vorjahre, Aus-
gaben, die im laufenden Geschäftsjahr in dau-
eındem Steigen begriffen sind.
Wie die Siemens-Schuckertwerke aus-
führen, bat der unvermittelte Übergang zu
kürzerer Arbeitszeit die Störungen der Produk-
tion in einem Umfang vergrößert, der durch
schrittweise und planmäßtige Einführung ver-
mieden worden wäre. In Zukunft werden die
drückenden Lasten des Friedensvertrages und
die Steuerpolitik des Reiches die Firma vor
sehr schwere Aufgaben stellen. Der große Welt-
bedarf könnte reichliche Arbeit geben, die aber
im Interesse der deutschen Wirtschaft lohnend
gestaltet werden muß; der schleebte Stand
unserer Valuta darf nicht zur Verschleuderung
deutscher Werte führen. Nur eine wesentliche
Erhöhung der Produktion, die bei der heutigen
Arbeitsleistung nicht erreich bar ist, verbunden
mit sparsamster Wirtschaft im Innern und.
sachverständiger Finanzpolitik, kann eine Ge-
sundung der deutschen Volkswirtschaft herbei-
fübren. Die Umstellung von Kriegsarbeit auf
Friedensarbeit hat bei den Siemens-Schuckert-
werken zwar reichliche Mühe verursacht. sich
Nach Aufhebung
der Robstoffrationierung ist die Beschäftigung
der Zentralen-Abteilung beträchtlich gewach -
sen. Der Lieht-und Krafthunger auf dem Lande
rief zablreicbe Überlandunteinehmungen ins
Leben, und auch die Arbeiten der Abteilung
„Industrie‘‘ haben nach anfänglicher Lähmung
durch die politischen Wirren bedeutenden Um-
fang angenommen. Abgenutzte Betriebsein-
richtungen mußten erneuert, Umänderungen
und Neubauten unter dem Gesichtspunkte
höchster Wirtsebaftlichkeit geschaffen werden.
Das neutrale und feindliche Ausland. zeigte
größtes Interesse für die hochentwickelte Tech -
nik der Gesellschaft. Die bei der Abteilung
„Kleinfabrikate‘‘ eingegangenen Bestellungen
übertrafen bei weitem die Summe des Vor-
jahres; die ausgeräumten Lager der Geschäfts-
stellen und Werke konnten die Nach frage nicht
mehr befriedigen, während ' die Produktion
niebt einmal den normalen Bedarf deckte und
deshalb eine große Reihe von Aufträgen abge-
lebnt werden mußte, Die Abteilung ‚, Über-
104
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft
5.
see“ stand noch unter der ungünstigen Ein-
wirkung des Krieges; doch zeigte sich eine _
lebhafte Nachfrage der ganzen Welt.
Sehwerer als bisber hatten im Berichtsjahr
die Elektrizitätsversorgungs- und Verkehrs-
unternehmungen der FElektrizitäts-A.G.
vorm. Schuckert & Co. zu leiden. „Der
ständig fallende Wert der Mark“, so schreibt die
Gesellschaft, „erforderte unerbörte Aufwendun-
gen für persönliche und sachliehe Ausgabentrotz
stark reduzierten persönlichen Leistungen bei
einem durch Streiks und Kohlenmange] ge-
störten Betrieb. Für die Abwälzung der Teue-
rung sind aber den genannten Unternehmungen
Grenzen gezogen, weil der Verbrauch elektri-
schen Lichtes, besonders jedoch die Benutzung
der Verkehrsmittel eingeschränkt wird, sobald
die Tarife über eine gewisse Höhe hinausgehen.
Die infolgedessen eintretende geringere Aus-
nützung der Betriebsanlagen vergrößert die
Verluste, wodurch für den Bestand der Unter-
nehmungen recht trübe Aussichten entstehen,
wenn nicht endlich Maßnahmen geschaffen
werden, die der Geldentwertung Einhalt bie-
ten. Die Möglichkeiten für den Bau und Betrieb
von Elektrizitätswerken und Straßenbahnen im
Ausland sind deutschen Unternehmern für die
nächste Zeit verschlossen. Im Inland ist der
Unternehmergeist, der im deutschen Reich die
großzügige Elektrizitätsversorgung machtvoll
gefördert hat, durch die im Werden begı iffenen
Elektrizitäts- und Kommunalisierungsgesetze
stark gelähmt. Es ergibt sich daraus für uns
die Aufgabe, unsere Tätigkeit auf neue Gebiete
auszudebnen. Wir haben diese teilweise Um-
stellung seit längerem vorbereitet und schon
nach verschiedenen Richtungen hin Beziehun-
gen angeknüpit, von denen wir üns eine gün-
stige Weiterentwicklung im Interesse einer vorT-
teilbaften Ausgestaltung unserer geschäftlichen
Tätigkeit versprechen. Über die Abwicklung
unserer Auslandsbeteiligungen in Triest, Pe-
tersburg, Barcelona und Paris sind in.den Frie-
densvertiägen mehr oder weniger klare Richt-
linien angegeben. Wir hoffen, daß unsere im
Gange befindlichen Verbandlungen zu, einem
tesultat führen, das einer angemessenen Be-
wertung unserer Ansprüche gerecht wird.‘
Der Nutzen des Krieges für die amerikani-
sche Elektroindustrie, — Einer uns erst ver-
spätet zugegangenen Nummer der .‚Eleetrical
World‘ (Bd. 73, 1919, Nr. 24) entnehmen wir
die in Abb. 11 wiedergegebenen Entwicklungs-
Millionen Doll
225
o
71909 10 TI 192 1908 1974 1975 1976 197 7918
Abb. 11. Verkaufswerte der amerikanischen
Großelektroindustrie.
kurven des Warenabsatzes der General
Electric: Co., der Westinghouse Eleetrie
& Manufakturing Co. und der Western
Electrie Co.in den Jahren 1909 bis 1918 (bei
der Westinghbouse Co. auf das Fiskaljahr bezo-
gen). Die General Electric Co. hatte 1918 einen
Absatzim Wert von 216,815, die Westinghouse
Go. von 160,380 und dıe Western Electrie Co.
von 145,226 Mill. $, so daß sich der Verkauf
aller drei Unternebmungen auf 522,421 Mill. $
stellt. Während aber erstere beiden eine Stei-
gerung um 20 bzw. 65 Mill. $ gegen das Vorjahr
verzeichnen konnten, blieb der Absatz der
Western Electrie Co. um 5 Mill. $ hinter dem
von 1917 zurück. Das Schaubild zeigt deutlich
die beträchtliche Zunahme der Werte während
des Krieges von 1915 an, wobei allerdings zu
berücksichtigen ist, daß diese nicht nur die
normale Produktion der Gesellschaften, son-
dern auch Kriegsaufträge und die Herstellung
von Munition umfassen.
Annahme des Betriebsrätegesetzes. — Die
Nationalversammlung bat das Betiiebsräte-
gesetz!) am 18. I. 1920 mit 213 Stimmen
ı) Vgl. „ETZ“ 1919, 8. 476, 516, 532.
gegen 64 der Deutschnationalen, der Deutschen |
Volkspartei und der Unabhängigen angenom-
men. Die Verhandlungen sind durch Obstruk--
tion der letzteren erheblich verzögert worden
und haben, wie bekannt, leider auch zu blutigen
Exzessen Veranlassung gegeben.
heiten des insbesondere für die deutsche
Industrie eminent wichtigen Gesetzes,
über dessen Folgen sich heute. wobl noch nie-
mand ein zutreffendes Urteil bilden kann, kom-
men wir zurück.
Gewinnung. Ausfuhr, Verbrauch und Preis von
Kupfer in den V. $. Amerika. — Nach einem von
den ‚‚Nachr. £. Hand., Ind. u. Landw.‘ wieder-
fi gegebenen Auszug’
aus dem Bericht des
United States Geo-
logical Surveyist die
Weltproduktion
von Kupfer!) in den
Jahren 1907 bis 1918
von 1,589 auf 3,075
Mill. bs gestiegen.
Wie Abb. 12 zeigt,
kam sie 1912 mit
2,260 Mill. 1bs auf
einen Hochstand,
sing dann etwas zu-
rück und' erreichte
1917 mit 3,142 Mill.
lbs ihren Höchst-
wert. Die Gewin-
nung der ameri-
kanisehen Hüt-
ten an raffiniertem
"Kupfer 1. Sorte
wuchs von 1,032Mill.
lbs in 1907 auf 2,432
:Mill.: »1bs in 1918,
während die Erzeu-
gung aus heimi-
schen. Erzen sich
von 0,868 auf 1,908
Mill. lbs: hob. Da-
neben haben dieV.S.
Amerika 1907 rd
0,25, 1918 aber 0,58
Mill. Ibs
32
: geführt. Der 1907
rd 0,51 Mill. 1bs be-
tragende Export
metallischen
Kupfers' ‘zeigt
mehrfache Schwan-
kungenunderreichte
1917 einen Höchst-
wert von 1,127 Mill.
lbs, um dann im fol-
genden Jahre wieder
auf 0,744 Mill. lbs zu
fallen. Die Werte des
amerikanischen
Verbrauchs wech-
selten bis 1914 nicht
unerheblich bei
einem Maximum von
0,812 Mill. Ibs‘ in
1913, dem’ein Abfall
auf 0,620 Mill. Ibs
sum miteiner Unter-
breehung im Jahre
men. Der jährliche
Durehsebnitts-
preis ..in .. $/lb -be-
wegte sich in dem
genannten Zeitab-
schnitt zwisehen
0,13 und 0,27, Sein
Höchstwert lag 1917
bei 0,273 $/lb. ‘Wie
weiter ‘ein ‚Bericht
der Federal Trace
Commission, besagt,
stellten sich die Kupfer-Gestehungskosten
von 85 Gesellschaften der V. S. Amerika,
Kanadas, Mexikos, Kubas und Südamerikas
1918-im Durchschnitt auf etwas über 16 ets/lb.
Reichsverband der Elektrizitäts-Abnehmer
e. V. — Wie uns der kürzlich gegiündete Ver-
band (Rea, Gesehäftsstelle: Steglitz, Hohen-
| zollernstr. 6) mitteilt, will er die berechtigten
Interessen der Strom beziehenden Kemmunen,
Handeis-, Gewerbe-, Industrie- und landwirt-
schaftlichen Betriebe zusammenfassen, ver-
treten und den seiner Ansicht nach vielfach
“übermäßigen Preisforderungen der Elektrizi-
tätswerke durch Zusammenschhiß seiner Mit-
glieder zu Orts-, Bezirks-,. Provinzial- oder
Landesgruppen entgegenwirken. Seine Ab-
1) Vgl. auch „ETZ“ 1919, 8:36. °
Abb. 12. Die Kupferbewegung
in den V. 8. Amerika 1907/1918.
Auf Einzel-
‚sich an.
Mill." Ibs Erz” ein--
burg gestellt worden.
; Elektrolytkupfer (wire-
folgte. Von 1915 an |
sehen wir den Kon-
1917 von 1,043 auf:
1,662 Mill. !Ibs zuneh- '
sicht ist ferner, auch auf die ‚Gesetzgebung der.
Elektrizitätsversorgung Einfluß zu ‚gewinnen
und seinen Mitgliedern in Streitsachen Rat und
Auskunft zu erteilen.
. Kleine geschäftliche Mitteilungen. _
yabılien. — Die Hoddernheimer Kug m
ferwerk und Süddeutsche Kabelwerke
A.G., Frankfurt a. M. und Mannheim, hat ge-
legentlich des 25-jäbrigen Bestehens der A.G.und
des 65-jährigen Jubiläums des Unternehmens
eine sehr geschmackvoll ausgestattete Fest-
schrift herausgegeben, in der die Geschichte
der Firma von der Umwandlung des Hauses
F. A. Hesse Söhne in die A.G. Heddernheimer
Kupferwerk vorm. F. A. Hesse Söhne bis zur
Aufnahme der Süddeutschen Kabelwerke und
zur Gründung der gegenwärtigen Aktiengexell-
schaft behandelt wird. Interessante Angaben
über die Fabrikate und Rohstoffe, die Betiiebs-
mittel, sozialen Einriehtungen usw. schließen
Anläßlich ihres 25-jährigen Be-
stebens versandte die Dr. Paul Meyer ’A.G,,
Berlin, eineSammlung charakteristischerKunst-.
blätter, die uns in die Werkstätten dieser
elektrotechnischen Spezialfabrik führen.
Die Deutsche Kabelwerke A.G.,- Berlin-
Lichtenberg, sieht auf 30 Jahre ihres Be-
stehens zurück. Das Unternehmen hat sich
unter der Leitung seiner Begründer S. und B.
Hirschmann zu einem bedeutenden Werk der
deutschen Kabelindustrie entwickelt. E>
Aus der Geschäftswelt. — Der bisherige
Vorsitzende im Direktorium der Siemens-
Schuekertwerke G. m. b. H,K&K.E. v. Sie-
mens, hat diese Stellean Direktor Henrich abge-
treten und den Vorsitz im Aufsichtsrat über-
nommen. — Die Firma der Einkaufsgenossen-
schaft der Elektroinstallateure, Berlin, lautet
nunmehr Genossenschaft der Elektroin-
stallateure, Werk- und Einkaufsvereinigung.
— Die E: Kahle.G.:m. b. H., Frankfurt a. M.,
wurde mit den Zweigniederlassungen in Köln
und Dortmund dureh Beschluß der Gesellschaf-
terversammlung in eine Kommanditgesellschaft
mit 0,6 Mill. M Kapital umgewandelt.. — Das
städtische Blektrizitätswerk, die Gas- und
Wasserwerke sowie andere Betriebe Aschaffen-
burgs sind unter eine Direktion mit der. Be-
zeichnung Stadtbetriebsamt Aschaäffen-
8. Die . holländische
Philips’ Glühlampenfabrik hat dureh Ak-.
.tienaustausch.eine Interessengemeinschaft mit
"der General Electric. Co., New York, der Intern.
General Eleetrie Co. und der englischen Edison
Swan Eleetrie Co. zwecks Auswechslung von
Patenten und Erfahrungen vereinbart; ihr
höht.
Vereinigung für die deutsche Elektrolytkupfer-
börsenvorstandes in M/100 kg:
"Metall eo
Ö
bars), prompt, cif Ham-
“ ‘burg, Bremen, Rotterdam
Raffinadekupfer
- .99/99,8',1okoGroß-Berlin
Originalhütten- Weich-
:blei, ab Hütte oder loko
2900
2745
2750-2800 2500—2550
;Groß-Berlin- . ... . 1000-1050) 950— 975
Originalhütten- Rohzink,
Syndikatspreis ab Hütte Ma
oder ‚Bapar 2... 01 650 510
desgl. Preis im freien Ver-
kehr, ab Hütte oder : Ei
Läger..4.,% 970— 980 940.
Originalhütten-Alumi-
nium 98/99 %/, in gekerb-
‚ten Blöckchen, ab Hütte
‚oder loko Groß-Berlin
Zinn, DBanka-, Straits-,
Billiton-, loko Hamburg
oder Groß-Berlin :
Hüttenzinn, mindestens |
99%, 1oko Hamburg oder |
Groß-Berlin: . 22.
Reinnickel 98/99 /,, loko
Hamburg oder Groß-
Berlin NE
Antimon-Regulus, 1loko
Hamburg oder. Groß-
Berlin . N Re
| 1600-1700 1350-1400
"Metallzuschläge für isolierte Drähte.
Für die Woche vom 25. bis 31. I: 1920. beträgt der
schlag 30M.
Abschluß des Heftes: 24. Januar 1920.
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. ©. Zeh me In Berlin. — Verlag von Julius 8pringerin Berlin.
29. Januar 1920. =
De ea TAN a da) Ba er
Pi
RE EN
Metällpreise. Nach den Notierungen der
. 14100 430013800-4000
9300-10 000|8600--8800
Kupferzuschlag 50 M, der Aluminiumzu- =
Aktienkapital wird auf 20 Mill. holl. Gld.er-
notiz bzw. der Kommission des Berliner Metall- SR
5500-5800 5300— 5400 °
105
- Elektrotechnische Zeitschrif
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24.
41. Jahrgang.
Berlin, 5. Februar 1920.
Vorarbeiten für Hochspannungs-Freileitungen.
Von Fr. Schmidt, Gröbers b. Halle a. S.
Übersicht. Es empfiehlt sich, vor Vergebung
der Arbeiten genaue Projektierungsunterlagen an-
zufertigen dadurch, daß an der Hand der amtlichen
Flurkarten die Linienführung der Leitungen fest-
gelegt, jeder Mast bestimmt und berechnet und der
Standort vertraglich gesichert wird. Es sollte zur
Erzielung höchster Betriebssicherheit an den. Bau-
kosten nicht gespart werden, da dann die Betriebs-
kosten niedriger werden. Die vorherige Aufstellung
eines genauen Kostenanschlages erspart eine spätere,
umfangreiche Bauabrechnung. Die Herstellung eige-
ner Fernsprechanlagen ist nur vorzusehen, wenn be-
sondere Postleitungen nicht ausführbar sind.
Beim Bau der Hochspannungs-Freileitun-
gen der Überlandwerke verfuhr man in der
Regel in der Weise, daß einer Unternehmer-
firma die zu versorgenden Orte mitgeteilt wur-
den, die Firma danach den Plan zu einem allge-
meinen Leitungsnetze aufstellte und dann an
die Einzelbearbeitung und Ausführung ging.
Über die Höhe der Kosten war vor der are
bung der Arbeiten niehts Zuverlässiges bekannt.
Man wußte ungefähr die Kilometerlänge der
Leitungen und rechnete mit Einheitssätzen für
das km., Trotz vorsichtigster Berechnungen
warden die Ausführungskosten gewöhnlich
überschritten. Grundsätzlich wollte man mög-
Jiehst billig bauen. Hinterher stellte sich dann
heraus, daß man auf Kosten der Betriebssicher-
heit billig gebaut hatte und mit erheblichen
neuen Aufwendungen erst richtig bauen mußte.
Hierin liegt ein Hauptgrund für die meisten in
Überlandnetzen vorkommenden Störungen.
Bei der Aufstellung des Planes für das ge-
samte Leitungsnetz ist davon auszugehen, daß
das Netz ein zusammenhängendes mit mög-
lichst wenig Stichleitungen wird. Jeder ver-
sorgte Ort soll nach Möglichkeit von 2 Seitenaus
erreicht werden. Zu diesem Zwecke macht man
mit einer Leitung,lieber einen kleinen Umweg‘
„und stellt kurze, eigentlich nicht erforderliche
Verbindung gsleitungen. her. Ein maschenartig
- zusammenhängendes Netz bietet den Vorteil,
daß der Querschnitt der einzelnen Leitungen
schwächer sein kann und der Spannungsabfall
trotzdem nicht zu groß wird. Allerdings soll
' man beim Leitungsquerschnitt nicht knausern.
- Einmal verbessert sich der Leitungsverlust, und
dann kommt man später bei zunehmender Be-
Jastung nicht in Verlegenheit. Es soll nur ver-
seiltes Leitungsmaterial verwendet werden.
Alle Leitungen, welche als Durchgangslei-
tungen erhöhte Bedeutung haben, sollte man
nur unter Verwendung von Eisenmasten im
Weitspannsystem ‚vorsehen. Bisher war es üb-
lich, allenfalls nur die wichtigen, durchgehenden
Speiseleitungen mit Eisenmasten auszuführen;
‚im Weitspannsystem führte man gewöhnlich
nur durchgehende Leitungen hoher Spannung
‚aus. Die Herstellung von Leitungen für 10 000
oder 15000 V in Eisenmasten im Weitspann-
system erfordert allördings höhere Kosten
gegenüber einer Leitung auf Holzmasten. Sehr
vie] höher sind die Kosten nicht. Verwendet
man Holzmaste, dann muß man im Durch-
schnitt alle 40—50 m mit einem Mast rechnen,
gegen 175—200 m beim Weitspannsystem in
Eisenmasten. Bei diesem System spart manauf
1 km für 14 Maste die Armatur und Montage,
wodurch in Verbindung mit der geringeren An-
we
‘zahl der Maste die Mehrkosten der Eisenmaste
zum erheblichen Teil ausgeglichen werden.
Jeder Mast bedeutet einen Gefahrenpunkt. Für
die Sicherheit und Ruhe des Betriebes ist es
aber sehr wesentlich, daß die Gefahrenpunkte
nach Möglichkeit vermindert werden. Viel Ar-
beit und Verdruß kann man durch möglichst
sichere Leitungen dem Betriebspersonal und
den angeschlossenen Verbrauchern sparen. Für
beide ist es angenehmer, wenn sie nicht bei
jedem stärkeren- Winde oder Regen usw. mit
Störungen rechnen müssen. Gerade darauf ist
bisher viel zu wenig Wert gelegt worden. Die
Ingenieure, welche Leitungsnetze projektieren
und bauen, haben gewöhnlich mit dem künf-
tigen Betriebe nichts zu tun und kennen den
Ärger und die Verdiießlichkeiten nicht, welche
eine nicht sorgfältig durchdachte und ausge-
führte Leitung einem geplagten Betriebsleiter
verursachen können. Projekten- und Bauin-
genieure sollten längere Zeit im Betriebe tätig
gewesen sein; es würden dann manche Fehler
bei der Projektierung und dem Bau vermieden
werden. Für das Weitspannsystem kommt noch
als Vorteil. hinzu, daß man weniger Grund-
stücke in Anspruch zu nehmen braucht, weni-
ger mit Grundstücksbesitzern zu verhandeln
hat — eine Tätigkeit.von eigener Art, worauf
ich noch zu sprechen komme — und Entschädi-
gungen spart. Für die Wirtschaftlichkeit eines
Überlandwerkes spielen weniger die Anlage-
kosten eine Rolle als der laufende Aufwand an
Unterhaltungskosten und Abschreibungen.
Eine Leitung auf Eisenmasten im Weitspann-
system erfordert weniger laufende Unkosten,
da sie betriebssicherer ist. Während man bei
Leitungen auf Holzmasten mit einer Lebens-
dauer für Maste und Armatur von 15 Jahren
rechnen, also etwa 6% abschreiben muß, haben
Eisenmaste, wenn sie alle 4—5 Jahre gestrichen
werden, eine so große Lebensdauer, daß man
mit einer Abschreibung von 11,%, auskommt.
Die Ersparnis an Aufwand bei Eisenmasten im
Weitspannsystem ist so groß, daß dadurch
nicht nur eine Verzinsung für die entstandenen
größeren Baukosten gedeckt wird, sondern noch
ein Überschuß vorhanden sein dürfte gegen-
über dem Aufwande für eine Leitung mit Holz-
masten. Nur auf den finanziellen Erfolg des
laufenden Betriebes kommt es aber an, nicht
auf die Anlagekosten.
Besteht für eine wichtige Durchgangslei-
tung die Vermutung, daß eine Spannungser-
höhung oder Verstärkung des Leitungsquer-
schnittes später in Frage kommen kann, dann
empfiehlt sich die Verwendung von Hängeisola-
toren. Bei späteren Spannungserhöhungen fügt
man ein weiteres Isolatorenglied hinzu, ohne die
Leitung herunternehmen zu müssen (bei der
Projektierung sind entsprechend längere Maste
vorzusehen). - Bei Auswechslung der Leitung
gegen eine stärkere ist die Arbeit schnell und
mit verhältnismäßig wenig Kosten gemacht.
Für Leitungen untergeordneter Bedeutung
und Stichleitungen wird man auch ferner Holz-
maste verwenden mit der Einschränkung, daß
überall da, wo ein Mast durch Zug beansprucht
wird — also an jedem Winkelpunkt der Lei-
tung —, Eisenmaste oder Betonmaste zur Ver-
wendung kommen.‘ An Winkelpunkten kann
man einfache Holzmaste nicht verwenden, man
muß Doppelmaste oder Maste mit Streben usw.
nehmen; dadurch würden sowieso höhere Ko-
sten entstehen.
Heft 6.
Bei der Festlegung der Linienführung der
Hochspannungsleitungen wird man zunächst
den kürzesten Weg ins Auge fassen. Verläuft
die Leitung möglichst gerade, dann werden die
meisten Maste nicht durch Zug beansprucht und
dadurch leichter und billiger. Man wird die
Führung der Leitung nach Möglichkeit durch
Wälder oder in der Nähe größerer Bäume ver-
meiden, denn ein während der Herbst- oder
Frühjahrsstürme in die Leitung geratener
trockener Zweig kann ganz niederträchtige Stö-
rungen und schwere Schäden hervorrufen. Die
Zweige der Bäume pflegen sehr schnell in die
Leitungen hineinzuwachsen. Deshalb ist fort-
währende Kontrolleund Ausästen der Bäume er-
forderlich, wodurch unnütze laufende Betriebs-
kosten entstehen. Das ganze Leitungsnetz wird
auf der Generalstabskarte und die einzelnen
Teile zunächst in Meßtischblätter 1 : 25 000
eingetragen. Die Meßtischblätter, welche sehr
genau sind und den kleinsten Weg enthalten,
geben schon einen ungelähren Anhalt für die
eigentliche Linienführung. Ist man sich über
diese klar, dann bearbeitet man zunächst zu
Hause die Festlegung der Liniean der Hand der
amtlichen Flurkarten. Diese sind gewöhnlich
im Maßstabe 1 : 2500 oder 1 : 3000 hergestellt
und enthalten die Grenzen der einzelnen Glund-
stücke, deren Flur- und Grundbuchbezeichnung
und die Namen der Eigentümer. Man wird sich
nunmehr über die Spannweite der Leitung, d.h.
den Abstand der Maste voneinander schlüssig
werden müssen. Je größer der Abstand wird,
desto größer wird der Durchhang der Leitung
und desto höher und teurer müssen die Maste
werden. Wenn man bei Wahl größerer Spann- -
weiten Maste spart, so muß man dafür ander-
seits höhere Maste, die teurer sind, vorsehen.
Bei Gegenüberstellung der Ersparnis und der
Mehr Koller kommt Dan zu einer wirtschaftlich
günstigsten Spannweite; bei Verwendung von
Fisenmasten und Hängeisolatoren wird sie etwa
bei 160 bis 180 m liegen.
Kommt die ‚Kreuzung von Reichstele-
graphenleitungen in Frage, so wird man die
Mastenabstände des Weitspannsystems nicht
unterbrechen und für den Schutz der Reichs-
leitungen entweder ein Schutznetz um diese
oder zu beiden Seiten der Reichsleitungen Fang-
bügel auf Holzmasten mit einem Netz zum Auf-
fangen etwa reißender Hochspannungsdrähte
vorsehen. Das ist immer’billiger als eine beson-
dere sog. Postkreuzung mit zwei besonders
schweren Eisenmasten und bruchsicherer Auf-
hängung der Leitung). Ist die Anbringung eines
Schutznetzes oder eines Fangnetzes nicht mög-
lich, dann erst wird man sich zur Herstellung
einer besonderen Postkreuzung entschließen.
Leider verlangen die Eisenbahnbehörden beim
Kreuzen von Bahnen stets die Herstellung be-
sonderer Bahnkreuzungen. Diese. Behörden
dürftenim Einzelfalle wohl erwägen können, ob
nicht die Herstellung von Fangnetzen denselben
Zweck erfüllt.
Bei der Festlegung der Mastenstandorte
wird man berücksichtigen müssen, .. daß der
Landwirt sich gegen 'die Aufstellung eines
Mastes inmitten des Ackers sträuben wird,
denn ein solcher Mast muß die Beaekerung emp-
findlich stören. Man wird daher als Standorte
die Grenzen zwischen zwei Äckern wählen, weil
hier die Bewirtschaftung weniger gestört wird,
5 ') vu hierzu die. neuen Bestimmungen .„ETZ“ 1920,
. 78. ‚9
106
re mn nn nme
Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heft 6.
5. Februar 1920.
Dadurch wird sich öfter die angenommene
Spannweite verschieben, man wird dann einer-
seits eine etwas geringere, anderseits eine etwas
die
größere Spannweite nehmen, wodurch
Größe der Maste etwas beeinflußt wird.
Ist nunmehr die Linienführung und der
Standort jedesMastesaufdemPapierfestgestellt,
dann beginnen die Verhandlungen mit denin
FragekommendenGrundstückseigentümern we-
gen der Genehmigung der Aufstellung der Maste,
unddasistein mühseliges und wenig angenehmes
Geschäft. Beim Weitspannsystem kommen ver-
hältnismäßig wenig Grundstückseigentümer in
Frage. Will ein einzelner Eigentümer durchaus
die Genehmigung nicht erteilen, so hat man zu-
nächst die Wahl zwischen zwei Grundstücken,
da die Maste auf den Grenzen projektiert sind,
oder man wird einanderes Grundstück in Aus-
sieht nehmen und die Spannweiten entspre-
chend anders gestalten. Die Genehmigung wird
man als Miete festlegen, weil Mietsverträge
einer besonderen — notariellen o. dergl. —
Form nicht bedürfen und beim Verkauf eines
Grundstücks das Mietsverhältnis auch für den
neuen Grundstückseigentümer gilt, denn Kauf
bricht nieht Miete. Nachstehend das Muster zu
einem solchen. Mietsabkommen.
i$
Der N.N. räumt der Überlandzentrale X
oder deren Rechtsnachfolgern das mietsweise
Recht ein, auf seinem Grundstücke Band ....
Blatt .... des Grundbuches von Z. einen eiser-
nen Mast für elektrische Leitungen aufzustellen,
das Grundstück in der Luft mit solcher Leitung
zu überspannen und es zum Zwecke der Unter-
haltung des Mastes und der Leitung dureh ihre
Beauftragten betreten zu lassen.
IE
Die Mietszeit dauert 30 Jahre, vom Beginn
des Jahres ab gerechnet, in welchem der Mast
zur Aufstellung gekommen ist. Nach Ablauf
dieser Zeit verlängert sich das Abkommen jedes-
mal um 1 Jahr, wenn nicht sechs Monate vor
jedesmaligem Ablauf von einem der beiden
Teile gekündigt worden ist.
Te
Die Miete beträgt .... M jährlich. Sie ist
in den ersten 8 Wochen des Beginnes eines jeden
Jahres zu zahlen.
Die Überlandzentrale X trägt außerdem
den Schaden, welcher bei Aufstellung des
Mastes und Herstellung der Leitung sowie bei
der Unterhaltung am Aufwuchse des Grund-
. stückes entstehen sollte. Sollten etwa beide
Teile über die Höhe des Schadens nicht einig
werden, so unterwerfen siesich der Feststellung
durch den Gemeindevorsteher.
IV.
Die Überlandzentrale X haftet dem Ver-
mieter gegenüber für jeden Schaden, welcher
aus dem Vorhandensein der Leitung Personen
oder Sachen entstehen sollte.
V.
Etwaige Stempelkosten oder deıgl. trägt
die Überlandzentrale X.
Sind diese Arbeiten-erledigt, dann wirdan
Ort und Stelle jeder Stand des Mastes bestimmt,
die Linie aufgemessen und die Winkel der Lei-
tung für jeden Mast bestimmt. Aus der Bruch-
festigkeit des zu verwendenden Drahtmaterials
(Kupfer, Aluminium, Eisen oder zusammenge-
setztes Aluminium-Eisen- Seil) ergibt sich der
Zug, mit welchem der Draht zu spannen ist, und
der im ungünstigsten Falle eintretende Durch-
hang. Aus dem Querschnitte der Leitung er-
gibt sich die Zahl der Zugkräfte. Es läßt sich
nunmehr aus dem Durehhang die Höhe der
Maste über Erdeund damit deren Gesamtlänge,
aus Länge und Zugkräften die Beschaffenheit
und das Gewicht der Maste nach den Verbands-
vorschriften berechnen. Die Länge der Maste
ist außerdem noch abhängig von dem Abstand
der 3 Leitungsdiähte unter sich. Dieser Ab-
stand ist so zu wählen, daß ein Zusammen-
schlagen der Drähte zwischen zwei Masten bei
Sturm unter allen Umständen vermieden wird.
Bei einer Spannweite von 160 bis 180 m und
Verwendung von Kupfer- oder Eisenseilen wird.
man mit. 1 m Drahtasbtand auskommen; bei
Verwendung von reinen Aluminiumseilen muß
man mit Rücksicht auf das durch die Leichtig-
keit dieses Metalles bedingte Flattern des Seiles
m Winde den doppelten Abstand wählen.
Gerade bei Aluminiumleitungen ist ein Zusam-
menschlagen der Drähte insofern sehr gefähr-
lich, als bei dem niedrigen Schmelzpunkt des
Aluminiums solche Drähte beim Zusammen-
schlagen in der Regel immer durchschmelzen
und oft folgenschwere Drahtbrüche entstehen.
Verwendet man Hängeisolatoren, so kann man
bei Kupfer- oder Eisenseilen den Drahtabstand.
etwas geringer als oben angegeben, wählen,
denn beim Winde schwingen die Drähte nicht
hin und her, sondern stellen sich infolge der Be-
weglichkeit der Hängeisolatoren je nach der
Stärke des Windes mehr oder weniger schräg
ein und verharren in dieser Lage während des
Windes, $
Eisenmaste, welche durch Zugkräfte seit-
lich beansprucht werden, setzt man in ein Be-
tonfundament. Die Stärke des Betonblockes
berechnet sich nach den Verbandsyorschriften.
Für Maste auf gerader Strecke, welche nur durch
die geringen Zugkräfte des Winddruckes seitlich
beansprucht werden, erübrigen sich Betonfun-
damente; es genügt, diese Mastegutin der Erde
festzustampfen. Ist der Boden nicht wider-
standslähig genug, dann wird man davon Ab-
stand nehmen müssen. Sind Steine billig zu
haben, dann umgibt man diese Maste in der
Erde mit einer Packung von Steinen. Seit eini- |
gen Jahren gibt man den Eisenmasten an Stelle
eines Betonfundamentes einen Fuß von Schwel-
len aus Holz oder Eisen. Da dann aber eine
größere Grube ausgeschachtet werden muß,
und die Schwellen auch Geld kosten, so ist ein
solcher Mastenfuß nicht viel billiger als ein
Betonfundament. Auf jeden Fall ist zu beach-
ten, daß durch ein Betonfundament nicht ge-
schütztes Eisen in der Erde einem schnelleren
Verrosten ausgesetzt ist.
Ist nunmehr ein genauer Bauplan aufge-
stellt, dann kann man die Lieferung der Maste,
der Isolatoren und des Drahtes ausschreiben und
hat nur noch die Aufstellung und Armierung
der Maste sowie den Drahtzug an einen Unter-
nehmer zu vergeben. Gegenüber der Vergebung
:der Projektierungs- und Ausführungsarbeiten
ist das Elektrizitätswerk dagegen geschützt,
daß zu viele und zu schwere Maste vorgesehen
werden, wozu ein Unternehmer leicht veranlaßt
werden kann, wenn ihm gute Preise bewilligt
sind und eran jedem kg Eisen eines Mastes und
an jeder Armierung gut verdient.
Die vorherige Aufstellung eines genauen
Bauplanes gibt den Vorteil, daß nach Fertig-
stellung der Arbeiten ein Aufmaß sich erübrigt
und die Bauabrechnung wenig Schwierigkeiten
macht. Das ist ein sehr wichtiger Umstand,
wenn man bedenkt, daß viele Überlandzentra-
len sich mit der Bauabrechnung jahrelang
quälen mußten und trotzdem nicht damit fertig
wurden, ihre Zuflucht vielmehr zu Vergleichen
mit den Unternehmern nehmen mußten.
Zum Schlusse sei die Herstellung eigener
Fernsprechanlagen für Überlandwerke erörtert.
Die meisten Werke haben an solehen Anlagen
wenig Freude erlebt. Es kommt dies daher, daß
die an demselben Gestänge mit den Hochspan-
nungsleitungen aufgehängten Fernsprechleitun-
gen trotz Verdrtillung der Drähte starken Induk-
tionswirkungen durch dieHoehspannungsdrähte
ausgesetzt sind und die Sprechapparate eines
besonderen Schutzes bedürfen, der -bei nicht
sorgfältiger Pflege versagt. Bevor man an die
Herstellung eigener Fernsprechanlagen geht,
sollte man prüfen, ob die Herstellung solcher
Anlagen durch die Postverwaltung auf ‘deren
| Kosten billiger wird. Die Post erhebt für solche
Anlagen cine Miete nach der Leitungslänge und -
der Zahl der Sprechstellen. Die Miete wird in
den meisten Fällen niedriger sein, als der lau-
fende Aufwand einer Überlandzentrale an Un-
terhaltung und Abschreibung nebst Verzinsung
des Kapitals für eine eigene Anlage.
Eine Theorie der Stirnstreuung.
Von Ludwig Dreyfus, Ludvika, Schweden.
Übersicht. Zunächst wird versucht, die be-_
grifflichen Schwierigkeiten zu beseitigen, welche der
räumlichen Vorstellung des Stirnstreufeldes im Wege
stehen. Auf den so gewonnenen Anschauungen
fußend, wird eine Theorie der Streuung eines ein-
zelnen Wickelkopfes entwickelt und ihre Ergebnisse
werden mit denen anderer Verfasser verglichen: Mit
der Berechnung der gegenseitigen Induktion zwi-
schen Spulenköpfen derselben und verschiedener
Phasen wird die Theorie abgeschlossen. Ein voll-
ständig durchgerechnetes Zahlenbeispiel illustriert
die gefundenen Gesetzmäßigkeiten: 2
Während die Bestimmung der Nuten-
streuung seit langem geklärt ist, während ferner
über die Zahnkopfstreuung des Induktions-
motors eine Reihe wertvoller Arbeiten vor-
liegen, ist man ‚bei der Berechnung der Stirn-
streuung wohl zu praktisch brauchbaren Nähe-
rungsformeln, aber noeh nicht zu einer Theorie
gelangt. Der Grund hierfür liegt nur z. T. in
der Schwierigkeit der Aufgabe, weit mehr aber
in der Art, wie man sie anpackte. Schon wenn
man gar nicht rechnen, sondern nur definieren
will, was unter dem Begriff der Stirnstreuung
zu verstehen ist, muß man sich zuvor eine klare
Vorstellung über die Verteilung des Stirnfeldes
gebildet haben. Gerade das scheint man jedoch
versäumt zu haben. Darüm fehlte der Rech-
nung von jeher die sichere Unterlage.
Aber auch losgelöst von der Rechnung er-
scheint mir die physikalische Vorüberlegung
wichtig genug, ja wichtiger als die Rechnung
selbst. Denn eine neue, richtige Vorstellung,
unterstützt von guten Arbildungen, wird sich
einbürgern, während es nenen Gleichungen
schwer fallen dürfte, die einmal einge wurzelten,
empirischen Näherungsformeln zu verdrängen.
Wenn ich trotzdem auch die Rechnung ziem-
lich genau durchführe, so geschieht es, weil sie
ME Al a te rt ak ua kan a Kummer tin 24 ad a Zn
uns über einige Punkte von prinzipieller Be-
deutung zuverlässigen Aufschluß geben soll.
Es handelt sich um folgende Fragen:-
1. Welchen Einfluß hat die Risennähe auf die
Induktivität eines Spulenkopfes?
2. Wie stark induzieren»sich die Spulenköpfe
ein und derselben Phase? x
3. Wie stark induzieren sich die Spulenköpfe |
verschiedener Phasen?
I. Charakter und Abgrenzung des
Stirnstreufeldes.
Eine Untersuchung des Stirnstreufeldes
muß auf zwei Grenzbedingungen Rücksicht
nehmen: Erstens auf die benachbarten Stirn-
flächen des Stator- und Rotoreisens, zweitens
auf. die Unterbrechung dieser Stirnflächen.
durch den Luftspalt und eventuell die Polzwi-
schenräume. Idealisiert man diese Grenz-
®
Abb. 1. Schema einer Phase der Zweietagenwioklung.
bedingungen ein wenig, so gelangt man zu dem
Ersatzschema der Abb. 1, in welchem der
Einfluß der Ankerkrümmung und des Pol-
r
2,
5. Februar 1920.
$
za
Ti
- zwischenraumes vernachlässigt und die Stirn-
. Nlächen von dem Potentialunterschied 0,4 8 . —
. fungieren (Abb. 2).
flächen nach oben und unten ins Unendliche
‚fortgesetzt sind, Diese Voraussetzungen sind
für einen Induktionsmotor mit abgenommenen
Lagerschildern oder Schutzkappen am besten
erfüllt. Sie dürfen aber auch für die Synehron-
maschine mit ausgeprägten Polen zugrunde
gelegt werden.
Wir beginnen damit, den Einfluß der ge-
nannten Grenzbedingungen auf die Verteilung
des Stirnstreufeldes zu untersuchen. Dieser
Einfluß zeigt sich am klarsten in der Mittel-
ebene eines Spulenkopfes, wie denn überhaupt
die Feldverteilung in dieser Ebene den Schlüs-
sel zum Verständnis des Stirnfeldes bildet.
Denkt man sich die ganze MMK der Anker-
wicklung längs eines reduzierten Luftspaltes d’
verbraucht, so ist dort ein Feld von der Dichte
iw
B=04An.ggr
anzunehmen, Dieses Luftspaltfeld sendet seine
Ausläufer aucb über die Stirnflächen hinaus,
die ihrer hohen Permeabilität wegen als Niveau-
TWw
2
Man könnte sich auch
den Luftspalt ausgefüllt und an seiner Stelle
>
angelegt denken. Wie man aus dem Vergleich
der Abb. 2 und 2a erkennt, würde ein solcher
einen halbrunden Leiter von Stromvolumen
4
staror G
Abb. 2. Seitliche Luftspaltstreuung.
Ersatzleiter die Rückwirkung des Luftspaltes
auf das Stirnfeld vollkommen richtig vertreten,
Anh. 2a. Vergleich der seitlichen Luftspaltstreuung
mit dem Feld eines halbrunden Leiters.
Die Ausläufer des Luftspaltfeldes ver-
_ laufen jedoch nicht ungestört, sondern werden
- nach Abb. 3 ausbilden, das die -Stirnflächen
von dem Felde des Spulenkopfes überwuchert.
- Denn dieser führt ein doppelt so großes Strom-
volumen (w) wie der Ersatzleiter. An einer
_ kontinuierlichen Eisenwand würde er ein Feld
wiederum als _Niveauflächen enthält. Da sich
‚ıhm aber die Ausläufer des Inuftspaltfeldes
superponieren, entsteht eine Feldverteilung
Elektrotechnische Zeitschrift.
Abb. 9. Feld eines langen Spulenkopfes
vor einer ebenen Eisenwand.
Abh. 4. Stirnstreufeld in der Mittelebene
des Spulenkopfes.
‘nach Abb. 4. Sie ist als ebene Strömung für die
Mitte eines langen, runden $pulenkopfes ent-
worfen. Ihre Ergänzung bildet Abb. 5, in der
Abb. 5. Teilansicht des Stirnstreufeldes.
auch-das Feld der achsialen Ausladung sicht-
bar wird.
Jetzt erhebt sich die Frage: welche Kraft-
linien tragen zu derjenigen Spannung bei, die
man kurzerhand als EMK des Stirnstreufeldes
bezeichnet? Hierauf wird die Antwort bei
Synehronmaschinen und Induktionsmotoren
etwas verschieden lauten, gemäß der verschie-
denen Rolle, die in der Theorie beider Maschi-
nen die Streuung spielt.
Bei der Synehronmaschine sucht man
durch die Streuspannung alle diejenigen Kraft-
| linien zu berücksichtigen, welche der- Arbeits-
‚strom ausbildet und welche in den elektromo-
torischen Kräften des Hauptfeldes (EMK der
Drehung im Längsfeld und im Querfeld) noch
nicht zum Ausdruck gekommen sind. Die Streu-
felder der Synchronmaschine sind also „Rest-
felder‘,und ihre Definition ist bis zu einem ge-
wissen Grade willkürlich. Sie hängt davon ab,
wo und wie man die Grenze gegen das Haupt-
feld ziehen will.
Fragen wir z. B. nach der totalen Induk-
tivität eines Spulenkopfes, herrührend von
allen mit ihm verketteten Kraftlinien des Stirn-
feldes., Dann ist es klar, daß sämtliche Linien
‘zwischen M und gg’ (Abb. 4) zu dieser Induk-
tivität beitragen. Es wäre also an sich kein
Fehler, die Selbstinduktion ‚des Spulenkopfes
1920. Heit 6.
107
nn nn nn
aus der Gesamtheit dieser Linien abzuleiten,
Nur müßte man dann das Luftspaltfeld stets
mit derselben Grenzlinie gg’ abbrechen,
gleichgültig, ob es durch eine Ankerphase oder
durch die Vicklung der Hauptpole erregt wird.
Für das Erregerfeld ist jedoch diese Abgrenzung
nieht gebräuchlich. Man begnügt sich hier
damit, die ‚seitliche Luftspaltstreuung dureh
einen kleinen Zuschlag zur wirksamen Leiter-
länge in Rechnung zu setzen, zählt also das
Kraftlinienbild der Abb. 2 zum Hauptfeld.
Schließen wir uns diesem Gebrauche an, so
müssen wir uns auch im vorliegenden Falle die
Ausläufer des Luftspaltfeldes zusammen mit
dem Hauptield erledigt denken. Für die
Streuspannung kommt dann nur das Eigenfeld
der Stirnverbindungen zwischen M und B’
(Abb 3), dieses aber ohne weiteren Abzug, in
Betracht.
Bei Induktionsmotoren wird der Begrifi
der Streuung wesentlich schärfer gefaßt. Hier
kommt es darauf an, ob die Kraftlinien, welche
das eine System, z. B. der Stator, ausbildet, mit
Leitern des anderen Systems, des Rotors, ver-
kettet sind oder nicht. Im ersten Fall sind sie
keine Streulinien, auch wenn sie nicht unter
‚die Kategorie der Hauptfeldlinien fallen. Wir
haben daher nochmals zu prüfen, ob die für
die Synchronmaschine berechtigte Abgrenzung
des Stirnfeldes beibehalten werden kann, ob
also auch bei Induktionsmotoren die seitliche
Luftspaltstreuung zum Hauptfeld zu rechnen
ist, und ferner, ob das so verminderte Stirnrest-
feld nun wirklich nur Streulinien im engeren
Sinne enthält. Die erste Frage ist nach Abb. 2
zu bejahen. Wenigstens ist weitaus der größte
Teil dieses Kraftlinienbildes mit beiden Wick-
lungssystemen verkettet. Ebenso zeigt Abb. 8,
daß der abgegrenzte Bezirk des Eigenfeldes
der Stirnverbindungen ausschließlich Streu-
linien umfaßt. Dagegen erzeugen die achsialen
Ausladungen ein Feld (Abb. 5), das sicherlich
z. T. auch mit den parallelen Ausladungen der
Rotorwicklung verkettet ist, und ein gleiches,
wenn auch in viel beschränkterem Maße, kann
für die radialen Kröpfungen zutreffen. Was
für die Synehronmaschine mit Fug und Recht
als Stirnstreufeld zu bezeichnen war, ist also
für den Induktionsmotor streng genommen
nur ein „Stirnrestfeld‘‘, das noch immer einige
doppelt verkettete Linien enthält. Doch sind
die Unterschiede meist so gering, daß ich in
diesem Aufsatz von ihnen absehe.
Wir wissen nun, welche Kraftlinien zu be-
rechnen sind. Aber noch mehr: Die erlangte
Vorstellung von dem. Charakter des Stirn-
feldes befähigt uns auch, diese Rechnung
durchzuführen. Bekanntlich meistert man
Probleme dieser Art mit Hilfe des Biot-Savart-
schen Differentialgesetzes. Zwar bezieht sich
dieses Gesetz auf Leitergebilde in einem Me-
dium konstanter Permeabilität, setzt also die
Abwesenheit von Eisen im magnetischen Feld
voraus. Doch bedarf es nur einer einfachen
Umformung, um von dem Schema der Abb. 1
zu einer gleichwertigen eisenfreien Anordnung
zu gelangen.
Den ersten Schritt in dieser Richtung
unternimmt Abb. 2a. Nach ihrer Anweisung
ersetzen wir den Luftspalt durch einen Leiter
vom Stromvolumen = und geben dem Wickel-
kopf, da er das doppelte Stromvolumen führt, :
zwei Windungen. Das Resultat der Transfor-
mation ist eine fortlaufende Wicklung vor einer
unendlich ausgedehnten Eisenwand (Abb. 6).
Von dieser aber wissen wir — oder nehmen es
wenigstens ant) —, daß sie überall eine Niveau-
fläche der Induktionsströmung bildet. Wir
können daher ihre Wirkung durch eine zweite
Wicklung gleicher Ausführung ersetzen, die
zur ersten in bezug auf die frühere Eisenwand
spiegelbildlich gelegen ist (Abb. 7). An der
Verteilung des Stirnfeldes wird dadurch nichts
ı) Wir vernachlässigen also die Rückwirkung der
Wirbelströme in den Spannplatten.
108
Abb. 6. Ersatz des Luftspaltfeldes durch die
Leiterabschnitte A, Bo, Bo Aı, Aı Bı USW.
geändert. Denn die Mittelebene beider Systeme
ist eine Niveaufläche geblieben. Das folgt
unter Berücksichtigung der Stromriehtungen
schon aus Symmetriegründen.
Spiegelbild, Pr
a Wickelkopf
ZU
Alhh. 7. Eisenfreies Ersatzschema zur Berechnung des
Stirnfeldes einer Zweietagenwicklung.
So sind wır durch den bekannten Kunst-
griff der Spiegelung zu einem endgültigen
eisenfreien Ersatzschema “ gelangt. Offene
Stromkreise, die keine physikalische Realität
besitzen, kommen in ihm nicht vor. Die ganze
Anordnung ließe sich vielmehr auch experi-
mentell verwirklichen. Abb. 7 ist für die ge-
bräuchlichste Bauart entworfen, bei der in
jeder Phase weiter und kürzer ausladende
Spulenköpfe aufeinanderfolgen, Man bezeich-
net sie häufig als Zweietagenwicklung. Auch
die Rechnungen der folgenden Abschnitte be-
ziehen sich stets auf diese Form der Stirnver-
bindungen. Doch wird dabeı das Feld der
Leiterabschnitte A, B,, B} A, usw. nicht berück-
sichtigt werden; denn es vertritt die Ausläufer
des Luftspaltfeldes, die wir zuvor von dem $tirn-
restfeld ausdrücklich ausgeschlossen haben.
il. Das Stirnrestfeld eines einzelnen
Wickelkopfes.
Es werde nur eine einzige Phase mit Wech-
selstrom erregt. Verlangt sei die Berechnung
der Streuspannung eines Wickelkopfes infolge
des oben definierten Stirnrestfeldes. Diese
Aufgabe wollen wir uns noch dadurch erleich-
tern, daß wir die induzierende Wirkung be-
nachbarter Spulenköp!e außer acht lassen.
Dann schrumpft das Problem auf die einfache
Frage zusammen: Welche Kraftlinienverket-
tungen erzeugt das Restfeld des wirklichen
Wickelkopfes und seines ideellen Spiegelbildes ?
Man kann diesen Fall ziemlich exakt be-
handeln. Da aber gewöhnlich die Länge der
Stirnverbindungen 1, die Ausladungen 1, und 1,
um eın Vielfaches übertrifft, so lassen sich
auch einfache Näherungsgleichungen ableiten,
die zum Ersatz oder doch wenigstens zur Beur-
teilung der gebräuchlichen halb empirischen
Formeln besser geeignet sind. In beiden Fällen
gebe ich den Rechnungsgang nur in gekürzter
Form, denn die mathematischen Grundlagen
haben. bereits andernorts!) eine ausführliche
Darstellung gefunden.
Zu diesen Grundlagen gehört auch die Be-
rücksichtigung des endlichen Spulenquerschnit-
.) Vgl. Sumec, „ETZ“ 1906, 8. 1175. Orlich, „Ka-
Barker, Se Induktivität“, Verlag Vieweg & Sohn, 1909, Ab-
schni h
Elektrotechnische Zeitschrift: 1920. Heit 6 _ n
tes. Wir haben bisher den Wiekelkopf meist nur .
dureh die Mittellinie seines Querschnittes mar-
kiert. Es ist aber nicht gleichgültig, welche
Form und Größe dieser Querschnitt besitzt.
Denn jeder Abschnitt eines Leiterbündels er-
zeugt Kraftlinien, die ganz oder teilweise
innefhalb seines Querschnittes verlaufen und
deshalb nur mit Teilen der gesamten Win-
dungszahl w verkettet sind.
Wie man auch diese inneren Kraftlinien-
verkettungen berücksichtigt, ohne die formu-
lare Einfachheit der Rechnung zu beeinträch-
tigen, ist bei Orlich an dem Beispiel der Doppel-
leitungen gezeigt. Dort werden röhrenförmige
Ersatzleiter eingeführt, deren Radien g; und
Abstände 9;;’ so bemessen werden, daß die In-
duktivitäten der fingierten und wirklichen
Leitung übereinstimmen. Mit Maxwell be-
zeichnet Orlich g; und 9;;’ als die mittleren
geometrischen Abstände (m.g. A.) der Quer-
schnitte von sichselbst und voneinander, und
er entwickelt Formeln für die praktisch wich-
tigsten Querschnitte.
Genau dasselbe Verfahren bewährt sich
auch in unserem Falle. Zwar verlieren die Ab-
leitungen an Strenge, wenn man sie vonlangen,
geraden Leitungen auf gekrümmte Spulen
überträgt. Doch hat sichgezeigt!), daß trotzdem
nur geringfügige Fehler zu erwarten sind. Wir
werden daher selbst den Spulenkopf der Mehr-
lochwicklung, der eine größere Zahl von Loch-
spalen umfaßt, als einen einzigen kombinierten
Querschnitt im Sinne der Theorie der Doppel-
leitung behandeln.
6. Februar 1920.
3. Ein Leiterbündel ? w erzeugt in einem
Rechteck gleicher Höhe in der Anordnung der
Abb. 10 die -Kraftlinienzahl
N=02iwl
$y Art! BzazRzml| e
In. = LAN.
> E q\ i Pr+l l y (
4. Daher erzeugen zwei parallele Leiter-
bündel als Hin- und Rückleitung in dem zwi-
schenliegenden Raume (Abb. 11) eine Kraft-
linienverkettungt)
®=04iw?l
13 21
> h
[ gg PyHti
Dabei sind gund g,,die mittleren geometrischen
Abstände der Querschnitte von sich selbst und
voneinander., : PR
_ (ge Ne. 2] (4
— a
Abb. 11. Verkettungszahl zweier paralleler Leiterbündel.
ö /
5. Ein Leiterbündel L erzeugt in einem
Rechteck von der Höhe I in der Anordnung ‘
der Abb. 12 den Kraftfluß
N=0,liw [7 In Ir Ehenllz —/2,/In I pi + ll - /2,- L/In A art eo
9ı get /2l ne
$ nt/boz
+/Lb=2j:ln gı ee]
Dies vorausgeschiekt, nenne ich kurz die
wichtigsten Formeln, welche das Feld eines
Wickelkopfes auf die Feldbeiträge seiner Unter-
abschnitte zurückführen.
1. Ein Leiterelement dI vom Stremvolumen
werzeugt im Abstand r die Feldstärke (Abb. 8)
au=01i,-.sing Earl
Der Vektor der Feldstärke steht senkrecht auf
der durch dl} und den betreffenden Punkt ge-
legten ' Ebene (Biot-Savart-Laplacesches Ge-
setz).
Abb. 8. Feld eines Strom-
elementes.
Abb. 9. Feld eines Leiter-
bündelslängs einer Geraden.
2. Ein Leiterbündel @w erzeugt über einer
parallelen Strecke I ein Feld von der mittleren
Induktion
Bimite. =0,1
iw (+ n)-(p+9)
m n j
Däbei ist g der mittlere geometrische Abstand
zwischen der Richtung von l und dem Leiter-
bündel (Abb. 9).
@
170
Ir > f FERT 3:
BR Az a
Abb. 10. Flux eines Leiterbündels durch ein Rechteck
gleicher Höhe.
"ı) Vgl Orlich,
schnitt 2.
I P3 + I2ıl
++ tn] ya (5
Länge des Drahtes“, so gilt
„Kapazität u. Induktivität“, Ab-
9 S+t/la-L/
(Die / / bedeuten, daß nur der absolute
Betrag der eingeklammerten Größe ohne Rück-
sicht auf das Vorzeichen in die Rechnung einzu-
führen ist.) Zu beachten ist ferner die Relation
= 9. ut /2)/ N i NH—l2ol
I got /2,/ 9% %—I12/
(a
Abb. 12. Flux eines Leiterbündels durch ein Rechteck.
6. Daher erzeugen zwei parallele Leiter-
bündel als Hin- und Rückleitung zwischen zwei
spiegelbildlich dazu gelegenen Leiterbündeln
(Abb. 13) die Kraftlinienverkettungen
D=04iwl
Pat zen er] 3
[in 2 ER 5] (6
. ,„) Die „Kraftlinienverkettungen“ oder „Kraftlinien-
windungen“ ‘eines Leiterabschnittes kann man auf zwei
Weisen definieren. Entweder man bestimmt zu jedem An-
teil 4w der Windungszahl den Kraftfluß N, der ihn um-
schlingt, und summiert diese Beträge über alle Windun-
gen. Dann folgt
p=3(4w.N).
Oder man bestimmt zu jeder Kraftröhre N die Win-
dungszahl w, mit welcher sie verkettet ist. und summiert.
diese Anteile über das ganze Kraftlinienbild. Dann erhält
man die Schreibweise
p=a(W.dN):
Mit der EMK der Selbstinduktion nnd mit dem Selbstin-
duktionskoetfizienten ist die Kraftlinienverkettung durch
die folgenden Gleichungen verknüpft:
dp
nn: 10=8(Volt); L= - .10-38 (Henry). _
Bezeichnet man nach Arnold % als die „Leitfähigkeit des
die Drähte umgebenden magnetischen Kreises pro em
. Feld.
Yichtet sind (Abb. 14).
Ist, wie fast. durchweg Is > Br
- näherungsweise
8; ICTURE 1920.
Elektrotechnische Zeitschrilt.
1920.
I
j |
Ä |
[/
r
el
Abb.-18. Rückwirkung zweier paralleler Leiterbündel
auf die Verkettungszahl der Spiegelbilder.
a) Der Beitrag der achsjalen Aus-
ladungen.
Bei dem doppelt gekröpften Spülenkopf
unterscheiden wir drei Abschnitte: die ach-
siale Ausladung 1,, die radiale Kröpfung 1.
und die eigentliche Stirnlänge 1,;.
Den geringsten Anteil zur gesamten Kraft-
linienverkettung pflegt die achsiale Ausladung
zu liefern, Denn sie ist gewöhnlich nicht groß
und die Nähe der Eisenwand schwächt ihr
Man erkennt dies in unserem Ersatz-
modell daran, daß die Stromteile der Spiegel-
bilder AF’ und BC’ denen der wirklichen Aus-
ladungen AF und BC entgegengesetzt ge-
Die letzteren erzeugen
[A
Abb. 14
D. Ir
En
1
RE
Abb. 14a.
_ Abh. 14. Zur Bestimmung der Kraftlinienverkettungen
‚eines einzelnen Wickelkopfes.
Eerhaih des Rechteckes ABCE-eine Kraft-
Iinienverkettung (nach @. 4).
ne! ls Ir Te (de Fr a]. (7
so setzt man
174
da=1 (I 518 -
1 )
|
A NR! “|
Dr Fe
Dadurch erhält man die für die Ausrechnung
bequemere Fassung
DW
2la , Ya Tessa
<[(n 5, ng 315) ]0
Br Felde der achsialen Ausladung wirken
die Welder der Spiegelbilder AF’ und BO’ ent-
gegen. Dadurch schwächen sie die Kraftlinien-
und (8
windungen gemäß Gl, (6) um
®." = —0,4iw8l,
data (2 da+ Ja) AE
<[n: eat 2la (67 2 lu
(&o+ lo
u
Gebraucht man hierin wieder die oben mit-
geteilten Eintwicklungen (8) und fügt dazu die
Näherungsformeln
la2 la!
en |
und
1 Ba a (248 ERLu |
N a RER
so ergibt sich
)] (10a
D. = —-04iwl
I. 9a Kal les
=[(m2-— DE, )-& LTE
Insgesamt beträgt also der Anteil der achsialen
Ausladungen an der Kraftlinienverkettung des
Spulenkopfes
= Le Arape I; Ia(eat+ 21a)
Da=Da+D.=0Aiw 1u| m ae
_ @l +3, +ea)— (ddat+3 ga)
DIR
Oder für praktische Aufgaben in abgekürzter
Form
® ARE 0, Aw ös 2
ei, 1)-6+ 11] 0
b) a Beitrag der radialen
Kröpfungen!).
Eine wichtigere Rolle als
die achsiale Ausladung spielt
die radiale Kröpfung I,. Denn
die Kraftlinien dieses Ab-
schnittes, die das Rechteck
CDEF durchfluter, werden
durch die Nähe, der Eisen-
wand verstärkt.
Gl. (4) bestimmt die Ver-
kettungszahl der Abschnitte
ai
CD und EF Gl. (8) den
Beitrag der - Spiegelbilder
C’D’ und E’F’. Wir erhal-
ce’ „ten so mit den Bezeichnungen der
Abb. 14
0,4402. | In - ei
nz Fake E d-+ br
’B Se
De a
Ir
& und
ea fr 2: Ir
£ D,' =0,4 01. | 21 EL
E
Hierin 'gebrauchen wir für 1, > 21, die
. Näherungsgleichungen (8) und (10) und
fügen dazu für I, > 21, die abgekürzten Reihen-
entwicklungen
RE
a ee rn
ee (de -)
eo
1.722 EIS 5
Behr von
21, Sr 14
; lo? 1.8 1,272 (
a)
& r
Zar tesa 1 )
ea Ir FEN m ir)
a -(7 61 ee |
Dadurch gehen die Gleichungen (12) und (13)
in die einfachere Schreibweise “über
21
0, =0,4Aiw8l, [Im R, +)
Ir r).
1.,%3
DE BE MW
ı). Für den geraden Spulenkopf verschwindet mit Z,
anch die Kraftlinienverkettung Pp. Die Gleichungen für
die Kraftlinienverkettungen der Übrigen Abschnitte gelten
ungeändert. i
. (12a
Heft 6.
125 (fr + a) — (er + Icıs
—— — - =
und
2 .
®, =0,4iw2l, (m SIR {?
Dee Lern
Gare]: am
Bummieren“ wir endlich die Gl. (12) und (13)
bzw. (122) und (13a), so erhalten wir für den
Anteil der radialen Kröpfungen und ihrer
Spiegel bilder
DR=D, + ®;,"
; [ix % (fr +1.)
& 2 Ä
Ben 0,4 Tw I; [m Ir ‘ (dı + Ir) (er or I.)
a nn (15
Ir
oder für die Ausrechnung bequemer
DR=0,4iw?l,
>| (m Ir f a a. tee)
r
Ir En ER,
El ERTL IT a) Go
c) Der Beitrag der tangentialen Stirn-
verbindungen,
Wir kommen jetzt zum letzten und wich-
tigsten Abschnitt des Spulenkopfes, der. Stirn-
länge I,. Zu berechnen sind die Kraftlinienver-
kettungen des Restfeldes, das durch das Recht-
eck A’B’DE abgegrenzt wird (Abb. 14).
Dabei bewirkt die Eisennähe eine Verstärkung
oder Schwächung dieses Feldes, je nachdem der
Abstand 21, des Spiegelbildes kleiner oder
größer als die Entfernnng 1; zwischen Wickel-
kopf und Luftspalt ist.
Die wirklichen Stirnverbindungen liefern
gemäß Gl. (4) und Abb. 14
0; = 0,2 iw? L;
26 (le tk)— (gs +.)
[u 4, 1. (16
Dagegen entspricht dem Spiegelbild gemäß
Gl. (8) und Abb. 14a
0 = —02iuw8L,
2la dd -+l; — (+1) =
= [m BEE En (17
Hierin entwiekeln wır nach denselben Grund-
sätzen wie früher
(de+ 214)
Ih.
gas (1+ 2 18 Ss)
21, 15
Ei ng 12 Se
a la
ar.
und erhalten
B l
02T WW, (m nn + 2 — Be
s =—02i Pi
am 2 la (2 a la
>| In = nl
1 en)
A
+4 Alt a
w
Somit Zr sich für das Zusammenwirken von
Wickelkopf und Spiegelbild
Os=0;+P;:'=02iwl,
k 4? ls (eat l;)
ni gerla (de +)
(ls tlotb te) (eg t2ur2 La) ] (19
IE -
oder einfacher
« y? Is )
BT 2
Ds=02iwRl, [(r Da E r
94 la 1 a]
ls DEE PE
Zahlenbeispiel.
Der physikalische Inhalt der abgeleiteten
Formel möge sogleich an einem Zahlenbeispiel
erläutert Werder, Abb. 15 zeigt die Spulen
.. (19a
110
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
köpfe eines mittelgroßen Synehrongenerato:s
mit Dreilochwieklung. Der Querschnitt einer
Lochspule bildet ein Rechteek von der Breite
b=12 cm
und ‚der Höhe
h==3,020m%
Der Abstand der Lochspulen beträgt in den
Ansladungen
94 2
Van Een
a)
und in den N
7, = 1 bECmE
Auf Grund dieser Daten sind zunächst die
mittleren geometrischen Querschnitte des
Wiekelkopfes zu bestimmen.
Damit haben wir den Spulenkopf der
Dreilochwicklung auf unser normales Schema
(Abb. 14) gebracht. dessen Bestimmungsstücke
folgende Abmessungen besitzen?
Innerer ("kurzer‘) Äußerer („langer*)
Spulenkopf Spulenkopf
Achsiale Ausla-
dungen aeibiech 1.10 ‘cm
Ja 2,26 a ea 2,26 ”
Radiale Kröp-
fungen. ge) # RSS,
In 2,26 ” ee 2,20 ”
Mmailzsie, :#,— 21945,
Stirnverbin-
dungen .„.. s=24 ae! N,
dee 1,86... os 0
us 11,180 Na en, Lie
Wir treten damit in die
N
III
KA 2
7 Gleichungen der Kraftlinien-
ZD 2: 2 verkettungen ein und erhal-
2 u: 9 ten für den kürzeren Wickel-
7
A Ne Da=04iw. 24,
3 DRr=0,&i w? .10,4,
N Ds=0,4iw?.19,7.
' TA g
j | G Insgesamt folgt also für die
Abb. 15. Spulenköpfe einer Dreilochwicklung. | D Verkettungszahl des Stirn-
Der mittlere geometrische Abstand eines
Tochspulenquerschnittes von*sich selbstt ist
nach Sumec!) KERERE em,
0235 (d+M)=0 cm. . (0
Ferner berechnet sich der mittlere geometrische
Abstand zweier benachbarter Lochspulen nach
Orlich 2)
1 t\%2 t\2 1
In gs = + 5° In gb. n Ing+5ing
. (21
Dabei sind gg, ge und ga+, die mittleren geo-
metrischen Abstände der Rechtecke mit den
Grundlinien db, 4 und b +8 von sich selbst. Es
folgt darnach für die Ausladungen I, und 1,
lg 91: = 5,21g 1,535 — 4,94 1g 1,267 + 0,5 18.0,94
=.0, 447,
d. h.
91a —
Ist schon für unmittelbar benachbarte
Lochspulen der mittlere geometrische Abstand
von dem geometrischen Abstande #, der
Schwerpunkte kaum verschieden, so gilt für
die äußeren Lochspulen mit noch größerer An-
näherung
2,8 cm.
93 =24=dE em.
Daraus folgt für den mittleren geometrischen
Abstand des ganzen Phasenquerschnittes von
sich selbst
2g gb +5
u
18 9a 9 18 91. a 9 18 9ı3
und daraus
Ja= Ir = 2,26 cm.
Fast denselben Wert hätte man erhalten,
wenn man den gesamten Spulenquerschnitt
als das in Abb. 15 schraffierte Rechteck ge-
deutet hätte. Hieraus folgt nämlich nach
Gl. (20) unmittelbar
9a = 0,2235 (Qta+b-+A)=2,13 cm.
Für die Stirnverbindungen, in denen die
wochspulen noch näher zusammenliegen, wird
die Annäherung noch besser ausfallen. Wir
setzen daher hier ohne weißeres
9: = 0,2235 (2%, +b-+h) =1,66 cm.
!) Sumee, „ETZ“ 1906, 8. 1175.
2) Orlich, „Kapazität u. Induktivität#, Abschn. 24.
- restfeldes;
D=Da+PDr+ 05 =0,4iw?.32,5,
wobei auf die einzelnen Abschnitte folgende
Prozentsätze entiallen:
Achsiale Ausladungen: 71/,%,,
Radiale Ausladungen: 32%;
Tangentiale Stirnverbindungen: 601/, %,,
100 %.
Der Vergieich dieser Resultate, mit denen
des weiter ausladenden (langen) Spulenkopfes,
ist nicht uninteressant. Wir finden hier:
Da=04iw. 81,
OR=04i ww. 92,
Ps=0,4iw2.183.
Jetzt liefert also die Gesamtsumme der KR: aft-
linienverkettungen:
D=Pı+Dr+ Ds= 35,6,
„woran die einzelnen Unterabschnitte mit fol-
genden Prozentzahlen beteiligt sind:
Achsiale Ausladungen: 23%,
Radiale Kröpfungen: 26 %/,,
Tangentiale Stirnverbindungen: 51°/,,
100 %9%.
‚Es ist auffallend, daß nach der Theorie
die Stirnstreuung des äußeren Wickelkopfes nur
10%, größer ausfällt als die des innen liegenden
Kopfes, während doch seine Gesamtlänge um
20% größer ist. Auch wird man bemerken,
daß die Verkettungszahl ®, der Stirnverbin-
dungen beim äußeren Wickelkopf etwas kleiner
ist, obwohl hier mit dem größeren Abstand L;
vom Luftspalt auch die induzierte Fläche ge-
wachsen ist. Man darf eben den Einfluß der
| Spiegelbilder oder richtiger der Eisennähe
nicht übersehen. Für den inneren Wieckelkopf
bilden die Punkte DB’D’ nahezu ein gleich-
seitiges Dreieck. Daher wird seine Fläche nur
von wenigen Kraftlinien des Spiegelbildes
(u. zw. im feldverstärkenden Sinne) durchsetzt.
Beim äußeren Wickelkopf ist dagegen L; sehr
viel kleiner als 21,. so daß eine merkliche Ge-
genwirkung zustande kommt.
Man wird fragen, wie sich die gefundenen
Ergebnisse zu denen anderer Autoren verhalten.
Ein solcher Vergleich wäre mühsam und ich
bilde mir nicht ein, durch ihn ältere, eingebür-
gerte Näherungsformeln aus dem Sattel heben
Heit 6,
‘eine Vernachlässigung der Wirkung des Spie-
‚gelbildes bzw. der Eisennähe heraus,
5. Februar 1920. r
zu können. Das war auch gar nicht das Ziel
dieser Arbeit. Sie sollte ‚vielmehr die physi-
kalische Anschauung vertiefen und zugleich
dartun, wie sich diese verfeinerte Ansehauung
in Formeln kleiden läßt. Diese Formeln aber .
noch weiter für die Bedürfnisse der Praxis zu-
rechtzuschneiden, erscheint mir zwecklos, nach-
dem man bisher mit anderen Näherungs-
formeln ausgekommen ıst, Wenn also die neue
Theorie älteren Arbeiten gegenübergestellt wer-
den soll, so empfiehlt es sich, nicht die fertigen
Formeln, sondern die ihnen zugrundeliegenden
Vorstellungen und Methoden nikdinander zu
vergleichen.
Ich beginne mit der in e nolds Wechsel- .
stromtechnik!) vertretenen Anschauung: Auch
Arnold sucht für die wirkliche Streulinienver-
kettung ein eisenfreies Ersatzmodell zu finden.
Aber er glaubt bereits ein genügend genanes
Modell zu besitzen, wenn er die beiden Spulen-
köpfe zweier Stirnseiten zu eimem einzigen ge-
schlossenen Stromkreis aneinanderfügt (Abb.
16). Dieser Ausweg scheint auf den ersten Blick
Abb. 16. Eisenfreier Ersatzstromkreis nach
Methode Arnold-Sumec.
unserem eigenen Verfahren ganz ähnlich. Doch
ist er in Wirklichkeit etwas Grundverschiedenes.
Der hinzugefügte Wickelkopf ist nämlich keines-
wegs das Spiegelbild des wirklichen Kopfes.
Vielmehr besitzt er gerade die umgekehrte
Stromrichtung wie dieser; würde also‘ die
Arnoldsche Methode mit derselben Genauig-
keit wie unsere Methode durchgeführt, so
müßten sich Werte ergeben, die um den doppel-
ten Einfluß des Spiegelbildes verschieden wä-
ren. Ob das viel oder wenig ausmacht, ist aus
den bisherigen Zahlenangaben unseres Beispiels
noch nicht zu ersehen. Ich trenne daher in
Zahlentafel 1 die Beiträge des Spulenkopfes
und seines Spiegelbildes. Dabei zeigt sich, daß
die Arnoldsche Vorstellung bei konsequenter
Durchführung der Rechnung die gesamte Stirn-
streuung des inneren, kurzen Spulenkopfes
ziemlich richtig angibt, weil hierauf die Eisen-
‚nähe praktisch ohne Einfluß ist. Dagegen würde
man die Induktivität des außen liegenden, |
langen Kopfes um 30% zu groß berechnen.
Im Gegensatz zu Arnold betrachtet Pe-
tersen?) die Stirnfläche des Stator- und Rotor-
eisens als eine Niveaufläche der Induktions-
strömung und gelangt so zu einer-weit besseren
Vorstellung. Leider vertieft er diese nicht weit
genug, um die ganze Verteilung des Stirnstreu- :
feldes anschaulich zu machen und seine An-
schauang zu einer analytischen Formel ver-
dichten zu können,
‚Während Arnold das Bedürfnis fühlt, die
Berechnung der Stirnstreuung auf die Berech-
nung der Selbstinduktion eines geschlossenen,
eisenfreien Stromkreises zurückzuführen, geht
Kl10£?) ohne weiteres von den Kraftlinienver- |
kettungen aus, welche die einzelnen Abschnitte
des Spulenkopfes erzeugen. Er berechnet also
die Induktivität eines offenen Stromkreises,
und man kann daher nieht gut sagen, welche
physikalische Anschauung seiner Methode zu-
grunde liegt. Doch kommt sie praktisch auf
Daher
müßten seine Resultate bei analoger Durch-
bildung der Rechnung zwischen den Werten
unserer und der Arnoldschen Methode liegen.
ER Bd. L,:8. 068; „3
Bd. I aid),
a Ki Bad. II,
8. 101
„Die Berechnung der Stirngtrenung ji in
Dr a „ul eRteotöche u. Masehh.“, 1910, S
e Er Sl O CH UL KOzGeLEREZ
bis
RR "Allgemeine Elektrotechnik*,
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heit 6.
Zahlentafelil. Zur Beurteilung der Stirnstreuung eines einzelnen Wickelkopfes.
_ Kraftlinienverkettungen .
Streuinduktionskoeffizient .
+
„Leitfähigkeit des Stirmstreufeldes pro em Leiterlänge® 4 = 0,4
Erklärung.
®=04iwW. (CA tar + Rs)
L= 08 w.10°.(&a +zxr +2s)
wa tr +%s
2a +2 tl
»
Achsiale Ausladungen @) Radiale Kröpfungen (&p)
Ganzer Wickelkopf
wjtept%
. Tangentiale
Stirnverbindungen (z g)
Werte von z= = n ; : — : i = re “
0,4 1w? Wickelkopf | Spiegelbild Wickelkopf | Spiegelbild Wickelköpf | Spiegelbild Wiekelkopf | Spiegelbild
BC+FA |BC+FA| cCD+ErF |cp' + Er DM Sr ODE BCDEFA BC! D'E'FA
5 | 12 — 3,9 8,6 0,6 20,5 — 22 AA
= nach der entwickelten Theorie X 3 dr | Ay ? } A RE
98 8,1 9,2 18,3
SE 12 3,9 8,6 — 0,6 20,5
So nach Methode Arnold-Sumeec =
= 15,9 8,0 22,7
Pz > _— _— —_.
nach Methode Kloß!) 23,6 —_ 18,9 —_ 25,7 |
er f 42 — 1,8 86 | 1,8 18,8
= nach der entwickelten Theorie EEE 5
.E 2,4 10,4 19,7
©2 SRERZ,
57 S 4 1,8 8,6 — 1,8 18,8
24 nach Methode Arnold-Sumee — —— —
ee 6,0 6,8 17,9
N we: ——— ——
> nach Methode Rloß )) 11,8 = 18,9 2r 29 |
In Wirklichkeit liefern seine Formeln weit Amperestundenzähler bis 30 A ..... 6M, 5; Gebühren für Leistungsmesser,
größere Abweichungen, weil er der Einfachheit
halber für die Kraftlinienverkettungen der ein-
zelnen Unterabschnitte einen Ansatz verwen-
det, der, streng genommen, nur für einen un-
endlich langen, geraden Leiter gilt. Die Zahlen-
tafel zeigt, daß man damit den Einfluß der
achsialen und radialen Ausladungen gewaltig
überschätzt, was auf das Gesamtresultat emp-
findlich zurückwirkt. In unserem Falle würde
man die Stirnstreuung um 90 bzw. 65 % zu
hoch erhalten.
7 (Schluß folgt.)
Mitteilungen
der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.
Bekanntmachung _
über Prüfungen und Beglaubigungen durch die
Elektrischen Prüfämter.?)
Nr. 129.
Betrifft: Gebührenordnung für die
elektrischen Prüfämter.
Auf Grund des $ 10 des Gesetzes betreffend
die elektrischen Maßeinheiten vom 1. Juni 1898
werden nachstehende Bestimmungen über die
Gebühren, die für die Prüfung und Beglaubi-
gung von elektrischen Meßgeräten durch die
Elektrischen Prüfämter zu erheben sind, mit
Wirksamkeit vom 1. Januar 1920 ab erlassen;
der Absatz B und C des $ 19 der Prüfordnung
für elektrischeMeßgeräte wird mit dem gleichen
Tage außer Kraft gesetzt.
1. Gebühren für Gleichstromzähler bis
500 V®).
Eineich Zweileiter Dreileiter
bis 30 A 10 M‘ 12 M
” 100 » ae 18 * .
20, 20 5 DIV“,
D) 500 „ Den | 30 „
?. AO 30 2 | 3 „
» 1500 „ 35 7 | 2,
„21000 „| [20+ (10>x#)] M [30-+(10>=R)]M
') Ich möchte speziell beim Vergleich mit der
Methode von Kloss hervorheben, daß nur seine Methode,
nicht seine endgültigen Formeln benutzt sind. Den mit-
geteilten Zahlenwerten liegen folgende Formeln zugrunde:
PA = 0,4 iw2. la ? di, .
Ja
PR Z 0,4 uw2:lr. a,
Ir
PS 04 iun.le u
3 92 Is
*) „Zentralblatt für das Deutsche Reioh“ 1919. 8. 931.
°) "Zuschlag für weitere je 500 V Spannung: 3M.
%) n= ganze Zahl.
bis n > 5000 V | [10 + (4><n)] M
im übrigen gleiche Gebühren für Ampere- und
Wattstundenzähler.,
seprüft mit Gleichstrom bis 500 VW)
oder mitWechselstrom von 15 bis 65 Per/s
9 .. PER 4 vE R
2. Gebühren für Wechselstromzähler ShrekMaßwardler
bis 500 V2). De re
a) Ohne Meßwandler. N Schalttafe- | _Präzisions-
SET EST ETGE 3 rom ıch * 1 »
Einphasenzähler Dreiphasenzähler ee. rumen!
Strom- ENTE { 3
meßbereich Re: eye ohne | mit bis 200 A 10 M 20 M
Aweileitep| Breileiter Nulleiter | Nulleiter oe 13 2,
Ber | TE Teer Berg 1000 18: % | 32,
bis Al om 12m | 12M | 15 M et En SE
». 100 „ 2 „ 2 » 2 : | En D) 309 962, | 44
»„ 200, =) » 25 ZEN 0, „23000, 34; | 56 „
„ 500 „ 2, 30 „ S0E, | 39 y
b) 'Mit Stromwandlern.
R Einphasenzähler Drehstromzähler
keßbereich = = RAU: ER
Zweileiter Dreileiter ohne Nulleiter mit Nulleiter
bis 500 kW s>M=- |. oM 4 M 60 M
EEE L00D F 8 2 dn, 50 „ | 65 „
ä 1500 . 40», 50 „ 55, | 70,
x 2000 , Auen, 55 3: BO RORS
„n><100 „ |[25-+(10>x<r)) M| [40 + (10>xn)] M | [55-+ (10>xr)] M
c\) Mit Strom- und Spannungswandlern.
Mepbeeeten ; Einphasenzähler Be Drehstromzähler 7 ;
Zweileiter ohne Nulleiter | mit Nulleiter
bis 500 kW 40 M 60 M 75 M
2 1000. PIE 65, BO,
ei 1500, 50 On: | 8 ,
» 2000 , 55, 1b % ,
„n><1000 | 35-+(10>n)] M 55-+(10>xn)]) M [70+(10x»r)) M
3. ‚Gebühren für Strommesser, geprüft
mit’ Gleichstrom oder Wechselstrom.
Präzisionsinstrument
: Schalttafel- =
Meßbereich insthumönkt Drebesall Dynamo-
meter
bis 200 A 6M 15 M 20 M
ERS NER Eher 19,75 20),
722100075 IE; 28 5 30. ,
„a1000,%, 1d.2, LEER Sal
„2000125 18. N, 40 .
280007, , 2 39, 50 „
4. Gebühren für Spannungsmesser und
Isolationsprüfer, geprüft mit Gleich-
strom oder Wechselstrom.
er
% Sohalttafel- = |. » m aumon
- Meßbereich tern önk AR Deneine.
spul- meter
° bis 500 V 6M 15M | M
1000. 10°, Br, 25,
9000" ; 14 „ Don 30,
6. Gebühren für Leistungsmesser,
geprüft in Verbindung
a) mit Stromwandlern.
Schalttafelinstrument für
\erlach sen Hinphasenström | Mehrphasenstrom
bis 500 kW 23 M 32 M
LOB, las, 30,
2. 200005 bc, 40. „
bis n >= 1000 kW] [23 + (4><n)] M|[32+(4>xn)] M
b) mit Strom- und Spannungswandlern.
Schalttafelinstrument für
a - RE | Mehrphasenstron
bis 500 kW 30 M 45 M
ER EUNMD EE. 34, 49...
2 2000 Due ba:
bis n >< 1000 kW|B0-+(4x<n)] M [45 + (4><n)| M
7. Die Grundprüfung der Zeigerinstru-
mente erstreckt’sich auf die Messung an drei
1). Zuschlag für weitere je 500 V Spannung: 3 M.
112
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 6.
r 1 aut F P- LT ERERT,
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5. Februar 1920.
a — — — — — — , , —,— + { — ——— — —Z—Z Z,Z ————— mm ——— mm mama — — — — — — | — — — —
Punkten der Skala. Für jede Messung bei einem
weiteren Punkt wird ein Aufschlag von je 10%
der Gebühr für die Grundprüfung berechnet.
Bei einem Instrument mit mehreren Meß-
bereichen wird die Gebühr für den höchsten
Meßbereich, in dem geprüft wird, zugrunde ge-
legt. Für jede Messung in anderen Meßberei-
chen tritt ein Zuschlag hinzu, der sich zu 10%
des für den jeweiligen Meßbereich geltenden
Satzes berechnet,
Wird ein Apparat für verschiedene Ver-
wendungszwecke, z. B. als Spannungsmesser,
Strommesser, Isolationsmesser u. dgl., geprüft,
so wird nur der höchste in Frage kommende
Satz in Rechnung gestellt, zu dem dann Zu-
schläge von je 10%, des für den jeweiligen Meß-
bereich geltenden Satzes für jeden weiteren
Messungspunkt hinzutreten.
Wird ein Apparat sowohl mit Gleichstrom
wie mit Wechselstrom geprüft, so wird die Be-
rechnung der Gebühren ausgeführt, wie wenn
zwei verschiedene Apparate geprüft wären.
Für die Erzeugung einer vorgeschriebenen,
von der Zimmertemperatur abweichenden Tem-
peratur wird ein Zuschlag von 10 M berechnet.
Für die Prüfung eines Registrierapparates
wird ein Zuschlag von 10 M erhoben.
8. Wird ein Apparat auf Grund einer Vor-
besichtigung von der Prüfung ausgeschlossen,
sind 2 M Gebühren zu entrichten.
9, Die Gebühren für Prüfungen außerhalb
der Prüfämter werden nach dem Zeitaufwand
nach näherer Vereinbarung mit dem .betreffen-
den Prüfamt berechnet; die Mindestgebühr be-
trägt 35 M für den Tag. Hierzu treten gegebe-
nenfalls Reise- und Tagegelder, Transport-
kosten für Apparate usw.
Für. Prüfungen während der Nacht wird
das 114-fache der Gebühren in Anrechnung ge-
bracht.
10. Werden mehrere einander gleiche Ap-
parate zusammen eingereicht, die gleichzeitig
und in genau derselben Weise geprüft werden
können, oder werden laufende Prüfungen auf
Grund einer festen Vereinbarung mit Blektrizi-
tätswerken usw. ausgeführt, so tritt im allge-
meinen eine Ermäßigung der Gebühren ein,
11. Die Gebühren für die Prüfung von
Höchststrommessern, Zeitzählern und anderen
Apparaten, die nicht in der vorstehenden Zu-
sammenstellung aufgeführt sind, werden nach
der aufgewendeten Arbeitszeit berechnet.
12. Zu sämtlichen, vorstehend an-
seführten Gebührensätzen tritt
Teuerungszuschlag, der von Zeit zü
Zeit von der Physikalisch-Technischen
Reichsanstalt festgesetzt wird; er be-
trägt. vom 1. Januar 1920 ab 150%.
Charlottenburg, den 12. Dezember 1919.
Der Pıäsident
der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt,
E. Warburg.
Das staatliche Dampfkraftwerk Västeräs in
Schweden.)
Allgemeines,
\ Das kürzlich in Betrieb genommeneDampf-
kraftwerk bei Västeräs bildet, wie hier in einer
Arbeit über „Die elektrischen Krafterzeugungs-
und -verteilungsanlagen des schwedischen Staa-
tes“) gesagt worden ist, gewissermaßen den
Schlußstein in dem großen Gebäude der staat-
lichen Kraftversorgungsanlagen Schwedens.
Der schwedische Staat betreibt im mittleren
und südlichen Teil Schwedens zwei große
Wasserkraftwerke, das Trollhättan-Werk
und das Älfkarleby-Werk.i Im ersteren sind
z. Zt. 10 Turbinensätze mit insgesamt 86 000kW
Höchstleistung, im Älfkarleby-Werk 5 Tur-
binensätze mit 50 000 kW Höchstleistung auf-'
gestellt. Die Wasserführung des Götastromes,
der dem Trollhättan-Werk die Kraft liefert, ist
ziemlich gleichmäßig, dagegen ist die Energie-
ı) Nach „Teknisk Tidskrift* Elektroteehnik} vom
3. TV. 1918
2) Vgl. „ETZ“ 1918, 8. 425 und 1919, S. 525.
ein -
menge, welehe der Dalelv dem Älfkarleby-
Kraftwerke zur Verfügung stellt, recht schwan-
kend. Während zur Zeit dernordischen Schnee-
schmelze im Mai bis Juli monatlich etwa
40.Mill. KWh erzeugt werden könnten, sinkt
die verfügbare Wassermenge in den Winter-
monaten Januar, ‚Februar und März unter
20 Mill. kWh. }
Von der Wasserfalldirektion,. der staat-
lichen, die Kraftwerke verwaltenden Behörde,
wurde deshalb bald nach der Inbetriebnahme
des Älfkarleby-Werkes der Plan ausgearbeitet,
dureh die Erriehtung eines Hilfs-Dampf-
'kraftwerkes der (Lieferung elektrischer Ener-
gie größere Stetigkeit zu geben. Der für das
neue Werk gewählte Ort Västeraäs, am Nord-
ufer des Mälarsees belegen, ist vom Älfkarleby-
Werke 110 km und vom Trollhättan etwa
290 km entfernt. Da die Stromverteilungs-
netze der beiden großen staatlichen. Wasser-
kraftwerke infolge der während des Krieges
aufgetretenen Kohlennot sehr schnell erweitert
werden mußten, so daß ihre äußersten End-
punkte kaum noch 100 km von&inander ent-
ternt sind, wird das seit kurzer Zeit in Betrieb
genommene Dampfkraftwerk in Västeras auch
als Aushilfe für die Spitzenbelastung des Troll-
hättan-Werkes dienen können; Eine Vereini-
sung beider Stromverteilungsnetze ist denn
auch in der Ausführung begriffen. Da ferner
die genannten staatlichen Stromverteilungs-
netze auch mit zahlreichen\kleineren, örtlichen,
privaten Kraftquellen zusammengeschaltet
werden können, wird das neue Dampfkraftwerk
für eine größere Zahl sowohl staatlicher wie
privater Wasser- und Dampfkraftwerke Süd-
und Mittelschwedens als Belastungsverteiler
und Belastungsausgleicher gute Dienste leisten.
In erster Linie soll es jedoch das Älfkarleby-
Wasserkraftwerk in den Zeiten ungenügenden
Wasserzulaufes unterstützen ; es wird deshalb
zunächst nur in Betrieb genommen - werden,
wenn das verfügbare Kraftwasser des Dalelv
den Mittelwert unterschreitet.
Die Wasserführung des Flusses Dalelv
hängt im allgemeinen von den Niederschlägen
und den Temperaturverhältnissen ab ; die Be-
triebszeiten für das Dampfkraftwerk Västeräs
/ Kühlwasser-
darauf genommen werden, das Werk in kür-
zester Zeit mit möglichst geringer Bedienungs-
mannschaft in Betrieb setzen zu können.
Die an sich recht unbequeme Personal-
frage ist so gelöst worden, daß dem Werke eine
größere Werkstatt hinzugefügt ist, in welcher
das zum Älfkarleby-Werke samt seinem Strom-
verteilungsnetze gehörige Werkstattpeısonal be- _
schäftigt wird. Es sind deshalb stets genügend
Mannschaften zur Bedienung der Dampfkessel
und Maschinen vorhanden, ohne daß die Werk-
leitung gezwungen ist, ihr Personal während
der größeren oder kleineren Betriebspausen
unvollständig beschäftigen zu müssen. Außer-
dem gehört zum Geschäftsbereich des Dampf-
kraftwerkes die Ausbeutung zweier unweit ge-
legener Torfmoore, die späterhin dem Werke
billigen Brennstoff liefern sollen. Da die Torf-
werbung ungefähr mit der Stillage des Dampf-
werkes zusammenfällt, kann dessen Maschinen -
und Heizerpersonal teilweise zur Bedienung der
Iet und Fördermaschinen herangezogen wer-
en“. i
Lage und allgemeine Anordnung,
) Das neue Werk liegt 1 km östlich der Stadt
Västeräs unweit des Mälarseest); es ist durch
eine von, Norden her in das Werkgrundstück
einmündende regelspurige Stichbahn mit der
Haupteisenbahn verbunden; nach Süden hin
ist gleich beim Beginn des Baues ein Anschluß-
kanal zum Mälarsee durch das sumpfige Vor-
gelände ausgebaggert worden, der in einer
kleinen Hafenanlage an derWerksgrenze endigt.
Auf diese Weise war es möglich, schon während
der Bauarbeiten Baustoffe auf dem Wasser-
wege zu beziehen ; gleichzeitig bietet der Kanal
ein verhältnismäßig reines Kühlwasser für die
Oberflächenkondensatoren. Die Lage des Wer-
kes ist demnach wegen seiner günstigen An-
schlußverhältnisse zur Eisenbahn und zum
Wasserwege recht günstig, zumal wenn erst,
die Vertiefung des Mälar-Ostsee-Kanals been -
det ist, durch die auch größeren Seeschiffen die
an in . den. Mälarsee möglich gemacht
wird. 5
Abb. 1bis 5 zeigen den Plan und Schnitte
des Kraftwerkes. Die einzelnen Abteilungen,
L 2
Platz für stöochsches Gaswerk |
asraäs —-
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Mala 7 Sen Zr und Ablauf
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Abb. 1. Lageplan des Kraftwerkes Västeräs.
3
werden deshalb in den verschiedenen Jahren
recht ungleich sein. Nach dem bisher beob-
achteten Verhalten des Dalelv rechnet man mit
einer kürzeren Inbetriebnahme während des.
Frühherbstes und einer längeren den Winter
hindurch ; beide Betriebszeiten können in un-
günstigen Jahren sich aneinander anschließen.
Nach dem Eintritt der Frühjahrsschnee-
schmelze im Mai wird das Werk regelmäßig
2bis 3 Monate vollständig still liegen. Selbst-
verständlich soll es auch in dieser Zeit der Ruhe
stets betriebsbereit sein, um bei Störungen
in der Stromlieferung vom Wasserkraftwerke
aus sogleich mit wenigstens einem Teile seiner
Leistungsfähigkeit einspringen zu können.
Ä Die Betriebsverhältnisse weisen also in
jeder Beziehung auf ein‘ Aushilfs- und Bereit-
schaftswerk hin; sie erschweren aber in wirt-
schaftlicher Hinsicht die Entwurfsbearbeitung
der Anlage, denn während einerseits das Werk
in einfacher Weise ohne die große Rücksieht
auf den Wirkungsgrad wie bei einer Anlage
mit ununterbrochenem Betriebe, eingerichtet
werden kann, muß anderseits größter Bedacht
'Schalthaus, Kessel- und Maschinenhaus sind
so angelegt, daß jedes für sich erweitert werden
kann. Die Größe des Maschinenraumes ist so
gehalten, daß 4 Maschineneinheiten in ihm
Platz finden; dementsprechend kann das Kessel -
haus 10 Dampfkessel aufnehmen. Sollte die
Leistungsfähigkeit des Werkes über die zu-
nächst vorgesehene Größe von 40 000 kW ver-
größert werden müssen, so kann der Maschinen-
saal verlängert werden, während ein zweites
Kesselhaus neben das vorhandene gesetzt wer-
den kann. Das Schalt- und Umfomerhaus soll
übrigens schon in den nächsten Jahren erwei-
tert werden.
An Bauwerken sind weiter vorgesehen ein’
Wohnhaus für den Betriebsleiter und 3 Maschi-
nisten, ein größeres Werkstattsgebäude für das
Personal des Älfkarleby-Werkes sowie die
nötigen Magazin- und Vorratsräume, Später
sollen noch in der Nähe des Kraftwerkes Woh-
nungen für das gesamte Betriebspersonal er-
richtet werden. Südlich an das Kesselhaus
N
1) Vgl. Abb. 1.in „BETZ“ 1918, S. 426.
Z n - 1
re Di ra u ee an ar
7 Di
schließen sich die beiden Kanäle für das an-
kommende und abfließende Kühlwasser an,
außerdem sind hier noch reichlich Lagerplätze
vorhanden. Der ganze Raum östlich der Linie
Kesselhausgiebel —Werkstatteaußenwand istals
Brennstoff-Lagerplatz bestimmt; er ist durch
regelspurige Eisenbahngleise in verschiedene
Abteilungen zerlegt.
‘ Brennstoff-Förderanlagen.
Da das Dampfkraftwerk nicht für ununter-
brochenen Betrieb gebaut worden ist, konnten
teure Anlagen zum Bewegen des Brennstoffes
von den heranbringenden Fahrzeugen zum
Lagerplatz und von ihm ins Kesselhaus nicht
in Frage kommen. Man nahm daher davon
Abstand, Brückenkrane, Elektrohängebahnen
oder dgl. vorzusehen, sondern begnügte sich
damit, den Lagerplatz mit einem angemessenen
regelspurigen Schienenwerk zu versehen, auf
‚dem Selbstentladewagen ‚ein Lokomotivkran mit
Greifer oder Akkumulatorlokomotiven das Her-
beischaffen der Kohle zum Kesselhause sowie
das Entladen der ankommenden Eisenbahn -
wagen zu besorgen haben. Die Selbstentlader
schütten den Brennstoff (Kohle oder Torf) in
einen am Ende des Kesselhauses angeordneten
Betontrichter, aus dem er dann selbsttätig zu
den einzelnen Kesseln geschafft wird.
Für das Löschen der auf dem Wasserwege
ankommenden Kohle sollen besondere Ent-
ladevorrichtungen angeordnet werden, weil,
um die Liegezeit der Schiffe möglichst abzu-
kürzen, große Kohlenmengen in kurzer Zeit
entladen werden müssen.
Es sollen deshalb ein oder zwei Greifer-
krane an der Kaimauer aufgestellt werden.
Eine Seilbahn schafft von hier aus den Brenn-
stoff weiter zu den Lagerplätzen, auf denen der
Lokomotivkran mit Greifer die weitere Ver-
teilung bewirken soll.
- Es ist beabsichtigt, einen Brennstoffvor-
rat für etwa 3 Jahre mittleren Wasserzulaufes
zum Älfkarleby-Werk zu lagern, damit bei be-
sonders großem Wassermangel und langen
_ Wintern der Brennstoffvorrat auf jeden Fall
von einem Sommer bis zum nächsten reicht.
Aus dem schon erwähnten Betontrichter
wird der Brennstoff durch ein Becherwerk von
60 t Stundenleistung zu einem Kohlen- oder
Torfbrecher gehoben, aus denen er dann in den
Füllrumpf der Hauptbecherkette fällt (Abb. 2). '
SSESSTTY
STEEEN
IN
Abb. 3. Querschnitt durch das Kesselhaus.
Dieses Becherwerk mit pendelnden Bechern
schafft den Brennstoff zuerst senkrecht
hinauf durch einen 17,5 m hohen. Eisen-
fachwerkturm und dann zu den einzelnen
Kesseln des 65 m langen Kesselhauses. Die
Leistungsfähigkeit der Förderanlage ist zu
30 t/h bestimmt, entsprechend dem stünd-
lichen Brennstoffverbrauch des Werkes nach
vollständigem Ausbau zu 40000 kW Ma-
schinenleistung. Durch Einsetzen einer doppel-
ten Anzahl Becher kann die Leistungsfähigkeit
der Fördereinrichtung jedoch auf 60 t/h ge-
steigert werden, falls es erwünscht sein sollte,
die Vorratsbehälter der Dampfkessel zu füllen,
während die Hauptmaschinen des Werkes am
wenigsten belastet sind.
Falls der Kohlen- oder Torfbrecher nieht.
benötigt wird, kann das Hauptbecherwerk den
Brennstoff auch unmittelbar aus dem Beton-
triehter entnehmen. Einrichtungen sind auch
vorhanden, um verschiedenartige Kohlensorten
in geeigneter Weise zu mischen. Zu dem Zweck
sind in dem Betontrichter zwei Füllöffnungen
vorgsehen, so daß jeder Becher aus beiden Öff-
nungen Kohle erhalten kann.
Die Brennstoffbehälter des Kesselhauses.
können insgesamt 450 t aufnehmen, ent-
sprechend einem Kohlenverbrauch für 15 h
bei Vollbelastung aller Maschinen. Zu je zwei
Kesseln gehört ein Brennstoffbehälter. - Die
beiden bisher ausgeführten sind aus Formeisen
und Blechen zusammengenietet, die drei noch
hinzukommenden für die noch fehlenden 6
Dampfkessel werden aus Eisenbeton bestehen,
weil für eiserne unverhältnismäßig hohe Preise
und sehr lange Lieferzeiten gefordert wurden.
'Fallrohre führen in üblicher Weise den Brenn-
toff zur Feuerung, der vorher durch eine
für jeden
Kessel eingebaute Wage gewogen
wird.
Kesselhaus.
Die 4 bisher aufgestellten Kessel haben
Kettenroste und sind ausschließlich für Kohlen -
feuerung eingerichtet (Abb. 2, 3u. 4). Alle Kessel
sind Wasserrohrkessel mit : verhältnismäßig
kleinem Wasserraum und großem. Verdamp-
fungsvermögen. Nach Art der Schiffskessel sind
sie durch Eisenbleche umhüllt, nur die Feuer-
räume sind durch Mauerwerk gegen Ausstrah-
lung geschützt. Als besondere Vorteile dieser
Kesselbauart werden angeführt: Schnelles
Dampfaufmachen, Möglichkeit hoher Anstren-
gung, niedrige Anheiz- und Unterhaltungs-
‚kosten, geringe Gründungskosten und verhält-
nismäßig kleiner Platzbedarf.
Die Kessel sind für 20 atm Überdruck und
350° Überhitzung ausgeführt. Die Überhitzung
kann jedoch ohne weiteres erhöht werden.
Die sonstigen Abmessungen sowohl der Kessel
wie auch der Kraftmaschinen sind so, daß die
volle Leistungsfähigkeit der ganzen Anlage
schon bei einem Kesseldrucke von 15 atm er-
reicht wird ;es ist dadurch ermöglicht, trotz des
geringen Wasserinhalts der Kessei Belastungs-
schwankungen aufzunehmen, ohne daß die
Wirtschaftlichkeit sinkt oder die Sicherheits-
ventile abblasen.
Der übliche Betriebsdruck der Kessel soll
etwa 18 kg/em? betragen. Zwei der Kessel ohne
Vorwärmer haben je 520 m? Heizfläche; sie
sind von Munktells mechanischer Werkstatt in
Eskilstuna geliefert worden ; die beiden ande-
ren von je 425 m? Heizfläche wurden in Jon-
köpings mechanischen Werkstätten hergestellt;
diese sind mit schmiedeeisernen Speisewasser-
vorwärmern ausgerüstet.
Alle 4 Kessel sollen insgesamt bei gewöhn -
lichem Betriebe 53 000 kg/h Dampf liefern,
bei höchster Anstrengung 69000 kg/h, ent-
sprechend einer 'Turbinenleistung von 10 000
bzw. 12000 kW. Verfeuert wird eine Kohle
von etwa 6000 W.E./kg.. Bei den Abnahme-
versuchen erreichten die beiden kleineren Kes-
sel mit Vorwärmern bei einer Dampferzeu-
gung von 31,3 kg/m? Heizfläche einen Wir-
kungsgrad von 83% ; angestrengt lieferte jedes
Quadratmeter Heiztläche sogar 41,3 kg Dampf.
Die beiden anderen Kessel kamen nicht über
einen Wirkungsgrad von 70 % bei einer Dampf-
Blechschornstein mit künstliehem Zug an-
geschlossen ; die Rauchgase werden von den
Windmaschinen unmittelbar angesaugt; die
Einrichtungen wurden von der Gesellschaft für
künstlichen Zug, Berlin, geliefert. Der Kraft-
verbrauch beträgt weniger als 1% der Kessel-
leistung. Die Wahl zwischen Schornsteinen
mit natürlichem oder kürstlichem Zuge war
nicht schwer. Die größere Betriebsbereitschaft,
die Möglichkeit, die Kessel, wenn erforderlich,
mehr anstrengen zu können und die größere
Einfachheit der ganzen Anlage entschieden für
den künstlichen Zug. Die Beseitigung der
Asche aus dem Kesselhause geschieht von Hand
mittels Kippwagen.
In dem Keller ist eine Warmwaässerheiz-
anlagefür Pumpenbetrieb untergebracht ;hier-
zu gehört ein elektrisch geheizter Warmwasser -
kessel von 200 kW Leistung, welcher in der Zeit,
in der Überschußwasser im Wasserkraftwerke
Alfkarleby vorhanden ist, benutzt wird, ferner
ein mit Dampf geheizter Kessel für die Zeit, in
. welcher das Dampfkraftwerk selbst im Betriebe
ist, sowie einige gewöhnliche Warmwasserkesse]
für die Zwischenzeit und als Aushilfe.
Die Kessel werden durch 2 von Dampftur-
binen angetriebene Zentrifugalpumpen ge-
speist, von denen jede eine Leistungsfähigkeit
von 100 m?/h besitzt; der Wasserzulauf zu den
Kesseln wird selbsttätig geregelt. Den Pumpen
fließt das Speisewasser aus einem im Kessel-
hause aufgestellten Wasserbehälter zu, in den
das Kondensat der Turbinen sowie das Zusatz-
wasser geleitet wird. Der Abdampf der Speise -
pumpen wird in einer in diesem Behälter liegen -
den Rohrschlange ebenfalls niedergeschlagen
und fließt in einen anderen unter dem_Asche-
keller liegenden Wasserbehälter aus Beton,
der auch das Niederschlagwasser aller Dampf-
leitungen und der Warmwasserheizanlage auf-
nimmt. Um Wärmeverluste möglichst zu ver-
meiden, wird auch das nötige Zusatzwasser
mittels eines Schwimmerventils zunächst in
diesen unterirdischen Wasserbehälter einge-
lassen, aus dem das Gemisch dann in den oberen
Speisewasserbehälter hinaufgepumpt wird. Das
Zusatzwasser wird nicht weiter chemisch ge-
reinigt, da das Wasser des Mälarsees sehr weich
ist, sondern nur durch ein im Aschekeller auf-
gestelltes Sandfilter geschickt. Im Dach-
geschoß des zwischen Maschinensaal und Um-
formerhaus vorgesehenen Turmes befindet sich
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Rn 12 ja
Abb. 2. Längsschnitt durch Maschinen- und Kesselhaus.
lieferung von 27 kg/m? Der große Unterschied
rührt jedenfalls vom Fehlen der Speisewasser-
vorwärmer her, das sich bei Kesseln mit klei-
nem Wasserraum besonders nachteilig geltend
macht; auch scheinen die Verbrennungsräume
für die verhältnismäßig schlechte Kohle zu
klein zu sein. Für Abhilfe soll alsbald gesorgt
werden. Der nächste Ausbau des Werkes sieht
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Abh. 4. Kraftwerk, Erdgeschoß.
zwei Wasserıohrkessel von je 692 m? Heiz-
tläche vor; die Kessel sind bereits bestellt, aber
noch niehtangeliefert. Sie werden Pluto-Roste
erhalten und sollen hauptsächlieh mit Torf be-
feuert werden.
Je zwei und zwei einen
Kessel sind an
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ein weiterer, 30 m? fassender Wasserbehälter,
der zur Aufnahme des Kühlwassers dient.
Zwei elektrisch betriebene Pumpen von je
1200 l/min Leistung schaffen das Wasser aus
dem Zulaufkanal hinauf.
Die Hauptdampfleitung hat 300 mm
1. W.; sie ist ebenso wie eine 65 mm weite Naß-
dampfleitung und 2 Speisewasserleitungen von
150 mm und 100 mm ]. W. auf den
Kesseln verlegt. Vor der Trennwand
zwischen Kesse]l- und Masehinenraum
sind sie senkrecht hinuntergeführt.
Die engeren Dampf- und Wasserlei-
tungen schließen an die hier aufge-
stellten Speisepumpen an. Die Haupt-
dampfleitungen münden in zwei
große, auf dem Kesselhaustlur aufge-
stellteWasserabscheider, von denen sie
| dann zum Maschinensaale weiter gehen und
sich nach den einzelnen Hauptmaschinen ver-
zweigen. An jeder Verzweigungsstellesind wieder
Wasserabscheider eingeschaltet. Das selbst-
tätig abgezapfte Niederschlagwasser fließt in
den unter dem Kesselhause befindlichen
Wasserbehälter. Alle Rohrleitungen, die außer
den Druckwasserleitungen wärmedicht um-
hüllt sind, bestehen aus nahtlos gewalzten
Stahlrohren mit Flanschen aus Martinstahl.
Die Abdampfleitungen sind galvanisierte, ge-
nietete Blechrohre, die durch einen bis über
das Maschinenhausdach geführten Dampf-
schornstein mit der freien Luft in Verbindung
stehen, Die Hauptturbinen sind durch 500 mm -
Sicherheitsventile hieran angeschlossen, ebenso
die Antriebsturbinen der Speisepumpen durch
Wechselventile für den Fall, daß die Konden-
sationsanlage versagen sollte.
Bei Höchstbelastung der Hauptmaschinen
114
beträgt die Dampfgeschwindigkeit 70 m/s in
der Frischdampfleitung. Große Sorgfalt ist
deshalb auf gute Verankerung und ungehin-
derte. Wärmeausdehnung der Rohrleitungen
verwandt worden. AlleRohrleitungen hat nach
Entwürfen der Wasserfalldirektion die Firma
Calvert & Teilhaber in Göteborg geliefert und
aufgestellt, desgleichen eine Wasserwage für
40 m®/h zum Wiegen des Kondensates der
Hauptturbinen.
Kraftmaschinenanlage.
Zur Zeit sind zwei Turbinensätze von je |
5000 kW bei cos = 0,7, Höchstleistung
7000 kW bei cosp = 1 und 6300/7000 V bei
3000 Umdr/min aufgestellt. Diese Leistungen
können bei jedem Kesseldruck zwischen 14 und
19 atm abgegeben werden; die Überhitzung
beträgt im allgemeinen 375°. Der eine Ma-
schinensatz, bestehend aus einer Gleichdruck-
turbine mit zugehörigem Stromerzeuger, wurde
von der Schwedischen Laval-Damptturbinen-
A. G. im Verein mit der Allgemeinen Schwedi-
schen Elektrizitäts-A. G. (Asea) in Västeräs
geliefert. Der andere Maschinensatz stammt
von der Schwedischen Turbinenfabrik A. G.
Ljungström in Finspong (Stal). Ein. dritter
Tarbinensatz von 10000 bis 14000 kW Lei-
stung ist bei gleicher Firma bestellt, jedoch
noch nicht angeliefert. Diese beiden Maschinen
sind Radialturbinen mit Schaufelsystemen in
Form konzentrisch angeordneter Trommeln
und treiben je zwei Stromerzeuger. Platz für
einen vierten Turbinensatz von 10000 bis 14000
kW ist vorhanden,
Die Abnahmeversuche an den beiden bis-
her aufgestellten Maschinen haben, bezogen auf
325° Dampf- und 5° Kühlwassertemperatur
folgende Ergebnisse gehabt:
ODE NE
de ara Stal
bei 2500 kW Belastung 6,05 5,12
bei 5000 kW Belastung 5,55. 4.72%
bei 7000 kW Belastung 8,7 5,08 $
Die Zahlen sind für beide Maschinen etwas
besser, als sie gewährleistet wurden.
Legt man den Dampfverbrauch der Stal-
turbine bei 5000kW Belastung zugrunde, so er-
rechnretsich ein Kohlen verbrauch für Kohle
von 6200W.E. bei 88% Wirkungsgrad der Kes-
selanlage zu 0,70 kg /kWh,wobei 3 % für Verluste
in den Rohrleitungen und für die Hilfsmaschinen
abgerechnetsind. Derthermische Wirkungsgrad
der ganzen Anlage ergibt sich zu 19,8%.
Der von Stal gelieferte Maschinensatz ist
auf den Kondensator aufgebaut und erforderte
keine besondere Gründung. Die Laval-Asea-
Maschine dagegen ruht auf 6 Betonpfeilern, die
vom Maschinenhause vollkommen getrennt
sind. Beim ersten Ingangsetzen der Maschine
traten jedoch derartige Erschütterungen in dem
Turme zwischen Maschinen- und Umformer-
haus auf, daß der Betrieb alsbald wieder ein-
gestellt werden mußte; die Trennungsfuge
zwischen Maschinengründung und der nächst
gelegenen Gebäudewand war versehentlich voll-
geschüttet worden. Nach Reinigung der Tren-
nungsfuge ist nunmehr der Gang der Turbine
in den oben gelegenen Bureauräumen kaum
noch zu merken.
Die Kondensatoren stehen in Geländehöhe
(Abb. 5); die Kühlwasserpumpen, von Elektro-
Umformer
N
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Het 6.
—————lTTRMHbhbÖRÖWRaRÄRÄBÄBÄÖ@BÄBÄBppnRnanRbRBRB@a@aß®@ÖaaRßRaERÄWßEhHhnmnanRMRMRmnmnmnmnmnmnmnmnnnnnmnmnmnmnmRhnmhmhıı|—_,————————— |
schaftliche Luftreinigungsanlage ist jedoch vor-
gesehen.
Die Spannungsregelung der Strom-
erzeuger erfolgt durch Widerstände, die in das
Feld der Erregermaschine geschaltet sind. Ein
Schnellregler — Bauart Fuß — ist außerdem
zur selbsttätigen Spannungsregelung vorhan-
den. Die Überwachungsschalttafel liegt 2 m
über dem Fußboden des Maschinenraumes in
unmittelbarer Verbindung mit ihm.
Ein Vollbahngleis führt bis ins Maschinen -
haus, das außerdem mit einem 37,5 t-Laufkran
ausgerüstet ist,
Alle Motoren sowie die Beleuchtung des
ganzen Werkes werden mit Drehstrom von
190/110 V gespeist, der von zwei Umformern
von 400 bis 600 kW Leistung geliefert wird.
Die für den örtlichen Dienst notwendigen
Anlagen, der Überwachungsraum, die Bureau-
räume sowie eine kleine Werkstatt liegen in dem
zu einem 'Turme ausgebildeten Mittelbau zwi-
schen Maschinen- und Schalthaus.
Schalt- und Umformerhaus.
Die Stromerzeuger sind durch je zwei
Kabel von 3X 240 mm? Querschnitt mit den
nach Älfkarleby
70000 Volt
®
Bezirksleitung
20000 Vot
|
Orfsleftung
Br}
6. Februar 1920.
1,850 Mill. M zur Verfügung gestellt worden.
Die jetzt in der Ausführung begriffene Erweite-
rung .um einen Maschinensatz von 14000 kW.
mit den dazugehörigen Kesseln und Neben-
anlagen war auf‘1,680 Mill. M veranschlagt.
Hansmann ‚ Stettin.
Die Elektrizitätsversorgung der Provinz.
Ostpreußen.!) x
Auf Grund einer ‚Vorlage, betreffend die
Versorgung der Provinz mit elektrischer Ener-
gie“, vom 25. XI. 1919 sind die langwierigen
Verhandlungen und Erwägungen über die
r
a
ET SENT 0ER:
Frage der Elektrizitätsversorgung Ost-
preußens durch einen bedeutungsvollen Be- ®
schluß des Provinziallandtages zum Abschluß
gebracht worden.
Da infolge des fast rein landwirtschaft-
lichen Charakters des Landes und der sich hier-
aus ergebenden geringen Wirtschaftlichkeit der
Elektrizitätsversorgung deren Ausbreitung ge-
genüber dichter bevölkerten und industriell
mehr durchsetzten Gebieten zurückgeblieben
war, hatten sich die ostpreußischen Verwal-
tungsbehörden und Fachkreise sehon lange vor
dem Kriege mit der Lösung dieser Frage be-
schäftigt, ohne daß man aber — mit Ausnahme
gekommen wäre, was ja auch ange-
Der Krieg
wendigkeit einer rascheren Lösung
dieser Frage nahegelegt, und be-
reits im Frübjahr 1916 wurden von
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Abb. 6. Schaltplan.
Sehaltern im ' Schalthause verbunden. Die
Sammelschienen für 6000 V sind doppelt ver-
legt; von ihnen zweigen die Leitungen für die
beiden Hauptumformer und die Ortsleitungen
nach Västeräs ab (Abb. 6). Um die Belastung
dieser Ortsleitung unabhängig von
Werkstalt-
a +60
Abb. 5. Kraftwerk, 1. Obergeschoß.
motoren angetrieben, saugen aus Kanälen im
Fußboden ;für jede Hauptmaschine sind 500 1/s
Kühlwasser nötig. Zur Aushilfe ist eine Tur-
binenpumpe für die Lavalturbine aufgestellt
für den Fall, daß bei Inbetriebnahme des Wer-
kes elektrische Kraft nicht zur Verfügung
steht.
Die Kühlluft für die Stromerzeuger wird
durch geschlossene Kanalleitungen zu- und ab-
geführt ; besondere Filter sind bisher nicht ein-
gebaut, Platz für eine allen Maschinen gemein -
org Peg den verschieden hohen Spannungen
Vo @ re zu machen, die an den 6000-V:Sam-
+10 Se 70000 KV-Raum melschienen gehalten werden müssen,
129 ray Mm zer \P__ I DT wenn das Werk mit verschiedenen Be-
/ St all lastungen das Älfkarleby-Werk unter-
EN She Fa ir pri stützt,sollein 6000-kW A-Induktions-
U.b regler für £ 10% Spannungsschwan-
kungen eingebaut werden.
Die beiden Hauptumformer wur-
den von der Allgemeinen Schwedischen Elek-
trizitäts-A. G. geliefert ; jeder leistet 5000 kVA,
ist mit zwei Hochspannungswicklungen von
AN ee und 70 000 V versehen und wiegt mit
Ol 40 t.
Für die 20 000-V-Leitungen sind besondere
Sammelschienen angeordnet, von denen die
Bezirksleitungen abzweigen.
Die 70 000-V-Leitungen sind unmittelbar
an die vom Älfkarleby-Werk kommenden
beiden Fernleitungen angeschlossen, sind jedoch
so miteinander verbunden, daß beide Linien
von einem Umformer bzw. eine Linie von beiden
‚Umformern gespeist werden kann.
Bei der weiteren Vergrößerung des Werkes
soll auch: eine Erhöhung der ausgehenden
Spannung für die neuen Linien vorgenommen
werden, da der Anschluß des Dampfkraftwerkes
an das Trollhättan-Werk beabsichtigt ist und
die Stromlieferung auch noch für nördlicher
gelegene Teile Schwedens aufgenommen wer-
den soll.
Für den ersten Ausbau des Werkes (2 Ma-
schinensätze von je 7000 kW und 4 Kessel)
waren im Jahre 1915 vom schwedischen Staate
einiger Kreise — über die Aufstellung
von Projekten und die Vornahme
bestimmter Untersuchungen hinaus- -
sichts der Größe und Neuheit der Auf- |
gabe, ein so gewaltiges Gebiet nach
einheitlichen Gesichtspunkten zu ver-
sorgen, nicht wunder nehmen kann.
mit allen. seinen,
namentlich für Ostpreußen, so ver-
hängnisvollen Folgen hat die Not-
we. sen
für die Versorgung der Provinz durch die öffent-. |
lichen Körperschaften aufgestellt. Ganz Ost-
preußen solltein drei Gebiete eingeteilt werden,
in
richten wollte. Es war beabsichtigt, die Organi-
sation der Versorgung jedem der .Gebiete zu
denen man jeweils ein Dampfkraftwerk er-
er
überlassen, doch sollten zur Wahrung der Ein- i
heitlichkeit gewisse technische und wirtschaft-
liche Bedingungen von der Provinz aufgestellt
werden, zu deren Einhaltung die Provinz zwar
keine rechtlichen Machtmittel besaß, wohlaber
einen wirtschaftlichen Zwang durch die Gewäh-
rung gewisser Vorteile, insbesondere finanzieller
Unterstützung, ausüben konnte, Schon damals |
waren mit dem Preußischen Staat Verhandlun-
gen über eine staatliche Beihilfe in Gestalt eines
von der Provinz und den Kreisen aufgebracht
werden sollte, während der Rest der Anlage-
kosten, die damals auf etwa 95 Mill. M veran-
schlagt wurden, durch Darlehen aufgebracht
werden sollte, für deren Zinsen und Tilgung
) Vgl.auch „ETZ* 1914, 8.1121;1916.8.586; 19168. 92,481,
rt
- 6. Februar 1920.
18
Provinz und Kreise Garantie übernehmen soll-
ten, u. zw. unter Gewährung eines Zuschusses
seitens des Preußischen Staates. A.
Die bei diesen Verhandlungen vom Preußi-
schen Staat ins Auge gefaßte Stromzuführung
ausoberschlesischen und mitteldeutschen Braun-
kohlenrevieren wurde durch den unglücklichen
Ausgang des Krieges vereitelt; die Sachlage
wurde ferner dadurch verändert, daß auf Grund
des der Nationalversammlung vorgelegten Elek-
trizitätsgesetz-Entwurfes das Reich dieFührung
in dieserFrage beanspruchte, zumalPreußen bei
seiner augenblicklichen Finanzlage nicht in der
Lage war, die geforderten Zuschüsse in Aussicht
zu stellen. Mußte doch inzwischen mit einer
Steigerung der Herstellungskosten von rd 100
Mill. Mauf 400 Mill. M gerechnet werden, wovon
100 Mill. Mauf die Kraftwerke, Oberspannungs-
leitungen und Haupttransformatorenstationen,
der Rest auf die Mittelspannungs- und Vertei-
lungsleitungen, Ortsnetze und Zähler entfallen.
Dem Provinziallandtag wurde nunmehr
folgende Lösung vorgeschlagen: Entsprechend
der im Elektrizitätsgesetz dem Reiche übertra-
genen Verfügungsfreiheit über Kraftwerke und
- Hochspannungsleitungen wird für den Bau und
Betrieb der Kraftwerke und des Oberspannungs'
netzes gemeinsam vom Reich und der Provinz
eine Aktiengesellschaft, die „Ostpreußische
Kraftwerke A. G.‘, mit einem Kapital von
100 Mill. M gegründet.
dem Reich, vertreten durch den Reichsschatz-
minister, und der Provinz ein Vertrag verein-
bart, demzufolge das Reich 51 Mill. M, die Pro-
_vinz 49 Mill.M vom Kapital übernehmen. Von
den 7 Aufsichtsräten sollen 4 vom Reich und
3 von der Provinz gewählt werden. Der Vor-
stand soll aus 2 Personen bestehen, von denen
‚mangels einer Verständigung je eine von den
Vertragschließenden ernannt wird. Als Zweck
des Unternehmens bestimmt $ 5: „Das Unter-
nehmen soll alle Kraftwerke, Oberspannungs-
leitungen und Umspannwerke selbst bauen oder
übernehmen und betreiben, die erforderlich sind,
um unter Zusammenfassung der gesamten Elek-
trizitätswirtschaft der Provinz den Strom an
eine von der Provinz und ihren Kommunalver-
bänden zu bildende Verteilungsgesellschaft zu
einem Preise abzugeben, durch welchen die
Selbstkosten des Unternehmens einschließlich
einer angemessenen Verzinsung des Aktien-
kapitals gedeckt werden, so daß jedenfalls die
Verzinsung und Tilgung der- für die Aufbrin-
gung des Aktienkapitals aufzunehmenden An-
leihen gesichert ist.‘
In einem weiteren Vertrage werden die
gegenseitigen Verpflichtungen zwischen der.
Provinzund den Kreisen festgelegt. Diese grün-
den mit der Provinz die „‚Überlandzentrale
Ostpreußen A. G.‘, dienach $6des Vertrages
in jedem Kreise die Mittelspannungsnetze mit
den Transformatorenstationen sowie die Orts-
netze selbst bauen oder übernehmen und betrei-
ben, die Zähler vorhalten sowie den Strom von
der „ÖOstpreußische Kraftwerke A. G.‘“ beziehen
soll. Das Aktienkapital sollspäter 5 Mill. M be-
tragen, von denen die Provinz und die Kreise
je die Hälfte übernehmen, d. h. bei 35 Kreisen
jeder 70 000 M: Für die Beschaffung des über
das Aktienkapitalhinaus erforderlichen Anlage-
kapitals sollen bis zum Höchstbetrage von 300
Mill. M Darlehen aufgenommen oder Obliga-
tionen ausgegeben werden, für welche Provinz
und: Kreise eine gemeinsame Zins- und 'Til-
gungsgarantie übernehmen. Der Aufsichtsrat
sollaus 8 Personen bestehen, von denen 3 die
Provinz, 3 die Kreise und 2 das Reich wählen.
In den aus 2 Personen bestehenden Vorstand
soll jeweils der Landesingenieur der Provinz ab-
geordnet werden. Dabei ist für beide Aktien-
gesellschaften der gleiche Vorstand in Aussicht
senommen. Die ‚, Überlandzentrale‘ wird zu-
nächst von der Provinz mit einem Kapital von
1 Mill. M allein gegründet und das Aktien-
kapıtal mit dem Hinzutritt der Kreise allmäh-
lich erhöht. Yraz
Von wesentlichster Bedeutung ist schließ-
lich noch ein Vertrag zwischen Reich und Pro-
vinz, in welchem letztere zur Gründung der
„Überlandzentrale Ostpreußen A.G.‘ verpflich -
tetwird. Das Reich anderseits verpflichtet sich,
zur Aufbringung der Zins- und Tilgungsbeiträge
von insgesamt 6,5% der von der Überlandzen-
trale aufzunehmenden Darlehen von 300 Mill. M
auf die Dauer von 15 Jahren, von der Aufnahme
jeden Teilbetrages des Darlehens an gerechnet,
einen Zuschuß von 3% zu gewähren. Eine Her-
absetzung der Tarife ist für die Dauer der Zu-
‚schußpflicht des Reiches von der Zustimmung
des Reichsschatzministers abhängig.
Der Provinziallandtag hat diese Verträge
gutgeheißen,so daß die Elektrizitätsversorgung
des Landes nunmehr in Angriff genommen wer-
den kann. Hierbei kommen in Frage sämtliche
Landkreise Ostpreußens, mit Ausnahme des
Kreises Braunsberg, der die Versorgung seines
Gebietes im Anschluß an eine Wasserkraft der
Firma Schichau selbst durchführen will, sowie
Hierüber ist zwischen.
“Blekirotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 6.
Be ms Ss
die Landkreise der Provinz Westpreußen, im
ganzen 35. Auch den selbständigen Stadtkrei-
sen soll der Anschluß an das Versorgungsgebiet
in gleicher Weise wie den Landkreisen möglich
sein. Als Stromquellen sind zunächst zwei
Wasserkraftwerke an der Alle in Fried-
land und Gr. Wohnusdorfin Aussicht ge-
nommen, u. zw.in Verbindung mit dem Dampf-
kraftwerk der Stadt Königsberg, dessen
Übernahme von der Kraftwerksgesellschaft vor-
gesehen ist.
In welehem Ausmaß der Ausbau vorge-
sehen ist, mit welchem Absatz und mit welehem
Ergebnis die Unternehmungen voraussichtlich
arbeiten werden, geht aus der Vorlage an den
Provinziallandtag nicht hervor. Angedeutet ist
lediglich, daß ein Liehttarif von 1,50 bis 2 M/
kWh, ein Landwirtschaftstarif mit einer
jährlichen Grundgebühr je Morgen Ackerland
von 6 bis 3 M und einem Strompreis von 45 bis
50 Pf für Licht und Kraft, ein Kleingewerbe-
tarif mit einer Grundgebühr für jede installierte
Pferdekraft und Lampe und einem gleichen
Kilowattstundenpreis wie bei der Landwirt-
schaft in Aussicht genommen sind. Erwäh-
nenswert ist schließlich, daß für die gesamte
Bauzeit von 10 Jahren Bauzinsen von 5,5%
vorgesehen sind, und daß man Fehlbeträge, die
trotz des Reichszuschusses von 3% sich er-
geben sollten, zunächst durch Zuschußanleihen
decken will.
Es ist ein gewaltiges Unternehmen, das
hier als erstes seit Einführung des Elektrizitäts-
gesetzes ins Leben gerufen wird. Ob es sich be-
währt,.ob es imstande ist, die auf es gesetzten
Erwartungen zu erfüllen, muß die Zukunft leh-
ren. Gegen die in Aussicht genommene Finanz-
gebahrung müßte von privatwirtschaftlichem
Standpunkt aus mancherlei geltend gemacht
werden. Immerhin muß zugegeben werden, daß
die Elektrizitätsversorgung des Landes mit größ-
ter Beschleunigung in Angriff genommen werden
muß,daß dies aber unmöglich wäre, wenn man
die Vorlage einer unbedingt sicheren Wirtschaft-
lichkeitsbereehnung zur Voraussetzung machen
würde. Auch hat man sich vermutlich von der
Überlegungleiten lassen, daß der wirtschaftliche
Aufbau des Landes ohne eine ausgedehnte Elek-
trizitätsversorgung unmöglich und der hier-
durch für die Gesamtheit zu erwartende Vorteil
höher zu veranschlagen sei als etwa der un-
mittelbare Verlust, der sich möglicherweise hei
dem Unternehmen selbst ergeben könnte.
: Sgl.
Hierzu wird von der Provinzialverwaltung
in Königsberg noch folgendes mitgeteilt:
Nachdem der Provinziallandtag am 19. XII,
'1919 die Vorlage, betreffend die Versorgung der
Provinz mit elektrischer Energie, einstimmig
angenommen hatte, sind am 10. I. 1920 die
Elektrizitätsgesellschaften gegründet worden,
u. zw. durch Reich und Provinz die ‚„‚Ost-
. preußische Kraftwerke ‘A. G.“ mit dem
Sitz in Königsberg für den Bau und Betrieb der
Kraftwerke und des Oberspannungsnetzes nebst
den Haupttransformatoren sowie durch die
Provinz die „Überlandzentrale Ostpreu-
Ben A. G.“, gleichfalls mit dem Sitz in Königs-
berg, für den Bau und Betrieb der Mittelspan-
nungsnetze mit den Transformatorenstationen,
der Ortsnetze (Niederspannungsnetze) in den
Landgemeinden und Städten, soweit letztere
von dem Bau eigener Netze Abstand nehmen,
und für die Vorhaltung der Zähler. Den Krei-
sen ist die Beteiligung an der Überlandzentrale
vorbehalten. Zum Vorstand der beiden Elek-
trizitätsgesellschaften wurden bestellt: Geh.
ÖOberregierungsrat Wiehler und Landesbaurat
Lowes, beide in Königsberg.
Strompreise für die offenen Ladengeschäfte.
Die Ladengeschäfte in Steglitz haben
einen Stromverbrauch gehabt
im Monat Oktober von 6677 kWh
Bl „„... November ,, 7996. ,, ,
nach diesen Zahlen kann man ungefährschätzen
den Dezember-Verbrauch auf 9500 kWh
„ Januar- A 8,8000: ,,
„ . Februar- EN 7.600078,
ER} März- ” > 4000 ” ’
somit insgesamt rd 42 000 kWh, unter der Vor-
aussetzung, daß die Läden auch ferner nur bis
6 Uhr geöffnet sein dürfen. Diese 42 000 kWh
beziehen sich auf eine Benutzungsdauer von
250 Stunden unter der Annahme, daß die Läden
1/, Stunde vor Beginn der Straßenbeleuchtung
erhellt und noch Y5' Stunde nach Geschäfts-
schluß beleuchtet werden, eine Annahme, die
für die Läden eher zu optimistisch ist. Sie ent-
sprechen bei 250 Benutzungsstunden einer
Ladengrundbelastung von 42000 kWh: 250
Stunden = rd 170 kW. Diese Grundbelastung
ist so gering infolge der Verordnung des Reichs-
kommissars für die Kohlenverteilung, da sämt-
liche Außenbeleuchtung verboten und auch die
Innenbeleuchtung scharf eingeschränkt ist.
wu Die Selbstkosten einer Kilowattstunde
Spitzenstrom errechnen sich annähernd nach
folgender Formel:
FR K-+-k.n
N
Es bedeutet;
S = Selbstkosten einer Kilowattstunde
Spitzenstrom,
K = feste. Kosten,
= Kohlenkosten für eine Kilowattstunde,
y = Benutzungsstunden (Brennstunden).
Nach dem Etatansatz für 1920 betragen
die Kosten zu K in M:
u Verwalbuner kurs teha kh 176 434,67
2%. Betrieb des Kraftwerkes . . 229 977, —
3. Materialien mit Ausnahme der
Kohlen ERROR END TIAE 15 500, —
4. Unterhaltung und Ergänzung 72 500, —
5. Betrieb und Unterhaltung des
NEE EN a hl ik. 53 418
6. Anteilige Kosten der Hausan -
schlüsse . . . AR ah 7740, —
7. Schuldendienst
8. Rücklagen
187 516,33
407 672, —
1 150 758, —
Diese 1150 758 M beziehen sich auf eine
Spitzenleistungdes Kraftwerkes von 2000 kW,
es kostet somit 1 KW Spitzenleistung:
1150 758 : 2000 = 580 M.
Die Kosten für k betragen nach dem Etat-
ansatz 0,20 M, entsprechend einem Steinkoh -
lenpreis von 120 M/t frei Werk.
n beträgt
für 6 Uhr-Ladenschluß . . . . 250 Stunden
EN EUNER » EEE
RE SUREN > + .180 = 610
Hiernach ergeben sich die Selbstkosten
für 6 Uhr-Ladenschluß:
5830 - 0,20.
2 250
Uhr-Ladenschluß :
580 4 0,20. 430
430
für S Uhr-Ladenschluß:
580 + 0,20. 610
610
Bei einem Köhlenpreis von 120 M/t beträg!
der Strompreis nach Tarif I 1,40 M/kWh, d.h.
das Elektrizitätswerk hat einen Verlust von
2,52 M
ER
a
für jede Kilowattstunde Ladenbeleuchtung bei
6 Uhr-Ladenschluß.
Die Vermeidung eines Verlustes ist nur
möglich unter Schaffung eines gleitenden Tarifs
für die Ladenbeleuchtung, beeinflußt durch die
verschiedenen Ladenschlußzeiten.
Es gibt zwei Wege, um dieses Ziel zu er-
reichen:
Erhebung einer Grundgebühr auf das Kilo-
watt Belastung und die Erhebung einer Gebühr
für die Anzahl der entnommenen Kilowattstun-
den,
Diese Lösung ist nicht zu empfehlen wegen
der schweren Kontrolle. Die Aufstellung von
Strombegrenzern ist wegen der größeren Be-
lastung in den Läden nicht zu empfehlen und
die ständige Kontrolle der Geschäfte durch be-
sondere Beamte zu teuer, 1
Es muß vielmehr die Lösung auf dem zwei-
ten Wege gesucht werden durch einen allge-
meinen gleitenden Tarif auf Basis der verschie-
denen Ladenschlußzeiten. 3
Bei dem gleitenden Tarif I beträgt in Steg-
litz der Preis für 1 kWh 0,40 M bei einem Stein-
kohlenpreis von 20 M/t frei Werk. Er erhöht
sich für jede Kilowattstunde um 10% für jede
angefangene 4 M Kohlenpreissteigerung.
Dieser Tarif verläuft gemäß Kurve I (Abb.
1, S. 116) nach einer Geraden und entspricht
einer Preisklausel von 1 Pf/kWh je Mark für die
T'onne Kohlenpreis. Die Kurven II, III und IV
entsprechen den Selbstkostenpreisen nach obi-
gem Ansatz für die verschiedenen Ladenschluß-
zeiten. Das Kurvenbild zeigt deutlich, daß der
Zuschuß des Werkes bei Lieferung des Stromes
nach dem allgemeinen Tarif um so größer wird,
je geringer die Kohlenpreise sind.
Bei einem Kohlenpreis von 20 M/t hat das
Elektrizitätswerk bei 6 Uhr-Ladenschluß einen
Verlust von (2,35 — 0,40) 250 — 487,50 M jähr-
lich für jedes Kilowatt Ladenbeleuentung. Erst
bei einem Kohlenpreis von rd 260 M/t schnei-
det die Tariflinie die Linie der Selbstkosten.
Das Bild zeigt ferner, daß der Preis für die
Wattstunde nur sehr geringen Schwankungen
ausgesetzt ist, derartig geringen, daß je ein Ein-
250
—=22,52:M/kWh,
”
für 7
—= 115 EL
TE
heitspreis für die beiden Ladenschlußzeiten ge-
nügt, um das Elektrizitätswerk vor großen
Schädigungen zu bewahren. Für Steglitz kann
man mit genügender Genauigkeit folgende
Strompreise für die offenen Ladengeschäfte fest-
setzen:
a) für
b)
mit dem Zusatz, daß, falls die Preise des allge-
meinen 'Tarits vorstehenden Preis überschrei-
ten, die Verreehnung zu den Preisen des allge-
meinen gleitenden Tarifs vorgenommen wird.
Diese Preiserhöhung würde für das Elektri-
zitätswerk eine Mehreinnahme von
42000 . 1,60 = 67 200 M
bedeuten. ‘Eine Abschreckung der Abnehmer
ist nicht zu befürchten, denn weniger als jetzt
können sie nicht gebrauchen. Eine Abwande-
rung auf Gasbeleuchtung wird auch nicht oder
nur wenig stattfinden, weil für eine kurze Brenn-
zeit die Beleuchtungsart. gewählt wird, die die
bequemste ist.
6 Uhr-Ladenschluß 3 M/kWh,
- & 5)
”s 4 >» > - PR}
3,00
2,60
>
2,20
&
S
a
AS
SQ
Ötrompreise in M/kWh
a
I
Ss
.
Ss
Mr aa
ne
33 66 70
0 20 [27]
20 P/7]
700 740 780
M/t Steinkohle
Abb. 1. Gleitender Tarif (7) und Selbstkosten für 1 kWh
Ladenbeleuchtung (IZ bei 8 Uhr-, III bei 7 Uhr-, IV bei
6 Uhr-Ladenschluß) des Städt. E.-W., Steglitz.
30Pf
300° 5
Der S Uhr-Ladenschluß wird in Deutsch-
land niemals wieder eingeführt werden. Diese
Tatsache zwingt die Elektrizitätswerke, beson-
ders diejenigen, deren Wirtschaftlichkeit in
erster Linie von der Beleuchtung abhängt, vor-
sichtiger als bisher in der Preispolitik zu sein,
besonders ne Kohlenpreisen. Geben
wir ferner den Läden die elektrische Arbeit zu
den gleichen Bedingungen wie den Wohnungen,
so schädigen wir die guten Abnehmer auf Ko-
sten der schlechten. Der Ladenbesitzer wird,
besonders für eine kurze Brennzeit, viel Licht
einschalten, und nur eine gute Preispolitik
kann die Auswüchse ‚der Spitzenbelastungen,
wie sie vor dem Kriege bestanden, beseitigen.
Wer elektrische Arbeit während der Spitzen-
belastung, u. zw. nur während der Spitzenbe-
lastung, beansprucht, muß sich auch damit
abfinden, dem Werk zumindest die Selbst-
kosten zu erstatten.
Die kürzere Arbeitszeit hat schon einen
heilbaren Einfluß auf die Spitzenbelastung ge-
habt. Hoffentlich genügt auch diese kleine An-
regung, für die verbleibende Spitze die not-
wendigen Strompreise zu fordern.
Rehmer.
Die Zerstörung der Großfunkstelle
Kamina (Togo).
In Nr. 81 der „Wireless World‘ von 1919
- ist ein Aufsatz über die deutsche Großfunk-
stelle Kamina in Togo enthalten, in dem die
Anlage kurz beschrieben, ihr Zweck als Ver-
mittlungsstelle zwischen Deutschland und ähn-
lichen Großfunkstellen in Deutsch-Südwest-
afrika und Deutsch-Ostafrika dargelegt und
schließlich ihre Zerstörung geschildert wird.
Da der Verfasser bei der Zerstörung nicht an-
wesend war, enthält seine Darstellung Unrich-
tigkeiten. Aber abgesehen davon verdienen
seine daran angeknüpften Bemerkungen Zu-
rückweisung. „Unter Hinweis auf Photogra-
phien, die das Zerstörungswerk veranschau-
lichen sollen, spricht er von der dabei änge-
wandten „teutonischen Gründlichkeit‘“ und
fährt fort, daß eine derart völlige Zerstörung
eines technischen Werkes, die sich bis auf seine
kleinsten Teile erstrecke, wahren Ingenieuren
unerklärlich sei. Diese würden sich damit be-
gnügt haben, die Station betriebsunfähig zu
machen, nicht aber unwesentliche Teile zer-
schlagen. Wer die Bilder ansähe, sei geneigt,
die Zerstörer für „unartige, kreischende Kıin-
der“ zu halten, die ihr Spielzeug zerbrechen.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920.
\
Diese Äußerungen erinnern mich, der ich
die harte Aufgabe hatte, das Zerstörungswerk
vorzubereiten und zu leiten,an eine Bemerkung,
die der Führer der verbündeten Truppen nach
der Einnahme Kaminas, ‚dessen Verteidiger
schließlich einem an Zahl und Feuerkraft weit
überlegenen Gegner weichen mußten, machte:
er verstünde nicht, warum die Deutschen die
Anlage zerstört hätten, man hätte sie doch
ruhig bestehen lassen und übergeben können.
Gerade diese Äußerung bewies uns damals, |‘
wie nötig vom deutschen Standpunkt aus die
Zerstörung, die übrigens von der zuständigen
heimischen Stelle befohlen worden war, ge-
wesen war. Das Zerstörungswerk war eine un-
vermeidliche Folge des Krieges. Man durfte
dieses wichtige Nachriehtenmittel nicht in die‘
Hände des Gegners fallen lassen, wollte man
ihm nicht die Möglichkeit bieten, sie für seine
Zwecke zu verwenden, und damit die eigenen
Interessen aufs schwerste schädigen. Nament-
lich hätten die Gegner den Verkehr der deut-
schen Kriegsschiffe und, besonders den Verkehr
zwischen Duala und Windhuk und zwischen
Windhuk und Nauen stören können. Wenn wir
uns aber etwa auf die Vernichtung wichtiger
Teile hätten beschränken wollen, so konnten
die ganz gebliebenen Teile immer noch unter
Benutzung von Ersatzstücken wieder betriebs--
fähig gemacht oder anderweit für Zwecke der
Kriegführung verwendet werden. Sie,hätten
also zur Vermehrung der gegnerischen Kriegs-
mittel gedient. Da es überdies unsere Pflicht
war, die Anlage so lange als irgend möglich im
Interesse ihrer Beibehaltung als Verkehrsver-
mittler betriebsfähig zu erhalten, so mußte
schließlich die Zerstörung der gewaltigen, ein
ausgedehntes Gelände beanspruchenden An-
lage mit ihren neun hohen Türmen mit größter
Sehnelligkeit ausgeführt werden, damit der
immer näher heranrückende Feind, dem die
schwachen Verteidigungstruppen mehrfach Halt
zu bieten, den sie aber nieht zurückzuwerfen
vermocht hatten, uns nicht vor der Vollendung
des Vernichtungswerkes überraschte. Wir konn-
ten daher nicht in aller Gemächlichkeit die Teile
auswählen, die uns ausreichend erschienen, um
die Anlage so betriebsunfäbig zu machen, daß.
sie nicht in kurzer Zeit wieder hergestellt wer-
den konnte, sondern die Zerstörung mußte in
kürzester Zeit, noch dazu während der Nacht,
erfolgen. Weiter aber war bei der Zerstörung
der Anlage der Gesichtspunkt maßgebend. daß
der Feind nicht wertvolle Fabrikationsgeheim-
nisse u. dgl. erfuhr, zumal es: bis dahin den Eng-
ländern und Franzosen nicht gelungen war, auf
eine derartige Entfernung in den Tropen einen
betriebssicheren Funkverkehr herbeizuführen.
Entscheidend war also die unerbittliche
eiserne Notwendiekeit, die zur Vernichtung die-
ses großartigen Werkes zwang. Nur weil wir
alle diesen harten Zwang einsahen, konnten
diejenigen, die’zum Teil jahrelang an dem
nahezu vollendeten Werke mitgearbeitet und
große Hoffnungen auf seine Leistungen ge-
setzt hatten, es übers Herz bringen, bei der Ver-
niehtung mitzuwirken. Manchem der braven
Ingenieure, Telegraphisten, Monteure usw.
traten die Tränen in die Augen, und wir alle
konnten nur mit Mühe unsere Rührung unter-.
drücken, als wir am anderen Morgen das einem
Trümmerfeld gleichende Stationsgelände er-
bliekten, in dem die weißen Fundamente der
umgestürzten Türme gleichsam als Leichen-
steine auf dem Grabe eines Werkes hervor-
ragten, dessen Leistungsfähigkeit wir alle wäh-
rend der Verteidigung alltäglich durch das
Lesen .der aus der Heimat hinübergefunkten
und lückenlos aufgenommenen Nachrichten
schätzen gelernt hatten. .
Bezeichnend für das Bestreben des Ver-
fassers jenes Aufsatzes, alles, was mit den Deut-
schen Beziehung hat, herabzusetzen, sind noch
zwei andere Bemerkungen. Er bringt eine von
dem Baupersonal hergestellte Photographie
des Gebäudes für die Sende- und Maschinenan-
lage der Großfunkstelle mit dem Bau- und Be-
triebspersonal und knüpft daran abfällige Be-
merkungen über die vielen Farbigen, die auf
dem Bilde stehen. Selbst größere Stationen
als Kamina — welche größere Anlage im Jahre
1914 die Marconigesellschaft in den Tropen er-
baut hatte, darüber schweigt sich aus begreif-
lichen Gründen der Verfasser völlig aus! — be-
dürften eines so großen Bestandes ungeübter
Leute nicht. Der schwer zu erratende Beweg-
grund dafür, die vielen Eingeborenen auf das
Bild zu bringen, sei wohl der gewesen, daß man
Propaganda hätte machen wollen. — Wenn die
Marconigesellschaft schon Erfahrungen in der
Herstellung großer Funkstellen in den Tro-
pen damals gehabt hätte, würde sie wissen, daß
zu den umfangreichen Erd-, Ausrodungs-, Ent-
wässerungs- und Hochbauarbeiten eine sehr,
große Zahl von Arbeitern gehört. Die Togo-
eingeborenen haben dank ihrer Anstelligkeit
und der angemessenen Unterweisung in der.
Tat tüchtig bei dem Stationsbau mitgeholfen ;
‚Der
ES Kr ng e
es war also ganz berechtigt, sie als Baumänn-
schaft auf der Platte mit festzuhalten.
Der Verfasser kann die Bedeutung der
Großfunkstelle nieht in Abrede stellen, bezeich-
net die Anlage als ein Beispielder besseren Seite
der deutschen Kolonisierungsmethode (viel-
leicht wird die Entwicklung bald lehren, daß
es noch manche andere soleher guten Seiten
gibt), fügt abersofort, um dieses un vermeidliche
peinliche Lob genügend abzuschwächen, hinzu,
daß sie zweifellos in erster Linie als ein „Vor-
posten! der Wilhelmstraße‘ aufzufassen . sei.
Offenbar um die sich den Lesern aufdrängende
Frage, warum die Marconigesellschaft damals
nicht auch solche Großfunkstellen in den 'Tro-
pen hergestellt habe, gleich abzutun, ergeht
sich dann der Verfasser in abfälligen Bemer-
kungen über die große Geldverschwendung.
Jede Maschine sei doppelt vorhanden gewesen,
so daß die ganze technische Einrichtung eigent-
lich in zweifacher Ausführung da war. Es ist
nieht anzunehmen, daß der Verfasser, obgleich
die Marconigesellschaft noch keine Erfahrungen
aufdem Gebiete hatte, wirklich die Notwendig-
keit eines genügenden Ersatzmaterials
Funkanlagen in Gegenden, wo die Beschaffung
von Ersatzstücken mehrere Monate dauert,
nicht einsieht. Vielmehr hat eben auch bei
dieser Bemerkung das Bestreben mitgesprochen,
alles, was von den Deutschen kommt, soschlecht
als möglich zu machen.
5. Februar 1920. u.
fürz
Daß dies dem Verfasser gelungen ist, muß
als ausgeschlossen gelten, soweit es sich um
vorurteilslose Leser handelt, die die Dinge an-
sehen, wie sie sind. Und für diese ist eine Her-
absetzung dieses in Togo geleisteten Werkes,
nicht möglich. Denn die Großfunkstelle Ka-
mina, deren ausgezeichnete Leistungen auch
die siegreichen Angreifer nach der Einnahme
der Station an der Hand der lückenlos aufge-
nommenen Berichte der deutschen Obersten
Heeresleitung haben anerkennen müssen, war
ein herrliches Denkmal deutschen Fleißes und
deutscher Zähigkeit (d. bh. der auch in jenem
Aufsatz bespöttelten ‚„Gründliehkeit“), das
trotz der durch ein verhängnisvolles Gesehick
nur kurzen Dauer seiner Wirksamkeit seinen
Fa in der Geschichte des Verkehrs behalten
wird.
Daß dieses Werk der Vernichtung anheim
fiel, geschah deshalb, weil der Krieg nach
‚Afrika getragen wurde.. Vielleicht beschäftigt
sich der Verfasser jenes Aufsatzes auch einmal
mit der Frage, ob-es überhaupt gerechtfertigt
und. nötig war, den Krieg auf Afrika auszu-
dehnen und den Eingeborenen das Schauspiel
der Bekämpfung der weißen Rasse unterein-
ander zu bieten. Vielleicht lenkt der Verfasser
seine Aufmerksamkeit auch einmal darauf, wie
man nachher mit den Erbauern und Vertei-
digern der Großfunkstelle Kamina in der Ge-
fangenschaft verfuhr. Bei der grausamen, un-
menschlichen Behandlung, dieihnen da von den
Landsleuten der Eroberer Kaminas zuteil
wurde, offenbarten diese einen Zerstörungs-
trieb, der denjenigen, von dem'angeblich die
Deutschen bei der Vernichtung der Großfunk-
stelle beseelt gewesen waren, weit übertraf! In
Kamina richtete sich der Zerstörungstrieb
gegen eine tote Sache, in der Gefangenschaft
dagegen gegen wehr- und schuldlose Menschen,
die lediglich ihre Pflichtihrem Vaterland gesen-
über erfüllt hatten.
Dr. Max Roscher.
f
x
LITERATUR.
Besprechungen. )
Brntnitt. 2dber erfahrungs-
wissenschaftlichen Intelligenz
‘in die Verwaltung. Von Geh. Reg:-
‚Rat Prof. Dr. Eckert. Heft 5 der Schriften
‘ der. Deutschen Gesellschaft für soziales
Recht. 241 8. in 8° Verlag von Werd,
Enke, Stuttgart 1919. Preis geb. 12 M,
Dieses Sammelheft der Deutschen Gesell-
schalt für soziales Recht enthält 14 Einzelauf-
sätze namhafter Verfasser‘ verschiedenster Be-
rufe und. Richtungen.
alle. kennzeichnet,
dureh: Die einseitig formale huma-
nistisch-philolo eisch-juristische
Ausbildung unserer Verwaltungsbeamten muß
immer mehr einer
tisch-naturwissenschaftlich-tech-
nisch-volkswirtschaftlichen
bildung weichen. Die. geschichtliche \Entwick-
lung zeigt, daß zur Zeit Friedrich Wilhelms I,
und Friedrichs des Großen der preußische Ver-
waltungsbeamte nur naturwissenschaftlich-ka-
meralistische. keine juristischen Vorkenntnisse zu
besitzen brauchte (s. Studienplan der Kameral-
Als. Leitmotiv,- das sie
zieht sich durch sie hin-_
allgemeinen prak-
Vor-
behandelt
‚Hochschule
5. Februar 1920.
- m
schule in Bonn). Auch der Reichsfreiherr v. Stein
verlangt noch keine iwfästische Vorbildung;. erst
in der Hardenbergschen Zeit, 1817, erwartet
man von dem Verwaltungsbeamten auch gründ-
liche Kenntnisse des Rechts neben der er:
fahrungswissenschaftlichen Vorbildung und
stellte die Tätigkeit als Auskultator bei einer
Gerichtsbehörde frei. Erst 1846 wurde das
Bestehen der zweiten. juristischen Prü-
fune zum Referendariat zur Vorbedingrung
für den Eintritt in den Verwaltungsdienst.
immer aber noch unter Nachweis . volkswirt-
schaftlicher _ Kenntnisse. Allmählich ° aber
schwanden auch diese Anforderungen, und es
genügte eine rein juristische Ausbildung. In
veuerer Zeit erst wieder tritt nach dem "ersten
neferendariatsjahr eine Trennung .in der Aus-
bildung der Regierungsreferendare von den
Gerichtsreferendaren auf.
alle diese Reformbestrebungen stellen sich alle
14 Verfasser auf den Standpunkt, daß jede
erfahrungswissenschaftliche Hochschulbildung,
ergänzt durch praktische Kunde des Rechtes,
zum Eintritt in den höheren Verwaltungsdienst
berechtigen müsse.
Einleitend beleuchtet Regierungsbaumeister
0. Schleicher aus Heilbronn den „Kern
der . Frage“. OÖberregierungsrat Franz
Kohler behandelt den „Bürokratismus“.
Dieser stellt die Form über die Sache, ist
weltfremd, schwerfällis, langsam und wun-
schlüssig, ihm fehlt das hohe sittliche Verant-
wortungsgefühl, und das persönliche Interesse
an den Geschäften, er arbeitet unwirtschaft-
lich. Neben den Formelmenschen fehlen. die
Praktiker. Als Grundlagen des ‚Technischen
Denkens“ nennt Herr Prof. Th. Janssen von
von der Charlottenburger Technischen Hoch-
schule „Das Erkennen der Stoffe und Kräfte
der Natur und ihrer Wirkungen sowie die be-
wußte, gewollte Anwendune‘ der Erkenntnisse
zur Befriedigung der menschlichen Bedürf-
nisse“. Privatdozent Dr. Ernst Schultze
von der Leipziger Universität erkennt „Die
Entschlußkraft“. *als die Grundbedingung der
Verwaltungsreform, Professor W. Franz
„Die Technische Hochschule als
der höheren Verwaltung“. Die
_ beste Vorbildunge des Verwaltungsbeamten ist
,
die juristisch-technisch-wirtschaftliche, wie sie
z. B. schon heute der Verwaltungsingenieur er-
hält. Der Professor der Handelswissenschaften
an der Königsberger Handelshochschule, Dr.
FelixWernser, weist seinerseits darauf hin,
laß „Die Handelshochschule als Hochschule
der Verwaltung“ selten könne, und nennt eine-
Reihe von Gebieten, auf denen gerade Diplom-
kaufleute als Verwaltungsbeamte Verwendung
finden sollten, -Prof.- Dr. Karl Kinder-
mann’ von der. Landwirtschaftlichen Hoch-
schule Hohenheim-Stuttgart' bespricht die Auf-
gaben „der landwirtschaftlichen Hochschule in
den Meisterjahren“. In etwas schwärmerischer
Auffassung der jetzigen Verhältnisse — „Das
deutsche Volk ist am "Werk, nach seinem
Kriegsmeisterstück sein Bürgermeisterstück zu
liefern“ beginnt er schreibt _ er den land-
wirtschaftlichen Hochschulen hohe erzieherische
Aufgaben auch füp Verwaltungsbeamte zu.
Prof. Dr. Fritz Stier-So’mlo aus Köln
behandelt „Die Verwaltungshochschulen und
die erfahrungswissenschaftliche
Prof, Dr. phil. :et jur: Kollmann aus
Darmstadt würdigt den , ee als Organi-
sator in Staat und Gemeinde“. Das Versagen
der formalen’ Verwaltungsbeamten stellt er
dem frischen Wirken des technischen Organi-
..sators
gegenüber. Julius Steinberg
aus Bonn wieder nennt eine Reihe von Gebie-
ten, die dem „Kaufmann als Organisator“ vor-
behalten bleiben sollten. Über ‚die Vorbil-
dung. zum. höheren Staatsdienst“ macht dann
der Geh. Oberpostrat Prof. Dr. Strecker
aus Berlin seine schon in der „ETZ“ be-
sprochenen Ausführungen. Der Abgeordnete
Peus aus Dessau tritt
„Dem Tiüchtigen freie Bahn“ u. a, für eine
stärkere Heranziehung von Politikern und Ge-
werkschaftsbeamten ein. Dr. Heinz Pott-
hoff aus München führt in ‚Soziales Recht
im: Volksstaat“ aus, daß in dem Ziele des
höchsten Glückes aller, beruhend auf der höch-
sten Leistung aller, die Synthese zwischen den
fälschlich für Gegensätze gehaltenen liberalen
und sozialistischen Anschauungen gegeben ist.
Im Schlußaufsatz betont Dr.-Sng. Ritzmann
aus Karlsruhe, daß die unmittelbare Nutzbar-
machung auch “nichtjuristischer Intelligenz
für die Verwaltungsarbeit zu erstreben .ist
und der Aufgabenkreis der einzelnen Verwal-
tungsbeamten den verfügbaren Kräften besser
angepaßt werden muß. Die Fachausbildung
darf weder im Studium, noch in der Vorberei-
tungszeit ganz einseitig sein, sie muß ‚den An-
schluß an die anderen Fachgebiete, die im öf-
fentlichei Leben von Bedeutung sind, ‘soweit
vermitteln, daß gegenseitiges Verstehen mög-
Elektrotechnische Zeitschrift.
Weitersehend als
Ausbildung“,
in dem Aufsatz
1920.
lich ist. So wird dem Verwaltungsbeamten der
Zukunft die Freiheit des Handelns wiederge-
wonnen werden. ‘Er wird wieder fähig wer-
den, sich nicht nur formal, sondern auch ma-
teriell verantwortlich zu bet ätigen,
Im ganzen stellt das Sammelheft ein beach-
tens- und lesenswertes Werk dar.
W. Becker, Reg.-Bauneister a. D
Handbuch der Radiologie. Bd. 5. Von
Prof. Dr. Erieh Marx. Mit 307 Textabbil-
dungen und Tabellen. 706 S.in 8°. Akade-
mische Verlagsanstalt. Leipzig 1919. Preis
65 M.
Trotz erheblicher, in den Zeitumständen
begründeter Schwierigkeiten ist der 5. Band
des von E. Marxherausgegebenen Handbuches
der Radiologie nunmehr erschienen. Er zeiht
sieh den bisher erschienenen Bänden- (1I. Ra-
dioaktive Substanzen, von E. Rutherford.
III. Glimmentladung von E. Gehreke; Posi-
tive Säule von R. Seeliger: Lichtelektrizität
von W. Hallwachs. IV. Kanalstrahlen von
W. Wien; Liehtbogen von A. Hagenbach;
Glühelektroden von O0. W. Richardson;
Flammenleitung von E. Mar x) würdig an.
Das im Laufe der letzten 25 Jahre zu unge-
heurer Bedeutung Aaremnällene Gebiet. der
Kathoden- und "Röntgenstrahlen ist in er-
schöpfender Weise von berufensten Mitarbei-
tern dargestellt. Es haben geschrieben über:
die Spezifische Ladung des Elektrons A. Be-
stelmeyer, die Reflexion, Diffusion, Absorp-
tion, Sekundärstrahlung von Kathodenstrah-
len H. Starke, Röntgenstr ahlen E. Marx.
Die gewaltige Entwicklung gerade des
letztgenannten Gebietes in den allerletzten Jah-
ren, namentlich durch die an die Lauesche
Entdeckung der Interferenz der Röntgenstrah-
len anknüpfenden zahlreichen Untersuchungen
brachte es mit sich, daß die Darstellung, mehr
als vielleicht vom didaktischen Standpunkt aus
wünschenswert, historische Form annehmen
mußte, damit nicht die bereits fertiggestellten
Teile schon während des Druckes veralteten.
Wird auch dadurch, namentlich durch die häu-
figen Verweisungen auf späteres, das Studium
nicht gerade erleichtert, so -bietet sich doch
anderseits als Lohn der Arbeit dem Leser der
Genuß einer ausführlichen zusammenhängen-
den Darstellung des Werdens und des jetzigen
Standes unserer Kenntnisse vom Wesen der
Röntgenstrahlen und von dem durch ihre Ver-
mittlung aufgehellten Aufbau der Materie aus
ihren Atomen und der Atome selbst aus ihren
noch kleineren Bestandteilen, den Rutherford-
Bohrschen Kernen und den sie als Planeten um-
kreisenden Elektronen. W. Kaufmann.
Eingänge.
(‚Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
. Bücher.
Nacht und Morgen der Weltwirtschaft. Eine
objektive Betrachtung der gegenwärtigen in-
dustriellen Wirtschaftslage der Erde, unter be-
sonderer Berücksichtigung Deutschlands. Von
Oberingenieur OÖ. ©, Roedder. 50 S. in 80. In-
_ dustrieverlag Vogler &Seiler, G.m. b. H., Chemnitz
1919. :
Grundriß der Funkentelegraphie in gemein-
verständlicher Darstellung. Von Dr. F. Fuchs.
11. Aufl. 130 Textabb. 72 S. in 80. Verlag von
R. Oldenbourg, München und Berlin 1920. Preis
geh. 2,75 M.
Kleiner Leitfaden der praktischen Physik,
Von Friedr. Kohlrausch. 3. Aufl. Neubearb.
von Prof. Dr. H. Scholl. Mit 165 Textabb. XX
und 3248. in 80. Verlag von B. G. Teubner,
Leipzig und Berlin 1919. Preis geb. 10 M.
Doktordissertationen.
R. Kröner. Versuche über Strömungen in stark
erweiterten Kanälen. Technische Hochschule
Berlin. 1915.
F, Müller. Über die Ermittlung des Temperatur-
verlaufes von schnellströmenden Gasen oder
Dämpfen bei Expansion in einer Laval-Düse.
Technische Hochschule Berlin. 1919.
"M. Enzweiler. Die Grundwasserabsenkungsmethode
in ihrer Anwendung auf den Unterwassertunnel-
bau unter besonderer Berücksichtigung der Groß-
Berliner Verhältnisse. Technische Hochschule
Charlottenburg.
Zeitschriften.
Archiv für Elektrotechnik. Bd. 8, Heft 10,
enthält folgende Arbeiten: R. Nagel, Die Ver-
wertung der Glimmwirkung elektrischer Leiter
zum Schutz gegen Überspannungen. M. Jakob,
Zur Frage der Messung von Öberflächentempera-
turen in der Elektrotechnik. Erwiderung auf die
Bemerkungen des Herrn Kade. V. Vieweg, Be-
stimmung der Dieke der Ölschicht bei Lagern.
Helt 6.
1.27
„Werkstatis-Technik“. 2.Sonderheft, Nov. 1919.
Meßgeräte und Mefß’verfahren. Verlag von Julius
Springer, Berlin 1919. Preis 3 M (für Abonnen-
ten 1,20 M).
[Das Sonderheft enthält folgende Aufsätze:
Meßgeräte und Meßßverfahren. Von M.Kurrein. —
Interferenzkomparator für Endmaßle. Von F, Göpel.
— Was muß in der Werkzeugmacherei an Meß-
werkzeugen vorhanden sein? — Fühlhebel in der
Werkstatt. — Meßßmaschinen. — Neujustierung und
Genauigkeit von Mikrometern. — Selbstherstellung
von Kalibern. — Zifferblatt-Mefßßwerkzeuge. | -
Neue Zeitschriften.
„Zeitschrift für Fernmeldetechnik, Werk-
und Gerätebau“. Herausgegeben von Prof. Dr.
R. Franke, Borlin-Lankwitz. Bd. 1, 1920, Heft 1.
Verlag von R. Oldenbourg, München und Berlin,
Bezugspreis 20 M (Ausland 26 M).
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG,
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er-
messen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.)
Hochleistungsschalter.
(Ölschafter für Gleichstrom.)
In einem Zusatz zu seinem Diskussions-
beitrag im Sitzungsbericht des Elektro-
technischen Vereins vom 29. .IV. 1919
in der ‚„ETZ‘“ 1919, S. 655, meint Herr BIER-
MANNS, daß die günstigen Erfahrungen, die
ich über Ölscahlter für Gleichstrom mitgeteilt
babe, darauf zurückzuführen seien, daß die
Anwendung sich auf Nebenschlußmotoren be-
schränkt habe. Das trifft aber nieht zu, sondern
die Gleiehstrom-Ölschaltersind auch an zabl-
reichen Stellen zum Schutz von Hauptstron:.-
motoren (Krane usw.)angewendet worden. Daß
nach dem Schema des Nebenschlußmotors, rich -
tige Schaltung des Anlassers vorausgesetzt, bei
der Unterbrechung keine Überspannungsget fahr
vorhanden ist, ist klar. Dasselbe gilt aber auch
für Hauptstrommotoren, wenn sie im Laufen
abgeschaltet werden. In diesem Falle ist näm-
lich bekanntlich im Moment der Abschaltung
die EMK des Ankers der durch die Abschaltung
des Feldes erzeugten EMK entgegengerichtet,
so daß nur die Differenz beider zur Wirkung
kommen kann. Dementsprechend ist ja auch
das Absehaltfeuer eines laufenden Hauptstrom-
motörs sehr gering, und das Feuer wird nur be-
denklicb, wenn der Motor beim Versuch des
Anfahrens noch in ruhendem Zustande abge-
schaltet wird. Diese Vorgänge sind vom Stra-
ßenbahnbetrieb her allgemein bekannt. Nun
ist aber die Stromunterbrechung durch den Öl-
schalter bei Gleichstrom gar nicht so momentan,
wie irrtümlich immer behauptet wird. Im
Gegenteil, der Liehtbogen zieht sich bei Gleich -
strom und den hier in Betracht kommenden
höheren. Stromstärken unter Öl ziemlieh lang,
was durch Versuche leicht festzustellen ist. Da-
mit entfällt aber auch der Grund für eine angeb-
lich größere Überspannungsgefahr, die nach
meiner Anschauung sicher nicht erößer ist, als
bei den sonst üblichen Automaten mit magneti-
scher Blasung.
Da, wie auch in der Diskussion wiederholt
betont wurde, auch an anderen Stellen seit vie-
len Jahren mit Ölschaltern für Gleichstrom nur
günstige Erfahrungen gemacht wurden, so hoffe
ich, daß nunmehr das speziell in Berlin herr-
sebende Vorurteil gegen die Anwendung von
Gleichstrom-Ölschaltern endgültig beseitigt ist.
Frankfurt a, Main, 22. XII. 1919.
Max Vogelsang.
“Erwiderung,
Herr VOGELSANG befindet sich im Irrtum,
wenn er'annimmt, daß Hauptschlußmotoren
sich beim Abschalten ähnlich günstig verhalten
wie Nebenschlußmotoren, das Gegenteil ist viel-
mehr, wie ja auch die aus dem Kontrollerbau
bekannten Erfahrungen beweisen, der Fall.
Beim abgeschalteten Hauptschlußmotor ist
keinerlei Verkettung der Erreger- und auch —
infolge der Stellung der Bürsten in der neutralen
Zone — der Ankerwindungen mit dem magne-
tischen Felde mehr vorhanden, im Momente der
Unterbreehung verschwinden somit das magne-
tische Feld und die von ihm induzierte Gegen-
EMK des Ankers, und es entsteht eine hohe
EMK. der Selbstinduktion, deren Größe durch
die Rotation des Ankers nicht im mindesten be-
einflußt wird. Daß der Gleichstrom-Liehtbogen
im Ölschalter verhältnismäßig lange stehen
bleibt und dadurch eine starke Verrußung des
Öles bedingt, ist von jeher als großer Nachteil
des Ölschalters empfunden worden ; die Unter-
brechungsüberspannung entsteht, wie aus den
seinerzeit von mir veröffentlichten Oszillogram-
men?) deutlich zu ersehen ist, erstin dem Augen-
I, „Über das en Be Wechselstromener-
gien“, „Archiv f. Elektr.“ Bd.
118
1920.
blicke, in welchem der Liehtbogen erlisclit. Da
ich an der erwähnten Stelle mich eingehend mit
den hier herrschenden Verhältnissen befaßt
habe, kann ich mir hier. weitere Worte ersparen.
Ganz abgesehen von der Überspannungsfrage
stehe ieh auf dem Standpunkt, daß die markt-
gängigen Luftschalter sich selbst in den
größten Gleichstromanlagen aufs beste bewährt
haben, so daß also in den weitaus meisten Fällen
gar keine Veranlassung zur Einführung der in
Wechselstromanlagen nur als notwendiges Übel
‚betrachteten Ölschalter besteht. Das Vorurteil
vieler Fachgenossen gegen die Anwendung von
Gleichstrom-Ölschaltern ist aus den beiden an-
geführten Gründen wohl berechtigt.
Berlin-Pankow, 4. I. 1920.
J. Biermanns.
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreisa erbeten.)
Th. Koehn 7. In Mailand starb am 23. Ja-
nuar im Alter von 64 Jahren infolge eines
Schlaganfalls der Geh. Baurat Theodor Koehn,
ehemaliger Direktor der Union El.-Ges. und
später der Continentalen Gesellschaft für elek-
trische Unternehmungen in Nürnberg. Der Ver-
storbene hat sich eingehend mit allen Fragen
der Ausnutzung der Wasserkräfte zur Erzeugung
von Elektrizität beschäftigt, und übte nach seiner °
Rückkehr nach Berlin auch beratende Tätigkeit
auf diesem Gebiet aus.
Hochschulnachrichten. Der Privatdozent
für theoretische Physik an der Universität
Breslau, Prof. Dr. R. Ladenburg, erhielt
einen Lehrauftrag für Elektronik. — Dr. O.
Stern, Privatdozent für theoretische Physik
an der Universität Frankfurt a. M. erhielt den
Professortitel. — Dr. F. Goos habilitierte sich
an der Universität Hamburg für Physik.
EEE ZZWERNTEDRZEREEEERTEEE TEEN ENTER TESTER EEETERTERETEN
VEREINSNACHRICHTEN,.
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein.)
Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die
Geschäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68,
Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten.
Die nächste Sitzung des Elektrotechni-
schen Vereins ist eine außerordentliche und
findet statt
am Dienstag, den 10. Februar 1920,
abends 71, Uhr pünktlich,
in der Technischen Hochschule Charlottenburg,
Saal 141.
Tagesordnung:
Vortrag des Herrn Oberingenieurs W. Hoepp
über: „Berechnung von Kontakten“.
Inhaltsangabe:
1. Oxydationsvorgang an Kontakten. —
2. Erlahmungstemperatur. — 3. Betriebsdauer.
— 4. Schmierung. — 5. Zweekmäßige Über-
temperatur. — 6. Einfluß der Raumtempera-
tur. — 7. Temperaturverteilungim Schalter. —
Ss. Querschnittsänderungen. — 9. Schalter mit
zwei Kontaktstellen. — 10. Schienenbelastung.
— 11. Kontaktwiderstandsformel. — 12, Kon-
taktformen. 13. Kontaktdruck bei Kon-
trollerfingern und Stromschützkontakten. —
14. Schienenverschraubungen. — 15. Flächen-
beschaffenheit. — 16. Stannioleinlagen. — 17.
Erschütterungen. — 18, Verstärkte Anschluß-
schienen. — 19. Angrenzende Massen. — 20.
Zusammenfassung, 2%
Gäste sind willkommen.
Der Vorsitzende:
Ad. Franke.
Die nächste Fachsitzunge des Elektro-
technischen Vereins findet statt
am Mittwoch, den 18. Februar,
abends 71/ Uhr pünktlich,
‚im Hörsaal des Telegraphen-Versuchsamts,
Berlin, Königgrätzer Straße 20
(m Potsdamer Platz).
& Tagesordnung.
Vortrag des Herrn Prof. Dr. Kiebitz über:
„Drahtlose Richtungstelegraphie‘“.
Inhaltsübersicht.
Die möglichen physikalischen Vorgänge.
Die technischen Möglichkeiten.
. Stand der Technik vor dem Kriege.
Entwicklung im Kriege. a) Riehtempfänger
im Landheer, b) Richtsender der Marine,
©) Riehtwirkungen der Flugzeugantennen.
Pwvr
5. Kursweiser. Ru
6. Rahmen- und Spiralantennen.
7. Aufgaben für die Zukunft. ’
Zu den Fachsitzungen sind alle Mitglieder
Elektrotechnischen Vereins eingeladen.
des 3 €
Gäste sind willkommen.
Der Fachausschuß für elektrisches
Nachrichtenwesen,
Wagner.
Sitzung
am Dienstag, den 16. Dezember 1919,
abends 71, Uhr,
in der Technischen Hochschule Charlottenburg,
Hörsaal Nr. 141. e
Vorsitzender Herr Prof. Kloß.
Anwesend etwa 250 Mitglieder und 10 Gäste.
Vorsitzender: Ich eröffne die Sitzung.
Die Berichte der drei letzten Sitzungen
sind fertiggestellt und befinden sich bei der
Schriftleitung der
schrift‘. Sie werden in den nächsten Nummern
der „ETZ“ abgedruckt werden !).
Neuanmeldungen sind eingegangen, das
Verzeichnis liegt aus.
Gegen die in der letzten Sitzung ausgeleg-
ten Anmeldungen neuer Mitglieder sind keine
Einwendungen erhoben worden, die Angemel-
deten sind danach als Mitglieder in den Verein
aufgenommen worden.
Der Verein wird in diesem Winter wieder
wie früher Monteur-Fortbildungskurse veran-
stalten; die erforderlichen Ankündigungen
werden in der „ETZ“ erlassen.
Herr Prof, Wagner wird eine Vortrags-
reihe über „Aufgaben der elektrotechnischen
Praxis in mathematischer Behandlung‘ am
12. I. 1920 beginnen und in 12 Vorträgen bis
Ende März durchführen. Eine Bekannt-
machung darüber ist in der „ETZ‘“ erschienen.
Der Verband Deutscher Elektrotechniker
verlegt seine Bureauräume nach der Potsdamer
Straße 68, Ecke Winterfeldstraße; der Verein
zieht gleichzeitig mit in die neuen Räume, Der
Umzug hat heute stattgefunden.
Fräulein 'Reis, die Tochter des Erfinders
des Telephons, die in dürftiger Vermögenslage
ist, hat vom Ehrensold der Deutschen Industrie
eine jährliche Unterstützung von 1500 M (in-
zwischen auf 2100 M erhöht) und vom Verein
eine einmalige Gabe von 500 M erhalten.
Es liegt die Ankündigung eines Werkes
unseres Mitglieds, Herrn Dr. Neuburger vor:
„Die Technik des Altertums‘“‘, welches der In-
haltsübersicht nach zu schließen ein sehr emp-
fehlenswertes Werk ist. Wenn sich die Herren
dafür interessieren, so wird die Buchhandlung
uns ein Probeexemplar zur Verfügung stellen,
welches in der nächsten Vereinssitzung ausge-
legt werden könnte. Auch will der Buchhänd-
ler bei Bestellung einer größeren Zahl im Preise
entgegenkommen.
Damit die lebenswichtigen Betriebe nicht
durch allzu scharfe Ausübung des Streikrechts
in Mitleidenschaft gezogen werden, hat sich die
„Technische Nothilfe‘“ gebildet, eine Arbeits-
gemeinschaft mit strenger Arbeitsdisziplin,
deren Aufgabe es ist, im Falle des Streikes die
etwa in Mitleidenschaft gezogenen lebenswich-
tigen Betriebe, wie die Lebensmittelzufuhr, die
Wasser-, Gas- und Elektrizitätswerke, den 'Teele-
graphen- und den Fernsprechdienst u. a. m.
aufrechtzuerhalten. Ihre Führer sind an allen
Stellen Fachleute, und Fachleute werden auch
als Helfer gesucht. Insbesondere fehlt es an
Flektrotechnikern ; deshalb besonders hat sich
die „Technische Nothilfe‘“ an den Verband ge-
wandt, der die Angelegenheit an die Vereine
weitergegeben hat. Wir bitten unsere Mitglie-
der, dieser Angelegenheit ihr volles Interesse
zuzuwenden und sich der „Technischen Not-
hilfe“ zur Verfügung zu stellen. Auskunft über
die „Technische Nothilfe‘, ihre Organisation,
Bezüge, Fürsorge bei Unfällen u. dergl. er-
teilen die Vertrauensmänner, die auch Beitritts-_
erklärungen entgegennehmen. Für Berlin ist
dies Herr Ingenieur Joachim Strobel, Kur-
fürstendamm 193/194. Die Vertrauensmänner
für andere Bezirke können von der Geschäfts-
stelle erfragt werden.
Die Deutsche Maschinenfabrik hat bei Ge-
legenheit der diesjährigen Hauptversammlung
des Vereins Deutscher Ingenieure eine Aus-
stellung veranstaltet. Der Verein empfiehlt die
Besichtigung; insbesondere ist bemerkenswert
ein feststebender Riesenkran von 250 t Trag-
kraft, ein Schwimmkran von 275t Tragkraft
und ein großes Modell eines Kanalhafens mit
allen möglichen Lösch- und Ladevorrichtun-
gen usw. Die Besichtigung steht jederzeit frei.
. Wird zu Punkt 1 der Tagesordnung das
Wort gewünscht? Wenn dies nieht der Fall
!) Vgl. „ETZ* 1919, S.. 679, 694, 1920, 8. 14.
Heft 6.
„Elektrotechnischen Zeit-
5. Februar 1920.
ist, so kommen wir zu Punkt 2, und ich erteile
das Wort Herın Oberihgenieur Moritz Schen-
kel zu seinem Vortrag.
Herr Schenkel sprach über die Strom-
rückgewinnung bei Wechselstrombah-
nen, deren Bedeutung für die Wirtschaftlich-
keit des Betriebes bekannt ist, und die der Elek-
trotechnik neue Aufgaben, Beseitigung von
Selbsterregungserscheinungen und Erzielung
eines guten Leistungsfaktors stellt; der Vor-
tragende zeigte die benutzbaren Schaltungen
und deren Betriebscharakteristiken, die Ände-
rungen der Zugkraft, des Leistungsfaktors und
des Wirkungsgrades mit der Geschwindigkeit
und den Einfluß der Regelung am Haupttrans-
forımator der Lokomotive; eine Erörterung der
'Vor- und Nachteile bildete den Schluß. An der
, Besprechung beteiligten sich die Herren Adler,
Döry, Monath, Wichert und der Vortra-
gende selbst.
\
N
u Fe Ban nn Er te Fl
Te ee
a
Vorsitzender: Das Wort wird nieht mehr
verlangt, wir kommen daher zum letzten Punkt
der Tagesordnung, und ich erteile das Wort
Herrn Dr. Skaupy zu seinem Vortrag.
Herr Skaupy berichtete alsdann über
einen, dem bekannten Quecksilber-Gleichrieh-
ter ähnlichen Gleichrichter, der bei wesentlich
niedrigeren Stromstärken als jener (unter 3 bis
0,5 A) verwendet werden kann. Als gasför-
miger Leiter wird ein Edelgas, in der Regel
Argon, als Kathodenmetall- ein leicht ver-
dampfbares Metall, z. B. ein Alkalimetall, ver-.
wendet. Der Wirkungsgrad eines Gleichrieh-
ters für etwa 30 bis 100 V beträgt 60 bıs 65%.
An der Besprechung des Vortrages beteiligten
sich die Herren Lienhold, Schüler und der
Vortragende selbst.
Beide Vorträge und die anschließenden
Besprechungen werden in der ‚„ETZ“ ver-
öffentlicht werden. C
Im Auftrage des Vorstandes:
Strecker. "
Neuanmeldungen zum E.V.:
Elektritätswerk und ’Straßenbahn der Stadt
Remscheid, Remscheid.
Hamm, Arthur, Dr.-Sng,, Charlottenburg.
Klughardt, Hugo, Elektroingenieur, Berlin.
Maletzki, Erich, Ingenieur, Tempelhof.
Mayer, Emil, Dr.-$ng., Oberingenieur der Telefunken ‘
G.m.b. H., Charlottenburg.
OÖehme, Georg, Prüffeldingenieur, Berlin.
Peret, Josef, Ingenieur, Berlin.
Riffart, Carl, Ingenieur, Wilmersdorf.
Verband Deutscher Elektrotechniker
(Eingetragener Verein.)
Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68.
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9820 u. 9306.
Betr.: Bericht über die Jahresversammlung1919.
Der Bericht über die Jahresversammlung
1919 in Stuttgart wird auch diesmal wieder als
Sonderdruck erscheinen. Er enthält das Proto-
koll der Jahresversammlung und den Wortlaut.
der Vorträge nebst Diskussion. Der Preis eines
Exemplars beträgt 3 M für Mitglieder, 5 M für
Nichtmitglieder. Bestellungen von Mitgliedern
sind an unsere Geschäftsstelle, von Niebtmit-
gliedern an die Verlagsbuchhandlung Julius
Springer, Berlin W 9, Linkstraße 23/24, zu
richten.
Verband Deutscher Elektrotechniker,
Der Generalsekretär: |
Dr.-ösng. G..Dettmar.
RUNDSCHAU.
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Zur Charakteristik der Kraftübertragungs-
linien. — W. Nesbit behandelt in einer Reihe
von Aufsätzen die Charakteristiken von Fern-
leitungen. Zunächst wird die Berechnung von
Widerstand und Induktanz massiver und ver-
seilter Leiter und deren Hautwirkung behandelt,
und es werden die Ergebnisse in Zahlentafeln
zusammengestellt. Es folgen Berechnungen der
Reaktanz von Drehstromleitungen bei verschie-
denartiger Leiteranordnung.
Abstände der Leiter, so ist derin der gegebenen
| 8731. ro
Formel benutzte Leiterabstand D=YVA.B.C.
‘Für flache Dreiecksanordnung soll man D=
12,6 A nehmen, wenn A der Abstand zwischen
dem mittleren und einem äußeren Leiter ist.
Weiter werden eine Formel zur Berechnung von
Kapazitäten und Tafeln zur schnellen Berech-
nung der Ladeströme für die Längeneinheit ge-
2 ee ri PR RRETFE ST. 77 ESTER
L - ie Ars Er m Kuh ar;
Sind ABC die
er re
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.
‘
Jsolatoren
‘ ‚tragen,
5. Februar 192%0.
nn a nee
geben, u. zw. für verschiedene Leitungsbilder
und Querschnitte.. Gewarnt wird vor dem Feh-
ler, bei der Berechnung des Ladestroms kon-
stante‘Spannung über die ganze Länge der Lei-
tung anzunehmen. Abb. 1 zeigt die Größe die-
70
65
u N!
IR
IN
SCHEN
R
Bene
200° 400 6
Abstand von der Verbrauchstelle
|
Abb.1. Fehler bei Berechnung des Ladestromes von Hochspannungsleitungen.
ses Fehlers bei unbelasteter Leitung, wenn man
die Spannung am Verbrauchsende der Leitung
zugrunde legt. Er nimmt mit der Länge der
Leitung zu und ist besonders groß bei 60 Perio-
den: (Electrical World, Bd. 74, 1919, S. 423,
478 nach Electric Journal Juli/Aug. 1919.)
Pi2.
Apparatebau.
Hörnerschalter für 100 kV und 5000 kVA.
— G.T. Southgate beschreibt eine neue Form
eines im Betriebe erprobten Hörnerschalters für
100 kV und 5000 kVA, der in Abb. 2 dargestellt
RQ
25,4mm Rohr Pe
Träger der Kontakt:
scheiben
Welle der
E
7 Kupferfedern
Abb. 2. Hochspannungsschalter. ”
ist. Die 'Schaltbewegung erfolgt in’der Weise,
daß die die Kontaktorgane tragenden Isola-
toren um ihre Achse gedreht werden, während .
bei den sonst üblichen Formen die Isolatoren in
einer vertikalen Ebene um horizontal gelagerte
‘Zapfen schwingen. Wie aus der Abbildung zu
erkennen, wird der Kontakt durch Scheiben aus
Aluminiumguß, die unter der Wirkung von Fe-
dern stehen und Sich gegeneinander wälzen, her-
gestellt ; überihnen liegen die Hörner. Die Ein-
schaltung des isolierenden Zwischengliedes an
dem obersten Teil des Schalters hat den Zweck,
den Strominderrichtigen Richtungüberdie Hör- |
ner fließen zu lassen, so daß der elektromagne-
tischen Blaswirkung ein Maximum wird. Die
Drehung der Isolatoren, welche die Hörner
‘erfolgt durch Kegelräder, die
auf dem Schaltersockel montiert sind. Jede
Schaltwelle trägt ein derartiges Zahnrad, das
mit einem horizontal gelagerten Rad in Eingriff
steht; letzteres wiederum wird angetrieben
dureh ein mit dem Bedienungshebel gekuppeltes
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920.
km
Rad. Als Vorzüge dieser Bauart werden ihre
Einfachheit und Billigkeit angegeben. Der
Schalter kann in jeder Lage verwendet werden.
Seine meisten Teile können normalsiert
und dann für alle Größen benutzt werden.
Es ändern sich jeweils nur die
Hörner, Stangen und Rohr-
stutzen für die Kontakträder.
Von 49 Teilen können 46 vom
Lager genommen werden, um
Schalter für 70 bis 140 kV zu-
sammenzubauen. (Electrical
World, Bd. 74, 1919, 8.407.)
PR:
Ein Hochspannungs-Prüffeld
für 600 kV, — 0. F.- Har-
ding beschreibt die neuen
Einrichtungen des elektrischen
Hochspannungs-Prüffeldes der
Universität Purdue. Es werden
zwei Einphasentransformatoren
p ‚für je 135 kVA, 60 Per und
x 300 kV mit Ölfüllung benutzt,
die sekundär in Reihe geschal-
tet werden ‚können. Ein Pol
der Hochspannungswicklung
ist mit dem Ölbehälter geerdet,
der zweite ist,an eine Konden-
satorklemme geführt, die gleich-
zeitig den Ladestrom für
einen : Scheitelspannungsmesser
S.V. liefert (Abb. 3). Die?Höhe eines solchen
Transformators bis zur Spitze’ der Hochspan-
nungsklemme beträgt 4,7 m. Zur Messung der
zur öchalttafel
1235456 7891011 12131415161718 192071
zur Schalttafel
zur Schalttafel Kondensator klermme
E33 BOD.KV ©
Abb. 3.
Spannung und zum Anschluß der Spannungs-
spule eines Wattmeters ist eine tertiäre Wick-
lung vorgesehen. Um die bei Hochspannungs-
prüfungen notwendige feinstufige Regelung der
Spannung ohne Verzerrung der Spannungs-
kurve über den ganzen Spannungsbereich zu
erzielen, wurde nach gründlicher Erwägung die
aus Abb. 3erkennbare Schaltung benutzt. Die
Hochspannungstransformatoren werden ge-
speist von einem. Reguliertransformator R.T.
mit 20sekundären Anzapfungen. Jede der da-
durch erhältlichen 20 Spannungen kann weiter
unterteilt werden durch einen Hilfstransforma-
tor 4. T, mit 4 Anzapfungen. Es ergeben sich
dergestalt 480 gleiche Stufen, entsprechend je
0,2% der Prüfspannung. Die Einstellung er-
folgt durch zwei Schaltwalzen, die mit einer
Übersetzung von 1: 24 gekuppelt sind. Die
spätere Aufstellung eines dritten Prüftransfor-
mators gestattet Untersuchungen mit Dreh-
strom, bei Sternschaltung bis 300 kV pro Phase,
oder mit 520 kV Außenspannung. (Electrical
World, Bd. 74, 1919, S. 284.) Pte.
Zählerrevisionen. — In Heft 148, S. 712,
1919, des ‚„‚Elektrotechnischen Anzeigers‘‘ sowie
in Heft1, 8.9, 1920 des ‚‚Helios‘‘ wird in einem
Artikel mit der Überschrift,,Zähler-Revisionen ‘“
erklärt, daß die Zählerrevisoren eines Revi-
sionsbureaus ‚ohne weiteres bereit sind, auf
Wunsch die Zähler auf den gesetzlichen höchst-
zulässigen Plusfehler einzustellen, wodurch
allein schon eine Deckung der Revisionskosten
vorhanden ist.‘*
Die Physikalisch-Teehnische Reichsanstalt
weist demgegenüber darauf hin, daß durch An-
wendung eines solchen Verfahrens die Elektrizi-
tätswerke Gefahr laufen, sich strafbar zu ma-
chen. Der Gebrauch unrichtiger Meßgeräte ist
nach $6.des Gesetzes betreffend die elektrischen
Maßeinheiten im Deutschen Reiche verboten
und nach $ 12 unter Strafe gestellt. Wenn in
den Ausführungsbestimmungen zu diesem Ge-
setze gewisse Abweichungen von der Richtig-
123456 78 B1joN 1713141516 1718 197021 2273 74 75
keit der Meßgeräte (Verkehrslehlergrenzen) zu-
gelassen sind, so war dafür die Erfahrung maß-
gebend, daßein richtig eingestellter Zähler im
Gebrauche Abweichungen zeigt, die in seinen
inneren Bigenschaften begründet sind, und für
die das Elektrizitätswerk nieht verantwortlich
gemacht werden kann. Wenn dagegen ein
klektrizitätswerk seine Zähler auf den höchsten
zulässigen Pluswert der Fehlergrenzen einstellen
läßt, so ist der im Gesetz vorgesehene Spiel-
raum für die im Betriebe auftretenden Abwei-
chungen nach der Plusseite hin beseitigt. Über-
schreitungen der Fehlergrenze stellen in diesem
Falle ein strafbares Verschulden des Elektrizi-
tätswerks dar.
Die Reichsanstalt wird in jedem derartigen
Falle, der ihr zur Kenntnis kommt, die Einlei-
tung eines Strafverfahrens veranlassen.
\ Der Präsident
der Physikalisch-Teehnischen Reichsanstalt
gez. E. Warburg.
Verkehr und Transport.
Die Stromart der elektrischen Haupteisen-
bahnen. — Die Frage der für die Elektrisierung
der Haupteisenbahnen zu wählenden Stromarı
wird nicht so, bald von der Tagesordnung ver-
schwinden, wenngleich eine ganze Reihe von
Staaten oder Eisenbahnverwaltungen sich darin
schon schlüssig geworden sind. Es gilt, wie
neuerdings F. Niethammer, Prag, ausführt!),
diese Elektrisierungen in möglichst wirtschaft-
licher und für die ganze Energiewirtschaft des
Landes vorteilhafter Weise durchzuführen. Die
Entscheidung in dieser Frage belastet die maß-
gebenden Behörden mit einer ganz ungewöhn-
lichen Verantwortung. Die Schweiz, Deutsch-
land, Deutschösterreich und Schweden haben
sich zu einphasigem Wechselstrom entschieden,
während in!den Vereinigten Staaten
und Frankreich der hochgespannte
Gleichstrom das Übergewicht. hat.
Nach einem} Überblick über die heute
bestehenden, hauptbahnartigen Be-
triebe der Welt betont Verfasser mit
Recht, daß fürdie Wahlder Stromart nicht allein
rein bahntechnische Gesichtspunkte maßgebend
sein können, 'daß vielmehr die allgemeine Elek-
trisierung des Landes füralle Zwecke, einschließ-
lich der Bahnen, ins Auge gefaßt werden müß-
ten. Nach dem heutigen Standpunkt der Elek-
trotechnik erfolge die allgemeine Elektrisierung
großer Gebiete mit hochgespanntem Dreh-
strom bis 150 kV und 50 Per/s. Es sei nahelie-
gend, diese Stromart aus gemeinsamen Kraft-
werken auch den elektrischen Hauptbahnen zur
Verfügung zu stellen. Danach kämen für diese
folgende Betriebsarten in Betracht: 1. Dreh -
strombahnen mit 3000 bis 6000 V Fahrdraht-
spannung und 50 Per/s; Unterwerke mit Dreh -
stromtransformatoren längs der Strecke. 2. Ein-
phasenstrom-DrehstrommitPhasenspalter,
15000 V Einphasen-Fahrdrahtspannung und
50 Per/s, Drehstrommotoren mit 50 Per/s ; Ein-
phasentransformatoren längs der Strecke. 3.
Hochgespannter Gleichstrom mit 3000
bis 5000 V Fahrdrahtspannung; Drehstrom-
Gleichstrom-Unterwerke längs der Strecke. Die
Umformung des allgemeinen Drehstroms von
50 Per/s in solchen von 16?/, Per/s oder gar in
Einphasenstromvon 16?/,Per/skommt wegen
der sehrkostspieligenFrequenzwandler ernstlich
nicht in Betracht. Wenn schon dieser Dreh-
strom für Bahnzwecke in umlaufenden Ma-
schinen umgeformt werden müsse, so solle in
Gleichstrom umgeformt werden. e
Zur Elektrisierung der norwegischen Staais-
bahnen. — Die erste norwegische Staatsbahn-
strecke, welche für elektrischen Betrieb einge-
richtet wird, führt von Kristiania nachDram -
men, Die Strecke ist 53km lang, normalspurig
und auf der 13 km langen Teilstrecke zwischen
Kristiania und Sandviken zweigleisig ausge-
baut. Zwischen Kristiania und Sandviken und
teilweise Asker (23 km von Kristiania) herrscht
ein sehr reger Vorortverkehr, der ständig im
Zunehmen begriffen ist. Der übrige Verkehr
umfaßt hauptsächlich Personenverkehr und ist
7. Zt. ungefähr von derselben Größe wie der
Vorortverkehr. Für den Ausbau der elektri-
schen Anlagen rechnet man damit, daß nach
Eröffnung des elektrischen Betriebes 300 Mill.
Brutto-tkm jährlich erreicht werden sollen. Die
größte, aber ganz kurze Steigung der Strecke
ist 16%%0, außerdem kommt eine längere mit
rd 15°, und eine von rd 14°%%,, vor. Der
kleinste Krümmungshalbmesser auf freier
Streeke beträgt 250 m. Die Bahn soll mit Ein-
phasenstrom vonrd 16000 V und 15 Per/s be-
trieben werden. Für die Stromerzeugung baut
der norwegische Staat eine Wasserkraftanlage
mit sehr großen Akkumulierungsmöglichkeiten
aus. Das Wasser wird in zwei größeren Seen
aufgespeichert, durch Tunnel von rd 1500 m
Länge und Rohrleitungen von rd 1000 m Länge
ı) „Elektrotechn. u. Maschinenb.“ Bd.37, 1919, 5. 510.
12)
\
\
Elektrotechnische Zeitschrüt, 1920. Heft 6.
5. Februar 1920.
an das Kraftwerk geleitet, we vorläufig 3 mit-
tels Peltonrädern. angetriebene - Generatoren
von je 2700 kVA Dauerleistung installiert wer-
den. Die gesamte Gefällshöhe beträgt dabei
rd 390 m, und nach vollständiger Regulierung
kann mit 1,2 m°’/s Wasser gerechnet werden.
Wenn die Elektrisierung der Staatsbahnen
weiter fortschreitet, ist in Aussicht genemmen,
diese Anlage mit einer oder mehreren anderen
Wasserkraftanlagen parallel arbeiten zu lassen,
wobei die oben beschriebene Anlage die Be-
lastungsspitzen liefern zoll.
Vom Kraftwerk wird der Strom mit rd
60 000 V durch eine 50 km lange Fernleitung
nach Asker geführt, wo das Unterwerk gelegen
ist. Es wird nur eine Mastenreihe mit 4 Lei-
tungen angeordnet. Die Fernleitung wird durch
Sehalthäuser in 4 Sektionen unterteilt; die
Kupferleitungen erhalten je einen Querschnitt
von 35 mm?°, und es werden nur eiserne Maste
verwendet. Das Unterwerk in Asker setzt den
hochgespannten Strom in solchen von rd
16 000 V um (Leerlauf 55 000/16 000 V). Zwecks
teilweisen Ausgleichs des Spannungsabfalles
ist im Kraftwerk eine Überkompeundierung
von rd 20% vorgesehen,
Die Fahrleitung wird mit Kettenaufhängung
ausgeführt. Die beweglichen Ausleger werden
von den eisernen Masten durch Isolatoren, die
direkt an den Masten montiert sind, isoliert;
soweit angängig, kommen Einzelmaste zur Ver-
wendung. Bei den Brücken wird die Iselierung
der Ausleger in derselben Weise wie bei den
Masten ausgeführt, man vermeidet also Isola-
toren unmittelbar über dem Gleis. vollständig.
'Tragseil, Hängedrähte und Fahrdraht werden
aus Kupfer hergestellt, u. zw. von 50 bzw.
s0 mm? Querschnitt für Tragseilund Fahrdraht
über dem Hauptgleis und von 35 bzw. 50 mm?
über Nebengleisen. Parallel mit der Fahrlei-
tung und an deren Masten aufgehängt, läuft
längs des Einzelgleises zwischen Sandviken und
Drammen eine 50 mm?’ starke kupferne Speise-
leitung. i
Die Bahn führt dureh stark bebaute Vor-
orte mit ausgedehntem Fernsprechverkehr. Um
die störenden Einflüsse des 'Starkstroms auf
die Schwachstromleitungen möglichst zu be-
seitigen, werden in Abständen von etwa 1,5 km
Saugetransformatoren angeordnet, u. zw. auf
der doppelgleisigen Teilstrecke solche mit zwei
Wicklungen, auf der eingleisigen mit 3 Wick-
lungen (für Fahrleitung, Speiseleitung und
> 029 {=}
Gleis). Die Transformatoren werden so be-
messen, daß bei etwa 250 A Fahrleitungsstrom
volle Kompensierung erreicht wird. Bei Kurz-
schlüssen sollen die nicht kompensierten Am-
perekilometer dabei 2500 nicht überschreiten.
Es sind zwei verschiedene T'ypen von elek-
trischen Lokemotiven vorgesehen. Für den
Vorortverkehr, langsamere Personenzüge und
Güterzüge gelangt eine B-+- B-Lokomotive,
für die Schnellzüge voraussichtlich eine 1C 1-
Lokomotive zur Verwendung. Die ersteren
erhalten ein Gewicht von rd 60, die letzteren
von 68 bis 70t. Beider B-+ B-Lokemotive
werden die Motoren, je einer für jedes Drehge-
stell, hochgelagert. Die Übertragung auf dıe
Triebräder erfolgt durch Zahnräder und Kup-
pelstange. Jeder Motor gibt, an der Motorwelle
gemessen, eine Leistung von etwa 260 kW bei
690 Umdrehungen ab. Für die 1LC1-Loko-
motiven sind die definitiven Daten noch nicht
festgelegt.
Die Elektrisierung der Strecke, der Ausbau
von Kraftwerk, Unterwerk und Fernleitung ist
in Angriff genommen und die elektrischen
B —+- B-Lokomotiven sind bestellt; es besteht
die Absicht, den elektrischen Betrieb auf der
Vorortstrecke Anfang 1921 zu eröffnen. Auf
der sanzen Strecke dürfte der elektrische Be-
trieb in vollem Umfange erst Anfang 1922 auf-
genommen werden können.
Hj-
Die Elektrisierung der Vorortbahnen in
Melbourne. — Der von den Ingenieuren Merz
und Me Lellan.s. Zt. bearbeitete Entwurf zur
Elektrisierung der Vorortbahnen von Mel-
bourne in Australien ist nun zu seinem größten
Teil zur Ausführung gekommen. Es wurden bis
jetzt 322 km elektrisiert; die längste Ausfall-
strecke mißt 42km. Es kam hochgespann-
ter Gleichstrom von 1500 V Fahrdraht-
spannung mit oberirdischer Stromzuführung
zur Anwendung. Nach Ausweis der s. Zt. ein-
gereichten Kostenanschläge würde Einphasen-
Wechselstrom um etwa 23% höhere Anlagekosten
und um 36% höhere Betriebskosten als Gleich-
strom erfordert haben. Das am Yarra-Fluß ge-
legene Kraftwerk hat zwei Kesselhäuser mit je
in zwei Reihen zu je 6 einander gegsenüberlie-
genden Babcock- und Wilcox-Kesseln mit Über-
hitzern, Rauchgasvorwärmern und künstlichem
Zug. Im-Maschinenraum stehen 6 Parsonssche,
liegende Reaktions - Dampfturbinen von je
10 000 bis 15000 kW Leistung. Der in den
Turbodynamos erzeugte Drehstrom von 3300 V
Schreiner.
wird auf 20 000 V hinauftranslermiert und teils
unterirdisch, teils in Frejleitungen den Unter-
werken zugeführt. Der ın Ketten gespannte
Fahrdraht von 161 mm? Querschnitt wird von
Eisenmasten getragen und zwischen je zwei
in 900 m Abstand stehenden Ankerjochen durch
Gewichte selbsttätig nachgespannt. Die ganze
Fahrleitung ist in voneinander isolierte Ab-
schnitte geteilt, die durch Kabel von dem
nächstliegenden Unterwerk gesondert gespeist
werden. Der Fahrpark besteht bis jetzt aus
359 Triebwagen mit 1 bzw. 2 Führerabteilen,
56 Anhänge-Triebwagen und 287 reinen An-
hängewagen. Ein Zug besteht aus 2 bis 3 Ein-
heiten, jede Einheit aus einem Trieb- und einem
Anhängewagen. (TechnicalReview Bd. 5,1919,
S. 264 nach Railway Review vom!. XI. 1919.) e
Krankenfahrstuhl mit elektrischem. An-
trieb. — Eine Londoner Firma hat einen elek-
trisch betriebenen Krankenfahrstuhl herausge-
bracht.- Sie verwendet eine Akkumulatoren-
batterie von 24 Zellen, welche unter dem Sitz
angeordnet ist, und einen kleinen, elektrischen
Motor, der durch eine haubenartige Verkleidung
geschützt über den Vorderrädern liegt und diese
durch Kegelräder antreibt. Die Steuerung er-
folgt mittels Lenkstange. Für die Aufladung der
Zellen ist ein Steekkontakt vorgesehen. Der
Fahrschalter befindet sich in bequemer Lage
zur rechten Hand des Benutzers und ist für
4 Vorwärts- und eine Rück wärtsgeschwindig-
keit eingerichtet. Die Höchstgeschwindigkeit
beträgt 9 km/h. Eine elektrische und eine
Handbremse vervollständigen die Ausrüstung.
Auszusetzen wäre an der Konstruktion, daß
keine Vorrichtung vorgesehen ist, die bei et-
waigem Bewußtloswerden des Fahrers, mit wel-
cher gerade:.bei der Natur dieses Gefährts ge-
rechnet werden muß, den Strom ausschaltet.
(Eleetrieian, Bd. 83, 1919, S. 731.) W.
Beleuchtung und Heizung.
Über die Bereehnung elektrischer Beleuch-
tungsanlagen in Eisenbahnwerkstätten. — Nach
Halbertsma ist die erforderliche mittlere Be-
leuchtungsstärke je nach dem Charakter ‚der
in einer Werkstatt auszuführenden Arbeiten
mit zwischen 150 Lux (Uhrmacher, Gravierer
usw.) und 20 Lux (Walzwerke, Grobschmieden
usw.) zu wählen. Der erforderliche Netto-
liehtstrom ist gleich dem Produkt aus der zu
beleuchtenden Bodenfläche F im m? und der
oben erwähnten Beleuchtungsstärke Ein Lux.
Der tatsächlich zu erzeugende Bruttolicht-
i i ET DEREN ;
strom in Lumen # ist gleich —_ -, wobein der
Wirkungsgrad der Beleuchtungsanlage ist.
Monasch hat auf Grund von Versuchen für n
folgende Mittelwerte festgestellt: bei indirekter
Beleuchtung 40 %, bei halbindirekter Beleuch-
tung (Armatur mit mattierter Glocke) 50%.
Nach Halbertsma beträgt 7 bei normalen
Raumverhältnissen und normaler Aufhänge-
höhe: Für Räume mit weißer Decke und hellen
W-änden bei halbindirekten oder direkten Be-
leuchtungskörpern 35 bis 40 %, für Werkstätten
mit reflektierender Decke bei direkter Be-
leuchtung mit Reilektoren 30 bis 35%, bei halb-
indirekter Beleuchtung 30%, für Werkstätten
ohne reflektierende Decke bei direkter Be-
leuchtung mit lichtstreuenden Glocken 25 bis
30 %, bei Schmieden und Gießereien bei direkter
Beleuchtung mit liehtstreuenden Glocken 15
bis 20%. Ist der Lichtstrom in Lumen auf
Grund obiger Angaben ermittelt, so läßt sich
für normale Werkstättenraumverhältnisse bei
einer mittleren Aufhängehöhe von 4 bis 5 m
die Zahl und Stärke der Glühlampen aus fol-
gender von Halbertsma aufgestellten Zahlen-
tafel 1 ermitteln.
Zahlentafell. -
100 bis
200 bis 100 bis E bis
Ww 130 V 230 V Ww 130 V 230 V
‚ Lnmen Lumen Eumen Lumen
dos [8 0 300 | 5.600 | 5.000
60 750 = 500 | 10000 |, 9200
75 1050 850 750 , 15000 | 14000
100 1500 1250 1000 | 21000 |:19:000
150 2500 3100 1500 | 32.000 | 30.000
2300 3500 3000
Beträgt der Liehtbedarf z. B. 40 000 Lu-
men,so kann die Werkstätte entweder mit zwei
1000 W.-Lampen oder mit drei 750 W-Lampen
genügend beleuchtet werden. (H. Müller,
Ann. f. Gew. u. Bauw. Bd. 84, 1919, ae
In.
Graetzor-Plätteisen. — Von allen elektri-
schen Wärmeapparaten haben die elektrischen
Plätteisen die weiteste Verbreitung gefunden,
da ihre große Sauberkeit, Bequemlichkeit und
schnelle Betriebsbereitschaft schwerer wiegen
als etwas höhere Betriebskosten gegenüber dem
Plätten mit Gas, Kohlen, Spiritus usw. Die er-
heblieh gesteigerten Gaspreise und die Ver- /
brauchsbeschränkungen dieses Energieträgers
haben die Verhältnisse in letzter Zeit zu-
gunsten der Elektrizität verschoben.
Das neue ‚‚Graetzor‘‘-Plätteisen der Firma
Ehrich & Graetz, Berlin -Treptow, weist
Konstruktionseinzelheiten auf, durch die
eine wesentlich bessere Wärmeausnutzung er-
zielt wird. Die dem Eisen zugeführte Energie.
soll möglichst nur zur Erreichung und Erhal-
tung der Bügeltemperatur der Plättsohle die-
nen, und die gleichzeitige Erwärmung anderer
Teile bedeutet daher einen Verlust an nutz-
barer Wärme, abgesehen. davon, daß die
von diesen Teilen ausgestrahlte Wärme den .
Plättenden unnötig belästigt. Läßt sich auch
die Miterwärmung der oberen Fläche naturge-
mäß nicht ganz unterdrücken, so kann sie
doch, wie bei dem neuen Graetzor-Plätteisen,
aufein Minimum beschränktwerden,dennfürdie
Güte eines elektrischen Bügeleisensist auch der
Temperaturunterschied zwischen Sohle und obe-
rer Fläche maßgebend. Wie aus der Abb. 4 er-
su2
TIEF
7 ZT, 777,
5 RER,
BB, %
TANTE piemerr
Aaltsohle
Abb. 4. Graetzor-Plätteisen.
kennbar, besteht die Plättsohle beim Graetzor-
Plätteisen aus einer glatten Platte mit angepreß-
tem Heizelement. Letzteres ist durch eine die
ganze Sohle überdeekende Asbestplatte gegen
Wärmeausstrahlung nach oben isoliert. Über der
Heizsohle und von ihr überalldureh Luft isoliert
befindetsich das Beschwerungsstück, das zur Er-
gänzung des erforderlichen Gewichtes des Plätt-
eisens dient. Heizelement und Beschwerungs-
stück werden von einer Haube aus Stahlblech
überdeckt, die gegen Wärmeleitung von der
Heizsohle durch die Asbestzwischenlage, von
dem Beschwerungsstück durch eine auf allen
Seiten genügend große Luftschicht isohert ist.
Die Vorzüge der neuen Konstruktion hin-
sichtlich des oben erwähnten Temperaturunter-
schiedes gegenüber anderen Fabrikaten läßt
Abb. 5 erkennen. Die Kurven geben den Ver-
Bee
re
=
=
ee
Abb. 5.
lauf der Temperaturzunahme für die Sohle und
für die obere Fläche und zeigen, daß die Erwär-
mung der Haube des Graetzor-Plätteisens im
Vergleich zu dem Verhalten eines gleich großen
Plätteisens anderer Herkunft eine nur ganz ge-
ringe ist;sie beträgt bei ersteren nach 12 min
erst 30% der Sohlentemperatur, während sich
bei anderen Fabrikaten die obere Fläche schon
in den ersten Minuten auf 90 bis 95% der
Sohlentemperatur erwärmt. Wp.
Elektrische Wärmerolle. — Die Firma Alter-
tum&Co.!) bringt eine neue elektrische Wärme-
role unter dem Namen „Lisette“ :
Markt, die im Gegensatz zu sonstigen, beson-
ders hygienischen Zwecken dienenden Heiz-
apparaten nicht einen drahtförmigen Wider-
standskörper als Wärmeerreger besitzt, sondern
als solchen lediglich eine Kohlefadenlampe be-
nutzt. Die Lampe ist in einen Stahlbleehmantel
eingebaut, den ein Stoffüberzug aus Plüsch u.
dgl. umgibt. Diesesüberaus einfache und dauer-
hafte Vorrichtung hat den Vorzug der Billig-
keit und unbedingten Betriebssicherkeit, so daß
sie auch in Betten und anderer brennbarer Um-
gebung benutzt werden kann, also im Haushalt,
in Krankenhäusern, Sanatorien und G°schäfts-
zimmern. Obwohl zur Wärmeerzeugung nur eine
Y1) Berlin S 4%, Ritterstr 86,
auf den
x
‚selstrom ausgeführt wird,
zuschalten.
‘gewicht ausgeglichen ist.
5, Fobruan 1920.
eg
einzige Glühlampe dient, tritt die volle Wirkung
der Wärmerolle doch schon in wenigen Minuten
nach ihrem Anschluß an eine Steekdose, u. zw.
in einer recht ergiebigen Weise ein. Ihr Strom-
verbrauch stellt sich auf etwa 50 W, ihr Ge-
2. auf etwa 600 g und der Preis auf 28 M
TORE
Berg- und Hüttenwesen.
Selbsttätige Elektrodenregelvorrichtungen für
Liehtbogen-Elektroöfen. — DieLeistungsschwan- _
kungen, die bei den Lichtbogenöfen intolge ver-
änderlichen Zustandes des Einsatzes und Elek-
trodenabbrandes auftreten, müssen durch eine
dauernde Regelung der Elektroden schnellstens
beseitigt werden, umeinen regelmäßigen Betrieb
durchzuführen. Größere Oleneinheiten rüstet
man heutzutage hinsichtlich. wirtschaftlicher
Vorteile, die man erzielt, mit selbsttätig wirken-
den Regelvorrichtungen aus, während Ö!en klei-
nerer Fassung für Handbetätigung der Elek-
troden durch Windenantriebe gebaut werden.
Kunze gibt eine Zusammenstellung über die
Bedingungen an, die man an eine brauchbare
Selbstregelung stellt. Die Regelung muß durch-
aus selbsttätig geschehen, die Beobachtung
durch zweckmäßig vorgesehene "Instrumente
leieht möglich sein, wie auch eine einfache Um-
steuerung von Hand- auf Selbststeuerung er-
forderlich ist. Jede Elektrode erhält eine be-
sondere Regelvorrichtung, die in erster Linie
auf Stromänderungen anspricht. Die Beein-
flussung der Regelung auf konstante Leistung
oder konstanten Strom mit Abhängigkeit von
der Spannung ist in einigen besonderen Fällen,
wie z. B. beim Einphasen-Heroult-Ofen, er-
forderlich. Beim Girod- und Nathusius-Ofen
kommt wegen besonderer Schaltung der 'Bo-
denpole mit den Elektroden eine Spannungs-
beeinflussung nicht in Frage. Die Art der
Schaltung und Wahl der Apparate für die ein-
zelnen Regelsysteme richtet sich nach der zur
Verfügung stehenden Hilfsstromquelle. Die
Regulierungen zerfallen in unmittelbar und
mittelbar wirkende. Bei ersteren werden die
Elektrodenhubmotoren direkt, bei letzteren,
unter Zwischenschaltung von elektromagne-
tischen Kuppelungen betätigt, und ist bei beiden
die richtige Wahl der Elektrodengeschwindig-
keit für die Arbeitsweise sehr wesentlich. Mit
Rücksicht ‚auf das Zustellen, Abstechen,
Schlackenziehen, wie auch bezüglich der Pen-
delerscheinungen ist für das Heben und Senken
die Möglichkeit verschiedener Geschwindigkeit
notwendig, die man bei Gleichstrom-Hubmoto-
ren, z. B. durch die angegebene Widerstands-
schaltung, sogen. Meyer-Schaltung, bei Dreh-
strom-Hubmotoren in beschränktem Maße, z.B.
durch Polumschaltbarkeit erreicht. Die äuße-
ren Einflüsse, welche auf die Regelung ein-
wirken, ergeben sich dureh das Ofensystem
und dessen Art und Führung des Schmelzbe-
triebes. "Bis zu Kriegsbeginn sind größtenteils
die unmittelbar wirkenden Thury-Regelungs-
vorrichtungen der Firma H. Cuenod A. G.,
Chatelaine b. Genf, verwendet worden. Wäh-
rend des Krieges sind verschiedene Ausfüh-
rungsformen automatischer Elektrodenregu-
liervorricehtungen gebaut worden. Das Prinzip
des Cuenod- Reglers!)bestehtineinerelektromag-
netischen Wage, welche für Gleich- und Wech-
auf Stromände-
rungen anspricht und dazu dient, einen Um-
schalter nach der einen oder anderen ‚Seite ein-
A Der Hubmotor erhält dadurch
Strom in der einen oder anderen Riehtung und
führt entsprechende Elektrodenbewegungen
herbei. Die z. Zt. von der Bergmann Gesellschaft
ausgeführte Elektrodenregelung. wird von
Kunze eingehend beschrieben und wird durch
folgende Merkmale gekennzeichnet. Bei Ver-
wendung von Gleichstrom-Hubmotoren wird
die Ein- und Ausschaltung durch ein Strom-
telais eingeleitet. Der .Ofenstrom wirkt auf den
ern eines Stromrelais, das durch ein Gegen-
5 \ Sinkt der: Strom, so
überwiegt die Gewichtswirkung des Kernes,
und es wird. der untere Kontakt vom Relais
geschlossen, der ein Zwischenrelais und durch
dieses ein zweipoliges Schaltwerk zum An-
sprechen bringt, welch letzteres den Hubmotor
in der Senkrichtung einschaltet und den Licht-
bogen solange verkürzt, bis der Strom den nor-
malen Wert erreicht hat. In der gleichen Weise
‚erfolgt das Heben der Elektroden über ein
wird.
"zweites Zwischenrelais und Schaltwerk, indem
der obere Kontakt des Stromrelais geschlossen
Um ein zu starkes Nachlaufen der Elek-
troden, wodurch ein Überregulieren bedingt ist,
zu verhindern, wirdein Rückführungsrelais an-
geordnet. Dieses besteht aus einem Eisenkern,
der beim Einschalten des Hubmotors magneti-
siert wird und den am Kontakthebel des Strom-
relais sitzenden Anker zugleich mit dem Kon-
takthebelfin die Nullage zurückzuziehen sucht.
Da das aber nur ehe kann, wenn die
ı) Vgl. „ETZ“ 1918, 8. 10,130, 71; 1919, 8. 123, 207.
| Elektrotechnische Zeitschrilt, 1920. Heit 6. |
Abweichung «der Relaiszugkıalt von - dem
normalen Wert gleich oder kleiner als der
magnetische Zug des Rückführungsrelais ist,
so wird kurz vor. Erreichen des Normal-
zustandes der Relaiskontakt unterbrochen und
damit der Hubmotor stillgesetzt. Ist jedoch
der Normalzustand noch nicht erreicht, so. wird
von neuem Kontakt hergestellt, die Rück-
führung wirkt wieder, und der Motor erhält so
einzelne Stromstöße, die ihn nieht auf volle
Drehzahl kommen lassen. Auf diese Weise
wird kurz vor Erreichen des Normalzustandes
die Hub- oder‘ Senkgeschwindigkeit der Elek-
trode vermindert und so eine feinere und lang-
samere Einstellung erzielt. Nach giner ande-
ren. Ausführung bei Verwendung von Dıeh-
strom-Hubmotoren, wird das Rückführungs-
relais durch zwei Pendelkontakte in Verbin-
dung mit einem Durchzugskontakt ersetzt.
Hier wird der Motor dauernd mit Stromstößen
betrieben, nur bei größeren Abweichungen in
der Stromstärke wird dieses stoßweise Arbeiten
aufgehoben. Zu diesem Zwecke sind zwei Pen-
delrelais, eines für zu hohen, eines für zu nie-
drigen Strom, angeordnet, welche nach Art
eines, Selbstunterbrechers schwingen und bei
jeder Schwingung den vom Stromrelais ge-
machten Kontakt unterbıechen, so daß der
Motor dauernd die erwähnten Stromstöße er-
hält. Wird die Kontaktfeder des Stromrelais
bei großen Stromabweichungen stark durchge-
bogen, so wird der’ Durchzugskontakt geschlos-
sen, welcher den Pendelrelaiskontakt über-
brückt, so daß das Schaltwerk während dieser
Zeit dauernd eingeschaltet ist und der Hub-
motor läuft. Man läßt den Durchzugskontakt
nur beim Heben der Elektrode wirken, weil für
das Senken die höhere Drehzahl, wenigstens
beiÖfen mit festem Einsatz, nicht erwünscht ist.
Die Pendelkontakte scheinen ausschließlich für
Drehstrom-Hubmotoren verwendet zu werden,
da sie durch Einstellung der Kontaktdauer ohne
Zuhilfenahme von Widerständen eine Vermin-
derung der Drehzahl des Motors gestatten.
Außerdem ist noch ein Nullspannungsrelais
vorgesehen, welches beim Wegbleiben der Netz-
spannung und beim Eintauchen der Elektrode
ins Bad eine Senkung der Elektrode verhüten
soll. Sämtliche Relais und Kontaktapparate
werden zusammen in ein abschließbares Me-
tallgehäuse eingebaut. Vorhandene Pendel-
relais bzw. magnetische Umschalter bilden pro
Phase einen selbständigen Apparat, welcher
in- allen Teilen der Oflenbedienung leieht zu-
gsänglich ist. Auch eine vorteilhafte Anordnung
sämtlicher Relais und Kontaktapparate wird
pro Phase gesondert durchgeführt. Die An-
triebe der Steuerwalzen mit den in ihrem
Gehäuse untergebrachten Widerständen müs-
:sen bei gleichzeitiger Beobachtung der Bewe-
gungen der Kohlen bequem zu betätigen sein.
Die reichlich bemessenen Hubmotoren werden
in vollkommen geschlossener Bauart in Aus-
führung mit Ringschmier- oder Kugellager in
getrennter Anordnung oder zum direkten
Anbau an die Ofenwanne verwendet. Bei mit-
telbar wirkenden Regelvorriehtungen ist jeder
Elektrodenantrieb, bestehend aus Hubmotor,
elektromagnetischer Kuppelung und in Öl ge-
kapselten Wendegetrieben, auf. gemeinsamer
Grundplatte oder Träger angeordnet. Die
2 a s
Übertragung der Spindelbewegung auf die
Elektroden geschieht mittels Drahtseil oder
Kette über lose und feste Rollen. Beispiele von
Elektrodenantrieben mit nieht am Ofen aufge-
bauten Elektrodenaufhängungen von den West-
deutschen Thomasphosphatwerken sind an
einem’ Nathusius-Olen, ‚mit an der Ofenwanne
angebauten mechanischen Elektrodenantrieben
der de Fries & Co. A. G., Düsseldorf, bei einem
H6roult-Ofien veranschaulicht. (Stahl u. Eisen,
Be..38,_S. 125, 145, 189, 211.) v. BR:
Fernmeldetechnik.
‘Der Funkverkehr Deutschlands mit Ame-
rika, Spanien und Schweden. Seit Juli
1919 ist die funktelegraphische Beförderung
von Handelstelegrammen nach den Vereinigten
Staaten von Amerika wieder zugelassen. Wäh-
rend bis vor einiger Zeit alle drahtlos von unse-
ren Großfunkstellen zu befördernden Privat-
telegramme bei den Handelskammern aufge-
liefert werden mußten — eine durch die Kriegs-
verhältnisse herbeigeführte vorübergehende
Maßnahme, die im Interesse der Handelswelt
erforderlich war, um wenigstens die Beförde-
rung der allerwiehtigsten 'Telegramme sicherzu-
stellen — ist nunmehr nach der inzwischen er-
folgten Wiedereröffnung des Kabelverkehrs die
Bestimmung getroffen worden, daß alle drahtlos
zu befördernden 'Telegramme nach diesen Län-
dern, wie auch die sonstigen Telesramme, bei
jeder für den 'Telegrammverkehr geöffneten
Verkehrsanstalt aufzugeben sind.
Nachdem für die nach Amerika bestimm-
ten Telegramme, gleichviel ob sie drahtlos
oder auf dem Kabelwege befördert werden,
121
gleich hohe Gebühr®nsätze eingelührt worden
sind, ist es dem Auflieferer überlassen, den Be-
lörderungsweg selbst; zu bestimmen. Gibt er
keinen Leitweg an, so sollihn der Annahmebe-
amte auf die beiden Beförderungsmöglichkeiten
hinweisen und ferner darauf aufmerksam
machen, daß die Telegramme bei der draht-
losen Beförderung. unmittelbar zwischen der
Großfunkstelle Nauen und einer amerikahni-
schen Gegenstation ausgetauscht werden, wäh-
rend sie im andern Falle zunächst nach London
befördert werden und dort auf das transatlan-
tische Kabel übergehen. Wenn hiernach der
Absender auf Bestimmung des Leitweges ver-
zichtet und diese damit der Reichs-Telegra-
phenverwaltung anheimstellt, so wird das Tele-
gramm ohne Leitvermerk entweder dem Haupt-
telegraphenamtin Berlin N. 24oder einem etwa
schneller erreichbaren deutschen Telegraphen-
amt, dasin unmittelbarem Verkehr mit London
steht, zugeführt. Das Haupttelegraphenamt
gibt das Telegramm der jeweiligen Lage der Be-
triebsverhältnisse der Kabelverbindung und der
drahtlosen Verbindung entsprechend entweder
nach London oder durch die Funkleitung nach
Nauen weiter. Diese deutsche Großfunkstelle
steht z. Zt. meit den amerikanischen Stationen
Annapolis und New Brunswick in Verbindung.
Die übrigen unmittelbar mit London verkeh-
renden Telegraphenämter geben die Tele-
gramme, je nachdem es günstiger erscheint,
nach London oder Berlin weiter. Hinsichtlich
der Kabelverbindungen nach Übersee ist noch
zu bemerken, daß die Abwicklungunseres Über-
seeverkehrs nicht nur darunter leidet, daß diese
Telegsramme nur noch auf fremden Kabellinien
befördert werden können ; auch unsere telegra-
phischen Verbindungen bis nach England sind
gegen früher wesentlich beschränkt, weil meh-
rere dieser Kabel englischerseits bisher noch
nicht wieder instandgesetzt worden sind. In-
folgedessen stehen für den Verkehr mit England
und den deutschen Überseedienst z. Zt. nur 11
Leitungen zur Verfügung, während vor dem
Kriege deren 30 vorhanden waren. Eine In-
standsetzung der noch nicht wieder in Betrieb
genommenen Kabel auf deutscher Seite ist z. T.
unmöglich, da auch die beiden reichseigenen
Kabelschiffe an die Entente haben abgeliefert
werden müssen.
Die auf dem Funkweg nach den Vereinig-
ten Staaten zu befördernden 'T'elegramme erhal-
ten im Telegramm-Aufgabeformular an der für
die Wegangabe vorgesehenen Stelle fortan den
gebührenfreien Vermerk ‚Funk‘ Der Dienst-
vermerk ‚Radio‘ kommt für die Folgenurnoch
für die zwischen Küstenfunkstellen und Bord-
funkstellen ausgewechselten Seetelegramme in
Betracht; er wird als erstes Wort in den Kopf
der Telegramme gesetzt.
Nach den Vereinigten Staaten von Amerika
sind Telegramme in offener deutscher und eng-
lischer Sprache und in Codesprache zugelassen.
Die Wortgebühr beträgt z. Zt. jenach der Zone
5,60 bis 7,80 M, gegen 2,20 bis 2,55 M am 1. No-
vember 1915. Die Erhöhung der Gebühren
gegenüber dem früheren Tarife isthauptsächlich
darin begründet, daß die Abrechnung mit den
amerikanischen Stellen in Goldwährung aufzu-
stellen ist, die Gebühren aber nach dem niedri-
sen Markkurs erhoben werden ; mit der Besse-
rung des Kurses werden auch diese Gebühren
entsprechend heruntergehen.
Für funktelegraphische Pressetelegramme
nach den Vereinigten Staaten von Amerika be-
‚trägt die Gebühr 1 M 35 Pf für das Wort.
Zur Beschleunigung des drahtlosen Tele-
grammverkehrs von Deutschland nach Amerika
und umgekehrt können die Radiotelegramme,
soweit sie die deutschen Drahtleitungen durch -
laufen, als „dringend‘' befördert werden ; hier-
durch wird die bisherige Gesamtgebühr um
20 P£ für das Wort erhöht.
Nachdem das inländische Funknetz weiter
ausgebaut worden ist,sollin größerem Umfange
von diesen Anlagen Gebrauch gemacht werden.
Zu diesem Zweck behält sich die Reichs-Tele-
graphenverwaltung fortan für die Abwicklung
des telegraphischen Verkehrs im allgemeinen
freie Wahl hinsichtlich des zu benutzenden
Weges (Draht- oder Funkweg) vor. Befürchtet
jedoch der Absender ein Mithören des 'Tele-
gramms dureh Unbefugte, was bei der Eigenart
der drahtlosen‘ Telegraphie nieht durchweg
ausgeschlossen ist, und wünscht er daher aus-
drücklich die Drahtbeförderung, so hat er im
Telegramm-Aufgabeformular an der fürdieWeg-
angabe vorgesehenen Stelle den gebührenfreien
Vermerk „Draht“ niederzuschreiben. Der Vor-
druck derlinken Seite des Telegramm-Aufgabe-
formulars wird demnächst ergänzt werden.
Das gleiche gilt für den Telegrammverkehr
Deutsehlands mit den europäischen Ländern,
soyeit die Gebühren auf Draht- und Funkweg
nach diesen gleichgestellt sind. Vorläufig ist
letzteres der Fallim TelegrammverkehrDeutseh -
land — Schweden, für den über die von der
122
Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heft 6.
any
R. T. V. betriebene Hauptfunkstelle Königs-
wusterhausen eine Runkverbindung zur Ver-
fügung steht ; Königswusterhausen arbeitet mit
der schwedischen Station Carlsborg. Die Tele-
grammgebühren betragen für Privattelegramme
60 Pfund für Pressetelegramme 30 Pf das Wort.
Im Telegrammverkehr Deutschland —
Spanien, für den eine Gleichstellung der Dralit-
und Funkgebühren noch nicht erfolgt ist, hat
der Absender, wenn er den Drahtweg ausdrück-
lich wünscht, dieses durch den gebührenfreien
Vermerk „Draht‘ an der für die Wegangabe
vorgesehenen: Stelle im Telegramm-Aufgabefor-
mular auszudrücken; trifft er keine Bestim-
mung über den zu benutzenden Weg, so. werden
die Gebühren für den Funkweg erhoben. Die
Gebühr für private Funktelegramme nach
Spanien beträgt z. Zt. 1,70 M (gegen 1,85 M für
Kabeltelegramme); für funktelegraphische
Pressetelegsramme beträgt die Gebühr nach
Spanien z. Zt. 85 Pf. Die Funktelegramme wer-
den von der deutschen Großfunkstelle Eilvese
an die spanischen Stationen Madrid oder
Aranjuez gegeben. HIN:
Zur Entwicklung der drahtlosen Telegra-
phie für den Flugzeugverkehr. — In „Electrical
World“ Bd. 73, S. 27 schildert R. Doyle kurz
die Entwicklung, die die drahtlose Telegraphie
für den Flugzeugverkehr bei unseren Feinden
während des Krieges genommen hat, und zählt
die Aufgaben auf, deren Lösung bisher nicht
gelungen ist. Danach ist man wie in Deutsch-
land von der durch Sammlerbatterie versorgten
Sendeanlage über den durch besondere Luft-
schraube getriebenen Umformer schließlich zum
Sender gelangt, dessen Stromerzeuger durch
den Flugzeugmotor angetrieben wird. Viel
Kopfzerbrechen hat offenbar die Antennenfrage
sowohl für die Flugzeuge selbst wie für die
Landstationen gemacht; sie ist denn auch im
Kriege nicht gelöst worden. Nach den dem
Aufsatz beigegebenen Abbildungen sind für
Sendezwecke ausschließlich Antennen mit frei
herabhängenden Enden verwendet worden,
die eine ganze Reihe von Unannehmlichkeiten
zeigen. Besonders störend ist ihre ausge-
sprochene Richtwirkung, die ein Maximum in
der Flugriehtung und 45° zur wagerechten Lage
des Flugzeuges abwärts zeigt. Die bei Land-
stationen gewöhnlich benutzte L-Antenne hat
wiederum nicht genügend Richtwirkung nach
oben. Für letztere wird der eigenartige Vor-
schlag gemacht, die Antenne gewissermaßen
auf den ‚Kopf zu stellen, d.h. eine Schirm-
antenne zu bauen, deren Gegengewicht über
den Luftdrähten liegt. Abb. 6 veranschaulicht
A= Turm, BB= Antennendrähte, C=vom Turm isoliertes Gegengewicht,
D=Sender, E = Umformer, F = Starkstromzuleitung.
Abb. 6. Landstation für den Verkehr mit Flugzeugen.
den Vorschlag. Der dargestellte Turm soll aus
Stahl bestehen, um die Kapazität des Gegen-
gewichtes zu vermehren. Als Höhe ist für ihn
angegeben 30 bis 150 m, die Luftdrähte sollen
eine Länge von 100 bis 300 m erhalten. Die
Richtwirkung nach oben wächst nach den An-
gaben des Verfassers mit der Höhe des Turmes
und der Länge der Luftdrähte. Der Aufsatz
schließt mit einem Ausblick auf die zukünftigen
Verwendungsmöglichkeiten für Flugzeuge, bei
deren Ausnutzung die Verwendung der draht-
losen Telegraphie Vorbedingung ist. Rp.
‘ Mechanisierung des dänischen Telephon-
betriebes. — Der Streik der Telephonistinnen in
Dänemark, dessen Ende zurzeit noch nicht ab-
zusehen ist, legt den Telephongesellschaften den
Gedanken nahe, die menschliche Arbeitskraft
durch Automaten, welche die. Herstellung der
Verbindungen besorgen, zu ersetzen. Angebote
könnten daher wahrscheinlich bei den dänischen
Telephongesellschaften Interesse finden. Es
kommen folgende Gesellschaften in Betracht:
Köbenhavns Telefon A/S, Kopenhagen, Nörre-
sade 21, Iydsk Telefon A/S Aarhus, Forenede
' Sydjydske Telefon-Selskab inKolding, Laaland,
Falster-Telefon A/S, Nyköbing, F., Fyens
Kommunale Telefon Selskab, Odense. ‚‚(Indu-
strie- und Handels-Zeitung‘‘ v. 22. I. 1920.) e
Physik und Theoretische Elektrotechnik.
Über die graphische Darstellung des Wechsel-
potentials und die Lage des Erdpotentialsin Dreh-
stromanlagen. — Eine ‚besonders übersichtliche
Art, die Spannungen in. einem Wechselstrom-
system darzustellen, ist die topographische Me-
chode. Soweit man, wie man es in den Anwen -
dungen meist tut, annimmt, daß zwischen zwei
Punkten eines Stromkreises eine eindeutige
Wechselspannung besteht, kann man auch jedem
dieser Punkte ein Wechselpetential zuschreiben
und die Spannung als Differenz dieser Poten-
tiale betrachten. Diese Wechselpotentiale kann
man durchs Punkte einer Ebene darstellen,
deren Abstand voneinander nach 'Größe und
Richtung die Spannung angibt (vgl. Görges,
„ETZ“ 1898, S. 164). Der Verfasser geht aber
in der Darstellung noch weiter. Es wird ge-
zeigt, daß zwei Spannungen nur dann iden-
tisch sind, wenn sie nicht bloß nach Größe und
Phase, sondern auch in den Potentialen mit-
einander übereinstimmen.
Nach Betrachtungen über die Grundlagen
der graphischen Darstellung des Wechselpoten-
tials wırd die allgemeine Lage des Erdpoten-
tials bestimmt, wenn die drei Leiter eines Dreh-
stromsystems dureh wahren Widerstand, Selbst-
induktion und Kapazität in Reihen- oder Pa-
rallelschaltung mit der Erde verbunden sind.
Die allgemeine Lösung wird auf verschiedene
Sonderfälle angewendet. Es werden unter-
sucht: 1. die Parallelsechaltung von Widerstand,
Kapazität und Selbstinduktion zwischen je
einem Leiter und Erde, 2. einfache Fälle von
Überspannungen, 3. die Überwachung des Iso-
lationszustandes durch Spannungsmessungen
und 4. der Kondensator und die Induktions-
spule in Reihenschaltung.. Enthält im letzten
Fall die Induktionsspule Eisen, so sind im all-
gemeinen zwei Gleichgewichtszustände mög-
lich. (H. &örges. Archiv tür Elektr., Bd. 6,
1917, 8. 1] vg.
Jahresversammlungen, Kongresse,
Ausstellungen.
Die Umgestaltung des American Institute of
Elecetrieal Engineers. — Der Krieg zeigt in sei-
nen revolutionierenden Folgen auch in den bis-
her von ihm am wenigsten heimgesuchten Ver-
einigten Staaten von Amerika seine Wirkungen.
Nun machen sich diese auch bei der großen Ver-
einigsung der Elektrotechniker dieses Landes,
dem American Institute of Electrical
Engineers (A.l.E.E.) bemerkbar. Es handelt
sich hierbei einmal um den Verein selbst und
dann auch um seine unter dem
Namen Proceedings und
Transactions‘ bekannten
monatlichen bzw. jährlichen
Veröffentlichungen. Der Ver-
ein sieht sich, trotzdem
erim Jahre 1918/19 ein Ein-
kommen von 135 000 $ hatte,
eenötigt, neue FEinnahme-
quellen zu suchen, und er-
wägt eine Erhöhung des
Jahresbeitrages der Mitglie-
der um 5bis 10 $. Man könnte
mit einer geringeren Erhö-
hungauskommen, aber da in-
folge der vermehrten Kosten
für Papier, Arbeitslöhne usw.
mit einer Steigerung der
Ausgaben auf alle Fälle
gerechnet werden muß, So
hat man die Gelegenheit benutzt, um ein Pro-
sramm auszuarbeiten, welches das Tätigkeits-
gebiet des A.I.E.E. vom 1.1. 1920 ab nach ver-'
schiedenen Richtungen hin erweitern soll. Der
Hauptgrund hierfür ist aber wohl der, daß der
Verein fürchtet, rückständig zu werden, und
sich deshalb durch Organisationsänderungen
den heutigen Verhältnissen, namentlich den
Ideen und Wünschen der jüngeren Generation
besser anpassen, dadurch seine Mitgliederzahl
heben und seinen Einfluß stärken möchte.
Solche Änderungen liegen jetzı allenthalben in
der Luft, und das A.l.E.E. folgt nur, wo die
amerikanischen Maschineningenieure (Ameri-
can Society of Mechanical Engineers) vorange-
gangen sind, die jetzt auch eine monatliche
Fachzeitschrift herausgegeben haben und das
Anzeigengeschäft besonders energisch. bearbei-
ten. Der Etat des A.Il.E.E. für das nächste Ge-
schäftsjahr wird 206 500 $ betragen, und die
Vorschläge seines ‚Development Committee‘
lagen der 35. Jahresversammlung, die im
Juni 1919 in Lake, Placid im Staate New
York stattfand, vor. Diese Vorschläge be-
zogen sich auf 6 Punkte, nämlich:
Veröffentliehungen: Die. bisher
monatlich erscheinenden ‚‚Proceedings‘‘ sollen
durch eine Fachzeitschrift im Format von
220 x 292 mm ersetzt werden. Die allerwichtig-
sten Abhandlungen würden in dieser im ganzen
| Umfang gebracht, alle anderen stark gekürzt.
Durch die Trennung des Inhalts jedes Heftes in
2 Teile, von denen der eine bleibenden und der
andere vorübergehenden Wert hat, sollen ge-
‘gebenenfalls die „Transaetions“, die bisherige
Zusammenfassung der ‚Proceedings‘ zu Jahres-
bänden, die jährlich 18000 $ kosten, erspart
werden, da jedes Mitglied sich leicht die Heft-
teile von bleibendem ‘Wert selbst einbinden
lassen kann. Es soll versucht werden, aus dem
Anzeigenteil eine gute Einnahmequelle zu
machen. i !
2, Organisation: Außer den schon be-
stehenden. Ortsgruppen soll eine New Yorker
Ortsgruppe gebildet werden. Versammlungen
werden dann nicht nurin New York,sondern der
Reihe nach in den einzelnen Sitzen der Orts-
gruppen abgehalten. Den Vizepräsidenten wer-
den Gebietsteile zugewiesen ; gegebenenfalls wird
die Anzahl der Vizepräsidenten erhöht. Vize-
| präsidenten werden in Zukunft aus den betref-
fenden Gebietsteilen entnommen. Zu Präsiden-
ten und zu Gesehäftsführern sind wie bisher alle -
Mitglieder wählbar. An die Beamten und Mit-
glieder der Geschäftsleitung, welche Vereins-
versammlungen besuchen, werden Reisespesen
gezahlt. Hierdurch und durch die Verringerung
der Anzahl der Versammlungen wird ein besse-
rer Besuch, auch aus den entfernteren Orten,
angestrebt. Jeder Vizepräsident muß die Orts-
gruppen seines Gebietsteils mindestens einmal
jährlich besuchen, auch sollen Vizepräsidenten
einander besuchen. Vizepräsidenten bleiben
nicht ein Jahr, sondern deren zweiim Amt und
können zu Gesehäftsführern gewählt werden.
Kein Mitglied sollein Amt ununterbrochen län-
ger als 6 Jahre bekleiden, mit Ausnahme von.
Gesehäftsführern oder Vizepräsidenten, die zu
Präsidenten gewählt werden. ;
3. Tätigkeitsbereich:- Die Frage,. die
Arbeit der jetzigen Ausschüsse zu dezentralisie-
ren, wird geprüft. Hochwertige Abhandlungen
aus dem Gebiete des allgemeinen Maschinen-
baus sind in größerer Anzahl wie bisher zu ver-
öffentlichen. Jüngere Mitglieder sind in erwei-
tertem Umfange zu den Arbeiten der Ausschüsse
heranzuziehen. s
4. Örtliche Organisation: Es ist zu
versuchen, örtliche Fachvereine dem Verein
anzugliedern. Andere, der A.I.E.E. gleichwer-
tige "Körperschaften sind zu ähnlichem Vor-
gehen anzuregen. Örtliche Ingenieurräte sind
zu bilden. ;
5. Landes-Ingenieurrat: Die - ört-
lichen Ingenieurräte sollen mit einem aus Ver-
tretern möglichst vieler Ingenieurvereine be-
stehenden Landes - Ingenieurrat zusammen-
arbeiten. Dieser Rat soll dafür sorgen, daß die
Mitarbeit der Ingenieure bei allen öffentlichen
Angelegenheiten gesichert wird.
6. Fachkongresse: Von Zeit zu Zeit
soll ein Fachkongreß
abgehalten werden, zu dem Vertreter nach be-
sonderen Gesichtspunkten aus allen Teilen des
Landes abzuordnen sind. Der Kongreß soll zu
Fragen von fachlicher und allgemeiner Bedeu-
tung Stellung nehmen. En
An einer lebhaften mündlichen und schrift-
lichen Diskussion über diese Vorschläge nah-
men Dr. Steinmetz, Dr. Bell, Prof. Ewing,
Prof. Slichter, Prof. Clark, Prof. Parker,
Prof. Harding und viele andere teil.
Im allgemeinen wurde den Vorschlägen des
„Development Committee‘ zugestimmt, doch
erhob sich energischer Widerspruch gegen eine
Änderung der ‚Proceedings‘ nach Form und In-
halt und namentlich gegen die beabsichtigte
Vergrößerung des Anzeigengeschäfts. Wider-
spruch gegen die Erhöhung des Beitrages wurde
nicht erhoben, doch wurde eine weitere Ände-
rung in der Staffelung der Beiträge vorgeschla-
gen; eine Staffelung der Beiträge besteht jetzt
schon. Es werden Fellows; Members und Asso-
eiätes unterschieden, die Beträge in verschiede-
ner Höhe entrichten. Nach dem Vorschlag in der
Diskussionsollte das Vereinseinkommendadureh
erhöht werden, daß Mitglieder, die jetzt einen ge-
ringeren Rangeinnehmenals denjenigen, zudem
sie berechtigt sind, befördert werden und die
entsprechenden höheren Beiträge zahlen. Er
wähnt sei noch, daß die Einnahmen aus Anzei-
gen in den „Proceedings“ im letzten Geschäfts-
jahre 8000$ einbrachten,und daß das „Develop-
ment Committee“ glaubt, durch invensive
Werbearbeit diesen Betrag auf ein Vielfaches
steigern zu können.
Aus dem uns vorliegenden Bericht geht
nicht klar hervor, ob auch die Vorschläge be-
züglich der unter 1. aufgeführten Fachzeit-
schrift, speziell soweit es sich um Erweiterung
des Anzeigengeschäftes handelt, angenommen
wurden.‘ Alle übrigen Vorschläge wurden von
der Jahresversammlung angenommen und den
Direktoren zur weıteren Veranlassung zuge-
wiesen. (,„Eleetrical World‘, Bd. 74, 1919, S.
16,.241,: 354, 522.) W,
5. Februar 1920. =
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(Engineering Congress)
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6. Februar 1920. ;
- Verschiedenes.
* Emil Rathenau-Stiltung. — Zum Gedächt-
nis des im Jahre 1903 verstorbenen Direktoss
Erich Rathenau sind für das Jahr 1920 zur
Ausbildung in einem technischen Berufe von
der Erich Rathenau-Stiftung an Angestellte
oder Angehörige von Angestellten der AEG
45 Stipendien im Gesamtbetrage von 68 690 M
verliehen worden. 2
Industrie und Handel.
Ein Kreditabkommen mit Holland; Valuta
und Kohlennot. — Aus einem Wust von Ver-
handlungen, Vorschlägen, Meinungsäußerungen
und Richtlinien, die sich innerhalb und atßer-
halb Deutschlands alle mit der einen großen
Frage befassen, wie die Weltwirtschaft und ins-
besondere die mehr und mehr einer Katastrophe
zusteuernde Wirtschaft der im Kriege unter-
legenen Staaten saniert werden könnte, ohne
bisher aueh nur ein wirklich praktisches und
Besserung versprechendes Ergebnis gezeitigt zu
haben, hebt sich als erster positiver Erfolg das
soeben zwischen bevollmächtigten Kommissio-
nen vereinbarte deutsch-holländische Kre-
ditabkommen heraus. Es sichert uns auf 10°
Jahre einen Staatskredit über 200 Mill. holl.
Gld zu 6%, von denen 60 Mill. für die Besehaf-
fung holländischer Lebensmittel, 140 Mill. aber
für den Erwerb von Rohstoffen aus belie-
bigen Bezugsquellen in Anspruch genommen
werden dürfen. Nach dem dabei vorgesehenen
System der Wiederauffüllung soll von dem
Verkaufsertrag jedes Fabrikate, das aus mit
dem holländischen Kredit gekauften Rohstoffen
hergestellt ist, eine dem Erwerbswert letzterer
entsprechende Summe dem deutschen Gut-
haben in Holland immer wieder zufließen.
Sehuldverschreibungen der deutschen Regie-
rung dienen als Sicherheit; außerdem wird
parallel zu einer Verrechnungsstelle im Haag
“in Berlin eine Treuhandgesellschaft gegründet,
die unter Wahrung des Geschäftsgeheimnisses
die Kredite selbständig verteilt, Holland aber
auch den erforderlichen Einblick in die Ge-
schäftsgebarung gewährt. Daneben hat man
sich über die weiteren Kohlenlieferungen auf
Grund einer neuen Weltmarktpreisbasis ver-
ständigt, die &eitens der Niederlande unabhän-
gig von dem Kreditabkommen bezahlt werden
und die Lebensmittelkredite decken sollen.
Leider ist die Erwartung, daß dieses außer-
ordentlich wertvolle, allerdings noch nicht rati-
fizierte Übereinkommen günstig auf den Stand
der deutschen Valuta wirken würde, vor-
läufig getäuscht worden. Unlautere Machen-
schaften auf dem Devisenmarkt, die immer
mehr Markbeträge in das Ausland treiben,
drücken unsere Währung täglich tiefer — am
27. I. 1920 notierte die Mark in Amsterdam 2,35
— und die jetzt nach dem Friedensvertrag Er-
füllung heischenden Forderungen der Entente
auf Lieferung von Kohle sowie die äußerst kri-
tische Lage der deutschen Kohlenversor-
gung sind nicht geeignet, dieses Sinken des
Kurses zu hemmen. Wenn es zunächst auch
gelungen ist, in den Verhandlungen mit den
Bergarbeitern die sofortige gewaltsame Ein-
führung der Sechsstundenschicht unter
Tage zu verhindern, so lassen doch die gefaßten
"Entschließungen und leider auch die Erklärun-
gen der Regierungsvertreter deutlich erkennen,
daß mit dieser unter den in Deutschland berr-
schenden Wirtschaftsverhältnissen geradezu
efährlichen Verkürzung der Arbeitszeit und in-
olgedessen mit einem weiteren Niedergang der
heute schon für viele industrielle Unteineh-
mungen fast katastrophalen Kohlenförderung
gerechnet werden muß, wenn — wie oft wurde
es schon gesagt! — man sich nieht endlich bei
uns wieder zum ehrlichen Arbeiten und Sparen,
international aber zu ganz.energischen
Maßnahmen, etwa im Sinne der kürzlich in
Amsterdam von führenden Finanzyertretein
aufgestellten Richtlinien für eine wirklich groß-
- zügige Kreditaktion, entschließt. Esgeht, was
so viele immer noch nicht begreifen, um das
Schicksal Europas, ja um mehr!
Von der Reichsstelle für Sparmetalle.
Die Reichsstelle für Sparmetalle ist aufgelöst
worden; ihre Geschäfte wird der Reichskom-
missar für Metallwirtschaft abwickeln.
Mitteilungen der Zentralstelle für die Aus-
fuhrbewilligung in der Elektrotechnik. — Die
Zentralstelle macht darauf aufmerksam, daß es
zur Vereinfachung des Geschäftsganges zweck-
mäßig ist, auch Einfuhranträge ihr zugehen
zu lassen, weilsie von dem für solehe zuständi-
gen Einfuhramt doch zuvor gutachtlich gehört
_ wird. Dagegen sind Durchfuhranträge di-
{
gen und
rekt an den Reichskommissar für Aus- und
Einfuhrbewilligung zu senden. Verlängerun-
inderungen von Ausfuhran-
trägen wird die Zentralstelle künftig kostenlos
vornehmen, Das Ausfuhryerbot und damit die
een gun rer m.
”
Elektrotechnische Zeitschriit, 1919, Heit 6.
123
Kontrolle für Installa-
tionsartikelhat die Regie-
rung erst jetzt wieder in
Kraft gesetzt: Wie die ‚„‚Mit-
teilungen‘‘“ betagen, ist es in
Jar: 19. febr. März April Mai Jumi Jul Aug. Sept Okt. Nov. bes.
R5
330;
370
. den letzten Wochen gelun-
"Blei im Jahre 1919 an der Londoner
gen, deren Preis im allgemei-
nen wieder. zu, heben, Die
Preisstelle des Z.-V, und auch
ein großer Verband von Spe-
zialiirmen hat bereits be-
schlossen, sich den Grund- 2%
sätzen des. Merkblattes der N
Zentralstelle anzuschließen, 3,39 BR EV
> ” & EEE.
so daß also dessen Bestim- rare
mungen auch für Instal- Ebh
lationsartikel gelten; nach Mor Te
diesen ist der den Dezem-
beraufschlägen entsprechend
um 450 bis 540% erhöhte
deutsche Friedenspreis als
jetziger Inlandpreis umzu-
|
rechnen: : Allgemein kann bei
der Preisbemessungnach
dem Auslande heute min-
destens der 20-fache Friedens-
preis für eme Ware gefordert
werden, doch trifft das nicht
füralle Waren zu. Ein blanker
K.upferdreht, dessen Kupfer
die deutsche Industrie zum Abbe 7
'Weltmarktpreis aus dem ‘
Ausland kaufen muß, kann selbstverständlich
bei der Ausfuhr nur einen geringen Aufschlag
vertragen, weilin diesem Fall infolge des tenern
Bezuges an Rohstoff und der geringen darauf
verwendeten Arbeit der deutsche Inlandpreis
ungefähr gleich dem Weltmarktpıeise ist. Die
Einfuhr von blankem und baumwoll-
umsponnenem Kupferdraht sowie von
Dynamoblechen, Halbfabrikatfen, die außer-
ordentlich knapp sind und die Deutschland
dringend benötigt, wird gestattet, wenn sich
eine ihr entsprechende, den Einkauf im Aus-
lande «deckende Menge an Ausfuhr von Fertig-
fabıikaten nachweisen läßt. DBezügliche An-
träge sollen über die Zentralstelle an das Ein-
fuhramt gerichtet werden. Die Ermächtigung
der Zollstellen, Elektrisiermaschinen und
physikalische Lehrapparate ohne Aus-
luhrbewilligung zum Export zuzulassen, hat
‚der Reichskommissar zurückgezogen; dasselbe
gilt neuerdings auch bezüglich Glühbirnen
für elektrische Taschenlampen. Nach
dem neuesten ‚Merkblatt‘ der Zentralstelle ist
in den Anträgen für Ausfuhrbewilligung die
Gewichtsangabe der Sparstoffe auch
fernerbin noch notwendig bei Verwendung von
Gold, Platin, Silber und anderen sehr wertvollen
Metallen und Stoffen, wie Osram usw., sodann
‚bei Stoffen, an denen Deutschland großen Man-
gel leidet, wie z. B. Glimmer, bei Anträgen über
Kabel, Leitungen, Akkumulatoren, wenn das
Gesamtgewicht 1000 kg übersteigt, und schließ-
lich beim Veredelungsverkehr.
Wie die „Mitteilungen ‘“‘, so betont auch das
„Merkblatt“ für Januar 1920 aufs neue die Wich-
tigkeit einer richtige nPreisbemessung bei
Lieferungen an das Ausland. Bezügliche
Angaben über die Berechnungsart, den Kurs-
nachlaß und den Auslandaufschlag finden sich
in dem Merkblatt. Lieferungen an auslän-
dische Wiederverkäufer werden zu den
Bedingungen, die für den Wohnsitz des Wie-
derverkäufers gelten, berechnet. Deutsche Un-
ternehmungen im europäischen oder übersee-
ischen Auslande, deren Inhaber oder Zentral-
unternebmen in Deutschland ihren Sitz haben
(z. B. industrielle Unternehmungen, Rlektrizi-
tätswerke usw.) müssen, auch wenn die Bestel-
lung von.der deutschen Firma vergeben wird,
wie Lieferungen für das betreffende Ausland be-
handelt werden.. Diese Grundsätze sollen eine
Änderung erfahren, sobald sich das mit Rück-
‘sicht auf die Bewegungen des Auslandsmarktes
im Interesse des deutschen Absatzes als not-
wendig erweist.
Weiterer Zusammenschluß in der Glüh-
lampenindustrie. — Wie das W. T. B. mitteilt,
hat die Siemens & Halske A. G. von dem
ihr vorbehaltenen Recht, dem gemeinsamen
Unteinehmen der Glühlampenfabrik der Allge-
meinen Elektrieitäts-Gesellschaft und der Os-
ramwerke!) beizutreten, Gebrauch gemacht.
- Die Preisbewegung an der Londoner Metall-
börse im Jahre 1919. Abb. 7 gibt ein Bild, wie
sich die Preise für Zinn, Kupfer, a
@-
tallbörse gestaltet haben?). Die Angaben für
Zinn und Kupfer sind die offiziellen Kasse-
Notierungen für „fine foreign“ und „standard‘“.
Der Preis für Blei bezieht sich auf englisches,
der für Zink auf amerikanisches Metall.
R\ "Vgl „ETZ" 1919, S..516, 576. \
2) Nach „Engineering“ Bd. 109, 1990, 8, 24.
Preisbewegung an der Londoner Metallbörse im Jahre 1919.
Kleine geschäftliche Mitteilungen.
Zuschlagsliste der Preisstelle des Zentral-
verbandes der deutschen elektrotechnischen
Industrie. — Auf Seite 124 findet der Leser die
Zuschlagsliste Nr. 26 (grün) der Preisstelle für
Februar 1920.- Sie bringt fast durchweg Er
höhungen der Aufschläge und außerdem Er-
gänzungen durch die Nummeın 23a (Ersatz
Glaskörper für Gleichrichter), 70 (Linienwähler-
Anschlußschnüre) und 71 (Stöpsel- und Appa
ratschnüre). Bei Nr. 25 sind Erdschluß- und
Stromriehtungsanzeiger eingefügt worden. Ab
züge der Liste können, wie bisher, zu den in der
„ETZ“ 1920, S. 63, angegebenen Bedingungen
von unserem Verlag bezogen werden.
Elektrizitätszähler. — Der Verband der
Zählerfabriken hat beschlossen, den Teue-
rungszuschlag auf die seit Jahresanfang gelten-
den dreifachen Grundpreise vom 15.1. 1920 ab
auf 150% zu erhöhen.
Weißblech. Vom Reichswirtschaftsmi-
nister ist die Verfügung, betreffend Beschlag-
nahme und Meldepflicht von Weißblech,
unter dem 23. XII. 1919 aufgehoben worden.
Preiserhöhung für Starkstromfabrikate in
Österreich. — Die Starkstrom-Elektrizi-
tätsfirmen Österreichs haben nach der ‚Frnkt.
Ztg.‘‘ den Teuerungszuschlag auf 250% erhöht.
Metallpreise. — Nach den Notierungen der
Vereinigung für die deutsche Elektrolytkupfer-
notiz bzw. der Kommission des Berliner Metall-
börsenvorstandes in M/100 kg:
Metall 30. I. I7.-T.
Elektrolytkupfer (wire-
bars), prompt, cif Ham-
burg, Bremen, Rotterdam 3515 3890
Raffinadekupfer f
99/99,3%,,1okoGroß-Berlin |3200—3300 3400—3600
Originalhütten- Weich-
blei, ab Hütte oder loko
Groß-Berlin her
Originalhütten-Rohzink,
Syndikatspreis ab Hütte
1125 —1175 1150—1200
oder. Bagan m 2 650 650
desgl. Preis im freien Ver-
kehr, ab Hütte oder |
Lager 1075—1100 —
Originalhütten-Alumi-
nium 98/99%, in gekerb-
ten Blöckchen, ab Hütte
oder loko Groß-Berlin
Zinn, Banka-, Straits-,
Billiton., loko Hamburg
oder Groß-Berlin . . .
Hüttenzinn, mindestens
990/0, loko Hamburg oder
Groß-Berlineen, a =. — \
Reinnickel 98/99 /,, 1oko
Hamburg oder Groß-
Berlin . EN Ne
Antimon-Regulus, loko
Hamburg oder Groß- |
Berlin . 22.2.2 .. 12100—2200,2200—2400
Meta)llzuschläge für isolierte Drähte,
Für die Woche vom ]l. bis 7. II. 1920 beträgt
der Kupferzuschlag 140 M, der Alumi-
niumzuschlag 60 M.
Abschluß des Heftes: 31. Januar 1920,
t
5000 '5300—5500
12 500—13000 15900— 16 000
6500— 7000 7000 --7500
124
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Heit 6.
Zuschlagsliste der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie für Februar 1920.
Die grüne Zuschlagsliste Nr. %6 gilt für den Monat Februar 1920 für
solche Aufträge, die vom 1. I. 1920 ab zu den gemäß Beschluß der Preis-
stelle erhöhten Grundpreisen erteilt werden Für die Abrechnung von Auf-
trägen mit den bis 31. XII. 1919 giltigen Grundpreisen ist die weiße Zu-
schlagsliste Nr. 26 A maßgebend. Für die Berechnung der Teuerungs-
zuschläge gilt für Aufträge, die vom 1. XII. 1919 (für Zähler vom 1.1. 1920)
ab eingegangen sind, folgende Formel:
1. Der Preisstichtag liegt um die in Spalte A der Teuerungszuschlagsliste
genannte Frist vor dem Liefertag (A-Frist); ist diese Frist mit 0 bezeichnet,
so wird der am Liefertage ‚giltige Preis berechnet.
a Für Spar- z
. a Pa Für an Für $ {
führung | Frsatz- führung | Ereatz-.
„mit metall- |A-Frist B-Friet (mit metall- |A-Frist|B-Frist
Gegenstand wapfen Aus- Gegenstand mans Aus-
Bone, | führung Bronze’ | führung
usw.) usw.) q
Zuschlag | Zuschlag | Mo- Mo- 5 Zuschlag | Zuschlag | Mo- Mo- -
9% %o nate | nate On % nate | nate
Generatoren, Motoren und Umformer, 33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen E
soweit nicht für Sonderausführungen (außer Schutz- u. Re a) 340 290
Zuschläge in der Liste aufgeführt sind. 34. Schutzdrosselspulen . . . . . . 380 330
1. bis 5 kW (bezogen auf 1000 Umdrehungan) 540 540 35. Erdungsdrosselspulen . . 340 290
3. überd bis 100 kW (bezogen auf 1000 Um- | 36. Motorschalttafeln, auch mit selbsttätigen z
drehungen) . 540 540 1 2 Schaltern . . . 5 i 340 290 a 2
3. über 100 kW (bezogen a auf 1000 Umdre- | 37. Vollständige Schaltanlagen, Schalt- 5 |
Be) : f 540 540 schränke, Schaltpulte und Schaltzellen. 340 290
3 38. Schaltkästen ausschl. DERART m 340 290
Sonderausführun gen. j 39. Gußgekapseltes Material ; 340 300
4 Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren . 520 520 40. Schaltänlagen für Schiffe. : 340 —
5. Elektrisch betriebene NL | Meßapparate und Zubehör
nen . 350 350 F r R
6. Elektrisch betriebene Höusw asderpumBen, 41. Meßinstrumente . . 170 Fer
Entstäubungspumpen und Kompressoren 370. 240 ' 42 Zähler einschl. Verpackung N 200 | i 2
7. Gesteinsbohrmaschinen und- -geräte 310 190 1 43. Meßwandler 300 FR
8. Vollständig ausgerüstete Motorkarren, Installation RL
Motorschleifen, Motortragen,Motorwagen 360 250 44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) 190 160 5
9. Spezial-Elektromotoren in Marineausfüh- 45. Ein- und zweiteilige Sicherungsstöpsel,
rung und durch solche angetriebene Ma- Stöpselköpfe, Patronen, Paßringe bzw.
schinen nebst zugehörigen Anlassern laut Paßschrauben und Kontaktschrauben,
2 besonderer Aufstellung 540 IR Größe I und II (Klein- und Normal-Edison- -
urbosätze. Gewinde) . . 160 130 :
10. Turbosätze, bestehend aus: Turbogene- 46. Wie 45, jedoch ‚Größe HIT bis V (Groß-
ratoren, Dampfturbinen und Kondensa- -_ Edison- und Mammuth-Spezial-Gewinde) 180 150
tionsanlagen einschl. Pumpen sowie Zahn- 47. Sicherungselemente (Einzelsicherungen)
radvorgelege. 3 305 Te zum. wer: -Sicherungssystem (Sie-
1l. Turbogeneratoren allein € 340 —_ 9 92 mens) 220 190
12. Dampfturbinen sowie Zahnradvorgelege, 48. Patronen zum " Ringbolzen- Sicherungs-
Turbokompressoren und Turbogebläse . 245 — system (Siemens) . . 160 130
13. Kondensationsanlagen und Wärmeaus- 49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen)
tauschapparate . . 390 a: und Patronen zum Keilkontakt-Siche-
= ; rungssystem (Siemens) . 150 120
Zubehör zu Maschinen. 80. Verteilungstafeln und Gruppen, doweit
14. Anlasser, Regulierwiderstände, Tıiet-, Web- | nicht in Gußgehäuse 220 190
stuhl-, Sterndreieck-Schalter. . . . . 350 350 |) öl. Freileitungs- und Hausanschluß- Siche-
15. Kran- und Aufzugsapparate, Schützen- “ y | rungen, Freileitungs-Armaturen bis 600 :
steuerungen . f 1 2 Volt, soweit nicht in Gußgehäuse 20 190 1 2
16. Gleitschienen, Verankerung, Kupplungen. | 52. Zählertafeln, armiert 220 190
Zahnradvorgelege . 360 360 53. Drehschalter, Steckdosen und Stecker,
Behimatertar soweit nicht in Gußgehäuse, Porzellan-
N ; 5 Abzweigdosen, -Scheiben und -Klemmen,
Bi eo an en Bromsen 440 440 -Kabelschuhe und -Verbinder u. dergl. 320 190
. . schalter und Stromabnehmer für 3 == 54. Gußgekapseltes Installationsmaterial . . 340 300
ahnen . re N Ay 370 370 55. Metallfassungen, Schalenhalter, Supeel
19. Vollständige elektrische Ausrüstungen | >
& i { i ‚und dergleichen 220 190
für Straßenbahntriebwagen und mit elek- 56 Glühlichtarmaturen ' Sinschl: nnserdich:
trischer Bremse versehene Anhängewagen, i ter Fassungen und Handlampen 220 190
ausschl. Leitungen und Montage 400 400 } 2 57. Bord-Installeisofemnienis] (enesh. Ma- = ;
20. Vollständige elektrische Ausrüstungen rine-Streifensicherungen, aber ausschließ-
von Vollbahn-Lokomotiven und Vollbahn- : lich 58 und 59) . 220 ——
a a einschl. Montage 410 ze 58. Marine-Patronensicherungen 120 =
21. ektrische Lokomotiven für Bergbau = 9 Es
nie . Ir u 59. Meßstöpsel DR 270
: EEE : 370 10 60. Installationsmaterial "tür Handelsschiffe
Transformatoren und Gleichrichter. | (ausschl. der. zweiteiligen Stöpsel aus
29. Transformatoren . Bad 420 380 Gruppe 45 und 46) 2 135 28
23. Gleichrichter mit Glaskörper, E einsznl‘ | Isolierrohr und verbandsmäßiges ze ; $
Zubehör ; : 280 980 2 behör.:
238. Ersatz- Glaskörper . Bir ; 25 25 - 61. Verbleite Eisenrohre (Bieirohre) ea 935
24. Gleichrichter mit Bisonkönper einschl 62. Verzinkte Eisenrohre 3 m 95
Zubehör 1 ; r 540 540 63. Feinzinkrohre (kein verzinktes Eisen- 4
Schaltapparate und Material für bleh) . . u... = 3
Shellanlareı 64. Messingrohre — 80
25. Hebelschalter‘ Erdschluß- und Stromrich- 65. Papierrohre mit Stahlpanzerschutz (Stahl- 105
tungszeiger, Instrumenten- und Kurbel- > f Te
Umschalter, soweit nicht in Gußgehäuse 320 280 > Ba er ar Metall- 115
26. Selbsttätige Schalter, soweit nicht für Öl- 67 are: (S st S P: h N obs t B Be
füllung und nicht in Eisen- oder Gufge- : un Mohn ea ogen er 330
häuse; Fern-, Zeit-, Zellenschalter 340 290 RL EA 5 j |
rk, Niederspannungs-Streifen- und Röhren- Glühlampen.
Sicherungen für Schalttafelbau einschl. 68. Glühlampen jeder Art (ausschl. Heiz-
Einsätzen . RER 300 310 lampen): Auf die ab 28. Januar 1919 |
28. Hochspannungs- -Trennschalter, " Mast- geltenden Preise ; 150 150
schalter, Streckenschalter,. soweit nicht ; Telegraphie und Kerne
fir 01. es IE 330 If RI
39. Hochspannungssicherungen einschließ- 7 z eng = }
‘ lieh Schmelzeinsätze, ‘armierte Stützen A en Linienwähler-Anschlußschnüre ; Dn E: N 1 1
und armierte Wanddurchführungen . 360 310 Spas uns DPATuiEChuusp rivattypen) , E = i
30. Freileitungs-Hörnerschalter . . . ?. 360 310 Verschiedenes. 3
31. Konzentrische Klemmen (Zeutralklem- } Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Öl: . Tagespreis;
Ba E Ä * 380 330 : “nindestens aber 800 M für 100 kg ohne Faß. ) _
2. schalter (ohne Öl "einsch Hil appa- .
8 a alter (ohne Öl is pp = 340 290 Verpackung (ausschließlich Verpackung für Zähler) { a ee Beben
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C, Zehme in Berlin. — Verlag von Jullus8 pringer in Berlin,
2:
4. Als Bestelltag
eltende
6. Februar 1920.
Soweit in Spalte B Fristen (B-Frist) angegeben sind, wird wenn innerhalb
dieser Frist geliefert wird, der am Bestelltag P
3. Der am Bestelltag geltende Preis ist bis au
ilt der Tag, an dem die Bestellung soweit geklärt ist,
reis berechnet.
weiteres Mindestpreis.
daß die Herstellung begonnen und ohne Verzögerung. durchgeführt
werden kann.
_ rechnen.
wird, bleiben besondere Abmachungen vorbehalten.
\
Der Lieferung ist die Anzeige der Versandbereitschaft gleichzu-
Für Aufträge, für die eine längere "Lieferzeit als 18 Monate ver einbart.
2
Fe
>
b
Ei stechnische Zeitschrift
125
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: E. C., Zehme, Dr. F. Meißner, K, Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24.
41. Jahrgang.
Das Kilowatt
als allgemeine Einheit der Leistung.
Von RK. Strecker.
InFıankreich ist auf Grund eines Gesetzes!)
vom 2. April 1914 über die Maßeinheiten am
5. VIII. 1919 eine Verordnung erschienen, in der
Einheiten der geometrischen Größen (Fläche,
Raum, Winkel), der Masse, der Zeit, der mecha-
nischen, elektrischen, Wäıme- und Lichtgrößen
festgesetzt werden?).
Unter den mechanischen Größen findet
man zunächst das Sthöne®), die Kraft, welche der
Masse 1tin 1s die Beschleunigung Im/s erteilt.
Dann kommen Energie und Leistung: Die Ein-
heit der Energie ist das Kilojoule, gleich der Ar-
beit, die 1 Sthöne leistet, wenn der Angriffs-
punkt der Kraft sich in der Richtung der Kraft
um 1m verschiebt; die Einheit der Leistung ist
das Kilowatt = 1 Kilojoule in der Sekunde.
Neben diesen Einheiten werden (an anderer
Stelle der Verordnung) auch die Einheiten Kilo-
grammgewicht oder Kilogrammkraft, Kilo-
srammeter, Pferdestärke festgelegt und auf die
vorher erwähntenabsoluten Einheiten bezogen;
das Kilogrammeter ist praktisch gleich 9,8
Joule, die Pferdestärke gleich 0,785 Kilowatt.
In Deutschland haben wir für die meisten
dieser Einheiten keine amtlichen Festsetzungen.
Der AEF hat schon im März 1914 nach seinem
eigenen Entwurf vom Juni 1911 und nach dem
Vorgang der Internationalen Elektrotechnischen
Kommission®) festgesetztö): „Die technische
Einheit der Leistung heißt Kilowatt. Sie ist
praktisch gleich 102 Kilogrammeter in der Se-
kunde®) und entspricht der absoluten Leistung
1010 Erg in der Sekunde. Einheitsbezeichnung
kW.“ Ferner wurde im Januar 1914 ein Ent-
wurf?) veröffentlicht, welcherlautete:,,Die Ener-
gieeinheit der Wäıme ist das internationale Kilo-
joule oder die internationale Kilowattsekunde.“
In neuerer Zeit scheinen sich in unserer
elektiotechnischen Industrie Bestrebungen zu
regen, als Einheit der Leistung neben dem Kilo-
watt regelmäßig die Pferdestärke zu benutzen,
vermutlich in der Meinung, das Kilowatt sei
eine elektrische, die Pferdestärke eine mechani-
sche Einheit, jenes werde durch das Produkt
von Strom und Spannung, dieses durch das
Produkt von Drehmoment und Winkelge-
schwindigkeit bestimmt. Dies ist aber ein Iır-
tum, hervorgerufen lediglich durch länge Ge-
wöhnung, weil man bei, der Entwicklung der
Elektrotechnik kein eigentliches elektrisches
Energiemaß (wiein der Wärmelehre die Kalorie)
geschaffen hatte, sondern sofort zur mechani-
schen Energieeinheit übergegangen waı®). Man
sieht aus der französischen Verordnung, daß
man dort das Kilowatt und das Kilojoule unter
die mechanischen Größen rechnet ; bei den elek-
tıischen findet man Spannung und Elektrizi-
tätsmenge (Strom und Widerstand waren schon
vorher gesetzlich festgelegt). Ebenso hat der
5 a Übersetzung des Gesetzentwurfes vgl. „ETZ“ 1914,
i E Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 82
. 82.
®) Griechisch, 70 09vos, Stärke, Kraft, Mut.
*) Vgl. „ETZ“ 1910, S. 1006; 1911, 8. 1059, 1124.
5) Vgl. „ETZ* 1911, 8. 722; 1912, 8. 963; 1914, S. 687.
6) Leider haben die Franzosen das Kilogrammeter
praktisch gleich 9,8 Joule gesetzt; darnach wird das Kilo-
watt nach französischer Rechnung = 102,04 kgm/s, aller-
dings ‚ praktisch" genügend gleich mit unserer Zahl
102 kgm/s, aber doch ein Unterschied, der ohne Mühe hätte
den werden können. Noch bedauerlicher ist die
- Festsetzung, daß die Pferdestärke = 0,735 kW sei (statt 0,736).
”) Vgl TZ“ 1914, 8. 281.
8) Vgl. „ETZ“ 1914, 8. 281.
Berlin, 12. Februar 1920.
AEF das Kilowatt als allgemeine Leistungsein-
heit, befreit von dem Nebenbegriff des elektri-
schen, und das Kilojoule als Wär meeinheit fest-
gelegt. Aus der Erläuterung zu dem Vorschlag
der Wäımeeinheit ist zu ersehen, daß man
„mechanische Arbeiten und Wäımemengen
durch dieselbe Maßeinheit ausdrücken“ und
eine „mechanische Energieeinheit‘“ schaffen
wollte. Es wäre mindestens eigentümlich, wenn
die deutsche Elektrotechnik den Schritt, den
sie vor 9 Jahren,. mindestens gleichzeitig mit
den Franzosen, getan hat, nın in Verkennung
des logischen Zusammenhangs vückgängig
machen wollte. Der AEF, davon bın ich über-
zeugt, wird diesen Krebsgang nicht mitmachen.
Man macht wohl geltend, daß es bequemer
für die Anschauung sei, Leistungen mechani-
scher Form in Pferdestärken, solche in elektri-
scher Form in Kilowatt anzugeben. Wenn man
dann aber einen Wirkungsgrad berechnen will,
hat man die für das Rechnen äußerst unbe-
queme Zahl 736 einzuführen; da ist es doch weit
bequemer, wenn man die Leistungen beide in
Kilowatt vor sich hat; der Quotient ist der Wir-
kungsgrad. Jener Vorteil beruht nur auf der
Gewöhnung; es ist kaum zu verstehen, daß der
Ingenieur. für den die Leistung einer der aller-
wichtigsten Grundbegriffe ist, das Bedürfnis
haben sollte, hier begrifflich die verschiedenen
Formen zu unterscheiden; Energie, Arbeit, Lei-
stung sind Größen, die von den Erscheinungsfor-
men unabhängig sind; in welcher Form sie auch
auftreten, immer kann man sie mit derselben
Einheit messen. Diese Erkenntnis, mit der jeder
Physiker, jeder Ingenieur vertraut ist, sollte
nicht dadurch verleugnet werden, daß man für
diese Größen je nach der Erscheinungsform ver-
schiedene Einheiten einführte.
Ist die drahtlose Telephonie als Verkehrs-
mittel für Ueberlandzentralen geeignet?
Von J. Nübel,
Oberingenieur der Süddeutschen Telephon-Appa-
rate-, Kabel- und Drahtwerke Aktiengesellschaft,
Nürnberg.
fbersicht. Es werden die Telephonsysteme mit
und ohne Draht auf ihre Anwendung für Betriebsfern-
sprechanlagen von Überlandwerken in technischer
und wirtschaftlicher Hinsicht miteinander verglichen.
Hieraus ergibt sich, daß das drahtlose System das
Drahtsystem nicht zu ersetzen vermag und diesem
gegenüber sich sowohl in technischer als auch in wirt-
schaftlicher Hinsicht ungünstiger stellt.
Telephonische Verbindungen zwischen den
einzelnen Kraftwerken und Umformerstatio-
nen, zwischen diesen und den einzelnen Trans-
formatorenhäusern, Bezirksmonteuren und be-
deutenden Stromabnehmern sowie mit dem
auf der Strecke arbeitenden Personal sind eine
unabwendbare Notwendigkeit für den Betrieb
eines Überlandwerkes. Da Sprechstellen des
staatlichen Telephonnetzes dort zumeist nicht
zur Verfügung stehen, wo sie im Dienste des
‚Überlandbetriebes benötigt werden, die nächst-
gelegene Sprechstelle von der Strecke bzw. vom
Transformatorenhaus oft nur mit großem Zeit-
verlust zu erreichen ist, der staatliche Telephon-
betrieb außerdem zu gewissen Tageszeiten,
nachtsüber und sobald ein Gewitter im Anzug
ist, stillgelegt wird, muß jedes Überlandwerk
eine eigene Betriebstelephonanlage unterhalten,
deren Sprechstellen an allen wichtigeren Punk-
Heft 7.
ten des Versorgungsgebietes jederzeit zur Ver-
fügung stehen und unter allen Umständen be-
triebsbereit sind.
Die bisher allein angewendete Drahttele-
phonie bedingt die Verlegung einer Fern-
sprech-Doppelleitung am Hochspannungsge-
stänge unterhalb der Hochspannungsleitungen,
weil die Errichtung eines besonderen Gestän-
ges für die Betriebstelephonanlage diese er-
heblich verteuern würde, zumeist aber aus an-
deren Gründen überhaupt nicht ın Frage
kommt. Durch die Verlegung der Fernsprech-
leitungen am Hochspannungsgestänge werden
besondere Verhältnisse geschaffen, welche der
Betriebstelephonanlage den Charakter einer
Starkstromanlage verleihen. Nach den Vor-
schriften des Verbandes „Deutscher Elektro-
techniker sind die am Hochspannungsgestänge
verlegten Fernsprechleitungen mit Rücksicht
auf die Möglichkeit eines Übertrittes von Hoch-
spannung als Folge eines Leitungsbruches wie
auch mit Rücksicht auf die in den Fernsprech-
leitungen durch elektromagnetische und elek-
trostatische Induktion auftretenden, unter Um-
ständen sehr beträchtlichen elektrischen Ener-
gien als Hochspannungsleitungen zu behandeln.
Dieansolche Fernsprechleitungen angeschlosse-
nen Fernsprech- und sonstigen Apparate müssen
demnach so konstruiert sein, daß ihre Benut-
zung unter allen praktisch vorkommenden Be-
triebsfällen gefahrlos ist, und es müssen auch
Maßnahmen getroffen werden, um die in den
Leitungen auftretenden Fremdströme für den
Fernsprechbetrieb unschädlich zu machen. Die
Erstellung einer Betriebstelephonanlage mit
am Hochspannungsgestänge verlegten Frei-
leitungen ist also an eine Reihe von Voraus-
setzungen und Bedingungen geknüpft, die sich
je nach Ausdehnung des Leitungsnetzes, Be-
triebsspannung der Hochspannungsanlage, An-
zahl der parallel angeschlossenen Sprechstellen
usw. verschieden gestalten und welchen nur
auf Grund einer genauen Kenntnis dieses für
unsere Elektrizitätsversorgung wichtigen Spe-
zialgebietes der Fernsprechtechnik und weit-
gehender, praktischer Erfahrungen entsprochen
werden kann.
Da sich die Ausführung von Betriebstele-
phonanlagen nur infolge der Verhältnisse,
welche sich aus der Verlegung der Freileitungen
am Hochspannungsgestänge ergeben, kompli-
ziert gestaltet, die Herstellungs- und Unter-
haltuneskosten des Leitungsnetzes ungefähr
1/0 der Gesamtanlage ausmachen und vor-
kommende Betriebsstörungen sich zumeist auf
Leitungsschäden zurückführen lassen, ist es
wohl zu verstehen, wenn die Leiter von Über-
landwerken, zumal wenn sie mit schlecht aus-
geführten Anlagen trübe Erfahrungen gesam-
melt haben, schon lange, seitdem von der draht-
losen Telephonie in der breiten Öffentlichkeit
gehört wurde, in dieser die einzig mögliche
Rettung aus allen Ärgernissen erkannten und
die Zeit herbeisehnten, in der die Ausgestaltung
des neuen Verkehrsmittels soweit gediehen ist,
daß seine praktische Anwendung im Dienste
von Überlandwerken in Erwägung gezogen
werden kann. Nach den Fortschritten, welche
die drahtlose Nachrichtenübermittlung wäh-
rend des Krieges gemacht hat, wird nunmehr
deren Einführung auch für private Zwecke pro-
pagiert. Esist daher wohl an der Zeit, die Vor-
und Nachteile des drahtlosen Systems mit
Bezug auf seine Anwendung als Verkehrsmittel
"126
im Dienste von Überlandwerken gegenüber dem
System mit Draht abzuwägen und damit allen
denjenigen an die Hand zu gehen, die sich für
das eine oder andere zu entscheiden haben.
Was der Fortfall der Leitungsanlage be-
sonders bei ausgedehnten Versorgungsgebieten
wirtschaftlich und technisch bedeutet, ist vor-
hergehend schon angedeutet worden, und es
dürfte sich erübrigen, hierauf weiter einzu-
gehen. Er wirkt an sich in jeder Hinsicht ge-
radezu bestechend. Leider stehen ihm aber
auch Nachteile gegenüber, selbst wenn man den
vollkommensten Stand der drahtlosen Tele-
phonie (u. a. Gegensprechbetrieb mit nur einer
Antenne) und ihre vorteilhafteste Ausgestal-
tung für Privatanlagen ins Auge faßt.
Die Einrichtung einer Sprechstelle nach
den beiden zu vergleichenden Systemen be-
steht aus
für drahtlose für Draht-
Telephonie: telephonie:
1. Blitzsehutzvorrich- 1. Schutzvorrichtung
tung gegen Blitz und
Hochspannung
2. Sprechapparat mit 2. Sprechapparat mit
Anrufläutewerk Anrufläutewerk
3. Sendeapparat 3. Erdungsdrossel-
spule
4. Empfänger 4. 2 primären Mikro-
phonelementen
5. Verstärker 5. Erdanschluß
6. Umformeraggregat
7. Sammlerbatterie (Soll die Einrichtung
einen wahl weisenAn-
ruf nach mehreren
Richtungen ermög-
lichen, so kommt ein
doppelpoliger Schal-
ter für jede Richtung
hinzu.)
zum ‘Heizen der
Glühkathoden der
Kathodenröhren
8. Sammlerbatterie
für den Betrieb des
Umformeraggrega-
tes
Trockenbatterie rd
80V als Spannungs-
quelle für Empfän-
ser und Verstärker
Einrichtung zum
Laden der Samm-
lerbatterien
11. Antenne
12. Erdnetz
Wie sich aus dieser Gegenüberstellung zu-
nächst ergibt, umfaßt die Einrichtung für
drahtlose Telephonie erheblich mehr Teile als
eine solche für Drahttelephonie, wäs einen ent-
sprechenden Unterschied sowohl in den An-
schaffungskosten als auch in den laufenden
Unterhaltungskosten bedingt. Letztere wer-
den aber durch das Vorhandensein und den na-
türlichen Verschleiß der für drahtlose Nach-
richtenübermittlung unerläßlichen Kathoden-
röhren noch sehr zuungunsten der drahtlosen
Telephonie beeinflußt. Ein. Sender kleinster
Ausführungsform enthält eine, der Empfänger
zur Wahrnehmbarmachung der ankommenden
Wellen ebenfalls eine und der Verstärker min-
destens zwei Kathodenröhren. Für Überland-
werke mit ausgedehnterem Versorgungsgebiet
ist je nach den in Frage kommenden Entfer-
nıngen eine größere Anzahl von Kathoden-
vöhren für Sende- und Empfangszwecke erfor-
derlich. Auf eine Sprechstelle entfallen dem-
nach mindestens vier Kathodenröhren, für
welche im Mittel eine Lebensdauer von 500
Brennstunden angenommen werden kann.
Sollen die Sprechstellen jederzeit empfangs-
bereit sein, so müssen Empfangs- und Ver-
stärkerröhren ununterbrochen eingeschaltet,
d. h. der Heizstromkreis dauernd geschlossen
sein. Bei der durchschnittlichen Lebensdauer
von 500 Brennstunden muß also damit gerech-
net werden, daß mindestens 8 Kathodenröhren
bei täglich 12-stündiger Brenndauer alle sechs
Wochen, bei täglich 24-stündiger Brenndauer
alle 3 Wochen erneuert werden müssen, was bei
einem Stückpreis von 90 bis 100 Manlaufenden
Unterhaltungskosten im Jahre rd 2500 bzw.
Su
10.
Elektrotechnische Zeitschrift.
5000 M für jede einzelne Sprechstelle ausmacht.
Hierzu kommt noch der natürliche Verschleiß
der Senderöhren und der Röhrenverbrauch in-
folge mechanischer Defekte, die Kosten für die
Unterhaltung und das regelmäßige Aufladen
der Sammlerbatterien sowie der natürliche Ver-
schleiß der Anoden-Trockenbatterie, welcher
bei der Trockenelementen kleinerer Form eige-
nen geringen Lebensdauer auch nicht zu uber-
‚schätzen ist.
Demgegenüber beschränkt sich der natür-
liche Verschleiß bei einer Sprechstelle für Draht-
telephonie, wenn man von den Teilen, welche
dieselbe mit der Einrichtung für drahtlose Te-
lephonie gemeinsam hat, absieht, auf die zwei
primären Mikrophonelemente mit einem Kosten-
aufwand von höchstens 6 M für 1 Jahr. Bei
der Drahttelephonie werden Unterhaltungs-
kosten eben zu einem weitaus überwiegenden
Teil durch die Leitungsanlage bedingt. Sie
stellen sich sehr verschieden hoch, je nach dem
verwendeten Material, einer mehr oder weniger
sachgemäßen Ausführung und je nach den
örtlichen Verhältnissen. Jedenfalls hat man es
in weiten Grenzen in der Hand, die Unterhal-
tungskosten einer Freileitungsanlage durch
eine widerstandsfähige Ausführung verhältnis-
mäßig niedrig zu halten, während dieselben
beim drahtlosen System durch den unvermeid-
lich raschen natürlichen Verschleiß einer An-
zahl hochwertiger Bestandteile unabwendbar
bedingt werden. Aber auch für billig- bzw.
schlechtgebaute Freileitungsanlagen belaufen
sich die Unterhaltungskosten nur auf einen
Bruchteil derjenigen, welche allein für die
Sende- und Empfangsapparate einer geringen
Anzahl drahtloser Sprechstellen aufgewendet
werden müssen. Beschädigungen der Sprech-
stelleneinrichtungen für Drahttelephonie durch
Blitz oder übergetretene Hochspannung kom-
men bei richtiger Konstruktion und hinreichen-
der Sicherung erfahrungsgemäß nur selten vor,
so daß sich hieraus keine nennenswerte Be-
lastung der Betriebskosten ergibt.
Die Betriebs-Fernsprechanlage eines Über-
landwerkes sol] stets und-mit Rücksicht auf
den Wechsel des Streckenpersonals von jeder-
mann ohne besondere Schulung benutzbar sein,
sie soll möglichst geringer Wartung bedürfen,
weil die meisten und häufig auch wichtige
Sprechstellen nicht dauernd besetzt sind. d,h.
nicht ständig eine Person anwesend ist, welche
für die Erhaltung des guten Zustandes sorgen
kann.
Diesen wichtigen Anforderungen entspricht
erfahrungsgemäß eine gut ausgeführte Anlage
nach dem Drahtsystem, denn es kann zu jeder
Zeit und bei jedem Wetter, auch während eines
Gewitters und während des Bestehens eines
Erdschlusses im Hochspannungsnetz gefahrlos
telephoniert werden. Ein Leitungsbruch kann
nur für solche Sprechstellen eine Störung be-
deuten, welche auf nur einer Leitungsstrecke
erreichbar sind. Zumeist ergibt es sich aber
schon aus der Anlage des Hochspannungsnetzes
(geschlossene Kreise), daß die Sprechstellen
mit geringen Ausnahmen auf wenigstens zwei
verschiedenen Strecken erreichbar sind. Die
regelmäßige Wartung beschränkt sich auf
die Instandhaltung der Schutzvorrichtungen
gegen Blitz und Hochspannung und der pri-
mären Mikrophonelemente. Es handelt sich
hierbei um höchst einfache Arbeiten, die auch
jedem Starkstrommonteur geläufig sind, oder
wozu jedermann leicht angelernt werden kann.
Ganz anders liegen die Verhältnisse für
das drahtlose System. Da Erfahrungen hin-
sichtlich der Anwendung desselben für Be-
triebsfernsprechnetze 2. Zt. noch nicht vorlie-
gen, kann nur erörtert werden, was man von
demselben nach dem heutigen Stand der Tech-
‚nik und mit Bezug auf die vorgenannten Be-
triebsanforderungen erwarten darf. Zunächst
steht fest, daß die stete Benutzbarkeit der
Sprecehstellen nicht bzw. nur bedingungsweise
gegeben ist. Während ein Gewitter über dem
1920. Helt 7.
ae 2
Versorgungsgebiet steht oder während starker
Schneefälle (Schneesturm) kann nicht draht-
los telephoniert werden. Also gerade dann,
wenn eine telephonische Verständigung für den
Betrieb eines Überlandwerkes von der größten
Wichtigkeit ist, weil mit dem Eintritt von
Störungen auf der Strecke gerechnet werden
Da @
ch an kleineren Plätzen der staatliche Fern-
Gewitters be- |
kanntlich eingestellt wird, so ist jede Verstän-
muß, versagt die drahtlose Telephonie.
sprechbetrieb während eines
digungsmöglichkeit genommen, soweit nicht
auch noch eine Betriebstelephonanlage nach
dem Drahtsystem zur Verfügung steht. Im
übrigen ist die Betriebsbereitschaft drahtloser
Sprechstellen für die Zeit gegeben, während
welcher man den Heizstromkreis der Empfangs-
und Verstärkerröhren geschlossen hält. Die
Betriebsbereitschaft wird also zu einer .Kosten-
frage, u. zw., wie aus der vorhergehenden Ge-
genüberstellung der laufenden Unterhaltungs-
kosten hervorgeht, zu einer nicht unbeträcht-
lichen. Sind z. B. nur 10 drahtlose Sprech-
stellen vorhanden, so handelt es sich, wenn man
nur den Verschleiß der Empfangs- und Ver-
stärkerröhren in Betracht zieht, um einen Un-
terschied von mindestens 25 000 M im Jahre,
je nachdem, ob die stete Betriebsbereitschaft
für 12 Stunden, also nur tagsüber, oder für
24 Stunden, Tag und Nacht geschaffen wird,
Die Wartung drahtloser Sprechstellen stellt
weit höhere Anforderungen an das Personal als
diejenige von Sprechstellen nach dem Draht-
system. Abgesehen von dem größeren Umfang
der Einrichtung an sich, erfordert die Beobach-
tung der verschiedenen Sammler- bzw. Trocken-
batterien, das regelmäßige Aufladen der erste-
ren und rechtzeitige Auswechseln der letzteren,
das Ölen und Reinigen des Umformeraggre-
gates und das rechtzeitige und sachgemäße Aus-
wechseln der ver brauchten Kathodenröhren
sehr viel Aufmerksamkeit und auch besondere -
Sachkenntnis. Man wird nicht jedermann für
diese Arbeiten verwenden können, zumal von
deren richtiger und rechtzeitiger Ausführung °
die Ver wendungsbereitschaft jeder Sprechstelle
abhängig ist. Wenn man weiß, wie schwierig
schon eine gewissenhafte Ausübung der denk-
bar einfachen und geringen Instandhaltungs-
arbeiten, welche bei einer
leisten sind, sichergestellt werden kann, dann
möchte man behaupten, daß die Instandhal-
tung drahtloser Einrichtungen im Betriebe
eines Überlandwerkes nur denkbar ist, wenn
dafür ein besonderes Fachpersonal unterhalten
wird. Damit erhöhen sich allerdings die laufen-
den Unterhaltungskosten des weiteren zuun-
gunsten des drahtlosen Systems, denn die ein-
fachen Instandhaltungsarbeiten werden bei
Anlagen nach dem Drahtsystem von dem vor-
handenen Personal leicht nebenbei bewältigt.
Die Sprechstelleneinrichtungen müssen
starke Temperaturschwankungen und Feuch-
tigkeit vertragen können, weil sie vielfach in
Räumen untergebracht werden müssen, welche
nicht geheizt werden, also starken Temperatur-
schwankungen, verbunden mit Feuchtigkeits-
niederschlägen, ausgesetzt sind. Auch ist damit
zu rechnen, daß Sprechstelleneinrichtungenin.
Transformatoren- und Schalthäusern bei offen
stehender Tür oft für längere Zeit feuchter,
nebliger Luft direkt ausgesetzt sind.
Die Sprechstelleneinrichtungen für Draht-
'telephonie sind auf Grund langjähriger prak-
tischer Erfahrungen so ausgeführt, daß Tem-
peraturschwankungen und die als Folgeerschei-
nung auftretende Feuchtigkeit weder den Appa-
raten schaden, noch ihre Funktionsweise dau-
ernd oder vorübergehend beeinträchtigen. Ob
es möglich sein wird, die Apparatur einer.
Sprechstelleneinriehtung für drahtlose Tele-
phonie ebenso widerstandsfähig zu machen,
daß die gegen Isolationsschwankungen sehr
empfindlichen Empfangs- und Verstärkerappa-
rate unter den gegebenen Verhältnissen keinen
dauernden Schaden erfahren und auch nicht
12. Februar 1920.
Drahtanlage zu
Be EN
18. Februar 1920...
vorübergehend in ihrer Funktien gestört wer-
den. wird wohl erst die Erfahrung ergeben.
Jedenfalls wird die wesentlich komplizie te'e
- und mit hohen ‘Stromspanmıngen arbeitende
Ein ichtung einer d ahtlosen Sprech-telle gegen
Temperaturschwankungen und Feuchtigkeit
immer viel empfind icher sein, als die ein'ache,
aus den praktischen BE fahrungen vieler Jahre
hervo’gegangene Sprechstelle. für Diahttele-
phonie. | oh
Eine Betriebstelephonan'age ist um so
zweckdien'icher, je mehr Sp’ echgelegenheiten
gegeben sind. In besonde' e ist es. wichtig, daß
eine möglich-t weitgehende Verständigungs-
möglichkeit mit dem auf der Strecke aı beiten-
den Personal geschaffen wiıd, damit einerseits
das Personal bezüglich der auszufüh' enden Ar-
beiten Info mationen einholen bzw. das An-
und Abschalten einzelner Leitungsstiecken ver-
ab edet we den kann, anderseits, um das Ein-
treffen des Personals auf der Arbeitsstelle und
den Fortgang der Arbeiten kontrollieren zu
können. Dazu ist es erfo"de lich, jedes Trans-
formatoren- und jedes Schalthaus, die Woh-
nungen der Bezi k-monteure und die bedeuten-
deren Stromabnehmer an das Betiebstele-
phonnetz anzuschließen. Fe' ner empfiehlt sich
auch die Anwendung tragbarer Sprechappa-
“ rate, welche mittels eines zusammen’'egbaren
Gestänges an die Freileitung angeschlossen
we den können und einen telephonischen Ver-
kehr mit der nächstgelegenen daueınd besetz-
ten Spiechstelle von jedem Punkt der Leitungs-
anlage aus ermöglichen. Jedes Automobil soll
- mit einem tragbaren Sprechapparat ausgerüstet
sein, und das auf freier Strecke arbeitende Per-
sonal soll mittels eines solchen die telephonische
Ve bindung mit der nächstgelegenen statio-
nären Spvechstelle aufrechte: halten.
Bei der Drahttelephonie ist eine so dichte
Anordnung von Sp“echgelegenheiten nicht nu
möglich, sonde n eigentlich selbstverständ ich.
da die Anschaffungskosten der stationä’en
Ein’ichtungen wie auch die der tragbaren Ap-
, parate gegenüber den E’stellungskosten de
Leitungsan'age nur einen ge’ingen P:ozentsatz
ausmachen und auch die Unte:haltungskosten
der Gesamtan'age durch die Anzahl der Sprech-
. apparate nicht nennenswert beeinflußt we: den,
Bei der d’ahtlosen Telephonie liegen die
Verhältnisse gerade ümgekehit. Die Anschaf-
fungs- und Unte haltungskosten für die An-
‚ tennen und E dnetze, welche an die Stelle der
Leitungsan'age treten, machen nur einen ge-
" ringen Teil der Gesamtkosten aus, die sich
hauptsächlich aus dem Anschaffungswert der
apparatetechnischen Ein ichtungen bzw. de’ en
- Unterhaltung egeben. Wenn auch in Anbe-
tracht der-wichtigen Bet iebsvorteile. welche
durch eine reich'iche Vorsehung von Ve: kehrs-
möglichkeiten geboten werden. die Aufwendnng
der Anschaffungskosten für Sp"echstellenein-
riehtungen in dem einen oder anderen Falle
nicht gescheut we: den, so wird doch mit Rück-
sicht auf die mit .dem Hinzukommen jeder
Sprechstellenein’ichtung stark zunehmenden
Unterhaltungskosten (2500 bzw. 5000 M im
Jahre) eine Besch änkung auf das Allernot-
wendigste stattfinden müssen. Darin liegt
. zweifellos ein Nachteil für die Anwendung des
- drahtlosen Systems in allen Fällen, in welchen
es sich um Anlagen handelt, die eine größere
Anzahl von Sprechstellen umfassen.
.. Es kommt noch hinzu, daß die unerläß-
liche regelmäßige Beobachtung und In-tand-
haltung d’ahtloser Sprechstellenein ichtungen
nicht nur viel Geld, sonde'n auch viel Zeit be-
ansprucht, besonders wenn die Sprechstellen
in größeren Entfe mıngen voneinander liegen.
Alledings wird man die Sprechstellen der
Hauptpunkte von einer dort ständig anwesen-
den Person in“tandhalten lassen die hierzu an-
geleınt weden mıBß, aber die In-tandhaltung
der auf der Strecke liegenden Sprechstellen
müßte doch durch eine oder duıch mehrere Per-
onen erfolgen, welche zu diesem Zwecke die
Eiektrotechnische Zeitschritt. 1920. Heit 7.
einzelnen O:te täglich nacheinander aufzu-
suchen hätten. Dieses wirdauch in vielen Fällen
ein zwingender Grund sein, sich auf die aller-
notwendigste Anzahl von Sprechstellen zu be-
schiänken.
Tıagbare Sprechapparate, wie solche in
der D:ahttelephonie vielfache Anwendı ng fin-
den, sind für d,ahtlose Telephonie wegen des
Zubehörsan Sammle' batteı ien Umfo' me' aggı e-
gat usw. nicht denkbar. Diahtlose Sp ech-
stellen, welche transpoıtabel sein sollen müssen
fah bar eingerichtet, am besten wohl in Auto-
mobile eingebaut we: den. Ob es dabei gelingt.
die Kathoden’öh'en gegen Beschädigı ngen
durch starke E schütterungen hin eichend zu
schützen, muß abgewartet we’ den.
Vorstehende Betrachtüngen über die auf
den ersten B.ick sehr voıteilhaft scheinende
Anwendi.ng der drahtlosen Telephonie als Ver-
keh'smittel im Dienste von Übe landwe' ken
e geben. daß dieselbe den eigenaitigen Anfor-
derungen, welche auf diesem Gebiete gestellt
weı den müssen, in verschiedener Hinsicht nicht
zu entsprechen vermag. Dem verlockenden
Wegfall der Leitungsan'age steht eine Reihe
gewichtiger Nachteile gegenüber, die sich wie
folgt zusammenfassen lassen:
1. Beigewittiigem Wetter und starken Schnee-
fällen ist ein dıahtloser Ve: kehr unmöglich.
2. Auch bei günstigem Wetter ist eine stete
Betiiebsbereitschaft praktisch nicht gege-
ben, denn der schnelle Verb’auch _deı
teuren Empfangs- und Verstä' kerröh'en
zwingt dazu, den telephonischen Ve: kehı
auf bestimmte Stunden zu besch’änken.
3. Die Unte b ingüng d'ahtloser Sprechstellen
an solchen Stellen, wo sich nicht ständig
eine
Schalthäuscr u. dergl.), ist praktisch un-
denkbar,
4. Die Instandhaltung doahtloser Sp ech-
stelleneinrichtungen bedingt einen seh be-
deutenden laufenden Kostenaufwand.
5. Die Betriebssiche heit eine) d ahtlosenFern-
sprechan'age ist entsprechend der ve: hält-
nirsmäßig großen Anzahl zum Teil sehr emp-
find icher und einem schnellen Verschleiß
unte liegender Bestandteile in hohem Maße
von der Sachkenntnis, Regelmäßigkeit und
So’ gfalt, welche für die Instandhaltung auf-
gewendet werden. abhängig.
6. Durch die hohen Anschaffungs- und insbe-
sonde"e durch die Unte: haltungskosten wir d
eine Besch änkung auf die alle'notwendig-
ste, unter dem eigentlichen Betriebseifor-
de'nis liegende Zahl von Sprechstellen be-
dingt,
Nach alledem käme die drahtlose Tele-
phonie mır für die Ve bindung der Haupt-
punkte eines Versorgungsgebietes ernstlich in
Frage,. während für den Verkehr von den
Hauptpunkten nach den verschiedenen auf de'
Strecke liegenden Betiiebspunkten an der den
Bet’iebsbedü’fnissen sich besser anpassenden
Drahttelephonie unbedingt festgehalten wer-
den muß. Wird dies aber als zutreffend an-
eı kannt, so e'gibt sich daraus die Beibehaltung
der Fe'nsprechleitungen am Hochspannungs-
gestänge in einem zumeist nur sehr wenig be-
sch'änkten Umfange, und die Hauptptinkte
müssen für den Verkehr nach der Strecke neben
den d’ahtlosen auch mit Sprechstellenein ich-
tungen für D’ahttelephonie ausgerüstet wer-
den. Unwillkü lich wird man dann noch einen
kleinen Sch itt weiter gehen und die Haupt-
punkte des Versorgungsgebietes d ahtlich un-
tereinander ve"binden. auch wenn sich dieses
nicht schon ans denE'forde'nissen desStrecken-
ve'kehrs e’geben sollte, um sich auf diese
Weise die Möglichkeit zu verschaffen, auch
wäh'end eines Gewitters oder Schneesturmes.
wenn der d ahtlose und der staatliche Te!e-
phonve kehr versagen wie übe'haupt zu jede
Zeit und unter allen Umständen te!ephonie'en
zu können. Das bedeütet aber, daß man trotz
des Vorhandenseins drahtloser Sprechstellen
Peıson aufhält (Transformatoıen-,
127
(doch eine vollständige Betriebstelephonan'age
nach dem Diahty-tem benötigt, odeı mit an-
deren Worten. daß die d ahtlose Telephonie
nicht dazu geeignet ist, die D ahttelephonie zu
ersetzen. Die d ahtlosen Ein ichtı ngen können
sonach auf dem: Boden des Übe landwe kes
nur als Rese' ve für den Fall einer totalen Stö-
rung der Diahttelephonie Geltung haben.
Solche totale Störungen kommen aber eıfah-
rungsgemäß bei einer gut angelegten An’age
nach dem D:ahtsy:tem sehr selten vor, denn
die Sp’ echstellen sind wie schon vo he gehend
einmal] e' wähnt, sämtlich odeı wenigsten- zım
größten Teil auf meh e’en Leitungs wegen er-
veichbar, so daß se'’b-t ein Dahtb uch noch
keine Totalstö ung bedei tet. De) Ve keh wiid
sich somit in de Regel auf deı Bet 1eb-tele-
phonan age nach dem D aht-y-tem abwickeln.
weil sie für den übe’ wiegenden Ve keh'! mit
den auf der St ecke liegenden Sp ech-te len
allein in F age kommt, weil sie jede'zeit be-
t:iebsbe' eit ist, das Pe'sonal mit der Hand-
habıung der ein'achen Ein ichti ngen vertraut
und an diese gewöhnt ist. Auch die hohen Be-
t ieb: kosten der d’ahtlosen Sp'ech-tellen wer-
den dafür bestimmend wirken dierelben nur
ausnahmsweise zu benutzen. Selten ben: tzte
Ein ichtungen sind aber erfahrungsgemäß dann
nicht in Ordnı ng, wenn man sie einmal be-
nutzen will, weil sie nicht mit deı nötigen Re-
ge'mäßigkeit und So'gfalt intand gehalten
werden. Bei den äußergewöhn ich hohen An-
for derungen. welche das d ahtlose Sy-tem hin-
sichtlich der Instandhaltung stellt, ist dieses
vm so sicherer zu eıwarten. Da für den Fall
einer totalen Störung der Bet iebstelephon-
an’age nach dem D:ahtsy:tem doch auch das
für den Ve kehr mit St’omabnehme'n und
Lieferanten unentbeh liche Staatsteleprhon zur
Ve fügung steht, so kommt man zu demSchlvß,
daß die hohen Anschaffungskosten ınd die
auße'o dentlich hohen In tandhaltungskosten
für d’ahtlose Sprechein ichtungen auf dem
Boden des Übe'landwerkes obne jeden Nach-
teil für dem Bet’ieb gespart we den können.
In den vorstehenden Ausführungen wurde,
wie eingangs eı wähnt ist, der vollkommen°te
Stand de: d ahtlosen Telerhonie vor ausgeretzt,
oder mit anderen Worten eine solche Entwick-
Inngsstufe angenommen, welche unte) no’ malen
Ve hältnissen und beisachgemäßer Behand ung
der Ein ichtungen eine ausreichende Beti iebs-
siche heit gewäh leistet. Inwieweit diese An-
nahme heute schon zutrifft, ist für eine grund-
sätzliche Beurteilung der Frage, ob die d’aht-
lose Telephonie für den Bet’ ieb von Übe'land-
we' ken in technischer und wiitschaftlicher Hin-
sicht vorteilhafte Anwendı ng finden kann. zu-
nächst von unte'geo' dneter Bedeuting. zumal
feststeht, daßan der Entwicklung noch inten- iv
geaı beitet wird. Es dü fte aber jedenfalls ange-
b’acht sein. an dieser Stelleauf den in de' Zeit-
sch ift „Telegraphen- und Fe n<pıech-Tech-
nik‘) erschienenen Aufsatz „Über die d’aht-
\ose Telephonie“ von A. Meißner hinzuweisen.
Im letzten Absatz (8. 48) sagt der Veıfasser:
„Im Landve kehr wi’d die d.ahtlose Tele-
phonie kaum die Bedeutung e’halten wie im
Schiffsve'kehr. Die D:ahttelephonie ist doch
noch immer sicherer als die d ahtlose. Bei der
Häufung der d’ahtlosen Stationen treten oft
zahlreiche und e heb'iche Behinderungen durch
Stö'er auf, die nur durch eine ausgezeichnete
O ganisation eingeschränkt weıden können
usw.“
Damit soll die hohe Bedentung der draht-
!osen Telephonie als Ve keh'smittel keine®wegs
herabgesetzt we'den. Die d ahtlose Te'ephonie
wi' d zweifellos auf vielen Gebieten zum Segen
der Menschheit Hervorragendes leisten. - Sie
wi'dübe'allam P'atze sein wo man dwch ih'e
Anwendıng die Verlegung kostspie iger Lei-
tungsan'agen wirklich erüb igen oder voıhan-
dene Fe n’eitungen entlasten kann. oder wo
die Erstellung einer Leitungsan!age übeıhaupt
») Bd. &, 1919, 8. 45.
"128
Elektrotechnische Zeitschriit,
1920. Helt 7.
REREOR
6-7 ci
N,
1%, Februar 1920.
nicht in Frage kommt, z. B. für den telephoni-
schen Verkehr vom Land nach auf See befind-
lichen Schiffen, zwischen auf See befindlichen
Schiffen, ferner für den telephonischen Verkehr
von und nach fahrenden Eisenbahnzügen, für
den Eisenbahnsicherungsdienst und für den
Verkehr zwischen Eufklahrsängen untereinan-
der und von diesenzum Landu. dergl. Wie sich
aber niemals alles für alles eignet, so ist es auch
ein undankbares Beginnen, die drahtlose Tele-
phonie in den Dienst des Überlandwerkes
stellen zu wollen. Dieses Gebiet gehört kon-
kurrenzlos der Drahttelephonie, die sich seit
vielen Jahren allen den eigenartigen Betriebs-
erfordernissen und Betriebsverhältnissen so an-
gepaßt hat, daß nichts mehr zu wünschen übrig
bleibt. Die Übelstände, welche früher einmal
den Fernsprechanlagen, deren Freileitungen am
Hochspannungsgestänge verlegt sind, angehaf-
tet haben und Anlaß zu so manchem Ärger
und Verdruß waren, sind längst beseitigt. Eine
dem heutigen Stand der Technik entsprechende
gut ausgeführte Anlage ermöglicht einen be-
friedigenden und gefahrlosen Sprechverkehr zu
jeder Zeit, bei jeder Witterung und unter allen
praktisch vorkommenden Verhältnissen. Das
Weitspannsystem bedeutet dabei technisch
ebensowenig ein unüberwindliches Hindernis
wie die höchsten vorkommenden Betriebs-
spannungen im Hochspannungsnetz.
Eine Theorie der Stirnstreuung.
Von Ludwig Dreyfus, Ludvika, Schweden.
(Schluß von S. 111.)
II. Die Wechselinduktion zwischen
Spulenköpfen derselben Phase.
Den Gegenstand der bisherigen Rech-
nungen bildete ein einzelner Spulenkopf. Er
war aus dem Zusammenhang der ganzen Pha-
senwicklung künstlich lorgelöst und wurde so
behandelt, als stände dem Stirnfeld außerhalb
der Windungsfläche ein in der «-Richtung un-
endlich ausgedehnter Raum zur Verfügung.
Diese Voraussetzung trifft nach Abb. 5 nicht
zu. Infolge der Anwesenheit der übrigen Spu-
lenköpfe wird vielmehr der Kraftfluß auch
außerhalb der Windungsfläche genau oder
nahezu auf den Raum einer Polteilung
(AN + Bn) zusammengedrängt. Die früheren
Gleichungen für die Kraftlinienverkettung
müssen daher etwas zu hohe Werte liefern, und
man erhält die wirklichen Beträge erst dann,
wenn man auch die induzierende Wirkung der
anschließenden Spulenköpfe berücksichtigt.
Die mir bekannten Arbeiten über die Stirn-
streuung vernachlässigen diese Korrektur. Und
. das mit Recht. Denn sie ist jedenfalls klein
gegenüber den Unsicherheiten, welche irgend
einer der gebräuchlichen Näherungsformeln an-
haften. Ob dieses Urteil aber auch für unsere
genauere Theorie Geltung besitzt, kann ohne
Rechnung kaum entschieden werden, und da
diese Arbeit wohl überhaupt den ersten Ver-
such bildet, eine Theorie des Stirnstreufeldes
‚auf wissenschaftlicher Grundlage aufzubauen,
‚ 80 erschien mir trotz ihrer geringen praktischen
Bedeutung eine Klärung der aufgeworfenen
Frage nicht überflüssig. Ich unterseheide dabei
wie früher den Einfluß der achsialen Ausladun-
gen, der radialen Kröpfungen und der tangen-
tialen Stirnverbindungen,
a) Der Beitrag der achsialen
ladungen I, bzw. L..
Am Ankerumfang, den wir uns in eine
Ebene ausgebreitet denken, folgen kurzer und
weiter ausladende Wickelköpfe aufeinander
“ (Abb. 17). Wir numerieren die Spulenköpfe,
“wobei wir von dem zuvor allein betrachteten
Wickelkopf (Index 0) ausgehen, und unter-
suchen die Wechselinduktion zwischen diesem
Wickelkopf und einem anderen allgemeiner
. Lage (Index m). Voraussichtlich wird auch
Aus-
hier der Einfluß der achsialen Ausladungen die
geringste Rolle spielen. Denn das Feld, welches
die wirklichen Ausladungen A„F'm und BmCm
innerhalb der Windungsfläche AgBoCoFo EX-
(em-D%
X
Abb. 17. Zur Bestimmung der Wechselinduktion zwischen Wickelköpfen
derselben Phase (Beiträge der Abschnitte /, und [.).
zeugen würden, wird durch die Spiegelbilder
Amfm’ und Bm’Cm Zum größten "Teil wieder
aufgehoben.
Um allgemein zu bleiben, nohiken wir die
Größe der Ausladungen Io und I, m verschieden
an. Dann folgt für das mittlere Feld, welches
die Ausladung A„Fm und ihr Spiegelbild im
Abstande x längs der geraden a,f, erzeugt
(@. 2) ee
oder sehr nahezu
a La
w
a rk ‚02
Für einen langen Erulenkge |
sind 7, und L.„ zu vertau-
schen.
einen langen oder kurzen
Spulenkopf fällt also prak-
tisch gleich groß ‚aus, so-
weit der Einfluß der achsia-
len Ausladungen in Frage
kommt. Doch wird dieser Beitrag erst bei sehr
- großen Ausladungen bemerkenswert.
b) DerBeitrag der radialenKröpfungen.
Wir übernehmen die Nummerierung der
Wickelköpfe aus Abb. 17 und betrachten die
Verkettung eines beliebigen Spulenkopfes m
mit den radialen Kröpfungen des Spulen-
kopfes 0. Da es sich nur um die: Abschätzung
Bnittl. =— = =
Ay? + RE, ne Vx? + le —
— Va H+ (om — la? —]
5% [Va? ar (lam+ lao)? nn Vx?-+ lm —
Hierin gebrauchen wir für die Wurzeln die ab-
gekürzte Reihenentwicklung
1774
Be)’
12
VEFR=ell+, DR
was sich durch die Kürze der Ausladungen
gegenüber der Entfernung der Spulenköpfe
rechtfertigt. Bis auf die vierten Potenzen heben
sich dann alle Glieder fort, und es bleibt nur:
1 2
Vai + lao]}-
eines Korrektionsgliedes handelt und die Ent-
fernung der Spulenköpfe groß ist gegen die
Länge I, der Kröpfung, so darf man I, als ein
Längenelement betrachten, auf das sich das
Laplacesche Differentialgesetz unmittelbar an-
wenden ]Jäßt. Wir schreiben also für den Mittel-
wert des Feldes, daß die Ausladung E„ F„ und
ihr Spiegelbild über der geraden e, fo erzeugt
(Abb. 17)
1
Bnitt.=— O,liw.l, [
> —- (lam-— lao
lam? + la0?
Br an] [siehe Gl. (1)]
= —02 a E
&
Javlamı.
Bnit.=—0,15iw. (22
Diesen Ausdruck integrieren wir zwischen den
Grenzen A, und B, und fügen dazu das in
gleicher Weise berechnete Feld der Ausladung
BmCm und ihres Spiegelbildes. Im ersten
Falle sind die Integrationsgrenzen (9 m—]) .
2
l; |
1 r
Diesen Ausdruck integrieren wir über die
radiale Fläche (C,D,EoF, des induzierten
Wickelkopfes und lügen dazu den Fluß der,
Kröpfung C„D„ und ihres Spiegelbildes, den
wir auf dieselbe Weise berechnen. Dann ergibt
sich für den Anteil eines beliebigen Spulenkopfes
an der radialen Komponente der Kraftlinien-
verkettungen: }
la m En: la
Mer
(Orm=— 02 7 |(5
m—l|
und 2m.l, im zweiten Falle Am.1l, und
(2m-+1).1l,. Insgesamt folgt so für den Ein-
fluß eines beliebigen Wickelkopfes auf die
achsiale Komponente der Krafttlinienverket-
. tungen:
(Da)mo= — 0,8 iw: en
2
Br: =
lee et] (23
Endlich haben wir noch die Wirkung aller
Spulenköpfe rechts und links des Spulen-:
kopfes 0'zu summieren. Nehmen wir diesen
als kurzen Spulenkopf an (ko= 1a, laı = La
usw.), £0 ergibt sich für die gesamte Ver
tungszahl der Wechselinduktion die unendliche
Reihe
> @amo= 2 Dos 2 Nom
nes n=24
3 »
= = 01yw “ls La? > te
‚|
m aa)
(em De N
(26
Nun brauchen wir nur noch die. Beiträge aller
Spulenköpfe zur rechten und linken zu sum-
mieren; dabei treten zwei unendliche Reihen
auf, von denen uns eine schon bei der Unter-
suchung der achsialen Ausladung begegnet ist.
Die andere Reihe liefert:
312
x 1 1 1
I lem m + me)
1,2.
Bi \%
wann; er ar
WE darfetten
= 0,368.
a 732 De 7 N),
“a 45..
SE n 1 "in
Da hierin Ze ir hs Pre) =1,052
),8.+ 6
1 re "an
n
Be Se N
Haie ; 580,
0.0
so folgt Daa= >, Odmo=— li [TILL]. . 2 2.» (4
? 8
Die Wechselinduktion al-
ler übrigen Spulenköpfe auf
5 I Fe a 1
a > .
EL Du :
R 12. Februar 1920.
| __Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heit
daraus für Kane und kurze Spulonköpfe 1
selbe Resultat
und allein von der Lage des Spulenkopfes, ge-
rameter m, ab. Die
unendliche Reihe, welche bei der Summation
Dar = I (Or)mı= Itammıt Da
mals.
oder
. DRR=—, vi -[o 386 — 0,263
Bet ] (27
‘c) Der Beitrag der a rbiadingon.
Gl. (2) und Abb. 18 beträgt der
welches die Stirnver-
Spulenkopfes » längs
Nach
Mittelwert des Feldes,
bindung DEn des.
Abb. 18. Zur Bestimmung der Wöchselinduktion zwischen
_Wickelköpfen derselben Phase (Beiträge der Abschnitte /,).
einer parallelen Geraden d,e, des Spulen-
kopfes O erzeugt:
Bau. =0.1 Vom + y 14 y°
— 2 YA m IE +YRm— 118422]:
Dafür schreiben wir. näherungsweise, indem
wir die Wurzeln in eine Reihe entwickeln nnd
nach dem zweiten Gliede Be
£ 1
Bam. =0.liw 5 | 1 m ta — |
= ARE kur 98
= Q,liw 21, "m (4m? —1) R (45
Das Feld wächst also proportional dem Abstand
von der verlängerten Mittellinie des Leiter-
bündels DmEm-. Da es sich bei Berücksich-
tigung der ferner liegenden Spulenköpfe wieder
nur um ein Korrektionsglied handelt, so ver-
nachlässige ich die Verminderung der Streu-
linienverkettung infolge des endlichen Quer-
schnittes des Spulenkopfes O und integriere das
Feld zwischen den .Grenzen 9= lam— lao
und = Im. Auf diese Weise ergibt sich
DT den Ze |
(D;)mo = 0.1 21, D) >)
eh
mm 1).
‚Für das Feld dos Spiegelbildes Dy’Em’ eilt
formell ebenfalls Gl. (28), doch ist jetzt die
" Integration zwischen y= hm und Yy=lam
+ 1a0 auszuführen, was für die Kraftlinienver-
kettung den negativen Beitrag
i ww? 1 m la 2 L m”
(®s')mo — 21; . = T ” = 2]
| RER
“m (4m? —1)
liefert. Daraus folgt zunächst für den Bei-
trag einer beliebigen Stirnverbindung m zu den
Kraftlinienwindungen des Spulenkopfes O
(Ds)m=l2iwL,
Lem: — lam: la A 1
41s? "m (4m? —1)
und es ist bemerkenswert, daß dieser Beitrag
auf eime Erhöhung der Selbstinduktion des
Spulenkopfes O hinzielt, während die früher
berechneten negativen Beiträge eine Ver-
minderung der Selbstinduktion Bu GECEIOR:
Da außerdem die Differenz
um: = lam- = Fo - lao, a
für lange und kurze ae überein-
stimmt, so hängt der berechnete Beitrag einzig
„?
£ | 0356
2 li
— — VArWw „
(29
m=2,4.
Le +1 3 B
ARE 7.1052]
der Induktionswirkungen sämtlicher Spulen-
köpfe auftritt, wurde schon früher berechnet.
Ich schreibe daher gleich das Resultat in der
endgültigen Form
Oss=2 > (Momo
1,2...
Elle.
0.193 a lao” (30
Zahlenbeispiel.
Wir können jetzt das auf $. 109 begonnene
Zahlenbeispiel fortsetzen und die Änderung der
Kraftlinienverkettung eines Spulenkopfes in-
folge der Wechselinduktion der übrigen Spulen
derselben Phase in Rechnung setzen. Es er-
geben sich 3 no ;
De
3 2
= —0,4i w?.0,036,,
2 RER
OrRR=—OAiuR. 2. [0.356 — 0,263 2 |
8 8
= — 0,4iw? .0,877
DBura=—04Liu2. 0.6-
und
ke — 21
®ss=02iw:.1,.0, 193 = 723 Se
a
also für den kurzen Spulenkopf:
Oss =0,4i w?.0,301,
und für den langen Spulenkopf:
Dss=0.
Die gesamte Wechselinduktion ergibt sich
daher für einen langen Spulenkopf als eine
Verminderung der Kraftlinienverkettung um
Daat+ DerR+ Dss= — 04iw?.0,91,
für einen kurzen S$pulenkopf sogar nur um F
Dart DRrR-+ Dss= — 0,4iw?.0,61.
Vergleicht man damit die Werte
für den langen Kopf ®=0,4i w?. 35,6
bzw. für den kurzen Kopf ® = 0,4: w?.32,5,
welche ohne Rücksicht auf die induzierende
Wirkung benachbarter Spulen abgeleitet wurden,
so wird man sich berechtigt fühlen, die Wechsel-
induktion zwischen Spulenköpfen derselben
Phase überhaupt zu vernachlässigen. In dieser
Hinsicht ist also gegen das in der Praxis
übliche Verfahren kein Vor-
wurf zu erheben. Doch ist
es auch ebenso leicht mög-
lich, die gefundenen Korrek-
turglieder den Formelng (11a),
(15a), (19a) einzuverleiben, wo-
durch sich die Koeffizienten
einzelner Glieder eine Kleinig-
keit ändern.
IV. Die Wechselinduktion
zwischen Spulenköpien ver-
schiedener Phasen.
Nachdem sich die Wechselinduktion zwi-
schen Spulenköpfen ein und derselben Phase
als unerheblich herausgestellt hat, beschränkte
ich mich in diesem Kapitel darauf, die Wechsel-
wirkung unmittelbar benachbarter Spulen-
köpfe zu untersuchen. Ob diese bei normalen
Spulenköpfen der Mehrlochwicklungen zu be-
rücksichtigen sei oder nicht, scheint vor der
Hand noch nicht festzustehen,. Nach Arnoldi)
1) „Wechselstromtechnik*“, Bd. IV, „Die synchronen
Wechselstrommaschinen“ (1913), 8. 18.
6 nn nn un
spielt die Wechselwirkung keine Rolle. KloßN
dagegen berücksichtigt sie, wobei er allerdings
die Feldgleichung des unendlich langen Leiters
zugrunde legt, was der Zuverlässigkeit seiner
Resultate Eintrag tut. Rein experimentell ist
die Frage kaum zu lösen. Denn die im ersten
Abschnitt als zweckmäßig erkannte Ahgren-
zung des Stirnrestfeldes von dem totalen
Stirnfeld läßt sich nur rechnerisch durchführen.
Aus diesem Grunde sind auch die Versuche
Rezelmanns?), der bei Zweietagenwicklung
eine gegenseitige Beeinflussung der Phasen
nicht feststellen konnte, kein einwandfreier
Beweis.
Erschien es mir aus diesem Grunde not-
wendig, die schwebende Unsicherheit durch
genauere Rechnung zu beseitigen, so war ich
mir doch bewußt, daß lediglich das Resultat
dieser Rechnung Interesse beanspruchen würde.
Denn die Rechnung selbst bietet gegenüber
den vorigen Abschnitten nichts Neues. Des-
halb beschränkte ich mich auf die Wiedergabe
der Formeln, wie sie unter Vernachlässigung
der endlichen Spulenquerschnitte aus den
Gl. (1) bis (6) hervorgehen. Der Vorzeichen-
gebung liegt die Annahme zugrunde, daß die
Ströme in den.achsialen Ausladungen unmittel-
bar benachbarter Spulenköpfe gleichgerichtet
seien.
1. Wechselwirkung zwischen zwei
gleichen, inneren oder äußeren Spulen-
köpfen.
a) Der Beitrag der achsialen Anus-
Jadungen (Abb. 19).
Der Abschnitt BC erzeugt innerhalb der
Fläche AgBoCoFo die Kraftlinienverkettung
Vı=02IiW2%
daıt la I;
[mi ET RND
Abb. 19c.
Abb. 19. Zur Bestimmung der Wechselwirkung zwischen zwei gleichen,
inneren oder äußeren Spulenköpfen.
Dagegen bewirkt das Spiegelbild BC’ inner-
halb derselben Fläche
eaıt 2la da2t la
Sa De ER), 2 ?
[27 as 0,2 ıw la [m Cart 2 daıt la
N 2 (de2-—- dat) — (e&a2— Caıt =] (31b
2 la 5
:) „Die Rerpelzang, der Stirnstreuung in Drehstrom-
motoren“, „E. u 1910,_8. 53.
2) Reze 1: 5 ann „Leakage reactance*,
) „Electricıan“,
London, Bd. 63, S. 742/7%.
\ 4
130 Elektrotechnische Zeitschrift,
1920. Heft 7.
12. Februar 1920.
Im gleichen Sinne erzeugt der Abschnitt AF | Beeinflussung der Induktivität eines
innerhalb der Fläche AgBoCoF, die Kraft- | außenliegenden Spulenkopfes durch
linienverkettungen einen benachbarten kürzeren Spulen-
kopf.
a) Der Beitrag der achsialen Aus-
ladungen (Abb. :20b).
Der Abschnitt BC erzeugt innerhalb der
Fläche a,B,Chf, die Kraftlinienverkettung
dat La
Ta pe
Pa=—02iw [0 1014 — 0014375, |82a
Dagegen entspricht dem Spiegelbild AF’ inner-
halb derselben Fiäche:
Va 0,2: w? 1. [0161 -7% 0,10] (32b
Für den gesamten Einfluß der achsialen Aus-
ladungen kann die Näherungsgleichung
(daı + la)?
ls (eaı+ 2 la)
EEK 4 deı— Cal Ls 1 {3 1,\3
Wr =02:w2la [n: = ! an )- 5 (= =u i (33
gebraucht werden.
saıt+latla
ea2+La- la
b) Der Beitrag der radialen Kröpfun- |
gen Abb. 19a) Be [@: la) In
fo) . a .
1.) m2
+ (das— dar) — Ya2— far) + (as— ca) 3]
— la In
und analog das Spiegelbild C’D’ innerhalb der- \
selben Fiäche
fir ea3 rt I;
= — 02iw [ind Ur DECHR;
Sr le 042) = - (&r3 => er) 43b
N
| Trotz ihrer größeren Entfernung überwiegt ge-
fait (La— la) Cart la
RL ee en,
?
wöhn'ich die Gegenwirkung der Abschnitte OD
Dagegen bewirkt das Spiegelbild BC. inneihalb derselben Fläche:
und C’D’. Eine genügend genaue Schätzung
Caı+t la Bern daı-+ La
Ca2t+ er y) Be La
Der Abschnitt CD erzeugt innerhalb a OR RR, IR a a: or > ß 39b
CsDoEsF, die Kraftlinienverkettungen re ae SE +3 3
V,=02iwRl, Diese Gegenwirkung unterstützt der Abschnitt AF innerhalb der Fläche A,B,C,F, mit
dyı +1; Euer | daa+L far. Ca2t L
>IIn4 _ 34a = RR r la2 Re TR a? LIFE a2 al
[ PR 1, ( 2a9= —Oliw [2.135 BL, (La — 1.) In 2,5 Dee u. +4,25 - EEE |
. . f ; Bi ld @D’
a a en (0%
ee E es Hingegen entspricht dem Spiegelbilde A’F’ innerha'b derselben Fläche:
rı VE Twlr SEE ehr Te .
; eal erı+l- ea2+L Da
‚) at at la Ca2 tr la la dao+ La
va (34b Ya2 0 iw [2.41 In east Ber 7 In Ca3+ la —Zaln das+ La
Dagegen schwächen die Kröpfungen EP und + (a8 &a2) — (Cas Ca2) — (das— da2) + | wur
E’F’ die Ne um
EEE Ir? m x 02 a?
RE oh [o. 161 0,0143 | (35a wa=0,liu [1.081027 9 tg = + (das— RN ne ] (a1
3
bzw.
= —01iul, beurteilt werden. des gesamten Einflusses der radialen Kröpfun- -
o
h 1 1,3 1,3 ] {
In 3 E1 Ba
> (- ) 12 | BE (35b
Eine Näherungsbetrachtung liefert für den
gesamten Beitrag der radialen Kıöpfungen
(Abb. 20a).
Der Abschnitt C'D erzeugt - shit der
Fläche C5Do&%fo die Kraftlinienverkettung
2 |
(d+i-+ l.) (eri+ 1.) (1-3) re (erı 3 ea1) |
ls. Cal ly
YrR=02iwWL, (1 3
b) Der Beitrag der radialen Kröpfungen
Der resultierende Einfluß der achsialen Ausladungen kann nach der Näherungsgleichung
gen erlaubt die Näherungsformel
a v- | Lie ))
Ws
2(- 2 lung! (1018 3e)] (44
I;
ea2 fa2
c) Der Beitrag der tangentialen Stirn-
verbindungen (Abb. 20e).
1013 > EEE ae A 3 la\2 1 9 I 3\ : Führen die Ausladungen BC und. Aofo
ET een 1.) a are, i (36 | Stromvolumina gleicher Richtung, so ist die
y i AB Stromrichtung in. den Stirnverbindungen ver-
c) Der Beitrag der tangentialen Stirn- | | ja frı tie _ Pe een ;
verbindungen (Abb, 19e). rm 02100, | oc, m Re
Führen die benachbarten Ausladungen Das Spiegelbild C’D’ erhöht diese Be um
A,FoE, und BCD Ströme gleicher Richtung, - Er
so eıhöht die bisher betrachtete Wechsel wir- BEENDETE, [m erı tlr __ (&a2— @aı) — (er2— Erı) “(42 b
wirkung die Selbstinduktion des Spulenkopfes. de ; f ea ent Ir
Dagegen tritt durch die Wechselwi' kung der eh . : 5 UA RS Ne
a naobın dringanY einer Vorallem eier Im entgegengesetzten Sinne bewirkt der Abschnitt ZF innerhalb der Fläche CoDoEoF'o
Kıaftlinienverkettung ein, u. zw. infolge der 4 fa8 fr tb _ (fas—fa2)— (fra fr?) '
Verbindungen RD: = —02iw7, | In 422 Re ee I RE 433
2 4 ] Is » ö schieden. und da hier die Leiterabscehnitte be-
EN NER. E 1.1 N A et 13 et Se; | a7 nachbarter Spulenköpfe sehr nahe beisammen
s=—VWlıw gute Al 2 a A a (2eı2— (es +e1))| (37a liegen, so über wiegt die Schwächung der Kraft-
ats tg la) linienverkettung durch die Stirnverbindungen
A Snrslos tes Said meist alle anderen Einflüsse.
EB AN 022® Denn Der Abschnitt DE erzeugt innerhalb der
"7 - 1 Fläche a,b,D. die Kraftlinienverkettungen
7 est 1, 8 ehe 1 et IE ;
7,'=0,11Ww zb. ‚in 5% in 5 er. 7 f, B% 5 n
ea Er l; Pa --— 3 laß ”g bs
+3 ea2t 3 l; eaıt 3 ne
e:3 + iS, l;
+ (E&as— &:3) — 2 (e&a2— 2) + (eaı— &1) .. (87
2 is Ta
; fa2+ B} l; Faı SRUhy:
Näherungsweise beziffert sich die gesamte Verminderung der Kraftlinienverkettung auf Be Ar +5 BE ven de 2
3
Ik 2 fi 5
ı let) Bm 15 12-2 (fas+2 + fa) —(ero+2fart en) ].,,,
ws=0,liw21, Fu ee ARE . (88 he Sue '4ba
\ ah .(ea1+ +) 8 8 8
us \
. (89a
A ne re N TARA
t
12. Februar 1920.
La
Abb. 20c.
_ Abb. 20 Zur Beeinflussung einer äußeren Spulenkopfes
durch einen benachbarten, kürzeren Kopf.
Dagegen bewirkt das Spiegelbild innerhalb der
Fläche a,’ by DoF',
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 7.
/
3. Beeinflussung der Induktivität eines
innenliegenden Spulenkopfes durch
einen benachbarten, weiterausladen-
den Spulenkopf.
Für den Beitrag der achsialen Ausladungen
(Abb. 21b) gelten die Formeln (39) bis (41), für
den Beitrag der radialen Kıöpfungen (Abb.21a)
die Formeln (42) bis (44). Alle diese Beitiäge
überwiegt der feldschwächende Einfluß der
Stirnverbindungen, u. zw. in noch höherem
G ade als bei der Wechselwi' kung eines kurzen
Spulenkopfes auf einen langen. Es gelten
hierfür Abb. 21c und die Formeln (45), wenn
man in ihnen & durch E, ersetzt. Warum die
resultierende Wechselwi kung des langen auf
den kurzen Spulenkopf gıößer ausfällt als
die umgekehrte Wechselwi' kung des kurzen
Spulenkopfes auf den weiterausladenden, wird
im Anschluß an das folgende Zahlenbeispiel
erklärt werden.
Zahlenbeispiel,
Ich habe den ganzen Formelapparat mit-
geteilt, weil er, auf praktische Fälleangewendet,
zu bestimmten Ansichten über die Größe und
den Sitz der Wechselinduktion zwischen be-
nachbarten Spulenköpfen führt und weil diese
neuen Ansichten teilweise im Widerspruch zu
früheren Arbeiten über denselben Gegenstand
stehen. Der Vergleich zwischen den älteren
und dem neuen Rechenveifahren sollte also
durch die Mitteilung der genaueren Formeln
erleichtert werden, und dies erschien mir um
so mehr geboten, als ich den Vergleich nicht
selbst durchführen will. Statt desselben werde
En 2 |
Li. vet 5% a2t+ 3 ls eig
"pea=0,liw = Sn mM 2: —inN-
east 3 Is ea2+ 5° Is eal >
\ __ (ess-+2ea2+ &1) un nn ] 45b
es
131
ich nur die Ergebnisse namhaft machen, welche
die neue Theorie für unser fiüheres Zahlen-
beispiel liefert... s geschieht dies am besten
durch eine Zusammenstellung wie Zahlen-
tafel 2, die auch die fiüher ermittelten Ergeb-
Dabei wurde angenommen,
nisse auffiischt,
&
\ Ze
N
EI
0),
ET
GT Ta;
Abb. 21e.
Abb. 21. Zur Beeinflussung eines inneren Spulenkopfes
durch einen benachbarten, längeren Kopf.
Zahlentafel 2. Zur Beurteilung der Stromstreuung einer Drehstromwicklung,
Kraftlinienverkettungen eines Wickelkopfes bei Erregung einer Phase . cz
Beiträge benachbarter Spulenköpfe anderer Phasen zu den Kraftlinienverkettungen
eines Wickelkopfes .
Erklärung:
° [2 u. D
D=04AU,wW .(FSctFAx),
ıb =0,4 bo w? . 2y.
Achsiale Ausladungen-
Radiale Kröpfungen
Stirnverbindungen
Total
‚ Werte von == 577.58 = : Sur no}
e Spulenkopf Spiegelbild Spulenkopf Spiegelbild Kopf | Bild Kopf Bild
und von v= 545 ee Se Se tee T Eee
nr BC | FA BC | FA cD | EF GBR Er: DE | D’E' | BCDEFA |BC'D’E’F'
| Kur®
TIIRZ 3 | |
1 So | a0 mm] an a | | Sa
8 Einzelner Kopf (x) 12,0 — 3,9 8,6 0,6 | |
& xca=81 CRZN?L xs=1R3 zx = 35,6
=| Rückwirkung der übrigen Se ee Eat a y Re.
. Köpfe derselben Phase (A x) A 063 Den 080 RT ne
z - 205 | —0,33 | — 1,26 | 0,30 1,38 | —021 | 032 | —0,15 y.
= | Rückwirkung eines benach- E aa eg 0,7 0,4 2,2 —0,
=| barten langen Kopfes - (y) Br ya ie = En
a J YA Z 0,76 YrR = 1,34 yS=ı 08 NEN)
= | 0,86 | —0,5 | —0,15 | 0,39 067 | —-05| 02) | — 037 ; = ”
3 Rückwirk Ines benaah-" Ir, =. ao — 3,05 1,18 —2, ‚9
3 ückwirkung eines benac RN : I
4 | barten kurzen. Kopfes (y) 921 0,06 9,12 917 | BEN 3
; ya=0,l5 YR=— 0,05 ys=—1,37 Zy=—18
| | | | |
a rn 2 5)
2 20 | 23m | -onı | u 48 | 22 u IR 18,8 | 09 31,6 0,9
3 Einzelner Kopf (x) 4,18 — 1,82 RN 1,85 | N
E 2 2,4 10,4 19,7 32,5
ale ee EEE RE EEE EEE REES) ERBETEN: I zu e Ye E z €
”=\ Rückwirkung der übrigen 5 Buß, PN 22
2 | Köpfe derselben Phaxe (x) = 9,08 naE 0,30 a ar
3 . 0,57 | —0,08 | —0,46 | 0,08 1,38 | —021 | 0,75 | —020 | a a
Röckwirkung eines benach- |” | h i | 947. | —.0,08 D u
& barten Keen Koptes (y) nr Ya Tue ORB # en ER et =
>, 0,11 1,72 — 0,55 13° a
E Ya: 0,68 | —0 | —o,5 | 039 | 087 | —on5 | 090 | —o,37 ? SIE }
.3| Rückwirkung eines benach- | 55 LTE BAR, 2 EL PR Tr Berhrd 3,92
{| barten langen Kopfes (Y) e 2 2 : er Be Ber?
0,15 — 0,05 — 4,02 392
132
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Bett 7.
12. Februar 1920.
a a el a En ss TH Ir Tor nr ea Ton un me Saunen she Teck: Yo Fi TOnENETnT N TEE EEE ET
daß das Stromvolumen unmittelbar benach-
harter achsialer Ausladungen nach Größe und
Richtung übereinstimme, was für die Deutung
der Zablenwerte und Vorzeichen von Wichtig-
keit ist. ,
Zunächst ist festzustellen, daß die Wechsel-
induktion zwischen Spulenköpfen derselben
Etage auf eine Vergrößerung, zwischen Spulen-
köpfen verschiedener Etagen auf eine Ver-
minderung der Induktivität hinwirkt. Diese
Gegensätzlichkeit findet in dem dominierenden
Einfluß der tangentialen Stirnverbindungen
zwischen zwei übergreifenden Spulenköpfen
ihre Erklärung. Sie bewirkt, daß die gesamte
Wechselwirkung einer Phase auf den Spulen-
kopf einer anderen Phase kleiner ausfällt, als
die stärkste Einzelwirkung zwischen benach-
barten Spulenköpfen, ja daß sie wohl gar ver-
schwinden kann, wie wir das an dem Beispiel
des kürzeren Spulenkopfes sehen. Daß die
Wechselwirkung in jedem Falle zu vernach-
lässigen sei, kann dagegen nicht gut behauptet
werden, solange man sich nicht auf den ein-
seitigen Standpunkt der Berechnungspraxis
stellt. Für diese spielt die Wechselwirkung
allerdings keine Rolle, da die im Kurs befind-
lichen Näherungsformeln mit weit größeren
Unsicherheiten behaftet sind. Ich habe in-
dessen schon erwähnt, daß auch dieses nega-
tive Ergebnis vor der Aufstellung dieser Theorie
nicht feststand.
Vergleicht man dieWerte der letzten Spalte
genauer, 8£o wird man bemerken, daß die
Wechsel wirkung eines langen auf einen kurzen
'Spulenkopf mit anderen Ziffern belegt wird,
als die umgekehrte Wirkung eines kurzen auf
einen langen Kopf. Das widerspricht nicht
dem Gesetz von der Gleichheit der Wechsel-
induktionskoeffizienten. Denn man darf nicht
vergessen, daß bei der Berechnung der Ver-
kettungszahlen die Ausläufer des Luftspalt-
feldes keine Berücksichtigung fanden. Physi-
kalisch aber sind sie von dem Stirnfeld ebenso-
wenig zu trennen, wie die Rückleitungen AoBo
und B,A4, von dem Ersatzstromkreis der
Abb. 6, den sie erst zu einem geschlossenen
machen.
Im Anschluß an Zahlentafel 2 nennt
Zahlentafel 8 die Werte, welche der mittleren
Induktivität eines Spulenkopfes bei verschie-
deenn Schaltungen einer Drehstromwicklung
Zahlentafel 2.
zukommen, Als Vergleichswerte”sind in der
ersten Spalte die Zahlen für einphasige Erre-
gung nochmals aufgeführt.
Wird ein in Stern geschalteter Generator
zwischen zwei Außenleitungen kurz geschlos-
sen, so besitzen die Kurzschlußströme in den
benachbarten achsialen und radialen Aus-
ladungen dieselbe Richtung und Größe. In
diesem Falle sind daher die Werte aus Zahlen-
tafel 2 nach Größe und Vorzeichen verwend-
bar. Da ferner jedem Spulenkopf nur ein
kurzer und ein langer stromdurchflossener
Kopf benachbart ist, so ergeben sich für die
Streuungsbereehnung die Werte der 2. Spalte
in Zahlentafel 3.
Dieselben Werte gelten für die symme-
trisch belastete Drehstromwicklung. Zwar
sind hier jedem Spulenkopf 4 Wickelköpfe be-
nachbart, nämlich je ein kurzer und ein langer:
Kopf für jede Phase; aber zur Zeit, wo der Strom
der
reicht, sind die Ströme der beiden anderen
Phasen nur halb so groß und entgegengesetzt
gerichtet, so daß dieselbe Gesamtwirkung, wie
bei dem zuvor untersuchten Falle, zustande
kommt.
Anders liegen die Verhältnisse für den
Ausgleichstrom der dritten Harmonischen von
Drehstromgeneratoren. Ich führe diesen Fall
besonders an, weil für die dritte Stromharmo-
nische der Sitz des induktiven Widerstandes
fast ausschließlich in den Streufeldern zu suchen
ist. Da die dritte Harmonische eines in Drei-
eck geschalteten Generators in allen Phasen
gleiche Größe und Richtung besitzt, so wech-
selt hier in aufeinanderfolgenden achsialen
Ausladungen das Stromvolumen beständig
seine Richtung. Die Beeinflussung der Kraft-
linienverkettungen eines einzelnen Spulen-
kopfes durch die benachbarten Phasen erfolgt
daher im umgekehrten Sinne wie für die Grund-
welle, und sie ist außerdem doppelt so groß,
weil die Ströme aller Phasen in jedem Augen-
blick dieselbe Größe besitzen. Dies erklärt,
warum in unserem Beispiel die mittlere In-
duktivität eines Spulenkopfes für die dritte
Stromharmonische etwa 10%, größer berechnet
ist, als für die Grund welle der symmetrisch be-
lasteten ‘Maschine. }
Überträgt man die gefundenen Ergebnisse
von dem Drehstromgenerator auf den Dreh-
Stirnstreuung einer Drehstromwieklung
o- {a}
in verschiedenen Schaltungen.
Phasen inY ‚35 Phasen in A 3 Phasen mit
te von 2.2... abzw.y 1 Phase |?
Klare ner | ie [8- Phase offen in Reihe Drehstrom
Binzelner: Kopsn ara ee: ER 35,6 | 35,6 35,6 35,6
2 Die übrigen Köpfe derselben Phase (1)JA & — 0,9 209 —.0,9 url)
> EEE i 1,8
S Benachbarter langer Kopf Phase 2 yr = | 1,8 — 1,8 er
= ) | . 2
2 ER 1,8
© x y „Phase 3% i N er 18 —
F onf %; —18
= | Benachbarter kurzer Kopf Phase 2 y en — EB 1,8 in
= 1
z i; —1,8
S Phase 3 y- = en \ Eur ge
= ” ”» 2 %Y ;, 1,8 9
AyzEeT Kan) ar DE ä = -— ren — ee
AUS a ER NE SR ct AcCcHry EB 34,7 34,7 34,7 34,7
1
Einzelnen KOpLu mer anal ge 2 32,5 32,5 32,5 32,5
f Die übrigen Köpfe derselben Phase (I) A& — 0,6 —0,6 0,6 0,6
= Ne i 1,3
= | Benachbarter kurzer Kopf Phase 2 y2 — 1,3 N in
= % 2
3 i \ 1,3
S % 5 „1. Phase,3 yz = — a8 x
z h 2
VAliBek ep „8 —3,9
| Benachbarter langer Kopf Phase 2 y ; — — 3,9 39 a
© 1
= RL. N — 3,9
= D 9 Phase {9} Yy ü -— — 3,9 35
ER ar ER ==
ots ee ee Ct AXC-HzY ER 31,9 | 29,3 87,1 29,3
1
ERBE a Be 20 FRE WERTE TER ER FUEL I 1 Da ED.
2% | Total im Mittel: | 33,3 5 32 3,9. 32
eg |
betrachteten Phase sein. Maximum er-.
strominduktionsmotor, so wird man die Streu”
ung ein wenig überschätzen. Denn wie schon
eingangs erwähnt, ist ein kleiner Teil des be-
rechneten Statorrestfeldes — er rührt vornehm-
lich von den achsialen Ausladungen her —
auch mit der Rotorwieklung verkettet. Er
würde darum im strengeren Sinne nicht unter
das Streufeld zu rechnen sein. Doch will ich
die Theorie in dieser Richtung nicht mehr er-
weitern. h
Die Torf- und Moorbewirtschaftung -
in Bayern.
Schon im Jahre 1912 hat die Kammer der
Abgeordneten bei der bayerischen Staatsregie-
rung den Antrag gestellt, daß eine Übersicht
der bayerischen Hoch- und Niedermoore ange-
fertigt werde. Die hierfür erforderlichen Er-
hebungen wurden im Auftrage des Staatsmini-
steriums des Innern von der Moorkulturanstalt
vorgenommen und die Ergebnisse in einer kur-
zen Übersicht nebst einer Moorkarte niederge-
legt; durch den Krieg erlitten jedoch alle ein- _
schlägigen Arbeiten eine plötzliche Störung.
Erst mit dem Rückgang unserer Koblenförde-
rung und der dadurch bedingten Brennmittel-
not erinnerte man sich wieder daran, daß wir
in Bayern riesige Moorflächen besitzen, etwa
über 1, Million Tagwerk, von denen über
200 000 ha, ungefähr !/,, Hoch- und Übergangs-
moore, und ?°/, Niedermoore und anmooriger
Boden sind. (Wir entnehmen diese-und die fol-
genden Angaben dem außerordentlich lesens-
werten Aufsatz des Herrn Regierungsassessors
Harttung bei der Landesanstalt für Moor-
wirtschaft!). Von diesen Moorflächen liegen
92% (also über °/,o) in Oberbayern, Nieder-
bayern und Schwaben. In der hügeligen Vor-
alpenlandschaft finden sich rd 50 000 ha Hoch-
und Übergangsmoore und 40000 ha Nieder-
moore und anmooriger Boden. Der in der sogen.
Münchener Schotterebene. und im - Donau-
tal gelegene Teil der Moore umfaßt über
80 000 ha. Im Bayerischen Wald liegen über
2500 ha Hoch- und Übergangsmoore. Auf die
Oberpfalz und die fränkischen Kreise entfallen
ungefähr 13 000 bis 14000 ba, auf die Pfalz
etwa 2600 ha Moorfläche. Die gesamte baye-
rische Moorfläche beträgt 2,7% der Gesamt-
bodenfläche und etwa 5% der landwirtschaft-
lich benutzten Fläche Bayerns. Kein Zweifel,
daß ein großzügiger Abbau dieser Bodenschätze
nieht nur einen großen Teil des Ausfalles an
Kohlen decken, sondern auch bei einer land-
wirtschaftlichen Nutzbarmachung dieser Ge-
biete nach erfolgter Ausbeutung einerseits die
Ernährungsschwierigkeiten bedeutend gemin-
dert und anderseits für das heimische Siedlungs-
wesen kostbares Neuland gewonnen und für
Tausende von Volksgenossen neue Existenz-
möglichkeiten geschaffen werden könnten.
Ferner könnte das Heer von Arbeitslosen
hier Arbeit und Verdienst finden und damit den
größeren Städten eine fühlbare finanzielle Ent-
lastung erwachsen. Dabei darf man allerdings
die Erwartungen nicht zu hoch spannen; es
muß der nächsten Zukunft überlassen bleiben,
ob eine größere Zahl von Erwerbslosen von
dieser sich bietenden Arbeitsgelegenheit auch
Gebrauch machen wird, oder das Leben in der:
rußigen Großstadt, selbst bei mäßiger Unter-
stützung, der gesunden, wenn auch’körperlich
anstrengenden Arbeit im freier Luft vorzieht.
Dabei kann es sich natürlich nur um einen
planmäßigen, nach einheitlichen @Gesichts-
punkten orientierten Abbau handeln; alles
„Darauflosorganisieren‘‘ muß im Interesse der
Allgemeinheiu mit allen Mitteln hintangebalten
werden, damit nicht auch auf diesem Gebiete,
die wilde Spekulation und das Schiebertum
ihre Orgien feiern und damit der höhere Zweck
der, Unternehmung, der drückenden Not des
Volkes abzuhelfen, vereitelt wird.
Die hauptsächlichsten Gesichtspunkte, die
der ganzen Organisation zugrunde liegen, sind
folgende: ;
Großzügige Ausnutzung aller für die Torf-
gewinnung geeigneten Staatsmoore, Gewinnung
von Torf zunächst für die Moorgemeinden und
die benachbarten Städte, deren gewerbliche
Betriebe hauptsächlich auf die Verwendung
von Torf zu Feuerungszwecken eingerichtet
sind, großzügige Abtorfung privater Moore
nach einem geregelten Abbauplan, wobei aber
Raubbau und Vergeudung zu verhüten sind,
Bildung von Produktivgenossenschaften, an
denen sich in erster Linie die Torfgrundbesitzer,
große wie kleine, beteiligen und sich zu diesem
‘) „Baverisches Industrie- und Gewerbeblatt“ 1919,
Nr, 17/18 und 19/20.
\
“
Er
1
Ah Rn, 3.27
er
12. Februar 1920.
Zwecke zusammenschließen sollen. Baldıge In-
angriffnahme der vorbereitenden Arbeiten, An-
lage von EBEntwässeruneskanälen, Zufahrts-
wegen und Feldbahnen, Überwachung und Be-
ratung durch die Landesanstalt für Moorwirt-
schaft. um die sachgemäße Durchführung der
Abtorfung und der damit verbundenen Arbei-
ten zu gewährleisten. Insbesondere auch Ver-
hütung der 'Torfgewinnung in unentwässerten
Mooren, damit nicht zugunsten eines augen-
blicklieben Gewinnes weite Flächen «verwüstet
und für spätere Nutzung unbrauchbar gemacht
werden.
Zu warnen ist dabei vor einem Fehler, den
vielfach andere Länder während des Krieges
gemacht haben, nämlich die torfhaltigen Grund-
stücke in ihrer Gesamtheit zu enteignen, wobei
Moorkolonisten, die ja meist nur soviel Land
besitzen, um sich und ihre Familie durch land-
wirtschaftliche Nutzung ibres Grund und Bo-
dens in Verbindung mit der Abtorfung ihrer
Grundstücke ernähren zu können, ihr Besitz
weggenommen und damit durch eine wahllose,
vorschnelle „Sozialisierung‘‘ auch zugleich eine
„Proletarisierung‘‘der bodenständigen Bevölke-
rung geschaffen würde,
| Nachdem der bayerische Staat selbst der
größte Moorbesitzer ist und am längsten die
Torfgewinnnng betreibt, kommt ihm naturge-
mäß in der Torf- und Moorwirtschaft eine füb-
rende Rolle zu. Nicht nur Anregungen und
Beispiele zu geben, sondern in erster Linie auch
praktische Arbeit zu leisten, ist daher seine
Anfgabe. Zu diesem Zwecke bedarf es vor
allem einer zusammenfassenden Leitung, wel-
cher der erforderlicefe Überblick und die not-
wendige Kenntnis aller einschlägigen Verhält-
nisse eigen sein müßte.
Weiterhin bedarf es aber einer Organisa-
tion, in der Praktiker, Theoretiker, Torf- und
“ Moorbesitzer, Arbeiter, Klein,,wiesler‘, Staat
ıınd Gemeinde, die seit Jahrzehnten sieh mit
diesen Fragen theoretisch nnd praktisch be-
schäftigen. auf einem neutralen Boden sich zu-
sammenfinden, um, frei von allem politischen
Gezänke, in ernster Arbeit den Weg zu weisen,
auf dem die Angestrebten Ziele am besten zu
erreichen sind. Völlige Entpolitisierung
dieser reinen Wirtschaftsfragen muß
dabei oberster Grundsatz sein.
Eine solehe Arbeitsgemeinschaft hat sich
nun in der Form des ..bayerischen Torfwirt-
sehaftsrates‘“. in dem alle interessierten Kreise
vertreten .sind, zusammengefunden. Nach lan-
gen Verhandlungen, die bereits zu Anfang des
Jahres 1919 von dem Abgeordneten Dr. Zar -
hrecher eingeleitet wurden, die aber im Laufe
der Zeit zahlreichen Schwierigkeiten begegne-
ten. hat sieh nun eine solehe Arbeitsgemein-
schaft von Vertretern aller in der Torfwirt-
schaft interessierten Kreise zusammengefun-
den, <o daß sieh in der ersten Sitzung am
10. XT. 1919 der ‚bayerische Torfwirtschafts-
rat‘ konstitwieren konnte.
Dieser Torfwirtschaftsrat, welcher der
Tıandesanstalt für Moorwirtschaft als beraten-
des Organ heigegeben ist, hat folgende Auf-
gaben zu erfüllen:
a) möglichste Steigerung der Torfgewinnung
aus staatlichen und privaten Mooren zur
‘ Linderung der bestehenden Brennstoffnot
und der Arbeitslosigkeit:
b) Hebung und Pflege der Torfwirtschaft in
staatlichen, gemeindlichen und privaten
Mooren, insbesondere durch Förderung der
Bildung von Torfgenossenschaften ;
e) Begutachtung der Anträge auf Enteignung
von Torffeldern im Sinne des Gesetzes betr.
die Fnteignung von Holz und Torf vom
22. V. 1919; Ka
d) Begutachtung von Entwürfen, Geretzen und
Verordnungen über Torfwirtschaft;
e) die Aufklärung und Belehrung von Torffeld-
besitzern über die Torfwirtschaft (Abhal-
tung von Kursen, Vorträgen, Besuch von
‚bestehenden Torfbetrieben, Herausgabe auf-
klärenden Schriftenmaterials usw.);
-£) die Aufstellung von Richtlinien über die
Preisgestaltung des Torfes (Brenn- und
Streutorf) und der Torferzeugnisse;
g) die Begutachtung von Schutzmaßnahmen
gegen Raubbau nnd unwirtschaftliche Aus-
beutung von Moorgründen, insbesondere
unter dem Gesichtspunkte der späteren
land-, forst- und teichwirtschaftlichen Be-
nutzung dieser Gründe.
Der Torfwirtschaftsrat setzt sich zusam-
men: '
1. aus einem Vorsitzenden und einem stellv.
Vorsitzenden, die von dem Landwirtschafts-
minister aus Mitgliedern des Landtages er-
nannt werden können; .
2. aus je einem Vertreter des Landwirtschafts-
ministeriums, des Ministeriums des Innern,
des Handelsministeriums und des Ministe-
riums- für soziale Fürsorge, aus zwei Ver-
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
tretern des Finanzministeriums (Forsten
und Salinen), weiterhin aus zwei Vertretern
der Landesanstalt für Moorwirtschaft, je
einem Vertreter der Landeskohlenstelle und
der Landesbrennholzstelle;
3. auseinem Vertreter der staatlichen Torfpro-
duktion, zwei Vertretern der privaten Torf-
verwertungsgesellschaften, zwei Vertretern
der landwirtschaftlichen Torfgrundbesitzer,
zwei Vertretern der nrivaten Torfwerk-
besitzer und je einem Vertreter der cehrist-
liehen nnd freien Gewerkschaften für die
in den Torfmooren beschäftigten Angestell-
ten und Arbeiter.
Die Tätigkeit der Mitglieder des Torfwirt-
schaftsrates ist im allgemeinen eine ehrenamt-
liche. Zur Aufschlußerteilunge über einzelne
Sonderfragen ist der Torfwirtschaftsrat bererh-
tigt, Sachverständige oder etwa besondere Be-
teiligte mit beratender Stimme zu seinen Ver-
handlungen zuzuzieben.
Seine innere Tätigkeit regelt der Torfwirt-
schaftsrat durch eine von ihm selbst aufgestellte
Geschäftsordnung.
Organe des Torfwirtschaftsrates sind:
1. Die Vollversammlung, welche sich aus
21 Mitgliedern des Torfwirtschaftsrates zusam-
mensetzt; zu ihrem Wirkungskreis gehört die
Erledigung aller dem Torfwirtschaftsrat im all-
gemeinen obliegenden Aufgaben, die in der
Hauptsache oben angeführt wurden.
2. Die Vorstandschaft. Diese besteht aus
5 Mitgliedern, die, abgesehen von dem Vor-
sitzenden nnd dem stellv. Vorsitzenden, welehe
vom Landwirtschaftsminister ernannt werden
können, von der Vollversammlung gewähit
werden. Die Vorstandschaft hat die Geschäfte
des Torfwirtsehaftsrates zu führen, tunlichst
alle vor die Vollversammlung zu bringenden
Gegenstände vorzuberaten und vorzubereiten
und insbesondere jene Aufgaben zu erfüllen,
welehe ihr von der Vollversammlung im allge-
meinen oder im einzelnen zur Erledigung zuge-
wiesen werden.
3. Sonderausschüsse. Die Vollversamm-
lung ist berechtigt, zur Erledigung bestimmter
Anfgaben Sonderaussehüsre einzusetzen. Die-
selben können außer Mitgliedern der Vollver-
sammlung auch Fachleute, die außerhalb des
Torfwirtschaftsrates stehen, zu ihren Reratun-
gen als Sachverständige beiziehen. Überdies
kann die Vollversammlung anch noch einzelne
Personen innerhalb oder außerhalb des Torf-
wirtschaftsrates als Berichterstatter für be-
stimmte Aufgaben bestellen nnd diesen Mitbe-
riehterstatter zur Seite geben. Sonderaus-
sehüsse und Kommissionen wählen ihre Vor-
sitzenden und Schriftführer sowie deren Stell-
vertreter. Die Vorsitzenden müssen jedoch Mit-
glieder der Vollversammlung sein. Stellt die
Mehrzahl der Mitglieder eines Sonderaussehns-
ses unter Vorschlag des Beratungsgegenstandes
den Antrag auf Einberufung des Sonderaus-
schusses, so ist diesem Antrag. binnen 2 Wochen
zu entsprechen. Die Beschlüsse der Sonderaus-
schüsse unterliegen der Beratung und Geneh-
migung durch die nächste Vollversammlung.
Bereits in der konstituierenden Versamm-
lung am 10. XT. 1919hat der Torfwirtschaftsrat
einstimmig beschlossen, einen Antrag an das
Landwirtsehaftsministerium zu richten, es solle
mit größter Beschlennigung ein Notgesetz über
die Fnteignung von Torf ausgearbeitet und dem
Landtag. vorgelegt werden, damit die prakti-
schen Arbeiten möglichst bald in Angriff ge-
nommen werden können. In mehrfachen Sitzun-
een der Sonderkommission für die Ausarbeitung
des Gesetzentwurfes wurden die Grundzüge
nnd Einzelheiten des Gesetzes eingehend durch-
beraten, so daß in der 2. Vollversammlung des
Torfwirtschaftsrates am 6. XII. 1919 ein bis ins
kleinste ausgearbeiteter Gesetzentwurf über die
Enteignung von Torf zur Beratung vorgelegt
werden konnte, Dieser Entwurf wird dem-
nächst dem Landtage zugehen und es ist zu er-
warten, daß das Gesetz betr. die Enteignung
von Torf baldigst in Kraft treten kann:
Was die Organisation nach außen hin an-
belangt, so ist beabsichtigt, in jedem Torf-
und Moorbezirk Sach verständige des Torfwirt-
schaftsrates aufzustellen und von den Berirks-
ämtern Adressen von Torfwerkbesitzern, Unter-
nehmern, Torfgrundbesitzern und Arbeitern
einzufordern, auf Grund deren dann in allen
'Torf- und Moorbezirken örtliche Torfaussehüsse
eingesetzt werden sollen, denen Besitzer, Unter-
nehmer, Arbeiter und Sachverständige ange-
hören werden.
Die denkbar größten Schwierigkeiten be-
reitete der Organisation die Beschaffung und
Zuteilung von Betriebsmaterialien, wie Feld-
babnen, Baracken, Masebinen usw. Ferner be-
darf auch dieFrage der Trinkwasser- und Unter-
kunftsbeschaffung noch eingehender Erörte-
rung, da ohne ihre zweckmäßige Lösung an eine
großzügige Abtorfung überhaupt nicht gedacht
Bett 7.
werden kann. Dank dem Entgegenkommen de®
Reichsschatzministeriums scheinen auch diese
Da einer glücklichen Lösung entgegenzu-
gehen.
Jedenfalls sind verheißungsvolle Anfänge
nunmehr gemacht und man darf erwarten, daß
die gesteckten Ziele in gemeinsamer Zusammen-
arbeit von öffentlichen und privaten Körper-
schaften, von Unternehmern und Arbeitern in
naher Zukunft zum Nutzen für die Allgemein-
heit erreicht werden, Trometer,
Sekretär des Torfwirtschaftsrates,
Elektrische Weichenerhitzer.
Störungen durch Schnee und Eis treten in
Straßenbahnbetrieben zumeist in den Gleis-
weichen auf. Auf den geraden Gleisstrecken
kann der frischeefallene Schnee durch Bahn-
räumer, Schneebesen oder besondere Schnee-
reinicungs- und Schmelzmaschinen entfernt
werden, während er in den Weichen nur durch
Salzstreuen oder mit Hilfe besonderer Weichen-
besen wegzubringen ist. Mit Kratzeisen u. dergl.
kann der Schnee äus den Ecken und Öffnungen
der Weichen beseitigt werden. Ist die Zugfolge
einer Bahn dicht genug, um bei weiterem
Schneefall die frischen Flocken im Schmelz-
wasser schnell genug zu zerdrücken, dann wer-
den die Weichen in den meisten Fällen auch be-
weglich bleiben. Größere Schwierigkeiten ent-
stehen, wenn die Verkehrs- und Gleisverhältnisse
dies nicht zulassen. In solchen Betrieben wird
im allgemeinen die Weichenvereisung beigroßer
Kälte schnell eintreten, und dies umso leichter,
wenn die Entfernungen von den Betriebsbahn-
höfen zu den Weichen längere Zeit erfordern.
Der Schnee hat sich dann schon meist in den
tiefer liegenden Ecken so festgenreßt, daß nur
mit besonderen Werkzeugen und nach Anwen-
dung von Salz und einigem Zeitaufwande eine
vollkommene Beweglichkeit der Weichen er-
zielt werden kann. Es hat sich ferner gezeigt,
daß bei starkem Froste das in den Weichen-
kasten und Zungendrehpunkten gesammelte
Schmelzwasser festfriert. Die Beseitigung des
Eises bietet dann sehr große Schwierigkeiten
und es kann hierdurch sogar der Betrieb zeit-
weise auf den betreffenden Strecken lahmgelegt
werden. Der Schaden, der hierdurch entsteht,
ist zweierlei Art. Erstens verursacht das Auf-
tauen der Weichen erhebliche Unkosten, und
zweitens entsteht durch Unterbrechung des
Verkehrs ein Einnahmeentfall für die Bahn.
Die New Yorker Zentralbabn hat im Winter 1917
für 1,6 km Gleislänse nnd 25 mm Schneefall
1bis 3 Dollarfür Schneebeseitigung verausgabt.
Um diesen Übelständen abzuhelfen, wurden
schon verschiedene Mittel versucht. Neuer-
dings hat man in den Gleisen der Straßenbah-
nen elektrische Heizkörper eingebaut, die bei
eintretendem Schneefall eingeschaltet werden
können. Die Einrichtungen sind sehr einfach,
sie müssen aber wasserdicht und wetterfest sein,
da sie im Bahnkörper eingebettet sind.
% Die New Yorker Zentralbabn hat, wie wir
dem „Eleetr. Railway Jonrn.‘“ 1918entnehmen,
solche elektrische Heizapparate in ihren Gleisen
eingebant. Die einzelnen Heizkörper bestehen
aus Widerstandsdraht, der um eine Porzellan-
röhre gewickelt wird (Abb. 1). Diesel Heiz-
Abb. 1. Heizkörper”für Eisenbahnweichen.
spulen sind zum Schutz gegen änßere mecha-
nische Einflüsse in schmiedeeiserne Rohre von
rd 500 mm Länge und 85mm Durchmesser ein-
geschlossen. Diese Schutzrohre werden mit
Rohrkappen, die eine wasserdichte Verbindung
zum Herausführen der Leitung enthalten, ver-
schlossen. Mehrere solcher Heizkörner werden
in Serien geschaltet und, wie aus Abb. 2 zu ent-
nehmen ist, zwischen den Schwellen sowie unter
den Weichenteilen eingebaut. Die Verbindung
dieser Heizkörpereruppen mit der Fahrleitung
oder, falls der Bahnbetrieb nicht elektrisch ist,
mit einer anderen elektrischen Leitung, ge-
schieht über einen Schalter, der an irgend einem
passenden Punkt in der Nähe der Weiche an-
gebracht wird. Bei Eintritt eines Schneestur-
mes wird der Schalter eingeschaltet und die
Heizkörper beginnen schon nach kurzer Zeit
das umliegende Erdreich und die naheliegenden
Eisenteile so zu erwärmen, daß der Schnee
schmilzt und eine Vereisung nicht eintreten
kann. Die Erfahrungen, welche während der
--
134
letzten drei Winter mit diesen Heizapparaten
gemacht worden sind, zeigen, daß schon in der
ersten halben Stunde an dem Heizapparat Tem-
peratuıerl.öliungen von ıd 100°C, nach Verlauf
einer Stunde ıd 135%C über Außentemperatur
beobachtet weıden können. Die_strahlende
\
Za—l ib rL
m
es IT Tr
Abb mp ee Fe GE PE res m m m m pm
tung angeschlossen wird.
wuıde daduıch eızielt, daßein Rotkupierdıaht
in eine Nute des oberen deı beiden Kastenteile
eingelassen und die beiden Teile zusam menge-
pıeßt wuıden. Dasseitliche Anbıingen des guß-
eiseinen Heizkörreıbekälteıs ist nicht er-
alal&lol&lol®lolelo
Abb.2. Einbau der Heizkörper in die Weiche.
Wärme war nicht so groß, um die Holzschwel-
len zu entzünden, sie genügte aber, um Schnee
und Eis sehr schnell zum Schmelzen zu bıingen
und den Frost vom Boden feın zu halten. Bei
richtiger Anlage der Weiclıenentwässerungen
war eine Veieisung ausgeschlossen. Während
der d’ei Jahre ereignete sich nur ein Fall, wo
die Heizapy:arate den Schnee nicht so schnell
schmelzen konnten, wie er-fiel. In diesem be-
sonderen Fall war der Schneefall von einem
starken Stuım, parallel zu den Gleisen, begleitet,
der den Schnee zwischen die Weichenzungen
und die Schienen trieb. Um eine Wiederholung
soleher Störungen zu veımeiden, wuıden die
Spurstangen und auf jeder Seite des Haupt-
s+reckengleises die benachbarten Weichenzun-
gen mittels hölzerner Schutzbohlen verkleidet.
Die Heizarparate wurden unter diesem Schutze
<o eingebaut, daß die Wärmestrahlung die
emptindlicheren Teile treffen mußte und eine
zu schnelle Ausstrahlung der Wärme ver] indert
wuıde. Es war auch wichtig, die Platte, die sich
mit, der Zungenweiche bewegt, einwandfrei
warm zu halten, wodurch eine Anhäufung von
Selınee und Eis auf derselben verhindert wer-
den konnie,
Ein Heizkörper weist bei einer Spannung
von 26?);, V an seinen Klemmen einen Strom-
veıbıauch von 1} Aauf. Für eine 5 m lange
Zungenweicle wurden 18soleher Heizapparate
verwendet. Die Kosten des Stromveıbrauchs
sind, da der Stiom ja nur während des Schnee-
falles eingeschaltet wind, nicht erleblich. Die
Erfahrung hat gelehrt, daß die Wegaufsel er
das Einschalten der Heizköryer schnell genug
besorgen, um den Unannelmlichkeifen, welche
die Scl.neeverwehungen mit sich bıingen, nach
Möglichkeit zu entgelen. . Die Heizapparate
können auch unter Rohrleitungen, Sigenalappa-
raten, Drehscheibenvertiefungen, Gleiskleuzun
gen u. dergl. mehr mit Vorteil verwendet wer-
den. Bei richtiger Bemessung und beim Einbau
einer genügenden Anzalıl der Heizkörper und
leichzeitiger Anlage einer zweckentspiecl en-
den Entwässerung der kıitischen Punkte kann
eine Vereisung bzw.-die hierdurch entsterenden
Betriebsstörungen in Balınanlagen vermieden
werden.
Die Amsterdamer Straßenbahn (Gemeente-
Tram) hat ebenfalls mit elektrischen Heizkör-
pern Versuche gemacht. Ihre Erfahrungen sind
aber, wie der Disch. Straßen- u. Kleinbahn-
Z*tg.. 1919 zu entnehmen ist, nicht gut.
Das Mißlingen . dieses Versuches liegt in
der‘ nieht: in allen Teilen richtigen Aus-
führung. Die Einrichtung ist eine sehr einfache.
Ein gußeiserner Kasten enthält eine Anzahl
Heizkörper, der sich genau dem Weichenkörper
seitlich anschließt. Ein Kabel führt zu einem
nahestehenden Leitungsmaste, woselbst in ei-
nem eisernen Kasten ein Schalter und eine
Sicherung untergebracht sind. Der Heizkörper
liegt miteinem Polan der Eıde, während das an-
dere Ende mittels des Schalters an die Oberlei-
wünscht, da das Fuhrwerk diesen Behälter zu
leicht beschädigen kann. Auch ist nach Mitteln
zu suchen, das Stromführungskabel vor Be-
schädigung durch das Straßenptilaster zu schüt-
zen. Wäse der Kriegszustand nicht eingetre-
ten, der die gıößten Schwierigkeiten zur In-
standhaltung des Betriebes und der Beschaf-.
fung des nötigen Materials verursacht hat,
so wäre der Versuch in Amsteıdam vielleicht
weiter fortgesetzt und getıachtet woıden, die
oben angeführten Mängel zu beseitigen. Eine
gut 'angelegte Sel.neeschmelzvorıiehiung für
Weieten kann aber dem Straßenbahnbetriebe
gewiß große Vorteile bieten. a ml;
LITERATUR.
ı Besprechungen.
Magnetische Ausgleichsvorgänge in
elektrischen Maschinen. Von J. Bier-
manns. Mit 123 Textabb. VI und 195 S.
in 8%, Verlag von Julius Springer. : Berlin
1919. Preis brosch. 17 M, geb. 19M. -
Gegenstand der Darstellupg sind diejeni-
gen Aurgleichsvorgänge in elektriselen Trans-
formatoren und Maschinen, bei denen die in
dem magnetischen Felde aufgespeicherte oder
aufzuspeichernde Energie ausschließlich in Be-
tracht kommt. Wenn eine Maschine aus einem
Belastungszustand in einen anderen überge-
führt wird, so ändert sich dabei im allgemeinen
auch das magnetische Feld und die in ihm auf-
gespeicherte - Energie. Der Übergang kann
nicht zeitlos erfolgen, da eine Energieänderung
von endliehem Betrage in einer unendlich
kleinen Zeit eine unendlich große Leistung, also
etwas physikalisch Unmögliches erfordern
würde. Den stetigen Übergang von dem ur-
sprünglichen Zusrand in den endlich eintreten-
den neuen Beharrungszustand vermittelt der
Ausgleichsvorgang. Die Felder, Spannungen
und Ströme dieses Vorganges überlagern sich
denen des Beharrungszustandes, wodurch unter
Umständen Überspannungen und Stromstöße
entstehen. Streng genommen gibt es keine
rein magnetischen Aurgleichsvorgänge. Alle
Stromkreise haben Kapazität, tragen also im
Betrieb elektrische Ladungen; dıese ändern
sich ebenfalls beim Übergang von:-einem Be-
'triebszustand in den anderen, d. h. es spielt
sich ‚auch ein elektrischer Aurgleichsvorgang
ab. Bei Maschinen mit umlaufenden trägen
Massen kommt meist noch ein Ausgleich der
kinetischen Energie hinzu. Immerhin tritt bei
einer Reihe von Vorgängen der Ausgleich der
elektrischen und mechanischen Energie hinter
dem magnetischen Energieausgleich so weit zu-
rück, daß man berechtigt ist, diesen allein’ in
Betracht zu ziehen, Solche Vorgänge sind z. B.
Eine Abdichtung _
'als Ziel gesetzt.
‘könnte man auch wohl anders
12. Februar 1920.
das Einschalten von Transformatoren, von Mo-
toren, der Kurzschluß von Stromerzeugern und
unter gewissen Bedingungen die Stromunter-
brechung.
Um die Aufklärung dieser Erscheinungen
haben sich neben dem Verfasser namentlich
L. Dreyfus und W. Linke verdient gemacht.
Die einsel lägigen Arbeiten sind in der Lite-
ratur zerstreut. Es ist dal’er sehr zu begrüßen,
daß es der Verfasser unternommen hat, sie in
einerfürden praktischen Ingenieur zugeschnitte-
nen Bearbeitung in dem vorliegenden Büch-
lein zu sammeln. Die von ihm hinzugefügten
Beispiele und Zahlenwerte aus der Pıaxis sind
eine wertvolle Bereicherurg des Intalts.
Für eine spätere. Auflage wird es sich
empfehlen, die Zwischenreel.nurgen, die an
manchen Stellen weggelassen sind, doch aus-
führlich zu bringen, wenn nötig in kleinerem
Druck oder im Anhang. Einer. Rechnung, die
der Ingenieur nicht selbst verfolgen kann,
bringt er — ob mit Recht oder Unrecht, bleibe
dahingestellt — stets Mißtrauen entgegen. Und
dann ist zu bedenken, daß das Verständnis für
den Inhalt einer Formel wesentlich erleichtert
wird, wenn man den Gang ihrer Herleitung ge-
nau verfolgt hat.
Das Büchlein kann jedem, der sich über
die magnetischen Aurgleichsvorgänge in elek-
trischen Maschinen unterrichten will, bestens
empfohlen werden. K. W. Wagner.
Die Grundlagen des technischen Den-
kens und der technischen. Wissen-
schaft. Von Th. Janssen. 51 $S. in 8°%, Ver-
lag von Julius Springer. Berlin 1917. Preis
1,60 M. |
Die Vertreter der Technik waren hei der
starken Entwicklung der technischen Einzel-
zweige so auf ihre werktägige Beschäftigung
des Differentiierens eingestellt, in dem Be-
streben, sich den Forderungen des Tages an-
zupassen, daß vielen die Einscitigkeit ihres
Tuns gar nicht recht zum Bewußtsein gekom-
men ist. Das technisch-religiöse Bedürfnis, d. i.
das des Verbindens mit dem geistigen All, des-
Integrierens in mathematischer Ausdrucks-
weise, war unter der dringenden Werktagsarbeit
so begraben, daß für die meisten erst so stark
aufräumende Ver}ältnisse, wie der Weltkrieg
gegen das Deutschtum, dazu gel örten, um sie
auf die feiertägige Erbauvng als notwendige Er-
sänzung der Werktagrarbeit in einem harmo-
nischen Dasein hinzuweisen. Der Einstellung in
diese Richtung, wie sie in der Vorkriegszeit wohl
am aurgesprochensten von E. Mach vertreten
wurde, verdankt die Schrift von Janssen ihre
Entstehung. \
Die Erfahrung, daß bei allen mit: Grund-
begriffen arbeitenden Eıörterungen fo viel an-
einander vorbeigeredet wird, ist dahin aus-
zuwerten, daß der Begriffsinhalt mit der Wei-
terentwicklung des. Geistigen unter dem Ein-
fluß der Naturwissenschaften eine langsame
Änderung oder Umbildung eıfährt, und dhängt
dazu, den relativistischen Standpunkt an Stelle
des absoluten aufzusuchen. Dies macht von
Zeit zu Zeiteine Neueichung des veränderlichen
Begriffsinraltes in den bleibenden Worten,
als dauernd weitergereichten Begrifisschalen,
notwendig. Auch die Wertung der einzelnen
Grundbegriffe wechselt. “Eine solehe Nach-
eichung der naturwissenschaftlichen und tech-
nischen Grundbegriffe hat sich der Verfasser
Gegenüber den Geistes-
wissenschaften mit dem etwas einseitig bevor-
zugten Pol des Nac} denkens wird für die neuere
Prilosophie deı Technik und Naturwissenschaft
auch dem anderen Pol des Beobachtens und
experimentellen Nachprüfene zu seinem Recht
vertolfen. Feıner wird dem Energiebegriff
und dem für die Technik besonders wichtigen
Richtungs begr11f die ihnen gebührende Stellung
zugewiesen. Über das Prinzip der Wirtschaft-
lichkeit wendet sich der Verfasser aledann den
Elementen der Güterherstellvng zu und sucht
den Beweis zu führen, daß die früher hierfür
von Adam Smith eingeführten begrifflichen
Elemente Natur, Arbeit und- Kapital zu er-
setzen seien durch Materie, Energie und In-
telligenz als unmittelbare Elemente der Güter-
herstellung in dem Medium Zeit und Raum.
Die _begriffliche Entwieklung - zeichnet sich
durch Klarheit und Saehlichkeit aus. Manches
sehen und
etwas mehr Farbe und Blut dem Ganzen wün-
schen durch Heranziehen geeigneter Einzelbei-
spiele und Bilder. Als Anregung zum neuer-
lichen Nachdenken und zur Vertiefung der um-
fassenden Grundbegriffe kann die kleine Schrift
aber allen empfohlen werden, die das Bedürfnis
empfinden zu feiertäglicher Sammlung zwi-
schen ihrer fachwissenschaftlichen Werktags-
arbeit. Sie werden manche Anregung finden,
‚den Inhalt wichtiger Begriffsschalen nachzu--
‘prüfen oder neu aufzufüllen.
C. Heinke, München.
rei
Set:
Dt
12. Februar 1920.
M&G-Kalender für Schwachstrom-In-
stallateure. Herausgegeben von der A. G.
Mix & Genest, Telepl on- und Telegrap! en-
weıke, Berlin-SeLönebeig. 2. Auflage 1920.
, „ Breis..6.M;
‘ Der in Taschenbuchform herausgegebene
: ent} ält in seinem 1. Teil einen Ab’iß
er theoretischen Elektıotecl nik mit den für die
Fernsprechtechnik wesentlichen Formeln und
einigen Tabellen über spezifische Widerstände,
Dielektrizitätskonstanten usw. Der 2, Teil be-
handelt den Leitung: bau, die Sicherungen, die
- Leitungen aus. Ersatzmaterial, die Fehlerein-
renzung und die Sonderwerkzeuge, soweit sie
ür Hausanlagen‘in Betracht kommen. Außer-
dem enthält dieser Teil neben 71 einfacheren,
Stromlaufzeichnungen (Klingel-, Uhren-, Fern-
sprechanlagen usw.) kurze Angaben über die
Beschaffung von Ersatzteilen, über die Strom-
; quellen und die wesentlichen Unterlagen für
— Postnebenstellen. Auszüge aus den Vorschrif-
‚ten des V.d. E., kurze Abschnitte über Blitz-
ableiteranlagen,über das Patentwesen und zahl-
reiche Tarife und Tabellen allgemeinen Inhalts
- beschließen das handliche Buch, das sicher von
vielen Schwachstrom-Installateuren als will-
2 kommener Ratgeber auf ihrem Gebiet begrüßt
Br werden wiıd. Erd .... Kruckow.
EV
Bei. SB Mer
N Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
E\ ; Bücher.
N Lehrbuch der Physik Zum Gebrauch beim
Unterricht, ‚bei akademischen Vorlesungen und
zum Selbststudium Von E. Grimsehl. In zwei
Bänden. Bd I. ‚Mechanik. Wärmelehre. Akustik
und Optik. 4. verm. u. verb. Aufl. Herausgegeben
E von Prof. Dr W. Hillers und Prof Dr. H
» Starke. Mit 1049 Textabb., 10 Abb auf 2 farb.
a Tafele und I Titelbild XVI und 1011 S. in 80.
Verlag von B. G. Teubner. Leipzig und Berlin
1920. Preis geb. 18 M.
Die Abschätzung des Wertes industrieller
-Unternehmungen. Von Dr. F.Moral. VII
und 149 S, in 80. Verlag von’ Julıns Springer,
Berlin 1920. Preis 12 M, geb. 14,40 M.
Linienführung elektrischer Bahnen. Von
Oberingenieur K. Trautvetter. VI und 1848
-in &0, Verlag von Julius Springer, Berlin 1920,
Preis 12 M; geb. 14 M. ; ; }
Maschinenelemente. Leitfaden zur Berechnung
und Konstruktion für technische Mittelschulen,
Gewerbe- und Werkmeisterschulen sowie zum Ge-
brauche in der Praxıs.. Von H Krause. 3 verm
Aufl Mit 380 Textabb. XI und 307 S. in 80.
Verlag von Julius Springer, Berlin 1920./ Preis
geb. 15 M. SE
" Beiträge zur Geschichte der Technik und
Industrie. Bd. 9 des Jahrbuchs des Vereins
deutscher Ingenieure. Herausgegeben von C.
Matschoss. Mit 120 Textabb. und £ Bildnissen.
180 S in 4%, Verlag von Julius Springer, Berlin
1919. Preis geb. 21 M.
Sonderabdrucke.
Temperaturänderung transvergaalschwingen-
der Drähte. Von HA. Kost. „Verhandlungen
der Deutschen Physikalischen Gesellschaft“ 1919,
Nr. 23/24.
> BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er
messen der Schriftleitung und obne deren Verbindlichkeit.)
. Die a auf dem flachen
ande.
-- Die Ausführungen Petris stechen durch
ihre Saclliehkeit gegenüber den bei ähn-
lichen Anlässen bekundeten Äußerungen von
Elektrotechnikeın in der Vorkriegszeit we-
sentlich und angenehm ab. Leider unter-
laufen aber auch ihm noch offensichtlich auf
nur vereinzelte Betriebserıgebnisse — deren
Richtigkeit noch nachzuprüfen wäre — sich
stützende Verallgemeinerungen, dienachstehend
aufihre Stichhaltigkeit etwas näher untersucht
-_ werden sollen. A
:Vor allen Dingen ist darauf hinzuweisen,
‚daß während des Krieges festgestellte Ergeb-
nisse keine Anhaltspunkte für die Beurteilung
, der Wirtschaftlichkeit einer Antriebsmaschine
i für Dreschsätze bilden, da bekanntlich nicht
nur die Maschinen schlecht unterhalten und ge-
“wartet wurden, sondern auch die Schmiermittel
nicht in der erforderlichen Güte beschafft wer-
den konnten und vor allem die Leistungsfähig-
keit der Dreschmaschinen durch mangelnde Be-
Elektrotechnische Zeitschrift.
— ——mmmaamaZm—[[ —mWBRÖÄÄÖÄÄÖÄRFRÄRB@eaÖasWOCmmm mm
1920.
Heft 7.
1365
dienung und mindere Ergiebigkeit des Getrei-
des stark gesunken war, sowie noch sonstige
Umstände verschlechternd auf den Wirkungs-
‚grad der Dreschsätze einwirkten. Diese Ein-
wirkungen waren aber durchaus nicht auf
Dampfdreschsätze beschränkt; sondern konn-
ten, wie ich in den rheinhessischen Gemeinden
Appenheim, Biebelsheim, Oberhilbersheim und
St. Johann 1917 und 1918 zu beobachten Ge-
legenheit hatte, auch bei Elektrodreschsätzen
festgestellt werden. Das durch mehrere große
Elektrizitätswerke (Mainz, Worms usw.) ver-
sorgte Überlandwerk Rheinhessen litt gerade
in den genannten Jahren während der Dresch-
zeit — Juli bis Dezember — unter häufigen
Stromunterbrechungen und zu niederen Span-
nungen, die den Wirkungsgrad noch weiter be-
einträchtigten.
‚Es stimmt wohl, daß die Kohlenpreise auf
etwa das 5- bis 6-fache gestiegen sind, aber auch
die Strompreise haben nicht bei dem Doppelten
Halt gemacht, sondern mußten wohl oder übel
den Kohlenpreisen — wenn auch. nicht im
gleichen Schritt — folgen. Das für die Kohlen-
versorgung günstig, unmittelbar am Rhein
gelegene Elektrizitätswerk Mainz gibt durch
eine ausführliche Mitteilung über die Fest-
setzung- der Strompreise nach den jeweiligen
Kohlenpreisen und Betriebsausgaben am 4. XI.
' 1919im ‚„‚Mainzer Journal“ u.a. folgendes be-
kannt:
„Die Kohlenpreise betragen ab 1. X.
1919 für 10 t Nußkohlen IV = 1082 M, vor
Kriegsausbruch 175 M, demnach Teuerung
907 M. Die einzelnen Abnehmergruppen
hätten demnach zu zahlen:
2. Kraftstrom für Kleina bnehmer (nach Ein-
fachzählern): Auf den Grundpreis von
20 Pf (1. Staffel)ist ein Zuschlag von
0,04x 907 — 36,28 Pf,
zusammen 20-136,28 = 56,28 rd 57 Pf zu
zahlen.
7. Strom für Großabnehmer: Auf die ver-
traglich festliegenden oder durch Verhand-
lungen noch zu verbessernden Grundpreise
ist ein Zuschlag zu zahlen: von 0,03x 907
— 27,21 Pf Zuschlag für die kWh hochge-
spannten Strom,
0;035x 907 = 31,15 Pf
Zuschlag für die kWh niedergespannten
Strom.“
Da Großabnehmer vor dem Kriege etwa
8 Pf/kWh für niedergespannten Strom zahlten,
so bedeutet der Zuschlag von rd 32 Pf eine Er-
höhung auf das Fünffache, während der Koh-
lenpreis auf rd das Sechsfache gestiegen ist.
Da Kleinabnehmer im Durchschnitt etwa 18
Pf/kWh zahlten, so bedeutet der Zuschlag von
rd 36 Pf eine Erhöhung des Strompreises auf
das rd Dreifache. Dreschbetriebe lagen bei der
Tarifierung zwischen Klein- und Großabneh-
‚mer und zahlten vor dem Kriege durehschnitt-
lich 14 Pf/kWh. Sie sind zwar in der Bekannt-
machung nicht näher angeführt, doch wird man
nicht fehl gehen, wenn man den Zuschlag zu
35 Pf schätzt, womit die Steigerung des
Strompreises gegenüber Vorkriegszeit
das rd. Dreieinhalbfache für die Dresch-
betriebe betragen würde.
Und das bei einem für die. Kohlen versor-
gung immerhin günstig gelegenen Werk, Bei
anderen Elektrizitätswerken. werden die Ver-
hältni«se eher ungünstiger denn günstiger lie-
gen. So berichtet Herr Dr.G. Heerde, Stettin,
in Heft 14 der „Mitteilungen der Deutschen
Landwirtschafts-Gesellschaft‘“ vom 5. IV. 1919,
daß der Gestehungspreis für L kWh Strom bei
den einzelnen Genossenschaften im Strombe-
zug°gebiet Grevesmühlen 37,60 bis 59,51 Pf,
und im Strombezugsgebiet Rostock 30,28 bis
41,92 Pf betrug, u. zw. im Jahre 1915/16. In-
zwischen werden diese Preise wohl noch ganz
erheblich gestiegen sein. Die von Dr. Heerde
mitgeteilten Gestehungspreise schbeßen Licht-.
Kraft-und Dreschstrom zusammen. Wenn nun
auch der Dreschstrom im Preise niedrig gehalten
werden sollte, so steigen dafür die Preise für
den sonstigen Kraftstrom und den Lichtstrem
um so mehr, da ja doch ein Ausgleich stattfin-
den muß.
Nun zu dem Kohlenverbrauch der Dresch-
lokomobilen. -Es ist nicht abzuleugnen, daß es
noch Güter gibt, die auf eine Erneuerung ihrer
abgewirtschafteten Lokomobile oder deıen In-
standsetzung und Instandhaltung keinen Wert
legen. Diese werden aber doch heute in der
Minderheit sein und nur noch vereinzelt vor-
kommen, es sei denn, daß sie nicht teure Koh-
len, sondern minderwertige Brennstoffe, wie
Torf und Holzabfälle, verfeuern, die im eigenen
‚Betrieb gewonnen werden und daher wohlfeil
zu stehen kommen. In geordneten Betrieben
werden wohl Dampfdreschsätze mit 8bis 12 Ztr.
Kohlenverbrauch bei 200 Ztr, Kornlieferung im |
Tagesdurehsehnitt nur selten angetroffen wer-
dampf-Dreschsätzen (60%x22" und 54x22"
Trommelabmessung), die beide mit Kaffge-
bläsen, Sackheber und Selbstbinde-Langst) oh-
pressen versehen waren, in Rheinhessen unter
kleinbäuerlichen Verlältnissen; nur 1 Hofgut
mit etwa 170 Morgen Getreidebau zällte zu
meiner Kundschaft. Da die Dreschsätze oft
zweimal an einem Arbeitstag umgestellt wer- \
den mußten, betrug die tägliche Durchsch nitts-
arbeitszeit nieht über 9 Stunden. Die durch-
schnittliche jährliche Arbeitszeit betivg ıd 75
Arbeitstage für jeden Dreschsatz, die Gesamt-
leistung an Korn rd 34 000 Ztr. Von dem Ge-
treide war etwa 6% Weizen, 35% Roggen, 45%
Gerste und 14% Hafer, wähıend das Korn-
Strohverhältnis etwa 1: 1,4im Durchschnitt
betrug.
Die tägliche Durchschnittsleistung betrug
demnach trotz der ungünstigen kleinbäuerlichen
e 340
Verhältnisse ax rd. 227 Ztr. Der Ver-
brauch der englischen Sattdampflokomobilen
an Kohlen schwankte zwischen 6 und 8 Ztr.
täglich und kann durchschnittlich zu 7 Ztr. an-
genommen werden.
Ein Konkurrenzunternehmen arbeitete seit
1911 mit einem Heißdampf-Dreschsatz Wolf,
der mit Kaffgebläse, Kurzstrohzuführung zur
Strohpresse, Selbstbinde-Langstrohpresse und
Sackheber ausgestattet ist, und dessen Dresch-
trommel 60x20’ Abmessung hat. Die Durch-
schnittsleistung kann zu etwa 200 Ztr. bei den
gleichen kleinbäuerlichen Verhältnissen ange-
nommen werden. Nach übereinstimmenden
Angaben, die mir seitens der die Maschinen be-
nutzenden Landwirte gemacht und auch von :
dem Maschinisten bestätigt wurden, beträgt der
tägliche Kohlenverbrauch. dieses Dreschsatzes
4 bis 5 Ztr., ist also wesentlich niedıiger als der
der englischen Sattdampfdreschsätze, was ja
auch angesichts der besseren Ausführung und
wirtschaftlichen Überlegenheit deutscher Ma-
sehinen nicht verwunderlich ist.
Bei den kleinbäuerlichen Verhältnissen ist
angesichts deshäufigen Leerlaufs der Maschinen
beim, Aufputzen der vier Getreidearten, die bei
fast jedem Landwirt zu verarbeiten sind, und
in Rücksicht auf die Ausstattung der Dresch-
sätze mit Strohpresse und sonstigen Hilfsappa-
raten mit einem Durehschnittsverbrauch von
0,65 kWh für 1 Ztr. Kornleistung bei elektri-
schem Betrieb zu rechnen. Der Stromverbrauch
würde demnach bei den englischen Dresch-
sätzen 227x0,65=1rd 148 kWh und bei dem
Dreschsatz Wolf 200 x 0,65 = 130 kWh täglich
betragen.
Legt man nun für eine vergleichende Be-
rechnung die vom Elektrizitätswerke Mainz
festgesetzten Stromtarife mit Zuschlägen -und
den vom gleichen Werk mitgeteilten Kohlen-
preis mit einem Zuschlag für weiteren Transport
zugrunde,so kommt für Dresehstrom ein Strom-
preis von 14x35 — 49 Pf/kWh und für Kohle
ein Preis von 6 M/Ztr. in Frage. 'Die Rechnung
stellt sich daher wie folgt:
A. Englischer Dreschsatz:
Tägliche Stromkosten 148x 0,49. = 72.52 M
& Kohlenkosten 7x6 »., —= 42,00 „
»» Mehrkosten an Strom . 30,52 M
B. Drescehsatz Wolf:
Tägliche Stromkosten 130x 0,49, = 63,70 M
BE os Kohlenkosten 4,5x6. =127,0085
» Mehrkosten an Strom . 36,70
Die allgemein gehaltene Behauptung Petris,
daß schon jetzt die reinen Kohlenkosten höter
sind als die des elektrischen Betriebes, wird
also kaum aufreeht erhalten werden können,
denn vorstehende Berechnung — auf prakti-
schen Betriebsergebniseen und Kohlen- und
Strompreisen eines Elektrizitätswerkes aus den
letzten Tagen aufgebaut — ergeben das genaue
Gegenteil. x
Was nun die Zukunft der Motorrflüge, des
elektrischen Pfluges und des Dampfı fluges be-
trifft, so dürfte auch die Annahme Petıis, daß
die Anwendung der ersteren wesentlich nach-
gelassen habe, kaum zutreffen. Die im Sep-
tember v. J. in Magdeburg stattgerabte Aus-
stellung der Deutschen Landwirtsehafts-Gerell-
schaft, auf der etwa 20 verschiedene Motor-
pflügeund Motortraktoren vertreten waren, von
denen ein großer Teil zur Prüfung gestellt wu:de,
läßt doch den Schluß zieren, daß man bei
den namhaften Motorpflugfabriken nicht mit
einem Abitlauen in der Benutzung dieser Pflüge
mit Kraftbetrieb rechnet, sondern im Gegenteil
eine glänzende Zukunft erwartet. ‚Wenn auch
das Tempo in der Anschaffung der Motorrflüge
etwas langsamer geworden sein sollte infolge der
beträchtlichen Steigerung der Instandhältungs-
und Brennstoffkosten, so ist doch mit Sicherl eit
anzunehmen, daß auch hier mit der Zeit eine
wesentliche Besserung eintreten wird. Ebenso
ist zu erwarten, daß die Betriebssicherl eit der
den. Ich arbeitete mit zwei englischen Satt- | Motorpflüge, deren geringer Grad wohl mit die
136 Elektrotechnische Zeitschrit.
Hauvtursache der Verlangsamung des An-
schaffungstempos ist, mit der Zeit auch ge-
bessert wird, so daß sich deren Konkurrenz-
fähigkeit hebt. Die Wirtschaftlichkeit der
Dampfpvflüge wurde seit Einführung des Heiß-
damvfbetriebes ganz bedeutend gehoben; sie
werden daher auch weiterhin das Feld behaup-
ten. Der Dimpvfvflug für tiefe Ackerung und
schwierige Verhältrisse, sowie für mittlere und
große Güter, der Motorpflug für flache Acke-
rnng und kleinere Güter, dadurch werden in der
Hauptsache die Anwendungsgebiete begrenzt
sein.
Der elektrische Pflug wird wohl unter be-
stimmten Verhältnissen auch seine Bedeutung
und seinen Wert für die Landwirtschaft behal-
ten. Störend für seine weitere Ausbreitung wird
aber immer der Umstand sein und bleiben, daß
Pflug- und Drescharbeit zeitlich zusammenfal-
len, daß sich also der größte Kraftbedarf der
Landwirtschaft auf wenige Wochen im Jahre
zusammenballt, wodurch die Bemessung der
Erzeugerstationen, Leitungen und Transforma-
toren so ausgedehnt werden muß, daß ein wirt-
schaftlicher Betrieb äußerst erschwert, wenn
nicht gar verhindert wird. Ob es gelingen wird,
dureh anderweitige Maßnahmen eine gleich-
mäßigere Belastung der Überlandwerke herbei-
zuführen, ist füglich anzuzweifeln.
Die Abdampfverwertung bei den von Petri
angeführten Brennereien dürfte wohl nicht
zweckmäßig durchgeführt worden sein, sonst
hätte das Ergebnis ein besseres sein müssen.
40 kWh entsprechen etwa 48 PSh. Diese hätten
also mit Abdampfverwertung etwa 7 Ztr. =
350 kg Kohlen, mithin 350 : 48 = 7,3 kg für
1 PSh verbraucht. Ein derartig hoher Kohlen-
verbrauch soll aber selbst bei den schlechtesten
Dampfmaschinen ohne Abdampfverwertung
nieht vorkommen. Der Dampfverbrauch einer
canzeinfachen Sattdamnf-Kleindampfmaschine
ist ungünstigenfalls zu 20 kg/PSh, der Kohlen-
verbraneh dementsprechend zu etwa 3 kg/PSh
anzunehmen, so daß bei 48 PSh Tagesleistung
3x48 — 144 kg Kohle anf die Dampfmaschine
entfallen. Bei vollständiger Abdampfverwer-
tung, wie sie im PBrennereibetrieb gegeben ist,
entfallen auf den Abdampf rd 85% und auf die
Krafterzengung rd 15% des Gesamtkohlenver-
branches, in vorliegendem Falle also 0,15 x 144
— 21,6ke. Dem Verbrauch von 40 kWh Strom
könnte »nlso günstigenfalls eine Ersparnis von
21,6 kg Kohle und nicht von 350 kg gegenüber-
stehen. Ob sieh dann noch der elektrische Be-
“rieb wirtschaftlich gestaltet, ist doch recht
fragli-h.
Ähnlirh verhält es sich auch mit der ange-
führten Molkerei, deren täglicher Stromver-
hraneh 18 kWh beträgt, entsprechend etwa
22 PSh Kraftbedarf. Der Korlenverbrauch
hierfiir darfhöchstens 22x3 — 66 kz betragen,
von denen wieder nur 0,15 x 66 = rd 10 kg auf
die Krafterzevugung und der Rest mit 56 kg avf
en im Betrieb verwertbaren Abdampf entfal-
len. Dem Verbrauch von 18 kWh Strom stehen
hier also günstigenfalls 10 kg Kohlenersparnis
gegenüber, so daß auch hier durch den elektri-
schen Antrieb bei riehtiger Führung des Dampf-
betriebes keine- Erhöhung der Wirtschaftlich -
keit zu erwarten ist. Herr Ing. Fischer, Ham-
hrırg, bereehnet in seinem Aufsatz „Wirtschaft-
liche Erzeurine und Ansuntzung von Kraftund
Wärme in Molkereien“ (,.D>vtscher Landwirt-
sehaftemaschinen-Bau“ 1919 Nr. 3) die durch
Abdamrfverwertung beim Gesamtkohlenver-
brauch für Kraft und Wärme zn errielende Er-
«parnizanfrd 42%, trotzdem der Kraftdampf-
bedarf einer Molkerei gegenüber dem Wärme-
bedarf — Heizdampfbedarf — ein verhältnis-
mäßig geringer ist, und kommt daher zu dem
Schluß:
„Die vorstehende Berechnung, die sich
anfvpraktisch beobachtete Grundlagen stützt,
läßt einige wiehtige Schlüsse zu. Es geht
daraus hervor, daß erstens als die zweck-
mäßiete Betriebskraft für Molkerejen aus-
eehließlieh die Dampfkraft in Frage kommt,
da hier bei sachgemäß durehgeführter Ab-
wärmeverwertung die Betriebskosten für die
Antrieb:kraft am niedrigsten sind.“
Aus den vorstehenden Narlegurgen geht
hervor, daß der Goethesche Anssprnch ‚Eines
schickt sieh nieht für Alle“ mit vollem Recht
auch für die Flektrifizierung der Landwirt-
schaft eilt. Die Versorgung der Landwirtsehaft
mit elektrischer Kleinkraft und elektrischem
Licht ist entschieden anzrıstreben, da ihre gün-
stigen wirtschaftlichen Einflüsse unbestreitbar
sind. Ob es sich aber empfiehlt, größere Ar-
heitsmaschinen, wie Dreschmaschinen vnd
Pflüge, deren Arbeiten sieh dazu noch anf wenige
Wochen im Jahre znsammenballt, und die Ar-
beitsmaschinen landwirtschaftlicher Nebenbe-
triebe, die, wie Molkereien, Brennereien, Trock-
nareien, Zieeeleien, Zuekerfabriken new. außer
Kraft noch Wärme benötigen, elektrisch zu be-
treiben und den dazu benötigten Strom in
1920, Heit 7.
12. Februar 1920.
Wärmekraft- Überland-Elektrizitätswerken zu
erzeugen, dasistfüglich zu bestreiten. Es dürfte
vielmehr im Interesse der Volks- und Landwirt-
schaft gelegen sein, kleinere örtliche Kraftwerke
in Verbindung mit landwirtschaftlichen Neben-
betrieben oder Werkstatthäusern zu schaffen
und auf diese Weise Kleinkraft-, Lieht- und
Wärmeversorgung wirtschaftlich einwandfrei
zu vereinigen, dagegen die nur zeitweise arbei-
tenden Dreschmaschinen mit ihrem hohen
Kraftbedarf durch Heißdampflokomobilen zu
betreiben und das Pflügen durch Dampf- und
Motorpflüge besorgen zu lassen. Der elektrische
Dresch- und Pflugbetrieb ist nur dann am
Platze, wenn Wasserkraft - Überlandelektrizi-
‘tätswerke in der Betriebszeit über überflüssigen
Strom zu verfügen haben, da sich'nur alsdann
die Mehrkosten und Stromverluste größerer
Leitungsanlagen und Transformatoren recht-
fertigen lassen.
Magdeb'urg, den 13. XI. 1919.
J. Charbonnier.
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.)
Carl Zander +. Am 25. Januar ist in Zürich
das Verwaltungsratsmitglied der Bank für elek-
trische Unternehmungen, Carl Zander, nach
kurzer Krankheit gestorben. Zahlreiche Ge-
sellsehaften der (deutschen Industrie, denen er
als Mitglied des Aufsichtsrates nahe stand,
beklagen den Verlust dieses arbeitsfreudigen
und erfahrungsreichen Beraters.
A. M. Goldschmidt +. Am 1. Februar starb
plötzlieh der Direktor der Brandenburgischen
Carbid- und Rlektrieitätswerke A. G., Ingenieur
Alfred M. Goldschmidt, im 47. Lebensjahre.
VEREINSNACHRICHTEN.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftsstelle: Berlin W. 57. Potsdamer Str. 68.
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306.
Betr. Jahrbuch der Elektrotechnik.
Der Jahrgang 1918 des von K. Strecker
herausgegebenen ‚‚Jahrbuchs der Elektrotech-
nik‘ ist in diesen Tagen erschienen und wird
den Mitgliedern des Verbandes zum Vorzugs-
preise von 13,20 M (statt 26,40 M) geliefert.
Bestellungen sind an die Geschäftsstelle des
Verbandes Deutscher Elektrotechniker, Ber-
lin W. 57, Potsdamer Straße 68, zu richten.
Von den früheren Jahrgängen ist noch
eine beschränkte Anzahl vorhanden, die zu
folgenden Preisen geliefert werden:
1912 . 4,80 M statt 9,60 M
1913 . 6,00: 10 728,000
1914 . 8,00- 1.555122. 12,00%
1915 . 9,60,,255 0719,20
1916 . 9,107, 18.15
1917 11,003 385. 22.0074
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
Dr. Sing. G. Dettmar. .
Normen für Spannungen unter 100 V.
Die Jahresversammlung des Verbandes
Deutscher Elektrotechniker am 27. IX. 1919
hat einen Ausschuß für die Normung von
Spannungen unter 100 V eingesetzt. Dieser gibt
hiermit einen Entwurf nebst zugehörigen Er-
länterungen bekannt. In Anbetracht seiner
Wichtigkeit ist zwecks rechtzeitiger Durch be-
ratung von Einwendungen eine rege Stellung-
nahme erwünscht. Vorschläge zu Änderungen
werden bis zum 10. III. 1920 an die Geschäfts-
stelle des Verbandes Deutscher Flektrotechniker,
Berlin W: 57, Potsdamer Straße 68, erbeten.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
Dr.=Sng. G. Dettmar.
Erster Entwurf zu Normen
für die Spannungen elektrischer Anlagen
unter 100 V.
$ 1. Die nachstehenden Spannungen sind
Nennspannungen, u. zw. gelten als solche die
mittleren Spannungen an den Verbrauchs-
klemmen ; bei Verwendung von Akkumulatoren
gilt als Nennspannung diejenige Zahl, die sich
ER Multiplikation der Zellenzahl mit 2 er-
gibt.
Se2, Nennspannungen sind für folgende
Gebiete festgelegt: i
1. Fernmeldung,
2. Beleuchtung,
3. Elektromedizin,
4. Fahrzeuge und Motoren.
$ 3.. Bei den in $ 2 genannten Gebieten
gelten sämtliche nachstehend aufgeführten
Nennspannungen für Gleichstrom und die mit
einem * versehenen Stufen auch für Wecl sel-
strom: ; Be
pr
ij
beleuchtung Fernmeldung ee Ba
N: | V Vv Vv
— 1,5 — —,
2 2 2 —_
3,5%) — _ —
3 4 _ 4* 4
8 8 BR SIG 8
12 12 12* 12
16 Bi 16 2
24 24 u 94
32 —_ -- —_
24 36* am Sr
2 = = 40
—_ 48* — —
65 Te -- oo
; TE s0
Zweck der Normung.
Die bisher herrschende Willkür bei Wahl
der Spannungen für elektrische Anlagen brachte
den großen Nachteil mitsich, daß Maschinen und
Apnarate häufig besonders angefertigt werden
mußten, oder nurin kleinen Mengen hergestellt
werden konnten, wodurch eine Verzögerung
und Verteuerung der Lieferung herbeigeführt
wurde. In den meisten Fällen bestand kein
zwingender Grund, die gerade gewählte Span-
nung zu verwenden. weil der gleiche Zweck auch
‚mit einer etwas abweichenden Spannung er-
reicht werden konnte: Um hier eine Besserung
herbeizuführen, ist es notwendig, eine Ein-
schränkung der Auswahl der als normal gelten-
den Spannungen zu treffen. Dadurch wird ein-
heitliche Herstellung und Lagehaltung ermög-
licht und der Ersatz erleichtert. Durch die
Normalisierung wird eine Ermäßigung der
Preise und eine Vereinfachung in der Herstel-
' lung herbeigeführt: die Vorteile der Normali-
sierung kommen dadurch sowohl dem Ver-
braucher als auch dem Hersteller der elektri-
schen Apparate zugute.
Erläuterungen.
- Zu $:1.. In die Nörmalisierung sind nur
Anlagen nnter 100 V einbezogen ; nicht berück-
sichtigt sind Reihenschaltungsanrnarate. deren
Einzelspannung zwar unter 100 V liegt, die aber
an ED Stromquelle über 100 V angeschlossen
sınd.ar- RR
Die Durchführung der Normalisierung gilt
vor allem für nenberzustellende Apparate und
Anlagen. Es soll dadnrch kein Zwang ansge-
übt werden, an bereits bestehende Anlagen
Änderungen vorzunehmen.
Die bei den Anlagen über 100 V geltende
Definition der Snannung konnte nicht für alle
vorhandenen Fälle beibehalten werden, weil
sich seit Jahren für die Niederspannungsan-
lagen, bei denen Bleiakknmulatoren verwandt
werden, eine Spannungsbenennung eingeführt
hat, die weder. der Spannung des Frzeuger--
apparates noch der Spannungan den Klemmen
des Stromverbravehers entspricht, sondern so
festgelegt war, daß als Spannung diejenige galt,
die durch Multiplikation der Zellenzahl mit 2
entsteht. °
Zu $ 2. Es erschien nicht angängig, die
Normalspannungen ganz allgemein als für alle
Verwendungsgebiete gültig festzulegen, . da
in vielen Anwendungsgebieten gar kein Bedarf
für eine so reiche Anzahl von Spannungen vor-
liegt und es Aufgabe der Normalisierung sein
mnß. die Zahl der verwandten Spannungen
möglichst einzuengen.. Es wurden 4 Gebiete
ansgesondert.. Die Rlektrochemie wnrde dabei
nicht mit in die Normalisierung einbezogen,
weil die Eigenart der elektrochemischen Pro-
er, eine Festlegung der Spannungen nicht zu-
äßt.
Zu $ 3. Es wurde erforderlich, viele auch
bis jetzt gebräuchliche. Spannungen anszu-
schalten, und nach Anhörung aller beteiligten
Kreise wurden nur. die wichtigsten Spannnngen
als Normalsnannungen ausgewählt. Dabei
wurde auch berücksiehtigt, daß die Abstände
zwischen den einzelnen Spannungen so gewählt:
wnrden, daß die nicht genannten Spannnngen
leicht nach oben oder unten angeschlossen
werden konnten.
Im Gegensatz zum den Anlagen über 100.V
läßt sieh bei den Anlagen unter 100 V infolge
ihrer großen. Verschiedenheitfen eine zahlen-
mäßige Angabe über die zulässigen Spannungs-.
schwanknngen richt festlegen. Der Leitunes-
widerstand spielt in der Anlage vielfarh eine
unverhältnismäßig große Rolle, so daß dureh
78% Nur für Taschenlampen.
12. Februar 1920.
Eiektrotechäische Zeitschrift. 1920. Heit 7.
137
————————————————————— — — — — — —m—mmmm_—_— ,——m—————m—e———————— ——————,
etwas längere oder kürzere Leitung die Span-
nung im Verbrauchsapparat ganz « nennens-
wert beeinflußt wird. Ferner ändert sich die
Spannung der als Stromquelle dienenden
Akinimulateree bei der Entladung um 10%;
vielfach befinden sich aber auch Akkumula-
toren während des Betriebes der Anlagen im
Zustande der Ladung, wobei dann Spannungs-
steigerungen bis zu 20% eintreten können.
Ebenso ist bei Primärelementen je nach Gat-
tung und Größe die Entladungskurve verschie-
den und ergibt sich auch daraus ein von Fall zu
Fall verschieden großer Spannungsabfall beim
Gebrauch. Infolgedessen wurde nach gründ-
liehen Erwägungen von einer Festlegung der
zulässigen Spannungsänderung abgesehen.
RUNDSCHAU.
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Eigenartige Verkupplung von Kraftwerken
mit 50 und 60 Perioden. — Unter der Erweiterung
der Kraftübertragungsanlagen der Southern Ca-
lifornia Edison Co. sind die Anlagen des Kraft-
werks am Kern-Fluß bemerkenswert, erstens,
weil die dortigen Turbinen unter der ungewöhn-
lich großen Druckböhe von 243 m arbeiten,
zweitens aber deshalb, weil dies Werk je nach
Bedarf der verschiedenen Jahreszeiten Dreh-
strom von 50 oder 60 Per liefern wird, u. zw.
unter Benutzung der gleichen Generatoren.
Um bei beiden Frequenzen mit gleichem Wir-
‘ knngsgrad zu arbeiten, sind die Turbinenläufer
auswechselbar; bei 50 Per wird ein Läufer für
500 Umdr/min, bei 60 Per ein soleber für 600
Umdr. benutzt. An der Hand des vereinfacht
gezeichneten Schaltplanes (Abb. 1) seien die
Werk Big Creek I 50 Per. Werk Big Creek 2
66kV
TSOKV
Werk Kern-Fluß
a
Verbraucher
R mit 60 Per
SS 74 km Fermieitumg B0OkV
8
8 BORV i
S 15/60. KV
SS
D| [20 oc enzumformer 50/60 Per.
s | [a0 RT
AS
S !- Unterwerk Alichgrove
Sı .
nz
218 Km
f 1S0kV Unterwerk Eagle Rock
BORV
3
Verbraucher. „ sSynchronmoforen Verbraucher
Stromkreise Je TS0DOKVA . 30000KVA
Abb. 7. Schaltplan der Anlagen der Southern
California Edison Co.
Betriebsverhältnisse der in Frage kommenden
Kraftwerke näher erläutert. Die oben genannte
Gesellschaft betreibt z. Zt. Werke mit einer
Maschinenleistung von 196 000 kW und plant
Erweiterungen nm 48000 kW. Neben der Er-
weiterung der bestehenden Werke Big Creek I
und II wird am Kern-Fluß ein neues Werk ge-
"baut, dessen Energie durch eine 72 km lange
doppelte Fernleitung nach dem schon bestehen-
den Unterwerk Richgrove geleitet wird. Dies
Unterwerk liegt an der etwa 386 km langen.
doppelten Fernleitung Big Creek—Eagle-Rock
(Pasadena), die mit 150 kV und 50 Per betrieben
wird, in etwa 168 km Abstand von Big Creek.
Vom Unterwerk Richgrove aus wirdauch Strom
anandere Stromlieferungsgesellschaften, die San
"Joaquin Light a. Power Co. und die Mount Whi-
'tney Power a. El. Co. abgegeben, welche mit
60 Per arbeiten.
ein Frequenzumformer für 50/60 Per aufgestellt.
Das neue Werk soll, um den Gesamtbetrieb wirt-
schaftlicher zu gestalten, diesen bei größerem
Bedarf an 60-periodigem Strom ersetzen und er-
hält daher Maschinensätze, die einmal mit 50 Per
bei 500 Umdr, das andere Mal mit 60 Per bei 600
_ Umdr, u. zw. in beiden Fällen mit gutem Ge-
Es ist daber in Richgrove
samtwirkungsgrad arbeiten. Die Läufer der
Turbinen sind zu diesem Zweck auswechselbar.
Während der Wintermonate ist die durch Pum-
penbetrieb dargestellte Belastung der 60 Per-
Leitungen der San Joaquin Co. so gering, daß
eine Unterstützung von Richgrove aus nicht
notwendig ist. Das Werk am Kern-Fluß arbei-
tet daher-zu dieser Zeit mit 50 Per. Nähert sich
der Sommer, so steigt die Pumpenleistung, und
Richgrove beginnt über den Frequenzumfor-
mer Strom von 60 Per abzugeben.: Erreicht
diese Leistung die Hälfte der Maschinenleistung
eines der Generatoren im Kern-Fluß-Werk, so
wird einer derselben auf 60 Per umgestellt und
versorgt nun über Richgrove die 60 Per-Strom-
kreise direkt, während der Frequenzumformer
nur den Mehrbedarf zu decken hat. Steigt die
Belastung weiter, so wird auch der zweite Gene-
rator mit 60 Per in Betrieb genommen. Der
Frequenzumformer dient dann als Ausgleichs-
maschine für beide Richtungen. Bei Betrieb
mit 50 Per arbeitet das Kern-Werk über das
Unterwerk Richgrove mit den Werken Big
Creek parallel. Zu diesem Zweck wird die Fern-
leitungsspannung in Richgrove von 60 auf 150
kV transformiert. Bei voller Belastung des
Kern-Werks leistet jede seiner beiden Maschi-
nen 16 000 kW oder 17500 kVA bei 75kV. Die
Betriebsspannung der Fernleitung Big Creek —
Eagle Rock beträgt dann bei Richgrove etwa
164 kV. In dem Unterwerk Eagle Rock sind
2 Synehronkondensatoren für 15 000 kVA und
einer für 30 000 kVA aufgestellt, um den Lei-
stungsfaktor zu erhöhen. Bei geringer Bela-
stung des Netzes zwischen Mitternacht und
Morgen werden die Werke Big Creek von der
Fernleitung abgeschaltet und das Kern-Werk
übernimmt den Betrieb allein. Seine Maschinen
arbeiten dann mit 16000 kW (17 500 kVA) und
66 kV; die Spannung auf der Hochspannungs-
seite in Riehgrove beträgt dann etwa 145 kV.
(„Electrical World‘, Bd. 74, S. 116.) Pk.
Die Elektrizitätsversorgung Vorarlbergs. —
Das erste Rlektrizitätswerk Vorarlbergs für
öffentliche Stromabgabe entstand in Schruns
(1896); ihm folgten, von kleineren Unterneh-
mungen abgesehen, die Anlagen an der Schwar-
zach (1900), in Bludenz (1901), Bezau, Au,
Rieden, Feldkirch (1906) und das Andelsbucher
Werk (1907). Sie versorgten, wie A. Loacker
im Vorarlberger Technischen Verein berichtete,
gegen Ende v. J.über 130 000 Einwohner, wäh-
rend nicht ganz 6% der Bevölkerung noch der
elektrischen Arbeit entbehrten. Zur Zeit der
Höchstleistung, das war 1913, betrug die Strom-
abgabe insgesamt etwas über 30 Mill. kWh bei
ungefähr 11 500 kW Gesamtleistung. Von der
Arbeitsmenge wurden gegen 85% mit Wasser,
der Rest mit Dampf erzeugt. Nun handelt es
sich in Vorarlberg seit Jahren darum, den Wert
der Wasserkräfte durch Ergänzungswerke,
durch eine Ersatzkraft für die Zeit niedrigen
Wassers zu steigern, für welehen Zweck in dem
Spuller- und Lünersee natürliche Staubecken
zur Verfügung stehen. Die im Spullersee ge-
gebene wertvolle Akkumulierungsanlage ist
dem Lande durch den Beschluß der österreichi-
schen Staatsregierung, sie für den elektrischen
Betrieb der Arlbergbahn in Anspruch zu neh-
men !), verloren gegangen. Disponibel bleibt
der rd 1 Mill. m? große Lünersee mit etwa
35,5 Mill. m® Inhalt bei einer auszunutzenden
Wassertiefe von 42 m;er bedarf aber einer Ab-
diehtung. Loacker und Kaufmann wollen
das Gefälle durch zwei Kraftwerke, bei Brand
(900 m) und bei Bürs (450 m), nutzbar machen,
was jährlich 46 Mill. kWh ergeben würde, die
schließlich mit Hilfe weiterer Zuflüsse in das
damit noch nicht voll verwertete Seebecken
‘und Anstauung auf 200 Mill. kWh gesteigert
werden könnten. Bei Einleitung der Ill vom
Madlenerhause aus würde man nach Loacker
eine Speicheranlage gewinnen, die verschiede-
nen Wasserkraftanlagen im Lande mit zusam-
men 1 Milliarde kWh Jahresleistung auszuhelfen
vermöchte. Was die Aussichten für nene Strom-
abnehmen betrifft, so hält sich die Industrie,
soweit sie bisher im Lande war, vorläufig zu-
rück; ihre Entwieklung läßt sich z. Zt. nicht
absehen. Loacker nimmt an, daß. der Strom-
bedarf für Licht und kleinere Motoren, für die
Landwirtschaft, für Koch- und Heizzwecke,
Backöfen usw. steigen wird, und daß, wenn
größere Arbeitsmengen bezieh bar sind, sich ver-
schiedene industrielle Unternehmungen in
Vorarlberg niederlassen werden, die für elek--
trochemische Zwecke große Quantitäten elek-
triseher Arbeit verbrauchen. Sehr große Men-
gen Winterkraft könnte man in das benach-
barte Ausland, besonders nach Süddeutschland
abgeben. Alle bestehenden Elektrizitätswerke
sollten, wie Loacker empfiehlt, in einer ge-
mischtwirtschaftlichen Gesellschaft (Land, Ge-
meinden, Private) vereinigt und miteinander
dureh Hochspannungsleitungen verbunden wer-
Ygl..„ETZ“ 1919, 8. 500.
den. Daß sich für ein Unternehmen dieser Art
die Allgemeine Elektrieitäts-Gesellschaft zu
interessieren scheint, ist inzwischen dureh Mit-
teilungen aus der Schweizbekannt geworden.
Elektromaschinenbau.
Wechselstrommotor, der an Stelle von
Schleifringen Vakuumröhren benutzt. — Be-
kannt ist, daß das Anwendungsgebiet der
Vakuumröhbren besonders in der Telegra-
phie und Telephonie mit und ohne Draht
dauernd größer wird. Daß die Röhren aber
auch sonst nützliche Verwendung finden
können, zeigt ein Vorschlag, der von W. H.
Eceles und F. W. Jordan vor der Physical
Society in London gemacht worden ist. Er
betrifft einen Motor, der aus einer Gleichstrom-
quelle betrieben wird, ohne daß Unterbrecher,
Schleifringe od. dergl. zur Anwendung kom-
men, und gibt eine einfache Lösung für die im
Laboratorium, das dem Studium der elektri-
schen Schwingungen dient, manchmal gestellte
Aufgabe, auf elektrischem Wege irgend etwas
in schnelle Umdrehung zu versetzen, wenn nur
Gleichstrom zur Verfügung steht und Funken,
die die Untersuchungen stören, unbedingt
vermieden werden sollen. Die Abb. 2 zeigt,
Abb. 2.
wie hier die Vakuumröhre zum Ziele führt.
D ist eine drehbare Scheibe, die an ihrem
Rande Zähne Zaus Eisen trägt ; diese streichen
bei der Drehung von Dan den Polsehuhen P
und P, von zwei polarisierten Magneten M
und M, vorüber. Die Wicklungen von M
sind über K und G mit dem Gitterkreis der
Vakuumröhre Y verbunden, die von M, mit
dem Anodenkreis über K und A. Streicht Z
an P von M vorüber, so entsteht in den Um-
windungen eine Wechselstrom-EMK, die die
Gitterspannung der Röhre beeinflußt. Da von
dieser. Spannung der Strom im Anodenkreis
abhängt, so wird also in den Wicklungen
von M, ein Strom wechselnder Stärke fließen.
M, ist zu M und den Zähnen Z so angeordnet,
daß der infolge des wechselnden Stromes in
den Wiceklungen sich ändernde Magnetismus
die Drehung der Scheibe zu beschleunigen
strebt. Die Wechselwirkung zwischen der
EMK in dem Magnet M, der dadurch ge-
steuerten Spannung des Gitters und dem von
dieserabhängigen Stromstärke in dem Anoden-
kreis bringt zuwege, daß sich die Dreh-
geschwindigkeit der Scheibe so lange steigert,
bis Reibungs- und andere Verluste die ganze
Energie, die von der Gleichstromquelle in den
Anodenkreis hinein geliefert wird, aufzehren.
(The Wireless World, Bd. 7, 8. 259.)
Re Rp.
Nutenquerfeld und Wirbelstromwärme in
massiven Ankerleitern bei Leerlauf. — Das
magnetische Feld im Nutenraum einer elek-
trischen Maschine läßt sich in zwei Kompo-
nenten zerlegen, in eine radiale und eine tan-
gentiale.. Beide Komponenten treten auch bei
Leerlauf auf, v. zw. ist die radiale um so größer,
je größer das Verhältnis von Nutschlitz zu Nut-
tiefe, die tangentiale um so größer, je kleiner das
Verhältnis von Nutbreite zu Nuttiefe ist. Die
tangentiale Feldkomponente ist in den meisten
praktischen Fällen die gefährlichere, insofern
als sie starke Wirbelströme in den Ankerleitern
zur Folge haben kann. Es ist bekannt, daß die
Wirbelstromwärme bei Leerlauf inhohem Maße
von der Zahnsättigung abhängig ist und beson-
ders gefährlich wird, wenn die scheinbare Zahn-
induktion etwa 22000 egs übersteigt; jedoch
war man bisher nicht in der Lage, diese Wirbel-
stromwärme zu berechnen. . Es ist deshalb zu
begrüßen, daß Dreyfus in den Arbeiten ‚Die
Berechnung des Nutenquerfeldes in unbelaste-
ten Dynamoankern“ („Archiv f. Elektroteehn.““
Bd. 6, 8. 165) und „Wirbelstromverluste in
massiven Ankerleitern bei Leerlauf‘ (‚Archiv
8 NT a iektrolechnische Te re
Elektrötechnische Zeitschrift,
1920. Het 7.
12. Februar 1920.
t. Elektrotechn.“, Bd. 6, 8. 327) diese ophak
liche Lücke in der Voraus: bereel. nung der elek-
trischen Maschinen ausfüllt, wenigstens für die
wichtigere Tangentialkomponente des Nuten-
feldes (Nutenquerteld).
In beiden Arbeiten setzt der Verfasser eine
Maschine voraus, deren Luttspalt über den
gıößten Teil des Bogens der Polschuhe kon-
stant ist und sich in der Nähe der Polkanten
mehr oder weniger plötzlich erweitert. Die Ver-
teilung der mittleren Induktion am Ankerum-
fang wud dann etwa durch die Kurve Br in
Abb. 3 dargestellt, und die ,„Umfangskuıve ‘der
Radialkomponente der Zahnfeldstärke (Hk)
kann mit großer Annäherung durch ein Tıapez
ersetzt weıden. Durch die Annahme einer sol-
chen idealisierten Feldkuıve wird die rechne-
rische Behandlung der Aufgabe erleichtert. An
den Stellen des Ankerumfiangs, wo die radiale
Zahnfeldstärke von ihrem Höchstwerte auf Null
ab'ällt, sind die Radialkomponenten der Feld-
stärke benachbar ter Zähne verschieden ;aus der
Diiferenz der magnetischen Spannungen längs
benachbarter Zähne erhält man die magneti-
sche Spannung quer zur Nut. Der dieser magne-
tischen Spannung entsprechende Queıfluß ent-
lastet den Nach barzahn, wodurch das Querfeld
bis zur Polmitte vorgetragen wird. Unter Be-
rücksichtigung dieser Rückwirkung ergibt sich
die in Abb. 3 unten dargestellte Umfangskurve
q
Ba
Nut ist die Querteldinduktion [B=f Na: in
Abb. 4 für eine Außenpolmasel ine, in
für eineInnenpolmascl ine dargestellt. In beide i
Fällen sind parallele Nutflanken voran: gesetzt,
so daß sich beider Außenpolmaschine der Zahn
von der Wurzel aus verbreitert, bei der Innen-
polmaschine aber verjüngt. Hierauf sind die
Unterschiede in den Verteilungskurven des
Querfeldes bei Außen- und Innenpolmaschinen
zurückzuführen.
Die Umfangskurve (Bq in Abb. 3) enthält
beträchtliche Oberwellen. Die Autlö: ung der
Kurve in ihre Einzelwellen’ergab z. B. für einen
Gleichstrommotor üblicher Bauart die folgende
Zusammenstellung:
im Verhältnis im iu,
Ordnungszahl zum
Maximalwert Grundwelle
1 — 0,333 1,000
a 0,313 0, 940
5 — 0,230 — 0,690
Y — 0,133 ; —0,400
9 0, 172 0,517
11 0,018 "0,055
13 9: 104 —0, San
15 0, "026 0,078
17 0,043 0, 128
19 Er 022 —(, ET
Abb. 3. Reduziertes Schema der Nutenquerfeldkurve.:
des Nutenquerfeldes Bg. Für jede Stelle (y in
Abb. 4 und 5) im Nutenraum erhält man eine
entsprechende Umfangskurve. Innerhalb der
>" Zur Berechnung der Wirbelstr omwärme in
den Ankerleitern bei Leerlauf führt der Verfas-
‚ser die „reduzierte Stabhöhe‘ ein, wie sie be-
BZ
Bzw zu
&, MAX, Memaz
Abb. 4 Aussenpolmaschine.
7
Abb. 5. Innenpolmaschine.
Rn 3 FT drmin
WERT RT, ARZIRIZ, HR
reits bei stromdurchflossenen DREIER
verwendet wnd. Wenn man die Wü belstiom-
wärme bei Leerlauf durch eine äquivalente
Stromdichte («w)ausdıückt, die bei gleicl mäßi-
ger Verteilung übeı den ganzen Stabquerscl.nitt
dieselbe Wärme entwickelt, so kann man für
die praktische BEN hBUnE der Loerlauews ärme
schreiben
NEE
100 ° 1000, ee vr
Darin ist »v die Gründfreguenz. und Mitt (Bu)
= 004
der quadratische Mittelwert der Höchstbetiäge
‚der Umiangskurve (Bgin Abb. 3)an den Stellen
(y) der Nut, wo sich dıe einzelnen Stablagen be-
iinden. Rs ist die Höhe einer Sta blage und A die
Leitfähigkeit des Wieklungsmetalls. Fu ist von
der Form der Umfangskuıve und der Rückwir-
kung der Wirbelstiöme auf das Quweifeld ab-
hängig, im wesentlichen Aber eine Funktion der
reduzierten Stabl öbe&. F, läßtsich berechnen
oder experimentell ermitteln.
Die ‘Wirbelstromwnärme wächst mit der
Grundfrequenz bis & = 0,8 quadratisch, von
& — 0,8 bis 1,2 gradlinig und darüber hinaus
mit der Potenz 3/4. Wenn man bei einer Zwei-
schichtwicklung mit 0,6<8<1,3eine Leerlaufs-
Wirbelstromw ärme in.den Ankerleiteın zuläßt,
die einer gleichmäßigen Strombelastung 01 gw
= 1A/mm entspricht, erhält man unter den bei
Gleichstromankern üblichen Verb ältnissen etwa
1 Grenzwerte der Querfeldinduktion
Mil (Bu):
10 20, 30° 40 50 60°
Mitt ( (8)
‘ Zur Unterdrückung der Wirbelstromwärge
; sind die Leiter in Einzelleiter zu unterteilen und
so zu verschränken, wie es bei den Leitern zur
Unterdrückung der einseitigen Stromverdrän-
gung in Nutenwicklungen bekannt ist.
Aus den Dreyfusschen Aıbeiten läßt sich
nieht unmittelbar entnehmen, welchen Einfluß
die Verteilung des Luftspaltes unter dem Pol-
schuh auf die Wirbelstromwärme ausübt. Es
wäre verdienstvoll, wenn der Verfasser auch
diesen Einfluß noch behandeln und die Vertei-
lung des Luftspalts bestimmen würde, welche”
die kleinste Wirbelstromwärme in den Anker-
leitern zur Folge hat. Es ist wohl anzunehmen,
daß die sinusförmige Verteilung der Luftspalt-
induktion bei ek günstiger ist als die tra-
peziörmige. Da jene Verteilung auch die Wir-
belstromwärme in den Zähnen beträchtlich ver-
ringert, sollte man bei Maschinen mit hober
Grundfrequenz die sinusförmige Verteilung be-
SON SURER. Auf die Frage nach der gesamten.
Wirbeistromwärme bei Belastung der Maschine
ist der Verfasser noch nicht näher ey
)L. Dreyfus. Archiv f. Elektrotechn., Bd.
1917/18, E 165 u. 327.) Be
Verkehr und Transport.
Die Drehstromlokomotiven der italienischen
Staatsbahnen. Nach, den. Periodischen
Mitteilungen der Maschinenfabrik Oerlikon,
Nr. 100 sind 'vor kurzem 6 Drehstrom-
lokomotiven (Gruppe E 332) 2C 2 für die Italie-
nischen Staatsbahnen geliefert worden, deren
elektrische Ausrüstung von Oerlikon stammt,
während das Fahrzeug nach Plänen der Staats-
bahnen von der Construzione Mechaniche_ di
Saranno gebaut wurde. Die 3 Triebachsen
sind fest im Rahmen &elagert, dagegen haben
die Drehgestelle, welehe die Blindwellen auf-
nehmen, 50 mm seitliche Beweglichkeit. Diese
Anordnung ergibt eine schräge Lage der Motor-
kuppelstangen und damit eine günstige Bean-
spruchung des Triebwerkes. Alle Achsen sind
mit Einklotzbremse versehen. Die
Handbremse wirkt nur anf die
Triebräder, während Trieb- und
Dretgestelle je einen besonderen
Druckluft - Bremszylinder erhiel-
ten. An den Enden des Fahr-
zeuges liegen die abgeschlossenen
Führerstände mit den Steuerurgs-
organen, im Innern die beiden
Triebmotoren von je 1065 kW
bei 250 Umdrehungen mit je 14t
Gewicht. In diesem sind die Welle
‘ mit Kurbeln und die Lageıböcke
inbegriffen, die am Motoigel äuse
angeschraubt sind und auf dem
Rahmen aufruten. Zwisrelen den
Motoren liegen die Anlaßwider-
stände mit zugelörigem Walzen-
‚schalter, und der Kaskadenschal-
ter; anf den Motoren selbst sind
die Polumschalter aufgebaut. Ge-
gen den hinteren Führerstand zu
liegen 2 Motorkompressoren mit
Dıuckıcglein.
Foleerde Avfsielirirg zeigt
die Haupimeıkmale der Lokomo-
tiven: €
310 2192179. 1585138..1267
N
ze Me
a HE
Da
—
er, . ”
=
12. Februar 1920.
Synehrone Geschwindigkeiten
2 37,5 50
B 75 100 km
Stundenleistung am Rad
920 1225 1940 1620 kW
Stundenzugkraft am Rad
9900 9000 9500 6000 kg
Höchste Anfahrzugkıaft . 12000 kg
Fahrdrahtspannunrg . 24.3.000-, V.
Normale Periodenzahl 16%
Spurweite x .2. 7=..". 1435 mm
Triebraddurchmesser . 1630 ,,
Laufraddurc} messer 960 . „‚®
Länge über Puffer . 18.3100,
Gesamter Achsstand . . . . 10600 „
weoster Achsstand 7... .".“.- 3600 ,
Achsstand der Dreh'gestelle . 2.000,
Abstand zwischen Drebzarfen
Gewicht des mechanischen Teiles
Gewicht des elektrischen Teiles Kae,
Triebachedtwek.. v8 13555
Reibungsgewicht ...... »dE „
-
N
x
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 7.
sechspolige und achtnolige Gehäusewicklung
bewirken. Auch die Umschaltung des Primär-
stromes von Stern auf Dreieck und des Sekun-
därstromes erfolgt durch diese Schalter. Ganz
ähnlich ist der Kaskadenschalter gebaut, dessen
Walze zwischen den Polumschaltern achsial in
einerGeraden liegt und daher mit diesen gekup-
peltund durch einengemeinsamen Druckluftmo-
torangetrieben werdenkann. Die’Türen der Pol-
und des Kaskadenschalters, des Widerstands-
schalters und des Hochspannungsraumes kön-
nen nur mit einem Schlüssel geöffnet werden,
derauch zum Aufrichten und Senken der Strom-
abnehmer dient. Da dieser Schlüssel nur bei
niedergelegten Stramabnehmern abnehmbarist,
kann das Öffnen der Hochspannungsräume nur
bei stremlosem Zustande der eingebauten Aus-
rüstungsteileerfolgen. Im Hochspannungsraum
liegen vier Trennmesser, bestimmt für die Ab-
trennung des einen oder anderen Stromabneh-
mers, zwei Induktionsspulen, vor denen die Lei-
138
Hilfseinrichtunrg, das nach den vorliegenden
Uraenlapen sich mit 14,7 t berechnen läßt.
Gegenüber Einphaseneinrichtungen ist es so
hoch, daß damit schon ein guter Teil des Ge-
wichtes des hierbei erforderlichen Transforma-
tors gedeckt werden kann. TasM.
Ortsbewegliehe Förderanlagen. — Das Auf-
und Abladen von Hand ist lang am, teuer und
keineswegs zufriedenstellend, und man ist be-
strebt, durch die Einführung geeigneter mecha-
nischer Vorrichtungen schneller und billiger
zu arbeiten. Im folgenden sind einige Beispiele
aus der modernen Praxis mitgeteilt:
Die Firma Jenkins & Co. hat ihre bekannte
Kohlenschleuder, die seit Jahren zum Füllen
der Retorten in Gaswerken benutzt wird, so
umgestaltet, daß sie dazu geeignet ist, Ozean-
dampfer zu bekohlen. Die Se} leudern a: beiten
nach dem durch Abb. 7 erläuterten Pıhinzip.
Ein endloses Gummiband ist um 3 Riemen-
an
20530-
ER Abb
Form und Abmessungen der Lokomotiven
gehen aus Abb. 6 hervor. Den Betriebsge-
schwindigkeiten von 37,5, 50, 75 und 100 km/h
entsprechen. folgende Motorschaltungen: Mo-
toren in Kaskade mit 8 Polen, Motoren in Kas-
kade mit 6 Polen, Motoren parallel mit 8 Polen,
Mstoren parallel mit 6 Polen. Für die erste Ge-
schwindigkeit ist dieWicklung des Primärfeldes
dreiphasig, die der Anker aber sechsphasig, in
Stern geschaltet, dagegen ist das Sekundänfeld
in 6 untereinander um 60° elektrisch verscho-
bene Teile aufgelöst und an die Anlaßwider-
. stände angeschlossen. Die zweite Geschwindig-
keit zeigt denselben Stromverlauf, nur sind die
Wicklungen der Läufer zweiphasig und die des
- Primärfeldes zu 3 in Dreieck und zu ?/3 in
Stern geschaltet. Bei der ersten Parallelstufe
sind ‚die Läufer sechsphasig, bei der zweiten
zweiphasig geschaltet, während beide Feldwick-
_ lungen an das Netz angeschlossen sind. . Der
Widerstand ist beim Anfahren und beim Über-
gang von einer Geschwindigkeit zur anderen
. zunächst ganz angeschlossen, um dann in 14 bis
16 Stufen abgeschaltet zu werden. Die End-
stellungen sind: für Dauerbeanspruchung_ be-
messen, die Kühlung erfolgt durch Luft, welche
von einem Motorgebläse zuerst durch die Haupt-
motoren getrieben. wird und dann an die Wider-
stände gelangt. Ein Fahrschalter mit 3Walzen,
der mit Druckluft vom Führerstand her ange-
trieben wird, bewirkt die Widerstandsabschal-
tung. Mit dem Motor organisch zusammenge-
‘bant sind die Polumschalter. Sie bestehen ans
2 Kontaktfingerreihen, die mit den Enden der
Feldwieklungen verbunden sind und einer Walze
mit Kontaktstreifen, die in 4 Stellungen eine
tungen zur Blitzschutzvorrichtung abzweigen,
die Hauptölschalter mit Nullspannungs- und
Höchstauslösung, der Fahrtwender, ein zweiter
Ölschalter, der für den Motorstromkreis be-
stimmt ist, zwei Transformatoren nebst Öl-
schaltern für die Nebenbetriebe, drei Strom-
'wäandler für Meßzwecke und Schalterauslösung
und vier einpolige Erdungsschalter. Wider-
standsschalter, Motorschalter und Fahrtwender
sind ebenfalls mit Druckluftantrieb versehen.
Die verschiedenartigen Antriebe erfordern ver-
hältnismäßig viel Bedienungshebel und dem-
entsprechend untereinander sichere Verriege-
lungen. Die Abnahmeproben ergaben, daß die
zugesicherten Leistungen nicht nur erfüllt,
sondern übertroffen wurden. Auffallend ist das
verhältnismäßig hohe Gewicht der Steuer- und
/ GE \
G g )) )) }
Abb. 7. Prinzip der Kohlenschleuder.
.6. Drehstromlokomotive 2 C 2 für die italienischen Staatsbahnen.
scheiben und einen Teil des Umfanges einer
großen, mit einer Rille versehenen Trommel ge- .
führt und bewegt sich mit einer Geschwindig-
keit von etwa 17 m/s. Die durch einen Trich-
ter A einfallende Kohle wird durch die Zentri-
fugalkraft 18 m und noch weiter geschleudert,
je nach der Geschwindigkeit des Gummiban-
des. Die Schleuder wird durch einen gekapsel-
ten 22,5 kW-Elektromotor mit Drehzahlrege-
lung (in 5 Stufen von 900 bis 1200 Umdr/min)
angetrieben und ist auf einer Drehscheibe mit
Rädern montiert; sie wiegt etwa 4t. Abb. 8
zeigt die Arbeitsweise der Schleuder.
Eine Vorrichtung für denselben Zweck
wurde von Jones angegeben und besteht aus
einem kurzen Bandförderer, dessen Elektro-
motor staubdicht in der einen Bandtrommel
. Abb. 8, Kohlensehleudern bei der Arbeit.
140
Blektrotechntsche: Zeitschent » 10302. Hei.
12. Februar 1920.
angeordnet ist. Diese Bandförderer bewegen
sich an besonderen Deckenschienen in dem zu
bekohlenden Raum, und bei der Arbeit sind 3
und mehr miteinander verbunden. Die Kohle
gelangt auf den ersten mittels Schurre, wird
über die andern hinweg dem letzten zugeführt
und von diesem in den Raum abgeworfen. Er-
reicht der Kohlenhaufen diesen letzten För-
derer, so sorgt eine Fühlereinrichtung da-
für, daßersich ein Stück rückwärts bewegt und
so fort, bis der ganze Raum gefüllt ist. Abb. 9
zeigt einen kippbaren Bandförderer auf Dreh-
TRETEN
. Aufhahmetrichter
lt
‚iM V4 \
f r
das Ladeende sich auf den Boden auflegt und
Rollen trägt, damit es sich dem Steigen und
Fallen des Schiffes anpassen kann. Abb. 11
stellt. eine fahrbare Förderanlage für Kunst-
dünger dar, die dazu dient, das Material vom
Lager nach den Pack- und Wiegeräumen zu
schaffen. Die Vorrichtung besteht aus einem
Becherwerk und einem Trichter, der 10 Zentner
faßt, und ist auf einem eisernen Fahrgestell mit
Gummirädern montiert. Der Betrieb ist elek-
trisch mittels Akkumulatorenbatterie. Für den
Führer ist ein Sitz vorgesehen. von dem aus die
FRE ji To Spannvorrichtung
>
Abb. 9. Kippbarer Bandförderer zum Auf- und Abladen’
scheibe mit Rädern. Der Abstand der Band-
scheiben beträgt rd 9m, die Bandbreite 0,4 m.
Das Band umspannt die treibende Scheibe fast
vollständig. Der Kıaftbedarf ist ungefähr
1,85 kW, die Geschwindigkeit des Bandes 1 m/s,
wobei sich etwa 20t Kohle von 120 bis 150 mm
Stückgröße i. d. Stunde befördern lassen. Das
Beladen eines Eisenbahnwagens mittels dieser
Methode kostet etwa 4 d/t, wobei für das Jahr
nur 100 Arbeitstage zugrunde gelegt und der
Lohn für 2 Mann, die Kosten für Strom, die
Zinsen und Abschreibungen berücksichtigt
sind. Eine ähnliche Konstruktion ist die
„Mitchell“-Ladevorriehtung. Sie kat jedoch
einen ausziehbaren Rahmen, um zu ermög-
lichen, daß der Aufnahmetrichter an der Lade-
seite ganz dicht an das zu ladende Material
herangebracht werden kann. Schaufeln wird
überflüssig und durch Hereinscharren des
Materials in den Fülltrichter ersetzt. \
Zur Entleerung von Ziegelöfen und zum
Beladen von Eisenbahnwagen mit Ziegeln hat
man Bandförderer mit gepanzertem Band ge-
baut, das über einen Rahmen mit einem Paar,
sehr großer Laufräder in der Mitte geführt ist.
Ausziehbare Stützen an beiden Enden passen
den Förderer dem jeweiligen Arbeitswinkel an
und machen die Anordnung stabiler. Die Lade-
vorrichtung von Jeffrey arbeitet mit einer
endlosen Eimerketve, ist also eine Art Elevator,
der auf ein Fahrgestell, welches auch den Motor
aufnimmt, montiert ist. Bei einigen Ausfüh-
rungen wird der Motor dazu benutzt, das Fahr-
gestell fortzubewegen. Ein trichterförmiger
Behälter ermöglicht eine Ansammlung von Ma-
terial, so daß der Elevator dauernd arbeiten
kann, während, wie z. B. beim Füllen von
Karren und Säcken, die Entnahme nur perio-
Abb.
disch stattfindet.
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iR Or © 20 zum Om © ulliRn > EEE © 9777
Abb. 10. Ortsbeweglicher Bandförderer für
Tunnellierungsarbeiten.
licher Bandförderer, der bei Tunnelbauten
angewandt wird. .Das. endlose Band läuft: in
2 Ebenen über einen Rahmen, der auf einem
Schmalspur-Fahrgestell ruht. Der Förderer
wird durch einen Elektromotor von 3 bis 3.7 kW
angetrieben und von Hand bewegt. Die Lade-
seite besitzt einen großen Fülltrichter ; die Ent-
ladeseite ist mit einer Anzahl von Schurren
versehen, die nach beiden Seiten und nach
hinten zum Anfüllen von Kippwagen benutzt
werden. In London finden ortsbewegliche
Förderer Anwendung, um Reisegepäck, kleine
Pakete und Kisten vom Bollwerk an Bord und
umgekehrt zu schaffen. Gewöhnlich bestehen
sie aus 2 parallelen endlosen Ketten zwischen
denen Eisen- oder Holztafeln befestigt sind, die
in ihrer Gesamtheit ein Transportband bilden.
Bei diesem Förderer sind Getriebe, Motoren
usw. vollkommen gekapselt und im Rahmen-
werk untergebracht. Das Entladeende ist mit
großen umklappbaren Haken zur Befestigun
am Bollwerk oder am Schiff versehen, währenc
10 ist ein ortsbeweg-
Schalter und der Hebel, der den Trichteraus
laß bedient, leicht erreichbar sind.
In den Vereinigten Staaten benutzt man
Elevatoren zum Herausschaffen von Asche aus
den im Kellergeschoß liegenden Kesselanlagen:
der großen Mietshäuser. Diese Elevatoren be-
Abb. 11.
Fahrbare Förderanlage für Kunstdünger
stehen aus ausziehbaren, vertikalen Becher-
werken, die zusammengeschoben ganz unter der
Straßenoberfläche liegen. Soll Asche abge-
fahren werden, so wird das Becherwerk nach
oben ausgezogen und entlädt mittels einer
Schurre direkt in den Müllwagen. (‚The Elee-
trieian‘“,; Bd, 83, 1919, 8. 671 ff.) W.
Beleuchtung und Heizung.
Neuer Zündstöpsel für elektrische Zigarren-
anzünder. — Bei den auf dem Markt befind-
lichen elektrischen Zigarrenanzündern wird es
recht unangenehm empfunden, daß die Lebens-
dauer der Heizwıcklung des Zündstöpsels eine
verhältnismäßig kurze ist. Dieser Nachteil ist
darauf zurückzuführen, daß die Heizwicklung
nicht genügend von der Luft: abgeschlossen ist
und die glühenden Drähte beim Anzünden der
Zigarre Beschädigungen ausgesetzt sind. Der
neue „Graetzor“-Zündstöpselder Firma Ehrich
& Graetz, Berlin-Treptow, beseitigt diesen
Übelstand dadurch, daß die Heizwicklung in
dreinebeneinander liegende Quarzröhrchen lutft-
diehteingeschlossen ist (Abb.12). BeimEinschal-
Abb. 12. Zündstöpsel.
ten werden die dünnen Wandungen der Quarz-
röhrchen durch dieHeizwicklungaufeineTempe-
ratur gebracht, die zum Anzünden der Zigarren
erforderlich ist. Der Luftabschluß und der me-
chanische Schutz der Heizdrähte erhöht ihre
Lebensdauer gegenüber den älteren Ausführun-
gen-auf ein Vielfaches. Für den Fall des Durch-
brennens ist gewöhnlich nur eins der leicht
auswechselbaren Zündröhrehen zu Brsetgen-
. P-
‚tungsanlage.
Kriegsverwendung schmiegsamer elektri-
seher Heizapparate. — Luftfahrzeuge mußten
im Kriege gıoße Höhen aufsuchen, deren nie-
drige Temperaturen im Winter große Wärme-
abfuhran Geräten und bei der Bemannung ver-
ursachten, die durch elektrische Erwärmung er-
träglich zu machen waren. Dafür standen als
Energiequelle 200 W bei 50 V Gleichstrom aus
der Dynamo der Funkeinrichtung zur Verfü-
gung. Es wurden 2 Gruppen von Heizgeräten
ausgebildet, für tote Apparate und für die Be-
mannung. Die ersteren besorgten die elektri-
sche Erwärmung der photographischen Kam-
mern, der beweglichen Teile des Maschinenge-
wehrs und des Steuerhebels, welch letzterer mit
sogenannter Schnurheizung umwickelt wurde.
Die Heizkleidung der Bemannung bestand zu-
nächst aus dem Lederhandschuh mit 30 W
Energieverbrauch und esonderer
spitzenheizung. Ein Heizmuff mit beheizter
Scheidewand zur Verhinderung des Luftdurch-
zugs ermöglichte, die eingesteckten Hände auf
der Innen- und Außenfläche zu erwärmen. Für
die Füße wurde eine Heizgamasche ohne Ferse
geschaffen, später durch Heizstiefelzum Unter-
ziehen unter die Pelzstiefel ersetzt. Das Er-
frieren des Gesichts verhüteten Halb- und Voll-
heizmasken. Für U-Boots-Bemannung auf
dem Turm, für die größere Energiemengen ver-
fügbar waren, wurden vollständige Heizanzüge
hergestellt. Die Energiezufuhr zu den einzelnen
Heizgeräten erfolgte von einem Schaltgürtel,
der mit Kontaktdruckknöpfen versehen war,
die später durch Klappstecker ersetzt wurden.
Der spezifische Wattverbrauch der Heizgeräte
.wurde gefunden durch Multiplikation einer er-
mittelten Windkönstante mit dem bei Heiz-
kissen üblichen Wert von 5W/dm? einseitiger
Oberfläche. Für die durch die Kriegserforder-
nisse bedingten Konstruktionen erhofft der
Verfasser eine weitere Benutzung in der Ver-
kehrs- und Sportluftfahrt, in Autos und auf den
Befehlsbrücken der Schiffe. (Heilbrun, ‚El.
Kraftbetr. u. Bahnen‘, 1919, Heft 8/9.) 82.
Elektrische Zugbeleuchtung der Maschiren-
fabrik Oerlikon. — Dıe Spannungs- und Strom-
regelungdes Oerlikoner Zugbeleuchtungssystems
sründet sich auf ein Zusammenwirken einer Ver-.
bundwicklung auf den Stromerzeuger mit
einem Satz von 5 Magneten, die bei steigendem
Maschinenstrom und Spannung der Reihe nach
Widerstand in den. Generator-Nebenschlußkreis
schalten und schließlich die Erregung auf einen
so kleinen Betrag bringen. daß bei den Höchst-
geschwindigkeiten die Maschinenspannung der
Ruhespannung der Batterie entspricht und bei
langsamer fahrendem Zug eine gänzliche Tren-
nung zwischen Maschine und Batterie bewirkt
wird. Abb 13 zeigt das Schema. der Zugbeleuch-
72
703
73 77
© DZ £EO® 29 N&
Abb. 13. Schaltung für elektrische Zugbeleuchtung.
Von den 5, von gemeinsamen
Magnetwicklungen umschlossenen. Magneten
dient der äußerste rechts dazu, nach Erreichung
einer bestimmten Dynamospannung an die bei
Stillstand des Zuges bestehende, unmittelbare
Verbindung zwischen Netz und Batterie den
einen Maschinenpol anzuschließen und gleich
Finger- )
zeitig den Lampen den Widerstand e vorzu-
schalten. Sobald bei weiterer Drehzahlerhöhung
die Dynamostromabgabe jeweils einen gewissen
Höchstwert erreicht hat, ziehen der Reihe nach
die Magnete l, 2 und 3 an und schalten die
Widerstände d, eund bin den Erregerkreis der
Maschine. Durch das eigentümliche Zusam-
menwirken der Magnetfedern 6 bis 10 wird die
richtige Arbeitsreihenfolge erzielt, indem der
Schalter lerst anziehen kann, wenn die Feder 6
durch ihre Streckung eine Dehnung der Feder10
und dadurch eine Entlastung der Feder 7 her-
beigeführt hat usw. Nach Eintritt eines ge-
wissen Höchstwertes der durch den Dynamo-
strom und die Spannung erzeugten Gesamt-
Amperewindungszahl auf dem Magnet 4 wird
durch ihn und den Widerstand adie Maschinen-
erregung endgültig so stark erniedrigt, daß sie
nur noch bei Schnellzugsgeschwindigkeit die
Ruhespannung der Batterie zu erzeugen ver-
mag und bei schwächerer Fahrt eine gänzliche
Abtrennung der Maschine von Batterie und
Netz herbeiführt. Die Wiedereinschaltung fin-
det erst nach dem nächsten Halt statt. - Bei
brennendem Licht haben sich die Lampen und
die Batterie in den durch die Systemanordnung
bedingten Höchstwert des Dynamostromes zu
teilen; auch wird in diesem Falle behufs
Schonung der Lampen, vermutlich durch die
Wirkung der in der Lampenleitung enthaltenen
Wicklung, die Anziebspannung des Magnets 4
heruntergesetzt. Wie in der Originalschrift an-
gegeben ist, sollin den Fällen, wo der Netzstrom
stark verschiedene Werte annehmen kann, der
Magnet 4 bei einer um so höheren Ladespan-
nung in Funktion treten, je größer der Lampen-
strom ist. 1n welcher Weise diese Wirkung
erzielt wird, geht aus dem Schaltplan nicht
hervor. (Periodische Mitteilungen Oerlikon
Nr. 96, Febr. 1919.)
Berg- und Hüttenwesen.
Das neue Elektrostahlwerk in Toronto
(Kanada). — Das Werkdienvrür die Herstellung
von Gescuossen und verwendet als Rohstotie die
großen Mengen von Drehspänen und sonstigen
Eisen- und Stahlabiällen der Umgebung. Die
Anlage enthält 10 Hexroult-Ölen und wuıde un-
ter der Leitung des Imperial Munitions Board
in sehr kurzer Zeit errichtet. Im Januar 1917
wuıde der Bau beschlossen. Der erste Oten
wuıde am 16. VI. in Betrieb gesetzt, und bis
18. VIII. waren alle 10 Ölen in Betrieb. Die
Oienhalle mißt 186x30 m. Die Ölen tassen je
6t. Sie werden durch Dıehstrom von 13 200 V
25 Per betiieben. Die Spannung wird in Tıans-
ioımatoren von je 1500kVA aut 100 V herabge-
setzt. Jeder Ojen enthält drei Elektroden von
0,43 m Durchmesser. Die Ölen sind mit Thuıy-
Regulaioren versehen. Das Schrottlager faßt
1200 t und veıfügt über zwei Krane von je
10t Tragtähigkeit. Die Krane sind mit elektro-
magnetischen Hebeeinrichtungen von 14 m
Durchmesser zur leichteren Handhabung des
Schrottes verselien. Das Werk erzeugt haupt-
sächlich Blöcke von 0,3 m Seitenlänge und
spezielle Blöcke für, Geschosse von 152 mm.
( Genie Civil, 'Bd. 72, Nr. 26, 8. 479.)
Ver DE
Hochfrequenz-Induktionsofen von Northrup-
Ajax. Eshandeltsichum einen von der Pyro-
lectrie Instrument Co., Trenton, New Jersey,
gebauten Induktionsofen für Laboratoriums-
.zwecke und kleinere gewerbliche Anwendungen,
welchersich von dem gewöhnlichen Induktions-
ofen dadurch unterscheidet, daß er mit hoher
Frequenz von etwa 20000 Per arbeitet, wo-
durch der Eisenkern entfallen kann. Als Strom-
quelle für Öfen unter 100 kW dient die Entla-
dung einer Kondensatorenbatterie. Als Primär-.
spannung dienen 100, 220 oder 440 V bei 60 Per.’
ie Spannung wird durch einen Transformator
auf 8000 V umgeformt und damit die Konden-
satorenbatterie gespeist. Durch einen Unter-
brecher entsteht der oszillierende Strom, der
durch eine einen Tiegel umgebende Spule ge-
führt wird. Der thermische Nutzeffekt der
Öfen-soll 50 bis 60% betragen. Neuartig ist die
Bauart des Unterbrechers, welcher 2. Grafit-
elektroden enthält, die in einem geschlossenen
Eisengehäuse auf einer Quecksilberfläche wir-
en. Diese wird durch Alkohol stets rein er-
halten. Man soll Temperaturen von 1600°leicht
erreichen und beliebige Metalle ohne Verun-
reinigung durch Kohlenstoff sowohl in oxydie-
render als reduzierender Atmosphäre als auch
im Vakuum schmelzen können. Der Ofen wird
auch zum Betriebe von Salzbädeın für Stahl-
härtung vorgeschlagen. (Stahl u. Eisen,
Bd. 39, 1919, 8. 479.) V..E.
Fernmeldetechnik.
Über die Bereehnung von Übertragern für
Telephonzweceke.— R. Holm behandelttfolgendes
Problem: Zwei Leitungsgebilde mit den Schein-
widerständen, bzw. Charakteristiken 8, und 85
sollen mittels eines Übertragers verbunden
u
R Elektrotechnische Zeitschrüt. 1920. Heit 7.
141
werden. Es gilt, den zweekmäßigsten Über-
trager zu berechnen. Für die in das zweite
Leitungsgebilde gelangende Energie W wird
eine allgemeine Formel hergeleitet, aus welcher
hervorgeht, daß % direkt proportional dem
cos p von 8, und umgekehrt proportional einer
gewissen Größe |92| ist. Dann wird das Pro-
blem unter sehr vereinfachten Voraussetzungen
behandelt. Mit Berücksichtigung von Wider-
stand, Eisenverlusten, Windungskapazität und
Streuung werden für 9 eine allgemeine Formel
und für das Zustandekommen eines kleinst-
möglichen |$?| die Bedingungen hergeleitet.
Hierauf werden die Methoden, Windungskapa-
zitäten, Eisenverluste und Streuung zu berück-
sichtigen, auseinandergesetzt. Auch werden
einige Anweisungen und numerische Angaben
zur Berechnung der Kapazitäten und der Eisen-
verluste gegeben. Der Fall, wo 83/3, sehr groß
ist, stellt sich als ein Sonderfall mit hervor-
tretender Bedeutung der Kapazitäten dar.
Wenn 8, und 8, von derselben mäßigen Größen-
ordnung sind, kann man meistens mit den sehr
einfachen Breisigschen Formeln rechnen, um
die zweckmäßige Übersetzungszahl n, und pri-
märe Selbstinduktion L,. zu finden. Weil der
Einfluß verschiedener Größen (z. B. Phase
von$,, Eisenverluste, Kapazitäten) meist klein
ist, wird der Einfluß jeder dieser Größen
meistens unter Vernachlässigung der übrigen
untersucht. Der Einfluß der Abweichungen
von den Optimumbedingungen wird geschätzt.
Im allgemeinen erhöht sich der Effekt des
Übertragers bei wachsendem o. Eine Ausnahme
bildet der Fall eines sehr großen 8&,. — Am
Ende wird für das Problem 2, das sich vom
Problem 1 nur dadurch unterscheidet, daß es
sich hier um Energieströme in beiden Rıchtun-
gen handelt, eine auf die Lösung des Problems 1
gestützte Lösung gegeben. (Archiv f. Elektr.
Bd2 16.9. 118.) Vo.
Technische Entwicklung der Röhrensender.
— L. Kühn befaßt sich mit der Entwick-
lung der Röhrensender in den Laboratorien
der Dr. Erich F, Huth, Ges. für Funkentele-
graphie m. b. H. Nach einem kurzen, gc-
schichtlicehen Überblick biespricht Veerfaisser
zunächst die bei allen Sendern angewandte,
nach ihm benannte Schaltungsart zur Erzeu-
gung elektrischer Schwingungen. Das Kenn-
zeichen dieser Kühn-Schaltung ist der in sich
geschlossene Resonanzkreis, das sogenannte
Schwungrad, das das Gitter der Kathoden-
röhre über eine Selbstinduktion und Kapa-
zität mit der Kathode verbindet. Eigenartig
und abweichend von allen anderen, in der
Technik gebräuchlichen Schaltungsarten ist
bei dieser Schaltung, die ohne die sogenannte
„Rückkopplung“ des Anodenkreises auf den
Gitberkreis arbeitet, die Art und Weise, wie
durch diesen Gitter-Resonanzkreis die zur
Unterhaltung der Schwingungen nötige Gitter-
spannung erzeugt wird. Die hierzu nötige
Energie wird durch die im Gitterkreis in-
tretende Stromresonanz aus der Röhre an
keiner Stelle abgeführt, sondern, inner-
halb der Röhre direkt dem Gitter mit-
geteilt.
Ein großer Vorteil dieser Schaltung ist,
daß die Resonanz des Gitterkreises praktisch
völlig unabhängig ist von den Kopplungs-
und Abstimmungsverhältnissen im Anoden-
bzw. Antennenkreis. Der Gitterkreis kann
daher von vornherein wellenmesserähnlich
geeicht werden, und man hat nur den An-
tennenkreis auf die im Gitterkreis ein-
gestellte, gewünschte Wellenlänge abzustim-
men und die Anodenkopplung geeignet zu
. variieren, um das absolute Leistungsmaximum
des Senders zu erhalten. An'der Hand von
Kurven und speziellen Beispielen erläutert
der Verfasser diese Tatsache genawer.
Ein weiterer Vorteil ist das praktisch
vollkommene Fehlen der Oberschwingungen,
die im Anodenstrom zwar vorhanden, durch
den Gitterkreis aber nicht verstärkt werden
wie die Grundschwingung, so daß sie prak-
tisch unwirksam bleiben. -
Mit genügenden, Abänderungen kann, wie
der Verfasser mitteilt, diese Schaltung auch
für den Empfang als selbstschwingendes
' Audion nutzbar gemacht ‚werden — man
braucht in den Anodenkreis nur ein durch
einen Kondensator überbrücktes Telephon zu
lesen —, so daß sich hieraus, wenigstens für
kleinere Stationstypen, eine große konstruk-
tive Vereinfachung ergibt,
Ein größerer Abschnitt der Arbeit befaßt
sich sodann mit der Frage der Erzeugung der
zum Betrieb von Sendern größerer Energie
(> 100 W) nötigen Hochspannungsenergie.
Als durchaus zufriedenstellend haben sich
hierbei die von der Firma Akkumulatoren-
werke (Oberschöneweide b. Berlin) her-
gestellten Hochspannungs-Gleichrichter mit
Wehneltscher Glühkathode erwiesen, die ge-
statten, einen normalen. Wechselstrom von
2—8300 V und 500 Per in einen Gleichstrom
von mehreren tausend V Spannung mit Hilfe
eines Hochspannungstransformators umzu-
formen. Durch geeignet geschaltete Drosseln
und Kondensatoren können diesem Gleich-
strom die ihm a priori anhaftenden perio-
dischen Schwankungen genommen werden, so
daß die bei Wechselstrombetrieb zunächst
unvermeidliche „Tonsender“-Wirkung so eut
wie beseitigt wird, zum mindesten auf einen
praktisch zu vernachlässigenden Prozentsatz
herabgedrückt wird, wie der Verfasser an
einem Beispiel nach einer im Laboratorium
auszuführenden Methode zeigt. Auch die zur
Heizung der Röhren zw. des Gleichrichters
nötige Energie kann bei Wechselstrombetrieb
aus dem Wechselstromsenerator entnommen
werden,’ wobei die Schwankungen der. Heiz-
ströme, die durch Belastung dureh die Strom-
entnahme zur Schwingungserzeusun®e ent-
stehen, durch geeignete Kompensationstrans-
formatoren ausgeglichen werden können.
Der Verfasser bespricht sodann die von
der Firma Huth erbauten und praktisch vr-
probten Sendertypen vom kleinen Flugzeug-
sender von 20 W Antennenleistung bis zum
1 kW-Sender, der als U-Boot-Sender verwendet
worden ist. Auch die dabei benutzten und
von der Firma Huth selbst durchzebildeten
und konstruierten Röhrentypen werden unter
Mitteilung der charakteristischen Daten
wiedergegeben.
Zum Schluß gibt der Verfasser einen kur-
zen Überblick über die Möglichkeit des draht-
losen Fernsprechens mittels Röhrensendern.
Außer der bei kleineren Energieen ausrei-
chenden. Methode, dem Gitterkreis durch sein
Mikrophon die Sprachschwingungen aufzu-
prägen, hat sich bei größeren Antennen-
jejistungen eine andere Methode als praktisch
bewährt, die darauf beruht, bereits die der
schwingungserzeugenden Röhre zugeführte
Gleichstromleistung im Rhythmus der Sprache
durch «ine besondere Steuer- oder Beein-
flussungsröhre zu beeinflussen, Sobald die
Patentlage es erlaubt, will der Verfasser so-
wohl hierüber, als auch über weitere, damit
verknüpfte Probleme, wie das des Gegen-
sprechens ohne Umschaltung, Hochfrequenz-
telephonie über Leitungen usw. weitere Mit-
teilungen machen. -(Jahrb. d. drahtl. Tielegr.,
Bd. 14, 1919. S. 395.) @ssS.
Drahtloser Schreibempfany über 12 000 km.
— Der Teleiunkengesellschai, isı es gelungen,
inihrer Empfangsanlage in Geltow!) die funken-
telegraphischen Zeichen zweier G.oßstationen
in Holländisch-Indien, nämlich der Stationen
Tjılilin undMalabar, mit dem Morseschreiber
aufzunehmen. Bisher fand der Empfang fun-
kentelegraphischer Nachrichten mittels Tele-
phons statt, welches die Zeichen in Form musi-
kalischer Töne für das Ohr hörbar machte.
Bestenfalls konnte man sie früher auf einer
Phonographenwalze fixieren, von der sie jeder-
zeit abzuhören waren, während es jetzt möglich
ist, den Wortlaut des Telegramms nach den
Morsezeichen auf dem Papierstreifen des Morse-
apparates niederzuschreiben, wie es bei der
Linientelegraphie üblich ist. Die javanische
Station Tjililin verfügt über eine Antenne von
150 m Höhe und eine Antennenenergie von
etwa 80 kW, die ihr von einer Hochfrequenz-
maschine nach dem Telefunkensystem zuge-
führt wird. Die Station Malabar dagegen ar-
beitet nach dem Lichtbogensystem von glei-
cher Antenneneneigie, aber ewwa 2-bis 3-mal
srößerer Antennenhöhe. Die Station in Geltow,
die als die eigentliche Empfangsanlage der
Großstation Nauen anzusehen ist, und durch
die es erst möglich wird, daß Nauen ausschließ-
lich für den Sendebetrieb verfügbar ist, em-
pfängt mit einer Braunschen Rahmenantenne
von etwa 80 m Seitenlänge. Die Bedeutung
dieses Vorganges liegt, außer in der leichteren
Kontrollmöglichkeit der Funksprüche in der
durch Anwendung des Schreibempfanges ge-
gebenen Möglichkeit, ein wesentlich größeres
Telegraphiertempo bei der Nachrichtenüber-
mittlung einzuhalten als dieses beim Höremp-
fang auch für den geübtesten Telegraphisten
möglich ist. Die Entfernung zwischen Geltow
und den beiden javanischen Stationen beträgt
etwa 12000 km, d. h. mehr als Y, des_Erd-
quadranten.
Drahtlose Telegraphie in China. — Die
nach dem Vertrage zwischen der chinesischen
Regierung und der Marconi-Gesellschaft von
1918 zu liefernden Einrichtungen für drahtlose
Telegraphie sind nach einer Meldung des ‚North
China Herald‘ vom 23. VIII. 1919in Shanghai
eingetroffen. Das Material im Gewicht von
800 t wird mit der Eisenbahn bis Kalgan und
von dort über Land an seinen Bestimmungsort
weiterbefördert werden, was 6 bis 8 Monate ın
Anspruch nehmen dürfte, Die erste Station
wird in Lanchoufu, das noch sichere Drahtver-
ı) Vgl. „ETZ* 1920, 8. 41.
142
j! ? >
Elektrotechnische Zeitschritt. 1920. Het 7. . 2
bindung mit Peking besitzt, die zweitein Urum-
ehi und die drittein Kaschgär errichtet werden.
Die gesamte Entfernung beträgt 2460 km in
der Luftlinie. Jede Station soll bei günstiger
Witterung eine Reichweite von rd 2000 km
haben. Die Errichtung der Anlagen wird unter
Leitung eines Ingenieurs der Marconi-Gerell-
sehaft erfolgen. Anßerdem erhält die chine-
sische Regierung 200 tragbare drahtlose Feld-
telephone, jedes mit einer Reichweite von
100 km. (Nachriehten für Handel, Industrie u.
Landwirtschaft vom 31. X. 1919.) Rp.
Physik und theoretische Elektrotechnik.
Elektrolytisch verkupfertes und verzinktes
Eisen im Wechselstromfeld. — Der Ausschluß
von Meuall eilen, die zu Wiıbelstromveilusten
Veranlassung geben, aus Hochbfrequenzfeldern
läßt sich heutzutage nicht mehr streng durch-
führen. Die in dieser Beziehung besonders be-
denklichen Eisengegenstände können jedoch
durch Platten aus Kupfer oder Zink abge-
schirmt werden, ja es genügt unter Umständen
hierzu schon ein dünner, galvanischer Überzug.
Um hierüber auch quantitativ vergleich bare
Werte zu erhalten, bestimmten G. Preuner
und L. Pungs!) auf kalorimetrischem Wege
den Effektivwert des Widerstandes einer Hoch-
frequenzspule, in deren Feld mehr oder weniger
geschützte Eisenteile gebracht wurden, in Ab-
hängigkeit von der zwischen 10 x 10% und
40 x 10% variierenden Schwingnngszabl. Die
auf Preßspan aus 1 mm dickem Vollkupferdraht
gewiekelte Spule mit einem Selbstinduktions-
koeffizienten von 860 000 cm bei 0,89 2 Gleich-
stromwiderstand befand sich in einem 6 1
fassenden Glasgefäß mit Paraffinöl, das mit
einem wassergekühlten Mantelgefäß zum Kon-
stanthalten der Temperatur des Luftraumes
um das Gefäß umgeben war. Zum Rühren
diente die von einem Elektromotor in Bewe-
gung gesetzte Spule selbst, zur Temperatur-
messung ein Beckmannsches Thermometer, das
noch Tausendstel Grade abzulesen gestattete,
aber vor Einschalten des Wechselstroms wegen
der Wirbelströme im Quecksilber bis nach dem
Wiederausschalien aus dem Bad genommen
werden mußte, so daß der Temperaturgang
während des ganzen Versuchs und etwas da-
rüber hinaus nicht beobachtet werden konnte,
ein Übelstand, der sich vielleicht durch-Wahl
einer anderen Thermometerflüssigkeit hätte
vermeiden Jassen. Der Temperaturanstieg
während eines Versuchs von etwa 10 min Dauer
betrug 1 bis 3°, der als Korrektion eingehende
Temperaturgang vor- und nachher 0,001° bis
0,008°i. d. min.
Der gesuchte effektive Wechselstromwider-
stand w» der Spule vom Ohmsehen Widerstand
wog konnte nun dadurch ermittelt werden, daß
man die durch einen Wechselstrom iw während
der Zeit tw hervorgebrachte Temperaturer-
höhung Tw der Flüssigkeit angenähert (= T'5)
durch einen während der Zeit ig wirkenden,
passend gewählten Gleichstrom ig herzustellen
suchte. Es gilt dann, wie ohne weiteres er-
sichtlich, ww = ws . eg: to Wegen der
Tı.iw. to
nahen Übereinstimmung von Tw und Tg war
auch die Unsicherheit infolge der Wärmeab-
gabe und des erheblichen Wasserwerts des Ka-
lorimetergefäßes nur gering; die Veıfasser
schätzen die Genauigkeit der einzelnen Messung
"aufetwa 2%.
Außer der Messung mit der Spule allein
wurde noch eine g’ößere Anzahl von Messungen
ausgeführt, bei. denen eine Eisenplatte von
315 mm Durchmesser und 2,6 mm Dicke 16 mm
von der unteren Stirnfläche der Spule befestigt
war; diese wurde dann auch durch Kupfer-
oder. Zinkplatten von 1 bzw. 0,5 mm Dicke
geschützt oder galvanisch mit verschieden star-
kem Kupfer- oder Zinküberzug versehen.
Außerdem wurde im Innern der Spule koaxial
ein Eisenrohr von 3 cm Durchmesser und
2,6 mm Dicke befestigt, das ebenfalls ver-
kupfert oder verzinkt wurde. Es eıgab sich,
daß die Eisenplatte den effektiven Widerstand
stand der Spule durchschnittlich auf das 2,3-
fache, der Eisenzylinder sogar auf das 7-fache
erhöhte, u. zw. stieg natuıgemäß der Wider-
stand mit der Wechselzahl. Die Bedeekung der
Eisenplatte mit den Scheiben beseitigfe den
Energieverlustim Eisen vollständig (ein kleiner,
durch die Platte selbst bedingter Zusatzveilust
bleibt natürlich), doch genüg e zu diesem Zweck
auch schon nahezu voll:tändig ein galvanischer
Niederschlag aus Kupfer von 0,03 bıs 0,04 mm
oder aus Zink von 0,1 mm Dicke. Glch.
Werkstatt und Baustoffe.
Verwendung elektrisch betriebener Trans-
portgeräte im Werkstattbetrieb. — Elektrisch
1) G. Preuner und L. Pungs, Verh. D. Phys. Ges.
Bd. 21, 1919, 594, h
=
betriebene Karren und Schlepper bieten man-
cherlei Vorteile, indem sie die Leistungsfäliig-
keit der Werkstätten erhöhen, und die Betriebs-
kosten versingeın. Dies wird namentlich durch
die Ersparnis an Menschen und Zeit, sowie die
bessere Ausnutzung der kostbaren Werkzeug-
maschinen erreicht. Die Werkzeugmasehinen
können leichter mit Rohstoffen versehen und
laufend vom Fertigmaterial befreit weıden.
Hubkarren können Lasten von bis zu 2 t mit
Leichtigkeit bewältigen und Geschwindigkei-
ten von 3 bis 10 km/h erreichen. Ein elektıi-
scher Schlepper mit Anhängern kann Lasten
‚bis über‘ 10 t mit annähernd der gleichen Ge-
schwindigkeit befördern, wobei die vorkom-
menden Steigungen kein Hindernis bilden. Die
leichte Regelbarkeit der elektıischen Fahrzeuge
stellt namentlich bei beengten Fahrstraßen
einen großen Vorteil dar. Werden für den
Transport der Materialien und Fertigwaren
nach und von den Werkzeugmaschinen Kö’ be
benutzt, so sind die Anlage- und namentlich
die Betriebskosten besonders gering, da nur
die Körbe während des Ladens und Entladens
müßig sind. Elektrische Schlepper mit Anlän-
-gern kommen besonders dort in Frage, wo
Gruppen von Werkzeugmaschinen zu gleicher
Zeit mit Material versorgtwerden müssen, oder
wenn dasselbe sich zum Transport in Köıben
nicht eignet. Elektrisch angetriebene Karren
mit Kranen von etwa 1 t Tragkraft, die auch
elektrischen Antrieb besitzen, sind außerordent-
lich nützlich inssolchen Werkstätten, in denen
schwere Arbeitsstücke auf die Werkzeugma-
schinen gehoben werden müssen. Jedes elektri-
sche Fahrzeug kann außerdem noch eine An-
zahl wertvoller Dienste in den Werkstätten
leisten, z. B. bei Beförderung sehr schwerer
Stücke, Umstellung von Maschinen, Entladung
von Eisenbahnwagen usw. Für das rationelle
Arbeiten spielen dabei die Entfernungen keine
so große Rolle als Menge und Art des zu hand-
habenden Materials. Gerade die jetzige Zeit
sollte für die Einführung der elektrischen Trans-
portgeräte in die Werkstättenbetriebe günstig
sein. Die sich auf diesem Gebiet ergebenden
‚geschäftlichen Möglichkeiten sind nicht nur
für die einschlägigen, elektrotechnischen Fa-
b'riken von Interesse, sondern auch für die
Elektrizitätswerke, da das Aufladen der Batte-
rien dieser elektrischen Gefährte eine günstige
Belastung darstellt. (‚The Technical Review‘
Bd. 5, S.266 nach „Electrical Review ‘‘, Chicago,
1919, Nr. 6740.) Ww.
Bakelit. — Das Isoliermaterial Bakelit, be-
nannt nach dem Erfinder Dr. Leo H. Baeke-
land, New York, dürfte in der elektrotech-
nischen Industrie größere Verbreitung
findent). Nach Mitteilungen der französischen
Verwaltung ist das Material geeignet zum
. Gießen von Typenrädern für Hnghes-Baudot-
und Schnelltelegraphen. Typenräder dieser Art
sollen wesentlich billiger herzustellen sein als
die bisher gravierten und in bezug auf mecha-
nische Haltbarkeit nicht nachstehen.. (Jonrnal
Telegraphique, Bd. 43, $. 184), Kr,
Jahresversammlungen, Kongresse,
Ausstellungen.
Die Ständige Ausstellungskommission für
die Deutsche Industrie im Jahre 1919. — In dem
von der. Kommi- sion herausgegebenen Jahr-
buch für 1920 sind besonders die Ausführungen
über die deutschen Messen und die Gefahren
ihrer Zersplitterung interessant. Von dem
richtigen Standpunkt ausgehend, daß Messe-
politik Industriepolitik und nicht Kommunal-
politik sei, war die Kommission bemüht, eine
Durehbrechung der bisherigen Zentralisierung
des deutschen Messewesens im Interesse der.
Industrie wie auch einer richtigen Beurteilung
unserer Wirtschaft im Auslande möglichst zu
verhindern. .,Dem Drang zur Zusammen-
fassung“, so sagt der Bericht, ‚von Angebot
und Nachfrage, der sich in Leipzig mit unge-
wöhnlicher Kraft. geltend macht, durch Ein-
richtung neuer Messen entgegenzuwirken, heißt
den wirtschaftlichen Zweck der Messe geradezu
auf den Kopf stellen. Wenn sich der deutsche
und besonders der ausländische Einkäufer erst
im unklaren ist, ob er die von ihm gewünschten
aren in Leipzig oder Frankfurt, in Breslau
oder Köln, in Hamburg oder sonst irgendwo zu .
suchen hat, wenn er. als gewissenhafter Kauf-
mann es gar für notwendig hält, jede einzelne
dieser Messen zu ‘besuchen, wenn. ferner der
Industrielle aus Rücksicht auf die Konkurrenz
oder die Kundschaft sich gezwungen &ieht, eine
dieser Messen nach der anderen oder auch
mehrere gleichzeitig zu beschicken, wenn der
Aussteller der einen Branche seine Eigenschaft
als Käufer der anderen verliert, weil diese nur
zu anderer Zeit anderswo zu finden ist, dann hat
der ganze Meßgedanke seinen Sian völlig ver-
) Vgl. „ETZ* 1910. 8. 412.
in
»
PRKZE h N
12. Februar 1920.
r ng
loren.‘“ Man hat, um das deutsche Messewesen
zwang“weise planmäßig zu regeln und die Aus- _
wahl der Messestädie zu bestimmen, die For-
derung nach einem Reichs ımesseam terhoben.
Ein solches würde nach Ansicht der Kommis-
-ion, als Verbindung der privatwirtschaftlichen
O ganisation mit eineramtlichen gedacht, nicht
nu! in seinen Funktionen fast resilos die bereits
jetzt der Kommission obliegenden Aufgaben
wahrzunehmen haben, sondeın auch, abgerehen
von der amtlichen Spitze, organisatorisch im -
‚wesentlichen ihr nachgebildet werden müssen,
Die Kommission aber besitzt in ihrem von der
Industrie unter Einschluß des deutschen‘ In-
dustıie- und Handelstages gebildeten Gesamt-
vorstand das für Ausstellungs- und Messefiagen
sachverständige O:gan und ist duıch ständige
Vertreteı de: in Betracht kommenden Behö den
"in der ‚Lage, bei diesen .in allen ‘einschlägigen
Fragen mit Nachdruck ihren Standpunkı zur
Geliung zu biingen. Auch verfügt die Regie-
rung schon jetzt über wichtige Machtmitiel,
die es ihr auch ohne einschneidende Eingriffe
in die Gewerbefreiheit ermöglichen, auf die
Durchführung von Messen entscheidenden Ein-
fluß zu nehmen. Ein Bedürfnis für die Schaf-
fung eines Reichsmesseamtes liegt daher nicht
vor, wie das ja auch der Reichswirtschafts-
minister Schmidt unter Hinweis auf die in
der Kommission gegebene Zentralstelle aurge-
sprochen hat. Gleichwohlerkennt die Kommis-
sion eine planmäßige Regelung des deutschen
Messewesens als berechtigten Kern der Forde-
rungan und glaubt, eine Klärung der Frage, ob
für das deutsche Wirtschaftsleben eine Ein-
heitsmesse in Leipzig oder eine Vielheit von
Messen zweckmäßiger sei, eventuell durch Ein-
berufung einer Reichs messekonferenz her-
beiführen zu können. Zu begrüßen ist die vor-
läufige Regelung des Prämiierungswesens-
auf gewerblichen Ausstellungen durch den
preußischen Ministerialrunderlaß vom 22. XI.
1919. Die Kommission nimmt an, daß auf
Grund dieses Eılasses, dessen Bestimmungen
sie auch für das übrig. Reich zur Durehfüh-
rung zu bringen bemüht ist, die bisberigen Miß-
stände im wesentlichen behoben werden Können.
Eine wertvolle Übersicht über die für 1920 ge-
planten in- und ausländischen Ausstellungen
und Messen schließt den Jahresbericht. :
Inzwi’chen hat der erweiterte neue Vor-
stand die Änderung des Namens in „Ausstel-
lungs- und Messe-Amt der deutschen
Industrie‘‘ beschlossen, um die noch immer
über die Tätigkeit der Kommission bestehenden
Unklarbeiten endgültig zu beheben und deut-
lieh zum Ausdruck zu bringen, daß ihr- Ar beits-
gebiet sich auf das gesamte in- und ausländische
Ausstellungs- und Messewesen erstreckt. Die
Reichsmessekonferenz soll am 18. II. 1920 in
Berlin stattfinden, und anschließend an sie will
der Gesamtvorstand die entscheidenden - Be-
schlüsse für eine planmäßige und durchgrei-
fende Messepolitik der Zukunft fassen.
Leipziger Messeamt an der Utrechter Messe.
— Nach Micteilung der Geschäft:leiiung der
niederländischen Jahresmesse in Utrecht wird
dem Messeamt in Leipzig an der 4; Utrechter
Messe (vom 23. II. bis 6. III. 1920) ein beson-
deres Zimmer zur Erteilung von Auskünften
zur Verfügung gestellt. Wie schon im vorigen
Jahr hat man auch diesmal einen 'wirtschäft-
“lichen Auskunftsdienst der fremden Gesandt-
schaften eingerichtet, der sich für die deutsche
Industrie als wertvoll erweisen dürfte.
„Kunst und Industrie.‘ — Als Beilage der
Zeitung ‚‚Die Leipziger Mustermesse‘ erscheint
für die Vermittlung zwischen Künstlern und
Fabrikanten die „Kunst und Industrie“, in
deren erster Nummer u. a, Professor Peter
Behrens den Sinn der Entwurfs- und. Modell-
messe dahin präzisiert, dem Fabıikanten,
Händler und Käufer den Entschluß zur Ver-
edelung der Erzeugnisse zu erleichtern.
Niederländisch - indische ‘ Jahresmesse in
Bandoeng. — Die Erölfnung der Messe ist auf
den 20. V. 1920 festgesetzt worden.
Ständige Ausstellungskommission für die Deut-
sche Industrie mittelit, werden Einsendungen
auf holländischen Schiffen und ebenso auf den _
niederländisch-indischen Bahnen zu ermäßigten
Frachten befördert. -
Landwirtschaftliche Maschinen usw. auf der
Jubiläums-Ausstellung in Lulea 1921. — In
einer für die Ausstellung vorgesehenen land-
wirtschaftlichen Abteilung dürfte nach einer
Mitteilung der S’ändigen Ausstellungskommis-
sion die deutsche Industrie mit einer sorgfäl'ig
gesichteten Beteiligung Aussieht auf Erfolg
haben. Die Benutzung der deutschen, zumeist
leer gehenden Erzdampfer würde den Hintrans-
port des Ausstellungsmaterials zu äußerst ge
. ringen Frachtsätzen ermöglichen,
Wie die
EN A ee en a he Are Da ae Da ee nn
a ae an 2
vertrauen.
12. Februar 1920.
Sitzungskalender.
Deutsche Beleuchtungstechnische Gesell-
schaft. 17. II. 1920, nachm. 7 Uhr, im Physika-
lischen Hörsaal der Technischen Hochschule.
Vortrag von Dr. Gehlhoff: ‚Über Bogen-
lampen mit erhöhter Flächenhelligkeit‘‘ (mit
Vorführungen). Hierzu sind die Mitglieder
des Elektroteehnischen Vereins eingeladen.
Die „Elektron“ Gesellschaft für rationelle
Anwendung elektrischer Energie auf dem Lande,
Berlin, veranstaltet am 19. II. 1920, vorm.
91, Uhr, im „Kleinen Saal‘ im Lehrervereins-
haus, Berlin, Alexanderstraße 41, eine Land-
wirtschaftliche Elektrobörse, die dem
Landwirt Gelegenheit geben soll, mit den Fa-
brikanten elektrischer Maschinen für die Land-
wirt-schaft zusammenzutreffen. Daran an-
schließend findet ein Lichtbildvortrag
von Zivilingenieur Jobs. Vogt: „Überblick
über die mannigfaltigen Anwendungsmöglich -
keiten der Elektrizität in der Landwirtschaft“
gegen 10 Uhr vorm. im gleichen Saale statt.
Industrie und Handel.
Aus der Generalversammlung der Sie-
mens & Halske A. 6. — Der neue Vorsitzende
des Aufsichtsrats, C. F. v. Siemens, hat den
im Geschäftsbericht veröffentlichten Angaben!)
diese Worte folgen lassen:
Ein-schweres Jahr liegt hinter uns, und
am Abschlusse desselben können wir nicht
etwa aussprechen, daß die Schwierigkeiten,
die sich uns entgegengetürmt haben, überwun-
den sind, im Gegenteil, die Bahn, auf der sich
unser Wirtschaftsleben bewegt, führt weiter
immer schlimmeren und schwierigeren Zustän-
den entgegen. Heute fängt die Erkenntnis an
sich Bahn zu brechen, daß die Zukunft des
deutschen Reiches einzig und allein davon ab-
hängig ist, ob die Produktion, die während
des letzten Jahres so außerordentlich gefallen
ist, wieder auf ihre alte Höhe gebracht werden
kann, und daß dazu in erster Linieruhige und
gleichmäßige Arbeitsbedingungen not-
wendig sind. Die Geldumsätze der Industrie
sind in fortlaufendem Steigen begriffen, aber
nieht durch erhöhte Produktion, sondern nur
durch die Entwertung des Geldes. Vorläufig,
bei dem großen Warenhunger Deutschlands so-
wie der ganzen Welt, ist es vielen Industrien
möglich, trotz der verringerten Leistung die
erhöhten Kosten zu decken. Jetzt aber macht
sich schon auf manchen Gebieten bemerkbar,
daß auch beim Vorhandensein des großen
Warenhungers es eine Grenze gibt, bei der an
eine Befriedigung nicht mehr gedacht werden
kann, weil die Kosten unerschwinglich werden.
Bei manchen Verkehrsunternehmungen zeigt
sieh schon, daß eine Erhöhung der Fahrpreise
wegen der Verringerung des Verkehrs keine
Mehreinnahmen gibt. So wird es auch in Kürze
in der Industrie sein. Die Waren sind dann
vielleicht vorhanden, aber die Konsumenten,
die die Kaufpreise für sie tragen können, sind
zu gering. Die Produktion muß dann weiter
zurückgehen, die Gestehungskosten der Waren
werden immer größer. Es sind ungeschrie-
bene Gesetze, die die Wirtschaft be-
"herrschen, dafür sindes aber eherne Ge-
setze, gegen die die menschliche ETr-
findungsgabe nicht angehen kann. Zu
diesen ehernen Gesetzen gehört in erster
Linie, daß ein Eingreifen mit roher Ge-
walt, eine Erschütterung der komplizierten
Maschine bald das Getriebe in Unordnung
bringt, und wenn erst einmal der ruhige, gleich -
mäßige Gang verloren ist, treten hohe Ab-
nutzungen ein, die zu einem Stillstand in ab-
sehbarer Zeit führen müssen. Wir dürfen den
Gang der Wirtschaftsmaschine nicht unregu-
liert lassen, aber wir sollen die Sorge und Pflege
derselben den erfahrenen Fachleuten an-
Es wird zu oft davon gesprochen,
daß unser Wirtschaftsleben von dem Auslande
abhängig sei, und daß es bald wieder in Gang
kommen würde, wenn wir vom Auslande wie-
derum die nötigen Materialien beziehen könn-
ten. Das mag für die eine oder andere Industrie
zutreffen, für viele Industrien aber nicht, und
bei diesen zeigt sich der Niedergang ebenso
stark wie bei denjenigen, die ausländischen
Materials bedürfen. Mit die höchsten Preis-
steigerungen haben die Produkte der Industrie
der Steine und Erden, wie Baumaterialien, Zie-
gel, Steine, wie Porzellan, Glas usw., zu deren
Herstellung wir nicht für einen Pfennig Aus-
landsmaterial beanspruchen. Es fehlt uns eben
in erster Linie an Kohle, aber nicht dadurch,
daß wir zu viele Kohle verloren haben oder an
unsere Feinde abgeben müssen, sondern da-
durch, daß wir nicht genügend Kohle im Ver-
ı) Vgl. „ETZ* 1920, S. 103.
Elektrötechnische Zeitschritt. 1920. Heft 7.
gleich zum Frieden fördern und sie nicht ver-
teilen können. Der Aufstieg der Industrie ist
daher in aller erster Linie eine Kohlen- und
Eisenfrage. Auch unser Haus leidet darunter
am meisten. Mangel an ausländischem Roh-
material ist vorläufig nicht vorhanden, aber
Mangel an verarbeitetem deutschen und aus-
ländischen Material, an Halbfabrikaten, ist in
sehr großem Maße vorhanden. Wir, die wir im
vollsten Sinne zur Fertigindustrie gehören,
d. h. zu einer Industrie, die mit Rohstoffen
allein nichts anfangen kann, die sie von ande-
ren Industrien im gewissen vorgearbeiteten
Zustande erhälten muß, können leider nur wenig
an der Abhilfe dieses Mangels mitarbeiten. Die
vielen Streiks, die plötzliche, nicht vorbereitete
Abkürzung der Arbeitszeit haben in. erster
Linie diesen Zustand geschaffen. Streiks be-
deuten heute im Gegensatz zu frühe-
ren Zeiten einen völligen Verlust der
Produktion. Während früher nach einem
Streik Arbeitgeber und Arbeitnehmer bestrebt
waren, den gegenseitigen Schaden durch er-
höhte Arbeitsleistung auszugleichen und dies
meist erreicht wurde, sind heute bei der Un-
möglichkeit des Nachholens durch Verbot von
Überstunden, durch Mangel an Arbeitsinten-
sität die Verluste, die durch Streiks eintreten,
uneinbringbar. Wir haben in unserem Ge-
schäftsbericht darauf hingewiesen, daß von
den ‘unter dem Achtstundentag möglichen
Arbeitsstunden nur etwa 70% geleistet worden
sind, wobei zu bedenken ist, daß in der Stunde
weniger geleistet wurde als z. B. in der Zeit vor
dem Kriege. Wir können daher wohl sagen,
daß unser Haus im letzten Jahre, nach dem
November 1918. an der Menge von Waren ge-
messen, nur die Hälfte von dem produziert hat,
was es unter sonst gleichen Verhältnissen im
Frieden produzierthat, und es unterliegt keinem
Zweifel, daß wir erst dann wieder die Aussicht
'baben, hoch zu kommen, wenn die Friedens-
leistung erreicht worden ist. Durch das Hinein-
tragen der Politik in das Arbeitsverhältnis ist
aber nicht nur die Arbeitsleistung der Arbeiter
und der Angestellten zurückgegangen, die pro-
‘duktive Tätigkeit des Vorstandes und der lei-
tenden Beamten ist trotz der größten Anstren-
"gung und Aufopferung dieser Herren auf ein
‚Minimum gesunken dadurch, daß ihre Zeit
durch dauernde und aufreibende Verband-
lungen innerhalb und außerhalb der Werke in
ungebührlieher Weise in Anspruch genommen
‚ist und sie nicht die Möglichkeit finden, sich
auf.ıhr eigentliches Arbeitsgebiet zu konzen-
trieren. Wir hatten gehofft, daß die Arbeiss-
‘gemeinschaft der industriellen und gewerb-
lieben Arbeitgeber und Arbeitnehmer Deutsch-
lands, die im November 1918 offiziell gegründet
werden ıst, und von der sich die deutsche In-
dustrie außerordentlich viel versprochen hat, es
ermöglichen würde, die Politik aus den Betrie-
ben fernzuhalten und die Gegensätze, die zwi-
schen Arbeitgeber und Arbeitnehmer vorhan-
den sind, im gemeinsamen Interesse auszu-
gleichen. Leider ist der Erfolg zum großen Teil
ausgeblieben, da von radikaler Seite die Ar-
beitsgemeinschaft den heftigsten Angriffen aus-
gesetzt war und Streiks nicht vermieden wer-
den konnten. Die plötzlicbe Einführung von
Taritverträgen für Arbeiter und Angestellte,
die in anderen Industrien Jahre zur Entwick-
lung gebraucht haben, und die selbstverständ-
lich bei der Kürze der Zeit und dem Mangel
an Erfahrungen viele Fehler aufweisen, hat
mit Recht viele Arbeitnehmer verstimmt und
den vorwärtsstrebenden Elementen, auf denen
allein der Fortschritt beruht, die Arbeitslust
in erheblichem Maße beeinträchtigt. -Der
Namederdeutschen Maschinenindustrie
ruht auf der Güte ihrer Arbeit, die
unerreicht in der Welt dastand. Neben
der geistigen Arbeit war es in erster Linie die
Überlegenheit unserer Qualitätshandarbei-
ter, auf welche der deutsche Erfolg sich auf-
gebaut hat. Wenn aber Geschick und Tüchtig-
keit nicht mehr den ihnen gebührenden Lohn fin-
den, wird jeder Ansporn untergraben und die
Qualität der Arbeit leiden, damit wird Deutsch-
land einen wichtigen Faktor zu seinem Wieder-
aufbau verlieren. Die deutsche Industrie
hätte sämtliche Gesetze, die zur Ruhe und
Ordnung in den Betrieben geführt hätten, mit
Freude begrüßt und aus freien Stücken den
Arbeitnehmern gern viele Konzessionen ge-
macht, wenn sie die Sicherheit einer geordneten
und ungestörten Produktion dadurch erreicht
hätte. Sie hat aber bei dem jetzt in Kraft
getretenen Betriebsratsgesetz die große, auf
früherer Erfahrung beruhende Befürchtung, daß
es von den leider immer noch ausschlaggeben-
den radikalen Elementen zur weiteren Beun-
ruhigung benutzt wird. Die Industrie hat
sich fast restlos auf den Boden der
paritätischen Zusammenarbeit zwi-
schen Arbeitgeber und Arbeitnehmer
gestellt. Sie glaubte, durch eine solche Or-
ganisation viele vermeintlichen Gegensätze aus
143 -
der Welt zu schaffen, wirkliche Gegensätze zu
mildern und vor allem das Verständnis für die
Pflichten und Aufgaben des Unternehmers zu
wecken. Bei der heutigen Zeit kann die In-
dustrie nur gewinnen, wenn ihre Bedeutung
mehr erkannt wird. Die Wirtschaft ist die
Grundlage des Staates, ihre Sicherung durch
geeignete Gesetzgebung ist unerläßlich. Dies
läßt sich aber nicht erreichen, indem man die
Betriebsstätten zu Herden wilder Agitation
macht, sondern nur in Körperschaften, die
über die Erfordernisse des Einzelbetriebes bin-
ausblicken, das Gesamtinteresse der Wirt-
schaft und der Industriegruppen überschauen
und daher ruhig, sachlich und unparteiisch
urteilen können !).
„Die Zeit für kleine Mittel ist vorbei.“ —
Mit diesem Satz hat die ständige Valuta-
kommission in ihrer zweiten Erklärung ?)
prägnant ausgesprochen, wäs die Wirtschafts-
lage verlangt. Sie hat auch energisch zum Aus-
druck gebracht, daß ihre Vorschläge und For-
derungen nur dann Hilfe bringen können, wenn
sie ohne Verzug durchgeführt werden. In dem
Kreditabkommen mit den Niederlanden °) er-
blickt sie einen verheißungsvollen Anfang, und
sie schließt sich den Grundsätzen an, die kürz-
lich von ausländischen Finanzsach verständigen
in einem Memerandum bezüglich einer weit-
reichenden internationalen Finanzaktion auf-
gestellt worden sind. Da indessen fremde
Hilfe allein nicht ausreicht und, wenn gewährt,
keine dauernde Rettung bringen kann, muß
Deutschland sich durch gesteigerte Ar-
beitsleistung selbst helfen. Die Kom-
mission fordert die Finanzsachverständigen
aller Ententeländer dringend auf, bei ihren
Regierungen die sofortige Schließung der
deutschen Westgrenze und die Inkraft-
setzung der deutschen Wirtschaftsgesetze im
besetzten Gebiet zu erreichen und sie entspre-
chend dem Friedensvertrage zur Versorgung
Deutschlands mit Rohstoffen und Lebens-
mitteln. zu veranlassen. Sie tritt u. a. weiter
erneut für eine noch schärfere Beschrän-
kung der Einfuhr ein, u. zw. auch des
Importes von Rohstoffen auf das der Verar-
beitungsmöglichkeit entsprechende Maß; letz-
teres um so mehr, als die greifbaren Weltvor-
räte vieler Waren außerordentlich groß sind.
Die beim Warenexport laufend anfallenden
Devisen müssen sofort erfaßt werden,
ebenso die Erlöse aus anderweitigen Verkäufen
an Ausländer, und im Anschluß daran emp-
fiehlt die Kommission eine Prüfung der Frage,
inwieweit bereits bestehende Valutaguthaben,
Bestände an ausländischen Noten und sonstige
Geldforderungen an das Ausland erfaßt werden
können. Ein erheblicher Teil des infolge des
schlechten deutschen Valutastandes aus dem
Verkauf von Waren nach dem Auslande für
Industrie und Handelsich ergebenden Nutzens
muß dem Reich zufallen, um die von der
Kommission bekämpfte Angleichung der In-
land- an die Auslandpreise aufzuhalten, schon
deshalb, weil das Reich durch die in die Mil-
liarden gehenden Zuschüsse zur Verbilligung
der Lebenshaltung mittelbar einen erheblichen
Teil der Produktionskosten trägt.
Ein neuer argentinischer Zolltarif?). —
Nach dem seit dem 1. I. 1920 in Argentinien
geltenden neuen Zollgesetz unterliegen alle
darin nicht besonders genannten zollpflichtigen
Waren einem Zoll von 25% ihres Wertes. Er-
zeugnisse, die als Rohstoffe für die Zwecke der
in Argentinien ansässigen Industrien eingeführt
werden, zahlen einen Zoll von 5% des Wertes,
den der Werttarif für sie festsetzt, oder den der
Importeur deklariert, vorausgesetzt, daß das
Gesetz sie nicht als einfuhrzollfrei bezeichnet.
Für in Paketen eingehende Waren und solche,
die als nicht unter die Artikel 200 und 202 der
Zollordnung fallende Muster verzollt werden
sollen, ist ein Zuschlagszoll von 25% des Wertes
zu entrichten, der im Wertschätzungstarif
bestimmt ist, oder den der Importeur als Lager-
wert bezeichnet, wenn die Waren für Privat-
personen oder - für Vertreter ausländischer
Häuser bestimmt sind, die in Argentinien keine
eigene Niederlassung haben. Waren, die einem
Einfuhrzoll von 20% und mehr unterliegen,
haben einen Zuschlagszoll von 7 % ihres Wertes
zu leisten. Für Erzeugnisse jeder Art, auch
zollfreie, muß im argentinischen Ein-, Aus- und
Durchgangsverkehr neben den etwaigen Zoll-
gefällen eine statistische Gebühr von 2% des
aus den Zollpapieren sich ergebenden Wertes
ezahlt werden. Unter den im Tarif als zoll-
reigenannten Gegenständen finden sich neben
verschiedenartigen Maschinen auch solche für
öffentliche Elektrizitätsanlagen, ferner
!) Vgl. auch „ETZ“ 1919, S. 516.
» Vel. „ETZ“ 1920, S. 83
») Vgl. „ETZ“ 1920, 8, 123. : h
4) Auszug aus einer nicht amtlich übermittelten Ab-
schrift, der nach Eingang des „Boletin ‘öfficial“ ev. noch
einer Berichtigung bedarf. .
144 | i
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Helit 7.
t
Motoren sowie Instrumente und Apparate zu | Materialmonopole, die Wahrung der Interessen
wissenschaftlichen Zwecken, soweit sie von den
offiziellen Instituten der Nation oder der Pro-
vinzen importiert werden. Mit einem: Zollsatz
von 5% des Wertes sind belegt: reiner Kupfer-
draht von weniger als 5 mm, Drähte und Kabel
von mehr als 5mm Durchmesser, diese für
elektrische Leitungen und für unterirdische
Kabelanlagen, sodann Motoren, Leitungs-, In-
stallations- und Wagenausrüstungsmaterial für
elektrische Bahnen, weiter Maschinen im allge-
meinen und deren Ersatzteile. Kohlen für Bo-
genlampen zahlen einen Wertzoll von 35 9%.
Zrd.
e
Der Außenhandel Großbritanniens mit eleK-
trotechnischen Erzeugnissen im Jahre 1919}).
Das Vereinigte Königreich hat 1919 dem
Wert nach für 7,635 Mill. £ elektroteehnische
Erzeugnisse (ohne blanke Drähte) ausgeführt,
d.s. 4,217 Mill. £ mehr als 1918 (3,418). Der
Import stellte sich auf 2,067 Mill. £ und
war damit um 0,398 Mill. £ größer als im Vor-
jahre (1,669), die Wiederausfuhr ist um 0,066
von 0,063 Mill. £ in 1918 auf 0,129 Mill. £ ge-
stiegen. Für die Beurteilung der aus. Zahlen-
tafel 1 ersichtlichen Einzelanga.ben fällt natür-
des Gewerbes bei der geplanten Sozialisierung
der Elektrizitätswirtschaft, die Bekämpfung
der Schmutzkonkurrenz und des Pfuschertums,
der Einfluß auf die Zahlungsbedingungen der
Lieferanten sowie die Reorganisation der Zah-
lungsbedingungen der Kundschaft usw. lassen
sich, wie der Aufruf sagt, nur durch festen Zu-
sammenschluß aller Fachkollegen erreichen.
Während Arbeiter und Angestellte, Fabrikanten
wie Elektrizitätswerke den Nutzen der Berufs-
organisationlängsterkanntund beachtethätten,
bleibe allein der gewerbliche Mittelstand hierin
noch zurück und setze sich damit der Gefahr
aus, von der Macht der Verhältnisse erdrückt
zu werden.
Unsere Kohlenversorgung. — Nach einem
Bericht des Generaldirektoıs Köngeter !) be-
trug die Monatsförderung von Steinkohle im
Ruhrbezirk in den letzten Monaten 68% der
Durehschnittsförderung des Jahres 1913, 75%
derjenigen im Herbst 1918 und in Oberschle-
sien entsprechend 68% und 70%. Etwas
günstiger lauten die Angaben bezüglich der
Braunkohle; hier stellte sich die Förderung
aller deutschen Gebiete in den letzten Monaten
Zahlentafel1il. Der Außenhandel Großbritanniens mit elektrotechnischen
Erzeugnissen im Jahre 1919.
Ein- Ausfuhr Einfuhr zum Verbrauch Wiederausfuhr
Erzeugnisse : - = — - =
Je 1919 BadsTune 1919 Andpetne 1919 Fe
1. Telegraphen- und Fern-
sprechapparate....... e 420 450 | 224264] 306962 |+259353| 25321. + 22070
2. Telegraphen- und Fern-
sprechdrähte und -kabel. £ 1143 3879 + 2176 122479) +. 3001 2545 | -+ 2355
3. Andere, aber gummiiso- 5
lierte Drähte und Kabel | £ 828058 |+ 737970 7830 |+ 5610 79055 | + 46831
4. Drähte und Kabel mit
anderer Isolation. ... . ‚Is a e By, hi 979 . s a + r iR u
: ur tück | 7,122 Mill. 0,528| 6,737. Mill. — 0,917| 0,160 Mill. "1
a 13194 + sorsl 29686 — 3708| 1627 |-F mar
0 Ciohlännes Stück | 7,972. Mill. 0,706| 2,562 Mill. |— 1,184) 0,898Mill.| — 0,001
; DONE BEN £ 150357 +. 73923] 213771 |+ 18033 1339, ., = 96%
7. Bogenlampen und Schein- f| Stück 464 — 242 109 + = 109 6 | + 4
werfer:. Kr £ 7506 — 9669 203 + 203 207 | + 01
8. Teile von solchen (außer
Kohlenstäbe)....... 3 10670 |— 4687 71979 |— 26872 1 059 — 3140
9. Elemente, Sammler. . .. E 435357 |+ 312764] 46314 |— 95446 423. | — 957
10. Zähler, Meßinstrumente. . £ 239794 |+ 109621| 40260 \+ 8510 2447 | + 1184
ll. Transformatoren. .... £ 104348 + 65022 — _ — —
12. Schalttafeln (nicht für Te- :
legraphenu.Fernsprecher) £ 492350 + 14534 1356 — 6554 71#+ 7
13. Nicht näher bezeichnete |
Waren und Apparate. . £ 1332432 |+ 914607| 453 607 |— 20987 51 873 + 29 660
Elektrische Waren und i
Apparate insgesamt . £ 15813435 |+3424612|1205161 |+156693| 102807 | -+48571°
€ f| tons 546. + 292 _ —
14. Bahnmotorenz rn N 91679 | 53954 = KL
15. Stromerzeugerund andere
Motoren (außer solchen für )| tons 5519 + 1259 1593 + 808 94 + 7.
ee Kraftwagen u. £ [1059937 |+ 438977| 339553 |+163816|([ 26408 | + 16 565
-räder) mare
16. Nicht näher | tons 5734 — 184 2189 506
elektrische Maschinen . . £ 669900 |+ 399925| 522070 |+ 77281
Elektrische Maschi-/| tons 11719 + 1417 8782 |+ 1814 94 + 71
neninsgesamt .. .\ £ 1821566 + 792156] 861623 241097] 26408 | - 16565
lich die Erhöhung des Wertes aller Waren ins
Gewicht. Elektrotechnische Erzeugnisse waren
an der ganzen britischen Ausfuhr des Jahres
1919im Wert von rd 798 Mill. £ mit 0,96 %, an
dem rd 1632 Mill. £ ausmachenden Gesamt-
import mit 0,13% beteiligt.
Für die Interessen des Installationsgewerbes.
— Der Verband der elektrotechnischen
Installationsfirmen in Deutschland,
dessen Mitgliederzahl bereits über 2500 gestie-
gen ist ?), richtet einen Aufruf an alle Fach-
genossen, sich zusammenzusehließen und
zu organisieren. Die Notwendigkeit, eine
machtvolle Vertretung der Gesamtinteressen
des Installationsgewerbes zu schaffen, zeige
sich täglich aufs neue, besonders deutlich bei
den Lohnkämpfen, die gegen den -starken
Deutschen Metallarbeiter-Verband ausgefoch-
ten werden müßten und erfolgreich nur von
einer geschlossenen Organisation geführt wer-
den könnten, wie es bisher mit bestem Ergebnis
die Ortsgruppen des Verbandes unter Benutzung
der von diesem aufgestellten Richtlinien getan
hätten. Auch die Schaffung angemessener
Verdienstmöglichkeiten durch Beseitigung. be-
stehender oder angestrebter Installations- und
1) Vgl. „ETZ* 1919, S. 448.
2) Darunter Unterseekabel für 622452 £ (+ 44454 g.V.)
% Darunter Unterseekabel für 33 £(+38 eg. V.).
#) Geschäftsstelle: Frankfurt a. M., Scheffelstr. 1.
des Jahres 1919 durchschnittlich auf 94% der
Monatsförderung im Herbst 1918 und auf 116%
derjenigen von 1913. Für die Industrie hat
sich die Situation sehr verschleehtert; das
kommt am deutlichsten im Rheinisch-West-
fälischen Industriebezirk selbst zum Ausdruck,
wo auch die großen Elektrizitätswerke zu
- Einschränkungen und, zeitweiser Abschaltung
-Beleuchtungsfach ausarbeiten und sie,
der Industrie gezwungen wurden. Da die Aus-
fuhr von Kohlen aufs äußerste verıingert, von
der Einfuhr belangreiche Hilfe aber nicht zu
erhoffen ist, bleibt nach Ansicht Köngeters nur
die ganz intensive Steigerung der Kohlenför-
derung und die Besserung der. Qualität der
Kohle mit allen zu Gebote stehenden Mitteln
übrig, soll unser Wirtschaftsleben nicht mehr
und mehr der Erstaärrung anheimfallen.
- Zentralstelle des Beleuchtungsfaches für
Gesetzes- und. Steuerbearbeitung. — Um eine
sachgemäße, gerechte und gleichmäßige Durch-
fübrung der Luxussteuer zu ermöglichen,
will die soeben gegründete Zentralstelle ge-
meinsam mit dem Reichsfinanzministerium
die Ausführungsbestimmungen zum neuen Um-
satz- und Luxussteuergesetz für das
aus-
führlich erläutert, in einer Broschüre den
Fachgenossen zugänglich machen, Diese wer-
ı) Vgl. „ETZ* 1919, S. 380,
den von ihr aufgefordert, der Geschäftsstelle
(Berlin N. 24, Friedrichstraße 13la) Fragen
und Vorschläge mitzuteilen.
Kleine geschäftliche Mitteilungen.
.. Metallpreise. — Nach den Notierungen der
Vereinigung für die deutsche Elektrolytkupfer-
notiz bzw. der Kommission des Berliner Metall-
börsenvorstandes in M/100 kg:
Metall
Elektrolytkupfer wen
bars), prompt, cif Ham-
burg, Bremen, Rotterdam
Raffinadekupfer
99/99,3%/4,10koGroß-Berlin
Originalhütten - Weich-
blei, ab Hütte oder loko
Groß-Berlin Sr zer
Originalhütten- Rohzink,
Syndikatspreis ab Hütte
oder Lager . a:
desgl. Preis im freien Ver-
kehr, ab Hütte oder
Bager:. ven er 172.11250- 1276
Originalhütten-Alumi-
nium 98/99 0/, in gekerb-
ten Blöckchen, ab Hütte
oder loko Groß-Berlin . 5300—5400
Zinn, Banka-, Straits-.
Billiton-, loko Hamburg
oder Groß-Berlin ;
Hüttenzinn, mindestens
99 0/9, loko Hamburg oder
Groß-Berin. 2 22.00:
Reinnickel 98/99 %), 10oko
Hamburg oder Groß-
Berlin Nur Reue
Antimon-Regulus, loko
.Hamburg oder Groß-
Berlin a sa#, 2. 12200—2300 2100— 2200
Metallzuschläge für isolierte Drähte.
Für die Woche vom 8. bis 14. II. 1920 beträgt der
Kupferzuschlag 210 M, der Aluminiumzu-
schlag 72 M. ;
4372 ‚4035
32503350 3200—33(0
1275—1800/1175—1200
650 - 650
1130-1150
4900—5300
13100 — 13 500.12 600—12 800
7000—7200,7000— 7200
Aktienkurse. —DieBerliner Börse hat
im Januar 1920 folgende Kurse notiert:
& 8.1.8
Gesellschaften 38 ä RB
2 | 8 | 4%
Accumul.-Fabr., Berlin . . . 1336,—| 399,—1395,—
A.G. f. El.-Aulg., Berlin . „ |115,— 115,—| —
A.E.G., Berlin . bre 249,25) 330,—|325,—
Bergmann, Berlin . . 1179,75 254,50 254,50
B. Eu W.,“Berlin. ne n.0.0 159,—| 179,— 179, —
5 5 Vorz.-A.. . | 90,—| 96,50) —
Brown, Boveri, Mannheim . |1050,— 1135,—| —
Continent. Ges, Nürnberg .| — — —_
? 5 Vorz.-A. |107,—| 130,—[130,—
Dtsch.-Atlant. Telegr., Cöln. |133,25| 183,50 183,50
„ Niederl. „ A 211,— | 250,— |250,—
„ .Südam. R 171,25] 300,—|279,—
„ Übers. El.-G., Berlin . |665,—1030,— 955,—
3 s Vorz.-A 1128,—| 132,—| —
„ Kabelwerke, Berlin . |170,—| 220,25219,75
Elektra, Dresden... ...| 83 71,— —
| El. Licht- u. Kraft., Berlin . |123,75| 190,— |180,—
Elektr.-Liefer.-Ges., Berlin . |155,— | 200,— 200, —
E. W. Liegnitz .. .....1]90— 3— —
Bank f. el. Untern., Zürich . |287,—| 310,—| —
Felten & Guilleaume Carlsw. |251,—| 405,50 405,50
Ges. f. elektr. Untern., Berlin |151,25) 230,—1213,—
Hackethal, Hannover. . . . |320,—| 410,—393,—
Hamburgische E. W.. . . . [108,50 119, — —
Körtings Elektr.-W., Berlin. |111,— 133,— —
W. Lahmeyer, Frankfurt a.M. |139,— | 220,— 220,—
€. Lorenz, Berlin. . . . . . |264,50|.350,—1346,—
Dr. Paul Meyer, Berlin. . . |143,— | 220,—|208,—
Mix & Genest, Berlin. . . . |132,—| 190,—185,—
Neckarwerke, Esslingen . . |111,— 118,25/118,25
H. Pöge, Chemnitz. . . . ..|240,50| 350,— |347,—
Rhein. El.-A. G., Mannheim. |118,—| 130,—| —
M. Schorch & Cie, Rheydt . 973,— 415,— —
Sachsenwerk, Dresden . . . |301,—| 450,— 1429, —
Schuckert & Co., Nürnberg. |154,75| 215,—|215,—
Siemens“ El. Betr., Berlin. | 98,50) 142,751142,—
Siemens & Halske, Berlin .. 1269,— 271,— —
Stettiner E.W....... .. |108,—| 122,50) 122,50
Teleph.-F. Berliner, Hannover |176,—| 234,50|216,—
Fabr. isol. Drähte, Berlin. . |254,—| 305,—|285,—
Bezugsquellennachweis.
Frage 4. Wer liefert automatische Schal-
ter zum Laden einer Akkumulatorenbatterie
in Verbindung mit Windmotoren ?
Abschluß des Heftes: 7. Februar 1920.
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. O. Zehme im Berlin. — Verlag von Julius 8pringerin Berlin.
12.- Februar 1920.: ,
-
ee.
en
1465
- Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für
Elektrotechnik)
‚Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: E. ©. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24.
41 j Jahrgang.
Der Quecksilberdampf-Gleichrichter der Glas-
type, seine Theorie und praktische Aus-
führung!).
Von Ingenieur Fritz Kleeberg, Berlin-Südende,
Betriebsleiter der Gleichrichter-Ges. m. b. H,
Berlin.
Übersicht. Die Klelkrischen und physikalischen
Verhältnisse beim Gleichrichtungsvorgang im Va-
kuumgefäß werden erläutert und die entsprechen-
den Gleichungen abgeleitet.. Es wird gezeigt, daß
der Gleichriehter in der einfachsten Ausführungs-
form nicht ohne weiteres für die Praxis brauchbar
ist, sondern noch besonderer Hilfsmittel bedaıf.
Als wichtigstes Hilfsmittel dient die Drosselspule.
Die einzelnen Schaltungsmöglichkeiten derselben
und ihre Wirkungen werden besprochen und die
Gleichungen für die Stromkreise abgeleitet.
In der letzten Zeit hat sich in den Fachkrei-.
sen.ein großes Interesse für. den Quecksilber-
dam pi- Gleichrichter beme: kbar gemacht.. Über
die genaue en elektrischen und physikalischen
Vorgänge beim Gleichtiehtungsvorgangst aber
bisher in bseiteren Fachkreisen sehr. wenig be-
kannt geworden. Diese Vorgänge sind nur sehr
Na
wenigen Spezialisten, welche sich ausschließlich
mit dem Batı von Qaecksilberdampf- Gleich-
riehtern beschäftigt haben, bekannt. Zweck
dieser Arbeit soll es sein, einige Aufklärung über
-die immerhin sehr komplizierten Vorgänge, die
‚beim Arbeiten eines Gleich:ichters auftreten,
zu geben und zu zeigen, daß auch diese Vor-
gänge rechnerisch erfaßbar sind. |
Bei der überaus großen Fülle des Materials
und dem zur Ve fügung stehenden beschränk-
ten Raum kann mur auf die wichtigsten dieser
Vorgänge näher eingegangen werden. Für den
einfacheren Fall des Wechselstrom- Gleichiich-
ters, welcher nur einen Spezialfall der allge-
meinen Gleichungen für ein beliebig viel phasi-.
ges System darstellt, sollen die physikalischen
Vosgänse an Hand von Kurven näher betrach-
tet und die Gleichungen abgeleitet werden,
während die Gleichungen für das beliebige viel-
phasige System ohne Ableitung gebracht sind.
Zum besseren Verständnis wird mit den
Vorgängen 'bei dem einfachsten Gleichtichter
'beeonnen, um dann. Schritt für Schritt weiter-
gehend, bis zu den jetzt gebräuchlichen Formen
der Gleichiichter zu kommen. Bei allen theo-
'retischen Ableitungen ist reine Sinusform der
gelieferten Wechsel- bzw. Drehstromspannung
vorausgesetzt.
Abb. 1 zeigt das Schaltbild des einfachsten
‚Gleichriehters für Wechselstrom, den Kolben G,
. der hier als idealer, verlustlos arbeitender Kol-
ben angenommen werden soll, T einen in der
Mitte angezapften. Spartransformator, den Be-
lastungswiderstand R und den höherohmigen
Hiltsanodenwideistand TEA:
_ Die beiden Quecksilberspiegel Bhahen nör-
malerweise außer Berührung. Neigt man den
Kolben, bis zwischen den beiden Qnuecksilber-
gefäßen Kontakt eintritt, so fließt ein kleiner
Wechselstrom durch den Stromkreis der Hilfs.
‘anode, welcher
und den Belastungswiderstand R bestimmt ist.
.Biingt man dann den Kolben in seine Ruhelage
"zurück, so müssen sich die beiden Quecksilber-
spiegel wieder trennen. Im Trennungsmoment
1)
nischen Verein, Berlin, am 2. I. 1919, vgl: „ETZ“ 1419, $: 9.
\
‚nach dieser hin beschleunigt.
‚kathode wandern.
"durch die Transformatoren, ,
spannung €7, den Hilfsanodenwiderstand ra
ach einem Vortrag, gehalten im Rlektrotech-
Berlin, 19. Februar 1920.
t:itt Liehtbogenbildung ein. Erfolgt die Tren-
nung in einem Zeitmoment, in welchem der
Wechselstrom in der Richtung von der Kathode
zur Hilfsanode fließt, so werden die Elektronen
zur Hauptkathode wandern. Die positiven
Ionen fallen zur Hilfsanode zurück und rufen
durch ihren Aufprall den mehrere tausend Grad
heißen Kathodentleck hervor, welcher seiner-
seits neue, negative Elektıionen aussendet. Die
negativen Elektronen werden nun nicht mur
zur Hauptkathode wandern, sondern sie werden
auch vom elektiischen Feld der Hauptanode A,
In dem Moment,
wo die ersten negativen Elektronen bei dieser
Anode ankommen, tritt die Zündung des Licht-
bogens an dieser Anode ein. Die Transfoıma-
torenspannung 2er treibt jetzt einen Strom in
der Richtung von der Hauptanode A, zur
Hilfsanode. . Dieser Strom wird durch den
höherohmigen Widerstand ra begrenzt. Ein
G
A, Az
Tr EFT
KFA HA 17]
.
+6
R
E&r er F
se. M E: sin (@t)
RVAVATANATATATATA
v
7
| So
Abb. 1.
veılustlos arbeitender Bogen war “Voraus-
setzung; es ist dann ohne weiteres klar, daß
der‘ Kathodenfleck das gleiche Potential wie
das linke Ende der Transformatorenhälfte
haben muß. Ist-dies der Fall, dann muß aber
auch das Potential der Hauptkathode jetzt
unter das Potential des Kathodenfleckes ge-
fallen sein. Von der Hilfsanode können jetzt
keine negativen Elektıonen mehr zur Haupt-
Die Spannung der linken
Transformatorenhälfte (Abb. 1) sucht jetzt
vielmehr einen Strom in der Richtung von der
Anode A, zur Hauptkathode zu treiben. Um
einen Strom ın dieser Richtung zu ermöglichen,
müßte aber die Hauptkathode K negative
Elektronen aussenden können. Der Kathode
fehltaber die hierzu erfor derliche hohe Tempera-
tur,so daß jetzt Ventilwir kung an der Oberfläche
der kühlen Kathode eintritt. Eine sogenannte
Fehlzündung ist eingetreten. Für die richtige
Zündung egibt sich- eine Wahrscheinlichkeit
von 50%, weil eine Halbwelle der Transfoı ma-
torenspannung er ganz fortfällt. Aus diesem
Vorgang erklärt sich die bekannte Tatsache, daß
man manchmal einen Gleichrichter öfters kip-
pen muß, ehe man Zündung erhält.
Heft 8.
Es sei nun nochmals zum Trennungsmo- "
‚ment der Quecksilberspiegel zurückgegangen.
Im Gegen:atz zu dem soeben beschriebenen
Fall möge der Trennungsmoment aber in einen
Zeitabschnitt fallen, in welchem der Wechsel-
strom des Hilfsanodenkreises in der Richtung
von der Hilfsanode zur Hauptkathode fließt.
Jetzt werden die negativen Elektronen zur
Hilfsanode wandern. Die positiven Ionen fallen
zur Hauptkathode zwück und rufen den Ka-
thodenfleck hervor. Die von dem letzteren aus-
gesandten Elektronen we! den nun aber auch
vom elektrischen Feld der Anode A, nach dieser
hin beschleunigt, während sie vom Feld der
Anode A, abgestoßen werden. Im Moment, wo
die ersten Elektronen bei der Anode A, an-
kommen} springt der Lichtbogen von dieser
Anode zur Hauptkathode an. Die Größe des
Stromes ist jetzt durch‘ die Transfoımatoren-
spannung er und den Belastungswiderstand R
gegeben, denn es ist immer noch verlustloser
Bogen vorausgesetzt. Dieser Strom entwickelt
eine gewisse Menge Quecksilberdampf, wel-
cher El den möglichst hoch evakulerten
“Raum des Kolbens auszufüllen sucht.
Man sollte nun ohne weiteres annehmen,
die Transformatorenspannung 2er würde diesen
Dampf als Brücke benutzen und einen Kurz-
schluß des Transformators über die Anoden
A, A, hervorrufen. Diese mit Rückzündung be-
zeichnete Erscheinung kann aber nicht ein-
treten, denn in diesem Fall müßte ja die jetzt
küble Anode A, Elektronen aussenden können:
Ihr fehlt aber die hierzu wenigstens an einem
Punkt erforderliche hohe Temperatur, so daß
jetzt eine Ventilwirkung an. der Oberfläche
dieser kalten Anode eintritt, welche: natürlich
auch für den Stromkreis der linken Transfor-
matorenhälfte wirksam wird. Unter kalt ist im
Verhältnis zum Kathodenfleck noch immer eine
Temperatur von Hellrotglut zu verstehen.
Der von der Anode A, ausgehende Strom
wird immer der Sinusspannung (Abb. 2) pro-
portional sein, der Gleichung
E sin (o t)
R
folgen und die Stromkurve ig durchlaufen.
Die Sinusspannung wird sich immer mehr
(1
Pe
dem Nullwert nähern, dureh. Null hin-
durchgehen und negative Werte anneh-
men. Im Nulldurchgang, ‘welcher ja nur
eine unend!ich kleine Zeit in Anspruch nimmt,
wird die Geschwindigkeit der von der Haupt-
kathode ausgehenden Elektronen ebenfalls nur
einen unendlich kurzen Moment gleich. Null
E: sun (w&)
Abb. 2
146
werden. Im nächsten Moment wird aber schon
in der linken Transformatorenhälfte ein Span-
nungsüberschuß im richtigen Sinne vorhanden
sein, so daß sofort wieder eine Beschleunigung
der Elektronen, jetzt aber in Richtung auf
Anode A,. eintritt. Der Hauptlichtbogen wird
an dieser Anode gezündet werden. Es ergibt
sich also beim Kolben ohne Verlust und reiner
Widerstandsbelastung eine Gleichstromspan-
nung und ein Strom, welcher durch die
Kurven epund i, in Abb. 2 dargestellt ist.
Bei. einem wirklich praktischen Kolben.
der einen Spannungsabfall e, vonrd 11 bis 20 V
im Lichtbogen aufweist, treten natürlich auch
ganz andere elektrische Verhältnisse ein. Der
Spannungsabfall wird durch den Anoden- und
Kathodenabfall, dem Druck im Kolben und die
Konstruktionsverhältnisse des Kolbens be-
stimmt.
Abb. 3 zeigt ein ÖOszillogramm, welches
zwischen Anode und Kathode eines arbeitenden
Wechselstrom- Gleichrichters für niedrige Span-
nung aufgenommen wurde. Wie kommt diese
Kurve zustande? Die Meßschleife sei an die
Abb. 3.
Punkte A, und K (Abb. 1) angelegt. Arbeitet
die Anode nicht, so liegt zwischen A, und der
Kathode K die Spannung 2 er — eg; denn ey ist
im Bogen verbraucht worden. Springt der
Bogen auf die Anode A, über, so kann natürlich
zwischen dieser Anodeund der Kathode K nur
die Lichtbogenspannung e, herrschen. Wir er-
halten daher diein Abb. 3 dargestellte Kurven-
form.
Die Spannung e,ist also unabhängig vom
Strom und während der ganzen Zeit fast als
konstant anzusehen. Nur zum Einleiten des
Bogens ist eine etwas höhere Spannung erfor-
derlich.
Wieläßt sich nın diese etwas höhere Span-
nungsspitze erklären ?
In der Zeit, wo die Anode nicht gearbeitet
hat, kühlte sich der zugehörige Anodenarm
auch etwasab. Die erstenin diesen Anodenarm
hineinwandernden Elektronen stoßen mit küh-
leren Quecksilberdampfmolekülen zusammen
und werden schließlich ganz von diesen aufge-
fangen; sie müssen daher größere Geschwindig-
keit erhalten, um zur Anode durchzukommen;
das erfordert mehr Beschleunigungsdiuck, ins
elektrische übersetzt, höhere Lichtbogenspan-
nung.
Bei der späteren Ableitung der Strom-
gleichungen ist die Zündspannungsspitze nicht
berücksichtigt, denn man würde zu praktisch
ganz unbrauchbaren Ausdrücken gelangen.
Bei allen abgeleiteten Formeln ist daher
ein konstanter Spannungsabfall vorausgesetzt.
Die Zündspannungsspitze kann aber bei der
später gezeigten kombinierten, graphischen und
rechnerischen Darstellung der Vorgänge gut
berücksichtigt werden, indem man die später
zu erläuternde Zündspannungskurve e&,min für
die Zündspannungsspitze bestimmt, in den
Gleichungen aber mıt dem konstanten Wert
von e, rechnet.
Einen wirklich praktischen Kolben in
Ahb. 1 angenommen ergibt ohne weiteres, daß
die Zündung nur in solchen Zeitmomenten er-
folgen kann, in denen die Momentanwerte der
Transformatorenspannung er größer als e, sind.
Die richtige Zündung sei erfolgt.
Im Stromkreis zwischen Kathode und
Transformatornullpunkt wird jetzt nur noch
die Spannung
%=Esin (ot) — ey
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
wirksam sein können. i
Spannung die Sinuskurve, so wird sie schließ-
lich an den Zeitpunkt t, (Abb. 4) ankommen, wo
Esin(ot)=&
wird.
E:sin (w£)
Abb. 4.
Für den Stromkreis KM (Abb. 1) bleibt
jetzt keine Spannung mehr zur Verfügung. Der
Strom i, wird gleich Null, der Liehtbogen reißt
ab, die Elektronenausstrahlung aus der Ka-
thode hört im gleichen Moment auf. Geht nun
die Spannung er durch Null hindurch, und
nimmt im Zeitpunkt ti, die Spannung er den)
Wert —e, an, so könnte die Zündung des Bo-
gens an der Anode A, (Abb. 1) erfolgen, wenn
nicht inzwischen der Elektronenstrom aus der
- Kathode K versiegt wäre.
Die Ventilwirkung tritt jetzt ungewollter-
weise an der Kathode ein. Sollte bei A, Neu-
zündung erfolgen, so müßte der Elektronen-
strom erst wieder künstlich errest werden.
Wie liegen nun die Verhältnisse bei einem
Drehstrom-Gleichrichter ?
Die drei Spannungswellen des Drehstromes
sindin Abb. 5 wiedergegeben. Es ist ersichtlich,
daß immer ein Spannungsüberschuß für ‘den
Gleichstromkreis vorhanden ist, solange der
Wert e, den Wert 2 nicht überschreitet. Der
Drehstrom-Gleichrichter wird also dauernd im
Betriebe bleiben, weil der Elektronenstrom aus
der Kathode nicht abreißt, und derselbe im
Überschneidungsmoment der Drehstromkurven
nur von einer Anode zur andern wechselt.
E-sin (@t£)
Helft 8.
Durchläuft nun die
XXX
Ta EN Zu
Ei , h EN A y 1%
2 S Br “ ” F
r f m “ö
19. Februar 1820.
Abb. 6 zeigt das Schema eines solchen
Wechselstrom-Gleichrichters. Zwischen der Ka-
M E-sn/w£)
Abbfe.
thode und dem Transformator-Mittelpunkt
wird jetzt eine Spannungskurve e, =Esin@— &,,
wie siein Abb. 7 dargestellt ist, wirksam sein.
E-sin& k
Sie besteht aus zwei sinusförmigen, positiven
Spannungshalbwellen, die durch eine Null-
strecke mit einander verbunden
werden. - Bei reiner Widerstands-
belastung muß man dann auch
einen dieser Spannung propor-
tionalen Strom erhalten, welcher
durch die Gleichung
. _ Esinea—
ra, 2 De .
dargestellt wird. Verziehtet man
auf die Berücksichtigung der Zünd-
spannungsspitze, so muß der Mo-
mentanwert von E sin « für die
Zeitmomente a, und «, gleich
‚groß sein. ‘Der Mittelwert für den
Arbeitet der Drehstrom-Gleichrichter aber ! Wellenstrom im Gleichstromkreis wird dann
auf eine Akkumulatorenbatterie, so ist &9-+ep,
worin eg, die Gegenspannung der Batterie be-
deutet, allerdings fast immer größer als = Der
Drehstrom-Gleichriehter wird in diesem Falle
ohne besondere Hilfsmittel nicht betriebsfähig
sein.
Der nächste Schritt vorwärts liegt nun auf
durch die Gl. (8) dargestellt.
nn eo \2
im=rV1-()
= (m —2are sin $ (3
nR E ER
Der Effektivwert dieses Stromes ist durch
Gleichung
ya 5) 2
nV I](E sem) m+209 32a ı-()]- BE
der Hand. Man erhält den Elektronenstrom
aus der Kathode dauernd aufrecht, indem man
z. B. dauernd einen kleinen Hilfslichtbogen von
wiedergegeben.
Es bleibt noch zu untersuchen, ob ein
solcher Gleichrichter für alle Fälle praktisch
einer Hilfsanode zur Kathode aufrecht erhält. | brauchbar ist. Angenommen, der Gleichrichter
2
an
eh ad m a in u
ee en
19. Februar 1 920.
Elektrotechnische Zeitschrift,
sei an einen sehr großen Transformator ange-
schlossen, der fast keineninduktiven Abfallund
sehr wenig ohmschen Widerstand aufweist, und
arbeite auf eine Akkumulatorenbatterie von
120 Zellen mit einem inneren Widerstand von
0,18 2. Der gesamte Widerstand einschließlich
Leitungen sei 0,2 2, dann ergibt sich für die
Strom- und Spannungskurven das in Abb. 8
>
Y Ver Sa
pm: 2277 a EEE
Fr te
gezeigte Bild. Bei 2,2 V pro Zelle und 18 V
Bogenve lust ist te = 282 V. Esei 395 V;
dann wirkt nur ein sehr kleines Stückehen von
der Spannungskurve im Gleichstromkreis,
welche durch die Gleichung er = 325 sin (ot)
— 282 gegeben ist. E
Infolge des kleinen ohmsehen Widerstan-
des treten die sehr hohen Stromspitzen der
Abb. 8 auf. Für diesen Strom ergibt sich ein
Mittelwert von ig = 48 A, während der Effek-
tivwert öge = 100 A beträgt. Der Maximal-
wert von ö,ist 216 A. Die Batterie wird mit
48 A geladen, die ohmschen Verluste ent-
sprechen dagegen einem Strom von 100 A und
rufen eine zugehörige Erwärmung der Batterie
hervor.
Beim Mehrphasen-Gleichriehter liegt die
Sache etwas günstiger, weil in der gleichen Zeit
mehr Impulse auftreten.
In der Praxis werden die hier absichtlich
extrem gewählten Verhältnisse natürlich durch
die Selbstinduktion des Stromkreises wesent-
lieh korrigiert. Die Drosselspule ist daher ein
sehr wichtiges Hilfsmittel im Gleiehrichter bau
-geworden. Die einzelnen Schaltungsmöglich-
keiten derselben sollen der Reihe nach durchge-
sprochen werden.
Bei allen Beispielen sind möglichst immer
die gleichen elektrischen Verhältnisse voraus-
. gesetzt, so daß man gleichzeitig einen Vergleich
zwischen den einzelnen Schaltungsarten ziehen
kann. Der Maßstab für Strom und Spannung
ist bei diesen Beispielen so gewählt, daß sich
die Strom- und Spannungskurven für den
Gleichstromkreis decken. Alle vorgeführten
Kurven sind auf rechnerischem Wege gefun-
den, sie decken sich aber sehr gut mit’ den
aufgenommenen Oszillogrammen, welche wegen
des beschränkten Raumes nicht gebracht wer-
den können.
Abb. 9 zeigt die Schaltung eines Gleich-
richters, bei dem zwischen Kathode und Trans-
formatorenmittelpunkt, außer dem Belastungs-
widerstand noch die Selbstinduktion L, einge-
schaltet ist. Der Gleichrichter möge in der be-
kannten Weise gezündet werden, u. zw. sei die
Zündung in dem für den Einschwingungsvor-
gang günstigsten Moment erfolgt. Dieser Fall
tritt ein, wenn die ansteigende Sinusspannung
den Wert &, erreicht hat. Für den Stromkreis
der Anode A, gilt dann die Gl. (5).
ses, =Ket DL
1920. Heit 8. 147
: dig er Halbwelle in Abb. 10 berechnen. Die Span-
le nung an der Drosselspule kann man aber-auch
Der Gleichriehter wird sich in der ersten
Halbwelle genau so wie jeder Wechselstrom-
E'sin(wt) E-sin(wt)
Abb. 9.
kreis einschwingen. Die Lösung der Gl. (5) er-
giht die Gl. (6).
e
<|Rsin (w 27 Lo cos (@ £)]| — ;- (6
Die Bien etz Glieder stellen die um den
Betrag > verminderte Grundwelle (Abb. 10) dar,
während das erste Glied den logarithmischen
Stromanteil darstellt. Die Summe dieser beiden
Ströme ergibt den Strom im Gleichstromkreis,
auf einfachem, graphischen Wege finden. Hat
man die Kurven für. den Gleichstrom und die
Spannung am Widerstand gefunden, so trägt
man die momentane Differenz zwischen der
Transformatorenspannung er und der Gleich-
stromspannung e, vom Werte -+e, nach der
negativen Seite auf, denn aus Gl. (5) ergibt sich
d; } /
— L; Ei is, R+,—- Esin(wt).
Die Strom- und Spannungskurven für die
erste Halbwelle (Abb. 10) können jetzt voll-
ständig aufgetragen werden. Kurz vor dem
Nulldurchgang der ersten Spannungshälfte der
rechten Transformatorenseite, wird der Zeit-
moment «&, eintreten. In diesem Zeitmoment
wird die Spannung an der Drosselspule einen
Wert erreichen, welcher gleich der Spannung
im Gleichstromkreis plus der jetzt noch ent-
gegenwirkenden Spannung in der linken Trans-
formatorenhälfte ist, in dem also die beiden
Strecken Sin Abb. 10 gleich groß sind. Sofort
nach dem Überschreiten des Zeitmomentes &
wird, abgesehen von der Liehtbogenspannung
%, ein Spa nnungsübersc :huß in Richtung A, K
in der linken T ransformatorenhälfte des (leie »h-
richters vorhanden sein. ‚Es werden jetzt also
schon Elektronen von der Kathode aus nach der
Anode A, beschleunigt werden. Ihre Wande-
rungsgeschwindigkeit ist aber noch zu klein, so
daß sie sich beim Zusammenstoß mit freien
Dampfteilchen und positiven Ionen zu einem
neutralen Körper vereinigen und gar nicht bis
zur Anode gelangen können. Gehen nun die
beiden in bezug auf den Punkt M um 180° ver-
schobenenT’ransformatorenspannungen erdurch
Null hindurch, so ist es sofort klar, daß jetzt die
Drosselspule L, den Strom allein durch alle
Widerstände des Kreises treiben muß. Die von
ihr gelieferte Spannung muß also &7, = &+&
sein. Sieht man vorläufig von der Zündspan-
nungsspitze ab, so werden im gleichen Moment
auch die ersten Blektronen bei der Anode A,
ankommen und den
Hauptlichtbogen an
dieser zünden. Wir ha-
ben jetzt den Fall, daß
zwei parallele Licht-
bogen von einer Strom-
quelle über einen ge-
meinsamen Vorschalt-
widerstand gespeist
werden.
Bei der labilen Cha-
rakteristik der Licht-
bogen sucht _derje-
nige Lichtbogen, des-
Abb. 10. 2=190V, =
15V, R=4282, 1;
Den Wert der Konstante K für den gün-
stigsten Zündmoment, wenn E sin (ol)gerade &,
geworden ist, gibt Gl. (7) wieder.
—E
Raresin
ae SE
& L,w
Ka
[R®+(L; o)°)|
e Se
=[r$-2,0 1 -(&)]
eo
TE re (1,
% eo
Rarcsin-
, E
& L;w 2
RR
Multipliziert man Gl. (6) mit L, und diffe-
rentiert man sie, so erhält man die Glei-
chung für die Spannung e,;, an der Drossel-
spule, welche in Gl. (8) wiedergegeben ist.
ET RR
R?+(L;,o)?
x|Reos(ot)+L;,w?sin (ot)]. (8
Führt man den Wert aus Gl. (7) in Gl. (6) ein,
so kann man jetzt die Kurven für die erste
4
= 0,04 ITenry, iy mittel =
sen Stromkreis den
geringsten Spannungs-
überschuß aufweist,
den gesamten Strom an sich zu reißen.
Dieser Spannungsüberschuß tritt sofort nach
dem Null durchgang in der linken Transforma-
torenhälfte auf, denn hier wirkt jetzt die Span-
nung ep unter stützend, während sie in der rech-
ten Hälfte dem Strom entgegenwirkt. Der
Liehtbogen sucht also sofort mit seinem ganzen
Stromwert von der Anode A, zur Anode A, über-
zuspringen. Die Drosselspule L, kann dieses
Überspringen mit gleichem Stromwert nicht
verhindern, weil ja in ihr keine Fluxverände-
rung eintritt. Für den Stromkreis der Anode A,
muß natürlich nın wieder die Gl. (6) Gültigkeit
haben, nur mit dem Unterschied, daß jetzt die
Konstante K einen Wert annimmt, welcher
dem Stromwert im Moment des Umspringens
des Liehtbogens entspricht. Die Grundwelle
selbst bleibt unverändert. Die-logarithmische
Kurve läßt sich nun sehr einfach auf folgende
Weise finden. Man trägt die Differenz zwischen
dem Anfang der neuen Grundwelle und dem
Strom zu Ende der vorhergehenden nach der
Plusseite auf und hat so den Anfangswert der
logarithmischen Kurve gefunden. Durch ein-
20 A, 50 Per.
148
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heit 8.
19. Februar 1920.
ma —
fache Proportionalrechnung, entsprechend dem
gleichen Punkte der ersten Kurve kann man
leicht die Kurve Punkt für Punkt auftragen.
Den Gleichstrom und die Spannung an dem
Widerstand und der Diosselspule findet man
wie bei der ersten Halbwelle beschiieben. Bei
jedem Nulldurchgang wird sich der logarith-
mische Stromanteil so lange vergrößern, bis die
Strom- und Spannungswerte zu Anfang und’
Ende einer Halbwelle gleich groß geworden sind.
Die beiden letzten Halbwellen der Abb. 10
stellen den eingeschwungenen Zustand des
Gleichiichters dar. Entsprechend dem plötz-
lichen Anodenwechsel muß der dem Transfor-
mator zufließende Strom i, die angegebene
Form aufweisen. Die Gleichung
EL IS
Im + (Luopllı-
gibt den Weit vonK für den eingeschwungenen
Gleichiichter wieder. Fühiıt man dieren
Wet in Gl. (6) ein und bestimmt man
durch Integration dieser Gleichung den Mit-
telwe:t des erhaltenen Wellenstromes, so er-
gibt sich als Resultat Gl. (10).
une] . ah)
Die Gleichung zeigt, daß die Selbstinduk-
tion L, keinen Einfluß auf den Mittelweit
des geliefeiten Gleichstromes gewinnen kann,
denn L, ist aus der Gleichung verschwunden.
Integiiert man die Gl. (6) für den eingeschwun-
genen Gleichrichter nach dem Effektivweıt, 80
rn
(de)
Ft II
er: 2
für die Gaserzeugung verteilt und angeordnet
werden, und die Vorzüge und Nachteile der ver-
schiedenen Anordnungsmöglichkeiten inbezug auf
ihre Wirtschaftlichkeit werden kritisch beleuchtet.
Es diufte kaum eine Industıie oder einen
Betriebszweig geben, wo der Grundsatz der
billige Förder- und Gestehungskosten gewähr-
leistenden Anwendung von Kranen in so voll-
kommener Weise Anwendung gefunden hat wie
in Siemens-Martinstahlwerken. Die weitest-
gehende Ausrüstung der einzelnen Stahlwerks-
abteilungen mit den besonderen Bedingungen
eigens angepaßten Hebezeugen wird als Selbst-
verständlichkeit betrachtet. Freilich liegen hier
die Verhältnisse für den Kranbetrieb auch
außergewöhnlich günstig: Möglichkeit der be-
tıieblichen und örtlichen Trennung der ver-
schiedenen Arbeiten in gleichartige, «o daß Son-
derkranen ein weites Betätigungsfeld gelassen
ist; große Fördeımengen und dadurch bedingte
günstigste Ausnutzung der Leistungsfähigkeit
der Hebezeuge mit entsprechend geringen Be-
tiiebskosten auf die Gewichtseinheit des Er-
zeugnisses; Zusammenfassung der Hebezeuge
auf einem verhältnismäßig nicht großen Raum,
so daß die Beaufsichtigung leicht durchzuführen
ist und die Kraftverteilung einfach, übersicht-
lich und billig wird; Zulässigkeit hoher Aıbeits-
geschwindigkeiten infolge des Fehlens beson-
ders hindernder Betriebseiniichtungen.
Die in Siemens-Martinstahlweıken meist
Kranen verschiedener Ausbil dung übertragenen
Arbeiten gliedern sich in:
1. Beschickung der Gaserzeuger mit den
zu ve BarondeB Bene in der u wird
erhält man als Lösung = Gl. a 1).
el: BH en
En 4 E2(L,0)? Jlıtes Lo E:
!ge — NE a Tr af |R?+(L, @)2] +[4 Je an (11
2R ae (La ayllı Zei Do
In dieser Gleichung ist L, noch enthalten, also ist
der Eifektivwert i,, von L,abhängig. Die Größe
der Unterschiede der Mittel- und Eifektivwerte
des Wellenstromes sind aus Abb. 11 zu er-
sehen, wo die Werte des Beispiels als Funktion
Ser
u
002 003 004 0,05
Abb. 11.
006 007
einer veränderlichen Selbstinduktion wieder-
gegebensind. Die Werte nähern sich asymptho- .
tisch, um bei unendlich großer Selbstinduktion
sleich groß zu werden. Praktisch sind sie schon
viel früher gleich zu setzen.
(Fortsetzung folgt.)
Neuere Bestrebungen bei der Anordnung und
Durchbildung der Krananlagen in Siemens-
Martinstahlwerken.
Von Ingenieur H, Hermanns, Berlin,
Übersicht. Es wird gezeigt, nach welchen Ge-
sichtspunkten im modernen Siemens-Martinstahlwerk
die Hebezeuge zur Handhabung der Rohstoffe, Roh-
eisen und Zuschläge, des Fertigerzeugnisses in
üssiger und fester Form, sowie der Brennstoffe
——00-
BEE
diese mit der Entladung, Beför deıung und Auf-
speicherung der Brennstoffe und der Hinaus-
schaffung der Brennstoffiückstände verbunden.
2%. Handhabung der Einsatzmengen für die
Öfen; hierbei handelt es sich in der Hauptsache
um Eisen und Schrott. Son-
stige Zuschläge. werden mit
der Handschaufel in das Bad
gegeben. Die Eimichtungen
zur Bisen- und Schrottbewe-
gung sind verschieden, je
nachdem in die Öfen flüssi-
ges Eisen von den Hochöfen
ne Mischern oder Roheisen-
masseln eingesetzt werden.
Im letztgenannten Falle sind
die Einrichtungen einfacher,
da das gleiche Hebezevg zur
Handhabung sowohl der
Masseln als des Schrotts ver-
wendet werden kann.
3. Beförderung des tlüssi-
Sen Stahls zwischen ‘den
Öfen und den Gießstellen in
Verbindung mit dem. Ver-
gießen und dem Auskippen
der Pfannenschlacke.
4. Hebe- und Förderarbeiten, die mit der
Vorbereitung der Gießaırbeit und der Bewe-
gung der gegossenen Blöcke zusammenhängen.
rn gehören das Einsetzen der Gießformen
und Gießplatten in die Gießgruben, das Ab-
streifen der Formen von den erstarrten Blöcken
und das Verladen der Blöcke. Manchmal wer-
den die Blöcke auch, unter Fortfall dieser Zwi-
schenyv erladung, unmittelbar nach dem Er-
starren in die Tieföfen oder Ausgleichgruben
eingesetzt. Hierfür sind dann aber im allge-
meinen gesonderte Einrichtungen vorgesehen,
die schon dem Walzwerk zugezählt werden.
Den besonderen "Betriebsanforderungen
dieser einzelnen Arbeitsvorgänge sind die Krane
heutiger Ausbildung in weitestgehendem Maße
angepaßt. Es handelt sich also fast durchweg
um ausgesprochene Sonderkrane. Dies trifft
freilich nicht zu für die Krane zur Beschiekung
0,08
009 0,7
der Gaserzeuger, da diese in der Regel als nor-
male Greiferkrane für Zweiseilgreifer- Betrieb
ausgebildet werden. Eigenartigerweise wird der
Greiferkran in den weitaus meisten Gaserzeu-
gerzentralen der großen Martinstahlwerke an-
gewendet, obwohl der Laufkran mit Greifer bei
den in den Gäserzeugeranlagen üblichen Ar-
beitsbedingungen gewöhnlich nicht als das wirt-
schaftlichste Hebezevg Bepehen werden
kann.
Erstens erfolgt in den nen.
die Anfuhr der Brennstoffe fast durchweg'mit-
tels Eisenbahnwagen, die gewöhnlich in das Gas-
erzeugergebäude auf einem Längsgleis einge-
fahren werden. Der Greifer wird unmittelbar
zur Entladung der Wagen benutzt, u. zw. so-
weit, als der verbleibende Kohleninhalt der
Wagen noch eine hinreichende Füllung des
Greifers zuläßt. Ein beträchtlicher Rest der
Kohlen muß mit der Handschaufel entladen
werden. Außerdem ist aber auch der Selbst-
greifer zur Entladung von Eisenbahnwagen des-
wegen wenig geeignet, weil er seine Leistungs-
fähigkeit nur dann zu entwickeln vermag, wenn
er in großen Materialmengen, offenen Haufen-
lagern, Schiffen mit großen Entladeluken, ar-
beitet. Die geringen Ladeflächen der Eisen-
bahnwagen ce ein langsames Absenken
und eine Führung durch einen oder zwei Ar-
beiter erforderlich.
Ein weiterer, grundsätzlicher Nachteil des
Greifeıkrans im Vergleich zu anderen Um-
schlageinrichtungen besteht auch darin, daß der
Kran einen besonderen Steuermann verlangt,
während Umschlageinrichtungen anderer Bau-
art einen selbsttätigen Betrieb zulassen, ohne
hinsichtlich ihrer Leistungen hinter dem Grei- -
feıkran zurückzustehen. Auch ist infolge des
bedeutenden Totgewichtes des Kranes mit Grei-
fer und der mindestens die Hälfte der Gesamt-
fahrten betragenden Leerfahrten der Leistungs-
faktor eines Bekohlkrans nicht besonders gün-
stig und hält in der Regel den Vergleich mit
anderen Hebemitteln, Becherförderern, Hänge-
bahnen usw. nicht aus.
Als dıitter nachteiliger Umstand kommt
hinzu, daß die Anlagekosten des gesamten Gas-
erzeugergebäudes durch die Verwendung eines
Kranes wesentlich verteuert werden, da die Ge-
bäudewände für die Zusatzbelastung durch den
Kran entsprechend stärker ausgeführt werden
müssen.
Für den erneuter kann im all-
gemeinen der Greiferkran nur bei sehr großen
Entlademengen in Verbindung mit Selbstent-
ladern oder Eisenbahnwagenkippern als gün-
stige Lösung betrachtet werden. Der Greifer
entnimmt in diesem Falle die Kohlen aus großen
Erdbehältern, kann also seine hohen Arbeits-
geschwindigkeiten ausnutzen. Die Grenze der
Wirtschaftlichkeit dieser Aıbeitsweise ist na-
türlich immerfort im Fluß, entsprechend den
jeweiligen wirtschaftlichen und betiiebstechni-
schen Verhältnissen. Es ist aber in jedem Falle
notwendig, in den Kreis der Vergleichsrechnun-
gen bezüglich der Wirtschaftlichkeit der Bekoh-
lung auch andere Fördermittel, insbesondere
solche mit selbsttätiger und stetiger Arbeits-
weise, mit einzubeziehen. Der Kran selbst wird
für Zweiseilgreifer- Betrieb mit getrenntem Hub-
und Schließseil ausgebildet.
Was die Anordnung der übrigen Krane im
| Martinwerksbetriebe angeht, so geht das Be-
streben dahin, den Kranen weitestgehende
gegenseitige Unabhängigkeit zu sichern, die Be-
dienung auf Stahlwerksflur auf das geringste
Maß zu beschränken, möglichst wenig verschie-
dene Motorgrößen zu erhalten, mit hohen Ar-.
beitsgeschwindigkeiten feinfühlige Steuerung -
zu verbinden und die Krane weitgehend mit
Hilfslaufkatzen auszurüsten, um einerseits eine
möglichst günstige Ausnutzung der Krane zu
erreichen, anderseits mit einer: geringen Zahl
von: Kranträgern auszukommen. Auf die’be-
sonderen Anforderungen an Gießkrane soll
‚weiter unten noch eingegangen werden.
1 u ee ee ee Me Sc) le a Fee ce ah A
PR RE U VRTTTEREN
-
E
”
h
& 19. Februar 1920.
Zum Teil sind diese Bestrebungen schon
bei älteren Maıtinweıken deutlich eıkennbar,
besonders hinsichtlich der Ausbildung von
Meh:katzenkranen. Bei der Anoıdnung des
Siemens-Maıtinstahlweı ks der Acciaiıia e Ferni-
era di P.ä, das nach den heutigen Begriffen nur
dinftig mit Kranen ausgerüstet ist, trägt der
Muldenbeschickkran eine Hilfslaufkatze von
10 t Tragkraft. Dagegen werden sowohl die
Gaserzeugerkohlen wie auch der Muldenschrott
mit der Hand bewegt. Bis zu einem gewissen
Grade findet diese Arbeitsweise hier ihre Be-
gründung in der geschiekten Ausnutzung der
Geländebildung. Da die Sohlen der Arbeits-
hallen von der Gaserzeugeranlage nach dem
Gießhause hin treppenförmig abfallen, so ge-
staltet sich sowohl die Beschickung der Gaser-
zeuger als auch die Füllung der Schrottmulden,
die durch den Beschickkran gefaßt und unmit-
telbar in die Öfen entleert werden, einfach,
Bei der in Abb. 1 wiedergegebenen Anord-
nung des Martinwerks des Gußstahlwerks
Witten verdient die Verbindung der Roheisen-
Pfannenkatze und der Muldenkatze auf einem
Krantıäger besondere Beachtung. Außerdem
können die Öfen auch von der Gießhalle aus mit
flüssigem Eisen beschickt werden. Dain Witten
vorwiegend schwere Stahlformgußstücke er-
zeugt werden, so wird der gießhallenseitige
Lagerplatz von einem 80 t-Laufkran bestrichen.
Abb. 1. Krananlagen des Martinstahlwerks des Gußstahlwerks Witten.
-Das Stahlwerk „Mark“ hat den Quer-
schnitt wieder in anderer Fo'm aufgeteilt. Auch
dieses Weık dient der Erzeugung von Stahl-
formguß. Die Anordnung wird gekennzeichnet
durch eine breite Gieß- und Foımhalle mit
einem 25 t-Laufkran für schwere Gußstücke
und eine neben dieser herlaufenden kleineren
Halle mit einem 10 t-Kran für leichteren Guß.
Die Muldenhandhabung wird hier insoweit mit
der Hand bewirkt, als die Kippbewegung mit-
tels eines Handkreuzes erfolgt, während das
Hubweık elektıisch angetrieben wird.
Die in Abb. 2!) dargestellte Anlage zeigt
deutlich die neueren Bestrebungen, wie sie sich
sowohl bei der Ausrüstung der Gaserzeuger-
anlagen als auch der eigentlichen Arbeitshallen
‚äußern, in denen die zur Verhüttung bestimm-
ten Rohstoffe und das Stahlwerkenderzeugnis
“gehandhabt werden. Die Anordnung kann als
vorbildlich für neuzeitige Martinwerksanlagen
in bezug auf die Ausrüstung mit elektrischen
"min für das Querfahren.
der Schrottkran fast stets mit Lastmagnet, der
‚gegen ein Gehänge mit kippbaren Bügeln zur
Hebezeugen gelten. Sie umfaßt:
1. den Schrottlagerkran, der als Drei-
motorenlaufkran ausgebildet ist. Seine Fahr-
geschwindigkeiten werden sehr hoch bemessen:
bis 200 m/min für das Längsfahren, bis 90 m/
Neuerdings arbeitet
Aufnahme einer oder mehrerer Schrottmulden
ausgetauscht werden kann;
2. den Roheisenbeschiekkran. Er wird
entweder als Viermotorenlaufkran (mit Haupt-
und Hilfshubwerk) oder mit zwei getrennten
Laufkatzen gebaut. Im allgemeinen ist der
_ letztgenannten Bauart der Vorzug zu geben,
dr
da sie eine größere Leistungsfähigkeit der Hilfs-
katze sichert, die bei geringerem Stromver-.
brauch größere Fahrgeschwindigkeit entwickelt.
Zweckmäßig ist es, zur Bestreichung der vollen
j) Die Zeiehnungsunterlage zu Abb.2bis4 wurden dem
Verfasser liebenswürdiger Weise von der Lauch-
awmer in Düsseldorf zur Verfügung gestellt. Auch an
dieser Stelle sei der Firma hierfür bestens gedankt.
Elektrotechnische Zeitschrift.
ZZENS
Nessie ran zannzaN
Hallenbreite für beide Laufkatzen getrennte
Fahı bahnen vorzusehen.
3. einen Muldeneinsetzkran, der im vor-
liegenden Falle als auf Bedienbühnenflur fah-
rend ausgebildet ist. Häufiger läßt man den
Einsetzkran ebenfalls auf einem erhöhten Kran-
gleis fahren, wenngleich beide Bauarten ihre
besonderen Vorzüge und Nachteile haben; die
Entscheidung hängt meist von persönlichen
Ansichten und Eifahrungen ab. Bei der Ver-
wendung einer Flurmaschine erfolgt die Be-
schickung der Öfen mit flüssigem Eisen auf der
Abstichseite entweder durch den Gießkran oder
einen besonderen Roheisenpfannenkran. In äl-
teren Stahlweırken, die zu einer Steigerung der
Ofeninhalte schritten, hat sich neuerdings viel-
fach auch die Verwendung von Roheisenwagen
zur Beschickung der Öfen eingeführt, wobei
beim Kippen der Pfanne die Ausgußschnauze
in der gleichen Höhe verbleibt, also den Dreh-
punkt bildet?).
4. einen Gießkran von dem Abstichgewicht
der Öfen entsprechender Tragfähigkeit, ent-
weder mit losem Gehänge, wie im vorliegenden
Falle, oder mit starrer senkrechter Führung
der Pfanne. Der Gießkran erhält gewöhnlich
zwei getrennte Laufkatzen mit besonderen
Fahrbahnen. Die Hilfskatze dient sowohl zum
Kippen der Pfanne als auch zu Hilfsarbeiten in
der Gießhalle.
d
NIZASGZASSI 7
5. einen Hilfskran, gewöhnlich als norma-
ler Dreimotorenlaufkran auf besonderem Gleise
oberhalb des Gießkrans fahrend. Er dient zum‘
Einsetzen der Gießfoımen In die Gruben, zur
Verladung der Blöcke, zur Handhabung der
Gespannplatten usw.
6. Besondere Beachtung verdient die hier
gewählte Art der Verbindung der Gießhalle mit
den Tieföfen des Walzwerks. In den weitaus
meisten Stahlwerken pflegt die Gießhalle mit
dem Walzwerk nicht in unmittelbarer Verbin-
dung zu stehen. Die Blöcke werden vielmehr
auf bodenständigen Bahnen dem Walzwerk zu-
gefahren. Diese Arbeitsweise hat bei gewissen
Nachteilen auch entschiedene Vorzüge, da
einerseits die Erschütterungen das Entweichen
von in den Blöcken enthaltenen Gasen begün-
stigen, anderseits auch die Blöcke sich auf dem
Wege zwischen Gießhalle und Walzwerk soweit
abkühlen, daß sie unmittelbar aus den Gieß-
foımen ausgedrückt werden können. Besondere
Vorteile bietet das Verfahren bei der Benutzung
des sog. Wagengusses, da in diesem Falle eine
Umladung der Blöcke nicht in Frage kommt.
Beim Gießen in festen Gießgruben ist es da-
gegen wegen der größeren Umständlichkeit des
Betriebes nicht empfehlenswert.
Schließt sich das Walzwerk, wie ın Abb. 2,
unmittelbar an das Stahlwerk an, so bieten sich
zweı Möglichkeiten, den gegossenen Blöcken
die erforderliche Zeit zur Abkühlung zu geben:
entweder eine große Gießhalle mit ausgedehnten
Gießgruben zur Aufnahme mehrerer Güsse oder
ein Zwischenlager zwischen den beiden Werks-
abteilungen. Parallel mit der Gießhalle er-
streckt sich dann eine besondere Blockhalle,
neben der die Tiefofenhalle angeordnet ist.
Die Schwierigkeit der möglichst zweck-
mäßigen, billige Anlage- und Betriebskosten ge-
währleistenden und den Großbetrieb in keiner
Weise störenden Verbindung zwischen Walz-
2) Ausführung der Maschinenbau-A. G. Tigler in
abire eiderich. Vgl. hierzu „Stahl und Eisen‘ 1916,
e ’ Ä
1920. Helt 8.
148
werk und Gießhaus wurde in geschicekter Weise
mittels eines Laufdiehkıans übeıwunden, der
gleichzeitig als Abstieifeikran benutzt wird.
Der Drehausleger hat lediglich die Aufgabe.
Schrorflager
Ko:
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Abb. 2. Krananlagen eines Martinstahlwerks.
Greßhalle
SR
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az
SS
einerseits die Gießgruben mit fıischen Kokillen
zu versorgenund die gegossenen Blöcke mit den
Kokillen in die Blockhalle zu befördern, ander-
seits die von den Formen befreiten Blöcke in den
Bereich des Zangenkrans in der Tiefofenhalle
150
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Helft 8.
19. Februar 1920.
4
=
= —t nz
Abb. 3. Querschnitt durch eine Ofen- und Gießhalle:
Gießkran mit viner Laufkatze mit Pfannen- und Hilfshubwerk.
zu bringen. Zur Aufnahme der leeren GieBß-
formen dient ein mit einem Rost abgedecktes
Lager. Die Abstreifvorrichtung hängt in der
Lastmitte der Laufkatze.
7. Der Beschickkran für die Gaserzeuger
ist in üblicher Weise als Dreimotorenkran für
Zweiseilgreiferbetrieb ausgebildet.
Abb. 3 u. 4 zeigen noch verschiedene An-
ordnungsmöglichkeiten des Gießkrans und der
Eimtichtungen zur Handhabung und Beförde-
rung der Schrottmulden.
Gießhalle. Während bei der Anordnung
nach Abb. 2 der Roheisenpfannenkran in der
Ofenhalle fährt, wirdin Abb. 3 u. 4 der Gieß-
kran gleichzeitig als Beschickkran für die Öfen
benutzt. Gemeinsam ist den drei Ausführungs-
möglichkeiten der auf dem oberen Gleis fah-
rende Hilfskran. Dagegen zeigt der Gießkran
verschiedene Bauarten. Die einfachste ist die
“nach Abb. 3. Die Pfanne wird von einem Quer-
haupt getragen, das an der Unterflasche des
Haupthubwerks mit einem Tragbolzen aufge-
hangen ist. Zum Kippen der Pfanne dient in
üblicher Weise ein Hılfshaken mit besonderem
Motor.
Nach Abb. 4 wird die Gießpfanne durch ein
doppeltes, durch einen gemeinsamen Motor an-
getriebenes Hubwerk gehandhabt. Die beiden
Seiltrommeln tragen ein die beiden Unter-
flaschen verbindendes Querhaupt, an die das
Pfannengehänge angelenkt ist. Auf dem Unter-
gurt des Kranträgers fährt eine zweite Lauf-
katze zum Kippen der Pfanne, die auch zu
Hilfshebearbeiten herangezogen wird und bei
geringerer Tragfähigkeit entsprechend höhere
Arbeitsgeschwindigkeiten aufweist. Die Steue-
rung aller Kran- und Katzenbewegungen erfolgt
von dem mit der Hilfskatze fest verbundenen
Führerkorb aus. Namentlich für schwere Güsse
ist diese Gießkranbauart deswegen vorzuziehen,
weil eine größere Bruch- und Betriebssicherheit
erzielt und das gefährliche Schwanken der
Pfanne während der Kranbewegungen in wei-
tem Maße verhindert wird.
Das die Pfanne tragende Querhaupt kann
auch auf beiden Seiten starr geführt werden.
Hierdurch werden nicht nur Pendelbewegungen
der Pfanne, sondern auch sowohl der Gießbe-
trieb als auch das Eingießen des Roheisens in
die Öfen dadurch erleichtert und beschleunigt,
daß die Pfanne genau eingestellt werden kann.
Den höheren Anlagekosten stehen Ersparnisse
anLöhnen, Kraft und Material sowie die größere
Leistungsfähigkeit gegenüber. Neuere Groß-
betriebe pflegen diese Anordnung vorzuziehen.
Im übrigen erstrebt man bei modernen Gieß-
kranen besonders eine feinfühlige Steuerung der
zu hebenden Lasten. ‘Diese Forderung findet
ihre Erfüllung in der Anwendung der Leonard-
Schaltung für das Hubwerk.
Ofenhalle. Die Muldeneinsetzvorrich-
tung istin Abb. 3u. 4als ein auf erhöhtem Gleis
fahrender Kran mit einer besonderen Katze für
Hilfshebearbeiten ausgebildet. Zu diesen bei-
den Laufkatzen tritt in Abb. 8 noch ein ge-
trenntes, an dem einen Ende des Kranträgers
fest angeordnetes Hubwerk mit entsprechen-
dem Gehänge zur Handhabung der Mulden.
SEERZBENI
St 77
/|
Zu
N N
JA A
Bas
INA
B
UN
Boreiratte
Daraus ergibt sich zwar eine sehr weitgehende
Ausnutzungsmöglichkeit des Krans. Jedoch ist
zu berücksichtigen, daß infolge des großen Ge-
wichtes des Krans und der verhältnismäßig ge-
ringen Nutzlast der Mulden mit Inhalt die Ver-
schiebung des Schrottesinnerhalb der Ofenhalle
einen hohen Kraftverbrauch verursacht.
Es erscheint entschieden wiıtschaftlicher,
die Heranschaffung der Schrottmulden einem
besonderen Hebezeug zu übertragen, wie in
Abb. 4 dargestellt. Hier wird zu diesem Zwecke
eine auf dem Unterflansch eines I-Trägers fah-
rende Laufkatze benutzt. Es ist keineswegs er-
forderlich, diese Lauikatze mit Führerstand
auszurüsten und sie durch einen mitfahrenden
Maschinisten steuern zu lassen. Vielmehr wird
sich in den meisten Fällen leicht Fernsteuerung
einrichten lassen. In diesem Falle kommen be-
sondere Lohnausgaben für die Muldenbewegung
nicht in Frage, weil die Muldenfüllmannschaft
die Steuerung betätigen kann. Die Mulden wer-
den auf einem Bockgerüst an der Außenseite
des Gebäudes abgesetzt und durch denim vollen
Kreise schwenkbaren Schwengel des Mulden-
einsetzkrans gefaßt. Den wenig höheren An-
lagekosten stehen Ersparnisse an Strom und
größere Leistungsfähigkeit gegenüber.
Die Kohlenklausel.
Von Dr.-Äng. L. Bloch, Berlin.
Übersicht. Eine richtig bemessene Kohlen-
Klausel ist heute bei Stromlieferungsverträgen un-
entbehrlich. Es werden einfache Formeln zur Be-
"rechnung der Kohlenklausel aus der Erhöhung der
Stromerzeugungskosten und der Kohlenkosten auf-
gestellt. An Hand dieser sowie an einigen Bei-
spielen wird gezeigt, welchen Einfluß die Erhöhung
der Leistungs- und Arbeitskosten bei verschiedener
Höhe der Benutzungsdauer auf die Bemessung der
Kohlenklausel ausübt.
Noch vor wenigen Jahren wurden von man-
chen Elektrizitätswerken Lieferungsverträge |
über bedeutende Strommengen ohne Kohlen-
klausel abgeschlossen. Heute, wo die Kohlen-
preise schon bis auf das Siebenfache des Vor-
kriegspreises gestiegen sind, ist die Notwendig-
keit eines nach dem Kohlenpreis bemessenen
Zuschlags zu den Strompreisen allerorts aner-
kannt. Man hat sogar schon seit einiger Zeit
oft auch die Normalstrompreise für Kleinab-
nehmer von der Höhe des Kohlenpreises ab-
hängig gemacht. In vielen Fällen ist heute die
Kohlenklausel die wichtigste Zahl des Strom-
lieferungsvertrages, und diealten Grundpreise
treten ihr gegenüber an Bedeutung ganzin den
Hintergrund. Es erscheint daher wohl ange-
bracht, einmal die Frage zu erörtern, ob und wie
weit eine Kohlenklausel die Mehrkosten der
Stromerzeugung richtig zum Ausdruck zu brin-
gen vermag. Leider erfüllt die, Kohlenklausel
durchaus nicht ihren Zweck so, wie es eigentlich
wünschenswert wäre. Wenn dies tatsächlich
der Fall wäre, so müßten heute nicht allenthal-
ben Schiedsgerichtsverfahren zum Zwecke der
Abänderung der Kohlenklausel durchgeführt
werden. Die hier eit auftretenden Umstimmig-
Abb. 4. Querschnitt durch eine Ofen- und Gießhalle:
Gießkran mit getrennter Hub- und Hilfskatze; Muldenlaufkatze.
keiten einigermaßen aufzuklären, soll im folgen-
den versucht werden.
In der Hauptsache sind gegenwärtig zwei
verschiedene Arten. der Kohlenklausel in Ge-
brauch. Sie mögen als Pfennigklausel und
Prozentklausel bezeichnet werden. ° Di
Pfennigklausel verlangt für jede Mark Kohlen-
preiserhöhung über den Grundpreis von ko M/t/
einen Zuschlag zum Strompreis von.s Pf/kWh.-
Beträgt der Stromgrundpreis p, Pf/kWh, so be-
läuft sich bei Erhöhüng des Kohlenpreises auf
k M der Strompreis in Pfennig je Kilowatt-
stunde auf 5
P=Pmts(k— ko).
Der Zuschlag wird entweder auf jede ange-
fangene oder jede volle Mark Kohlenpreiserhö-
hung bezogen, manchmal auch auf jede halbe
Mark oder auf mehrere volle Mark. Die Pfennig-
klausel ergibt sich hiernach aus dem neuen und
alten Strom- und Kohlenpreis zu
Die
Weniger häufig ist die Prozentklausel in‘
Gebrauch. Bei ihr wird für 2% Kohlenpreiser-
höhung über den Grundpreis von ky M/t ein
Zuschlag von q 2% auf den Stromgrundpreis
von po Pi/kWh erhoben. Bei einem Kohlenpreis
von k M/t beträgt hiernach der Strompreis in
Pfennig je Kilowattstunde
BER
p=mlitg: = 2).
Die Pıozentklausel q berechnet sich aus den
neuen und alten Preisen in folgender Weise:
qa= PD ky) _w
erener
Hierin bedeutet w die Strompreiserhöhung
und x die Kohlenpreiserhöhung in Prozenten.
Zwischen der Prozentklausel und der Pfennig-
klausel besteht hiernach folgende Beziehung:
ee,
5 Po N
Beträgt beispielsweise der ursprüngliche:
Strompreis 15 Pf bei einem Kohlenpreis von
20 M/t und soll bei Erhöhung des Kohlenpreises
auf 120 M/t ein Strompreis von 45 Pf erreicht
werden, so muß die Pfennigklausel s = 0,30 und
die Prozentklausel q = 0,4 betragen.
Manchmal kommt auch eine Kombination
der Pfennigklausel und der Prozentklausel vor.
Es wird für jede Märk Kohlenmehrpreis ein Zu-
schlag von r%, auf den Strompreis erhoben. In
diesem Falle ist ;
Be , r(k—kı)
Es wird dann
P—2o 100 _ 100s
(CK Rh u #)
k—ko, Po:, Po
Für obiges Beispiel wird
Es soll nunmehr untersucht werden, in wel-
chom Zusammeoahange die Kohlonklausel mit
et a
De. 7 u w Eee
Fa 7 ” f ‘ 2
«
19. Februar 1920. Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 8.
“ nn
151
er 7
der Steigerung der Erzeugungskosten
des elektrischen Stromes steht, und welche.
Werte sie anzunehmen hat, damit sie die Stei-
gerung der Erzeugungskosten zu decken im-
stande ist. Die Erzeugungskosten des elektri-
schen Stromes setzen sich bekanntlich aus zwei
Teilen zusammen. Der eine Teil ist im wesent-
lichen von. der Höchstleistung des Werkes ab-
hängig und enthält in der Hauptsache die Kapi-
talkosten sowie denjenigen Teil der Betriebs-
kosten, der auch dann aufzuwenden wäre, wenn
das Werk gar keinen Strom in das Netzabgeben
würde; diese Kosten sollen weiterhin als Lei-
stungskosten bezeichnet werden. Für jedes
Kilowatt Höchstleistung mögen sie L Pf be-
tragen. Dividiert man L durch die Benutzungs-
dauer T der Höchstleistung, so erhält man die
Leistungskosten in Pfennig für jede abgegebene
Kilowattstunde als 7 = n-
dauer der Höchstleistung wird erhalten, wenn
man die Zahl der abgegebenen Kilowattstunden
durch die Höchstleistung dividiert.
Der zweite Teil der Erzeugungskosten ist
von der Zahl der abgegebenen Kilowattstunden
Die Benutzungs-
abhängig und enthält den Hauptteil der Be-
triebskosten. Diese Kosten mögen weiterhin
als Arbeitskosten bezeichnet werden und
a Pf für jede abgegebene Kilowattstunde be-
tragen. Die gesämten Stromerzeugungskosten
belaufen sich hiernach auf
L
P=mta=ita
. Hierbei beträgt der Kohlenpreis k Mt.
Bei einem Kohlengrundpreis von ky M/t mögen
dagegen die Erzeugungskosten betragen haben
po a ’
- Der Kohlenpreiserhöhung um 2%, stehe
eine E'höhung der Leistungskosten um y%, und
der Arbeitskosten um 2%, gegenüber. Es ist
dann
ae
SE,
- y=100
und
I)
und
a—da
z2=1W ——.
Ay
Die Leistungspreiserhöhung sei u mal so
groß und die Arbeitspreiserhöhung sei v-mal
so groß wie die Kohlenpreiserhöhung, demnach
MEU RE AU
Wir können nunmehr aus dies®n Größen
und den oben angegebenen Formeln berechnen,
wie hoch die Kohlenklausel sowohl als Pfennig-
klausel wie auch als Prozentklausel sein muß,
damit sie die Steigerung der Erzeugungskosten
deckt. Es ist
: P.Py > 1—h+a—&
eK, k—ko :
._ yb+20%._uh+va
SZ — irre
. scko 10
ae eher va
pP . Po
Diese beiden Formeln geben uns wichtige
Aufschlüsse über die Faktoren, durch welche
die Höhe der Kohlenklausel maßgebend beein-
flußt wird. Während die Prozentklausel q von
dem Kohlengrundpreis nicht unmittelbar ab-
hängt, ist die Pfennigklausel s dem Kohlen-
grundpreis umgekehrt proportional. Im übri-
gen ändern sich sowohl s wie auch q mit der
Höhe des Grundpreises für Leistung und Arbeit
und mit den Faktoren u und v. len Verhältnis-
zahlen der Steigerung des Leistungs- und Ar-
beitspreises zur Steigerung des Kohlenpreises.
Da der Leistungsgrundpreis 7, von der Be-
nutzungsdauer der Höchstleistung abhängig ist,
ändert sich auch die Kohlenklausel mit der
Höhe der Benutzungsdauer, sobald w größer
als O ist. Nur 'wenn u = 0, also der Leistungs-
preis bei Erhöhung des Kohlenpreises unver-
ändert geblieben ist, erbält man eine von der
“die Kohlenklausel
Benutzungsdauer unabhängige Pfennigklausel.
Aber auch dann bleibt die Pfennigklausel nur
so lange konstant, als v» unverändert bleibt.
Mit diesem Zustand v = 0 und v = const.
konnte man in früheren Jahren rechnen, und
deshalb war damals eine unveränderliche Koh-
lenklausel berechtigt. Heute sind dagegen so-
wohl « als auch » beträchtlichen Änderungen
unterworfen. Denn die Steigerung des Arbeits-
preises hat sich immer mehr der Steigerung des
Kohlenpreises angenähert und übertrifft sogar
letztere schon mancherorts. Demnach ist v
immer mehr gewachsen und hat den Wert 1
manchmal schon überschritten. Ebenso - ist
auch der Leistungspreis schon längst nicht mehr
unverändert geblieben. Er ist zwar noch lange
nicht in dem Maße wie der Kohlenpreis, aber
doch auch schon recht beträchtlich gestiegen.
Mithin ist auch « nicht mehr gleich 0 und hat
im Laufe der Zeit schon Werte bis gegen 0,5
erreicht. Infolge der ständigen Steigerung von
wund verweist es sich als erforderlich, daß auch
dementsprechend erhöht
wird, damit die Elektrizitätswerke die Steige-
rung ihrer Erzeugungskosten gedeckt bekom-
men.
Die Prozentklausel ändert sich ebenso wie
die Pfennigklausel; außerdem hängt sie aber
auch von der Höhe des Grundpreises ab, zeigt
also für verschiedene Verhältnisse noch größere
Verschiedenheiten als die Pfennigklausel. Nur
wenn die Leistungskosten und die Arbeits-
kosten ingleichem Maße ansteigen, also u gleich
v wird, nimmt auch die Prozentklausel densel-
.ben Wert an und wird von Benutzungsdauer
Zahlentafell.
Höhe angenommen, während der Leistungspreis
sich im ersten Falle nicht, im zweiten Falle im
gleichen Maße wie der Arbeitspreis geändert
hat. Im ersten Falle e'hält man eine von der
Benutzungsdauer unabhängige Pfennigklausel
und eine stark veränderliche Prozentklausel.
Im zweiten Falle ist dagegen umgekehrt die
Pfennigklausel stark veränderlich und die Pro-
zentklausel konstant. Im dritten und vierten
Fall entspricht die Kohlenpreiserhöhung um
600%, ungefähr den heutigen Verhältnissen.
Für den Leistungspreis ist dabei eine Erhöhung
um 300%, also « = 0,5angenommen. Vorläufig
wird dieser Wert in Wirklichkeit wohl noch sel-
ten erreicht. Der Arbeitspreis möge sich im
dritten Falle etwas weniger als der Kohlenpreis
geändert haben (v = 0,75); im vierten Falle
übertrifft seine Erhöhung dagegen die Erhöhung
des Kohlenpreises (v = 1,25). In beiden Fällen
ist sowohl die Pfennigklausel wie auch die Pro-
zentklausel bei verschiedener Benutzungsdauer
verschieden. Besonders bei niedriger Be-
nutzungsdauer fällt die Pfennieklausel weit
höher aus als sie früher meist üblich war.
In einer besonderen Spalte der Zahlen-
tafel sind die Strompreiserhöhungen w in Pro-
zenten des Stromgrundpreises angegeben. Die-
sen Strompreiserhöhungen gegenüber spielt die
ursprüngliche Höhe der Stromgrundpreise unter
den heutigen Verhältnissen nur noch eine unter-
geordnete Rolle. Um so wichtiger erscheint da-
her die richtige Bemessung der Kohlenklausel,
um eine die Steigerung der Erzeugungskosten
deckende Erhöhung der Verkaufspreise zu er-
zielen.
Beispiele für die Erhöhung der Stromkosten und die hierbei
nötige Höhe von Pfennig- und Prozentklausel.
Koh- Steige- Rtaiger Steige- Benut- | Jei- Ar- |Gesamt-, Steige- 2
len- „der ‚der der a , an stungs-| beits- | strom- ir Pfennig-\Prozent-
Beispiel kosten ts Sins Be een in kosten kosten | preis | Strom- klausel | klausel
ın | kosten | kosten | kosten Stun- ın ın ın pEBIEER En
M/t %y, 0, Y- den |Pf/kWh| Pf/kWh | Pf/kWh %, Pf/M | % =
k x -y z Urs AV ie b a p | w | s | q
Grund- | | | soo | 20 4 24 I
preisel| 2% | — — == — = | 2000 er: 9 I =
5000 | 2 4 6) | |
| 500 | 20 8 98071 781..090 11.0,17
1 40 100 (0) 100 0) 1 2000 5 8 13 ,18245 0,20 | 0,45
Be 5000 ı 2 8 10 | 67 | 020° |.0,57
| ( 500 | 40 8 48 | 109°! 1,20. 1,0
2. 40 | 100 100 100 1 j! 2000 10 fo) 18 100 | 0,45 1,0
| \ 5000 4 8 12 100 0,30 1,0
| 500 | 80 | 22 | 102 |'325 | 0,66 | 0,4
3 140 600 300 450 0,5 | 025) 2000 20 21222 42, | :.367 | 0,275 | 0,61
+ 5000 RE 8 1,38 30, 400 | 0% 0,67
| 500 | s0 |. 34 | 11a | 375 | 0,75 | 0,68
4 | 140 | 600 |“ 300 | 60 |- 05 125 2000 1.20 | 34.1. 54 | 500 | 0,375 | 0,R3
| | 5000 8 34 42 | 600 | 0,30 | 1,00
und Grundpreis unabhängig. Dieser Zustand
wird vielleicht in späteren Jahren einmal er-
reicht werden, trifft. dagegen heute in keinem
Fall zu. Deshalb ist die Pfennigklausel gegen-
über der Prozentklausel meist vorzuziehen.
Nur für feste Einheitstarife erscheint auch die
Prozentklausel am Platze.
Zur Erläuterung dieser Ausführungen sind
in Zahlentafel 1 verschiedene Beispiele für die
Erhöhung der Stromkosten und die hierbei not-
wendige Höhe der Pfennigklausel und der Pro-
zentklausel durchegerechnet. Damit die einzel-
nen Fälle möglichst charakteristische Unter-
schiede zeigen, sind die ihnen zugrunde gelegten
Yahlen so gewählt, daß sie nicht durchweg den
bisher in Wirklichkeit vorkommenden Werten
entsprechen. Den Beispielen sind Leistungs-
kosten von 100 M/kW und Arbeitskosten von
4 Pf/kWh zugrunde gelegt. Als Kohlengrund-
preis ist 20 M/t angenommen. Im ganzen sind
4 verschiedene Fälle in Betracht gezogen und
jeder für eine Benutzungsdauer von 500, 2000
und 5000 h durchgerechnet. In den zwei ersten
Fällen ist eine Kohlenpreiserhöhung von 100%
und eine Arbeitspreiserhöhung von gleicher
Die wenigen Beispiele sind hier nur zur all-
gemeinen Orientierung über den Ein’iuß der
verschiedenen Faktoren auf die Höhe der Koh-
lenklausel angegeben worden. Sie können na-
turgemäß kein auch nur annähernd erschöpfen-
des Bild von den tatsächlichen Verhältnissen
geben, wie sie sich im Laufe der Jahre gestaltet
haben und heute maßgebend sind. Hierzu sind
die oben angegebenen Formeln bestimmt. Aber
auch die hier vorgeführten Beispiele lassen
schon erkennen, daß von einer festen Kohlen-
klausel, die für verschiedene Werke oder auch
nur für alle Konsumentenklassen desselben
Werkes die Steigerung der Erzeugungskosten
richtig erfaßt, heute keine Rede mehr sein kann.
Aber auch eine einmal richtig festgesetzte Koh-
lenklausel kann bei den sprungweisen Erhöhun-
gen, denen Kohlenpreise und Arbeitslöhne noch
ständig unterworfen sind, nicht auf Jahre hin-
aus unverändert bleiben. Siemuß vielmehr von
Zeit zu Zeit den veränderten Erzeugungskosten
angepaßt werden. Es erscheint überhaupt frag-
lich, ob es auf die Dauer möglich sein wird, die
Teuerungszuschläge nur vom Kohlenpreis ab-
hängig zu machen. Meine Absicht ist es nicht,
152
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920.
Heit 8.
- 19. Februar 1920.
hier Ve: besserungsvorschläge zu machen. Es
sollte nur einmal auf die große Bedeutung einer
richtigen Bemessung der Kohlenklausel und auf
die ihr anhaftenden Mängel aufmerksam ge-
macht we’ den. Recht eıfreulich wäre es, wenn
meine Ausführungen dazu Veran'assung geben
würden, diese recht zeitgemäße Frage hier wel-
ter zu erörternund Vorschläge zur besseren Aus-
gestaltung der Tewerungszuschläge herbeizu-
führen.
Untersuchungen zur Ermittelung
der Gleichungen der Luftreibungsverluste an
umlaufenden, dünnen Blechscheiben.
Von Dipl.-Sng. Kurt Heinrich, Chemnitz.
Übersicht. Durch Versuche werden Kurven
aufgenommen, deren Gleichungen durch einfache
Betrachtungen ermittelt werden. Durch entspre-
chende Rechnung mit diesen Gleichungen ergibt
sich für den Luftreibungswiderstand umlaufender,
dünner Scheiben eine einfache Beziehung als Grund-
lage zu weiteren Rechnungen.
Zu den Versuchen wurden kreisrunde
Blechscheiben von verschiedenen Durch-
messern D (700, 650, 600, 500, 400, 300 mm)
verwendet, die Blechsıärke betrug bei allen
Scheiben 05 mm, so daß nur die Luftrei-
bung an den beiden Kreisebenen der Schei-
ben in Frage kam. Für jeden Versuch
wurde eine Scheibe an Stelle der Riemen-
scheibe auf einen Gleichstrom-Nebenschluß-
motor geseızt, der mit bei allen Versuchen
gleichbleibendem Strome Jerr. = Konsı. fremd
erregt wurde. Sumit kam für alle Versuchs-
werıe ein undderselbeInduktionsflußinFrage,
der ohne Berücksichtigung bleiben konnte.
Gemessen wurde in den einzelnen Versuchs-
zuständen der Ankerstrom JA und die an
den Bürsten bestehende Spannung Pa. Durch
jedesmaliges genügend langes Einfahren
wurde der Ankerwiderstand R4 für alle Ver-
suche gleichbleibend gemacht.
Durch Aufnahme von Versuchswerten
sind Kurven zusammengestellt worden. Aus
dem Verlauf dieser Kurven sind durch ein-
fache Betrachtungen Gleichungen ermittelt
worden, die den Kurven genügen. An Hand
dieser Gleichungen können gesuchte Werte
durch Rechnung gefunden werden.
Es wurde zunächst die Leistung Z"Ges. in
"Watt für verschiedene Drehzahlen » umin-1
bestimmt, die aufgenommen wurde, wenn
eine Scheibe mit einem Durchmesser Din mm
auf die Motorwelle gesetzt war.
Bedeu:en:
PAGes. die hierbei an den Ankerbürsten
stehende Spannung in Volt,
JA Gen.
Strom in Amp,
L’Ges.
in Watt,
den Ankerwiderstand, nachdem er
gleichbleibend geworden ist, in Ohm,
die aufgenommene Leistung, vermin-
dert um die Kupferverluste, in Watt,
dann ist:
L'Ges = PA Ges. : JA Ges. = fı (n) Br (1
L'Ges. = L’@es — J?aGes.. Ra=fa(n). (2
Diese Beziehung (2) wurde in einem recht-
winkligen Koordinatensystem aufgetragen,
u. zw. die Drehzahl n als Abszisse und die
Leistung ZL'ges. als Ordinate.
Entsprechende Aufnahmen wurden an-
schließend nach Abnahme der Scheibe wie-
derholt.
Bedeuten:
Pıı die hierbeian den Ankerbürsten stehende
Spannung in Volt,
Ja, der hierbei durch den Anker fließende
Strom in Amp,
L', die hierbei aufgenommene Leistung in
Watt,
Ra
L'Ges.
der hierbei durch den Anker fließende
die hierbei aufgenommene Leistung
L", die aufgenommene Leistung, vermindert
um die Kupferverluste, in Watt,
dann ist:
LDN= Pas san Teiln) mr (3
De bj edıan Ba sfı[n) 7a
Die Beziehung (4) wurde entsprechend
wie Beziehung (2) in demselben Koordinaten-
system aufgetragen.
Durch Subtraktion der Beziehung (4)
von Beziehung (2) ergibt sich
Das Dis Tin) = 2
als reine Verlustleistung der jeweiligen
Scheibe. Auf graphischem Wege wurden
durch Subtraktion der aufgetragenen Be-
ziehungen (2) und (4) die Kurven der Be-
ziehung (5) ermittelt.
Eine nähere analytische Untersuchung
der Beziehung (5)
ie)
ergibt, wenn für
n=102%
|
gesetzt wird, die Gleichung
ee (0
die eine kubische Parabel darstellt, deren
Wendepunkt der Koordinatenanfangspunkt
und deren Wendetangente die Abszisse ist.
Zur Ermittlung des Wertes «a wurden
für verschiedene Kurvenpunkte 1,2, 3,...b
die zugehörigen Koordinaten &,, %g, %3, ...%b;
Yı, Ya Yar--- Yo festgestellt und aus jeder
einzelnen Ermittlung nach Beziehung (6) die
einzelnen Werte a, berechnet.
Es ist dann für 5b Punkte:
23 a ’ 05°
a=—, lg = 5 3, er
Yı Y3 Ya (7
XCb
A == Yo
Da die einzelnen Werte a, untereinander
sehr wenig verschieden sind, kann für das
a der Beziehung (6) mit hinlänglicher Ge-
nauigkeit der Mittelwert aller berechneten
a, gesetzt werden zu:
2°
%» _2
EEE NEE EEE
— Num’10?:%)
—— Scheibe + Motor
== Scheibe - Motor (= -Ayfnahme -=-Gleichung)
—-— Motor leer
% Yu Fl a
Bo
; 60 BE
16 21 Aod 100 um 30:
18 3,0 5.832 1940 = 140.1.
20 42 8000 1900
24 5, 13 824 1970 Aufnahme.
28 11,0 21 952 1980
125 1 1940
15,7 2 3880
18,0 8 5820
19,8 4 7 760 Gleichung.
22,7 6 11 640
25,0 8 15 520
26.9 10 19 400
33,8 20 38800
Abb. 1.
Die Beziehung (6) lautet dann:
u
h
Ss
28 32
— um! (0°:
a
512 =ay
nn Ay, = 486
486 Ex} = 486 y
486 |
186 | £ Aufnahme.
482 «
484
486
a
ZGleichvng.
164,0 £
160,0 Aufnahme.
159,5
Gleichung.
D
u
N N
Ans rin A ee Cr uns
|
19. Februar 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Helft 8.
159
Dieses Verfahren wurde für die sechs
zu untersuchenden Scheiben angewendet
und ergab folgende Werte:
Dmm 300 400 500 600 650 700,
a. .1940,0 486,0 1600 61,0 8372 272
Die für die einzelnen Scheiben aufge-
nommenen Kurven
L"=f(m)
wurden mit den nach Beziehung (9) ermit-
telten Werten verglichen und zeigten fast
völlige Übereinstimmung.
700
0 ESTER EEE EEE
—— 7,910")
x Y Pr a
4 1,0 64 64,0 w=4ay;
6 35 216 67 PREr IK
8 84 512 60,9 ME 2
10 16.5 1000 60.6 Bley:
12 28,1 1728 61.5
14 45,0 974 61,0 Aufnahme.
16 67,0 4096 61,0 n
39 1 6l
5,0 2 122
683 4 244
72 6 366
7.9 8 488 IB
8,5 10 610 Gleichung.
10,7 20 1220
13,9 40 2440
15,4 60 3660
16,9 80 4830
18,3 109 6100
Abb. 4 4
EZ BE DE FREE BEE
7, mir.00°.%)
( Y En a
4 1,8 64 35,6 = av;
8 13,6 512 37,6 au =
10 27,0 1000 37,0 = 372.4:
12% 46,7 1728», 37,3
14 72,5 2744 37,9 Aufnahme.
34 1 37,2
4,2 2 74,4
BE} 4 148,8
6,1 6 203,2
6,7 8 297,6 Gleichung.
72 10 372,0
91 20 744,0
11,4 +. 40 1488,0
13,0 60 2232,0
14,4 &0 2976 0
15,5 100 3720,0
Abb. 5.
Die Aufnahmewerte der einzelnen Ver-
suche sind in Abb. 1 bis 6 graphisch dar-
gestellt, Abb. 7 zeigt die Kurven der Be-
ziehung
L"=f(n)
für verschiedene D. In der Gleichung
| a En N
ist nf Die . (10
diese Beziehung (10) wurde in einem recht-
winkligen Koordinatensystem als Kurve
so aufgetragen, daß die D als Abszissen
0 = si — &
N |
\ |
son _ |
| |
80 oral! =T | r ]
70 + an T- + a
| | a
so I I LT 1 +
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30 SE u RT
|
20 - = ZN IL |öcheide os ||
x ia | | | ID
ae
DRS Er DE RE
Pe 7, ma 0 X)
© Y % a
4 2,2 64 29,0 "=ay;:
6 7.8 216 27,8 a ION:
8 195 512 26,3 2 =
10 38.0 1000 - 264 == 272.Y-
12 66,0 1728 26,2 Aufnahme.
3,0 1 27,2
3,8 2 544
4,8 4 108,8 -
6,0 8 217,6 Gleichung.
6,8 10 20
8,2 20 544,
11,8 60 1632,0
14,4 100 2720,0
Abb. 6.
60 SE
EN SISI S S IS
ISIEN
55 D _ |SI8S | | > I!
£ |
soh4-
45 it - ı + |
4or—- ee rg IF Net ET
35 i
|
30 nn = |
25 nn —
20 -_— + gie
15 3: ae
70 4
5 4
0 4 8 2 m m u 2,32, %
—— 72mm 410°)
Abb. 7.
und die a als Ordinaten eingesetzt waren
(Abb. 8).
Die analytische Untersuchung der Be-
ziehung (10) ergibt, wenn für
a=zy
DZA08%
gesetzt wird, die Gleichung
ER: (il
Für eine Anzahl 2 Punkte der Kurven
ermittelt man die Koordinaten &,, y, und
erhält dann jeweilig nach Beziehung (11)
durch Rechnung:
ERLITT,
4=% Yı;
9=%'Y;
a Yz
CE Ya
7] 0 200 300 #00 500 600 700 800 300
—— mm Scheibendurchmesser D (x 10°)
x a? Y c
4 a 166 19 000 ICH
5 3120 158 493 000 En R
6 7760 62 481 000 Sim: 7 oa
6,5 11 580 4 475.000 2, y=48.10ir er
7 16 800 28 471 090 Aufnahme.
4 1024 468,0
5 3120 154,0
6 7 760 61,8 Gleichung
6,9 11 580 41,4
7 16 800 28,6
8 32800. 14.6
9 59 000 8,2
Abb. 8.
Die so ermittelten Werte ce, sind unter-
einander so wenig abweichend, daß für ce
der Beziehung (11) der Mittelwert aller c, ein-
gesetzt werden kann. Dieser lautet:
eu 2a
u— 2 — 2 I * . ’ ie
so daß die Beziehung (11) dann lautet:
DE
ee
Y z (14
Als bereehneter Mittelwert aller ce; cı-
gab sich ce zu:
e—=4sr, 10° (15
Unter Einsetzen von a für 8 D:LUr 10%, 2,
c=48.10% lautet die Beziehung (11):
D>
700 :4=48.10'
(16
Aus Beziehung (6) errechnet sich @ zu:
ge"
art
Ye
unter Einsetzen von
rn für ,10*. zuminm!,
L" für y Watt
ist: (17
Durch Einsetzen des in Beziehung (17)
erhaltenen Wertes für « in Beziehung (16)
ergibt sich:
2” n? N
= a — 4
IDEE RL N ee:
Hieraus folgt:
DE yEe
I ee NAT; [0
L"= 5:8 Watts; „ 619
wenn D in min und a m u min=! eingesetzt
wird.
Beispiel: Eine kreisrunde Blechscheibe
von 0,5 mm Dicke und 500 mm = D laufe
mit an = 1000 min =! um.
verlust L'' in Watt ist zu ermitteln.
Der Luftreibungs-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 8.
19. Februar 1920.
nn m nn mm msn nn m m —m—————
154
j 5005 . 10° t
277 4875.08
3125 ..10'0%. 10° 3125 L
— 7 a8 TOW as 6,5. Watt.
Das Nachprüfen an Hand der graphi-
schen Darstellung Abb. 7 zeigt die Uberein-
stimmung des berechneten mit dem Ver-
suchswert.
Elektrizitätsgesetzgebung in Österreich.
Politische und wirtschaftliche Gründe
haben, wie in anderen Ländern, so auch in
Österreich die Regierung veranlaßt, sich aufs
neue mit dem Problem der Elektrizitätsgesetz-
gebung zu beschäftigen und dem Parlament am
Ende des abgelaufenen Jahres zwei neue Ge-
setzentwürfe, ein „Gesetz, betreffend elek-
trische Anlagen‘ (Elektrizitätsgesetz) und
ein „Gesetz über die Elektrizitätswirt-
sehaft‘‘ vorzulegen.
Beide Entwürfe nehmen in wesentlichen
Punkten Bezug auf zwei bereits in Kraft ge-
tretene Gesetze, deren Hauptbestimmungen
kurz hier wiedergegeben werden sollen. Das eine
ist das ‚„‚Gesetz vom 29. VII. 1919 über ge-
meinwirtschaftliche Unternehmungen‘,
die zur Erfüllung wirtschaftlicher Aufgaben im
Dienste der Allgemeinheit, insbesondere zum
Zwecke der Vergesellschaftung von Wirtschafts-
betrieben auf Grund dieses Gesetzes gebildet
werden können. Solche Unternehmungen kön-
nen entweder als ‚‚gemeinwirtschaftliche An-
stalten‘‘ oder als „Gesellschaften gemeinwirt-
schaftlichen Charakters‘‘ gegründet werden.
Erstere werden nur durch den Staat, durch die
Länder oder sonstige öffentliche Körperschaften
errichtet und durch Stammeinlagen der grün-
denden Körperschaften sowie durch Teilschuld-
verschreibungen finanziert, deren Verzinsung
und Tilgung durch die gründenden Körper-
schaften garantiert werden müssen, und die
Mündelsicherheit genießen. Auf die Stammein-
lagen darf kein höherer Gewinnanteil als 5%
entrichtet werden, der Rest ist zwischen den
Arbeitnehmern der Anstalt und den gründen-
den Körperschaften zu teilen.
„Gesellschaft gemeinwirtschaftlichen Cha-
rakters‘‘ kann jede Aktiengesellschaft oder G.
m. b. H. werden, wenn den öffentlichen Körper-
schaften oder gemeinwirtschaftlichen Anstal-
ten sowie den Arbeitnehmern ein wesentlicher
Anteil an der Verwaltung und Überwachung
eingeräumt wird. Bei der Verteilung des Rein-
gewinnes muß ein durch die Satzungen. be-
stimmter Teil zum Vorteil der Arbeitnehmer
verwendet werden; auch muß der Mehrgewinn
über 6% Dividende zwischen Gesellschaftern
und den beteiligten Gebietskörperschaften ge-
teilt werden. Der Anteil der letzteren steigt
progressiv mit der Höhe des Reingewinns.
Das andere Gesetz, das als Grundlage für
die Elektrizitäts- Gesetzentwürfe dient, ist das
„Gesetz vom 30. V. 1919 über das Verfahren
bei der Enteignung von
betrieben‘, in dem allgemeine Bestimmungen
über das Vorgehen bei der Enteignung, bei der
Festsetzung der Entschädigung, bei der Über-
nahme. der enteigneten Anlage usw. getroffen
sind. So z. B. ist festgesetzt, daß die Enteig-
nungin der Regel die Unternehmung als Ganzes
umfaßt, daß jedoch einzelne selbständige Teile
ausgeschaltet werden können. Über die -Ent-
schädigung entscheidet mangels eines Überein-
kommens endgültig ein Schiedsgericht, be-
stehend aus 3 Berufsrichtern und 4 sachver-
ständigen Laienrichtern. Im übrigen überläßt
das Gesetz die näheren Bestimmungen über den
Gegenstand und den Umfang der Enteignung
sowie über die Festsetzung der Entschädigung
besonders zu erlassenden Gesetzen.
Die Kenntnis der vorerwähnten beiden
Gesetze ist erforderlich, wenn man die Trag-
weite der beiden Elektrizitäts- Gesetzentwürfe
richtig einschätzen will.
Der Gesetzentwurf über die elektri-
schen Anlagen ist im wesentlichen ein Ge-
nehmigungsgesetz. In fünf Hauptstücken wer-
den die Vorbedingungen für die Verleihung von
Leitungs- und Enteignungsrechten an Stark-
stromunternehmungen und staatliche Schwach-
stromanlagen, das hierbei einzuschlagende Ver-
fahren und die zu beobachtenden Gesichts-
punkte geregelt.
Das 1. Hauptstück umfaßt Bestimmun-
gen allgemeiner Art über die Einteilung der
ekkrechen Anlagen in Stromlieferungsunter -
nehmungen, Eigenanlagen und Telegraphenan-
lagen, über die Auskunftspflicht zur Aufstellung
einer Elektrizitätsstatistik ; es bestimmt ferner,
aaß vor Erlaß von Vollzugsanweisungen, tech-
Wirtschafts--
nischen Vorschriften oder Verfügungen allge-
meiner Bedeutung zur Durchführung dieses Ge-
setzes ein Elektrizitätsbeirat zur Beratung
zu berufen ist. Für gemeinwirtschaftliche und
gemeinnützige Stromlieferungsunternehmungen
ist Ausbaupflicht, Vertragszwang, Aus-
schluß von Installationsmonopolen vorgeschrie-
ben. Von besonderem Interesse ist die Bestim-
mung, daß unter dem im Strafgesetze gebrauch-
ten Ausdruck ‚Sache‘ und ‚„Gut‘‘ auch die
elektrische Energie verstanden ist.
Das 2. Hauptstück behandelt das Stark-
strom-Wegerecht. Sämtliche behördlich ge-
nehmigten Starkstromanlagen werden Lei-
tungsrechte auf öffentlichem und privatem
Grundeigentum zuerkannt; sie umfassen das_
Recht zur Führung und Unterhaltung von
oberirdischen Leitungen, zur Anbringung und
Unterhaltung von Stützpunkten und Transfor-
matorenstationen sowie zur Ausästung unter
tunlichster Schonung der Rechte der Betroffe-
nen. Vertraglich bestehende Ausschließlich-
keitsrechte innerhalb der Gemeinden dürfen
hierdurch nicht berührt werden. Von besonde-
rer Bedeutung ist die in diesem Zusammenhang
getroffene Festsetzung, daß Starkstromleitun-
gen, einschließlich der Schalt- und Transforma-
torenanlagen, als ‚Zubehör‘ der Stromerzeu-
gungsstätte zu gelten haben. Das Recht zur
Enteignung wird nur den gemeinwirtschaft-
lichen und als gemeinnützig anerkannten Un-
ternehmungen verliehen, u. zw. für Leitungs-
anlagen samt. Zubehör, wenn für diese Einrich-
tungen die dauernde Erhaltung an einem be-
stimmten Ort aus zwingenden technischen
Gründen oder mit Rücksicht auf die unverhält-
nismäßigen Kosten ihrer Verlegung geboten ist,
ferner aber auch für das Kraftwerk, wenn es aus
zwingenden wirtschaftlichen und technischen
Gründen an eine bestimmte Baustelle gebunden
erscheint. Für Leitungsrechte undEnteignungen
ist für den Betroffenen Schadenersatz und Ent-
schädigung vorgesehen.
Das 3. Hauptstück behandelt die Geneh-
migung der Starkstromanlagen.® Alle
elektrischen Starkstromanlagen werden der
staatlichen Aufsicht unterstellt. Die Er-
richtung, Änderung oder Erweiterung ist an
eine staatliche Genehmigung gebunden,
u. zw. bei Einzelanlagen seitens der zuständigen
Gewerbebehörde, bei Stromlieferungsunterneh-
mungen seitens der Landesregierung. Eigenan-
lagen mit einer größeren Dauerleistungsfähig-
keit als 500 kW können in Notfällen zur Auf-
rechterhaltung der öffentlichen Elektrizitäts-
versorgung herangezogen werden. Weiter ent-
hält dieser Abschnitt Bestimmungen über das
Genehmigungsverfahren über die hierzu not-
wendigen Unterlagen, über die Baufristen, über
das Erlöschen der Genehmigungs- und der Lei-
tungsrechte und die hiergegen mögliche Be-
rufung.
Das 4. Hauptstück behandelt das Tele-
graphen-Wegerecht, darunter auch die
Privattelegraphenanlagen; letztere bedürfen
einer Konzession . der Telegraphenverwaltung
nieht, sofern sie ausschließlich zu Betriebs-
zwecken dienen.
Das 5. Hauptstück, endlich enthält die
Schluß- und Übergangsbestimmungen.
Änderungen und Erweiterungen schon be-
stehender Anlagen bedürfen ebenfalls der Ge-
nehmigung nach diesem Gesetz. Der Vollzug
des Gesetzes ist dem Staatssekretär für Handel
und Gewerbe, Industrie und Bauten anver-
traut. j
Dem Gesetzentwurf ist eine eingehende
Begründung nebst Erläuterung beigefügt, aus
der hervorgeht, daß sachverständige, zielbe-
wußte Persönlichkeiten ohne Engherzigkeit der
Ausbreitung der Elektrizitätsversorgung ' die
Wege zu ebnen versuchten, und man muß zu-
geben, daß ihnen dies auch im großen und gan-
zen gelungen ist. Zwar enthält das Gesetz
manche Vorschriften, die in der Hand bureau-
kratischer Behörden eher zur Behinderung statt
zur Förderung der Elektrizitätsversorgung an-
gewendet werden können; auch bedürfen einige
Bestimmungen, die eine überflüssige Belastung
der Unternehmen bedeuten, der Abänderung,
so z. B. die Bestimmung, daß dem Ansuchen um
Genehmigung einer Starkstromanlage ein Ver-
zeichnis der zu benutzenden fremden Liegen-
schaften mit ihren Katastral- und Grundbuch-
bezeichnungen beizufügen ist. Die. Erfüllung
dieser 'Forderung würde eine ungeheuere Be-
lastung des projektierenden Unternehmens dar-
stellen und ist in den meisten Fällen vor Inan-
griffnahme des Baues gar nicht durchführbar.
Auch kann die Unterstellung aller elektrischen
Starkstromanlagen unter die staatliche Auf-
sicht zu höchst bedenklichen Belästigungen füh-
ren. Doch sind diese Mängel gewissermaßen
Sehönheitsfehler, und es kann erwartet werden,
daß sie im Laufe der parlamentarischen Bera-
tung entfernt werden, und daß späterhin der
unverkennbar auf eine Förderung der Elektri-
zitätsversorgung gerichtete Geist des Gesetzes
auch bei seiner Anwendung obwalten wird.
Würde allein dieser Entwurf mit den not-
wendigen kleinen Abänderungen zum Gesetz
erhoben, so wären die Erbauer elektrischer An-
lagen in Österreich in einer beneidenswerten
Lage und die Elektrizitätsversorgung würde
voraussichtlich in kürzester Zeit die in wirt-
schaftlicher und sozialer Hinsicht wünschens-
werte Ausbreitung erhalten. Leider aber hat
die österreichische Regierung, den politischen
Zeitströmungen nachgebend, dem KElektrizi-
tätsgesetz sofort den Entwurf eines Elektri-
zitätswirtschaftsgesetzes folgen lassen,
der eine allzu weitgehende bureaukratische So-
zialisierung begünstigt; und da zu befürchten
ist, daß durch die Nationalversammlung beide.
Gesetze nur gemeinsam verabschiedet werden,
so wird, wenigstens soweit das private Unter-
nehmertum in Frage kommt, ihm durch das
eine Gesetz genommen, was ihm durch das
andere gegeben wird. Zwar hat Unterstaats-
sekretär Dr. Ellenbogen bei der Einbringung
des Gesetzes darauf hingewiesen, daß das Ge-
setz weit hinter dem zurückbleibe, was in Eng-
land und Amerika — er hätte mit größerem
Rechtnoch hinzufügen können: auch inDeutsch.-
land — z. T.. beabsichtigt, z. T. schon Tatsache
ist (was übrigens für England und Amerika
keineswegs zutrifft). Aber auch in dieser nach
Ansicht der Regierung gemäßigten Form der
Sozialisierung hemmt es die private Unterneh-
mertätigkeit und hindert deren freie Beweglich-
keit so sehr, daß ihr der Anreiz fehlt, sich mit
Kapital und Initiative auf diesem Wirtschafts-
gebiet in umfangreichem Maße zu betätigen.
Das Gesetz bestimmt, daß zur planmäßi-
gen Erzeugung und Nutzbarmachung der elek-
trischen Energie in jedem Lande unter Beteili-
gung des Staates eine gemeinwirtschaft-
liche Landeselektrizitätsunternehmung
nach den Grundsätzen des oben erwähnten Ge-
setzes vom 29. VII. 1919 gebildet wird. Ihr
steht das ausschließliche Recht zur Errichtung
und zum Betrieb von Stromlieferungsunterneh-
mungen zu, jedoch kann sie im Einvernehmen
mit der Staatsregierung dieses Recht auf Bau-
oder Betriebsgesellschaften übertragen. Die
allgemeinen Versorgungspläne und Richtlinien
werden zur Sicherstellung einer einheitlichen
Behandlung unter Mitwirkung des der Staats-
regierung unmittelbar unterstehenden „Was-
serkraft- und Elektrizitätswirtschafts-
amtes‘“ (W.E.W.A.) aufgestellt. Die Lan-
des-Elektrizitätsunternehmung *kann Privat-
anlagen gegen angemessene Entschädigung ent-
eignen. Die Entschädigung hat entweder in
einer angemessenen Beteiligung oder in Barzah-
lung zu bestehen. Falls eine Vereinbarung über
die En a BR nicht zustande kommt, ent-
scheidet hierüber ein Schiedsgericht auf Grund
des Gesetzes vom 30. V. 1919. Bei der Bewer-
tung der Anlagen ist von den Gestehungskosten
abzüglich angemessener Abschreibungen aus-
zugehen und auf den Ertragswert, gegebenen-
falls auf den Wert der Aktien oder Geschäfts-
anteile der Unternehmungen in billiger Weise
.Bedacht zu nehmen. Die seit dem 14. III. 1919
gemachten Anschaffungen sind voll zu er-
setzen. Heimfallrechte und Einlösungsrechte
erlöschen mit der Übergabe unter Entschädi-
gung des Berechtigten. Erweiterungen be-
stehender Privatunternehmungen können vor-
genommen werden, soweit hierdurch der allge-
meine Versorgungsplan nicht gestört wird. Auf
die möglichste technische Einheitlichkeit der
Stromlieferungsunternehmungen innerhalb der
Wirtschaftsgebiete sowie die Verbindung und
das Zusammenarbeiten derselben auch über die
einzelnen Länder hinaus ist Bedacht zu neh-
men. Die Tarife sind in erster Linie nach den
wirtschaftlichen Bedürfnissen der Abnehmer
auszugestalten,' jedoch ist darauf zu achten, daß
nach Bestreitung der Betriebsausgaben. und
nach Vornahme angemessener Abschreibungen
die Verzinsung und Tilgung des Anlagekapitals
dauernd gesichert bleibt.
Nach den dem Gesetz beigegebenen Erläu
terungen bezweckt der Entwurf einmal die
Herbeiführung einer systematischen Elektrizi-
tätswirtschaft auf möglichst großem Gebiete
und den Ersatz der privatwirtschaftlichen dureh
gemeinwirtschaftliche Organisation. Er will
anderseits die Bureaukratisierung der Elektri-
| zitätswirtschaft vermeiden und dem ausländi-
schen Kapital, ohne das nach Ansicht der Re- °
gierung eine ausgedehnte Elektrizitätsversor-
gung nicht möglich sein wird, nicht den Weg
zur Betätigung verschließen. Es muß aber be-
zweifelt werden, daß diese z. T. einander wider-
sprechenden Ziele durch den vorliegenden Ge-
setzentwurf erreicht werden. Die Erfahrung hat
doch genugsam gelehrt, daß Gemeinwirtschaft
ohne Bureaukratisierung kaum durchzufüh-
ren sein dürfte, und anderseits wird. bei-der
außerordentlichen Beschränkung der Gewinn-
möglichkeit, die durch das Elektrizitätswirt-
er 5
Nee
}
’
1%. Februar 1920.
schaftsgesetz bzw. das Gesetz vom 29. VII. 1919
bedingt ist, dem ausländischen Kapital kaum
ein Anreiz zu ausgiebiger Betätigung gegeben.
Zwar verleugnet auch dieser Gesetzentwurf
nicht die Zusammenarbeit erfahrener Fachleute
und verständnisvoller Wirtschaftspolitiker und
hält sich weit von der verständnisarmen Rück-
sichtslosigkeit entfernt, die das deutsche Elek-
trizitätsgesetz kennzeichnet. ‚Es wäre jedoch
im Interesse eines möglichst schnellen und um-
fassenden Wiederaufbaues der österreichischen
Volkswirtschaft lebhaft zu begrüßen, wenn die
Regierung den Elektrizitätswirtschaftsentwurf
ganz fallen lassen und sich auf die Durchbrin-
gung des Elektrizitätsanlagengesetzes beschrän-
ken würde, das ihr genügend Handhaben gibt,
um die bei der Elektrizitätsversorgung zweifel-
- los erforderlichen Rücksichten auf das Gemein-
wohl zu erzwingen. Der deutschen Regierung
aber sei empfohlen, daß sie sich, nachdem un-
glücklicherweise der deutsche Entwurf Gesetz
geworden ist, bei der Durchführung dieses Ge-
setzes und bei der Aufstellung der Ausführungs-
bestimmungen an wirtschaftlichem Verständnis
von der Regierung unserer Nachbarrepublik
nicht beschämen lassen nn
Drug. G. Siegel.
LITERATUR. 3
Besprechungen.
Aufgaben aus der Elektrotechniknebst
deren Lösungen. Ein Übungs- und Hilfs-
buch. Von Dr. E. Müllendorff. 3. neu-
bearb. Auflage. Mit 29 Textabb. 280 8. in
8%. Verlag von Georg Siemens. Berlin 1919.
Preis 8 M.
Das Buch, dessen erste Auflage 1902 er-
schienen ist, umfaßte ursprünglich 106 Auf-
gaben, die in 10 Kapiteln angeordnet waren.
In der dritten, wesentlich erweiterten und er-
gänzten Auflage sind als neue Kapitel hinzu-
gefügt: I. „Kraftfelder‘“ und XII. „Elektrische
Maschinen‘, während das- frühere Kapitel
II. ,„Potentialtheorie“ in die drei Kapitel
II. „Das Newtonsche Potential‘, III. „Das
elektrostatische Feld“ und IV, ;,Das elektro-
magnetische Feld‘ geteilt worden ist. Der Stoff
ist also auf 14 Kapitel verteilt; die Zahl der
Aufgaben ist auf 231 vermehrt worden. Nach
den Worten des Verfassers im Vorwort zur
dritten Auflage soll durch diese Aufgaben und
deren, wie lobend hervorgehoben werden muß,
mustergültig elegante Lösungen bei. dem Inge-
nieur das Interesse an der mathematischen Be-
handlung gefördert und der Sinn für die Schön-
heit der Mathematik belebt werden. Die An-
forderungen, die an das mathematische Wissen
und Können des Lesers gestellt werden, sind
teilweise ziemlich hohe. Demjenigen aber, der
die Mühe nicht scheut, wird sicher das Studium
‘der formvollendeten, eleganten Lösungen, die
der Verfasser gibt, einen hohen Genuß bereiten,
und der Studierende wird von einem solchen
Studium großen Nutzen haben, indem er den
Apparat, den ihm die Mathematik verschafft,
auf konkrete, physikalisch-technische Aufgaben
anwenden lernt, eine Sache, die ja bekanntlich
den meisten Studierenden große Schwierig-
keiten bereitet. Zur Erleichterung der Behand-
lung gehen jedem Kapitel kurze Erklärungen
der hauptsäehlichsten darin zur Anwendung
kommenden Gesetze voraus. Das Buch kann
besonders den Studierenden der Elektrotechnik,
sowie auch Mathematikern und Physikern
warm empfohlen werden ; aber auch der in der
Praxis stehende Elektroingenieur wird, beson-
dersin den Kapiteln VI „Das Ohmsche Gesetz‘,
VII. „Stromverzweigungen‘“ und VIII, ‚„‚Strom-.
verteilung‘‘, manche Anfgabe finden, die ihn
interessiert, und deren Lösung er nützlich ver-
wenden kann. - Drisd. Koöllert.
Die Treibmittel der Kraftfahrzeuge.
Von Prof. Ed.Donath und Prof. A. Gröger.
Mit 7 Abb. IV und 171 S. in 8°. Verlag von
Julius Springer. Berlin 1917. Preis 6,80 M.
Die allgemeinen ersten beiden Teile des
Buches geben einen guten Einblick in die
physikalischen Vorgänge, welche im Explo-
sionszylinder stattfinden. Vorher wird noch
eine allgemeine Darstellung gegeben, in der
über die Bedeutung der Kraftfahrzeuge, die
Entwicklung des Benzinmotors, die Statistik
der Motorfahrzeuge, die Aufgabe der Auto-
industrie, die Wichtigkeit der Vereinheitliebung
der Fabrikationsteile, der Einfluß des Straßen-
baues, gesprochen wird. Es wird hierbei auch
bereits darauf hingewiesen, daß die Möglichkeit
nicht von der Hand zu weisen sei, nach dem
Prinzip des Dieselmotors die Motoren gewisser
schwererer Kraftfahrzeuge zu bauen. In dem
Kapitel über die chemisch-physikalischen Vor-
nge ist alles Wissenswerte eptbalten über die
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Het 8.
wichtigsten Teile, die den Chemiker und Tech-
niker, der nicht Spezialingenieur, interessieren.
Besonders wichtig und beachtlich - erscheinen
die eigenen Ableitungen, die die Verfasser auf
8. 15 und 16 über das Wesen der Vorgänge im
Explosionsmotor geben und das, was über die
Grenzen des Nutzeffektes gesagt ist.
Im dritten Teil ‚Treibmittel aus Erdöl“
ist es vergessen, Persien als Produktionsstätte
anzuführen. Das andere statistische Materialist
vollkommen befriedigend. Leider hören die
statistischen Nachweise im Durchschnitt bei
1911 auf. Es wäre wertvoll gewesen, sie
etwas weiter zu ergänzen, da ja das Material
vorliegt und zugänglich ist. Was die Ver-
arbeitung der Erdöle angeht, so ist es nicht ganz
richtig, was $. 29 unter 4. gesagt ist, daß näm-
lich die Schmieröle, welehe über 350° sieden,
stets unter Vakuum und Verwendung von über-
bitztem Dampf destilliert werden. Eine große
Anzahl von Anlagen arbeiten auch heute nicht
mit beiden Mitteln gemeinschaftlich. Außer-
dem kann man bei Verwendung von genügend
überhitztem Wasserdampf das Vakuum in be-
achtlichem Maßstabe entbehren. Die konti-
nuierliche Destillation (8. 30) ist noch nicht über-
all verbreitet. Sie findet aber jetzt immer mehr
Eingang und hat eine außerordentlich große
Bedeutung nicht nur wegen der Leistunsgfähig-
keit der Fabriken, sondern auch in beachtlichem
Maßstabe wegen der Wärmeausnutzung. Die
Siedegrenzen auf S. 32 für Schwerbenzin sind
nicht richtig angegeben. Fin solches Benzin
soll ein sogenanntes Testbenzin sein und einen
entsprechend hohen Flammpunkt haben. Es
entbält daher auf keinen Fall unter 130° sie-
dende- Anteile. Im allgemeinen siedet ein
solches Benzin erheblich höher, etwa zwi-
schen Schwerbenzin und Petroleum, d.h. also
etwa bei 170° beginnend. Die Angaben über
Lagergefäße und Lagermöglichkeiten sind voll-
kommen erschöpfend. Die Ersatzprodukte für
Benzin sind zweifellos noch nicht erschöpft.
Es ist wichtig, daß hierauf noch hingewiesen
ist auf S. 46.
Die Mischung mit Pikrinsäure dürfte wohl
nicht mehr ernstlich in Erwägung kommen.
Dagegen sind die Crackprodukte und die ande-
ren Ersatzprodukte von Bedeutung. Was-die
Herstellung von Gasolin aus Erdgas betrifft, so
ist mit Recht auf die Wichtigkeit dieser Sache
hingewiesen. Leider wird der Vorgang noch zu
wenig verfolgt. Immerhin ist nach der Riehtung
hin Beachtliches in der nächsten Zeit zu er-
warten, da die Gesamtfragen, die hierin ange-
regt waren, als gelöst gelten können. Ob die
Schiefer so, wie es auf S. 60 u. ff. ausgeführt
wird, noch einmal von beachtlicher Bedeutung
werden, bleibt abzuwarten bei dem hohen Aus-
maß an totem Gestein. Immerhin sind auch
diese Ersatzprodukte wertvoll geworden. Am
wichtigsten ist jedenfalls die Verwendung des
Benzols für uns als Benzinersatz und dies um
so mehr, weil das Benzol eine besonders gün-
stige Mischbarkeit mit den verschiedensten
schwereren Treibmitteln und Spiritus hat. Ob
man generell der Bunteschen Devise ‚Heize
mit Koks, koche mit Gas“ folgen soll, ist von
Fall zu Fall zu erwägen und doch vielleicht
nicht ganz allgemein zu nehmen. Auf S. 71
wird daranf hingewiesen, daß bei Teerdestilla-
tionen, bei Anwendung von Blasen mit großem
Fassungsraum, die lange Destillationsdauer
störend wirkt. Dieses ist nicht ganz richtig, da
bei geeigneter Vorwärmung eine außerordent-
lich günstige Wärmeausnutzung und eine
außerordentlich schnelle Destillation stattfin-
det. Es gelingt, eine gut eingebaute 50 t-Blase
mit Flammrohr in 7 bis 8h ohne Schwierigkeit
abzudestillieren.
Auf die beiden Punkte 1 und 2, S. 76, betr.
erößere Gewinnung von Treibmitteln aus
Kokereigasen und Leuchtgas, durch Kompres-
sion und Ausfrieren kann nicht genügend immer
wieder von neuem hingewiesen werden, wie dies
die Verfasser auch tun. S. 78: reines Benzol er-
starrt nieht bei 0°, sondern bei 46°. Der Hin-
weis auf $. 85, daß die Bedeutung der Treib-
mittel nicht nach der einen oder anderen Rich-
tung. d.h. der Riehtung der Benzin- oder Ben-
zol-Monopolstellung hin zu suchen ist, ist stark
zu unterstreichen. Wertvoll ist das Kapitel
über Naphthalin als Treibmittel. Es wird sich
sicher einen bedeutenden Weg schaffen. Auf-
fallend ist, daß in dem Büchlein auf das hy-
drierte Naphthalin nicht hingewiesen worden ist.
Anch das Kapitel der Tieftemperaturteere,
d. h. die Destillation der Steinkoblen bei nie-
drigen Temperaturen, ist beachtlich. Über
Spiritus ist alles wichtige gesagt. Die Umwand-
lung der Sulfitablauge in Spiritus ist immer
nöch nicht genügend verfolgt. Auch die direkte
Gewinnung von Spiritus aus Holzabfällen ist
leider noch nicht in dem Maße durchführbar
geworden , wie es wohl erwünscht gewesen
wäre, Wertvoll ist die gesamte Spiritussta-
tistik und alles, was nach dieser Richtung von
den Verfassern gesagt ist. Über die Bedeutung
der Mischungen ist bereits oben gesprochen
worden. Die Verfasser führen alles, was bis
zum Erscheinen des Büchleins vorlag, sorg-
fältig an. Sie schließen sich hier im allgemeinen
den Arbeiten von Dieterich an. Was über die
Mittel zur Erhöhung der Exvlosionsenergie ge-
sagt wird, ist ziemlich vollständig. Inzwischen
ist manches neu hinzugekommen. Es ist jetzt
ja auf dem Gebiet alles in rapider Entwicklung,
und wird sich bald eine neue Ausgabe des wert-
vollen Büchleins erforderlich machen. Es war
mir wertvoll, zu sehen, wie oft ich dem Buch in
der- kurzen Zeit, seitdem es erschienen ist,
schon begegnet bin. Was bei den verschiedenen
Lesern immer wieder als wertvoll bezeichnet ist,
ist das Kapitel der Abhängigkeit der Vergaser
von der Beschaffenheit der Treibmittel. Ge-
rade auf diesem Gebiet ist eine allgemeine Be-
lehrung in derForm, wie sie in dem vorliegen-
den Büchlein gegeben wird, von ganz besonderer
Bedeutung. Ich kann bier leider nicht auf Ein-
zelheiten eingehen, möchte aber die Leser auf
dieses Kapitel besonders hinweisen. Auch das,
was unter Kapitel X der Treibmittel gesagt ist,
wird vielfach Anklang finden. Etwas zn sehr
haben sich die Herren den Arbeiten von Diete-
rich in dieser Richtung angeschlossen. Es ist
doch inzwischen einiges mehr und verändert zur
Sache mitgeteilt, das hätte Berücksichtigung
finden können. Die Untersuchnngsmethoden
von Dieterich_gehben z. T. zu weit. Der ange-
führte Prüfungsapparat hat sich aber für die
Zwecke gut bewährt.
Schließlieb werden noch in einem letzten
XI. Kapitel wichtige Mitteilungen über das
Elektromobil und das Dampfautomobil ge-
macht. Die Bedeutung des Elektromobils für
die Städte und für den begrenzten Verkehr
ist ia allgemein bekannt. Ts wird der Akku-
mulator weiter neben dem Verbrennungsmotor
seine Bedeutung behalten. Interessant rind die
kurzen Ausführungen über das Für und Wider
für das Dampfautomobil.
Das Büchlein wird Jedem, der es in die
Hand nimmt, wertvolle Hinweise nnd Rat-
schläge geben können, sowohl den Techniker,
der sich über Allgemeinheiten unterrichten will,
in die Materie einführen, wie dem Auto-
mobilisten, der über sein Material Näheres er-
‘fahren möchte, und darüber hinans wird es dem
wirkliehen Forscher wertvolle Anbaltsnyunkte
über die verschiedenartigen behandelten Fragen
geben und dem Analy'iker praktisches Hand-
material liefern. Es wird sich dem Sehmitz als
ein wertvolles, mehr detailliertes Werk blei-
bend angliedern. Drsk= Krank.
Siebenstellige Werte der trigonome-
trischen Funktionen von Tausend-
stel zu Tanusendstel des Grades. Be-
arbeitet im Auftrage der Optischen Anstalt
C. P. Goerz A.G. von Prof. Dr. J. Peters,
Observator am Kgl. Astronomischen Rechen-
institnt zu Berlin. Verlag der Optischen Av-
stalt ©. P. Goerz A.G. Berlin-Friedenan 1918,
Zu beziehen dureh Gustav Enzelmann, Ber-
lin-Friedenau. Preis brosch. 48 M.
Prof. Peters, Observator im staatlichen
Astronomisehen Recheninstitut zu Berlin hat
im Auftrage der Ontischen Anstalt ©. P. Goerz,
A.G., Berlin-Friedenau eine Tafel der sieben-
stelligen Werte der trigonometrischen Funk-
tionen berechnet. Genauere Berechnungen, bei
denen trigonometrische Funktionen zu ver-
wenden sind, hat man bisher fast ausschließ-
lich logarithmisch ausgeführt. Um aber die
Rechenmaschine verwenden zu können, muß
man zu Tafeln greifen, die die Funktionen
selbst geben. Die vorhandenen Tafeln dieser
Art sind nicht im Hinblick auf das Reehnen
mit der Maschine entworfen und daher in ver-
schiedener Hinsicht unvollkommen oder unbe-
auem. Die neue Peterssche Tafel füllt diese
Lücke aus.
Diese enthält diesiebenstelligen Funktions-
werte des Sinus, Oosinus, Tangens und Cotan-
gens von 0 bis 90° in Intervallen eines tausend-
stel Grades. Da die siebenstelligen Funktions-
werte für die kleinen Winkel in der Zahl der
geltenden Ziffern für manche Zwecke nicht ans-
reiehen, ist eine bis 0,580 gehende, achtstellige
Hilfstafel beigegeben.
Die Dezimalteilung des Grades an Stelle
der bisher übliehen Teilung in Minuten und
Sekunden ermöglicht es, in Rechnungen mit
Winkeladditionen und -subtraktionen auch
diese Rechenonerationen mit der Maschine
anszuführen.. In der Trigonometrie war der
Übergang zur Dezimalteilung, deren Vor-
tejl in einer technischen Zeitschrift nicht aus-
einandergesetzt zu werden braucht, bisher ge-
rade dadurch erschwert, daß die wertvollsten
und umfangreichsten Tafelwerke sich der bis-
herigen Finteilnng bedienen.
Am Schluß der Tafel werden einige Um-
setzungstabellen gegeben: zur gegenseitigen
Verwandlung von Bogenminuten und »sekun-
156
Elektrotechnische Zeitschriit.
1920.
Heit 8,
_.. 19, Februar 1920.
den in Dezimalteile des Grades und zur gegen-
seitigen Verwandlung von Stunden, Zeitminu-
ten und -sekunden in Grade und Dezimalteile
des Grades.
Trotz der großen Schwierigkeiten der Roh-
stoffbeschaffung für das im Kriege entstandene
Werk, hatsich die Optische Anstalt ©. P.Goerz,
von der Erwägung ausgehend, daß für sicheres
Rechnen erstklassiges Papier und hervorragend
klarer und kontrastreicher Druck unbedingt er-
forderlich sind, zur Aufgabe gemacht, den an-
spruchsvollsten Forderungen auf diesem Ge-
biet Rechnung zu tragen. Eine Reihe von Vor-
versuchen wurde ausgeführt, um diejenigen
Typen auszuwählen, die beim praktischen Ge-
brauch für den Rechner am lesbarsten waren.
Der Berichterstatter hat den Eindruck, daß die
Lösung dieser Aufgabe in vollkommener Weise
gelungen ist. K. W. Wagner.
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er-
messen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.)
Vernachlässigte Krafitquellen.
Herr ZANDERhatim September 1919undich
habeim März 1919 auf die Ausnutzung ausge-
bauterKleinwasserkräftedurch ihren Anschluß
an Elektrizitätswerke hingewiesen.!) Herr
REINDL dehnt in seinem Aufsatz „ETZ‘“ 1920,
S. 11, den Gedanken auf unausgebaute
Kleinwasserkräfte aus und schildert den Man-
gel an Interesse, den er bei der Propagierung des
Gedankens bei den bayerischen Behörden ge-
funden hat. Das veranlaßt ihn, den Zander-
schen Vorschlag nach Bildung einer „‚Studien-
gesellschaft“ zu unterstützen. Was soll diese
Gesellschaft studieren? M. E. gibt es nicht viel
zu Studieren. Es handelt sich nur um Propa-
ganda und Ausführung. Das können die be-
stehenden elektrotechnischen Firmen besorgen.
Die Propaganda müßte vor allem darüber auf-
klären, daß nicht nur „großzügige“ Anlagen
unter den heutigen Verhältnissen zur Ausfüh-
rung geeignetsind. Sie sollte bei den Elektrizi-
tätswerken einsetzen und sich vorläufig auf die
Ausnutzung ausgebauter Kleinwasserkräfte be-
schränken. Die Elektrizitätswerke werden ge-
eignete geschäftliche Formen zur Zusammenar-
beit mit den Wasserkraftbesitzern finden und
werden, sobald sie sich an die Zubringeranlagen
gewöhnt haben, sich auch für unausgebaute Ge:
fällstufen interessieren.
Der Gedanke, die Energie von Kleinwasser-
kräften elektrisch zu sammeln, ist vor etwa 10
Jahren von Steinmetz entwickelt worden. In
seinem groß angelegten Vortrag „Amerikas
Energiequellen‘‘ vom Juni 1918 und in seinen
Aufsätzen über denselben Gegenstand in der
„General Electrie Review‘ vom August und
November 1919 hat er seine Vorschläge genauer
gefaßt und auf die Vorteile von Induktions-
generatoren nachdrücklich hingewiesen. Er ver-
gleicht eine Kraftmaschine mit Induktions-
generatormit einemelektromotorischen Antrieb,
bestehend aus Induktionsmotor und Arbeits-
maschine. Ebenso wie dieser nur ganz ein-
facher Einrichtungen bedarf und nicht dauernd
gewartet werden muß, so braucht auch die In-
duktionsgeneratoranlage nur die einfachste
Ausrüstung und Bedienung. Steinmetz stellt
folgendes Schema für die Ausrüstung von Klein-
wasserkraftanlagen an Wasserläufen mit ver-
hältnismäßig hohem Gefälle auf:
Ein niedriger Damm quer zum Flußlauf, ge-
rade hoch genug zum Aufstau über das
. „ Oberwasserrohr,
einige hundert Meter Wasserleitungsrohr,
eine einfache Turbine,
ein Induktionsgenerator für Niederspannung,
Sicherungen,
ein Hinauftransformator,
Trennschalter,
„Die Sicherungen sollen den Generator
schützen, wenn die Turbine zum Stillstand
kommt, z. B. durchjEisgang. Sie wären womög-
lich mit Schmelzverzögerung zu versehen. Die
Turbine braucht keinen Geschwindigkeitsreg-
ler. Die umlaufenden Teile werden so ausge-
führt, daß sie die Durehgehgeschwindigkeit aus-
halten. Für Fälle, wo das unerwünscht ist, habe
ich eine Schutzvorrichtung zum Patent ange-
meldet, die bei Spannungsrückgang die Kraft-
maschine abstellt. In Verbindung mit dem
Voithschen Wasserstandsregler D.R.P. Nr. 216487
wird die Schutzvorrichtung besonders einfach.
Um sich der Änderung der Wassermenge
anzupassen, kann man die Turbine mit Hand-
regulierung ausführen, z. B. Hochdrucktur-
binen mit mehreren Düsen. Der Revisor, der die
Anlage täglich oder einmal in der Woche be-
sucht, stellt die Beaufschlagung entsprechend
der jeweils vorhandenen Wassermenge ein,
) Vgl. „ETZ“ 1919, 8, 437 und 573.
Wenn eine rudimentäre ‚Talsperre‘ vor-
handen ist, so kann die Anlage aussetzend be-
trieben werden. Das -empfiehlt sich besonders,
wenn man dasWasser aufstaut, um es zu gewissen
Stunden, wenn der Strom besonders benötigt
wird, auszunutzen. Durch einen Schwimmer
wird ein Betätigungsmotor geschaltet. In der
höchsten Schwimmerstellung wird das Schleu-
sentor geöffnet, in der niedrigsten Schwimmer-
stellung wird es geschlossen. Das An- und Ab-
stellen der Anlage erfolgt einfach durch An-
und Abschalten der Anschlußleitung. Bei grö-
ßeren Maschinen wird ein Zentrifugaleinschalter
und ein Rückstromrelais verwendet. Der Zen-
trifugaleinschalter legt beim Durchgang durch
den Synchronismus den Generator ans Netz.
Das Rückstromrelais sehaltetibn aus, wenn aus
irgend einem Grunde die Turbine aufbört, Lei-
stung abzugeben. Es wird so verhindert, daß
der Generator als Motor weiterläuft. Die
Schwimmersteuerung kann auch zur Betätigung
der Turbinenregulierung benutzt werden.
Bei Wasserläufen mit geringem Gefälle
wird sich die Neuerrichtung solcher Zubringer-
anlagen selten bezahlt machen, weil die Kosten
der wasserbaulichen Arbeiten zu hoch sind.
Man kann jedoch den Wasserüberschuß be-
stehender Stauanlagen ausnutzen, indem man
in den Überlaufeine Irduktionsgeneratoranlage
einbaut. Solche Stauanlagen sind für Bewässe-
rungszwecke, Schiffahrt und für die Kondens-
wasserentnahme großer Dampfkraftwerke ver-
schiedentlich errichtet worden.
Wie verständnisvoll Steinmetz’ Gedanke in
Amerika aufgenommen wurde, zeigt ein Be-
richt von Ripley im Novemberheft 1919 der
„General Electrie Review‘ über einige von der
General Electric Companyausgeführte Anlagen,
deren Hauptdaten nachstehend zusammenge-
stellt sind:
Gefäll | BAUR
efälle | KW.
Nr. Wasserlauf m | Si Jahr
etwa | etwa | etwa
EFT ]
1:-Gebirsstiub Fey, 15 11400 | 6
2 |\Überlauf eines Wasser-/| 25/37 900 | 3,5
3 kraftwerkes .. . .. 2212 380 | 3
4 | Überlaufeiner Kondens- |
| wasser-Stauanlage. . 12,685 90| 0%
5 | Aufgelassene Müble. . | 45 , 140 | 0,15
Keine dieser Anlagen hat ständige Bedie-
nung. Nr. 3hat eine Schwimmersteuerung. Die
Anlagen Nr. 1/3 haben Kurzschlußankergene-
ratoren, die beim Durchgang durch den Syn-
chronismus eingeschaltet werden. Zu diesem
Zweck ist in Anlage Nr. 1 ein stroboskopischer
Schlüpfungsmesser vorgesehen, Er besteht aus
einer Streifenscheibe auf der Generatorwelle
und einer vom Netz gespeisten Bogenlampe.
Die kalifornische Anlage Nr. 1 ist besonders
interessant. Sie hängt an einem Netz mit etwa
480 km 66 000 V- und 180 km 25000 V-Lei-
tungen. Außerin der Bewässerungszeit ist die
Netzbelastung gering, und es herrscht Phasen-
voreilung. Der vom Generator verbrauchte
Blindstrom ist unter diesen Verhältnissen kein
Nachteil, sondern ein Vorteil. Man läßt deshalb
den Generator als Motor weiter laufen, wenn die
Turbine durch Eisgang oder dergl. zum Still-
stand kommt. Es ist vorgekommen, daß bei
Störungen alle am Netz hängenden Syncehron-
maschinen abgefallen sind, nur der Induktions-
generator ist weitergelaufen. Er erregt sich in-
folge des Ladestroms selbst. Seine Frequenz
und damit auch Spannung und Belastung hän-
gen von der Einstellung der Turbine ab, wie
nachstehende Versuchsergebnisse zeigen. Sie
wurden aufgenommen, als 170 km 66 000 V-Lei-
tungen angeschlossen waren:
Drehzahl . 174722200 222
Frequenz se 2... 50 58 64
Spannung % :.. 75 99 127.
Abgabe kW. . . ...300 650 875
Leistungsfaktor % . 55 67 62
Die Ausnutzung mittlerer Wasserkräfte
wird beim Anschluß an kleinere Netze zweck-
mäßig nicht mit Induktionsgeneratoren, son-
dern mit. Synchrongeneratoren erfolgen. Darauf
hat Dr. Rosenberg hingewiesen. Wenn die Zu-
bringeranlage nicht allzu weit vom Mutterkraft-
werk entfernt ist, so kann man die Bedienung
durch Fernsteuerung vornehmen. Andernfalls
kann man, wie dies in Amerika mit Erfolg
durchgeführt wurde, die Zubringeranlage mit
selbsttätiger Schwimmersteuerung ausführen,
Eine Anlage dieser Art ist in den Jahren
1916/1917 in Cedar Rapids, Iowa, errichtet
worden. Sie besteht aus drei 400 kW-Einheiten.
Es wird berichtet, daß die Anlage einmal 10
Wochen ununterbrochen gelaufen ist, ohne daß
sie in dieser Zeit nachgesehen worden wäre.
Berlin, 13,.122920; Dr en. sAdler,
Erwiderung. Ä - EM.
Die Zuschrift des Herrn Dr. ADLERirrt bei
der Behauptung, daß Herr ZANDER nur auf die
Ausnutzung ausgebauter Wasserkräfte hin-
gewiesen habe. Auf Seite 439 der „ETZ‘ 1919
schreibt Herr ZANDER des längeren über den °
„Ausbau neuer mittlerer Wasserkraftquellen‘“,
gibt Richtlinien für deren Typisierung und regt
die Beteiligung der Einzelstaaten bei der Finan-
zierung an. Auch eingangs seines Aufsatzes im
ersten, die kleinen Kräfte behandelnden Teil
wird mehrfach vom ‚Ausbau‘ und der Auf-
nahme der „noch freien‘ Wasserkräfte ge-
sprochen. ;
Auch über das Arbeitsprogramm der
Studiengesellschaft gibt Herr ZANDER im dritt-
letzten Absatz seiner Arbeit, Herr SCHRADER in
den beiden letzten Absätzen seiner Zuschrift
(„ETZ“ 1919, S. 503) nähere Auskunft, wo-
selbst Herr Dr. ADLER seine Frage, was die Ge-
sellschaft studieren soll, beantwortet findet.
Ich werde mich gerade über diesen Punkt in der
„Zeitschr. f. d. ges. Turbinenwesen‘ noch näher
verbreiten. Vor der „Propaganda und Ausfüh-
rung‘ kommt die Aufnahme und Auswahl
der ausnützbaren und auszunützenden Kräfte
— ausgebaute wie unausgebaute —, und eben
diese Aufnahme, Auswahl, Propaganda und
wirtschaftliche Durchführung des Ausbaues
durch Typisierung und Beihilfe bei der Ausfüh-
rung ist Aufgabe der Studiengesellschaft im
Sinne Herrn ZANDERS und in meinem Sinne.
Ohne eine ordnende Hand bleibt die Sache, dem
Gutdünken: des einzelnen überlas°en, Stück-
werk wie bisher.
Eine Aufklärung und Propaganda durch
die Firmen ist vom wirtschaftlichen und tech-
nischen Standpunkt aus unbedingt zu verwer-
fen. Eine solche Aufklärung wird niemals un- x
parteiisch sein und den höchsten Nutzen für die
Allgemeinheit bezwecken, sondern den höch-
sten eigenen Nutzen! Gerade diese Einseitig-
keit zu verhindern, ist mit eine vorzügliche
Aufgabe der Studiengesellschaft, bei welcher
jede einseitige Stellungnahme durch deren Zu-
sammensetzung auszuschließen wäre.
Mangel an Interesse habe ich nicht nur bei _
der bayerischen Behörde, sondern leider auch
beim Reich gefunden, denn wie aus meiner
Zuschriftin der „ETZ‘“ 1920, S. 11, ersichtlich,
habe ich auch dem Reichswirtschaftamt meine
Vorschläge unterbreitet. In der ‚‚Zeitschr. f. d
ges. Turbinenwesen‘ wird die Einga be auszugs
weise abgedruckt werden. Man darf also nicht
Bayern allein mangelndes ‚Interesse vorwerfen,
das Reich war auch nicht besser! E
Die Ausnutzung der Kräfte und ihre Mittel
sind bekannt. Herr Dr. ADLER faßt in seiner Zu-
schrift eine Reihe von in der „ETZ‘“ und in
„Elektrotechn. u. Maschinenb.‘‘, Wien, ver-
öffentlichten Beispielen übersichtlich zusam-
men. Bei der planmäßigen Vorbereitung der
geordneten Ausnützung (durch die Studienge-
sellschaft) handelt es sich nun um zweckmäßige
Wahl einiger weniger typisierter Anlageformen F
zur Erzielung billigster Kraftanlagen an Stelle
regelloser und nicht immer glücklicher und bil-
ligster Ausführungsart, wie dies die Propaganda
der Firmen nicht auszuschließen scheint..
Die Reihe der von Herrn Dr. ADLER aufge-
führten Beispiele kann ich außer durch die °
Literaturangaben in meiner letzten Zuschrift!)
noch erweitern durch den Hinweis auf die von
mir in der „Zeitschr. f. d. ges. Turbinenwesen‘“
1911, S. 145 (Kleine Wasserkraft-Elektrizitäts-
werke, besonders deren selbsttätige Regu-
lierungsarten) und 1913, S. 102 (Kleinere Über-
landwerke), gebrachten Beispiele von mehr oder
weniger unbedient laufenden selbständigen oder
Ergänzungswerken sowie auf das Wasserlei-
tungskraftwerk in Meiringen, welches, mit Fern-
steuerung und Fernthermometern ausgerüstet,
ohne Aufsicht mit dem alten Hauptwerk parallel
arbeitet und von dort aus kontrolliert wird.
Die Elektrizitätswerke -haben heute viel-
fach noch eine gewisse Abneigung vor dem Zu-
sammenarbeiten mit kleinen Betrieben, z. T.
wohl auf Grund unangenehmer Erfahrungen
mit Anlagen, die in Ausführung oder Wartung
mangelhaft waren, oder sie haben — als anderes
Extrem — die Tendenz, die kleineren Betriebe
aufzusaugen; diese beiden Erscheinungen zu
vermeiden, ist ein weitererZweck der zu schaf-
fenden Organisation.
München, 25. IL, 1920. G. Reindl.
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.)
5 £ v
. Auszeichnungen. — Der Oberingenieur L._
Kohlfürst, Wien, wurde seiteis der Deut-
schen Technischen Hochschule in Brünn zum
Ehrendoktor der technischen Wissenschaften
ernannt. . ö
!) Bes. „Zeitschr. f. d. ges. Turbinenwesen“ 1919, 8. 281
19. Februar 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 8:
157
VEREINSNACHRICHTEN.
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein.)
- Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die
Geschäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68,
Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten.
Die nächste Sitzung des Elektrotechnischen
Vereins findet statt
am Dienstag, den 24. Februar 1920,
abends 7!/, Uhr pünktlich,
in der Technischen Hochschule Charlottenburg,
(Hörsaal Nr. 141).
Tagesordnung.
1. Geschäftliche Mitteilungen.
2. Vortrag des Herrn Ingenieur Sauer: „Über
elektrische Schweißung‘.
Inhaltsangabe.
Allgemeines über elektrische Schweißung.
— Lichtbogen und Kontaktschweißung. —
Punkt-, Nabt- oder Stumpfschweißung. —
Flicken von Maschinenteilen.
Am Dienstag, den 9 März 1920, abends
71/g Uhr pünktlich, hält der Elektrotechnische
Verein in der Technischen Hochschule,
Charlottenburg, im Hörsaal Nr. 14l,. eine
außerordentliche Sitzung ab.
an Tagesordnung.
1. Vortrag des Herrn Baumeister Wattmann
über: Elektrische Schienenschweißung.
Inhaltsangabe.
Allgemeines über Schienenstöße.
trische Schienenschweißung.
2. Vortrag des Herrn Baumeister Lange über:
Thermitschweißung.
Inhaltsangabe.
Allgemeines über Thermitschweißung-
Thermitschweißung an Schienen.
Gäste sind willkommen.
Der Vorsitzende:
Ad. Franke.
SITZUNGSKALENDER.
Elek-
Verein deutscher Ingenieure. 23. II. 1920,
nachm. 5 Uhr, voraussichtlich in der Techni-
schen Hochschule. Vortrag von Prof. Dr.
Hamel: ‚Die Methoden und Bedeutung der
Vektorenreehnung und ihre Anwendung in der
Technik“. (Auskunft durch die Geschäftsstelle
des V.D.I.) ;
25. II. 1920, nachm. 7% Uhr, im Hause
des V. D.I.: Vorträge von Reg.-Baumeister
a.D. Frauendienst und Prof. Toussaint:
„Die Neuordnung des Fachschulwesens in
Groß Berlin.‘
23. II. bis 30. III. 1920 im Französischen
Gymnasium, Reichstagsufer 6, abends 5 bis
9 Uhr: Betriebswissenschaftliche Vorträge.
a durch die Geschäftsstelle des V.
Elektrotechnischer Verein. 24. II. 1920.
Technische Hochschule. Vortrag des Herrn
J. Sauer über „Elektrische Schweißung“.
Weiteres siehe offizielle Ankündigung.
- Deutsche Physikalische Gesellschaft. 20.
II. 1920, nachm. 71, Uhr, im physikalischen
In-stitut der Universität Berlin, Reichstags-
ufer 7/8.
1. Vortrag G. Leithäuser: „Anwendung
der Elektronenröhre in der Hochfrequenz-
technik‘ (mit Vorführungen).
2. Vortrag W. Gerlach: ‚Bericht über die
Bestätigung quantentheoretischer Forde-
rungen.‘
Installations-Technischer Verband E.V. 21.
und 28. II., 6 bis 8 Uhr, Größer Elektrotechni-
scher Hörsaal der Technischen Hochschule
Volkstümlicher Hochschul-Experimen-
talkursus über Wechselstrom und Dreh-
strom von Prof. Dr. Wedding. Auch Nicht-
mitglieder können Programm und Teilnehmer-
karten zu 20 M für den Kursus durch Herrn
Patentanwalt Dr. Oskar Arendt Berlin W. 50,
Kurfürstendamm 227, beziehen.
RUNDSCHAU.
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Dampfkraftwerk für 200 000 kW. — Die
Nähe von Wasser und Kohle einerseits, die
gleichzeitige Stromabgabe für Bahnen, Licht
und Kraftzwecke anderseits, also eine gleich-
mäßige Belastung, die dadurch besonders ge-
währleistet wird, daß die Abnehmer sich auf
drei benachbarte Staaten verteilen,sichern dem
für eine Leistung von 200 000 kW geplanten
Kraftwerk in Windsor(W.Va.) die bestmögliche
wirtschaftliche Unterlage. Allein das versorgte
Bahnnetz der West Power Co. umfaßt 500 km
mit mehr als 400 Wagen.
am Ohio gelegen, werden durch die Anlage
beansprucht, und 600 m "davon liegt eine
Kohlenmine, die einen Teil des benötigten
Brennstoffes liefert, während der restliche Teil
durch die Pennsylvania-Bahn herangeführt
wird. Im Kraftwerk von 84>x<86 m bebauter
Fläche sind bisher 2 Drehstrom-Turbogene-
ratoren von 30 000kW für 11000 V und 60 Per
aufgestellt, vier andere von gleicher oder
größerer Leistung sind geplant. Zu jeder Ma-
Schine gehören 4 Kessel. Eigenartig ist die der
Kohlenstapelung dienende Unterkellerung des
Heizraumes, in welche die Kohlenwagen auf
Trägern einlaufen und auf leichteste Weise
entladen werden können. Ein Merkmal der
aufgewendeten Sparsamkeit ist insbesondere
‘der Umstand, daß die erwärmte Kühlluft von
in besonderen Kanälen zur
Kesselfeuerung geleitet wird. Alle Hilfsma-
schinen, für die ein Transformator von
1800kVA miteiner Übersetzung von 11000 zu
550 V aufgestellt ist, werden elektrisch ange-
trieben. Jeder Stromerzeuger arbeitet über
einen Ölschalter von 2000 A Schaltstromstärke
auf eigene Sammelschienen, die mit denen
der anderen Maschine durch Drosselspulen ver-
bunden sind. Mit jedem der Stromerzeuger ist
eine Erregermaschine von 210 kW gekuppelt,
die für 2 Maschinensätze ausreicht. Erforder-
lichenfalls kann die Erregung von einer Batte-
rie gespeist werden, die für gewöhnlich nur den
Steuerstrom für die Apparate zu liefern hat.
Die Fernleitungen werden mit 25 000, 60 000
und 130 000 V gespeist, die zugehörigen Trans-
formatoren sind im Freien aufgestellt. (Genie
Civil, Bd. 72, S. 417.) . M.
Das Elektrizitätswerk Massaboden bei Brig
der Schweizerischen Bundesbahnen. — ie
ersten Elektrizitätsanlagen entstanden in den
Jahren 1888/89 beim Bau des Simplontun-
nels. Auf der Nordseite des Tunnels wurde
das Gefälle der Rhone und auf der Südseite das
Gefälle der Diveria ausgenutzt. Nach Vollen-
dung des ersten Tunnels wurden die Kraftan-
lagen von den S9.B.B. übernommen, zeigten je-
doch durch den z. T. provisorischen Charakter
der Arbeiten, z. T. durch die geringe Leistungs-
fähigkeit Mängel, die den Betrieb gefährdeten.
So sind für die Bahnzwecke im Winter
manchmal nur 1400 kW, im übrigen nur höch-
stens 1800 kW zur Verfügung gewesen. Zwei
Züge, die gleichzeitig auf der Strecke fahren,
gebrauchen jedoch bei fahrplanmäßiger Ge-
schwindigkeit 2200 bis 2500 kW. Im zukünf-
tigen Doppeltunnelbetrieb werden bis zu 3500
kW verlangt.
Von den verschiedenen Projekten zur Er-
stellung eines Kraftwerkes gelangte die Errich -
tung einer neuen Zentrale auf dem Massa-
boden unter Einbau eines Ausgleich beckens
in den Oberwasserkanal zur Ausführung.
Für die maschinelle Anlage des neuen
Kraftwerkes wurden mit Rücksicht auf den
zweiten Simplontunnel folgende Leistungen
vorgesehen: £
den Maschinen
Im Durch-| Höchst-
schnitt | betrag
kW | kW
1. Wechselstrom von 50Per:
für Bahnhof- u. Tunnel-
beleuchtung. ... . 80 120
2. Drehstrom von 16 Per: -
für Tunnelventilation u.
Betrieb des Portalvor-
hanzesam. . Are... 250 380
für Zugförderung über
die ganzeStrecke Brig —
Iselle RES; 520 3500
Im ganzen . 850 4000
Nachträglich wurde noch ein Drehstrom-
generator mit einer Leistung von rd 1500 kW
zwecks Abgabe der überschüssigen Energie an
die A. G. Lonza in Visp aufgestellt. Bezüglich
der einzelnen baulichen Teile, die sehr inter-
essant sind, so besonders der Ausführung des
Sammelbeckens des Kraftwerkes, wird auf die
Quelle verwiesen.
Im Maschinensaal sind 3 Doppel-Franeis-
turbinen mit horizontaler Welle! von! je 3500 PS
bei 500 Umdr/min aufgestellt worden, 2 davon
mit Drehstromgeneratoren von 16 Per und
3300 V für Bahnbetrieb gekuppelt, während die
dritte einen vorhandenen Generatorfür Abgabe
von Drehstrom von 50 Peran die A. G. Lonza
antreibt. Außerdem wurden 2 Drehstrom-
Perioden-Umformergruppen aufgestellt zur Er-
24 ha Baugelände,-
zeugung der Energie bei 4000 V und 50 Per für
die Beleuchtung des Tunnels sowie des Bahnhofs
Brig. Von den Schaltanlagen führen 4 Freilei
tungen zum Tunnelyortal, Ferner werden von
den 3300 V-Sammelschienen, deren einer Pol
geerdet ist, die 2 vorerwähnten Umformer ge-
speist. Die Deckelder Ölschalter sind mit Rück-
sicht auf die hohe Stromstärke geschlitzt und
besitzen eine Anzahl Löcher, auf welchen lose
Holzscheiben aufliegen, die beider Abschaltung
von schweren Kurzschlüssen abgeworfen wer-
den. Die Leitungen bestehen überall aus
Kupferrohr von 45 bzw. 30 mm äußerem Durch-
messer. Die 4 Freileitungsstränge liegen auf
einem gemeinsamen Gestänge. Außerdem ist
ein Blitzschutzseil über die Spitzen der Maste
geführt und mit deran Erde gelegten Phase der
Zentrale verbunden.
Die Gesamtkosten der Neubauten stellten
sich auf 1,5 Mill. Fr, die Kosten der benutzten
alten Anlageteile auf 0,7 Mill. Fr.
Die Leistung des Kraftwerkes Massaboden
beträgt bei der vorhandenen Wassermenge von
5 cbm/s und einem mittleren Nutzgefälle von
43,2 m 2200 kW. Im Jahre 1917 konnten
153, Mill. kWh abgegeben werden, so daß ein
Ausnutzungsfaktor von 81% erreicht würde.
An Baukosten ergeben sich, bezogen auf
das konstant vorhandene Kilowatt, rd 1000 Fr
und auf-das installierte Kilowatt rd 340 Fr.
Die Betriebskosten beliefen sich im Jahre 1917
einschl. 6% Verzinsung und Abschreibung auf
196 000 Fr, so daß die Selbstkosten der abge-
gsebenen Kilowattstunde nur 1,27 ets betrugen.
Eine so gute Ausnutzung der Anlage war nur
dadurch möglich, daß die jeweils überschüssige
Energie an die A. G. Lonza abgegeben werden
konnte. (H. Eggenberger u. A. Dänzer.
Schweizer. Bauztg. Bd. 73, 1919, 8. a
st.
Merkblatt über das preußische Wasserbuch
und Rechtsgrundsätze des Landeswasseramts.
— Mit Rücksicht darauf, daß die Frist für die
Eintragung von Rechten in das preußische
Wasserbuch mit dem 30. IV. 1924 abläuft,
macht der Wasserwirtschaftliche Ver-
band, Berlin-Halensee, auf ein von ihm heraus-
gegebenes Merkblatt über das Wasserbuch
und Rechtsgrundsätze des Landeswasseramts
aufmerksam, dessen Inhalt geeignet erscheine,
bei den Anträgen auf Eintragung von Rechten
in die Wasserbücher verwendet zu werden.
Der Verband will demnächst ein anderes Merk-
blatt über die Abwässer folgen lassen und dann
die einschlägigen Fragen für die Wasserkraft-
anlagen besprechen sowie die dazu gehörigen
Beschlüsse des Landeswasseramts mitteilen.
Das Merkblatt behandelt die Einrichtung der
Wasserbücher, die eintragungs- und die nicht-
eintragungsfähigen Rechte und Unterhaltungs-
pflichten, die Voraussetzungen für die Eintra-
gung, den Eintragungsantrag, den Widerspruch
dagegen, bezügliche Rechtsmittel usw.
Versorgung der Berliner Industrie mit elek-
trischer Arbeit. — Die ,‚Voss. Ztg.‘‘ hat vor
kurzem berichtet, daß die Berliner Industrie
infolge des Kohlenmangels und der noch nicht
ausreichenden Versorgung mit Fernstrom z. Zt.
nur rd 50% des Bedarfes an elektrischer Arbeit
erhalte, daß ihr aber die Möglichkeit zu vollem
Betrieb gegeben werden könnte, wenn sie einen
wesentlichen Teil ihrer Tätigkeit in die Nacht-
stunden verlege, da während dieser hinreichend
Fernstrom zur Verfügung stände. Hierzu wird
uns von den Städtischen Elektrizitätswerken
Berlin mitgeteilt, daß mit einer erhöhten Zu-
fuhr von Fernstrom aus dem Braunkohlenge-
biet in diesem Jahr voraussichtlich nieht zu
rechnen sei. Den Werken bleibe daher nichts
übrig, als unter Aufwendung erheblicher Mittel
Maßnahmen zu treffen, um so weit wie möglich
die ihnen z. Zt. aus Golpa vertraglich zustehende
Leistung von 30 000 kW bis zum äußersten aus-
zunutzen. Sache der Industrie werde es sein,
dieses Bestreben durch baldmöglichste Um-
stellung ihrer Betriebe auf Nachtarbeit
derart zu unterstützen, daß auch in den Nacht-
stunden die genannte volle Leistung des Fern-
stromes in Anspruch genommen wird.
Neues Dampfkraftwerk beijParis. — Zur
Zeit wird von der „Union Francaise d ‘Electri-
eit6“ in Genevilliers bei Paris ein neues, bedeu-
tendes Kraftwerk erstellt. Es soll für eine Lei-
stung von rd 300 000 kW ausgebaut werden.
Aus dem Wettbewerb um die Lieferung der
Dampfturbinen, bei dem auch die amerikani-
sche Industrie beteiligt war, ging die Zoelly-
Turbine siegreich hervor. Sämtliche zur Ver-
Bebung gelangenden Einheiten wurden nach
ieser Bauart bestellt, unter » Verteilung des
Auftrages an die Firmen: Soei6te Alsacienne de
Construetions Mecaniques in Belfort, Schnei-
der & Cie. in Le Creuzot und Escher Wyss & Cie.
in Zürich. Jede Maschine weist eine Leistung
von rd 45 000 kW auf. (,„Schweiz. Bauztg. »
Bd. 75, 1920, S. 55.)
158
Apparatebau.
Neuer Leitungs- und Isolationsprüfer. —
Die Firma Dr. Th. Horn, Leipzig-Großzscho-
cher, bringt einen Leitungs- und Isolations-
prüfer auf den Markt, der als Ohmmeter
und als Gleichstromvoltmeter verwendbar
ist, Das Instrument (Abb. 1) besteht im we-
Abb. 1. Isolationsprüfer.
sentlichen aus einem kleinen, hoch emp-
findliehen Drehspulensystem, mit Skala von
6cm Durchmesser und einer leicht auswechsel-
bareingebauten,normalen Taschenlampenbatte-
rie, wie sie überall leicht käuflich ist; beides ist
in ein flaches Holzkästehen, das bequem in der
Tasche mitgeführt werden kann, eingebaut.
Dieser Leitungsprüfer ist vollständig unab-
hängig von magnetischen Einflüssen und kann
daher in nächster Nähe von elektrischen
Maschinen u. dergl. verwendet werden; eine
bestimmte Lage im FErdfeld wie bei Gal-
vanoskopen ist nicht erforderlich. Da sich
der Zeiger schwingungsfrei einstellt, ist ein
schnelles Messen möglich. Die Widerstandwerte
werden auf einer Ohmskala unmittelbar abge-
lesen. Das Instrument besitzt eine Einstellvor-
richtung, die es gestattet, seine Empfindlich-
keit der mit der Zeit sinkenden Batteriespan-
nung anzupassen. Dem Leitungsprüfer werden
eine auf eine Klemme aufschraubbare und eine
mit Meßlitze und Isoliergriff versehene Kon-
taktspitze beigegeben, die im Innern des Holz-
kästehens untergebracht werden können. Bei
der Messung wird, wie Abb. 1 zeigt, das Instru-
ment in der linken Hand gehalten, mit der auf-
geschraubten Kontaktspitze an den einen Pol
der zu untersuchenden Leitung angedrückt,
während die bewegliche Kontaktspitze mit der
rechten Hand an den Gegenpol bzw. die Erd-
leitung angehalten wird. Eine auf dem Leitungs-
prüfer angebrachte Gebrauchsanweisung gibt
näheren Aufschluß über die vielseitigen Ver-
wendungsmöglichkeiten. Das Instrument be-
sitzt entweder zwei Widerstands-Meßbereiche
oder ein bis zwei Spannungsmeßbereiche (nor-
mal 125/250 V), wobei Isolationsmessungen
nicht nur mit der eingebauten Taschenlamnen-
batterie (4 V), sondern auch mit 110 oder 220 V
ausgeführt werden können. =
Ausbildung der Zählerableser. — Amerika-
nische Kraftwerke sind zu der Überzeugung ge-
kommen, daß die Aufgabe der Zählerableser
nieht nur darin bestehen darf, soviel Zähler als
möglich in einer gewissen Zeit fehlerlos abzu-
lesen !), sondern daß ein gewisses Maß techni-
schen Wissens und die Fähigkeit des taktvollen
Verkehrs mit den Konsumenten unerläßlich ist.
So hat z. B. die Dayton (Ohio) Kraft-und Licht-
Gesellschaft einen Ansbildungslehrgang für ihre
Zählerableser eingerichtet und damit die besten
Erfahrungen gemacht, namentlich durch die
beträchtliche Anzahl von Fällen der entdeckten
Hinterziehung elektrischer Energie. Die ge-
nannte Gesellschaft wählte die Anwärter sorg-
fältig unter verheirateten jungen Männern aus
und ließ sie im Ablesen von Zäblern der ver-
schiedenen Typen und deren Konstruktion
unterrichten. Die Anwärter kamen dann auf
eine Woche in die Reparaturwerkstatt, wo sie
Zähler verschiedener Herkunft zusammenzu-
bauen hatten. Hierauf folgte ein Lehrgang in
der Montage der verschiedenen Typen für
Gleich- und Wechselstrom in den betreffenden
Anlagen, den die Anwärter unter Anleitung
eines tüchtigen Zählermonteurs durchmaechten.
Nach einer Woche wurden sie einem Inspektor
zugeteilt, der sie auf seinen Rundgängen bei
sich beschwerenden Kunden mitnahm. Sie
sollten hierdurch lernen, sich den Kunden gegen-
über taktvoll zu benehmen. In dem Lehrgange
der so 3° Wochen dauerte, wurden sie mit allen
Einzelheiten ihres Dienstes vertraut gemacht,
und es zeigte sich bald, daß diese Leute nicht
nur verläßliche Zählerableser wurden, sondern
auch als Inspektoren branchbar waren. Sie
bewährten sich besonders durch Auffinden von
Fällen der Energiehinterziehung, und die Ge-
sellschaft setzte, um dies zu fördern, eine Be-
Johnung von 5 Dollars für jeden entdeekten
derartigen Fall aus. Jetzt ist dies System der
!) Die Amerikaner verwenden fast durchweg Zeiger-
„ählwerke, welche schwieriger richtig ahzulesen sind, als
«ie bei uns gebräuchlichen mit springenden Ziffern.
Elektrotechnische Zeitschritt. 1920. Heft 8.
Belohnungen noch weiter ausgebaut worden.
Alle Zählerableser erhalten Belohnungen für
beschleunigte Erledigung der Ablesearbeit,
u. zw., wenn sie mehr als 92% der ihnen ge-
stellten Aufgabe erfüllen. Sie erhalten ferner
die erwähnte Belohnung für Auffindung und
Meldung von Energiehinterziehung und eine
solche für den Nachweis von falschen Zähler-
konstanten. Anderseits werden die Ableser
für alle Ablesefehler bestraft. Die Ergebnisse,
welche diese Maßnahmen gezeitigt haben, sind
sehr bemerkenswert und rechtfertigen es durch-
aus, daß die Ablesebeamten einen regelrechten
Lehrgang durchmachen, bevor man ihnen
selbständiges Arbeiten zumutet. Die Leute
sind auch selbst mehr bei der Sache, da sie
nicht mehr rein mechanisch arbeiten. (,Flec-
trical World‘, Bd. 74, 1919, S. 533.) W.
Verkehr und Transport.
Erfahrungen über Hochspannungs-Fern-
leitungen und Bahnen auf dem italienischen
Kriegsschauplatze. — Während des Stellungs-
krieses ‘am Karst wurden die Ladestation
einer schmalspurigen Akkumulatoren-Feldbahn
und einige andere Betriebe von «einer eiwa
9 km langen Drehstromleitung von St. Daniel
bis Dutovlje von 15000 V Spannung bei
50 Per/s mit elektrischer Energie versorgt,
die auf Holzmasten verlegt war und sich in
15 bis 17 km Entfernung parallel zu den
Schützengräben erstreckte. Diese Leitung
lag, wie auch schon aus der angegebenen
Lage ersichtlich, im Bereiche der weittragen-
den feindlichen Geschütze, der es nur sein ein-
ziges Mal, wohl durch einen Zufallstreffer,
gelang, einen Masttransformator von siner
Abzweigleitung zu treffen; letzterer befand
sich inmitten eines erößeren Lagers, das
wohl das Ziel des Artilleriefeuers gewesen
sein dürfte. Die 9 km lange Hauptleituns
wurde nur sein einziees Mal g„elerentlich
eines Fliegerangriffs durch ein Sprengstück
leicht beschädigt, es konnte jedoeh nicht mit
Sicherheit festgestellt werden, ob diese Be-
schädigung durch "ein Sprengstück von einer
Fliegerbombe oder von sinem sisenen Ab-
wehrschrapnell verursacht worden war.
Ausser diesen beiden Fällen, wo der Schaden
innerhalb weniger Stunden wieder gutoe-
macht werden konnte, wurde durch feindliche
Einwirkung weder die elektrische Kraftüber-
tragungsleitunge noch der Betrieb der Zen-
tralstation und der Ladestation auch nur ein-
mal eestört. Die Hochspannungsleitung hat
für den. Betrieb der Feldbahn und die Ver-
sorgung der Truppen mit allem Material un-
schätzbare Dienste «eleistet. Infolse techni-
scher Fehler beim Bau dieser 15 000-V-Dreh-
stromleitung mußte sie fast an jedem zweiten
Tage wegen Reparaturen an den Masten und
Isolatoren mehrere Stunden ausser Betrieb
genommen werden, Die selieferten Hloch-
spannungsisolatoren entsprachen weder in
der Größe noch in der Güte des Materials. den
Anforderungen; durch die schlechte Isolie-
run entstanden zwischen den Phasen Kurz-
schlußströme, und es vergine kaum in Tag,
an dem nicht die Spitze: des einen oder
anderen Mastes abbrannte. Obgleich es
nicht angebracht ist, aus diesem Falle
Schküsse zu ziehen, so ersieht man doch
schon, wie schwer es für die Artillerie ist,
eine, selbst 9 km lange parallel zur Front
gelegene Leitung zu treffen. Eine technisch
richtig gebaute Hochspannungsleitung, die
öfters von der feindlichen Artillerie beschä-
digt wird, dürfte jedenfalls leichter instand-
zuhalten sein als die oben erwähnte Leitung,
bei der man fast jeden 2. Tag einen oder
mehrere abzebrannte Maste verkürzen oder
durch neue ersetzen mußte.
Die Vollbahn auf der italienischen Ge-
birgsstrecke von Calalzo bis Feltre und front-
wärts hat erößte Steisungen bis 25°/o und
war, wie aus der Kartenskizze (Abb. 2) ersicht-
lich, durch die Lage der Front eine Sackbahn,
die erst durch den Ausbau der Zufuhrlinien
erößere Bedeutung erlangte. Eine von diesen
Zufuhrlinien war die mit schmalspurigen Ben-
zantriebwagen und benzinelektrischen Feldbahn-
züsen betriebene Strecke mit 70cm Spurweite
von Toblach über Cortina d‘Ampezzo nach Ca-
lalzo, die Steieungen bis über S0°o hatte,
Die zum Betrieb der Vollbahnstrecke zur Ver-
fügung stehenden “benzinelektrischen Daim-
ler-Landwehrzüge konnten nicht vermehrt
werden, da sie auch an anderen Stellen se-
braucht wurden; man mußte sich daher ent-
schließen, einige kleine Teenderlokomotiven
und Güterwagen im- zerlesten Zustande auf
der serpentinenreichen Straße von Vittorio
nach Belluno zu bringen, wo sie zusammen-
gesetzt wurden. Dieser Transport wurde mit
Daimler-Landwehrzügen, die auch auf der
Straße fahren können, durchgeführt. Die
Dampflokomotiven waren für diese. Strecke
19. Februar 1920.
. man
" nicht besonders geeignet, da in erster Linie’
die Kohlen fehlten, welche auf der Schmal-
spurbahn befördert. werden mußten und da-
durch diese Bahn wrheblich belasteten. Die
40 km lange Strecke von Belluno bis Calalzo
hatte, soweit ich mich entsinne, 43 Tunnels
bei einer « rößten Steigung von 25 °/o und war
dah'r auch aus diesem Grunde für Dampf-
lokumotiven wenig geeignet. Wesen der wieit-
hin siehtbaren Dampfschwaden und des ge-
räuschvollen Auspuffes konnte man diese
Dampflokomotiven nur außerhalb des Artille-
rrefieuers verwenden, und es mußten die Frach-
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Franzansfeste ee
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Tirol! JE
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TIEREN
Abb. 2.
ten im letzten Abschnitt mit den beweglicheren
leichteren benziwelektrischen Fahrzeugen und
Schienenautos befördert werden, zu welchem
Zwecke eine nochmalige Umladung notwen-
die war. Wären elektrische Triebfahrzeuge
vorhanden gewesen, so hätte man die ganze
Vollbahnstrecke und die Kleinbahn mit Ober-
leitune betreiben können, denn zwei Wasser-
turbinenzentralen von etwa 15 000 kW standen
zur Verfügung. Die elektrischen Lokomo-
tiven hätten anstandslos und geräuschlos min-
destens’ ebensoweit fahren können, als es
unserem vorgesetzten Kommando für die
Dampflokomotiven ratsam erschienen war.
. Während der Dauer eines Jahres kann -ich
mich auf der im Feuerbereiche gelegenen,
im Betrieb befindelichen Strecke nur an zwei
Volltreffer erinnern; die dadurch verursach-
ten Beschädigungen des Oberbaues konnten
in einieen Stunden behoben werden. Beschä-
digungen an. einer eventl. Oberleitung hätts
redenfalls in kürzerer Zeit beheben
können. Dipl.-Sng, E. West,
Lichtmaschine und Anwurfmotor für Fahr-
zeuge, Bauart Rhodes-Firth. — Die Aufgabe
bei der Beleuchtung von Fahrzeugen: die
Dynamo bei wechselnder Fahrgeschwindig-
keit mit gleichbleibender Umdrehungszahl an-
zutreiben, wird bei einer in „Le Genie Civil“,
Bd. 71, 8. 426, beschriebenen Lichtmaschine
durch eine unter dem Einfluß eines Flieh-
kraftreglers selbsttätig verändernde Über-
setzung zu lösen versucht.
Abb. 3.
N und Y die Gewichte ‚des lliehkraftreglers,
E ein Kranz, der auf dem Hohlkegel B sitzend,
durch Reibung den Antrieb von der Welle U
her auf die Planscheibe D und die Dynamo-.
"welle überträgt.
Hohlkegel unter dem Einfluß des Reglers auf D-
bersetzung im umgekehrten.
E verschiebt sich mit dem
und ändert so die
In Abb. 3. sind
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148. Februar 1920. |
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920.
Verhältnis zur, Drehzahl. Im der Stellung für
die niedrigste Übersetzung, bei der die Dynamo
eben noch Strom liefern soll, stößt ein Teller
am Hohlkegel € gegen eine Rolle Z, die durch
Hebel und Gestänge den Schalter %%' für den
Dynamostrom betätigt. Die Bauart ist derart
durchgeführt, daß sowohl Regelung als auch
Ein- und Ausschaltung der Dynamo von
der Geschwindigkeit der Antriebswelle abhän-
gig sind. Der Antrieb der Welle erfolgt bei
Automobilen vom Wagenmotor, bei Eisen-
bahnfahrzeugen von der Wagenachse aus. Für
Wagenbeleuchtung allein hat’die Dynamo Ne-
benschlußwicklung und arbeitet mit einer
. Batterie zusammen; bei Verwendung als An-
wurfmotor in Automobilen erhält sie noch eine
gleichsinnig zum Nebenschluß wirkende Haupt-
_ schlußwieklung. In diesem Fall sitzt (Abb. 4)
Abb. 4.
über dem Reibrad E eine Kegelradverzaknung
OÖ, die in das entsprechend verzahnte Ende
der Ankerwelle eingreift. Eine besondere Ver-
riegelung hält den Kegelradkıanz in seiner
Lage, bis die Dynamowelle etwa ein Drittel
ihrer normalen Geschwindigkeit erreicht hat;
nach der dann selbsttätig erfolgenden Entriege-
lung bringt’ der Fliehkraftregler die Verzah-
nungen außer Eingriff und rückt die Reibräder
ein. Beim -Stillstehen ist der Vorgang umge-
kehrt. Die Dynamo für Automobile gibt 250 W
bei 12 V, das Gewicht ist etwa 14kg. Für Zug-
beleuchtung leistet die Maschine 1500 W, das
Gewicht bleibt dabei unter 100. kg. Die Ge-
schwindigkeitsschwankungen der Dynamowelle
sollen 5% nicht übersteigen. (Für Personen-
automobile erscheint die Bauart kaum geeig-
net; man hält für diesen Dienst heute Dynamo-
leistungen von 75 bis 150 W für ausreichend.
Es ist fraglich, ob bei den geringen Abmessun-
gen solcher Maschinen der Regler genügend
Verstellkraft erhalten kann, um das .Reibrad
unter der Last .des Antriebs und des erforder-
lichen Anpressungsdruckes sicher und genau
innerhalb der Drehzahlgrenzen zu verstellen,
die sich wie etwa 1: 4 verhalten. Die für Auto-
mobile bestimmte Dynamogröße von 250 W
genügt schon den Anforderungen des Omnibus-
betriebes.) schbk.
Beleuchtung und Heizung.
Anforderungen.an elektrische Kochgeräte.
— Das Elektrizinätswerk Blankenese hat in sei-
nem Anschlußgebiet fast gar keine Industrie,
sondern es sind nur wenige kleine Motoren für
Handwerksbetriebe angeschlossen. Bis. zum
Jahre 1911 gab das Werk fast nur Energie für
Beleuchtung ab. Als der Bau einer Gasanstalt
geplant wurde, entschloß sich Direktor Coulon
des genannten El.-W. die Einführung der elek-
trischen Küche durch günstigen Eneıgietarif zu
fördern. Dank seiner nachhaltigen Werbetätig-
keit betreiben etwa 650 Familien voilständige
oder teilweise elektrische Küchen. Er hat bei
diesen Küchen den Energieverbrauch und die
Eignung, sowie Haltbarkeit der verwendeten
"Kochgeräte beobachtet und legt seine Erfah-
zungen in einem Aufsatz nieder, der besonders
an die Hersteller elektrischer Kochgeräte ge-
richtet ist. Die von Coulon gestellten Anfor-
derungen an elektrische Kochgeräte erstrecken
sich sowohl auf den mechanischen Aufbau als
auch auf den elektrischen Teil. Elektrische
Kochgeräte sollen praktisch und dauerhaft, so-
' wie solide und sicher sein, so daß sie im nor-
heißen noch 'im
malen Gebrauch keine dauernde Beschädigung
erfahren können. Sie müssen deshalb aus kräf-
tigem Rohstoff bestehen, handliche Form haben
und unter Weglassung aller unnötigen. Aus-
buchtungen und Ansätze außen einfach und
glatt sein, Reinnickel, Aluminium, Kupfer und
Messing sind für die Herstellung von Kechge-
räten zu bevorzugen, aber auch gußeiserne
Kochtöpfe, die innen durch Oxydation oder
Emaillierung vor Rost geschützt sind, haben
sich bewährt. Elektrische Kocher müssen
warmwasserdicht gebaut sein, so daß weder im
alten Zustande beim Ein-
tauchen in Spülwasser Feuchtigkeitin den Heiz-
raum eindringen kann. Es darf dabei auch kein
„Atmen“ eintreten. Die im Heizraum einge-
sehlossene Luft, die sich beimErhitzen ausdehnt,
Hett 8.
darf nicht den Kocherboden ausbeulen. Der
äußere Mantel der Kacher ist auf seiner Innen-
seite mit einem Oxydationsschutz zu überziehen,
damit nicht durch Schwitzwasser hervorge-
rufene Rostbildung Kriechwege verursacht, die
die Isolierung der Heizkörper und Kontakte
überbrücken. Die Heiztiläche soll möglichst
gleichmäßig belastet sein, so daß keine örtliche
Überhitzung und ein Anbrennen der Speisen
auftritt. Die spezifische Belastung des Heiz-
körpers darf nicht zu hoch gegriften werden,
und seine Konstruktion muß einen innigen
Wärmekontakt mit der Kocherwandung ge-
währleisten. Der Heizkörper ist desto halt-
barer, je niedriger die Belastung und je besser
die Wärmeabnahme ist. Seine gute elektrische
Isolation muß auch den Einwirkungen der
Wärme gewachsen sein. Der Wattverbrauch
elektrischer Kochgeräte sollso gewählt werden,
daß die Kochzeit weder allzu lang noch zu kurz
‚ist, damit die gängigen Kocher bis zu 1,5 1 In-
halt noch an die üblichen, mit 6A gesicherten
Liehtverteilungsleitungen angeschlossen wer-
den können. Bei größeren Kocnern ist eine gute
Regulierung der Energieaufnahme vorzuseben.
Bei gut gebauten, aus kräftigem Metall herge-
stellten, nicht zu stark belasteten Kochgeräten
wird ein vorübergehendes Trockengehen nichts
schaden, so daß eine besondere Schmelzsiche-
rung dafür nicht erforderlich ist. Auch die Kon-
taktstifte müssen an ihrer Isolation große
Kriechflächen haben. Sie müssen mechanisch
geschützt und vor Überflutungen gesichert sein,
am besten durch Anbringung geeigneter Schutz-
kappen, die gleichzeitig als Eıdungselement
auszubilden sind. Die Anschlußteile der Zulei-
tungen dürfen auch bei dauerndem Gebrauch
nicht beschäditg werden. Es ist unzweckmäßig,
Stecker aus nicht armiertem Porzellan herzu-
stellen, die beim Herabfallen absplittern und
spannungsführende Teile bloßlegen. Die Ver-
meidung der Berührung spannungsführender
Teile an den Kontaktgriffen ist besonders zu
beachten. |
Die in elektrischen Küchen verwendeten
Kochtöpfe sind an geeigneten Stellen in beque-
mer Höhe anzuordnen. Ebenso wie bei Gas-
und Kohlenheizung besondere ortsfeste Ein-
richtungen (Gas- und Kohlenhert) vorhanden
undan dafür geeignetenPlätzen aufgestellt sind,
ist auch bei elektrischen Kocheinrichtungen für
technisch richtige Ausstellung und Erdung der
Geräte zu sorgen. Die Erdung kann durch ent-
sprechende Ausbildung der Kontakteinrichtung
und Zuführungsschnur herbeigeführt werden.
Die bisher üblichen Einzelstecker sind durch
Doppelstecker zu ersetzen, die bei jeder Regu-
lierstellung alle spannungsführenden Kontakt-
stifte vollüberdecken. Ihre Erdungseinrichtung
muß sicheren Kontakt herbeiführen, bevor die
elektrischen Teile des Kochers unter Spannung
gesetzt werden. Die Verwendung von Mehrfäch-
steekern hat auch den Vorteil, daß alle Adern
der Schnur gemeinsam mit der Umklöppelung
eingeführt werden können, wodurch eine größere
Festigkeit der Schnur gegen Bruch an den
Steckern erzielt wird. In Küchen sind vielfach
die Zuleitungsschnüre durch schnurlose Kon-
takte ersetzt, die auf Schaltpulten oder Koch-
tischaufsätzen vereinigt sind. Deren Aufstel-
lungsplatte für die Kochgeräte besteht aus Me-
tall und ist geerdet. An handlicher Stelle befin-
den sich Regulierschalter.
R Bei den jetzigen hohen Strompreisen ist
besonderer Wert auf besten Wirkungsgrad zu
legen, = bei direkt beheizten Kochgeräten
ziemlich hoch ist. Dagegen lassen die indirekt
wirkenden Koch- und Heizplatten viel zu wün-
schen übrig, und sie sind bei dem derzeitigen
Zwang der Brennstoffersparung nur in beson-
deren Fällen zu verwenden, wo sie durch direkt
beheizte Kochgeräte nicht ersetzt werden kön-,
nen. Zur Gesundung des Marktes für elektrische
Koch- und Heizgeräte und Schutz der Benutzer
vor unsachgemäß ausgeführten Geräten fordert
Coulon die Errichtung einer Prüfanstalt zur
Prüfung der einzelnen Fabrikate, von denen
nur die den Verbandsvorschriften entsprechen-
den neben dem Ursprungszeichen das Kontroll-
zeichen der Prüfstelle tragen dürfen und seitens
der Wiederverkäufer und Elektrizitätswerke
den Verbrauchern zu empfehlen sind. (Mitt. d.
Vereinig, d. El. W. 1919 Nr. 245, 8.189.) x.
Einfache Glühlampen-Prüfvorriehtung. —
In großen Industriewerken und Verwaltungs-
gebäuden sind ständig Glühlampen auszu-
wechseln und der sie ausgebende Beamte
muß in der Lage sein, jede alte Lampe auf ihre
Unbrauchbarkeit und jede neue Lampe auf ihre
Güte unmittelbar zu prüfen. Eine sehr einfache
Vorrichtung, welche rasches Arbeiten ge-
stattet, wird durch Abb. 5 dargestellt. Zwei
Messingschrauben sind im Abstand von etwa
13mm durch eine Holz- oder Schieferplatte
geführt und mit den Polen einer Lichtleitung
von 110° V verbunden. Durch die untere
Schraube wird ein rechtwinklig gebogener
!
Kupferstreifen so an der Platte befestigt, daß
die äußere Fläche des freien, Schenkels der obe-
ren Schraube zugekehrt ist. Wird das Edison-
gewinde einer Lampe auf diesen Kupferstreifen
Abb. 5. Einfache Glühlampen-Prüfvorrichtung.
gelegt und mit dem Mittelkontakt die obere
Schraube berührt, so muß die Lampe brennen,
falls sie unbeschädigt ist. (‚‚Eleetrical World‘‘,
Bd. 74, 1919, S. 249.) Ww.
Berg- und Hüttenwesen.
Schwungrad- Ausgleichmaschinen. — Die
Arbeit bringt eine Übersicht über die Haupt-
formen von Schwungrad - Ausgleichmaschi-
nen und beschreibt einige wichtige Einzel-
heiten dieser für verschiedene Betriebe wich-
tigen und häufig angewandten Hilfsmaschinen.
Nicht nur die Verhütung zu großer Spannungs-
schwankungen, sondern auch die Verhinderung
zu weit gehender Schwankungen der Frequenz
stellen Aufgaben dar, die mit Hilfe von
Schwungrad-Ausgleichmaschinen leicht gelöst
werden können. Diese haben außerdem den
Vorteil, eine oftsehr erwünschte Energiereserve
darzubieten, die nicht allein derjenigen Arbeits-
maschine, für deren Betrieb sie unmittelbar be-
stimmt sind,sondern dem ganzen Netze zugute
kommt, da die Ausgleichmaschinen, wenn im
Netz, bei Gleichstromanlagen die Spannung,
bei Drehstromanlagen die Frequenz, starksinkt,
Energieins Netzabgebenunddamitzur Aufrecht-
erhaltung eines störungsfreien Betriebes beitra-
gen. Schwungrad-Ausgleichmaschinen verdan-
ken ihre weitgehende Verbreitung der Einfüh-
rung des elektrischen Antriebes von Haupt-
schacht-Förderanlagen, für die sie im Jahre
1901 zuerst von J. Ilgnerin der bekannten An-
ordnung angewandt worden sind. Bezeichnend
für das gegenwärtige Bestreben der Engländer,
bei allem Guten und Brauchbaren, das aus
Deutschland stammt, den deutschen Ursprung
zu leugnen oder zu verschweigen, ist, daß auch
in der hier vorliegenden Abhandlung über
Schwungrad-Ausgleichmaschinen ihr Ursprung
und der Name Ilgner verschwiegen wird, was
bei einiger Objektivität, einer dem Engländer
augenblicklich allerdings fremden Eigenschaft,
nicht hätte vorkommen dürfen. i
Schwungrad - Ausgleichmaschinen werden
entweder nur für den Betrieb einer einzigen,
starken Belastungsschwankungen unterworfe-
nen Arbeitsmaschine (einer Fördermaschine, _
einer Walzenstraße o. dergl.) aufgestellt, oder
sie dienen dazu, die im ganzen Netz vorhande-
nen Belastungsschwankungen auszugleichen
und eine annähernd gleichmäßige Zentralenbe-
lastung und demgemäß gleichmäßige Spannung
und, Frequenz im Netz herbeizuführen. Im
ersteren Falle ist das Schwungrad mit einem
Motorgenerator verbunden, der die ganze von
der betreibenden Arbeitsmaschine verbrauchte
Energie umformt; im zweiten Falle ist die mit
dem Schwungrad verbundene Dynamomaschine
mittelbar oder unmittelbar dem Netz parallel
geschaltet. Die erstere Anordnung bildet die im
Jahre 1901 von Ilgner eingeführte Form; die
Vereinigung des Schwungrades mit :der Leo-
nardschaltung ist Gegenstand des ihm in jenem
Jahre in Deutschland erteilten Patentes ge-
wesen, das 1916 abgelaufen ist.
Die Aufspeicherung so großer Energie-
mengen in rotierenden Schwungmassen, wie sie
bei Fördermaschinen und Walzenstraßen in
Frage kommen, hat sehr hohe Umfangsge-
schwindigkeiten der Räder zur Folge, die nur
bei Verwendung von Scheibenschwungrädern
aus überschmiedetem Stahlguß möglich sind. In
Deutschland werden Umfangsgeschwindigkei-
ten bis zu etwa 140 m/s gewählt, welcher Wert
mehr als 5-mal so groß ist wie die Höchstge-
schwindigkeit unserer Schnellzüge. Im Auslande
geht man selten über 100 m/s. Die vorliegende
Abhandlung des ‚„Eleetrician “nennt als höchste
angewandte Umfangsgeschwindigkeit nur etwa
6600 m/min und rechnet bei dem von ihm be-
handelten Beispiel mit einem Höchstwert von
5400 m/min, entsprechend rd 90 m/s. Die für
den Ausgleich der Belastungsschwankungen
nutzbare Energie ergibt sich bei einem be-
stimmten Abfall der Drehzahl, entsprechend
dem Unterschiede der Quadrate der höchsten
und niedrigsten Umfangsgeschwindigkeit, Im
180
allgemeinen wird mit einem Abfall der Drehzahl
von 15 bis 20% gerechnet. Darüber hinauszu-
sehen, hat nicht viel Wert, weil der Gewinn zu
gering ist und ihm, wenigstens bei Aufstellung
in einem Drehstromnetz, das meistens in Frage
kommt, ein zugroßer Verlustim Schlupfwider-
stand des Drebstrommotors gegenübersteht.
Die in Abb. 6 dargestellten Kurven geben die
|
weichungen von den deutschen Vorbildern ge-
bracht, ein Eingehen darauf kann daher als
überflüssig angesehen werden.
Abb. 7 zeigt die Schaltung einer Schwung-
rad-Ausgleichmaschine, bei der die mit dem
Schwungrade gekuppelte Dynamo, eine Gleich-
strom-Verbundmaschine, mit dem Netz parallel
geschaltet ist. Muß die Ausgleichmaschine aus
irgend einem Grunde im Betriebe
abgestellt werden, so wird da-
durch nicht, wie bei Ilgner-För-
deranlagen, der Stillstand einer
wichtigen Arbeitsmaschine her-
beigeführt, sondern nur der Aus-
gleich der Belastungsschwankun-
130
Es
SES
IV AA,
BEE: SV 4
- ; MAP
60 V
= ie — 87 0%
1 140
gen zeitweise ausgeschaltet.
Die Hauptstromwicklung der
Puffermaschine wird. von dem
zu den Anschlußanlagen, die hier
in einer Anzahl großer Erzver-
ladebrücken bestehen, führenden
Strom durchflossen, so daß die
Drehzahl in einem bestimmten,
durch die Stromstärke bedingten
IS
Radlgewicht mt
- Maße herabgedrückt und damit
die entsprechende Energiemenge
dem _ Schwungrade entnommen
wird. Vor die Hauptstromwick-
lung ist ein Magnetschalter gelegt
‘ und derart geschaltet, daß die
Hauptstromwicklung erst bei einer
ge
—TZ
bestimmten Stromstärke, hier
etwa 400 A, eingeschaltet und da-
durch die Drehzahl der Maschine
28
4
DC
en.
er
N
berabgedrückt wird. Auch die
Anordnung der Nebenschlußwick-
lung ist aus dem Schaltplan
Abb. 7 zu ersehen. Mit Rücksicht
Möglichkeit einer graphischen Berechnung des
bei verschiedenen Werten für den nutzbaren
Drehzahlabfall und bei verschiedenen Schwung-
raddurchmessern, Drehzahlen und auszuglei-
ehenden Energiewerten erforderlichen Schwung-
radgewichtes. Dabeiist vorausgesetzt, daß der
Trägheitsradius des Schwungrades das 0,78-
fache des Außenradius ist, ein Wert, der unge-
fähr den üblichen Formen der Schwungrad-
scheibe entspricht. Der punktierte Linienzug
zeigt den Weg, der bei Bestimmung des
Schwungradgewichtes zu verfolgen ist. Auf der
Kurve des Drehzablabfalles ist zunächst der ge-
wählte Wert, beispielsweise 20%, zu suchen,
dann ist auf die Linie des gewählten Trägheits-
radius herabzuloten, eine Wagerechte bis zur
Linie der gewählten Drehzahl und zum Schluß
eine Senkreehte nach oben zur Linie, die der
auszugleichenden Energiemenge entspricht, zu
ziehen. In der Ordinate des Schnittpunktes er-
gibt sich dann das gesuchte Schwungradge-
wicht. Die dem Drehzahlabfall entsprechende
Kurve zeigt, wie wenig beistarker Zunahme des
Schlupfes die nutzbar dem Schwungrade noch
zu entnehmende Energiemenge anwächst.
Für die beim Schwungrad auftretenden |
Luft- und Lagerreibungsverluste wird zurück-
gegriffen auf die von den S8.S.W. aufgestellte,
von Dr. Becker in der Zeitschrift ‚Elektrische
Kraftbetriebe und Bahnen‘ 1907, Seite 490,
veröffentlichte Formel:
Y = V25 D’(1-50). 10-5 PS,
worin D der Schwungraddurchmesser und b die
Schwungradbreite ist.
Die Schwungradlager sindgegenwärtigwohl
stets Gleitlager mit Drucköl- oder Ringsehmie-
rung. Kugellager haben sich nicht bewährt und
werden wohl überhaupt nicht mehr ausgeführt.
Der Berechnung der Lagerabmessungen kann
ein zulässiger Druck von etwa 10 kg/cm? zu-
grunde gelegt werden, wobeials belastete Fläche
das Produkt aus Länge und Durchmesser des
Lagerzapfens zu rechnen ist. Bei Drucköl-
schmierung wird das Öl durch kleine Pumpen
unter die Lagerzapfen gepreßt, so daß sich eine
dünne Ölhant zwischen Zapfen und Lager
schiebt und die Welle trägt. Beim Anlassen ge-
nügt es im allgemeinen, durch eine derartige
kleine, von einem besonderen Motor angetrie-
bene Pumpe zunächst Öl unter die Lagerzapfen
zu drücken, z. T. wird auch eine besondere An-
drehvorrichtung mit dem Umformer verbun-
den, die selbsttätig abgeschaltet wird, sobald
die Welle eine Geschwindigkeit von 2 bis 3
Umdr/min erreicht hat.
Die wichtigsten Schaltungseinzelheiten von
Ugner-Schwungradumformern dürfen als ge-
nügend bekannt vorausgesetzt werden, auch
die englischen Anlagen, die der Abhandlung des
„Blectrieian‘“ zugrunde liegen, haben keine Ab-
auf die annähernd unveränderliche
Netzspannung muß die Strom-
stärke in der Nebenschlußwick-
lung den Änderungen der Drehzahl
entsprechend ebenfalls verändert
werden. WenndasFeld zu schwach
wäre, würde die Ankerstromstärke
h . zugroßwerden undder Betrag der
von ihr aufgenommenen Energie zu hoch sein,
und wenn die Maschine als Generator arbeiten
soll, würde die Spannung zu klein sein, um
genügend Energie ins Netz geben zu können.
Dies wird durch selbsttätiges Einschalten
verschieden großer Widerstände geregelt.
Die Verwendung einer derartig einfachen
Ausgleichmaschine, die nur aus einer gewöhn-
lichen Gleichstromdynamo und dem mit ihr
gekuppelten Schwungrade besteht, ist nur bei
einem Gleichstromnetz möglich. Handelt es
1Z
zum !e
zu den
Anschlußanlagen
Abb. 7. Schaltung einer Schwungrad-Ausgleichmaschine
für Anschluß an ein Gleichstromnetz,
sich um ein Drehstromnetz, so muß entweder
ein Drehstrommotor mit abfallender Charak-
teristik genommen werden, wie z. B. ein Dreh-
strom-Kollektormotor mit Bürstenverschie-
bung, oder der Drehstrom ist mit Hilfe eines
Einankerumformers in Gleichstrom umzuwan-
deln, welch letztere Anordnung uuter dem Na-
men „System Westinghouse“ in der Literatur
vielfach erwähnt ist. Leider fehlen über solche
Anlagen noch Betriebszahlen, die die Wirt-
schaftlichkeit erkennen lassen. Zu den Ver-
lusten im Puffersatz treten noch die Ver-
luste im Einankerumformer hinzu, so daß der
Ausgleich der Belastungsschwankungen im all-
gemeinen ziemlich teuererkauft wird, zumal die
Anlagekosten hoch sind. Wenn nicht besonders
ungünstige Zentralen- und Netzverhältnisse
vorliegen, kommt daher in Drehstromanlagen
die Aufstellung von Schwungrad-Ausgleichma-
schinen kaum in Frage. (The Eleetrieian, Bd.78,
S. 598.) Ph.
Fernmeldetechnik.
Theoretische Untersuchung über ‚die Strah-
lung von Antennensystemen. — M. Abraham
stellt zunächst die Grundformeln auf für
das elektromagnetische Feld von Antennen,
die als Dipole anzusehen sind, und berech-
net dann die EMKe, welche zwei syn-
ehrone Antennen aufeinander ausüben, und
die Leistungen dieser EMKe. Hierauf wird
das Strahlungsfeld zweier synehron schwin-
gender Antennen untersucht, und es werden
Formeln abgeleitet sowohl für die Intensität
der längs der Erdoberfläche entsandten Strah-
Elektrotechnische Zeitschrilt. 1920. Heit 8.
19. Februar 1920.
lung, als auch für die Gesamtstrahlung. Aus
der letzteren ergeben sich im Abschnitt 4 die
drei Strahlungswiderstände des Systems, von
denen die beiden ersten sich den Strahlungs-
feldern der einzelnen Antennen zuordnen,
während der dritte von der Kopplung dieser
Felder herrührt; es wird eine Anwendung anf
die wirksamen Widerstände zweier gleicher,
von gleich starken Strömen in gleicher oder
entgegengesetzter Phase durchflossener An-
tennen gemacht. Die Kopplung der Antennen
durch das elektrische Feld hat übrigens (Ab-
schnitt 5) zur Folge, daß nicht nur die wirk-
samen Widerstände der Antennen sondern
auch die Frequenzen ihrer Eigenschwingungen
sich ändern.
Weiterhin beschäftigt sich Verfasser mit '
einem System zweier Antennen, von denen nur
die erste primär erregt ist, während die zweite,
die Hilfsantenne, sekundär durch das Feld der
ersten in Schwingungen versetzt wird. Es
wird das Strahlungsdiagramm des Systems er-
mittelt und gezeigt, daß unter gewissen Be-
dingungen die Hilfsantenne einen vollkomme-
nen Schatten wirft. Auf deranderen Seite übt
sie eine Spiegelwirkung aus; es wird der für
diese Wirkung maßgebende Verstärkungs-
faktor berechnet, u. zw. erstens für den Fall
eines gegebenen Ladungsmomentes des Sen-
ders, und zweitens für den praktisch wichti-
geren Fall einer gegebenen Senderleistung; zu
diesem Zwecke bedurfte es der Ermittlung des
Einflusses der Hilfsantenne auf die Sender-
leistung. Im folgenden wird sodann die Hilfs-
antenne durch ein System zweier eng durch das
Feld gekoppelter Antennen ersetzt, welches
auf den Sender abgestimmt ist, und es wird
das Strablungsdiagramm diuser drei Antennen
abgeleitet. ?
Schließlich wird die Schattenbildung durch
eine auf der Empfangsseite errichtete Hilfs-
antenne erörtert. Dem oben behandelten
Falle des elektrischen Senders, d.h. einer ver-
tikalen Antenne als Strahlungsquelle, ent-
spricht bei dem umgekehrten Vorgange wieder-
um eine vertikale Antenne als Empfänger;
verwendet man einen solehen ‚elektrischen
Empfänger‘ zur Untersuchung des Feldes, so
wird ein von der Hilfsantenne geworfener
Schatten als ‚‚elektrischer‘‘ anzusprechen sein.
Wird dagegen das Feld mit Hilfe einer Emp-
fangsspule untersucht, welche auf das magne-
tische Feld anspricht, so handelt es sich um
den ‚„‚„magnetischen Schatten“ der Hilfsantenne.
(Archiv f. Elektr., Bd. 8, 1919, $. 92.) vg.
Hochfrequenz - Mehrfachtelephonie und
-telegraphie längs Leitungen. — Der Telegraphie
bzw. Telephonie auf Leitungen ist die draht-
lose Nachrichtenübermittlung durch elektri-
sche Wellen insofern überlegen, als sie von
festen Leitungen frei und somit nicht an
feste Standorte gebunden ist. Es wäre je:
doch falsch, sie deswegen grundsätzlich über
die Leitungstelegraphie zu stellen. Leitungs-
anlagen lassen sich stärker nutzbringend be-
lasten, wodurch sie ihrerseits dem drahtlosen
Nachrichtenaustausch als prinzipiell überlegen
erscheinen. Die Benutzung von Leitungen
schließt die Möglichkeit in sich, zwischen
zwei. Stationen gleichzeitig mehrere Nachrich-
ten zu übermitteln. In den letzten Jahren hat
der Drahtverkehr in dieser Beziehung einen
weiteren Ausbau erfahren durch Benutzung
hochfrequenter Wechselströme. Bei der der-
zeitigen, außerordentlich starken Überlastung
unserer Leitungssysteme ist der hier erreichte
Fortschritt von hervorragender wirtschaftlicher
Bedeutung, zumal da dieser Fortschritt bereits
einen derartigen Stand erreicht hat, daß für die
praktische Einführung des Systems keine un-
überwindlichen Schwierigkeiten mehr vorhan-
den zu sein scheinen.
In der vorliegenden Arbeit geben die Ver-
fasser einen kurzen Überbliek über die Ent-
wicklung eines Systems der Mehrfachtelephonie
und -telegraphie, wie es vor dem Waffenstill-
stand für militärische Zwecke bereits fertig aus-
gearbeitet war und später für die Bedürfnisse
des Post- und Eisenbahnbetriebes erweitert
wurde. Im ersten Teil der Arbeit wird speziell
auf die Mehrfachtelephonie mit Hochfrequenz
eingegangen. Wesentlich für den Ausbau des
Systems — sowohl bei Telephonie wie bei Tele-
graphie — und bestimmend für die Schaltung
ist die Energiequelle. FaßbenderundHabann
benutzen zur Erzeugung der hochfrequenten
Prcms Glühkathodenröhren mit Rückkoppe-
ung. i .
Die Schaltung der ersten Telephonieappa-
rate für Militärzwecke charakterisiert sich etwa
wiefolgt:Sowohlder Anodenkreis alsauch der Git-
terkreis des Senders (vgl. Abb. 8) werden auf die
Wellenlänge abgestimmt. In den Gitterkreis ist
unter Zwischenschaltung eines Transformators
E Tr., der die Anpassung des inneren Widerstan-
des anden äußeren bei gegebener Röhre und ge-
gebenem Mikrophon bewerkstelligt, das Mikro- |
\
{
BE I ah N a sn a nn nn
u a
19. Februar 1920.
Bi eingeschaltet. Der induktive Widerstand
es Transformators ist durch eine genügend
große Kapazität B Cüberbrückt, welche die Ab-
stimmung des Gitterkreises nicht ändert. Die
Fernleitung ist induktiv mit Sender und Emp-
fänger gekoppelt, sie enthält die Anrufklingel
(für Niederfrequenz) mit parallel geschaltetem
- Bloekkondensator. Der Empfänger (Audion)
besitzt einen abstimmbaren Gitterkreis, der
Fernhörer ist (analog dem Mikrophon beim
Sender) über einen Ausgangstransformator
ATr.in den Anodenkreis gelegt.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
ser Übelstand wurde durch besondere ‚Ton-
transformatoren“, die nur Ströme hörbarer
Frequenzenübertragen, oderdureh abgestimmte
Relais. vermieden. Als solche können die be-
kannten Pendelumformer verwendet werden.
Störungen durch Oberwellen, wie sie beim Hör-
empfang auftreten, werden beim Schreibemp-
fang mit Relaisbetrieb verhindert. Die Reich-
weite bei Schreibempfang beträgt etwa 200 km,
bei A = 3000 bis 4000 m.
Die Verwendung von Hochfrequenzappa-
raten ist auch im Zusammenhang mit Hughes-
Hett 8.
161
strom, welche aus Einzelleitern zusammenge-
L h
setzt sind, für jeden Einzelleiter [y?dx stets
0
denselben Wert ergeben muß. Hierbei bedentet
y den Abstand vom Nutengrund, während x
und L die Nutenlänge bezeichnet. Es ergibt
sich also das Gesetz, daß die Schwerpunkte
vom Nutengrund denselben Abstand besitzen.
Vg.
Experimentelle Ermittlung der Spannungs-
> at en oder Siemens- weltng bei ee = a
SR : Fame ERrE e re chnelltelegraphen mit chwaıger zeigt im Archiv f. Elektr., ws
Re N ER a ERS maschinellgelochten $trei- rn 191, = die eh Er Spannungs-
Ber] fen möglich. verteilungan Hängeisolatoren ohne weiteres auf
l | rer: Für den praktischen | Spulen übertragen werden können, Die aus
Er! | iz Fo] uch kommen bei Te- LO ETNUDON. eu re elal:
Be rm. e | egraphie und Telephonie ‚ung ı1St ıeselbe, 16 ersuche 1aben dıe Zu-
| ach Al ah Sn 5, I folgende Gesichtspunkte | lässigkeit der Annahme, daß die Spannungsver-
| = | i in Frage: Gesteigerte Sen- | teilung an. Spulen dem Gesetz
Mikroph NG as | deenergie und dementspre- Si
Er TER Es en chend geschwächte Emp- I ZERR
e£} Race Telephor fangsempfindlichkeit ver- } Sin«z
eh ! FL | ringern die Wahrschein- | , a: ISRL x
a; | arte | en Bender Harn folgt, bestätigt. P bedeutet die gsamte Span-
> Bei | WA | gen. Übersprechen auf | nung an der Kette, « = e—= Erdkapa-
Aullhlill 22 41 | INNEN 22 ul oJ fremde Leitungen kann C
All ll Dei eaeauenz Auen zität, 0 == en einer Spule,
Sendeapporafur Emvfangsopparafur durch kapazitiven Einfluß | 2= Gesamtzahl der Glieder,
: 7 BRargeAR Fa herbeigeführt werden. Die Versuche wurden mit stationären
Abb. 8. Schaltung bei Hochfrequenz-Mehrfachtelephonie.
. Versuche mitdieser Schaltung wurden bereits
im August 1918 mit 6 Hochfrequenz- und 2 Nie-
— derfrequenzapparaten in derselben Leitung der
obersten Heeresleitung vorgeführt. Mit einer
Sendeleistung von 1 Watt konnte eine Entfer-
nung von 110 km ohne Anwendung von Verstär-
kern störungsfrei überbrückt werden.
Für den Streckenverkehr wird von den
Deutschen Telephon-Werken ein Apparat mit
einer ähnlichen Schaltung gebaut. Die Wellen-
länge beträgt etwa 2000 m, die Senderleistung
etwa 0,3Watt. Der Eingangstransformatorliegt
im Anodenkreis, Die Sprechströme werden auf
der Sendeseite durch einen Niederfrequenzver-
stärker verstärkt, bevor sie in den Eingangs-
transformator gelangen. Außerdem wird durch
Potentiometerschaltungen bewirkt, daß die
Spreehströme die Hochfrequenzströme selbst
auslösen, ein Verfahren von hohem praktischem
Vorteil, da es die Interferenzströme mehrerer
Lampen in derselben Leitung vermeidet.
Die Verwendung von Hochfrequenzappa-
raten in Stadtnetzen mit Ämterbetrieb verlangt
prinzipiell die Verwendung von Niederfrequenz-
strömen zwischen Teilnehmer und Amt, wäh-
rend die Hochfrequenz auf die am stärksten be-
lasteten Verbindungen zwischen den Ämtern be-
schränkt bleibt. Die Teilnehmeranschlüsse wer-
den in der Regel nur einfach belegt. Die Hoch-
frequenzapparate befinden sich also auf den
Amtern, denen auch ihre Wartung zufällt. Die
Teilnehmerapparate haben vollkommen nor-
male Ausführung. Eine Vervielfältigung der
Teilnehmerzahl wie auch der auf der Zentrale
aufstellbaren Fochfrequenzapparate ist ohne
weiteres möglich.
; Die Schaltung dieser Apparate ist der
x schon beschriebenen sehr ähnlich. Die Ausfüh-
. Tung sieht jedoch nur eine einzige Röhre vor,
die gleichzeitig Sende- und Empfangszwecken
dient. Auch die Anrufvorrichtung kann mit
Hochfrequenz betrieben werden, so daß der An-
rufnur von den auf die Anrufwelle abgestimm-
ten Empfängern gehört wird.
. „Der zweite Abschnitt der Arbeit behandelt
die Mehrfachtelegraphie. Hier ist im Gegensatz
zur Telephonie gedämpfter und ungedämpfter
Verkehr möglich. Besprochen werden nur unge-
dämpfte Apparate. Der Empfang ist Schwe-
-bungsempfang. Infolge der geringen Energie-
verluste auf der Leitung wird es möglich, den
- Sender selbst beim Empfang als Überlagerer zu
benutzen. Die geringe Sendeenergie erlaubt
ferner, die Empfangseinriehtungen ständig ein-
geschaltet zulassen. Dadurch wird der Betrieb
_ dem Gleiehstrombetrieb völlig analog.
. Die Sehaltung ist mutatis mutandis die
gleiche wie beider Telephonie. Die Wellenlänge
. liegt zwischen 600 und 1800 m. Auch hier kann
der Klingelanruf durch Hochfrequenzstrom
übertragen werden. Mit derartigen Appa-
‚raten wurde bei Verwendung gewöhn-
licher Überlagerungslampen. mit einer
Leistung. von 0,03 Watt im März 1919
die StreckeBerlin— Weimar überbrückt.
_ Die Leitung bestand aus 5 mm Kupfer.
2 Die Apparate können für Hör- und Schreib-
empfang benutzt werden, für letzteren Fall ist
eine Zusatzapparatur. mit Gleichrichterröhre
und Relais erforderlich. Beide sprechen auch
auf Schwebungsfrequenzen an, die oberhalb der
physiologischen Skala liegen, so daß die Ab-
stimmung bei Schreibempfang schlecht wird,
3 was gegenseitige Störungen zur Folge hat. Die-
>
.
Hiergegen ist das „Kreu-
zen‘ der Leitungen un-
wirksam. Besondere Kabelkonstruktionen wer-
den erforderlich, Auflangen Leitungen werden
nach Maßgabe ihrer räumlichen Dämpfung
Hochfrequenzverstärker eingeschaltet.
Zum Schluß werden noch Angaben über
die Schaltung von Sprechverstärkern, über die
Wahl der günstigsten Wellenlängen sowie über
die Verwendung von Hochfrequenzverstärkern
gemacht. 24
Bezüglich der theoretischen Grundlagen
des Systems wird auf eine demnächst erschei-
nende Arbeit der Verfasser verwiesen. (H. Faß-
bender und E. Habann, Jahrb. d. draht!.
Telegr. u. 'Teleph,,. Bd. 14, S. 451.) =
ck,
Physik und Theoretische Elektrotechnik.
Über den Kontaktwiderstand. — Um den
Einfluß der Oberflächenbeschaffenheit und des
Druckes: bei verschiedenen Metallen auf den
Kontaktwiderstand zu untersuchen, geht Franz
Kraus, Wien, in der Weise vor, daß er aus den
verschiedenen Metallen Scheibenringe von glei-
chem äußeren und inneren Durchmesser und
gleicher Stärke fertigtund diesein größerer Zahl
| aufsehiehtet. Die so entstehende Säule, deren
Temperatur durch ein in der Höhlung eingesetz-
tes Thermometer bestimmt werden kann, wird
in eine Vorrichtung gesetzt, die gestattet, den
auf die Scheiben auszuübenden Druck in ein-
facher Weise meßbar zu regeln. Die Anfangs-
und Endscheibe erhalten Stromzuführungen
mit Strom- und Spannungsmesser, so daß der
Spannungsabfallin der Säule und die jeweilige
Strombelastung ermittelt werden können. Die
Untersuchungen sind auf Kupfer, Messing,
Zink, Aluminium, Eisen und Zinn ausgedehnt
worden und umfassen im wesentlichen die Be-
dingungen, wie sie bei Schraubstellen und
Schalterkontakten gegeben sind. Die Ergeb-
nisse sind im wesentlichen folgende: 1. Der
Kontaktwiderstand übersteigt den Metallwider-
stand so wesentlich, daß der Metallwidersrand
bei den Messungen vernachlässigt werden
konnte. 2. Messungen bei verschiedener Strom-
belastung ergaben, daß der Kontaktwiderstand
dem Ohmschen Gesetz folgt. 3. In bezug auf die
Abhängigkeit von der Temperatur ergab sich
kein einheitliches Bild. Der T'emperaturkoeffi-
zient erreichte niemals eine Größe, die an den
des Meralls heranreichte. 4. Mehrmaliges Er-
wärmen unter Druck führt zu einer Art Sinte-
rung der Platten, deren Folge in bezug auf den
Kontaktwiderstand sehr verschieden war.
Manchmal sank der Kontaktwiderstand bis auf
die Hälfte des ursprünglichen Wertes. 5. Unter
dem Einfluß des Druckes verhalten sich die ver-
schiedenen Metalle in bezug auf den Kontakt-
widerstand verschieden. Der Widerstand wird
mit wachsendem Druck kleiner, wird jedoch
nieht Null,sondern nähert sich einer konstanten
Größe. Diese ist um so kleiner, je weicher und
unelastischer das Material ist, und je besser die
Kontaktflächen aufeinander abgepaßt sind.
Auf die besonderen Bedingungen für den Kon-
taktwiderstand, wie sie in den Apparaten der
Fernmeldetechnik vorliegen, erstrecken sich die
Untersuchungen nicht. (,Elektrotechn. u.
Maschinenb.‘“ Bd. 38, S. 1.) Kr.
Stromverdrängungsfreie Leiter für Wechsel-
strom. — L. Fleisehmann zeigt im Archiv f.
Elektroteehn. Bd. 8, 1919, S. 203, daß für alle
stromverdrängungsfreien Leiter für Wechsel-
Wechselspannungen durchgeführt, und es be-
steht noch die Frage, ob die gleiche Sprung-
verteilung auch beim Aufprall von Spannungs-
wellen auftritt. Dies wird sicher der Fall sein,
wenn die ganze erste Windung der Spule sofort
die Spannung der Sprungwelle annimmt. Dies
widerspricht aber der Erkenntnis, daß im ersten
Augenbliek nur ein Strom quer zu den Windun-
gen auftreten kann und der Strom durch den
Draht der Windungen gleich Null sein muß.
Hier liegt eine Unstimmigkeit bzw. Unzuläng-
lichkeit der Ersatzschaltung der Spule vor
Voss
Zur Elektrodynamik von Strahlerkreisen.
— K. W. Wagner führt im Archiv £f. Elektr.,
Bd. 8, 1919, S. 145 für die wichtigsten Strahler-
gebilde ein elektromagnetisches Normalschema
ein (Abb. 9). Es besteht aus einem homogenen
Bo
Abb. 9. Allgemeines Normalschema eines Strrahlers
Strahlerteil mit gleiehförmig verteilter Kapa
zität und Induktivität und mit Beschwerungen
an einem oder beiden Enden, die aus Kapazi-
täten, Induktivitäten und Widerständen belie-
big zusammengesetzt sein können. Nach dieser
Auffassung kann der gesamte Strahlerkreis
wie eine an beiden Enden belastete Kabellei-
tung behandeltwerden. Esist üblich, Antennen
durch eine Kapazität O« und eine Induktivität
La in Reihenschaltung nachzubilden, wobei Ca
und La von der Betriebswelle abhängen. Der
Verfasser fordert, daß bei demselben Antennen-
strom in der künstlichen Antenne dieselbe
Schwingungsenergie umgesetzt wird wie im
natürlichen Strahler und gelangt so zu einer
Nachbildung, deren Kapazität Ü« von der Be-
triebswelle weniger abhängt und die gleichen
Dämpfungs- und Kopplungsverhältnisse auf-
weist wie der Strahler. Zu einer künstlichen
Antenne, deren elektrische Bemessung von der
Betriebswelle unabhängig ist, führt die Ket-
tenleiterschaltung (Abb. 10). Die Kettenglied-
Abb. 10. Kettengliedantenne
antenne kann aus elektrischen Konstanten be-
rechnet oder experimentell an dem wirklichen
Strahlergebilde bestimmt werden. Weiterbin
werden die elektrodynamischen Eigenschaften
und die Eigenwellen von kapazitiv verkürzten
Strahlern, von Strahlern mit Endkapazitätund.
Strahlern, die mit einem Zwischenkreis gekop-
pelt sind, untersucht. Zum Schluß wird die
Theorie von Strahler und Zwischenkreis auf
exakte Grundlage gestellt, v9.
£lektrotechnische Zeitschrikt. 1920. Heft 8.
Werkstatt und Baustoffe.
Universalhilfsmaschine für Ankerrepara-
turen. Die Werkstatt der ‚Washington
Railway & Eleetrie Co.‘ benutzt eine Hilfs-
maschine, mit der alle bei einem Anker vor-
kommenden Reparaturen vorgenommen wer-
den können. Die Maschine ist nach Art einer
Drehbank gebaut, hat einen Antriebsmotor
von 1,5 kW, und solche Abmessungen, daß
Anker von 3,73 bis 298 kW aufspannbar sind.
Für das Wickeln von Bunden ist eine Vorrich-
tung vorhanden, welche die Drahtspannung ge-
nau einzustellen gestattet. Durch eine selbst-
tätige Verriegelung kann diese Drahtspannung
auch nach Fertigstellung der ersten Bunde er-
halten werden, so daß gegebenenfalls weitere
Anker genau gleichartig bewickelt werden kön-
nen. Zum Schlitzen der Kommutatorsegmente
dient eine abnehmbare, durch eigenen 0,1 kW-
Motor angetriebene Vorrichtung, welche unter
Umständen an der betreffenden Ankerwelle an-
gebracht wird und auch zur Herstellung von
zur Achse nicht parallelen Schlitzen verwendet
werden kann. Weiter ist eine Kommutatorab-
schleifvorriehtung mit selbsttätigem Vorschub
vorhanden, deren Antrieb mittels 3-stufiger
tiemenscheibe und Teleskopwelle mit zwei Uni-
versalgelenken erfolgt, wobei die Auswechslung
der Teleskopwelle nach Entfernung nur eines
Bolzens vorgenommen werden kann. Es lassen
sich Kommutatoren bis 600 mm Durchmesser
und 400 mm Länge bearbeiten. Schließlich
wird eine Spulenscheibe benutzt, welche zum
Wickeln von Anker- und Feldspulen jeder Art
dient. Der große Vorteil dieser Universalhilis-
maschine besteht darin, daß nach dem Auf-
bringen der Wicklungen der einmal einge-
spannte Anker bis zur Fertigstellung nicht mehr
herausgenommen zu werden braucht. (,Elec-
trical World‘, Bd. 74, 1919, S. 250.) W.
Ortsbewegliche Ausrüstung für die Fäulnis-
schutzbehandlung von Holzmasten. Eine
amerikanische Elektrizitätsgesellschaft ” im
Staate Indiana hat gefunden, daß es bequemer
und billiger ist, die Fäulnisschutzbehandlung
der Holzmaste an Ort und Stelle auszuführen,
als sie nach dem herkömmlichen Verfahren
in einer Zentralstelle zu behandeln. Das
Holz wird vom Erzeuger unmittelbar nach
Abb. 11. Fahrbare Tränkanlage.
dem Ort des Verbrauchs geschafft, die Um-
ladung, die bei 10 m langen Masten eine nicht
zu üunterschätzende Arbeit und Ausgabe dar-
stellt, fällt also fort. Die Ausrüstung selbst
(Abb. 11) wird durch Kraftlastwagen befördert
| Drehzahl ns = 667.
m
eine in den Behälter eingelegte Heizschlange
mittels Dampf erwärmt. Die Maste gelangen
zuerstin diesen Behälter, daraufin den andern,
mit kalter Flüssigkeit gefüllten, und sind dann
fertig. Die Arbeit beginnt mit der Aufstellung
des Ladebaums, mit dessen Hilfe nicht nur die
anderen Geräteabgeladen und aufgerichtet, son-
dern auch die Maste bewegt werden. (,BElectr.
World“, Bd. 74, 1919, $S. 248.) W.
Allgemeiner Maschinenbau. *
Versuchsergebnisse miteiner Kaplan-Turbinet).
— In dem wirtschaftlich zur Verbilligung der
Krafthaus- und Maschinenkosten notwendigen
Streben hat Prof. Dr. Kaplan in Brünn durch
seine vieljährigen, systematischen Bemühun-
gen?) bemerkenswerte Erfolge errungen und
die Schnelläufigkeit, welche bekanntlich durch
3 n.YN
die TEE
H.yvH
d.i. die Drehzahl einer Turbine von 0,736 kW
(1PS)Leistung in 1 m Gefälle, charakteririert
wird, auf das Doppelte bis Dreifache des bisher
Erreichten gebracht. Die Kaplan-Turbineist ge-
kennzeichnet durch ein eigenartiges, achsial
durehströmtes Laufrad mit wenigen Schau-
feln (Abb.12), dem das Wasser aus einem Leit-
„spezifische Drehzahl“ ns =
Abb. 12. Profil der Kaplan-Turbine.
rad L mit.Drehschaufeln unter zwangloser Um-
lenkung um 90°in einem schaufelfreien Raum
zuströmt, wodurch auch die Reibungsverluste
ein Minimum werden, sowie durch größt-
möglich gesteigerte Ausnutzung der Austritts-
energie im Saugrohr.
Eine von der Lizenzfirma Ign. Storek,
Brünn, gebaute Kaplan-Turbine ist unlängst in
betriebsmäßigem Einbau eingehend gebremst
und das Ergebnis-von Prof. Budau durch Kon-
trollbremsungen voll bestätigt worden. Die
Turbine war entworfen für: .
Wassermenge 1,10 m3/s,
Gefälle 3,00 m,
Umdrehungen . 500 i.d. min,
Leistung . . 26 kW. (35,3 PS)
Der Laufraddurchmesser beträgt 600 mm, zu
garantieren waren bei Vollast 80%, bis zu Halb-
last nicht unter 78% Wirkungsgrad. Die
Wassermessung erfolgte durch einen Überfall
mit Seitenkontraktion im Unterwasser nach
der Formel von Freese unter Nachprüfung
mittels Schirmmessung im Ober-
kanal, die Leistungsmessung durch
einen Bremszaum und Dezimal-
wage.
Die Versuche wurden bei 4 ver-
schiedenen Beaufschlagungen aus--
geführt zwischen 420 und 1100
l/s. Abb. 13 zeigt die Wirkungs-
grade und Leistungen bei der Ent-
wurfsdrehzahl von 246 in Im Ge-
fälle, entsprechend der spezifischen
Der Wirkungsgrad liegt
fast im ganzen Verlauf zwischen % und !/, Be-
aufschlagung über 85% und steigt bis zu 86%
bei halber Beaufschlagung. Abb.14 gibt die
Kurven für 2831 Umdrehungen, bezogen auf Im
Gefälle, entsprechend einer spezifischen Dreh-
zahl ns = 761 bei voller Leistung; auch hier
Abb. 13. Versuchsergebnisse der Kaplan-Turbine bei n, = 667.
und von 6 Mann bedient. Sie besteht aus 2 Be-
hältern, einem Ladebaum, einem Masthalter,
um die Maste in vertikaler Lage zu erhalten,
während sie in den Behältern stehen, den Kraft-
lastwagen und einer alten Lokomobile oder
Straßenlokomotive, die als Dampferzeuger
dient, Das Tränkungsmittel
wird durch |
90
= N 85
530
7100 z Re
ER ©
EEE R
OR S
ER N
50 & t e
40
Abb. 14.
liest der Wirkungsgrad noch dauernd über |
82%. Bei einer spezifischen Drehzahl von 900
wurde noch ein Wirkungsgrad von 78% er-
!) Nach „Die Wasserkraft“ 1919, Heft 17; Verlag
Pflaum, München, Bavariaring 44. ;
) „Zeitschr. d. österr. Ing.- u. Architekten-Vereins*
1917, Heft 88 u. £.
stände
reicht, die höchste spezifische Drehzahl von
1000 ergab 75 %-
- Was die Kaplan-Turbine neben der gegen
die bisherigen Franeis-Turbinen um das Mehr-
fache gesteigerten Drehzahl auszeichnet, ist
der flache Verlauf der Wirkungsgradkurve und
die große Proportionalität zwischen Beauf-
schlagung und Leistung, welche diese Turbine
auch für sehr wechselnde Wassermengen besser
als die Franeis-Schnelläufer eignet. In dieser
Hinsicht ist die Kaplan-Turbine etwa Francis-
Turbinen mit 4 der Drehzahl ebenbürtig.
Die bisher schnellsten Franeis-Turbinen zeigen
bei voller Leistung bei einer spezifischen Dreh-
zahl von etwa 350 bis 400 den gleichen Wir-
kungsgrad wie die vorliegende Kaplan-Turbine
bei 750 bis 800 spezifischen Umdrehungen, näm-
lich rd 83% ; während aber bei halber Leistung
die Kaplan-Turbine noch etwa 81 bis 82% Wir-
‚kungsgrad zeigt, finden wir bei den Franeis-
Schnelläufern nur noch etwa 72%.
Der durch die hohe Drehzahl der neuen
lee
Turbine bedingte Gewinn liegt in der Verkleine- -
rung und Verbilligung der Turbinen, deren
Einbau und der Generatoren. So bedingt z. B.
bei einer Leistung von 2000 PS unter 25 m Ge-
fälle die Franeis-Turbine als einfache Spiraltur-
bine eine Drehzahl von rd 400, eine teure
Doppelspiralturbine etwa 650 Umdr, während
eine Kaplan-Turbine mit 1000 Umdr ein bil-
liges Turboaggregat gibt. Bei 8m Gefälle und
5000 PS Leistung gibt eine Kaplan-Zwillings-
turbine 200 bis 250 Umdr, eine Vierfach-Fran-
cis-Turbine 140 bis 187,5 Umdr. Auch in Klein-
kraftanlagen ist die Kaplan-Turbine zur erfolg-
reichen Verbilligung berufen: eine solche An- -
lage für 100 PS unter 6m Gefälle, z. B. bedingt
mit einer einfachen Franeis-Turbine bei etwa
300 Umdr Riemenantrieb und viel Raum, bei
einer teureren Zwillingsturbine mit 500 Umdr
bei direkter Kupplung einen teueren Generator,
während die einfache Kaplan-Turbine mit 750
oder 1000 Umdr kleine Grundfläche und einen .
billigen Generator vereinigt. Ausführungs-
arten, die sich speziell für kleinere Anlagen
eignen, sind in Bearbeitung. Eine weitere Ver-
wendungsmöglichkeit bietet der Umbau be-
stehender Anlagen anf eine um 50 bis 100%
erhöhte Leistung durch bloße Auswechslung
der Turbinenlaufräder und einiger Be
urch
Teile, sowie Ersatz der Generatoren
schneller laufende , Maschinen.
Abb.15 zeigt ein Schaubild der Kaplan-
Turbine, mit welcher die dargestellten Brems-
ergebnisse gewonnen worden sind. Das Leit-
rad L ist mit Drehschaufeln in der üblichen
Weise ausgeführt, das Laufrad läuft in einem
Leitrohr L, und gießtin den Saugrohransatz S
aus, dereine von den Franeis-Turbinen recht ab-
weichende, in langer Versuchsarbeit gewonnene
Form aufweist, und ist rückseits durch den
Deckel D zugänglich.
In langer und gegen zahlreiche Wider-
ankämpfender Arbeit ist mit der
Versuchsergebnisse bei », = 761.
Kaplan-Turbine ein bedeutender Fortschritt in
der Verbilligung beim Ausbau der Wasser-
kräfte großer wie kleiner Leistung geschaffen.
worden. Ing. C. Reind!.
1) Vgl.Zander, Vernachlässigte Kraftquellen. „ETZ*
1919, 8. 437 und die Äußerung des Berichterstatters hierzu,
„ETZ* 1920, 8.11, bezüglich Verbilligung des Ausbanes,
Kr;
ER TE
Eee
19. Februar 1920.
Industrie und Handel.
Die englische Elektroindustrie an der Jah-
reswende. — Die von der englischen Fachpresse
einem Rückblick auf das Jahr 1919 gewidmeten
Artikel zeichnen im großen und ganzen ein für
die Elektroindustrie recht günstiges und im
Hinblick auf die Zukunft aussichtsreiches Bild,
wie denn ja auch hier und dort von einem zu
erwärtenden ‚Boom‘ im Handel mit elektro-
technischen Erzeugnissen gesprochen . wird.
Natürlich haben die Ausstände, insbesondere
der verhängnisvolle Generalstreik imEisenbahn-
betrieb, sowie die Unrast und eine nicht zu leug-
nende Desorganisation der Arbeiterschaft die
Entwicklung nachteilig beeinflußt, leidet doch
die englische Elektroindustrie jetzt noch unter
der lähmenden Wirkung des Formerstreiks.
Und wenn die befürchtete Arbeitseinstellung
im Ener auch nicht Een ist,
so machten sich gleichwobl die z. T. durch die
schwankende Politik der Regierung in bezug auf
-eine Nationalisierung der Gruben verursachten
Schwierigkeiten in der Belieferung mit Brenn-
stoff gerade für die auf billige Feuerung ange-
wiesene Elektroindustrie sehr fühlbar.
Die Versorgung mit elektrischer Ar-
beit — hier muß die neue Zentrale in Rother-
ham erwähnt werden — stand während des ab-
elaufenen Jahres unter dem Eindruck der Ver-
andlungen über die zuerst im Mai eingebrachte
Electrieity (Supply) Bill, die nunmehr in
egen den ursprünglichen Entwurf durch das
ARTEN der Distriet Boards und der zwangs-
weisen Enteignung von Kraftwerken wesent-
lich veränderter Form Gesetzeskraft erlangt
hat. Die Nachfrage nach Kraftstrom ist in
England gewachsen, konnte aber wegen nicht
rechtzeitiger Lieferung der für die nötigen Er-
weiterungen der Werke notwendigen Einrich-
tungen nur teilweise befriedigt werden. Auch
die Beleuchtung hat is Fortschritte ge-
macht, zumal man sich gelegentlich neuer Sied-
lungsprojekte in verschiedenen Landesteilen
für das elektrische Licht entschied. Um dessen
Vorteile voll ausnutzen zu können, verlangt
„Ihe Electrician‘‘, dessen Ausführungen wir
‚hier folgen, eine starke Verringerung der In-
stallationskosten; sie scheint ihm wichtiger
als die Verbilligung der elektrischen Arbeit.
Fortschritte werden weiter auf dem, Gebiet des
Heizens und Kochens konstatiert, während
“große Neuerungen sich weder im Bereich der
eleuchtung noch der Kraftanlagen feststellen
lassen. Vom gesundheitlichen Standpunkt
aus fühlt man in England das Bedürfnis nach
ESepeten Armaturen für die gasgefüllten
ampen, denen gegenüber auch jenseits des
Kanals die altbewährte Bogenlampe mehr und
mehr verschwindet. Nach dem Bericht eines
Sonderausschusses der Illuminating Engi-
neering Society !) hatte sich in England die
eugnE elektrischer Glühlampen gegen Ende
1919 dem Verbrauch angepaßt, und die Fa-
brikanten dürften jetzt in der Lage sein, ge-
nügende Vorräte anzusammeln, um die Lie-
ferung jeder gewünschten Lampensorte zu ge-
währleisten. Noch nicht befriedigend war die
Lage hinsichtlich der erforderlichen Birnen
und Glassorten, und eine gewisse Anzahl erste-
rer mußte von auswärts eingeführt werden. Man
ganbt aber, daß der Bedarf hieran in nächster
eit durch heimische Erzeugung, hauptsächlich
infolge der Einführung von Maschinen zur An-
fertigung von Birnen und Röhren, sich werde
decken lassen. Die Versorgung mit Wolfram-
draht und Gas für die Füllungen reiche aus.
Für gasgefüllte Lampen sei bereits eine Preis-
ermäßigung von ungefähr 20% eingetreten und
werde auch für andere Lampenarten erwartet.
Die im Interesse der Elektrizitätsverwer-
. tung außerordentlich BE Propaganda
hat sich unter Führung der Electrical De-
velopment Assoeiation (Direktor J. W.
Beauchamp) sehr gehoben. Diese ist vor kur-
zem als eine „Company limited by guarantee‘‘
engettagen worden, um die Anwendung von
und den Bedarf an elektrischer Energie ın In-
dustrie, Handel, Haushalt, Landwirtschaft und
Öffentlichkeit zu fördern.
Verschiedene Eisenbahngesellschaften wa-
ren 1919 mit der Elektrisierungsfrage be-
schäftigt, die sich angesichts des besonders in
der Umgebung großer Städte außerordentlich
gewachsenen Verkehrs ‚mancherorts als drin-
gend erweist. Hervorgehoben zu werden
verdient in diesem Zusammenhang der Ent-
schluß der North-Eastern ae Co.,
ihre Hauptlinie York-Newcastle für‘ den
elektrischen Betrieb einzurichten; übrigens
werden auch aus anderen Ländern, z. B. Indien
und, Südafrika, entsprechend weitreichende
Projekte gemeldet. Im Betrieb der Straßen-
bahnen sind erwähnenswerte Fortschritte nicht
zu verzeichnen, doch scheint man in England
2) „Weltwirtsch. Nachr.“, nach „The Times Trade
Supplement“.
Y
Elektrotechnische Zeitschrift. 1919,
‘die Möglichkeit eines teilweisen Ersatzes dieses
Transportmittels durch Motoromnibusse zu er-
wägen.
Der schweizerische Spezialhandel mit elek-
trotechnischen Erzeugnissen im ersten Halb-
jahr 1919.) — Aus der Zahlentafel 1 ist er-
sichtlich, daß im ersten Halbjahr 1919, ver-
glichen mit dem entsprechenden Zeitabschnitt
Zahlentafel |.
Helft 8.
163
rend der letzten Jahre für die schweizerische
Maschinenindustrie eine entsprechende Ver-
mehrung des Inlandabsatzes herbeigeführt habe.
Ohne Zweifel hat sich dieser gegenüber frühe-
ren Jahren infolge Verminderung des auslän-
| dischen Wettbewerbs während des Krieges ge-
hoben, keinesfalls aber im Umfange des durch
die .handelsstatistischen Ziffern ausgewiesenen
Importausfalls. Ein wesentlicher Teil des Rück.
Schweizerischer Spezialhandel mit elektrotechnischen
Erzeugnissen im 1. Halbjahr 1919.
| —— nm 200
Erzeugnisse
1918
1. Dynamoelektrische Maschinen . 180
DrAkkumulatoren ars. le 51
3. Elektrische Kontrollapparate und
Instrumenten San an ee 105
4. Nicht genannte Instrumente und
Apparate für angewandte Elek-
IrIzU ab NR 1 454
5. Telephon- u. Telegraphenapparate 103
bBogenlampene. mean nee), 1
7 Glühlampen 720 nmel. 1255
8. Kabel, blank und isoliert; isolierte
Drähte . EAN RE NG 51
9. Porzellanisolatoren . 4779
10. Lichtkohlen . NL 267
11. Elektroden, nicht montiert. . | 42293
Zusammen . .| 50539
von 1918, eine kleine Steigerung der Menge
und des Wertes der Ausfuhr wie des Import-
-wertes eingetreten ist. Nach Menge- und
Wert zugenommen hat der Außenhandel mit
dynamoelektrischen Maschinen, elektrischen
Kontrollapparaten und Instrumenten, Fern-
sprech- und Telegraphenapparaten. Die Menge
der ein- und ausgeführten ‚„‚Nichtgenannten In-
strumente und Apparate für angewandte Elek-
trizität“ und der Glühlampen war, z. T. be-
trächtlich, geringer. _
Nach einer ım Jahresbericht für 1918 des
Vereins schweizerischer Maschinen-
industrieller veröffentlichten Zusammen-
stellung über die Entwicklung der einzelnen
Ausfuhrpositionen im Durchschnittskriegsjahr
verglichen mit 1912 und 1913 ergeben sich für
die Gruppe ‚„Dynamoelektrische Maschinen“
folgende Mengenwerte in dz: ;
Ausfuhr Durchschnitt Unterschied gegen
192, | .1918 | 191211918 1912 | 198
69043 | 79363 62415 | — 6628 | — 16948
Ahnliche Unterschiede weisen die Aus-
fuhrmengen bei den übrigen Maschinengattun-
"gen (ausgenommen Werkzeugmaschinen und
Automobile) auf, so daß, wie. der Bericht sagt,
entgegen vielfach geäußerten Ansichten, fest-
gestellt werden muß, daß für die schweizerische
Maschinenindustrie das Exportgeschäft wäh-
rend des Krieges sich nicht nur nicht gehoben
hat, sondern in seiner Entwicklung vielfach
ganz gewaltig gehemmt worden ist. Auch für
die elektrische Industrie gelten mit wenig Ein-
schränkungen obige Ausführungen. Für dy-
namoelektrische Maschinen war, sofern Roh-
material zur Verfügung stand, über Absatz
nicht zu klagen. Seit der Rückfluß der Ar-
beiter aus der Kriegsindustrie begann, herrschte
auch an Arbeitskräften kein Mangel. Schwie-
riger war die Aufgabe, den Preis der Erzeug-
nisse den immer steigenden Materialpreisen
und Löhnen anzupassen. Die vorgenommenen
Teuerungszuschläge hielten mit dem fortwäh-
renden Wachsen der Produktionskosten kaum
in genügendem Maße Schritt. Im elektrischen
Apparatebau wurde nach Einstellung der
Feindseligkeiten und zu Beginn von 1919 flauer
Geschäftsgang festgestellt und die Aussicht für
die nächste Zukunft als wenig erfreulich be-
zeichnet. Im Bau von Heiz- und Kochappara-
ten war die Konjunkturlage sehr schwankend,
da der unregelmäßige Inlandabsatz nicht in
genügendem Maße durch Ausfuhraufträge aus-
geglichen werden konnte. Auch auf diesem
Gebiet wird die Zukunft als ungewiß bezeichnet.
Für Glühlampen war die Nachfrage im Ausland
zu Beginn von 1919 weniger gut wegen der dort
neuerdings einsetzenden Schutztendenzen. Die
Firmen der Schwachstromtechnik meldeten ge-
nügende BCHSELLEGHE für das Inland, die
jedoch nicht immer lohnend gewesen sei.
Was die Einfuhrziffern betrifft, so bemerkt
der Bericht, daß es ein Irrtum wäre, zu glauben,
daß der Rückgang im Maschinenimport wäh-
ı) Vgl. „ETZ“ 1919, 8. 844; 1920, S. 68.
Einfuhr Ausfuhr
Menge in dz |Wert in Mill. Fr | Menge in de | Wert in Mill. Fr
1919 1918 1919 1918 1919 1918 1919
470| 0,186 | 0,474 |30286 82583 | 14,135 | 21,339
510| 0,056 | 0,125 256 278\ 0,116 0,106
386 0,234 | 0,625 | 1098| 1150| 1,994 | 2,810
1341| 1,236 | 1,507 | 4972| 4448| 3,795 | 4,189
219| 0,222 | 0,610 18| 21| 0,047 | 0,084
4| 0,001 | 0,009 — 3 — 0,007
665 | 2,791 | 2,174 621) 582 | 2,096 | 2,537
7271 0,052 | 0,735 "503 208| 0,491 | 0,195
15958| 0,877 | 2,543 2173| 0,052 | 0,001
575| 0,130 | 0,181 445 91) 0,204 | 0,062
23 765 | 1,844 1,005 _ DI — 0,009
45 164 |. 7,629 | 9,988 [38 191 | 39 589 | 22,930 | 31,339
ganges der Einfuhr ist auf Bedarfsverminderung
und mangelnde Unternehmungslust bei den
schweizerischen Abnehmern zurückzuführen.
Für die elektrische Industrie brachte die
mit Hochdruck betriebene Elektrisierung eini-
» ger Haupt- und Nebenbahnen willkommene Be-
schäftigung. Mn.
Wie uns weiter mitgeteilt wird, hat der
schweizerische Export elektrotechnischer Er-
zeugnisse in den ersten 9 Monaten des
Jahres 1919 an Wert um fast 50% zuge-
nommen. Etwa ®/, der Lampenausfuhr gingen
nach Italien, das auch !/, der Ausfuhr von elek-
trischen Meß- und Zählapparaten erhielt. Da-
gegen traten Holland mit 8,8 Mill. Fr, Frank-
reich mit 6,8 Mill. Fr und Spanien mit 3,8 Mill.
Fr als Hauptabnehmer für Dynamomaschinen
auf. Besonders bemerkenswert ist die Steige-
rung des Exportes dieser Maschinen nach Hol-
land, das 1913 in der Schweiz Dynamomaschi-
nen für nur 0,277 Mill. Fr kaufte und jetzt
unter den Abnehmern solcher die erste Stelle
einnimmt.
Die Beschäftigung im Dezember 1919. —
Die Stromerzeugung und -versorgung
hatte, wie das ‚Reichs-Arbeitsbl.‘‘ schreibt,
im Dezember 1919 mit der gleichen, womöglich
noch gesteigerten Schwierigkeit wie bisher zu
kämpfen. Die Belieferung der Kraftwerke mit
der nötigen Kohle wurde durch das zeitweise
Eintreten von Frost sehr erschwert, da dieser
die Betriebslage der Eisenbahnen stark be-
einflußte und in der Bianenschiffahrt auf
Oder, Netze, Elbe und Dortmund-Herne-
Kanal zeitweise Einstellung des Verkehrs
brachte. Eine Anzahl wichtigster Werke,
namentlich die von dem Ruhrkohlengebiet aus
versorgten, gerieten in Not, so daß die ange-
sehlossenen Industriebetriebe sowie die Stra-
ßenbahn stillgelegt werden mußten. Unter den
ihren Brennstoff aus Oberschlesien beziehenden
Elektrizitätswerken befanden sich einige der
pommerschen Überlandzentralen in besonders
ungünstiger Lage. Auch bei den von dem mit-
teldeutschen raunkohlenbezirk belieferten
Zentralen gestaltete sich die Versorgung schwie-
rig. In der Industrie der elektrischen
Maschinen und Apparate war den Be-
richten zufolge die Beschäftigung während des
Dezember wie bisher unverändert zufrieden-
stellend; für die Werke der Berliner Groß-
industrie konnte sie, wenn auch z. T. noch durch
die Nachwirkung des Metallarbeiterstreiks be-
einflußt, wieder als normal angesehen werden.
Von den sonstigen Zweigen der Elektroindustrie
waren, soweit Berichte vorliegen, die Fabriken
für den Bau von Schwachstromappara-
ten besser als bisher beschäftigt. In den Werk-
stätten wurde ausnahmslos voll gearbeitet, die
Belegschaften weisen stark steigende Tendenz
auf. Die Fabriken isolierter Drähte und
Kabel hatten gleichbleibend gut zu tun; da
die Nachfrage nach allen ‘Sorten?Kabel sehr
stark anhält, sind sie auf mehrere Monate mit
Aufträgen versehen. Das Arbeiterangebot ist im
allgemeinen normal. Aus einzelnen Betrieben
wird berichtet, daß die Wiederaufnahme
der Akkordarbeit die Arbeitsleistung erhöht
164
Elektrotechnische Zeitschrift,
habe. Kohlenmangel machte es aber noch
meist unmöglich, die Arbeiterschaft voll zu be-
schäftigen. Viele Betriebe lagen während der
letzten Monatswochen- still.
Ausfuhrverbote für elektrotechnische Er-
zeugnisse. Der Reichswirtschaftsminister
hat unter dem 5. II. 1920 die Ausfuhr sämt-
licher Waren des Abschnittes 18 des Zolltarifs
(Maschinen, elektrotechnische Erzeug-
nisse, Fahrzeuge) ohne Genehmisung des
Reichskommissars für Aus- und EBinfuhrbe-
willigung in Abänderung aller auf Grund der
Verordnung vom 31. VII. 1914 erlassenen, auf
Abschnitt 18 bezüglichen Bekanntmachungen
verboten. Ausgenommen sind von elektro-
technischen Erzeugnissen (Ausfuhrnummern
907e, 910b und e, 912i des statistischen Waren-
verzeichnisses) Ersatz- und Reserveteile. für
elektrische Maschinen (außer Ankern und Kol-
lektoren), elektrische Bogenlampen (außer
solchen besonderer Bauart für kinematographi-
sche Aufnahmen), Quecksilberdampf-, Quarz-
und ihnen ähnliche Lampen, ferner vollständige
Gehäuse für Bogenlampen, Quecksilberdampf-,
Quarz- und ihnen ähnliche Lampen in Verbin-
dung mit Glasglocken, auch umsponnen, so-
dann Teile von Bogenlampen (außer solchen
von besonderer Bauart für kinematographische
Aufnahmen und außer Kohlenstiften), schließ-
lich elektrische Vorrichtungen für Heiz- und
Kochzwecke, Heizlampen (soweit sie ohne Ver-
wendung von Platin und Gold hergestellt sind)
und Bestandteile solcher Gegenstände.
Einstellung der Vergebung von Unterauf-
trägen in der Schwachstromindustrie. — Ver-
handlungen des Reichskommissars für Eisen -
und Metallverarbeitung mit dem Fachausschuß
für Elektrotechnik und.der Kommission für die
Bearbeitung der Reichspostaufträge, die sich
aus Vertretern der Haupt- und Unterlieferer
sowie der Arbeitnehmer zusammensetzt, haben
zu der Feststellung geführt, daß ein Notstand
im Sinne der Regierungsmaßnahmen bei den
Firmen der Schwachstromindustrie
allgemein nicht mehr besteht, und daß
eine Förderung in der Fertigstellung der Reichs-
postaufträge durch die zwangsweise Weiter-
vergebung von Unteraufträgen nicht zu er-
warten ist. Der Reichskommissar hat daher.der
Einstellung weiterer Vergebungen von
Unteraufträgen zum 1. III. 1920 zugestimmt.
Die Postlieferfirmen sind danach von diesem
Zeitpunkt ab nicht mehr verpflichtet, wegen
Vergebung von Unterlieferungen mit Unterlie-
feranten in Verhandlung zu treten. Soweit Ver-
handlungen zwischen .Haupt- und Unterlie-
ferern über solche Vergebungen eingeleitet
sind oder bis zu obigem Zeitpunkt noch einge-
leitet werden, müssen sie unter den bisherigen.
Bedingungen fortgeführt werden. “Ist bis zum
1. 111.1920 ein solcher Auftrag vom Unterliefe-
rer nicht fest übernommen, so ist dem Hanpt-
lieferer die Selbstherstellung der Teile ohne
weiteres gestattet. An den laufenden Verträgen
wird durch diese Bestimmung niehts geändert.
Warum die Kapitalserhöhungen? — In den
‚„Wirtschaftlichen Mitteilungen aus dem Sie-
mens-Konzern“ begründet A. Schacht die
auffallend zahlreichen Kapitalserhöhungen
der Handelsgesellschaften mit dem Hin-
weis, daß sich die Materialkosten infolge der
Erhöhung aller Weltmarktpreise und der Ent-
wertung des Geldes durchschnittlich etwa ver-
zehnfacht haben. 1000:kg Kupfer kosteten im
Frieden etwa 1400 M, jetzt rd 24 000 M, und
die gleiche Menge Dynamobleche, die vor dem
Kriege mit 526 M. bezahlt wurde, erforderte
schon zu Anfang des Jahres rd 4600 M. Durch
die gegen früher wesentlich verlängerte Zeit, die
das Rohmaterial zum Durchlaufen der Werk-
stätten bis zum Fertigfabrikat braucht, wird
weiter ein sehr großes Kapital festgelegt. So
betrug in der Elektrodenfabrik von Siemens
die monatliche Leistung je Kopf im Oktober
1918 etwa 3,36 t, im Juni 1919 aber nur 1,85 t
bei fast gleicher Belegschaft. Kohlenmangel
und Streiks haben in einem der dem Konzern
angehörenden Werke in der Zeit von der 24.
bis zur 40.- Lohnwoche 1919 die geleisteten
Arbeitsstunden um rd 26%, in gleichem Maße
also auch die Produktion verringert. Ein wei-
terer Grund für die Vermehrung des Aktien-
kapitals ergibt sich aus der Notwendigkeit, die
Lagervorräte wieder aufzufüllen. Sodann ver-
langen die Eisenwalz- und Messingwerke bei
Tätigung von Lieferungsabschlüssen die Hälfte
oder wenigstens ein Drittel der Abschlußsumme
als Anzahlung, den Rest bei Lieferung. Dieses
Geschäftsgebaren bedeutet angesichts der heute
üblichen langen Lieferungsfristen von etwa
5 bis 6 Monaten, während welcher die ange-
zahlte Summe nicht einmal verzinst wird, bei
einem Monatsbedarf von beispielsweise 1000 t
Dynamoblechen und deren 4,6 Mill.M betragen-
den Preis eine sofortige Anzahlung von 2,3 Mill,
M, und es müssen, da das Werk sich wegen der
üblen Lieferungsverhältnisse auf etwa 6 Monate,
einzudecken hat, 13,8 Mill. M festgelest werden. _
Weil bei Lieferung im'5. Monat die zweite Rate
der ersten Lieferung, also weitere 2,3 Mill. M
fällig sind, werden allein für die Beschaffung der
Dynamobleche über 16 Mill. M vom. Betriebs-
kapital nötig, anstatt wie früher 0,5 Mill. M.
Klagen über deutsche Preispolitik im Aus-
lande. — Während man früher im Auslande das
größte Vertrauen in die Geschäftsgebarung des
deutschen Handels setzte, mehren sich neuer-
dings leider die Fälle, in denen über unlauteres
Verhalten Klage geführt wird. So sollen es
sich manche Firmen angewöhnt haben, zwecks
Einleitung von Verbindungen erste Angebote
zu machen, deren Preisfestsetzung von vorn-
herein einen Geschäftsabschluß unmöglich er-
scheinen läßt, um dann die Preise langsam in
die Höhe zu schrauben. Ein solches Vorgehen
hat, wie der ,,Deutsche Außenhandel‘ berichtet,
die spanische Botschaft in Berlin vor kurzem
veranlaßt, die heimischen Kaufleute zu war-
nen, von deutschen Häusern zu kaufen und
Geldüberweisungen zu machen, bevor sie nicht
die Sicherheit haben, daß die Ausfuhr der Ware
auch zu den vereinbarten Preisen gestattet ist.
Ahnliche Beanstandungen kommen aus Frank-
reich, Dänemark, Norwegen, Holland, u. zw.
auch darüber, daß sich deutsche Fabriken, der
Ausführung früher abgeschlossener Kontrakte
entziehen. Wir glauben, daß es sich hier um
einzelne aus der Verwilderung der Valutaver-
hältnisse zu erklärende, allerdings da mit nieht
zu entschuldigende Fälle handelt, die sich
hoffentlich nicht wiederholen werden.
461, -stündige Arbeitszeit in der Berliner -
Metallindustrie. — Ein im Eihvernehmen mit
dem Metallarbeiterverband berufenes unpar-
teiisches Schiedsgericht hat mit Rücksicht auf
die Wirtschaftslage eine Steigerung der Pro-
„Auktion für unbedingt notwendig erklärt und
sich für Einführung der 46 %-stündigen Ar-
beitszeit je Woche in allen dem Verband
Berliner Metallindustrieller angehörenden Be-:
trieben ausgesprochen.
Außenhandel. Die Einfuhr von in
Deutschland und den ihm während des Krieges
verbündeten Ländern produzierten oder direkt
von hier importierten und von solchen Waren,
die.aus mehr .als 5% deutscher usw. Erzeug-
nisse bestehen, nach Australien ist verboten.
Trotzdem eingeführte Gegenstände verfallen
der Beschlagenahme. Wie der ‚Deutsche Außen-
handel“ berichtet, geht die britische Regierung
über diese Bestimmung aber noch hinaus und
‚ verlangt sogar, von neutralen Exporthäusern
die schriftliche Erklärung, daß eine für Austra-
lien bestimmte Sendung ausschließlich aus
Rohstoffen des neutralen Landes hergestellt sei
und kein Material enthalte, das aus den früher
femdlichen Staaten stamme. — \
Im Gegensatz zu Australien können nach
Indien, den britischen Kolonien und
Schutzgebieten, einschließlich Kanada und
Südafrika, Waren ohne Rücksicht auf den
Prozentsatz an deutschem, österreichischem '|
usw. Material oder Arbeit eingeführt werden. .
Auch für Engländ selbst, das bezüglich, der
Wareneinfuhr keine Ursprungszeugnisse mehr
verlangt, gilt eine unterschiedliche Behandlung
nach dem Prozentsatz feindlichen Materials
oder feindlicher Arbeit nieht. Die deutsche Ein-
fuhr nach England ist heute keinen anderen
Beschränkungen mehr unterworfen wie der
Import sämtlicher andereo Staaten. Allein ver-
boten ist noch die Einfuhr. von Erzeugnissen
der sogenannten Schlüsselindustrien, die sich
während des Krieges in England großenteils
mit Regierungsunterstützung entwickelt haben
und jetzt die freie Konkurrenz scheuen. —
Ein Erlaß des Reichskanzlers vom 9. X.
1914 hatte dem ehemaligen Staate Österreich-
Ungarn hinsichtlich. der Warenausfuhr aus
Deutschland besondere Erleichterungen ge-
währt, die nach einer Bekanntmachung. des.
Reichswirtschaftsministeriums jetzt keine An-
wendung mehr finden. —
Die luxemburgische Regierung hat
darauf hingewiesen, daß der Einfuhr von Waren
aus Deutschland Juxemburgischerseits nichts im
Wege steht und Einfuhrgenehmisungen nicht
erforderlich sind. —
Der Ende vorigen Jahres abgelaufene
Handels- und Schiffahrtsvertrag zwischen dem
Deutschen Reich und Schweden ist bis zum
31. III. 1920 verlängert worden. —
Kleine geschäftliche Mitteilungen.
Kohle. — Mit Genehmigung der Regierung .
hat der Reichskohlenverband eine weitere
1929. Heit 8.
« Für die Schriftleitung verantwortlich: E. 0. Zehme in -Berlin. — Verlag von Juliur8
19: Februar 1820. | N
Erhöhung der Kohlenpreise ab 1.11. 1920
Steuer vorgenommen, u. zw. ausschließlich je
Tonne beim Rheinisch-Westfälischen Kohlen-
syndikat um 35 M, beim Niederschlesischen
Syndikat um 65 M, beim Niedersächsischen Re-
vier um 35 M, für sächsische Steinkohle um
53M und für Braunkohlenbriketts beim Mittel-
deutschen und OÖstelbischen Syndikat um 12M.—
Die Oberschlesische Kohlenkonven-
tion ist bis zum 30, IX. 1925 verlängert worden. Ei
-Eisen und Stahl. — Die vom Stahlbund
neuerdings festgesetzten Preise, einschl. Um-
satzsteuer und ab 1. II. 1920 geltend, stellen
sich für Rohblöcke auf 2255, für Knüppel auf
2325, für Platinen auf 2330, für Formeisen auf
2620, für Stabeisen (Thomas) auf 2650, für
Walzdraht auf 3150 und für Bleche auf 3435
bis 4535 M/t.
werden 250 M/t aufgeschlagen.
Asbest.’ — Nach den neuesten Festsetzun-
gen des Wirtschaftsvereins der deut-
schen Asbestindustrie betragen der ‚Voss. .
Ztg.‘“ zufolge die Mindestpreise für Platten,
Handelsware, 10 M/kg, für weiße Handelsfäden
70 M/ks, für Packungen, trocken, handelsrein,
weiß 76 M/kg und für Asbest-Kautschukplatten
50-.M/ke. —. |
. „Schmiermittel. — Der Reichswirtschafts-
minister hat die Bekanntmachung der K. R. A.
Nr. Bst. I. 100/9. 16, betreffend Bestands-
erhebune für Schmiermittel vom 22. IX. 1916
außer Kraft gesetzt.
Beleuehtungskörper. — Die Konvention
der deutschen Erzeuger von Beleuch-
tungskörpern hatden Teuerungszuschlag
für nach dem 25. I. 1920 erteilte Aufträge auf
170% erhöht. Für Ausführung in Messing wird
ein Sonderaufsehlag von 75% erhoben.
. Metallpreise. — Nach den Notierungen der
Vereinigung für die deutsche Elektrolytkupfer-
notiz bzw. der Kommission des Berliner Metall-
börsenvorstandes in M/100 kg: ‘
Metall | 13-1L. | 10. II.
Elektrolytkupfer (wire-
bars), prompt, cif Ham- |
burg, Bremen, Rotterdam 4652 4700
Raffinadekupfer
99/99,3%,,10okoGroß-Berlin
Originalhütten- Weich-
blei, ab Hütte oder loko
Groß-Berlin . .
3500 —3550 3500—3550
ans
Originalhütten-Rohzink, A
Syndikatspreis ab Hütte Kae
oder Lager . ur 650 650
desgl. Preis im freien Ver-
kehr, ab Hütte oder | 25
Lager . 11325— 135011325 — 1350
Originalhütten-Alumi-
nium 98/990, in gekerb-' “
ten Blöckehen, ab Hütte i ;
oder loko Groß-Berlin . |6100—6200 5600 —58C0.
Zinn,, Banka-, Straits-,
Billiton., loko Hamburg
oder Groß-Berlin ;
Hüttenzinn, mindestens '
99V/,, 1oko Hamburg oder
14.200 14500 .14000—14500
Groß-Berlinie,, Kuke m.cr . —_
Reinnickel 98/99%/, loko
Hamburg, oder Groß- g2 r
Berlin . FOREN en N 750) - 7500
Antimon-Regulus, loko gi .
Hamburg oder Groß- A
Berlin . 22.2.2. 123002400 2300—2400
Metallzuschläge für isolierte Drähte.
Für die Woche vom 15. bis 21. 11. 1920 beträgt
der Kupferzuschlag 220 .M, der Alumi-
niumzuschlag 96 M.
Bezugsquellennachweis.
Frage Nr. 5. Wer.liefert Veneazit zur‘
Verwendung als Steckkontakt-, Stecker- und
Schaltmaterial ? eE
Berichtigung.
"In dem Bericht über Umrechnung von-
Kennlinien eines Hauptstrommotors vom Re-
gelfeld auf geschwächtes Feld in der „ETZ“
i 4 1 hi '
Zeilen statt ,!; mal größer“ 37 mal größeı“
und statt „Zyw2,\ a beißen. Br
2 Er
‘ Abschluß des Heftes: 14. Februar 193. ER ;
S
mm
pringerin Berlin f ö 2 ; er
Für Siemens-Martin- Qualität
e-
er a
3
»
E,
‚1920, 8. 79, muß es in den beiden letzten
166
Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik),
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: E. ©. Zehme, Dr. F, Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24.
41. Jahrgang.
Berlin, 26. Februar 1920.
Heft 9.
-Fortschritte im Elektromaschinenbau
während des Krieges.
Von Dr. E. Rosenberg, Weiz, Steiermark.
Übersicht. Es wurden sehr große Turbogene-
ratoren und Transformatoren gebaut, stofflose Luft-
filter wurden eingeführt, der elektrische Antrieb
von Schiffen wurde vielfach verwendet, Traktions-
versuche mit Gleichstrom von 5000 V wurden an-
gestellt, Quecksilber-Gleichrichter für hohe und für
normale Spannung entwickelt, die elektrische Schwei-
ßung, besonders im Schiffsbau, machte große Fort-
schritte.
Den ersten Teil der Kriegszeit -— bis
Ende 1916 — habe ich auf englischem Boden
verbracht, ‚„‚procul negotiis‘, die andere Hälfte
auf österreichischem. In England hatte ich,
wenn auch fern von Geschäften, genügende Be-
rührung mit der Fachliteratur, um zu wissen,
daß auf jener Seite im: Elektromaschinenbau
keine welterschütternden Fortschritte gemacht
wurden. Die Lage in Deutschland und den ver-
bündeten Gebieten war aber damals für mich
hinter einem geheimnisvollen Schleier verbor-
gen. Es war zu einer gewissen Zeit die Politik
eines Teiles der englischen Presse, die Deut-
sehen nicht nur als Ausbund der Niedertracht,
sondern auch als Ausbund der Tüchtigkeit
hinzustellen, und. da auch der durch die
Blockade verursachte Mangel an Rohstoffen
übertrieben wurde, und man doch aus ge-
legentlichen Berichten in amerikanischen
Fachzeitschriften, wie der Veröffentlichung
der Zinknormalien, sah, daß in deutschen
Elektrowerkstätten gearbeitet wurde, so
schien es fast, als hätte die deutsche Kriegs-
wirtschaft Wunder geleistet und die deutschen
Ingenieure nichts geringeres erreicht, als elek-
trische Maschinen “ohne Eisen und Kupfer zu
bauen. _
"Alsieh später das Bild hinter dem Schleier
sah, da fand ich, daß diese märchenhaften Vor-
stellungen von der Wahrheit etwas abgeirrt
waren. Wunder waren mit den Ersatzstoffen
nicht geleistet worden, wenn es auch über allen
Zweifel erhaben ist, daß es eine bedeutende Tat
war, die geringen Vorräte an Rohstoffen so zu
strecken, wie es geschehen ist, und Maschinen
zu bauen, deren Güte nur wenig hinter der der»
Friedensmaschine zurückbleibt. Von der An-
“wendung der Ersatzstoffe soll in dieser Über-
sicht nur an einer Stelle gesprochen werden.
Im übrigen muß man wohl gestehen, daß zwar
die Fabrikation außerordentlich erweitert
wurde, daß aber die generellen Fortschritte im
Elektromaschinenbau während der Kriegszeit
in allen Ländern nur gering waren, und daß es
in den letzten Jahrzehnten sonst keine fünf-
jährige Periode gegeben hat, die so wenig prin-
zipielle Neuheiten aufzuweisen hatte. Immer-
hin hat es bei der fieberhaften industriellen
Tätigkeit eine Fortentwicklung und interessante
neue Anwendungen gegeben, wenn auch vieles,
was während des Krieges veröffentlicht wurde,
eigentlich auf die Vorkriegszeit zurückzuführen
ist. Zweifellos werden aber viele während der
Kriegszeit zur Anwendung gebrachte Errungen-
schaften erst nachträglich zur Veröffentlichung
kommen.
Im Bau von Dampfturbinen und Wech-
selstrom-Turbogeneratoren wurden die
bis zum Kriege bekannten größten Einheiten
in den Schatten gestellt. In erster Linie sind
A. E. G.- und $. S. W.-Turbinen von 60 000
kVA, 50 Per und 1000 Umdr/min für das
Goldenberg-Werk zu erwähnen!). Von ameri-
kanischen Turbinen ist eine Konstruktion der
General Electric Co für die Commonwealth
Edison Co, Chicago für etwa 85 000 kW Höchst-
leistung, 1500 Umdr., 25 Per beschrieben wor-
den?), doch ist auch diese Größe jenseits des
Atlantischen Ozeans überschritten worden. Von
Brown, Boveri & Cie. ist schon früher?) eine
Maschine mit 29500 kW Maximalleistung für
Mark in Hagen gebaut worden. Interessante
Einzelheiten über die Konstruktion eines 60-
periodigen 20000 kVA Generators mit einer
Drehzahl von 1800 sind von A. B. Field ver-
öffentlicht worden?)
Von Fortsehritten im Bau von Gleich-
strom-Turbogeneratoren war während der letz-
ten Jahre nicht viel zu vernehmen. In England
und Amerika sind große Turbinen mit
Zahnradvorgelege zur Anwendung gekom-
men, teilweise zum Antrieb von Generatoren,
teilweise für den Schiffsbetrieb. In der Lite-
ratur) ist während des Krieges eine lange vor-
her von Westinghouse, Manchester, ausgeführte
Anlage mit einer zahnrad-angetriebenen, 1500
kW, 25-periodigen Drehstrommaschine be-
schrieben. Eine viel interessantere, dem Be-
richter bekannte, aber anscheinend bis. jetzt
noch nicht beschriebene Anlage in London, die
seit 1914 im Betrieb ist, besteht aus einer 4000
kW Parsons-Dampfturbine von 3000 Umdr.,
die mittels eines von Parsons angefertigten
Zahnra dvorgeleges2Westinghouse- Gleichstrom--
generatoren von je 2000 kW Normalleistung
und etwa 360 Umdr. antreibt.
Eine große Änderung hat die Kriegsnot in
den für Turbogeneratoren angewendeten Luft-
filtern gezeitigt. Vor dem Kriege waren in
Deutschland fast ausschließlich Stoffilter in
Gebrauch. Die Ersetzung derselben durch stoff-
lose Filter ist ein wirklicher Fortschritt, der den
Krieg überdauern wird. Im Auslande waren
schon vor dem Kriege statt der Filter Luft-
waschapparate angewendet worden (Sturte-
vant Co. und andere), in denen der Staub aus
der Kühlluft vermittelst eines fein verteilten
Sprühregens niedergeschlagen wurde. Diese
Apparate hatten sich an mehreren Orten (z. B.
Brighton) bestens bewährt, trotz der anfäng-
liehen Befürchtung, daß freie Feuchtigkeit in
der Kühlluft die Hochspannungswicklungen
der Generatoren gefährden würde. In Deutsch-
land haben die Luftwaschapparate anscheinend
keinen Eingang gefunden,. doch wurden hier
während des Krieges verschiedene andere stoff-
lose Filter eingeführt.6)
Der elektrische Antrieb von Schif-
fen kam im Kriege im ausgedehnten Maße zur
Anwendung, vor allem im Betrieb von Unter-
seebooten. Eine wichtige Anwendung fand da-
bei die kühne, von Trettinund Hülss erdachte
Schaltung von Gleichstrommotoren ohne Vor-
schaltwiderstand”), ‚die allerdings bei der Ver-
größerung der Boote modifiziert wurde.
Auch die Anwendung der elektrischen
Kraftübertragung zwischen Turbine undSchiffs-
propeller mittels Drehstrom hat große Fort-
schritte gemacht. Ein Bericht über das ameri-
ö „ETZ# 1918, 8. 188, und „ETZ“ 1919 8. 627.
1. „ETZ“ 1917, 8. 69.
E 1917, i
gl. „ETZ“ 1918, 8. 409.
Vgl. „ETZ“ 1912, 8. 79.
kanische 20 000-Tonnen-Schiff „‚ Jupiter‘) be-
sagt, daß dessen Propeller durch 36-polige
Drehstrom-Schleifringmotoren von je 2050 kW
angetrieben werden. Über die neueren Ausfüh-
rungen des elektrischen Propellerantriebes.bei
großen Schiffen sind wohl noch ausführliche
Berichte zu erwarten. Bei amerikanischen
Schlachtkreuzern sollen auf jedem Schiff vier
Turbogeneratoren von je 33 500 kW und 8 Elek-
tromotoren für die Propeller zur Anwendung
gekommen sein.?2) Die Entscheidung der ame-
rikanischen Admiralität zugunsten der elek-
trischen Kraftübertragung zwischen Turbine
und Propeller wurde von den Anhängern der
Zahnradübertragung heftig angegriffen. Den
Veröffentlichungen über die technischen Ein-
richtungen der deutschen Schiffe kann mit
größtem Interesse entgegengesehen werden.
Deutschland hat im Kriege elektrische
Fernlenk-Torpedoboote angewendet.3)
Über Einankerumformer ist nur wenig
veröffentlicht worden. Eine vom Berichter vor
dem Kriege erfundene Methode zum Selbst-
synchronisieren von Umformern wurdet) be-
kannt, und es wurden von Linke die verschie-
denen Methoden des Anlassens untersucht.)
Eine außerordentlich wertvolle Untersuchung
von Linke®) über den schädlichen Einfluß einer
fünften und siebenten Harmonischen in der
Spannungskurve auf die Kommutierung von
Einankerumformern hat Schwierigkeiten auf-
geklärt, die vielen Konstrukteuren schlaflose
Nächte bereitet hatten (Archiv für Elektro-
technik“, Bd. 2, 8. 395).
FürGleichstrom-Hochspannung wurde?)
von der A. E. G. ein kleines 10 000 V-Aggregat
mit 4 hintereinander geschalteten Kollektoren
von je 2500 V Spannung für 1 A ausgeführt.
Ein neuer Hochspannungsrekord ist dies natür-
lich nicht, da Thury schon Laboratoriums-
maschinen für 20 000 und 25 000 V gebaut hat.
Das Besondere liegt nur in der Verwendung
normal gebauter Maschinen für diesen Zweck.
Große Transformatoren von 22 000 kVA
sind von der’A.E. G. für Golpa gebaut wor-
den8), ein Motorgenerator von 3000 kW von
den Siemens-Schuckertwerken?). Diese Lei-
stungen sind seitdem überschritten worden.
Für das Goldenberg-Werk sind 50000 kW-
Transformatoren gebaut worden.!P)
In der elektrischen Traktion ist wäh-
rend des Krieges einiges Neue gebaut und vieles
früher Gebaute bekannt geworden. In Europa
kam bei den meisten Neubauten und Erweite-
rungen das Einphasensystem mit etwa 16 Per
und wenigen großen Motoren auf einer Loko-
motivezur Anwendung. (Riksgränsen-Bahn')),
Gotthardbahn!2)). Das Kraftwerk der Riks-
gränsen-Bahn verwendet große Einphasengene-
ratoren!®), die neben einer indirekten Kompoun-
dierung nach Danielson auch Schnellregler benö-
tigen. In Amerika gelangte die große Phasen-
umformer-Lokomotive der Pennsylvanıa-
Bahn zur Ausführung), ein kompliziertes Zwit-
. „ETZ“ 1915, 8. 314.
Vgl. „E'T7Z“ 1918. 8. 80 und 70.
. „ET7Z* 1918, 8. 369
. „ETZ* 1915, 8: 456.
5) Vgl. „ETZ“ 1915, S. 18 und 298.
. „ETZ“ 1915, 8. 6
: “ 1918, 8. 208.
. SETze 1915, 8. 225.
“ vgl. „ETZ“ 1918, 8. 398.
166
Elektrotechnische Zeitschrift.
)
j |
1920.
Heit 9.
26. Februar 1920.
terding, das Ein- und Mehrphasensystem mitein-
ander versöhnen soll durch Verwendung einer
einphasigen Oberleitung, mehrphasiger Lokomo-
tivmotoren und eines Phasenumformers. Auch
Gleichstrom hoher Spannung bis 5000 V wurde
versuchsweise angewendet, u. zw. nach einem
Vorschlag N. W. Storers unter Verwendung
eines Zwillingemotors, dessen zweipolige Anker,
für je 2500 V Kollektorspannung, mit ihren
Trieben auf eingemeinsamesZahnra darbeiten.?)
Dabei wurden auch Quecksilbergleichrichter
für hohe Spannung auf der Lokomotive aus-,
probiert, doch ist mit Sicherheit anzunehmen,
daß bei Adoptieıung der Bahnmotoren für
hohe Spannung die Gleichrichter nicht auf Lo-
komotiven, sondern in Unterstationen Platz
finden werden. Die Versuche sind hochinter-
essant, und es fragt sich nun, ob das System
des hochgespannten Gleichstroms von der
Westinghouse-Gesellschaft, die diese Versuche
gemacht hat, definitiv aufgenommen werden
wird. Bisher hatte sich diese Gesellschaft im
Gegensatz zur General Electrie Co. für den ein-
phasigen Wechselstrom eingesetzt.
Einige interessante Konstruktionen von
gelüfteten Bahnmotoren wurden während
der Berichtszeit beschrieben. Bei der Ver-
bundlüftung?) wird ein Luftstrom von der
Kollektorseite durch den Anker gezogen, wäh-
rend ihn auf der Zahnradseite ein zweiter Luft-
strom trifft und mit ihm vereinigt durch die
Magnetspulen geht. Zur Hervorbringung der
beiden Luftströme wird ein Doppelventilator
auf der Zahnradseite verwendet, und das Mo-
torgehäuse hat auf beiden Seiten geschützte
Öffnungen. Laut „ETZ“ 1917, 8. 184, werden
in den Vereinigten Staaten für kleine und große
Leistungen gelüftete Motoren allgemein ange-
wendet. Die Lüftung erhöht naturgemäß ins-
besondere die Dauerleistung, während die Ein-
stundenleistung durch die Lüftung wenig beein-
flußt wird.
Im Kıiege wurde vielfach mit großem
- Erfolg die elektiische Kraftübertragung bei
Automobilzügen angewendet. Jeder Wagen
des Zuges wurde durch Reihenmotoren ange-
trieben, die ihren Strom mittels einer duıch-
gehenden Leitung von einer auf dem Gene-
ratorwagen aufgestellten durch Benzinmotor
angetiiebene Gleichstrommaschine empfingen.
Quecksilber-Gleichrichter für normale
Gebrauchsspannungen und einige hundert Kilo-
watt Einzelleistung wurden in Europa von
Brown, Boveri, Haıtmann & Braun und an-
deren zur Ausführung gebracht.?) Nach den
neuesten Berichten kann angenommen werden,
daß ein Großteil der Anfangsschwierigkeiten
überwunden ist und daß erhebliehe Fortschritte
gemacht worden sind.
Auf dem Gebiete der Normalisierung
wurde mit der Normalisierung der ölgekühlten.
Aluminiumtransformatoren kleinerer Leistung
ein bedeutender Fortschritt gemacht. Ein
außerordentlich beachtenswerter Vorschlag von
Rüdenberg, zuerst über die Normalisierung
von Drehstromspannungen und dann über den
Entwurf technischer Modellreihen®) geht dahin,
als geometrische Reihen gebaute Normalreihen
zu verwenden, deren Quotienten Wurzeln
aus 10sind. Bei der Normalisierung von Dreh-
stromspannungen hat Rüdenberg als Quotient
4“
YA10 =1.778
N)
Reihen wird Y10 = 1,26 oder V10=1,12
empfohlen. Der Vorschlag ist ein so wohl-
durchdachter und bringt in das Chaos von Nor-
malisierungsvorschlägen ein so verständliches
und vernünftiges Prinzip, daß die Hoffnung be-
rechtigt ist, er werde sich zum Schluß Durch-
bruch verschaffen, obwohl leider in den bisher
angenommenen Normalien von seiner Anwen-
dung noch nicht viel zu spüren ist.
vorgeschlagen. Bei. anderen
10 2
1) Vgl. „ETZ“ 1916. S. 25 und 476.
e) Vel. „ET7“ 1916, 8. 384.
) Vgl. „ETZ“ 1917, S. 89 und „ETZ* 8: 8. 321.
gl.
2 Vgl. "ETZ* 1918, 8. 238; „Zeitschr. d wave, 1918,
'In das Gebiet der Normalisierung oder
Namengebung fällt die Annahme der hübsch
gewählten Ausdrücke „Blind-“ und „Wirk-
strom“ für wattlosen und Wattstrom!).
Ganz bedeutende Fortschritte hat die An-
wendung der elektrischen Schweißung während
des Krieges gemacht, u. zw. besonders beim
Schiffsbau, wie aus einer Veröffentlichung in
amerikanischen Zeitschriften hervorgeht?). So-
wohl die Widerstandsschweißung mit Wechsel-
strom niediiger Spannung und -sehr hoher
Stromstärke als auch die Lichtbogenschweißung
sind in »starkem Maße zur Anwendung: ge-
kommen. Für Punktschweißung wurden Ma-
schinen großer Leistung mit Transformatoren
bis 2 x 450 kW verwendet, die Bleche von
20 mm schweißen und Nietung mit 44 mm-Nie-
ten ersetzen. AR ’
Ob die elektiische Schlagschweißung, bei
der im Augenblick der Berührung zweier
Drahtenden eine Kondensatorentladung statt-
findet3), stark zur Anwendung gekommen
ist, geht aus den Veröffentlichungen nicht
hervor. Soviel dem Berichter bekannt, wurde
diese Methode zuerst für Schweißung von
Aluminiumdrähten in Aussicht genommen. In
Deutschland ist ein Fortschytt im Stumpf-
schweißen mit dem Abschmelzverfahren er-
zielt worden®). Lichtbogenschweißung wird in
Amerika für Transformatorenkästen aus star-
kem Blech bis herunter zu 1,6 mm Blechstärke
angewendet),
- Für die Entwicklung der elektrischen
Zugbeleuchtung war die Kriegszeit nicht
günstig. In vielen Fällen wurde ja die elek-
trische wie die Gasbeleuchtung, wo sie bestand,
außer Betrieb gesetzt, um Brennmateral zu er-
sparen, und naturgemäß trat ein fast voll-
kommener Stillstand in Neuinstallationen ein.
Eine Veröffentlichung über das vereinfachte
System Dick findet sich in „ETZ“ 1914, S.1077.
Veröffentlichungen über das amerikanische Sy-
stem der Electrical Storage Battery Co., in dem
nach einem ‚Vorschlag von Woodbridge eine
Rosenberg-Maschine in einem System konstan-
ter Spannung verwendet wird, finden sich in
der. „Zeitschr. d. V. d. 1.“ 1915, S. 380, und in
„Elektrische Kraftbetriebe und Bahnen“ 1916,
Heft 34, 1917, Hefte 1 und 2 (Büttner,
„Über Neuerungen und Fortschritte der elek-
chen Zugbeleuchtung“‘). Fast alle dort er-
wähnten Neuerungen rühren aus der Zeit vor
dem Kıiege her, -
In Deutschland haben auch naturgemäß
die Maschinen zur Beleuchtung von Automo-
bilen und der elektrische Anwurfmotor für
Automobile während des Krieges nur mäßige
Fortschritte gemacht. In Amerika war beides
vor dem Kriege schon außerordentlich stark
verbreitet, und es findet sich ein Auszug aus
einem Aufsatz über englische Systeme dieser
Art'in „ETZ“. 1917, S. 569.
Phasenschieber und der Vibrator "von
Kapp haben mehrfache interessante Anwen-
dungen gefunden®).
Von Taylor rührt ein Vorschlag von nur
geringer praktischer Bedeutung her, die Fre-
quenz eines zugeführten Wechselstroms dureh
Hintereinanderschaltung der Wicklungen eines
stark und eines schwach gesättigten Eisenkerns
auf das Dreifache zu erhöhen’). Rüden-
berg schlägt Asynehronmotoren mit Selbst-
anlauf durch tertiäre Wirbelströme voı8), die
im Anlauf und Betrieb gewisse Unterschiede
zeigen gegenüber einfachen Kurzschlußmotoren
mit großem Rotorwiderstand. Eine besondere
Anordnung für Hochspannungstransfoı matoren
schlägt Dessauer vo1)).
Eine sehr interessante geschichtliche
Zusammenstellune über die Entwicklung
Dee ek 1016, 8.407 ee 5
9 8. u:
„RTZ. 18 „"Plektrotechn. u. Maschinenb.“ 1919, 8. 389, u
Vel. „Arzu 1904, S- an u. 1916, S. 213.
4) Vgl. „ETZ“ 1917, 8.
r „Elektrotechn. u. Maschinenb.“ Wien I ‚8. 545.
2 ya BndzL mar S. a u: 1919, S. 408.
8) Vgl. “Erze 1918, 8. i8s.
9) Vgl. „ETZ“ 1918, 8..378.
\
des Transformators wurde von L, Schüler!)
und über die Geschichte des Drehstroms von
einem der hervorragendsten Erfinder ‚auf: die-
sem Gebiete, Dobrowolsky?), gegeben:
Von. theoretischen Untersuchungen mögen
nur einige wenige Erwähnung finden. Sehr in-
tensiv beschäftigte man sich in der Berichts-
zeit mit den zusätzlichen Verlusten durch
die Stromverdrängung in den Leitern von elek-
trischen Maschinen, ein Gebiet, auf dem A. B,
Field schon vor mehr als einem Jahrzehnt die
grundlegende Arbeit geleistet hat. Im „Archiv
für Elektrotechnik“, Bd. 2bis 6, finden sich aus-
führliche Arbeiten über diesen Gegenstand von
Rudolf Richter, Rogowski, Dreyfus, Hille-
brand u. a. ‚Die Schaltvorgänge wurden von
Linke) anschaulich behandelt, der plötzliche
Kurzschluß von Drehstrom-Synehronmaschinen
von Biermanns untersucht#). Eine Untersu-
chung über den einseitigen magnetischen Zug in
elektrischen Maschinen rührt vom Berichter
heıd), eine Abhandlung über Überspannungen
bei Leitungsbrüchen und einpoligen Schaltvor-
gängen von Petersen®).
Im, Ganzen wurde in den letzten 5 Jahren
im Elektromaschinenbau wenig erfunden, we-
nig entdeckt, wenig theoretisch Neues geschaffen
und viel fabriziert. Die unmittelbaren Aussich-
ten auf erhebliche Fortschritte sind nur gering.
Die Nahrungssörgen und damit die Lohn- und
Klassenkämpfe haben den Ehrgeiz des jungen
Ingenieurs, etwas Neues zu finden und VEr-
besserte Konstruktionen zu schaffen, in den
Hintergrund gedrängt. Bei der Fabrikation
treten anderseits solche Schwierigkeiten in der
Materialbeschaffung auf, daß die Einführung
von Neuerungen nur mit großen Verzögerungen
möglich ist, und Verzögerungen bedeuten heute
bei den sprungweisen Erhöhungen der Material- "
preise eine solche Verteuerung, daß sie in den
seltensten Fällen durch ökonomischere Aus-
nutzung des Materials ‘wettgemacht werden
kann. Es gab eine Zeit in der industriellen
Tätigkeit, wo der Ingenieur zugunsten des Ver-
‚käufers zurückgesetzt wurde, weil es als viel
schwieriger betrachtet wurde, eine Maschine
zu verkaufen als eine zu: konstruieren oder zu
fabrizieren. Heute hat sich dies zugunsten des
Einkäufers verschoben, denn jetzt ist in einem
industriellen Unternehmen die Materialbeschaf- ‚
fung das Wichtigste, und während ein tüch-
tiger Konstrukteur durch geschiekte Ausnut-
zung vielleicht 5 oder 10%, der Baustoffe»einer
Maschine ersparen kann, kann im Einkauf'eine
Geldersparnis oder Verschwendung eines Viel-
fachen von diesem Betrage erzielt werden.
Anderseits kann bei der ungeheuren Nachfrage
nach Fabrikaten jede Maschine verkauft wer-
ob ihre technische . Voll--
den, gleichgültig,
kommenheit etwas größer oder geringer ist.
. Für die allernächste Zeit besteht daher
kein großer Anreiz für technische Vervollkomm-
nungen, und anderseits fehlt vorläufig auch
noch vielfach der psychische Zustand der Inge-
nieure hierfür,
P
Anwendung von Elektrizität
in den Goldminen des Witwatersrand,
Südafrika (Transvaal).
Von "Dipl
Übersicht.
sg. E. G. Weyhausen.
Während in früheren Arbeiten
über die Rand-Kraftgesellschaften !) die geschicht-
liche Entwicklung der Unternehmungen: und ihrer
Kraftwerke und Kraftübertragungen behandelt wor-
. den. ist, wird hier das Augenmerk auf die Ver- |
braucher gelenkt, indem in großen Zügen der Gang
der Verhüttung der Golderze von ihrer Ankunft am
N.
‚ „ETZ“ 1917, 8. 185.
"E
2 E 7 358.
Y , „ETZ“ 1908, Ss. 759; 1910, 8, 242 u. 808; 1911
3.818, Pe “= Rs; 1913, 8.25. 1430; 1919, S. 552 u. 566.
N
ec une N ran en Tu a ie de
a) =
as N a
” es
en
ee
E-
hi.
immer noch eine begrenzte war,
26. Februar 1920.
Schacht bis zur Herstellung der versandbereiten
Goldbarren mit den hierbei in Betracht kommenden
elektrischen Antrieben geschildert wird.
Elektrirität ist in den Goldminen des Wit-
watersrand schon früh in Anwendung gekom-
men, da die Verhüttungsanlagen Kraftantriebe
an so vielen und so weit voneinander entfernten
Punkten erfordern, daß eine wirtschaftliche
mechanische Kraftübertragung (durch Trans-
missionen usw.) ausgeschlossen ist. So finden
sich bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts
neben den unmittelbar durch Dampf angetrie-
benenFörder-, Drucklufterzeugungs- und Pump-
anlagen auf jeder Mine meist mehr oder weniger
große Kraftstationen, in denen Elektrizität
erzeugt und von hier über die Verhüttungs-
anlagen verteilt wird. Im Jahre 1895 wurde
dann die Rand Central Electrie Company und
bald darauf die General Blectric Power Com-
pany gegründet!), deren Zweck es war, durch
Errichtung größerer Zentralen, die eine ganze
Reihe von Minen mit Strom versorgen konnten,
die Elektrizitätserzengung wirtschaftlicher zu
gestalten. Da die Kapazität dieser Zentralen
blieb auch
dann noch die Anwendung von Elektrizität zu-
meist auf die Verhüttungsanlagen beschränkt.
Erst nachdem die Victoria Falls & Transvaal
Power Co. mit ihrer Tochtergesellschaft, der
Rand Mines Power Supply Co. gegründet
wurde, welche die Erzeugung von Elektrizität
in größtem Maßstabe unternahm, wurden auch
die üb'igen Minenanlagen für elektrischen Be-
trieb eingerichtet, so daß heute die Elektrizität
mit wenigen Ausnahmen das ganze Minen-
gebiet beherrscht. Wenn heute noch einzelne
Förderanlagen oder Kompressoren unmittelbar
durch Dampf betrieben werden, so ist in den
meisten Fällen der Grund darin zu suchen, daß
die Strompreise der obengenannten Gesell-
schaft auf dem Belastungsfaktor "basiert,
d.h. um so niedriger sind, je besser der Be-
lastungsfaktor der ganzen Mine ist. Da nun
Förderanlagenund Kompressoren durehschnitt-
lich mit einem Belastungsfaktor von etwa 30%
arbeiten, während der der Verhüttungsanlage
etwa 90%, beträgt, ist es manchmal für eine
Mine vorteilhafter, bei einzelnen Anlagen mit
niedrigem Belastungsfaktor Dampfantrieb bei-
‘ zubehalten, um nicht ihren Gesamtbelastungs-
faktor zu verderben und dadurch höhere Ein-
heitspreise für die ganze Anlage bezahlen zu
müssen.
Einen wie gewaltigen Abnehmer die Gold-
minen für die Stromlieferungsgesellschaft dar-
stellen, geht am besten daraus hervor, daß für
jede Tonne monatlich verpochtes Erz bei
vollkommener Elektrisierung der Mine etwa
1,3 kWh/Tag verbraucht werden. Eine mitt-
lere Goldmine des Rands, die etwa 40000 t
- Erz im Monat verpocht, verbraucht also etwa
52000 kWh/Tag. . Von dieser Energie wird
der bei weitem größte Teil in der eigent-
lichen Verhüttungsanlage verbraucht. Setzt
man den Kraftbedarf der Verhüttungsanlage
und den der übrigen Anlagen (Wasserhaltung,
‘ Förderanlagen und Kompressoren) etwa gleich,
was ungefähr den tatsächlichen Verhältnissen
entspricht, und rechnet man mit den schon
oben genannten Belastungsfaktoren von 90
bzw. 30%,. so verhält sich der Energieverbrauch
der Verhüttungsanlage zu dem der übrigen An-'
agenwie3 :1, d.h. die Verhüttungsanlage ver-
braucht etwa 75%, der Gesamtenergie.
Dieser Energieverbrauch verteilt sich auf
ine sehr große Anzahl von Verbrauchern (Mo-
- toren), und es soll im folgendenin großen Zügen
der Gang der Verhüttung der Golderze von
ihrer Ankunft am Schacht bis zur Herstellung
der versandbereiten Goldbarren mit besonderer
Berücksichtigung der hierbei in Frage kommen-
den elektrischen Antriebe geschildert werden.
"Zur Erleichterung der Übersicht ist noch eine
schematische Darstellung des Ganges der
1) Die kenchichtiiohe Fntwieklung der Rınd-Kraft-
gesellschaften. Siehe „ETZ* 19183, 8. 25 u. 1919, S. 552.
%
Elektrotechnische Zeitschrift.
di
1920.
Verhüttung (Abb. 1 u. 2) beigefügt, auf
welche die im Text in Klammern stehen-
den Ziffern verweisen. Ferner sind, » so-
weit es möglich ist, bei jedem Punkte, an
dem elektrischer Antrieb in Frage kommt,
die Anzahl der Pferdestärken angegeben, die
unter normalen Verhältnissen auf einer Mine,
die etwa 1000 t Erz pro Tag verpocht (also einer
Durchsehnittsmine des Rands) installiert sein.
würden.
Das zutage geförderte Erz und Gestein
wird vom Skip zunächst auf einen Stürzrost
(1, Abb. 1) gekippt, durch den Stücke, die
kleiner als etwa Faustgröße sind, von den größe-
ren geschieden werden. Beide fallen in beson-
dere Behälter (2, Abb. 1), aus denen erstere
direkt zum: Pochwerk, letztere zur Sortier-
und Erzbrecheranlage gebracht werden. Dieser
Transport wird auf den einzelnen Minen auf
verschiedene Weise bewerkstelligt. Am ge-
bräuchlichsten sind folgende Methoden:
1. Bei Entfermingen über 2500 m Transport
auf Gleisbahn (Voll- oder Schmalspur)
mit Dampf- oder elektrischen Lokomotiven.
2%. Bei Entfernungen von 150 bis 2500 m För-
derung mit endlosem, Seil mit ange-
klemmten Kippwagen auf Schienen (8), wo-
bei das Seil elektrisch angetrieben wird.
3. Bei Entfernungen unter 150 m Förderung
auf Transportband (4), wieder mit elek-
trischem ‚Antrieb.
Die erforderliche Motorgröße hängt bei
allen diesen Transportarten natürlich ganz von
den örtlichen Verhältnissen ab und ist nach be-
kannten Formeln zu berechnen.
In der Sortier- und Erzbrecheran-
lage wird zunächst das taube Gestein von dem
soldhaltigen Erz geschieden und dann letzteres
bis auf eineim Pochwerk zulässige Größe zer-
kleinert. Das taube Gestein unterscheidet sich
im Aussehen wesentlich vom goldhaltigen Erz,
so daß das Sortieren nach voraufgegangener
Waschung selbst von Eingeborenen vorgenom-
men werden kann. Während ersteres lediglich
Quarz ist, besteht letzteres aus einem Konglo-
merat von Quarzkieseln, die durch eine Ma-
trix von dunkelblauer Färbung miteinander
verbunden sind. Diese Matrix ist der eigent-
liche goldhaltige Bestandteil des Erzes und be-
steht zum großen Teil aus Kieselerde Si 0,
(etwa 87%). Außerdem ist noch besonders gold-
haltiger Eisenkies, Fe S, (Pyrit) darin ent-
halten. Die Kiesel selbst sind nicht goldhaltig,
abgesehen von der Oberfläche und etwaigen
Rissen.
In einer normalen Sortier- und Erzbrecher-
anlage
durch Backenbrecher (5, Abb. 1) bis
auf Stücke von etwa doppelter Faustgröße
zerkleinert, um das Sortieren zu erleichtern.
Diese Brecher werden gewöhnlich in Einheiten
für eine Verarbeitung von 40 bis 60 t/h gebant,
wobei der Kraftbedarf etwa 20 bis 30 PS
beträgt. Von den Brechern gelangt das
Erz und Gestein in die Waschtrommeln
(6, Abb. 1), in denen es gewaschen wird.
Dies sind rotierende Trommeln aus Stahlblech
mit duxchlöchertem Mantel, durch den das
Wasser und bei der Zerkleinerung entstandener
Sand zum Pochwerk abfließen. Auf einer
Durchschnittsmine ist meist nur eine Trommel
in Betrieb (eine als Reserve), die zu ihrem An-
trieb einen Motor von etwa 5 PS erfordert. In
vielen Anlagen wird das Waschen des Erzes
nicht in Trommeln, sondern durch Bespren-
gung auf dem Sortierbande (s. später) vorge-
nommen, ein Verfahren, das zwar billiger, aber
nicht so gründlich ist. Von den Waschtrom-
meln gelangt das Erz und Gestein auf das
Sortierband (7, Abb. 1), an dem ent-
lang die Sortierer aufgestellt sind, welche das
taube Erz aussortieren und auf ein Transport-
band (8) werfen, von dem aus es mittels Förde-
rung mit endlosem Seil (9) auf die Gesteins-
halde gebracht wird. Das Sortierband erfordert
zu seinem Antrieb je nach Länge einen Motor
Heft 9.
mm,
"wenn der größte Teil des Endproduktes,
ird das Erz und Gestein zunächst.
187
von 5 bis 10 PS. An Stelle des Sortierbandes
wird auf manchen Minen ein rotierender Sor-
tiertisch verwendet. Von dem Sortierband
oder -tisch gelangt das Erz in die Feinerz-
brecher (10, Abb. 1), in denen es bis
auf die für das Pochwerk erforderliche Größe
(etwa Faustgröße) zerkleinert wird. Dies sind
entweder Backen- oder Rotationsbrecher, von
denen eine normale Einheit etwa 25 PS erfor-
dert. Von diesen wird das Frz mittels Trans-
portband (11) in das Pochwerk gebracht, wo
es mittels eines weiteren Bandes (12) mit Ab-
werfer in die einzelnen Behälter (13) geworfen
wird.
Das Pochwerk (14, Abb. 1) hat, zusam-
men mit den darauf folgenden Rohrmühlen die
Aufgabe, das Erz soweit zu zerkleinern, daß es
für eine wirksame Behandlung mit Zyankali-
lösung geeignet ist. Dies ist dann der Fall,
der
sogenannten Erztrübe, so fein ist, daß es durch
ein Sieb mit 0,15 mm Lochweite fließt. Im
allgemeinen wird das Erz im Pochwerk bis auf
etwa Bohnensröße verpocht, während die
weitere Zerkleinerung den Rohrmühlen über-
lassen bleibt. Das Verhältnis der Anzahl der in
neneren Anlagen aufgestellten Stempel zu der
Zahl der installierten Rohrmühlen schwankt
mit der gewählten Größe des Pochwerkpro-
duktes.
Der Kraftbedarf eines Fallstempels be-
rechnet sich aus der Formel:
PR SM PS, wobei
75x60x n
G das Gewicht des Stempels in kg,
h die Fallhöhe in m,
n die Fallzahl pro Minute,
n der Wirkungsgrad (rd 0.8 bis 0,83) ist.
In der Regel bilden je 5 Stempel eine Bat-
terieeinheit, und je 10 Stempel werden von
einem Motor mittels Riemen von der durch-
gehenden Daumenwelle aus angetrieben. Ge-
genwärtig sind Stempel bis zu einem Gewicht
von 900 kg in Gebrauch, mit einer Fallhöhe von
0,19 m oder mehr und einer Fallzahl von 100
1. d. Minute. Der Kraftbedarf 10 solcher Stem-
pel beträgt nach obiger Formel etwa 50 PS.
Da ein derartiger Stempel ferner etwa 18 t Erz
in 24 Stunden von Faust- bis auf Bohnengröße
zerpocht, wären bei einer Tagesleistung von
1000 t etwa 60 Stempel zu installieren mit
6 Motoren von etwa 50 PS Einzelleistung.
Während des Pochens wird das Erz reich-
lich mit Wasser versetzt (7 Teile Wasser auf
1 Teil Erz). Das Produkt des Porhwerks, die
Pochtrübe fließt durch ein Sıeb ab und
wird dann.auf eine solche Höhe gefördert, daß
nach Möglichkeit ein nochmaliges Hochfördern
während der ganzen weiteren Behandlung un-
nötig gemacht wird. Dies geschieht entweder
durch ein
1. Schöpfrad (15, Abb. 1). Dies ist ein
Rad von einem Durchmesser bis zu 25 m,
das am Kranze mit Bechern versehen
ist. Die Pochtrübe fließt unten zu, wird um
etwa 75% des Raddurchmessers gehoben
und fließt dann oben ab. Angetrieben wird
das Schöpfrad meist mittels Seil durch
einen Motor, dessen Größe mit der des Ra-
‚des schwankt.
Neuerdings werden die Räder häufig
ersetzt durch
2. Zentrifugalpumpen mit gekuppeltem
Motor. Diese müssen für diesen Zweck be-
sonders konstruiert sein, da die Trübe das
Material’ stark abnutzt.
Nachdem die Trübe hochgeför dert ist, fließt
sie durch offene Rinnen zunächst in Tren-
nungstrichter (16, Abb. 1). Dies ‘sind
auf der Spitze stehende Hohlkegel aus Stahl
mit einem größten Durchmesser von etwa
9,5 m und einer Höhe von etwa 3 m. In diesen
sinken die schwereren Bestandteile der Trübe,
die noch in den Rohrmühlen weiter verarbeitet
werden müssen, nach unten, während die leich-
168
ee di u Ge
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Elektrotechnische Zeitschriit,. 1920. Heft 9.
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Wasserbehafter
5x700PS
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- -——-- £rz u, Gestem, Irübe
Sarıd
een Schlämme
ee — Wasser
— — — — goldhaltige Lösung
- Danke ohne Gold
— © —--— Goldamalgam
ee. Zink a Blei mit Gold
nn [
= — — AHılfsmaterialien
GL] & Motor
I Pumpe mit Elektromotor
L Pumpe mit Riermenantrieb
| |
te
Ei |
Y 29 |
|
Abb. 1. Schema des Goldverhüttungsvorganges.
teren durch Suspension hochgehalten werden | ter von gewöhnlich 6,5 m Länge und etwa
und über den Rand überfließen. Die schwere-
ren ‚werden an der Spitze der Trichter abge-
zogen und in weitere Entwässerungskegel
gebracht (17), die den Zweck haben, die Trübe
von dem überschüssigen Wasser zu befreien.
Aus diesen fließt die Trübe dann direkt in
die Rohrmühlen (18, Abb. 1). Dies sind
tählerne Trommeln mit auswechselbarem Fut-
1,75m Durchmesser, die mit etwa 380 Umdr/min
rotieren. Das Zermahlen der Trübe wird be-
wirkt durch Quarzkiesel von etwa Faustgröße,
‘die dem Erz entnommen werden. Der Antrieb
der Mühlen erfolgt mittels Vorgelege und Rie-
men und der Kraftbedarf einer Mühle von
obigen Dimensionen schwankt zwischen 90 und
110 PS. Eine Rohrmühle von der obigen Größe
EN
zermahlt etwa 200 t in’24 h von Bohnengröße
bis zu der endgültigen Größe, so daß für eine,
Tagesleistung von 1000 t 5 Rohrmühlen zu in-
stallieren wären. a Era
‘Aus den Rohrmühlen fließt die Trübe zu-
nächst über Amalgamtische (19, Abb.
Dies sind entweder feststehende Tische öder
Schütteltische (für letztere bei
26. Februar 1820.
1)
normaler
Größe etwa 0,5 PS zum Antrieb erförder-
De a ee A Te ed 1 TI al rn a un in u tmme u Su La 2 hi m en
ı
‚beschriebene Anlage untergebrächt ist,
2. Ein Sehüttelamalgamtisch (24),
Abb. 2. Goldverhüttung.
lich). Die Tische sind geneigt und mit etwa
5 mm starken Kupferplatten belest. Letztere
sind amalgamiert, d.h. mit Quecksilber über-
zogen. Die dnrch das Pochen und Mahlen bloß-
gelegten Goldpartikel werden von dem Queck-
silber der Platten benetzt, das sie infolge der
Oberflächenspannnng gesen die Platten drückt,
wo sie dann durch Adhäsion haften bleiben.
Die Wirknnesweise der Tische ist also eine rein
physikalische.
Das Goldamalgam wird täglıch von den
Platten geschabt und in eine Presse (20) se-
bracht, in der das überschüssige Qnecksilber
auszepreßt wird. Dadnreh entsteht ein festes
Amalgam, das in Retortenöfen (21, Abb. 1)
erhitzt wird. wodurch das Gold vom Qneck-
silber geschieden wird. Das Gold wird dann
in einem weiteren Schmelzofen (22, Abb. 1)
in Barren gegossen.
In demselben Gebände, in dem die zuletzt
be-
findet sich gewöhnlich noch eine Maschinen-
anlage zur Verarbeitung des feinen Sandes, der
beim Pochen in den Stempelkästen zurück-
geblieben ist, des sogenannten Amboßsan-
des. Diese Anlage besteht ‚aus folgenden
Teilen:
1. Eine kleine Rohrmühle as) von etwa 2 m
Länge und 1 m Durchmesser, in dem die
eventnell noch vorhandenen gröberen Sand-
partikel zermahlen werden.
der genau
denselben Zweck hat, wie die eben beschrie-
benen großen Tische.
3. Fin sogenannter Pachnca-Tank (25), in dem
der Sand durch Zuführung von Druckluft
von einem kleinen Kompressor (26) aus gut
gelüftet und dann mit Ayankalilösung ver-
setzt wird. Die so gewonnene go!dhaltige
Lösung wird dann meist in die Hauptfäll-
anlage genumpt (27). Der Antrieb des er-
_wähnten Kompressors, der Pumpen und des
Sehütteltisches erfolgt gewöhnlich von
einem gemeinsamen Motor aus mul Trans-
mission (28).
Wir kehren jetzt zu den hinter den Rohr-
mühlen aufgestellten Amalgamtischen (19) zu-
rück. Die von diesen abfließende Erztrübe
fließt zurück zum Schöpfrad (15) und macht
jetzt denselben Weg noch einmal-wie die Poch:
trübe, wobei jetzt nur ein größerer Bestandteil
über den Rand der. Trennungstrichter (16)
überfließt und so direkt zur Zyankalianlage
gelangt.
- Bevor wir zur Beschreibuns der letzteren
übergehen, wollen wir kurz die chemischen ,
Grundlagen des hier vor sich gehenden Pro-
zesses darstellen.
Bei der Trübe sind 8 Bestandteile zu unter- |
scheiden:
1. Wasser,
2. Sand, d.h. solche Teile, die ne durch ein
Sieb von 0.076 mm Lochweite gehen, also
von einer Größe von 0.15 bis 0,076 mm sind.
Sand ist anßerdem laugbar, d.h. Flüssig-
keit dringt ohne künstlichen Druck durch
die Zwischc. räume zwischen den einzelnen
- Partikeln.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heit 9.
169
3. Schlämme, d. h. also
solche Teile, die durch
das obige Sieb ge-
hen und nicht laug-
bar sind. Sie lassen
also Flüssigkeit nicht
durchsiekern, setzen
sich aber bei richtiger
Behandlung in solcher
Flüssigkeit zu Boden.
Dadurch, daß Sand
laugbar ist, Schlämme
aber nicht, ergibt sich
die Notwendigkeit einer
verschiedenen Behäand-
lung beider. Sie müssen
also voneinander getrennt
und dann je einer be-
sonderen Anlage zugeführt werden. Diese
Trennung geschieht in den weiter unten er-
wähnten Trennungstrichtern. *
Der chemische Prozeß bei der Anflösnng
von Gold in Zyankalilösung ist für beide Teile
derselbe und geht nach der folgenden (Elsner-
schen) Formel vor sich
Au,+4K 0y-+0-+H,0=2 KAucy-+2KOH
Wie aus der Formel ersichtlich. ist noch
die Zuführung von Sauerstoff erforderlich.
Dies geschieht in neneren Anlagen ausschließ-
lich in Form von Luft.
Die eigentliche 7yankalianlage besteht
nun aus folgenden Teilen:
1. Trennungstrichter.
9%. Sandbehandlungsanlage.
83. Schlämmbehandlungsanlage.
4. Fäll- und Schmelzanlage.
Diese sollen jetzt im einzelnen beschrieben
werden.
1. Die Trennungstrichter (29, Abb. 1)-
In diesen wird die schon oben als erfor-
derlich dargestellte Trennung von Sand und
Schlämme vollzogen. indem der Sand nach
unten sinkt und die Schlämme über den Rand
überfließt. Beide fließen dann in Rinnen in die
für sie besonders eingerichtete Anlage.
2. Die Sandbehandlungsanlage. Diese
besteht neuerdines meist aus: |
a) rotierenden Filtertischen (30, Abb. 1).
Dies sind flache zylindrische Behälter
von etwa 8 m Durchmesser, die von
einem “Motor mittels Schneckenvorgelere
lanesam <zedreht werden. Sie sind am
Boden mit Filtern versehen, dureh die das
im Sande vorhandene Wasser mittels Va-
kuumpumpe (31) abgesangt wird. Dieses
wird dann zum Wasserbehälter zurückge-
pumpt, während der ‚trockene‘ Sand in-
folge eines am Rande der Behälter ange-
brachten feststehenden „‚Pfluges““ über den
Rand überläuft und mittels eines Trans-
portbandes gebracht wird in die
b) Behandlungsbottiche (82, Abb, 1).
Dies sind große zylindrische Behälter aus
Stahlblech von 8 bis 20 m Durchmesser und
9% bis 3 m Tiefe, In diese wird von oben
Zyankalilösune gepumpt. die dann durch
den Sand durchsickert und mit dem hierbei
gelösten Golde nach der Fällanlare abfließt.
Der zurückbleibende Sand wird dann mit-
tels Transportband nd Ausleger oder mit-
tels Förderung mit enudlosem Seil nach der
Sandha]de geschafft.
3. Die Schlämmbehandlungsanlage.
Die ans den Trennungstrichtern (29. Abb. 1)
“überfließende Schlämme wird zunächst noch-
mals in weitere Trennungstrichter (33, Abb. 1)
gebracht. in denen sich der noch vor-
harıdene - Sand absetzt und zurück. in die
SandhehandInngesan'age gebracht wird. Die
eigentliche Schlämmbehandlungsanlage be-
steht dann im wesentlichen aus folgenden
"eilen:
a) Die Sammelbottiche (34. Abb. 1). Dies
sind große, zylindrische Stahlbehälter von
10 bis 20 m Durchmesser mit koni-
schem Boden. In ihnen setzt sich die
vorher zu diesem Zwecke mit ungelöschtem
Kalk versetzte Schlämme bei kontinnier-
lichem Zufluß zu Boden, während das über-
schüssige Wasser über den Rand abfließt.
Nachdem sich genügend Schlämme abee-
setzt hat, wird auch das darüber stehende
Wasser dureh besondere Vorrichtunsen ab-
gezogen nnd zusammen mit dem über den
Rand abgeflossenen zum Hauptbehälter
zurückgepumpt. Hierauf wird die zurück-
bleibende Schlämme mit Zyankalilösung
versetzt und mit dieser zusammen ge-
pumpt in
b) die ersten Behandlungsbottiche (85,
Abb. 1). Diese sind von derselben
Form wie die Sammelbottiche, In ihnen
setzt sich wieder die Schlämme am Boden
ab, während jetzt die eoldhaltire Lösung
oben abeezogen wird und in die Fällanlare
abflıeßt. Die gesetzte Schlämme wird dann
nochmals mit verdünnterer Zyankalilösnng
versetzt und mit dieser gepumpt in die
ec) zweiten Behand!ungsbottiche (86). Hier
wiederholt sich der eben beschriebene Pro-
zeß. nur daß zum Schlvnß die zurückblei-
bende Schlämme jetzt mit Wasser verdünnt
und in die Schlämmdämme gseprmpt wird.
Von hier wird etwa noch vorhandene dünne
Lösung in die Lösungsbehälter zurückge-
pımpt (37).
Nenerdings wird die eben beschriebene
Schlämmbehand'nngsanlage meist ersetzt dreh
eine Butters- Vakuumfilter-Anlage. Das
Prinzip derselben ist folgendes: Aus den Sam-
melbottichen (34) wird die mit Cyankalilösung
versetzte Schlämme zunächst in sogenannte
Pachuea- Tanks (38) gepumpt. in denen sie
zwecks Zuführung von Sanerstoff (vel. oben)
reichlich mit Lnft in Berührung gebracht wird.
Die hierzu erforderliche Druckluft wird meist
von einem besonderen, kleinen, elektrisch ange-
triebenen Kompressor (39) geliefert. Aus diesen
Tanks wird Schlämme und Lösung in weitere
Sammelbottiche (40) genumpt, von denen
sie in große Stahlkasten fließt. in denen eine
große Anzahl von Filterrahmen (41) aufgehängt
sind. Das Innere dieser Rahmen steht mit
einer Vakunmpumpe (42)in Verbind"ng, welche
die goldhaltiee Lösung durch die Filter sangt,
wobei die Schlämme außen an den Rahmen
‚hänsen bleibt. Die Lösuns eelanst dann in die
Fällanlage, während die Schlämme nach noch-
maliıser Auswaschuns mit verdünnter Lösung
mit Wasser versetzt und ın den schon oben ge-
nannten Schlämmdamm seprnmpt wird.
Wir kommen jetzt zu dem letzten Teile der
Verhüttunssan'ase, der Fällanlage. Das
Fällen des Goldes aus der aus den Sand-
und Schlämmebehandlunssanlacen abfließen-
den Zyankalilösung geschieht in Stahlkam-
mern (43, Abb. 2), welche mit mit Blei-
azetat überzogenen YZinkdrehspänen gefüllt
sind. Letztere werden auf einer be“onde-
ren Drehbank (44) hergestellt. Bei Berüh-
rung mit, Wasser werden von dem Blei und Zink
unzählige kleine galvanische Elemente cebildet,
die das Wasser nach folgender Formel zer-
Setzen:
Zn +2 H,0 = Zn (OH), + 2 H(+ 17,4 cal)
Anf diese Weise wird der für die Fällnng des
Goldes notwendige Wasserstoff gebildet. Die
Fällung erfolgt nämlich nach der Formel:
2KAucy +3 H =2HCy+2KCy+ Au,
Nachdem ein gewisses Quantum Lösung durch
die Stahlkammern hindurchgeflossen ist, wer-
den die Zinkspäne herausgenommen, das auf
denselben abseschiedene Gold mit losem Zink
und Blei in Waschtrommeln abgelöst und in
Behälter mit einer Lösung von Natriumbisulfat
gebracht (45). Hierin löst sich das Zink nach
der Formel:
2 NaH SO, +Zn = NwS0, +Zn SQ, +H;
170
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920. Heft
9, 26. Februar 1920.
Die zinkhaltige Lösung wird dann entfernt und
der Rückstand durch ein Filter (46) gepreßt,
aus dem er als plastischer Kuchen hervorgeht.
Dieser Kuchen wird dann in die Schmelzan-
lage gebracht. Diese besteht aus *
a) 1 Kalzinierofen (47, Abb. 2), in dem der
erwähnte Kuchen getrocknet wird,
b) 1 Flammofen ((48, Abb. 2), in dem das
getrocknete Produkt in Tiegelngeschmolzen
wird,
c\) 1 Tiegelofen (50, Abb. 2), in dem die
im Flammofen erzeugte Schlacke geschmol-
zen wird, nachdem sie vorher in einer klei-
nen Kugelmühle (49) zermahlen ist,
d) 1 Kupolofen (51, Abb. 2), in dem
Gold und Blei durch Erhitzen getrennt
wird,
e) 1 Schmelzofen (52, Abb. 2),
Gold in Barren gegossen wird.
in dem das
Die beiden letzteren Öfen erhalten die er-
forderliche Blasluft durch einen kleinen elek-
trisch angetriebenen Kompressor (53).
Aus obigem geht hervor, eine wie große
Anzahl von Elektromotoren der verschieden-
sten Größen in den Goldverhüttungsanlagen
zur Verwendung kommt. Auf die übrigen
Stromverbraucher, wie Förderanlagen, Wasser-
haltungen, Drucklufterzeuger u. a, braucht hier
nicht eingegangen zu werden, da sie bei den
Goldminen die gleichen sind, wie bei anderen
Bergwerksbetrieben. Wie aber eingangs schon
erwähnt, ist der Kraftbedarf der letzteren un:
gefähr gleich dem der Verhüttungsanlage, nur
daß eben wenige, größere Einheiten in Frage
kommen.
Aluminium
im Telegraphen- und TFernsurochbeieieh,
(Mitteilung aus dem Tele raphen- Versuchsamt.)
Von Dr. Ulfilas Meyer, Tel.-Ing., Berlin.
Übersicht. Im Telegraphen-Versuchsamt ist
während des Krieges die Verwendungsmöglichkeit
von Aluminium in der Telegraphen- und Fernsprech
technik untersucht worden. Bei der Verwendung
zu Leitungen in Kabeln ergeben sich gewisse
Schwierigkeiten bei der Herstellung der Verbin-
dungen; die Untersuchung zeigte, daß an verdrillten
Verbindungen Übergangswiderstände bis zu 10 2
auftreten können, die aber eine starke Neigung be-
sitzen, abzunehmen. Bei Benutzung von Quetsch
hülsen waren die Übergangswiderstände sehr vie
kleiner. Die Versuche, Aluminium für Leitungs-
schienen in Maschinen- und Sammlerräumen zu ver-
wenden, haben ein günstiges Ergebnis gehabt. Ferner
wurde in Papierkondensatoren die Zinnfolie durch
Aluminiumfolie ersetzt, diese Kondensatoren zeigten
infolge der größeren Leitfähigkeit des Aluminiums
einer sehr kleinen Verlustwinkel, ob diesem Vor-
teil eine geringere Beständigkeit gegenübersteht,
müssen erst weitere Beobachtungen zeigen. Die bei
dieser Gelegenheit mitgeteilten Zahlenwerte zeigen
erneut die Wichtigkeit der Unterteilung der Bele-
gungen bei solchen Kondensatoren.
Die Knappheit an verschiedenen Metallen
während des Krieges stellte auch die Reichs-
telegraphenverwaltung vor die Aufgabe, zu
untersuchen inwieweit sich sogenannte Spar-
metalle durch andere in ihrem Betriebe er-
setzen ließen. Als Ersatzmetall kam dabei vor
allen Dingen Aluminium in Betracht, da es
nächst Kupfer die größte Leitfähigkeit besitzt.
Im Telegraphen-Versuchsamt wurden daher
Versuche über die Verwendbarkeit von Alu-
minium im Telegraphen- und Fernsprechbe-
trieb angestellt, über deren Ergebnisse im fol-
genden kurz berichtet werden soll, da auch in
der Zukunft noch mit einer Kupferknappheit
gerechnet werden muß und manche der ge-
fundenen Tatsachen auch für weitere Kreise
von Bedeutung sein werden.
Der Verwendung von Aluminium als Lei-
tungsmaterial stehen hauptsächlich zwei Be-
denken entgegen, die beide auf seiner leichten
A
Oxydierbarkeit beruhen: erstens ist Aluminium
bedeutend empfindlicher gegen Witterungs-
einflüsse als Kupfer, und zweitens ist die Her-
stellung von Verbindungen sehr viel schwieri-
ger. ‚Versuche über Wetterbeständigkeit neh-
men naturgemäß eine lange Zeit in Anspruch;
daher kann darüber vorläufig noch nicht be-
richtet werden, nach den bisher vorliegenden
Erfahrungen scheirt jedoch die Wetterunbe-
ständigkeit nicht von so großer Bedeutung zu
sein, wie vielfach angenommen wird!). An
Aluminiumschienen im Akkumulatorenräumen
ist eine gute Beständigkeit beobachtet worden,
darüber wird weiter unten näheres mitgeteilt.
Für die feste Verbindung von Aluminium-
leitungen sind die verschiedensten Vorschläge |
gemacht worden. Am einfachsten ist noch das |
Schweißen, während die verschiedenen Löt-
verfahren ziemlich umständlich sind; in beiden
Fällen muß aber mit großer Vorsicht vorge-
sangen werden, um ein zu weit gehendes
Schmelzen der meist recht dünnen Aluminium-
drähtein Kabeln zu vermeiden. Praktisch kom-
men daher bisher nur mechanisch hergestellte
Verbindungen in Betracht. Zur Feststellung
der dabei auftretenden Übergangswiderstände
wurden im Telegraphen-Versuchsamt folgende
Versuche ausgeführt. Abschnitte von Alumini-
umdrähten mit einem Durchmesser von 0,6
| und 0,8 mm wurden durch Verdrillen der Enden
miteinander verbunden. Durch so hergestellte
Verbindungen wurde ein elektrischer Gleich-
strom geschickt, der langsam gesteigert werden
konnte; sowohl der Spannungsabfall in der Ver-
bindungsstelle wie der hindurchfließende Strom
wurden gemessen, das Verhältnis beider ergab
dann den Übergangswiderstand. Es zeigte sich,
daß bei sehr kleinen Strömen der Widerstand
1 bis 10 2 beträgt und bei Steigerung der
Stromstärke zunächst fast konstant diesen
Wert behält. Wenn jedoch die Stromstärke
soweit erhöht wurde, daß der Spannungsabfall
ungefähr 0,2 V betrug, so nahm die Größe des
Über gangswiderstandes ab, u. zw. derart, daß
nun die Spannung konstant blieb oder sogar
etwas abnahm. Beilängerem Stromdurchgang
trat ein weiteres Abnehmen des Widerstandes
auf, ebenso bei mechanischen Erschütterungen
der Verbindungen oder ruckweisem Verändern
der Stromstär ke Diese niedriegeren Werte des
Übergangswiderstandes blieben auch erhalten,
wenn die Stärke des hindurchfließenden Stro-
mes wieder herabgesetzt wurde. In der Thom-
sonbrücke wurden für derartige Verbindungen
bei einer Stromstärke von 0,5 A 0,01 bis
0,1 2 gemessen. Das Ergebnis dieser Versuche
Übergangswiderstände von höchstens 0,002 2
festgestellt.
keine Änderung ihrer elektrischen Eigenschaf-
ten, wenn sie längere Zeit den Witterungsein-
flüssen ausgesetzt worden waren, selbst in sol-
chen Fällen, in denen sich an den freien Alu-
miniumdrähten schon deutliche Korrosionser-
scheinungen bemerkbar machten,
Ähnliche Versuche wurden mit Alumini-
Zwei Aluminiumschie- .
„umschienen angestellt.
"nen von 4 x 0,5cm Querschnitt wurden durch
'einen Messingbolzen miteinander verschraubt,
der Übergangswiderstand der so hergestellten
Verbindungen war so gering, daß er nicht ge-
messen werden konnte, u. zw. auch noch nach
achttägigem Liegen im Wasser. Es wurden
dann versuchsweise in einer Fernsprechver-
mittlungsstelle sowohl im Maschinen- wie im
Batterieraum einige kupferne Leitungsschie-
nen durch solche aus Aluminium ersetzt. Zum
Schutze gegen Säuredämpfe wurden die Schie-
nen dabei mit einem dünnen Vaselinüberzug
versehen. Während einer Beobachtungsdauer
von 24, Jahren haben sich an diesen Schienen
keinerlei Anzeichen bemerkbar gem acht, die zu
Bedenken Anlaß geben könnten.
lose aufeinandergelegten Schienen einen merk-
baren Übergangswiderstand festzustellen. Da-
nach erscheint Aluminium als Ersatz für Kup-.
fer zur Herstellung von Leitungsschienen durch-
aus geeignet zu Sein.
Anßer diesen Versuchen, bei denen es sich
um den Ersatz von Kupfer durch Aluminium
handelt, wurde auch untersucht, ob es möglich
ist, für dieBelegungen von Fernsprechkonden-
satoren Aluminium zu verwenden. Diese Kon-
densatoren bestehen bekanntlich in der bis-
herigen Ausführung aus zwei dünnen Zinn-
folien, die mit zwischengelegtem Papier zu-
sammengewickelt sind. Wenn man dabei das
Zinn durch Aluminium ersetzen will, so ergeben
sich zunächst, gewisse Schwierigkeiten aus der
Tatsache, daß sich das Aluminium nicht so
dünn auswalzen läßt wie Zinn, daß aber ander-
seits die äußeren Abmessungen der fertigen
Kondensatoren nicht vergrößert werden kön-
nen, ohne die Platzeinteilung in den Apparaten
und damit in denÄmtern weitgehend zu ändern.
Es gelang mehreren Firmen, diese Schwierig-
keit zu überwinden und Kondensatoren mit
Aluminiumfolie zu 2uF in den bisherigen Be-
hältern 'herzustellen.:
In der untenstehenden Zahlentafel a die
mit der Wechselstrombrücke bei verschiedenen
—
Zum n#olie
Aluminiumfolie
Frequenz Ein Wickel Ein Wickel Zwei Wickel Zwei Wickel Ein Wickel Zwei Wickel
Anschluß am | Anschluß !/ der . Anschluß Anschluß Anschluß */, der Anschluß
Anfang Länge vomAnfang am Anfang in der Mitte [Länge vom Anfang| in der Mitte
o K | to BE. K tg 0 K | to R wo | ® | te
3 000 | 2,103 0,108 2,178 | 0,0837 | 1,991 | 0,0221 | 2,331 | 6,0153 | 2,056 | 0,0145 | 2,053 | 0,0086
5000 | 2,043 ı 0,159 | 2,164 | 0,0570 | 1,986 | 0,0325 | 2,324 | 0,0175 | 2,050 | 0,0185 | 2,048 | 0,0094
10000.| 1,930 | 0,198 | 2,131 | 0,1050 | 1,975 | 0,0574 | 2,313 | 0,0230 | 2,040. | 0,0260 | 2,043 | 0,0112
30000 | 1,598 | 0,420. | 1,970 | 0,2670 | 1,930 | 0,1548 | 2,336 | 0,0420 | 2,030 | 0,0552 | 2,047 | 0,0189
läßt sich also folgendermaßen zusammenfassen:
An durch Verdrillen hergestellten Verbindungen
dünner Aluminiumdrähte können bei geringen
Stromstärken Übergangswiderstände von der
Größenordnung 1 bis 10 2 auftreten, in prak-
tischen Fällen werden sie aber infolge der stets
vorhandenen, mechanischen und elektrischen
Erschütterungen immer geringer sein; der Span-
nungsabfall in der Verbindungsstelle beträgt
nie mehr als 0,2 V. Bedeutend bessere Resultate
wurden bei der Verwendung von Quetsch-
hülsen erzielt. Da solche aus Aluminium nicht
zur Verfügung standen, wurden vernickelte
Kupferhülsen benutzt; an damit hergestellten
Verbindungen von Aluminiumdrähten wurden
') Bei der Verwendung von Aluminiumdrähten als
Freileitungen besteht noch ein weiterer Nachteil in der
Bere Windempfindlidkeit der Aluminiumleitungen in-
olge geringeren Gewichtes und größeren Durchmessers.
Kreisfrequenzen @ gemessenen Werte der Ka-
pazität K und des Verlustwinkels $ bei 6 Kon-
densatoren verschiedener Bauart zusammenge-
stellt. In der zweiten Reihe ist darinangegeben,
ob die Kondensatoren aus einem oder aus zwei
parallelgeschalteten Wickeln bestehen, und an
welchem Punkte der Folie sich der Anschluß
befindet; das sind, wie die folgenden theoreti-
schen | Überlegungen zeigen, die für das Ver-
halten der Kondensatoren wichtigsten Einzel-
heiten der Bauart. Man kann nämlich solche
Kondensatoren, deren Belegungen aus Bändern
bestehen, als Leitungen auffässen, dann lassen
sich die bekannten Gleichungen darauf anwen-.
den.
ET et er A
Ja =&uiry% Me re
Alle diese Verbindungen zeigten .
Nach Ab-
lauf dieser Zeit wurden die Schienen heraus-
genommen, es war nicht möglich, zwischen den
ee dm
%
—rmwWag " EN De yr
26. Februar 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920,
Heft 9.
171
Da der Strom am Ende gleich Null ist, er- |
gibt sich daraus
1 HET
oK(gd+N) — Ja
wobei K die scheinbare Kapazität des Konden-
sators, d sein Verlustwinkel ist. Wenn R der
Widerstand der Belegungen, C ihre Kapazität
und der von der Zwischenschicht, dem Papier,
herrührende Verlustwinkel sind, so sind und
=B0gy
y dureh die Gleichungen bestimmt
30223 dr RE
e allg y +.
denn die Selbstinduktion einer solchen Anord-
nung ist zu vernachlässigen. Wenn Ro C klein
gegen 1 ist, kann die Reihe für Ctgy nach dem
ersten Glied abgebrochen werden; dann ist
1 n 1 R
aKlgs3+) oa0Wäsr)Tt?
?=Rol(tg$-+i,
In diesem Fall läßt sich also der Gesamtkon-
densator durch einen Kondensator von der
Größe C und dem Verlustwinkel 9 darstellen,
dem ein Widerstand von der Größe = vorge-
schaltet ist. Je größer der Widerstand der Be-
legungen vom Anschlußpunkt bis zu den Enden
ist, um so größer wird daher der Verlustwinkel
des fertigen Kondensators. Dieses Ergebnis un-
serer Überlegungen wird durch die obigeZahlen-
tafel sehr schön bestätigt; sie ist so geordnet,
daß von Spalte zu Spalte die Widerstände der
Belegungen abnehmen, zunächst durch bessere
Unterteilung der Belegungen und dann durch
das besser leitende und in dickeren Folien
verwendete Aluminium; in demselben Maße
nehmen die Verlustwinkel abl). Auch die Ab-
hängigkeit der Kapazität von der Frequenz
wird durch obige Formel gut dargestellt; unter
der Annahme C=2uF, R = 20.2 (so groß war
der Widerstand der Belegungen bei dem ersten
Kondensator) und $ = 0 sind nach der strengen
Formel folgende Werte berechnet:
Pag
3.000 | 1,996 0,0340
5.000 1,989 0,0666
10.000 1,958 0,1327
30.000 0,3842
» 1,689 |
Ungefähr entspricht der Verlauf der Werte
den bei dem ersten Kondensator gemessenen;
die Abweichungen erklären sich aus der Nicht-
berücksichtigung der Größe $, die bei diesem,
schon ziemlich alten Kondensator, wahr-
scheinlich recht groß war.
Zusammenfassend läßt sich sagen: Der
Ersatz des Zinns durch Aluminium bei Fern-
sprechkondensatoren setzt den Verlustwinkel
beträchtlich herab, daneben hat .die Unter-
suchung erneut gezeigt, wie wichtig die mög-
lichste Unterteilung der. Belegungen durch
günstige Wahl des Anschlußpunktes ist. Wenn
auch ein niedriger Verlustwinkel für die Fern-
sprechtechnik von sehr großer Bedeutung ist,
so läßt sich ein endgültiges Urteil über die
Brauchbarkeit der Aluminiumkondensatoren
noch nicht abgeben, da außerdem die Bestän-
digkeit der Kondensatoren von ausschlaggeben-
der Wichtigkeit ist. Die darüber angestellten
Versuche sind noch nicht beendet.
. ,') Zweifellos sind die Unterschiede in den Verlust-
Finkei zum Teil auch durch die Verschiedenartigkeit des
Dielrktrikums hervorgerufen; wie eine Nachmessung der
Widerstände der Belegungen an auseinandergenommenen
ondensatoren zeigte, verursachten diese jedoch bei allen
untersuchten Kondensatoren den größeren Teil der Verluste.
Der Quecksilberdampf-Gleichrichter der
Glastype, seine Theorie und praktische
Ausführung}).
Von Ingenieur Fritz Kleeberg, Berlin-Südende,
Betriebsleiter derGleichrichter-G.m.b.H., Berlin.)
(Fortsetzung von 8. 148.)
Es bleibt nun noch zu untersuchen, welche
Mittel- und Effektivwerte die Spannung an der
Drosselspule L,annimmt. Führt man den rich-
tigen Wert von K in Gl. (8) ein, so erhält man
nach Integration für den
Mittelwert von er, den
Wert Null. Dieses Re-
sultat zeigt, daß der
Gleichrichter eine vom
Belastungsstrom unab-
hänsige Spannung liefern
wird, wenn man von in-
duktivem und ohmschen
Abfall im Transformator
absieht. Integriert man
Gl. (8) nach dem Effektiv-
wert, so erhält man als
Resultat
Abb. 12. E=150V, =
Wie verhält sich nun ein Gleichriehter mit
Drosselspuleim Gleichstromkreis beim Arbeiten
auf eine Gegenspannung ?
Die Gegenspannung sei zu e, hinzugerech-
net und kurzerhand e, = 90 V genommen. R
sei dagegen auf 0,275 Q gesunken. Dann erhält
man für den Einschwingungsvorgang die Kur-
ven der Abb. 12. Der Einschwingungsvorgang
geht sehr langsam vonstatten. Die theoretische
Zündstrecke ist sehr kurz, die praktische natür-
90V, R=02758%, L;= 0,04 Henry, iymittel =20 A, ® =.
1%
_ Rn |
2(L, 0) Rlite Lo\
eSL;e = E
Die sich für das Beispiel ergebenden Werte von
es13 effektiv bei veränderlicher Selbstinduktion
sind ebenfalls aus Abb. 11 zu ersehen. In Abb.
10 ist die Strecke Z eingetragen. Diese Strecke
stellt den Zeitabschnitt dar, in welchem theo-
retisch ohne Berücksichtigung des Minimal-
stromes eine Zündung des Gleichrichters erfol-
sen kann. Vor diesem Zeitabsehnitt kann die
Zündung nicht erfolgen, weil ja E sin (wt)<e,.
Würde nach der Strecke Z gezündet, so würde
der Strom an der tiefsten Stelle der zweiten
Halbwelle wieder auf Null heruntersinken. In
Abb. 11 ist die Zündstrecke Zin %, der vollen
Periode eingetragen. Abb. 10 zeigt ferner, daß
es praktisch unwirtschaftlich ist, mit der Größe
der Selbstinduktion über einen bestimmten Be-
trag hinaus zu gehen, denn man erreicht mit
der Vergrößerung von L, keine wesentliche
Verkleinerung der Pulsation, was die Kurven
igmax Und iymin deutlich zeigen.
Es bleibt jetzt noch zu erklären, was unter
Minimalstrom zu verstehen ist. Bekanntlich
hat der Quecksilberdampf-Lichtbogen eine un-
tere Stromgrenze, bei deren Unterschreitung
auch der mit Gleichstrom gespeiste Lichtbogen
abreißt. Dieser Grenzwert ist abhängig von’der
er)
Rn (12
n [re se ro) li er S
lich infolge des Minimalstromes noch kürzer. Es
wird also ein großer Zufall sein, wenn man den
Gleichrichter einmal zum Zünden bringt. In
der Praxis hilft man sich damit, daß man den
Gleichrichter zuerst auf einen Widerstand an-
läßt und dann ohne Stromunterbrechung auf
die Gegenspannung umschaltet.
Abb. 13 zeigt den Einschwingungsvorgang
für einen Drehstrom-Gleichrichter in gleicher
Schaltung. Die Grundgleichung 6 ist dieselbe
geblieben, es ändert sich mır der Wert für die
Konstante entsprechend dem geänderten Über-
schneidungswinkel im Dreiphasensystem, beim
eingeschwungenen Gleichrichter Gl. (13).
1,132 EL,o
R A S2e:
er ee Ta
(13
NS ner
R,+ (L;, 0)’
Durch diese Änderung erhalten die von dieser
Konstanten abhängigen Gleichungen andere
Formen, diein den Gl. (14), (15), (16) und (17)
wiedergegeben sind.
088 E—
Im R (14
R
’ — 0,523 8
R
e* — 2.615 ne]
d 9E?2 JR w° + 3 E? [1,479 R2 L 3,095 (Lz o)2]
ige = RL RT 6,28 [R?+ (Z, oJ]
12,56 R R +(Z, 0] P ge h 2615, a)
0,8275 2° (Lo? _ © go; 2% 15
nr R2 u (1% o)? Fir. R? 1,655 R (
esLm 0% (16
5 Ka
0,5237 — 0,2615 ——
ro’ 1BBER+ABLlao?) 0761 La) Re ee =
es Lse = she = 7
628[R?+ (Lo) |
Größe des Raumes, in welchem der Bogen
brennt. Bei einem großen, weiten Vakuumgefäß
wird er höher sein als in einem engen, kleinen.
Der genaue Wert, bei dem der Bogen unbedingt
sofort abreißt, ist noch nicht festgestellt wor-
den. Z. B. reißt ein Bogenin einem bestimmten
Gefäß einmal bei 8 A nach kurzer, einmal nach
längerer Zeit ab; mit kleiner werdendem Strom
werden die Abreißzeiten immer kürzer. Beil A
beträgt die Zeit nur noch Bruchteile einer Se-
kunde. Auf jeden Fall wird aber die theoreti-
‚sche Zündstrecke durch diese Eigenschaft des
Lichtbogens weiter gekürzt.
». ,» Nach einem Vortrag. gehalten im Elektrotech-
nischen Verein, Berlin, am 28. I. 1919 vgl. „ETZ“ 1919, S. 95.
.... 2) Die der vorstehenden Veröffentlichung zugrunde
liegenden Versuche sind von mir während meiner Tätigkeit
im Gleichrichter-Laboratorium der „AEG“ durchgeführt
worden; die vorgeführten Apparate sind von der „AEG“
ı gebaut worden. Der Verfasser.
3 TEEN,
RrElz, n):) |. 02 1 4702615 10]
Der Gleichrichter mit Drosselspule im
Gleichstromkreis KM liefert also praktisch
eine von der Belastung unabhängige Gleich-
stromspannung, wenn man die Pulsation klein
hält. Man wird diese Schaltung daher immer
dort anwenden, wo man möglichst konstante
Spannung wünscht, z. B. bei der Speisung von
"Leitungsnetzen.
Für viele praktische Fälle ist es nun aber
sehr erwünscht, dem Gleichrichter einen 'Span-
nungsabfall zu geben, z. B. bei der Speisung
von Scheinwerfern, bei Batterieladungen usw.
Für Erzeugung dieses Spannungsabfalles wird
man selbstverständlich zur induktiven, also
wattlosen Vorschaltung greifen. Die eben be-
sprochene Schaltung der Drosselspiule war für
den jetzt gewünschten Zweck nicht zu ge-
brauchen.
172
Elektrotechnische Teitschritt.
I
1920.
Esin(wt)
N
AN
B
MN N
KARX
Abb. 13. E=150V, 0=15V, R=48%, L=
In Abb. 14 ist die Schaltung. für einen
Wechselstrom- Gleich: ichter dargestellt, bei dem
vor jede Anode eine Drosselspule L, geschaltet
ist. Der Gleichrichter wird wieder in der be-
kannten Weise gezündet. Für die erste Halb-
Abb. 14
welle müssen dann auch die gleichen Verhält-
nisse wie beim vorigen Beispiel Gültigkeit
haben, denn es muß gleichgültig sein, ob die
Selbstinduktion vor oder hinter dem Kolben
liegt. ‘Welche Vorgänge werden sich also bei
E sın (wt)
A__-F-sinfot) A
0,04 Henry, »e = 50.
letztere Spannung wirkt ja jetzt der Richtung
des Stromes entgegen. Die zur Überwindung.
von &, von L, gelieferte Spannung kann aber
jet:t auf den Stromkreis der Anode A, nicht
mehr einwirken, denn sie wird ja schon vor dem’
gemeinsamen Stromkreisteil im Bogen der
Anode A, verbraucht. Der Zündvorgang muß
demnach anders als bei 'der Drosselspule im
Gleichstromkreis vor sich gehen. Nach dem
Nulldurehgang wird die Spannung im Strom-
kreis der Anode A, im richtigen Sinne ansteigen
und wird schließlich im Zeitpunkt &, (Abb. 15)
ankommen, wo sie den Weıt e, erreicht hat.
Von. diesem Zeitpunkt an werden auch Elek-
tronen von der Hauptkathode zur Anode A, zu
wandern suchen. Vorläufig können sie aber
noch nicht bis zur Anode A, gelangen, weil sie
infolge zu kleiner Geschwindigkeit unterwegs
durch Abkühlung und Zusammenstöße mit
freien Dampfteilchen und positiven Ionen wie-
der zu neutralen Teilchen umgebildet werden.
Erreicht nun die Spannung er in der linken
Transformatorenhälfte den Weit e,+e,, wobei
für e, jetzt der Wert der Zündspannungsspitze
zu setzen ist, so werden die ersten Elektronen
die Anode A, erreichen und den Bogen an dieser
Anode zünden. Die Zündspannungskurve wird
gefunden, indem man den Wert der Zündspan-
nungsspitze von der Spannung e, nach oben zu
aufträgt, Der Schnittpunkt dieser Kurve mit
der Spannung e, der zweiten Halbwelle gibt
dann den Zündmoment «, des zweiten Bo-
gens an.
Im Stromkreis der Anode A, kann aber der
Strom jetzt nicht momentan verschwinden,
weil er von der Selbstinduktion L, daran ge-
hindert wird. Aus dem gleichen Grunde kann
E:sinl[@b+ w) _
en Bi Hr
Het 9. ;
28: Februar 1920. \/
FE. sin (w£
‘cher Zeit laufen. Für die beiden Stromkreise
gelten dann die Gl. (18) und ER deren Lösung
Esin(wt)=0
as
— (ia, + ia) R— 9 — Ly‘
me
Sun
— (it ia) R— & ae
+ Esin(ot)= 0
(1027
nach i,, und i„, gegeben ist, durch Gl. (20) und
(21), wobei unter i„, immer der abklingende,
_2R, z
EIER :
la, — 3R 2Ra —1 sin &;
€: L;w \
ZEV 95 [eos (at) — eosa,]. (20
Rx zB,
i ya DRAN Sa la {
La, — KR, € +5R ERBEN +1jsin o,
; g Do
E Pr i
+0 [208 (@ 0) — cos al RR (21
an ia, der einschwingende Strom verstan-
den weiden muß. In dem Stromkreis der
Anode A, wird der Strom nach der Kurve i,,
(Abb. 15) abklingen, während er in dem anderen
Kreis nach der Kurve ia, aufsteigt.
Die Summe der beiden Stıöme ergibt den
Gleichstrom i,. Beide Stıöme fließen vom
Transformatoı mittelpunkt fort, die entmagne-
tisierenden Amperwindungen weı den also pro-
portional der Differenz der beiden Teilströme
| sein; mithin wird dem Transfoımator primär
ein Str om i, (Abb. 15) zufließen, welcher gleich
der Differenz der Ströme i,, und “ ist, wenn
—= 1 setzt.
Die Spannungen an den Selbstinduktionen
während der Überlappungsperiode eıhält man,
indem man wieder die Gl. (20) und (21) mit L,
multipliziert und dann differenziert; graphisch
kann man diese Spannung aber auf einfache-
rem Wege finden, indem man von folgenden,
Überlegungen ausgeht: Die Drosselspule im
abklingenden Stromkreis muß in der Über-
lappungspeiiode die Spannungen e+e, und
die entgegenwirkende Spannung er überwin-
den. Die Spannungskurve e,z, wird konstruiert,
indem man &9+6, in den Züı kel nimmt und von
der Simuskurve er der zweiten Halbwelle nach
oben aufträgt. Die Drosselspuleim Stromkreis
des sich einschwingenden Stromes darf von der
Sinusspannung nur soviel fortnehmen, daßnoch
genügend Spannung zur. ma ‘von
man das Übersetzungsverhältnis 27 A:
SPANIER
DES 06H &, &y
\ Abb. 15. E=150V, =
\
dieser Schaltung zu Ende der ersten Halbwelle
abspielen
Vom Null durchgang der Spannungswelle
er an muß natürlich die Selbstinduktion L, wie-
der die Spanhungen &-+e,+erliefern. denn die
\
\
\
\
15V, R=42, L= 0,094 Henry, ®=50.
&z
er natürlich im Stromkreis der Anode A, nicht
plötzlich ansteigen. Das Abklingen und Ein-
schwingen beider Ströme kann nur allmählich
erfolgen. Es muß also bei dieser Schaltung eine
Periode geben, in welcher beide Bogen zu glei-,
Abb: 16. E=150V, 0@=15V, B=49, Br Henry, ®=50.
2 29 a 2 N
@+e, übrig bleibt. Man erhält also die En |
nungskurve an der Drosselspule, indem man
ea+e,in den Zirkel nimmt und diesen Wert von
der Sinuskurve der ersten Halbwelle ebenfalls
nach oben Se wasin Abb. 15 geschehen
Tg “ = > Ki \
26. Februar 1920.
ist. Die Spannungsgleichungen selbst sind in
den Ausdrücken 22, 23 wiedergegeben.
2R,
3 Kee R 8 La
ey =Ke. DM R+Esina gg,
a Wh, gs Te
+Esin(wt). . .. (22
DAR, i
5 g L ;
e1,'= Esina, ER Fre Esin (ot) (23
ee
% u E F3 L;w
\ x
. Kommt nun der abklingende Strom i,,
beim Nullwert an, so reißt der Bogen an der zu-
. gehö:igen Anode ab. Von diesem Moment an
folgt der Gleichstrom wieder der Gl. (6), nur
mit einem logarithmischen Stromteil, der dem
Stromwert im Moment «, entspricht.
Der erste Punkt der logarithmischen Kurve
im Zeitmoment «&, wird wieder gefunden, in-
dem man die Strecke von der Grundwelle bis
- zum G!eichstromweıt im Moment «&, nach oben
aufträgt. Die ürbigen Punkte werden dann
durch einfache Proportionalitätsrechnung er-
mittelt, und durch Addition dieser Kurve mit
der Grundwelle wird die Kurve für den Strom
i, in der zweiten Halbwelle konstruiert.
Beim nächsten Anodenwechsel wiederholt
“sich der Vorgang in der gleichen Weise, nur mit
anderen Werten. Der Gleichiichter ist einge-
schwungen, wenn der Momentwert zu Anfang
und zu Ende einer Halbwelle gleich ist. Für
dieses Beispiel waren die gleichen elektrischen
Verhältnisse, wie beim voiıheigehenden mit
Drosselspuleim Gleichstromkreis gewählt. Der
gelieferte Gleichstrom und die zugehörige Span-
nung sind hier viel kleiner, mithin muß die
Drosselspule großen Einfluß auf diese Werte
ausüben. .
Es bleibt nun noch zu untersuchen, wie
sich die Verhältnisse bei einem Mehrphasen-
Gleichiichter mit Drosselspulen vor den Anoden
- gestalten wird. Die einzelnen Spannungskurven
sind nicht mehr wie beim Wechselstrom-Gleich-
richter um 180% gegeneinander verschoben, son-
dern die Welle, in welcher. der eine Lichtbogen
. schon läuft, eilt derjenigen, in der der neue
Bogen geründet wird, um den Winkel a) voraus
(Abb. 16). ‚Bei gleichen elektiischen Veıhält-
nissen muß auch die erste Halbwelle wieder die
„gleiche wie beim Wechselstrom- Gleichi ichter
sein. Die Zündspannungskurve &,min wu d auf
die gleiche Weise gefunden, nur erfolgt der
Schnittpunkt, welcher uns a, angibt, viel früher.
Für die beiden Teilströme eıgeben sich jetzt die
Gl. (24) und (25),
— (ia, ti) R—%— L,, ._ + Esin (ot)=0
R B (24
SE h dia
Be] (ka, Ti)R Treo Ly d 2
+Esinwt+W)=0 (25
deren Lösungen für den einschwingenden Strom
Gl. (26), für den abklingenden Gl. (27) dar-
stellen.
FÜ era E
& Le
la, = | ni 10 (26
BET: L,w i
R Zr
BR, E LI
la, = KR, € | San +i|e
f TER 740
Ara E eo
De Er N R (27
Den Wert der Konstanten C zeigt Gl. (28),
den der Funktion F Gl. (29).
=
RL, @ [cos a, + cos (a, + W)]+ (L, oJ? sina, +2 R? |sin «, — sin (a, + Y)]
| AR’t (Lo) :
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 9.
Die Gl. (26) bis (29) haben Gültig-
keit für jedes Mehrphasensystem,. Führt man
in die Gl. (28) .bis (29) für w 180° ein, so
erhält man tatsächlich wieder die einfachen
Ausdrücke wie beim Wechselstrom- Gleichrich-
ter, Im übrigen erfolgt die Konstruktion
der einzelnen Kurven wie in Abb. 15 ge-
zeigt. Bei dengewählten Verhältnissen tritt der
interessante Fall ein, daß sich der Gleiebrichter
mit abwechselnd großen und kleinen Wellen
einschwingt. Die kleinen Wellen werden immer
größer, die großen Wellen immer. kleiner, bis
beim eingeschwungenen Zustand alle Wellen
gleich groß sind. Dieser Vorgang findet seine
Begründung in folgendem: In der ersten Halb-
welle steigt der Strom höher an, als er beim ein-
geschwungenen Gleichrichter ansteigen kann,
weil mehr Zeit für diese Welle vorhanden war.
Aus dem gleichen Grunde fällt der abklingende
‘Strom sehr spät auf Null. In der zweiten Welle
erfolgt aus dem gleichen Grunde die Zündung
zu spät, der Strom steigt nicht hoch genug an;
dadurch erfolgt die Zündung der dıitten Welle
wieder zu früh und so fort. Würde die Zündung
in der ersten Halbwelle später erfolgen, so
würde sich der Gleichrichter mit immer weiter
steigenden Impulsen einschwingen. Die Schal-
tung mit Drosselspulen vor den Anoden hat den
Nachteil, daß der Gleichrichter bei großen
Drosselspulen einen sehr starken Spannungs-
abfall aufweist. Bei kleinen Drosselspulen er-
hält man eine starke Pulsation des gelieferten
Gleichstromes und, dadurch bedingt, einen
hohen Minimalstrom.
Für verschiedene praktische Fälle muß
man sich daher nach weiteren Hilfsmitteln um-
sehen. Zunächst soll nun die Wirkung einer
magnetischen Verkettung der Drosselspulen
vor den Anoden untersucht werden. :
Abb. 17 zeigt die Schaltung eines
Wechselstrom- Gleichrichters, bei dem die Dros-
Abb. 17.
selspulen so verkettet sind, daß der sie
durchsetzende Fluß ein Wechselfluß wird. Zu-
nächst sei die Verkettung der Spulen ideal an-
genommen. Für die erste Halbwelle nach der
Zündung müssen wieder dieselben Verhältnisse
wie bei denunverketteten Spulen eintreten. Der
Unterschied kann sich erst beim Zünden des
zweiten Bogens bemerkbar machen. Geht nun
die Spannung er der ersten Halbwelle durch
Null hindurch, so muß von diesem Moment an
die Drosselspule der Anoden A, wieder die Span.
nung eg+e,-+erliefern, denn dieletztere Span,
nung wirkt ja jetzt dem Strom entgegen. In
(28
m — RD 0 [sin (ot) — sin a, + sin (ot + W)— sin (+ v)] + (L, @)? [eos (w 1) — cos «,]
- 4R°+ (2,0)?
+ 28 [eos (01) — 0050, — 005 (nt +) + os (as + W)]
O TARH+L,0) a ci
x
(29
173
folge der idealen Verkettung entsteht nun aber
in der Drosselspule der Anode A, die gleiche
Spannung, welche eine Zündung des Bogens an
dieser Anode zu verhindern sucht, so daß sich
die Zündspannungskurve e,min (Abb. 18) er
Ez min
e ‚-Esin{wt)
e,-Esin/w£)
Abk. 18. °28=160V, =15V, R=42%, L = 0,04 Henry,
s=1, 8=B0.
gibt. Diese Kurve schneidet die Spannungs-
kurve er der zweiten Halbwelle erst in dem
Zeitmoment, wo die über die Nullinie hinaus
verlängerte Spannungskurve e, den Wert —e,
angenommen hat. Praktisch wırd natürlich der
Gleichrichter schon beim Nulldurchgang der
Spannung e, verlöschen. Diese Schaltung ist
für die Praxis unbrauchbar.
(Schluß folgt.)
Die elektrische Schweißung in Amerika.
Von Oberingenieur Julius Sauer,
Berlin-Karlshorst.
Nachdem wir in einer Betrachtung über
das elektrische Schweißen in Deutschland und
den Vereinigten Staaten während der Kriegs-
zeit schon auf das dem elektrischen Schweißen
gewidmete Sonderheft der „General Electric
Review‘‘ Bd. 21, 1918, Heft 12, zurückgekom-
men waren, bringen wir im nachfolgenden an
Hand der genannten Quelle die amerikani-
schen Erfahrungen in der Verwendung elek-
trischer Schweißung. Es interessieren uns
hierbei jedoch nur solche Werte, die von
den in Deutschland üblichen abweichen bzw.
diese erweitern.
Während des Krieges wurde zweifelsohne
‚in Amerika in bezug auf Verwendbarkeit elek-
trischer Schweißung durch die U. S. Shipping
Board EmergencyFleet, Corporation viel Ernst-
haftes geleistet, was umsomehr einzuschätzen
ist, da in Amerika vor dem Kriege die elektri-
sche Schweißung weniger Verbreitung gefunden
hatte als in Deutschland. Der Ansporn des
oben genannten Ausschusses für die Einführung
leistungsfähiger Arbeitsmetboden war auch in-
folge der ungeheuren Tonnagevernichtung sehr .
groß, da nach eigenen Angaben der Amerikaner
der Verlustan Handelsschiffen biszum 1.1IX.1918
21 404 913»t Tragfähigkeit betrug, während in
derselben Zeit nur 14 247 825 t neuen Schiffs-
raumesgebautwurden. Der Hauptgesichtspunkt
der Fleet Corporation, wie wir sie kurz nennen
wollen, ist naturgemäß auf die Verwendung der
elektrischen Schweißung im Schiffsbau ge-
richtet. Es wurde sofort erkannt, daß das
Haupterfordernis der erfolgreichen Einführung
der elektrischen Schweißung, speziell der Licht-
bogenschweißung im Schiffsbau, unbedingt
einespezielle Schulung des Schweißpersonals er-
fordert, und es ist dem amerikanischen Aus-
schuß durch eine großzügige Organisation ge-
lungen, eine große Anzahl Schweißer für die
auszuführenden Arbeiten eingehend auszu-
bilden, so daß der Erfolg hierdurch gewähr-
leistet war.
Die amerikanischen Erfahrungen, soweit
sie die elektrische Widerstandsschweißung be-
treffen, interessieren erst von dem Moment ab,
wo die ersten Versuche für die Einführung der
Punktschweißung für stärkere Blechplatten
einsetzten. Die Verwendbarkeit der Punkt-
schweißung für dünnere und mittelstarke
Bleche bzw. Eisenkonstruktionen war zweifels-
174
Bert
Elektrotechnische Zeitschriitt. 1920. Heit 9.
a
26. Februar 1920.
nnd nn nn CC... , m mm mm—mm—m-mRma[„„ m, FF FF FF V
ohne in Deutschland weiter ausgedehnt wie in
Amerika. Dagegen hat man in Deutschland
vor der Schweißung von starken Blechen Halt
gemacht, und erst durch die amerikanischen Er-
fahrungen angeregt, ist man auch in Deutsch-
land an die Weiterdurchbildung von schweren
Punktschweißmaschinen herangegangen. Für
die ersten grundlegenden Versuche der Ver-
wendbarkeit der elektrischen Punktschweißung
für starke Bleche hat man in Amerika eigens
einen Transformator von 2000 kVA Leistung
mit einer Stromstärke von 100000 A bei 20 V
Sekundärspannung gebaut, der an einen Motor-
generator von 500 bis 6000 kVA Leistung an-
geschlossen wurde. Der Sekundärstrom des
2000 kVA-Transformators wurde mittels meh-
rerer Sekundärleitungen mit der eigentlichen
Sehweißvorrichtung verbunden. Die Elektro-
den der Schweißvorrichtung konnten unter
einen Druck von maximal 36 t gestellt werden.
Die Versuche ergaben, daß 13 bis 19 mm-Bleche
einen Schweißdruck von rd 9000 bis 14 000 kg
erfordern bei 25 bis 50000 A Schweißstrom,
zwei Bleche von 13mm Stärke konnten in
12 bis 15s beieinem Schweißstrom von 31 000 A
und einem Schweißpunktdurchmesser von 25bis
30 mm gut verschweißt werden. Eine der
stärksten Punktschweißungen wurde in drei
Blechschichten von je 25 mm Stärke, also
insgesamt 75 mm ausgeführt. Die Versuche
haben ergeben, daß die Schweißung vollständig
einwändfrei gelungen war. Auch das Ver-
sechweißen mehrerer Blechschichten wurde
an der Versuchsmaschine eingehend durchpro-
biert. Beispielsweise wurden 16 Bleche von je
1,6 mm Einzelstärke, also insgesamt 25,6 mm
Gesamtstärke, einwandfrei verschweißt.
Eine große Schwierigkeit bei der Ausfüh-
rung von starken Punktschweißungen ergab die
Wahl der Punktschweißelektioden. Bei den
Punktschweißelektroden ist mit einer außer-
ordentlich hohen Stromdichte zu rechnen, und
außerdem müssen dieselben in der Lage sein,
die hohen Schweißdrücke aufzunehmen. Als
Material für diese Punktschweißelektroden
wurden die verschiedensten Metalle durchpro-
biert, ohne jedoch zu einem günstigen Ergebnis
zu gelangen. Notgedrungen ist man wieder zum
Kupfer als Elekirodenmaterial zurückgekehrt
und hat die Kupferelektroden als zylindrische
Stempel ausgeführt. Vermittels derartiger
Schweißelektioden ist es gelungen, bis zu
160 Punktschweißungen von etwa20mm starken
Bleehen einwandfrei durchzuführen. Um den
Elektrodenverschleiß möglichst gering zu hal-
ten, hat man die Elektroden mit Kupferkappen
von etwa 3mm Stärke verselien, die nach Ver-
brauch bequem ausgewechselt werden konnten.
Mit diesem Resultat hat man sich vorläufig zu-
fıieden gegeben.
Auf Grund der ersten Versuchsanlage
wurden die für den amerikanischen Schiffsbau
in Aussicht genommenen Spezialmaschinen ent-
wickelt. Die statistischen‘ Arbeiten ergaben,
daß ungefähr 80% aller Schiffsverbindungen
durchzuführen sind mit einer Punktschweiß-
maschine mit einer Ausladung von 305 mm,
die restlichen 20% eıfordeın eine Ausladung
von 686 mm. Aut Grund dessen hat man sich
entschlossen, zwei transportable Schweißma-
schinentypen für die Arbeiten am Schiff selbst
durchzubilden. Die Maschinen haben ungefähr
die Form der früheren hydraulichen Nıetma-
schinen und werden vermittels Kranes an das
Schiff herangebracht. Die Maschiue mit der
kleineren Ausladung von 805 mm hat eine
Leistung von 265 kVA, während die Maschine
für die gıößere Ausladung von 686 mm für eine
Leistung von 350 kVA vorgesehen ist. Zur
Vornahme von Schweißverbindungen in der
Schiffswerkstatt ergab sich die Notwendigkeit
zur Entwicklung einer weiteren stationären
Type mit einer Ausladung von 1800 mm. Die
Maschine wurde als Doppelschweißmaschine
ausgeführt, Sie ist mit zwei Schweißtransfor-
matoren ausgerüstet, die möglichst nahe an der
Schweißstelle in den Bügeln der Schweißma-
schine untergebracht sind. Die Schweißstellen
sind sekundär hintereinander geschaltet. Jede
Punktschweißelektrode kann für sich unter
Druck gestellt werden. Diese Maschine
schweißt zwei Bleche von je 19mm Stärke an
zwei Schweißstellen gleichzeitig. Der Druck
pro Punkt beträgt 13 600 kg, also zusammen
27 200 kg, die größte Stromstärke 50 000 A bei
500 V, 60 Per und 35s Schweißzeit. Die Trans-
formatoren dieser Schweißmaschine sind wegen
ihrer Kleinheit und des kleinen Gewichtes
wegen besonders interessant. Die Spulen haben
innere Wasserkühlung, so daß man mit Strom-
dichten, die bedeutend über denjenigen der nor-
malen liegen, arbeiten kann. Die Primärspulen
bestehen aus Kupferrohr, das vor dem Auf-
wickeln ausgeglüht wird, und die U-förmigen
Sekundärspulen, die eine Wicklung haben,
sind in den meisten Fällen ebenfalls mit Wasser-
kühlung versehen. Die Transformatoren sind
mit besonders hitzeständigem Iseliermaterial
ausgeführt und vertragen Temperaturen bis
zu 150° ohne Beschädigung.
Außer der Verwendung der Punktschwei-
Bung im Schiffbau hat man in Amerika bereits
versucht, sie für den Waggonbau auszu-
nutzen. Auf Grund der bisberigen Erfahrungen
hat sich herausgesteilt, daß die Herstellung
‘eines punktgeschweißten Wagens ungefähr ?/5
der Zeit eines genieteten Wageus in Anspruch
genommen hat. Der geschweißte Wagen ergab,
daß er bedeutend stärker ist wie ein genieteter
Wagen ; er wurde mit 150% seiner Tragfähig-
keit belastet und sodann in den Dienst gestellt.
Die bisherigen Betriebsergebnisse waren in
jeder Beziehung einwandfrei. Die Verwendung
der elektrischen Punktschweißung für schwere
Punktschweißarbejiten wurde auch in der son-
stigen Fabrikation weitgehendst aufgenommen,
z. B. bei der Fabrikation von eisernen Leitern,
Rundeisen auf Winkeleisen usw. Man ist zu
dem Ergebnis gekommen, daß die Punktver-
bindung im Gegensatz zur bisherigen Nietung
eine bedeutend höhere Festigkeit zeigt.
Auffallend ist, daß man scheinbar in Ame-
rika die elektrische Stumpfschweißung für
große Querschnitte bis jetzt verhältnismäßig
wenig herangezogen hat, wohingegen in Deutsch-
land elektrische Stumpfschweißmaschinen
zum Schweißen von Querschnitten bis zu
8000 mm? seit Jahren mit besten Erfolg ver-
wendet werden. -
Die ausgedehnte Anwendung hatin Amerika
die elektrische Licehtbogenschweißung erfahren.
Die Verwendbarkeit dieser Arbeitsmethode für
die Reparatur von Stahl-, Grau- und Metall-
gußstücke war, wie in Deutschland, seit
Jahren festgestellt. Auf Grund der Ergebnisse,
haben die Amerikaner seinerzeit die von der
deutschen . Besatzung absichtlich unbrauchbar
gemachten internierten Schiffsmaschinen inner-
halb kürzester Frist wieder repariert, dagegen
stand man bei der Verwendung der elektrischen
Liehtbogenschweißung für Blecharbeiten aller
Art vor neuen Aufgaben. Um die Brauchbar-
keit dieser‘ Schweißung festzustellen, wurden
die umfangreichsten Versuche durchgeführt.
Die ‚meisten Blechschweißungen werden. in
Amerika vermittels Metallelektroden, also
nach dem Slavianoffschen Verfahren, durch-
geführt. Der eine Pol der Stromquelle liegt
an dem zu schweißenden Stück und der Gegen-
pol endet in eine Handelektrode, in die ein
Metallstab eingespannt wurde. Beim Be-
rühren der beiden Elektroden bildet sich der
Lichtbogen zwischen Eisenstab und Schweiß-
stück, der Metallstab selbst dient als Zusatz-
material. Eine der ersten Fragen, die in Ame-
rika eingehend beantwortet wurde, war die
Feststellung der Stromart. Während man in
Deutschland derartige Arbeiten bis vor kurzer
Zeit nur mittels Gleichstrom ausgeführt hat,
sind die Amerikaner dazu übergegangen, auch
Wechselstrom hierfür zu verwenden.
Frage, ob Wechsel- oder Gleichstrom für der-
artige Lichtbogenschweißung günstiger ist,
ist in weitläufigen Abhandlungen vielseitig
diskutiert worden. Die Ansichten hierbeistehen
sich jedoch diametralgegenüber, Während ein
‚großer Teil behauptet, daß der Wechselstrom
Die
bei Schweißarbeiten überlegen ist, behauptet |
die Gegenpartei genau das Umgekehrte. Fest-
stehen dürfte im allgemeinen, daß bei der Aus-
übung vermittels Wechselstrom der Schweißer
eine bedentend größere Geschicklichkeit haben
muß,daderWechselstrom-Lichtbogen mehrzum
Abreißen neigt wie der Gleichstrom-Lichtbogen.
Nach meiner Ansicht dürfte der Gleichstrom-
Lichtbogen dem Wechselstrom - Lichtbogen
immer vorzuziehensein, daaußerderschwierigen |
Haltung desWechselstrom-Lichtbogens beiletzte-
rem auch keine Möglichkeit vorhanden ist, die
Wahl der anzuschließenden Pole je nach Größe
und Art der Stücke zu wählen. Beim Gleich-
strom-Lichtbogen iststetsein Temperaturgefälle
von Plus nach Minus von einigen hundert Grad
vorhanden, so daß man beim Gleichstrom-Licht-
bogen die Möglichkeit hat, die größere Hitze
entweder auf das Stück oder auf die Metall-
elektroden zu schalten. Da meistens das
Schweißstück infolge der Wärmeabziehung im
Stück eine größere Wärmezufuhr benötigt wie
die verhältnismäßig dünne abzuschmelzende
Elektrode, so legt man bei- Gleichstrom den
Pluspol in der Regel an das zu schweißende
Stück und den Minuspolan die Metallelektrode. .
Diese Möglichkeit ist natürlich beim Wechsel-
strom-Lichtbogen nicht vorhanden.
Betreffs der Wahl der Schweißelektroden '
gehen die amerikanischen Erfahrungen dahin,
daß für die Wechselstrom - Lichtbogenschwei-
ßung nur besonders präparierte Elektroden zu
verwenden sind, während bei der Verwendung
von Gleichstrom sowobl mit unüberzogenen
sowie mit überzogenen Metallelektroden ge-
schweißt wird. Die Gleichstrom-Liehtbogen-
spannung ist übereinstimmend mit den Er-
fahrungen in Deutschland zu 15 bis 45 V je
nach der Schweißstromstärke von 100 bis
300 A festgelegt. Für die Wechselstrom-'
schweißung benötigt man im allgemeinen eine
bedeutend höhere Spannung von etwa 50 bis
90 V. Die Periodenzahl des Wechselstromes
scheint hierbei keinen wesentlichen Einfluß zu
haben. Die Fleet Corporation hat zu Infor-
mationszwecken einen Stahlblechbehälter von
3,6 zu 2,7 zu 3m gebaut, wobei die Blechstärke
rd 13 mm betrug. Die Versuchsresultate
ergaben, daß die Nähte glatt und sauber aus-
sahen und die ganzen Arbeiten einen soliden
Eindruck machten. Der geschweißte Kasten
wurde unter einen Druck ven 2,8 at gesetzt,
wobei sich die Wände durchgebogen haben.
Der Kasten wurde weiter unter Vakuum’ von
560 mm gesetzt; dabei bogen sich die langen
Zahlentafel2. Angaben über Liehtbogenschweißung mit Metallelektroden. -
Stärke Sehr
B:echstä . Elek- . ta!l-Ver- ET ni
mm mm Schweißnaht et
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3,17 3,92 100 |Überlappung 3,35 - 0,2075 a5»
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3,17. 3,92 95 schweißung 2,28 0,34 CRD
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6,35 B,02 > Azul ee 1 all 0,74 —
9,52 3,92 140 | Überlappung 122) 0,695 er!
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9,52 3,92 102 eretlane 0,76 0,83 —r—
12,70 4,76 150 |Überlappung 1,097 0,80 ee
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| 12,70 4,76 150 schreilfihs 0,61 1,48 en
15,87 4,76 165 |Überlappung 0,61 1,48 a ae
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Stellstift mit ? Ersatz für | 22 min pro. 20.18, .
12 mm Blech 3,92 150. Verstemmen | Schweißung pro Stift AÜmeRN !
50 mm Kesselrohr mit | P Spezial- 3 min pro |, 0,059 :
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26. Februar 1920.
Zahlentafeli.
Y Stahl- | _ DEREN:
blech 1 Pan 3 4
Kohlenstoff. | 0,25 | 0,049| 0,10 | 0,078| 0,185
Mangan .... | 0,40 | 0021| 0,16 0,041 | 0,561
Phosphor... | 0,025 | 0,025| 0,010 | 0,011| 0,037
Silizium .... | 0, 0,08 |Spuren| 0,000 | Spuren
Schwefel ... | .0,028 | 0,007 | 0,046 | 0,032 | 0,038
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 9,
= ER
Seitenwände um rd 200 mm nach innen durch.
Die Versuche wurden mehr als 200-mal mit
einem Atmosphärenüberdruck und 558 mm Va-
kuum wiederholt, ohne daß ernsthafte Beschä-
digungen der Schweißnaht auftraten. An Hand
dieses Versuchsobjektes war die Frage der Ver-
wendbarkeit der elektrischen Schweißung für
den Behälterbau günstig beantwortet, und findet
diese Art der Schweißung für die verschieden-
sten Arbeiten in Amerika reichliche Verwendung.
So werden Eisenbehälter, Transformatoren-
Zahlentafel4 Angaben über Kasten, mit Lichtbogen geschweißt.
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60° 5 1A. 1402,59 1225| 0,34 |3,55 | 400123 |13 0,636! 10,1 [0,88 | 6,45| 55 |4,76 | 58
30° 5 1—B . | 150 | 2,02 | 1,80 | 0,225 3,55 | 230|17|11,110,51 | 9,45|1,40 | 4,82! 61 |4,76 | 70
9° 2—-A |150|3,25|2,92|0,34 |3,55| 25|19]10,3 [0,83 | 6,42|1,85 | 5,38) 61 |4,76158
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3 3—A (1) 150|5,51 14,84 |0,675 [3,65 | 500 421122 |1,33- | 85410,73 |112 | 74 14,76 [35
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5-4-A |150|2,59'2,36 |0,225|2,67| 155 [11 | 8,7/0,88| 4,62 1,4 | 4,1 | 51 |4,76]31
er 7 über Kopf
| © 5 | 5=4—B |150 9,7 19,025 |0,675 2367| 418 21125 |0775 10,3 1064| 786] 43 |4,76 70
N 5-4-0C \150|3,15 381 |0,34 |2,67| 3220| 10,7 11,05 | 7,0408 | 7,45) 54 |4,76|62
Vertikal
1 z 5-3—A |150 13,15 |2,81 10,34 |23,67| 3901925 |10,7]1,05| 8,8 | 0,76| 9,35 | 68 |4,76 48
r 5-3-B.|150|2,59'236 [0285 |2,67| au ır| 8,7\o,88| 7,1 | 1,15) 6,35} 65 | 4,76 66
5—3—C |150|439|4,05 |0,34 |2,67| 38|28| 7,7151) 5,6 | 0,85) 8,61 | 65 | 4,76 | 62
6—1—A |15014,61 3,93 |0,675 2,92| 420 |33 | 14,6 | 1,34|.8,27| 0,67| 11,3 | 68 | 4,76 |58
al A Finn a te ar
6—1—B )150|3,15)2,92 |0,925|292| 2021| 7,7) 1,01| 7,15) 1,25| 7,52) 83 |4,76. 66
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6—2—A 160 [4,05 |3,43 10,56 |2,92| 4125| 139/12 | 7,ı | 0,67) 8,521 48 | 4,76 |70
BDIEH ‚8—2—-B |150|3,15|2,7 |0,45 |2,92' 2018| 14,3 [0,98 | 6,6 | 1,25) 6,16).69 |4,76|62
=) eh | 150 292 3,54 7,7|0,77 | 7,33) 1,28| 5,63 | 65 | 4,76 | 66
= 7—1—B |150|3,38 3,04 0,84 |3,54| 45 |27|10 |0,86| 8,8 | 0,73) 7,62| 51 \4,76|70
A | | Ur Leicht-Schweißung
P 7—-2-A |150|2,48 2,25. |0,225 |3,54| 3416| 9,1'0,64| 7,04] 0,97) 4,55 | 39 |4,76 | 70
7—2-B [150 |3,38|3,04 | 0,34 |3,54| 4|27|10 |0,74| 8,8 | 0,73| 7,62| 50 |4,76 | 63
175
kästen der verschiedensten Größen usw. mit
gutem Erfolg geschweißt. Auch das Einschwei-
ßen der Siede- und Rauchrohre in Feuer-
büchsen hat sich gut bewährt. Über die Vorbe-
reitung der Schweißstücke’ für die elektrische
Schweißung in Amerika geben die nachfol-
genden Zahlentafeln ‚eingehender Aufschluß.
Zahlentafel3. Angaben über Licht-
bogenschlweißung mit Metall-
elektroden.
stück | Schweiß | amp | mm
in om | art pro Kohle
1,58 Hand 37 3,657 | 2,743
1,58: Masch. 50 | 7315 | 4,967
4,91 Hand 50 3,657 2,133
4,91 Masch. 65 7,315 3,352
Schweißskizze EHER
Als Elektrodenmaterial haben sich nach‘
den amerikanischen Angaben norwegisches oder
schwedisches Eisen, Tongandraht, Armgo-
draht, Roeblingscher, glänzender, hartgezogener
Schweißdraht bewährt. Die Zusammensetzung
der Elektroden und des Stahlbleches ist aus
der Zahlentafel 1 ersichtlich.
. Dieelektrisehe Liehtbogenschweißung wird
nach dem Slavianoff-Verfahren im Schiffbau
zum Schweißen der Außenhaut der Schiffe ver-
wendet; die;Platten werden hierbei entweder
überlappt oder stumpf verschweißt. Die ge-
schweißten Schiffe haben sich bis jetzt im Be-
trieb vollständig einwandfrei bewährt. Es ist
festgestellt, daß diefrüheren Reparaturen durch
Undichtigkeit der Nieten u. dgl. bei geschweiß-
ten Schiffen vollständig in Wegfall kommen.
Die durchschnittliche Festigkeit mittels
des Lichtbogens stumpf geschweißter Nähte be-
trägt etwa 90% des: vollen Materials. Bei
Verstärkung durch Laschen kann man die
Festigkeit bis 100% des vollen Bleches steigern,
wohingegen dreifach genietete Stöße nur un-
gefähr 70% Festigkeit des vollen Materials be-
sitzen. Die Kosten im Vergleich zur Nietung
im Schiffsbau verringern sich nach den ameri-
kanischen Angaben bei den minderwertigen
Teilen eines Schiffes um mindestens 60 % gegen-
über den Nietkosten. Bei wichtigen Teilen, wie
Rumpfplatten u. dgl., beträgt die Ersparnis un-
gefähr 25% der Kosten der entsprechenden
Nietverbindung. Wichtig im Schiffsbau sind
die mittels der Lichtbogenschweißung erzielten
Materialersparnisse. Sie betragen an Stahl
meistens 20%, wobei bemerkt sei, daß gleich
von vornherein 5% des Gewichtes erspart
werden an Nieten, Winkeleisen, Laschen u. dgl].
In bezug auf Wasserdichtigkeit ist es wichtig,
daß elektrisch geschweißte Nähte nicht wie
bei der früheren Nietung verstemmt werden,
und daß vor allen Dingen die Dichtigkeit der
Nähte eine vollständig dauerhafte ist.
Ein elektrisch geschweißter Leichter von
275 t ist bereits seit Juni 1918 im engli-
schen Kanal im Betrieb. Ein Boot von 12,6 m
Länge steht in Amerika seit drei Jahren Winter
und Sommer hindurch im Dienst und hat die
stärksten Beanspruchungen mit gutem Erfolg
bestanden, wie ein genietetes Boot sie nicht
hätte aushalten können. Interessant ist, daß
nach den amerikanischen Angaben bereits im
November 1915 ein geschweißtes Boot vom
Stapel ging, das zum größten Teil mittels elek-
trischer Lichtbogenschweißung hergestellt war.
Die Nähte an diesem Boot wurden stumpf ge-
schweißt, wogegen der englische Leichter mit
überlappter Schweißung ausgeführt war. Das
amerikanische Boot hat eine Reihe von schwe-
ren Unfällen durchmachen müssen. So wurde
es bei einem Unglücksfall gequetscht, wobei
sich herausstellte, daß die gesamte Konstruk-
tion zusammengedrückt wurde. Hierbei haben
jedoch die elektrisch geschweißten Nähte alle
ihre Dichtigkeit behalten, währenddem die
noch vorhandenen wenigen Nieten undicht wur-
den. Dieses Boot hat sich durch eine Eis-
schicht von 20 bis 25 mm Dicke durcharbeiten
können, ohne daß Beschädigungen der ge-
schweißten Nähte zu bemerken waren. Nach
den bis jetzt genannten Erfahrungen kommt die
„Fleet Corporation“ zu dem Schlusse, daß in
bezug auf Arbeit bei der elektrischen Schwei-
Bung noch mehrere Probleme zu lösen sind, daß
aber heute keine technische Frage mehr aus-
stehe, deren Lösung abgewartet werden müsse,
ehe man zum allgemeinen Bau von geschweiß-
ten Schiffen übergehen könne.
176
Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heft 9.
Zahlentafel 6 Einzelheiten über mit Lichtbogen geschweißte Kasten.
Schweiß-
er
Schwei g-
Sud
er
26. Februar 1920.
"Amp. |Schweiß-"draht- | Abfall- “N. np.) Schweiß | kWh/kg
Schweiß bei draht- verbr. Bade SE : a draht- |Schweiß- BT kWh/m |zeit in %0). Drabt- | gchwer-
Schweißskizze “ 25.V: ver-. | EINBCDL I HWweiß- Stunden| kWh ver- | draht- i Sehweiß-| _ der stärke
h Ar, Gleich- | brauch LES draht Ne / brauch ver- a) naht Gesamı- ah
strom kg kg kg ih % kg/m | brauch | - myh zeit mm
A Ia-a-a| 10 | 550. | 315] 034 |. a82.| a0 | =] ar |o9 | mes | one | 885 | 55 | ame | 58
l
lk 7-3-B| 150 ı| a7 | 347 | 093 | 352) . 30 22 | "83 | 0,695 | 968 | 0,914 | 692 | 51 | 4264| 62
A 8a | 180.1 3% '|. 2927| 0,34 | 3,52 | 350 20 | 103 1'082 | 682 1.10 .- 564 | Bl. arelasEs:
. 77 y zen
i s-B | ıs0o | ası |’ 258.| 093 |- 352 | os | s | 8 |o7 | 68 | 116.| 508. | 52 | 476 | 66
2, 9a | 10 | 696 1-61 | 079 | 3,65 | >96 | 19, 2188 19 17 |.0366 | 352 15- | 476 | 58
| i% Ai
al 9B+C| 180 | 538 | 46 | 068 | 692 | 5” | sı | 138 |'o,665 | 7,26 | 131 -| 491 | 56 | «476 | 70
Gemischte Schweiß- | | |
arten, U-Eisen, Mann- IK | i
löcher 10 [ma | 686 | 056 | 1158 | 1m 6 | 75 | 0606 | 94 | 064.1 555 | 32 | 476 | 58
ee m nn
Totale* und mittlere | | | 3
Werte für Schweißen | ve j i
allgemein . 150% 1150,5* 1134,0* | 15,8* |189,7* | 165* Jıo* | 114 | 094 | 7asa| 091401 65a] 602 | 4,76
wertung der Erfindung durch die Umstellung | liche Ausnahmegesetze und entwickelt eine
RECHTSPFLEGE. des Wirtschaftslebens für die Zwecke der Krieg- | rührige Propaganda zur Verbreitung seiner auf
Zur Frage der Verlängerung der gewerblichen
Schutziristen.
Schon bald nach. Ausbruch des Krieges
wurde die Frage, ob der Krieg eine Verlänge-
rung der Dauer der Patente und Gebrauchs-
muster rechtfertige, aufgeworfen und lebhaft
erörtert. Zunächst schien der Gedanke freilich
wenig Anklang zu finden; die Bedenken über-
wogen entschieden, und selbst die beteiligten
Kreise verhielten sich ablehnend. In einer
Sitzung der Patentkommission des Vereins für
den Schutz des gewerblichen Eigentums im
Dezember 1915 fand sowohl der Vorschlag einer
allgemeinen ‚Verlängerung der Schutzfristen
wie derjenige einer Verlängerung auf Antrag
und Prüfung im Einzelfall fast einhellige Ab-
lehnung.
Allmählieh hat sich jedoch ein Wandel der
Anschauungen vollzogen. Je länger sich der
Krieg hinzog, um so stärker wuchsen die Stim-
men, die sich für eine der Dauer des Krieges
entsprechende Erstreckung der Fristen ein-
setzten. Im Jahre 1918 bildete sich eigens für
diese Bestrebungen ein Ausschuß, der eine rege
Agitation entfaltete.e Schon im Jahre 1916
hatte sich auch die Regierung mit der Ange-
legenheit befaßt. -Eine im Dezember 1916 vom
Reichsamt des Innern einberufene Kommission
von Sachverständigen verneinte jedoch das Be-
dürfnis einer Verlängerung der Schutzfristen.
Als im Frühjahr 1919 das Reichsjustizamt mit
Rücksicht auf die erhebliche Bedeutung, die
die Erörterung der Frage in der Öffentlichkeit
gewonnen hatte, erneut eine Anzahl von Sach-
verständigen zur Beratung zusammenrief und
als Grundlage für die Verhandlungen einen un-
verbindlichen Gesetzentwurf unterbreitete, fand
der Grundgedanke der Verlängerung der Fristen
bei der Mehrheit der Sachverständigen Zustim-
mung. Trotzdem wurde in der Folge der gesetz-
gebenden Körperschaft ein entsprechender Ge-
setzentwurf von der Regierung nicht vorgelegt;
die Regierung hat vielmehr, wie ausdrücklich
erklärt wurde, von dem Plan Abstand genom-
men.
Dagegen überreichten die Abgeordneten
Grünewald und Gen. im August 1919 der Na-
tionalversammlung einen förmlichen Gesetz-
entwurf, betr. Verlängerung-von Patenten und
Gebrauchsmustern. Sein wesentlicher Inhalt
geht dahin:
Auf die Dauer eines Patents und Ge-
brauchsmusters, das nach .dem 31. VII. 1914
noch in Kraft war, wird die Zeit vom 1. VIII.
1914 bis 31. VII. 1919 nicht angerechnet. Die
in dieser Zeit bezahlten Gebühren werden auf
die späteren Jahre verrechnet. Wer nach dem
Erlöschen des Schutzrechts die Erfindung im
Inland benutzt oder die zur Benutzung erfor-
derlichen Veranstaltungen getroffen hat, ist bei
Wiederinkrafttreten des Schutzrechts auf Grund
des vorliegenden Gesetzes zur Weiterbenutzung
befugt, hat jedoch dem, Schutzrechtsinhaber
eine angemessene Vergütung für die Benutzung
zu bezahlen.
In der dem Gesetzentwurf beigegebenen
Begründung wurden die gesetzlichen Maßnah-
men damit gerechtfertigt, daß infolge des Krie-
es fast alle Inhaber von Patenten und Ge-
rauchsmustern nicht in der Lage waren, ihre
Erfindung auszunutzen, sei es, daß sie persön-
lieh Kriegsdienste leisteten, sei es, daß die Ver-
führung, durch die Beschlagnahme wichtiger
Rohstoffe, durch den Mangel an Arbeitskräften
u.a. m. unmöglich war. Eine Berücksichtigung
der in dieser Weise Geschädigten sei um so mehr
am Platze, als sie ohne Nachteile für die Allge- .
meinheit erfolgen könne, ja geradezu im In-
teresse der gesamten Volkswirtschaft geboten
sei.
Die Beratung des Entwurfs erfolgte in der
Sitzung der Nationalversammlung vom 25. XI.
1919. Sie endete mit der widerspruchslosen
Überweisung an den Ausschuß für Volkswirt-
schaft. Die Stellungnahme zu den Absichten
des Entwurfs war indes durchaus nicht einheit-
lich. Einige Abgeordnete verhielten sich völlig
ablehnend. Es wurde dabei insbesondere auf
die zu befürchtende Störung der Rechtssicher-
heit und weiter auf die Gefahr hingewiesen, daß
das Gesetz vielfach eine Zuwendung auf Kosten
der Allgemeinheit an sehr wohlhabende Staats-
bürger — der größere Teil der Patente befinde
sich-im Besitz der Großindustrie — bedeute.
Der letztere Gedanke wurde fast von allen Red-
nern aufgegriffen, und es wurde wiederholt und
scharf betont, es müsse bei der Verlängerung
jedenfalls unterschieden werden, ob die Aus-
nutzung des Schutzrechts durch den Krieg un-
terbunden war oder nicht. ‚Im letzten Fall
müsse die Verlängerung entschieden abgelehnt
werden; für eine „Liebesgabe‘‘ sei kein Anlaß.
Der Reichsjustizminister erklärte, daß die
Frage der Verlängerung keineswegs unstreitig
sei; gewichtige Verbände hätten sich gegen den
Plan ausgesprochen, so der Verein deutscher
Maschinenbau-Anstalten, der Zentralverband
der deutschen elektrotechnischen Industrie, die
Vertreter des deutschen Industrie- und Handels-
tages; deshalb habe sich auch das Justizmini-
sterium noch im Sommer 1919 ablehnend ge-
äußert. Er könne jedoch bei wiederholter Prü-
fung seinen ablehnenden Standpunkt, so gute
Gründe diesem auch-zur Seite ständen, nicht
mehr durchaus aufrecht erhalten, er müsse sich
einer bestimmten Stellungnahme vorerst ent-
halten, werde aber an der Ausgestaltung des
Entwurfs mit dem Ziele, etwas Wirkliches zu
schaffen, teilnehmen. : ar
Was nun die weitere Entwicklung sein
wird, steht noch dahin. Es ist nicht bekannt
geworden, ob in der Kommission, der der Ge-
setzentwurf überwiesen ist, Beratungen statt-
gefunden haben und mit welchem Ergebnis.
Die Schwierigkeiten werden u. a. gerade darin
liegen, die- von mehreren Abgeordneten ge-
wünschte Ausscheidung derjenigen Schutz-
rechte, die auch im Krieg ausgebeutet wurden
und möglicherweise ihrem Inhaber reichen Ge-
winn abgeworfen haben, vorzunehmen. Durch
diese Differenzierung würde ohne Zweifel die
Durehführung recht kompliziert. Man muß sich
nur vorstellen, welcher Aufwand an Zeit und
Arbeit erforderlich wäre, um die Tausende von
Einzelfällen zu untersuchen und daraufhin zu
beurteilen, ob sie eine Verlängerung verdienen
oder nieht. Die Behandlung all dieser Gesuche
würde eine solche Zeitspanne in Anspruch neh-
men, daß eine fast unerträgliche Rechtsun-
sicherheit auf lange hinaus in unser Wir tschafts-
leben hineingetragen würde.
Bemerkt sei noch, daß sich im vorigen
Spätjahr zur Bekämpfung der in dem Gesetz-
entwurf zum Ausdruck gekommenen Bestre-
bungen ein besonderer Ausschuß gebildet hat.
Er bezeichnet sich als Ausschuß gegen gewerb-
Ablehnung der Verlängerung gerichteten Ideen.
Er hat eine ausführlicue Denkschrift zur Wider-
legung der für den Gesetzentwurf ins Feld ge-
führten Gründe herausgegeben. 7
Auch im Ausland sind Bestrebungen auf
Verlängerung der Dauer der Schutzfristen her-
vorgetreten und haben teilweise bereits zum
Erfolg geführt. England hat die Patentdauer
allgemein von 14 auf 16 Jahre ausgedehnt.
Frankreich gestattet auf Antrag im Einzelfall
eine Verlängerung bis zur Dauer von 5 Jahren,
wenn das Patent infolge des Krieges nicht oder
nicht normal ausgeführt werden konnte. K,
Verlängerung der Prioritätsfristen in Schweden.
Nach einer Bekanntmachung des Reichs-
ministers der Justiz vom 4. II. 1920 sind in
Schweden für Patente die Prioritätsfristen
zugunsten der deutschen Reichsangehörigen.
weiter bis zum 30. VI. 1920 verlängert worden.
Angestelltenerfindungen.
Zu der lebhaft umstrittenen Frage, ob die
Erfindungen eines Angestellten Eigentum sei-
nes Arbeitgebers seien, bringt „Ihe Electrical
Review‘ einen erwähnenswerten Beitrag. Der
Stadtelektrotechniker von Christehureh m Neu-
seeland hatte einen elektrischen Wasserwärmer
erfunden und das Recht auf dessen Herstellung
und Verkauf dem Gemeinderat angeboten. Da
der Apparat mit bemerkenswertem Erfolg von
der städtischen Elektrizitätsabteilung abge-
setzt wurde, beschloß man, dem Ingenieur die
Tantiemen auszuzahlen. Hiergegen erhob ‚sich
Widerspruch mit der Begründung, daß der Ar-
beitgeber ein Recht auf die Erfindung des An-
gestellten habe, die dieser innerhalb der Tätig-
keit mache, für die er engagiert sei. Demgegen-
über vertrat der Vorsitzende des Elektrizitäts-
komitees die Ansicht, daß jedermann das Recht
auf seine eigenen Erfindungen besitze, und die-
ser Auffassung hat sich das Komitee mit Stim-
menmehrheit angeschlossen. Das englische
Fachblatt begrüßt die Entscheidung und be-
tont, daß sie nicht nur moralisch, sondern auch
gesetzlich korrekt sei. Es zieht Frost in „Pa-
tentgesetz und Praxis‘ an, wonach, falls nicht
ausdrücklich durch Vertrag.etwäas anderes fest-
gelegt ist, die Erfindung eines Angestellten,
selbst wenn er diese während der” Arbeitszeit
mit den Einrichtungen und auf Kosten des Ar-
beitgebers gemacht hat, nicht Eigentum des
letzteren wird und ihn nicht berechtigt, Ein-
spruch gegen die Erteilung eines Patentes an
den Angestellten zu erheben. Dieser ist der
alleinberechtigte Patentinhaber und das durch
ihn erlangte Patent sein alleiniges Eigentum.
„Ihe Electrical Review“ fügt hinzu, daß ein
Patent, welches sich ein Arbeitgeber auf seinen
Namen für eine von einem Angestellten ge-
machte und ausgearbeitete Erfindung erteilen °
läßt, in England gesetzlich ungültig sei.
Umsatzsteuer bei Lieferungsverträgen.
Bei Lieferungsverträgen; die vor dem 1. I.
1920 abgeschlossen sind, muß der Abnehmer,
wenn die Zahlung erst nach diesem Termin er-
folgt, mangels abweichender Vereinbarung den
Unterschied zwischen der alten Umsatzsteuer.
(regelmäßig 5"/y) und der neuen (regelmäßig
150/0) vergüten. Bei Lieferungsverträgen aus
der Zeit vor dem 1. VIII. 1918 ist die volle Um-
satzsteuer zu ersetzen ($ 46 des UmsatzsteuergQ-
1
un
de da
alten
id aan u Bm
in Ye en
en a ee
26. Februar 1920. °
„
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Het 9.
177
setzes vom 24. XII. 1919). Abgesehen von die-
sen ältere Verträge betreffenden UÜbergangsvor-
schriften darf bekanntlich die Umsatzsteuer
en Abnehmer nieht in Rechnung gestellt 3%
en. .
LITERATUR.
Besprechungen.
Kurzer Leitfaden der Elektrotechnik.
Von Rudolf Krause. Herausgegeben von
H. Vieweger. Dritte, verbesserte Auflage.
Mit 349 Textabb. XI und 296 S. in 8°.
Verlag von Julius Springer. Berlin 1918.
Preis. M. 8,—. =
Nach dem Tode des Verfassers hat Vie-
wegerdie Herausgabe der neuen Auflage über-
nommen und dabei.eine Erläuterung der Strom-
wendung bei Gleichstrommaschinen sowie ei-
nige neue Beschreibungen in den Abschnitten
über Meßinstrumente, Zähler und Lampen, so-
wie eine solche über Großgleichrichter einge-
fügt. In seinem Abbildungen zeigt das Buch
nunmehr einen etwas störenden Mangel an
Einheitlichkeit, da den ursprünglichen, leicht
hingeworfenen Handskizzen eine Reihe von
Abbildungen gegenüberstehen, die nach Reiß-
brettzeichnungen oder auf photochemischem |
Weg nach der Natur hergestellt sind. Die in
der Besprechung der ersten Auflage erwähnten
Unklarheiten sind noch nicht restlos beseitigt;
so heißt es auf S. 201 unten, wobei noch ein
Druckfehler hinzutritt: ‚Das Umwandeln der
Stromart aus Wechselstrom in Gleichstrom be-
sorgen sogenannte Umformer. Man unter-
scheidet Drehformer und ruhende Umformer.,
Letztere sind die nur für Wechselstrom an-
wendbaren Transformatoren, ..... Die Dreh-
umformer werden nur angewendet, wenn man
Wechselstrom in Gleichstrom oder umgekehrt
verwandeln will, und es können entweder zwei
gekuppelte Maschinen sein, .., oder auch
nur eine einzige Maschine, ...“. Warum folgt
‘ der Verfasser nicht der klaren Unterschei-
dung der Maschinennormalien: Motorgenerator,
Umformer, Transformator? ‚„Drehumformer‘,
d. h. Motorgeneratoren, werden übrigens ge-
legentlich auch gebraucht, um Wechselstrom
anderer Phasen- oder Periodenzahl zu erhalten.
Bei Asynehronmotoren spricht man besser von
Primär- und- Sekundäranker, statt von Feld
und Anker; vor dem Abschnitt über Strom-
wendung vermißt man einen Hinweis auf die
Folgen falscher Bürstenstellung bei Leerlauf.
Bei dem Stromwandler wäre durch Text und eine
andere Abb. 86 ein Hinweis auf die Hauptauf-
gabe zweckmäßig, den Meßkreis von Hoch-
‚spannung frei zu machen.
Für die nächste Auflage wäre zu wünschen,
daß, allenfalls unter Kürzung der Instrumente,
Zähler und Lampen, ein "Abschnitt über Be-
leuehtung — Lichtverteilung, mittlere Licht-
stärke, Lichtstreuung u. dergl. in praktischer
Darstellung, ferner eine Stichwortfolge (Re-
gister) aufgenommen würde. Dadurch würde
die Wertschätzung, die das Buch genießt,
sicherlich noch wachsen. K. Hoerner.
Einführung in die Mechanik defor-
mierbarer Körper. Zum Gebrauch bei
Vorträgen sowie zum Selbstunterricht. Von
Prof. Dr. Max Planck. Mit12Abb. 1938.
in 8%. Verlag von S. Hirzel, Leipzig 1919.
Preis geb. 11,50 M.
Das Buch ist die Weiterführung der vor
wenigen Jahren erschienenen „Einführung in
die allgemeine Mechanik‘ desselben Verfassers.
Sein Ziel ist, dem: Leser eine zusammenhän-
gende, gründliche Begriffsbildung zu ver-
schaffen ; daher werden. durchweg die Grund-
gedanken und die fundamentalen Ansätze der
Theoriehervorgekehrt ;alles Einzelne der ph ysi-
kalischen Probleme und der mathematischen
Technik tritt zurück und erscheint nur als Bei-
spiel zur Klärung der großen Zusammenhänge.
Zuerst werden die allgemeinen Bewegungs-
gesetze eines stetig ausgedehnten Körpers ohne
Rücksicht auf dessen Aggregatzustand, scharf
geschieden nach kinematischen und dynami-
schen Gesetzen, behandelt. Danach wird die
Einschränkung unendlich kleiner Deformation
eingeführt und das elastische Gleichgewicht
„sowie die Schwingungsvorgänge in festen Kör-
' pern dargelegt; letztere geben Anlaß zu einer
- besonders liebevollen Abschweifung auf die
Grundlagen der Musik. Dem Gebiet der un-
endlich kleinen Deformationen gehören noch
die akustischen Schwingungen in Flüssigkeiten
und Gasen an. Diese leiten über zu dem eigent-
iichen Gebiet der Hydrodynamik, bei welcher
auch bei endliehen Deformationen der Druck
allein von der augenblicklichen Deformation
abhängt. Die Grundbegriffe, die Lehren von
“
der wirbelfreien und der Wirbelbewegung so-
wie die Ansätze für die Flüssigkeitsreibung ent-
hält der letzte Teil des Buches. ;
Daß das Lesen dieses Buches durch die
Klarheit seiner logischen Entwicklung nicht
nur lehrreich, sondern auch höchst genußreich
ist, braucht bei einem Buch von Planck kaum
besonders erwähnt zu werden. L. Hopf.
Die wirtschaftliche und technische Be-
deutung des elektrischen Antriebes
für die Textilindustrie. Von Gustav
W. Meyer. 55 8. in 8°. Verlag für Fach-
literatur Ges. m. b. H., Wien und Berlin
1919. Preis 4 M. \
Die Arbeit stellt einen Versuch dar, der
Textilindustiie die Vorteile des elektrischen
Antriebes klar zu machen. Sie gibt zü diesem
Zwecke einen kurzen Überblick über die Aus-
führungsmöglichkeiten des Antriebes der haupt-
sächlichsten Textilmaschinen, wobei sie in der
Hauptsache aus den Werbedrücksachen der
Großfirmen schöpft. Leider wird der'Wert der
Schrift dadurch beeintıächtigt, daß sie überaus
flüchtig geschrieben ist und eine ganze Anzahl
von Irrtümern enthält. Als Beispiel sei ange-
führt, daß aut Seite 12 der Wirkungsgıad einer
Anlage mit elektıischem Einzelantıieb, deien
Motorwirkungsgrad mit 88 % angenommen
ist, mit Hilfe einer umständlichen Formel zu
89,5 berechnet wüıd: eine Folge davon, daß der
Motoxverlust fälschlich aut die abgegebene
statt auf die aufgenommene Leistung bezogen
wird. Weiter ist die Auswertung von Selfaktor-
versuchen, welche den Verfasser zur Befür-
wortung des Gruppenantıiebes fühıen, insbe-
sondere seine Figuı 7, durchaus irreführend; die
Darstellung läuit aut die energetisch unrichtige
Behauptung hinaus, daß der Seliaktor als sol-
cher bei Einzelantrieb mehr Eneigie gebrauche
als bei Antrieb in Gruppen. In Wahrheit zeigt
sich in den mitgeteilten Versuchsergebnissen
lediglich der Einfluß der Verluste in der An-
triebstransmission und inihrem Motor, der vom
Veriasser unıichtig bewertet wird. Dagegen,
wird dem wichtigen Gesichtspunkt der Fern-
haltung des Einflusses der Stöße der einzelnen
Selfaktoren aui die Geschwindigkeit der ande-
ren keinerlei Beachtung geschenkt. Überhaupt
krankt die Aıbeit an dem Fehler, daß sie die
textiltechnischen Gesichtspunkte, insbesondere
den Einfluß des elektiischen Eihzelantriebes
aut Menge und Güte des Erzeugnisses (Ver-
minderung der Fadenbruchzahl usw.) ver-
nachlässigt. Gerade diese Faktoren sind aber
bei der Beurteilung des Wertes einer Antriebs-
art in der Textilindustrie entscheidend, wäh-
rend der vom Verfasser in den Vordergrund ge-
schobenen Frage der Energieersparnis nur eine
zweite Rolle zukommt.
Irreführend ist auch der ganze Abschnitt
über Zeugdruckeseien; hier wird u. a. die für
Zeugdruckmaschinen kaum je angewandte
Leonardschaltung besprochen und diese dabei
noch mit der Zu-und Gegenschaltung verwech-
selt, während das in zahlreichen Anlagen aus-
geführte und bewährte Gleichstrom-Füntleiter-
system unerwähnt bleibt.
Schriften, welche sich die weitere Ausbrei-
tung des elektrischen Antxriebes zum Ziele
setzen, müssen, wenn sie ihrem Zwecke dienen
sollen, in Form und Inhalt einwandfrei und wohl
durchdacht sein; die vorliegende weist — an
diesem Maßstabe gemessen — so erhebliche
Mängel auf, daß leider zu befürchten steht, daß
sie mehr Schaden als Nutzen stiften wird.
Dr.-äng. Wilh.. Stiel.
; Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher. a
Buchführung, Kalkulation und Stoeuerbe-
rechnung für Kaufleute, Fabrikanten und andere
Gewerbetreibende. Leichtfaßliche Anleitung, eine
von Steuerbehörden und amtlichen Berufsver-
tretungen empfohlene, arbeitsparende Buchführung
nebst zweckmäßiger Kalkulation und neuzeitlicher
‘ Steuerberechnung durch Selbstunterricht zu er-
lernen, Mit Übungsaufgaben, Lösungen und
einem Jahresübersichtsblatt zur jederzeitigen
Feststellung des Betriebserfolges und der sonsti-
gen Betriebsergebnisse, Bearbeitet von H.
Meyerheim. 54 S. in 8%. Handelspraktischer
Verlag, Berlin NO. 43, 1920. Preis 5 M.
Wiederaufbau und Sozialversicherung. Vor-
schläge zur Änderung der Reichsversicherungs-
ordnung. Von Dr, Dr. P. Kaufmann. 618.
in 80, Verlag von G. Stilke, Berlin 1920. Preis4M.
Kugellager und Walzenlager in Theorie und
Praxis. Von P. Haupt. Mit 245 Abb. und
55 Tabellen. VI und 199 S. in 80. Verlag von
R. Oldenbourg, München und Berlin 1920. Preis
geb. 21,40 M.
Vereinheitlichung in der Industrie. - Die
geschichtliche Entwicklung, die bisherigen Ergeb-
nisse, die technischen und wirtschaftlichen Grund-
lagen, Von Dr. G. Garbotz. Mit 13 Textabb.
IV und 218 S. in 8%. Verlag von R. Oldenbourg,
München und Berlin 1920. Preis geb. 12 M.
“Vorgänge in der Scheibe eines Induktions-
zählers und der Wechselstromkompen-
satoralsHilfsmittelzu deren Erforschung.
Von ®Dr.-Ang. W. v. Krukowski. Mit 63 Text-
abbildungen. Mitteilung aus dem Zählerlabora-
torium der Siemens-Schuckertwerke. 139 S. in 8°,
Verlag von Julius Springer, Berlin 1920. Preis
geh. 20 M.
Versuchsergebnisse des Versuchsfeldes für
MaschinenelementederTechnischenHoch-
schule zu Berlin. Heft 2. A, Entstehung
der Lagerversuche. Von Dr.:$rng. Kammerer.
B. Durchführung. der Lagerversuche. Von
Dr.-Ing. G. Welter und Dipl.-Ing. G. Weber.
Mit 74 Textabb. VI und 66 $. ia 40, Verlag von
R. Oldenbourg, München und Berlin 1920.
Preis 12 M.
Electriciteitsvoorziening. Een Hoogspan-
ningsluchtnetvoor Nederland tot Voeding
van de intercommunale 10000 Volts Ver-
deelnettenentotKoppelingvan destroom-
leverende Contralen. 4e Gedeelte. Het Zuid-
Limburgsche Mijndistriet en de Electrieiteitsroor-
ziening. Verslag uitgebracht door de „Commissie
voor Hoogspanningslijnen“, als Inleiding tot een
’ Bespreking in de eerstvolgende Ledenvergadering.
Herausgegeben von der Vereeniging van Direc-
teuren van Electriciteitsbedrijven in Nederland.
115 S. in 4%. Verlag P. N. van Kampen & Zoon,
Amsterdam 1919.
High-Tension Cables. Some remarks about the
latest improvements in their manufacturing and
about their use in camparison with ovesıhead wires.
Von P.V. Hunter. To the members of the „Ver-
eeniging van Directeuren van Electrieiteitsbedrijven
in Nederland“ at their Meeting at Amsterdam
30. X. 1919.
Gewinnung und Verwertung der atmo-
sphärischen Elektrizität. Beitrag zur Kennt-
nis ihrer Sammlung, Umwandlung und Verwen-
dung. Von H. Plauson. Mit 82 Abb. auf 22
Tafeln. VII und 75 S.in 80%. Verlag von Boysen
& Maasch, Hamburg 1920. Preis \1 M.
Die‘ Grundlagen der Einsteinschen Gravi-
tationstheorie.e Von E. Freundlich. Mit
einem Vorwort von A. Einstein. 3. erw. und
verb. Aufl. 96 S.-in 8% Verlag von Julius
Springer, Berlin 1920. Preis 6,380 M.
Neue Zeitschriften:
Deutscher Meßhandel. Zeitschrift für Industrie
und Handel, Import und Expoit. Herausgeber:
Heinrich Müller, Offenbach a.M. Verlag: G.
Krapp & Cie, Pfullingen-Stuttgart. Inlandpreis
vierteljährlich 4 M.
[Die sich als führendes Zentralorgan der
deutschen Messen bezeichnende Halbmonatszeit-
schrift will am inneren und äußeren Wiederaufbau
mitarbeiten, insbesondere den deutschen Meßhandel
fördern, und die Messen zu wirksamen und erfolg-
sicheren Handelsinstrumenten ausbauen helfen.]
%
Ö 5
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er-
messen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.)
Abmessungen der Einphasen-Bahnmotoren.
In obigem Aufsatz, „ETZ‘““ 1920, S. 3,
kommt Dr. UNGER zu dem Schluß, daß es rich-
tiger und für den Konstrukteur handlicher
wäre, insbesondere für Bahnmotoren einen
Ausnutzungsfaktor einzuführen, der sich auf
das Drehmoment anstatt, wie bisher üblich, auf
‚die Leistung bezieht. An diese Bemerkung
schließt Dr. UNGER die Ableitung eines solchen
Ausnutzungsfaktors an.
Hierzu bemerke ich, daß es seit langem
in der Praxis üblich ist, sämtliche Gıößen
bei Bahnmotoren auf das Drehmoment und
nicht auf die Leistung zu beziehen. Kurven,
die den Ausnutzungsfaktor als Funktion des
Drehmomentes darstellen, habe ich überdies
im Heft 44 der Sammlung Vieweg, ‚„‚Einphasen-
Bahnmotoren“, S. 64, vorveröffentlicht.
Berlin, 16. I. 1920. Dr. Iwan Döry.
Erwiderung.
Daß man vielfach in der Praxis sämtliche
Größen bei Bahnmotoren auf das Drehmoment
bezieht, ist mir aus eigener praktischer Erfah-
rung nicht unbekannt, habe ich doch selbst
173
Elektrotechnische' Zeitschrift.
Me EN
1920,
schon im Jahre 1908 auf Drehmoment bezogene
Schaulinien von Einphasen-Bahnmotoren be-
rechnet. Leider finden sich aber sogar in der
neuesten Literatur noch Angaben über Bahn-
motoren, die auf Leistung bezogen sind. Es
scheint demnach immer noch Leute zu geben,
die anders über diesen Gegenstand denken.
Zu. Anfang 1919, als ich meinen Aufsatz
schrieb, konnte ich nieht wissen, daß Herr Dr.
DÖRY Ausnützungskurven veröffentlichen werde,
Übrigens bezieht Herr Dr. DÖRY seine O-Werte
auf Leistung und nicht auf Drehmoment, wie
man auf S. 63 seines Buches lesen kann. Mit
der aufgenommenen Leistung kann der Rechner
leider nicht viel anfangen, darum bin ich auch
von der abgegebenen Leistung bzw. dem Nutz-
drehmoment ausgegangen. Die O-Kurven des
Herrn Dr. DÖRY sind übrigens über Drehmo-
ment aufgetragen, was nur dann zulässig ist,
wenn man Drehmoment und Polteilung einander
proportional setzt. Eine solche Proportionalität
ist aber höchstens für eine Typenreihe möglich.
Ich bin demnach der Meinung, daß es. richtiger
ist, die O-Werte über Durchmesser aufzutragen,
wie es Pichelmayer für andere Maschinenar-
ten getan hat.
Ich habe diese Erwiderung nur geschrieben,
um zu betonen, daß meine Arbeit in keiner
Weise durch das Buch des Herrn Dr. DÖRY
beeinflußt worden ist. Sein Buch selbst halte
ich für eine der besten Arbeiten auf dem Ge-
biete der Einphasen-Kommutatormotoren und
freue mich, das an dieser Stelle aussprechen zu
dürfen.
Charlottenburg, 3.-I. 1920.
Franz Unger.
Einpolige Bremskupplungen für Straßenbahn -
wagen.
Aus den Ausführungen des Herrn KIND-
LER auf S. 34 der „ETZ‘“ 1920 geht zunächst
hervor, daß dievom Unterzeichneten in „Elektr.
Kraftbetr. u. Bahnen‘ 1918, Heft 29, gemach-
ten Angaben über die Einrichtungen an den
Wagen der Dresdner Straßenbahn bei Einfüh-
rung einpoliger Bremsleitungen und die damit
erzielten Vorteile erfreulicherweise sinngemäß
Verwendung und Bewertung bei der Großen
Berliner Straßenbahn gefunden haben.!) Im
Bericht des Herrn KINDLER wird aber gesagt,
daß die Anordnung des Bremsstöpsels im
Schlußwagen unzulässig und als ein Verstoß
gegen $ 40, Abs. b, der Balhnvorschriften : des
Verbandes Deutscher Elektrotechniker zu be-
zeichnen ist. Dem Verfasser scheinen die Ver-
bandsvorschriften nicht geläufig zu sein, denn
aus dem Schaltplan (Abb. 1b) ist ohne weiteres
zu sehen, daß eine unbeabsichtigte Unter-
brechung der Bremsleitung mit Ausnahme am
Fahrschalter ausgeschlossen ist. Wird. der Erd-
schlußstöpsel am letzten Wagen entfernt, so ist
dies nichts anderes, als wenn der Stöpsel zwi-
schen Trieb- und erstem Anhängewagen un-
beabsichtigt entfernt wird. Die Anhängewagen
werden alsdann sowohl nach Sehaltung Abb. Ib
(Dresden) wie auch nach Abb. 4e (Berlin)
stromlos, und es ist nicht erklärlich, wie dies
Herr KINDLER mit der vorgeschlagenen Schal-
tung verhindern will. Im übrigen bleibt der
Bremsstrom in beiden Fällen geschlossen infolge
des Sicherheitswiderstandes. Die Vorschriften
des V.D.E. werden daher bei der Dresdner An-
ordnung vollkommen erfüllt.
Soweit die Abbildung des bei der Großen
Berliner Straßenbahn verwendeten Brems-
stöpsels, der durch D.R.G.M. geschützt ist, er-
kennen läßt, ist dessen Lösung aus der Dose
viel leichter möglich, wie bei dem im vorerwähn-
ten Aufsatz des Unterzeichneten in „Elektr.
Kraftbetr. u. Bahnen‘ ‚abgebildeten, da bei
diesem noch eine Rast am vorderen Rande vor-
gesehen ist, hinter welche sich die Kontakt-
federn legen und dem Stöpsel daher festeren
Halt in der Dose geben.
Ferner ist auch die Annahme des Herrn
KINDLER, daß bei der im Dresdner Straßen-
bahnbetrieb bestehenden einpoligen Brems-
schaltung die Kupplungsdosen 2 Kabelan-
schlüsse behalten, irrig, da in die alte Dose,
deren bisherige Doppelkontakte miteinander
verbunden sind, entweder nur der Erdungs-
oder der Kupplungsstöpsel einzuführen ist.
Die weiter von Herrn KINDIER als Nach-
teil der Dresdner Schaltung angeführte Erd-
leitung von Bremsdose zu Bremsdose ist natür-
lich nieht mehr erforderlich, da diese sich durch
die leitende Verbindung im Fahrgestell mit
Hilfe des Kurzschlußstöpsels erübrigt. Der im
Aufsatz in „Elektr. Kraftbetr. u. Bahnen‘ oe- |
machte Hinweis auf die gleichmäßige Polarität
der Dosen bezog sich nur aufjdie Übergangszeit
!) Wir stellen hierzu, fest, das Herr Kindler erst
von uns auf den Aufsatz in Elektr. Kraftbetr. u. Bahnen
aufmerksam gemacht wurde und ihn auf unseren beson-
deren Wunsch in seinem Artikel berücksichtigte D. S.
Heit 9.
26. Februar 1920.
und ist jetzt selbstverständlich hinfällig ge-
worden.
Völlig unklar ist der Vergleich des Herrn
"KINDLER über die Vor- und Nachteile.der Ne-
ben- und Hintereinanderschaltung der Brem-
sen in den Anhängewagen. Herr KINDLER
könnte durch einen einfachen Versuch leicht
feststellen, daß bei Hintereinanderschaltung
der jetzt bei der Großen Berliner Straßenbahn
nebeneinander geschalteten Bremsen, bei glei-
cher Bremskraft die Stromstärke im Brems-
stromkreis wesentlich niedriger ist als bei
Nebeneinanderschaltung. Da bekanntlich bei
Hauptstrommotoren mit dem Strom auch die
Spannung abnimmt, so ergibt sich, daß die Be-
lastung der Motoren bei Hintereinänderschal-
tung der Bremsen geringer wird und demzu-
folge auch die Unterhaltungskosten der Moto-
ren abnehmen. Een
Die anscheinende Überlegenheit der Neben-
einanderschaltung gegenüber der Reihenschal-
tung liegt eigentlich nur in der Möglichkeit, daß
bei Lösung des letzten Anhängewagens oder
infolge Leitungsunterbreehung in einer der
Bremsen die übrigen Bremsen betriebsfähig
bleiben. Dem steht aber der große Nachteil
gegenüber, daß bei Erdverbindung einer Spule
alle übrigen Bremsen versagen und die Trieb-
wagenmotoren die Bremsung des gesamten
Zuges zu übernehmen haben, was vom Führer
nicht leicht bemerkt werden kann. Dieser Fall
tritt aber bei Hintereinanderschaltung der
Bremsen wie im Dresdner Betriebe nur dann
ein, wenn der Erdschluß am ersten Anhänger
erfolgt. -Anderseits bleibt der Vorzug bestehen,
daß bei Hintereinanderschaltung der Bremsen
durchweg die gleiche Stromstärke gesichert ist,
während (dies bei Nebeneinanderschaltung der
Bremsen von jeweiligen Spulen- und Übergangs-
widerständen abhängt. Die jahrelangen Be-
triebserfahrungen mit beiden Schaltungen in
Dresden haben daher der Hintereinanderschal-
tung den -unbedingten Vorzug eingeräumt.
. Nach alledem ist die Einrichtung der ein-
poligen Bremsschaltung, wie sie bei derDresdner
Straßenbahn seit dem Jahre 1917 eingeführt
ist, mindestens gleichwertig der Einrichtung
der Großen. Berliner Straßenbahn. Beweis
a bildet deren völlig störungsfreies Ar-
eiten.
Dresden, 30. 1. 1920.
R. Wolff.
Erwiderung.
Maßgebend für den Bau und Betrieb elek-
trischer Bahnen ist in erster Linie die Betriebs-
sicherheit und hier wieder die der Bremsmittel.
Herr WOLFF vermengt in seinen obigen Aus-
führungen grundsätzliche Fehler und betriebs-
mäßig auftretende Mängel an Bremsmitteln, $40,
Abs.b der Bahnvorschriften des V.D.E. lautet:
„Erdleitungen sowie vom Fahrstrom unab-
hängige Bremsstromkreise dürfen nur im
, Fahrschalter abschaltbar sein“, und ist
seinerzeit auf Grund eines ähnlichen Anlasses
festgestellt worden. Der Dresdner Kurzsehluß-
stöpsel (Abb. 1b) macht die Erdleitung von
sämtlichen Anhängewagen eines Zuges ab-
schaltbar. Im vorliegenden Fall ist dies um so
gefährlicher, als er jedermann zugänglich ist.
Nachstehend sind einige Beispiele gegeben wie
Gefahr und Unzuträglichkeiten entstehen kön-
nen, Das Einrücken des Kurzschlußstöpsels
muß beim Umkuppeln der Wagen an jedem
Endpunkt durch das Fahrpersonal erfolgen
und kann vergessen werden. Der Kurzschluß-
stöpsel kann leicht und unbemerkt von unbe-
fugter Hand, selbst während der Fahrt, wieder
entfernt werden. Dasselbe könnte man von den
Bremskupplungskabeln zwar auch sagen, aber
diese sind jedermann sichtbar, und wird daher
nicht so leicht ein Eingriff gewagt. Jeder,
selbst der beste Kontakt, kann schadhaft wer-
den. Nach einem Zusammenstoß kann der
Führer heimlich und unbemerkt den Kurz-
schlußstöpsel auslösen, um die Entschuldigung
zu haben, es sei von unbefugter Hand gesche-
hen. Ein Verfahren, wie es wiederholt bei
Luftbremsen durch Schließen der Absperr-
hähne ausgeübt wurde.
Alle sonstigen Vorteile des einen oder an-
deren Systems, wie Stromverringerung, ver-
blassen gegen die Komplizierung und Gefahr,
welche dem Kurzschlußstöpsel innewohnt, und
‚der auch meines Wissens einzig dasteht. Wenn
Herr WOLFF sich sagt: „Dieser Schalter ist |
kein Schalter‘‘ oder „Es ist noch immer gut
gegangen“, so sollte doch wenigstens vor Ein-
führung derartiger Bremsaussehalter in sach-
licher Form gewarnt werden, um so mehr, als
dem Verfasser bekannt ist, welcher peinlichen
Kritik die Bahnbremsen z. B. bei Gerichtsver-
handlungen, unterworfen werden. rs
Friedenau, 5. II. 1920. RS
E. Kindler.
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten) K
Auszeichnungen. Prof. Dr. 1% Prandtl,
Direktor des Instituts für angewandte Mathe-
Anerkennung hervorragender Leistungen auf
matik an der Universität Göttingen, wurde in
Er
dem Gebiete der technischen Elektrizitätslehre
von der Technischen Hochschule in Danzig zum.
Dr.-Ong.. ehrenhalber ernannt.
Hochschulnachrichten. —
tingen, Dr. P. Debye, ist zum ord. Professor
an der Eidgenössischen Technischen Hoch-
schule in Zürich ernannt worden. — Dr. Fr.
Paschen, ord. Professor der Physik an der
Universität Tübingen, ist in
schaft an die Universität Bonn berufen worden.
K. Wilkens, langjähriger Direktor der
Berliner Elektrieitäts-Werke, ist am 1. I. 1920
aus dem Vorstand der Elektrowerke A. G. aus-
geschieden und hat sich in Berlin-Wilmersdorf
als Beratender Ingenieur für Blektrizitäts-
werke und.Kraftanlagen niedergelassen.
LEEREN EEE TSEETEEEEEESTTTEE
VEREINSNACHRICHTEN,
\
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.) ?
Geschäftsstelle: Berlin W.57, Potsdamer Str. 63. ;
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306.
„
Betr. Mitgliederverzeichnis.
Das Mitgliederverzeichnis nach dem Stande
vom Oktober 1919 ist in diesen Tagen er-
schienen und wird von der Geschäftsstelle zum
Preise von M. 3,50 einschl. Porto abgegeben.
Mitgliederdes Verbandes erhalten dasMitglieder-
verzeichnisdurchdie Vereine kostenloszugestellt.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Genenalsekretär: /
I. V.: Zimmermann,
Oberingenieur.
Der bisherige |
Professor der Physik an der Universität Göt-
BreiobeT Eigen-.
S.
ETERRIZESTAEESEREENERETSTTTTETR TERN
Sitzungskalender.
Berliner Mathematische Gesellschaft. 25. II.
1920, nachm. 7%, Uhr, kl. Hörsaal des Phys.
Instituts der Universität, Reichstagsufer 7—8:
W. Jacobsthal „Charakteristische Irrational-
täten der sphärischen Trigonometrie‘“.
Verein für Wasser- und Gaswirtschaft E.V.
26. II. 1920, vorm. 10 Uhr, Rheingold, Eben-
holzsaal: Vortrag Oberbürgermeister Schmie - %
der „Gaswerk und Stadthaushaltplan früher,
jetzt und in Zukunft“. Zivilingenieur O. Geiß-
ler „Über die technische und wirtschaftliche
Durehführbarkeit von Wasserwerken und Ka-
„Organisation des Gaskokssyndikats nach den
'nalisationen nach dem Kriege‘. DirektorC. Ohly
Ausführungsbestimmungen über das Gesetz zur
Regelung der Kohlenwirtschaft vom 23. IR
1919“.
Verein deutscher Gießereifachleute E. V.
26. II. 1920, abends 7 Uhr, Ingenieurhaus: Vor-
trag Hubert Hermanns „Abfallwirtschaft in
: Eisen- und Stahlgießereien“. ’
Elektrotechnischer Verein. 9, III. 1920,
abends 71, Uhr, Ingenieurhaus: 701
Wattmann „ElektrischeSchienenschweißung ;
und Vortrag Lange „Thermitschweißung‘“.
Weiteres siehe offizielle Ankündigung.
RE
BE He
Deutscher Verein für den Schutz des ge-
werbliehen Eigentums. 9. III. 1920, vorm. 12
Uhr, Reichspatentamt, Gitschinerstr. 97: Ge-
denkfeier für Joseph Kohler.
RUNDSCHAU.
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Ein neues Verfahren für die ea N
der Maste von Fernleitungen. — Ks wir
i „Bulletin des -
Vereins“ 1919, Nr.9, der Vorschlag gemacht, bei
Hochspannungsleitungen mit
N
Si
Schweizer Elektrotechn.
gewöhnlichen
Fisenmasten von 1 bis 2m Fußbreite die Beton-
fundamente nieht mehr aus einem Klotz her-
sondern die Mastfüße auf vier ein-
Blöcke zu stellen, die die Form
zustellen,
zelne schlanke
eines Kegelstumpfes und einen wesentlich
»;
A
5
kleineren Rauminhalt als der Klotz haben.
Dem neuen Verfahren, das in der Schweiz ge-
setzlich geschützt ist, werden folgende Vorteile
nachgerühmt;
nötigen Betonmenge gespart. 2.Demgemäß ver-
mindern sich auch dıe Kosten für Heranschaf-
fung der Baustoffe u. dgl. 3. Weil die 4 Blöcke,
nicht so viel Grundfläche einnehmen, wie ein
Klotz, wird auch der Grunderwerb erleichtert.
Zu Punkt 3 wäre zu bemerken, daß das Boden-
1. Es werden bis d/g der sonst
a
\
EN" Il a 3 au u PS A A 7
a OT, ; ; SEreN
E- T » E \ 4 t
[4 eo‘
26. Februar 1920. N
kreuz innerhalb des Mastes vom Landmann
doch nicht bestellt werden kann und eher als
Unkrautinsel bewertet wird. Was nun den Be-
ton anbelangt, so hat man die steigenden Kos-
ten auch in Deutschland als einen drückenden
Übelstand empfunden und geht mehr und mehr
dazu über, den Beton ganz zu sparen und die
Masten auf Plattenfundamente zu stellen. Es
ist auch nieht ganz neu, daß man die Maste
mit drei oder vier einzelnen Füßen ausbildet
und diese getrennt verankert. Neu ist wohl nur
die allgemeine Anwendung von 4 getrennten
Fundamentblöcken bei gewöhnlichen Masten
mit 1 bis 2m Fußbreite, wie sie bei Hochspan-
nungsleitungen üblich sind, und die damit ge-
wonnene Ersparnis an Beton, die bis etwa 80%
gehen soll. Sollman aber überhaupt das Unter-
teil. des Mastes in die Erde reichen lassen, oder
soll man ein besonderes Fundament herstellen
und den Mast darauf setzen % Viele Fachleute
geben dem ersten Verfahren den Vorzug; doch
sei hier nur bemerkt, daß für das hier in Rede
stehende Gründungsverfahren nur der zweite
Fallin Betracht kommt. Wohl jeder, der sich
mit Leitungsbau beschäftigt, hat sich auch
sehon mit der Frage befaßt, wie man den Beton-
verbrauch einschränken könne, und der Bau-
leiter versteht es gewiß auch, bei gutem Boden
kleine Ersparnisse zu machen. Aber umgekehrt
ist es Tatsache, daß bei schlechtem Baugrund
die üblichen Fundamente manchmal noch
nicht groß genugsind. Daher wird es die Fach-
welt nicht wenig überraschen, daß es möglich
sein soll, den Betonverbrauch ohne besondere
. Maßnahmen einfach in dem angegebenen Um-
fang einzuschränken. Der Erfinder sagt dazu:
„Biegungsbeanspruchungen von Tragwerken,
seien sie durch Winddruck oder Zug durch
die Leiter hervorgerufen, haben Zug- und
Druckkräfte in den Eckpfosten bzw. den Füßen
zur Folge. Es genügt daher, wenn jeder Fuß
einen Anker erhält, der. geeignet ist, diese
Kräfte mit dem gewünschten Sicherheitsgrad
auf das Erdreich zu übertragen.“ Dazu sollen
die vier Betonkegel genügen, indem die Belast-
barkeit des gewachsenen Bodens in weitgehen-
der Weise ausgenutzt wird. Demnach will der
Verfasser die wagrechte Kraft ganz vernach-
lässigen. Nach der bisher geltenden Anschau-
ung ist das aber nicht zulässig ; das kommt auch
in Dr. Fröhlichs Formeln!) zum Ausdruck, und
erscheint um so bedenklicher, als die neue Fun-
damentform sehr kleine Seitenflächen hat.
Offenbar haben das auch die mit den neuen
Fundamenten angestellten Versuche bestätigt,
die wir nun beschreiben wollen.
Versuch I. Ein Betonklotz 1,9 m hoch,
unten 0,5 x 0,5 m, oben 0,3 x 0,3 m wurde
‚eingegraben (Sand und Kies) und einem senk-
rechten Zug unterworfen. Er begann bei 10 000
kgsich zuheben und löste sich ganz bei 18 000kg.
Es zeigte sich, daß infolge eines Fehlers beim
Stampfen ein 40 em langes Stück abgebrochen
und stecken geblieben war. /
Versuch II. Gleiche Anordnung. Form
des Blockes unregelmäßig, größter Querschnitt
0,8 x 0,63 m?, Höhe 1,9 m., Beginn der Hebung
bei 10,000 kg, Ende bei 28 000 kg. |
Versuch III. Ein Mast steht auf vier
Kegeln: 1,9 m hoch, unten 0,6, oben 0,45 m
Durchmesser, und wird in derLeitungsrichtung
durch Zug belastet. Beieiner Belastung von rd
18 000 kg auf Zug bzw. Druck (35% über Vor-
schrift) ist die Hebungund Senkung der Kegel 6
bis 11 bzw. 0,5 bis 3 mm (Lehm mit Kalkstein).
Versuch IV, wie III. Zugsockel 2,65 m
‘ hoch, unten 1,05, oben 0,49 m Durchmesser.
- Drucksocke] 1,54 m hoch, unten 0,8, oben 0,7 m
Durchmesser. Beginn der Bewegung bei etwa
3000 kg. Hebung bzw. Senkung bei 15 000 kg
Zug(Druck) nach Vorschrift 35 bis 45 bzw. 8 bis
15 mm (nasser Letten).
Versuch V, wie III. Höhe der Sockel
1,9 m, unten 0,65, oben 0,3 m Durchmesser.
Bei 5500kg Zug(Druck) nach Vorschrift 3 bzw.
l mm Hebung bzw. Senkung (Letten).
Die Versuche bestätigen die Richtigkeit
unserer Zweifel an der Zuverlässigkeit der
kleinen Fundamente. IundII sind nicht ent-
seheidend, weil dort nur lotrechter Zug ange-
wendet wird; bei den übrigen wird nicht ge-
sagt, ob auch wagrechte Verschiebungen statt-
gefunden haben, die bei einem Zug von 5000 bis
10000 kg möglich sind (die Bewegung der
Mastspitze besagt in diesem Falle kaum etwas,
weil sie z. T von der Durchbiegung herrührt).
Bei Versuch III ist nicht angegeben, wie das
‘ Verhalten bei der vorgeschriebenen Be-
lastung war. Bei IV erwiesen sich die Funda-
mente als viel zu klein für die Bodenart und
bei V gerieten sie bei der yorgeschriebenen Be-
lastung auch schon in Bewegung. Daher emp-
fiehlt der Erfinder, den Mastfüßen Gelenke zu
geben und Spielraum für wagrechte Verschie-
bungen gegen die Fundamente, damit sie nicht
abbrechen! er
1) Vgl. „ETZ“ 1919, 8. 230.
Zum Schlusse möchten wir dem Verfasser
darin beipflichten, daß in der Frage nach der
Standsieherheit der Maste noch Arbeit zu tun
bleibt. Die geltenden Formeln tragen der
Bodenbeschaffenheit wenig Reehnung, und so-
lange man für diese keine zahlenmäßigen Unter-
lagen hat, wird man lieber vorsichtig rechnen,
um die Anlage nicht zu gefährden. Neue Unter-
suchungen in der angedeuteten Richtung müß-
ten auch in Verbindung mit der Frage nach der
Lebensdauer der Maste gebracht werden.
‚Schl.
Die Steigerung der Selbstkosten des elek-
trischen Stromes bei den Oberschlesischen
Elektrizitätswerken seit 1914. — Bergmann
bringt Beispiele der Gestaltung der durch-
schnittlichen Betriebskosten bei den Ober-
schlesischen Elektrizitätswerken für den im
Leitungsnetz nutzbar abgegebenen Strom
bei Stromabgabe a) für Industriezwecke,
hochspannungsseitig gemessen; b) für Indu-
striezwecke, hinter dem Transformator gemes-
sen, und c)für Kleinabnehmer, aus den Nieder-
spannungsnetzen entnommen, u. zw. für die
Jahre 1914, 1918 und 1919. Er weist aus den
Berechnungen nach, daß nicht eine feste Teue-
rungsklausel in Pf/kWh Strompreissteigerung
für 1 M/t Kohlenpreiserhöhung ausreicht, um
die tatsächlichen Betriebsmehrkosten unter den
heutigen Verhältnissen zu erfassen, sondern daß
als Steigerungsfaktor eigentlich eine veränder-
liche Größe in Abhängigkeit von der Jahresbe-
nutzungsdauer angewendet werden muß, wenn
die Teuerungsklausel ihren Zweck voll erfüllen
soll. (Mitt. d. Vereinig.‘d. El.-W., Bd. 18,
1919, 8. 97.) Zim.
Kraftwerke mit Asynehrongeneratoren. —
Die San Joaquin Light and Power Corpo-
ration of Fresno, Col. hat am San-Joaquin-
Flusse einige Wasserkraftanlagen, die von
einem Staubecken von etwa 55 Mill. m? Inhalt
gespeist werden. Die Druckhöhe schwankt
von etwa 36m bis zu einem ganz kleinenWerte,
wenn das Becken nahezu geleert ist. Diese
Staudruckhöhe ist bisher unbenutzt geblieben,
vielmehr ist. das Stauwasser durch einen Tunnel
unter dem Staudamm in den ziemlich langen
Oberwassergraben des Kraftwerkes 3 der Ge-
sellschaft geleitet worden. Jetzt soll die
schwankende Staudruckhöhe im durehschnitt-
lichen Betrage von etwa 30 m durch ein kleines
Kraftwerk von 1000 kW. ausgenutzt werden.
Ein Eisenrohr von 122cm]. W.istin das untere
Ende des Tunnels in Zement eingelassen und
führt zum Turbineneinlauf. Die Wassermenge,
die hier durchfließen soll, wird durch die Größe
der Durchlaßöffnung an der Turbine geregelt;
hierbei ändert sich natürlich die Generator-
leistung mit der Wassermenge und Druckhöhe.
Der Antrieb des 1000 kVA-Westinghouse-Syn-
ehrongenerators erfolgt durch eine mit ihm
gekuppelte Pelton-Franeisturbine von 1000kW.
Die Turbine arbeitet ohne Regulator,
damit diegesamte verfügbareWassermenge aus-
genutzt werden kann. Jedoch wird durch
einen mittels! Schwimmers gesteuerten Motor
der Turbineneinlauf bei bestimmtem, tiefsten
Wasserstand geschlossen; auch schaltet der
Motor den Generator ab, falls die Verbindung
mit dem Hauptnetz aus irgend einem Grunde
unterbrochen sein sollte. Es wurden Asyn-
chrongeneratoren gewählt, um Schaltappa-
rate und Bedienung möglichst zu vermindern.
Die Anlagen sollen nur von den Wärtern des
nächsten Hauptkraftwerkes (das mit Synchron-
generatoren arbeitet) gelegentlich: besucht wer-
den. Auf diese Weise werden (zusammen
mit einer ähnlichen Anlage an einer anderen
Stelle) etwa 1400 kW :mit äußerst geringen
Kosten nutzbar gemacht. (L. J. Moore. Elec-
trical World, Bd. 72, 1918, S. 831.) E. Ph.
Elektromaschinenbau.
Über die Leitung eines Wechselflusses durch
massive Joche und Pole von Dynamomaschinen,
— L. Dreyfus untersucht die Leitung eines
Wechselflusses durch massive Joche und Pol-
kerne. Diese Erscheinung tritt bei den syn-
chronen “ Einphasenmaschinen unerwünscht
auf, dagegen ist sie außerordentlich wichtig für
den asynchronen Anlauf synchroner Maschinen
und Einankerumformer. In ausführlieher Weise
wird die Berechnung der magnetischen Wechsel-
stromcharakteristiken und der Wirbelstromver-
luste für die drei Abschnitte eines massiven ma-
gnetischen Kreises — Joch, Polkern und Luft-
spalte mit Polschuh — durchgeführt. Die Super-
position der drei magnetischen Charakteristiken
liefert die Gesamtbilanz des Magnetisierungsvor-
ganges. Die Aufstellung dieserBilanz ist notwen-
dig für die Berechnung des asyncehronen Anlauf-
momentes einer Synchronmaschine. Die Be-
technungen werden mit analytischen und gra-
phischen Methoden durchgeführt und an zahl-
reichen Beispielen erläutert. (Archiv f. Elektr.,
54.5.1916, 8.175.) % ’ .Vg.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heft 9. 1.179
DerÜibergangswiderstand von Kohlenbürsten
am Kollektor. — Nach einer Einleitung über
die bisherigen Untersuchungen und Ergebnisse
beschreibt R. Czepek die von ihm verwen:
dete Methode zur Bestimmung des Bürstenüber-
gangswiderstandes. Durch eine große Reihe
von Versuchen kommt er zu folgendem Ergeb
nis. Der, Bürstenübergangswiderstand kann als
Kombination eines Widerstandes eines festen
Leiters mit einemlichtbogenähnlichen Vorgang
‚aufgelaßt werden. Seine Spannung-Strom-Cha-
"rakteristik ist deshalb eine für steigende Stiöme
anfangs rasch, später allmählich ansteigende
Linie. Wegen der großen Temperaturempiind-
lichkeit zeigt der Bürstenübergangswiderstand
bei Wechselstrom die Eigenschaft der Hyste-
rese. Dies zeigte sich sowohlin der dynamischen
Charakteristik, als auch in der Kurve des Wi-
derstandes in Abhängigkeit vom Strom. Da die
beiden Elektroden bedeutend verschiedene
Wärmeleitfähigkeiten besitzen, kehrt die Hyste-
reseschleife beim Wechsel der Kathode in der
Regel ihren Umlaufsinn um, weiter tritt eine
Spannungspolaritätauf. Die Spannung Kollek-
tor— Bürste ist meisthöher als bei umgekehrter
Stromrichtung. Von Einfluß ist ferner die
Thermoelektrizität, welche von:der ungleich-
mäßigen Erwärmung der Elektroden herrührt.
Die Richtung der Thermospannung hängt von
der Beschattenheit des Materials der Kohlen-
bürsten’ab. Die Kupferbürste zeigt ein ähn-
liches, nur wesentlich abgeschwächtes Verhal-
ten wie die Kohlenbürsten. Eine Erklärung
hierfür ist in der Bildung des Kupieroxydes
zu suchen. . (Archiv f. Elektr, Bd. 5, 1916,
S. 161.) v9:
Apparatebau.
Elektromagnetische Apparate. zum Anf-
suchen metallischer Gegenstände im Erd-
boden. — 1. Die Induktionswage. Zum
Aufsuchen von blind gegangenen Grana-
ten und anderen unter dem Erdboden ver-
borgenen Metallgegenständen hat der Inge-
nieur Chanoit auf Anregung des französi-
schen Ober-Telegrapheningenieurs de Ner-
ville einen Apparat gebaut, dessen Einrich-
tung und Gebrauch aus Abb. 1 hervorgeht !).
Abb. 1.
Er beruht auf der Anwendung der Induktions-
wage nach Hughes. Ein von einem Ruhm-
korffschen Induktionsapparat _gelieferter
Wechselstrom durchläuft die beiden vollkom-
men gleichen Primärspulen J, I‘ hinterein-
ander, und induziert Strömein den ihnen gegen-
über liegenden,ebenfalls untereinander gleichen
Sekundärspulen S$, S'. Diese Spulen sind gegen-
einander geschaltet und wirken auf einen dop-
pelten Kopffernhörer. Wenn die Kopplung
zwischen den Spulen I, S genau dieselbe ist
wie zwischen den Spulen I‘, $', so heben sich die
in den Sekundärspulen induzierten elektro-
motorischen Kräfte auf, in den Fernhörern ist
kein Strom wahrnehmbar. Da die völlige
Gleiehheit der Kopplung schwer herzustellen
und aufrechtzuerhalten ist, ist zur Feinab-
gleichung noch eine schwache regelbare Kopp-
lung zwischen den beiden Stromkreisen vorge-
sehen. Sie besteht aus einem kleinen Kopp-
lungsvariometer, dessen fester Teil im Primär-
kreis, dessen beweglicher Teil im Sekundär-
kreis eingeschaltet ist. Das Variometer be-
findet sich an der Spitze des Winkels, der die
beiden Hauptspulen trägt, und wird kurz vor
der Ingebrauchnahme des Apparates so ein-
gestellt, daß der Ton im Fernhörer völlig ver-
schwindet. Gelangt nun ein metallisch leiten-
. der Körperin das Feld des einen Spulensystems,
so wird durch die Rückwirkung der in dem Me-
tallkörper entstehenden Wirbelströme das Feld
des betreffenden Spulenpaars und somit auch
das elektrische Gleichgewicht zwischen den
beiden Spulenpaaren gestört. Die Anwesen-
heit eines Metallkörpers macht sich daher durch
einen Ton im Telephon bemerkbar. Die Spulen-
paare haben 60 cm Durchmesser. F Jedes Spu-
lenpaar ist an den beiden unter 45° gegen den
Boden "geneigten hölzernen Schenkeln eines
Winkels befestigt; die beiden Schenkel werden
durch einen Querträger in ihrer Lage gehalten.
Die Mittelpunkte der Spulenpaare haben 1,50 m
Abstand. Die Stromquelle (Trockenelemente
ı) Nach Le Gönie Civil, Bd. 71, 1917, 8. 312..
180
und Induktionsapparat) befindet sich in einem
besonderen Kasten, der durch bewegliche
Schnüre mit dem Sucher verbunden ist. Die
Bedienung des Apparates ist einfach. Man
gleicht ihn zunächst fein ab und begeht dann
den abzusuchenden Geländestreifen, wobei die
Spulenpaare dicht über den Erdboden gehalten
und hin- und herbewegt werden. Eine zweite
Person trägt den Kasten mit der Stromquelle.
Die Versuche ergaben, daß eine etwa 10 kg
schwere und in 40 bis 50 cm 'Tiefe vergrabene
Metallmasse mit dem Apparat leicht gefunden
werden konnte.
2. Der Hochfrequenzkreis. Im Gegen-
satz zu dem oben erwähnten Apparat: ge-
stattet eine im „Engineering and Mining Jour-
nal“ vom 25. VIII. 1917!) beschriebene Einrich -
tung das Auffinden metallischer Massen, so: na-
mentlich von Metallerzadern,in größeren Tiefen.
Abb. 2 zeigt den elektrischen Schaltplan. Die
Abb. 2.
Wechselstromquelle I speist den_Transforma-
tor T, dessen Sekundärkreis auf eine Funken-
strecke S wirkt. Parallel zu ihr ist über Kon-
densatoren b und c eine kreisförmige Spule P
von etwa 70 m Durchmesser angeschlossen.
Beim Ansprechen der Funkenstrecke entsteben
in dem Kreise b, c, P hochfrequente Schwin-
gungen. Das hochfrequente Wechselfeld der
Spule P, die sich dieht über dem Erdboden be-
findet, ist von kreisförmiger Symmetrie, wenn
der Erdboden gleichförmige Beschaffenbeit hat.
Befindet sich jedoch in dem Boden unterhalb
der Spule eine gut leitende Masse O, wie in der
Abb. 2 angedeutet, so wird die Symmetrie_des
Feldes gestört. Das Verfahren beruht nun dar-
auf, daß mittels zweier Suchspulen a, und a,
die Feldkurven aufgenommen werden. Jede
der Spulen wirkt über einen Gleichrichter auf
dasselbe Galyanometer g. Indem die eine fest-
gehalten, die andere im Raum bewegt wird,
werden die Orte gleicher Felddichte bestimmt.
Da bei diesem Verfahren nur relative Feldunter-
schiede in Betracht kommen, fallen die von den
Intensitätsschwankungen im Hochfrequenz-
kreis herrührenden Störungen beraus.
Versuche, die mit dieser Einriebtnng in
der an Metallerzen reiceben Gegend von Joplin
gemacht worden sind, hatten folgendes Er-
gebnis. An 1] Stellen zeigte das Verfahren die
Anwesenheit leitender Körper im Boden an.
An'sieben dieser Stellen fand sich die Anzeige
beim Bohren bestätigt und führte zur Ent-
deckung von 6 Lagern Pyrit und von einem
Lager Galenit. Die 4 mißglückten Fälle
sollen zu Beginn der Versuche stattgefunden
haben, als noch nieht hinreiebend praktische
Erfahrungen vorlagen. Selbstverständlich ist
das Verfahren nur für solche‘ Erze branchbar,
die elektrisch gut leiten. K.W.W.
Kugelableiter. — Bei einer Anfang 1917 von
der Hochspannungs- Apparate - Baugesellschaft
in Dresden erstmalsunter dem Namen „Kugelab-
leiter‘ auf den Markt gebrachten Blitzschutz-
vorrichtung (Abb.3) bildet sich der Lichtbogen
zwischen Hörnern, jedoch unter dem Einfluß
Abb. 3. j
!) Nach Le G6nie Civil, Bd. 71, 1917, $. 360.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 9.
fr z ?
f BR; +
26. Februar 1920.
7
eines von Kugelelektroden homogen gemachten
elektrischen Feldes, während im weiteren Ver-
laufe der entstandene Liehtbogen nur noch
unter dem Einfluß der Hörner steht, An der
Überschlagstelle sind große, wärmeleitende
Flächen und Massen vorhand&h, so daß auch
bei wiederholtem Ansprechen keine Erwärmung
der Überschlagstelle und damit Ionisierung
der Luftstrecke und Herabsetzung der Über-
schlagspannung eintritt. S.
Verkehr und Transport.
Die Zukunit der elektrischen Eisenbahnen
in England!). — John Aspinall hatte in seiner
Antrittsrede vor dem Institution of Eleetr. Eng.
in London darauf hingewiesen, daß die Haupt- _
fragein der Entwicklung der Eisenbahnen die
Vergrößerung des Lichtraumprofils der Strecke
und somit auch der Fahrzeuge sei, die im gan-
zen Lande auf Nationalkosten durchgeführt
werden solle. Hierbei dürften naturgemäß die
‚ Oberleitungen und Stromabnehmer der elek-
trischen Bahnen nicht übersehen werden. Mit
dieser Frage und der Zukunft der elektrischen
Zugförderung auf Eisenbahnen beschäftigt sich
in seiner Antrittsrede nun auch. der neue Prä-
sident dem Institution of Electr. Engineers. Die
Förderung längerer Güterzüge mit höherer
Fahrgeschwindigekeit als bei Dampfbetrieb
richte bei elektrischem Betrieb die Aufmerk-
samkeit vor allem auf die Kuppelungen der Fahr-
zeuge, deren zugelassene Beanspruchung mit
12,5 t nicht immer innegehalten werde, wie
zahlreiche Kuppelungsbrüche bewiesen. Diese
Belastung sei bei elektrischem Betriebe gleich-
falls zu erhöhen, wie dieser auch die Einführung
der durchgehenden Bremse bei Güterzügen er-
fordere. Weiterhin seien die Überholungsgleise
auf Güterzüge von mindestens 100. Wagen ein-
zurichten. Was die Größe der Güterwagen
selbst angehe, so müßten die jetzigen Wagen
von 10 bis 12 t Ladungsfähigkeit, die die Zug-
länge ungünstig beeinflußten, durch größere
Wagen ersetzt werden, wozu sich. indessen
bis jetzt nur einige wenige Zechen bereitge-
funden hätten. Alle diese Änderungen be-
dürften jahrelanger Arbeit. Bei großen, neu-
zeitlichen Kraftwerken seien nur 40% der in
Dampflokomotiven verfeuerten Kohlenmengen
erforderlich. Das würde eine Ersparnis ‘von
7 Mill. t Kohlen im Jahre ergeben, was bei
einem Kostenpreise von 45 s/t und bei den
Kosten von 300 Mill. £ der Elektrisierung aller
‚Eisenbahnen Großbritanniens schon eine Ver-
zinsung von 5% dieser Anlagekosten entspreche.
Die augenblicklichen. Betriebskosten für das
Zugkilometer sind bei Personenförderung 1s 4d
und bei Güterförderung 2s 11 d. Nach den auf
amerikanischen Hauptbahnen gemachten Er-
fahrungen wird die Förderleistung beim Über--
gang vom Dampf- zum elektrischen Betrieb bei
Personenförderung von 27 auf 40 und bei Güter-
betrieb von 10 auf mindestens 20 erhöht. Mit
diesen Werten und der Annahme, daß alle
Ausgaben bei beiden Betriebsarten, Kohlen- und
Wasserkosten ausgenommen, gleich sind, was
zuungunsten des elektrischen Betriebes spricht,
stellen sich diese Ausgaben bei elektrischer Per-
sonenförderung zu 6,2 d und bei Güterförderung
zu 12,4 d. Mit diesen Minderkosten des elektri-
schen Betriebes sind der Strom und die Verzin-
sung. der elektrischen Einrichtung
st. eiten.
Der elektrische Betrieb der „Central Argen-
tina“. — Am 24. VIII. 1916 bat die Eisen-
bahngesellschaft „Central Argentina‘ den elek-
trischen Betrieb auf einer ihrer Linien eröffnet.
Die Linie führt vom Endbahnhof Retiro der
‚Stadt Buenos Aires nach Tigre an der Mündung
des Rio Lujanin den Rio dela Plata. Die Elek-
trisierung gerade dieser Strecke von rd 30 km
Länge des im ganzen 5300 km umfassenden
ı) Nach „The Eleetrician“, Bd. 88, 1919, 8. 572.
zu be-
e
Mill. Fahrgäste betrug, während auf dem ge-
samten Netz der Bahngesellschaft nur 23 Mill. _
Reisende befördert wurden. Die Bahn wird mit
Gleichstrom von 800 V, Stromzuführung
dureh dritte Schiene, betrieben. Der Strom wird.
in einem Dampfkraftwerk in der Nähe des
Bahnhofs San Fernando bei Tigre als Dreh-
' strom von 25 Per erzeugt und mit einer Spän-
nung von 20 000 V drei Umformerwerken auf
mittelbar mit dem Kraftwerk zusammen-
gebaut ist, das zweite etwa in der Mitte der
Strecke liegt und das dritte in der Nähe des
Bahnhofs Palermo, 4 km. vom Endbahnhof
Retiro in Buenos Aires. Dieser letzte Strecken-
abscehnitt in der unmittelbaren Umgebung von
Buenos Aires ist viergleisig, die übrige Strecke.
zweigleisig. Im ganzen sind 160 km Einfach-
a
Netzes der Gesellschaft war gerechtfertigt durch
die große Verkehrsdichte auf dieser Linie, die
bereits 1914, also vor der Elektrisierung, 16
der Strecke zugeführt, von denen das erste un-
gleis mit dritter Schiene ausgerüstet. Zwei wei-
tere Unterwerke liefern lediglich Strom für Be-
leuchtung und Kraft. Das Kraftwerk, unmittel-
bar am Ufer des La Plata, ist wegen des sumpfi-
gen . Bodens auf eine durchgehende armierte
Betonplatte von etwa 0,75 m Dicke gestellt, die
anf 3000 Betonpfählen ruht, Letztere reichen
10 m tief bis auf eine tragfähige Tonschicht.
Das Kesselhaus enthält in zwei Reihen 6, bei
vollem Ausbau 8, Wasserrohrkessel von 375
m? Heizfläche und 9 m? Rostfläche, die mit
ihren Rauchgasvorwärmern. und Überhitzern
paarweise zusammengebaut an 4 Blechkamine
angeschlossen sind und mit künstliebem Zug
arbeiten. Jede Kesselgruppe besitzt einen Ven-
tilator, der Verbrennungsluft unter den Rost
bläst. Die Schwierigkeiten in der Brennstoff-
beschaffung machten es erforderlich, die Feue-
tungen so einzurichten, daß die verschiedensten
Kohlen-und Ölsorten verbrannt werden können.
Während des Krieges mußten die Roste teil-
weise für Verfeuerung von, Holz, und sogar
Maisstengeln umgeändert werden. Letztere
sollen ungefähr dem roten Quebrachoholz
gleichwertig sein. In einer der letzten Wochen
wurden 72,5t Kohlen, 15,5t Ölund 690 t Holz
verbrannt. Ein Drehkran mit Greifer zieht die
ankommenden Koblen aus den Bahnwagen
und schüttet sie entweder in das offene Lager
oder in Trichter vor der Längswand des Kes-
selhauses. Über diese Trichter ist außerdemein
Gleisstrang hinweggeführt, so daß Bodenentla-
der unmittelbar in die Trichter ausschütten
können.
über Förderer in die Bunker zwischen. den
Kesselreihen. Schlacke und Asche werden
dureh eine Sauganlage in Brecher und dann
weiter in einen Sammelbehälter gefördert, aus
dem sie in die Bahnwagen abgezogen werden.
Das Maschinenhaus enthält 4 Turbosätze, Bau-
art Parsons, von je 3750 kW Dauerleistung bei
cos g = 0,85 und 2500 V, Frequenz 25, mit an-
gebauten Erregermaschinen. Die Turbinen ar-
beiten mit 14 at Eintrittsspannung und 62 mm
Q.S. Vakunmm. Jeder Maschinensatz besitzt
eine eigene Dampfölnumpe und, wie allgemein
üblich, eigenen Kondensator mit den erforder-
lichen Pumpen. Die Antriebsmotoren der Punm-
pen sind an einen Transformator (2500/440 V)
angeschlossen,der aufjedeneinzelnenderTurbo-
generatoren geschaltet werden kann. Letztere
arbeiten jederüber einen Transformator anf die
20 000 V-Sammelschienen, die in der Mitte
unterteilt sind. Von jeder Sammelschienen-
hälfte geht ein Kabel zu jedem der Unterwerke
ab. Die Unterwerke enthalten je 3 Binanker-
umformer für Anlassen mit Teilspannung für
folgende Leistungen: 1000 kW dauernd, 1500
kW zwei Stunden lang, 2000 kW zehn Minuten
lang, stoßweise 3000 kW. Bemerkenswert ist,
daß auf der Welle der Umformer Platz gelassen
ist für den’späteren Anbau von Saugemaschi-
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Abb. 4. Triebwagen der Central Argentina.
Die Kohlen gelangen in Brecher und E
Der Wagenpark besteht aus sehr eleganten
Durchgangswagen I. und II. Klasse mit Mittel-
gang und Quersitzen, u. zw. sind 67 Motor-
wagen und 50 Anhbängewagen vorhanden. 55
der Triebwagen (Abb. 4) besitzen 2 Drehge-
“ stelle mit je 1 Motor, 12 Stück solehe mit je
2 Motoren. Letztere werden dazu verwandt,
. beistarkem Verkehr mit Hilfe der vorhandenen
Wagen des Dampfbetriebes Zugeinheiten mit
6 Anhängewagen und je einem Triebwagen an
den Enden zu bilden. Das Gewicht der Trieb-
wagen beträgt 50,5\und 61 t, davon entfallen
auf die elektrische Ausrüstung 11,5 bzw. 20 t
(2und 4 Motoren); die Anhänger wiegen 34,5 tt.
Die Motoren sind so bemessen, daß Züge, die
aufallen Stationen halten, eine mittlere Reise-
geschwindigkeit von 36 km, Eilzüge eine solche
von 60 km erreichen. Die Anfahrbeschleuni-
gung ist wegen der verhältnismäßig großen
Haltestellenentfernung (2,1 km) mäßig.
ungeteilten Motoren von 185 kW -Leistungsind
in üblicher Weise in den Drehgestellen aufge-
hängt und treiben die Laufräder von 1,07 m
Durchmesser mit einer Zahnradübersetzung
72/22 an. Ein Ventilator auf der Ankerwelle
saugt die Kühlluft aus dem Wageninnern an.
Wegen der hohen Spannung sind die beiden
Lagen der Ankerwicklung durch Mikanit von
_ einander isoliert. Die Bürstenhalter haben Mi-
kanitisolation und sitzen auf Trägern mit Por-
zellanisolatoren. Die Vielfachsteuerung aıbei-
tet mit Reihenschaltung, Parallelschaltung und
Paral’“-Ischaltung mit Feldschwächung. Die
Hüpfer, in Stahlblechkästen am Wagenfuß-
boden aufgehängt, sollen bei 480 bis 850 V zu-
verlässig arbeiten. Die Wagen haben Vakuum-
bremse, die auch durch die Totmannskurbel
ausgelöst wird. Die dritte Schiene (Abb. 5) liegt
Abb. 5.
seitlich der Fahrschienen und ist’ besonders
sorgfältig gegen Berührung geschützt wegen der
° Gewohnheit der Argentinier, den Bahndamm
als Weg zu benutzen. Der Schutz hat sich als
sehr wirksam erwiesen, da es vorgekommen ist,
daß Kinder barfuß auf dem Holzbelag entlang
liefen oder daß Leute ihn als Lauffläche für
Schubkarren benutzten, ohne daß ein Unfall
eintrat. Die Stromabnehmer gleiten auf der Un-
terseite des oberen Flansches der Stromschiene. |
Bemerkenswert ist die Betriebssicherheit der
Anlage: auf 41 706 Züge kamen im ersten Jahre
817 Minuten Verspätung. Nur 0,213 % der Züge
erlitten Verspätungen, und nur 0,129%, dieser
Verspätungen dauerten über 5 Minuten. Ein
Teil der Verspätungen war dabei noch durch
den übrigen Zugverkehr bedingt. (Genie Civil,
Bd. 73, 1918, S. 489.) . Gth.
Beleuchtung und Heizung.
Untersuchungen über die zweckmäßigste
Verwendung von Glühlampen für die Beleuch-
tung von Bahnhofsanlagen.. — Die Bedeutung
der künstlichen Beleuchtung ist für Bahnhofs-
anlagen sowohl mit Rücksicht auf die Betriebs-
kosten, ‚als auch mit Rücksicht auf die Be-
triebssicherheit sehr groß. Es werden z. B. für
die Beleuch tung des preußischen Teils des neuen
Leipziger Bahnhofs rd 7-mal so viel elektrische
Energie verbraucht, als für sämtliche Elektro-
motoren. Es liegen nur sehr spärliche Zahlen
über die notwendige Mindestbeleuchtung der
einzelnen Teile von Bahnhofsanlagen vor, so
z. B. in den Normen der österr. Staatseisenbahn-
verwaltung. Aber auch diese Angaben sind viel
zu allgemein gehalten. Nach einer Besprechung
der Eigenschaften der neueren Glühlampen be-
tont Baurat Glinski in den „Annalen für Ge-
werbe u. Bauwesen‘“!) die Wichtigkeit zweckent-
sprechender Beleuchtungskörper.
aus blankem Metall sollen, damit sie dauernd
ihren Zweck erfüllen, nur aus besten Schmelz-
flüssen hergestellt werden, damit die Wirkun
des Reflektors nieht bald durch Risse un
Sprünge aufgehoben wird. Der Beleuchtungs-
körper muß herablaßbar sein, um gut gereinigt
ı) Bd 84, 1919, $ 21 u. 31-88.
Die
lust verbunden.
Reflektoren
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 9.
181
und instandgehalten werden zukönnen. Er muß
so EMail sein, daß die Lampe in bezug auf den
Reflektor an der richtigen Stelle sitzt. Um die
schädliche Wirkung der Blendung, besonders
bei reicher beleuchteten Bahnsteigen mit nie-
driger Bedachung zu vermeiden, soll der Blen-
dungsschutz durch den Beleuchtungskörper
selbst"und nicht durch mattierte Glühlampen
durchgeführt werden. Die rechnerischen Unter-
suchungen beschäftigen sich mit der Frage, wie
eine ausreichende Beleuchtung mit geringsten
Betriebskosten erzielt werden kann. Wenn w
der Strompreis in Mark für die Wattstunde,
W die Leistungsaufnahme iin Wätt, P die Lam-
penkosten in Mark sind, 'so ergibt sich die
Brenndauer T', bei der die Kosten des Stromes
und des Lampenersatzes, bezogen auf die kurz
vor dem Auswechseln noch vorhandene Licht-
stärke ein Minimum werden, zu
P er PR
TV wlsw+; wow:
Hierbei wird angenommen, daß die Lichtstärke
nach 1500 Stunden auf 80%, der Stromver-
brauch auf 96% zurückgegangen ist. Im allge-
meinen liegt die günstigste Brenndauer bei etwa
1000 Stunden. Die Beleuchtung der Gleisan-
lagen, die dem Verschiebegeschäft dienen, muß
möglichst gleichmäßig sein und darf nicht unter
einen gewissen Mindestwert sinken. Eine be-
sonders hohe Beleuchtung an einzelnen Stellen
hat keinen Wert. :Man muß im Gegenteil eine
um so größere Mindestbeleuchtung verlangen,
je stärker die Höchstbeleuchtung in der Nähe
derLampen ist. Bei rechnerischen Untersuchun-
gen der Beleuchtung von Gleisanlagen muß man
daher von einer @min ausgehen. Bei Beleuch-
tung von Bahnsteigen, wo eine starke Beleuch-
tung unter den Lampen einen gewissen Wert
hat, kann man das Produkt aus emin und
emittl berücksichtigen. Der Verfasser unter-
sucht auf Grund dieser Erwägungen die zweck-
mäßigste Stärke und Lage der Lampen einmal
für sehr schmale Streifen, dann für weit ausge-
dehnte Flächen und zuletzt für verschieden
breite Streifen. Die günstigste Lampengröße
wird im Zusammenhang mit der Jahresbrenn-
dauer, dem Strompreis und den Anlagekosten
in Tabellen zusammengefaßt. Diese günstigste
Lampengröße ist unabhängig von der Stärke
der efforderlichen Beleuchtung. Die Licht-
punkthöhe soll nicht weniger als 0,2 des Lam-
penabstandes betragen. Es werden noch einige
Aufgaben der Gleisbeleuchtung allgemein un-
tersucht und Kennlinien für Lichtstärke und
Beleuchtung bei verschiedenen Verhältnissen
gegeben. Sth.
Synthetisches Tageslicht. — Von einer ‚be-
deutsamen Erfindung‘ wurde vor kurzem in
einem vor der englischen Royal Society of Arts
gehaltenen Vortrag berichtet. _Danach ist es
L. 6. Martin vom Imperial College of Science
und dem Majer A. Klein gelungen, einen zu-
‘erst von G. Sheringham konstruierten Apparat
soweit zu vervollkommnen, daß er nunmehr
auf einfache Weise die Herstellung einer dem
Tageslicht vollkommen gleichenden Beleuch-
tung. gestattet. Als Beleuchtungsquelle erfor-
dert die Vorrichtung eine ‘elektrische Lampe
mit einer Lichtstärke von 300 FR. Unterhalb
des Beleuchtungskörpers-ist ein opaker Re-
flektor angebracht, der die Strahlen nach oben
auf einen Schirm wirft, auf dem sich in be-
stimmter Anordnung verschiedene Farben-
flecken befinden. In dem reflektierten Lichte
soll jeder farbige Körper genau dieselbe Fär-
bung zeigen wie im gewöhnlichen Tageslicht.
Es lenehtet ein, daß man nach diesem, durch
die „Voss. Ztg.‘‘ vom 19. I. 1920 hier bekannt
gegebenen Verfahren das Licht beliebig färben
kann, doch is’ damit ein erheblicher Lichtver-
ne.
Fernmeldetechnik.
Einführung des Wählerbetriebes in New
York. — Nach Abschluß des Waffenstillstan-
des hat sich im Fernsprechnetz New York eine
außerordentliche Zunahme des Fernsprechver-
kehrs bemerkbar gemacht. Nicht nur, daß die
Zahl der Neuanmeldungen im Jahre 1919
(150 000) um 50 000 höher war als im vorher-
gehenden, sondern auch die Zahl der Gespräche
für die, einzelne Anschlußleitung ist ganz we-
sentlich gestiegen, und die mittlere Gesprächs-
dauer hat um 25% zugenommen. Die Aufwen-
dungen für den Ausbau des Liniennetzes muß-
ten gegen den Voranschlag vervierfacht wer-
den. Es sind für diesen Zweck für 1920
20 Mill, $ angesetzt, wobei zu berücksichtigen
ist, daß im vergangenen Jahre Arbeiten im
Werte von 11,4 Mill. $ in Angriff genommen
und z. T. beendet worden sind. Unter anderem
sind die Häuser für 6 neue große Vermittlungs-
anstalten im Bau. Die Personalfrage bereitet
immer größere Schwierigkeiten, sowohl. in be-
zug auf die Bereitstellung als auch auf’die Ent-
lohnung. In den letzten 9 Monaten sind allein
2000 neue Fernsprechgehilfinnen eingestellt
worden. Weitere 1000 sollen, folgen, so daß
12 000 Kräfte im Vermittlungsdienst vorhanden
sein werden. Die Personalschwierigkeiten ha-
ben zur Einführung des Wählerbetriebes in
Groß-New York geführt. Zunächst werden die
Vermittlungsanstalten Pennsylvania, Academy
und Canal ausgebaut. Die Arbeiten werden
aber nicht vor Ablauf des Jahres durchgeführt
sein. (‚Telephone Engineer“, Bd. 23, S. 34 u. a.)
Has
Bestimmung der Eigenschwingung von An-
tennen. — L. Meißner berechnet annähernd
die Eigenschwingungen von Antennen aus.der
Formel A, =h. |, wobei der Faktor kfür einen
geraden Draht —= 4, aber für jede andere An-
tenne um so größer ist, je größer bei gleicher
Antennenkapazität das. Verhältnis der An-
tennenkapazität zur Antennenselbstinduktion
und je großflächiger die Antenne ist. Der Wert
von k kann aber mehr als doppelt so groß
werden. (Physikal. Zeitschr., Bd. 20, a) i
} dr.
Marconi in Brasilien. — In Rio de Janeiro
ist, wie „Le Bı6&:il‘‘ vom 26. X. 1919 meldet, eine
brasilianische Aktiengesellschaft für drahtlose
Telegraphie gegründet worden mit einem Ka-
pital von 200 Contos, geteilt in 2000 Aktien,
deren Hauptaktionär (1940 Aktien) die Mar-
coni Wireless Telegraph Co. ist. Rp.
Automobile mit drahtloser Einrichtung. —
G. Martin, der Chefkonstrukteur eines großen
amerikanischen Flugzeugwerkes, hat, wie die
„Umschau“ vom 1. XI. 1919 mitteilt, "sein
Automobil, wie er der. Zeitschrift ‚Seientifie
American‘ schreibt, mit einer drahtlosen Ein-
richtung ausgestattet, so daß es ihm auch wäh-
rend der Fahrt möglich ist, mit seinem Werk
und den Fliegern in der Luft dauernd in Ver-
kehr zu bleiben. Zurzeit kostet diese Einrich-
tung 2200 $, aber es ist vorauszusehen, daß sie
bald höchstens 500 $ kosten wird und dann
wohl in allen teureren Wagen eingerichtet wird.
Für drahtlose Teelephonie hat sie eine Reichweite
von 50 km; das einfache Drehen eines Um- '
schalters genügt, um sie in eine telegraphısche
Station von 500 km Reichweite umzuwandeln.
Rp.
Funkentelegraphische Wettermeldungen. —
Das englische meteorologische Institut ist, wie
die dänische Zeitung „Politiken‘‘ meldet, be-
strebt, ein internationales Abkommen über die
Form funkentelegraphischer Wettermeldungen
über die ganze Erde zustande zu bringen. An-
gestrebt wird, den Schiffen überall, wo sie sich
befinden, zuverlässige Wetterberichte und Wit-
terungsaussichten mittels eines internationalen
Funkenkodexes zu übermitteln. Rp.
Mareoni in der Bordfunkerei. — Die Mar-
coni International Marine hatte 1918 einen
Reingewinn von 186 341 £ (192 056); Dividende
15 (15) % Die Gesellschaft besitzt und be-
treibt 2549 (2265) Telegraphenstationen. Mit
den Untergesellschaften hat sie jetzt 4000 Han-
delsschiffe mit Stationen ausgerüstet. Künftig
ist der Besitz von drahtlosen Anparaten für alle
englischen Schiffe über 1600 br. R. T. gesetz-
lieh vorgeschrieben. Rp.
Funktelegraphischer Verkehr Lyon—Indo-
china. — In Indochina gibt es seit Anfang
1919 Verbindungen zwischen Hanoi und Sai-
son, Hanoi und Singapur, Tongking und
Kwangschou; alle halten einen, regelmäßigen
täglichen Verkehr aufrecht. Die große Station
von Paschmai, die eine Reichweite von 3000km
besitzt, soll durch die Errichtung von drei
neuen, 120 m hohen Stahlmasten verstärkt
werden. Der direkte Verkehr mit der großen
Kraftstation in Lyon ist von ihr angeblich be-
reits aufgenommen worden. (,Weltwirtschaft“
Jahrg: 9, Nr. 7.) Rp.
Physik und theoretische Elektrotechnik.
Kinematographie mit 50 000 Aufnahmen
i.d. Sek. — Gewisse, sehr schnelle Bewegungen,
besonders in der Ballistik, können nicht durch
die gewöhnlichen kinematographischen Auf-
nahmemethoden aufgezeichnet werden; das
nachstehend beschriebene Verfahren erlaubt es
jedoch, die sekundliche Bildzahl auf 20 000,
ja auf 50000 zu steigern. Schon Bull hat
3000 Aufnahmen i.d. Sek erreicht, u. zw.
unter Verwendung eines geöffneten Objektivs
und eines dauernd bewegten Films, indem er
als. Lichtquelle die Funken eines Ruhmkorff-
schen Induktors verwendete, in ähnlicher Weise,
wie: Boys, als er Augenblicksaufnahmen
fliegender Geschosse herstellte. Die neue An-
ordnung- gestattet, die sekundliche Funken-
zahl ganz erbeblich zu steigern. Der Konden-
sator Cin Abb.'7 bat eine Kapazität von 0,54F,
ist für 20 000 V. Spannung isoliert und wird
mittels eines Transformators oder’ Ruhmkorff-
schen Induktors B, der mit einer Kathoden-
182
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920.
Heit 9.
26. Februar 1920.
röhre oder einem Villartschen Ventil in Reihe
arbeitet, auf 12 000 bis 15 000 V aufgeladen.
Er wird durch die spannungbeschränkende
Funkenstrecke |, welche in Reihe mit dem Wi-
derstand r liegt, geschützt; ein Elektrometer
im Nebenschluß (nicht gezeichnet) zeigt ständig
die Ladespannung an. Die. Kapazität CO ge-
nügt, um die Leydener Flasche L sehr oft auf-
zuladen, ohne daß sich das Potential von CO
merklich erniedrigt. Sobald mit der photo-
grapbischen Aufnahme begonnen wird, öffnet
sich der Schalter A, selbsttätig, damit jede
Störung, die von dem Induktor B ausgehen
könnte, vermieden wird, Unmittelbar darauf
re
Abb. 7. Schaltung für 50000 kinematographische
Aufnahmen i.d, Sek.
schließt man den Schalter A,, der im Entlade-
stromkreis liegt. Esistübrigensratsam, da ja ©
nureine bestimmte Energiehergeben kann, einen
dritten Schalter vorzusehen(nicht gezeichnet),der
den Entladestromkreis im geeigneten Moment,
z. B. nach 100 oder 200 photographischen Auf-
nahmen, öffnet. Die kleine Leydener Flasche L
besitzt eine Kapazität von weniger als 10-3 uF
und wird über den regelbaren Flüssigkeits-
widerstand R geladen. Sie bestimmt den
Stromwert und die Frequenz der Entladungen.
Der aus E und L gebildete Entladestrom-
kreis ist sehr kurz, so daß man auch
sehr kurzdauernde Funken erhält, die sehr
aktinisch sind und zur Beleuchtung
in ‘Bewegung befindlichen Gegenstan-
des dienen. Ihre Dauer beträgt etwa 10-6 s,
so daß praktisch Momentaufnahmen erzielt
werden. Die Funkenstrecke E wird durch zwei
Halbkugeln aus Aluminium gebildet, welche
vor jeder Aufnahme mit feinem Schmirgel-
leinen gesäubert werden, und deren Abstand
etwa 1 mm beträgt. Die Anordnung ergibt
ohne Schwierigkeit eine Funkenfrequenz von
über 50000 i. d. s. Die Bilder sollten auf
einem sehr rasch bewegten Film aufgenommen
werden. Zu den ersten Versuchen mit der ge-
schilderten Anordnung wurden Scheiben aus
Bromgelatinepapier von 20 em Durchmesser
verwendet, die auf die Welle eines mit 6000
Umdr/min laufenden Motors aufgesteckt
waren. Man erhält jedoch bessere Resultate,
wenn man einen Film sich auf einen sehr schnell
rotierenden Zylinder aufrollen läßt. (,,Ge&nie
Civil“, Bd. 75, 1919, S. 610.) W.
Gase und Dämpfe von Glas. — R. G.
Sherwood beschreibt eine dynamische Me-
thode zur Messung der adsorbierten okklu-
dierten Gase "und Dämpfe, die sich beim
Evakuieren von Glasgefäßen langsam von
deren Wänden ablösen, sogar bei Zimmertem-
peraturen, u. zw. schneller bei inerten Gasen
als bei Dämpfien. Die adsorbierten Gas-
schichten haben nur die Dicke einer Molekel.
Zwei deutlich verschiedene, gasförmige Pro-
dukte werden nachgewiesen: das eine von
Adsorption, das andere wahrscheinlich von
neu sich bildenden chemischen Gleichgewichten
herrührend. (Physical Review, Bd. 12, een
r.
des
'Vakuumröhren als Verstärker und Schwin-
gungserzeuger. — Mühlbrett geht zunächst
auf die Gesetze der Vakuumröhre ein. und be-
EEE ER PTR
schreibt dannihre Wirkung als Verstärker. Abb.8
zeigt die normale Schaltungeines Verstärkers. T,
ist der Eingangstransformator, er führt dem
n_ TrrEBBeRTrEETTENG Te
TRISFT MENT,
Gitter der Röhre R, eine erhöhte Steuerspan-
nung zu, die im Anodenkreise einen Wechsel-
strom zur Folge hat. Dieserspeist den Zwischen-
transformator T,, der wieder die Spannung er-
höht. T3 ist der Ausgangstransformator, an
dem der Verbraucher, meist ein Telephon,
liegt. Jeder Verstärker kann auch als Schwin-
gungserzeuger dienen. Für größere Leistungen
hat man besondere Senderöhren gebaut. ie
Gesetze für die Schwingungen dieser Röhren
werden erläutert. Zum Schluß wird noch die
experimentelle Untersuchung der Röhren be-
schrieben. (K. Mühlbrett. Archiv£f. Elektr.,
Bd- 8, 1919, 8.32.) v9.
Berechnung des Durchgriffs von Verstärker-
röhren. — M. Abraham zeigt, daß es sich bei der
Berechnung.des Durehgrifis von Verstärkerröh-
ren um ein elektrostatisches Problem handelt, u.
zw. um einen. Sonderfall des Dreileiterproblems.
Der „Durchgriff“ gibt an, in welchem Maße,
bei gegebener Spannung, die Anode durch das
Gitter hindurch, verglichen mit dem Gitter
selbst, zu dem auf der Kathode mündenden
Kraftflusse beiträgt. Der Durchgriff Dist.defi-
niert als ; \
D= Cy/03,
wobei Cı3 und Os; die Kapazitätskoeffizienten
zwischen Anode und Kathode bzw. Gitter und
Kathode bedeuten. Für den so definierten
Durchgriff wird die angenäherte Lösung ge-
geben:
( )
Nn.c
= er
n.log (.)
Hierin bedeutet: a Radius des Gitters, bestehend
aus ngleichen Drähten vom Radius 6, b Radius
der als Kreiszylinder ausgebildeten Anode. Die
Formel ergibt, daß der Durchgriff unabhängig
ist von dem Radius der Kathode. (Archiv.
Elektr., Bd. 8, 1919,.S. 42.) vg.
Elektrische Antriebe.
Elektrische Ballenpresse für einen Druck
von 200 t. — Die South Indian Export Com-
pany in Bombay hat sich eine Ballenpresse
herstellen lassen, welche dazu dient, Ballen von
Häuten, zwecks Frachtersparnis, auf einen
möglichst kleinen Raum zusammenzupressen.
Wie austAbb. 6 erkennbar, besteht der
[}
|
|
|
|
-
Mischer
70x 1750
lichte Werte 460mm
BE gu Eee
1820 ---—
Abb. 6. Elektrische Ballenpresse.
Rahmenbau der Presse aus Profileisen und
Blechen. Der Motor, das Getriebe, die Seil-
trommeln und die Bremsen sind aufeinem, auf
dem Rahmenbau befestigten Gußteil angeord-
net. Der Preßtisch liegt normal in der Ebene
des Fußbodens -(die Presse ist entsprechend
versenkt eingebaut) und wird, nachdem die
Häute aufgebracht sind, durch Flaschenzüge
mit einem Übersetzungsverhältnis von 10:1
und Stahlseile von 75mm Durchmesser ange-
hoben. Die Last verteilt sich dabei auf 40 Stahl-
seile, sodaß, da sich der Motor bei Erreichung
eines Druckes von 200 t selbsttätig abschaltet,
jedes Seil mit höchstens 5 t beansprucht wird.
Der Gleichstrommotor (440 V) besitzt Reihen-
wieklung und ist für eine vorübergehende
Höchstbelastung von 22,4 kW gebaut; er ent-
wickelt dann 230 Umdr/min und hat eine Leer-
laufgeschwindigkeit von 1200 Umdr/min. Von
jedem Flaschenpaar ist das Stahlseil zu den
mit Rillen versehenen Seiltrommeln geführt, die
der Motor durch. Schneckenradgetriebe an-
treibt. Der Druck kann beliebig lange ausgeübt
werden, da der Motor mit einer elektromagneti-
schen Scheibenbremse ausgerüstetist. Dadurch, |
und: das Herausnehmien des
a
RR RR NE nn. ol d.E I Ba er RN PEST HER RN
daß der Motor mit Kugellagern versehen ist,
und durch seine Charakteristik als Reihen-
maschine ist äußerst flottes Arbeiten gewähr-
leistet. Der vorgesehene Druckknopfsehalter
hat nur 3 Schaltstellungen: Vorwärts , Rück-
wärts und Anhalten; außerdem sind noch
2 Hilfsausschalter vorhanden, die der Tisch
bei der Erreichung der Endstellungen selbst be-
tätigt. Der Preßtisch ist 1,75 m lang und 1,17 m
breit; die liehte Höhe, welche für das Material
zur Verfügung. steht, beträgt 1,46 m. Bei
einem Versuch mit der Presse wurde ein Ballen
Jutesäcke von 1,46 m auf 58,5 cm in 26 s zu-
sammengepreßt. Die Senkung des Preßtisches
36s in Anspruch. Der Höchststrom betrug
60A bei 440 V, und für den Ballen wurden etwa
0,125kWh verbraueht. („Engineering“, Bd.109,
1920, S. 92.) W.
Werkstatt und Baustoffe.
‚Schweißen von Aluminium. — Die Eigen-
schaft des Schmiedeisens vor dem Schmelzen
zu erweichen, wird bekanntlich von altersher
| benutzt, um durch Zusammenschweißen Ver-
bindungen herzustellen. Damit die Schweißung
dauerhaft ist, dürfen in der Schweißnaht keine
Eisenoxyde oder andere Verunreinigungen vor-
handen sein. Nun kann das sorgfältigste Blank-
machen der zu vereinigenden Flächen nicht
hindern, daß sich beim Erhitzen an der Luft
das Metall oxydiert. Man bestreut deshalb die
gereinigten Flächen mit einem „Schweißpul-
ver‘, welches in der Glühhitze schmilzt und
das Oxyd chemisch-auflöst. Ein Hauptbestand-
teil des Schweißpulvers pflegt Borax zu sein.
Auch beim Hartlöten des K upfers wird Borax
verwendet, um das entstehende Kupferoxydul
und Kupferoxyd zu lösen. In jenem Falle ent-
hält die glasartige Schlacke borsaure Salze
(„Borate‘‘) des Eisens, in diesem Kupfer-
borate. ,
Auch das Aluminium, das heutzutage
so vielfach in der Elektrotechnik verwendet
wird, erweicht unterhalb seines bei 657° liegen-
den Schmelzpunktes, so daß es sich mühelos
schweißen ließe, wenn nicht die feine Haut,
welche jede Fläche dieses sehr leicht oxydier-
baren Metalles überzieht, es hinderte. Borax
läßt sich als Schweißpulver schon deshalb
nicht verwenden, weil der wasserfreie Borax
erst bei 741° schmilzt. Zuerst gelang es der
bekannten Platinfirma Heraeus ın Hanau, ein
brauchbares Schweißverfah-
ren für Aluminium zu finden
(D.R.P. 118 868 vom 19.1.
1900), bei welchem unter In-
nehaltung einer bestimmten,
besonders günstigen Tempe-
ratur das Aluminiumoxyd
durch geschicktes Hämmern
aus der Schweißfuge heraus-
gequetscht wird. Nach die-
® sem Verfahren hat Heraeus
zu ; gewaltigen Abmessun
gen, “2. .B. riesige Bottiche
für Brauereien, hergestellt.
en ahre später ließ sich
die A.G. für autogene Alu-
miniumschweißung in Zü-
rich durch D.R.P. 2222960
und 224 284 (vom 13. XI.
1906 und 11. X. 1907) ein
Schweißpulver schützen, wel-
ches: als wirksamen Be-
standteil Natriumfluorid und
andere Haloidsalze der
Alkalien (also z. B. a-
triumehlorid) enthält. Da
sich diese Salze als brauch-
R . bar erwiesen, so entspann
sich ein heftiger, jahrelanger Kampf um
die beiden Patente, welcher schließlich zu
gunsten der Schweizer Besitzerin dahin ent-
schieden wurde,
gemein die Haloidsalze der Alkalien, besonders
die Fluoride, einzeln oder in Mischung um-
faßt. Die Gegnerin, die Chemische Fabrik
Griesheim-Elektron, kaufte nunmehr die
beiden Patente an; sie erteilt Lizenzen zur
Ausübung des Verfahrens nur an solche Fir-
men, welche von ihr auch das Schweißpulver
kaufen.
Von Zeit zu Zeit erscheinen neue Mittel zum
Schweißen und zum Löten. des Aluminiums.
Jüngst wurde z. B. der ‚Frankfurter Zeitung‘“
aus Madrid berichtet, daß. dort auf einem Inge-
nieurkongreß ein Herr Fernandes-Rojas ein
Aluminiumschweißverfahren eigener Erfindung
vorgeführt habe. Mit Recht weist Griesheim-
Elektron in einer Entgegnung am 28. I. 1920
darauf hin, daß durch die oben erwähnten Pa-
tente das Problem bereits gelöst sei.
Ballens nahmen
seither Aluminiumgefäße bis
daß der Patentschutz all- .
LE EN WEBER ER. SuR, Sul
Betriebe, Anbahnung des
26. Februar 19820.
’
%
Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Helt 9.
183
N nenn ll lem ———
Energiewirtschaft.
Elektrisierung Polens. — Die neugebildete
Rada Elektrotechnieza (Elektrotechni-
scher Rat) beim polnischen Handelsministerium
hat unter dem Vorsitz des Handelsministers
ihre erste Sitzung abgehalten. Gegenstand der
Beratung war die Durchführung der Elektri-
sierung Polens, als deren Vorbedingung ein
vom Reichstag zu billigendes Elektrisierungs-
statut bezeichnet wurde. Gegen die von der Re-
gierung geplante hohe Besteuerung der Elektri-
‘zität in Warschau nahm der Rat einmütig Stel-
‚ ung. Zur Ausarbeitung des dem Reichstag vor-
zulegenden Elektrisierungsstatuts und eines
Planes für die allgemeine Elektrisierung des
Landes wurden zwei Kommissionen gewählt.
j Industrie und Handel.
Das Wirtschaftsjahr 1919. — Wissenschaft,
Technik, Fleiß und Wagemut hatten die .deut-
sche Volkswirtschaft innerhalb 40 Jahre zu
einem nee sondergleichen geführt, bis 1914
jene welterschütternden Ereignisse eintraten,
deren wirtschaftliche Folgen die Handels-
kammer zu Berlin jetzt.in einem ihren Jah-
resbericht für 1919 einleitenden ausgezeichneten
Überblick schildert. Ein Krieg von ungeahnter
Dauer, Erbitterung und Ausdehnung hatte das
gesamte Erwerbsleben fast ausschließlich in
seinen Dienst gestellt. Ausländische Rohstoffe
begannen infolge der Blockade sehr bald zu
„fehlen, ohne daß es möglich war, den Mangel
an Material durch Sparsamkeit, Streckungs-
methoden und Heranziehung von Ersatzstoffen
zu beheben. Zugleich mit fortschreitendem-Zu-
rückdrängen und Ausschalten der Bedarfs-
deckung für die bürgerliche Bevölkerung stiegen
die Preise aller Bedarfsartikel außerordentlich.
Ein “dichtes Netz von Verordnungen, Zwangs-
organisationen, Gesellschaften und Amtsstellen
‘ umspannte sehr bald den ganzen Verkehr. Die
_ restlose Ausnutzung der vorhandenen Produk-
. tions- und Verkehrsmittel durch Hochleistungs-
betriebe wurde das Ziel des Hindenburg-Pro-
gramms und führte zur Stillegung vieler kleine-
rer Betriebe. Den vermehrten Anforderungen
an Arbeitskräften sollte das Hilfsdienstgesetz
entsprechen ; gleichwohl war das Gesamtergeb-
nis. der fast ausschließlich dem Kriegsziel dienst-
. bar gemachten Volkswirtschaft den Friedens-
verhältnissen gegenüber bei weitem geringer.
In Preußen weisen nur die ausgesprochenen
Rüstungsindustrien im Vergleich der Jahre
1913 und 1918 eine Vermehrung der Betriebe
und Arbeiter auf, und trotzdem ist auch hier
eine sichere Schlußfolgerung auf den Umfang
der Produktionssteigerung nicht möglich, weil
die Leistungen der neu eingestellten ungeübten
Kräfte erst allmählich und nur teilweise denen
der geübten Belegschaft gleichkommen konn-
ten. Die Löhne hatten bereits. 1918 einen außer-
ordentlich hohen Stand erreicht. In der Ber-
liner Metall-
waren sie Ende 1918 für Dreher schon um 270%,
für Schlosser um 267%, für Modelltischler um
' 251% und für ungelernte Arbeiter durchschnitt-
lich um 192% gewachsen. Darin, daß die Heeres-
verwaltung stets bereit war, die Dohnsteigerun-
gen in nachträglichen Preiszuschlägen für die
abzunehmenden Waren auszugleichen, erblickt
die Handelskammer einen wesentlichen Grund
für den hohen Lohnstand gegen Ende 1918.
Der Handel, insbesondere der Großhandel, war
während des Krieges durch die Zwangswirt-
schaft sehr beschränkt und als Lieferant von der
Versorgung der Heeresverwaltung, die selbst
über die Betriebsmittel und Rohstoffe verfügte,
grundsätzlich ausgeschaltet. Auch die Möglich-
keit der Einfuhr von Waren aus den neutralen
Ländern bestand wegen der von der Entente
getroffenen Maßnahmen nur in beschränktem
Maße, ein Zurückdrängen des Importes wurde
infolge des Sinkens unserer Valuta. sehr bald
Pflicht der Regierung. Dagegen gelangte das
Geschäft unbefugter, die Vorschriften mißach- »
tender Zwischenhändler und der Kettenhandel
zur Blüte. - fi
So zeigte die deutsche Volkswirtschaft
Ende 1918 ein Bild der Schwäche und Er-
sehöpfung.
dann neuen, schweren Belastungsproben aus.
Milliarden Werte des Volksvermögens zerstörte
die überhastete Demobilisierung. Die Eisen-
“bahnen mußten einen beträchtlichen Teil ihres
rollenden Materials den Gegnern überlassen,
und wichtige Quellen der Erz- und Kohlenver-
sorgung entriß die Besetzung: dem deutschen
Wirtschaftskörper. ° Seine Produktionskraft ist
dadurch bei Roheisen, um 30%, bei Flußstahl
um 26%, bei Blei um 23,5%, bei Zink um 15,25%
und bei Kohle (Saar) um 11% verringert worden.
Nun hätte es der Zusammenfassung aller ver-
fügbaren Kräfte bedurft, um durch Umstellung
auf Friedensarbeit, Ingangsetzung stillgelegter
uslandverkehrs wie-
und Maschinenindustrie z.' B.:
weniger :Seltenheitswert.
] Revolution wie Waffenstillstand -
mit ihren. demoralisierenden Folgen setzten sie:
der in normale Wirtschaftsbahnen zu gelangen.
Statt dessen brachen über das öffentliche und
Ne Leben die politischen Wirren und
as Ringen um die Macht im Staate -herein,
lähmten die Unternehmungslust und Tatkraft
der Arbeitgeber, während politische Leiden-
schaften die Massen der an Energie und Ar-
beitswilligkeit infolge des Kriegsdienstes schon
geschwächten Arbeitnehmer durchwühlten. Bin
wahres Streikfieber brach aus, das auch lebens-
wichtige Betriebe für längere oder kürzere Zeit
lahmlegte. Unter den Ausständen im Berliner
Wirtschaftsgebiet stehen die der metallverar-
beitenden Industrie mit 162 Tagen an der Spitze;
die Zahl der Streiktage war im April (121), die
der Ausstände im’ Juli 1919 (14) am größten.
Innerhalb der durch den Achtstundentag ge-
kürzten Arbeitszeit blieben die Leistungen
weit hinter den früheren zurück, und die Er-
setzung des Akkords durch den Zeitlohn unter
Ablehnung von Überstunden verringerte na-
türlich den Antrieb zum Fleiß. Ein verderb-
licher Kreislauf von Lohnforderungen und Ver-
teuerung aller Lebensbedarfsgüter, den aufzu-
halten bisher nicht gelungen ist, trug dazu.bei,
die Arbeiterfrage zur Lebensfrage der deutschen
Gewerbstätigkeit zu machen, Alle diese Hem-
mungen fanden besonderen Ausdruck in Roh-
stoff-,. Verkehrs- und Kohlennot. Die Erwar-
tung, beträchtliche Mengen freiwerdender Hee-
resbestände zu erlangen, hatte die Revolution
getäuscht. Der niedrige Währungsstand ver-
bot, die einschränkenden Bestimmungen für die
‚Einfuhr von Rohstoffen mit einem Schlage auf-
zuheben, und in der Folge haben gewisse Er-
leichterungen, wie die Aufhebung der Devisen-
ordnung, selbst unter Inanspruchnahme von
Krediten durch die Gewerbetreibenden doch nur
kleine Mengen Rohstoff der heimischen Erzeu-
gung zuzuführen vermocht. Dagegen brachte
die Besetzung des linksrheinischen Gebietes eine
Überflutung mit teuren, zum großen Teil nicht
‚dringend notwendigen Artikeln und einen wil-
den Handel an den westlichen Grenzen, dem in
nicht geringem Maße die katastrophale Ver-
schlechterung unserer Valuta zuzuschreiben
ist. Zugleich wurden durch die Besetzung Han-
del und Industrie der betroffenen Gebiete unter
von der Gewerbstätigkeit des übrigen Deutsch-
lands völlig abweichende Bedingungen gestellt.
Dem allgemeinen Ruf’ nach Aufhebung der
Zwangswirtschaft hat man auf einzelnen Gebie-
ten nachgegeben; die damit freigewordenen Ar-
tikel zeigten sofort die Tendenz, sich dem Welt-
marktpreis zu nähern. Unter der Einwirkung
des Kohlenmangels und des Fehlens von rollen-
dem Material stellten sich im Verlauf des Be-
richtsjahres außerordentliche Beförderungs-
schwierigkeiten ein, die zu Verkehrsbeschrän-
kungen und schwerer Beeinträchtigung der In-
dustrie infolge Wagenmangels führten.
Als Mittelpunkt der wirtschäftlichen Kala-
mitäten hat nach Ansicht der Handelskammer
die Kohlenversorgung zu gelten, war doch die
Förderung an der Ruhr und in Oberschlesien
Mitte 1919 um etwa 60% knapper als zu dersel-
ben Zeit: des Vorjahres. Das Berliner Wirt-
schaftsgebiet und selbst die lebenswichtigen
Betriebe in ihm standen am Jahresschluß un-
mittelbar vor der ‘drohenden Gefahr völligen
Kohlenmangels. Was die 1919 erzeugte Güter-
menge. betrifft, so ist sie. wesentlich hinter der
Leistungsfähigkeit der Betriebe und hinter dem
inländischen Bedarf zurückgeblieben ; als natür-
liche Folge der hohen Rohstoffpreise, Löhne und
Frachtsätze erhielten alle Waren mehr oder
Der ee Fi-
nanzbedarf warf die bisher üblichen Verkaufs-
und Lieferungsbedingungen über.den Haufen;
längere Kredite konnte selbst der Großhandel
nicht mehr einräumen, Bei dieser Wirtschafts-
lage vermochte die reguläre Ausfuhr keinen er-
heblichen Umfang anzunehmen, so dringend
‘wünschenswert sie zur Verbesserung unserer
Zahlungsfähigkeit erschien. Dagegen. wirkte
der traurige Kurs der Mark,wie eine hohe Aus-
fuhrprämie und begünstigte in erschreckender
Weise den Ausverkauf Deutschlands, während
das Ausland gleichzeitig zu Klagen über Preis-
schleuderei- und der Androhung von Schutz-
maßregeln Veranlassung fand. Eine Abwehr
gegen diese Zustände ist auf verschiedenen
Wegen versucht worden, einmal insdem Sinne,
die Verkaufspreise für das Ausland in ein an-
gemessenes Verhältnis des Markwertes zu der
ausländischen Währung zu bringen, sodann
durch Einrichtung von Preisprüfungsstellen
innerhalb der einzelnen Gewerbezweige wie
auch durch den Plan eines Ausfuhrzolles, gegen
den :sich indessen wegen seiner Starrheit
schwerste Bedenken geltend gemacht haben.
Beim Jahresschluß griff man dann aufs neue
zu Ausfuhrverboten für gewisse im Inland be-
sonders notwendige Waren; ein Ausbau der
Außenhandelsstellen als Selbstverwaltungsor-
gane der Gewerbezweige sollte folgen.
Trübe wie das für das Wirtsehaftsleben des
abgelaufenen Jahres gezeichnete Bild ist der
Ausblick, den die Handelskammer am Schluß
ihrer allgemeinen Übersicht eröffnet. Der am
28. VI. 1919 unterzeichnete Friedensvertrag hat
unserem Wirtschaftsgebiet wertvolle Hilfsmit-
tel der industriellen und gewerblichen Tätigkeit
entzogen, und die deutsche Industrie wird daher
für absehbare Zeit unter Roh- und Brennstoff-
mangel zu leiden haben. Hinsichtlich der Stein-
kohle hängt der Grad dieser Passion von dem
Verbleiben Oberschlesiens beim Reiche ab, das
vor dem Kriege mit rd 43,5 Mill. t oder 23% an
der deutschen Jahresförderung von rd 190 Mill. t
beteiligt war. Im Saargebiet haben wir zunächst
während der nächsten 15 Jahre mit einem jähr-
lichen sicheren Ausfall der Kohlenproduktion
von etwa 13 Mill. t zu rechnen, während durch
die Abtretung Elsaß-Lothringens unserer In-
dustrieim Jahre annähernd 4 Mill. t und außer-
dem 21 Mill. t Eisenerze verloren gehen; die
Gewinnung letzterer verringert sich damit bei
bisher etwa 28 Mill: t auf ungefähr 25%. Dazu
kommt die Notwendigkeit einer wesentlichen
Steigerung der Nahrungsmitteleinfuhr. Die
Schuldenlast des Reiches wird erhebliche Be-
standteile der wirtschfatlichen Kapitalkraft und
des Einkommens aufsaugen. Große Vermögens-
abgabe, Finanzreform und indirekte Steuern wer-
den empfindlich an den Quellen der Kapitals-
bildung und an den aus der Erzeugung erzielten
Überschüssen zehren. Die Gestaltung der Valuta
bezeichnet die Handelskammer als das größte
wirtschaftliche Unglück sowohl was die Wir-
kung auf das Auslandsgeschäft als, noch be-
denklicher, die täglichen - Schwankungen be-
trifft, denen der Verkehr ausgesetzt ist. Das
ungünstige Bild wird schließlich vervollständigt
durch die vorläufige Unmöglichkeit, in Ge-
‚schäftsverbindungen mit dem Osten zu treten
‘und Ausmaß wie Wirkung der bevorstehenden
neuen Opfer und der zwangsmäßigen wirtschaft-
liehen Umgestaltung zu beurteilen.
„Die Vorbedingungen der Gesundung un-
'seres Wirtschaftskörpers liegen demnach so-
wohl in dem Willen der Sieger als auch in
einer ruhigen, den Tatsachen des Weltverkehrs
und der Wirtschaftsorganisation Rechnung
tragenden Inlandspolitik. Gibt kühle Berech-
nung allein den Ausschlag, so müßten die
Sieger zur Überzeugung gelangen, wie sehr sie
ihrem eigenen Vorteil dienen, wenn sie nicht
hindern, daß die technisch hoch entwickelte
und leistungsfähige deutsche Gewerbstätigkeit
wieder in die Weltwirtschaft eingereiht wird
und sich wieder als Lieferant und Käufer auf
den Weltmärkten betätigt. Letzteres kann
aber nur eintreten, wenn man nicht gewaltsam
in die freie Entwieklung eingreift, um zur Ver-
wirklichung unerprobter Theorien Gütererzeu-
gung und -verkehr in Formen zu zwängen, die
von den in den konkurrierenden Ländern
herrschenden völlig. abweichen und sich ihnen
nicht anpassen können“. Nur unter diesen
Voraussetzungen darf man hoffen, daß deutsche
Wissenschaft, Technik, Fleiß und Wagemut
auch künftig wieder erfolgreich wirken.
Etwas hoffnungsvoller äußert sich das
„Reichs-Arbeitsblatt‘:,„Ausderlangsamen,
aber stetigen Abnahme der Erwerbslosenzahl,
der entsprechend das ganze Jahr hindurch stän-
dig steigenden Zahl der versicherungspflichti-
gen Krankenkassenmitglieder, der ähnlich ver-
laufenden Arbeitslosigkeitsziffier der Gewerk-
schaften und den Berichten der Industrie läßt
sich entnehmen, daß mit der Konsolidierung
der inneren Zustände, der allmählichen Wieder-
anbahnung der Außenhandelsbeziehungen und
Rohstoffzufuhren im zweiten halben Jahre, der
nach und nach auch wieder steigenden Kohlen-
förderung erfreuliche Anzeichen für ein Wieder-
ingangkommen der deutschen Industrie gege-
ben sind.
Es wäre verfrüht, hieran andere als die
allerbescheidensten Hoffnungen zu knüpfen;
denn noch übersteigt im Kohlenbergbau- die
Monatsförderung des Dezember 1919 mit 10,65
Mill. t trotz stärkerer Belegschaft .als im Frie-
den nicht ?/, der Dezemberförderung des letzten
Friedensjahres: 15,60 Mill. t. Noch kämpfen
die Betriebe des Maschinenbaues, der!Elektrizi-
täts- und der chemischen Industrie Schritt um
Sehritt mit der Stillegung infolge Brennstoff-
mangels, noch arbeitet die Textilindustrie bei
den gleichen Hemmungen mit kaum mehr als
der Hälfte aller Spindeln und Stühle, noch
immer ruht jede größere Bautätigkeit, stockt
der Verkehr und drohen politisch-wirtschaft-
liche Massenstreiks, das Erwerbsleben zu stö-
ren; doch ist immerhin soviel zu erkennen, daß
ein Ausschalten der deutschen Arbeit aus dem
weltwirtschaftlichen Austausche sich als un-
denkbar erwiesen hat, und daß damit der Weg
gezeigt ist, der bei Wiederentfaltung der frühe-
ren intensiven Arbeitsamkeit emporhelfen
kann.“ 2
Herstellung und Besteuerung ‚elektrischer
Leuchtmittel. — Nach der Statistik über die
Bl
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 9.
J hy.‘ r L
v %
3 4 ‘ 2 j2
N Ä
26. Februar 1920.
= Sn ee nn — = —
der Leuchtmittelsteuer unterliegenden Er-
zeugnisse sind in den Kriegsjahren 1914 bis
1918 32,328 Mill. Kohlefadenlampen, 369,288
Mill. Metallfadenlampen und 15,643 Mill.
Brennstifte im deutseben Zollgebiet hergestellt
worden. Vom Ausland eingeführt wurden 0,151
Mill. Kohlefadenlampen, 3,206 Mill. Metall-
fadenlampen und 0,386 Mill. Brennstifte. Der
Steuer unterlagen 23,133 Mill. Kohlefaden-
lampen, 225,765 Mill. Metallfadenlampen und
10,351 Mill. Brennstifte, während 9,275 Mill.
Kohlefadenlampen, 125,404 Mill. Metallfaden-
lampen und 5,481 Mill. Brennstifte unver-
steuert in das Ausland exportiert worden sind.
Ohne Berücksichtigung des Steuernachlasses
betrug die Einnahme aus der Leuchtmittel-
steuer für die genannten Fabrikate, einschl.
Brenner für Nernstlampen, Quecksilberdampf-
lampen usw., insgesamt 72,4 Mill. M.
Ausfuhr von Glühlampen für elektrische
Taschenlampen. — Nach einer Mitteilung der
Zentralstelle für die Ausfuhrbewilligungen von
galvanischen Elementen und Taschenlampen
hat, wie an anderer Stelle schon kurz erwähnt
wurde, der Reichskommissar die Ermächtigung
der Zollstellen, Glühlampen für elektri-
sche Taschenlampen (Zwerglampen) ohne
Ausfuhrbewilligung zum Export zuzulassen,
wenn eine ee der zuständigen Han-
delskammer dafür beigebracht wird, daß die
Lampensockel aus Eisen (auch verzinktem oder
vermessingtem Eisen) und die Zuleitungs-
drähte (Durchführungsdrähte) aus Platinman-
tel- oder Platindrahtersatz bestehen, (aus
Nr. 911a und b des Statistischen Warenver-
zeichnisses) zurückgezogen.
Geschäftsstelle für industrielle Abrüstung
beim Reichsverband der deutschen Industrie. —
Die mit der Erfüllung der Bestimmungen
des Friedensvertrages, soweit sie sich auf
die Schließung von Kriegsbedarf liefernden Fa-
briken, auf die Auslieferung von Kriegsgerät,
die Herstellung von Kriegsmaterial usw. be-
ziehen, zusammenhängenden Arbeiten sind im
Wiederaufbauministerium als Zentral-
stelle zusammengefaßt worden, das auch sonst
mit der Durchführung des Friedensvertrages
betraut ist. Im Einvernehmen mit der Regie-
rung hat nun der Reichsverband der deutschen
Industrie sich bereit erklärt, eine Geschäfts-
stelle einzurichten, durch die der Verkehr mit
der deutschen Industrie geleitet werden soll,
und ohne deren Rat von der Regierung keine
entscheidenden Beschlüsse gefaßt werden sollen.
Leiter dieser Geschäftsstelle ist Oberst Koeth.
Bleimangel in England. — Vor dem Kriege
hat England im Jahre über 0,2 Mill. t Blei
importiert, u. zw. etwa Dreiviertel dieses Be-
trages aus Australien und Spanien und durch-
schnittlich rd 30 000 t über die V. S. Amerika
aus Mexiko. Da die Regierung während des
Krieges die ganze australische Produktion
nebst großen Mengen Blei in Spanien und Ame-
rika aufkaufte, stieg ihr Vorrat, der beim Waf-
fenstillstand etwa 60 000 t enthielt, nach Auf-
hören des Kriegsbedarfs bis Mai 1919 sehr
schnell auf annähernd 0,13 Mill. t; außerdem
standen in Australien noch erheblich größere
Mengen zur Verfügung. „Electrical Review“
untersucht nun die Frage, warum trotz dieses
günstigen Standes der Bleiversorgung jetzt mit
einem ernst zu nehmenden Mangel an Blei ge-
rechnet werden müsse. 1919 hat England rd
0,218 Mill. t eingeführt, über die Hälfte davon
aber im ersten Halbjahr, gegenüber einem Ex-
port von rd 36 400 t. Der für den heimischen
Verbrauch verfügbare Überschuß betrug somit
ohne die staatlichen Vorräte rd 0,181 Mill. t.
Nun ist die australische Gewinnung aber in-
folge von Streiks seit Mai 1919 nahezu einge-
. stellt worden, und es besteht vorläufig keine
Aussicht auf Wiedereröffnung der Gruben.
Damit hat eine Versorgung, die sich für Eng-
land im letzten Jahre auf nicht weniger als ıd
93 300 t belief, zunächst aufgehört; außerdem
sind von den australischen Lagern große La-
dungen nach Japan und China gegangen, so daß
man in England jetzt tatsächlich nicht mit
einem Vorrat freien Bleies rechnen kann. Aus
Spanien hat England 1919 nur rd 39 500.t er-
halten, und nach Angabe der Hauptproduzenten
dieses Landes wird deren Erzeugung im laufen-
den Jahre vom europäischen Kontinent absor-
biert. Das Verhältnis, in dem England im
Laufe der letzten Monate mit Blei versorgt wor-
den ist,"jergibt, daß die Regierung jetzt kaum
noch über viel unverkauftes Blei verfügt. Dabei
wächst der Privatbedarf stark, und in Europa
besteht Knappheit an Blei. Überdies haben
Deutschland, Holland und Frankreich in letz-
ter Zeit beträchtliche Mengen aus England ent-
nommen, während anderseits die Lieferungen
Amerikas gegen Ende 1919 [sehr geringfügig
gewesen sind. Ä
Amerikanische Kapitalanlagen eine Gefahr
für Deutschlands Wirtschaft. — An der New
Yorker Börse wird z. Zt. die Bildung von sehr
kapitalkräftigen Holding-Konzernen, d.s.
Gesellschaftsorganisationen zum Zweck der
Kapitalanlage in Wertpapieren, erörtert. Es
ist damit zu rechnen, daß,diese Organisationen
ihr Interesse auch auf deutsche Werte er-
strecken und damit dem. von holländischen, -
schwedischen, schweizerischen und neuerdings
auch spanischen Verwertungsstellen gegebenen
Beispiel folgen werden. ie unangreifbare
Stellung des Dollars leistet derartigen Plänen
Vorschub. Der Weg des Anteilerwerbs enthebt
das Unterkunft suchende Kapital der Notwen-
digkeit, zu den jetzt ja so außerordentlich
erhöhten Baukosten eigene Betriebe zu errich-
ten. Es wird, wie die „Ind.- u. Hand.-Ztg.‘
bemerkt, von höchstem Interesse sein, zu beob-
achten, zu welcher Stellungnahme die von der
Festsetzung ausländischen Kapitals am meisten
bedrohten Volkswirtschaften Frankreichs, Ita-
liens, dann aber auch Englands gelangen: wer-
den. Für Deutschland -= von seinen öst-
lichen Nachbarn ganz zu schweigen — ist
diese Frage geradezu identisch mit
der seiner künftigen wirtschaftlichen
Selbständigkeit, und es erscheint nicht
zweifelhaft, daß das amerikanische Kapital
gerade in der Interessenahme an der durch die
valutarischen Verhältnisse des Schutzes ent-
blößten deutschen Volkswirtschaft einen star-.
ken Anreiz finden dürfte. Es muß bei dieser
Gelegenheit wiederholt darauf hingewiesen
werden, daß die verschiedenen bisher vorge-
nommenen Mehrheitssicherungsaktionen (Aus-
abe von Vorzugsaktien mit. mehrfachem
timmrecht) dem Ernst der Bedrohun gnicht
in der erwünschten Weise gerecht werden.
Außenhandel. — In England hat ein
kürzlich vom Richter Sankey gefälltes Urteil
über die Rechtsungültigkeit der durch könig-
liche Proklamationen erlassenen Einfuhrver-
bote deren zeitweilige Aufhebung zur Folge ge-
habt. Die Regierung beabsichtigt jedoch, den
„Weltw. Nachr.‘‘ zufolge, entweder eine Ände-
rung dieses Urteils zu beantragen, oder durch
ein Ermächtigungsgesetz eine begrenzte An-
zahl von Einfuhrbeschränkungen, besonders
zum Schutz der Schlüsselindustrien, wieder
einzuführen. Damit müssen Importeure rech-
nen. Mit Bezug auf Waren, die zwischen dem
Datum des Urteils und dem einer Wiederein-
führung der Beschränkungen bestellt oder nicht
geliefert worden sind, wird keine besondere
Vergünstigung gewährt werden. —
Ein Bericht der ‚Weltw. Nachr.‘‘ aus Rio
de Janeiro macht darauf aufmerksam, daß für
Brasilien bestimmte Kataloge, Preislisten
usw. in portugiesischer Sprache abgefaßt wer-
den müssen, weil spanisch dort als eine Zurück-
setzung empfunden wird. —
Nach einer von den ‚„Weltw. Nachr.‘‘ wie-
dergegebenen Mitteilung des „Public Ledger‘
hat das Repräsentantenhaus der U. Ame-
rika den Fordney-Gesetzentwurf angenommen,
der verhindern soll, daß ausländische Fabri-
kanten die amerikanischen Märkte mit Waren
überschwemmen und in den Vereinigten Staa-
ten zu niedrigeren Preisen verkaufen .als im
Ursprungslande. —
Einer Regierungsverordnung zufolge sind
für Einfuhrwaren in Jugoslawien Ursprungs-
zeugnisse vorgeschrieben. Sie können bei di-
rekten Bahn- und Schiffstransporten durch | Originalhütten - Weich-
Verladescheine ersetzt werden. —
Das von den Niederlanden Ende vori-
gen Jahres erlassene Ausfuhrverbot für. Glüh-
lampenarmaturen ist nicht mehr in Geltung. —
Waren deutschen Ursprungs dürfen in die
französische Zone Marokkos nur eingeführt
werden, soweit der Generaldirektor der Finan-
zen Abweichungen von den bisher geltenden
Bestimmungen zuläßt. Für gewisse Waren-
kategorien können nach dem ‚‚Überseedienst‘‘
Abweichungen allgemein unter gleichen Bedin-
gungen und ohne Begrenzung der Mengen‘
innerhalb eines bestimmten Zeitraumes gewährt
werden. Diese Waren unterliegen dem allgemei-
nen Wertzuschlagszoll von 10oder5% und einem
besonderen Wertzoll von 10% für auf direktem | Hüttenzinn,
Wege aus Deutschland eingeführte und von
15% für auf anderem Wege in die französische
Zone gelangende Waren. —
Durch ein im belgischen ‚Staatsanzeiger‘‘
veröffentlichtes königliches Dekret sind einer
Mitteilung der ‚„Ind.- u. Hand.-Ztg.‘ zufolge
die Einfuhrlizenzen von Belgien aufgehoben
worden. Dadurch wird der freie Handel mit
Deutschland, der in der Hauptsache durch die
Lizenzen getroffen werden sollte, wiederherge-
-stellt. —
"Nach einer vom ‚Überseedienst‘‘ wieder-
gegebenen Mitteilung der französischen Ge-
sandtschaft in Brüssel ist der Prozentsatz der
Stoffe deutschen, österreichischen und unga-
rischen Ursprungs, die in allen anderen Län-
dern zur Herstellung von Fabrikaten dienen
können, ohne daß für die Einfuhr dieser Er-
zeugnisse nach Frankreich andere Zollbe-
stimmungen in Anwendung gebracht werden,
provisorisch auf 50% erhöht worden. —
Wie wir der ‚„Ind.- u. Hand.-Ztg.“ ent-
nehmen, steht der Verschiffung deutscher
Waren nach der Türkei über neutrale Häfen
mit neutralen Schiffen nichts im Wege. —
Für das jetzt Ausland gewordene Memel-
gebiet bedürfen Ausfuhr und Einfuhr nun-
mehr der Bewilligung des Reichskommissars,
doch soll bei der Behandlung der Anträge dem
Bedarf der Bevölkerung und der Industrie be-
sonders Rechnung getragen werden. —
Die Einfuhr nach Danzig und die Aus-
fuhr aus dem Gebiet der freien Stadt ist von
besonderer Genehmigung abhängig, doch be-
dürfen Waren, die aus’ Deutschland importiert
werden, keiner Einführbewilligung. — .
Wie der ‚Deutsche Außenhandel‘ mit-
teilt, kann der deutsch-italienische Verede-
lungsverkehr ohne Schwierigkeiten wieder ein-
geleitet werden. Er bedarf lediglich der Zu-
stimmung der Zollbehörden für diejenigen Wa-
ren, deren Ausfuhr ohne weiteres gestattet ist
und der ministeriellen Genehmigung für beson-
ders genannte Gegenstände.
Verwendung minderwertiger Brennstoffe.
— Das’ Reichswirtschaftsministerium teilt mit,
daß die. Verwendung minderwertiger
Brennstoff6 von der Genehmigung der amt-
lichen Verteilungsstellen abhängig ist. Hier-
durch wird gewährleistet, daß solche Brenn-
stoffe nur bei Vorhandensein genügender
Transportmittel versandt und nur an solche
Verbraucher geliefert werden, die auf ihre Be-
nutzung eingerichtet sind. 2 -
Keine Zwangswirtschaft für Sparmetalle. —
Nach einer Mitteilung des Reichswirtschafts-
ministeriums kann nur dort ein Eingreifen
in die privaten Vorräte von Sparme-
tallen nötig werden, wo augenscheinlich durch
Zurückhaltung der Vorräte zu spekulativen
Zwecken eine künstliche Notlage der verarbei-
tenden Industrie geschaffen wird.
Handel mit Ferrosilizium. — Das Reichs-
wirtschaftsministerium hat das 1916 erlassene
Verbot des Handels mit Ferrosili-
zıum aufgehoben, doch bedeutet das keine
Einfuhrfreiheit; es soll vielmehr von Fall zu
Fall geprüft werden, ob und in welchen Mengen
Ferrosilizium aus dem Auslande importiert
werden darf; soweit es im Hochofen hergestellt
wird, will man die Bewirtschaftung dem künf-
tigen „‚Eisenwirtschaftsbund‘“ vorbehalten.
Kleine geschäftliche Mitteilungen.
Metallpreise. — Nach den Notierungen der
Vereinigung für die deutsche Elektrolytkupfer-
’'notiz bzw. der Kommission des Berliner Metall-
börsenvorstandes in M/100 kg:
Metall 20.1. | ‚mE
Elektrolytkupfer (wire-
bars), prompt, cif Ham-
burg, Bremen, Rotterdam 4549 4625
Raffinadekupfer
99/99,3%,10koGroß-Berlin |3700—38t 013500—3550
blei, ab Hütte oder loko
Groß-Berlin -. . . ... 1800 - 11725—1750
Originalhütten - Rohzink, ey
Syndikatspreis ab Hütte
oder.Lager . -. .. 650 650
desgl. Preis im freien Ver-
kehr, ab Hütte oder
Lager . 1650 1450
. Originalhütten- A lumi-
nium 98/99 %/, in gekerb-
ten Blöckchen, ab Hütte
oder loko Groß-Berlin . |6000-—6100|16200—6300
Zinn, Banka-, Straits-.
Billiton-, loko Hamburg
oder Groß-Berlin .. 114100 — 14.200114 500—14 600
mindestens ü s
99 0/9, loko Hamburg oder
Groß-Berlin . . 0. | u .® _
Reinnickel 98/99 %/,, loko
Hamburg oder Groß-
Berlin . 2. 2... |7900--8000|8000-— 8200
Antimon-Regulus, loko '
Hamburg. oder Groß- | a
Berlin sm N 2400 |2300—2400
Metallzuschläge für isolierte Drähte.
Für die Woche vom 22. bis 28. II. 1920 beträgt der
Kupferzuschlag 210 M, der Aluminiumzu-
schlag 9M. ? \ '
Abschluß des Heftes: 21. Februar 1920.
Für die Schriftleitung verantwortlich: B. 0. Zehme in Berlin — Verlag von Julius ßprimger in Berlin.
186
Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F.
Meißner, K
Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24.
41. Jahrgang.
Berlin, 4. März ‚1920.
Heft 10.
Die bisherigen und zukünftigen
heit in der deutschen
Elektrotechnik. ı)
Von Dr.:äng. e. h. G. Dettmar.
Übersicht. Nach einem kurzen Bericht über die
bisherige Entwicklung der Arbeiten des V.D.E. be-
züglich der Herstellung von Vorschriften, Normalien,
Leitsätzen usw. wird darauf hingewiesen, daß diese
Arbeiten in Zukunft noch von höherer Bedeutung
sein werden, und es wird gezeigt, welche Ände-
rungen in der Organisation hierzu als notwendig
erachtet wurden. Zum Schluß ist noch ein kurzer
Beitrag zu der Frage gegeben worden: Wann soll
man normalisieren ?
Als der Verband Deutscher Elektrotech-
niker im Jahre 1893 gegründet wurde, nahm er
sofort die Bestrebungen zur Vereinheitlichungin
sein Programm auf und verfolgte sie mit Nach-
druck. Anf der ersten Jahresversammlung in
Kölnhielt®r.-$ng.H.Voigt einenVortrag,, Vor-
schläge zur Einführung einheitlicher Kontakt-
größen und Schrauben bei Ausschaltern, Siche-
rungen sowie größeren Apparaten von 50 A
an“. Der Vortragende zeigte darin ganz allge-
mein die Bedeutung der Vereinheitlichung und
‚regte nicht nur mit seinen Vorschlägen die Nor-
_ malisierung und Typisierung der Kontakte an,
sondern empfahl auch Kabelschuhe, die Be-
lastung von Leitungen an Schalttafeln, die Aus-
führung von Schmelzsicherungen, Glühlampen-
fassungen, Nippel usw. zu normalisieren. Die
Ausführungen Voigts haben den Weg damals
schon so klar gekennzeichnet, daß die Zweck-
mäßigkeit seiner Weiterverfolgung jedem ein-
leuchten mußte; er wurde auch vom Verbande
nieht nur beibehalten, sondern noch dadurch
erweitert, daß neben der Normalisierung und
Typisierung schon bald auch die Bearbeitung
von Vorschriften aufgenommen wurden. Schon
auf der zweiten Jahresversammlung 1894 in
Leipzig wurde von Gunderloch der Antrag
gestellt, eine Kommission einzusetzen, welche
auf Grund der gesammelten Erfahrungen ein-
heitliche Bestimmungen für Einzel- und An-
schlußanlagen ausarbeitet. Fast in jedem der
folgenden Jahre wurde nun das Arbeitsgebiet
erweitert, wie sich aus nachstehender Übersicht
ergibt.
Man begann zu bearbeiten:
1893 die Kontaktgrößen und Schrauben,
1894 die Erriehtungsvorschriften (Sicher-
‚heitsvorschriften) und die Kupfernor-
- "malien,
1896 Glühlampen,
1897 Glühlampenfassungon und Steckkon-
; takte,
1899 die Vorschriften, betr. Konstruktion
und Prüfung von Installationsmaterial
und Schaltapparaten, sowie die Bahn-
vorschriften,
die Drähte und Kabel sowie die Ma-
schinen und Transformatoren,
die Vorschriften, betr. Erdströme,
die Freileitungen und die ‚Bergwerks-
vorschriften,
die Betriebsvorschriften,
die Lichtmessungen,
die Anschlußbedingungen von Motoren,
die Zähler,
‘die Klemmenbezeichnungen,
1900
1901
1902
1903
1904
1905
1906
1907
1) Gessilsch gehalten in der Eng, der Elektrotech-
nischen Gesellschaft zu Köln am 7. I. 1
1909
1910
1911
1912
die Isolierstoffe,
die Hochspannungsapparate,
die Koch- und Heizapparate,
die Fernmeldeanlagen (Schwachstrom-
anlagen) und die Erdung von Stark-
stromanlagen,
die Spannungen, die Porzellanisolatoren
sowie die Schalttafel-Meßinstrumente,
die Anlaß- und Steuergeräte, Fahr-
leitungen und die Benennungen.
Man ersieht aus Vorstehendem, daß fast
das ganze Gebiet der Elektrotechnik vom Ver-
bande behandelt worden ist, so daß z. Zt.
45 Arbeiten!) in Geltung sind. In welchem
Maße sich der Umfang derselben vermehrt
hat, ergibt sich sehr deutlich aus der
Seitenzahl des bekannten Normalienbuches.
Nach 10-jähriger Tätigkeit des Verbandes
wurde der damalige Generalsekretär vom Vor-
stand beauftragt, alle s. Zt. gültigen Arbeiten
des Verbandes als Buch herauszugeben, was
im Jahre 1903 zum ersten Male geschah; das
Buch erschien zunächst alle 2 Jahre und später
alle Jahre neu. Ausder nachstehenden Übersicht
über die einzelnen Auflagen, die die Erschei-
nungsjahre und den Umfang wiedergibt, er-
sieht man leicht, in welcher Weise sich die vom
Verbande fertiggestellten Arbeiten veımehrt
haben:
1918
1919
Die 1. Auflage erschien 1903 mit 183 Seiten
HROND.E Br Ar 1003-0 2190400,
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ARE den e 25 191377, 2893 28%;
de 3a 3 1914.5,° 422
Zur Erledigung dieser umfangreichen Ar-
beiten war es naturgemäß notwendig, eine
große Organisation zu schaffen. Dem jeweili-
gen Bedarf entsprechend, wurden neue Kom-
missionen eingesetzt, die zum großen Teil dau-
ernd bestehen blieben, .z. T. nach Erledigung
ihrer Arbeiten wieder aufgelöst wurden. Zur
Zeit bestehen insgesamt 21 Kommissionen, die
zusammen 355 Mitglieder zählen. Da eine
Reihe von Herren mehreren Kommissionen an-
gehört, sind in denselben ungefähr 250 Her-
rentätig. Da nunaber diemeisten Kommissionen
noch eineAnzahl vonUnterkomimissionen haben,
deren Mitglieder sich nicht nur aus den Kreisen
der Kommissionsmitglieder zusammensetzen,
so dürften für die Vereinheitlichungsarbeiten
des Verbandes z. Zt. ungefähr 350 Herren tätig
sein. Welch große Arbeit von den Kommis-
sionen im Laufe der Jahre geleistet worden
ist, zeigt sich auch aus der Zahl der abgehalte-
nen Sitzungen. In Abb. 1 ist dargestellt, wie
oft die Kommissionen im Laufe der Jahre
1895 bis 1919 getagt haben. Durch den Krieg
„20
Ss SIITISS SS KeeR
SEE S S St
Abb. 1. Anzahl der von den Kommissionen des V.D.E.
abgehaltenen Sitzungen. .
ı) Ein kürzlich herausgegebener ee reier durch
die Arbeiten des V.D. E.“ gibt über dieselben Aufschluß.
ist naturgemäß diese Tätigkeit stark beeinflußt
worden, da ja in dieser Zeit keine neuen
Arbeiten geleistet, sondern nur Bestimmun-
gen über Ersatzausführungen aufgestellt wur-
den. In der letzten Zeit leidet die Tätigkeit
der Kommissionen stark unter den Verkehrs-
schwierigkeiten.
Die von Anfang an eingeschlagene Rich-
tung, für einen bestimmten Kreis von Aufgaben
je eine Kommission einzusetzen, deren Mit-
gliederzahlen nicht zu groß, aber auch nicht zu
klein ist, hat sich bewährt; die Zahl darf nicht
zu groß sein, da sonst die Kommission ihre Ar-
beitsfähigkeit verliert, sie darf aber auch nicht
zu klein sein, da sonst leicht einseitige E’geb-
nisse entstehen können; Spezialisten werden
gegebenenfalls in den von den Kommissionen
eingesetzten Unterkommissionen in ausrel-
chender Weise zur Mitarbeit herangezogen.
Durch rechtzeitige Veröffentlichung und
weiteste Verbreitung der Entwürfe!) wird
dafür gesorgt, daß nicht nur den in den Kom-
missionen und Unterkommissionen tätigen
Mitgliedern Gelegenheit zur Äußerung ihrer
Ansichten gegeben wird, sondern es wird der
ganze Kreis der Fachgenossen an der Mit-
arbeit beteiligt. Durch Behandlung der Ent-
würfe in den zum Verband gehörigen Vereinen
wird noch weiterhin dafür gesorgt, daß alle An-
schauungen Gehör finden, und es wird versucht,
ein Ergebnis zu erzielen, das tunlichst weit-
gehendste Zustimmung erfährt; es liegt in der
Natur der Arbeit, daß es nicht möglich ist, jeden
Wunsch restlos zu befriedigen; es wird aber der
Versuch gemacht, alle bevechtigten Einsprüche
zu verwerten. Für den Bestand der Vereinheit-
lichungsarbeiten ist es wichtig, daß die Ent-
würfe vor der Beschlußfassung gut durchge-
arbeitet werden, damit zu oftmaliges Ändern
vermieden wird.
In der vorstehend geschilderten Weise ist
es der deutschen Elektrotechnik gelungen, im
Wege einer Selbstverwaltung sich ihre Vor-
schriften selbst zu machen und dadurch den
behördlichen Eingriff zu vermeiden.
Anläßlich der Feier des 25-jährigen Be-
stehens des Verbandes hat der Staatsminister
Dr. Sydow im Auftrage der Reichsleitung und
der Preuß. Staatsregierung die Wirksamkeit
des Verbandes u. a. mit ae Worten an-
erkannt:
„An der Arbeit zweier Dezennien des
Friedens ist es dem Verbande durch die
ständige Verbesserung der von ihm aufge-
stellten Vorschriften gelungen, die deutsche
Starkstromtechnik zu einer zweckmäßigen
Einheitlichkeit in Einrichtung und Betrieb
zu führen, wiesie wohl keinanderer Industrie-
zweig von ähnlicher Bedeutung besitzt. Die
Arbeiten Ihrer Sicherheitskommission haben
den Erlaß besonderer polizeilicher Schutz-
vorschriften unnötig gemacht und es den
Behörden ermöglicht, Ihre Sicherheitsvor-
schriften zu übernehmen und die Kontrolle
Ihrer Beobachtung im wesentlichen den Or-
ganen der elektrotechnischen Industrie selbst
zu überlassen. Dabei ist es Ihnen gelungen,
den anfangs bestehenden Aberglauben von
der besonderen Gefährlichkeit des elektri-
schen Betriebes zu überwinden und auszu-
rotten.‘“
1) Durch ein besonderes Abonnement auf die Nen-
veröffentlichungen wird jedem noch die-Verfolgung dieser
Arbeiten weitgehendst erleichtert.
FR
Es ist wichtig, sich auch darüber klar zu | Vereinheitlichung für die Drehriehtung bel
werden, von welchen Stellen aus am besten | Anlassern und Reglern zu erzielen; ebenso ge-
die Normalisierung und Typisierung durch- | lang es nicht, eine einheitliche Farbenbezeich-
geführt und von wem sie vorbereitet wird. | nung bei Schaltanlagen zu erreichen, Dieschon
Es ist nicht notwendig, daß dies immer die | früher mehrfach angestrebte Normalisierung der
gleichen Stellen sein müssen Es können | Kabelschuhe erwies sich bisher nicht als durch-
sehr gut auch andere Sonderverbände und | führbar; ebenso ist es erst in allerletzter Zeit
Vereine einen Teil der Vorarbeiten über- | gelungen, die Widerstände gegen eine Verein-
nehmen, damit eine Beschleunigung erreicht | heitlichung der Zählerabmessungen und der
wird. In der gesamten Elektrotechnik kann | Zähleranschlüsse zu beseitigen.
Aber auch die Industrie erkennt dankbar
die regelnde Tätigkeit des Verbandes an, was
z. B. aus dem Geschäftsbericht der Siemens &
Halske A. G. aus dem Jahre 1912 hervorgeht:
„Ein anerkennenswertes Blatt in der Ge-
schichte unserer Industrie bildet z. B. die
Wirksamkeit des Verbandes Deutscher Elek-
trotechniker, welche sich von Anfangan der
allseitigen Unterstützung und Mitarbeit der
gesamten Industrie zu erfreuen gehabt hat.
Durch ihn ist es auf dem rein technischen Ge-
biet zu zahlreichen Normen und Vorschriften
gekommen, die eine wohltätige Ordnung be-
deuten und allgemein befolgt werden.“
In den anderen Industriezweigen ist bei
weitem nicht in diesem Umfange vereinheit-
licht worden wie in der Elektrotechnik; erst
der Krieg hat auch dort den Vereinheitlichungs-
gedanken stark gefördert, so daß durch den im
Jahre 1918 gebildeten Normenausschuß der
deutschen Industrie nunmehr auf allen Gebie-
ten in gleicher Weise gearbeitet wird. Der Ver-
band hat naturgemäß zu dem Normenausschuß
die freundschaftlichsten Beziehungen und führt
weiter die auf elektrotechnischem Gebiet lie-
genden Normen aus und übergibt sie nach Fer-
tigstellung dem Normenausschuß zur Ver-
öffentlichung in seiner Sammlung; dadurch
wird auch der Vorteil erreicht, daß die Normen
des Verbandes in einen erheblich größeren
Kreis von Interessenten getragen und auf diese
Weise noch mehr bekannt werden. Die Tätig-
keit des Verbandes erstreckt sich aber erheblich
weiter als die des Normenausschusses, da er
ja nicht nur normalisiert, sondern auch typi-
siert, eine Arbeit, die von dem Ausschuß für
wirtschaftliche Fertigung behandelt wird;
außerdem stellt der Verband aber auch noch
Vorschriften usw. auf, so daß also sein Arbeits-
gebiet ein verhältnismäßig umfangreiches ist.
Es ist auch zweckmäßig, daß diese drei Arbeits-
gebiete in der Elektrotechnik in einer Hand
sind, da sie gerade hier sehr stark inein-
ander greifen, so daß sie voneinander kaum zu
trennen sind; Normalisierung und Typisierung
gehen vielfach ineinander über, und ebenso sind
Vorschriften und Normalien Zweckmäßiger-
weise vielfach gar nicht zu trennen. Den
eigentlichen Vorschriften schließen sich an die
Regeln (empfehlenswerte Maßnahmen), Richt-
linıen und Leitsätze (Anleitungen), ferner Merk-
blätter und einheitliche Bezeiehnungen; viel-
leicht wird es möglich sein, in Zukunft auch hier
eine . Vereinfachung durehzuführen und nur
noch Vorschriften, Regeln, Richtlinien und
Merkblätter zu unterscheiden. Bezüglich der
systematischen Gliederung der Normalien hat
Dr. Adler in der „ETZ“1920,S.1, Vorschläge
gemacht, die manın Zukunft den Arbeiten zu-
grunde legen kann.
Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß
in Zukunft die Vereinheitlichung noch viel
mehr Bedeutung haben wird, als. dies bisher“
schon der Fall war; unsere Industrie wird nur
wirtschaftlich arbeiten können, wenn eine mög-
lichst große Vereinfachung Platz greift; schon
mit Rücksicht darauf wird es notwendig sein,
die in Frage kommende Organisation ent-
sprechend auszugestalten. Da nun die Rlektro-
industrie aber außerordentlich tiefgehende Ver-
bindung mit anderen Industriezweigen besitzt,
so wird auch mit Rücksicht darauf eine Orga-
nisationsänderung sich als nötig erweisen; fer-
ner ist ein dauernd gutes Zusammenarbeiten
mit dem Normenausschuß der deutschen In-
dustrie und dem Ausschuß für wirtschaftliche
Fertigung, der vom Verein deutscher Inge-
nieure unter Mitwirkung des Reichswirt-
schaftsministeriums gebildet ist, von größter
Wichtigkeit.
Unter diesen Umständen erschien es zweck-
mäßig, einen besonderen Ausschuß zu haben,
der nur ordnend und regelnd eingreift, selbst
aber keine Arbeiten durchführt, sondern sie
den schon bestehenden; gegebenenfalls neu ein-
zusetzenden Kommissionen überträgt.
man eine Reihe von Gruppen unterscheiden,
die sich zum großen Teil auch besonders
zusammengeschlossen haben; diese Gruppen
sind folgende:
Hersteller,
- Händler,
Installateure,
Elektrizitätswerke,
Straßenbahnen,
Hochschullehrer,
Beratende Ingenieure,
Prüfämter.
Nicht besonders zusammengeschlossen ha-
ben sich die Behörden, ein großer Teil der
Verbraucher, die Zulieferanten und die
Weiterverarbeiter.
Es erscheint nun richtig, daß, wenn eine Vor-
schrift, eine Normalisierung oder Typisierung
behandelt werden soll, dienur eine der vorge-
nannten Gruppen betrifft, diese Gruppe die
Arbeit selbst ausführt; werden dagegen durch
die Aufstellung solcher Bestimmungen auch die
Interessen einer oder mehrerer anderer Gruppen
berührt, so erscheint es richtig, daß dann der
alle Gruppen umfassende und zur Herstellung
eines Ausgleichs am besten geeignete Verband
Deutscher Elektrotechniker die Arbeiten durch-
führt. Eine Vereinheitlichung hat nämlich nur
Erfolg, wenn sie unter tunlichster Berück-
sichtigung aller Interessen aufgestellt wird.
Bei Außerachtlassung wichtiger Inter-.
essen setzt sie sich entweder nicht
dureh, oder muß bald einer Änderung
unterworfen werden. Da es nun nicht
immer ohne weiteres klar sein wird, ob und
wann die Interessen einzelner Gruppen be-
rührt werden, ist es zweckmäßig, einen die
Hauptgebiete der Elektrotechnik und die
wichtigsten Anwendungsgebiete umfassenden
Ausschuß zu haben, der hier regelnd eingreift.
Es ist daher von mir vorgeschlagen worden, ‘
einen „Technischen Hauptausschuß‘ zu bilden,
der die vorbezeichnete Aufgabe übertragen er-
hält; ihm würden außerdem noch folgende |
Arbeiten zu überweisen sein:
Die Arbeiten zur Vereinheitlichung müssen
systematisch durchgeführt werden; bisher hat
man sich im allgemeinen erst dann zur Auf-
stellung von Vorschriften, Normalien usw. ent-
schlossen, wenn gewisse Nachteile sich gezeigt
haben, dann ist es aber oft schon sehr spät,
wenn nicht sogar zu spät. Es würden viel‘
Schwierigkeiten vermieden, wenn System in
die Arbeiten gebracht wird und rechtzeitig
die Arbeiten aufgenommen werden.
Als weitere Aufgabe dieses technischen
Hauptausschusses ergibt sich, daß er ein Zu-
sammenarbeiten der mit der Vereinheitlichung
beschäftigten Kommissionen und Ausschüsse
untereinander herbeiführen soll. .
Schließlich hätte er die Aufgabe, etwaige
den einzelnen Kommissionen bei der Durch-
führung ihrer Arbeiten entgegentretende
Schwierigkeiten zu beseitigen; es sind schon
vielfach im Laufe der letzten Jahre solche
Schwierigkeiten aufgetreten, gegen die die
einzelnen Kommissionen schließlich nicht an-
kommen konnten, die aber von einem solchen
das gesamte Gebiet behandelnden Ausschuß
wohl überwunden werden könnten. Als Bei-
spiel sei hier erwähnt, daß es früher nicht &e-
lungen ist, Streifensicherungen zu normalisie-
ren, obwohl schon zweimal die Arbeiten aufge-
nommen worden sind und das letzte Mal im
Jahre 1912 die Normalisierung fast vollständig
fertig war. Es ist ferner nicht gelungen, eine
Zentralverband der deutschen
Durch die Bildung dieses ‚Technischen
Hauptausschusses‘“ wird es sicher möglich sein,
solche Schwierigkeiten viel leichter zu über- .
winden, als dies bisher’ der Fall war. Die
jetzt durchgeführte Normalisierung der Span-
nungen ist fraglos viel zu spät gemacht wor-
den. Wenn sie 10 bis 15 Jahre früher
durchgeführt worden: wäre, würden die
‚Schwierigkeiten beträchtlich kleiner gewesen
sein. Noch heute gibt es keine Einheitlich-
keit in den Installationssystemen. Die Folge
davon ist, daß alle Hersteller, Händler, In-
stallateure, Elektrizitätswerke und die größe-
ren Industriewerke riesige Läger von verschie- .
denen Installationsmaterialien sich halten
müssen, um etwa notwendigen Ersatz sofort
' zur Verfügung zu haben; außerordentlich große
Kapitalien liegen dadurch brach, und es ist
trotzdem vielfach nicht möglich, die richtigen
Ersatzteile zu bekommen. Welche Verluste
dadurch bei Herstellern und Verbrauchern
entstehen, braucht hier nicht weiter ausge-
führt zu werden. Kennzeichnend für die augen-
blicklichen Verhältnisse ist, daß bei einer grö-
ßeren Firma für Installationsmaterialien bis
jetzt in der ‚Preisliste 13000 Nummern vor-
handen waren; durch energisches Vorgehen ist
es jetzt gelungen, diese auf 6000 zusammenzu-
streichen, und es ist inAussicht genommen, viel-
leicht in einem weiteren Jahre die Zahl auf
3000 zu verringern. Wenn aber erst einmal eine
Anzahl Einheitssysteme aufgestellt sein wird,
dann wird es wahrscheinlich möglich sein, die
Zahl auf 1500 bis 1000 zu verringern.
Dieser „Technische Hauptausschuß“
wurde nun vom Verbande in seiner Jahresver-
sammlung 1919 gebildet und hat folgende Zu-
sammensetzung . erhalten:
Verband Deutscher Elektrotechniker:
Geheimrat Prof. Dr. Dr.-Ing. Klingen-
berg, Vorsitzender,
Dr.-üing. Dettmar, .
Bergassessor von und zu Löwenstein,
Geheimrat Prof. Dr. Roessler,
Dr.zing. H. Voigt;
elektrotech-'
nischen Industrie: i
Dr.=öäng. Adler,
Direktor Hissink,
Baurat Dr. P. Meyer;
Vereinigung der Elektrizitätswerke:
Direktor Dr. Passavant;
Bund der Elektrizitätsversorgungs-Unter-
nehmungen:
Direktor Koepcehen;
Verband der elektrotechnischen Installations-
firmen in Deutschland:
Direktor Woelke;
Verein Deutscher Straßenbahn- und Klein-
bahnverwaltüngen: 2
Professor Dr.={jng. Helm;
Verein deutscher Eisenhüttenleute: _
.. Dr.=üng. Petersen;
Verein deutscher Ingenieure:
Direktor Hellmich. .
Weiterhin wurde in der Jahresversammlung
beschlossen, alle Kommissionen mit Ausnahme
der Kommission für Erriehtungs- und Betriebs-
vorschriften aufzulösen und neu zu bilden, wo-
bei,dem Grundsatz Rechnung getragen wurde,
eine möglichst zweckmäßige Verteilung der
Kommissionsmitglieder auf die jeweils in Frage
kommenden Gruppen vorzunehmen. (Die Berg-
A
4. März 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Heit 10.
187
und Hüttenindustrie sowie die Chemiker sind
unter den vom Verbande ernannten Mit-
gliedern je nach ihrem Interesse vertreten,
u. zw. auf Grund von Verhandlungen mit den
entsprechenden Sonderverbänden). Ganz be-
sonders wurde bei der Neuzusammensetzung
auch darauf Rücksicht genommen, daß das.
Verhältnis zwischen den Erzeugern und Ver-
brauchern innerhalb der Kommissionen zweck-
entsprechend ist.
"In nachstehender Zusammenstellung aller
2. Zt. beim Verband bestehenden Kom-
missionen ist auch besonders angegeben, wie
sich das Verhältnis der Erzeuger zu den Ver-
brauchern stellt, Da nun früher auch vielfach
Wert darauf gelegt worden ist, daß nieht nur
die am Sitze der Verbandsleitung wohnenden
Mitglieder Ein!luß erhalten, sondern auch aus-
wärtige in genügendem Maße herangezogen
werden, ist auch in einer besonderen Reihe hin-
zugefügt, wie sich das Verhältnis der Berliner
zu den Auswärtigen stellt.
Zusammenstellung aller z. Zt.
normalisieren soll, eine graphische Darstellung
zu benutzen. In den Abb, 2 bis 6 ist als Abszisse
die Zeit genommen und als O:dinate der Voll-
kommenheitsgrad irgend eines Fabrikates. Die
verschiedenen Hersteller, die zu verschiedenen
Zeiten sich mit irgend einem Erzeugnis be-
schäftigen, werden naturgemäß nicht alle den
gleichen Vollkommenheitsgrad erreichen und
werden auch auf verschiedenen Wegen zum
jeweiligen Zustand gelangt sein.
Abb. 2 soll nun für irgend ein Erzeugnis
die Entwieklung kennzeichnen, für das eine
Normalisierung angestrebt wird; man sieht,
daß unter den dargestellten Verhältnissen eine
vollkommen feste Normalisierung mit Nach-
teilen für die Zukunft verbunden wäre, selbst
wenn diese Normalisierung ziemlich hohen An-
forderungen entsprechen würde, wie sie die
ausgezogene Linie darstellt. Noch mehr würde
dies der Fall sein, wenn man die Normalisie-
rung der geringsten Leistung entsprechend
durchführen würde, wie dies die punktierte
bei dem V. D. E. bestehenden
denen unsere Industrie in den letzten Jahren
ausgesetzt gewesen ist, Rechnung getragen zu
sein, und es ist wohl die Hoffnung nicht unbe-
rechtigt, daß damit der Verband in die Lage
versetzt ist, das zweite Vierteljahrhundert
seiner Normalisierungsarbeit mit dem gleichen
Erfolge aufnehmen zu können, wie er ihn im
ersten Vierteljahrhundert erzielt hat. Die Ver-
einheitlichungsarbeiten werden und müssen
einen breiten Raum in der zukünftigen Tätig-
keit des Verbandes einnehmen. Wenn vor dem
Kriege schon manchmal dem Verbande der
Vorwurf gemacht worden ist, er regle und nor-
malisiere zu viel, so beruhte dies auf einer unge-
nügenden Erkenntnis der Verhältnisse. Das
Gegenteil davon ist richtig; es wäre zweck-
mäßiger gewesen, wenn manche Arbeit schon
früher aufgenommen worden wäre, Bezüglich
der Frage, wann man«normalisieren soll, herr-
schen offenbar vielfach noch falsche Vorstel-
lungen, und es lohnt sich daher, dieser Frage
noch näher zu treten, da sie bisher in der sonst
umfangreichen Normenliteratur nur wenig be-
handelt worden ist.
Zur Vereinfachung empfiehlt es sich,
bei ‚gar Untersuchung "der Frage, wann man
Kommissionen.
ee Zn ee on —
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|
1. Erriehtungs- u Betriebs- |
Vorschriften nn 29. . Ze ee 3310 123118118
2. Freileitungen. ..... N ee OR ae EB BEE BR ne
3. Fahrleitungen .. . ... Bao aa 1 251 747]518-] 69212110758
Brdmarı.ın.... .15/3|1|1=|1/11-|-|-|1/|-|—-|4|116|] 5/)1| 9| 7
5. Überspannungsschutz. .|3 | 6 | - — — - - | —- | - | 11—|—| 4}|14| 6| 8| 6| 8
6. Porzellanisolatoren...|4 6 11-1 -|i—- 3 |-,- |- |—-|— | 2|16| 3113| 7/9
7. Drähte und Kabel . Fr a a ER u era!
8. Maschinen u. Transfor- |
matoren ua erde cr Io ie 17119| 6) 18|7|12
9. Installationsmaterial ..| 216 3 111 —- | - - | — —- | —- |— 6/19). 8|11| 7/12
10 Schaltapparate .. . . . 316.42) 21)— | | —-1—-|—|1-|—|:4|161 6|10| 4|12
11. Anlaß- und Steuergeräte 2 6 2 | — — —1J—- |—- | |—-155/17| 6\11| 7|10
12. Hochspannungsapparate | 4 6 | 21 — — | — — |- | — |— |—|5|17| 7/10) 6 1
Kor Zählerg:. vera 4A\6|1- — — — -/- 1) — | 1/—|31/15/.6| 9|10| 5
14. Koch- und Heizgeräte .| 216 11- — -— - 1 - -—|-|—- |—|3|12|6,6| 4/8
15. Meßinstrumente. . . . . Das ae E16 21014 2.6 178108 | 6
16, Liehttechnik, ... x... . 36 1 - -— - /- 1 -/- | - 1ı]J—-| 6/7] 6 ıll 6|11
17,.Isolierstoffe. ... . ... DA el ler Lt | 5.181814 1917 8210:8
18. Erdstrom . .. ... . a Re RB a ee ee —/—|4|ıl| 2| 9| 8/3
19. Fernmeldeanlagen ... .— |4 5 1ıl=-|—-|i— |- |-|1|-—-|2!| 3)16| 5/11| 9| 7
- 20. Beeinflussung von | |
Schwachstromleitungen. |2|2 — — ı- -|-— | -—/—- | 21/3, 4|14| 3)1| 7| 7
-21. Benennungen. ... .. Zaire. 5 .k 6.|,20 14|14| 6
Mit der vorstehend geschilderten Neu- | Linie angibt. Der richtige Weg ist durch die
. organisation scheint den Veränderungen,
Abb, 3 und 4 dargestellt in der Weise, daß die
-
Abb, 3. Beispiel für eine richtige Normalisierung.
Normalisierung eine gewisse Entwicklung er-
möglicht und durch eine Änderung in ent-
sprechendem Zeitabstand die Anforderungen
.
=
-_
Abb. 4. Beispiel für eine gute Normalisierung.
erhöht werden. Die Abb. 5 und 6 zeigen, wie
man bei der Normalisierung von Erzeugnissen
vorgehen muß, die sich noch sehr stark in der
Entwicklung befinden; man muß dort die An-
Abb.5 Beispiel für eine gute Normalisierung eines
noch in starker Entwicklung befindlichen Erzeugnisses.
forderungen möglichst ‚hoch stellen, wenn es
geht, sogar über den jeweiligen Stand, was in
der Tat gelegentlich der Arbeiten der Kom-
mission für Fernmeldeanlagen bei der Normali-
Abb. 6. Beispiel für eine gute Normalisierung eines
noch in starker Entwicklung befindlichen Erzeugnisses.
sierung der Rundklemmen geschehen ist. Bei
Erzeugnissen, die sich noch in der Entwick-
lung befinden, soll man daher folgende Grund-
sätze durchführen:
1. möglichst hohe Anforderungen stellen,
2. Spielraum für die Entwicklung lassen,
8. nach einiger Zeit die Anforderungen er-
höhen.
Durch Schaffung eines geeigneten Spiel-
raumes wird eine frühere Normalisierung er-
möglicht und dadurch der späteren, schärferen
Normalisierung vorgearbeitet. Das Ändern von
Normalien in diesem Sinne ist auch nicht als
ein Nachteil aufzufassen, denn der normalien-
lose Zustand ergibt ja für alle Beteiligten noch
viel schwierigere Verhältnisse; man soll natür-
lich nicht zu früh normalisieren, aber auch
nicht zu spät, da sonst die Schwierigkeiten
zu groß werden und die erreichbaren Vorteile
nicht mehr groß genug. Wenn wirklich durch
zu frühe Normalisierung ein kleiner Schaden
entstehen sollte, so wird er schon mindestens
durch die sonstigen Vorteile der Normalisierung
ausgeglichen. Bei der Durchführung von Nor-
malisierungsarbeiten, die sehr spät e'st in An-
griff genommen werden, sieht man immer wie-
der, welche außerordent!ichen Schwierigkeiten
durch zu späte Inangriffnahme der Arbeiten
188
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heft 10.
4. März 1920.
75
entstehen, so daß ich zu der Überzeugung ge-
kommen bin, daß bei vernunftgemäßer Durch-
führung eine zu frühe Normalisierung unter
Schaffung einer Entwieklungsmöglichkeit nie
schadet, daß aber zu späte Normalisierung stets
außerordentliche Schwierigkeiten und Verluste
herbeiführt.
Über das Nebensprechen in kombinierten
Fernsprechkreisen.!)
Von Leon Lichtenstein in Berlin:
Übersicht. Die vorliegenden Ausführungen
bilden den ersten Versuch einer Theorie des Neben-
sprechens in kombinierten Fernsprechkreisen. Den
Betrachtungen liegt ein System von vier räumlich '
parallel verlegten Leitern zugrunde Die Ergeb-
nisse gelten mit hinreichender Annäherung, auch
wenn es sich um eine „periodische“ Leitung han-
delt, sofern nur die Periode eine gegenüber der
Länge der Übertragung kleine Länge ist. Das
Problem wird auf die Auflösung einer gewöhnlichen
nicht homogenen linearen Differentialgleichung
zweiter Ordnung mit konstanten Koeffizienten zu-
rückgeführt. In den beiden’ besonders wichtigen
Fällen einer sehr kurzen und einer sehr langen
Übertragung ergeben sich dabei einfache Formeln,
die eingehend diskutiert werden.
Die folgenden Ausführungen enthalten
einen Versuch einer Theorie der in kombinierten
Fernsprechkreisen, insbesondere in den Fern-
sprechkabeln seit lange bekannten Erschei-
nungen des Mit- und Übersprechens oder, wie
wir kürzer zusammenfassend sagen wollen,
des Nebensprechens.
Mit ‚der Fortpflanzung von Wechsel-
strömen in Freileitungen und Kabeln beschäf-
tigt sich eine lange Reihe bekannter Arbeiten.
Namentlich seit dem Erscheinen der grund-
legenden Abhandlungen von F. Breisig und
K. W. Wagner besitzen wir eine formvollen-
dete "Theorie der Fortleitung der Sprechströme
in einfachen und pupinisierten Freileitungen
und Kabeln. Mit dem schwierigen Problem
der Beeinflussung eines Stromkreises durch
einen benachbarten, stromdurchflossenen Kreis
hat man sich demgegenüber bis jetzt nur wenig
abgegeben. Es sei an dieser Stelle vor allem
eine wichtige Arbeit von K. W. Wagner: ‚‚In-
duktionswirkungen von Wanderwellen in Nach-
barleitungen‘“, „ETZ“ 1914, 8. 639, 677, 705°
genannt, in der die Fortpflanzung von Wander-
wellen in Mehrfachleitersystemen mit durch:
schlagendem Erfolge betrachtet wird?). Es
gelingt Wagner, die Lösung ohne Integration
von Differentialgleichungen in einer für prak-
tische Berechnungen fertigen Form zu ge-
winnen. In dem uns hier interessierenden
Falle eines in einem langgestreckten Strom-
kreise fließenden, räumlich gedämpften Sinus-
stromes, der einen anderen, dem ersten räum-
lich parallelen, gestreckten Stromkreis beein-
flußt, ist eine so einfache Lösung nicht zu
erwarten. ;
Es würde eine aussichtslose Aufgabe be-
deuten, wollte man der theoretischen YVer-
folgung des Vorganges des Nebensprechens
ein wirkliches Fernsprechkabel mit seiner
aus fabrikatorischen Gründen
zu Sehritt wechselnden Leiteranordnung
zugrunde legen. Sollte auch die exakte
Lösung der Aufgabe gelingen, so würde sie
unzweifelhaft so kompliziert ausfallen, daß
eine Diskussion der Endformeln ausgeschlossen
bleibt. Wie in manchen ähnlichen Fällen muß
!) Nach einem Vortrag. gehalten in der Sitzung des
Elektrotechnischen Vereins Berlin am 25. III. 1919 („ETZ*
1919, 8. 205). Kine erweiterte Darstellung ist vor kurzem
als eine gleichbetitelte Broschüre im Verlag« von Julius
Springer erschienen. Um die Bezugnahme auf die ausführ-
liche Arbeit zu erleichtern, ist die dort eingeführte Be-
zeichnung der Formeln und Figuren in dem Folgenden bei-
behalten worden. _ 3
,...), Man vergleiche weiter F.Schrottke, „ETZ“ 1907,
S. 6851.; F. Breisig, „Theoretische Telegraphie*. Braun-
schweig 1910, S. 268 bis 278; O.Brauns, „ETZ" 1908, 8.388 ff.;
A.Subrt, „Beitrag zur Berechnung der Influenzwirkung
von Starkstromleitungen auf parallellaufende Schwach-
nen „Elektrotechnik u. Maschinenbau*, Wien
1918, Heft 33.
von Schritt |
man sich darum auf die Betrachtung eines
Modells beschränken, die, wenn sie auch keine
praktisch verwertbare Lösung bietet, doch
geeignet erscheint, über den untersuchten Vor-
gang einiges Licht zu verbreiten. In der Regel
gelingt es später, auf die so gewonnenen Er-
kenntnisse gestützt, zu Modellen überzugehen,
die sich der Wirklichkeit besser anpassen.
Das den folgenden Betrachtungen zu-
grunde liegende Modell besteht aus vier räum-
lich parallel, mithin ohne Drall verlegten, ganz
gleichen Leitern 1, 2; 8, 4, die zu zwei Ader-
paaren B und C (einem Vierer) zusammen-
gefaßt und von einer gemeinsamen Hülle
(Bleimantel) umgeben sind!). Eine solche Lei-
tung wollen wir der Kürze halber als eine
homogene Leitung bezeichnen. Die Ergebnisse
dieser Arbeit gelten mit hinreichender An-
näherung, auch wenn die Leitung aus einer
größeren Anzahl nicht homogener, jedoch
unter sich gleicher Teile besteht. In dem zu-
letzt erwähnten Falle muß ferner angenommen
werden, daß die elektrischen Werte sich stetig
ändern. Die Leitung kann als ‚periodisch‘
bezeichnet werden. Die Periode wird als eine
gegenüber der Länge der Übertragung kleine
Länge vorausgesetzt.
Treten punktweise verteilte Ungleich-
heiten auf, so können sie das Bild nicht un-
wesentlich verschieben. Solche Ungleichheiten
liegen vor, wenn z. B. zwischen den Adern 2
und 3 eines Vierers irgendwo eine punktförmige
Kapazität vorkommt. Der Vorgung des Neben-
sprechens kompliziert sich ferner auch dann,
wenn die Widerstände der Hin- und der Rück-
leitung eines der beiden Stromkreise oder auch
der beiden Stromkreise ungleiche Werte haben.
Beschränken wir uns zunächst auf die
Betrachtung des Übersprechens, so gelangen
wir unter der Voraussetzung räumlich ge-
dämpfter Sinusströme in B und C zu einem
System von zwei gewöhnlichen homogenen
linearen Differentialgleichungen zweiter Ord-
nung mit konstanten Koeffizienten?). Die In-
tegration dieser Differentialgleichungen bietet
keine Schwierigkeiten, um so schwieriger ist
die Deutung der sich ergebenden verwickelten
Formeln. Eine Vereinfachung tritt erst ein,
wenn wir die Rückwirkung des Kreises C
auf B vernachlässigen, d. h. annehmen, daß
die Fortpflanzung der Sprechströme in B nach
den bekannten Regeln, somit so, als ob CO nicht
vorhanden wäre, vor sich geht. Diese Annahme
entspricht den wirklichen Verhältnissen durch-
aus. Ist der Strom J. im Kreise C gleich etwa
dem zehnten Teile des Stromes in -B:
il
BET 10 IP:
so beträgt der als Folge der Rückwirkung in
B fließende Strom schätzungsweise
1 \2 At
en JB = 00. 78
und kann vernachlässigt werden.
Sieht man von der Rückwirkung ab, so
erhält man zur Bestimmung des Stromes in C
eine nicht homogene lineare Differential-
gleichung zweiter Ordnung mit konstanten
Koeffizienten. Die Endformel ist auch jetzt
noch recht verwickelt. Sie vereinfacht sich
aber sehr stark in den beiden beson-
ders wichtigen Fällen einer kurzen und einer
sehr langen Übertragung. Als kurz gilt etwa
eine Übertragung, deren Länge I nicht größer
als 1 km ist, als sehr Jang, wenn
B1_25
ist. Als recht lang kann also in diesem Sinne
im allgemeinen jede voll ausgebaute Fern. |
,.) Die Aderpaaro B und C bilden die beiden Stamm-
kreise I und II. Den Vierer (1,2): (8,4) bezeichnen wir ab-
gekürzt mit V. Man unterscheidet dementsprechend das
bersprechen I auf IT-und IT auf I sowie das Mit-
sprechen ,V; V, 1, IL V; y,1.
.. _°) Die Betrachtungen dieser Arheit gelten für das
Übersprechen ebenso gut wie für das Mitsprechen. Die
Anzahl der Aderpaare im Kabel wird keiner Beschränkung
unterworfen. r
übertragung gelten. Die gewonnenen Formeln
sind geeignet, einiges Licht über die Vorgänge
des Nebensprechens zu verbreiten. Sie bringen
Insbesondere eine Entscheidung darüber, von
welchen Faktoren das Nebensprechen ab-
hängt, ob es vorwiegend kapazitiver oder in-
duktiver (magnetischer) Natur ist. g
Sie führen ferner zu der Erkenntnis, daß
es vor allem im Falle des Übersprechens nicht
schwer ist, die grundlegenden elektrischen
Werte der Fernsprechkreise durch direkte
Messungen an einzelnen Fabrikationslängen zu
bestimment). Die erwähnten Werte sind einer-
seits: der Wechselstromwiderstand, die
Kapazität, Selbstinduktivität und Ab-
leitung, anderseits: der Koeffizient der
gegenseitigen Induktivität sowie ein
Wert, der als Maß der kapazitiven Kopplung
der beiden einander beeinflussenden Fern-
sprechkreise aufzufassen ist und der im folgen-
den mit d,’ bezeichnet wird. ;
Wir wollen jetzt die wichtigsten in dieser
Arbeit gewonnenen Ergebnisse übersichtlich
zusammenstellen und, soweit angängig, in ele-
mentarer Weise erläutern. Die exakte Be-
gründung bleibt vor allem dem Kapitel I vor-
behalten.
Es mögen (1), (2), (8), (4) die vier Leiter
eines Vierers bezeichnen. Wie bereits erwähnt,
betrachten wir der Einfachheit halber nur das
Übersprechen des Kreises B (1, 2) auf € (8, 4);
die Ergebnisse gelten sinngemäß auch für die
beiden Arten des Mitsprechens.
Betrachten wir irgend einen Normalsehnit
der Leitung.
Es sei E die augenblickliche Spannung in
B?), E’ die Spannung in C. Die. augenblick-
liche Ladung der Längeneinheit des Kreises B
sei Q, diejenige des Kreises C sei @’. Wie sich
zeigen läßt (vgl. Kapitel III), kann man -mit
hinreichender Annäherung
2 Q=dE; Q=dE+6'E
setzen. Beim Überspreehen ist überdies
ö=d'. Das Glied di‘ E bringt die kapa-
zitive Kopplung der beiden Kreise B
und C zum Ausdruck.
Die Leitung sei kurz, die beiden Strom-
kreise am Ende offen. Der Kreis B sei am
Anfang an irgendeinen Stromerzeuger (z. B.
eine Frankesche Maschine) gelegt, der Kreis C.
am Anfang über einen beliebigen Scheinwider-
stand R, (d. h. eine beliebige Kombination
von Widerstand, Selbstinduktivität und Kapa-
zität) geschlossen. >
Der Strom durch R,, der bei konstantem
Scheitelwert der Klemmenspannung &, des Ge-
nerators als ein Maß für das Übersprechen be-
trachtet werden kann, hängt bei einem nicht
zu großen absoluten Betrage IR. |?) des Schein-
widerstandes R, in der ersten Näherung von
|Ra| überhaupt nicht ab und ist dem Werte di’
und der Länge I der beiden Schleifen propor-
tional (vgl. Kapitel I $ 3).
"Diese Erscheinung läßt sich wie folgt ele-
mentar erklären: Die Ladungen auf B ‚„in-
fluenzieren“ auf den Leitern 8 und 4 des
Stammes C Ladungen, die sich über den
Scheinwiderstand R, in Gestalt sinusförmiger
Ströme (falls die Klemmspannung E,„ sinus-
förmig ist) ausgleichen. Die augenblicklichen
Ladungen auf 3 und 4 haben den Wert:
Q' = Eudj' 1%)
Zur Bestimmung des Stromes durch R,
erhält man in komplexer Darstellung die
Formel
Sa = Eartwdı.t.
r' Was aus Raummangel im folgenden nicht weiter
ausgeführt werden soll.
.,_») „Genauer, die momentane Spannung der beiden
Leiter des Kreises B in dem betrachteten Querschnitt.
3) Ist beispielsweise n
Ra=w-+iwL, so ist |Ra|=Yw? + 02 L2.
er Das dör vorhin angegebenen Formel für Q gemäß
noch binzukommende Glied d’ Ey! kann zunächst ver-
nachlässigt werden. '
|
|
|
|
|
TE BRETT. =
4. März 1920.
diesen geschalteten Telephons (Abb. 3) fest-
gehalten werden, proportional
lognat | Sa’ |.
Das Übersprechen (und ebenso das Mit-
sprechen) wächst bei konstanter Spannung am
Generator und, wie vorstehend, konstanter
Charakteristik des Eichkastens und konstan-
tem Scheinwiderstande des Fernsprechappa-
rates mit der Länge der untersuchten Leitung
(diese immer klein gehalten).
Schließt man den empfangenden Strom-
kreis Cam Ende über eimen Scheinwiderstand
R,, so wird sich die auf (3) und (4) influenzierte
Ladung über die beiden parallel geschalteten
Widerstände NR, und R. ausgleichen. Ist ins-
besondere
Na ir J
so findet man in einer ersten Näherung (vgl.
Kapitel I $ 11) 2
X = Sind.
Das Übersprechen wird -kleiner. Der
Dämpfungsexponent 8*1 des Übersprechens
wächst um
lognat 2=rd 0,7.
Schließt man den gebenden Kreis B am
Ende über einen nicht zu kleinen Scheinwider-
stand, so ändert sich der Vorgang in C nicht
merklich. Bei kurzen Längen ist die
Erscheinung des Nebensprechens im
wesentlichen kapazitiver Natur. Bei
offenen Schleifen B und C kommt in der For-
mel für $u’ der Koeffizient der gegenseitigen
Induktivität M erst in den Gliedern dritter
Ordnung, d. h. in den Gliedern, die l? enthalten,
vor (vgl. die. Formel (41)).
Auch in dem anderen der Rechnung zu-
gänglichen Falle, nämlich dem Falle einer
sehr langen Übertragung findet man, daß
das Nebensprechen von dem Zustande am
Ende der gebenden Schleife praktisch unab-
hängig ist!). j
Bei pupinisierten Übertragungen
ist das Nebensprechen im allgemeinen
im wesentlichen kapazitiver Natur;
dies auch dann, wenn nur Stamm-
kreise pupinisiert sind?). Natürlich gilt
die zuletzt ausgesprochene Behauptung auch
bei Übertragungen von mäßiger Länge.
Den Wert d,’, der für das Übersprechen
maßgebend ist, kann man durch einen Leer-
laufversuch wie folgt bestimmen. Man legt
den Stromkreis B an die Wechselspannung
E. = &., ei®t
und mißt dieam Anfang des beiderseits offenen
Kreises C entstehende Spannung
Ba = 6, eiwt
Es ist, wenn wir von dem im allgemeinen
unmerklichen Einfluß der Ableitung absehen,
Wenn es sich um das Übersprechen han-
delt, so ist überdies d= 0’. (vgl. Kapitel I
$6). Handelt es sich um das Mitsprechen, so
muß die Schaltung etwas modifiziert werden. -
Zu einer weiteren Beurteilung der Quali-
tät eines Kabels, was das Nebensprechen be-
trifft, gehört die Kenntnis der Koeffizienten
der gegenseitigen Induktivität M. Wie be-
‚ reits erwähnt, ist bei kurzen Leitungen der
}
Einfluß der Größen M ganz unmerklich. Bei
sehr großen Längen, somit im allgemeinen bei
ı) Das Ende der empfangenden Schleife kann hier-
bei offen oder über beliebige Scheinwiderstände ge-
schlossen sein. (Gesprochen wırd am Kähelanfang: an
gleicher Stelle wird auch das Nebensprechen beobachtet.
k 2) Das gleiche gilt auch für Krarup-Kabel, überhaupt
jedesmal dann, wenn M gegenüber L sehr klein ist.
1920. Heit 10.
189
fertig ausgebauten Leitungen kann sich die
Sache anders verhalten. -
Ist der Dämpfungsexponent der Übertra-
gung (im üblichen Sinne) #1 >2,5 bis 3,0, so
gilt für das Übersprechen die Formel
ER 1 yo,
A* = — lognat | Fe
L
(vgl. Kapitel I $ 3). Der Dämpfungsexponent
zerfällt in zwei Bestandteile, den kapazitiven
z und den induktiven (magnetischen) — =.
Der zuletzt genannte Bestandteil kann unter
Umständen eine merkliche Rolle spielen. Im
allgemeinen wird dies, wie schon erwähnt, bei
pupinisierten Kabeln nicht der Fall sein,
weil hier L groß ist. Es ist bemerkenswert, daß
die günstige Wirkung der Pupinisierung sich
auch auf das Mitsprechen induktiven (magne-
tischen) Ursprungs erstreckt, und dies sogar
dann, wenn nur die Paare pupinisiert sind.
Dies folgt aus der zuletzt mitgeteilten Formel
allerdings nicht. Diese gilt aber für das Mit-
sprechen auch nicht (vgl. die auf das Mit-
sprechen sich beziehende Formel (52)). Man
kann darum sagen, daß bei pupinisierten
Kabeln auch bei großen Längen das
Nebensprechen im wesentlichen kapa-
zitiver Natur ist.
Kapitel I.
$ 1. Allgemeine Formeln.
Es mögen Bund C zweiräumlich parallele,
langgestreckte, homogene Stromkreise be-
zeichnen. Über die Art ihrer Verkettung wer-
den zunächst keimerlei Voraussetzungen ge-
macht; die sich ergebenden Formeln gelten
daher sowohl für das Über- als auch für das
Mitsprechen. Je nach der geometrischen Lage
der Adern und einer etwaigen Verkettung wer-
den die elektrischen Daten der Stromkreise
erz + e7i® er® —e-/®
ey (I-2) + e-Y (=)
w der Widerstand der Hin- und Rückleitung
für die Längeneinheit der Übertragung in
Ohm/km,
L die Selbstimduktivität für die Längeneinheit
in Henry/km,
d die Kapazität für die Längeneinheit in
Farad/km,
A die Ableitung für
Siemens/km.
Wir bezeichnen ferner mit:
t dıe Zeit,
x die Entfernung vom Anfang der Leitung,
! die Gesamtlänge der Leitung,
DV] .die imaginäre Einheit,
o die Kreisfrequenz in sec-t,
J den augenblicklichen Strom in Amp,
E die augenblickliche Spannung in Volt.
Wir -setzen unter Benutzung der Sym-
die Längeneinheit in
.bolik der komplexen Rechenmethode:
E=Gevt, J-few,... cd
ei+ß=y=V(w+tiwaLl)(A+tiod). (@
w+tioL .
Sala \
8 ist die Charakteristik, y die Fortpflan-
zungskonstante, 8 die Dämpfungskonstante
des Stromkreises B. Nach bekannten Formeln
(vgl. F. Breisig, Theoretische Telegraphie,
5. 282) ist
E=ajerzta,e-rx (4
a a F
I=S- parte... 6
unter a,. und a, Konstante verstanden, die
sich durch die jeweiligen Grenzbedingungen
bestimment).
Sind endlich &, und %. die Werte am
Anfang, &, und %. die Werte am Ende der
Leitung, so kann man auch setzen (vgl.
F. Breisig, Theoretische Telegraphie, $. 282
und 283):
erli—z) — Ce (I—x)
&=6, 9 —- 83%. gg —=& =.9 2 Se 5 (6
ee EVx Vrrefzre vr er (ix) + e- 7 (Ir) Seile e-Y (li) %
San er 5 —_ =% 5 ee
verschieden ausfallen. Näheres hierüber ist in
dem Kapitel Il angegeben. Wie wir bereits in
der Einleitung hervorgehoben haben, wird an-
genommen, daß die Leitung homogen ist, d.h.
daß die Widerstände, die Selbstinduktivitäten
usw. der Länge nach gleichmäßig verteilt sind.
Bei Fernsprechkabeln läßt sich aus fabrikato-
rischen Gründen diese Voraussetzung bezüg-
lich der Kapazität und Selbstinduktivität nicht
erfüllen. Wie an der angeführten Stelle er-
wähnt, genügt es für eine angenäherte Gültig-
keit der Ergebnisse, wenn sich dieselben_Werte
der Länge nach periodisch wiederholen, sofern
dabei ‚„‚die Periode‘ nur hinreichend kurz ist.
Der Einfachheit halber wollen wir uns die
beiden Stromkreise durch die Leiterpaare (1, 2)
und (8, 4) (Abb. 1) veranschaulichen. Doch
m nn nn 7
C
ke 0 --—- >
Abb. 1.
gilt alles folgende genau so gut auch dann,
wenn der eine Stromkreis aus den beiden Ader-
paaren (1, 2) — (3, 4), der andere aus den
Drähten (1, 2) besteht (Mitsprechen).
Die elektrischen Daten des Kreises B
seien:
1) Die zuletzt a Formel gilt, wie be-
reits erwähnt, für das Ubersprechen. Es wird dabei an-
enommen, daß die beiden Stromkreise B und C gleiche
(apazität pro Längeneinheit d=6’ und gleiche Selbst-
induktivität pro Längeneinheit Z = L’ haben.
Wie ersichtlich, ist in den Formeln (4)
bis (7) der Einfluß des in dem Stromkreise C
durch 2 und J hervorgerufenen Strom- und
Spannungszustandes nicht berücksichtigt. Von
der Rückwirkung des Kreises C auf B
wird also abgesehen.
Es sei:
w’ der Widerstand der Hin- und Rückleitung
des Kreises C für die Längeneinheit der
Übertragung in Ohm/km,
L’ die Selbstinduktivität des Kreises C für die
Längeneinheit in Herry/km,
M die Gegeninduktivität von B und C für
die Längeneinheit in Henry/km,
Bu=Sterat dielSpannung.r .7...(8
= Ss ernider Strom in 02)...
Es sei ferner Q’ die Ladung für die Längen-
einheit in Coulomb/km. Inder Abb.1 ist durch
Pfeile,die positive Richtung des Stromes an-
gedeutet. Die Spannung E’ zwischen den
Punkten b; und Db,. entsprechend auf den
Le.tern (3) und (4), gilt als positiv, wenn sie
durch einen induktionslosen Widerstand einen
Strom von b; nach b, schicken würde.
Während wir unter Vernachlässigung der
Rückwirkung in dem Stromkreise B die La-
dung © für die Längeneinheit in der Form
O0 (10
ı) Die an der bezeichneten Stelle für X und Ba
angegebenen Formeln sind infolge einiger Zeichenfehler
unrichtig. r e j
2) Die magnetische Energie des Leitersystems pro
Längeneinheit ist gleich
- (LR+2MITLLI®.
Durch diese Formel denken.wir uns die Werte L, M, L’
namentlich beim Vorhandensein einer Verkettung der
Stromkreise B und C (Mitsprechen) definiert. ‘
190
ansetzen dürfen, ist demgegenüber, wie wir
im Kapitel II zeigen werden,
= E+Ö0E, (11
zu setzen).
Der den Isolationsverlusten und der di-
elektrischen Hysterese entsprechende Strom
berechnet sich aus der Formel
A'E'+A'E URL.
In der bekannten Weise (vgl. z. B. die Ab-
leitung der Telegraphengleichung bei Breisig, .
8. 280 u. 281) gewinnt man die beiden par-
tiellen Differentialgleichungen
Eee ed. 0J
we ne dt My (12
0J' Ö ’ 1 1 4
= ABER ANE Sa
Setzt man hier für E, J, E’, J’ die Werte
aus (1), (8) und (9), so erhält man
#5 Fr =(w+ioL)Y +Mio‘ (14
RT ; N 2
—-— 7 ze(A'+iod)E + (A +iod)E (15
dx
Augenscheinlich kommt in den Gliedern
Miwo%, ind E, A,'E der Einfluß des Krei-
ses B auf den Kreis C zur Geltung. Das Glied
Miw‘% entspricht der induktiven (magneti-
schen), dasGlied iod,’€ der kapazitiven Kopp-
lung. DasGlied A,’€ bringt das Nebensprechen
durch die Ableitung zum Ausdruck.
Wir führen die weiteren Bezeichnungen
B'+a'i=y' =Vw+ioL)(A+iod) (16
IE = Yw' -+ i @ L‘) (A,' +i @ d,) (17
_wtior
Sr A'+iod'
(18
ein.
Aus (14) erhält man durch Differentation
a2 € ee a, EN
I
=-(w +ioL)(A'+iwd) &
[at
+w+ioly(A +iod)E-Mio {2 (19
somit nach (16) und (17)
BE
rn ae) (0
re
fon? &C—- Ming, ei
Die Funktion f (x) ist als bekannt zu be-
trachten. Das allgemeine Integral der nicht
homogenen linearen Differentialgleichung zwei-
ter Ordnung mit konstanten Koeffizienten (20)
ist, wie man leicht verifizieren kann,
/ / 1 - ;
ee er („" ar
5,
= er er ®
d Se
hr 7a Aytr
)
Te ge on
ey
$ 2. Die beiden Stromkreise am Ende offen.
Wir spezialisieren jetzt das Problem in
folgender Weise: Die beiden Stromkreise B
und C sind am Ende offen. Der Stromkreis B
ist am Anfang an einen Generator angeschlos-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 10.
4. März 1920.
alle Glieder, von dem fünften an vernachlässigt
werden können. Durch Reihenentwicklung
und Zusammenfassung ähnlicher Glieder er-
hält man, unter ((B)), (()) die Gesamtheit der
1, 14,.. bzw. 1, BD, .... usw. ‘enthaltenden
Glieder verstanden,
Na <artiad) I-R+ioD (Hi) / |
+ (Brio Dr(d +iad— 2 (w+iwL) (A+iod) —
- 3(w+iaLl)(d+iad)— Mia
sen; die Klemmenspannung €, ist als gegeben
zu betrachten. Der Stromkreis C ist am An-
fang über einen punktförmigen Widerstand R
und eine ebensolehe Selbstinduktivität L ge-
| schlossen (Abb. 2).
# Mein? {6
“ Abb.2.
Die Grenzbedingungen des Problems lau-
ten jetzt:
De — 0, A 0,
Ga = Nasa aa
Die allgemeinen Gleichungen führen auf
eine recht unübersichtliche Formel, die für eine
Nam &,.4,.10267
(5
(41
(A+iwd)(A+iwd')\, =
aa N
Für die Länge I der Fernsprechübertra-
gung, innerhalb deren die Formel (41) gilt,
würde man etwa Werte von 5 bis 15 km
bei unpupinisierten, bis 50 km bei pupinisier-
ten Kabeln erhalten.
Wir nehmen beispielsweise an:
L=0, R=|Ra | = 1000 Ohm,
w=w' =5 Ohm/km!),
L=L'=6,5.10-* Henry/km!),
M= 5,0.10-4 Henry/km?),
AA Anl
d=0d'=0,04.10-6 Farad/km,
d,' = 0,02 d = 0,0008.10-6 Farad/km,
—- 8 = 5000 sec-1,
ad=@d'=2.10-4 Farad/km/sec;
od, =4.10-6 Farad/km/sec,
Dekan,
Lo=L'’wa=3,25 Henry/km/sec.
Wir finden
> E —021X H — 0,04 = (5 +3,25 1) 110-4 — a (5+3,25:i)i10-4+05. 10-2) er «@)] (47
Diskussion ganz ungeeignet ist (die Formel (30)
der ausführlichen Veröffentlichung). Sie ver-
einfacht sich jedoch ganz wesentlich in den
beiden besonders wichtigen Fällen einer
recht langen und einer kurzen Lei-
tung.
Wir nehmen zunächst an, daß Iso groß ist,
daß die Werte
le-2r!] und |y'leyılı)
gegen 1 vernachlässigt werden können.
trifft, sobald
Dies,
1225, 1225
ist, somit im allgemeinen bei jeder fertig aus-
gebauten Fernübertragung zu.
Man erhält nach einigen Vereinfachungen
die recht einfache Formel
(23
e7 8 — e7V,® e—Y®
=a,ry
Nachdem &’ bestimmt worden ist, erhält man aus (14) für X’ den Ausdruck
8 (w+ioeL)=—y oe: +y'gea—
j ( [p} Miw )| AFTER
elgeıe 32.7) VL Te
f }; Die genaue Formel lautet (vergl. Kapitel II)
eigentlich
Q=dEM' +4 E+dy Er,
Hierin ist, wenn wir der Einfachheit halber 1,2,3,4 ale
Kıaer einer Freileitung voraussetzen und den Fall des
bersprechens betrachten,
BLEI ZN
2 2 {
unter V,, V2, V5, V, Spannungen der Leiter 1, 2, 3, 4 gegen
Erde verstanden. Der Koeffizient ds’ ist wie d,’ iS Gr
Regel klein gegenüber ö’. Desgleichen sind 2” und E’
klein gegenüber X. Das Glied dy‘ E”, das gewissermaßen
den Einttuß des Mitsprechens / auf V auf das Über-
sprechen I anf 72 darstellt, kann gegenüber d’ E’ und
di’ E vernachlässigt werden. Aus ähnlichen Gründen kann
der „Isolationsstrom“ in der Form (11)* angesetzt werden,
Im Kapitel II wird allgemein gezeigt. daß die Formel (11)
auch dann gilt, wenn es sich um das Mitsprechen handelt.
Den Wert 0,’ könnt» man als den Koeffizienten der
kapazitiven Kopplung der Kreise / und 77 bezeichnen.
yez yerae—y! 67%
LO GLS
iR A,
+ a, er2—a,e- 2)
1 1
+]
yHrler
Im vorliegenden Falle erscheint die An-
wendung der abgekürzten Formel (41) zu-
lässig.
Rechnet man mit einzelnen Fabrikations-
längen eines Fernkabels oder mit Gruppen von
Längen, wie sie bei Abnahmemessungen öfter
aneinandergeschaltet werden (1 < 0,6 km), so
'kann man für. |R.| selbst einen Wert von
2000 2 setzen, ohne daß die Formel (41) ihre
Brauchbarkeit verliert. Aus (47) folgt mit ge-
nügender Annäherung Pr
gu
Eu
Die Charakteristik der vorhin betrach-
teten Fernsprechübertragung hat den Wert
=4.10=2%
3=3'=298 0-°w = (962 — 1427) Ohm,
I81= |831=298 Ohm.
Wir nehmen jetzt an, daß der Generator
über eine Eichleitung (Abb. 3) auf einen
Scheinwiderstand R (einen Fernsprechapparat)
geschaltet ist. Die Spannung am Generator
sei wieder gleich &,; der Strom durch R wird
mit %* bezeichnet.
dem soeben betrachteten Werte an.
Miw
Na, el, er gehe Fe r) | (35
SR REN
|
Rs seien anderseits |y3| und |y'2] so klein, daß in den Entwieklungen
ai. N Ga a TEE RR Rn
ee Bere: ; 9 op: ®
!) Unter |m | ist der absolute Betrag von m zu ver-
stehen. Es ist also:
la+bil=y@ +2,
jer2Yi) = [e=2p 12041 | =e2$T,
Iy'te-2 1] =e—Pıl Ya? BR.
1) Diese Werte entsprechen angenähert einem Kabel 2
mit Leitern von 3mm Durchmesser. Der Einfachheit halber
wird R, induktionsfr.i vorausgesetzt. Be
2) Der Wert von Mist als hoch gegriffen zu betrachten.
Da es sich hier re um eıne überschlägliche Rech-
ung! handelt, so wir
ssıgt.
Wir nehmen J=%,/,
der Einfluß der Ableitung vernach-
PR
.
2
:
.
|
4. März 1920.
_ Wie groß muß der Dämpfungs-
exponent ß#*lder H-Schaltung (Abb.43)
sein, wenn ihre Oharakteristik 3* be-
kannt ist?
Nach bekannten Formeln ist, wenn etwa
8*1>3% ist, mit ausreichender Genauigkeit
(vgl. F. Breisig, Theoretische Telegraphie,
$. 280 bis 283):
rar) |,
iz Ir taril; ori ziert]
Setzt man z.B. ,
R=8* :|Rl=13*| =2000 Ohm,
so erhält man
Brl=48.
Nimmt man hingegen
{
= = reellen Zahl, R%l= 2000 Ohm,
r 13*!|=300 Ohm, 4%
so findet man _ ie
BTEHR:
Wählt man drittens
Ir — reellen Zahl, R|= 1000 Ohm,
13*| = 300 Ohm,
so erhält man
B*1=6,0. |
Wie ersichtlich, hängt das ‚„B*l des Neben-
sprechens“ mit von den Eigenschaften
der Eichleitung und des benutzten
Fernsprechers ab}).
Wir haben der zuletzt durchgeführten
Berechnung 1 km einer homogenen Leitung
zugrunde gelegt. Hätten wir statt dessen
el= 0,5 km gesetzt, so würden wir y
%=&..2.10-61{1—0O,li+...}
gefunden haben. Für 8*l ergeben sich dann
die Werte
5,54 für |R| = |3*| = 2000 Ohm,
6,05 für |R|=2000 Ohm, |3*|= 300 Ohm,
6,70 für |R| = 1000 Ohm, |3*I = 300 Ohm.
Die entsprechenden Werte für I = 0,2 km sind:
6,44; 6,95; 7,60.
Bei homogenen Leitungen wächst
8*l mit abnehmender Kabellänge. Mit
_ anderen Worten: Mit wachsender Länge
der Übertragung (innerhalb der hier be-
trachteten Grenzen) wächst das Neben-
sprechen, falls die Leitung homogen
ist.
Die Formel (41) ist, wie wir gesehen haben,
nur innerhalb enger Grenzen für ziffernmäßige
. Berechnungen brauchbar. Die vorstehenden
Resultate behalten gewiß ihre Geltung, auch
wenn 2 beträchtlich über die vorhin festgestell-
ten Grenzen hinausgeht.
Der vorhin ausgesprochenen Behauptung
entgegen findet man in der: Praxis nicht
selten, daß mit wachsender Länge (zwischen
0,6 km und 6 bis 12 km) $*l wächst oder im
wesentlichen ungeändert bleibt. Dies liegt
einfach daran, daß die Leitung nicht homogen
ist und die den einzelnen Fabrikationslängen
entsprechenden Werte der Konstanten d’,, die
teils positiv, teils negativ sind, einander mehr
oder weniger kompensieren. Schaltet man
- einzelne Kabellängen hintereinander, sorgt aber
hierbei dafür, daß die Werte d,’ inallen Längen
von gleichem Vorzeichen sind, so wächst, wie. die
Versuche ergeben haben, das. Nebensprechen
in der Tat mit der Länge.
...» Das spezielle, soeben durchgerechnete Beispiel be-
. zieht sich, wie man leicht sieht, anf das Übersprechen.
Denn wir haben w=w‘, L=L/, d =‘ gesetzt. Beim Mit-
sprechen würde man, wenn das Mitsprechen V auf I be-
trachtet wird, w = - w’ zu setzen haben. Unsere Resultate
erstrecken sich, qualitativ genommen, auch auf beide Arten
des Mitsprechens.
j “
Elektrotechnische Zeitschrift,
m — — — — — — — — — —— TC 1717, TI
1920.
Heft 10.
191
,
a Ye Vorir eh.
= 0,02 angenommen,
Ist
= =001 >
so wird das Übersprechen geringer. Wir finden
bei 1 = 0,2 km für #* folgende Werte
7,14; 7,65; 8,30.
Das Nebensprechen verschwindet
sowohl bei unpupinisierten als auch
bei pupinisierten Kabeln bei mäßigen
Längen der Übertragung, wenn d,=0
ist. Bei langen Übertragungen kann
bei unpupinisierten Kabeln das induktive
(magnetische) Moment wesentlich wer-
den. Die Bedingung d, =0 genügt dann
im allgemeinen nicht, um ein geringes
Nebensprechen zu garantieren.
Setzt man in (41) di = 0, so findet man
Nase 08
Das Nebensprechen verschwindet. Diese
Schlußfolgerung gilt für Übertragungen mäßi-
ger Länge.
Damit ist die erste Hälfte unserer zuletzt
ausgesprochenen Behauptung bewiesen.
“ Betrachten wir jetzt eine lange, am
Ende offene Leitung, die wir zunächst un-
pupinisiert voraussetzen. Der Einfachheit
halber beschränken wir uns fürs erste auf die
Untersuchung des Übersprechens. Alsdann ist
müssen, da ja bei der experimentellen Bestim-
mung des Übersprechens derselbe Fernsprecher
bald auf das zu-beeinflussende Leiterpaar, bald
auf den Eichkasten geschaltet wird.
Wir finden so, wenn wir 3*=8 setzen,
at ENT
G=zer RM+3HN)I
Bel —H,2:
(Schluß folgt.)
(50
Die öffentlichen Elektrizitätswerke Belgiens
vor und während des Krieges.
Von Kurt Pietzsch, Bremen.
Übersicht. Es wird die Entwicklung der bel-
gischen Elektrizitätsindustrie in den letzten Jahren
beschrieben unter besonderer Angabe der Größe,
Zahl, Leistungsfähigkeit und Stromerzeugung der
Werke.
Nach dem Durchmarsch der deutschen
Heere durch Belgien im August und September
1914 stand das gesamte öffentliche Leben Bel-
giens naturgemäß stark unter dem Einfluß
des Krieges. Die Industrien stellten zum
größten Teile die Betriebe ein, und das öffent-
liche Leben ging stark zurück. In den Städten
schlossen Theater und Vergnügungslokale, auch
die Geschäftshäuser stellten den Betrieb ein,
der Verkehr in den Häfen kam zum Erliegen.
w=w, A=4', L=L, d=d, Diese einschneidenden Einschränkungen in
RT ER Handel, Verkehr und Industrie übten natürlich
RR IR einen starken Einfluß auf die Blektrizitäts-
Aus (34) und (35) ergibt sich. werke aus. Da indessen, von einigen Brenn-
| Mo \=3 67 (es Mio i
0 N, ag BCE BI NEN Atiod Sr) (48
Diese Formel ist,von der Formel (41) ganz
verschieden. Sie enthält die Länge I der Über-
tragung nicht mehr. Wir wollen %,’ für das
vorhin betrachtete unpupinisierte Kabel mit
Leitern von 3 mm Durchmesser berechnen.
Wir fanden vorhin
131=298 Ohm.
Wir nehmen jetzt der Einfachheit halber
| Ra = 2000 Ohm, 2 = einer reellen Zahl,
AA 0
an und setzen
M=0,.10-% Henry/km,
d. h. gleich dem zehnten Teil des vorhin an-
genommenen Wertes. Man findet
ER!
(Ba =1Eal5 Dun | 09R2—(0,0136+0,021 7).
(49
Der „kapazitive“ und der „induktive‘“
(magnetische) Beitrag sind dieses Mal
[e) [6]
t
!
'
l
!
j
--_ nt [nn
!
|
'
j
5
{6} o
'
Abb. 4.
von gleicher Größenordnung, Im vor-
liegenden Beispiele gleichen sich die beiden
‘
Beiträge zum Teil aus.- Wäre = 0,09,
so würde das ‚‚induktive‘‘ Moment unmittelbar
eine Verstärkung des Nebensprechens bewir-
ken. Offenbar wird auch bei d, =0 das Neben-
sprechen jetzt, merklich!).
Aus (49) folgt weiter
Bi
2° 2300
Bei der Berechnung des Dämpfungsexpo-
nenten A*l wird man RN=NR,. annehmen
ee
sa
.21,8.10-3 = 0,475.10-.
punkten größerer Kämpfe abgesehen, infolge
des raschen Vormarsches das Land im allge-
meinen von größeren Zerstörungen verschont
blieb, so erholte sich das geschäftliche und in-
dustrielle Leben verhältnismäßig rasch wieder,
soweit nicht der Mangel an Rohmaterial eine
Einschränkung, teilweise sogar eine völlige_
Stillegung einzelner Betriebe, besonders in der
Eisenindustrie, zur Folge hatte,
Die lange Dauer des Krieges und die Ab-
schließung Deutschlands vom Weltmarkte
zwangen indessen die deutsche Heeresverwal-
tung, sich die industriellen Quellen des Landes
2. T. nutzbar zumachen. Doch schon die ersten
Versuche zeigten Schwierigkeiten, mit denen
ursprünglich nicht gerechnet werden konnte.
Die zum Betriebe industrieller Unternehmun-
sen notwendige Lieferung elektrischen Stromes
wurde durch die Weigerung der belgischen Bo-
triebsleitungen unterbunden. Die_Belgier be-
riefen sich, und nicht mit Unrecht, auf die Be-
stimmungen der Haager Konvention, wonach
sie zu Leistungen im Interesse des Feindes auf
industriellem Gebiet nicht gezwungen werden
konnten. Die deutsche Heeresverwaltung war
infolgedessen gezwungen, die für ihre Zwecke
nötigen Elektrizitätswerke unter Zwangsver-
waltung zu stellen und die Betriebe dureh Mi-
litär führen zu lassen.- Eine Abschaltung der
von den öffentlichen Elektrizitätswerken ver-
sorgten Gemeinden und eine Beschränkung der
Stromlieferung auf die Betriebe, an deren Fort-
führung die Heeresverwaltung ein direktes In-
teresse hatte, war nicht möglich, da die Werke
auch eine große Zahl wichtiger Lichtanlagen,
z. B. auf Bahnhöfen, in Militärquartieren usw.
mit Strom versorgten. Es blieb also nichts
weiter übrig, als mit den Elektrizitätswerken
gleichzeitig auch den Betrieb der Leitungsnetze
mit zu übernehmen.
Während die oben angeführten Gründe
schon im ersten Kriegsjahre die Übernahme
verschiedener belgischer Elektrizitätswerke nö-
tig machten, so veranlaßten die bald eintretende
Kohlenknappheit sowie der Mangel an Öl und
Ersatzteilen eine allgemeine Überwachung auch
192
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920.
Heit 10.
4. März 1920.
der Betriebe, die nicht von deutschen Militär-
dienststellen geleitet wurden, um dadurch alle
in Belgien arbeitenden öffentlichen Elektri-
zitätswerke so arbeiten zu lassen, wie dies im
Heeresinteresse und im öffentlichen Interesse
nötig war. Das öffentliche Interesse, besonders
der Landwirte, mußte schon wegen der immer
schwieiiger werdenden Lebensmittel versor-
gung weitgehend berücksichtigt werden, ab-
gesehen davon, daß man der Zivilbevölkerung
den ohnehin schon schwierigen Existenzkampf
ohne Not nicht noch mehr erschweren wollte.
olieupoort
| Diksmuide
o
Bi Ü), KT
Age:
) Herne fie KG
arldi
stellen. Die Lage der wichtigeren Werke ist aus
dem Lageplan (Abb. 1) ersichtlich. Man sieht
aus dem allgemeinen Lageplan, daß nur ein
ziemlich kleiner Teil Belgiens den Strom aus
größeren Werken mit ausgedehnteren Netzen
bezieht, ein erheblicher Teil des Landes, und
zwar vorwiegend die rein landwirtschaftlichen
Gegenden haben überhaupt keine größeren
Werke. Zahlentafel 1 und 2 geben einen un-
gefähren Überblick über Zahl, Größe und
Stromerzeugung der Werke vor und während
des Krieges.
I
L 4A
WV
[2]
Turnhout
Maasark,
REEIEHTT.
oMaastrıcht
StTruiden
o odachen
Tongeren
2]
Namur
DIE UETESHCHNAED
fortaine- S
SMaube Sc Yolmant ‚Acaz | "Riesmeere By Marche
D Haumont” „,,,„Jeumo Thies
Gambrai Berzee Alorermes
Ad (Givet
3 3 LUX jz. M Ka
Weufchäteau BURG
E& Boulion
oMezieres
a o
Zeichenerklärung. Ir
Staatsgrenze- e
are: Etappengrenze. 2
RR Longwy \
Mortmedy
Abb. 1. Lageplan der wichtigeren Elektrizitätswerke Belgiens (Etappengrenze punktiert).
Zu einer durchgreifenden Überwachung
der Werke war es in erster Linie erforderlich,
die vorhandenen Werke nach Lage, Zahl, Größe
und Ausdehnung der Verteilungsnetze festzu-
Zahlentafel |.
kW Volt m
Ville de Bruxelles ... . . [16000 5000 50
Ste. la Bruxelloise... . . | 7000) 6 000/15 000! 50
IXellesaee ze 4.000 5 000 50
Droogenbosch . : 6.000 6000 1,50
Haeylastkercs ee: BR. 560) 2200 50
Electr. du Brabant Ois- |
guared ar 6000 6000 40
ROuR a Dee 10 050) 6000 ,40
BaScOuUpEnerr Te ee 4 000 6 300 50
Nord de la Belgique,
Mechelns sms 4(C00 6500/15 000| 50
Montianiesn 7 er. 2115000 6 300 50
Entre 8. & M. Auvelais 9 500 11250 |50
Ville#sHainase-ere 2% im Bau 6 300 50
DBUMONE. Ser 19 000 10 000 50
Borinagena.. 6000 6600 40
ANLOIDE A RER 8.900 6000 40
Ouest de la Belgique, Gent 630) 10 000/15 000) 50
Centr. des Flandres 5 500 11000 50
Blectr. Eseaut ....... 18 000) 6 500/15 000) 50
Pays de Liege Sclessin 14 800 6300 ‚50
Le Deux Arrert .. . .. 500 6600 50
Ville de Liege... . . 9 400 6 000 50
Est de la Belgique,Verviers | 6000 6000 50
INamure mer ee N 1900 6000 50
Zahlentafel 2.
Leistung zusammen
Größe der Werke|Zahl
kW kWh
1913 Obis1000kW| 55] 9000| 10000 000
„Setztes 1001 „ 5000 „ | 11| 30000 20.000.000
"onsjahr) | über 5000 . | 18|172000 213000000 |
Summe | 8a] 2ı1 000 | 251.000 000
1915 Obis1000kW| 55| 9000| 8.000.000
(erstes 11001 „5000 „ | 11} 30000| 20.000.000
Kriegsjahr) | über 5000 „ | 181172000 | 167 000 000
Summe | 84 |211 000 | 195.000.000
1917 0 bis 1000k W 120 | 11.000 | 11.000.000
letztes [1001 „5000 „ | 11j 30.000| 25.000 000
Kriegsjahr) | über 5000 „ | 18] 172.000 | 280.000 000
Summe |158 [213 000 | 316 000 000
Der starke Rückgang der Elektrizitäts-
erzeugung im Jahre 1915 und die spätere Stei-
gerung im Jahre 1917 waren bedingt einerseits
durch die schon oben erwähnte Einschränkung
des öffentlichen Lebens und anderseits durch
die starke Inanspruchnahme der Werke durch
industrielle, im Heeresinteresse arbeitende
Werke. Ein deutliches Bild der Entwicklung
städtischer Werke und industrieller Überland-
zentralen geben die nachstehenden Stromer-
zeugungskurven (Abb. 2 bis'6). Abb. 2 zeigt
die Energieerzeugung des vorwiegend auf
Lichtkonsum beruhenden Elektrizitätswerkes
der Hauptstadt Belgiens, während die nächsten
3 Kurvenbilder die Entwicklung industrieller
' Werke zeigen (Montigny b. Charleroi, Auvelais
b. Namur, Selessin b. Lüttich.)
Die Fortleitung des Stromes erfolgt in
Belgien im Gegensatz zu unserem Überland-
werken der Hauptsache nach durch Kabel.
Der Hauptgrund für das Fehlen von Hoch-
spannungsfreileitungen liegt einmal darin, daß
60 |
Jan. Febr. Mörg April Mai url Juli Aug, Sept Ok Nor Dez.
Abb.2. Stromabgabe des Elektrizitätswerks_ Brüssel.
die Verbrauchsgebiete räumlich nicht sehr aus-
eedehnt sind und daß ferner Belgien noch kein
Enteignungsgesetz für elektrische Leitungen
besitzt. Die Länge der Hochspannungsfern-
leitungen betrug etwa 2000 km Kabel und
300 km Freileitungen. Die Betriebsspannung
LETTER
Jan Febr März April Mai Juni Juli Aug. Sept Okt Now. Dez.
Abb. 3. Stromabgabe des Elektrizitätswerks Montigny.
ist eine weitgehend einheitliche, fast alle
Werke arbeiten mit 6000 V Drehstrom, nur
wenige Werke haben 10000 bzw. 15 000 V.
Spannungen über 15 000 V gibt es in Belgien
überhaupt nicht. Dafür ist aber die Perioden- _
zahl nicht einheitlich, 4 der größeren Werke °
arbeiten mit 40 Perioden.
Abb. 4. Stromabgabe des Elektrizitätswerks Auvelais.
tungsnetze festgelegte Kapital beträgt etwa
200 000 000 Fr, entsprechend rd 950 Fr für ein
installiertes kW einschließlich Leitungsnetz.
Die Größen der einzelnen Maschinen gehen
nieht über 5000 kW hinaus, auch in den indu-
2917
[ee
Jan. Febr. Märg April Mai Juni Juli Aug. Sept Okt, Now _ Dez.
Abb. 5. Stromabgabe des Elektrizitätswerks
Selessin b. Lüttich.
striellen Werken laufen keine Maschinen mit
über 5000 kW Einzelleistung. EEE
Die Maschinen und Kabel sind über wiegend
deutsches Fabrikat, doch sind besonders in 'en
letzten Jahren auch belgische Maschine) ın
erheblichem Umfange aufgestellt wo en
» \ ?
Das in den Werken, einschließlich der Lei-
DR 1 Sn a tan aa a
4. März 1920.
Französische, englische und amerikanische Fa-
brikate finden sich fast gar nicht in belgischen
Werken. Welche Entwicklung die Einführung
außerbelgischer Fabrikate nach dem Kriege
nehmen wird, ist natürlich nicht vorauszu-
sehen, jedenfalls aber werden die belgischen
Fabrikate weit mehr Eingang finden, wie bis-
her, da Belgien neuerdings selbst recht lei-
stungsfähige Fabriken für Dynamos und Kabel
besitzt. Trotzdem werden in absehbarer Zeit
auch deutsche Fabrikate wieder Verwendung
finden, denn die belgische Industrie kann den
eigenen Bedarf vorläufig nicht allein decken,
undim allgemeinen war die belgische Industrie
mit den mit deutschen Fabriken gemachten
Erfahrungen durchaus zufrieden und die Stim-
mung in industriellen Kreisen ist jedenfalls bei
weitem nicht so antideutsch, wie dies die Presse
der feindlichen Länder hinzustellen sucht.
Die Entwicklungsfähigkeit der belgischen
Elektrizitätswerke ist noch eine sehr große.
Das Land besitzt eigene Kohlen in ausreichen-
der Menge. Die Elektrisierung der Kleinbahnen
wird nur eine Frage der nächsten Jahre sein,
- die Netze dieser Bahnen sind im Verhältnis zu
Deutschland weit ausgedehnter und ver-
sprechen gute Abnehmer zu werden. Ferner ist
Belgien infolge der geringen räumlichen Aus-
dehnung des Landes und der Dichte der In-
dustriegebiete geradezu geschaffen für eine ein-
heitliche zentrale Elektrizitätsversorgung. Zwei
Werke, von denen das eine im Kohlenbezirk
Lüttich und das zweite im Kohlenbezirk
Charleroi zu bauen wären, könnten bei je rd
110000 bis 120 000 kW Leistungsfähigkeit ein-
schließlich Reserven und rd 500 km Hoch-
spannungsleitung von 60000 bis 100000 V
Spannung alle vorhandenen größeren Werke
wirtschaftlich vorteilhaft ersetzen.
C
“ Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heit 10.
193
_ LR+U- 0,70) sine,—|
e,=£Esin(wb)
e =Esin (wt)
RS
ZEHN 7
my N
Abb. 19.
«
wird. Der Schnittpunkt dieser Kurve mit der
‘zweiten Spannungshalbwelle ergibt den Zünd-
moment &,. _ 3
Die beiden Teilströme folgen jetzt den
Gl. (30) und (31),
; ö Ita;
rs (aut las) R — e, De Ls Fee
+ sin (@)+0 1, u =0 (30
% h BB,
— (ia, + ia) KR — o,—Ls; SFR
—Esin(oY)+oL, a =0.. (8
=
4R?+(1— 0) (L;o)?
- RR+l—0)(Z; 02] [cos (mt) — eos a] — [2 R?+ (0? — 0) (Z, 0)2] [cos (ot + w)— cos (a, + W)]
2R+(®—0)(L,0)]sin (a +YW)+RL,o(l+o)[c0os a, +c0s(. + W)]
Zej0V, o=15V, R=42,2=0,04 Henry, 0=05, = 80.
DIE —0)
OR
IBIRE ,
rel 2)
rege, ©
st Hallo)
E
Di — ( (36
L,o(1-+0) GER
Re
IE
H —_ Eee
E: Za(1— 0)
ee
ee)
E i eo
,@(1-+0)
wiedeigeben. Die Gl. (38) und (89) b’ingen die
E(l—o)
TaRrl+o) =
(37
(38
_ RL: |sin (ot) — sine, + sin (ot+ Y) sin( + W)]
4R?+ (1 — 0) (L,0)®
Hoffentlich wird die politische Entwick-
lung sich so gestalten, daß Deutschlands In-
dustrie in absehbarer Zeit wieder mit Anteilan
dem weiteren Ausbau der belgischen Elektri-
zitätsversorgung nehmen kann.
Der Quecksilberdampf-Gleichrichter der
Glastype, seine Theorie und praktische
Ausführung!).
Von Ingenieur Fritz Kleeberg, Berlin-Südende,
Betriebsleiter der Gleichrichter.- Ges. m. b. H,,
Berlin.
(Schluß von $. 178.)
Wie verhält sich nun die gleiche Schaltung,
wenn die Verkettung der Spulen nicht ideal ist.
Abb. 19 zeigt den Einschwingungsvorgang eines
solehen Gleichrichters bei 50% Verkettung.
Die Vorgänge in der ersten Halbwelle sind wie-
der .die gleichen. Die Zündspannungskurve
min ermittelt man nach folgenden Über-
legungen:. g
Nach dem Nulldurchgang der ersten Halb-
welle muß die Drosselspule vor A, (Abb. 17)
wieder die Spannung eg+e,-+erliefern. In der
Drosselspule vor A, entsteht dann die Span-
nung 0 (e&o+e,+er), worin o- den Verkettungs-
faktor zwischen der Spule darstellt. Diese
Spannung sucht die Zündung zu verhindern.
Die Zündung wird erst eintreten, wenn die
Spannung er der zweiten Halbwelle um den
Betrag o (e,+e,+er) größer als e,+e, geworden
ist. Die Kurve e, min wird gefunden, indem die
Strecke e,+esr; (Abb. 19) von +e, aufgetragen
—.
. ,) Nach einem Vortrag, gehalten im Elektrotech-
nischen Verein, Berlin, am 28. I. 1919, vgl. „ETZ* 1919, 8. 9.
AR®+(l- 0) (2,0)?
bei denen das Glied, welches die Veikettung
ausdrückt, neu hinzukommt. Aus der Auflösung
dieser Gleichungen nach i,, und i,, folgen die
Gl (32) und (83) S
\ Si &
TE REER
Tier iu:
2Ra,
€
[eos (w £) — COS etz |
L,® (1—0) °
hi
4
AL Wtl 0)
RE)
nahe
(32
2R
ee
PRil or. re Anl
ir DR (1 + on) | EIN Gy ers | SIN az
g Toll-o) -
z »O8 S 60 (ms
+ Daitoy own eos]
Der Vergleich der Abb. 15 und 19
lehrt sofort, daß durch die Verkettung eine
weitere Verschlechterung der Verhältnisse ein-
getreten ist. Es soll daher hier nicht näher
auf die Schaltung eingegangen werden. Der
Vollständigkeit halber seien nur noch kurz
die Gleichungen beim Mehrphasen-Gleichrich-
ter wiedergegeben. Die Ausdrücke für die
Teilströme stellen Gl. (34), (35) dar, während die
Gl. (36) und (37) die Lösungen nach i,, und ias
a dis,
— (ia, +ti)R—-&—L; Ze
lan
+Esin(ot)+0Z1s ei N (34
Der, die,
Hu) Re A
er ne;
+Esin(ot+wW)+0oL, = 0 (35
(39
Werte von C und F aus Gl. (36), (37). Es war
gefunden, daß durch die Wechselflußverket-
tung eine Zündungsverzögerung und weitere
Verschlechterung der Verhältnisse eintreten
mußte. Wie wird nun die Verkettung der Dros-
selspulen wirken, wenn dieselbe ideal ist und
die Schaltung derselben so gewählt wird, daß
der Fluß ein pulsierender Gleichstromfluß wird ?
Abb. 20 stellt die Schaltung eines solchen
Abb. 20
Gleichrichters dar. Die Verhältnisse in der
ersten Halbwelle sind wieder die gleichen wie
bei den verketteten Spulen. Kommt nun die
Spannung er beim ersten Nulldurchgang an, so
194
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heft 10.
En N 2 2% <
vo “ }
ve &.
muß von diesem Moment die Drosselspule vor
der Anode A, wieder die Spannung @-+e,+er
liefern. Die gleiche Spannung wird nun aber
in der Drosselspule vor der Anode A, entstehen.
Diese Spannung wird aber jetzt die Zündung
bei dieser Anode unterstützen. Sofort nach dm
Nulldurchgang wird im Stromkreis der Anode
A, ein Spannungsüberschuß vorhanden sein,
denn in diesem Kreis wirkt. die Transforma-
torenspannung erunterstützend, während sieim
Kreis der Anode A, entgegenwirkt. e,min (Abb.
21) fällt mit der Spannung der ersten Halbwelle
zusammen. Sofort nach dem Nulldurchgang
wird der Strom mit dem vollen Wert auf die
Anode A, überspringen. Die Drosselspule kann
dlies nicht hindern, da in ihr ja keine Flußver-
änderungen eintreten. Man erhält also für den
2 R?+(co +1) (Z,w)2] sin a, —
die Spannungen &-+e,+erliefern. In der Dros-
selspule vor A, entsteht infolge der Verkettung
eine Spannung vom Werte o (e,+-e,-Her), welche
aber jetzt die Zündung bei A, unterstützt. Die
Zündung an der Anode A, wird also einsetzen,
wenn die Spannung der zweiten Halbwelle den
Wert &9+e5—0 (e&o+e,+er) erreicht hat. - Auf
Grund dieser Überlegung bestimmt man die
Zündspannungskurve min. Ihr Schnittpunkt
mit der zweiten Spannungshalbwelle ergibt den
Zündmoment «,. Für die beiden Teilströme er- -
geben sich jetzt die beiden Gl. (40) und (41), sie
i : di
— (ka tia) R=&— Is; a
+Esin (wt) 01; en =) (40
2R+(®+0(2,02sn, +WV)HRZ,o(l—o) ed BEN
4. März 1920.
Ber ei
; es £ Zur)
La; — 9 ( oe DR, —1 &
g Zaw(l+o)
S |
Ton G;
er
ia KR, 5 Ls
+0) [7 zum‘
E(iito) |& Züto)
Marl cd fr ] 4
g Iw(lto)
I ET eo
Ru L,o (1—o) ER u
und F nehmen die Formen von Gl. (48) und
(49) an.
= ART (IF 0% (2,0) SE
F- [2 R?+(0 +1) (Z, w)?] [cos (w t) — 608 @,] — [2 R?+ (0? + 0) (L, w)?] [cos (wo + Y) — cos (; + W)]
#3 4R’+(1+0)% (2,0)?
—_ Rbo(ll-o) [sin (ot) — sina, +sin (ot +Y) — sin (u + W%)] 9
ARLUt2(L,0) Pe
Einschwingungsvorgang das Bild Abk. 21, wel- | R 2 Sohn, Das Vorstehende hat gezeigt, daß in der
ches gleichwertig mit Abb. 10 ist. Durch die | (a, -: ia) iat.- Verkettung mit Gleichstromfluß ein wichtiges
Veränderung der Verkettung kann beliebig
zwischen den Verhältnissen der unverketteten
Spulen und der Drosselspule im Gleichstrom-
kreis gewählt werden. In Abb. 22 ist z. B. der
Abb. 21. ZE=
150 Ye &=
o==r,aea 50%
15V, R=42, L;= 0,04 Henry,
Einschwingungsvorgang beieinem Gleichriehter
mit 75%, Verkettung der Spulen wiedergegeben.
Also ist « = 0,75. Die Verhältnisse der ersten
Halbwelle sind bekannt.
Wie bestimmt man nun die Zündspan-
nungskurve &,min? Nach dem ersten Null-
durchgang muß wieder die Drosselspule vor A,
e,=E:sinfw@t) = £-sin/[w£)
| Mr
ON
Abk. 2. Z=10Y, =
Ar,
15V, R=48, La = 0,04 Henry, o=— 0,756, »=50,
— Esin (o Da 0 ala
unterscheiden sich von den G1.’(80) und (31)
nur durch das Vorzeichen vor dem Verkettungs
glied. Die Auflösung der Gleichungen nach i,
und i,, wird durch die Gl. (42) und (48) wieder. :
2R
Bi+o) |e Zü-+o‘
“gRlio) 7 wen ne
5 gr Zaw(1-+ 0)
y [eos (nt) — cosez] . (42
NS
D,o(l—o
an
i„=K,s: b
2R
Lü+o"
E(l+o) |s ß
Fe IR(L-e) | IRe, + sin &
g Lswll to)
E e
+ Tol-o [cos (w £) — cos a,]) — R (43
gegeben. Die Ausdrücke für die Teilströme beim
Mehrphasen-Gleichrichter geben die Gl. (44)
und (45) wieder, deren Auflösung durch die Gl.
(46) und (47) gegeben sind. Die Ausdrücke C
— (ia, + ia) R— 0 — 1; a E
+Esin (w)— 01,5 ie
dt
— (ia, + i,) R—e%—L;
a Se v)—coL, en)
en,
| I,
| Sg
Abb. 24. E=150V, 9=15V, R=42, Z,=0,02 Henry, Z;=0,%2 Henry, »=50.
Hilfsmittel für die Gleichrichter gefunden wurde
Aber jeder Praktiker weiß, wie unzuverlässig
alle magnetischen Rechnungen sind. Man wird
daher diesen Weg nur da einschlagen, wo die
Verhältnisse ein für alle mal festgelegt und
E sin (wt)
Abb. 23.
durch einen Versuch korrigiert werden können.
Für die wechselnden Fälle der Praxis muß man
zu anderen Mitteln greifen. Denn dort tritt für
sehr viele Fälle ein Bedürfnis nach einem klei-
> | nen Spannungsabfall, welcher gerade noch aus-
hr
Be
= Ra
es m
I/II
VER TLEN >
4. März 1820.
reicht, um mehrere Gleichrichter in Parallel-
schaltung arbeiten zu lassen und nach möglichst
kleiner Pulsation des gelieferten Stromes auf.
Es liegt nun eigentlich fast auf der Hand,
daß man den kleinen Spannungsabfall mit klei-
nen Drosselspulen vor den Anoden, den Pul-
sationsausgleich durch eine große Drosselspule
hinter der Kathode hervorbringt.
Abb. 23 zeigt die Schaltung eines ‚Gleich-
ıichters, bei dem außer den Drosselspu-
len vor den Anoden noch eine Drossel: pule in
den Gleichstromkreis geschaltet ist. Die Dros-
selspulen sind so gewählt, daß 0,02 H vor jeder
Anode und 0,02 H im Gleichstromkreis liegen.
Für die erste Halbwelle gelten dann wieder die
gleichen Verhältnisse wie bei allen bisher ge-
wählten Beispielen, nur muß man die Summe
der Selbstinduktion (Gleichung 50) in die Rech-
a
R’+[(Z,+ 2;)0]°
x[R sin (@ ae (Z, + L;) » cos (wt)] — 2 (50
RI.
W=Kes Lo +
nung einführen. Der Einschwingungsvorgang
(Abb. 24) muß also in der ersten Halbwelle der
bekannte sein.
Wie ist nun bei diesem Gleichichter die
Zündspannungskurve e,min zu finden? Nach
dem Nulldurehgang der ersten Halbwelle müs-
sen die beiden Drosselspulen wieder die Span-
nungen e9+e,+er liefern, wobei die Höhe des
gelieferten Spannungsanteils proportional der
Größe der Drosselspulen sein muß. Die Span-
nung, welchein der Drosselspule vor der Anode
4, entsteht, kann auf die Zündung an der
Anode A, keinen Einfluß ausüben. die Span-
nung an der Drosselspule L,.(Abb. 24) wirkt
aber auf den Stromkreis der Anode A, mit ein,
u. zw. sucht diese Spannung die Zündung an
dieser Anode zu begünstigen. Die Zündung
wird eintreten, wenn die Spannung er der zwei-
ten Halbwellegleich .-+e,—e, 7, wird. Auf Grund
dieser Überlegung wird die Zündspannungs-
kurve &,min (Abb. 24) und beim Schnittpunkt
derselben mit der zweiten Spannungswelle der
Zündmoment «&, gefunden.
Die beiden Teilströme folgen nunmehr den
Gl. (51) und (52), welche nach i,,undi,, aufge-
die,
di :
eh (51
en“ dia
—(ati)B-0— 1,78
Eat ta) 2
DE (62
!öst die Gl. (53) und (54) ergeben. Die Span-
nung an der Drosselspule L, findet man, indem
an Gl. (53) und (54) addiert, mit I, multipli-
c- 2£#+2(30)%+317,L,0°+ (L, 0) sinaz — |2 R?+2(1,0)+ L; Z,@2] sin (a, +%)
| daß
Elektrotechnische Zeitschrilt. 1920. Heit 10.
ziert und dann differenziert. Das Resultat die-
ser Operationen wird durch Gl. (55) wieder-
eh FE FE $
EIER SEN
Ber: ATS
+2E7 sin &, = ee (55
s @L,+Z)o
gegeben. Die Spannungenan den Drosselspulen
vor den Anoden kann man auf gleichem Wege
finden, indem man die Gl. (58) und (54) einzeln
den gleichen Operationen unterwirft. Gra-
phisch findet man die Spannung von dem Ge-
sichtspunkt ausgehend, daß die Drosselspule
im abklingenden Kreis eine Spannung &-t+eg-+
er—€sr; liefern muß, während in sich 'ein-
schwingendem Kreis die Spannung an der Dros-
selspule den Wert er-+e,r3—e,—e, haben muß.
Die Konstruktion der Kurven erfolgt nach’ den
bekannten Regeln.
Abb. 24 zeigt die interessante Tatsache,
die Drosselspule im Gleichstromkreis die
gesamte Spannung für den gemeinsamen Kreis
in der Überlappungsperiodeliefert, während die
Drosselspulen vor den Anoden so wirken, daß
sie die Spannungsabfälle e, überwinden und die
zur Überwindung der entgegengesetzten Span-
nung er bzw. diezur Abdrosselung des riehtigen
Spannungsüberschusses von er erforderlichen
Spannungen übernehmen. Beim Mehrphasen-
Gleichrichter ergeben sich für die Teilströme
die Gl. (56), (57), deren Auflösung durch Gl.
r : Ida,
De (ea, + ia,) R—&—Ls dt
1 (la la :
—L; a. +Esin(wt)=0. (56
= . d ia,
— (it ia) R— &— Lz dt
1, Na Ha) | Esin(wt+y)=0 6
(58), (59) wiedergegeben sind. Die Werte von
2R “
_ E@%H4+L) | s Thorn‘
Eee SER IEET LE c
ss @L+tz)o
E E
no (P). (58
SC HBES
„=K,e Ztl:
\ 2
E(2L;+L,) >e 2Ls+L;
SDR mal
:s Rou+Zz)0
E eo
a
C und F sind durch die Gl. (60) und (61) be-
stimmt.
195
Abb. 25 gibt die Schaltung für einen sol-
chen Gleichrichter wieder. Nach erfolgter Zün-
dung muß der Einschwingungsvorgang der Gl.
(62) folgen, denn es ist gleichgültig, auf welche
t ı E ne
R°+[(2, +2) o]
x [Rsin (wat) — (L, + L;) w cos (o t)] — 2 (62
eu Be 2
ia=Ks&s Ltl
Teile des Stromkreises die Selbstinduktionen
verteilt sind. Geht nun die Transformatoren-
spannung er durch Null hindurch, so müssen
Abb. 25.
zunächst die gleichen Vorgänge wie beim
Gleichrichter mit Drosselspule im Gleichstrom-
kreis eintreten. Die gesamte Leistung des
Gleichrichters muß wieder aus der Spule L;,
kommen. Dieselbe muß in diesem Moment die
Spannung e,+e, liefern. Sofort nach dem Null-
durehgang tritt im gleichen Moment an der
‚Anode A, ein Spannungsüberschuß auf, der den
gesamten Strom an sich zu reißen sucht. Auf
der sekundären Seite wird er auch durch nichts
an diesem Umspringen gehindert. Anders da-
gegen auf der Wechselstromseite. Das plötz-
liche Umspringen würde eine rechteckige
Stromkurve auf der primären Seite hervor-
rufen. Die Drosselspule L, läßt diese aber nicht
zu, da in ihr keine größere Spannung als die
vom Netz aufgedrückte entstehen kann. Der
Strom kann also nur so umspringen, daß
di,
dt
wird; d. h., während der ganzen Überlappungs-
periode können sich die Anodenströme nur so
R L,o [cos a, — cos (a, + W)]
L, -= E, sin (ot)
i 2 sr 5 u (60
.4R?+[(21;+ 2,)o]? 4 R?+[(21;+ L;) o]
r- 2#+2(20)%+3L, 1,0 + (L,0)2] [cos (ot — cosa,] — [2 R?+2(L,0)?+L, L, 02] [eos (ot +) — eos (u; + %)]
4R?+[(2L;-+ L,) wo]?
__ RLyo [sin (ot) — sin a, + sin (wE+Y) — sin (u + Y)] (61
FE
n 2R
BO LLy\e Dorn
u 2) are, — 1 \sine,
R ss Qou+ti)o
E 3
SaRge: [cos (ot) — cosa,] . (83
Bet 2er
? ER, 5, at
Me: BerL..r ERNORE ,
Du L;-+ 2; s 26+tL: 2
re e IR, + sin @.
Er ge Ri+l)o
Be ost u (64
RE: )— c08.0;] R
IR+[@L,+L,)o}
Der letzte Fall, der hier behandelt werden
soll, weist einige sehr interessante Verhältnisse
auf.
Bei Gleichrichtern, welche einen hohen
Spannungsabfall aufweisen sollen, z. B. Schein-
weıferbetiieb, ergibt sich bei Verwendung
von Drosselspulen vor den Anoden ein
um ihren Spannungsabfall größerer Transfor-
mator. ?
Für die Praxis gewinnt daher die Schaltung
noch Bedeutung, welche außer der Drosselspule
im Gleichstromkreis noch eine Drosselspule vor
dem Transformator verwendet. Denn bei dieser
Schaltung ändert sich nur das Übersetzungs-
' verhältnis des Transformators,
ändern, daß ihre Differenz, welche ja gleich i,
sein muß, sich so ändert, daß die Spannung in
der Drosselspule gleich E, sin (wet) wird. Erst
wenn der Lichtbogen bei A, abreißt, folgt
der Strom wieder der bekannten Gleichung
mit entsprechenden logarithmischen Strom-
anteil.
In der Überlappungsperiode kann der
Gleichrichter nur aus der Drosselspule L, ge-
speist werden.
Für die Überlappungsperiode ergeben sich
also die folgenden Bedingungen
di,
E,sin (@t)— Lo; =:
196
Elektrotechnische Zeitschrit.
1920.
Heit 10.
4. März 1920.
Nun ist aber i, = igı — ia, mithin wird
Tu =
1
E, sin (ot) — L- .n +u=0.
Für den sekundären Kreis gilt, da ja die Trans-
formatorenspannung in der Überlappungs-
periode Null sein muß,
i
1, Ha) — (in +) R-=0.
Schließlich erhält man als Lösung für den ein-
schwingenden Strom Gl. (63) und endlich für
R ;v
a -———t © HH
IE Re ums 210,0 cos (wt)
e K, E
ar “
den abklingenden Strom Gl. (64). Der voll-
la u cos(wt)+ Kt la, (64
ken L, [) \ , 1 2
ständige Einschwingungsvorgang 5 in Abb. 26
wiedergegeben.
en =E Sin (wt)
also können sie sich etwas mehr Zeit nehmen,
um nach der Anode zukommen. Der Beschleu-
nigungsdruck kann also kleiner sein, d. h. ins
Elektrische übersetzt, eine kleinere Spannung.
Für die Spitze in der Kurve gibt es noch keine
rechte Erklärung. Allem Anschein nach ent-
steht sie durch Änderung des Kathodenfalles.
Jedenfalls ist. diese Spitze kein Zufallsprodukt,
sondern läßt sich bei jedem Kolben, wenn auch
in mehr oder weniger ausgeprägter Form, fest-
stellen. Nach Überwindung dieser Spitze fällt
nun der Spannungsabfall sehr schnell ab. Mit
steigendem Strom wird natürlich auch immer
mehr Queeksilberdampf an der Kathode ent-
wickelt. Die kühlende Oberfläche des Kolbens
ist konstant, mithin muß nicht nur die Tempe-
ratur im Kolben steigen, sondern auch der
Dampfdruck im Kolben zunehmen. Die Menge
des nicht ionisierten Quecksilberdampfes im
Kolben wird immer größer werden. Diese
Dampfmoleküle sind nun aber den Elektronen
bei ihrer Wanderung im Wege; es erfolgen Zu-
sammenstöße, die zur Neutralisierung führen.
Die Elektronen müssen also Hilfe erhalten und
720\30
80 =
a 172 SSR
RE
&y X &y
Abb. 26. E=
Zum Schluß der Arbeit soll noch einmal
auf die Verhältnisse im Kolben selbst, u. zw.
auf seine e, iy- Charakteristik zurückgegangen
werden.
Abb. 27 zeigt die Spannungsabfallcharak-
teristik für einen Kolben in der Größe der nor-
malen 40 A-Type für 350 V. Als Ordinate ist
der Spannungsabfall e, aufgetragen, während
als Abszisse der Strom aus der Kathode aufge-
tragen wurde. Der Abfall wurde bei reinem
Gleichstrom gemessen. Die drei Anodenströme
wurden dabei gleich groß gehalten. Die in die
Kurve eingetragenen Punkte sind nicht die sich
momentan nach jeder Stromänderung ergeben-
den Ppanouns ball; sondern stellen sich un-
gefähr erst in 5 bis 10 min, je nach der Größe
der Stromänderung, ein. Bei kleinem Strom
fällt zunächst der Spannungsabfall mit steigen-
dem Strom, macht einen eigentümlichen Knick,
fällt dann zunächst schneller, geht langsam wie-
der in eine steigende Kurve über, um dann in
einen sehr steilen Anstieg überzugehen. Wie
läßt sich nnu diese Kurve erklären? Bei klei-
nem Strom ist der Kolben noch sehr kalt, man
kann die Anodenarme noch gut mit der Hand
anfassen. Die von der Kathode ausgehenden
Elektronen müssen auf ihrer, ganzen Wande-
rung einen kühlen Raum passieren, werden
dabei zu neutralen Teilchen umgebil det, ehe sie
an der Anodeankommen. Man muß sie deshalb
schneller wandern lassen, damit unterwegs
keine Neutralisierung eintreten kann. Dazu ge-
hört ein größerer Beschleunigungsdruck, also
höhere Spannung. Mit steigendem Strom wird
auch die Temperatur im Kolben immer höher.
Die Elektronen neutralisieren nicht so schnell,
10V, =15V, R=42, L,=0,02 Henry, L; = 0,02 Henry, ® =50.
bekommen sie von der Spannung. Bei ihrem
Hindurcharbeiten durch die nicht geladenen
Gasteilchen entsteht durch Anprall "und Rei-
bung Wärme. Diese erzeugte Wärme erhöht die
Temperatur, und trotz des dadurch entstehen-
den, größeren Wärmegefälles in der Glaswand
kann die entstehende Wärme nicht mehr ent-
sprechend abgeführt werden. Es kondensiert
weniger Dampf als an der Kathode entsteht.
Das Gedränge der nicht geladenen Dampf-
teilchen in der Lichtbogenstrecke wird größer,
hierdurch entsteht wieder mehr Wärme, höhe-
rer Druck und so fort. Der Spannungsabfall
steigt aus diesem Grunde sehr schnell an. Indem
tiefsten Punkt der Kurve wird der Kolben den
besten Wirkungsgrad haben.
Da nun viele Gleichriehter die meiste Zeit
mit rd %, Last arbeiten, so wird man den Kol-
ben für einen Nennstrom von 40 A verwenden.
Den Kolben höher zu belasten, geht auch aus
anderen Gründen nicht an. Es wurde vom Ver-
fasser einwandsfrei festgestellt, daß die Gefahr
der Rückzündung eintritt, wenn man mit der
Belastung des Kolbens so weit geht, daß mit
der Spannungsabfallkurve im aufsteigenden
Ast über die Höhe der eigentümlichen Spitze
hinausgeht. Die Erklärung kann auf folgende
Weise geschehen, ohne dabei die streng physi-
kalische Richtigkeit in Anspruch nehmen zu
wollen.
Mit immer weiter steigendem Dampfdruck
wird das Gedränge dernicht ionisierten Dampf-
teilchen im Kolben immer größer, bei dem fort-
währenden Anprall und Hindurchzwängen der
negativen Ionen werden schließlich einige von
ihrem Wege vollkommen abgedrängt und kom-
men so weit in die Nähe der falschen Anode,
daß die auf ihrem weiteren Wege abgespalteten
positiven Ionen von der falschen Anode ange-
zogen werden. Nehmen wir z. B. einmal an,
ein Elektron treffe von der linken Anode im
Punkt P (Abb. 28) auf ein neutrales Dampfteil-
‘chen und besitze soviel Energie, um das Teil-
chen beim Aufprall zu spalten. ‚Dann werden
die frei werdenden Elektronen nach der rechten
Anode wandern. Die positiven Ionen werden
nun aber der Einwirkung von zwei Kräften
ausgesetzt sein. In Richtung auf die Haupt-
‚ kathode herrscht das Spannungsgefälle er+eg:.
worunter ex der Kathodenabfall, unter «3,
die Teilspannung des Lichtbogens vom Punkte
des Zusammenstoßes bis zur Kathode zu ver-
stehenist. Nach der falschen linken Anode be-
steht aber unbedingt ein Spannungsgefälle von
der Größe 2er —(ea+egı), worin e„ den Ano-
denabfall und eg, den Teilabfall des Lichtbogens
vom Zusam abastoknun bis zur linken Anode
bedeutet.
Der Gleichrichter seı für 220 V ae
stromspannung gebaut, dann wird das Span-
nungsgefälle vom Zusammenstoßpunkt bis zur
Kathodein runden Zahlen ausgedrückt rd 10 V
betragen, während es nach der linken Anode
hin rd 440 V betragen wird. Bei 440 V Gleich-
stromspannung wird das Verhältnis dann unge-
fähr 10 : 880 sein. -Bei 1000 V Gleichstrom-
spannung wird das Verhältnis rd 10 : 2000 be-
Abb. 27.
tragen usf. Wie zu ersehen, ist es sehr‘ wohl
möglich, daß die frei werdenden positiven Ionen
den falschen Weg einschlagen. Trifft nun ein
positives Ion auf die linke Anode auf, so wird
zunächst ein winzig kleiner Kathodenfleck ent-
2e,-[ea 789, )
Abb..28.
stehen, der einige Elektronen aussendet. Diese
Elektronen werden nun ganz in der Nähe der
linken Anode neue Spaltungen von neutralen
Dampfteilchen hervorrufen. Die frei werden-
den positiven Ionen fallen jetzt sicher zur
Anode zurück, vergrößern den Kathodenfleck
usw. Das Ventil an der linken Anode ist
%
4. März 1920.
Elektrotechnische Zeitschrit.
1920.
Heit 10.
197
geöffnet; der Kurzschluß zwischen den Anoden
ist da.
Was lehrt nun diese Überlegung? Mit
wachsender Gleichstromspannung wächst die
Rückzündungsgefahr. Die Praxis bestätigt es.
Die Verlängerung der Arme kann keinen vollen
Erfolg bringen. Wollte man die Arme nach den
Verhältnissen der auf die frei werdenden posi-
tiven Ionen einwirkenden Spannungsgefälle
dimensionieren, so würde man bei höheren
Spannungen bald zu unausführbaren Längen
der Arme kommen. Es bleibt also nur ein Mit-
tel: den Ionenstoß selbst zu vermeiden. Zu
diesem Zwecke muß man den Kolben so hoch
wie nur irgend möglich auspumpen, damit
keine neutralen Luftteilchen gespalten werden
können. Der Ionenstoß soll nur ganz in der
Nähe der Hauptkathode stattfinden. In größe-
rer Entfernung von der Hauptkathode sollen
die Elektronen möglichst ungehindert wandern
können. Die Kondensation des überschießen-
den Quecksilberdampfes muß so rasch wie mög-
lich stattfinden, damit die auf diese Weise
schnell entstehenden größeren Tröpfchen nicht
mehr durch Ionenstoß gespalten werden kön-
nen und im falschen Anodenaım mit zur Neu-
tralisierung etwaiger hineinfallender positiver
Ionen beitragen.
Bei der Dimensionierung der Kolben ist
man also an ganz bestimmte Größen gebunden.
Wollte man Glaskolben für größere Strom-
stärken bauen, so käme man zu solchen Di-
mensionen, daß an eine praktische Verwertung
nicht zu denken wäre, Die Erreichung höherer
Stromstärken mußte daher auf andere Weise
erzielt werden.
Vom Verfasser wurden daher Versuche
unternommen, den Glaskörper im künstlichen
Luftstrom zu kühlen.
Das Resultat der Versuche war über-
raschend. Ich hatte auf vielleicht 50%, Ver-
besserung gehofft und den Versuch eigent-
lich nur der Wissenschaft halber ausgeführt,
weil ich mir sagte, der Nachteil des Venti-
lators wiegt die Verbesserung anf.
Das eigentliche Resultat der Versuche zeigt
die Kurve 2 (Abb. 27); man sieht sofort eine
Steigerung der Belastungsfähigkeit von 40 auf
120 A, also 200%, Verbesserung.
Jetzt war sofort die Möglichkeit gegeben,
Gleichrichter mit nur einem Glaskörper bis vor-
läufig 100 A zu bauen und einem dringenden
Bedürfnis der Praxis abzuhelfen. Durch die
Kurve 2 werden auch im gewissen Sinne die
vorherigen Ausführungen über die Rückzün-
dungsgefahr bestätigt. Wurde der Kolben ge-
kühlt und nur mit 8 A belastet, so konnte er,
der ohne Kühlung nur für 40 A und 350 V aus-
reicht, für rückzündungsfreie Erzeugung von
‘6000 Vund8A Gleichstrom verwendet werden.
Im Vorhergehenden wurde gezeigt, daß
man den Gleichrichter mit Hilfe der geeigneten
Schaltung der Drosselspulen jeden gewünschten
Verhältnissen anpassen kann. Selbstverständ-
lich sind alle hier theoretisch gebrachten Er-
fahrungen beim Bau moderner Gleichrichter in
Anwendung. Wegen Mangel an Raum kann
hier nicht auf die Gleichiichter selbst einge-
gangen werden. Für Interessenten sei bemerkt,
daß ein erweiterter Sonderdruck dieser Arbeit
erscheinen wird, welcher auf die praktische Aus-
führung und Vorteile der Gleichrichter näher
eingeht und von der Gleichriehter G.m.b.H.,
Berlin, Friedrichstr. 155, bezogen werden kann.
Das englische Elektrizitätsgesetz.
Nach ausgiebiger Beratung in den beiden
Parlamenten und wesentlicher Umgestaltung
ist das englischeElektrizitätsgesetz Ende
Dezember 1919 angenommen worden!). Man er-
innert sich?), daß der ursprüngliche Entwurf
hauptsächlich zwei Maßnahmen von einschnei-
\),_ Vel. „ETZ“ 1920,8.103; „The Electrieian“, Bd. 84, 1920,
S. 96; „The Electrıcal Review“, Bd. 86, 1920, 8: 13
$ Vgl. „ETZ” 1919, 8. 461.
dender Bedeutung vorsah, einmal die Ein-
setzung einer Aufsichtsbehörde, die Elektrizi-
tätskommissare, und dann die obligatorische
Bildung von Bezirks-Elektrizitätskörperschaf-
ten, denen die Erzeugung und Fortleitung und
zum großen Teil auch die Verteilung der elek-
trischen Arbeit zufallen sollte.
. In das. endgültige Gesetz ist nunmehr die
Einrichtung der Elektrizitätskommissare
fast unverändert übernommen worden. Sie
haben, fünf,an der Zahl, die Förderung, Rege-
lung und Überwachung der Elektrizitätswirt-
schaft zur Aufgabe. Ihre Ernennung ist von
dem Handelsamt auf den neu eingesetzten Ver-
kehrsminister übergegangen. Drei der Kom-
missare sind aus den praktisch, kaufmännisch
und wissenschaftlich erfahrenen Kreisen der
Elektrizitätslieferungsindustrie zu entnehmen.
Ihre Befugnisse sind folgende: Ausübung der
dem Handelsamt durch des alte Elektrizitäts-
gesetz übertragenen Rechte und Pflichten;
Ausführung von Versuchen für die Verbesserun
der Methoden der Elektrizitätsversorgung un
der Nutzbarmachung von Energiequellen, Er-
nennung eines Elektrizitätsbeirates und Über-
wachung der gesamten Elektrizitätswirtschaft,
namentlich der Geschäftsführung der mit ihrer
Zustimmung bzw. auf ihre Veranlassung sich
bildenden Elektrizitätsverbände; die Genehmi-
gung für die Neueinrichtung und Erweiterung
von Kraftwerken und Hauptfernleitungen, die
Genehmigung der Elektrizitätsanleihen seitens
der Gemeinden; Festsetzung von Stromart,
Wechselzahl und Spannung auch bei bestehen-
den Unternehmungen (unter Wahrung der
Wirtschaftlichkeit derselben); Prüfung der Bi-
lanzen der Elektrizitätsverbände; Einholung
von allen von ihnen für erforderlich gehaltenen
Auskünften und Statistiken der Elektrizitäts-
unternehmungen; Erhebung von Beiträgen von
den Elektrizitätsverbänden zur Bestreitung der
durch die Geschäftsführung der Kommissare
entstandenen Ausgaben.
Wie man sieht, sind die Befugnisse der
Kommissare recht weitgehend; sie aber, wie
dies bei der Beratung des deutschen Elektri-
zitätsgesetzes von Regierungsseite wiederholt
geschehen ist, als diktatorisch zu bezeichnen,
geht doch nicht an, sie können in der Haupt-
sache nur beobachtend, anregend, überwachend,
vereinheitlichend und abändernd auftreten,
während ihnen die eigentliche Initiative nur in
ganz beschränktem Maße zusteht. Sie ver-
körpern vielmehr in geradezu vorbildlicher
Weise die Rolle der fördernden und über-
wachenden Staatsgewalt auf dem Gebiete der
Elektrizitätswirtschaft.
Eine grundsätzliche Änderung haben die
Bestimmungen über die früher vorgesehenen
Bezirks - Elektrizitätskörperschaften (distriet
eleetricity boards) erhalten. Das Parlament hat
es für nötig erachtet, hier eine freiere und elas-
tischere Organisation vorzusehen. An ihre
Stelle sind Gebilde getreten mit dem Namen
„joint eleetrieity authority‘, die mit unseren
Elektrizitätsverbänden gewisse Ähnlich-
keiten haben und daher auch als solche be-
zeichnet werden sollen. Ihre Einrichtung ist
nicht obligatorisch, vielmehr bestehen jetzt
noch drei Möglichkeiten: Die Dinge können
innerhalb bestimmter Gebiete bleiben wie sie
sind, oder aber, wenn die Kommissare die Ver-
hältnisse nicht für befriedigend halten, so
können sie in Gemeinschaft mit den Gemeinde-
behörden, den zugelassenen Unternehmern,
den Großabnehmern und anderen Interessenten
eine Untersuchung darüber anstellen, ob und
in weleher Weise sich ein Zusammenschluß
zu einem Elektrizitätsverband empfiehlt. Die
Interessenten innerhalb eines bestimmten Ge-
bietes können hierüber Vorschläge machen, die
der Begutachtung der Kommissare zu unter-
breiten sind. Stimmen diese zu, so kann der
Verband durch die Kommissare . genehmigt
werden; er kann aber erst dann in Tätigkeit
treten, wenn auch das Parlament seine Zu-
stimmung hierzu erteilt hat. Halten die Kom-
missare einen Zusammenschluß für notwendig,
und er erfolgt nicht freiwillig, so kann ein
solcher Verband durch Verordnungen der Kom-
missare mit Genehmigung des Parlaments
zwangsweise eingerichtet werden.
Der Elektrizitätsverband hat die Aufgabe,
für eine billige und reichliche Belieferung seines
Bezirkes mit elektrischer Arbeit zu sorgen. Zu
diesem Zweck kann er die in seinem Bezirk be-
stehendene Unternehmungen, namentlich Kraft-
werke und Fernleitungen, ganz oder teilweise er-
werben, Kraftwerke und Fernleitungen erbauen
und auch die Elektrizitätsverteilung überneh-
men,.letztere jedoch in Gebieten bereits zuge-
lassener Unternehmungen nicht ohne deren Zu-
stimmung. Auch können Gemeindebehörden und
Privatunternehmerihre Anlagen und Rechtedem
Elektrizitätsverband freiwillig durch Verein-
barung übertragen. Wesentlich ist, daß dem
Elektrizitätsverband nicht das Recht zusteht,
bestehende Unternehmungen zwangsweise zu
enteignen. Sie können lediglich auf Grund
freier Vereinbarungen von dem Verband erwor-
ben werden. Die für die Enteignung der Elek-
trizitätsanlagen in dem früheren Entwurf vor-
gesehenen Entschädigungen sind bei der Par
lamentsberatung durchaus bekämpft worden.!)
Es wurde namentlich darauf hingewiesen, dal
die Privatunternehmer das Wagnis großer Ka-
italinvestitionen zu einer Zeit übernommen
ätten, in der den Gemeindebehörden der Mut
hierzu gefehlt habe. Es würde allen parlamen-
tarischen und nationalenÜberlieferungen wider-
sprechen, den Unternehmern, denen wohl er-
worbene Rechte zur Seite stehen, ihre Anlagen
nun zu weniger günstigen Bedingungen zu neh-
men, als ihnen durch die bestehenden gesetz-
lichen Bedingungen zugesichert sei.
Man sieht, in England hat sich die Stimme
der Gerechtigkeit Gehör verschafft, während
bei uns der durch Schlagworte genährte Haß
gegen den Kapitalismus die Gestaltung des Ge-
setzes stark beeinflußte. ;
Den Elektrizitätsverbänden werden weiter
gewisse Wasser- und Wegerechte verliehen. Es
kann das Recht der Übernahme bestehender
Unternehmungen von Gemeinden auf sie über-
tragen werden; es kann ihnen ferner durch die
Kommissare die Befugnis erteilt werden, in
noch unversorgten Gebieten zugelassener Un-
ternehmer Strom zu liefern. Sie können An-
lagen für die Ausnutzung von Abgasen und
Nebenprodukten errichten, Installationsge-
schäfte betreiben, die zugehörigen Teile liefern,
vermieten und ausbessern, aber nicht ohne be-
sondere Genehmigung herstellen und verkau-
fen. Die Leitungsanlagen und Hausanschlüsse
auf den Grundstücken der Abnehmer werden
als Teile des Elektrizitätswerkes erklärt.
Wie in dem ersten Entwurf ist auch in dem
endgültigen Gesetz eine Bestimmung für eine
weitgehende Entschädigung von Angestellten
und Arbeitern, die durch Veränderungen ihrer
Unternehmungen infolge des Gesetzes benach-
teiligt werden, enthalten. \
Solange Elektrizitätsverbände innerhalb
bestimmter Bezirke noch nicht gebildet sind,
kann das Handelsamt, im Einvernehmen mit
den Kommissaren, Kraftwerke, Hauptleitun-
gen und andere Anlagen errichten und betrei-
ben, mit den Befugnissen des Elektrizitätsver-
bandes. Hierzu kann das Schatzamt dem Han-
delsamt eine Summe von 20 Mill. £ zur Ver-
fügung stellen. Diese Anlagen sollen unter
Rückzahlung aller Auslagen einschließlich Zin-
sen später in den Elektrizitätsverband einge-
bracht werden. Ferner können sich in der Zeit
zwischen der Annahme des Gesetzes und der
Bildung eines Elektrizitätsverbandes zwei oder
beliebig viele Unternehmer zur gegenseitigen
Unterstützung zusammenschließen.
Während in dem früheren Entwurf als vor-
ee Behörde für die Kommissare das Han-
elsamt vorgesehen war, sind alle dessen Be-
fugnisse in bezug auf die Elektrizitätswirtschaft
dem neuen Verkehrsminister übertragen wWor-
den. Diesem sind die Kommissare verant-
wortlich.
Das Gesetz wird in der vorliegenden Form
als ein bedeutungsvolles Ereignis in der Ge-
schichte des Elektrizitätswesens in England be-
grüßt?), da es eine vollkommene Abkehr von
der durch das Elektrizitätsgesetz im Jahre 1882
inaugurierten Politik, die für die Zersplitterung
der Elektrizitätsversorgung in England verant-
wortlich ist, bedeutet. Man erwartet hiervon
einen großen Aufschwung auf diesem Gebiete.
In der Tat berechtigt das Gesetz zu solchen
Erwartungen, denn es hält sich von jeder bu-
reaukratischen Bevormundung der Elektrizi-
tätswirtschaft fern, überläßt vielmehr die Ent-
wicklung den von den Interessenten selbst zu
wählenden Verwaltungskörpern und hält sich
von allen fiskalischen Gesichtspunkten frei.
Die Regierung allerdings scheint mit dem
Gesetzentwurf noch nicht zufrieden’); sie
scheint die Beseitigung der behördlichen Elek-
trizitätskörperschaften als Beschränkung ihrer
Rechte zu empfinden und hat für die nächste
Session eine Ergänzung des Gesetzes in dieser
Richtung in Aussicht gestellt. Es kann jedoch
keinem \ Zweifel unterliegen, daß die Unter-
nehmer die von dem jetzigen Gesetz gebotene
Gelegenheit zu freiwilligen Zusammenschlüssen
benutzen werden, um einem weiteren zwangs-
weisen Eingreifen der Regierung 7
Siegel.
. Der englische Verkehrsminister hat nun-
mehr den früheren Präsidenten der Institution
of Electrical Engineers Sir John F. C. Snell,
ferner die Mitglieder dieser Vereinigung W. W.
Lackie und Archibald Page sowie vom Han-
delsamt H. Booth zu Elektrizitätskommissa-
ren ernannt. D. 8.
S
ı) Vgl. „The Electrician“ Bd. 83, 1919, S. 601.
2) Vgl. „The Electriecian“ Bd ‘84, 1920, S. %-
Vgl. „The Times“ vom 10. I. 1920
“ Bee
198 Elektrotechnische Zeitschrilt. 1920. Heft 10. | . 4. März 1920.
von drei Dimensionen ; im 2. Band soll die von | rade, was wir Techniker stets an dem J uristen
vier und mehr Dimensionen gebracht werden auszusetzen hatten, daß er den Tatbestand, der
LITERATUR. Runges Darsvellung ist meisterhaft. Die | der Entscheidung zugrunde zu legen ist, insbe-
beiden ersten Kapitel behandeln die Vektoren ee wenn a en 2 Bnes en
exp] ‚ößen nebst den Regeln zu ihrer elt, in seinen Einzelheiten nic urchschau
De Di a 2 Das äußere | und in seiner Gesamtheit, seiner Wirkung
Die Funkentelegraphie in allgemein-
verständlicher Darstellung. VonC.W.
Kollatz. Mit 33 Textabbildungen. 107 8.
in 8%. Verlag von Georg Siemens. Berlin
1919. Preis 4,25 M
Eine allgemeinverständhche Schrift über
Funkentelegraphie muß zu einer Zeıt, in der
die Funkentelegraphie das einzige von unseren
Feinden unabhängige Nachrichtenaustausch-
mittelim Verkehr mit dem Auslande bildet und
in der das Deutsche Reich dazu übergeht, diesen
neuesten Zweig der Nachrichtenmittel auch im
Innern Deutschlands — einmal zur Unter-
stützung der Drahttelegraphie und sodann zur
Verbreitung von Nachrichten allgemeinen In-
halts — ein ausgedehntes Anwendungsgebiet
zu geben, von erheblichem Werte sein. Denn
es ist klar, daß der Kreis derer, die mit der
Funkentelegraphie praktisch Befassung be-
kommen, sich bedeutend erweitern wird. Das
Erscheinen der vorliegenden Schrift ist daher
zu begrüßen. Sie bringt nach einem geschicht-
lichen Rückblick Einzelheiten über die tech-
nischen Grundlagen der Funkentelegraphie,
beschreibt die Funkstelle Nauen und schließt
mit Ausführungen über die Funkentelegraphie
im Weltverkehr und über die Entwicklung und
die Aussichten des drahtlosen Fernsprechens.
Der auf die Arbeit verwendete Fleiß und das
Bemühen, dem technisch nieht vorgebildeten
Leser verständlich zu bleiben, ist anzuerkennen.
Immer ist es dem Verfasser freilich nicht ge-
lungen, die so gar nicht leichte Forderung der
Allgemeinverständlichkeit restlos zu erfüllen.
So ist z. B. die Erklärung der Begriffe ‚„elek-
trische Schwingungen und Wellen‘ wenig
glücklich, ganz abgesehen davon, daß Angaben
wie die, daß die Ladung eines Schwingungs-
kreises, der eine Funkenstrecke enthält, mit
einer Spannung von 110 Verfolgen können, und
daß jede allmählich unter der Einwirkung der
wechselnden Maschinenspannung vor sich ge-
hende Entladung des Kondensators eine Fun-
kenentladung in der Funkenstrecke hervor-
riefe, besser vermieden würden. Etwas mehr
Beachtung hätten wohl auch die von anderer
deutschen Seite wie Telefunken für die Ent-
wieklung der drahtlosen Technik gelieferten
Beiträge verdient; sie sind in der Schrift recht
stiefmütterlich behandelt worden.
Reipert.
Vektoranalysis. Von Prof.C. Runge. Bd.1:
Die Vektoranalysis des dreidimensionalen
Raumes. VIII und 195 S. in 8°. Verlag von
S. Hirzel. Leipzig 1919. Preis geb. 13 M.
Die prophetischen Worte, mit denen
Graßmann die Vorrede seiner „Ausdehnungs-
lehre‘‘ vom Jahre 1862 schließt: „Ich weiß, daß
einst diese Ideen, wenn auch in veränderter
Form, neu erstehen und mit der Zeitentwick-
lung in lebendige Wechselwirkung treten wer-
den‘, scheinen sich mehr und mehr erfüllen zu
sollen. Zwar hat die Vektoranalysis, wie sie
jetzt in physikalischen und technischen An-
wendungen auftritt, noch nicht dıe Form, dıe
ihr von Graßmann gegeben worden ist, und in
der sie vornehmlich auf die Geometrie — diese
allerdings im weitesten Sinne des Wortes ge-
nommen — angewendet worden ist. Während
nämlich Hamilton das Produkt zweier Vek-
toren sofort wieder durch den zugehörigen
Vektor ersetzt, führt Graßmann den selbstän-
digen Begriff der Plangröße, des Bivektors,
ein und baut sein System auf dem Begriff der
Dimension oder, wie er sagt, der Stufe auf.
Begnügt sich Hamilton mit dem Begriff des
freien Vektors, so unterscheidet Graßmann
naturgemäß zwischen dem freien und dem ge-
bundenen Vektor. Heaviside und Gibbs
vereinigten die beiden Richtungen miteinander
und gaben der Vektoranalysis die Form, in der
. sie bis heute von Phiysikern und Technikern
zur Anwendung gebracht wird. Es ist nun sehr
lehrreich, zu beobachten wie die mathematische
Begründung, die die Relativitätstheorie durch
Minkowski, Sommerfeld, Laue und Ein-
stein erfahren hat, auf die Graßmannsche
Ideenwelt hingedrängt hat. Nachdem die
Graßmannsche Ideenbildung von den Phzsi-
kern im dreidimensionalen Raume abgelehnt
worden war, ist sie von den Physikern für den
vierdimensionalen Raum angenommen wor-
den. Die vierdimensionalen Vektoren haben
eben für die Frage nach einer allgemein gültigen
Formulierung der Naturgesetze grundlegende
Bedeutung. Es ist daher warm zu begrüßen,
daß Herr Runge sich vorgenommen hat, die
Vektoranalysis im Anschluß und auf Grund
Graßmannscher Gedanken darzustellen. Der
vorliegende 1. Band enthält die Vektoranalysis
Differentiation und Integration.
und das vektorielle Produkt werden sauber
unterschieden, Ergänzung eines Vektors und
Ergänzung einer Plangröße werden eingeführt,
desgleichen der Nabla-Vektor und seine Ergän -
zung, wie bereits früher schon in den Vorlesun-
gen des Berichterstatters über die Vektoren-
rechnung aus dem Jahre 1905 (vgl. auch eine
Arbeit im 26. Band des „Archivs der Mathe-
matik und Physik‘ 1917). Es wird der Graß-
mannsche Gedanke zur Geltung gebracht, daß
es auf dasselbe hinauskommt, ob man einen
Vektor mit einem anderen Skalar multiplzıert,
oder ob man das äußere Produkt des Vektors
mit der Ergänzung des anderen bildet. Das
dritte Kapitel handelt von den Tensoren und
dürfte ganz besonderer Beachtung sicher sein.
Auf 8. 127 ist mir eine leise Unklarheit aufge-
fallen. Der Lückenausdruck
1, (DH N3(a0.b) +3 (az: 15)
wird bereits als Trensor bezeichnet. Der vor-
gelegte Ausdruck stellv aber doch einen Vektor
dar. Was als Tensor zu bezeichnen ist, ist —
wie natürlich weiterhin auch klar gesagt wird
— der Ausdruck
NA + No0g + 113 Qy.
Das Buch kann Mathematikern sowohl wie
Physikern und Technikern aufs angelegent-
iichste zum Studıum empfohlen werden.
E. Jahnke.
Das juristische Denken und seine Be-
deutung für die Erziehung des Tech-
nikers. Von Rechtsanwalt Dr. H. Isay,
39 S. in 8°. Verlag von Franz Vahlen. Berlın
1919. Preis 2 M.
Nachdem ich in meinem Aufsatz: ‚„An-
schauliches und begriffliches Denken‘) ein-
gehend die wesentlichsten Unterschiede zwi-
schen dem technischen und dem juristischen
Denken auseinandergesetzt hatte, haben sieh
eine ganze Reihe von Technikern mit der Frage
des technischen Denkens befaßt. Es ist nur zu
begrüßen, wenn die Wesensverschiedenheiten
in der Denkarbeit verschiedener Berufe aufge-
sucht werden, um daran die Bedingungen fest-
zustellen, aus denen die zu verrichtende geistige
Arbeit hervorgeht. Allerdings ist dabei vielfach
der Fehler begangen worden — ich meinerseits
möchte mich ausnehmen —, das technische
Denken als das allein brauchbare hinzustellen.
Bei tieferer Beschäftigung mit diesen Fragen
und vor allem bei Einblick in beide Denkweisen
durch eigene Berufstätigkeit muß man unbe-
dingt zu dem Schluß kommen, den ich auch am
Ende meines genannten Aufsatzes gezogen
habe, daß anschauliches und begriffliches Den-
ken sich gegenseitig ergänzen und durchdringen
müssen. Ban
Zu diesem Schluß kommt auch der Ver-
fasser der vorliegenden Schrift, wohl auch aus
seiner Berufstätigkeit auf dem Gebiete des ge-
werblichen Urheberrechts heraus, die ihm die
Mängel und Vorzüge beider Denkweisen täglich
vor Augen führt. Ich habe immer den Stand-
punkt vertreten, daß durch die Schulerziehung
bei den meisten Menschen das begriffliche Den-
ken zum Schaden des anschauliehen bevorzugt
wird, und daß gerade darin die Ursache zu
suchen ist, warum unsere Juristen, deren Stu-
dium, wenigstens soweit die Methode des Den-
kens in Frage kommt, eine Fortsetzung dieser
Schulerziehung bildet, sich vielfach den Vor-
wurf der Weltfremdheit zuziehen. Auch Isay
gibt dies zu und erklärt es aus der geschichtli-
chen Entwicklung unseres Rechtes, das aus dem
römischen Recht hervorgegangen ist. Die völ-
lige Verschiedenheit der Grundlagen des römi-
schen Rechtes gegenüber demjenigen des deut-
schen Wirtschaftslebens ließ und läßt unser
Recht, soweit es sich heute noch auf das römi-
sche stützt, als einen Fremdkörper im deutschen
Geistesleben erscheinen. Mit der Einführung
des B.G.B. sollte die Herrschaft des römischen
Rechtes in Deutschland endgültig zu Ende
gehen. Daß dies nicht durchgreifend der Fall
ist und daß vor allem der Geist der römischen
Rechtslehre noch’nicht ganz aus unserm Reechts-
leben vertrieben ist, setzt uns der Verfasser an
einer Anzahl.von Entscheidungen des -Reichs-
gerichtes auseinander. Er weist mit Recht da-
rauf hin, daß die Herrschaft der anschauungs-
armen Begriffe und des rein Verstandesmäßigen
innerhalb des juristischen Denkens heute noch
nicht zu Ende gekommen ist. Gerade in dem
letzten Jahrzehnt hat sich eine Kampffront
gegen die veraltete Denkweise aufgestellt, die
immer siegreicher vordrängt. Das war es ja ge-
!) „Gewerbl. Rechtsschutz u. Urheberrecht“ 1910, 8. 12.
und seinem technischen und wirtschaftlichen
Zweck nicht genügend würdigt. Es ist
von außerordentlichem Wert, wenn gerade
von juristischer Seite hierauf hingewie-
sen wird, damit nicht uns Technikern immer
wieder der Vorwurf gemacht wird, wir verstei-
fen uns nur auf technische Einzelheiten. Das
juristische Denken muß sich sozusagen auf das
technische aufbauen, die Abstraktion darf erst
vorgenommen werden, wenn die Tatbestände
nach allen Seiten nicht nur aufgeklärt, sondern
auch erfaßt sind. Wenn Isay sagt, daß die na-
turwissenschaftliche Methode nicht ohne wei-
teres auf das juristische Denken. übertragen
werden kann, so ist das wohl richtig und wird
auch nur von einigen Wenigen in dieser ganzen
Schärfe behauptet. Gemeint ist wohl damit
mehr das Verfahren der Induktion überhaupt, -
also das Ausgehen von den einzelnen Fällen,
aus denen dann der Begriff herausgezogen wird.
Isay sagt, daß die gewöhnliche Formulierung,
daß die juristische Arbeit auf begrifflichem, die
technische auf anschaulichem Denken beruhe,
anzufechten sei, weil sich diese Meinung durch
die ältere römische Jurisprudenz gebildet
habe. Dazu ist zu bemerken, daß er vor-
her selbst zugegeben hat, daß diese Jurispru-
denz heute noch nieht ganz verschwunden ist
und erst in allerletzter Zeit bekämpft wird.
Wenn er dann weiter behauptet, daß das be-
griffliche Denken des Technikers sich erheblich
von demjenigen des Juristen unterscheidet und
als Beispiel dafür das geometrische Gebilde und
das Diagramm aufführt, so kann man doch diese
Darstellungsweisen nicht als Produkte begriff-
lichen Denkens ansprechen, denn sie verlassen
ja in keiner Weise den Boden der Anschauung
und stellen vielfach die höchste Anschauung
dar, indem sie ermöglichen, zeitliche Vorgänge
durch räumliche Darstellung wiederzugeben.
Darin aber müssen wir dem Verfasser ohne wei-
teres recht geben, daß er den T'echniker drängt,
sich mehr als bisher mit dem juristischen Den-
ken zu befassen und seine eigene Denkweise-
auch nach dieser Richtung zu erweitern. Das
Arbeitsgebiet des Technikers ist heute nicht
mehr allein auf das tote Objekt beschränkt, son-
dern greift gesellschaftlich und wirtschaftlich
auf den Menschen über. Je mehr der Techniker -
nach der ihm zustehenden Stellung in unserer
Verwaltung strebt, um so mehr müssen wir auch“
von ihm fordern, daß er die Fähiskeit besitzt,
die einzelnen mensehlichen Energien zu ordnen
und gegensätzlich gerichtete Interessen und Be-
strebungen auszugleichen unter Heraushebung
des Wesentlichen aus dem Unwesentlichen.
Dazu ist ein vorzügliches Mittel die juristische
Denkweise, namentlich wenn sie in dem Sinne
ausgeübt wird, wie sie der Verfasser dem Ju-
risten selbst empfiehlt, nämlich unter Aufbau
auf die Wirklichkeit und unter ständiger Füh-
lungnahme mit ihr.
Wir möchten daher die kleine vorzügliche
Schrift nieht nur dem Techniker, für den sie be-
stimmt und überaus nützlich ist, empfehlen,
sondern auch dem Juristen, damit er sieht,
welche jahrhundertelang geübten Fehler wieder
gutzumachen sind.: e 3
Dipl.-Sng. Carl Weihe. °
Eingänge. i
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher. E
Theorie und Wirklichkeit bei Triebwerken
und Bremsen. Von St. Löffler. 94 S. in 8).
Verlag von R. Oldenbourg, Berlin und München
1919. Preis geh. 5,50 M.
Lehr- und Aufgabenbuch der Physik. Von
Wiegner-Stephan. 1. Teil: Allgemeine Eigen-
schaften der Körper. Mechanik. Mit zahlreichen
Textabbildungen und Musterbeispielen. 2. verb.
Aufl. 229 S. in 8%, Verlag von B. G. Teubner,
Leipzig und Berlin 1920. Preis 5,60 M. %;
Neue Zeitschriften.
ZeitschriftfürFernmeldetechnik, Werk-und
Gerätebau. Heft 1, 1920. Herausgeber: Prof.
Dr. Rudolf Franke, Berlin-Lankwitz.
R. Oldenbourg, München und Berlin.
scheint am ]. und 15. jeden Monats.
Jahrgangs 20 M.
Verlag:
Er-
[Diese neue Zeitschrift behandelt das Gebiet.
der Fernmeldetechnik im weiteren Sinne und zwar
die Fernsprechtechnik, die Telegraphentechnik, die
Signaltechnik, die. mechanische Nachrichtenüber-
mittlung, die Fernübertragung von physikalischen
Zuständen, die Fernsteuerungen und den Werk-
Preis des
-
Bee Ne ee
er
en
4. März 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift,
und Gerätebau. Das erste Heft enthält Beiträge
aus dem Gebiet der Fernsprechtechnik („Die Wesens-
unterschiede der Fernsprechsysteme mit Wähler-
betrieb“, Lubberger), der allgemeinen Fornmelde-
technik („Die Fernmeldetechnik und die deutschen
Patentklassen‘, Wurm), dem Goerätebau („Über
die Verwendbarkeit von Meßgeräten für höhere
Frequenzen“, Keinath, sowie „Ein neuer Schiffs-
geschwindigkeitsmesser“, Denkert) und behandelt
in der Rundschau die jetzige Lage der Schwach-
stromindustrie und die z. Zt. im Vordergrund
des Interesses stehenden Fragen der Ausbildung
von Schwachstromingenieuren Kr.]
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.)
Dr. A. Calmes. Unser Mitarbeiter, der Or-
dinarius für Privatwirtschaftslehre an der Uni-
versität Frankfurt a.M., Professor Dr. Albert
Calmes, scheidet aus dem preußischen Staats-
dienst aus, um in die luxemburgische Eisen-
industrie einzutreten.
SITZUNGSKALENDER.
Deutsche Physikalische Gesellschaft. 5. II.
1920, nachm. 7%, Uhr, Physikalisches Institut
der Universität, Reichstagsufer 7:
1. Vortrag E. Grüneisen: „Eine neue Be-
stimmung der absoluten elektrischen Wider-
standseinheit.‘“ Gemeinsam mit E. Giebe.
2. Vortrag J. Franck: „Uber Helium und
Parhelium‘, nach gemeinsam mit P. Knip-
ing angestellten Versuchen.
3. Vortrag J. Franck: „Über Auswahlprin-
zip und Reaktionsgeschwindigkeit.‘“
Deutscher Verband Technisch-Wissenschaft-
licher Vereine, gemeinschaftlich mit einer Reihe
von Vereinen. 4. IIf. 1920, abends 7 Uhr, Gr.
Sitzungssaal des ehem. Herrenhauses: „Gemein-
same Kundgebung zur Erneuerung der öffent-
lichen Verwaltung“. Einlaßkarten bei genanntem
Verband, Berlin- Wilmersdorf, Hohenzollern-
damm 190.
RUNDSCHAU.
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Die Schaltung großer Energiemengen. —
Der sich ständig steigernde Bedarf an elektri-
scher Energie hat den Bau größerer Zentralen
bzw. die Zusammenfassung kleinerer Werke zu
großen Einheiten zur Folge. Hiermit ist aber
bei Kurzschlüssen und Störungen im Netz
nicht nur für die Zentrale selbst, sondern auch
für die Verbraucher eine wachsende Gefahr
verbunden infolge der erhöhven Anforderun-
gen, dıean die Maschinen und besonders an die
Schaltapparate gestellt werden. Dem könnte
durch entsprechende konstruktive Verbesserun-
en (Vergrößerung, kürzere Abschaltzeit der
chalter usw.) begegnet werden. Es würde dies
aber, abgesehen davon, daß man dabei schließ-
lich doch an einer Grenze anlangte, eine solche
Verteuerung der Anlage bedingen, daß unter
Umständen die Rentabilität in Frage gestellt
würde. Ein wirksames Mittel, Kurzschlüsse
aufeinen für die Anlage gefahrlosen Wertherab-
zudrücken und somit die Schaltapparate in zu-
lässigen und geeigneten Größen zu halten, ist
nach E. B. Wedmore die Verwendung und
sinngemäße Verteilung von Reaktanzen in
dem zu schützenden System. Vom wirtschaft-
lichen Standpunkt aus wäre es am zweckmäßig-
sten, den Sitz der Reaktanzen in die Genera-
toren und Transformatoren zu verlegen, d.h.
sich mit sogenannten inneren Reaktanzen zu
Degnügen. In vielen Fällen jedoch wird dieses
Verfahren unzureichend sein, und man muß
sich zum Einbau künstlicher Reaktanzen ent-
schließen. Ihr Einbau entweder zwischen den
einzelnen Sammelschienenabschnitten oder in
die Verbindungsleitungen der Sammelschienen
verschiedener Stationen oder auch in die Ver-
bindungsleitungen angrenzender Teile des Sy-
stems hat den entschiedenen Vorzug, daß sie
nur den Teil der Belastung führen, der von Ab-
schnitt zu Abschnitt übertragen wird, daß sie
also einerseits ein Minimum von Energieverlust
verursachen, anderseits die Regulierung nicht
beeinflussen. Allgemein kann gesagt werden:
Schutzreaktanzen begrenzen Störungen in allen
Teilen des Systems, die zwischen ihnen und der
'Störungsstelle liegen und isolieren gleichzeitig
. Störungen von allen gesunden, zwischen ihnen
1920. Heft 10.
1998
und der Zentrale gelegenen Abschnitten. Die
wichtigsten Anordnungen der Reaktanzen mit
ihren Vorteilen und Nachteilen werden kurz
behandelt.
Innere Reaktanz. In den meisten Fäl-
len bilden ®enerator und Transformator eine
Einheit. Hier kann die Transformatorreaktanz
als Zusatz zur Maschinenreaktanz angesehen
werden, Erstere beträgt gewöhnlich 4% des
Spannungsabfalles bei Vollast. Es steht in-
dessen nichts im Wege, dem Transformator von
vornherein einen höheren Prozentsatz zu geben,
wenn dies die Verteuerung, die durch eine be-
sondere, zusätzliche, äußere Drosselspule ver-
ursacht werden würde, geboten erscheinen
läßt. Die aus praktischen Gründen bestehende
Grenze darf aber nicht überschritten werden.
Reaktanzen in dieser Anordnung dienen ledig-
lich dazu, den Kurzschlußstrom zu begrenzen,
sind aber nicht in der Lage, für alle übrigen ge-
sunden Teile der Anlage die Spannung aufrecht
zu erhalten. Es ist dann eine zusätzliche Reak-
tanzin den Sammelschienen oder Leitungen er-
forderlich. Diese zusätzlichen Reaktanzen dür-
fen aber wiederum die Spannungsregulierung
nicht beeinflussen. Wie sind also, wenn ein be-
stimmtes Verhältnis zwischen beiden Faktoren
bestehensoll, beiderWahlderinneren Reaktanz
an gewisse Grenzen gebunden, Man muß hier-
bei mit der Größe des Stromes rechnen, der der
Ausbildung eines Fehlers folgt. Derhohe Strom
entmagnetisiert das Feld(Abb.1) und klingt bald
JS OIMES
Ss
Aurzschlußstrom als Vielfaches d. Vollas
Pe
en
RS ES ELSE VENEN)
N
Ur
Sekunden
EL ZRRENBER
IN EBREHEGE
ungen
1 7.
Q
[%
’ ’
A = vollkommener Kurzschluß ohne Reaktanzen.
B = durch Reaktanzen begrenzter Kurzschluß.
Abb. 1. Abnahme des Kurzschlußstromes im Generator.
ab, aber für den ersten Augenbiick wird das Feld
durch Wirbelströme im magnetischen Kreise
aufrechterhalten, und der Strom wird nurdurch
die Streureaktanz der Windungen begrenzt.
Künstliche Reaktanzen in den Lei-
tungen, die die ganze Last führen, üben im all-
gemeinen einen ungünstigen Einfluß aus, da sie
hohe Energieverluste verursachen und die Re-
gulierung verschlechtern. Widerstand und Re-
aktanz in einer einzelnen Leitung beeinflussen
Störungen in folgender Weise.
1. Die Spannung aller diesseits, d. h. zwi-
schen der Impedanz und der Stromquelle lie-
genden Teile des Systems wird bei einem Fehler
jenseits der Impedanz wenig beeinflußt.
Der Fehlerstrom wird für alle jenseits
der Impedanz liegenden Punkt begrenzt.
Die Spannung aller jenseits der Impe-
danz liegenden Leitungsabschnitte wird bei
einem Fehler daselbst beeinflußt.
Sollen besondere zusätzliche Reaktanzen
Verwendung finden, so ist es zweckmäßig, diese
gemäß Punkt l und 3 den zu schützenden Stel-
len möglichst nahe anzuordnen, während
Punkt 2für einen der Stromquelle möglıchst
nahe hıegenden Einbau spricht.
Da durch geeignete Unterteilung der von
den Sammelschienen zu den Unterstationen
führenden Leitungen in mehrfache parallele
Einzelleitungen und. durch Unterteilung der
Unterstationen selbst sich die Eigenimpedanz
bedeutend erhöhen läßt (Abb. 2u.3)und außer-
dem in ausgedehnten Netzen durcht die vor-
handenen Transformateren an und für sich
schon eine wesentliche Reaktanzerhöhung ge-
schaffen ist, kann, wenn es sich nicht um aus-
nehmend hohe Energiekonzentrationen handelt,
von dem Einbau besonderer, künstlicher Reak-
tanzen Abstand genommen werden. Sind letz-
tere jedoch erwünscht, so sollen sie den zu
schützenden Teilen des Systems möglichst nahe
angeordnet werden (Abb. 4). Wedmore kommt
zu dem Schluß, daß von der Eigenimpedanz im
Interesse der Aufrechterhaltung der Spannung
weitgehendster Gebrauch zu machen ist, und
daß künstliche Reaktanzen nur dann Verwen-
dung finden sollen, wenn Störungen lokalisiert
und die Anlage gegen außergewöhnlich hohe
Beanspruchungen geschützt werden soll.
sammelschienen der Zentrole Sammelschienen der Zentrale
man
Abb. 2. Anordnung der
Leitungen mit geringer
Eigenimpedanz.
Abb. 3. Anordnung der
Leitungen mit hober
Eigenimpedanz.
Sarmmelschienen der Zernrale
SS Drosse/spulen
Abb.4. Zweckmäßige Anordnung der Reaktanzen
in Freileitungen.
‚, Drosselspulen in den Sammelschie-
nen. Man unterscheidet hierbei Stern- und
Ringanordnung. Bei der ersteren sind die Dros-
selspulen mit den zugehörigen Sammelschienen-
abschnitten parallel geschaltet und mittels Ver-
bindungssammelschiene in einem Punkte ver-
bunden, Bei der Ringanordnung dagegen ist
jeder Sammelschienenabschnitt mit dem näch-
sten durch eine Drosselspule verbunden. Der
Vorteil der Sternanordnung gegenüber dem
Ringsystem liegt, abgesehen von der Erforder-
nis verschiedener zusätzlicher Hilfsapparate
beim letzteren, hauptsächlich darin, daß eine be-
liebige Anzahl Abschnitte je nach Wunsch über
die Verbindungsschiene parallel geschaltet wer-
den können, während die Vorteile des Ring-
systems illusorisch werden, sobald ein Ab-
schnitt abgeschaltet werden muß,
Es fragt sich nun, inwieweit in einem Sy-
stem der Kurzschlußstrom durch Sammel-
sehienenreaktanzen begrenzt werden kann. Die
Größe des Kurzschlußstromes hängt von 5 Fak-
toren ab, von der Betriebsspannung, von der
Gesamtleistung des Generators, von der Reak-
tanz des Generators, von der Sammelschienen-
reaktanz und von der Anzahl der Sammelschie-
nenabschnitte. Ohne Sammelschienenreaktanz
ergibt sich die Kurzschlußleistung Lin kVA aus
GesamtleistungdesGeneratorsinkVA x 100
— prozentualer Betrag der Generatorreaktanz’
wobei unter Generatorreaktanz die gesamte Re-
aktanz der Einheit, d.h. innere Reaktanz-H-zu-
sätzlicher äußerer+Transformatorreaktanz ver-
standen ist. Nimmt man diese KurzschluBßlei-
stung als Einheit an und bezeichnet mit B die
Sammelschienenreaktanz in Beträgen der Ge-
neratorreaktanz A, so lassen Abb. 5 und 6!) er-
Zahl der Sammelschienenabschmmfe
Ms DB BERNER /
05
Aurzschlußjaktor f
Abb. 5. Begrenzung des Kurzschlußstromes
(Reaktanzen in Sternschaltung).
ı) Da hier Strom von beiden Seiten zufließt, sind
Reaktanzen von annähernd dem doppelten Ohmwerte für
denselben Schutzgrad erforderlich. Der Ordinatenmaßstab
ist hier verdoppelt, um die Ähnlichkeit der Kurvenform
deutlicher hervortreten zu lassen,
200
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heft 10
4. März 19820.
kennen, wie schon relativ kleine Sammelschie-
nenreaktanzen bedeutende Reduktionen der
Kurzschlußströme herbeiführen. Der Kurz-
schlußfaktor f stellt das Verhältnis der maxi-
malen Kurzschlußströme mit und ohne Reak-
tanzen dar und ergibt sich aus der Formel
a-y+lg- +1)
= B ’
N (. IR 1)
wobei A = Generatorreaktanz, B = Sammel-
schienenreaktanz, N — Anzahl der Sammel-
schienenabschnitte bedeuten. Eine wesentliche
Zahl der Sarmmelschiemenobschritte
0 055 WI 3 2 7
12
08 70
’
0 02 0,4 06
K urzschlußfaktor BE
Abb. 6. Begrenzung des Kurzschlußstromes
(Reaktanzen in Ringschaltung)
Verbesserung und gleichzeitig bedeutende Ver-
einfachung speziell hinsiehtlich Begrenzung der
Ströme bei Erdschluß stellt das von Prof. Pe-
tersen angegebene Verfahren der Verwendung
einer Erdschluß-Drosselspule zwischen Null-
punktdes Generators und Erde dar, bei dem der
kapazitiveErdschlußstrom durch den nacheilen-
den Strom der Drosselspule bis auf einen gerin-
gen Reststrom kompensiert wird!), (Journ.
Inst. El, Eng., Bd. 56, 1918, S. 269.) Bort.
Elektrische Anlagen in Norwegen. — Nach
den Jahresberichten der staatlichen Inspekto-
ren für die elektrischen Anlagen Norwegens,
haben sich diese in den Rechnungsjahren 1917
und 1918 wie folgt entwickelt?):
Zahl, Leistung, Anschluß
Zahl der Stromerzeugungsanlagen
Gesamte Generatorenleistung in kW
Zahl der Akkumulatorbatterien
Kapazität der Akkumulatoren in kWh
Für Motoren verwendet . kW
Für elektrochemische Zwecke verwendet kW
Im Ganzen installiert;
Glühlampen
Bogenlampen
Motoren .
Die durchschnittliche Größe der Anlagen
ist weiter von etwa 585 kW in 1917 auf rd 673
kW in 1918 gestiegen. Ende 1918 waren etwa
1,14 Glühlampen je Einwohner installiert. Die
Durchschnittsgröße der Motoren betrug etwa
9,1 kW gegen etwa 10 kWi. V. 36 Brände und
15 Unglücksfälle sind im Jahre 1918 durch
Elektrizität verursacht worden. N.Sch.
Elektromaschinenbau.
Ergänzung der Erwärmungsvorschriften.
— Vidmar hat in ‚„Elektrotechn. u. Ma-
schinenb.‘‘ Bd. 36, 1918, S. 65, vorgeschlagen,
die höchste Temperatur t, einer Wieklung
durch die Gleichung zu begrenzen
wobei t,, die mittlere Temperatur durch Wider-
standsmessung jund f, die Oberflächentempe-
ratur bedeuten. Nach Vidmar liegt die Kon-
; ag .
stante Ce = ra 7 zwischen den Werten ?/,
Mer)
T
und 2/3 und ist von ıhm. zu % angenommen
worden.
W.Rogowski berechnet nun für einige
charakteristische Hauptfälle von Wicklungen
ı) Vgl. „ETZ" 1919, 8. 5 und 19.
#) Vgl. „ETZ“ 1919, 8. 204.
die Konstante c. Er findet dabei folgende
Ergebnisse.
1. Für die Spule mit einem langgestreckten
Rechteck als Wiekelquersebnitt (Zylinder-
wicklung)
e=%Yz
2. Für die Spule mit kreisrundem Wickel-
querschnitt
ce=!h
3- Für das runde Knäuel
c —=2,.
Die in der Praxis vorkommenden Spulen-
formen werden im allgemeinen Zwischenstufen
der Fälle 1 und 2 sein; Formen, die sich dem
Knäuel nähern, dürften nur selten vorkommen.
Infolgedessen kann man erwarten, daß die
tatsächlichen Werte der Konstanten zwischen
2/, und 1, liegen werden. Der Vidmarsche
Vorschlag für die indirekte Messung der höch-
sten Temperatur scheint vom Standpunkt der
Rechnung eine geeignete Grundlage zu Sein.
(Archiv £. Elektr., Bd. 7, 1918, S. 41.) v9.
Zur Theorie des Parallelbetriebes von Syn-
ehronmaschinen. — . Dreytus. wendet
sich im wesentlichen gegen die Schrift
von Benischke, Der Parallelbetrieb von
Wechselstrommaschinen. 2. Aufl. 1918. Es
werden einzelne von DBenischke verfoch-
tene Hypothesen den Ergebnissen einer
wohlbegründeten, analytischen Theorie gegen -
übergestellt. Zunächst setzt sich Benischke zu
den Grundlagen nicht durch die Annahme der
Kupplung an sich, sondern nur durch die An-
nahme der losen Kupplung in Widerspruch.
Der zweite Punkt, in dem er sich nicht zur
herrschenden Theorie bekennt, ist der, daß er
ungedämpfte oder gar negativ gedämpfte
Schwingungen nicht für möglich hält. Der Ver-
fasser hofft, durch die kurze Gegenüberstellung
zu zeigen, daß die herrschende Theorie einer
Reform ihrer Grundlagen nichtbedarf. (Archiv
f. Elektr. Bd. 8, 1919,.8. 132.) vg.
Die induktiven Vorgänge in einem Kern-
transformator mit Stern-Stern-Schaltung bei
einspuliger Last. — R. Bauch, versteht unter ,
„einspuliger Last“ eines primär in Stern
geschalteten Transformators die sekundäre
Energieabnahme von nur einem einzigen
Schenkel. Der Strom in der Primärwick-
lung des gleichen Schenkels muß daher
über die Wicklungen der beiden anderen,
nicht belasteten Schenkel zurückfließen, wo-
durch große, induktive Spannungsabfälle ent-
stehen. Eine solche einspulige Last tritt auch
Stand am
31. XI. 1918 31. XIL 1917 1. VD. 1916
1 887 1 760 1 620
12240227 1 028 758 888 363
155 1310) 128
18 519 19 162 19 118
362 258 | 343 273 241 292
568 386 478 763 424 335
3 027 518 2 704 374 2 282 698
2152 2815 3 132
39 838 34 963 28 Park
bei Windungsschluß in irgend einer Primär-
oder Sekundärspule ein. - Verfasser berechnet
die Spannungen und Stromstärken in den ein-
zelnen Stromkreisen des Transformators mit
einem sehr großen,wenıg übersichtlichen, mathe-
matischen Apparat, zunächst unter Vernach-
lässigung der Jochstreuung. Bei einem nor-
mal belasteten Transformatorergibt die Summe
der primären und sekundären Last-Amperewin-
dungen für jeden einzelnen Schenkel null. Bei
dem einspulig belasteten Transformator ergibt
dagegen diese Summe für jeden Schenkel den
gleichen, in gleicher Richtung liegenden Betrag.
Die erzeugten, zusätzlichen Kräftlinienströme
finden daher ihren Rückweg durch den Luft-
raum zwischen den Jochen. In einer Wieder-
holung der Rechnung berücksichtigt Verfasser
diese Streuung. Leider vermißt man eine zah-
lenmäßige Berechnung derselben, obgleich sie
die wichtigste Erscheinung beidem ganzen Vor-
gang ist. Der Hinweis auf eine von Forbes vor
25 Jahren ausgeführte Berechnung ist ohne
Quellenangabe nicht verwendbar. Man ist also
auch nach dem Studium des Aufsatzes von
Herrn Bauch nicht imstande, anzugeben, wel-
eher zahlenmäßige, zusätzliche Spannungsabfall
auftritt, wenn man einen gegebenen Transfor-
mator in der genannten Weise belastet. Diese
Belastungsweise ist aber sehr viel üblich.
(Elektrotechn. u. Maschb., Bd. 35, 1917, 8. 371,
423, 430.) Kdf.
Verkehr und Transport.
Neuartiger elektrischer Paketwagen. — In
England hat man bekanntlich die Straßenbahn
schon seit Jahren für den Versand von Paketen
im Stadtgebiet nutzbar gemacht. Die Stadt
Bradford ist nun einen Schritt weiter gegangen
und hat einen Lieferungswagen für schienen-
losen Betrieb eingestellt. Der Wagen ist nicht
nur mit einer Kontaktstange, sondern auch mit
einer Akkumulatorenbatterie ausgerüstet und
kann daher auch auf Straßen benutzt-werden,
in denen Oberleitung fehlt. Ein derartiges Ge-
fährt ist seit 3 Jahren zwischen Bradford und
Leeds in regelmäßigem Betrieb; die Betriebs-
kosten sind angeblich geringer als die der üb-
lichen Kraftwagen. (, Times“, 3.1. I),
Die Mittel zur Verhütung des Überfahrens
der Haltsignale. — In einer Sitzung des Dresde-
ner Elektrotechnischen Vereins hielt Oberbau-
rat Prof. Möllering einen Vortrag über die
Mittel zur Verhütung des Überfahrens der
Haltsignale.. Bei einem noch so gut ausgebil-
deten System mit reinen Streckensignalen, d.h.
Signalen, dienuraufdem Bahnkörper angeord-
net sind, bleibt die Gefahr des Überfahrens
eines Haltsignals deswegen stets bestehen, weil
der Lokomotivführer auf die rechtzeitige Wahr-
nehmung der Signale angewiesen ist; übersieht
er bei Nacht und Nebel ein Vorsignal, dessen
Siehtzeit dann nur wenige Sekunden beträgt,
so kommt sein Zug in die gefährlichste Lage.
Maßnahmen zur Unterstützung des Lokomotiv-
führers durch hörbare Streckensignale (Knall-
signale, Rasselwerke, Pfeifensignale usw.)schaf-
fen wegen der Möglichkeit des Überhörens bei
hohen Fahrgeschwindigkeiten keine ausrei-
chende Abhilfe. So wurde seit langem versucht,
durch Führerstandssignale, d. h. hör- und
sichtbare Signale auf der Maschine, dem Führer
zu Hilfe zu kommen. Der Vortragende betont
ganz richtig, daß hier in erster Linie das von
vielen Erfindern mit einer gewissen Leichtfer-
tigkeit behandelte Problem zu lösen ist: Wie
wird mit Sicherheit an der richtigen Stelle und
im riehtigen Augenblick irgend eine Energie-
menge vom Bahnkörper auf die Lokomotive
übertragen ? Weit weniger schwierig ist .dann
die weitere Aufgabe, mit dieser Energiemenge®
auf der Maschine Signale zu geben oder gar die
Bremse auszulösen. Es werden der Reihe nach
die bisherigen beachtenswertesten Vorschläge
und die Versuche mit ihnen bei verschiedenen
deutschen Staatsbahnverwaltungen und im
Ausland behandelt. Sie werden am besten ge-
gliedert in Anordnungen 1. mit rein mechanf-
scher Kraftübertragung, 2. mit elektrischer
Kraftübertragung-durch Schleifberührung und
3. mit elektrischer Kraftübertragung durch
Fernwirkung, sei es elektromagnetisch oder
durch elektrische Wellen. Die Anordnungen
zu 1. und 2. haben durchweg bei längeren Ver-
suchen nichv standgehalren, insbesondere wurT-
den die mechanischen Anschläge und die
Sehleifvorrichtungen bei Schnee und Rauhreif
beschädigt oder gar zerstört. Einzelnen Anord-
nungen zu 3 blieb der Erfolg wegen ihrer Ver-
wickeltheit versagt, bei anderen konnten die
Versuche wegen des Krieges nicht fortgesetzt
werden. Wenn auch für die Zukunft in dieser
Richtung das Ziel zu suchen sein wird, so
kommt der Vortragende für die Gegenwart zu
dem: Schluß, daß wir noch keine den Anforde-
rungen des Betriebes entsprechende Einrich-
tung besitzen.
Die weitere Frage, was mit der auf die
Lokomotive übertragenen Energie anzufangen
sei, wird dahin beantwortet, daß man lediglich
dem Lekomotivführer den Standort des Vor-
Signals anzeigen und darauf verzichten solle,
ihm etwa die Signale selbst (Halt, freie Fahrt
auf dem durchgehenden Gleis, freie Fahrt mit
Ablenkung) anzuzeigen, weil in diesem Fall
seine Aufmerksamkeit nachlassen würde und,
da die Streekensignale nicht entbehrt werden
können, zwei Signalsysteme nebeneinander be-
stehen müßten. Auch die Frage, ob die Brem-
sen am auf Halt vorbereitenden Vorsignal
selbsttätig auszulösen seien, wird für unsere "
Haupt- und Nebenbahnen, selbst bei Aus-
rüstung der Güterzüge mit durchgehender
Bremse, mit Rücksieht auf die gänzlich ver-
schiedenen Zuglängen, Geschwindigkeiten und
Bremswege verneint. Anders bei städtischen
Schnellbahnen, wo. die Einheitlichkeit der
Fahrbahn und der Betriebsmittel, insbesondere
der kurze Bremsweg die Verwendung von
Fahrsperren am Hauptsignal unter Ein-
schaltung von Schutzstrecken für den Fall des
Überfahrens dieses Signals ermöglichen. Wenn
so der Vortragende dahin urteilt, daß für die
Haupt- und Nebenbahnen außer dem Knall-
signal der deutschen Eisenbahnsignalordnung.
kein anderes Mittel zur Unterstützung des Lo-
komotivführers beim Ausschauen nach den
Signalen zur Verfügung stehe, so seidoch daran
Er.
)
4. März 19%0.
& Elektrotechnische Zeitschrift,
1920,
Helft 10,
201
erinnert, daß die Vereinigten Staaten von
Amerika, wie im Vortrag nur angedeutet, die
Weiterbildung der Führerstandssignale und der
selbsttätigen Bremsung mit großer Energie be-
treiben. Z.B. bringt der Bericht des Block-
signalausschusses der amerikanischen elektri-
schen Leichtbahnen anscheinend beachtens-
werte Fortschritte auf dem Gebiet dieser so-
genannten „Cabsignals‘“ auch für Fernbahnen
(„Zeitg. d. Vereins Deutscher Eisenb. -Verw.‘“
1915 S. 519 u. 531). Verwiesen sei auch auf
‘einen lehrreichen Meinungsaustausch amerika-
nischer Signalfachleute in Bd. 75/76, 1915 des
„Eleetrieian‘“. Anderseits scheint man in Eng-
land, wenigstens nach der Stellungnahme der
British Institution of Mechanical Engineers
(„Electrie Railway Journ.“ Bd. 45, 1915,
8.125), gegenüber den Cab signals zurückhal-
tender zusein. Jedenfalls müssen wir die Augen
offen behalten. Wir sind schon einmal auf dem
Gebiete des Eisenbahnsicherungswesens — beim
selbsttätigen Signalsystem — vom Ausland
überflügelt worden. Reuleaux.
Beleuchtung und Heizung.
Neue Glühlampenfassung. — Unter dem
Namen ‚„Sava-Fassung‘“ bringt die Allgemeine
Elektrieitäts-Gesellschaft eine neue Glühlam-
penfassung auf den Markt, welche die bei ge-
wöhnlichen Glühlampenfassungen gebräuch-
liehen und durch die Verbandsnormalien vor-
geschriebenen Porzellanringe überflüssig macht
und einen sicheren Schutz gegen die Berührung
stromführender Metallteile gewährt. Wie lästig
die Anwendung der Porzellanringe. bei den
Glühlampenfassungen ist, wissen wir alle. Bei
den starken Verschiedenheiten der Sockel von
Glühlampen verschiedener Herkunft und ver-
schiedener Kerzenstärke, gelingt es häufig
nicht, die Lampe so weit einzuschrauben, daß
sie mit dem Mittelkontakt der Fassung in me-
Abb. 7. Lampen in gewöhnlichen Fassungen mit verschiedenartigen Porzellanringen.
tallische Berührung tritt, und man greift dann
zu dem unvorschriftsmäßigen Hilfsmittel, einen
alten, ganz niedrigen Porzellanring zu verwen-
den. Werden aber selbst Porzellanringe von
vor: chriftsmäßiger Höhe verwendet, so ist die
Möglichkeit, stromführende Teile des Gewindes
zu berühren, beim Beginn des Einschraubens
keineswegs ausgeschlossen. In Abb. 7 sind vier
Abb. 9. »
Sava-Fassung vor und nach dem Einschrauben der Lampe.
Abb. 10.
gewöhnliche Fassungen mit vier, den abwei-
chenden Lampenarten entsprechenden, ver-
schieden hohen Porzellanringen dargestellt.
Abb. 8 zeigt die Anwendung ein- und derselben
„Sava“-Fassung für dieselben vier Lampen-
typen. Die konstruktiven Einzelheiten der
neuen Fassung zeigen die Abb. 9 und 10. An die
Stelle des starren Porzellanschutzringes ist ein
beweglicher, metallischer, aber isolierter
Schutzring getreten, der sich der Form des
Glaskörpers anpaßt und die stromführenden
Metallteile der Berührung entzieht. Selbst
beim Ansetzen der Lampen (Abb. 9) sind alle
stromführenden Teile völlig verdeckt.
zwischen einer Einschnürung am oberen Ende
des Fassungsmantels und einem Ansatz des
Schutzringes im Innern der Fassung eingela-
gerte Spiralfeder bewirkt, daß der Schutzring
nach außen selbsttätig vorspringt, bis der An-
schlagam Gehäuse erfolgt. Beim Einschrauben
der Lampe wird der Schutzring durch den über
den Lampensockel erweiterten Lampenkörper
so lange zurückgedrängt, bis zwischen
Lampensockel und Mittelkontakt der Fassung
Berührung erfolgt. Umgekehrt folgt der Schutz-
ring dem Lampenkörper beim Herausschrauben
so lange, bis Fassung und Lampe außer Be-
rührung sind. Es ist dabei ganz gleich, ob es
sich um niedrigere oder hohe Lampensockel,
um Kugellampen oder Birnenlampen handelt.
Die Abmessungen von Mantel und Schutzring
sind derartige, daß alle gangbaren Lampen in
ein und derselben Fassung, also miteinund dem-
selben Schutzring Verwendung finden. können.
Durch die ‚Sava‘-Fassung ist der Ver-
braucher der Sorge um den Ersatz und die rich-
tige Auswahl der bisherigen Porzellanringe ent-
hoben, und es werden gleichzeitig Kosten an
Material und Arbeitslohn für das Ersetzen der
Porzellanringe gespart. Zur Vervollkommnung
der Fassung kann außen auf den oberen Fas-
sungsteill ein Kupplungsring aufgeschraubt
werden, welcher das Herausdrehen des Fas-
sungsunterteiles beim Einschrauben der Lam-
pen, namentlich in Schnurpendel, verhindert,
und ein Schalenhalter, welcher sich nachträg-
lieh auf installierte Fassungen aufsetzen läßt.
Für bessere Beleuchtungskörper soll eine An-
zahl Verkleidungen ausgeführt werden, welche
x
derartig an den Fassungen befestigt sind, daß
unabhängig von der Form der Glühlampen
die Auswahl nach freiem Ermessen und Ge-
schmack des Verbrauchers erfolgen kann.
—2.
Werkstatt und Baustoffe.
Neues Hilfsmittel für Freileitungsbau. —
Das Anbringen oder Abnehmen von Frei-
leitungsapparaten, z. B. Mastschaltern, mit
meist beträchtlichem Gewicht am stehenden
Mast ist umständlich und erfordert oft den Bau
eines besonderen Gerüstes. Die nachstehend
beschriebene Vorrichtung, die von der Hoch-
spannungs-Apparate- Bau - Gesellschaft, Dres-
den, hergestellt wird, ermöglicht dagegen der-
artige Arbeiten ohne weitere Vorkehrungen
durch 2 Mann in leichter Weise.
Am Mast ist ein Lagerbock mit zwei
Armen mittels leicht lösbarer Verbindungen,
z. B. mit: Zugbändern, festgeklemmt; die
Klemmvorrichtung paßt sich verschiedenen
Maststärken an. In die beiden Arme ist ein
Ausleger eingesteckt, über dessen obere Rolle
das Aufzugsseil von einer unten am Mast in
gleicher Weise aufgeklemmten leichten Hand-
winde aus im Innern des Rohres geführt ist.
An diesem Ausleger, derin Lagern drehbar ist,
ist ein Griffhebel angeordnet, der um 90° ge-
klappt werden kann. In heruntergeschlagener
Stellung greift der Hebel hinter eine von zwei
am Lager «angebrachten Nasen und verriegelt
den Ausleger in der ausgeschwenkten Stellung
oder in eingeschwenkter Stellung, so daß das
Aufwinden der Last, Absetzen oder Arbeiten
nicht durch eigenmächtiges Verdrehen des Aus-
legers gestört wird. Hochgeklappt, entriegelt
der Hebel den Ausleger und dient als Griff zum
Drehen desselben.
Zum Halten der Last dient ein besonderer
klauenähnlicher Greifer. Am Bügel db sind 4,
unten hakenförmig gebogene Klauen e drehbar
j
Eine |!
Abb. 8. Dieselben Lampen in Sava-Fassungen.
befestigt, welche, je zu zweien zusammenwir-
kend, den zu fassenden Gegenstand, z. B. Form-
durch
eisenkonstruktionen, dessen Eigenge-
Abb. it. Mastwinde.
wicht halten. Lose übergelegte Gliederlinge
sichern die Last gegen Loslösung; sie kann
nach
dem Absetzen durch Nachlassen des
DB)
SE
Seiles und Auseinanderschlagen der Klauen
ebensoleicht abgenommen werden.
Zur Anbrıngung der Vorrichtung am
Mastenkopf wird auf der Erde ein Lagerbock
mit Zugbändern lose um den Mast gelegt, der
Ausleger eingesteckt und die ganze Vorrichtung
von einem den Mast besteigenden Mann vor
sich hergeschoben, wobei ein Zurückgleiten
durch die selbstsperrende Wirkung der sich
dann unter dem Gewicht der Vorrichtung '
klemmenden Zugbänder verhindert wird. Oben
angelangt, wird die Vorrichtung durch Anziehen
der Muttern an den Zugbändern festgelegt.
Das Abbauen der Vorrichtung geht umgekehrt
vor Sich. PRy.Hr
Jahresversammlungen, Kongresse,
Ausstellungen.
Verband deutscher Elektro - Installations-
Firmen e. V., Frankfurt a. M. — Wie uns der
Verband der elektrotechnischen Installations-
firmen in Deutschland e. V. mitteilt, hat er,
um den durch den Friedensschluß aus dem
deutschen Reichsgebiet ausscheidenden Mit-
gliedern Gelegenheit zu bieten, ihre Zugehörig-
keit aufrecht zu erhalten, seinen Namen in
„Verband deutscher Elektro-Installa-
tions-Firmen e.V.“ geändert. Die Zahl
seiner Mitglieder ist im Jahre 1919 um nahezu
1300 auf 2500, die der Bezirksvereine auf 20
und die der über ganz Deutschland verbreiteten
Ortsgruppen auf über 100 gestiegen. Der Ver-
band hat viel beachtete Richtlinien für den
Abschluß von Tarifverträgen mit den Arbeit-
nehmern herausgegeben, und neuerdings ist
der deutsche Metallarbeiter-Verband an ihn
mit dem Vorschlage herangetreten, einen
Rahmentarif für die elektrotechnischen In-
'stallationsfirmen in Baden, Bayern, Hessen,
Württemberg und Hohenzollern abzuschließen.
Im V.D.E. hat der Verband für die wichtigen
technischen Fragen, die die Zeitumstände mit
202
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920,
sich bringen (Materialknappheit, Ersatzmate-
rial, Normalisierung, Typisierung und Speziali-
sierung) eine stärkere Vertretung erhalten.
Verschiedenes.
Die Rostgefahr bei Seeschiffen. — Der
bekannte Vorgang des Rostens hat ver-
schiedenartige, chemische Deutungen eıfah-
ren. Zwar ist man sich darüber einig, daß
Rost im engeren Sinne Eisenoxydhydfat mit
veränderlichem Gehalt an chemisch gebunde-
nem Wasser (F&,03;(H,0) x) ist, dessen Farbe
sich mit dem Wassergehalt von gelblichrot bis
schwarzrot ändert, aber das Zustandekommen.
dieser chemischen Verbindung wurde von Ver-
schiedenen Forschern in ganz verschiedener
Weise erklärt. Es handelt sich eben nicht um
einen gewöhnlichen Oxydationsprozeß, sondern
um einen, keineswegs einfachen, physikalisch-
chemischen Vorgang, der bis heute noch nicht
völlig aufgeklärt ist, und an dessen Unter-
suchung, wie zahlreiche Veröffentlichungen
beweisen, eine Reihe von Forschern des In-
und Auslandes mit einer durch die praktische
Bedeutung des Problems gerechtiertigten Be-
harrlichkeit arbeitet.
Da indessen ohne Feuchtigkeit kein Rosten
eintritt, so liegt es nahe, der elektrolytischen
Deutung der Rostbildung den Vorzug zu geben.
Eisen ist im allgemeinen weder chemisch rein,
noch mechanisch homogen. Die stets vorhan-
denen Beimengungen, die z. T. auch mit dem
Eisen legiert sind, und die Unterschiede im
mechanischen Gefüge, verursachen Potential-
differenzen und Lokalströme, sobald Eisen
mit Feuchtigkeit in Berührung kommt. Der
Elektrolyt wird zersetzt, und an denanodischen
Stellenoxydiert derfreiwerdende Sauerstoff, das
Eisen. Beim Seeschiffbildenin diesem Falle das
metallische Eisen, der Rost und das Seewasser
ein durch den Schiffskörper geschlossenes gal-
vanisches Element, und die Rostbildung schrei-
tet fort, solange die Feuchtigkeit zwischen
Eisen und Rost eindringen kann. Seewasser ist
dabei hauptsächlich dureh seinen Gehalt an
Chlormagnesium ungleich wirksamer als Fluß-
wasser. Da bei der Rostbildung eine erhebliche
Zunahme (etwa 70%) des Volumens auftritt,
zeigt sich eine starke Sprengwirkung, die das
Weitervordringen des Rostes begünstigt Be-
sonders starke Korrosionen treten auf, wenn
die vom Seewasser bespülten Schiffsteile aus
heterogenen Metallen bestehen (Bronzepro-
peller).
Besteht somit die Gefahr, daß der eiserne
Schiffskörper durch das Rosten von außen
nacn innen geschwächt wird, so geht gleichzei-
tig an vielen Stellen im Innern des Schiffes,
nämlich überall da, wo Feuchtigkeit auftritt
und infolge mechanischer oder chemischer Ein-
flüsse das Eisen bloßgelegt wird, wie z. B. in
Kohlenbunkern, Laderäumen, Bilgen, ein ana-
loger Prozeß in entgegengesetzter Richtung
vor sich. Ja, es wird sogar angenommen, daß
die Gefahr des Rostens von innen nach außen
die größere ist. Temperaturunterschiede be-
günstigen nämlich die Korrosion, und das Auf-
treten heterogener Metalle ist im Schiff noch
weniger zu vermeiden, als an der Außenseite.
Ein Radikalmittel gegen die Rostgefahr
bei Seeschiffen gibt es bis jetzt nicht. Es bleibt
nichts anderes übrig, als die primäre Rost-
bildung möglichst zu verhindern, den elektro-
lytischen Prozeß zu stören, und die Eisenober-
fläche vor der Berührung mit dem Seewasser
zu schützen.
Die primäre Rostbildung sucht man in
Amerika dadurch zu verhindern, daß man das
Eisen mit Kupfer, Kobalt oder Nickel legiert
in der Hoffnung, dadurch eine besonders große
Widerstandsfähigkeit zu erreichen. Sind die
verwendeten Metallzusätze mit dem Eisen le-
giert, so ist es nicht ausgeschlossen, daß die
Legierung edler wird als ihre Komponenten.
Bleibt es aber beim Gemenge, so verschlimmert
der Metallzusatz unter Umständen die Lage.
Daher kommt es offenbar auch, daß in Amerika,
gelegentlich mit dieser Methode Enttäuschun-
gen erlebt worden sind, obwohl Laboratoriums-
versuche vielfach günstige Ergebnisse mit Zu-
sätzen ergeben haben. Leider ist es mit großen.
Senwierigkeiten verknüpft, praktische- Ver-
suche in dieser Richtung anzustellen, da das
Risiko zu groß ist. Auf Grund von Versuchen,
die im Reagenzglase gemacht sind, kann man
eben kein Schiff bauen.
Man hat schon lange erkannt, daß die
Oxydulschicht in Gestalt der Walz- oder Guß-
haut an sich ein sehr guter, natürlicher Rost-
schutz ist. Wird sie aber verletzt, so tritt Rost-
bildung mit Sprengwirkung ein. Der Reeder
wird dadurch in Verlegenheit gesetzt. Rauht
er die Beplattung auf, um den Schutzanstrich,
von dem noch die Rede sein soll, zum besseren
Haften zu bringen, so zerstört er die natürliche
Schutzschicht. Sieht er davon ab, so muß er
damit rechnen, daß die Deckfarbe schlecht
hält. Gegen die vermehrte Korrosion, die beim
Vorhandensein von Bronzepropellern auftritt,
wendet man mit Erfolg Zinkschutzplatten an,
dieam Hinterschiff befestigt werden. Da Eisen
edler ist als Zink, so schützt dieses die Schiffs-
wand einigermaßen gegen die drohende Kor-
rosion, indem es selbst zur Anode und deshalb
natürlich allmählich aufgezehrt wird.
Was die Störung des elektrolytischen Pro-
zesses anlanst, die man einleiten muß, sobald
die primäre Rostbildung eingesetzt hat, so han-
delt es sich darum, die sich allmählich bilden-
den Roststellen peinlichst zu entfernen. Bei
der kurzen Zeit, die gewöhnlich fürsdas Docken
verwendet wird, ist das meist nicht möglich,
wenigstens mit den jetzt gebräuchlichen Ein-
richtungen. r
Die wirksamsten Maßnahmen gegen die
Rostgetahr bei Seeschiffen sind im übrigen
diejenigen, welche das Eisen durch Schutzüber-
züge abschließen. Wesentlich ist dabei, daß
diese Schutzüberzüge schon an den noch unver-
arbeiteten Platten und Winkeln beim Bau des
Schiffes angebracht werden, um der primären
Rostbildung vorzubeugen.
Man hat zweierlei Schutzüberzüge zu
unterscheiden, metallische und solche, die aus
„Farbe‘‘ bestehen, wie der Seemann sagt. Be-
züglich der metallischen Schutzüberzüge ist
von vornherein klar, daß nur solche Metalle
Anwendung finden können, die dem Eisen ge-
genüber anodisch sind. Es kommt somit prak-
tisch nur Zink in Betracht. Den Zinküberzug
kann man nach verschiedenen Methoden auf
dem Eisen anbringen. Der zu verzinkende
Eisenkörper wird entweder in ein Bad von ge-
schmolzenem Zink getaucht, oder elektroly-
tisch behandelt. Neuerdings ist zu diesen Me-
thoden noch dassogenannte Sherardisieren ge-
kommen. Die zu schützenden Eisenkörper
werden dabei in einem Gemenge von Zinkstaub
und Sand erhitzt. Auch das Schoopsche Me-
tallspritzverfahren kommt in Betracht. Durch
hochgespannte Gase wird dabei flüssiges Zink
zerstäubt und gegen den zu verzinkenden Kör-
per geschleudert. Man verwendet dazu Hand-
apparate, sogenannte Drahtspritzpistolen, in
denen z. B. imm Zinkdraht durch eine Düse
geführt wird, in der der Draht geschmolzen
und zerstäubt wird. Der Vorschub des Drahtes
geschieht durch eine kleine Turbine, die von
dem expandierenden Gas angetrieben wird.
Die Farbenanstriche haben
die Aufgabe, die Eisenoberfläche vom See-
wasser abzuschließen. Man muß verlangen,
daß sie festhaften, dichthalten und chemisch
unwirksam sind. Diese Forderungen werden
selten restlos erfüllt. Deshalb muß der An-
strich ständig überwacht und erneuert werden,
denn’ sonst kann infolge der mehrfach erwähn-
ten Sprengwirkung des Rostes, leicht der An-
strich abgeblättert werden und die Rostbildung
rasch um sich greifen. Als zweckmäßig werden
Anstriche angewendet, welche gelösten Kaut-
schuk enthalten, weil sie besonders dicht sind.
Für Bodenanstrich sieht man in dem gewöhn.
lichen Kohlenteer oder Teerfirnis ein gutes und
billiges Mittel der Konservierung. Man streicht
darüber noch eine Farbe, die das Bewachsen
verhindern soll.
Über Leinölfarben sind von dem Ameri-
kaner Cushman eingehende Versuche ange-“
stellt worden, als deren Ergebnis anzusehen ist,
daß man rostverzögernde (z. B. Zinkoxyd), in-
differente (z. B. Kreide) und rostfördernde
(z. B. Oeker) Pigmente unterscheiden muß.
Bei der Auswahl des Anstrichmaterials ist
also. größte Vorsicht am Platze. Es kommt vor,
daß unter dem unversehrten Schutzanstrich
die Rostbildung einsetzt, was schließlich zum
Abspringen des Schutzüberzuges führt.-
Auch die Dauerhaftigkeit des Anstriches
im allgemeinen ist sehr verschieden. Deshalb
sind in Amerika eingehende Versuche ange-
stellt worden, bei denen die gebräuchlichsten
Pigmente nach der Dauer der Wirkung des
Schutzüberzuges auf Versuchsstahlblechen be-
wertet werden. Die besten Ergebnisse wurden
dabei mit basischem Bleichromat und Chrom-
grün, die schlechtesten mit Kreide und Ultra-
marin erzielt. \
Im übrigen ist es zweckmäßig, den Schutz-
anstrich aus verschiedenen Schichten aufzu-
bauen, einem Grundanstrich, der den eigent-
lichen Rostschutz gewähren soll, und mehreren
Deckanstrichen, die hauptsächlich haltbar und
beständig äußeren Einflüssen gegenüber sein
müssen.
Nach dem Gesagten ist klar, daß es zu
keinem Erfolg führen kann,. wenn man bei
zweifelhaftem Farbenmaterial die Schutzwir-
kung durch die Dicke der Schicht bzw. die Zahl
der Anstriche erzwingen will. Die Erfahrung
lehrt, daß beieiner Reihe von Farben die Rost-
Heit 10.
ebenfalls:
4. März 1920.
bildung durch die Zahl der Anstriche sogar
vermehrt wird. E :
. Selbst wenn man aber einen zuverlässigen
Anstrich gewählt hat, muß damit gerechnet
werden, daß im Betrieb durch mechanische
Beschädigungen, z. B. an Kaimauern, anlegen-
den Booten, Ankerketten usw. die Farbe be-
seitigt und der eiserne Schiffskörper bloßgelegt
wird, und es bleibt nichts anderes übrig, als
diesen Stellen große Aufmerksamkeit zu schen-
ken und bei passender Gelegenheit den Schutz-
anstrich sorgfältig zu erneuern.
Im Innern des Schiffes wird als Rostschutz.
auch hitzebeständiger Zement, speziell für
Tankdecken unter den Schiffskesseln verwen-
det. Der Zement wird im heißen Zustande auf
einen Unteranstrich aufgetragen und verbindet
sich so innig mit dem Eisen, daß eine Rost-
bildung verhindert wird. Wasserführende
Zellen, Tanks, Bunkerwände usw. können auf
diese Weise konserviert werden. 2
Fassen wir den Begriff der ‚ Rostgefahr“
noch etwas weiter, als es bisher geschehen ist,
und denken wir an die Korrosionen im allge-
meinen, welche beim Zusammentreten von See-
wasser und heterogenen Metallen eintreten, so
sind in diesem Zusammenhange auch die
äußerst störenden Durchbrüche an den Kon-
densatorrohren der Seeschiffe zu erwähnen.
An Bord kommt nur Oberflächenkonden-
sation inFrage, und die aus einer Legierung von
Kupfer und Zink hergestellten Kondensator-
rohre werden erfahrungsgemäß, wenn nicht be-
sondere Schutzeinrichtungen angewendet wer-
den, sehr rasch zerfressen. Um den Konden-
sator auf die Dichtheit seiner Rohre ständig zu
kontrollieren, hat man sogar schon elektrische _
Meßeinrichtungen konstruiert, die den Salz-
gehalt des Kesselspeisewassers anzeigen.
Als Schutz gegen die Korrosionen der Kon-
densatorrohre hat man zunächst zu dem Mittel
der Zinkschutzplatte gegriffen, wodurch die
Korrosion auf diese Zinkplatte abgewälzt wird.
Indessen ist dieses Mittel nur solange wirksam,
als die Oberfläche nicht oxydiert ist. Ist
die Oxydation eingetreten, so wirkt die Schutz-
platte, wenn sie nicht erneuert wird, geradezu
zerstörend. da die Zinksalze zur Kathode wer-
den. Um nun dieser Gefahr radikal entgegenzu-
treten, hat Cumberland ein Verfahren aus-
gearbeitet, bei dem der elektrolytischen Kom-
bination durch eine äußere Stromquelle eine
Schutzspannung künstlich aufgedrückt wird.
Dadurch hat man esan der Hand, durch Wahl
der Spannung das zu schützende Metall zur
Kathode zu machen. Es ist nicht ausgeschlos-
sen, daß auf diesem Wege ein wirksamer Schutz
der Kondensatorrohre erreicht wird, und es
würde dadurch die DBetriebssicherheit des
Schiffes sehr wesentlich erhöht werden.
Nach meiner Ansicht ist auf dem Gebiete
des Rostschutzes bei Seeschiffen noch viel Ar-
beit zu leisten. Es wäre deshalb zweckmäßig,
wennin Deutschland einem unserer Forschungs-
institute eine Abteilung angegliedert werden
würde, die sich mit dieser Spezialfrage beschäf-
tigt. Zweifellos würde diese Stelle von allen
interessierten Industriezweigen, staatlichen
Einrichtungen usw. die nötige Unterstützung
erfahren. Die Reedereien, die Klassitikations-
gesellschaften, die Werften, das Reichs-Ma-
rineamt, die Eisenindustrie und die elektro-
technische -Industrie würden sicher bei ener-
gischem Betreiben bei der Gründung dieses
Rostschutz-Forschungsinstitutes mitwirken.
‚Stauch.
Zählerrevisionen. — Der ‚Elektrotech-
nische Anzeiger‘, dessen Veröffentlichung
„Zählerrevisionen‘‘ der Physikalisch - Techni-
schen Reichsanstalt Anlaß zu der Bekannt-
machung auf S. 119 der „ETZ‘“ 1920, gegeben
hat, legt Wert darauf, festzustellen, daß der be-
treffende Artikel in der Form einer ‚‚Zuschrift
an die Redaktion‘ der Kritik der Öffentlichkeit
von ihm übergeben worden ist. -
Statische Ladung von Motorlastwagen durch
Sandstürme. — Bei Sirokkostürmen ist es häu-
fig vorgekommen, daß Lastwagen sich auf der
Strecke Gabes— Tatouine mit statischer Elek-
trizität geladen haben, so daß die Führer, wenn
sie nach einem Halt den Motor wieder anwerfen
wollten, bei der Berührung der Kurbel einen
heftigen elektrischen Schlag erhielten. Man .
führt dies darauf zurück, daß der durch den
Sirokko statisch geladene Sand seine Ladung
an die Metallteile des Wagens, wenn er auf diese
aufprallt, abgibt. Dort verbleibt sie, da die
Gummireifen den Abfluß zur Erde verhindern.
Um diesen Belästigungen zu entgehen, lassen ,
die Wagenführer, welche jene Strecke zur Zeit
des Sirokko befahren, einen am, Wagengestell
befestigten Draht auf dem Erdboden nach-
schleifen, wodurch die as abgeleitet
werden. (,La feuille‘‘, Genf, 9. II. 20.) W:
s
4. März 1920.
Energiewirts chaft.
Urteil der Elektrische Licht- und- Kraftan-
lagen 'A.-6., Berlin, über das Elektrizitäts-
gesetz. — ‚„‚Für die Stromversorgungsunterneh-
mungen hat das trotz einmütiger Warnungen
aller sachkundigen Kreise kürzlich verabschie-
dete Gesetz über die Sozialisierung der Elek-
trizitätswirtschaft die Fortsetzung ihrer groß-
zügigen Entwicklung gerade in dem Augen-
blick abgeschnitten, wo die Allgemeinheit in-
folge der Kohlenknappheit und der Unzuläng-
lichkeit des Transportwesens ihrer zur Ver-
besserung der gefährdeten Energieversorgung
am meisten bedarf. Das Gesetz verwandelt die
langfristigen Konzessionen, innerhalb deren die
in der Regel nur langsam reifende Ertragsfähig-
keit solcher Unternehmungen eine zureichende
Verzinsung und Tilgung der aufgewandten
Mittel erzielen konnte, in jederzeit gegen un-
zureichende Entschädigung widerrufliche, und
es macht damit weiteren Kapitalaufwand für
Erweiterungen und Neuanlagen im allgemeinen
unmöglich. Da die Zukunft der kommunalen
Werke durch die dem Reiche auch ihnen gegen-
über eingeräumten, zeitlich nicht begrenzten
Befugnisse gleichfalls unsicher geworden ist, so
ist auch bei ihnen eine starke Zurückhaltung
der früher im Gange gewesenen Entwicklung
zu erwarten. Anderseits wird das Reich wegen
der Größe der organisatorischen, besonders aber
der, ohne Not noch zw allen .
Elektrotechnische Zeitschritl. 1919. Helt 10.
2087.
4000 Yen nach Japan importierte (0 i.V.). Die
Einfuhr Englands ist mit Ausnahme von Glüh-
lampen und elektrischen Kohlen durchweg zu-
rückgegangen, die der V. S. Amerika an elek-
trischem Leitungsmaterial dem Wert nach von
9000 auf 16 000, an isolierten Drähten von
47 000 auf 70 000 Yen gestiegen. Für das An-
wachsen des japanischen Exportes elektri-
scher Maschinen kommen als Abnehmer be-
sonders das Kwantung-Gebiet, China, Frank-
reich, Holländisch-Indien und Australien in
Betracht, für isolierte Drähte Australien, Bri-
tisch- und Holländisch-Indien sowie Argen-
tinien. Wesentlich an Wert’ eingebüßt hat die
Ausfuhr elektrischer Lampen, u. zw. haupt-
sächlich infolge der sehr stark reduzierten Auf-
nahme durch das asiatische Rußland, das als
Konsument gegen 1917 überhaupt außerordent-
lich zurückgetreten ist, und die V. S. Amerika,
während auch hier Australien und China eine
Steigerung der Bezüge aufweisen. 5
Zur Lage des Kautschukmarktes. — S. Fig-
£is &Co., London, schätzen nach der „Gummi-
Ztg.‘‘ die Weltproduktion von ‚Rohgummi
im Jahre 1919 auf 0,334 Mill. t und den beson-
ders infolge der jüngsten Entwicklung der Auto- |
mobilindustrie gewachsenen Verbrauch Euro-
pas auf 60 500t, Japans und Australiens auf
7500 t, Amerikas und Kanadas auf 0,230 Mill. t,
insgesamt mithin zu 0,298 Mill. t, beides ohne
die Lager und schwimmenden Mengen. Da-
anderen übernommenen, fi- 3/8
nanziellen Aufgabe schwer-
lich imstande sein, sie mit sei-
nen Mitteln ganz oder doch |
zum weitaus größten Teile
3/4
3
allein zu erfüllen, wie es
nach Ausschaltung der übri-
gen Wirtschaftskräfte seine 2/8
Pflicht sein müßte. Die All-
gemeinheit und besonders die
auf zureichende Energiever-
sorgung durchaus angewiese-
nen Wirtschaftszweige wer-
den daher unter den Wirkungen dieses Gesetzes
voraussichtlich empfindlich zu leiden haben,
bis unter dem Zwange der Umstände eine den
tatsächlichen Bedürfnissen und Möglichkeiten
entsprechende Änderung eintritt.‘“ (Bericht
über 1918/19.)
Industrie und Handel.
‘ Außenhandel Japans mit elektroteehnischen
Erzeugnissen. — Die Entwicklung Japans wäh-
rend des Krieges und sein Streben, sich neue
Gebiete des Weltmärktes zu erobern, verleihen
der Gestaltung des japanischen Außen-
handels besonderes Interesse. Zahlentafel 1
gibt nach ‚‚The Electrical Review‘ dessen
Werte wieder, wie sie in den Jahren 1917 und
1918 mit wichtigen elektrotechnischen Waren
Zahlentafelı. Außenhandel Japans
mit elektrotechnischen Erzeugnissen
1917/18 in 1000 Yen!).
Ände-
1918 | 1917 rung
Erzeugnisse g. V
Einfuhr
1
1. Dynamomaschinen, Moto-
ren, Transformatoren usw. |3061 | 1130, + 1931
Dr Akkummlatoren!. . =. „2.26 1861.-— 410
3. Telegraphen-u.Fernsprech-
apparate nebst Teilen -.| 91] 61+ 30
4. Watt-, Ampere- und Volt-
IRSLET TER TE Veet, 673) 647+ 31
5 Glühlampen‘. 7...” 2... 44\ 15/-+. 29
6. Leuchtfäden für solche . . [8320| 4161— 96
7. Kohlen für elektrische
WERKE ee 2375| 2236| + 49
Erzeugnisse i | Ausfuhr
1. Elektrische Maschinen und
Teile seicher......... . 3984 12493 | + 1491
2. Fernsprechapparate und ?
Belle Solehem .: ..7.52° 1.421.430, — 29
3. Elektrische Lampen 2570 12847 |— 277 |
4. Isolierte Drähte... . . . 8324 | 3119 | + 5205
erzielt worden sind. Die allgemeine Wert-
steigerung ist bei ihrer Beurteilung natürlich
zu berücksichtigen. An der Zunahme des Im.
portes von Dynamomaschinen, Motoren und
Transformatoren wie auch anderer Waren-
gruppen waren vor allem die V. S. Amerika be-
teiligt, deren Einfuhr sich allein bei Leucht-
fäden verringert hat. Deutschland konnte
1917 noch für 2000 Yen Dynamos usw. liefern,
fiel damit im folgenden Jahre aber ganz aus,
während es 1918 Akkumulatoren im Wert von
”; ı Yen nach Münzparität = 2,09 M; heute = etwa
28 ımgd.
HERE UNE IE E
. Bewegung des Gummipreises (London) in den Jahren 1917/19.
“folgt künftig unter Zugrundelegun
REG PÜ PD. 2.0.6
nach hätte also die Erzeugung den Konsum
merklich übertroffen. Die Ausfuhr der ver-
bündeten Malayenstaaten usw. an Pflanzungs-
gummi betrug 0,221 Mill. t gegen 22 200 t im
Jahre 1912, und die Aussichten für das lau-
fende Jahr entsprechen- dieser außerordent-
lichen Steigerung. Mit Kautschuk bepflanzt
waren nach Annahme von Figgis & Co. 1919
etwa 1,913 Mill. Acres (etwa 0,8 Mill. ha). Was
‚die Preise betrifft, so sind diese nicht, wie er-
wartet wurde, seit Jahresanfang gefallen;
bester Pflanzungsgummi hielt sich vielmehr,
‚wie die „Frankf. Ztg.‘‘ berichtet, in letzter
Zeit ziemlich beständig nahe 2s 9d. Die Ent-
wicklung in den vergangenen Jahren zeigt
Abb. 12, die wir mit Erlaubnis der Deutschen
Bank deren jährlichen Preisbewegungstabellen
entnehmen. Während die Londoner Schluß-
notierung für „Hard Fine Para‘ spot. 1917
zwischen 25 545 d und 3s 5d, im Jahre 1918
zwischen 23 6%, d und 3s 8 d lag, betrug 1919
der niedrigste Satz 2s 4Y, d, der höchste nur
2s 71, d/lb.
Ausfuhrverbot für elektrotechnische Er-
zeugnisse. — Nach einer Verfügung des Reichs-
wirtschaftsministers vom 20. II. 1920 ist das
Ausfuhrverbot von Waren des Abschnittes
18 des Zolltarifs (elektrotechnische Er-
zeugnisse) auch auf diejenigen Produkte er-
weitert worden, die in der Verfügung vom
5. 11. 1920 (,,‚ETZ“ 1920, 5. 164) ausgenommen
waren.
-
Kleine geschäftliche Mitteilungen.
k Zuschlagsliste der Preisstelle des Zentral-
verbandes der deutschen elektrotechnischen In-
dustrie. — Wir machen auf die S. 204abgedruckte
neue Zuschlagsliste Nr. 27 (grün) der Preis-
stelle für März 1920 aufmerksam. Abzüge
können, wie bisher, zu den in der „ETZ‘“ 1920,
S. 63, angegebenen Bedingungen vom Verlag
Julius Springer, Berlin W 9, Linkstr. 23/24,
bezogen werden,
Metallzuschläge für isolierte Drähte. — Die
bisher von der Preisstelle des Zentralverbandes
der deutschen elektrotechnischen Industrie be-
kanntgegebenen Metallzuschläge für iso-
lierte Drähte werden vom 1.1III. 1920 ab
nicht mehr veröffentlicht. Die Berechnung er-
der dem
Tage des Auftrageingangs unmittelbar folgen-
den Notierung der Vereinigung für die deutsche
Elektrolytkupfernotiz und der entsprechenden
Höchstnotierung der Kommission des Berliner
Metallbörsenvorstandes für Aluminium. Die
Kupfer- (Aluminium-) Klausel lautet zu-
sammengezogen: Die Kabel- bzw. Leitungs-
preise. beruhen auf'einem Grundpreise für Elek-
trolytkupfer (Aluminium) von 2500 (3000) M
je 100 kg und erhöhen sich um 10 (3) Pf für
1 mm? Kupfer- (Aluminium-) Querschnitt und
1000 m Länge für jede angefangene Mark bzw.
erniedrigen sich um den gleichen Betrag für
jede volle Mark, um die die‘ Höchstnotierung
der Vereinigung für die deutsche Elektrolyt-
kupfernotiz zu Berlin (Kommission der Ber-
liner Metallbörse) für 100 kg an dem dem
Tage des Eingangs der geklärten Bestellung
folgenden Dienstag bzw. Freitag höher oder
niedriger als 2500 (3000) M ist.
Metallpreise. — Nach den Notierungen der
Vereinigung für die deutsche Elektrolytkupfer-
notiz bzw. der Kommission des Berliner Metall-
börsenvorstandes in M/100 kg:
Metall 20a I: 24. II.
'Elektrolytkupfer (wire-
bars), prompt, eif Ham-
burg, Bremen, Rotterdam 4476 4406
Raffinadekupfer
99/99,3%/,,10koGroß-Berlin
Originalhütten-Weich-
blei, ab Hütte oder loko
Groß-Berlin . ....
Originalhütten-Rohzink,
Syndikatspreis ab Hütte
8700—3800 3500—3600
1750 —1800 1750— 1800
oder Lager che 1000 650
desgl. Preis im freien Ver-
kehr, ab Hütte. oder
Daran meer
Originalhütten-Alumi-
nium:98/99%, in gekerb-
ten Blöckchen, ab Hütte
oder loko Groß-Berlin . |6100—6200 5900-6100
Zinn, Banka-, Straits-, F
Billiton., loko Hamburg
oder Groß-Berlin ;
Hüttenzinn, mindestens
99%/,, loko Hamburg oder
Groß-Berlin . ... .. _ —
Reinnickel 98/99 %/,, loko
. 11675— 170011650 — 1675
14300—14500 13850—14 000
Hamburg oder Groß-
Berlin. . .. 2.2... 3000-8100 7900—8C00
Antimon-Regulus, loko
Hamburg oder Groß-
Berlin. . . 2.2. .)2400—2450 2350 — 2400
.. Aktienkurse. — Die B erliner Börse hat
im Februar 1920 folgende Kurse notiert:
& Sl: 8
Gesellschaften 38 ä S
2.2 2 »
Ei 2 a
Accumul.-Fabr., Berlin . . . 1402,—| 535,—|535,—
A.G. £. El-Anlg., Berlin ..| — _
A. EG Berlin 2 9.92% 329,25) 440,— 440,—
Bergmann, Berlin ..... 260,—| 324,75 313,—
B.E. W., Berlin. .... . 2 |180,— 285,—|255,—
a Vorz.-A.. . | 96,50) 112,50,105,—
Brown, Boveri, Mannheim 1350, - 11720, — |1720,—
Continent. Ges., Nürnberg , | — E— _
E N Vorz.-A. |130,—| 171,25 160,—
Ditsch.-Atlant. Telegr., Cöln.. |156,—! 201,751184,75
»„ Niederl. „ Bi 220,— | 265,— |249,—
,„ Südam. „ 5 262,—| 300,—|283,75
» Übers. El.-G., Berlin . |980,—|1100,— 1095, —
I 5 Vorz.-A |130,— | 140,— |140,—
„ _Kabelwerke, Berlin . |226,— 400,— |340,—
Elektra, Dresden... ... En — =
El. Licht- u. Kraft., Berlin . |142,50) 183,75|145,75
Elektr.-Liefer.-Ges., Berlin . |205,— | 260,— 1244,75
EB. W..Liegnitzeo u... 02. — — _
Bank f. el. Untern., Zürich . |323,—| 400,— |400,—
Felten & Guilleaume Carlsw. |435,— 615,— 567,50
Ges. f. elektr. Untern., Berlin |215,— | 225,—|221,—
Hackethal, Hannover. . . . [330,—| 412,—1375,—
Hamburgische E.W.. .:. . 1145,— 205,—|156,—
Körtings Elektr.-W., Berlin. | — _ _
W. Lahmeyer, Frankfurt a.M. |250,— | 300,— 230,—
C. Lorenz, Berlin. ... . . . |368,—| 414,50)390,—
Dr. Paul Meyer, Berlin. . . |200,— | 272,—251,—
Mix & Genest, Berlin. . . . |187,—| 270,—\258,—
Neckarwerke, Esslingen . . |125,—| 220,—|185,—
H. Pöge, Chemnitz. . . . .. |320,50| 370,— 1352,50
Rhein. El.-A. G., Mannheim. |155,—| 155,—| —
M. Schorch & Cie, Rheydt . |462,—| 590,.— 590,—
Sachsenwerk, Dresden . . . [41650 475,— |475,—
Schuckert & Co., Nürnberg. |228,50) 274,— |260,—
Siemens“ El. Betr., Berlin. |133,—| 185,—|170,—
Siemens & Halske, Berlin . — —_ -
Stettiner E.W... ......|1 — — +S
Teleph.-F, Berliner, Hannover |225,—| 250,— 250,—
Fabr. isol. Drähte, Berlin. . |294,75| 358,—|350,—
Bezugsquellennachweis.
Frage 6: Wer liefert kleine zylindrische
Papierkondensatoren für 2.uF?
Abschluß des Heftes: 28. Februar 1920,
204 Elektrotechnische Zeitschrilt, 1929. Heft 10. 4. März 1920.
Zuschlagsliste der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie für März 1920. N
Die grüne Zuschlagsliste Nr. 27 gilt für den Monat März 1920 für | 2. Soweit in Spalte B Fristen (B-Frist) angegeben sind, wird, wenn innerhalb
solche Aufträge, die vom 1. I. 1920 ab zu den gemäß Beschluß der Preis- dieser Frist geliefert wird, der am Bestelltag geltende Preis berechnet.
stelle erhöhten Grundpreisen erteilt werden. Für die Abrechnung von Auf- | 3. Der am Bestelltag geltende Preis ist bis auf weiteres Mindestpreis.
trägen mit den bis 31. XII. 1919 giltigen Grundpreisen ist die weiße Zu- | 4. Als Bestelltag gilt der Tag, an dem die Bestellung soweit geklärt ist,
schlagsliste Nr. 27 A maßgebend. Für die Berechnung der Teuerungs- daß die Herstellung begonnen und ohne Verzögerung durchgeführt
ne gilt folgende Formel:
1. Der
genannte Frist vor dem Liefertag (A
so wird der am Liefertage giltige Preis berechnet.
reisstichtag.liegt um die in Kran A der Teuerungszuschlagsliste
rist);ist diese Frist mit 0 bezeichnet,
werden kann.
Der Lieferung ist die Anzeige der Versandbereitschaft gleichzurechnen.
Für Aufträge, für die eine längere Lieferzeit als 18 Monate vereinbart
wird, bleiben besondere Abmachungen vorbehalten.
Fü N
mei l- Für \ vn BL Für
führung | Ersatz- führung Ersatz-
(mit metall- |A-Frist B-Fri (mit metall- |A-Frist!B-Fri
Gegenstand „Kupfer, A-Frist B-Frist) dekonttand „Kupfer, a A-Frist|B-Frist
ronze führung Bronze” führung
usw. usw.
Zuschlag Zuschlag Mo- | Mo- Zuschlag | Zuschlag | Mo- | Mo-
% A SM EL SEEN BE N RN RER RR An nate | nate % % nate | nate
Generatoren, Motoren und Umformer, x 83. Überspannungs-Schutzvorrichtungen
soweit nicht für Sonderausführungen (außer Schutz- u. Erdungsdrosselspulen) ‚520 460
Zuschläge in der Liste aufgeführt sind. Ä 34. Schutzdrosselspulen . . . . en 540 480
l. bis5 kW (bezogen auf 1000 Umdrehungen) 770 770 35. Erdungsdrosselspulen . . 520 460
2. über5 bis 100 kW (bezogen auf 1000 Um- 36. Motorschalttafeln, auch mit selbstiätigen
drehungen) . . 770 770 1 2 Schaltern . - f 520 460 1 2
3. über 100 kW ezogen & auf 1000 Umdre- 37. . Vollständige Schaltanlagen, Schalt- {
hungen) . . E 770 770 schränke, Schaltpulte uud Schaltzellen. 520 460
So ER TE N, 38. Schaltkästen ausschl. DIENT ahlen I 5920 460
4. Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren . 740 740 39. Gußgekapseltes Material . . Bach 520 520
5. Elektrisch betriebene Werkzeugmaschi- 40. Schaltanlagen für Schiffe. . ER 520 „ Br
Den. .% 2 460 460 Meßapparate und Zubehör.
6. an betriebone Hauswassorpumpen, 41. Meßinstrumente . . . 300° Eat 1) D)
ntstäubungspumpen und Kompressoren 540 360 42 Zähler sowie deren Verpackung” —_ 300 0) _
7. Gesteinsbohrmaschinen und -geräte ... 410 260 u
1 9 43. Meßwandler LANE 500 ‚v 2
8. Vollständig ausgerüstete Motorkarren, steht
Motorschleifen ‚Motortragen, Motorwagen 520 370 > nstallationsmaterial. Y
9. Spezial- Elektromotoren in Märinesusfüh- ; 44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) 320 280
rung und durch solche angetriebene Ma- . 45. Ein- und zweiteilige Sicherungsstöpsel,
schinen nebst zugehörigen Anlassern laut Stöpselköpfe, Patronen, Paßringe bzw.
besonderer Aufstellung‘ { 770 AR ae und . Kontaktschrauben,
Turbosätze. röße I und IL (Klein- und Normal-Edison-
10. Turbosätze, bestehend aus: Gewinde) . . 270 230
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit 46. Wie 45, jedoch "Größe Im bis V (Groß-
und ohne Zwischenvorgelege, und Kon- Edison- und Mammuth-Spezial-Gewinde) 300 260 |
densationsanlagen . R 5925 = 47. Sicherungselemente (Einzelsicherungen)
b) Turbokompressoren Den Those: 7 zum re be (Sie-
bläsen od. Zahnradvorgelegen, Dampf- ; mens) . 570 500
turbinen und Kondensationsanlagen . 470 a 9 2 48. Patronen zum " Ringbolzen-Sicherungs-
ll. Turbogeneratoren allein . . . 600 _ Mr system (Siemens) . 240 210
12. Dampfturbinen, Zahnradvorgelege, Turbo- 49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen)
kompressoren und Turbogebläse allein. 415 zu und Patronen. zum Keilkontakt-Siche- :
13. Kondensationsanlagen und Wärmeaus- rungssystem (Siemens) . . . 250 220
tauschapparate allein Ä 545 3% 50. Verteilungstafeln und Gruppen; Boweit
Zubehör su Masche nicht in Gußgehäuse 2 350 300
14. Anlasser, Regulierwiderstände, Tret-, Web- 51. Freileitunge- und Hausanschluß-Siche-
stuhl-, Sterndreieck-Schalter . Th Freileitungs-Armaturen bis 600 1 D)
15. KrEst Rd Aufzugsapparate, Schützen: 510 510 Volt, soweit nicht in Gußgehäuse 350 300
kleuerungen f 1 9 52. Zählertafeln, armiert 2 330 290
16, Gleitschienen: Verankerung, Kupplungen, 53. Drehschalter, Steckdosen und "Stecker,
E soweit nicht in Gußgehäuse, Porzellan-
Zahnradvorgelege . A 3 590 590 Abiweisdes Schöiben AaRL
Bahnmaterial. N ae -
17. Bahnmotoren und elektrische Bremsen | 710 | 710 ee
18. De und Stromabnehmer für Es 6 gußeisernes Installationsmaterial DENE 500 500
19. Vollständige elektrische Ausrlistungen 88 re BeuainE allen Bunge} 360 310
für Straßenbahntriebwagen und mit elek- b6. Glühlichtarmaturen einschl, wasserdich-
ae Te | lo [17 | 2 || 5, Sr Fesmungen und Hndlampen | 00 | 300
20. Vollständige elektrische Ausrüstungen : ae Sereir ae on 1. Ma-
von Vollbahn-Lokomotiven und Vollbahn- Tch u 59) ce agree, 320 E t
Triebwagen einschl. Montage . 690 SE 58 Maine Pirasbh sche Degen. 190 —
21. Elektrische Lokomotiven für Bergbau 59. Meßstöpsel es 330 N
und Industrie... . » 630 630 .60. Installationsnieterial "für Handelsschiffe
Transformatoren und Gleichstehter (ausschl. der zweiteiligen Stöpsel aus
2 Aa ie uatoren 3 600 550 R Gruppe 45 und 46) Sa k 300 260
ee ee Glaskörper, "einschl. an a Isolierrohr und verbandsmäliges Zu-
23a. Ersatz-Glaskörper . B 25 25 ; 2 Penn Ne
24. Gleichrichter mit Eisenkörper, nach 61. Verbleite Eisenrohre (Bleirohre) . . - m =N .
Zubehör ek SE 770 770 62. Verzinkte Eisenrohre er ER B
Schältappdrate a RR, für 63. ae (kein Yerzinktes Eisen- I
Schaltanlagen. 64 ee RS Er
25. Hebelschalter‘ Erdschluß- und Stromrich- | re R sa
tungszeiger, Instrumenten- und Kurbel- 2: a #Stahlpanzerschutz (Stahl- ar | “ EU), |
Umschalter, soweit nicht in Gußgehäuse 490 430 n =
96. Selbsttätige Schalter, soweit nicht für Öl- 6. BE Mes Papierrohre ohne” Metall- ER j
füllung und nicht in Eisen- oder Gußge- 5 5 . j
häuse; Fern-, Zeit-, Zellenschalter 520 460 67. tn an ee Peschel) m nebst st Bogen 600 |
27. Niederspannungs-Streifen- und Röhren- ; ARYS = 4
Sicherungen für Schalttafelbau . s 550 480 Glühlampen. >
972.Schmelzeinsätze für I ee a 68. Glühlampen jeder Art (ara. Heiz-
Sicherungen . . REDE 780 690 lampen): Auf die ab 28. Januar 1919
28. Hochspannungs- -Trennschalter, " Mast- 1 2 geltenden Preise 150 150
schalter, Streckenschalter, soweit nicht Telegraphie und rare an.
29 rn ie . . "si Y RE NCHERT, 720 640 69. Apparate
ü ochspannungs - Sic nee armierte BR N
Stützen u.armierte Wanddurchführungen 550 480 es nn Anschlußschnüre R ” = \1ı 1
% R öpselschnüre (Privattypen). . . 225 —_
293.Schmelzeinsätze für Hochspannungs 72. Apparatschnüre (Privatt 150
Sicherungen . f ß 780 690 SAL Re Eivattypania = Baal
30. FreileitungscHörnirechalter E 550 480 Verschiedenes. ;
31. Konzentrische Klemmen (Zentraiklem- Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Öl: Tagespreis;
men). . 720 640 mindestens aber 1500 M für 100 kg ohne Fat. 0 | —
32. Ölschalter (ohne öl einschl, Hilfsappa- Be 0/, Zu- £ Ü |
rate, alter (ohne ÖD RS: pp pe 520 460 ' \ Verpackung (ausschließlich Verpackung für Zähler) { RE Mer ver Bor
Für die Sobriftleitung verantwortlich: B. CO, Zebme in Berlin. — Verlag von Julius&pringer in Berlin, _
[2
De >
x
205
_ Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für
Elektrotechnik) |
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 189.
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24.
41. Jahrgang.
Berlin, 11. März 1920.
Heft 11.
Die Earechnung von Kontakten.!)
Von Wilhelm ‚Höpp;
Oberingenieur der AEG- -Apparatefabrik, Berlin.
‚Übersicht. In der vorliegenden Arbeit werden an
Hand von Oxydationsmessungen die Gesichtspunkte
erörtert, nach welchen Kontakte für Schaltapparate
. zweckmäßig zu berechnen sind und eine Berechnungs-
formel entwickelt. Es werden darin die durch Kontakt-
widerstände entstehenden zusätzlichen Verluste und
der-Einfluß von Querschnittänderungen berücksichtigt.
Es wird eine «Formel angegeben für Vorausberechnung
des Spannungsabfalles in’ Kontaktstellen, welche es
ermöglicht, bei einer beliebigen Kontaktstelle die Rein-
heit der Kontaktflächen und die Höhe des Kontakt-
druckes zu kontrollieren.
Übergangsverluste praktisch unabhängig von der Größe
Es wird gezeigt, daß die
der Kontaktfläche sind und nur der Gesamtkontakt- |
druck und die Reinheit der Flächen maßgebend ist.
Die Formel ermöglicht, ferner die Vorausberechnung
der Überlappung bei festen Schienenverschraubungen.
Es wird besonders auf lie Gefährlichkeit der Oxyda-
tionserscheinungen der Kontaktflächen, die an allen
Schaltern mit Kupferkontakten auftreten, hingewiesen
und gezeigt, daß die Höhe der zulässigen Dauerbelastung
. von der Häufigkeit der Schmierung abhängt. Der ab-
kühlende Einfluß von den mit den Kontakten in Be-
rührung stehenden Konstruktionsteilen wird an einem
Beispiel erläutert.
Einleitung. Die Strombelasbung eines
Schalters ist dadurch begrenzt, daß bei Über
schreitung einer bestimmten Temperatur ein |
Zustand erreicht wird, bei welchem der Verlust
in den Kontaktstellen dauernd zunimmt. Da-
durch steigt aber die Temperatur weiter und
die Verschlechterung schreitet immer schneller
vorwärts. Bs tritt schließlich bei Kontakten mit
innerer Federung ein Erlahmen, Ermatten?)
ein.
Es mag hier gleich hervorgehoben werden,
daß entgesen den Ausführungen von Meyer,
das eigentliche Ermatten noch nicht eintritt,
wenn die Erwärmungskurve eines Schalters
(Abb. 1) den ersten Knick zeigt, sondern ge-
90
" Temperatur °C
070 20 60 80 70 7120 140 160 760
. Minuten i
‚Abb. 1. Plötzliche Änderungen des unsnabfelies
infolge Wärmeausdebnung und ruckweiser Verschiebung.
wöhnlich später. Der Beweis für diese Behaup-
tung ist der, daß Kontakte, die bereits sehr
hohe Temperaturen erreichten und eine starke
Widerstandszunahme zeigen, sofort wieder auf
den ursprünglichen Zustand gebracht werden
können, wenn die Kontaktflächen von an-
W) Vortrag, gehalten ar > IL 1920 im Elektrotech-
nischen Dan Berlin. Vgl. „ 1920, S 118.
Rd zZ“ 1909. 8. Br G Meyer, Versuche über
Kontakte im Apparatebau.
haftenden Oxydschichten gereinigt werden. Es
wurde z. B. ein 600 A Fernschalter (Abb. 2) mit
einer Stromstärke von 2000 A belastet, wobei
eine Temperatur von 162° an den Kontakt-
stellen eintrat. Der Spannungsabfall bei 600 A
Abb. 2. Fernschalter für 600 A mit Bürstenkontakt.
war von 10 mV nach dem Erkalten auf 220 mV
gestiegen. Nach der Reinigung der Flächen
mit Sandpapier hatte der Spannungsabfall
wieder den anfänglichen Wert. Ein Ermatten
der Bronzefedern hatte also trotz der hohen
Temperatur nicht stattgefunden.
Da die Oxydbildung nicht plötzlich vor
sich gehen kann, so ist die plötzliche Zunahme
im Spannungsabfall in Abb. 1 nur dadurch zu
erklären, daßinfolge der Längenausdehnung und
der verschieden großen Kontaktreibung bei
Ruhe und Bewegung, ruckweise Schiebungen
auftreten, wobei die Bürstenlamellen plötzlich
auf oxydierte Stellengelangen. Es handelt sich
also nicht um ein Ermatten der Kontaktfedern,
sondern um einen chemisch-mechanischen Vor-
gang.
Oxydationsvorgang. Es ist one be-
kannt, in welch hohem Maße eine Widerstands-
erhöhung selbst in gewöhnlicher Atmosphäre
durch die Oxydbildung eintritt, und nur bei
chemischen Betrieben oder Zentralen mit Saug-
gasmaschinen waren die Oxydationserscheinun-
gen augenfällig, weil die starke Schwärzung der
Kontaktflächen nach kurzer Betriebszeit be-
reits auffiel. Die Oxydation, welche dagegenin
gewöhnlicher Luft vor sich geht, hinterläßt an-
fänglich nur eine Färbung, die von der Farbe
des Kupfers zu wenig abweicht, um aufzufallen
und doch isolieren bereits äußerst dünne Schich-
ten des Oxyds stellenweise vollkommen. Kon-
takte, die scheinbar vollständig saubere Flä-
chen hatten, zeigten in trockenem Zustande
bisweilen mehr als das 30-fache des normalen
Widerstandes. Dazu kommt noch, daß unter
dem Bedienungspersonal vielfach die Meinung
herrscht, daß eine Schmierung von. Bürsten-
kontakten (Tastbürsten) nicht notwendig oder,
da Öl und Fett ein Isolator ist, sogar schädlich
sei. In der Tat ist der Kontaktwiderstand von
gefetteten Fiächen etwas höher als bei absolut
reinen Flächen, dafür jedoch beständiger, weil
eine Oxydation nur in äußerst geringem Maße
stattfindet, wenn die Flächen ständig gut ein-
gefettet sind. Bei Schaltern, welche wochen-
und monatelang nicht ausgeschaltet werden,
nutzt selbst eine extra reichliche Bemessung
nicht viel, da auch größere Kontakte schließ-
lich oxydieren, zum mindesten tritt eine be-
trächtliche Energievergeudung in den. Schal-
tern auf.
Eine Widerstandszunahme an trockenen
Kontaktstellen ist nur zu vermeiden, wenn so
hohe Drucke angewendet werden, daß der Luft
der Zutritt verwehrt wird und außerdem die
Kontakte betriebsmäßig nicht geöffnet werden.
Ein Beispiel dieser Art sind alle Schienenver-
schraubungen. Derartig hohe Drucke lassen
sich aber aus praktischen Gründen bei Schalter-
kontakten nicht anwenden, hätten auch keinen
Sinn, da die Schalter nicht dauernd eingeschal-
tet bleiben.
Um über die Höhe der Eweckmäßigeh
Temperaturzunahme Anhaltspunkte zu ge-
winnen, war es notwendig, den Oxydations-
vorgang an Schaltern während einer größeren
Zeitdauer zu verfolgen. Da bekanntlich. die
Oxydationsgeschwindigkeit mit der Temperatur
zunimmt, die Temperatur selbst aber mit fort-
schreitender Oxydation infolge der dadurch her-
vorgerufenen Widerstandserhöhung steigt, so
ist zu erwarten, daß die Temperaturkurven nach
und nach immer steiler verlaufen. Es fehlt je-
doch jedes Maß über die. Einzelheiten des Vor-
ganges, insbesondere darüber, ob es eine be-
stimmte Temperaturgrenze gibt, unterhalb wel-
cher praktisch eine schädliche Oxydation nicht
eintritt. An Hand der Versuche, welche vom
Verfasser im 'Jähre 1913 im Apparatelabora-
torium der AEG vorgenommen wurden, ergab
sich nun einwandsfrei, daß es nıcht ratsam ist,
bei Luftschaltern wesentlich über 30° Tempera-
turzunahme zu gehen, weil dann eine zu häufige
Reinigung und Fettung der Kontaktflächen er-
forderlich wird.
Der in Abb. 2 dargestellte Versuchsschal-
ter wurde tagsüber mit einem konstanten Strom
belastet und Temperatur und Spannungsabfall
80) =
70 —
60 4
50 ]
ES
N !
Sy
30 Bere,
20
kn
30 40 50 60 70
Minuten
Abb. 3. Rückgang des Spannungsabfalls infolge
Verschiebung der Lamellen auf weniger stark
oxydierte Stellen.
[7] "0 20
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Heft
1. März 1920.
gemessen.“ "Es zeigte sich zunächst, daß selbst
bei verhältnismäßig hoher Belastung und Tem-
peratur während des ersten Tages einer Ver-
suchsreihe eine wesentliche Änderung durch
Oxydation nicht eintritt. Während der Abküh-
lung zur Nachtzeit jedoch schrumpfen die La-
mellen etwas zusammen und gelangen dabei auf
die zwischen denLamellen gelegenen, stark oxy-
dierten Stellen. Der Spannungsverlust am An-
fang jedes folgenden Tages ist daher sehr groß,
fällt jedoch, wie Abb. 8 zeigt, infolge der Er-
wärmung’ ziemlich schnell, um schließlich an-
nähernd konstant zu werden. Dieses Spiel wie-
derholt sich in jeder neuen Erwärmungsperiode,
und die Endtemperaturen fallen von Tag zu
Tag höher aus, wie die Abb. 4 zeigt, in welcher
ee EEE TETTTE,
lage
'Abb. 4. Allmähliche Steigerung der. Temperatur
infolge Oxydation der Kontaktflächen bei 1000,
1500 und 2000:A\Dauerbelastung;
dieselben für 1000, 1500 und 2000 A eingetragen
sind. Das gleiche Verhalten wurde bei einer An-
zahl anderer Schaltertypen festgestellt. Trägt
man die Kurvenwerte für die gleiche Höchst-
temperatur, welche man im änßersten Falle
noch zulassen will, etwa für 150°, in Abhängig-
keit von der Strombelastung auf, so ergibt sich
die Kurve der höchstzulässigen Betriebsdauer
(Abb. 5). Dabei ist vorausgesetzt, daß der
lage
| 2 80
500
VD 20 3 20, TOO
Tage
Abb. 5. Höchste Betriebsdauer in Abhängigkeit von
der Dauerstromstärke.
Schalter vor jeder Versuchsreihe frisch gesäu-
bert und gefettet wird, so daß er immer wieder
in denselben Anfangszustand. versetzt wird.
Dieser Anfangszustand war erst dann nicht
mehr herzustellen, als der Schalter über etwa
200° erhitzt wurde, wie aus Abb. 6 deutlich her-
80° 720° 160° 20
Temperatur
Abb. 6. Spannungsabfall in Abhängigkeit von der
voraufgegangenen Höchsttemperatur.
Feststellung der Erlahmungstemperatur.
vorgeht, in welcher der Spannungsabfall nach
der Reinigung und Fettung in Abhängigkeit der
voraufgegangenen Höchsttemperatur ' aufge-
tragen ist. Die Erlahmungstemperatur liegt
offenbar dort, wo die erste merkliche Abwei-
chung von der geraden Linie stattfindet.
Selbstverständlich können die Kurven
nicht verallgemeinert werden, und jede Kon-
struktion wird sich etwas abweichend verhalten.
Schalter, welche häufiger geschaltet werden,
so daß sich die Kontakte hin und wieder anein-
ander reiben. können zwar länger ungeschmiert
bleiben, jedoch ist zu bedenken, daß beim er-
wärmten Schalter die Kontaktflächen nach der
Unterbrechung vollständig der Luft ausgesetzt
sind, also auch wieder leichter oxydieren. Das
zeigtesich deutlich an obigem Versuchsschalter,
bei welchem zuletzt die freiliegenden Flächen
vollständig messinegelb angelaufen waren,
während die eigentlichen Kontaktflächer nur
geringe Braunfärbung angenommen hatten.
Eine starke Zunahme des Kontaktwider-
standes kann selbst bei Schaltern eintreten, die
dauernd ein- und ansgeschaltet werden und
deren Temperatur gar nicht ‚erhöht wird, also
bei Raumtemperatur von 20°, wie die Versuchs-
ergebnisse.in Abb. 7 deutlich zeigen. Ein Fern-
schalter für 2000 A mit lamellierter Kontakt-
bürste wurde mit Hilfe einer rotierenden Kon-
taktvorrichtung "dauernd stromlos geschaltet
und.nach je 100 Schaltungen der Spannungs-
abfall gemessen. Die ausgezogenen Kurven
gelten für trockene und die punktieiten für ein-
mal zu Beginn ‚eingefettete Kontaktflächen.
Merkwürdigerweise wurden die höchsten
Werte nur dann erhalten, wenn die Einschal-
tung selbsttätig mittels der Schaltmagnete vor-
genommen wurde. Beilangsamer Einschaltung
von Hand war der Kontaktwiderstand in jedem
Fall geringer. Ob für dieses Verhalten die Oxy-
dation allein verantwortlich zu machen ist,
wurde nicht näher untersucht. Jedenfalls
ersieht man auch aus diesem Versuch
die Wichtigkeit der Schmierung.
Schmiervorschrift. Sehr wirksam hat
sich eine Maßnahme der Allgemeinen Elektri-
citäts- Gesellschaft erwiesen, in der Form, daß
auf sämtlichen Schaltern mit Bürstenkontakten
ein kleines Schildchen (Abb. 2 u. 8), welches
Angaben über die Art der Schmierung enthält,
möglichst auffällig angeordnet wird.
Höchste Dauerstromstärke. Die
Oxydationskurven lehren deutlich, daß sich die
Höhe der zulässigen Danerstromstärke nach
der Wartung richtet. Ein Schalter, der häufiger
gereinigt und gefettet wird, kann unbeschadet
überlastet werden.
Kontakte an Sicherungen. Zur unbe-
dingten Notwendigkeit wirdaber gute Wartung
an solchen Kontakten, welche betriebsmäßig
eine hohe Temperatur auszuhalten haben, wie
z. B. Kontaktean größeren Steckpatronensiche-
rungen.
Zweckmäßige Übertemperatur. Die
Kurven der Betriebsdauer (Abb. 5) haben an-
scheinend eine Asymptote bei etwa 900 A, was
besagen würde, daß bei dieser Belastung — eine
Raumtemperatur von nicht mehr als 25°C vor-
ausgesetzt — eine Schmierung überhaupt nicht
mehr nötig sei. Es ist leicht einzusehen, daß
eine Asymptote tatsächlich vorhanden sein
muß, denn sicher kann der Kontakt irgend eine:
kleine Strombelastung dauernd tragen, auch
selbst wenn die Oxydbildung weiter fort-
schreitet, schon deswegen, weil bei Erreichung
etnes bestimmten Spannungsabfalles dieSchicht
immer wieder durehschlagen wird, ein Vorgang,
welcher besonders bei gut aufeinandergepaßten
trockenen Klotzkontakten beobachtet werden
kann. Man kann nınaber wohl verlangen. daß
ein Schalter in gewissen Zeitabschnitten einmal
neu gefettet wird, z. B. in obigem Fall minde-
stens nach einem Jahr. Dann ist aber eine Be-
lastung von 900A bei etwa 20° Raumtempera-
tur durchaus zulässig. Da die Kurve ziemlich
schnell umbiegt, so sinkt die Betriebsdauer sehr
rasch bei dauernder Überslastung. Z. B. würde
bei einer Belastung mit 1300 A eine Reinigung
der Kontaktflächen spätestens nach 15 Tagen
erforderlich sein.
Diejenige Anfangstemperatur, bei welcher
eine Reinigung nur nach sehr langer Zeit erfor-
derlich ist, entspricht im vorliegenden Fall einer
Strombelastung mit 900 A und beträgt etwa
10 —
o\ ee
120 BEBSEUNNGE
Millivolt
Se
100 2000 , 6000 8000
r Anzahl der Schaltungen
Abb. 7. Zunahme das Kontaktwiderstandes bei
Raumtemperatur bei geschmierten und trockenen
Kontaktflächen.
48° (0, bei einer Raumtemperatur von etwa
230 C. Die normale Übertemperatur
sollte also für gewöhnlich höchstens
25 bis. 800 betragen.
Einfluß der Raumtemperatur. Man
erkennt jetzt auch leicht den schäd)ichen Ein-
fluß einer hohen Raumtemperatur. Der Schal-
ter, der bei 900 A Dauerbelastung bei gewöhn-
licher Zimmertemperatur kaum einer Wartung
bedarf, müßte bei einer Raumtemperatur von
350 und derselben Strombelastung bereits nach
20 Tagen gereinigt und neu gefettet werden, um
keine höhere Temperatur als rd 150° zu errei-
chen. Ist also eine sorgfältige Überwachung
nicht durchführbar, so dürfte in diesem Falle
‘der Schalter höchstens 50 — 35 = 15° Über-
temperatur annehmen und dementsprechend
nur mit etwa 700 A belastet werden!
ACHTUNG.
DIE KONTAKTFLÄCHEN: MUSSER STÄNDIG MIT
e)
REINER: VASELINETEINGEFETTETS SEIN
RBIWENE: "VORHERIGE SAUSWASCHUNG
T.: BENZIN .TRFORDERLICH.,
TUNGESCHMIERTE KONTAKTE
„WERDEN HEISS! ö
Abb. 8. Schmiervorschrift für Schalter.
In ‘der Praxis liegen die Verhältnisse
jedoch nicht immer so ungünstig, wie die,
unter denen der obige Versuch durchgeführt
wurde Nur in wenigen Anlagen, z. B.
in chemischen Fabriken, ist es nicht immer
möglich, den Schalter genügend oft auszu-
schalten und zu reinigen. Aber auch in diesen
Fällen ist oft eine ziemlich gleichbleibende Be-
lastung während der Tag- und Nachtzeiten vor-
handen, so daß die Temperaturschwankungen
viel geringer sind und ein plötzliches Anwachsen
des Übergangswiderstandes, wie es bei einer
starken Abkühlung stattfindet, fortfällt.
Berechnung. Nachdem wir die Höhe der
zulässigen Temperatur in den Kontaktflächen
festgelegt haben, besteht nun die Aufgabe für
den Konstrukteur darin, die Abmessungen des
Schalters so zu wählen, daß die gewünschte
Temperatur auch wirklich erreicht bzw. nicht
überschritten wird.
Das allgemeine Schema eines Schaltern ist
in Abb. 9 wiedergegeben: eine Tastbürste,
Abb. 9. Schema eines Tastbürstenschalters.
welche zwei feststehende Kontakte überbrückt,
wobei der Querschnitt der Schalterteile ver-
schieden ist von dem Querschnitt der Anschluß-_
schienen. Um die Aufgabe nicht unnötig zu.
"70000
1l. März 1920.
komplizieren, sei der Qnerschnitt der Bürste
und feststehenden Kontakte untereinander
gleich. Ferner sei der Übergangswiderstand an
den Anschlußstellen gleich Null, so daß daselbst
keine zusätzliche Temperature höhung auftritt.
Wie später gezeigt werden wird, ist es praktisch
immer möglich, den Anschluß so zu gestalten,
daß die Übergangsverluste keine zusätzliche
Temperaturerhöhung herbeiführen. ‘Die Ab-
messungen der Anschlußschienen sind gegeben.
' Sie sind entweder für eine Berkimmte, Erwär-
mung oder mit Rücksicht auf Spannungsabfall
bemessen. Solange die Anschlüsse nicht einen
wesentlich kleineren Querschnitt als die Schal-
terkontakte aufweisen, fließt Wärme. vom
Schalter nach den Schienen. Nur bei stark ver-
mindertem Querschnitt fließt Wäıme von den
Anschlußschienen in den Schalter. Wann der
eine oder andere FAll eintritt, ergibt die weitere
Rechnung. Die Temperaturverteilung eıhellt
aus folgenden Überlegungen.
Ein gerader gestreckter Leiter von gleich-
bleibendem Querschnitt und Profil erreicht bei
einer bestimmten Strombelastung, wenn keine
Kontaktstelle vorhanden ist, im Beharrungs-
zustand an jeder Ste'le dieselbe Übertempera-
tur T° (Abb. 11). Wird der Leiter an einer
Stelle durchgeschnitten und die beiden Teile
gegeneinande'gepr eßt, so entsteht in der Trenn-
stelle ein zusätzlicher Verlust infolge des Über-
gangswiderstandes. Die entstehende, zusätzliche fe
Wä'me wird je zur Hälfte nach links und nach
rechts abgeleitet und muß letzten Endes genau
in derselben Weise wie die Wä' me, welche durch
die Ohmschen Verluste im Leiter selbst ent-
steht, nach außen an die umgebende Luft abge- |
geben werden. Soll jetzt bei der gleichen Strom-
belastung. die Temperatur an der Trennstelle
wieder auf den ursprünglichen Wert wie beim
ungeschnittenen Leiter verminde't wer den, so
‘ist dies nur möglich, wenn der Qıerschnitt der
Bürste oder des ganzen Schalters verstärkt
wird, also unter Herabsetzung der Ohmschen
Verluste in den Leiterteilen selbst.
Für die Berechnung sind folgende. Be-
zeichnungen gewählt:
Jg —= Zulässige Strombelastung eines Abe:
schnittenen Leiters von gleichbl eiben-
dem Querschnitt und P:ofil (Ampere).
J — Zulässige Strombelastung des Schalters
unter Berücksichtigung der 'Kontakt-
widerstände.
— Übe'temperatur an der Kontaktstelle
in.06,
— Zu der Belastung 57 gehö-ige Über-
temperatur in 0 0. (= 309).
— Übe temperatur des Schalters für den
Fall, daß keine Übe gangswiderstände
vo handen sind und die Anschlüsse die
gleiche Temperatur aufweisen. (Vergl.
Abb. 13.)
— Übertemperatur der Anschlußschienen
unter den Bedingungen wie vorgehend,
d. h. ohne innere Wärmezu- oder -ab-
fuhr in der Längsrichtung.
— Totale Zusatztemperatur in der Kon-
taktstelle, die sich bei der Strombe-
lastung J, einstellen wü' de (Abb. 14).
— Zusatztemperatur in der Kontaktstelle,
wenn nur deren eine vorhanden wäre.
— Desgl., jedoch im Abstande x von der
Kontaktstelle,
— Zusatztemperatur, die von der Quer-
schnittsänderungim Abstand x, von der
Verjüngerung herrührt.
—= Desgl., jedoch im Abstande c+zx, von
der Ve' jüngerung.
9: 9 = Querschnitt der Schalterkontakte und
‘der Anschlußschienen bzw. (em?).
= (s+h) =halber Umfang des Leiters (cm).
© = Abstand der beiden Kontaktstellen v von-
/ einander in cm. :
7, — Abstand der nächstliegenden Kontakt-
stelle in cm von der Qierschnittsver-
jüngerung
R Te = 7
In,
T,
gr
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Heft
1i. 2807
eg = Spannungsabfall an einer Kontaktstelle
in Millivolt bei der Strombelastung Jy.
P = Gesamtdruck, der auf jeder Kontakt-
stelle lastet, in kg.
p = Spez. Druck in kg pro em? Leitungs-
querschnitt (nicht pro cm? Kontakt-
fläche).
e — Konstante — 0,10.10=3 bis 0 3.10?
für saubere bzw. etwas oxydierte Kupfer-
kontaktbürsten (normaler Bet'ieb).
v = elektrische Leitfähigkeit bezogen auf
1 Meter Länge bei 1 mm? Q :1erschnitt
bei der mittleren Schaltertemperatur
(für Kupfer bei 50° » = 50).
ce = Koeffizient der inneren Wärmeleitung
(für Kupfer & 1,0).
& = Grundzahl der nat. Logarıthmen =
2718.
k = Konstante = 172 für Kupfer.
C = Konstante = 0,22 für Kupfer.
# = Konstante » 0,173 für Kupfer bei T, =
IRA.
A,a.b = Konstanten, siehe Text.
Bei der. folgenden Entwicklung ist zu-
nächst die vereinfachende Annahme gemacht
worden, daß die Wärmeabgabe nach außen, so-
weit nur die Zusatzverluste in Betracht kom-
men, proportional der Übertemperatur an jeder
Stellesei. Bekanntlich ist dies, wieauch Abb.10
150 T—
Ir
S
Vemperatur
g f
EEE HEN ENT
" yAnd=T2
Abb. 10. Angenäherte Proportionalität zwischen
bertemperatur und Wattverlusten.
zeigt, nur annähernd der Fall. In Wirklichkeit
wächst die Übertemperatur nicht genau linear
mit dem Q:adrat der Strombelastungt).
Da die Ve einfachung nur auf die Zusatz-
temperatur angewendet wu dundin den Schluß-
formeln die Reduktion auf die Noımalstiom-
stärke nur inne halb eines kleinen Interpola-
tionsgebietes vo' genommen wird, ist der wıık-
liche Fehler praktisch ve’ nachlässigbar.
Fe’ner ist der Koeffizient der inneren
Wä:meleitung und die elekt:ische Leitfähig-
keit als konstant angenommen. Schließlich sind
die Querschnittsfo men und die gegen“eitige
Lage der Schalterteile an fertigen Schaltern
nicht so einfach, als in dem Beispiel der nach-
folgenden Berechnung zugrunde gelegt. Tıotz-
dem ist die Abweichung zwischen Berechnung
und Messung gering.
Zusatztemperatur infolge Über-
gangswiderstand. Wir setzen also:
Au daL
N) RE EN Sn 2d (1
worin L der Verlust über die Länge I bzw. &
bedeutet (Abb. 11).. Die nach außen abgehende
DEE
Abb. 11.
Temperaturzunahme infolge Übergangs-
widerstand.
zusätzliche Wärme in Watt ist somit pro Län-
genelement
1!
—-dL=79d® SE N
1)" Vel. Teichmüller. Die Bryirmung der elek-
trischen Leikungent, Stutigarı 1VUb, a Enke.
—
Die in Abb. 11 rechts zwischen der T,-Gera-
den und der 3-Kurve liesende Fäc ha ent”
spricht der Hälfte der Veruste im Über-
gangswiderstand, entsprechend dem Integral
1 ©
-L=. fsae. ER
0
ı Dieinne*e Wärmeleitung.ist für den stationären
Zustand nach Fourier gegeben durch
eq en
L=— 03° ee I
Aus diesen en a sich fol-
gende Gleichungen für die Temperaturen her-
leiten!) :
= 024a r
eva — c q 18 . . . (5
d. h. die 'weitergeleitete Wärme ist an jeder
Stelle propoıtional der Zusatztemperatur an
dieser Stelle. Da diesäuch für den Ausgangs-
punkt 2=0 zütrifft, so ist, wenn
van
REEL,
1 e
ee
Es ist gemäß Gl. (1) a = A/u die Temperatur-
e:höhung für 1 Watt Verlust auf 1 cm Länge
und kann zweckmäßig aus der Temperatur-
e'höhung T, des ungeschnittenen Leiters be-
rechnet weıden. Das gibt
gesetzt wird
3 (6
10 000 7,» q ir
= 75 IF...
Eingesetzt ın 6 folgt dann
v7) ehe VT, eo . . . . . (S
worin <=0,0245Y»/e .. ...0
Für Kupfer ist
= 0,0245 ./5%/,0 2 91738.
T, war zu 30° festgesetzt worden. Damit wird
x2./ 720,9.
Die Zusatztemperatur in der Kon-
taktstelle ist also proportional dem
Spannungsabfall in der Kontaktstelle.
Praktische Messungen an einem 35 mm
dicken Rundkupferstab an Flachkupferschie-
nen und an fertigen Schalte n e'gaben für die
in der Praxis vorkommenden Tempe’ aturen
recht gute Annäherung an die P opo’ tionalität
zwischen de Zwsatztempe atur vnd dem Span-
nm'ngsabfall in der Kontaktstelle, wie aus Abb.
12 hervorgeht. Für die Konstante x ergaben
100°
90
80
Temperatur
an
Ss
°
10° m E|
7) ec
0: 202 30 40 50 60 0 8%
& Millivolt
Abb. 12. Proportionralität zwischen Spannungsabfall
Temperaturzunahme.
sich jedoch kleinere Werte. Aus mehreren Mes-
sungen an Kupferschienen ergab sich der Weıt
!) Anf die ausführliche Entwicklung muß hier auf
Raumma:gul verzievhtet werden.
208
Elektrotechnische Zeitschrift. |
Yy
1920. Heit t.
il. März 1920,
x —= 0,1% bis 0,15, was dem Einfluß benach-
barter wäımeableitender Massen zuzuschrei-
ben ist.
Die Übertemperatur in der Kontaktstelle
ist
T;=T,+% 10
Dies muß reduzieit werden auf die Temperatur
des ungeschnittenen Leiters, indem die Stiom-
belastung veringeit-wiıd. Da sich die Über-
temperatur en angenäheit zueinander verhalten
wie die Quadrate der Strombelastungen, wud
die zulässige Belastung eines an nur einer Stelle
geschnittenen Leiters ,
= RR
J=n) TKtH
Temperaturverteilung. Die Tempera-
. turverteilung selbst ist gegeben dureh die Glei-
chung
a1
2=bin 2 5
oder Ri (12
II
: 205 v7, VTev er , 1500
worin ab= 7 u (15
q ar
(Schluß folgt.)
Über das Nebensprechen in kombinierten
Fernsprechämtern.
Von Leon Lichtenstein in Berlin.
(Schluß von 8. 191.)
Ganz anders liegen nun die Verhältnisse
bei einer langen pupinisierten Übertra-
gung. Betrachten wir wieder zunächst nur das
Übersprechen und denken wir uns, daß ledig-.
lich die Stammleitungen jedes Vierers pupi-
nisiert sind. Die Selbstinduktivität jeder Spule
sei gleich 0,15 Henry, der Kupferwiderstand
(bei Wechselstrom ® = 5000sec!) gleich 4,5 2
Auf je 1,7 km Entfernung möge eine "Spule
kommen. Der Einfluß der Spulenkapazität
wird der Einfachheit halber vernachlässigt.
Es sei übrigens bemerkt, daß unsere bis-
herigen Betrachtungen zwar streng genommen
eine durchaus : homogene, somit jedenfalls
nicht pupinisierte Leitung voraussetzen; die
Ergebnisse gelten indessen angenähert, auch
wenn die Leitung pupinisiert ist, falls nur der
Abstand zweier Nachbarspulen klein gegen die
Wellenlänge ist.
Die Selbstinduktivität der Leitung selbst
ist gegen diejenige der Spulen zu vernach-
lässigen. _Wir erhalten jetzt
„Ao
Dale % - =0,088 Henry/km,
w=b Ar T 2 — 17,64 Ohm/km.
: Für die kilometrische Gegeninduktivität
M nehmen wir mit Absicht den hohen Wert
3,0.10-4 Henry/km
an. Die Charakteristik der Leitung hat jetzt
den Wert
3=8'=1480 Ohm bei & = 5000 see-1.
Nimmt man R,= 2000 .2 an, so erhält man
nach (48), wenn zur Vereinfachung wieder’
A=4,/ =0 gesetzt wird,
1er.
a 5 zug0 (0:02 — 0,0084).
Selbst bei einer hohen Gegeninduktivität der
Leitungen . von 3,0.10* Henıy/km beträgt
der „induktive‘‘ (magnetische) Anteil an dem
Übersprechen lediglich 17 %/, des „‚kapazitiven“,
Die Pupinisierung der Leitung hat
nicht allein zur Folge, daß der Dämp-
fungsexponent ßl sinkt, daher die
Reichweite wächst.
zugleich auch das ‚„induktive“ Über-
sprechen herabgedrückt.
Beilangen pupinisierten Leitungen
erhält man für das 8*1 des Übersprechens unter
Umständen einen besonders einfachen .Aus-
druck. Die.Charakteristik des Eichkastens 3*
möge derjenigen der Leitung selbst gleich sein:
an.
Wie wir bereits gesehen aber, ist ferner
in der Regel
REN:
A und A,’ verschwinden gegenüber od und
od), desgleichen ist w klein gegenüber mL.
Für (48) und (50) schreiben wir daher
di M\
EHR)- + = 7)
u,
a
und
Hieraus folgt aber
AH ARNE —yr RO ES U.
a ie Io
Im vorliegenden Falle ist
rI=b.
Ist die Leitung so weit ausgeglichen, daß
di |
> = 0,005
ist, so findet man
BFISMS:
Alle vorhin abgeleiteten Ergebnisse gelten
auch noch für das Mitsprechen. Die Rech-
nungen sind nur diesmal etwas umständlicher,
da jetzt ww und im allgememen L’+L,
v’+y 3’+3 ist. Man muß darum von der
allgemeinen Formel (85) ausgehen.
Es ist nun bemerkenswert,
die günstige Wirkung der
rung (Herabdrückung des induktiven
Beitrages) auch beim Mitsprechen be-
steht, selbst dann sogar, wenn nur die
Paare und nicht auch die Vierer pu-
pinisiert sind.
Nach (85) ist der LET Beitrag dem
Ausdrucke
nd Mio
vr). 8
daß
SUMEer
= Mio Atiod
Hswird vielmehr:
Pupinisie-
am Ende entsprechend über die Scheinwider- .-
stände R,' und R, geschlossen sind. Der
Zustand am Ende einer sehr langen
Leitung.
ist ohne merklichen Einfluß
auf den Vorgang des Nebensprechens
am Anfange dieser ı
Die Grenzbedingungen (Abb. 5) lauten
jetzt
C. = 2,0 Se - (53
OR
E'=R De „(BB
Führt man diese in die allgemeinen For-
meln (80) ein, so erhält man nach einigen:
Zwischenrechnungen, die wir übergehen, wieder
us Gl oDUng
1 Er Mio
TRtZ yo‘ "SE } Ri
Diese Formel ist aber in der Tat mit der
Formel (85) identisch.
Die Schlußfolgerungen, die wir in $ 3 für
den Fall sehr langer am Ende offener Leitungen
abgeleitet haben); gelten mithin allgemein, auch
wenn die Leitungen am ‚Ende über beliebige
Scheinwiderstände geschlossen sind.
SA. Sehr lange Leitungen. Nehenspreahen
am Ende der empfangenden Schleife.*)
Wir haben bis jetzt durchweg angenom-
| men, daß der Generator (im allgemeinsten
Sinne des Wortes) und der durch Neben-
sprechen beeinflußte Apparat sich beide am
"Anfang, oder, was auf dasselbe hinauskommt, °
beide am Ende der Leitung befinden. Den Be-
trachtungen dieses Paragraphen legen wir die
in der Abb. 6 veranschaulichte Schaltung zu-
grunde. Am Anfang der Leitung wird also ge-
m Sn,
"Abb. 6.
en am Ende das Neben beob-
achtet. Zur Vereinfachung der sonst recht
komplizierten Formeln nehmen wir
Re = RB, MD
L
w+kioL Vorta DAT red) Ve aan
proportional. Sind sowohl die Stammleiter
als auch die Vierer pupinisiert, so sind L und:
L’ groß. Sind nur die Paare mit Pupinspulen
versehen, so ist jedenfalls einer der beiden
Werte L und L’groß. Handelt es sich um das
Mitsprechen I auf V, so ist L groß, L’ klein;
betrachtet man das Mitsprechen V auf I, so ist
L’ groß, L klein. In beiden Fällen ’ist der
Nenner verhältnismäßig .groß,. das ‚induk-
tive‘ Mitsprechen klein.
$ 8.
Sehr lange, am Ende über Sehennwidere
stände geschlossene Leitungen.*)
In dem vorhergehenden Paragraphen ha-
ben wir eine sehr lange Leitung untersucht,
dabei aber vorausgesetzt, daß die beiden Schlei-
f
Abb.*d,
fen B und CO am Ende offen sind. Die Formel
(35) gilt nun, auch wenn die beiden Schleifen
*) In. der ausführlichen nenn als $4
bezeichnet,
‚an.
{ : ; 2 —- yvl_eo-yl —y’
| LER LA
ne —ıSa g' Su en y 3 1
(52
am Schluß des $ 3 auseinandergesetzten- Grün-
den die Annahme M = 0 durchaus zulässig.
Die Grenzbedingungen lauten jetzt
Sa =0, &.' Sen ER IHEN (68
Nach einigen Zwischen: echnungen, derent-
wegen auf die ausfüh.liche Veröffentlichung
veı wiesen weı den muß, eıhält man als End-
resultat die Foımel
za
(74
Diese Formel ist von der Hortaeh die man
erhält, wenn man in (85) M=0 setzt, ganz
Törschloden. Wegen der Exponentialfakto en
e-?!, e=Y't ist $,’ beträchtlich kleiner als $a’
(aus (35) gewonnen).
jetzt geringer als bei der Schaltung nach
Abb. 2. Diese Folgerung dürfte von den An-
nahmen (67) unabhängig sein und auch bei
mäßigen Längen der. Übertragung ‚zutreffen,
Wie wir in $ 3 gesehen haben, ist bei pu-
pinisierten Leitungen der induktive Anteil des
Nebensprechens gegenüber dem kapazitiven
*) Entspricht dem $ 5 der ungekürzten Arbeit.
(66
Cu
Bei pupinisierten Leitungen. ist aus den
‚Das Nebensprechen ist
"Blektrolechnische: Zeitschrift;
1920.
Heil.
unwesentlich. Wir setzen daher in (85) zur
Vereinfachung M = 0 und erhalten, wenn wir
ferner beachten, daß bei Fernsprechkabeln
4, gegenüber @ d,in der Regel verschwindet,
den sechs
N Kia! 2 Kt
Bu STR Wet)
ae wie D)iwd
— fa 5 Ra y' (v +y')
Diese Formel gilt sowohl für das Übersprechen
I auf II und II auf I als auch für die vier
Arten des Mitsprechens I auf Y;.V auf I;
Il auf V; V auf II.. Wie im Kapitel II aus-
führlich begründet wird, sind die den sechs
Arten des Nebensprechens entsprechen-
Werte di‘ paarweise ein-
ander gleich. Bezeichnen. wir. ferner - mit
Co, €; usw. die „gegenseitigen Kapazitäten“
der Leiterpaare (1),-(2); (1), (8) usw.), so ver-
(75
schwinden alle drei Werte d,, wenn -
ee (76
ist.
Aus praktischen Gründen ‘werden die’
Gleichungen (76) durch die ihnen gleichwer-
tigen Gleichungen.
Pers, P=Cha— CH
Prg=0, I=A4ıT (nm
rH+3=0, was Gy
| N
ersetzt?).
In den drei letzten Paragraphen haben wir
uns mit sehr langen Fernsprechübertragungen
beschäftigt. Wir kehren jetzt zur Betrachtung
kurzer Leitungen zurück. Das Studium dieser
ist aus Joppeltem Grunde von Interesse: zu-
erst liegen bei den Laboratoriumsversuchen
meist nur kurze Kabelstrecken vor, zweitens
gewinnt man aus der Betrachtung kurzer
Schleifen Methoden zur experimentellen Be-
‚stimmung der elektrischen Konstanten, vor
allem der Konstanten M und dir
8 5. Kurze Leitungen. Beiderseits offener
empfangender Kreis.?)
Wir betrachten jetzt den in der neben-
stehenden Abb. 7 veranschaulichten Betriebs-
fall. Der Stromkreis Bist am Ende, der Strom-
& BEP Mi 8.
& % £
"Abb. 7.
kreis © beiderseits offen. Die Grenzbedingun-
gen sind jetzt
N A RE N:
Ne _ nsa —
Nach einigen Zgischenrechnungen, die an
dieser Stelle übeıgangen werden müssen, erhält
ınan bis auf Glieder zweiter -Ordnung
oder, da bei @ = 5000 die Weite A’ und Ay
in der Regel entsprechend gegenüber od’ und
@d, verschwinden,
. (&
r der Formel (82) bezeichnet d’ die Ka-
pazität des. Stromkreises B für 1 km. Ist,
diese Kapazität bekannt, so liefert
die Gleichung (82) sogleich den maß-
') Bei der Bestimmung von c;7. werden alle Leiter,
außer (%) und (k), von einander und von dem Bleimantel
(der Erde tıei Freileirungen) isoliert gehalten, während (:)
und N n die Spunnungsquelle angeschlossen werden.
Yek dio genauere Theorie im Kapitel Il, $ 2 der
ausführlic en Arbheit.o
%) Entspricht dem $ 6 der ausführlichen Veröffent-
lichung.
gebenden Wert d,’ der Größe und dem
Vorzeichen nach.
8 6. Kurze Leitungen. Der gebende Kreis
kurzgeschlossen, der empfangende Kreis
über einen kleinen Widerstand geschlossen.!)
Es wird jetzt der folgende Betriebsfall be-
trachtet. (Abb. 8.) Der Stromkreis B’ist am
ee
Be
Abb. 8.
Ende kurzgeschlossen, der Stromkreis C ist am
Anfang kurz, am Ende über einen Scheinwider-
stand
"N.=RtioLl,,
geschlossen, (Abb. 8). Offenbar ist jetzt
BEE .. (88
Nach einigen ziemlich umständlichen Um-
formungen . erhält man als Endresultat die
Formel
Mio
a
Hier bezeichnet 1 M die gegenseitige Indukti-
vität der Stromkreise B und ©. Der Nenner
I(w +ioL)+N. ist der gesamte Schein-
widerstand des Stromkreises C (den Schein-
widerstand Rt, mitbegriffen). Wie ersichtlich,
verhalten sich die beiden Strom-
kresse B und C so, wie, wenn. die
Selbst- und die gegenseitige Indukti-
vität punktförmig und nicht gleich-
mäßig verteilt wären. Der Einfluß der
Kapazität (kapazitiver Kopplung)
äußert sich erst in dem Gliede ((B)).
Aus (83) und (95) folgt nunmehr
. MiwoNR. 5
&.= — Sa w FiaL) ER, +(())
(96
Ist insbesondere R,=0 (d. h. C kurz-
geschlossen), so ist
& Mio
rose er za)
Die Formel (96) eröffnet die Mög-
lichkeit, den Koeffizienten der Gegen-
induktivität M an. kürzeren Über-
tragungen (einzelnen Fabrikationslängen oder
Gruppen von Längen) experimentell zu
bestimmen. Man wird so z.B. den Ein-
fluß der Verschiedenheit der Dralle auf den
Wert M verfolgen können.
Our I 2
NErTT
(97
"= — Ya (1+0)(wW-tioL)) le
erüi-m)te-ri—n
Die Stromschleife B ist am Ende kurz
geschlossen, die Stromschleife C ist am Anfan
und am Ende entsprechend über die Schein
Are]
Ra CH
‘
Abb. 9.
Re
widerstände R, und R, geschlossen (Abb. 9).
“ Nach einer längeren Reihe von Umfoımun-
gen erhält man jetzt
Miol
Va=gr FR, F(P)) | a2
‚Ist insbesondere | R.| = © (Schleife C
am Ende offen), so folgt aus (121) unter der
Annahme o<|a* <
a
Ka '=((B)). (122
Die Formel (121) ist der früher abgelei-
Mio ;
saw TIoISIR, ! ((12)) v
(95
teten Formel (95) ganz analog. Jene Formel
(95) haben wir unter der Annahme erhalten,
daß |R,| von der Größenordnung |w+ioL’ 1
sei. Im vorliegenden Falle ist uun die Größen-
ordnung der Scheinwiderstände R, und R,
eine ganz andere.
In den Formeln (95) und (121) ist ML die
gesamte gegenseitige Induktivität der Strom-
kreise Bund C; die Nenner (wtioL)+NR,
und Ru + R, stellen den gesamten Schein-
Widerstand des Kreises C!) dar. Wie ersicht-
lich, verhalten sich die beiden Stromkreise so,
wie wenn die Selbst- und die gegenseitige In-
duktivität punktförmig und nicht gleichmäßig
verteilt wären. Der. Einfluß der Kapazität
äußert sich in dem Gliede (()).
$ 8. Kurze Leitungen. Der empfangende
Kreis am Ende offen. Der gebende Kreis über
einen verhältnismäßig großen Widerstand ge-
schlossen.?)
Wir sind nunmehr in der Lage, den Ein-
fluß eines am Ende einer kurzen Schleife B .
(< 1 km) angeschlossenen Apparates auf den
Vorgang in dem am Ende offen gedachten
Stromkreise C zu untersuchen. (Abb. 10.)
Es ist allgemein (vgl. F. Breisig, Theo-
retische Telegraphie, $. 283), wenn &, und 3
wie bisher die Spannung und den Strom am
Ende der Schleife B: bezeichnen,
OU)
E=&% ; , 7
1eY ya
ee
(123
ert-d) + e-rl-n)
3=& 5 9
Ist der Widerstand nicht am Ende, sondern
am Anfang der Schleife C untergebracht, so ist
VE IMiw
a a Tag ro) rn. rl
Auch jetzt wird vorausgesetzt, daß
N. = 0' (wi +ioL)l
ist, unter 6' eine komplexe Zahl von der
Größenordnung 1 verstanden.
(2)) (98
3
$ 7%. Kurze Leitungen. Der gebende Kreis
kurzgeschlossen. Der empfangende Kreis
beiderseits über verhältnismäßig ‚große Wider-
stände geschlossen.)
Wir betrachten jetzt den Den Be-
triebsfall:
1) Vergleiche $ 7 der ausführlichen Arbeit.
®2) Zugleich $ 8 der ausführlichen Arbeit, k
fi) = nse 2 |
Ist der Scheinwiderstand des Apparates
am Ende von B gleich R,, so ist ferner
ER. (124
Die Werte des Stromes und der Spannung
in einem beliebigen Punkte x der Schleife B
sind lineare, homogene Funktionen der Werte
SSH %,
A= %
. - Abb. 10.
1) In (121) ist I(w’+iwLN) gegen Ra +NRe von der
I Ordnung !; der Einfluß dieses Widerstandes äußert sich
daher erst in dem Gliede ((l3)).
2) Vergleiche $ 8 der ausführlichen Arbeit,
210
GE und $. Die Differentialgleichungen (14)
und (15) enthalten € und $ linear. Denselben
linearen Charakter haben auch die Grenz-
bedingungen. Auch %,’ und €,’ werden sich
somit als limeare, homogene Funktionen von
&, und $. ergeben:
Va 9er gNe;
= —(R+ioD) (p&e+gNe) (125
Die Konstanten p und q haben, wie man
leicht sieht, folgende Bedeutung:
Setzt man in (125)
0 &=1,
so erhält man BÜR
ae RT SEEN LOG
Offenbar ist p derjenige Strom %a’, der beim
Leerlauf der Schleife B den Scheinwiderstand
R-+io L durchfließt. sofern "ugleich die Span-
ınne &, den Wert 1: Setzt man
&=n. aaa
so findet man 72
(127
Schließt man den Stromkreis B kurz und re-
ouliert die Spannung € so ein, daß = 1
wird, so erhält man q=$a‘. NER
Rs gilt nun. wie sich ohne Schwierigkeiten
zeisen läßt,
((8))
und, wenn | R von der Größenordnung |Z| ist.
endgültig
a ee:
Sa =q
| Su =(A4 +iodh)3Ea +) | (133
Unter den im Laufe dieser Unter-
suchung gemachten Voraussetzungen
81=<0,01, 2<1ikm
| Ro |
I.
134
N.>B
ist somit der Strom am Anfange der
(offenen) Schleife © von dem Zustande
am Ende der Schleife B unabhängig.
Die magnetische Kopplung der beiden
Schleifen B und C verschwindet ge-
genüber der kapazitiven.
Dasselbe Ergebnis haben wir in $ 3 für den
Grenzfall eimer sehr langen (pupinisierten)
Leitung abgeleitet.
$9. Kurze Leitungen. Der gebende Kreis
offen. Der empfangende Kreis beiderseits
über große Widerstände geschlossen.!)
Wir betrachten jetzt die folgende Anord-
nung. -Die Stromschleife B ist am Ende offen,
Abb. 11.
die Schleife C am Anfang und am Ende ent-
sprechend .über die Scheinwiderstände R,
und R, geschlossen (Abb. 11).
Die Grenzbedingungen sind jetzt:
Te = 0, &a' zZ Na, Na &,' — Re a (135
Aus den allgemeinen Formeln ergibt sich
nach einer Folge von Zwischenrechnungen die
Formel
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heft 11.
11. März 1920. 4
m
Diese Formel stimmt mit der Formel (41) voll-
ständig überein. An jener Stelle ist die Ent-
wieklung um ein Glied (mit 13) weiter getrieben
als jetzt. Für R. haben wir dort R+ioL
gesetzt. a
Die einzelnen Glieder der Formeln (150)
und (151) gestatten (im Falle des. Über-
sprechens) die folgende anschauliche elemen-
tare Deutung: Die auf die Spannung €, ge-
brachten Leiter 1 und 2 der Sehleife 'B ‚‚in-
+ art Kan PT REN 15 I Re
ö B ö F Ia = Cl N,
fluenzieren‘ aul den Leitern 3
3 c 5 und 4 der Stromschleife C Ta-
Oo O dungen
: d'G. und —I'C.
e
YYimn; Diese gleichen sich, da die Span-
nung in B sieh sinusförmig än-
dert, durch Sinusströme über
die parzllel geschalteten Wi-
derstände NR. und R. aus. Der
Strom am Anfang der Schleife C
au hat den Wert |
Ra
; a SE KON oe
Abb. 12. Sala — (%k
al Rat Ke ; =
wenn zur Vereinfachung von der Ableitung ab-
geseksn wird; E,2d,' ıst die Gesamtladung
auf (8. Da. bei der auf’ der Abb. 12
veranschaulichten Anordnung di’ <O ist, so
hat J„ die durch den Pfeil (Abb. 12) angedeu-
tete augenblickliche Richtung).
Der Ladestrom in B ist, wenn wieder
A = 0 gesetzt wird,
S,lodi.
Der durch die gegenseitige Induktion
in C hervorgerufene Strom ist gleich
(153
(154
In der Tat ist M die gesamte gegenseitige
Induktion der beiden Schleifen, NR, HN, der
gesamte Widerstand des Stromkreises C (denn
w'l + io L’l verschwindet gegenüber RN, +R.).
Der Ausdruck (154) ist bis auf den Beitrag
der Ableitung das zweite Glied der Formel
(150). Die übrigen Glieder rühren von der
Eigenkapazität des Stromkreises C her. Der
Einfluß dieser läßt sich an Hand der Formel
(151) bequem elementar verfolgen. Die Wir-
kung der gegenseitigen Induktion wird un-
merklich (der Stromkreis C ist offen). Der
durch Influenz hervorgernfene Strom in € ist
gleich
(155
Die Spannnng an den Klemmen des Wider-
standes N, ist
Guliwdr.
—- NRElind;. (156
Der dieser entsprechende Ladestrom ist
NE. liwd'.liwd' (157
Der Gesamtstrom i somit
Gliod’A-Rlind). . (158
Dies ist aber bis auf den Beitrag der Ableitung
der Ausdruck (151).
ek ati ulldHiet) l E Ra —Re
RatRe
SEN!
Hr Atias)(A timd))+R))}
14 KatNRe DER a Denn Latte)
. (150°
In dem besonderen Falle R, = © (die Schleife © offen) ergibt sich hieraus einfacher
Fa’ = E31 KA HIN) IR (A Hi) (Ati) HL. .
N Vergleiche $ 10 der ausführlichen Arbeit.
(151
'), In der Abb. 12 ist vorausgesetzt, daß die Ladung
des Leiters | im Wachsen begriffen ist.
widerstände R, und R, hefinden,
die Schleife B über einen beliebigen Schein-
3 1
(A’+iwd)— P
$ 10. Kurze Leitungen. Einfluß der Ab-
zweigspulen auf den Wert des Dämpfungs-
exponenten £;. 1 des Nebensprechens.!)
Wir sind nunmehr in der Lage, den
Strom $,’ zu bestimmen, wenn wie zuletzt -
am Anfang und Ende der Schleife Osich Schein- |
während
widerstand WR, geschlossen ist (Abb. 13). Wir
verfahren genau so wie in $.10 und erhalten
ct+o) | .- wo
In der Regel wird das zweite Glied in dem
Klammerausdruck gegenüber dem ersten ver-,
schwinden, (dies wegen des Faktors
1 1
Ne NatRe
In der Regel ist daher auch jetzt noch
der Vorgang .der Beeinflussung des
‚Stromkreises © durch den Stromkreis
B als ein Vorgang im wesentlichen
kapazitiver Natur anzusprechen. Bei
nicht zu kleinem |R,| ist der: Zustand in C von
dem Werte des Widerstandes AR, unabhängie.
Bei alledem ist im Auge zu behalten, daß
allen unseren Schlüssen die Voraussetzungen
®1<0,01 (es ai
BEN, “ Res o Ba
oder
RR, ver Fa e=2yı—]|
Be el
Bi
ER)
zugrunde liegen. BL.
' Die Formel. (160) gestattet, den
Einfluß der Abzweigspulen auf das
Nebensprechen zu überschauen.
Der Einfachheit halber betrachten wir
lediglich das Übersprechen. In den Abb. 14
und 11 sind zwei zu vergleichende Schaltungen
wiedergegeben. In. beiden Fällen ist der ge-
bende Kreis (B) am Ende offen. Der empfan- -
gende Kreis C ist einmal (Abb. 14). offen,
wenn wir uns der Einfachheit halber auf die
mit 4 multiplizierten Glieder (Glieder erster
Ordnung) beschränken, das
Abb. 18.
andere Mal über einen Secheinwiderstand Rt,
geschlossen. Unter R, ist eine Abzweigspule,
-eim eingeschaltetes Fernsprechgehäuse, über-
haupt irgendein Scheinwiderstand am ent-
fernten Kabelende zu verstehen. Zur Verein-
fachung setzen wir
NR.
e
(162
Sind, wie wir voraussetzen wollen, die Strom-
kreise Bund C sehr kurz, so berechnet sich der
= Er,
Abb. 14. €
Strom am Anfang des Kreises © bei offenem C N
in der ersten‘ Näherung zu
Ha =Erlld+iwdr) (163
Ü Vergleiche $ 11 der ausführlichen Arbeit. -
und
ıl. März 1980.
hei geschlossenem © aber zu
jr er es N r
Na =g Cal(di+iwd)') el:
Das Übersprechen ist beim Vor-
handensein der Abzweigspule am Ende
des empfangenden Kreises geringer
als ohne diese,
Dieses Ergebnis gilt in ähnlicher Weise
auch beim Mitsprechen.
Daß das Einschalten von Ab-
zweigspulen u. dgl. am Ende des geben-
den Kreises ohne- wesentlichen Ein-
fluß auf den Zustand des empfangen-
len Kreises ist (kurze Leitungen und
großen Widerstand der Spulen vorausgesetzt),
haben wir in $$ 9 und 11 gesehen.
In dem vorliegenden Falle (Abb. 14 und
11); R=NR, beträgt die Erhöhung des
Dämpfungsexponenten ß*3 des Übersprechens
infolge der Einschaltung des Widerstandes R,,
wie sich aus (50) leicht errechnen Jäßt,
lognat 2 = 0,7.
$ 11. Die Spannung &, im Vierer.!)
Betrachten wir den Vierer (1, 2, 3, 4). Der
Einfachheit halber denken wir uns die Lei-
tungen (1), (2), (3), (4) am Ende isoliert (offen)
nur am Anfang in der betriebsmäßigen
Schaltung miteinander verbunden (Abb. 15).
Ma 23:3 7
Abb. 15-
e
7
Es sei w,. der Scheinwiderstand jeder Abzweig-
spule gegenüber dem Viererstrom, NR,’ der
Scheinwiderstand des Fernsprechers im Vierer-
kreise. Mit B,,D,, Bz, VB, bezeichnen wir die
Spannungen der Leiter gegen den Bleimantel
an einer beliebigen Stelle des Kabels, mit B;.,
Bra, Ba, Bin die entsprechenden Werte an
seinen Anfang; BD, VB, D,,
Paar
la» 2a>
4a Sind im allgemeinen komplexe Werte.
Wir betrachten das Mitsprechen I auf V
und denken uns den Stamm I etwa durch eine
Frankesche Maschine betrieben.
Eine „Spannung im Vierer‘ im eigent-
lichen Sinne gibt es nicht.
zwei Leiter für das Sprechen im Vierer pa-
rallel geschaltet sind, haben alle vier Leiter
im allgemeinen verschiedene Spannungen gegen
den Bleimantel, x
Wir führen den Ausdruck !
a Di De BrYı j
2 2
ff
(165
ein und bezeichnen €, als die (fiktive)
Spannung im Vierer. Auch &, bezeichnet
einen komplexen Wert. Es ist eigentlieh nur.
eine Übereinkunft, gerade €, als die Spannung
im Vierer zu bezeichnen. Doch diese Definition
ist zweckmäßig, denn sie gestattet, die
allgemeinen Ergebnisse dieses Kapi-
tels auf das Mitsprechen anzuwenden.
Führt man nämlich €, und die dazu-
sehörigen (im Kapitel IL $$ 1 u. 2 bestimmten)
Werte d’ und d,’ ein, so erhält man beispiels-
weise für den in dem vorliegenden Paragraphen
vorausgesetzten Betriebszustand (Abb. 15),
wie wir gleich sehen werden, aus der Formel (41)
mit Leichtigkeit den Strom &,’ durch den
Scheinwiderstand NR,’ im Viererkreise.'
!) Entspricht dem $ 12 der ausführlichen Arbeit.
Denn wiewohl je
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 11.
2ıl
Ist der Scheinwiderstand der Abzweig-
spulen gegenüber den Strömen in den Stamm-
kreisen w, der Strom, den die Frankesche
Maschine direkt durch die Abzweigspule in I
schickt, a, der (durch Übersprechen hervor-
gerufene) Strom im Stamm ZI %*, die Span-
nung der Punkte T und U gegen den Blei-
mantel WB, und B,. so ist
SS
Sy Hy Sa ar
ı
ee |
a—2n a a. to Sa;
A
1 yır s AU) u SEHEN:
Gum Be 2m, IN,
EN (166
a Er
Ba Dat 21a Ze EN
daher
Sam
Vat Ba Vya gie Dia |
5 2
—— Du _—% I 2 Da En
Die Formel (41) ist nun ohne weiteres an-
wendbar, wenn wir für &,’ in $ 2 den Wert
&,. und für den an jener Stelle eingeführten
Widerstand R. den Wert
Nat 21a .. (168
setzen. Aus (167) ersieht man, daß der Wert
„ der an einer willkürlich heraus-
gegriffenen Stelle des Kabels eine le-
diglich fingierte Spannung darstellt,
am Anfang des Kabels eine unmittel-
bare physikalische Bedeutung hat.
Kapitel II.
Die Bestimmung. der Konstanten d‘ und d,
der Stamm- und Viererkreise, wenn die Teil-
kapazitäten c,,, C,; usw. je zweier Adern im
Vierer bekannt sind.
$ 1. Teilkapazitäten cj, Cıs, - - .
Den folgenden Überlegungen wird der aus
den Adern (1), (2), (3), (4) bestehende Vierer
eines vieladrigen Fernsprechkabels (Abb. 16)
zugrunde gelegt. Die. Adern (1) und (2) bilden
den Stamm I, die Adern (8). und (4) den
Stamm II. Es wird wie immer vorausgesetzt,
daß alle elektrischen Werte der Länge nach
gleichmäßig verteilt sind. Die Ergebnisse
gelten, wie wiederholt betont, mit hinreichen-
der Annäherung, auch wenn Ungleichmäßig-
keiten vorkommen, falls sich diese der Länge
nach periodisch wiederholen und die ‚Periode‘
hinreichend kurz ist.
Die Teilkapazität e,, wird als die.der Schal-
tung Abb. 16 entsprechende Kapazität defi-
niert. Die Adern (1) und (2) sind an die Strom-
quelle angeschlossen, alle übrigen Adern des
Kabels bleiben isoliert.
Es mögen allgemein im Kabel n Adern
enthalten sein. Wir bezeichnen ihre Poten-
tiale, das Potential der Hülle gleich. Null ge-
setzt, mit {
EN
ihre Ladungen für die Längeneinheit mit
DO (170
Es gelten dann die Maxwellschen Bezie-
hungen
Prem ht &+-.-+Mın un |
Hays FR ot... + n An (
ee u | Qı, + Mn? (As Hk lan Or
Bi = Ba» 18,= Bann» in Tun nn
Wir nehmen an, daß die Leiter (5), (6),. ., (n)
von (1), (2), (3), (4) voneinander und von
der Hülle isoliert sind. Ihre Ladung ist dann
ı) Es wird ein elektrischer Gleichgewichtszustand
vorausgesetzt. Die fol also
(169
f olgenden Betrachtungen sind 3
elektrostatischer Natur. Alle Spannungen sind Gleich-
spannungen.
gleich Null (eine etwa von Anfang an vor-
handene Ladung wird allmählich verschwin-
den):
ea else (172
"Wir sehen im folgenden von allen Zwischen-
rechnungen ab, geben nur die Hauptformel an.
Die fehlenden Glieder unserer Überlegungen
finden sich in der ausführlichen Veröffent-
lichung.
$S 2. Die Konstanten d’ und d,'.
Wir bezeichnen jetzt die Spannung im
Stamme I mit E,, im Stamıme II mit E,, im
Vierer mit E,. Unter E, verstehen wir ent-
sprechend den Ausführungen in $ 12 des I. Ka-
pitels den Ausdruck
(181
Es gut
Q =gu BE +0. Ext qw Kr;
"= gq Ei + 092 Ey) + Go Er, |
(a = Wwı Ei T Wr E; ar Gvv En
92 = 920 Tw— Joy -Iav = Qe2>
unter dp» N ++. gewisse explizit angebbare
komplizierte Funktionen der Konstanten, w,.. .
ij, — verstanden.
Betrachten wir jetzt beispielsweise das
Mitsprechen I auf V. In den allgemeinen For-
meln des ersten Kapitels haben wir die Ladung
im Kreise C (jetzt V) gleich
az E'+ö'E
(193
(194
gesetzt.
Für die Ladung Q, erhalten wir
jetzt indessen den dreigliedrigen Aus-
druck 91%, +3 Ea +9, Ex. Dies kommi
daher, weil infolge des Übersprechens
auch im Kreise II eine Spannung E,
entsteht.
In kombinierten Systemen hat man. in
Wirklichkeit stets mit einem Vorgang in alleu
drei Kreisen Z, II, V gleichzeitig zu tun. Die
Anwendung der vereinfachten Formel (194)
ist aber doch durchaus zulässig. Im vo:liegen-
den Falle des Mitsprechens I auf ‚V sind er-
fahrungsgemäß E, und E,. klein gegen E..
Desgleichen sind die Koeffizienten q,,; und >
klein gegenüber q,,. Das zweite Glied rechter
Hand. in der. Formel für Q, ist klein gegenüber
dem ersten und dem dritten Gliede, die von
gleicher Größenordnung sind. Mit genügender
Annäherung darf man daher setzen:
I auf VI! = gu ZT un 2,
und in ähnlicher Weise
IL aus Vo, = 05, 0m Bi:
Paar Or Bier nr,
RER on
I „ IE: Q' =, E + 02 Es
I „ 2 =quFı-t ge Er
Den allgemeinen Formeln des I. Kapitels
gemäß ist für die Beeinflussung der Strom-
schleife C durch die Schleife B vor allem der
Wert d,' maßgebend. Je kleiner dy‘, um so ge-
Yinger wird unter sonst gleichen Bedingungen
das Nebensprechen ausfallen. Der Wert Ö/
ist nun nach (195) gleich:
(195
Nebensprechen I auf IT... da = I»
J a N
DE in 4196
v TE We.
a N A NEN
M Va IE:
Wie im Kapitel I bereits erwähnt,
sind die : sechs Werte d,’ paarweise
einander gleich.
Bei kurzen Längen (<1 km) sind nach
(41) demnach. die Werte #*1
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Heit 11.
>11. März 1820.
212
I gegen II und II gegen I,
. E ” v „ V 72,23 7°
DIE ee IE
einander gleich. Auch bei sehr großen Längen
(8322,5) ist nach (51) das Übersprechen
gegen II gleich dem Übersprechen II gegen I.
Dagegen wird im allgemeinen bei sehr großen
Längen, da die Formel (51) in bezug auf ie
elektrischen Daten der Stromkreise B und C
unsymmetrisch ist, das Mitsprechen I gegen V
vom Mitsprechen V auf I verschieden aus-
fallen. Der Unterschied dürfte indessen un-
beträchtlich sein.
Es gilt nur mit hinreichender Genauigkeit
pıı — Ca ’
AR
B2SE C34
l ( 1 1 1 h;
DER nA \Cı3 C94 et C23
: 1 E
ET herz) (199
Ca Cz4
1 1 1 1 1
BT B ke Cı3 & Cı4 a C93 = nn
&r (-. a EN
ER C13 14 Coa Ca)"
+ | )
PR ee ® 694 „Cı3 693.)
Setzt man zur Vereinfachung
1 1 1 1
= = — — —— (200
C13 C9g ’ Cy4 094 (
1 1 1 1
ea Nee ee:
€ı3 C14 C93 094
so findet man zunächst die Identität
PZ-QZzZR-=-S,. (201
ferner. die. Beziehungen
r i
taseı9r (2)
3
Pn=4-(P+Q) (202
Pr=—(R+8)
Für das Abgleichen der Fernsprechkabel
ist das vorhin abgeleitete Resultat, daß alle
drei Werte d,' verschwinden, sofern
3 = 14 093 7.0 - (203
ist, von besonderer Wichtigkeit. Setzt man
P= (137 693, .9 = 014 64
(204
761377 616 803 77694
so ist die Bedingung (203), wie leicht zu
verifizieren, den bekannten Bedingungen
Pr-ger— s=0
P+g=0, ro 0
gleichwertig.
Soll das Abgleichen sich lediglich auf das
Übersprechen erstrecken, so ist nach (196) und
(202) die Beziehung
F-Q=R—-I=0. (206
zu erfüllen. Für das Mitsprechen I auf. V und
V auf I erhält man
P+Q=0. (207
für. das Mitsprechen II auf V und V auf II
RHS=0. (208
Die Beziehungen (206), (207), (208) gelten
übrigens wie die Formeln-(198) nur angenähert.
Es ıst nun
x 12: 1 1 1
ai)
C13 C93 C4 694
U Te A Nr A
Cı3 € „ea O4
Da die beiden Produkte 613 095 und Cy4 Ca
nahezu gleich sind, so kann man für (206)
(023 — 63) — (ey — cu) =0 „(209
oder nach (204) auch.
p=ger—s=0. . (210
setzen. Für das, Verschwinden des Mit-
sprechens I auf V und V auf I erhält man
ebenso angenähert die Bedingung
9:00...
für das Mitsprechen IIauf V und V auf II die
Bedingung
r+s= . (212
‘Vergangenheit und Zukunftsaussichten der
schwedischen Staatsbahn - Elektrisierung.!) -
Die ersten Anregungen zur Elektrisierung
der schwedischen Eisenbahnen wurden auf der
. Technikerversammlung in Malmö 1896 und in
Gäfle 1901 gegeben und dabei klar zum Ausdruck
-| gebracht, daß für ein kohlenarmes, aber wasser-
reiches Land wie Schweden mit allen zur Ver-
fügung stehenden Mitteln der elektrische Be-
trieb der Eisenbahnen angestrebt werden müsse.
Im selben Jahre hat sich auch Prof. Arrhenius
von der Stockholmer Techn. Hochschule über
die Stromversorgung dahin ausgesprochen, daß
nur hochgespannter Wechselstrom, der durch
Wasserkräfte erzeugt wird, für die Elektrisie-
rung der schwedischen Staatsbahnen in Frage
kommen kann. Über andere Kraftquellen, wie
etwa die der Torfmoore, zum Betriebe der Kraft-
werke hat sich Anfang 1902 auch der Prof. J.G.
Richert dahin geäußert, daß für die großen
Dauerleistungen der elektrischen Hauptbahnen
diese nicht in Frage kommen können, Bereits
im selben Jahre (1902) hat die schwedische
Eisenbahnverwaltung eingehende Untersuchun-
gen über die Einführung des elektrischen Be-
triebes auf den Staatsbahnlinien angestellt, und
in den Jahren 1905 bis 1907 wurden auf den
Strecken Tomteboda-— Värtan und Stockholm
— Järfva die. bekannten Versuche?) mit ‘elek- .
trisch betriebenen Hauptbahnfahrzeugen unter.
Benutzung von Fahrdrahtspannungen bis zu
20 000‘ V ausgeführt. Ferner wurden Sachver-
ständige in das Ausland entsandt, um einen
Überbliek über den damaligen Stand der Frage
zu gewinnen. TREE Re
‚Auf Grund dieser Vorstudien gelangte die
Regierung zu dem Ergebnis, daß genügend
technische Erfahrungen vorlägen, um den Ent-
schluß zu rechtfertigen, die Einführung des
elektrischen. Betriebes auf den schwedischen
Staatsbahnen ernsthaft in Angriff zu nehmen.
Hierfür wurde Einphasen-Wechselstrom mit
15 Per/s als am besten geeignet befunden. Wei-
terhin mußte sich der Staat für diesen Zweck
geeignete Wasserfälle, insbesondere im südli-
chen und mittleren Schweden sichern. Es wur-
den nach ‚vorbereitenden Untersuchungen und
Unterhandlungen einige Wasserfälle, u. a, in
Lagen, darunter der Karsefall, sowie im Motala-
strom die Fallstrecke zwischen den Seen Boren
und Boxen, ebenso der Hammerbyfallin Järlean
angekauft. EREEN
Da somit auch Kraftquellen, außer Troll-
hättan?) und Aelfkarleby-Fall*), welche schon
vorher dem Staate gehörten, vorhanden waren,
mit denen man rechnen konnte und man über
größere Erfahrungen sowohl durch die Ver-
suche, als auch von ausländischen Anlagen ver-
fügte, wurden am Anfang des Jahres 1907 die
eisenbahntechnischen und auch wasserbautech-
nischen Fragen für den größten. Teil des
Staatsbahnnetzes eingehend behandelt und
darüber in einem Vortrage auf der Jahresver-
sammlung des Technologischen Vereins Stock-
holm im März 1907 berichtet. Für die in Betracht
kommenden Eisenbahnlinien Schwedens, deren
gesamte Länge etwas über 20001 m betrug, wurde
mit 5 Wasserkraftwerken für den Hauptbetrieb
und mit 2 Torfkraftwerken für Notbetrieb und
Spitzenbelastung gerechnet. Als Verkehr wurde
für das Jahr 1920 ein um 60% höherer Wert
als der für das Jahr 1905 angenommen. Die Be-
rechnungen ergaben, daß bei einem Kohlenpreis
von etwa Kr. 16/t entsprechend dem Mittelwert
der vorhergegangenen 10 Jahre, die jährlichen
Kosten für den elektrischen Betrieb trotz der
erheblichen Mehrleistung im Jahre 1920 um
') Nach einer Denkschrift „Elektrisk Drift Pa Stats-
banorma“ von Dahlander veröffentlicht in „Teknisk Tid-
krift „Veckou pplagan), Jahrg. 48, Heft 52.
» Vel. „BETZ“ 1907, 8. 511; 1903, 8.567; 1909, 8. 42; 1910,
9) Vel. „ETZ“ 1910, 8, 350, 1180: 1918, 8. 495.
*) Vgl. „ETZ“ 1916, 8. 698; 1918, 8. 425.
’
(211
‘ des elektrischen Lokalverkehrs Stockholm —
:Kohle besser in den Kesseln des Rlektrizitäts-
elektrischen Betriebes auf den genannten ‚beiden |
' wrischen Betriehes bedeuten, weil die frei werdenden Loko-
ungefähr Kr 1 500 000 niedriger würden, als der
Betrieb mit Dampflokomotiven im Jahre 1905
erforderte. E :
Es mußte nun zunächst die Frage gelöst
werden, welche Staatsbahnstrecke zuerst elek-
trischen Betrieb erhalten sollte. In erster Linie
kamen solche Strecken in Betracht, die folgende
Forderungen erfüllten: Möglichst gleichartiger
Betrieb, große Zugleistungen und das Vorhan-
densein einer größeren Wasserkraft in nicht zu
großer Entfernung von der Bahn. Auf Grund
.einer ausführlichen Denkschrift der Eisenbahn-
verwaltung entschied sich die Regierung für die
im Norden- des Landes rn « Strecke
Kiruna— Riksgränsen!). Diese Strecke dient
hauptsächlich dem Erztransport. Für die Er-
zeugung des Stromes zum Betrieb der Riks-
gränsenbahn wurden anfangs die in einer Ent-
.fernung von rd 20 km nördlich von Kiruna-ge-
legenen Wasserfälle Tarrakoski und Vakko-
koski in Betracht gezogen. Beide haben reich-
liche Speicherfähigkeit, eine genügende Lei-
stung für den: Betrieb der Bahn und sie
hätten außerdem noch 40% der Energie für in-.
dustrielle Zwecke abgeben können. Trotz dieser
günstigen Verhältnisse hat sich der schwedische
Reichstag für den etwa 120 km südlich von
Kiruna im Luleälf liegenden Porjusfall!) ent-
schieden, weil seine Ausbaufähigkeit wesent-
lich günstiger ist. N er
Bei den technischen Anordnungen. der
Riksgränsenbahn sind verschiedene bei der
Versuchsanlage der Staatsbahnen gewonnenen
Erfahrungen mit Erfolg zur Anwendung ge-
kommen.: Für die Erzzüge, die 1855 t wiegen, _
werden zwei Lokomotiven angewandt, eine
ziehende und eine schiebende, die auf Steigun-
gen zusammen eine Leistung von rd 2950 kW
entwickeln. Die Schnellzüge haben eine größt-
zulässige Geschwindigkeit von 100 km/std. Der
technische Erfolg war im Verhältnis zu den be-
deutenden Schwierigkeiten, die zu überwinden
waren, äußerst gut und. die Betriebssicherheit
war vollständig zufriedenstellend. Die einzige
elektrische Störung bestand in Nebenströmen,
die in den längs der Bahn gezogenen Telephon-
und Telegraphenleitungen entstanden. iese
Störungen wurden nach kurzer Zeit zufrieden-
stellend beseitigt. Auch die wirtschaftlichen _
Vorteile des 'elektrischen Betriebes auf der
Riksgränsenbahn im Vergleich zum Dampfbe-
trieb waren sogar beim Kohlenpreise, der vor
dem Kriege gültig war, äußerst zufriedenstel-
lend.: Die Ersparnisse bei den z. Zt. nöch höhe-
ren Kohlenpreisen werden noch bedeutend
größer sein. Eine.elektrische Erzzuglokomotive
erspart bei normaler Benutzungszeit im Linie-
dienst 3200 und eine Schnellzuglokomotive
1500 t Kohlen jährlich, was bei einem Kohlen-
preise von 175/t 560 000 Kr, bzw. 262 000 Kr
entspricht. Die gesamten Anlagekosten für die
Elektrisierung der Bahn haben, einschl. Loko-
motiven und den für diesen Zweck bestimm-
ten elektrischen Maschinen und anderen Ein-
richtungen im Kraftwerke, 9,4 Mill. Kr betragen.
: Die Eisenbahnverwaltung machte im Hin-
blick auf die guten Erfolge der Riksgränsenbahn
den Vorschlag zur Elektrisierung des Lokalver- _
kehrs zwischen Göteborg und Alingsas sowie
zwischen Stockholm und Märsta, ersteren mit
Kraft vom Trollhättawerk, letzteren vom
StockholmerElektrizitätswerk. Durch den elek-
trischen Betrieb der Strecke Göteborg— Aling-
sas wird die Steinkohlenzufuhr um‘60 000 Kr
selben Maße steigen, wie die Wegstrecke und
Anzahl der Züge vergrößert wird. Auch infolge .
b
h
. Jährlich verringert; diese Ersparnis wird in dem-
Märsta kann die Steinkohleneinfuhr vermindert
werden, wenn auch der Betriebstrom aus den
mit Kohlen betriebenen Stockholmer Elektrizi-
tätswerk geliefert wird, da der Heizwert der
werkes als auf der Dampflöokomotive ausgenutzt
wird. Nach den bisherigen Erfahrungen würden
hierdurch ungefähr die halben für die Dampf-
lokomotiven erforderlichen Kohlenmengen er-
spart werden. F i
Die gesamten Anlagekosten für Einführung
Lokalstrecken betragen:
1. für Leitungen und Umformer 2
a) Stockholm — Märsta : 800 000 Kr
b) Göteborg— Alingsas . 1.000.000 Fr
| Summa .1800 000 Kr.
2. für Fahrzeuge einschl. Ersatz
a) für Stockholm — Märsta
5 Zugeinheiten -. . ...
b) für Göteborg— Alingsas
8. Zugeinheiten . .. 32
750 000 Kr
750.000,
Summa 1500000 Kr?)
1) Vgl. „ETZ“ 1015, 8 225, 308 u.'412. j
.,,9, Die Kosten für Fahrzeuge von 150000 Kr können
nicht eine erhöhte Kapitalanlage für Einführung des elek-
motiven und Wagen für anderen Verkehr benntzt werden
können. Der wirkliche Aufwand für die Rinführung elek-
trischen Betriebes beläuft sich demnach nur auf 1800000 Kr.
11. März 1920.
Weiter schlug die Eisenbahnverwaltung im
Jahre 1916 der Regierung die Elektrisierung der
Fortsetzung der Riksgränsenbahn südlich von
Kiruna bis Luleä bzw. Svartö vor. Die Anlage-
kosten für diese Linie wurden im Jahre 1916 mit
16 565 000 Kr und im Jahre 1917 mit rd
29 000 000 Kr berechnet. Auch bei diesen er-
höhten Kosten der Anlage wäre die Elektrisie-
rung der Bahn Kiruna— Svartö, nach dem Be-
‘richt der Staatsbahnverwaltung, wirtschaftlich
möglich, weil auch der Kohlenpreis in dieser Zeit
um ein Vielfaches gestiegen ist und höhere Stein-
kohlenpreise als im Jahre 1916 auch später
- jedenfalls bestehen bleiben werden. _
‘ Mit den Arbeiten zur Erweiterung der elek-
trischem Zugförderung ist inzwischen auf dieser
Strecke begonnen worden.
Dahlander kommt in seinem Bericht zu
folgendem Ergebnis: Die Ausnutzung der Was-
serfälle für die Elektrisierung der schwedischen
Bahnen ist eine der wichtigsten Aufgaben für
die Zukunft. In welcher Reihenfolge diese er-
folgen soll, muß von Fall zu Fall genau erwogen
werden. Für eine Elektrisierung der am stärk-
sten beanspruchten Staatsbahnlinien sprechen
indessen besondere Gründe. Wenn auch die
Dampflokomotiven technisch verbessert wer-
. den, so kann man mit Sicherheit annehmen,
daß eine solehe Lokomotive stets die Kohle.
. wesentlich schlechter ausnutzen .wird, als eine
. ortsfeste Dampfanlage.. Die Dampflokomo-
tiven verbrauchen in der Regel zwei- bis dreimal
‚so viel Kohle, als ein zeitgemäß eingerichtetes’
Kraftwerk. Die Zufuhr und Verteilung der
Lokomotivkohlen wird bei elektrischem Betrieb
aus Wasserkräften erspart und die Gleisanlagen
‘zum Vorteil des Nutzbetriebes entlastet. Die
Einführung .des elektrischen Betriebes auf den
‚Eisenbahnen ermöglicht es, erheblich schwe-
rere Züge und größere Geschwindigkeiten als
‘ mit Dampflokomotiven zu erreichen. Wirt-
schaftlich bedeutet dies auch eine weit bessere
Ausnutzung der Eisenbahnen, sowohl der Gleis-
‚anlagen, als auch des rollenden Materials, und
‘ man erspart meistens auch die sehr hohen
Kosten für den Umbau von eingleisigen auf
doppelgleisigen Oberbau.
Es gehört demnach zu den vornehmsten
Aufgaben der schwedischen Regierung, die
‚Elektrisierung ihrer Bahnen nach Kräften zu
fördern. — le. —
Einiges über den Isolationszustand
elektrischer Starkstromanlagen und
Feststellung desselben.
or Nach:
jede elektrische Starkstromanlage einen ange-
messenen Isolationszustand besitzen, u. zw. ist
‚festgesetzt für Niederepannungsanlagen 1000 2
multipliziert mit der Voltzahl der Betriebs«par-
nung, so.daß also bei einer Spannung von 120 V
der Isolationswiderstand mindestens 120 0008
betragen muß. Die vor dem Kriege vorzugs-
weise verwendeten Gummiaderleitungen be-
saßen eine vorzürliche Isolationshülle, und es
arein Leichtes, die Installationen in bezug auf
Isolationswiderstand so auszuführen, daß sie
‘den Vorschriften entsprachen, und die Revi-
sionsstellen konnten mit eutem Recht die Be-
seitigung der kleinsten Mängel verlangen.
Anders lagen die Verhältnisse während des
. Krieses und z. T. auch noch eesenwärtize. Die
ans Breatzstoff hergestellte Isolationshülle der
K. 6.-Drähte ist besonders gesen mechanische
.Beansprnehung sehr empfindlich, schon beim
starken Biesen des Drahtes bröckelt häufig die
Isolation ab oder es entstehen anfklaffende, bis
‚anf den blanken Leiter reichende Risse an der
‚äußeren Biezungsseite des Drahtes, so daß häu-
fix blanke Stellen zutage treten, was bei den:
früher verwendeten G. A.-Drähten als ansge-
schlossen gelten konnte. Bei größter obwalten-
der Vorsicht während des Verlegens läßt sich
doch nieht immer vermeiden, daß schlechte
und manchmalauch blanke Stellen in das Rohr
zu liegen kommen: Zieht man das während
des Krieges infolge Leutemangels verwendete
jugendliche und härnfig unausgebildete Mrn-
tagepersonal mit in Rechnung, so kann man den
unvorsehriftsmäßigen Zustand mancher wäh-
rend des Krieges ausgeführten Anlagen ent-
schnldbar finden. Anch die Revisionsstellen
mußten den veränderten Zeitverhältnissen
‚Reehnung tragen, indem sie kleinere Abwei-
chungen von den Verband=vorschriften, beson-
ders dann, wenn die Behebung derselben eine
Materialauswechslung notwendig machte, un-
beanstandet ließen, bewogen durch die außer-
ordentliche "Materialknappheit.
Allmählich muß wieder neven Zeitverhält-
nissen Rechnung getragen werden. Es ist mit
‚Bestimmtheit zu erwarten, daß mit Eintreffen
der entsprechenden Mengen des geeigneten
| Elektrotechnische Zeitschrift, :
$ 5 der Verbandsvorschriften muß
1920. Heft
Rohstoffes auch die Isolation unseres Leitungs-
materials wieder besser wird und ein unbeding-
tes Einhalten der Verbandsvorschriften rück-
| sichtslos gefordert werden kann, damit gleich-
zeitigeine ausgleichende Gerechtigkeitschaffend
zum Schutze der Qualitätsarbeit gelernter
Facharbeiter gegen jene Massen ungelernter Ar-
beiter anderer Berufsarten, welehe mit der Aus-
führung elektrischer Installationen betraut wer-.
den. Es ist eine sehr bedauerliche, aber logische
Tatsache, daß durch diese Zustände beim ge-
lernten Facharbeiter der Ehrgeiz und Ansporn
zu Qualitätsarbeit untergraben wird.
Bei Beurteilung des ordnungsgemäßen Zu-
standes einer elektrischen Anlage wird der Iso-
lationszustand in erster Linie mit in Erwägung
gezogen. Ein direktes Maß für die Güte und
Feuersicherheit einer elektrischen Mnlage ist
der Isolationszustand nicht, aber doch kann
hältnisse, wie sehrausgedehnte Leitungsanlagen,
viele feuchte Räume usw., sich ein Urteilbilden
über den ordnungsmäßigen Zustand. Die Iso-
lationsmessung wird bei kleineren Anlagen fast
stets.an der: Gesamtanlage oder bei Lichtanla-
gen mit mehreren Stromkreisen an jedem ein-
zelnen Stromkreis vorgenommen. Nach den
Erläuterungen der Vorschriften von Dr. C. L.
Weber.soll die Messung nicht nur an der Ge-
samtanlage, sondern auch an ihren einzelnen
Teilen erfolgen mit der Begründung, daß bei
sehr ausgedehnten Leitungsanlagen der vorge-
schriebene Grenzwert nicht immer erreichbar
‘sein wird, und es ist in diesen Fällen genügend,
wenn die einzelnen Teilstrecken den Vorschrif-
ten entsprechen.
Wie weit soll nun eine Anlage unterteilt
werden ? Zur Beantwortung dieser Frage stelle
ich die Behauptung anf, daß aus dem Ergebnis
der Messung an der Gesamtanlage sowie auch
an einem einzelnen Stromkreis ein Isolations-
fehler nicht immer zutage tritt bzw. auf die
‚Größe des Fehlers nicht zu schließen ist und
sehr häufig. der Isolationswiderstand sehr groß
sein kann und den Vorschriften genügt, wäh-
tt Fürterkammer
4
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IN
ERREREBERE III
N
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SSIISSSSSSSSIISIIISISIIN
E A
%
Abb. 1. Installationsplan.
rend trotzdem blanke Stellen an den Rohren
anliegen und diese unter voller Spannung ste-
hen, ganz besonders in ländlichen Anwesen, wo
vorhanden ist. Ich versuche den Beweis zu er-
bringen an einem aus der Praxis eninommenen
einfachen Beispiel. Vorstehender Gebäude-
grundriß (Abb. 1) zeigt ein landwirtschattliches
Anwesen mit Leitungsplan der elektrischen
Lichtanlage. ;
Die Netzspannung beträgt 120 V, der Iso-
lationswiderstand muß also mindestens 120 000
Q betragen. Die Messung eriolgte mit einem
Isolationsprüfer mit eingebautem Gleichstrom-
erdete Ortsnetz-Nulleiter verwendet. Ich setze
‘voraus, daßin der Küche und im Hausgang an
den in der Zeichnung mit, Blitzpfeil versel enen
und mit E bezeichneten Stellen blanke Dıaht-
stellen an den Rohren anliegen und diese des-
halb unter Spannung steken.
. Messung I:
Leiter I gegen Leiter II 1800 000 2
Wi, N Erde 1 700 000 „,
ER % 300 000 „,
Aus dem Meßresultat ist wohl ersichtlich,
vorhanden sein muß, aber nachdem der ge-
messene Wert über das Doppelte beträgt als in
den Vorschriften verlangt, braucht ja eigentlich
nicht weiter darauf eingegangen zu werden,
denn die Anlage entspricht den Vorschriften.
Ein Zweifel darüber dürfte nicht bestehen, daß
'Isolationsfehler, wie sie in der hier beschriebe-
nen Anlage vorhanden sind, auf jeden Fall ge-
funden und beseitigt werden müssen. Der
Grund, warum diese Isolationsfehler in der
Messung nicht zutage treten, ist der nichtlei-
man unter Berücksichtigung der jeweiligen Ver-
gewöhnlich ein Gas- und Wasserrohrnetz nicht.
erzeuger (Meßspannung 150 V) an der in der.
Zeichnung mit S bezeichneten Verteilung:siel, e-
rung. Als Eıde wuıde deriür diesen Zweck ge-
daßim.Leiter IIgegen Erde ein Isolationsfehler’
tende Zustand des trockenen Mauerwerks.
Wenn auch im Augenblick der Messung ein ei-
gentlicher Erdschluß und, damit zusammen-
hängend, ein Stromverlust größer als nach den
Verbandsvorschriften zuläsrig, nicht vorhan-
den ist, so muß man doch damit rechnen, daß
in feuchten Jahreszeiten, beim Tünchen der
Wände usw. die Erdschlüsse gefährliche For-
men annehmen oder doch zum mindesten gro-
ßen Stromverlust zur 'Folge haben können.
“Die ‚Messung des Isolationswiderstandes
der Leitungen gegen den Rohrmantel wird nur
dann die Fehler anzeigen, wenn Blechabzweig-
dosen eingebaut und dadurch die einzelnen
Rohrstücke leitend unter sich verbunden sind.
Der größte Teil der in den Handel gebrachten
Abzweigdosen besteht aus Isoliermaterial. Auch
in der beschriebenen Anlage sind solche Ab-
zweigdosen verwendet.
Messung II der Leitungen gegen den Rohr-
mantel am Gesamtstromkreis an der Siche-
rung S:
Leiter I gegen Rohrmantel 1 700 000 2
sy FR AR 1 500 000 „,
Daß die Isolationsfehler auch in diesem Fall
nicht hervortreten, ist darauf zurückzuführen,
daß die unter Spannung stehenden Rohrleitun-
gen in der Küche und im Stallgang durch die
Abzweigdosen A, Bund C elektrisch getrennt
sind vom Rohrstück SA, an welches der eine
Pol vom Meßinstrument angelegt war.
Die Abzweigdosen wurden nun durch
Drahtstücke übeıbrückt, so daß die einzelnen
Teilstrecken der Rohre leitend verbunden
waren. 3
Messung III:
Leiter I gegen Erde
Messung IV:
Leiter I gegen Rohrmantel 1500 000 2
Aus dem Ergebnis der Messung III sind
die Erdschlüsse im Leiter II bereits deutlich
3 zu erkennen, denn der Isolationswi-
derstand beträgt nunmehr 120 000 2,
was darauf zurückzuführen ist, daß
der Widerstand gegen Erde des Ge-
samtrohrnetzes kleiner ist als der
einzelner. Rohrstrecken.
Bei Messung IV, Leiter II ge-
gen Rohrmantel zeigt das Instru-
ment einen direkten Ausschlag an,
und es ist ans dem Meßresultat von
100 2 der Fehler bestimmt zu er-
kennen.
Um eine sichere Gewähr zu haben,
daß aus dem Ergebnis einer Isolations-
messung auch tatsächlich jeder in der
Anlage vorhandene Isolationsfehler
zutage tritt, ist es notwendig, daß
“ auch eine Messung gegen die Schutz-
rohre stattfindet, v. zw. müssen dazu
bei Messung an der Gesamtanlage bzw.
aneinem Gesämtstromkreis die durch
isolerende Abzweigdosen getrennten
Rohrstücke leitend verbunden oder die einzel-
1.700 000 2
120 000 ‚,
nen Teilstrecken zwischen zwei Abzweigdosen
einzeln gemessen werden.
Ingenieur Heinr. Breit.
Normung von Metallen.
Allgemeine Richtlinien. Im Mai 1917
war durch den Verein deutscher Ingenieure in
Verbindung mit dem Fabrikationsbureau in
Spandau ein Normenausschuß für den allge-
meinen Maschinenbau gegründet, in dem bald
ein besonderer Arbeitsausschuß für Werkstoffe
und später aus diesem ein Unterausschuß für
Metalle und Legierungen gebildet wurde. Be-
strebungen zur Vereinheitlichung und Einschrän-
kung von Legierungen lagen bei einzelnen Fir-
men und Behörden schon vor dem Kriege vor;
so berichtet z.B. Moellendorff, daß die Allge-
meine Elektrieitäts-Gesellschaft ihren Welt-
markt nur mit 7 walz- und ziehbaren Bronzen
deckt!), während Schott etwa 500 Bronzen
veröffentlicht?). Der Widerstand der Hersteller
von Legierungen gegen eine Normierung dersel-
‚ben war wohl hauptsächlich darin begründet,
daß man in der Zeit der Hochkonjunktur, wie
wir sie vor dem Kriege erlebt haben, mit Recht
große Hemmungen in der Produktion befürch-
tete, zumal wenn solehe Normungen ohne go-
nügende Beteiligung der, Industrie vom grünen
Tisch aus dekretiert würden. Die jetzige, Orga-
nisation des Normenausschusses und der jetzige
Zeitpunkt sind für eine solche Einführung
durchaus günstig.
1) „Gießerei-Ztg:* 1914, S. 26- e
2) A. Schött, Die Metallgießerei, 1913,
214
Bereits im Frühjahr 1918 ‘konnte Prof.
Schlesinger seinen im Berliner Bezirks-Ver-
ein deutscher Ingenieure gehaltenen Vortrag
über,,Normalisierung‘‘mit den Worten schließen:
„So sieht man, daß die Normalisierung bereits
aus dem engen Kreise der Fabrikeinzelwirt-
schaft heraus zu einem Faktor des Gesamtwirt-
schaftswesens heranwächst und dieses immer
stärker beeinflußt, je zielbewußter und sach-
verständiger die Normung durchgeführt wird.‘
Ein weiterer Grund gegen Metall-Normie-
rungen liegt in der großen Geheimniskrämerei,
die gerade auf dem Gebiete der Legierungen
herrscht. Durch die in den letzten Jahren er-
folgten Veröffentlichungen in der ‚Zeitschr. d.
V.d. I.“ und seinen Forsehungsheften, ‚Tech-
nik u. Wirtschaft‘, ‚Mitteil. des Material-
Prüfungsamtes‘“‘, „Metallurgie‘‘, ,„Metallu. Erz‘,
„Metallbörse‘‘ usw. sowie den Büchern von
Krupp!) und Bauer?) hat eine Aufklärung
hierüber eingesetzt und betrachtet auch der
Metall-Normenausschuß die weitere Aufklärung
auf diesem Gebiete als eine seiner Hauptauf-
gaben. Aus diesem Grunde sollen neben den
eigentlichen Normblättern erläuternde Zu-
sammenstellungen von normierten und nicht
‘ normierten Legierungen gemacht und ein-
zelne Merkblätter herausgegeben werden. Ne-
ben den Haupteigenschaften der Legierungen be-
züglich ihrer Festigkeit sollen darin auch einige
ehsndlungererschriften. wie Gießverfahren,
Wärmebehandlung usw., berücksichtigt wer-
den; weiterhin sollen durch Beispiele die Haupt-
verwendungsgebiete, namentlich soweit solche
bei Behörden und Großverbrauchern bereits
vorgeschrieben sind, angegeben werden, um
dadurch die Wahl eines geeigneten Materials
bei anderen Verbrauchern zu erleichtern. Es
sollen dadurch auch die Massenerzeugung und
die damit zusammenhängenden wirtschaftlichen
Vorteile, über die Neuhaus?), Sütterlin?)
u. a. eingehend berichtet haben, weiter geför-
dert werden.
Durch die Einführung normierter Ma-
terialien wird sicher auch eine Verbilligung der-
selben — nicht normierten gegenüber — ein-
treten, sobald die Einstellung auf diese Ma-
terialien in größerem Umfange bei den Metall-
werken: durchgeführt sein wird. Es wird sich
auch als notwendig erweisen, überall da nor-
mierte Legierungen zu verwenden, wo es sich
um Ersatzstücke oder normierte Maschinenteile
oder um besondere Anforderungen, wie Bestän-
digkeit gegen atmosphärische, elektrische und
One Einwirkungen, Seewasser usw., han-
delt.
Bei der Normung von Metallen und Legie-
rungen müssen ferner in besonderem Maße un-:
sere heimischen Metalle sowie die während des
Krieges gemachten Erfahrungen mit Ersatz-
stoffen, Altmaterialien und auch die Ausland-
verbraucher berücksichtigt werden. In letzter
Beziehung werden wir uns teilweise nach den
Normen des Auslandes richten müssen, nament-
lich für solche Fabrikate, -die für die Ausfuhr
bestimmt sind. Die Einführung internationaler
Normen auf dem Gebiete der Metalle und Le-
gierungen wird leichter und schneller vonstatten
gehen als die der Normen von Maschinen usw.,,
weil bei letzteren das verschiedene Maßsystem
(Zoll und Meter) zu berücksichtigen ist. In der
Tat enthalten auch die anf angs1918 von dem
International Aircraft Standards Board (I.A.S.
B.) herausgegebenen Weltflugnormen®) nur
wenig Fertigteiie, sondern hauptsächlich. eine
Zusammenstellung genormter Materialien
für den Flugzeugbaun.
Stand der Arbeiten. Die ersten Arbeiten
des Normen-Ausschusses für Metalle bezogen
sich auf Messing, Bronze und Kupfer; die Er-
gebnisse über die Einführung einheitlicher Be-
zeichnungen, Zusammensetzung, Reinheitsgrad
und zulässige Abweichungen der Legierungen
und ihr Verwendungsbereich sind in den
Sitzungsberichten®) niedergelegt und führten
zur Aufstellung von Entwürfen für Normal-
blätter, die z. Zt. den beteiligten Kreisen zur
Kritik unterbreitet sind.
Für die Normung von Kupfer wurde der
von Dr. Nielsen (Hirsch, Kurfer- und Mes-
singwerke) herrührende Bericht?) als Grundlage
benutzt. Entsprechend den darin gemachten
Vorschlägen haben am 4. Februar Einzelbera-
tungen für die drei Hauptverwendungszwecke
stattgefunden, nämlich 1. für elektrotechnische
(Drähte), 2. maschinenbauliche (Bleche, Rohre,
Stangen), 3.. Legierungszwecke. Im Anschluß
hieran soll ein Unterausschuß für einheitliche
!) A. Krupp. Die Legierungen. 3. Aufl. 190.
2) Ledebur-Bauer, Die Legierungen. 5. Aufl. 1919.
°) „Technik u. Wirtschaft“ :1910, S. 577, 649 sowie
1914, 8. 68. .
A 3 ihrh, d Schilfbant. Ges.“ 1919, 8. 596.
°) Selbstvgrlag, der Deutschen Versuchsanstalt für
alla E.V. Mberlin-Adlershör 1918, übers. v. Dr. Mrs
ing: re
6) „Mitteil. des Normen-Ausschusses d. deutsch. Ind.
1919, S. 116. E
?f) „Metall u. Erz“ 1920, S. 4
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heft 11.
Analysenmethoden gebildet werden. Die ersten
Vorschläge für die Normierung von Aluminium
und seinen Legierungen (Cu—Al, Zn-Al,
Ou—Zn—Al, Mg—Al und ‘Ni— Al) stammen
von Dir. Borbeck (Basse & Selve); unter Be-
rücksichtigung der Weltflugnormen wird z. Zt.
ein Normalblatt für Al und seine Legierungen
entworfen,
‘Über Weißmetall hat Geheimrat Half.
mann!) berichtet, und für die weiteren Bera-
tungen sollen zunächst die folgenden 5 Legie-
rungen mit den hierunter angegebenen pro-
zentualen Metallgehalten zugrunde gelegt wer-
den:
I II III TV, V
Sn: 80 70 40 20 5
Ou: 6 6 2 2 1
Kl BR 14 14 15
Pb: 2—3 11 44 64 79:
(Verunreinigung)
Die’weiteren in Aussicht genommenen Arbeiten
beziehen sich auf Nickel, Zink nebst ihren Le-
gierungen und eine Vereinheitlichung der wich-
tigsten Abnahmevorschriften für die Halbfabri-
kate aus Metallen oder ihren Legierungen.
Marineoberbaurat B. Schulz.
Die Jahresberichte der Preußischen
Regierungs- und Gewerberäte und Berg-
behörden für 1914 bis 19182).
Da seit 1913 keine Jahresberichte der
Preußischen Regierungs- und Gewerbe-
räte und Bergbehörden erschienen waren,
durfte man. füglich auf das Erscheinen der
fünf Jahre zusammenfassenden Berichte um
so mehr gespannt sein, als sich in diesen
Kriegsjahren außergewöhnliche Ereignisse ab-
spielten und gewaltige Anforderungen an un-
sere Gewerbeaufsichtsbeamten gestellt wurden.
Man kann das jetzt erschienene umfang- und
inhaltreiche Werk als ein Dokument von ge-
schichtlichem Wert ansprechen, denn es ent-
hält in den meist trockenen, durch Zahlenmate-
rial unterstützten Berichten eine Fülle von Be-
weisen von der ungeheuren Schaffenskraft und
Leistungsfähigkeit des deutschen Volkes, von
deutschem Erfindergeist und Organisations-
talent, ohne welches die gewaltigen Erfolge der
ersten Kriegsjahre nie und nimmer möglich ge-
wesen wären. Wenn schließlich der Ausgang
des Krieges für Deutschland unglücklich war,
so ist das bei der Überzahl der Gegner kein
Wunder und kann diesen durchaus nicht zur
Ehre gereichen. {
..Zu dem Inhalt des Werkes selbst ist, so-
weit die elektrotechnische Industrie in
Frage kommt, viel Bemerkenswertes zu sagen,
jedoch überwiegt in allen Berichten mehr das
Handwerksmäßige, Berufliche ohne besondere
Bevorzugung der einen oder anderen Berufsart.
Das ist auch, vom Standpunkt des Aufsichts-
beamten gesehen, ganz richtig und beeinflußt
daher die Tätigkeit der Beamten nur insoweit,
als sie innerhalb des Bereiches ihres Arbeits-
feldes liegt.
Im Gewerbeaufsichtsdienst waren am
Schluß des Jahres 1918 tätig: bei den Regie-
rungen 33 Regierungs- und Gewerberäte, 1kom-
missarischer Gewerberat mit 10 Hilfsarbeitern
und in der Ortsverwaltung 191 Gewerbeinspek-
toren, 41 Gewerbeassessoren und 50 Gewerbe-
inspektionsassistontinnon, zusammen 326 Be-
amte.
Über die Tätigkeit der Aufsichts-
beamten gibt eine Reihe von Zahlentafeln
übersichtlichen Aufschluß, und daß sie nicht
gering gewesen ist, sieht man sofort, wenn man
z. B. die Anzahl der ausgeführten Revisionen
gewerblicher Anlagen im Jahre 1918 anführt;
sie ergibt die stattliche Zahl von 132 444, an
Unfalluntersuchungen 22 939. \
„Im allgemeinen sind die Berichte der Auf-
sichtsbezirke, es sind im ganzen 39, davon
5 Oberbergamtsbezirke, in bezug auf Arbeiter-
schutz, Wohlfahrtseinriehtungen usw. ziemlich
einheitlich, jedoch in bezug auf Wohnungsver-
hältnisse, Arbeitsmöglichkeiten, Ernährungs-
und Lohnfragen z. T. recht verschieden. Am
besten schneiden in fast allen Fällen die Ar-
beiter der Großindustrie, besonders in den
Großstädten ab. Sehr bemerkenswert sind
auch die Erfahrungen im Landespolizeibezirk
Berlin. Hier war es besonders schwierig, bei
Ausbruch des Krieges Arbeitsgelegenheit zu
schaffen, da unter dem ersten Eindruck ein all-
emeiner Stillstand des wirtschaftlichen Le-
ens einsetzte. Viele Werkstätten wurden
stillgelegt, da der ganze Handel mit dem Aus-
lande lahmgelegt wurde. Die Verhältnisse än-
!) „Metall u. Erz“ 1920, 8. 11.
?) Über die Berichte für 1913 vgl. „ETZ* 1914, 8. 913.
4
11. März 1820.
derten sich man sehr bald, nachdem die ge-
steigerten Heeresbedürfnisse nicht mehr von
den staatlichen Werkstätten gedeckt werden
konnten und daher die Privatindustrie heran-
ezogen werden mußte. Es trat alsbald ein
ühlbarer Arbeitermangel ein, der besonders
in der Großindustrie zutage trat. Die Um-
stellung fast sämtlicher elektrischer Großbe-
triebe für die Rüstungsarbeit ging verhältnis-
mäßig rasch vonstatten, es mußte allerdings
eine größere Anzahl hochwertiger Handwerker
vom Heeresdienst befreit werden, aber nur
zeitweise, da nach und nach weibliche Arbeiter
als Ersatz Ken wurden. Man ging
sogar soweit, weibliche Handwerkerinnen in be-
sonderen Lehrwerkstätten heranzubilden, und
hatte damit recht gute Erfolge, so daß die in-
zwischen ausgebildeten Kräfte auch noch nach
dem Kriege beibehalten wurden.
Infolge des ständig zunehmenden Mangels
an Rohstoffen, wie Kohlen, Petroleum, Spreng-
stoffen usw., nahm die Beschäftigung in der
Elektroindustrie und -chemie gewaltig zu. Die
Landwirtschaft mußte infolge Arbeitermangels
die motorischen Kräfte einspannen, infolge
Petroleummangels elektrische Beleuchtungs-
anlagen beschaffen, die Herstellung von Stick-
stoff auf elektrochemischem Wege mußte ins
Ungeheure vermehrt werden. Der Bedarf der-
Heeresleitung an Stark- und Schwachstrom- .
anlagen, elektrischen Beleuchtungsgegenstän-:
den, Fernsprechern u. a. m. stieg gewaltig,
‚Auch die Marine hatte riesigen Bedarf an elek-
trischen Ausrüstungsgegenständen aller Art für
Kriegsschiffe, U-Boote, Hafenanlagen und Be-
festigungen.
aß sich infolge der ins Ungemessene ge-
steigerten Arbeitsleistung allerlei Mißstände
herausbildeten, ist nicht zu verwundern; die
Aufsichtsbeamten hatten einen schweren Stand,
um die ständig zunehmenden Unfallgefahren
einzudämmen. Die vermehrten Unfälle sind
allerdings zum großen Teil auf die stark ange-
wachsene Arbeiterzahl in den Sprengstoff-
fabriken und anderen mit Sprengstoff arbeiten-
den Werkstätten zurückzuführen. Immerhin
blieb die Zahl der sonstigen Unfälle in mäßigen
Grenzen; diese betrafen nur in ganz vereinzel-
ten Fällen die Elektroindustrie.
Großen Raum in den Berichten nehmen’
die wirtschaftlichen und sittlichen Zu-
stände der Arbeiterbevölkerung sowie die
Wohlfahrtseinrichtungen ein. Infolge der
wachsenden Nahrungsmittelnot mußten Volks-
en für Massenspeisung eingerichtet wer-
en.
durch Beschaffung billiger Lebensmittel Er-
leichterung zu bringen. Wohnungsgelegen-
heiten mußten unter oft recht schwierigen Ver-
hältnissen beschafft werden. Leider hatten sieh
auch viele Mißstände in sittlicher Beziehung
herausgebildet, die unschwer als Folge der Ver-
wahrlosung unter der jugendlichen Bevölke-
rung zu erkennen sind. Auch die Kriegerfrauen
gaben oft. genug Veranlassung zu recht uner-
quicklichen Auftritten. MER
Durch die überaus große Zahl der Kriegs-
beschädigten entstand für die Aufsichts-
beamten eine ganz besonders schwierige Ar-
beit. Da diese meist noch arbeitsfähigen und _
sonst gesunden Männer untergebracht werden
mußten, damit sie nicht ganz und gar dem
Staate zur Last fielen, waren schon nach kur-
zer Zeit unter Leitung von sachkundigen Ärzten
und Ingenieuren Bewegungen im Gange, um
die schwerbeschädigten Kriegsteilnehmer wie-
der arbeitstüchtig zu machen, sei es durch
richtig gewählte Arbeitstherapie oder durch
Ersatzglieder. Unter diesen Opfern des Krieges
nimmt der Kriegsblinde das größte Mitgefühl
in Anspruch, und es sind auch hier verständ-
nisvolle Menschen zur rechten Zeit eingesprun-
gen, um auch diesen Unglücklichen Trost und
Hilfe zu bringen. Der beste Trost für die Blin-
den ist die Arbeit, und da es nach einigen Ver-
suchen bald gelang, den Blinden auch in ge-
werblichen Betrieben zu beschäftigen, so war
auch diese schwierige Frage mit Erfolg gelöst.
Auch hier hat die elektroteehnische Industrie
mit Erfolg eingegriffen und die ersten Blinden
in ihre Werke eingestellt, wo sie auskömm- _
lichen Verdienst haben ‘unbeschadet ihrer
Rente, die ihnen für alle Fälle sicher ist.
Arbeiterbewegungen infolge zu langer
Arbeitszeit und geringer Entlohnung sind wäh-
rend dei Kriegszeit nur vereinzelt vorgekom-
men. Die entstandenen Streiks wurden meist
durch die Militärbehörden gütlich beigelegt mit
einigen Ausnahmen, wo politische Treibereien
dahinter steckten und mit strengen Maßnahmen
bekämpft werden mußten. :
In den Bergwerkbetrieben sind ähn-
liche Schwierigkeiten zu verzeichnen; der Ar-
beitermangel war zeitweilig‘ sehr groß, auch
hier mußten weibliche: Kräfte eingreifen und
2. T. Kriegsgefangene, von denen sich nament-
lich die russischen gut bewährten. Der Mangel
an rollendem Material machte sich recht fühl-
Die Fabriken suchten ihren Arbeitern |
11. März 1920.
bar, da alles verfügbare Eisenbahnmaterial für
Heereszwecke beschlagnahmt wurde. \
Die Löhne sind entsprechend der zuneh-
menden Teuerung überall gestiegen bis
300% — und noch im Steigen begriffen; be-
sondere Zahlentafeln geben auch hierfür zuver-
lässige Angaben. \ 2
ie Bautätigkeit war für Privatbauten
- recht beschränkt, dagegen für die Industrie
sehr rege; besonders viele Erweiterungsbauten
für Heereszwecke sind zu verzeichnen, darunter
mehrere Elektrizitätswerke.. Hierzu gehört
auch die Stickstoffindustrie und die Elektro-
metallurgie (Gewinnung von Aluminium sowie
von Ferromangan und Ferrochrom für die
Stahlindustrie), S ;
Ungünstig lagen die Verhältnisse für, die
Textilindustrie, Bleifarbenindustrie, die Braue-
reien, Spiritusbrennereien, Zuckerfabriken, da
sie sämtlich unter dem Mangel an Rohmaterial
zu leiden hatten und deshalb nur in beschränk-
tem Maße ihren Betrieb aufrecht erhalten
konnten. OT" B
Zu der Arbeiterfrage wird besonders
viel Material beigebracht. Die Wohnungsfrage,
Entlohnung, die Unfälle, Arbeitszeiten, Sonn-
tagsarbeiten, Nachtschichten, Streiks usw. ga-
ben reichlich Stoff zur Bearbeitung.
Allesin allem geben d'e Berichte ein anschau-
liehes Bild von deutschem Fleiß, deutscher Or-
ganisation und von der Entwicklung unserer
Industrie während der Kriegszeit, welches
trotz allen Mißerfolges die Aussicht auf einsti-
es Wiedererstarken des deutschen Reiches er-
hoffen läßt. « Perls,
LITERATUR.
Besprechungen.
Taschenbuch für den. Maschinenbau.
‚Von Prof. H. Dubbel. 2. verb. Aufl. Mit
"2510 Tex'abbild. und 4 Tafeln. In zwei Tei-
len. XI und 1533 S.in 8°. Verlag von Julius
Springer, Beılin 1919. Preis geb. 30 M, in
zwei Bänden geb. 33 M. ER x
Die zweite Auflage unterscheidetsich kaum
von der ersten Auflage. Die für jene aufgestell-
ten Leitsätze sind auch für diese beibehalten.
Das Buch ist lediglich nach den Fortschritten
der Technik überarbeitet). ;
Damit wird ein ausführlicheres Eingehen
auf die Leitsätze, sowie auf den Inhalt des
Buches im ganzen unnötig. Wenn heute der Be-,
sprechung von damals etwas hinzugefügt wird,
so geschieht es mit Rücksicht auf das neuerdings
immer stärker hervortretende Verlangen nach
Vereinheitlichungim Unterrichtswesen. Gerade
ein den ganzen Maschinenbau umfassendes
Lehrbuch müßte einen weitestgehenden Zu-
sammenhang der einzelnen Teile aufweisen.
Darin — in diesen engen Zusammenhängen —
beruht ja schließlich der große Vorteil derartiger.
Bücher, Sie können das, was einzelne Spezial-
bücher bieten, nicht geben, weil sie sonst zu
groß werden. Sie können aber in der Einheit-
- Jiehkeit des Aufbaus Vorteile bieten, die Fin -
zelbücher nicht geben können. In der neuer-
lieben Zusehrift zur Hoehschulreform in der
„Zeitschr. d.V.d.I.“ vom 27. XII. 1919wird be-
tont,daßeine gesunde Hochschulreform nur dann
eintreten kann, wenn es gelingt, die Haupt-
wissensgebiete durch engste Fühlung-
nahme ihrer Lehrer organisch zusammen-
zufassen. Diese Forderung möchte man gerade:
für das vorliegende Buch aufstellen, für das
erste, wirklich in Betracht kommende Buch
mehrerer an der gleichen Schule wirkender
Lehrer. Daß dieser Forderung bei der ersten
Auflage nicht entsprochen ist, erklärt sich
leicht aus der Art des Arbeitens eines Autors,
. Bei der zweiten Auflage, bei welcher jeder ein-
zelne Mitarbeiter das, was dieanderen brachten,
vor sich liegen hatte, hätte ein engerer Zusam-
‚menschluß sich erreichen lassen müssen. Ein
kleiner Hinweis in dieser Richtung: Schmie-
rung, Ölnutenanordnung,. Riemenlängenberech-
nung, ... hätten aus den Werkzeugmaschinen
gut in die Maschinenelemente überführt werden .
können, Die Gesperre hätten dort auch zusam-
mengefaßt sein können, anstatt in Hebezeugen
und Werkzeugmaschinen behandelt zu werden.
Vielleicht könnte man auch die Kräftepläne für
die Werkzeugmaschinengestelle, wie diejenigen
für die Krangestelle als Beispiele in die Me-
chanik bringen, die ohnedies verhältnismäßig
wenig Beispiele zeigt. \
. Das obige sind Wünsche für die 3. Auf-
lage. Der große Wert des Buches wird wegen
ihrer vorläufigen Nichterfüllung natürlich kei-
, neswegs angezweifelt..
>
ı) Vgl. „ETZ“ 1915, 8. 222.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 11.
... "Das Buch wird neben dem Unterricht gün-
stige Resultate ergeben, wenn schon es natürlich
auch. nicht annähernd das enthält, was der
Lehrer in jedem einzelnen Fache auf einer
höheren Maschinenbauschule bringen muß. Wer
sich auf den Standpunkt stellt, daß ein Lehr-
buch mebr enthalten müsse, als der Lehrer vor-
trägt, der wird es nätürlich nicht verwenden
können. Aber diese Zielstellung für technische
Lehrbücher ist ziemlich vereinzelt geblieben,
Außer zur Verwendung im Unterricht, d. h.
neben dem Vortrag des Lehrers, wird der
Dubbelsich als Handbuch für den Techniker in
der Praxis viele Freunde erwerben. Für diesen
Zweck möchte man einiges missen. Mir fallen
besonders die Zahlenbeispiele für Gleichungen
ersten Grades mit einer und mehreren Unbe-
kannten auf. Wer für deren Lösung Hilfe
braucht, der kann den Dubbel sowieso nicht
benutzen. Es überrascht, diese Zahlenbei-
spiele in einem Buche zu finden, in dem
die Fourierschen Reihen behandelt werden.
In den Maschinenelementen, die zu knapp ge-
halten erscheinen, ist das Beispiel über die
Schrumpfringbereebnung unrichtig: der Ver-
fasser addiert die Vorspannung zur Nutzspan-
nung, anstatt sie dureh diese ablösen zu lassen,
Wenn für den normalen Betrieb eine Aufein-
anderpressung der beiden Hälften mit 24 t ver-
langt wird und die Zentrifugalkraft allein dabei
12tausmacht, so ergibt das wohleine Belastung
von nur 36t, Aber dann ist die Belastung bei
‚einer auf 48 t erhöhten Zentrifugalkraft nicht
48-+-24t, sondern nur 48t. Die Beanspruchung
kann bei der größeren Zentrifugalkraft nur
dann von der bei der niedrigen abweichen, wenn
sich die Flächen voneinander abheben, nicht
aber, wenn auch dann noch eine Kraft an den
Fläcben auftritt, d.h. wenn diese Flächen auf-
einander liegen. Laudien.
Teehnischer Wortschatz. Bearbeitet und
herausgegeben von K. Hager, H. Lieb-
mann, N L0O88o wc. Steidle.
410 S..in 8%. Deutsche Verlagsanstalt.
Stuttgart und Berlin 1919. Preis geb. 14M,
- In der rasch sich entwickelnden Technik
erscheint es natürlich, daß für neu geschaffene
Begriffe, Handlungen, Stoffe, Gegenstände
auch neue Benennungen entstehen. In deut-
scher Gründlichkeit zögern wir: meist, neue
deutsche Namen für neue Sachen allgemein
anzuerkennen, fellssienicht, so treffend siesonst
scheinen, wie eine chemische Formel in Kürze
möglichst erschöpfend das ganze Wesen des
Dinges kennzeichnet. Man behilft sich da
meist mit das Wesen mehr oder weniger
verschleiernden Fremdworten. Es haben aber
doch viele deutsche Ausdrücke in der Technik
Heimatrecht erworben, die wert sind fest-
gehalten zu werden. Diese technischen Be-
zeichnungen Sind zwar dem auf den einzelnen
Sondergebieten wobl Bewanderten sehr ge-
läufig, es macht aber schon dem den ein-
zelnen Fachgebieten ferner Stehenden häufig
Schwierigkeiten, sich schnell über einzelne
Ausdrücke Klarheit zu verschaffen, ohne Bände
von technischen oder physikalischen Wörter-
büchern wälzen zu müssen , und noch schwerer
ist es für den Laien, den Juristen, Verwaltungs-
beamten, Kaufmann, der des öfteren auf tech-
nische Ausdrücke stößt, in ibr Verständnis
einzudringen. Diesen Schwierigkeiten soll der
technische Wortschatz abhelfent). Es ist nicht
leicht, verwiekelte technische oder physikali-
sche Begriffe in knapper Darstellung verständ-
lich zu erklären. Lösbar scheint dies nur, wenn
für jedes Sondergebiet der erfahrene Fach-
mann die Bearbeitung übernimmt. Eine An-
zahl von Gelehrten hat sich in dankenswerter
Weise der Mühen unterzogen, auf rd 400 Seiten
für eine große Zahl technischer und physikali-
scher Ausdrücke Aufklärung zu bringen. Die
Bearbeitung durch mehrere Mitarbeiter bringt
aber die Gefahr, daß der Stoff nicht einheitlich
bearbeitet wird. So werden auf dem einen
Fachgebiet ausführliche Erläuterungen ge-
geben, auf dem anderen meist nur die Wirkungs-
weise oder der Zweck ‘angegeben. An Worte
aus der technischen Physik schließen sich lange
wissenschaftliche Abhandlungen, während ins-
besondere die Starkstromelektrotechnik zürück-
tritt, die doch gerade im öffentliehen Leben eine
große Rolle spielt. Kennzeichnende Bilder sind
insbesondere auf dem. Gebiete der Architektur
mit Gesebick ausgewählt, sie würden auch auf
anderen Fachgebieten in dem Buche lange
schwierige Erklärungen sparen. Trotz der Fülle
des Gebotenen gibt es doch Ausdrücke, nach
denen auch der angehende Techniker vergeblich
suchen wird. Worte aus den Elementen der
Technik, wie Rippe, Warze, Nocke, Made
(Schraube), Lagerschild, Kugellager und viele
dergleichen fehlen. Manche teehnische Aus-
drücke erscheinen ganz unverständlich, wenn
.) Vgel.Brelow. Dammer und Hoyer Techno-
logisches Lexikon für Gewerbetreibende und Industrielle.
215
I
man ihre Entstehungsgeschiehte nicht kennt.
So werde ich auf die Herkunft des im Wort-
schatz nicht enthaltenen ‚Franz Spieß“ für
erkerartige Vorsprünge ' von Gebäuden auf-
merksam gemacht, das in verwaschener Aus-
sprache aus dem englischen frontispiece her-
stammt,
Entsprechend der etwas stiefmütterlichen
Behandlung des Starkstroms finden sich bei
allgemein technischen Ausdrücken keine Hin-
weise auf die Elektrotechnik, so bei Arbeit-
zählern, bei denen die Wattstundenzähler un-
erwähnt sind, bei Schienenstößen sind auf die
möglichst widerstandlosen Bunde, den Melaun-
stoß, die Goldschmidtsche Schienenschweißung
nicht hingewiesen, bei den Kommandoappara-
ten nicht auf die ausgedehnten elektrischen
Einriehtungen auf Schiffen, Gruben. Bei Me-
tallen fehlen Legierungen für elektrische Leiter
und Widerstände, wie Elektron, Magnalium,
Manganin, Resistin, Silit, lichtbogenfestes
Wurts’ Metall (Zink-Antimon) u. deıgl. bei
Bronzen die Hobenzollernbronze, Köpeı bronze.
Von‘. den elektrotechnischen Ausdrücken
sind einzelne nicht genau wiedergegeben. So
ist statt Spannung oder Potentialunterschied
fast ausnahmslos Spannungrdifferenz gesetzt.
Das früher für Überspannungsschutz gebräuch-
liehe Wort Blitzableiter wird allgemein nur als
Ableiter bezeichnet; da, wie in der Erklärung
des Wortesim Wortschatz auch ausgeführt, die
Ableiter keinen sicheren Schutz gegen unmittel-
bare Blitzechläge bieten. Daß unter Ökonomie
des Lichtbogens der Verbrauch von 930 W
sich auf 1500, nicht auf 15 Kerzen bezieht, ist
einem Druckfehler zuzuschreiben. Bei Er-
wähnung der elektrischen Einheiten würde es
für den Laien verständlicher sein, wenn die viel-
sinnigen Worte Energie, Effekt eindeutig durch
Arbeit, Leistung ersetzt würden. Das Wort
Großpferd für die Leistungeinheit von 1 kW
hat sich noch nicht eingebürgert.
Zum Teilsind nicht ganz einwandfreie Er-
klärungen gegeben. Bei Bogenlampen mit
Reinkohle wird nicht der Flammenbogen, son-
dern die Temperaturstrahlung an den Spitzen
der Kohlestäbe für die Beleuchtung ausgenutzt.
Bei Glühlampen ist ein Vakuum bekznntlich
nicht nötig. Phase ist kein Bruchteileiner Perio-
de, sondern der augenblickliche Zustand eines
periodisch veränderlichen Vorgangs, entspre-
chend der Mondpbase. Ebenso ist die Deutung
von Potential ungenau. Potential ist nicht
Spannung, diese ist vielmehr Potentialdifferenz.
Potential könnte man als Spannungszustand
bezeichnen. Für den Laien leicht ırıefübrend
sind Erklärungen wie; „Leistung“ ist „Arbeit“
in der Sekunde, ebenso Leerlauf,,arbeit‘“ ist
die Leistung. . .... Die verschieden dimen-
sionalen Einkeiten von Arbeit und Leistungen
sollte man scharf trennen. Bei Erklärung von
Sternschaltung hätte ein einfaches Bild genügt,
um gekünstelte Erklärungen zu vermeiden,
Um den Umfang des Bucbes nicht zu sehr
anschwellen zu lassen, mußten sich die Ver-
fasser in der Aufnahme von Worten Beschrän-.
kungen auferlegen. Man findet aber auch
in nicht rein technischen Aufsätzen viele Aus-
- drücke, die man im Wortschatz vermißt. Wäh-
rend auf der einen Seite soweit gegangen wird,
Worte wie Meilenstein zu erläuteın, fehlen in
der alphabetischen Folge Worte wie Käfig-
anker (unter Kurzschlußanker beschrieben ),
Kaskadenumformer, _Einkessel - Dreikesselöl-
schalter, Dämpfungswicklung, Selbstmord-
schaltung (Aufbeben schädlicher Remanenz-
spannung), Anwurfmotor, Pendeln von syn-
chron -laufenden Wechselstrommaschinen,
Fächer, Selbstanlasser, Schnellregler, End-
schalter, Oberspannung, Unterspannung von
Transformatoren, Oberschwingung (schädliche
höhere Harmonische), Schwungmoment GD°®,
Kriechweg;, Gaedepumpe, Molekularpumpe,
Hochvakuumpvmpe, 'Sprungwellen, Wander-
wellen ‘(bei Überspannungsschutz erwähnt),
Temperatursicherung, in Theaterbeleuchtung
Rundborizont und Kuppelhorizont, Spione
(Meßkeile), Schaufelsalat (zerstörte Dampf-
turbinenschaufeln), Rundfeuer, Ziehfener, Perl-
feuer an Kommutatorbürsten. Schon eine
flüchtige Durchsicht der Preislisten und Druck-
schriften elektrotechnischer Werke gibt noch
eine große Zahl nieht aufgenommener Worte.
Vielfach wurden Sehbaltungen und Aprarate
nach dem Urheber benannt, die gleichfalls feh -
len, wie Piranischaltung (Pufferschaltung), Leo-
nardschaltung (Erregerschaltung), Scottschal-
tung (Mehrphasenschaltung), Aronschaltung
(Drebstrommeßschaltung), Dick-, Thury-,
Tirril-Regulator, Rosenberg-Maschine usw.
Die Ausarbeitung im Wortschatz ist klar,
erwünscht wäre aber, daß trotz der wissen-
schaftlichen Behandlung entbehrliche Fremd-
worte. wie disruptiv, Ökonomie, Rotation
Instrument u. dgl. vermieden werden. Ein,
heitlich könnte auch die Schreibweise durchge-
führt werden. So ist die Mehrheit von Motor
216
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heft 11.
. 8. 104 richtig Motoren, S. 196 Motore geschrie-
ben, In den Tafeln am Sehluß, in denen vor-
teilhaft noch die Umwandlung°zahlen der Ar-
beit in Kilogrammkalorien, Kilowattstunden,
Kilogrammeter aufzunehmen sind, ist die Um-
rechnungszahl der Wärmeeinheit mit 428 kg,
Sur S. 193 mit 427, auf $S. 381 mit 424 ange-
geben.
Ist das Buch nach der einen Richtung er-
weiterungsfähig, so könnten anderseits längere
wissenschaftliche Abhandlungen, die dem Laien
doch unverständlich bleiben, gekürzt werden.
Im allgemeinen sind die großen Schwierigkeiten,
auch dem Laien verständlich zu bleiben und
doch ohne zu große Breite das Wesentliche ber-
auszuschälen, glücklich überwunden. Der
empfehlenswerte Wortschatz wird Vielen,
Laien und Technikern, ein gern zu benutzendes
Nachschlagewerk sein, Michalke.
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher.
Telephonric Transmission, Theoretical and
Applied. Von J. G. Hill. Mit 196 Abb. XVI
und 398 S.in 80. Verlag von Longmanns, Green
and Co., London 1920. Preis geb. 21 sh. ret.
Das Wesen des Lichts. Vortrag von Prof. Dr
M. Planck, gehalten in der Hauptversammlung
der Kaiser-\ ilhelm-Gesellschaft am 23. X. 1919.
23 S. in 80, Verlag von Julius Springer, Berlin
1920. Preis 1,60 M.
Chemische Bilderschrift. Ein neues Lehrver-
fahren. Von J. Stahl Mit 19 Tafeln. 798.
in 160. Selhstveilag des Verfassers, Oberingel-
heim 1919.. Preis 2,50 M.
Antike Technik. Sieben Vorträge von MH. Diels,
9. erw. Aufl' Mit 78 Abb. 18 Tafeln und 1 Titel-
. bild. 232 S. in 80. "Verlag von B. G. Teubner,
Leipzig und Berlin 1920. Preis geb. 11 M.
Rätsel der Natur und Totenrgräber. der
Wahrheit Von Johannes ZachäArias. Mit
5 Abb 120 S. in 80. WVerlae von Johann Goebel,
München 1920. Preis geh. 5,60 M.
Grundzüge der Elektrotechrik. Fin Lehrbuch
für Schule und Praxis: Von Dr. R. Wotruba.
Bd. 1. Mit 110 Textabb. 1A8 S. in 80, Verlag
von Richard Carl Sehmid+ & Co. Berlin 1920:
Preis geb. 10 M + 40%, T Z
Schmieden im Gesenk und Herstellung der
Schmiedsgesenke. Von ®r.-Xna. W. Pock-
randt. Zugleich zweite, völlige selbständige und
neu bearbeitete Ausgabe des gleichnamigen Werkes
von Jos V.Woodworth. Mit 160 Abb. VII urd
215 S. in 89, Verlag von Otto Spamer, Leipzig
1920 \
Einführung in das neue Umsatz- und Lnxus-
steuarrecht nach dem Umsatzsteuergesetz vom
24. XTL 1919 unter Berücksichtieung der vor-
läufigen Ausführungsanweisung und des Erlasses
über dia Buchführungspflicht nebst Formularen
für die Luxussteuerbücher.:. Von Dr. J. Popritz.
135 S.--in 80, Verlag von Otto Liebmann, Berlin
1920 : Preis 9 M. s
Schmiermittelnot und ihre Abhilfe. Erfah-
rungen mit Schmiermitteln während des Krieges
und Vorschläge zur Verbesserung der Schmier-
mittelwirtschaft. Herausreegehen im Auftrage des
Vereins deutscher Eisenhüttenleute von der Be-
ratunes- und Freigahestelle für Schmiermittel
dar Rheinisch-Westfälischen Montanindustrie in
Düsseldorf Pearheitet von P. Kessler, AR .S.
in 80. Verlae Stahleisen m. b H, Düsseldorf 1920,
Elektrotechnisehe Mefinstrumente VonK.
Gruhn. Mit 331 Textabbildungen. 294 S. in &.
Verlag von Jalius Springer. Berlin 1920. Preis
17 M. geb. 20. M
Lagermetalle und ihre technologische Re-
wertung Ein Hand- un? Hilfsbuch für den
Betriebs-. Konstruktions- und Materialprüfungs-
ingenieur. Von J. Crochralski und & Welter.
Mit 130 Textabb. VI und 192 8. in 80. Verlar von
Julius Springer, Berlin 1920. Preis 9 M, geb. 12 M.
Noktordissertationen.
R € H Sehubert Über den spezifischen Mahlungs-
grad und den spezifischen Mahlungskoeffizient
hei der Holländerarbeit.. Technische Hochschule
Darmstadt. 1919.
Sonderabdrucke.
Die kürzesten, mit Vakuumröhren herstell-
haren Wellen. Von H. Barkhausen und
K. Kurz. (Mitteilungen aus den Laboratorien
der Torpedo-Inspektion.) „Physikalische Zeitschr.“,
Bd. 21, 1920, S. 1ft. h
Die Kraftwirtschaft. im Frieden von St.
Germain. Von Dr. H. Schreiber. „Technische
Blätter“ 1920, Nr. 2.
in der „ETZ‘ 1920, S. 69, nur
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
(Der Abdruck -eingehender Briefe erfolgt nach dem Er-
messen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.)
Gleichmäßige Verteilung großer Stromstärken
auf mehrere Teilleiter.
Herr F. Punga erwähnt in seinem Artikel
die A.E.G.-
Patente D.R.P. Nr. 294 023 und D.R.P. Nr.:
‘282 195, während das gleichfalls der „A.E.G.“
gehörige D.R.P. 259 879, welches einen voll-
kommen stromverdrängungsfreien Leiter
beschreibt, von ihm nicht angeführt wird.
Der theoretische Nachweis auf Grund eines
allgemein gültigen Gesetzes, daß derartig her-
gestellte Leiter vollkommen stromverdrängungs:
frei sind, findet sich in meiner Arbeiti m „Archiv
für Elektrotechnik“ Bd. 8, 1919, S. 203.
Berlin, 23. I. 1920.
RR L. Fleischmann.
Erwiderung.
Obgleich meine Arbeit mehrere Monate
vor dem Erscheinen des interessanten Artikels
des Herrn Dr. Fleischmann eingereicht wor-
den ist!), so war mir doch das Patent Nr:259879
durch die Arbeit Hillebrands?) gut bekannt,
und es ist in dem Artikel, den ich mit Herrn
Roos speziell über verdrillt6 Stäbe zu veröffent-
lichen beabsichtigte, ausführlich behandelt.
Meines Erachtens kommt diesem Stab ein
großes theoretisches Interesse zu, weil er eine
Ausnahme zu der in allen übrigen verdrillten
Stäben benutzten Idee darstellt, nach welcher
ein jeder Teilleiter alle möglichen Lagen im
Stab durchwandert. Es’sind wohl die großen
Schwierigkeiten, die durch das erzwungene
Verhältnis von Länge zu Breite hereinkommen,
die Ursache gewesen, daß dieser Stab in den
Turbodynamos der „A.E.G.‘“ meines Wissens
bis jetzt noch nicht benutzt worden ist. Aus
diesem. Grunde hatte ich bei der kurzen Er-
wähnung der ,A.E.G.‘-Patente das Patent
Nr. 259 879 nieht mit in Beträcht gezogen.
Mülheim-Ruhr, 12. II. 1920. \
F. Punga.
EEE EBENEN EEE ERNEST IITRT
_ VEREINSNACHRICHTEN.
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein.)
Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die
" G@esohäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68,
Amt Kurfürst Nr. 9320, zu. richten.
Die nächste Fachsitzung des Elektrotech-
“nischen Vereins findet statt
am Mittwoch, den 17. März, '
abends 714, Uhr pünktlich,
im Hörsaal des Telegraphen-Versuchsamts,
Berlin, Königgrätzer Str. 20 (beim Potsdamer
Platz).
Tagesordnung:
I. Vortrag, des Herrn Postrats Arendt
über: „Abhören und Erdtelegraphie im
Kriege.“
Inhaltsübersicht.
1. Abhören von Fernsprechleitungen, —
2. Schutz gegen Abhören. — 3. Abhören von
Telegraphenleitungen. — 4. Erdtelegraphie. —
5. Lauschmikrophone. ER :
II. Technische Mitteilung des Herrn Ober-
ingenieurs Falkenthal über „Messungen
an Erdantennen.“
Zu den Fachsitzungen sind alle Mitglieder
des Elektrotechnischen Vereins eingeladen.
Gäste sind willkommen.
Der Fachausschuß für elektrisches Nachrichten-
‚wesen,
Wagner.
Sitzung
am Dienstag, den 27. Januar 1920,
abends 71, Uhr pünktlich.
Vorsitzender: Herr Professor Kloß.
Anwesend etwa 100 Mitglieder und Gäste.
Vorsitzender: Ich eröffne die Sitzung. Sind.
Sitzungsberichte
„ETZ“ 1919, 8. 679),-
Einwendungen gegen die
vom 16. September (
28. Oktober (,„ETZ‘ 1919, S. 694) und 25. No-
vember (,,‚ETZ‘‘ 1920, 5. 14) zumachen ? Wenn
der Veröffentlichung einige Zeit „nrückgestellt.
‘) Die Arbeit wurde auf Wunsch des tn 2
3) „Arch. f. Kl“, Bd. IL, Heft 5 '
beim Reichsausschuß akademischer
‚Preise der früheren Jahrgänget).
'ganienre lädt zu einer Sitzung am 28. Januar
. Wenn dies nicht der Fall ist. so erteile ich das
hat im Jahre 1919 acht ordentliche und 1 außer-
-11. März 1920.
dies nicht der Fall ist, gilt die Niederschrift als
festgestellt. - _ k Bi
„Der Sitzungsbericht vom 16. Dezember ist
noch nicht in der „ETZ‘ abgedruckt.
... Einspruch gegen die in der Dezember-
sitzung ausgelesten Neuanmeldungen ist nicht
erhoben worden. Die Angemeldeten sind somit
als Mitglieder aufgenommen.
55 Neuanmeldungen sind eingegangen, das
Verzeichnis liegt hier aus. _ N
Der Vorstand hat beschlossen, den Verein
als körperschaftliches Mitglied zum Reichs-
bund Deutscher Technik anzumelden;
außerdem sind wir körperschaftliches. Mitglied
Berufs-
stände. Esist in der heutigen Zeit wichtig und
notwendig, berufständischen Vertretungen an-
zugehören, teils um die eigenen Interessen der
Fachgenossen, teils um den ganzen Berufsstand
zu fördern.
Der körperschaftliche Beitritt zum Reichs-
bund Deutscher Technik macht nicht etwa. die
Einzelmitgliedschaft unserer Vereinsmitglieder
entbehrlich. Die Einzelmitglieder schließen sich
in Ortsgruppen zusammen und haben hierdurch
ihre Vertretung in der Bundesversammlung, auf
je 300 Mitglieder eine Stimme. Die körperschaft-
lichen Mitglieder entsenden auf je angefangene
5000 Mitglieder einen Vertreter in die Bundes-
versammlung. Zur Förderung der Ziele des
RDT ist es dauernd wichtig und nötig, daß die
Angehörigen unseres Vereins dem RDT als Ein-
zelmitglieder beitreten. x a
Mit der Verlagsbuchhandlung Julius
ri de Te ae „
‘ Springer sind neue Verabredungen getroffen
worden, durch welche eine erhebliche Erweite-
rung des Textteiles der „ETZ‘“ sicher gestellt
worden ist.
Eingegangen ist der soeben erschienene
7.. Jahrgang des von Herrn Strecker mit Unter-
stützung des Verbandes und des Vereins her-
ausgegebenen Jahrbuchs der Elektrotechnik.
Die Verhands- und Vereinsmitglieder haben das
Recht, das Jahrbuch zum halben Ladenpreis zu
beziehen. Der vorliegende Band würde für die
Vereinsmitglieder 13.20 M kosten. Er liest zur
Ansicht aus, desgleichen ein Verzeichnis der
Es liegt ferner aus dieAnkündigung, sowie
ein Probeexemplar der neuen technischen Aus-
landszeitsehrift ‚„‚Industrie und Technik‘, die
vom Verein deutscher Ingenieure, Verein Deut-
scher Hüttenleute und Verband Deutscher Rlek-
trotechniker in deutscher, englischer und spani-
scher Sprache herausgegeben wird. Das. Ziel
dieser Zeitschrift ist, ‚‚der deutschen Industrie
wieder Eingang in den Weltmarkt zu verschaf-
fen und zu zeigen, welche großen Kräftenunim
friedlichen Wettbewerb zum Nutzen der ganzen
Welt wieder frei werden.‘ Die Zeitschrift kann |
von unsern Mitgliedern zum Vorzugspreise von
24 M in der deutschen Ausgabe, welche ohne. die
Anzeigen erscheint, oder der englischen oder
es rn = hi
Ei A
‚spanischen Ausgabe für 30 M (mit den Anzei-
gen) bezogen werden.
Anzeige liest ans. - N
Es sind ferner eingegangen: Probenum-
mern der Zeitschrift des Vereins für dasDeutsch-
tum im Ausland „Volk‘und Heimat‘, das No-
vemberheft der Deutschen Akademischen Zeit-
schrift, mehrere Nummern der Weltwirtschaft-
liehen Nachrichten, das ‚Januarheft der „Mit-
teilungen des Verbandes Deutscher Gutachter-
kammern‘“; die Urania, Institut für volkstüm-
liche Naturkunde, hat ihr Vorlesungsverzeich-
nis für Januar— März 1920 vorgelest. ®
Der Deutsche Verein für den Schutz des
gewerblichen Eigentums lädt zu einer Sitzung
am 12. Februar ein, in welcher Herr Patentan-
walt Herse über: „Vorschläge zur Reform un-
serer Patentrechtsspreehung‘““ vortragen wird.
Der Berliner Bezirksverein deutscher In-
Eine buchhändlerische
ein, deren Tagesordnung lautet: we
l. Gegensätze .zwischen Stadt nnd
Land und ihr möglicher: Ausgleich.
a) Dr. Passavant, Direktor der Städti-
schen Rlektrizitätswerke, Berlin: ‚Die
- städtische Wirtschaft‘, i ee
«b) Dr..Seedorf. Hauptgeschäftsführer der
Landwirtschaftskammer für die Provinz
Brandenburg: „Die ländliche Wirt- 7
.. „schaft“. Be. ES
2%. Aussprache. . } % $
Einladungszettel zur Sitzung liegen hier
aus. 7 RE ; 1 }
"Wird hierzu noch das Wort verlangt?
Wort Herrn Strecker zur Erstattung des
Geschäftsberichts. ne 3 3
“ Herr Streeker: Der Elektrotechnische Verein
- 1). Die einzelnen Tahrzänge kosten für Mitglieder der
VDE und des RV: 1912 4,850M: 1913 6M ; 1914 6 M; 1915 9,60 M;
1916 9,10.M; 1917 11LM; 1918 13,20M. . . u ve
Bf.
tl. März 1920. 2
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 11.
217
ordentliche Sitzung hbgehalten, in denen fol-
gende Vorträge gehalten wurden:
Herr Inneren Fritz Kleeberg: „Der Queck-
© silberdampf-Gleichrichter der Glastype‘.
(„ETZ“ 1920, S. 145 ff.)
Herr Graf Arco über: „Röhrenverstärker und
Röhrensender‘. („ETZ“ 1919, S. 330.)
Prof. Dr.-Sna. L. Lichtenstein über:
„Das Nebensprechen in kombinierten
Fernsprechkreisen‘“. (,,ETZ‘‘1920,8.188.)
Direktor Max Vogelsang, Frankfurt
a.M., und Herr Obering. Franz Schrott-
ke, Berlin, über: ‚„‚Hochleistungsschal-
ter“. („ETZ“ 1919, S. 597, 625.)
Herr Prof. Dr. K. W. Wagner über: ‚„Vielfach-
telephonie und -telegraphie mit schnellen
Wechselströmen“. (,„ETZ“ 1919, S: 383.)
Prof. Dr. H. Schering über: „Ein
‘ Schlüpfungszeiger zur Messung starker
Schlüpfungen bei Asynehronmotoren
nach gemeinsamen Versuchen mit V.
‚Vieweg“. ' .
Herr .Prof. Dr. 0. Martienssen, Kiel, über:
„Der Kreiselkompaß beim Schachtbau‘“.
Herr Generalsekretär Dr.-Sng. G. Dettmar
‚über: „Die Folgen des Krieges und der
Revolution für die Elektrotechnik“.
(„ETZ‘“ 1920, S. 65.)
Herr Obering. Moritz Schenkel über: „Strom-
Herr
Herr
Herr
rückgewinnung bei Wechselstrombah- .
nen.
Herr Dr. Skaupy: „Über einen neuen Gleich-
richter‘“. :
Neben den regelmäßigen Vereinssitzungen
hat der Verein auch Fachsitzungen abgehalten,
deren Vorträge sich mit Gegenständen beschäf-
tigen, die nicht von genügend weitem Allge-
meininteresse sind, um in den Vereinssitzungen
gehalten zu werden. In den Fachsitzungen
wurden die folgenden Vorträge gehalten:
Herr Geh. Oberpostrat Prof. Dr. K. Strecker:
„Die Ausbildung. des Schwachstromin-
genieurs‘“.
Herr Prof.Dr. Rudolf Rothe: ‚Uber Aufgaben
' aus der praktischen Mathematik“.
Herr Direktor Dipl.Sna. B. Rosenbaum:
„Auf welehen Gebieten ist die Funken-
\ telegraphie ‚weit genug, um normalisiert |
zu werden‘,
Von den Arbeiten der Unterausschüsse ist
zu erwähnen: Der Unterausschuß für Unter-
suchungen über die Wärmebeständigkeit von
‚Isolierstoffen hat ‚seine Arbeiten fortgesetzt;
insbesondere hat Herr Schering in der Physi-
kalisch-Technischen Reichsanstalt Versuche an-
stellt, wonach sich ergibt, daß die Annahme,
ie Elastizität der Baumwolle ermatte durch
übermäßige Erwärmung und Erschütterung,
. wodurch der Abstand der Windungen herabge-
‚setzt und infolgedessen beim Auftreffen von
Wanderwellen der Durchschlag leichter einge-
leitet werde, unhaltbar sei. Die Untersuchun-
gen werden fortgesetzt.
- Die Arbeiten des Unterausschusses für Un-
tersuchungen von Ersatzbaustoffen, die sich
hanptsächlich mit dem Aluminium beschäftigt
haben, wurden gleichfalls fortgesetzt; .sie ver-
sprechen-in der nächsten Zeit ein Ergebnis zu
liefern. \
Der Unterausschuß für den höheren Schul-
unterricht arbeitet mit einem . Ausschuß des
Deutschen Verbandes technisch -wissenschaft-
licher Vereine zusammen weiter an den Auf-
gaben, die physikalischen Schulbücher dadurch
zu verbessern, daß den Verfassern dieser Lehr-
bücher wie auch den Lehrern geeigneter Stoff
‚zur Belehrung über technische Gegenstände zu-
gänglich gemacht wird. Er beabsichtigt nun-
mehr mit dem Verein zur Förderung des mathe-
matischen und naturwissenschaftlichen Unter-
richts in einem gemeinschaftlichen Ausschuß
. weiterzuarbeiten, um für eine bessere Vorbil-
dung der Lehrer in den technischen Fächern zu.
wirken. Wen ;
Der Unterausschuß für geschichtliche Ar-
. beiten hat mit einer großen Zahl von Fachge-
° nossen Beziehungen angeknüpft, um Stoff zu
Veröffentlicehungen, der ihm auch bereitwillig
zugesagt worden ist, zusammeln, doch kann zu-
nächst noch nicht in Aussicht genommen wer-
den, einen. besonderen Band einer solchen
Sammlung herauszugeben, da dies gegenwärtig
außerordentlich teuer sein würde.
Der Unterausschuß für technische Besich-
tigungen hat den’ Besuch der Ausstellung von
Telefunken und des Wernerwerks der Siemens
& Halske Aktiengesellschaft veranstaltet.
Im verflossenen Herbst hat eine Vor-
tragsreihe der Herren Dr. Rukop und Dr.
Häausser über „Die elektrische ortaus in
Gasen und im Vakuum mit technischen Anwen-,
dungen‘ stattgefunden. a
Der Verein hat mit gutem Erfolg die Mon-
teur-Fortbildungskurse wieder aufgenommen.
Der Verein hat das von Herrn Prof.
Guertler herausgegebene große Werk über
Metallographie durch einen Beitrag von 1000 M
unterstützt. - :
Fräulein Elise Reis, die Tochter von Phi-
lipp Reis, dem Erfinder des Telephons, welche
in dürftigen Verhältnissen lebt, hat auf Antrag
des Vereins vom Ehrensold der Industrie eine
laufende Unterstützung erhalten. Der Verein
hat sich seinerseits an dieser Unterstützung be-
RR ‚
er Verein zählte am 31. Dezember 1918
1.2048 Mitglieder, von denen 1662 in Deutsch-
land, 167 im früheren Gebiete Österreich-Un-
garns und 219 im übrigen Ausland wohnen.
Durch den Tod verloren hat der Elektro-
technische Verein die folgenden Mitglieder:
Aschke, Leopold, Verantwortl. Scehriftleiter
der Zeitschrift für Dampfkessel- und Ma-
schinenbetrieb, Berlin.
Denzer: Albert, Dr., Direktor, Fluntern-Zü-
rich,
Dolivo-Dobrowolsky, Michael, Dr.öng. e.h.
Darmstadt!).
Estel, Fritz, Dipl.-Sing. Berlin.
Geilfuß, Fritz, Ingenieur, Luzern.,
Heubach, Ottokar, Kommerzienrat, Direktor
der Porzellanfabrik Gebrüder Heubach,
Lichte bei Wallendorf. :
Karsch,. Arno, Ingenieur, Berlin.
Korda, Desire, Ingenieur, Zürich?).
Rabels, Hans, Ingenieur, Nauen i. Mark,
Dammstraße.
Roenne, Hermann, Ingenieur, Charlotten-
burg.
Otto, Carl, Baurat, Direktor der Großen Ber-
liner Straßenbahn, ‚Charlottenburg?).
Schröder, Roman, Dipl.-Sing,,
Elektrizitätswerks der Stadt. Luxem-
burg, Luxemburg.
von Siemens, Wilhelm, Dr.:Sng., Geh. Reg.-
Rat, Siemensstadt#).
Skirk, Karl, Elektrotechniker, Nowawes. |
Tepelmann, Bernhard, Dr., Verlagsbuchhänd-
ler, Braunschweig.
Thien, Otto, techn. Beamter, Weiz.
Weber, Leonhard, Dr., Professor, Geh. Regie-
rungsrat, Kiel’).
Vorsitzender: Unter den Mitgliedern, deren
Tod wir in diesem Jahre zu beklagen haben,
sind mehrere von hervorragender Bedeutung
- für den Verein und für unser Fachgebiet. Die
Worte, die ich vor kurzem anläßlich des Todes
von Wilhelm von Siemens und Michael Dolivo-
Dobrowolsky gesprochen habe, sind wohl noch
in Erinnerung. Auch ein Nachruf für Leonhard
Weber ist von dieser Stelle erfolgt.
‘ Der verstorbene Herr Karl Otto, Direktor
der Großen Berliner Straßenbahn, war ein reges
Mitglied unseres Vereins, dessen Ausschuß er
zeitweise angehört hat, und der sich auf dem
Gebiete des elektrischen Bahnwesens große
Verdienste ‘erworben hat. ;
‚. Herr Desir&e Korda, Privatdozent an der
Technischen Hochschule in Zürich und Präsi-
dent des Verwaltungsrats und Direktor indu-
'strieller Gesellschaften, hat sich auf unserem
Fachgebiete sehr große literarische Verdienste
erworben. Aufsätze von ihm sind auch in der
„ETZ“ in großer Zahl erschienen. .
Herr A. Denzler, Direktor des Elektrizi-
tätswerks in Zürich, war gleichfalls ein durch
seine Arbeiten bekannter Fachmann.
Meine Herren: Ich bitte Sie, sich zu Ehren
der Verschiedenen von Ihren Plätzen zu er-
heben. (Geschieht.) Ich danke Ihnen.
Ich bitte Herrn Strecker, in seinem Be-
richt fortzufahren. >
Herr Streeker:: Wir kommen nun zu der
Vermögensübersicht, der Abrechnung über das
verflossene und dem Anschlag für das kom-
mende Rechnungsjahr.
Das Vermögen des Vereins beträgt rd
275 000 M. Gegenüber dem Vermögensstande
am Ende des Jahres 1918 mit 282 000 M ist die
Verringerung nicht bedeutend; aber auch selbst
dem Stande vor dem Kriege im Jahre 1913
gegenüber mit 297 000 M ist der Rückgang in
Anbetracht der Verhältnisse nicht groß, wenn
man.in Betracht zieht, daß im Jahre 1918 rd
38 000 M auf die Effekten infolge ihres Kurs-
rückganges abgeschrieben werden mußten und
im Jahre 1919 infolge des Verkaufes des größten
Teiles der Kriegsanleihen, die wir noch mit 84%
abstoßen konnten, und durch Abschreibung der
Effekten ein Verlust von rd 25 000 M entstan-
den ist. In Besitz behalten haben wir 30 000 M
Kriegsanleihe, die mit 77,50% zu Buche stehen.
1) Vel. „ETZ“ 1929, 8.12.
2) Vgl. „ETZ“* 1919, 8. 342.
3) Vgl. „ETZ“ 1919, S. 445, 542.
% Vel. „ETZ* 1919, 8.548, 609.
5) Vgl, „BETZ“ 1919. 8, 29u,
Direktor. des”
Vermögensnachweis
am 31. Dezember 1919.
d e Pf M |IPf
Bestand am 31. XII. 1918 laut
Kassabuch. ... . OL IN 281 878 | 90
Verlust aus 1919. . 6403 | 64
‚| bestehend in:
1. | 174500 M 31/,%% Deutsche
Reichsanleihe zu 63%/, 109 935 | —
2, | 107400 M 3'/;%% Preußische
Konsols.zu63 a +... cut 67 662 | —
3, | 30.000 M 31/%% Kur- und Neu-
märkische Kommunal-Obli-
gationen zu 8%: »... 26 400 | —
4. | 50.000M 31% Landschaftliche
Zentral-Pfandbriefe zu 030 / | 46500 | —
5. | 30000 M VIIL und IX. Kriegs-
- ‚anleihe zu 77,50% =... „| 23250) —
Zusammen » 2. nee. 273 7477| —
6. | Bankguthaben. ...... 26 427 | 15
7. | Guthaben auf Postscheck- ;
Kontor Nu slierlieineihe 19 584 | 93
sur Barbestand 7 4.7 2 vn 766. 18
320 475 | 26
Rückstellung für 1919 45.000 | —
275 475 | 26 | 275 476 | 26
Was die Gewinn- und Verlustrech-
nung betrifft, so sind die Einnahmen gegen-
über dem Voranschlag günstiger für den Ge-
winn aus der „ETZ“ um etwa 5500 M, die Er-
trägnisse. aus Kapitalsvermögen um die Zinsen
der Kriegsanleihen, die wir behalten haben, um
rd 1500 M. Daß die Mitgliederbeiträge um rd
30000 M größer sind als veranschlagt, rührt
daher, daß der Mitgliederbeitrag für 1920 er-
höht worden ist und daß für 1919 eine Reihe
von Mitgliedsbeiträgen nachträglich eingezahlt
wurden. Die Einnahme aus einer Vortragsreihe
mit 1840 M war unerwartet und zeigt das In-
teresse an diesen Vorträgen.
Bei den Ausgaben sind die Mehrbeträge um
1000 M- für den Bezug der „ETZ“ und um
1500 M für die Beiträge zum VDE, durch die
erhöhte Mitgliederzahl, die Mehrkosten für Ge-
hälter und Pensionen um 2000 M und für Druck-
sachen und Bureaumaterial um 1100 M durch
die allgemeine Verteuerung bedingt. Wesent-
lich niedrigere Ausgaben als in Aussicht ge-
nommen, haben wir für Wohlfahrtszwecke ge-
macht, 350 M gegenüber dem Voranschlage mit
4000 M. Wenn wir die für 1920 in Aussicht ge-
nommene Rückstellung von 22000 M auf
45 000 M erhöht haben, so entspricht das den
erhöhten Einnahmen infolge der Erhöhung der
Mitgliederbeiträge.
Die Abrechnung schließt mit einem buch-
mäßigen Verlust von 6400 M ab.
Mit großer Vorsicht ist der Voranschlag
für 1920 aufgestellt, da wir in’ eine sehr un-
sichere Zeit eintreten. Die Ausgaben für den
Bezug der „ETZ‘, die, Beiträge zum VDE
und die Einnahmen für Mitgliederbeiträge än-.
dern sich in ähnlicher Weise mit der Zahl der,
Mitglieder. Ob die Erhöhungen der Positionen
für Gehälter und. Pensionen um 4000 M, für
Bureaumiete und allgemeine Unkosten und
ferner für Drucksachen und Bureaumaterial um
je 1500 M ausreichen werden. läßt sich nicht
sagen. In den Posten „Verschiedenes und Un-
vorhergesehenes‘‘ glauben wir mit 10000 M
eine ‘genügende Sicherheit hineingelegt zu
haben. Auf 2200 M erhöht haben wir die für
' Zwecke berufsständischer Politik in Aussicht
genommenen Ausgaben. Neu: aufgenommen
haben wir den Posten der Vermögenssteuer, da
auch Vereine zum sogenannten 'Reichsnotopfer
herangezogen werden sollen, Da ein neues Mit-
gliederverzeichnis des VDE aufgestellt wird,
haben auch wir ein Verzeichnis der Mitglieder
des Vereins in Aussicht genommen und dafür
einen Betrag von 2300 .M eingesetzt. Die für
1921 in Aussicht genommene Rückstellung, die
erforderlich ist, weil die Mitgliederbeiträge für
1921 zum größten Teil bereits im Jahre 1920
eingehen, ist mit 46 000 M in fast derselben
Höhe wie für 1920 angesetzt. Ob. der Gewinn
aus der „ETZ‘ mit 11 500 M angenähert richtig
eingesetzt ist, ist schwer zu sagen ; der Vorstand
legt zwar größeren Wert darauf, daß die „ETZ
inhaltlich und dem Umfange ‚nach würdig ist,
als daß ein großer Gewinn bleibt, doch muß die
„ETZ“ sich auch rentieren.
Ganz allgemein kann man sagen, daß der
Verein vom wirtschaftlichen Standpunkt. die
Kriegs- und Nachkriegszeit bis jetzt gut über-
standen hat und auch der nächsten unsicheren
Zukunft auf Grund seines Vermögens und seiner
vorsichtigen Verwaltung mit einer gewissen
Ruhe entgegensehen kann.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heft 11.
Gewinn- und Verlustrechnung
am 31. Dezember 1919.
Vor- Vor-
Nr: Ausgaben M | Ppf| anschlag |INr. Einnahmen M .pf| anschlag
: | EL | MUSTER
Ar | |
1. | Bezug der „ETZ* . . ... „| 17518 | 85 | 16500 | 1. | Mitgliederbeiträge | |
2. | Beiträge zum V.D.E.. . . . | 11019 | 50 | 9500 a) für das Jahr 1919. 9034 |'58 88000
3. | Kosten der Vereinssitzungen. 1485 | 80] 1200 b) für das Jahr 1920 . 58661 | 61
4. | Sitzungen der Unterausschüsse _ _ 500 2. | Gewinn aus der „ETZ* . ... | 12596.) 40 | 7000 |
5. | Gehälter und Pension. . . . 10984 | — 9000 | 2. | Erträgnisse des Kapitalver- |
6. | Bureaumiete und allgemeine | He ! Mögen NE ee 15190 | 75 | 13500 |
Unkosten u. =. au. J 2560 | 23 | 2500 4. ı Einnahmen für den A.B.B. 328 | 46 =.
7. | Drucksachen und Burean- ? | | 5. | Einnahme aus Vortragsreihe , 1839 | 70 =! |
material en a ee» 2615 | 60 | 1500 6. | Verschiedene Einnahmen . . 555 | 05 |
8. | Porti und kleine Kasse . . . 825 | 05 600 7. | Rückstellung aus 1918. . . . | 19000. | — |
9,| Förderung der Fachwissen- 8. | Saldo . AN 6403 1-64 | — |
Behalten ae, e 4259 | 30 | 4000 ; | |:
10. | Berufsständische Politik . . 224 , 20 | 1000 |
11. | „Archiv für Elektrotechnik“. 1267 | 06 | 1200 |
12. | Auslagen für den AEF . 127 | 20 Ezge |
13. | Für Wohlfahrtszwecke 350. =- | "4000 | |
14. | Verschiedene Ausgaben .. 356 | 65 I 3000 | |
15. | Rückzahlung von Mitglieds |
beiträgen =... ...:. er 202 | 70 Re .
16. | Verlust durch Abschreibung Kant |
der Effekten . ... - .. +..1°94.870 1. — | |
17. | Rückstellung für 1920 . 45.000 | — | 22.000 |
123610 | 14 1233 610 | 14 |
- | |
Voranschlag für 1920.
Einnahmen» M.- | M DE
Nr. Ausgaben | M | M
‚| Bezug der „ETZ* 20 000
2.| Beiträge zum V.D.E.. 26 000
3.| Kosten der Vereinssitzungen. 2.000
4. | Sitzungen der Unterausschüsse 1.000 |
5.| Gehälter und Pension. . . 15.000
6.| Bureaumiete und allgemeine \
Unkosten y..0,.2. 1 a 4.000
7.| Drucksachen und Bureau- |
material 2 . ut page al 4.000 |
8. | Porti und kleine Kasse . . 1000
a.| Förderung der Fachwissen-
schaft. Ns RER N re 4.000
10.] „Archiv für Elektrotechnik“ . 1200 |
11.| Für Wohlfahrtszwecke 3 1:000 |
12.| Verschiedenes und Unvorher- |
gesehenes = u... aus. 10.000
13. | Mitgliederverzeichnis . . » » 2.300.
14. | Für Zwecke berufständischer |
Politik ee Be 2.200
15.1 Rückstellung für 1921. . 46 000
16. | Vermögenssteuer. . 2.000
1417700
Vorsitzender: - Wir. schreiten nunmehr zur
Wahl der Kassenrevisoren. Die beiden Herren
Lux und Blane sind seit Jahren in diesem
Amte außerordentlich erfahren und haben sich
bewährt und es darf daher wohl angenommen
werden, daß die Versammlung damit einver-
standen ist, daß wir die Anerkennung für ihre
treuen langjährigen Dienste dadurch zum Aus-
druck bringen, daß wir sie wiederwählen. Ich
stelle fest, daß die Versammlung so beschlossen
hat.
Vorsitzender:
wahl des Vorstandes und Ergänzungswahl des
Ausschusses. Die Wahl kann durch Abstim-
mung oder auf Wunsch auch durch Zuruf er-
folgen.
Herr Kahle: Ich stelle den Antrag; die:
Wahl durch Zuruf zu bewirken.
Vorsitzender: Ich. bringe zur Abstimmung,
ob die Versammlung damit einverstanden ist,
daß die Wahl durch Zuruf erfolgen soll. Wer
dafür ist, den bitte ich die Hand zu erheben.
Die Wahl durch Zuruf ist angenommen.
Aus dem Vorstand scheidet der bisherige
Syndikus, Herr Triloff, auf seinen Wunsch
aus. Ich möchte an dieser Stelle Herrn Triloff
für die eifrige Mitarbeit danken, die er uns jahre-
lang gewidmet hat. Als Nachfolger für Herrn
Triloff wird Herr Postrat Dr. jur. Eberhard
Neugebauer vorgeschlagen.
ten, für die Wahl des Vorsitzenden von meiner
Person abzusehen, da ich als Mitglied der preu-
Bischen Landesversammlung zu stark in An-
spruch genommen werde und deshalb mehrfach
von der Teilnahme an Vorstandssitzungen im
letzten Jahre habe absehen müssen, und das
liegt nicht im Sinne der richtigen Erledigung.
Und bloß den Namen und die Würde eines er-
sten Vorsitzenden auf mich zu nehmen und
wenig an der Arbeit selbst zu tun, entspricht
nicht meinen Empfindungen und meinem
Pflichtgefühl. Es wird daher ‘vorgeschlagen,
als Vorsitzenden Herrn Direktor Dr. phil. Ad.
Wir kommen jetzt zur Neu-
| Meyer, Paul, Dr. phil., Baurat,
Ich möchte bit-
1. | Mitgliederbeiträge 70.000
2. | Gewinn aus der „ETZ* „.. , 11 500
3. | Erträgnisse des Kapitalver-
MORORSIS HL ee Ne E 15 200
4. | Rückstellung aus 1918... 45 000
141700 |
}
N | |
1 |
N | |
|
|
|
|
|
|
® | RE tet
| 141 700
Franke zu wählen. während ich als stellver-
tretender Vorsitzender vorgeschlagen werde. .
Schatzmeister und Ordner bleiben die
Herren Dr. Ebelung und Geh. Rät Gumlich.
Als erster Schriftführer würde Herr Geheimrat
Strecker, als zweiter Herr Geheimrat Weber
zu wählen sein. Ne
Aus dem Ausschuß sollten satzungsgemäß
ausscheiden die Herren: ;
a) Berliner Mitglieder:
Bundzus, A. R., Fabrikdirektor,
Feyerabend, E., Geh. Oberpostrat’u. Vortra-
gender Rat im Reichspostministerium,
Levy, Max, Dr. phil., Fabrikbesitzer,
Matschoss, C., Professor, Direktor des Ver-
eins Deutscher Ingenieure,
Rogowski, W. Dr. phil.,
Jena).
Rothe, Rudolf, Dr. phil., Professor,
Rüdenberg, R., Dr =ssng., Professor,
Professor (jetzt
Schröder, L., Direktor der Aceumulatoren-
fabrik A. G.,
Trettin, C., Oberingenieur der SSW.
Zur Wiederwahl werden vorgeschlagen die
Herren:
Bundzus, A. R., Fabrikdirektor,
Feyerabend, E., Geh. Oberpostrat u. Vortra-
gender Rat im Reichspostministerium,
Rothe, Rudolf, Dr. phil., Professor,
Rüdenberg, R., Dr.=Ssng., Professor,
Schröder, L., Direktor der. Aecumulatoren-
fabrik A. G,,
Trettin, C., Oberingenieur der SSW.,
Zur Neuwahl werden vorgeschlagen die
Herren: ERSE
Biermanns, J., Oberingenieur der AEG.,
Bloch, L., Dr.Sng,,
Breisig, Fr:, Dr. phil., Prof., Geh. Postrat,
Hoepp, W., Oberingenieur der AEG.
11. März 1920.
EA ES A N EN ET
b) Auswärtige Mitglieder.
Die Zahl der auswärtigen Mitglieder des
Ausschusses ist im Verhältnis zu den auswärti-
gen Vereinsmitgliedern allmählich zu groß ge-
worden, weil die Zahl unserer auswärtigen Mit-
glieder sich stetig verringert hat. Der Vorstand
und Ausschuß machen daher den Vorschlag,
künftig
mitglieder zu wählen und in diesem Jahre da-
mit den Anfang zu machen, so daß an Stelle der
ausscheidenden 8 nur 4 Ausschußmitglieder neu
zu wählen wären. Es wird vorgeschlagen, von
den ausscheidenden 8 Herren, nämlich den
Herren: X SH A
Deri, Max, Geh. Hofrat, Diw.-Sng., Baden bei
Wien, in
Eichberg, Fr., Du.=Sng., Direktor, Breslau.
Görges, Joh., Geh.: Hofrat, Professor, Dres-
den-Plauen.
-Haas, Robert, Dr Badinch Rheinfelden:
von der Herberg, C., Direktor, Carlswerk
’ bei Mülheim ‘a. Rhein.
Holmgren, T., Oberingenieur, Stockholm.
Kurda, K., Obering., Nürnberg. $
Schuurins,.J. G., Dipt.-ng., Rotterdam,
wiederzuwählen die Herren: . “
Deri, Max, Geh. Hofrat, Dr.=ing., Baden bei
Wien, FRE
Eichbers, Fr., Dr.-Sng., Direktor, Breslau,
Görges, Joh., Geh. Hofrat, Professor, Dresden
Plauen, |
Holmgren, T., Oberingenieur, Stockholm.
Von den; andern auswärtigen Mitgliedern
des Ausschusses sind gestorben die Herren;
Dolivo-Dobrowolsky, M., Dr.-Sng., Darnı-
stadt,
Weber, Leonhard, Dr. phil., Professor, Kiel.
"An ihrer Stelle sollen gewählt werden die
. Herren: RE, |
Hahnemann, Walter, Ingenieur,
_ Direktor,
Kitzeberg bei Kiel, ’ }
Rogowski, W., Dr.-&ug., Professor, Jena.
5 Die Wahlen erfolgten sämtlich dureh Zu-
ruf. : %
Herr Franke: Meine Damen und Herren:
Ich bitte Ihnen zunächst meinen Dank sagen zu -
dürfen für das Vertrauen, welches Sie mir durch
die Wahl zum Vorsitzenden entgegengebracht
haben. Ob es mir gelingen wird, dieses Ver-
trauen in dem Maße zu verdienen, wie ich es
selbst dringend wünsche, das muß sich erst zei-
gen. Auch bei mir häufen sich die Berufspflich-
ten in dem Maße, daß es immer schwerer wird,
den angemessenen Teil für ehrenamtliche Ar-
beit an Kraft und Zeit einzusparen. Jedenfalls
werde ich zufrieden und glücklich sein müssen,
wenn es mir gelingt, in dem Maße, wie es unse-
rem bisherigen Vorsitzenden trotz, Häufung sei-
ner Amter und entgegenstehender Schwierig-
keiten gelungen ist; denn wenn Sie aus seinen
Worten etwa den Schluß gezogen haben sollten,
als wenn er sich tatsächlich durch diese Häu-.
fung von seinen Verpflichtungen gegenüber dem
Verein hätte zurückhalten lassen, so. würde das
ein falscher Eindruck sein. Er war nicht nur
regelmäßig in den Vereinssitzungen, sondern -
hat auch die Vorstandssitzungen mit großem
Eifer und großer Regelmäßigkeit geleitet, und
es ist ihm gelungen, obgleich das besonders
schwere Jahr auch hier eine Reihe von beson-
deren Tätigkeiten nötig. gemacht hat, von denen
der vorgetragene Geschäftsbericht nur einen
kurzen Auszug gegeben hat. Ich glaube, in
Ihrem Sinne zu sprechen, wenn ich unserem bis-
herigen Herrn Vorsitzenden für die im Interesse
des Vereins
Dank sage. :
"Vorsitzender: Ich erteile nunmehr das Wort
Herın Geheimrat Weber zu. seinem Vortrag
über: ,25 Jahre Vorschriften des Ver-
bandes Deutscher Elektrotechniker“.
Herr Weber schilderte hierauf die Entwick-
lung der Vorschriften des VDE, die mit den
Sicherheitsvorschriften im Jahre 1895 began-
geleistete Arbeit den herzlichsten
nen. Er hob ihre große Bedeutung für die tech--
nische Entwicklung des Faches hervor und be-
tonte besonders, daß sie ein Vorbild seien für
eine gute und wirksame Selbstverwaltung. Der
mit’gsroßem Beifall aufgenommene Vortrag wird
in der „ETZ“ abgedruckt. EDER
Vorsitzender: Wünscht jemand das Wort zu
diesem Vortrage? Das ist nicht der Fall. Dann
möchte ich Herrn Geheimrat Weber für seinen
außerordentlich wertvollen Vortrag aufrichtig
danken. RE
Meine Damen und Herren: Sie haben ein
Bild vor sich entrollen sehen von einer langen,
mühsamen, und wie wir mit Freuden anerken-
nen müssen, erfolgreichen Arbeit. Der Haupt-
wert unserer Vorschriften, die der Verband
Deutscher Elektrotechniker aufgestellt hat,
liegt ja darin, nicht nur, daß wir die Anlagen
nur halb so viel auswärtige Ausschuß-
a
se
3 |
11. März 1920.
- Elektrotechnische Zeitschrift,
1920,
dadurch betriebssicher gemacht haben und da-
mit die Möglichkeit gegeben haben für die ge-
waltige Entwicklung unserer Elektrotechnik,
die alle Wirtschaftsgebiete unseres modernen
Lebens treibt, sondern es zeigt sich auch, wie
nutzbringend eine solehe Arbeit der Selbstver-
waltung ist und auch ich, der ich mitten im po-
litischen Leben stehe, möchte gerade auf diesem
Beispiele aufbauend als Riehtschnur hinstellen,
daß wir daran lernen sollen, nieht durch Verord-
nungen, Gesetze, Vorschriften, von heute zu
morgen etwas plötzlich umkrempeln und umge-
stalten zu wollen, sondern daß alles aus der na-
türlichen Entwicklung heraus wachsen und sich
entfalten muß. An diesem ‚Beispiel sehen wir,
wie hier Nutzen geschaffen ist, und das sollte
bahnbrechend sein für alle unsere Wiederanf-
bauarbeiten.
Im Anftrage des Vorstandes
‚Strecker.
“ Neuanmeldungen.
Bender, Robert, Betriebsingenieur der Großen Berliner
Straßenbahn, Friedenau. m
Bilgrey, John, Ingenieur, Amsterdam.
Dellermann, Gustav, Ingenieur, Siemensstadt.
Dengler, Martin, Ingenieur, Charlottenburg.
Foehr, Ernst, Oberingenieur der SSW., Charlottenburg.
Fritz, Josef, Ingenieur, Laubegast.
Fliegenschmidt, Carl, Ingenieur, Charlottenburg.
Fryz, Adolf, Ingenieur, Lindau am Bodensee.
Getreuer, Kurt, techn. Beamter, Berlin. .
Grefe, Wilhelm Georg, Berechnungsingenieur, Wilmers-
‘ dorf. N
Giebe, Erich, Prof., Dr., Charlottenburg.
Heffner, Karl, Dipl.-Ing , Schöneberg.
Heise, Heinrich, Konstrukteur, Berlin. >
Hupperz, August, Betriebsingenieur, Hirschberg i. Schl.
Helf, Lothar, Ingenieur, Charlottenburg.
Hubel, Gustav, Dipl.-ng., Georgsmarienhütte.
Helmdach, Franz, Telegrapheningenieur, Friedenau.
‚Flaum, Z., Ingenieur, Wilmersdorf.
Fiala, Leo, Techniker, Niedersedlitz-Dresden.
Kassina, Agnes, Laborantin, Baumschulenweg.
Kirchgässner, Willy, Ingenieur, Charlottenburg.
Kirmes, Willy, Ingenieur, Charlottenburg.
Knirsch, Rudolf, Elektroingenieur, Dresden.
Krüger, Otto, Elektrotechniker, Pankow. :
von Kiepach, Milan, Zipl -$ng., Charlottenburg:
Leuttoff, Bruno, Ingenieur, Berlin.
Linstedt, Hermann, Ingenieur, Berlin.
Lorenz, Hugo, Ingenieur, Weiz.
Mahler, Alfons, Ingenieur, Siemensstadt.
Massmann, Otto, Elektroingenieur, Karlshorst.
Mellinger, Ludwig, Divl -na , Charlottenbure.
Meissner, Erich, Ingenieur, Charlottenburg.
Marx, Karl, Ingenieur, Berlin. Ri
Müllner, Edmund, Ingenieur der Telefunken, Berlin.
Müller; Johannes, Dr. phil., Elsfluth.a. M. .
Meuser, Hans, Ingenieur, Berlin. y
Ment, Josef, Ingenieur, Charlottenburg.
Otte, Richard, Ingenieur, Siemensstadt.
Richter, Max, Ingenieur, Paderborn i. W.
Rinck, Franz, cand. ing., Friedenau. - :
Schildorfer, Albert, Ingenieur, Krems a. d. Donau.
. Schrinner, Willy, Oberingenieur, Berlin.
Sybel, Johannes, Ingenieur, Berlin-Buchholz.
. Spiess, Otto, Physiker, Charlottenburg.
Stamm, Hans, Ingenieur, Berlin.
Straßburger, Felix, Ingenieur, Charlottenburg,
Springe, Adolf, Zivilingenieur, Neumünster.
Tule, Daniel, Ingenieur, Laubegast-Dresden.
Vermeulen, Hendrik, Elektroingenieur, Dordrecht.
Wogurek, Josef, Ingenieur, Charlottenburg.
Wegener, Wilhelm, Ingenieur, Charlottenburg.
Wehrmann, Albert, Dipl -$ng., Berlin.
Windel, Walther, Oberingenieur, Dr. rer. pol... Dr.
jur., Steglitz.
Wurm, Erich, Dipl.«ing., Patentanwalt, Berlin.
Ziehm, Eugen, Ingenieur, Berlin.
Sitzungskalender.
Elektrotechnischer Verein. Fachsitzung.
17. III. 1920, abends 71, Uhr, Hörsaal des Te-:
legraphen-Versuchsamts:
1. Vortrag .Postrat Arendt:
Erdtelegraphie im Kriege.‘
2. Vortrag _Obering. Falkenthal: „Messun-
gen an Erdantennen.‘‘
Weiteres siehe offizielle Ankündigung.
Verein deutscher Ingenieure. 12. III. 1920,
abends 7% Uhr, Ingenieurhaus: Vortrag
Kutsche „Vorbereitung, Überwachung und
Abrechnung in Maschinenfabriken.“
Verein deutscher Ingenieure. 15. III. 1920,
„Abhören und
nachm., 5 Uhr, Techn. Hochschule: Vortrag Prof.
Gümpel: „Die Dämpfung von Verdrehungs-
schwingungen, elementare Theorie gedämpfter
gekoppelter Schwingungen.‘
Verein deutscher Ingenieure. 22. III. 1920,
nachm. 5 Uhr, Techn. Hochschule: Reg.-Rat
Felgenträger „Elastische und unelastische
Formänderungen von Wagen.“
Deutsche Gesellschaft für Metallkunde. 26.
111. 1920, abends 7 Uhr, Ingenieurhaus: Ober-
ing. Özochralski „Lagermetalle und ihre
technologische Bewertung‘‘ (mit Liehtbildern).
RUNDSCHAU.
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Die Viktoria-Fälle übersehätzt, — In einem
Bericht an das ‚„Rhodesian Munition and Re-
sources Committee‘ sagt W. Carter, daß die
nutzbare Kraft der Viktoria-Fälle außerordent-
lieh übertrieben geschätzt worden sei. Infolge
der neueren Vermessungen und Lotungen muß-
ten die früheren Berichte wesentlich abgeän-
dert werden. Tatsächlich beträgt die mitt-
lere Geschwindigkeit des Flusses etwa 10,8
m/min und die überfallende Wassermenge
25000 m®/min. Wenn man 118 m als reine
Fallhöhe und weitere 6,5 m für den Höhen-
unterschied zwischen Oberwasserspiegel und
Flußsohle rechnet, so ergibt sich ein wirksames
Gefälle von 121,3 m, unter der Voraussetzung,
daß die Turbinen 3,3 m über dem Wasserspiegel
im Abflußgerinne arbeiten und bei Vernach-
lässigung des Einflusses der Reibung in der
Rohrleitung. Falls.die Turbinen höher als auf
Hochwassermarke aufgestellt werden, verrin-
gert sich das nutzbare Gefälle auf 103,2 m. Für
den Fall, daß die gesamte, geschätzte Wasser-
menge ausgenutzt wird, ergeben sich bei einem
Wirkungsgrad von 85% und nach entsprechen-
dem Abzug für Reibungsverluste in den Rohr-
leitungen etwa 263 000 kW. Der Berichterstat-
ter ist der Ansicht, daß vorläufig noch keine
Aussicht besteht, Kraft im großen nutzbrin-
gend zu erzeugen. Immerhin ist es bei den
wichtigen Fortschritten in der elektrochemi-
‘schen Industrie leicht möglich, daß sich hie
im Laufe der Zeit ein bedeutender Industrie-
mittelpunkt entwickelt. (‚The Technical Re-
view‘, Bd. 6, 1920, S. 172 nach ‚‚South African
Mining a. Engineering Journal‘ 22. XI. ni)
Ausländische Projekte. — Der Vorsitzende
der Ontario Hydro-Electrie Commission,
Beck, ,. hat kürzlich auf die außerordentliche
Bedeutung der Wasserkräfte u. a. des St. Lo-
renzstromes und der großen Seen hingewiesen,
deren Ausnutzung zunächst rd 2,5 Mill. PS, im
ganzen Staat Ontario (Kanada) aber etwa
5 Mill. PS ergeben würde. Nach Becks An-
sicht könnte man damit rd 100 Mill. t Kohle er-
sparen. Der Energieverbrauch hat sich in
9 Jahren von 10 000 PS auf 0,365 Mill. PS ge-
steigert, und es ist wahrscheinlich, daß die 2,5
Mil. PS innerhalb nicht langer Zeit ebenfalls
Absatz finden. Nach einer Schätzung ‚sollen
die Kosten des Ausbaues etwa 100 Mill. $ be-
tragen. — Wie aus Niederländisch-Indien
berichtet wird, hat ein dem Departement für die
Gouvernementsbetriebe angegliederter „Dienst
für Wasserkraft und Elektrizität‘ die Aufgabe,
die Wasserkräfte systematisch aufzusuchen, zu
inventarisieren und ihre industrielle Ausnut-
zung in die Wege zu leiten; er soll. außerdem
die Elektrisierung der Bahnen bearbeiten. —
Die Stadt Yokohama, Japan, plant u. a.
die Errichtung von Elektrizitätswerken in eige-
ner Verwaltung und hat für elektrische Be-
leuchtung und Kraftlieferung je 10 Mill. Yen,
für elektrische Straßenbahnen 20 Mill. Yen
zur Verfügung gestellt. Die neu gegründete
Japan Hydro Electrie Co beabsiehtigt, ihre
Wasserkraftrechte auszubeuten, u. zw. miteiner
Leistung von 105 000 kW. Für den Absatz der
‘elektrischen Arbeit kommen die beiden. Licht-
gesellschaften in Osaka und Kyoto in Be-
tracht. — Auf Island wird zurAusnutzung der
‘Wasserkraft des Ellidarelfs bei Reykjavik ein
Elektrizitätswerk von rd 1000 PS errichtet,
dessen Baukosten man auf 2 Mill. Kr schätzt. —
In Schottland plant man, so berichtet
„Ihe Electrician‘‘, die Ausnutzung der in den
Seen Ericht, Laidon, Rannoch und Tummel
aufgespeicherten Energien und ihre UÜbertra-
gung nach Dundee, u. zw. in drei Ausbauten,
die nach jetzt vorliegenden Projekten zusam-
men durchschnittlich 21 770, maximal 62 200
kW und im Jahre etwas mehr als 189 Mill. kWh
ergeben würden. Hiervon entfallen auf den
Loch Ericht 5670 bzw. 16200 kW und 48,5
-Mill. kWh, auf den Loch Rannoch sowie auf
den Loch Tummel je 8050 bzw. 23 000 kW und
70,5 Mill. kWh. Die Kosten des ersten Aus-
baues, einschließlich der Leitung nach Dundee,
werden auf 1,134, die des zweiten auf 1,903 und
die des dritten auf 1,520 Mill. £, für die ganze
Anlage mithin auf 4,6 Mill. £ geschätzt, wäh-
rend man die jährlichen Ausgaben insgesamt
zu 0,349 Mill. £ und den Preis der elektrischen
Arbeit zu etwas über 0,4 d/kWh berechnet. Für
die Ausnutzung der genannten Wasserkräfte
Heit 11.
219
spricht gegenüber einer Dampfanlage die wach-
sende Verteuerung der Kohle, der maschi-
nellen Einrichtungen, Transporte, Gehälter und
Löhne. — Nach der „Ind.- und Hand.-Ztg.‘‘ wer-
den jetzt in Venezien Schritte unternommen,
um die Elektrizitätsverwertung auf Landwirt-
schaft, Bewässerung, das Beförderungswesen
und auf Kanalbauten auszudehnen. Die Aus-
nutzung der Wasserkräfte befindet sich heute
hauptsächlieh unter der Kontrolle einer von
der Societä Adriatica di Elettrieitä geführten
Finanzgruppe. Genannte Gesellschaft hat
kürzlich ihr: Kapital von 36,8 auf 60 Mill.
Lire erhöht und ist fortgesetzt; bestrebt, um-
fangreiche Beteiligungen bei anderen Unter-
nehmungen zu erwerben. Verschiedene ihrer
Untergesellschaften vermehren gleichfalls ihr
Kapital. Die ‚„Adriatica“ bemüht sich jetzt,
das Julische .Venezien, das Trentino, Istrien
und möglicherweise auch Fiume mit Elektri-
zität zu versorgen; ein Vertrag über die Be-
lieferung Triests mit Elektrizität soll bereits
zustande gekommen sein. — Wie wir der
„Schweizer. Bauztg.‘‘ entnehmen, wird z. Zt.
ein von R. Koechlin stammendes neues
Projekt für die Ausnutzung der Wasserkräfte
des Rheins zwischen Basel und Straßburg
viel besprochen, das die Grundlage eines Kon-
zessionsgesuches der A.G. Forces motrices du
Haute Rhin in Mülhausen bildet. Es sieht
8 Kraftwerke vor, u. zw. bei Kembs, Hom-
burg, Blodelsheim, Neubreisach, Markols-
heim, Diebolsheim, Gerstheim und Neuhof, mit
einer durchschnittlichen hydraulischen Jahres-
leistung von 0,65 bis 0,70 Mill. PS. Durch
weiteren Aufstau ließe sich die Leistung der
Zentrale Kembs, für die 10 vertikale Franeis-
Turbinen von 7150 bis 12 000 PS vorgesehen
sind, noch um. etwa 15 000 PS steigern, die
nach Basel übertragen werden könnten. >
Elektrömaschinenbau.
‘Die Bruchlochwicklung (Teilloehwieklung)
und ihr Entwurf. — Alle Bruchlochwieklungen
lassen sich auf Urwicklungen mit denselben
elektrischen Eigenschaften zurückführen. Der
Entwurfergibt sich aus dem Nutenstern. Wick-
lungen, deren Nutenzahl N und Polpaarzahl p
teilerfremd sind, können unmittelbar mit dem
Nutenschritt aufgezeichnet werden. Der Ver-
fasser behandelt nur die symmetrischen Wick-
lungen, die bei derselben Nuten- und Polpaar-
zahl den größten Wicklungsfaktor der Grund-
welle haben. Es werden zunächst die Bruch-
lochwieklungen untersucht, bei denen alle
Nuten bewickelt sind. Hierzu gehören die sym-
metrischen Bruchlochwicklungen, deren Nuten-
zahl und Polpaarzahl keinen gemeinsamen
Teiler haben-und die symmetrischen dreiphasi-
gen Bruchlochwicklungen, deren Nutenzahlund
Polpaarzahl als größten gemeinsamen Teiler 2
haben und deren Spulenzahl im Strang unge-
vade ist. Als zweite Hauptgruppe werden die
Bruchlochwicklungen mitmehreren unbewickel-
ten Nuten untersucht. Zu dieser gehören a) die
einphasige Bruchlochwicklung, b) die symme-
trische dreiphasige Bruchlochwicklung mit nur
drei unbewickelten Nuten, wobei Nutenzahl
und Polpaarzahl teilerfremd, c) die übrigen
symmetrischen dreiphasigen Bruchlochwick-
lungen mit nur drei unbewickelten Nuten, und
d) die symmetrische dreiphasige Bruchloch-
wieklung mit mehr als drei unbewickelten Nu-
ten. Die Ergebnisse sind in übersichtlichen Ta -
bellen und Figuren zusammengestellt. (R.
Richter. Archiv f. Elektr., Bd. 8, 1919, S.
214.) | Vo.
Leitungsbau.
Leitungsisolator mit Metallglocke. — 1.
- Neu berichtet über neuere Versuche mit Lei-
tungsisolatoren, wobei er zu dem Ergebnis kam,
daß Metallglocken, welche mittels Schwefels
auf die Stütze aufgegossen sind, hinsichtlich
des Isoliervermögens den Porzellan- oder Glas-
isolatoren vorzuziehen sind.
Der Vortragende ging davon aus, daß die
Güte der Isolation eines Stoffes von seinem
Leitungs- und seinem Oberflächenwiderstand
abhängt. Da dieser bei feuchter Luft im all-
gemeinen erheblieh geringer als der Leitungs-
widerstand ist, so ist er für die Beurteilung
eines Isolators in erster Linie maßgebend. Nach
den von Harvey L. Curtis (Bureau of Stan-
dards Washington) im Jahre 1915 veröffent-
lichten, hierunter auszugsweise wiedergegebe-
nen Zusammenstellungen ist der. Schwefel
dem Porzellan und Glas an Leitungs- und
besonders an Oberflächenwiderstand bei feuch-
ter Luft wesentlich überlegen.
Der Leitungswiderstand von Iso-
lationsstoffen:
Schwefel . 100 000 Mill. M2
Paraffin 2%.40:00055, E
Porzellan, unglasiert 300
Eatelelasenıkari en 207% Ir
2230
Der Oberflächenwiderstand von
Isolationsstofien’ bei 90% Feuchtig-
keitsgehalt ‘der Luft:
‚Schwefel ......,.. '-100 Mill. M2
Parafiin (spezial) > L0000 WE 5,
Porzellan, gläsieıt 600 MR
35 unglasiert BON;
Tagelslası Mamma 20:2,
Von dieser Tatsache ausgehend, hat der
Vörtragende vergleichende Versuche mit einem
gewöhnlichen : Porzellan-Doppelglockenisolator
und einem Isolator vornehmen lassen, der aus
einer einfachen Metallglocke bestand, die mit-
tels Schwefels auf eine Stütze aus verzinktem
Eisen aufgekittet war. Der Schwefelverguß
war, wie dies aus der Abb. 1 ersichtlich ist,
unten durch eine Paraffinschicht abgeschlossen.
Die Porzellanudoppelglocke war auf einer Stütze
von verzinktem Eisen mit Gips befestigt.
KHemm=
schraube
Abb. 2.
Abb. 1.
Die mit einer Spannung von 410 V:.vor-
genommenen , Messungen des Isolations-
widerstandes zwischen Drahtlager und
Stütze hatten folgende Ergebnisse in Megohm:
Metallisolator To ir
Bei trockener Luft > 500000 > 500 000
Bei einer Luftfeuch-
tigkeit von 90% > 500.000 40.000
Bei senkrecht auf- .
treffendem Regen 70000 bis 140000 6000 bis 7000
BeieinemimWinkel
von45° auftreffen- ;
den Regen . .. 70.000 bis 90000 - 1500
Ferner wurde bei senkrecht auftreffendem
Regen die Kapazität beider Isolatoren bei
einem Wechselstrom von 6000: V und einer
Frequenz von 41 i.d.s gemessen. Dabei er-
gab sich:
für den Metallisolator eine: Ka- }
PAazitab von. rn 7070,0000 2
für den Porzellanisolator eine
Kapazität von Be 0,00004 „,
Endlich wurde noch das . Verhalten der
beiden Isolatoren bei Hochspannung ver-
glichen, die an das Drahtlager und an die
Eisenstütze herangeführt wurde. Die Span-
nung des dazu benutzten Wechselstromes, der
eine Frequenz von 42 i.d.s besaß, wurde all-
mählich bis zur Bildung eines Lichtbogens ge-
steigert.
Zustande machte sich von 10 000 Vabein Ent-
ladungsgeräusch in seinem Innern bemerkbar.
Die ersten Entladungsfunken zwischen Stütze
und Glocke traten bei 16 000 V, ein Liehtbogen
bei 18 000 V auf. Sodann wurden mit beiden
Isolatoren Hochspannungsversuche bei’ einem
im Winkel von 45° auftreifenden Regen vor-
genommen. : Dabei bildete sich zwischen der
äußeren Glocke und dem Gipsverguß des Por-
zellanisolators ein Lichtbogen, wenn die Span-
nung auf 9000 bis 10 000 V stieg. Beim Me-
tallisolator wurden bei der gleichen Spannung
Entladungsfunken zwisehen Glocke und Stütze,
bei 11000 bis 11 500.V. ein Liehtbogen beob-
achtet,
Für die Versuche wurde eine Isolator-
glocke aus Kupier verwendet. Zur fabrik-
mäßigen Heıstellung empfiehlt der Vortra-
gende die Verwendung von Stahlblech mit
Blei-, Zink- oder Emailleüberzug. Das Gewicht
der Metallglocke beträgt nur 100 g gegenüber
einem Gewicht der Porzellandoppelglocke von
535g. Der Vortragende betont ferner, daß die
Glocke mutwilligen Beschädigungen ‚durch
Steinwürfe sowie dem Bruch bei der. Betörde-
Beim Metallisolator in. trockenem '
Flektrofechnische Zeitschrift. 1820. Het AL
re Ad [nz
ENT
AS
rung eıheblich weniger ausgesetzt sein würde
als die Poızellanisolatoren. Nach seiner An-
sicht würden. sich derartige Metallisolatoren
sowohl für Telegraphen- und Fernsprechlinien
als auch für Licht- und Kıraitanlagen bis zu
3000 V Spannung eignen. Für letztere Zwecke
empfieblt Neu Glocken von 63 mm Duıch-
‚messer und 80 mm Höhe. SH
Eine besondere Form des Metallisolators,
wie sie in der Abb. 2 dargestellt ist,' wird zur
Verbindung oberirdischer und unterirdischer
Leitungen vorgeschlagen. A
Plan
Schließlich wird noch empfohlen, die Por-
zellanisolatoren zur Verbesserung der Isolation
mit einer Füllung von Schwetel oder Paraffin
zu ‘versehen. PR
- Der Bericht enthält keine näheren An-
gaben über die Art der Befestigung der Metall-
glocke auf der Stütze. Das bloße Vergießen
mit Schwefel bietet wohl kaum eine aus-
reichende Gewähr für die nötige Festigkeit,
namentlich bei starkem seitlichem, Drahtzug.
(Bull. de la Societ& Intern. des Electriciens,
Bd... 8,1918, S. 85tf.) Ke.
Apparatebau.
Steckdosen mit selbsttätiger Steckerfest-
haltung. — Bei langen oder schweren Litzen-
leitungen kann leicht ein unbeabsichtigtes Her-
ausziehen des Steckers aus der Steckdose statt-
finden und zu unliebsamen Störungen Veran-
lassung geben. Noch leichter kann dies bei
schräg oder hängend angeordneten Steckdosen
vorkommen. Um diesen Mißstand zu besei-
tigen, stellt die G. Schanzenbach & Co. G. m.
b. H., Frankfurt a. M., Steckdosen mit selbst-
tätiger Steckerfesthaltung her. Abb. 3 zeigt eine.
Abb. 3.
derartige Porzellan-Wandsteckdose. Ein in einer
Aussparung,der Doselleicht beweglich gelagerter
Drahtbüge fällt nach Einführung des Steckers
durch sein eigenes Gewicht herab und greift
über einen am Stecker vorgesehenen, nasenför-
migen Vorsprung. ‘Der Stecker kann daher
erst herausgezogen werden, nachdem der Bügel
von Hand angehoben worden ist. Eine ähn-
liche Steckdose in Gußeisengehäuse für Ver-
wendung in industriellen;Betrieben zeigt Abb. 4.
IN
RIIISSS
N
SI
Abb. 4.
Q
Der Porzellansteceker ist hier zum Schutz mit
einer Metallkapsel umgeben; ihr gußeiserner
Deckel schließt das Gehäuse nach Herausnahme
des Steckers durch Federdruck selbsttätig ab.
Bei der schrägen Wandsteckdose (Abb. 5),
wird der Stecker durch eine am Gehäusedeckel
angeordnete Nase festgehalten, die sich nach
Anschluß des Steckers unter. dem Druck der
Scharnierfeder selbsttätig in die dargestellte
Lage einstellt; eine Lösung des Steckers kann
nur erfolgen, nachdem der Gehäusedeckel von
Hand angehoben wurde.- Nach dem gleichen
Prinzip baut die genannte, Firma gekapselte,
wasserdichte Steckdosen für horizontalen,
schrägen und vertikalen Steckeranschluß zur
Verwendung in rauhen Betrieben. 2 A ed
‘In Abb. 6 und 7 sind noch 2 Pendelsteck-
dosen dargestellt, von. denen die ersten mit
Porzellaneinführungstülle und isolierter Auf-
hängung, die zweite mit Gußabzweigkasten
und eingebauter Abzweigscheibe versehen ist.
Die zu den letzteren Typen gehörigen Stecker
(Abb. 8) besitzen einen: Hohlkörper aus Guß-
eisen, an den sich ein schmiedeeiserner, die
Abb. 5
Kontaktstifte umgebender Schutzkra en an-
schließt. Im Innern des Steckers befinden sich
2 Abklemmplatten, zwischen welche ‚zwecks
‚Abb. 6. ART
Zu
Kabels geklemmt wird. Von der Abklemm-
stelle ab bis etwa 10 cm über den Stecker hin-
aus, ist das Kabel von einer Hanfmanschette
mit eingelegter Drahtspirale umgeben, um ein
Knicken der Leitung unter allen Umständen zu
vermeiden. Wp.
Verkehr und Transport.
Elektrisierung der französischen Eisen-
bahnen. — Im „Genie Civil“, Bd. 74, 1919,
8. 334 ff. behandelt P. Letheule die Frage der
Elektrisierung der französischen Eisenbahnen
und ihrer Rückwirkung auf den Betrieb der
Telegraphen- und Fernsprechleitungen. In
einem Aufsatz der ‚‚Annales des Postes, T&l6-
graphes et T&l&phones‘, Dezember 1918, begrün-
det Mauduit die Forderung der baldigen und
möglichst vollständigen Elektrisierung der
Eisenbahnen!) mit den erheblichen hygieni-
schen und wirtschaftlichen Vorzügen des elek-
trischen Betriebes. Diese Vorzüge hält er für so
groß, daß demgegenüber die zu erwartenden
Beeinträchtigüngen des Telegraphen- und Fern-
sprechverkehrs keine Rolle spielen dürften. Er
geht so weit, von der Telegraphenverwaltung
zu fordern, daß sie ihre Leitungen rechtzeitig
... 1) Der von der Regierung zur Prüfung der Elektri-
sierungspläne eingesetzte Ausschuß, d-m auch Mauduit
angehörte, hat sich inzwischen für hochgespannten Gleich-
strom 'ausg*sprochen, u. zw Kae Ben der Is
teiligen, Einwirkung auf.
Wechselstrom befürchteten nac
Schwachstromleitungen (vgl. „ETZ* 1920, 8. 40), °
‘ #
il. März 1920.
entlastung die losgelöste Umspinnung des -
u; RENT,
Bu he BA Ba a eh in
ai
4 2 De ”
v T 3 \ RR
‘il. März 1920,
Blektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit
von den Bahnanlagen entfernen oder sie als
Doppelleitungen in Kabel verlegen soll. Diese
radikale Lösung entspricht nicht den Ansichten
der Ingenieure der französischen Telegraplen-
verwaltung; diese würden es vorziehen, wenn
zwischen den beteiligten technischen Dienst-
REN ein engeres Zusammenarbeiten zu-
stan
e käme, durch welches für jeden Fall die
beste Lösung der sich ergebenden Aufgaben ge-
sucht würde. ecke
In den Vereinigten Staaten hat man be-
reits diesen Weg beschritten und damit in-
'teressante Ergebnisse erzielt, über die Arbeiten
- vorliegen von M. Valensi in den „Annäles des
Postes, Tel&graphes et Tel&phones,‘, Dezember
1918, von M.H.S. Warren in den „Proceedings
of the American Institute of Electrical Engi-
neers“, August 1918, und schließlich von M.
Valensi in den ‚„Annales des Postes, T&lögra-
phes et T&l&phones‘‘ vom März 1919. Diese Ar-
peiten, die praktische Erfahrungen und Theorie
in gleicher Weise berücksichtigen, bilden eine
wertvolle Ergänzung der mehr zusammenfas-
senden Arbeit Mauduits. Die Dreiphasenlei-
tungen behandelt Valensi eingehend in der
ersten Arbeit, die Einphasenleitungen in der
zweiten. Die erste Arbeit betont für die Drei-
phasenleitung die Wichtigkeit folgenderPunkte:
1. Beseitigung der Harmonischen in neuen
Netzen, 2. Herabsetzung der nicht ausgegliche-
nen Stıöme und Spannungen in allen Teilen des
Parallelverlaufs, 3. saehgemäße, Verteilung von
: Ye
Abb.:9. Schaltung der Ausgleichstransformatoren bei der Naw-Haven-Eisenban.
-Verdrillungen der Drehstromleitung und Kreu-
. zungen. der Fernsprechleitungen über die ganze
Stiecke des Parallelverlautes. Die Aıbeiı von
M. H. 3. Warren behandelt die möglichen Stö-
zungen und die vorgeschlagenen Schutzmittel,
- die veils an der Schwachstiomlinie, teils an der
Starkstiomlinie, teils an beiden zugleich anzu-
bringen sind. Diese Schutzmittel haben sich
zum gıoßen Teil bereits gut bewährt und haben
. bisber fast übeıall den Unteinehmern radikale
Lösungen, die übeıaus kostspielig wäılen, er-
spart. Diein den Vereinigten Staawen beobach-
teten schädlichen Wirkungen teilt Warıen wie
folgt ein:
.. I. Betriebsstörungen:a) Außerbetrieb-
setzen der Leitungen duich Anspıechen von
Sicherungen, b) talsche Anıufe bei Eisenbahn-
signalanlagen, c) Sıörgeräusche in Feınspiech-
leıtungen, besonders veruisacht duıch die Har-
monischen, deıen Periodenzahlsich der Spıech-
irequenz nälıert, wo schon eine Leistung von
der Grıößenoidnung eines Zehntel Mikıowatt
ausreicht, d) kEntstellung' von :Telegiaphier-
.. zeichen. : ;
.11. Beschädigungen des Materials:
e) Entstehung von lreueisbrünsten, i) Magneti-
sierung der Pupinspulen.
Ill. Unfallgeiahren für Teilnehmer
nnd Bedienungspersonal: g) elektrische
Schläge, b) Knallgeräusche.
Als Voıbeugungs- bzw.
an: den Schwachstiomleitungen anzubıingen
sind, sind in Amerika vorgeschlagen oder ange-
wendet worden: Vergiößerung des Absiandes
der beiden Linien, Enıladespulen, die zwischen
die beiden Zweige einer Doppelleitung geschal-
tet und in der Mitte geeıdet sind, Unverteilung
der Schwachstromleiiungen, Anschaltung von
Resonanzkreisen und ıegelmäßige Kıeuzungen
in Verbindung mit soıgiältiger Isolation der.
Leitungen. Außer diesen 2. '. recht schwierig
anzuwendenden und wenig wirksamen Mitteln
kommt als erstes und wiıksamstes Mittel für die
elektrischen Bahnen in Frage: Versingerung des
Rückstioms duıch die Eıde duich Veıwendung
einer von der Erde isolierten metallischen Hin-
und Rückleitung; außer den hoben Kosten hat
dieses Mittel aber noch erhebliche Eıschwerun-
gen des Baues und des Betriebes der Bahnen
zur Folge. Weitere wirksame Mittel zur Ver-
Tingerung des Erdiückstiomes sind: Vermeh-
rung der Speisepunkte, oder Unterteilung des
Falıdıahtes und Speisung jedes Abschnittes
durch besondere Transfoımatoren. Bei den
zweigleisigen Bahnen der City and South Lon-
don Railway hat man die beiden Fahrdıähte
mit den beiden entgegengesetzten Polen der Ma-
schine verbunden und verwendet die unter sich
"rhodium-Thermoelemente.
Schutzmittel, die
"stante c, = 1,46 cm.grad angibt.
verbundenen Schienen nur als Ausgleichsleiter;
den hieıdurch erzielten Vorteilen sıehen erheb-
liebe Erschwerungen an den Weichen und Kıeu-
zungsstellen gegenüber. Die Veriingeiung der
Irıstiöme läßt sich eintacher duich „Aus-
gleichstiansformatoren‘‘ erıeichen, deren Pıin-
zip dem der Ausgleichsgruppen in Dıeileiter-
gleichstromnetzen ähnelt, und die nach Abb. 9
geschaltet werden. Auch Saugtiansiormatoıen
dienen dem gleichen Zwecke, Re
Aus Betriebserfahrungen, die neuerdings
in: Amerika gemacht woıden sind, teilt Le-
theule folgende mit:
.. Die Inbetriebnahme der Einphasen-
wechselstrom-Bahn mit Schienenrückleitung
Woodlawn-Stamford (11 000 V, 25 Peı) traten
in.der oberirdischen Fernsprechlinie New Yoık—
Boston Spannungen bis zu 600 V, in der Kabel-
linie nach New Haven solche bis zu 170 V aut.
Beeinflussungen waren noch bemerkbar, wenn
die Kabellinie bis zu 600 m entiernt war. Als
Schutzmittelkamen Ausgleichstransformatoıen
in Verbindung mit einer Rückleitung zur An-
wendung (Schaltung nach Abb.9). In der Kraft-
station Usind Drehstrommaschinen vorhanden ;
eine Phase derselben aıbeitet auf den Fahr-
draht und die Rückleitung EF. Die Inbetrieb-
nahme der Schutzschaltung tiel zusammen mit
einer Er weiterung des Netzes, unter deıen Ein-
fluß.eine Steigerung der Spannungen in den
Fernsprechleitungen bei den Freileitungen auf
1500 V, in den Kabelleitungen aut 1000 V hätte
2 eintreten müssen. Z. Zt. be-
trägt die in den Kabelleitun-
gen auftretende Spannung
selten mehr als 30 V
II. Bei der 9,6 km lan-
gen New-Canaan Sirecke des-
selben Netzes erreichten die
Spannungeningewissen Feın-
sprechkabelleitungen 1000 V
im Augenblicke der ziemlich
häutigen . Kuızschlüsse von
2500 A. Man kat die Schie-
nenveıbindungen veıbessert,
die Kurzschlußstiöme duıch
Einschaltung von Reaktan-
zen in den Fahıdıaht heıab-
gedrückt und 12 Saugtıans-
tiormatoren in regelmäßigen
Abständen von 800 m zwischen Schienen und
Fahrdıaht geschaltet. RL h
III. Auf der Stıiecke Philadelphia —Paoli
der Pennsylvania-kisenbalin (32 km, 11000 V,
Einphasenwechselstıiom) sind. Saugtıansioı ma-
' toren in noch geringeren Abständen vorgesehen.
Der Plan sieht außeıdem vor die Einiichtung
neuer Unterstationen, um die Zahl der Speise-
punkte zu erhöhen, die Unterteilung der Fahr-
| dıähte und sogar die Entfeinung eines ober-
iıdischen Teiles der Fernsprechlinie. Trotz die-
-ser Schutzmaßnahmen und noch. einiger an-
derer rechnet man damit, daß Spannungen bis
zu 250 V im Augenblick der stärksten Kuız-
'schlüsse auftıeien 'können. Li.
Beleuchtung und Heizung.
Die Lichtstärke des schwarzen Körpers in
Hefinerkerzen und die Strahlungskonstanten
der Glühlampenkohle. — Frl. Dr. H. Kohn hat
eine Neueichung des Schwarzen Körpers aus-
geführt und berichtet hierüber eingehend in
den Annalen der Physik!). Die Hauptschwierig-
keit macht die. Bestimmung der "lemperatur.
Die Messung erfolgt mit. dem Platin-Platin-
Da die Eichung
des Thermoelementes aber nur bis zum Schmelz-
punkte des Goldes (1064°) an die gasthermo-
metrische Skala angeschlossen ist, so müssen
die höheren Temperaturwerte aus einer em-
irischen Formel extrapoliert werden. Die
Werte dieser Skala stimmen nahezu mit ‘den-
jenigen der strahlungstheoretischen Tempera-
turskala überein, wenn man in der Wienschen
Strahlungsgleichung den Wert für die Kon-
Aber dieser
Wert von c, ist nichts weniger als sicher, und
die von verschiedener Seite vorgenommenen
Neubestimmungen der Konstanten c, ergaben
Schwankungen zwischen & = 1,460 und
6, = 1,437. Je nachdem man den einen oder
den anderen Wert zugrunde legt, ergeben sich
nicht unbeträchtliche Differenzen in der Tem-
peratur. Für die Werte ©, = 1,460; 1,450;
1,440; 1,437 werden von Frl. Kohn die ent-
sprechenden Temperaturen in einer Zahlen-
tafel aufgeführt. So entsprechen beispiels-
weise der er. ;
Temperatur nach . Temperaturen entsprechend =
Hulborn u. Day 1,460 1,450 1,440 1,437
1400 abs. | 1401 1401,5° 1401,9 1402,6
2000 2007. 2013,9 2020,8 . 2022,9
2700 | 2714 2733,2 2752,4 2758,2
}) Bd. 58, 8. 320.
PPA
1%;
"+ Den auf Grund dieser verschiedenen Ska-
len erhaltenen Temperaturwerten sind die von
Fıl. Kohn gemessenen Werte der horizontalen
und mittleren sphärischen Lichtstärke des
schwarzen Körpers in der folgenden Zahlen-
tafel zugeordnet:
Absolute Temperatur für « Liohtetärke in
; hor o
= 1,460 = 1,450 = 1,440 =1437 | cm "cm!
‚1295 1295 1925 1295. | 0,06 0,015
1. 1586 1588 1590 1591 2,00 0,500
BALTSL UN: 1738: 3 1788. & 1939 | 7,71 1.928
Hieraus ist die Lichtstärke bei 2000° abs
unter Benutzung der Rasch’schen Gleichung
Hs, 1 1
log (7) =:+|7 7 z.) log e berechnet worden,
J
wobei im Intervalle zwischen 1500° und 2000°
x = 24 860 gesetzt wurde. Je nach der Tem-
‚peraturskala, entsprechend den verschiedenen
Werten von c,, ergibt sich für die
Lichtstärke des schwarzen Körpers bei 2000°
absolut
53,05 U pei = 1,460
cm
51,05 „ „= 1450
48,95 „, >: 6 = 1,440
48,25 „ = 1,497.
Die seinerzeit von Lummer und Prings-
heim gemessenen Werte sind bezüglich
49,77; 47,97; 45,87; 45,17 ber
cm?
Mit Hilfe der neugewonnenen Werte der
Lichtstärke des schwarzen Körpers ist dann
noch die Konstante im Gesamtstrahlungsge-
setze der Glühlampenkohle und ihr Absorp-
tionsvermögen A bestimmt worden. Da nach
den Untersuchungen Lummers im sichtbaren
Gebiete zwischen 1300° bis 2500° abs Kohle
wie ein grauer Körper strahlt, so ist das Ab-
sorptionsvermögen unabhängig von der Wellen-
länge, und ihr Emissionsvermögen zeigt den
gleichen Verlauf wie beim schwarzen Körper
gleicher Temperatur. Ihr Gesamtstrahlungs-
gesetz unterscheidet sich nur durch die Kon-
stante von dem des schwarzen Körpers.
Sind Si da, 8, o das Emissionsvermögen,
die Gesamtstrahlung und die Konstante im
Gesamtstrahlungsgesetze des schwarzen Kör-
pers und Ei dA,E und u die entsprechenden
Größen für die Kohle, so folgt auf Grund des
Kirchhoffschen Gesetzes:
[o >} [0 +]
BZul: IJmaısAlSroN -A.cTH=A:8
: 0 u
BI HRS
W=ArG.
In gleicher Weise folgt für die Beziehung
der Gesamthelligkeiten Ys und Hz des
schwarzen und. grauen Körpers:
Arot ; -
ea Bdk— Ale8,dar= A:’Hs.
Aviol.
Hierin bedeutet e, die Helligkeitsemp-
findlichkeit der, Netzhautzapfen.
‚ Bei ein und derselben "Temperatur ist also
das Verhältnis der Gesamthelligkeit zur Ge-
samtstrahlung, oder in besonderen Einheiten
die HAo-Zahl aut 1 W ausgestrahlter Energie
für den schwarzen Körper die gleiche wie für
den grauen Strahler, und anderseits folgen aus
dem Verhältnis der Hefnerkerzenzahl oder
auch der Gesamtstrahlung (pro een)
So
Watt Zahl,
(d. h. gleicher Temperatur), unmittelbar, ohne
Kenntnis der Temperatur das Absorptionsver-
mögen und die Konstante im Gesamtstrah-
lungsgesetze des grauen Körpers. Unter Be-
-rücksichtigung eines Verlustes von 9% durch
Reflexion an der Lampenglocke ergaben die
Messungen. an einem unpräparierten Kohlen-
faden eine mittlere sphärische Lichtstärke von
ER)
beider Strahler bei gleicher
1,49
an einem präparierten Faden
em.”
und da der schwarze Körper bei derselben Tem-
fir ER re
peratur {(1735° abs., d.h. 0,0394 Wax) eine
mittlere sphärische Lichtstärke von
1,928 80
cm
besitzt, so ergibt sich das Absorptionsvermögen
der unpräparierten Kohle zu
A, = 0,773,
222
das der präparierten zu
A, = 0,524.
Hieraus ergeben sich für die Konstante im.
Gesamtstrahlungsgesetze die Werte
up = 1,034.10712 g. Cal/em? sek.-Grad
D=0,7010% 3 ,
Natürlich gelten diese Konstanten nur für
die von Frl.Dr. Kohn gerade untersuchten, un-
präparierten bzw. präparierten Kohlefäden.
Da in der Arbeit keine Angaben über die Natur
und die Herstellungsart der benutzten Kohle-
fäden gemacht 'werden, so können die Kon-
stanten auch kaum dazu dienen, aus der Ge-
samtstrahlung einer beliebigen Kohlenfaden-
lampe bzw. aus ihrer Leistung in FKu/W ihre
wahre Temperatur zu bestimmen. Weder bei
den unpräparierten noch bei den präparierten,
Kohlefäden handelt es sich um eindeutig de-
finierte Körper, denn sogar die sogen. 'graphi-
tierten Kohlenfäden, die Frl. Dr. Kohn wahr-
scheinlich meint, wenn sie von ‚„präparierten‘“
Kohlenfäden. spricht, sind,nichts weniger als
reiner Kohlenstoff. le.
Maschinenantrieb.
Magnetische Reibungskuppelung. — Die
L. von Rollschen Eisenwerke in der Schweiz
haben eine durch Patent geschützte magneti-
sche Reibungskupplung auf den Markt ge-
bracht, deren Eigenart darin besteht, daß der
Anker A des Magnets M (Abb. 10) nieht un-
Abb. 10. Roll’sche magnetische Reibungskuppelung:
mittelbar auf die Reibkörper wirkt, sondern
seinen Druck auf diese mittels Federn F' über-
trägt. Er kann deshalb bei richtiger Einstellung
der Federlänge mittels des auf dem Anker in
einem Gewinde achsial verschiebbaren Deckels
D fest, d.h. ohne Luftspalt am Magnetgehäuse
anliegen, so daß man mit einer verhältnismäßig
kleinen Spule S und geringen Dauerstromstärke
eine sehr kräftige Magnetisierung und Anpres-
sung der Reibkörper E zwischen der auf dem
Magnetkörper achsial verschiebbaren Reib-
scheibe R und der Flansche des
körpers erzielt. Die Reibklötze E ruhen in
Gabeln der Flanschnabe G und übertragen so-
mit das Drehmoment auf die anzutreibende
Welle W;.
174
58
R\
SR
S
N
EN
BIRNWTERIELBIE
BESSER EN
Ansiehung und Anpressung in &
DD.R 9 Do
Luftspalt in mm
Abb. 11. Kennlinien des Kuppelungsmagnets.
SchleifringeK. Nach Ausschaltung des Stromes
drücken die Federn F den Anker vom Magnet-
gehäuse wieder ab und machen schwache Hilfs-
federn H durch achsiales Verschieben der
genaueste ist.
Magnet-:
Die Stromzufuhr erfolgt über die
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 11.
11. März 1920.
Reibscheibe R die Reibklötze E spielfrei. In
Abb. 11 sind die Kräfte in Abhängigkeit vom
Luftspalt zwischen Anker und Magnetgehäuse
dargestellt.
spannungslinie und Dauerstromlinie herrscht
labiles Gleichgewicht zwischen der magneti-
schen Anziehung und der Federspannung.
Im Schnittpunkt L der Feder-
(‚„Schweiz. Bauztg.‘‘, Bd.74, 1919, S. 294.) e
Physik und theoretische Elektrotechnik.
Über Messungen an Elektronenröhren. —
G. Moeller beschreibt zusammenfassend ver-
schiedene Versuchsanordnungen zur Prüfung
von Verstärker-, Sende- und Audionıöhren
und weist dabei auf einige Punkte hin, die man
beachten muß, um Fehlerquellen auszuschlie-
ßen. Ganz allgemein für jede Röhre kann man
sagen, daß eine Einstellung der Fadentempera-
tur nach der Heizspannung genauer ist als nach
dem Heizstrom, daß aber die Einstellung nach
Maßgabe des Emissionsstromes bei weitem die
Wichtig für ein einwandfieies
Aıbeiten der Röhren ist.es, daß sie gasfıei sind.
Verfasser gibt eine Versuchsanordnung, mit der
man in der abgeschmol-
zenen Röhre auf elektri-
schem Wege den Gas-
gehalt bestimmen kann
(Abb. 12). Aus der Auf-
'.nahme der Kennlinien
der Röhıen erhält man
in bekannter Weise den
Durehgriff und die Steil-
Spannungsverstärkungs-
verhältnissesgibt Verfasser:
drei Schaltungen. Aus dem
gefundenen Wert des
Spannungsverstärkungs-
verhältnisses lassen sich
das Stromverstärkungs-
verhältnis und der Ver-
‚stärkungsgrad beıechnen.
Da Verluste und. ÜbersetzungsverLältnis der
Transformatoren von der Tonhöhe abhängen,
so müssen diese Werte für verschiedene Ton-
freguenzen aufgenommen weıden. Feıner gibt
Verfasser noch Schaltungen an zur Bestimmung
der Leistung, des Wirkungsgıades, des Null-
stromes und. der günstigsten Rückkopplung für
Abb. 12.
Senderöhren sowie zuı Bestimmung der Emp-
Arebiv 1.
Alb.
findlichkeit .von Audionıöhren, (
Elektr., Bd. 8, 1919, S. 46.)
Verschiedenes.
Magnetische Wirkungen eines Blitzschlages.
— Ein Blitzechlag, der in den Schornstein auf
Zeche Margaretein Sölde i. Westf. ging, beschä-
digte durch magnetische Wirkungen, nicht nur
die kupferne Ableitung von 50 mm? sondern
auch noch die elektrische Beleuchtungsanlage,
soweit sie vom Zechenkraftwerk aus gespeist
wurde. Der. Schornstein der Zeche ist 75m
hoch ; die Auffangestange überragt die Krone
um 3 m. Der Schornstein ist alle 2 m mit
eisernen Bandagen versehen. Das Kupferseil
ist entsprechend den Leitsätzen des. Verbandes
direkt auf den Kamin verlegt. Durch den Blitz-
schlag wurden nun in den eisernen Bandagen
so erhebliche magnetische Kıäfte induziert,
daß das aufliegende Kupferseil an den meisten
Berührungspunkten mit den Bandagen zer-
rissen wurde (Abb.13). An den Stellen, an denen
es nicht gerissen ist, ist €
es, wie aus der ‚Abbil-
dung erkennbar, stark -
nach außen gebogen, und
es beträgt die Ausbuch-
tung teilweise. bis zu
60 em. Die Abreißstellen
des Kupferseils zeigen
auch vereinzelt Brand-
stellen ebenso wie die
Auflagestellen der Bän-
der. Dieser Fall dürfte
Veranlassung geben, für
Kamine mit Bandagen
die direkte Auflagerung
der Ableitung nicht zu
empfehlen. Die magne-
tischen Kräfte würden
sehr erheblich vermindert
werden, wenn ‘die Ablei-
tung auf Stützen vonetwa
15cm Höhe verlegt wird. Der Blitz hatte aber
noch weitere erhebliche Schäden im Gefolge.
Links und rechts vom Schornstein stehen die
Rauchgasvorwärmer, welche von 250 V-Dreh-
strommotoren angetrieben werden. Die Zu-
fübrungskabel waren einige Meter am Schorn-
stein hochgeführt und zeigten nach dem Blitz-
schlag Brandstellen am Ansatz der Endver-
schlüsse. Das Bergmannrohr, welches im
Innern der Vorwärmer verlegt war, war an den
Stoßstellen
heit. Zur Bestimmung des »
‚ gewaltsam aufgebogen, wie aus
‚Abb. 14 ersichtlich ist. Die aufklappbaren Win-
kelstücke waren ebenfalls gewaltsam geöffnet
und einzelne Teile davon fortgeschleudert
worden. Die auseinandergetriebenen Rohr-
muffen waren z. T.. verschmort. Von den
beiden Vorwärmermotoren war der eine. in-
folge Windungssehluß vollkommen verkoblt,
der. andere zeigte an einem Wicklungskopf auf-
gerissene Umwieklung und auseinandergetrie-
bene Wicklung. Eine am Kamin befestigte
1000 FK-Lampe wurde vollkommen zertrüm- .
mert. Am Edison-Gewinde der Lampe zeigte
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sich. eine erbsengroße Schmorstelle. Die Gum-
miader-Verbindungsdrähte waren beide in der
Armatur verschmort und ein Draht aus der
Klemme an der Zuführung herausgerissen. Die
‘Lampen im Kesselhaus und im Pferdestall,
welche an einen Transformator mit 50 V Unter-
spannung angeschlossen sind, sind durchge-
brannt, desgleichen eine Reihe Straßenlamren,
welche von einem 250 V-Trausformator, der
im Kraftwerk in der Nähe’ des Kesselhauses
steht, gespeist werden. ‘Im Bureau wie im
Direktionsgebäude sind eine: Reihe Sieherungs-
stöpsel durchgebrannt, sowie 4 Spulen der
Hausklingelanlage. Weiterhin sind die Siche
Va Are Fangen i
Abb. 14.
rungen der Staatstelephonanlage durehge-
schlagen. In der Küche wurde der Deckeleiner
Verteilungsdose weit fort geschleudert. In
dem 40 m weit entfernten Beamtenhaus wurde
vom Aronzähler die Tür ausgebrochen und an
die gegenüberliegende Wand geschleudert. Im
Zähler selbst wurde von einem Pendel eine
Stromspule hochgehoben und die Pendelachse
abgebrochen. Unter Tage bemerkte ein Steiger
in der Nähe des Schachtes blaue Flämmehen
an den Wagen und Schienen und beschrieb sie
wie St. Elmsfeuer, ‚Alvensleben,
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heit 11.
Energiewirtschaft.
Gewinnung und Verwendung minderwer-
tiger Beonnkion — Mankannnach Trenklert)
zwischen feinkörnigen, aschen- und wasser-
reichen Brennstoffen unterssheiden. Die fein-
körnigen Brennstoffe lassen sich sowohl
auf dem Rost verbrennen als auch im Genera-
tor vergasen, wobei zufriedenstellende Wirk-
ungsgrade zu erreichen sind. Neuerdings
wendet man sich mehr und mehr der Kohlen-
staubfeuerun zu, deren Anwendung
in Zementfabriken: bei den Drehrohr öfen
schon seit vielen Jahren bekannt ist. Die
aschenreiehen Brennstoffe dagegen lassen
sich allgemein nicht durch Verbrennung
verwerten; man muß vielmehr eine Grenze
für den Aschengehalt von 20% setzen. Dagegen
bietet die Vergasung dieses minderwertigen
Abfalles ein ausgiebiges Verwendungsgebiet,
zumal “man in dem Drehrostgenerator mit
Dampfzusatz das Mittel zur Verhütung von
Schlaekenklumpen und zur Entfernung der
oßen Aschen- und Schlackenmengen gefun-
en hat. Bis zu:50% Aschengehalt eignen sich
diese Brennstoffe auch zur Gewinnung der
Wertstoffe. Man wird diese Wahl überall da
treffen, wo Verwendung für Gas vorliegt. Die
Gasfeuerung bei Dampfkesseln erhöht deren
Leistung bis zu 50%, während die Gewinnung
hochwertiger Teere in der heutigen Zeit der
Not unschätzbare Vorteile in Aussicht stellt.
Die Verwertung des Ölschiefers verspricht in
Destillationsöfen mit Innenfeuerung einen grTo-
ßen Nutzen für die Zukunft, wobei man frei-
lich auf Überschußgas nicht rechnen darf. Von
diesen Schiefern hat Deutschland rund 117 Mil -
liarden t. Von den wasserreichen Brenn-
stoffen eignen sich die feuchten Rohbraunkoh-
len bei25% Feuchtigkeit sowohl für dieVerbren-
nung als für Vergasung. Je höher der Feuchtig-
keitagehalt, desto schwieriger gestaltet sich die
Verbrenunng wegen des zu erzielenden Wir-
kungsgrades. Im Generator hindert das Schwitz-
. wasser den regelmäßigen Betrieb. Eine bessere
Verwertung erreicht man dagegen durch Biıi-
kettierung der Stoffe. Während Braunkohle
keine Bindemittel hierzu braucht, bedingt die
Staubkohle der Steinkohlensorten solche wie
Pech usw., wodurch die Fabrikation verteuert
wird. Viel vorteilhafter würde sich die Einfüh-
rung der an Betelie erweisen, weil dadurch
die Braunkohlenvorkommen in weit größeren
Maße als bisher geschont würden.
Die Folgen des Elektrizitätsgesetzes. — Die
Vereinigung der-Elektrizitätswerke hat
vor kurzem in ihren ‚Mitteilungen‘?) den all-
‚emeinen Teil des von dem 14. Ausschuß der
ationalversammlung erstatteten Berichtesüber
das Gesetz, betreffend die Sozialisierung
der Elektrizitätswirtschaft, veröffent-
licht. Am Schluß einer voraufgehenden kriti-
schen Betrachtung der vorgeschlagenen und
teilweise erreichten Verbesserungen des Regie-
rungsentwurfes werden die aus dem Gesetz sich
ergebenden Konsequenzen und Notwendig-
keiten wie folgt charakterisiert:
„Für alle durch das Gesetz betroffenen
Kreise, Gemeinden und Private sowie für die
esamte deutsche Energiewirtschaft heißt es
jetzt, sich mit den Tatsachen, d.h. mit dem
Gesetze abzufinden. In welcher Weise dieses
für die Einzelnen möglich sein wird, das muß
die Zukunft lehren. Aber auch das Reich hat
sich durch dieses Gesetz eine Last auferlegt,
unter der es vermutlich noch recht oft seufzen
wird, nicht bloß wegen der Rentabilität der in
die Energiewirtschaft hineinzusteckenden Geld-
'beträge, sondern auch wegen seiner prakti-
schen Durchführung. Wenn de Reichsregierung
glaubt, mit diesem Gesetze ihre Versprechun-
en über die Sozialisierung des Wirtschafts-
ebens auch nur in etwas einlösen zu können,
80 befindet sie sich damit im Irrtum. Tatsäch-
lich hat sie mit diesem Gesetz nicht sozialisiert,
sondern‘ nur neue Probleme angeschnitten.
Wenn spätere Zeiten über dieses Gesetz und
sein Zustandekommen einmal objektiv urteilen
werden, so wird der heutigen Regierung der
vernichtende Vorwurf nicht erspart bleiben,
daß sie ein Wirtschaftsgesetz nach politischen
Erwägungen in überstürzender le unter
Außerachtlassung objektiver Einwände und
volkswirtschaftlicher Erfahrungen zustande ge-
bracht, daß sie die deutschen Gemeinden und
Kommunalverbände damit auf das schwerste
geschädigt und der deutschen Industrie Hemm-
schuhe schwerster Art in den Weg gelegt habe,
daß sie aber den feindlichen’ Verbandsmächten
die Wege geebnet habe, um auch auf die ge-
sunde deutsche Elektrizitätswirtschaft in
Reichsbesitz mühelos die Hand legen zu können.
Für die beteiligten Kreise außerhalb der
Regierung kommt jetzt eins in Betracht: Das
Ä Fe Vortrag im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure
m 20.1. .
®) Bd. 19, 1920, 8. 5.
ist die Notwendigkeit, daß alle in der Ener-
giewirtschaft tätigen Kräfte sich noch
weit mehr als seither zusammenschlie-
ßen müssen. Nur dadurch wird es möglich
werden, weiteren Plänen der Reichsregierung er-
folgreich entgegenzutreten. Der Einzelne mag
nicht denken, daß er besser fahren würde, wenn
er sich abseits hält. Gerade bei der Beratung
dieses Gesetzentwurfes hat es sich. deutlich ge-
zeigt, wie wenig wirkungsvoll für den Einzelnen
und wie unheilvoll für die Gesamtheit das ab-
seitige Vorgehen Einzelner oder kleinerer Grup-
pen ist. Sie gewinnen damit nichts, die Ge-
samtheit aber verliert, und unsere gesamte
deutsche Wirtschaft wird dadurch schwer ge-
schädigt. Darum weiterhin engstes, ge-
schlossenes Zusammenhalten!“
Elektrizitätswirtschaft in der Tschecho-
slowakei. — In der Tschechoslowakei, über
deren Elektrizitätsgesetz hier berichtet wor-
den ist !), beträgt der Jahresbedarf an elektri-
scher Arbeit, wie wir „Elektrotechn. u. Ma-
schinenb.“‘ entnehmen, etwa 2,5 Milliarden kWh
Durch Ausnutzung der vom Staat und den Län-
dern beigestellten Wasserkräfte will man jähr-
lich 6 Mill. t Kohle oder etwa 26%, der gesamten
Förderung der Republik ersparen und rechnet
mit Aufwendungen von 3,5 Milliarden K, ein-
schließlich der Dampfzentralen. Diese sollen
von gemischtwirtschaftlichen Gesellschaften
errichtet werden, an denen der Staat, das Land,
die Bezirke, Gemeinden und das Privatkapital,
letzteres mit nicht mehr als 40% des Gesell-
schaftskapitals, teilnehmen.
Industrie und Handel.
Aus den Mitteilungen der Außenhandels-
Nebenstelle der Elektrotechnik. — Die nun-
mehr in eine Außenhandels-Nebenstelle
umgewandelte Zentralstelle für die Ausfuhr-
bewilligung in der Elektrotechnik macht in
‘ihren Mitteilungen für Februar 1920 darauf auf-
merksam, daß sie die Erteilung von Ausfuhr-
bewilligungen für Beleuchtungskörper an
die Preisprüfungsstelle der Beleuchtungskör-
per-Industrie (Berlin W 57, Pallasstraße 10/11)
und für Porzellanisolatoren, Stanzpor-
zellan und alle ohne Verbindung mit anderen
Stoffen zum Versand gelangenden Porzellanteile
an die Außenhandels-Nebenstelle für Fein-
keramik (Berlin W 30, Motzstraße 34) abge-
geben hat. — Was die künftige Behandlung
der Anträge betrifft, so werden alle vor eini-
gen Monaten zum festen Preis in Mark abge-
schlossenen Geschäfte infolge des Rückganges
der Valuta verlustbringend, weil der Preis der
‚Rohstoffe aus dem Ausland, die der Verkäufer
für Neuanfertigungen benötigt, um das drei-
bis vierfache gestiegen ist. Dem steht ein un-
vorhergesehener und unverdienter Gewinn des
ausländischen Käufers gegenüber. Um dem
Rechnung zu tragen, tätigt eine große Reihe
von Firmen ihre Verkäufe unter den erforder-
lichen Vorbehalten. Wo das nicht geschehen
ist, ist die Firma zwar rechtlich gebunden, die
Außenhandels-Nebenstelle hält sich aber für
verpflichtet, um Millionenverluste der deut-
schen Wirtschaft zu vermeiden, die Ausfuhr-
bewilligungen unter diesen Umständen nicht zu
erteilen. Sie bittet daher, mit dem Käufer in
Verhandlung zu treten. Ist dieser hierzu nicht
geneigt, so. müßte die Firma: den Verkaufsver-
trag trotzdem einhalten und dem Käufer die
Ware in Deutschland anstellen; die Ausfuhr-
genehmigung würde aber versagt. Der aus-
ländische Käufer kann die Ware in Deutsch-
land weiter verkaufen oder anderweit darüber
verfügen. Hater bei der Bestellung indessen die
deutsche Mark für diesen Zweck angeschafft
oder die Lieferung bezahlt, dann muß er die
Ware ohne Einschränkung zum alten Preis und
zu den alten Bedingungen erhalten. Nach die-
sen Grundsätzen werden die Anträge von der
Außenhandels-Nebenstelle jetzt behandelt. Sie
hat seit Mitte v. J. das System verfolgt, den Aus-
landpreis dadurch zu ermitteln, daß auf den
deutschen Inlandpreis ein dem Unterschied
zwischen diesem und dem Auslandpreis ent-
sprechender Aufschlag genommen wird. Bei
den starken Schwankungen des deutschen
Kurses läßt sich dieses System jedoch auf die
Dauer nicht mehr durchführen, und man ist zu
der Überzeugung gekommen, daß das Verhält-
nis zwischen dem früheren Friedenspreis und
dem jetzigen Auslandpreis für die Bestimmung
der Auslandpreise als neue Grundlage ge-
nommen werden sollte. Nach dieser wird vom
März an verfahren. Um die Änderung vorzu-
bereiten, wünscht die Außenhandels-Neben-
stelle, daß schon jetzt in den Anträgen ohne
ihre Rückfrage der Friedenspreis der Waren
angegeben werde, u. zw., wo es sich um Neu-
ausführung handelt, nach Schätzung. — Im An-
schluß "an die Verordnung über die Außen-
handelskontrolle vom 20. XII. 1919 wird
ı Vgl. „ETZ“ 1919, 8. 658.
der Reichskommissar noch Ausführungsbe-
stimmungen erlassen. Die Bewilligungsge-
bühren dürften erheblich erhöht werden, um als
eine Art Besteuerung den durch die Ausfuhr
einer Reihe von Erzeugnissen entstehenden
Übergewinn für das Reich nutzbar zu machen. —
Um dem Mangel an fremden Devisen
abzuhelfen und den Außenhandelsstellen die
Möglichkeit zu geben, die im Ausfuhrantrage
gemachten Angaben über die Höhe des Ver-
kaufspreises und sodann dessen Hereinkommen
zum Nutzen der deutschen Wirtschaft zu
kontrollieren, wird von Seiten der Regierung
vorgeschrieben werden, daß. jede Firma, die
Anträge stellt, ein Verpflichtungsschreiben
unterzeichnet, nach dem sie sich für alle ihre
Anträge verpflichtet, nach einem bestimmten
Zeitraum den Gegenwert der Reichsbank zur
Verfügung zu stellen oder innerhalb dieser
Frist auf Verlangen den Nachweis über die Ver-
wendung des erlösten Betrages zugunsten der
deutschen Wirtschaft zu erbringen. Es werden
Bestimmungen getroffen werden, die verhindern,
daß Firmen, die eine regelmäßige und dauernde
Ausfuhr haben, nun etwa für jede einzelne
Sendung nach einem bestimmten Zeitraum über
den Eingang des Geldes Auskunft geben müß-
ten. Für diese Firmen werden monatliche Zu-
sammenstellungen von den Außenhandels-
stellen der Reichsbank übermittelt und an
Hand dieser wird der Eingang der fremden
Devisen überwacht. Eine Mehrbelastung oder
‚Belästigung wird den im Exporthandel dauernd
tätigen Firmen hierdurch nicht entstehen, wohl
aber gibt die Verordnung ein Mittel, festzu-
stellen, ob der in den Anträgen angegebene
Betrag tatsächlich richtig ist, und Gelegenheits-
händler zu zwingen, den Gegenwert der Reichs-
bank zur Verfügung zu stellen. — Die Schwie-
rigkeiten, die für die Einhaltung eingegan-
gener Verpflichtungen sich ergeben, können
vermieden werden, wenn nach dem Ausland
ebenfalls mit gleitenden Teuerungszuschlägen
verkauft wird und, vor allen Dingen, in aus-
ländischer Währung, weil sich dann in der Zeit
zwischen Verkauf und Lieferung die Verhält-
nisse und Preise in Deutschland nicht so ändern,
daß der Ausfuhrantrag wegen zu niedriger
Preisstellung nicht mehr genehmigt werden
kann. — Weiter enthalten die Mitteilungen noch
beachtenswerte Ausführungen über die Markt-
lage im Ausland, den Verkehr mit Elsaß-
Lothringen usw. Es sei hier nur noch darauf
hingewiesen, daß gemäß einem Fachgruppen-
beschluß Installationsartikel nur noch in
fremder Währung bzw. nach den festgesetzten
Preisen (Länder mit schlechterem Kurs) ver-
kauft werden sollen. Mindestpreise für In-
stallationsartikel können nur in fremder Wäh-
rung festgelegt werden, eine bezügliche neue
Liste wird, um Irrtümer zu vermeiden, von der
Außenhandels-Nebenstelle zusammengestellt.
Auch das Merkblatt (Februar 1920) hat ent-
sprechende Änderungen inbezug auf die Be-
rechnung der Verkaufspreise usw. erfahren.
Schiedsgeriehtliche Erhöhung von Beför-
derungspreisen der Eisenbahnen, Kleinbahnen
(Lokalbahnen usw.), Straßenbahnen und An-
sechlußbahnen. — Laut einer Verordnung der
Reichsregiefung vom 21. II. 1920 können Un-
ternehmer von Eisenbahnen, Kleinbahnen (Lo-
kalbahnen usw.), Straßenbahnen und An-
schlußbahnen, die bei dem Inkrafttreten dieser
Verordnung durch Vereinbarungen in der Fest-
setzung der Höhe ihrer Beförderungspreise ge-
bunden sind, Änderung der vereinbarten Preise
verlangen, wenn und insoweit infolge der Ver-
hältnisse des Krieges und der Übergangswirt-
schaft die Höhe der Selbstkosten seit der letzten
Preisvereinbarung so gewachsen ist, daß das
Anwachsen bei Anwendung der Sorgfalt eines
ordentlichen Kaufmanns nicht vorauszusehen
war, und daß billigerweise die Tragung der
Mehrkosten dem Unternehmer allein nicht zu-
ne werden kann. Falls eine Einigung über
ie Ansprüche nicht zustande kommt, sollen
über diese Schiedsgerichte entscheiden, für
die der Reichsverkehrsminister Leitsätze fest-
stellen kann. Bezüglich der näheren Bestim-
mungen verweisen wir auf „Reichs-Gesetzbl.‘
1920, S. 255. :
Einstellung und Entlassung von Arbeitern
und Angestellten während der Zeit der wirt-
schaftlichen Demobilmachung. — Der Reichs-
arbeitsminister hat unter dem 12. II. 1920 eine
den inzwischen veränderten Verhältnissen
Rechnung tragende neue Verordnung über
die Einstellung und Entlassung von
Arbeitern und Angestellten während der
Zeit der wirtschaftlichen Demobilmachung er-
lassen. Sie tritt an die Stelle der im „Reichs-
Gesetzbl.‘‘ 1919, S. 1500, veröffentlichten vom
3. IX, 1919 ?).
„Friedensschluß“ und „Kriegsende“. —
Die Reichsregierung hat unter dem 14. II. 1920
ı. Vgl. „ETZ“ 1919, 8. 488.
224
Elektrotechnische Zeitschriit,
als Zeitpunkt des Friedenss’chlusse's’oder der
Beendigung
schäftlicher Erklärungen den 10. I. 1920 fest-
gesetzt. Falls eine Macht den Friedensvertrag
an diesem Tage noch nicht ratifiziert hat, tritt
der Tag der Niederlegung der Ratifikationsur-
kunde dieser Macht bzw. der Tag, an dem der
Krieg mit dieser Macht für beendet erklärt wird,
an die Stelle Für die Berechnung von Fristen
und die Bestimmung von Terminen ist, auch
soweit die Niederlegung usw. vorher stattge-
funden hat, der Tag der Verkündigung dieser
Verordnung maßgebend.
Bestandsaufnahme von Zink. — Der Reichs-
kommissar für Metallwirtschaft hat unter dem
23. 1I. 1920 für unverarbeitetes Feinzink
(Reingehalt mindestens 99,7%), desgl. für Hüt-
ten-Rohzink (Reingehalt weniger als 99,7%)
einschl. raffiniertem, Garantie- und Sonder-
Zink, auch in Spezialmärken und -formaten,
sowie für Alt- und Abfall-Zink, ohne
Rücksicht auf den Reingehalt an Zink, die Ein-
richtung und Führung besonderer Lager-
bücher und die Auskunft durch Bestands-
meldungen angeordnet. Letztere sind per-
sönlich oder durch eingeschriebenen Brief bis
spätestens zum 10. Tage nach dem Meldestich-
tage an den Reichskommissar (Berlin W. 9,
Potsdamer Str. 10/11) abzugeben. Näheres vgl.
„Reichsanz.‘‘ 1920, Nr. 45.
Ausfuhrverbote für Metalle und Metall-
legierungen. — Der Reichswirtschaftsminister
hat unter. dem 14. II. 1920 die Ausfuhr sämt-
licher Waren der Unterabschnitte B bis H des
Abschnittes 17 des Zolltarifs (Aluminium,
Blei, Zink, Zinn, Nickel, Kupfer und
deren Legierungen, ferner Waren, nicht
unter die Abschnitte A bis G fallend, aus un-
edlen Metallen oder aus deren Legierungen)
ohne Genehmigung des Reichskommissars für
Aus- und Einfuhrbewilligung verboten. Aus-
nahmen hiervon (darunter auch Sicherheits-
lampen für Bergwerke) sind im „Reichsanz.‘“
1920, Nr. 47, namhaft gemacht.
Aufhebung der Riemen-Freigabestelle. —
Die Riemen-Freigabestelle ist Ende Fe-
bruar aufgehoben worden; die Abwicklung
der noch schwebenden Angelegenheiten besorgt
die „Reichslederstelle, Abt. Treibriemen‘‘, Ber-
lin W 35, Potsdamer Str. 122 a/b.
Betriebsrätegesetz. Nach einer Ver-
ordnung der Reichsregierung vom 24. II. 1920
werden diein $ 94 des Betriebsrätegesetzes
dem Reichswirtschaftsrat zugewiesenen Auf-
gaben dem vorläufigen Reichswirtschaftsrat
übertragen und liegen bis zu dessen Errichtung
dem Wirtschaftsrat beim Reichswirtschafts-
ministerium ob. €
Kleine geschäftliche Mitteilungen.
Jubiläen. — Die Kraftübertragungs-
werke Rheinfelden A.-G. hat Mitarbeitern
und Freunden eine Gedenkschrift zum Tage
ihres 25-jährigen Bestehens (28. XII. 1919) über-
sandt. Sie gibt ein Bild der Entwicklung des
Unternehmens seit den ersten Vorbereitungen
im Jahre 1889, an der von der deutschen Elek-
troindustrie die Allgemeine Elektrieitäts-Ge-
sellschaft in hervorragendem Maße beteiligt
war. \
Aus der Geschäftswelt. — Die deutsche
Glühlampen-Vereinigung !) ist nunmehr unter
der Firma Osramwerke G. m. b. H., Kom-
mandit-Gesellschaft in Berlin mit 1 Mill. M
Stammkaptial und 29 Mill. M Kommandit-
kapital gegründet worden und hat sofort
30 Mill.:M 41%,% ige Hypothekarobligationen
begeben. — Der unterfränkische Kreistag hat,
wie wir der „Frankf. Ztg.‘“ entnehmen, be-
schlossen, zur Versorgung Unterfrankens mit
elektrischer Arbeit die Kreiselektrizitäts-
versorgung Unterfranken A.-G. als ge-
mischtwirtschaftliches Unternehmen (Strom-
verteilungsstellen in Würzburg und Schwein-
furt) mit 0,1 Mill. M Kapital zu errichten. —
Der 1919 anerkannte, vorläufig 17 Gemeinden
umfassende Elektrizitätsverband Wit-
tingen (Hann.) bezweckt, wie er uns schreibt,
die Belieferung aller im Kreise Isenhagen noch
unversorgten Ortschaften mit elektrischer Ar-
beit. — Die Stadt Gleiwitz hat dem „Berl.
Tgblt.‘“ zufolge ihr Flugplatzgelände an die
Schlesischen Draht- und Kabelwerke
N. Porombra, Berlin, (15 Mill. M Betriebs-
kapital) zur Errichtung einer Spinnerei, Spu-
lerei und eines Walzbetriebes zwecks Versor-
gung des Ostens mit, Kabeln verpachtet. —
n Aschaffenburg ist die Dynamotherm G.
m. b. H. für Herstellung und Vertrieb elektri-
scher Heiz- und Kochapparäate_;mit 0,250 Mill.
1) Vgl. „ETZ“ 191°, 8. 380.
des Krieges im Sinne rechtsge-
-M Stammkapital eingetragen worden. — In
‘ Bremen hat man mit 1,5 Mill. M Aktienkapital
die Armit-Werke A.-G. für Erzeugung
elektrischer Bedarfsartikel gegründet. —
Die 1911 gegründete Leitzachwerke A.-G.
hat ihr ganzes a unter Ausschluß der
Liquidation auf die Stadtgemeinde München
übertragen, die das Unternehmen, wie die
„Frnkf. Ztg.‘“ berichtet, weiterführen wird. —
Die Therma G. m. b. H., Spezial-Fabrik
elektrischer Heiz- und Kochapparate,
1926. Heit 11.
München, hat vor kurzem eine bedeutende Ver-
größerung erfahren und wird, wie sie uns mit-
teilt, nach wie vor hauptsächlich auf erstklas-
sige Qualität der Thermaapparate das Haupt-
gewicht legen. — Für den Ausbau der städti-
schen Werke hat die Stadtverordnetenversamm-
lung von Oberhausen (Rhld.) rd 3,5 Mill. M
als Grundkosten und dazu die Überteuerungs-
zuschläge bis zur Fertigstellung bewilligt. —
Die Berliner Stadtverordneten haben nach der
„Voss. Ztg.“ für die Erweiterung der Städti-
schen Elektrizitäts-Werke 20 Mill. M
bewilligt. — Aus Hannover wird die Eintragung
der „Elektrische Fernleitungen, System
Höchstädter,-G. m. b. H.“ mit 30 000 M
Stammkapital gemeldet. — In Freiburg i. Brsg.
ist mit 0,1 Mill. M Stammkapital die Elektro-
technische Fabrik ‚‚Watt‘‘ G. m. b. H.
eingetragen worden. — In Kempten wurde die
Allgäuer ÜUberlandwerk G. m. b. H. mit
0,5 Mill. M Stammkapital gegründet. — Für
den An- und Verkauf von elektrotechnischen
Erzeugnissen, insbesondere auf dem Gebiet des
Fernsprechwesens und hauptsächlich von und
nach der Schweiz, wurde in Berlin mit 0,1 Mill.M
Stammkapital die Deutsch-Schweizerische
Handelsgesellschaft für Elektrotech-
nik m. b. H. gegründet. — Der bisherige Leiter
der. Planiawerke A. G., Ratibor, irektor
Witthauer, tritt nach Meldung der ‚Voss.
Ztg.‘“ in die Zentralverwaltung der Siemens-
Schuckertwerke, Berlin, ein.
Kapitalserhöhungen. Solche sind in
letzter Zeit als durchgeführt bzw. beschlossen
oder beabsichtigt für folgende Gesellschaf-
ten gemeldet worden: Reiniger,
bert & Schall A,G., Berlin: von 4 auf
8 Mill. M. — Norddeutsche Kabelwerke
A.G., Neukölln: von 2,5 auf 5,5 Mill. M.
Concordia Elektrizitäts-A.G., _Düssel-
dorf: von 1,3 auf 3 Mill. M. — Dr. Paul
Meyer A.G., Berlin: von 6 auf 12 Mill.M. —
Rheinische Elektrizitäts-A.G., Mann-
heim: von 11 auf 16 Mill. M. — Reinlicht-
Industrie-Gesellschaft m. b. H., München:
von 0,1 auf 0,4 Mill.M. — Berliner Maschi-
Geb-
Y
nenbau-A.G.vormalsL. Schwartzkopff:
von 12 auf 24 Mill.M. — Kabelwerk Rheydt
A.G., Rheydt: von 7 auf 14 Mill.M. — Baye-
rische Elektricitäts-Werke A.G., Mün-
chen: von 3. auf 6 Mill. M. — Deutsche Ka-
belwerke A.G., Berlin-Liehtenberg: von
6 auf 14 Mill.M. — A.G. Körtings Electri-
citäts-Werke, Berlin: von 3 auf 6 Mill. M —
Lech -Elektrizitätswerke A.-G., Augs-
burg: von 18 auf 30 Mill. M. Sach-
senwerk, Licht- und Kraft-A.G., Dres-
den-Niedersedlitz:-von 15 auf 20 Mill. M (Er-
werb des Radeberger Feuerwerks-Labogato-
riums mit erheblichen Metallbeständen). -
H. Schomburg.& Söhne A.G., Marga-
rethenhütte: von 1,3 auf 1,8 Mill. M. — Elek-
trotechnische Fabrik Rheydt Max
Schorch & Cie., A.G., Rheydt: von 2,6
auf 10,5 Mill. M. — Rheinische Elektrizi-
täts-A.G., Mannheim: von 11 auf 16 Mill. M,
— Kabelwerk Duisburg: von 3 auf 6 Mill.
M. — Fabrik isolierter Drähte zu elek-
trischen Zwecken (vormals C. J. Vogel)
Telegraphendraht-Fabrik A.G., Berlin:
von 7,5 auf 11,5 Mill. M. — Heddernheimer
Kupferwerk u. Süddeutsche Kabel-
werke A.G., Frankfurt a. M.: von 9 auf
12 Mill. M. — Hackethal-Draht- und Ka-
bel-WerkeA.G., Hannover: von 12 auf 24Mill.
M. — Vereinigte :Isolatorenwerke A.G.,
Berlin-Pankow: von 1 auf 2 Mill. M A.G.
Mix & Genest, Telephon- u. Telegra-
phen-Werke, Berlin-Schöneberg: von 6,3
auf 12,6 Mill. M. — Lloyd Dynamowerke
A.G., Bremen: von 2,5 auf 4,2Mill.M. — Kraft-
werk Thüringen A.G., Gispersleben-Kiliani:
von 4 auf 4,5 Mill.M. — Vereinigte Zünder-
und Kabel-Werke A.G., Meißen: von 1,2
auf 2,4 Mill. M.
Warenmarkt. — Akkumulatoren. Die
Aceumulatoren-Fabrik A.-G., Berlin, hat
in ihrer Bleiklausel (März 1920) den für die
Zellengrundpreise geltenden Bleipreis auf 620
bis 650 M je 100 kg frachtfrei Hagen i. W. her-
aufgesetzt. — Elektrische Heiz- undKoch-
apparate Die Vereinigten Fabrikan-
ten elektrischer Heiz- und Kochappa-
rate e. V. berechnen seit 16. -II. 1920 alle Lie-
x
preise je Tonne genehmigt:
ı1. März 1920.
ferungen für den Inlandsbedarf mit einem Auf:
schlage von :700 Punkten für Heizapparate, -
die hauptsächlich aus Porzellan oder aus Kup-
fer, Zinn, Nickel’ oder deren Legierungen be-
stehen bzw. mit diesen Metallen plattiert sind,
und von 600 Punkten für alle übrigen Apparate,
Zubehörteile, Zuleitungen usw. Stichtag‘ für
Grundpreise und Teuerungszuschläge ist .der
Lieferungstag. — Elektrizitätszähler.
Der Verband der Zählerfabriken. hat
den Teuerungszuschlag auf. die neuen Grund-
reise ab 1. III. 1920 auf 300% erhöht. Als
reisstichtag gilt. der Tag der Lieferung. —
Isolierrohr. Die Verkaufsstelle ver-
einigter Isolierrohr-Fabrikanten, Ber-
lin, berechnet vom 1. bis 15. III 1920 für Blei-
und Feinzinkrohr 350%, für Messingrohr 250%,
für Stahlpanzerrohr 320% und für schwarzes
Papierrohr 150% Aufschlag. — Eisen und
Stahl. Die Regierung hat dem Stahlbund
neuerdings mit Wirkung ab 1. II. 1920 un-
ter Berücksichtigung der Umsatzsteuer. und -
der Kohlenverteuerung folgende Werkgrund-
für. Hämatit
2210 M, kupferarmes Stahleisen 2200 M,
Gießereiroheisen I und -IIIl 1625 M, Sieger-
länder Stahleisen 1285 M, Spiegeleisen 1360 M,
Thomas-Rohblöcke 2190 M, vorgewalzte Blöcke
. 2225 M, Knüppel 2260 M,- Platinen .2265 M,
Formeisen 2565 M, Stabeisen 2600 M, Bandeisen
2860 M, Universaleisen 2860 M, Walzdraht
3120 M, Bleche je nach-Stärke 3415 bis 3960 M.
Für Siemens-Martin- Qualität beträgt der Auf-
preis 150 M. Dazu kommen als Handelszu-
schläge bis zu 4% Nutzen vom Grundpreis
einschl. der Überpreise bei Lieferung unmittel-
bär ab Werk an den Verbraucher und bis zu
15% ,.Gesamtzuschlag vom Grundpreis einschl.
der Überpreise beim Verkauf vom Händlerlager.
Schließlich dürfen bei Abgabe von weniger als
lt ab Lager unmittelbar an den Konsumenten
Mindermengenzuschläge von max. 4 bis 6%
auf die jeweilige Gesamtmenge berechnet. wer-
den. Der Roheisenverband, Essen, hat
beschlossen, die Verkaufspreise bis auf die
durch die hundertprozentige Frachterhöhung
.bedingten Zuschläge auch für März unver-
ändert zu lassen. Er behält sich entsprechende
Aufpreise vor, falls die z. Zt. geltenden Kohlen-
und Kokspreise erhöht werden. — Metall-
:preise. Nach den Notierungen der Vereinigung
für die deutsche Elektrolytkupfernotiz bzw.
der Kommission des Berliner Metallbörsen-
vorstandes in M/100 kg: Ara
Metall | 5. IH. “ Sehe
Elektrolytkupfer (wire- se |
bars), prompt, cif Ham-
burg, Bremen, Rotterdam 4406
Raffinadekupfer
99/99,3%,, lokoGroß-Berlin
Originalhütten - Weich-
blei, ab Hütte oder loko
Groß-Berlin .....
Originalhütten- Rohzink,
Syndikatspreis ab Hütte
: oder Lager . .
desgl. Preis im freien Ver-
kehr, ab Hütte oder Ren
Lager. "2.2... ...]1575— 1600
Originalhütten-Alumi- ww‘
.nium 98/99 %/, in gekerb-
ten Blöckchen, ab Hütte
oder loko Groß-Berlin
Zinn, Banka-, Straits-.
Billiton-, loko Hamburg
oder Groß-Berlin h
Hüttenzinn, mindestens .
99 0%/,, loko Hamburg oder
Groß-Berlin '.. x»
Reinnickel 98/99 /,, loko
Hamburg oder Groß-
Berlin Wr ar Aha
Antimon-Regulus, loko
Hamburg oder Groß-
Berlin Sy ar er
3500—36C0
1725—1750
1000
6300
14100 — 14 200
Rus
..von Berlin ausgefallen.
13900—14.000
Die Notierungen sind wegen der Feier des
“ hundertjährigen Jubiläums der Kaufmannschaft
8100—8200
"2400
Am 3. III. 1920 notierte die Londoner 1 |
Börse nach dem „Berl. Börs.-Cour.‘‘ folgende
Preise in £/t: Kupfer Kasse 118,37; desgl.
3 Mon. 121,87; Elektrolyt 127 bis 129;
Best selected: 126 bis 128; Zink 58 bis 61,25;
Zinn Kasse 409,75; desgl. 3 Mon. 411,62 und
Blei 49 bis 50,25. InNew York stellte sich
am gleichen Tage Elektrolytkupferloc. auf be |
18,75 cts/lb.
Bezugsquellennachweis.
Frage Nr. 7: Wer liefert Alulol, Alufix,
Tachylot, Magulot?
Abschluß des Heftes: 6. März 120
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin, u ea DT
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. Jahre mit der „Verordnung über
225
_ Elektrotechnische Zeitschrift
. (Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von’ Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24.
41. Jahrgang.
Berlin, 18. März 1920.
Erfahrungen mit der Strompreisverordnung
vom 1. Februar 1919.
Von Dr.-Ing. G. Siegel.
Übersicht. Nach kurzer Darstellung der Vor-
geschichte und der Wichtigkeit der Verordnung
wird die Stellung der Schiedsgerichte zu den
Hauptgesichtspunkten der Verordnung: Erhaltung
der Lebensfähigkeit der Werke unter besonderer
Berücksichtigung der Geldentwertung, Anpassung
der Strompreise an die Veränderung der Erzeugungs-
kosten, Abwälzung nach Billigkeitsrücksichten und
zur Einbeziehung einiger weiteren Stromlieferungs-
bedingungen besprochen. Auf die Notwendigkeit
der Beibehaltung der Verordnung im Interesse der
Elektrizitätswirtschaft wird ‚hingewiesen.
® Die Erfahrungen, die nunmehr seit einem
die
schiedsgerichtliche Erhöhung'von Prei-
sen bei der Lieferung von elektrischer
Arbeit, Gas und Leitungswasser“ vom
1-11: 1919) gemacht worden sind, gestatten
und rechtfertigen einen Bericht hierüber. Noch
ist es in aller Erinnerung, wie außerordentlich
schwierig es war, die in Frage kommenden Be-
hörden, die zwar die Notlage der Elektrizitäts-
versorgungsindustrie nicht verkannten, aber
aus allgemein rechtlichen Gründen mit einer
Ausnahmeverordnung zögerten, zu einer gesetz-
lichen Maßnahme zu veranlassen. Als sich end-
lich die alte Reichsregierung hierzu entschlossen
und die Verordnung bereits in ihrer heutigen
Gestalt dem Bundesrat zur Genehmigung vor-
gelegt hatte, brach die Revolution aus, und es
ist fraglich, ob die neue Regierung zugunsten
der Elektrizitätswerke eingegriffen hätte, wenn.
nicht gerade die Revolution eine neue gewaltige
Erhöhung aller Personal- und Materialausgaben
gebracht hätte. In der Tat schloß für die mei-
sten Elektrizitätsunternehmungen das. Jahr
1918 trotz mancher freiwillig gewährten Strom-
- preiserhöhungen mit einer bedrohlichen Unter-
bilanz, die zwar dort, wo ein umfangreiches In-
stallationsgeschäft mit dem Elektrizitätsver-
sorgungsunternehmen verbunden war, für den.
Augenblick vermindert werden konnte, deren
Wiederholung und Verschärfung aber einen un-
mittelbaren Zusammenbruch der Elektrizitäts-
versorgung mit allen seinen unabsehbaren' Fol-
gen bedeutet hätte.
Dieser Erkenntnis hat ich denn auch die-
neue Regierung nicht verschlossen, und so er-
schien am 1. II. 1919 die bekannte Verordnung
mit ihren verschiedenen Ausführungsbestim-
_ mungen und Richtlinien.
"Während in früheren Anträgen der betei-
ligten Kreise auf ‚Strompreiserhöhungen eine
bestimmte Form der Preiszuschläge, ja z. T.
bestimmte Beträge verlangt worden waren, hat
die Verordnung die Entscheidung, ob ‚und in-
wieweit eine Erhöhung eintreten soll, in neu-
artiger Weise einem Schiedsgericht. überlassen.
Heute.muß man sagen, daß dieser Gedanke ein
sehr glücklicher gewesen ist, um so mehr, als die
gewaltigen Veränderungen aller Berechnungs-
grundlagen, die seit den ersten Bestrebungen
um eine Strompreiserhöhung eingetreten sind,
‚niemals vorausgesehen werden konnten, und
die Verhältnisse so verschiedenartig sind, daß
eine einheitliche Regelung gänzlich undurch-
führbar ist.
’) Vgl. „ETZ“ 1919, S. 82, 112, 124, 148, 382,
Sehr bewährt hat sich ferner die Aufstel-
lung einer Schiedsrichterliste, weil hierdurch die
Gewähr gegeben ist, daß die Entscheidung Per-
sönlichkeiten anvertraut wird, die mit den Ver-
hältnissen genau bekannt sind. Gleichzeitig
wird hierdurch böswilligen Schiedsbeklagten
die Möglichkeit genommen, durch Ablehnung
der Schiedsrichter das Verfahren aufzuhalten.
Freilich ist von Stromabnehmern wiederholt
beanstandet worden, daß die Schiedsrichter zu-
meist den Interessentenkreisen entnommen sind.
Dem muß aber entgegengehalten werden, daß
gerade zur objektiven Prüfung der Anträge in
jedem Falle genaue Sachkenntnis notwendig
ist, die doch bei niemand mehr zu finden ist als
bei den sogenannten ‚‚Interessenten“. Die Er-
fahrung hat denn auch gezeigt, daß diese ‚„‚In-
teressenten“ gerade mit Rücksicht auf ihre
heikle Stellung streng darauf geachtet haben,
‘die Entscheidungen durchaus dem Sinne der
Verordnung anzupassen, und wohl in keinem
Falle über das unbedingt Notwendige hinausge-
gangen sind.
Die Erwartung, daß vielfach schon das Er-
scheinen der Verordnung allein die Parteien
einer Einigung geneigt machen werde, hat sich
vollauf bestätigt. In den meisten Fällen hat der
Hinweis auf die Verordnung, auf die Ausfüh-
rungsbestimmungen und den Kommentar ge-
nügt, um eine den Interessen beider Parteien
gerecht werdende Lösung zu finden. Die Zahl
der berufenen Schiedsgerichte ist infolgedessen
verhältnismäßig gering.. Bei dem Reichskom-
‚missar für die Kohlenverteilung, . Abteilung
Elektrizität, dem nach der Verordnung sämt-
liche Schiedssprüche und Vergleiche eingereicht
werden müssen, lagen :bis Ende. Januar 1920
noch nieht 150 Entscheidungen vor. Nimmt
man an, daß etwa die gleiche Zahl von Entschei-
dungen noch nicht eingereicht war, und daß
ebenso viele Schiedsgerichte z. Zt. noch schwe-
ben, so kommt man auf etwa 500 Fälle, in denen
Schiedsgerichte berufen worden sind, u. zw.
nicht nur für Elektrizität, sondern auch für
Gas- und Wasserlieferung, eine Zahl, die ganz
außerordentlich niedrig ist. Es wäre aber voll-
ständig verkehrt, daraus schließen zu wollen,
daß die Elektrizitätswerke die Verordnung
überhaupt nicht benötigt hätten, denn einmal
hat, wie bereits erwähnt, gerade das Vorhanden-
‚sein der Verordnung meist die Parteien zu
einer Einigung geführt, und dann wären es
häufig die größten und wichtigsten Abnehmer
der Werke, bei denen das schiedsgerichtliche
Verfahren zur Durchführung gebracht werden
mußte.
Dank der unermüdlichen Mitarbeit erfah-
rener Fachmänner und wirtschaftlich geschulter
Juristen und Verwaltungsbehörden sind die
Verordnung und ihre Anweisungen so klar und
‚eindeutig gefaßt, daß ihre Ausführung in der
Praxis keinerlei Schwierigkeiten bietet und für.
Zweifel und Unklarheiten kaum einen Raum
übrig läßt. Sehr viel hat dazu auch der von
Kauffmann und Ziekursch herausgegebene
Kommentar beigetragen, dessen Ausführungen,
von Sachkenntnis und wirtschaftlicher Ein-
sicht getragen, keinerlei mißverständliche Aus-
deutungen zulassen.
Diese Klarheit und Eindeutigkeit der ge-
setzlichen Bestimmungen und ihres Kommen-
tars hat es auch zuwege gebracht, daß der
größere Teil der einberufenen Schiedsgerichte
durch Vergleiche beendet wurde. Hierbei und
bei den Schiedssprüchen wurden vornehmlich
zwei Hauptgesichtspunkte zur Geltung ge-
bracht:
1. die Erhaltung der Beikungählekeih und
Be nnslale des liefernden Werkes
und
2. die dauernde Anpassung der Strompreise
an die Veränderung der Erzeugungs-
kosten.
Bezüglich der Erhaltung der Lei-
stungsfähigkeit und Lebensfähigkeit
des liefernden Werkes haben sich die
Schiedsgerichte mit Recht ausschließlich auf
den Standpunkt gestellt, daß neben der
Deckung der Betriebsausgaben und der unbe-
dingt erforderlichen Mindestverzinsung für
ausreichende Abschreibungen und Erneuerun-
gen vorgesorgt werden müsse. Ohne diese Ge-
währ wäre der hauptsächlichste Zweck der Ver-
ordnung, die wirtschaftliche Sicherung der
Elektrizitätswerke, für die nächsten Jahre un-
möglich gemacht worden. Dabei ist es aber
zweifelhaft, ob die für die Verzinsung vorge-
sehenen Sätze von 5 bis höchstens 6%, für die
Dauer ausreichen werden. Es ist bekannt, daß
hervorragende Kenner des Geldmarktes für
die nächste Zeit außerordentliche Steigerungen
des Zinssatzes voraussagen, und da der Kapital-
bedarf der Werke infolge des ungeheuer ge-
sunkenen Geldwertes häufig schon für kleine
Erweiterungen das Mehrfache des bisher in-
vestierten Gesamtkapitals erfordert, ist es
sehr zweifelhaft, ob die Werke auf die Dauer
mit Preisen auskommen können, bei denen nur
eine Verzinsung von 5 bis 6%, zugrunde gelegt
ist. Die gleiche Erwägung ist auch bei der Be-
messung der Rückstellungen anzustellen. Zwar
wird von den Schiedsgerichten nicht verkannt,
daß die früher gebräuchlichen Sätze für Rück-
stellungen in Höhe von 1,5 bis 3% ohne weiteres
auf 7 bis 10% erhöht werden müssen (auf das
gesamte Anlagekapital gerechnet); wenn man
aber berücksichtigt, daß heute, um ein Beispiel
zu nennen, die Erneuerung eines Rostes mehr
kostet als früher der ganze Kessel oder die Be-
schaffung eines Ölschalters mehr als früher die
ganze Schaltanlage oder der Ersatz eines Kes-
sels unter Umständen mehr als ein vollständiges
Kraftwerk, so ergibt sich ‘ohne wpiteres, daß
selbst Beträge von 10% für Erneuerung kaum
ausreichend sein dürften. Dazu kommt, daß die
neuen Anlageteile trotz der ungeheueren An-
schaffungspreise bei weitem nicht die Güte des
Friedensmaterials erreichen.
Der in manchen Schiedsgerichten gemachte
Einwand, daß die Werke schon in den letzten
Jahren entsprechende Rückstellungen hätten
machen müssen, wird den tatsächlichen Ver-
hältnissen nicht gerecht, denn einmal waren die
‚Werke ja gerade wegen der unauskömmlichen
Preise während des Krieges gar nicht in der
Lage, größere Rücklagen zu machen, und sich
aus Vorsorge buchmäßig einen Verlust zu er-
rechnen, kann den Werken doch nicht zuge-
mutet werden, es sei denn, daß der Verordnung
rückwirkende Kraft beigelegt worden wäre, was
jedoch trotz dringender Vorstellungen der Sach-
verständigen von dem für die Verordnung maß-
gebenden Justizminister nicht zugegeben wurde.
Ferner muß berücksichtigt werden, daß schon
während des Krieges und besonders in den letz-
ten Monaten die Grundlagen für eine einwand-
freie Bilanzierung völlig erschüttert worden
226
Elektrotechnische Zeitschrift,
“
1920.
Heit 12.
18. März 1820.
sind. Es werden nämlich in den heutigen Bilan-
zen zwei völlig verschiedene Währungssysteme
durcheinandergeworfen, die Goldmark und die
Papiermark. Den Anlagewerten und den Ver-
bindlichkeiten ist die Goldmark zugrunde ge-
legt, während die Gewinn- und Verlustaufstel-
lung notgedrungen mit der Papiermark rechnen
muß. Die notwendige Folge hiervon muß eine
bedeutende Erhöhung der Erneuerungsrück-
lagen nach dem jeweiligen Stande der Pa-
piermark sein; das hat aber für die Unterneh-
mungen unter Umständen die große Gefahr,
daß dann die Buchwerte sich als viel zu niedrig
ergeben. Diesem Zwiespalt könnte man nur
entgehen, wenn auch die Vermögensrechnung
auf Grund‘ der Papiermark aufgestellt wer-
den könnte. Die Folgen hiervon sind aller-
dings so weittragend, daß sie über die Ver-
antwortlichkeit der Schiedsgerichte hinaus-
gehen, immerhin werden sie Et diese Schwie-
rigkeit hinweisen müssen, insbesondere dann,
wenn Übernahmerechte für die Anlagen be-
stehen.
Von besonderer Wichtigkeit ist der zweite
von. den Schiedsgerichten befolgte Grundsatz,
die Strompreise den jeweiligen Ver-
hältnissen dauernd anzupassen. Dieser
Grundsatz war ja bei den Blektrizitätswerken
nicht unbekannt, er wurde aber nur vereinzelt,
bei Großabnehmern, und nur mit ausschließ-
licher Berücksichtigung der reinen Kohlen-
kosten angewendet. Die rasche Steigerung der
Löhne wie auch der Unterhaltung und Erneue-
rung machte aber eine laufende Anpassung
sämtlicher Strompreise unbedingt erforderlich.
Es lag nahe, die gebräuchlichen Kohlenklauseln
entsprechend auszubauen, ein Weg, den die
Schiedsgerichte auch fast ausnahmslos einge-
schlagen haben. Sowohl Kleinabnehmertarife
wie Großabnehmerpreise erhielten. eine Teue-
rungsklausel, in der festgesetzt wurde: Die
Strompreise beruhen auf einem Kohlenpreis von
a Mark; sie erhöhen sich für jedes Prozent Koh-
lenpreissteigerung um 2% (Prozentklausel),
oder aber: sie erhöhen sich für jede Mark Koh-
lenpreissteigerung um: y Pfennig (Pfennigklau-
sel). Dabei hat sich eine einheitliche Preis-
klausel für alle Abnehmer als untauglich her-
ausgestellt; bei einer gleichen prozentualen
Strompreiserhöhung für alle Abnehmer müßten
die meisten Großabnehmer noch weit unter
Selbstkostenpreis der Elektrizitätswerke belie-
fert werden, und die Kleinabnehmer würden im
Verhältnis zu hoch belastet werden; eine Preis-
erhöhung um den gleichen Pfennigbetrag hätte
umgekehrt die Großabnehmer weit über ihre
eigenen heutigen Erzeugungskosten belastet.
Gerade dieser Punkt hat in zahlveichen Schied&-
gerichten zu weitläufigen Auseinandersetzungen
geführt, weil jede Abnehmergruppe gern auf
Kosten der anderen bevorzugt werden wollte.
Eine Trennung machte sich jedoch fast überall,
wenigstens re allen größeren Werken, notwen-
dig. Vielfac# wurde die Prozentklausel bei den
Kleinabnehmern, die Pfennigklausel bei den
Großabnehmern festgesetzt. Die Berechnung
erfolgte gewöhnlich in der. Weise, daß nach
Möglichkeit die Ausgaben der beiden Abneh-
mergruppen getrennt und für das letzte Frie-
densjahr und den der Schiedsgerichtsentschei-
dung zunächst liegenden entsprechenden Be-
rechnungszeitraum gegenüber getellt wurden;
die sich so ergebende Strompreiserhöhung je
Kilowattstunde wurde dann in Beziehung zu der
Kohlenpreissteigerung in demselben Zeitraum
gebracht. Selbstverständlich kann es sich hier-
bei nur um eine ungefähre Annäherung han-
deln, eine Tatsache, die denn auch von den Ab-
nehmern in den Schiedsgerichten weidlich aus-
genutzt und bekämpft wurde. Es wurde be-
hauptet, daß sämtliche anderen Ausgaben in gar
keinem Verhältnis zu der Steigerung der Koh-
lenpreise ständen, und daß daher die Abhängig-
machung der Strompreise von den Kohlenprei-
sen ungerechtfertigt wäre. Nun kann Ja eine un-
mittelbare mathematisch genaue Abhängigkeit
wirtschaftlichen Verhältnisse
der übrigen Ausgaben der Elektrizitätswerke
von den Kohlenpreisen nicht nachgewiesen wer-
den; prüft man aber unter gerechter Verteilung
der Ausgaben für Abschreibung und Erneue-
rung die Abhängigkeit der Gesamtausgaben je
Kilowattstunde von den Kohlenpreisen, so er-
gibt sich in den meisten Fällen die Tatsache, daß
die Strompreise aus einem festen, von den Koh-
lenpreisen unabhängigen Teil und einem Betrag
bestehen, der praktisch der Steigerung der Koh-
lenpreise proportional gesetzt werden kann. Zu
dieser Erkenntnis führt auch die wirtschaftliche
Überlegung, daß, wie gerade die augenblick-
lichen Zustände unwiderleglich vor Augen füh-
ren, das ganze Wirtschaftsleben von der Koh-
lenbeschaffung abhängig ist, und daß jede
Kohlenpreissteigerung notwendig eine entspre-
chende Preiserhöhung bei allen Wirtschafts-
gütern nach sich zieht. Gewiß ist es in manchen
Fällen möglich !), eine Trennung der Ausgaben
in Kapitalkosten, Kohlenkosten, Lohnkosten
und übrige Ausgaben durchzuführen und für
jeden dieser Teile besondere Klauseln, z. B. für
die Löhne beruhend auf bestimmten: Lohn-
tarifen, festzusetzen. Es ist aber jedem einsich-
tigen Fachmann klar, welch ungeheuere Kom-
plikation in der Stromverreehnung die prak-
tische Durchführung einer solchen Berechnungs-
art und die Prüfung ihrer Unterlagen bilden
würde; die Mehrzahl der Schiedsgerichte hat
sich daher trotz aller Einsprüche entschieden,
die zweifellos bestehenden Ungenauigkeiten bei
einer einheitlichen, auf den Kohlenpreisen be-
ruhenden Preisklausel in Kauf zu nehmen und
die Strompreise in einer der besprochenen For-
men unmittelbar von den Kohlenpreisen ab-
hängig zu machen. Dies ist in den meisten Fäl-
len nicht für einen kürzeren Zeitraum, sondern
für die gesamte Dauer der Verträge erfolgt.
Hiergegen gab es zwar zahlreiche Einsprüche,
die Schiedsgerichte haben sich aber meist mit
Recht auf den Standpunkt gestellt, daß gerade
durch die Preisklausel, mit den Kohlenpreisen
als Grundlage, die Anpassung an die jeweiligen
am besten ge-
währleistet sei:
Schwieriger und auch nicht weniger bedeu-
tungsvoll als die Frage der Strompreiserhöhung
war die Entscheidung, inwieweit dem: Ab-
nehmer die Tragung der Mehrkosten
„billigerweise‘ zugemutet werden könne.
Es ist menschlich begreiflich, daß jeder Abneh-
mer für sich in Anspruch nahm, daß gerade er
unter besonders schwierigen wirtschaftlichen
Verhältnissen zu arbeiten habe, und daß ıhın
daher der größte Teil der Mehrkosten nicht auf-
gebürdet werden könne. Die Schiedsgerichte
hatten in diesem Falle zunächst zu prüfen, in-
wieweit diese Angaben der Abnehmer tatsäch-
lich zutrafen, und es ergab sich meist, daß die.
Abnehmer ohne weiteres in der Lage waren,
jede von dem Schiedsgericht festzusetzende
Strompreiserhöhung ihrerseits weiter abzu-
wälzen. Hierbei wurde von den. Schiedsge-
richten auch die Tatsache gewürdigt, daß die
Abnehmer. schon jahrelang, insbesondere wäh-
rend der letzten Kriegsjahre, sich des Vorteils
der außerordentlich billigen Stromversorgung
erfreuen konnten, während die Elektrizitäts-
werke alle die Zeit her mit Verlust ihren
Stromlieferungsverpflichtungen nachzukommen
hatten.
In sehr wenigen Fällen, hauptsächlich bei
Straßenbahnen, wurde von dem $ 5 der Verord-
nung, der .die.weitere Abwälzung der Strom-
preiserhöhung vorsieht, Gebrauch gemacht.
Hierbei wurde es wiederholt als Mangel, empfun-
den, daß nicht auch die Mühlen, bei denen un-
streitig heute die Kosten der Kraftbeschaffung
einen ‘recht wesentlichen Teil der. Gesamtun-
kosten ausmachen, von vornherein in den Kreis
derjenigen Stromabnehmer aufgenommen wa-
ren, denen die weitere Abwälzung auf Grund
des $ 5 der Verordnung zugestanden ist. Die
I): Vgl. Bloch, „BETZ“ 1920, 8. 150.
Mühlen, die vielfach zu den billigst belieferten,
wichtigsten Stromabnehmern gehören, suchten
sich mit dem Hinweis auf den von der Reichs-
getreidestelle ungenügend festgesetzten Mahl-
Ion der Übernahme der Mehrkosten zu ent-
ziehen, in den meisten Fällen wohl ungerecht -
fertigterweise, da auch sie fast ausnahmslos in
der Lage sind, sich auf andere Weise schadlos
‘zu halten. Auf keinen Fall wäre es angebracht,
die Mühlen auf Kosten der Elektrizitätswerke
besser zu behandeln als andere Industrien, da
alle mit Dampfkraft arbeitenden Mühlen, und
das sind gerade recht bedeutende deutsche
Großmühlen, genau mit den gleichen Verteue-
rungen zu rechnen. haben.
Im übrigen ist für die Berücksichtigung der
_Billigkeit der Überwälzung eine eindeutige
Grenze gesetzt. Erstes Ziel der Verordnung ist
die Aufrechterhaltung der Lebensfähigkeit und
Leistungsfähigkeit der Elektrizitätswerke. Dies
ist nur dann zu erreichen, wenn die Strompreise
so bemessen sind, daß nicht nur die unmittel-
baren Betriebsausgaben, sondern auch aus-
reichende Beträge für Verzinsung und Abschrei-
bung erwirtschaftet werden, was aber unmög-
lich wäre, wenn wichtige Großabnehmer Strom-
preise zahlen würden, die diese HOrRPEUEE
nieht erfüllen.
Naturgemäß hat es sich bei den Be
Schiedsgerichten hauptsächlich und in erster
Linie um die Erhöhung der Strompreise gehan-,
delt; jedoch auch Anträge auf Erhöhung der
Zählergebühren wurden vielfach gestellt,
denen mit Rücksicht:auf die außerordentlich ge-
stiegenen Unterhaltungs- und Neuanschaffungs-
kosten auch dort stattgegeben werden mußte;
wo es sich um länger bestehende Anlagen han-
delte.
Recht selten ist von der ausdrücklich im
Kommentar erwähnten. Befugnis, die Ver-
tragsdauer zu verlängern, Gebrauch ge-
macht worden, weil weder die Lieferer, noch die
Stromabnehmer ein erhebliches Interesse hieran
zeigten. Dagegen wurde wiederholt die Frage
angeschnitten, ob die Schiedsgerichte aüch hin-
sichtlich bestehender Bauverpflichtungen,
die noch aus der Vorkriegszeit stammten, ein-
greifen könnten. Von den Antragstellern wurde
dabei darauf hingewiesen, daß ihnen doch mit
Rücksicht auf die völlig veränderten Verhält-
nisse nicht mehr zugemutet werden könne,
Netzerweiterungen auf Grundlage der alten
Verträge auszuführen. Die .Schiedsgerichte
haben es zuweilen abgelehnt, sich mit dieser
Frage, die sie als über den Rahmen der $trom-
preisverordnung hinausgehend erachteten, zu
beschäftigen. Diese Auffassung entspricht je-
doch nicht dem Sinne der Verordnung, denn es
kann keinem Zweifel unterliegen, daß, wenn
heute ein Unternehmen auf Grund von Vor-
kriegsverträgen gezwungen würde, erhebliche
Erweiterungen auszuführen, seine Lebensfähig-
keit sehr schnell in Frage gestellt würde. Zum
mindesten müßten die Strompreise für die Er-
weiterung so festgestellt werden, daß außer den
unmittelbaren Betriebsausgaben ihre Verzin-
sung und Abschreibung gesichert wären. Es
würden sich dann aber wahrscheinlich, ganz °
abgesehen davon, daß die entsprechenden Be-
träge infolge der Unsicherheit des voraussicht-
lichen Verbrauches vielfach gar nicht festge-
stellt werden können, so hohe Preise ergeben,
daß der Stromverbrauch darunter leiden müßte.
Es scheint daher durchaus geboten, daß sich
die Schiedsgerichte auch mit dieser Frage be-
fassen. ‘
Ob beruslch anderer Vertragsbestimmun-
gen, 2. B. Meistbegünstigungsklausel, Garantie,
Zurverfügungstellung größerer oder kleinerer
Leistungen, von den Schiedsgerichten Entschei-
dungen getroffen werden können, ist je nach
Lage des Einzelfalles besonders zu prüfen. Es
kann sehr ‘wohl notwendig werden, daß die
Schiedsgerichte hierzu Stellung nehmen müssen,
wenn sie dem Sinne der Verordnung gerecht
werden wollen. Zum mindesten dürfte es
18. März 1880.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heit 12.
22?
in allen solchen Fällen möglich sein, ent-
weder durch Vergleich alle derartigen Fragen in
den Rahmen einer Vereinbarung einzubeziehen,
oder aber das ausdrückliche Einverständnis bei-
der Parteien einzuholen, daß sich der Schieds-
spruch auch auf die Regelung solcher Fragen
beziehen soll.
Bezüglich der gewährleisteten Mindest-
stromabnahme wurde öfter festgesetzt, daß
nur die alten Strompreise bei der Berechnung
der Garantiebeträge zugrunde gelegt werden
dürfen, wie anderseits die Preiserhöhung
von der in den ursprünglichen Verträgen
vorgesehenen Rabattgewährung ausgeschlossen
wurde.
Merkwürdigerweise haben sich die meisten
Antragsteller nicht an die Bestimmungen der
Strompreisverordnung, derzufolge die Wir-
kung der Schiedssprüche erst vom Tage
der Verkündung an in Kraft treten darf, gehal-
ten und oft Strompreiserhöhung mit weit rück-
wirkender Kraft beantragt. Diesem Verlangen
konnten die Schiedsgerichte nicht stattgeben,
oft sehr gegen ihre bessere Überzeugung, wenn
es sich um besonders hartnäckige, jeder wirt-
schaftlichen Einsicht bare Abnehmer handelte.
Dagegen wurde in den meisten Fällen von dem
Erlaß einer einstweiligen Anordnung Gebrauch
gemacht, einmal, weil die den Schiedsgerichten
eingereichten Unterlagen nicht immer ohne wei-
teres zur hinreichenden Begründung eines
Schiedsspruches ausreichten, und ferner, weil
die Abnehmer von dem ihnen zustehenden
Recht des Bestreitens der Richtigkeit der ein-
gereichten Unterlagen vielfach Gebrauch mach-
ten. Es muß aber zum Lobe der Elektrizitäts-
werke gesagt werden, daß in den allermeisten
Fällen, selbst bei eingehender Prüfung durch
vereidigte Sachverständige, die Richtigkeit der
Unterlagen erwiesen wurde. Es stellte sich so-
gar heraus, daß die Anträge nicht selten unter
dem durch die Bestimmungen der Verordnung
vorgesehenen Mindestmaß verblieben. Ein sehr
großer Teil der Schiedsgerichte konnte daher,
wie schon erwähnt, durch Vergleiche beendet
werden. In anderen Fällen wurde, obwohl die
Parteien zu einem Vergleich bereit waren, ein
Schiedsspruch nur deshalb gefällt, weil die eine
Partei zur Weiterabwälzung des Schieds-
spruches bedurfte. Proteste gegen die Schieds-
. sprüche selbst wurden nur selten laut; da die
Entscheidungen aber gemäß der Verordnung
endgültig sind, konnte den Einsprüchen nicht
stattgegeben werden. ° Namentlich waren es
kleine Gemeinden, die im Interesse ihrer Strom-
abnehmer glaubten sich gegen die Schieds-
sprüche wehren zu müssen. Es kam sogar be-
reits im Laufe des Sommers zu einer entspre-
chenden Eingabe an den Reichsarbeitsminister,
der jedoch auf Grund eingehender Information
seitens der beteiligten Kreise nicht Folge ge-
geben wurde. Lediglich die Leitsätze erhielten
einige unwesentliche Ergänzungen, die aber an
dem Sinne der Verordnung nichts änderten.
Erst in neuerer Zeit haben es sich gewisse Kreise
zur Aufgabe gemacht, eine für die Elektrizitäts-
werke ungünstige Abänderung oder gar Besei-
tigung der Verordnung herbeizuführen; dem
muß jedoch mit aller Entschiedenheit entgegen-
getreten werden, denn es kann immer wieder
nur betont werden, daß die Strompreisverord-
nung für die Elektrizitätswerke und damit
für die gesamte Volkswirtschaft eine unbe-
dingte Notwendigkeit war, daß sie den Wer-
ken aber auch keine andere Möglichkeit gibt,
als ihre nackte Lebens- und Leistungsfähigkeit
zu erhalten. Diesen Zweck hat sie im großen
und ganzen erfüllt. Ihre Beseitigung oder auch
nur die vorzeitige Begrenzung ihrer Wirksam-
keit würde die Blektrizitätswerke erneut vor
unüberwindliche Schwierigkeiten stellen und
jede weitere Entwicklung der Elektrizitäts-
versorgung unmöglich machen. Auch im In-
teresse der Stromabnehmer wäre dies zu be-
klagen, da die Verordnung auch den Strom-
abnehmern, deren Preise durch die Verordnung
x
erhöht worden sind, das Recht gibt, bei wesent-
licher Umgestaltung der Lieferungsgrundlagen
‚eine Veränderung der Schiedssprüche herbeizu-
führen. | R
Graphische Berechnung elektrischer
Leitungsnetze.
Von A. Schwaiger, Karlsruhe i.B.
Übersicht. Es wird ein neues Verfahren der
graphischen Berechnung elektrischer Leitungsnetze
beschrieben, ‘welche auf anderen Konstruktions-
prinzipien aufgebaut ist, wie die von Hochenegg
angegebene Methode. Man kann sie als graphisches
Verfahren zur widerstandsgetreuen Umbildung elek-
trischer Leitungsnetze bezeichnen. Ihr Anwendungs-
gebiet ist das gleiche wie dasjenige der Frick’schen
Methode. Das Verfahren wird zunächst an Hand ein-
facher Beispiele erläutert und dann zur Berechnung
ganzer Leitungsnetze angewendet.
Einleitung.
Die von Hochenegg angegebene graphi-
sche Methode zur Berechnung elektrischer Lei-
tungsnetze beschränkt sich im wesentlichen auf
einfache Leitungsgebilde; ihre. Anwendung
selbst auf ganz einfache Netze gestaltet sich
aber schon recht umständlich und unübersicht-
lich. In der Praxis findet sie nur wenig Anwen-
dung; denn wenn in der Praxis überhaupt eine
Berechnung elektrischer Leitungen ausgeführt
wird, so doch höchstens bei Leitungsnetzen,
und gerade hier versagt diese graphische Me-
thode. Der Verfasser möchte im folgenden eine
neue graphische Methode mitteilen, deren
Anwendung sich allerdings für einfache Lei-
tungsstränge etwas umständlich, für große
Netze dagegen überaus einfach und übersicht-
lich gestaltet. Die alte graphische Methode
stützt sich im wesentlichen auf die in der gra-
phischen Statik gebräuchlichen Konstruktionen
und läuft immer auf die Konstruktion von Seil-
polygonen hinaus. Die vom Verfasser erdachte
Methode weicht von dieser Methode ab, sie
baut sich auf anderen Konstruktionselementen
auf. Am besten wird es sein, wenn die neue Me-
thode an: Hand ganz einfacher Beispiele
dargelegt wird. Bei dieser Gelegenheit sollen
‘zugleich die Konstruktionsregeln aufgestellt
werden, die uns dann für die Berechnung
ganzer Netze gute Dienste leisten werden.
A. Einfache Leitungsanordnungen.
1. Beispiel: Eine am Ende belastete Lei-
tung.
0 & &
A r
4 La
Abb. 1. Die am Ende belastete Leitung.
Unter 2 ist die einfache Länge der Leitung ver-
standen, unter q der Querschnitt der Leitung,
der Speisepunkt liegt inO, der Belastungsstrom
ia wird in a abgenommen. ;
Bei der Berechnung des Spannungsabfalles
gehen wir natürlich auch bei dieser Methode
von der Gleichung aus
NEIN
I
A (1
darin bedeutet e den Spannungsabfall, r den
Widerstand der einfachen Leitung, & die Leit-
fähigkeit des Leitungsmaterials . (für Kupfer
o = 57). Der wahre Spannungsabfall hat na-
türlich den doppelten Wert. Es stünde auch
nichts im Wege, für die Länge der Leitung den
Wert 21 einzusetzen.
Betrachten wir die Größen |, q und w als
konstant, so ist e eine lineare Funktion des
Stromes i., die graphisch in folgender Weise
dargestellt wird. In einem Koordinatensystem
(Abb. 2) werden auf der Abszissenachse nach
links die Werte von q@ in irgend einem passen-
den Maßstab aufgetragen, auf der Ordinaten-
Dieser Fall ist in Abb. 1 dargestellt.
achse die Längen der Leitungen in m. Im vor-
liegenden Fall.it ge =Om undl=On ge:
macht. Ferner wird aufgetragen auf der Abszis-
senachse nach rechts der Strom i in einem
Abb. 2. Diagramm der am Ende belasteten Leitung.
passenden Maßstab und auf der ÖOrdinaten-
achse der Spannungsabfall e. Für e ist der
Maßstab nicht mehr beliebig; man erhält ihn
durch folgende Überlegung.
. Es wurde gewählt
für die Einheit von qw: u, mm;
für die Einheit von ! (1 m): u, mm;
für die Einheit von i (1 Amp.): u; mm;
Unter Berücksichtigung der Gl. (1) erhält
man dann für e den Maßstab
HL:
a
Wir können nun zur Konstruktion des
Spannungsabfalles schreiten. Wir verbinden
m mit n und ziehen durch © die Parallele zu die-
ser Verbindungslinie. Dann machen wir die
Strecke Oo gleich dem Belastungsstrom ?, er-
richten in o das Lot auf der Abszissenachse und
erhalten mit der vorher gezeichneten Parallelen
durch O den Schnittpunkt a. Die Strecke o a
stellt dann den Spannungsabfall e am Ende
der Leitung dar. Die Konstruktion ist so ein-
fach, daß sich der Beweis für ihre Richtigkeit
wohl erübrigt.
Will man den Spannungsabfall im Punkt X
der Leitung kennen, so verbindet man m mit
x’ und zieht hierzu die Parallele durch ©. Diese
Gerade gibt dann den Spannungsabfall einer
Leitung von der Länge O X, abhängig vom Be-
lastungsstrom, an.
Manchmal liegt folgende Aufgabe vor. Es
ist ein Leitergebilde gegeben; die einzelnen bei-
ter dieses Gebildes haben verschiedene Quer-
schnitte und es ist erwünscht, das System so
umzubilden, daß alle Leitungsstränge den
gleichen Querschnitt haben. Diese Auf-
gabe ist nach dem eben Dargelegten leicht zu
lösen. Wir zeichnen zunächst alle Leitungen
mit ihren wahren Querschnitten und Längen
ein. Dann zieht man zu allen Geraden die Pa-
rallelen durch den Punkt m des einheitlichen
Querschnittes und erhält auf der Ordinaten-
achse die „auf den Einheitsquerschnitt redu-
zierten Leitungslängen‘“.
In Abb. 2 ist noch eine Leitung R einge-
zeichnet, die, wie man sieht, einen anderen Wi-
derstand hat wie die Leitung mn. Wir wollen
nun fragen: Mit welchem Strom müßte dieser
Leiter belastet werden an seinem Ende, um
denselben Spannungsabfall aufzuweisen wie der
Leiter O, mit einem Belastungsstrom ı„? Aus
dem Diagramm sehen wir, daß der Strom am
Ende von R gleich a,b’ sein müßte. Wir kön-
nen also, wenn es uns nur auf die Kenntnis des
Spannungsabfalles am Ende der Leitung an-
kommt, den Strom i„ vom Leiter 0, auf den
Leiter R verlegen, müssen ihn aber, um am
Spannungsabfall nichts zu ändern, auf den
Wert aob’ bringen. - Wir werden in Zukunft
a,b’ stets den auf den Endpunkt von AR ver-
legten Strom, und R die Ersatzleitung von Os
nennen.
2. Beispiel. Zwei Leitungen mit den bzw.
Längen l,, l, und den Querschnitten q, und
sind parallel geschaltet. Dieser Fall ist in
Abb. 3 dargestellt. Im Punkt a ist das Lei-
tergebilde mit dem Strom i„ belastet. Es
ey
228
Elektrotechnische Zeitschrift,
—————mm
soll die Stromverteilung auf die’beiden Leiter:
und der Spannungsabfall gefunden werden.
9 . La
Abb. 3. Zwei parallelgeschaltete Leitungen.
Man wählt für die Konstruktion wieder ge-
eignete Maßstäbe und trägt links. die Quer-
schnitte und Leitungslängen auf (Abb. 4). Wir
verbinden m, mit n, und ziehen durch O die
ur; Fon
DAR 4 9%
Abb. 4. Diagramm für zwei parallelgeschaltete Leitungen.
Parallele hierzu. Nun wählen wir einen be-
liebigen Strom 4’ = 0 o,', errichten in a das
Lot und erhalten den Schnittpunkt a,‘. : Der
Spannungsabfall i im Leiter 1 beim Strom i,’ ist
also 0, 4.
Da der Leiter 2 parallel zum Leiter 1 liegt,
muß an seinem Ende natürlich derselbe Span-
nungsabfall herrschen. Wir ziehen also durch
9’ die Parallele zu MyN, bis zum Schnittpunkt
@,', fällen in a,’ das Lot auf die Abszissenachse
und erhalten in 0,’o,‘ den Strom im. Leiter 2.
Der gesamte Strom in beiden ‚Leitern ist also
ER on u N
Es wäre natürlich ein großer Zufall, wenn
wir es gerade so getroffen hätten, daß dieser
Strom gleich dem wahren Strom i, ist. Da wir
nun aber das Verhältnis kennen, .in welchem,
die Ströme in den beiden Leitern zueinander
stehen und ferner die wahre Summe ti, der bei-
den Teilströme, könnten wir leicht die wahre
Stromverteilung zwischen den beiden Leitern
ausrechnen. Wir wollen aber‘ diesen Weg zur
Berechnung der wahren Teilströme nicht. be-
schreiten, sondern anders vorgehen. Wir legen
durch O und a,’ die Gerade Ren Wie man aus
dem Diagramm sieht, weist die durch Roa dar-
gestellte Leitung beim Gesamtstrom O 0,’ der
beiden Leitungen denselben Spannungsabfall
‚ auf wie die beiden parallel geschalteten Leitun-
gen; sie hat also denselben Widerstand wie diese
beiden Leitungen; wir nennen sie deshalb ‚‚wi-
derstandsgetreue Ersatzleitung‘ der
wahren Leiteranordnung. ‘Wenn es sich bei
unseren Aufgaben nur darum handelt,
Spannungsabfall i im Punkt a beim Strom i, zu
ermitteln, werden wir stets mit der widerstands-
getreuen Ersatzleitung rechnen.
Um also den Spannungsabfall beim wahren
Strom O0, = i,„ zu ermitteln, errichten wir in
0, die Senkrechte auf die Abszissenachse und er-
halten den Schnittpunkt a, mit der Geraden
Roa; 0530, ist ‚dann. der Spannungsabfall im
Punkt a.
Wir wollen nun auch die wahre ch
teilung auf die beiden Leitungen kennen lernen.
Zu diesem Zweck verlängern wir die mit 1 be-
zeichnete Gerade bis zum Schnitt mit ayds;
offenbar stellt dann die Strecke aya, den wahren
Strom in der Leitung 1 und demnach die
Strecke a,a, den wahren Strom in der Leitung 2
dar.
Wir wollen noch feststellen, daß bei paral-
lelgeschalteten Leitungen die Anfangspunkte
der die Leitungen darstellenden Linien auf ein
und derselben Geraden liegen und ebenso die
Endpunkte und diese beiden Geraden sind pa-
rallel zur Abszissenachse selbst. Wir sehen’also,
daß sowohl der Speisepunkt O ‘als auch der
Belastungspunkt a des Schaltbildes im Dia-.
gramm als Gerade erscheinen.
Diesem Beispiel kommt insofern eine‘ große.
Bedeutung zu, als es, wie der Leser bereits: be-
lastete Leitung.
.a, b, c mit den Strömen %,, %;, T. befastet.
"und die Querschnitte 91: 95, Gp-.
‚ermittelt werden (Abb. 5).
den
‚die Punkte durch Gerade miteinander, so er-
. halten wir ein übersichtliches Bild über die
. Spannungsverteilung längs der ganzen Leitung. |
1920.
Heft 12,
'18. März 1920.
' merkt’ haben wird, zugleich -den Fall einer von
9 Seiten her gespeisten Leitung mit einem Be-
‚lastungspunkt darstellt. Wir kommen auf die- {
‚sen Fall später noch zurück. ;
Die in mehreren Punkten be-
Die Leitung sei in den Punkten
Die
Längen der Leitungsabschnitte seien L, I, 1
Es sollen die
Spannungsabfälle in den Punkten a, b. und c
Wir tragen in be-
3. Beispiel:
04 L,.agh bizgl 2%
EU AETN
la Dr) %o
Abb. 5. Die in mehreren Punkten belastete Leitung.
"kannter Weise auf der linken Seite des Dia- |
grammes die Leitungskonstanten auf und ziehen
die Verbindungslinien zwischen den zusammen-
gehörigen Punkten.
Es sind zwei Lösungsmethoden möglich,
die wir im folgenden besprechen wolien.
Methode a.
fachen Fall, und dadurch wird die Lösung so
sehr vereinfacht, sofort die Srömverteilung i im:
ganzen : Leitungsstrang angeben: im Leiter 1
fließt der Strom Jı = Re. ım Leiter 2
der Strom J, = i,+i,.; und endlich im Leiter 3
der Strom 7, —4,.. Zur Ermittlung des Span-
nungsabfalles im Leiter 1 machen wir in Abb. 6
MM My IM: [0]
Abb. 6. Diagramm der in ehroroh Punkten
belasteten Leitung.
die StreekeO o = J,. InO ziehen wir die Paral-
lele zu mn, und erhalten dann in bekannter
Weise durch die Strecke oa, den Spannungs-
abfall im Eeiter 1. Auf der Geraden aya, tragen
wir dann den Strom J, = a,b’ auf, ziehen durch
a, die Parallele zu myn, und erhalten in a,b, den
Spannungsabfall zwischen den Punkten a und b
der Leitung. Die Strecke O b, stellt natürlich
den gesamten Spannunssäbtall zwischen den
Punkten O und 5 der Leitung dar, wie wohl
nicht weiter auseinandergesetzt zu werden’
braucht.‘ In ähnlicher Weise erhalten wır end-,
lich den Spannungsabfall in der Leitung 3 zu
c’c;, und der Spannungsabfall von Anfang bis
Ende der Leitung ist O c,. Wenn wir das Dia-
gramm betrachten, können wir feststellen, daß
die Belastungspunkte der Leitung (Abb. 5)
auch hier wieder als Gerade erscheinen, die
zur Abszissenachse parallel. verlaufen. Im
Gegensatz zu vorher müssen wir hier aber
feststellen, daß bei hintereinander geschal-
teten "Leitern die Anfang-. und Endpunkte
der, die Leiter darstellenden Geraden nicht
mehr, auf derselben parallelen Geraden zur
Abszissenachse liegen, die Geraden bauen sich
also nicht nebeneinander, wie bei der
Parallelschaltung der ‚Leiter, auf, sondern
übereinander. Tragen wir über der Leitungs-
‚länge O ce die für die einzelnen Punkte ermittel-
ten Spannungsabfälle auf und verbinden wir
„Methode b.: Die zweite Methode führen
wir des.besseren.Verständnisses wegen in 3 Tei-
len-durch.
‘Wir können bei diesem ein-
‚also der fiktive Strom j., wobei
‘ wird in: Diagramm Abb. 8 durchgeführt.
} Stromverteilune in der Leitung, also die Ströme
Jı, Jg, Jz nicht bekannt seien. In den Auf-
gaben, vor die wir später gestellt werden,
wissen wir auch tatsächlich die Stromverteilung
nieht, und unsere erste Aufgabe bei. der Er-
"mittlung der Spannungsabfälle in der Leitung
wird und muß dann stets sein, die Stromver-
teilung ı in den Leitungen aufzusuchen.
" Der erste Teil unserer Aufgabe besteht
: also i in der.Ermittlung der Stromverteilung
in den-Leitungen 1, 2 und 3. Wir zeichnen in
‘einem Koordinatensystem (Abb. 7) wieder in.
Q
OLE Ber Se An EHE EEE
!
l
i
|
)
zZ . &
mmmm. 3 00 7 P)
Diagramm zur r Ermittlung der widerstands-
getreuen Ersatzleitungen.
Abb: 7.
der bekannten Weise die Leitungsgeraden ein.
Nun nehmen wir für die Konstruktion des
Diagrammes einen beliebigen Strom O o an und
‚konstruieren für diesen in bekannter Weise den
Spannungsabfall im Leiter 1; ergibt die Strecke
oa. Nun nimmt man an, daß derselbe Strom
auch durch den Leiter 2 fließt, der in Reihe mit
Leiter 1 geschaltet ist; man erhält für diesen
Leiter. dann den Spannungsabfall ab. Wie das
Diagramm zeigt, ‘wurde .der 'Spannungsabfall
für den Leiter 2:über dem Diagramm für den
Leiter 1.gezeichnet, weil die Leiter hinter-
einander geschaltet sind, die Spannungsab-
fälle sich also addieren. Endlich konstruiert
man noch den Spannungsabfall im Leiter 3,
wieder unter der: Annahme, daß ‘auch dieser
Leiter vom gleichen Strom durchflossen wird;
wir. erhalten für den BPARnUnGEe SE in diesem a
Leiter die Strecke bc.
Danach suchen wir noch die widerstands-
getreuen Prsatzleitungen der Leitungen Ob
und Oc auf und erhalten hierfür die Geraden
Ros und Ro.- (In der Abb. 7 mit Ob undOe
bezeichnet).
Wir kommen nun zur. Brmittlang der
Ströme in den Leitungen 1, 2 und 3. Bekannt
sind uns ‚lediglich‘ die Belastungsströme 3
%, und %.. Zur Ermittlung der Leitungs-
ströme mit Hilfe der Belastungsströme gehen
wir so vor: Wir verlegen den Belastungsstrom ?,
auf den Punkt b der Leitung O,. Wie das ge-
macht wird, "wissen wir bereits. In Punkt b7
wirkt dann der verlegte Stromi„und der wahre .
Belastungsstrom %, zusammen also der „tk-
tive‘ Strom i,, wobei
%»= — Rp 1 la»
Den Strom 5, verlegen wir dann nach Pankt 6
der Leitung O.c; dort wirkt dann der'verlegte
Strom i, und der wahre Strom i., zusammen
it.
Wenn wir das gemacht haben, gehen wir den
ganzen Weg wieder rückwärts und.finden dabei
‚die wahren Leiterströme J;, Jg und J,, wie wir
noch sehen werden. Die Verlegung der Ströme
Auf
der linken Seite ‚des Diagrammes tragen wir
wieder die Leitungslinien ein; wir können sie
alle der Einfachheit halber auf den gleichen E
Querschnitt beziehen, indem wir sie alle durch
den Punkt m gehen lassen; zu diesem Zweck. Re
viehen wir durch den Punkt m die Parallelen zu
den:einzelnen Leitungslinien des vorigen Dia-
| grammes und zu den wrideretändägeizanen Er-
Wir nehmen jetzt an, daß uns die, satzleitungen.
er ’
18. März 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heft 12.
Und nun beginnen wir die Konstruktion
les Diagrammes (Abb. 8). Wir machen die
Strecke Oo gleich dem wahren Belastungs-
strom t.„ des Punktes a der Leitung (also nicht
gleich dem Leitungsstrom J,, den wir ja noch
' nicht kennen). Für diesen Strom suchen wir in
Ablı. 8. Verlegung Be Ströme.
bekannter Weise den Spannungsabfall in der
Leitung 1 und erhalten dafür die Strecke oa.
Danach ziehen wir durch den Punkt O des Dia-
grammes die Parallele zur Ersatzleitung Rox.
Diese schneidet die Gerade a,a im Punkt b’. Wie
wir bereits wissen, stellt die Strecke a,b’ den
Strom dar, welcher am Ende der Ersatzleitung
Ro» wirkend, dort den gleichen Spannungs-
abfall hervorruft, wie der wahre Strom i.„ im
Punkt a der Leitung 1. Punkt b ist aber auch
noch mit dem wahren Strom i, belastet; im
ganzen wirkt also im Punkt b der Strom i, ti,
— jp. Wir nannten j, den „fiktiven“ Strom des
Punktes b der Leitung. Diesen Strom müssen
wir noch im Diagramm darstellen. Wir machen
zu diesem Zweck die Strecke b’ b’’ gleich dem
wahren Strom ?,, errichten in b’ die Senkrechte
zur Abszissenachse und erhalten mit der Ge-
raden Ro» den Schnittpunkt b. Die Strecke
b, b stellt dann nach Konstruktion den fiktiven
Strom j, des Punktes b dar.
Nun gehen wir noch einen Schritt weiter.
Wir legen durch O die Parallele zur Ersatzlei-
tung Ro. und erhalten den Schnittpunkt e’ auf
der Strecke b,b. Die Teilstrecke b,e’ stellt dann
. denjenigen Strom i i, dar, welcher, am Ende der
Ersatzleitung wirkend,' den gleichen Span-
nungsabfall hervorruft, wie der Strom j, im
Punkt b der Leitung. i, ist also der nach
Punkt ec verlegte Strom des Punktes b. Im
Punkt ce wirkt aber außerdem noch der wahre
. ‚Strom i., im ganzen also der fiktive Strom j..
Wir machen die Strecke be” gleich diesem
fiktiven Strom (c’e” =.) und erhalten mit
Hilfe der gleichen Konstruktion, wie vorher
dureh die Strecke c,c; den fiktiven Strom im
Punkt e der Leitung. Wie wir leicht erkennen,
muß die Strecke Oc, den wahren Spannungs-
abfall im Punkt c der Leitung darstellen; von
‚ der Richtigkeit dieser Behauptung können wir
‚uns durch einei; Vergleich mit Abb. 6 über-
zeugen.
Wir haben jetzt das ganze Leitungsgebilde
mit mehreren Belastungsströmen auf eine ein-
fache Leitung, welche an ihrem Ende mit dem
Strom j, belastet ist, zurückgeführt. “Man sagt,
das gegebene Leitergebilde sei’ schrittweise ver-
einfacht worden.
Wir kommen nunmehr zum nächsten Teil
der Aufgabe: zur Eermittlung der Leiterströme
Jz, J, und Jı. Den wahren Strom J, im Leiter 3
können wir leicht berechnen. Den Gesamt-
strom im Punkt e hatten wir zu 7. gefunden;
von diesem haben wir den verlegten Strom iz
zu subtrahieren und erhalten damit den Strom
J, im ‚beiten 3, also '
‚A a ER PR
Wir schreiben diesen- Strom i im Deltkaim, an
den-Leiter 3 an und zeichnen einen Pfeil dazu,
welcher angeben soll, in welcher Richtung dieser
Strom im. Leiter 3 fließt. Wenn wir die Sub-
traktion j,—i, im Diagramm ausführen, dann
Ermittlung des Stromes J, im Leiter 1.
‚Strom 2, sein.
aob', also der nach O, verlegte Strom zugleich
- Speisepunkt 0,.
finden wir, daß der Strom J, positiv ist; positive
Ströme versehen wir mit einem Pfeil von unten
nach oben, was ja ohne weiteres einleuchtet.
(Um das Diagramm Abb. 7 nicht zu sehr zu
belasten, wurde darauf verzichtet die Ströme
und Pfeile einzutragen.)
Und nunmehr kommen wir zur Ermittlung
des Stromes J, im Leiter 2. Im’ Punkt b der
Leitung. fließen die wahren Ströme weg:
J, und (j,—i.); diese Ströme müssen durch die
Leitung 2 zufließen; es ist also
Ast —l)=ie ti.
Wir schreiben diesen Strom J, im Dia-
vramm an den Leiter 2 und versehen ihn mit
einem Pfeil von unten nach oben, ‚weil wir für
J, einen positiven Wert erhielten.
Endlich kommen wir zum Pünkt « und zur
Im
Punkt a fließen die wahren Ströme weg: ja
und J,; nach dem Punkt wurde kein Strom
verlegt; also ist i gleich Null und der fiktive
Strom ja ist gleich dem wahren Strom i.; wir
erhalten also für Jı
JS=Zjth=siutüHt ie:
Auch diesen Strom schreiben wir im Diagramm
ein. Daß'für die einzelnen Leiter diese Stromes
sich ergeben mußten, ist:uns ja von der zuerst
betrachteten Methode her bekannt. Nunmehr
können wir die wahren Spannungsabfälle in den
Punkten a, b und e konstruieren. Führen wir
diese Konstruktion durch, so erhalten wir ein
" Diagramm, . das genau mit Abb. 6 überein-
‚stimmt, und damit ist die gestellte Aufgabe
gelöst:
Natürlich ist in einem so einfach gelagerten
Fall, wo wir die Ströme in den Leitern 1,2 und 3
ohne weiteres angeben können, diese umständ-
liche Rechnung, wie wir sie eben durchgeführt
haben, nicht am Platze. Es ist aber gut, sich an
diesem einfachen Beispiel die Konstruktions-
methode klar. zu machen.
4. Beispiel: Die in einem Punkt belastete
und’ in beiden Endpunkten gespeiste Leitung.
In Abb. 9 ist dieser Fall schematisch dargestellt;
el) a RE
7 NEBEN,
ER EY I
in h
Abb. ©, Die von zwei Seiten her gespeiste Leitung.
die Punkte O;, und O, sind SpeisepunktederLei-
tung. Haben diese beiden Speisepunkte die
gleiche Spannung, und auf diesen Fall wollen
wir uns in der vorliegenden Arbeit beschränken,
so können wir offenbar die Leitungsanordnung
auch so zeichnen, wie Abb. 3 zeigt und damit
ist dieser Fall auf Beispiel 2 zurückgeführt.
Es ist sehr interessant, daß man die von
0, und O, auf a zufließenden Ströme auch noch
in anderer Weise finden kann. Nehmen wir
an, in Abb. 2 stelle mn die Leitung O;a und
mr die ‚Leitung 0, 0, dar, ferner möge aüa der
Man kann dann beweisen, daß
der von O, her zufließende Strom und demnach
b'a der von O, her zufließende Strom sein muß.
Auf den Beweis selbst soll hier nicht näher ein-
gegangen werden.
5. Beispiel: Die in mehreren Punkten be-
lastete und in beiden Endpunkten gespeiste
Leitung. Dieser Fall ist in Abb. 10 dargestellt.
} [07 t [74 b c 0,
PA ©% v 4 PA 4
% Ü b te
Abb. 10. Die mehrfach belastete, doppelt gespeiste Leitung-
Der Einfachheit halber sind für die Leitungs-
strecke O, und O, dieselben Verhältnisse, also
dieselben Leitungsdimensionen und Belastungs-
ströme wie im Beispiel 3 gewählt. Neu kommt
hier hinzu das Leitungsstück 4 und der zweite
Es ist zu vermuten, daß die
' Ströme unbequem ist.
.man leicht beseitigen. Man legt z. B. auf das
Lösung dieses Beispiels auf eine Vereinigung
der Lösungsmethoden der beiden Beispiele 8
und 4 hinausläuft. Allerdings versagt hier die
einfache Lösungsmethode, die wir beim Bei-
spiel 3 angewendet haben; denn diesmal sind
uns tatsächlich die Ströme in den Leitungen
1,2, 3 und 4 unbekannt. Wir müssen also zu-
nächst‘ die Ströme J,, J, ermitteln.
Wir lösen die Aufgabe ähnlich wie Bei-
spiel 3 durch Entwerfen mehrerer Diagramme.
Das erste Diagramm entspricht ganz dem Dia-
gramm Abb. 7. Wir können also die Ersatz-
leitungen ohne weiteres aus Abb. 7 entnehmen.
Neu kommt, wie bereits bemerkt wurde, die
Leitung 4 hinzu. Wir sehen, daß das Leitungs-
stück 4 parallel geschaltet ist zu Leitung Bor
vorausgesetzt, daß der Speisepunkt O, dieselbe
Spannung hat wie O,), was wir auch antudhmen
wollen. Danach müssen wir also im Diagramın
die Leitung 4 gegenüber der Leitung R. so
einzeichnen, wie wir es in Beispiel 4 bzw. 2 für
zwei parallel geschaltete Leitungen kennen ge-
lernt haben, d. h. die Anfangs- und Endpunkte
beider Leitungen müssen auf den gleichen hori-
zontalen Geraden liegen. Wir erhalten im Dia-
gramm dann noch die neue widerstandsgetreue
Ersatzleitung Roc.
Unsere nächste Aufgabe ist die Verlegung
der-Ströme ?„ und i, auf den Punkt ce der Lei-
tung. Diese Aufgabe haben wir bereits im Bei-
spiel 3 gelöst, die Lösung braucht also hier nicht
mehr wiederholt zu werden.
Immerhin soll bei dieser Gelegenheit darauf
hingewiesen werden, daß wir die Stromver-
legungen auch anHand der Abb.7 durchführen
können, wir brauchen also kein neues Diagramm
für diesen Zweck zu entwerfen, wie wir es im
Beispiel 3 getan haben.
Dem Diagramm haben wir keine bestimm-
ten Ströme zugrunde zu legen, wir brauchten
also keine Strommaßstäbe zu wählen. Nach-
dem aber das Diagramm entworfen ist, können
wir die Strecke a, a gleich dem Strom :, setzen;
dann stellt die Strecke a, b’ den nach b verlegten
Strom t„ dar. Zu diesem Strom addieren wir
den Belastungsstrom i, und erhalten den fik-
tiven Strom j;. Wir setzen nun die Strecke by b
gleich: diesem fiktiven Strom; dann stellt die
Strecke b, ec’ den nach c verlegten Strom i, dar.
Zu diesem addieren wir den Belastungsstrom i de
und erhalten den fiktiven Strom j.. Freilich
wird dabei manchmal der Maßstab recht unbe-
quem sein, die Längen der Strecken in mm, ge-
teilt durch die Ströme, werden meist keine ganze
Zahl ergeben, so daß das Ablesen der verlegten
Diesen Mißstand kann
fertig gezeichnete Diagramm ein Pauspapier
und verlängert darauf die Strecke 1 über a hin-
aus, vielleicht bis zum Punkt (a). Der Punkt (a)
wird dabei so angenommen, daß die Strecke
(a, a) einen bequemen Maßstab für den Strom
ergibt (z. B.1 A = 10 mm u. dgl.). Dann kann
man (a,b’) bequem in Ampere ablesen. Es
empfiehlt sich dann, die Ströme , i und 5 ober-
halb der einzelnen Geraden aya, bad, cye im Dia-
gramm einzuschreiben. Bei dieser Methode
dient das Diagramm sozusagen nur als Rechen-
schieber zur Berechnung der zu verlegenden
Ströme; inihrer wahren Größe treten die Ströme
im Diagramm überhaupt nicht auf.
Wir kommen nun zum zweiten. Teil der
Aufgabe, zur Ermittlung der wahren Ströme in
den Leitungen 1, 2, 3 und 4.
Wir haben jetzt, nachdem alle Ströme nach
ce verlegt sind, ein Leitergebilde ähnlich der
Abb. 9 vor uns und unsere Aufgabe besteht
darin, zu ermitteln, welcher Teil des Stromes 7.
von O, und welcher Teil von O, nach dem Punkt
e hinfließt. Wir legen hierzu das Diagramm
Abb. 8 zugrunde. Die Aufgabe wird im Prinzip
natürlich so ‚gelöst, wie wir es im Bespiel 4 ge-
lernt haben. Die Konstruktion ist im Diagramm
angedeutet. Damit kennen wir den ersten wah-
ren Strom, den Strom J, im Leiter 4. Wir
können also schon den Spannungsabfall von O,
£30
Rlektrotechnische Zeitschrilt. 1926, Helt 12.
bis ce konstruieren, da wir den Strom J, kennen.
Diese Konstruktion ist in Abb. 11 in bekannter
Weise durchgeführt.
Unsere nächste Auf-
gabe besteht darin, den %
Strom J, ım Leiter 8
zu finden. Das kann ;
durch Zurückverlegen N
der Ströme geschehen.
Der Gesamtstrom inc :
war j.. Ein Teıl davon, f)
nämlich J, Amp, wer-
den vom Speisepunkt
O, geliefert. Durch die
ER
Abb. 11. Konstruktion der
Spannungsahfälie.
Ersatzleitung Ro. fließt also noch der Strom’
jr. nach dem Punkte c, wobei
Re —Je ze Jı .
Für den Strom im Leiter 3 erhalten wir dann
nach den früher bereits angestellten Über-
legungen den Strom J, zu
3=,JRe\'b
Diese Subtraktion kann man im Diagramm
Abb. 8 durchführen (der Strom jx. wird durch
die Strecke (c,) (c) dargestellt). Man erhält für
J; einen negativen Wert, d. h. der Strom
fließt nicht von O,, sondern von 0, her in die
Leitung 3; der Pfeil wäre im Diagramm Abb.7,
also von oben nach unten zu richten.
Wir können den Strom J, aber auch noch
in anderer Weise finden: Von der Stromquelle
O0, fließt der Strom J, in die Leitung. In e wird
der wahre Strom i, abgenommen, also muß von
der Stromquelle O, der Strom (J,—i.) in Rich-
tung auf den Belastungspunkt b fließen, und das
ist eben der Strom im Leiter 8. Also
JhJ=dy te
Bei dieser Berechnung erhalten wir für J; einen
positiven Wert; d. h. der Strom fließt noch
von. der gleichen Seite her, wie der Strom J,.
Wir kennen jetzt also einen zweiten wahren
Strom, den Strom J, im Leiter 3. In Punkt b
muß der Spannungsabfall größer sein, als im
Punkt ce; denn sonst könnte kein Strom von
c nach b fließen. Im Diagramm Abb. 11 haben
wir also den Spannungsabfall im Leiter 3 additiv
zum Spannungsabfall im Leiter 4 aufzutragen.
Unsere nächste Aufgabe ist, den Strom im
Leiter 2 zu finden. Nach den zuletzt gemachten
Überlegungen muß sein
Jh)=J—i,
Wir erhalten diesmal für J, einen negativen
Wert, d. h. der Strom fließt in entgegengesetz-
ter Richtung wie J,, er kommt also von O, her.
Um keinen Irrtum mit den Vorzeichen zu be-
gehen, empfiehlt es sich, die Ströme immer
nach der gleichen Methode zu berechnen.
Der Vollständigkeit halber soll aber auch
der Strom J, mit Hilfe des fiktiven Stromes
berechnet werden; wir erhalten
J=j -J—-Uü .
Für J, ergibt sich ein positiver Wert, d.h. der
Strom fließt von der gleichen Seite her, wie der
Strom jı-
Wir können nun auch den Spannungsab-
fall bis zum Punkt b konstruieren; in a muß
eine höhere Spannung herrschen als wie in b,
sonst könnte der Strom nicht von a nach b
fließen. Dementsprechend ist auch der Span-
nungsabfall im Diagramm subtraktiv einge-
tragen.
In gleicher Weise findet man den Strom J,
und den Spannungsabfall in der Leitung 1. Im
Spannungsabfalldiagramm müssen wir natür-
lich wieder zum Ausgangspunkt zurückkom-
men, das Diagramm muß einen geschlossenen
Polygonzug ergeben.
Damit ist die Aufgabe gelöst.
Auch für diesen Fall ist die Lösung um-
ständlicher als die Konstruktion mit Hilfe des
andern graphischen Verfahrens; allerdings wäre
‘ die Lösung einfacher geworden, wenn wir nur
ein einziges Diagramm entworfen hätten. Der
volle Vorteil dieser graphischen Methode wird
sich aber erst bei der Berechnung ganzer Lei-
tungsnetze zeigen, zu welcher wir uns jetzt
wenden wollen.
B. Leitungsnetze.
Durch die vorstehenden Betrachtungen
haben wir die Grundlagen für die Berechnung
ganzer Leitungsnetze gewonnen. Das Auf-
suchen der widerstandsgetreuen Ersatzleitun-
gen und die Verlegung von Strömen erinnern
an die unter der Bezeichnung „Transfigu-
ration der Netze“ bekannte Rechenme-
thode; und tatsächlich stellt die hier mitge-
teilte Methode letzten Endes nichts anderes
dar. als eine graphische Lösung der von Frick‘
angegebenen Methode der Leitungsnetzberech-
nung durch schrittweise Vereinfachung der Lei-
tungsnetze.
Die in den beiden letzten Beispielen be-
handelten Leitungsgebilde können wir auch als
geschlossene Leitungen bezeichnen, denn wenn
die beiden Speisepunkte gleiche Spannung
haben, können wir uns den Leitungsstrang auch
so zu einem Ring umgebogen denken, daß die
beiden Speisepunkte aufeinander zu liegen
kommen; dann bildet die Leitung, eine ge-
schlossene Figur.
Abb. 12 zeigt den allgemeinen Fall ge-
schlossener Leitungsanordnungen, ein sogen.
Dres ed,
Abb. 12. Leitungsnetz.
Leitungsnetz!). In dem Beispiel ist angenom-
men, daß das Leitungsnetz nur in den Punkten
a, b, c, d belastet ist. Vergleichen wir dieses
Leitungsgebilde mit dem in Abb. 10 darge-
stellten Fall, so sehen wir, daß dort in den
Punkten a, b und ce jeweils nur 2 Leitungs-
stränge zusammenstoßen, während hier 3 Lei-
tungen und mehr in’a, b, c, ... zusammen-
treffen. Man nennt solche Punkte eines Lei-
tungsnetzes gewöhnlich „Knotenpunkte“,
versteht darunter also solche Punkte, in wel-
chen 3 oder mehr Leitungen zusammentreffen.
Es steht aber nichts im Wege, daß wir auch die
‚Punkte a, b, e des einfachen Leitungsstranges
als Knotenpunkte bezeichnen, vielleicht können
wir sie zum Unterschied von den Knotenpunk-
ten der Leitungsnetze ‚‚diskrete‘‘ Knoten-
punkte nennen. Wir werden nämlich bei der
Rechnung sehen, daß .die Knotenpunkte von
Netzen gerade so behandelt werden, wie bei den
einfachen Leitungen die diskreten Knoten-
punkte.
Außer den Knotenpunkten kommen im
Netz noch Speisepunkte vor; auch diese werden
in der Rechnung so behandelt, wie die Speise-
‚ punkte des einfachen Leitungsstranges.
Unsere Aufgabe ist es nun, die Stromver-
teilung im ganzen Leitungsnetz zu finden, um
danach die Spannungsabfälle in den einzelnen
Leitungen ermitteln zu können. Wir teilen die
!) Dieses Beispiel ist entnommen dem Buche: Theorie
und Berechnung elektrischer Leitungen von Galluser u.
‚Hausmann, wo das Netz analytısch durchgerechnet ist.
Der Leser kann auf diese Weise beide Begimunennierhoden
bequem vergleichen. Es sei noch bemerkt, daß die Be-
lastung nicht in Ampere, sondern durch die Lampenzahlen
angegeben ist. £
Aufgabe wieder in mehrere Teile, so wie wir es
bei den einfachen Leitungssträngen gemacht
haben. Zunächst werden wir also das Netz
widerstandsgetreu umbilden und die Ströme
verlegen, so daß wir nur mehr einen am Ende
belasteten einfachen Leitungsstrang vor uns
haben.
‘Wir betrachten zunächst die Abb. 18;
würde der Strom i,„ nicht direkt in a’ abgenom-
‚men, sondern würde sich in a’ noch ein Lei-
tungsstrang 3 anschließen, so könnten wir
ONE. a’ 2 O2
Ua
Abb. 18. Element eines Leitungsnetzes.
offenbar diese Leitungsanordnung dadurch um-
bilden, daß wir, wie vorher, die beiden Leitun-
gen 1 und 2 als parallelgeschaltet betrachten .
und dafür die widerstandsgetreue Ersatzschal-
tung Ro. aufsuchen. In Reihe mit dieser Er-
satzleitung liegt die Leitung 3. Wir wollen dies
in dem Schema andeuten
1
92+3-
Nun sehen wir zu, ob wir nicht auch für
‚das ganze Leitungsnetz der Abb. 12 ein sol-
ches Schema aufstellen können. Das ist tat-
sächlich möglich; das Schema lautet:
d. h. in Worten: Die Leitungen 9 und 8 sind
parallel geschaltet; in Reihe dazu liegt Lei-
tung 7. Für dieses ganze Leitungsgebilde
können wir die widerstandsgetreue Ersatzlei-
‘tung ermitteln; wir nennen sie R’o.. Parallel
zu R’o. liegt die Leitung 4; die Ersatzleitung
ist jetzt Ro. usw.
. Dieses Schema legen wir dem zu entwerfen-
den Diagramm!) zugrunde (Abb. 14). Wir neh-
Abb, 14. Diagramm zum Leitungsnefz.
men für die Leitung 8 einen beliebigen Strom
an'und ermitteln dazu den Strom in der zu 9°
parallelgeschalteten Leitung 8, die denselben
Spannungsabfall aufweisen muß, wie die Lei-
‚tung 9. Leiter 7 ist in Reihe zu 9 und 8, ist also
über diesen Leitungen zu zeichnen, u. zw. so, als
ob er von demselben Strom durchflossen würde,
wie 9 und 8 zusammen.
Paralell zur ganzen Leitergruppe liegt die
Leitung 4; wir tragen sie also so in das Dia-
gramm ein, daß sie‘denselben Spannungsabfall
ergibt, wie die ganze Leitergruppe. In dieser
. Weise fährt man fort, bis das ganze Diagramm
entworfen ist. Zieht man zum Schluß die Er-
‘) Der linke Teil des Diagramms mit den Punkten
... Ist in Abb. 14 der Raumersparnis
Mıy My My: .., Nu, Na, N
‚halber' weggelassen worden.
18. März 1820.
Sl ne ie Beer va e SE
ab ie una . ae Ze
GE
N
18. März 1920.
satzleitung für das ganze Diagramm und hierzu
durch Punkt m die Parallele, so schneidet diese
auf der Ordinatenachse die Strecke Onr ab;
diese Ersatzleitung hat denselben Widerstand
wie das ganze Leitungsnetz.
"Wenn man so das Diagramm für große
Leitungsnetze zeichnet, dann erhält man ge-
wöhnlich für die Zeichnung zu große Ausmaße,
besonders wenn man die Ströme in den ersten
Leitungen größer wählt, als es hier geschehen
ist, was aber im Interesse der Genauigkeit not-
wendig ist. Man bricht in einem solchen Fall
das Diagramm an irgend einer Stelle ab, zeich-
net die widerstandsgetreue Ersatzleitung des
ganzen Diagrammes und beginnt damit, als
wenn es eine wirkliche Leitung wäre, ein neues
Diagramm; man kann dabei wieder mit einem
beliebigen Strom beginnen. Das ist in Abb. 15
Abb. 15. Fortsetzung zu Abb. 14.
gemacht. Hätten wir in Abb. 14 die Leitungen
1 und 2, die zu R’o. parallel liegen, noch ein-
tragen wollen, dann wäre das Diagramm zu sehr
in die Breite gewachsen. Deshalb wurde mit
Leitung R’o. ein neues Diagramm entworfen.
Vergleicht man dieses Diagramm mit dem
Netz, so findet man auch hier wieder, daß allen
Knotenpunkten des Netzes Gerade im Dia-
gramm entsprechen, welche zur Abszissenachse
parallel liegen. Die Speisepunkte selbst werden
durch die Abszissenachse dargestellt. Diese
Feststellung ist sehr wichtig, wir haben dadurch
eine bequeme und leichte Kontrolle, ob die ein-
zelnen Leitungen richtig eingezeichnet sind und
nicht etwa ein Irrtum unterlaufen ist.
Wir kommen nun zum Verlegen der Ströme.
Die Verlegung der Ströme kann, wie wir ge-
sehen haben, mit Hilfe eines neuen Diagrammes
erfolgen oder aber, wie ebenfalls bereits darge-
legt wurde, an Hand des eben entworfenen
Diagrammes. Wir werden diesmal den letzt-
genannten Weg gehen und die Stromverlegung
direkt aus dem Diagramm ablesen. Es wurde
oben empfohlen, zur Gewinnung eines beque--
men Maßstabes mit Hilfe eines Pauspapieres
Nebenzeichnungen anzufertigen. Das geht bei
80 einfachen Beispielen wohl zu machen, bei sehr
großen Netzen aber wird dieses Verfahren viel-
leicht doch zu umständlich. Der Verfasser geht
- in solchen Fällen wie folgt vor: Das ganze Dia-
gramm wird inTusche ausgezeichnet, und danach
‚werden die Strecken, welche zur Vornahme der
. Stromverlegung‘ nötig. sind, mit schwachen
. ledigt, wir haben das ganze Netz auf einen ein-
fachen Leitungsstrang, welcher an einem Ende.
Bleistiftstrichen verlängert, so wie wir es vorher
auf dem Pauspapier gemacht haben. Dann legt
man einen Rechenschieber, welcher an seiner
abgeschrägten Kante einen mm-Maßstab trägt,
so vor die Reißschiene, daß der Nullpunkt des
Maßstabes bei Verschiebung der Schiene längs
der Ordinatenachse gleitet. Dann verschiebt
man die Schiene soweit nach oben, bis die in
Betracht kommenden verlängerten Geraden
einen bequemen Maßstab am Rechenschieber
treffen. - Statt des Rechenschiebers kann man
natürlich auch ein ‚Prisma‘ mit Millimeterein-
teilung benutzen.
Hat man nun in dieser Weise die Größe der
verlegten Ströme bestimmt, so schreibt man
diese Werte, die Knotenpunktströme und die
‚fiktiven Ströme in das Diagramm ein, am
‘besten oberhalb der die Knotenpunkte dar-
stellenden Geraden.
Nunmehr ist der erste Teil der Aufgabe er-
belastet ist, zurückgeführt und den fiktiven Be-
‘ lastungsstrom bestimmt.
Wir kommen jetzt zum zweiten Teil der
"Aufgabe, zur Ermittlung der Stromverteilung.
‘sind wahre Ströme.
Elektrotechnische Zeitschritt. 1920. Melt 12.
Wir wissen, daß wir nun wieder den ganzen
Weg rückwärts gehen müssen. Bei der Durch-
rechnung des Beispiels 5 haben wir die Ermitt-
lung der Stromverteilung graphisch durchge-
führt, um gleich die Strecken für die Ströme zu
gewinnen zur Konstruktion des Spannungsab-
falldiagrammes.
Wir brauchen aber, wie wir noch sehen
werden, den Spannungsabfall für das Netz mit
der Belastung, wie wir sie angenommen haben
(Belastung in den Knotenpunkten), nicht zu
kennen. Wir können deshalb auf die Konstruk-
tion der Stromverteilung in einem eigenen
Diagramm verzichten, wir lesen sie aus den
Diagrammen Abb. 14 und 15 ab und führen die
Rechnungen, soweit solche durchzuführen sind,
mit Hilfe der Reißschiene und des angelegten
Meßlineals durch.
Danach ergibt sich eine Verteilung der
Ströme auf die einzelnen Leiter, wie sie im Dia-
gramm an die Leiter eingeschrieben ist. Um
dem Leser die Kontrolle zu ermöglichen, sollen
einige Leiterströme im folgenden nachgerechnet
werden. Am Endpunkt der Ersatzleitung Roa
(Knotenpunkt a) greift der fiktive Strom j—205
an. Dieser verteilt sich auf die 3 parallel ge-
schalteten Leiter: 1, 2 und R’o«.- Nach dem
Diagramm ergibt sich folgende Verteilungt):
Leiter 1: J|, = + 50; Leiter 2: J, = + 101;
Leiter‘ Roa: ja = + 54. Die Ströme J, und J,
Aus ja = + 54 können
wir den wahren Strom J, im Leiter 3 ermitteln
durch Zurückverlegung von i=76; es ist
sehr -i=+4 -716= —29;J, = —%
fließt also vom Punkt a weg. Wenn die Rech-
nung richtig ist, muß SJ (Summe aller J im
Knotenpunkt a) gleich ia sein. J+J3+J; =
+50-+101 — 22 = 129 = t,. Im Punkt b wird
der fiktive Strom j = 245 abgenommen; durch
die Leitung 3 fließt der Strom zu J,; = 22. Auf
die Leitungen 5 und Ro, kommt also der Strom
j— J, = 223. Davon trifft auf die Leitung 5
der Strom J, = + 145 und auf die Leitung Ro»
der Strom jr = + 78. Den Strom in Leitung 6
erhält man durch Zurückverlegen von i = 92
zu)=jir-i= +78 —- 9 = — 14. Indie-
ser Weise wird die Rechnung fortgesetzt, bis alle
Leitungsströme ermittelt sind. Die Ströme
sind im Diagramm eingetragen.
Damit ist der Hauptteil der Netzberech-
nung beendet und die Aufgabe, die wir uns ge-
stellt haben, gelöst. Wir hatten in unserem Bei-
spiel angenommen, daß unser Netz nur in den
Knotenpunkten belastet sei. Praktisch liegt
stets die Aufgabe folgendermaßen vor: Es ist
ein Netz gegeben, in welchem die Ströme in
‘mehreren Punkten der einzelnen Leiterstränge
abgenommen werden; es soll die Spannung der
Knotenpunkte ermittelt werden. Man geht, wie
als bekannt angenommen werden kann, so vor.
1. Aufgabe: Man betrachtet alle Knoten-
punkte als Speisepunkte und ermittelt, welche
Ströme in diesen Speisepunkten zugeführt wer-
den müssen. Diese Aufgabe kann mit Hilfe der
im 4. Beispiel behandelten Methode für jeden
einzelnen Strom durchgeführt werden, die
Summe aller zuzuführenden Ströme eines
Speisepunktes erhält man dann durch Zusam-
menzählen der einzelnen Ströme; man sagt
kurz: es werden alle Ströme auf die Knoten-
punkte verlegt.
2. Aufgabe. Nun nimmt man an, das
Netz sei in den Knotenpunkten belastet, u. zw.
mit den Strömen, die wır eben als zuzuführende
Ströme berechnet haben. Für diesen Fall er-
mittelt man dann die Stromverteilung. Dies
haben wir eben gemacht.
. 3s Aufgabe. Nun legt man die beiden
durch die Lösung der beiden Aufgaben ermittel-
ten Stromverteilungspläne übereinander und
superponiert die Ströme. |
4. Aufgabe. Man kennt nun die Ströme
in jedem Teil des Netzes und kann die
Spannungsabfälle für die einzelnen Knoten-
i !) Im Diagramm Abb. 15 ist diese Konstruktion «der
Stromverteilung nochmals maßstäblich durchgeführt.
231
punkte mittels eines Diagrammes ähnlich Dia-
gramm Abb. 11 berechnen.
Die Hauptaufgabe ist bei solchen Netz-
‘ berechnungen immer die zweite Aufgabe, auf
deren Lösung wir uns hier beschränkt haben,
da ja nur dieser Teil der Netzberechnung neu ist.
Das eben berechnete Netz war ziemlich
einfach, da jeweils nur einzelne Leitungen (z. B.
Leitungen 4, 5) zu Leitergruppen parallel ge-
schaltet waren. Solche Bedingungen kann man
beim Entwerfen von Netzen nicht immer ein-
halten; es wird sich ‚häufig nicht vermeiden
lassen, daß größere Leitungsgruppen in Parallel-
schaltung auftreten. Das ist z. B. der Fall beim
Netz mit folgendem Leitungsschema:
Auch solche Netze können leicht graphisch
berechnet werden. Man konstruiert im vorlie-
den Fall die Ersatzleitungen jeder Leitergruppe
zunächst für sich und vereinigt dann diese Er-
satzleitungen in einem Hauptdiagramm.
Wenn man bei der Berechnung dann zur
Stromverlegung kommt, dann muß man be-
achten, daß in den einzelnen Knotenpunkten
mehrere verlegte Ströme zusammenkommen
können: Im übrigen gestaltet sich die Berech-
nung genau wie bei dem eben behandelten Fall.
Um die schrittweise Vereinfachung von
Netzen vornehmen zu können, ist es manchmal
nötig, Maschen, deren Leiter ein Dreieck bilden,
mit Hilfe der Kenellyschen Methode in einen
widerstandsgetreuen Stern umzubilden. Auch
diese Transfiguration kann auf graphischem
Wege vorgenommen werden, so daß also auch
in diesem Falle keine anderen als graphische
Methoden zur Netzberechnung nötig sind.
Wir sehen demnach, daß wir mit der oben
beschriebenen graphischen Methode das gleiche
Anwendungsgebiet beherrschen wie die Frick-
sche Methode.
Der Vollständigkeit halber sei hier noch
erwähnt, daß man auch die Ausgleichslei-
tungen nach dieser Methode berechnen kann.
Der Verfasser kann, gestützt auf eigene
Erfahrung, behaupten, daß man es beim Ent-
werfen von Leitungsnetzen immer in der Hand
hat, die Netze so zu gestalten, daß sie mit Hilfe
dieser einfachen Methode behandelt werden
können. Wer in die Lage kommt, Netze zu be-
rechnen und sich die Aufgabe stellt, die Netze
nachher im Betrieb durch Nachrechnung der
Stromverteilung öfter zu kontrollieren, der
wird sich sicherlich die Arbeit nicht dadurch er-
schweren, daß er recht komplizierte Leitungs-
netze entwirft, zu deren Berechnung und Kon-
trolle ein ganzes System von Gleichungen gelöst
werden muß; er wird vielmehr die Netze so zu
gestalten suchen, daß sie möglichst einfach zu
berechnen sind. . Deshalb glaubt der Verfasser
in seiner Behauptung nicht fehl zu gehen, daß
die Mehrzahl jener Netze, welche zur Ermitt-
‚lung der Stromverteilung umständliche Rech-
nungen erfordern, überhaupt nicht gerechnet
sind.
Schluß.
Die Frage, ob man bei der Netzberechnung
die rein analytische Methode oder eine graphi-
sche Methode, also z. B. die in vorliegender Ar-
beit erläuterte Methode, verwenden soll, wird
immer durch den persönlichen Geschmack ent-
schieden werden: der eine hat mehr V.orliebe
für das’graphische Rechnen, der andere arbeitet
lieber mit Gleichungen als mit Lineal und Zir-
kel. Manche meinen zwar, daß der graphischen
Methode der Fehler zu großer Ungenauigkeit
anhaftet. Es wird zugegeben, daß man z. B.
mit einer Rechenmaschine die Genauigkeit be-
232
liebig weit treiben kann, während man bei An-
wendung der graphischen Methode immerhin
mit einem Fehler von 1.bis 2 % rechnen muß.
Wer aber in der Praxis schon Leitungsnetze be-
rechnet und sich dann die Mühe genommen hat,
seine Reehnungsunterlagen mit den wirk-
lich auftretenden Verhältnissen zu vergleichen,
der wird dem Verfasser darin beipflichten, daß
derjenige, welcher bei praktischen Berechnun-
gen sehr. große Genauigkeit fordert, Ziel und
% weck der praktischen Leitungsberechnung
verkannt hat.
Wieder andere behaupten, daß die graphi-
schen Methoden umständlicher sind und zeit-
raubender als die analytischen. Diese Behaup-
tung kann leicht durch einen Versuch widerlegt
werden.
Der Verfasser ist der Meinung, und dabei
denkt er an die Entwicklung der Grapho-
statik, daß die graphischen Methoden der
Berechnung elektrischer Leitungen heute schon
weit mehr "Aurchgebildet wären, wenn in der
Praxis anf diesem Gebiet mehr gerechnet
und weniger nach dem „Gefühl“. gearbeitet
würde.
Die Berechnung von Kontakten.!)
Von Wilhelm Höpp,
Oberingenieur der AEG-Apparatefabrik, Berlin.
(Schluß von S. 208.)
Einfluß von Querschnittsänderun-
gen. Es ist nun weiter zu untersuchen, in wel-
chem Maße die Temperatur an der Kontakt-
stelle beeinfluß wird, wenn die Anschlußschie-
nen einen abweichenden Querschnitt gegenüber
den Schalterkontakten aufweisen.
Wenn sich an einem ungeschnittenen Lei-'
ter an einer Stelle der Querschnitt plötzlich ver-
jüngt, so tritt diein Abb. 13 angedeutete Tem-
peraturverteilung ein. Da die aufgenommene
ed 77
Abb. 13. Temperaturverteilung infolge
Querschnittsänderung.
Wärme in dem größeren Querschnitt gleich der
ans dem kleineren Querschnitt übergeleiteten |
sein muß, besteht die Gleichung
p cn II _ CI Id
7704: dei 704 de
wong, die Temperatur abnahme am kleineren,
9, die Temperaturzunahme am größeren Quer-
schnitt an der Verjüngungsstelle bedeutet.
Daraus folgt, daß sich das Temperaturgefälle
an der Verjüngung plötzlich ändert, denn es
folgt aus Gl. (14)
a _ 92 Ua
EB GE MGER
Der Temperaturverlauf an dem Leiter mit denı
größeren Querschnitt muß genau so erfolgen,
als ob anstatt der Verjüngung ein Überga ngs-
verlust vorhanden sei, ER En der Gl. (6)
von der Größe
5 = 0 b=
„(14
dA |
Seen . 3 . (16
‚cgq1\
0,24 °
denn es ıst gleichgültig, auf welche Weise die |
Temperatur am Ende hervorgebracht wird.
Es ist also auch hier
x — A, b, In Zu |
und ‘
| rllR
Hd: oh
) Vortrag, gehalten am 10. II. 1920 im Blektrotech-
nischen Verein, Berlin.
RR Elektrotechnische Zeitschrift.
Diese vier Temperaturgleichungen ‚können ge
1920.
Für den Leiter mit kleinerem Querschnitt gilt
genau dasselbe, da die Ausgangsformeln die-
selben sind, nur ist hier die Temperatur negativ
in Rechnung zu setzen, .d, h. sie ist von der
Übertemperatur Ts abzuziehen.
Es gilt a
Ber
3
Be
= NY) £, a2 a, bs |
Da nun {
„Sud = 9 by
2 a,b,
(18
und
und daher
5 bi q
1702 = F 8 — = Ei ’
(vergl. Gl. [5], 16] und [1]), da ferner nach
Abb, 13.
at Pa Ty-— T, ist,
Be gi
2 I. ST
oder Ya. (19
mu Gel a
i A Joy
In gleicher Weise ist
R—T,
ee re
BELDNEN ei
} I %ı
Somit wird die Temperaturverteilung
r 7 Be K0 3
nn
Iı%ı
1 am j 93 Us
und an ä (20
Krauss n—T g sb:
H I %ı
1 + V 9 Us
Schalter mit zwei Kontaktstellen.
Sind zwei gleiche Kontaktwiderstände, etwa wie
beim Schalter nach Abb. 2 im Abstand x vor-
handen und beträgt die Entfernung der An-
schlüsse bis zur nächsten Kontaktstelle z,, was
dem allgemeinen Schema Abb. 14 entspricht,
Heit 12.
. schnitt benutzt werden.
"Da p:.Q =
18. März 1920.
je zwei A werden. in:
tm =evdn ae : a »). @
und
| 5 rn ES ERar “ ee E
vs = Veh re Bea Bi € a, bi nu DE abi )es
‘ Ua! f N R £>
ueyn: Us
Die zulässige Strombelastung ist für diesen
Fall, wenn die Temperatur in der Kontaktstelle.
nicht größer werden soll als bei einem unge-
sehnittenen Leiter von gleichbleibendem Quer-
schnitt bei der. Belastung Jon:
® Jo
ar Be 9 a
Zur Bestimmung von .J„ können vorteilhaft die '
von Teichmüll er angegebenen Formeln für
horizontale Leiter mit kreisförmigem Quer-
Sie geben auch für
Leiter mit reckteckigem Querschnitt a
genaue.Werte, wenn man als Umfang den Wer
2 (s+h) benutzt. Rist die Höhe, s die Dicke dis
Profils in em. Sie lautet!):
A=kVe+n g+oYg.
. Kontaktwiderstand.
rechnung des Übergangswiderstandes hat Ver-
fasser dieses gegen Ende des Jahres 1910 um-
fangreiche Messungen ausgeführt, die das wich-
tige Ergebnis hatten, daß es für praktische Be-
rechnungen zulässig ist, den Übergangswider-
stand für Kupferkontakte, bei denen die im
Schalterbau üblichen Drucke in Anwendung
gelangen, durch tolegnde; einfache Gleichung
darzustellen:
(25
der Gesamtdruck ist, so wird
» } N) ; . 5
Diese Gleichung?) ist von größter praktischer
Bedeutung,
gar
denn sie .besagt, daß es zu-
nächst
Kontaktfläche
Gesamtdruck, denn so-
‚lange dieser bestehen bleibt,
hat der Übergangswider-
stand praktisch tatsächlich
denselben Wert. Daß diese
Gleichung praktische Gül-
tigkeit hat, beweist schon
Abh. 14. Temperaturverteilung bei einem Schalter mit zwei Kontaktstellen
und ee
so überlagern sıch ne em Daran wälehe
durch Übergangswiderstände entstehen, den
Temperaturen, welche durch die Querschnitts-
änderungen hervorgerufen werden, und es er-
gibt sich schließlich -die in Abb. 14 angegebene
Temperaturverteilung. ‚Die totale Zusatztem-
peratur 9, setzt sich augenscheinlich aus $0 vie-
‘len Einzeltemperaturen zusammen, als Stö-
rungsstellen vorhanden sind, nämlich:
HEHE HIG 0 el
Hierin ist
ey Tee ai 2
R % „. {
Ie=xYVToeos ad aD
,—T Er
x = RN € ab; D (21 c
Yı%ı :
2%,
etz
go un & abi (ld.
ya
t + —
I u2)
‚und
"jedoch ist ».sehr klein bei unbe Kupferhüireten.
die Möglichkeit eines Kon-
trollerfingers, dessen Auf-
einer schmalen Fläche be-,
steht (Abb. 15).
nämlich . praktisch keinen
NT im Übergangswiderstand, ganz.
gleich, ob der Finger eine besondere Auflage- E
fläc he aufweist (Abb. 15a), oder ob keine u
az.
Abb. 15. kreaen
a) mit ausgeprägter,
b) ohne besondere Köntaktfläche,
d Die Köustanken sind komplizierte Funktionen der
Raum- und Übertemperatnr und haben die Form:
= 418 me® (a Tü Da
AT ERET
PER LE
ET. +m ar (a? a 9):
Hierin bedeutet 7; die mittlere Übertemperatur über die 4
yund A Se" Kon-
5 vi
Raumtemperatur "R; m.“ ß
stanten. Für Kupfer ist km 12 wd CN
3), ‚Die genauere 6 leichung lautet
Wu tn
x
ER . (24
Zur Vorausbe-
Ba ln a Lt li Li > nn UT u nn
ja6: 4
nicht auf die Größe der
| an-
kommt, sondern auf den
lagefläche mitunter nur aus
Man erhält
18. März 1920.
Elektrotechnische Zeitschrüt.
1920, &
Het, 12..
233
prägte Fläche (Abb. 15b) vorhanden ist. Das
rührt zwar z. T. daher, weil eine mathematische
genaue Berührung der beiden Flächen im prak-
tischen Betriebe nicht denkbar ist, Bei einem
Klotzkontakt ‚lindet z. B. der Stromübergang,
wie eingangs erwähnt, zumeist nur an wenigen,
mitunter sogar nur an einer einzelnen Stelle
statt. Selbst wenn auch hierbei eine starke
Einschnürung der Stromlinien eintritt, so-än-
dert sich bei unverändertem Gesamtdruck der
Widerstand nur unbedeutend, wenn eine zweite
Stelle die Stromleitung mit übernimmt. Bei
einem Versuch mit einer Schleifbürste an einem
Langzellenschalter zeigte sich ebenfalls nur eine
langsame ‚Zunahme des Spannungsabfalles,
wenn die Bürste seitlich vom Kontakt abge-
zogen wurde (Abb. 16). Bei gleichbleibendem
8
fall M Volt
nn
TUNGEA!
SEES
a
0 80 90 mWO%
ee ce in %
Abb. 16. Unabhängigkeit des Überzangswiderstandes von
der Größe der aufegeläähe bei konstanıem Gesamtdruck.
Gesamtdruck steigt ja auch der spezifische
Druck genau in dem Maße wie die Ber ührungs-
fläche abnimmt, Die Kurve in Abb. 16 würde
noch ein wesentlich schärferes Knie aufweisen,
„wenn das Tordieren der Bürste und die damit
verbundene Druckverminderung vermieden
worden wäre. Bei einer Verschiebung um .die
halbe Bürstenbreite ist eine Widerstandszu-
nahme nicht zu merken. Darüber hinaus be-
ginnt die Bürste zu kippen. Erfreulicher weise
gibt gerade bei Kupfer kontakten und besonders
bei sauber eingefetteten Flächen die Gl. (27) eine
gute Übereinstimmung mit den Versuchsresul-
taten. Da man nun praktisch ohnehin nicht mit
‚den kleinsten erreichbaren Widerstandswe'ten
rechnen darf, weil immer bald nach der Reini-
gung und Neueinfettung eine Widerstandser-
höhung von etwa 30 bis 70% eintritt und ferner
. die Formel nur das praktisch in Anwendung
Interpolationsgebiet zu decken |
gelangende
braucht, d. i. bei Drucken zwischen etwa 8 bis
6 kg /em? Leiterquerschnitt, so treten die bei der
Rechnung begangenen Ungenauigkeiten nicht
in die Erscheinung. Man hat nur dafür zu SOr-
gen, daß die der Rechnung zugrunde gelegten
Werte im praktischen Betriebe nicht infolge
schlechter Wartung überschritten werden.
‘ Kontrolle von Kontakten mittels
Millivoltmeter. Man ist nun mit Hilfe der
‚Gleichung Ya
a \
my md Ws p = pain. &
“ „in der Lage, den Spannungsabfall an jeder be-
liebigen Schienenverbindung, Anschlußklemme,
an einem Kabelschuh oder dergl. anzugeben.
Es ist beispielsweise immer möglich, bei Kupfer-
kontakten einen Spannungsabfall von
7 EN
pm .... (8
an a beliebigen Kontaktstelle zu erreichen.
Eı gibt die Messung höhere Werte, so ist der an-
genommene Druck nicht vorhanden, etwa weil
die Schrauben nicht festgezogen sind, oder, was.
häufiger der Fall sein wird, die Flächen sind
nicht“ sauber, sondern oxydiert. Die Kontrolle
von fertig montierten Apparaten mittels Milli-
voltmeter nach obiger Formel ist seit ihrer
praktischen Anwendung außerordentlich frucht-
bringend gewesen, da auf diese Weise Fehler
ausgeschieden wurden an Stellen, wo man bis-
her schwerlich solche vermutet hätte und |
weil früher jeder- sichere Werelotrkeria steh
fehlte.t)
"Kontaktformen.
Kontakten und Kontaktflächen herrschen teıl-
weise noch die widersprechendsten Ansichten.
Die einen sehen alles Heil in recht großen
Flächen, ohne sich wesentlich um den Kontakt-
druck zu kümmern, ande"e suchen durch feine
Unterteilung der Kontaktbürste in viele dünne
Lamellen einen vörzüglichen Kontakt zu er-
zielen, wieder andere benutzen besondere Ver-
fahren zur Bearbeitung der Kontaktflächen.
Man hat auch dureh Versuche herausgefunden,
daß es bei Kontrollerfingern oder einfachen
Druckkontakten ohne jegliche Unterteilung der
Kontaktfläche möglich ist, dieselben für hohe
Strombelastung- zu benutzen, wenn man den
Kontaktdruck beträchtlich steigert.
. In Wirklichkeit ist aber die Strombelastung
durch die Querschnitte und den angewendeten
Druck und die Reinheit der Kontaktflächen
fast vollständig bestimmt und die Form und
detaillierte Ausbildung spielt dabei eine neben-
| sächliche Rolle. Diese soll vor allen Din-
gen So sein, daß der verlangte Druck
' dawernd gewährleistet und einer Oxy-
:datıon nach Möglichkeit vorgebeugt
wird.
Spezifischer Kontaktdruck. Der spe-,
zifische Druck der Kontaktflächen gegenein-
. ander hat nur insofern eine gewisse Bedeutung,
als es mit Rücksicht auf die Oxydation zweck-
mäßıg erscheint, nicht zu getinge als auch nicht
zu große spezifische Drucke anzuwenden. Zu
große Drucke pressen das Schmiermittel zu, sehr
aus. der Kontaktstelle heraus, so daß die Oxy-
dation wegen desleichteren Luftzutritts wieder
erleichtert wird. Auch tritt leicht ein Einfressen
der Flächen ein. Bei. zu kleinen spezifischen
Drucken verschmieren sich die Flächen leicht
mit angetrocknetem oder verharztem. Fett.
Das Einschleifen von massiven Klotzkon-
takten hat nur insofern eine Bedeutung, dab
bei ebenen, gut an’iegenden Flächen der Luft
der Zut’itt erschwert, also die Oxydation besser
verhindert wird. Es hat keinen Sinn, bei Bür-
sten nach Abb. 17a den Winkel a möglichst
ii
ur en SG
Abb. 17.. Verschiedene Kontaktformen. '
spitz zu machen, um im Verhältnis zum Quer-
‚schnitt recht große Auflageflächen zu bekom-
men, denn solange der Gesamtdruck nicht ge-
ändert wird, tut eine Bürste jeder anderen
Form (Abb.17, b bis d) dieselben Dienste. Aus
diesem Grunde ist der spezifische Druck in den
angegebenen Formeln durchweg auf den Quer-
schnitt der Bürste bezogen und nicht auf die
Kontaktfläche.
Da es auf die Größe der Fläche nieht so
sehr ankommt, ist esauch statthaft, wie Abb. 18
Abb. 18. Bürste mit verkleinerter Auflagefläche: '
zeigt, die Kontaktfläche in besonderen Fällen
kleiner zu machen, als den Bürstenquerschnitt,
was mit Rücksicht auf, Raumersparnis manch-
mal sehr erwünscht ist.
Kontrollerfinger.
der Anwendung bestimmter spezifischer Drucke
— auf den Querschnitt bezogen — ergibt
sich ganz von selbst bei der Dürchrech-
- 1) Für beliebige Schraubkontakte ist annähernd J/P =
konstant und beträgt etwa 2 bis 4, so daß der Spannungs-
bei für alle guten Verschraubungen etwa 1 bis 2 Millivolt
eträgt . A
Über die Güte von
Die Notwendigkeit |
nung einer Kontaktserie z. B. bei Kontrollen
fingern für verschielene Normalstromstärken.
Schreibt man die Gl. (11) unter Benutzung von
AR LRRENn 21a u. 28 in der Form
2 A ee (30
58
ER
Vitr I
und rechnet man für alle Kontakte mit einem
konstanten oder annähernd konstanten Ge-
samtdruck P, so findet man, daß die Kontroller-
finger für Walzenschalter sehr groß ausfallen
für größere Stromstärken. Der Einfluß des
Nenners in Gl. (30) wird bei größeren Strom-
SuBr Ban immer stärker,
Ersetzt man a P durch p.q und
schreibt
Js: Jo
Se eTeneng: .
V: REN
a
so tritt der umgekehrte Fall ein, wenn man p
konstant hält, denn bekanntlich ist die Strom-
dichte Jy/q bei großen Querschnitten sogar be-
. ker
trächtlich kleiner als bei kleineren Querschnit-
ten. Aus diesem Grunde wird der Einfluß. der
Übergangsverluste, konstantes p für alle Schal-
ter vorausgesetzt, bei Schaltern für große
Stromstärken nunmehr immer kleiner. Die Be-
anspruchung.eines Kontaktes in A/cm? (Abb.
19). wird daher wesentlich gleichmäßiger bei
400;
FETTE EEE TREE,
Querschrmitt cm?
Abb. 19. Stromdichte bei Kontrollerfingern.
konstantem spezifischen Druck als bei konstan-
tem Gesamtdruck. - Aus denangegebenen Gün-
: denist es daher erklärlich, daß die Stiombela-
stung von Kontakten nach Art der Kontroller-
finger “wesentlich gesteigert werden konnte,
wenn man wesentlich höhere Drucke (die mit
Rücksicht auf ein möglichst geringes Dreh-
momentan der Schalt walze nicht beliebig ge-
. steigert werden konnten) anwendete.
GN 'Zahlentafel 1 sind die errechneten
Strombelastungen J, für einen langen Kupfer-
leiter ohne Kontaktstelle den Strombe-
Jastungen Jp bzw. J, für denselben-Leiter mit
nur einer Kontaktstelle, z. B.für Kontrollerfinger
nach Abb. 20, mit einem spezifischen Druck von
Abb. 20. Kontaktfinger für Walzenschalter.
4 kg/em? Leiter querschnitt sowie für konstan-
ten Gesamtdruck P-=2 kg gegenübergestellt.
Zahlentafel!E.
Quer- Amp£re ‚Dauerbelastung Millivolt
Mr | J J abfall berdor
Be Jo | E » trom-
em , P=2ke =4kgj/em? | belastung J,
1,5.0,& | 208 | 126 133 23
1,5. 0,5 | 236 137 155 26
2,0.0,5 | 301 161 200 25
2,0.0,6 | 333 170° 227 i 24
25.06 | 403 | 1% 279 23
25.07 | 40 | 204 308 22
234
Elektrotechnische Zeitschriit.
1929.
Het 12.
18. März 1920.
Bei sauberen erschütterungsfreien Kontakten
ist der Spannungsabfall ungefähr halb so groß
wie in der Tabelle angegeben. Der Einfluß an-
grenzender abkühlender Massen und der Zu-
satzerwärmung durch Ausschaltlichtbögen ist
in der Tabelle nicht berücksichtigt.
Stromschütze. Da das Drehmoment der
Walzenschalter bei hohem Kontaktdruck schon
wegen der größeren Schalttrommeldurchmesser
bei hohen Stromstärken sehr stark anwuchs,
war man gezwungen, zu der Einzelbetätigung
der Finger durch Elektromagnete oder Druck-
luft überzugehen. Es entstand das Schütz, das
vielfach noch mit lamelliertenHaupt-und massi-
ven Abreißkontakten ausgerüstet wurde. Bei
intermittierenden Betrieben, wo die Kontakte
fortgesetzt in Bewegung sind, ist eine Oxyda-
tion weniger zu befürchten als bei Dauerkon-
'takten, weil dieselben bei der heute fast allge-
mein üblichen rollenden und gleitenden Bewe-
gung (Wälzkontakte) bis zu einem gewissen
Grade ständig rein geschabt werden, und sind
daher lamellierte Bürsten als Hauptkontakte
nur dann von Nutzen, wennsie dauernd gefettet
bleiben. (Vergl. oben.)
Schienenüberlappung. Mit Hilfe der
angegebenen Gleichungen ist es nun auchlleicht,
die erforderliche Überlappung bei festen Schie-
nenverbindungen vorauszuberechnen. Wir ge-
winnen dabei ein Urteil, ob die bisher in der
Praxis üblichen Schienenüberlappungen richtig
bemessen sind. In Abb. 21 sei die Überlappung
Abb. 21. Schienentiberlappung.
zweier Schienen von gleichem Querschnitt dar-
gestellt. Bei Schienen für große Stromstärken
ist immer mehr als eine Schraube vorgesehen,
so daß der Stromübergang auf mehrere ausein-
anderliesende Stellen verteilt ist. Unter der
Voraussetzung einer einigermaßen gleichmäßi-
gen Stromverteilung, die bei den angewendeten
hohen spezifischen Drucken und oxydfreien
Flächen praktisch immer erfüllt ist, kann man
nıın die Schienen soweit"übereinander schieben,
daß die Übergangsverluste durch die von der
Qnerschnittsvergrößerung herrhürende Ver-
kleinerung der Leitungsverluste gerade ausge-
glichen werden. Im extremen Fall würde eine
vollständige Verdoppelung des Querschnittes zu
erreichen sein. wenn die Schienen auf der gan-
zen Länge einander berühren. Dieser Fall ent-
spricht zwei parallelgeschalteten Schienen. Der
Ausgleich der Verluste ist dann vorhanden,
wenn ein an die Überlappung angelegtes Milli-
voltmeter denselben Ausschlag zeigt als an
einem Schienenstück, dessen Länge gleich der
Überlappung x ist. In diesem Fall sind die
Widerstände und somit die Energieverluste auf
beiden Strecken &leich. Das Schienenstück hat
den Widerstand w;, während die Überlappungs-
stelle nur noch annähernd den halben Leitungs-
widerstand wegen der Verdoppelung des Quer-
schnittes hat. Dazu kommt jedoch der Über-
gangswiderstand wz;. Es besteht bei vollkomme-
nem Ausgleich somit die Gleichung:
Be age m,
2° qv10t " P7 qviot
woraus die erforderliche Überlappung folgt zu
(32
=2000 ev, (33
und da P = p.qist (p ist wieder auf den Quer-
schnitt bezogen, nicht auf die Fläche), so folgt
— 20.000 8
p
Wird also für alle Schienenverschraubungen
derselbe Druck pro cm? Schienenquersc hnitt
(34
beibehalten, so erhalten wir das überraschende
' Ergebnis, daß die Überlappung für sämt-
liche Schienen die gleiche ist.
Bei gereinigten Kupferschienen ist
020,%.10-3, »250 (bei 50° 0).
Für p =100 kg/cm? wird beispielsweise
0,25.50
103.100 = 2,5 cm.
Der Druck von 100 kg/em? ist ohne Schwierig-
keit zu erreichen und entspricht etwa den Ver-
hältnissen der Praxis.
Da die Überlappung vielfach gleich der
Schienenbreite gemacht wird, so sind diese
Überlappungen als reichlich zu bezeichnen bei
Schienen über 25 mm Breite.
Übergangskonstanten für verschie-
dene Flächenbeschaffenheit. Folgende
Tabelle gibt die Werte von oe für verschiedene
Materialien und Kontaktflächen. Die ange-
gebenen Werte sind Mittelwerte und wurden
an einer Anzahl aufeinander geschichteten
Scheiben mit normal bearbeiteten Flächen ge-
messen. Für die Berechnung sind nicht die
kleinsten, sondern etwa das dreifache derselben
zu benutzen, da im praktischen Betriebe mit
einer Oxydation stets gerechnet werden muß.
Wärmeprüfungen an fertigen Schaltern mit
vollkommenen reinen Kontakten ergeben daher
auch kein praktisches Bild.
2 =2000.
den Flächen benutzt wird. Esist auch schwer,
die Einlagen so glatt herzustellen, daß sich
keine Falten bilden, die eine weitere Erhöhung -
der Übergangsverluste bewirken. Selbst. das
Verzinnen ist überflüssig, wenn die Flächen
frisch gesäubert und gefettet miteinander so
fest verschraubt und im Anfang nachgezogen
werden, daß eine nachträgliche Oxydation nicht
zu befürchten ist. >
Einfluß der Anschlußschienen. Die
angegebene Berechnung ist nun insofern noch
nicht vollständig, als die Anschlußschienen zu-
meist nicht mehr der errechneten Stromstärke
entsprechen werden und daher die Rechnung
mit geänderten Anschlußschienen oder Kon-
takten wiederholt werden muß. Infolge der
großen Wärmeableitung in Richtung der Schie-
nenachse ist es von Interesse festzustellen, wie
sich die Belastbarkeit eines Schalters.mit der
Größe der Anschlußschienenändert. Trägt man
die errechnete Strombelastung über den Nor-
malstromstärken der Anschlußschienen auf, so
ergibt sich die in Abb. 23 dargestellte Kurven-
form. Eine genaue regelmäßige Kurve erhält
man allerdings nur dann, wenn das Verhältnis
von Schienenbreite zu Schienendicke ebenfalls
gesetzmäßig geändert wird, etwa indem eine
Kantenlänge oder das Verhältnis derselben kon-
stant gehalten wird.
Die genaue Strombelastung ergibt sich jetzt
an dem. BunEt der Kurve, bei. welchem die
Zahientn ee g,
Material
Kupfer gegen Kupfer
Verzinntes Kupfer gegen
unverzinntes Kupfer trocken
i trocken
Rerziuuien Rupor Eben geölt
u—l un N EEE NE
verzinntes Kupfer
Kupfer gegen Kupfer mit
glattliegender Stanioleinlage
u Z
er
[|
©
2}
[IE
©
>}
Einfluß von Erschütterungen. Bei
den Widerstand“messungen sind verschiedene
Einflüsse in Rücksicht zu ziehen. Erschütte-
a 8
Beschaffenheit der Flächen
sauber, jedoch trocken
mit Benzin gereinigt
trocken, geölt
gefettet und schwach oxydiert
ale Ser we wen Ye Keyikal. ua)
BEE N er waren!
Konstante>e
Klotzkontakte | Schalterbürsten
‚10-3
‚1073
„10
‚107°
0,10.10-3
water enle
ng pe BE RE 10
0,30. 10-3
.10=
.103
. 10-3
.10-3
a, ee, wie Fe
.10-3
Schienenbelastung J, mit der Schalterbelastung
J übereinstimmt, vorausgesetzt, daß dieWärme-
ableitung AUEEN angrenzende Massen gering ist,
Einfluß angrenzen-
der Massen. Eine gewisse
Ableitung in die Befesti-
gungsteilleundKontaktunter-
‚lagen ist aber immer vor-
handen und läßt sich
nur aus . der vorgeleg-
ten Konstruktion abschätzen
oder näherungsweise berech-
Spannungsabfall in Millivolt
a
Ss
Minuten
Abb. 22. Zeitlicher Verlauf des Spannungsabfalles vom Augenblick der
Kontaktschließung an. Leichte Erschütterung nach 4'/; Minuten.
rungen der Kontakte verursachen sofort eine
beträchtliche Widerstandszunahme. Abb. 22
zeigt den zeitlichen Verlauf des Spannungsab-
falles: nach einer Erschütterung bzw. vom
Augenblick der Einschaltung an. Man muß da-
her den Beharrungszustand abwarten.
Man erhält ferner bei steigendem Druck
höhere Widerstandswerte als bei der allmähli-
chen Druckentlastung, was auch von anderen
Autoren beobachtet wurde.
Stannioleinlagen. Über die Anwendung
von Stannioleinlagen ist noch zu sagen, daß diese
einen praktischen Vorteil nicht bieten. In den
meisten Fällen sind sie nachteilig, weil dann die
Anzahl der Kontaktstellen vermehrt wird, be-
sonders wenn mehr als eine Einlage zwischen -
nen. Bei Anordnung der Kon-
latoren mit kleinen Stütz-
flächen ist die
Stromerhöhung meistens ge-
ring, kann jedoch beträcht-
' lich werden, wenn die Kon-
takte der ganzen Länge nach
auf Schiefer oder Marmorplatten aufliegen, wie
z. B. bei großen Langzellenschaltern, Folgen-
der Versuch zeigt dies deutlich:
Eine kurze senkrechte Kupferschiene 4 x 40
mm wurde so belastet, daß ihre Übertempe-
ratur bei dauerndem Stromdurchgang etws
Diese Belastungsstromstärke.
30° erreichte.
betrug etwa 470 A. Nun wurde auf der flachen
Seite der Schiene eine Schieferplatte 18x 190 x
235 mm angeschraubt und wieder die Strom-
stärke ermittelt, bei welcher sich eine Über-
temperatur von 30°C einstellte. Die 310 mm?
Anschlußkabel zu der Schiene wurden dabei
nicht durch stärkere. ersetzt.
werden, .also auf das 1,28-fache.
Er
takte auf hochwertigen Iso- -
zulässige
4
Die Strombe-
lastung konnte jetzt auf rd 600 A gesteigert
18. März 1920.
Trägt man die Mehrbelastung der Schienen
gegenüber der Schalterstromstärke in Prozen-
ten auf, so erhält man sehr nahe eine gerade
Linie (Abb. 23), was die Ausrechnung von
200 400. 600 7000 1200 Armp
62
Abb. 23. Abhängigkeit der Schalterbelastung
von der Stärke der Anschlußschienen. Lineare Beziehung |
zwischen Schalter und Schienenstromstärke. i
Zwischenwerten erübrigt. Diese Kurvendarstel-
lung ermöglicht es, sofort für eine bestimmte
Wärmeableitung die richtige Schalterstrom-
stärke zu entnehmen. Ferner können daraus
-sofort die erforderlichen Anschlußschienen er- .
mittelt werden, wenn eine gegebene Schalter-
‘größe dauernd um einige Prozente überlastet
werden soll, ohne daß die Normaltemperatur
überschritten wird. Selbstverständlich genügt
eine Verstärkung der Anschlußschienen auf
‘ wenige Meter Länge, um den gewünschten
Effekt zu erzielen. an Se
Fassen wir das Ergebnis vorliegender Be-
trachtungen kurz zusammen, so ergibt sich:
1. Oberhalb einer Kontakttemperatur
etwa 50° C machen sich Oxydationserscheinun-
gen bemerkbar, welche eine dauernde Steige-
rung der Schaltertemperatur hervorrufen, wenn
nicht für eine rechtzeitige Reinigung und Fet-
tung der Kontaktflächen gesorgt wird.
2. Hohe Raumtemperatur setzt die zu-
lässige Stromstärke bzw. die Betriebsdauer
eines Schalters stark herab.
3. Die Kontaktquerschnitte können
wegen der zusätzlichen Erwärmung in den
Kontaktstellen und wegen der Wärmeüber-
tragung aus den Anschlußschienen nur mit
“einer kleineren Stromstärke belastet werden,
als ein langer Leiter mit gleichen Querschnitts-
"abmessungen..
4. Die zusätzliche Temperatur der Bürsten,
‚welche infolge der reinen Übergangswiderstände
entsteht, wächst linear mit der Größe des Kon-
taktwiderstandes. -
: 5. Der Übergangswiderstand einer Kon-
taktstelle ist praktisch nur abhängig vom ge-
samten Kontaktdruck und der Reinheit der
Flächen, nicht aber von der Größe der Kon-
taktflächen und ist nur wenig abhängig von
der besonderen Flächenbearbeitung. Im übri-
gen ist die Form belanglos.
6. Die Form und Ausbildung der Kontakte
soll, abgesehen von den speziellen Bedürfnissen
der Praxis, eine solche sein, daß der Kontakt-
druck und die Reinheit der Kontaktfläche mög-
"liehst dauernd erhalten bleibt.
7. Kontrollerfinger fürgrößere Stromstärken
ergeben nur brauchbare Abmessungen, wenn
der Kontaktdruck dem Querschnitt entspre-
chend vergrößert wird, was bei Schaltwalzen
ein entsprechendes Drehmoment oder Einzel-
betätigung durch Magnet usw.erfordert (Strom-
Schütze). °
8. Erschütterungen erhöhen den Kontakt-
widerstand um so mehr, je geringer der Kon-
-taktdruck ist. REES
9. Schienenverschraubungen bei beliebi-
‘gen Querschnitten erfordern nur eine Über-
lappung von etwa 2,5 bis 83cm, wenn der Kon-
taktdruck proportional mit dem Schienenquer-
schnitt vergrößert, also ein konstanter, spezifi-
\
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920.
scher Druck (bezogen auf den Querschnitt,
nicht Kontaktfläche) von rd 1 kg/mm? Quer-
schnitt angewendet wird.
10. Verschraubungen mit Stanioleinlagen
ergeben keine Verkleinerung des Übergangs-
widerstandes, sondern sind nachteilig, sofern die
Flächen an sich sauber sind.
Eine Oxydation kann bei guten Verschrau-
bungen nicht eintreten, sofern dafür gesorgt ist,
daß keine Druckänderungen, etwa infolge
sehr verschiedener Wärmeausdehnungen von
Schraubbolzen und Schienen, auftreten.
11. Angrenzende Massen und verstärkte
Anschlußschienen erhöhen die Belastungsfähig-
keit von Kontakten.
Der elektrische Schiffschraubenantrieb.!)
Die‘ Firma Soeidt& des anciens Etablisse-
ments Sautter Harlöist in ein Vertragsverhält-
nis zur Svenska Turbinfabriks Aktiebolaget
Ljungström (Stal) eingetreten, so daß die be-
kannte Ljungström-Turbine nunmehr auch in
Frankreich gebaut wird. Die Gesellschaft
Sautter-Harle ist im Begriff, zwei Handels-
schiffe mit Ljungström-Turbinen auszurüsten.
Foillard erblickt in der bei den mechanischen
"Lösungen des Problems erforderlichen Rück-
wärtsturbine große Nachteile, die besonders sich
darin ausdrücken, daß die -Anwendung von
überhitztem Dampf sich verbietet. Er gibt fer-
nereinen Rückblick über die Bestrebungen, die
direkt wirkende, langsam laufende Dampftur-
bine zu verbessern, und stellt, wie das ja schon
sehr häufig geschehen ist, fest, daß alle diese
Bestrebungen, die widersprechenden Eigen-
| schaften der rasch-lJaufenden Dampfturbine und
der langsam laufenden Schiffsschraube in Ein-
klang zu bringen, zu unbefriedigenden Kom-
promissen geführt haben. Es ergibt sich eben
bei solchen vermittelnden Konstruktionen ein
schlechter Wirkungsgrad ‘der Turbine, ein
schlechter Wirkungsgrad der Schraube und ein
sehr schlechter Wirkungsgrad für das Ganze.
Man hat deshalb versucht, durch Anwendung
einer größeren Zahl von Schrauben die Zulässig-
keit höherer Drehzablen für diese und durch.
gleichzeitige Unterteilung und Staffelung der
Turbinen eine größere Wirtschaftlichkeit zu er-
reichen. Auf den Postdampfern „Heliopolis‘“
und ‚„Cairo“ hat man 3 Schrauben mit 350
Umdr/min verwendet, deren mittlere von einer
Hochdruckturbine angetrieben ist, während die
beiden äußeren Schrauben von 2 Niederdruck-
turbinen angetrieben werden. Auf „La France“
sind 4 Schrauben. mit 250 Umdr/min vorgesehen.
Von den beiden äußeren wird die eine von der
Hochdruck-, die andere von der Mitteldruck-
turbine angetrieben; die beiden inneren sind
mit 2 Niederdruckturbinen besetzt. Die „Lusi-
tania““ hatte 4 Schrauben mit 190 Umdr/min
in 2 symmetrischen Gruppen, wobei je. eine
äußere Schraube von einer Hochdruckturbine,
und je eine innere von einer Niederdruckturbine
angetrieben wurde. Diese Lösungen verbessern
die Verhältnisse ein wenig. Schließlich kom-
binierte man auch die Kolbendampfmaschine
mit einer Turbine, die den Abdampf der Kol-
benmaschine aufzunehmen hatte. So werden
auf der „Britannic“ der White Star Line die
beiden seitlichen Schrauben mit 77 Umdr/min
durch Dreifachexpansions-Kolbenmaschinen be-
trieben, während die mittlere Schraube 170
Umdrehungen macht und von einer Abdampf-
turbine angetrieben wird. Die ‚„Lusetia‘ der
Cie. Sud-Atlantique und „Rocbambeau‘ der
Cie. Generale Transatlantique haben 4 Schrau-
ben in 2symmetrischen Gruppen. Jede Gruppe
hat eine Kolbenmaschine mit 110 Umdrehungen
für die innere Schraube und eine Niederdruck-
turbine mit 429 Umdrehungen für die äußere
Schraube.
Da alle diese Lösungen noch recht unbe-
friedigend sind, ist man schließlich zu der Ein-
sicht gelangt, daß es notwendig ist, zwischen die
rasch laufende Turbine und die langsam lau-
fende Schraube eine besondere Kraftübertra-
gung mit Übersetzung einzuschalten, und dieser
Gedanke hat inzwischen 3 verschiedene Lösun-
gen gefunden: eine mechanische, eine hydrau-
lische und eine elektrische. Die mechanische
Lösung ist ausgeführt worden auf dem Post-
dampfer ‚„Transylvania‘ der Cunard .Linie.
Dieses Schiff hat 2 Schrauben mit 128 Umdr
1..d. min. Jede Schraube wird von 2 Turbinen,
einer Hochdruck- und einer Niederdruckturbine
von 1500 Umdr/min unter Vermittlung eines
Zahnrädervorgeleges angetrieben. Man ist da-
mit beschäftigt, auf diesem Wege fortzuschrei-
ı) Nach „Le Gönie Civil“ 1918, Bd. 73, 8. 21.
Heft 12.
236
ten, indem man noch höhere Übersetzungsver-
hältnisse und größere Leistungen zu überwinden
sucht, und es bleibt abzuwarten, welche Erfah-
rungen man mit diesem System erzielen wird.
Die hydraulische Lösung, der Föttinger-
Transformator, ist angewendet worden auf
einem 500-pferdigen Hamburger Hafenschlep-
per und dann auf einem großen Postdampfer,
der „Königin Luise‘. Der Verfasser hält die
hydraulische Lösung für zu kompliziert wegen
der doppelten Einrichtung, die für Vor- und
Rückwärtsgang notwendig ist, und für unbefrie-
digend wegen der niedrigen Übersetzungsver-
hältnisse von 1: 3 oder 1 :'4, die durchaus un-
genügend sind,
Die Anwendung der Ljungström-Turbine
für Schiffsschraubenantrieb ist bekannt, und
der Aufsatz von Foillard bringt darüber nicht
viel mehr als das, was eine vor einiger Zeit er-
schienene Broschüre der Ljungström-Gesell-
schaft auch schon enthält. Das Wesentliche ist
in beiden Veröffentlichungen eine vergleichende
Zusammenstellung der technischen Daten und
Betriebsergebnisse auf zwei Fahrzeugen: „Mi-
mer‘ und ‚‚Mjölner‘‘, von denen das erste mit
Kolbendampfmaschinen und das zweite mit
Ljungström-Turbinen und elektrischer Kraft-
übertragung ausgerüstetist. Der nachstehenden
Tabelle können die einzelnen Zahlen entnom-
men werden, und es geht insbesondere daraus
hervor, daß die Anwendung des neuen Systems
eine außerordentliche Kohlenersparnis gebracht
hat.
Name des Schiffes: Mimer Mjölner
5 Ljungström-Tur-
Pb binen mit elek-
sıons-Molben= 1
Art der Maschi- ekrlen ee Bratt,
nenanlage BE SEIER,
7 * 11490x812Xx1320 | 2 Gruppen von
840 400 kW, ei V,
7200 Umdr/min
Leistung in PS |
indiziert. 1000 1000
effektiv . 900 900
Kessel: | ®;
Zahl 0. ZN. 2
Durchmesser , 3,650 m 3,3:m
Länge. 3,050 „, 3,240 „,
Druck. 2: s; 12,5 kg 15,5 kg
Heizfläche‘. , . 293 m? 200 m?
Rostfläche.. . . 6,8 „, 3,78; ;,
ZU NEE natürlicher künstl. Zug
Überhitzung . . keine Schmidt’scher
e | Überhitzer
Versuchs- |
ergebnisse;
Wasserverdrän-
gung bei den
Versuchen. .t 1698 1648
‚Leistungen PSe 730 | 843
Umdr/min der j
Schrauben .. 87 | 88
Kohlenver-
brauch kg/PSh 0,812 0,472
Heizwert der Ä
Kohler;;12.:% 7500 7490
Feuchtigkeits-
grad 2.2... 4,1 2,2
Aschegehalt . % 3,6 [& 5
Foillard berichtet dann noch von einem
englischen Fahrzeug, das mit diesem System
ausgerüstet worden ist. Das Schiff heißt
„Wulsty Castle“, ist in Sunderland gebaut von
der Laneashire Shipping Co., und die Maschinen
sind geliefert von der British Ljungström Ma-
rine Turbine Co.
Die allgemeine Anordnung ist auf diesem
Schiff ungefähr dieselbe wie auf ,„‚Mjölner“, d.h.
es sind. zwei Primärsätze System Ljung-
ström mit Drehstromgeneratoren der Brush
Electrical any aufgestellt. Die Genera-
toren haben eine Leistung von 625 kW für
den Satz bei 3600 Umdr/min. Die gewählte
Spannung ist 650 V, die Frequenz 60 Per. Die
Sätze speisen 2 Drehstrommotoren von je
785 PS und 714 Umdr/min, welehe unter Ver-
mittlung eines Zahnradvorgeleges auf die mit
76 Umdr/min laufende Schraubenwelle arbeiten.
Die Motoren haben Schleifringanker und wer-
den mit Hilfe von Flüssigkeitswiderständen an-
gelassen und geregelt. Der Umschalter für die
Umsteuerung ist mit dem Anlaßapparat orga-
nisch verbunden.
Abb.1 zeigt den Einbau der gesamten An-
lage in das Schiff, und man muß gestehen, daß
die Anordnung durch ihre Gedrängtheit über-
rascht. Die beiden Primärsätze mit unmittelbar
darunter liegendem Kondensator sind infolge
der bei der Ljungström-Turbine verwendeten
hohen Drehzahl so: klein, daß sie bequem zu
beiden Seiten der Elektromotoren unterge-
bracht werden könnten,
Neben diesen beiden Ausführungen (,,Mjöl-
ner‘ und „WulstyCastle‘) zeigt der Verfasser
236
noch an einer Studie, daß sich das System auch’
für rascher laufende Fährzeuge eignet. Die
Studie beschäftigt sich mit einem bestehenden
Postdampfer, der 3 Schrauben hat, die mit 400
Umdr/min laufen, und von 3 Turbinen, einer
Hochdruckturbine für die mittlere Schraube
117
ACT
rt}
R-
Abb. 1. Grundriß des Maschinenraumes des „Mjölner“.
und 2 Niederdruckturbinen für die äußeren
Sehrauben, angetrieben werden. Die Turbinen
entwickeln je 2150 PS und geben dem Schiff
eine Geschwindigkeit von 17 Seemeilen ; dabei
beträgt: der Kohlenverbrauch in 24 h 160 t.
Foillard nimmt an, daß bei Anwendung von
Ljungström-Turbinen mit elektrischer Kraft-
übertragung 1 PS/h an der Schraubenwelle 490
bis 500 & Kohlen zu je 7500 calerfordern würde,
so daß sich ein täglicher Kohlenverbrauch von:
2150xX0,5xX 3x 24—=77 400 kg 'ergeben würde,
oder ein Gesamtkohlenverbrauch unter
rücksichtigung der Hilfsmaschinen usw. von
85t, d.h. man könnte täglich 75 t Koblen, also
mehr als 45% sparen. 3 Kessel von den jetzt
vorhandenen 8 Kesseln würden überflüssig
werden und die für sie benötigten 12 Heizer
ebenfalls. Man würde also bei dieser Lösung
nicht nur Kohlen sparen, sondern auch an Lade-
raum gewinnen. Noch günstiger würden die
Verhältnissewerden,wenn mandie Drehzahl/min
der Schrauben von 400 auf 300 ermäßigt, was
bei der Anwendung der elektrischen Kraft-
übertragung ohne weiteres möglich wäre, Der
Wirkungsgrad der Schrauben wird bei der nie-
drigeren Umdrehungszahl entsprechend höher
und der Dampfverbrauch niedriger. Der Koh-
lenverbrauch von 500 g/PSeh entspricht einem
thermischen Gesamtwirkungsgrad von
635
7500.0,5 — %169.
. effektive Arbeit
37 der Schrauberwelle
635 Kalorien = {PS Stud.
Kalarıen
0629 = korkiste um Motor
067 =
2072 =
“in den elektr Leitungen:
Araftbedarf der Hilsmaschinen
Üomdersationspumpen - Speisepumpe)
243,36 = Verkısie in Vampfturbıne, Generstor
Zrregung u Ventikation
= Abdempfwarme. E
2 Kerlusten den Bamafrohren.
= Nesselreriaste
IPS0 Kalorien
l[QO51g Kobles 7500 Kal]
Abb. 2. Verlustquellen.
Abb. 2 zeigt ein Schema der Verlustquel-
len. Wegen der höheren Umdrehungszahl der
Schrauben ist bei diesem Projekt auf die Ver-
ERÜUNE eines Zahnradvorgeleges verzichtet
worden.
Ss 6; “a, w En
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit
Be-_
‚ wendung der elektrischen Kraftübertragung ist:
Der Verfasser faßt schließlich die Vorteile
des Systems noch zusammen nach den Ge-
‚sichtspunkten der Wirtschaftlichkeit des Be-
triebes, der Sicherheit und ..des. Einbaues. -.
In bezug auf den ersten Gesichtspunkt lie-
gen die Vorteile des neuen Systems darin, daß
die Dampfturbine mitihrer gün-
stigsten Geschwindigkeit betrie-
benwerden kann, wozunoch hin-
“ zutritt, daß speziell die Ljung-
. ström-Turbine infolge ihrer dop-
pelten Rotation besonders gün-
stige Verhältnisse ergibt. In dem
Projekt war als Drehzahl für
‚die Drehstromgeneratoren 3000
mdr/min angenommen... Die
relative Winkelgeschwindigkeit
der beiden gegeneinander rotie:
renden Turbinenteile
also 6000 Umdr/min. Weiter ge-
stattet die Anordnung die An-
wendung einer höheren Dampf-
temperatur, ‘d.h. die Ausnut-
zung der Vort>ile einer hohen
Dampfüberhitzung. ‘Ferner er-
"blickt der Verfasser in der Mög-
lichkeit der Anwendung elektri-
schen Antriebes für die Schiffs-
hilfsmaschinen einen wirtschaft -
lichen Fortschritt, da auf. diese
Weise Ersparnisse im Dampfver-
brauch gegenüber .den kleinen
Damfpmaschinen erzieltwerden.
Eine weitere, beachtenswerte
allerdings s
Kriegsschiffen für die Marsch-
‘fahrt: von Bedeutung ist: man
kann nämlich durch die Verwen-
dung mehrerer Motorenoder von
Motoren mit Polumschaltung
stige Dampf- bzw. Kohlenver-
brauchs verhältnisse 'erzielen.
In bezug auf den Betrieb hebt der’ Ver-
fasser hervor, daß bei dem System bei Rück-
wärtsfahrt die gleichen günstigen Verhältnisse
in bezug auf Leistung, Geschwindigkeit und
Wirkungsgrad vorliegen wie bei der Vorwärts-
fahrt. Außerdem sind die auszufübrenden Hand-
griffe dadurch, daß der Dampfteil gar nicht be-
einflußt. zu werden braucht, außerordentlich
einfach. Schließlich behauptet er, daß sich die
Anlage auf See bei schlechtem Wetter besser
halte als die älteren Systeme. Die 'beim
Stampfen austauchenden Schrauben zwingen
nämlich bei der alten Maschinenanlage dazu,
die Fahrt zu verlangsamen, weil die periodi-
schen Drehzahlerhöhungen bei diesem .Vor-
gange Schwingungen hervorrufen. Bei der elek-
trischen Kraftübertragung : mit konstanter,
durch Regulator beherrschter Drehzahl des Pri-
märaggregates beträgt die Drehzahländerung
der Schrauben nicht mehr als 5%.
. Der Umstand, daß die Einrichtung des
Schiffsantriebes aus mehreren voneinander un-
abhängigen Gruppen. besteht,
tung des Betriebes durch Umschaltung besteht.
Die außerordentliche Gedrängtheit der
Konstruktion der Ljungström-Turbinen ergibt
große Vorteile für den Einbau. Trotz der Ver-
das Einbaugewieht nur nahezu die Hälfte .des-
jenigen einer gleichwertigen Kolbendampfma-
schine. Infolge des geringeren Gewichtes und
des geringeren Raumbedarfes und infolge der
Ersparnis an Raum für die Kesselanlage und für
die Kohlenbunker ergibt sich £ine Vergrößerung
des nutzbaren Laderaumes, d. h. also eine Ver-
größerung ' des kaufmännischen Wertes des
Schiffes. Beieinem Handelsschiff gewinnt man
auf diese Weise 4 bis 6%. Die Unabhängigkeit
in bezug auf die Aufstellung erlaubt eine große
Zahl von Einbaumöglichkeiten. Man kann die
Primäraggregate an beliebigen geeignet. er-
scheinenden Orten aufstellen, man kann die
Primärstation in mehrere Elemente unterteilen
usw.
In Zukunft können noch weitere Vorteile
erreicht werden. Es ist möglich, sehr hohe
Dampfdrücke und Dampftemperaturen anzu-
wenden, z.:B. 20 bis 25 at und 375 bis 400°
Temperatur. Hierdurch würden sich weitere
Erparnissse ergeben. PASSICR.
LITERATUR.
Besprechungen. i
Chemische Technologie.: Von Prof. Dr.
Rudolf Sachsze. 2. Auf. Mit:96 Abb. VII
und 182 S. in 8°. Verlag von B. G. Teubner.
Bene Berlin 1917, Preis geb, 3,60 M
beträgt .
Tatsache wird angeführt, die,
hauptsächlich bei‘
auch bei reduzierter Fahrt gün-.
erhöht die.
Sicherheit, indem bei Ausfall eines Teiles:
immer noch die Möglichkeit der Aufrechterhal-.
18. März 1920.
12.
..... Das gewaltige Gebiet der chemischen
Technologie in einem dünnen Büchlein zu be-
handeln, ıst ein fast unmögliches Unternehmen.
Ich war daher gespannt, wie sich der Verfasser
mit dieserschwierigen Aufgabe abfinden würde.
Er gliedert den Stoff in 20 Abschnitte :'Leucht-
gas, Erdöl, ehem. Industrie anorganischer
Stoffe (Schwefelsäure, Chlor usw.), Kälteindu-
strie, Eisen-, Metall-, Glashüttenwesen, Ton,
Zucker, Stärke, Zellstoff und Papier, Gärungs-
gewerbe, Holzdestillation, Fette und Seifen,
Farben, Webstoffe, Explosivstoffe, Kautschuk,
Gerberei, Druckverfahren. Beim Durchlesen
‘des Buches habe ieh mich zunächst recht ge-
ärgert, weilich in elektrochemischen Dirgenauf
manches Falsche und Veraltete stieß. Z. B. ist
der auf S. 13 als Muster eines Karbidofens ab ge-
bildete radförmige Horry-Ofen lediglie heine ge-
schiehtliche Merkwürdigkeit. Ebenso stammt
die Angabe, Kalkstickstoff werde durch Über-
leiten von Stickstoff über ein Gemisch von
Kalk und Kohle gewonnen, aus einer alten Pa-
tentschrift;in Wirklichkeit stellt.man aus Kalk
und Kohle erst Karbid her und leitet den Stick-
stoff durch feingepulyertes Karbid.: Die Be-
hauptung auf S. 65, Rohkupfer werde um der
beigemengten Edelmetalle willen elektrolytisch
gereinigt, ist dahin zu ergänzen, daß allein die
Elektrolyse das für die Elektrotechnik notwen-
dige reinste Kupfer liefert. Die uralte Abbil-
dung des Aluminiumgewinnungsbades von
, Hsroult wandet seit 20 Jahren von Buch zu '
Buch, ist aber wirklich nicht mehr zeitgemäß.
Der elektrochemische Gewährsmann des Ver-
fassers scheint über. die heutigen Verhältnisse
wenig unterrichtet zusein. Auch sonsthabeich
auf anorganischem Gebiete allerlei zu. bemän-
geln. Die Angabe in der Tafelauf S. 42, Kohlen-
stoffgehalt vermindern die Schmelzbarkeit des
Eisens, ist wohlnurein Versehen, da an anderer
Stelle richtig gesagt wird, daß Gußeisen leichter
schmilzt als das kohlenstoffarme Schmiede- °
eisen. - Ebenso bin ich in den gelegentlichen
theoretischen Ausführungen mit dem Verfasser
nicht immer gleicher Ansicht. Seine Angaben
über Orthokieselsäure und Metakieselsäure
würde ich streichen, da sie in einem so kurzen
Lehrbuche entbehrlich und obendrein nach dem -
heutigen Stande der Wissenschaft höchst an-
fechtber sind. In der organischen Chemie ist
.der Verfasser augenscheinlich viel besser be-
wandert. Freilich geht er in seinen gedrängten
wissenschaftlichen Ausführungen z. T. wohl
etwas zu weit. Z. B. sind die Strukturformeln
der Benzolderivate und im besondern der Farb-
stoffe auf S. 128 bis 135 für den Nichtehemiker
' unverdauliches Futter, Der Chemiker aber
kennt solche Dinge schon aus den Lehrbüchern.
der organischen Chemie: Nach all dem Tadeln
ist es mir eine besondere Freude zw bekennen,
daß ich die, Abschnitte über Zucker, Stärke,
Zellstoff, Gerberei usw. mit großem Vergnügen
durchgearbeitetund aufdiesen mirferner liegen,
den Gebieten bei den geschickten Darlegungen .
des Verfassers mich an längst Vergessenes er-
innert und Wertvolles hinzugelernt habe. Ich
möchte nur den kleinen Wunsch äußern, daß im :
Abschnitt über Kautschuk auch die aus Leinöl
bereitete ‚„‚Faktis“ erwähnt und anschließend
einiges über Guttapercha gesagt wird. Als gan-
zes willich daher unter den obigen Vorbehalten
das handliche Büchlein, welches eine unge-
heure Fülle des Stoffes birgt, dem Elektrotech-
niker empfehlen, der ja in seinem Berufe auf
viele Erzeugnisse der chemischen Industrie an-
gewiesen ist und zumeist überihre Herstellung
sehr wenig Bescheid weiß. K. Arndt.
- Grundlagen der Betriebsberechnungin
Maschinenbauanstalten. Von Direktor
H. Peiser. 106 S. in 8°. Verlag von Julius
Springer. Berlin 1919. Preis 6.M, geb.
7,60 M + 10% T. 2. | 4
Die Literatur über das Rechnungswesen
der Fabrikbetriebe weist erfreuliche Fort-
schritte auf. Die allgemeinen Grundlagen gibt
‘Leitner in seiner ‚„Selbstkostenberechnung -
industrieller Betriebe“ und ergänzt sie durch
sein Werk über die Kontrolle in kaufmänni-
schen Unternehmungen. Lilienthal gibt so-
dann in seinem Buche über die Firma Ludwig
Loewe & Co., A.-G. eine Beschreibung eines be-
stimmten Werkes. Peiser folgt den Spuren
Lilienthals, will aber. nicht einen Musterbetrieb
Großbetrieb mit Einzelanferti une im „Auge. #
i ilderung des
hier nac
- 1.: Betriebsabteilungen, BR
2. Vertriebsabteilungen, - - NER a
‚3. Verwaltungs- und allgemeine Abteilungen.
Diese werden nun nach Untergruppen auf-
geteilt. Hier sollen diejenigen Abteilungen, die
nach außen als getrennte Abteilungen auftre-
ten, durch besondere Ziffern oder Buchstabe Ai
kenntlich gemacht werden, Der 2. Abschnitt
!
18. März 1920.
Elektrotechnische- Zeitschriit. 1920. Heit 12.
237
m a _ _ _ _— _—_— ——— — — — — — — — — — —— — — — — TC nn
behandelt den Aufbau der Selbstkosten und des
Gewinns. Der Verfasser stellt hierbei den wich-
tigen Grundsatz auf: „Alle Aufwendungen ge-
hören zu Lasten desjenigen Auftrags, für den
-sie geleistet werden. Unter Unkosten ist nur
das zu verbuchen, was sich nicht zwanglos zu
Lasten des Einzelauftrages erfassen läßt.‘“ Die
Unkosten selbst werden eingeteilt in A. Be-
triebskosten (direkte Werkstattunkosten, an-
teilige Abschreibung, anteilige Unkosten an
Hilfsbetrieben, Konstruktions- und. Verwal-
tungsabteilungen) und B. Vertriebsunkosten
(direkte Unkosten der Vertriebsabteilungen,
anteilige Abschreibungen der Vertriebsabtei-
- Jungen und anteilige Unkosten der Verwaltungs-
abteilungen). ‘Diese Unkosten werden in der
Praxis meist.auf die produktiven Löhne zuge-
schlagen. Peiser zeigt an verschiedenen Bei-
"spielen, daß diese Form mitunter recht roh ist,
und gibt daher auch die anderen Wege an (Ver-
‘rechnung auf Grund von geldlichen Werten, von
Gewichtseinheiten, nach Raumwerten oder
Zeitwerten). Schließlich Kommt er zu dem Er-
gebnis, die Betriebsunkosten auf den Lohn, die
Vertriebsunkosten auf die gesamten Herstel-
lungskosten zuzuschlagen. . Eingehend werden
noch die Nebenkosten (Sonderkosteh) behan-
delt, zu denen er Ausgangsfrachten, Provisio-
nen, Lizenzen, Reisekösten usw. rechnet.
An die Erläuterung des Begriffs. Selbst-
kosten schließt sich diejenige des Begriffs Ge-
winn. Den Unterschied zwischen dem Erlös und
den ihm gegenüberstehenden Aufwendungen
(kalkulatorischer Bruttogewinn) bezeichnet er
als „Deckung“ und untersucht nun, welche Be-
träge die Buchhaltung von der Deckung abzu-
setzen hat, um zu dem Reingewinn zu kommen.
Peiser entscheidet sich dafür, die in jedem Mo-
nat wirklich entstandenen Betriebsunkosten
durch die Buchhaltung absetzen zu lassen.
Die Unkosten werden nun im nächsten Ab-
schnitt ‘genauer besprochen. -Sie sollen auf der
einen Seite durch Unterteilung in Konten die
Art der Aufwendungen zeigen, auf der’anderen
Seite durch die Verteilung nach: Abteilungen
einen Überblick über den Kostenaufwand er-
"mitteln und damit ein sparsames Arbeiten aller
Abteilungen ermöglichen. Zur Lösung dieser
Aufgaben hält Peiser eine gesonderte Unkosten-
sabteilung für erforderlich, die die Unkosten be-.
arbeitet, wodurch in der Hauptbuchhaltung
nur ein einziges Unkostenkonto notwendig
wird. Diese Bearbeitung. der-
ausführlich an Beispielen dargestellt und bildet
wohl den wichtigsten Abschnitt des. Buches.
Für die Buchhaltung wird der Grund-
. satz aufgestellt, daß es nur reine Konten geben
„ Erfolgskonten aufzulösen.
solle, jede Buchung sei streng in Bestands- und
In der Praxis wird
sich freilich dieser‘ Grundsatz ‘nicht immer
durchführen lassen, - ee u,
' Über das Verhältnis von Haupt- und Be-
triebsbuchhaltung äußert sich Peiser dahin,
daß sich die Hauptbuchhaltung den Bedürt-
nissen ‚des Gesamtunternehmens anzupassen
habe, und daß die Hauptzahlen der Betriebs-
buchhaltung stets von: der Hauptbuchhaltung
ausgehen und
Alle Buchungen sollen durch das Hauptjournal
laufen; Buchungen, die durch kein Spezial-
grundbuch laufen, werden in Hilfsmemorialien
a die sich in der Praxis gut bewährt
aben. |
Hieran schließen sich Ausführungen über
. Material, Lohn, Nebenkosten und Montage, die
‚wertvolle Anregungen bieten. So wird u. a. für
- die nachträglichen Aufwendungen ein „Fertig-
‚rückstellungskonto‘ empfohlen.
Die einzelnen entstandenen Kosten werden
schließlich in „Hauptabrechnungsbüchern‘‘ ge-
sammelt, die zunächst mit ihren Monatsschluß-
summen die Buchungsunterlage für. die Ü.ber-
ae der Konten in die Hauptbuchhaltung-
en, sodann als Grundlage für die Abstim-
mung der Nachkalkulationsziffern mit denen
der Buchhaltung dienen und schließlich der
Geschäftsleitung einen schnellen und zusam-
menfassenden Überblick über die Ergebnisse
der Einzelbereehnungen geben..
‘Den Schluß bilden Ausführungen über
T:
„Übersicht und Statistik“. u?
Das Buch stellt eine ausgezeichnete Be--
reicherung_ der Literatur über das Reehnungs-
wesen im Fabrikbetriebe dar und zeigt insbe-
sondere gangbare Wege zu einer sicheren Er-
folgsrechnung. In einer Zeit, in der alle Kräfte
zu wirklich “ wirtschaftlichem Arbeiten ver-
einigt werden müssen, wird dieses Bueh vielen
ein zuverlässiger Führer sein können.
Prof. Dr. Penndorf.
”
Unkosten wird.
zu ihr zurückkehren müssen.
Br Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher.
Elektromotorische Antriebe. Von B. Jacohi.
Mit 146 Textabb. 2. verb. Aufl. XVII u. 313 S.
-in 80, ‘Verlag von R. Oldenbourg, München und
Berlin 1920. Preis geb. 22M.
Die Organisationsbestrebungen in Stab-
eisenfabrikation und Stabeisenhandel,
"ihre Bedeutung für die Gesamtorgani-
sation der Eisenindustrie. Von Dr. W.
Adler. Moderne Wirtschaftsgestaltungen, Heft 6.
- Herausgegeben von Kurt Wiedenfeld..e X und
"146 8. in 80. Verlag von A. Marcus & E. Weber,
Dr. jur. A. Ahn, Bonn 1920. Preis 10 M.
Taschenbuch für Elektromonteure und
Wärter elektrischer Anlagen. Von W.
"Häntzschel-Clairmont. 3. Aufl. Mit 179 Abb.
VIII und 320 S. in 80%. Verlag von W. Moeser,
Berlin 1920. Preis geb. 15 M.
Graphisches Rechnen. Von O. Prölss. „Aus
Natur und Geisteswelt“, Bd. 708. 104 S. in 8°.
Verlag von B. G. Teubner, Leipzig und Berlin
1920. Preis geb. 1,90 M..
Unsere Kohlen. Von P. Kukuk. „Aus Natur
und Geisteswelt“, Bd. 396. 2. Aufl. Mit 49 Text-
abbildungen. 116 S. in 80. Verlag von B. G.
Teubner, Leipzig u. Berlin 1920. Preis geb. 1,90 M.
Betriebsrätegesetz. Gesetzestext mit Wahl-
ordnung, Einführung, Anmerkungen und Sach-
register. Von F. Weinhausen.
in 16%. Verlag von W. Kohlhammer,
Stuttgart, Leipzig 1920. Preis 4,55 .M.
Statistik. für die Betriebsjahre 1915, 1916
© und 1917, bzw. 1915/16, 1916/17 und 1917/18. Be-
arbeitet von der Vereinigung der Elektrizitäts-
werke E. V., Kommission II für Statistik und
wirtschaftliche Fragen. X und 243 S. in Folio.
Zu beziehen durch die Geschäftsstelle des
Berlin,
Ar
w V.d. E.-W., Berlin SW. 48, Wilhelmstraße 37.
Kommissionsverlag von Julius Springer, Berlin.
Preis geb. 60 M.
Untersuchung über das Auftreten gefähr-
licher Spannungen an elektrischen An-
lagen in Kalibergwerken unter Tage. Von
Dr.-Ing. Gieseking. Mit 40 Textabb. 47. in 40.
Verlag von Wilbelm Ernst &. Sohn, . Berlin 1920.
Preis geh. 7,50 M. N
Die Gasturbinen, ihre geschichtliche Ent-
wicklung, Theorie und Bauart. Von Ingenieur
Eyermann und Marine-Oberbaurat Schulz. Mit
181 Abb. 2. verb. Aufl. XI und 310 8. in 80.
'" Verlag von M.Krayn, Berlin 1920. Preis geb. 28 M.
Wahl und Aufgaben der Betriebsräte, der
Arbeiterräte und der Angestelltenräte, sowie der
Betriebsobleute. Gemeinverständliche Erläuterung
des Betriebsrätegesetzes und seiner Wahlordnung.
‘Von Dr. H. Schulz. VI und 167 8. in 8°. Ver-
lag von Julius Springer, Berlin 1920. Preis 9,60 M.
‘Vom Kienspan bis zur Quecksilberdampf-
lampe und dem Tesla-Licht. Vortrag, ge-
halten vor den Mitgliedern der Schweizer Bundes-
veraammlung sowie zweimal vor dem Bernischen
Hochschulverein. Von Prof. Dr. A. Forster.
62 8. in 8°.
1920. Preis 2 M.
Wirtschaftliche und rechtliche Grundlagen .
einer rationellen Elektrizitätsversorgung
mitbesonderer Berücksichtigung Böhmens.
Von Prof. Dr. A. Krasny. 36 S. in 80. Verlag
für Fachliteratur @. m..b. H., Wien 1920.
EINEN, Sonderabdrucke. :
Begrififund Zählung der Temperatur.
‘Von Dr. K. Schreber. „Naturwissenschaftliche
Wochenschrift“, Bd. 35, 1920, Nr. 1. . \
Bericht über die Tätigkeit des Material-
prüfungsamtesim Betriebsjahr 1918. (1. IV.
1918 bis 31. II. 1919.) „Mitteilungen aus dem
-Materialprüfungsamt zu Berlin-Lichterfelde- West“
.1919. Heft 5/6. “
Listen und Drucksachen.
Blektrische „Brekom“- Wärmeapparate. Her-
ausgegeben von Friedrich Brendel & Co. G.
m. b. H., München-Laim, \ :
n
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er-
ınessen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.)
Die Nummern im Fernsprechbetrieb.
Herr KR. schreibt in seiner ‚Erwiderung.
auf S. 98 der- „ETZ‘“ 1920: „...von einer
konstruktiven Verlegung der Nullklinke ist
in meinen Ausführungen nicht die, Rede“.
Ich darf Herrn KR. vielleicht fragen, was er
dann- mit dem Satz in seiner Erwiderung
’
IV und 143 S..
Verlag von R. Dech & Co.. Bern
‚ordentlichen
‘Eigenschaft hat der Verstorbene an der Ent-
„wicklung der Elektrizitätsversorgung Deutsch-
auf S. 526 der „ETZ‘ 1919 gemeint hat:
„Der Vorschlag, die Zählweise der Klinken
durch Verlegung der Nullklinke an das Ende
der Reihe zu ändern, wird durch die praktische
Erfahrung nicht gestützt‘. Ich hatte in mei-
nen Ausführungen gerade die Beibehaltung
der Nullklinke am Anjfang der Reihe verlangt
und nur ihre besondere Kennzeichnung vor-
geschlagen, damit sie nicht versehentlich als
„eins“ gezählt wird, Ob meine Vorschläge
überholt sind, wird die Zukunft zeigen. Tat-
- sächlich baut eine der größten BerlinerSchwach-
stromfirmen bereits eine größere Privatanlage
mit der von mir vorgeschlagenen Klinkenbe-
zeichnung, trotzdem sich dies nach Ansicht des
‚Herrn KR, aus fabrikationstechnischen Grün-
den verbietet.‘
Berlin, 19.11. 1920.
ı Karl Ammon.
Erwiderung.
Hierzu schreibt unser Berichterstatter:
. „In meinen Ausführungen ist nur von einer
Anderung der Zählweise die Rede. Der Vor-
schlag des Verfassers zielt doch darauf hin,
den Gedankengang der. Beamtin beim Auf-
suchen der Leitung durch die anderweite Be-
zeichnung so zu beeinflussen, daß sie in der‘
‚Zählweise auf die Nullklinken am Anfang keine
‚Rücksicht zu nehmen hat, die Zählweise also
dieselbe ist, als ob die Nullklinke sich am Ende
der Reihe befindet.
Wenn eine größere Berliner Privatfirma
sich zu einer Abweichung von der allgemein
eingeführten, erprobten Klinkenbezeichnung
, für eine Privatanlage versteht, so ist dies meines
Erachtens sehr zu bedauern. Sehr oft verwen-
den’die Inhaber größerer Nebenstellenanla-
gen, und nur solche kommen in Betracht, Per-
‚sonal, das die Schule bei der Staats-Telegra-
phenverwaltung durchgemacht hat. Die ver-
einzelte Abweichung zwingt dann das Personal,
sich umzugewöhnen und birgt in sich eine neue
Quelle für Falschverbindungen, deren Ver-
hütung doch angestrebt wird.
Hiermit schließen wir diese Erörterung.
DSL
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.)
Albert Hempel 7.
Am 19. Februar verstarb an den Folgen
der Grippe Albert Hempel, Direktor der Elek-
trieitäts-Lieferungs-Gesellschaft, Berlin, und
der Elektrieitätswerk Westfalen A. G.,. Bo-
chum. Einem .taten- und erfolgreichen Leben,
das ihn von kleinen Anfängen zu einflußreichen
Stellungen emporführte, wurde damit ein vor-
zeitiges Ende gesetzt.
Hempel:wurde am 14. X. 1872 in Schön-
feld, Kreis Randow in Pommern, als Sohn eines
Landwirts geboren, besuchte die Technische
Hochschule in Charlottenburg, und. betätigte
sich dann praktisch zunächst auf dem Gebiete
des Schiffbaues ‘beim ‚Vulkan‘ in Stettin
und bei den Oder-Werken in Grabow.. Mitte
1896 stellte er sich der Abteilung für Zentral-
stationen .der Allgemeinen Elektrieitäts-Ge-
‚sellschaft zur Verfügung, war dann kurze Zei-
bei der Bauabteilung der elektrischen Straßen :
bahn in Stettin tätig und übernahm 1898 Bau-
und Betrieb von Straßenbahn und Elektrizitäts-
werk Altenburg i. Sa., 1900 den Betrieb des
Elektrizitätswerkes Freiberg i. Sa. Als dieses
der Elektricitäts-Lieferungs-Gesellschaft an-
gegliederte Unternehmen 1904 städtisch wurde,
"berief die Gesellschaft Hempel als Prokuristen
in ihre Verwaltung; 1910 ernannte sie ihn zum
Vorstandsmitglied. In dieser
lands hervorragenden Anteil genommen. Sein
weiter Blick, gepaart mit wirtschaftlichem und
technischem Verständnis, befähigte ihn zur
riehtigen Einschätzung vorhandener und neu
zu schaffender Absatzmöglichkeiten für elek-
trische Arbeit. und zur erfolgreichen Beein-
flussung ihrer technischen Entwicklung.
Von .den zahlreichen Unternehmungen, an
deren Hempel mitarbeitete, verdient insbe-
sondere die großzügige Ausgestaltung der Elek-
trizitätsversorgung des östlichen Sachsens,
später des Wesertales und vor allem West-
falens Erwähnung. An der Gründung und dem
Aufbau: des Elektrizitätswerkes Westfalen war
‘er hervorragend tätig und ist auch nach dessen
vollständigem Übergang an die Landkreise
sein energischer und erfolgreicher Leiter ge-
blieben. Seiner besonderen Fürsorge erfreuten
sich auch die Auslandsunternehmungen. der
Elektrieitäts - Lieferungs - Gesellschaft sowie
einige der Tochtergesellschaften, wie Eisenach,
Königsberg, Unterelbe, Märkisches Elektricı-.
238
Elektrotechnische Zeitschritt. 1920. Heit 12.
18. März 1920.
tätswerk A. G., Bayerische Elektrieitäts-Liefe-
rungs-Gesellschaft u. a., in deren Aufsichtsrat
er eine rege und fruchtbringende Tätigkeit
entfaltete.
Nun hat der Tod diesem arbeits- und er-
folgreichem Wirken, das sich nicht nur auf das
Fachgebiet beschränkte, ein Ende gesetzt;
die Erinnerung an den Verstorbenen wird unter
seinen Mitarbeitern wie bei allen, die ihn kann-
ten, fortleben, und in der Geschichte der Elek-
trizitätsversorgung Deutschlands wird sein
Name stets ehrenvolle Erwähnung finden.
K. Ort }. In New York starb am 1. II.
1920 im Alter von nur 31 Jahren der Diplom-
ingenieur Karl Ort. Der Verstorbene war nach
dem Studium in Karlsruhe als Assistent an der
Technischen Hochschule Berlin tätig und wid-
mete sich dann der wissenschaftlichen und prak-
“ tischen Tätigkeit bei den Firmen C. LorenzA. G,,
Telefunken und Siemens & Halske, Wien. Die
letzten 5 Jahre verbrachte er in Amerika, u. zw.
in leitenden Stellungen, u. a. bei der Western
Electric Company, der Da open und
zuletzt bei der Wireless Telegraph Co. of
Amerika. Rr.
W. Thoms. Der bisherige Leiter des Kreis-
Rlektrizitätsamtes Stolzenau a. W., Oberinge-
nieur W. Thoms aus Dannenberga. E., wurde
unter gleichzeitiger Ernennung zum. Direktor
dieses Elektrizitätsamtes vom Kreise endgültig
angestellt.
Hochsehulnachrichten. Der a. o. Prof
an der Universität Jena, Dr.-Ang. W. Ro-
vowski hat einen Ruf auf den Lehrstuhl für
Elektrotechnik an der Technischen Hochschule
zu Aachen als Nachfolger. von Prof. Grotrian
erhalten. — Der Dozent für Elektrochemie an
der Technischen Hochschule Berlin, Prof. Dr.
Kalischer, ist zum Honorarprofessor daselbst
ernannt worden.
RETTEN TITTEN TEE TETETETEEUTETTELESER
VEREINSNACHRICHTEN.
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein.)
(Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die
Geschäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68,
Amt Kurfürst Nr. 9320, zu. richten.)
Die nächsteSitzung des Elektrotechnischen
Vereins findet statt am
Dienstag, den 23. März 1920,
abends 71, Uhr,
in der Technischen Hochschule Charlottenburg;
Hörsaal E B 45.
Tagesordnung:
.. ‚Geschäftliche Mitteilungen. .
2. Vortrag des Herrn. Geheimrat Dr. W-
Reichel: ,„Welche Stromart und
welche Art der Energieerzeugung
sollen bei zukünftiger Elektrisie-
rung von Vollbahnen zugrunde ge-
legt werden ?“
Inhaltsangabe:
. Eigenarten der elektrischen Ausrüstungen
der Fahrzeuge.
2. Wirkungsgrade der Fahrleitung und der
Speiseleitungen.
3. Wirkungsgrade und Kosten der elektri-
schen Ausrüstungen der Unterwerke und
Kraftwerke.
4. Arbeits- und. Kohlenverbrauch der gan-
zen Anlage.
ERHEBEN NEST EEELEERREETIRETTREEERSTTBRRECNETEN
SITZUNGSKALENDER.
Pe
Deutsche Physikalische Gesellschaft. 19.
III. 1920, abends 71, Uhr, Physikalisches In-
stitut der Universität, Reichstagsufer 7:
1. Vortrag G. Jaeckel: ‚Die physikali-
schen Grundlagen für die Beurteilung der
Größe und Entfernung von irdischen und
\ Himmels-Körpern.“
2. Vortrag W. Westphal: „Die Möglich- .
keit einer Deutung .der Photophorese als
Radiometereffekt.
Verein deutscher Ingenieure, Ausschuß
für Wärmewirtschaft.: 22. III. 1920,
abends 7 Uhr, Ingenieurhaus: Vortrag Haus-
brandt ‚Fernleitung der Wärme.‘
Elektrotechniseher Verein. 23. III. 1920,
abends 71, Uhr, Technische Hochschule, Hör-
saal E B 45: Vortrag Dr. W. Reichel „Welche
Stromart und welche Art der Energieerzeugung
sollen bei zukünftiger Elektrisierung von Voll-
bahnen zugrunde gelegt werden ?‘“
Weiteres siehe offizielle Ankündigung.
RUNDSCHAU.
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Die Entwicklung des „Load dispatcher‘).
— Als die Philadelphia Electric Co. vor 10 Jah-
ren einen besonderen Beamten (system operator
oder load dispatcher) damit betraute, den
Strombedarf des von ihr belieferten Gebietes.
von 153 km? (mit einem Anschlußwert von
38000 kW) zu regulieren, waren zwei Kraft-
werke miteiner Jahresleistung von 76 Mill. kWh
vorhanden. Jetzt hat sich das Gebiet auf 627
km? mit 5870 km Leitungen, die Gesamtma-
schinenleistung auf 240000 kVA bei einer
Spitzenbelastung von 190 000 kVA und einer
Jahresleistung von 700 Mill. kWh vergrößert,
und es werden nicht nur 250 V Gleichstrom für
gewerbliche Zwecke und 600 V Gleichstrom für
Bahnbetrieb, sondern auch Zwei- und Vier-
phasenstrom von 2400 V 60 Per, Dreiphasen-
strom von 66.000 V 60 Per, Dreiphasenstrom
von 13 200 V 25 und 60 Per und Zweiphasen-
strom von 6000 V 60 Per für die Fernleitungen,
sowie Gleich- und Wechselstrom für Reihen-
straßenlampen geliefert.
Früher saß der ‚System operator‘“ im
Hauptkraftwerk und erledigte seine Aufgabe
unter Beobachtung der Meßinstrumente, welche
die Belastungen der einzelnen Stromkreise an-
zeigten und mit Hilfe eines großen Lageplanes,
in welchen alle Leitungen und die Schaltungs-
schemas aller Werke und Unterwerke einge-
zeichnet waren. Seine Befehle gab er mittels
Telephons, empfing auf demselben Wege deren
Bestätigung und markierte den Zustand der
Schalter durch Metalltäfelchen, welche an ent-
sprechende, am Lageplan angebrachte, Häk-
chen gehängt wurden. Nachdem aber die oben,
kurz angedeutete Vergrößerung stattgefunden
hatte -und aus zwei Kraftwerken deren 10, aus
12 Unterwerken deren 28 geworden und noch
45. Privatunterwerke hinzugekommen waren,
konnte ein Mann die Arbeit nicht mehr bewäl-
tigen, selbst wenn ihm die Betriebsleitung der
Kraftwerke, die ihm bis dabin auch übertragen
war, abgenommen wurde, Man gab daher einem
„Chief dispatcher“ 3 ‚„Dispatcher“ und 3 Assi-
stenten bei und setzte die Aufgaben seiner Ab-
teilung neu fest. Diese soll jetzt in jedem Au-
genblick für die rationelle Erzeugung, Fortlei-
tung und Verteilung der Energie verantwort-
lich sein, hat also den voraussichtlichen Bedarf
zu überschlagen, ihn auf die
zu verteilen, sich zu vergewissern, daß überall
genügend mechanische Betriebskraft und elek-
trische Leistung vorhanden ist, um die zu er-
wartende Belastung aufnehmen zu können, und
daß auch für den Fall, daß die größte Betriebs-
maschine stillgelegt werden muß, genügend
Reserven vorhanden sind. Kein Schalter wird
ohne Befehl des ‚Load dispatcher“ ein- oder
ausgeschaltet, es sei denn, esgeschieht auf Grund
ständiger Anweisungen, die sich auf Störungs-
fälle beziehen. Auch die Inbetriebnahme oder
Außerbetriebsetzung irgend welcher Maschinen
darf nur mit seiner Zustimmung erfolgen. Diese
Vielheit von Aufgaben ließ sich mit dem alten
System der Metalltäfelehen und Häkchen nicht
mehr bewältigen, und man entwarf deshalb einen
elektrischen
im Mai 1919in Betriebgenommen wurde(Abb.]).
Abb. 1. Im Dienstraum des „Load dispatcher*.
Er besteht z. Zt. aus 105 Stahlblechtafeln, dieje
28x 41cm groß und matt dunkelgrün emailliert
sind, so daß sich die in weißem Zelluloid ausge-
führte Zeichnung im angenehmen Kontrast ab-
hebt. Schalter werden durch Lampen markiert,
ı) Vgl. „ETZ“ 1910, 8. i121. -
Kraftwerke
bersichtsplan ’(electrie chart), der.
die seltener benutzten durch Stöpsel. Alle an-
deren Apparate, Maschinen usw. werden durch
einfache Symbole, wie Kreise, Vierecke usw.
dargestellt, in welche 2 Signallampen, eine rote
und eine grüne, versenkt eingesetzt sind. Die
Lampen werden von einer Schalttafel mit 1620
: Schaltern bedient, u. zw. bezeichnen grüne
Lampen, daß die betr. Apparate sich in nor-
malem Betrieb befinden, rote Lampen, daß sie
nicht betriebsfähig oder in Reparatur sind. .
Apparate, Maschinen usw., deren Lampen nicht
brennen, sind außer Betrieb. Der Load dispat-
cher hat 160 direkte Telephonleitungen zurallei-
nigen Verfügung, durch die er mit allen Kraft-
werken, Unterwerken und den größeren Privat-
unterwerken in direkter Verbindung steht, u.
zw. kann er zur Erhöhung der Betriebssicher-
heit Leitungen von zwei verschiedenen Tele-
phongesellschaften benutzen.
Das Bureau selbst ist ein liehter Raum von
6,7x10,7 m Bodenfläche, der bei Dunkelheit
durch sechs 150-Wattlampen in: mattierten
Glasglocken beleuchtet wird. In einer Ecke ist
die im Grundriß etwa viertelkreisförmige, 6 m
‘lange und 3 m hohe, Wand, welche den aus 105
Tafeln zusammengesetzten Schaltplan trägt,
mit der konvexen Seite gegen die Ecke zu auf-
estellt. 3m davor, in der Richtung einer Sehne,
befindet sich der Schalttisch für die Betätigung
der Signallampen und der gewünschten Tele-
phonverbindungen. Die Signallampen und Stöp-
sellöcher für den Telephonverkehr sind an dem
rechten und linken Drittel der ‘senkrechten
Wand eines Aufsatzes auf diesem Tisch ange-
ordnet, während 100 Schalter für den Schalt-
plan das mittlere Drittel einnehmen. Die übri-
gen 1520 Schalter finden auf einem horizontalen
Ausbäu der Tischplatte nach vorn Platz. Die
zwei Beamten, welche gleichzeitig Dienst haben,
sitzen rechts und links von diesem Ausbau und
haben so den Schaltplan und die Telephonsig-
nallampen vor sich, sowie alıe Schalter bequem
zur Hand. Außerdem sind ein Schreibtisch für
den ‚‚Chief‘“, der mittels Telautograph mit den
Betriebsleitern der Kraftwerke verkehren kann,
Arbeitsplätze für 4 Schreiber, Schränke für
Karteien und. Briefordner und ein Diktaphon
' für die Aufnahme von Berichten vorhanden.
Wie man sieht, ist ein ziemlich erheblicher Ap-
parat aufgeboten, um dieeinheitliche Verfügung _
über dieses ausgedehnte Netz von eimem
Punkt aus zu ermöglichen. Unzweifelhaft wird
dadurch eine rationellere Ausnutzung der An-
lage als essonst der Fall wäre, gewährleistet,und
es leuchtet ein, daß ein schnelleres und über-
sichtlicheres Arbeiten nur schwer, wenn über-
haupt erdacht werden könnte. (,Electrical
World“, Bd. 74, 1919, S. 347.) Ww.
Blitzschläge in elektrische Leitungen. —
Aus Columbia erhalten wir von Herrn A.
Wöbcken Mitteilungen über Beobachtungen,
die er bei Blitzschlägen an einer 26 km langen,
auf der Hochebene von Bogotä liegenden
20 000 V-Drehstrom-Fernleitung gemacht hat.
Im Verlauf von 9 Jahren konnte der Be-
obachter bei 3 Blitzschlägen in Hochspannungs-
leitungen feststellen, daß, nach den, Begleiter-
scheinungen zu urteilen, die Blitze in der dor-
tigen Gegend besonders wenig Energie ent-
halten. Die von hohen Bergen eingeschlossene
"Hochebene ist 150 km lang, 25 bis 40 km breit
und hat eine durchschnittliche Höhe von
2600 m. Im Gegensatz zu dem westlich liegen-
den Flußtal des Magdalenen-
stromes ist die Zahl der Gewit-
ter gering.
druck beträgt nur 540 mm.
..gehaltes der Luft sollen Zün-
dungen durch Blitzschläge dort
nie vorkommen, wie überhaupt
Hochspannungsleitungen ist je-
‘ lator auf freier Strecke ge-
. sprengt worden,die Schutzappa-
rate haben angesprochen, wei-
nicht beobachtet werden. Insbe-
sondere haben die Transforma-
toren nie Schaden gelitten.
verliefen direkte Blitzschläge
immer harmlos. Bei Einschlag-
nur ganz geringe Absplitterun-
ableiter sprachen nur wie bei ge-
’ .. wöhnlichen Induktionsschlägen
an. Die weiteren Beobachtungen des Herrn
Wöbcken decken sich mit bekannten Begleit-.
erscheinungen bei Blitzschlägen in elektrische °
Leitungen. ‚Für Freileitungsnetze in von Ge-
wittern stark heimgesuchten Gegenden ist es
nach Ansicht des Herrn Wöbeken zweckmäßig, Re
| die_Hausinstallationen durch kleine, nnd daher _
Der mittlere Luft- ,
Infolge des geringen Sauerstoff
Schadenbrände seltenauftreten.
Bei den. Blitzschlägen in die
desmal ein Hochspannungsiso-
tere Beschädigungen konnten
Auch im Niederspannungsnetz.
stellen an Holzmasten waren.
gen zu beobachten ; die Hömer-
ne SD ee
18. März 1920.\
billige Induktionsspulen zu schützen. Diese
müßten natürlich sehr kurz ausgeführt werden;
15 Windungen dürften vielleicht schon ge-
nügen. Die Spulen müßten außerhalb der Ge-
bäude vor den Hauseinführungen angebracht
werden. CR,
Elektromaschinenbau.
Verfahren zum Schutz der Lötstellen an
Kurzschlußankern. — Motoren mit Kurzschluß-
ankern werden oft dadurch unbrauchbar, daß
die Lötstellen dureh starke Erhitzung infolge
von häufig auftretenden, plötzlichen Belastungs-
schwankungen ausschmelzen. Die Zentrifugal-
kraftschleudert dann das erweichte Lot gegen die
Ständerwicklung, wobei die Isolierung stellen-
weise verkohlt und Kurzschlüsse herbeigeführt
werden. Die französische Firma Breguet besei-
tigt diesen Übelstand, indem sie die vorher
durch Sandstrahl sorgfältig gereinigten Löt-
stellen mit einem Kupferüberzug mittels des
.Schoopsehen Metallspritzverfahrens versieht.
Hierdurch wird nicht nur der Kontakt verbes-
sert, sondern ein Ausschleudern des erweichten
Lotes ist wirksam verhindert. Versuche haben
gezeigt, daß so behandelte Lötstellen, ohne zu
leiden, eine Temperatur von 250 °C und sogar
eine mehrere Minuten andauernde Einschaltung
bei festgehaltenem Läufer und volier Spannung
"aushalten. (Revue Generale de V’Electricit6,
8. XI. 1919.) EEWen.
Das Verhalten der Synehronmaschine beim
Kurzschluß über Streckenwiderstände.— J.Bier-
manns berechnet die beim Kurzschluß über
StreckenwiderständezuerwartendenÜberströme
unter Vernachlässigung der in der Maschine
selbst auftretenden Ausgleichsvorgänge. Zu
diesem Zwecke werden die Differentialglei-
chungen für eine Synchronmaschine in mög-
lichst einfacher Ausführung aufgestellt und die
Lösung für den stationären Zustand gegeben.
Es werden dann Formeln für den freien Aus-
gleichsstrom gegeben. Die unter Annahme
eines ungesättigten magnetischen Kreises auf-
gestellten Formeln werden durch Einführung
‘ der Eisensättigung verbessert. Anschließend
wird nun der einphasige Kurzschluß einer Syn-
chronmaschine untersucht. Bezüglich des
. freien Ausgleiehstromes beim plötzlichen Kurz-
schluß äußern sich die Sättigungserscheinungen
in gleicher Weise wie beim mehrphasigen Kurz-
schluß. Die Kenntnis der kurz nach der Unter-
brechung an den Klemmen der Maschine auftre-
tenden Spannung ist wichtig, da sie maßgebend
fürdie Beanspruchung des den Kurzschlu ßBunter-
brechenden Ölschalters ist. Es werden Formeln
für den allphasigen und einphasigen Kurzschluß
unter Berücksichtigung der Eisensättigung an-
gegeben. Zum Schluß wird der Einfluß der nor-
‚malen Belastung in den Formeln berücksichtigt
und die Stromverteilung in zusammengeschal-
teten Netzen berechnet. Dabei beschränkt sich
der Verfasser auf die Untersuchung eines typi-
schen Beispiels. Auf ein Netz arbeiten zwei
Zentralen, die über eine längere Fernleitung mit
Induktivität und Ohmschen Widerstand mit
einander verbunden sind. (Archiv £f. Elektr.,
Bd. 8, 1919, S. 275.) v2.
Leistungsverdoppelung von Transformato-
ren durch verstärkte Ölkühlung. — Die Georgia
‚Railway a. Power Co mußte in einem ihrer Un-
terwerke plötzlich drei 1000 kW-Transforma-
toren stärker belasten und bediente sich der
nachstehend beschriebenen Methode, um die
Temperatur innerhalb der zulässigen Grenzen
zu halten. Sechs Fordsche Automobilkühler
wurden zu je zweien mittels 5 cm starker Rohr-
leitungen mit den Transformatorenkesseln und
rotierenden Pumpen so verbunden, daß das Öl
oben abgesaugt und, nachdem es die Kühler
durchströmt hatte, unten wieder zugeführt
wurde. Jeder Kühler wurde dauernd einem
feinen Sprühregen aus der Wasserleitung, den
der Luftzug eines elektrischen Tischventilators
von 400 mm Flügeldurchmesser durch die
*Kühlerzellen trieb, ausgesetzt, und es wurde
hierdurch ein Abfallen der Öltemperatur um 8
erreicht, Bei einer Belastung der drei Trans-
formatoren mit 5000 kW ergab sich im Sommer
eine Öltemperatur von 60°. („Electrical World“
1919, Bd. 74, S. 1157.) W.
Apparatebau.
Ein veränderlicher Flüssigkeitswiderstand.
- — Für Versuchsarbeiten, namentlich mit Hoch-
frequenz, ist häufig ein leicht regelbarer Wider-
stand höherer Ohmzahl erwünscht. Gute
Dienste tut hier die abgebildete Konstruktion
(Abb. 2), welche aus einem U-Rohr aus Glas
mit auf die nach oben gerichteten Enden ge-
setzten Erweiterungen und 2 in den Rohr-
schenkeln gleitenden Glasstäben besteht. Die
Erweiterungen werden durch Glasrohrab-
schnitte gebildet, die mittels Gummipfropfen
Elektrotechalsche Zeitschrilt. 1920.
u
aufgesetzt sind und aus Kupferdraht ringförmig
gewiekelte Elektroden aufnehmen, deren Enden
durch die Gummipfropfen nach außen treten und
- zu den Anschlußklemmen führen. Das U-Rohr
ist mit verdünnter Kupfersulfatlösung so ge-
Am Klerrmmworrichtung
aus Harıqummum!
4mm Glassiab
3m Messingstab
N}
|
A Vermmworrichtung
Flektrode
Harigumimi
12mm Holzbrert
em
“ Abb. 2, Veränderlicher Flüssigkeitswiderstand.
füllt, daß die Elektroden gerade eintauchen.
Werden nun die Glasstäbe eingesenkt, so sam-
melt sich die verdrängte Flüssigkeit in den Er-
weiterungen, eine Querschnittsverminderung
der Flüssigkeitssäule im U-Rohr tritt ein, und
eine Erhöhung des Widerstandes ist die Folge.
Die Anordnung ist einfach und billig herzu-
stellen. und hat den Vorzug, weder Lötstellen
noch bewegte Elektroden zu besitzen. (,The
Radio Review‘, Bd. 1,1920, S. 173.) W.
'Meßgeräte.
Untersuchungen über die möglichen Fehler-
quellen bei Stromwandlern. — E. Wirz unter-
sucht bei Stromwandlern zwei Arten von
Fehlerquellen, nämlich solche, die dem Trans-
fiormationsprinzip und den zum Bau verwen-
deten Materialien anhaften, und. solche, die
durch äußere Einflüsse hervorgerufen werden.
Dabei werden folgende Gruppen von Strom-
.wandlern unterschieden:
I. Stromwandler, bei denen nur das Über-
setzungsverhältnis- der Ströme und die
Fernhaltung der Hochspannung von den
Meßapparaten maßgebend ist.
setzungsverhältnis und der Fernhaltung
der Hochspannung noch die Phasenab-
weichung zwischen Primär- und Sekundär-
strom, sowie die Phasenverschiebung im
a undSekundärkreis ausschlaggebend
sind.
a) Technische Stromwandler, die dauernd
.. im betreffenden Stromkreis legen und
een unter Strom und Spannung
sind,
’ b) Kontroll- und Präzisionsinstrumente,
' die nur vorübergehend eingeschaltet
werden.
. „Zunächst werden für den. Stromwandler
die Grundgleichungen aufgestellt und mit deren
Hilfe die internen Fehlererscheinungen durch
den Einfluß der Magnetisierungs- und Verlust-
kurve und der Stoßfugen eingehend. diskutiert.
Hierauf werden die extremen Fehlerquellen
untersucht, u. zw. der Einfluß der Periodenzahl,
der primären und sekundären Phasenverschie-
bung, der sekundären Belastung und der Kur-
venform, der Remanenz und der Hochspan-
nungs- und Sättigungserscheinungen. (Archiv
f. Elektrotechn., Bd. 6, $S. 23.) V9.
Neue Universal-Zählertafel. — Die Firma
Ernst Matthes, Nienburg a. Weser, bringt eine
Universal-Zählertafel mit festem Eisenrahmen
und geteilter, abnehmbarer Blechtafel auf den
Markt; sie hat ein gefälliges Aussehen und ge-
stattet eine leicht zugängliche Anbringung
der Sicherungen, Klemmen und Leitungen.
Wie Abb. 3. zeigt, werden in dem Rahmen,
welcher mit der Wand fest verbunden ist, die
Sicherungselemente ‚und alle Klemmen einge-
baut ; sämtliche Leitungen können bei der Mon-
tage frei zugänglich verlegt, verteilt und ange-
'klemmt werden. Auch die Durchführung der
Heit 12.
'Stromwandler, bei denen außer dem Über-
230
Leitungen durch die Tafel zum Zähler und
wieder zurück macht keinerlei Schwierigkeiten,
da hierfür ein Ersatzstück aus Isoliermaterial
vorgesehen ist, durch welches die Leitungen bei
offenem Rahmen durchgezogen werden. Nach-
dem die Leistungen fertig verlegt sind, wird
die geteilte Blechtafel aufgesetzt, und es ergibt
Abb. 3. Zählertafel. Abb. 4.
sich dann das in Abb. 4 dargestellte Bild. An
be installierte Universal-Zählertafel können
eicht weitere Stromkreise angeschlossen wer-
den, ohne daß der Rahmen entfernt wird, oder
besondere Änderungen daran vorgenommen
werden müssen. Es werden lediglich die hinzu-
kommenden Leitungen und Sicherungen einge-
baut, und das obere Deckblech wird gegen ein
anderes, entsprechendes umgetauscht. Wp.
Verkehr und Transport.
Über die Größe von Luftschiffen. — Der
Gang der Entwicklung deutet darauf hin, daß
Luftschiffe, wenigstens solche für Transport-
zwecke, bedeutend größer werden, als wir sie
bis jetzt gewohnt waren. _Das große, starre
Luftschiff ist trotz der Entwicklung des Groß-
flugzeugs immer noch das einzige, sichereMittel,
um sehr große Entfernungen bei hoher Ge-
.schwindigkeit zu überbrücken. Bei Flugzeugen
ist, gleiche Konstruktion und Fluggeschwindig-
keit vorausgesetzt, die Tragfähigkeit propor-
tional dem Suadras der linearen Abmessungen,
während das Gewicht mit dem Kubus steigt.
Daraus folgt, daß die Tragkraft mit zuneh-
mender Größe des Flugzeugs nicht verhältnis-
mäßig steigt. Bei Luftschiffen ist die Trag-
kraft dem Gasinhalt, d. h. dem Kubus der line-
aren Abmessungen proportional, so daß, da
das Gesamtgewicht in erheblich geringerem
Verhältnis steigt, die Tragkraft bei zunehmen-
der Größe mehr als verhältnismäßig steigt.
Hierdurch wird das Großluftschiff dem Groß-
flugzeug erheblich überlegen, namentlich bei
Berücksichtigung der für lange Reisen mitzu-
führenden Brennstoffvorräte. Wenn man
2 Luftschiffe von 5650 m® und 28 300 m}, die
beide für eine Höchstgeschwindigkeit von
125 km/h gebaut sind, und von denen das
kleinere bei 24,25 m Durchmesser. 197 m lang,
das größere bei 41,25 m Durchmesser 333,5 m
lang ist, miteinander vergleicht, so findet man,
daß die Gesamttragkraft des kleineren Luft-
schiffs 61,6 t und des größeren 308 t beträgt,
die Nutztragkraft etwa 37 t und 185 t, d. h.
60% der obigen Zahlen. Der Aktionsradius
würde bei einer mittleren Geschwindigkeit von
112 km/h und 1270 kW bei dem kleineren
Luftschiff 4125, bei dem größeren bei derselben
Geschwindigkeit und 3720 kW 12900 km
betragen. Bei einer Geschwindigkeit von
72 km/h würden sich diese Zahlen etwa ver-
doppeln. Bei den den obigen Angaben zu-
grunde liegenden Berechnungen wurde der
Auftrieb des Wasserstoffgases zu 1,1 kg/m},
der Brennstoffverbrauch für 1kW zu 323 g und
das Verhältnis der entwickelten zu der am Pro-
peller nutzbar gemachten mechanischen Kraft-
wirkung zu 70% eingesetzt. In Wirklichkeit ist
die sich ergebende Überlegenheit des größeren
Luftschiffs noch viel bedeutender, da die oben
erwähnte, verhältnismäßig größere Tragkraft
nicht berücksichtigt ist. Im allgemeinen wird
man vom Gesichtspunkte der größten Zweck-
mäßigkeit ausgehen und Luftschiffe von guter
Tropfenform Fe so groß bauen, daß sie die
Strecke, für die sie bestimmt sind, etwas über
zweimal, ohne Zwischenlandung, zurücklegen
3 ua E ae
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit‘12.
ter,
können; die Größe der vorhandenen Luttschift-
hallen sollte aber dabei nicht mitsprechen. Die
Form des deutschen LuftschiffsL 33 wurde bisher
mit Unrecht als die bestmögliche betrachtet;
neuere Versuche haben gezeigt, daß die Trag-
fähigkeit um 6 t gesteigert werden konnte,
ohne daß sich der Luftwiderstand erhöhte, und
bei sehr geringer Gewichtsvermehrung. Auch
sieht es so aus, als ob das Verhältnis: Länge
zu Durchmesser, das bei L 33 8 beträgt, be-
trächtlich kleiner gewählt werden kann, und
als ob dadurch gleichzeitig der Luftwiderstand
verringert würde. Bei einem Luftschiff von
etwa 70700 m® könnte bei gleichbleibender
Geschwindigkeit und demselben Aktionsradius
das Verhältnis der Nutz- zur Gesamttragkratt
auf 70% erhöht werden, falls es möglich sein
sollte, die obige Zahl 8 auf 6 herabzumindern,
ohne daß der Luftwiderstand zunimmt. Jeden-
falls ergibt sich, daß bei Luftschiffen für Weit-
flüge mit beträchtlichen Nutzlasten die Größe
eine ganz bedeutende Rolle spielt, so daß die
Abmessungen in der nächsten Zukunft eine
erhebliche Vergrößerung erkennen lassen wer-
den. Unabhängigkeit von Luftschiffhallen
durch ‚Verwendung verbesserter Ankermaste
wird ‘diese Entwicklung beschleunigen. („En-
gineering‘‘, Bd. 109, 1920, S. 184.) W.
Eine benzin-elektrische Feuerspritze. — Die
benzin-elektrischeFeuerspritze (Abb.5)derFirma
Tillings-Stevens Motors Ltd. ist nach deren be-
Abb. 5. Benzin-elektrische Feuerspritze.
kannter Anordnung gebaut. Auf einem vierrädi-
gen Fahrgestell ist ein Vierzylinder-Benzinmotor,
der eine Dynamo treibt, angeordnet. Der erzeugte
Strom kann zum Antrieb des Fahrgestells oder
bei Stillstand desselben zum Antrieb der
Pumpe verwendet werden. Sowie der Brandort
erreicht ist, wird die Pumpe, welche mit einem
Motor versehen ist, durch einfache Umschaltung
in Betrieb gesetzt. Die Motorpumpe ist mit zwei
eigenen Laufrädern von. 1,35 m Durchmesser
versehen, so daß sie so nahe als möglich an den
Brandherd oder die Wasserentnahmestelle her-
angebracht werden kann, wobei der Strom durch
Kabel zugeführt wird (Abb. 6). Pumpe und
Motor sind vertikal übereinander angeordnet
(Abb. 7), die Pumpe unten, um eine möglichst
große Saughöhe zu erreichen. Auszieh- und
verriegelbare Leitbahnen in Verbindung mit
Alb, 7. Motorpumpe ‚mit Schalttafel im Querschnitt.
den zu Seilttommeln ausgebildeten Naben der
Laufräder ermöglichen ein schnelles Abladen.
der Motorpumpe, die noch nicht. 1 t wiegt, |
und deren Räder sich auf dem Fahrzeug nur
wenig über der Erdoberfläche befinden. Kabel
zur elektrischen Verbindung zwischen Dy-
namo und Motorpumpe werden auf Trommeln
auf den Laufbrettern mitgeführt. Pumpe,
Motor und Steuervorrichtungen sind aus Abb. 7
ersichtlich; die zweistufige Zentrifugalpumpe
besteht aus Bronze und ist unmittelbar mit
einem Nebenschlußmotor gekuppelt. Die An-
ordnung ist so getroffen, daß der Motoranker
bei normaler Belastung eine nach oben gerich-
tete Kraft entwickelt, welche das Gewicht der
bewegten Teile gerade aufhebt und das Kugel--
lager am oberen Ende der Achse vollkommen
entlastet. Eine kleine, einfach wirkende, zwei-
zylindrige Füllpumpe wird durch Zahnräder
angetrieben und kann durch einen Ausschalt-
hebel außer Betrieb gesetzt werden, sobald die
Hauptpumpe voll ist.
stets 200 V, und ein Regler steuert den Mo-
tor. entsprechend. Die Drehzahl der Pumpe
kann in weiten Grenzen verlustlos durch Feld-
regelung geändert werden ; die normale Leistung
beträgt 1600 l/min bei einem Druck von
8,75 kg/cm?. Die beschriebene Feuerspritze
kann auch auf einem Boot oder einem
Eisenbahnwagen mit elektrischem Antrieb be-
nutzt werden, diese mittels ihrer Benzin-
dynamo fortbewegen und so gegebenenfalls‘
die Brandstätte schneller erreichen. (‚„Enginee-
ring‘“, Bd. 169, 1920,'8..173.) W:
Ausländische Projekte. Die . gesetz-
gebende Körperschaft von Britisch-Indien
hat nach „The Board of Trade Journal‘ dem
Generalgouverneur empfohlen, die Elektrisie-
rung der Bahnen innerhalb 40 km von Kal-
kutta: in Erwägung zu ziehen. — Nach einer
Mitteilung der „Electrical Review‘ aus Argen-
tinien will die Western Railway ihr Bahnsy-
stem bis Castelar, 32km von Buenos Aires, elek-
trisieren. .Die hieraus erwachsenden Kosten
werden auf 1 Mill. £ geschätzt. Auch "die
Southern Railwa
La Plata. — In Tokio (Japan) ist die Tokio
City Co. mit einem Kapital.von 50 Mill. Yen
zu dem Zweck Be worden, eine Unter-
grundbahn ins Leben zu rufen. Nach ‚Board
of Trade Journal‘ wird angenommen, daß die
erste etwa 15 km lange Strecke in 3 Jahren zur
Vollendung gelangt. — Wie ‚The Electrical
Review‘ berichtet, soll dem schwedischen
Reichstag voraussichtlich demnächst der Plan
für die Elektrisierung der Bahnlinie Stock-
holm— Gothenburg vorgelegt werden, dessen
Durchführung insgesamt etwa 60 Mill. Kr und
3.Jahre Bauzeit erfordern dürfte. Auch die von
der Regierung bereits genehmigte Umwandlun
der Bahn Gellivare— Svartön für elektrischen.
Betrieb soll nunmehr in Angriff genommen
werden. Nach Mitteilung des „Svenska Dag-
bladet‘‘ besteht die Absıcht, den elektrischen
Betrieb zwischen Landskrona und Trelleborg .
zunächst auf der Strecke bis Kjäplinge für
Personenzüge' einzuführen. Die Kosten der
Leitungsanlage werden zu 0,370 Mill. Kr, die
‚zweier elektrischen Lokomotiven zu 0,3 Mill. Kr
angegeben. — Aus der Mandschurei wird be-
' riehtet, daß zwischen Dairen und Port Arthur.
eine elektrische Bahnverbindung von rd 30 km
Länge hergestellt werden soll. — Der Stadtrat
von Nizza ‚hat: nach einer Mitteilung. der
„Zeitschr. d. österr. Ing.- u. Arch.-Ver.“ ein
Projekt ausarbeiten lassen, um durch eine elek-
trische Bahn eine Verbindung mit dem Genfer.
See zu schaffen. Die Bahn soll Abzweigungen
nach Digne und Grenoble erhalten und quer
durch die Gebirge Savoyens führen. Das Unter-
nehmen würde bei Einschaltung-eines Schiffs-
Genfer See nach‘
zwischenverkehrs auf dem
Elektrisierung der schweizerischen Bahnen eine
direkte elektrische Verbindung zwischen Nizza
und Basel herstellen. — Für den Ausbau des
südtirolischen Eisenbahnnetzes hat das italie-
nische Parlament nach der ‚Schweizer. Bau-
ztg.‘‘ vor kurzem 300 Mill, Lire bewilligt. Es
handelt sich dabei um mehrere hundert Kilo-
‚meter elektrisch zu betreibender Bahnen, die
unmittelbar an das schweizerische Netz ange-
schlossen werden sollen. Eine rd 300 km lange
Hauptstrecke wird von Tirano (Ende der
Bernina-Bahn) nach Belluno führen; hier ist
eiie weitere Verbindung nach Feltre und eine
neue nach Vittorio geplant. Auch sieht man
einen Anschluß von Belluno an die Ampezzaner-
bahn sowie eine Linie von Cortina d’Ampezzo
zur Grödnertalbahn und damit zur Südbahu
(bei Klausen im Eisacktal) vor. Die.Durch-
führung des Projektes setzt den gleichzeitigen
Ausbau der Wasserkräfte des Gebietes voraus;
es sind Kraftwerke an der Etsch zwischen Neu-
markt und Lavis (60 000 PS), ferner oberhalb
Bozen an der Eisak (40 000 PS) und bei Tirano
(56 000 PS) in Aussicht genommen. —
In
Die Dynamo ‘erzeugt
plant die Einführung des.
elektrischen "Betriebes auf ihren Linien nach
Jamaika beabsichtigt die Regierung, das
Eisenbahnnetz zu elektrisieren. Bei etwa 3,4
Mill. $ Gesamtkosten der Umwandlung wird
die Ersparnis an Betriebsausgaben jährlich auf -
etwa 7,8%, dieser Summe geschätzt.
2 Beleuchtung und Heizung.
Der Wolframbogen. — Lichtbogen-Glühlam- 5
pen mit Kontaktzündung haben den Übelstand
an sich, daß die Kontaktstellen leicht anein-
' 18. März 1820.
anderschweißen oder fritten. O. Kruh knüpft
in einer Arbeit!) an seine früheren Untersuchun-
en über ‘das Ingangsetzen des Quecksilber-"
bogens durch Ionisation an und benutzt als
Anode eine kleine . Kugel aus geschmolzenem
Wolframmetall und eine Kathode aus Platin
oder Wolfram in Form einer quer zum Licht-
bogen liegenden schraubenförmigen Spirale, die
mit Oxyden der Erdalkaligruppe überstrichen
ist. Diese Spirale wird durch einen besonderen
Strom erhitzt, wodurch die Ionisierung der
Bogenstrecke befördert und der Bogenstrom
eingeleitet wird. Es entstehen zunächst Geiß-
lersche Entladungen von geringer Stromstärke,
die in kurzer Zeit in Bogenentladungen über- .
gehen. Bei einem Vakuum von 1 .mm breiten
sich die Entladuxgen über einen sroßen Teil der
Spirale aus, während die Anode allseitig von
Stromlinien umgeben ist. Die Spannung an der
Anode soll 15 V, an der Kathode 2 V betragen.
Eine Verstärkung des Stromes läßt den Anoden-
abfall sinken und den Kathodenbafall steigen.
Die Gesamtspannung sinkt indessen, entspre-
chend allen anderen Lichtbogen, bei steigendem ,
Strom. Erhöhter Gasdruck schmälert den Bo-
gen, wobei die Entladung an der Kathode selbst
‚bei kleinem Strom. von.einem Punkte ausgeht.
Die Spannungsabfälle an den Elektroden än-
dern sich wenig, dagegen wird der Spannungs-
abfall im Bogen bei zunehmendem Druck we-
sentlich größer, Das Material der Spirale ist,
abhängig vom Gasdruck, bei geringem Druck
‘genügt Platin, bei höherem Druck wird eine
Wolframspirale mit Zirkon- oder. Thorium-
oxyden' verwendet,
sind keine Oxyde erforderlich. Die Zündspan-
nung ist abhängig von dem Grade der Ionisa-
tion der Bogenstrecke. Erhitzt man die Spirale
so stark, daß ihre Lichtabgabe einem Watt pro
Bei höheren Hitzegraden
Kerze entspricht, so ist bei einem Abstand von
5 mm eine Zündspannung von 180 V erforder-
lich, bei einer Lichtabgabe von 0,25 W/ER sinkt.
die Zündspannung bei gleichbleibendem Ab-
stand auf 60 V herab. Bei tieferen Zündspan-
nungen ist eine Oxydschicht erforderlich. Die
niedrigste Zündspannung beträgt 24 V. Beim
Zünden kann durch Induktionsstoß in gleicher
Weise, wie dies schon früher bei der Queck-
silberdampflampe geschehen ist, nachgeholfen
werden. Die Gesamtspannung ist abhängig
u. zw. ergibt Argon die kleinere, und Wasser-
stoff die größere Bogenspannung.
. „Die Verwendung von Gas hat den Zweck,
den Beschlag der Lampe zu vermindern, in
gleicher Weise, wie dies bei der Halb wattlampe
: liehen von der Anode.
‚größ te, elektrisch beheizte Brutanstalt befindet
geschieht. Die Lichtabgabe erfolgt im wesent-
Diese ist weißglühend
und hat eine .Flächenhelle bis zu 50 FX/mm?.
Der Bogen gibt wenig Licht, die kleinste Licht-
abgabe des Bogens ist bei Argon vorhanden, so-
‘dann folgen Stickstoff und Wasserstoff. Auf
der Kathode ist nur eine kleine leuchtende
Fläche vorhanden. Bei stark ionisierter Bogen-
strecke ist es möglich, die Lampe mit Wechsel-.
strom zu betreiben. Diese Möglichkeit geht bei
kleineren Stromdichten verloren, und die Lampe
verhält sich
lampe.
Lampe lassen sich leicht bereehnen. Die Bogen-
hier wie die: Quecksilberdampf-
Lichtstärke und Stromstärke der
spannung beträgt 15 V und der spezifische Ver-
brauch 0,4 W/HR.. Daraus berechnet sich der
Strom i& = 0,4/15x Kerzen. Bei 40 EX/mm? ist,
die Lichtstärke =
E I
der kugelförmigen Anode daten jur :)
| 21/Kerzen
NER
Die Lichtfarbe soll weißer als bei der Halbwatt-
lampe sein, das Licht sehr ruhig und aktinisch.
x40. Der Durchmesser
En
.1. von der Entfernung der Elektroden, 2. von. AR
.der Stromstärke, 3. von der Natur der Gase,
ee
Ihr Anwendungsgebiet findet die Lampe insbe-
sondere bei der Projektion und namentlich. für
‘kleinere Apparate für Mikroprojektion. Hor.
Elektrisch beheizte Brutapparate. — Die
sich in Artesia in. Kalifornien. - Hier können
100 000 Eier gleichzeitig. ausgebrütet und
wöchentlich 30.000. Kücken geliefert werden. Die
Brutapparate werden durch Heizelemente aus
Chromnickeldraht, der auf gerillte Porzellan-
zylinder äufgebracht ist und mit 600. W belastet
1) „Wlektrötechn. u Maschinenb,", Bd. 96, 8. 945,
a
z z )
18. März 1820.
wird, erwärmt. Thermostate regeln die Tem-
peratur selbsttätig, wobei größere Schwankun-
En durch Alarmglocken angezeigt werden. Die
'orteile der elektrisch beheizten Brutapparate
sind in die Augen springend. Infolge der gleich-
mäßigenTemperatur können keineK ücken durch
Mangel oder Übermaß an Wärme eingehen,
Heizlampen sind unnötig und die bei Gashei-
zung vorkommenden Vergiftungsfälle werden
unmöglich.
1920, S. 30 nach „Electrical Review‘, Chicago,
18..X E00 w. :
‚Elektrischer Erhitzer für Laboratoriums-
gebrauch. — Der in Abb. 8 dargestellte elek-.
tıische Erbitzer findet besonders bei der Be-
. Stimmung der Siede- und Entflammungspunkte
von Petroleum, Ölen usw. Verwendung und be-
‚steht auseinem zylindrischen, in 2-Abteilungen
an: Metallgehäuse, welches an einem
tativ befestigt werden kann. In der oberen
Abb.'8. Elektrischer Erhitzer.
Abteilung befindet sich der Heizkörper,
gebildet durch eime Chromnickelspirale,
die in mehreren Windungen in flache Nuten
eines konisch zausgebohrten Blocks aus
hitzebeständigem Isolationsmaterial von ge-
ringem Wärmeleitungsvermögen eingelegt ist.
Der Heizkörper wird durch eine kreisrunde
Platte mit einer Öffnung von 3cm Durchmesser
in der Mitte nach oben abgeschlossen. Diese
Platte nimmt das zu erhitzende Gefäß auf,
welches so nach Einschalten der Vorrichtung
einer regelbaren strahlenden Wärme ausgesetzt.
wird. Die Regelung wird durch einen im unte-:
ren Teil des Apparates untergebrachten,
aus Draht gewickelten Widerstand .mit Rollen-
kontakt mittels einer -Betätigungskurbel be-
wirkt. („Electrical World‘, Bd. 74, 1919,
8. 274.) f W.
Berg- und Hüttenwesen.
j Blockabstreifkran. — Der .Abstreifkran
ist eine sinngemäße Weiterbildung des Block-
zangenkranes. Die ‘grundlegende Bauart,
auf der sich die späieren Konstruktionen
aufgebaut haben, wuıde von der ehemaligen
Maschinenfabrik Ludwig Stuckenholz, Wetter
a. Ruhr, geschaffen. Die Einführung der
Abstreifkrane in die deutschen Stahlwerke
fällt in den Anfang dieses Jahrhunderts.
Stahlwerke der Fıied. Kıupp A. G. und des
Aachener Hütten-Aktien-Vereins waren die
ersten, die sich des Abstteifkranes bedienten.
Weitere Krane wurden dann in kurzer Folge
auch an englische und französische Werke gelie-
fert. Zunächst waren die Erfahrungen im prak-
tischen Betriebe der Abstreitkrane nicht durch-
weg günstig. Namentlich zeigten sich die elek-
trischen Einrichtungen den außerordentlich‘
starken Beanspruchungen, für die zunächst Er-
fahrungsgrundlagen noch nicht vorlagen, nicht
vollgewachsen und führten zu manchen Ände-
Tungen und Umbauten. Diegrundsätzliche Aus-
‚bildung der Abstreifvorrichtung und der Zan-
gen wurde jedoch auch bei allen späteren Aus-
tührungen beibehalten, wenn auch im einzelnen
Verbesserungen vorgenommen worden sind.
Auch die gewählten Arbeitsgeschwindigkeiten
erwiesen sich im allgemeinen als den bestehen-
den Verhältnissen angepaßt.
. , Der Abstreiikran stellt sich als eine Ver-
einigung verschiedenerArbeitsvorrichtungen in
einer Maschine dar. Der Arbeitsverlauf ist fol-
gender: Anheben der Kokille mit dem Block
mittels der Zange, Ausdrücken des Blockes aus
der Kokille duxch einen Stempel, Absetzen der
leeren Kokille auf das Lager bzw: in den Kühl-
' behälter, Anheben des Blockes durch die Zange
. und, Beiörderung bis’zu den Tieföfen, Abheben
des Tiefofendeckels, Einsetzen des Blockes in
den Tiefofen, Autsetzen des Tiefofendeckels.
. Dieser letztere Aubeitsvorgang wiederholt sich
in umgekehrter Reihenfolge beim -Auflegen des
gewärmten Blockes auf den Zutuhrrollgang der
Blockstraße. Für die Wahl der Form des Kran-
(„The Technical Review“, Bd. 6,-
| Laufkatze erforderlich.
Die
Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heit 12.
trägers sind die örtlichen Verhältnisse ausschlag-
gebend. Die meist angewendete Bauart ist der
{reigespannte Laufkıan, jedoch sind auch viel-
fach Halb- und Vollportalkrane ausgeführt
worden.
Eines von der Maschinenfabrik Oerlikon für
die Cie. des Mines, Fonderies et Forges d’Alais
in Tamaris gebaute Anlage besteht aus zwei
Abstreiikranen, deren einer als freigespannter
Eaufkran von 19 m Spannweite ausgebildet ist,
während der zweite ein Halbportalkran von
14,48 m Stützweite ist. Diese Anordnung ge-
stattet den Kranen ein beiderseits unabhängiges
Arbeiten. Es war jedoch, um den Blockkipper
. des Rollganges auch durch den Halbportalkran
bedienen zu’ können, eine Sonderbauart der
Wie in Abb. 9 u. 10
schematisch dargestellt, wurde die Laufkatze
in zwei Teilen derart ausgebildet, daß die eigent-
liche Arbeitslaufkatze von einem besonderen
Wagen getragen wird und auf diesem verscho-
ben werden kann. Der Unterwagen ist mit ei-
nem einseitigen Ausleger ausgerüstet, auf dem
die Arbeitskatze über den Bockfuß hinaus aus-
gefahren wird. Derin der Mitte des Kranträgers
aufgestellte Fahrmotor treibt durch Stirnrad-
vorgelege mit Wellenleitungen die Laufrollen an.
Der Unterwagen stützt sich bei ausgefahre-
ner Arbeitskatze mittels Gegenrollen gegen den
Kranträger ab. ;
durch Drahtseilzug mittels einer auf der Katze
gelagerten festen Trommel mit Einzelmotor-
antrieb. Das Gerüst der Arbeitslaufkatze zur
L
Schematische Darstellung der Arbeitsweise der
Doppellaufkatze des Blockabstreifkranes.
Führung der Zange, des Gegengewichtes und
der Deckelabhebevorrichtung trägt seitlich den
Führerkoıb. Auf dem Katzenrahmen stehen
die Antriebsmotoren für das Katzenfahrwerk,
die Deckelabhebevorrichtung und das Haupt-
hubwerk. Die Zange hängt an einem vier-
strängigen Stahldrahtseil und wird durch das
Gegengewicht soweit ausgeglichen, daß sich
noch eben ein stromloses Senken ermöglichen
läßt.- Die höchste und tiefste Hublage sind
durch Grenzschalter begrenzt, während bei
Überlastung des Hubwerks der’ Strom durch
einen Überstromautomaten unterbrochen wird.
Die Deckelabhebevortichtung ist als star-
rer, S-fiörmig gebogener Arm ausgebildet, der
beim Anheben durch ein besonderes Hubwerk
den Deckel von 1 t Gewicht soweit zur Seite
schwenkt, daß die Zange ohne weiteres in die
Wärmgrube abgesenkt werden kann. Das Wie-
derauisetzen des Deckels eriolgt in gleicher
Weise durch Absenken des S-förmigen Armes.
Die Ausbildung der Deckelabhebevorrichtung
ist grundsätzlich ähnlich der einer älteren Kon-
struktion von Stuckenholz, die sich jedoch eines
geraden, an zwei Stellen geiührten Gleithebels
bediente. In anderen Fällen hat man auch
Elektromagnete und seitlich ausschwenkbare
Fingerhebel zur Deckelhandhabung benutzt.
Auf der die Zange tragenden Plattform
stehen die Antriebsmotoren für die Abstreif vor-
riehtung und die Zangensteuerung. Die Bewe-
gung des Druckstempels wiid in üblicLer Weise
durch einen auf eine Spindel ay beitenden Motor
bewirkt. : Das Arbeiten mit dem Stempel wird
dureh einen Überstromautomaten bei zu hohem
Abstreifwiderstand und durch einen selbsttäti-
gen Schalter bei höchster und tiefster Spindel-
stellung betriebssicher gemacht. Eine elektıi-
sche Bremsschaltung kommt sowohl beim Aus-
schalten des Stromes durch den Steuerschalter,
Seine Fahrbewegung erfolgt
patentrechtlich
241
als auch. durch den Grenzschalter zur Wirkung.
Die Steuerung derin Schlitzen geiührten Zan-
genschenkel ist die übliche. Sie wird durch
senkrechte Zugstangen, die durch eine Doppel-
kuıbel mit besonderem motorischen Antıieb ge-
hoben und gesenkt werden, betätigt. Der ganze
Hub der Zange beträgt 5,2 m, wobei die Klemm-
spitzen der Zange beim Einsetzen in die Wärm-
gruben bis 1,5 m unter Hüttentlur gesenkt wer-
den können. Damitist allen noch verwalzbaren
Blocklängen Rechnung getragen.
Für den Antrieb sind 8 Motoren vorgesehen
‘die mit Gleichstrom von 220 bis 240 V gespeist
werden. Wie in Hüttenbetrieben üblich, sind
die Motoren von ganz geschlossener Bauart.
Die angegebenen Leistungen vermitteln bei
a Umdr/min folgende Arbeitsgeschwindig-
eiten:
Arbeits-
5 Motor geschwindigkeit
Kranfahren..%.. (ur 272kW _. 80 m/min
Abstreifen. .... . DT, 0,5 ah
Haupthubwerk. . . DD 14 K
Drehwerk ... . 39.0, 10 Umdr/min
Deckelabheben 5,9.) 18 m/min
Unterwagen-Fahrwerk 88 ,„, 40 4
Arbeitskatz-Fahrwerk 32 „ 30 „
Zangensteuerung ... 13 „ 6 min für
ER eine ganze
Steuerung
Im Gegensatz zu derüblichen Arbeitsweise
wird der Kran in Tamaris durch zwei Maschi-
nisten gesteuert. Die Gesamtsteueraıbeit ist
derart geteilt, daß der eine Bedienmann die
wagerechten Arbeitsbewegungen: Kranfahren,
Katzenfahren und Drehen, der andere die senk-
rechten Bewegungen: Heben der Last, Bewe-
gung der Zange, Abstreiien und Deckelheben
steuert. Ansichist die Unterteilung der Steuer-
arbeit, abgesehen von den höheren Lohnaus-
gaben, nicht günstig. Beider großen Anzahl
von Bewegungen würden sich jedoch bei Ver-
wendung eines Steuermannes Fehlsteuerungen
nieht mit Sicherheit ausschließen en
1s.
Landwirtschaft.
Getreidebau und Elektrizität. -- Neuer-
dings sind Versuche im Gange, die Ge-
treidesamen vor der Aussaat Elek-
trizität zu behandeln, wobei aılerdings gleich -
zeitig auch gewisse fruchtfördernde chemische
Stoffe angewendet werden. ‚Ihe Electrical
Review‘ vom 24. I. 1919 berichtet über ein
geschütztes Verfahren von
Fry, das in fünf zu diesem Zweck seit Anfang
vorigen Jahres errichteten Anstalten, deren
größte sich in Poole (Dorset) befindet, zur
Anwendung kommt.
Dıe Samen befinden sich in Behältern, die
mit einer als Elektrolyt dienenden chemischen
Lösung gefüllt und mit den Zuführungen des
elektrischen Stromes verbunden sind. Dieser
wirdin einer Stärke von 0,5 bis 1,25 A und mit
einer Spannung von 200 V den Behältern zu-
geführt und wirkt auf die Samen, je nachdem
es sich um Weizen, Gerste oder Haler han-
delt, 3% bis 6hein. Darauf werden die Samen
im Ofen getrocknet. Spätestens 35 Tage nach
der Behandlung müssen die Samen gesät wer-
den. AlsLösung kann Natronlauge, Ammonium-
sulfat oder sonst eine fruchtfördernde, leitende
Flüssigkeit verwendet werden.
Im Jahre 1918 wurden etwa 1200 ha mit
derartıg behandelten 'Saaten bestellt. Man
schätzt den durch dıe elektrische Behandlung
der Samen erzielten Mehrertrag auf 21 bıs
50%, doch gehen die Angaben und Ansichten
über diesen Punkt weıt auseinander. Tatsache
ist indeß, daß z. Zt. bereits 25 Anstalten zur
Anwendung des neuen Verfahrens vorhanden
oder in der Einrichtung begrılifen sınd. (L’In-
dustrie Eleetrique Bd. 28, S. 79 u. 99.) Kae.
Elektrische Antriebe.
Einige besondere Anwendungen elektri-
scher Ventilatoren. — Elektrische Ventilatoren
wurden im Jahre 1890 zuerst auf den Markt
gebracht und. erfreuten sich bald allgemeiner
Beliebtheit, namentlich zur Erzeugung kühlen-
der Luftbewegung in Geschäftsräumen. Seitdem
' sind sie rasch vervollkommnet und auch verbil-
ligt worden, aberihr Gebrauch ist noch nicht ge-
nügend ausgenutzt worden. Hier sollen nun einige
Anwendungen der elektrischen Ventilatoren,
u. zw. sowohl für die Entlüftung als auch für
‘die Wärmeverteilung geschildert werden. Die
amerikanische Regierung hat während des
Krieges sehr erhebliche Mengen von elektri-
schen Ventilatoren benutzt, um in den Amtszim-
mern und Kasernen, in Munitions- und anderen
Fabriken, trotz der- Überfüllung, erträgliche
Luftverhältnisse herzustellen. In den Kranken-
häusern fand man den elektrischen Ventilator
ebenfalls unentbehrlich, Ein New Yorker Kran-
242
kenhauss stellte durch eingehende Untersuchun-
gen fest, daß die Lebensfähigkeit von Kranken
in durch elektrische Ventilatoren bewegter Luft
sich als 34% höher erwies, als wenn die Kran-
ken in ruhender Luft lagen, wobei die Lufttem-
eratur in beiden Fällen dieselbe war. In den
ldikenrekten wurden elektrische Ventilatoren
dauernd benutzt, um den Gesundheitszustand,
das Wohlbefinden und die Moral der Kranken
und Verwundeten günstig zu beeinflussen, fer-
ner um unangenehme Gerüche und Rauch zu
entfernen und um ständig einen Strom reiner
Luft dureh die Krankenzimmer zu treiben.
Elektrische Ventilatoren finden auch an vielen
Orten, wo Nahrungsmittel aufgestapelt oder
zum Verkauf ausgelegt sind, Verwendung,
um die Fliegen, diese Bazillenträger, zu ver-
treiben. Die Nahrungsmittelverwaltung der
Vereinigten Staaten empfahl den Gebrauch
elektrischer Ventilatoren zum Trocknen von
Obst und Gemüse an Stelle der gebräuchlichen
Methode des Ein- bzw. Abkochens. Dadurch
wurden große Zuckermengen für andere, not-
wendige Zwecke frei. Ein Schulfall für die An-
wendbarkeit der gewöhnlichen, elektrischen
Ventilatoren zur Verbesserung der Lufterneue-
rung ist in Abb. 11 ee Er betrifft eine
Anordnung, welche im Kellergeschoß des Post-
amts in Chicago als zusätzliche Entlüftungs- :
anlage dient, da die vorgesehene mechanische
Ventilation im Winter nicht ausreichte, so daß
die Leistungen der zahlreichen, in den betref-
fenden Räumen Arbeitenden durch die schlechte
Luft stark herabgesetzt wurden. Statt nun
besondere Entlüfter einzubauen, benutzte man
je 2 der vorhandenen elektrischen Tischventi-
latoren von 400 mm Flügeldurchmesser für
jedes Fenster in der in der Abb. 11 gezeigten
Abb. 11. Zusätzliche Entlüftungsanlage.
Weise, d. h. das Schiebefenster wurde so weit
hochgezogen, daß ein Brett mit 2 kreisförmigen
Öffnungen in den Spalt eingesetzt werden
konnte. Die Ventilatoren wurden dann hinter .
den Öffnungen auf dem Fensterbrett so aufge-
stellt, daß sie Luft nach außen beförderten, und
man fand, daß dadurch eine genügende Ent-
lüftung herbeigeführt wurde. Elektrische Tisch-
ventilatoren können überhaupt in vielerlei
Weise zur - Beschleunigung des Luftwechsels
herangezogen werden. Sie können z. B. zum
Hereinblasen frischer Luft auf das Fensterbrett
(bei offenem Fenster) gesetzt werden. Ganz
besonders wirksam sind oszillierende Ventila-
toren, da sie die Luft sehr lebhaft durcheinan-
dermischen und in Bewegung erhalten. Auch
können sie dazu benutzt werden, die Luft in
die Nähe der Öffnungen der Entlüfteschächte
zu befördern, wie es vielfach in Theatern und
Kinos geschieht. Der elektrische Ventilator
kann auch dazu dienen, die Raumheizung
zu verbessern, indem er die Wärme ver-
teilt und dafür sorgt, daß nicht so viel wie
sonst durch den Schornstein verloren. geht.
Wenn man z. B. ein Warmwasser-Heizregister
betrachtet, so hängt dessen Wirkung offenbar
von zwei Bedingungen ab: Erstens von der
Wärmemenge, die ihm zugeführt, und zweitens
von der Wärmemenge, die von ihm abgegeben
wird. Der Wirkungsgrad der Anordnung würde
ein Maximum sein, wenn das Wasser so’ heiß
als möglich in das Register eintreten und
es mit der Temperatur des geheizten Rau-
mes wieder verlassen würde. Das wird ohne
künstliche Beförderung des Luftumlaufs meis-
tens nur durch eine erhebliche Vermehrung der
Registerröhren erreicht werden können, da sich
während der Heizung die folgenden Vorgänge
abspielen: 1. Die den Heizröhren unmittelbar
benachbarte Luft erwärmt sich, 2. die erwärmte
Luft steigt zur Decke empor, 3. eine Schicht
erwärmter Luft legt sich an Decke und Wände
an, 4. die erwärmte Luft gibt ihre Wärme an
Decke, Wände und benachbarte Luft ab, 5. sie
sinkt dann zu Boden und 6. fließt zum. Heiz-
register zurück, worauf sich dasselbe Spiel
wiederholt. Will man die Wirkung der Heizung
erhöhen, ohne das Register zu vergrößern, so
kann man das in billigster und einfachster
Weise durch Verwendung eines elektrischen
Ventilators tun, dessen Luftstrom ‘gegen das
Heizregister gerichtet wird und so den Wärme-
umlauf erheblich beschleunigt. In ähnlicher
Weise kann Heißluftheizung durch den elek-
Elektrotechnische Zeitschrilt. 1926. Helt 12.
trischen ':Ventilator verbessert werden. In
einer derartigen Anlage, welche zum Heizen
eines Siebenzimmerhauses diente, wurde die
heiße Luft durch 4 Röhren von der Heiz-
kammer des Ofens nach den verschiedenen
Teilen des Hauses geleitet, aber trotz großen
Brennstoffverbrauchs konnte keine genügende
Erwärmung erzielt werden. Schließlich setzte:
der Eigentümer einen elektrischen Ventilator
von 200 mm Flügeldurchmesser zur Beschleu-
nigung des Luftumlaufs vor die Heizkammer
des Ofens mit dem Erfolg, daß die Heizungs-
anlage jetzt allen Anforderungen entsprach.
Die Brennstoffverwaltung der Vereinigten Staa-
ten für Illinois hat die Abb. 12 entworfen, welche
zeigen soll, wie ein elektrischer Ventilator auf
3 verschiedene Arten dazu benutzt werden
kann, um den Luftumlauf in einem Heißluft-
ofen zu beschleunigen. Ist das seitliche Rück-
flußrohr kurz und geschlossen (wie (1)), dann
K
Fußboden des Wohnzimmers Zummertuff
Abb. 12” Beschleunigung des Luftumlaufs bei einem
. Heißluftofen,
setzt man ein Zwischenstück ein, in welchem
man den. Ventilator anbringt. Ist die Einlaß-
kammer für die kalte Luft wie in (2) angeord-
net, dann setzt man den Ventilator einfach
auf den Boden dieser Kammer. Ist schließlich
ein Rückflußrohr mit Rohransatz und abnehm-
barem Verschlußdeckel (wie (3)) vorhanden,
so wird letzterer geöffnet und der Ventilator
nebst entsprechend geformter Unterlage in das
Rohr eingebracht. Durch die geschilderten
Anordnungen wird die Kesselheizung in keiner
Weise beeinträchtigt, jedoch wird ein erheb-
licher Teil der erzeugten Wärme, der sonst
durch den Schornstein entweichen würde, von
der vergrößerten, durch die Heizkammer strö-
menden Luftmenge aufgenommen und an die
- zu beheizenden Räume abgegeben. Die Strom-
kosten für die elektrischen Ventilatoren sind
nicht der Rede wert, während die Kohlenerspar-
nis 10 bis 25% beträgt und außerdem die Hei-
zung eine große Verbesserung erfährt. (,,The
Eleetrieian“, Bd. 73, 1919, S. 42 nach ‚‚Eleetri-
cal Review and Western Electrician‘.)
Fernmeldetechnik. i
Selbsttätige Anrufverteiler in Fernsprech-
ämtern mit Handbetrieb. — Zeitungsnachrich-
ten zufolge werden in Paris bei zwei Fernsprech-
ämtern Versuche mit selbsttätigen Anrufver-
teilern angestellt. Es handelt sich um die Ver-
‘wendung von Wählern, die die eingehenden An-
rufe er auf die verschiedenen Ar-
beitsplätze verteilen. Eine Anlage dieser Art
mit Schrittwählern von Siemens & Halske ist
bei dem Fernsprechamt Leipzig seit. etwa
7 Jahren im Betrieb. Sie arbeitet einwandfrei,
hat aber keine weitere Anwendung gefunden,
weil die Anlagekosten ziemlich hoch sind, jeden-
falls höher als bei normalen Anrufzeichen. Die
Frage der Wirtschaftlichkeit hat aber bei den
jetzigen Angestelltenlöhnen ein wesentlich an-
deres Aussehen bekommen. Zieht man die ver-
änderten Verhältnisse in Betracht, so lassen
sich derartige Einrichtungen jetzt unter be-
stimmten Voraussetzungen wirtschaftlich ge-
stalten, und es bietet sich die Möglichkeit, die
Vorteile für den Betrieb, die in dem gleich-
mäßigen Zufluß der Anrufe zu den Arbeits-
plätzen bestehen, auszunutzen und eine gleich-
mäßigere Belastung der Arbeitskräfte zu er-
reichen, als sie durch beste Verwendung des
starren Zwischenverteilers möglich ist. Es ist
daher beabsichtigt, eine in Hamburg neu einzu-
richtende Handamtszentrale vollständig mit
selbsttätiger Anrufverteilung auszurüsten. Das
Ortsfernsprechnetz Hamburg ist hierfür be-.
sonders geeignet, weil es ohnehin schon eine
Anrufverteilung besitzt, die aber z. Zt. noch
durch Hand bewirkt wird.
Weitere Verbesserungen für Paris, die aber
aus dem Zustand. der Erwägung noch nicht
heraus sind, betreffen. die Übermittlung des
„Besetztzeichens‘‘ von den Verbindungslei-
tungsplätzen an die Teilnehmer. Zur Zeit be-
nutzt man für diesen Zweck wohl allgemein
Summerzeichen, die verschieden sind, je nach-
dem, ob es sich um eine Meldung ‚Besetzt‘‘,
18. März 1820.
„Antwortet nicht‘ usw. handelt. Um diese %
Zeichen für den Teilnehmer . deutlicher zu
machen, wird erwogen, die Auskunft durch
vorübergehend angeschaltete Phonographen ge-,
ben zu lassen oder bei den Sprechstellenappa-
raten eine Signaleinrichtung anzubringen, die
die Worte ‚Besetzt‘‘ oder ‚‚Antwortet nicht“
in leuchtender Schrift erscheinen läßt.
Die Benutzung eines Phonographen hat
sich in Deutschland nicht bewährt, der zweite
Weg dürfte sich aus technischen und wirt-
schaftlichen Gründen verbieten. Die: Erfah-
rungen mit dem Selbstanschlußbetrieb haben
übrigens gezeigt, daß sich die Fernsprechteil-
| nehmer sehr schnell an die Summerzeichen und
ihre verschiedene Bedeutung gewöhnen. Es ist
nur dafür zu sorgen, daß die Zeichen klar und
deutlich zu vernehmen sind.- (Nachrichten für
Handel, Industrie u. Landwirtschaft‘ v. 24.
XI. 1919 nach „Le Temps‘ v. 11. XI. BR
T.
Förderung der drahtlosen Telegraphie in
Uruguay. — Durch ein im November 1919 er-
lassenes Gesetz über die Förderung der Funk-
telegraphie ist der Präsident der Republik Uru-
guay It. „Board of Trade Journal‘ ermächtigt
worden, die Einnahmen aus dem Funkdienst
zur Erweiterung der bestehenden Anlagen zu.
verwenden. Diese liegt nicht nur im Interesse
der internen Telegraphie, sondern auch in dem
der Schiffahrt, deren Bedürfnisse durch die
Kleinfunkstation Cerrito bisher nicht ausrei-
chend befriedigt wurden. Der Präsident soll
Vollmacht erhalten, im Bedarfsfall eine An-
leihe bis zu 0,2 Mill. Pes für maximal 10 Jahre
aufzunehmen, die durch die laufenden. Ein-
nahmen aus dem Funkdienst gedeckt wird.
Werkstatt und Baustoffe.
Elektrische Erhitzer für Niete. — Die ame-
rikanische General Electrie Co hat zwei elek-
trische Nieterhitzer entwickelt, von denen der
eine für 5kW und Niete bis 12 mm Durchmes-
ser, der andere für 15 kW und Niete bis 22 mm
Durchmesser Ben ist. Der größere Erhitzer
besteht im wesentlichen aus einem Transforma-
tor, der sekundär mit Kupferschienen von gro-
Bem Querschnitt versehen ist,zwischen welche die
zu erhitzende Niete eingebracht werden. Durch
Versuche wurde festgestellt, daß in der Stunde
500 Niete von 12 mm Durchmesser und 30 mm
Länge erhitzt.werden konnten und daß der
Energieverbrauch für das Kilo Niete 0,44 kWh
betrug. (‚The Technical Review‘‘, Bd. 6, 1920,
S. 29 nach ‚‚Eleetrical: Review‘‘, Chicago, 1.
VI. 1919.) x 2
Verschiedenes.
-Über die Ursachen von Betriebsstörungen
bei elektrischen Maschinen. Die Hauptur-
sachen, welche zu Betriebsstörungen bei elek-
trischen , Maschinen führen, sind Staub und
Schmutz, und.es ist darauf zu achten, daß die
Wicklungen stets sauber gehalten werden.
Auch Dämpfe und Öle sind für die Isolation
äußerst schädlich. Isolierstoffe, welche lackiert,
aber nicht gebacken werden, sind oft hygro-
skopisch. Lötpasten, welche Säure enthalten,
haben zu Isolationsfehlern Veranlassung gege-
ben. In Kommutatoren, welche mit Mikanit
isoliert waren, haben sich, wohl durch das Lö-
sungsmittel des Mikanitklebestoffes hervor-
gebrachte, fehlerhafte Stellen gezeigt. Gas-
motoren sind für die Isolation sehr unzu-
träglich, namentlich durch den leitenden Nie-
derschlag, den sie auf den Kommutatoren der
in der Nähe aufgestellten Maschinen erzeugen.
Auch greifen die Gase Baumwolle an, und es
muß deshalb für gute Entlüftung des Maschi-
nenraumes Sorge getragen werden. Die Ven-
tilation von Turbinenläufern ist schwierig, und
falsche Anordnung kann zum Warmlaufen füh- 4
ren. Bei der hohen Drehzahl. von Turbinen,
genügt der bloße Anprall der Staubteilchen, um
allmählich die Isolation zu beschädigen, und es
ist deshalb nötig, die Kühlluft zu filtrieren.
Fehlerhafte Ausführung, wie Exzentrizität von
Läufern, durch Temperaturwechsel beeinfluß-
ter Luftspalt, nicht genügend fester Einbau von
Läufer- und Ständerzähnen, ist mehrfach fest-
gestellt worden und kann auch zu Betriebsstö-
rungen. führen. Hinzu kommt, daß manche
Fabrikanten keine ausreichenden Vorrichtun-
ie Achse zu pressen.
rhitzun
führt, so daß oder Bruch die Folge
ist. Sogar Drehstrom-Kurzschlußläufer zeigen &
manchmal derartige Mängel. Der Verfasser be-
spricht ferner die Wertminderung der Isolier-
lacke und sonstigen Isoliermaterialien, die an
Lagern auftretenden Störungen und tritt dafür vs
ein, daß in elektrischen Anlagen nicht in klein-
licher. Weise gorlatt wird.
Review‘“‘, Bd. 6, 1920, S. 77 nach
rale de l’Eleetrieit6‘‘, 22. XI. 19.) ;
gen besitzen, um die Läufer genügend fest auf 2
. Die,inneren und äuße-
ren Verbindungen sind oft mangelhaft ausge-
(„The Technieal
„Bevue gene-
R
i
Ei aa En un nl male A a Sa
EN
N nr > nn a ih ii Tech
RE ERE
18, März 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heft 12.
Industrie und Handel.
Kapitalbeschaffung. — Während mit be-
rechtigter Spannung der im einzelnen genaue
Wortlaut des Manifestes erwartet wird, in dem
der Oberste Rat der Entente die finanziellen
und wirtschaftlichen Entscheidungen seiner Lon-
doner Tagung nach Prüfung und, wie voraus-
zusehen war, für uns ungünstiger Anderung
durch den französischen Ministerpräsidenten
zusammengefaßt hat, sind zwei Denkschrif-
ten bekannt geworden, die die. Frage der
Kapitalbeschaffung auf Basis der pri-
vatwirtschaftlichen Selbsthilfe behandeln. In
der ersten, schon im Januar geschriebenen
führt der Unterstaatssekretär im Reichs-
wirtschaftsministerium, Prof. Dr. Hirsch,
etwa folgendes aus: Die sprunghafte, neuerdings
stürmische und von einer allerdings nicht ebenso
starken gleichartigen Bewegung im Auslande
begleitete Preissteigerung im Binnenlande
bedeutet, da sie sich schneller vollzieht als die
Erhöhung der Selbstkosten, im ganzen gesehen,
Neubildung von Kapital, und es werden, selbst
wenn das Reichsnotopfer und die anderen Ver-
mögenskürzungen einen Teil des bisher ge-
bildeten Kapitals verschwinden lassen, durch
neue Geldentwertung Gewinne in großem Maß-
stabe zu erwarten sein. Gleichwohl klagt die
Industrie über Kapitalmangel; kleinere
und mittlere Betriebe vermögen den. Preisstei-
gerungen der wichtigsten inländischen Roh-
‚stoffe mit ihrer Kapitalausrüstung nicht mehr
zu folgen, Schwierigkeiten, die sich bei den aus-
ländische Rohstoffe verarbeitenden Gewerben
noch infolge des Valutasturzes wesentlich er-
höhen. Hinzukommt die Belastung zahlreicher
Unternehmungen mit Auslandschulden, die
für eine beträchtliche Anzahl solcher bei dem
Stand der deutschen Währung katastrophal
zu werden drohen und schließlich dazu führen
müssen, daß sich das Ausland gezwungener-
maßen soleher Unternehmungen bemächtigt.
Hier besteht also die große Gefahr der Über-
fremdung deutscher Industriezweige.
Ferner erfordern Neubauten und Ersatzarbei--
ten heute einen ganz unverhältnismäßigen Be-
trag, dem gegenüber die stillen Reserven nicht
ausreichen, so daß Betriebseinschränkungen
aus Kapitalmangel notwendig werden. Auf
diese Weise entsteht eine nicht überbrückbare
Lücke zwischen der tatsächlich vor sich gehen-
den privaten Kapitalbildung und dem Kapital-
bedarf, zumal sich die durch die Entwicklung
entstehenden Gewinne offensichtlich zum gro-
ßen: Teil nicht in den die Produktion leitenden
sondern in Zwischenhänden und bei den Ur-
produktionen sammeln. :
Volkswirtschaftlich bedeutungsvoll ist die
Scheu des Kapitals vor Neuanlage.
Es verkriecht sich vor der Steuerschraube in
Ausgaben unproduktivster Art und, was be-
sonders traurig, flieht in das Ausland oder
in ausländische Zahlungsmittel. Haupt-
grund für diese Erscheinung wie für unsere ge- -
ringe Produktivität ist die absolute Preis-
unsicherheit und die Ungewißheit, ob in
Zukunft überhaupt eine angemessene Profit-
rate erzielt werden kann. er Kapitalflucht
steht das Einströmen des Auslandska-
pitals gegenüber, und wenn auch der plan-
mäßige Aufkauf deutscher Werke bis jetzt nur
in einigen Industriezweigen bemerkbar ge-
worden ist, so hat man doch mit UÜberfremdung
' unserer Industrie in größerem Maße zu rechnen, :
wenn das Ausland erst erkennt, daß die Ver-
hältnisse in Deutschland nicht so unsicher sind,
wie sie ihm jetzt erscheinen. Die bisher ange-
wendeten Maßnahmen des Selbstschutzes der
Industrie können dann nicht mehr ausreichen.
Eine Sicherung des nationalen Kapitalbesitzes
ist deshalb im Interesse einer Erhaltung und
Steigerung der volkswirtschaftlichen Produk-
tivität unserer Industrieanlagen. und Grund-
stücke unbedingt notwendig. Bedenkliche Fol-
gen ergeben sich in diesem Zusammenhang
auch aus dem Bestreben weiterer Kreise, den
Einfluß der Volksgesamtheit auf Leitung und
Besitz, insbesondere der großen Unternehmun-
gen, zu vergrößern, sowie aus der wahrschein-
lichen Notwendigkeit, einzelne Unternehmun-
gen und Zweige solcher mehr als bisher einer
gemeinwirtschaftlichen Regelung zuzuführen.
Dr. Hirsch ist der Ansicht, daß die hiernach
vorliegende privatwirtschaftliche Kapitalnot
nieht auf behördlichem Wege zu beheben sei.
Der freie Geldmarkt müsse nach wie vor einen
großen Teil des Ausgleiches auch künftig über-
nehmen. Bei der Industrie bestehe ein starkes
Bestreben, für die anssenstiuug der Klein-
und Mittelbetriebe und für die Abdeckung der
Auslandschulden eine Hilfe zu schaffen, dem
a ebärtige Tendenzen bezüglich der Auslands-
apitalien gegenüber ständen. Schweizer
Banken würden die bei ihnen liegenden Mark-
guthaben in sehr bedeutenden Beträgen
Deutschland zuführen können, wenn man ihnen
genügende Sicherheit zu bieten vermöge. Es
sollte sich dabei s. Zt. um eine Umwandlung
der in der Schweiz liegenden, nicht mehr ver-
zinsten Markbeträge in eine unkündbare, ver-
hältnismäßig hoch zu verzinsende Anleihe
handeln.
Versuche, das privatwirtschaftlich ge-
bildete Kapital zwangsmäßig in eine volks-
wirtschaftlich produktive Verwendung
überzuführen, liegen vor, u. zw. in der Richtung,
die kommende Preissteigerung z. T. vorweg zu
nehmen und mit dem Ertrag volkswirtschaft-
lich produktive Anlagen zu errichten. Dazu
kommt die Möglichkeit gemeinwirtschaftlicher
Kapitalbildung aus der Regelung des Außen-
handels, indem die Außenhandelsgewinne zum
beträchtlichen Teil den Zwecken der Allge-
meinheit (z. B. der Erschließung von Kohlen-
gruben) dienstbar gemacht werden. Um nun
die hier kurz genannten gemeinwirtschaft-
lichen Aufgaben zu lösen, empfiehlt Dr. Hirsch
die Errichtung einer Treuhandbank durch
Industrie und Banken unter Beteiligung der
Regierung (in mäßigen Grenzen) wie auch der
Organisationen der Ärbeiterschaft. Ein solches
Institut würde dem Ausland gegenüber die
notwendige Gewähr für Sicherheit bieten und
als Zentrale der gemeinwirtschaftlichen In-
stitutionen die gesamte Finanzierungsaufgabe
übernehmen, gegen UÜberfremdung wirken und
eventuell auch in bisher rein privaten Ge-
schäftszweigen den Einfluß der Gemeinwirt-
schaft stärken können. Wie ein Nachtrag zu
der Denkschrift sagt, steht die Industrie dem
Gedanken einer deutschen Industriebank ohne
unmittelbaren Zusammenhang mit den übrigen
Bankinstituten sympathisch gegenüber, und
Vertreter großer Unternehmungen haben ein
starkes Interesse daran betont. Bei bezüglichen
Verhandlungen ist darauf hingewiesen worden,
daß das Institut, soweit die Finanzierung des
Veredelungsverkehrs mit dem Ausland in
Frage kommt, mit der Ein- und Ausfuhrrege-
lung .durch die Außenhandelsstellen zu ver-
binden sein würde.
Eine zweite Denkschrift, die von Dr. H.
Jordan-Mallinckrodt stammt, regt nach der
„Voss. Ztg.“ die genossenschaftliche Zu-
sammenfassung der Erwerbsstände be-
hufs Erlangung von Auslandkrediten und spä-
terer Ordnung der inneren Kreditwirtschaft an.
Dieser Zusammenschluß zur gegenseitigen Kre-
ditgewährung und zur Sicherheitsleistung für
durch die Banken zu vermittelnde Auslandkre-
dite soll freiwillig erfolgen unter Beiziehung
des Handels und der Landwirtschaft; der pri-
vate Charakter der Organisation muß aufs
strengste gewahrt werden. Sie wäre bei mög-
licehster Benutzung bereits bestehender oder in
Bildung begriffener Verbände, Selbstverwal-
tungskörper usw. fachlich in mit Rechtsver-
bindlichkeit ausgestatteten Gruppen zu bilden,
die dann zu einer „Allgemeinen Credit-
Gemeinschaft‘ vereinigt würden. Diese hätte
den ausländischen Gläubigern ihrerseits auf
Basis der Garantie der deutschen Erwerbs-
stände Handelspapiere zu übergeben und die
Gewährung von Krediten in Form von Beteili-
gung des Auslandes in Aktien oder Anteilen an
deutschen Unternehmen zu regeln. Die von der
Gemeinschaft ausgegebenen Handelspapiere
sollen zur Begleichung ausgeführter und zur
Bezahlung eingeführter Waren dienen und nur
| für den Verkehr mit dem Auslande gelten. Alle
‚ Verkäufe nach dem Auslande und Auslandfor-
derungen wären bei der Gemeinschaft anzu-
melden, die Valuta aus dem Export an sie ab-
zuführen, alle Auslandkredite ihr zu über-
weisen. Die Gemeinschaft müßte fest verzins-
liche, langfristige, auf den Inhaber lautende
Obligationen unter Garantie der gesamten
Gewerbetreibenden mit ihren Anlagen und
Leistungen ausgeben können, Schutztitel mit
6 bis 8% Zinsen, von denen der Verfasser
annimmt, daß sie amerikanische Banken wohl
übernehmen würden. Die Organisation der
Gemeinschaft denkt sich Dr. Jordan so, daß in
der Leitung alle Erwerbsstände, u. zw., Arbeit-
geber und Arbeitnehmer paritätisch, vertreten
sind und insbesondere auch der landsmann-
schaftliche Ausbau des Reiches durch Berück-
nenls der regionalen Interessen gewahrt
eibt.
Die Beschäftigung im Januar 1920. — Die
Lage des Arbeitsmarktes im Januar 1920 wird
vom „Reichs-Arbeitsbl.‘‘ noch als recht trübe
gekennzeichnet. Der Eisenbahnerstreik in
Rheinland-Westfalen und Oberschlesien sowie
das Versagen der wichtigsten Wasserstraßen
hat die Brennstoffnot weiter verschärft. Elek-
trizitätswerke, Gasanstalten, Verkehrseinrich-
tungen sind zeitweise zum Erliegen gekommen,
und auch aus der Industrie wurden weiter Be-
triebseinstellungen gemeldet. Das Ausbleiben
der Druschkohlen gefährdete die Brotgetreide-
ng, der Kohlenmangel in der Stick-
stoff- und Kaliindustrie die Erzeugung jetzt be-
sonders notwendiger Düngemittel und damit
‚eine Woche stilliegen müssen.
schon die nächste Ernte. Erfreuliche Anzeichen
erwachenden Verständnisses machten sieh in
der Ablehnung der Sechsstundenschicht seitens
der Bergarbeiter des Ruhrreviers, in der wach-
senden Aufnahme vernünftig geregelter Ak-
kordarbeit und in der hier und da von Betriebs-
leitungen festgestellten Rückkehr früherer Ar-
beitsfreudigkeit geltend, vermögen indessen,
wie das „Reichs-Arbeitsbl.‘‘ sagt, als verein-
zelte Züge den trüben Grundton des Gesamt-
bildes noch nicht zu erhellen, Nach den Fest-
stellungen der Fachverbände hat die Arbeits-
losigkeit bei den Männern wieder zugenommen,
dagegen ist die Zahl der unterstützten Erwerbs-
losen etwas geringer geworden, wahrscheinlich
als Folge einer genaueren Kontrolle. Die Sta-
tistik der Arbeitsnachweise zeigt eine schwache
Abnahme des Angebotes, und bei den Kranken -
kassen ist die Zahl der versicherungspflichti-
gen Mitglieder, abzüglich der arbeitsunfähigen
Kranken, ein wenig gewachsen. Wir lassen die-
ser kurzen Charakteristik den gegen die Vor-
monate diesmal wesentlich eingehenderen Be-
richt über die Beschäftigung in der Elektro-
industrie folgen:
„Für die Elektrizitätsindustrie macht sich
nach süddeutschen Berichten der Mangel an
Material und Brennstoffen mehr und mehr gel-
tend. Die Folgen des siebenwöchigen Berliner
Metallarbeiterstreiks werden bei den Metailan-
lieferungen bemerkbar. Die Großbetriebe der
Elektrotechnik haben für den Bau von Dy-
namos, Elektromotoren und elektro-
technischen Maschinen im allgemeinen
gute Beschäftigung. In der Regel ist die Lage
unverändert und besser als im Vorjahr um die
gleiche Zeit. Es wird hervorgehoben, daß Über-
arbeit zwar erforderlich gewesen wäre, jedoch
bei den bestehenden Arbeitsverhältnissen nicht
geleistet worden ist. In Mittel- wie in West-
deutschland hat der Kohlenmangel zu Ein-
schränkungen des Betriebes bzw. zum Rück-
gang der Leistungen geführt. Anderseits wird
eine Erhöhung der Arbeitsleistung auf die Ein-
führung des Akkords aus Thüringen, Sachsen
und Hannover gemeldet. Es wird Mangel an
gelernten Drehern festgestellt und an geeigne-
ten Arbeiterinnen für feinmechanische Arbei-
ten, wie Wicklerinnen und Eicherinnen. Werke
für Elektrizitätszähler hatten sehr stark zu
tun und bedeutend besser alsim Vorjahr. Maschi-
nenfabriken, die elektrotechnische Appa-
rate für Berg- und Hüttenwerke her-
stellen, haben schlechteren Geschäftsgang ge-
habt als im Vorjahr und im Vormonat. Die
Nachfrage nach Meßinstrumenten ist auf
dem gleichen befriedigenden Stand geblieben
wie im Vormonat; der Geschäftsgang hat sich
jedoch gleichwohl im ganzen ein wenig ver-
schlechtert. Die Arbeitsleistung wurde durch
Strommangel.. beeinträchtigt. Lohnaufbesse-
rungen um durchschnittlich 50% für männliche
' und um 100% für die weiblichen Arbeitskräfte
werden aus Westdeutschland berichtet. Von
Uberlandzentralen wird aus West- und
Süddeutschland über Kohlenmangel geklagt,
der die Sperrung der Zuführung von Strom zu
verschiedenen Tageszeiten nach wie vor nötig
machte. Auch Materialmangel macht sich für
den Bau von Licht- und Kraftanlagen
geltend. Bei kleineren Betrieben stellte sich ein
Nachlassen der Installationsaufträge nach dem
Weihnachtsgeschäft ein; auch: unter Streik hat-
ten die Betriebe zu leiden. Für den Bau elek-
trischer Anlagen stehen noch immer nicht ge-
nügend sachkundige Arbeiter zur Verfügung.
Es müssen deshalb Leute angelernt werden, die
bei Materialstockungen zuerst wieder entlassen
werden. Diese Anlernung fremder Arbeiter
bringt einen Rückgang der Arbeitsleistung mit
sich, ganz abgesehen davon, daß die Arbeiten
nicht mehr in einwandfreier Weise wie früher
durehgeführt werden. Aus Nordwestdeutsch-
land wird eine bedeutende Verschlechterung
für das Elektroinstallationsgewerbe in
der Hauptsache infolge der hohen Material-
reise und deren Mangel gemeldet. Eine große
eihe von Betrieben hat wegen Kohlenmangels
Der Rückgang
der Arbeitsleistung wird auch auf Unlust zur
Arbeit und Verchleahterang der Lage und von
einem thüringischen Betriebe auf politische
Umtriebe zurückgeführt. Nur vereinzelt findet
sich eine Bewertung des Geschäftsganges als
normal, trotz Einschränkung der Strombeliefe-
rung’ Die Schwachstromelektrotechnik
hat trotz Strombeschränkung und Kohlen-
mangel guten Beschäftigungsgrad. Wenn die
erforderliche Menge von Rohmaterialien vor-
handen, gewesen wäre, würde sich die Vollbe-
schäftigung der Betriebe, die Telephone, Tele-
graphen und Signalapparate aller Art herstel-
len, erheblich "stärker gestaltet haben als im
Vorjahr. Die Funktelegraphiewerke haben
wesentlich schlechter alsim Vorjahr zu tun. Von
Kabelwerken wird die Lage als gut, sogar als
sehr gut geschildert. Verschiedentlich ist dem
Vormonat gegenüber eine Verbesserung einge-
244
treten, u. zw. wird hervorgehoben, daß der
Kohlenmangel z. T. nicht so stark war als im
Dezember. Anderseits wird aus. Süddeutsch-
land über zeitweise Stillsetzung wegen Strom-
und Kohlenmangels geklagt, und ein westdeut-
sches Kabelwerk konnte den Betrieb nur durch
Heranschaffung von Kohlen mittels der eigenen
Lastkraftwagen aufrechterhalten. Auch aus
Groß-Berlin wird darauf hingewiesen, daß in-
folge Kohlenmangels die Arbeitszeitim Gummi-
walzwerk herabgesetzt werden mußte. Teue-
rungszulagen sind auf Grund der Vereinbarun-
gen des Verbandes Berliner Metallindustrieller
mit dem Metallarbeiterverband eingetreten
(6 M für über 18 Jahre alte Personen wöchent-
‚lieh und für jedes Kind 3 M).. Die Bogenlam-
pen: und Glühlampenindustrie hatte ver-
ältnismäßig stark zu tun. Die Nachfrage ist
lebhaft, doch wird der Beschäftigungsgrad
durch Materialmangel herabgesetzt. In West-
deutschland ist eine Beeinträchtigung durch
den Eisenbahnerstreik zu verzeichnen. Gleich-
wohl wird die Lage, verglichen mit dem Vor-
jahr, als besser, z. T. sogar als erheblich besser
cha, Mangel. an Metalldrückern und in
geringerem Maße an weiblichen Arbeitskräften
wird aus Sachsen wie aus, Groß-Berlin berichtet,
während sich z. T. ein Überangebot an unge-
lernten Arbeitern ergab. Eine Besserung der
Arbeitsleistungen ist nach einzelnen Berichten
nieht zu verkennen. Für Westdeutschland
wird Verminderung der Betriebsleistung nicht.
nur auf den Kohlenmangel zurückgeführt, son-
dern auch auf die Notwendigkeit der Verlegung
von Schichtzeiten in die Nachtstunden.‘
Elektrotechnische Einfuhr Australiens.
Die in Zahlentafel 1. zusammengestellten Werte
der elektrotechnischen Einfuhr Australiens
im Jahre 1917/19, wie sie „Ihe Electrical Re-
view‘ kürzlich mitgeteilt hat, zeigen gegenüber
dem letzten Friedensjahr (1913) mit Ausnahme
der letzten Gruppe durchweg eine merkliche
Verringerung. Von Lichtkohlen abgesehen, hat
insbesondere die Einfuhr Englands abgenom-
men, während die der V. S. Amerika und auch
der Import Japans größtenteils gestiegen sind.
An in der Übersicht nicht genannten elektri-
schen Heiz-.und Kochapparaten:hat Amerika
für 4000 £ mehr eingeführt als 1913. Deutsch-
land lieferte nach den Angaben des englischen
Fachblattes 1913 noch für 48 000 £ kleinere
elektrische Maschinen, für 7000 £ Anlasser
usw., für 11 000 £ Schalter, Sicherungen usw.,
für 56 000 £ Kabel und isolierte Drähte, für
43 000 £ Sammler usw. (diese Gruppe enthält
anz verschiedenartige Erzeugnisse) und für
55 000 £ nicht weiter spezifiziertes elektrotech-
nisches Material nach Australien.
Zahlentafel 1.
Australiens Einfuhr elektrotechnischer Erzeug-
nisse in 1000 £.
Erzeugnisse | 1917/18 |: 1913 | Änderung
1. Dynamomaschinen, |
Transformatoren, Spu- |
len usw. sa 27T SEDI RE TED
2. Fernsprecher und Zu-
BEehöt a aa 57 | 165 | — 108
3. Sammler, Bogenlam-
en, Vakuumröhren,
nstrumente, Isolier-
band se Hr ET 1672. — 270
4. Anlasser, Kontroller
URWELUTEN EN 58 74| — 16
ö. Schalter, Sicherungen,
Blitzableiter .. . . . 50 sl | — .:31
6. Kabel und isolierte
Drähte .. 181 | 637 | — 456
7. Liehtkohlen ER 10 18:2==2.08
8. Sonstiges elektrotech-
nisches Material 233212241 .1210222
Die Entscheidung der australischen Re-
gierung, die Einfuhr von Akkumulatoren ohne
besondere Lizenz im Interesse einer heimischen
Produktion zu verbieten, hat nach ‚Electrical
Review‘ die Veranlassung geboten, einmal dar-
auf hinzuweisen, daß in Australien z. Zt. mehr wie
30 000 Kraftwagen benutzt werden, deren Be-
trieb von der Lieferung spezieller Batterien,
die bisher nicht in Australien erzeugt wurden,
abhängt, und daß die Aussichten, solche Batte-
rien im Lande herzustellen, gering seien.‘ In-
folgedessen habe man bisher auch erlaubt, Un-
tergestelle und Wagen, die mit Akkumulatoren
ausgerüstet sind, zu importieren.
Produktionszensus in England.. — Nach
Anordnung des englischen Handelsamtes soll
1921 ein auf bestimmte Fabrikationsgebiete be-
schränkter Produktionszensus vorgenom-
men werden, der auch die Elektroindustrie
umfassen wird.
Außenhandel. — Eine von der „Informa-
tion‘‘ veranstaltete Umfrage bei den französi-
schen Handelskammern über die Frage nach
der Wiederaufnahme von Handelsbeziehungen
mit Deutschland hat zu dem Ergebnis geführt,
daß die Wiederanknüpfung als eine unbedinste
wirtschaftliche Notwendigkeit betrachtet wird,
daß Frankreich alles Interesse daran habe,
seinen Austauschverkehr noch inniger zu ge-
stalten wie früher, und daß es durch seinen Va-
lutastand genötigt sei, die eigenen Erzeugnisse
in den Ländern abzusetzen, wo der Frankenkurs
noch über Pari steht. Ein Kompensationsver-
kehr zwischen Rohstoffen und Fertigfabrika-
ten wird empfohlen. — Während eine von der
englischen Regierung eingesetzte Kommis-
sion die Wirkungen der Merchandise Marks
Act untersuchen soll, hat die Zollverwaltung
vorläufig. angeordnet, daß die eingeführten
Waren, auf denen weder selbst, noch auf den
Verpackungen usw. Marken angebracht sind,
fernerhin keinerlei Angaben, wie „Made in
Germany‘, zu tragen brauchen.
Verteuerung der Bedarfsartikel bei den
Londoner Untergrundbahnen, Nach einer
von „The Electrical Review‘‘ wiedergegebenen
Übersicht sind seit 1914 die Kosten für Kohle
von 14 s 1134 d auf 42s 5d, für Stahlschienen.
von 7£auf20£7s6d, für Stahlvon 7£2s6d
auf 25 £, für Stabeisen von 7 £ 15 s auf 28 £ je
Tonne, für Schmieröl von 1s5d auf 3s 7 dje
gal. (= 4,5 1), für Anstrichfarbe von 23 s 5 d
auf 50 s 9 d je cwt (= 50,8 kg) gestiegen. Der
Preis für einen Omnibus hat sich von 550 auf
1200 £, für einen 8-Wagenzug von 17 900 auf
58 720 £ und für einen Straßenbahnwagen von
900 auf 2500 £ erhöht.
Kanadas Einfuhr elektrotechnischer Er-
zeugnisse. — Zahlentafel 2 gibt nach ‚The Elec-
trical Review‘ einen Überblick über den Wert
der von Kanada 1917/18 eingeführten elektro-
technischen Erzeugnisse im Vergleich zu 1913/14.
Bei Generatoren, Motoren ' usw. ist die Zu-
nahme auf eine erhebliche Steigerung des Im-
ports der V. S. Amerika zurückzuführen, bei
‚elektrischen Apparaten vor allem auf eine
wesentliche Mehreinfuhr durch Frankreich. Der
Wert der eingeführten Sammler, Schwach-
strominstrumente usw. hat, soweit amerikani-
sche Lieferungen in Betracht kommen, zwar
ebenfalls stark zugenommen, im übrigen aber
beträchtlich eingebüßt, u. zw. besonders in-
folge des Rückganges in englischen Zufuhren,
der auch bei Generatoren und Motoren in Er-
scheinung tritt. Deutschland war 1913/14 an
dem Import letzterer noch mit 14 000 $, an der
Einfuhr von Lichtkohlen mit 40 000 $ beteiligt.
Zahlentafel:-2.
‘Kanadas Einfuhr elektrotechnischer Erzeug-
nisse in 1000 $.
Erzeugnisse | 1917/18 1913/14 |‘Änderung
1. Generatoren, | a)
Motoren usw. . 1918 1807 + 111
2. Elektrische Ap- f j
arate . . . 2167 107 | + 2060
3. Sammler, Instru-
mente für Tele-
graphie u. Tele-
phonie, Isolato-
TON REGEN 8200 6597 — 1603
4. Lichtkohlen usw. |. öl 89 =. 88
5. Birnen f. Glüh-
lampen. . .. 234 132 | + 102
Internationaler wirtschaftspolitischer Kon-
reß, Frankfurt a. M. — Um die praktischen
aufleute der verschiedenen Nationen zu einer
vorurteilslosen Aussprache über die Möglichkeit
einer Verbesserung des internationalen Handels-
verkehrs und einer Herstellung dauernder fried-
licher Beziehungen zwischen den verschiedenen
Völkern zusammenzuführen, soll in Frankfurt
a. M. am 30. IV. 1920 ein Internationaler
wirtschaftspolitischer
finden.
: Bezug der Schwarzschen Tafeln. — Herr
Otto Schwarz hat uns gebeten, darauf auf-
merksam zu machen, daß seine Tafeln für
die schnelle Bereehnung von Abgaben,
Gas-, Wasser-, Elektrizitätsgebühren,
Löhnen usw. nicht mehr aus dem jetzt zu
Polen gehörenden Ort Berent, sondern von der
Buchhandlung O. Schwarz, Charlottenburg,
Spreestraße 16, zu beziehen sind.
Kleine geschäftliche Mitteilungen.
Aus der Geschäftswelt. — Die Mährisch-
Schlesische Elektrizitätswerke A. G. ist
in Mähr.-Ostrau mit 4 Mill. K Stammkapital
ins Leben gerufen worden, um ganz Ostmähren
und Schlesien mit elektrischer Energie zu ver-
sorgen. Ihre frühere Meldung, daß die
American Marconi Co. in eine Tochtergesell-
Kongreß statt-
Elektrotechnische Zeitschriüit, 1920. Heit 12.
| Originalhütten - Weich-
‚wegen und Japan beherrscht.
- Glühlampen, einerlei welchen Ursprungs; da
sie den
‚elektrotechnischer Porzellanfabriken hat, wie
er uns mitteilt, für alle seine Mitglieder ver-
18. März 18%o0.
schaft der General Eleetrie Co., die Radio
Corporation of America, umgewandelt
worden sei, ergänzt die „Frnkf. Ztg.‘“ dahin,
:daß auf den neuen Konzern die Funksta-
tionen von. Neu-Braunschweig, Belmar, fer-
ner die pazifische Station bei St. Franzisko,
die Anlage auf den Hawaiinseln, bei Tucker-
ton und die auf dem Cap Cod übergehen, wo-
mit die Radio-Corporation den amerikanischen
Funkverkehr mit England, Frankreich, Nor-
Geplant ist
weiter die Einrichtung eines drahtlosen Ver-
kehrs mit Cuba, Südamerika und China. —
Nach der ‚„Frnkf. Ztg.‘ hat die mit 2 Mill. Fr
Aktienkapital gegründete Berner elektro-
chemische Werke A.G., Bern, die elektro-
chemische Fabrik der Bernischen Kraftwerke
A.-G. in-Oev-Diemtigen übernommen. — Ende
1919istin Prag die A. G.für Telephon- und
Telegraphen-Erzeugung gegründet wor-.
den; sie erwarb die Anlage der Firma Berliner in
Olmütz, die vergrößert werden soll. — Nach der
„Frokf. Ztg.‘‘ hat die amerikanische Westing-
house-Gesellschaft die Glühlampenfabrik
Bollag in Aarau (Schweiz) erworben.
Warenmarkt. — Glühlampen. Die Os-
ramwerke G. m. b. H., Berlin, vergüten, wie
wir hören, bis auf weiteres beim Rückkauf von
Glühlampensockeln je 1000 Stück frei Abgangs-
station einschl. Verpackung für Klein- und
Normal-Edison- und Swansockel aus Messing _
200 M, aus Eisen 100 M, und für Goliath-
sockel aus Kupfer oder Messing 500 M, aus
Eisen 200M. Die Verpackung wird auf Wunsch
zurückgesandt.. Die Gesellschaft kauft Sockel
aus allen ausgebrannten und schadhaften
lasballon nicht benötigt, empfiehlt es
sich, ihn vor Einsendung zu entfernen, ohne
indessen die Sockel dabei zu beschädigen.
Isolierte Leitungsdrähte. Die Ver-
kaufsstelle vereinigter Fabrikanten isolierter
Leeitungsdrähte G. m. b. H., Berlin, hat neue
Aufschläge zu den .Preisen ihrer Liste Nr.. 3
(Januar 1920) mit Wirkung vom 1. III. 1920
festgesetzt. Sie sind im Inseratenteil der
„ETZ.“ (Heft 10) bekanntgegeben worden.
Porzellan. Der Verband deutscher
bandsverbindliche Mindestpreise eingeführt
und erschöpfende allgemeine Verkaufs- und
Lieferungsbedingungen herausgegeben, : die
leichfalls für alle Mitglieder unter Ausschluß
rüherer Bedingungen maßgebend sind. »—
Metallpreise. Nach den Notierungen der
Vereinigung für die deutsche Elektrolytkup-
fernotiz bzw. der Kommission des Berliner -
Metallbörsenvorstandes in M/100 kg:
Metall: | em. 9. IH.
Elektrolytkupfer (wire-
bars), prompt, cif Ham- '
burg, Bremen, Rotterdam 3343 4259 -
Raffinadekupfer ’
99/99,3%/,,lokoGroß-Berlin |2800—2900 3200—3300
blei, ab Hütte oder loko
Groß-Berlin . . .....
Originalhütten-Rohzink, |
Syndikatspreis ab Hütte
oder Lager I...»
desgl. Preis im freien Ver-
.kehr, ab Hütte oder
Tager 237% ...2., 1850-1378
Originalhütten-Alumi-
nium 98/99%, in gekerb- AN
ten Blöckchen, ab Hütte
5000 16000—6100
1450
1000 1000
oder loko Groß-Berlin
Zinn, Banka-, Straits-,
Billiton., loko Hamburg ;
. oder Groß-Berlin . . . |10500—1100013100—13300
Hüttenzinn, mindestens 9
99%/,, loko Hamburg oder
Groß-Berlin . »...
Reinnickel 98/99 %,,.10oko
Sr
Hamburg oder Groß- -
Berlin...) „8... 16500— 6600/7600 780055
Antimon-Regulus, loko ’ =
Hamburg oder Groß-
N 019001950 225 0 2275
Berlin .
Am 10. III. 1920 notierte die Londoner Börse
nach dem „Berl. Börs.-Cour.“ folgende Preise in
£/t: Kupfer Kasse 110,87; desgl. 3 Mon. 113,37;
Elektrolyt 118 bis 123; Best selected 120 bis
124; Zink 57 bis 59,75; Zinn Kasse 383,50;
1. 3 Mon. 389,25 und Blei 50,25 bis 53 £/t.
In New York stellte sich am gleichen Tage
Elektrolytkupfer loc. auf 18,50 bis 18,75 ets/lb.
Abschluß des Heftes: 13. März 1920. I
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von Juli usSpringer in Berlin.
‚575-165 ©
1350-1400
246
Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F
. Meißner, K.
Perlewitz.
— Verlag von Julius Springer.
— Berlin W.9, Linkstraße 23/24.
41. Jahrgang.
Die Elektrizitätswirtschaft in Spanien.!)
Von Dt.:&ng. Blumenthal, Madrid.
Übersicht. Der Aufsatz gibt in großen Zügen
ein Bild der Entwicklung, die die spanische Elek-
trizitätswirtschaft seit den 80er Jahren des vori-
gen Jahrhunderts unter weitgehender Ausnutzung
der im Lande verfügbaren Wasserkräfte genommen
hat, Anschließend an eine kurze Behandlung der
in Spanien hauptsächlich tätigen elektrotechnischen
Fabrikationsstätten und ihrer Fortschritte werden
“schließlich die Einfuhrverhältnisse und die Aus-
sichten erörtert, die sich der deutschen Elektro-
industrie, wenn sie Qualitätswaren zu liefern im
Stande ist, eröffnen.
Es ist nicht meine Absicht, wie in einem
früheren Aufsatz?) in Einzelheiten einzutreten;
vielmehr betrachte ich es als meine Aufgabe, in
großen Zügen ein Bild vom heutigen Stande
und den nächsten Zukunftsaussichten des
spanischen Elektrizitätswesens zu ge-
ben, was nach unserer fast fünfjährigen voll-
kommenen Abschnürung von diesem Lande,
insbesondere im Hinblick auf die hoffentlich
nach und nach wieder einsetzende Ausfuhr, zu-
nächst einmal das wichtigste sein dürfte.
1. Elektrizitätswerke und Energie-
g: übertragung.
-a) Ältere Epoche. Die Entwicklung der
elektrischen Zentralen in Spanien setzt etwa
zu Ende der 80er Jahre des vorigen Jahrhun-
derts mit dem Bau der großen Dampf-Gleich-
stromwerke in den größten Städten, Madrid,
Barcelona, Sevilla, Saragossa, Valencia und
Bilbao ein, u. zw. handelt es sich, wie übrigens
bis auf den heutigen Tag, ausschließlich um
Konzessionsanlagen mit ganz oder überwiegend
deutschem Kapital, in erster Linie um das der
A.E.G. und der Schuckertgruppe , welchen
Firmen natürlich auch die gesamten Liefe-
rungen und Bauten übertragen wurden. Die
einheimischen Kapitalkreise hatten damals
noch nicht den Wagemut, sich an diesen
ihnen völlig neuen und daher riskanten Ge-
.schäften zu beteiligen.
. wesen herrschte wenig Ordnung, vielfach wur-
den die Gerechtsame an mehrere, bis zu vier
Konkurrenten gleichzeitig und ohne örtliche
. Abgrenzung erteilt, so daß in derselben Straße
‚oft mehrere der stromliefernden Gesellschaf-
ten miteinander in Wettbewerb traten. Der
Hang des Südländers. für Bequemlichkeit
und grelle Lichteffekte kam trotz sehr hoher
Strompreise der schnellen Entwicklung dieser
Anlagen entgegen. Seit Mitte der 90er Jahre
begann sich auch-der Elektromotor i in steigen-
dem Maße einzubürgern.
Eine bescheidene Ausnutzung der so über-
aus zahlreichen, im ganzen Lande verteilten
. Wasserkräfte zur Erzeugung elektrischer Arbeit
begann gegen Mitte der 90er Jahre vorwiegend
zur ‚Lichtversorgung mittlerer und kleinerer.
. Ortschaften; die dabei verwendete Hochspan-
nung ging. bis etwa 5000 V. Diese ganz primi-
tiven Anlagen, bei denen äußerste Sparsam-
keit in den Anlagekosten oberstes Gesetz war,
wurden bereits nach dem Mehrphasensystem
1) Ich spreche Herrn Eduardo Gallego Ramos, In- |
- genienz, Madrid, Generalsekretär der „Union Eleetrica
spanola“ und Chefred akteur der „Energfa Elöctrica“, an
dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank aus für die.
statistischen mir zur LErHUEnER estellten Unterla ©
%) Vgl. „ETZ" 1909 8. 016. et
und die
Im Konzessions-
Berlin, 1. April 1920.
(2 oder 3 Phasen) gebaut. Um an Bedienungs-
kosten zu sparen, waren diese Zentralen nur
in den Hauptlichtstunden in Betrieb, so daß
Motoren nicht angeschlossen werden konnten.
Die nicht abschaltbare Straßenbeleuchtung:
trat mit dem Ingangsetzen der Maschinen ohne
weiteres in Funktion, und man kann heute noch
auf dem Lande beobachten, daß die öffentliche
Beleuchtung Tag und Nacht durchbrennt. Der
Betrieb solcher Anlagen läßt viel zu wünschen
übrig, die Turbinenregulierung ist mangelhaft,
Leitungen weisen einen hohen
Spannungsabfall auf. Die ständig auf und
nieder gehende Spannung verursacht eine Be-
leuchtung, die für unsere verwöhnten . An-
sprüche einfach unerträglich sein würde; man
muß ‚sich aber vorstellen, daß die spanische
Provinz — Gaswerke haben nur die größten
Städte — von der Talgkerze unmittelbar zur
elektrischen Beleuchtung überging und daher
besondere Ansprüche nicht zu stellen gewohnt
war. j
b) Neuere
Epoche. Die Einführung
Eher Übertragungsspannungen von 15 000 V.
und darüber leitet etwa um die. Jahrhundert-
wende eine neue Entwicklungsperiode der Elek-
trotechnik in Spanien ein. Nunmehr war es
möglich geworden, die in weitab gelegenen Ge-
birgsgegenden befindlichen, bis dahin noch
völlig unausgenutzten Großwasserkräfte der
Elektrowirtschaft dienstbar zu machen und
die Energie dahin zu leiten, wo sie in erster
Linie gebraucht wurde. Nun stand aber das
spanische Kapital nicht mehr zögernd und ab-
wartend beiseite; nachdem einmal die .unge-
heure Bedeutung der hydroelektrischen Ener-
gieausnutzung erkannt war, mangelte es nicht
länger an einheimischem.. Kapitalzufluß, und
von jetzt an wurden die Anlagen überwiegend
im Inland finanziert.
Wir können in diesem Stadium drei Haupt-
verbrauchszentren unterscheiden: 1. die Lan-
deshauptstadt Madrid, völlig isoliert, mit fast
keiner nennenswerten Industrie, aber einem
bedeutenden Elektrizitätsverbrauch für Licht-
zwecke, 2. die größte Handels-, Industrie- und
Hafenstadt des Landes Barcelona mit dem am
dichtesten bevölkerten und industriereichen
Katalonien als Hinterland und 3. das gewaltig
aufstrebende: Bilbao mit, den reichen Eisenerz-
lagern seiner nächsten Umgebung, der größten
Eisenhüttenindustrie des Landes nebst son-
stigen bedeutenden Fabriken und den ausge-
dehnten Hafenanlagen.
So sehen wir denn, daß, von den Erzeu-
gungsorten ausgehend, die energiespendenden
Hochspannungslinien vorwiegend nach diesen
Brennpunkten des spanischen Wirtschafts- und
sozialen Lebens hinstreben. Bezüglich weiterer
Einzelheiten sei u. a. auf einen früher erschiene-
nen Aufsatz von M. Neustätter!) verwiesen;
außerdem sind weiter unten im Zusammenhang
die- größten hydroelektrischen- Anlagen des
Landes zusammengestellt.
' Der elekbrkche Teil dieser Werke sowie die
Übertragungsläitungen wurden in erster Linie
von unseren großen deutschen Firmen geliefert
und montiert;. die erste 60000 V-Anlage in
Europa ist damals in Spanien in Betrieb genom-
men worden, wie überhaupt die ausgedehnten
Fernleitungen des Landes mit ihrer Überwin-
dung großer Höhenunterschiede viel zur Auf-
*) Vgl. „ETZ“ 1911, 8. 535 f.
‚fassen, in der Absicht, die jetzt v
Heft 13.
klärung der damals noch wenig bekannten
elektrischen Vorgänge in Hochspannungslei-
tungen beigetragen haben.
Sehon jetzt verlieren allmählich ae alten
Dampfzentralen der Hauptstädte ihre frühere
Bedeutung. Bei Betriebsstörungen, wie sie
sich bei ausgedehnten Fernleitungen bis zu
70000 V Spannung nicht vermeiden lassen,
sind natürlich schnell eingreifende Dampfre-
serven erforderlich, aber ihr Anteil an der
Energielieferung tritt von Jahr zu Jahr mehr
zurück.
c) Neueste Epoche. Ein neues Zeit-
alter der spanischen Elektrotechnik, in dem
wir uns gegenwärtig noch befinden, setzt etwa
1910 ein und ist charakterisiert durch das Be-
streben der organisatorischen Zusammenfas-
sung nicht allein . der bereits- in Betrieb
befindlichen, sondern auch der erst ge-
planten großen Energieanlagen. Diese plan-
mäßige, rationelle Zusammenfassung erstreckt
sich sowohl auf das rein technisch-wirtschaft-
liche als auf das finanzielle Gebiet, also sowohl
auf Ausschaltung störenden und unnötigen
Wettbewerbes und wirtschaftlichste Energie-
ausnutzung als auch auf einheitliche, das gün-
stigste geldliche Ergebnis garantierende Finan-
zierung. Den hauptsächlichsten Anstoß findet
diese Entwicklung in der inzwischen möglich ge-
wordenen Erhöhung der Übertragungsspannun-
gen bis auf 100 000 V und darüber; denn da-
durch in erster Linie wird die Ausnutzung ganz
großer, von den Verbrauchszentren weit ent-
fernter Wasserkräfte, ihre methodische Zu-
sammenfassung und gegenseitige Unterstützung
möglich. Neuerdings hat sogar das: Ministe-
rium der. öffentlichen Arbeiten die Anregung
gegeben, sämtliche großen Zentralen zwecks
einheitlicher Elektrizitätsversorgung des Lan-
des durch eine ‚„Sammelschiene‘‘ zu verbin-
‘den !), jedoch dürfte dieser Plan aus ökonomi-
schen und technischen Gründen so bald noch
nicht verwirklicht werden. Jedenfalls stehen
wir aber in Spanien ähnlich wie bei uns heute
im Zeitalter der rationellen Elektrizitätswirt-
‚schaft nach einheitlichem Plan.
Im Zusammenhang damit erstrebt man
auch eine der modernen Entwicklung ent-
sprechende Reform der Wasserwirtschaft. Die
jetzt in Kraft befindlichen Gesetze über die
Verwendung des öffentlichen Wassers stammen
aus den Jahren 1866 und 1879, als man die
heutige Ausnutzung der Wasserkräfte noch
gar nicht kannte. Die Entwicklung seit jener
Zeit hat zahlreiche Zusätze zu diesen Verord-
nungen nötig gemacht, was aber, infolge vieler
Widersprüche, vielfach zu falschen Interpreta-
tionen geführt hat. Neuerdings sind nun Ge-
setze in Kraft getreten, welche die Konzessionen
von öffentlichen Wasserkräften auf eine Grund-
lage stellen, die ihre Eigenschaft als wichtiges
Allgemeingut mehr als bisher entspricht. Ferner
ist eine gewisse Nationalisierung der Wasser-
kräfte in der Form geplant, daß der Staat das
Recht der Enteignung für alle nicht ausge-
nutzten Wasserkonzessionen erbält. Man be-
absichtigt weiterhin, das ganze Land in Zonen
einzuteilen und die Wasserkraftkonzessionäre
jeder Zone in einer Körperschaft zusammenzu-
vom ausländi-
schen Kapital kontrollierten Wasserkräfte der
Nationalisierung entgegenzuführen.
) Vgl. „ETZ“ 1920, S. 98,
2486
'Elektrotechnische Zeitschrift,
1920.
Heit 13.
1. April 1920.
— ee EEE
d) Heutiger
tätsversorgung, statistische Übersicht,
Zukunftspläne. Nach dieser 'gedrängten
Übersicht. über den Entwieklungsgang der
spanischen Elektrowirtschaft sollen nun die
größten Energiezentralen aufgeführt werden:
. 8. A.l) Fuerza y Riego del Ebro, Sitz
in Barcelona, Aktienkapital 2,5 Mill. Pes, im Be-
sitz der Barcelona Traetion Light and Power
Co. in Toronto (Kanada) mit 32,5 Mill. Pes Ka-
pital, in Spanien kurz „Canadiense‘ genannt.
(Diese Gesellschaft hat den Charakter. einer
„holding-company“‘; ihr Ziel ist-die Vertrustung
der gesamten katalonischen Licht- und Kraft-
versorgung einschl. der Bahnen, elektrochemi-
schen und elektrometallurgischen Werke. Die
Canadiense kontrolliert bereits eine ganze An-
zahl von Einzelgesellschaften und dehnt ihre
Pläne immer mehr aus.) Fuerza y Riego del
Ebro besitzt in der Provinz Lerida 5 Wasser-
kräfte von zusammen 300 000 PS, die teilweise
schon ausgebaut sind. Besondere Fernleitun-
gen verbinden die einzelnen Anlagen mit ande-
ren von der Canadiense kontrollierten, so daß
gegenseitige Ergänzung und Unterstützung er-
reicht wird. Kleinere ältere Werke sind auf-
gekauft und entweder stillgelegt oder zu Unter-
stationen umgewandelt worden. Mit den Stra-
ßenbahnen und Dampfzentralen in Barcelona
hat man Verträge über die Lieferung elektri-
scher Arbeit abgeschlossen. Ferner sind Stick-
stoffanlagen projektiert und teilweise im Bau,
die 75 000 PS aufnehmen sollen. Die höchste
Übertragungsspannung ist 110 000 V, die größte
Entfernung 180 km.
8.A. Energia Electrica de Cata-
luna, Sitz in Paris, Aktienkapital 20 Mill. Fr,
Obligationsschuld 30 Mill. Fr. Es wird die
Gefällsenergie von 24 natürlichen Beon | in den
Pyrenäen ausgenutzt, wo 30 Mill. m? Wasser
zur Erzeugung von 50 000 PS verfügbar sind.
Außerdem besitzt die Gesellschaft eine Dampf-
reserve von 40000 PS. Die Übertragungs-
spannung beträgt 88 000 V, die größte Ent-
fernung 180 km. Versorgungszone ist ebenfalls
die Provinz Katalonien, u. zw. die Industrie-
bezirke Barcelona und Matar&. Um unnöti-
gen Wettbewerb auszuschließen, ist mit vor-
genannter Gesellschaft über die Abgrenzung
der Versorgungsgebiete und zur gegenseitigen
Unterstützung ein Vertrag abgeschlossen wor-
den.
S.A. Hidroeleetrica Espanola, Sitz
in Madrid, Aktienkapital 20 Mill. Pes, Obli-
gationsschuld 12 Mill. Pes. Es werden ver-
schiedene Wasserkräfte in der Provinz Alba-
cete ausgenutzt, und die erzeugte elektrische
Arbeit wird nach Madrid, Valencia, Cartagena
und einigen weiteren kleineren Städten überge-
führt. Gegenwärtig gewinnt die Gesellschaft
44 000 PS. Die größte Entfernung ist die nach
Madrid mit 255 km, bei einer Spannung von
70 000 V. Dampfzentralen besitzt das Unter-
nehmen in Madrid. (12000 PS), Valencia
(7000 PS) und Cartagena (4000 PS). Projek-
tiert ist die Nutzbarmachung einer weiteren
Wasserkraft von 220 m Gefälle. In Madrid
existiert als Tochtergesellschaft die Coopera-
tiva Electra, die nach dem Genossenschafts-
system 55000 Abonnenten mit elektrischem
Strom versorgt.
S. A. Sociedad General de Fuerzas
Hidroel&ctricas, Sitz in Barcelona, Aktien-
kapital 12 Mill. Pes. Sie besitzt das Recht der
Ausnutzung von 5 Wasserkräften in der Pro-
vinz Huesca von zusammen 42 000 PS, ferner
von weiteren 200000 PS in den Pyrenäen.
Eine Zentrale von 44 000 PS ist in. Betrieb;
die Entfernung nach Barcelona beträgt 220 km,
und für .die .projektierte Fernleitung ‚sind
140 000 V, die bisher höchste Spannung in
Europa, vorgesehen. Der größte Teil des Ka-
pitals befindet sich im Besitz der Catalana Gas ı
y Eleetricidad, der Eigentümerin der Central
ı) 8.A. Abkürzung von Sociedad’Anonim:a (Aktienge-
sellschaft).
Stand der Hlektrizi- |
Catalana de Flectrieidad, eine der älteren
Damptzentralen Barcelomas. Die hydraulische
Kraftanlage soll das Dampfwerk unterstützen
und später derart ersetzen, daß diese nur noch
eine Reserve bildet.
S.A.: Union Ele&ctriea Madrilena,
Sitz in Madrid, Aktienkapital 33 Mill. Pes,
Obligationsschuld 14 Mill. Pes, besitzt eine
Wasserkraftanlage am Tajo in der Provinz
Guadalajara von 21 000 PS. Die Energie wird
mit 50 000 V nach dem 78 km entfernten Ma-
drid geleitet. Außerdem verfügt die Gesell-
schaft als Reserve über die drei großen Dampf-:
zentralen der ehemaligen Madrilena de Blleetri-
eıdad.
S. A. eeleirica Iberica, Sıtz ın
Bilbao, Aktienkapital 20 Mill. Pes, Obligations-
schuld 7 Mill. Pes. Die Gesellschaft besitzt in
verschiedenen Regionen Wasserkräfte, von de-
nen in der Gegenwart drei von insgesamt
16 000 PS ausgenutzt werden. Sie liegen in den
nordspanischen Provinzen Burgos und Gui-
püzcoa und liefern die erzeugte Energie unter
30 000 V nach Bilbao, San Sebastian, Victoria
und anderen baskischen Industrieorten; die-
größte Entfernung ist 79 km.
S. A. Eleetrieas Reunidas de Zara-
goza, Sitz in Saragossa, Aktienkapital 10,8
Mill. Pes, Obligationsschuld 7,3 Mill. Pes. Aus
drei Wasserfällen werden 12 600 PS gewonnen,
die in der Hauptsache unter 30 000 V nach dem
96 km entfernten Saragossa übertragen wer-
den. Ein Teil der erzeugten Energie wird an
Ort und Stelle zur Fabrikation von Kalzium-
karbid verwendet.
S.A. Electra del Viesgo, Sitz in
Bilbao, Aktienkapital 7,5 Mill. Pes, Obliga-
tionsschuld 4,5 Mill. Pes, benutzt verschiedene
Wasserfälle im kantabrischen Gebirge von ins-
gesamt 11 500 PS, die in Santander und den
umliegenden Minenbezirken Verwendung fin-
den. Es besteht außerdem eine Konzession für
weitere 30 000 PS, deren künftige Ausnutzung
zu interessanten wasserbautechnischen Auf-
gaben Veranlassung geben wird; denn es han-
delt sich dabei um eine Gefällshöhe von nicht
weniger als 1000 m. Mit dieser. Energiemenge
gedenkt man auf lange Zeit die Bedürfnisse
der beiden industriereichen Provinzen San-
tander und Viscaya befriedigen zu können, von
deren Hauptstädten die Kraftquelle 180 bzw.
160 km entfernt ist.
S. A. Hidräulica Santilläna, Sitz in
Madrid, Aktienkapital 7,5 Mill. Pes, Obliga-
tionsschuld 5 Mill. Pes, nutzt zwei Wasser-
kräfte des Manzanares aus und gewinnt etwa
10 000 PS, die unter 25 000 V nach dem 25 km
entfernten Madrid geleitet werden.
Weitere 58 Wasserkraftwerke von 9000
bis herunter auf 800 PS übertragen die Energie
der „weißen Kohle‘ teils nach den bereits er-
wähnten Zentren, teils nach den kleineren Pro-
vinzorten. Darunter sind auch . namhafte
Werke, die vorwiegend bedeutende Rohstoff-
industrien (Zucker-, Papier-, elektrochemische
und elektrometallurgische Fabriken) versorgen
und teilweise sogar ganz im Besitz solcher Indu-
‚strien sich befinden. Mittlere hydroelektrische
Anlagen von 800 bis 300 PS herab gibt es etwa
30, kleine bis zu 25 PS etwa 75. Die nach-
stehende Zahlentafel bietet eine Übersicht
über die konzessionierten und. beraten ausge-
nutzten Wasserkräfte:
1
Konzess. HER
PS PS
Große Anlagen über 800 PS | 858434 | 361557
Mittlere Anlagen über 300 PS | 1479 | 1479
Kleine Anlagen über 5 PS 7945 7945
B 881 174 | 884297
Diese Zahlen beziehen sich auf Ende 1917,
eine neuere Statistik liegt nicht vor.. Sie zeigen.
vor allem, daßjdie Zukunft ausschließlich den
Unter Berücksichtigung der inzwischen in
Betrieb gekommenen Neuanlagen kann man
‚mit ziemlicher Genauigkeit die heute,für Elek-
trizitätserzeugung ausgenutzte Wasserkraft zu
500 000 PS annehmen, und der Wert der hier-
durch erzielten jährlichen Kohlenersparnis be-
rechnet sich zu etwa 500 Mill. Pes (d.h. zum
heutigen Tageskurs — Mitte Dezember 1919 —
zu 5 Milliarden Papiermark). 1) Die gesamten
Wasserkräfte Spaniens werden auf 5 Mill. PS
geschätzt. Außer den oben erwähnten 500 000
PS setzt die Industrie davon schätzungsweise
noch weitere 200 000 PS direkt in mechanische
Energie um, so daß also bisher erst etwa 14%,
der hydraulischen Energie Verwertung gefun-
den haben; in der ungeheuren Reserve von
fast 5 Mill. PS liegen die gesamten Zukunfts-
möglichkeiten des von der Natur nicht allein
mit Wasserkräften, sondern auch mit Kohle,
Eisen, Kali und sonstigen Mineralschätzen so
überaus reich gesegneten Landes.
Die folgende Zusammenstellung zeigt die
Verteilung der Wasserkräfte des Landes auf
die einzelnen Flußgebiete in 1000 PS:
Ebro mit Nebenflüssen A 130
Douro „, Es 900
Guadalquivir ,, 750
Ta]oR = = 700
Guadiana RE 370
. Mio ,, 250
Jücar ,, N 190
Segura 57 110
Übrige Flüsse 600
Zusammen . „5 Mill. PS.
Allein die in der industriereichsten Provinz
Katalonien verfügbaren Wasserkräfte betragen
1,135 Mill. PS, wovon heute bereits 0,8 Mill.
PS konzessioniert sind. Die Wasserkraftkon-
zessionen im ganzen Lande betragen gegen-
wärtig etwa {, 5-:Mill, PS.
Zum Vergleich seien die deutschen Wasser-
kräfte herangezogen, die man auf 1,465 Mill.
PS?) schätzt, und wovon bisher ebenfalls etwa
0,5 Mill. PS. ausgenutzt sind.
Interessant ist es, einen Blick auf die
gigantischen projektierten oder in Ausführung
befindlichen hydraulischen Energieanlagen zu
werfen. Spanien ist eines der glücklichen Län-
der, denen der Weltkrieg reichen Segen ge-
bracht hat. Die ungeheuren Lieferungen von
Cerealien, Mineralien und Textilwaren an die
Entente sowie die Vorteile, welche die Schiff-
fahrt aus der Weltlage hat ziehen können, haben
einen Goldstrom in das Land geführt, so daß
die Staatsbank ihre Goldreserven auf über
3 Milliarden Pes bringen konnte. Der Geld-
überfluß und der hohe, Valutastand der Pesete
haben das Land nicht allein vom ausländischen °
Geldmarkt unabhängig gemacht, sondern es
darüber hinaus in den Stand gesetzt, als Geld-
geber im Ausland aufzutreten. Selbstverständ-
lich werden fortan vor allem alle industriellen
Unternehmungen ausschließlich im Inland
finanziert werden. :
In Katalonien sind, verteilt auf die oben
erwähnten drei großen Kraftübertragungs-
gesellschaften, Fuerzas y Riego del Ebro,
Energia Electrica, Catalana del Gas y Electri-
cidad sowie eine neue Gesellschaft, Productora
de Fuerzas Motrices, weitere 150000 PS
in Ausführung begriffen. Die Gesamtgruppe-
' der elektrohydraulischen Gesellschaften in Bil-
bao erweitert in großzügiger Weise ihre über
einen großen Teil Nordspaniens verstreuten
Anlagen und schließt sie in wirtschaftlichster
Weise zusammen. Die zu dieser Gruppe ge-
hörende $. A. Hidroelöetrica Ibörica hat außer-
dem Konzessionen in den a
1) Welche Rolle die, „weiße Kohle“ für Soaniön spielt, Fur
mag daraus erhellen. daß infolge Ausbleibens der englischen
Kohle allein in Katalonien während des Krieges 40000 Ar-
beiter ohne Wasserkräfte hätten feiern müssen
2) Davon müssen wohl die gemäß dem Friedensver-
trage für uns ausscheidenden Being BasBDETBEtE in Abzug
N werden.
T £ P>
Großanlagen gehört und das Zeitalter der mitt- w
leren und kleinen Zentralen abgeschlossen ist...
1. April 1920.
em m —H I
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Provinz Hucos, erworben und gedenkt u. a.
in einem Werk 47 000 kW mit einer sekund-
lichen Wassermenge von 12 m? bei 464 m Ge-
fällshöhe zu gewinnen. Große Staubecken
sollen für den Ausgleich in der wasserarmen
Zeit — während der Monate September und
Oktober — sorgen und außerdem in dieser Pe-
riode auch die Ender en Zentralen unterstützen.
In dieser und ähnlicher W eise geht man übri-
-gens auch an anderen Stellen vor, um durch
hydraulische Akkumulatoren die wasserarmen ‘
Zeiten zu überwinden, wodurch Gleichmäßig-
keit in der Energielieferung und allmähliche
Unabhängigkeit von den teuren Dampfreserven
erreicht wird.
Beiläufig erwähnt, erstrebt man durch die
Anlage der Stauseen auch eine Regulierung
-des Wasserflusses und Vermeidung der perio-
disch auftretenden Überschwemmungen. x
Die 8. A. Hidroeleetrica Espanola e Ibe-
rica plant im Verein mit ihren Tochtergesell-
schaften gewaltige Anlagen zur Ausnutzung
der noch "völlig brachliegenden Energie des
Douroflusses. Man will "bei 400 m Gefälle
0,25 bis 0,35 Mill. PS gewinnen,
regelmäßigkeit der Energieerzeucung durch
sroße Stauanlagen gew ährleistet werden soll.
Es wird beabsichtigt, Nordportugal zu ver-
sorgen, Eisenbahnen elektrisch zu betreiben
sowie mannigfache neue elektrothermische und
elektrochemische Industrien zu begründen.
Auch mit der Verwertung minderwertiger,
den Transport nicht lohnender Kohle zur Elek-
trizitätserzeugung direkt auf den Gruben hat
man bereits den Anfang gemacht, um die
Wasserkraftwerke zu unterstützen und zu er-
gänzen.
Das ist nur ein Ausschnitt aus dem gewal-
tigen, teilweise schon aus dem Stadium
des Projektes herausgetretenen Zukunftspro-
gramms. Die Knappheit der Rohmaterialien
in der ganzen Welt, verbunden mit der allge-
meinen Teuerung, die schwierige Transport-
lage und die neuerdings auch Spanien in
empfindlichster Weise heimsuchenden Streik:
fieber werden wohl einer allzu stürmischen
Entwicklung in den nächsten Jahren hindernd
entgegenstehen, aber der Zukunftsweg ist klar
vorgezeichnet, und sein Endziel wird angesichts
der "gewaltigen Energievorräte des Landes be-
stimmt die völlige Elektrisierung in Industrie,
(rewerbe und Haus sein.
In den eingangs erwähnten Großstädten
ist die alte Gleiehstromspannung von 110 V
geblieben; der von den Wasserkräften gelie-
ferte Drehstrom wird in Gleichstrom umge-
formt, so daß sich innerhalb der Städte nicht
viel gegen früher geändert hat. In den klei-
neren Städten und auf dem Lande ist Dreh-
strom von 110 und 220 V Niederspannung
in Gebrauch, während die Motoren vielfach
mit der verketteten Spannung betrieben wer-
den. Nur im Innern der ganz großen Städte
sind unterirdische Starkstromkabel verlegt; in
den Außenbezirken, von den mittleren und
kleineren Orten sowie dem flachen Lande ganz
zu schweigen, verlaufen die Leitungen durch-
weg oberirdisch, die Transformatoren sind
direkt an den Maäten montiert, wie überhaupt
bei den Verteilungs- und Ortsleitungen sowie
der öffentlichen Beleuchtung größte Einfach-
heit und Sparsamkeit in der “Anordnung ob-
waltet. In neuerer‘ Zeit sind mit Erfolg an
Stelle der Holzmaste solche aus armiertem
Beton getreten, was für ein so holzarmes Land
wie Spanien von Bedeutung ist.
2. Bahnen und sonstige elektromoto-
rische Antriebe.
Die größeren spanischen Städte besitzen
ausnahmslos elektrisch betriebene Straßen-
bahnen, deren Errichtung teilweise bis An-
fang der 90er Jahre zurückliegt, während z. B.
“Berlin erst 1896 seine erste elektrische Straßen-
bahn erhielt. Der Dienst auf den ausnahmslos
mit Gleichstrom von 500 bis 550 V und Rollen-
stromabnehmern betriebenen Bahnen ist mus-
"ist äußerst engmaschig.
wobei die.
Heft 13.
247
tergültig, die Wagen sind in sehr gutem Zu-
stande, und das Netz in den größten Städten
Die Fahrpreise kann
man durchweg als mäßig bezeichnen. Ent-
sprechend der Landessitte wird links gefahren.
Es gibt ferner bereits eine größere Zahl elek-
krisehor Vorort- und Städtebahnerh die ent-
weder direkt mit den Straßenbahnnetzen ver-
bunden sind, oder ihren Ausgangspunkt an
der Stadtperipherie haben. Von derartigen
Bahnlinien sind zu erwähnen:
Von Bilbao nach Durango und
Arratia Br 46 km
Von San a itish nac NR older 2 ”
Von Cadız nach San Fernando
und La Carraca £ Dh
Von Bilbao nach Las Arena A
Algortat) Io U
Von Bilbao nach Portugale te und
Santurcet) x 147%
Von Valencia nach Silla £ ae...
Von-Granada nach Santa Fe AA
Von Barcelona nach -Badalona
und-Mongät' .>... li ss
Von Madrid nach Car en.
und‘ Ventas 2%. IST 17
Von Valencia nach Diele de
Farnals . . ; 3 Dr
Von tanders n: ich Bl Astillero NE N
Von San Sebastian nach Hernanı 12 „
Von Linares nach Las Minas . 115 „
Das gesamte Straßenbahnnetz des Landes,
einschließlich vorgenannter Vorortlinien, um-
faßt etwa 700 km. Wir können natürlich den
deutschen Maßstab mit unserer 3-mal größeren
Bevölkerung, den zahlreichen Großstädten und
der an vielen Stellen zusammengeballten Indu-
strie nicht anlegen. Immerhin ist festzustellen,
daß Spanien auch auf dem Gebiete des Bahn-
betriebes voranschreitet.
Seit dem Herbst 1919 besitzt die Landes-
hauptstadt auch eine elektrisch betriebene
Untergrundbahn, und-.mit Stolz wird darauf
hingewiesen, daß dies die erste derartige An-
lage auf der ganzen Erde in einer Stadt unter
einer Million Einwohner ist. Nach Pariser
Vorbild Metropolitano oder abgekürzt „Metro“
genannt und 4,5 km lang, a sie ihren An-
fang im Brennpunkt des Madrider Verkehrs,
der berühmten Puerta del Sol, geht in nörd-
licher Riehtung nach ihrem heutigen End-
punkt Cuatro Caminos und hat noch weitere
sechs Zwischenstationen, deren mittlere Ent-
fernungen von einander 500 m betragen; im
Stadtinnern geht das Bahnniveau bis auf 20 m
unter Straßenpflaster, während sich das Niveau
am Endpunkt auf 2 m verringert. Die Spur ist
mit 1445 mm die der Madrider Straßenbahn,
die Linie doppelgleisigs. Es wird Gleichstrom
von 550 V verwendet, die Stromzuführung ist
oberirdisch ausgeführt; man benutzt Scheren-
stromabnehmer. Um die Sicherheit des Betriebes
zu gewährleisten, hat man eine Akkumulatoren-
batterie vorgesehen, die im Notfall den Gesamt-
betrieb eine Stunde lang versehen kann. Die
Wagen bestehen vollkommen aus Eisen, und
die 11 vorhandenen Motorwagen besitzen je
9 Motoren von je 175 PS amerikanischer Her-
kunft. Jeder Zug besteht aus einem Motor-
und einem Anhängewagen und kann bis zu
200 Personen befördern. Die Bauzeit betrug
2%, Jahre, was in Anbetracht der schwieri-
gen Zeitverhältnisse als sehr kurz bezeichnet
werden muß. Der Betrieb wiekelte sich vom
Tage der Eröffnung an in einwandfreier Weise
ab, die Frequenz war sofort außerordentlich
hoch und die erste Million Fahrgäste schon
nach mehreren Wochen erreicht. Die Bahn-
gesellschaft arbeitet mit einem Aktienkapital
von 10 Mill. Pes. . Eine Verlängerung der Bahn
von der Puerta del Sol nach Süden bis zur
Südbahnstation ist in Arbeit.
Auch einige elektrische Vollbahnen sind
schon in Betrieb. Die älteste, bereits 1906
t) Berejts 1891 erbaut,
m mm km m — — m —————————————
eröffnete ist die von Barcelona nach Sarriä von
5 km Länge, die neuerdings auf 10,5 km bis
Sabadell und Manresa verlängert wird. Wäh-
rend diese Linie mit 500 V Gleichstrom betrie-
ben wird, benutzt die von Pamplona nach
Sangüesa (54 km) sowie von San Sebastian
nach der französischen Grenzstadt Hendaya
(20 km) Einphasenstrom von 6000 V.
Ferner sind zwei Drehstrombahnen zu er-
wähnen, die 22 km lange Linie von Gergal nach
Santa F& und die im Bau begriffene Minen-
bahn der Rio Tinto-Bergwerke von 45 km
Länge. Die zuerst genannte Linie bildet einen
Teil der Dampfeisenbahnstrecke von Linares
nach Almeria mit vorwiegendem Erztransport,
und der bedeutende zu überwindende Höhen-
unterschied war bestimmend für die Einfüh-
rung des elektrischen Betriebes. Das Resultat
ist derart befriedigend, daß man jetzt beab-
sichtist, diesen bis nach dem 20 km entfernten
Almeria auszudehnen.
Eine umfassende Elektrisierung des spa-
nischen Eisenbahnnetzes, so naheliesend sie
auch angesichts der im Überfluß v orhandenen
W. asserkräfte ist, dürfte aber in absehbarer
Zeit nicht in Betracht kommen. Es fehlt die
dafür erforderliche Diehte und Gleichmäßig-
keit des Güter- und Personenverkehrs, ohne
die sich die außerordentlich kostspielige Um-
wandlung nicht lohnt; es kann daher nur
die Blektrisierung solcher Linien in Betracht
kommen, bei denen Erz- und Kohlentransporte
überwiegen, oder die eigens zur Beförderung
dieser Materialien gebaut sind. Auch die ab-
seits der Hauptbahnlinien gelegenen elektro-
chemischen und derartigen Werke werden sich
bei Beförderung ihrer Produkte zur nächsten
Hauptbahnstation und zur Heranschaffung
ihrer Rohstoffe häufig mit Vorteil des elek-
trischen Betriebes bedienen.
Das während des Krieges aufgetauchte
Projekt einer elektrischen Vollbahn Paris—Ma-
drid—Algeciras mit Normalspur (bekanntlich
hat das spanische Netz eine breitere Spur), die
den Anschluß Spaniens an das nordeuropäische
Eisenbahnnetz vermitteln und die Seefahrten
von Nordeuropa nach Afrika und Südamerika
abkürzen würde, wird in absehbarer Zeit
gleichfalls nicht zur Ausführung kommen. Bei
diesem Plan spielten politische Erwägungen
eine große Rolle; der Enthusiasmus, mit dem
er zunächst aufgenommen wurde, verflog aber
angesichts der sich ergebenden ungeheuren
Anlagekosten und der Zinsensumme, für die
die spanische Regierung den Amerikanern als
Erbauern und Geldgebern gegenüber die Ga-
rantie zu übernehmen hatte. Charakteristisch
ist es auch, daß sich für eine ganz vor kurzem
von der Regierung ausgeschriebene Konzession
für eine elektrische Vollbahn Madrid—Valeneia
überhaupt kein Bieter meldete, obwohl eine
derartige Bahn den bedeutenden Umweg der
gegenwärtigen Dampfeisenbahn beträchtlich
verkürzen würde. Die finanziellen Ergebnisse
sämtlicher spanischen Eisenbahngesellschaften
sind eben so ungünstig, daß auf diesem Gebiete
niemand Lust zu neuen Wagnissen hat.
Der Elektromotor in Industrie, Gewerbe
und Haus spielt natürlicherweise eine große,
noch stets wachsende ‚Rolle. Die großen Indu-
strien, Mühlen, Papier-, Textil- und Zement-
fabriken, Berg- und Hüttenwerke benutzen die
elektromotorische Energie in ausgedehntem
Maße, und manche Großindustrien verfügen
über eigene Wasserkraftanlagen und Fern-
leitungen. Ebenso verbreitet ist die Anwen-
dung des Elektromotors in den kleinen Indu-
strien und im Handwerk. Elektrisch betriebene
Personenaufzüge in den Häusern gehören heute
zu den Selbstverständlichkeiten der spanischen
Großstädte.
3. Elektrische Beleuchtung
sonstige Anwendungen.
Nach dem Eindruck, den die in Abend-
beleuchtung erstrahlenden spanischen Groß-
städte auf den Fremden machen, muß man
und
248
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920.
Heft 13.
1. April 1920.
annehmen, daß das Land hinsichtlich des
Lichtverbrauchs, auf den Kopf der Bevölke-
rung berechnet, an der Spitze der europäischen
Länder marschiert. Da ist nichts von den Ein-.
schränkungen des Lichtverbrauchs zu be-
merken, wie sie sich die ehedem kriegführenden
Länder bis auf den heutigen Tag auferlegen
müssen, was ja auch bei einem solch glück-
lichen Lande, dessen Elektrizitätserzeugung
fast ausschließlich auf der Wasserkraft be-
ruht, nicht nötig ist. Kommt man aus den
dunklen deutschen oder französischen Städten,
so ist man geblendet von den mächtigen
Lichtreklamen Barcelonas oder Madrids. Gas-
beleuchtung‘ weisen nur die Straßen der aller-
größten Städte auf, innerhalb der Häuser
ist diese aber sozusagen völlig verschwunden 9).
In bezug auf praktische und lichttechnisch
richtige Anordnung liegt es in Spanien noch
sehr im argen, wie auch die Installationen, vom
Standpunkt unserer Sicherheitsvorschriften be-
trachtet, alles zu wünschen übrig lassen. Es
ist auch schwer anzunehmen, daß sich dies bei
der Natur des Spaniers so schnell ändern wird.
„Es geht auch so“, und man muß gestehen,
daß eigentlich kaum Unglücksfälle infolge
mangelhafter Installation vorkommen, eine
Folge vor allem des durchweg trockenen, war-
men Klimas.
Als Beleuchtungsmittel herrscht die Me-
talldrahtlampe, u. zw. mehr und mehr die
gasgefüllte Type vor. Die Bogenlampe ist fast
völlig verschwunden.
4. Elektrochemische und elektro-
metallurgische Anlagen.
In 13 elektrochemischen Werken’ werden
15 Mill. t Kalziumkarbid hergestellt, wodurch
die Produktion den Konsum des Landes bereits
überschreitet. Zwei weitere Fabriken widmen
sich der elektrolytischen Zerlegung von Koch-
salz in Chlor und kaustische Soda nach dem
Griesheimschen Verfahren. Große Kapitalien
sind neuerdings in Werken festgelegt worden
zur Erzeugung von Stickstoffdünger nach dem
norwegischen Verfahren, jedoch haben diese
Fabriken wegen der durch den Krieg herbei-
geführten Beschaffungsschwierigkeiten den Be-
trieb bisher noch nicht aufnehmen können.
Mit der Einrichtung elektrischer Stahlöfen ist:
in bescheidenem Umfange bei verschiedenen
‚Hochofengesellschaften Bilbaos begonnen wor-
den. Sobald die Produktionsverhältnisse wie-
der normal geworden sein werden, kann man
mit der Durchführung großer elektrochemi-
scher und elektrometällurgischer Projekte rech-
nen, wofür, Kapital'in Überfluß zur Verfügung
steht. Auch gewaltige Bergwerksanlagen zur
(Gewinnung von Kohlen und Erzen, bei denen
die Elektrizität eine hervorragende Rolle zu
‚spielen berufen ist, sind für die nächsten Jahre
geplant.
5. Fabrikation elektrotechnischer
Erzeugnisse.
Die schon vor Ausbruch. des . Weltkrieges
nicht-unbedeutende spanische Elektroindustrie
hat aus den durch die Kriegslage geschaffenen
Verhältnissen neue Anregung gezogen. ‚Vom
Hauptlieferanten Deutschland war Spanien
vom ersten Kriegstage an völlig abgeschlossen.
Von weiteren europäischen Lieferstaaten kamen
nur noch die Schweiz und Schweden einiger-
maßen in Frage, da England und Frankreich,
später auch Italien, infolge der eigenen Kriegs-
bedürfnisse ihre Ausfuhren einschränken und
in der Folge ganz einstellen mußten; England
hatte überdies schon in Friedenszeiten keinen
bedeutenden Platz als Lieferant elektrotech-
nischer Erzeugnisse eingenommen. Auch die
Vereinigten Staaten spielten als Binfuhrland
während des Krieges nicht die Rolle, die man
hätte erwarten sollen; ihre elektrotechnischen
!) Als während des Krieges infolge Kohlenmangels die
öffentliche Gasbeleuchtung Madrids eingestellt werden
mußte, half man sich einfach in der Weise,. daß jeder
Hausbesitzer außen über der Haustüre eine elektrische
Lampe zwangsweise anbringen mußte.
. werden.
die Firma durch den Bau verschiedener Trans- |
Erzeugnisse entsprechen vielfach nicht dem spa-
‘nischen Geschmack, sie sind qualitativ zu gut
und dementsprechend teuer, während Spanien
an die wohlfeilen und dabei doch soliden deut-
schen Fabrikate gewöhnt war. ‘So hat sich
denn seit 1914 die nationale Elektroindustrie
in beachtenswerter Weise entwickelt, und es
ist interessant festzustellen, daß auch frühere
deutsche Verkaufsvertreter, als ‚der Krieg
sie von ihrer Basis abgeschnitten. hatte, mit‘
frischem Wagemut eigene. Fabrikationen be-
gründeten.
Rs sollen im folgenden die haupisachirhe
sten Fabrikationszweige kurz behandelt wer-
den:
Elektromaschinen und Transfor-
matoren. Schon, zu Anfang der 90er Jahre
hatte in Barcelona die Industria El&ctrica mit
dem Bau kleiner Maschinen begonnen. Später
wurde -das Werk von der spanischen Toch-
tergesellschaft der Siemens-Schuckertwerke
übernommen und .die Siemens-Schuckert In-
dustria Eleetriea mit 4,5 Mill: Pes Kapital ge-
bildet, die seitdem ihre Fabrikanlagen in Cor-:
nella del Llobregat (Provinz Barcelona) bedeu-
tend erweitert hat. Während des Weltkrieges
gänzlich auf sich gestellt und’ ohne den frühe- |
ren geistigen Austausch mit dem Stammhause,
hat sich das Werk eine führende Stellung im
Elektromaschinenbau erworben und muß heute
als ein rein spanisches Unternehmen angesehen
Gerade in den letzten Monaten ist
formatoren von 30 000 V Primärspannung und
dreier Drehstromgeneratoren von je 1450 kW
Leistung bei 5200 V aus dem bisher vornehm-
lich gepflegten Gebiete des Kleinmaschinen-
baues mit Erfolg in das des Großmaschinen-
baues eingetreten. Auch die spanische Tochter-.
die A. E. G.-Thomson |
gesellschaft der A. B. G.,
Houston Iberica $. A. in Madrid hat den Bau
elektrischer Maschinen aufgenommen.
Weitere kleinere Elektromotorenfabriken
befinden sich in Barcelona,
Bilbao.
Kabel und Leitungsdrähte. An der
Spitze marschiert die im Jahre 1900 vom Mai-
länder Stammhaus gegründete $. A. Pirelli y
Cia, die in Villanueva y Geltrü (Provinz Barce-
lona) eine modern eingerichtete Fabrik für alle
Schwach- und Starkstromleitungen sowie Erd-
kabel betreibt. Einige weitere Fabriken be-
schäftigen sich noch mit der Herstellung von
Gummiaderleitungen, flexiblen Drähten u. dgl.
. Akkumulatoren aller Art werden von
Saragossa und
der Sociedad Espanola del Acumuladot Tudor
ın Madrid, mit Fabrik in Saragossa, einer Grün-
dung der Accumulatoren-Fabrik A.-G., ge-
liefert. \
Elektroden und Kohlebürsten fabri-
zıert die Compania Fabril .de Carbones Elec-
trieas in Barcelona mit Fabrik in San Vicente
de Castellet.
Metalldrahtlee en Es bestehen acht
einheimische Fabriken, von denen einige aller-
dings nicht von Bedeutung sind. Die spani-
‚schen Tochtergesellschaften der A.E.G. und
S.8.W. haben sich mit der Auergesellschaft zur
Begründung einer Lampenfabrik in Madrid zu-
sammengetan; der Verkauf findet aber durch
jede. der genannten drei Firmen selbständig
unter den auch in Deutschland bekannten; Be-
zeichnungen der Lampen statt. In Madrid
besteht ferner schon seit: 20 Jahren ein von
französischer Seite begründetes Werk (Lam-
para. Metal‘) und ein, weiteres in Barcelona
(Lämpara „Z“). Neben der normalen Drahttype
wird neuerdings auch die gasgefüllte Lampe
hergestellt. Die Wolframfäden bezog man bis-
her noch aus dem Auslande, sie sollen aber künf-
tig im Lande fabriziert werden.
Isolatoren für Hoch- und Niederspan-
‚nung wurden bereits vor Kriegsausbruch von
-einer Reihe von Fabriken, in erster Linie von
Luis Berenger in Barcelona, erzeugt.
Elektrizitätszähler werden von zwei
Fabriken, Vatimetro By B und aM u
Triana, fabriziert.
-. Heiz- und Kochapparate.
leisten 'einige Werke in Barcelona beachtens-
wertes; der Bedarf wird im Lande selbst voll- ‘
auf gedckt.
" Blektrisches Kleinmaterial (Be-
leuchtungskörper, Installations-, Sicherungs-
material, Isolierrohre usw.) wird von. einer
wachsenden Zahl einheimischer Fabriken 'her-
gestellt. Die: Qualität läßt allerdings vielfach
zu wünschen übrig; da aber einheitliche Kon-
'struktions- und Installationsvorschriften nicht
bestehen, findet auch minderwertiges Material
schlanken Absatz. Als charakteristisches Kenn- _
zeichen sei z. B. hervorgehoben, daß — von
dem bei uns und den meisten nordeuropäischen
Ländern heute selbstverständlichen zweiteili-
gen Sicherungssystem ganz zu schweigen — in
Spanien noch nicht einmal der alte einteilige
Edison-Sicherungsstöpsel überall anzutreffen
ist; zumal in der Provinz: werden immer noch
die uralten Kastensicherungen (Tabatieren) an-
gewendet, und der durchgeschmolzene Blei-
draht der „Sicherung“ "wird dann häufig durch
‘einen Eisen- oder Kupferdraht ersetzt.
6. Elektrotechnische Einfuhr und.
deutsche Zukunftsaussichten. _
Schon vor dem Kriege war Spanien ein
Tummelplatz für die elektrotechnische Einfuhr
aller dafür in Betracht kommenden Länder.
An der Spitze marschierte aber Deutschland;
bereits seit der Mitte der 80er Jahre des vorigen
' Jahrhunderts waren die Vertreter von $. & H.,
A. E. G. und Schuckert als Pioniere. im Lande
ansässig und richteten die ersten Lichtanlagen
ein. _ Die Elektrizitätswerke und Straßen-
bahnen bis zur Jahrhundertwende sind größ-
tenteils mit deutschem Material gebaut 'wor-
den, und bei den größten dieser Anlagen traten
die ‚deutschen Firmen, . bzw. die zu diesem
Zweck gegründeten spanischen Tochterfirmen,
als Gründer auf. Auch fast das ganze Klein-
material, Elektromotoren, Zähler, Instru-
mente und Apparate, deren Fabrikation im
Lande damals noch unbedeutend war,
stammte aus Deutschland. Später traten
dann auch schweizerische, schwedische und
nordamerikanische Firmen auf. Zwischen der
französischen Gruppe der Thomson Houston- °
Gesellschaft und der A.E.G. kam schon zu
Anfang des Jahrhunderts eine Interessenge:
meinschaft zur Abgrenzung der Arbeitsgebiete
zustande. Die ausländischen Häuser, z. B.
Oerlikon, Asea, ‚Westinghouse, ahmten das
deutsche Beispiel nach und riefen eigene spa-
nische Verkaufsorganisationen in der Form
spanischer "Aktiengesellschaften mit Vertre-
tungen an den Hauptplätzen ins Leben.
Der Ausbruch des Weltkrieges unterbrach
dann jäh die Entwicklung und schaltete die
deutsche Einfuhr aus. Es traten, soweit die
Verkehrs- ‘und Produktionsverhältnisse dies
' zuließen, die übrigen Wettbewerber an die x
Stelle Deutschlands, und, wie bereits oben aus-
geführt, die einheimische Blestrammdurbze
blühte schnell auf.
Heute sehen wir uns in Spanien völlig ver-
änderten Verhältnissen gegenüber. In einer
‚ganzen Anzahl von Erzeugnissen hat sich die
einheimische Produktion derart gehoben, daß
eine nennenswerte Einfuhr nicht mehr in Frage
kommen dürfte, zumal speziell wir ja’auch noch.
längere Zeit mit unserer knappen Erzeugung zu
rechnen haben, die eine großzügig betriebene
Ausfuhr nicht gestattet. Auch werden wir
es mit zunehmendem Zollschutz zu tun haben.
Schon ist eine Kommission am Werke, um die
dringendste, durch die weltwirtschaftliche Um-
wälzung notwendig gewordene Zollrevision
in die Wege zu leiten, während eine vollkom-
mene Neuordnung des gesamten Zolltarifs für
das Jahr 1921 beabsichtigt ist. ;
Unser Arbeitsgebiet wird. zukünftig. in
Spanien vorwiegend die Qualitässs Elektro-
Hierin
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4 7 &
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1. April 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heit 13.
249
industrie sein müssen, die geistige Kraft, Er-
fahrung und mustergültige‘ Werkstättenorga-
nisation erfordert. Dabei kommen uns alle
die Rigenschaften zustatten, die uns kein Frie-
densvertrag der Welt nehmen kann und in
Zukunft die hauptsächlichsten Aktiven unseres
kapital- und rohstoffarmen Landes sein werden.
Wir werden elektrotechnische Verede-
lungsindustrie pflegen müssen, wobei auch
die gewaltigen Kosten der einzuführenden
Rohmaterialien gegenüber der in den Pro-
dukten steekenden geistigen und manuellen
Arbeit zurücktreten, während: wir mit gewöhn-
licher Marktware, aus ausländischen Roh-
‚stoffen gefertigt, auf dem Weltmarkt gar nicht
konkurrieren könnten.
Die für die Ausfuhr nach Spanien in Be-
tracht kommenden Elektroerzeugnisse sind
künftig vornehmlich Großmaschinen undTrans-
formatoren, Spezialmotoren für Bergwerke,
Hütten- und Krananlagen, .elektrochemische
und elektrometallurgische Einrichtungen sowie
solche und Einzelapparate für Straßen-, Gru-
ben- und Vollbahnen, Umformeranlagen, Hoch-
spannungsapparate und -schaltanlagen, Meß-
instrumente und Zähler, ferner Telephon-
und Telegraphen-Anlagen und elektromedizi-
nische Apparate. Auch in Kleinmotoren bietet
Spanien unserer Elektroindustrie nach Wieder-
kehr normaler Produktionsverhältnisse ein
reiches Feld, denn der Kleinmotor, obwohl an
und für sich ein Massenfabrikat, erfordert eine
nach modern-wissenschaftlichen Grundsätzen
durchgebildete Werkstättenorganisation und
‚ setzt eine qualitativ hochstehende Arbeiter-
schaft voraus, und das sind ja gerade die
ceharakteristischen Merkmale ‘der. deutschen
elektrotechnischen Industrie.
Die Fehlerortsbestimmung in Starkstrom-
kabeln bei Schluß zwischen allen Leitern.
Von ir. K. de Koning, Assen (Holland).
Übersicht. Es wird gezeigt, wie es bei Schluß
zwischen allen Leitern eines Kabels unbedingt er-
forderlich ist, sich mit allen zur Verfügung stehen-
den Mitteln ein genaues Bild des Charakters der
Störung zu verschaffen, bevor man. zur eigentlichen
Bestimmung des Fehlerortes übergeht. Tut man
das nicht, so kann man durchaus falsche Ergeb-
nisse bekommen. Ein Beispiel wird gegeben. Fer-
ner wird 'eine Methode angegeben, welche ermög-
lieht, in dem häufig vorkommenden Fall, daß einer
der Übergangswidgrstände verhältnismäßig groß und
ein anderer verhältnismäfig gering ist, die Fehler-
stelle mit großer Genauigkeit zu bestimmen.
Der Praxis der Fehlerortsbestimmung bie-
tet öfters recht schwierige Fälle, in welchen die
allgemein üblichen Methoden völlig versagen,
undin denen man gezwungen ist, sich für jeden
. Fall eine Methode selbst herauszubilden. Einer.
der interessantesten Fälle ist wohl derjenige,
bei welchem Schluß zwischen allen Leitern
eines Mehrfachkabels besteht, u. zw. weil sich
in diesem Falle viele Möglichkeiten ergeben;
ses von diesen sollen hier untersucht wer-
en
Am einfachsten ist der Fall, bei dem alle
‚ Leiter zusammen Schluß haben, jedoch keiner
än der Fehlerstelle völlig abgeschmolzen ist.
Abb. 1 ist eine schematische Darstellung dieses
. Abb.1.
alles. für ein Drehstromkabel mit Nulleiter.
Die vier Leiter sind r (rot), g (gelb), d (blau)
R and » (Nulleiter). A und B sind Anfang und
Tinde des Kabels, F ist die Bene,
Es werde zuerst die für diesen Fall übliche
Meßmethöde behandelt. Zuerst mißt man den
Gesamtwiderstand zwischen r und g sowohl
in A wiein B. Nennen wir erstens den Wider-
stand zwischen diesen Leiternin A Ra undin
B, Rz, und weiter den Widerstand des Doppel-
leiters!) AB Rap»
Rgr und den Übergangswiderstand des Feh-
lers Rp, 80 ist.
Rı= Rır + Rr
Rs=Ror +Rr
Ra Re = Rar — Rer rel, (1
.. Dort, wo der spezifische Widerstand des
Leiters hinreichend genau bekannt ist, kann
man Rıaz berechnen aus Länge, Durchmesser
und spezifischem Widerstande des Leiters.
Befindet sich etwa ein Käbel gleicher Konstruk-
tionin der Nähe, so kann man den Widerstand
auch noch kontrollieren, indem man als Probe
eine Widerstandsmessung an diesem Kabel
vornimmt.
Also ist auch bekannt:
Ris= Bar tRer. .:.» (2
und die Widerstände Rır und Rgr Sind aus
den beiden Gl. (1) und (2) zu berechnen.
‘ Zum Schluß wird die Länge I, berechnet
aus;
AB
so daß die Lage der Fehlerstelle bekannt ist.
Um sich davon zu überzeugen, daß der
Widerstand des Fehlers sich während der Mes-
sung nicht geändert hat, nimmt man z.B. erst
die Messung in A vor, danach in B und zum
Schluß nochmals in A. Die beiden Messungen
in A müssen dann die gleichen Werte ergeben.
Außerdem mißt man zur Kontrolle nicht bloß
zwischen r und g, sondern auch zwischen den
anderen Leitern. Im ganzen ergeben sich in
dieser Weise bei Vierleiterkabeln sechs Kom-
'binationen.
Diese letztgenannte Kontrolle ist nicht
nur wünschenswert zur Eliminierung von Meß-
fehlern, indem man aus den Resultaten den
Mittelwert bestimmt, sondern sie ist unbedingt
notwendig, wenn man nicht die Gefahr laufen
will, ganz falsche Resultate zu bekommen.
‘ Im Vorstehenden war nämlich ausdrück- '
lich vorausgesetzt worden, die Leiter seien an
der Fehlerstelle nicht durchgeschmolzen. Wir
nehmen aber jetzt an, daß dies doch der Fall:
18t:
In Abb. 2, welche diesen Fall darstellt,
sind der Einfachheit halber nur zwei Leiter r
SAL: F RUN OR
I AT gI
N Abb. 2.
und g gezeichnet. Der Leiter g sei nicht unter-
brochen, wohl aber r und seine beiden Enden
hätten in F Schluß mit g
Messen wir jetzt den Widerstand zwischen
rund g im A und B,.so enthalten die Werte
Raund Rz ungleiche Werte von Ry, und
wir würden ganz falsche Resultate bekommen,
wenn wir auf Grund der Voraussetzung, die
Leiter seien ununterbrochen, die Stelle des
Fehlers bestimmen würden.
Aus den Messungen zwischen r und g
kann man im allgemeinen ‚nicht auf eine
Unterbrechung in r schließen, dies zeigt sich
erst dadurch, daß Messungen zwischen den
anderen Leitern keine Übereinstimmung er-
geben. Auch.ist es möglich, daß eines oder
beide der. Stücke, in welche r zerlegt ist, kei-
nen Schluß mit g haben. Dieses stellt sich bei
Ki Da in Folgendem immer ein Leiter als Hin- und
ein zweiter als Rückleitung gebraucht wird. so. führe ich
einfachheitshalber den „Widerstand eines Doppelleiters“
ein; der „Widerstand des Donvelaere AB* ist also der
esamtwiderstand zweier hintereinander geschalteter
Leiter, von denen jeder die Länge AB besitzt.
von AF Rap, von BF
der Messung augenblicklich heraus, da der
Widerstand in diesem Falle den Wert oo an-
nimmt,
Das Haupterfordernis ist also, daß ma ı
sich zunächst mit allen zur Verfügung
stehenden Mitteln ein genaues Bild
des Charakters der Störung zu machen
versucht, daß man also, zunächst durch
Messungen, untersucht, welche Leiter unter-
einander Schluß haben, wie groß die Über-
gangswiderstände annähernd sind, und welche
Leiter unterbrochen sind, und auf welcher
Seite der Fehlerstelle diese Unterbrechung liegt.
Nachfolgende zwei, der Praxis entnom-
mene Beispiele zeigen deutlich, wie man auch
in schwierigen Fällen oft zu einer guten Lösung
kommen kann.
Beispiel 1.
In einem Drehstromkabel von 4 x 25 mm?
für 880/220 V. stellte sich ein Totalschluß
zwischen allen Leitern heraus.
Es bestand Gelegenheit zur Messung an
den beiden Enden A und: B, während sich.
1048 m von A entfernt, ein Abzweigkabel CD
von 4 x 10 mm? und einer Länge von 42 m
befand, an dessen freiem Ende gleichfalls Ge-
legenheit zur Messung gegeben war (Abb. 3).
aD
105 m
dd
8
Abb. 3.
Im Folgenden werde CD wie ein Kabel von
4 x 25 mm? behandelt, indem wir statt seiner
wahren Länge die auf 25 mm?reduzierte Länge
von 2,5 x 4% =105 m einsetzen.
An jeder Kombination zweier Leiter wur-
den sowohl in A wiein Bund D Widerstands-
messungen angestellt, deren Resultate i ın Zah-
lentafel 1 gegeben sind.
1 OHR EL NR 5 6
Messung sen Drachen Wen
zwischen den gemeBBen-In Messungen
Phasen 7 7= Be
AM)|BM)|D()|AuB@)|Au.D(e
rot-gelb ..| 3838 | 2,49 | 1,56 | 0,39 | 1,32
blau-gelb ..| 2,45 | 2,69 | 1,13 1-0, | 1,32
. Null-gelb . | 242 | 2,60 | 1,11 |— 0,18 1,31
‚ Null-blau .| 2387 | 2363 | 156 | 024 | 131
Null-rot ..| 2343 | 318 | Li) 08 | 132
blau-rot ..| 2,88 | 2,62 ı 1,55 0,26 1,33
Zur Vereinfachung der Umrechnung von
Kabellänge in Widerstand berechnen wir zuerst
den Widerstand von 1 km Kupfer von 25 mm?
Querschnitt; er beträgt ungefähr 0,702 2.
Eine Kontrollmessung an einem benachbarten
Kabel derselben Bauart bestätigte dieses Re-
sultat. Der Widerstand eines Doppelleiters
eines 25 mm?2-Kabels von 1 km Länge beträgt
also 1,404 2.
‘Die Vergleichung der Zahlenwerte der
‚obigen Zahlentafel ergibt, daß die Widerstände,
gemessen in A und in. D (Sp. 2 n. 4), für alle
Leiterkombinationen annäheınd konstante Dif-
ferenzen besitzen (Sp. 6).:. Dagegen sind die
Differenzen zwischen den Widerständen in ir
und B (Sp. 2 und 3) sehr ungleich (Sp. 5
Aus dieser Ungleichheit der Differenzen %
Sp. 5 (sogar die Vorzeichen sind verschieden)
folgt, daß einer oder mehrere der Leiter an
der Fehlerstelle F unterbrochen sein müssen,
so daß die Übergangswiderstände des Fehlers,
je nachdem in A oder in B gemessen wird,
einen anderen Wert besitzen.
Die Gleichheit der Differenzen in Sp. 4
. dagegen weist darauf hin, daß A und D an der-
2350
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Heft 13.
l. April 1820.
selben Seite des Fehlers liegen, daß also der
Fehler zwischen C und D liegt. Wenn dieser
letzte Schluß richtig ist, so soll auch der ge-
messene Widerstandsunterschied, im Mittel
1,32 2, übereinstimmen mit der Widerstands-
differenz zwischen ACF und DCF, also zwi-
schen AC und DC, und soll er also der
Widerstand eines 25 mm?-Doppelleiters von
1048 — 105 — 943 m Länge sein. |
Nun ist aber der Widerstand bei 1 km
Länge = 1,404 2, also bei 943 m = 0,943 x
1,404 = 1,323 Q, so daß in der Tat das Resul-
tat mit unseren Voraussetzungen überein-
stimmt.
Bei näherer Betrachtung der Widerstands-
differenzen in Sp. 5 zeigt sich nun, daß drei
Zahlen annähernd gleich sind (0,24, 0,25 und
0,26 2), und daß dies gerade die Zahlen sind
für die Leiterkombinationen, in welchen die
selbe Phase nicht vorkommt. Die Zahlen
sind also ganz logisch zu erklären, wenn man
annimmt, daß nur die gelbe Phase an der Feh-
lerstelle unterbrochen ist.
Wenn wir diese Voraussetzung als richtig
annehmen, so kann jetzt die Fehlerstelle unter
Zuhilfenahme der in dem ersten Teile dieser
Arbeit besprochenen allgemeinen Methode be-
stimmt werden. Wir vw dabei die Kom-
binationen, in welchen die gelbe Phase vor-
kommt, außer Betracht und benutzen nur die
‚drei letzten Zahlen der Sp. 5 mit einem Weit
von im Mittel 0,25 2,
Es ist also:
Ra— Re= Rar -Rer =0,8 9,
weiter ist
RAB = Rar +Rer =4,09 2,
also
2 RıAF =44R
RarF — 2471.82
also
DT
en = 45 }
1.404 1545 m
so daß der Fehler 1545 m von A entfernt sein
muß.
Es stellte sich heraus, daß sehr nahe der in
obiger Weise bestimmten Stelle eine Kabel-
muffe lag. Bei Öffnung zeigte sich, daß inner-
halb dieser Muffe das Kabel durchgeschlagen
und die gelbe Phase unterbrochen war.
Beispiel 2.
In einem Drehstromkabel für 380/220 V
von 4 x 10 mm? und 729 m Gesamtlänge,
stellte sich ein Schluß zwischen allen Leitern
heraus. Gelegenheit zur Messung bestand nur
an den beiden Enden A und B des Kabels, je-
doch eignete sich das Ende B für Meßzwecke
sehr schlecht (Abb. 4).
A 1 85
r pn
I gI
d Ser
2
BIER
729m 4X10mm?.
Abb. 4.
Während des Untersuchens zeigte sich,
daß die Leiter r und g nicht unteıbrochen
waren, wohl aber die Leiter b und n, u. zw.
nach dem Ende B zu, so daß die Enden AF'
wohl Schluß mit den anderen Leitern besaßen,
die Enden BF jedoch völlig schlußfrei waren.
Weiter stellte sich heraus, daß die Übergangs-
widerstände zwischen r und den übrigen Lei-
tern erheblich höher waren, als die zwischen
den übrigen Leitern g, b und n untereinander.
Die Widerstände zwischen r und g und zwi-
schen g und b betrugen von A aus gemessen:
zwischen g undb . . 2,320
Er VE ehe,
Die anderen Widerstände wurden zwar
gemessen und zur Kontrolle benutzt, ihre
Werte interessieren uns aber hier nicht,
Die Tatsache, daß der Widerstand zwi-
schen r und g viel größer war als zwischen g
und 5b, wurde für die folgende Meßmethode
benutzt:
In erster Annthenine wurde angenommen,
der Leiter r habe gar keinen Schluß mit den
übrigen Leitern. Von dieser falschen Voraus-
setzung ausgehend, wurde jetzt die gewöhnliche
Brückenmethode für die Fehler ortsbestimmung
angewandt, wobei die Leiter r und gin B ver-
bunden und der Leiter b als ‚Erde‘ bemutzt
wurden (Abb. 5).
Meßdrahr
40
Diese Messung ergab, daß der Fehler in
11.8
einer Entfernung von ——-— der Länge AB
100
von.A, alsoin ss 709 = 568,5 m Abstand
von A und 165,5 m von B entfernt liege.
Selbstverständlich sind die in dieser Weise
gefundenen Abstände nur grob angenähert.
Die Werte genügen aber zur Schätzung des
Übergangswiderstandes zwischen r und g.
Ist dieser angenäherte Übergangswider-
stand bestimmt, so läßt sich daraus der in
erster Annäherung gemachte Fehler berech-
nen. Als Resultat erhalten wir dann die Stelle
von F in zweiter Annäherung.
Der Kupferwiderstand eines Doppelleiters
AF beträgt für AF= 563,5 m bei 10 mm?
— 1,982. Der Übergangswiderstand zwischen
r und g betrug also: 5,79 — 1,98 = 3,81 2.
Der in erster Annäherung gemachte Feh-
ler besteht nun darin, daß während der Messung
ein Widerstand von 3,81 2 der Doppelleitung
FB parallel lag.
Der ‚Kupferwiderstand des Doppelleiters
FB (165,5 m lang) beträgt 0,58 0.
Es sind die zwei parallelen Widerstände
3,81 2 und 0,582 durch einen Widerstand
3,81 x 0,58 ä
von: 3.812058 — 0,505 2, den scheinbaren
Widerstand von FB, zu ersetzen.
Der scheinbare Widerstand des Doppel-
leiters AB, dessen wahrer Widerstand 2, I 2
ist, beträgt also:
2,56 — (0,58 — 0,505) = 2,485 Q.
Multiplizieren wir diesen korıigierten Wi-
derstand mit dem gemessenen Quotienten
77,3,
so finden wir als Widerstand des Doppel-
100
leiters AR:
113 „ 9,485 1,90.
100°” er
so daß die Länge AF::x in zweiter Annähe-
rung 547 m wird, und die Länge FB 182 m.
Wir können jetzt dieselbe Berechnung
nochmals machen und erhalten dann als Re-
sultat die Fehlerstelle in dritter Annäherung.
Der Widerstand des Doppelleiters AF be-
trug, wie wir sahen, in zweiter Annäherung
1,92 8. Es ist also der Übergangswiderstand
zwischen r und g:
5,79 — 1,92 = 3,87 2.
Der Widerstand des Doppelleiters FB
(182 m) beträgt 0,642. Wir können diesen
Widerstandund den damit parallel geschalteten
Widerstand von 3,87 2 ersetzen durch einen
Widerstand von:
3,87 x 0,64
Er
dem Ende des Kabels ist.
Der scheinbare Widerstand des Doppel-
leiters AB, dessen wahrer Wi Be 2,56 2
ist, beträgt also:
2,56 — (0,64 — 0,55) = 2,47 2.
Multiplizieren wir diesen korrigierten Wi-
derstand mit dem gemessenen (Quotienten
MR ir als Widerstand des Doppel-
leiters AF:
u x AT —=1LNR
Die Länge AF wird
also in dritter Annähe-
rung 545 m, und die
Länge FB 184 m.
Die "Genauigkeit ist
jetzt hinreichend, - eine
vierte Annäherung würde nur einen kleinen
Unterschied geben.
Es stellte sich in der Tat heraus, daß un-
gefähr 545m von A entfernt ein völliger Schluß
im Kabel bestand. In das Kabel war ein
großes Loch gebrannt, die blaue Phase und der
Nulleiter waren ganz unterbrochen. Die blauen
und gelben Phasen und der Nulleiter waren an
der nach A gekehrten Seite fast zu einem Stück
verschmolzen, die rote Phase war von den
anderen mittels verkohlten Papiers getrennt.
Durch obige Beispiele hoffe ich dargelegt
zu haben, wie notwendig eine eingehende Un-
-| tersuchung des wahren (harakters des Fehlers
ist. Nur dadurch war es im ersten Beispiel
möglich, die Stelle des Fehlers durch Wider-
standsmessung zu ermitteln. Das zweite Bei-
spiel ist das eines Falles, wie er gerade bei
Schluß auf allen Leitern oft vorkommt. Ich
hoffe, eine Methode angegeben zu haben, welche
es ermöglicht, in derartigen Fällen den Fehler-
' ort mit großer Genauigkeit zu bestimmen. Die
Genauigkeit ist hier viel größer als bei der ge-
wöhnlichen Widerstandsmethode, da die Wi-
derstände des Kabels und des Fehlers hier nur
für die Bestimmung des Korrektionsfaktors
“gebraucht werden, und ein Fehler darin also
nur einen Fehler des Korrektionsfaktors ver-
ursacht. Die Meßgenauigkeit ist desto größer,
je größer der größte Übergangswiderstand
und die Differenz der Übergangswiderstände
und je kleiner die Entfernung des Fehlers von
.
Das Betriebsrätegesetz!).
Von Rechtsanwalt Dr. W. Esslinger, München.
Die nachfolgende Darstellung will nur die
für industrielle Großbetriebe wichtigsten Be-
stimmungen des Betriebsrätegesetzes kurz
skizzieren; bezüglich der Einzelheiten muß
wegen des Raummangels auf die jeweils.ange-
gebenen Gesetzesstellen verwiesen werden.
Inkrafttreten des. Gesetzes.
Das Gesetz ist am 9. II. 1920 im Reichs-
Gesetzblatt verkündet worden; die erste Wahl -
muß nach $ 102 spätestens sechs Wochen nach
Inkrafttreten des Gesetzes, also bis 21. III. 1920
eingeleitet werden. Mit Vollziehung der ersten
Wahl hören die vorhandenen Betriebsräte, die
für Betriebe errichteten Arbeiterräte und die
Arbeiter- und Angestelltenausschüsse zu be-
stehen auf ($ 106).
Zusammensetzung und Wahl der
j - Betriebsräte.
‚Der Betriebsrat besteht, je nach der Zahl
der Arbeitnehmer, aus drei bis dreißig Mitglie-
dern ($ 15), die von den Arbeitern und Ange-
ı) Vgl. „ETZ“ 1919, S. 476, 516, 32; 1920, 8. 43, 104.
Der Reichsverband der deutschen Industrie hat eine
Zusammenstellung der Ternzolberkitın agen des Gesetzes
mit Erläuterungen und Mustern für Wahlausschreiben,
Ten usw. herausgegeben. Sie ka Preise
n 2,50 M von der Geschäftsführung des Reichsverbandes,
Berlin W, Kurfürstenstraße 137, bezogen werden, R
ann zum
it. April 1920.
stellten entsprechend ihrem Zahlenverhältnis
gewählt werden. Wahlberechtigt sind alle min-
destens 18 Jahre alten männlichen und weib-
lichen Arbeiter und Angestellten, die sich im .
Besitz der bürgerlichen Ehrenrechte befinden.
Die Wählbarkeit setzt die Vollendung des 24.
Lebensjahres und eine mindestens 6- monatliche
Zugehörigkeit zum Betriebe und 3-jährige Zu-
gehörigkeit zum Berufe voraus; nicht wählbar
sind Personen, die noch in der Berufsausbildung
begriffen sind. Kein Arbeitnehmer ist in mehr
als einem Betriebe wählbar. Die Wahl erfolgt
in der Weise, daß die Arbeiter und Angestellten
ihre Vertreter im Betriebsrat je besonders wäh-
len ($ 1 der Wahlordnung zum Betriebsrätege-
setz vom 5.11. 1920, RGBI. $S. 175). Den Wahl-
vorstand bestellt der Betriebsrat, an dessen
Stelle bei der ersten Wahl. Arbeiterausschuß
und Angestelltenausschuß treten ($ 102); im
Falle der Verzögerung hat der Arbeitgeber‘den
Wahlvorstand zu bestellen ($ 28). Der Wahl-
vorstand hat eine Wählerliste aufzustellen und
ein Wahlausschreiben zu erlassen, welches die
in $ 3 der Wahlordnung bezeichneten Mittei-
lungen enthalten muß. Die Wahl erfolgt nach
den Grundsätzen der Verhältniswahl auf Grund
von Vorschlagslisten in geheimer und tunmittel-
barer Abstimmung. Die Wahlperiode ist ein
Jahr: j 5
-Aufgäben ünd Befugnisse.
Die Aufgaben des Betriebsrates sind dop-
pelter .Art. . Er hat die gemeinsainen wirt-
schaftlichen Interessen der “Arbeitnehmer dem
Arbeitgeber gegenüber zu vertreten, und er hat
ferner den Arbeitgeber i in der Erfüllung der Be-
triebszwecke zu unterstützen ($ 1). Diese Auf-
gaben werden in $ 66 des Gesetzes im einzelnen
zergliedert; bei der Wichtigkeit dieser Bestim-
mung mag hier ihr Wortlaut folgen.
„Der Betriebsrat hat die Aufgabe:
1. in Betrieben mit wirtschaftlichen
Zwecken die Betriebsleitung durch Rat zu
unterstützen, um dadurch mit ihr für einen
inöglichst hohen Stand und für möglichste
. Wirtschaftlichkeit der Betriebsleistungen zu
sorgen;
2%, in Betrieben mit wirtschaftlichen Zwek-
ken an der Einführung neuer Arbeitsmethoden
- fördernd mitzuarbeiten:
3. den Betrieb vor Erschütterungen zu be-
w ‚ahren, insbesondere vorbehaltlich der Befug-
nisse der wirtschaftlichen Vereinigungen der
Arbeiter und Angestellten ($ 8), bei Streitig-
keiten des Betriehar ats, der Arbeitnehmer-
schaft, einer Gruppe oder eines ihrer Teile mit
dem Arbeitgeber, wenn durch Verhandlungen
keine Einigung zu erzielen ist, den Schliehtungs-
ausschuß oder eine vereinbarte Einigungs- oder
Schiedsstelle anzurufen;
4, darüber zu wachen, daß die in Ange-
legenheiten des gesamten Betriebes von den
Beteiligten anerkannten Schiedssprüche- eines
Schlichtungsaussehusses oder einer vereinbar-
ten Einigungs- oder Schiedsstelle durchgeführt
werden;
5. für die Arbeitnehmer gemeinsame
Dienstvorschriften und Änderungen derselben
im Rahmen der geltenden Tarifverträge nach
Maßgabe des $ 15 mit, dem Arbeitgeber : zu ver-
einbaren;
6. das Einvernehmen innerhalb der Arbeit-'
nehmerschaft sowie zwischen ihr und dem Ar-
beitgeber zu fördern und für Wahrung der Ver-
einigungsfreiheit der Arbeitnehmer schaft einzu-
treten;
Yi Beschwerden des Arbeiter- und Ange-
stelltenrats entgegenzunehmen und auf ihre Ab-
stellung in gemeinsamer Verhandlung mit dem
Arbeitgeber Kinzuwirken;
8. auf die Bekämpfung der Unfall- und Ge-
sundheitsgefahren im Betriebe zu achten, die
- Gewerbeaufsichtsbeamten und die sonstigen in
Betracht kommenden Stellen bei dieser Be-
kämpfung durch Anregungen, Beratung und
Auskunft zu unterstützen sowie auf die Durch-
/
Elekiroteehnische Zeitschrift.
1920. Heft 13.
261
führung der gewerbepolizeilichen Bestimmun-
get und der Unfallverhütungsvorschriften hin-
zuwirken;
9. an der Ver waltung von Pensionskassen
und Werkswohnungen sowie sonstiger Betriebs-
wohlfahrtseinrichtungen mitzuwirken; bei letz-
teren jedoch nur, sofern nicht bestehende, für
die Verwaltung maßgebende Satzungen oder
bestehende Verfügungen von Todes wegen ent-
gegenstehen oder eine anderweitige Vertretung
der Arbeitnehmer vorsehen.‘
Ein Eingriff in die Betriebsleitung durch
selbständige Anordnungen steht dem Betriebs-
rat nicht zu; vielmehr erfolgt die Ausführung
der gemeinsam mit der Betriebsleitung gefaßten
Beschlüsse ausschließlich dureh letztere.
Weitgehende Befugnisse sind dem Betriebs-
rat zum Zwecke seiner Information über die
Verhältnisse des Betriebes eingeräumt. Er
kann, soweit keine Betriebs- oder Geschäftsge-
heimnisse gefährdet werden und soweit nicht
besondere gesetzliche Bestimmungen entgegen-
stehen, Aufschluß über alle den Dienstvertrag
und die Tätigkeit der Arbeitnehmer berühren-
den Betriebsvorgänge verlangen und die Vor-
lage der Lohnbücher und der zur Durchführ ung
von bestehenden Tarifverträgen erforderlichen
Unterlagen beanspruchen. Ferner hat der Un-
ternehmer dem Betriebsrat vierteljährlich einen
Bericht über die Lage und den Gang des Unter-
nehmens und des Gewerbes im allgemeinen und
über die Leistungen des Betriebes und den zu
erwartenden Arbeitsbedarf. zu erstatten. In
Betrieben mit mindestens 300 Arbeitnehmern
oder 50 Angestellten können die Betriebsräte
die Vorlage einer Betriebsbilanz und einer Be-
triebs- Gewinn- und Verlustrechnung vom 1.1.
1921 an nach Maßgabe eines hierüber noch zu
erlassenden besonderen Gesetzes verlangen.
Sollte dieses Gesetz nicht zustande kommen, so
tritt an Stelle der Betriebsbilanz eine den Be-
stimmungen des Handelsgesetzbuches entspre-
chende Bilanz nebst Gewinn- und Verlustrech-
nung ($$ 72, 105). Nur der Bericht über die all-
gemeine Lage des Unternehmens ist dem Ple-
num des Betriebsrates zugänglich zu machen,
die übrigen erwähnten Unterlagen dem Aus-
schuß des Betriebsrates ($ 27), der aus 5 Mit-
gliedern besteht und Betriebsausschuß heißt.
Dessen Mitglieder wie überhaupt die Mitglieder
des Betriebsrates sind bei Strafe verpflichtet,
über die ihnen vom Arbeitgeber gemachten ver-
traulichen Angaben Stillschweigen zu bewah-
ren. Am meisten umstritten war bekanntlich
die Vorschrift des $ 70 des Gesetzes, wonach in
Unternehmungen, für die ein Aufsichtsrat be-
steht, ein oder zwei Betriebsratsmitglieder in
den Aufsichtsrat entsandt werden, um die In-
teressen und Forderungen der Arbeitnehmer
sowie deren Ansichten und Wünsche hinsicht-
lich der Organisation des Betriebes zu vertreten.
Nach der endgültigen Fassung des Gesetzes
haben die Mitglieder des Betriebsrates in allen
Sitzungen des Aufsichtsrats Sitz und Stimme,
Sie erhalten keine andere Vergütung als eine
Aufwandsentschädigung und sind bei Strafe
verpflichtet, über die ihnen gemachten vertrau-
lichen Angaben Stillschweigen zu bewahren.
Zur tatsächlichen Durchführung dieser Bestim-
mungen bedarf es noch der Erlassung eines be-
sonderen Gesetzes.
Arbeiterrat und. Angestelltenrat.
Der Arbeiterrat wird gebildet durch die
Arbeitermitglieder, der Angestelltenrat durch
die Angestelltenmitglieder des Betriebsrates,
ev. unter Zuziehung von Ergänzungsmitglie-
dern ($ 15 Abs. 4). Der Wirkungskreis des Ar-
beiterrates und des Angestelltenrates ist in $ 78
im einzelnen festgelegt. Hiernach haben der
Arbeiterrat und der Angestelltenrat in der
Hauptsache die Aufgabe, über die Einhaltung
der zugunsten der Arbeitnehmer gegebenen
Vorschriften der Gesetze und Tarifverträge zu
wachen, die Arbeitsordnung‘ und sonstigen
Dienstvorschriften mit dem Arbeitgeber zu ver-
‚tig entschieden.
einbaren, Beschwerden zu untersuchen und auf
ihre Abstellung in gemeinsamer Verhandlung
mit dem Arbeitgeber hinzuwirken. Ferner sind
der Arbeiterrat und der Angestelltenrat, soweit
keine diesbezügliche Regelung durch Tarifver-
trag besteht, berufen, mit dem Arbeitgeber
Richtlinien über die Einstellung von Arbeitern
und Angestellten zu vereinbaren (vgl. dazu
ss 81 bis. 83). Endlich besteht eine gewisse Mit-
wirkung des Arbeiter- und Angestelltenrates in
Streitfällen bei Entlassungen von Arbeitneh-
merrt. $ 84 des Gesetzes bestimmt hierüber fol-
ndeen .
„Arbeitnehmer können ıın Falle der Kün-
-digung seitens des Arbeitgebers binnen 5 Tagen
nach der Kündigung Einspruch erheben, indem
sie den Arbeiter- oder Angestelltenrat anrufen:
1. wenn der begründete Verdacht vorliegt,
daß die Kündigung wegen der Zugehörigkeit zu
einem bestimmten Geschlechte, wegen politi-
scher, militärischer, konfessioneller oder ge-
werkschaftlieher Betätigung oder wegen Zuge-
hörigkeit zu emem politischen, konfessionellen
oder beruflichen Verein oder einem militäri-
| schen Verband erfolgt ist;
2. wenn die Kündigung ohne Angabe von
Gründen erfolgt ist;
3. wenn die Kündigung deshalb erfolgt ist,
weil der Arbeitnehmer sich weigerte, dauernd
andere Arbeit, als die bei der Einstellung ver-
einbarte, zu verrichten;
4.. wenn die Kündigung sich als eine un-
billige, nicht durch das Verhalten des Arbeit-
nehmers oder durch die Verhältnisse des Betrie-
bes bedingte Härte darstellt.
Erfolgt die Kündigung fristlos aus einem
Grunde, der nach dem Gesetze zur Kündigung
des Dienstverhältnisses ohne Einhaltung einer
Kündigungsfrist berechtigt, so kann der Ein-
spruch auch darauf gestützt werden, daß ein
solcher Grund nicht vorliegt.“
Erachtet der Arbeiterrat oder Angestellten-
rat den Einspruch für begründet und ist eine
Verständigung mit dem Arbeitgeber nicht
möglich, so kann der Schlichtungsausschuß
angerufen werden. Über den Einspruch wird
im gesetzlichen Schlichtungsverfahren endgül-
Ging die Entscheidung da-
hin, daß der Einspruch gegen die Kündieung
gerechtfertigt sei, so ist dem Arbeitgeber für
den Fall, daß er die weitere Beschäftigung ab-
lehnt, eine Entschädigungspflicht aufzuerlegen
(vgl. $$ 85 bis 90).
Gesamtbetriebsrat. Betriebs-
versammlung.
Für die gemeinsamen Angelegenheiten
mehrerer benachbarter Einzelbetriebe eines
Unternehmens kann ein Gesamtbetriebsrat er-
richtet werden ($$ 50 bis 57, $ 91). Im übrigen
kennt das Gesetz keinerlei Zusammenfassung
der einzelnen Betriebsräte. Ihr Wirkungskreis
soll sich vielmehr auf den einzelnen Betrieb er-
strecken. Es gibt also keine Betriebsarbeiter-
räte und keinen Reichsarbeiterrat, wie sie Ar-
tikel 165 der Reichsverfassung vorgesehen
hatte. '
Betriebsversammlungen können durch den
Vorsitzenden des Betriebsrates einberufen wer-
den; der Vorsitzende ist zur Einberufung ver-
pfliehtet, wenn der Arbeitgeber oder mindestens
ein Viertel der wahlberechtigten Arbeitnehmer
sie verlangt. Die Betriebsversammlung findet
grundsätzlich außerhalb der Arbeitszeit statt;
soll in dringenden Fällen hiervon abgewichen
werden, so ist die Zustimmung des Arbeit-
gebers erforderlich. Die Betriebsversammlung
hat keine eigene Zuständigkeit ; sie dient nur zur
Entgegennahme von Mitteilungen und zur
Äußerung von Wünschen und Anträgen ($$ 45
bis 49).
Zeitversäumnis. Kosten.
Versäumnis von Arbeitszeit infolge Aus-
übung des Wahlrechtes zum Betriebsrat darf
eine Minderung der Entlohnung nicht zur Folge
1920. Het 13.
1. April 1920.
252 Ele nn Zeitschrift
haben. Dasselbe gilt von der Ausübung a 3 6P N Für &=1! wird y ein Maximum
Amtes als Betriebsrat ($ 24, 35). Die durch die ne Ne | 3akl gIakl
Geschäftsführung entstehenden Kosten ein- . a
schließlich etwaiger Aufwandsentschädigungen | TR Baker
trägt der Arbeitgeber, sofern nicht durch Tarif- Pl en,
vertrag etwas anderes bestimmt ist. Für die ke Se a
Sitzungen sowie Sprechstunden und die lau- ER
fende Geschäftsführung hat der Arbeitgeber Ka
die erforderlichen Räume und Geschäftsbedürf- er
nisse zur Verfügung zu stellen. Die Erhebung spB
‘von Beiträgen der Arbeitnehmer für irgend- y-5E 73
welche Zwecke des Betriebsrates ist unzulässig
($ 35 bis 37).
Mitwirkung wirtschaftlicher Verbände.
Auf Antrag von einem Viertel der Mitglie-
der des Betriebsrates ist je ein Beauftragter der
in dem Betriebsrat vertretenen wirtschaftlichen
Vereinigungen der Arbeitnehmer zu den Sitzun-
gen mit beratender Stimme zuzuziehen. Ebenso
kann der Arbeitgeber die Beiziehung von Beauf-
tragten seiner wirtschaftlichen Verbände zu den
Sitzungen verlangen, an denen er teilzunehmen
berechtigt ist, d. h. zu denen, die auf seinen
Antrag anberaumt sind oder zu denen er ein-
geladen ist ($ 31).
Schutz- und Strafbestimmungen.
Die Kündigung des Dienstverhältnisses
eines Mitgliedes des Betriebsrates bedarf, von
den in $ 96 im einzelnen geregelten Ausnahmen
abgesehen, der Zustimmung des Betriebsrates.
Unter strafrechtlichem Schutze stehen insbe-
sondere der Verrat vertraulicher Mitteilungen
seitens der Arbeitnehmer, anderseits die Unter-
lassung der gebotenen Berichte und Vorlagen
seitens der Arbeitgeber ($ 95 bis 100).
Durchbiegung von Gittermasten.
Von ®ipl--Jug. Bürklin,
Ingenieur der Siemens-Schuckertwerke G.m.b.H.
Übersicht, Es wird eine Formel zur Berech-
nung der Durchbiegung von Gittermasten aufgestellt,
und die mit dieser Formel errechnete Durchbiegung
wird an einem Beispiel mit den entsprechenden
Werten aus den bisher „üblichen Formeln ver-
glichen.
Die Dürchbiegung der Gittermaste wird
von den Eisenkonstruktionsirmen meistens
näherungsweise berechnet -nach Formeln,
die erhalten sind’ durch Kombination der
Formeln für die Durchbiegung von Trägern
mit unveränderlichem Querschnitt für Be-
lastungsfall- 1 und 7 nach „Hütte“. Als
wirksames Trägheitsmoment wird das Träg-
heitsmoment in der Mitte .des Mastes an-
genommen. Diese Formeln'entsprechen nicht
den tatsächlichen Verhältnissen und liefern
für die Durchbiegung der Leitungsgitter-
maste zu große Werte.
Es wird daher vorgeschlagen, zur Be-
rechnung der Durchbiegung der Leitungs-
gittermaste die nachfolgend entwickelte
Formel zu benutzen. Diese entspricht eher
der Wirklichkeit und liefert für die Durch-
biegung geringere Werte. Der Verfasser
sieht einer Kritik seiner Vorschläge aus den
Kreisen der Berufsgenossen gern entgegen.
% Belastung durch die Einzellast P..
Einen quadratischen Gittermast kann
man als -einen Träger gleicher Festigkeit
annehmen. Die Beanspruchung %k im Quer-
schnitt Z (Abb. 1) ist infolge der Einzellast P,
wirkend am ‚freien Ende eines einseitig
eingespannten Trägers von quadratischem
Querschnitt,
de
N u)
67
Da der quadratische Gittermast als ein
Träger gleicher Festigkeit angenommen ist,
ist b = konst.
Abb. 1 Abh. 2.
Für Durchbiegungen, die im Verhältnis
zur Stablänge klein sind, ist (Abb 2)
M: ie
+, )
worin © das Trägheitsmoment des Quer-
schnitts, « den Dehnungskoeffizienten be-
deuten, '
BY ak
dy 3qa2?
EN
ri er“
Für <=0 wird Ey, =:
d%
also (--- n Vi,
v=f(-: 9 Ge ya +0)da
Nerss
= at N.
gun
y=Ga4+9 3/0 a4 0,
Die Werte für C und a in die Gleichung
eingesetzt ergibt
3akl, dakyı
en bn
Für 2=0 ist v0,
Yes oh
ER
also ) Oder 02
SBakl
y=- 7 WELLE aa an
Iakl:
ron
) Bach, „Elastizität u. Festigkeit“,
worin J das Trägheitsmoment am Mastfub-
bedeutet.
2, Belastung durch Wind.
Die Windbelastung ist gleichmäßig über
| den ganzen Querschnitt verteilt angenommen
(Abb. 3).
BR
M,= any? =Wk. _
Für einen quadratischen Querschnitt -eines
Trägers gleicher Festigkeit ist’
‚ N i fe
Nie u. Z >,CONSEN
ey).
I 3 2
SR
ZI BE Be
Für 2=0 wird Z=
it
ö Ei s’ ist, wieder
; 9d:y
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doc? DL ZR
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En IE: ’
iii ı QU- =)
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dx? Bayı) ;
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BT | e\.
yon REN 2akVl
A 3 1 3) 3 Pi 2
h + Ya» h (1 — x)?
Zarvı _
ES meieh
Br 1
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\ Vi— x)?
BR Da en na,
a2 BaVl=R)+ 0,
Für 2=0 ist e =D;
dy ae
d en —3aVt+(,=0,
Cu gayı,
y=/üde- 30V was
vehnfieı 2 ea 0%.
Für arurhuh wird en 0,
also Verne
, 9arye » 9akı
ak 220
Lane
lan 2 u Sn BE Ze m bie ”
1.
“
.
\
vielfach zur Berechnung
d = Mittlere Mastbreite,
Danach ist
. . f= 5.2150000.845
1. April 1820.
Für z=/!wird
(GE bakı
g9akR-
Van
Yagns |
worin J das Trägheitsmoment am Mastfuß
- bedeutet. Pa
3. Durehbiegung infolge .der Einzel-
kraft P und des Windes Q.
Ein in bezug auf die zulässigen Zug-
und Druckspannungen richtig ausgenutzter
Gittermast der üblichen Konstruktion kann
auch bei gleichzeitiger Einwirkung der
Einzelkraft P und des Windes Q noch als
Träger gleicher Festigkeit angenommen
werden. Es ist dann die Durchbiegung
a Se\rn 9
v=(5P+t3 al un,
worin für J das Trägheitsmoment am-Mas t-
fuß zu setzen ist.
4. Beispiel (Abb. 4).
a) Mastfestigkeit
Spitzenzug = 1500 kg,
Wind = 125 kg/m? + 50 % für die
- Rückfläche. . . -
1. Belastung durch den Spitzenzug:
ER Momente
1. Schuß 10290 kgm
2. Schuß 18900 „
5. Schuß’ . . 30000 „,
2. Belastung durch Wind:
Wind- | Wind- | Wind-
fläche “ kraft | moment
m? kg kgm
1. Schuß 1,38 259° 895
2. Schuß 2617 490 3050
SUSCHORMIE ae ARE Eros 7680 -
Druck- b&zw. .Zuglast in einem Ständer:
Feinste
| Rice, 'Vorh. | Vorh. Druck- %
. EHE, F4ü | F re Doe
kg kg em? | cm? |kg/em?| kg/em?
1. Schuß | 8336 sısd 87 | 7,6 | 960 | 1075 '
2, Schuß 12256 11944] 12,3.| 10,6 |: 995 |:1125
3. Schuß |15983| 15417|.15,5 | 13,6 | 1030 | 1140
Zulässige Beanspruchung 1200 kg/cm?.
b) Durehbiegung des
Mastes. 2
1. Nach Formeln, Ba
die in derPraxis | N 2
üblich sind. 4 S
‘In der Praxis wird - 5 > S
IS
der Durehbiegung der >
Leitungsmaste die For- 5
PRZE
mel verwendet
T7kyl2
max = 6Ed?’
worin %k, die mittlere R
Beanspruchungbedeutet, gg
erreehnet als Mittel der .
auftretenden Zug- und
Druckbeanspruchungen.
In unserm Falle ist
kp = 1054 kg/em?,
! = freieLänge=20 m, _
E = 2150 000 kg/em?, ER REER
Waeae.
BEN
Wei
N
in,unserm Falle
— 0,845 m.
7.1054. 2000?
27em=135%,
der freien ‚Länge.
Zug-'
Eine zweite vielfach verwendete An-
näherungsformel für die Durchbiegung der
Leitungsmaste ist &
worin
Z der Spitzenzug in kg,
W die Windkraft in kg,
} die freie Länge in em,
E = 2150000 kg/cm?,
J das Trägheitsmoment in Mastmitte.
Danach ist _
= 2) ..2000?
Na 8 / 2150000 . 79000 °
1 28,16 cm = 1,41 %/, der freien Länge.
2. Berechnung der Durchbiegung nach
der vorstehend aufgestellten Formel
, D > 13
worin
P der. Spitzenzug in kg;
Q die Windkräft in kg,
i die freie Länge in cm,
E. = 2150000 kg/cem?,
J das Trägheitsmoment am Mastfuß.
Danach ist die Durchbiegung
2000?
2.150.000 . 223664 °
y=19,8 cm ='0,99°/, der freien Länge..
y= (; 1500 +3 168)
5)
Aluminium- Eisen -Seile
und Aluminium-Stahl-Seile für
Starkstromleitungen.
Es. sind der Schriftleitung auf den Auf-
satz des Herrn Fischinger auf $. 393 der
„ETZ“ 1919 und den . daran angeknüpften
Schriftwechsel $. 529 u. f. zahlreiche Stimmen
aus der Praxis zugegangen, die wir unseren
Lesern nicht vorenthalten wollen.. Wir brin-
gen diese Äußerungen hier in der Reihenfolge
ihres Eingangs und fügen ein Schlußwort des
Verfassers des als Ausgangspunkt der Erörte-
rung geltenden Aufsatzes hinzu.
A. Korff, Gröba (7. IX. 1919): In dem:
Artikel .des Herrn Dr. E. 'G. FISCHINGER in
der „ETZ“ 1919, 8. 393 über Aluminium-
Eisen- und 'Aluminium-Stahl-Seile für Stark-
strom-Freileitungen spricht dieser den Wunsch
aus, daß alle diejenigen, welche schlechte Er-
fahrungen mit Reinaluminium-Leitungen ge-
macht haben, mit der Sprache ungeschminkt
hervortreten möchten. Ich habe seither ver-
geblich auf eine diesbezügliche Erklärung eines
Fachkollegen gewartet und möchte daher bei-
nahe annehmen, daß wohl kaum mit Reinalu-
minium-Leitungen so schlechte Erfahrungen
gemacht worden sind, daß man von deren Ver-
wendung abraten müßte. Ich selbst habe
bisher während meiner langjährigen Praxis
keine schlechten Erfahrungen gemacht; im
Gegenteil, ich lasse‘ mit Vorliebe Reinalumi-
nium-Leitungen verlegen. Beim Elektrizitäts-
verband Gröba, welchem ich als Leiter vor-
stehe, haben wir, nachdem. die Querschnitte
von 22 und 27 mm? beseitigt sind, vollständige
Ruhe bekommen. Jedenfalls treten bei Alu-
miniumleitungen nicht mehr Störungen auf wie
bei Kupferleitungen. Die Verlegung der vorge-
nannten geringen Querschnitte in bergiger Ge-
send, die ganz besonders von starkem Ranuhreif
heimgesucht wird, war entschieden ein grober
'Baufehler;; dagegen haben sich selbst in diesen
Bezirken bei größtem Unwetter und Rauhreif
Reinaluminium-Leitungen mit 38 mm? Quer-
schnitt anstandslos gehalten. Wenn man in der
Praxis unter diesen ,Quersehnitt für Freileitun-
gen nicht geht, so wird man.bei entsprechender
Zugbeanspruchung meiner Ansicht nach kaum
schlechte Erfahrungen machen.
Ich habe allerdings während der. Kriegszeit
einmal der Wissenschaft halber den Versuch
machen wollen, Aluminium-Eisen-Seile zu ver-
wenden. - Ich bin davon abgekommen, weil
einesteils der Preis viel zu hoch war, und ander-
seits erschien mir die Verlegung des verhältnis-
mäßig sehr steifen und schweren Seiles schwie-
ziger wie bei Reinaluminium, vor allem sind die
Verbindungsstellen, welche durch Verbindungs-
kupplungen usw. hergestellt werden, äußerst
kompliziert, so daß nur bestgeschultes Monteur-
. dieser Bund
personal verwendet werden muß, welches man
leider Jetztnichtso an Hand hat wie in früheren
Zeiten. : ;
Ich bringe vorstehende Zeilen zu dem
Zwecke, um nochmals denjenigen Fachkollegen,
welche schlechte Erfahrungen gemacht haben,
einen "Anstoß zu geben, dies einmal unge-
schminkt bekanntzugeben, namentlich solchen
Fachkollegen, die vielleicht Aluminiumleitun-
gen schon länger als 8bis 10 Jahre liegen haben,
denn meine Erfahrungen reichen nur auf die-
jenigen Anlagen zurück, welche bereits seit
Hi ed sich anstandslos im Betriebe bewährt
aben.
Hamann, Sagan (11. IX. 1919): Um Alu-
minium für die Elektrotechnik verwendbar zu
machen, ist es erforderlich, daß die maßge-
benden, insbesondere fabrizierenden : Kreise
wissen, welche Eigenschaften das Aluminium
hat bzw. für die einzelnen Zwecke haben
muß. Die Bewährung: des Aluminiums für Frei-
leitumgszwecke wird einerseits durch die Alu-
miniumleitungen bauenden und anderseits
die diese betreibenden Firmen zu beurteilen
sein.. Das Urteil derersteren wird ein günstige-
res sein, da es sich bei diesen bei der gegenwär-
tigen Materialnot, zumal bei kleineren Firmen,
um eine Existenzfrage handelt. Dagegen ist das
Urteil der letzteren das schwerwiegendere, denn
während des Betriebes, welcher sieh auf Jahr-
zehnte hinaus erstreckt, ergeben sich erst die
Mängel. S
Ich habe eine, größere Überlandzentrale,
die Aluminiumseil umfangreich verwendet hat,
. betrieben und einen Überblick über die bau-
liehen und betrieblichen Verhältnisse erhalten.
Nach dem heutigen Standpunkt mögen die Er-
gebnisse teilweise unglaublich erscheinen, doch
ist es selbstverständlich, daß man erst im
Laufe: der Zeit Erfahrungen sammelt.
Vielfach ist nicht berücksichtigt worden,
daß dem leichten Aluminium eine andere Be-
handlung zuteil werden muß als dem schweren
Kupfer. Hieraus erklärt sich auch die Verwen-
dung von Aluminium von 22 mm? bei einem
überdies viel zu geringen Phasenabstand. Die
Folge davon war, daß die. Leitungen bei Wind
einfach hochgehoben wurden und wie Wäsche-
leinen zusammenschlugen. Durch die verschie -
denen Brandstellen wurde der Querschnitt ge-
schwächt, und bei wiederholtem Sturm oder im’
Winter bei Schnee- und Eisbelastung rissen die
Leitungen. Jetzt ist es bereits allgemein üblich,
Aluminium nicht unter 35 mm? zu verlegen
und einen größeren Phasenabstand zu wählen.
"Es wird aber noch. vielfach bei der Montage die
geringe Zugfestigkeit außer acht gelassen, zu-
mal das Aluminium bei seiner Leichtigkeit sich
besser anziehen läßt.
Auch auf das Abbinden an den Isolatoren
ist besonderer Wert zulegen. Es sind mir Fälle
bekannt geworden, in denen 23mm?-Aluminium-
seil mit loder 2 Seelen des aufgedrillten Alumi-
niumabfalldrahtesabgebunden wordenist. Nach
einer Betriebszeit von etwa 4 bis 5 Jahren fiel
die Leitung bei. Sturm von den Isolatoren in
die Stützen, und es war je nach der Windrich-
tung schon im voraus zu bestimmen, in welchem
Gebiet man mit Störungen zu rechnen hatte.
Gegenüber diesem Bunde haben sich die soge-
nannten A.E.G.-Bunde, die mit Aluminium-
band bewickelt sind, besser bewährt, wenngleich
sie gegenwärtig sehr teuer sind und außerdem
eine. sehr zuverlässige. Montage erfordern. Da
jedoch ziemlich diek ist und
am Kopf des. Isolators die Isolatorenrille
fast bedeckt, hat er allerdings wieder den
Nachteil, daß beim Auftreten von Haarrissen
oder steeknadelstichartigen DurchschlägenMast
für Mast abgeklettert werden muß, um den
Störung verursachenden Isolator nach langer
Zeit zu finden. Es ist vorgekommen, daß der
Isolator von außen in keiner Weise verdächtig
Ausgesehen hat, während er doch die gering-
fügigen Schäden unter-dem Bunde, nachdem
dieser aufgelöst war, zeigte. Ob der Bund an
sich schuld an diesen Nadelstichen bzw. Kopf-
rissen ist, läßt sich schwer beurteilen, da natür-
lich auch das Porzellan hierfür eine ausschlag-
gebende Rolle spielt. Für Aluminium dürfte es
am zweekmäßigsten sein, wenn anstatt der bis-
her an Ort und Stelle hergestellten gewickelten
Bunde Klemmbunde verwendet werden, deren
Herstellung keine so große Übung und Eıfah-
rung des: Montagepersonals erfordert.
Ganz besondere Beachtung verdienen die
Verbindungsstellen des Aluminiums, da es bei
der bekannten Weichheit die wenig angenehme
Eigenschaft besitzt, daß.es eine sehr geringe
Elastizitätsgrenze hat, wie: dies auch Herr Dr.
FISCHINGER erwähnt. Die Folge davon ist, daß
man eine Klemme, nachdem man sie ange- _
zogen hat, nach einiger Zeit wieder fester an-
zithen kann‘ Um diesen Übelstand zu be-
heben, hat man vielfach die Verbindung durch
zwei Klemmen hergestellt. Hierdurch erfolgt
der Stromübergang an der Verbindungsstelle
254
Elektrotechnische Zeitschritt. 1920, Helft 13.
/
1. April 1920.
auf zwei Stellen und die Stromdichte wird an
jeder Übergangsstelle reduziert. Eine derartige
Verbindungsstelle beseitigt aber nieht den Übel-
stand, daß an diesen beiden Klemmen die
Elastizitätsgrenze je für sich wieder über-
schritten wird und sich mit der Zeiteine Locke-
rung der Klemme und somit eine Stromunter-
brechung mit Funkenbildung einstellt, was
schließlich zu einem Abbrennen des Drahtes
führt. Die Bestätigung für diese Ausführungen
waren die Meldungen, daß das Licht flackere
‚und daß es beim nächsten Sturm, wenn der
Übelstand nicht beseitigt wird, überhaupt nicht
mehr brenne, da nämlich dann der Draht am
Boden liege. Um diesem Übelstand zu begeg-
nen, mußten die Aluminium-Hausanschlußlei-
tungen gegen solche von Eisen ausgewechselt
werden.
Das Aluminium hat außerdem die Nei-
gung, an der Oberfläche ein erdiges Oxyd zu
bilden, welches einen sehr hohen Widerstand
hat und die zuverlässige Klemmverbindung be-
einträchtigt.
Um für den Betrieb einwandfrei verlegtes
Aluminium- zu erhalten, ist eine besonders
zuverlässige Montage notwendig. Es
sind also, was eigentlich selbstverständlich ist,
beim Auslegen des Aluminiums Holzrollen zu
verwenden, um von vornherein Abschabungen
und Schwächungen der Aluminiumseile zu ver-
meiden. Vielfach wird auch bei dem jetzt un-
zeübten Personal das Aluminium nicht auf der
Trommel abgerollt, sondern abgeschlungen, so
daß sich sogenannte Schlingstellen bilden, die
aufgewickelt späterhin unweigerlich zu Störun-
sen Anlaß geben.
Auch sonst sind bei der Montage noch be-
sondere Gesichtspunkte zu beachten und ist
den Elektrizitätswerken zu empfehlen, Alumi-
niumleitungen nur von solchen Firmen aus-
führen zu lassen, die für erfahrenes Perso-
nal und zuverlässige Beaufsichtigung
gutsagen können.
Besonderer Wert wäre auch darauf zu
legen, durch entsprechende Legierung, wie
schon von Herrn Dr. FISCHINGER erwähnt, eine
größere Elastizitätsgrenze sowohl hinsichtlich
Pressung als auch Biegung zu erzielen, und
die Aluminium fabrizierenden Werke müßten
hierauf hingewiesen werden. Bei isolierter Alu-
miniumleitung von etwa 2,5 oder 4 mm? habe
ich übrigens teilweise eine erstaunliche Bie-
gungsfestigkeit vorgefunden. Demnach scheint
es, als wenn die Industrie diesbezüglich schon
Fortschritte gemacht hat. Dies dürfte für
unsere Aluminiumindustrie ‘von großer Wich-
tigkeit sein, denn auf Grund der besseren Er-
fahrung der deutschen Fabriken dürften die
deutschen Erzeugnisse bei Preiswürdigkeit
guten Absatz nach dem Ausland finden.
Es erscheint zweckmäßig, wenn über die
Verwendung von Aluminium speziell für Lei-
tungsbau eine allgemeine Aussprache gelegent-
lich einer Zusammenkunft stattfinden würde.
%s hat keinen Zweck, Mängel miteinem Schleier
zuzudecken, und ich bin der Überzeugung, daß
sich. Mittel und Wege finden lassen werden,
durch Zusammenarbeiten der fabrizierenden
und verbrauchenden Faktoren ein geeignetes
Material herzustellen.
L. Mich. Cohn, Berlin-Friedenau (6. X.
1919): Am Schlusse seiner Arbeitin der „ETZ‘“
1919, S. 394, sagt Herr Dr.=Sng. FISCHINGER:
„Es müßte für die Metallurgie eine dankbare.
Aufgabe sein, das Reinaluminium durch Legie-
rung in seiner Härte und Elastizität zu ver-
bessern, selbst wenn dadurch die Leitfähigkeit
eine nicht unerhebliche Einbuße erlitte“. Ich
gestatte mir, darauf hinzuweisen, daß eine
solche Legierung in dem Duralumin (D.R.P.
244 554) bereits seit dem Jahre 1911 sich am
deutschen Markte befindet. Es wird bei der
Dürener Metallwerke A.G. Düren in Rheinland
gefertigt. Eingehende Veröffentlichungen hier-
über, gerade im Hinblick auf dessen Verwen-
dung für Freileitungen, habe ich in ‚„Elektro-
techn. u. Maschinenb.‘‘ 1911 Heft 39/40, er-
scheinen lassen. Es ist vielleicht erklärlich,
daß dem Verfasser dieses Metall nicht aufge-
stoßen ist, weil es während des Krieges fast
ausschließlich für Heereszwecke Verwendung
gefunden hat, u. zw. in einem so großen Maß-
stabe, daß zeitweilig die Lizenzinhaberin den
zuständigen Reichsämtern die Erlaubnis ge-
geben hat, es auch vorübergehend bei der Karl
Berg A. G., Eveking, fertigen zu lassen, die, da
Duralumin ein Schutzwort ist, es mit „Berg-
metall‘“ bezeichnet hatte. Nicht nur im deut-
schen Heere, sondern auch in den Luftflotten
der Entente hat das Duralumin mit großem
Srfolge Anwendung gefunden, u. zw. auch in
Form von Drähten, die sehr hohen Bean-
spruchungen ausgesetzt waren. Bekanntlich
verdankt das Duralumin seine hohe Festigkeit
bei gleichzeitig verhältnismäßig hoher Deh-
nung einem Veredlungsverfahren. Außerdem
gibt das Veredlungsverfahren dem Duralumin
seine Beständigkeit, die es besonders vor Rein-
aluminium und den übrigen Legierungen aus-
zeichnet. In veredeltem Zustande erreicht
man Festigkeiten von 42 kg bei etwa 20%
Dehnung und einer Oberflächenhärte, die der-
jenigen von hartgewalzten Kupferstreifen noch
überlegen ist. Durch Kaltbearbeitung können
Festigkeit und Härte auf Kosten der Dehnung
noch erhöht werden. Da für Freileitungen so
hohe Dehnungen wie die des veredelten Duralu-
mins nicht benötigt werden und auch nicht zu-
träglich sein dürften, habe ich seinerzeit eine
Legierung und Härte von 53 kg bei etwa 5%
Dehnung den Betrachtungen in meiner oben
genannten Veröffentlichung zugrunde gelegt.
An Hand der in der „ETZ‘“ 1910, 5. 1107 von
W. v. Möllendorf in seiner Arbeit ‚Metalle
für Freileitungen‘“ aufgestellten Formeln und
Zahlen hat die Einreihung des Duralumins er-
geben, daß es in mechanischer Hinsicht mit
dem Stahl gleichwertig an erster Stelle steht
und daß nur die teuersten Bronzen ihm nahe
kommen. Ich bin der Ansicht, daß man, bei
Verwendung des Duralumins Aluminium-Eisen -
und . Aluminium-Stahlseile völlig. entbehren
kann und daß es auch für Mittelspannungen
und Verteilungsspannungen in mäßigen Ab-
ständen auf Holzmasten wirtschaftlich ist.
Vor allen Dingen sind Brüche an den Aufhänge-
punkten nicht zu erwarten und bei der Verwen-
dung für Weitspannungen werden sich die Ver-
bindungselemente billiger und einfacher her-
stellen lassen als bei Aluminium-Eisen- und
Aluminium-Stahl-Seilen. Bei Weitspannungen
werden auch die Mastenabstände infolge des
geringeren Gewichtes und der geringeren Quer-
schnitte größere sein dürfen, mithin die An-
lagekosten geringer sein.
Ich möchte noch auf die Erfahrungen bin-
weisen, die man mit Reinaluminium und be-
sonders mit Aluminiumlegierungen mit Zinn
oder Zinkzusatz bezüglich ihrer Unbeständig-
keit gemacht hat. Es hat sich gezeigt, daß auf
Strecken, auf denen das Aluminium Fluß-
läufen folgte, auf denen esalso häufig dem Wech-
sel von Feuchtigkeit und Trockenheit ausge-
setzt ist, sehr oft zu Brüchen neigte, scheinbar
ohne jede äußere Ursache. Ich möchte in der
Beziehung auf meine Veröffentlichung in ‚„Elek-
trotechn. u. Maschinenb.‘‘ 1913, Heft 20 hinwei-
sen, in der ich unter dem Titel ‚„‚Änderung der
physikalischen Eigenschaften des Aluminiums
und dessen Legierungen unter besonderer Be-
rücksichtigung des Duralumins‘“ gerade diese
Fälle behandelt habe. Es ist dort gezeigt, daß
bei Duralumin derartige Vorkommnisse nicht zu
befürchten sind. Die Erfahrung mit Duralu-
mindrähten während des Krieges an Luft-
schiffen und Flugzeugen hat dieses "bestätigt.
Wilh. Prehm,. Chemnitz (17. X. 1919):
Gelegentlich seiner Betrachtungen über Alu-
minium-Eisen- und Aluminium -Stahl- Seile,
als Materialfür Hochspannungs-Freileitungen im
Weitspannsystem, „ETZ' 1919, S. 393 u. f.,
stellt Herr Dr. E.G. FISCHINGER die Frage nach
der Bewährung von Reinaluminium als Frei-
leitungsmaterial zur Diskussion und bemerkt,
daß nach Berichten, die ihm zugegangen sind,
sich Reinaluminiumleitungen, trotz aller bisher
vorgeschlagenen Verbesserungen, nicht bewährt
haben. Er warnt vor der Verwendung von
Reinaluminium als Freileitungsmaterial und
strebt eine Besserung der bisher bekannt ge-
wordenen wenig guten Erfahrungen mit diesem
Leitungsmaterjal dureh Legierungen an.
Die bisher bekannt gewordenen Erfahrun-
gen und Urteile sind summarische, d.h. die Ur-
teile umfassen die mit der Anlage gemachten
Erfahrungen und nicht die mit dem Aluminium
gemachten. Das ist erklärlich, weil die Urteile
fast ausnahmslos subjektiv sind. Die einen
scheuen sich, zu bekennen, daß die von ihnen
gebaute oder unter ihrer Aufsicht gebaute An-
lage eine Menge Fehler aufweist und deshalb
Störungen und Scehberereien auftreten und be-
haupten kurzerhand, das Aluminium bewährt
sich oder auch, es bewährt sich nicht. Die an-
deren (Betriebsleiter) sind verärgert, daß sie
aus den Störungen nicht herauskommen, und
obwohl sie überzeugt sind, daß der Aufbau der
Anlage mit der Eigenart des Materials nicht in
‚Einklang steht, geben kurzerhand dem Alu-
minium ein vernichtendes Urteil, da dieses ja
an den ganzen Unannehmlichkeiten auch tat-
sächlich die Schuld trägt.
Das. Urteil der an der Lieferung von Alu-
minium interessierten Kreise wird selbstver-
ständlich immer zugunsten des Aluminiums aus-
fallen, muß jedoch, für die objektive Beurtei-
lung der Bewährung dieses Materials, ausschei-
den.
Die vor einer Reihe von Jahren gemachten
schlechten Erfahrungen mit Aluminiumleitun-
gen (die Leitungen wurden gegen Kupfer ausge-
tauscht) waren darauf zurückzufühıen, daß für
die Leitungen Massivaluminium verwendet
wurde, Diese wenig guten Erfahrungen schufen
eine starke Voreingenommenbeit gegen die Ver-
wendung des Aluminiums als Leitungsmaterial,
obwohl man auf Grund dieser Erfahrungen dazu
überging, verseilte Leitungen zu verwenden.
Der verstorbene ProfessorWilhelm KÜBLER
setzte die Verwendung von Aluminium in gro-
ßem Maßstabe für Hochspannungs-Freileitun-
sen beim Bau einer der größten Überlandzen-
tralen durch, obwohl ein abschließendes Urteil
über die Verwendung dieses Materials nicht vor-
lag und auch keinerlei Erfahrungen bezüglich
der Verlegung und der Anpassung der ganzen
Anlage an die Eigenart dieses Materials exi-
stierten. ;
Der Betrieb dieser etwa 1400 km Alumi-.
niumleitungen umfassenden, durch ebenes und
hügeliges Gelände gehenden Anlage wurde
Herbst 1912 aufgenommen.
Die Erfahrungen in einer Anlage in diesen
Umfange an Hand der Störungsstatistik objek-
tiv betrachtet, dürften ein einigermaßen zu-
treffendes Bild darüber ergeben, ob das Alumi-
nium als Freileitungsmaterial geeignet ist oder
nicht.
Ich sage ausdrücklich : ein einigermaßen
zutreffendes Bild‘, weil ich zu einem für Dritte
absolut klaren Bilde eine Beschreibung der gan-
zen Anläge und der Entstehungsgeschichte der
Anlage sowie eine Aufzählung der ganzen in der
Anlage gemachten Betriebserfahrungen geben
müßte, weil die Störungserscheinungen vielfach
ineinandergreifen bzw. miteinander in Zu-
sammenhang stehen. Dies würde aber über den
Rahmen dieser Ausführungen hinausgehen, und
ich muß deshalb in gewisser Beziehung eben-
falls summarisch verfahren, indem ich die Lei-
tungsstörungen als solche aus dem Ganzen her-
ausgreife und gewisse Mängel der Anlage als
bekannt voraussetze.
Die hauptsächlichsten Daten der Anlage
sind:
Spannung 15 000 V, Stützpunktentfernung
im Durehsebnitt 60 m, Phasenabstand 900 mm,
verwendete Isolatoren J 1384 bzw. B 905.
Die Störungsstatistik weist für den Zeit-
raum von 3 aufeinander folgenden Betriebs-
jahren aus:
341 Drahtbrüche.
Diese sind hervorgerufen:
1. Bei 39 durch Eng mit Erdungsbü-
geln,
2..,=.82 ,„, ‚Liehtbogenbildung- zwischen
Leitung und Isolatorenträ-
serdurch Vögel. Davon ent-
fallen auf:
Stareär ee
Brulene se
Kräbens na
Mäusebussaide. 1
Sperber. ww zer
3..,5°.2°% 5»... Biehhörnchen (BLichtbögen
zwischen Leitung und Isola-
torträger),
Berühren mit Fangbügeln,
Verwendung ungeeigneter’
Klemmen,
defektgewordene Jrolatoren,
».. /usammenschlagen der Lei-
tungen unter sich und mit
dem Blitzschutzseil,
ungeeignete Bunde,
9:35,76... vom Sturm umgesturzte
Bäume,
1025, u) R Baumäste,
0% 3. ,„, umgestürzte Masten,
12: „5 „ „alte Brandstellen (Erdungs-
bügelberührung),
lan wl2.., detekte. Stelle im, Dei
er | Nu Bielasıh
De in die. Leitung getriebene
Heubündel,
16. :; 1. ,„ . Unvorsichtigkeit bei Netzar-
2 beiten, i j
17. ,,.:1° „, Böswilligkeit.(in die Leitung
seworfener Draht),
18. ,„, . 1°, .Auffallen des” Blitzschutz-
seiles infolge gebrochenen
Konusverbinders auf die Lei-
tung, :
„ Sturm und nicht ohne weite-
res feststellbare Ursachen.
Die ganze Aufstellung ergibt, flüchtig be-
trachtet, kein ermunterndes Bild für die Ver-
wendung von Aluminium als Hochspannungs-
Freileitungsmaterial. Betrachten wir die Auf-
stellung einmal näher, so erkennen wir, daß eine
große Anzahl der Drahtbrüche durch entspre-
chenden Bau der Anlage sich hätte von voın-
herein vermeiden lassen. Vermieden werden
konnten und können beim Bau neuer Anlagen
die Defekte der Positionen; 1, 2, 3, 4, 5, 7, 8, 10,
LOST
12, 16. Die Position 6(Drahtbruch durch defekt
gewordene Isolatoren) stellt ein besonderes Ka-
pitel dar, auf welches ich zu gegebener Zeit evtl.
noch besonders eingehen werde. Auch die De-
fekte dieser Position lassen sich vermeiden. Im
übrigen aber gehen bei Isolatorendefekten auch
”.
1. April 1920.
Kupferleitungen zu Bruch, wenn auch nicht im
gleichen Verhältnis wie bei Aluminiumleitun-
gen. Hier spielt der niedrige Schmelzpunkt des
Aluminiums eine Rolle, der von Fr. SCHMIDT
in der Diskussion auf 8. 530 der „ETZ‘‘ 1919
als besonderer Mangel hervorgehoben wird.
Als Mangel tritt der niedrige Schmelz-
punkt des Aluminiums aber nur in die Erschei-
nung, wenn durch den ganzen Aufbau der An-
lage und die Wahl für die Verlegung von Alu-
minium nicht geeigneter Anlagenteile die Mög-
liehkeit von Liehtbogenbildungen gegeben ist.
An den Drahtbrüchen dieser Position ist
also nicht das Material des Stromleiters schuld,
sondern der Aufbau der übrigen Anlage. Bei
der Position 11 (umgestürzte Masten) scheidet
das Material des Stromleiters aus, da auch an-
dere Leitungsmaterialien durch den bierbei
gegebenenfalles entstehenden Kurzschluß den
Dienst versagt hätten.
Position 13 (defekte Stelle im Seil) ist auf
Nachlässigkeit bei der Montage zurückzuführen
(Würgstelle). Ich stelle dieser Position einen
eleichen Fall der in Kupfer ausgeführten
60 000 V-Anlage zur Seite, wo durch nachlässige
Behandlung der Leitung bei der Montage sich
ein gleicher Febler eingeschlichen hatte und die
Leitung später mitten im Felde brach.
Position 14 (Eislast) und Position 15 (in die
Leitung getriebene Heubündel) werden. mit Po-
sition 19 zusammen behändelt.
Position 16 (Unvorsiehtigkeit bei Netzar-
beiten) ist einesteils vermeidbar, andernteils
nicht auf das Konto des Materials zu setzen.
Position 17 (böswillig in die Leitung gewor-
fener Draht). Hier kann dem Leitungsmaterial
keine Schuld beigemessen-werden, es sei denn,
daß man den niedrigen Schmelzpunkt des Alu-
miniums ins Feld führt. Aber je nach den Um-
ständen würde auch anderes Leitungsmaterial
durehgeschmort sein. i
Das Gleiche gilt von Position 18 (Auffallen
des Blitzsehutzseiles infolge gebrochenen Ko-
nusverbinders auf die Leitung). Rn
Von den insgesamt verzeichneten 341
Drahtbrüchen fallen also einstweilen lediglich
die der Position 14 (Eislast), Position 15 (in die
Leitung getriebene Heubündel) und Positien 19
(Sturm und nicht feststellbare Ursachen), zu-
sammen 51 Drahtbrüche, dem Leitungsmaterial
zur Last, während die übrigen auf den Aufbau
der sonstigen Anlage usw. entfallen.
Die vom verstorbenen Herın Professor
KÜBLER, Herrn Dr. COHN gegenüber gemachte
Äußerung, daß die Monteure aus alter Gewohn-
heit die Aluminiumleitung ebenso zu behandeln
pflegen wie Kupferleitungen,.obne sich um die
besonderen Eigenschaften des Aluminiums, die
bei der Verlegung genau berücksichtigt werden
müssen, zu kümmern (vergl. Diskussion S. 530
der „ETZ‘“ 1919), findet durch obige Be-
triebserfahrungen keine Bestätigung, bzw.
ein Schaden durch die Nachlässigkeit der Mon-
teure ist nur in verschwindendem Maße in die
Erscheinung getreten.
Die Äußerung des Herrn Professor KÜBLER
kann ich jedoch aus eigener Erfahrung vollauf
bestätigen. Da das Aluminium infolge des ge-
ringeren Gewichtes sich besser handhaben läßt,
machen es sich die Monteure bei der Auslegung,
Auflegung auf die Stützpunkte und beim Ab-
spannen so bequem wie möglich, indem sie nach
der Methode der Kupferverlegung arbeiten.
Dieses zu beobachten hatte ich leider sehr oft,
fast täglich, Gelegenheit. (Die Schuld liegt hier
fast ausnahmslos bei den örtlichen Montage-
leitungen.)
Wenn trotz der unsachgemäßen Behand-
lung des Materials bei der Verlegung sich kaum
merkliche Mißstände im späteren Betriebe her-
ausstellten, so ist dies ein Faktor, der nur zu-
gunsten des Aluminiums spricht.
Die für die Betrachtung übriggebliebenen
51 Drahtbrüche erscheinen unter Berücksichti-
gung der unsachgemäßen Behandlung des Ma-
terials beider Montage bereitsin einem milderen
Lichte. Es soll aber dieser Punkt einstweilen
ganz außer acht gelassen werden. z
Die Beurteilung der noch zur Diskussion
stehenden 51 Drahtbrüche erhält ein ganz an-
deres Kolorit, wenn man berücksichtigt, daß
während der Zeit, da die Drahtbrüche eintraten,
insgesamt 284 Isolatorendefekte zu verzeichnen
waren, ohne daß hierbei der Draht brach oder
abschmorte. Bei diesen Isolatorendefekten ist
es ohne Lichtbogenbildung natürlich nicht ab-
gegangen, und wenn die Leitungen bei der
Lichtbogenbildung nieht zu Bruch gingen, so
ist doch mit: Sicherheit anzunehmen, daß das
Materialhöheren Temperaturen ausgesetzt war,
bei denen zweifellos eine Strukturveränderung
eintreten konnte. Mit Sicherheit ist auch anzu-
nehmen, daß das Leitungsmaterial bei den Iso-
latorendefekten durch Schmorstellen angegrif-
fen’ wurde, daß aber der Monteur, welcher den
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Isolator auszuwechseln hatte, aus Bequemlich-
keit und zur Zeitersparnis die Auswechselung
der angeschmorten Leitung unterließ, weil ja
derartige Auswechselungen für den Monteur
nieht zu den Annehmlichkeiten gehören, und
einen entsprechenden Bericht über wahrgenom-
mene Leitungsverletzungen aus begreiflichen
Gründen der vorgesetzten Dienststelle nicht
erstattete. Die in Frage stehenden 51 Draht-
brüche lassen sich zwanglos bereits hieraus der-
gestalt erklären, daß die bereits angegrilfene
Leitungstärkeren Beanspruchungen nicht mehr
standbalten konnte.
Für die Beurteilung der einstweilen auf
dem Konto des Aluminiums stehenden Defekte
darf auch nieht außer acht gelassen werden, daß
während des gleichen Zeitraumes, in dem die
Drahtbrüche auftraten, 165 an Ort und Stelle
festgestellte Erd- bzw. Kurzschlüsse zu ver-
zeichnen waren, bei denen jedoch ein Leitungs-
bruch nicht emtrat.
Diese verteilen sich wie folgt:
1. 63 auf gelöste bzw. gerissene und ungeeig-
nete Bunde. Die Leitung war vom
Isolatorabgerutscht und lagaufdem
Isolatorenträger auf.
gelöste Klemmen.
verdrehte Erdungsbügel. Die Er-
dungsbügellagen an der Leitung an.
om
ei
-I
m
4.11 , gelockerte und verdrehteFangbügel.
Die Fangbügel hatten Kontakt mit
der Leitung.
5.22 ,„ Zusammenschlagen der Leitungen
untersich bzw. mit dem Blitzschutz-
seil. Die Leitungen waren unter sich
bzw. mit dem Blitzschutzseil zu-
sammengeschmort.
6.18 ,‚,, eingetriebene bzw. anliesende Baum-
äste und umgestürzte Bäume.
7. 1 , in der Leitung hängenden Vogel.
8. 1 ,, in der Leitung hängende Krähe.
9. 1 , inder Leitung hängenden Hanster.
10, 2 , in der Leitung hängenden Stock.
ll. 1 ,, indes Leitung hängendes Eichhörn-
chen.
oe 1 2 Umtarllr
13. 1,, in die Leitung gefallenes Blitz-
schutzseil.
14. 7 , angeschmorte Bunde, vermutlich
Vogelüberbrückungen.
verbrannte bruchsichere Aufhän-
sungen (desgl.). j
16. 1- „. Montagefehler.
17. 1 ,, aufgegangener Bund. Der Binde-
draht vermittelte den Kontakt zwi-
schen Leitung und Isolatorenträger ;
18. 3 .„ Verdrehen von Leitungsmasten.
19. 2 ,„ Berührung mit dem Prelldraht.
20. 1 ,„ Berührung mit einem gerissenen
Anker.
2122 125 Mastumsturz.
22. 1 ,„ Böswilligkeit (Kurzschluß).
Bei allen diesen Erd- bzw. Kurzschlüssen
sind mehr oder,weniger starke Beschädigungen
des Leitungsmaterials an der Berührungsstelle
aufgetreten, zum mindesten jedoch hohe Er-
wärmungen, die nicht immer obne Einfluß auf
die Haltbarkeit der Leitung bleiben konnten.
In 5 Fällen konnte auch. einwandfrei fest-
gestellt werden, daß der Drahtbruch auf alte
Brandstellen zurückzuführen ist (Position 12
der Drahtbrüche). In vielen Fällen war es je-
doch ausgeschlossen, die Bruchursache festzu-
stellen, da die Leitungsenden auf dem Erdboden
lagen und bier infolge des Stromdurehganges
mit der Erdkrume bzw. mit der Grasnarbe ver-
schmolzen waren.
Es ist jedoch außer allem Zweifel, daß die
Defekte der Position 19 der Drahtbrüche von
früheren Beschädigungen bei Ku1z- und Erd-
schlüssen herrühren.
Die Defekte der Position 14 (Eislast) und
I5 (in die Leitung getriebene Heubündel) sind
zweifellos Folgeerscheinungen von früherem
Zusammenschlagen der Leitungen unter sich
bzw. mit dem Blitzschutzseil und der hierbei
‘entstandenen Beschädigungen des Materials.
Bei der hohen Beanspruchung der Leitungen
durch die Eislast bzw. der erhöhten Beanspru-
chung dureh den Winddruck bei aufliegendem
Heubündel sind die Leitungen an den ge-
schwächten Stellen gerissen. Daß die Leitungen
durch Debnung langsam gerissen sind, Zeigen
die meinerseits gemachten photographischen
Aufnahmen. (Da das derzeitig für die „ETZ“
verwendete Papier eine genaue Wiedergabe der
Feinheiten der Bilder nicht gestattet, muß ich
mir die Wiedergabe dieser Aufnahmen an dieser
Stelle versagen.)
Es können also getrost auch diefraglichen
51 Drahtbrüche vom Konto des Aluminiums ab-
gesetzt und auf das Konto des allgemeinen An-
lagenaufbaues gesetzt werden, besonders wenn
ich weiter daraus hinweise, daß beispielsweise
in einem halben Jahre (bei 15 abzweigenden
Fernstromkreisen) 1085 Schalterauslösungen
Helt 13.
2565
zu verzeichnen waren, die ja schließlich durelı
irgend einen Vorgang im Netz hervorgerufen
sein müssen. Diese Auslösungen sind, soweit sie
nicht auf oben angeführte Defektsursachen zu-
rückzuführen waren, durch kurzzeitige Erd-
und Kurzsehlüsse (Vogelüberbrückungen und
Zusammenschwingen der Leitungen, obne an-
einander kleben zu bleiben) bewirkt. Die bier-
bei entstandenen Leitungsbeschädigungen blie-
ben so lange verborgen, bis durch zweite Ur-
‘sachen die Katastrophe ausgelöst wurde. Wann
diese zweite Ursache in die Erscheinung tritt,
stebt im Schicksalsbuche des betreffenden Be-
triebsleiters.
Da auch diese letzten Drahtbrüche dem
Aluminium nicht zurLast gelegt werden können,
bleibt für dieses Material kein Belastungspunkt
mehr übrig und essollauch zugunsten des Rein-
aluminiums nicht verbehlt werden, daß nach
Herrn Professor KÜBLERs und meinen eigenen
Beobachtungen über die Behandlung des Ma-
terials bei der Montage mit Schäden, die auf
diese unsachgemäße Behandlung zurückzufüh-
ren sein würden, ‚gerechnet werden mubte.
Wenn diese Meinung sich zu einer Täuschung
ausgewachsen hat, so ist dies ein Grund mehr,
die Voreingenommenheit gegen die Verwendung
des Aluminiums abzustreifen.
Es mag paradox klingen, wenn ich
mein Urteil dahin zusammenfasse, dab
ich auf Grund der unangenehmen Er-
fahrungen, die ich mit einem der größ-
ten Hocehspannungs-Aluminiumnetze
semacht habe, die Meinung vertrete,
daß Reinaluminium (verseilt) sich sehr
wohl als Leitungsmaterial eignet und
zu Störungen keine Veranlassung gibt,
wenn der allgemeine Aufbau des Netzes
der Eigenart des Materials entspre-
chend und unter Beachtung der .ge-
machtew Erfahrungen geschieht.
Von der Verwendung von Legierungen, die
Herr Dr. E.G. FISCHINGER anstrebt, möchte ich
abraten, da Legierungen (ganz allgemein), wie
die Erfahrung gezeigt hat, bei Hochspannung
zu molekularen Umlagerungen neigen (Messing).
Aluminiumlegierungen neigen stärker zu Korro-
sionen wie Reinaluminium, besonders bei Be-
rührung mit anderen Metallen.
Mit Reinaluminium liegen teuer bezahlte
Erfahrungen vor, bei der Verwendung von Le-
gierungen müßten sie erst gesammelt werden,
was unter den heutigen Verhältnissen nur unter
schweren Opfern möglich wäre.
©. Feußner. Berlin (18. X. 1919): Aus
der Veröffentlichung des Herrn Dr.=- Sg.
FISCHINGER („ETZ“, S. 393) und den anschlie-
ßenden Veröffentlichungen („ETZ“, S. 529)
der Herren KRUMBIEGEL, COHN und: SCHMIDT
läßt sich meines Erachtens ein klares Bild noch
nicht gewinnen. Bei der Wichtigkeit der Frage
‘sei auf folgende Gesiehtspunkte aufmerksam
gemacht:
Das bisber als sogenanntes Reinaluminium
bezeichnete Material besaß fast stets noch einen
so großen Verunreinigungsgehalt, daß es als
„rein“nursehr bedingt bezeichnet werden kann.
Bei solehem Material spielt aber die Vorge-
schichte eine wesentliche Rolle. Wenn befrie-
digende Ergebnisse bisher nur stellenweise er-
zielt wurden, so dürften sie im wesentlichen in
der verschiedenen Vorbehandlung ihren Grund
haben. Es wäre falsch, deshalb schon jetzt ein
endgültiges Urteil fällen zu wollen. Bei Legie-
rungen — und um eine solche handeit es sich
bei dem sogenannten Reinalumininm eigentlich
auch — können vor allem zwei Ursachen un-
günstig wirken:
1. Die Legierung befindet sich noch in
einem instabilen Zustand, es tritt allmähliche
Entmischung ein. ein Fall, der z. B. bei Al-
Zn-Legierungen oft vorliegt.
2. Das Metall wird allmählich grobkör-
niger, es „rekristallisiert‘“.
Beides bewirkt eine wesentliche Herab-
setzung der mechanischen Festigkeit, letzteres
kann auch bei reinen Metallen stattfinden.
Es wäre deshalb zu begrüßen, wenn die Er-
gebnisse bekannt würden nieht nur mit allge-
meinen Angaben über Zusammensetzung und
Behandlung, sondern möglichst auch die Vor-
geschichte. Zur beschleunigten endgültigen
Klarstellung der Frage würde es sich sogar emp-
fehlen, durch metallograpbische Untersuchung
der defekten Stellen die eigentlichen Gründe des
Versagens aufzuklären.
Schlußwort von Dr. E. G. Fischinger, Dres-
den (22. IX. 19): Aus vorstehenden Zuschriften
geht mit Sicherheit das eine hervor, dab Rein-
aluminiumleitungen unter 35 mm? Quer-
schnitt sich nicht bewährten. Das ist doch sehon
eine sehr wertvolle Erfahrung. Sie hat auch
bereits in der Abänderung der Normalien für
Freileitungen vom 17. Juni 1917, veröffent-
‘2586
licht in der „ETZ.“ 1917, S: 339, ihren Aus-
druck gefunden.
Ich habe in meinem Aufsatz gesagt, daß
es bei dickeren Alu-Leitern nur länger dauert,
bis sie brechen, und stütze mich dabei auf Vor-
gänge auf anderen Gebieten: Als mir Mitte
der achtzehnhundertneunziger Jahre bei elek-
trischen Straßenbahn- Triebwagen, die über die
großen Schienenlücken von Hauptbahnen
kreuzen mußten, die Martinstahlachsen bra-
chen, machte ich sie immer dicker, sie brachen
aber trotzdem immer wieder, nur dauerte es
länger. Bei 60 Achsen konnte ich den gelau-
fenen Kilometerzahlen nach.fast den Tag vor-
ausberechnen, wann die nächste Achse bre-
chen werde, . Nachdem ich Nickelstahlachsen
vom ursprünglich kleineren Durchmesser ein-
setzen ließ, hatte das Achsenbrechen dauernd
ein Ende. Der Märtinstahl hatte mit dem
teinaluminium damals das gemeinsam, daß
er zu weich war. Das Material ist durch die ge-
ringfügigen Biegungen. ermüdet worden und
kam zum Bruch. ’
Die älteren Dynamomaschinen-Konstruk-
teure werden sich mit mir erinnern, daß die
weichen Kupferverbindungsdrähte und Kol-
lektorfahnen bei Dynamoankern durch Er-
müdung brachen, bis man hartgezogenes Kup-
fer verwendete. Reinaluminium läßt sich aber
durch Ziehen in der Härte nicht verbessern,
ohne brüchig zu werden. . '
Herr KORFF bezeichnet die Verwendung
der geringen Aluminiumquerschnitte im Grö-
baer Verband als einen schweren Baufehler.
Ein schwerer Baufehler kann aber nur dem
zur Last gelegt werden, der gegen allgemein
anerkannte Bauregeln verstößt. Zur Zeit des
Baues des Gröbaer Leitungsnetzes lagen über
Reinaluminiumleitungen noch so wenig Er-
fahrungen vor, daß man von Bauregeln nicht
gut sprechen konnte; deshalb kann man ernst-
lich dem Erbauer keinen Vorwurf machen, der
doch nur bestrebt war, dem Aluminium mehr
Eingang zu verschaffen.
Die Mitteilungen über Duralumin des
Herrn L. Mich. COHN werden die Leser mit
Recht interessieren. Ich habe die Abhandlung
in „Elektrotechnik und: Maschinenbau‘ nach-
gelesen und daraus die Überzeugung gewonnen,
daß Duralumin für Freileitungen in der Festig-
keit und Dauerhaftigkeit gegen‘ Hartkupfer |
nichts zu wünschen übrig läßt. Nach L. Mich.
COHN ist der spezifische elektrische Widerstand
des vergüteten, harten, für Freileitungen in
Frage’ kommenden Duralumins, 2,85-mal so
hoch als bei Kupfer, also 0,0473.- Es dürfte
daher bei einem spezifischen Gewicht von 2,8
‚der Kilogrammpreis etwa 1,12-mal so teuer
sein als bei Kupfer, gleichen Leitungswider-
stand und gleiche Leitungsmaterialkosten vor-
ausgesetzt. Aus der Abhandlung L. Mich.
COHN‘s entnimmt man auch, daß die Bedenken
PREHM‘s wegen der befürchteten Umlagerung
bei Legierungen bei Duralumin nicht zu er-
warten sind. Meiner Meinung nach sind Le-
gierungen, bei denen Umlagerungen eintreten,
überhaupt schlechte Legierungen, die
uns nicht abhalten dürfen, weitere Versuche
mit Veredelung und Legierungen zu machen.
Darauf weist auch Herr FEUSSNER hin, und ich
kann seinen Hinweisen und besonders seinen
Vorschlägen, Drahtbruchstücke
phisch zu untersuchen, nur beitreten.
Zu einer sicheren Freileitungsanlage ist,
das dürfte nicht zu bestreiten sein, in aller-
erster Linie ein Drahtmaterial erforderlich,
welches dauernde mechanische Festigkeit ge-
währleistet, in zweiter Linie reichlich bemessene,
mechanisch genügend feste und haltbare Iso-
latoren, Die geradezu abschreckende Zahl der
Betriebsstörungen, über die HAMANN und
PREHM berichten, fordert gebieterisch, daß
Oberleitungen betriebssicherer als bisher ge-
baut werden müssen. Die Baufehler, die HA-
MANN erwähnt, sollten auch bei”Oberleitungen
aus Kupfer nicht gemacht werden.
Ich messe ebenso wie PREHM den Isola-
toren an den vielen Betriebsstörungen viel
Schuld bei. ‘Es ist aber doch leicht denkbar,
daß die Drahtbrüche, die PREHM auf ‘das
Schuldkonto der Isolatoren schreibt, auf das
Konto Aluminium geschrieben werden müssen.
Der Isolator kann zerspringen, weil beim vor-
ausgegangenen Bruch des Drahtes bei 15 000 V
ein starker Lichtbogen entstand, der ihn zer-
störte. Wenn ein Leitungsdraht wegen Er-
müdung bricht, so bricht: er stets an. oder in
der Nähe einer Befestigungsstelle, also am Iso-
lator, wo die Ermüdung durch Biegungen am
frühesten eintritt, daher leicht die Verwechs-
lung von Ursache und Wirkung. Man muß
aber daraus den richtigen Schluß folgern: man
darf keine Entschuldigung darin finden, wenn
der Leiter an der{vorher durch Ermüdung ge-
schwächten Stelle durch die besondere Bean-
spruchung, wie ‚durch Eis, Sturm usw., ge-
brochen ist, Herr PREHM hat nicht gesagt,
Elektrotechnische Zeitschrift.
metallogra-.
1920.
um welche Überlandzentrale es sich handelt;
da er „gewisse Mängel der Anlage‘ voraussetzt,
ergänze ich, daß es sich um die gleiche Über-
landzentrale handelt, von .der Herr KORFF in
‘seiner Zuschrift berichtet, also um Gröba.
Vernachlässigte | Kraftquellen.:)
Mein in der „ETZ“ 1919, S. 437, erschie-
nener Aufsatz hat mir eine ganze Reihe von
Zuschriften gebracht und einige Briefe an die
Schriftleitung. Inzwischen hat auch die Ver-
abschiedung ‘des Gesetzes über die Sozialisie-
rung der Elektrizitätswirtschaft die Angelegen-
heit der vernachlässigten Kraftquellen
auf eine neue, und wie ich meine, günstige
Grundlage gestellt. NEN
Zunächst hat Dr. E. Adler („ETZ“ 1920,
S. 156) mich falsch verstanden; ich habe nie-
mals etwa nur ausgebaute Wasserkräfte im
Auge gehabt, sondern ebenso auch die außer-
ordentlich zahlreichen noch ausbauwürdi-
gen und die unvollkommen ausgebauten
Wasserkräfte der deutschen Mittelgebirge.
Die Ansicht Adlers, Propaganda könne
genügend durch die bestehenden elektrotech-
nischen Firmen gemacht werden, ist m. E. ab-
wegig. Private Konzessionsvorteile sind in un-
serer heutigen Zeit nicht mehr zu erlangen; für
das zufließende Rohmaterial haben die Privat-
firmen. mehr als ausreichende Beschäftigung;
woher soll also der Anreiz für die Großfirmen
kommen, eine umfassende und teure Propa-
gandatätigkeit zu entfalten, von der sie keiner-
lei kaufmännische Vorteile haben? Es heißt
aber auch den sozialen Geist unserer Zeit für
die großen wirtschaftlichen Fragen verkennen,
wenn man heute noch so wichtige Fragen der
Allgemeinheit nur durch Privatfirmen regeln
lassen will.
Die angeführten amerikanischen Beispiele
sind für Mitteleuropa nur im beschränkten Um-
fange lehrreich. Zunächst wiegen bei uns für
die fraglichen Kraftquellen die niedrigen und
mittleren Gefällsstufen vor; sodann ist die.
Frage der Bedienung wegen der viel diehteren
Besiedelung unseres Landes anders und ein-
facher zu lösen, wobei ich übrigens darauf hin-
weise, daß eswohl zuerst ein deutscherIngenieur,
G. Klingenberg, gewesen ist, der schon vor
20 Jahren eine gut arbeitende Wasserkraftan-
lage mit einer wohldurchdachten Fernsteuerung
ohne Bedienung in Lothringen baute, die lange
Jahre. zur Zufriedenheit lief. Auch die in der
Tabelle Adlers angegebenen Ausnutzungs-
zahlen sind in unsern Gegenden überholt; wir
haben schon eine ganze Reihe von mittleren
Wasserkräften mit vielen Millionen Kilowatt-
stunden jährlicher Erzeugung als Nebenkräfte
im Sinne meines Aufsatzes an große Überland-
netze angeschlossen und ausgenutzt. Auf das
Beispiel des Elektrizitätswerks Straßburg i. E.
wies ich bereits in meinem ersten Aufsatz hin,
das schon 1917 mehrere Millionen Kilowatt-
stunden im Sinne meiner Vorschläge ausnutzte.
Trotzdem ist selbstverständlich ein Heranzie-
hen der amerikanischen Erfahrungen für uns
wichtig, wenn es mit der nötigen Kritik ge-
schieht. .
Uber die Gründung einer Studienge:
sellschaft habe ich eine Reihe von Zuschrif-
ten bekommen, die einige grundsätzliche Be-
merkungen erfordern. Ein einfacher Zusam-
menschluß privater Ingenieure wird keinen
großen Erfolg versprechen können, da ohne
Mitarbeit der einzelnen Staatsbehörden und:
ohne Bereitstellung erheblicher Mittel seitens
des Reichs heute nicht erfolgreich gearbeitet
werden kann.
Es handelt sich. zunächst um zwei grund-
legsende Dinge: einmal um die Schaffung eines
vernünftigen neuzeitlichen Wassergesetzes,
und dann um die Aufstellung eines wirtschaft-
lich und technisch’ gründlich durchgearbeite-
ten Wasserkraftkatasters. Für das erstere
besitzen wir etwas Mustergültiges in dem neuen
badischen Wassergesetz, für den Kataster eben-
falls außerordentlich wertvolle Arbeiten in den -
peinlich genauen württembergischen Aufnah-
men durch Oberbaurat Gugenhan.
Die an sich sehr wünschenswerte Schaf-
fung eines einheitlichen Reichswassergesetzes
ist heute bei der Überlastung der gesetzgeben-
den ‚Körperschaften unmöglich; möglich aber
ist die Schaffung. eines Reichsgrundge-
setzes für die Wasserwirtschaft,
nur eine sehr geringe Anzahl von Paragraphen
des badischen Weassergesetzes für das ganze
Reich zu übernehmen und die Einzelstaaten
zu verpflichten hat, ihre Wassergesetze diesem
Grundgesetz anzupassen. Über diese Frage
hat Dr. H. Selbach in Köln auf meine An-
regung hin verschiedene Aufsätze veröffentlicht,
nachdem ich mit ihm mehrere Wochen lang
h u \ I
) Vgl. „ETZ“ 1919, 8. 437, 502, 515, 573; 1920, 8. 11, 156.
das,
Het Bi
Br ae * er I Ye
1 3 Er D * R
L 2
- A % Au ANZ
1. April 1820.
alle. größeren deutschen Wassergesetze durch
gearbeitet hatte.
Träger der Idee der von mir angeregten
Studiengesellsehaft muß m. E. heute die gleiche _
Gruppe sein, welche die Großversorgung mit
x
Elektrizität für die einzelnen deutschen Wirt-
schaftsprovinzen durchführt.
u
‘Nehmen wir den mir’ am nächsten liegen-
den und am besten vorgearbeiteten Fall von
Südwestdeutschland, so wird voraussichtlich
dort: für die wirtschaftliche Einheit Baden,
Württemberg, Pfalz und Rheinhessen auf Grund
des Sozialisierungsgesetzes eine große Elektri-
zitätsversorgungs-Gesellschaft entstehen,
die -
von den Staaten, den Gemeinden, sonstigen
Körperschaften und privaten Interessenten
getragen ist. Im Gebiet dieser Gruppe werden
voraussichtlich in den. nächsten 10 Jahren
mehrere hunderttausend Pferdekräfte größere
und mittlere Wasserkräfte verfügbar, die z. T.
in günstiger Wechselwirkung sich gegenseitig
ergänzen (Oberrhein = weiße Kohle, Mittel-
gebirge = grüne Kohle). Dieses Gebiet wird
besonders im Herbst und Winter Kohlenener-
a sr
gie entweder von Norden .her einführen oder
im eigenen Gebiet erzeugen müssen, kann da-
gegen in den anderen Jahreszeiten wochen- und
monatelang große Wasserenergiemengen an die
nördlich und nordöstlich gelegenen Gebiete ab-
geben. Diese südwestdeutsche Gesellschaftmuß
nun umgehend vom Beginn ihrer Tätigkeit an
eine Abteilung für Wasserkraftausnutzung und
von dieser aus wieder zusammen -mit den
Staatsbehörden einen genauen Wasserkraft-
kataster schaffen.
Es bilden sich hierbei sehr
bald’ gewisse Normalien aus, die es erlauben, -
auf Grund: weniger vorausgehender Rechnun- _
gen die. aussichtsvollsten Wasserkräfte auszu-
scheiden und vorweg für Entwurf und Bau in
Angriff zu nehmen, EN
Außerordentlich wichtig ist für diese
Studiengruppe im Rahmen der Reichsgesell-
schaft die Vorbereitung der Bildung großer
Wassergenossenschaften für einzelne Flußge-
biete, welche die Fragen der Wasserkraft, der
IanüpEr non Laienen Wasserverwertung und
es
Körperschaft zusammenfassen,
wie das in
‚Preußen sowohl für Schlesien wie für West-
falen schon geschah, im Süden und Südwesten
aber noch gar nicht heimisch ist, obwohl auch
dort eine Reihe von Flüssen sich dafür eignet.
Hochwasserschutzes in eine gemeinsame
Die Hochwasserkatastrophe von Ende Dezem-
ber 1919 wird hoffentlich nach dieser Richtung
günstige Folgen haben. Das Gebiet der Schwarz ° 5
wald-Kinzig habe ich als Beispiel einigermaßen
durchgearbeitet, um die Wichtigkeit einer ein--
heitlichen Wasserwirtschaft auch für den Süd-
westen klarzulegen. Wenn ich mich in den vor-
stehenden Zeilen einer rein privaten Studien-
gesellschaft von 'Zivilingenieuren ‚gegenüber
einigermaßen ablehnend verhalte, so spreche
ich mich gleichzeitig nachdrücklich dagegen
aus, daß die von mir angeregte Lösung etwa
wieder zu einer rein staatlich - technischen Ein-
richtung führt, also in den neuen Blektrizitäts-
verbänden etwa die Vereinigung von Staats-
technikern der beteiligten Länder die von mir
angeregten Fragen behandelt.
. Das würde
durchaus nicht im Sinne meiner Vorschläge
sein und würde nach meiner Kenntnis der Ver-
hältnisse. die Angelegenheit außerordentlich
verschleppen. Die Elektrizitätsgruppen der
einzelnen Wirtschaftsprovinzen, die hoffent-
lich zwar im sozialen, aber auch im einwand-
frei kaufmännischen Geiste geführt werden,
N
müssen die Freiheit haben, die besten’ und er.
fahrensten Techniker an einen Tisch zu setzen,
gleichgültig woher sie zu bekommen sind.
Zum Schluß möchte ich noch auf die große
Schwierigkeit hinweisen, die gegenwärtig diesen
‘geplanten Wasserkraftbauten entgegensteht, -
das ist die vollkommene Unruhe und Gährung
in der Preisentwicklung der einzelnen Bauteile.
Der Hauptposten Erdarbeiten kostet heute
mehr als das Zehnfache des Friedenspreises;
für Beton und Eisenbeton liegen die Verhätt-
nisse ähnlich ungünstig. Konnte man im Früh- ”
jahr 1919 etwa mit einer vierfachen Über-
teuerung bauen, so’ fehlt gegenwärtig jede Über-
Een
sicht über die Höhe der Abrechnungssumme
eines Baues, der auch nur ein halbes Jahr Bau-
zeit erfordert.
Auf die bereits früher von mir
erwähnte Wichtigkeit einer geeigneten Maschine
für die Erdbewegung bei diesen mittleren Was- \
serkräften möchte ich nochmals hinweisen.
Wie großfaber auch immer die Schwie-
rigkeiten sind, die der möglichst vollkommenen
Ausnutzung der Wasserkräfte entgegenstehen,
sıe müssen überwunden werden, schon aus dem
Grunde, um unsere Volkswirtschaft von den
beiden Berufsständen der ' Bergarbeiter und
Eisenbahner und deren Launen unabhängiger
‚zu machen als bisher. k
„Zander.
2
. nik fortschreiten*muß. Die Vereinigun
1. April 1920.
Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heft 13.
257
LITERATUR.
Besprechungen.
Die K. B. Technische Hochschule in
München. Denkschrift zur Feier ihres
fünfzigjährigen Bestehens. Mit 94 Abb. und
48 Tafeln in Groß-Folio (40 x 52cm). Ver-
lag der F.Bruchmann A.G. München 1917.})
In einfacher Mappe 250 M, in schönem
Halbledereinband 450 M mit: 10% Teue-
rungszuschlag. Für gegenwärtige und frühere
Angehörige der Hochschule in beschränkter -
Anzahl zum Vorzugspreise von 200 M.
Die Technische Hochschule in München
macht baulich einen gegen andere Hochschulen
und Universitäten des Reiches sehr vorteilhaft
abstechenden geschlossenen Eindruck (Abb. 1).?)
"lLuisen-
ERROR
N
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Babelsber
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1 Hauptgebäude mit Architektür- und Bauingenieur-Ab-
teilung. }
2 Verwaltungsflügel. 5
3 Hörsäle.
4 Bücherei.
5 und 6 Maschineningenieur-Abteilung.
7 Elektroingenieur-Abteilung.
8 Elektrotechnischer Übungssaal.
9 Chemische Institute.
10 Desgl. Erweiterungsbau.
11: Zentraiversuchsstation.
12 Landwirtschaftliche Abteilung.
13 Hydraulisches Institut.
- 14 Kesselhaus.
15 Wärmekraftmaschinen.
16 Technische Physik. i
17 Flügeibau mit Allgemeiner und Architektur-Abteilung.
IMIMIINN Bauten vor 1910.
BERSBR Neu- und Umbauten 1910 bis 1916.
Abb. 1. Lageplan der Hochschule in München.
Bis auf wenige Privatgebäude in der nord-
westlichen‘ Ecke füllen ihre Gebäude den
ganzen, zwischen der Areis-, Gabelsberger-,
Luisen- und Theresienstraße gelegenen Block
aus. Die Gesamtanlage entstand in den Jahren
1866 bis zur Neuzeit. Die vorliegende Jubi-
“ Jäumsschrift befaßt sich indessen hauptsächlich
mit den in Abb. 1 durch Schwarzdruck hervor-
gehobenen großartigen Neubauten in der süd-
lichen Richtung des Komplexes. In einer Fin-
leitung werden die einzelnen Stockwerke der
Gesamtanlage sowie die Vogelschau über diese
dargestellt. Darauf folgen in 4 Abteilungen
die Einzelbeschreibungen, u. zw.: I. Die Zen-
trale für Heizung, Beleuchtung und Stromab-
gabe und das Laboratorium für Wärmekraft-
maschinen mit dem Prüfstand für Kraft-
'- wagen. II. Das hydraulische Institut. III. Das
Laboratorium für technische Ph ysik, das mecha-
nisch-technische Laboratorium und der Ein-
bau der Bibliothek. IV. Die Flügelbauten an
der Gabelsberger- und Luisenstraße, in denen
u. a. das ingenieur-wissenschaftliche Labora-
torium, das mathematische Institut, das tech-
nisch-wirtschaftliche Institut und die Baustoff-
sammlung sich befinden. .Es sind gewaltige
Hallenbauten, in denen die Laboratorien und
Versuchsanlagen untergebracht sind und .erst-
klassig sind deren Einrichtungen. >
Während die Zentrale für Heizung, Be-
leuchtung und Stromabgabe von vornherein
in einem solchen Ausmaß auszubauen war, daß
sie für absehbare Zeit den Bedarf der Hoch-
‚schule deckt, war dei dem beigeordneten La-
boratorium umgekehrt darauf Rücksicht zu
nehmen, daß ein solehes Institut mit der Tech-
von
Zentrale und Laboratorium für Wärmekraft-
maschinen hat sich im Hochschulbetrieb als
RE ER { ;
e d Eingang Februar 1919. ?
Entnommen aus,Zentralbl. d. Bauverw.“ 1919, 8.127.
richtig erwiesen. Die großen Dampfturbinen
geben mit den zugehörigen Dampfkesseln ein
ausgezeichnetes Studienobjekt. auch für den
Unterricht ab und bieten den Vorteil, daß den
Studierenden neben den für das Laboratorium
einzig geeigneten, kleineren Einheiten auch ein
durchaus industriell geführter Betrieb geboten
werden kann.
‘ Ein eigenartiges Unterrichtsmittel, mit
dessen Schöpfung die Technische Hochschule
in München den Anfang machte und bis jetzt
die einzige geblieben ist, besteht in dem Labo-
ratorium für technische Physik, von welchem
die Denkschrift eine ganze Reihe bildlicher
Darstellungen bringt.
Die Denkschrift muß als eine ausführliche
Monographie über die vorbildlichen, neuzeit-
lichen Einriehtungen einer
Ausstattung ist mustergiltig, sowohl, was Güte
und Genauigkeit der Aufnahme und Zeichnun-
gen als auch, was deren Wiedergabe betrifft;
der Druck des Werkes auf blütenweißem, reinen
‘ Hadernpapier ist von vollendeter Schönheit.
Zehme,
Der Bau des Dieselmotors. Von Prof. K.
. Körner. Mit 500 Abb. 349 S: in 4°. Verlag
reg Springer. Berlin 1918. Preis geb.
0.M.
Der Verfasser will eine Konstruktionslehre
für den Bau des Dieselmotors geben, u. zw. in
dem Sinne, daß die- verschiedenartigen Grund-
lagen des Aufbaues einander gegenübergestellt
werden, wobei die verschiedenen Anforderungen
erläutert und in ihrem gegenseitigen Einfluß
kritisch beleuchtet werden. Man erhält einen
Überblick, wie solche Forderungen durch an-
dere Gesichtspunkte in ihrer Erfüllung einge-
schränkt, unter Umständen sogar ganz zurück-
gestellt werden müssen, weil die letzteren für
die Lebensfäbigkeit der Konstruktion aus-
schlaggebend sind; man denke z. B. nur an die
sich widersprechenden Forderungen: geringstes
Gewicht pro Leistungseinheit und absolute Zu-
verlässigkeit im Dauerbetrieb. Es werden in
diesem Sinne besprochen: Betriebssicherheit,
Zugänglichkeit, Auswechselbarkeit und be-
queme Bedienung, einfache und billige Herstel-
lung, im Zusammenhang mit Fragen, die sich
ergeben durch Forderungen der Festigkeit, der
Wärmetechnik, Erwärmung und Wärmedeh-
nung. Es wäre nur zu begrüßen, wenn unsere
Konstruktionsanleitungen mehr 'nach _dieser
Richtung hin Wege weisen würden. Es ist na-
türlich, daß sich einer solehen Behandlung eines
Abschnittes aus dem Maschinenbau große
Schwierigkeiten entgegenstellen, es ist dazu er-
forderlich, daß nicht nur die "Theorie voll be-
herrscht wird, sondern es’muß auch die prak-
tische Erfahrung des Betriebes genau bekannt
sein, und es muß vor allem die Möglichkeit be-
stehen, möglichst vollkommen alle Ausführun-
gen kritisch. einander gegenüber zu: stellen;
‚gerade der letzte'Punkt wird häufig das. beste
Wollen zum Scheitern bringen, weil die Firmen
eine ausführliche Behandlung ihrer Konstruk-
tionen :in diesem Sinneinicht zulassen. Dem
Verfasser ist es nun gelungen, ein überaus rei-
ches Konstruktionsmaterial zusammenzustellen,
und ist auch der Dank, den der Verfasser den
betr. Firmen im Vorwort abstattet, voll berech-
tigt. In zwei Abteilungen werden Viertakt- und
Zweitaktmaschinen eingehend durehgesprochen,
u. zw. inihren Einzelkonstruktionen, wie: Zy-
linder, Gestelle, Grundplatten, Kolben, Ge-
triebe, Steuerung, Brennstoffpumpen, Luft-
pumpen, Rohrieitungen, Fundierungen usw.
Besonders wertvoll ist hierbei, wie schon oben
erwähnt, die Gegenüberstellung der Konstruk-
tionen und ihre Besprechungan Hand der zu er-
füllenden Forderungen ;außerdem werden wich -
tige Angaben für den Rechnungsgang und wert-
volle Unterlagen aus den Betriebserfahrungen
heraus gegeben, unterstützt durch Literatur-
nachweise,. Die Zeichnungen sind klar und über-
sichtlich, und gebührt Verfasser und Verlag: für
Auswahl und zeichnerische Darstellung gleiches
Lob; es muß jedoch auch gesagt werden, daß
einige Darstellungen über Zusammenstellungen
ohne Schaden hätten fortgelassen werden kön-
nen; wenn z. B. in dem Grundriß einer Zusam-
menstellung außer der ganzen JSteuerung noch
alle Augen der Zylinderköpfe, der Fundament-
platte usw. in Ansicht gegeben werden, so ver-
wirrt eine solche Dating derjenige, für den
das Buch bestimmt ist, kann sie entbehren. Es
soll dies ein Hinweis für den Verfasser sein, den
Wert des Buches aber auf keinen Fall vermin-
dern, auch;muß beachtet werden, daß. das Buch
unter den schwierigsten Verhältnissen im Kriege
entstanden ist. Der Konstrukteur, und nicht
nur der Dieselmotorkonstrukteur, findet eine
Fülle von Material und Anregungen, wie wohl
in keinem anderen Werk über Dieselmotoren,
und ist mit Rücksicht auf die spärliche Litera-
tur über Dieselmotoren die Absicht des Ver-
fassers, diese Konstruktionslehre durch weitere
der bedeutendsten
‚ Technischen Hochschulen der Welt gelten. Die
'Ueberlastung auf die Dauer nicht zuläßt.
Abhandlungen über theoretische Grundlagen,
Projektierung, Wirtschaftlichkeit und Durch-
führung von Versuchen zu vervollständigen,
nur zu begrüßen. Bender,
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher.
Kurzes Lehrbuch der Elektrotechnik. Von
Dr. A. Thomälen. 8. verb. Aufl, Mit 499 Text-
abbildungen. VIII u. 504 S. in 80. Verlag von
Julius Springer, Berlin 1920, Preis geb. 24 M.
Die neuere’ Entwicklung der Funkentele-
graphie. Von Dr. H. Wigge. 578. in 80,
Verlag der „Ingenieur-Zeitung“, Cötheni. Anh. 1920.
Preis 3M + T.Z.
Die Akkumulatoren, ihre Theorie, Herstellung,
Behandlung und Verwendung. Von Dre W.,
Bermbach. 3. verm. u. verb. Aufl. Mit 41 Abb.
188 S. in 80, Verlag von Otto Wigand, Leipzig
1920: Preis geb. 10 M.
Kompendium der Experimentalphysik. Von
Prof. Dr. G. W. Berndt. 2. verb. u. verm. Aufl.
Mit 59 Textabb. XII. u. 2128. in 80, Verlag von
S, Hirzel, Leipzig 1920. Preis geb. 16 M.
Elektrischo Leitungsnetze. Von E. Dittmann.
Mit 74 Abb. 2. Aufl. 1128. in 8°. Verlag Poly-
technische Verlagsgesellschaft M. Hittenkofer,
Strelitz Meckl. 1920. Preis 10 M + 10°/, T. Z.
Drucksachen und Preislisten.
Lichtbildervorträge und Filme. Ausgabe 2
1919. Deutsche Lichtbild-Gesellschaft e. V., Berlin
SW. 19. Preis 3 M,
[Die deutsche Lichtbild-Gesellschaft, deren Ver-
waltungsrat sich aus hervorragenden Vertretern der
Wissenschaft, Industrie, des Handels und der Ver-
waltung zusammensetzt, bringt soeben die 2. Aus-
gabe seiner „Lichtbildvorträge und Filme“ heraus.
Es kandelt sich um ein Institut, das sich mit der
Ausarbeitung und Verleihung lehrreicher und unter-
haltsamer Reihen von Lichtbildern und Filmen aus
allen Gebieten menschlichen Wissens befaßt. Die
vorliegende Schrift bringt ein Gesamtbild dieses
jedem Interessenten leihweise zur Verfügung stehen-
den Materialas.]
Zeitschriften. |
ArchivfürElektrotechnik. Bd, 3, 1920, Heft 10,
enthält folgende Arbeiten: R. Nagel, DlIe Ver-
wertung der Glimmwirkung elektrischer Leiter
zum Schutz gegen Überspannungen... M. Jacob,
Zur Frage der Messung von Oberflächentempera-
turen in der Elektrotechnik. Erwiderung auf die
Bemerkungen des Herrn Fr. Kade. V. Vieweg,
Bestimmung der Dicke der Ölschicht bei Lagern. —
Bd. 8,1920, Heft 11, enthält folgende Arbeiten: R.
Holm, ‘Über die Berechnung von Übertragern
für Telephonzwecke. H. Kafka, Die Kaskaden-
schaltung zweier mehrphasiger Induktionsmaschi-
nen in analytischer und graphischer Behandlung.
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.)
Dr. @. Dettmar ist am 1. April auf seinen
Wunsch von der Leitung der Abteilung Elek-
trizität des Reichskommissariats für die Kohlen-
verteilung entbunden worden, da die sonstige
vielseitige Tätigkeit des Generalsekretärs des
V.D.E. die durch diese Nebentätigkeit ae?
um
Nachfolger des Herrn Dr. Dettmar ist der
frühere Direktor der, B.E. W., beratender In-
genieur K. Wilkens, Berlin-Wilmersdorf, aus-
‚ersehen worden.
W. Genest }. Am 13. März entschlief im
Waldsanatorium zu Neubabelsberg der Kgl.
Baurat Werner Genest, Begründer der A. G.
Mix & Genest, im 70. Lebensjahre.
A. Trautweiler . Am 11. März starb im
Alter von 66 Jahren nach langem Leiden der
Zivilingenieur Alexander Trautweiler, frühe-
rer Direktor der städtischen Straßenbahnen in
Straßburg,‘ deren Elektrisierung er damals
durchführte, und seit 1915 Leiter des Sekre-
tariats: des Schweizer Ingenieur- und Archi-
tekten-Vereins.
W.D. Weaver f. Am 1. XI. 1919 starb un-
erwartet in Charlottesville (Va.) der frühere
Herausgeber der „Electrical World“, W. D.
Weaver, im Alter von 62 Jahren. Der Ver-
storbene hatte bei der im Jahre 1899 vorge-
nommenen Vereinigung der „Electrical World“
und des „Electrical Engineer“ zusammen mit
T. C. Martin die Schriftleitung dieser Zeit-
schrift übernommen und hat sich große Ver-
dienste um ihre Ausgestaltung erworben, Im
Jabre 1912 war er von diesem Posten zurück-
getreten.
Elektrotechnische Zeitschrift.
a
VEREINSNACHRICHTEN.
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein.) .
Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die
Geschäftsstelle, Berlin _W. 57, Potsdamer Str. 68,
Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten.
Einladung zur Fachsitzung
anı. Mittwoch, den 14. April, abends 71% Uhr
pünktlich
im Hörsaal des Telegraphen-Versuchsamts,
Berlin, Königgrätzerstr. 20 (beim Potsdamer
Platz).
Tagesordnung:
Vortrag des Herrn Dr. Pungs über:
„Die drahtlose Richtungstelegraphie
bei der Marine‘'.
I. Drahtlose Richtungstelegraphie und
die bisherigen Methoden der Ortsbestim-
mung bei der Schiffahrt.
2. Marineanlagen für gerichteten Emp-
fang. a) Das Vielfach-Antennensystem,
b) das Goniometer auf Schiffen, e) Rah-
menantennen auf Schiffen.
3. Anlagen für gerichtetes Senden.
a) Das Ringspulensystem der Marine, b) die
Ausführung der Semdestationen.
Zu den Fachsitzungen sind alle Mitglieder
des Elektrotechnischen Vereins eingeladen.
Gäste sind willkommen.
Der Fachausschuß für elektrisches Nachrichten-
wesen. Wagner.
Außerordentliche Sitzung
am Dienstag, den 10. Februar 1920,
abends 71, Uhr, in der
Technischen Hochschule Charlottenburg.
Vorsitzender: Herr Direktor Dr. Franke.
Anwesend etwa 250 Mitglieder und Gäste.
Vorsitzender: M. H.! Ich eröffne die
Sitzung. -
Da die heutige Sitzung eine außerordeht-
liche ist, habe wir an geschäftlichen Vereins-
angelegenheiten nichts zu ‚besprechen. '
Eingegangen ist die Dezembernummer der
Akademischen Zeitschrift und das erste Heft
der neuen Zeitschrift für Fernmeldetechnik,
Werk- und Gerätebau, welche von Herrn Prot.
Dr. Rudolf Franke herausgegeben wird, ferner
das erste Heft der neuen ‚‚Physikalischen Be-
richte‘, welche von der Deutschen Physika-
lichen Gesellschaft und der Deutschen Gesell-
schaft für technische Physik als Fortsetzung
der „Fortschritte der Physik“ und der ‚‚Bei-
blätter zu den Annalen der Physik‘ herausge-
eeben werden.
i Es liegen ferner aus Einladungen zu einer
Vortragsreihe über wirtschaftlich-gewerbliche
Gegenstände, welche im Februar und März im
Französischen Gymnasium, Berlin, Reichstags-
ufer 6, in den Nachmittags- und Abendstunden
abgehalten werden. Dann noch eine Einladung
des Reichsbundes Deutscher Technik zu einem
Rednerkursus, der der Ausbildung von Tech-
nikern im Reden, im Vortrage und der Bericht-
erstattung zum Ziele hat und an 10 Mitwoch-
Abenden der Monate Februar, März und April
in der Technischen Hochschule stattfindet.
Dieser Kursus kann aufs wärmste empfohlen
werden; er ist schon mehrmals abgehalten
worden und hat bei seinen. Teilnehmern große
"Befriedigung hervorgerufen; vielleicht ist unter
uns jemand, der ihn durchgemacht hat und uns
hier darüber berichtet ?
Wir kommen nun zum eigentlichen Gegen-
stand des heutigen Abends. Ich erteile das
Wort Herrn Oberingenieur Höpp zu seinem
Vortrag über: „Berechnung von Kontakten“.
Herr Höpp teilte die Ergebnisse umfang-
reicher eigener Untersuchungen und Messungen
an Kontakten von Schaltern verschiedener Art
mit. An den Vortrag, der in der „ETZ“ ab-
gedruckt werden wird!), schloß sich folgende
Besprechung:
Herr Dr. Georg Meyer:
Vortrag des Herrn. Höpp außerordentlich
viel Dankenswertes gefunden. Vor allem
möchte ich dem Vortragenden besonders dafür
danken, daß er einmal gründlich auf die Vor-
teile der Schmierung und Wartung der Kon-
takte hingewiesen hat. Es ist leider in den
Kreisen. der Verbraucher trotz aller Veröffent-
lichungen und Hinweise immer noch nicht genug
bekannt, welchen Einfluß die Schmierung hat.
Bezüglich der Oxydation stimme ich mit
Herrn Höpp vollständig überein... Die Aus-
führungen bezogen sich allerdings im wesent-
%) Vgl. „ETZ“ 1920, 8,205 und 292
Ich habe in dem
1920.
Heft 13.
1. April 1920.
lichen auf eine einzige Art von Schaltkontakten,
nämlich auf Bürsten, bei denen die Lamellen
sich sauber schleifen. Herr Höpp. hat dagegen
die Kontakte nicht erwähnt, bei welchen diese
Selbstreinigung nicht vorhanden ist. Ich
möchte daher auf eine Erfahrung hinweisen,
welche ich mit einer besonderen Konstruktion
von Schaltern dieser Art gemacht habe. So-
wohl ruhende wie bewegliche Kontakte be-
standen aus massiven Klötzen, und letztere
wurden durch besondere, nicht stromführende
Stahlfedern angepreßt. Diese Schalter haben sich
in einer Reihe von Anlagen vorzüglich bewährt,
in anderen nicht. Sie waren ausgezeichnet, wo
genügende Wartung vorhanden war, und ver-
sagten, wo diese Wartung fehlte, d. h., wo die
Schalter nicht gereinigt und geschmiert wurden.
Sodann möchte ich gegen die Bemerkung
des Herrn Höpp Widerspruch erheben, daß
der Widerstand nur abhängig sei vom Druck.
Versuche, die ich s. Zt. gemacht habe, zeigten,
daß er auch, wesentlich von der Bearbeitung
und vom Material abhängt. Ich habe den Über-
gangswiderstand von Kontaktflächen mit ver-
schiedener Bearbeitung bei verschiedenen
Drucken bis zu einem gewissen, allerdings nicht
sehr großen Wert, gemessen. Dabei ergab sich
für den Widerstand als Funktion des Druckes
eine Kurve, die einigermaßen, aber nicht ganz
einer Hyperbel gleicht. Diese Kurven weichen
erheblich voneinander ab. wenn man verschie-
dene Arbeitsmethoden verwendet. Ich habe
grob: geschliffene Kontakte, welche mit einer
rauhen Schmirgelscheibe bearbeitet waren,
fein geschliffene und polierte Kontakte ver-
wendet, ferner solche, die mit einem Sand-
strahlgebläse bearbeitet "waren, vernickelte,
verziunte Flächen usw. Mit all diesen Arbeits-
methoden sind verschiedene Kurven aufge-
nommen worden, welche zeigen, daß die Formel
einer einfachen Hyperbel nicht richtigist. Nach
der Formel könnte es scheinen, als ob die Kraft
immer weiter bis in die Unendlichkeit gestei-
gert werden und man dadurch 'die Dimen-
sionen der Kontakte immer mehr verklei-
nern könnte, so daß der Schalter durch Stei-
gerung des Druckes immer stärker ausgenutzt
wird. Das ist nicht der Fall, sondern die Grenze
ist durch die Erlahmungstemperatur gegeben.
Herr Höpp hat uns eine Zahl gebracht über die
Erlahmungstemperatur, welche auffallend hoch
war und mir nieht zicehtig vorkommt. Ich gebe
zu, daß ich früher ‚vielleicht eine zu niedrige
Temperatur genannt habe und durch die Oxy-
dationserscheinungen insofern getäuscht .wor-
den sein kann, als eine Erlahmung tatsächlich
noch nicht vorhanden war. Ich habe damals
70 oder 80° angegeben.
Vor einiger Zeit habe ich die Kontakte
nach anderen Gesichtspunkten nachgerechnet
und bin auf einen bisher nicht hinreichend be-
achteten Umstand gekommen, nämlich auf
die Materialbeanspruchung der Kontakte an
den am höchsten gedehnten oder gedrückten
Fasern. Man kann sich eine. Kontaktfeder,
z. B. von einem Messerschalter, als. geraden,
einseitig ae Träger vorstellen, und
annähernd die Durchbiegung aus einer Messung
in offenem und eingeschaltetem Zustande be-
stimmen und daraus den Druck im Kontakt
berechnen. Daraus erhält man wieder die Ma-
terialbeanspruchung und man kommt dabei
auf Werte, welche ich bisher nicht erwartet
hatte. Ich fand 2000 bis 2500 kg/cm? und noch
mehr. Nun liegt diese Beanspruchung nicht
mehr sehr weit von der Elastizitätsgrenze, und
diese sinkt bekanntlich mit der Temperatur. -
Darüber existieren verhältnismäßig wenig ge-
nauere Angaben in der Literatur. Ich habe
mich zum Beispiel aus der ‚„Hütte‘‘ informiert,
und da ich die Unterlagen für genau gleiches
Material nicht fand, ähnliches Material, näm-
lich Kupferblech und Bronze zugrunde gelegt.
Danach ergibt sich, daß bei einer Temperatur
von 120 bis 130° mit den tatsächlichen Bean-
spruchungen die Elastizitätsgrenze erreicht
wird, und das stimmt mit meinen Erfahrungen
überein. ‚Je höher also die Materialfaserbe-
anspruchung ist, um so niedriger würde die
Erlahmungstemperatur legen, und darin ist
eine Grenze für die im Kontakt anwendbare
Kraft gegeben. }
Das sind die Bemerkungen, die ich zu dem
Vortrag des Herrn Höpp zu machen hätte;
sie sollen den Wert derselben in keiner Weise
herabsetzen und eine Einschränkung für die
Formeln, welehe ja nur Annäherungen bedeu-
ten, nicht bewirken.
Herr Höpp:’* Ich habe in meinem Vortrag
bereits erwähnt,daß die Widerstandsformel zu-
nächst nur für reine Kupferflächenzutrifft nud
zu der Widerstandsformel noch ein Summand
hinzukommt. Dieser zweite Postenhängt na-
türlich hauptsächlich ab von der Oxydation und
auch von der Flächenbeschaffenheit, und die
Oxydschicht ist bei sauberen Flächen ja sehr
' gering, so dal @ vernachlässigt werden kann.
planten Kanalisierungen. —
‚trag des Geh. Baurats de Thierry sollen bei
Ich hoffe, daß sich Gelegenheit für mich
bietet, in nächster Zeit auf diesen Punkt noch
näher einzugehen. Daß sich anderes Material
abweichend verhält, habe ich nicht bezweifelt.
Es ist anzunehmen, daß bei manchen
Kontakten die Erlahmungstemperatur klei-
nere Werte hat, z. B. lag sie bei einem Schalt-
hebel mit gebogenen. Kontaktfedern bei etwa
150°. Man darf aber nicht dazu kommen, vor
Kniehebelschaltern zu warnen, weil die Er-
lahmungstemperatur anscheinend schon mit
60° einsetzt, wie es s. Zt. Herr Meyer getan
hat. Daß bei bohen Drucken und hoher Tempe-
ratur die Ermattung schneller eintritt, ist
selbstverständlich, und man wird bei der Be-
rechnung der Bürsten nur mit einer Elastizi-
tätsgrenze rechnen dürfen, die eben der zu-
gelassenen Höchsttemperatur entspricht. |
Die Bürsten, die ich hier gezeigt habe, sind
jedenfalls erst bei 180° unbrauchbar geworden.
Es ist doch ganz gewiß, wenn man nach der
Reinigung der Flächen immer wieder denselben
Spannungsabfall mißt, daß die Erlahmüung
noch nicht eingetreten sein kann. Besonders
wenn man den Ermattungspunkt weit genug
vor dem Knie der betreffenden Kurve (Abb. 6,
„ETZ“ 8.206) der Ermattungstemperatur ab-
schätzt, ist die angegebene Meßmethode ver-
läßlich und einfach.
Herr Rauseh: Ich möchte an den Herrn
Vortragenden die Frage richten, ob das Ge-
sagte auch für Eisen’ gilt. Es ist von Kupfer
auf Kupfer gesprochen worden. Während des
Krieges war man aber gezwungen, viel Eisen-
kontakte zu verwenden. Man hat eine Menge
Apparate hergestellt, wo Kupfer und Eisen
oder auch nur Eisen zur Kontaktgebung dienten.
Herr Höpp: Dazu kann ich bemerken, daß
man natürlich auch Eisenkontakte nehmen kann
bei kleineren Stromstärken. Die Klagen, die wir
im Kriege hörten, rühren nur daher, daß man
früher überhaupt in den Kreisen der Verbrau-
cher nichts wußte von der Wichtigkeit der
Sehmierung. Eshandelt sich hier nur um die
Frage der Öxydation. Wir haben ja auch im
V.D.E. die Vorschrift erlassen, daß Apparate
aus Ersatzmetallen einer besonders guten War-
tung bedürfen.
mungen während des Krieges.) B
Der Vorsitzende dankte Herrn Höpp für
seinen Vortrag und schloß die Sitzung.
Im Aufträge des Vorstandes. Strecker.
ET EEE REN EHER TEN
RUNDSCHAU,
'Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Das schwedische Wasserkraft-Elektrizitäts-
werk „‚Untra‘‘ bei Stockholm. — Um Stockholm
mit elektrischer Kraft zu versorgen, ist der
Fluß Dal-El£ sorgfältig ausgebaut worden.
Bei einer Wassermenge, welche zwischen min-
‚destens 313 m?/s bis über 2480 m?/s schwankt,
beträgt das Gefälle normal 15 m, und die ein-
gebauten Turbinen können als Höchstleistung
45 000 kW abgeben; die gewöhnliche Tages-
leistung beträgt jedoch nur 37 000 bis 41 000k W.
Während der Flutperiode wird das überschüssige
Wasser durch 4große Stoney-Schleusen in den
Rämsön-See geführt. Bei den jetzigen Wasser-
verhältnissen beträgt die normale Jahreslei-
stung schätzungsweise 200 Mill. kWh, Der
Kanal, welcher das Wasser den Turbinen zu-
führt, ist 1075 m lang, 107,5 m breit und 3 bis
54, mttief. Kürzlich durch Prof. Alm an den
fünf Franeis-Horizontal-Doppelturbinen ange-
stellte Versuche ergaben‘ einen Wirkungsgrad
von 86,5% bei Vollast, der sich bei 7800 kW
auf 88,2% erhöhte und.bei 5850 kW auf 85%
erniedrigte; bei einer. Leistung von 1750 kW
betrug er nur 54,3%. Die selbsttätige, durch
Pendelregler wirkende Regelung ist sehr em-
pfindlich und kann während des Ganges der
Turbinen eingestellt werden. Trotzdem das Ge:
fälle zwischen 13 und 16,5 m schwankte, betrug
die Drehzahländerung nur 2%, nämlich von
125 bis 127,5 Umdr/min. Die Turbinenwelle
ist durch das an einer Betonwand befestigte
gußeiserne Gehäuse in den benachbarten Ma-
schinenraum geführt, in dem die Dynamos auf
einem etwas tieferen Fußboden aufgestellt sind.
Die Anlage ist von der Firma ‚„Verkstaden Kri-
stineham““ geliefert worden. (,The Tech-
nical Review‘‘, Bd. 6, 1920, S. 173 nach ‚„Tek-
nisk Tidskrift‘“ 31. XII. 1919.) W.
Kraftgewinnung aus in Süddeutschland ge-
Nach einem Vor-
der Fortsetzung der Neckarkanalisierung, wie
sie jetzt bis Plochingen projektiert wird, Was-
serkräfte von etwa 0,18 Mill. PS gewonnen wer-'
den und nach Mitteilungen des Ministerialdirek- _
tors Dr. v. Graßmann bei der Ausführung des
Main-Donau-Kanals zunächst etwa,0,1 Mill. PS.
Beide Projekte sind von der größten wirtschaft-
liehen Bedeutung für Süddeutschland, insbe-
(Vergleiche Ausnahmebestim-
‚
ar
1. April 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Heft 13.
2589
sondere auch mit Rücksicht auf die dringende
Notwendigkeit, den Energiebedarf von Baden,
Württemberg und Nordbayern zu decken.
Über den Schutzwert der Erdungsdrossel-
spule im Nullpunkt von Wechselstromanlagen.
— Petersen hat den Vorschlag gemacht, den
Strom, der durch den Erdschluß einer Wechsel-
stromleitung zur Erde fließt, durch eine zwi-
schen den Nullpunkt der Stromerzeugungsan-
lage und Erde geschaltete Drosselspule zu
beseitigen. H. Görges untersucht die Wir-
kung dieser Anordnung mittels der von ihm ent-
wiekelten Methode der graphischen Darstellung
des Wechselpotentials. Zu diesem Zwecke wer-
den die früher abgeleiteten Gleichungen für
Drehstrom erweitert und auf die Anordnung:
mit Erdungsdrosselspule angewendet. Aus der
theoretischen Untersuchung ergibt sich, daß die
Erdungsdrosselspule ein überaus einfaches Mit-
telist, um den Erdschlußstrom auf einen gerin-
gen Betrag zu erniedrigen. Vollständig zum
Verschwinden kann die Anordnung ihn nicht
bringen, weil sie nicht verlustfrei gebaut werden
kann, und weilsich voraussichtlich Oberschwin-
gungen in der Kurve der Betriesbspannung
nieht vermeiden lassen. Man muß deshalb mit
dem Mehrfachen des für einwelligen Strom gel-
tenden Wertes rechnen. Bei ausgedehnten An-
lagen mit sehr hohen Spannungen erreicht der
Erdschlußstrom dann aber so hohe Werte, daß
man nicht mehr auf ein Erlöschen des Licht-
bogens rechnen kann. Immerhin ist aber die in
ihm auftretende Leistung so stark verringert,
daß der Erdungsdrosselspule auch dann noch
ein bedeutender Schutzwert zugesprochen wer-
den muß. (Archiv f. Elektr., Bd. 7, 1918,
S. 125.) 5 vg.
% : Elektromaschinenbau.
Die Höchsttemperatur stromdurehflossener
Spulen. — Rogowski und Vieweg haben in
der Physikalisch -Technischen Reichsanstalt
Messungen angestellt, um den Vorschlag von
Vidmar, die Höchsttemperatur stromdurch-
flossener Spulen auf indirektem Wege dureh
Messung der Mittel- und- Oberflächentempera-
tur zu bestimmen, durch den Versuch zu prü-
fen. Hierzu wurde eine Spule mit rechteckigem
Querschnitt verwendet, in welcher regelmäßig
verteilt Thermoelemente eingebaut waren, um
die Oberflächentemperatur und die maximale
Temperatur zu bestimmen. Die günstig ge-
wählten Versuchsbedingungen (Verwendung
einer Kühlschlange) gestatteten auch bei einer
kleinen Spule eine große Differenz zwischen
Mittel- und Oberflächentemperatur zu erzielen.
Die Spule wurde unter den verschiedensten
Abkühlungsbedingungen untersucht und dabei
die Oberflächentemperatur und maximale Tem-
peratur und die mittlere Temperatur aus der
Widerstandsmessung bestimmt. Die Höchst-
temperatur nach der Formel von Vidmar und
die gemessene maximale Temperatur wurden
miteinander verglichen. In der genügend guten
Übereinstimmung dieser beiden Werte liegt ein
Beweis für die Brauehbarkeit und gesunde
Grundlage, auf der die Vidmarsche Formel auf-
gebaut ist. Die Unterschiede zwischen Versuch
und Rechnung wachsen aber, sobald die Spule
umwickelt wird und man die außen auf der
Umwicklung gemessene Oberflächentemperatur
in die Formel einsetzt. Hier liegt nach Ansicht
-der Verfasser die Schwäche des Vidmarschen
Vorschlags, und dieser kann nur dann zu befrie-
digenden Ergebnissen führen, wenn man nicht
auf, sondern unterhalb der Umwicklung ( Ban-
dage) mißt. Die Versuchsergebnisse sind über-
sichtlich in einer Zahlentafel angeordnet.
(W. Rogowski und V. Vieweg, „Archiv f.
Elektr.‘“, Bd. 8, 1919, S. 329.) vg.
Leitungsbau.
Bereehnung von Freileitungen mit Rück-
sieht auf die mechanischen Verhältnisse der
Leiter. — Die beim Verlegen von Freileitung@n
anzuwendende Zugspannung und damit der
ihrien zu gebende Durchhang sind, wenn die zu
fordernde Sicherheit festliegt, noch in hohem
Maße von den Annahmen abhängig, die man
‚über die Größe der zu berücksichtigenden Zu-
satzlast durch Wind und Eis macht. Die 1908
aufgestellten Vorschriften des Schweizerischen
Bundesrats begnügten sich mangels ausreichen-
den Erfahrungsmaterials damit, gegen Schnee-
last indirekt dadurch zu sichern, daß bei der
niedrigsten vorkommenden Temperatur (im
allgemeinen — 25°), aber ohne Zusatzlast, eine
an sich übermäßige, nämlich 5-fache Sieberheit
gegen Bruch gefordert wird. Auf Grund sorg-
fältigster Prüfung neuerer Erfahrungen und Be-
obachtungen hat das Schweizerische Stark-
strominspektorat diese Vorschriften jetzt dahin
ergänzt, daß eine Zusatzlast entsprechend einem
Schneewulst von 8cm Durchmesser mit einem
spezifischen Gewicht von 0,16 unabhängig von
dem Durchmesser der Leitung angenommen
werden und bei dieser und 0° noch eine 21-
fache Sicherheit vorhanden sein soll. Für die
üblichen Leiterdurchmesser beträgt die so fest-
gelegte Zusatzlast rd 800 g/m. Auf Grund dieser
Vorschrift eine Anleitung zur Berechnung der
Freileitungen zu geben undüberihre Festigkeits-
verhältnisse allgemein zu informieren, ıst der
Zweck der vorliegenden Arbeit. Einleitend gibt
A. Jobin zunächst eine Ableitung der bekann-
ten Zustandsgleichung 3. Grades einer Freilei-
tung; das Auftreten einer Zusatzlast wird dabei
von ihm dureh Einführung des Begriffs ‚‚vir-
tuelles spezifisches Gewicht‘ berücksichtigt,
d. i. der Quotientaus dem Eigengewicht--Zu-
satzlast für die Längeneinheit und dem Lei-
tungsquerschnitt. Tabellen dieser ‚‚virtuellen
spezifischen Gewichte‘ für Kupfer- und Alu-
miniumleitungen verschiedener Queıschnitte
zeigen besonders bei dünnen Leitern den großen
Einfluß der Zusatzlast: bei einem Querschnitt
von 25 mm? beträgt das ‚‚virtuelle spezifisebe
Gewicht‘ für Kupter etwa das 4%-fache, für
ı Aluminium sogar das S-fache des wirklichen
spezifischen Gewichts. Diese Forderung einer
21,-fachen Sicherheit bei der angegebenen Zu-
satzlast beeinflußt nun die Freileitungsreebnun-
gen in mehrfacher Weise. Für jeden Quer-
schnitt gibt es eine Grenzspannweite, ober-
halb deren eine bei — 25° ohne Zusatzlast mit
5-facher Sicherheit gespannte Leitung nicht
mehr 21,-fache Sicherheit bei 0° und 800 g Zu-
satzlast pro m hat. Für Spannweiten, die grö-
Ber als dieser Grenzwert sind, muß also die Be-
rechnung von dem Grundzustand: „OP Tempera-
tur mit Schneelast“, also virtuelles spezifisches
Gewicht nach den aufgestellten Tabellen und
2,5-facher Sicherheit ausgehen; die Beanspru-
chungen bei — 25° ohne Zusatzlast müssen un-
ter !/, der Bruchlast liegen. Diese Grenzspann-
weiten, die Jobin für halbharten Kupferdraht
(Bruchfestigkeit 30 kg/mm?), hartes Kupferseil
(40 kg/mm?) und Aluminiumseil (18 kg/mm?)
verschiedener Querschnitte berechnet, sind für
kleine Querschnitte sehr klein, für Kupferdraht
von 5 mm Durchmesser z. B. nur 38,6 m, da-
gegen für Kupferseil von 70 mm? schon 270 m,
für Aluminiumseil von 12,5 mm? 17,3 m, von
156 mm? 214m. Umgekehrt erreicht, wie eben-
falls in Tabellen und Schaubildern gezeigt wird,
unterhalb dieser Grenzspannweiten die Bean-
spruchung bei Schneelast und 0° nicht ?/, der
Bruchlast. Verfasser untersucht weiter, ob der
"größte Durchhang entweder a) bei Schneelast
‚und 0° oder b) bei der höchsten in Betracht zu
ziehenden Temperatur, die zu 40° angenommen
wird, eintritt. Er berechnet zu diesem Zweck
die äquivalente Temperatur, d.h. diejenige,
bei welcher gerade der gleiche Durchhang wie -
im Belastungsfall a) eintritt. Diese äquivalente
Temperatur ist bei einem bestimmten Leitungs-
querschnitt für alle Spannweiten, die gleich
oder größer als die Grenzspannweite sind, kon-
-stant. Ist sie < 40°, so tritt der größte Durch -
hang bei 40°ein, andernfalls bei 0° mit Sehnee-
last. Auch für die äquivalente "Temperatur
werden Tabellen und Kurven gegeben. Schließ-
lich wird noch untersucht, ob etwa die wie üb-
lich auch hier eingeführte Vernachlässigung der
Zunahme des Leitungszuges vom Scheitel der
Kettenlinie nach den Aufhängepunkten zu die
Gültigkeit der gewonnenen Ergebnisse bei sehr
großen Spannweiten beeinträchtigt. Jobin be-
rechnet für jeden Querschnitt ‚„Höchstspann-
weiten‘, unterhalb deren die zugelassene An-
näherungsannahme Fehler von höchstens 3%
verursacht. Diese ‚ Höchstspannweiten‘ liegen,
wie die Rechnung ergibt, über den für die be-
treffenden Querschnitte üblichen Spannweiten,
sie betragen z. B. schon bei einem Kupferseil
von 25 mm? 248 m, bei einem Aluminiumseil
von 22 mm? 116 m. Gegen die nach Vorstehen-
dem in der Schweiz eingeführte Annahme eines
für alle Querschnitte konstanten Gesamt-
durchmessers der vereisten Leitung ist einzu-
wenden, daß doch wohl richtiger statt dieses
Gesamtdurchmessers die Wandstärke der die
Leitung umgebenden Eishülle als von ihrem
Querschnitt unabhängig angenommen wird.
Auffallend niedrig ist ferner der angenommene
Wert von 0,16 für das spezifische Gewicht der
Eislast. Erhöht man diesen unter entsprechen-
der Herabsetzung des Durchmessers der Eis-
hülle, so nähert man sich den Annahmen der
deutschen Freileitungsnormalien. Gegenüber
dem festen Wert von 800 g für 1m Leitungs-
länge nach den Schweizerischen Vorschriften
steigt die Zusatzlast für die meist gebrauchten
Querschnitte von 25 bis 150 mm? nach den
deutschen Normalien vom 1.T. 1914 von 470 bis
980 g, nach den Anfang 1919 eingeführten von
460 bis 710 g. (Bulletin des S, K. V., Bd. 10,
1919, S. 159.) pe.
Apparatebau.
Beitrag zur doppelt verketteten Streuung. —
F. Punga bestimmt die doppelt verkettete
Streuung nach dem Vektordiagramm der Zahn-
felder(Görges),u.zw.zunächst für Mehrphasen -
motoren mit gleich viel Nuten im Stator und
Rotor. Es wird der Koeffizient der Differential-
streuung eines Zweiphasen- und Drehstron-
motors mit n Nuten pro Polund Phase zunächst
für eine um m Nutenteilung aus der 1. Haupt-
stellung verdrehte Rotorstellung, und dann für
die 2. Hauptstellung ermittelt. Bei gleichmäßi-
ger und stetiger Verteilung derWieklung (n = ©)
wird für beide Motorenarten eine Kurve der
Differentialstreuung abgeleitet. Hierauf wird
die Ziekzackstreuung für den Zweiphasen- bzw.
Drehstrommotor mit Käfiganker für gleich viel
Nuten im Stator und Rotor und für n, bzw. n,
Nuten pro Polund Phase im Stator bzw. Rotor
bestimmt. Dann wird die doppelt verkettete
Streuung eines Motors mit Schleifringanker und
ungleicher Nutenzahl im ’Stator und Rotor für
die 1. und 2. Hauptstellung abgeleitet und in
Kurven aufgetragen. Es wird gezeigt, daß eine
Addition von Differential- und Ziekzackstreu-
ung nicht ganz richtig ist. Die Abweichung be-
trägt im Mittel etwa 5%. Zuletzt wird auf eine
Reihe von Regelmäßigkeiten bei dem Aufbau
der Koeffizienten der doppelverketteten Streu-
ung hingewiesen und ein Vergleich der erhalte-
nen Werte mit denjenigen aus früheren Ver-
öffentlichungen zusammengestellt. (Archiv f.
Elektr., Bd. 7, 1919, S.! 337.) v9.
Meßgeräte und Melßverfahren.
Ein sehr einfaches Amperemeter. — Ein
sehr einfaches Amperemeter, welches in. Ameri-
ka auf den Markt gebracht worden ist, besteht
im wesentlichen aus einem einzigen Stanzstück
aus Messineblech. Letzteres bildet nicht nur
die Spule, sondern auch die Skala, die Klem-
men und die Befestigung für den beweglichen
Teil, ja sogar für die Glasscheibe und das Ge-
häuse. Die Spule entsteht dadurch, daß man
einen ringsegmentförmigen Zickzackstreifen
durch entsprechendes Ausbiegen der Zacken
in Röhrenform bringt. Beweglicher Teil und
Zeiger sind dann mit ihrer Achse an dem oben
erwähnten Stanzstück befestigt, und das In-
strument wird in ein Gehäuse aus Isolierstoff
eingesetzt. Dieses kaum zu vereinfachende
Instrument, das natürlich nicht als Präzisionsin-
strument betrachtet werden kann, aber doch
für motorische Antriebe wertvolle Dienste zu
leisten vermag, wird für einen Meßbereich bis
30 A. hergestellt. Die Fabrikantin ist die
Metrie Appliance Corporation, New York.
(„Eleetrieal World‘, Bd. 74, 1919, S. nz
Meßinstrumente für kleine Wechselspan-
nungen. — H. Gewecke beschreibt eine Meß-
einrichtung aus einem Flektrometer und einem
Wandler für kleine Wechselspannungen. Das
Instrument ist für einen Spannungsbereich von
1 bis 5 V und Frequenzbereich von 40 bis 60
Per/s sowie für die üblichen Schwankungen der
Außentemperatur genügend genau. Es besitzt
einen Stromverbrauch von höchstens 0,7 mA.
Für höhere Spannungen läßt es sich durch An-
bringen von Anzapfungen an der ÖOberspan-
nungswicklung oder Verwendung statischer In-
strumente für hohe Spannungen brauchbar
machen, für nicht zu erhebliche, kleinere durch
Anzapfungen an der Unterspannung. Für Fre-
quenzen unter 40 würde man den zu großen
nacheilenden Strom durch Anschluß eines Kon-
densators kompensieren können., Von der Kur-
venform ist die Anzeige des Instruments prak-
tisch unabhängig. Der Wandler überträgt die
Kurve naturgetreu, zumal bei so kleinen Sätti-
gungen. (Archivf.Elektr., Bd. 7, 1919, S. 203.)
Vg.
Mehrphasenstrommessungen. — Michalke
erörtertim Archiv f. Elektr., Bd. 8, 1919, S. 205
allgemein die verschiedenen Möglichkeiten,
Leistungsmessungen in Drehstromnetzen aus-
zuführen. Es wird gezeigt, daß es möglich ist,
mit einem Meßgerät stets die gesamte Leistung
eines Mehrphasenstromsystems zu bestimmen,
wenı das Gerät als Torsionsdynamometer her-
gestellt wird. Man kann ohne weiteres eine be-
liebige Anzahl von Torsions-Leistungsmessern
elektrisch ineinander schachteln. Es kann auch
ein Mehrphasenmotor mit offener Stromwick-
lung als Meßgerät verwendet werden. Das aus
mehreren ineinander geschachtelten Leistungs-
messern bestehende Gerät unterscheidet sich
nicht von einem als Zusatz-Drehtransformator
benutzten Mehrphasen-Induktionsmotor, bei
dem von Ständer- und Läuferwieklung die eine
als Strom-, die andere als Spannungswicklung,
verwendet wird. Die Eigenschaft des Mel-
gerätes, sich auf den Phasenverschiebungswin-
kel einzustellen, macht es geeignet, zum Über-
tragen von Bewegungen zu dienen. Auch mit
etwas veränderter Schaltung kann ein solehes
Gerät als Phasenzeiger für das Parallelschalten
von Maschinen verwendet werden, Vg-
260
Verkehr und Transport.
Lade- und Entladevorrichtungen in Häfen.
— Es gibt für Hafenanlagen kaum eine wich-
tigere Frage als ‚die der glatten Abfertigung
der einlaufenden und ausgehenden Güter. Der
Wettbewerb zwischen den einzelnen Häfen hat
dafür gesorgt, daß die.in Frage kommenden
Stellen sich intensiv mit den mechanischen
Hilfsmitteln, die zur Ladung und Entladung
von Schiffen zur Verfügung stehen, beschäftigt
haben. Eine beschleunigte Abwicklung war
überall die Folge. Die Entwicklung der Lade-
krane begann im Jahre 1824 mit einer ganz
primitiven Handwinde, die Einführung des hy-
draulischen Kranes erfolgte im Jahre 1846, und
der elektrische Kran trat um das Jahr 1892 in
Hamburg und anderen deutschen Häfen auf.
In England machte Southampton den Anfang
mit der Einführung des elektrischen Kranes.
Jetzt gibt es wohl auf der ganzen Welt nicht
einen Hafen von Bedeutung, der nicht mit elek-
trischenLadekranen ausgestattetwäre.Dr.Cun-
ningham berichtet in „The Electrieian‘, Bd.
83, 1919, S. 652über Lade- und Entladevorrich-
tungenin Häfen. Für die Verhältnisse in Dacks
und an Landungsstegen hat sich Gleichstram
am besten bewährt, da Wechselstrom bei Kra-
nen nicht die erforderlichen Anzugsmomente
entwickelt. Bequem für diese Zwecke ist das
Schlitzkanalsystem oder ein Kabel, welches von
Strecke zu Strecke mit Anschlußkontakten ver-
sehen ist: Maste und Oberleitung behindern
zu sehr. Besonders schwierig ist die Frage der
Stabilität, da Höhenabmessungen bis zu 20 m
vorkommen. Verfasser verwirft Anordnungen,
bei denen der Kranführer vom Kran entfernt
arbeitet, da ihm dadurch eine genaue Beobach-
tung der Arbeitsvorgänge unmöglich gemacht
ist. Die Schwierigkeit, die Schwenkung des
Auslegers zwischen den Rahen und Wanten
ohne Unfall auszuführen, hat Konstruktionen
gezeitigt, die die Last geradlinig bewegen. In
Liverpool, wo dieLandungsstege für die Kran-
unterbauten zu schmal sind, hat man die Kran-
laufschienen auf den entsprechend verstärkten
Schuppendächern verlegt. Allerdings vergrö-
ßert sich hierdurch die Ausladung der Krane
um etwa 2,5 m. Verfasser erwähnt, daß die
Londoner Hafenbehörde kürzlich weitere 56
elektrische Krane eigenen Entwurfs (ausgeführt
durch die Firma Babcack & Wilcox) für den
Massengüterverkehr in den Albert- und Vik-
toria-und den Tilbury-Docks aufgestellt hat. Es
sind kleine Krane für je 3t Höchstlast, die mit
je 3kompoundgewickelten Gleichstrommotoren'
für 480 V, 600 U, i. d. Min. ausgerüstet sind.
Ein 33,5 kW-Motor dient zum Heben (Ge-
schwindigkeit bei Vollast etwa 50 m/min, bei
Halblast etwa 100 m/min), ein anderer von
5,2 kW zum Schwenken und der dritte von
2,2kW zurVerstellung der Ausladung. Die 360 °-
Schwenkung dauert bei Vollast und 67,5 kg/m?
Winddruck 60 s, und die Ausladung kann von
einem Höchstwert von 18 m zu einem -Mindest-
wert von 6 m mit einer Geschwindigkeit von
1,2 m/s geändert werden. Durch eine besondere
Einrichtung wird die Last während der Verstel-
lung der Ausladung in einer Horizontallinie be-
wegt. Bei geriuger Last kann die Ausladung
um weitere 1,5 m vergrößert werden. Die ganze
Hubhöhe bei 18 m Ausladung beträgt 32 m,
ll m unter und 21 m über Bollwerkoberkante.
Der Unterbau der Krane besteht aus Rahmen-
werk, läuft auf Schienen von 4,14 m ‚Spurweite
und gestattet die Durchfahrt von Eisenbahn -
wagen von 2,74 m Breite und 3,95 m Höhe.
Der Strom wird einem Schlitzkanal entnom-
men, Elektrischer Antrieb der Kranfahrgestelle
ist nicht vorgesehen, doch können diese
durch Handkurbelantrieb mit einer Geschwin-
digkeit von 3 m/min fortbewegt werden. Hand-
antrieb genügt, da ein Wechsel des Standorts
selten vorkommt. Für das Laden und Entladen
von Schiffen haben deren eigene Winden schon
immer eine große Rolle gespielt, sie treten aber
neuerdings besonders in den Vordergrund. In
Antwerpen z. B. benützt eine gewisse Dampfer-
gesellschaft die auf den Bollwerken zahlreich
vorhandenen Krane überhaupt nicht, sondern
ausschließlich die 'Schiffswinden. Auf den
modernen New Yorker Bollwerken findet man
sog. „Cargo Hoists‘, das sind einfache Rollen,
die an zweckmäßigen Punkten über den Schup-
penportalen befestigt sind. Mit Hilfe einer sol-
chen Rolle, einer zweiten, über der Ladeluke
angebrachten, der Schiffswinde und einer an
Land befindlichen Winde wird ein Seilzug her-
gestellt, welcher in hin- und hergehender Bewe-
gung eine außerordentlich beschleunigte La-
dung oder Entladung ermöglicht. Diese Me-
thode bürgert sich in New York allgemein ein,
so daß die Bollwerkkrane fast gar nicht mehr
benutzt werden. Die Leistung der erwähnten
Bollwerkswinden beträgt 13,4 bis 26,1kW. Die
Anordnung bewältigt bis zu 40 Lasten von je
3 Zentnern bis zu 1 Tonne i.d, Stunde, In Eu-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit KER
A ENT Eee ! Alk | a
der Schiffswinde den schwenkbaren Ladebaum,
aber kein Hilfsmittel an Land, oder höchstens
Ladung von Leichtern und Prähmen übernom-
sehr große Ausladung besitzen. Wo beträcht-
liche horizontale Strecken zu überwinden sind,
besonders beiin Größe und Gewicht gleicharti-
gen Gütern, finden besondere Fördervorrich-
tungen Anwendung.. Bei schwierigen örtlichen
Verhältnissenwird dies jedach häufigunmöglich,
und die New Yorker Technische Hafenleitung be-
richtet z. B., daß der Hängebahnbetrieb teil-
werden mußte. Der Bericht erwähnt ferner
Versuche mit elektrisch : betriebenen Karren
(Akkumulatoren) und beweglichen Fußböden,
welche aber noch nicht zur völligen Aus-
schaltung des kostspieligen Handbetriebes ge-
führt haben. Ladung und Entladung von
Massengütern, wie‘ Getreide, Erz, Kohle,
Petroleum, Holz usw. wird meist an be-
sonderen, mit geeigneten Einrichtungen ver-
sehenen Ladeplätzen vorgenommen. So hat
man kürzlich z. B.:weitere Anlagen für Ge-
treideentladung, u. zw. einen Speicher mit
40 000 t# Fassungsvermögen in Hull und einen
von 30 000 t Fassungsvermögen in Glasgow ge-
baut. Von den zwei Methoden der Getreide-
entladung ist die mittels Becherwerks die
billigere. Seit Einführung des Turboexhau-
stors sind aber auch die Betriebskosten des
pneumatischen Systems sehr gesunken. Das
letztere hat große. Vorzüge, z. B. leichte Beweg-
lichkeit der Saugöffnungen, die in alle Teile des
Schiffsraumes gebracht werden können, so daß
jegliches Schaufeln fortfällt, Auch stellt das
lastung keine Schwierigkeit dar, wie beim
Becherwerk, und die Tiefe des Schiffsraumes
spielt keine Rolie. Das Getreide wird durch den
Luftstrom gekühlt und so qualitativ verbessert.
Vor allem a.ber arbeitet das pneumatische Sy-
stem staubfrei. Wenn verschiedene Sorten
Getreide übereinander geschichtet und nur
durch Segeltuchzwischenlagen getrennt sind,
wird jede andere. Methode der Entladung un-
möglich. Die Getreideentladeanlagen in den
Londoner Docks bewältigen etwa 100 t/h f.d.
gow 250 t/h. Zwei Bollwerkselevatoren der an-
gegebenen Leistung in Glasgow haben je 166
Becher von je 0,0185 m? Inhalt, im Abstande
von 0,3 m. Das Getreide wird bis zur Dachhöhe
des Gebäudes gehoben und auf endlose, hori-
zontallaufende Förderbänder entleert, die es zu
seinem endgültigen Lagerplatz führen. Ein
Reserveelevator für 100 t Stundenleistung ist
vorgesehen. Die Elevatormotoren sind voll-
versehene Gleichstram - Nebenschlußmotoren
von 29,8kW, die bei 500 V mit 500 t/min laufen.
Die Londoner Hafenbehörde besitzt einen
Weizen i.d. Stunde bewältigt hat. Bei diesem
Elevator treibt ein 149 kW-Rohölmotor den
Turboexhaustor an. Die Saugröhren werden
durch Elektremotören »gelenkt.
andere. Schüttgüter werden durch Transport-
bänder, Krane, Aufzüge mit Kippvorrichtung
usw. befördert, Die Schurre hat hierfür in Hull
und in Durban gute Resultate ergeben. Beim
normalen Hafengüterbetrieb können Trans-
portbänder 600 t/h und mehr, hydraulische
Kipper 800 t/h und Krane bis zu 400 t/h bewäl-
‚tigen. Die Lade- und Entladevorrichtungen an
sich stellen jedoch nur einen Teil des Problems
dar; obgleich der Fortsehritt. gegen früher
enorm ist, werden sie immer noch nicht in ge-
nügendem Umfange angewendet. Und auch die
übrigen Faktoren sollten gebührende Berück-
sondern auch auf der Landseite sind die Zu-
fahrtsstraßen zu den Häfen häufig ganz unzu-
reichend, um den Verkehr rasch zu bewältigen.
Verfasser spricht die Hoffnung aus, daß diese
Fragen, namentlich die des Landabtransports
der Güter aus den Häfen, in absehbarer Zeit
ihre Lösung finden werden. W.
.. Die Korrosion durch Erdströme elek-
trischer Bahnen. — Ebenso wie die Amerikaner
sich demVorbilde der Deutschen anschlossen und
eine gemischte Kommission zur Klärung von
Strewstromfragen schufen, so hat auch in
der Schweiz der Gas- und Wasserfachmänner-
verein und der Verband Schweizerischer Se-
zerischen Elektrotechnischen Verein eine
Arbeitvereinigung gegründet, um unter '"Be-
nutzung der bisherigen einschlägigen Ver-
öffentlichungen, Auswertung der Betrieb-
erfahrungen, Vornahme neuer .Versuche,
zweckmäßige Vorschriften zum Schutze geren
ropa benutzt man gewöhnlich beim Gebrauch .
eine. Schurre. Die Schiffswinden tun auch gute
Dienste, wenn, wie zu etwa 80% in London, die.
men wird. Krane müßten für diese Zwecke eine,| ziehtet, weil der Streustromverlauf von zu
‘gen
weise durch Winden und Handkarren ersetzt
. ziehen.
Aufsteigen des Schiffes bei zunehmender Ent-:
Elevator, die in Hull 150 t/h und die in Glas-
kommen gekapselte, mit staubdichten Lagern |
schwimmenden Getreideelevator mit einer nor-.
malen Leistung von 60 t/h, der aber schon 129t |.
Kohle und:
sichtigung finden. Nicht nur auf der Wasser-,
kundärbahnen in Verbindung mit dem Schwei--
Streuströme elektrischer Bahnen aufzustellen.
1. April 1920.
Die Kosten werden, wie dies auch in Deutsch-
land der Fall war, von den Vereinigungen ge-
tragen. ee ER,
Im allgemeinen werden die bisherigen Ver-
suchsergebnisse bestätigt. Auf «ine strenge,
mathematische ' Durchrechnung wird ver-
vielen Zufälligkeiten in der Erde abhängt.
Soweit: dies möglich ist, werden unter einer
Reihe von Vernachlässigungen die Beehnun-
in gemeinverständlicher Weise durch-
geführt. So kann leider einzelnen Erschei-
nungen nicht völlig auf den Grund gegangen
werden. Viele aus den so: Vewonnenen
Schlußfolgerungenn sind auch schon ohne _
Rechnung auf Grund bloßer Anschauung zu
Als Ausdruck für die Gefährdung wird
die !Formel aufgestellt:
Ni “ T.Pmax.
‘=k(z
wobei der Faktor k von der Belastunssart _
der Strecke abhängt, der mit «deren Aus-
nutzung anwächst. T ist die Zeitdauer, die
ein Waren zum Durchfahren- der Linie
braucht, Pmax. die Höchstspannung in den
Gleisen, a das elektrochemische Äquivalent
des angegriffenen :Metalls vom spezifischen
Gewicht Yy.A bedeutet - einen Rohrstreifen,
auf den der aus dem Rohrumfang in un-
| gleicher Verteilung austretende Strom zusam-
mensedrängt angenommen ist (in Wirklich-
keit ist A noch von Rohrentfernung, Rohr-
durchmesser usw. abhäneig), r ist der Wider-
stand für die Längeneinheit zwischen Rohr
und Gleis. 8 ist die mittlere zerstörte
Schichtdicke des Rohres. \
‘ Die Gefährdung der Rohre‘ hängt hier-
nach. unter den gegebenen äußeren Verhält-:
nissen im wesentliehen vom Höchstwert
?max. der Spannung in: den Gleisen ab, Die
Abb. 1 zeigt für 'in beidseitig sespeistes
Sammelschiene N
längs des Gleises.
‘Gleis bei einem Betriebsstrom J die Span-_
nungsverhältnisse im Gleise. Aı Bı = As» Br
sind die als gleich angenommenen Spannungs-
verluste in den Speiseleitungen. Durchläuft
ein Wagen Üie ganze Strecke, so ändert sich
der größte Spannungsverlust in dem Gleise
entsprechend der punktierien Parabel mit.
dem Höchstwert in c. Die Abb. 1 stellt die
Spannungsverteilung dar, wenn. der Wagen in
D steht. Je größer der Widerstand in der
Rohrleitung ist, um so mehr nähert sich deren -
Potential dem des benachbarten Gleises.
Wird der besseren Anschaulichkeit wegen die
Rohrleitung widerstandlos angenommen. so
ist deren Potential R so gelegen, daß die
schraffierten Flächen oberhalb und unterhalb
der Rohrpotentiallinie gleich sind. Die Än-
derung der Erdstromdichten beim Fahren des
Wagens über die Strecke ist durch die Schau-
linien a — » für das Gefahrgebiet js für
das Einzugsgebiet, in dem der ‘Strom aus den
Gleisen ia die Rohre weindrinet, dargestellt.
In der Wagenstellung C erleidet das Rohr
die größte Gefährdung. Im Einzuggebiet sind
die Streuströme und dementsprechend die
Erdstromdichten. stets geringer als im Ge-
fahrgebiet, dafür ist ihre Ausdehnune größer..
La in cn Rn N A rt a Pet
en A r EAN Kr!
} April 1920.
Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heit 13.
Strenee Rechnungen werden für über-
flüssig gehalten, weil der Hauptwiderstand .
bei gut isolierender Schienenbettung unmit-
telbar an den Gleisen liegt, der Erdboden wider-
stand auch nicht gleichförmig ist.
Bahnen gaben Rechnung und Beobachtung
genügend gute, Übereinstimmung, wenn die
Leitfähigkeit des Frdbodens stets möglichst
genau bestimmt wurde. '
Näch den .angestellten Rechnungen kann
.die Spannung in den Gleisen, auf die es im
wesentlichen ankommt, "bei gbeichmäßig be-
lasteter Strecke auf 25 % vermindert werden,
wenn anstatt am Ende, die Strecke in der
Mitte gespeist wird. : Der gleiche Erfolg
wird - durch 2 Speisepınkte an
Enden erhalten. 3 Speisepunkte an den
Enden und in der Mitte erniedrigen den Wert
auf 625 %, 4 gleichmäßig verteilte Speise-
punkte auf 2,8 %. Wird die Betriebspannung
um 10, 50, 100 % erhöht, vermindert sich die
Spannung in den Gleisen um 9, 33, 50 %.
Der Vorteil, daß bei Verbindung der
Gleise mit- dem positiven Pol des Strom-
erzeugers die Spannung zwischen Gleis und
Rohr in den Gefahrgebieten vermindert wird,
wird mit Recht für gering angesehen, zumal
die Verschiedenheit in der Belastung auf den
einzelnen Strecken. die unbefahrenen Stumpf-
gleise usw: die Verhältnisse wesentlich ver-
schieben: Unbefahrene Stumpfgleise, die wie
eine Gleiserdung wirken, erhöhen zwar die
Erdströme, können aber die. Erdstromdichte
än der Anschlußstelle vermindern. wenn die
‚Spannung zwischen Gleis und. Rohr herab-
gedrückt wird. MEN“
Bei Mehrfachspeisung der Gleise „elten
nur die durch Widerstände auf gleichen Span-
"nungsverlust ausgeglichenen Speiseleitungen
als vollwertis zur Verminderung (der Erd-
stromdichte. Wie durch unvollkommenes
Ausgleichen die *Erdstromdichte nur mangel-
haft vermindert wird, erhellt aus Abb. 2.
Sammelschtene
© . Abb.2. Gleichspannung bei Mehrfachspeisung.
OA ist die Spannung in der einen Schienen-
speiseleitung. Ist der Spannungsverlust in
einer Zweiter Speiseleitung der zeleiche
"0A = O4Aı, so ‚gibt die mit dem Höchstwert
Pmax. in C dargestellte, punktierte Schaulinie
ie Spannung in den Gleisen und: zwischen
Gleis und dem widerstandlos angenommenen
“ Rohr mit dem Potential Rı. Ist der Span-
nungsverlust in der zweiten Speiseleitung
hingegen 0A:>, so ergibt sich für die Span-
nung in den Gleisen die Linie mit dem
Höchstwert p’nax. ‘der Schienenspannune in
©, Das Rohrpotential stellt sich auf :Rs ein.
. Ob die Anfressung eines Rohrs auf die
Wirkungen von ‚Streuströmen zurückzuführen
oder ein rein chemischer Vorgang ist/ Täßt
sich nur:-nach genawer sachverständiger Un-
tersuchung an. Ort und Stelle entscheiden.
Rostbildung an den Rohren kann sintreten,
wenn. Sauerstoff sich in der Feuchtigkeit des
Erdbodens befindet Dies wird durch Luft-
zutritt zu: den Röhren in lockerem Boden be-
günstigt. Schmiedeeiserne Rohre werden hier-
bei erfahrungsgemäß eher zerstört, als guß-
eiserne. Anders liegen die Verhältnisse in
Säuren und Salzlösungen. In einprozentiger
Schwefelsäure verhält sich der Angriff von
Flußeisen zu Schweißeisen zu Gußeisen wie
‘ 1:2:100. Die Rostgefährdunx kann ver-:
zößert werden, wenn die Röhren in innigem
Zusammenhang mit ' dleren Metallen der
. Spannungsreihe verbunden sind. Dagegen ist
die Verbindung von Schmiedeeisen und Guß-
.*isen ohne Belang. ie
Die Spannungen zwischen Gleis und Rohr
geben nicht ohne weiteres ein Maß für die
Anfressungssefahr, (Wenn nach dem Vorgang
‚von Haber bei, den Streustrommessungen
‚stets auch die Leitfähigkeit des Erdbodens
. bestimmt wird, ergeben die Rechnungen meist
‚befriedigende Übereinstimmung mit den Be-
‚obachtungen, wenn Rohrdurchmesser und Ab-
‚stand von den Schienen, berücksichtigt wird.)
. „Maßgebend für die Gefährdung der Rohre
ist die Erdstromdichte, die einen Höchstwert
auicht überschreiten darf. Eine Stromdichte
won 1 mA/dm?, ein Jahr lange’ wirkend, zer-
#rißt eine Schichtdicke von 0,107 mm Stärke
Für deutsche .
den .
- Rohrzerstörungen
261
bei Nickel, 0,114 mm Aluminium, 0,115 mm
Eisen (in kleiner Valenz 0,077 mm), 0,155 mm
. Zink, 0,232 mm 'Kupfer (in kleiner Valenz
0,166), 0,295 mm Blei. Auf die halbe Wand-
stärke wird ein Eisenrohr von 10 mm Wand-:
stärke in 20 Jahren bei 2 mA/dm? angefnessen,
durch 0,8 m A/dm? in 50 Jahren. Ein Blei-
rohr von 3 mm Wandstärke wird schon bei
0,22 mA/dm? in 20 Jahren, bei 0,09 mA/dm?
in 50 Jahren auf halbe Dicke angefressen.
“Nach Messungen von Besig wurden in der
‚Schweiz in feuchtem Lehmboden bei einer
Stromdichte von 0,10 .mA/dm? keine, bei
, 0,33 mA/dm? in. wenig feuchtem Boden deut-
liche, bei 51 mA/dm? in trockenem Sand
ausgeprägte, bei 0,837 mA/dm? in. wenig feuch-
tem Boden starke Anfressungen vorgefunden.
Den Vorschriften des V.D. E.,: wonach
0,75 mA/dm? als obere Grenze festgesetzt wird,
wird daher zugestimmt.
Die bekannten Maßnahmen an den Roh-
ren, die das Eindringen von Sitreuströmen
erschweren sollen, werden für unvollkommen
sehalten. Isolierte Stöße haben nur Erfolg,
wenn sie nicht zu weit auseinander liegen,
isolierende WRohranstriche oder Schutzhüllen
vermögen nicht mit Sicherheit dem Einfluß
der Streuströme zu widerstehen. Die An-
schauung, daß isolierende Rohranstriche Nut-
zen. bringen würden, wenn sie nur im Ein-
zuggebiet verwendet würden, wodurch im Ge-
fahrbereich theoretisch keine Gefährdung auf-
treten könne, ist jedoch irrig.
Auch nach den Erfahrungen . in der
‘Schweiz ist der in den deutschen Streustrom--
vorschriften zugelassene Grenzwert. der
Spannung in den Schienen von 2,5 V .eine
'enügende Gewähr: für die Vermeidung se-
ährdenden Rohrangriffe, Große Sorgfalt
soll auf das Instandhalten guter Schienen-
stoßverbindungen gelegt werden. Erhebliche
wurden in der Schweiz
durch unzulängliche Leitfähigkeit der Schie-
mwenstöße weranlaßt. Die in den deutschen
Vorschriften seforderte Grenze des Grleis-
widerstands einschließlich der Stöße ist auch
nach den schweizer Erfahrungen bei regel-
rechter Überwachung des Betriebs ohne
weiteres einzuhalten. (Erster Bericht, bearbeitet,
vom Generalsekretariat des Schweiz. Elektro-
technischen Vereins. Verlag von Rascher & Cie.
Zürich 1918.) 3 Mi.
Beleuchtung und Heizung.
- Elektrische Wohnungsheizung. — Die ‚„Pu-
blie Utilities Commission‘ von Idaho hat eine
sehr eingehende Untersuchung der Frage been-
det, ob es möglich sei, Wohnungen ausschließ-
lieh mittels Elektrizität zu heizen. Sie kommt
zu dem Schluß, daß es nicht ratsam sei, und daß
es Verschwendung wäre, Strom für Heizzwecke
zu benutzen, solange der Bedarf an anderweiter
Betriebskraft noch nicht gedeckt ist.!) Ein
Dampfkraftwerk verwertet nur etwa 13%%
der in den Kohlen enthaltenen Wärme, wäh-
rend bei der Kohlerheizung in Wohnungen
immerhin 40 bis 50% ausgenutzt werden.
Trotzdem in Idaho bedeutende Wasserkraft-
Elektrizitätswerke bestehen, so würden diese
doch nicht ausreichen, um alle Wohnungen
elektrisch zu heizen; ganz abgesehen davon,
daß dadurch eine Belastung für nur sieben Mo-
nate im Jahre geschaffen und ein beträchtlicher
Teil der Anlage während der übrigen fünf Mo-
.nate stilliegen würde. Die Kosten der elektri-
schen Wohnungsheizung betragen mindestens
das vierfache (in Süd-Idaho sogar das sechs-
bis neunfache!) der Kohlenheizung. Sogar,
wenn durch Wasserkraft gewonnene Elektri-
zität zur Verfügung steht, die im Sommer für
Bewässerungszwecke und im Winter zum Hei-
zen benutzt werden kann, ist die elektrische
Wohnungsheizung noch teurer als Kohlenhei-
zung. Durch elektrische Wohnungsheizung
könnte man bei 15 000 Haushalten etwa 100 000
t Kohle im Jahre ersparen; der verbrauchte
‘Strom wäre aber mehr als ausreichend, um
z. B. die Haupteisenbahnlinien in Idaho zu
betreiben, was eine Kohlenersparnis von
1 000 000 t im Jahre zur Folge haben würde.
(„The Technical Review‘, Bd. 6, 1920, S. 64,
nach „Electrical Review‘, Chicago, 22. a
Ergebnisse des Preisausschreibens . der
amerikanischen Regierung für eine elektrische
Grubensicherheitslampe. — Die englische
Regierung hatte bekanntlich bereits, im
Jahre 1911 .ein Preisausschreiben für die
beste elektrische Grubensicherheitslampe er-
lassen.?) Bei diesem Preisausschreiben, an
welchem sich 195 Bewerber
erhielt die von Oberingenieur Färber ent-
worfene und von der Concordia Elek-
trizitäts-A.G. Dortmund gebaute „CEAG“-
2 Vgl. hierzu auch „ETZ“ 1919; 8. 513
27 .ELZ“ 1911, 8. 625. »
beteiligten,
Lampe!) den I. Preisfin Höhe von 12000 M.
Voraussichtlich veranlaßt durch dieses Preis-
ausschreiben der englischen Regierung hat
dann im Jahre 1912 der Verein für die bergbau-
lichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dort-
mund ebenfalls ein Preisausschreiben für elek-
trische Grubensicherheitslampen erlassen und
hierfür einen Preis von 25 000 M ausgesetzt?)
- Während bei dem englischen Preisausschreiben
. Ü
in der Hauptsache Wert auf eine absolut
schlagwettersichere Lampe, welche bei
möglichst hoher Leuchtkraft möglichst geringe
Betriebskosten verursacht, gelegt wurde, war
vom bergbaulichen Verein noch als weitere
Bedingung die Anbringung eines Schlag-
wetteranzeigers gestellt. Leider ist eine
Entscheidung über dieses Preisausschreiben bis
heute nicht erfolgt.
Während des Krieges hatte nun auch die
Regierung der - Vereinisten Staaten
von Amerika einen Wettbewerb für elektri-
sche: Grubensicherheitslampen ausgeschrieben.
Bei diesem Wettbewerb war außerdem noch die
Forderung gestellt, daß eine Entzündung schla-
gender Wetter durch die elektrische Gruben-
lampe auch dann nicht stattfinde, wenn die
Grubenlampe bzw. das Schutzglas durch ir-
gendwelche. Umstände mechanisch zertrüm-
mert wird. Auch aus diesem Wettbewerb ging,
wie bei dem Wettbewerb der englischen Regie-
ı rung, die „CEAG°-Lampe als beste Hand-
lampe hervor. Wir entnehmen dem ,„Poly-
technisch Weekblad‘, Amsterdam über dieses
Preisausschreiben und die Prüfung der Lampe
folgende Mitteilungen:
In Amerika hat die Regierung. der Ver-
einigten Staaten eine Preisfrage für die Her-
stellung einer guten und sicheren Grubenlampe
ausgeschrieben. In Verbindung mit den Eigen:
schaften, welche man an eine derartige Lampe
stellen muß, wurde das Folgende vorgeschrie-
ben: :-Die Lampen müssen derartig konstruiert
und hergestellt sein, daß der Glasballon unter
keinen Umständen zerbrechen kann, solange
der Draht noch hinlänglich glühend ist, um ein
explosives Gasgemisch zum Explodieren zu
bringen. Man hat. nämlich festgestellt, daß
glühende Drähte von Grubenlampen Gruben-
gas wohl zum Explodieren bringen konnten,
während elektrische Funken bei Spannungen
niedriger als 6 V hierzu nicht imstande waren.
Bei der Preisfrage wurden bezüglich der weite-
ren Konstruktion, z.B. was die Leuchtkraft,
Brenndauer, Betriebskosten und Betriebs-
sicherheit anbelangt, keine Vorschriften ge-
macht.
Es sind auf dieses amerikanische Preisaus-
schreiben hin nur 6 Einsendungen eingelaufen,
von denen 3 außer” Betracht bleiben mußten.
Die anderen 3 wurden nach Anbringung einiger
kleiner Veränderungen als genügend und
brauchbar in der Praxis’ ausprobiert. Die Be-
urteilung selbst geschah sehr streng. In erster
Stelle wurde festgestellt, ob die an der Lampe
angebrachten Sicherheitseinriehtungen, um den
gegebenen Bedingungen zu genügen, unter
allen Umständen gut wirkten. Anderseits un-
tersuchte man, ob die betreffenden Sicherheits-
vorrichtungen nicht etwa Störungen verur-
sachten, wodurch z. B. die Lampen in Augen-
blicken, wo dies am allerwengisten erwünscht
war, erlöschen konnten. Zum Schlusse wurden
die mechanische Konstruktion der Zelle und
‚andere Teile der Lampen kontrolliert.
Von den 3 als gut befundenen Lampen ist
die „CEAG“-Lampe eine elektrische Hand-
lampe, bei der die Sicherheitseinrichtung darin
besteht?), daß der Glasballon zwischen 2 Spi-
ralfedern angeordnet ist, so daß der Stromlauf
durch eine Kontaktvorrichtung sofort unter-
brochen wird, sobald der Glasbällon der Glüh-
lampe von dem darum angebrachten Schutz-
glas zerstört wird. Es schien vorerst noch mög-
lich, daß doch ein Durchglühen des Drahtes
stattfinden könnte, indem die Glasballons der-
artig beschädigt wurden, daß die Kontaktvor-
richtung nicht funktionierte, oder so spät, daß
inzwischen bereits eine Explosion stattgefun.
den hatte. Bei 25 Probeversuchen mit dieser
Lampe blieb der Glühfaden in 40% der Fälle
ganz, woraus gerade ersichtlich ist, wie nötig es
ist, eine Sicherheitsvorrichtung anzubringen,
um den Strom zeitig zu unterbrechen. In allen
Fällen arbeitete diese Einrichtung tadellos.
Bei 8 Sonderprüfungen verwandte man beson-
dere Mühe darauf, die Sicherheitsvorrichtung
derartig zu beschädigen, daß keine Stromunter-
brechung stattfand. In 4 Fällen glückte es, die
Sicherheitsvorrichtung außer Wirkung zu set-
zen, in keinem dieser Fälle wurde jedoch der
Glasballon der Glühlampe beschädigt. Da_die
Umstände bei diesen Versuchen viel schwieriger
waren, als sie in der Praxis vorkommen, wurde
die Sicherheitsvorrichtung als ausreichend an-
ı) „BETZ“ 1912, 8.907 u. 1086.
) JETZ* 1912. 8. 1145.
Beschreibung und Abbildung s. „ETZ* 1912, S. 1145-
282
erkannt. Es wurden ferner 13 Versuche ge-
macht, um festzustellen, ob die Sicherheitsv or-
riehtung schnell genug arbeitete. Dabei wur-
den ebenfalls sehr günstige Ergebnisse erzielt.
Bei 15 Versuchen, um die Dauerhaftigkeit der
Lampe im allgemeinen nachzuprüfen, wurde
sie aus einer Höhe von 2 m auf einen stei-
nernen Fußboden geworfen. In allen Fällen
zerbrachen naturgemäß. beide Glasballons; die
Sicherheitsvorrichtung wirkte hingegen in allen
Fällen.
Die #,,Hirschlampe‘ von der ‚Hirsch
Elektrische Grubenlampen-Gesellschaft “, Ame-
rika, die zweite der für gut befundenen Lampen,
ist eine Lampe, die zur Befestigung an der
Kopfbedeckung bestimmt ist. Die Sicherheits-
vorriehtung ist in dem Kopfstück angebracht;
sie besteht aus einem Stromunterbrecher, der
bei Stößen gegen die Vorderseite der Lampe in
Funktion tritt und einem Kurzschluß, der bei
seitlichen Stößen wirkt. Der Stromunter-
brecher wirkt, sobald die Glasplatte, welche
sich an der Vorderseite unmittelbar hinter dem
konvexen Vorderglas befindet, zerbricht; hier-
durch wird nämlich eine Spannfeder gelöst,
welche die Stromunterbrechung zustande
bringt. Die Kurzschlußvorriehtung _ befindet
sich in dem Kopf der Lampe. Um die Glüh-
lampen sind in Form von Reflektoren 3 Metall-
umhüllungen angebracht, die durch enge
Zwischenräume geschieden sind. Die innerste
und äußerste Metallwand ist mit dem einen
Pol und die dazwischen liegende Metall-
wand mit dem anderen Pol der Batterie
verbunden. Bei seitlicher Beschädigung
der Lampe werden mithin. in jedem Falle
erst die Platten zusammengedrückt, wo-
durch unbedingt Kurzschluß eintritt, so daß
der Glühfaden nicht mehr glühen kann, wenn
der Glasballon selbst unmittelbar hinterher
eingedrückt wird. Es wurden 45 Versuche ge-
macht, um mit verschiedenen Werkzeugen eine
Beschädigung zu bewerkstelligen; in allen
Fällen wirkte die Sicherheitsvorrichtung sehr
gut, bevor der Glasballon zerbrach. Um fest-
zustellen, ob die Kurzschlußvorrichtung nicht
zu schnell in Wirkung tritt, wurde die Lampe
verschiedene Male von 2 m Höhe auf einen
steinernen Fußboden geworfen. Allein in
einem einzigen Fall, wobei auch die Strom-
unterbreehungsvorrichtung, dadurch daß das
Glas zerbrach, zur Wirkung kam, trat Kurz-
schluß auf.
Die dritte Lampe, die „Wieco-Lampe“
von der ‚‚Witherlee Igniter-Maatschappij‘“ wird
ebenfalls am Kopf befestigt. Die Schutzvor-
richtung an ihr ist durch die Befestigung des
Lampenballons bewerkstelligtt. Die Lampe
wird durch einen bügelförmigen Draht in die
Fassung gedrückt. Falls dieser Draht entfernt
wird oder der Glasballon zerbricht, fällt die
Lampe aus der Lampenfassung. Bei 50-maligen
Versuchen wurde der Glasballon auf verschie-
dene Weise beschädigt; stets wirkte die Sicher-
heitsvorrichtung auf durchaus befriedigende
Weise.
Es versteht sich von selbst, daß man von
einer Grubenlampe noch andere Eigenschaften
fordern kann, welche bei dem amerikanischen
Preisausschreiben nicht in den Vordergrund
gestellt wurden. Die Lampe darf nicht schwer
sein und muß stets genügend und mit Sicher-
heit Lieht verbreiten; die Betriebs- und Unter-
haltungskosten dürfen im Verhältnis zu den
anderen Betriebskosten nicht abnormal hoch
sein. Die Lichtstärke der Grubenlampen ist
nicht allein nach der Kerzenstärke zu beur-
teilen, sondern auch in Lumen auszudrücken,
d.h. man muß diejenige Menge Licht angeben,
die in einem bestimmten Raumteil ausgesandt
wird.
Bei der Sicherheitslampe von Wolff hat
man eine Kerzenstärke von 0,4 FK bei etwa
3 Lumen; für Handlampen hat man dies dann
auch als Minimum festgestellt, während für an
dem Kopf zu befestigende Lampen 1,5 Lumen
als ausreichend angesehen werden. Die Brenn-
dauer, die normal gefordert werden kann, be-
trägt 12 h und die Lebensdauer der Glühlampe
300 h bei Gebrauch von Elementen oder Säure-
akkumulatoren und von 200 h bei Gebrauch
von alkalischen Akkumulatoren. Für die Le-
bensdauer der Platten von Säureakkumulato-
ren hat man ein Minimum von 3600 Brenn-
stunden angegeben, was in der Praxis mit un-
gefähr 1 Jahr übereinstimmt; bei alkalischen
Akkumulatoren wird die doppelte Lebensdauer
der Platten verlangt.
Elektrische Antriebe.
Elektrische Antriebe für Papiermaschinen.
— . Während früher das Papier blattweise
mittels Sieben aus mit Papierstoff gefüllten
Bütten von Hand geschöpft wurde, wird es
jetzt durch Lang- oder Rundsiebmaschinen
in fortlaufenden Bahnen hergestellt; dies er-
möglicht Erzeugung in größtem Stil, Die Pa- ! groß ist.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft
13.
FOREN a
1. April 1920.
piermaschinen besitzen 2 Hauptteile: einen mit
gleichbleibender Geschwindigkeit arbeitenden,
für den Gruppenantrieb ohne Drehzahlregelung
genügt, und einen solchen, dessen Arbeits-
geschwindigkeit in Abhängigkeit von der Art
des gefertigten Papiers regelbar sein muß. Und
zwar ist nicht nur eine Regelbarkeit bis zu 1 : 25
erforderlich, sondern es muß auch möglich sein,
den einzelnen Abschnitten, der Papierbahn bis
10% verschiedene Geschwindigkeiten zu er-
teilen, um der Dehnung oder Schrumpfung
Rechnung zu tragen und ein Reißen des Pa-
piers zu verhüten. Wie W. Stiel mitteilt,
hat sich der elektrische Einzelantrieb für diese
„Zugregelung‘ nicht bewährt, und man be-
wirkt sie daher mechanisch durch Kegelschei-
ben, während man den ganzen veränderlichen
Teil durch einen einzigen, regelbaren Motor
antreibt. Die, Geschwindigkeitsschwankungen
dieses Motors dürfen 1 bis 2% namentlich des-
wegen nicht überschreiten, weil sonst unzu-
lässige Gewichts- und Stärkeunterschiede des
erzeugten-Papiers auftreten. Der Umfang des
Geschwindigkeitsbereiches mit enger Regelung
hängt von der Anzahl der herzustellenden Pa-
piersorten ab und kann 1 : 25, unter Umständen
aber nur 1:2 betragen. Auch muß ein Lang-
sambetrieb für Reinigungsarbeiten möglich
sein. “Bei den niedrigen Geschwindigkeiten
ist das Widerstandsdrehmoment der Papier-
maschinen sehr erheblich, erreicht bei mittleren
einen kleinsten Wert und steigt bei’ höheren
wieder an; diese Verhältnisse müssen beim
Entwurf des Antriebes berücksichtigt werden.
Ursprünglich wurde der elektrische Antrieb
durch nicht regelbare Elektromotoren in Ver-
bindung mit mechanischen Regelvorriehtungen
versucht. Später benutzte man bei Motoren
mit Einfach- oder Doppelanker Umschaltung
auf verschiedene Spannungen eines Mehrleiter-
'netzes und erzielte Regelbereiche bis 1:8.
Diese Regelart wurde verlassen, da sie ver-
wickelte Steuerapparate ergibt. Gleichstrom
ist geeigneter als Drehstrom, bei welchem die
erforderliche Regelbarkeit noch nicht für alle
Verhältnisse erreichbar ist. Hauptstromre-
gelung ist für Papiermaschinenantriebe un-
brauchbar ; ebenso wird reine Feldregelung über
den Regelbereich 1:3 hinaus unwirtschaft-
lich. Als geeignetste erweist sich die Spannungs-
regelung nach der Leonard- und der Zu- und
Gegenschaltung, bei der bekanntlich nicht das
Feld des Motors, sondern die Ankerspanuung
geändert wird. Erstere wird für Papiermaschi-
nenantrieb vielfach benutzt und besitzt eine
mit stets derselben Drehzahl laufende ‚‚Steuer-
dynamo“, von der beliebige Ankerspannungen
durch entsprechende Feldregelung erzeugt wer-
den. Die Steuerdynamo speist den fremder-
regten Motor mit Arbeitsstrom und muß daher
dieselbe Leistung wie der Motor besitzen. Bei
der Zu- und Gegenschaltung kann die Anker-
spannung der Steuerdynamo durch Feldrege-
lung von einem negativen Höchstwert über
0 bis zu einem positiven Höchstwert einge-
stellt werden. Sie wirkt, mit einer Netzspan-
nung in Reihe geschaltet, auf den anzutreiben-
den Motor ein, dem so, da der Spannungs-
bereich der Steuerdyniamo gleich der doppelten
Netzspannung gewählt wird,
spannung zugeführt werden kann.
teil ist die Abhängigkeit von einem entspre-
chend belastbaren Netz, ein . Vorteil, daß die
. Steuerdynamo nur die halbe Leistung des an-
zutreibenden Motors zu haben braucht. Schließ-
lich kann das Feld des Motors zur Regelung
mit herangezogen und dadurch der Bereich der
Spahnungsregelung beschränkt, die Drehzahl-
regelung verfeinert und die Gleichförmigkeit
erhöht werden. Diese Regelart ist, mit Aus-
nahme der selbsttätigen, die für Papiermaschi-
nenantriebe am besten geeignete. Bei der
„trägen“, selbsttätigen Regelung wird die
Verstellung von Hand dureh motorischen An-
trieb in Abhängigkeit von der Drehgeschwin-
digkeit (Tachometerdynamo) ersetzt. _ Diese
Regelung folgt den Schwankungen nur lang-
sam und ist in Fällen, wo solche häufig auftre-
ten, nicht zweckmäßig. Die ‚Schnellregler‘“
besitzen einen dauernd in schwingender Be-
wegung befindlichen Teil, welcher durch immer-
wiederkehrendes Kurzschließen eines Wider-
standes, wobei die Kurzschlußdauer verändert
werden kann, den Feldstrom der Steuerdynamo
so beeinflussen, daß die Geschwindigkeit des
Motors genau gleichförmig bleibt. Die SSW
haben gefunden, daß bei Regelbereichen bis
1:25 die Drehzahl durch den Schnellregler
mit einer Genauigkeit von %% eingehalten
wird. Drehstrom-Asynchronmotoren mit Ro-
tor-Widerstandsregulierung und Drehstrom-
Kollektormotoren mit Reihenschlußverhalten
sind für Papiermaschinenantriebe ebensowenig
geeignet wie Einphasen-Repulsions- oder Rei-
henschlußmotoren, da bei ihnen allen die Ab-
hängigkeit der Drehzahl von der Belastung zu
Der Drehstrom-Kollektormotor mit
sehinen ‚besonders gut isoliert sein. Der
jede beliebige '
Spannung zwischen 0 und. der doppelten Netz-
Ein Nach- .
| verwaltung der Regierung den Plan für die Er-
}
Nebenschlußverhalten ist in den, von. der
.A.E. G. (Winter-Eichberg) und von den SSW-
(D. R. P. 260 319) gebauten Ausführungen für
den Antrieb von Papiermaschinen verwendbar.
Ersterer erfordert jedoch für sprunglose Re-
gelung innerhalb weiter Grenzen große Steuer-
schalter und einen besonderen Regeltransfor-
mator.
Der SSW-Drehstrom-Nebenschlußmo-
tor mit Rotorspeisung (D. R. P. 260.319) liefert
durch Bürstenverschiebung stetige Geschwin-
digkeitsregelung in beliebig weiten Grenzen.
Praktisch ist er für Regelbereiche bis 1:5
brauchbar, falls Drehzahlabweichungen von
3 bis 4%, zulässig sind; in Schweden haben ihn
die Almänna Svenska, in Deutschland die SSW
für Papiermaschinenantriebe ausgeführt.
We--
gen der feuchten Luft in Papiermaschinensälen
müssen alle dort aufgestellten elektrischen Ma-
kühlungsverhältnisse wegen werden die Dreh-
zahlen hoch gewählt. Der größte von den SSW
ausgeführte Papiermaschinenmotor leistet
441 kW bei 140 bis 700 Umdr/min, ist mit
Schnellregelung versehen und in Schweden auf-
gestellt. Druckknopfsteuerung wird jetzt nicht
Ab-
nur zur Notausschaltung benutzt, sondern ver-
mittelt auch Einschaltung und Drehzahlände-
rung. Die SSW haben in einer ausgeführten
Anlage 500 Stufen für den Feldregler vorge-
sehen; bei einem Antrieb mit Schnellregler
wurde gemeinsamer Schneckenradantrieb für
die Widerstände verwendet. Durch Einbau
eines aufzeichnenden Geschwindigkeitsmessers
kann eine laufende, objektive Kontrolle der
Drehzahl erreicht werden. Schuckert hat
schon in den Jahren 1900/03 zahlreiche Papier-
maschinenantriebe mit Gesamtregelung bis
1: 8 unter Verwendung von Wendepolmotoren
und Dreileiternetzen ausgeführt. Im ‚Jahre‘
1902 wurde die Anordnung der Zu- und Gegen-
schaltung von derselben Firma mehrfach be-
nutzt; im folgenden Jahre folgte die Leonard-
sehaltung. Zeitschr. d..V.0..1% Bd. 04.3920,
S. 30, 64, 87.) , W;
Fernmeldetechnik.
Über die Schaltungsweisen des Audions. —
Unter der Voraussetzung linearer Charakte-
ristiken lassen sich für,die Vorgänge in und an
einer Generäatorröhre ' mathematische Bezie-
hungen aufstellen, in denen die Röhre als eine
EMK mit konstantem inneren Widerstand er-
scheint — eine Darstellungsweise, die be-
sonders für die Technik nicht zweckmäßig
ist. Besteht dann einmal eine generative
Schaltung, so kann man daraus nach
Coster die anderen Schaltungen ableiten, in-
dem man die Wechselwiderstände, an denen
die einzelnen Röhrenelemente liegen, durch für
die betreffende Frequenz äquivalente bzw. kon-
jugiert komplexe Widerstände ersetzt. In die-
ser Art werden aus einem einfachen Schema
einerseits für eine direkte Schaltung (das Gitter
ist unmittelbar mit dem Anodenkreis verbun-
den), anderseits für eine induktive Gitterschal-
tung alle für die Röhrensender überhaupt mög-
lichen Sehaltungsanordnungen abgeleitet. (Phys.
Zeitschr. Bd. 20, 1919, 8.579.) A. mM.
Funkstation an ‘der schwedischen -West-
küste. — Nach einer Meldung der ‚‚Berlinzke
Tidende‘‘ hat die schwedische Telegraphen-
riehtung einer großen Funkstation an der
schwedischen Westküste vorgelegt. Diese
soll dem telegraphischen Verkehr mit Amerika
dienen: und auch als Durchgangsstation für
Rußland verwendet werden. Ihr Wirkungskreis
wird ungefähr dem der Station Nauen ent-
sprechen. i
Physik und Theoretische Elektrotechnik,
Massendämpfung. — Unter Massendämp-
fung versteht man ein Verfahren, mechanische
Sehwingungen zu dämpfen, bei welchem sich in
dem schwingenden Körper eine Masse, die in
den meisten Fällen aus einer Flüssigkeit be
steht, selbsttätig unter Energieverbrauch (durel
innere Reibung) verschiebt. Eine solche Mas
sendämpfung hat gegenüber anderen Dämp
fungsarten, z. B. der Wirbelstromdämpfung
den Vorzug, daß zur Erzielung der dämpfendei
Wirkung kein feststehender Teil notwendig ist
Das ist von ausschlaggebender Bedeutung fü
die bisher wichtigste Anwendung der Massen
dämpfung beim Frahmschen Schlingertank
Die Massendämpfung ist auch bereits bei elek
trischen Meßinstrumenten und neuerdings bein
Kreiselkompaß zur Anwendung gelangt. Be
einer von O.Martienssen gegebenen Ableitun;
einer Theorie der Massendämpfung!) werde
insbesondere die beim Kreiselkompaß vorlie
genden Verhältnisse berücksichtigt, u. zw. wirt
dabei von einer Anordnung nach Abb. 3 ausge
I) Vgl. „Zeitschr; f: Instrk.“ Bd, 39, 1919, 8: 26
TEE DPTENIESER.
1. April 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heft 13.
283
angen, die ein Pendel darstellt, bei dem die
apfung dadurch erfolgt, daß bei der Pendel-
bewegung eine Flüssigkeit aus dem Gefäße K,
nach K, fließt und umgekehrt. Der sich erge-
bende Schwingungsvorgang besteht aus zwei
gekoppeltenSchwingungen, nämlich derSchwin«,
gung des Pendels für sich und der Schwingung
der Flüssigkeit für sich, die beide durch die
Reibung im Rohr r miteinander gekoppelt
sind. Bei der großen Schwingungsdauer des
Kreiselkompasses von 115 h, muß das Rohr r
als Kapillare ausgebildet sein. Es ergeben sich
aus diesen Verhältnissen einfache Bedingungen
(Gültigkeit der Poiseuilleschen Gleichung)
für die Strömung der Flüssigkeit. Der Kopp-
lungskoeffizient K ergibt sich zu K=
A
4Z20g90R» A das stabilisierende Mo-
ment des Pendels, 0 das spezifische Gewicht
der Flüssigkeit, Q ihre Oberfläche und R der.
Schwingungsradius der Flüssigkeitsoberfläche
im Gefäße und g die Erdbeschleunigung: ist.
Infolge der durch die oben erwähnten, einfachen
Verhältnisse ermöglichten Vernachlässigung der
kinetischen Energie der Flüssigkeit ergibt sich
als charakteristische Gleichung eine solche
dritten Grades an Stelle der sonst bei ee
ten Schwingungen auftretenden leichung
vierten Grades. Ihre Lösung ist von der Form:
ea e-Uuttme-rt.sin(voi+ P.)
Für praktische Zwecke ist der 1. Summand zu
vernachlässigen, so daß die Dämpfungsein-
richtung nahezu eine reine gedämpfte Sinus-
schwingung ergibt. Aus der Berechnung der
Schwingungsdekremente ergibt sich, daß die
Dämpfung nur abhängt-von K und dem Ver-
hältnis der Flüssigkeitsfrequenz zur Frequenz
der ungedämpften Pendelschwingung. Größere
Dämpfungen sind nur durch hohe K-Werte zu
erhalten. Bei K = 2 kann z. .B.. das Däm-
pfungsverhältnis nur wenig über 2 ansteigen, wie
man auch die Zähigkeit der Flüssigkeit und den
Rohrquerschnitt wählt. Aperiodische oder über-
aperiodische Dämpfung ist durch Massendämp-
fung nicht zu erreichen, da man ja K nicht be-
liebig groß wählen kann. Die Vergrößerung von
K bedingt eine Abnahme der Stabilität. Darin
liegt ein Nachteil der Massendämpfung.
he.
Jahresversammlungen, Kongresse,
Ausstellungen.
Internationale Frühjahrsmesse Frankf urt
a. M. — Die zweite Internationale Messe
(Frühjahrsmesse) wird auf Anregung von Ma-
gistrat und Handelskammer Frankfurt a.M.
in der Zeit vom 2. bis 11. V. 1920 von der Messe-
und Ausstellungs-Gesellschaft m. b. H. veran-
staltet, die Trägerin des Unternehmensist, und
- zu dessen Durchführung ein Messeamt gebildet
hat. Dieses gibt auch eine Messezeitung her-
aus. Die Standmiete ist bis spätestens 15. IV.
1920 zu entrichten.
Verschiedenes.
Teuerungszuschläge auf die Prüfgebühren
der Reichsanstalt. —
auf die Prüfungsgebühren, welche nach der
Gebührenordnung der Physikalisch-Techni-
schen Reichsanstalt vom 1. VII. 1918 erhoben
werden!), beträgt vom 1. I. 1920 ab:
bei Teil I (Abschn. Optik, Nr. 21/23
.25/26) .
u 3 RER 1009
bei Teil I (Abschn. Optik, Nr. 24 , 150%
bei Teil II (Elektrizität u. Magnetis-
mus)... nn 22.0:150%,
Bei Gegenständen, die für das Ausland be-
stimmt sind, wird die Gebühr nach der Gebüh-
renordnung ohne Teuerungszuschlag, jedoch in
der Währung des betreffenden Landes unter
Zugrundelegung der Valuta am 31. VII. 1914
festgestellt und nach dem am Tage der Ausferti-
') Vgl. auch „ETZ“ 1919, 8: 498.
Der Teuerungszuschlag.
gung des Prüfungsergebnisses für Berlin gelten- |
en Kurs des betreffenden fremden Geldes in
Mark umgerechnet. Ergibt sich hierbei ein ge-
ringerer Betrag als nach den obigen, für das In-
land festgesetzten Bestimmungen, so werden
letztere angewendet.
Deutsche Firmen, welche für das Ausland
bestimmte Gegenstände der Reichsanstalt zur
Prüfung einreichen, werden ersucht, die An-
stalt von der Auslandsbestimmung in Kenntnis
zu Setzen.
' Die neuen Gebührenordnungen der Archi-
tekten und Ingenieure!), über deren Werde-
gang wir schon mehrfach?) berichtet haben,
sind nunmehr endlich im Buchhandel erschie-
nen. Leider hatten sich im letzten Augenblick
hinsichtlich ihrer äußeren Form Meinungsver-
schiedenheiten zwischen den Architekten und
den Ingenieuren herausgestellt, die dazu führ-
ten, daß der allgemeine, sich auf alle Fachrich-
tungen beziehende Teil der Gebührenordnung,
welcher als selbständige Drucksache erscheinen
sollte, nunmehr in jeder der beiden Gebühren-
ordnungen, für Architekten und für Ingenieure,
hineingearbeitet worden ist. Diese Anordnung
bzw. die verlassene Einheitlichkeit hat natür-
lich ihre Nachteile, denn es sind z. B. die Num-
mern der Paragraphen unter Abschnitt IV
„Gebühren » für Sachverständigen- usw.- lei-
stungen sowie für Leistungen nach der Zeit‘‘ in
den beiden Gebührenordnungen nicht die glei-
chen, was bei Bezugnahme auf einen bestimm-
ten Paragraphen zu Irrtümern Veranlassung
geben kann.
Beiden Gebührenordnungen ist ein kurzer
Abschnitt I „Allgemeine Bestimmungen‘“‘ vor-
angestellt, der die rechtliche Stellung der
Architekten und Ingenieure gegenüber dem
‚Auftraggeber behandelt. Die Hauptabschnitte
II der beiden Gebührenordnungen „Gebüh-
ren für bauliche Leistungen‘ weichen
natürlich voneinander ab. In der Gebührenord-
nung für Ingenieure ist die Bauklassenteilung
‚beibehalten, die Zahl der Klassen indessen von
4 auf 3 herabgesetzt und in sich z. T. etwas an-
ders gruppiert worden. Bei der Gliederung der
Arbeit des Ingenieurs nach Teilleistungen. ist
jetzt ein Unterschied gemacht zwischen Lei-
stungen der Bauingenieure und der Maschinen-
bzw. Elektroingenieure. Die Gebührensätze für
die Berechnung der Leistung, nach Prozenten
der Bausumme sind durchweg &twas.erhöht und
außerdem auch bis 10 Mill. M ausgerechnet.
Die Berechnung nach der Länge der Linie
' (Deich-, Straßen-, Eisenbahnen-, Kanalbauten
usw.), die jedoch nur noch für die Vorarbeiten
u. zw. mit erhöhten Sätzen gelten soll, wurde
beibehalten. Die Ausführungsarbeiten,
. vor allem die Bauoberleitung, werden nach Pro-
zenten der Herstellungssumme bewertet und
a in die Bauklassenteilung eingereiht wor-
en.
Bei der Gebührenordnung der Architek-
ten zeigt der Abschnitt II gegen den früheren
eine grundsätzliche Abweichung insofern, als
auf die Einteilung in Bauklassen verzichtet und
die Gebühr, en von der Herstellungs-
summe nur nach dem Ausbauverhältnis abge-
stuft ist. Verändert ist auch die Bewertung der
Teilleistungen, wobei ein Unterschied zwi-
schen baulichen und kunstgewerblichen
Leistungen gemacht wird.
In beiden Gebührenordnungen folgt so-
dann ein Abschnitt über. Gebühren für
Sachverständigen- und ähnliche lei-
stungen, diein der alten Gebührenordnung zu
vielen Streitigkeiten Anlaß gegeben hatten, be-
sonders da, wo die Gerichte entscheiden
sollten. Für die Berechnung von Leistungen
nach der Zeit ist der Stundensatz auf 12 M fest-
gesetzt worden, wobei 30 M als Mindestgebühr
gelten. Bei Reisemim Inlande gelten Reise- und
Wartezeiten als Arbeitszeit und sind wie diese
zu vergüten, falls sie als der sonstigen Arbeits-
zeit entzogen anzusehen sind. Für persönlichen
Aufwand bei Reisen sind außerdem 40M fürden
Tag ohne und 60M mit Übernachtung zu ver-
güten. Wichtig ist die in $ 2 beider Gebühren-
ordnungen gegebene Bestimmung:
„Die für die Leistung auf Grund dieser
Gebührenordnung zu berechnende Gebühr
ist die „übliche Vergütung‘ im Sinne des
8 632, Abs. 2, BGB. und des $ 4 der Gebüh-
renordnung für Zeugen und Sachverständige
vom 10. VI. 1914 und ist Mindestgebühr.‘
Die beiden neuen Gebührenordnungen sind im
Verlage von Julius Springer, Berlin, erschienen
und kosten je 1,25 M. Pte.
1) Aufgestellt von: Verband Deutscher Architekten-
und Ingenieur-Vereine, Verein deutscher Ingenieure, Bund
Deutscher Architekten, Verband Deutscher Elektrotech-
niker, Deutscher Verein von Gas- und Wasser-Fachmännern,
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure, Verband der Cen-
tralheizungs-Industrie, Bund Deutscher Civil-Ingenieure,
Verein Beratender Ingenieure, Verband Deutscher Diplom-
Ingenieure, Deutscher Eisenbau-Verband, Deutscher Beton-
Verein. {
») Vgl. „ETZ“ 1919, S. 204, 256,486. _.
Energiewirtschaft.
Ausnutzung der preußischen Wasserkräfte.
— Die preußische Landesversammlung hat
einen sozialdemokratischen Antrag angenom-
men, nach dem ihr unverzüglich eine Denk-
sehriftüber diein Preußen vorhandenen
Wasserkräfte und die Möglichkeit ihrer Aus-
nutzung zur Kraft- und Lichterzeugung sowie
Vorschläge für eine Förderung aller Bestre-
bungen zur Herbeiführung einer restlosen Aus-
nutzung der Kohle unterbreitet werden sollen.
Seitens der Regierung wurde dazu bemerkt, daß
im Antrage nicht klar ausgesprochen sei, ob es
sich um die preußischen Wasserkräfte über-
haupt oder um solche handle, die sofort oder in
Kürze verfügbar zu machen seien. In letzterem
Falle würde die Denkschrift in etwa 6 Monaten,
sonst aber bei dem außerordentlichen Umfang,
den die Ermittlungen annehmen würden, nicht
vor 11, bis 2 Jahren vorgelegt werden können.
Einschränkung des Verbrauchs elektrischer
Arbeit. — Der Reichskommissar für die Kohlen-
verteilung hat seine Verfügung vom 9. IX.
1919!) unter dem 1. III. 1920 (‚,Reichsanz.‘
1920, Nr. 54) dahin geändert, daß der Ver-
brauch ($ 1 Ziffer 3) für Abnehmer von jährlich
mehr als 12 000 kWh wie bisher durch die Koh-
lenwirtschaftsstellen, Abt. Elektrizität, im Ein-
vernehmen mit dem Vertrauensmann geregelt
wird, dagegen für Abnehmer geringerer Arbeits-
mengen durch die Kommunalbehörden, u. zw.
in Gemeinden mit mehr als 10 000 Einwohner
durch die Gemeindevorstände, im übrigen
durch die Vorstände der Kommunalverbände
im Einvernehmen mit der Kohlenwirtschafts-
stelle. Der Reichskommissar kann auf Antrag
der zuständigen Kohlenwirtschaftsstelle nach
Anhören der Kommunalbehörden die Grenze
von 12 000 kWh für den betreffenden Bezirk,
einzelne Gemeinden oder Abnehmer verschie-
ben; ihm bleibt auch in Zweifelsfällen, die. bei
Durchführung dieser Bestimmungen entstehen,
die letzte Entscheidung. $ 5 Abs. 1 (Ortsvor-
söhriften) fällt fort. Verbraucher, die von einem
Stromversorgungsunternehmen elektrische Ar-
beit gegen Bezahlung erhalten ($ 9), haben für
jede trotz besonderer Warnung über die zuge-
10.5008 Menge hinaus verbrauchte Kilowatt-
stunde bis 1. IV. 1920 einen Aufpreis von 50 Pf,
danach von 1 M zu zahlen.
Kleine geschäftliche Mitteilungen.
Zuschlagsliste der Preisstelle des Zentral-
verbandes der deutschen elektrotechnischen
Industrie. — Die auf S. 264 wiedergegebene neue
Zuschlagsliste Nr. 23 (grün) der Preisstelle für
April 1920 enthält nur wenige Änderungen, u.
zw. Erhöhungen bei den Nummern 42 und 68
sowie Zuschläge für Nr. 69 (Apparate). Abzüge
können wie bisher (vgl. „ETZ“ 1920, S. 63) vom
Verlag Julius Springer, Berlin W. 9, Linkstr. 23/24,
bezogen werden.
Warenmarkt. — Metallpreise. Nach den
Notierungen der Vereinigung für die deutsche
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission des
Berliner Metallbörsenvorstandes in M/100 kg:
Metall 26. II. 12. II.
Elektrolytkupfer (wire-
bars), prompt, cif Ham-
burg, Bremen, Rotterdam 3308 3343
Raffinadekupfer
99/99,3%/,,10k0oGroß-Berlin |2700— 2800 2800— 2900
Originalhütten - Weich-
blei, ab Hütte oder loko
Groß-Berlin . . . . . |1200—1250
Originalhütten- Rohzink,
Syndikatspreis ab Hütte
oder Lager . ....
desgl. Preis im freien Ver-
kehr, ab Hütte oder
Lagers les aus a ie 1100
Originalhütten-Alumi-
nium 98/99.%/, in gekerb-
ten Blöckchen, ab Hütte
oder loko Groß-Berlin . |43800—5000
Zinn, Banka-, -Straits-.
Billiton-, loko Hambur,
oder Groß-Berlin . « 110000
Hüttenzinn, mindestens
99 0/9, loko Hamburg oder 4
Groß-Berlin .-.. ... _ _
Reinnickel 98/99 %/,, loko
1450
1000 1000
1350— 1375
5000
10.300 10 500—11 000
Hamburg oder. Groß-
Berlin . . . ....... |6500—6600 165006600
Antimon-Regulus, loko
Hamburg oder Groß-
Beruinninn sea 1900—1950,1900— 1950
1) Vgl. „ETZ* 1919, S. 504.
Abschluß des Heftes: 27. März 1920.
284
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 13.
.
Zuschlagsliste der Preiästeile des Zentralverbandes der deutschen eiektrotechnischen Industrie für April 1920.
Die grüne Zuschlagsliste Nr. 38 gilt für den Monat April 1920 für
solche Aufträge, die vom .. I. 1920 ab-zu den gemäß Beschluß der Preis-
stelle erhöhten Grundpreisen erteilt werden. Für die Abrechnung von Auf-
trägen mit den bis 31. XI. 1919 giltigen Grundpreisen ist die‘ weiße Zu-
schlagsliste Nr. 28 A maßgebend. Für. die Berechnung der Teuerungs-
zuschläge gilt folgende Formel:
1. Der Preisstichtag liegt um die in yi alte A der Teuerungszuschlagsliste
genannteFrist vor dem Liefertag (A
so wird der am Liefertage giltige Preis berechnet.
Gegenstand
Für Fr ar-
metall-
Aus-
bung
(mit
Kupfer,
Messing,
Bronze
usw.)
"| Zuschlag
Generatoren, Motoren und Umformer,
soweit nicht für Sonderausführungen
Zuschläge in der Liste aufgeführt sind.
1. bis 5 kW (bezogen auf 1000 Umdrehungen)
2. über5 bis 100 kW (bezogen auf 1000 Um-
drehungen) h
3. über 100 kW (nezogen a At 1000 Umdre-
hungen)
on leraustührhr gen. ‘ ;
Wand-, Tisch- und Deskinvantililoren 5
Elektrisch betriebene Werkzeugmaschi-
nen. .
Elektrisch betriebene Hausyaskerpumpen,
Entstäubungspumpen und Kompressoren
Gesteinsbohrmaschinen und -geräte .
Vollständig ausgerüstete Motorkarren,
Motorschleifen, Motortragen, Motorwagen
Spezial-Elektromotoren in Marineausfüh-
rung und durch solche angetriebene Ma-
schinen nebst zugehörigen Anlassern laut
besonderer Aufstellung
Turbosätze.
10. Turbosätze, bestehend aus:
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit
und ohne Zwischenvorgelege, und Kon-
densationsanlagen .
b) Turbokompressoren ber erboge-
N 5 eh
bläsen od. Zahnradvorgelegen, Dampf-
turbinen und Kondensationsanlagen .
11. Turbogeneratoren allein . . .
12. Dampfturbinen, Zahnradvorgelege, Turbo-
kompressoren und Turbogebläse allein .
13. Kondensationsanlagen und Wärmeaus-
tauschapparate allein
Zubehör zu Maschinen.
14. Anlasser, Regulierwiderstände, Tret-,Web-
stuhl-, Sterndreieck-Schalter .
15. Kran. und Aufzugsapparate, Schützen:
steuerungen . .„ .
16. Gleitschienen, Verankerung. Kunlnsen
‚Zahnradvorgelege . Dee Bein
Bahnmaterial.
17. Bahnmotoren und elektrische Bremsen
18. Fahrschalter und Stromabnehmer für
Bahnen. .
19. . Vollständige elektrische Ausrüstungen
für Straßenbahntriebwagen und mit elek-
trischer Bremse versehene Anhängewagen,
ausschl. Leitungen und Montage .
20. Vollständige elektrische Ausrüstungen
von-Vollbahn-Lokomotiven und Vollbahn-
Triebwagen einschl. Montage .
91. Elektrische Lokomotiven ne Bergbau
‚und Industrie
Transformatoren und Gleichrichter
22. Transformatoren . .
23. Gleichrichter mit Glaskörper, Keisnchl;
Zubehör . . LT
23a. Ersatz- Glaskörper . .
24. Gleichrichter mit Bisonkörper, einachl
Zubehör s
Schaltapparate A Messiah für
Schaltanlagen.
25. Hebelschalter‘ Erdschluß- -und Steomrich-
tungszeiger, Instrumenten- und: Kurbel-
“ Umschalter, soweit nicht in Gußgehäusd
96. Selbsttätige Schalter, soweit nicht für Öl-
füllung und nicht in Eisen- öder Gufßge-
häuse; Fern-, Zeit-, Zellenschalter
27. Niederspannungs-Streifen- und Röhren-
Sicherungen für Schalttafelbau .- %
272.Schmelzeinsätze für-- Niederspannungs-
“ Sicherungen . . 4
28. Hochspannungs- „Trennschalter, : Mast-
schalter, Streckenschalter, soweit nicht
für Öl. NR re
99, Hochspannungs - Sicherungen: atmisrte
Stützen u.armierte Wanddurchführungen
993.Schmelzeinsätze \ für Pl a
Sicherungen. . ALS
30. Freileitungs-Hörnerschalter %
831. Konzentrische Klemmen Lenirikien:
men). .
32. Ölschalter (ohne ön einschl. Hilfseppa-
rate, Ölschaltkasten AR :
. . « ‘ a . . .
x Ber a TS EEE ER TEEN EEE SE FE ER FELD RE EEE NED EEE ET EEE BEREIT Mn EN RER T
780
720
550
780
550
720
"520
Für
Ersatz-
metall-
Aus-
führung
Zuschlag
lo
640
460
A-Frist
Mo-
nate
B-Fri st
rist);ist diese Frist mit 0 Dr
: 46. Wie 48, jedoch "Größe IT bis V (Groß-
‘47. Sicherungselemente (Einzelsicherungen)
-Kabelschuhe und -Verbinder. u. dergl. 350° ı 800
54. Installationsmaterial in Gußgehäuse und FIERN:
gußeisernes Installationsmäterial . . . |. 500. 500
55. Metallfassungen, Schalenhalter, Nippel : »
und dergleichen . . 360 . 310
‚56. Glühlichtarmaturen einschl. Hasserdieh. ; AR
ter Fassungen und Handlampen . 360 310
57. Bord-Installationsmaterial (einschl. Ma-
rine-Streifensicherungen, aber ausschließ- RER
lich \b8,0nd:b9y 102, 8 ana 222890
58. Marine Patzoneneicherungen hr 190 —
59. Meßstöpsel 2 330
60. Installationsmaterial für Handelaschiffe
(ausschl. der zweiteiligen Btöpsel „aus
Gruppe 45 und 6) . . „nr... R 300 260
Isolierrohr und Nee Zu-
behör.
Glühlampen.
-
l. April 1820.
2. Soweit iin Spalte B Fristen (B-Frist) angegeben sind, wird, wenn Innerhalb
‚dieser Frist geliefert BL der am Bestelltag eltende Preisberechnet.
3. Der am Bestelltag gelten
e Preis ist bis auf weiteres Mindestpreis.
4. Als Bestelltag gilt der Tag, an dem die Bestellung soweit geklärt ist,
daß die Herste
werden kann.
ung begonnen und ‚ohne Verzögerung durchgeführt
‚5. Der Lieferung ist die Anzeige der Verssndßereitschaft gleichzurechnen.
6
. Für Aufträge, für die eine längere Lieferzeit als 18 Monate vereinbart
"wird, bleiben besondere Abmachungen vorbehalten.
Für Spar-
ri 158 Für
Pl g Ersatz-
(mit metall-
Gegenstand Kupfer, Aus-
f Messing,
Bronze | führung
usw.)
Zuschlag | Zuschlag
% .%
33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen !
(außer Schutz- u. ee, 520 460
34. Schutzdrosselspulen . . . .». .... x 540 480
35. Erdungsdrosselspulen . . 520 . 460
36. Motorschalttafeln, auch mit selbsttätigon !
Schalten . - . r ) 520 460
37. Vollständige Schältenlaeep, Schalt-
schränke, Schaltpulte und Schaltzellen. 520 460
38. .Schaltkästen ausschl. a. BRE 520 460°
39. Gußgekapseltes Material . . Se 520 520
40. Schaltanlagen für Schiffe... ... . , 520 _
Meßapparate und Zubehör. j
41. Meßinstrumente ... NER 300 —
42. Zähler sowie deren Verpackung FU EERE —_ 350
43. Meßwandler . . . er Ne. 500 _
Testellstionemnteriel.
44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) | 320 280 .
45.. Ein- und zweiteilige Sicherungsstöpsel,
.. „Stöpselköpfe, Patronen, Paßringe bzw.
. Paßschrauben und Kontaktschrauben,
Größe I und II (Klein- und Normal-Edison-
Gewinde) . . 270 230
Edison- und Mammuth-Spezial-Gewinde) 300 „260
zum en en (Sie-
mens) . . 570. 500
48. Patronen zum " Ringbolzen-Sicherungs-
system (Siemens) . . 240 - DIOR
49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) :
und Patronen zum Keilkontakt- Siehe: :
rungssystem (Siemens) . . 250 220
50. Verteilungstafeln und Gruppen, soweit : ’
nicht in Gußgehäuse . '. 350 300
51. Freileitungs- und Hansnnschtel- Siche: 5
rungen, Freileitungs-Armaturen bis 600 |: LER
Volt, soweit nicht in Gußgehäuse . . 350 300
52. Zählertafeln, armiert - .. ; 330. 290
53. Drehschalter, Steckdosen. und "Stecker, LN ;
soweit nicht in Gufßgehäuse, Porzellan-
Abzweigdosen, -Scheiben und -Klemmen, |
61. Verbleite Eisenrohre (Bleirohre) . An 2 >
692. ‚Verzinkte Eisenrohre .° ER =
63. Feinzinkrohre (kein verzinktes "Bisen- :
blech). REED U EN NS RT N —_
64. *Messingrohre A vi co
65. Papierrohre mit Stahlpanzerschutz (Stahl-
panzerrohre) . a hi
66. Schwarze Papierrohre ohne Metall- RE
mantel mit Muffe . - NE, u
67. Stahlrohre (System Poschel) n nebst st Bogen Ask
und Muffen . .».. I 600
68. Glühlampen. jeder Art ukechl Heiz- |
-Jampen): Auf die ab 28. I. 1919 Ba
‘den Preise . . . 250 250
‚Telegraphie und Fernsprechwesen.
69. Apparate . . Le, 400 400
70. TLinienwähler-Anschlußschnüre RER TEE 90 =
71. Stöpselschnüre (Privattypen). . . . .|: 225 _—
72. Apparatschnüre (Privattypen) . . . . 150 E
Verschiedenes.
Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Ol: Tagespreis;
mindestens aber 1500 M für 100 kg ohne Faß.
. Verpackung (ausschließlich Verpackung für Zähler) 500°), Zu-
schlag °
A-Frist|B-Frist
Mo-
nate
O0
h
0
wie ve
Mo-
v|e
ackt
Fabri
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. €. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius 8pringer in Berlin,
nate
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a
a Ale Dr ann du mel Ba a N u
al le
265
- Elektrotechnische Zeitschrif
(Zentralblatt fü
r Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit.1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: E. 0. Zehme, Dr. F. Meißner,
K. Perlewitz.
— Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24.
41. Jahrgang.
Berlin, 8. April 1920.
- Die Bemessung ’
von Drehstrom- Kollektormotoren.
Von Reinhold Rüdenberg, Berlin-Grunewald.
Übersicht. Für die Bemessung von Drehstrom-
Kollektormotoren wird. ein Berechnungsgang her-
geleitet, der von den gegebenen Betriebsgrößen
ausgeht und unter Beachtung einiger weniger Er-
fahrungszahlen über die magnetischen und elek-
trischen, spezifischen Beanspruchungen der Zahn-
schicht und des Kollektors zwangläufig zu den Ab-
messungen der Hauptteile der Maschinen führt. Die
. Energieverluste, Stromwendespannungen und Magne-
tisierungsströme werden in ihrer Abhängigkeit von
den Maschinenwerten betrachtet, und es werden zum
Schluß die Formelbeziehungen an einigen Berech-
nungsbeispielen erläutert. .
'1. Wirkungsweise. Zum Betriebe von
Arbeitsmaschinen mit regulierbarer Drehzahl
von Drehstromnetzen aus-verwendet man mit
Vorteil Drehstrom-Kollektormotoren, die
im Gegensatz zu den einfachen Asynchron-
motoren mit ihrer Drehzahl nicht am Synchro-
nismus haften; sie können vielmehr in erhebli-
‘ chem Bereiche unter und über Synchronismus
arbeiten, indem sie durch Vermittlung des Kol-
lektors und seiner Bürsten eine Energiezufuhr
oder nutzbare Energieabfuhr vom Läufer ge-
statten. Während die Ströme im Innern des
Läufers genau wie bei Asynehronmotoren mur
die Frequenz der Schlüpfung besitzen, erschei-
nen sie an denim: Raum feststehenden Kollek-
torbürsten mit der gleichen Frequenz, die die
Ständerströme besitzen und können daher mit
diesen ohne weiteres zusammengeschaltet wer-
den. ne
Abb. 1 stellt einen Querschnitt durch eine
solche Maschine dar. Das Magnetfeld und auch
Ä Feld
Abb. 1.
die Ständerströme und -spannungen laufen
entsprechend einer Frequenz f, in der wirksa-
ınen Schicht um. Die Läuferströme und -span-
“nungen variieren relativ zum Läufer mit der
geringeren Frequenz fs, die, durch die mechani-
sche Umdrehungsfrequenz des Läufers f„ er-'
gänzt, wieder die Ständerfrequenz ergibt. Be-
trachtet ein mit dem Läufer bewegter Beob-
achter einen bestimmten Punkt des Läufers, so
variieren also dort die elektromagnetischen
Werte mit der Frequenz f,; betrachtet ein still-
stehender Beobachter einen bestimmten Punkt
des Raumes, über den der: Läufer hinweg-
streicht, so variieren für ihn die elektremazne-
tischen Werte mit der Frequenz f. Stets ist:
"hf Se WERE (1
Man erkennt aus diesen Betrachtungen, daß
der Kollektor alsFrequenzwandler für die Läu-
ferströme dient.
Die Spannung im Läufer ist Stetk propor-
tional der Läuferfrequenz. Man kann daher
diese und demnach nach Gl. (1) auch die Um-
drehungsfrequenz und damit die Drehzahl fest
einstellen, wenn man die Spannung im Läufer
vorschreibt, indem .man sie beispielsweise über
einen Transformator vom Netz speist. Regelt
‚man diese Spannung vom Werte 0 bis zu einem
positiven oder negativen Betrage, so ändert sich
die Abweichung der Drehzahl von der synchro-
nen um einen der Spannung proportionalen Be-
trag. Die Spannungsregelung ist hiernach auf
einfache Weise nur mit Kontaktapparaten in
Stufenschaltung ausführbar. Eine bequeimere
Regelung der Drehzahl allein durch Verschie-
bung der Kollektorbürsten ist möglich,
wenn man den Läufer- und den Ständerstrom-
kreis nach dem Schema der Abb. 2 in Reihe
Abb. 2.
schaltet. ‘Derartige Drehstrom- Serienmo-
toren entwickeln ein Magnetfeld, das entspre-
chend denin Abb. 1 dargestellten Stromdurch-
flutungen von der Summe der räumlich verteil-
ten Ständer- und Läuferströme entwickelt wird.
Durch Verstellen der Bürsten läßt sich somit
die Stärke des Magnetfeldes regulieren und da-
mit bei gegebenem Drehmomente eine be-
stimmte Drehzahl einstellen. Wegen der Serien-
schaltung von Ständer und Läufer ist hier das
Verhältnis ihrer Spannungen und daher ihrer
Frequenzen und demnach auch die Drehzahl
nicht mehr eindeutig gegeben, sondern diese
richtet sich nach den Belastungsverhältnissen
des Motors, der daher Reriencharakte tik be-
sitzt und mit größer werdendem Drehmomente
geringere Drehzahl annimmt Durch Verschie-
ben der Bürsten läßt sich der Zusammenhang
zwischen Drehzahl und Drehmoment beliebig
verändern. Die näheren Eigenschaften dieser
Motoren sind in früheren Aufsätzen eingehend
beschrieben worden!).
Es lassen sich auch Motoren mie Ne-
benschluß-Charakteristik herstellen, die
lediglich durch Bürstenverschiebung in ihrer
Drehzahl geregelt werden. Man verwendet dazu
diein Abb. 3 dargestellte Schaltung, bei der die
Läuferwieklung über Schleifringe vom Netz
gespeist wird und als primärer Teil des Motors
dient. Die Ständerwicklung arbeitet dann als
Sekundärteil, in dem Ströme von geringer
ı) Vgl.L. Dreyfus und F. Hille brand, „Elektro-
techn. u.Maschinenb.* 1910, S. 367; R. Rüdenberg, „ETZ“
1910,18. 1181, und 1911, 8. 288.
Heft 14.
Schlüpfungsfrequenzentwickelt werden, dieüber
den Kollektor dem Läufer wieder zugeführt wer-
den. Dureh die direkte Verbindung von Kollek-
torbürsten und Ständerwicklung ist das Ver-
hältnis der Läufer- und Ständerspannung und
daher die Umdrehungszahl fest gegeben. Würde
Abb. 3.
man den Ständer in.Stern schalten und seine
Ströme über 8 Bürsten.dem Kollektor zuführen,
so ließe sich das Spannungsverhältnis nicht än-
dern, sondern man könnte durch Verdrehen
der Bürsten die beiden Spannungen nur un-
nützerweise außer Phase bringen. Führt man
“ jedoch Anfang und Ende jeder Phasenwicklung
des Ständers zu einer gesonderten Bürste, so
daß manim ganzen 6 Bürsten am Kollektor er-
hält, so kann. man durch Verändern des Ab-
standes zweier Bürsten einer Phase jede belie-
bige veränderliche Spannung am Kollektor ab-
greifen und damit der Ständerwicklung jede
beliebig kleine Spannung aufdıücken, wodureh
die Ständerfrequenz und damit die Drehzahl
des Motors bestimmt wird. Stehen die zuein-
ander gehörigen Bürsten in Deckung, so ist die
Ständerspannung O und der Motor muß im Syn-
chronismus laufen. Entfernt man die Bürsten
voneinander,. so wird die Ständerspannung
größer, die Schlüpfung nimmt zu, der. Läufer
dreht sichlangsamer. Bei elektrisch diametraler
Stellung der Bürsten am Kollektor erhält der
Ständer die höchste Spannung, der Motor läuft
mit seiner niedrigsten Drehzahl. Verschiebt
man dagegen die Bürsten von der Deckungslage
im entgegengesetzten Sinne wie eben, so wird
dem Ständer eine Spannung entgegengesetzter
Phase aufgedrückt, die einem übersynchronen
Lauf des Motors entspricht. Man erkennt so-
mit, daß der Motor nach’der Schaltung in Abb.3
um einen durch das Spannungsverhältnis der
Wicklungen gegebenen Betrag um den Syn-
chronismus herum stetig regulierbar ist, wenn
man die mit den Anfängen und Enden der Stän-
derwicklung verbundenen Bürstensätze einfach
gegeneinander verschiebt. Wegen des in jeder
Bürstenlage vorhandenen festen Spannungs-
verhältnisses ändert sich die Drehzahl mit der
Belastung nur unwesentlich. Es tritt ein ge-
ringer Abfall entsprechend dem Widerstands-
verlust im Sekundärkreis der Maschine ein, der
Motor hat also Nebenschlußcharakter!).
Die allgemeine Wirkungsweise sowohl der
Serien- wie der Nebenschlußmotoren ist bis zu
..% Vgl. C. Th. Buff, „Die Verwendbarkeit der Dreh-
Mn kamnatslörmotoneni Berlin 1913, 8.6;H K:Sch rage,
„ETZ“ 1914, S. 89.
286
Elektrotechnische Zeitschrift,
Q
- 1920.
einem weitgehenden Maße bereits ausgearbeitet
und soll als gegeben angenommen werden. Wir
wollen unser Augenmerk hier darauf
richten, mit welchen Abmessungen
diese, Maschinen in ihren einzelnen
Teilen gebaut werden müssen, um den
praktischen Anforderungen Genüge zu leisten.
Dabei sollen jedoch nur diejenigen Beziehungen
hergeleitet werden, die den Drehstrom-Kollek-
tormaschinen eigentümlich sind, während wir
die Beziehungen des allgemeinen Dynamobaues,
wie z. B. die Dimensionierung der Nuten und
Nutenleiter, die Berechnung der Kupfer- und
Eisenverluste usw. als bekannt ansehen wollent).
Wir werden die gewonnenen Formeln dann so-
fort auf einige praktische Beispiele anwenden,
u. zw, wollen wir uns dabei zum Ziele setzen,
die charakteristischen Abmessungen eines Dreh-
strom-Serien-Motors nach Abb. 2 und eines
Drehstrom-Nebenschluß-Motors nach Abb. 3
aus denjenigen Bestimmungsstücken zu finden,
die durch die Art der Verwendung des Motors
vorgeschrieben sind.
Wir wollen unsere Betrachtungen be-
schränken auf wendepollose Drehstrom-
maschinen, die im Läufer gewöhnliche
Gleichstrom-Kollektor wieklung undim
Ständer normale Breiphasenwieklung
besitzen. Derartige Maschinen werden in der
Praxis vor allem angewandt, wenn man Ar-
beitsmaschinen Kar selbstanlaufende regu-
lierbare Drehstrom-Kollektormotoren im di-
rekten Anschluß an die üblichen 50-periodigen
Netze betreiben will. Die sehr bequeme Bür-
stenregelung der Motoren nach Abb. 2 und 3
wird hierbei deshalb ermöglicht, weil man
Wend£pole und damit feste Bürstenlagen
wegen des erforderlichen Anlaufs aus dem
Stillstand doch .nur mit geringem Nutzen
anwenden könnte. Dies beschränkt jedoch
die Größe der beherrschbaren Leistung. Bei
'Hintermotoren in Kaskadenschaltung, bei
Frequenzwandlern und bei Kollektorgenera-
toren, die alle mit niedriger und variabler Fre-
quenz unabhängig von der Netzfrequenz arbei-
ten und nicht selbst aus dem Stillstande mit
vollem Moment anzulaufen brauchen, empfiehlt
sich dagegen der Gebrauch von Wendepolen,
da man hier zu größeren Leistungen gezwungen
wird und stets Geschwindigkeit zur Induzie--
rung der richtigen Bürstenspannungen zur Ver-
fügung hat. Derartige Maschinen sollen hier
nicht behandelt werden
2. Baubescehränkungen. Alle Aıten von
elektrischen Maschinen fast sen sich nicht für
ganz beliebig zu wählende Verhältnisse bauen,
sondern nur innerhalb gewisser - Bereiche
der verschiedenen Anforderungen, da stets
störende Nebenerscheinungen vorhanden sind,
die in gewissen Gebieten zu intensiv werden.
Solche schädlichen Erscheinungen sind
gegeben durch die Erwärmung der Maschinen,
durch die mechanische Festigkeit des Matexials,
durchinduktive Spannungsabfälle und wattlose
Ströme, durch Kollektorfeuer usw. Zur Erwei-
terung des Baubereiches hat man fast überall
zu Gegenmitteln gegriffen; man hat künstliche
Kühlung angewandt, ist zu hochwertigen Bau-
stoffen übergegangen, man verwöndet Sehnell-
regler sowie Wendepole. Alle diese Mittel sind
nur graduell wirksam, erweitern jedoch den
Baukorech immerhin erheblich.
Bei Drehstrom- Kollektormaschinen treten
die folgenden besonderen Baubeschränkungen
auf: Die Lamellenteilung des Kollektors ß
mub größer als etwa 4 mm gewählt werden,
nn sonst bei den heutigen Arbeitsmethoden
die Herstellung zu kehwierig und die Haltbar-
keit zu gering a die Umfangsgeschwin-
Mekeit dies | Kollektors ö. soll unter 25 bis
30 m/s bleiben, weil sonst leicht Verlagerungen
der dünnen Lamellen und ihrer Zwischenisola-
tion im Betriebe eintreten; die Querspan-
nung der Kollektorbürsten e zwischen
!) M. Schenkel, „ETZ“ 1917, S. 101, behandelt: be-
reits bestimmte Fragen der Vorausberechnung.
Anlauf- und Ablaufkante muß unter etwa 5 V
im Betriebe und 8 V im Anlauf bleiben, weil
sonst zu starkes Bürstenfeuer eintritt, das die
Kohlebürsten und den Kollektor zerstört.
Besondere Rücksicht auf
Spannungsabfall und Überlastbarkeit
der Maschine ist meistens nicht erforderlich.
die letztere kann höchstens eine Rolle spielen,
wenn besonders hohes Anlaufmoment. verlangt
wird. Auch Rücksichtnahme auf den Lei-
stungsfaktor ist kaum nötig, da der Kollek-
tor außer der Ermöglichung der Drehzahlrege-
lung bekanntlich stets eine Phasenverbesserung
oder gar Phasenkompensierung erlaubt.
Die Frequenz f des zugeführten Drehstro-
mes ist meistens gegeben, da man die Motoren
an vorhandene Netze anschließen will; deren
Spannung liegt zwar auch fest, jedoch Täßt sie
sich durch Transformatoren relativ leicht er-
niediigen, da die vom Kollektor ertragene
Spannung im allgemeinen nür gering ist.
Wie auch bei anderen elektrischen Maschi-
nen sind die Werte für den Strombelag A und
die Luftinduktion B mit Rücksicht auf die
Erwärmung der Maschine zu wählen. Bkann
etwa ebenso groß wie bei Asynchronmotoren
genommen werden, wobei die Größe des
Magnetisierungsstromes aus den ebenge-
nannten Gründen bei Kollektormaschinen nicht
so ausschlaggebend ist. Die Zahninduktion
ist sehr hoch zulässig, oft sogar erwünscht, um
ein flaches Magnetfeld zu erhalten und störende
Selbsterregungen zu unterdrücken.
3. Feld und Spannung. Zur Berechnung
der Kollektoimaschinen wollen wir an-
nehmen, daß die wirksamen magneti-
schen Felder räumlich und zeitlich
sinusförmig verlaufen, Die Rechnung mit
derartigen Sinusfeldern hat sich bei Asynchron-
motoren gut bewährt und führt in kontrollier-
baren Fällen, wo die strenge Rechnung auch
bei Kollektorımaschinen möglich ist, zu Abwei-
chungen, die nur die Größenordnung von 1%
besitzen. Zwei Arten von Oberfeldern treten
in den Maschinen auf, die wir erwähnen wollen
Oberfelder, die von der schlechten Wick-
lungsverteilung herrühren, vor allem die 5-
und T7-fache Ordnung besitzen und mit einer
anfepe echend kleineren Geschwindigkeit laufen.
Sie sollen möglichst vermieden werden, da sie
zusätzliche Streuung, Verluste und Kurzschluß-
sewöhnliche
ım Läufer
ströme bewirken. “ Schon für
Gleichstromschablonenwicklung
und Drehstromspulenwieklung
sind diese Oberfelder gering, sie lassen sich
durch Sehnenwicklung noch wesentlich verklei-
nern. Andere ÖOberfelder werden von der
Eisensättigung bewirkt, siesind von 3-facher
Ordnung undlaufen mit der gleichen Geschwin-
digkeit wie das Hauptfeldum. Sie wirken gün-
stig auf die - stenspannung, den Magnetisie-
rungsstrom u d die Hysteresisverluste der
Zähne ein, da "eine Abflachung des Luftfeldes
bewirken. Ri.
In Abb. 4 ist eine Ankerwindung und ihr
Anschluß an zwei benachbarte Kollektorlamel-
len dargestellt. Der magnetische Fluß ®,. der
Abb. 4. .
mit der Frequenz f, diese Spule durchsetzt, er-
zeugt eine Transformatorspannung. zwi-
schen den Lamellen, deren Bffektivwert
Heft ss
induktiven
im. Ständer
8. April 1920.
in Volt nach dem Induktionsgesetz gegehen.ist
durch:
. R ® E— »
k ; evanfd
Um nicht mır einfache Schleifenwicklung zu be-
rücksichtigen, sondern auch mehrfache Parallel-
wieklung oder Reihenwicklung, ist hier gleich
der Faktor 2 eingefügt, der das Verhältnis der
Zahl der Polpaare zur- Zahl der parallelen
Stromzweigpaare angibt. Besteht jede Anker-
spule nicht, wieinAbb.4, aus einer einzigen, son-
dern aus mehreren Windungen, was:bei Klein-
motoren vorkommen kann, so kann dies durch
Division der Stromzweigzahl 24 durch die
Windungszahl der Spule berücksichtigt werden.
‘ DieTransformator- Lamellenspannung nach
Gl. (2) wird vom Drehfeld erzeugt. Ihr Maxi-
mum läuft daher am Kollektor um und trifft
nacheinander alle Lamellen. Die Breite b der
Kollektorbürsten wählt man, wiein Abb. 5 dar-
Abb-5
gestellt ist, meistens größer als eine Lamellen-
teilung #. Um ruhige Kommutierung zu erzie-
len, ist eine Überdeekung ü von 1 bis 2 Kollek-
torlamellen zweckmäßig.
dann:
b
en EN
Diese Spannung istim wesentlichen für die elek-
trische Beanspruchung der Bürsten bestim-
mend, da sie durch die Bürste kurzgeschlossen
wirdundfür die Größe der Bürsten- Kurzschluß-
ströme maßgebendist. Um diese Ströme niedrig
zu halten, ist einrelativ hoher Übergangswider-
stand der Bürstenschleiffläche und ein möglichst
sroßer Querwiderstand des Bürstenmaterials
erfor derlich, was beides vorwiegend durch harte
Kohlen erzielt wird.
Längs des ganzen Kollektorumfanges
herrscht zwischen je zwei Lamellen die gleiche
Spannung e&. Da dieselbe jedoch von einem
Drehfeld erzeugt wird, so sind diese Spannun-
gen nicht alle gleichphasig, sondern folgen zeit-
lich derart aufeinander, daß sie nach Durch-
laufen eines Polpaares, also einer doppelten Pol-
teilung, in. der Phase 360° durchsehritten haben.
Das Spannungsdiagramm des Kollektors zwi-
schen zwei gleichphasigen Bürsten ist daher der
in Abb. 6 gezeichnete Kreis, dessen halber Um-
fang der Polteilung am Kollektor r; entspricht.
Abb. 6.
Abb. 7.
Die Durchmesser spannung, die zwischen
zwei um eine Polteilung Auseinanden liegenden
Bürsten gemessen wer den kann, ist Hakan, wie
aus Abb. 6 hervorgeht:
Diese Spannung tritt. z, B. bei Sechsbürsten-
schaltung des Kollektors auf. Bei Dreibürsten-
‚ schaltung, die einer Dreieckschaltung der Anker-
IN
| Die zeitlich mittlere '
Spannung quer durch die Bürstenbreite ist
8. April 1020.
Mektrotechnische Zeitschrift.
1920. Heit 14.
267
Tee”) Te ee
wicklung entspricht, ist die an den Bürsten auf-
tretende Spannung im Verhältnis 13 geringer,
sieist also:
®B a ER 3 (5
Ganz allgemein ist die Spannung benachbarter
Bürsten bei m-phasiger Bürstenanordnung am
Kollektor nach Abb. 7:
B,8 = NEE
TE
= Be. sin EB, Sina. SN(6
and mit Gl. (4): |
Sa ONE R SR: N Ten.
ee
Nennt man nun die gesamte Lamellenzahl am
Kollektor K und seinen Durchmesser D;, so ist
sein Umfang:
BPIRERB= TE De: 28
und daher wird das Verhältnis von Lamellen-
spannung zur Durchmesser- oder Dreieckspan-
nung der Bürsten:
et
Sa
und, Re)
a _2n Me — 3,63 2
E,2 Va K K
Um also bei kleiner Lamellenspannung mög-
lichst große Bürstenspannung zu erhalten, ist
es wünschenswert, eine recht große
Lamellenzahl pro Polpaar anzuwenden.
Diese Lamellenzahl ist jedoch beschränkt durch
die eingangs erwähnte Bedingung einer minimal
herstellbaren Lamellenbreite.
Man kann das Spannungsverhältnis noch
in Beziehung zur synchronen Umfangsgeschwin-
digkeit des Kollektors setzen, die gegeben ist
durch:
(10
worin f=fı Zu Setzen ist, wenn es sich um
Synchronismus zum Ständerfelde handelt, und
f=f, wenn Synehronismus zum Läuferfelde
gemeint ist. Unter f darf also sowohl bei Stän-
deranschluß wie bei Läuferanschluß an das
Netz stets die Netzfrequenz verstanden werden.
Setzt man den aus Gl. (10) folgenden Wert
von 7; in Gl. (4) und (5) ein, so erhält man
für das Verhältnis von Lamellenspannung zu
Kollektorspannung bei Sechs- und Dreibürsten-
schaltung:
=2Ul -
ea
2) [277
a 2m 78 | a
Aus diesen Beziehungen erkennt man, daß eine
möglichst große Umfangsgeschwindig-
keit des Kollektors wünschenswert ist,
um eine geringe Transformatorspannung der
Lamellen zu erzielen. Eine Grenze ist nur durch
den aus Festigkeitsrücksichten folgenden früher
genannten Wert gegeben.
Als Beispiel diene ein Motor für eine Netz-
frequenz von f = 50 P/s, der bei höchster
Drehzahl eine Kollektorgeschwindigkeit von
30 m/s und bei Synchronismus eine solche von
% =23 m/s besitzt. Die Lamellenteilung sei
ß = 0,42 cm. Es mögen zwei Fälle betrachtet
werden: ein Nebenschlußmotor, bei dem die
Transformatorspannung bei Lauf dauernd in
voller Größe vorhanden ist, wofür 4 = 4,5 V
zulässig ist, und ein Serienmotor, bei dem die
Transformatorspannung nur: beim Anlauf voll
vorhanden ist, wobei mit & = 3,5 V gerechnet
. werden darf. Bei Dreibürstenschaltung erhält
man hiermit eine maximale Kollektorbürsten-
spannung von
3 2300
2a ROBIN AR)
. = 76 bzw. 106 Volt,
Das sind recht geringfügige Spannungswerte,
über: die man bei Drehstrom- Kollektormotoren
leider nicht wesentlich hinausgelangen kann,
so daß es beim Anschluß an Netze von 220, 380
oder 500 V im Allgemeinen erforderlich ist,
einen Transformator zu verwenden.
Will man die Bürstenspannung auf den ge-
samten magnetischen Fluß und die Ankerleiter-
zahl N, = 2K beziehen, so erhält man durch
Einsetzen von Gl. (2) und (8) in Gl. (4) oder (5):
= 32.10-10.20
2
»..(12
3 N.
Fa Vz 107 1:0, 5,
Diese Formeln entsprechen den sehr bekannten
EMK-Formeln für die üblichen Wechselstrom-
wicklungen. Sie gelten, ebenso wie Gl. (2), für
Durchmesserwicklung des
Wendet man Sehnenwicklung an, bei der die
Spule nicht den ganzen magnetischen Fluß um-
schließt, so wird die Spannung nach Gl. (12)
undGl.(2)im Verhältnis des Cosinus des Sehnen-
winkels geringer, während die Spannungsver-
hältnisse nach Gl. (4), (5), (9) und (11) unge-
ändert bleiben.
Im Ständer pflegt man gewöhnlich Dreh-
strom-Spulenwicklung anzuwenden, die eine
etwas günstigere magnetische Ausnutzung be-
sitzt als die Läuferwicklung mit Dreibürsten-
schaltung, weil sich beiihr stets phasengleiche
Leiter in jeder Nut befinden. In jeder Windung
‚des Ständers wird natürlich die gleiche Span-
nung wie in einer Läuferwindung-erzeugt, nur
entsprechend der Ständerfrequenz f,. Esgilt al-
so für die Windungsspannung die Gl. (2) mit
=1. Aus der Ständerleiterzahl N, bestimmt
sich die Windungszahl jeder Phasenwicklung zu
t- N.
379
2 a, parallelen Stromzweigen nöch durch diese
Zahl zu dividieren ist, um die in Serie geschal-
tete Windungszahl pro Phase zu erhalten.
Um die Linienspannung .der Ständerwick-
lung bei Sternschaltung zu erhalten, muß man
noch mit Y/3 multiplizieren und außerdem mit
einem Wicklungsfaktor, der berücksichtigt, daß
nicht alle Windungen
mit Spannung gleicher
Phase induziert wer-
den, und der sich nach
Abb. 8 als Verhältnis
‚ ein Ausdruck, der bei Verwendung von
bei Dreiphasenwick-
lung mit 6 Zonen für
das Polpaar zu 2 er-
TE
gibt. Die gesamte
Spannung der Stän-
derwieklung ist da-
mit für jede Phase:
= 10-0,
RR 2a
und bei Sternschaltung: (13
B: N
Er= Vs 10 ya
Bei reiner Serienschaltung der Ständerwick-
lung, die meistens angewandt wird. ist natür- -
lich 2a, =1 zu setzen. Die Formeln gelten
Abb, 9,
Kollektorankers. -
von Sehne zu Bogen
streng genommen nur für vollständig verteilte
Wicklungen; jedoch liegt bereits bei einer Drei-
lochwicklung die Abweichung unter 1%.
Charakteristisch für die Wirkungsweise des
Motors ist das Verhältnis der Läuferspannung
bei Stillstand zur Ständerspannung, das iden-
tisch mit dem Verhältnis der wirksamen Win-
dungszahlen ist und die Übersetzung x ge-
nannt wird. Für Dreibürstenschaltung nach
Abb. 9 hat man die zweite Gl. (12) durch die
zweite Gl. (13) unter Gleichsetzung der Fre-
quenzen zu dividieren und erhält:
RUE" (*)
Für die Sechsbürstenschaltung nach Abb. 10
ist die erste der Gl. (12) und (13) zu nehmen,
also ist:
ee Nr (=)
24 N, \w
Es ist hierbei gleichgültig, ob die Ständer- und
Läuferwieklung, wie in Abb. 9 und 10, in Serie
xA= (14a
(14b
eg,
Abb. 10.
z ee
geschaltet sind oder ob_sie in Parallele liegen.
Verwendet man jedoch Zwischentransforma-
toren anstatt der leitenden Verbindung der
ee so kommt noch die Transtoımator-
übersetzung — En ! hinzu, wasin Gl. (14) in Klam-
mern angedeutet ist,
Regelt. man einen Motor nach Abb. 10
durch Verdiehen der weiß und schwarz gezeich-
neten Bürsten gegeneinander, so wird die wirk-
same Läuferwindungszahl kleiner, so daß die
Übersetzung sich ändert wie:
2=%,.$in e (146
wo x, die Übersetzung in der Durchmesserstel-
lung der Bürstenist undy den elektrischen Win-
kel zwischen den zu einem Stromkreise gehöri-
gen Bürsten bezeichnet, entsprechend Gl. (6)
und Abb. 6.
Es sei angemerkt, daß sich die gesamten
Bürstenströme für die Schaltungen nach
Abb. 8 und 9 nach bekannten Regeln aus den
Ankerzweigströmen Ja berechnen zu:
BEYUFaTE '
Malle
Der Sollwert‘ der Übersetzung x» ist für
alle Arten von Drehstrommaschinen sowohl mit
Nebenschluß-, wie Serien-, wie Kompoundcha-
rakteristik aus der allgemeinen T'heorie des Mo-
tors bekannt und ist daher für jeden vorliegen-
den Fallgegeben. Bei Serienmotoren pflegtman
in der Kurzschlußlage der Bürsten«, =1,15 zu
nehmen, bei Nebenschlußmotoren tür Drehzahl-
regulierung im Verhältnis 1:3 nimmt man
#% —=0,5. Liegt daher die Läuferwicklung auf
Grund der Spannungsverhältnisse nach Gl. (9)
und (11) fest, so ist nach den Formeln (14) die
Ständerstabzahl N, sofort gegeben, sofern ihre
Schaltung a, gewählt ist. Die Berechnung
der Windungszahlen und der Zahl der
Kollektorlamellen ist hierdurch voll-
ständig festgelegt, wenn die Polzahl
und das Modell der Maschine vorliegt.
Die Modellgröße der Maschine einschließlich
Kollektor richtet sich ‘jedoch, wie die aller
elektrischen Maschinen, nach der Leistung; ihre
Bestimmung soll jetzt betrachtet werden,
(15
268
Elektrotechnische Zeitschrift
1920,
Heit 14.
8. April 1820.
4. Leistung. Aus Gl. (2) geht hervor,
daß für Maschinen mit der maximalen Läufer-
frequenz von 50 P/s bei einfacher Schleifen-
wieklung mit r — 1 ein magnetischer Fluß zu-
lässig ist, der je nach Höhe der Transformator-
lamellenspannung beträgt:
2,5 bzw. 3,5
y?.n. 50.10-8 °
= 1,13,pzw. .1,6..10° Maxwell,
Erheblich über diese Werte hinausgelangen
kann man nur bei Verwendung mehrfacher Pa-
rallelschaltung im Anker. Wählt man nunmehr
noch die maximale Luftinduktion B, dann ist
die gesamte Polfläche vollständig bestimmt.
Sie ergibt sich, wenn man den zulässigen Fluß
aus G). (2) einsetzt, als aktive Eisenlänge mal
Polteilung am Ankerumfang zu:
10° et > a
WERDENDEN
Führt man hierin statt der maximalen Läufer-
frequenz, die gleich derStänderfrequenz ist und
wieder mit f ohne Index bezeichnet werden
kann, die synchrone Drag En
des Ankers:
D=
Le
? VZErT 7 (16
ein, so erhält man für die Eisenlänge:,
8
EN 10° Re) (a7
V2:wB'p
Diese Beziehung kann man auch direkt aus dem
Induktionsgesetz folgern.
Nehmen wir als Beispiel eine Transforma-
torspannung von 3,5 V, eine Umfangsgeschwin-
digkeit von 22 m/s und eine Luftinduktion
von 5700 Gauss an, was einem bestimmten
ausgeführten Serienmotor entspricht, so er-
halten wir:
8 €
N — 20. cm,
v2 2200 .5700
also ein ziemlich schmales Eisenpaket.
Dies ist typisch für alle Drehstrom-Kollektor-
motoren. Wir erkennen aus Gl. (17), daß die
Eisenlänge unabhängig ist von Frequenz, Lei-
stung und Drehzahl. Sie kann höchstens ge-
steigert werden durch mehrfache Parallelschal-
tung oder durch das äquivalente Mittel der
Zwischenlamellen.
Außer der Luftinduktion B ist a der
Strombelag A des Ankers bestimmend für die
Modellausnutzung der Maschine. Während B
die Eisenlänge bestimmt, wird.durch A der
Durchmesser des Ankers festgelegt. Da die
Leiter einer Ankernut Strom verschiedener
Phasen führen können, so muß man zwi-
schen dem algebraischen Strombelag A
unterscheiden, der für die Erwärmung
der Wicklung maßgebend ist, und dem
geometrischen Strombelag , der für
die magnetische Wirkung und daher
für die Leistung bestimmend ist. Abb.
11 a zeigt die Stromverteilung desgewöhnlichen
Gleichstromankers mit zweischichtiger Durch-
messerwicklung in Dreibürstenschaltung. In
jeder Nut fließen zwei Phasenströme mit 120°
Phasenversetzung, von denen jeder einen alge-
braischen Strombelag von H besitzt. Der geo-
metrische Strombelag ist daher nach Abb. 11a;
Abb. 11a.
VB
Mn anA. (18
Bei Sechsburkker nen naeh oder einer
‚äquivalenten Anordnung, bei der jeder Strom
durch zwei um eine volle Polteilung entfernt
liegende Bürsten ein- und austritt, sind keine
MAbBIBL RN
Phasenunterschiede der übereinander liegenden
Nutenleiter vorhanden, so daß hierfür der geo-
metrische und algebraische Strombelag über-
einstimmt, er ist nach Abb. 11b:
| (19
Auf jedes Zentimeter Ankerumfang wird
eine bestimmte elektrische Leistung in kVA
umgesetzt, die sich nach Abb. 12 berechnet als
Ah. 12.
Produkt des. Strombelages A und der Span-
nung eines Ankerstabes, also einer halben Win-
dung, die nach Gl. (2) den Betrag
N 7.
5: u Y olt
eat, Hierbei sind e;, und Na als Effektiv-
werte zu nehmen, und esist der Leistungsfaktor
des Läufers natürlich in dem Produkte bereits
enthalten. Bei der Summation dieser mittleren
Leistung pro em über den ganzen Ankerum-
fang D.rr muß noch der Wieklungsfaktor-" hin-
zugefügt werden, da die Gesamtspannung in
jeder Wieklungszone um dieses Maß kleiner ist
als die algebraische Summe. Die elektromagne- :
tische Läuferleistung ist daher:
vr a 3:
Megan: Dr
3 7
me 2 ee, D p . (20
Bei alleiniger. Läuferspeisung würde. dieses
gleichzeitig die Gesamtleistung’ darstellen. Bei
Ständerspeisung muß man, um die Gesamtlei-
stung zu erhalten, diesen Wert im Verhältnis
“der Ständer- und Läuferfrequenzen umrechnen. |
In dem gleichen Verhältnis variiert aber auch
die Windungsspannung der Wicklung. Bezieht
man daher e, auf den Stillstand des Läufers, so
erhält man die gesamte Motorleistung zu: -
Wer UDE, (21
pP
und daraus einen Aus druck für den Durchmes-
ser des Ankers:
ER!
D=25 er I di
a tag
wobei. für Dreibürstenschaltung noch Gl. (18)
zu beachten ist,
| der
Durch diese Beziehung. (22) ist bei
gegebener Leistung der Durchmesser
Maschine vollständig festgelegt.
Man kann ihn, ebenso wie die Eisenlänge nach
Gl. (17), nicht mehr willkürlich wählen, so wie -
man es von sonstigen Gleich- und Wechsel-
strommaschinen her gewöhnt ist, bei denen nur
das Produkt D2? In durch die Leistung und
Ausnutzung der Maschine gegeben ist. Eine ge-
wisse Möglichkeit der Veränderung von Dundl
hätte man lediglich dann, wenn man sich zur
oder Ra ER mit von 1 verschiede-
nem „entschließen würde.
Wählen wir als Beispiel eine Motorleistung
von 220 kVA, was ungefähr 260 PS entspricht,
einen Strombelag A von 800 A/cm und eine
Transformatorspannung von 3,5 V bei einfacher
Schleifenwieklung, so erhalten wir einen Durch-
messer von: 3
2.7220, 108
Das gibt mit der oben angenommenen Ge-
schwindigkeit von 22 m/s bei 50 P/s Dreh-.
strom eine Polteilung von 22 cm und damit
einen 20-poligen Motor, der eine synehrone
. Drehzahl von 300 U/min besitzt.
Wir erkennen aus Gl. (22), daß der
Durehmesser von Drehstrom-Kollek-
tormaschinen ganz unabhängig ist von
der Frequenz, von der Drehzahl und
digkeit, und sich bei gegebener Wick-
lungsart lediglich nach der Leistung,
dem Strombelag und der Transforma-
torspannung richtet,
Wünscht manlangsamen Lauf. des Motors,
-von der Wahl der Umfangsgeschwin- .
so muß man kleinere Umfangsgeschwindigkeit ,
und Polteilung anwenden und erhält größere
Eisenlänge, während man Transformatorspan-
nung, Luftinduktion, Strombelag und Anker-
schaltung konstant halten kann. Wünscht man
umgekehrt schnelleren Lauf, so muß die Um-
fangsgeschwindigkeit größer genommen wer-
den, wobei die Eisenlänge sich kleiner ergibt.
Da jedoch für die synchrone Umfangsgeschwin-
digkeit v des Ankers wegen der nur etwas klein-
ren Geschwindigkeit vo, des Kollektors eine
Grenze existiert, so kann man die Drehzahl, die
zu jeder Leistung gehört, nicht beliebig stei-
gern. Es gibt also eine Grenze für.die -
Polleistung der Drehstrom-Kollektor-
maschinen. Um diese zu gewinnen, führen
wir in Gl. (21) die der Gl. (8) und (16) ent-
sprechende Beziehung ein:
&% —4 V, v=%
m/s, / = 50.P/s, 9 = 300 A/cm und „= 1.
so erhalten wir als erreichbare Polleistung:
W..\.: 3: 41,300.22600 ale
Ip "im 010 ‚i=Ma KVA,
wasetwa 12,5kW pro Poloder 25kW pro Polpaar
entspricht. Größere Polleistungen sind nur bei
Nehmen wir als Beispiel
a a
und erhalten:
WW. aAv au I
A BR We DE Da. N
(23
Benutzung wesentlich kleinerer Frequenzen °
erzielbar oder durch Verwendung mehrfacher
Parallelschaltung im Anker, welch letzteres
man jedoch aus Gründen der Kommutierung
nicht gar zu weit treiben kann. Bedenkt man,
daß es bei kollektorlosen Wechselstrommaschi-
nen möglich ist, bis zu 20000 kVA pro Pol-
paar zu entwickeln, so erkennt man, welche
Grenze den Drehstrom-Kollektormotoren in’
ihrer Verwendung, insbesondere für schnell-
laufende: wenigpolige Maschinen, gezogen ist.
Es hat noch Interesse, eine Formel für das
Produkt von Bene und Drehzahl aufzustel-
-Ausführung von. Reihen-Parallelwicklungen 7
die t stehende Umfangsgeschwindigkeit
durchihren Wert aus Durchmesser und Dreh-
zahl:
- BL, nDn .
er i 979808 : er
.ersetzen.. Wir erhalten dann:
i 10- :
wa. AB. D? 1 } 28
yv2.20 a 2
8. April 1920.
len, indem man die ‚Frequenz mit Hille der
Beziehung
aus Gl. (24) herausschaftt. Man erhält dann:
90 a ar
N er Ka 328
was mit den ebengenannten Zahlenwerten:
Wr 300 .2500 . 1. 10-3
— 86.103 kVA/min,
also bei 1000 Um dr /min 86 kVA Leistung eıgibt.
Man erkennt aus der Beziehung (25), daß die
maximal bei Drehstrom-Kollektormo-
toren überhaupt erreichbare Leistung
unter gleichen Umständen umgekehrt
proportional der gewünschten Dreh-
zahl ist. Dies ist dasselbe Verhalten, wie es
bekanntlich auch Gleichstrom- Kollektorma-
sehinen zeigen; nur ist deren maximale Lei-
stung erheblich größer und ‚beträgt, bei 1000
Umdr/min etwa 1500 kW.
Für -kollektorlose Wechselstrommaschinen
ist es üblich, die Ausnutzung der Maschine nach
einer Leistungsziffer zu beurteilen, die de-
finiert ist durch: -
Wire
“Dom; /
Wir können diese Beziehung auch für Kollek-
tormaschinen herleiten, wenn wir aus Gl. (21)
die hier allerdings charakteristische Größe der
Transformatorspannung e; eliminieren durch
were ihres Wertes z. B. aus Gl. (17) und
(26
also genau die gleiche Formel, ‚die von Syn-
bildung sind auf Anregung von. drei Parteien
ehron- und Asynehronmaschinen her bekannt.
ist. Diese übliche Formel hat bei Kollektor-
maschinen für den ‚Entwurf jedoch keine er-
hebliche Bedeutung. Man muß vielmehr wegen
der ausschlaggebenden Bedeutung der Trans-
- formator-Windungsspannung für die Kommu-
tierung auf die vorstehend entwickelten ande-
ren Gleichungen für D und ! zurückgehen.
(Schluß folgt.)
Volkswirtschaftliches Berufsstudium an
Technischen Hochschulen.
Von Prof, W. Franz, Charlottenburg.
Übersicht. Ein Beschluß der preußischen ja
desversammlung verlangt Einrichtung an Techni-
“schen: Hochschulen für ein Berufsstudium der
Volkswirte, Das ist nicht gleichbedeutend mit der
Forderung, die wirtschaftswissenschaftliche Schulung
der Fachtechniker zu ändern und zu bessern.
Der Elektrotechnische Verein ist im Fe-
bruar 1917 in eine regere Erörterung der Frage
eingetreten,!) wie der Einfluß der technischen
Intelligenz gesteigert und die Wirkung des auf na-
turwissenschaftlich - technisch - wirtschaftlicher
- Erkenntnis gegründeten Wissens erhöht wer-
‚den könnte. Wie zeitgemäß diese Erörterung,
war und wie sehr auch weitere Kreise von der
Notwendigkeit durchdrungen sind, die Tech-
nischen Hochschulen für einen größeren Kreis
von Aufgaben des öffentlichen Lebens nutzbar
zu machen, zeigt der Umstand, daß nunmehr
auch die Parlamente sich mit der gleichen
Frage beschäftigen.
‚Bei der Beratung des Haushaltes”des Mi-
nisteriums für Wissenschaft, Kunst und Volks-
ı Vgl.
„ETZ“ 1917, 8. 268,268 ; 1918, 8. 446.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heft 14.
2369
Beschlüsse gefaßt worden, die alle das Ziel
haben, den zukünftigen Volkswirten (Staats-
wirten, Verwaltungsbeamten) das Berufs-
studium an den Technischen Hochschulen zu
ermöglichen, d.h. also, als Bildungsstätte dieser
-Berufsangehörigen die Technische Hochsehule
der Universität gleichzustellen. Es soll den
Studierenden dieses Berufes freigestellt wer-
den, die Technische Hochschule oder die Uni-
versität. (oder beide) zu besuchen. Der dies-
bezügliche Antrag der einen Partei lautet: ‚‚die
Staatsregierung zu ersuchen, das volkswirt-
schaftliche Studienwesen an den Technischen
Hochschulen so auszugestalten, daß die Mög-
lichkeit, geschaffen wird, an den Technischen
Hochschulen eine abgeschlossene volkswirt-
schaftliche Berufsbildung unter starker Einbe-
ziehung technischer Bildungselemente
zu erwerben“. In dem Antrag einer anderen
Partei hieß es: „Einrichtungen zu treffen,
welche gestatten, das volkswirtschaftliche Stu-
dium mit einer wissenschaftlichen Ein-
führung in die Technik zu verbinden.“
Die ausgesprochene Absicht dieser An-
träge und Beschlüsse ist eine andere als sie
früher gelegentlich des Unterrichtsetats der Tech-
nischen Hochschule hinsichtlich der Volkswirt-
schaftslehre hervorgetreten ist. War früher der
Zweck der parlamentarischen Erörterung eine
bessere wirtschaftswissenschaftlichke Schulung
des Technikers (des Architekten, des Ingenieurs,
des Chemikers), so ist es jetzt die Absicht der Ab-
geordneten, endlich einmal die TechnischeHoch-
schule auch den Anwärtern eines anderen
Berufes zugänglich zu machen. Nicht Tech-
niker gilt es zu schulen, sondern Volkswirte.
Die Technische Hochschule soll Hochschule der
Wirtschaftler werden. Dieser Gedanke läuft
zusammen: mit der seit zwei Jahrzehnten schon
vertretenen Forderung, ein Teil der höheren
Verwaltungsbeamten des Reiches, der Staaten,
der Gemeinden, solle den Akademikern der
Technischen Hochschulen entnommen werden.
Das war auch die Forderung der Nutzbar-
machung der neben die Universitäten getrete-
| nen Hochschulen für die Aufgaben der Lebens-
führung. Auch die Verwaltungsbeamten sollen
ja Wirtschaftler, sollen Staatswirte sein.
. Die Gewährung einer höheren Bildung
„für,den technischen Beruf‘ (wie es in den Ver-
fassungsstatuten der Technischen Hochschulen
heißt) soll nach wie vor Hauptaufgabe dieser
Hochschulen bleiben. Aber es soll doch eine
neue Aufgabe hinzukommen; es sollen An-
wärter eines anderen Berufes erzogen werden.
Ihr Studium muß, so nahe es auch dem der
Techniker bleibt, doch ein anderes sein.
Die Ausführung des von der Volksvertre-
tung gefaßten Beschlusses wird nicht leicht
sein. Was sind die technischen Bildungsele-
mente, die in dem neuen Unterricht einzubezie-
hen sind? Wie ist eine wissenschaftliche Ein-
führung in die Technik für solche Studierende
zu gestalten, die nicht Architekten, nicht In-
genieure, nicht Chemiker werden wollen? Wie
soll das Studium abgeschlossen werden? Von
den drei Fragen scheint mir die. letztere die
wichtigste zu sein, weil mit ihrer Beantwortung
auch die anderen sich beantworten lassen.
' Da wir ohne Prüfungen nicht auskommen,
so liegt es nahe, dem werdenden Wirtschaftler
ähnlich wie dem werdenden Techniker die Di-
plomvorprüfung und die Diplomhauptprüfung
vorzuschreiben. In der Forderung, diese Prü-
fungen und insbesondere die erstere abzulegen,
liegt aber eine ungemein große — vielleicht un-
überwindliche — Schwierigkeit. In jeder der
jetzt bestehenden Hochschulabteilungen ist der
erste mit der Vorprüfung abzuschließende Stu-
dienteil so mit besonderen Hilfs- und Fach-
wissenschaften erfüllt, daß es unmöglich ist,
die entsprechende Vorprüfung abzulegen, wenn
nicht die vorausgehende Zeit vorwiegend diesen
Disziplinen gewidmet wird. In den Abteilun-
gen für mechanische Technik wie insbesondere
auch in der für Bauingenieurwesen sind hier
die großen Wissenschaftsgebiete der Mathae-
matik und der Mechanik ausschlaggebend. Für
den zukünftigen Wirtschaftler haben dieselben
aber längst nicht“ die gleiche Bedeutung. Die
Prüfungsforderung auch nur annähernd gleicher
Kenntnisse (in den genannten Disziplinen)
würde daher die „volkswirtschaftliche Be-
rufsbildung‘‘ mindestens um diejenige Zeit
verlängern, die der Kandidat auf die Mathe-
matik und die Mechanik verwenden müßte.
Ahnlich liegt es in den anderen Abteilungen in
Hinsicht auf die von dem Architekten oder dem
Chemiker nachzuweisenden Kenntnisse. Da
anderseits aber auch von dem angehenden Ar-
chitekten,‘ Ingenieur oder Chemiker in den
weitverzweigten Wirtschaftswissenschaften
(auch in Jurisprudenz, Soziologie, Geschichte
u.a.) nicht die gleichen Kenntnisse verlangt
werden können, wie sie bei der Vorprüfung des
angehenden Wirtschaftlers‘ gefordert werden
müssen, so wäre jeder Versuch einer Neuerung
auf solcher Basis aussichtslos. Auch nur die
Absicht für Wirtschaftler eine Diplomvorprü-
fung vorzuschreiben, die sich von derjenigen
für Techniker nicht unterscheidet, würde jeden
Versuch einer Neuerung im Sinne des Parla-
mentes von vornherein ersticken.
Darum ist es nötig, sich zunächst dar-
über klar zu werden, daß die ..Forderung der
Landesversammlung nur dann erfüllbar ist,
: wenn schon vom ersten Semester an eine
Differenzierung der Studierenden eintritt.
Es ist nicht einerlei, ob man verlangt, der
Wirtschaft sollten Techniker zugeführt werden,
die lange genug im praktischen Berufsleben
(der Technik) gestanden haben (und die schon
in ihrem fachteehnischen Berufsstudium sich
mit der Wissenschaft der Wirtschaft beschäf-
tigt haben) oder ob man für ein wirtschafts-
wissenschaftliches Studium zugunsten derjen!-
gen jungen Leute Forderungen stellt, die be-
reits beim Beginn ihres Hochschulstudiums die
Absicht bekunden, Volkswirte zu werden. Be-
kanntlich gibt es zahlreiche derartige Stu-
dierende; sie sind jetzt auf die philosophischen,
die staatswirtschaftlichen und die juristischen
Fakultäten angewiesen. An diesem Zustande
und an der Absicht der jungen Leute ändert
man nichts, wenn man (wie dies oft in den
Kreisen der Technikerschaft geschieht) ver-
kündet, an der Technischen Hochschule solle
nur der studieren, der Techniker, d.h, Hoch-
bauer,' Wasserbauer, Eisenbahner, Maschinen-
oder Elektrotechniker -usw. werden will. Man
ändert daran auch nichts, wenn man den hohen
- Gewinn betont, der aus dem Übertritt tüch-
tiger erfahrener Fachtechniker in den Beruf
der Wirtschaftler erwachsen kann. Es wird das
Streben nach dem volkswirtschaftlichen Be-
rufsstudıum doch bestehen bleiben; es wird
doch immer Anwärter geben, die geraden
Weges auf ihr Ziel streben und letzteres nicht
auf dem. Umweg über das fachtechnische
Studium erreichen wollen. Es gilt einem Teil
dieser Anwärter die Technischen Hochschulen
zu erschließen, ihnen im Milieu des technischen
Fortschrittes (als Kommilitonen späterer Tech-
niker) geistige wissenschaftliche Entfaltung zu
gewähren und sie so weit wie möglich an
der technischen Erkenntnis teilnehmen zu las-
sen, ohne sie mit denjenigen Anforderungen
aufzuhalten, die für das Fachstudium der Tech-
nik und nur für dieses (nicht für das Studium
der Wirtschaftswissenschaften) erforderlich’
sind.
Neue, selbsttätige Zählereichvorrichtung.
Von Dip=-Sug. F. Estel 72).
Übersicht. Nach kurzem Hinweis auf die bis-
her bekannt gewordenen Methoden zum selbsttätigen
Zählen der Umdrehungen von umlaufenden Appa-
Taten, insbesondere Elektrizitätszählern wird eine
ı) Nach der nachgelassenen Handschrift überarbeitet
von Dr.-Sng. Karl Schmiedel.
270
neue, selbsttätige Eichvorrichtung beschrieben. Sie
besteht aus der Vereinigung einer mechanischen
Kontaktvorrichtung mit Reibungskompensation unter
Benutzung des Feldes des Bremsmagnets und einem
elektromagnetischen Klinkwerk. Das Klinkwerk ist
mit verschiedenen sinnreichen Hilfsvorrichtungen
versehen, die es ermöglichen, daß die Apparatur
einen Beobachter voll und ganz ersetzt. Die Größen
der möglichen Meßfehler werden angegeben und
es wird festgestellt, daß sie innerhalb der zulässigen
Grenzen bleiben.
Wohl jeder, der einmal praktisch Elektrizi-
tätszähler geeicht hat, hat den Wunsch gehabt,
von der lästigen Arbeit des Zählens der Um-
drehungen befreit zu werden und diese Arbeit
einer selbsttätigen Vorrichtung zu übertragen.
Die meisten Vorrichtungen zum. selbsttätigen
Zählen verdanken ihre Konstruktion diesem
Beweggrund. Eine selbsttätige Zählvorrich-
tung für die Eichung von Eıektrizitätszählern
hat aber noch große wirtschaftliche Vorteile:
Für genaue Eichungen braucht man 2 Beob-
achter, der eine muß eine bestimmte Anzahl
Umdrehungen zählen und die dazu gehörige
Zeit messen, der andere beobachtet die Meß-
instrumente. Überträgt man die Arbeit des
ersteren Beobachters einer selbsttätigen Zähl-
vorriehtung, so braucht man nur noch einen
Beobachter, der die Meßinstrumente beobach-
tet. Man erreicht ferner durch die selbsttätige
Vorriehtung, die vollständig objektiv arbeitet,
daß man von den subjektiven Fehlern des
Beobachters unabhängig. wird.- Zur Feststel-
lung der Umdrehungsgeschwindigkeit betrach-
tet bekanntlich der Beobachter den Durch-_
gang einer auf der Bremsscheibe des Zählers
angebrachten Marke an einer feststehenden
Linie oder Kante und mißt mit einer Stopp-
uhr die Zeit für eine bestimmte Anzahl solcher
Durchgänge, angefangen von Null. Nun macht
man mit der Stoppuhr an und für sich einen
Fehler von 0,2, weil der Zeiger von 0,2 zu 0,2
springt; dazu kommt noch der Fehler der Be-
obachtung, der sehr verschieden sein kann, je
nach der Veranlagung, Gemütsverfassung und’
Ermüdung des Beobachters. Auch die Um-
drehungsgeschwindigkeit beeinflußt den Beob-
achtungsfehler. Es scheint einige „kritische“
Geschwindigkeiten zu geben, die eine gleich-'
mäßige, genaue Beobachtung erschweren. Der
Beobachtungsfehler hat mindestens die Größen-
ordnung des Stoppuhrfehlers, im allgemeinen
wird er aber größer sein. Zählt man ungefähr
eine Minute lang die Umdrehungszahl, so kann
man mit einem Fehler von 0,4 bis 0,6 s, also von
0,7 bis 1%, rechnen. Abgesehen ist dabei von
dem Fehler, der durch eine exzentrische Lage
des Stoppuhrzeigers hervorgerufen werden
kann.
Bisher sind zwei Methoden zum selbst--
tätigen Zählen der Umdrehungen von Elek-
trizitätszählern bekannt geworden:
1. Die Methode von G. Thompson), bei
der bei jeder Umdrehung des Ankers ein Funke
von einem auf der Zählerscheibe sitzenden und
mit dieser rotierenden Reiter auf eine fest-
stehende Spitze überspringt. Der Primärstrom
des die Funkenspannung liefernden Transfor-
mators wird bei jedesmaligem Überspringen
entsprechend ‘dem Sekundärstrom geändert.
Diese Änderung des Primärstromes - wirkt
auf den Magnet eines Doppelzeitschreibers
ein. Die Vorrichtung ist ziemlich kompen-
diös, hat großen Stromverbrauch, und ein Aus-
werten des Streifens ist nötig. Außerdem
braucht man eine Präzisionsuhr mit Sekunden-
kontakt, weshalb man die Vorrichtung nur in
Laboratorien gebrauchen kann, wo eine solche
vorhanden ist.
9%. Bei der Methode von H. Gewecke und
W. v. Krukowski?) wird ein Lichtstrahl von
einem auf der Ankerachse befestigten kleinen
Spiegel bei jeder Umdrehung des Ankers ein-
mal auf eine Selenzelle. geworfen. Die Selen-
1) „Electrical World“, Bd. 61, 1918, 8. 246 und „ETZ*
918, 8, 722.
} ” Vgl, „ETZ“ 1918, 8. 856.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 14.
zelle bildet den Zweig einer Brücke, in deren
-Galvanometerzweig die Spule eines Doppel-
zeitschreibers eingeschaltet ist. Die Apparatur
ist nicht zu kompliziert, jedoch ist die Verwen-
dung von Selenzellen abhängig von sorgfältiger
Behandlung; auch werden die Alterungserschei-
nungen der Selenzellen zu beachten sein. Fer-
ner muß während der Beobachtungszeit das
Liehtbündel von einer hochkerzigen Lampe ge-
liefert werden, deren Wattverbrauch-groß ist.
Da man mit dieser Vorrichtung auf einen Dop-
pelzeitschreiber arbeitet, so braucht man dazu
wiederum eine Sekundenkontaktuhr und muß
den Streifen des Doppelzeitschreibers aus-
werten.
3. Die neue Vorrichtung!) unterscheidet
sich von den bisherigen dadurch, daß sie bis
zu gewissem Grade alle Funktionen eines
menschlichen Beobachters ausführt. Die Zeit
wird durch selbsttätiges Ein- und Ausschalten
einer Stoppuhr mit Hilfe einer mechanischen
Kontaktvorrichtung bestimmt, die äußerst ein-
fach und dauerhaft ist ; eine Präzisionspendeluhr
mit. Sekundenkontakt ist also nicht nötig,
ebenso fällt irgendwelche Auswertungsarbeit
fort, da man sowohl die Umdrehungen als auch
die Zeit direkt abliest und nur die übliche Aus-
rechnung des Fehlers vorzunehmen hat. Den
Fehler der Stoppuhr von 0,2 s nimmt man
dabeiin Kauf. Er wird aber nur in den selten-
sten Fällen in Erscheinung treten, weil durch
das selbsttätige objektive Einschalten und Ab-.
schalten der Stoppuhr der Fehler meistens
herausfallen wird. Nach diesen Bemerkungen
über das Wesen der genannten Einrichtung
sollen die Einzelheiten der Apparatur im fol-
genden beschrieben werden.
Der Apparat besteht aus zwei Haupt-
teilen, der Kontaktvorrichtung am Zähler und
dem Zählmechanismus, der durch die Kontakt-
vorrichtung betätigt wird,
a) Kontaktvorrichtung.
Wie Abb. 1 zeigt, sitzt auf der Brems-
scheibe des Zählers ein Reiter R, der mit seiner
Spitze S bei jeder Umdrehung der Scheibe die
Quecksilberkuppe Q berührt. Die Zählerscheibe
ist iiber die Achse und das Zählwerk an den
+ =;
Abb. 1. Kontaktvorriehtung mit Quecksilberkuppe.
Kontaktstromkreis angeschlossen, ebenso der
Quecksilbernapf. Jedesmal, wenn die Spitze
des Reiters die Quecksilberkuppe berührt,
wird der Stromkreis geschlossen. Ein solcher
Kontakt würde natürlich eine viel zu große.
Reibung ergeben, wenn man keine Kompen-
sation vorsehen würde. Zu dem Zwecke wird
die Quecksilberkuppe an eine solche Stelle ge-
bracht, daß der Weg des Stromes i, der radial
durch die Bremsscheibe fließt, in das Feld des
.Bremsmagnets zu liegen kommt. Die Rich-
tung des Stromes i wird so gewählt, daß er mit
) D.R.P, Nr. 298763 und 299481.
8. April 1920.
‚ diesem Feld ein positiv gerichtetes Dreh-
moment erzeugt, welches das durch die Reibung
zwischen dem Reiter und der Quecksilberkuppe -
hervorgerufene Drehmoment aufhebt. In ähn-:
licher Weise kann die Kontaktvorrichtung nach
Abb. 2 und 3 mit einer Bürste ausgeführt wer-
+ =
Abb. 2. Kontaktvorrichtung mit Bürste.
den. Diese Anordnung ist insofern praktischer,
als man die lästigen Begleiterscheinungen, die _
sich bei Verwendung von Quecksilber leicht
ergeben, von vornherein vermeidet. Bei beiden
Vorrichtungen kann man die Zähler; auch mit
Abb. 3. : Anbringung der Kontaktvorrichtung
. mit Bürste am Zähler.
aufgesetzter Kappe eichen, denn für den mini-
malen Strom im Kontaktstromkreis braucht
man nur ganz dünne Zuleitungsdrähte, die man
gut zwischen Kappe und Grundplatte ein-
klemmen oder durch ganz kleine Öffnungen,
einführen kann.
Die Größe des Kompensationsdrehmomen-
tes kann man auf zweierlei Wege einstellen,
einmal durch Änderung der Lage des Berüh-
rungspunktes zwischen Reiter und Queck-
silberkuppe oder Bürste, das andere Mal
durch Veränderung der Größe des Kontakt-
stromes. In der durch ausgezogene Linien dar-.
gestellten Lage der Quecksilberkuppe in Abb. 1
ist der Weg, den der Stroms unter Einwirkung
des Magnetfeldes zurücklegt, gleich der Strecke
ab. Das Kompensationsdrehmoment ist also
auch proportional dieser Strecke ab: Rückt
man dagegen die Quecksilberkuppe in die punk-
tiert gezeichnete Stellung, so legt der Strom i
nur die Strecke a'b' unter Einwirkung. des
Feldes zurück. Das Kompensationsdrehmo-
ment ist also entsprechend kleiner. Man kann
die Kompensation auf diese Art und Weise
so genau einstellen, daß sich der Zähleranker
bei der kleinsten Netzbelastung, bei der er eben
noch läuft, während der Vorüberbewegung des
Reiters am festen Kontakt mit vollständig un-
veränderter Geschwindigkeit weiter bewegt.
Nach Aufsetzen der Kappe kann man die Kom-
pensation auf diese Weise nicht mehr ein-
stellen, man hat es dann in der Hand, dies
durch Veränderung des Kontaktstromes zu er-
reichen. _ e
. Es soll noch untersucht werden, wie weit
eine ungenaue Kompensation der Kontaktrei-
8. April 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heft 14.
a7l
———————_—— — — — — — — — — Z — — —_— ———————————————— — ——— —,———————— [m mm mm
bung unzulässige Fehler verursacht. Es sei
vorausgesetzt, daß das Zählerdrehmoment bei
" Vollast 6 emg sei, das Reibungsmoment eines
Bürstenkontaktes mit dem am Umfange der
Bremsscheibe sitzenden Reiter etwa 0,3 cmg,
wie dies für normale Fälle zutrifft. Die Berüh-
rung zwischen Reiter und festem Kontakt finde
auf einer Strecke von 5 mm statt. Bei einem
Durchmesser der Scheibe von 100 mm, also
einem Umfang von 314 mm, beträgt diese
Strecke also !/g3 des Scheibenumfanges. Meist
wird die Länge der Berührungsstrecke noch
kürzer sein. Der Fehler, den man bei der Ein-
stellung des Kompensationsdrehmomentes
macht, geht also nur mit dem 63. Teil dieses
Drehmomentes ein. Für den Fall, daß das
Reibungsmoment bis auf 5% kompensiert,
wäre, würden diese 5%, also 0,015 cmg bedeu-
ten. In die Messung geht aber dieser Fehler nur
mit 0,015 :63 = 0,00094 cmg ein. Bei einer
Belastung des Zählers von 2%, der Vollast ist
das Zählerdrehmoment 0,12 cmg. Der Fehler,
der durch die ungenaue Einstellung hervorge-
0,00024 . 100
0,12
— 0,2%. In Zahlentafel 1 sind die möglichen
Fehler für verschiedene Belastungen des Zäh-
lers bei nicht vollkommener Kompensierung
des Kontaktrerbungsmomentes zusammenge-
stellt.
rufen wurde, wäre dann nur
h Zahlentafel ı.
Fehler bei einem Zählerdrehmoment
(einer prozentischen Belastung) von
®
Resultieren-
des Kontakt- 0,12 emg 0,3 emg 0,6 emg
reibungs- =2%, =5% = 10%
moment
0,3% cmg | Stillstand | Stillstand 0,8
On a ‚0,8 0,4
005° 5 ‚0,4 0,2 0,08
0,015 „ 0,2 0,08 0,04
Allgemein gilt folgendes:
Es seien D das Zählerdrehmoment, d£ das
Kontaktreibungsmoment, dx das Kompensa-
tionsmoment, & das Verhältnis des Kontakt-
weges zum Umfang der Bremsscheibe. _Ohne
Kontakt ist die Drehgeschwindigkeit des An-
kers proportional dem Drehmoment:
- Abb. 4. Schaltungsplan der Zählvorrichtung. .
Je nachdem, ob das Reibungsmoment oder das
Kompensationsmoment überwiegt, wird der
Fehler negativ oder positiv.
Es ist verhältnismäßig leicht, die Kom-
pensierung mit der im Zahlenbeispiel angeführ-
ten Genauigkeit einzustellen, wenn man sie bei
kleiner Belastung vornimmt. Man kann dann
mit bloßem Auge deutlich die Beschleunigung
oder Verzögerung beobachten, die die Zähler-
scheibe während der Berührung des Kontaktes
erfährt. Läßt man z. B. den Zähler mit 2%
der Vollast laufen, so ist sein Drehmoment
0,12cmg. Hat man die Kontaktreibung bis auf
5%, kompensiert, so ergeben diese 5%, während
der Berührungsdauer zwischen Reiter und
Kontakt ein Drehmoment von 0,015 cmg, das
ist 12,5%, des Zählerdrehmoments. Die Ein-
wirkung auf die Beschleunigung oder Verzöge-
rung kann man dabei noch gut beobachten. Die
Kompensationin dieser Größenordnung ist ohne
Übung für jeden Beobachter zu erreichen.
Geübte Beobachter können die Kompensation
ohne Schwierigkeit noch genauer einstellen.
b) Zählmechanismus.
Um die Zählung der Umdrehungen voll-
ständig selbsttätig zu machen, wird, wie oben
erwähnt, für eine gewisse Anzahl . Umdrehun-
gen die Stoppuhr automatisch ein- und ausge-
schaltet!). Die Vorrichtung ist aus Abb. 4u. 5
zu ersehen. Bei jeder Kontaktgebung, also bei
jeder Umdrehung, wird ein Klinkwerk K um
einen Zahn vorwärts geklinkt. Auf der .ge-
zahnten Scheibe ist eine Skala angebracht,
über der sich ein Lochkranz befindet, so daß
ein verstellbarer Hebel H auf\ verschiedene
Stellungen der Skala durch Einschnappen in
eins der Löcher eingestellt werden kann. Die-
ser Hebel trägt einen senkrecht aus der Ebene
des Klinkrades herausragenden Stift A. An
der Stelle des Nullpunktes der Skala ist ein
Stift E eingesetzt. Die beiden Stifte E und A
'| besorgen das Einschalten und Ausschalten der
Kontaktuhr. Im Prinzip ist diese Vorrichtung
sehr einfach. Will man sie wirklich brauchbar
machen, so sind verschiedene Hilfsvorrichtun-
gen notwendig.
Die Stromstöße, die durch die Kontakt-
vorrichtung in die Zählvorrichtung gelangen,
sind von sehr verschiedener Zeitdauer. Neh-
men wir an, die Bremsscheibe habe .wie oben
einen Durchmesser von 100 mm. Der Kon-
Bei Zufügung des Kontaktes wird die mittlere taktweg des Reiters an der Bürste sei wieder
Geschwindigkeit des Ankers
V"=D-eol(de—dp).
Der Fehler, der durch die nieht genügende
Kompensation hervorgerufen wird, ist dann
v—v
x m >. 100 — en 100,
!) D.h. unkompensiert.
5 mm lang, und der Zähler mache bei Vollast
75 Umdr/min®), dann ist: die Kontaktzeit bei
jo. Last 0,18 s, bei halber Last 0,026 s, bei
Vollast 0,013 s, bei. 150% der Vollast 0,009 s.
| Würde man den Magnet M, welcher den Klink-
mechanismus betätigt, direkt in den Kontakt-'
2) Eıne rar uhr mit elektrischer Auslösung hat auch
H. Lnx in der .ETZ* 1911. S 501 a ee D. 8.
®) Diese Umdrehungszahl bei Vollast wird bei Mes-
sungen mit Überlastung bei weitem überschritten, Es
gibt auch Zähler, bei denen der Anker schon bei Vollast
150 bis 200 Umdr/min macht.
stromkreis einschalten, so würde die Strom-
menge nicht mehr genügen, um den Magnet M
des Klinkwerks anzuziehen. Deshalb ist ein
Relais R vorgesehen, welches durch den Kon-
taktstromkreis erregt wird und den Stromkreis
des Magnets M einschaltet. Aber auch hier
würden Stromstöße von 0,026 s und weniger
nicht mehr genügen, um das Klinkwerk zu be-
‚tätigen, weil zur Beschleunigung der Massen
des Klinkwerks eine größere Zeit notwendig ist.
Es ist deshalb die Anordnung getroffen, daß
der Anker des Relais R, welcher in üblicher
Weise den Arbeitskontakt für den Magnet M
schließt, auch nach Stromunterbrechung an
' der Kontaktvorrichtung in seiner Einschalt-
stellung festgehalten wird, bis der Hebel J
‘des Klinkwerks seinen vollen Hub zurückge-
legt hat. Um dies zu erreichen, ist zwar das
Relais .R so gebaut, daß es auf die kürzesten
Stromstöße anspricht, es bleibt aber durch
den Sperrhaken Sp so lange in seiner Ein-
schaltstellung, bis der Klinkhebel J seinen Hub
zurückgelegt hat. An diesem Klinkhebel ist
ein Kontakt C angebracht, der nach Beendi-
gung des Hubes den Stromkreis des Magnets N
schließt. Der Magnet N löst die Sperrklinke Sp
aus und läßt das Relais R wieder in die Aus-
schaltstellung zurückgehen.
. Auf diese Weise kann man noch bequem
bis zu 200 Umdr/min zählen, was mit den an-
deren Methoden schwerlich zu erreichen sein
wird. Ist die Kontaktzeit länger als die Zeit,
die der Klinkhebel J für seinen vollen Hub
braucht, so bleibt das Relais R solange in Ein-
schaltstellung, bis die Kontaktvorrichtung ab-
geschaltet hat.
Damit beim Beginn des Zählens die Stopp-
uhr $t zur genau richtigen Zeit eingeschaltet
wird, wird der Stromkreis für den Betätigungs-
magnet © der Stoppuhr parallel zum Strom-
kreis des Klinkmagnets M geschaltet. Der
Schalter D wird durch den Stift E des Klink-
rades geschlossen, wenn die Klinkung durch
Rückgang des Klinkhebels J vor sich gegan-
gen ist. Während dieses Rückganges ist das
Relais R in Ausschaltstellung, der Magnet O
wird also nicht erregt, sondern der Stromkreis
durch den Schalter D für die Einschaltung nur
vorbereitet. Beim nächsten Kontaktgeben
®
Abb. 5. Ausgeführte Zählvorrichtung.
dagegen wird beim Einschalten des Relais R
der Magnet O sofort erregt und schaltet die
Stoppuhr ein. Die Stoppuhr wird angehalten,
nachdem der auf eine bestimmte Anzahl von
Umdrehungen eingestellte Stift A den Schal-
ter Din gleicher Weise betätigt hat. Schließ-
lich ist noch ein Schalter Z vorgesehen, der für
den Stromkreis des Magnets P dieselbe Funk-
tion hat, wie der Schalter D für den des Ma-
gnets 0. Er sitzt vor dem Schalter D und
kann nur von dem langen, einstellbaren Stift A
272
Elektrotechnische Zeitschriit, 1920,
Belt 14
betätigt werden, nicht von dem kurzen
Stift BE. Der Magnet P zieht die Sperrklinke X
an und läßt dadurch den Hauptschalter 8
frei, wodurch die ganze Vorriehtung, auch die
Kontaktvorrichtung abgeschaltet wird.
c) Vorgang bei der Messung.
Die Messung geht folgendermaßen vor
sich: An den Instrumenten werden die ge-
‘wünschten Meßwerte eingestellt, die Zähl-
scheibe des Klinkwerks wird von Hand so ge-
' dreht, daß der Stift E den Kontakt D schließt
oder einige Klinkungen davor steht, je nach-
dem, ob der Zähler langsam oder schnell läuft.
Der verstellbare Stift A wird auf diegewünschte
Zahl der Umdrehungen eingestellt, die Stopp-
uhr wird daraufhin nachgesehen, ob der Se-
kundenzeiger auf Null steht und sodann der
Hauptschalter S eingelegt. Der. Beobachter
(nur ein einziger) kann seine.ganze Aufmerk-
samkeit auf die Konstanthaltung der elektri-
schen Größen verwenden.
Nun arbeitet der. Apparat allein: Bei
jedem Kontakt (bzw. bei jeder Zählerumdre-
hung) wird das Zählrad. des Klinkwerks um
einen Zahn vorwärts geklinkt; nach der Klink-
periode, in der der die Zahl Null tragende, feste
Stift E der Zählscheibe den Schalter D ge-
schlossen hat — es braucht dies, wie oben er-
wähnt, nicht gleich die erste zu sein —, wird
die Uhr abgedrückt und beginnt zu laufen;
sodann wird das Zählrad allein weiter geklinkt,
bis der verstellbare Stift A wieder den Uhr-
kontakt D schließt und die Uhr gestoppt wird.
Beim Zurückgehen des Klinkenankers J wird
der Schalter Z geschlossen, so daß beim näch-
sten Kontaktgeben der Auslösemagnet P des
Hauptschalters S erregt und damit die ganze
Vorrichtung stromlos wird. Der Stillstand des
Apparates zeigt dem Ohr des Beobachters das
Ende der Messung an, die Uhr wird abgelesen
und aus Zeit und Umdrehungszahl der Fehler
berechnet.
Nach dem Hinschälten des Hauptschal-
ters S geht also die Zählung vollständig selbst-
tätig vor sich, ohne daß sich jemand um sie zu
kümmern braucht, denn der Mechanismus
schaltet auch den Hauptschalter S nach Vollen-
dung seiner Arbeit selbsttätig aus.
d) Ausführung des Apparates,
Der Apparat wurde im Jahre 1913 im
Zählerlaboratorium ‘der Allgemeinen Elektri-
citäts- Gesellschaft entwickelt und hat sich vor
allen Dingen in solchen Fällen bewährt, wo man
eine große Anzahl Messungen an einem und
demselben Zähler machen mußte. Die Messun-
gen nahmen bedeutend weniger Zeit in An-
spruch, als wenn sie von zwei Beobachtern vor- '
genommen worden wären, denn der eine Beob-
achter konnte seine ganze Aufmerksamkeit auf
die Messungen konzentrieren, brauchte sich
nicht mit dem zweiten Beobachter zu verstän-
digen und konnte während der Messung gleich-
zeitig die Ausrechnung der Fehler vornehmen.
Die Meßresultate waren genauer, Messungen,
die mehrmals hintereinander bei gleichen Be-
lastungen vorgenommen wurden, stimmten
besser miteinander überein, als wenn die Um-
drehungen von einem menschlichen Beobachter
gezählt” wurden. Der Apparat soll, sobald es
die Umstände ermöglichen, in Fabrikation ge-
nommen werden,
Tauchsieder:
Von Fritz Biermann, Crimmitschau 1.94:
In der „ETZ“ 1918, 8.126 habe ich die Ver-
wendung elektrolytischer Sieder in Anregung.
gebracht und zwei Ausführungsbeispiele, .den
Tauchsieder
eingehender behandelt. Den Apparaten hafte-
ten bisher immer noch eine Reihe von Mängeln
an, dieich inzwischen beseitigt habe. Zunächst
hielt.es außerordentlich schwer, die elektrischen
und..die Durchlaufkanne,
EN die sich der Flüssigkeit mitteilten,
zu beseitigen. Da die elektrolytischen Sieder
mit der vollen Gebrauchsspannung, also z. B.
220 V, arbeiten, konnten die Streuungen bei
unachtsamer Behandlung der Apparate für den
Gebraucher gefährlich werden. Auch die Rege-
lung war bisher noch nicht einwandfrei durch-
geführt. Die Apparateließen sich wohl zwischen
2 Phasen in mehreren Stellungen regeln, jedoch
konnten sie nicht auf allen 3 Phasen gleich-
mäßig äuf- und abgeregelt werden. Die ein-
wandfreie Regelung ist aber bei elektrolyti-
schen Siedern erste Bedingung, weil der’ Wider-
standswert des Wassers sich ständig verändert,
nicht nur an verschiedenen Zapfstellen, sondern
auch an ein und derselben. Das Wasser verän-
dert seine chemischen Bestandteile ohne äußere
Ursachen, und man muß bei dem Bau von
elektrolytischen Siedern auf diesen Übelstand
von vornherein gebührend Rücksicht nehmen.
Ein weiterer Nachteil bestand darin, daß die
Apparate, insbesondere der Tauchsieder, mit
großen Platten hergestellt werden mußten, um
die erforderlichen Stromstärken zu erreichen.
Zufolgedessen wurden sie ziemlich umfangreich
und hatten ein nicht unbeträchtliches Gewicht.
Während der alte Tauchsieder noch 15 kg wog,
hat das neue Modell nur ein Gewicht von etwa
3kg. Die verbesserten Apparate sind kleinund
handlich, haben Regelung, die die Einstellung
auf jede Stromstärke in den feinsten Abstu-
fungen ermöglicht und sindim Gebrauch völlig
ungefährlich, weil die elektrische Streuung
beseitigt ıst.
In Abb. 1 ist der neue verbesserte Teuch.
sieder dargestellt. ‘Sein Gehäuse besteht aus
Abb. i. Tauchsieder.
einem Blechkasten mit einer Anzahl von Zir-
kulationslöchern. Die Regelung erfolgt durch
Einstellung des auf der Zugstange A befind-
lichen kleinen Rädchens B. Durch Heben oder
Senken der Zugstange, die man an dem Glas-
knopf € bequem anfassen kann, erfolgt die Ein-
stellung auf die verschiedenen Stromstärken.
Ein Satz von isolierenden Platten, die zwischen
die Kohlen mittels der Zugstange A geschoben
werden können, vergrößert, bzw. verkleinert
die nutzbare Plattenfläche und zufolgedessen
die Stromstärke. Der Apparat ist für Zwei-
oder Dreileiteranschlüsse zu verwenden. Wäh-
rend der Benutzung braucht er nicht mehr ge-
regelt zu werden, es genügt vielmehr, wenn er
bei Gebrauch auf die richtige, d. h. zur Ver-
fügung stehende Höchststromstärke eingestellt.
wird, im Gegensatz zu den großen Apparaten,
wie ich sie früher gebaut hatte, bei welchen man.
mit der fortschreitenden Erwärmung des Was-
sers ständig nachregeln mußte.
Ich verwende i in Verbindung mit meinen
Tauchsiedern „‚Maximalautomaten‘, wie sie in
‘der Schweiz gebaut werden, die bei Überschrei-
tung einer bestimmten Höchststromstärke den
Sieder ausschalten. Ich. verwende aber auch
an Stelle der Automaten einfache Strommesser.
Der verbesserte Tauchsieder kann zufolge sei-
ner weiten Regulierfähigkeit für ganz kleine .
und sehr hohe Stromstärken ohne irgendwelche
Abänderungen benutzt werden, deshalb ist es
auch möglich, einen Normalapparat zu schaf-
fen, der allen Zwecken und Ansprüchen genügt.
Ich arbeite durchschnittlich mit Stromstärken
von 20 bis 25 A und erreiche dadurch. die Er-
wärmung von 3001 Wasser auf 40° C. in etwa
1hmit 10 bis 12kWh. Steigert man die Strom-
stärke, so geht die Erwärmung des Wassers
naturgemäß schneller vonstatten, verringert;
man sie, so dauert sie entsprechend länger, Der
Normalsieder läßt sich während des Gebrauches
in den Grenzen von etwa 2 bis 40 A einregeln.
Der Apparat in der jetzigen Ausführung stellt
‚ eine gute Konstruktion dar und kann praktisch
in allen Fällen, wo es sich darum handelt, elek-
trisch leitende Flüssigkeiten, wie z. B. das Was-
ser, in kurzer Zeit zu erwärmen oder zum
Kochen zu bringen, in Gebrauch genommen
werden.
Neben dem Normaltauchsieder baue ich
noch einen kleinen Apparat, den sogenannten
Zwergsieder. Der Zwergsieder ist konstruktiv
wie der Normalapparat ausgeführt, besitzt je-
doch nur 2 Platten, die etwas kleiner gehalten .
sind. Der Zwergsieder kommt für alle solche
Ziwecke in.Frage, wo es sich um die Erhitzung
‚von nicht allzu großen Mengen von Flüssig-
keit handelt. Ich habe an die Staatsbahn-
verwaltung Zwergsieder geliefert, die zum An-
wärmen von Kaffee und Mittagessen in den
Stellwerksgebäuden für die Arbeiter benutzt
Abbh.”2, Zwergsieder. j
werden. In Abb. 2 ist der Zweigsieder selbst.
‚undin Abb.’8in Verbindung mit einem Koch-
und Ma dargestellt.
Abb. 3. Zwergsieder mit Me
Die Erwärmung der Speisen La Gotsake |
in den Kochkesseln dauert etwa 4, h, wobei der
Sieder auf rd 4 A eingeregelt wurde. Der
Stromverbrauch betrug rd 0,25 kWh. Sowohl
der Normalsieder als auch der Zwergsieder sind
ran, 1 Pa a
- 2 . ’ ‘ :
an Ti oprhn aa ar a a hit ln 1 A u
8. April 1820.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 14.
273
unbegrenzt hatlbar und erfordern, sobald
‘die Stromstärke erst richtig eingestellt ist,
keinerlei weitere Wartung. Die Speisen, Ge-
tränke oder detgl. in dem Kochkessel können
niemals verbrennen oder auch nurin den Töpfen
ansetzen, da das den Sieder und die Kochgefäße
umgebende Wasser niemals eine höhere als die
Siedetemperatur annimmt. Im Gegensatz zu
allen anderen elektrischen Kochapparaten kann
der Heizkörper des Tauchsieders nicht durch-
brennen, auch wenn der Kessel stunden- oder
tagelang ohne Wasser ist. Ist kein Wasser in
‚dem Kessel, so ist auch der Sieder ausgeschal-
tet, da das Wasser den Heizkörper des Sieders
bildet und den Apparat erst einschaltet.
Die Sieder sind bis auf weiteres nur für
Wechsel- oder Drehstrom zu verwenden. Bei
Gleichstrom zersetzen sich seine Platten und
färben das Wasser dunkel. Bei Wechsel- oder
Drehstrom dagegen findet keine Zersetzung der
Platten statt, und das Wasser bleibt klar und
rein. Die Erneuerung. der Kohleplatten des
Sieders kostet, falls sie durch Gewalt zerbrochen
wurden, stets nur wenige Pfennige. Kochappa-
rate mit derartig weiter Regulierfähigkeit sind
nur in der Ausführung von elektrolytischen Sie-
dern möglich. Durch Einstellung auf die klein-
ste Stromstärke können die Speisen stunden-
lang warmgehalten werden. Durch den Sieder
selbst verändern sich die chemischen Bei-
‚mischungen des Wassers nicht.
sieder kann auch für große Leistungen, zZ. B.
1000 1 Wasser und darüber für gewerbliche
Zwecke hergestellt werden. Der Apparat ist
im übrigen stets gebrauchsfertig, erfordert bei
richtiger Handhabung so gut wie keine Repara-
turen und steht im Wirkungsgrad den besten
Kochaäpparaten in nichts nach.
Die Leipziger Technische Messe 1920.
Die politischen Ereignisse, welche sich am
Tage vor Eröffnung der Technischen Messe
vollzogen, haben einen sehr erheblichen Ein-
fluß auf sie ausgeübt und ihren Erfolg stark be-
einträchtigt. Schon als am 13. und 14. März
die ersten Nachrichten von der Absetzung der
bisherigen Reichsregierung nach Leipzig ge-
langten, reisten viele ab, die große Masse aber
der Messebesucher; die erst am Sonntag oder
an den folgenden Tagen nach Leipzig Fahren
wollten, wurden durch den ausbrechenden
Eisenbahnerstreik daran gehindert. In Leipzig
selbst trugen die Stillegung des gesamten
Straßenbahnbetriebes, die durch die linksradi-
kalen Unruhen bedingte Absperrung ganzer
Stadtbezirke, die zeitweise Schließung einiger
Meßhäuser und die nicht ungefährlichen Schieße-
reien dazu bei, den erhofften Erfolg der Tech-
nischen Messe im Keime zu ersticken.
; Der Hauptteil der Technischen Messe war
in dem alten Ausstellungsgebäude am Völker-
schlachtdenkmal untergebracht. Gerade diese
Ausstellung hatte wegen ihrer been Lage.
durch die Einstellung des Straßenbahnverkehrs
am meisten zu leiden. In der Betonhalle
(Halle A und B) war die von dem Verein Deut-
‘ scher Werkzeugmaschinenfabriken muster-
gültig organisierte, reichhaltige Ausstellung von
Werkzeugmaschinen und Werkzeugen unterge-
bracht. Die angrenzende Halle E und z. T.
auch Halle B nahmen die elektrotechnischen
Fabrikate auf. Den Mittelpunkt der elektro-
technischen Ausstellung bildeten die sehr ge-
schmackvoll und reie
Stände der Allgemeinen Elektrieitäts-Gesell-
schaft und des Siemens-Schuckert-Konzerns.
In der Halle C waren dann ferner Antriebsma-
schinen, Kraftquellen nebst Zubehör, Maschi-
nen für Papier- und Buchgewerbe, Maschinen
und Einrichtungen für Gießereien, Hütten- und
Bergwesen, Maschinen und Geräte für Bau-
wesen zu sehen. In Halle VI endlich waren
Triebwerke (Transmissionen) und Zubehör, Be-
förderungsmittel und Förderanlagen für Per-
sonen und feste Körper, Kraftwagen, Luftfahr-
es Hebezeuge und Boote, Beförderungs-
mittel für Flüssigkeiten und Gase, Gebläse,
Pumpen, Maschinen und Werkzeuge zur Bear-
‚beitung von Metallen, Maschinen und Werk-
zeuge zur Bearbeitung von Holz, Horn usw.,
Maschinen und Einrichtungen für chemische.
Fabriken und für Gaserzeugung, landwirtschaft-
‚liehe Maschinen, einschl. Garten- und Forst-
‚ wirtschaft, Maschinen für Nahrungsmittel-
industrien und für Bekleidungsgewerbe unter-
‚gebracht. Zerstreut fanden sich ferner Teile
Der Tauch-
altig ausgestatteten |
& \ !
‚der Technischen Messe in mehreren Meßhäu-
sern im Innern der Stadt so auch besonders
im Zoolögischen Garten. Diese Zersplitterung
der Technischen Messe beeinträchtigte ihren
Eindruck und auch ihren Erfolg nicht unerheb-
lich. Dies gilt ganz besonders für die Elektro-
technik, die auch durch zahlreiche Händlerfir-
men (auch ganz kleine) vertreten war, während
anderseits sehr viele bekannte Fabriken fehlten.
. Was die ausgestellten Fabrikate der Elek-
troindustrie anbelangt, so handelte es sich zu-
meist um die gleichen wie auf der Leipziger
Een N ‚Der Materialmangel und die
sonstigen Schwierigkeiten unserer Industrie
haben die Fabriken gehindert, sich mit Neüe-
ae in größerem
doch wenigstens sie schon soweit zu bringen,
daß sie lieferbar waren. Die nachfolgende
Übersicht gibt nur einen Ausschnitt aus dem
Gesamtbilde, um Wiederholungen gegen den
oben erwähnten Bericht nach Möglichkeit zu
vermeiden.
Die AEG zeigte in ihrem Stand u. a. einen
Pol eines dreipoligen Hochleistungs-Ölschalters
für 300000 kVA, eine vollständige Queck-
silber-Gleichrichteranlage, Motoren aller Art,
elektrische Werkzeuge, elektrische Spann-
platten und Heiz- und Kochapparate in großer
Mannigfaltigkeit. Unter ihren Meßinstrumenten
sind besonders ein neues, kombiniertes Volt-,
Ampere- und Wattmeter dynamoelektrischen
Prinzips für Laboratoriumszwecke und ein Iso-
lationsprüfer mit Kurbelinduktor für 550 V er-
wähnenswert. Ebenso waren zahlreiche Typen
‚elektrischer Schweißmaschinen ausgestellt, die
auch im Betriebe vorgeführt wurden. Schließ-
lich ist noch zu erwähnen ein Modell der Hoch-
spannungs-Unterstation Gröditz.
Die Siemens-Schuckertwerke, die sich zum
ersten Male an der Messe beteiligt hatten, zeig-,
ten auf ihrem Stand eine Masttransformator-
station für 15 000 V, verschiedene Anwendun-
Er ihrer elektrisch betriebenen Pumpen (Elmo-
umpen), und dann vorallem die EIlmo-Werk-
zeuge. Viel bewundert wurde die Elmo-
Handkreissäge, die auch als Handbohr-
maschine, u. zw. gleichzeitig für Gleich- und
Wechselstrom verwendbar ist. Ein zweites,
aus der Handbohrmaschine entstandenes, viel-
seitigeres Gerät ist das „Elmc-Werk-
zeug‘. Die Bohrmaschine’ tritt hierbei an die
Stelle des Spindelstockes einer Werkzeug-
maschine, z. B. einer kleinen Drehbank. Die
Vorrichtung ist verwendbar zum Lochbohren,
zum Metall- und Holzdrehen, zum Feilen,
‚Schleifen und Sägen von Metall und Holz, zum
Schneiden von Gehrungen an Holzleisten usw.
Unter Einschaltung eines Zwischenyvorgeleges
kann: das Elmo-Werkzeug schließlich als An-
triebsmaschine dienen. Der kleine Handwer-
ker, Versuchs- und Montagewerkstätten und
vor allem der Bastler werden sich dieser Neue-
rung mit Vorteil bedienen — sobald ihr Preis
nicht mehr prohibitiv wirkt. Neben zahl-
reichem Installationsmaterial waren von den
SSW auch Heiz- und Kochapparate in großer
Auswahl ausgestellt, darunter Kochplatten mit
Siht Heisetaben und Bügeleisen, bei denen der
Stecker mit einem Drehschalter kombiniert ist,
so daß man das Eisen ohne Entfernung des
Steckers abschalten kann. Praktisch'erscheinen
auch zwei Formen von Schnurführungen für
den Anschluß von Plätteisen an Wandsteck-
dosen. — Erwähnt seien ferner noch die von
Siemens & Halske ausgestellten Meßgeräte so-
nn neuere Typen'von Apparaten für Schwer-
örige.
Die Bergmann-Gesellschaft hatte einen
geschmackvollen Stand im Innern der Stadt,
brachte indessen nichts Neues.
‘ Sehr wirkungsvoll war auch der Stand der
Julius Pintsch: A.G. mit ihren Neon- und
Glimmlampen. Zum ersten Male wurden hier
Ausführungen von Glimmlicht-Gleich-
richtern für Wechselstrom und von Reduktor-
röhren zum Betrieb von Schwachstromappa-
raten im Anschluß an Gleiehstromnetze vorge-
führt.. Über die vielseitigen Anwendungsmög-
lichkeiten der Glimmlichtröhren ist schon in
der „ETZ‘ 1919, S. 685 berichtet worden. Die
Reduktorröhre erfüllt inGleichstromnetzen den
leichen Zweck wie der Klingeltransformator
ee nezen: Die Sehaltung ist aus
Gleichstromnetzes, deren einer geerdet sein
muß. Die eine Elektrode der Glimmröhre ce ist
über einen Schutzwiderstand d an. den ungeer-
deten Netzpol angeschlossen, ihre zweite Rlek-
trode ist mit der einen Schwachstromklemme
e verbunden; die zweiteSchwachstromklemme f
wird geerdet. Die Röhren sind für eineHöchst-
stromstärke von 0,1 A bemessen und liefern an
den Schwachstromklemmen eine Spannung von
18 bis 30 V, der die Wicklungen der Schwach-
stromapparate (Wecker, Tableaus, Relais)
zweckmäßig angepaßt werden, um die Vorzüge
N) Vgl. „ETZ’ 1920, 8.2559.
mfang zu befassen oder’
| der Arthur Libesny & Co.
auswies,
1 erkennbar; ab sind die Pole eines.
der hohen Spannung auszunutzen. Bei beste-
henden Anlagen, die früher mit Elementen, also
mit 4 bis 8 V betrieben wurden, ist ein Vor-
schaltwiderstand zu verwenden. Die Gleich-
richterwirkung der Glimmlichtröhren erlaubt
Erde
dz
a J
78-30Volf ,
@
220 Vo
Srarkstromnelz |
Erde
“Abb. 1. 'Glitmmlicht-Reduktorröhre
es, sie auch für den gleichen Zweck im Anschluß
an einpolig geerdete Wechselstromnetze zu be-
nutzen. Ein weites Verwendungsgebiet . für
diese Reduktoren ergibt sich im Fernsprech
wesen, wo sie als Ersatz der Ortsbatterien (Mi-
krophonbatterien usw.) benutzt werden können.
Im Zusammenhang hiermit sei auf den von
G.m.b. H., Berlin,
ausgestellten, schon früher erwähnten „Con-
deetor‘ hingewiesen, dergleichfalls zum Betrieb
elektrischer Schwachstromanlagen (z.B. Klingel-
und Uhrenanlagen) dient und im Anschluß an
Gleichstromspannungen von. 100 bis 250 V se-
kundär 0,5 bis 0,7 A bei 3 bis 30 V abgeben
kann. Der in allen seinen Einzelheiten sehr
sorgfältig durchgebildete Apparat besteht im
wesentlichen aus zwei Spannungsteilern und
3. Relais. Der Widerstand des einen Span-
nungsteilers ist so hoch bemessen, daß der
durch ihn fließende Dauerstrom nur sehr klein
ist, ungefähr von der Größenordnung des Ne-
Benkchießrerbranche eines Weattstundenzäh-
lers. Jedoch genügt er, um beim Schließen des
Schwachstromkreises durch einen Zweigstrom
eines der Relais zum Ansprechen zu bringen
und den anderen Spannungsteiler an das Stark-
stromnetz zu legen. Dadurch wird das Schwach-
stromnetz mit Niederspannung von angemesse-
ner Stromstärke versorgt. Beim Ausschalten
des Schwachstromkreises spielen sich die
Schaltvorgänge durch die Wirkung der Relais
rückläufig ab. Für das funkenlose ‚Arbeiten
der Relaiskontakte sind kleine Löschkonden-
satoren vorgesehen. Der Condeetor ist, wie ein
am Meßstande ausgelestes Prüfungszeugnis
von der Physikalisch Technischen
Reichsanstalt einer vielseitigen und strengen
Prüfung unterzogen worden, wobei er allen an
ihn gestellten Anforderungen mit gutem Er-
folge entsprach. Eine ausführliche Veröffent-
liehung über diesen Gegenstand wird dem-'
nächst in der „ETZ‘ erscheinen. i
Ganz besonders zahlreich waren elektri-
sche Heiz- und Koecehapparate, Öfen, Bügel-
eisen usw. ausgestellt; denn bekanntlich haben
viele in der Elektrotechnik bisher unbekannte
Firmen die Fabrikation gerade dieser Apparate
in letzter Zeit aufgenommen. Die Zeva-Elek-
trizitäts-Gesellschaft, Cassel, bringt ein Bügel-
eisen mit hohlem Gußkörper, in den die Wider-
standselemente eingebaut sind; die Anschluß-
schnur ist im Gegensatz zu anderen Fisen fest
angeschlossen. Bei einem von der gleichen
Firma herrührenden Tauchsieder, der sich
auch zur leichten Anwärmung von Mund-
wasser in Trinkgläsern o. dergl. eignet, und bei
einem elektrischen Lötkolben sind die Heiz-
elemente in den aus Aluminium hergestellten
Kopf eingegossen, so daß die Wärmeabgabe
eine sehr intensive ist. Die Haltbarkeit soll sehr
groß sein und bei Trockenlaufen eher das Alu-
minium schmelzen, als daß der Heizkörper
durchbrennt. Bügeleisen zeigte ferner u. a. die
Arthur Libesny & Co. G. m. b. H., Berlin, deren
Heizkörper eine aus einer zementartigen Masse
hergestellte Platte bilden, in welche die Heiz-
drähte eingebettet sind. Diese Form der Heiz-
körper soll eine äußerst dauerhafte sein. Ähn-
liche Heizkörper haben die’ „Kelu‘-Bügeleisen
von Keue und Lublinski, Berlin. Erwähnt
seien endlich die Fabrikate der Vea G. m. b. H.,
Berlin. Tauchsieder als Badewassererhitzer
werden von ©. Schniewind, Neuenrade, fabri-
ziert. Letztere Firma hat auch eine neue,
kleine Form elektrischer Öfen für bis 3000 Watt
auf den Markt gebracht. Die drahtlosen Heiz-
und Widerstun dszörper für Elektrizität G. m.
b. H., Berlin $. 42, verwendet für die verschie-
densten Arten von Heizapparaten einheitliche
plattenförmige Elemente, deren Leitermasse
aus Formen des Kohlenstoffs bestehen.
Otto Nölzel, Niederneuschönberg b.Olbern-
hau i. Sa., stellte seinen „Noepa“-Apparat
für Brandmalerei aus, bei dem kein Platin-
stiftt und kein Gebläse notwendig ist. Der
274
Elektrotechnische Zeitschrift. ‘1920. Heft 14. -
Brennstift wird unter Vorschaltung eines in
eine Röhrenlampe eingebauten Vorschaltwider-
standes an 110 oder 220 V angeschlossen.
Unter den ausgestellten Heizkissen seien
diejenigen der Firma Prometheus (Vertreter
E. R. Ritter & Co., Berlin) erwähnt, bei denen
einer schädlichen Überlastung dadurch vorge-
beugt ist, daß ein selbsttätiger in das Kissen
eingebauter Ausschalter den Strom periodisch
unterbricht. Eine besondere Heizkissentype
ist so eingerichtet, daß sie an 110 und 220 V an-
eschlossen werden kann; bei der höheren
pannung wird eine Überlastung dadurch ver-
mieden, daß die erwähnte periodische Strom-
unterbrechung entsprechend schneller erfolgt.
Unter den Fabrikaten dieser Art seien ferner
die bewährten Heizkissen von Dr. R. Heilbrun,
Berlin-Nowawes, genannt. Eine direkt be-
heizte, handliche. elektrische Brennschere mit
getrenntem Regulierwiderstand stellten H. A.
Lisvogel & Co., Nürnberg aus.
Bemerkenswert war ferner die von der
Elektrischen Apparatebau -Gesellschaft Tien-
gen (Amt Waldshut, Baden) ausgestellte
elektrische Setzmaschinenheizung mit
selbsttätiger Temperaturregelung. Der Schmelz-
kessel wird durch leicht auswechselbare, von
unten eingeführte Heizkörper beheizt und
braucht etwa 800 Watt. Eine Überhitzung
des Metalls und unnötiger Stromverbrauch wer-
den durch die selbsttätige Reguliervorrichtung
verhindert, die eine sichere Einstellung auf jede
gewünschte Metalltemperatur gestattet.
Auch elektrisch beheizte Brutappaäarate
für 60 bzw. 120 Eier liefert die gleiche Firma.
Der Stromverbrauch beträgt anfangs etwa
1 kWh in 24 Stunden, gegen Ende der Brutzeit
wegen der dann auftretenden Eigenwärme etwa
die Hälfte. Ebenso stellte die Firma Gebr. Witte,
Leisnig i. Sa., elektrische Brüter aus, bei denen
die Feuchtigkeit der eingeschlossenen Luft
dem Brutstadium entsprechend geregelt werden
kann. Ein Thermostat gestattet eine sichere
Einstellung der Temperatur bis auf 1,°C. Der
Stromverbrauch für 100 Eier und eine Brut-
periode von 21 Tagen beträgt 34 kWh.
Beleuchtungskörper für elektrisches
Licht waren in großer Auswahl vorhanden, be-
sonders Tischlampen, hohe Stehlampen und
Kronen mit Seidenbespannung oder -behang.
Auch geschmackvolle Ausführungen in Holz-
waren an zahlreichen Stellen zu sehen. Er-
wähnt seien die Fabrikate von F. Wünsch,
Leipzig-Gohlis, F. Lüders, Lübeck, A. Janicke.
Magdeburg, Roland Beleuchtungskörper G. m.
b. H., Charlottenburg 9, Springer & Co., Mün-
chen. Beleuchtungskörper für künstliches Ta-
geslicht, welche Blaufilter und Silberspiegel
verwenden, zeigte die Tageslicht G. m. b. H.,
Berlin. Ähnlichen Zwecken dienen die „Rein-
licht“-Beleuchtungskörper der Reinlicht G. m.
.b. H.,.München (,ETZ“ 1919, S. 108).
Zahlreich waren Ausstellungen von In-
stallationsartikeln und Zubehörteilen für
Leitungsbau; doch überwogen hier die Händler
gegenüber den Fabrikanten. Die Zöllner-Werke
Dresden A. brachten eine neue Abzweigdose,
bei welcher an Stelle von Schraubverbindungen
gut gefederte Klemmverbindungen verwendet
sind. Nach Niederdrücken des abgefederten
Plättehens mittels eines hierzu geeigneten
Schlüssels wird in dem Anschlußbolzen ein
Schlitz frei, in den man einen oder mehrere
Drähte einführen kann. Der Anschluß der
Drähte erfolgt äußerst schnell, und es besteht
keine Gefahr, daß Schräubcehen herunterfallen
oder verloren gehen. Eine praktische Rohrab-
schlußtülle, welche die Vereinigung einer ge-
wöhnlichen Rohrtülle und einer 2- oder 3-po-
ligen Lüsterklemme darstellt, brachte Alfr.
Spaleke, Magdeburg. Eine eiserne Schalttafel-
klemme, Bauart Schaarschmidt für 4 bis
185 mm? bringt die Firma Fr. Grieger, Dresden
21, auf den Markt. Das Material dieserKlemme
wird hier nicht für die Stromleitung herange-
zogen. Die Drähte können in beliebiger Zahl
in ein Langloch des Zugbolzens gesteckt und
durch Anziehen einer durch eine isolierende
Kappe abgedeekten Mutter fest zusammen-
-gepreßt werden. Der Zustand jeder Klemm-
verbindung läßt sich leicht von der Vorderseite
der Schalttafel feststellen. Bekannte und neue
Schalterbefestigungen, Dübel, Leitungsklem-
men, Abzweigdosen und Installationsschalter
sah man in großer Zahl. Das Schweißwerk
Hoheluft (Chr. Jensen, Hamburg 30), stellte
praktische, plombierbare Schutzkörbe für Glüh-
lampen als Schutz gegen Entwendung oder
Vertauschen aus.
Die Körting & Mathiesen A.G. Leutzsch-
Leipzig hatte neben ihren bekannten Kandem-
Armaturen und FElektrizitätszählern Kino-
material ausgestellt, darunter die.neue Gehl-
hofsche Lampe mit rotierender + Kohle und
schräggestellter — Kohle, ferner Drosselspu-
len, darunter einen für Wanderkinos geeigneten
Drosseltransformator (Transformator mit ein-
gebauter, regelbarer Drosselspule zur -Reduk-.
tion der Netzspannung auf die Lampenspan-
nung. Erwähnt sei auch noch ein neuer Saal-
verdunkler für Kinos, bei dem eine langsame
Verdunklung bzw. Wiedereinschaltung des
Lichtes erfolgt. Einen kombinierten Zeit- und
Dauerschalter als Ersatz für Treppenautoma-
ten, zur Beleuchtung von Telephonzellen usw.
lieferten Somlowerk Hesse & Co., Berlin N 39.
Zahlreiche Firmen hatten Elektromoto-
ren für Gleich- und Drehstrom ausgestellt; doch
war hierunter nicht viel Neues zu finden. Er-
wähnenswert sind vielleicht die Motoren der
Dortmunder Maschinenfabrik G. m. b. H,,
Dortmund, welche, mit Kugellagern und Stau-
fer-Schmierbüchsen ausgerüstet,einen sehr guten
Eindruck machen. Auch Anlasser waren in
zahlreichen, meist schon bekannten Formen
und Fabrikaten vertreten, voran die Konstruk-
tionen der A.E.G., 8.8.W., Bergmann, Klöck-
ner, Sachsenwerk, sowie zahlreicher neuer Fa-
brikanten. A. Schneider, Leipzig-Stötteritz,
stellte Typenreihen von Anlassern für 1% bis
50 PS Gleich- und Drehstrom in geschlossenen
Gehäusen aus. Die Widerstände sind in Spi-
ralen gewickelt und um zweiteilige Porzellan-
zylinder mit Lüftungskanal herumgelegt, die
sie durch ihre Federkraft auch beim Glühen
zusammenhalten. Bei größeren Anlassern sind |
die ersten festen Kontakte mit auswechselbaren
Kupferauflagen versehen, und auch die Kon-
taktbürste trägt einen leicht ersetzbaren Kup-
ferkontakt. Bei den Drehstromanlassern wird
der Kontaktdruck durch eingebaute Spiral-
federn erhöht.
Die C. Lorenz A.G. stellte einen sehr kom-
pendiösen, tragbaren Umformer für Wechsel-
strom auf Gleichstrom oder umgekehrt für
Laboratorien, Ärzte, Kleinladestationen usw.
aus, der bei 110 oder 220 V, 120 bzw. 150 Watt
leistet; Wirkungsgrad 65%. Auch für Beleuch-
tung, Zündung und Signalabgabe baut diese
Firma einen kleinen Umformer, der Gleich- und
Wechselstrom abgibt. Die Zündspannung wird
durch Transformator ohne Unterbrecherkon-
takte erzeugt. Gleich beim Ankurbeln ergeben
sich heiße Zündfunken. |
Elektroflaschenzüge für 250 bis 5000
kg mit dem neuen Maschinenelement ‚Stahl-
schlange““ statt einer Kette führte die Maschi-
nenfabrik R. Stahl, Stuttgart, vor. Der Motor
mit vertikaler Welle in Kugellagern treibt ein
ebenso gelagertes Zahnrad an (bei größeren
Zügen doppeltes Vorgelege), durch dessen ach-
siale Bohrung die Stahlschlange hindurchläuft.
Letztere ist eine durch abwechselnd senkrecht
zueinander gestellte Gelenke allseitig beweglich
gemachte Kette, die ein durchlaufend überein-
stimmendes Gewinde hat. Die Fortbewegung
der Schlange erfolgt durch eine mit dem Zahn-
rad gekuppelte Mutter mit Innengewinde, die
sich über die gegen Verdrehung gesicherten
Kettenglieder hinwegschräubt.
Elektrische Spannplatten, Magnetscheider
und Augenmagnete stellte die Magnetwerke
G.m.b. H., Eisenach, aus. Größere Spannplat-
ten werden für gleichzeitigen Anschluß an 110
und 220 V hergestellt. Die wasserdichte An-
schlußleitung wird neuerdings, um Beschädi-
gungen bei der Montage zu verhindern, erst an
Ort und Stelle angebaut.
Elektrische Schweißmaschinen für die
verschiedenartigsten Zwecke stellten neben der
A.E.G. aus die Elektr. Schweißmaschinen G.
m. b. H., Berlin-Charlottenburg, und R. Mack,
Berlin-Neukölln; letztere Firma rüstet ihre
Punktschweißmaschinen .mit einem Schweiß-
kontroller aus, der den Strom in demselben
Augenblick ausschaltet, wo die richtigeSchweiß-
hitze erreicht und die Schweißung vollzogen
ist. Auch die Moll-Werke A.G. Scharfenstein
i. Sa., führten Punkt-, Naht-, Ketten- und
Stumpfschweißmaschinen vor, letztere für bis
200 kW und 2500 mm? Querschnitt. g
Die Vereinigten Elektrochem. Fabriken
Dr. O. Hahn, Markranstädt, bauen einen
Glockengalvanisierapparat für Massen-
galvanisierung kleiner und kleinster Teile in
3 Größen. Der Apparat besteht aus einem ro-
tierenden, oben: offenen Steingutgefäß, welches
kippbar ist. Die Lösungselektrode ist an einem
feststehenden ' Stativ einstellbar angeordnet;
den zweiten Pol bilden die messingenen Be-
festigungsmuttern im Boden des Steingefäßes,
die mit dem Eisengestell in leitender Verbin-
dung stehen. ;
An elektrischen Meßgeräten waren außer
den bereits erwähnten Fabrikaten recht viele
und z. T. bemerkenswerte Typen zu sehen. Die
Firma Dr. Th. Horn, Leipzig, zeigte u. a. ein
Wechselstrom-Wattmeter für Laboratorien mit
3 Strom- und 3 Spannungsmeßbereichen, großer
Skala und einen hübschen Umschalter, einen
relativ leichten Isolationsprüfer mit Kurbel-
induktor (leicht drehbar!) und unterdrücktem
Nullpunkt, ein direkt zeigendes Ohmmeter mit
3 Meßbereichen, ein dynamometrisches Labo-
‚und Kleinumformer.
zimmer. untergebracht
ratoriumsvoltmeter mit 3 Meßbereichen, bei
dem das feste Spulensystem unterteilt ist, so
daß kein veränderlicher Vorschaltwiderstand
nötig ist. Weiter sind praktische Element-
prüfer und die bekannten Tachometerkon-
struktionen, die jetzt auch für Motorräder und
Automobile gebaut werden, Registrierapparate
für Fördermaschinenbetrieb zu erwähnen. Neu
aufgenommen sind Kleinmotoren bis 4, PS
Die Motoren laufen mit
Gleich- und Wechselstrom und haben eine
äußerst gedrungene, viereckige Form. Auch
Kleinventilatoren für Gleichstrom mit 3-stu-
figer Regulierbarkeit durch Feldumschaltung
waren zu sehen. Liebe alte und geschätzte Be-
kannte sah man ferner bei den Deutschen Tacho-
meter-Werken, Berlin (Deuta-Werke), diemitder
früheren Meßinstrumentenfabrik ‚‚Nadir‘ ver-
einigt sind. Es sind dies neben Tachometern
verschiedener - Art und Schnittgeschwindig-
keitsmessern nach dem Wirbelstromprinzi
Laboratoriumsmeßgeräte für Gleichstrom. Aue
Dr. $. Guggenheimer, Nürnberg, zeigte eine
a Auswahl an Meßgeräten, darunter
auch Tachometern.
Neufeld & Kuhnke (Werk Ravensberg),
Kiel, führten ihre mustergültig durchkonstruier-
ten elektrischen Kommandoapparate, Was-
serstands- und Gasometerfernzeiger vor, deren
interessante Einzelheiten in einer besonderen
Veröffentlichung behandelt werden sollen.
Klein-Gleichrichter zum Laden von
Akkumulatoren und für sonstige Schwach-
stromzwecke nach dem Prinzip der Grätzschen
Zellen stellten die Physikalische Werkstätten
A.G. Göttingen, und die Firma Joh. Kreme-
netzky, Wien, aus, letztere solche in Patronen-
form, die in geeigneter Zahl zusammengestellt
und 'mit kleinen Transformatoren kombiniert
werden. - j
Von den Ausstellern auf dem Gebiet des
Schwachstromes. waren u. a. bemerkens-
wert die Telephon-Fabrik A.G. vorm. J. Ber-
liner, die Süddeutsche Telephon-App. A.G.Nürn-
berg und die Telephon- u. Telegraphenwerke
Stöcker & Co., Leipzig. Letztere brachte neben
ihren verschiedenen Typen von Fernsprech-,
Feuermelde- und Haustelegraphenapparaten
sehr geschmackvolle Muster von "besseren
Klingelkontakten in Kunstguß und Bernstein.
Als Neuerung ist ein Tableau mit neuer Art von
Vorfallklappen zu erwähnen. Hörapparate.
für Schwerhörige wurden von der „Hör.
gut“ Apparate G. m. b. H., Berlin N 24 und
von der Berliner Privattelephon-Gesellschaft,
Berlin (Megaphon) ausgestellt. Sie sollen sich
dadurch auszeichnen, daß schädliche Neben-
geräusche nicht mit verstärkt werden.
Den heutigen Zeitverhältnissen Rechnung
tragend, waren auch Neuerungen von Ein-
bruchssicherungen ausgestellt, so z. B. der
„Peri“-Apparat von F. Baumgärtner, Köln-
Klettenberg. Er besteht aus einem kleinen,
leicht an Türen oder Schaufensterflächen anzu-
bringenden Kästchen, mit einer oben einge-
spannten, feinen Blattfeder, an deren unteren
Ende mittels eines Fadens ein Gewicht ange-
hängt ist, welches sich außerhalb des Käst-
chens befindet. Der Feder gegenüber steht eine
auf geringem Abstand einstellbare Kontakt-
schraube, mit der im Ruhezustand keine Be-
rührung stattfindet. Wird die Tür oder das
Fenster, an dem der Apparat angebracht ist,
erschüttert, so gerät das Pendel in Schwingun-
gen, und die Feder macht Kontakt mit der
Schraube und betätigt einen Ruhe- oder Ar-
beitsstromkreis. Die deutsche Stahl-Gesell-
schaft benutzt bei ihrem System ‚‚Craft‘‘ zwei
in Reihe mit einer Batterie verbundene Pendel--
kontaktgeber, von denen eines in dem zu
schützenden Raum, das andere im Wächter-
r ist. _ Beide Pendel
schwingen im Gleichtakt, so lange bis dieser
durch Unterbrechung oder Kurzschluß in der
Leitung gestört und dadurch eine Alarmklingel
ausgelöst wird. Das System wird auch für
Schaufenstersicherungen verwendet, wobei die
Scheibe durch einen Streifen Stanniol, der in
die Strombahn eingeschaltet ist, allseitig um-
geben wird. Bei Zertrümmerung der Scheibe
entstehen Risse in dem Stanniolstreifen, die
wie oben eine Stromunterbrechung herbei-
führen.
Eine neuartige Type von Kleinakku-
mulatoren mit kreuzförmig angeordneten
Elektroden liefert die Venta-Akkumulatoren
A.G. Mügge”& Co., Leipzig. Unter den zahl-
reichen Kleinbeleuchtungskörpern,: Ta-
schenlampen, Tischlampen und Handlampen
seien die bereits an anderer Stelle beschriebe-
nen Fabrikate der Elektr. Spezialfabrik für
Kleinbeleuchtung G. m. b. H., Berlin-Schöne-
berg (Eltralampe), erwähnt!). Bei der ein-
fachen Notlampe ‚‚Pharus‘‘ der gleichen Firma
wirkt der Handgriff gleichzeitig als Anusschal-
ter. Die Ela-Werke, Leipzig-Stötteritz, kom-
y „ETZ“ 1919, S. 376:
Do
8. April 1820.
binieren ihre Handlampen mit einem kleinen
' Zündapparat als Ersatz für Streichhölzer.
Derartige Zünder waren übrigens in mehrfachen
Ausführungen vertreten, z. T. auch zum An-
schluß an Starkstromanlagen.
Kurt Perlewitz.
Der elektrische Schraubenantrieb
auf amerikanischen Großkampfschiffen!).
‘ Die zahlreichen Äußerungen amerikani-
scher und englischer Zeitschriften über die
Einrichtungen ‘der meuesten Großkampf-
schiffe der Marine der Vereinigten Staaten
gestatten nunmehr einen ziemlich genauen
Einblick in die Arbeiten der Amerikaner auf
dem Gebiete des elektrischen Schiffs-
schraubenantriebes, und es unterliegt keinem
Zweifel mehr, daß wir es hier mit einem
großen, "technischen Erfolg: der amerikani-
schen Elektrotechnik zu tun haben, der um
so höher zu bewerten ist, als er gegen den
heftigsten Widerstand industrieller Kreise ver-
zielt wurde, welche das Problem des Schiffs-
schraubenantriebes auf mechanischem Wege,
nämlich mit Rädervorgelege, lösen wollten.
Das Errungene ist als ein vollkommener
Sieg der General Electric Company und ihres
.zuelbewußten Beratungsingenieurs: Emmet-
über. ihre technischen Gegner ‚anzusehen.
Schon vor mehr als 10 Jahren hatte Emmet,
zunächst mit kleiner Gefolgschaft den Kampf
für den elektrischen Antrieb aufgenommen,
und es gelang ihm, das amerikanische Ma-
rineamt („Bureau of Steam Engineering of
the Navy Department“) zur Bestellung einer
Probeausführung für ein Hilfsfahrzeug der
Marine, den Kohlentender „Jupiter“ (20 000 t,
15,5 Knoten) zu bewegen. Nach Lieferung
der Anlage und Abschluß der Versuche war
die Marine für das neue System. gewonnen.
‘Admiral Griffin, der: Vorstand der zu-
ständigen Abteilung des Marineamts, för-
derte von da ab mit Begeisterung die elek-
trische Kraftübertragung und übernahm die
Verantwortung für ihre Anwendung bei
Großkampfschiffen, von denen das Linien-
schiff „New Mexico“ (32000 t, 21 Kno-
ten) das erste sein sollte. Dieses Schiff
hat seine Probefahrt ruhmvoll bestanden und
ist seit Monaten in Dienst gestellt worden.
Ein zweites Linienschiff „Tenmesse®e“,
dessen elektrische Einrichtung von der
Westinshouse-Gesellschaft geliefert wurde,
ist inzwischen auch fertiggestellt worden.
Weitere 5 Linienschiffe und 5 große Kreuzer,
alle mit elektrischem Antrieb, sind noch im
Bau. Man kann also nicht sagen, daß die
Amerikaner zaghaft in der Anwendung des
neuen Systems waren; sie haben die mecha-
nische Lösung des Problems vollkommen fal-
‘ len lassen, und da sie Gelegenheit gehabt
turbine.
trauen gegen die bei
haben, sowohl : die elektrische Kraftüber-
tragungz als auch das Zahnradvorgelege an
Bord ihrer Schiffe praktisch zu erproben, so
wird ses interessieren, welche Gründe sie zu
dieser Stellungnahme zebracht haben.
£ ie Amerikaner halten die Dampfturbine
selbst für den schwächsten Teil des Schrau-
benantriebes, insbesondere haben sie Miß-
der mechanischen
Lösung erforderlich werdende Rückwärts-
Sie sagen sich, es ist doch ent-
schieden _ betriebssicherer, wenn dieser
‚schwächste Teeil im Betriebe stets dieselbe
Drehrichtung und die „leichen Temperatur-
werhältnisse behält, als wenn er umgesteuert-
werden und der Rückwärtsturbine plötzlich
ohne Anwärmung die hohe Dampftemperatur
mitgeteilt werden muß. Die elektrische
Kraftübertragung macht die
Rückwärtsturbine entbehrlich,
und diese Eigenschaft hat eine ausschlag-
zebende Rolle bei der Entscheidung gespielt.
Zu diesem Vorteil des elektrischen Betriebes
tritt noch ein weiterer, der ebenfalls sehr
hoch bewertet worden ist. Während ein
Schiff mit direktem oder mechanisch über-
setztem Antrieb beim Schadhaftwerden einer
- Turbine mit dem Ausfall der betreffenden
„
Schraubenwelle zu rechnen hat, können
beim elektrischen Antrieb in
diesem. Falle sämtliche Schrau-
ben mit verminderter Leistung
in Betrieb gehalten werden. Das
ergibt eine höhere Schiffsgeschwindigkeit als
beim nichtelektrischen Antrieb, weil sich
im: letzteren Falle durch die, kranke Schraube
und das gelegte Ruder der Schiffswiderstand
erhöht. Das bisher Gesagte bezieht sich in
der Hauptsache auf den Gesichtspunkt der
Betriebssicherheit der bei der Wahl
*ines neuen Systems in der Tat allem an-
deren vorangestellt werden muß. Die Ame-
rikaner sehen nun eine Bestätigung der Rich-
1) Vgl. auch „ETZ“ 1920, 8. 1235.
Elektrotechnische Zeitschrift.
tigkeit ihrer Anschauungen in dem Umstande,
daß sich die elektrischen Anlagen auf
„Jupiter“ in einem mehr als fünfjährigen
und diejenigen auf „New Mexico“ in einem
halbjährigen Betrieb ausgezeichnet bewährt
haben. Störungen in dem elektrischen Teil
der Anlagen sind fast gar nicht vorgekom-
men, wohl aber beim Dampfteil.
In bezug auf Gewicht und Raum-
bedarf nehmen die Amerikaner an, daß
die benötigte Grundfläche beim elek-
trischen Antrieb eher kleiner
als gerößer als beim Räderan-
trieb sein wird, dagegen sehen, sie «in,
daß die mechanische Lösun« vielleicht etwas
günstigere Gewichtsverhältnisse er@eben
würde als die elektrische. Indessen: halten
sie den Unterschied für unerheblich. Wie
günstig die Verhältnisse bei der elektrischen
Lösung. liegen, geht daraus hervor, daß die
Anlage auf „New Mexico“ 180 4 leichter ist
als die gleich starke Anlage eines Schwester-
schiffes mit direkt wirkenden Haupt- und
mechanisch übersetzten Marschturbinen. Der
gesamte Schraubenantrieb auf „New Mexico“
einschließlich Dampfturbinen, Generatoren,
Motoren, Erregermaschinen, Schaltanlagen,
Kabeln usw. wiegt rd. 500 t. Da die Dawer-
‚'höchstleistung der Motoren 21500 kW. be-
trägt, so ergibt sich 'ein bezogenes Gewicht
von rd 23 kg/kW und bezogen auf die
4stündige foreierte Leistung von 23000 kW
sogar nur ein Gewicht von 217 ka/kW.
Auch bezüglich ds Dampfverbrau-
ches wird zugegeben, daß dieser bei voller
Leistune beim Rädervorgelege um etwa 5 %
besser ist als bei der elektrischen Übertra-
gung, Dagegen westatbet letztenes System,
eins Anordnune zu wählen, welche für die
Marschfahrt wesentlich günstigere Dampfver-
brauchverhältnisse ergibt als bei der mecha-
nüschen Lösung, was für die Erzielung eines
großen Aktionsradius von besonderer Bedeu-
tung ist, Natürlich kann man auch bei der
mechanischen Lösung noch besondere Marsch-
turbinen zur Verbesserung des Dampfverbrau-
ches bei Marschfahrt einbauen, allein dann ge-
hen die Vorteile des Räderantriebes in bezug
auf das Gewicht und die Einfachheit der An-
lage wieder\verloren.
Betrachtet man schließlich noch verglei-
chend die Einbauverhältnisse beider
Systeme an Bord, so erkennt man, daß der
elektrische Antrieb ganz neue
Möglichkeiten eröffnet, die von den
Amerikanern sehr gewürdigt werden. Der
primäre Teil des Antriebes, das Turboaggre-
&at, ist nicht mehr mit der Schraubenwelle
mechanisch gekuppelt. Man kann daher den
geeigmetesten Aufstellungsort in horizontaler
und vertikaler Richtung aussuchen und unter
Umständen den Schutz des Schiffes und seines
Antriebes gegen Torpedo- und Artillerietref-
fer vollkommener gestalten. Die Schrauben-
motoren selbst sind klein gesenüber den Tur-
binen mit Vorgelege, die Motorräume können
also kleiner gehalten werden, und bilden bei
Überflutung wine geringere Gefahr für das
| Schiff. Die Motoren können weit nach rück-
wärts gelegt, und die Schraubenwelle kann
deshalb erheblich verkürzt werden... Durch
Zusammenrücken der Turbogeneratoren und
Dampfkessel kann man die Dampfrohre ver-
kürzen und ihren Durchmesser verringern, was
speziell bei großen Kreuzern, wo die Dampf-
zufuhr von den Kesseln zu den Turbinen
äußerst schwierig wird, von der größten Wich-
tigkeit ist.
Auf dem Kohlentender „Jupiter“ hatte die
General Eleetrie Company eine einfache Dreh-
strom-Kraftübertragung mit Schleifringanker-
Motoren und wassergekühlten Läuferwider-
ständen eingebaut. Das Turboaggresat macht
2000, die Schrauben laufen bei 14 Knoten
Fahrt mit 110 Umdr/min. Als Betriebsspan-
nung wurden 2200 V. gewählt. Der Generator
ist 2-polig, die Motoren sind 36-polig, die
übertragene Leistung beträgt 5500 kW. {
'Bei dem Entwurf der Anlage „New
Mexico“ waren einmal die auf „Jupiter“ ge-
sammelten Erfahrungen zu berücksichtigen,
und dann war auf die besonderen Verhältnisse
des Linienschiffes Rücksicht zu mehmen.
‚Hieraus ergaben sich folgende Hauptforde-
rungen:
1, Ersatz der Schleifringanker-Motoren
dureh Kurzschlußanker-Motoren.
3%, Anwendung von polumschaltbaren Mo-
toren zur Schaffung zweier Übersetzungsver-
hältnisse zwischen Turbine und Schrauben,
entsprechend der Vollfahrt (21 Knoten) und
der Marschfahrt (15 Knoten).
Zu 1. Der Wunsch nach Fortfall der
‚Sehleifringe und Widerstände bei (den hohen,
zu übertragenden Leistungen bedarf keiner
besonderen Begründung. Die Anwendung
eines „ebräuchlichen Kurzschlußanker-Motors
1920. Heft 14.
276
en u TE a EEE
würde indessen das Problem nicht lösen, weil
diese Konstruktion bei großer Schlüpfung,
wıe sie im Falle des Anlaufens aus: der Ruhe
(100 % Schlüpfung) und besonders beim Um-
stewern (200 % Schlüpfung) vorkommt, kein
genügendes Drehmoment ergibt. Zur Er-
reichung eines ausreichenden kurzen Stopp-
weges für das Schiff ist aber gerade beim
Umsteuern sein erhebliches Drehmoment er-
forderlich. Die Amerikaner haben deshalb auf
eine vor vielen Jahren von Boucherot an-
gegebene und ausgeführte Konstruktion zu-
rückgegriffen, bei der die Kurzschlußwick-
lung aus zwei Teilen besteht, einer außen- '
liegenden mit hohem Widerstand und szerin-
gerer Selbstinduktion und einer innenliesen-
den mit kleinem Widerstand und höherer
Selbstinduktion. Ist die Schlüpfung, d. h. die
Läuferfrequenz, groß, so kommt infolge der
hohen. Selbstinduktion der inneren Wicklung
die äußere mit dem hohen Widerstand zur
Wirkung, und das Drehmoment erhöht sich in
ähnlicher Weise wie infolge des Einschaltens
von. Widerstand bei dem. Schleifrincanker.
Läuft der Motor dagesen in der Nähe seiner
synchronen Drehzahl; so verschwindet infolge
der geringen Läuferfrequenz der Einfluß der
Selbstinduktion fast völlis, und es kommt
hauptsächlich die innere Wicekluns zur Gel-
tung, deren seringer Widerstand einen hohen
Wirkungsgrad sichert. Unter der Voraus-
setzung, daß bei dem Vorgan« die dem Motor
zugeführte Spannung konstant bleibt, erhält
man dann bei 200 % Schlüpfung rd 240 % des
Betriebsdrehmoments. Wird der Motor da-
gegen, wie in unserem Falle, von einem Ge-
nerator gespeist, dessen Spannung mit zuneh-
mender Belastung abnimmt, so ergeben sich
für das Drehmoment erheblich kleinere Werte,
Zu 2. Die Forderung zweier Drehzahl-
stufen für Voll- und Marschfahrt ergibt sich
aus dem Wunsche, gerade bei der Marschfahrt
zur Erzielung eines möglichst großen Aktions-
radıus den Dampfverbrauch so niedrie wie
möglich zu halten. Zu diesem Zwecke muß
man, anstreben, die Umdrehungszahl der
Dampfturbine auch bei Marschfahrt auf ihrer
vollen Höhe belassen, also das Übersetzungs-
verhältnis zu vergrößern. Dies ist aber mög-
lich, wenn man die Ständerwicklung der Mo-
toren mit zwei verschiedenen Polzahlen aus-
bildet. Die Amerikaner wählten 24 und 36
Pole, erzielten also, da die Generatoren 2-polir
sind, 2 feste. Übersetzungsverhältnisse 12:1
und 18:1. Dies gibt zwei Grunddrehzahlen
für die Schrauben. Die dazwischen und tiefer
liegenden Umdrehungsszahlen werden durch die
Erniedrisunge der Turbinendrehzahl. erhalten.
Nicht nur die Umdrehungszahl der Turbine
wird auf diese Weise bei Marschfahrt in der
für einen niedrisen Dampfverbrauch erforder-
lichen vollen Höhe »ehalten, sondern auch die
Belastung ist dabei relativ hoch, wenn man
sämtliche 4 Motoren, die bei der Vollfahrt
paarweise von 2 Generatoren gespeist werden,
auf einen Generator schaltet, Da die von der
Schraube aufgenommene Leistung sich mit der
3. Potenz der Drehzahl ändert, so ergibt sich
nämlich in diesem Falle eine Belastung von
2. (3). 1® 60,9%, der Vollack
Für die Rückwärtsfahrt wird nur die
36-polige Anordnung verwendet, also % der
Vorwärtsgeschwindiskeit. Die polumschalt-
bare Ständerwicklung ‘besteht nicht etwa aus
zwei getrennten, wahlweise einzuschaltenden
Wieklungen! für je eine Polzahl, denn. das würde
den Motor unnötie vergrößern und seinen Wir-
kungserad herabsetzen. Es wurde. vielmehr
eine neue Anordnung benutzt, die auch bei
einem Polzahlverkältnis 2:3 nur eine Wick-
lung ergibt, und da diese Anordnung sich bei
zweiphasigem Wechselstrom einfacher „estal-
tet als bei Dreehstrom, wurde erstere Stromart
grewählt. Verfolgt man nunmehr. die Dreh-
momentsverhältnisse beim Umistewern: genawer,
so ergibt sich die Notwendiekeit, den. Gene-
rator während des Umsteuerns stärker zu er-
resen (150 %). Dann kommt die Schraube
infolge des senügend hohen Bremsmomentes
rasch zum Stillstand und wird wumgestewert.
Man. kann diese Wirkung noch weiter erhöhen,
indem man die Dampfturbine zwinst, ihre
Drehzahl auf 50% zu ermäßıgen oder, anders
ausgedrückt, indem man den. Motor mit der
halben Periodenzahl betreibt.
Die Primäranlage auf „New Mexico“ be-
steht aus 2 Zweiphasen-Wechselstrom-Turbo-
generatonen mit einer Dauerleistung von j®
13500 kVA und einer. ‘4stündigen Höchst-
leistung von je 16850 kVA bei cos g — 0,78
und 2100 Umdr/min. Die Läufer sind 2-polig,
es ergibt sich also eine Frequenz von 35 _Pe-
rioden . bei dieser Umdrehungszahl. Jede
Phase hat zwei Wicklungen. Die vier Wick-
lungen können mit Hilfe eines 8-poligen Um-
schalters entweder zum Quadrat. oder paar-
276
0 Ten BLATT TR,
Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heft
weise parallel geschaltet werden, so daß man
zwei Spannungen erhält, die sich wie V2:1
verhalten. ‚Bei der Quadratschaltung werden
die beiden Phasen diagonal abgenommen und
sind verkettet. Bei der Parallelschaltung bil-
den sie zwei elektrisch netrennte Stromkreise.
Als Spannungen wurden 3000 und 4240 V. ge-
wählt. Bei allen Schiffsgeschwindickeiten
bis zu 17 Knoten läuft nur ein Turbogenera-
tor und speist alle 4 Schraubenmotoren, In
diesem Falle wird die niedrige Spannung ein-
gestellt: Über 17 Knoten laufen beide Gene-
ratoven, jeder speist 2 Motoren; für diesen
Fall ist die höhene Spannung vorgesehen, Der
Wirkungsgrad des Generators beträgt bei
einer Schiffsgeschwindigkeit von 10 Knoten,
d. h. bei der dabei auftretenden Belastung
und angewendeben Spannung 95 %, bei 21 Kno-
ten 97 %. Die 4 Motoren leisten zusammen
bei einer Schiffsgeschwindirkeit von 21 Kno-
ten 29000 PS bei 167 Umdr/min.
‘Die Schalteinrichtungen für die Polum-
schaltung und für das Umstewern sind als Öl-
schalter ausgebildet, dagegen sind die übrigen
Apparate
untepeinander
Apparate verrieoelt,
Stauch.
Die Verwaltungsreform und die Anstellung
von höheren Beamten in den allgemeinen
und Sonderzweigen der Verwaltung.
Vorschläge für die Neuordnung der Preu-
ßischen Verwaltung werden in diesem Jahre
durch das Staatsministerium der Preußischen
Landesversammlung vorgelegt werden. Einer
der wichtigsten Teile innerhalb . der. Verwal-
tungsneuordnung wird die Beantwortung der
Frage sein, welche Persönlichkeiten als höhere
Beamte in der Staatsverwaltung zuzulassen
sind. Der Deutsche Verband Technisch-Wissen-
schaftlicher Vereine wird diese Frage in aller-
nächster Zeit auf Grund der nachstehenden
Leitsätze behandeln. Es ist erwünscht, daß
diese Fragen in weitesten Kreisen zur Erörte-
rung gelangen, damit die endgültige Stellung-
nahme der erwähnten Verbände auf die Zu-
stimmung der zur Beurteilung der Sachlage fähi-
gen und berufenen Kreise rechnen kann. Es
wird deswegen hiermit eine Aussprache unter
unseren Lesern über diese Frage angeregt. Die
nachstehenden Leitsätze fußen in der Haupt-
sache auf den Ergebnissen der Besprechungen,
die in den Jahren vor dem Kriege in den zum
Deutschen Verband T. W.V. zusammenge-
schlossenen Vereinen gepflogen worden sind.
Leitsätze
I. Allgemeines.
l. Die parlamentarische Regierungsform
in Deutschland darf nicht dazu führen, daß
jeder Ministerwechsel den Beamtenkörper bis
ın seine Grundfesten erschüttert.
2. Der Staat muß einen in sich gefestigten
einheitlichen Beamtenkörper besitzen, der ein-
mal von den lautersten Charaktereigenschaften,
Unbestechlichkeit, Selbstlosigkeit und Opter-
sinn, dann aber auch von Verantwortungsireu-
digkeit und sozialem Verständnis durchdrungen
und gleichzeitig durch Fleiß und Tüchtigkeit
ausgezeichnet ist.
3. Pflicht des Staates ist es, alles zu tun,
um einen solchen Beamtenkörper zu schaffen.
Er muß die Besten und Tüchtigsten des Volkes
zu gewinnen suchen, damit sie Kraft und Fähig-
keiten in seine Dienste stellen. Dies wird er
nicht allein durch ‚befriedigende Lösung wirt-
schaftlieher Fragen bei Anstellung der Beam-
ten, von denen hier nicht die Rede sein soll, er-
reichen, sondern mindestens in gleichem Um-
fange durch gerechte Regelung der Grundsätze,
nach denen bei Auswahl, Anstellung und Be-
förderung seiner Beamten zu verfahren ist.
4. Die zu Beamten des Staates berufenen
Personen haben ihr Bestes im Dienste desVater-
landes opferfreudig zu leisten. Ihre ganzen
Kräfte und ihre gesamten Fähigkeiten gehören
restlös ihrer amtlichen Tätigkeit.
5. Die nachstehenden Grundsätze für die
Auswahl und Anstellung der höheren
Verwaltungsbeamten sollen im Interesse
des Staatsganzen Geltung erlangen. Sie sind
nicht aufgestellt, um den Interessen der Beam-
ten zu dienen, sondern: vielmehr in dem
Wunsehe, die Staatsverwaltungsbehörden so
. der
trennschalterähnlich - konstruliert.
Um falsche Schaltungen zu vereibeln, sind die.
, Universitäten,
leistungsfähig als möglich zu gestalten, sie an-
passungsfähig gegenüber der Mannigfaltigkeit
der ihnen ü SE Aufgaben zu halten
und sie vor der Ge
zu bewahren.
Il. Die Bildung des Beamtenkörpers.
a) Durch Ausbildung geeigneter jün-
gerer Kräfte,
6. Der Staat muß sich die Hauptmasse sei-
ner höheren Verwaltungsbeamten selbst heran-
ziehen, indem er jüngeren Kräften nach Ab-
schluß ihrer fachlichen Berufsausbildung Gele-
genheit gibt, sich in besonders geregeltem
Vorbereitungsdienst systematisch weiterzubil-
den und für den Verwaltungsdienst zu schulen.
7. Voraussetzung für die Zulassung zum
Vorbereitungsdienst bei den Sonderzweigen
Verwaltung, wie Berg-, Fisenbahn-,
Bau-, Forst-, Schulwesen u. dergl. muß, wie
bisher, im allgemeinen die abgeschlossene aka-
demische Fachausbildung bleiben.
8. Die bisherigen Grundsätze für Zulassung
zum Vorbereitungsdienst in den allgemeinen
‘Zweigen der Verwaltung entsprechen nicht
den Interessen des Staates. Sie sind zu ver-
bessern. Reformvorschläge hierfür werden in
den ‚‚Richtlinien für die Vorbildung zum höhe-
ren Verwaltungsdienst‘t) entwickelt. }
9. Keine von den zur Ausbildung in der
14.
ahr der Bureaukratisierung |
Verwaltung angenommenen Personen ‚gewinnt -
durch ihre Zulassung zur Ausbildung Anspruch
auf Anstellung im Staatsdienste. Vielmehr
dürfen von den im Vorbereitungsdienst ausge-
bildeten Personen als Beamte nur solche über-
nommen: werden, deren Eignung einwandfrei
festgestellt ist, und von diesen nur soviele, als.
das Staatsinteresse verlangt.
b) Durch Berufung geeigneter anderer
Kräfte. EN
10.. Der Beamtenkörper darf sich aber
nicht nur aus in der Verwaltung herangebilde-
ten Personen zusammensetzen. Es muß ihm
auch dauernd neues Blut zugeführt werden, in-
dem in alle Zweige und alle Stellen der Verwal-
tung Personen jeder Vorbildung berufen wer-
den, die sich außerhalb der Staatsverwaltung
oder als mittlere Staatsbeamte oder Angestellte
durch hervorragende Fähigkeiten, durch. orga-
nisatorische Begabung oder durch Bewährung
in Stellen von hoher Verantwortlichkeit ausge-
zeichnet haben. :
11. Es ist Vorsorge dafür zu treffen, daß
‚diese von außen bzw. aus den Reihen der mitt-
leren Beamten oder Angestellten in die höheren
Stellen der Verwaltung berufenen Personen ge-
genüber den anderen höheren Beamten keine
Zurücksetzung erfahren und sofort, ohne Rück-
sicht auf ihr Dienstalter, die ihrer Tätigkeit
in der Verwaltung entsprechende Dienststelle
erhalten.
1) Richtlinien für die Vorbildung zum höheren Ver-
waltungsdienst:
1. Für den Dienst in der höheren, allgemeinen
Verwaltung des Reiches, der Gliedstaaten ‘und der Selbst-
verwältung:muß die gesamte Kraft des Volkes zusammen-
gefaßt und nutzbar gemacht werden. _
2:.. Zur Vorbildung für diesen Dienst ist in der Regel
ein. durch Staats- oder Doktorprüfung abgeschlossenes
akademisches Studium an einer. staatlichen oder staatlich
anerkannten Hochschule während mindestens sechs
‘Semestern erforderlich.
3. Das Ziel dieser Vorbildung ist die Entwicklung
und Festigung des Verstandes, des Charakters und Willens,
des Urteils und freien Bliekes’ auf Grund eingehender
Kenntnisse und Fertigkeiten auf einem a umgrenzten
Gebiet (Berufsstudium) und guten Überblickes auf den
Gebieten menschlichen Wissens und Könnens, die für die
höhere, allgemeine Verwaltung von besonderer Wichtig-
keit sind.
4. Die Ausbildung im Gebiet der höheren, allgemeinen
Verwaltung wird gewonnen in einem Vorbereitungsdienst-
Bedingung für die Zulassung zu diesem Vorbereitungs-
dienst ist das Bestehen der:„ersten Verwaältungsprüfung“.
Das Hauptgewicht dieser Prüfung ist auf das wirtschafts-
. wissenschaftliche Gebiet im Geiste des sozialen, wirtschaft-
lichen und technischen Fortschrittes zu legen: Verständnis
für Rechtsfragen is&£-von allen Prüflingen zu verlangen:
5. Die Gliedstaaten und gegebenenfalls das Reich
werden Bestimmungen erlassen, welehe Prüfungen der
I der Technischen Hochschulen, der Land-
wirtschaftlichen Hochschulen, der Handelshochschulen un
anderer für geeignet befundenen Hochschulen als Teile
der „ersten Verwaltungsprüfung“ anerkannt werden können,
und in welchem Umfange diese Prüfungen noch in der
„ersten Verwaltungsprüfung“ zu ergänzen sind. Es werden
Prüfungsbehörden eingesetzt, welche diese Bestimmungen
ausführen, die Prüfungsräte bilden und das ganze Prüfungs-
wesen überwachen: i
6. Die Gliedstaaten und gegebenenfalls das Reich
werden Bestimmungen über die Gestaltung des Vorberei-
tungsdiehstes erlassen. Die bei Selbstverwaltungskörpern
und im freien Erwerbsleben gebotenen Ausbildungs-
möglichkeiten sind weitgehend zu berücksichtigen.
... Der Vorbereitungsdienst dauert im allgemeinen
drei Jahre und wird durch die zweite Verwaltungsprüfung
abgeschlossen. Die vor der .ersten Verwaltungsprüfung*
der Gewinnung von praktischen Lebenserfahrungen ge-
widmete Zeit kann bis zu einem Jahre auf den Vorberci-
tungsdienst ‘angerechnet werden. Die Gliedstaaten und
gegebenenfalls das Reich werden Bestimmungen für die
zweite Verwaltungsprüfung erlassen.
' derartiger Fähigkeiten gegeben werden.
gramme des
EN re Kate u ui
An ln Bel Para ne De Be
L \ ee Bi
, ’ M
8. April 1920.
II. Grundsätze für Auswahl der höheren Be-
amten einer Verwaltungsbehörde.
' 12. In jeder Verwaltungsbehörde gibt es.
einerseits Referenten- (Dezernenten-, Hilfs-
arbeiter-) stellen, anderseits leitende Stellen.
13. Je nach der Art der kulturellen und
wirtschaftlichen Aufgaben, die der Behörde
übertragen sind, werden als Referenten Ver-
treter verschiedener Berufsausbildungen, wie
Juristen, Volkswirte, Techniker, Sch männer,
Ärzte, Kaufleute, benötigt.
14. Jeder Referent soll dem anderen gleich -
geordnet sein, jeder soll innerhalb seines Auf-
gabengebietes selbständig und verantwortlich
arbeiten ; alle sollen gemeinsam unter dem Vor-
sitz eines leitenden Beamten die Gesamtauf:
gaben der Verwaltungsbehörde erfüllen.
15. Damit die Beamten ihre Aufgaben zu
erfüllen vermögen, müssen sie auf einem
Hauptgebiet — ihrem eigentlichen Berufsgebiet
— unbedingt gründliche Sachkenner sein und
gleichzeitig die Gesamtheit der von der Ver-
waltung berührten wirtschaftlichen, rechtlichen
und ethischen Fragen soweit überblicken, wie
es zur erfolgreichen Gemeinsamkeitsarbeit nötig
ist. af. Ä
16. Aus dem: Umfange der Fähigkeiten, die
bei den höheren Verwaltungsbeamten voraus-
gesetzt werden müssen (vgl. Satz 15) ergeben
sich die ‘Gesichtspunkte, nach denen die Be-
amten auszubilden und auszuwählen 'sind.
17. Für.die Besetzung der Referenten-
stellen muß neben Charaktereigenschaften
und allgemeiner Staatsbildung die-beim Bewer-
ber vorhandene Sachkunde auf dem ihm zu
übertragenden Aufgabengebiet entscheidend
sein. x
AR
18. Für die Besetzung der leitenden Stellen .
dagegen ist die Art der ursprünglich gewählten
Berufsausbildung belanglos.. Auf keinen Fall
darf durch Gesetz oder Verordnung bestimmt
werden, daß gewisse leitende Verwaltungsstellen
Personen mit besonderer, z. B. juristischer,
Vorbildung vorzubehalten sind. Für die Be-
setzung der leitenden Stellen hat nur die per-
sönliche Befähigung, des Bewerbers zur Ge:-
schäftsleitung den Ausschlag zu geben. _
19. Da Fähigkeit zur Leitung eine Charak-
tereigenschaft ist, die nicht durch einen be-
stimmten Ausbildungsgang gewonnen, wohl
aber durch Leben und Praxis entwickelt werden .
großen Zahl von zur Führung und Leitung be-
‚kann, und da die Heranbildung einer möglichst
fähigten Personen in unmittelbarstem Inter-
esse des Staates liegt, muß den Beamten aller
Berufsarten die Möglichkeit zur ee
m
so leichter werden aus der Gesamtmasse der
Beamtenschaft und des ganzen Volkes die
Männner herausgefunden werden, die zur Ge-
schäftsleitung an den obersten und verantwor-
tungsreichsten Stellen zu berufen sind.
Dr-Sng. E. J. Siedler:
’
Der' Wechselstrom-Leitungskreis des Glei-
ses. — Bei Hoch- und Untergrundbahnen wird
zur selbsttätigen Stellung der Fahrsignale
der durch die Fahrschienen eines Gleises ge-
bildete Stromkreis benutzt. Er besteht aus
einer Wechselstromquelle (Klein-Transforma-
tor), deren Pole an einem Ende eines Gleis-
abschnittes je mit einer Fahrschiene verbun-
den sind, am anderen Ende des Gleisabschnit-
tes ist ein Relais, welches zur Steuerung der
Signale dient, angeschlossen. Die Arbeits-
weise des Stromkreises besteht darin, daß in
dem beschriebenen Zustand das Relais ange-
zogen ist. Sobald jedoch eine Achse eines Wa-
gens über den Gleisabschnitt rollt, bildet sie
‘einen Nebenschluß zu dem Relais, und die Be-
dingungen des Stromkreises müssen nun der-
artige sein, daß’ das Relais mit Sicherheit los-
läßt und dadurch eine bestimmte Bewegung
der Signale veranlaßt. Die Schienen besitzen
sowohl ohmschen Widerstand, als auch Selbst-
induktion. Ferner gehen zwischen den beiden
‚Schienen wegen der unvollkommenen Isolation
ihrer Auflagerstellen dauernd Nebenschluß-.
ströme über. Diese können als konzentriert
in der Mitte der Gleislänge angenommen und
durch die Wirkung eines Parallel-Widerstandes
ersetzt gedacht werden. Um beim 'Überfahren
des Gleises durch eine Achse mit Sicherheit ge-
nügend großen Spannungsabfall am Relais
zu erzielen, werden an der Speisestelle Wider-
stände eingeschaltet, u. zw. zweckmäßig solche,
deren Ohmzahl mit steigender Belastung und
Erwärmung durch den Ran stark zu-
nimmt. In dem Aufsatz werden genaue Dia-
Schienenstromkreises an der
Hand. von zahlenmäßigen Rechnungen be-
sprochen. (The Electrieian Bd. 83, 1919, S. 244.) '
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8. April 1820.
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Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Eine neue Talsperre im Queis bei Golden-
traum. — Die schlesischen Wasserkräfte sind
bis jetzt in 3 Anlagen ausgebaut, nämlich’):
Marklissa im Queis südlich von Lauban
mit 2600 kW Spitzenbelastung,
Mauerim Bober nordöstlich von- Hirschberg
mit 5500 kW Spitzenbelastung und
Weistritzsperre in der Weistritz östlich
von Waldenburg mit 1300 kW Spitzen-
belastung. ;
Zu diesen drei Talsperren, deren Lage aus
Abb. 1 der „ETZ‘“ 1919, S. 345 hervorgeht,
wird nun eine vierte, unmittelbar am oberen
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© Jeösreichnende Regenmesser \ v4
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In_
Abb. 1. Niederschlagsgebiet des Queis oberbalb Marklissa
Ende des Staubeckens Marklissa, also ebenfalls
im Queis bei Goldentraum hinzukommen, deren
Bauarbeiten im Frühjahr 1919begonnen haben?).
Der Queis soll hier durch eine Sperrmauer
von seiner Sohle (280,0 N.N.), die auf der
vollen Stauhöhe der Talsperre bei Marklissa
' liegt, um 30 m, also auf 310 N. N. gestaut wer-
den, wodurch ein Stausee von 12 Mill. m? und
8,2 km Länge mit einer Oberfläche von 125 ha
entsteht, der bis nach Greifenberg heraufreicht |
(Abb. 1). Das abgesperrte Niederschlagsgebiet
hat eine Fläche von 284 km?. Gute Bausteine
und Mauersand können in unmittelbarer Nähe
der Baustelle im Queistal gewonnen werden.
Das abzusperrende Queistal ist fast unbebaut
und weist außer zwei Wassertriebwerken nur
Wald- und Buschland auf. Während des Baues
der Sperrmauer wird der Queis durch einen
Umlaufstollen mit Umleitungswehr abgelenkt.
Der Umlaufstollen- wird später als Grund-
ablaß mit Schieberschacht ausgebildet.
‚Das Kraftwerk wird mit Rücksicht auf die
vorteilhafteste Art der Ausnutzung der Wasser-
kraft unmittelbar am Fuß der Sperrmauer im
Queißbett errichtet werden, weshalb die Sperr-
mauer selbst für den. Überfall nicht benutzt
werden kann. Es ist daher’ in Höhe des vollen
Staues von 310 N. N.’ an der linken Seite ein
freier Überfall mit gemauertem Sturzbett ge-
plant worden. Für die Zuleitung des Wassers
nach den Turbinen des Kraftwerks werden in
der Sperrmauer vier Rohrdurchlässe ausgespart.
Im Kraftwerk werden‘ 4 Franeis-Spiralturbinen
und Drehstromdynamös für zusammen 3000
kW aufgestellt. Der mittleren jährlichen
. Wassermenge von rd 5 m?/s entspricht eine
mittlere Jahresleistung bis 750 kW. Die gegen-
über dieser geringen, mittleren Leistung hohe‘
Leistung. des Kraftwerks erwies sich als erfor-
derlich, weil das Wasserkraftwerk im Gegensatz
zu den meisten Wasserkraftwerken nieht eine
Grundbelastung, sondern eine Spitzen-
belastung, u. zw. die der drei zu gemeinsamer
Stromlieferung untereinander verbundenen
Kraftwerke Maärklissa, Mauer und Goldentraum
zu decken hat. Das wird dadurch ermöglicht,
daß der Zufluß zur Talsperre Goldentraum -
während der Zeit der geringsten Inanspruch-
nahme der Elektrizitätswerke, d.h. in der
Nacht, völlig zurückgehalten und dann wäh-
rend der Hauptbelastung, d.h. yon 6 h.morgens
bis 8h abends in etwa er Mena freige-
lassen wird. Diese Unregelmäßigkeit des Ab-
flusses gleicht dann die Talsperre Marklissa in-
N Vel. „ETZ* 1919, $. 3998,
») Nach Zentralbl. der Bauverw. Bd. 40, 1920, 8. 82.
fi °
Elektrotechnische Zeitschrift.
-streben,eine wirtschaftlichere
"0,258 Mill. kW Wasserkraft).
1920.
Heft 14.
RUNDSCHAU.
soweit aus, daß sie auch in den Zeiten der ge-
ringsten Belastung: der Elektrizitätswerke min-
destens den sekundlichen Zufluß zur Talsperre
Goldentraum, d.h. die gewöhnliche Wasser-
menge des Queisflusses in den Unterlauf des
Queis abgibt. Das Wasserkraftwerk Golden-
traum wird vom ‚„Elektrizitätswerk der Provinz
Schlesien‘‘ gebaut, das bereits die Werke Mark-
lissa und Mauer besitzt. €
Die künftige Elektrizitätsversorgung in Frank -
‚reich.!) — Die Elektrizitätsversorgung Frank-
reichs liegt beinahe ausschließlich in den Hän-
den von Privatunternehmungen, der Staat be-
schränkt sich in der Hauptsache auf den Erlaß
von Vorschriften über den Bau von .elektri-
schen Zentralen und Starkstromnetzen, zufolge
deren Unternehmungen ohne Benutzung von
öffentlichen Wegen keiner Konzession bedür-
fen und solche deren Benutzung entweder eine
jederzeit widerrufliche oder eine für eine be-
stimmte Zeit laufende Konzession erhalten.
Wie in anderen Ländern ‚herrscht namentlich
auch in Frankreich das Be- 3
Stromversorgung durch Ein-
schränkung des Baues kleiner
Zentralen zu erhalten. Im
Jahre 1913 waren über 2000
Elektrizitätswerke vorhan-
den mit einer Gesamtleistung
von ungefähr 0,736 Mill, kW
(0,478 Mill. kW Dampf und
Grenay
Arras
Darunter befinden sich ein
Werk mit über 73 600 kW,
3 Werke mit über 29 400 kW,
8 Werke mit über 14 700 kW,
25 Werke mit über 7360 kW,
80 Werke mit über 736 kW,
dieübrigen mit unter 736kW.
Die wichtigsten Elektrizitäts-
unternehmungen zerfallen in
zwei Gruppen, von denen
die eine sich ausschließlich
auf die .Stromerzeugung und
die Fortleitung nach Un-
terstationen beschränkt, und
die andere ohne Besitz eines
Werkes den Strom kauft und
in ihren Konzessionsgebiet
verteilt. Zur ersteren Gruppe
gehört als größte Unterneh - ;
mung die „Energie Electrique du Littoral M£-
diterraneen‘“ für alle Städte und Dörfer zwi-
schen den Alpen, der Durance und Marseille
(87 000 kW und.2500 km Netz), zur zweiten
Gruppe die ‚„Sud-Electrique‘ (1200 km Netz
für 150 Gemeinden).
Da Frankreich über viel Wasserkräfte ver-
fügt, so entstand während des Krieges infolge
Mangel an Steinkohlen die Frage der wirt-
schaftlicheren Ausnutzung der Wasserkraft und
im Oktober 1917 ein neues Gesetz über die
Ausnutzung der Wasserkräfte, zufolge dessen
Privatunternehmungen nur nach vorher ge-
nehmigten. Plänen von Wasserkraft Gebrauch
machen dürfen, um damit eine Garantie zu
schaffen, daß die verfügbaren Wasserkräfte
möglichst nutzbar ausgebaut werden und der
Strom zu möglichst niedrigen Preisen geliefert
wird. Zugleich bezweckt das Gesetz, an Stein-
kohlen durch eine allgemeinere Benutzung von
elektrischem Strom zu sparen und durch einen
allgemeineren Gebrauch von Elektromotoren
dem Mangel an Arbeitskräften, namentlich in
der Landwirtschaft, zu begegnen. Dazu soll ein
Hochspannungsnetz mit engen Maschen über
das ganze Land dienen, das von einer hinrei-
chenden Anzahl von Werken gespeist; wird.
Damit auch in wenig bevölkerten Landstrecken
elektrische Kraft zur Verfügung steht, beab-
Parıs
‘sichtigt man, in diesen Strecken. Leitungsnetze
mit staatlicher Beihilfe oder einem Vorschuß
anzulegen und den Betrieb solcher Netze, die
vorzugsweise über große Gebiete sich zu er-
strecken haben, auf kooperativer. Grundlage
einzurichten, so daß die Stromverbraucher zu-
gleich Anteilhaber- sind.
Wenn auch die Anlage eines Hochspan-
nungsnetzes für ganz Frankreich,, wobei viele
Schwierigkeiten angesichts bestehender, in Be-
sitz von Konzessionen und Vergünstigungen be-
findlicher Werke zu überwinden sein werden,
viel Zeit erfordern wird, so stößt für den Teil
des Landes im Norden und Osten, der durch
den Krieg verwüstet wurde, die unmittelbare
Ausführung des Planes auf keine Schwierig-
keiten. Die mit der Wiederherstellung dieser
.) Nach Mitteilungen von J. van Dam in ‚de In-
genieur“ 1920, Nr. 5. Vgl. auch „ETZ* 1912, 8. 48, 1832
kg 1913,85. 1288, 1468; 1914, 8. 916, 10305 1919, S. 94; 1920:
Lille i
0 ONE
BE ne Se el
= Hlektrizrtatswerke
— Siaaflıche Hochspannungsleitungen
Gebiete beauftragten Behörden haben infolge-
dessen einen Arbeitsplan für den Bau von Elek
trizitätswerken und Leitungsnetzen aufgestellt
mit dem Grundgedanken, für die Stromliefe-
rung einige große, durch Verbindungsleitungen
gekuppelte Werke zu benutzen. Beabsichtigt
wird, die Leitungsnetze in den Departements
Nord und Pas-de-Calais mittels einer 120 kV
Linie von Pont-A-Vendin über Arras und Creil
mit dem Pariser Netz zu verbinden. Zu Anfang
soll’der Strom von Paris nach den nördlichen
Departements und später die mittels der in deı
Umgebung von Lille befindlichen Kohlen
gruben erzeugte Elektrizität umgekehrt nach
Paris geleitet werden in- Verbindung mit der
Ausführung des schon lange schwebenden
Planes der Stromversorgung von Paris mit den
Wasserkräften der Rhone,
Das vom Staate auf Grund des Gesetz
entwurfes vom 19. X. 1919 anzulegende Netz
wird eine Länge von + 1150 km erhalten und
eine auf 135 Mill. Fr veranschlagte Ausgabe
erfordern, von: der für das Dienstjahr 1919 be-
00km Nancy
karte ey
Abh. 2.
reits 40 Mill. ‚Fr bewilligt worden sind, so dab
unmittelbar mit der’ Anlage begonnen werden
konnte. In Abb. 2 sind die als zunächst drin-
gend notwendigen Hochspannunsslinien an
gegeben, von denen die Fernleitung Pont-äA
Vendin— Paris erst später angelegt werden soll.
Für den Betrieb des Netzes ist eine neue Ge-
sellschaft in Aussicht genommen, von derleinen
Teil Elektrizitätsgesellsehaften neben 7 Ver-
teilungsbetrieben bilden,®tderen Anlagen in dem
Gebiete des anzulegenden ; Netzes liegen. | Der
Verwaltungsrat dieser Gesellschaft wird aus
Vertretern des Staates und von Unterneh-
mungen bestehen, die Elektrizität erzeugen,
während auch Arbeiter und Beamte Sitz in
diesem Rat haben werden. Der Zweck des
Hochspannungsnetzes besteht darin, überall
elektrischen Strom für Lieht und Kraft zu nie-
drigem Preise zur Verfügung zu stellen. so dab
die vord&em weit von elektrischen Zentralen
entfernten Industrien aus dem Netz Strom be-
ziehen können und nicht mehr den in der Nähe
von Elektrizitätswerken belegenen nachstehen
H.
Das Walchensee-Kraftwerk in Bayern. Die
umfangreichen Bauarbeiten am staatlichen Wal-
4 Se eh +
chensee-Kraftwerk am Walchen- und Kochel
see haben trotz mancherlei Schwierigkeiten
bereits einen erfreulichen Stand erreicht
Außer an der oberen Isar und am Walchensee
wird jetzt bereits auch an der Herstellung des
Einlaufbauwerkes bei Utfeld, an dem vom
Wasserschloß zum Walehensee führenden
1100 m langen Druckstollen, am Bau des
Wasserschlosses, an den Vorarbeiten zur. Her
stellung der Rohrbahn und am Bau des Unter-
wasserkanals zum Kochelsee gearbeitet. Außer-
dem sind aber’ auch noch die Arbeiten zur Er-
bauung eines Nebenkräftwerkes am. Kessel
bach und die Herstellung einer Straße zum
Krafthaus im Gange... Um .dem Mangel an
Kohlen für den Betrieb der an den verschie-
denen Baustellen notwendigen Arbeits- und
Kraftmaschinen, Pumpwerke und Beleuch-
tungsanlagen abzuhelfen, wird jetzt am Kessel-
bach ein eigenes Kraftwerk für 300 PS als Ne-
benanlage erbaut. Das ganze Wasserkraftwerk,
das zu den größten. Wasserkraftanlagen der
Welt gehören wird, soll bis zum Mai 1921 fertig-
gestellt sein. (‚„Zeitschr. d. Österr. Ing. u. Arch.
Vereins‘, Bd. 72, 1920, 8.:53).
218
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920.
UN
+
Heft
14. Re BN April 1080;
2
Leitungsbau.
Fernleitungsbau.!) — Beim Bau der Kraft-
übertragungslinie Baltimore— Holtwood kamen
sowohl für Aufhängetürme wie für Anker-
türme für jeden der Turmstiele pilzförmige
Betongründungen (Abb. 3) zur Anwendung,
mit welchen man geringere Konstruktions-
stärke und niedrigere Kosten zu erreichen
dachte als bei anderen Betongründungen, die
sorgfältig zusammengebaute Schalung und
Gründung in
IE Boden
Abb. 3. Pilzförmige Betongründungen
für Leitungsmaste.
Hinterfüllung benötigten. Eingehende Ver-
suche, welche mit verschiedenen Gründun-
en gleichzeitig angestellt wurden, bestätigten
die Vorteile der erwähnten Gründungsart. Die
erforderlichen Erdlöcher wurden in der Weise
erhalten, daß man zunächst ein 0,9 bis 1,2 m
tiefes Loch von ungefähr 400 mm Durchmesser
grub und die untere glockenförmige Erweite-
rung mit Hilfe von Dynamit herstellte. Das er-
wies sich besonders vorteilhaft in gutem, ste-
hendem Boden und mit Rücksicht darauf, daß
die umgebenden Erdschichten nicht gestört und
die Kosten der Hinterfüllung gespart wurden.
Man arbeitete auf der Strecke auch mit Stahl-
formen, bei welchen indessen Schwierigkeiten
hinsichtlich genauen Richtens und lotrechten
Haltens auftraten, da die Formen das Bestreben
hatten, zu kanten und zu schwanken, wenn die
Betonspeise hineingegossen wurde. Ferner ka-
men fertige Schalungen zur Anwendung, von
welchen, um möglichst ohne Unterbrechung
arbeiten zu können, immer eine große Anzahl
auf der Baustrecke vorhanden sein mußte. Um
die Fortschaffung von Werkzeugen, Gerätschaf-
ten usw. nicht durch Mitnehmen von Instru-
menten, wie sie beim Feldmessen Verwendung
finden, noch mehr zu belasten, bediente man
sich zur Festlegung der Linienflucht sowie der
Mitten und Eckpunkte der Mastfundamente
sehr einfacher und praktischer Methoden. Da
der Aufbau provisorischer Lagerräume Schwie-
rigkeiten verursachte, wurden Ställe der in der
Nähe der Strecke wohnenden Farmer zur Lage-
rung des Zements benutzt und so der durch
Regen zu befürchtende Verlust auf ein Mini-
mum beschränkt. Ein leicht beweglicher Hand-
mischer diente zur Bereitung des Betons, und
das erforderliche Wasser wurde auf einem Wa-
en aus kleinen in der Nähe der Baustelle be-
indlichen Flußläufen und Bächen mit Hilfe
einer Handpumpe herangeschafft. Wie in Ame-
rika allgemein üblich, wurde auch hier der Zu-
sammenbau der Stahltürme auf der Strecke vor-
gendmmen. Der Umstand, daß große Maste aus
Eisen nicht immer den an ihnen ängreifenden
Kräften den entsprechenden Widerstand entge-
gensetzen, indem ihre Glieder starke Deforma-
tionen erleiden oder im ungünstigsten Falle die
Konstruktion im ganzen umstürzt, gab J. B.
Leeper Veranlassung, die Ursachen dieser nach-
teiligen Veränderungen näher zu ergründen.
Er kommt dabei zum Schluß, daß von den
meisten Konstrukteuren den Ankern zu wenig
Aufmerksamkeit gewidmet wird. Der Wider-
stand gegen senkrechte Lasten wird verhältnis-
mäßig leicht erhalten durch Hinunterführen
des Maststiels in den Boden bis zu einem Eisen-
rost bzw. Betonklotz, der die Aufgabe hat, den
Druck gegen das Erdreich möglichst gleich-
mäßig zu verteilen. '' Weit größere Schwierig-
keit bereitet das durch horizontale Kräfte be-
dingte Kippmoment,’ welches bei unsorgsamer
Verankerung ein einseitiges’Anheben auf der
Zugseite zur Folge hat. Welche Rolle das um-
gebende Erdreich hierbei spielt, ist durch Ver-
suche noch nicht genügend ergründet.. Wie bei
den Versuchen .. der “deutschen Reichspostbe-
hörde?) wird davon ausgegangen, als Gegen-
gewicht gegen kippende Kräfte einen umgekehr-
ten .Pyramidenstumpf anzunehmen, der den
Mastfuß zur kleineren Grundfläche hat und
1) Nach „Proc."Am.”Inst."EL’Eng.“ Bd. 34, 8.7117.
Fröhlich, „Beitrag zur Berechnung der Mast-
r
fundamente*“ „ET7Z“ 1919,78. 230.
dessen Seiten um 30° gegen die Senkrechte
neigen. Die in Abb. 4 dargestellte. Bauart er-
scheint besonders beachtenswert. Hier werden
die senkrechte Kraft und ein Teil der wagerech-
ten vereint durch einen Winkelstiel zu einem
Eisenrost geführt. Diese Ankerart hat noch be-
sondere Vorteile: Die Verbindung des Stiels mit
dem unteren Teil kann weit genug über dem
Erdboden und somit oberhalb
der Grenze häufiger Zerstö-
rung hergestellt werden, die
- Erneuerung des Fundament-
ankers kann ohne erhebliche
können praktisch ebenso
ausdauernd hergestellt wer-
den, wie Betonverankerun-
gen, gegen deren Verwen-
dung: vielfach die. höheren
Kosten sprechen. Bei der
110000 Volt-Linie der Alaba-
ma Power Co. wurden wegen
der Unmöglichkeit, Sand,
Kies ‚oder hartes Gestein zur
Bereitung der Betonspeise
heranzuschaffen, eiserne
Fundamentkonstruktionen
nach Abb. 5angewendet. Be-
sondere Erwähnung verdient
hierbei’die bei Vorhandensein
von festem Gestein vorgenommene Lösung. In
solchem Falle wurde ein Steinanker verwendet
(Abb. 6), der:aus einem Winkeleisen derselben
Abmessung wie der Stielwinkel besteht und am
Abb. 4. Masıfuß
mit Eisenrost.
Abb. 5. Eisernes Mastfundament.
untersten Ende abgerundet wird. Ein Loch
von 57 mm Durchmesser wurde gebohrt und
der Anker in demselben mit Mörtel vergossen.
Im Gegensatz hierzu trat in anderen Anlagen
Abb. 6. Steinankar für Mastfundamente.
der Fall ein, daß;bei einer großen Anzahl von
Masten, die ursprünglich mit eisernen Füßen
versehen waren, infolge der dabei zutage ge-
tretenen Mängel nachträglich Betonverstär-
kungen vorgenommen werden mußten. Zur
Erhaltung der Widerstandsfähigkeit des Eisens
gegenüber den Unbilden des Wetters erwies sich
das Galvanisieren des Stahls wirksamer als ein
Anstrich, der noch dazu ohne Unterbrechung
des Betriebes im oberen Teile des Mastes nicht
erneuert werden kann. Sr.
Meßgeräte.
Über Aufnahmen von Wechselstromkurven
unter Benutzung der ionisierenden Wirkung von
Kathodenstrahlen. — E. Lübcke hat einen
auf.der Ionisierung dureh Käathodenstrahlen
beruhenden Kontaktmacher konstruiert, der
nach der Methode der Joubertschen Scheibe
gestattet, Wechselstromkurven auch beihohen
een aufzunehmen. Die Grundlagen
der Methoden werden eingehend experimentell
geprüft und theoretisch diskutiert und ‘die
Hilfsmittel zur Vermeidung von Fehlern an-
gegeben. Es wird die Anwendbarkeit der
neuen Methode zur Aufnahme von Wechsel-
stromkurven zwischen 50 und 3.105 Per/s ge-
zeigt. Zum Schluß wirdein Verfahren’angegeben,
durch das sich die Fehler des vorstehenden Ver- |
fahrens, die infolge der nicht unendlich großen
Beweglichkeit der, Ionen entstehen, durch
alleinige Verwendung von Elektronen vermei-
den und die Messungen auf erheblich höhere
Frequenzen ausdehnen lassen‘ dürften. Die
Arbeit wurde in dem Institut für angewandte
Elektrizität an der Universität Göttingen aus-
geführt. (Archivf. Elektr., Bd. 5, 1917, 8. 314,
Bd. 6, 1917, S. 161.) vg.
Das Resonanzmaximum beim Vibrations-
galvanometer. — Die Ausführungen K.Grühns
im Archiv f. Elektr., Bd. 8, 1919, S. 210, sollen
die Arbeit von Zöllich im Archiv £. Elektr,
Bd. 3, 1915, S. 369 ergänzen. Es wird unter-
sucht, wie groß die Schwingungs-Amplitude ||
wird, wenn auch die Frequenz » der aufge-
drückten EMK veränderlich angenommen wird,
weil durch Änderung von w die Abgleichung ge-
stört wird, indem sowohl x als die mechanische
Reaktanz m—= Ko — = sich ändert. (K = Träg-
heitsmoment, D = Drehmoment.) Durch Rech-
nung wird gefunden, daß das Resonanzmaxi-
mum |*2| größer ist als der durch Abgleichung
bei der Frequenz », erhaltene Ausschlag |z, |,
aber kleiner als der Ausschlag |rm|, den man
erhalten würde, wenn man bei konstant ge-
haltener Resonanzfrequenz ®, nach den
Gleichungen von Zöllich wiederum ab-
gleichen würde. Vg.
Verkehr und Transport.
Versuche mit Akkumulatoren-Triebwagen-
zügen. Nach einer Meldung der „Staatskorr.‘“
wird die österreichische Staatsbahnverwaltung
in Kürze drei Akkumulatoren-Triebwagenzüge
versuchsweise mit der Bestimmung in Dienst
stellen, den Nahverkehr und insbesondere die
Arbeiter- und Schülerbeförderung in der Um-
gebung größerer Städte zu verbessern. Gleich-
zeitig wird hiermit eine gewisse Kohlen- und
Betriebskostenersparnis erzielt werden, da die
zum Laden der Akkumulatorenbatterien er-
forderliche elektrische Kraft aus Wasserkraft-
werken bezogen werden wird. Jeder Trieb-
wagenzug wird aus einem für die Unterbrin-
gung der Akkumulatoren umgestalteten Güter-
wagen (in der Mitte des Zuges) und je vier Per-
sonenwagen bestehen. Die an der Zugspitze
oder am Zugende laufenden Wagen werden
durch Einbau der Motoren und der Steuerein-
richtungen als Triebwagen ausgerüstet. Der
Fassungsraum jedes Zuges beträgt rund 300
Personen, die Geschwindigkeit in der Regel
35, oenstens 50.m/h. („Ztg. d. Vereins deut-
scher Eisenbahnverw.“ v. 31. I. 1920, 8. 94.)
Die Krisis im New Yorker Schnellbahn-
wesen. — Infolge der Kriegswirren haben sich
die Verhältnisse im Stadtschnellbahnverkehr
von New York von Grund aus geändert. Der
Direktor der ‚„Interborough Rapid Transit Co.“
Frank Hedley äußert sich eingehend über
diese wichtige Frage, die nicht nur die Bahnge-
sellschaft selbst, sondern die ganze Bevölkerung
von Groß-New York lebhaft bewegt !). Beim
Abschluß der Verträge für den Bau der Unter-
grundbahnen in New York bekannte man sich
zu dem wichtigen, für den großstädtischen Ver-
kehr grundlegenden Gedanken, dem einheit-
lichen Fahrpreis. Man konnte von jedem be-
liebigen Punkte der Unterstadt nach jedem
Punkte der zum größten. Teil weit außen
liegenden, von den Untergrundbahnen be-
herrschten Gebiete, für ein und denselben Fahr-
preis fahren. Diese Entschließung entspricht
ganz der Eigenart des amerikanischen Schnell-
bahnverkehrwesens, der bei'uns der schwerfäl-
lige Zonentarif gegenübersteht. Nicht die Höhe
des Fahrpreises ist das Ausschlaggebende beim
Einheitstarif, und obessieh um 5, 8 oder 10 cts
handeln mag, sondern die Gleichmäßigkeit des
Tarifes, die Einfachheit, die in der gleicharti-
gen Behandlung aller Strecken zutage tritt. Die
bedenklichen Erscheinungen der Betriebswirt-
schaft sind nun sehon seit einigen Jahren, ganz
besonders aber in und nach dem Kriege,
bemerkbar geworden, und es besteht keine
Aussicht, daß sie sich in irgend einer Weise
wieder zum früheren Stande zurückbewegen.
Nicht der schärfste Gegner einer Tariferhöhung
kann nach Hedleys Überzeugung verneinen, da
bei der Bedeutung der. Untergrundbahnen für
den Stadtverkehr, bei der Länge der Reise-
wege, den hohen Kosten des Baues, der Aus-
rüstung und des Betriebes der Vorkriegstarif -
heute noch aufrecht erhalten werden kann.
Die jetzigen "Zeiten sind eben von denen, in
welchen die Bahnen angelegt wurden, von Grund
aus verschieden. 7Zu jener Zeit schien vom
Standpunkte des Verkehrsgeschäfts aus der
Gedanke, Schnellbahnlinien in weniger be-
baute’ Gegenden zu legen, für die Geldgeber
nicht sehr verlockend. Die Kapitalbeschaffung
war schwierig, und es wurde s. Zt. deshalb von
der Stadt die Ausgabe von Vorzugsaktien gut-
geheißen, was sich in all den Betriebsjahren bis
zum Beginn des Krieges und sogar noch wäh-
rend der ersten beiden Kriegsjahre, bevor alle
Preise so”gewaltig emporschnellten, in jeder
Beziehung als erfolgreich erwiesen hatte.
Infolge "des weiteren Verlaufes des Krieges‘
ist indessen die Lage der Interborough Rapid
.) The Street‘ , Bd. 2, 1990, 8. 97.
|
\
j
\
k
8. April 1920.
Transit Co als Betriebsgesellschaft, sowie der
Kapitalgeber eine sehr ernste geworden. Die
Vorzugsaktien verlangen die Ausschüttung
einer festen Dividende, die nicht mehr da ist.
. Die Verkehrsfrage greift in die verschiedensten
Interessen der Genänden; in alle gesetzlichen,
finanziellen und sozialen Fragen so tief ein,
daß schon aus diesem Grunde eine volle Neu-
ordnung der Tarife unerläßlich wird. Sie ist
so dringend geworden, daß der „Interborough‘“
am 1. Januar 1920 fast in Zwangsverwaltung
ekommen wäre und auch zu seiner letzten
Hufe uelle greifen mußte. In wenigen Monaten
sind aber wiederum die Zinsen an die Aktionäre
und die Pacht an die Stadt zu entrichten.
Es gibt keine Möglichkeit, diese Krisis zu über-
. stehen — ohne eine Erhöhung der Fahrpreise.
Dieser Notstand besteht nicht allein für die
Betriebsgesellschaft, sondern in weiterem
Sinne für jeden Einwohner von Groß-New York.
Der Zerstörungsprozeß im Verkehrswesen ist
bereits im Gange und der Betrieb schon. kilo-
meterweit stillgelegt. Das Umsteigerecht in
der 8. und 9. Avenue in Manhattan und auf
anderen ‚Linien in Broocklyn ist den. Ein-
wohnern von Groß-New York bereits verloren
gegangen. Ob man nun als letzte Politik einen
städtischen Betrieb oder einen Staffeltarif in
Betracht zieht, das eine ist klar, daß es. sich
in vorliegendem Augenbliek nur darum han-
deln kann, den großen, vom Ruin bedrohten
Apparat des New Yorker Schnellbahnverkehrs
unversehrt zu halten. Die Frage ist nicht nur
für die Gegenwart, somdern auch für die. Zu-
kunft von Interesse und hat eine Bedeutung,
die, in Ziffern ausgedrückt, in viele Millionen
geht. Dazu kommen noch eine ganze Menge
von Sonderwünschen.
New York wünscht einen Schleifenbetrieb, die
Einwohner der Washington-Höhen verlangen
nach besserem Verkehr, Staten Island formt
seine Wünsche zu Forderungen um. Von Jahr
zu Jahr werden derartige Anforderungen drin-
gender. Frank Hedley glaubt, es nicht nötig
zu haben, auszusprechen, wie schwierig es sein
wird, heute noch Kapital für die Verwirkli-
chung dieser Frage zu finden, und sieht in einer
Tarifumbildung die einzige Rettung.
Beleuchtung und Heizung.
Über das Flimmern von Wechselstromlieht.
— Um die bei Wechselstrom auftretenden
Flimmererscheinungen, die sich bei Metall-
drahtlampen stärker bemerkbar machen als
bei Kohlenfadenlampen, und die besonders
bei den für Bahnkraftwerke in Betracht kom-
menden Periodenzahlen unter 50 eine größere
Rolle spielen, genauer zu studieren, hat Gottfr.
Liebe eine Methode ausgearbeitet!), mit
deren Hilfe die momentanen Lichtstärken-
werte von Wechselstrom-Lichtquellen' in ein-
facher Weise gemessen werden können. Aus-
gehend von den Versuchen von Goerges?)
und Weidig, die eine auf der Anwendung von
. zwei Epiegoln beruhende Anordnung zur Mes-
sung der Verstellung zwischen parallel arbei-
tenden Wechselstrommaschinen benutzten, hat
der Verfasser seine Versuchsanordnung ent-
worfen.
erzeugte Strom dient zur Speisung der zu
untersuchenden Lichtquelle. An . dieselbe
Stromquelle ist, unter Zwischenschaltung eines
Phasenschiebers, ein kleiner 4-poliger Syn-
ehronmotor angeschlossen. Die Achse dieses
Synehronmotors trägt einen rotierenden Dop-
pelspiegel. Mit Hilfe einer Sammellinse wird
im. Spiegel ein reelles feststehendes Bild der
Bi iselle erzeugt, daß durch den ‚Spiegel
auf die Mattglasscheibe eines Photometers
reflektiert wird. Das Bild erscheint einmal
während des Bruchteils einer Umdrehung des
Spiegels, d. h. des Synehronmotors. Dadurch,
daß die einzelnen Bilder in rascher Aufeinander-
folge auftreten, erscheint dem Auge des Be-
obachters ein dauernd vorhandenes Bild. Und
in diesem Bild erscheint die Lampe in einer
er bestimmten Phase: in der jenigen, in der
ie Stellung des Motors bzw. des Spiegels jedes-
mal die Bestrahlung der Scheibe gestattet.
Mit Hilfe des Phasenschiebers wird die Phase
des Spiegels verändert, so daß die Momentan-
werte der Lichtstärke beobachtet werden kön-
nen. Die vorgenommenen Versuche erstreckten
sich auf Messungen der verschiedenen Kohlen-
fadenlampen,. Metalldrahtlampen und Bogen-
lampen bis zu Periodenzahlen von 15i. d. sec.
Festgestellt wurde ferner, daß die Wahrnehm-
barkeit des Flimmerns nicht nur.von der Pe-.
riodenzahl und dem Ungleichförmigkeitsgrad
der periodischen Lichtschwankungen, sondern
auch von der mittleren Beleuchtung abhängig
« ist. Naturgemäß bestehen hierbei je nach dem
Beobachter große individuelle Verschieden-
1) Dissertation des Dipl.-Ing. Gottfried Liebeander
Techn. Hochschule zu Dresden, erschienen im Selbstverlage.
NT ygl SETZ’ 1910, 8.8. A
. die
‘sen des Wechselstromes wiedergeben.
Die Geschäftswelt in.
Der von einem Drehstromgenerator
Elektrotechnische Zeitschriitt, 1920. Heit 14.
heiten, so daß es Personen gibt, die auch bei
50 Perioden bei normalen Glühlampen (110 V,
25 EK, 220 V, 50 EK) das Flimmern wahrneh-
men. Die Kurven, die für normale Spannung
und Periodenzahlen zwischen 15 und 16 Per
aufgenommen wurden, zeigen, daß die Licht-
kurven die doppelte Periodenzahl wie die zu-
gehörigen Stromkurven besitzen. Das Flimmern
wird ferner geringer mit wachsender Perioden-
zahl und mit zunehmender Dicke, also zuneh-
mender Wärmekapazität des Fadens. Gleich-
zeitig mit der Abnahme des Flimmerns tritt
eine zunehmende Phasenverschiebung der
Lichtkurve gegenüber der Leistungskurve auf.
Bei gleichem Fadendurchmesser zeigen mit
Rücksicht auf die stärkere Ausstrahlung Koh-
lenfadenlampen ein wesentlich stärkeres Flim-
mern als Metalldrahtlampen. Unter dem Wert
des Flimmerns wird hierbei das Verhältnis
des Maximalwerts der Lichtstärke zum Mini-
malwert verstanden. Bei gleicher Spannung
und Lichtstärke ist jedoch mit Rücksicht auf
größere Stärke des Fadens das Flimmern
der Metalldrahtlampe stärker. Bei niedrigen
Periodenzählen (15 ı. d. sec) empfiehlt sich da-
her die Verwendung von in Reihe geschalteter
Metalldrahtlampen oder mit Hilfe kleiner
Transformatoren für ‚niedrige Spannungen ge-
bauter Metälldrahtlampen. Von der Brenn-
dauer und Spannung ist das Flimmern praktisch
unabhängig. Bei Bogenlampen wurden Kur-
ven aufgenommen, die die räumliche Ver-
teilung des Lichtes in den verschiedenen Pha-
Ferner
wurden Versuche mit induktionsfreier und in-
duktiver Vorschaltung durchgeführt, welche die
Abhängigkeit der Form der Lichtkurve und
Lichtausbeute, die von Högner!) festgestellt
wurde, bestätigen. Mit Hilfe eines Fernrohrs
an Stelle des Photometers kann auch durch
langsames Drehen des Phasenschiebers der
Vorgang des Lichtbogens während einer Pe-
riode direkt beobachtet werden. Es ist fest-
gestellt, daß der Lichtbogen nicht nur in bezug
auf Umfang und Lichtstärke, sondern auch in
bezug auf Farbe starke Veränderungen durch-
macht. Sih.
Elektrisches Backen in der Schweiz.— In
Norwegen, Schweden und der Schweiz wurden
schon vor dem Kriege eine beträchtliche Anzahl
elektrischer Backöfen betrieben, doch hat erst
die große Preissteigerung der Brennstoffe dazu
geführt, daß sich das elektrische Backen gerade
in letzter Zeit besonders rasch verbreitet hat.
„Commerce Reports‘, Washington, vom 17.
XII. 1919 bringen einen Bericht des amerika-
nischen Konsuls in Bern, in welchem ausge-
führt wird, daß die Bäckereien, solange die
Brennstoffe billig waren, keinen Vorteil,im
elektrischen Backen sahen, trotzdem es im
wirtschaftlichen Interesse gelegen hätte, die
sehr wohlfeile, sonst nicht genutzte Nachtkraft
der Wasserkraft-Elektrizitätswerke zu verwen-
den. Der elektrische Backofen ist nicht nur
sehr sauber, seine Bedienung einfach und daher
billig, sondern das Heranschaffen von Brenn-
material und die Abfuhr von Asche werden un-
nötig; Rauch, Ruß und Wärmestrahlung fallen
fort, ein Schornstein. ist nicht erforderlich und
der Raumbedarf sehr bescheiden. Schon diese
wertvollen Eigenschaften können unter Um-
ständen, ganz abgesehen von den Betriebs-
kosten, für die Einführung des elektrischen
Backofens bestimmend sein. Die Raumfrage
spielt besonders bei den meist in teuren Stadt-
teilen gelegenen Konditoreien. und Hotels eine
große Rolle. Ein elektrischer Backofen für 240
Brotlaibe erfordert 3,2 m? Bodenfläche; ein ge-
wöhnlicher für dieselbe Beschickung 11,8 m.
Auch bei uns sollte dieser Frage erhöhte Auf-
merksamkeit geschenkt werden, da durch das
elektrische Backen unter Benutzung von Nacht-
strom unzweifelhaft eine erhebliche Brennstoff-
menge für andere Zwecke frei würde,
Die sparsame Ausnutzung elektrisch er-
zeugter Wärme. — Bei der elektrisch erzeugten
Wärme ist restlose Ausnutzung am leichtesten
möglich, da hier keine Abwärme entsteht, wie
bei Heizung mittels Flamme, Flüssigkeiten oder
Dampf und, weil gute Wärmeisolation leicht
wird. Infolgedessen ist die elektrische Behei-
zung selbst bei hohen Stromkosten wirtschaft-
lich. Wie Schneider berichtet, können
z. B. bei einem gewöhnlichen Leimkocher für
dauerndes Warmhalten 70% der im Jahre be-
nötigten 800. kWh durch geeignete Wärmeiso-
lation erspart werden. Wie beim Leimkoecher,
werden noch bei vielen anderen elektrischen
Heizapparaten, wie Kochplatten, Bügeleisen,
Trockenöfen usw. große Energiemengen ver-
schwendet, indem häufig auch ihre Außen-
flächen hohe Temperaturen aufweisen. Gespart
kann ferner werden durch rationellen Betrieb
‘ der Heizvorrichtungen, z. B. durch möglichste
Vermeidung unnötigen Luftwechsels. Die
9 Vgl, „ETZ* 1908, 8. 1168, und 1910, 8. 726,
279
Wärmekapazität der Apparate darf nicht größer
als erforderlich gemacht werden, damit das An-
heizen nicht unnötigen Energieaufwand erfor-
dert. So wird z. B. bei einem Prägekopf, statt
seine ganze Masse zu erhitzen, am zweckmäßig-
sten eine besondere, wärmeisolierte, elektrise
beheizte Preßplatte kleiner Wärmekapazität
verwendet. Bei der elektrischen Heizung kann
der Heizkörper in das Innere des zu erwärmen-
den Stoffes eingebracht werden, z. B. als Tauch-
sieder; Wärmekapazität und -verluste lassen
sich dabei gering, der Wirkungsgrad also hoch
halten. Um vergleichbar zu sein, muß der Wir-
kungsgrad stets von kalt oder derselben An-
fangstemperatur aus gemessen, und es muß ein
Unterschied zwischen Anheiz- und Dauerwir-
kungsgrad gemacht werden. Bei manchen Ap-
paraten kann große Wärmekapazität durch
Speicherwirkung vorteilhaft sein; es kann dann
der Heizstrom vor Beendigung des Koch- oder
sonstigen Vorganges abgeschaltet und der letz-
tere durch die gespeicherte Wärme beendet
werden. Die elektrische Lichtpauserei liefert
ein Beispiel für große Verschwendung, da fast
die ganze Energie in nicht genutzte Wärme
umgesetzt wird. Durch eine geeignete Anord-
nung kann jedoch die von der Bogenlampe und
den Vorschaltwiderständen erwärmte Luft zum
Trocknen der hergestellten Kopien benutzt
werden. In ähnlicher Weise wird es auch in an-
deren Fällen möglich sein, Arbeitsvorgänge
einander anzureihen, um die bei dem einen frei-
werdende Wärme für den anderen zu benutzen.
(,Mitt. d. Vereinig. d. El. W.‘ Bd. 19, 1920,
8. 24.) hl.
Fernmeldetechnik.
Das Haltephon, eine Erleichterung für
Fernsprechteilnehmer. — Unter dem Namen
„Haltephon“ bringt die Haltephon-Gesellschäft
Berlin SW 47, einen Hilfsapparat für Fern-
sprechanlagen auf den Markt, der in der heu-
tigen Zeit des Telephonelends;der Beachtung
wert erscheint. Die Vorrichtung gestattet, wie
Abb. 7 u. 8 zeigen, die Benutzung desj;Fern-
Abb. 7. Haltephon.
sprechers unter Freibehalten beider Hände;
der:Hörer wird entweder vorübergehend wäh-
rendäeines Gesprächs oder dauernd in einen
Abb. 8. Das Haltephon im Gebrauch.
Metallständer eingelegt und so ausgerichtet,
daß man ihm das Ohr leicht nähern kann.y|In
den meisten. Fällen genügt es, das Ohr:bis, auf
einige Zentimeter an den Hörer heranzubringen;
während eines Gespräches hat man beide
Hände frei, um Notizen zu'machen’oder mitzu-
schreiben. Bei dem heute üblichen, langen War-
ten auf Verbindungen kann man sich während
derWartezeit an seinem Schreibtisch durch Lesen
oder Blättern in Geschäftspapieren beschäftigen
und bleibt so vor der bei vielen stark beschäftig-
ten Menschen in solchen Situationen sich ein-
stellenden Nervosität bewahrt. Es wird also
durch die Benutzung des Haltephons nicht allein
280
At Be
13
eine bessere Zeitausnutzung erzielt, der
Verkehr mit dem Amt wickelt sich auch in
ruhigeren Formen ab, als wenn der Teilnehmer,
den Hörer krampfhaft in der Hand haltend,
vergeblich auf eine Verbindung wartet, falsch
verbunden wird oder aus sonstigen Gründen
warten muß. . Daß der Hilfsapparat für Ein-
armige. oder Gelähmte ganz erhebliche Erleich-
terun gen schafft, sei noch nebenher erwähnt.
Soll der Hörer dauernd in dem Halter liegen,
so muß der Tischapparat durch einen Beschwe-
rungsstab in der Anrufstellung gehalten werden.
Erfolgt em Anruf, so wird der Besch werungs-
stab abgenommen. Pie.
Allgemeiner Maschinenbau.
Selbsttätige Entaschungsanlagen.!) — Für,
die Absaugung der Flugasche aus den Feuer-
zügen von Dampfkesseln und, Rauchgas vor-
wärmern genügt, wie man an einer sorgfältigen
Untersuchungen unterworfenen Anlage fest-
gestellt hat, ein mittels Wasserstrahlejektors
zu erzielender Luftunterdruck von 20 bis 30mm
Quecksilber. Jeder Kessel und Vorwärmer ist
mit der Hauptförderleitung durch einen in der
Regel blind abgeflanschten Abzweig verbun-
den, an welehem z. Zt. der Reinigung ein in die
Feuerzüge einzuführender beweglicher Metall-
schlauch von etwa 8 m- Länge mit Saugdüse
(Abb, 9) der Bauart Siemens-Schuckertwerke
en
Bi IRRE Tea Se
nl
ui
Abb. 9. Saugdüse.
angeschlossen wird. Das Druckwasser wird
dem Wasserstrahl-Luftsaugeapparat durch die
Kesselspeisepumpen mit einem Druck von
etwa 17 at zugeführt. Der stündliche Wasser-.
verbrauch beträgt bis zu 30m3, und es werden
dabei stündlich 150 m? verdünnt gemessene
Luft von 25. cm Q.-S. Unterdruck abgesaugt:
Die erforderliche Rohranlage läßt sich in über-
sichtlicher Weise unter Wahrung vollständiger
Zugänglichkeit so anordnen, daß 'sie nirgend
ein den Verkehr im Kesselhaus störendes Hin-
dernis bildet. Der Aschenbehälter ist in Abb. 10
dargestellt; er faßt 3 m? ö
und ist für einen äußeren
Überdruck von 0,5 at ge-
baut. Das. Überreißen
fester Teile in die Luft-
saugeleitung wird durch «=
eine Schutzplatte und ein
Sieb möglichst verhindert.
Die Reinigung der Luft-
saugeleitung darf jedoch.
nie vernachlässigt ‚wer-
den, weil sich das Über-
reißen feinen Staubes
nicht ganz vermeiden
läßt; zum Befahren des
Behälters . ist ein ge-
nügend großes Mann-
loch. vorgesehen. Die in
der dargestellten Anlage
ausgeführte Hochlegung
des Behälters ist nicht
Bedingung, sondern er-
folgte aus örtlichen Grün-
den; die Tieferlegung bringt mancherlei Vor-
teile; maßgebend muß die leichte Entleerung
in die das Fördergut abführenden Wagen blei-
ben. Die im vorliegenden Fall als Rohr ausge-
bildete Förderrutsche soll unten einen möglichst
staubdichten Verschluß erhalten, um die beim
Öffnen des Hauptabsperrschiebers durch das
lötzliche Nachrutschen der Rückstände in der
mgebung entstehende unangenehme Staub-
bildung zu vermeiden. Die Ausbildung der
Düse ermöglicht es, diese aus einiger Entfer-
nung an die zu beseitigenden Rückstände heran-
zuführen, so daß die mit der Reinigung beauf-
"tragten Arbeiter sie nicht ständig in den
Feuerzügen aufzuhalten brauchen.
Während früher zur Reinigung einesRauch-
gasvorwärmers von 28x 8 = 224 Rohren mit
Z
5
E
67
8
h
e3
{rn
Abb. 10.
im ganzen 307 m? Heizfläche 4 bis 5 Mann -
einen vollen Tag’ mit 9 h in schwerer Arbeit be-
schäftigt. waren, erledigt heute ein Mann die-
selbe Arbeit in 31, h ohne besondere körper-
liche Anstrengung. Der Kraftbedarf der durch
Elektromotor betriebenen Speisepumpe, welch
1) Nach A. Rüster, Zeitschr. des Bayer. Res.-Ver.
Bd. 23. 1919, 8. 157. :
das Wasser für den Strahlapparat liefert, be--
trägt bei einer Wasserlieferung von 20 m?/h,
etwa 22 bis 24 kW. Er ist bei der beschriebenen
Anlage etwas hoch, doch stellen sich die An-
lagekosten wohl immer erheblich billiger als
beim Betrieb mit Luftpumpe. Der Strahlappa-
rat erfordert wegen der nicht zu umgehenden
Verstaubung vom Behälter her eine gute War-
tung und Instandhaltung, die aber bei den
großen Vorteilen einer solchen Anlage nicht ins
Gewicht fällt. ER = N
Auch die Beseitigung der unter dem Rost
anfallenden Schlacken kann von der Luftab-
saugeanlage mit übernommen werden. Die
Siemens-Schuckertwerke verwenden dazu einen
meist. in einen allseits abgeschlossenen Roll-
wagen eingebauten Brecher (Abb.11), dem die
Schlacke zufällt, die gebrochenen, staubförmi-
gen Rückstände werden dann ebenso wie die
Flugasche abgesaugt.
Bei großen, neu zu erbauenden Anlagen
wird die Anlage einer Ascheabsaugeeinrichtung
am besten schon beim Entwurf vorgesehen. In:
diesem Falle sind Aschen- und Schlackenbun-
ker in Verbindung mit dem Saugrohrnetz mit
besonders gebauten Absperrvorrichtungen anzu-
legen, die zur Beseitigung der Rückstände nur
zu öffnen sind, Für ältere und besonders klei-
nere Anlagen wird die Verwendung eines bieg-
samen Metallschlauches mit Saugdüse billiger
und einfacher sein; die Anwendung solcher be- |
weglicher Saugeinrichtungen zeigt Abb. 12
RAINNANNNS
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7, FFEZZE),
Ta fe,
Q
VOILSIETETILESIEIKEGIELLITEILIEESEEIGEERSEIEGEEEILIEIEGEIEIET.
RUNSNARRURAN E &
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Abb. 12.
Für den gleichen Zweck finden auch Ab-
saugeeinrichtungen mittels Dampfgebläse Ver-
wendung; eine solche Anlage wurde von der
Firma Korte & Müller in Berlin für eine Anlage
im Überwachungsgebiet des bayerischen Revi-
sionsvereins ausgeführt. Rt
Die heute ganz wesentlich veränderten
Verhältnisse, wie außerordentlich
Arbeitslöhne, weitgehendste Maßnahmen auf
dem Gebiet des Arbeiterschutzes, Verschlech-
terung der zur Verfügung stehenden Brenn-
stoffe bei gleichzeitiger erheblicher Verteuerung,
bedeutend vermehrter Anfall von Verbren-
nungsrückständen, stark beeinträchtigte wirt-
schaftliche Ausnutzung der Brennstoffe, dürf-
ten Anlaß geben, die selbsttätigen Ascheab-
saugeeinrichtungen in ‚vermehrtem Maße zur
Anwendung zu bringen. Nach den Revisions-
ergebnissen des genannten Überwachungsver-
eins sind die Feuerzüge von Dampfkesselanla-
gen oft schon nach 11% bis 2 Monaten Betriebs-
zeit zu einem großen Teil mit Verbrennungs-
rückständen verlegt; dieses viel Brennstoff ver-
zehrende Übel kann durch die Einrichtung
einer Absaugeanlage auf ein recht erträgliches.
Maß herabgedrückt werden. Dabei können
auch die kürzesten Betriebspausen zur Reini-
gung wenigstens von dem gröbsten Anfall der
Rückstände benutzt werden, um dadurch einen
guten, wirtschaftlichen Kesselbetrieb aufrecht
zu erhalten, -—er. “ .
Verschiedenes.
Dampfturbinenexplosion. — „Engineering“,
Bd. 109, 1920, $. 252, gibt einige Einzelheiten
über die Explosion siner 5000 kW-Curtis-
Dampfturbine der Genaral Electrie Co, welche
sich im städtischen Kraftwerk von Regina in
Kanada ereignete. Die erst im vergangenen
Herbst in Betrieb genommene Turbine war mit
einem Drehstromgenerator direkt Perupp ein,
Sie hatte 5 Stufen und eine Drehzahl von 3600
i. d. min. Die mittleren Durchmesser der Tur-
binenräder betrugen, in der Mitte der Schaufe-
Elektrotechnische Zeilschriit, 1920. Heit 14.
%..8, April 1920.
ee Trümmer, nur der
. Metallerz vorhanden ist.
esteigerte .
lung gemessen, 1270, 1281, 1294 und 1320 mm,
so daß sich mittlere Umfangsgeschwindigkeiten
von 185,5 bis 268 m/s ergaben. Durch die Ex-
plosion wurde die Turbine so vollkommen zer-
stört, daß es wohl nicht möglich sein: wird, die
‘genaue Ursache festzustellen, aber es wird an-
genommen, daß der Grund im Zerspringen eines
der Turbinenräder lag. Jedenfalls blieb von
der ganzen Maschine nichts übrig als einige
blieb am Dampfrohr sitzen, welcher jedoch ganz
aus seiner Lage gerissen war. Der Vorfall er-
eignete sich um 7 Uhr morgens; ein Maschinist,
der gerade an der Dampfseite der Turbine
stand, erlitt leichte Verletzungen im Gesicht.
Der Materialschaden beschränkte sich auf die
eine Maschine, trotzdem das größte Trümmer-.
stück, welches aus der Turbinenwelle mit den
Überbleibseln der Räder bestand, fast 7 m weit
und gerade zwischen 2 Turbinensätze geschleu-
dert wurde. hl. °. ,
' Die ‚elektrische Wünschelrute. — In Schwe-
den und Finnland hat man in den beiden letzten
Jahren mit einer elektrischen Anordnung zum
Aufsuchen von Metallerzen so ermutigende Er-
folge erzielt, daß die geologische Kommission,
einen mit der Handhabung der Anordnung
vertrauten Geologen der schwedischen Re-
gierung zur Ausführung von staatlichen Unter-
suchungen zur Verfügung gestellt hat. Bei der
neuen Anordnung werden Elektroden in geeig-
entilkasten |
neten Abständen in die Erde eingeführt und
mit einer Stromquelle verbunden. Mit Hilfe
von zwei mit einem Telephon verbundenen
Suchelektroden werden nach der bekannten °
Nullmethode die Feldkurven aufgenommen
und in ein Koordinatensystem eingetragen. Der
Verlauf der Feldlinien zeigt an, ob und wo
In einer kürzlich in
Orebro abgehaltenen Ingenieurversammlung
“machte Nathorst (Stockholm) darauf aufmerk-
sam, daß das Verfahren prinzipiell nicht neu
sei, und daß schon im Jahre 1899 die Engländer
Daft und Williams und in den Jahren
1912/13 der Franzose Schlumburger und die
schwedische i
gearbeitet hätten!). In den Jahren 1918/19
sind in Schweden und Finnland
Gelände von 400 ha 31 Untersuchungen aus-
eführt worden, welche in 15 Fällen das Ver-
andensein von Erzlagern anzeigten. Hiervon
wurden 10 näher untersucht und ergaben Lager
von Kupfer-, Zink-, Blei-
geologische Kommission damit
auf einem
- und Golderzen,
ferner von Eisenpyriten und Hämatiten von
soleher Ausdehnung, daß deren Abbaur sich
lohnt. Ein Fall ist zweifelhaft, und in. den vier
restlichen Fällen ist die Untersuchung nodh
nicht abgeschlossen. Das erste Erzlager, wel-
ches nac
dem. neuen Verfahren festgestellt
wurde, hat eine Mächtigkeit von 1 m und ent-
hält 18% Blei und 28% Zink.. Das bis jetzt
größte so aufgefundene Erzlager befindet sich
in Vasterbotten, wo man Eisen- und Kupfer-
Kupfergehalt, a
pyrite, letztere mit 2%
deckte. (‚Financial Times‘ 19. IT. 20.) -
® i . ; Y
. Energiewirtschaft.
Vorträge über Wärmetechnik. — Die Ver-
einigung zur Förderung technisch-wissenschatt-
licher Vorträge im westlichen rheinisch-west- \
fälischen Industriegebiet wollte während der
Tagung des Gauverbandes Rheinland-Westfalen
des Vereins deutscher Ingenieure vom 13.
bis 17. -IV. 1920 in ‚Essen im Kasinosaal
Kaupenstraß6 107,
eine Reihe von Vorträgen veranstalten, diein-
dessen wegen der Unruhen im dortigen Bezirk
Es sind folgende
Kaupenhöhe, Eingang
verschöben werden mußten.
Vorträge in Aussicht genommen:
1. Prof. Dv»&ng. Bonin, Techn. Hochschule
2 thermodynamischen
wirtschaft-
-liehe Ausnutzung der Brennstoffe
Aachen: ‚Die
Grundlagen für die
in Kraftbetrieben.“
2.. Prof. Seufert, Wärmestelle Düsseldorf:
? die - Wärme-
„Meßinstrumente für
technikunter Vorführung einer Aus-
stellung neuerer Meßinstrumente.“
3. Dr. Aufhäuser, Thermochemische Prü-
fungs- und Versuchsanstalt,
„Brennstoff und Verbrennung.“
4. Obering. P. R. Meyer, M. A. N. Nürnberg:
„Abwärmeverwertung bei Verbren-
und industri-
nungskraftanlagen
ellen Öfen.“
Qu
brik Thyssen & Co., A. G. Mülheim-Ruhr:
'„Nebenproduktengewinnung beiGas- |
erzeugern.“
6, Dr. Ernst Jüngst, Verein für die ber, bat.
9 eltz ji
‚ lichen Interessen, Essen: „Die
kohlenlage.“ Se A
“Vgl, auch „ETZ“ 1920, 6 179.
Hamburg: ©
Dr.-ing. Roser, Direktor der Maschinenfa-
|
|
. bekannt geben.
‘ nach den „Februar-Mitteilungen‘“
Dre A = ‚ rn
Ar %
u
n, +
8. April 1920.
-
Ebenso sollten in den oberen Sälen des
städtischen Saalbaues in Essen noch die bei..
den folgenden Vorträge stattfinden:
1. Geh. Reg.-Rat Prof. A. Wallichs, Techn.
Hochschule Aachen: „Grundlagen neu-
zeitlicher Betriebsführung.“
Dr.-ng. Rummel, Wärmestelle Düsseldorf:
„Die Probleme der restlosen Ver-
gasung der Kohle in gemeinfaßlicher
Darstellung.“ _ .
Die genauen Termine‘ werden wir noch
to
x
Industrie und Handel.
Aus den Mitteilungen der Außenhandels-
Nebenstelle der Elektrotechnik. — Zunächst ist |
festzustellen, daß die hier (,„,ETZ‘' 1920, S. 223)
gebrachten
Angaben über die Behandlung der Ausfuhran-
{ ae zu der sich die Außenhandels- Neben-
stelle mit Rücksicht auf den am Jahresantang
eingetretenen Kurssturz damals ‚für die nächste
Zukunft“ entschlossen hatte, inzwischen durch
die Zeitverhältnisse überholt worden sind. Ein
im Druck befindliches neues Merkblatt wird
das erkennen lassen. Die seit Monaten lebhaft
diskutierte Frage, welche Stellung die deutsche
Industrie bezüglich der Einhaltung einmal
eingegangener Verpflichtungen einneh- .
at Kommerzienrat A. Haeffner-
men soll, £
kürzlich in einem von den „März-Mitteilungen‘“
reproduzierten Aufsatz der ‚‚Frnkf. Ztg.‘“ be-
handelt. Während sich im Inland, so führt er
aus, die Abnehmer mit dem unter dem Druck
der Verhältnisse eingeführten System der glei-
tenden Preise im allgemeinen abgefunden ha-
ben und auch der Verbraucher, an dem die
Mehrkosten schließlich hängen bleiben, um
seinen Warenhunger zu stillen, die einseitig
vorgenommenen Preiserhöhungen schlecht und
recht hinnimmt, kann vom Ausland, insbeson-
' dere von den überseeischen Ländern, wo trotz
der auch dort fühlbaren Folgeerscheinungen
des Krieges die wirtschaftlichen Grundanschau-
‚ungen bestehen geblieben sind, nicht erwartet
werden, daß es Auffassungen anerkennt, die als
. den müssen.
- werden, auch wenn es für den liefernden Teil :
eine völlige Abkehr von allen bisher in Handel
und Wandel gültigen Prinzipien angesehen wer-
Soweit also im: Verkehr mit dem
Ausland Geschäfte zu festen :Preisen abge-
schlossen worden sind, darf ein einmal getroffe-
nes Übereinkommen nicht einseitig geändert
einen Verlust bedeutet. An diesem fundamen=
talen Grundsatz jeden Außenhandels rütteln,
hieße den kunstvollen Aufbau. unserer inter-
nationalen Beziehungen ins Wanken bringen.
Dem Einwand, daß der eingeborene Käufer
die erhöhten Kosten ja auch auf seine Abneh-
mer abwälzen könne, stehen eben dessen er-
wähnte Geschäftsanschauungen wie auch der
Umstand entgegen, daß er ja die veränderten
Verhältnisse in Deutschland gar nicht einzu-
schätzen und die daraus gezogenen Folgerungen,
d. h. die nachträgliche Preiserhöhung, auf ihre
Berechtigung hin nicht zu prüfen vermag. Da
somit die für’ das Inland angezeigte Maßnahme
' nieht auch auf das Ausland übertragen werden
darf, ist der Außenhandel, wie das einzelne In-
. dustriezweige bereits von sich aus getan haben,
in der Form zu regulieren, daß für das Ausland
Preise in der Auslandsyaluta festgesetzt wer-
den, die nach den jeweiligen Weltmarktpreisen
zu ‚bestimmen sind, unter allen Umständen
aber fest sein müssen. Ein Verlust kann bei
Befolgung dieser Grundsätze, von Einzelfällen
abgesehen, nur eintreten, .wenn die Kaufkraft
der Mark im Ausland wieder steigt, der Erlös
aus Auslandsdevisen mithin geringer. wird.
Hiergegen kann sich die Industrie jedoch
schützen, wenn sie Vorauszahlung entweder
des vollen Betrages oder eines: Teiles fordert.
„Sollte trotz der erwähnten Maßnahmen‘, so
schließt Haeffner seine angesichts mancher in
letzter Zeit lautgewordenen Klagen des Aus-
landes besonders bemerkenswerten Ausführun-
gen, „sich bei Abwicklung des Geschäfts den-
noch ein Verlust ergeben, so bin ich der An-
‚sieht, daß Industrie und Handel im Interesse
unserer zukünftigen Geltung in der Welt diesen
Verlust auf sich. nehmen müssen. Es kann uns
nichts Schlimmeres passieren, als wenn der
deutsche Geschäftsmann seinen guten Ruf ver-
liert; das ist weit schlimmer als ein entgange- |-
nes oder mit Verlust abgeschlossenes Geschäft.
Dieser Gesichtspunkt scheint mir nieht überall
richtig erkannt zu sein. Man lebt noch zu sehr
in den Anschauungen der Zeit vor dem Kriege»
und vergißt, daß das vornehmste Ziel für den
deutschen Unternehmer’ in der gegenwärtigen
Zeit nicht darin besteht, in dieser für uns so
äußerst kritischen Lage einen guten Abschluß
'zuwege zu bringen, sondern: vielmehr darin,
den Weltmarkt für die deutschen Erzeugnisse
überhaupt zu erhalten. Dies kann aber nur
dann geschehen, wenn der deutsche Geschäfts-
Elektrotechnische Zeitschrift.
‘ Einfuhrbewilligung
1920.
Heft 14.
281
' mann sein Ansehen in der Welt wahrt, indem
er die bisherigen Anschauungen über Treue und
Glauben im Geschäftsverkehr hochhält. Das
feindliche Ausland hat versucht und versucht
es immer wieder, die deutsche Wirtschaft von
Grund auf zu zerstören. Es wird ihm dies nicht
gelingen, wenn wir nicht selbst.durch kurzsich-
'tiges Gebaren dazu beitragen, daß das Ausland
darin eine Bestätigung der von gegnerischer
Seite vorgebrachten verleumderischen An-
eriffe zu sehen glaubt.‘
Die Mitteilungen der. Außenhandels-Neben-
stelle für März 1920 geben weiter beachtliche
Aufschlüsse über die Behandlung der abge-
spaltenen Gebiete. Danach ist der Ver-
kehr mit Elsaß-Lothringen sowie mit dem
an'Polen und die Tschechoslowakei
abgetretenen Landesteilen, die ohne Ein-
schränkung als Ausland geltei, im Rahmen
der Ein- und Ausfuhrverbote nur auf Grund
besonderer Bewilligungen zulässig. Auch das
Memelgebiet ist, worauf hier schon hinge-
wiesen wurde, mit dem Inkrafttreten des Frie-
densvertrages aus dem Deutschen Reich aus-
geschieden und muß bezüglich der Aus- und
Einfuhr als Ausland behandelt werden, wobei
die wirtschaftlichen Beziehungen zu Deutsch-
land nach Möglichkeit aufrecht erhalten werden
sollen. Uber Ausfuhranträge aus Ostpreußen
nach dem Memelgebiet entscheidet der Beauf-
tragte des Reichskommissars für Aus- und
in Königsberg, für den
Export aus dem übrigen Reich sind der Reichs-
kommissar in Berlin bzw. die Außenhandels-
und Zentralstellen zuständig. Die Einrichtung
einer Zollkontrolle an der neuen Grenze wird
vorläufig nicht beabsichtigt. Da auch Dan-
zig Ausland geworden ist, knüpft sich der Aus-
und Einfuhrverkehr mit der Freistadt gleich-
falls an besondere Bewilligungen. Soweit der
Bedarf der Bevölkerung, der Industrie und
Landwirtschaft in Frage kommt, soll der Ex-
port dorthin nicht von der Einhaltung der
Ausfuhrmindestpreise abhängig gemacht . wer-
den; auch werden keine Ausfuhrabgaben
erhoben, : Die Stadt übernimmt für diese
Waren eine Verbleibsgarantie. Vom Stand-
punkt der Ein- und Ausfuhrverbote sind
weiter Eupen und Malmedy Ausland. Das
Saargebiet ist durch die Emordnung in das
französische Zollsystem zu einem Zollausschluß-
gebiet geworden und gilt mithin ebenfalls als
Ausland, mit dem der Verkehr in für Aus- und
Einfuhr verbotenen Waren nur auf Grund be-
sonderer Bewilligungen statthaft ist. Das ihm
als grundsätzlich zum Deutschen Reich ge-
hörig hinsichtlich der Erteilung von Ein- und
' Ausfuhrbewilligungen zu erweisende Entgegen-
kommen muß aber ähnlich wie bei Danzig
und Memel auf seinen Eigenbedarf beschränkt
bleiben. Für’ den Warenverkehr zwischen
Deutschland und dem Abstimmungsgebiet‘'
bedarf es einer deutschen Aus- und Einfuhr-
bewilligung nicht, wohl aber unterliegt die Ein-
fuhr aus dem Ausland dorthin und umgekehrt
‘ der Export dieser Gebiete nach dem Ausland
wie der gleichartige Verkehr aus dem übrigen
Reich den deutschen Ein- und Ausfuhrver-
boten. Schließlich sei aus dem Inhalt der
„März-Mitteilungen‘‘ noch hervorgehoben, daß
die 2 kg-Grenze für Sendungen mit Spar-
metallmengen nicht mehr besteht und daher
für alle Sendungen elektrotechnischer Erzeug-
nisse, gleichviel welchen Umfanges, eine Aus-
fuhrgenehmigung einzureichen ist. Die Außen-
-handels-Nebenstelle ist bereit, in Fällen, wo es
sich um laufende Sendungen kleiner Ersatz-
materialien usw. handelt, Sammelanträge zu
bewilligen.
Die Erklärung der Entente über die wirt-
Schaftlichen Weltprobleme. — Durch die Unter-
bindung jeden Verkehrs, ‚die der dem Militär-
putsch vom 13. März folgende Generalstreik
herbeiführte, ist leider auch die Diskussion
über das Manifest des Obersten Rates
gehemmt worden. Wenn es auch nicht in die
letzten Tiefen des weltwirtschaftlichen Problems
dringt, so zeigt es doch — wie manche ihm vor-
ausgegangene Äußerungen bisher feindlicher
'Staatsmänner —, daß der brutale Wille des
Siegers, mit dem der Friede von Versailles dik-
tiert wurde, der Vernunft zu weichen beginnt
und endlich der Wiederaufbau Europas als un-
‚abweisliche Aufgabe aller am Kriege beteiligt
gewesenen Staaten erkannt wird. Nach dem
vom ‚Wirtschaftsdienst‘‘ inzwischen veröffent-
liehten, Wortlaut’ der Erklärung weist sie zu-
nächst auf die Preissteigerung hin, in der
sich nach Ansicht des Obersten Rates die wäh-
rend des Krieges von den an ihm beteiligten
Regierungen zum Zweck der Volksernährung
he -ausstattung vorgenommene übermäßige
Schaffung von Kreditzeichen und Papiergeld
als Pfand auf künftigen Reichtum ihrer Länder
im Vergleich mit dessen tatsächlichem Umfan
ausdrückt, und die im allgemeinen seit 191
für Engrospreise in den V. S. Amerika etwa
120, in Großbritannien 170, in Frankreich, Ita
lien und Belgien je 300%, beträgt. Regierugs-
maßregeln vermögen zwar einige der Wirkun-
gen dieser: Preissteigerung zu’mildern oder zu
verschleiern, nicht aber die Wurzel des Übels,
die Zerstörung des Wohlstandes zu beseitigen.
Hier kann nur die Zeit, unterstützt von eifriger
Friedensarbeit der Völker, heilen. Der erste
Schritt zum Wiederaufbau Europas ist’die voll:
ständige Demobilisierung in allen Ländern, die
' volle Wiederaufnahme friedlicher Betätigung
seitens der arbeitsfähigen Bevölkerung und die
weitestgehende Förderung des normalen Wa-
renaustausches. Jede Regierung muß ihrem
Volk die Erkenntnis beizubringen versuchen,
daß eine Beschränkung der Produktion die Auf-
wärtsbewegung der Preise fördert, und daß der
Wiederaufbau des eng verflochtenen europäi-
schen Wirtschaftslebens am besten durch ge
steigerte Erzeugung herbeigeführt wird.
Dieses Ziel vor Augen, ist es Pflicht aller Re-
gierungen, zusammenzuarbeiten und in erster
Linie Maßregeln gegen die. überhand
nehmende Steigerung des Verbrauchs
zu treffen, soweit sich dieser nicht auf notwen
dige Bedarfsartikel beschränkt. Das Manifest
führt einige bemerkenswerte Zahlen bezüglich
der durch den Krieg verursachten Inflation des
Kredit- und Währungswesens an. Danach ist
der Notenumlauf in Großbritannien seit
1913 bis Ende 1919 von 30 auf fast 450, in
Frankreich von 230 auf 1500, in Italien von
110 auf 700, in Belgien von 40 auf 200 Mill. £
gewachsen. Die Kriegsschulden belaufen
sich für Großbritannien auf mehr als 7, für
Frankreich auf 6,75, für die V.S. Amerika auf
5, für Italien auf 2,75 und für Deutschland
ohne Wiederherstellungsverpflichtung auf 9,5
Milliarden £, während von den europäischen
Währungen in New York das Pfund Sterling an
nähernd um 30%, der französische Frank um
64%, der belgische um 62%, die Lira um 72%,
en die Mark um 96% unter Nennwert gefallen
sind.
Der Oberste Rat empfiehlt nun zum
Aweck der Besserung der gegenwärtigen wirt
schaftlichen Schwierigkeiten Europas zunächst
baldmöglichste Wiederherstellung des Friedens
zustandes in der Welt, u. zw. einmal dadurch,
daß normale wirtschaftliche Beziehun-
gen in Osteuropa geschaffen werden, sodann
durch Einschränkung der Rüstungen auf den
niedrigsten mit nationaler Sicherheit verträg
lichen Stand und durch freundschaftliches Zu-
sammenarbeiten mit den infolge des Krieges
gegründeten oder erweiterten Staaten, die im
Interesse der wesentlichen Einheit des wirt-
schaftlichen Lebens Europas für unbeschränk
ten Warenaustausch sorgen müssen. Fer-
‚ner sollten alle Regierungen der Ausführung
derjenigen Maßnahmen Beachtung schenken,
die volle Wiederaufnahme friedlicher Tätigkeit,
Förderung des Arbeitsertrages seitens
der Arbeiter, Verbesserung der .Ma-
‚schinen und Verkehrsmittel und Beseiti-
gung störender Elemente, wie-des Kriegsge-
winnlertums, bezwecken. Den Bürgern jeder
Lebensklasse muß weiter die Überzeugung von
der Notwendigkeit vermittelt werden, ihre Aus-
gaben einzuschränken, um die Kluft, die noch
für Jahre zwischen Nachfrage und Angebot
lebenswichtiger Waren .notgedrungen bestehen
wird, zu überbrücken. Durch Einschränkung
der regelmäßigen Regierungsausgaben inner-
halb des Rahmens der Einkünfte, durch ent-
sprechende Zusatzsteuern, durch Fundierung
kurzfristiger Obligationen mittels aus den Er-
sparnissen des Volkes zu zeichnender Anleihen
und durch sofortige Verkleinerung wie allmäh
lichen Abbau des Notenumlaufes ist frühzeitig
auf die Deflation von Kredit und Wäh
rung hinzuwirken, Denjenisen Ländern, die
jetzt unfähig sind, auf den Weltmärkten zu
kaufen und damit ihr Wirtschaftsleben von
neuem zu beginnen, muß die Möglichkeit ge
geben werden, Handelskredite zwecks Be-
schaffung von Rohstoffen zu erlangen, was sich
auf dem Wege vorbezeichneter Reformen er-
‘reichen läßt. Von den auf der Konferenz ver-
tretenen Mächten wird die Notwendigkeit an-
dauernder Zusammenarbeit zwischen den Alli-
ierten und einer Beseitigung der dem unge-
hemmten Austausch lebenswichtiger Waren
entgegenstehenden Hindernisse anerkannt. Um
so bald wie möglich normale Zustände wieder
herzustellen, werden sie weiter über die Be
schaffung und Verteilung erforderlicher Roh
stoffe und. Lebensmittel beraten. Sie erkennen
weiter an, daß die für den Wiederaufbau in den
verwüsteten Gegenden, besonders Nordfrank-
reichs, nötigen. Kapitalien durch Anleihen. als
.Vorschuß auf die im Friedensvertrag vorge-
sehenen Entschädigungsgelder beschafft werden
können. Die Mächte sind schließlich der Mei-
nung, daß es im Interesse Deutschlands SE
wohl wie »seiner Gläubiger wünschenswert sei,
die gesamte Entschädigungssumme
möglichst schnell festzusetzen und die
282
im Protokoll zum Friedensvertrag für
bezügliche Vorschläge Deutschlands
bestimmte Frist zu verlängern.
Nach Pariser Berichten hat der: Einspruch
des französischen Ministerpräsidenten dazu ge-
führt, das in dem Manifest von einer Deutsch-
land zu gewährenden internationalen An-
leihe und von einer Verringerung der Machtbe-
fugnisse des Me ei N rem
nicht mehr die Rede ist
Übergang der Deutsch-Überseeischen Elek-
trieitäts- Gesellschaft in fremde Hand. — Wie |
wir einer Mitteilung der Verwaltung leider ent-
nehmen müssen, ist beabsichtigt, diein letzter
Zeitdividendelosen Stammaktien derDeutsch-
Überseeischen Elek trieitäts - Gesell-
schaft an eine in Madrid zu errichtende Ge-
sellschaft derart gegen Hinyabe dieser eigenen
Werte überzuführen, daß auf jede ne
— insgesamt 120 Mill. M bei 30 Mill. M Vor-
zugsaktien — 1500 Pes Rentenbons und 500 Pes
Aktien A der spanischen. Gesellschaft ent-
fallen. Erstere sollen die von dem Unterneh-
men verdienten Erträgnisse bis zu 6% jährlich.
mit Nachzahlungsrecht erhalten, letztere die
Hälfte der Mehrerträgnisse, w während deren an-
dere Hälfte die spanische Gruppe bekommt,
von der die Mittel zur Rückzahlung der Vor-
zugsaktien der Deutsch-Überseeischen Elek-
trieitäts- Gesellschaft zu 150% und ihrer Obli-
gationen sowie die künftig erforderlichen Kapi-
talien geliefert werden sollen. Die Gesellschaft
wäre bei dem schlechten Stande der deutschen
Währung künftig nicht in der Lage gewesen,
weiter die für ihre natürliche Entwicklung not-
wendigen großen Kapitalbeträge — im Frieden
jährlich zwischen 15 und 30 Mill. Min Gold —
auf dem deutschen. Markt zu finden und daher
vielleicht zum Siechtum verurteilt worden,
wenn nicht, wie man jetzt versucht, ein Ausweg
gefunden wird, der .die weitere gesunde Ent-
wicklung zuläßt, an sich aber natürlich, da er
ein glänzendes Wahrzeichen deutschen Gewerb-
fleißes im Ausland ‚seines Charakters beraubt,
außerordentlich zu bedauern ist. Nach dem
erst kürzlich veröffentlichten Geschäftsbericht
für 1918 hatten die Elektrizitätswerke Buenos
Aires in verschärftem Maße unter den schwar-
zen Listen zu leiden und bei Beschaffung der
Brennstoffe — es mußten, da Kohle und Öl nur
in ganz geringen Mengen erhältlich waren,
hauptsächlich Holz, Holzkohle, Mais und Kleie
verfeuert werden —, deren Preise andauernd
stiegen, noch erheblichere Schwierigkeiten zu
überwinden als 1917. Die Brennstoffkosten
waren seit 1914 von 7,9 auf 44,3 Mill. M oder
von 0.04 auf 0,22 M/abgegebene kWh gewach-
sen. Verglichen mit dem Vorjahre, betrug, die
Mehrausgabe für Feuerung rd 64,5% bei einer
um nahezu 5%, erhöhten Energieabgabe. Die
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein.)
(Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die
elle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 6 68,
Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten.)
Die nächste Sitzung des Elektrotechnischen
Vereins findet statt
am Dienstag, den 20. April 1920, abends 71, Uhr,
pünktlich in der Technischen Hochschule Char-
iottenburg, Hörsaal EB 45.
Tagesordnung.
. Geschäftliche Mitteilungen.
. Vortrag des Herrn Geheimrats Prof. Dr. W.
Reichel: „Welche Stromart und welche
Art der Energieerzeugung sollen bei zukünf-
tiger Elektrisierung von Vollbahnen zu-
grunde gelegt werden ?‘“
jert
Inhaltsangabe.
1. Eigenarten der elektrischen Ausrüstun gen
der Fahrzeuge.
. Wirkungsgrade der Fahrleitung und der |
Speiseleitungen.
. Wirkungsgrade und Kosten der elektrischen
Ausrüstungen der Unterwerke ua Kratt-
Werke
"4. Arbeits-
Anlage.
Gäste sind willkommen.
Der Vorsitzende: Ad. Franke.
und Kohlenverbrauch der ganzen
Monteur-Fortbildungskurse.
Am 18. April d. J. beginnt ein neuer Mon-
teur-Fortbildungskursus. Er findet Sonntag,
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920,
Heft 14.
Werke Buenos Aires haben 1918 204,2 Mill.kWh
nutzbar abgegeben (195,31.V.) bei 125 190 kW
Leistung und einem Anschlußwert am Jahres-
ende von rd 0,233 Mill. kW. Als Reingewinn
wies die Gesellschaft 2,372 Mill. M aus (9,179
1.V.).
Der neue polnische Zolltarif. — Nach dem’
vom Deutsch-polnischen Verein, Berlin, heraus-
gegebenen „Zollhandbuch für Polen“ bestimmt
das am 10. I. 1920 erlassene neue Zolltarif-
gesetz, das indessen noch der Genehmigung
durch den polnischen Landtag bedarf, die Ent-
richtung der Zölle in poln. Mark Goldwährung;
der Zuschlag für Gold beträgt vorläufig 900%
Zollptlichtig ist das Roh- oder Reingewicht ı or
Ware; nach ersterem werden außer den im Zoll-
tarif selbst besonders genannten auch alle Wa-
ren verzollt, deren Zollsatz 20 poln. M je 100 kg
nicht übersteigt. Über die Feststellung des Ge-
wichtes gibt das Zollhandbuch nähere Auskunft.
Die Einfuhr nach Polen. ist im allgemeinen an
die Einholung von Einfuhrbewilligungen gebun-
den, Ausfuhr und Durchfuhr unterliegen keinen
Zöllen. Für zollamtlich gelagerte Waren wird
eine Lagergebühr, bei zollpflichtigen Eisenbahn-
und Postsendungen eine Manipulationsgebühr
erhoben. Die Entscheidung über die Anwen-
dung des Zolltarifs und der Zollvorschriften
steht ausschließlich den Finanzbehörden zu;
Beschwerdeführung im Gerichtswege ist un-
statthaft. ‘Was die Verzellung elektrotech-
nischer Erzeugnisse betrifft, so beträgt der
Zollsatz je dz für Dynamomaschinen, Elektro-
motoren und Umformer, Transformatoren,
Elektroventilatoren und für einzelne Teile
dieser Maschinen im Stückgewicht bis 15 kg
einschl. 300, bis 150 kg 200, bis 20 kg 150, bis
3000 kg 100 und darüber 60 poln. M ‚für Akku-
mulatoren bis 30 kg 100 und arüber 70 poln. M,
für: Widerstände, “Kontroller, Kommutatoren,
Schaltapparate, Blitzableiter, Sicherungsein-
sätze, Bogenlampen und Scheinwerfer, Heiz-
und Kochapparate, Bügeleisen nach wachsen-
dem Stückgewicht 250 bis 170 poln. M, für voll-
ständige Schalttafeln 150 poln. M, für Meß-
apparate, Instrumente ebeho 400 bis 300 poln.
M, für Kohlefadenlampen in Fassung 270, für
desel. Metallfadenlampen 500 und für Batterie-
glühlampen 1000 poln. M. ‚Glühlampen ohne
Fassung werden mit einem Zuschlag von 50%
verzollt. Für Installationsmaterial, galvanische
Elemente und Batterien beträgt ‘der Zollsatz
200 poln. M, für Fernsprech- und elektromedi-
zinische Apparate 300 poln. M, für Telegraphen-
apparate, Eisenbahnsignal-, funktelegraphische
und Kommandoapparate 400 poln. M. Reserve-
teile für elektrische Elemente und andere elek-
trische Vorriehtungen, die der Abnutzung un-
terliegen, verzollt das Gesetz nach den ent-
a Bo MER Ten EReRBIR ERDE 79 ERBETEN Artikeln des Tarifs. Für elektrische
VEREINSNACHRICHTEN.
vormittags von 9 bis 1 Uhr, in der Klasse IV der
I. Städtischen Handwerkerschule, Berlin SW,
Lindenstraße 97, statt.
Bei genügender Beteiligung kann noch ein
zweiter Kursus Mittwoch nachmittags von 5 bis
6% und Sonnabend nachmittags von 6 bis 8
Uhr eingerichtet werden. Nähere Angaben ver-
sendet auf Wunsch die Geschäftsstelle des
Elektrotechnischen Vereins, Berlin W 57, Pots-
damerstraße 68 III.
Im Auftrage des Vorstandes
Strecker.
Sitzungsbericht
vom Dienstag, den 24. Februar 1920,
in der Technischen Hochschule Charlottenburg.
Vorsitzender: Herr Direktor Dr. Ad. Franke.
Anwesend etwa 250 Mitglieder und Gäste. \
Vorsitzender: Ich eröffne die Sitzung. Der
letzte_Sitzun sbericht. konnte noch nicht in
der „„ETZ‘ abgedruekt werden'), er kann des-
halb erst in "der nächsten Sitzung genehmigt
werden. Einsprüche. gegen die in der Januar-
| sitzung ausgelegten Neuanmeldungen sind nicht
erhoben worden, die damals Angemeldeten sind
daher als Mitglieder aufgenommen.
27 Neuanmeldungen. sind eingegangen,
das Verzeichnis derselben. liegt aus.
Eingegangen ist das Vorlesungsverzeich-
nis der Arndt-Hochschule, die unter dem Vor-
sitz des Herrn Prof. Kloss steht und sich. mit
deutscher Bildung beschäftigt.
Der Reichsbund Deutscher Technik über-
sendet einige Äußerungen zu der Verlängerung
der Patente über die Kriegsdauer und -bittet
um zustimmende Erklärungen zu seinen Be-
strebungen.
9) Val. „BETZ“ 1920, W. 208,
8. April 1620.
Kabel mit Bleiarmatur stellt sich der Zollsatz
auf 70 poln. M, für isoliertes Leitungsmaterial
je nach Umhüllung und Stärke auf 130 bis 200
poln. M. Dabei ist noch auf eine Verordnung des
Finanzministeriums und des Ministeriums für
Industrie und Handel vom 4. XI. 1919, betref-
fend die zeitweilige Aufhebung der Zölle, hinzu-
weisen, nach der im Laufe eines Jahres, vom
. Tage des Inkrafttretens des Zolltarifs gerechnet,
aus dem Auslande eingehende elektrische Kabel
mit Bleiarmatur, Dynamomaschinen, Elektro-
motoren, Transformatoren usw., Akkumulato-
ren, Glühlampen mit Fassung vom Zoll befreit
werden können. . Eine solche Befreiung erfolgt
nach vorheriger Einholung eines Gutachtens des
Komitees für Zollvergünstigungen. Auch an-
dere hier nicht genannte, im Inlande nicht er-
zeugte.Arten von Maschinen können der Zoll-
befreiung teilhaftig werden. Im ganzen handelt
es sich bei dem neuen Zolltarif um eine recht er-
hebliche Belastung der Einfuhr, namentlich was
Fertigfabrikate betrifft. Zrd.
Geschäftsstelle für industrielle Abrüstung.
— Aufgabe der Geschäftsstelle für indu-
strielle Abrüstung, die ihre Tätigkeit jetzt
aufgenommen hat, ist es, die mit der Durchfüh-
rung der Artikel 168 ff. des Friedensvertrages
zusammenhängenden Arbeiten zu erledigen, in
Fühlung mit den Reichsbehörden und den sei-
tens der Entente für die Abrüstungsfragen ein-
' gesetzten Kommissionen der Industrie Richt-
linien für ihr Verhalten bei den infolge der
Durchführung genannter Artikel vorzunehmen-
den Besichtigungen und Verhandlungen zu
geben, die Wünsche der Industrie zu sammeln
und an die zuständigen Stellen weiter zu leiten,
Zweifelsfälle aufzuklären und gemachte Erfah-
rungen zu verwerten.
Keine Frachtvergünstigungen für Ausstellun-
gen. — Auf eine Anfrage des Ausstellungs- un
Messeamts der deutschen Industrie bezüglich
einer künftigen Aufhebung der Frachtver-
günstigungen für Ausstellungen hat der
Minister der öffentlichen Arbeiten mitgeteilt,
daß es bei der gespannten Betriebslage und den
äußerst ungünstigen Verhältnissen der Eisen-
bahnen z. Zt. nicht mehr vertretbar erscheine,
für Ausstellungen in der Form von Frachtnach-
lässen eisenbahnseitig Zuschüsse zu leisten. So-
weit aus volkswirtschaftlichen und anderen
wichtigen Gründen eine finanzielle Förderung
von Ausstellungen geboten erscheine, werde es
Sache der zuständigen Kammer oder der allge-
meinen Staatsverwaltung sein, für die Bereit-
stellung von Mitteln zu sorgen. Die deutschen
Eisenbahnverwaltungen sind deshalb überein-
gekommen, bis zum Eintritt besserer Verhält-
nisse von der Gewährung von Frachtyergünsti-
er für Ausstellungen grundsätzlich abzu-
sehen
Wird zum geschäftlichen Teil aus-der Ver-
sammlung noch das Wort verlangt? Wenn
“ dies nicht der Fall ist, so kommen wir zum Be-
richt der Kassenprüfer. Herr Blanc scheint
leider nicht anwesend zu sein, da müssen wir
wohl den Punkt bis zur nächsten Sitzung aus-
setzen.
Es war in Aussicht genommen ein Vortrag
des Herrn Ingenieur Sauer über elektrische
Schweißung, der leider wegen Erkrankung des
Vortragenden von der Tagesordnung abgesetzt
werden mußte. Er wird in einer späteren
Sitzung stattfinden. In sehr dankenswerter
Weise hat sich Herr Dr. Harbich bereit er-
klärt, in die Lücke einzuspringen und einen
Vorträg über das Reichsfunknetz zu halten.
Ich erteile nunmehr Herrn Dr. Harbich
das Wort zu seinem Vortrag.
Herr Dr. Harbich schildert die Aufgaben des
vor etwa Jahresfrist begründeten Reichsfunk-
netzes, welches bestimmt ist, den drahtlosen Ver-
kehr im Reichsgebiet zu vermitteln und dadurch
die Telegraphenleitungen zu entlasten, wichtige
Pressetelegramme, Handels- und Wetternach-
“riehten gleichzeitig an viele Empfänger zu be-
fördern und dem Auslandsverkehr, insbeson-
dere über See, zu dienen. Der Vortrag wird
mit der anschließenden Besprechung, an der
sich die Herren Thurn und Schiemann be-
teiligten, in der „ETZ‘ abgedruckt werden.
Mit bestem Dank an den Vortragenden
schloß der Vorsitzende die Versammlung.
Im Auftrage des Vorstandes,
\ Strecker.
Neuanmeldungen.
Adam, Walter, Ingenieur, Waidmannslust,
Bauspieß, Fritz, Elektroingenieur, Mahlsdorf,
Behm, Rudolf, Oberingenieur, Charlottenburg,
a Heinrich, Dipl.-Ing, Fürstenwalde,
\
8. April 1920.
Bopp, Karl, Dipl.-Sng., Charlottenburg,
Doetsch, Carl, W. H., Ingenieur, Berlin,
Hartig, Kurt, Ingenieur, Kleinzschachwitz,
Hohn, Wilhelm, Dipl.-$ng., Charlottenburg,
Janßen, Fritz, Ingenieur, Berlin-Pankow,
Juch, Kurt, ‘Ingenieur, Charlottenburg,
von Kalman, Otto, Dipl.=ing., Charlottenburg,
Lawrence, F. Edward, Oberingenieur, Wilmersdorf,
'Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heit 14.
283
Lindeke, Hans, Ingenieur, Charlottenburg,
Mautner, Heinrich, Berechnungsingenieur, Berlin-
Steglitz.
Maiberger, Karl, Dipl.-$ng., Charlottenburg,
Mitsche, Josef, Ingenieur, Weiz (Steiermark),
Müller, Alfons, Ingenieur, Südende,
Neumann, Oscar, Ingenieur, Charlottenburg,
Olthoff, Willem, Dipl.-$ng., Stecklenberg,
Osborne, Heinrich, Dipl.-Ing, Wilmersdorf, _
Perkuhn, Wendt, Dr. jur. Rechtsanwalt, Berlin,
Pourroy, Gustav Adolf, Dr. jur. Ingenieur, Berlin,
Rechel, Karl, Elektroingenieur, Berlin,
Schübel, Paul, Ingenieur, z. Zt. Auma i. Thür,,
Schulz, Helmuth, Ingenieur, Charlottenburg,
Schwartz, Robert, Ingenieur, Elberfeld,
Wiesinger, Hermann, Dr. phil., Berlin.
a ET u EEE TEE BEE EEE CICERO TDETEETT FRIST GEEHRT TEST VEREETTE RES PERS BO TO TS Tr EEE Ra m Terre
SITZUNGSKALENDER.
- Verein deutscher Ingenieure. 1. 9. IV. 1920,
abends 7 Uhr, Nürnberg, Luitpoldhaus: Vortrag. Ober-
ing. G ärttner „Ernemannscher Hochfrequenz-Kinema-
tograph”. t
2. dsgl. (Ausschuß. für techn, Mechanik.)
12. IV. 1920, nachm. 5 Uhr, Technische Hochschule,
Hörsaal 358 h: Vortrag Reg.Rat Felsenträger „Elas-
tische und unelastische Formänderungen von Wagen‘“.
Vereinigung zur Förderung teehnisch-wis-
sensehaftlicher Vorträge im östlichen rhein.-
westf, Industriegebiet. Abends 71, bis 9. Uhr,
Hörsaal 93 der staatl. vereinigten Maschinenbauschulen,
Dortmund, Sonnenstr. 98. ö i
12. IV. 1920, Vortrag Oberlandmesser Groß ‚,‚Die
Entwicklung des Grundbesitzes’’.
14. und 16.- IV. 1920, Vortrag Reg. Landmesser
Schröder ‚Die Umlegung von Grundstücken und ihre
Bedeutung für die Volksernährung und das Wohnungs-
wesen’,
19. IV. 1920, Vortrag Direktor Dr. Strehlow
„Bodenreform und Wirtschaftsfragen im Siedlungs-
wesen”. ° - >
21. IV. 1920, Vortrag Reg.Bmstr. R. Meyer „Von
‘ der Verwendung der Hochofenschlacke zum Wohnungs-
bau”.
23. IV. 1920, Vortrag Direktor Dipl.-Jng. Baum-
stark „Volksbauten im Siedlungswesen”.
26. IV. 1920, Vortrag Ingenieur P. Schmidt,
Düsseldorf, „Lehmbauten und Eisenbetonhohlwände‘“,
Deutsche Röntgengesellschaft, IX. Kongreß
in Berlin am 11. und 12. IV. 1920 im Langenbeck-
Virchowhause unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Gras-
hey, München. ö
- Elektroteehniseher Verein. 20. IV. 1920,
abends 71, Uhr, Technische Hochschule, Hörsaal EB
45: Vortrag Geheimrat Prof. Dr. W. Reichel „Welche
Stromart und welche Art der Energieerzeugung sollen
bei zukünftiger Elektrisierung von Vollbahnien zugrunde
gelegt werden ?“
Weiteres siehe offizielle Ankündigung.
° 2. PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.)
Werner Genest f.
-Am 13. März 1920 starb der Kgl. Bauraät
Werner Genest, der Mitbegründer der Aktien-
gesellschaft Mix & Genest, Berlin-Schöneberg,
nach längerem Leiden in einem Sanatorium in
Neu-Babelsberg. Er wurde am 18. August 1850
zu Jerichowa.E.geboren. Nach Erlangung des
Reifezeugnisses der Prov. Gewerbeschule in
Halberstadt und einer praktischen Lehrzeit
studierte er das Maschinenbaufach an der Ge-
werbeakademie zu Berlin. Nach beendeter
Studienzeit traterin den Staatsdienst der preu-
Bischen Eisenbahn über. Hier hatte er Ge-
legenheit, die Organisation des technischen
Staatsbetriebes sowie die besonderen techni-
schen Einriehtungen des Eisenbahnbetriebes
kennen zu lernen. Insbesondere lenkten die
damals noch in der Entwicklung begriffenen
elektrischen Signaleinriehtungen seine Auf-
merksamkeit auf sich, an denen er seine Kennt-
nisse der Konstruktion elektrischer Schwach-
stromapparate vervollkommnete. Im Jahre
1878 verließ er den Staatsdienst und gründete
in Gemeinschaft mit dem Kaufmann W. Mix
die Firma Mix & Genest, die sich unter seiner
Leitung sehr bald zu achtunggebietender
Größe entwickelte und seinen Namen in den
weitesten Kreisen bekannt machte. Die Grün-
dung seiner Firma fiel in eine Zeit des indu-
striellen Aufschwungesin Deutschland. Wennihm
dieser Umstand für das Blühen und Gedeihen
seiner Firma sehr zu statten kam, so war es
doch in erster Linie seine eiserne Energie, sein
eschäftlicher Weitblick und sein nie rastender
leiß, dureh die er’sein Unternehmen von Er-
folg zu Erfolg führte. Immer. neue Fabrik-
gebäude mußten errichtet werden, von Jahr
zu Jahr vermehrte sich die Zahl der Arbeiter,
stieg der Umsatz, so daß das Unternehmen im
Jahre 1889 in eine Aktiengesellschaft umge-
wandelt werden mußte. In dem aufreibenden
Betriebe eines Großunternehmens bewahrte
Werner Genest überlegene Urteilskraft und ein
sicheres Gefühl bei der Entscheidung wichtiger
Fragen. Bald nach der Errichtung des umfang-
reichen Fabrikjbaues in der Geneststraße in Ber-
lin-Schöneberg trat er von der Direktion zurück
und überließ die weitere Führung der Firma jün-
geren. Kräften. Nachdem er noch.einige Jahre
als Mitglied des Aufsichtsrats der Firma nahe-
gestanden hatte, zog er sich ins Privatleben
zurück. Im Jahre 1908 verlieh ihm König
Wilhelm II den Titel ‚„Königl. Baurat“. Mit
Werner Genest ist ein Pionier der deutschen
elektrotechnischen Industrie und insbesondere
der Schwachstromtechnik, dahingegangen. Von
seinen Verdiensten um diese sei besonders er-
wähnt, daß es in erster Linie seiner Tatkraft
und seinem Einfluß gelang, die Reichspost-
verwaltung im Jahre 1901, unter ihrem da-
malisen Minister v. Podbielski, zu veran-
lassen, die Einrichtung von verkehrserleich-
ternden Nebenstellenanlagen durch die Privat-
industrie zu gestatten, wodurch den Handel-
und Gewerbetreibenden im deutschen Reichs-
postgebiet Vorteile und Bequemlichkeiten ge-.
währleistet wurden, um die alle andern Länder
uns beneiden.
Ehre seinem Andenken!
Carl Beckmann.
L. Poincare +. In Paris starb der Physiker
Lucien Poincare, ein Vetter des. bereits vor
mehreren Jahren verstorbenen Mathematikers
J. H. Poincare, im Alter von 59 Jahren. Er war
Professor an der Ecole normale superieure und
seit 1902 Generalinspekteur des öffentlichen Un-
terrichts und hat u. a. verschiedene Schriften
über Elektrizitätslehre verfaßt.
Hochschulnachriehten. Auf den erledigten
Lehrstuhl für theoretische Physik an der Ber-
liner Technischen Hochschule ist der bisherige
Professor an der Militärtechnischen Akademie,
Geh. Regierungsrat Dr. K. Cranz, berufen
worden.
LITERATUR.
Besprechungen. .
Elektrische Starkstromanlagen. Von E.
Kosack. Vierte verbesserte. Auflage mit 294
Textfiguren. XII. u. 310 Seiten. Verlag von
Julius Springer. Berlin 1919. Preis 13,60 M.
‚ Die rasche Folge der Auflagen des 1912 er-
schienen Buches beweist, daß es den angestreb-
ten Zweck, einen umfassenden Überblick über
die allgemeinen Grundlagen und wichtigsten
Anwendungen der Starkstromtechnik zu geben,
ohne ein tieferes Eindringen in den physikali-
schen und mathematischen Zusammenhang zu
verlangen, gut erfüllt. Die neue Auflage bringt
entsprechend der Entwicklung der Technik
einige Änderungen und Ergänzungen, besonders
auf dem Gebiete der Lampen und der Installa-
tion. Für die nächste Auflage wären einige Dar-
legungen aus dem Gebiete der künstlichen Be-
leuchtung, sowie eine breitere Behandlung der
Leitungsberechnung dem Leserkreis wohl för-
derlich. In Anbetracht der Unklarheit, die man
immer wieder über die Begriffe Leistung und
Arbeit und ihre Einheiten findet (selbst in füh-
renden Zeitschriften liest man kW/Stde oder
PS/Stde), wäre eine Erklärung des Begriffes
Energie und eine schärfere Trennung von dem
der Leistung (Abschnitt 12) erwünscht.
Einige Ungenauigkeiten und Irrtümer
: Maren PR RIEE
wären noch richtigzustellen: Die Gleichung
J, ae Erey % ;
er vn wird, wie vielfach, als Inhalt des zwei-
5
ten Kirchhoffschen Gesetzes bezeichnet, wäh-
rend sie doch nur eine Folgerung aus diesem viel
weiter reichenden Gesetz ist. Wellenwicklung
ist nicht gleichbedeutend mit Reihenwicklung:;
erstere bietet gerade in den verschiedenen
Parallelschaltungen lehrreiche Einblicke in das
Wesen der Ankerwicklung. Die Forderung
gleichen (ergänze: prozentischen) Spannungs-
abfalles bei Parallelbetrieb von Transforma-
toren 8. 149 muß in den folgenden Absatz ge-
rückt werden, denn sie gilt ja nur, wenn auch
die Sekundärklemmen parallel geschaltet wer-
den. In Abb. 230 „Ladung einer Batterie bei
Anwendung eines Doppelzellenschalters‘ müßte
dieser doch angedeutet sein.
Auch die Ausstattung des Buches, die
gegenüber der 3. Auflage wieder erheblich
besser ist, empfiehlt das Werk. Hoerner
Inflation und Geldentwertung. Finan-
ziele Maßnahmen zum Abbau der Preise.
Gutachten, erstattet dem Reichsfinanzmini-
sterium. Von Prof. Dr. W. Prion. 126 8.
in 8°. Verlag von Julius, Springer. Berlin
1919. Preis 6,40 M.
Prion sieht die Inflation nicht als Folge
der vermehrten Notenausgabe, sondern als not-
wendige Folge der Tatsache an, daß die Reichs-
regierung' während des Krieges täglich zuerst
hundert, später 130 Mill. M zur Wertvernich-
tung ausgegeben und dadurch auf die Preise
eingewirkt, Einkommen und Vermögen .ge-
schaffen hat, und daß diesen ungeheuren Aus-
gaben keine wirtschaftlichen Werte gegenüber-
standen, da sie zu Vernichtungszwecken ge-
macht worden sind. Nicht nur das Reich, son-
dern auch die an der Kriegswirtschaft beteilig-
ten Einzelwirtschaften, deren Einkommen stark
in die Höhe ging, wirkten auf dem Waren-
markt, auf dem die Waren immer knapper wur-
den, preissteigernd, schafften eine Kaufkraft,
der keine Gütermengen gegenüberstanden, wes-
halb Prion von einer Aufblähung der Kaufkraft
und nicht des Geldumlaufs spricht. Der ver-
mehrte Notenumlauf war erst eine Folge der
Teuerung, er war zur Bewältigung der höheren
Umsätze notwendig und verschlimmerte dann
allerdings das Übel, als die Noten nach der
Staatsumwälzung im großen Umfange geham-
stert_ wurden. Eine Bindung der Kaufkraft
der Einzelwirtschaften durch Kriegsanleihen
wurde nur unvollkommen erreicht, da die
Kriegsausgaben den Anleihen weit voraus eil-
ten, und da die Kriegsanleihen durch die Dar-
lehnskassen und andere Erleichterungen bei
ihrer Verwertung jederzeit wieder in Geld um-
gewandelt werden und als Kaufkraft auf dem
Gütermarkt auftreten konnten. Lediglich die
Entriehtung von Steuern bedeutete eine un-
widerrufliche Verminderung der Kaufkraft der
Einzelwirtschaften. Es wurden aber erst gegen
Ende des Krieges Kriegssteuern eingeführt,
ihre Abwälzung auf die Preise war möglich, und
die Einzelwirtschaften, deren Kaufkraft im
Krieg und dureh den Krieg besonders stark ge-
stiegen ist, wurden von ihnen wenig behelligt.
Die Rationierung bildete whı Anfang eıne
Hemmung-der Preissteigerung, die aber immer
mehr versagte, je mehr es dem Schleiechhandel
gelang, sie zu durchbrechen und je dringender
das Bedürfnis nach Schleichhandelswaren war,
284
4 a u R F g
Si N
eW N > a
‚Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 14.
RUE ERINNERN
vH
8. April 1820.
da die rationierten ‚Mengen nicht ausreichend
waren. Auch bei der Umsteuerung der Kriegs-
auf die Friedenswirtschaft und der Umwand-
lung von Kriegsanleihemitteln in erzeugendes
Kapital wird die während des Krieges ent-
standene und in Kriegsanleihen ‘und den
Reichsschatzanweisungen aufgestapelte über-
reichliche Kaufkraft zum mindesten auf lange
Zeit einer Preissenkung im ‚Wege stehen. Der
Verbrauchskredit des Reiches ist die letzte
‘Ursache der Kaufkraftinflation. Er hat zu
einer falschen Geldschöpfung geführt, da die
vom Reich verbrauchten Güter vernichtet wor-
den sind. Bei der Kriegskostendeckung han-
delt es sich um zwei Aufgaben: 1. 'um den
Wiederersatz der fehlenden Güter und 2. um
die Regelung des Schuldverhältnisses des
Reichs zu den Bürgern im Sinne der Schulden-
abtragung,.
Eine Besserung ist nur durch eine Hebung
der Erzeugung, Vermehrung der Waren sowie
durch hohe Steuern zu erwarten. Doch könn-
ten auch Einkommens- und Verbrauchssteuern
abgewälzt werden. Die Vermögensabgabe (das
Reichsnotopfer) verliert an Bedeutung für die
dauernde Entziehung von Kaufkraft dadurch,
daß die Rentenzahlung allgemein zugelassen
ist. Eine vollständige Wiederherstellung des
{rüheren Preisstandes würde aber zu neuen Un-
zuträglichkeiten führen. Die Gemeinden müß-
ten die in entwertetem Gelde aufgenommenen
Schulden in vollwertigem wieder abtragen. Die
Besitzer von Sachgütern würden eine große
Einbuße erleiden, dadurch würde dasGesehäfts-
leben in Stockung geraten. So wünschenswert
es an sich wäre, daß die in Anleihen festgelegte
Kaufkraft dem Markte auch wirklich entzogen
bliebe, so ist doeh mit Rücksicht auf die Wieder-
ingangsetzung der Friedenswirtschaft die leichte
Flüssigmachung der Kriegsanleihen notwen-
dig. Die schwebende Schuld der Schatzan-
weisungen könnte nur durch eine Zwangs-
anleihe ihrer gefährlichen Form entkleidet wer-
den, wogegen sich aber volkswirtschaftliche
Bedenken erheben.
Jeder Geschäftsmann wird die im Anhang
gegebene Zerlegung: der Kriegskostenrechnung
unserer Feinde in eine Hauptrechnung, deren
Gesamtsumme bis spätestens am 1. V. 192]
ziffermäßig festgestellt werden soll, und in eine
Nebenrechnung, die die bis dahin und bis zum
Jahre 1926 zu entrichtenden Leistungen und
Lieferungen enthält, mit Interesse lesen. Das
Tatsachenmaterial ist zu umfangreich, als daß
hier darauf näher eingegangen werden könnte.
Die wirtschaftliche Arbeit des neuen Deutsch-
lands kommt nach dem Friedensvertrage in
weitem Umfange der Entente zugute. Dadurch
kann der große Mängel an Gütern, unter dem
die deutsche Volkswirtschaft während des
Krieges zu leiden gehabt hat, auch in der Zu-
kunft nicht leicht oder schnell abgestellt wer-
den. Die Aussichten für die Wiederherstellung
der deutschen Währung sind mehr als trostlos,
wenn die Bedingungen des Friedensvertrages
wirklich erfüllt werden. Er verlangt nämlich:
Ablieferung gerade derjenigen Güter, mit denen
Deutschland am ehesten noch im Ausland
kaufen könnte, wie Kohle, Maschinen, Chemi-
kalien, und vor allem Leistung der gesamten
Arbeit zum Wiederaufbau nebst Baustoffen,
wie Holz,, Steine, Ziegel, Möbel, Maschinen
usw. Die Uberwindung der gefährlichen Krise
wird dadurch beeinträchtigt und die Leidens-
zeit der deutschen Volkswirtschaft verlängert,
daß die umfangreichen Zwangslieferungen . die
an sich mögliche Ausfuhrtätigkeit in starkem
Maße behindern und Gegenwerte für die her-
ausgehenden Entschädigungen nicht entstehen.
So ist wenig Hoffnung vorhanden, daß in ab-
sehbarer Zeit über den Weg des Außenhandels
eine fühlbare und nachhaltige Ermäßigung des
hohen Preisstandes eintreten wird.. Die Frie-
densbedingungen wirken dem Abbau der Preise
und damit dem Nachlassen der Geldentwertung
entgegen. Eine Besserung der außenfinan-
ziellen Lage wäre von der Erlangung umfang-
reicher langfristiger Anleihekredite zu erwar-
ten, die auch von Sir George Paish, dem ehe-
maligen' Ratgeber des britischen Schatzamtes,
als dringend notwendig bezeichnet wird. Sonst
bleibe den Besitzern der umfangreichen Forde-
rungen auf Deutschland fast nichts anderes
mehr übrig, als die deutsche. Volkswirtschaft
nach und nach auszukaufen, Besitz von den
deutschen Bergwerken, Fabriken, Eisenbahnen,
Forsten zu nehmen — solange sie rentabel sind
oder durch die Rohstoffbelieferungen wieder
rentabel werden. Den einzigen Trost in den
trüben Aussichten, die die Reichsfinanzen auch
sonst bieten, findet Prion darin, daß man —
zum Glück — leicht geneigt sei, die selbst-
tätige Heilung, zu der eine Volkswirtschaft
immer noch aus sich heraus befähigt ist, in der
Regel zu unterschätzen. Schließlich hält_er es
für gewiß, daß jede Art von Staatsbankerott,
insbesondere auch die vorgeschlagene Um-
wandlung aller öffentlichen Schulden in Papier-
geld, das wirtschaftliche und politische Elend
vergrößern wird, ohne Deutschland von seinen
gewaltigen Auslandsverpflichtungen zu ent-
inden. Der Weg der Arbeit und des ehrlichen
Zahlungswillens, der allein übrig bleibe, werde
ebenso lang wie dornenvoll sein.
Dr. Cl. Heiß.
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher,
Zur Sozialisierung der Elektrizitätswirt-
schaft. Von Dr. H. Speckhardt. (Volkswirt-
schaftliche Studien, Heft 3.) 162 S. in 80. Verlag
von E. Ebering, Berlin 1920. Preis 10 M
+ 30% T.Z..
Übersichtskarte der Elektrizitäts- und Gas-
werke der Nationalstaaten der früheren
österreichisch-ungarischen Monarchie
[Österreich, tschecho-slowakische Republik, Un-
garn, Jugoslayien (SHS), Kleinpolen (Galizien),
italienische und rumänische Gebiete]. Bearbeitet
von Dr. V. Stöger. Verlag für Fachliteratur G,
m. b. H.,, Wien u. Berlin. Preis 40 M.
Taschenbuch für Bauingenieure, Von Pr-
Sing. e. h.M. Foerster. 3. verb. u. erw. Aufl.
Mit 3070 Textabb. 2247 S. in 8%. Verlag von
Julius Springer, Berlin 1920. Preis geb. 64 M
(in 2 Bänden 70 M). !
Gebührenordnungen der Architekten und
Ingenieure. Aufgestellt vom Verband Deutscher
Architekten- und Ingenieur-Vereine, Verein deut-
scher Ingenieure, Bund Deutscher Architekten.
' Verband Deutscher Elektrotechniker, Deutscher
Verein von Gas- und Wasser-Fachmännern, Ver-
ein Deutscher Maschinen-Ingenieure, Verband der
Zentralheizungs-Industrie, Bund Deutscher Civil-
Ingenieure, Verein Beratender Ingenieure, Verband
Deutscher Diplom-Ingenieure, Deutscher Eisenbau-
Verband, Deutscher Beton-Verein. 1. Gebühren-
ordnung der Architekten. 2. Gebührenerdnung
der Ingenieure. Verlag von Julius Springer,
Berlin 1920. Preis je 1,25 M. (Näheres vel.
„ETZ“ 1920, S. 263.) ;
Die Technik im Weltkriege. Unter Mitwirkung
von 45 technischen und militärischen, fachwissen-
schaftlichen Mitarbeitern heraurgegeben von Ge-
neralleutnant M. Schwarte. Mit zahlreichen
-Textabbildungen. X u. 6108. in 80. Verlag von
E. S. Mittler & Sohn, Berlin 1920. Preis geb. 40 M.
Übersichtskarte der elektrischen Eigen-
" anlagen der früheren österreichischen
Länder [Österreich, tschecho:slowakische Repu-
blik, Jugoslavien (SHS), Kleinpolen (Galizien),
italienische und rumänische: Gebiete]. Bearbeitet
von Dr. V. Stöger. Verlag für Fachliteratur G.
m. b. H., Wien und Berlin. Preiß 40 M:
KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Aus der Gesehäftswelt. — Unter Hinweis
darauf, daß die neuen Zahlungsbedingungen der
Fabrikanten die Bezieher stark beunruhigen,
teilt der Verband deutscher Elektro-In-
stallations-Fimen, Frankfurt a. M. mit,
daß er zunächst versucht habe, die Lieferanten-
Syndikate zu einer Milderung der Zahlungsbe-
dingungen zu bestimmen; zugleich seien den
Mitgliedern praktische Vorschläge für eine Re-
organisation der Zahlungsbedingungen ihrer
Kundschaft gemacht worden.
Warenmarkt. — Eisen und Stahl. Der
deutsche Roheisenverband hat neuerdings den
Preis für Hämatit auf 2288,50 M, für- Gießerei-
roheisen auf 1775 M und für Siegerländer Zu-
satzeisen auf 1440 bis 1455 M/t festgesetzt. —
Isolierrohr. Die Verkaufsstelle Vereinigter
Isolierrohr-Fabrikanten,. Berlin, berechnet bei
Lieferungen vom 1. bis 15. IV. 1920 für Stahl-
panzerrohr 525% und für schwarzes Papier-
rohr 280%, Materialaufschlag; die übrigen Zu-
schläge bleiben unverändert. Isolierte Lei-
tungsdrähte. Nach Mitteilung der Verkaufs-
stelle vereinigter Fabrikanten isolierter Lei-
tungsdrähte, Berlin, bleiben die Materialzu-
'schläge für Lieferungen im April 1920 unverän-
dert. — Porzellan. Der Verband deutscher
elektrotechnischer Porzellanfabriken hat mit
Wirkung ab 20. III. 1920 einen Teuerungszu-
schlag von 30% aut alle Erzeugnisse seines Ver-
bandes beschlossen, der sich aber nicht auf
chemisch-technisches Porzellan bezieht. —
Elektrische Heiz- und Kochapparate.
Von den Vereinigten Fabrikanten elektrischer
Heiz- und Kochapparate sind die Mindestpreise
für elektrische ‘Wasserkocher und Bügeleisen
ab 1. III. 1920 weiter erhöht und der Teurungs-
. Bergmann, Berlin .....
zuschlag für Heizapparate, die hauptsächlich
aus Porzellan.oder aus Kupfer, Zinn, Nickel
oder deren Legierungen bestehen bzw. mit
diesen Metallen Re sind, auf 750% gestei-
gert worden. — Metallpreise. Nach den No-
tierungen. der Vereinigung für die deutsche
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission
.des Berliner Metallbörsenvorstandes (letztere _
verstehen sich ab Lager in Deutschland) in
M/100 ke:
Metall 7..1V. 6. IV.
Elektrolytkupfer (wire-
bars), prompt, cif Ham-
burg, Bremen, Rotterdam
Raffinadekupfer :
99/99,3 %o » BE EL =
Originalhüttenweichblei E=
Originalhüttenrohzink,
Preis im freien Verkehr —
Remelted-Plattenzink
von handelsüblicher Be-
schaffenheit . ... . . v—
Originalhüttenalumi-
nium 98/999), in gekerb-
ten Blöckchen . . .. n—
Zinn, Banka-, Straits-, ;
Billitons an erg =
Hüttenzinn, mindestens
3188 Pe IE
2500—2600
‚1075 — 1150
1100 —1150
BE
48300 - 5000
.
6500 —6600
1900
ONE N Le he ee N TE
Reinnickel.98/99%.. ı. ‘. =
Antimon-Regulus . . . —
‚ Alle von der Kommission des Berliner Me-
tallbörsenvorstandes notierten
seit dem 6. IV. 1920 ab beliebigem Lager in
Deutschland. Der offizielle Preis der Zink-
hüttenvereinigung für Originalhüttenrohzink
(Syndikatspreis) wird nicht mehr notiert, da-
gegen von nun an der für Remelted-Plat-
tenzink von handelsüblicher Beschaffenheit. —
Am 1.1V.1920 notierte die Londoner Börse
nach dem „Berl. Börs.-Cour.“ folgende Preise in
£/t: Kupfer Rasse 108,12; desgl. 3 Mon. 111,37;
'Elektrolyt 116 bis 118; Best selected 114 bis ‘
115; Zink 49 bis 52,25; Zinn Kasse 351,75;
desgl. 3 Mon. 351,75 und Blei 42,75 bis 44,75.
In New York stellte sich am gleichen Tage
Elektrolytkupfer loc. auf 19,25. ets/lb.
Aktienkurse. — Die Berliner Börse!)
hat im März 1920 folgende Kurse notiert:
Gesellschaften
Niedrig-
, ster
Höchster
Acenumul.Fabr., Berlin . .. . 408,
A.G. f. El.-Anlg., Berlin ,„.
550,—1494,—
A. E.G., Berlin. .. ...
365, — 466,50 .402,—
252,—| 314,50 975,—
B.E.W,, Berlin. : . . ..... 1230,—| 250,—1233, —
& ä orz.-A. 10450) 106, —
Brown, Boveri, Mannheim . |145,— 1725,— —
Continent. Ges., Nürnberg. | — —
% gr Vorz.-A. |143,75| 160,— 149,75
Dtsch.-Atlant. Telegr., Cöln. |155,— 189,— 155,25
„‘ Niederl. „ Aa 801,— 245, —
„. Südam. »...210,—| 294,501246,75
„. Übers. EL-G., Berlin . | 1140,50 1490,—11420,—
Vorz.-A |133,— | 145,50/141,—
” n E
„. Kabelwerke, Berlin . 280,25! 379,50/300,—
Elektra, Dresden. .....| — —
El. Licht- u. Kraft., Berlin . |110,—| 169,— |140,—
Elektr.-Liefer.-Ges., Berlin . |210,50 247,— 225, —
E: W.\Liegnitz 2. .... — —
Bank f. el. Untern., Zürich . |400,—| 450,— | —
Felten & @uilleaume Carlsw. |410,—| 570,—1520,—
Ges. f. elektr. Untern., Berlin |210,— | 228,— 210, —
Hackethal, Hannover. . . . |385,—| 440,—1425,—
Hamburgische E.W.. . . . |140,—| 166,--|140,—
Körtings Elektr.-W., Berlin .: |170,—| 170,—| —
W. Lahmeyer, Frankfurt a.M. |220,— | 285,— 1230,—
C. Lorenz, Berlin... ... 370,—| 404,— |400,—
Dr. Paul Meyer, Berlin. . . |231,— | 260,—1240,—
Mix & Genest, Berlin. . ...
Neckarwerke, Esslingen .
H. Pöge, Chemnitz. . . ..
Rhein. El.-A. G., Mannheim. | — _
M. Schorch & Cie, Rheydt . |612,— 705,— —
Sachsenwerk, Dresden . . . |383,— 635,— 1419,75
Schuckert & Co., Nürnberg. |203,—| 262,—|220,50
Siemens“ El. Betr., Berlin. |120,25, 180,— |134,—
Siemens & Halske, Berlin « |320,— | 439,751354,—
Stettiner EW........ = — X
Teleph.-F. Berliner, Hannover |275,—| 335,— 275,— |
'Fabr. isol. Drähte, Berlin. . |332,—| 405,— |358,—
») Sie war wegen des Militärputsches und des Ge-
neralstreiks 10 Tage geschlossen. 2 SER
Abschluß des Heftes: 3. April 1920.
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von JuliusSpringer in Berlin. . En,
a ie a
1050010700 .
Preise gelten |
a
EU INRRE
#
44°
285
Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für
Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894,
Schriftleitung:
E. ©. Zehme, Dr. E. Meißner,
K. Perlewitz.
— Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24.
41. Jahrgang.
Berlin, 15. April 1920.
Der Einfiuß der Massenträgheit elektro-
motorischer Antriebe auf
Anfahrbeschleunigung. \
(Unter besonderer Berücksichtigung des
Rollgangbetriebes. )
Von ®r.:$ng. Kurt Lubowsky.
Übersicht. Auf Grund allgemeiner Annahmen,
sowie an Hand listenm&figer Typenreihen wird nach-
gewiesen, daß bei der Wahl des Antriebsmotors für
trägheitbehaftete elektromotorische Antriebe ein
mechanisches Optimum zu berücksichtigen ist, jen-
seits dessen, trotz höherer Nennleistung des Motors,
die Anfahrverhältnisse wieder schlechter werden.
Der Einfluß von Drehzahl, Ausnutzungsfaktor und
Verhältnis Ankerlänge zu Polteilung auf das mecha-
nische Optimum wird auf Grund zahlenmäßiger
Unterlagen eines Rollganges nachgeprüft. _
Bei Fördereinrichtungen, speziell im Walz-
werksbetrieb, ist es oft die Aufgabe, in kürzester
Zeit anzufahren bzw. umzusteuern Die’hierbei
erforderliche Beschleunigungsarbeit zur Be-
"wegung der Massen im drehenden und geradeaus
fördernden Sinne ist unter Umständen bei wei-
tem größer, als der für den eigentlichen Förder-
vorgang nötige Energieanfwand. Sind die Ar-
beitsbedingungen wie zZ. B. bei Rollgängen der-
art, daß die Antriebsmotoren kaum auf volle
Geschwindigkeit kommen und dann bereits
gebremst und reversiert werden, so gründet
sich der mechanische Entwurf der-Antriebs-
kraft in erster Linie auf die bei gegebener An-
fahrzeit notwendige Anfahrbeschleunigung.
Welche Bedingungen bei Walzenstraßen mit
hoher Produktion die Motoren z, B. der Ar-
beitsrollgänge erfüllen müssen, geht daraus
hervor, daß sie bis zu 18-mal in der Minute um-
gesteuert werden, und bei jedem Arbeitsspiel
“die beschleunigende
Stoßleistung hergeben
müssen, ohne sich während der betriebsmäßi-
gen Wiederholung über die zulässigen Grenzen
zu erwärmen.
Während man die Wärmeabfuhr für &
Beanspruchung beherrscht, kann der - Walz-
werkstechniker in mechanischer Hinsicht durch
die Wahl eines größeren Drehmoments bzw.
einer höheren Nennleistung seine Ansprüche
bis zu beliebig kleiner Anfahrzeit nicht ohne
weiteres erfüllt sehen, wenn die Höchstge-
schwindigkeit des Getriebes festliegt. Die Masse
. des umlaufenden Teils und damit die Eigen-
trägheit des Motors wächst in Abhängigkeit
von der gewählten Nennleistung. Der Durch-
messer des Läufers steigt bei einem angenom-
menen Verhältnis der Ankerlänge zum Durch-
messer in Funktion der Leistung und damit
auch das Schwungmoment GD? = 4 g J, wenn
J die Läuferträgheit bedeutet Die Eigenträg-
heit verzehrt nun einen gewissen Betrag des
gesamten Drehmomentes zur Beschleunigung
der Rotormassen und wirkt daher zurück auf
die maximal erreichbare Anfahrzeit des träg-
heitbehafteten Systems. Bei höherer Nenn-
leistung wird also der prozentuale Anteil der
Antriebsmaschine an der Trägheit des ganzen
Getriebes vergrößert.
Bezeichnet man mit Mdyotor das bei An-
fahrt mit Überlastung erreichbare Anfahrmo-
ment, so hat dieses zu überwinden:
1. das Reibungsmoment des Getriebes Mdkr
2. das Gegenmoment der Nutzlast . Md„
3. das u des
Fördergetriebes , . Mdr
ie erreichbare
"hält mit = so er gibt r.
Heft 15.8
4. das Beschleunigungsmoment der
Nutzlast . Mix
5. das Beschleunigunesmoment der
Eigenmassen des Motors . Mdg
Werden alle Momente auf ein und dieselbe
Achse des Getriebes bezogen, so sind noch Über-
setzungskonstanten einzuführen, und es gilt
der Ansatz:
Mdyotor . 0 Mdr + Mdn + Mdr
1 Män+ (Mdy. Oo).
Die drei Beschleunigungsmomente wer den in
anderer Form als:
Winkelbeschleunigung x 3 (Trägheitsmomente
Oo oO
‚geschrieben, und es folgt:
Mayxotor - Cu = Mär +n
+ Urt Yn+ Cü.JE).
Dabei ist zu berücksichtigen, daß die Trägheits-
momente rotierender Massen auf are Dreh-
achsen als die Rotationsachse im Quadrat des
Übersetzungsverhältnisses zu reduzieren sind,
so daß C’x = (O4)? wird. _ Erweitert man die
Klammer, welche die Trägheitsmomente ent-
de do
d di
Beschleunigung am Umfange eines um die Be-
zugachse mit dem Radius r beschriebenen Krei-
ses. Stellt dieser den Umfang einer Förder-
die lineare
trommel oder Walze bzw. einer geildehehe dar, -
so ıst = zugleich die gesuchte Anfahrbeschleu-
nigung der Nutzlast.
MdMotor : C(u= Mdk+n
_ Oral.
dv, r |Mdwotor- Ne — Men EA IR
dns JE+JN-+ Je.
Wenn die höchste an der Nutz-
last mit » m /see gegeben ist, so folgt für die An-
fahrzeit hei sleichmäßiger Beschleunigung:
’D)
_— dv/dt D
Es soll zunächst davon abgesehen werden, daß
in Wirklichkeit das Anfahrdrehmome nt wäh-
rend der Anfahrperiode nicht konstant ist.
Die Parabelform der Geschwindigkeitskurve
wird später berücksichtigt werden Es gibt
daher:
v(Jr +Jn+ EC .Jp)
r [MdMotor - Cu — (Mdr+ Mdn)] '
Hierin ist MdMotor das bei voller Überlastung
ideell geleistete Drehmoment. Führt man statt
dessen das normale, der Nennleistung ent-
sprechende Drehmoment ein, so ist:
Mdüperlast = K . Md’Nennleistung -
Die allgemeinen Formeln der Anfahrbe-
schleunigung und Anfahrzeit heißen demnach
endgültig:
u
dv 2" [Mdxennleistung .K.Cü— (Mdr -+ Md,,)
ÜCae JE+JntJe. (Ci (
I
aM vIEtJInt+ JE)
r MdNenmnleistung : K. Cu — (Mdr + en
Für gegebene Betriebsverhältnisse ist alles
bekannt bis auf: die Überlastungskonstante K,
die Übersetzungskonstante O,, die Anfahrzeit
t, die Anfahrbeschleunigung do/dt, das Dreh-
moment der Motornennleistung Mdyennleistung
und die Eigenträgheit J..
Die Überlastungskonstante K ist fest-
gelegt: 1. durch die elektrischen Eigenschaften
der Motorgattung; 2. durch die Wahl der Type;
8. dureh die Intermittenz des Betriebes.
Zu 1. Die elektrischen Grenzen der Über-
lastung liegen für den Gleichstromserienmotor
in der Beanspruchung des Kommutators und
der Erwärmung, für den Drehstrommotor, spe-
ziell den asynehronen Motor, welcher im folgen-
den besonders betrachtet werden soll, vor allem
in der Streuung und dem hierdurch beschränk-
ten Durchmesser des Heylandkreises. Normale
offne’ Motoren für Dauerbetrieb arbeiten mit
dem 2- bis 2,5-fachen Drehmoment bei Anfahrt.
Zu 2. Feuchtigkeit und Staub erfordern
z. B. im Rollgangsbetriebe eine vollständige
oder ventilierte Kapselung. Infolge der ver-
schlechterten Wärmeabfuhr darf der Motor
nur mit einem Bruchteil der offenen Nenn-
leistung dauernd beansprucht werden, die ge-
schlossene Type mit 40 bis 50 %, die ventiliert
gekapselte mit 70 bis 80%. Wenn elektrisch
die Maschine unverändert bleibt, so besteht
infolge der verminderten Nennleistung nun-
mehr ein höheres Anzugsmoment, so daß diese
Typen eine Überlastungskonstante biszu K = 4
besitzen. Voraussetzung hierbei ist, daß die
-Wieklung.bzw Eisensättigung für die geringere
Belastung beibehalten wird. Selbst wenn aber
die magnetische Induktion für die gekapselten
Motoren niedriger als für die offenen gewählt
wird, macht die Vergrößerung von K sich für
«die geschlossene gegenüber der offenen Bauart
bemerkbar, wie aus Zahlentafel 1 hervorgeht
(siehe auch Abb. 1).
. Zu 8. Im intermittierenden Betriebe hat
die Überlastungskonstante K für ein und die-
selbe Type verschiedene Werte, da man die
Nennleistung nach der einer gewissen Zeit ent-
sprechenden Dauerleistung definiert. Nach $ 4
der Normalien des Verbandes Deutse her Klek-
trotechniker ‚für Prüfung und Bewertung elek-
trischer Maschinen und Transformatoren“ gilt
als intermittierende Nennleistung diejenige,
welehe ohne Unterbrechung eine Stunde lang
abgegeben werden kann. Für diesen Betrieb
gilt beim Gleichstromserienmotor K = 3, beim
Drehstromasynehronmotor K=2,4 bis 2,8.
Je nach der An:trengung des Motors und der
Intermittenz des Betriebes geben die Firinen
neben der 60-Min'»n-Nennleistung auch eine
solche für 30, 40, 50, 80, 90 Minuten usw. an.
Da für die gleiche Leistung während einer
äquivalenten “Dauerbetriebszeit von mehr als
60 Minuten wegen der Wärmeabfuhr eine
größere Type zu wählen ist, so steht wieder ein
höheres Anfahrmoment dem gleichen Nenn-
drehmoment gegenüber, und (die Überlastungs-
konstante K steigt daher für Motoren waclı-
sender Minutenleistung, so daß auch hier Werte
vonK =4 erreicht werden. Wie sich für dieDH-
Type der Siemens-Schuckertwerke die Über-
lastung ändert, wurdeaus den Listen errechnet
und aufgetragen für 45-, 60- und 90-Minuten-
Leistung. (Siehe Yahlentafel 1 und Abb. 1.)
Wieweit man die Überlastungsmöglichkeit aus-
nutzen will, ist Erfahrungssache je nach der
Intermittenz des Betriebes. Auf den folgenden
Entwieklungsgang wird die Wahl der Kon-
stanten K keinen Einfluß haben, da sie zu
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Heft 15.
16. April 1920.
andern Größen der
ziehung steht.
Zahlentafell. Vergleich derÜber-
lastungskonstante offener und ge-
schlossener Rollgangsmotoren für
Gleichung in keiner Be-
750 Umdr/min.
Type hR offen
Type DH geschlossen
‚45 min 60 min 45 min 60 min! 90 min
es| z|es|- x|es| x|#es| xz|pes| x
55 |287| 5 2,6 | 10 |206| 7,5|2,76| 5,5 13,62 |
14 2,18) 12 2,58| 24 1234| 2012,81] 18 3,9
35 122 | 48 12,61 | 35 12,38 137,5|2,79| 35 |3,67
72.\2,14| 72: 2,61| 56 |229| 55 |28 | 50 3,68
100 | 2,18 8012,25) 851238 | 75 |3,78
100 |2,37 | 100] 2,8
Mittel | Mittel Mittel | Mittel | Mittel
2,21 2,6 9,3 2,8 3,74
i
R
3
s
eo u 0 CO 50 0 W090
Abb. 1.
Die Übersetzungskonstante (,.
Die Übersetzungskonstante vom Motor auf
die fördernde Achse hängt von der gegebenen
Normalgeschwindigkeit v der Nutzlast und der
zu wählenden Motordrehzahl ab. Letztere ist
zunächst mit Rücksicht auf den Preis des Mo-
tors nach unten begrenzt, da der langsam lau-
fende Motor teurer ist als der schnellaufende
gleicher Leistung; die Wahl der Drehzahl ist
nach oben begrenzt durch den Wirkungsgrad
des Getriebes und die Zahl der erforderlichen
Vorgelege. Der Einfluß der Drehzahl ist ferner
mit Rücksicht auf die Verkleinerung der An-
fahrzeit insofern von Bedeutung, als die Eigen-
trägheit im Zähler des Bruches mit dem Qua-
drate der Übersetzungskonstanten behaftet ist.
Bei festliegender Nennleistung des Motors:
= Mdyennleistung «WM. konst.
könnte man demnach schließen, daß ein Motor
mit großem Drehmoment und niedriger Dreh-
zahl der günstigere ist, weil proportional »%
die im Quadrat vorhandene Übersetzungskon-
stante C',;im Zähler fällt. Es ist aber zu beruck.
sichtigen, daß bei einem Motor von ein und der-
selben Leistung das Drehmoment umgekehrt
proportional der Drehzahl steigt. Wie oben an-
gedeutet, ist die Eigenträgheit eine Funktion
des Drehmoments. Ist diese Funktion höheren
Grades als die Potenz der Übersetzungskon-
stanten, also größer als 2, was zunächst nicht
ersichtlich, so wird trotz der niedrigeren Dreh-
zahl die Eigenträgheit des Motors prozentual
zur gesamten Trägheit des Systems steigen.
Es steht daher die erste Frage offen:
Ist für die Beschränkung der Anfahr-
zeit elektromotoriseher Antriebe der
sehnellaufende oder der langsamlau-
fende Motor Künstiger? Wir wollen jetzt
für O5 einen angenommenen Wert und Jg =
f (Mdxennleistung) Setzen. Die Auswertung der
Funktion folgt später. Dann verbleiben als
Unbekannte der beiden Gleichungen Iund II
noch dv/dt und Mdxennleistung in der ersten,
t und Mädxennleistung 10 der zw eiten übrig und
Gleichung Z stellt dv/dt in Funktion von Md
dar, Gleichung II die Anfahrzeit t in Funktion
von Md. Zur Diskussion der Gleichungen und
Feststellung, ob Maxima, Minima oder Wende-
punkte vorhanden, ist t bzw. dv/dt nach Md zu
differenzieren. Dies ergibt, wie später klar
wird, abgesehen von den Schwierigkeiten der
Durchführung, keine Handhabe für die Wahl
des Motors, Die graphische Darstellung. wird
‚gebene Verhältnisse behandelte.
schneller zum Ziele führen, indem Md als will-
kürliche und t bzw. dv/dials abhängige Variable
gesetzt werden. Wird dann t und dv/dt bei
konstanten Drehzahlen in Funktion des Dreh-
moments bzw. der Nennleistung einer Typen-
reihe aufgetragen, so gibt das Kurvenbild
darüber Aufschluß, inwieweit durch Vergröße-
rung der ‚Nennleistung die Anfahrzeit be-
schränkt werden kann. Es läßt sich hiernach
die zweite Frage beantworten: In welchem
Maße fällt mit steigender Nennleistung
die Anfahrzeit elektromotorischer An-
triebe bei Motoren gleicher Type und
Drehzahl, wenn die Betriebsdaten un-
verändert bleiben, und in welchem
Maße steigt die erreichbare Anfahrbe-
schleunigung unter gleichen
gungen?
Die Untersuchung der beiden u soll
im Anschluß an eine von Herrn Prof. Dr. ng.
Kloßan der Technischen Hochschule zu Berlin
gestellte Aufgabe durchgeführt werden, welche
den Entwurf eines Rollgangsmotors für ge-
Die Be-
triebsdaten mögen im folgenden zahlenmäßig
zugrunde gelegt werden.
Betriebsdaten: Die beiden Seiten des
Rollgangs in einem Walzwerk sollen durch je
einen gekapselten Drehstromasynchronmotor
(oder durch je einen Gleichstromreihenschluß-
motor) angetrieben werden. Jeder Rollgang
hat 18 Rollen von 3,1 m und 18 Rollen von Im
Länge. Der Rollendurchmesser beträgt 530mm.
Die Rollen sind hchl mit etwa 40 mm Wand-
stärke ausgeführt. Das Gewicht eines Ingots
beträgt 2500 kg, seine Höchstgeschwindigkeit
1,7 m/sec. Hieraus ergeben sich die Trägheits-
momente, bezogen auf den Durchmesser der
fördernden Rolle (530 mm):
— Trägheit des Fördergetrie-
bes aus Abmessung und Zahl
der Rollen . . .160kgmsee?
Jy = Trägheitsmoment der
Nutzlast . 18kgmsec?
Wir gehen von den oben abgeleiteten
Gleichungen Iund IIfür dv/diund taus. Diese
vereinfachen sich für den vorliegenden Fall.
Das Gegendrehmoment Ma, der Nutzlast fällt
fort, da horizontal gefördert wird. Der gesamte
Reibungsverlust zwischen Motorachse und för-
dernder Achse soll mit 25% des Drehmoments
angenommen werden. Die FEigenträgheit des
Motors Jg wird ersetzt durch das in den tech-
nischen Listen der Firmen enthaltene Schwung-
moment nach der Forme!:
@G D?
49.Je =@D®, DANTR
Für das Prodald aus Drehmoment der
Nennleistung und Überlastungsfaktor gilt das
in den Preislisten enthaltene Anfahrmoment,
und es folgt:
dv _ 0,75 Mdanfahrt . Cü. r m
ler GD _,
JR Ex ER 249 Ch
@D
ee 29 se
de NEL V:
0,75. Mdantahrt . Ci. r
Wenden wir die Gleichungen Ill und IV
auf eine Typenreihe von Rollgangsmotoren der
„A,.2.G an Ar. CHIRr 25V, 910:
80-Minuten-Betrieb, 500 V, 50 Per) und tragen
die erreichbaren Anfahrbeschleunigungen bzw.
Anfahrzeiten des zugrunde gelegten Rollgangs
in Funktion der Nennleistung auf, so ergibt sich
das in Abb. 2 dargestellte, eigentümliche
Kurvenbild. Betrachten wir die erreichbaren
Beschleunigungen für eine Drehzahl n = 500,
so zeigt die Kurve, daß Motoren über (29 PS)
29,5 kW nur einen sehr geringen Gewinn an
Beschleunigung bzw. Ersparnis an Anfahr-
zeit bringen. Während die Erhöhung der
Nennleistung von 14,75 auf-22 kW (20 auf
30 PS) die erreichbare Beschleunigung um 17,
Bedin-
m/see* vermehrt,‘ bringt} die Erhöhung von 37
auf 44 kW (50 auf 60 PS) rund einen Vorteil von.
1/,am/sec?. Die Eigenträgheit des bei glei-
cher Drehzahl stärkeren Motors ver-
zehrt also von dem gewonnenen grö-
ßeren Drehmoment zur Selbstbeschleu-
nigung so viel, daß für das gesamte
System schließlich kaum ein Vorteil
Abb. 2. Einfluß der Drehzahl zwischen 500 und
1000 Umdr/min. A.E.G. D.K H, Asynchroner Drehstrom-
motor (gekapselt), 500 Volt, 50 Per.
herausspringt. Wie die Kurve für n= 500
zeigt, kann sogar der Fall eintreten, daß bei
gleicher Drehzahl ein Motor mit kleinerer
Nennleistung schneller anfährt, als die nächst
stärkere Type. Der Motor von 48 kW (65 PS)
erzielte eine Beschleunigung. von 1,23 m/sec?,
der von 69,5 kW (85 PS) "dagegen nur 1,01
m/sec?.. :
Es erscheint hiernach wertvoll, festzu-
stellen, durch welche Faktoren diese Ergebnisse
' bedingt werden. Für diesen Zweck eignen sich
die listenmäßigen Typenreihen zunächst nicht,
da sie, wie das Kurvenbild zeigt, sprunghafte
Änderungen und Überschneidungen verschie-
dener Drehzahlen aufweisen, die aus fabrıkato-
rischen Ursachen hervorgehen. Wir führen da-
her zur Lösung des Problems vorerst allgemeine
konstante Annahmen ein und werden später
die listenmäßigen Typenreihen verschiedener
Fiımen zum Vergleich heranziehen.
Allgemeine Durchführung.
Als Grundlage dienen die Gleiehungen (I)
nar il)
av r|MdxNennleistung .K.Cü— (Mdr + Man)
E= Je +JntJe.C2 a
ER EN (v(JFE+Jn+ Je. (Cu?)
r [MdXennleistung - K. Ci; — (Md r+ eh
L
Das Gegenmoment der Nutzlast Md, fällt
fort. Das Gegendrehmoment der Reibung wird
in einen konstanten und einen, dem Motor-
drehmoment proportionalen Teil zerlegt. Der
erstere ergibt sich aus Zahl und Dimension
der Lager zu 155 mkg. Der letztere, welcher
' den Verlust der Vorgelege darstellt, möge
schätzungsweise mit 15% des an der fördernden
Achse wirksamen Drehmoments eingesetzt
werden. Dieoben angegebenen Werte für Jp =
160 kgmsec? und Jy = 18 kgmsec? werden
eingeführt. Die Eigenträgheit Jy des Motors
ist, wie eı wähnt, eine Funktion des Motordreh-
moments. : Wir können diese also durch eine
Potenz von Mdyotor und einen konstanten
Faktor ausdrücken. Wir gehen aus vom Aus-
nutzungsfaktor der Maschine. Dieser ergibt
sich als:
L
DI. .n
wo Dund C; in Metern eingesetzt sind, ‘und er-
Md.? rn
60.75
man ferner das Gewicht des Läufers mit Gz
und dividiert dieses durch das Volumen eines
Zylinders vom Läuferdurchmesser D und Läu-
.ferlänge I, so erhält man ein ideelles spezi-
fisches Gewicht y; für den Läufer, welcher er-
setzt werden möge durch ‘den vollen Zylinder,
& RR Wir
(BE
setzen die Leistung durch
. Bezeichnet
VG. führen hiernach
4G .
für D?T,; den Wert > ein und erhalten:
Fi Mr
15. April 19R0.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heft 15.
| 287
Ma
6 BR Mad 2rn.nm.yo_ konst. .7r,.
"nd. drn) 60.75.4.G@rL.n
Die Drehzahl hebt sich heraus, und der
Ausnutzungsfaktor ist demnach proportional
dem Drehmoment (mkg) pro Kilogramm Ma-
terialaufwand.
Der Materialaufwand ist hierbei also durch
D®2]; und eine Konstante ausgedrückt. Ist
ferner die Periodenzahl der Betriebsspannung
und die Drehzahl des gesuchten Motors fest-
gelegt, so ergibt sich die Polzahl der Maschine.
Um Motoren gleicher elektrischer Eigenschaften
(Streuung, Überlastbarkeit, Kommutierung)
im folgenden zu vergleichen, empfiehlt es sich,
ein konstantes Verhältnis 1;,/v (Ankerlänge zu
Polteilung) zugrunde zu legen. Dann ist, da
Motoren gleicher Polzahl verglichen werden,
auch das Verhältnis 1,/D Ankerlänge/Durch-
messer unveränderlich, Demnach läßt sich in
dem Produkt D®.1; die Ankerlänge durch
die Konstante 1,/D und den Durchmesser D
ersetzen, so daß nunmehr der Materialaufwand
proportional der dritten Potenz des Läufer-
durchmessers ist. Hieraus folgt wiederum die
Möglichkeit, den Durchmesser durch Aus-
nutzungsfaktor und Drehmoment auszu-
drücken :
Konst,..D4 A
Mad RE
und D als Funktion von Mad festzulegen. Da
nun die Eigenträgheit bzw. das Schwungmo-
ment des: Läufers sich aus Ankerlänge und
Durchmesser ergibt, so ist damit die Ableitung
der Rotorträgheit als Funktion des Drehmo-
ments und des Ausnutzungsfaktors gegeben.
Für das Schwungmoment der Läufer von
Asynchronmotorengilt nach Angabe von Kloß:
EIER Bun
Re ER
3,6
woıin 7, einen Zuschlag für die Stirn-
köpfe der Wicklung und die Wicklungsträger
und den aus dem aktiven Blechpaket heraus-
AR,
ragenden Teil der Welle bedeutet, 1, ist ünge-
führ von der Größenordnung 0,05 m bei Sie-
mentsmotoren.
Der Ausnutzungsfaktor C ist, wie die
Überlastungskonstante, abhängig von der Type
. des Motors. Für ge-
sehlossene Motoren be-
trägt er nur 50%, der
offenen Nennleistung,
für die ventiliert, ge-
kapselte Ausführung
70% bis 80%. Inner-
halb des für den
Rollgangsbetrieb üb-
lichen Bereichs von
22 bis 110 kW ist
C eine Funktion des
Drehmoments. Das fol-
20
75
16
gendeKurvenbild(Abb.
3) stellt den Aus-
nutzungsfaktor von ve MM m 10
asynchronen Motoren Ahle
nach ausgeführtenRoll- ER
gangsmaschinen dar, u. zw. bezögen auf
die Einheit PS, da die später zum Vergleich
herangezogenen listenmäßigen Motoren noch
keine mechanische Leistungsangabe nach Kilo-
watt haben. Die folgende Rechnung gilt für ge-
schlossene Motoren zwischen 7,5 und 73,5 kW,
so daß mit einem Mittelwert © = 1,5 gerechnet
werden kann. Da © nicht nach einem einfachen
(Gesetz vom Drehmoment abhängt (annähernd
€ = Md?/), so wird bei der rechnerischen Aus-
wertung C für jedes Drehmoment der darge-
stellten Kurve entnommen werden.
Drehzahl, Für die Drehzahl sollen unter
. Vernachlässigung der Schlüpfung die Werte
.n = 375, 500, 600, 750, 1000 dienen, soweit es
sich um Asynchronmotoren handelt. Bei
Gleichstromserienmotoren ist zu berücksichti-
gen, daß sie nach Überwindung der Anfahr-
trägheit nur 15 bis 20%, des Anfahrdrehmo-
ments zu leisten haben, und für die Berechnung
der Endgeschwindigkeit entsprechend der
Hauptstromeharakteristik eine um 80% höhere
Drehzahl als die dem Nenndrehmoment zuge-
hörige gilt,
Übersetzungskonstante. Die Über-
setzungskonstanten von der Motorachse auf die
fördernden Achsen folgen aus der gegebenen
Höchstgeschwindigkeit des Blocks zu rund
CO; =6, 8, 9,6, 12, 16 für obige Drehzahlen
(entsprechend v = 1,72 m/see).
Überlastung. Die ausgenutzte Über-
lastung K der Motoren wird nach Durchrech-
nung einiger Rollgangsmotoren mit 2,5 ange-
nommen. Der Charakter der Kurven ändert
sich durch die Größe nicht, da die erreichbare
Beschleunigung sich annähernd proportional
mit K ändert.
Ankerlänge/Polteilung. Um die fest-
gelegte Überlastung zu erreichen, darf beim
Asynchronmotor die Streuung einen gewissen
Grad nicht überschreiten. Die Streuung hängt
wiederum von der Wahl des Verhältnisses 1;/r
ab. Es gibt einen günstigsten Wert 1;/r, der
für einen Motor gegebener Leistung ein Mini-
mum der Streuung erzielt. Überschreitet man
diesen Wert zugunsten eines möglichst walzen-
förmigen Rotors, so kommt unter Umständen
die festgelegte Überlastung nieht mehr zu-
stande, so daß von Fall zu Fall eine Kontrolle
erforderlich ist. Die Überlastung 2,5 kann nach
entworfenen Kreisdiagrammen mit I;/c = 2,25
gut erreicht werden. Beim Gleichstrommotor
ist ebenfalls ein niedriger Wert I,/v mit Rück-
sicht auf günstige Kommutierung anzu-
streben. Durch die Anwendung von Wende-
polen fällt für den Gleichstrommotor eine Ein-
schränkung in der Wahl von I;/r aus elektri-
schen Gründen fort. Mit Rücksicht auf die
Abkühlungsverhältnisse ist der kurze Anker
zu bevorzugen. Dem steht gegenüber, daß das
Verhältnis I;/v bzw. 1,/D zugleich ein Maß für
die Trägheit des Läufers ist. Die Trägheit sinkt
mit dem Anwachsen dieser Größe, je mehr sich
der Anker der Walzengestalt nähert, und steigt,
je mehr er’ der Scheibenform nahe kommt. Man
wird also für Rollgangsmotoren 1;/z so hoch wie
möglich wählen.
Die Einführung der erwähnten Faktoren:
Ankerdurchmesser D, Ausmutzungsfaktor 0,
Ankerlänge/Polteilung & —l;/r, Übersetzungs-
konstante Cy, Überlastung K und Polpaar-
zahl p in die Gl. (T) führt auf den Ausdruck
dv
Gleichung läßt den bedeutenden Einfluß des
Ausnutzungsfaktors und des Verhältnisses
fr =e& auf die Läuferträgheit erkennen.
Die Wiedergabe der graphischen Auswer-
tung obiger Gleichung unter Einführung ver-
oa
»
I
|
=
/
=
EERTRTERD,
NENBIDAN Ann,
19 PS
Nennleistum
0
4 125
Abb. 5. Kurven konstanter Anfahrbeschleunigung.
n=87. Cyariebel. B=25.0=6.
15
schiedener Annahmen für die wesentlichen
Faktoren muß sich auf einige charakteristi-
sche Schaubilder beschränken: Abb. 4 zeigt
30 50
[72 17] 20 E77] 50 60 70
Abb. 6. Einflnß der Drehzahl auf die
erreichbare Anfahrbeschleunigung für Llt= 2,8.
die erreichbaren Anfahrbeschleunigungen nebst
Anfahrzeiten für die Endgeschwindigkeit
v»—=1,72m/s. Abb. 5 stellt Kurven konstanter
r.[0%.K.Md-- (0,15 0x.K.Md-+Mdp)]
Don Ma
oder die allgemeine Form
EN) 7 DR
ie +.)
Da f(y) Potenzen >1 enthält, so handelt es
sich um ‘eine Optimumkurve für 2 in Funk-
tion von y, d. h. die graphische Darstellung
T2 2 p
IR
und C ein günstigstes Drehmoment bei einer
höchstmöglichen Anfahrbeschleunigung. — Die
ergiebt für koustante Werte von CO, K,
18: |
= a
15° 7 2
AB: a
SH
704 z EM gi iz
09° fr) 4
08-8 | ES BE
9° RERRATT RLele |
sah NA ‘ Mu
EINE aa
93: Fe HELL
a oa
SUaunER _
80 + 120 min —Nenileistung
30 70 580
[7] % 2 60
Abb. 4. Beschleunigungskurven für n = 750.
w/e=konst. Cygriabel. X =25. e= 12.
IS
S
8
55 177 99 Ey 5) Man :
JeE+Jn + 2 & 21072 er) he (2) +1,188.10-4 (22 ve) ]
C
Anfahrbeschleunigung (L = fl;/r) dar. Der Ein-
fluß der Drehzahl auf die Antahrbeschleunigung
ist bei konstantem l;/r=1 und 2,25 in Abb. 6
dargestellt. Abb. 7 zeigt die erreichbaren
Anfahrbeschleunigungen, wenn zwei verschie-
dene Kurven des Ausnutzungsfaktors zugrunde
gelegt werden, im Vergleich zur Annahme
C=1,5konstant. Im Schaubild Abb. 8 ist der
Ausnutzungsfaktor einmal konstant gleich 1,
darauf konstant gleich 1,5 für I;/c = 2,25 ein-
gesetzt worden.
Für alle Kürven gilt als
\
- i g
N Sn m:
S |
S\
0 W200 SOHN .THQ
Abb. 7. Einfluß des Ausnutzungsfaktors C
auf die erreichbare Anfahrbeschleunigung für n = 75g,
2
8
1
288
Abszisse die Nennleistung einer Betriebsdauer
von 80 bis 100 Minuten. Die Umrechnung auf
die zugehörigen Drehmomente folgt aus der
2 Wehnl ISIENT
EEE OO 0 3 90 700PS
Abb. s. Einfluß der Drehzahl auf die erreichbare
Anfahrbeschleunigung für ul/e=225. K=25.
a) Ckonst. 1,55 b) Ckonst. 1:
jeweilig gewählten Drehzahl nach der Gleichung
Md.ao
Lps =——-z—. Die Kurven in Abb. 6 zeigen,
daß in dem Bereich der für die Rollgänge üb-
lichen Leistungen der langsamlaufende Motor
vor dem schnellaufenden nichts voraus hat.
Bei höheren Leistungen ist der schnellaufende
noch etwas günstiger. Die hierauf bezügliche
mathematische Ableitung nahm den Aus-
nutzungsfaktor als konstant an und folgerte
Vorteilefür den schnellaufenden Motor. Dieses
Ergebnis wird durch für konstantes C aufge-
stellte Kurven bestätigt. Berücksichtigt man
jedoch die Veränderlichkeit von C, so vermin-
dern sich die Vorteile des schnellaufenden Mo-
tors wesentlich (Abb. 6). Vom Ausnutzungs-
faktor hängt es ab, ob die Kurven höherer
Drehzahl über oder unter denen niederer Dreh-
zahl liegen, da © mit der Potenz 5/3 und #/3 in
der Eigenträgheit des Motors steht. Die Kur-
ven verschiedener Drehzahl überschneiden sich
daher je nach der Form der O-Kurve, während
sie für C=konst.. eine Schar ähnlicher Kurven
bilden.
Das Verhältnis Ankerlänge/Polteilung und
der Ausnutzungsfaktor bestimmen sowohl die
Form der Kurve, wie auch die Lage des Maxi-
mums bzw. für die Zeitenkurve des Minimums
in der Abszissenrichtung. Für niedrige Dreh-
zahlen und niedrige Verhältnisse 1;/r verschiebt
sich das.Maximum bzw. Minimum nach der
Anfangsordinate hin. Die Maxima und
Minima setzen sehr flach an und deh-
nen sich über einen weiten Bereich
aus, Daher ist auch die Kenntnis des
wirklichen Höchst- und Tiefpunktes
für die Wahl der Motoren belanglos
und eine Differenzierung der Glei-
chung zweeklos.
Der günstige Einfluß eines hohen Wertes
l;/r macht sich prozentual bei höheren Leistun-
gen stärker bemerkbar als bei den niederen. In
Abb. 9 wird der Einfluß von ;/r auf die Läu-
ferträgheit für verschiedene Motoren gleicher
Drehzahl (n = 375) in Funktion der Nenn-
leıstung dargestellt. Die Kurve enthält alle
Abb. 9. ‚Einfluß von 2;/zauf die Länferträgheiv.
Aufzuwendende Nennleistung zur Erreichung der Anfahr«
beschleunigung dv/dt=1,2 m/s? für n=375, Cvariabel,
&K=29, c=&4
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 15.
Motoren, welche für den gegebenen Rollgang
noch eine Anfahrbeschleunigung von 1,2 m/sec?
ermöglichen. Wählt man für 'den Läufer
l;/r = 2,25, so wird diese Anfahrt bereits mit
54 PS’erreicht. Baut man den Läufer aber mit
l;/t —= 1,25, so müssen für den gleichen Zweck
annähernd 90 PS aufgewendet werden. Die
geforderte
erreichbar, wenn man mit 1/r unter
einen gewissen, Wert geht.
genden Falle kann ein Motor mit I;/r = 1,2 die
Bedingung überhaupt nicht mehr erfüllen.
Die Kurve liegt oberhalb 100 PS nach
rechts zurück. Für rn =375 (Abb. 8) auf-
gezeichnete Kurven weisen den Konstrukteur
darauf hin, sich möglichst für einen wal-
zenförmigen Läufer bei Rollgangsmo-
toren zu entscheiden.
Wenn rein mechanische Rücksichten gel-
ten, so ist aus den Kurven klar, daß der abso-
lut günstigste Motor vorliegend eine Lei-
stung hat, welche über die Grenze der für Roll-
gänge üblichen Leistungen hinausgeht. Nach
dem Verlauf der erreichbaren Anfahrzeiten
(Abb. 4) wirdman den günstigsten Motor auch
nicht im Maximum der Beschleunigungskurve
oder im Minimum der Zeitenkurve zu suchen
haben, da ja von gewissen Leistungen an auf-
wärts der mechanische Gewinn mit unverhält-
nismäßig größerem elektrischen Arbeitsauf-
wand erkauft wird. Die Wahl wird daher in den
schraffierten Grenzen etwa stattfinden.
Die obige Rechnung ist nun auf Grund
ganz allgemeiner Annahmen durchgeführt, wo-
bei vieles nicht berücksichtigt ist, was für die
Vorausbestimmung des praktischen Resultats
von Einfluß ist, jedoch die erhaltenen Resultate
prinzipiell nicht ändert. Außerdem mußte die
Rechnung hier zahlenmäßig für einen ganz be-
stimmten Fall normaler Betriebsbedingungen
durchgeführt werden, da die Größenordnung
der einzelnen Summanden im Zähler und
Nenner den Verlauf der Kurven bestimmt. All-
gemeine algebraische Zeichen ließen sich daher
im weiteren nicht verwenden. Für den prak-
tischen Entwurf eines Antriebsmotors in ähn-
lichen mit Trägheit behafteten Betrieben ist
noch folgendes Zu berücksichtigen:
1. Das Drehmoment wurde in der Rech-
nung als während der Anfahrzeit konstant an-
genommen. In Wirklichkeit fällt es mit stei-
gender Drehzahl ab und die Geschwindigkeits-
kurve während der Anfahrt ist keine anstei-
gende .Gerade, sondern annähernd eine Para- .
bel. Zur Bereehnung der Anfahrzeit gilt daher
i v
nicht ren
mal so groß. 5
2. Die Wahl des Motors ist nicht allein
durch Schaubilder der bezeichneten Art fest-
gelegt. Von grundlegender Bedeutung ist das
Betriebsdiagramm, das Aussetzen des Betriebes
und die abzuführende Wärme. Ist die Anzahl
der Umsteuerungen bzw. Anfahrten in der Zeit-
einheit gegeben, so ergibt das i?-Diagramm den
Dauerstrom, mit welehem der Motor tatsäch-
lich beansprucht wird, so daß man aus Erwär-
mungsrücksichten unter Umständen nicht in
dem schraffierten Bereich des wirtschaftlichen
Antriebes arbeiten kann, sondern die nächst
größere Type wählt und diese weniger stark
als angenommen überlastet.
3. Die Trägheit der Übersetzungsräder ist
vernachlässigt worden, welche die Gesamtträg-
heit noch um wenige Prozente erhöht.
Kontrolle auf das mechanische
Optimum.
Die obige Kontrolle auf das mechanische
Optimum läßt sich noch vereinfachen. Wir
gehen aus von Gleichung III:
dv_ 0,75Md.K.Cs.r.
dt” Jrt+Jn+Je. Ci
Nach einem noch nicht veröffentlichten
Verfahren von Herrn Prof, Dr.-Ing. Kloß läßt
Beschleunigung wird un-.
Im vorlie-.
Die Anfahrzeit ist etwa 3/,-
e.
4
Re
15. April 1920.
sich die Gleichung so umformen, daß an Stelle
' einer Hyperbel die Überlagerung einer Geraden
und einer Parabelpolytropen entsteht. In der
neuen Form hat die Ansatzgleichung nur eine
5 d
Unbekannte (Md), während die andere N) ge-
schätzt und eingesetzt wird. Man erhält eine
‚ Gleichung höherer Ordnung mit dem Dreh-
moment Md der Nennleistung als Unbekann-
ter. Um diese Unbekannte zu finden, könnte
man analytisch die Wurzeln der Gleichung
ziehen:
K dv 270,8 Mdı Kost 5
onsh. = 4 Trt In + f(Ma).08
Je nachdem man zwei, eine oder gar keine
reelle Wurzel erhält, gibt es eine, zwei oder
keine Motortype, welche die geschätzte Anfahr-
. (u
; d 5
beschleunigung nn erzielt.
Einfacher ist es, die Wurzeln graphisch zu
ziehen, was im vorliegenden Falle sehr einfach
ist, wenn man Mdauf der einen Seite der Glei-
chung isoliert und alle übrigen Größen auf die
andere Seite schafft. Trägt man jetzt (Abb. 10)
Rechte Seife der Gleichung —=
beide Seiten im gleichen Maßstab als Abszissen
und Ordinaten für verschiedene Werte des
Drehmoments auf, so zieht die 45°-Linie die
reellen Wurzeln, da diese ihren geometrischen
Ort sowohl auf der Kurve, wie auch auf der
45°-Linie haben. Schneidet die 45°-Linie die
Parabel, go gibt es zwei reelle Wurzeln, d. h.
zwei Motorgrößen, welche die angenommene |
Beschleunigung erreichen. Die Abszissenwerte
der Schnittpunkte bilden dann zugleich die
Grenzwerte, zwischen denen man über die an-
genommene Anfahrbeschleunigung hinaus-
kommt. Tangiert die 45°-Linie, so hat die
Gleichung nur eine reelle Wurzel, d. h. der
Abszissenwert; des Berührungspunktes stellt
die einzige T'y pe dar, mit der noch diegeschätzte
Anfahrbeschleunigung erreicht werden kann.
Berühren sich die 45°-Linie und die Parabel
nicht, ‘so gibt es keine Motortype, welche die
angenommene Beschleunigung erreichen kann.
Diese muß daher niedriger gewählt werden. Die
umgeformte Gleichung III lautet:
x<[(Jr+Jm)+ Gu. f (Ma) ]
xz=(0' .(C"+ar + 0).
Wenn Md als Abszisse aufgetragen wird, so ist
ersichtlich, daß die Ordinatenwerte de rechten
Seite proportional dem für dv/dt angenommenen
Wert sind, so daß man also für verschiedene
Annahmen der Beschleunigung eine Kurven-
schar erhalten muß, von der diejenige Kurve
zum eindeutigen Resultat führt, welche die
45°-Linie tangiert.
. Man braucht diese Kurvenschar nicht tat-
sächlich für verschiedene Annahmen aufzu-
tragen vind auszuwerten, sondern eine Kurve
genügt.
erwähntien Proportionalität der O:dinaten nach
dv
di
Aus dieser kann man auf Grund der
die prsprüngliche Kurye schnell auf eine
ee nn ee Se Bra
den Schluß zu,
15. April 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920,
Heft 15.
neue reduzieren, welche sich mit der 45°-Linie
in zwei nicht zu weit entfernten Punkten
schneidet.
Prüfung der Ergebnisse an Hand
listenmäßiger Typenreihen.
- Auf Grund listenmäßiger Typenreihen
sollen nun die obigen Hrgebnisse nachgeprüft
werden, um festzustellen, ob die auf Grund all-
gemeiner Annahmen gefundenen Ergebnisse
mit denen ausgeführter Maschinen zu verein-
baren sind. Wir gehen von der oben einleitend
verwendeten Form der Gleichung II aus:
dv 0.75 MdAntahrt . Or
ze D? .
# Ir + Int, 08
Als Unterlagen sollen die gekapselten
Asynehronmotoren Type DH der Siemens-
Schuckertwerke, DK und DKH der Allgemei-
nen Blektricitäts-Gesellschaft und die ven-
tiliert gekapselten Motoren Type FS der Firma
Weuste & Overbeck dienen. Die Kurven sind
für eine Trägheit des Rollgangs inklusive
Blocks von 178 und 100 k&msec? berechnet.
(Siehe Abb. 2 und 11.)
m/sek?
K Ru) = Tatz ET |
\ Si nr. 4004
3,0 zii |
m 790
En A| =
2X lee
35 e 7 ar ZN 4005
Ex Aa „Ira 760
20 4 .. —
| Fe Bes N
BE BER BR 1
Ki E 47 |
IR
; Hz YArbeitsrollgang & mitkleiner Iragheit
= 74 2 » |d |» großer
05 +
4 j |
Sn IOrin Nehnldstung
[7] 710 20 30 40 50 50 70 80 30PS
Abb. 11. Einfluß der Drehzahl rischen 600 und
1000 Umdr/min. S.3.W. DH. Asynchronmotor (gekapselt)
500 V, 50 Per.
Die Untersuchungen zeigen, daß im we-
sentlichen die Ergebnisse der allgemeinen Ab-
leitung bestätigt sind. Besonders die A.E.G.-
Maschinen zeigen einen sehr ähnlichen Verlauf,
wobei das Maximum nur zur Anfangsordinate.
hin verschoben ist. Die allgemein abgeleiteten
erreichbaren Anfahrbeschleunigungen liegen
zwischen denen der Siemens- und der A. E. G.-
Type. Man erkennt den bedeutenden Einfluß
der verschiedenen Bauart im Läufer. Die Be-
deutung der Drehzahl hat auf dem Blatt der
A. E. G.-Maschine ähnlichen Charakter, wie
bei den theoretischen Kurven, Die Linien über-
schneiden sich ebenfalls und fließen ineinander.
Daß die Kurven zum Teil sprungweise Ände-
rungen haben, ist darin begründet, daß die
fabrikmäßige Herstellung der Motoren nicht
allein auf die elektrisch günstigsten Werte
Rücksicht nimmt, sondern bestrebt ist, die-
selben Blechschnitte möglichst oft zu verwen-
den, so daß hier weder die ideelle Annahme
l;/r = konst., noch eine stetige Änderung .des
Ausnutzungsfaktorseingehalten werden können.
Bei der allgemeinen Ableitung waren diese
Annahmen angebracht, um den Einfluß der
einzelnen Größen zu erkennen.
Der Verlauf der Kurven für n = 500 läßt
daß offenbar » die Läufer
der Motoren von 80, 388 und 48 kW (41,
52, 65 PS) mit gleichen Blechschnitten
entworfen sind. Mit wachsender Leistung
ist lediglich die Länge des Rotors
größert ‚worden. Es steigt also mit höherer
Leistung das Verhältnis 1;/r. Wir klettern dem-
nach mit unsern Beschleunigungswerten von
den Kurven niederer Werte — 1;/r in die höhe-
ren, solange derselbe Blechschnitt beibehalten
wird. Der Motor von 63 kW (85 PS) enthält
offenbar einen größeren Blechschnitt. Der
hieraus folgende ungünstige Wert für ;/r hat
den steilen Sprung zur Folge, In gleicher
ver-
Weise erklärt sich bei den Motoren für n =750
der Sprung von 26,5auf 80 kW (86 auf 41 PS).
Der Gleichstrommotor.
Für den Gleichstrommotor gelten ähn-
liche Gesetze, wie für den oben zu Grunde
gelegten Asynehronmotor. Es bestehen je-
doch für die Wahl des Verhältnisses 1;/z
keine elektrischen Grenzen, da die eventuell
bei langem Anker schlechtere Kommu-
tierung durch Wendepole ausgeglichen wer-
den En und die Überlastungsfähigkeit der
Maschine im übrigen von L;/e unabhängig ist. ,
Da auch die Polzahl nicht zwangläufig aus' der
Drehzahl wie beim Asynchronmotor folgt, so
sind die Grundlagen hier so mannigfach, daß
eine Ableitting in der für den Drehstrommotor
durchgeführten Weise nicht möglich ist.
Es soll daher nur die vereinfachte Formel auf
listenmäßige Motore angewandt werden, unter
Benutzung der ,
strom- Reihenschlußmotors für 300, 500, 700
Umdr/min ‚bei normaler Belastung. Aus der
Motorcharakteristik folgt, daß bei der Rechnung
eine höhere Drehzahl zu ‚berücksichtigen ist,
da die Maschine im normalen Lauf nur die Rei-
bungslast zu ziehen hat. Diese soll im Mittel
mit 25%, des normalen Momentes angenommen
werden. Die zugehörigen Drehzahlen bestim-
men die Übersetzungskonstante O;. Da in
den Listen nicht Motoren gleicher Drehzahl ent-
halten sind, wurden diese graphisch interpoliert,
SZ,
> D U Q
30/00)
DEELCH-
4 i usla0h)b
21060(000)6
Arben Folljang as Int klaner Irägheit
Pa ı
Bee az
0,5
ic Orin Nennleistung
O E77] 40 50 60 70 80 IOPS
Abb. 12. Einfluß der Drehzahl zwischen n =450 u. 1050.
S.S.W. GH. Hauptstrommotor (gekapselt).
’ 500 V Gleichstrom.
und die zugehörigen Drehmomente der Anfahrt
und Schwungmomente eingetragen. Die Über-
lastung ist mit dem dreifachen Wert des Nenn-
drehmoments nach Listenangabe angenommen
worden (Abb. 12).
Die Bemessung
von Drehstrom-Kollektormotoren.
Von Reinhold Rüdenberg, Berlin-Grunewald.
(Schluß von 8. 289.)
5. Kollektor. Nach den früheren Erläu-
terungen ist es zweckmäßig, den Kollektor-
durchmesser, der zunächst frei wählbar ist,
möglichst groß zu nehmen, um hohe Umfangs-
geschwindigkeit und damit hohe Spannung zu
erzielen. Begrenzt ist er
lediglich durch die Festig-
keit und den Ankerdurch-
messer, über den man
nicht hinausgehen wird.
Auch die Lamellenzahl
wird man möglichst
hoch wählen, um, mög-
lichst hohe Bürstenspan-
nung zu erzielen. Die
gesamte Größe des Kol-
lektors richtet sich nach
der durchtretenden Lei-
stung. Wie Abb. 18 dar-
Abb, 18,
‚SSW“-Type GH eines Gleich- |
stellt, führt ein Bürstenpaar jedes hir
die elektrische Leistung E,e .Jy. Die ge-
samte Kollektorleistung ist “daher bei p Pol-
m
paaren und m Bürsten, also 2 Bürstenpaa-
ren pro Polpaar:
Ww,— = p.E2 Ir (29
Nun ist der Bürstenstrom bestimmt durch die
Bürstenbreite b und Kollektorschleiflänge 1,
sowie die Bürstenstromdichte t:
Tehbble (30
und die Durchmesserspannung verhält sich zur
Bürstenquerspannung e wie der auf ein Pol-
paar reduzierte Kollektordurchmesser zur Bür-
stenbreite also:
re
Setzt man dieses in Gl. (29) ein, so erhält man
m ,
Ws = P% eiDx Ik
und daraus für die nutzbare Kollektorflächet)
den Ausdruck:
2 WW,
et
der zeigt, daß die Kollektorgröße ledig-
Jich durch die Läuferleistung, die
Bürstenzahl pro Pol und die Bürsten-
beanspruchung gegeben ist, dagegen
ganz unabhängig ist von der Geschwin-
digkeit, der Frequenz, der Schaltung
des Ankers, dem Kollektordurchmesser
selbst, der Bürstenüberdeckung ü usw.
Langsamlaufende Maschinen, die große Eisen-
abmessungen erhalten, haben daher einen rela-
tiv kleinen Kollektor, während schnellaufende
Maschinen im Verhältnis zu den Eisenabmes-
sungen große Kollektoren besitzen.
Mit m ist in den letzten Formeln die Zahl
der Bürsten pro Polpaar bezeichnet, die sym-
metrisch stehend angenommen sind und die mit
der Phasenzahl des Läufers übereinstimmen,
Sechsbürstenkollektoren brauchen daher mur
die halbe Schleiffläche wie Dreibürstenkollek-
toren. Ordnet man die sechs Bürsten jedoch in
Gruppen von je 8 derart an, daß man sie zwecks
Regelung des Motors aneinander vorbeischieben
kann, so braucht man natürlich wieder die dop-
pelte Kollektorschleiflänge.
In Gl. (32) stehen die gleichzeitig vor-
handenen Werte von W,, eundi. Damit keine
Überlastung der Kollektorbürsten stattfindet,
müssen natürlich bei veränderlichen Werten die
jeweils größten zur Bemessung zugrunde gelegt
werden. Bei Serienmotoren bezieht man sich
deshalb zweckmäßig auf die Werte beim An-
fahren, wo die Bürsten am höchsten bean-
sprucht sind. Nennt man die beim Anfahren
vorhandene elektrische Leistung des Läufers
W;a, die synchrone Drehzahl n, und den Fluß
beim Anfahren ®,, so ist die jeweilige mechani-
sche Leistung des Motors bei gleicher Strom-
stärke:
In zn Deia=
(32
®
N :
Wehen ns es
und damit die Kollektorschleiffläche;
_ 20 _W No Da 24
| Als Stromdichte darf man die des normalen Be-
triebes rechnen, da es zulässig ist, dieselbe im
Anfahrmoment zu forcieren. Man erkennt aus
Gl. (34), daß es im Interesse eines klei-
nen Kollektors von Serienmotoren
zweckmäßig wäre, das Anlauffeld zu
schwächen und mit möglichst hohem
Übersynehronismus im normalen “Be-
triebe zu arbeiten. Leider ist beides bei
nn
l, auch R. HER lonherg, „Elektrotechn, u. Ma-
schinenb" Erin B. 46
.R90
- Elektrotechnische Zeitschrift.
CF RRE
1920.
Heft 15.
15. April 1920.
Drehstrom-Serienmotoren nur sehwer durch-
führbar. Das letztere ist ohne Verwendung be-
sonderer Kommutierungseinrichtungen, die sich
bei beweglichen Bürsten verbieten, nicht mög-
lich. Das erstere läßt sich für gewisse Verhält-
nisse durch Sterndreieck-Umschaltung erzielen,
jedoch ist im allgemeinen in der Anlaufbürsten-
stellung der üblichen Serienmotoren gerade ein
besonders starkes Feld vorhanden. Die Dreh-
strom-Serienmotoren besitzen deshalb gewöhn-
lich sehr große Kollektoren.
Ganz anders liegen die Verhältnisse bei
Nebenschlußmotoren mit Läuferspeisung über
Schleifringe nach Abb. 8. Hier hat der Kollek-
tor bei konstanter Ankerspannung und kon-
stanter Lamellenspannung im ganzen Regulier-
bereich nur eine Leistung zu bewältigen, die sich
zur gesamten Motorleistung verhält wie die
Regulierdrehzahl zur synchronen Drehzahl,
denn nur die Schlupfenergie des Ständers durch-
strömt den Kollektor. Im allgemeinen ist sie
etwa 1, so groß wie die Motorleistung. Gl. (32)
zeigt, daß dann auch .die Kollektorgröße nur
den halben Betrag erhält. Derartige Dreh-
strom-Nebenschlußmotoren zeiehnen
sich daher durch besonders kleine Kol-
lektoren aus.
Setzt man in Formel (34) m = 2, so gilt
dieselbe ohne weiteres auch für Einphasenmo-
toren. Bei diesen sind die erwähnten Bedin-
gungen für günstige Kollektorbemessung, näm-
lich Schwächen des Anlauffeldes und möglichst
hoher übersynehroner Lauf, seit langem be-
kannt.
Als Beispiel sei ‘zu dem obengenannten
220 kW-Motor ein Kollektor für Dreibürsten-
schaltung des Ankers mit einer Bürstenstrom-
dichte von 7 A/em? und einer Bürstenquerspan-
nung von 7 V berechnet, wobei die Annahme
gemacht sei, daß die Anfahrleistung des Kollek-
tors gleich der Normalleistung des Motors ist,
ein Verhalten, das häufig jedoch überschritten
wird. Man erhält dann:
220.103
= 2 2 = = 9400 cm?.
Dies entspricht bei 130 em Kollektorduıch-
messer einer Schleiflänge i., = 23 cm.
Zur direkten formelmäßigen Bestimmung
der Köllektorschleiflänge kann man in Gl. (32)
den Ausdruck (20) einsetzen und erhält:
2 mM Narr et
END Den
Während die Eisenlänge, wie aus Foımel (17)
ersichtlich ist, vom Verhältnis 5 also vom Span-
nungs- und Feldverhältnis abhängt, bestimmt
sich die Kollektorlänge durch n also durch
magnetische und Stromverhältnisse. Um einen
Grenzwert für große Maschinen zu erhalten,
wollen wir die folgenden Zahlen einsetzen:
Strombelag 300 Ajcm, Bürstenstromdichte
8 A/em?, Bürstenüberdeckung % =1,9-fach, Ver-
hältnis von Kollektor- zu Ankerdurehmesser —
0,9, = —1. Man erhält dann bei Dreibürsten-
schaltung:
3 300
= 3 RW 0,9.1,9.8 =i28 EM.
Für den Wirkungsgrad des Kollektors, für
den Bür$tenverschleiß und für seine Bedienung
ist die gesamte Bürstenfläche maßgebend,
die sich zur Kollektorfläche verhält wie sämt-
liche Bürstenbreiten eines Polpaares zur dop-
pelten Polteilung. Es ist also:
x mb a md bf as
a ET ET Uk
Au . (36
Zur Wahl steht im allgemeinen nur die Bürsten:
breite b, diemanaus Gründen der mechanischen
Haltbarkeit nicht geringer als 5 bis 8 mm
machen kann, und die Kollektorgeschwindig-
keit v»,, die man möglichst groß nehmen wird,
um kleine Bürstenfläche zu erhalten. Von der
Zahl der Bürstenphasen m ist die gesamte
Schleiffläche dagegen gänzlich unabhängig.
Man erkennt auch hier, wie aus zahlreichen an-
deren vorstehenden Formeln, wieder den gün-
stigen Einfluß, den eine niediigere Frequenz als
50 P/s haben würde.
Die Kollektorverluste können nunmehr
ebenfalls abgeschätzt werden. Die Bürsten-
reibung in Watt ist im. Synchronismus:
= 700 pwF% vr cat (37
wobei p den spezifischen Bürstendruck in
kg/cem?und w den Reibungskoeffizienten bedeu-
tet. Im Verhältnis zur größten Läuferleistung
erhält man daraus!) unter Beachtung von
Gl. (86):
W. 2n.981 bf
wa
Die verhältnismäßigen Reibungsver-
luste sind also unabhängig von der
Kollektorgeschwindigkeit. Es ist zweck-
mäßig, hohe Bürstenbelastung und wiederum
niedrige Frequenz zu verwenden.
'Die Strom wärme- Übergangsverluste
an der Schleiffläche, die durch die Übergangs-
spannung s jeder Bürste verursacht werden,
sind;
W=iehb..-...,:..@9
oder durch Einsetzen von Gl. (36) im Verhältnis
zur größten Läufe leistungt):
a un
W; (7 a 4
Hierbei ist hohe Kollektorgeschwindigkeit also
von Nutzen. Für beide Arten von Verlusten
soll man die Bürstenbreite möglichst schmal
halten.
Schließlich treten noch Kurzschlußver-
luste auf, die von der Transfoımatorspannung
durch Erzeugung von Querströmen in der
Schleifbürste hei vorgerufen werden. Dieselben
sind proportional dem Quadiat der mittleren
Transfoımatorspannung e und umgekehrt pro-
portional dem spezifischen Widerstand der
Kohlenbürste 9. Sie sind unabhängig von der
Bürstenbreite, da sich bei breiteren Bürsten
auch die Tiefe ihrer Erstreekung in die Bürste‘
hinein proportional vergrößert, so daß der Quer-
widerstand bei gegebener Spannung zwischen
den Bürstenkanten gleich bleibt. Dagegen sind
sie natürlich proportional der Bürstenlänge I;
und der Anzahl der Bürsten am Kollektor m.».
Schließlich hängen die Verluste, wie Überlegung
undFrfahrung zeigen, wesentlich von der Kollek-
torgeschwindigkeit ab; sie sind bei geringer
Schleifgeschwindigkeit erheblich und nehmen
mit wachsender Schleifgeschwindigkeit mehr
und mehr ab?). Wir wollen dies durch eine Funk-
tion (vr) andeuten.
Die Kurzschlußverluste der Transfoıma-
‚torspannung in allen Bürsten sind also:
2
Weumpl, yon) - RAN]
oder wenn man die GI. (85), (8) und (10) be-
nutzt, im Verhältnis zur Läuferleistung:
W . e IE
wc em CE DOR)U2 As a2
Auch hier erkennt man, wie günstig niediige
Frequenz und hohe Kollekto’ geschwindigkeit
für die Verluste ist. Außerdem ist es natürlich
wünschenswert, den spezifischen Bürstenquer-
widerstand so hoch wie irgend möglich zu
treiben.
Wenn wir mit Bürsten von 0,8 em Breite
rechnen, die mit einem spezifischen Druck von
0,25 kg/cem? gegen den Kollektor gepreßt wer-
den und dabei einen Reibungskoeffizienten von
0,25 besitzen, so ergibt sich bei 5 V mittlerer
2) Ya auch M, N „ETZ* 1912, S. 473.
2) A Eraonckel u. B. I. M. Lane, „Electrician*,
Bd. 65, 1910, 8. 23
und die Übergangswärme zu:
Ri Bü denberg, „Elektrotechn. u. Maschinenb.
‘ Bür stenspannung und 8 A/cm? Bütstenstrom.
dichte, sowie einer Übergangsspannung von 1 V
und 20 m/s Kollektorgeschwindigkeit hei 50
P/s die a zu:
0,8.50
W, 27.981 ®
ww 03.0. en 3,90),
W. 08.50. 1
Fr
DT ge elle
Die Kurzschlußverluste lassen sich erst berech-
nen, wenn über die Größe der Funktion $ ge-.
nauere Messungen vorliegen. Wir können sie
‚einstweilen zu 11, bis 2%, schätzen. Es ergibt
sich damit ein gesamter Kollektorver-
lust von 8% der Läuferleistung, also
ein sehr hoher Betrag. Da bei Serienmo-
toren die Läuferleistung beim Anfahren minde-
stens gleich der gesamten Motoileistung, oft so-
gar größer ist, so besitzen diese relativ hohe
Kollektoryarlusie; Nebenschlußmotoren mit
Läuferspeisung dagegen, bei denen die Kollek-
torleistung nar höchstens die Hälfte der Motor-
"leistung zu sein pflegt, besitzen auch nur die
halben der eben berechneten Kollektorverluste,
also etwa 4%, was nicht dermaßen stark ins
Gewicht fällt.
Die Reaktanzspannung des Ankers,
die zum Feuern der Bürsten ba Kommutieter
des Stromes Anlaß gibt, ist nach einer bekann-
ten Beziehung!) in Volt:
5 —Lv1U:10-8, 2...
sowohl für Drei- als für Sechsbüistenschalti ng,
wobei Leine Zahl ist, die für gleichartige Wick-
lungsverhältnisse konstanten Wert besitzt und
A, der Strombelag ist, den der Kollektor dem
Anker entnimmt. Anderseits ist die mittlere
Transformatorspannung der Bürsten nach Gl.
(3) und (17):
e=YV2,10 8. IB
Das Verhältnis der Reaktanzspannung bei
Synchronismus zur Transformatorspannung bei
voller Läuferfrequenz ist daher:
wu tt er
e VAUDE
Nehmen wir die Kommutierungsziffer £ = 10
an und setzen wir als mittlere Werte a — 300
Alcm, :B = 6000 Gauss, % = 1,9 und 7 m ir
so erhalten wir: “,
er 1 10.300
= — le ZU SHR
u Re) 6000 ö
Die Reaktanzspannung beträgt also weniger als
20% der Transformatorspannung. Es ist da-
her bei gewöhnlichen Drehstrom-Kol-
lektormotoren keine besondere Rück-
sicht auf die Reaktanzspannung nötig,
da man sowieso gezwungen ist, die Transfor-
matorspannung klein genug zu halten. Wenn
man jedoch besondere Hilfsmittel zur Gering-
haltung der Transformatorspannung anwendet,
etwa durch Anfahren mit geschwächtem Feld
oder durch Verwendung von Kommutierungs-
löchern oder durch mehrfache Parallelwicklung,
so kann die Reaktanzspannung schließlich
gleiche oder größere Werte wie die Transfor-
matorspannung erreichen,
Besonders niedrig ist die Reaktanzspan-
nung beim läufergespeisten Nebenschlußmotor
nach Abb. 3, weil dort als Strombelag nur der
den relativ geringen Kollektorströmen ent-
sprechende zu nehmen ist, der sich zum gesam-
ten Strombelag wie die Regulierdrehzahl zur
synchronen Drehzahl verhält, also im allge
meinen wie 1:2.
6. Magnetisierung. Der gesamte Magne-
tisierungsstrom zur Erzeugung des magne-
tischen Feldes läßt sich ebenso wie bei kollek-
1) K.Pichelmayer, Dynamobau, Leipzig 1908, 8.101.
1911, 8. 467.
15. April 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Heft 15.
2u1l
torlosen Drehstrommaschinen berechnen. Einen
einfachen Überblick erhält man durch Abb. 14,
in der der abgewickelte Läufer- und Ständer-
umfang reshallE ist. Darunter ist die Kurve
Abb. 14.
des Magnetisierungsstrombelages und des von
ihm erzeugten Feldes gezeichnet, wobei der
Einfachheit halber konstanter magnetischerWi-
derstand längs des Umfangs angenommen ist.
Die Amplitude des Strombelages ist:
= [9]
v2 . = . Ar 5)
wobei der erste Faktor zur Errechnung des Maxi-
mal wertes aus dem Effektivwerte dient und der
zweite Faktor die Verringerung der magneti-
schen Wirksamkeit wegen der nicht sinusarti-
gen Stromverteilung anzeigt. Die schraffierte
Fläche der Strombelagkurve stellt die in einer
halben Polteilung vorhandene Strommenge dar,
Siegeht aus der Amplitude durch Multiplikation
mit z hervor. Umschließt man diese Strom-
menge ‚durch ein magnetisches Linienintegral
auf demin Abb, 14 dick gezeichneten Wege, der
an der linken Seite durch den Nullwert der
Feldstärke und an der rechten Seite durch ihren
Maximal wert hindurchtritt, so erhält man nach
dem magnetischen Grundgesetz:
6Y2
RO EERIENR
r, a Yu 9 vH. (46
Ir
Rn
BON 0.
Dabei ist mit d’' ein äquivalenter Luftspalt be-
zeichnet, .der sowohl die Zahnkontraktion als
auch die Wirkung der magnetischen Eisensätti-
gung in Zähnen und Joch mitberücksichtigen
soll, einschl. der Abflachung der wahren Feld-
kurve, die gestrichelt eingezeichnet ist. Der zur
Magnetisierung erforderliche Strombelag ergibt
sich daraus zu:
DIEN 0.
a (AT
VD
und wenn man den Normalstrom in einer Wick-
lung J nennt, der dort den normalen Strombe-
lag X hervorruft, so folgt als Verhältnis von
Magnetisierungsstrom zu Normalstrom:
Ju Bi Au ‚a. dw DUB (48
Bo x DD
“
Ur —
Das gleiche Verhältnis = 5 das oben die Größe
von Reaktanz- und Transformatorspannung be-
dingte, bestimmt hiernach also auch den Magne-
tisierungsstrom der Maschine, Für- Sechsbür-
stenschaltung kann Formel (48) ohne weiteres
benutzt werden, für Dreibürstenschaltung ist
Gl. (18) zu beachten, wenn man auf den alge-
braischen Strombelag übergehen will.
Während bei. gewöhnlichen Asynchron-
motoren der Magnetisierungsstrom stets in der
primären Wicklung fließt, kann er bei Kollek-
tormotoren in der Ständer- oder Läuferwick-
lung oder auch in beiden teilweise zirkulieren.
Lediglich seine gesamte Größe wird
durch -Gl. (48) bestimmt. Durch geeig-
nete Verteilung des Stromes auf Ständer und
Läufer läßt sich bei genügend hoher Drehzahl
der Kollektormaschine eine Phasenkompen-
sierung des äußeren Stromes hervor-
rufen, Im Innern der Wicklungen muß natür-
lich stets Magnetisierungsstrom zur Aufrecht-
erhaltung des magnetischen Drehfel des fließen.
Zur Phasenkompensierung muß mindestens ein
Teil des gesamten Magnetisierungsstromes Ju
in der Sekundärwicklung fließen. Bei synchro-
ner Geschwindigkeit des Läufers ist es erfor-
derlich, die gesamte Magnetisierung vom $e-
kundärteil aus zu übernehmen. Bei übersyn-
chroner Geschwindigkeit muß ein Teil im Se-
kundärteil fließen; bei untersynchroner Ge-
schwindigkeit muß sogar mehr als Ju im
Sekundärteil zirkulieren.
Zur Berechnung dieser Verhältnisse wollen
wir der Einfachheit halber gleiche Windungs-
zahlen im Ständer und Läufer voraussetzen.
Abb. 15 zeigt als Beispiel einen Nebenschluß-
Abb. 15
motor mit Transformatorspeisung des Läufers,
wobei der dem Netz entnommene Magnetisie-
rungsstrom mit einem Betrage Ju, in den Stän-
der, mit einem anderen Betrage Ju, über den
Transformator in den Läufer fließt. Als Bedin-
gung für Phasenkompensierung des Netzes gilt,
daß die Summe der wattlosen Leistungen beider
Ströme gleich 0 ist, also:
E,Ju+ Ey Ju, =0 (49
Es muß sich also verhalten:
LEI er 2
en
wobei davon Gebrauch gemacht ist, daß sich
die Spannungen der Wieklungen bei gleicher
Windungszahl wie die Frequenzen ‚verhalten und
daß das Verhältnis von Läufer- zur Ständerfre-
quenz als Schlüpfung s bezeichnet wird, sofern
der Ständer am Netz liegt. Man erkennt hier-
aus, daß bei positiven Schlüpfungen, also unter-
syuchronem Lauf, die in den Ständer- und Läu-
ferwicklungen zirkulierenden Magnetisierings-
ströme entgegengesetzt gerichtet sein müssen,
wobei der Läuferstrom überwiegt. Bei Über-
synehronismus müssen die Ströme gleich ge-
richtet sein und unterstützen einander.
Die algebraische Summe der in beiden
Wieklungen zirkulierenden Ströme muß den
gesamten vorhin berechneten Magnetisierungs-
strom ergeben. Es ist also:
Ju= Ju t Ju Ju — Jus=Juw(1—s) (Sl
und daraus folgt für die Einzelwerte der Teil-
ströme bei Phasenkompensierung:
1
Dleeze 3, Ju |
Se Na
| (52
—8
Jı = je: Ju |
Will man dieim Ständer und Läufer verschie-
denen Windungszahlen mit berücksichtigen, so
kannman diese Teilmagnetisierungsströme nach
dem Muster von Gl. (48) als Verhältniswerte
zum Normalstrom auffassen.
In Abb. 16 sind die Ständer- und Läufer-
Magnetisierungsströmeabhängig von der Schlüp-
fung oder vom Drehzahlverhältnis aufgetra-
gen. Man erkennt, daß sie sich stets zur gleichen
Größe des gesamten Magnetisierungsstromes er-
‚gänzen, daß die Aufteilung jedoch von der
Drehzahl stark abhängig ist. Bei doppeltem
Synchronismus müssen Ständer und Läufer je ,
die Hälfte des Gesamtstromes führen; bei
Synehronismus muß der Läufer allein den vol-
len Strom führen, und bei halbem Synehronis-
mus muß der Läufer den doppelten Magnetisie-
rungsstrom führen und damit gegenüber dem
im Ständer fließenden negativ gerichteten ein-
fachen Magnetisierungsstrom so stark über wie-
gen, daß für die elektrische Wirkung nach
'außen sich beide Teile aufheben. Man er-
kennt hieraus, daß gute Phasenkom-
pensierung der Drehstrom-Kollektor-
maschinen Ohne zu Starke im Innern
zirkulierende Ströme nur etwa von %,
Syncehronismus an bis auf hohe über-
synchrone Bereiche durchführbar ist.
Abb. 16.
Die Erzwingung der richtigen Verteilung
des Magnetisierungsstromes ist stets dadurch
möglich, daß man in den Läuferkreis eine pha-
sensenkrechte Spannung zwangsweise einführt,
die untersynchron stark, übersynehron schwä-'
cher sein muß, um das Zirkulieren eines inne-
ren wattlosen Stromes mit den eben berechne-
ten Größenverhältnissen zu bewirken. Dieselbe
kann durch Bürstenverdrehung oder ein äqui-
valentes Mittel hervorgerufen werden.
Während bei Nebenschlußmotoren durch
den Magnetisierungsstrom lediglich der Lei-
stungsfaktor bestimmt wird, richtet sich bei
Serienmotoren auch die Drehzahlcharakte-
rıstik danach. Auch hier wollen wir nur den
einfachsten Fall betrachten, daß die Über-
setzung des Motors x = 1 ist; dies pflegt bei
Motoren mit einfachem Bürstensatz stets, bei
solchen mit doppeltem Bürstensatz im Normal-
zustand mit 30° Bürstenwinkel der Fall zu sein.
Dann setzen sich Ständer- und Läuferstrom-
beläge A, und VA, nach Abb. 17 zu einem gleich-
seitigen Dreieck zusammen, das den Bürsten-
winkel & besitzt. Ihre gemeinsame Kompo-
nente bildet den Arbeitsstrombelag A... Die
anderen Komponenten ergänzen sich zu dem
gesamten Magnetisierungsstrombelage A. Aus
Abb. 17 liest manab, daß zwischen den Strom-
belägen die Beziehung!) besteht:
& >43
Ar —9 gg = Un er. (53
Hierin kann man nach GI. (21) die a u Wi
in Watt einführen und erhält:
EEE EDEN Wa, %
VI to — ., — a2 5
U=21g RED TE TODE 4
und unter Benutzung von Gl. (47):
a 8YV2 RAT IE Wa (55
ORDER EDB ”
die eine Beziehung zwischen dem Luftspalt und
dem Bürstenwinkel darstellt. Schafft man hier
noch den Durchmesser mit Hilfe von Gl. (23)
heraus, so erhält man für den äquivalenten
Luftspalt des Motors:
1) ı Vgl. auch R.Rüdenberg, „ETZ* 1910, S, 1181.
292
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heft 15. -
15. April 1920.
4y2 FD WW;
NZZ u
arte ee
oder auch, wenn man anstatt e; und B die Kon-
struktionsdaten nach Gl. (2) und (15) einführt:
FE) alt. Wa
je =5n7%9 fp DD?
Aus den letzen Formeln ersieht man, daß
ein Drehstrom-Serienmotor, der bei
einer gewissen Leistung mit einem vor-
geschriebenen Bürstenwinkel laufen
soll, mit einem ganz bestimmten äqui-
(56
.. 10° (97
valenten Luftspalt ausgeführt werden
muß. Günstig ist sein Lauf bei 30° Bürsten-
winkel, da alsdann die Kommutierung nicht
durch Oberfelder gestört wird. Der bereits er-
wähnte Serienmotor von 220 kW Leistung mit
5 =1und3,5V Lamellenspannung, p= 10 Pol-
paaren und einer Luftinduktion B = 6000
müßte nach Formel (56) einen Luftspalt erhal-
ten von:
„_4y2
"Sn
220.103
0 re ee
‚1815° . 1 70.3,5.6000
= 0,316 em.
Zahlentafel1. Maßangaben für Drehstrom-Kollektormotoren
mit Bürstenregelung bei Sechsbürstenschaltung.
Be- Neben- Reihen-
zeich- | schluß- schluß- Einheit Formel
nung motor motor
Netzfrequenz ®...ı. Den... ei f 50 50 P/s
Synchrone Leistungsabgabe . . . Wr 20 185 kW
Tietste, Drehzahl... wear 25 n' 500 0 Umdr/min Gegeben
Synehrone Drehzahl... ..... ng 1000 300 Umdr/min
Höchste Drehzahl. . 2.27,2 m" 1500 375 Umdr/min
Leistungsaufnahme ........ w 277,5 225 kVA nn
n.C0oSp
Bölzanlees mern RS at a: 2p 6 20 a
Ankerzweigzahl. 2... nme 2a 6 20 en
Lamellenspannung ........ e& 2,75 3,7 Volt
Liamellenteilung nen ne ß 0,417 0,502 cm
Höchste Kollektorgeschwindigkeit vr" | 24,5.102 | 25,5.102 cm/s
Luftinduktion (Sinusamplitude) . . B 6000 5980 Gauß hl
Ankerstrombelag geometrisch. . . A 182 290 A/cm AuSzaen
5 algebraisch ... . 4A 210 335 A/cm
Bürstenbreite a. eu een b 0,8 1,0 cm
Bürstenquerspannung ....... e 5,25 7,4 Volt
Bürstenstromdichte ........ t 6,8 6,5 A/cm?
Chersetzung. nen % 0,482 1,11 =
Ankerdurchmesser. .'....ı.. D 36,5 140 cm Di= DWED!
sah : 3 HU a
Synchrone Umfangsgeschwindig- De
Ob SR en Br an nr {2} 19,1.102 ! 22,0.102 cm/sr.# 0) TE
f 18 & a
Eisenlänge ohne Luftschlitze . . l 17,0 20,0 cm 5 ER
Synchrone Kollektorgeschwindig- Da RER
Wales Ne vr | 162.102 | 20,4. 102 cm/s zu
Kollektordurchmesser . ...... Dk 31,0 130 em De= zZ
Lämellenzahle Mi nes ee Ken, 234 810 — - m
Ankerleiterzahl ... ... en Na 468 1620 u N,=2K
Fan 2 k
llek a ER AN
Kollektorschleiflänge Ir 8,0 24 cm N Dt
Ankerpolteilung: ... =... T 19,1 22,0 cm — 5
S x 2
Bürstentellung. me Re 7, 10,8 13,6 cm n=3%
Reaktanzspannung, synchron ... . er 0,28 1,28 Volt & =Ev1Xr 10-8
Reaktanzspannung bei Höchstge- I: pi
schwindiokeitäis se ns. er" 0,44 6 Volt ee 2
i A ng Jo
Ständerzweigzahl . ........ 2a, 1 10 == Er
Ständerleiterzahl . . 2... .... N, 324 1460 —e N,=2 weh
2m %
Magnetischer Fluß pro Pol Pp | 1,26.106 | 1,67.106 | Maxwell |#» ENT,
. j ny2 f p
Ankerspannung . . u. ..2.... Es? 60 82 Volt Es® u = &
Höchste Bürstenspannung. . .. . E,® 70 95 Volt E98 = - z &
Wirklicher Luftspalt. .. ..... d 0,08 0,20 cm eg
Scheinbarer Luftspalt ....... Oi 0,090 0,219 cm 2
Magnetisierungsstrom . ...... JulI 0,31 0,28 fach Da = BI
TEE VAREL
Kühlluftschlitze ... Wa .ı. 2u. E= ak) 2,10 cm
Ständernuten pro Pol und Phase . —_ 3 3 vn 3
Ständernutenzahl ... . „we.nns — 54 180 Er
Ständernutenbreite <-höhe . _ 1,4.2,6 1,7.4,8 cm \
Ideelle Ständerzahninduktion, leer. | Bzı | 18800 16 200 Gauß Konstruktions-
Läufernutenzafle.» 2... 2 wor —_ 72 162 _ werte
Läufernutenbreite>x<-höhe. ... . _ 0,8.3,5 1,6 .3,8 cm
Ideelle Läuferzahninduktion, leer . Bz2 22 800 15 700 Gauß
Wirkungsgrad bei Synchronismus. n 8 85,6 %
Dem entspricht ein auszuführender Luftspalt
zwischen Ständer- ind Läufereisen von etwa
2,8 mm. Man erkennt hieraus, daß man bei
Drehstrom-Serienmotoren auf recht erhebliche
Luftspalte geführt wird, was wegen des schwe-
ren Kollektorankers und besondersim Interesse
einer ruhigen Kommutierung sehr erwünscht
ist. Würde man sich zu geringeren Luftspalten
entschließen, so könnte man einen kleineren
Bürstenwinkel anwenden und würde dadurch
die Kompensierung der Phasenverschiebung“
im Netz etwas günstiger gestalten.
7. Berechnungsbeispiele. Zur Belebung
der hergeleiteten Foımeln und Beziehun-
gen sind an zahlreichen Stellen der vorstehen-
den Ausführungen praktische Zahlenbeispiele
eingestreut, die meistens die Verhältnisse eines
Nebenschlußmotors von 20 kWundeines Serien-
motors von 220 kW Leistung betreffen. Zur Er-
höhung der Übersicht sind in der nebenstehen-
den Tabelle sämtliche für den Entwurf maß-
gebendenZahlen dieser beidenMotoren vollstän-
dig zusammengestellt. Sie sind dabei in. der
Reihenfolge angeordnet, die für den Fortgang
der Vorausberechnung zweckmäßig ist. Voran-
gestellt sind die gegebenen Werte, die aus dem
Verwendungszweck folgen; darauf findet man
die zu wählenden elektrischen und mechani-
schen Größen, die auf Grund der Erfahrungen
an ähnlichen Maschinen festliegen und dem Be-
rechner geläufig sein müssen, und daran schließt
sich die systematische Bestimmung der charak-
teristischen Maße und Angaben, die die Größen-
verhältnisse der wesentlichen Teile der Motoren
besitzen müssen, wenn diese den gestellten An-
forderungen genügen sollen. Unrunde Zahlen
: für manche Werte, die hier von vornherein an-
geschrieben sind, ergeben sich bei der tatsächli-
chen Berechnung natürlich erst nach einmali
gem angenäherten Durchlaufen des Reehnungs-
ganges und Korrektur desselben auf ganze Zah-
len für die Leiter pro Nut, die Lamellen des
Kollektors usw.
In der Zahlentafel sind überall die wichtig-
sten der im Vorstehenden entwickelten Berech-
nungsformeln angegeben, damit man den Rech-
nungsgang ohne Mühe des Nachschlagens leicht
verfolgen kann. Zum Schlusse sind noch einige
Maßzahlen angegeben, durch die die zur Kon-
struktion der Motoren notwendigen Angaben
vervollständigt werden.
Neue Methode
zur Ortsbestimmung von Wasserfehlern
in Papier- und Faserstoffkabeln.
Von Hermann Tietgen, Hamburg.
Es ist in Fachkreisen allgemein bekannt,
daß die Ortsbestimmung von Wasserfehlern
in Papier- und Faserstoffkabeln dann außer-
außerordentliche Schwierigkeiten macht, wenn
„gute“ Adern nicht mehr. vorhanden sind.
Wenn parallellaufende oder solche Kabel vor-
handen sind, die die gleichen Punkte verbinden,
kann man allerdings diesen\die „guten‘‘ Adern
‚entnehmen. In sehr vielen, wohl in den meisten
Fällen trifft dies jedoch nicht zu. Die soge-
nannte Erdfehlerschleife (Varley, Murray)
ist also nicht anwendbar, und die andern Me-
thoden, die noch in Betracht kommen könnten,
versagen, ‘weil bei ihnen neben dem Außen-
strom (Kabelstrom) die Polarisation eine un-
berechenbare * Rolle spielt, insbesondere den
Fehlerwiderstand wesentlich beeinflußt, so,
daß dieser in den einzelnen, miteinander zu
vereinigenden Messungen mit? gänzlich ver-
schiedenen Werten auftritt. Zum Teil sind die
bekannt gewordenen Methoden auch zu ver-'
wickelt, schwierig in der Anwendung und un-
sicher in den Ergebnissen, so daß sie sich in der
Praxis nicht einbürgern konnten. Die Praxis
stellt die Forderung und muß sie stellen, daß
die Methoden möglichst ohne Fehlerquellen,
N
a en,
%
x
ee
15. April 1020.
einfach im Aufbau, in der Durchführung und
hinreichend sicher in den Ergebnissen‘ sind.
Der Mangel einer einfachen und zuver-
lässigen Methode zur Ortsbestimmung der ein-
gangs erwähnten Fehler machte sich bisher
äußerst schwer bemerkbar. Die Eingrenzungs-
arbeiten waren schwierig und zeitraubend;
durch das lange Bestehen der Fehler und der
damit verbundenen Betriebsstörungen ent-
standen große Unzuträglichkeiten und schwere
wirtschaftliche Schäden.
Das Suchen nach einer für solche Fälle
brauchbaren Methode hat nun zu einem guten
Ergebnis geführt, wie in folgendem dargelegt
werden soll. x
Zu den Messungen dient folgende Schaltung
der Wheatstoneschen Brücke (Abb. 1).
Abb. 1.
r, und r, sind zwei gleiche Brückenarme
von je 10, 100 oder 1000 2, W ist ein regelbarer
Widerstand, F ist ein Fernhörer oder sonstiger
empfindlicher Wechselstrommesser als Null-
instrument, $ ein Summer oder eine andere
Wechselstromquelle, L sind die Kabeladern,
x ist die Strecke vom Meßort bis zum Fehler,
z der Übergangswiderstand von Ader zu Ader
über die Fehlerstelle. Die Widerstände r,,
r, und W müssen induktions- und kapazitäts-
frei sein. W wird solange reguliert, bis das
Nullinstrument schweigt oder das Strommini-
mum anzeigt. Die Meßspannung ist so zu wäh-
len, daß eine ausreichende Empfindlichkeit
des Systems erzielt wird. _
Es werden folgende Messungen. gemacht:
I. bei offener Schleife,
II. bei geschlossener Schleife.
Die Ergebnisse seien:
WEI: 22 2 =,
g 2 L-2x)z
Zu II: RESET
Für L’ist derjbekannte Widerstand der
Einzelader einzusetzen. Der Wechselstrom-
widerstand ist nur um ein Geringes höher, als
der bekannte Normalwiderstand, der für Gleich-
strom angegeben ist. Wo man den geringen
Unterschied nicht vernachlässigen will, muß bei
gesundem Zustand der Kabel für eine gegebene
Periodenzahl der Widerstand der Adern fest-
gestellt und zum späteren Gebrauch bei den
‘ Fehlermessungen in den Kabelnachweisungen
vermerkt werden.
Aus diesen Gleichungen läßt sich nach Elı-
minierung von 2 eine quadratische Gleichung
nach x entwickeln, die ergibt:
Be L (a—b) = b2
=3-} RT
Unter der stets zu machenden Voraussetzung,
daß x — 1%, b negativ ist, hat nur der negative
Wurzelwert Geltung; diese Voraussetzung trifft
bei Wasserfehlern zu, weil der Fehlerwiderstand
größer als null ist.
Die- Messungen sind bisher mit einem
Wechselstrom von 800 Perioden erfolgt; es
liegen aber keine Bedenken vor gegen die An-
wendung einer geringeren Periodenzahl.
. Da die Messungen mit Wechselstrom er-
folgen, polarisiert die Fehlerstelle nicht, und
der Fehlerwiderstand bleibt konstant. Der so-
genannte Kabelstrom kommt im Meßsystem
nicht zur Wirkung; sein störender Einfluß und
das mit Recht gefürchtete Operieren mit dem
„falschen Nullpunkt“ fallen gänzlich fort.
Von theoretischem Standpunkt aus be-
trachtet ist es vom Interesse, zwei Grenzfälle
Zu betrachten: 1 /
SUB
Elektrotechnische Zeitschrift.
en BA RE EEE TE EEE FREI TI FR RE EEE ER
Zunächst den allerdings in der Praxis wohl
ausgeschlossenen Fall, daß der Fehlerwider-
stand null ist. Dann fallen die Ergebnisse der
Messungen I und II gleich aus (a=b). Es
it 2=%b= 1a; das sagt schon eine ein-
fache Überlegung, aber auch mathematisch ist
es richtig, weil in solchem Fall das Wurzelglied
der Schlußgleichung null wird.
Der andere Grenzfall ist der, wenn der
Fehler unmittelbar am anderen Kabelende
liegt; dann ist b gleich dem Schleifenwiderstand
der normalen Adern (x = 1, b).
Bei pupinisierten Kabeln muß man zu der
Meßschleife zwei Doppeladern verwenden,
von denen die eine als Hin-, die andere als Rück-
leitung dient. Da dann die beiden Wicklungen
der Pupinspulen parallel geschaltet sind, wird
die Spuleninduktivität unwirksam gemacht
und die Messungen können wie an gewöhnlichen
Kabeln vorgenommen werden.
Die Messungen nach vorstehender Methode
‚haben in der Praxis zu guten Ergebnissen ge-
führt. Der größte Unterschied der errechneten
von der wirklichen Fehlerlage belief sich bisher
— selbst bei längeren Kabeln — auf 100 m.
Hat man den Fehler aber soweit festgelegt ,
dann macht es keine Schwierigkeiten mehr,
die nächstgelegenen Lötstellen zu öffnen,
Hilfsverbindungen auszulegen und den Fehler
mit Hilfe der Erdfehlerschleife (Varley, Murray)
punktförmig festzustellen. .
Die beschriebene Methode ist einfach in
ihrem Aufbau, einfach und leicht in der Durch-
führung und ausreichend sicher in den Ergeb-
nissen; sie kann daher eindringlichst empfohlen
werden. =
Neue Normalien und Leitsätze in Schweden.
Die seit 1911 in Schweden verwendeten
Normalien für Prüfung und Bewertung von
elektrischen Maschinen und Transformatoren
entsprechen nicht mehr dem heutigen Stand-
punkt der Technik. Auch schien es nicht emp-
pfehlenswert, bei der jetzigen politischen Lage
das Ergebnis der Arbeiten der ‚„Internationa-
len Elektrotechnischen Kommission“ abzu-
warten, obwohl seit dem Kongreß in Turin 1911
eine Sonderkommission des Schwedischen Elek-
trotechnischen Komitees sich mit der Ausar-
beitung von Maschinennormalien befaßt. Unter
solchen Umständen hat die Abteilung fürElek-
trotechnik des Schwedischen Technologen-
Vereins den von der obengenannten Sonder-
kommission ausgearbeiteten Entwurf als Neu-
auflage der bisherigen schwedischen Normalien
im Februar 1919 provisorisch angenommen,
ohne jedoch einen Termin für das Inkrafttreten
festzulegen. Vielmehr wird bezweckt, zuerst
eine Einigung innerhalb der maßgebenden Ver-
bände Skandinaviens herbeizuführen. Auf Ver-
anlassung des Schwedischen Elektrotechni-
schen Komitees wurden deshalb Vertreter aus
Norwegen und Dänemark Ende September zur‘
Diskussion des vorliegenden Entwurfes nach
Stockholm eingeladen. Aussichten sind vor-
handen, daß die hauptsächlichenBestimmungen
für ganz Skandinavien gültig werden.
nzwischen werden die neuen Normalien
bereits bei Ausschreibungen durch staatliche
und private Unternehmer verwendet. Es be-
darf somit seitens der Fabrikanten einer Über-
legung, inwieweit die heutigen Ausführungen
der Maschinen und Transformatoren den neuen
Vorschriften gerecht werden. Die wichtigsten
Abweichungen von den bisherigen Bestimmun-
gen, die sich größtenteils mit den VDE-Nor-
malien Ausgabe 1914 decken, werden unten
kurz besprochen.
Der Inhalt der neuen Vorschriften verteilt
sich auf die drei Abschnitte ‚Allgemeine Be-
stimmungen‘‘ (Normierung, Mechanische Fes-
tigkeit, Wirkungsgrad, Temperaturzunahme,
Isolierfestigkeit und Toleranz), „Spezielle Be-
stimmungen‘“ (für Gleichstrommaschinen, Syn-
chronmaschinen, Asynchronmaschinen und
Transformatoren) sowie „Anweisungen“ (über
Normalspannungen, normale Polzahlen,. Win-
dungsisolation bei Transformatoren und Nor-
malleistungen bei Transformatoren).
Die ‚„Normierung‘ legt fest, daß ein Lei-
stungsschild vorhanden sein soll. Die näheren
Angaben des letzteren werden dagegen unter
den „Speziellen Bestimmungen‘ angegeben.
Maschinen für Dauerbetrieb und aussetzenden
Betrieb (10 bis 30 bis 60 Minuten) sowie die wich-
tigsten Ausführungsformen der rotierenden Ma-
1920. Heit 15.
ron und Transformatoren werden klassifi:
ziert. ;
Im nächsten Kapitel (über die mechani:
sche Festigkeit) wird außer Balanzierung die
Probe mit erhöhter Drehzahl behandelt. Es
sollen sämtliche Maschinen eine Geschwindig-
keit von mindestens 20%, über normal ver-
tragen, ohne daß bleibende Formveränderun-
gen eintreten. Außerdem wird bei Generatoren
für direkte Kupplung mit Wasserturbinen eine
Durchgangsprobe mit 80% (ohne Erregung)
bzw. bei Hauptstrommotoren eine solche Probe
mit 150% über normale Drehzahl vörgeschrie-
ben. Dabei darf die höchste Drehzahl nur wäh-
rend maximal 3 Minuten verwendet werden.
Für die Bestimmung des Wirkungsgrades
kommt es in der Regel auf eine Messung der
Verluste, an, u. zw. werden unter den ‚‚Speziel.
len Bestimmungen‘ genaue Anweisungen hier-
für angegeben.
... „Bei der Bemessung der Temperaturgrenzen
ist die absolute Temperatur und nicht die Tem.
peraturerhöhung als maßgebend betrachtet
worden. Die Umgebungstemperatur soll beson.
ders festgelegt werden, und wird zu max,
35° C angenommen. Zur Bestimmung der End-
temperatur werden die Werte des Temperatur-
koeffizienten vom Elektrolytkupfer entweder
einer Zahlentafel (vgl. $ 16 der VDE-Nor-
malien) entnommen, oder aus der Formel
ER
4 (98 2) — 235
t B, (235. + &) — 235
ermittelt, wo it und ti, die Temperaturen in C°
bzw. Rund R, die Widerstände warm und kalt
bedeuten.
Die normal zulässigen Temperaturzu-
nahmen und Höchsttemperaturen weichen et-
was von den VDE-Normalien ab, und werden
hier angeführt:
Max. Max-
Temperatur- Höchst-
zunahme temperatur
a) Isolation aus
nicht getränkter
Baumwolle od. Seide 50° 85°
getränkter Baum-
wolle oder Seide 60° 95°
Bapıer., Holz.e.u 9% 60° 959
Micarta oder Emaille 70° 105°
Asbest, Glas, Porzel-
lan, Mikanit o. dgl. 80° 115°
b) Für in sich dauernd
kurzgeschlossene
nicht isolierteWick
lungen. 1.1. 80° 115°
c) Für Wicklungen in Öl 60° 95°
d) Für Transformato-
renöl
1. Wenn das warme
Öl nieht mit der
Luft in Berüh-
rung kommen
kann ARTE 60° 95°
2. Sonst 50° 85°
e)aHlur,Bacert nen: 40° ws
f) Für Schleifringe und
Kommutatoren 60° 95°
Für Eisenkerne gelten die Temperaturen
des das Eisen berührenden Isoliermaterials.
Wicklungen, Bleche und Kommutatoren von
Bahnmotoren können 20° höhere Werte auf-
weisen. Für Erregerspulen in einer Lage oder
isolierte, dauernd kurzgeschlossene Wicklungen
sind 10° höhere Werte als oben zugelassen.
In bezug auf die Isolierfestigkeit hatte die
Erfahrung ergeben, daß die Durchschläge an
Transformatoren und Maschinen viel zu häufig
vorkamen. Eine wesentliche Verschärfung der
Prüfspannungen war dadurch begründet, damit
die Betriebssicherheit nicht durch Zufällig-
keiten gefährdet werden sollte. Durch die
neuen Bestimmungen wird dieser Abschnitt auf
die Grundlage der elektrischen Festigkeitslehre
estellt. Die Isolierfestigkeit wird für verschie-
dene Teile einer Anlage abgestuft, damit die
Isolierfehler möglichst nieht innerhalb, son-
dern vor den Maschinen auftreten sollen. Da
die Störungen auch nicht auf die Freileitungen
oder Kabelstrecken verwiesen werden können,
ergibt sich die räumliche Begrenzung der Feh-
lerstellen zu der Schaltanlage bzw. zu deren
Schutzeinrichtungen. Wiceklungen und Durch-
führungsisolatoren müssen nach diesen Auf-
fassung einen höheren Sicherheitsfaktor auf-
weisen als z.B. Stützisolatoren und Schalt-
apparate. h
Sämtliche Maschinen sollen, wenn neu, in
der Fabrik eine Minute lang in warmem Zu-
stande und mit Spannungsanstieg während
etwa 10 Sekunden ohne Durchschlag oder Über-
schlag mit den untenstehenden Spannungen
geprüft werden. Die Prüfspannung Er ist von
der höchsten normalen Betriebsspannung E der
fraglichen Wicklung abhängig, und beträgt bei
Maschinen von 500 W und mehr mindestens
1000 V, .bei;weniger_ als. 500 W dagegen min-
294
Elektrotechnische Zeitschrift.
1926.
Heft 15.
15. April 18%0.
destens 500 V. Im übrigen wird die Prüfspan-
nung nach den folgenden Regeln bestimmt:
en Prüfspannung
E E;
Klasse I:
Kleine rotierende Ma-
schinen (< 300kVA)
und Spannungs-
transformatoren <.: 3300 V
sE
> 3300 V 1,5 E-+5000
Klasse II:
Große rotierende Ma-
schinen (>300kVA),
Öltransformatoren
< 30 kVA, sowie
alle Transformato- <. 5000 V 3E
ren mit Luftkühlg. > 5000 V 2 E-+5000
Klasse III:
Öltransformatoren <. 5000 V 3 E+5000
BB0OcKV AT, > 5000 V 2 E+10000 -
Als die höchste normale Betriebsspannung
wird dabei eine Spannung, die 10% höher als
die auf dem Leistungsschild angegebene ist,
betrachtet. 6
Erregerwicklungen bei Synehronmaschi-
nen werden mit der 10-fachen Erregerspan-
nung, jedoch mindestens 1500 V geprüft.
Außerdem werden besondere noch höhere
Prüfspannungen für Durchführungen anTrans-
formatoren gefordert, die in den weiter be-
sprochenen Leitsätzen enthalten sind.
Wie aus den Abbildungen ersichtlich, sind
besonders bei Drehstrommoren (Klasse II) und
Transformatoren erheblich verschärfte Be-
stimmungen zu notieren. Es fragt sich nur, ob
man das Richtige getroffen hat, denn die er-
höhte Betriebssicherheit wird nicht allein mit
größeren Anschaffungskosten, sondern auch
mit einem höheren Magnetisierungsstrom er-
kauft.
Maschinen und Transformatoren sollen
eine um 50% erhöhte Betriebsspannung (bei
Gleichstrommaschinen jedoch nur um 25%)
3 Minuten lang aushalten. Eine Ausführung der
Transformatoren, so daß sie zur Aufrechterhal-
tung des Betriebes auch bei einseitigem Erd-
schluß die erhöhte Beanspruchung für längere
Zeit vertragen, hat sich also nicht eingebürgert,
obwohl viele Betriebe strengere Bedingungen
als die obigen stellen werden.
Zur Festlegung der Prüfspannung wird die
Spannung mit Voltmeter (und Spannungs-
transformator) oder aber mit Kugelfunken-
strecke gemessen. Im ersteren Falle sollte die
ea Sinusform haben, im letzte-
ren ist dagegen die Kurvenform ganz willkür-
lich. Tabellen und Schaulinien der UÜber-
schlagsspannung bei verschiedenen Elektroden-
abständen und bei Verwendung von Kugeln
mit Normaldurchmessern werden angegeben,
sowie eine Korrektur für Luftdruck, Raum-
temperatur und Luftdichte.
Die ‚Speziellen Bestimmungen‘ sind ver-
hältnismäßig umfangreich und können hier nur
kurz gestreift werden. Es werden die Angaben
der Leistungsschilder genau spezifiziert und die
Prüfmethoden in Reihenfolge aufgeführt und
ausführlich auseinandergelegt.
An dieser Stelle sei nur erwähnt, daß bei
Motoren die Abweichung von der gestempelten
Drehzahl bei Vollast nd in warmem Zustande
+ 7% bei Gleichstrom und #= 2% bei Dreh-
strom betragen darf.
30
PerriebSSPaNMUNg
(7) 2e} 70
———— nach VDE-Normalien 1914.
———— nach Schwed. Normalien 1910, Klasse I.
Abb. ia. Prüfspannungen.
Die Überlastbarkeit von Gleichstromgene-
ratoren und Synehronmaschinen wurde zu 25%,
für Gleichstrommotoren und asynchrone Dreh-
strommotoren zu 40% während 3 Minuten fest-
gelegt. . Letztere sollen vorübergehend ein
ı Drehmoment 75%
über normal entwickeln
können. Ä
Zur Bestimmung der Leerlaufverluste, der
Widerstandsverluste, des Erregerstromes, der
Spannungsänderung usw. werden genaue und
teilweise ganz neue Verfahren angegeben.
70
|
60
Prüfspannung
40
20
Defrıeb5Spanming
0 / 70 20
—— —— nach VDE-Normalien 1916.
nach Schwed. Normalien 1919, Klasse Il.
nach Schwed. Normalieu 1914, Klasse Ill
—> Jo
Abb. 1b. Prüfspannungen.
Die Schaltungen der Transformatoren wer-
den in Gruppen geteilt, wovon die Gruppen A,
B und © mit den VDE-Normalien überein-
stimmen. Neu ist die ur D, wo die Unter-
spannung der Gruppe bei unveränderter
Lage der Oberspannung im Vektordiagramm
180° verschoben wurde.
Im letzten Abschnitt ‚Anweisungen‘ wer-
den zunächst gewisse Normalspannungen em-
pfohlen, wie sie unten zusammengestellt wurden:
a) Gleichstromsysteme:
Generatoren oder her
120 110
240 220
480 440
650 550
b) Drehstromsysteme:
? Transformatoren
Generatoren ri Q
Primär Sekundär Motoren '
120 110 120 110
(210 190 210 190)
240 220 240 220
420 380 420 380
550 500 550 500
1 650 1 500 1 650 1 500
3 300 3.000 3 300 3 000
6 600 6 000 6 600 6 000
11 000 10 000 11 000 10 000
20 000 22 000 20 000
30 000 33.000
40 000 44 000
50 000 55 000
70 000 77 000
100 000 110 000
Transformatoren sollen weiter Anzapfun-
gen für # 5% Änderung des Übersetzungs-
verhältnisses erhalten.
Wie im Anhang zu den VDE-Normalien
werden normale Polzahlen bei Frequenz 50
und 25 festgelegt.
Neuerdings wird auf die Bemessung der
Windungsisolation bei Transformatoren der
größte Wert gelegt. Versuchsweise hat man
einige Formeln zur Berechnung der Prüfspan-
nung bei Momentproben eingeführt, die sich
auf normale Transformatoren der Frequenz 50
beziehen. Bei einer Betriebsspannung von
E kV und einer Leistung von P kVA soll die
Isolation für eine Prüftpannung Windung ge-
gen Windung von
3 4
Kı=YE.YP
in kV bemessen werden.
Zwischen benachbarten Lagen, Scheiben,
oder Spulen wird die Prüfspannung
4
Eis = Er(1 + 0,2Y0, = 1)
wo N, die Windungszahl pro Lage, Scheibe oder
Spule darstellt. Bei solchen Proben darf die
Spannung während höchstens 10 s ansteigen,
in höchstens 5 s abgelesen und dann abgeschal-
tet werden. Zur Beurteilung der empirischen
Formel sind einige Werte in der. folgenden
Zahlentafel errechnet worden.!) ;
BP E Ey Nı—l Eis
10 4 1,8 12 2,5
10 10 3,8 120 6,3
10 100 8,3 12002 E15;
100 3,2 Ko =
20 OO LO 6,8 40 10,2
100 100 14,5 400 27,5
1000 5,6 e =
1 000 10 12 12 16,5
1000 . 100 26 120 44
10 000 1 10 —_ ı—
10 000 10 21,5 _ —
10 000 100 46,5 50 68,5
Endlich werden gewisse Normalleistungen
für kleine Transformatoren bis einschl. 100k VA
in Vorschlag gebracht, u. zw. mit den Stufen 3,
5, 10, 20, 30, 50, 70 und 100 kVA bei Stern-
oder Dreieckschaltung. Bei Ziekzackschaltung
wird die Leistung um 15% herabgesetzt.
Viele werden gegen die Einführung einer
erhöhten Betriebssicherheit bzw. einer höheren
Qualität des Maschinenmaterials in einer Zeit,
wo man sich vor allem auf eine gesunde %par-
wirtschaft einrichten sollte, ‚Bedenken haben.
Man darf aber nicht vergessen, daß die Mehr-
. kosten, wie sie durch die gesteigerte Isolier-
festigkeit bedingt werden, teilweise durch eine
weitgehende Normalisierung ausgeglichen wer-
den können. Auch werden bei der. heutigen
Elektrizitätsgroßversorgung, die von den neuen
Normalien natürlich in erster Linie getroffen
wird, so viele unwirtschaftliche Betriebe und
Reservekraftanlagen stillgelegt, daß die noch
bleibenden Einrichtungen in jeder Beziehung
durchaus betriebssicher und vorbildlich erhal-
ten werden müssen. Sigurd Halden.
Die Elektrisierung der Vorortbahnen von
Melbourne mit hochgespanntem Gleichstrom.
Von den Eisenbahnen des australischen
Staates Vietoria in der Gesamtlänge von
6925 km dienen 483.km Gleislänge dem Vorort-
verkehr der Hauptstadt Melbourne. Von dem
ganzen nach Melbourne gerichteten Eisenbahn-
verkehr entfallen ?/, auf diesen Vorortverkehr.
Dieser große Anteil rührt von der geringen Be-
völkerungsdichte her, derzufolge das Vorort-
bahnnetz einen großen Flächenraum über-
spannt. Die Votortbahnlinien strahlen von der
Stadtbiszul40km Länge aus(Abb.1). Außerdem
starken Vorortverkehr auf den Eisenbahnen
besteht ein beträchtlicher Verkehr auf elek-
trischen Straßenbahnen, Kabelbahnen, Zwi-
schenstadtbahnen und Omnibussen.
Ein im Jahre 1907/08 von Ch. H. Merz,
London, über die Elektrisierung der Vorort-
bahnen Melbournes vorgelegter Bericht?) ließ
erkennen, daß, wenn auch mit dem elektrischen
Betrieb beträchtliche Ersparnisse erzielt wer-
den würden, die Verzinsung des Anlagekapitals
doch eine Steigerung des bis dahin bestehenden
Verkehrs notwendig machte. Obwohl man für
die Folgezeit eine solche bestimmt annehmen
durfte, trat man der Frage der Elektrisierung
in jener Zeit noch nicht näher. Durch die im
Jahre 1912 festgestellte Verkehrssteigerung sah
man sich indes schon vor die Frage gestellt,
entweder die Gleisanlagen zu erweitern oder
den elektrischen Betrieb einzuführen, der sich
nun auch ohne weitere Verkehrszunahme schon
lohnen würde. Auf Veranlassung der Regierung
legten dann Merz und Me Lellan einen zwei-
ten, mit Kostenanschlag versehenen Bericht?)
über die Elektrisierung des ganzen Vorortbahn-
netzes vor. Hierüber ist an dieser Stelle seiner-
zeit berichtet worden.*) Auf Grund dieses Vor-
anschlags, der die Anlage- und Betriebskosten
bei Einphasensystem denen bei hochgespann-
tem Gleichstrom auf Grund des Angebots
erster Firmen gegenüberstellte, entschloß man
sich, die Elektrisierung des ganzen Vorort-
bahnnetzes mit hochgespanntem Gleich- *
strom durchzuführen. Von dem Ergebnis
dieser, der Eigenart jeder Stromart angepaßten
Gegenüberstellung der Anlage- und Betriebs-
kosten seien hier lediglich folgende Zahlen an-
geführt’): _ Beim Einphasen - Wechselstrom
stellten sich die Anlage- bzw. Betriebskosten
höher als bei Gleichstrom: 1. auf den Vor-
ortlinien um 30% bzw. 27,5%, 2. auf den
von Melbourne ausgehenden Fernbahnen
um 1,5% bzw. 2,5%.
%) Nach der „Teknisk Tidskrift, Elektroteknik 1918,
S. 153°, welcher diese Tabelle entnommen wurde, ist diese
Formel von Herrn Prof. Lindström. Västeräs entworfen.
. .) Siehe „Bulletin des Eisenbahn-Kongreß-Verbandes“
Mai 1908, S. 636. u
). „Report upon the application of eleetrie traction
to the Melbourne Suburban Railway System“ 1912.
4 Vgl. „BETZ“ 1918, S. 724. \ >
») „Report ‚Ron the‘ application of electrie traction
to the Melbourne Suburban Railway System, 1912, 8: 21.
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[7]
/ jr?
\
——— Betriebslinien.
——:— Außer Betrieb.
ee Elektrische Straßenbahnen.
--- Unterirdische Speiseleitungen.
Eee Oberirdische 8peiseleitungen.
o Unterwerke der Straßenbahnen.
o Unterwerke der Vorortbahnen.
Abb. 1. Netz der Vorortbahnen von Melbourne.
Dem Entwurf wurde der voraussichtliche
Verkehr des Jahres 1917 zugrunde gelegt, in
welchem Jahre man damals die Elektrisierung
durchgeführt zu haben hoffte. Für die weite-,
ren zu erwartenden erheblichen Verkehrssteige-
rungen wurden entsprechende Erweiterungen
des Kraftwerkes und der Stromverteilungs-
anlage vorgesehen. Die Zugfolge und Zuglänge
zu bestimmen, behielt man sich bis zur Eröff-
nung des elektrischen Betriebes vor, doch
nahm man in Aussicht, den Betrieb zunächst
mit festem Fahrplan zu führen, die Verkehrs-
zunahme durch allmähliche Vergrößerung der
Zuglänge bis zu 6 Wagen und erst darüber hin-
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aus den Verkehrsandrang zu gewissen Tages-
stunden durch Verdichtung der Zugfolge zu
bewältigen.
A NMaschinenhaus. B Pumpenraum. C Kesselhaus. D Kabel. E Schaltraum, F Betriebsleiter.
Abb. 2, Kraftwerksplan der Vorortbahnen von Melbourne,
‚Der Vertrag wurde im März 1912 unter-
zeichnet, der Bau begann im November 1913,
erfuhr dann durch den Krieg mancherlei Ver-
zögerungen, bis im Mai 1919 der erste Zug in
Betrieb gesetzt werden konnte. Die Ausfüh-
rung erfolgte im großen ganzen durch britische
Firmen, doch bezog man, wie bei englischen
elektrischen Bahnen üblich, die elektrische Ein-
richtung der Betriebsmittel von amerikani-
schen Firmen.
Kraftwerk.!) Obwohl der für das Kraft-
werk ursprünglich in Aussicht genommene Platz
in Yarraville am Yarrafluß reichlich mit Kon-
denswasser versehen war und guten Bahnan-
schluß hatte, zog man für die Anlage doch einen
bei Newport gelegenen Platz vor, dessen Lage
unmittelbar am Wasser die höheren Leitungs-
kosten aufwog. Von der Gesamtanlage wurde
einstweilen nur die eine Hälfte ausgeführt, die
zweite der späteren Erweiterung vorbehalten
(Abb. 2). Die jetzige Einrichtung besteht aus
6 Turbodynamos mit je 10 000 kW Leistung,
von denen zwei als Ersatz dienen. Dem Ma-
schinenhause vorgelagert ist das in zwei Teilen
aufgebaute Kesselhaus, zwischen denen in
einem besonderen Bau verschiedene Hilfsein-
richtungen wie Wasserbehälter, Schuppen,
Mannschaftsräume, Laboratorien usw. Platz
gefunden haben. Zwischen dem Maschinen- und
Kesselhause liegt der Pumpenraum. An Kes-
seln wurden insgesamt 24 Babcock u. Wileox-
Marine-Wasserrohrkessel von 15,35 at Über-
druck, 315° C Dampftemperatur,# 625 (dazu
97 m? Überhitzungsfläche) m? Heiz- und
15,6 m? Rostfläche mit Kettenrostfeuerung
aufgestellt. Vor der Hand wird Steinkohle ver-
feuert, doch lassen sich die Roste jleicehtkfür
Braunkohle umändern. Zwischen je 2 Kesseln
liegt für den künstlichen Zug von ,„Sirocco“-
Gebläse und ein eiserner Kamin von 2,13?m
Durchmesser und 17,67 m?”Höhe. *»*
Die mechanische K ohlenförder- und Aschen-
absauganlage entsprechen neuzeitlicher Praxis.
Da Auspuffbetrieb nicht vorgesehen Rist,
dienen zwei kleinere Hilfs-Turbodynamos zum
Anlassen der Pumpen.
Von den 6 Drehstrom-Turbodynamos lei-
sten 4 je 10 000 kW und 2 je 12500 kW bei
1500 Umdr/min, 3300 V und 25 Per/s.
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Hochspannungs-Schaltung
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Schaltung
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N Wechselsirorm-
N Niederspannungs-
N Akkumularore;
N LH JZoHerie
N dynamo darur,
Abb. 3. {Unterwerk der Vorortbahnsn von Melbourne.
' ( Jeder Stromerzeuger ist in der üblichen
Weise mit seinem ölgekühlten Transformator
(3300 : 20 000) und einem Transformator
(3300 : 440), für die Hilfsmaschinen zu einer
1) „The'Electrical Beviow*, Bd. 86, 1920, S. 36 und „Engi-
neering“, Bd. 109, 1920, S- 6,
Elektrotechnische Zeitschriit, 1920. Heit 15. 15. April 1920.
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Abb. 4. Gußeiserner Kabelverbindungskasten.
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Abh. 5. Speise- und Fahrleitung der Vorortbahnen von Melbourne.
festen Einheit verbunden. Die Transformato- | Kühlung der Dynamos dient je ein „Sirocco“-
ren sind der Feuersgefahr wegen von den Ma-
schinen getrennt in einem besonderen Gebäude |
längs des Maschinenhauses aufgestellt. Zur | schinenhause völlig getrennten und mit ihm
GG ITRETER + ZN
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Gebläse mit eigenem Antrieb.
Die Schaltungen werden in dem vom Ma-
nur durch Fernsprecher und Telegraph verbun-
denen Schalthause bei 20 000 V vorgenommen.
DieSammelschienen sind durch einen Zwischen-
schalter in 2 Abteilungen geteilt, die beide auf
jedes der Unterwerke arbeiten. Damit hat man
ei gleicher Sicherheit der Stromlieferung die
kostspielige Verdoppelung der Sammelschie-
nenanlage vermieden. ie Leitungen und
Sammelschienen sind mechanisch gesperrt, so
daß sie nur bei geöffneten Schaltern zugänglich
sind.,, Eine gleiche Sicherung besteht zwischen
den Ölschaltern und ihren Trennschaltern. Die
Schaltzellen sind auf einer Seite nach außen
hin völlig offen, um bei Kurzschlüssen dem
Luftüberdruck einen Ausgleich nach außen zu
verschaffen.
Unterwerke. Für das Vorortbahnnetz
sind im ganzen 15 Unterwerke vorhanden, im
Mittel also je 1 auf 32 km dieses Netzes. Ihre
Lage ist in Abb. 2 angegeben. Außer-
dem speist das Kraftwerk noch zwei Unter-
werke des Straßenbahnnetzes, zwei für Werk-
stätten und eins für öffentliche Lichtanlagen.
Die Umformer liefern mit einem Leistungsfak-
tor von 0,95 bei Regelbelastung 1500 V-Gleich-
strom und sind in 4 Größen, für Leistungen von
3000, 2250, 1500 und 750 kW ausgeführt. Sie
sind mit Ausnahme der kleinsten Größe, die
für die Außenlinie bestimmt ist, mit als sechs-
phasige, selbstsynchronisierende Einankerum-
former von 12, 6 bzw. 4 Polen mit einer Com-
poundwicklung für einen Spannungsabfall von
10% bei 100% Überlastung gebaut. In Abb. 3
ist ein Unterwerk dargestellt.
Stromverteilung. Vom Kraftwerk ge-
hen 13 20 000 V-Speiseleitungen aus, die im
Innern der Stadt unterirdisch, auf den
Außenlinien als Freileitungen verlegt sind.
Die unterirdischen Leitungen sind als papier-
isolierte Bleikabel mit Eisenbewicklung wegen
des schmalen Bahnkörpers in den Straßen aus-
gelegt. Besondere Sorgfalt hat man der Aus-
bildung der gußeisernen Kabelverbin-
dungskästen gewidmet (Abb. 4)!) Die
oberirdischen Speiseleitungen sind in doppel-
ter Ausführung an den Außenseiten der Fahr-
leitungsmaste mit Kettenisolatoren in der in
Abb. 5 veranschaulichten Weise en
An einigen Stellen konnten unmittelbar 1500V-
Gleichstrom-Speiseleitungen verlegt werden,
die gleichfalls als papierisolierte Bleikabel aus-
geführt wurden, Entlang den Speiseleitungen
wurden Fernsprechleitungen zu einem selbst-
tätigen Fernsprechamt in Jolimont (Abb. 1)
geführt, von wo aus auf 50 Linien die Nach-
richtenübermittlung nach dem Schaltraum des
Kraftwerks, den Unterwerken und den Haupt-
signalpunkten der Strecke erfolgt. Von letzte-
ren aus läßt sich die Fahrleitung in einzelnen
Abschnitten schalten. %
Fahrleitung. Die beiden Gleise einer
Strecke können elektrisch voneinander ge-
\ trennt werden. Die einzelnen Strecken stellen
selbständige, für sich gespeiste Leitungsbezirke
- dar. Auf den Außenlinien sind solche Trenn-
punkte auf je 3 bis 5 km eingelegt. Je nach der
Fahrgeschwindigkeit auf den einzelnen Gleis-
stellen werden diese Streckenunterbrechungen
durch Luftisolatoren oder Streckenunterbrecher
im Fahr- und Tragdraht gebildet (Abb. 5) Die
Fahrleitung besteht aus einem Trag- und einem
Fahrdraht. In den Hängedrähten zwischen bei-
den sind unten kurze Kettenstücke eingebaut,
um die Nachgiebigkeit des vom Stromabneh-
mer gehobenen Fiahrdrahtes nach oben zu er-
höhen. Der Tragdraht besteht aus einem Kup-
ferkabel von 161 bis 242 mm?, der Fahrdraht
aus einem Kupferdraht von 161 mm? Quer-
schnitt, so daß über jedem Gleis ein Leitungs-
querschnitt von mindestens 322 mm? zur Ver-
fügung steht, was besondere Verstärkunsglei-
tungen entbehrlich machte. Der Fahrdraht
wird in Abschnitten von 915 m, in deren Mitte
er verankert ist, jederseits durch ein Gewicht
von 1135 kg selbsttätig nachgespannt. Das in
Abständen von 91,5 m aufgehängte Tragseil
hat in der Mitte bei + 15° C einen Durchhang
von 3,276 m. Die Ausführung der Fahrleitung
entspricht im ganzen und in ihren Einzelheiten
deutschem Vorbilde.
Fahrpark. Man hat für den elektrischen
Betrieb die Personenwagen des ehemaligen
Dampfbetriebes beibehalten, bewirkt die Zug-
förderung indes nicht mit Lokomotiven oder
sogen. „Triebgestellen‘, wie das auf den Ber-
liner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen beab-
sichtigt ist, sondern mit Trieb- und Beiwagen.
Die vorhandenen Wagenkasten wurden zu die-
sem Zwecke auf neue Untergestelle gesetzt, die
dem Einbau der motorischen Einrichtung 'an-
gepaßt worden sind. Auf diese Weise hat man
an Baukosten gespart und das zu einer hohen
Beschleunigung, d.h. kurzen Zugfolge, erfor-'
derliche ee -bekommen. Die
Züge werden aus Einheiten von je 1 Trieb- und
1 Beiwagen in der Weise gebildet, daß immer
1) „Engineering“, 1920, Bd. 109, 8. 9.
\
B Energieausnutzun
sicherheit erwünschten Zusammenschluß sämt-
15. April 1920.
ein Triebwagen an den Zugenden steht. Einige
Triebwagen mußten zur Ergänzung neu erbaut
werden. Von den umgewandelten Wagen hat
etwa eine Hälfte Schiebetüren an den Enden
der Wagenlängsseiten, Quersitze und Längs-
gang, die andere Hälfte Abteile mit Schwing-
türen. Für die Folge wird man die erstere Bau-
art weiter innehalten, die schon während des
Dampfbetriebes zur endgültigen Annahme ge-
kommen war; die Wagen haben keine Plattfor-
men mit Übergang. Die meisten Wagen führen
Abteile für Raucher und Nichtraucher. Jeder
Triebwagen hat 4 Hauptschlußmotoren GE 237
der General. Electrie Co., Amerika, von je
105 kW Leistung, 750V, 166 A Stromaufnahme,
85% Wirkungsgrad und 35 km/h Fahrge-
schwindigkeit, die zu je zweien ständig hinter-
einander geschaltet sind und in diesen 2 Grup-
pen durch Reihen-Parallelschaltung in Vielfach-
steuerung durch den ganzen Zug geregelt wer-
den. Die magnetischen Schütze schalten sich
selbsttätig, die Führerschalter haben deshalb
nur 4 Fahrstellungen nach vorwärts und 2 nach
rückwärts. Die Übersetzung von den Motoren
auf die Triebachsen erfolgt mit einfachem
Zahnräderpaar im Verhältnis 74:23 also
1.43,2175, E
Der begreifliche Entschluß, unter allen Um-
ständen an Triebwagenzügen festzuhalten,
wie solche auf allen Stadtbahnen der Welt
Elektrotechnische Zeitschriitt, 1920. Heft 15.
297
laufen, mag auch für Gleichstrom gesprochen
haben, da die elektrischen Einrichtungen von
Triebwagen für einphasigen Wechselstrom aus
mehr als einem Grunde technisch und betrieb-
lich weniger vorteilhaft sind.
Die. Scherenstromabnehmer, von denen die
Triebwagen je einen mitführen, liegen mit
einem Druck am Fahrdraht an, der eine Strom-
abnahme von 500 A ohne Funkenbildung, ge-
währleistet. Ihre Bauart geht aus Abb. 6 her-
vor.
Die Signale arbeiten mit Gleis-Wechsel-
strom selbsttätig. Gegen das Überfahren der
Signale sichern, wie üblich, selbsttätige Aus-
schalter auf der Strecke. Zehme.
RUNDSCHAU.
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. | von 42 Per unterstützen und außerdem mit
Vereinheitlichung der Periodenzahl in Ame-
rika. — Von den im Laufe der letzten 30 Jahre
in Amerika benutzten etwa 13 Frequenzen
zwischen 12,5 und 140 i. d. sec. sind heute
im wesentlichen nur diejenigen von 25 und
60 übrig geblieben. Höhere Frequenzen. er-
wiesen sich wegen der großen Polzahl der
Maschinen und wegen der relativ hohen
Reaktanz von Spulen und
drigere als 25 wegen der dadurch be-
dingten schweren Maschinen und wegen des
Flackerns des Lichtes als unzweckmäßig und
verschwanden daher wieder fast vollständig. Die
Einführung der Periodenzahl 25 hatte ihren
Grund z. T. darin, daß sie für den Betrieb von
Fernleitungen günstiger erschien und Syn-
chronmotoren zum Ausgleich des Ladestromes
solcher Leitungen bei dieser Frequenz leichter
zu bauen waren als bei 60 Per. Diese Konstruk-
tionsschwierigkeiten sind indessen gemildert
worden und daher in den Hintergrund getreten,
und die neuesten Erfahrungen haben ergeben,
daß lange Fernleitungen mit 60 Per vorteilhaft
betrieben werden können. Da aber die Schwie-
rigkeiten, welche 25 Per bei Beleuchtung durch
Unstetigkeit des Lichtes mit sich bringen, trotz
aller Bemühungen nicht zu beseitigen sind, so
neigt man dazu, die Frequenz 60 als Einheits-
frequenz einzuführen, weil dann die Verkupp-
lung bestehender und neuer Anlagen keine
Schwierigkeiten bereiten würde. In einem der
Tagung der Association of Edison Illuminating
Companies vorgelegten Bericht wird die Frage
der Vereinheitlichung der Periodenzahl ein-
gehend behandelt und gezeigt, daß ein Zeit-
raum von 10 bis 20 Jahren ausreichen würde,
um die Einheitsfrequenz 60 einzuführen, ohne
daß eine bedenkliche Verschwendung von An-
lagekapitalien zu befürchten wäre, vorausge-
setzt, daß von jetzt ab Maschinen und Appa-
rate nur noch für 60. Per bestellt werden.
(„Eleetrieal World“, Bd. 74, 1919, 8. 857.)
Piz.
Zur Frage der Verkuppelung der Kraft-
werke deritalienischen Staatsbahnen. — Sämt-
liehe Kraftwerke zur Versorgung der italieni-
_ schen Staatsbahnen mit Drehstrom sind Wasser-
kraftwerke mit Ausnahme der Aushilfswerke mit
Dampfbetrieb, die nur wenige Tage im Jahreein-
zugreifen brauchen. Sie zerfallen in zweiGruppen:
1. die Werke von Acceglio, Prazzo, 8. Dal-
mazzo di Tenda, Savona, Genua (Chia-
pella); ;
2. Morbegno und Robbiate.
‚„. Die Werke einer Gruppe sind unterein-
ander verbunden und können parallel arbeiten,
dagegen können die beiden Gruppen nicht zu-
sammenarbeiten. Dem im Interesse besserer
und erhöhter Betriebs-
licher Werke stehen Schwierigkeiten entgegen.
Die Werke der ersten Gruppe arbeiten mit
65000 V und 16 bis 17 Per/s.. Genua er-
zeugte ursprünglich 13 500 V bei 15 Per. Durch
Anderung der Turbinenregler wurde die Fre-
quenz auf 16 bis 17 gebracht, so daß nach
Transformierung der Spannung der Parallel-
betrieb mit den übrigen Werken der Gruppe
möglich wurde. Ebenso wurde die Frequenz
in Morbegno von ursprünglich 15 auf 15,8 Per
gebracht, womit die Stromerzeuger in Robbiate
arbeiten. Morbegno könnte üben Robbiate
parallel arbeiten mit dem Kraftwerk Varzo
und dem Kraftwerk Anza, obgleich diese mit
42 Per arbeiten. Robbiate
zwei Doppelmaschinensätze, bei denen auf der
Turbinenwelle außer‘ dem Bahngenerator von
4000 kVA für 15,8 Per noch ein N omätyengen
für 42 Per von 4600 kVA-Leistung sitzt. Die
Turbine leistet etwa 5000 kW. Die Generatoren
können also nur bis zu dieser Leistung belastet
werden. Wären Varzo und Robbiate verbun-
den, so könnten sie gegenseitig sich mit Energie
Leitungen, nie-
esitzt nämlich °
'Morbegno Energie austauschen, wobei die
Doppelmaschinensätze zum Teil als Frequenz-
umformer arbeiten würden. Die Frequenz
15,8 ergab sich aus dem Verhältnis der Pol-
zahlen der Generatoren der Doppelmaschinen-
sätze in Robbiate (6 zu 16) und der gegebenen
Frequenz 42 für das Licht- und Kraftnetz.
Hieraus folgte die Ungleichheit in der Frequenz
der beiden oben erwähnten Gruppen von Bahn-
werken und die Unmöglichkeit des Parallel-
betriebes beider Gruppen. Die Aufstellung
von besonderen Frequenzumformern verbietet
sich im Hinblick auf die dadurch bedingte Er-
höhung der Anlage- und Betriebskosten.
Es entsteht die Frage, ob die verschiedenen,
in Italien gebräuchlichen Frequenzen techni-
sche Berechtigung haben. ° Hinsichtlich der
Frequenzen für Licht- und Kraftbetrieb
man findet 42, 45, 46, 50 Per — ist zu sagen,
daß jede derselben den Anforderungen einer
guten Beleuchtung vollkommen genügt, und es
zu bedauern ist, daß noch keine Vereinheitli-
chung erfolgt ist in derselben Weise, wie die
italienischen Staatsbahnen dies innerhalb der
2 _Gruppen ihrer Werke herbeigeführt haben.
Als Normalfrequenz wäre 46 zu wählen, weil
eine Erhöhung der Periodenzahl vorteilhafter
ist als eine Verminderung und die Mehrzahl der
Werke in Italien mit 42 Per arbeitet, so daß
nur eine geringe Zahl von Werken ihre Frequenz
vermindern müßte. Die niedrige Bahn-
-frequenz. wurde gewählt, um die, Lokomboti-
ven mit direktem Antrieb ohne Übersetzung
ausführen zu können. Damit ergab sich für
die Motoren eine Drehzahl von 350, und da man
mit Rücksicht auf Gewicht und einfachen Bau
des Motors die Polzahl nicht über 8 wählen
konnte, die niedrige Frequenz, die den Vorteil
bringst, daß der Leistungsfaktor der Motoren
besser und der Spannungsabfall in der Fahr-
leitung geringer wird. Die hohe Frequenz hätte
dagegen den Vorteil leichterer und billigerer
Stromerzeuger und Transformatoren. Viele
Bahnfachleute, darunter die Leiter der Schwei-
zerischen Bundesbahnen, stehen auf dem
Standpunkt, daß überhaupt eine Trennung des
Bahnbetriebes von der Licht- und Kraftver-
sorgung des Landes erwünscht sei, weil die
Nachteile der gegenseitigen Beeinflussung bei-
der Betriebe schwerer wiegen, als die Vorteile
des Zusammenschlusses. Da aber diese Nach-
teile in den Fällen, wo die Kupplung der Be-
triebe erfolgt ist, ausgeblieben sind und die
Vereinigung sämtlicher Kraftwerke einer Ge-
gend große Vorteile bietet, muß die Frage er-
neut geprüft werden, besonders da inzwischen
Mittel gefunden sind, den Bahnbetrieb mit
hoher Frequenz zu ermöglichen. In Amerika
und der Schweiz liegen gute Erfahrungen mit
elastischen Zahnradgetrieben vor; der Lei-
stungsfaktor kann durch besondere Hilfsmittel
verbessert werden, dem Spannungsabfall durch
Vermehrung der Unterwerke begegnet werden.
Für Gegenden, die ohne Zusammenhang mit
bereits elektrisierten Bahnnetzen sind, kann
also bei Einführung des Drehstrom-Bahnbetrie-
bes die Wahl der Einheitsfrequenz der Licht-
und Kraftnetze auch für diesen in Frage kom-
men. Hierbei sei eingeschaltet, daß, während
die Drehstromlokomotiven, wenn auch mit
einigen Komplikationen für die Lichtfrequenz
verwendbar gemacht werden können, die Ein-
phasenlokomotiven hoher Leistung durch Licht-
kraftwerke nur unter Zwischenschaltung von
Periodenumformern betrieben werden können.
Ein interessantes Beispiel der Kuppelung
zweier Kraftwerke bietet der Betrieb von Mor-
begno und Robbiate. Ersteres Werk arbeitet
dauernd mit annähernd voller Last mit 2 Bahn-
eneratoren auf die Strecke Lecco— Colico —
ondrio—Chiavenna und Lecco— Monza und
außerdem auf die 15,8 Per-Generatoren in
Robbiate, die in diesem Falle als Motoren die
Wasserturbinen der Doppelmaschinensätze ent-
lasten. Als Generatoren arbeiten die Bahn-
stromerzeuger in Robbiate nur, um die Spitzen-
leistung zu decken, die die Leistungsfähigkeit
von Morbegno überschreitet. Vor der Kuppe-
lung lieferte Morbegno 6 Mill. kWh Bahn-
strom, nach dem Zusammenschluß mit Robbiate
wird es über 19 Mill. kWh für Licht und Kraft
und für Bahnbetrieb liefern können.
Diese Betrachtung führt zu dem Vorschlag,
eine Gruppe von Kraftwerken für hohe und eine
für niedere Frequenz auszuführen, die jede mit
gleichmäßiger, wenn auch in den einzelnen Jah-
reszeiten wechselnder, Grundbelastung arbei-
ten, während eine Ausgleichszentrale mit
Stromerzeugern. beider Frequenzen, zu Doppel-
maschinensätzen ' vereinigt, die Spitzen zu
liefern hätte. Wenn durch eine solche Zusam-
menfassung der Kraftwerke auch die Anlage
von Staubecken usw. bei Wasserkräften, die
starken Schwankungen unterliegen, nicht um-
gangen werden kann, so bietet sie doch den Vor-
teil, daß alle Kraftwerke mit Ausnahme des
Ausgleichkraftwerkes wegen ihrer konstanten
Belastung mit bestem Wirkungsgrad arbeiten.
Hierbei sei erwähnt, daß auch das Dampf-
kraftwerk Savona Doppelmaschinensätze hoher
und niederer Frequenz besitzt und wie Robbiate
als Ausgleichszentrale arbeiten könnte. (,,L‘In-
dustria“‘, Mailand, vom 15.1.1920, 8. 12). Gthe.
Elektromaschinenbau.
Ausgleichsvorgänge beim Kurzschluß von
Kollektormaschinen. — J. Biermanns unter-
sucht zunächst den plötzlichen Kurzschluß der
Gleichstrom-Hauptschlußmaschine und geht
dann aufdas Verhalten des Hauptschlußmoötors
mit überbrückter Feldwicklung bei Netzkurz-
schlüssen ein, welcher Fall für Straßenbahn-
motoren wichtig ist. Nach Aufstellung der all-
gemeinenDitferentialgleichungfürdieKollektor-
maschine wird der plötzliche Kurzschluß der
Gleichstrom-Nebenschlußmaschine behandelt.
Zuletzt geht der Verfasser auf die Ausgleichs-
vorgänge im Repulsionsmotor ein. (Archiv f.
Elektr., Bd. 7, 1918, S: 1.) Vo.
Leitungsbau.
Kabelschutzsystem Pfannkuch, — Mit dem
umfassenderen Ausbau der Elektrizitätsversor-
gung und der Schaffung ausgedehnter Leitungs-
anlagen hat sich das Bedürfnis geltend ge-
macht, die einzelnen Strecken solcher Netze
derart zu sichern, daß bei Eintreten von Schä-
den nur die fehlerhafte Strecke abgeschaltet
wird. Von besonderer Wichtigkeit sind Siche-
rungsanordnungen dieser Art bei Ringsystemen
und in den Fällen, wenn das Kraftwerk mit der
Verbrauchsstelle durch mehrere parallel ge-
schaltete Leitungssysteme verbunden ist. Die
Sicherheitsschaltung soll gegen Überströme un-
empfindlich sein und nur bei Schäden der Iso-
lation ansprechen. Eins der bekanntesten Sy-
steme dieser Art, das Differentialschutzsystem
von Merz und Price, hat den Nachteil, daß die
einzelnen Leitungsstrecken durch kostspielige
Hilfsleitungen verbunden werden müssen. In
einer Druckschrift der Allgemeinen Elektriei-
täts-Gesellschaft wird ein neues Kabel-
schutzsystem beschrieben, das keinerlei Hilfs-
leitungen benötigt, allerdings im Gegensatz zu
dem Merz-Priceschen System nicht an einem
beliebigen Kabel, etwa nachträglich, ange-
bracht werden kann. Dieses System Pfannkuch
bedingt Kabel einer besonderen Konstruktion,
und zwar Kabelleiter, die in besonderer
Weise ausgeführt werden müssen. Drähte der
äußeren Lage der "als litzenförmig vorausge-
setzten Leiter werden nach Pfannkuch vonein-
ander schwach isoliert (vgl. die Abb. 1). Eine
Lage getränkten Papiers um jeden Draht ge-
nügt bereits hierzu. Die geradzahligen Drähte
einerseits, die ungeradzahligen anderseits wer-
den parallel geschaltet. Zwischen den beiden
Gruppen von Drähten wird eine kleine Span-
nung von der Größenordnung etwa 25 V gelegt,
398
Normale Ausführung,
Abb. 1.
durch geeignete, im Zuge der Leitung liegende
Stromtransformatoren erzeugt. An der Strom-
leitung beteiligen sich die beiden Gruppen von
Drähten im normalen Betriebe in gleicher
Weise. Bekommen die beiden Gruppen von
Drähten infolge eines Kabelfehlers Schluß, so
wird das Gleichgewicht gestört. Durch geeig-
nete Relaiseinrichtungen wird alsdann dafür
gesorgt, daß die fehlerhafte Strecke ausgeschal-
tet wird. Nach Ansicht des Erfinders hat die
beschriebene Einrichtung den Vorzug, daß sie
geeignet ist, einen erst in Bildung begriffenen
Fehler anzuzeigen und auszuschalten. Zn.
Festklemmvorrichtung für Leitungsdrähte.
— Um bei der Verlegung in Stahlrohr von 2,5
bis 10cm innerem Durchmesser Leitungen,
die einem Zug ausgesetzt sind, festzuklemmen,
wird die in Abb. 2 dargestellte Vorrichtung be-
Abb. 2. Festklemmvorrichtung für Leitungsdrähte.
nutzt. Sie besteht aus einer dreiteiligen, außen
zylindrischen, innen konischen Hülse, einem
diese zusammenbaltenden Metallbande und
einem in die Hülse passenden, konischen
Pflock. Letzterer ist mit.flachen, der Längs-
achse parallelen, Rillen versehen, in die sich die
Drähte einlegen. Wird an den Drähten
gezogen, so preßt sich der Pflock in die Hülse,
u. zw. um 80 fester, je stärker der Zug ist. Da-
durch werden dıe Drähte sicher festgehalten.
Durch Lockern des Pflockes kann die Fest-
kemmvorrichtung leicht gelöst werden. (,Elee-
trical World‘, Bd. 74, 1919, S. 555.) W.
Apparatebau.
Merkblatt über die Erneuerung von Siche-
rungsstöpseln. — Um dem durch die Kohlennot
eingetretenen Mangel an Porzellan für Siche-
rungsstöpsel und -patronen abzuhelfen, haben
sich aufGrund einer Anregung des Zentralverban-
des der deutschen elektrotechnischen Industrie
die unten genannten Firmen entschlossen,
durchgebrannte Patronen und Stöpsel, die ihrer
eigenen Fabrikation entstammen, zurückzu-
nehmen, um hauptsächlich das Porzellan wie-
derzugewinnen. Der Wiederaufbau soll hierbei
in durchaus sachgemäßer Weise vorgenommen
werden, um den erneuerten Stöpseln oder Pa-
tronen möglichst die gleiche Sicherheit zu geben
wie neuen Fabrikaten.
Reparaturen, wie sie die sogenannten
„Stöpselflickereien‘‘ ausführen, sind nach wie
vor zu verwerfen. So beispielsweise bei Pa-
tronen das Einziehen neuer Schmelzdrähte von
außen (s. $ 14 Abs. 3 der Errichtungsvorschrif-
ten des V.D.E.) Es ist vielmehr nötig, die Stöpsel
oder Patronen gänzlich auseinanderzunehmen,
die Metallteile im allgemeinen durch neue zu er-
setzen und alsdann einen Arbeitsgang, ent-
sprechend demjenigen für neue Fabrikate vor-
zunehmen. Aus diesem Grunde erklären sich
die Sicherungsfabrikanten nur soweit zur Er-
neuerung von Patronen und Stöpseln bereit,
als es sich um ihre eigenen Fabrikate handelt.
is ist deshalb erforderlich, durchgebrannte
Stöpsel und Patronen zu sammeln und dabei
Sicherungen verschiedener Systeme, jedenfalls
aber solche verschiedener Herkunft, getrennt
zu halten.
Es bereitet dies bei allen denjenigen Fabri-
katen keine Schwierigkeiten, die (den Vor-
schriften des V.D,E entsprechend) mit einem
Elektrotechnische Zeitschrift.
Usalahon. FL
Leiter.
ER /
5. Metallwarenfabrik Thiel
Einfachkabel nach Pfannkuch.
Herkunftszeichen versehen sind. Dies ist im
allgemeinen bei den Patronen und Stöpseln von
A.E.G., Bergmann, 8.8.W. und Voigt & Haelff-
ner der Fall.
Um die Sammlung mit Erfolg durchführen
zu können, wird denjenigen Stellen, die Stöp-
sel oder Patronen an die Kundschaft bzw. Mon-
teure ausgeben, empfohlen, neue Stücke nur
gegen Rückgabe der durchgebrannten Stöpsel
und Patronen zu verabfolgen. Die gesammelten,
durehgebrannten Körper sind gut verpackt, in
Mengen von wenigstens 500 Stück der Her-
stellungsfirma frachtfrei zur Erneuerung zuzu-
stellen.
Diese vergüten für je 100 Stück an die Er-
zeugungsstellen fracht- und verpackungsfrei
zurückgelieferte unbeschädigte Stöpsel bzw.
Patronen die folgenden Sätze:
1. einteilige Stöpsel.
M
2 bis 10 A 250 V Mignon-Gewinde . Ba
2bis 25 A 250 V Edison-Gewinde . 5, —
2 bis 25 A 500 V Edison-Gewinde . . r T,=
2 bis 60 A 500 V Groß-Edison-Gewinde. 12,5
2. Patronen für zweiteilige Stöpsel.
2 bis 25 A 250 V Gewindegröße-1 „ 3,—
2 his 25 A 250 bis 500 V Edison-Ge
winde. . 0.5. 00.0, —
25 bis 60 A 500 V Groß-Edison-
Gewinde 12,50
80 bis 100 A 500 V Gewindegröße 4 20;—
125 bis 200 A 500 V Gewindegröße 5 30, —
Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen,
daß nur für solehe Körper, bei denen der Por-
zellanteil völlig unbeschädigt ist, die Vergütung
bezahlt wird. Die Firmen kommen für etwa
bei dem Transport entstandenen Bruch nicht
auf. Die Verpackung wird nicht zurückgesandt.
Zur . Rücknahme und Erneuerung von
Sicherungsstöpseln haben sich die folgenden
Firmen .bereiterklärt:
1. Allgemeine Elektrieitäts- Gesellschaft, Appa-
rate-Fabrik, Berlin N 21, Ackerstraße 71/79.
2. Bergmann Elektrieitäts-Werke A.G., Abtei-
lung J, Berlin N 65, Hennigsdorferstr. 33/35.
3. Gebrüder Jaeger, Schalksmühle.
4. Lüdenscheider Metallwerke A.G., vorn. Ju-
lius Fischer & Basse, Lüdenscheid.
& Schuchardt,
vorm. Georg Thiel, Ruhla i. Thür.
6. Siemens-Schuckertwerke, G. m. b. H. (Ver-
sandadressen von den jeweiligen Geschäfts-
. stellen der S. S.W. zu erfragen.)
7. Voigt & Haeffner, A.G., Frankfurt a. Main,
Hanauer Landstraße 152/158:
Beleuchtung und Heizung.
Kontakte und Anschlüsse bei elektrischen
Heizvorriehtungen. — Die Kontakte und An-
schlüsse der elektrischen Heizapparate sind zwar
z. T. schon normalisiert, jedoch ist man immer
noch damit beschäftigt, diese Vorrichtungen zu
vervollkommnen, da die bisherigen Ausführun-
gen nicht immer allen Anforderungen genügen.
Der Isolation, namentlich auch,was deren mecha-
nische Festigkeit betrifft, sowie auch der Festig-
keit der Kontaktstifte muß größeres Augenmerk
geschenkt werden. Weiter muß die Wärmebean-
spruchung der Isolation nach Möglichkeit ver-
ımieden werden. Läßt sie sich nicht umgehen, so
ist ein wärmebeständiger, nicht spröder Stoff
zu verwenden, ein keramischer nur in Metall-
bewehrung. Die Kontaktstifte sind fest einzu-
bauen, doch sollte man für die Kontaktbuchsen
federnde Blechkonstruktionen vorsehen. Gute
Befestigung der Zuleitungen ist sehr nötig,
schon um deren Herausziehen auszuschließen,
und natürlich auch um‘ Erwärmung durch
schlechten Kontakt zu vermeiden. Für Ent-
lastung der Kontakte muß Vorsorge getroffen
sein. Im Stecker müssen Ecken und Kanten
vermieden werden, damit die Isolation nicht
leiden kann; vorteilhaft ist trompetenförmige
Erweiterung der Bohrung für das Anschluß-
kabel. Der etwaige Kabelschutz aus Metall-
spiralen oder Schläuchen muß auch Formen
vermeiden, die das Kabel verletzen könnten.
Die ortsfesten Anlagen für Heizapparate sind !
1920. Heit 15.
15. April 1820.
noch nicht normalisiert, und es sollten, bis dies
geschieht, die bereits normalisierten Anschlüsse
für gekapseltes Material benutzt werden. Die
angezogenen Beispiele (Speisewärmer, Schmelz-
kessel) zeigen, daß sich so einwandfreie An-
schlüsse herstellen lassen. Auch die Anschlüsse
und Verbindungen im Innern der Heizapparate
liegen noch vielfach im argen. Das Beispiel
eines armierten Heizelements wird angeführt,
bei dem die Anschlußfahnen unmittelbar aus
dem Glimmer durch eine Öffnung in der Metall-
armatur herausragen. Eine durch dieBenutzung
eingetretene Verschiebung hatte dann Schluß
herbeigeführt. Es wird eine verbesserte Kon-
struktion mit zuverlässigem, in einen Isolier-
stein gebettetem Schraubenanschluß beschrie-
ben, welche eine Verlagerung von Teilen un-
möglich macht. Für die Innenverbindungen
empfiehlt Verfasser an. Stelle der gebräuch-
lichen Asbestdrähte und Perlenschnüre starre
Verbindungen und zeigt die Ausführung von
solchen an einem Wärmetisch. (Schneider,
„Mitt. d. Vereinig. d. El.-W.‘, Bd. 18, 1919,
2.2982) “= W.
Maschinenantrieb.
Entlastungsvorrichtung für elektrisch ange-
triebene Druckluftpumpen. — Bei der Umwand-
lung einer einzylindrigen Druckluftpumpe für
den elektrischen Betrieb stellte sich heraus, daß
der normale Kraftbedarf bei Vollast 11,2 kW
betrug, daß er jedoch auf beinahe das
Doppelte anstieg, wenn der Kolben bei der
Kompression auf halbem Wege stehen geblieben
war.: Der Antrieb wurde mittels 11,2 kW-Mo-
tors und Anlassers ausgeführt, doch versagte
der letztere, der bis zu 12-mal i. d. Stunde ein-
zuschalten hatte, vollkommen. Da ein Anlasser
höherer Leistung der Kosten wegen nicht in
Frage kam, so wurde eine automatische Ent-
lastungsvorrichtung für den Kompressionshub
beim Anlassen des Motors entworfen, die in fol-
gender Weise wirkt. Beim Anlassen des Mo-
tors (Abb. 3), was durch Schließen des doppel-
ı
Elektromagnetspule
Nelz
Abb. 3. Schaltplan.
oligen Schalters DPS infolge Erregung der
Blektromagnetspule SC des Anlassers ST ge-
schieht, wird der Arm SA über die Kontakte
1 bis 8 geführt. Am Pumpenzylinder ist der
Auslaßhahn DV (Abb. 4) angebracht, der ge-
RR
HI-TL. STR ZR
AIZA N a
SE! Ki
D
DAL
Zyiinderwand \
_ Aalben
Abb. 4. Elektromagnetisch betätigter Auslaßhahn.
wöhnlich geschlossen ist und nur während des
Anlassens, u. zw. bis der Arm SA den Kontakt
7 erreicht hat, durch die Elektromagnetspule
VS offengehalten wird. Beim Übergang auf
Kontakt 8 läuft der Motor schon annähernd mit
Höchstgeschwindigkeit, so daß seine lebendige
Kraft die plötzliche Belastung, welche durch
Schließung des Hahnes DV eintritt, überwin-
den kann. ( ist ein selbsttätiger Schalter, der
durch den Druckluftschalter R gesteuert wird.
Abb. 5 (8. 299) zeigt die durch die Anordnung
erreichte Wirkung. (,‚The Electrician‘“ Bd. 83,
1910.85. DW |
m in Be al ae u STE 1 u u a 2
DE Dan
f
inefengetriebe),
7,Z»14/20/5:
en en nn
15. April 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Heft 15.
299
MT Ohne Entlastevorrichtung-----——-—- -- —
7;
H
, |
|
e- Mit Entlasfevorrichtung --———i
Abb: 5. Arbeitsvorgang der Druckluftpumpe.
Krane und Förderanlagen.
Elektrischer Drehkran. — Der drehbare
Oberteil des von der Gießerei Bern erbau-
ten. Drehkrans von 6 t Tragkraft und
5 m Ausladung ist in der “üblichen Weise
oben mittels Spurlagers gestützt und unten
durch Laufrollen geführt. Der Hubmotor, der
durch ein doppeltes Stirnrädervorgelege auf
die Hubtrommel arbeitet, wird beim Zuhoch-
ziehen der Flasche selbsttätig ausgeschaltet,
indem ein senkrecht geführter Bügel durch die
Flasche angehoben ein Drahtseilchen anzieht,
das auf den Endschalter eimwirkt. Das Senken
en
_ Endausschalter |
’Handanfrıeb.
b77, z-22h00N..
£+777, z.18h00. ( 3 N .
ee : | 2 H-öremslöft-
[. IER\ ‚Pagnet | y
IINEN” Vi
971, 2:16/24. Be r re
Ks
Abb. 6. Drehkran für 6 t Tragkraft. &
der Lasten erfolgt durch elektrische Bremsung,
u. zw.,da zum Antrieb Drehstrom vorgesehen ist,
durch Umlegen des Steuerschalters auf Gegen- |
strom. Für den Fall einer Stromunterbrechung
ist ein Nothandantrieb vorgesehen. Zu dem
Zweck kann eine Handkurbelwelle seitlich ver-
schoben werden, so daß deren Zahntrieb in. das
- Rad des Motorvorgeleges eingreift. Das Motor-
triebrad wird hierbei durch Drehen des Motors
um einen. im Motoruntersatz angebrachten
- senkrechten Bolzen außer Eingriff gebracht.
‚ Ferner wird beim Handantrieb das
Brems-
system durch Lösen eines Kuppelstiftes in der
Weise geändert, daß die Bremse nunmehr als
gewöhnliche Sperradbremse wirkt. Zum Ab-
De |
bremsen des Nachlaufs des Drehwerksmotors
ist auf der Motorvorgelegewelle eine Backen-
bremse vorgesehen, die vom Führerstand us
mittels eines Fußtritts zur Wirkung zu bringen
ist. Auch das Drehwerk besitzt einen Nothand-
antrieb, durch den mittels einer ein- und aus-
rückbaren Keilkupplung das Drehwerk in. Be-
wegung gesetzt werden kann, ohne daß der
Motor sich mitdreht. Die elektrische Steuerung
des Hub- und Drehwerks geschieht mit Hilfe
eines einzigen Fahrschalters mit Universalsteue-
rung durch nur einen Hebel, dessen Steuer-
bewegungen sympathisch sind. (Schweizerische '
Bauzeitung Bd. 67, 8. 72.) F.W.
EM ‚halter Il
Hubmotor __etziei ml N
nsP$n:950 ig) !
Kerne
des
Kontreller
Schnitt c:d —- i —
WB }
er
Werkstatt und Baustoffe.
Elektrisch angetriebene Werkzeugmaschinen,.
— Die Vorzüge des Einzelantriebes von Werk-
zeugmaschinen sind namentlich in der jetzigen
Zeit sehr in die Augen springend. Beiseiner Ver-
wendung fallen vor allem die verdunkelnden und
kraftfressenden Transmissionen. mit ihren z. Zt.
fast unerschwinglichen Riemen fort. Der Betrieb
wird aber auch elastischer, Störungsursachen, die
in den Transmissionenihren Grund haben,werden
‚ausgeschaltet, und es ist nicht mehr nötig, alle
Arbeitsmaschinen beim Stillsetzen zu entlasten
und nach dem Anfahren wieder neu einzustel-
len. In den „B. B. C.-Mitteilungen‘‘, Bd. 5,
1919, 8. 215, werden einige elektrische Antriebe
von Werkzeugmaschinen abgebildet und be-
schrieben. Sie sind allerdings nicht als organi-
sche Bestandteile der betreffenden Werkzeug-
maschinen ausgebildet, und auch die Anordnung...
und Form der Regelungsvorrichtungen läßt er-
kennen, daß die Lösung der Frage zunächst nur
mit kleinen Mitteln versucht worden ist; doch
kann hier ins Feld geführt werden, daß dadurch
die unter Umständen erforderlich werdende
Rückkehr zur alten Betriebsweise erleichtert
wird. Bei einer Revolverbank ist der umsteuer-
bare Motor direkt mit dem im Kastenfuß einge-
bauten Vorgelege gekuppelt; letzteres treibt die
Bankspindel mittels eines Riemens an. Alle
weiteren Riemen fallen fort. Bei einer Hohl-
schleifmaschine wird derselbe Antrieb verwen-
det, außerdem ist der Motor mit der die Schleif-
vorrichtung antreibenden Welle direkt gekup-
pelt.. Bei einer Drehbank ist der Antriebsmotor
mittels Ausrückerstange ein- und ausschalt-,
sowie umsteuerbar angeordnet. Bei einer Säu-
i [
lenbohrmaschine sind Motor und Schaltvor-
richtung an die Säule angebaut; der .Motor
treibt das in halber Säulenhöhe angebrachte
Vorgelege durch Riemen an. Während bei vor-
handenen normalen Werkzeugmaschinen mit
umlaufender Bewegung meist Motoren ohne
Drehzahlregelung genügen, da Einrichtungen
für, Geschwindigkeitsänderung an den Ma-
schinen selbst vorhanden sind, so ergeben
sich naturgemäß günstigere Betriebsverhält-
nisse, besonders geringerer Energieverbrauch
und engere Regelung, wenn regelbare Gleich-
strommotoren Verwendung finden. Für den
Betrieb z. B. von Hobelmaschinen sind nur
diese vorteilhaft, weil ihre bessere Steuerbar-
keit jede beliebige Schnittgeschwindigkeit ein-
zustellen und sofortiges Stillsetzen der Ma-
schine herbeizuführen gestattet und so be-
schleunigte und hochwertige Arbeit ermöglicht.
Im Falle des gezeigten Antriebes ist ein Gleich-
strommotor von 22 kW für normal 900 Umdr
1.d. Min miteiner Hobelmaschine von 9m Hobel-
länge und 1,8 m Tischbreite direkt gekuppelt
und wird in Leonardschaltung betrieben. Die
Schnittgeschwindigkeit ist von 6 bis 18 m/min
an einer Skala einstellbar. Der ‚Schlitten kann
durch einen Handhebel in jeder beliebigen. Stel-
lung angehalten werden; seine Steuerung im
normalen Betriebe erfolgt durch am Hobel-
tisch angebrachte, verstellbare Knaggen, wobei
erhöhte Rücklaufgeschwindigkeit durch ent-
sprechende Feldschwächung des Motors erreicht
wird. Der Motor ist lösbar gekuppelt, u. zw.
kann Entkupplung von Hand vorgenommen
werden; sie erfolgt selbsttätig elektromagne-
tisch, entweder bei Überlastung durch Über-
stromschütze oder durch Betätigung eines der
Ausschaltdruekknöpfe. In Gang gesetzt wird
der Motor durch Niederdrücken eines der mit
„Ein‘‘ bezeichneten Druckknopfschalters, die
an verschiedenen Stellen der Maschine ange-
bracht sind. Der Stromkreis der durch die
Leonardschaltung bedingten Steuerdynamo
enthält keinen Schalter, also auch keine der
Abnutzung unterworfenen Kontakte. Leonard-
schaltung wurde für diesen Antrieb verwendet,
da mit einem einfachen Nebenschlußmotor
wohl genügend feinstufige Drehzahlregelung er-
reichbar ist, der Motor jedoch bedeutend größer
gewählt werden muß, und weil im Ankerkreis
liegende, sich durch das häufige Umschalten bei
Drehrichtungswechsel stark abnutzendeSteuer-
apparate vermieden werden sollten. W.
Jahresversammlungen, Kongresse,
Ausstellungen.
Aus den Generalversammlungen des Ver-
bandes Schweizerischer Elektrizitätswerke und
des Schweizerischen Elektroteehnischen Ver-
eins. — Im Oktober 1919 haben in Montreux
(die Generalversammlungen des Verban-
des Schweizerischer Elektrizitäts-
werke (Vorsitzender Ringwald, Luzern) und
desSchweizerischen Elektrotechnischen
Vereins (Vorsitzender Dr. Tissot, Basel)
stattgefunden. In ersterer erstattete Dipl.-no.
Cagianut, Leiter der wirtschaftlichen Abtei-
lung des Generalsekretariats, ein Referat über:
„Die Frage der Erhöhung der Energiepreise
der schweizerischen Elektrizitätswerke‘“). Wäh-
rend vor dem Kriege das durchschnittliche
finanzielle Ergebnis der schweizerischen Kraft-
werke, in denen, ohne Bahnkraftwerke und
Werke von Selbstverbrauchern der elektro-
chemischen Industrie, bis Ende1918 schätzungs-
weise rd 800 Mill. Fr angelegt waren, als befrie- -
digend bezeichnet werden konnte, brachte der
Krieg’ zunächst eine Hochkonjunktur der wirt-
schaftlichen Lage der Werke mit starker Er-
höhung der Einnahmen, der aber sehr rasch
eine bedeutende Vermehrung der Ausgaben
folgte, die im laufenden und den kommenden
Jahren noch weiter ansteigen wird. Aus den
Geschäftsberichten einer Reihe von Werken
läßt sich deutlich nachweisen, daß die Ent-
wicklung der Einnahmen mit jener der Aus-
gaben nicht Schritt hielt, so daß ohne rascheste
Anpassung der Strompreise an die durch den
Krieg vollständig geänderten Gestehungskosten
zu befürchten ist, daß die heute noch gut situ-
ierten Werke bald aus dem finanziellen Gleich-
gewicht geraten werden. Nach Hinweis auf die
Maßnahmen, die in Deutschland, Frankreich,
und Italien zur Verbesserung der Strompreise
getroffen worden sind, wurden die schweizeri-
schen Verhältnisse besprochen und folgende
Möglichkeiten, bestehende Stromlieferungsver-
träge abzuändern, als namentlich auch für pri-
vate Werke praktisch durchführbar erwähnt:
1. Die Preise und Lieferungsbedingungen be-
stehender Verträge können auf Grund gütlicher
Vereinbarung abgeändert werden. 2. Der Liefe-
rant kann Preiserhöhungen durch gerichtlichen
Entscheid anstreben. 3. Durch behördliche
Anordnung können Bestimmungen erlassen
1) Vgl. „Bulletin d. S.BE.V.“, Bd. 10, 1919.
300
v0
h
Elektrotechnische Zeitschriitt. 1920. Heft 15.
15. April 1920.
werden, welche zu dem gewünschten Ziele
führen. ;
Die Aussichten, bestehende Konzessions-
bestimmungen oder langfristige Verträge auf
dem Wege gütlicher Vereinbarung mit den be-:
troffenen Behörden oder Abnehmern oder auf
dem Wege gerichtlicher Entscheide im Sinne
einer Preiserhöhung abzuändern, ‚wurden als
sehr gering bezeichnet. Die baldige Erhöhung
der Kleinverkaufstarife bei denen es sich meist
nur um kurzfristige Bindungen handelt, dürfte
jedoch keine Schwierigkeiten bereiten; die vom
Vorstand des S.E.V. kürzlich ernannte Tarif-
kommission soll sofort an die Prüfung und Lö-
sung dieser Frage herantreten. Die Abänder-
rung langfristiger Lieferverträge kann, nach
dem Referenten, jedoch nur auf dem Wege be-
hördlicher Maßnahmen erfolgen. Die Versamm-
lung beschloß, die Frage der Tariferhöhung für
elektrische Arbeit einer später einzuberufenden
Diskussionsversammlung vorzulegen.
In der Generalversammlung des S.E.V.
wurde dem Vorstand Vollmacht erteilt, den
Bau eines eigenen Gebäudes in Zürich für die
Vereinszwecke auszuführen,
Der Generalsekretär Prof. Dr. Wyssling
faßte in einem Bericht ‚über. die Normalisie-
rung der Gebrauchsniederspannungen‘‘ die Er-
gebnisse der eingehenden Studien in dieser
Frage zusammen, wies auf die großen Vorteile
der Spannungsvereinheitlichung sowohl für die
Erzeuger von Maschinen und Apparaten wie für
die Verbraucher gegenüber den in der Schweiz
bestehenden 36 verschiedenen Niederspannun-
gen hin und stellte schließlich zwei Vorschläge
von Spannungssystemen einander gegenüber,
über deren Wahl die Versammlung nach An-
trägen des Vorstandes entscheiden sollte. Ob-
schon die vorgeschlagenen Normalspannungen
der Elektrotechnikerschaft zur Anwendung
ausdrücklich nur empfohlen wurden, -beschloß
die Versammlung nach längerer Aussprache,
die zeigte, daß trotz vielfacher Behandlung des
Gegenstandes im Vereinsorgan und in Bespre-
chungen noch keine einheitliche Auffassung
über die zweckmäßigste Lösung der Frage zu-
stande gekommen ist, die Angelegenheit noch-
mals an den Vorstand zur Behandlung in einer
späteren Generalversammlung zurückzuver-
weisen. Ein aus Mitgliederkreisen gemachter
Vorschlag, eine Kommission zur Ausarbeitung
neuer Vorschriften über Glühlampenprüfungen
zu ernennen, wird im Vorstand bzw. im Ver-
waltungsausschuß zur Sprache gebracht wer-
den. Mn.
Verschiedenes.
Über Wasserschläge in den Leitungen
von Wasserkraftwerken und ihre Verhin-
derung. — Wasserschläge nennt man be-
kanntlich die in Rohrleitungen infolge von Ge-
schwindigkeitsänderungen des Wassers auf-
tretenden Drucksehwankungen (Überdrucke),
die in Turbinenanlagen gewöhnlich ihre Ur-
sache in der bei der Drehzahlregulierung vor-
genommenen Verstellung der Schützenöffnung
haben. Genaue Kenntnisse dieser Überdrucke
ist um so wichtiger, als von der richtigen Be-
messung der Rohrwandstärken die Betriebs-
sicherheit abhängt. Es werden jetzt Weasser-
geschwindigkeiten von 5bis 6 m/s, gegen früher
2 bis 3 m/s benutzt, und hierdurch wird, eine
erhebliche Erhöhung der auftretenden UÜber-
drucke bewirkt. Causse teilt in ‚Genie
Civil‘, Bd, 76, 1920, S. 9 und 35, einiges über
die Theorie der Wasserschläge und über die
Sraubecken
zu den Wassermororen
Abb. 7.
zur Verhütung zerstörender Wirkungen an-
wendbaren Mittel mit. Bei den neuzeitlichen
Leitungsführungen wird entweder ein be-
sonderer, oben offener Behälter vorgesehen,
welcher mit dem nur wenig höher liegenden
Staubecken durch eine schwach geneigte,
1 bis 10 km lange Zuführungsleitung verbunden
ist und die Turbinen mittels einer mehr
oder weniger senkrecht geführten Hochdruck-
leitung speist (Abb. 7), oder es ist ein Behälter
mit niedrigerem Wasserspiegel nicht vorhanden,
sondern die Rohrleitung führt in mehr oder
weniger gleichmäßiger Senkung zu den Tur-
binen, und eine senkrechte Ausgleichleitung
mit aufgesetztem Behälter, dessen Flüssigkeits-
spiegel sich in gleicher Höhe mit dem des Stan-
beckens befindet (Abb. 8), gestattet den Über-
Staubecker
u u
"zu den Wassermortoren
Abb. 8.
druckwellen freies Spiel, so daß eine rasche
Dämpfung durch das Mitschwingen der ge-
samten Wassermasse eintritt. Der Wasserschlag
entwickelt sich nur
leitung, die zwischen Schütze und Ausgleich-
leitung liegt, so daß eine solche in unmittel-
barer Nähe der Schütze das Auftreten des
Wasserschlages nahezu für die gesamte Rohr-
leitung ausschließt. Schließlich kann die Lei-
tung ohne Zwischenbehälter oder senkrechte
Ausgleichleitung direkt vom Staubecken zu
den Turbinen geführt sein. Falls man Wasser-
verlust zulassen will, kann man auch, den
oberen Teil der Ausgleichleitung als Über-
fall ausbilden, wodurch die Ausführung billiger
wird. Ferner kann man durch Verlängerung
der Dauer der Schützenschließung den Wasser-
schlag im wesentlichen. zum Verschwinden
bringen. Eine andere Anordnung beruht da-
rauf, daß man durch Querschnittsverminde-
rung der Rohrleitung die Wassergeschwindig-
keit in der’ Nähe der Turbinen so stei-
gert, daß der auf die Rohrwand ausgeübte
Druck null wird, so daß man das Rohr auf ein
ganz kurzes Stück unterbrechen kann. Der
Wasserschlag äußert sich dann nur zwischen
der Schütze und dieser Unterbrechungsstelle,
welche den Druckausgleich unter Wasserver-
lust bewirkt. Kompensierende Schützen wirken
so, daß der Wasserzufluß gleichförmig bleibt,
indem unter dem Einfluß des Reglers ein Teil
des Wassers die Turbine betreibt, während
der Rest dem Abflußkanal zugeführt wird.
Dieselbe Wirkung erreicht man durch. Stral-
ablenker. Der. auftretende Überdruck ist um
so größer, je plötzlicher die Schließung der
Schütze erfolgt, steigt in einfachem Verhält-
nis mit der Wassergeschwindigkeit, ist aber
von dem statischen Wasserdruck unabhängig
und daher namentlich für Anlagen mit ge-
ringem Druck von großer Wichtigkeit. Der
als Wasserschlag sich äußernde Überdruck hat
oszillatorischen Charakter, wobei durch Re-
flexion und Interferenz der in der Rohrleitung
verlaufenden Druckwellen ziemlich verwickelte
Verhältnisse geschaffen werden. Bei der Be-
rechnung sind außer der reinen Theorie auch
empirische Werte zu berücksichtigen. Da die
Geschwindigkeitsregelung der Turbinen eine
sehr allmähliche Anderung der Schützen-
öffnung nicht zuläßt, so ist stets mit dem
Auftreten von Wasserschlägen zu rechnen, und
es sind deswegen zum Schutze der Leitungen
besondere Anordnungen entwickelt worden.
Die einfachste, bereits oben erwähnte, ist die
Ausgleichleitung mit aufgesetztem Behälter.
Die Anwendung dieser Hilfsmittel ist mit
Wasserverlusten verbunden. Auch werden nur
die Wasserschläge, die dem raschen Schließen
der Schütze ihre Entstehung verdanken, ver-
mieden, nicht aber die Druckverminderungen
durch plötzliches Öffnen, welche nach Re-
flexion vom anderen Ende der Rohrleitung
als Druckvermehrungen auftreten. In die
Trinkwasserleitung von Grenoble hat man mit
gutem Erfolge Ventile eingebaut, in denen auf-
tretende Uberdrücke der Kraft von Federn ent-
gegen wirken, einen Kolben bewegen und da-
durch zwecks Druckausgleich einen Auslaß
öffnen. Schließlich kann man die Wasser-
schläge durch Luftbehälter, welche am unteren
Ende der Rohrleitung angeordnet sind, ver-
ringern. Hierbei treten keine Wasserverluste
auf, doch muß die Luft häufig erneuert werden,
da sie sich schnell in dem Druckwasser auflöst.
Ein weiterer Übelstand ist bei diesem Ver-
fahren das Auftreten von Schwingungen, die
zur Interferenz gelangen und dadurch rythmi-
sche Drucksehwankungen herbeiführen ge
Industrie und Handel.
Die monopolistische Gesehäftsgebarung der
Eleetrie Lamp Manufaecturers’ Association of
Great Britain. — Mitte März hat das englische
Handelsamt einen außerordentlich interessan-
ten Bericht des von dem Standing Commit-
tee on Trusts eingesetzten Unterkomitees
veröffentlicht, dem die Aufgabe zugefallen war,
in dem Teil der Rohr-
das Bestehen eines Trustes in der Glühlam-
penindustrie und gegebenenfalls dessen Ein-
tluß auf die Preise der Lampen zu erforschen.!)
Das Komitee hat von Vertretern der Electrie
Lamp Manufacturers’ Association of Great
Britain, Ltd. sowie von solchen der dieser Ver-
einigung angehörenden oder ihr fernstehenden
Produzenten, ferner von Agenten und Händ-
lern Auskünfte eingezogen, die nicht immer
bereitwillig gegeben worden zu sein scheinen,
und seine Untersuchung auch auf Patentrechte
und Vereinbarungen internationalen Charak-
ters ausgedehnt. Sein Bericht gibt zunächst
eine kurze historische Darstellung der
Entwicklung auf dem Gebiet der Fabrika-
"| tion elektrischer Glühlampen und stellt dann
fest, daß vor dem Kriege die jährliche Erzeu-
gung in England ungefähr 25 Millionen, in den
V.S. Amerika 110 Millionen, in Deutschland
100 Millionen und in Holland 16 Millionen Stück
' betrug. Während des Krieges ist sie in Amerika
um 60%, in Großbritannien um 20% gestiegen,
während der holländischen Produktion ein be-
trächtlicher Teil sowohl des britischen wie des
deutschen Außenhandels zufiel. 1913 hat Eng-
land 3,3 Mill. Lampen im Werte von 0,196
Mill. £ eingeführt und 3,7 Mill. Lampen im
Wert von 0,192 Mill. £ exportiert; letztere
Menge ist’'während des Krieges zurückgegangen,
indessen der Import zunahm. 1919 betrug die
Zahl der eingeführten Lampen über 2,5 Millio-
nen, die der ausgeführten mehr als 2,8 Millionen,
allerdings nur im Wert von etwa % des Im-
portes. Der Verbrauch in dem Vereinigten
Königreich wird heute auf 30 Millionen jährlich
geschätzt. Der Erfolg der ersten in England
unter Benutzung deutscher und österreichi-
scher Patente angefertigten Metallfadenlampen
ermutigte andere elektrische Konzerne und
führte zu neuen, z. T. ineinander übergreifen-
den Patenten, damit aber auch zu kostspieligen
Prozessen. Um diese durch eine Arbeitsgemein-
schaft zu vermeiden, vereinigten sich die Bri-.
tish Thomson-Housten Co., die General Elec-
trie Co. und Siemens Brothers zunächst bezüg-
lich gegenseitiger Anerkennung von Schutz-
rechten sowie des Austausches von Lizenzen
und Erfahrungen, dann aber auch hinsichtlich
des Verkaufs. Mit der Ediswan Electrie Co.
entstand so vor etwa 7 Jahren die „Tungsten
Lamp Association‘ und ging 1919 in die
ähnliche Zwecke verfolgende „ElectrieLamp
Association of Great Britain, Ltd.“
auf?). Diese umfaßt jetzt die British Thomson-
Housten Co., Ltd., die General Eleetrie Co.,
Ltd., Siemens Bros., Ltd., die Ediswan Eleec-
trice Co., Ltd., Foster Engineering Co., Stearn
Electrie Lamp Co., Ltd., die „Z‘‘ Eleetrie Lamp
Manufacturing Co., ferner die British Westing-
house Eleetrie & Manufacturing Co., Ltd. (jetzt
Metropolitan-Viekers Electrical Co., Ltd.), ı
Dick, Kerr & Co., Ltd. (Britannia Lamp & Ac: _
cessories Co., Ltd.) und die Pope‘s Electric
Lamp Co., Ltd., während ihr die Cryselco
Lamp Co., Ltd., Crowther & Osborn; Ltd. _
(Sceando Lamp Co.), die Imperial United
Lamp Co., Ltd., Corona Lamp Works, Ltd.,
Harlesden Lamp Co. (Stella Lamp Co.), Maxim
Lamp Works, Ltd. und die Notable Lamp Co.,
Ltd. nicht angehören. Vor dem Kriege kon-
trollierte die Association ungefähr 85% der bri-
tischen Erzeugung, im letzten Jahr dagegen
schon 90 bis 95%.
Nach 'soleher Feststellung eines tatsächlich
vorhandenen Trustes behandelt der Bericht
weiter den Einfluß dieser Handelsvereini-
gung auf die Preise der elektrischen Glüh-.
lampen. Die Mitglieder der Association be-
stimmen einen allgemeinen Kleinhandelspreis
für die verschiedenen Typen und Stärken der
Lampen, zu dem sie an die Konsumenten ver-
kauft werden müssen und bewilligen den Agen-
ten und Kleinhändlern einen vereinbarten Ra-
batt. Jeder als solcher anerkannte Kleinhänd-
ler kann 20% Grundrabatt auf den Detailver-
kaufspreis erhalten; außerdem aber hat jeder
Händler mit Lampen der Association die Mög-
lichkeit, einen dem reinen Wert der von ihm
jährlich von allen assoziierten Firmen bezoge-
nen Lampen proportionalen Vorzugsrabatt R
nagh einer gleitenden Skala zu genießen, die
mit 22%, auf 70 £ beginnt und bis 39% aut
55 000 £ steigt. Wenn der Nettowert der Be-
züge eines Händlers ihn zu. einem Rabatt von
22 bis 28% berechtigt, muß er die Versiche-
rung abgeben, daß er keine anderen Fabrikate
als solche der Association anbieten, einla
oder Aufträge darauf suchen will (the retailer’s
agreement). Für 30% und mehr Rabatt wird
außerdem die Erklärung gefordert, daß der
Verkäufer ausschließlich Lampen der Vereini- ”
gung absetzt (the factor’s agreement). Der
Kleinhändler kann demnach auch Lampen
anderen Ursprungs verkaufen, wenn sie vom
ihm verlangt werden, der Agent dagegen in
1) Vgl. „The Blebtrieal Review“ Bd. 86, 1920, 8. 412,
) Vgl. „ETZ* 1919, 8. 418. A! Ze
ern
-
15. April 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Heit 15.
sol
keinem Fall. Sollte ein soleher doch mit ande-
ren Lampen handeln oder zu anderen als den
vorgeschriebenen Rabatten weiter verkaufen,
so werden ihm die Lieferungen entzogen und
sein Name kommt in das Verzeichnis derjeni-
gen, die Nettolistenpreise bezahlen müssen.
Ein Kleinhändler, der den Bestimmungen der
Association zuwiderhandelt, verliert den Vor-
zugsrabatt bzw. wird ebenfalls in der genannten
Liste vermerkt. Wer an das Publikum zu an-
- deren als den von der Association festgesetzten
Preisen verkauft, verfällt der Eintragung in das
Register der“ Firmen, denen weder von den
Fabrikanten noch von den Agenten der Asso-
ciation Rabatt gewährt wird. Das Nettolisten-
reis-Verzeichnis enthält weiter alle Agenten
‘für nieht von der Association hergestellte Lam-
en, die Erzeuger letzterer und die nicht zuver-
ässigen Kleinhändler, die sich als solehe aus-
eben, um für den eigenen Gebrauch billige
ampen zu erhalten. In dieser sogenannten
„Schwarzen Liste‘ sind z. Zt. etwa 100 Firmen
verzeichnet. Auf solche Weise sind allen der-
Handelsvereinigung nicht angehörenden Pro-
duzenten die normalen Absatzwege weitgehend
verschlossen; eine neue Fabrikationsfirma, die
sich der Association nicht angeschlossen hat,
würde für den größten Teil ihres Absatzes von
Großkonsumenten (Staatsbehörden, Gemein-
den, Warenhäusern, Werkstätten, T'heatern,
Hotels, Bergwerken oder Bahngesellschaften)
abhängen, während sie für den Verkauf an das
‘ Publikum fast ganz auf Agenten angewiesen
wäre, die mit nicht von der Association produ-
zierten Lampen handeln bzw. auf unbedeu-
tende Kleinhändler. Die Stellung der außer-
halb der Association stehenden Erzeuger wird
wahrscheinlich infolge Einführung der durch
Patente der Association kontrollierten Halb-'
wattlampe künftig noch schwieriger werden.
Kein Händler, der Agent für eine nicht von der
Handelsvereinigung erzeugte Lampe wird, kann
sich eine Halbwattlampe anders als zu Netto-
listenpreisen verschaffen, es sei denn, daß er
sich den oben genannten Bedingungen der
Association unterwirft und damit der Vorzugs-
rabatte teilhaftig wird. Die Handelsvereinigung
ist tatsächlich in der Lage, die nicht zu ihr ge-
hörenden Produzenten fast ganz vom Verkauf
an das große Publikum auszuschließen. Bis
das Angebot die Nachfrage nicht erheblich
überschreitet, besteht nach Ansicht des Komi-
tees keine Aussicht, daß die von der Handels-
vereinigung für den Verkauf an das Publikum
bestimmten Preise auf dem Wege tatsächlicher
Konkurrenz, soweit essich um in England außer-
halb der Association produzierte Lampen han-
delt, eine Herabsetzung erfahren; dann
allerdings können der Association fernstehende
Erzeuger oder bedeutende Händler bzw. beide
en wohl den Versuch machen,
ie Listenpreise der Association zu brechen
und ihren Markt zu erweitern. Indessen ist das
Risiko so erheblich und der Reiz, sich den
Listenpreisen der Association anzupassen, so
stark, daß das Komitee eine ernsthafte Be-
einflussung dieser Preise durch die Furcht vor
der Konkurrenz heimischer Fabrikanten in ab-
sehbarer Zeit nicht für wahrscheinlich hält.
Ebensowenig würden ausländische Lampen,
einmal offene Häfen vorausgesetzt, leicht ihren
Weg durch die normalen Verteilungskanäle
finden, weil die Vereinbarungen, auf Grund
deren die Mehrheit der Verteiler mit Lampen
der Association handelt, gegen den Import ge-
richtet sind, soweit dieser nicht von der Han-
. delsvereinigung selbst betrieben wird. Dieser
nicht angehörende Firmen, die versuchen
wollen, die Haushaltungen mit Lampen zu ver-
sorgen, sind gezwungen, Agenten und Klein-
händlern größere Rabatte einzuräumen als die
Produzenten der Association, um sie zu veran-
lassen, die Vorzugsrabatte der Handelsvereini-
gung aufzugeben, oder sie dafür schadlos zu
alten, daß sie keine Fabrikate der assoziierten
Erzeuger zu einen Handel ermöglichenden
Preisen erhalten. . S
Nach Ansicht des Komitees sollte es, ganz
abgesehen von einer Verringerung der Produk-
tionskosten, allein durch größere Wirt-
schaftlichkeitin der Verteilung möglich sein,
den Bee für das Publikum um 6d zu
ermäßigen. Indessen schließt die Politik der
festen Preise jede solche hinsichtlich des Nut-
zens der Verteiler anzustrebende Ökonomie
aus. Die zwischen assoziierten und nicht asso-
ziierten Firmen noch bestehende Konkurrenz
wirkt unter den gegenwärtigen Verhältnissen
als Wettbewerb um den Rabatt für den Handel,
nicht um den Preis für das Publikum. Die Po-
litik der festen Preise schafft den leistungsfähi-
gen Firmen viel mehr Nutzen als den kleineren
und hindert das Publikum, elektrische Lampen
zu einem niedrigeren Preis zu erhalten als zu
dem, der es dem minderwertigsten Kleinhänd-
ler ermöglicht, recht beträchtlichen Gewinn
zu machen.
Aus einem Vergleich der Preise von
Standard Vacuum-Drahtlampen der Associa-
tion mit denen ihr nieht angehörenden Unter-
nehmungen, die hier anzuführen der Raum-
mangel leider verbietet, zieht das Komitee fol-
gende Schlüsse: Obgleich die Produktion der
nicht assoziierten Firmen im allgemeinen klei-
ner ist als die der assoziierten Gesellschaften,
können erstere doch Lampen zu niedrigerem
Preis als diese verkaufen und dabei noch einen
ausreichenden Gewinn erzielen. Da das Publi-
kum infolge der Politik der Standardpreise ge-
zwungen war, für Lampen nicht assoziierter
Firmen und solche der Vereinigung den gleichen
Preis anzulegen, blieb der ganze Preisvorteil
res (1912 für die Agenten 94, d und in den
etzten Jahren 23%, d) den Haushaltungen vor-
enthalten. Von britischen Haushaltungen 1912
zu 2s 6d erworbene Lampen sind an Groß-
agenten von den Produzenten, u. zw. zweifellos
mit Nutzen, zu 9d verkauft worden, Lampen,
die die Haushaltungen in der Zeit zwischen
September 1913 und April 1917 zu 23 2d ein-
kauften, wurden von den Erzeugern, u. zw. je-
denfalls auch mit Nutzen, zu 6 d für den Export
verkauft und Lampen, für die die Haushaltun-
gen jetzt 3s zahlen, verkaufen dieFabrikanten,
sicher wiederum mit Gewinn, zu 1s 434,d
zwecks Ausfuhr.
Das Komitee ist darin einig, daß ein we-
sentlich höherer Kleinhandelspreis sich leicht
hätte ergeben können, wenn der Lampenpreis
während des Krieges nicht von einer Vereini-
gung kontrolliert worden wäre oder wenn die
Association es gewünscht hätte. Die von ihr
festgesetzten Preise sind zugleich Höchst- wie
Mindestpreise, und es ist ebenso ein Bruch des
Ubereinkommens, Lampen. teurer wie billiger
als diese zu verkaufen. Während gewisser Pe-
rioden der Kriegszeit hat die Association ange-
siehts der Importbeschränkungen in der Tat
einen beruhigenden Einfluß auf die Lampen-
reise im Vereinigten Königreich ausgeübt, sie
ans sie aber ebenso in Zeiten des UÜber-
flusses gegen die Absenkung schützen. Der
heutige durchschnittliche Herstellungspreis der
Lampen, die zu 3s oder 3s.6d dem Publikum
verkauft werden, schwankt zwischen 9d und 1s
4d je nach dem Herstellungsverfahren und dem
Material. Nach einer von der Association bezüg-
lich der Herstellung von Standard Vacuum-
Drahtlampen bei vier ihr angehörenden Firmen
gegebenen Übersicht betrugen in Pence je Lampe:
1913 1919
Arbeitskosten 1,9 4,0
Materialkosten 3,6 9,9
Fabrikationsunkosten 1,9 2,2
Handelsunkosten 3 51
Insgesamt 11,1 21,2
Durchschnittlich von den
Erzeugern erzielterPreis 20,6 25,9
DurchschnittlicherNutzen
der Erzeuger je Lampe 9,5 4,7
Unmittelbar vor dem Kriege haben also
die Lampenfabriken übertriebene Gewinne
gemacht; sie betrugen 1913 bei vier Firmen
im Durchschnitt 9%, d auf Lampen, deren Her-
stellung und Verkauf wenig mehr als l11d er-
forderte, d. s. über 86%, der Bruttokosten. Im
letzten Jahre scheinen die Kosten der Erzeu-
gung und des Verkaufs relativ stärker gewach-
sen zu sein als der erzielte Preis, und der Ge-
winn war dementsprechend nur 4%, d bei einer
Lampe, die zu produzieren und zu verkaufen
1s 914 d verlangte. Nimmt man assoziierte
und nicht assoziierte Firmen zusammen, so
kann-die durchschnittliche Spannung zwischen
Verkaufspreis und Herstellungskosten beim
Produzenten zu etwa 1s je Lampe bewertet
werden, wovon jedoch ein Teil auf Propaganda,
Handelsunkosten, Versuche, Patentgebühren
und -rücklagen entfällt. Nach Ansicht
des Komitees sind 5 d, wie sie die Association
je Lampe für Verkaufskosten bewilligt, mehr
als notwendig.
Während der ersten 7 Monate des Jahres
1919 hat das Handelsamt der British Thomson-
Housten Co. 0,25, Siemens Brothers und der
General Electric Co. je 0,5 Mill. holländische
Halbwattlampen für die Einfuhr freigege-
ben. Zu dieser, Zeit wurde die Halbwattlampe
in Holland zu ußgefähr 3 s gekauft, in England
aber an die Verbraucher zu 12s 6d abgesetzt.
Auf Händlerlager geliefert, kosteten diese Lam-
\
pen dort 4s 1d; die Verkaufsunkosten, ein-
schließlich Transport, Verpackung, Lagerung
usw., stellten sich auf 2s 14 d, so daß die ein-
führenden und verkaufenden Firmen insgesamt
6321, d aufzuwenden hatten. Im Durchschnitt
erzielte der Handel 8s 61, d, also je Lampe
einen Nettoverdienst für den Importeur von
2s4d. An das Publikum wurden diese Lam-
pen zu 12s 6d verkauft, demnach ‚mit einem
Gewinn für den Handel von 3s 114% d. Diese
Angaben gelten bis Ende September 1919, wo
man. den Preis für den Verbraucher auf 10 s
6d herabsetzte. Daten aus der letzten Zeit
ergeben Einfuhrkosten in Höhe von 4s 1d
und Verkaufsausgaben von ls 84,d, insge-
samt also 5s 9%. d, ferner einen durchsehnitt-
lich im Handel erreichten Preis von 6s 104, d,
somit als Nutzen des Imports 1s %, d und des
verteilenden Kleinhandels 3s 7°/,d. Das Komi-
tee ist der Meinung, daß die holländische Halb -
wattlampe dem Publikum, unbeschadet aus-
reichenden Verdienstes, recht wohl zu nicht
mehr als 8s statt 12s 6 d hätte verkauft werden
können; dieses zahlte bisher etwa 280 000 &£
mehr dafür als es hätte ausgeben müssen,
wenn. Import und Verkauf zweckmäßiger or-
ganisiert und kontrolliert wären. Hätte man
ihm holländische Lampen zu einem erheblich
niedrigeren Preis wie die heimischen Produkte
angeboten, so würde das allerdings die briti-
schen Erzeuger in kritischer Zeit ernstlich ge-
schädigt haben, doch ‚hätten sich, wie das Ko-
mitee sagt, Mittel finden lassen müssen, um
den größeren Teil der 280 000 £ der Allgemein-
heit zuzuführen. Das Komitee erkennt.an, daß
die englische Glühlampenindustrie ohne irgend
eine Handelsvereinigung nicht mit Erfolg der
Konkurrenz ausländischer Fabrikate hätte
widerstehen können, es vermag aber nicht zu-
zugeben, daß die von der Association gewählte
Form für diesen Zweck unerläßlich war, und
daß die Association der Industrie im ganzen
alle die Vorteile verschafft hat, die ihr eine un-
parteiischere Vereinigungsform hätte sichern
können. Solange die Association sich, nicht
selbst auf einer gerechteren Grundlage rekon-
.struiert und einer unparteiischen Geschäftsge-
barung befleißigt, muß das Publikum den für
Experimente und Versuche eingeräumten Nut-
zen als zu hoch und als nicht tatsächlich hier-
für verwendet ansehen.
Der Bericht bespricht endlich die Möglich-
keit einer internationalen Handelsver-
einigung der führenden Erzeuger Amierikas,
Hollands und Großbritanniens. Die amerika-
nische General Electrie Co. besitzt die Majo-
rität der British Thomson-Housten Co. und
hat neuerdings ihre Interessen mit den Glüh-
lampenwerken Philips in Holland verknüpft.
Von diesen wurde ungefähr !/; der englischen
Ediswan Electrie Co.-Aktien erworben. Eine
solche internationale Interessengemeinschaft
könnte geeignet sein, den Weltlampenmarkt
zu beherrschen, die Preise zu bestimmen, die
Produktion zu regeln und Absatzgebiete anzu-
weisen. Ein auf letzteres bezügliches Abkom-
men. besteht bereits zwischen Amerika und
England, demzufolge britische assoziierte Er-
zeuger vom Export nach den V.S. Amerika,
Mexiko und Japan ausgeschlossen sind. UÜber-
dies kontrollieren die englischen assoziierten
Produzenten durch die General Electrie Co. die
beste amerikanische Glasballon-Fabrikation
und haben verhindert, daß nicht assoziierte
Lampenfabriken solche Spezialballons bezie-
hen können. Die englischen Verbraucher sollten
nach Ansicht des Komitees dagegen geschützt
werden, daß die Preise durch solch eine mäch-
tige Weltvereinigung hochgehalten werden.
Am Ende seiner Schlußfolgerungen,
die das Resultat der Untersuchung, wie es der
Bericht im einzelnen ausführt, kurz zusam-
menfassen, erklärt das Komitee es für notwen-
dig, die Tätigkeit einer Vereinigung, die so ein-
schneidend einen wichtigen Industriezweig be-
einflußt, unter öffentliche Kontrolle zu
stellen. Es empfiehlt zu diesem Zweck ein
Staatsdepartement einzurichten, das die
Pflicht haben soll, sich selbst über die Natur,
die Ausdehnung und Entwicklung von Ver-
einigungen aller Art zu unterrichten, insoweit
diese eine Beschränkung des Handels und Mo-
nopole anstreben, sowie Voruntersuchungen
auf Grund bezüglicher Beschwerden anzustel-
len. Weiter wird befürwortet, einen Gerichts-
hof zu schaffen, von dem sich das Departe-
ment zur Erzielung von Spezialinformationen
autorisieren lassen und vor den es zur vollstän-
digen Aufklärung Fälle bringen kann, in denen
solch® De er verdächtig erscheinen,
gegen die öffentlichen Interessen zu handeln,
Ä
302
— =
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Heft
15.
z
15. April 1920.
nn ——
RECHTSPFLEGE.
Die geplante Verordnung über Abänderung von
Verträgen.
Die Entwicklung der wirtschaftlichen Ver-
hältnisse Deutschlands seit Ausbruch des
Krieges und besonders seit der Revolution im
November 1918 hat auch auf rechtlichem Ge-
biete Erscheinungen hervorgerufen, die man
im Frieden nicht für möglich gehalten hätte.
Unbestritten galt vor ällem im Vertragsrecht
der allgemeine Satz: „paeta sunt servanda‘“ —
Verträge müssen gehalten werden, wenn auch
vielleicht einer Partei daraus schwere wirt-
schaftliche Schädigung erwächst.
Ein Einfluß veränderter Umstände auf
den Fortbestand rechtsgültig geschlossener
" Verträge war gesetzlich nicht anerkannt. Das
Reichsgericht hat diese Grundsätze im Frieden
und ebenso in den ersten Kriegsjahren wieder-
holt klar ausgesprochen. Es hat jedoch seinen
Standpunkt im Laufe des Krieges infolge des
ungeahnten Einflusses, den Krieg und Revo-
lution auf die gesamte Wirtschaft ausübten,
mehr und mehr ändern müssen. Ein Beispiel
dafür, wie sehr das Recht ein Spiegelbild der
Wirtschaft ist. Alle einem Vertragsschluß zu-
srunde gelegten Berechnungen wurden immer
wieder durch veränderte Verhältnisse umge-
stürzt. Das starre Prinzip der Vertragsgeltung
gestattete aber keine Anderung geschlossener
Verträge, wenn sie nicht von der Gegenpartei
gütlich zugestanden wurde.
: Die Folge war der wirtschaftliche Zu-
sammenbruch, mindestens eine starke wirt-
schaftliche Schwächung vieler Unternehmun-
gen, da das Gesetz sie zwang, 1918 noch zu
Friedenspreisen zu liefern, wie es vorgekom-
men ist.
Erstinfolge des Interesses der Allgemeinheit
an der Leben sfähigkeit gewisser Betriebe, erst als
lebenswichtige Unternehmen, wie Gas-, Was-
ser- und Elektrizitätswerke zusammenzu-
brechen drohten, griff der Gesetzgeber, der bei
der bisherigen Rechtsprechung des Reichsge-
richts allein Abhilfe schaffen konnte, ein. Der
Einfluß von Krieg und Revolution auf unsere
wirtschaftlichen Verhältnisse hat dazu ge-
führt, daß der alte Grundsatz ‚Verträge sind
heilig‘‘ in bestimmten Grenzen fallen gelassen
wurde. Der Gesetzgeber mußte unter gewissen
Voraussetzungen ein Recht auf Abänderung ge-
schlossener Verträge anerkennen.
Den ersten Eingriff dieser Art bildet $ 37
des Kohlensteuergesetzes vom 8. IV. 1917. Die
durch die Steuer entstehende Verteuerung der
Kohle kann selbst bei noch laufenden Verträgen
auf den Verbraucher abgewälzt werden. Der
zweite Eingriff in rechtsgültige Verträge, der
hier am meisten interessiert, ist- durch die be-
kannte Verordnung vom 1. II. 1919 über die
schiedsgerichtliche Erhöhung von Preisen usw.
erfolgt!). Die Verordnung hat die Elektrizi-
: tätswerke endlich von der Fessel der alten Ver-
träge befreit, die durch die außerordentlich ge-
stiegenen Gestehungskosten längst überholt
waren.
Die Verordnung vom 1. II. 1919 hatin der
Folgezeit einigen weiteren Verordnungen zum
Muster gedient, dureh die ein Recht auf Abän-
derung bestimmter Verträge verliehen wurde,
so der sogenannten Vermieterschutzverordnung
vom 22. VI. 1919 (RGB. S. 595), der sogenann-
ten Vertragsablösungsverordnung vom 8. VIII.
1919 (RGBl. S. 1375) und der Verordnung über
die schiedsgeriehtliche Erhöhung von Beförde-
rungspreisen vom 21. II. 1920 (RGBl. S. 255)2).
Auch ein Teil der neuen Steuern, vor allem das
Umsatzsteuergesetz, können in gewissem Sinne
hierzu gerechnet werden.
Von größter Wichtigkeit ist die weitere
Entwicklung dieser wirtschaftlich und juristisch
sehr bedeutsamen Frage. Immer wieder wird
man vor die Entscheidung gestellt, ob denn
ein früher geschlossener Vertrag auch heute
noch unter so außerordentlich geänderten Ver-
hältnissen Geltung hat. Die langfristigen Ver-
träge spielen in der Industrie die größte Rolle.
Bei ihrem Abschluß pflest man naturgemäß
doppelte und dreifache Sicherheiten einzukal-
kulieren. Und ‘doch werden alle sorgfältigen
Berechnungen des ‚ordentlichen Kaufmanns“
durch die sich überstürzenden Umwälzungen
auf wirtschaftlichem und auch politischem Ge-
biete umgeworfen,
Die sehr bestrittene Frage, ob an sich
jedem Vertragsschluß stillschweigend, also auch
ohne ausdrückliche Erklärung, ein Vorbehalt
gleichbleibender Verhältnisse zugrunde liegst,
ist noch nicht entschieden. Die Zahl der Ver-
teidiger einer solchen stillschweigenden Klausel
ist zwar gewachsen. Die Klausel ist aber auch
durch die oben erwähnten Verordnungen ge-
setzlich keineswegs allgemein anerkannt.
1) Vgl. „ETZ“ 1919, 8. 82.
2) Vgl. „ETZ* 1920, 8. 228.
Die Praxis hat sich mit dieser Tatsache
abgefunden. Denn niemand wird heute einen
starren Vertrag abschließen. In alle Verträge
werden Bestimmungen eingeschoben, durch die
eine Änderung des. Vertrages selbst ermöglicht
wird, wenn die ihm zugrunde liegenden Ver-
hältnisse sieh grundlegend umgestalten sollten.
Es ist nur zu empfehlen, daß die Parteien in
solchem Falle auch vereinbaren, wie Streitig-
keiten wegen derartiger Vertragsänderungen zu
schlichten sind. An einem Verfahren vor den
ordentlichen Gerichten ‘wird den Parteien in
vielen Fällen nichts liegen. Es wird ihnen vor
allem auf möglichst schnelle Entscheidung
ankommen. Daher wird auch die Aufnahme
einer Schiedsgerichtsklausel, die ein ordent-
liches Verfahren zur Entscheidung von Streitig-
keiten ausschließt, zu empfehlen sein.
In jüngster Zeit ist die Frage der Abänder-
barkeit geschlossener Verträge in ein neues
Stadium getreten. Für z. Zt. noch laufende
langfristige Lieferungsverträge hat nämlich der
Wirtschaftsrat beim Reichswirtschaftsministe-
rium eine überaus wichtige Entschließung ein-
stimmig angenommen. Es wurde beschlossen,
die Reichsregierung um den beschleunigten
Erlaß einer Verordnung zu ersuchen. Durch
diese neue Verordnung soll im Gegensatz zu
den oben erwähnten Finzelverordnungen, die
ganz spezielle Vertragsgattungen betrafen, ganz
allgemein der Rücktritt oder die Wandlung von
Lieferungsverträgen, die vor dem 1. VII. 1919
abgeschlossen wurden, und deren Bestimmun-
gen zu den geänderten Verhältnissen in schrof-
fem Gegensatz stehen, gesetzlich ermöglicht
werden.
Die Verordnung soll auch für Lieferungs-
verträge Geltung erhalten, die bereits rechts-
hängig geworden sind. Die Abänderung der
Verträge soll in einem schiedsgerichtlichen Ver-
fahren erfolgen. Für gegenwärtig oder künftig
abzuschließende Lieferungsverträge soll die An-
rufung eines Schiedsgerichts nur dann für zu-
lässig erklärt werden, wenn die Parteien bei Ver-
tragsschluß die Anrufung eines Schiedsgerichts
auf Grund der Valutaverschlechterung oder der
Selbstkostenverteuerung ausdrücklich verein-
bart haben. Dies ist ein Hinweis mehr dafür,
bei jetzt oder künftig zu schließenden Verträgen
eine ÄAnderungsmöglichkeit von vornherein zu
vereinbaren. Die Behörden sträuben sich viel-
fach noch dagegen, eine Schiedsgerichtsklausel
in Verträge aufzunehmen. Die Reichsregierung
soll daher darauf hinwirken, daß solchen durch-
aus berechtigten Wünschen um Aufnahme einer
derartigen Klausel, vor allem auch. vonseiten
des Handwerks, Rechnung getragen wird. Auch
über die Form der Schiedsgerichte sind der Re-
gierung bestimmte Vorschläge unterbreitet.
Sie sind in Form von besonderen, über das
ganze Reich verteilten. Senaten des Reichs-
wirtschaftsgerichts gedacht. Es ist vielleicht
zu empfehlen, für diese Schiedsgerichte wieder,
wie es in der Verordnung vom 1. II. 1919 ge-
schehen ist, Schiedsriehterlisten aufzustellen,
damit jede Fachgruppe eine Auswahl unpar-
teiischer, anerkannt sachkundiger Beisitzer zur
Verfügung hat.
Bei Lieferungsverträgen mit Ausländern
soll die Entscheidung erst nach Anhörung der
jeweils in Frage kommenden Außenhandels-
stelle gefällt werden,
Es liegt auf der Hand, daß die neue Ver-
ordnung
wird. Es ist vor allem zu hoffen, daß die Re-
gierung den Vorschlag mit größter Beschleuni-
gung prüft und annimmt. Die Industrie muß
endlich die Möglichkeit erhalten, ihre alten Ver-
träge im Rahmen der veränderten Verhältnisse
zu ändern, die auch bei größter Sorgfalt nicht
voraussehbar waren. Anderseits darf nicht
übersehen werden, daß diese Vertragsänderun-
gen in den meisten Fällen eine Abwälzung von
Mehrkosten auf die Abnehmer bedeuten wer-
den. Diese Überlegung bedeutete ja auch für
die Annahme der Verordnung vom 1. II. 1919
eine ernste Schwierigkeit. Nach der Richtung
hin wird sich zwar eine eingehende Prüfung
des Entwurfs zu erstrecken haben, die aber
den Vorschlag wegen juristischer Bedenken
nicht zum Scheitern bringen darf.
Die neue Verordnung ist als Rahmenver-
ordnung gedacht. Es soll zunächst allgemein
ein Recht auf Rücktritt oder Wandlung von
langfristigen Lieferungsverträgen gegeben wer-
den. Das Reiehswirtschaftsministerium will es
sich aber vorbehalten, dieses Recht den ein-
zelnen Industriefachgruppen im besonderen für.
ihre speziellen Vertragsgattungen zu erteilen.
Hier hat die Tätigkeit der Interessen ver-
tretungen in der elektrotechnischen Industrie
einzusetzen. Sie werden die einzelnen, beson-
deren Fälle festzustellen haben und mit be-
stimmten Anträgen an die Behörde heran-
treten. re
Gegen die Zulässigkeit von‘ Vertragsände-
rungen wird immer der Einwand erhoben, sie
ringensten Bedürfnissen abhelfen
‚iehtsverhandlung
‚riefen eine wunerträgliche Rechtsunsicherheit
hervor. Für normale Zeiten mag das gerecht-
fertigt sein. Unsere ungewöhnlichen Zeiten
verlangen aber auch rechtlich ungewöhnliche
Mittel. Mit dem absolut starren Prinzip der un-
bedingten Vertragsgeltung kann unsere Indu-
strie augenblicklich nicht lebensfähig bleiben.
Das Gesetz muß Mittel und Wege finden, ihr
hierin zu helfen. Mit dem erwähnten Entwurf
zu einer neuen Verordnung für langfristige Lie-
ferungsverträge ist diese Entwicklung noch
keineswegs abgeschlossen. Bei einer ganzen
Reihe von Vertragsgattungen haben sich
Schwierigkeiten bei der Erfüllung erst jetzt
nach Friedensschluß ergeben, besonders bei
einer Berücksichtigung des Tiefstandes unserer
Valuta. Weitere Forderungen, Vertragsände-
rungen gesetzlich zuzulassen, werden mit Sicher-
heit erhoben werden. Der Gesetzgeber darf
auch dann nicht zögern, helfend einzugreifen,
wenn ein öffentliches Interesse an der Vertrags-
änderung erwiesen wird. ?
Die Rechtsentwicklung des Auslandes in
. der Frage der Vertragsänderungen hat sich in
ähnlichen Bahnen bewegt wie bei uns. Näher
darauf einzugehen, ist hier leider nieht möglich.
Allgemein ist darauf hinzuweisen, daß die Län-
der der Entente durchschnittlich früher als
Deutschland damit begonnen haben, mit Hilfe
von Gesetzen in rechtsgültige Verträge einzu-,
greifen. Dr. Pourroy.
Tödlicher Unfall durch Drehstrom mit 500 V
in einer Fördermaschinenanlage.
Über einen bemerkenswerten Fall nicht
ausreichender Vorsicht bei Arbeiten an elek-
trischen Anlagen berichtet W, Vogel): In dem
zu einer Fördermaschinenanlage gehörigen ab-
geschlossenen Hochspannungsraum mußtenAr-
"beiten in der Nähe spannungführender Teile
vorgenommen werden. Diese Arbeiten be-
zweckten, einen Schutz gegen zufällige Berüh-
als Neben-Förderanlage für Seilfahrt und für
das Einhängen von Baustoffen. Sie ist täglich
16 h in vollem Betriebe, während die übrigen
8h am Tage und des Sonntags ruht der Betrieb.
Von einem Vorgesetzten ist nun angeord-
net worden, daß diese Arbeiten durch einen
Elektromonteur und einen Maurer während
der S8-stündigen Hauptförderzeit. ausgeführt
würden. Zwischen den einzelnen Förderzügen
waren unregelmäßise Pausen von je 10 bis
30 min Dauer, die für die Arbeiten zu benutzen
waren. In den Pausen wurde naturgemäß
jedesmal die elektrische Einrichtung spannungs
los gemacht. Während der Ausführung wurden
die beiden Arbeiter von einer zweiten, ihnen
aber ebenfalls vorgesetzten Aufsichtsperson vor
der Gefahr der Berührung gewarnt. Sie ließen
aber diese Warnung unbeachtet und arbeiteten
weiter, indem sie erklärten, daß sie ja mit den
Gefahren einer Hochspannungsanlage vertraut
seien. Die Arbeiten wurden auch zu Ende ge
führt. Es handelte sich dann nur noch um das
Wegräumen der Reste von Baustoffen ‚und‘
aber der Maurer mit einer Hand gegen span-
nungführende Teile und wurde vom elektrischen
Schlage getötet. ie
Dieser Unfall beschäftigte weiterhin Staats-
anwalt und Gericht. Bei der Gerichtsverhand-
lung kam zum Ausdruck, daß eine Notlage für
die Durchführung der Arbeiten während der
16-stündigen Betriebszeit der Fördermaschine
nicht vorlag. Sie hätte auch außerhalb der För-
derzeit oder auch des Sonntags erledigt werden
können. Die eine Aufsichtsperson hätte den
Auftrag nicht erteilen sollen, und die zweite
hätte, anstatt nur zu warnen, die Fortführung
der Arbeiten verbieten sollen. Es wurde auch
auf den Umstand hingewiesen, daß z. Zt. des
Unfalls im Juni 1918 zwischen Arbeitern und
Vorgesetzten immer ein widerstrebendes Ver-
hältnis bestand, und die Arbeiter bei ihnen un-
angenehm erscheinenden Anordnungen gegen
.die Vorgesetzten leicht- handgreiflich wurden.
Das Ergebnis ‘der Verhandlung war schließlich,
daß von den beiden Aufsichtspersonen die eine
zu 3 Tagen, die andere zu 7 Tagen
verurteilt worden ist, Aus“ Unfall und Ge-
ist, wie Vogel bemerkt,
die Lehre zu ziehen, daß bei allen Arbeiten
an elektrischen Anlagen von den Vorgesetzten
völliger und auch dauernder spannungsloser
Zustand während der Arbeit gesichert werden
muß. Leichte Verstöße hiergegen ziehen unter
° Umständen schwere Folgen nach sich. .
Gewerblicher Rechtsschutz.
‚ „Nach einer Bekanntmachun
ministers der Justiz vom 27. III. 1920 genießen
in der Freien Stadt Danzig deutscheGebrauchs-
d. Oberschles. Bezirksver. D..I. u. d. Ober-
19
3) 3, Mitt.
schles. Elektr. Ver.“ Bd. 11, 1920, 8. 19.
rung einzurichten. Die Fördermaschine diente
Handwerkszeug. Bei diesem Wegräumen kam
Gefängnis
jede Vorsicht zu üben ist, und nach Möglichkeit
des Reichs-'
nn = dl u den 2 m Zu m u N m
15. April 1920.
muster einen Schutz, und deutsche Waren-
bezeichnungen werden in gleichem Umfang wie
inländische zum gesetzlichen Schutz zuge-
lassen. — 2
Der Reichsminister der Justiz hat unter
dem 2. III. 1920 bekanntgegeben, daß als
Zeitpunkt, mit dem im Sinne des $ 1 der Be-
kanntmachung, » betreffend die Verlängerung
der im Artikel 4 der revidierten Pariser Über-
einkunft zum Schutz des gewerblichen Figen-
tums vom 2. VI. 1911 vorgesehenen Priori-
tätsfristen, vom 7.V. 1915 der Kriegszustand
als beendet anzusehen ist, der 10. I. 1920 gilt. —
Hinsichtlich der Möglichkeit einer Stun-
dung der Jahresgebühren für Patente
und der Verlängerungsgebühr für Ge-
brauchsmuster ist zu beachten, daß für alle
vor dem 10. I. 1920 an Patent-
en und rauchsmuster-Ver-
ängerungsgebühren, sofern es sich um Inländer
oder solche Ausländer handelt, die sıch ent-
weder auf den Friedensvertrag oder auf das
Ausführungsgesetz dazu berufen können, eine
gesetzliche Zahlungsfrist bis 10. I. 1921 be-
steht. Diese Regelung ist an die Stelle der Ge-
bührenstundung getreten, es bedarf also nach
der gegenwärtigen Rechtslage für diese Ge-
bühren keiner Anträge auf Stundung oder
Weiterstundung. Anders liegt es dagegen bei
den nach dem Inkrafttreten des Friedensver-
trages fällig gewordenen Gebühren. Für sie' gilt
die gesetzliche Fristverlängerung von einem
Jahre nicht. Für sie bedarf es also, wenn sie
infolge des Krieges nicht gezahlt werden kön-
nen, begründeter - Stundungsanträge.. Da
die Bundesratsverordnungen vom 10. IX. 1914
und 31. III. 1915 z. Zt. noch nicht aufgehoben
sind, kann die Stundung vorläufig noch in der
bisherigen Weise gewährt werden, wenn die
Begründung des Gesuchs ausreicht. —
Vom 10. I. 1920 ab laufen, wie die ‚‚Ind.-
u. Hand.-Ztg.‘‘ mitteilt, die verschiedenen
Fristen, innerhalb deren die auf den gewerb-
lichen Rechtsschutz (Patent-, Muster- und
Zeichenwesen) des Friedensvertrages sich be-
ziehenden Vergünstigungen beansprucht
werden können. Die Fristen sind: Sechs Mo-
nate zur Beanspruchung der Priorität für An-
meldungen, die zum ersten Male nach dem
1. VIII. 1913 eingereicht wurden. Ablauf der
Frist 10. VIT. 1920. Zwölf Monate, innerhalb
welcher die Verfahren schwebender Anmeldun-
gen wieder aufgenommen oder rückständige
axen, Gebühren usw. bezahlt werden können.
Ablauf der Frist 10. I. 1921. Zwei Jahre, inner-
halb welcher die Ausführung von Patenten zu
eschehen hat. Ablauf der Frist 10. I. 1922.
. Zt. ist es den Erfindern in den Vereinigten
Staaten von Amerika noch nicht gestattet,
diese zusätzlichen Fristen, innerhalb deren die
nach den bestehenden Gesetzen verwirkten
Rechte wieder erworben werden können, zu
beanspruchen." —
Das französische Schutzgebiet von
Marokko ist nach einer Mitteilung des Reichs-
ministers des Auswärtigen vom 3. III. 1920
der revidierten Pariser Verbandsübereinkunft
zum Schutz des gewerblichen Eigentums bei-
getreten.
SITZUNGSKALENDER.
Verein Deutscher Maschinen - Ingenieure.
20. IV. 1920, abends 61% Uhr, Künstlerhaus, Bellevue-
straße 3: Vortrag Prof. Dr.-$ng. Schlesinger „Psycho-
technik und Betriebswissenschaft“. (Mit Lichtbildern.)
Verein deutscher Ingenieure.
1. 22. IV. 1920, abends 7 Uhr, Bochum, Harmonie-
str., Römersaal der Harmonie: Vortrag Obering. Riß-
mann „Verfahren und Einrichtungen zur Vermeidung
von Steinansätzen in Oberflächenkondensatoren”.
2. Dsgl. (Ausschuß für Betriebsorganisa-
tion, Berlin,) 23. IV. 1920, abends 71, Uhr, Ingenieur-
haus: Vortrag Magistratsrat Wölfling „Arbeitsnach-
weis”, ;
3. Bauteehnische Vorträge und Übungen:
22. IV. 1920, Beginn von 5 Vorträgen von Architekt
Westedt ‚Der Holzbau’.
22. IV. 1920, Beginn von 5 Vorträgen von Architekt
Anker, Dir. im Reichsv.z. Förd, spars. Bauweise „Na-
turbauweisen”.
_ 23. IV. 1920, Beginn von 20 Vorträgen von Reg.-
ehr Prein „Übungen in Statik und Festigkeits-
ehre.
27. IV. 1920, Beginn von 12 Vorträgen von Obering.
Gaßner „Die wirtschaftliche Beurteilung neuzeitlicher
Bauweisen.“ }
27. IV. 1920, Beginn von 16 Vorträgen von Dr.-Ing.
Dr. Lewe ‚Statisch schwierige Baukonstruktionen,
Zulässigkeit von Näherungslösungen bei konstruktiven
Vorsichtsmaßnahmen,*
Teilnehmerkarten und ausführliche Vortragspläne
zu 3) sind bei der Geschäftsstelle des Vereins deutscher
Ingenieure (Abtlge. T.V.) zu haben.
Elektrotechnische Zeitschrift.
PERSÖNLICHES.
‘(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.)
‚ __ Ernst Hoppe f. In Plauen i. Vogtl. starb am
1. IV. 1920 im Alter vonnur 43 Jahren der Dip-
lomingenieur und Direktor des städtischen Elek.
trizitätswerks Plauen i. V., Ernst Hoppe, an
den Folgen eines schweren Grippeanfalles. Der
Verstorbene war nach dem Studium in Hanno-
ver als Assistent des Geheimrats Slaby tätig,
trat dann in Stellung beim Elektrizitätswerk
Cassel und als Oberingenieur in das städtische
Elektrizitätswerk Hannover ein. Im Jahre
1911 wurde er als Nachfolger von Direktor
Huber zum Direktor des städtischen Elektrizi-
tätswerks Plauen berufen.
Ferdinand Neureiter 7. In Ferdinand Neu-
reiter, welcher am 25. Februar auf einer Dienst-
reise in Berlin einer tückischen Grippe-Erkran-
kung erlegen ist, verliert nicht nur die öster-
reichische Elektrotechnik, sondern die Industrie
des ganzen Landes einen ihrer hervorragendsten
Vertreter, auf dessen Fähigkeit und Tatkraft
man große Hoffnungen für den Wiederaufbau
des zerrütteten Wirtschaftslebens setzen durfte.
Geboren i. J. 1885 in Friesach in Kärnten, stu-
dierte Neureiter an der Technischen Hochschule,
Wien, leistete sein Einjährigfreiwilligenjahr bei
der Kriegsmarine und arbeitete dann als In-
ei Ganz & Co. in Budapest, deren
weigniederlassung er bis 1899 leitete. Er wurde
sodann zum Direktor der Österr. Schuckertwerke
und nach deren Vereinigung mit der Wiener
Zweigniederlassung der Siemens & Halske A.G.,
zum Leiter der Österr. Siemens-Schuckert-Werke
ernannt, mit deren Entwicklung zu einer der
bedeutendsten Unternehmungen der ehemaligen
österr.-ung. Monarchie sein Name unauslöschlich
verknüpft ist. Neureiter war aber nicht nur ein
hervorragender Ingenieur — sein Buch „Die
Verteilung der elektrischen Energie“ fand große
Verbreitung — und Unternehmer, seine Bedeu-
tung beruht in seiner ganzen Persönlichkeit.
Selbst bescheidenen Verhältnissen entsprossen,
besaß er ein feines soziales Empfinden, dem er
auch in seiner Stellung in vorbildlicher Weise
Ausdruck zu geben wußte. Obwohl als Leiter
eines gewaltigen Unternehmens mit Arbeit über-
lastet, betätigte er sich intensiv auch wit öffent-
lichen Angelegenheiten und hat als Mitglied der
Wiener Handels- und Gewerbekammer, als Kura-
tor des Technologischen Gewerbemuseums, als
stellvertretender Vorsitzender in der Staats-
prüfungskommission an der Technischen Hoch-
schule Hervorragendes gewirkt; insbesonders
erwarb er sich um die Wiener-Exportakademie
um deren Umwandlung zur „Hochschule für
Welthandel“ so hervorragende Verdienste, daß
ihm als Anerkennung der Adelsstand: verliehen
wurde. Auch die Technische Hochschule Wien,
zeichnete ihn 1917 durch Ernennung zum Ehren-
‚doktor der technischen Wissenschaften aus,
In den Jahren 1909/10 war der Verstorbene
Präsident des Elektrotechnischen Vereins, Wien,
undistauch seinEhrenmitglied gewesen.Neureiter
warauchalsMensch eine bedeutendeErscheinung;
mit feinster Bildung, hervorragender Redner-
gabe und gewinnender Liebenswürdigkeit ver-
band er einen untadligen Charakter und vor-
nehmste Gesinnung und vor allem das so seltene
Verständnis für alle Menschlichkeit, so daß sein
früher Tod von seinen Angestellten und Ar-
beitern ebenso wie von seinen zahlreichen
Freunden und Berufskollegen aufs tiefste be-
trauert wird. Hogn.
Hermann Meyer. Der Oberingenieur im
Montagebureau der Siemens-Schuckertwerke
Hermann Meyer sieht Anfang April auf
eine fünfzigjährige, ununterbrochene Tätigkeit
bei den Siemens-Gesellschaften zurück. Nach
21,-jähriger Lehrzeit bei Siemens & Halske
wurde er in das Versuchslaboratorium der
Firma übernommen, wo er unter Werner Sie-
mens arbeitete. Apparate der Schwachstrom-
technik, wie Spiegelgalvanometer, Übersee-
telegraphen, Funkeninduktoren, Morse-Schnell-
schreiber mußten zu jener Zeit erst erdacht,
zusammengestellt und betriebssicher gestaltet
werden. Als in den 70er Jahren der Starkstrom
an Boden gewann, wurde Meyer auch zu Auf-
gaben, die das neue Arbeitsgebiet stellte, heran-
gezogen. Seine Haupttätigkeit erstreckte sich
seither auf die Leitung der Montage und die
Inbetriebsetzung von Anlagen aller Art, Stra-
ßen-, Bahnhofs- und Theaterbeleuchtung, den
elektrischen Einrichtungen in Fabriken und
Bergwerken, Kraftübertragungsanlagen u.a.m.
Mit der Zeit bildete sich als besondere Speziali-
tät bei ihm heraus, Unregelmäßigkeiten und
Fehler bei Anlagen, in ihrem Ursprung oft un-
erklärlich und unabstellbar erscheinend, zu
erkennen und zweckmäßig zu beseitigen.
Ausgezeichnet bewährt hat sich Meyer
auch als Fachlehrer bei der Ausbildung
jüngerer Techniker; er hat einen reichen Nach-
1920, Heit 15.
wuchs herangezogen und, mit gutem
m Beispiel
vorangehend, praktisch geschult. Über seine
bunten Erlebnisse und seine vielseitige Tätigkeit,
die ihn in alle Kreise der Kundschaft der Sie-
mens & HalskeA.G.und der Siemens-Schuckert-
werke führte, sowie über seine Reisen in aller
Herren Länder hat er selbst aus Anlaß seines
goldenen Dienstjubiläums ein Buch „Fünfzig
Jahre bei Siemens ‘‘ gesohricben, das demnächst
im Verlage von E. S. Mittler &: Sohn, Berlin im
Buchhandel erscheinen wird.
Hochscehulnachrichten. — Der Privat-
dozent für Physik an der Universität Göttingen,
Dr. P. Scherrer, ist an die Technische Hoch-
schule Zürich berufen worden.
LITERATUR.
Besprechungen.
Nacht und Morgen der Weltwirtschaft.
Eine objektive Betrachtung der gegenwärti-
gen industriellen Wirtschaftslage der Erde,
unter besonderer Berücksichtigung Deutsch -
lands. Von Oberingenieur O0. C. Roedder.
50 S. in 8°. Industrie- Verlag Vogler & Seiler,
G.m.b. H., Chemnitz 1919. Preis 2,20 M.
In der 50 Seiten starken Druckschrift gibt
der Verfasser ein reiches Zahlenmaterial über
die industriellen Verhältnisse der einzelnen
Länder. Es ist die Entwicklung, die.die Indu-
strie und Erzeugung während des Krieges in
den hauptsächlichsten Staaten genommen hat,
dargestellt und nach guten Quellen bearbeitet.
Der Verfasser kommt zu dem Schluß, daß sich
die Verhältnisse zuungunsten Deutschlands
stark verschoben haben, daß die Industrialisie-
rung der umliegenden Länder sehr erheblich
zugenommen hat, und daß selbst auf den Ge-
bieten, auf welchen Deutschland früher vor-
herrschend war, z. B..in der chemischen Indu-
strie, das Ausland sich selbständig gemacht hat.
Allerdings bemerkt Roedder hierzu, daß geisti-
ges Eigentum keine Marktware ist, und, von
diesem Gesichtspunkte aus betrachtet, dürfte
der dem deutschen Unternehmen zugefügte
schwere Schlag nur ein Augenblickserfolg sein
und mit der Zeit die amerikanische chemische
und die damit zusammenhängende Industrie
wieder in eine um so größere Abhängigkeit von
Deutschland zurückfallen lassen. Ob .dieser
Optimismus bereehtigt ist, bleibt dahin ge
gestellt. Ganz besonders werden dann die Or-
ganisationen und Mittel aufgeführt und er-
läutert, welche Amerika und England zum
Zwecke der Außenhandelsförderung ausgebil-
det haben. Zum Schluß werden die Möglich-
keiten Deutschlands für die Wiederaufnahme
seines Exportes betrachtet. Der Verfasser ist
der Ansicht, daß es im allgemeinen wohl mög-
lich sein würde, einen erheblichen Export wie-
der aufzubauen und die alte Stellung Deutsch-
lands entsprechend den eingetretenen Verände-
rungen wieder zu erringen. Es wird dann darauf
hingewiesen, welche Organisation Deutschland
bisher in den Außenhandelsstellen geschaffen
hat, und die Erwartung ausgesprochen, daß es
möglich sein möge, die Gegensätze zwischen
Arbeitgebern und Arbeitnehmern auszuglei-
chen.
Der Verfasser schreibt nun, daß zum Wie-
deraufbau Arbeit geleistet werden müsse, und
damit trifft er den Kern der ganzen wirtschaft-
lichen Frage. Solange nicht die Masse des Vol-
kes zu der Überzeugung gelangt, daß uns nur
intensive Arbeit vor dem Zusammenbruch ret-
ten kann, solange werden alle wissenschaft-
lichen Arbeiten über Ausfuhrfragen usw. wenig
Erfolg haben.
Das gut geschriebene Büchelehen kann auf
jeden Fall demjenigen, der sich mit, Wirt-
schaftsfragen befaßt, aufs wärmste empfohlen
werden. A. A. Brandt.
Torfkraftwerke und Nebenprodukten-
anlagen. Technisch -wirtschaftliche
Grundlage für Innenkolonisierung.
Von ®Dr.-Sing. Erich Philippi. Mit 28 Text-
abbildungen. VI und 133 S. in 8°. Verlag
von Julius Springer. Berlin 1919. Preis
10M. (Vel. ‚‚ETZ‘ 1919, S. 422.)
Die enge Verbindung zwischen Technik
und Wirtschaft kann auf kaum einem Gebiete
deutlicher zum Ausdruck kommen, als auf dem
der Ausnutzung der natürlichen Kraftquellen
des Landes zur Gewinnung von Rohstoffen und
Energie. Es ist ein Verdienst des vorliegenden
Werkes, in übersichtlieber Form’ den gegenwär-
tigen Stand des Urteils über die Ausnutzbar-
keit unserer gewaltigen? Mooıflächen klarzu-
stellen. Beim Überblick über das, was bisher
auf diesem Gebiete geschehen ist, zeigt es sieh
304
daß bisher nur drei Werke sich die Verwertung
der Moorflächen zur Aufgabe gemacht haben,
von denen zwei in Deutschland und eins in
Rußland sich befinden. Mit Recht weist der
Verfasser auf die volkswirtsehaftliche Bedeu-
tung der 2,4 Mill. ha deutscher Moortlächen hin,
die derzeit alsÖdland brach liegen, während ihre
Ausnutzung nicht bloß zur Energie und Roh-
stoffgewinnung, sondern auch als landwirt-
schaftliches Neuland ungeheuren volkswirt-
schaftlichen Wert darstellt. Das Buch behan-
delt den Torfin seiner Entstehung, Gewinnung, in
seinen Eigenschaften und Verwertungsmöglich-
keiten, macht Angaben über seinen Wert als
Brennstoff, seine chemische Zusammensetzung,
seinen Wassergehalt, seine Trocknung, die Ar-
ten des Ausbaues und der Verarbeitung und
‚ endlich eine Zusammenstellung der aus Torf zu
gewinnenden Erzeugnisse, wie Ammoniak,
Teer, Torfkohle, Kraftgas usw. Der in den
Hochmooren allein aufgespeicherte Energievor-
rat entspricht ungefähr dem von 1,5 Milliar-
den t guter Steinkoble, mit deren Hilfe ın
neuzeitlichen Großkraftwerken 100 Jahre lang
2 Mill. kW. ununterbrochen erzeugt werden
könnten. Es werden die Grundlagen für
die Errichtung von Torfkraftwerken gegeben,
und dabei mit Recht Friedenspreise in Gold-
mark zugrunde gelegt, da die heutigen Wertan-
gaben keine Vergleichungsgrundlage ergeben
würden. Hierbei wird nachgewiesen, in welch
hohem Grade die Wirtschaftlichkeit eines Wer-
kes von der Bewertung der Nebenprodukte ab-
hängt und welche schwankenden firgebnissesich
einstellen, je nachdem man als Wesen der An-
lage die chemische Fabrik oder die elektrische
Energie ansieht. Es wird auch festgestellt, in
welchen Fällen die Verwandlung des Torfes in
Kohle und deren Transport sich günstiger stellt
als die Anlage eines Kraftwerkes an Ort und
Stelle. Sehr günstig schneidet das Torfkraft-
werk in Vergleich mit Steinkoblenwerken
ab;esergibtsich, daß man bei einem Belastungs-
faktor von 50% nach guten Abschreibungen
und unter Zugrundelegung tatsächlicher Ver-
hältnisse bis unter % Pf je kWh herunter-
kommt. Das schwierige Gebiet der Selbst-
kostenbereebnung bei gemeinsamem Wirt-
sehaftsbetriebe von Kraft und Nebenprodukten
wird mit Hilfe zahlreicher Kurvenscharen für
gemeinsamen und getrennten ‚Betrieb usw. aus-
führlich behandelt. Ebenso ausführlich wird
der Vergleich zwischen Dampfturbine und
Gasmasebine besprochen, und u. a. auch der
Fall, daß die Dampfturbine nur die Spitzenlast
übernimmt, derart, daß die für schlechte Aus-
nutzung besonders empfindlichen Gasmaschi-
nen möglichst guten Belastungsfaktor erhalten.
Bemerkenswert ist, als Ergebnis der wirtschaft-
lichen Betrachtungen, daß diese mit den be-
kannten Ergebnissen von Prof. Klingenberg
in überraschendem Maße übereinstimmen. Noch
immer sind die reinen Gasmaschinenbetriebe
mit Nebenproduktenanlagen den Dampftur-
binenwerken wirtschaftlich nieht ebenbürtig, es
sei denn in den vereinzelten Fällen, wo der Be-
lastungsfaktor sich besonders günstig gestaltet.
Der Verfasser empfiehlt, Kraitwerk und Neben-
produktenanlagen als getrennte Wirtschaftsbe-
triebe arbeiten zu lassen. Endlich gibt das
Werk noch Fingerzeige für die Durebführung
soleher Unternehmungen, für den Abbau des
Torfes durch freie Arbeiter, Jungmannen oder
Strafgefangene. Auch die staatlichen Maßnah-
men zur Einleitung soleher Unternehmungen
werden besprochen, und schließlich muß auch
die wichtige Zahl von nahezu 5 Mill. t Roggen
genannt werden im Werte von über 34 Milliar-
den M., welche aus den deutschen Mooren
nach deren Urbarmachung jährlich gewonnen
werden können. Das Werk, das die gesamte
Literatur in bemerkenswerter Vollständigkeit
berücksichtigt, wird jedem von Nutzen sein,
der auf diesem Gebiete zu arbeiten und sich zu
unterrichten wünscht. Auch die Reinheit der
Sprache sei in diesem Zusammenhang aner-
kennend hervorgehoben, u. a. die Ausmerzung
des überflüssigen ‚pro‘ zugunsten von ‚‚je‘“.
Dr. Breslauer, Hoppegarten.
Wahl und Aufgaben der Betriebsräte,
der Arbeiterräte und der Angestelltenräte
sowie der Betriebsobleute. Gemeinverständ-
liche Erläuterung des Betriebsrätegesetzes
und seiner Wahlordnung. Von Dr. H.
Schulz. VI und 167 8. in 8°. Verlag von
Julius Springer, Berlin 1920. Preis 9,60 M.
Eine ausführliche Einleitung gibt, z. T. in
Anlehnung an die DER E des Gesetzes,
einen Überblick über die Entstehungsgeschichte
des Gesetzes und über das Wesentlichste seines
Inhaltes. Bei der Wiedergabe und Erläuterung
des Gesetzes und der Wahlordnung ist durch
Hinzufügung von Überschriften a durch die
Anordnung des Druckes große Übersichtlich-
keit erreicht worden. Die ausführlichen Erläu-
Für die Schriftleitung verantwortlich : E. C. Zebme In Berlin — Verlag von Juliue 8pringer In Berlin.
Plektstechnische Zeitschrift. 1920. Helft 15.
15. April 1820.
ml
terungen benutzen, wie dies in der Natur der‘
Sache liegt, vor allem die Verhandlungen bei
der Beratung des Entwurfes. Der Wahlord-
nung, an, deren Gestaltung der Verfasser in
amtlicher Stellung mitgewirkt hat, sind außer
den amtlichen Mustern noch weitere Beispiele
zur Erläuterung beigegeben, die gerade in der
ersten Zeit der Praxis willkommen sein werden.
Dr. Esslinger.
Lehrbuch der Mathematik für mittlere
technische Fachschulen. Von Prof. Dr.
R. Neuendorff. Zweite, verbesserte Auf-
lage. XII u. 267 S. in 8°. Verlag von Julius
Springer. Berlin 1919. Preis geb. 12 M.
Das in zweiter Auflage vorliegende Buch
ist für den Unterricht an den Höheren Maschi-
nenbauschulen in Preußen bestimmt. Es ent-
hält die Teile: Algebra, Einführung in die Vek-
torrechnung — in der zweiten Auflage neu hin-
zugekommen -—, Trigonometrie, Geometrie.
Der algebraische Teil umschließt auch Reihen-
theorie, Differential- und Integralrechnung,
Zins- und Zinseszinsrechnung; die Geometrie
enthältauch Flächeninhaltsberechnung krumm-
linig begrenzter Figuren, Elemente der Kurven-
theorie. Der Hauptwert des Buches ist auf die
richtige Auswahl des vorgetragenen Lehrstoffes
und auf den Zusammenhang der Beispiele mit
der Praxis des mittleren Technikers zu legen.
Hier ist gewiß der richtige Mittelweg gefunden
und auch eine gewisse Vollständigkeit und Ab-
rundung erreicht, so daß das Buch ohne Zweifel
dem Zweck, für den es in erster Linie geschrie-
ben ist, entspricht» Z. B. sind auch der Rechen-
schieber, die Rechenmaschine, das Planimeter
und das Momentenplanimeter abgebildet und
erklärt. Aberob den nach dem Buche unterrich-
teten Maschinenbauschülern der Sinn der Diffe-
rentialreehnung völlig aufgegangen ist, möchte
ich in Frage stellen, nachdem ich $. 81 und fol-
gende gelesen, wo die unendlich kleinen Größen
noch in ihrer alten, so oft mißverstandenen Un-
geniertheit vorkommen. Einige Kleinirkeiten.
mögen angemerkt werden: $. 131 muß esin der
Formel für |[X3]| statt sin« richtiger |sin «|
heißen ; die Abb. 250 ist nicht gut, denn im all-
gemeinen Falle durchsetzt der Krümmungs-
kreis die Kurve. Alles in allem scheint mir aber
das Buch für den erstrebten en recht emp-
fehlenswert zu sein. Rothe.
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher.
Lehrbuch der Elektrotechnik. Herausgegeben
von Esselborn. Bd. 1: Allgemeine Elektro-
technik, Elektrotechnische Meßkunde, Elektrische
Maschinen und Apparate. Bearbeitet von K.
Fischer, K. Hohage, @. W. Meyer Mit
813 Textabb. u. Sachregister. XVI u. 681 S. in 80,
Bd. 2: Elektrische Zentralen, Hochspannungs-
anlagen und Leitungsnetze, Elektromotorische
Antriebe, Elektrische Beleuchtung, Elektrisches
Signalwesen, Telegraphie und Fernsprechwesen,
Drahtlose Telegraphie. Bearbeitet von K. Fink,
F. Heintzenberg, K. Meller, G. W. Meyer,
K. Mühlbrett, G. Schmidt. Mit 851 Testabb.
u. Sachregister. XVI u. 582 S. in 80, Verlag von
Wilhelm Engelmann, Leipzig 1920. Preis geb.
zusammen 72 M + 50%) T.Z. ER
Die Reparaturen an elektrischen Maschinen
insbesondere die Herstellung der Ankerwicklun-
gen an Gleich- und Drehstrommotoren, Kollektor-
bau, Fehlerbestimmung und Prüfung elektrischer
Maschinen, Revision elektrischer Kraftanlagen,
Ra Raskop. Mit 108 Textabb. X u. 1848.
in 8°,
Preis geb. 18 M + 20% T.Z. :
Die Feldschwächung bei Bahnmotoren. Von
Dr. L. Adler. Mit 87 Textabb. 44 8. in 80,
Verlag von Julius Springer, Berlin 1919. Preis
420 M.
Neue Zeitschriften.
„Internationale Patent-Wacht“. Die „Prosö*-
Verlagsgesellschaft m. b. H., Berlin-Charlotten-
burg, hat uns die ersten Hefte ihrer neuen Zeit-
schrift übersandt, von denen die ersten drei als
Ausgabe II das gesamte Kraftfahrwesen behandeln,
während die Zeitschrift von Heft 4/5 an unter
dem Titel „Internationale Patent-Warte“
auch verwandte Industrien berücksichtigt. Neben
bemerkenswerten Aufsätzen, wie von Dr. Skaupy
„Der Lohn des Erfinders“ und von Patentanwalt
G. Neumann „Zur Frage der Verlängerung ge-
werblicher Schutzrechte“ bringt dieses Doppelheft
Auszüge aus Patentschriften und ein Verzeichnis
im Ausland neu eingetragener Patente. Die Zeit-
schrift erscheint monatlich zweimal und kostet
bei Bezug durch die Post oder den Buchhandel
vierteljährlich im Inland 18 M.
Verlag von Hermann Meusser, Berlin 1920,
Zeitschrift für Technische Physik. Heraus-
gegeben von der Deutschen Gesellschaft für tech-
nische Physik e. V. unter Mitwirkung von Dr.
Georg Gehlhoff und Dr. Hans Rukop, Schrift-
leitung Dipl.-Jng. Dr. Wilhelm Hort, Charlotten-
burg. Verlag von Johann Ambrosius Barth, .
Leipzig. 1. Jahrgang 1920, Nr. 1 u.2. Jährlich
12 Hefte. Jahrespreis für Deutschland und öster-
reichische Länder 40 M.
Kruppsche Monatshefte. Jahrgang 1, 1920. Jähr-
lich 12 Hefte. Preis 12 M. Verlag der Friedr.
Krupp A. G., Essen-Ruhr.
Journal of the American Institute of Elec-
trical Engineers.
[Die Veröffentlichungen des American Institute
of Electrical Engineers, welche bisher unter dem
Namen „Proceeding of the A. I. E. E.“ erschienen,
nennen sich seit Anfang dieses Jahres „Journal of
the A. IL. E. E.* und haben das Format 223 mm
>< 304 mm angenommen. Bezüglich des Anzeigen-
geschäfts wird in der ersten Nummer des „Journal“
mitgeteilt, daß Anzeigen, welche Interesse für die
Mitglieder haben, zur Veröffentlichung angenommen
werden, daß man sich aber das Recht vorbehalte,
alle nach Ansicht der Leitung unpassenden An-
zeigen abzulehnen. Es scheint dies lediglich ein
formeller Schritt zu sein, um der heftigen Gegner-
schaft eines großen Teils der Mitglieder gegen die
Erweiterung des Anzeigengeschäfts Rechnung zu
tragen. Vgl. auch „ETZ“ 1920, S. 122,]
KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
‚Aus der Geschäftswelt. — Das Kammer-
N hat eine vor einiger Zeit gegen die
\.E.G.-Schnellbahn-A.G. erwirkte einstwei-
lige Verfügung, die den Weiterbau der Bahn
anordnetet), durch Urteil vom 5. 1II. 1920
"aufgehoben; ein Rechtsmittel gegen diese Ent-
scheidung ist nicht gegeben. — Eine a.o. Ge-
De ne der Bayerischen Tele-
phonfabrik A.G., München, hat die Über-
nahme der Süddeutschen elektrotechnischen
Unternehmungen, Ingenieur Julius Weil, Mün-
chen, genehmigt. — Gegenstand der unter der
Firma Elektromaterial Weidenbach &
Co., Kommandit-Gesellschaft, in Heidelberg
eingetragenen Unternehmung ist die Herstel-
lung von Metallwaren, insbesondere von Spe-
zialartikeln der elektrotechnischen Industrie
und der Handel damit. ‘Das Gesellschafts-
kapital beträgt vorläufig 1,2 Mill. M. — Das
bisher von der Elektrizitäts-Lieferungs-Gesell-
schaft betriebene Elektrizitätswerk Lahr ist an
die unter Beteiligung der Stadt mit 1,2 Mill. M
gegründete Elektrizitätswerk Lahr A.G.
übergegangen. ’
Warenmarkt. — Metallpreise. Nach den
Notierungen der Vereinigung für die deutsche
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission des
Berliner Metallbörsenvorstandes (letztere ver-
stehen sich ab Lager in Deutschland) in M/100kg :
Metall | 13. IV. 9.19. E
Elektrolytkupfer (wire-
bars), prompt, cif Ham- |
burg, Bremen, Rotterdam 2388 2871 |
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Remelted-Plattenzink {
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schaffenheit . . . . . | 550-600 700
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nium 98/99 /, in gekerb- |
ten Blöckchen . 13500—-3600/4100—4200
Zinn, Banka-, Straits-,
Billiton- . . . . ... » |7500—8000,8500 —8700
nn mindestens
ODE Te ZN sn =—
Reinnickel 98/99 %/,. 5300 5800
Antimon-Regulus 1500 — 1600
1700.
1) Vgl. „ETZ“ 1919, S. 576.
Bezugsquellennachweis.
Frage 8. Wer liefert hochisolierenden
Zement oder sonstige schnell trocknende, iso-
lierende Masse für Bügeleisen-Heizelemente ?
Frage 9. Wer fabriziert Wand- und
Hängekontakte für Schwachstrom aus Holz?
. Frage 10. Wer liefert Blattaluminium'
für Kondensatoren? 4
"Abschluß des Heftes: 10. April 1920,
305
Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
et) des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: BE, Ber Dr. FE. RS
K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24.
TAE Fan aan,
Geschichtliche Entwicklung
des Wählerbetriebes für Fernsprechämter
in Deutschland.
. Von A. Kruckow, Berlin.
In der Tagespresse und auch in Fachzeit-
schriften ist der Reichs-Telegraphenverwaltung
schon wiederholt Rückständigkeit in der Ein-
führung des Selbstanschlußbetriebes für. ihren
Geschäftsbereich vorgeworfen worden. In der
Regel werden Anlagen des Auslandes zum Ver-
gleich herangezogen, die entweder noch gar:
nicht gebaut sind, oder unter wesentlich ander: en
Betriebsbedingungen arbeiten,. als dies. in
. Deutschland der Fall ist. Eine kurze Darstel-
lung der Entwicklung des Selbstanschlußbe-
triebes im Bereiche des Reichs-Telegraphenge-
biets dürfte daher zur Klärung der Sachlage
beitragen.
Im Jahre 1894 wurde das Rache Potanit
durch den Bericht eines zur Weltausstellung in
Chicago entsandten Vertreters auf ein kleines
Wähleramt aufmerksam gemacht, das nur
wenige Anschlüsse umfaßte und in der Ausstel-
lung gezeigt wurde. Obgleich das System, das
von der Strowger Automatic El. Co. ausgestellt
worden war, selbst in Amerika damals noch
keine praktische Anwendung gefunden hatte,
wurde versucht, durch Vermittlung von Pa-
tentanwälten eine Anlage von 20 Anschlüssen
aus Amerika zu beziehen, um sich ein Urteil
über die Brauchbarkeit verschaffen zu können.
Auf wiederholtes Drängen teilten die Erfinder
1895 mit, daß sie mit Verbesserungen beschäf-
tigt seien und später auf die Sache zurückkom-
men würden. Die Sachlage änderte sich nicht,
bis 1898 eine Zeitungsnachricht die Mitteilung
brachte, in London (Winchesterhouse) sei eine
kleine Anlage des Strowger-Systems ausgestellt.
Es handelte sich um dasselbe System, für dessen
Erprobung schon Schritte getan waren, wenn
auch bisher infolge des Verhaltens der Erfinder
erfolglos. Das General Post Office in London,
an das sich das Reichspostamt wandte, um
Einzelheiten über die ausgestellte Anlage zu er-
fahren, beurteilte die Einrichtung nicht beson-
ders günstig, bezweifelte die Verwendbarkeit
und die Durchführbarkeit des Wählerbetriebes
in größerem Umfange, bezeichnete aber die
Konstruktion der Wähler selbst als gut. Das
Reichspostamt beruhigte sich bei dieser Aus-
kunft nicht.
Noch in demselben Jahre (1898) wurde ein
Beauftragter des Reichspostamts zur Prüfung
des Systems nach London entsandt. Ein kurz
darauf von einer Studienreise aus Amerika zu-
rückkehrendes Mitglied des Reichspostamts be-
richtete, daß in den Vereinigten Staaten etwa
20 kleine Anlagen nach dem System Strowger
weit verstreut eingerichtet sein sollten, daß aber
alle Anlagen noch in den ersten Anfängen
steckten. So sollte in Baltimore eine Versuchs-
anlage. vorgeführt werden, die aber versagte.
Dagegen bestanden in Augusta (Georgia), dem
einzigen Ort, in dem selbsttätiger Betrieb tat- :
sächlich festgestellt worden ‚war, zwei kleinere
Netze nebeneinander, das eine (Southern Bell
‘ Tel. Co.) mit Hand-, das andere (Automatic
El. Co.) mit Selbstanschlußbetrieb. Beide Ge-
sellschaften bekämpften sich heftig und mach-
ten Reklame für ihre Netze, indem sie Abon-
nentenfang durch Gebührennachlaß betrieben.
\
Berlin, 22. April 1920.
Ein Beweis für die allgemeine praktische
Brauchbar keit desWählerbetriebes war somit zu
jener Zeit noch keineswegs erbracht. Trotzdem
wurde dem Vertreter des .Syndikats, in dessen
| Händen die Verwertung und Ausnutzung der
Strowger-Patente lag, 1898 der Auftrag erteilt,
Verhandlungen wegen Durchführung eines
größeren Versuches mit 400 Anschlußleitungen
für die Reichs-Telegraphenverwaltung anzu-
knüpfen. Inzwischen war auch der Bericht über
die aus 5 Anschlüssen für ein 10 000-System be-
stehende Ausstellungsanlage in London einge-
gangen, die 150 V Betriebsspannung erforderte
und einen außerordentlich hohen Stromver-
brauch (0,5 A) in der Anschlußleitung bean-
spruchte, um die Schaltwerke im Amt zu steu-
ern. An dem ablehnenden Standpunkt des
General Post Office der Erfindung gegenüber
hatte sich nichts geändert, wenn auch wohl
mehr verwaltungstechnische Gründe hierfür
maßgebend gewesen sein dürften.
' Die Verhandlungen mit dem Syndikat
kamen zunächst nicht recht vorwärts. - Es be-
fürchtete, Deutschland würde sich in der Sache
zu schnell selbständig machen und forderte für
die Patentablösung 1, Mill. Doll. in bar. Eine
Forderung, die natürlich bei der Sachlage un-
annehmbar sein mußte, war doch die Entwick-
lungs- und Anpassungsmöglichkeit des Systems
an die deutschen Verhältnisse noch keineswegs
entschieden. Außerdem bestanden gegen ein
derartiges Lizenzabkommen etatrechtliche Be-
denken. Nur dem energischen Vorgehen des
Reichspostamts ist es zu danken, daß die Ge-
sellschaft diese Forderung später fallen ließ und
die Lieferung von 2000 Apparaten für eine Ver-
suchsanlage unter annehmbaren Bedingungen
zugestand.
Nebenher gingen in ı dieser Zeit die Verhand-
lungen mit deutschen Firmen, die die Über-
nahme der Aufbauarbeiten und späterhin die
Fabrikation übernehmen sollten. Alle diese
z. T. recht umständlichen und zeitraubenden
Verhandlungen wurden so gefördert, daß schon
im folgenden Jahre (1899) ein Vertrag mit der
Ludwig Löwe & Co. A. G. und den Deutschen
Waffen- und Munitionsfabriken zustande kam,
der die Ausführung der Versuchsanlage, die
Zahlungsbedingungen und das Mitbenutzungs-
recht an weiteren Erfindungen und Verbesse-
rungen auf diesem Gebiete sicherstellte.
Am 21. Mai 1900, also ein Jahr nach Ab-
schluß der Verhandlungen, konnte die Ver-
suchsanlage für etwa 400 Leitungen nach dem
10 000-System beim damaligen Fernsprech- .
amt 3 dem Betrieb übergeben werden. Die
Versuchsanlage, die in sich abgeschlossen war
und keine Verbindungsmöglichkeit zum öffent-
lichen Berliner Fernsprechnetz hatte, arbeitete
befriedigend, zeigte aber in technischer Be-
ziehung Mängel, die beseitigt werden mußten,
sollte das System weitere Verwendungsmöglich-
keit erlangen und allen Forderungen des Be-
triebs gerecht werden. So mußten, um einige
Punkte herauszugreifen, die Widerstände der
verschiedenen Anschlußleitungen bei der Ver-
suchsanlage in verhältnismäßig engen Grenzen
abgeglichen werden und durften bestimmte
"Widerstandswerte nicht überschreiten. Bedin-
gungen, die in einem weit verzweigten Ortsfern-
sprechnetz nicht erfüllt werden können. Ferner
fehlten die Einrichtungen für den Anschluß an
das Fernamt, die für Deutschland so bedeutende
Heft 16.
Nebenstellenfrage war nicht gelöst usw. Vor
allem mußte eine Herabsetzung der Betriebs
spannung (104 V) angestrebt werden, um bei
Arbeiten an den Leitungen das Personal nicht
zu gefährden. Hierzu bot sich ein einfacher
Weg, indem die Arbeitselektromagnete der
Wähler (Hebe- und Drehelektromagnet), die
wesentliche mechanische Arbeit zu leisten haben
und bei der Versuchsanlage unmittelbar in den
Leitungszweigen lagen, in Ortsstromkreise ver-
lest wurden, die von empfindlichen Linienrelais
gesteuert wurden. Eine Änderung, die jetzt all-
gemein Anwendung findet, so daß die neueren
Wähleranlagen alle mit einer Betriebsspannung
von 60 V und weniger arbeiten.
Man beschloß daher im Jahre 1902, da in-
zwischen auch in der Fabrikation der Wähler
wesentliche Fortschritte zu verzeichnen waren,
die Anlage unter Berücksichtigung der bisher
gemachten Erfahrungen umzubauen. Die Mit-
teilungen über die Verbesserungen und die Er-
fahrungen, die die Automatic El. Co. als Liefer-
firma selbst gemacht hatte, gelangten nur
lückenhaft und verspätet zur Kenntnis der
Verwaltung. 1902 wurde deshalb wiederum ein
Beauftragter des Reichspostamts nach Amerika
gesandt, der. sich über die Entwicklung in
Amerika unterrichten und den. Ankauf der
Apparate für eine neue Versuchsanlage in die
Wege leiten sollte. Im Jahre darauf (1903)
trafen diese Apparate ein, und am 15. November
1903 konnte die neue Versuchsanlage mit 1000
I. Gruppen-, 110 II. Gruppen- und 110 Lei-
tungswählern in Betrieb genommen werden.
Das Vorgehen der Reichs-Telegraphenver-
waltung war inzwischen bei den übrigen euro
päischen Telegraphenverwaltungen bekannt ge-
worden, wie Anfragen der Verwaltungen in
Frankreich und Österreich erkennen lassen, die
um Übersendung von Angaben über die Anlage
selbst und die Versuchsergebnisse baten.
In den folgenden Jahren 1904 und 1905
wurden Versuche angestellt, um die Schaltun-
gen durch Einfügung der selbsttätigen Ge-
sprächszählung, Einrichtung des Verbindungs-
leitungsverkehrs nach Handämtern, des Fern-
verkehrs usw. den bestehenden Amtseinrich-
tungen anzupassen. Auch wandte sich die Auf-
merksamkeit den Fragen der Wirtschaftlich-
keit zu. Während in der Versuchsanlage noch
- für jede Anschlußleitung ein I. Gruppenwähler
vorgesehen war, konnte eine wesentliche Er-
sparnis an diesen durch Verwendung von billi
geren Vorwählern für die Anschlußleitungen er
reicht werden. In Deutschland wurden Ver
suche dieser Art schon 1905 mit Relaisvorwäh
lern gemacht, Amerika folgte Mitte 1906 mit
den nach dem Erfinder benannten Keith-Vor
wählern.
‚, Die weiteren Versuchsergebnisse ermutig
ten, obgleich die Nebenstellenfrage noch nicht
einwandfrei gelöst war, zu dem Entschluß, ein
ganzes Ortsfernsprechnetz mittleren Umfangs
für die neue Betriebsweise herzurichten, um das
Verhalten der ‘Apparate usw. unter normalen
Betriebsbedingungen prüfen zu können. 1907
wurde angeordnet, daß der Versuch in Hildes-
heim zur Ausführung kommen sollte. Die Vor-
arbeiten und Durchführung der Aufbauarbeiten,
sowie wesentliche Teile der Fabrikation für
dieses Amt wurden den Deutschen Waffen- und
Munitionsfabriken übertragen. In engem Zu-
sammenarbeiten mit dem Telegrapbenapparat
306
Elektrote chnische
Zeitschrilt. 1920.
amt konnten die noch offenen Fragen befriedi-
gend gelöst und das Amt schon Mitte 1908 dem
Betrieb übergeben werden. Auch für die Neben-
stellenfrage war inzwischen eine betrieblich ein-
wandfreie, wenn auch noch nicht allgemein gül-
tige Lösung gefunden worden. Die Betriebs-
spannung war auf 58 V herabgesetzt. Der Ver-
such zeigte, daß der Wählerbetrieb in techni-
scher, betrieblicher und wirtschaftlicher Hin-
sicht den Vergleich mit dem Handbetrieb für
Ortsfernsprechnetze aushalten konnte, ja daß
er in mancher Beziehung dem Handbetrieb
überlegen war.
Sollte die Entwicklung des Wählerbetriebes
aber in der erwünschten Weise schnell gefördert
und von dem Ausland unabhängig durchgeführt
werden, so mußten die auf dem Schwachstrom-
gebiet schon gesammelten Fabrikationserfah-,
rungen in größerem Umfange nutzbar gemacht
werden, als dies bei den Deutschen Waffen- und
Munitionsfabriken möglich war. August 1907
bildete sich eine ‚‚G. m. b. H. für automatische
Telephonie‘‘, die in den mit den Waffen- und
Munitionsfabriken von der Reichs-Postverwal-
tung geschlossenen Vertrag eintrat, deren Ge-
schäfte aber fortan von der Firma Siemens &
Halske geführt wurden. Ein Risiko bestand für
das neue Unternehmen kaum noch, da die
Brauchbarkeit der Betriebsweise durch die
Versuche der Reichs-Telegraphenverwaltung
dargetan und wichtige Pionierarbeit geleistet
war. Die bis dahin gesammelten Erfahrungen
standen der neuen (iesellschaft zur Verfügung.
Dank der großen Erfahrung der Firma
Siemens & Halske in fabrikationstechnischer
Beziehung ging die Entwicklung nunmehr
schnell vorwärts. 1909 wurde das erste selbst-
tätige kleine Landnetz in Dallmin mit Vorwäh-
lern von Siemens & Halske in Betrieb genom-
men, das im übrigen noch für örtliche Mikro-
phonspeisung eingerichtet ist. 1910 folgte das
Ortsfernsprechnetz Altenburg (S. A.), das neben
anderen Verbesserungen schon die Mikrophon-
speisung aus der Amtsbatterie aufweist. In
schneller Folge wurden dann die Ortsfernsprech-
netze Posen, Dresden, Liegnitz, Teile des Orts-
fernsprechnetzes Leipzig, Halle (Saale) und
zahlreiche kleine selbsttätige Landnetze dem
Betriebe übergeben. Z. Zt. sind außerdem
Wählereinrichtungen-für über 50000 Anschluß-
leitungen im Bau.
Kurz nach der Gründung der Gesellschaft
für automatische Telephonie begannen im Jahre
1909 auch die Verhandlungen der Firma Sie-
mens & Halske mit der bayerischen Verwaltung
wegen Einrichtung des Wählerbetriebes in Mün-
chen, die dann in den folgenden Jahren etappen-
weise durchgeführt worden ist. .In allen Verträ-
gen waren vom Reichspostamt schon vorher so-
wohl für Bayern als auch für Württemberg die-
selben Ansprüche gemacht, wie sie das Reichs-
BON SEN für sich in den Verträgen festgelegt
atte
Rückblickend kann gesagt werden, daß die’
Reichs- -Telegraphenverwaltung früher/als an-
dere Verwaltungen die Bedeutung der neuen
Betr:sbsweise für das Fernsprechen erkannt
und systematisch für deren Ausbau, An-
passung und Entwicklung Sorge getragen hat.
Es ist erfreulich, feststellen zu onnage daß sie
hierbei. in so tatkräftiger Weise von der deut-
schen Industrie unterstützt worden ist, die es
‚verstanden hat, sich auf diesem Gebiet nicht
nur auf eigene Füße zu stellen, sondern auch
bahnbrechend an der Weiterentwicklung mit-
zuarbeiten.
Die Feldkurve
bei synchronen Wechselstrommaschinen.
Von Prof. Dr. techn. Franz Unger, Braunschweig
Übersicht. Es wird eine neue Methode zur Be-
stimmung der Feldkurve beschrieben, bei der die Kraft-
inien durch Kreisbogenstücke ersetzt werden. Unter
N)
Zuhilfenahme einer Kurvenschar werden die Längen
der gleichwertigen parallelwandigen Kraftröhren er-
mittelt und daraus die Ordinaten der Feldkurve. be-
stimmt. Die Genauigkeit dieser Methode wurde nach
dem Lehmannschen Verfahren geprüft und eine gute
Übereinstimmung gefunden. Auch eszillographisch
ermittelte Feldkurven stimmen gut überein. Die neue
Methode bedeutet eine große. Zeitersparnis gegenüber
der Lehmannschen Methode.
>"
In den meisten Lehrbüchern wird die Kof-
struktion der: Feldkurve einer Synehronma-
schine entweder gar nicht, oder nur ganz ober-
flächlich behandelt. Da es bei: der Vorausbe-
stimmung der Leerlaufscharakteristik einer Ma-
schine sehr auf die genaue Kenntnis des Er-
regerfeldes ankommt, dürfte es von allgemei-
nem Interesse sein, eine Methode zu kennen,
nach der man die Feldkurve mit der größtmög-
lichsten Genauigkeit aufzeichnen kann.
Die bisherigen Methoden gingen sämtlich
von der Voraussetzung aus, daß Polschuh- und
Ankeroberfläche als magnetische Äquipotential-
flächen zu betrachten sind. Diese Voraussetzung
ist unter Vernachlässigung der Unterschiede in
den Zahnsättigungen an den verschiedenen
Punkten der Polteilung richtig. Da die Ampere-
windungen für die Zähne nur einen Bruchteil
der Amperewindungen für den ganzen magne-
tischen Kreis, ausmachen und von diesem
Bruchteile wieder nur ein Bruchteil für den
Unterschied der Zahnsättigung inFrage kommt,
kann man sie ruhig beibehalten. Vom Polschuh
kann man sich nun, durch den Luftraum zum
Ankereisen flütend, magnetische Kraftröhren
denken, die die Eigenschaft haben,. daß sie sich
nach dem Prinzip des kleinsten magnetischen
Widerstandes einstellen. Nach dem Brechungs-
gesetZ der Kraftlinien werden die einzel-
nen magnetischen Kraftlinien beim Austritt aus
einem Medium mit größerer magnetischer Leit-
fähigkeit in ein solches von geringerer magneti-
scher Leitfähigkeit stets in der Richtung zur
Senkrechten äuf die Trennfläche gebrochen.
Der Neigungswinkel auf die Senkrechte ergibt
sich aus der Beziehung zwischen den magneti-
schen Leitfähigkeiten der beiden Medien. Be-
zeichnen wir die magnetische Leitfähigkeit der
Luft mit 1, für Eisen mit w, den Winkel, in dem
die betrachtete Kraftlinie im Eisen an der
Trennschichtankommt, mit a, den Winkel, unter
dem sie in Luft weitergeht, mit «,, die magneti-
sche Kraft im Eisen mit 9, , in Luft mit 9,', so
können wir diese Beziehungen | in Abb. 1 dar-
Abb. 1.
Kraftlinien.
Abb. 2. Kraftröhre und
Ersatzkraftröhre.
Brechung der
stellen. Dal be Kraftfluß, der aus dem Eisen
‚ herauskommt, muß in der Luft weitergehen.
Wir zerlegen nun die Vektoren $,' und Ö,' in je
eine Komponente ‚senkrecht zur Trennfläche
und eine in Richtung dieser Fläche. Es wird
dann beim Übergang von Eisen in Iuft ein
Sprung in der Größe der magnetischen Kraft
auftreten, da 9, ja w-mal größer sein muß, als
9,. Dieser Sprung tritt aber nur für die senk-
rechte Komponente auf, dafür diein der Trenn-
fläche selbst veılaufende Komponente kein
Übergang, also auch keine Änderung geschieht.
Wir finden somit die Beziehung, zwischen den
Winkeln «, und &, aus der Gleichung:
ig &, &y7 ' (1
ER. = a u
und da
a re RR
ist, so erhalten. wir: » ? 1...
Helt 16.
BR
I;
22. April 1820.
wo _ 1 3
ga, m
Nun ist aber w bekanntlich viel Bari
größer als 1, somit wird der Winkel a, auch bei
großen Winkeln a, sehr klein. Man kann dem-
nach mit gıoßer Annäherung voraussetzen,
daß die magnetischen Kraftlinien stets senk-
recht zur Oberfläche des Eisens in die Luft aus-
treten. Denkt man sich im Luftspalt irgendeine
Äquipotentialfläche, so gilt für sie die Beziehung
daß siestetslotrecht von den Kraftlinien durch-
setzt werden muß.
Die bisherigen Methoden Fellangkon erst
ein ungefähres Aufzeichnen von Kraftlinien
und Äquipotentialflächen, die dann solange
verschoben wurden, bis sie dem Auge des Kon-
| strukteurs gefielen. Eine viel vollkommenere
Methode läßt sich dadurch erzielen,. daß man
eine Anzahl Äquipotentialflächen zeichnet und
die Kraftröhren so wählt, daß der magnetische
Widerstand jedes Teilstückes einer Kraftröhre
gleich eins wird. Näheres über diese Methode
istin Lehmanns Aufsatz, „Graphische Metho-
de zur Bestimmung des KraftlInienverlaufes in
der Luft“ („ETZ“ 1909, S. 995) zu finden. Für
'Flächen von- beliebiger Gestalt ist diese Me-
thode entschieden die genaueste und zweck-
mäßigste, die bisher bekannt ist. Für die Syn-
chronmaschine liegen die Verhältnisse aber so, °
daß man auf eine einfachere. und schnellere
Weise zum Ziele kommen kann.
Vorläufig sei ein Pol als allein im Be
vorhanden angenommen. Betrachten wir in
Abb. 2 eine beliebige Kraftröhre, die zwischen
dem Ankereisen und dem Pol verläuft. Da.die
Maschine j ja zylindrisch ist, genügt es, irgendwo
in der Maschine senkrecht zur Achse einen
Schnitt zu führen. Die Äquipotentialflächen
sind dann ebenfalls Zylinder, und wir können
uns somit die Kraftröhren an zwei Seiten von
Ebenen begrenzt denken, die. senkrecht zur
Achse der Zylinder ‚stehen. Denken wir uns
diese Ebenen im Abstande 1 cm voneinander
geführt, so ist die achsiale Tiefe einer Kraft-
röhre gleich 1, und ihre QuerschnittsflächenQan
beliebiger Stelleläßt sich darstellen durch einen
Schnitt, der senkrecht zu ihrer Mittellinie ge-
führt wird. Da in Luft w =1 ist, so ist die
Leitfähigkeit der Kraftröhre zahlenmäßig gleich
der magnetischen Induktion mal einem Yahlen-
faktor, die Kurve der Leitfähigkeiten der ein- .
zelnen Kraftröhren auf die Ankeroberfläche
bezogen ist somit gleichzeitig die Kurve der
magnetischen Feldstärken an den einzelnen
Flächenelementen der Ankeroberfläche. Den-
ken wir uns durch die Kraftröhre im Abstande
di zwei Querschnitte gelegt, so ist der magneti-
sche Widerstand dieser schmalen Scheibe
"dl
daR= Q
der magnetische Widerstand. der ganzen Kraft-
röhre ist somit
und die magnetic he Leitfähigkeit
/
pe
e
Wi
Querschnitte der ersteren Kraftröhre auf der
'Ankeroberfläche und einer Länge, die der Be-
ziehung (5) entspricht. Die Leitfähigkeit dieser.
Kraftröhre ist:
Aoar
können uns nun diese Kraftröhre
durch eine parallelwandige Kraftröhre ersetzt
‘denken mit dem Querschnitt Q, gleich dem
22. April 1820.
Somit erhalten wir die Länge der Ersatzkraft-
röhre:
> I
dl
1=Qı Q (6
Ö
Wäre die Funktion ° bekannt, so könnte man
die Integration durchführen und erhielte so die
Länge 1, der Ersatzkraftröhre.,
Bei der Ermittlung der Feldkurve einer
Synehronmaschine ist es nieht notwendig, den
absoluten Wert der magnetischen Leitfähigkeit
für jedes Element der Ankeroberfläche zu be-
stimmen, es genügt völlig, wenn man das Ver-
hältnis der Leitfähigkeiten an beliebigen Ele-
menten der Ankeroberfläche zur Leitfähigkeit |
unter der Polmitte kennt. In der Gegend der
Polmitte ist sicher 'ein homogenes Feld vorhan-
den, und für dieses gilt bekanntlich die Bezie-
hung:
(Ni) =08 Bo, - (7
wenn wir mit (Ni) die Erregeramperewindungen
bezeichnen, die aufzuwenden sind, um ein Feld
von der Induktion®, durch einen Luftspalt von
der Länge d, hindurchzutreiben.
Auf einer Stelle & der Ankeroberfläche
lastet derselbe Amperewindungsdruck wieunter
der Polmitte. Da an dieser Stelleaber die Länge
der Ersatzkraftröhre 1, ist, für eine parallel-
flankige Kraftröhre aber wieder die Beziehung
(7) gilt, also:
N)=08LB, 0. &
so finden wir durch Verbindung von (7) und (8):
rS SS
B.> 7% d (9
Kennt man demnach die Länge l, einer Ersatz-
kraftröhre an irgend einer Stelle derAnkerober-
fläche, so kann man für diese Stelle aus dem
Verhältnis des Luftspaltes d, zur Länge 1, die
Induktion bestimmen. Zeichnet man für ver-
schiedene Punkte x der Ankeroberfläche die
zugehörigen Induktionen B, als Ordinaten ein,
ERFETE TRER ET DE ER SEE EIN REITEN
iii
winkel berechnen. Diese Berechnung ist für
verschiedene Zentriwinkel von 0 bis 90° durch-
geführt worden und soll der Einfachheit halber
in Kurvenform dargestellt werden.
Abb. 3. Feldverteilung.
Abb. 4. Bogen, Sehne und
Halbmesser.
In Abb, 4 ist die Beziehung zwischen Sehne
s, Zentriwinkel « und Bogenlänge 1 dargestellt.
Wir erhalten für die Sehnenlänge s die Glei-
ehung:
s=2rsin = (10
und für die Bogenlänge I die Gleichung:
nar
RE en
Das Verhältnis k, wurde für verschie-
dene Verhältnisse < berechnet und in Abb. 5
in Kurvenform dargestellt. Aus dieser Kurve
ist zu ersehen, daß man für = größer als 2 ruhig
die. Sehne gleich dem Bogen setzen kann, da
der Fehler, den man dabei begeht, kleiner als
1% wird:
Kehren wir wieder zu Abb. 3 zurück. Wir
finden die Länge I einer Kraftlinie, indem wir
die Sehne s messen und den gemessenen Wert
[|
Z—> 07080310 1214
et
16 18 20
Abb. 5. Korrektur für die Krümmung der Kraftlinien.
me
2,3 30
so erhält man die Feldkurve der Maschine. Eine | mit dem aus Abb. 5 ermittelten Faktor k, mul-
‚Abweichung von dieser Regel tritt in der Pol-
lücke ein und wird später besprochen werden.
Trägt man B, =100 Teilstriche irgend eines
Maßstabes auf, so erhält man nach Gl. (9) 8,
in % von B, oder:
PB. = 4100 in
‚In Abb. 3 sind Anker und Pol einer Syn-
chronmaschine abgewickelt dargestellt, wie das
ja für die Konstruktion der Feldkurve meist
üblich ist. Da die Kraftlinien senkrecht aus
dem Eisen austreten müssen und sich nach dem
kleinsten magnetischen Widerstande einstellen,
so kann man sie mit einiger Annäherung durch
Kreisbogen ersetzen. Die Konstruktion dieser
Kreisbogen geschieht so, daß man an der zu
untersuchenden Stelle der Poloberfläche eine
Tangente an die Polkurve zieht. Ihr Schnitt-
punkt mit der Geraden, die die Spur der Anker-
oberfläche bezeichnet, gibt den gesuchten Mit-
telpunkt des Kreisbogens, der die Kraftlinie
an dieser Stelle des Luftspaltes darstellt. Zwei
solche Kreisbogen begrenzen eine Kraftröhre.
. Die Länge eines Kreisbogens kann man am
einfachsten aus der Sehne und dem Zentri-
[2
(9a
tiplizieren.
= Rus „(12
Ziehen wir durch die in Abb. 3 dargestellte
| Kraftröhre eine Mittellinie AB, die ebenfalls ein
Kreisbogen ist, so stellt die Länge AB die
Länge I der Kraftröhre dar. Um die Induktion
im Punkt A zu finden, müssen wir die Länge
l, der parallelwandigen Kraftröhre von gleicher
Leitfähigkeit kennen. Wir könnten sie nach
Gl. (6) bestimmen, wenn wir die Funktion
Q
kennen würden, oder näherungsweise, wenn wir
die Kraftröhre in einzelne Teilkraftröhren zer-
legten, deren Längen ] sehr klein sind. In letz-
terem Falle müßten wir nach Gl. (4) die magne-
tischen Widerstände der Teilkraftröhren be-
stimmen unter der Voraussetzung, daß für jede
Teilkraftröhre
ln
Am
gesetzt werden kann, wo Il, die Länge und
nt -,
= 5,
ee
Um
Elektrotechnische Zeitschriit., 1920. Heit 16.
307
den mittleren Querschnitt bedeuten. Der mag-
netische Widerstand des ganzen Kraftröhre AB
würde dann sein:
IR.
Vese= > Re Q E
m
‚Diese Methode ist sehr umständlich und
zeitraubend, es läßt sich aber glücklicherweise
unter der Voraussetzung kreisförmiger Kraft-
linien eine bedeutende Vereinfachung finden.
In Abb. 6 sind zwei füllhornartige Kraft-
röhren dargestellt, von denen die Begrenzungs-
linien der einen (a) mit gleichen Halbmessern
gezogen sind, während bei der anderen (b) das
‚Verhältnis der Halbmesser 1 : 2% beträgt. In
Abb. 7 sind die Querschnitte @ dieser Kraft-
700
Vo
(18
25
07T 20 30 40 50 60 70 80. 30 100%
[?]
Abb. 7. Genauigkeit der Ersatzparabel.
röhren in Abhängigkeit von den Längen y auf-
getragen, wobei y in %, von l, gemessen wurde.
Dabei bedeutet I, die ganze Länge des Füll-
horns bis zur Spitze. Wir sehen, daß trotz der
ganz verschiedenen Gestalt der beiden Kraft-
röhren a und b die Querschnitte in Abhängig-
keit von der Strecke yfast genau dieselbe Funk-
tion darstellen, denn in Abb. 7 liegen die Kur-
ven aund b dicht beisammen. Nun stellen aber
die beiden Kraftröhren a und b für praktische
Fälle ungefähr die äußersten Grenzwerte dar,
denn r, kann nicht kleiner werden als r,, und
Abb. 6. Kraftröhren mit verschiedenem Verhältnis rn, :r..
erreicht auch kaum jemals den Wert 2r,, wie
man leicht durch einen Versuch feststellen
kann. Demnach begrenzen die beiden Kurven
aund b alle möglichen Fälle der Querschnitts-
abnahme in einer Kraftröhre von der Anker-
oberfläche bis zum Pol. Wir können nun diese
mathematisch nicht einfach darstellbare Funk-
tion a bzw. b mit großer Annäherung durch eine
Parabel ersetzen, deren Gleichung lautet:
y»=2pa, (14
wo |
= Q, 53 Q: D (15
und
a 16
sp 4=G, (
bedeuten.
Demnach kann man schreiben:
Q, Rus Q.
Be 14:
„9-0 Sr
In Abb. 7 ist eine solche Ersatzparabel
strichpunktiert eingezeichnet.
Es läßt sich nun der magnetische Wider-
stand einer Kraftröhre durch eine einfache
Integration bestimmen.
’
308
(17
y=0
wo 1 die Länge der Mittellinie nach G]. (12) be-
deutet. Der magnetische Widerstand einer
parallelwandigen Kraftröhre mit dem konstan-
ten Querschnitt Q, ergibt sich dann zu:
(18
und da ja die parallelwandige Kraftröhre den-
selben magnetischen Widerstand haben soll
wie die füllhornartige, so erhalten wir:
a;
ey — le . . A . 19
Bestimmen wir aus Gl, (14a) den Querschnitt
Q,. so erhalten wir: -
Qu—Q
I Qı tg a y? . (20
Setzen wir diesen Wert in Gl. (19) ein, so er-
gibt sich:
I „Yet EEeN
2y05 7402 V0 = 00,0,
Bezeichnen wir:
&
Qı en
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 16.
Länge l,. In Abb. 8ist das Verhältnis k, = 1;
als Funktion des Quotienten = Qı in Kurven-
form dargestellt. Wir wollen dieses Verhältnis
mit dem Ausdruck ‚Verengung‘ bezeichnen.
2
Es wurde das Vei hältınis gewählt, weil Q, fast
. 02 »
stets größer als Q, ist, wir demnach eine Zahl
größer als 1 echalten. Eine größere Verengung
75 2,0 3,0
a
Pa
Abb. 8. Korrektur für div Verjünzung der Kraftröhren.
2,5
als 8 kommt in praktischen Fällen wohl niemals
vor. i
Mit Hilfe der beiden Sehaulinien Abb. 5.
und 8 bzw. der Faktoren k, und k, kann man die.
Feldkurve für einen im Raume allein vorhan-
den gedachten Pol konstruieren. Für eine be-
liebige Kraftröhre bestimmt man aus dem Ver-
hältnis— unter Zuhilfenahme der Kurve Abb. 5
‚den Faktor k,, der das Verhältnis. angibt. Aus
dem Querschnittsverhältnis ° (Verengung) und
Kurve Abb, 8 ergibt sich der Faktor %,, der das
Ra a Be
Verhältnis = bestimmt. Somit ist die Länge 21
der parallelwandigen geradegestreckten Kraft-;
röhre gleicher Leitfähigkeit:
1 le Ka (25.
22. April 1920.
kurve läßt sich somit am einfachsten folgender-
maßen durchführen: ;
Man teile die Polfläche in eine beliebige
Anzahl Teile, dieman zweckmäßig an den Stel-
len stärkerer Krümmung enger wählen kann,
als an flacheren Stellen. Dann zeichne man die
Kraftlinien als Kreisbogen nach der beschrie-
benen Methode ein (Abb. '3), bestimme die
Mittelpunkte A und B der Fiächen Q, und @,
und messe die Sehnenlänge s= AB. Der
Schnitt der Mittelsenkrechten auf AB mit der
Ankeroberlläche gibt den Mittelpunkt © des
-Kreisbogens AB, somit r — AO. Aus dem Ver-
hältnis r einerseits und anderseits bestimmt
man mit Hilfe der Kurvenschaar Abb. 9 den
Faktor % der Gl. (26). Die O:dinate der Feld-
kurye ergibt sich nach Gl. (9a) zu:
3, = 10 a
Bisher ist stillschweigend vorausgesetzt
worden, daß es erlaubt ist, die Kraftlinien durch
Kreisbogenstücke zu ersetzen. Es soll nun nä-
her untersucht werden, ob diese Voraussetzung
zutrifft, In Abb. 10 ist die Feldkurve eines
Poles nach der Lehmannschen Methode der
Konstruktion von Kraftlinien und Äquipoten-
tialflächen bestimmt worden. Die gestrichelt
eingetragenen Kreisstücke stellen die nach un-
serer Methode zu zeichnenden Frsatzkraftlinien
dar. Unter dem schwach gekrümmten Teile des
Polschuhes (unter dem Pol selbst) ist die Krüm-
mung der Kraftlinien sehr schwach, der Fehler,
der durch die Einführung eines Kreisbogen-
stückes an Stelle der Kraftlinie entsteht, ist °
also dort sehr klein. Zwischen dem Teile der
Polflanke, der senkrecht zur Ankeroberfläche
verläuft, und der Ankeroberfläche sind die
Kraftlinien Viertelkreise. Eine merkliche Ab-
weichung von. der Kreisform kann daher nur
an der Polkante selbst eintreten. Diese Stelle
muß in der Feldkurve deutlich erkennbar sein,
und tatsächlich entsteht in Abb. 10 ein leichter
Buckel, der dort gestrichelt eingezeichnet
‚99 E— 07080910 12 19 96
Abb. 9.8. Korrektur für die Verjüngung und Krümmung der-Kraftröhren.'
and
Vır azyırz
| V ,
dann erhalten wir: ;
vli-v+1—v 1+y1-v un
ira dr Daylenıı j"
Setzen wir diesen Wert in Gl.(21) ein, und bil-
den wir links das Verhältnis —- so erhalten
wir:
ee 1 1 1+y1-—v
"= ı ayl-v 1-YVl-v
23° 1+yV1-v
= = 210
byim. ey, =
Für die Bestimmung der Länge einer pa-
rallelwandigen Kraftröhre von gleichem magne-
genügend große Genauigkeit der
Um nicht mit zwei Kurven
arbeiten zu müssen, sind in
Abb. 9 die beiden Schaulinien
Abb. 5 und 8 zu einer Kurven- .
schaar wereinigt worden. Die
Verengung 9 ist dabei in Stufen
mit Abständen von 0,25 aufge- ©
tragen, für Zwischenwerte ist
zu interpolieren, was noch eine
Ermittlung der Längen 1, er-
möglich. Man kann somit unter
Zuhilfenahme der Kurvenschaar
Abb. 9 die Länge 1, nach. der
Formel ermitteln:
1. 25 8, (26,7
Für eine Verengung von 1,65
und ein Verhältnis — von 0,93
70 u 0° 140°
BR
I-H
e \ Ö \ Abb, 10. Genauigkeit des neuen Verfahrens-
tischen Widerstand genügt es somit, die Quer- Er
schnitte Q, und Q, der füllhornartigen Kraft-
röhre an der Anker- und Poloberfläche abzu-
messen und das Verhältnis v 2% zu bestim-
erhält man z. B.aus Abb. 9 einen -
Faktor k =1,24. Benutzt man diejbeiden Kur-
ven Abb. 5 und 8, so erhält man k, = 1,055 und
k, =1,175; das Produkt aus k, und k, ergibt
1,2396, also ungefähr 1,24, 2 ©
Das Vorfahren zur Bestim
wurde. Dieser: Buckel ist bei genauer Ermitt-
lung der Ordinaten stets vorhanden und läßt
sich ohne Schwierigkeit korrigieren. Die übri-
‘gen Teile der Feldkurve zeigen keinerlei Ab-
weichung in den Ergebnissen der beiden Kon-
men. Ans GI], (24) erhält man dann die gesuchte mung der Feld.
22. April 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Heft 1%.
309
struktionen; mithin erscheint die Einführung
der Ersatzkreise anstelle der wirklichen Kraft-
linien als zulässig.
Die angegebene Konstruktion der ideellen
Feldkurve wäre nur dann richtig, wenn der Pol
allein im Raume vorhanden wäre. Das Vor-
handensein des Nachbarpoles beeinflußt den
Verlauf des Feldesin der Pollücke ganz wesent-
lich. In Abb. 11 sind Kraftlinienverteilung und
t
l
1
]
|
I}
|
de
Abb. 11. Feldkurve, nach der Lehmanuscher Metho
ermittelt.
Feldverlauf bei Berücksichtigung des Nachbar-
poles nach der Lehmannschen Methode ermit-
telt worden. Da das magnetische Potentialge-
fälle von S-Pol zu N-Pol doppelt so groß ist als
das voneinem Pol zum Anker (bei Vernachlässi-
gung der Eisen-AW), so kann man die Kon-
struktion durch Einführung einer zur Anker-
oberfläche senkrechten Ebene in der Mitte der
neutralen Zone vereinfachen. Aus Symmetrie-
gründen muß das magnetische Potentialgefälle
Polkante — neutrale Zone ebenso groß sein, wie
das vom Pol zur Ankeroberfläche. Vergleichen
wir.Abb. 10 mit Abb. 11, so sehen wir, daß nur
der Teil des Feldes beeinflußt wird, der sich in
der Pollücke ausbildet, das Feld unter dem
Pole selbst bleibt unverändert. Da die Kraft-
linienin der neutralen Zone parallel zur Anker-
-oberfläche verlaufen, muß dort die Feldstärke
in Richtung senkrecht zur Ankeroberfläche Null
werden. Wir müssen demnach an der Feldkurve
Abb. 10 noch eine Korrektur vornehmen, um
aus ihr die Kurve der richtigen Feldverteilung
Abb. 11 zu erhalten. Bisher wurde das meist
so berücksichtigt, daß man die Feldkurve eines
Poles aufzeichnete, als wenn er allein vorhan-
den wäre, und daß man über dieser Kurve die
umgeklappte Feldkurve des Nachbarpoles
superponierte. Diese Methode ist unrichtig, da
die superponierten Kraftlinien z. T. das Eisen
des Nachbarpoles treffen, also zu Streulinien
werden müßten. Die Ordinaten der Feldkurve
eines als allein vorhanden betrachteten Poles
nähern sich asymptotisch dem Werte Null und
haben unter die Polmitte des überlagert gedach-
ten Nachbarpoles einen von Null verschiedenen
Wert. Durch die Überlagerung der beiden Feld-
kurven würde man demnach eine resultierende
Feldkurve erhalten, deren Ordinaten auch unter
der Polfläche selbst herabgedrückt erscheinen,
was den Tatsachen nicht entspricht, wie ein
Vergleich zwischen Abb. 10 und 11 beweist. Es
soll hier eine einfache Näherungsmethode zur
Richtigstellung der Feldkurve vorgeschlagen
werden Ri
In Abb. 12 ist die Feldkurve ohne Berück-
sichtigung des Nachbarpoles gestrichelt darge-
stellt. In der Mitte der Pollücke muß das wirk-
liche Feld Null werden, somit muß dem Punkte
Abb. 12. Feldkurve, nach dem neuen Verfahren ermittelt.
C der ideellen Feldkurve der Punkt D der wirk-
lichen Feldkurve entsprechen. Da sich der Ein-
tluß des Nachbarpoles etwa bis zur Polkante er-
streckt (Punkt E), so muß die wirkliche Feld-
kurve vom Punkt A bis zum Punkt B mit der
ideellen Feldkurve zusammenfallen. Unter der
Annahme, daß der Einfluß der Polstreuung
etwa geradlinig von B bis Danwächst, braucht
man bloß C und E durch eine Gerade zu ver-
binden und die Ordinaten des Dreieckes ODE
von den Ordinaten des Kurvenstückes BG ab-
zuziehen, so erhält man in ABD die wirkliche
Feldkurve. Ein Vergleich der Abb. 11 mit Abb.
12 zeigt, daß die Annahme des geradlinigen An-
wachsens des Einflusses der Polstreuung mit der
Wirklichkeit recht gut übereinstimmt.
Bisher wurde der Pol als magnetische
Äquipotentialfläche ‚betrachtet. - Dies gilt nur
für den Polschuh selbst, nicht aber für jenen
Teil des Polkernes, der von der Erregerwick-
lung umgeben ist. Betrachten wir ein Ober-
flächenelement der Kernfläche, so finden wir,
daß die magnetische Potential differenz zwischen
diesem Flächenelement und der Ankerober-
fläche im Verhältnis der von der betreffenden
Kraftröhre eingeschlossenen AW zu den ge-
samten Erreger-AW kleiner wird, als die Po-
tential differenz zwischen Polschuh und Anker.
Unter der Voraussetzung, daß die Feldspulen
rechteckigen Querschnitt besitzen, erhält man
die MMK — Amperewindungen AW, im Ab-
stande y vom Anfangspunkte der Feldwicklung
bei einer Höhe der Spule h, wenn man die MMK
der ganzen Erregung mit AW bezeichnet zu:
& Zaw...a
AW,=
Dementsprechend würde für die ent-
sprechende Stelle der Ankeroberfläche die In-
duktion den Wert haben:
RL
pn) == —F Dr eh.» (28
Die Ordinate der Feldkurve müßte demnach im
Da ein
solcher Einfluß erst in der Gegend der Mitte der
Pollücke stattfindet, so hat diese Berichtigung
keinen praktischen Wert und kann in fast allen
Verhältnis “y verkleinert werden.
‚, Fällen ganz vernachlässigt werden.
Auch..der Versuch ergibt eine sehr gute
Übereinstimmung der Feldkurven, In Abb. 18
ist eine Feldkurve einer ausgeführten Maschine
wiedergegeben, die einerseits nach der beschrie-
benen Methode konstruiert, anderseits durch
Prüfspule und Oszillograph ermittelt wurde.
Abb. 13. Vergleich zwischen Rechnung und Versuch.
Die Polform ist in Abb. 13 ebenfalls dargestellt.
Die Maschine ist mit einem Verhältnis
Polteilung 200
Polbreite “ 393
undoffenen Nuten ausgeführt. Der ideelle Luft-
spalt wurde nach dem Carterschen Diagramm
mit d' =1,30 bestimmt, wo d mit 5,5 mm ge-
messen wurde. Die Abweichungen zwischen
Rechnung und Versuch sind so gering, daß sie
in dem kleinen Maßstabe der Abb. 13 nicht dar-
gestellt werden konnten. Sie sind daher in
nachstehender Tabelle ‚niedergelegt worden.
Der Winkel a ist von der Polmitte aus in elek-
trischen Graden gemessen,
Ordinaten der rechnerisch und oszillo-
graphisch bestimmte Feldkurve Abb. 18:
= 0,509
PR | 0 |10| 20 | 30 |a0|so| so | 70 | so |o0
Dr 0%, mit Os- |
zillographen | — =
gemessen . 100) 95| 86| 75 61] 37| 14,5| 6,8) 3,0| 6
Br %/y berech-
netbzw.kon- Ei
struiert . . 100) 95| 86| 75| 61|:37| 14,0] 6,5| 2,8] 0
Aus diesem Beispiele ist zu ersehen, daß
man mit Hilfe der beschriebenen Methode Feld-
kurven so genau zeichnen kann, als es mur
immer für praktische Fälle erwünscht ist.
Die beschriebene Methode zur Ermittlung
der Feldkurve hat zur Voraussetzung, daß An-
ker und Pol abgewickelt aufgezeichnet werden.
Die Abwicklung bietet keinerlei Schwierig-
keiten, sie setzt aber voraus, daß man den Bo-
gen Polmitte—neutrale Zone in eine (nicht zu
kleine) Anzahl Teile teilt und die radialen Ab-
stände Polschuh —Ankeroberfläche genau mißt
und senkrecht zur abgewickelten Ankerober-
fläche im Maßstabe der Abwicklung überträgt.
Will man diese Arbeit sparen und doch die be-
schriebene Methode der Kraftlinienkonstruk-
tion anwenden, so läuft die Aufgabe darauf hin-
aus, voneinem Punkte A der Poloberfläche aus
einen Kreisbögen nach der kreisförmigen Spur
der Ankeroberfläche so zu ziehen, daß dieser -
Kreisbogen Polfläche und Ankerfläche in rech-
tem Winkel schneidet. -
In Abb, 14 ist die Lösung dieser Aufgabe
dargestellt. Manziehein A die Tangente an die
Poloberfläche und eine Senkrechte darauf, dann
muß der gesuchte Kreismittelpunkt Q auf der
5)
310
Elektrotechnische Zeitschriit,
1920. Heit 16.
22. April 1920.
Tangente AP liegen. Trägt man auf der Senk-
vechten AC den Halbmesser R des Ankers auf
und zieht mit diesem Halbmesser einen Kreis-
bogen AD, so muß, wie aus Abb. 14 leicht er-
sichtlich ist, aus Symmetriegründen die Strecke
AD gleich der Strecke DB sein. Man schlage
benötigt, so wird, um die Wasserkraft bei Unterbrechung
der Überlandversorgung für ‘Notbeleuchtung usw. zu
“verwenden, in diesem Falle selbsttätig ein Synchron-
generator in Betrieb gesetzt, der dem Asynchron-
generator die wattlose Erregerkomponente liefert.
Ebenfalls selbsttätig erfolgt die elektrische Abbrem-
sung der überschüssigen Energie, die Abschaltung der
jetzt zu versorgenden Leitungen vom Überlandnetz bei
somit von D mit dem Halbmesser AD einen | Unterbrechung desselben und. die Wiedereinschaltung
Abb. 14. Ermittlung des Fußpunkles einer Kraftlinie
auf den Anker.
Bogen nach der Ankerobe’fläche und findet in
nn
B den gesuchten Fußpunkt der Kraftlinie AB.
Durch Halbierung der Strecke AB findet man
die Gerade CD, deren Schnittpunkt mit der
Tangente AP den gesuchten Mittelpunkt Q der
strichpunktiert eingezeichneten Kraftlinie AB
ergibt.
Diese Konstruktion hat den Nachteil, daß
man mit dem meist sehr großen Halbmesser R
schwierig und ungenau arbeiten muß, es sei da-
her eine einfache Näherungsmethode ange-
geben, die es ermöglicht, mit genügender Ge-
nauigkeit den Punkt Bzu ermitteln. Aus Abb.
14 ist ersichtlich, daß aus Symmetriegründen
die Streeken AC=CB=bsein müssen. Da-
bei ist © Schnittpunkt der Senkrechtenin A mit
dem Strahle OB. Durch Probieren mit dem
Zirkel findet manrasch den Punkt O, für den die
Bedingung AC = CB gilt. Der Strahl OC gibt
ım Schnitte mit der Ankeroberfläche mit hin-
reichender Genauigkeit den gesuchten Punkt B.
Der Mittelpunkt. @ kann entweder wie früher
angegeben durch die Konstruktion der Geraden
CD ermittelt werden, oder dadurch, daß man
in Beine Senkrechte auf OB errichtet und ihren
Sehnittpunkt mit AP sucht.
Die Ausnutzung überschüssiger Energie
eines kleinen Wasserrades durch Abgabe
elektrischer Arbeit an ein Überlandnetz.
Von Dipl.sng: W. Spethmann, Betriebsingenieur
der Firma Carl Simon Söhne, Kirn a. d. Nahe.
Übersicht. Ein Zuppinger Wasserrad von etwa
30 kW gibt seine überschüssige Energie an ein Über-
landnetz durch einen Asynchrongenerator ab. Da
dieser zu seiner Stromlieferung eine Fremderregung
dieser Leitungen an das Überlandnetz,
sobald es wieder Spannung, hat.
Die Lederfabrik Carl Si-
mon Söhne, Kirn a. d. Nahe,
verfügt über eine für ihre Ver-
hältnisse große Kraftzentrale,
weil sie die Stadt Kirn mit
elektrischem Sttom versorgt
und auch erhebliche Strom
mengen an die Überlandzen-
trale der Kreise Kreuznach und
Meisenheim mit einer Spannung
von 10.000 V liefert. Durch die
rationelle Belastung ihrer Anzapfdampfturbi-
nen kann sie diesen die großen, in ihrem Betriebe
benötigten Heiz- und Kochdampfmengen ent-
nehmen. Außerdem besitzt die Firma eine klei-
nere Wasserkraft von etwa 80 kW, welche Lei-
stung, durch ein Zuppinger-Wasserrad ausge-
nutzt, z. T. dem Betriebe einer Mühle dient,
z. T. aber in das Überlandnetz in nachstehend
beschriebener Weise abgeführt wird.
Infolge der bei jedem Überlandnetz mehr
oder weniger auftretenden Spannungsschwan-
kungen müßte bei einem Synchrongenerator
die Erregerspannung des öfteren, dem Leistungs-
faktor entsprechend, geregelt werden, wollte
man nicht die unliebsamen Folgen zu großer
Phasenverschiebung in Kauf nehmen. Um die-
ser Wartung aus. dem Wege zu gehen, ist ein
asynchroner Generator von 500 V in Betrieb,
der sich in nichts von einem gewöhnlichen
Drehstrommotor unterscheidet, und der mit
negativer Schlüpfung läuft, sobald er durch das
Wasserrad mit Übersynchronismus betrieben
wird. Er verhält sich also ähnlich einem Gleich-
strom-Nebenschlußmotor: Er entnimmt bei zu
geringer Leistung des Wasserrades elektrische
Arbeit aus dem Netz, umgekehrt, gibt er als
Generator solche in dasselbe, u. zw. betragen I
Zeichenerklärung
A Asynchrongenerator 500 V.
G Gleichstrom@ynamo 1152V.-
N, N, Nebenschlußregler.
k Kurzschlußkontakt zu N..
U Umschalter für volle Erregung
von @. >
B Gleichstrom-Spannungs-
automat.
3 Signalkontakt von 2.
4 Kontakt von B für volle Erre-
gung von G.
S Signalklingel.
L Vorschaltlampen für S.
A, Amperemeter für G.
V, Voltmeter für G.
R Relais.
M Motorantrieb für W.
I Kabel 3><16 mm?. 22
II Freileitung 3x 16 mm?®. ® =
III Freileitung 2X16 mm? - |
W Wasserwiderstand. ıjı)
1,2 Schalter für Ausrliekung von M.
s Mit B in Verbindung stehendes
Seil.
D Synchrongenerator 500 V. \
D,. Erregermaschine für D.
N Hauptstromregler für D,.
p Amperemeter für D.
Vpn Voltmeter für D.
V Vorgelege für D.
F Drehstromautomat für A.
KW Wattmeter für A.
M, Motor zum Anwurf von V,
i Schalter für M..
spule.
von J.
Abb. 1.
die Drehzahlschwankungen im Mühlenbetrieb,
wenn die Maschine bei ungünstigstem Wasser
als Motor läuft, gegenüber ihrer Arbeitsweise
als Generator bei den besten Wasserverhält-
nissen nur 5%, sind also für vorliegenden Fall
Mi
k e)
2
t Hauptsammelschienen.
T Transformator 500/220 V.
J Umschalter mit Spannungs-
M; Motor zum Wiedereinschalten
belanglos. Im Gegensatz zu einem Synchron-
generator, der bei richtiger Regelung zur Span-
nungserhöhung des Netzes beiträgt, entnimmt
allerdings der Asynchrongenerator seinen watt-
losen Erregerstrom dem Netz. Er trägt also
nicht zur Spannungserhöhung des Netzes bei,
hat aber, wie gesagt, den großen Vorteil, daß
er nicht mehr Wartung als jeder andere Motor:
verlangt. Fehlt ihm die Erregung durch das
Netz, so ist er nicht imstande, selbst Spannung
zu erzeugen.
Dieser Generator A (Abb. 1) ist "mit
einer Gleichstromdynamo G von 115 V Span-
nung gekuppelt, die für geringe Strommengen
zum Laden der Akkumulatoren der Telephon-
und Uhrenanlage, für wenige Lampen einer
Notbeleuchtung usw. der Fabrik dient. Ihre
Durchschnittsbelastung beträgt nur etwa 1 kW.
Sie ist aber für eine normale Stromabgabe von
100 A gebaut und soll vor allen Dingen bei
Stromunterbrechung des Überlandwerkes wäh-
rend des Fabrikstillstandes die Abbremsung des
Wasserrades vornehmen, denn wie erwähnt,
kann der Asynchrongenerator sich nicht selbst
erregen, und das Wasserrad, welches durch
keinen Regulator beeinflußt wird, würde nach
der Entlastung durchgehen.
In diesem Fall wächst mit der Drehzahl-
erhöhung um 7%, die Gleichstromspannung der-
art, daß sie den mit Spannungsauslösern ausge-
rüsteten Automaten B auslöst. Dieser legt die
Klemmen der Gleichstromdynamo @ bei voller.
Erregung, die gleichzeitig durch den mit B ver-
bundenen Kontakt 4 bewirkt ist, an den Wasser-
widerstand W, dessen eine Elektrode, von einem
Windwerk M durch einen kleinen Motor beein-
flußt, noch außerhalb der Bremsflüssigkeit steht,
zugleich aber auch an den Motor M,, der unter
Benutzung des Vorgeleges V den Synchron-
generator D mit seiner Erregermaschine D, be-
treibt ;ebenfalls selbsttätig legt sich jetzt Schal-
ter E& ein, Schalter F aus.
Die vom synchronen Generator erzeugte
Spannung dient nun zur Erregung des asyn-
chronen, der den ersteren, sobald er genügend
Spannung liefert, selbst mitzieht. Bei Errei-
chung der normalen Drehzahl ist die Leistung
des Antriebsmotors M, null.
selbsttätig ausgeschaltet, auch der Antriebs-
Zentrale
„Stadtmühle”
V, Windwerk zum Wiedereinschal-
ten von J.
di, ia Schalter für M;.
E Automatisch, gleichzeitig mit F
hetätigter Schalter.
Schaltplan.
riemen des Synchrongenerators wird selbsttätig
ausgerückt, u. zw. geschieht beides in Abhängig-
keit von der Spannung der Erregermaschine D,.
In dem Hauptkraftwerk, welches etwa
1 km entfernt liegt, hat bei der Stromunter-
Er wird dann’
22. April 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920,
brechung des Überlandnetzes der. mit Span-
nungsspulen ausgerüstete Drehstromumschal-
ter J, weleher bei normalem Betrieb auf a stand,
sich auf Stellung b gelegt. Der Asynchron-
generator A sandte seine Leistung zur Unter-
stützung des Überlandnetzes durch Kabel I an
die Sammelschienen !, über Kontakte a wurde
der Transformator T, welcher dem Fabrikbe-
trieb unter Anschluß der Privatwohnungen
dient, versorgt. Durch Stellung b des Schalters
J arbeitet nun der Generator bei Abschaltung
der Sammelschienen über Freileitung II nur
auf den Transformator 7, für dessen Versor-
gung die Leistung des Wasserrades genügt, so
daß also bei Störung des Überlandbetriebes die
Stromerzeugung für Liehtzwecke der Fabrik
automatisch einsetzt.
Parallel zu deran den Wasserwiderstand W
führenden Leitung ist das Relais R angeschlos-
sen, welches durch das Windwerk M die eine
Elektrode des Wasserwiderstandes W in eine ı
Stellung bringt, die so viel Energie vernichtet,
daß das Wasserrad annähernd konstante Dreh-
(190 +50d) 9 für 1 m Leitungslänge in
(180 Va) 9 für 1 m Länge geändert. Hier-
durch macht sich eine Neubereehnung der
Durehhangstafeln notwendig. War es bei der
ersten Fassung für die Berechnung der Eislast
(0,015. qkg für 1m Länge) ein leichtes, für alle
vorkommenden Querschnitte und Belastungen
Durchhangskurven aufzustellen — besonders
wenn man sich hierbei des vorzüglich durch:
gearbeiteten Werkes von Weil, ‚‚Bean-
spruchung und Durchhang von Freileitungen“,
bediente — so bedarf es nach der vorigen und
jetzigen Fassung umfangreicher Berechnungen,
um diese Aufgabe zu lösen. Es waren zwar für
eine Anzahl der am häufigsten vorkommenden
Querschnitte und Maximalbeanspruchungen
| für Kupfer und Aluminium Durehhangstafeln
aufgestellt worden; es hat sich jedoch in der
Praxis gezeigt, daß in der großen Mehrzahl
aller Fälle diese wenigen Tabellen nicht aus-
reichen. Besonders gilt dies bei allen Post-
kreuzungsberechnungen u. del., wo mit den
verschiedensten — meist extrem kleinen Mast-
Heit 16.
p=WU
90
155
dx bei
170
36
43
29.106
<
1063 . 106
384.106
236 . 10 —6
5
für Bronze; Ge=8,7.10—-3 kg/cm3
‚6.103
19,6 .10—3
17,2.10-3
23,0.10—3
39
| 100
66
74
142.10 — 6
14,6.10—3
135.103
11,9.10—3
90
103
117
80
91
104
43,5
70,6.10-6
90,2..10—6
.10—8
8,4.10—3
zahl behält. Wächst diese erkennbar an, so gibt | abständen und mit viel geringeren Bean- ee el
das Relais R, durch die erhöhte Spannung ver- | spruchungen gerechnet werden muß. Es bietet 8 5
anlaßt, dem Antriebsmotor des Windwerks | sich daher dem projektierenden Betriebsinge- 7 =
Strom, die Elektrode wird tiefer in die Flüssig- | nieur die Aufgabe, die Durchhangsberechnung 1:20 ———
keit getaucht. Das Umgekehrte erfolgt, wenn | so weit zu vereinfachen, daß es in kürzester B&
durch erhöhte Belastung des Transformators 7 | Zeit möglich ist, den Durehhang einer Leitung Bi:
oder des Mühlenbetriebes die Drehzahl sinkt. | für einen ganz beliebigen Fall durchzuführen. ne
Die Schalter 1 und 2 sitzen in den Leitungen | Im Folgenden sollen die Werte nach der neuen ll vo.
zwischen Relais und Motor und werden durch | Eisbelastungsformel gegeben und die Gleichung IB a RN
Mitnehmer des Windwerkseiles in den End- | für die Durehhangsbereehnung so weit verein- RA Rt
stellen ausgelöst, so daß bei ganz anormalen | facht werden, als dies für eine allgemeine Ver- | 8 Ro S = 2 2
es dr ei Ze
Wasser- bzw. Kraftverhältnissen, zu deren Ver- | wendbarkeit möglich ist. Fee FARM
änderung der Wasserwiderstand nicht genügt, Den Berechnungen sind folgende Werte ME En. ic,
rechtzeitig das Windwerk abgestellt wird. zugrunde gelegt: Je x & r
Er ei % a
T |
{ | | Kupfer Aluminium Eisen Bronze Sys 3 S S
Wärmeausdehnungs- ER RR ER
koeffizient. . . .|« 1,7..10-5 93 ..10-5 1,23 .10-5 1,76 .10-5 | | K A ee
Koeffizient der elasti- | Br
schen Dehnung. . | £ 0,77..10-6 1,5.10-6 | 0,527.10-5 0,835..10-6 BE 1“
Eigengewicht der | 2 REES ES
Leitung. . . . .|@e |89.10-8kg/cm? 2,7.10-3kg/em3| 7,8.10—-3kg/cm3| 8,7.10—-3kg/cm3 Fee
$ | x Br ıD tie) Ve Te)
‘ Zeigt das Überlandnetz wieder Spannung, Bezeichnet ® den Querschnitt in mm? II ISI I IERRSSR
so legt in dem Hauptkraftwerk der Umschal- | und Gg das Gesamtgewicht der Leitung in ala
ter J selbsttätig über Kontakte a den Trans- | kg/mm? und 1 m Länge bei Eisbelastung, so BE] - {
formator T wieder an die Sammelschienen, | wird: | N VER VER Wera erg
indem bei Wiedereintritt der Überlandspan- 180 Yd .10-3 Bue. N: SEE
nung die Spulen von J gleichzeitig einen Schal- G= an Be, ei
ter 7, einlegen. Da bei Stellung b des Um- \ I>g | ion
schalters J auch Schalter «, mittels Hebel- | Die Werte für Gg und G?g sind in die Zahlen- Elm) 92992
arm h eingeschaltet ist, so erhält der Motor M, | tafel 1 (Spalte 2 und 3) eingetragen. Für de || 3 8 IN Eu“. 2
Strom und setzt das Windwerk Y, in Bewegung, | Berechnung des Durchhanges muß man ferner | ERrEFA
bis ihn i, ausschaltet, worauf durch Gewicht g, | noch feststellen, ob die Maximalbeanspruchung | | _ ___ &
das zweekentsprechend gekuppelte Windwerk | bei —5°0 mit zusätzlicher Eislast oder bei 8 a
wieder in seine ursprüngliche Stellung zurück- | —20°C und ohne Eislast auftritt. Dies er- RE A ro a
versetzt wird. sieht man aus der Berechnung des „kritischen | |” | ar a REEL
i Mastabstandes“. Es ist | a
| aaaar
: / 24.1500 u ben
Durchhänge von Freileitungen, Mpmar |, Gr Ga Dee
ano Ye)
Von Walther Grothe, Hirschberg i. Schl. Die Werte für a, sind ebenfalls in die ur RA}
Übersicht. Für die Ermittlung des Durch- a) = ee A 2 & u -| Ei 2 n Sale
hanges von Freileitungen sind bereits eine große a eis er 0 Dmaxı Für ee Ne
Anzahl teils graphischer, teils analytischer Verfahren abweichende Werte D max. läßt sich: Be =
angegeben worden, die, z. T. von großem mathema- ! | & En In
tischen Interesse, für den täglichen Gebrauch in der Gras Qkı ae Sa ER N oo An
Praxis jedoch wenig geeignet erscheinen, Hierfür Punz | 2 a
ist ein Rechnungsgang erwünscht, der Rechenfehler leicht berechnen und die Zahlentafel ent- II SET ER
nach Möglichkeit ausschließt und so einfach ist, daß sprechend ergänzen. Die allgemeine Durch- | Ss ee
er auch von mathematisch nicht oder wenig vorge- | „anosformel lautet bekanntlich. ET ee
bildeten Hilfskräften ausgeführt werden kann. In R f ; 5 > So»:
der vorliegenden Arbeit ist diese Forderung da- SEE B:». 0.702 Re Saale
durch zu erreichen gesucht, daß auf die normalen be Sr namen ERS weh
Grundgleiehungen zurückgegriffen ist, die so weit } IB ee ee
vereinfacht wurden, als es im Interesse einer all- .@y.a? ß | 3 LOE U *e |
seitigen Verwendbarkeit möglich war. A Bas tg: Pmacrtt.. (| |, EN, FERTERNI
Nach den vom Verband Deutscher Elek- Hierin ist | SS S 28 S
trotechniker herausgegebenen Bestimmungen /. der Durchhang in cm, der bei der Tem- | |-
für die Übergangszeit vom Juni 1919 wird in feratur £, auftritt, -| =) [O2
\
a der Mastabstand in em,
16
‘16
5
5
Abschnitt Id für Freileitungen die Zusatzlast
Die Werte dieser beiden Spalten gelten für massive Leiter; die Werte der übrigen Spalten für verseilte Leitungen.
10,72.10\
14,6 . 10:
11,7%
310
312
Elektrotechnische Zeitschriit.
1928. Heit 16.
22. April 1820.
Durchhang ohne Eislast
Maximalbeanspruchung bei —5° CO und Eislast
Durchbang mit Eislast
Maximalbeanspruchung bei — 20° © ohne Eislast
Durchhang ohne Eislast Durchbang mit Eislast
=
E N, f2 B.@.® 0.69 Be f? B.G.0 a
8 x a > REN AR DB ae PETE DIE ER N ee U ra,
: ET EN LTE aa Ne ER UNE
r "alz| ya BT 0. DI EOS Be Du Nez
»| 75 229 |34 229 34 2,88. 105 36,2 2,88 . 106 | 36,2
=| 8 |1568. 102 |50,4.10-6| 261362] 5 | 1568. 102 156,7.10—| 261136,2| 5 |1568.102/50,4.10-6| 3,28.106 | — | 20] 1568. 102 |56,7.10-2| 328.109 | — | 20
| 15 920 | 68 920 | 68 11,55..106 [72,5 11,55 116 [72,5
16 1044 , 73,5 1044 | 72,5 13,15.106 | — 13,15.166 | —
| 38 | 80 |24 80 24 10,95 . 166 | 95,2 10,95 . 166 | 25.2
2Il 4 88,3] 25,2 88,31 25,2 12,1.106 | 44,1 12,1. 106 | 44,1
= 7 1159 .10? 21,3. 10-6270 °|44,1| 5 | 1159. 102 78,8.10-4/270 144,1) 5 | 1159.102 |21,3.10$ | 87,1.106 | — | 20 11159. 102 |78,8.10- 37,1. 108 — | 20
BAHRen 353 |50,4 353 |50,4 143,3. 108 56,7 48,3 . 106 | 56,7
u ) 447 |56,7 | 447 |56,7 613.106 | — 613.106 | —
nd 472 |16,7 | 472 16,7 0,773.106 134,3 0,773 .105 134,3
1:8 189 | 83,4 189 |83,4| 3,1 .106 |51,3 3,1 .108|51,3
© ‚ Es „x 5 2 > We ’ 2 6 $) $) 6) ’
2 10 2168. 102 141,75. 10-6 295 42,8 5 12168. 102 153,6 . 10 295 42,8 5 | 2168. 10° 141,75.10 4,83.106| — 20 | 2168. 102 |53,6.. 10 483.100 | — 20
12 425 |5l,4 425 51,4 6,97.106 | — 6,97 .106 Mu
=.) 270 37,9 i% 270 | 37,9 | 3,56..106 |37,9 3,56 ‚106 | 37,9
S |
3| 10 altern 422 | 47,4 Be 41 422147,4| - |,- D) A jet 5,55..106) —_ A 4 855.100) —
. 102 151,6..10-6 ı=5*| 5 11515. 102 )59,3.10-4 ’ 1515.. 102 151,6. 10-6| ® 20 | 1515.102 159,3.10-4) 20
2| 1 N a ee Mo 1080 1759| | 14,2 .108 | 75,8 2 14,2. 106 [75,8
20 | 1685 | 94,8 1685 | 94,8 2,2.106| — | 22,2.106| —
Pmax. die zulässige Beanspruchung des Mate- ae re. Ele (III 10 meistens kürzen lassen und die Übersicht
rlals. "a? PR [6% 2 über die Stellenzahl nicht verloren gehen kann.
G, dasjenige Gewicht der Leitung in kg f2 GE a? Zum Eintragen der einzelnen Werte dienen
für 1 m und mm?, bei dem man den A. B.; 7 Fin aD, (IV | zweckmäßig vorgedruckte Formulare nach
Durchhang berechnen will (also ent- ® untenstehendem Schema. Das Formular ist aus-
weder Ge oder Gg), Die Koeffizienten A, B und B’ sind nur | gefüllt für die Durchhangsberechnung für eine
G, dasjenige Gewicht, bei dem die maxi- | mit dem Material veränderlich, während sich | Aluminiumleitung von 120 mm? bei einer Maxi-
male Beanspruchung auftritt (Ge oder | C, C’und Dauch noch mit der Beanspruchung | malbeanspruchung von 9 kg/mm? und einem
G9), ‘des Materials ändern. Sie sind einzeln berech- | Mastabstand von 160m. Die ausdenZahlen-
[[% diejenige Temperatur, bei der die Maxi- | net und in vier, den vier möglichen Fällen der | tafeln in das Formular übernommenen
malbeanspruchung auftritt (— 5° © oder
— 20°C).
Eis kommen nun vier Fälle für die Durch-
hangsberechnung in Betracht:
Die Maximalbeanspruchung tritt bei—500
und zusätzlicher Eisbelastung ein und man
will den Durchhang berechnen
I. ohne zusätzliche Eisbelastung,
II. mit zusätzlicher Eisbelastung.
Die Maximalbeanspruchung tritt bei
— 20°C und ohne zusätzliche Eisbelastung auf
und man will den Durchhang berechnen
III. ohne zusätzliche Eislast,
IV. mit zusätzlicher Eislast.
cm Durchhong
400
ARE
300
=302-209=002°20°:410
Abb. I.
#20° #30° #40°
Zieht man die im allgemeinen konstanten
Glieder zusammen, so ergeben sich entsprechend
den vier möglichen Fällen der Durchhangs-
berechnung folgende vier vereinfachte Glei-
chungen:
che a? GG. a2
A. BT 5 +D-E,. U
Nor ı Gy. @g?.a
MB
(II
Durchhangsberechnung entsprechenden Tafeln
aufgeführt. Mittels dieser Zahlentafeln läßt
sich nun die Endgleichung für die Durchhangs-
berechnung für jeden beliebigen Fall in kür-
zester Zeit aufstellen; denn die einzelnen Fak-
toren sind so gewählt, daß sich die Potenzen von
Werte sind durch Schrägdruck hervor-
gehoben.
Meist interessiert nur der Durchhang ohne
Eisbelastung. Bei Post- und Bahnkreuzungen
wird jedoch auch der Durchhang bei — 5°C
und zusätzlicher Eislast verlangt. Liegt dann
. DARDDERD ERDE Le Al|120| 9
für a=160 m
die Leitung von N, nach N,
ohne Eisbelastung.
Material. m Be Ve ARE — Aluminium —_
Querschnitt Er ke ne Vera er Q 120 mm2
Maximale Beanspruchung - . .. ........ Pinax. 2 kg/mm?
Spezifisches Gesamtgewicht bei Eislast Go 84.103 kg/cm3
i Go? I" 70021028 kg2/em®
Spezifisches Eigengewicht der Leitung . . ... . @e | 2,04. 10 28 kg/em?
Mastabstandı..., Gere Bneb. Nee MS. a 160 m
Kritischer Mastabstand@e a ‚ne na Ay 103 m
Die Maximalbeanspruchung tritt auf bei = — 5°C mit Eislast
21,3.10-6.a2 a2.70,6.10- 6
wa fx? PO:
= 11592108 = he Pr _ 17 +56,7—5 |
für «= 1600 cm; a? — 256 . 108 ö
1159. 102 21,3.10-6 .256.100 256.105.70,6. 10-6 Kan ;
== 96100 en DW a 3 DEE 397 Aa re
= 4,595.10-8. 2° — 5460 5 — 10,44 867 —5
x
—4,525.10-4. fa? — 54601 — 11,8 \ 50 — 84.10=8.256.102 _ og m,
u ee ef iR ' + Eislast 8.9 i
fem f?em? | A f? | El ; | (6 | er | bei 0C Durchhang
78 in em
390 152 .10% 68,7 — 14,0 43,4 + 400 | 382
360 13,0 „104 58,8 151 32,4 300°. -854
330 10,9 .10% 4938 | —165 21,5 +20 325
300 . 9,0 .10% 40,7 — 182 142 +100 2%
270 7,3 .10% 30 —2%02 — 418 4,5 +00 0.265
240 5,76 .10% 26,1 a. — 79 50 249
210 44 ‚10% 19,9 — 26,0 —172 — 100 233
180 3,25 .104 14,7 — 30,8 — 216,9 —200 .|...202
150 225.104 10,2 — 56,4 175 — 800 ET ZE
SIR ex 10% ae a | FE a > 22
en Am 104 Nr „2 | = Sn | N a
- — #104 En _ | — — | 2
2 — ,10% a e | en ae | we
og a IN a 6 F: er =
22. April 19820.
Heit 16,
313
der Fall vor, daß die Maximalbeanspruchung
bei — 500 und Eislast auftritt, so ergibt sich
der Durchhang in einfacher Weise aus der
Grundgleichung:
&.a
f= 6°+ Eisl. — 8, Dose .
Für diesen Fall Ras in dem Formular die ent-
8 prechende Gleichung zum Einsetzen der Werte
mit angedeutet.
‘ Die Auswertung der Endgleichung dritten
Grades für f, geschieht in der üblichen Weise
durch Einsetzen verschiedener Werte für fz-
und läßt sich unter Benutzung des Formulars
schnell erledigen. Die fertig ausgefüllten For-
mulare werden ebenso wie die auf Millimeter-
papier aufgetragenen Durchhangskurven re-
gistriert und sind für spätere Fälle jederzeit zur
Hand.
Über Schüttelerscheinungen des Parallel-
Kurbelantriebes elektrischer Lokomotiven.
Von Dr. Iwan Döry, Berlin-Zeuthen.
Übersicht. Die Schwingungen des Triebwerks |. -
können harmonisch sein, wenn das Triebwerk
spielfrei ist.
stant und von der Größe des Aüusschlags unabhän-
gig (isochron). Durch den Einfluß des Lagerspiels
aber wird die Schwingung pseudoharmonisch!),
d.h. die Schwingungsdauer wird abhängig vom Aus-
schlag, die Eigenfrequenz also veränderlich. Diese
vom Lagerspiel herrührende veränderliche Eigen-
fregnenz der Schüttelschwingung und die dabei auf-
tretende Kon nen rechte des Triebwerk wer-
den ermittelt.
- Nach den bisherigen eine rühren
Schuttelschwingungen des Triebwerks in vielen
Fällen vom Lagerspiel der. Seinem Einfluß
‘kommt deshalb besondere Bedeutung zu.
Kummer, Wichert, Couwenhoven u. a.
haben das Problem in grundlegender Weise be-
handelt. Nachstehend werden einige besonders
einfache und durchsichtige Betrachtungen über
den Ausgleichsvorgang angestellt. Die prak-
tisch! wichtige Frage nach der Höchstbean-
spruchung des Triebwerks wird hier zum ersten
Mal zu beantworten versucht.
I.
Die höchste Beanspruchnng des Trieb-
werks tritt auf, wenn sich die Bewegungs-
energie der schwingenden Ankermasse plötzlich
entladet. Das kann bei plötzlicher Entlastung
der Fall sein, ist aber auch noch bei Belastung
möglich, wenn die Reihenschluß-Charakteristik
des Motors die Entladung der Ankermasse trotz
der Last noch zuläßt.
Durch die Entladung wird die tobendbe
Energie der Ankerschwingung plötzlich frei
und strömt in die Elastizität der Treibstange,
wo sie sich in Formänderungsarbeit umsetzt.
In diesem Zustand aber kann die Treibstange
nicht verharren, weil die Formänderung größer
ist, als es der Beanspruchung im Gleichgewicht
entspricht. Ist daher die Formänderung been-
det (und die Proportionalitätsgrenze noch nicht
überschritten), so fließt die Energie unter
gleichzeitiger Wiederverformung der Treib-
stange in die Ankermasse zurück, erteilt ihr eine
Beschleunigung, kehrt dann ihre Bewegungs-
richtung um, wiederholt dasselbe Spiel und
pendelt unter gleichzeitigen Schwingungen der
Ankermasse und der Treibstange zwischen ela-
stischer Formänderungsarbeit und Bewegungs-
energie hin und her.
Ist P, die im Augenblick der Entladung
vorhandene Belastung der Treibstange, V die
relative Geschwindigkeit der Ankermasse M im
selben Augenblick, C eine von den elastischen
Eigenschaften der Treibstange abhängige Kon-
stante, dann sind die beiden im Augenblick der
Entladung vorhandenen mau
ı Die Beieichnane Führt von Duffıng her (Er-
zwungene Schwingungen veränderlicher Eigenfrequenz
usw. ‚Bammlung Vieweg,_Heft ;41/42).
Die Schwingungsdauer ist dann kon-
Elektrotechnische Zeitschritt. 1920.
EEE
Lr= P)
(die Energie der Formänderung)
"und Le=M z
(die Bewegungsenergie).
Findet die Entladung bei Entlastung
(um den Wert der Last P,) statt, dann werden
beide Energien frei. Wenn sie sich in der
Treibstange vereinigt haben, tritt die höchste
Beanspruchung auf. Ihr Wert Pmax folgt also
aus
P: i
(6, I = = LIr+tLp=(C
zu
Diaz =Vpre4+ rm +V?- 4 (bei Entlastung). (A
Findet die an bei Belastung
statt, dann bleibt die bereits vorhandene Ener-
gie der Formänderung an die Last P, gebunden.
Nur die Bewegungsenergie wird frei und setzt
sich in Formänderungsarbeit um:
Pi? p?
(6 En = M, Far.
Hieraus folgt die höchste Überbeanspruchung
zu
M
C +
und die Höchstbeanspruchung zu
Pa=V (B
ER :
Pr = Be br u. (bei Last). (©
Die Gleichung (B) macht es besonders an-
schaulich, daß die Überbeanspruchung der.
Treibstange durch Erhöhung der Elastizität
vermindert werden kann.
Betrachtet man die schwingende Anker-
masse mit der größten Relativgeschwindigkeit
V und der mittleren Relativgeschwindigkeit
V (Sinusform’ der Schwingungen vorausge-
setzt), dann ist ihre Amplitude, d. i. für das
spielfreie Triebwerk (vom Einfluß der Kurbel-
stellung abgesehen) zugleich die Deformation
der Stange,
2 T 14
0)
z i 1
(7 = Schwingungsdauer, = p= Frequenz
und die größte Beschleunigung der Ankermasse
RR
Fe ig v T =2nwV.
Die während einer Energieschwingung auf-
tretende Höchstbeanspruchung tritt einmal als
Massenkraft
u -z2noVM,
P" d t max. R
das andere Mal als elastische Riehtkraft auf
A 2%
0 Ina
Aus beiden Gleichungen folgt
1 ] EL
m cl)
9,7 om YMO
d. i. die natürliche Frequenz des Systems.
1I.
Wenn das Triebwerk Lagerspiel besitzt,
dann ist die Amplitude der Ankerschwingung
nicht mehr gleich der Deformation der Treib-
stange, sondern um den Betrag des Spieles
größer. Die Deformation der Treibstange ist
also (wenn vom Einfluß der Kurbelstellung wie-
der abgesehen wird) gleich ()—s).
Das Spiel s wird mit der Höchstgeschwin-
digkeit V durchschritten. . Ersetzt man aber
die, vom Spiel beeinflußte. Schwingungsform
durch eine sinusförmig gedachte Schwingung,
dann wird ihre ganze Amplitude Q und des-
halb auch ihr auf das Spiel s entfallender An-
teil an der Amplitude mit der mittleren Gc-
V durchschritten. Um den
Einfluß des Spiels in der Ersatzschwingun x
auf sein wirkliches Maß zurückzuführen, wird
schwindigkeit x
man daher die Deformation gleich ( Be s)
gt ’
zu wählen haben.
Während einer Schwingung tritt wieder dıo
größte Beanspruchung einmal als Massenkraut
Pmax. =2nvVM,
das andere Mal als elastische Richtkraft
2
TEE ( 2 )
Max. -— C RR: Q
= Inv 0 i-
auf. , Hieraus folgt die Frequenz
ec BEE
=2n rel ma,
Unter dem Einfluß des Lagerspiels vermin-
dert sich also die Frequenz des Systems und
geht von der‘natürlichen Frequenz ® in die
Frequenz v der Schüttelschwingung über.
Die Frequenz der Schüttelschwingung ist
nicht konstant. Sie wächst mit der Größe der
Ausschläge, also mit den Beanspruchungen und
umgekehrt nach dem durch die Gleichung (D*)
gegebenen Gesetz.
Die veränderliche Frequenz der Schüttel-
schwingung erklärt ihr resonanzähnliches Ver-
halten. Denn wen n die Schüttelschwingung
durch Impulse von derselben Frequenz und
Phase verstärkt wird, dann wächst zugleich mit
dem Ausschlag auch die Frequenz der Schüttel-
schwingung, was zu einer wachsenden Phasen-
differenz zwischen Impuls und Schüttelschwin-
gung führt. Ist die Phasenverschiebung 180°
geworden, dann ist die Schüttelschwingung in
Gegenphase zum Impuls und klingt unter
gleichzeitiger Abnahme der Frequenz so lange
ab, bis sie,wieder in Phase mit ihm gelanet,
womit das Spiel von neuem beginnt.
Der Charakter der Schüttelschwingung ist
also nur resonanzähnlich; denn er beruht auf
Schwebungen, die mehrere volle Schüttel- .
schwingungen veränderlicher Frequenz umfas-
sen. Deshalb kann man die Frequenz als
langsam veränderlich betrachten. Das ist
eine bisher stillschweigende Voraussetzung ge-
wesen.
Wenn die Schüttelschwingung vom ..ager-
spiel herrührt, dann folgt der kleinsto Aus-
schlag der Ankermasse, bei der der Zap!ın ge-
rade noch das Spiel durchschreitet und aui sein
Lager aufstößt, aus
QAsina2s
’ (Aloin = =1&s
zu Q min. sin 450 „=s)
weil der Kraftwechsel in der Stange bei ange-
nähert 45° erfolgt.
Die kleinste Frequenz der Schüttelschwin-
gung ist also nach Gleichung (D*) für s/Q=1,4
Y’min. — 0,74 W,
und die Frequenz der Drehzahl, bei der die
Schüttelschwingung zuerst einsetzt, ist
n
60 7
weil die vom Lagerspiel herrührenden : Stöß»
viermal während eines Umlaufs auftreten und
eine Umdrehung deshalb zwei volle Schüttei-
schwingungen umfaßt.
Ill.
Wenn die Schüttelschwingungen dach die
vom Lagerspiel herrührenden Impulse von de,
[2 z
=, = 0,370,
314.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 16,
22. April 1920.
Frequenz v in resonanzähnlicher Weise ver-
stärkt werden, dann wächst zugleich mit den
Ausschlägen auch ihre Frequenz von v auf vnax-
Das Verhältnis der größten Amplitude zum Im-
puls ist!)
— 2 x l > =
Aa
V“max.
woraus mit Hilfe der Beziehungen
v=oı- 2 =o/ı-;
und
TERM: RT.
Ymax =ayı- n mQ =afı-.;
Q
a Er
®. f a
folgt m=rda(l+D 1 A+BL (E
Für die vom Lagerspiel herrührenden
Schüttelschwingungen, für die
Q n Go:
ae 1,4; also € = % ER ==) 2,2
war, folgt m = rd 2,85.
Die größte Amplitude ist
mQ= 2,85. dig ss
und die höchste Überbeanspruchung nach
Gl. (B)
M
F um V ER ’
oder für m = 2,85,
V=2nv Q,
v = 2n/60
und Q=H#+s
gesetzt,
Pı=08&ns Er (B*
die Höchstbeanspruchung also
Pmax. = Vr + (0,84 n s)? > (bei Entlastung)
(A*
und
Pmax. = P+084ns y# (bei Last) (C*
(n = Drehzahl pro Minute).
Einige ausgeführte Lokomotiven haben er-
/M :
geben, daß der Wert V G angenähert zwischen
rd 1000 und 2000 schwankt. Nimmt man im
Mittel 1500, dann beträgt die höchste
Überbeanspruchung.nach Gl. (B) rd 1500
kg für jedes cm/sek. relative Ankerge-
schwindigkeit oder nach Gl. (B*) 125 kg
pro mm Lagerspiel-und pro Umdr./min.
Beispiel: Die Elastizitätskonstante des
Triebwerks sei © = 8.10% kg”! em, die An-
kermasse M = 18 kg cm”!sek?. Die natürliche
Frequenz des Systems ist dann
N ss —=419ASek- 0,
2 y18.8.10-6 N
die Frequenz der Schüttelschwingung
v=0740=10:Sek-1,
und die Drehzahl, bei der sie einsetzt,
100% 19 _ 300 Min-ı,
Für 2 mm Spiel und 300 Umdr/min ist also
die Überbeanspruchung 125.2.300 = 75 000 kg,
und, wenn die Last P, = 16 000 kg beträgt, die
Höchstbeanspruchung Y16 000? + 75.000? = rd
77000 kg bei Entlastung und 16 000 + 75 000
= 91 000 kg bei Last.
1) Nur für harmonische Schwingungen streng richtig,
vgl. z. B. Föppl, „Techn. Mechanik“ IV, 8.54.
Die Verrechnung des induktiven Verbrauchs.
(Definition des Leistungsfaktors-bei Dreh-
.strom.) ’
Von Dr. Fr. Voller, Frankfurt a.M.
In seiner sehr interessanten Arbeit!) über
die Verrechnung des induktiven Verbrauchs
stellt Herr Buchholz eine neue Formel für
den Mittelwert der drei Leistungsfaktoren eines
ungleich belasteten Drehstromsystems auf.
Stellt man sich konsequentaufden Standpunkt,
von dem Herr Buchholz bei der Ableitung seiner
Beziehungen ausgeht, so kann man diesen Aus-
druckwohlals einen ‚„‚Phasenfaktor‘, nicht aber |
als „Leistungsfaktor‘in dem Sinne anerkennen,
daß er das Verhältnis der wirklich übertragenen .
Leistung N zu derjenigen „gedachten, reellen
und größtmöglichen Leistung Nmax darstellt, |
die bei derselben Spannung unter gleichen Ver-
lusten übertragen werden könnte‘. Herr Buch-
holz sagt zwar von seiner Formel selber nicht,
daß sie einen Leistungsfaktor in diesem Sinne
darstelle, sondern nennt sie den „Mittelwert der
drei Leistungsfaktoren‘. Es muß aber gerade
in Herrn Buchholz‘ Sinne das Ziel der Definition
eines Leistungsfaktors bei Drehstrom sein, daß
er das Verhältnis ——— ausdrückt, um ganz
Nmax
entsprechend dem „Energiefaktor‘ dieaugen-
bliekliche ‚Güte‘ eines bestehenden Be-
triebszustandes vom energiewirtschaftlichen
Standpunkt aus zu charakterisieren. Diese
„Güte‘‘ des Betriebszustandes aber wird nicht
nur von der Phasenverschiebung, sondern auch
von der Schiefheit der Belastung beeinträchtigt,
genau wie der Energiefaktor von der Unregel-
mäßigkeit des Leistungsverbrauchs,
Es läßt sich unschwer eine Form des Lei-
stungsfaktors für Drehstrom aufstellen, die
diesen Bedingungen entspricht, und die auch
in die andere von Herrn Buchholz aufgestellte
Formel
Vin.
14
paßt. Allerdings gilt die folgende Ableitung
nur unter der Annahme eines gleichseitigen
Spannungsdreiecks, einv Einschränkung, auf
die ich unten nochmals zu sprechen kommen
werde. Wir finden die mit den gegebenen Ver-
lusten V abgebbare größtmögliche Lei -
stung Nmax, indem wir denjenigen Strom J'
suchen, der bei gleichbelasteten Phasen die-
selben. Verluste ergibt, wie die wirklich be-
stehenden Ströme Jx zusammen und indem wir
diesen Strom mit der V3-fachen Dreieckspan-
nung E multiplizieren, also
3J2 = r Jr
cos pP =
und EN AU:
Ninax. ya: VEJIR.
Daß dieser Ausdruck wirklich stets größer ist,
als irgend eine bei schiefer Belastung und den
Verlusten V erzielbare Leistung, folgt daraus,
daß stets
V: Je > 5: Te
2
sein muß, und daß anderseits
2 ZI
v3
auf alle Fälle noch wieder größer ist, als die
größte mit den Strömen Jx erzielbare Leistung
E
— 2JIk 0089 ;
v3
da bei ungleichen Jk niemals alle px gleich-
zeitig zu Null werden können; denn bei Dreh
strom muß stets sein: -
J, cos 9ı E= Jg cos (3 1209
+ .J3 c08 3-10) = 0.
Es ist also: }
2 N
Nmax. E.yzI
Diesen Ausdruck kann man nun in gleicher
Weise weiterentwickeln, wiees Herr Buchholz
für Einphasenwechselstrom tut, um ihn in
Beziehung zu den bei der Leistungsübertragung
entstehenden Verlusten zu bringen. Es wird:
cosgya) =
cos pda N 1 E.z JE cos gr
E.yzJ® 3 E.VzIe
i 12
„VB +]
BP 7%
1) „RTZ“ 1019, 8. 101 und 115
”) lch wähle den Index „d” statt „m*, um darauf hin-
zuweisen, „dab cs eich nicht, um einen Wikelwert ana
S \
als Ganzes etwas Susuagn = gern
%
!
Es läßt sich nun nachweisen, daß der Ausdruck
unter der Klammer des Zählers gleich dem-
jenigen Strom Jmin ist, der die gegebene Lei-
stung N beim kleinstmöglichen Verlust Vmin
übertragen könnte. Wir hatten oben als Be-
dingung für größte Leistung bei gleichen Ver-
lusten gleiche Phasenbelastung gefunden. Die
gleiche Bedingung gilt natürlich auch für
kleinste Verluste bei gleicher Leistung. Wir
haben also:
N=Y3.E. JImin,
anderseits, wie bisher ;
1
N. — HE Jk COS pk
v3 EN
also
|
Jmin. = „= JR C0Sg,
und
_ 1/3 Jmin? _ in:
008.9, = sm? 174 .
Es entspricht also der Ausdruck für cos ga
der von Herrn Buchholz an den Anfang seiner
Betrachtungen gestellten Forderung. Daß er
nur bei gleichseitigem Spannungsdreieck gilt,
erscheint als ein Mangel. Sucht man ihn aufein
beliebiges Spannungsdreieck auszudehnen, so
ergibt sich eine Schwierigkeit, die in gleicher
Weise auch bei genauer Überlegung der ent-
sprechenden Buchholz‘schen Ableitungen auf-
tritt. Es unterscheiden sich ja überhaupt die
obigen Betrachtungen von den Buchholz‘schen,
abgesehen von der Reihenfolge nur dadurch,
daß es sich im einen Fall um räumliche Sum-
men über eine endliche Zahl von Gliedern, im
anderen Falle um Zeitintegrale handelt. Man
kann die obige Formel für cos gg ohne weitere
Ableitung aus der Buchholz‘schen Formel V
ablesen, indem man statt der Integrale die
Summen einsetzt, und kann daraus auch eine
Formel für ein beliebiges Spannungsdreieck
entwickeln, wobei man in ähnlicher Weise wie
oben nachweisen kann, daß der Ausdruck
ee Pre!
w=3ygre.y4 378 )
größer ist, als irgend eine bei schiefem Span-
nungsdreieck, schiefer Belastung und gleichen
Verlusten mögliche Leistung. Dieser Ausdruck
stellt aber nicht die komplexe. Leistung im
Buchholz‘schen Sinne dar, ebensowenig, wie
in Herrn Buchholz’ Formel V der Ausdruck
ee
ee 1 2dt FE ‚2
werl/hf. af: dt
alt: 0)
die komplexe Arbeit darstellen kann. Diese ist
nach Buchholz diejenige gedachte, reelle und
größtmögliche, die bei derselben Span-
nung unter gleichem Arbeitsverlust übertra-
gen werden könnte. Der obige Ausdruck aber
ist diejenige gedachte, reelle und größtmögliche
Arbeit, die beikonstanter Spannung glei-
chen Effektivwerts zweiter Ordnung
und bei denselben Arbeitsverlusten übertra-
gen werden könnte. Dies wäre die komplexe
Arbeit des ganzen Systems Maschinen + Netz
+ Verbraucher, nicht aber die des Verbrauchers
allein, auf die es vom tariflichen Standpunkt
aus ankommt, die sich aber nicht auf eine so
einfache Form bringen läßt. Der Verbraucher
bat auf den Verlauf der Spannung keinen oder
doch nur untergeordneten Einfluß ;sie wird ihm
geliefert, man kann ihmihre Schwankungennicht
zurLastlegen,indem manseinen Betriebszustand
beurteilt nach einem, den er nur dann erreichen
könnte, wenn die Spannung konstant wäre. Es
ergibt sich daraus, daß die Buchholz’schen Ab-
leitungen, so wertvoll sie sind, doch nicht in
voller Allgemeinheit als richtig anzusehen sind,
wenigstens nicht vom Standpunkt der zur Dis-
kussion stehenden Frage nach der Verrechnung
des ihduktiven Verbrauchs. ‘ Praktisch wird
dies ‚allerdings ihren Wert nicht wesentlich
herabsetzen, da die Spannung im allgemeinen
als soweit konstant angesehen werden kann, daß
ihre Schwankungen bei der Bestimmung eines
Korrektionsfaktors, um den es sich ja hier han-
delt, vernachlässigt werden dürfen. Das gleiche
gilt natürlich dann auch von der Ungleichsei-
tigkeit des Spannungsdreiecks bei Drehstrom.
Bemerkungen zu vorstehenden Ausführungen.
-Von Dr.=fäng. Fr. Buchholz, München.
Die Ausführungen des Herrn Dr..Voller
sind zutreffend, soweit sie die Frage der
Definition eines Systemleistungsfaktors bei
!) e% = Sternspannung.
»
22. April 1920. Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Helt 16. 315
Drehstrom mit gleichseitigem Spannungsdrei- ; RE Er Jr c08 OBEREN un« |
eck belangen. Ich darf indessen darauf verwei- ER Vz ER .VE(Ir cos pm)? er Ao _ Ac'
sen, daß in meiner a a a Bet und me
aufmerksam gemacht ist!), daß bei Mehrphasen - 4 Kl! %
Eyiteinen Schiefheit petrie) der Be- cosydz= — Er Jr cosgk _ Cr (4a d.h. Aeund A’. sind identisch.
lastung energetisch eine Verschlechterung des
(mittleren) Leistungsfaktors bedeutet. Diese
Folgerung aus den voraufgegangenen Darlegun-
gen hatte ich dort nicht näher begründet, weil
sie mir sehr naheliegend schien.
Den Vollkommenheitsgrad der Belastungs-
symmetrie gibt der Korrelationsfaktor cos y,,
für welchen entsprechend der Definition IlIa
(a. a. ©. 8. 102) bei konstanter Sternspannung
E, = E, = E, = E zu schreiben ist
ZJk COS pk
08 wa = — — (1
7 V3.VZ (Jr 608 pr)?
Setzt man analog IV
cosyda= 608 Yyd.CO8 pm, (2
so erhält man durch Einführung von (l)und der
obenstehenden Definition
Z(Jk 08 pr)?
COS gm = IR (3
den Ausdruck j
Re 1 E.2Jecosgk (
Euys m’
d.h. die von Herrn Voller abgeleitete Formel.
Im Hinblick auf das im Nenner von (4)stehende
Summenzeichnen ist a. a. O. S. 116 bemerkt,
daß bei Ungleichheit der Phasenbelastung der
‘ Amperequadratstundenzähler mit 3 Triebsyste-
men versehen werden muß. Die Meßgruppe
kWh-Zähler +-kA°®h-Zähler berücksichtigt somit
die mit einer mangelhaften Lastverteilung ver-
konpfie Verschlechterung des Betriebszustan-
es, ;
Meine damaligen Ausführungen stimmen
also mit denen Herrn Vollers in bezug auf
c08 9, sachlich überein. Hinsichtlich der for-
-malen Seite pflichteich Herrn Voller darin bei,
daß man zweckmäßig erst das Produkt cos g, =
c08 %,.C08 9, als „Drehstrom-Leistungsfaktor“
bezeichnen wird. Denkt man sich nämlich das
unsymmetrische Drehstromsystem durch ein
gleichwertiges Einphasensystem mit gegen-
einander verzerrten Wellen ersetzt, so würde
cosy, den zeitlichen Korrelationsfaktor,
cos p„, den Phäasenfaktor (Kosinus des Zeit-
winkels zwischen den Nulldurchgängen von
Spannung und Strom) und cos 9, den
Leistungsfaktor dieses Einphasensystems be-
deuten. Der Vorstellung entspricht es in-
dessen besser, c0S Ym des Drehstromsystems
als räumlichen (Ungleichseitigkeit der Drei-
ecke räumliche Intensitätsverschiebung)
Symmetriewert von dem zeitlichen Deckungs-
wert cos getrennt zu betrachten. Die Bezeich -
nung „Phasenfaktor‘ für cosg,,wäre aber dann
wohl irreführend, da ja in cosg, ‚im allgemeinen
wiederum zeitliche Korrelationsfaktoren cos y,
(wie auch in cos w,) enthalten sind; es dürfte
der mit Absicht so gewählte Ausdruck „Mittel-
_ wert der Leistungsfaktoren‘‘ vorzuziehen sein.
|
Faßt man nun g,, zeitlich, v, aber räumlich
auf, so kann man mit der komplexen Summe
FmtVa bzw. mit dem Produkt des zeitlichen
und des räumlichen Leistungsfaktors nicht die
ewohnte Vorstellung einer zeitlichen Verschie-
bung verbinden. Dem Wortsinne nach ist die
Bezeichnung ‚„Drehstrom-Leistungsfaktor“ aber
zweifellos berechtigt. Bei demselben Span-
nungsdreieck, bei gleicher Leistung und gleich-
bleibender Leistungsverteilung sind die Strom-
wärmeverluste umgekehrt proportional cos°’p,,,
bei veränderter Leistungsverteilung jedoch um-
gekehrt proportional nur cos?g..
Wegen der hier vorliegenden etwas ver-
wiekelten?) Verhältnisse hatte ich seinerzeit da-
von abgesehen, einen Systemleistungsfaktor
ausdrücklich zu definieren, um für den Anfang
den Leser nicht zu verwirren, Aus dem gleichen
Grunde war auch der Fall schwankender Ver-
brauchsspannung bzw. ungleichseitigen Span-
nungsdreiecks nicht besonders behandelt, son-
. dern nur der Sache nach (Voltquadratstunden-
Zähler) berücksichtigt worden. Ich komme nun-
mehr darauf zurück.
_ Verallgemeinert man die Beziehungen (1)
| und (4) für ein ungleichseitiges Spannungsdrei-
|
|
i
eck mit den Sternspannungen Ex, so erhält.man
ı) Vgl. „ETZ“ 1919, S. 117, Spalte 1.,
®) Streng’ genommen ist cos 9z nicht als Leistungs-
sondern im allgemeinen als Energiefaktor erster Ordnung
zu bezeichnen, ebenso wie der resultierende Leistungs-
or cos des Einphasensystems bei gegeneinander
verzerrten Wellen. Denn in diesem Falle erfüllt der Wert
| pYaur die Gleichung für den Mittelwert j
Ar _
tr =EJeosp
ie
VEBER.VEI® Ce
Herr Voller glaubt nun, daß der Nenner
von (4a) bei ungleichseitigem Spannungsdreieck.
nicht diejenige Scheinleistung darstelle, auf die
es eigentlich ankommt. Gleichermaßen sei der
Ausdruck für den Drehstrom-Scheinverbrauch
TEE TE EL GR SR
Eure V: fe zoaı) 4fe Je) dt
0 0 (5
bzw. der Ausdruck für den Scheinverbrauch bei
Einphäsenstrom
an Be
1
A=T. 137 2 a afrai „(6
0 0
bei veränderlichen Spannungsyerhältnissen
nicht streng gültig. Zwischen der dem gegebe-
nen Spannungsverlauf zugeordneten größtmög-
lichen Arbeit A. und der größtmöglichen Ar-
beit Ae.', die bei konstanter Spannung gleichen
Effektivwertes zweiter Ordnung unter demsel-
ben Arbeitsverlust A, übertragen werden
könnte, seiein Unterschied, u.zw. sei A'o> Ac.
Kurz zusammengefaßt würde dies bedeu-
ten, daß der Abnehmer den Wert 1 des Energie-
faktors nur bei gleichseitigem Spannungsdrei-
eck von zeitlich unveränderlicher Seitenlänge
(für Einphasenstrom : bei konstanter Spannung)
erreichen kann.
‚.. Diese Einschränkung besteht nicht; denn
Ace und A’. sind identisch.
Zufolge der Erläuterung zur Definition
IIIa (a. a. O. S. 102) wird der Korrelationsfak-
tor cos # dann gleich 1, wenn das Verhältnis
E:J cos g nach Größe und Vorzeichen stets
dasselbe bleibt; d.h. man erreicht den Energie-
faktor cos X = cos #,.cos = 1dann, wenn
man den Blindwiderstand Null (cos @ = 1) und
konstanten!) Wirkwiderstand einstellt.
Dem Beispiel Abb. 1 ist der Wirkwider-
‚stand 1 und der Blindwiderstand 0 zugrunde
gelegt. Es ist dann stets J = E. Man erhält:
1. Zeitintegral der Stromquadrate
IE Ar =, (2-9) =10,
2. Effektivwert 2. Ordnung des Stromes
In=V4.@+m=v%,
3. Effektivwert 2. Ordnung der Spannung
zu} + m= vn,
Die größtmögliche, bei konstanter Spannung
En und 4 10 zu entnehmende Arbeit ist
Ant Ems) 10%
Die bei dem ge ebenen Spannungsverlauf und
Au = 10 tatsächlich entnommene Arbeit ist
Ae= 54.442.910.
Es ist also
2 x-4r __ Wirkverbrauch _ ®
A. “ Scheinverbrauch
der Leistung während der Periodendauer 7, nicht aber
die Gleichung für die augenbliekliche Leistung
EHI [cos (42 — $=') A
— cos2kot-+gr-+ w))],
worin.p überhaupt nicht vorkommt. (24 9% und J, 9,
der jeweilige Effektivwert: bzw. Phasenwinkel der Har-
monischen 1,2, 3 o=2?r, Grundfrequenz.)
2) Es ist zu beachten, daß nur bei dauernd kon-
stantem Wirkwiderstand der resultierende Blindwiderstand
zu Null werden kann; denn für cos ?=1 muß gleichzeitig
cos 7 zu 1 werden. £
‚ Um bei Drehstrom mit gegebenem un-
gleichseitigen Spannungsdreieck eine gegebene
Gesamtleistung &, unter dem Leistungsfaktor
c08 94 = | zu entnehmen, muß man für jede
Phase den Blindwiderstand Null!) (4, = 0) und
damit an Stelle der ungleichen Rx den gleichen
Wirkwiderstand
nme & 2A,
Er TE IE T: ZIe2 a7.
d. h. eine Lastverteilung nach der Proportion
EB? E2 E22
Er: En: nm Gyr ©
einstellen. Dann wird das Stromdreieck lagen-
gleich und geometrisch ähnlich dem Spannungs-
dreieck:
1 ai =
J, Ja
so daß sich mit Rücksicht auf die Gleichheit von
(7) und (7a) der Kleinstwert
(7a
ergibt. Durch Einstellung des konstanten Ver-
hältnisses R ist das verzerrte System gleich-
wertig geworden einem symmetrischen mit der
Dreieckspannung Vz E%, mit cos 9,, = 1 und
einem Stromdreieck von der Seitenlänge
VzJ%=V3Jmin. Daß 3. Jnin der kleinst-
mögliche Summenwert ist, folgt daraus, daß
stets
zZ Je >3Jmin,-
wird, sobald in der Beziehung
zZ Er Jk C08gk =VE Er?.V3 Jmin?
nicht alle cos p, gleich 1 sind.
Setzt man in Gl. (4a) den in der Mitte
stehenden Wert aus (9) ein, so erhält man
cosy; = 1; der Ausdruck
liefert dasselbe.
Es besteht also auch bei beliebig .verzerr-
tem Spannungsdreieck die Möglichkeit, den
Systemleistungsfaktor 1 zu erreichen, wofern
nur die Wirkwiderstände Rx veränderbar sind
und aus allen drei Phasen gleichzeitig
entnommen wird. Bei zwei- oder ein-
phasiger Entnahme, aus einem Drehstromnetz
iststets cos'p;<1;denn dann sind ein oder zwei
Rr unendlich groß, so daß gleicher Belastungs-
widerstand R nicht hergestellt werden kann,
Um bei zeitlich veränderlichen Ex die bei
den entstehenden Verlusten größtmögliche Ar-
beit zu übertragen, braucht nur der Wirkwider-
stand R in allen Phasen konstant zu bleiben,
d. h. die Gesamtleistung &- müßte gemäß
Gl. (7) jeweils proportional 2 E°% eingestellt und
nach (8) proportional E?, verteilt werden,
Hinsichtlich‘der Verwendung der Bezeich-
nung „Wirkwiderstand‘‘ im vorstehenden ist zu
bemerken, daß dieser Ausdruck nicht in der be-
sonderen Bedeutung eines Ohmschen Wider-
standes, sondern in dem allgemeinen Sinne
„reelle Gegenwirkung‘ gebraucht ist. &
wäre, wenn re den äquivalenten Ohmschen
Widerstand und % das Supplement des inneren
Phasenwinkels zwischen induzierter EMK E,
und dem Strom Jmin eines mit cos = 1 be-
triebenen Synehronmotors darstellt, der Wirk-
| widerstand dieses Verbrauchsapparates (Eisen-
verluste vernachlässigt)
En cos 3
Jmin. ’
die aufgenommene Leistung
&- =re Jmin? En Ey Jmin. cos$=R Jain?
und die während T aufgenommene Arbeit
Rzre+
ni, 7 T
4Ar = RlJmin: db / E?2 dt. f Jmjn.? At
n (10
!) Der Satz, daß bei ungleichen I, niemals alle 7
gleichzeitig zu Null werden könnnen, gilt nur für Dreh-
strom mit Bemeilren Spannungsdreieck; er wird all-
gemein gültig, wenn statt J7) gesetzt wird R,, An dem
Sonderfall unsymmetrischer Belastung bei gleichseitigem
Spannungsdreieck, wobei stets mindestens ein Phasen-
winkel >.0 sein muß, erkennt man besonders deutlich, daß
die Ansicht, die räumliche bzw, die zeitliche Unregel-
mäßigkeit der Lastverteilung habe mit dem Schein- und
dem Blindverbrauch nichts zu tun, nicht zutreffend ist,
(Vgl. „ETZ* 1919, S. 330.)
316
Die Ableitungen gelten also nicht etwa nur für
Ohmschen Leitungswiderstand als Wirkbela-
stung. Bei gegebener Verbrauchsspannung
E= fı(t), gegebenem A, und gegebenem T ist
T I:
[rat | B2at
0 0
(11
LE RE
[Imin? dt
N)
T
der größtmögliche, [ Jmin.? dt der kleinstmög-
0
liche Wert.
Aus dem Vorstehenden ergeben sich fol-
gende physikalische Definitionen:
I. „Der Wirkverbrauch innerhalb der Zeit T
ist gleich der Quadratwurzel aus dem
Produkt des bei dem gegebenen Span-
nungsverlauf für die Arbeitsübertragung
kleinstmöglichen Zeitintegrals der Strom-
quadrate in das Zeitintegral der Span-
nungsquadrate.“ (8. Gl. (10).)'
II. ‚Der Scheinverbrauch innerhalb der Zeit
T ist gleieh der Quadratwurzel aus dem
Produkte des Zeitintegrals der Stromqua-
drate in das Zeitintegral der Spannungs-
quadräte.‘ (8. Gl. (6).)
Bei Mehrphasenstrom ist statt „‚Stromqua-
drate‘“ usw. zu setzen: „Raumsumme der
Stromquadrate, Raumsumme der Spannungs-
quadrate‘ (s. Gl. (5). Die Mehrphasen-Scbein-
leistung ist durch den Nenner von Gl. (4a) dar-
gestellt; der Mehrphasen-Blindverbrauch durch
den Ausdruck
U. AR
4; -V} (£ Ex) dt
oO
T' S T. Bi
> V fEIYdat—f(zImnd)dt (12
0 0
Mit dem physikalischen Scheinverbrauch
Ah il
[Pat [re J2dt
Ar = 4r Piz ae n e TNiy
[ Imin2dt fre Jmin.? dt
0 0
ist der energiewirtschaftliche Scheinverbrauch
nach Definition Iin „ETZ“ 1919, 8. 101:
” : f rJ?2d ‚
A WA N DER TERN
Ar 2" (Av)min. ei (f 5 a)
rJ20
‚0
min
identisch unter der Voraussetzung konstanten
ertragungswiderstandes r—=r. des Strom-
kreises außerhalb der Anschlußpunkte des Ab-
nehmers. Ist aber r veränderlich = f,(t), so be-,
steht ein Unterschied zwischen A. und Acw
Stellt sich in diesem Falle der Abnehmer auf
das kleinstmögliche Zeitintegral der Strom-
quadrate ein, so werden die hierbei entstehen-
den Übertragungsverluste im allgemeinen nicht
ebenfalls die kleinstmöglichen. Eswäre der Wirk-
widerstand des Anschlusses dann nicht nach
G]. (11) konstant, sondern, wie sich leicht zeigen
läßt, mit r veränderlich zu nehmen, so daß z. B.
zur Zeit t der Wirkwiderstand
SER ET NER
sein müßte, wobei e (Verbrauchsspannung),
r und rt Augenblickswerte bedeuten,
Während nun die Einstellung der Leistung
nach dem Quadrate der Verbrauchsspannung
dem Abnehmer grundsätzlich nicht unmöglich
ist, ist die Berücksichtigung jeder Art von Ver-
änderlichkeit des Übertragungswiderstandes r
ausgeschlossen. Die hierdurch entstehenden
Stromwärme-Mehrverluste gehen ebenso wie
alle übrigen Verlustarten (Eisen-, Glimmver-
luste usw.) zu Lasten des Kraftwerks. Hierzu
kommt noch folgendes: Die Bedingung dafür,
daß nim Verbrauchsschwerpunkt vereinigt ge-
dachte Abnehmer den kleinstmöglichen Ge-
samtübertragensverlust.erzielen, istdie, daß sich
ihre induktiven und kapazitiven Blindleistun-
gen zu Null ausgleichen und die Wirkleistungen
nach Art der Abb. I auf 8. 102 der „ETZ‘“ 1919
‘Kompensation über
x
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. - Heit 16.
so gegeneinander abgestimmt werden, daß ihre
Summe konstant bzw. proportional dem Qua-
drate der Schwerpunktspannung wird. Diesen
Zu:‘tand zu erreichen ist in Wirkliebkeit schon
deswegen nicht möglich, weil die Abnehmer
nicht ineinem Punkte vereinigt werden können,
so daß trotz der resultierenden Blindleistung
Null durch die Blindströme Verluste entstehen
würden. Entsprechendes gilt hinsichtlich des
Ausgleiches der Wirkleistungen. Es muß dem- |
nach jeder Verbraucher für sich die
Blindleistung Null!) und das Minimum des Zeit-
integrals der Stromquadrate herstellen, so daß
statt Acw stets der physikalische Scheinver-
brauch A. zu messen wäre, wie es seinerzeit von
mir auseinandergesetzt wurde. Die Ableitun-
gen gelten somit nieht nur vom physikalischen,
sondernauch vomenergiewirtsehaftlichen Stand-
punkt in voller Allgemeinheit. ar .
Aus Billigkeitsgründen — nicht aber wegen
mangelnder grundsätzlicher Richtigkeit —
könnte man allerdings daran denken, einen ta-
riflichen Korrektionsfaktor einzuführen; denn
Gl. (11)lehrt, daß der Abnehmer den Kleinstwert
von [J?dt für ein (von vornherein) gegebenes
Arnur dann tatsächlieW erreichen kann, wenn
der Spannungsverlauf vorher bekannt, d. h.
E=fı(t) bzw. E = konst. schon festgelegt ist.
Nimmt man z.B. während a=?), des Jahres die
Spannung zu 5 =|1, während 1- a =
(Hauptbelastungszeit) zu En = 0,9 an,, und
riehten sich die Verbraucher nach Ey ein, so
wäre, da:
a
x ’mın, er EuVT 2
der Korrektionsfaktor
{ V 2_EIILE2 |
ce — Eu _ VelEr— Ent Em, _ 4 = 0,967;
Ey Ey H
(14
man müßte also die KkVAh-Sätze um rd 3% er-
mäßigen. Verrechnet man aber den Scheinver-
brauch nicht in kVAh, sondern nach der etwa
in Zehnteln gestaffelten Güte-
zitfer?) (= Energiefaktor), so
ist die Wahrscheinlichkeit,
daß der Abnehmerinfolge von
Spannungsschwankungen in
die ungünstigere Staffel ge-
rät, für den praktisch in
Frage kommenden halben
Meßbereich gleich 2 .. 0,09, so
22. April 1920.
‚jedoch bei N unter allen Umständen größerun
können sich auf ein Mehrfaches der unter sonst
gleichen Verhältnissen im äußeren Stromkreis
von M verursachten Verluste belaufen:
Ana=3.T.E.J. 608 450..(An)a=3. r.R. Tu
‚dagegen a |
(Ar)e=1.T.E.(3I) 60849..(A)e=2r.9I%.T)).
Bei wechselnder Leistung von N würde der Un-
terschied noch größer ausfallen. Für die Rege-
lung des Parallelarbeitens verwaltungsfremder
Kraftwerke ist der Sinuszähler wegen. seiner:
hierbei zur Geltung kommenden Eigenschaft
des Unterscheidens zwischen vor- und nach-
eilendem Blindstrom zweifellos sehr wertvoll,
und ich verkenne keineswegs das Verdienst der
in dieser Richtung, geleisteten Arbeit2); für
die Durchführung der Blindverbrauch- Verrech-
nung bei reinen Abnehmern kann aber dieses
Meßgerät wobl nicht als einwandfrei geeignet.
bezeichnet werden, da es die Möglichkeit der
Gleich bewertung sehr verschiedener Belastungs-
fälle zuläßt. ee
Elektrisch angetriebene- Schiffspumpe, die
unter Wasser arbeiten kann. — Das englische
Handelsamt hat bestimmt, daß auf allen Passa-
gierdampfern, die dem Überseeverkehr dienen,
aufeinem deroberen Decks ein Reserve- Strom-
erzeuger-Maschinensatz vorzusehen ist, damit
der Funkdienst aufrechterhalten werden kann,
wenn die Schiffsmaschinen versagen. Eine be-
kannte Schiffahrtegesellsehaft geht noch einen
Schritt weiter und versieht ihre Schiffe mit
einer elektrischen Reseryvepumpe. Die Pumpe
wird auf dem Bootdeck aufgestellt und soll
dazu dienen, im Bedarfsfalle Wasser aus dem
Schiffsraum zu pumpen. Die Firma Merry-
weather & Sonsin Greenwich baut Pumpen für
diesen Zweck, die sich dadurch auszeichnen,
daß sie auch unter Wasser arbeiten können,
so daß sie, falls ihr Aufstellungsort überflutet
daß jede Preisstaffel mit
C'=1-—0184=0994 (15
zu multiplizieren wäre. Der
tarifliehe Korrektionsfaktor
wegen Ungleichseitigkeit des
Spannungsdreiecks wird in
der Regelnoch vielnäher anl
liegen. —
Die Ausführungen Herrn
Vollers machen erneut dar- ;
auf aufmerksam, daß die Darstellung?) de
Drehstrom-Leistungsfaktors als Quotient
= Er In 608 yk.
= Er Jk
und damit die Darstellung des Schein- und
Blindverbrauchs als 3/ErJ«dt bzw. 3/Er Jr
sin p, di eindeutige Bewertungsziffern für die.
Beurteilung der Betriebsverhältnisse eines Ab-
nehmers nicht liefern würden. Der Zweck der
Messung und Verrechnung des Schein- oder
des Blindverbrauchs ist die Erzielung, einer
günstigen Ausnutzung der Anlagen des liefern-
den Kraftwerkes durch möglichste Hintan-
haltung der vermeidbaren Stromwär-
meverluste, welche eine ganz erhebliche Ver-
größerung der Stromerzeuger, der Transforma-
toren und aller Netzquerschnitte bedingen.
Entnimmt nun z. B. der Verbraucher M die Ar-:
beit Ar unter g = 45° und konstanter, gleich-
mäßig auf die drei Phasen verteilter Last, der
Verbraucher N dieselbe Arbeit Ar ebenfalls
unter g — 45°, aber einphasig zwischen dem
Null- und einem Außenleiter, so mißt*) der sog.
Sinuszähler in beiden Fällen den gleichen Blind-
wert Y= Ar. Die Übertragungsverluste sind
!) Die Kompensation etwaiger Ladeleistungen des
Netzes ist Sache des Kraftwärke:
Lage des Falles ab. Man darf nicht vergessen, daß eine
{ on | sehr lange Leitungsstreecken wohl
einen physikalischen, nicht aber einen wirtschaftlichen
Ausgleich darstellt. /
2\ Vgl. „ETZ“ 1919, 8. 118,
3) Vgl. „ETZ“ 1919, 8. 331. °
*) Diagramme des Sinuszählers s. „El. Kraftbetriebe
u. Bahnen“ 1919, Heft 2, 8. 179. E\ E
) Inwieweit hierzu. die '
Blindlast der Abnehmer brauchbar ist, hängt von der
ZEN alte ne Be
Abb. 1. Elektrisch angetriebene Schiffspumpe, die unter Wasser
arbeiten kann. DR h
wird, nieht entfernt zu werden brauchen. Ein
Gleichstrommotor, welcher mit Kugellagern
versehen ist und in jeder Lage arbeiten kann,
findet Verwendung. Abb. 1 zeigt, in welcher
Weise er mit der Pumpe zusammengebaut und
zur Erzielung des wasserdichten Abschlusses von
einer ausKesselblech bestehenden, zylindrischen
Trommel umgeben ist. Diese Trommel ist
innen mit Korkzement als Wärmeschutz aus-
gekleidet, um die Kondensation bintanzuhalten
und dadurch Bürsten und Wicklungen mög-
liehst vor Feuchtigkeit zu schützen. Am freien
Ende der Trommel befindet sich eine (band-
große)Inspektionsöffnung, deren Deckel mittels
Flügelschrauben und Lederdichtung befestigt
wird. Das Wellenstück in dem konischen Ver:
bindungsgehäuse ist mit 2 Stopfbüchsen aus-
gerüstet, von denen die an der Pumpenseite _
liegende unter Saugwirkung steht, so daß hier-
durch ein weiterer Schutz gegen das Eindringen
von Wasser in die Motortrommel gegeben ist.
Die Pumpe selbst ist eine gewöhnliche Zentri-
fugalpumpe, wird durch einen 15 kW-Neben-
schlußmotor angetrieben und leistet 900 l/sek
bei 10,5 m Druckböhe. er Anschluß wird
durch dreiadriges Gummikabel mit daran be-
festigtem Stöpsel mit 3 Stiften, von denen der
eine zur Erzielung des richtigen Einsetzens
dünner als die anderen beiden ist, bewirkt. Der °
Stöpsel kann mit der zugehörigen Dose mittels
Schraubringes und Packung wasserdicht ver-
bunden werden. („The Electrician‘, Bd. !
1919, 8. 535.) W. SENSE Da
|
3
|
nt Nulleiter in’Material und Giekkekrllh gleich de m
Außenleiter angenommen. ARE, 5
%) Vel.Bußmann *„ETZ“ 1918,:8, % u. 105. © A
Fi
22. April 1920. ;
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Kalifornische Großkraftübertragung mit
220 kV. — Sorensen, Cox und Armstrong
berichteten vor dem American Institute of El.
Eng. über ein Projekt einer ‚‚Kalifornischen
Sammelschiene‘‘, durch welche vorhandene
und ausbauwürdige Wasserkräfte von Kali-
fornien und Arizona in größtem Stile zu-
sammengefaßt werden sollen. Verfolgt man
die mit .zwei Stromkreisen gedachte Fern-
leitung an der Hand von Abb. 1, so erkennt man,
daß es sich um einen Hauptstrang — die eigent-
liehe Sammelschiene — ‚zwischen dem Kraft-
werk am Pitt-Fluß und dem Unterwerk in Los
Angeles von insgesamt 920 km Länge handelt,
an den die Kraftwerke des Feather-Flusses
und des Big Creek!) angeschlossen sind.
Neben den Unterwerken im Zuge dieser Fern-
leitung ist eine Abzweigung nach San Fran-
eisco vorgesehen. Endlich ist ein Anschluß
des Kraftwerkes am Colorado-Fluß und ein
Unterwerk in Phoenix (Arizona) vorgesehen,
wodurch die Gesamtlänge der Sammelschiene
auf 1770 km gebracht wird. Als Übertragungs-
spannung sind 220 kV kei einer einheitlichen
requenz von 60 Per/s in Aussicht genommen,
eine Spannung, über deren Anwendbarkeit
Silver kürzlich ausführlich berichtet hat?).
Die Kuppelung älterer Anlagen für 50 Per
mit der Sammelschiene über Frequenzum-
former erscheint für ein derartiges System
ungeeignet, sie wären vielmehr für die Ein-
heitsfrequenz umzubauen. Nach statistischen
Erhebungen dürfte der Energiebedarf Kali-
forniens innerhalb der nächsten 6 bis 7 Jahre
1 Mill. kW überschreiten. Die Leistungsfähig-
keit dieser Sammelschiene wird daher auf
etwa 1,5 Mill kW festzulegen sein. Im ein-
zelnen werden für die einzelnen Bezirke für
das Jahr 1926 folgende Bedarfszahlen an-
gegeben:
1000 kW
Sacramento-Tal nördlicher Teil 70
» ; südlicher Teil. 125
Ausnutzung des Truckee-Flusses 40
- Bezirk der Bai von San Franeisco 250
Bezirke W Voir. Eresno: (Ur. "nn. 90
Bezirk Bakersfield einschl. Teha-
i DNADE SR a ann, 125
Bezirk Los Angeles . . ..... 300
Bezirk Barstow u. Needles einschl.
Elektrisierung ihrer Bahnen . 40
; » 1040 kW
Die Unterwerke, deren Lage in Abb 1
angegeben ist, unterteilen die Fernleitung
in Abschnitte, deren längster 240 km ist.
Die Belastungszentren sind so verteilt, daß
die mittlere Übertragungslänge etwa 320 km
beträgt. Die Länge der einzelnen Abschnitte
ist, da die Abbildungen nicht genau masstäb-
lich ist, nachstehend angegeben:
ER km
_ Pitt-Fluß bis Marysville . 24
Feather-Fluß bis Marysville 96
Marysville bis Stockton °. 144
Stockton bis San Francisco 96
Stockton bis Fresno . : 208
Big Creek bis Fresno . . 64
Fresno bis Bakersfield . y 160
Bakersfield bis Los Angeles . 160
Bakersfield bis Barstow . x 176
Barstow*bis Needles . . . 240
Needles his Colorado Fluß 160
Colorado-Fluß bis Phönix . 160
Pitt-Fluß bis San Francisco . 480
"Big Creek bis Los Angeles Be 384
Big Creek bis San Franeisco . . wer 868
Was die geplante Übertragungsspannung
von 220 kV anbelangt, so beruht der Plan
auf den günstigen Erfahrungen, welche die
Southern California Edison Co. während
5 Jahren mit ihren 150 kV-Leitungen gemacht
hat. Sie hat von dem Werk Big Creek in
dieser Zeit an die Verbrauchszentren von Los
Angeles auf 390 km Entfernung 1200 Mill. kWh
mit einem Wirkungsgrad von 87,5 % und
einem Belastungsfaktor von 45 %, abgegeben
und keine Stromunterbrechungen erlitten, die
auf die 150 kV-Leitungen zurückzuführen
gewesen wären. Die gegenwärtig vorhandenen
| ernleitungen von Big Creek ‘könnten ohne
Auswechselung des Materials mit 220 kV be-
trieben werden. Sie benutzen Hängeisola-
toren mit je 9 Gliedern und zwei parallele
Ketten von je 11 Gliedern bei Abspannungen.
| Die Maste erlauben ohne weiteres eine Er-
böhung der Gliederzahl auf 11. Der Sicher-
' heitsfaktor der Ketten ist folgender: a
1) Vgl. „ETZ“ 1990, 8.197. .
er RA
) .
a S—<—nmaa EEE
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 16.
RUNDSCHAU.
nasser Iso- trockener 1so-
lator
ator
Glieder Glieder
11 9 u
150 kV: (87 kV gegen
Rrdene sr 2, a ee
220 kV (127 kV gegen
Droe ED re NIT re
Wie auch sehon Silver gezeigt hat, ist
durch die Erhöhung der Gliederzahl der
Ketten über 10 hinsichtlich der Überschlag-
spannung bei trockenen Isolatoren keine
praktische Verbesserung zu erreichen, daher
sollen für 220 kW 11 Glieder und für Ab-
spannungen 12 Glieder Anwendung finden.
Bei der Begehung der 150 kV-Leitungen hat
MR
a /
’
nn
o Prruf eh
4’
Feathbr-Fluß
D e
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Phoenix I
Abb. 1:
es sich gezeigt, daß selbst 4 oder 5 schadhafte
Glieder in einer 9-gliedrigen Kette keine Stö-
rungen gezeitigt haben. Die Entwicklung
von Verfahren zur Abstufung der Isolator-
einheiten. und ihre Abschirmung wird ' eine
erhebliche Verringerung der Gliederzahl er-
möglichen. Auch die neuesten Erfahrungen
hinsiehtlich der Prüfung und Unterhaltung
der Isolatoren und die Einführune verbesserter
Typen wird Gewähr für einen sicheren Be-
trieb mit 220 kV bieten.
Was die Koronaerscheinungen anbe-
langt, so treten solche beim Betrieb mit 150 kV
und 50 Per nicht auf, da die Spannung nur
80 % des unteren Weıtes der kritischen Span-
nung beträgt. Bei 220 kV und 60 Per tritt
zwar auf der ganzen Linie eine Koronawirkung
ein, doch macht diese bei gutem Wetter nur
0,4 % der gesamten übertragenen Leistung
aus. Bei Sturm längs der ganzen Leitung und
einer dadurch bedingten Herabsetzung der
kritischen Spannung um 20 .% würden die Ko-
ronaverluste 8 % betragen. Der Wert ist nicht
groß genug, um die Leitung unwirksam zu
machen, und dieser Zustand würde auch so
selten eintreten, daß hierdurch die wirtschaft-
liehen Bedingungen nicht nennenswert, be-
einflußt werden könnten.
Die Rücksicht auf den Ladestrom
zen! zur Verwendung von Synchronmotoren
(synehronous condensers) am empfangenden
Ende der Leitung, um die Spannung zu regeln,
Die Fernleitung mit angeschlossenen Genera-
toren, Transformatoren, sowie Syncehronmo-
toren ist als untrennbare Einheit zu betrachten,
und alle diese Teile müssen dauernd in sicherer
elektrischer Kuppelung bleiben. Bei dem
Big-Creek-System mit 150 kV hat es sich
gezeigt, daß es durchaus möglich ist, Syn-
chronmotoren von 15 000 kVA zugleich mit
den Generatoren anzulassen. Die Big-Creek-
Linien arbeiten z. Zt. bei 150 kV mit 30 000k VA
Synehronmotovenleistung am Ende jeder Fern-
leitung und übertragen je 57000 kW bei
85 % Leistungsfaktor sowie 11 % Spannungs-
abfall. Bei 220 kV Übertragungsspannung
würde man 125 000 kW mit dem gleichen
Spannungsabfall übertragen können, falls eine
Erhöhung der Leistung der Synehronmotoren
auf etwa 75 % der zu übertragenden Leistung
vorgenommen werden würde.
Der wirtschaftliche Gewinn bei
doppelung der UÜbertragungeleistung,
Kosten zu etwa 7,8 Mill. $ angegeben werden,
würde nicht nur diese, sondern auch die-
Ver-
deren .
817
jenigen für den Übergang von 50 auf 60 Per
mehr als ausgleichen. Der bisherige Betrieb
der Big-Creek-Anlagen hat ergeben, daß seine
Betriebssicherheit nicht geringer ist als. die-
jenige von Dampfkraftwerken ähnlicher Lei-
stung in der Nähe der Verbrauchszentren, und
man glaubt, dasselbe auch von einem Betrieb
mit: 220 kV erwarten zu dürfen. („Electrical
World“, Bd. 74, 1919, 8. 743). i
Apparatebau.
Induktions - Strombegrenzer für Wech-
selstrom. — Der betrachtete Apparat hat die
Aufgabe, den Stromkreis gegen Überlastung
zu sehützen und ist besonders für elektrische
Schweißanlagen bestimmt, die mit Wechsel-
strom arbeiten. Hier ist die Gefahr eines Kurz-
schlusses gegeben, indem die Elektrode am
Arbeitsstück festschmelzen kann. Die Schweiß-
ung mit dera Wechselstrom-Lichtbogen fällt
nur vollkommen aus, wenn der Bogen kurz ist;
dabei muß aber beim ersten Kontakt genügend
Strom -fließen, um den Lichtbogen ziehen zu
können. Gewöhnlich hilft man sich so, daß
man eine ziemlich hohe Arbeitsspannung und
einen Luftspalt-Streutransformator oder eine
Drosselspule benutzt. Hierbei kann der Arbei-
ter jedoch immer noch mit langem Lichtbogen
arbeiten, der schlechte Schweißstellen ergibt.
Davies und Soames schlagen daher mit ihrem
Strombegrenzer einen anderen Weg ein. In
der einen Ausführungsform stellt er einen
Transformator dar, dessen Primärwicklung für
eine beliebige Spannung gewickelt werden
kann. Die Sekundärwicklung ist für die er-
forderliche Arbeitsspannung gewickelt und ge-
stattet die Entnahme eines Stromes bis zu. dem
vorher eingestellten Höchstwert. Ist dieser
erreicht, und sinkt der äußere Widerstand
weiter, so sinkt auch die Spannung, bis auf 0
bei Kurzschluß, während der Strom konstant
bleibt. Bei der Ausführungsform als Drossel-
spule wird der Strombegrenzer mit dem Werk-
Abb. 2. Induktions-Strombegrenzer,
stück in Reihe geschaltet. Er führt weder
Drosselung noch Widerstand in den Stromkreis
ein, solange der vorher eingestellte Höchstwert
nicht erreicht wird. Ist dies aber der Fall, so
wirkt er wie oben für den Transformator: be-
schrieben. Abb. 2 zeigt die Konstruktion des
Transformatorbegrenzers.. B ist der mit den
7
Ü;
Neee:|
J ee
RKURHITADMER
VE ET RE
= Belastung in kW
v-
Abb. 3. Wirkung des Induktions-Strombegrenzers.
318
\
Elektrotechnische Zeitschritt. 1920, Heit 16.
22. April 1920.
Spulen AA bewickelte Ständer, die am aus-
geführten Apparat in halbgeschlossenen
Schlitzen liegen und wie bei einem Einphasen-
ständer angeordnet sind. B, ist der Läufer,
der die Spulen C und auf seiner Achse einen
Hebel E. mit verschiebbarem Gewicht E,
trägt. Wenn jetzt die Ständerwicklung an das
Netz, und an die Läuferwieklung der Arbeits-
stromkreis angeschlossen wird, dann wirkt der
Begrenzer bis zu einem durch das Gewicht E,,
bestimmten Stromwerte als gewöhnlicher
Transformator. Steigt der Strom, so dreht
sich der Läufer, bis das Gleichgewicht wieder
hergestellt ist. Der Grenzwert des Stromes
kann also einfach durch Verschieben des Ge-
wichtes E,, auf dem Hebel E, der direkt in
Ampere eingeteilt werden kann, eingestellt
werden. Abb. 3 zeigt Kurven, welche beim
Gebrauch des Begrenzers erhalten wur-
den. Die Ausführungsform als Drosselspule
hat den Vorteil, daß sie keine Leerlaufs-
verluste ergibt. Der Aufbau ist genau so wie
bei dem Transformatorbegrenzer, da jedoch
nur der Überstrom wabzudrosseln ist, so
können die Abmessungen kleiner gehalten wer-
den. Ständer- und Läuferwicklungen erhalten
hierbei gleiche Windungszahl und sind in Reihe
geschaltet. Als besondere Vorteile dieser Be-
grenzer wird hervorgehoben, daß der Arbeits-
stromkreis in keiner Weise beeinflußt wird,
bis der eingestellte Höchststrom erreicht ist,
daß die Regelung verlustlos, vollkommen
stetig und allmählich vor sich geht, daß nur die
sehr einfache Einstellung eines Gewichtes vor-
genommen zu werden braucht, und daß die
Apparate mit ebenso gutem Wirkungsgrad ge-
baut werden können wie gutkonstruierte In-
duktionsmotoren. (,The Elecetrieian‘‘, Bd. 83,
1919, S. 522.) W.
Werkstatt und Baustoffe.
Das elektrische Schweißen. — Man kann
geradezu von einer Umwälzung auf dem Ge-
biete des Schiffbaues und des Eisenbahnwe-
sens durch das elektrische Schweißen sprechen,
und es hat sich die Ansicht verbreitet, daß die
Zeit des Nietens vorbei sei. Im „Engineering‘‘!)
werden in einem Aufsatze von Robert E.
Kinkead über das elektrische Lichtbogen-
schweißen zunächst grundsätzlich die verschie-
denen Möglichkeiten des Schweißens im allge-
meinen erörtert. Danach gibt es 2 Arten von
Sehweißungen: eine, die Wärme und mechani-
schen Druck und eine, die nur Wärme erfor-
dert. Zur ersten Art gehören das Schweißen
in der Schmiede ünd das elektrische Punkt-
schweißen; zur zweiten Art das Thermit-
schweißen, das Azetylen-Sauerstoff-Verfahren
und die Lichtbogenschweißung. Die letzteren
Methoden heißen autogene Schweißung. Mit
wenigen Ausnahmen können die in Frage kom-
menden Arbeiten sowohl mit Azetylen-Sauer-
stoff als auch mit dem Lichtbogen ausgeführt
werden. Der Liehtbogen hat aber eine höhere
Temperatur als die A.-S.-Flamme, und der
größte Teil seiner Wärme wird in einem außer-
ordentlich begrenzten Teile des Schweißme-
talls frei im Gegensatz zur A.-S.-Flamme, die
in dieser Beziehung viel ungünstiger ist. Mit
einer gegebenen Wärmemenge kann man mit
dem Lichtbogen mindestens dreimal soviel
Schweißarbeit leisten wie mit der A.-S.-Flamme.
Da außerdem die Kosten für die Erzeugung
einer Wärmeeinheit bei den jetzigen Preisen
für Gas und Elektrizität sich beim Liehtbogen
und bei der A.-S.-Flamme wie 1:3 verhalten,
so stellen sich die Energiekosten beim A.-S8.-
Verfahren etwa neunmal so hoch wie beim
Lichtbogen. Bis. jetzt ist der Lichtbogen fast
ausschließlich zum Schweißen von Stahl ver-
wendet worden. Infolge der Konzentration
der Wärme beim Liehtbogen werden die bei der
Behandlung von Kesselblechen mit der A.-S.-
Flamme beobachteten Erscheinungen des Ver-
ziehens und Reißens beim Liehtbogenschweißen
vermieden. Auch Gußeisen kann elektrisch
geschweißt werden; aber die Handhabung ist
etwas schwieriger als beim A.-S.-Verfahren und
erfordert eine größere Geschicklichkeit des Ar-
beiters, Man kann jetzt Arbeiten ausführen,
welche noch vor wenigen Jahren zehnmal so
viel Mühe und Zeit erfordert haben würden,
und deshalb ist das Liehtbogenschweißen als
ein weiterer Triumph der Elektrotechnik zu be-
zeichnen. .
Die Anwendung des: elektrischen
Schweißens im Eisenbahnwesen be-
handelt ein weiterer Aufsatz ‚Krieg und
Schweißen‘‘ von E. Wanamaker. Wana-
maker berichtet über seine Erfahrungen, die er
als Elektrotechniker bei den Rock-Island-Bah-
nen mit den dort verwendeten elektrischen
Schweißeinrichtungen gemacht hat. Er sagt
1) Bil. 106, 1918, 8. 185.
dem elektrischen Schweißen auf Grund seiner
Erfahrungen eine große Zukunft voraus, wo-
bei er sich grundsätzlich auf die Annahme
stützt, daß mit einer genieteten Verbindung
niemals, mit einer Schweißverbindung jedoch
ohne Schwierigkeit die gleiche Festigkeit er-
zielt werden kann, die das gesunde Material
hat. Außerdem stellt er fest, daß durch die
Anwendung des elektrischen Schweißverfah-
rens die Wiederherstellung gebrochener oder
abgenutzter Maschinenteile - mit geringen
Kosten und in kurzer Zeit möglich geworden
ist, während früher bei der Reparatur im
Schmiedefeuer die Kosten fast ebenso hoch
waren wie beim Ersatz des gebrochenen Teiles
durch einen neuen. Von den zwei Arten von
Lichtbogensehweißungen, der Kohlenelektro-
den- und der Metallelektroden-Schweißung,
hat im Eisenbahnwesen nur die letztere in aus-
gedehntem Maße Anwendung gefunden. Es
ist zweckmäßig, als Stromart Gleichstrom zu
wählen, weil das geschmolzene Elektrodenme-
tall durch den Lichtbogen auf die Schmelzstelle
des Arbeitsstückes geschleudert und dort mit
dieser zu einer homogenen Masse vereinigt wer-
den soll. Das Elektrodenmetall tropft also auch
dann nicht ab, wenn von unten nach oben ge-
schweißt wird, sondern wird durch den Bogen
kräftig in der Richtung näch dem anderen Pol
befördert. Abgesehen von einigen Sonderfällen
wählt man als : Schweißelektrode stets die
Kathode, d. h. der Strom fließt vom Arbeits-
stück zur Elektrode. Man tut dies, weil —
wie ja schon aus der Bogenlampentechnik be-
kannt — die höchste Temperatur im‘ Krater
der Anode auftritt. Da das Arbeitsstück die
größere Masse darstellt und an ihm die Wärme-
leitung am größten ist, so ist klar, daß man
dort die größere Wärmekonzentration bzw. die
höhere Temperatur :herstellen muß. Nur bei
Manganstahlelektroden und bei Schlacken-
elektroden wählt man die umgekehrte Strom-
richtung. Als Bogenspannung kommen etwa
20 V in Betracht. Die richtige Auswahl und
sorgfältige Herstellung des Elektrodenmaterials
ist von größter Wichtigkeit. Vor etwas mehr
als 5 Jahren stellten die Rock-Island-Eisen-
bahnen vier elektrische Schweißeinrichtungen
der damals erhältlichen Bauart auf. Inzwi-
schen wurden wesentliche Verbesserungen er-
zielt. Man war bestrebt, ein leichtes, gedrängtes
und vor allem ortsbewegliches Gerät zu schaf-
fen, das aus wenigen Teilen besteht und mög-
lichst einfach ist. Auf Grund der günstigen Er-
fahrungen in den Werkstätten wurden dann
33 Schweißeinheiten aufgestellt, von denen
10 fest eingebaut und 23 ortsbeweglich waren.
Jede’Einheit besteht aus einer Motordynamo
für eng begrenzten Kurzschlußstrom. Die er-
folgreiche Anwendung erfordert drei Voraus-
setzungen für. das Arbeitspersonal, . nämlich
technische Kenntnisse, mechanische Geschick-
lichkeit und Begeisterung für die Sache. Man
hat deshalb ausgesuchte Leute, nämlich ge-
schickte Kesselschmiede und dergleichen und
keine Neulinge herangezogen und’ für eine
peinliche Nachprüfung der fertiggestellten Ar-
beit gesorgt. Wanamaker hat die bei den
Rock-Island-Bahnen erzielten Ersparnisse ge-
genüber dem alten Schmiedeverfahren und auch
gegenüber dem A,-S.-Verfahren als sehr be-
deutend festgestellt. Die Einrichtungen haben
ein Anlagekapital von rd 40 000 $ erfordert;
der Gewinn, der damit erzielt wurde, drückt
sich aus in einem bedeutenden Rückgang der
Unterhaltungskosten und in der Erzielung
einer größeren Zahl von Lokomotiv-Betriebs-
tagen mit dem vorhandenen Materialbestand.
Die Gesamtersparnis, die mit den gegenwärti-
gen Einrichtungen erzielt wird, wird etwa
200 000 $/Jahr betragen, welcher Betrag sich
zusammensetzt aus einem unmittelbaren Ge-
winn von rd 136 000 $ gegenüber den alten
Arbeitsmethoden, während der Restbetrag der
Ersparnis auf den Zeitgewinn und die raschere
Indienststellung der Lokomotiven entfällt.
Die letztere Ersparnis ist gleichbedeutend mit
einem Gewinne von rd 1400 Lokomotiv-
tagen im Jahr.
Durch die neuerdings eingeführte Verwen-.
dung von schlackenbekleideten Elektroden ist
es gelungen, Stahl niederzuschlagen, der einen.
Kohlenstoffgehalt von 0,5% hatte.. Dadurch
konnten Arbeiten ermöglicht : werden, die
früher nicht erreicht werden konnten. Wana-
maker gibt zu, daß beim Schneiden von Kessel-
blech und beim Schweißen von Gußeisen und
Metallen, die nieht zur Eisengruppe gehören,
das A,-S.-Verfahren zweifellos Vorteile
war wohl in der Lage, Erfahrüngen mit A.-S.-
Apparaten zu sammeln, denn seine Gesellschaft
hat 75 A.-S.-Brenner und eine Äzetylengas-
anlage in Betrieb. :
‘Man rechnet gewöhnlich im Eisenbahnbe-
trieb damit, daß rd 15% Lokomotiven in Aus-
besserung sind. Wird dieser Satz auf. 10%
verringert, was bei den Rock-Island-Bahnen‘
schon erreicht ist, so würde das für die gesam-
Heizkörper besteht aus Chromnickeldraht, der |
-durch wird ein völliger Luftabschluß undeeine
at. Br,
ten amerikanischen Bahnen einen Gewinn von
3325 Lokomotiven gleichkommen.
Nach den auf dem Eisenbahngebiete Er
machten Erfahrungen ist es nach Ansicht des
Berichterstatters nicht zweifelhaft, daß sich
das neue elektrische Schweißverfahren auch in
allen Kesselschmieden, Brückenbau- und
Hochbau-Anstalten, sowie im, Schiffbau
einführen wird, soweit es nicht schon geschehen
ist.
Im Schiffbau!) wird beabsichtigt, den
Sehiffskörper zunächst roh dadurch zusammen-
zustellen, daß man die dazu nötigen Platten
und Winkel durch Punktschweißung :zusam-
menheftet, so daß das entstehende Bauwerk
wenigstens stark genug wird, um sich selbst
tragen zu können. ie Fertigstellung des
Schiffsrumpfes, die Erzielung der notwendigen
Festigkeit und Wasserdichtigkeit geschieht
dann in der Weise, daß hinterher mit Licht-
bogenschweißung eine entsprechend solide Ver-
bindung der einzelnen Elemente erreicht wird.
Man hofft, mit der neuen Methode beim Bau
eines 10 000 t-Schiffes einen Monat Bauzeit
und für 1 t Eisenkonstruktion 40 $, im ganzen
wenigstens "100000 $ Baukosten gegenüber
dem Nietverfahren einzusparen. Dabei werden
die jetzigen Gestehungskosten eines 10 000 t-
Schiffes auf 2 Mill. $ und der auf das Nieten
entfallende Betrag auf 70 000 $ geschätzt. Die
erhoffte Ersparnis ist also größer als die ge-
samten Nietkosten, was die Amerikaner damit
begründen, daß das gesamte Bauverfahren
durch das Schweißen geändert ist, so daß sich
eine Reihe indirekter Vorteile ergibt. Auch in
England?) werden große Anstrengungen ge-
macht, die elektrische Liehtbogenschweißung im
Schiffbau einzuführen und das Nietverfahren
zu verlassen. Für das Schweißverfahren selbst
wurden allgemeine Regeln aufgestellt, aus denen
insbesondere hervorgeht, daß die Zusammen-
setzung des Materials der Elektrode von größter
Wichtigkeit ist, weshalb auch die Herstellung
dieser ekiioden besonders überwacht wird.
Außerdem wird besonderer Wert auf die Aus-
bildung der Arbeiter und Prüfungsbeamten ge-
legt, weil naturgemäß von deren Gewissenhaf-
tigkeit und Geschicklichkeit alles abhängt.
Auch die Vermeidung der Verbrennung des
Materials durch Abschluß gegen die Atmosphäre
wird durch besondere Mittel ee 2
tauch.
Beleuchtung und Heizung. ,
Elektrisches Bügeleisen, Marke Kelu. — _
Unter diessm Namen bringt die Firma Keue
& Lublinsky, Berlin S. 42, elektrische Bügel-
eisen in 3 Größen von 2!/,, 3!1/, und 4 kg, ent-
sprechend 300, 400 und 440W, auf den Markt,
deren Bauweise aus Abb. 4 erkennbar ist. Der
/MeIzkanper
EEE LELLLEEEEETEEE
SE a a en nn
Abb. 4. Kelu-Bügeleisen.
in Spiralenform gewickelt und in eine Platte
aus zementartiger Masse eingebettet ist. Hier-
Wärmeabgabe an die Bügel-
fläche erreicht; ‘auch die leichte Auswech-
selbarkeit des Heizelements ist ein Vor-
zug dieser Konstruktion. Die kräftigen Kon-
taktstifte sind in Specksteinbuchsen gelagert.
Der Eisenkörper ist aus sehr diehtem Guß her-
gestellt und sorgfältig vernickelt. In Abb. 5°
sind einige Kurven gegeben, die den Einfluß
verschiedenartiger isolierender Zwischenlagen
zwischen Ober- und Unterteil auf die Erwär-
mung der unteren und oberen Flächen zeigen.
Die mit a bezeichneten beiden Kurven zeigen
das Verhalten der ausgeführten Bauart der
Kelu-Bügeleisen. » 7B
gleichmäßige
1) „Electrical World“, Rd. 71, 1918, S. 903.
2) „Engineering“, Bd. 106, 1918, S. 213.
22 April 1820.
300,
TC
250
200
150
700
70
75
20
d Ohne Zwischenlage.
c Asbestplatte von 1 mm.
b Asbestscheiben von 2 mm. i
a Asbestscheiben von 2 mm und Asbestplatte
von 2 mm. - n
Abb.5. Erwärmungslinien eines Kelu-Bügeleisens von
3,5 kg bei verschiedenen Wärmeisolationen.
Elektrische Antriebe.
Überlegenheit der Gleichstrommotoren
gegenüber Drehstrom bei regelbarem Einzel-
antrieb von Werkzeugmaschinen. Trotz
der bekannten Verluste und sonstigen Nach-
teile erhalten sich doch die Riementriebe,
hauptsächlich wohl aus Gewohnheit. Aber
auch solche elektrischen Einzelantriebe, die
aus an die Werkzeugmaschine angefügten,
nicht regelbaren Motoren bestehen, sind
unwirtschaftlich. In den A.E. G.-Mitteilun-
gen, Bd. 16, 1920, S. 18, bringt O. Pollok
einige recht beachtenswerte Ausführungen
über die Notwendigkeit des organischen Zu-
sammenbaus der Antriebsmotoren mit den
Werkzeugmaschinen. Vorgelege, Stufenschei-
ben, Kupplungen usw. nehmen Platz fort,
kosten Kraft und Geld. Auch wird häufig statt
kW-Verbrauch
136,22
3 WeVerbrauch
319
des Gleichstroms der für regelbare Motoren
ungeeignetere Drehstrom verwendet. Normale,
marktgängige Werkzeugmaschinen mit regel-
barem Motor sind bisher im Handel kaum zu
haben, so daß Interessenten im allgemeinen
auf solche verzichten müssen, selbst wenn sie
deren Vorteile kennen und davon Gebrauch
zu machen wünschen. Der rationelle, riemen-
trieblose Einzelantrieb mit regelbaren Motoren
ist in Wirklichkeit noch viel günstiger, als im
allgemeinen angenommen wird, .da die Wir-
kungsgrade der Riementriebe, namentlich
durch Vernachlässigung des Riemenschlupfes,
gewöhnlich viel zu hoch eingesetzt werden
und so ein ganz falsches Bild über die Wirt-
schaftlichkeit ergeben. Aber trotz der geringe-
ren Kosten der Gebäude, deren besserer Aus-
nutzung, der erreichten größeren Helligkeit
und Übersichtlichkeit, welche leichte Kon-
trolle der Arbeiter und Werkzeugmaschinen
ermöglicht, schließlich der verminderten Un-
fallgefahr und des reinlicheren Betriebes,
sowie der Unabhängigkeit des Herstellungs-
ganges von der Riementriebanlage beim Ein-
zelantrieb hat er sich bisher, wie Verfasser
meint, wegen fehlender Normung von Strom-
art und Spannung, noch nicht genügend durch-
setzen können. Dabei sei die Frage der Strom-
| art bereits zugunsten des regelbaren Gleich-
strommotors gegen den Drehstrommotor ent-
schieden, da der erstere billiger und wirtschaft-
licher, also für praktische Zwecke besser ist.
Ausschlaggebend ist hierbei, daß Werkzeug-
maschinenantriebe meist bei allen Drehzahlen
dieselbe Leistung benötigen, eine Forderung,
der regelbare Gleichstrommotoren ohne weiteres
Brecht werden, welche jedoch bei der Anwen-
ung von Drehstrom-Kollektormotoren zur
Wahl größerer, bei höheren Drehzahlen
schlecht ausgenutzter Modelle zwingt. Sogar
unter Einrechnung der Kosten für Einanker-
umformer wird in Drehstromnetzen die Ver-
wendung regelbarer Gleichstrommotoren bil-
liger als die von Drehstrom-Kollektormotoren.
Durch vier, sehr übersichtliche Zahlentafeln,
in denen die wesentlichen Angaben, wie
Dauerleistung bei allen Drehzahlen, Drehzahl-
Regelbereich, Wirkungsgrad, Gewicht, Anker-
GD® und Vergleichspreis einander gegenüber-
gestellt werden, erbringt Verfasser den Beweis
für die aufgestellte Behauptung. Die Ergeb-
nisse sind außerdem in Schaulinien (Abb. 6
und 7) zusammengefaßt, aus denen die Über-
legenheit des Gleichstroms für die betrachteten
Verhältnisse hervorgeht. Als Spannungsnor-
men empfiehlt Verfasser 220 und 440 V, u. zw.
die niedrigere Spannung für regelbare Motoren
bis 15kW. WM.
Verschiedenes. '
Erneuerung der öffentlichen Verwaltung.
Die unten aufgeführten Verbände haben in
einer Kundgebung zur Auswahl und Anstellung
der höheren Beamten in den
allgemeinen und besonderen
Zweigen der Verwaltung des
3 „Reiches, der Länder und
7302
der Selbstverwaltungskörper
2 125,62
folgende Richtlinien auf-
775,08}
4 gestellt:
1. Der deutsche Beamte
4% 705,4 soll charakterfest und unbe-
102,55 stechlich, berufs- und ver-
DR antwortungsfreudig sein und
92,05 Sic! erozag 7 nur das Wohl der Allgemein-
heit im Augehaben. Er soll
Se 802 für seinen Beruf. auf die
75,27 : vollkommenste Weise vor-
70,00 72,20 und ausgebildet werden.
65.33 .. Die Vorbildung für
61,55 618 den höheren Verwaltungs: |
Be 5760 Ras 17a dienst wird durch ein abge-
248 5127 schlossenes . Hochschulstu-
BU 675
87560 r
dium, verbunden mit prak-
tischer Tätigkeit, die Aus-
bildung durch einen mehr-
jährigen Vorbereitungsdienst
gewonnen. Für den Eintritt
in die höhere, allgemeine
50050 urgso Verwaltung sind alle Studien-
fächer, deren Gegenstand für
I: | | die Nor wallne ven En
| tung ist, mit gleichem Rechte
0 h DE 777 P) Ws Hr kW zulässig; die Anwärter wer-
gen —> Gruppenleistungen den auf Grund einer Ver-
Abb. 6. Regelung bei gleich-
bleibendem Drehmoment.
kW — Verbrauch Schaulinie
Gleichstrommotoren :
dgl. mit Einankerumformer
dgl. mit Einankerumformer
und Transformator . . .
dgl. mit
Abb. 7. Regelung bei gleich-
bleibender Leistung.
pen. a ET Fr ER RR BEL REN
Vergleichspreis
Gleichstrommotoren
Einankerumformer
Ast mit Einankerumformer,
ransformator und Hoch-
waltungsprüfung angenom-
‚men, welche die bereits ab-
gelegten Berufsprüfungen er-
gänzt. Für den Eintritt in
die Sonderzweige der Verwal-
tung ist die durch Prüfung
Schaulinie
a ausbildung Voraussetzung.
3. ‚In die höheren Stel-
| Drehstrom-Kollektor- spannungsschalter Ila ‘
| Inokokem is, tr Mad $ Drehstrom-Kollektor- len aller Verwaltungszweige
motoren Tuch re II sind auch Personen jeder Vor-
abgeschlossene höhere Fach-”
bildung, die durch Leistungen ihre Eignung
nachgewiesen haben, zu berufen. Sie sollen
hierbei ohne Rücksicht auf Dienstalter eine
ihrer Tätigkeit entsprechende Stellung er-
halten.
4. Zu Referenten oder Mitgliedern einer
Behörde sollen nur vollkommen durchgebildete
und erfahrene Fachmänner gewählt werden.
Jedem istdieseiner Fachrichtung entsprechende
Tätigkeit zuzuteilen, die er selbständig und
verantwortlich ausübt. Die Referenten oder
Mitglieder der Behörde arbeiten gleichberech-
tigt unter dem Vorsitz des leitenden Beamten.
5. In leitende Stellen oder zum Leiter einer
Behörde sind nur Persönlichkeiten zu be-
rufen, die die Befähigung zur Geschäftsleitung
bewiesen haben. Fach- und Berufsrichtung
geben hierbei nicht den Ausschlag.
Deutscher Verband Technisch-Wissenschaft-
licher Vereine.
Deutscher Volkswirtschaftlicher Verband.
Mitteleuropäischer Verband Akademischer In-
genieur- Vereine.
der Akademischen
stände.
Reichsbund Deutscher. Technik.
Reichsverband der Deutschen Presse.
Reichsausschuß Berufs
Dampfkesselzerknall im Elektrizitätswerk
Reisholz bei Benrath. — Am Dienstag, den
März, vormittags 8 Uhr 13 min, zer-
knallte in dem Elektrizitätswerk ein im Jahre
1917 von Dürr in Ratingen gebauter Steil-
rohrkessel mit zwei Ober- und 2 Unterkesseln
von 660 m? Heizfläche und 15 at. Betriebs-
druck. Der Kessel stand mit elf anderen von
ähnlicher Bauart in dem neuen, während des
Krieges erbauten Kesselhaus III und war
ee diesen mit zwei Wanderrosten versehen.
er vordere Unterkessel riß ungefähr in der
untersten Nietreihe der vorderen Naht zur
Hälfte auf, drehte sich und fiel auf einen
Haufen von Schutt, Kohle und Eisenträgern.
Die Roste wurden gegen die Feuerungen des
gegenüberliegenden Kessels geschleudert. Die
Oberkessel flogen nach oben und lagen nach
dem Zerknall umgekehrt auf der Bühne ober-
halb der Kohlenbunker. Das Mauerwerk der
beiden Nachbarkessel wurde fast vollständig
zerstört. Das Mauerwerk der übrigen Kessel
hat zum Teil auch sehr gelitten. Das Dach,
das aus Eisenbetonplatten und Drahtglas
bestand ist vollkommen zerstört, ebenso auch
ein Teil der Eisenkonstruktion. Auffallend
ist, daß ein undicht geworderier Kessel der-
selben Bauart bei der Wasserdruckprobe vor
einiger Zeit fast an derselben Stelle aufge-
rissen ist. (Zeitschr. d. Bayer. Rev. Vereins,
Bd. 24, 1920, S. 47). e
Energiewirtschaft. _
Zur schiedsgerichtlichen Erhöhung von
Preisen bei der Lieferung von elektrischer Ar-
beit, Gas und Leitungswasser!). — Die Reichs-
regierung hat die Verördnung vom 1. II. 1919
(R. G. Bl. 1919, S. 135) unter dem 11. III.
1920 (‚„Reichsanz.‘“ 1920, Nr. 66) dahin ge-
ändert, daß nunmehr nicht nur diejenigen, die
auf Grund von vor dem 4. II 1919 ge-
schlossenen Abmachungen zur Lieferung von
elektrischer Arbeit, Gas oder Leitungswasser
verpflichtet sind, unter den bekannten Vor-
aussetzungen Anderungen dieser Abmach-
ungen, insbesondere Erhöhung der Liefer-
preise, verlangen können, sondern auch die
zur Lieferung von mechanischer Arbeit
und Dampf Verpflichteten. Die Aufstellung
der Leitsätze wird dem Reichswirtschafts-
minister übertragen. Von diesem sind solche
unter dem 18. III. 1920 (‚‚Reichsanz.‘‘ 1920,
Nr. 66) unter Berücksichtigung der vorer-
wähnten Änderungen in einer neuen Fassung
veröffentlicht worden, nach der nunmehr ein
Mitglied des Schiedsgerichts aus den-
selben Gründen und unter denselben
Voraussetzungen abgelehnt werden
ann, die zur Ablehnung eines Richters
(ZPO. $$ 41 ff) berechtigen. Die Ablehnung
kann außerdem, wie bereits früher bestim mt,
dann erfolgen, wenn ein Mitglied die Er-
füllung. seiner Pflichten ungebührlich ver-
zögert. Beide Verordnungen sind mit dem
Tage ihrer Verkündung in Kraft getreten.
Industrie und Handel.
Selbstkostenberechnung und Lohnsysteme
im industriellen Betrieb. — In einer Zeit, deren
Hauptaufgabe der wirtschaftlicheWiederaufbau
ist, und die deshalb gebieterisch möglichst hohe
und wertvolle, zugleich aber auch bis aufs
äußerste ökonomische Produktion verlangt,
spielt die Selbstkostenberechnung eine
1) Vgl, „ETZ“ 1919, 8. 82, 112, 328.
320
er
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920, Het 16.
a Aa IR 27
| 2. April 1820,
hervorragende Rolle. Mehr als vordem hat
das Wort seine Berechtigung, daß ein Indu-
strieller, der nicht kalkuliert, ebenso strafbar sei
wie ein Kaufmann, der durch Aufwand über-
mäßige Summen verbraucht hat oder schuldig
geworden ist!). Eine richtige Selbstkostenbe-
rechnung ist die Grundlage der Wirtschatt-
lichkeit jedes Betriebes. Sie ermöglieht die
besonders.bei scharfem ‚Wettbewerb wichtige
zutreiiende Festsetzung der Verkaufspreise,
zeigt dem Unternehmer, welche Erzeugnisse
Gewinn, welche Verlust bringen, wo die
Fabrikation in ökonomischer . Beziehung ver-
besserungsbedürftig ist, und gestattet ın or-
ganischer Verbindung mit einer geeigneten
Buchführung. die Autstellung gerade unter
den heutigen Verhältnissen besonders wün-
schenswerter Zwischenbilanzeh, Wie einige
von Schulz-Mehrin in den „Mitteilungen
des Ausschusses für wirtschaitliche Fertigung‘
(1920, Heft 5) angeführte Beispiele erkennen
lassen, erfüllt das heute noch vielfach üb-
liche Selbstkostenbereehnungsverfahren diese
für die dauernde Wirtschaftlichkeit eines
Unternehmens notwendigen Auigaben noch
keineswegs, u. zw. insbesondere deshalb nicht,
weil bei der allerdings schwierigen Ermitte-
lung der Unkosten oft in fehlerhafter Weise
für alle Werkstätten und Erzeugnisse mit dem
gleichen Prozentsatz der Löhne gerechnet wird,
obgleich dieser in Wahrheit je nach der Werk-
statt sehr verschieden ist und die Produkte
z. T. verschiedene Werkstätten, durchlaufen.
Das Berechnungsverfahren muß mithin ver-
vollkommnet und so gestaltet werden, daß
die Feststellung der den verschiedenen ,Ab-
teilungen eines Betriebes erwachsenden Un-
kosten keine zu große Schwierigkeiten und
Ausgaben verursacht. Die Beispiele erweisen
weiter den Vorteil der rechnerischen Prüfung
und Überwachung des eigentlichen Fertigungs-
vorganges und den Wert einer richtigen
Selbstkostenberechnung als Schutz gegen un-
nötige Betriebsausgaben. h
Der Verfasser des auf Grund von Ver-
handlungen im AwF bearbeiteten Aufsatzes
ist ferner der. Ansicht, daß durch allge-
meine Einführung richtiger Selbstkosten-
berechnung sich auch gesunde Preis-
und Wettbewerbsverhältnisse besser er-
reichen lassen als durch Preisvereinbarungen
und durch Festsetzung von Normal-, Richt-
oder Mindestpreisen, die, besonders wenn es
sich um hochwertigere, viel Arbeit erfordernde
Fertigerzeugnisse handelt, den Verhältnissen
fast immer irgendwie Gewalt antun. Soweit
Preisvereinbarungen vorläufig noch für
notwendig gehalten werden, bildet die Selbst-
kostenberechriung für sie die beste Grundlage,
auch insofern, als sie ermöglicht, Preisände-
rungen jederzeit im Einklang mit den wirk-
lichen Verhältnissen vorzunehmen, während
die Preisregulierung durch ‚prozentuale Zu-
oder Abschläge Unterschiede in den Preisen
der verschiedenen Wettbewerber unzulässig
beeinflußt und der Änderung der einzelnen
preisbestimmenden Faktoren nicht genügend
Rechnung .trägt. Als,Basis für Preisverein-
barungen bedarf die Selbstkostenberechnung
allerdings gewisser einheitlicher Grundsätze,
um eine Vergleichung und nötigenfalls Nach-
prüfung zu ermöglichen. Angesichts dieser
Bedeutung der Selbstkostenberechnung auch
für das Verhältnis der Einzelbetriebe eines
Industriezweiges zu einander bezeichnet der
Verfasser es als eine besonders wichtige Auf-
gabe der Verbände, sie bei ihren Mitgliedern
zu fördern.
Die Voraussetzung für eine allgemeine Ein-
führung der Selbstkostenberechnung bildet
aber deren Beschränkung auf das zunächst
unbedingt Notwendige und die Herausarbei-
tung möglichst einfacher. Verfahren, die bei
ausbaufähiger Basis dann von den Betrieben
selbst vervollkommnet werden können. Es ist
keineswegs erforderlich, sogar nicht einmal
wünschenswert, daß die Verfahren für die
verschiedenen Industriezweige auch ver-
schieden sind, ihre Grundlagen sollen viel-
mehr die gleichen sein, ja es muß ver-
sucht werden, sie möglichst übereinstimmend
zu gestalten, Daß sie dann auch gewisse Vor-
teile bei Verhandlungen mit der Steuerbe-
hörde, mit Preisprüfungsstellen und Arbeitern,
Aktionären usw. bieten, leuchtet ohne Weiteres
ein. Soweit es den Betrieben an für die Selbst-
kostenberechnung geeigneten Kräften mangelt,
müssen ihnen nach Ansicht des Verfassers
unabhängige Fachleute mit Rat und Tat zur
Seite stehen, die von Verbands wegen heran-
gezogen werden sollen, wie es bereits in
mehreren Fällen mit gutem Erfolg geschehen
ist, sei es, daß die Verbände Vereinbarungen
mit bezüglichen Spezialisten treffen, sei 68,
daß sie selbst solche Sachverständige an-
2 ı) Vgl.F. Leitner, „Die Selbstkostenberechnung
industrieller Betriebe". Frankfurt a. M,, 1918,
l
, schichten es. keines äußeren Zwangsmittels
stellen und zur Verfügung ihrer Mitglieder
halten. Um das geeignete Personal zu schaften,
verlangt Schulz-Menhrin, daß Fabriken-, Fort-
bildungs-, Gewerbe-, Fach- und Hochsehulen
den Unterrieht in der Selbstkostenberechnung
als eines. der wichtigsten Fächer betrachten,
wie der AwF denn selbst, mit dem Deutschen.
Ausschuß für technisches Schulwesen in diesem
Sinne zu wirken beabsichtigt, und daß Fach-
presse und Verbände durch Verötfentlichungen
und Vorträge, möglichst unter Benutzung der
vom AwF ausgearb eiteten ‘bzw. noch fest-
zustellenden Unterlagen, aufklärend und be-
lehrend wirken. Außerdem müssen Verbände
und ‘andere Organisationen Lehrkurse ein-
richten, die Techniker und Kaufleute in den
Stand setzen, die Selbstkostenberechnung nach
den vom AwF gegebenen Grundlagen ein-
und durehzuführen. Soweit zur allgemeinen
Einführung der Selbstkostenberechnung ein
gewisser Zwang für notwendig gehalten wird,
wil ihn der Verfasser der Industrie selbst
und ihren Verbänden überlassen, wobei sich
Preisvereinbarungen als Druckmittel verwer-
ten lassen. Staätlicher und städtischerseits
könnte unter Umständen dadurch mitgeholten
werden, daß bei Vergebung von Aufträgen
solche Firmen den Vorzug erhalten, die das
Bestehen einer richtigen »Selbstkostenberech-
nung nachzuweisen vermögen. Schließlich
bietet auch die Zusammenarbeit von Arbeit-
gebern und Arbeitnehmern die Möglichkeit,
auf die Einführung der Selbstkostenberech-
nung nach Art des amerikanischen ‚‚cost fin-
ding system‘ einzuwirken.
Der AwF hat, den hier kurz angedeu-
teten Richtlinien . entsprechend, aus Indu-
strielen, Betriebsingenieuren und unabhän-
gigen Sachverständigen .einen Sonderaus-
schuß gebildet, der die allgemein geltenden »
Grundsätze der Selbstkostenberechnung (Glie-
derung der Kosten nach Art und Ort, Be-
handlung der Zinsen und Abschreibungen,
Festsetzung einheitlicher Bezeichnungen, Nor-
mung gewisser häufig gebrauchter Vordrucke
usw.) festlegen, eine vergleichende Übersicht
über die verschiedenen Techniken der Selbst-
kostenberechnung, der Aufschreibungsmethoden
usw. schaffen, die Erfahrungen auf dem in
Rede stehenden Gebiet sammeln, sichten und
nutzbarmachen, endlich bei der Einführung
der Selbstkostenberechnung und bei sonstigen
sich als notwendig herausstellenden Arbeiten
mitwirken soll. Besondere Aufgaben werden
in Unterausschüssen behandelt. Um die
Einführung der Selbstkostenberechnung in
bestimmte. Industriezweige zu fördern, will
man für diese zusammen mit den Fachver-
bänden Fachausschüsse für Selbst-
kostenberechnung aus Angehörigen des
Industriezweiges und Mitgliedern des ge-
nannten Sonderausschusses ins Leben rufen.
Ihr Ziel wird darin erblickt, für den be-
treffenden Industriezweig die Grundzüge
eines einfachen Selbstkostenberechnungsver-
fahrens auszuarbeiten, deren Anwendung im
einzelnen wie die der Eigenart der Betriebe
anzupassende Organisation Sache letzterer
bleiben würde. :
Jedermann kennt die Bedeutung, die bei
der Berechnung. der Selbstkosten eines in-
dustriellen Betriebes den Löhnen beizu-
messen ist, zumal unter Lebensverhältnissen,
die die Arbeitnehmer zu immer neuen Forde-
rungen veranlassen, ohne gleichzeitig allge-
mein. die dringend notwendige Steigerung.
der Leistung zu gestatten. Sehr verständlich
daher, daß schon bald nach der Revolution,
die den bis dahin in Deutschland stark ver-
breiteten Akkord beseitigte ‚‚weil in einem
Staat mit gesundem Pflichtgefühl aller Volks-
zur Arbeit bedürfe‘‘, Versuche einsetzten,
um baldmöglichst zu einem den veränderten
Umständen zwar Rechnung tragenden, vor
allem aber die Hebung der Produktion för-
dernden Lohnsystem zu gelangen. So hät die
Handelskammer zu Berlin, wie aus einem
vor kurzem in ihren Mitteilungen?) verötfentlich-
ten, dem Reichsarbeitsminister erstatteten
Gutachten hervorgeht, mit Berücksichtigung
der wirtschaftlichen und sozialpolitischen Lage
die Systeme des Zeitlohns, des Akkordlohns,
der Prämien und der Gewinnbeteiligung unter-
sucht. Sie ist zu dem Ergebnis gekommen,
daß der Zeitlohn nach den Erfahrungen des
letzten Jahres, angewandt auf produktive
Arbeitnehmer, als unwirtschaftlich und schäd-
lich zu bezeichnen sei, weil regelmäßig der
lässigste und langsamste Arbeitnehmer das
Tempo der Arbeitsleistung und den Grad der
Arbeitslust angibt. Der einfache Zeitlohn
drückt daher die Produktion auf einen nie-
drigen Durchschnittsstand und ist unbedin
abzulehnen. Dagegen bildet nach dem Gut-
%) Bd. 18, 1920, 8. 61,
, andere
zur B
vom 11. Ill. 1920 sei an dieser Stelle hingewiesen,
achten der richtig {gehandhabte Akkord-
lohn die Grundlage für ein gesundes und
soziales Lohnsystem, weil er allein imstande
ist, sowohl die für die deutsche Volkswirt-
‚schaft notwendige Steigerung der Arbeits-
leistung zu bewirken als auch bei sinnge-
mäßer Handhabung den Arbeitnehmern eine
gerechte Entlohnung für die geleistete Arbeit
zu sichern. - Auch die Arbeitnehmer und ihre
Vertretungen haben sich der Einsicht nicht
verschließen können, daß die Ersetzung des
Akkordlohnes durch den Zeitlohn den ge-
hegten Erwartungen nicht entsprochen hat.
-Die Handelskammer bestreitet aber nicht,
daß der Widerstand der Arbeitnehmer gegen
das Akkordsystem — -unter dem Eindruck
ganz anderer, in Deutschland längst überholter
Arbeitsverhältnisse hat es Karl Marx z. Zt.
als ‚„fruchtbarste Quelle von Lohnabzügen
und kapitalistischer Prellerei‘‘ bezeichnet —
oft durch eine nicht sachgemäße Handhabung
des letzteren hervorgeruften und verstärkt
wurde. Unzuträglichkeiten schufen beson-
ders das Akkordmeistersystem, das den Zwi-
schenmeister zum fast selbständigen Unter-
nehmer stempelte und vielfach zum Aus-
beuter der ihm unterstellten Arbeitnehmer
werden ließ, ferner das „Akkorddrücken“
und die eventuelle Aufgabe eines Akkords,
falls sich der Betrieb bei fehlerhafter Berech-
nung als unrentabel erwies. Dagegen ist die
Klage der Arbeitnehmer, daß der Akkordlohn
ihre Gesundheit untergrabe, durch die ge-
setzliche Einführung des Achtstundentages
gegenstandslos geworden.
Handelskammer lassen sich diese Mißstände
indessen vermeiden, wenn die Akkorde vor
Beginn der Arbeit festgesetzt und zur Kenntnis
Nach Ansicht der
der Arbeiter gebracht werden und wenn sie‘
nicht mehr von den Meistern, sondern von
besonders vorgebildeten Akkordkalkuülato-
ren auf Grund wissenschaftlich genauer Be-
rechnungen bestimmt werden, wie das in
den V. 3. Amerika ausgezeichnete Erfahrungen
gezeitigt hat. Schließlich muß der einmal
verabredete Akkord unter allen Umständen
durchgehalten werden, auch wenn sich die
Arbeit dadurch für den Unternehmer unren-
tabel gestaltet. Will dieser von dem Akkord-
lohn loskommen, so kann er das nur, wenn
er die Arbeit nach einem anderen Verfahren
herstellen läßt und hierfür einen neuen Akkord
aufstellt. Die Handelskammer ist der Über-
zeugung, daß, wenn diese Grundsätze, insbe-
sondere die Ausbildung und Heranziehung
von Akkordkalkulatoren, Beachtung finden,
das Akkordlohnsystem mehr als jede
Lohnform zur Produktions-
steigerung, zum Arbeitsfrieden und
zur Arbeitsfireudigkeit beitragen wird,
zumal es dem Arbeitnehmer schon kurze Zeit
nach Vollendung des Werkes das Ergebnis
seiner Arbeit vor Augen führt !). ’ Sy
Für Arbeitnehmer, deren Tätigkeit nicht
in der Erzeugung eines Werkes, sondern in
der Verrichtung wirtschaftlicher Arbeiten liegt,
muß an Stelle des Akkords ein Prämien-
system den nötigen Ansporn zur intensiven
und rationellen Arbeitsleistung bieten. Für
die hierher gehörenden kaufmännischen An-
gestellten kommt die Entlohnung im Zeitlohn
zuzüglich eventueller Prämien für Steigerung °
‘des allgemeinen Umsatzes,
Verkaufstätigkeit oder Überschreitung einer R.
ie -
ob
und in welchem Maße die Tätigkeit zu der
bestimmten Arbeitsleistung in Betracht.
Prämie muß danach bemessen werden,
günstigen Entwicklung des Ganzen beiträgt.
Für. Hilfskräfte, die nur mittelbar produktiv
tätig sind und an deren Arbeitsleistung ein
Akkordmaßstab nicht gelegt werden kann,
wird es sich neben dem Zeitlohn um, Er-
sparnisprämien und Prämien für das Über-
schreiten einer gewissen Normalgrenze der
B. Produktionssteigerung
Arbeitsleistung, z.
einer ganzen Abteilung, handeln.
Was die Gewinnbeteiligung betrifft,
so läßt unsere wirtschaftliche Lage — das ist
wesentlich für ee Betrachtungen
über Maßnahmen, die im Ausland getrotien
werden — die erste Voraussetzung für. deren
allgemeine Einführung, d. h. eine auf Jahre
"hinaus gesicherte Rentabilität der Betriebe,
als nicht mehr vorhanden erscheinen. Was
schon im Frieden eingewandt wurde, daß die
jährlichen, durchschnittlich etwa 200 M er-
reichenden Gewinnanteile zu gering waren,
um eine nachhaltige. moralische Wirkung auf
l
9) Unter dem Titel „Rückkehr zur Akkordarbeit“ hat
‚Reichs-Arbeitsbl.“ von 27. XI. 1919 wertvolles Material
eurteilung der Lohnsystemfrage gebracht und a.
das
ö l von F.
„Lohn oder Akkord“ in den „AEG. Volkswirtschaft
ERLERNT
der besonderen
REES TER
22. April 1820.
die Arbeitnehmer auszuüben!), wird .bei der
jetzigen Geldentwertung in bedeutend grö-
Berem Umfange der Fall sein. Da außer-
dem die einmalige jährliche Auszahlung der
geringen Anteile zeitlich zu lange auf sich
warten läßt, um während des ganzen Jahres
produktionstördernd zu wirken, ist die Ge-
winnbeteiligung für die große Masse der Be-
triebe nicht anwendbar, weil deren stabile
Prosperität durch die stetige Steigerung der
Gestehungskosten und die wachsende Steuer-
last auf das äußerste bedroht wird. Wenn trotz-
dem in einzelnen Fällen die Möglichkeit und
der Wille für eine Beteiligung der Arbeit-
nehmer am Ertrage besteht, so muß der An-
teil hoch genug bemessen werden, um einen
Ansporn zu bieten. Die Handelskammer hält
es fur zweckmäßig, die Gewinne in solchem
Fall mehrmals jm Jahr zu verteilen, wobei in-
“dessen die Gefahr besteht, daß Arbeitgeber und
Arbeitnehmer bei kleineren Ausschüttungen
als im Vorjahr über die Notwendigkeit von.
Geschäftsrücklagen nieht in Übereinstimmung
zu bringen sind.. Sie erblickt schließlich in
tatkräftiger Unterstützung seitens der Unter-
nehmer auf dem Gebiet der Wohnungsfürsorge
und der Lebensmittelbeschaffung für die Ar-
beitnehmer ein weiteres Mittel zur Erhöhung
der Arbeitskraft und Arbeitsleistung.
Seit einiger Zeitist das Statistische Reichs-
amt auf Veranlassung des Reichsarbeitsmi-
nisteriums bekanntlicn mit einer amtlichen
Lebenshaltungs- und WLohnstatistik
beschäftigt, um die tatsächlich bezahlten
durchsehnittlichen Löhne testzustellen und
die in größeren und mittleren Orten für
die Lebenshaltung eriorderlichen Mittel auf-
zuzeichnen. Man erwartet, auf diese Weise
Unterlagen zur Schaffung von örtlichen Be-
dürfnisklassen zu gewinnen, ohne die eine
gesunde Entwicklung des Tarifvertragswesens
nicht denkbar erscheint. Das Reichsarbeits-
ministerium rechnet damit, auf Grund der
Statistik die Berechtigung von Lohnforde-
rungen jederzeit prüfen und einen gerechten
Ausgleich der Löhne herbeiführen zu ‚können.
Wie eine soeben erlassene: Verordnung zeigt,
hat das bisherige Ergebnis der freiwilligen
Auskunfterteilung die Arbeit in Frage ge-
Are Zwangsmaßnahmen notwendig ge-
macht.
. „Die Glühlampe im Auslande. — Einem Be-
richt J. Listons über die Entwicklung der ame-
rikanischen Elektroindustrie im Jahre 1919 ?)
entnehmen wir die in Abb. 8 wiedergegebene
. Darstellung des Umsatzes von Glünlam-
pen in den Vereinigten Staaten). Er be-
trug 1919 ohne Miniaturlampen insgesamt
etwa 175 Millionen Lampen und 2
11 Millionen, also rd 6% geringer als 1918.
Dabei ist aber zu bemerken, daß nachträg-
liche Feststellungen ein Anwachsen des Ge-
‚ samtumsatzes in 1919 ergeben haben. Die
. .) Vgl. auch F. Deutsch, „Das Verhältnis des An-
teils von Arbeit und Kapital am Ertrage*. „ETZ> 1919, 8.220.
*) „General Electric Review“ Bd. 28, 1920, 8.4.
%) Vgl. auch .ETZ" 1920, 3.44. Er
war -um*
Elektrotechnische Zeitschritt. 1920. Heit 16.
Ri
Kurve für Kohlenfadenlampen berücksichtigt
auch den Verkauf der sogenannten Gem-
Lampe, deren Herstellung anfangs 1919 auf-
gegeben worden ist.. Von 1907 bis 1912 war
"Millioren I
7974
Ss
S
RN
Abb. 8. Zahl der in den V.S. Amerika 1890 bis 1919
‘verkauften Glühlampen (ohne Miniaturlampen).
die Tantallampe am Markt, doch kommt der
Umsatz dieser Type in Anbetracht seiner
Geringfügigkeit im Diagramm nicht zum Aus-
SEHR: 2
TUR SS
SERISEN
TR R
Abb. 9. Verkauf von Metallfadenlampen in Prozenten
des amerikanischen Gesamtumsatzes.
druck. An dem Gesamtumsatz von 1919 war
die , Metallfadenlampe (tungsten) mit etwa
162 Millionen oder über 92% beteiligt, die
Kohlenfadenlampe mit 13 Millionen oder über
|
88
7%. _Erstere zeigt gegen 1918 eine Abnahme
des Verkaufs um 4 Millionen, letztere um
7 Millionen Stück. Der prozentuale Anteil
der Metallfadenlampe am amerikanischen Ge-
samtumsatz der Jahre 1907, wo sie eingeführt
wurde, bis 1919 ist aus. Abb. 9 zu ersehen.
Wie die „Ind. u. Handels-Ztg.‘“ nach
einem Berner Bericht mitteilt sind bisher
weder Japan noch Frankreich mit Angeboten
auf dem Schweizer Glühlampenmarkt
erschienen, u. zw. letzteres wegen der geringen
Eigenerzeugung und der großen Nachfrage
im Lande selbst. Außerdem sind die fran-
zösischen Glühlampen, von Eisenbahnen und
Automobilen ‚abgesehen, wegen Verwendung
der Swanfassung in der Schweiz im allge-
meinen nicht gangbar. Demgegenüber be-
mühen sich die: Amerikaner eifrig, Glüh-
lampen ebenso wie Installationsmaterial in
die Schweiz zu importieren; auch hat die
holländische Fabrik Philips, Eindhoven, dort
Eingang gefunden wenngleich ihre Preise
höher sind als die der deutschen und inlän-
dischen Erzeugnisse. Der Wettbewerb zwischen
deutschen und schweizerischen Lampen, der
sich aber wegen der Preisvereinbarungen nicht
in Unterbietungen äußert, wird von dem Be-
richterstatter als sehr scharf bezeichnet.
A.E.G. — Felten & Guilleaume Carlswerk
A.G. Nähere Beziehungen der Allge-
meinen Elektricitäts - Gesellschaft zu
Felten & Guilleaume datieren seit dem
Jahre 1910, in dem sich erstere unter Erhöhung
ihres Grundkapitals auf 130 Mil. M an der
Reorganisation des damals wegen ungünstiger
Ergebnisse des Dynamowerks der Felten &
Guilleaume Lahmeyerwerke A.G. in seiner
Rentabilität bedrohten Köln-Mülheimer Unter-
nehmens durch Übernahme von 16 Mill. M
Aktien gegen 10 Mill. M neue A.E.G.-Aktien
und durch Erwerb des Frankfurter Dynamo-
werks beteiligte, das, ohne. Schuldverbind-
lichkeiten und Ausstände, in der mit 10 Mill.
M Aktienkapital gegründeten‘ A.E.G.-Lah-
meyerwerke A.G. (seit 1913 A.E.G.-Unter-
nehmungen A.G.) Aufnahme und Anschluß
an den Berliner Konzern fand. Jetzt will die
A.E.G. ihr Aktienkapital von 200 auf 300
Mill.M erhöhen, u. zw. um 75 Mill. M sofort
zu dem Zweck, nom.rd 50 Mill. M Aktien des
Carlswerks derart umzutauschen, daß auf
zwei derselben mit Gewinnanteilscheinen für
1919 ff drei junge A.E.G.-Aktien entfallen.
Die weiteren mit Rücksicht auf die Geldent-
wertung und den ständigen Bedarf an Be-
triebsmitteln vorgesehenen 25 Mill. M sollen
bis Ende 1920 begeben werden. Wie ver-
lautet, handelt es sich bei dieser Verstärkung
der Beziehungen um, eine Schutzmaßnahme
gegen unerwünschte Überfremdung des Carls-
werks, für das ausländische Konzerne in letzter
Zeit Interesse gezeigt haben. Wir behalten
uns vor, nach der auf den 8. Mai einberufenen
Generalversammlung der A.E.G. auf diepahezu
eine Vereinigung beider Unternehmen bedeu-
tende, äußerst bemerkenswerte Transaktion
zurückzukommen.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftsstelle: Berlin W. 657, Potsdamer Str. 68:
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9330 u. 9306.
Betrifft: Draht- und Kabel-Kommission.
Bestimmungen für die Übergangszeit betr.
isolierte Leitungen in Starkstromanlagen.
A. Kupfernormalien. >
‚. Die $$ 1 und 2 der Kupfernormalien sind
bis auf weiteres dahin abgeändert, daß für
Leitungskupfer ein Widerstand von 202 für
l km Länge und 1 mm? Querschnitt bei 20° €
zugelassen wird.
B. Normalien für isolierte Lei-
tungen in Starkstromanlagen.)
I. Beschaffenheit der Leiter.
Als Leiter sollen Metalle von folgender Be-
schaffenheit verwendet werden:
Kupfer, dessen Leitfähigkeit bei 20°C min-
destens 50, entsprechend einem
spezifischen Widerstand von höch-
stens 0,02 (bezogen auf 1 m und
4) Lagerbestände von isolierten ‚Leitungen, die nach
einer früheren Fassung der Normalien hergestellt sind,
. können bis auf weiteres Aufsehrancht werden. Auch aus
Heeresbeständen erworbene Leitungen, die von den Nor-
malien abweichen, sollen, sofern im übrigen die Errich-
ten damit erfüllt werden i
‚ der Verwendung ausgeschlossen werden.
können, nicht von
Zink,
VEREINSNACHRICHTEN,
1 mm?) betragen muß. Kupterlei-
ter, die mit einer Isolierhülle von
vulkanisiertem Gummi umgeben
sind, müssen feuerverzinnt!) sein.
dessen Leitfähigkeit bei 20°C min-
destens 30, entsprechend einem
spezifischen Widerstand von höch-
stens 0,033 (bezogen auf lm und
1 mm?) betragen muß. .
dessen Leitfähigkeit bei 20°C min-
destens 15, entsprechend einem
spezifischen Widerstand von höch-
‘ stens 0,066 (bezogen auf Il m und
l mm?) betragen muß. Geh
Aluminium,
II. Beschaffenheit der Isolierhülle.
Für die Isolierhülle der gummiisolierten
Leitungen ist eine Gummimischung zu ver-
wenden, welehe 15% besten Naturkautschuk
und 10% .Kautschuksubstanz in Form von
Regenerat enthält.?)
. IH. Gummiisolierte Leitungen.
a) Beklöppelte Leitungen zur testen Verlegung
in Niederspannungs-Anlagen.
Bezeichnung: K GC mit Kupferleiter,
K GA mit Aluminiumleiter,
KGZ mit Zinkleiter.
. 4) Zur Verziunung. kann bis auf weiteres eine Blei-
Zinn-Legierung verwandt werden. a 5
78) Be it in Aussicht genommen, später eine Gummir
‚mischung vorzuschreiben, die 25%. besten Naturkaut-
sohuk enthält
Ro ppe gummuüisolerte Leitungen sind
mit Kupfer- und Aluminiumleitern in den
Querschnitten 1,0 bis 150 mm?, mit Zinkleitern
in den Querschnitten 1,5 bis 150 mm? zulässig.
Massive Leiter: sind bis 6 mm?, mehrdräh-
tige von 1,0 bis 150 mm? zulässig.
Der Leiter ist umgeben von einer Gummi-
hülle, deren Zusammensetzung den Bestim-
mungen unter II entsprechen soll. Über dieser
Hülle befindet sich eine Bedeckung aus Papier
und über dieser eine Umklöpplung aus Baum-
wolle, Papiergarn oder ähnlichem Fasermate-
rial,. oder einer Mischung aus diesen Stoffen,
die in geeigneter Weise imprägniert ist.
Für die Bauart. der Leitungen gilt folgende
Tabelle:
Leiter-, _ Mindestzahl
Querschnitt der Drähte bei mehr-
in mm? drähtigen Leitern
Stärke der Isolierhülle
mindestens mm
1,0 7 0,8
1,5 7 0,8
2,5 7 1,0
4,0 7 1,0
6,0 7 1,0
10,0 7 1,2
16,0 7 42%
125,0 7 1,4
35,0 19 1,4
50,0 19 1,6
70,0 19 1,6
95,0 19 1,8
120,0 37 1,8
150,0 37 2,0
322
Die Leitungen müssen derart beschaffen
sein, daß 100m lange Ringe nach 12-stündigem
Liegen unter Wasser nv Stunde lang eine
Spannung von 1200 V Wechselstrom aushalten
können.
b) Nackte Leitungen zur Verlegung in Isolier-
röhren in Niederspannungsanlagen.
Bezeichnung: © G mit Kupferleiter.
A G mit Aluminiumleiter.
Nackte Gummiaderleitungen sind in den
Querschnitten 1,0 und 1,5 mm? mit massiven \
Leitern zulässig. Der Leiter ist umgeben von
einer Gummihülle, deren Zusammensetzung
den Bestimmungen unter II entsprechen soll.
Die Wandstärke der Isolierhülle soll 1,0 mm
betragen. Für die Spannungsprüfung gelten
die gleichen Bestimmungen wie unter Illa.
IV. Leitungen mit imprägnierter Papier-
isolierung
zur festen Verlegung in Niederspannungs-
anlagen.
Bezeichnung: K J © mit Kupferleiter.
K J A mit Aluminiumleiter.
K JZ mit Zinkleiter.
Leitungen. mit imprägnierter Papierisolie-
rung sind nur als Einfachleitungen mit massi-
ven oder mehrdrähtigen Leitern in Quer-
schnitten bis 16 mm? zulässig. Der kleinste
zulässige Querschnitt ist in Kupfer und Alumi-
nium 1,0 mm?, in Zink 1,5 mm.
Der Leiter ist von einer Isolierhülle um-
geben, die aus schraubenförmig gewickelten
Papierlagen besteht und ausreichende Festig-
keit und Biegsamkeit besitzen muß. Über die-
ser Isolierhülle befindet sich eine Umklöppe-
Rune aus Papiergarn oder gleichwertigem Mate-
rial.
Die Leitung ist im Vakuum sorgfältig zu
trocknen. und dann mit einer feuchtigkeits-
sicheren Masse zu imprägnieren. Nach der
Imprägnierung soll die ganze Leitung nochmals
durch eine gut abschließende Masse hindurch-
gezogen werden.
Für die Bauart der Leitungen gilt folgende
Tabelle:
Mindestzahl
Leiter- der Drähte bei
querschnitt mehrdrähtigen
Stärke der aus Papierlagen
gebildeten Isolierhülle
(ohne die Umklöppelung)
in mm? Leitern in mm
1,0 7 1,0
1,5 7 1,0
2,5 7 152
4 7 1,2
6 7 1,2
10 5 1,2
16 7 1,2
Die Leitungen müssen so beschaffen sein,
daß 5 m lange Stichproben, bei Zimmertem-
peratur in eng aneinanderliegenden Windungen
um einen Dorn von achtfachem Leitungs-
durchmesser ee nach 12-stündigem
Liegen, unter Wasser eine halbe Stunde lang
eine Spannung von 1500 V Wechselstrom aus-
halten können.
V. Manteldrähte
für Niederspannungsanlagen zur erkennbaren
Verlegung, die es ermöglicht, den Leitungsver-
lauf ohne Aufreißen der Wände zu verfolgen.
Bezeichnung: KM S mit Kupferleiter.
AMS mit Aluminiunleiter.
Manteldrähte sind gummiisolierte Leitungen
(KGC bzw. KGA) mit gefalztem enganlie-
-gendem Metallmantel (nicht Bleimantel), die
an stelle der imprägniertten Umklöppelung
eine mechanisch gleichartige, isolierende Hülle
von mindestens 0,6 mm Wandstärke haben.
Manteldrähte sind als Einfachleitungen in
Quersehnitten von 1 bis 16 mm? als Mehrfach-
leitungen in Querschnitten von 1 bis 6 mm? zu-
lässig.
Der Metallmantel muß gegen Rosten ge-
schützt sein und eine Wandstärke von eainde
stens 0,25 mm besitzen.
Für den äußeren Durchmesser der Mantel-
drähte gilt folgende Tabelle:
Leiter- Außendurchmesser (über Falz gemessen).
querschnitt in mm 2
in mm? nieht unter nicht über
1x2] 5,3 6,0
14158 5,4 6,2
1x2, 6,4 164
1x4 6,8 7,6
1x6 7,2 8,0
ISX2L0 8,2 9,2
17x16 9,2 10,2'
a 8,3 9,83
27X.158 8,7 9,7
2%, 270 10,0 11,0
aA 10,5 11,5
DB 115 12,8
ol 8,7 9,7
BEXAD 9,2 10,2
BG 28 10,5 1,155
}
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 16. .
Leiter- Außendurchmesser (über Falz gemessen)
querschnitt inmm |
in mm? nicht unter nicht über .
3x%,4 11,5 12,5
BILE6 12,5 13,5
4x] 9,5 10,5
4 x.1,5 10,0 11,0
4x, 2,0 11,5 12,5
Die Manteldrähte müssen in trockenem ‚Zu.
stand einer halbstündigen Einwirkung eines
Wechselstromes von 1200 V Spannung zwischen
den Leitern und zwischen Leitern und Metall-
mantel widerstehen können.
VI. Leitungen zum Anschluß ortsveränderlicher
Stromverbraucher.
a) Gummiaderschnüre (Zimmerschnüre) für ge-
ringe mechanische Beanspruchung in trocke-
nen Wohnräumen in Niederspannungsanla-
“ gen. ;
Bezeichnung: A SC mit Kupferleiter.
A SA mit Aluminiumleiter.
Die Gummiaderschnüre sind in Quer-
schnitten von 1 bis 4 mm? zulässig.
Der Leiter besteht aus Kupfer- oder Alu-
miniumdrähten von höchstens 0,3 mm Durch-
messer, die zweckentsprechend verseilt sind,
und ist umgeben von einer Gummihülle, deren
Zusammensetzung den Bestimmungen unter IT
entsprechen soll.
Für die Bauart der Schnüre gilt folgende
Tabelle:
\ Leiterquersehnitt Stärke der Gummihülle
i
m? mindestens mm
1,0 0,8
1,5 0,8
2,5 1,0
4,0 1,0
Jede Ader muß über der Gummihülle
einen Schutz aus Baumwolle oder einem ande-
ren Faserstoff erhalten. Bei Einleiterschnüren
oder verseilten Mehrfachschnüren muß dieser
‘ Sehutz in einer Umklöpplung bestehen.
Runde oder ovale Mehrfachschnüre müs-
sen außerdem eine gemeinsame Umklöpplung
erhalten. Für die N gelten
die Bestimmungen wie unter 1Ila.
b) Werkstattschnüre. KR
Für mittlere mechanische Beanspruchung in
Werkstätten und Wirtschaftsräumen in Nieder-
spannungsanlagen.
Bezeichnung: W K C mit Kupferleiter.
W KA mit Aluminiumleiter.
Die Werkstattschnüre sind in Querschnit-
ten bis 16 mm? zulässig. »
Die Bauart des Leiters und die Beschaffen-
heit der Isolierhülle ist die gleiche wie bei den
Gummiaderschnüren, jedoch ist bei den Quer-
schnitten über 6 mm? ein Drahtdurchmesser
von 0,4 mm zulässig.
Die Gummihülle jeder einzelnen Ader ist
mit imprägniertem Band oder einer Papierum-
wicklung zu bedecken. Zwei oder mehr solcher
Adern sind rund zu verseilen und mit einer
dichten Umklöpplung aus Baumwolle oder
einem andern Faserstoff zu versehen. Darüber
ist eine zweite Umklöpplung aus einem beson-
ders widerstandsfähigen Stoff anzubringen.
Erdungsleiter können aus verzinnten Kup-
ferdrähten oder aus verzinkten Eisendrähten
von höchstens 0,3 mm Durchmesser verseilt
sein. Sie sind innerhalb der inneren Umklöpp-
lung anzuordnen. ;
Für die Bauart der Schnüre gilt folgende
Tabelle:
Leiter- Stärke 1 Suersoalt
querschnitt der Gummihülle des Erdungsleiters
in mm? mindestens mm in mm?
1,0 0,8 1,0
1,5 RR0Y8 1,0
2,5 1,0 1,0
4,0 1,0 20
6,0 1,0 2,5
10,0 1,0 4,0
16,0 1,2 4,0
Für die Spannungsprüfung gelten: die Be-
stimmungen wie unter 111a.
VII. Panzeradern {
zur festen Verlegung bei Spannungen bis 1000V.
‚ Bezeichnung: KP C mit Kupferleiter.
K PA mit Aluminiumleiter.
Panzeradern sind mit massiven Alumi-
nium- oder Kupferleitern in Querschnitten von
1,0 bis 6 mm?, mit mehrdrähtigen Aluminium-
oder Kupferleitern in Querschnitten von 1,0.
bis 150 mm? zulässig.
Der Leiter ist umgeben von einer Gummi-
"hülle, deren Zusammensetzung den Bestim-
mungen unter II entsprechen soll.
Für die Wandstärke der Gummihülle gilt
folgende Tabelle: _
‘bestehen aus
a) Einleiter-Gleich-
. richtung »vorschriften.
22. April 1920.
Stärke der
Leiter- Stärke der Leiter- ?
auerschnitt | (nindestene | auerschnitt | Taindestens
Rn mar mm | in mm? mm
1,0. 293,5 35,0 2,0
EAN 1,5 50,0. 2,83
2,0. -L 1,5 70,0 2,3
4,0 1,5 95,0 2,6
6,9, 1,5 120,0 2,6
10,05%) 1,7 150,0 2,8
16,0: #7
25,0 | 2,0
- Über der Hülle befindet sich eine Be-
de&kung aus Papier und über dieser eine Um-
klöpplung aus imprägniertem Faserstoff. Die
imprägnierte Umklöpplung darf durch eine
andere gleichwertige Schutzhülle, die als
Zwischenlage gegen das Durchstechen abge-
rissener Drähte Schutz bietet, ersetzt sein.
‘Darüber folgt eine Hülle von Metalldrähten
(Geflecht, Umwicklung), die gegen ‘Rosten ge-
schützt sind: Bei Mehrfachleitungen muß die
Metallhülle gemeinsam sein.
Die fertigen Leitungen müssen eine halbe
Stunde lang mit 2000 V Wechselstrom zwischen
Leiter und Schutzpanzer in trockenem Zustand
geprüft werden. \
VII. Leitungen für Beleuchtungskörper.
a) Fassungsadern!)
zur Installation nur in und an Beleuchtungs-
körpern in Niederspannungsanlagen.
Bezeichnung: A F C mit Kupferleiter.
A FA mit Aluminiumleiter.
Die Fassungsader besteht aus einem mas-
siven oder einem aus 7 Drähten zweckent-
sprechend verseilten Kupferleiter von 0,5 oder
0,755 mm?, oder einem Aluminiumleiter von
0,75 mm? Querschnitt. - ER
Der Leiter ist umgeben von einer Gummi-
hülle von 0,6 mm Wandstärke, deren Zusam-
mensetzung den Bestimmungen unter II ent-
sprechen soll.
Über der Hülle befindet sich eine Umklöpp-
lung aus Baumwolle, Seide oder einem anderen
Faserstoff, die auch in geeigneter Weise im-
prägniert sein kann. Sa
Die Adern können auch mehrfach verseilt
werden.
Fassungsdoppeladern (AFC2, AFA2)
zwei nebeneinanderliegenden
nackten Fassungsadern, die gemeinsam, wie
oben angegeben, umklöppelt sind.
Die Fassungsadern müssen in trockenem
Zustande einer halbstündigen Durchschlags-
PEoRe mit 1000 V Wechselstrom widerstehen
önnen. Bei Prüfung einfacher Fassungsadern
ee zwei 5 m lange Stücke zusammen zu
rehen.,
b) Pendelschnüre
zur Installation von Schnurzugpendeln in
Niederspannungsanlagen. ar
‚Bezeichnung: KPL.
Tabelle der Bleimantel-Wandstärken für
Bleikabel.
b) Konzentrische und
verseilte Mehrleiter-
strom-Bleikabel
bis 750 V.
is 750 B leikabel.
Leiter- | Dicke des | Durchmesser der | Dicke des
querschnitt | Bleimantels a En Bleimantels
mm? mm mm mm
1 1,0 bis 10 1:0:
1,5 1,0 A 1,0. 258
25D 1,0 see 1,1
4 1,0 ae 151
6 } 1,0 Re 1,2
10 I) 1,3
16 1,0 1,4
25 1,0 26 1,5
35 1,4% >!) 1,6
50 1,1 ar) ERSTE;
70 1,1 AIESOREN 1,8
95 1,2 7338 1,9
120 153 al 2,0:
150 1,4 „ 44 27,
185 1,4 47. IR
240 1,5 21:8:50: Da
310 1,6 „54 2,3
400 157 Bulle 2,8
500 8 Ri En
625 2,0 le) 27
800 zZ AR 27
1000 PR t
D, Zulässige Belastungen.
‚ „Für .die Belastung der Leitungen gelte
die in den früheren ‚„Ausnahmebestimmunge
enthaltenen Tabellen.
B
Ü
Sie waren veröffent
?) Als Zuleitungen nicht zulässig. Siehe $ı8 der E
k
. Gleiehrichter möglich.
- erfolgt.
‘ der Rechnungsweise.
. im Primärstromkreise befindet, d.h.
x fo re
l
BSUV.
22. April i
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 16.
323,
lieht: für Drähte ‚„ETZ“ 1915, S. 545; für
Kabel „ETZ“ 1915, S. 670, und 1916, S.. 168.
Die Pendelschnüre sind nur mit einem
Kupferleiter von 0,75 mm? zulässig, der aus
Einzeldrähten von höchstens 0,2 mm Durch-
messer zweckentsprechend verseilt ist.
» Der Leiter ist von einer Gummihülle von
0,8 mm Wandstärke umgeben, deren Zusam-
mensetzung den Bestimmungen unter II ent-
sprechen soll. Zwei Adern sind mit einer Trag-
schnur oder einem Tragseilchen aus geeignetem
Material zu verseilen und erhalten eine gemein-
ähnlichem Material. Die Tragschnur oder das |
Tragseilchen können auch doppelt zu beiden
Seiten der Adern angeordnet werden: Wenn
das Tragseilchen aus Metall hergestellt ist, muß
es umsponnen oder umklöppelt sein. Die ge-
meinsame Umklöpplung ER Schnüre kann
fortfallen, doch müssen die Gummiadern dann
einzeln umflochten werden.
Die Pendelschnüre müssen. so biegsam
sein, daß einfache Schnüre um Rollen’ von
25 mm Durchmesser und doppelte um Rollen
von 35 mm Durchmesser ohne Nachteil geführt
same Umklöpplung aus Baumwolle, Seide oder | werden können.
Die Pendelschnüre müssen in trockenem
Zustande einer -halbstündigen Durchschlags
robe mit 1000 V Weehselstrom widerstehen
önnen.
C. Bleimäntelfür Kabel.
Bleimäntel von Starkstromkabeln sollen
mindestens die in nachstehender Tabelle ange-
gebenen Stärken besitzen. Doppelte Bleimän -
el dürfen bis auf weiteres nicht verwendet
werden.
SITZUNGSKALENDER.
Deutsche Physikalische Gesellschaft. 27. IV.
1920, nachm. 51%, Uhr, Physikalisches Institut der
- Universität, Reichstagsufer 7: Vortrag Niels Bohr
„Über die Serienspektra der Elemente‘.
Berliner Mathematische Gesellschaft. 28. IV.
1920, 715, Uhr, Physikalisches Institut: Lichten-
stein „Das mathematische Problem der Figur des
Erdmondes“. Haentzschel
einer zahlentheoretischen Aufgabe des Leonardo
von Pisa (Fibonacei)*. k
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
Zur Theorie der Gleichrichter.
Die Mitteilung des Herrn -Höpp auf
682 der „ETZ‘“ 1919, daß die Zün-,
neu der Lichtbogen nicht genau im Null-
punkt erfolgt, ist theoretisch richtig, jedoch
sind Abweichungen um 20° nur an einem beson-
ders zu diesem. Zwecke zusammengestellten
Im. Augenblick der
Zündung sind die Spannungen an den Sekun-
där- und Primärdrosselspulen proportional
ihren Induktionskoeffizienten. Die Summe
beider ist annähernd gleich dem Ohmschen
Spannungsverlust plus der Gegen-EMK im
Gleichstromkreis. Da die Reaktanz der Sekun-
därdrosselspule im Durchschnitt immer ein
Vielfaches von der der Primärdrosselspule ist,
so wird die Spannung an der Primärdrossel-
spule die Größe der Netzspannung nach weni-
gen Graden erreichen, wobei dann die Zündung
So ist bei dem 2. Beispiel auf S. 227
der „ETZ‘“ 1919 der Zündwinkel Z= 1° 5,
bei dem 1. Beispiel S. 226 Z = etwa 12°, aber
es ist ausdrücklich erwähnt, daß bei letzterem
das Verhältnis der Reaktanz der Sekundär-
zur Primärdrosselspule besonders klein gewählt
ist, um recht charakteristische Kurven zu er-
halten. Die Kurvenform der Ströme und
Spannungen bei Gleichrichtern mit normalem
Spannungsabfall und Leistungsfaktor wird bei
der Annahme, daß die Zündung im Nullpunkt
erfolgt, bei einer Messung mit dem Oszillogra-
phen wohl keine Abweichung von den errech-
neten Kurven aufweisen. Anderseits erlaubt
diese Annahme eine wesentliche Vereinfachung
Ich wollte in meinem
Aufsatz zeigen, wie man ohne empirische Re-
geln unter Zugrundelegung von systematischen
Vereinfachungen mit wenig Rechnungen die
‚Daten eines Gleichrichter-Stromkreises im vor-
aus berechnen kann, besonders mit den Gl. 24
u. 25, S. 227. Will man hierbei noch den Lei-
stungsfaktor annähernd bestimmen, so kann
S
DD.
„Beitrag zur Lösung |
dies auf folgende Weise geschehen. Unter der
Annahme, daß sich kein Ohmscher Widerstand
: daß r7
= 0 ist, lautet, Gl. 8, $S.- 225
.n
No EB: Re =
U-bz FR cosp—i-+ 7a
Für eine unendlich ‘große Drösselspule im
Gleichstromkreise ist für =d 4 —%= 1, also
E(1— cos)
TE IRREE
für den übrigen Teil der Halbperiode, also von
9»=d bis =n ist der Primärstrom gleich :.
Der Effektivwert‘des Primärstromes für un-
endlich große Gleiehstrom-Drosselspulen ist also
-alle die sonst noch vorhandenen drahtlosen
In der Abb. 1 ist das Verhältnis in
ungen vom Winkel id für unendlich
große Drosselspulen im Gleichstromkreis ein-
70° 20° 30° 40° 50° 60° 70° 80° 30°
—— fs
Abb. 1.
getragen. Die Genauigkeit des auf diese "Art
ermittelten Leistungsfaktors liegt innerhalb
der Grenzen, die von den Verbandsvorschriften
für den Leistungsfaktor von Asynchronmoto-
ren als Toleranz zugelassen sind.
Grünau i. Mark, 10. TI. 1920.
H. Nielsen.
Ist die drahtlose Telephonie ale Verkehrsmittel
i für erlandzentralen geeignet?
Herr NÜBEL zitiert in seinem Aufsatz
„ETZ“1920, S. 127, eine Stelle aus einer meiner
früheren Veröffentlichungen zur Stützung,. der
Ansicht, daß die drahtlose Telephonie für Über-
landzentralen unbrauchbar sei. Hiergegen muß
ich mich ganz entschieden verwahren! Mein,
ganzer Aufsatz bezog sich nur auf die normale
drahtlose Telephonie, die mit hohen Antennen
ganz unorientiert und mit verhältnismäßig
großem Energieaufwand arbeitet, und die mit
einer großen Zahl störender anderer Stationen
rechnen muß. Bei der drahtlosen Telephonie, wie
sie für Elektrizitätswerke verwendet wird da-
gegen liegen die Verhältnisse vollkommen an-
ders. Hier handelt es’sich um eine Hochfre-
quenztelephonie längs Hochspannungsleitun-
gen, also um eine Richtungstelephonie, bei der
die Energie längs der Leitungen konzentriert
ist, einem Verfahren, bei welchem, besonders
wenn längs Pärallelleitungen gearbeitet wird,
Stationen ausgeschaltet sind und nicht stören
können. Diese wesentlichen Unterschiede sind
vollkommen übersehen worden.
Berlin, 21. II. 1920. A.- Meißner.
Erwiderung.
‘In Erwiderung obiger Ausführungen des
Herrn A. MEISSNER verweise ich darauf, daß
an der betreffenden Stelle meines Aufsatzes
u. zw. vor/dem Hinweis auf die Veröffent-
liehung des?Herrn A. MEISSNER in der Tele-
graphen- und Fernsprech-Technik doch aus-
drücklich gesagt ist, daß es für die grundsätz-
liche Beurteilung der Frage, ob die drahtlose
Telephonie für den Betrieb von UÜberland-
werken in technischer und. wirtschaftlicher
Hinsicht vorteilhaft Anwendung finden kann,
zunächst von untergeordneter Bedeutung ist,
inwieweit diese nach dem Stande ihrer heu-
ee FEN
Rn (2 -= DS )>a
Ser. la ar. hen, Bad
a = I een 7
NER
ihr TE OEFEETT EIS TEE ÄRTEN Kr zT LNERTTRREENS SE 1 FE NEERIEN eE
a7 m (7 - 2 sin dcosd—2sin ) E Be (sind—d)+3?n
0.) RE a WA FERNEN BBIER ar A
3 “ . _ TI,
Air.“ E(1— cosd
Setzt man x, = en ein, so erhält man
FR‘ 3d+sindeosd—4sind d— sind y®
Pe o)2 25 4
vw = 2(1 — cos d) 2 1—cosd 4
\
tigen Entwicklung als betriebsicher gelten
kann. Es ist deshalb nicht zutreffend, daß
ich die Veröffentlichung des Herrn MEISSNER
zur Stützung der Ansicht, daß die drahtlose
Telephonie für Überlandzentralen unbrauch-
bar sei, herangezogen habe. Der Umstand,
daß es sich bei Anwendung der drahtlosen
Telephonie für Betriebstelephonanlagen von
Uberlandzentralen eigentlich um Richtungs-
telephonie handelt, schließt nach meinem
Dafürhalten die Bedenken, welche Herr
MEISSNER in seiner Veröffentlichung über die
Betriebsicherheit der drahtlosen Telephonie
äußert, keineswegs aus, weil es bei Betriebs-
telephonanlagen häufig vorkommt, daß eine
größere Anzahl von Sprechstellen in verhält-
nismäßig kurzen Abständen längs einer Teil-
strecke des Hochspannungsnetzes liegen und
mithin ganz ähnliche Verhältnisse gegeben
sind, wie sie Herr MEISSRER für die normale
drahtlose Telephonie annimmt.
Nürnberg, 9. IIL. 1920. J. Nübel.
Untersuchungen zur Ermittlung der Gleichungen
der Luftreibungsverluste an umlaufenden, dün-
nen Blechscheiben.
Die Ergebnisse des Aufsatzes von Dipl.=ing.
Kurt Heinrich, Chemnitz: „ETZ‘“ 1920,8.152,
stimmen im großen und ganzen mit meinen
Messungen überein. Die Gasreibung wächst
proportional dem Quadrat der Umfangsge-
schwindigkeit, und die aufzuwendende Leistung
wächst damit proportional der dritten Potenz
der Umfangsgeschwindigkeit. Bei der Bestim-
mung der Konstante von Heinrich vermisse ich
aber die Angabe, auf welches spezifische Gewicht
der Luft,d.h. auf welchem Barometerstand diese
bezogen ist. -Nach meinen Messungen ändert
sich die Konstante der Gasreibung direkt pro-
portional mit- dem spezifischen Gewicht des
Gases. Ich habe darum auch vorgeschlagen,
sehr schnellaufende elektrische Maschinen, wie
sie z. B. bei der drahtlosen Telegraphie ver-
wandt werden, in Wasserstoff laufen zu lassen
(D.R.P. Nr. 293 616). Die Reibungsarbeit be-
trägt dann nur den 14. 'Feil wie bei Laufen in
Luft. Gleichzeitig ist aber die Wärmeableitung
und Kühlung der Maschine günstiger: wie in
Luft. Die neuen Kreisel der Firma Anschütz &
Co. laufen ebenfalls in Wasserstoff, und es wird
dadurch möglich, 30 000 Umdr/min im Dauer-
lauf zu erreichen. |
Kiel-Neumühlen, 26. II. 1920.
Max Schuler.
Teilhaber von Anschütz & Co.
Erwiderung.
‘ Bei den vorliegenden Versuchen handelt
es sich zunächst um Schaffung praktischer
Unterlagen für Prüffeld und Bereechnungsbüro.
Die Versuche sind Vorversuche - für später
folgende Untersuchungen an umlaufenden
Ankern. _ Nach Abschluß der Versuche ge-
denke ich ‚dann, die Konstante als Funktion
des Baroömeterstandes zu untersuchen.
Chemnitz, 12. 3. 1920.
Dipl.-Ing. Kurt Heinrich.
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.)
3 SD
-A. Raps 7. Am 19. April starb nach länge-
rem Leiden. der Direktor der Siemens & Halske
A.G., Berlin, Prof. Dr. Dr.-Sug. e. h. August
Raps im Alter von 55 Jahren. Auf die hervor-
ragenden Verdienste des Verstorbenen um die
Elektrotechnik, insbesondere die Schwachstrom-
und Meßtechnik, werden wir noch besonders
eingehen.
" Hochschulnachrichten. Die ordentliche Pro-
fossur für Physik an der Technischen Hoch-
schule in Stuttgart® wurde Prof. Dr. Regener
von der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin
übertragen.
Auszeichnungen. . Die Professoren der
theoretischen Physik Dr. ‚A. Sommerfeld an
der UniversitätiMünchen und Dr. P. Debye
an der Universität Göttingen (inzwischen nach
324
Be Rn}
Elektrotechnische Zeitschrilt. 1920. Helt 16.
Su 4 er Pi, r AR v, % a‘ Ras 1x7 % DI
22. April 1920.
Zürich berufen) wurden zu korrespondierenden
Mitgliedern der physikalisch-mathematischen
Klasse der preußischen Akademie der Wissen-
schaften gewählt. /
Die Königlich Dänische Gesellschaft der
Wissenschaften hat in ihrer letzten Sitzung fol-
gende deutsche Gelehrte in die naturwissen-
schaftlich-mathematische Klasse aufgenom-
men: A. Einstein, Professor am Kaiser Wil-
helm -Institut in Berlin, M. Planck, Professor
an der Universität Berlin, E. Wiedemann,
Professor an der Universität Erlangen; _R.
" Willstätter, Professor an der Universität
München.
LITERATUR.
Besprechungen.
Zur Vereinheitlichung von Installa-
tionsmaterial für elektrische Anla-
gen. Erster Teil: Haus- und Wohnungsan-
schlüsse. Von W. Klement und C. Paulus.
Mit 450 Textabb., XII und 213 S. in 8°. Ver-
la 6 Bu Springer. Berlin 1919. Preis
seb. 10 M.
Den Besen Bestrebungen, auf allen in-
dustriellen Gebieten Vereinheitlichungen durch-
zuführen, sind die Verfasser obigen Buches, als
sie dieses zu Beginn des Krieges zu bearbeiten
begannen, recht erheblich vorausgeeilt.
... Es entstand das für die Installationstech-
nik recht wertvolle Buch offenbar gänzlich un-
abhängig von genannten Bestrebungen der
neuen Zeit, wie aus der Eigenart der Stoffbe-
handlung deutlichst ersichtlich. Der Begriff der
„Vereinheitlichung‘‘ ist hiernach den neuen Be-
griffen der ‚„Normierung‘“, ‚Typisierung‘ und
„Spezialisierung‘‘ in wohl verständlicher Weise
übergeordnet, u. zw. gehört zur Vereinheitli-
chung letzten Endes auch die Aufstellung von
Regeln und die Festlegung bestimmter Benen-
nungen für bestimmte Apparate. Recht beach-
tenswert erscheint in der Abhandlung auch die
Unterscheidung der notwendigen Normierungs-
arbeiten in 5 Arten, nämlich für auswechselbare
Apparate, für auswechselbare Ersatzteile, für
Systemeinteilungen und Typengrößen, für be-
stimmte Konstruktionen und für Mindestmaße.
Diese naturgemäße Unterscheidung, mit Hilfe
derer die, vielgestaltigen Aufgaben großzügi-
ger und umfassender Vereinheitliehungen auf
dem Gebiete der Installationsmaterialien für
Starkstromanlagen einer Lösung in absehbarer
Zeit durchgeführt werden sollen, muß als
wohldurchdacht und gelungen bezeichnet wer-
den. Der Weg zu gründlichen Vereinheitlichun-
gen ist hierdurch gegeben. Um nun das gesamte
(sebiet, in diesem Sinne auch lückenlos abzu-
schreiten, befleißigten sich die Verfasser einer
wohlweislichen vorläufigen Beschränkung auf
den in erster Linie wichtigen Abschnitt der
„Haus- und Wohnungsanschlüsse‘‘, also den
Teil der Anlage von der Netzabzweigung bis
zum Zähler. Hervorzuheben ist hierbei die
sachkundige Gliederung dieses Teilgebietes und
die weitere Zerlegung des Stoffes in einer nur
den Spezialisten möglichen feinsinnigen Art.
Genannte Unterteilung ermöglicht es jedem,
das jeweils Wissenswerteste ohne Mühe aufzu-
finden, während die schätzenswerte Ausstattung
des Buches durch anschauliche, lediglich grund-
sätzliche Merkmale hervorkehrende Bilder und
die sorgfältige Erläuterung derselben durch
leicht verständlichen ausführlichen Text auch
denjenigen genügend Belehrung verschafft, der
einstweilen dem Inhalt des Buches nur ober-
flächliches Interesse entgegenzubringen ver-
mag.
Auch die „Zusammenstellung der wichtig-
sten Aufgaben zur Vereinheitlichung: der Haus-
und Wohnungsanschlüsse‘ bieten in diesem
Sinne eine recht angenehme Handhabe und zu-
gleich für die weitere Bearbeitung des Gebietes
greifbare Anhaltspunkte.
Die Betrachtungen über Installations-
apparate, wie Leitungsverlegungsmaterial, Do-
senschalter, Steckvorrichtungen, Fassungen
und Beleuchtungskörper sollen offenbar in ei-
nem zweiten Teil der Arbeit gebracht werden,
während der weiteren Normierung und Typi-
sierung der Sicherungen erfreulicherweise be-
reits in dem vorliegenden ersten Teil breitester
Raum gegeben wurde.
Recht verdienstvoll erscheint das Kapitel
über die Ortsvorschriften und Ortsnormalien
der Elektrizitätswerke. Es werden diese ganz
besonders beleuchtet, u. zw. vornehmlich auch
durch Anschauungen, die in erster Linie dem
Konstrukteur geläufig sind. Genannte Vor-
schriften auch in Zukunft von diesem Stand-
punkte aus zu gestalten, dürfte für die Zukunft
nicht ohne sh sein. !
In Aussicht gestellt wird in der Einleitung,
der übrigens ein recht eindringliches Geleitwort
des Herrn Direktor”Dr. Passavant von den
Städt. Elektrizitätswerken in Berlin voraus-
geht, als Folge des ersten Teiles aueh noch die
Bearbeitung der weiteren Teilgebiete der elek-
trischen Starkstrominstallationen, d. 8. die
eigentlichen Zimmerinstallationen, die Installa-
tionen von Werkstätten und rauhen Gewerbe-
und Hüttenbetrieben und diejenigen für land-
wirtschaftliche Anlagen.
Die große Liebe zur Sache, die es ermög-
lichte, in so peinlich sorgfältiger Art das erste
Kapitel zu schreiben, dürfte sicher die vielleicht
noch größeren Mühen nicht unüberwindlich er-
scheinen lassen, in absehbarer Zeit nun auch die
Fortsetzung der Arbeit in der angekündigten
weiteren Richtung durchzusetzen.
Erfreulich ist, daß von maßgebenden. Stel-
len des Verbandes Deutscher Elektrotechniker
und des Zentralverbandes der deutschen elek-
trotechnischen Industrie in Gemeinschaft mit
der Vereinigung der Elektrizitätswerke und dem
Verbande der Installationsfirmen Deutschlands
seit kurzem tatkräftig und zielbewußt zur Ver-
wirklichung der besagten gründlichen Verein-
heitlichungen auf dem Gebiete der Installa-
tionsapparate und somit auch der Installationen
selbst geschritten wurde.
Sowohl den Elektrizitätswerksverwaltun-
gen als auch ‚den Installateuren ist das Buch
zum Studium und als Nachschlagewerk bestens
zu empfehlen, zugleich aber auch den Konstruk-
teuren und Fabrikanten und den a ie
öcht!l.
Die Rechte Privater im
Friedensvertrage unter besonderer Be-
rücksichtigung der handelsrechtlichen Be-
stimmungen. Von Dr. S. Goldschmidt und
Dr. jur. K. Zander. 219 S. in 8°. Verlag
von Reimar Hobbing, Berlin 1920. Preis
geb. 15 M. ;
Das Studium des Friedensvertrages von
Versailles stellt an den Leser ungewöhnliche
Anforderungen. Schon der gewaltige Umfang
des Vertrages mit seinen 440 meist recht langen
Artikeln und mit seinen zahlreichen Anlagen
erschwert das rasche Sichzurechtfinden und
den Überblick. Die Sprache und die Ausdrucks-
weise ist dabei keineswegs leicht faßlich und
verständlich. Der Friedensvertrag ist bekannt-
lich nicht, wie es sonst bei einem Vertrage der
Fall zu sein pflegt, das Ergebnis gegenseitiger
Erörterung und Verhandlung der Vertrag-
schließendeni, sondern er ist die einseitige von
dem einen Vertragsgegner dem anderen auf-
gezwungene Schöpfung der Alliierten, in der
Hauptsache der Franzosen und Engländer.
Ihre Rechtsideen, ihre rechtlichen Systeme und
ihre juristische Denk- und Aus
spiegeln sich in der Fassung und in dem Inhalt
der einzelnen Bestimmungen. wieder. Maß-
gebend ist für die Auslegung des Vertragswerkes
gemäß Artikel 440 Abs. 3 lediglich der eng-
lische und französische Text. Die dem Vertrag
beigefügte deutsche Übersetzung, die sich na-
turgemäß möglichst wortgetreu an die fremden
Texte anlehnt, hat deshalb nur den Charakter
einer privaten deutschen Arbeit zum Verständ-
nis der deutschen Beteiligten. Eine UÜber-
setzung ist immer bis zu einem gewissen Grade
unvollkommen. Sie wird oft den Sinn des
fremden Werkes nur undeutlich wiedergeben.
Eine gewisse Kenntnis der fremden Rechte
und ihrer juristisch-teehnischen Ausdrücke ist
zum vollen Verständnis oft unumgängliches
Erfordernis. Da diese Kenntnis aber meist feh-
len wird, ist eine Erläuterung geradezu not-
wendig, wenn man Irrtümer und falscheSchluß-
folgerungen vermeiden will.
Die vorliegende Arbeit bringt die im we-
sentlichen im
privatrechtlichen Bestimmungen des Friedens-
vertrages, an’ denen ja fast die gesamte Indu-
strie- und Handelswelt, aber auch weite Kreise
der Privaten interessiert sind, in der deutschen
Übersetzung zum Abdruck, und versucht, den
Inhalt und die Tragweite der einzelnen Para-
aphen in beigefügten Anmerkungen aus dem
ısprung, dem Zweck, dem Zusammenhang
und der Vergleichung mit dem fremden Text
zu erläutern. Die Arbeitist ein begrüßenswertes
Hilfsmittel, die komplizierte und schwere Ma-
terie zu verstehen und auf den einzelnen Fall:
richtig anzuwenden. Mit den Mitteln, die bis-
her den Verfassern zu Gebote stehen, haben sie
Vortreffliches geleistet und ihre Aufgabe gut
gelöst. Zweifelsfragen und Bedenken bleiben
reilich im einzelnen in Mengen noch. übrig.
Ihre Lösung wird erst die Praxis bringen kön-
nen, insbesondere die praktische Handhabung
des Vertrages, die unsere Gegner ihmangedeihen
lassen werden. Wo ein bestimmtes Gebiet be-
sonders gründlich behandelt werden soll, dürfte
es sich empfehlen, zu den Spezialarbeiten, die
bisher schon erschienen sind oder nochjim Er-
scheinen begriffen sind, zu greifen. ;
Für die Schriftleitung verantwortlich: ®. O. Zebme in Berlin. — Verlag von JullusSpr in ger in Berlin,
deutschen
ucksweise,
eil X des Vertrages enthaltenen.
"Allen, die sich Kenntnis über die Regelung
der privaten Rechte im Friedensvertrag zu ver
schaffen wünschen, kann die vorliegende Arbeit
als guter Führer empfohlen werden. Als An-
hang sind
dem Buche einige für die Hand-
habung des Friedensvertrages notwendigen Ge-
setze und Verordnungen beigefügt, so u. a. das
deutsche Gesetz über Enteignungen und Ent-
schädigungen aus Anlaß des
riedensvertrages,
das deutsche Ausführungsgesetz zum Friedens-
vertrag, die englische Friedensvertragsverord-
nung usw.
Ein am Schluß angehängtes Sachregister
erleichtert den praktischen
Buches. Dr. K. Kirehen bauer.
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher.
Annuairie de la Houille Blanche Francaise.
Von Prof. M. Auguste Pawlowski, unter Mit-
wirkung von Ingenieur Imbeaux, G. Tochon
und Dr. G. Bonnefoy. 3 Jahrg. 1919/20. 212 S:
in 40, Verlag der Revue Generale de L’Electrieite,
Paris VIII. Ä AR
Entbehrliche Fremdwörter aus dem Gebiete
des Handels, Gewerbes
Lebens undihre Verdeutschung. Zusammen-
gestellt von Karl Schubert. 144 S. in 160. Ge-
widmet von Conrad Scholtz A. G., Hamburg-
Barmbeck 1916.
Wer ist der wirklich Blinde? Eine Frage im
‚ Interesse von Wissenschaft und Technik. Offener
Brief an die Herren A. Riedler und St. Löffler
von L. Gümbel. Mit einem Beitrag: Die un-
mittelbare Reibung fester Körper. Mit 20 Text-
abbildungen. 678. in 8%. Verlag von Julius
Springer, Berlin 1920. Preis 5 M.
Diewirtschaftliche Bedeutungdes Material-
prüfungswesens der Technik. Von Dr.
Gustav Schulze. 99 S. in 8%. Verlag von Bon-
ness & Hachfeld, Potsdam 1919. Preis 6,60 M.
Dissertationen.
R. Nagel.
Gebrauch des
und täglichen
Die Verwertung der Glimmwirkung
elektrischer Leiter zum Schutze gegen Überspan-
nungen. Technische Hochschule Hannover.
E. Gieseking.- Unterstehung des Auftretens ge-
fährlicher Spannungen von elektrischen Anlagen.
in Kalibergwerken unter Tage.
schule Hannover. (Auch als Buch im Verlag von
Wilhelm Ernst & Sohn, Berlin, erschienen)
" KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Warenmarkt. — Metallpreise. Nach den
Technische Hoch-
Notierungen der Vereinigung für die deutsche
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission des
Berliner Metallbörsenvorstandes (letztere ver-
stehen sich ab Lager in Deutschland) in M/100 kg:
Metall | 20. IV. 16. IV.
Elektrolytkupfer (wire- j
bars), prompt, cif Ham-
burg, Bremen, Rotterdam | 2861 2655
Raffinadekupfer _
99/99, 3 Yg- = = = +.» |2200-—2300,2100 —2200
Originalhüttenweichblei | 850-875 | 800-850
"Originalhüttenrohzink,
Preis im freien Verkehr | 375—900 | 850 - 875
Remelted-Plattenzink
von handelsüblicher Be-
schaffenheit . - : . . | 625-675 | 625-650 7
Originalhüttenalumi- _ e
nium 98/99%, in gekerb- > 1
ten Blöckchen . . . . 1400041003900 — 4100
Zinn, . Banka-, Straits-, | a
Billiton- . . . ..._ +» + 19400 —9600 9000-9400
ne “mindestens Ä =
99 ER EEE — Se
Reinnickel 98/99%. . . 15800- 6000158005800
Antimon-Regulus . . 117001750) 1650—1700:
Am 19. IV. 1920 notierte die Londoner Börse
nach dem „Berl. Börs.-Cour.* folgende Preise in
£/t: Kupfer Kasse 102,62; desgl. 3 Mon. 105,62 ;
Elektrolyt 110 bis 113; Best selected 110 bis
112; Zink 46,50 bis 48,75; Zinn Kasse 350,9;
desgl. 3 Mon. 348,25 und Blei 37,00 bis 38,87.
In New York stellte sich am gleichen Tage
Elektrolytkupfer loc. auf 19,25 ets/lb. #
Abschluß des:Heftes: 17. April 1920.
De
2
4
Br
&
4
|
325
Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
SCH A LAENDEE E. C. Zehme, Dr, F. Meißner,K. Berlemitz _ Werlie von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24.
41. Jahrgang.
Über Hochleistungsschalter.
Von J. Biermanns, AEG-Hochspannungsfabrik,
' Berlin.
Übersicht. Das Ergebnis der nachstehenden
theoretischen und experimentellen Untersuchungen
kann wie folgt zusammengefaßt werden: Solange Kurz-
schlußströme, deren Wechselstromglied 50 000 A eff.
übersteigt, ausgeschlossen werden, wird ein Ölschalter
durch den Ausschaltvorgang am stärksten beansprucht.
Schalter mit passend dimensionierten Schnellkontakten
verhalten sich beim Schalten auf einen Kurzschluß
nicht ungünstiger als Schalter mit normalen Kontakten.
1. Allgemeines. Vor etwa 3 Jahren be-
richteten Herr Dr. Stern und ich an dieser
Stelle!) über einen aus dem Hochspannungs-
laboratorium der AEG hervorgegangenen neuen
Hochleistungsschalter, dessen wesentlichstes
Merkmal in der gleichzeitigen Anwendung von
Schnellkontakten und Löschkammern bestand.
Mit dem Schalter, der das Ergebnis jahrelanger,
mit großen Mitteln systematisch durchgeführter
Versuche darstellte, waren auf ein dreipoliges
Aggregat umgerechnete Kurzschlußleistungen
bis zu 450000 kVA abgeschaltet worden,
wobei bei 7500 V die Unterbrechungsdauer
nur 0,01 s betrug, d. i. der kürzeste, überhaupt
mögliche Wert.
Kürzlich sind Kurzschlußversuche be-
kannt geworden?), die an einem 60 000 kVA-
Generator mit druckfesten Schaltern ausge-
führt wurden und bei denen Leistungen von
ähnlicher Größe wie bei unsern Versuchen
unterbrochen wurden. Von verschiedenen Sei-
ten scheinen aus diesen Versuchen ungünstige
Schlüsse über Schnellkontakte gezogen worden
zu sein, insofern, als diese besonders beim
Schalten auf einen Kurzschluß versagen wür-
den. Ich möchte im folgenden zeigen, daß diese
Befürchtungen jedenfalls für den Hochleistungs-
schalter der AEG nicht zutreffen, sondern daß
bei dessen Konstruktion in gleicher Weise
dem Einschalt- wie dem Ausschaltvorgang
Rechnung getragen wurde. Daß wir darauf
nicht schon in der erwähnten Veröffentlichung
‘zu sprechen kamen, lag lediglich daran, daß
diese nur dem -Ausschaltvorgang, den wir
für den gefährlicheren halten, gewidmet war.
2. Die Beanspruchung eines Öl-
schalters beim Einschalten. Daß der Öl-
schalter auch dann beansprucht wird, wenn er
auf einen Kurzschluß geschaltet wird, ist eine
alte Erkenntnis, die schon in den „Richtlinien
für Hochspannungsapparate“ des V. D. E. zum
Ausdruck gebracht wurde. $ 9 der Richtlinien
ist nämlich sinngemäß so auszulegen, daß jeder
Ölschalter, der einen Kurzschluß rent unter-:
brochen hat, noch einmal auf den bestehenden
Kurzschluß eingesehaltet werden muß und
dabei keinen Schaden leiden darf. Es lag für
uns also keine Veranlassung vor, die Gefahren
des Einschaltvorganges zu unterschätzen, und
bei unserer Schalterkonstruktion wurde dem
auch dadurch Rechnung getragen?), daß beim
Einschalten sich zuerst die Haupt-
kontakte und dann erst die Schnell-
kontakte berühren, so daß die letzteren
während des ganzen Einsehaltvorganges voll-
kommen stromlos bleiben. Die nachstehenden
Betrachtungen können also in voller Allge-
) Bra rversuche, „ETZ“ 1916, 8. 617 u. 685.
®) ER OchiEi sschalt b
„ETZ= 1900) x4 Zoch gsschalter, von F. Schrottke,
®) G. Stern, „Biz: 1919, 8: 655. Fußnote.
Berlin, 29. April 1920.
meinheit durchgeführt werden, da der Schalter
mit Schnellkontakten sich beim. Einschalten
wie jeder andere Schalter verhält.
Das, was den Ausschaltvorgang eines Öl-
schalters so gefährlich macht, ist der nach dem
Verlassen der Kontakte zwischen diesen ein-
setzende Lichtbogen, über den der Kurzschluß-
strom unter Umständen noch längere Zeit flie-
Ben kann. Die Wärmeentwicklung im Unter-
brechungslichtbogen führt zur Vergasung und
Verdampfung des umgebenden Öles, wodurch
in der weiteren Folge die mit Recht gefürchte-
ten Überdruck- und Explosionserscheinungen
' ausgelöst werden können. Der Unterbrechungs-
vorgang verläuft um so harmloser, je mehr es
gelingt, die Brennzeit des Liehtbogens zu ver-
kürzen, und die Verfolgung dieses Gedankens
brachte beim ‚„Ölschalter mit Löschkammern
und Schnellschaltung‘“ die erwähnten günsti-
gen Ergebnisse. Wenngleich bei diesem Schal-
ter die kürzeste, überhaupt mögliche Ausschalt-
zeit erzielt wurde, so brennt der Unterbrechungs-
lichtbogen immerhin noch während einer Zeit
von 0,01 s und führt während dieser‘ Zeit die
Amplitude des vollen Kurzschlußstromes.
Beim Einschaltvorgang liegen in dieser
Richtung die Verhältnisse nun ganz unver-
gleichlich viel günstiger. Vor der Berührung
der Kontakte wirkt das dazwischen befindliche
Öl als Isolator und ein Lichtbogen kann erst
dann einsetzen, wenn die Ölstrecke von der
zwischen den Kontakten herrschenden Span-
nungsdifferenz durchschlagen wird. Betrachten
wir einen Ölschalter für eine verkettete Span-
nung von 6250 V mit 2 Unterbrechungsstellen
pro Phase. Kurz vor der Berührung der Kon-
takte möge die Traverse eine Geschwindigkeit
von 2 m/s besitzen, die Durchschlagsfestigkeit
des Öles sei 40 000 V/em. Dann ergibt sich eine
Lichtbogenlänge von 0,45 mm und eine Brenn-
zeit des Lichtbogens von 0,00022 s. Da der
plötzliche Kurzschlußstrom entsprechend der.
Funktion
1-— cos ot
ansteigt (n» = elektrische Winkelgeschwindig-
keit = 314 bei 50 Per, t = Zeit), hat er in dieser
Zeit erst 0,24%, seiner vollen Stärke erreicht.
Das eben betrachtete Beispiel zeigt, daß beim,
Einschaltvorgang der sich bildende Licht-
bogen vollkommen belanglos ist.
Ist zwischen den Kontakten eine metalli-
sche Berührung eingetreten, so besteht eine
zweite Gefahrenquelle in der sich zunächst ein-
stellenden hohen Stromdichte, die bei unge-
nügender Schaltgeschwindigkeit ein Zusam-
menbrennen der Kontakte und damit ein Ver-
sagen des Schalters befürchten läßt. Indes ist
auch hier die Gefahr nicht sehr groß. Denn wir
haben eben gesehen, daß der Kurzschlußstrom
zu Beginn der ersten Halbperiode relativ lang-
sam anwächst, anderseits hat die Schaltertra-
verse zu dieser Zeit annähernd ihre Höchstge-
schwindigkeit erreicht, so daß bei einem richtig
konstruierten Schalter bis zu dem Zeitpunkt»,
in welchem der Kurzschlußstrom gefährliche
Beträge angenommen hat, die Kontakte einen
genügend großen Teil ihres Weges zurückgelegt
haben. Verfasser erinnert sich bei dieser Ge-
legenheit an Versuche, denen er in der Turbi-
nenfabrik der AEG beizuwohnen Gelegenheit
hatte. Dort wurden wiederholt Turbodynamos
mit einer normalen Leistung von 20 000 kVA
bei ihrer vollen Spannung mittels eines Luft-
‚darf als 50000 A (Wechselstromglied) ;
Heft 17.
schalters plötzlich kurzgeschlossen, wobei an
den Kontakten dieses Schalters keinerlei
Feuererscheinungen wahrzunehmen waren. Die
Stromdichte an den Kontakten kann es also
auch nicht sein, die den Einschaltvorgang ge-
fährlich macht.
Eine dritte, und um es gleich zu sagen,
weitaus die ernsteste Gefahrenquelle beim Ein-
schaltvorgang ist der vom Kurzschlußstrom auf
die Schaltertraverse ausgeübte elektrodynami-
sche Druck, der diese in ihrer Einschaltbewe-
gung zu hemmen und wieder in ihre Ausgangs-
lage zurückzuschleudern sucht. Vorausgreifend
sei Jedoch schon hier bemerkt, daß diese elektro-
dynamischen Kräfte erst bei sehr großen Strom-
stärken eine Rolle zu spielen beginnen, u. zw.
bei Werten des plötzlichen Kurzschlußstromes,
dessen Wechselstromglied wesentlich über
50 000 A rr. liegt.
Nun gefährden aber derart hohe Ströme
sämtliche Teile einer elektrischen Anlage aus
thermischen und dynamischen Gründen aufs
äußerste und sie sind daher, wie mir jeder, der
mit derartigen Strömen zu arbeiten Gelegen- '
heit hatte, bestätigen wird, nur sehr schwer zu
beherrschen. Aus diesem Grunde werden bei
der AEG elektrische Anlagen nach dem Grund-
satz!) projektiert, daß an keiner Stelle im un-
günstigsten Falle ein größerer Strom auftreten
es hat
also auch kein Schalter Gelegenheit, auf einen
größeren Strom geschaltet zu werden.
Nachstehend ' werden einige Rechnungen
nachgeholt, die die Untersuchung der kinemati-
schen Verhältnisse der Olschaltertraverse beim
Schalten auf einen Kurzschluß zum Ziel haben.
8. Die Einschaltbewegung der Öl-
schaltertraverse beim Schalten auf
einen Kurzschluß. Es bedeute M die Masse
der bewegten Teile des Ölschalters, R den Rei-
bungswiderstand, der sowohl die Ol- als auch
die Kontakthemmung enthalten möge, K die
nach Abzug des Gewichtes und der Ausschalt-
federkraft verbleibende Kraft des Einschalt-
magneten, P; die elektrodynamische Gegen-
kraft, vo die Geschwindigkeit und t endlich die
ı Zeit, wobei die Zeitzählung vom Moment der
' Berührung der Kontakte an beginne.
Dann
lautet unter Vornahme einiger naheliegender
Vernachlässigungen, die die Konstanz von R
und K betreffen, die Bewegungsgleichung der
Traverse:
M. kun Eee Ba ae el
Drude gibt für den auf die rechtwinklige Ver-
bindungsleitung zweier paralleler Leitungen, in
unserem Falle also auf die Traverse eines ein-
poligen Schalters ausgeübten elektrodynami-
schen Druck folgende Gleichung an, die, wenn
man einen durch eine experimentelle Nach-
prüfung als notwendig erwiesenen Korrek-
tionsfaktor anbringt, lautet:
PR =16.0 2 ")+ 08]. 10-°xg, (2
‘ Hierin bedeutet i die Stromstärke in Amp,
a den Mittenabstand der kreisförmig angenom-
menen Durchführ ungsbolzen und d. deren
Durchmesser.
Der plötzliche Kurzschlußstrom eines .Ge-
nerators endlich verläuft, wenn im ungünstig-
"4, W: Probst, Be merkungen zu den Richtlinien für
Hochs pannungsapparate, , „ETZ* 1916, S. 7u0.
326
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Heft 17.
29. April 1920.
sten Moment iigeschaliet wird, ua folgen-
der Gleichung:
i=yV3. Irlenars et (3
In dieser Gleichung ist J der Effektivwert
desWechselstromgliedes, dessen zeitliche Dämp-
fung, da wir nur einen verhältnismäßig. sehr
kurzzeitigen Vorgang ' betrachten, vernach-
lässigt wurde.
Das Integral der Gl. (1) lautet:
P=y .ente. | J ert.(r— P).at+G,
j (&
ar
mit =: (da
oder nach Einsetzen der Werte aus den Glei-
chungen (2) u. (8):
Th [= - 33
K
v7 u RR aaa
wo zur Abkürzung
2a |
k=16.| m Be (a
gesetzt ist.
Aus den Anfangsbedingungen, wonach
Ka
Br Yin 12,0%
berechnen sich die Integrationskonstanten zu
K
er — % R
und
Gi a ee) (5b
20a —-ß PB («—P)+ m
BL RR
+4.
In praktischen Fällen ist nun stets & groß
gegenüber a und ß, ferner a groß gegenüber ß.
Unter dieser Voraussetzung läßt sich die
Gl. (5) ganz wesentlich vereinfachen und wir
erhalten endgültig:
K
a k
GREBEh
(m 5) .enß-t en
x(1—e-P:t), (6
Wie man sieht, besagen die gemachten
Vernachlässigungen nichts anderes, als daß die
Schaltertraverse zu träge ist, um den Strom-
schwankungen zu folgen und daß das Gleich-
stromglied des plötzlichen Kurzschlußstromes -
seines schnellen Absterbens wegen die Schalter-
bewegung nicht nennenswert zu hemmen ver-
mag.
Durch Integration nach der Zeit folgt
aus Gl. (6) der von der Schaltertraverse zurück-
gelegte Weg zu
1 & MAN.
g=5.| Rn. Min BR nk.) ern] he
Ein besonders interessanter Zeitpunkt ist '
der, in welchem die Schaltertraverse durch die
elektrodynamische Gegenkraft zum Stillstand
abgebremst ist und ihre Bewegungsrichtung
umzukehren beginnt. Er ergibt sich, indem man
die Gl. (6) der Bedingung
N)
unterwirft, zu
M
han:
N—R. re
K— kJ
Ferner ist der bis zu diesem Zeitpunkt von der
Schaltertraverse zurückgelegte Weg
In
(8a
DT.
EA nz
LirIE SUR ErR
=[% GT je
Die eben angeschriebene ist unsere in-
teressanteste Gleichung, da wir ihr die für einen
gegebenen Schalter zulässige Höchststrom-
stärke entnehmen können; der Weg 8,-. muß
größer sein _als die von der Traverse in den
“en 2.0.042.
ENTE zurückzulegende Strecke.
(6) bis (8) sind so übersichtlich, daß eine
a Diskussion derselben sich erübrigt; wir
wollen aus diesem Gründe ‚gleich ein Beispiel -
betrachten.
Ein aus drei Snake Ölschaltern be-
stehendes Aggregat für 6800 V und 2500 A
kann mit folgenden Daten angenommen werden:
IE —Z2B0 EINE 2m SE,
2a “-
M=113 q 2
IP END, S,=0> 0,04 m.
Wir betrachten den ungünstigsten Fall des
dreiphasigen Kurzschlusses, da es sich um ein-
polige Schalterelemente handelt, findet eine
gegenseitige Beeinflussung der einzelnen Phasen
(e — P).coswt— o.sinwt
(a — B)’ + w?
nicht statt!). ‘Mit den angegebenen Zahlen-
werten gehen die Gl. (6) u. (8b) über in:
v= 333 — 133.073 -t — 0,192
x J2,(1—e-48-t)
und
Sy _0 = 0,23
29. — 500 a: J2 — 200
3 229. 72500
die Stromstärke ist in Amp x10? einzusetzen.
Die Abb. 1 u. 2 zeigen die Auswertung die--
ser Gleichungen für verschiedene Stromstär-
mi sek
IN e m
0 002 004.006 008 01 012 ON Of6 08 Q25eh
—- 7’
Abb. 1.
ken; man sieht, daß der Schalter gerade noch
auf einen Kurzschlußstrom geschaltet werden
darf, dessen Wechselstromglied einen Effektiv-
Abb. 2.
2
wert von 80 000 A besitzt. Dem entspricht, da
für große Generatoren die Dämpfungskonstante
des Statorfeldes, « zu 35 angenommen werden
kann, ein größter Stromstoß von 136 000 A.
Selbst ein wesentlich leichterer Schalter,
dessen Traversengewicht nur den dritten Teil
des Gewichtes beim vorliegenden Beispiel be-
trägt (K = 125, M = 3,5, R = 50), kann noch
auf einen Kurzschlußstrom mit einem Wechssel-
stromglied von 50000 A geschaltet werden.
Betrachtungen, die, um es nochmals zu sagen,
ganz allgemein für jede Schalterkonstruktion
gelten, ist, daß in einer elektrischen Anlage auch
vom Standpunkt der Ölschalter aus noch eine
Stromstärke (Wechselstromglied) von 50 000 A
zugelassen werden darf, daß dieser Wert aber
gleichzeitig auch als obere Grenze zu betrach-
ten ist.
4. Kurzschlußversuche an ine
Schalter mit Schnellkontakten. Obwohl,
1) Über den Verlauf. der elektrodynamischen Dres
kräfte bei dreipaheen ‘Schalter vgl. die interessanten Aus-
führungen von Estorff in der „ETZ“ 1919, 8, 658.
Das wichtigste Ergebnis der vorliegenden
Die
=a@a.64+
wie bereits duseinarderon wurde, beim
Schalter mit Schnellkontakten diese während
des Einschaltvorganges stromlos bleiben, war
es doch von Interesse, einmal festzustellen, wie
‚derartige Schnellkontakte sich beim Schalten
auf einen schweren Kurzschluß verhalten. Von
den zu diesem Zweck im Hochspannungslabo-
ratorium der AEG ausgeführten Versuchen
seien nachstehend einige mitgeteilt.
Der 15 000 kVA-Generator der Ölschalter-
versuchsanlage!) wurde, um möglichst hohe
Ströme zu erzielen, in Dreieck geschaltet und
bis aufs äußerste erregt; als Versuchsobjekt
diente ein dreipoliger Ischalter mit Schnell-
kontakten und Löschkammern, dessen Haupt-
kontakte vollständig entfernt worden waren.
Die Schnellkontakte wurden also sehr schwer
beansprucht, da sie während der ganzen Ein-
ß.cos2wt+20.sin2wt
#?+4. 02 Br a
schaltdauer den vollen Kurzschlußstrom zu
führen hatten. Die Versuche wurden einphasig.
durchgeführt, zunächst wurde nur eine Phase
des. Schalters angeschlossen.
Bei wiederholt durchgeführten Versuche
- stieg der Kurzschlußstrom bis auf 50 000 Aw,
dem Schalter war äußerlich nichts anzumerken,
es entwich den Auspufföffnungen nur nach-
träglich etwas Rauch, die Schnellkontakte
wurden nur wenig angegriffen und waren nach
einer ganzen Versuchsreihe noch vollkommen
arbeitsfähig. Auf eine Wiedergabe der Oszillo-
gramme kann, da der charakteristische Verlauf
des Kurzschlußstromes eines Generators durch-
aus bekannt ist, verziehtet werden.
Bei einer weiteren}Versuchsreihe wurde der
Kurzschluß durch. den Versuchsschalter ein-
und sofort wieder ausgeschaltet. Auch hier be-
währten sich die Schnellkontakte durchaus,
dem äußeren Verhalten des Ölschalters war
"immerhin, wenn wegen des’ [günstigen Verhal-
tens,des Schalters auch nur wenig ausgeprägt,
anzusehen, daß der Ausschaltvorgang die stär-
kere Beanspruchung für den Schalter darstellt,
ganz. im Einklang mit den im 2. Abschnitt
durchgeführten Überlegungen.
Um”die Wirkung der auf die Traverse aus-
geübten elektrodynamischen Kräfte noch stär-
ker hervortreten zu lassen, wurden bei einer
weiteren Versuchsreihe sämtliche 3 Phasen des
SchaltersinfReihe geschaltet. Auf die Welle des
Schalters wurde ein Geschwindigkeitsmesser ge-
setzt, der den jeweiligen Drehwinkel der Schal-
terwelle in Abhängigkeit von der Zeit aufzeich-
nete. *Abb. 3 zeigt nun zwei Diagramme des
—>We
'Geschwindigkeitsmessers, deren eines bei strom-
losem Schalter, deren anderes jedoch beim :
Schalten auf einen Kurzschlußstrom von maxi-
mal 50 000 A aufgenommen wurde. Man sieht, R
daß die elektrodynamischen Gegenkräfte die |
Geschwindigkeit der Traverse nur sehr wenig
zu verringern vermögen, obwohl es sich um |
einen relativ leichten Schalter für eine normale
Stromstärke von 600 A handelte.
a) Eine Beschreibung IE Versuchsanlage findet der.
Leser in der „ETZ* 1916, S. 6
5 BA 4 h ” ze “
» "En Ve u
» * .
29. April 1820.
TTS ann N
Verbesserung des Leistungsfaktors bei
Wechselstrombahnen.
Von J. Kozisek, Berlin-Charlottenburg.
Übersicht. Zur Verbesserung des Leistungs-
faktors bei niedrigperiodigen Bahnen wird ein Kom-
mutator-Phasenschieber empfohlen. Bauart, Wir-
kungsweise und Schaltung werden in großen Zügen
skizziert und die Vorteile des Kommutator-Phasen-
schiebers gegenüber dem Synchron-PHasenschieber
erwähnt.
Der Kampf um die Wahl der zweckmäßig-
sten Stromart für elektrische Hauptbahnen
kann. in Deutschland, Deutsch-Österreich, der
Schweiz und in Schweden als entschieden ange-
sehen werden, nachdem sich die maßgebenden
isenbahnverwaltungen für den Einphasen-
Wechselstrom mit einer Frequenz von : > und
oiner mittleren Fahrdrahtspannung von 15 kV
endgültig ausgesprochen haben. Die Gründe
“für die Wahl dieses Systems sind von verschie-
(lenen Seiten in zahlreichen Vorträgen, Diskus-
sionen und Aufsätzen niedergelegt worden, so
daß ein näheres Eingehen auf diese Fragen sich
hier erübrigt. Nur bezüglich der Periodenzahl sei
hervorgehoben, daß es in erster Linie die Mo-
toren der Triebfahrzeuge und die Leitungsan-
lage sind, die gebieterisch eine niedrige Fre-
quenz verlangen.
Ein Nachteil des Wechselstroms gegenüber
dem, namentlich in Amerika und Frankreich,
bevorzugten Gleichstrom liegt in der zwischen
Strom und Spannung herrschenden, durch die
induktiven Widerstände der Leitung, der Mo-
toren und Transformatoren bedingten Phasen-
verschiebung, die zur Folge hat, daß derartige
Bahnanlagen stets mit einem Leistungsfaktor
wesentlich kleiner als „eins“ arbeiten. Messungen
an ausgeführten Anlagen!) ergaben tatsächlich
einen an den Sammelschienen des Kraftwerks,
in den Grenzen zwischen 0,30 bis 0,85 schwan-
kenden Leistungsfaktor, wobei die niedrigen
Werte für das Anfahren gelten. Der Nachteil
‚der Phasenverschiebung liegt hauptsächlich in
(ler, durch die höheren Energie- und Spannungs-
verluste bedingten, ‘schlechteren Ausnutzung
der Stromerzeuger, Stromumformer und Lei-
tungsanlage. Gelingt es daher, die Phasen-
verschiebung ganz oder wenigstens teilweise
aufzuheben, so wird einer der wesentlichsten
Nachteile des Wechselstroms beseitigt und der
bisher nur dem Gleichstrom zukommende Vor-
teil des Leistungsfaktors. „eins‘‘ auch beim
Wechselstrom erreicht. Von den bekannten
_ Mitteln, die Phasenverschiebung bei Wechsel-
‚strom aufzuheben, kämen hier nur;der Syn-
chron-Phasenschieber und der elektrostatische
Kondensator in Betracht. Beide sind jedoch
bei niedrigperiodigen Bahnanlagen noch nicht
angewendet worden, da sie bei der geringen Fre-
quenz derartige Abmessungen erhalten, daß
eine Aufstellung aus wirtschaftlichen Gründen
vorläufig unterbleiben muß. , Immerhin ist es
möglich, daß namentlich der elektrostatische
Kondensator, der wohl erst am Anfange seiner
Entwicklung steht, im Laufe der Zeit derart
vervollkommnet wird, daß er auch für den vor-
liegenden Zweck Verwendung finden kann. Mit
‚seinem Einbau in 40- bis 60-periodige Netze zur
Verbesserung desLeistungsfaktors ist inAmerika
and England bereits ein vielverheißender An-
fang gemacht worden.
Im folgenden soll auf eine andere, meines
Wissens noch nicht vorgeschlagene Methode
‚ hingewiesen werden, die es ermöglicht, mit
technisch verhältnismäßig einfachen Hilfsmit-
‚ teln die Phasenverschiebung bei niedrigperiodi-
gen Bahnanlagen ganz oder teilweise aufzu-
| heben, und die in wirtschaftlicher Beziehung
| ne] re Dahlander,"Versuche’mit"elektrischem Be-
‘"ieb auf den Schwedischen Staatsbahnen. Der elektrische
| Wetrieb auf!den Linien des Engadin, „Schweiz. Bauztg.“ 1916,
+d 8. 240. Thormann, Energieverbrauch: der elektri-
| schen Traktion der Berner Alpenbahnen, „Schweiz. Bauztg.“
| lid. 68, 1916, 8. 9. a
lektrotechnische Zeilschriit. 1920. Heft 12.
den obengenannten Methoden zur Zeit über-
legen ist, so daß eine genaue Untersuchung ihrer
Anwendungsmöglichkeit mit Rücksicht auf die
außerordentliche Bedeutung, die der Elektrisie-
rung von Hauptbahnen in allernächster Zeit zu-
kommt, sehr am Platze ist. Diese neue Methode
beruht auf der Verwendung von stark über-
synchron laufenden Kommutatorma-
schinen, welche die Eigenschaft besitzen, eine
dem Strom voreilende Spannung zu erzeugen,
die zur Kompensation der nacheilenden induk-
tiven Spannungen des Bahnnetzes Verwendung
finden kann. Kommutatoı maschinen dieser Art
sind für Mehrphasenströme bereits vielfach ge-
baut worden und werden unter der Bezeichnung
„Kommutator-Phasensehieber‘‘ zur Kompen-
sation der Phasenverschiebung bei Induktions-
maschinen in immer mehr ausgedehntem Maße
verwendet. Auch für Einphasenstrom lassen
sich derartige Maschinen bauen. Es sei an dieser
Stelle an. den sehr lesenswerten Aufsatz von
Eichberg „Über Wechselstromerregung durch
Gleichstromanker“ (,„ETZ“ 1908, S. 857) er-
innert, in ‚welchem Versuche mit derartigen
Kommutatormaschinen beschrieben sind. Eine
praktische Anwendung als reine Kompensations-
maschinen haben diese Anker aber meines Wis-
sens nicht gefunden!). Hingegen sind sie in zahl-
reichen Fällen bei den sogenannten kompen-
sierten Reihenschlußmotoren (Winter-Bichberg-
Latour-Mötoren) angewandt worden, mit der
Hauptaufgabe, elektrische Energie in mechanı-
sche umzusetzen ; in zweiter Linie sollten sie
dann auch den Leistungsfaktor und die Wech-
selstrom-Kommutierung dieser Maschinen ver-
bessern. Die Forderung,'die 3 genannten Auf-
gaben in einer Maschine gleichzeitig zu lösen,
führte jedoch, namentlich bei niedrigen Fre-
quenzen, zu den bekannten Dimensionierungs-
schwierigkeiten, die auch zur. Folge haben, daß
in neuerer Zeit für Einphasenbahnen fast aus-
schließlich der bezüglich der Phasenverschie-
bung nicht kompensierte Reihenschlußmotor
Verwendung findet. Alle Dimensionierungs-
schwierigkeiten werden jedoch sofort behoben,
wenn die beiden Hauptaufgaben — Energieum-
setzung und Phasenkompensation — zwei elek-
trisch gekuppelten, sonst jedoch voneinander
völlig getrennten und unabhängigen Maschinen
zugewiesen werden, wenn also gleichsam eine
Arbeitsteilung vorgenommen wird (Abb. 1).
=)
Phasen -
Schieber
a) Einmaschinenausführung. 5) Zweimaschinenausführung.
Abb. 1. Kompensierter Reihenschlußmotor.
Dies ist das Prinzip der hier vorgeschlagenen
Kompensationsmethode. i
Wir wollen nunmehr die Vorteile dieser
Aufgabentrennung untersuchen und die Bedin-
gungen für die günstigste Bemessung und Schal-
tung dieser Maschinenart aufstellen. Hierbei
können wir uns auf die Kompensationsma-
schine beschränken, da die andere, sich aus der
Trennung ergebende, nämlich die bezüglich
der Phasenverschiebung nicht kompensierte
Reihenschlußmaschine, bereits in zahlreichen
Aufsätzen erschöpfend behandelt worden ist.
Erwähnt sei nur, daß diese Reihenschlußma-
schine bei Aufstellung einer besonderen Kom-
pensationsmaschine wesentlich günstiger zu
bauen ist, da eine Rücksichtnahme auf den Lei-
'stungsfaktor nicht so wichtig ist. Insbesondere-
kann der Luftspalt reichlich gewählt werden,
1) Eine Ausführung nach D.R.P. 292243 dürfte an den
. Anlagekosten scheitern. ir
wodurch die Betriebssicherheit erhöht und die
Kommutierung infolge der Verminderung der
‚hoehperiodigen Feldschwankungen wesentlich
verbessert wird. Auch die Telephonstörungen
dürften aus letzterem Grunde kleiner ausfallen.
Aufbau, Wirkungsweise und Schaltung
des Phasenschiebers.
Die Kompensationsmaschine, die im fol-
genden kurzweg als Phasenschieber bezeich-
net werden soll, besteht im wesentlichen aus
einem normalen Kommutatoranker mit zwei
Hauptbürsten und zwei gegenüber diesen um
‚90° elektrisch verschobenen Hilfsbürsten, wobei
die ersteren vom Netz gespeist, die letzteren
über den Anker und eine im selben Sinne wir-
kende Ständerhilfswicklung geschlossen sind
(Abb. 2). Wenn ein derartiger Anker, über die
D
l
2
1%
a)
a) Schaltung und räumliches Vektordiagramm.
b) Zeitliches Vektordiagramm.
Abb. 2.. Einphasen-Komm utator-Phasenschieber.
Hauptbürsten mit Einphasenwechselstrom ge- .
speist, übersynchron angetrieben wird, so tritt
bekanntlich durch die Rückwirkung des in der
Hilfsbürstenachse entstehenden Querfeldes, an
den Hauptbürsten eine dem Strom voreilende
Spannung auf, so daß ein solcher Kommutator-
anker bezüglich der Phasenverschiebung wie
eine Kapazität wirkt. Zur weiteren quantita-
tiven Behandlung mögen die folgenden Be-
zeichnungen festgesetzt werden:
die in Reihe geschaltete, wirksame Win-
dungszahl der Ankerwicklung,
die in Reihe geschaltete, wirksame Win-
; dungszahl der Ständerhilfswicklung,
f die Frequenz des zugeführten Wechsel-
stromes,
fan die -Umdrehungsfrequenz
pn
=
drehungszahl ,
®,,®,der maximale Kraftfluß ın der Haupt-
bürsten- bzw. Hilfsbürstenachse,
tj,i, der Strom an den Hauptbürsten bzw.
Hilfsbürsten in A,
11, €}, die an den Hauptbürsten vom Feld ®,
bzw. ®, induzierte Spannung in V eff.,
91; &9 die an den Hilfsbürsten vom Feld ®,
bzw. ®, induzierte Spannung in V eff.,
e die resultierende Spannung an den
Hauptbürsten in V eff.
Alsdann gelten unter der Voraussetzung einer
idealen Maschine, d. h. einer Maschine ohne
Streuung und ohne Verluste mit zeitlich und
räumlich sinusförmig veränderlichen Feldern,
die nachstehenden Beziehungen:
Die an den Hauptbürsten vom Feld ®, in-
duzierte Spannung
des Ankers
— Polpaarzahl x sekundl. Um-
2
er,
Die an den Hilfsbürsten infolge der Dre-
hung ım Feld ®, entstehende Spannung
aN.D, 10° > in’ Vs
Ben Re
ee, = N D, 10° in V.
Daher. das in der Hilfsbürstenachse auf-
tretende Feld
u e,, 10°
2,78 ENT
an +N')
328
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920, Heft 17.
29. April 1920.
Die an den Hauptbürsten durch Drehung
im Feld @®, entstehende Spannung
>)
135 Yy
Da letztere, wie aus Abb. 2a und b unter
Beachtung des Lenz’schen Gesetzes unmittelbar
abzulesen ist, der an den Hauptbürsten durch ®,
induzierten Spannung direkt entgegenwirkt, so
ist die an den Hauptbürsten herrschende resul-
tierende Spannung
= fm N'D,10-8 in V.
(9) h
SIND FD 10h V.
v2
DER DELL
Die magnetisch und elektrisch beste Ausnutzung
der Maschine erhält man, wenn ?d, = 0, = ®
gewählt wird; der Phasenschieber arbeitet dann
als reine Drehfeldmaschine, da die beiden Fel-
der ®, und ®, räumlich und zeitlich um 90° ver-
schoben sind. Für diesen Spezialfall erhält man
RL EEE N
NN F
e= 2 v@olm—fl10-° in V
v2
2
FAN (2).
Die in.den durch die Bürsten kurzgeschlossenen
Spulen induzierten Transformatorspannungen
lassen sich bei dem hier behandelten Phasen-
schieber besonders leicht beherrschen. Wird
‚nämlich an der Kommutierungsstelle der Luft-
spalt von 9 auf 9, vergrößert (vgl. Abb.3), so
2) = tı N'
Ständer = 0)
Laer a
Kommutaror an Bürste
Abb. 3. Kommutierungseinrichtung des
Einphasen-Kommutator-Phasenschiebers.
ist die vom Feld ®, in der durch die Haupt-
bürsten kurzgeschlossenen Spule pro Windung-
induzierte Drehungsspannung
27 v Ban
"= —— ,D; I ——-) 10 -° nV.
„e%(5,)
Die in derselben Windung vom Querfeld @, in-
duzierte Transformatorspannung
Os
DRRZUR PER
75 f0, 10 em V;
Da die beiden Spannungen zeitlich um 180°
gegeneinander verschoben sind, so kann bei ge-
gebener Umdrehungsfrequenz durch richtige
Wahl des Luftspaltes 9,, die resultierende Win-
dungsspannung vollständig aufgehoben werden.
Man braucht nur zu machen
-(e)le
Um
Läuft der Phasenschieber mit konstanter Dreh-
zahl und bleibt das Verhältnis der Felder kon-
stant — was bei gleichen magnetischen Wider-
ständen in der Haupt- und Hilfsbürstenachse
der Fall ist —, so bleibt die Bedingung für voll-
kommene Wechselstromkommutierung bei allen
Belastungen bestehen, so daß der Phasenschie-
es
ber genau so wie eine Gleichstrommaschine ar-
beitet. Es bleibt nur die sogenannte Strom-
wendespannung übrig. Auch diese läßt sich je-
doch bei den Phasenschiebern, die mit einer
hier in Betracht kommenden Frequenz arbeiten,
in einfachster Weise theoretisch vollkommen
aufheben. Da die Wendespannung bei Kommu-
tatorphasenschiebern nämlich mit der Transfor-
matorspannung phasengleich ist, so kann sie als
ein Teil der letzteren-aufgefaßt und in gleicher
Weise aufgehoben werden. Man braucht daher
lediglich den Luftspalt 9, etwas größer zu
machen, als der oberen Gleichung entspricht.
Eine besondere Wendepolwicklung ist also bei
dieser Maschinenart nieht erforderlich. Die
Kommutierung an den Hilfsbürsten ist analog
der an den Hauptbürsten; sie ist. nur insofern
etwas günstiger, als der kommutierende Strom
i, bei praktischen Ausführungen immer kleiner
sein wird, als der Hauptstrom, so daß die Strom-
wendespannung kleiner ausfällt und dement-
sprechend die Kommutierungslöcher flacher ge-
halten werden können.
Bezüglich der Kommutierung ist also der
beschriebene Phasenschieber die vollkommenste
Wechselstrom-Kommutatormaschine, die bis-
her bekannt geworden ist!). Sie dürfte daher
den besonders schwierigen Bedingungen des
Bahnbetriebes (starke Belastungsstöße) voll-
kommen gewachsen sein. Irgendwelche be-
schränkende Bedingungen, wie sie beim kom-
pensierten Reihenschlußmotor vorhanden sind,
treten hier überhaupt nicht auf, so daß sich die
Bemessung wesentlich freier gestaltet.
Einen entscheidenden Einfluß auf die
Hauptmasse hat, wie aus den obigen Gleichun-
‚Um den
Einfluß diesesVerhältnisses besser zu übersehen,
2 N £ “ WEN N“ Fu
sind in-Abb. 4 die Funktionen -*- ar
Sl N I
In
in Abhängigkeit von f
In
gen hervorgeht, das Verhältnis
aufgetragen. Um billige
Maschinen zu bekommen, wird man trachten
müssen, das Verhältnis
in möglichst hoch zu
nehmen. Der Grenzwert ist, wie bei der Gleich-
strommaschine lediglich durch die Umdrehungs-
frequenz im Läufer (Eisenverluste) und durch
die mechanische Beanspruchung bestimmt.
Der Antrieb des Phasen-
schiebers erfolgt zweckmäßig
von einem besonderen Hilfs-
motor,derlediglich diemecha-
nischen und einen kleinen Teil
der elektrischen Verluste zu
überwindenhat. DieAntriebs-
leistung ist daher sehr gering
und beträgt nur wenige Pro-
zent der Modelleistung des = Te a
a) Phasenschieber in der Hinführung. 5) Phasenschieber in der Rückführung.
Phasenschiebers. Als Strom-
quelle für den Antriebsmotor
kann das Bahnnetz direkt
oder unter Zwischenschaltung von Umformern
(z. B. Gleichrichtern) Verwendung finden. Rs
wäre dann in ersterem Falle als Antriebsmotor
ein Wechselstrom-Reihenschlußmotor, im letz-
ten ein Gleichstrommotor am Platze.
3
Ä 7
7
0 Tl —— 2 3
Schaulinien des Einphasen-Kommutator- '
Abb. 4.
\ Phasenschiebers.
Die Aufstellung des Phasenschiebers kann
entweder im Kraftwerk oder auf dem Triebfahr-
zeug oder schließlich längs der Strecke erfolgen.
Die erste Aufstellungsart hätte den Vorteil, daß
NE
obenerwähnten \reiphasigen Phasenschieber haben wesent-
lich schwierigere Ko
drigere Betriebsfrequenz (1 bis 5)
(ommutierungslöcher ergibt, so da
(Segment-)Spannung übrıg bleibt.
raktisch unmögliche
stets eine:Windungs-
) Die zur Kompensation von Induktionsmaschinen.
mmutierungsbedingungen, da die nie-.
Alb. 5. Der Einphasen-Kommutator-Phasenschieber. Kupplung mit dem Netz. %
nurein Phasenschieber und dieser für den mittle-
ren Leistungsfaktor der ganzen Anlage zu bemes-
sen wäre, so daß er relativ klein ausfallen würde;
sie hat jedoch den prinzipiellen Nachteil, dab
die Kompensation nur den Generatoren zustat-
ten käme, während die Leitungsanlage nach wie
vor mit den wattlosen Strömen belastet wäre.
Eine Aufstellung des Phasenschiebers auf dem
Fahrzeug wäre wesentlich vollkommener, da
dann das Triebfahrzeug bei allen Belastungen
nur Wattströme oder bei Überkompensation
sogar voreilende Ströme aufnehmen würde.
Auch wäre eine Heranziehung des Phasenschie-
bers zu einer einfachen Nutzbremsungsschal-
tung möglich. Die sehr beschränkten Raum-
verhältnisse auf den Triebfahrzeugen‘ dürften
jedoch dieser Aufstellungsart sehr hinderlich
sein, so daß eigentlich nur die dritte Methode —
Aufstellung längs der Strecke — als die prak-
tisch brauchbarste für die Ausführung in Be-
tracht kommt. Als Aufstellungsort kämen in
diesem Falle die Speisepunkte und Unterwerke
in Frage, wobei insbesondere die letzteren den
Vorteil hätten, daß hier bereits ein gewisser Be-
lastungsausgleich vorhanden ist, so daß die
Vorteile der beiden erstgenannten Aufstellungs-
arten hier bis zu einem gewissen Grade ver-
einigt sind.
Der Phasenschieber kann mit dem Bahn-
netz entweder in Reihe oder parallel geschaltet
werden. Für den vorliegenden Zweck kommt
eigentlich nur die erste Schaltung in Betracht,
‘da sie den großen Vorteil der völlig selbsttätigen
Einstellung ‚der richtigen Kompensation be-
sitzt. Die Einschaltung kann alsdann entweder _
in die Hinleitung oder Rückleitung erfolgen
(Abb. 5). Im ersten Falle mußfstets ein Zwi-
Renee mn nn 0
:schentransformator genommen werden, da an- -
dernfalls der Phasenschieber für die volle Fahr-
drahtspannung von 15 kV gegen Erde isoliert
werden müßte. Im letzteren Falle könnte der
Transformator, wenn die Kommutatorspannung R
mit der notwendigen Kompensationsspannung
ungefähr übereinstimmt, gespart werden, was
natürlich die Anlagekosten wesentlich vermin-
dern würde, da der Transformator mit Rück-
sicht auf die auftretenden Stromstöße magne-
tisch reichlich bemessen werden muß und da- 3
durch relativ teuer wird. Anderseits.kann bei
Verwendung eines Zwischentransformators der
Phasenschieber billiger und betriebssicherer ge-
baut werden, da er alsdann für die elektrisch
und wirtschaftlich günstigste Spannung ent-
worfen werden kann. Bei Einschaltung‘ des
Phasenschiebers in die Rückleitung und Vorg
sehung besonderer Entlastungskabel wirkt der
Phasenschieber analog den von Gleichstrom-
bahnen her bekannten Saugmaschinen, es wer-
‚den hierbei die mit großem induktiven Wider-
stand behafteten Schienen von Strom entlastet“
und dadurch der Spannungsabfall ganz wesent-
lich vermindert.
„Infolge dar Eigenschaft des hier beschrie-
benen Phasenschiebers, stark übersynchron ar-
beiten zu können, ist es möglich, diese Maschı-
nen als raschlaufende, d.h. billige Maschinen zu
bauen, so daß die Anlagekosten wesentlich ge-
ringer werden, als bei Verwendung von Syn-
chron-Phasenschiebern, die an die synchrone
Drehzahl gebunden sind. . Ein Preisvergleich“
dieser beiden Maschinenarten mit: allem Zube-
hör für eine Anlage von 1000 kVA voreilender
Leistung bei 15 kV Fahrdrahtspannung und
F
2
y
E/
h)
er
——
29. April 1920.
einer Netzfrequenz von 50/3 ergab ein Verhält-
nis der gesamten Anlagekosten von 1 : 1,4 mit
bzw. 1 : 2,2 ohne Zwischentransformator beim
Kommutator-Phasenschieber. Man sieht schon
aus diesem Vergleich, daß dem Kommutator-
Phasenschieber aus wirtschaftlichen Gründen
der Vorzug gegeben werden müßte. Es sprechen.
jedoch noch andere Gründe zu seinen Gunsten,
die in der Maschinenart begründet sind. So ist
z. B. der Kommutator-Phasenschieber eine voll-
ständig pendelungsfreie Maschine, während diese
wertvolle Eigenschaft dem Synchron-Phasen-
schieber nicht zukommt, so daß beim letzteren
bei den im Bahnbetrieb auftretenden unvermeid-
lichen Belastungsstößen leicht Schwierigkeiten,
wie Außertrittfallen, auftreten können. Ein
weiterer Vorteil besteht in der Eigenschaft des
Kommutator-Phasenschiebers, die höheren Har-
monischen der Stromquelle zu dämpfen, so daß
die Telephonstörungen in günstigem Sinne be-
einflußt werden dürften. Auf diese theoretisch
besonders interessanten Erscheinungen werde
ich an anderer Stelle ausführlicher zurück-
kommen. . a
Damit wären Bauart, Schaltung und Wir-
kungsweise des Phasenschiebers in großen Zü-
gen skizziert, auf Einzelheiten einzugehen wäre
verfrüht. Ich bin mir dessen vollständig be-
wußt, daß bis zur völligen Durchbildung der
neuen Maschinenart manche Schwierigkeiten
zu überwinden wären. Sollte der Aufsatz zu
neuen Vergleichsuntersuchungen oder zu neuen
Vorschlägen zur Phasenkompensation anregen,
so wäre sein Zweck erreicht.
Es sei nur noch darauf hingewiesen, daß
“ der Kommutator-Phasenschieber in ähnlicher
Bauart und Schaltung auch bei niedrigperiodi-
gen Drehstrombahnanlagen, sowie in ein- und
mehrphasiger Schaltung zur Verbesserung des
Leistungsfaktors bei elektrischen Öfen, die mit
niedrigen Frequenzen arbeiten, Verwendung
finden kann.
Der induktive Spannungsabfall
des Transformators mit Zickzackschaltung.
Von A. 6. Nolen e. i., Nymegen.
Übersicht. Es werden die Streuungserschei-
nungen bei Transformatoren mit Ziekzackschaltung
In Diagrammen werden die in den ver-
behandelt.
schiedenen Wicklungsteilen induzierten Streuspan-
nungen aufgezeichnet und zusammengesetzt zum in-
duktiven Spannungsabfall pro Phase. Die Zickzack-
Streuspannung einer Phase ist der halben induktiven
Spannung der gegeneinander geschalteten vom hal-
ben Strome durchflossenen Wicklungshälften gleich.
Sie hat die gleiche Phase wie die Sternstreuspan-
nung; ss ist also bei Zickzackschaltung der induk-
tive Spannungsabfall die algebraische Summe aus
Stern- und Ziekzack-Streuspannung. Eine Methode
zur Messung der verschiedenen Streuspannungen
und einige Meßergebnisse werden mitgeteilt, Der
quantitative Einfluß der Zickzackstreuung bei ver-
schiedenen Wicklungsarten wird besprochen und es
wird speziell auf die Schwierigkeiten hingewiesen, _
die diese Streuung bei Scheibenwicklung einer rich-
tigen Parallelschaltung der Niederspannungsspulen
entgegensetzt. i
Die Berechnung des induktiven Spannungs-
.abfalles bei Transformatoren mit Zickzack-
schaltung ist bedeutend schwieriger als bei
jenen mit Sternschaltung. Sie wird wahr-
scheinlich den Transformatorkonstrukteuren
schon bekannt sein, in der Literatur jedoch ist
meines Wissens nur eine Arbeit des Herrn
Kade!) darüber zu finden. Ich hatte gerade
dieses Streuungsproblem bei Ziekzackschaltung
studiert, als. diese Arbeit erschien, worin
der Spannungsabfall auf andere, mehr theore-
tische Weise berechnet wurde. Diese Berech-
nungsweise läßt am Ende die Frage entstehen,
wie es möglich sei, daß dieses einfache Ergeb-
nis aus den verwickelten Verhältnissen hervor-
gekommen ist, und ich meine. darum, die fol-
gende einfache Auseinandersetzung möchte noch
I!) „ETZ 1918, 8. 518.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 17.
Interesse erregen, zwmnal der merkwürdigen
praktischen Folgerungen wegen; die Herr Kade
nıent mitgeteilt hat.
Wir werden im folgenden einen Transfor-
mator mit Stern-Ziekzackschaltung betrachten,
dessen in Stern geschaltete Hochspannungs-
wicklung die Primärseite ist.
Es sind: Jyg — Jyga — Jwa die sekundären
Ströme in den Phasen u — 9 — W; Wua, Wui;
Wya, Wii) Was; wi die Windungen der Nieder-
spannungshälften des «-, o- bzw. w-Kernes.
Euas. Euis Eva usw. die Spannungen vom
Hauptfelde in den Windungen w,a usw. indu-
ziert.
hat Bosse Hs: Bars Zus Pan UeNEMK
pro Phase, sekundär bezw. primär.
Die Spannungen und Ströme
positiv gerechnet, wenn sie im Schema der
Wieklung von oben nach unten.gerichtet sind,
die Amperewindungen positiv, wenn sie Felder
in dieser Richtung erregen.
Nehmen wir die sekundären Ströme ein-
ander gleich und in Phase mit den elektromo-
torischen Kräften, so werden die Ströme und
die vom Hauptfelde induzierten elektromoto-
| rischen Kräfte die in Abb. 1"dargestellte Rich-
tung haben.
Abb. 1.
Die primären "und sekundären Ampere-
windungen sind in Abb. 2 dargestellt und zer-
legt in einer Richtung, die-jener der primären
Amperewindungen entgegengesetzt ist und in
einer Richtung senkrecht darauf.
Die auf demselben Kerne wirksamen
Komponenten der sekundären Amperewin-
| dungen, welche entgegengesetzt zu den .pri-
mären gerichtet sind, unterstützen einander
in ihrer Felderresung. Die Summe’ dieser
/
beiden Komponenten ist J, wy rn undist also, da
Zu
(2
} 9} ww,
— unterVernachlässigung der Leerlauf-Ampere-
windungen — den primären Amperewindungen
J, w, gleich. Wir werden diese Summe die
Stern-Amperewindungen nennen: @.Wys
4.Wyg G.Wwg: von diesen Amperewindungen
würde ja bei Sternschaltung der sekundären
Wicklung ausschließlich die Rede sein.
Diese Stern-Amperewindungen erregen zu-
sammen mit den primären Amperewindungen
das Hauptfeld, und erregen außerdem das se-
kundäre Sternstreufeld, daß sich gar nicht
von einem bei Sternschaltung auftretenden
Streufelde unterscheidet. Das Sternstreufeld
induziert in den sekundären Wicklungen die
Streuspannungen Lysuar Esswis Cssva USW., die,
wenn sie einander gleich wären, sich
‚sekundären Phasen-Stern-Streuspannun-
GEN Eysu, Essur &ssw Zusammensetzen. . Die Größe
' dieser Spannungen ist dieselbe wie bei Stern-
7
werden
in der in Abb. 3 dargestellten Weise zu den
schaltung, es ist ja so eine Spannung V3-mal
derjenigen einer Wicklungshälfte
} >y 5 2
Er v3 ‘Y3
I er a re ( Sr Wende;
und es is w, gerade die Zahl der Windun-
13
2
gen, welche sich bei Sternschaltung und der-
selben Spannung auf dem Kerne befinden
würden. Auch die Richtung dieser Stern-Streu-
spannungen ist der bei einfacher Sternschaltung
gleich, nämlich 90° bei dem Strome nacheilend.
Ne Wa am
aWı
ahyz
AN -YUu2 Wua
Abb. 2.
Eine Komplikation entsteht nun aber zu-
erst dadurch, daß die in den Wicklungshälften
ya und Ww.; bZw. W,a und Wi, Wa und Wi
vom Sternstreufelde induzierten Spannungen
im allgemeinen nicht gleich groß sind. Bei einer
konzentrischen Wicklung z. B. ist die in der
inneren Hälfte induzierte Streuspannung grö-
Ber; bei Scheibenwicklung können erhebliche
Unterschiede zwischen diesen Spannungen ent-
stehen.
Essw
Ossyı
e,
-OssuN 4
Abb. 3.
Die ın Abb. 3 dargestellten Spannungen
Csswi UNÄ Eysua gleicher Größe 'sind darum
nur als der mittlere Wert aus den in Wirklich-
keit induzierten Spannungen @’sswi und. @'gsua
anzusehen. Diese letzten Spannungen setzen
sich in der in Abb. 4 dargestellten Weise zu
Ju2
Abh. 4.
einer Phasen-Stern-Streuspannung e’ssu ZU-
sammen, dıe nicht mehr senkrecht ' zum
Strome Js, steht, sondern eine Öhmsche Kom-
ponente AB enthält, die wir e,, nennen. Es ist
— i — oe! ul a
er Zbasua Essua—esswi @sswi
= Du (dar — Biesnda)):
Gehen wir nun auf die Komponente der
sekundären Amperewindungen senkrecht zu
den primären zurück. Diese, welche wir kurz
Zickzack-Amperewindungen nennen wer-
den, sind in Abb. 5 dargestellt, sie sind mit
G.Wzwi, U-Wzua usw. angedeutet. Auf jedem
Kerne ist also ein Paar gleicher, entgegenge-
setzt gerichteter Zickzack-Amperewindungen
G.-Wus Und 0.Wun d.-Wni Und @. Wayas
My Und @.Wzwa- Wären nun die beiden
sekundären Wieklungssysteme an ganz der-
selben Stelle angeordnet, so würden sich also auf
jedem Kerne diese Ziekzack-Amperewindungen
aufheben. Dieser Fall ist aber natürlicherweise
ausgeschlossen, und es können also resultierende
Zickzackfelder entstehen, die in den Wind-
dungen der Hoch- und Niederspannungswick-
lung Spannungen induzieren. Die im Eisen-
AWzua aAuzwi
lzu
ANzwa‘
Abb. 5.
kerne von den Zickzack-Amperewindungen er-
regten Felder werden sich fast immer ganz auf-
heben; ein Teil dieser Felder schließt sich je-
doch, ohne mit der Hochspannung verkettet
zu sein, und dieser Teil ist für die Felder der
Zickzack-Amperewindungen 4.%zu: und @.Wzua
z. B. ungleich groß.
Es würde also in der Hochspannung eine
resultierende Zickzackspannung induziert wer-
den, senkrecht zu den Ziekzack-Amperewindun-
gen, also in der Richtung des Primärstromes
(oder diesem Strome entgegengesetzt). Die
primäre Hochspannungswicklung aber reagiert
auf diese, von der sekundären Seite induzierten,
Spannungen durch Aufnahme eines Stromes,
der das sekundäre Feld vernichtet, damit die
gegenelektromotorische Kraft in der Primär-
wicklung der Klemmenspannung gleich blei-
ben kann. Der zu diesem Zweck erforderliche
Strom in der Hochspannungswicklung wird im
allgemeinen nur klein sein. Das von diesem
Strome erregte Feld hebt erstens die Rück-
wirkung der Zickzackfelder auf die Hochspan-
nung auf, induziert aber zugleich in den Nieder-
spannungshälften Spannungen, welche sich pro
Phase zu ohmschen Spannungen e,, zusammen-
setzen, wie in Abb. 6 erläutert ist. Die Span-
Erz
Abb. 6.
nung e,, ist das / 3-fache der in einer Nieder-
spannungshälfte aus diesem Grunde induzierten
Spannung.
Von größerer Bedeutung ist die Tatsache,
das ein resultierendes Ziekzackfeld die Nieder-
spannungswicklung selbst durchsetzt. Die
Ziekzack-Amperewindungen der beiden Nieder-
spannungshälften heben einander infolge der
unvollkommenen Verkettung dieser Hälften
nicht ganz auf, es entstehen auch Streulinien
die nur mit einer der beiden Hälften verkettet
sind. Diese Streulinien induzieren Spannungen
in der Niederspannungswicklung, welche wir die
Zickzack-Streuspannungen nennen wer-
den. Es sei hier gleich betont, daß wir mit die-
sem Worte nur die direkt vom Streufelde der
Zickzack-Amperewindungen in der Niederspan-
nungswicklung erregten Spannungen andeuten
wollen, dahinein also nicht etwa die vorher be-
sprochenen Spannungen einbeziehen wollen,
die wohl aus der Zickzackschaltung hervor-
gehen, aber nicht direkt von diesem Streufelde
der Hälften gegeneinander induziert werden.
Ezui
Elektrotechnische Zeitschrit.
.vom halben
1920.
Die Ziekzack-Streufelder haben die gleiche
Phase wie die in Abb. 5 dargestellten Ziekzack-
amperewindungen. Die von diesen Streufeldern
induzierten Zickzack-Streuspannungen ER
&zua usw. sind in Abb. 7 dargestellt. "Infolge
der Gegeneinanderschaltung der beiden Wick-
lungshälften zweier Kerne entstehen in’der in
Abb. 8 dargestellten Weise die Phasenzickzack-
spannungen &4, &zv, &w. Es wurdej hierbei
angenommen, daß die Zickzack-Streuspannun-
gen der verschiedenen Niederspannungshälften
gleich groß sind.
Abh. 8.
Wenn wir nun die Abb. 8 und 3 mitein-
ander vergleichen, so kommen wir zu dem ein-
fachen Ergebnis: die Zickzack-Streuspan-
nung und Sternstreuspannung einer
Phase sind gleicher Phase.
Abb. 8 führt weiter noch zu dem wichti-
gen Schluß: die Ziekzack-Streuspännung
einer Phase ist der Spannung gleich,
welche in einer Wicklungshälfte vom
Streufluß dieser Hälfte in bezug auf
die andere induziert wird, wenn die
beiden Hälften vom halben Strome
durchflossen werden.
Sind die Zickzack-Streuspannungen der
Hälften ungleich, so entsteht eine ohmsche
Spannung, die inAbb.9
für die u-Phase: ed dar-
gestellt ist. In dieser Ab-
bildung bedeuten e’zwi
und e’z.a die unglei-
chen Zickzack -Streu-
spannungen, e’,, dieaus
diesen Spannungen zu-
sammengesetzte Pha-
sen-Zickzack-Streuspannung. Es sind e,., und
ezua die einander gleich gesetzten Zickzack-
Streuspannungen der Hälften der Abb.8 und e,.
die Phasen-Zickzackspannungen dieser letzten
Abbildung.
Wir sehen, daß die Spannung e’,.. die
Summe ist aus der rein induktiven Spannung
e;, und der ohmschen Spannung ed, die wir
mit e,; bezeichnen wollen; es ist
Abb. 9.
er3 — Y3 (ezwi Tran Ezwi) —_ Y3 (&ua Fr ezua)
En ach (ezwi — ER) .
Wenn wir die in den Formeln für e,,, &a
und e,, vorkommenden Spannungen mit Hilfe
der Windungszahlen, Ströme, Induktionskoef-
fizienten und Konstanten berechnen, finden
wir, daß diese Spannungen einander aus-
gleichen. Es würde dieser Beweis zu viel
Raum in Anspruch nehmen. Wir werden
darum der Einfachheit halber auch bei un-
gleichen Ziekzack-Streuspannungen der Hälften
die rein induktive Spannung e,. die Zickzack-
Streuspannung der u-Phase nennen; wir haben
dann den oben gefundenen Satz nur in folgender
Weise zu ändern: Die Zickzack-Streuspan-
nung einer Phase ist der halben Summe
der von den Streufeldern beider
Strom durchflossenen
Wicklungshälften in diesen Hälften
induzierten Spannungen gleich.
Es wird später vorteilhaft sein, diesen Satz
noch ein wenig zu ändern, und zu sagen: Die
Zickzack-Streuspannung einer Phase
ist der halben induktiven Spannung
der gegeneinandergeschalteten vom
Heft
17. : 29. April 1920.
halben Strom durchflossenen Wick-
lungshälften gleich.
Aus vorigen Betrachtungen Bi
also hervor, daß bei Zickzackschaltung
der induktive Spannungsabfall die
Summe ist aus der Sternstreuspannung
und der Ziekzack-Streuspannung, und
daß — wie natürlicherweise zu erwarten war
— keine resultierenden ohmschen Span-
nungen von den verschiedenen Streu-
feldern induziert werden.
Messung der Streuspannungen.
Man kann die totale Streuspannung eines
Transformators in Ziekzackschaltung aus einem’
Kurzschlußversuch finden. Die Sternstreu-
spannung kann ebenfalls einem solchen Ver-
suche entnommen werden, wobei die drei Nie-
derspannungsklemmen mit dem Sternpunkt
und die drei Ziekzackverbindungen zwischen
den Kernen untereinander kurzgeschlossen wer-
den. Es wird ja, wie unschwer einzusehen ist,
bei dieser Anordnung die Ziekzackschaltung
durch. eine Sternschaltung mit zwei parallelen
Niederspannungswicklungen ersetzt. Der Un-
terschied zwischen totaler und Sternstreuspan-
nung ist dieZickzack-Streuspannung. Man kann
aber diese Spannung auch direkt messen, indem
die Wicklungen der auf demselben Kerne ange-
ordneten Niederspannungshälfte gegenein-
ander geschaltet werden und bei halbem Strome
die induktive Spannung an den Niederspan-
nungsklemmen gemessen wird.
Man würde die Ziekzack-Streuspannung
auch aus einem Kurzschlußversuch der Nieder-
spannungshälften gegeneinander finden können.
Es werden dazu also die Zickzackverbindungen
kurzgeschlossen und die drei Niederspannungs-
klemmen angeschlossen. Diese Methode kann
auch bei ausgeführten Transformatoren ange-
wendet werden, es brauchen die Ziekzackver-
bindungen dabei ja nicht gelöst zu werden.
Diese Methode gibt uns zwar die Größe der
totalen Ziekzack-Streuspannung, läßt uns leider
aber nicht genau die Weise erkennen, in wel-
cher diese Spannung sich über eine größere
Zahl Niederspannungsspulen zerteilt. Es ist
nun aber oft unbedingt erforderlich, den Anteil
der verschiedenen Spulen in dieser Streu-
spannung zu finden; diese Verteilung be-
herrscht ja die Frage nach der richtigen Pa-
rallelschaltung der Spulen. Diese Verteilung
ist meistens der Rechnung nicht zugänglich,
und wir müssen dann die Messung zu Hilfe
nehmen. Es ist klar, daß hier nur die Gegen-
einanderschaltung benutzt werden kann; bei
einem Kurzschlußversuch ist die Spannungs-
verteilung nicht dieselbe wie die Verteilung der
Zickzack-Streuspannungen im normalen Be-
triebe, es wird ja die ganze induktive Spannung
dabei auf die nicht kurzgeschlossene Hälfte
konzentriert.
Einfluß der Zickzack-Streuspannung
bei verschiedenen Wicklungsarten.
Wir wollen diesen Einfluß bei Zylinder-,
geteilter Zylinder- und Scheibenwicklung unter-
suchen. Es sei hierbei:
w, = Zahl der sämtlichen Niederspannanar
windungen pro Kern,
Aı = Dicke der Hochspannungswicklung,
A Dicke der Isolation zwischen Hochspan-
nungs- und Niederspannungswicklung,
= = Dicke einer Niederspannungshälfte,
A’ = Abstand zwischen beiden Niederspan-
nungshältten,
la — mittlere Länge der Niederspannungp:
windungen,
l = mittlere Länge der Niederspannungs-
und era N,
h = Höhe der Wicklung,
r = Frequenz.
a) Zylinderwicklung: die Misklangen u
der beiden Niederspannungshälften sind direkt
übereinander angeordnet. Nach dan Rogowski-
29. April 1820.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heit 17.
Sal
Se 4 = En Er Sn ae ar nn DT BEB EL nn ee ll Tg nn
schen Formeln ist die Stern-Streuspannung auf
Niederspannung reduziert :
87 | Y3 w )
nn wo 1 ;
= — tet ra)ın 10-8
5 2 #
2 Srur (rate +5) 10-8 (1
Für die Ziekzack-Streuspannung. können
wir setzen: .
wg \?
37 (2) 1
2 A & J. .
a (+ 5 )% 9 10-8
(2
Ws 8
%
Aus diesen Formeln geht hervor,
daß die Ziekzack-Streuspannung bei
der Zylinderwieklung fast vernach-
lässigbar ist, denn es steht der Faktor 6
in (1) dem Faktor 1, in (2) gegenüber, während
außerdem A’ im Vergleich mit A klein
und A, nur etwa die Hälfte oder ein Drittel
des Faktors A1 + As + A’ ist.
b) Geteilte Zylinderwieklung: die
Hochspannung ist zwischen den zwei Nieder-
spannungshälften angeordnet. Man kann hier
l,—1 setzen und erhält also für die beiden
Streuspannungen:
> +2)10 10783, 8
+ 2.)1,9,10-8 i
23 3ywy
=
>
2h
Nun steht zwar die Zahl 4, in (4) dem
Faktor 3 in (3) gegenüber, esist aber Aı +2 A
meistens ein Vielfaches des Gliedes A in (8),
während a und Zu
5 (3 + 21+22)10, 10-8. (4
etwa derselben
Größe sind.
Die Zickzack-Streuspannung hat
hier also große Bedeutung und kann
sogarvon gleicher Größe wie die Stern-
Streuspannung werden. Es wurden z.B.
die beiden Streuspannungen bei einem 150 kV A-
Transformator 2750/225 mit geteilter Nieder-
spannungswicklung gemessen und aus den vor-
hergehenden Formeln berechnet. Gemessen
wurde: e, = 32, e, = 15,8, berechnet e, = 29,6
und e, = 14,5. Es stimmen also Berechnung
und Messung ziemlich gut überein.
e) Scheibenwicklung.
Die Zickzack-Streuspannung spielt hier eine
außerordentlich wichtige Rolle. Erstens ist
sie hier meistens groß, außerdem aber macht
die ungleiche Verteilung dieser Spannung über
die verschiedenen Spulen der Niederspannungs-
wicklung große Schwierigkeit bei der Parallel-
schaltung dieser Spulen.
Bei der Scheibenwicklung "mit geteilten
Niederspannungsendspulen — die bei weitem
am meisten verbreitete — sind die verschiede-
nen Niederspannungsspulen (wenn nicht mehr
als zwei solcher Spulen zusammen zwischen
zwei Hochspannungsspulen liegen) in bezug auf
die Stern-Streuspannungfast völlig gleichwertig,
sie sind aber meistens gar nicht in derselben
' Lage in bezug auf die Ziekzackstreuung, und
die Niederspannungsspulen der zwei Wick-
lungshälften eines Kernes bilden miteinander
meistens keine Wicklung mit geteilten End-
spulen, ja selbst gar
keine symmetrische
Wicklung. En eu u
Betrachten’wirz.B. L-____---__J
die in Abb. 10 darge- ö 3 H
Btelltei Wioklang Bong E77: 7 7 72T
muß die Niederspan-
nung in Ziekzack ge
schaltet werden,eswer- [” 327°" —7 „
den also zwei Spulen 777-7777
Eu mer Halle pe re nn :
hören. Man kann nun [7]
kombinieren:
U
a) I mit IV und II mit III,
DJ: Iris LER „100, IWW
Ba ER SEE N, STE u a a ENG
Nur bei a) bilden die 'Niederspannungs-
spulen in bezug auf die beiden Ziekzackhälften
eine Wicklung mit geteilten Endspulen. Bei
b) dagegen sind abwechselnd eine Spule der
einen und der anderen Zickzackhälfte ange-
ordnet und außerdem ist die Entfernung dieser
Spulen sehr verschieden. Bei c) liegt die ganze
eine Hälfte der ganzen anderen Hälfte gegen-
über. Bei allen diesen Schaltungen ist die Lage
der beiden Spulen derselben Hälfte im Ziekzack-
streufluß sehr verschieden; es kann also ein
erheblicher Unterschied zwischen den ir. ihnen
induzierten _Zickzack-Streuspannungen ent-
stehen.
Eine Berechnung der Ziekzack-Streuspan-
nung und des auf jede Spule entfallenden Tei-
les mit den üblichen Formeln erscheint ziemlich
aussichtslos; diese Formeln sind erstens bei den
ganz abnormalen Abmessungen (z. B. sehr
großen Entfernungen zwischen den von ent-
gegengesetzten Strömen durchflossenen Lei-
tern und den Teilen der Spulen einer Gruppe)
nieht mehr gültig, während außerdem die Spu-
len in völlig verschiedenen Entfernungen von-
einander angeordnet sind. Es mögen darum
nur einige Meßergebnisse mitgeteilt werden.
Die beiden Spulen einer Gruppe wurden in
Reihe geschaltet und die induktiven Spannun-
gen der Spulen bei Gegeneinanderschaltung der
beiden Wicklungshälften gemessen.
“ Die Messung der Reaktanzspannungen der
Niederspannungsspulen ergab:
Sehaltung SpleI II II IV Total
a 0,917 .2,76:1.2,92,. 0,9017,4
b 2,92 038° 08 2,72 6,24
6 3,36 0,81 0,7 .3,14 8,01
Aus allen diesen Werten geht hervor, daß
die Niederspannungsspulen ganz verschiedene
Ziekzack-Streuspannungen besitzen. Es würde
also Parallelschaltung dieser Spulen
eine sehr ungleichmäßige Stromver-
teilung veranlassen. Diese Parallelschal-
tung ist aber oft notwendig. Die Zickzack-
schaltung macht das Problem sehr schwierig,
erstens erhöht sie schon den Spannungsabfall
erheblich, außerdem aber kann die Frage nach
einer richtigen Parallelschaltung der Spulen
häufig nicht gelöst werden. _
Die totale Zickzack-Streuspannung wird
bei den Scheibenwicklungen fast immer sehr
groß, z. B. 50% der Sternstreuspannung, die
ungleiche Verteilung des Stromes über die
parallel geschalteten Niederspannungsspulen
ist vielleicht noch unangenehmer. Jedenfalls
ist die Zickzackschaltung bei Scheibenwicklun-
gen nur mit großer Vorsicht anzuwenden.
Beitrag zur Frage der Normalisierung der
Eisengittermaste.
- Von Oberingenieur N. Mennicken, Dessau.
Übersicht. Es wird gezeigt, wie sich eine
Normalisierung der Eisengittermaste unter gleich-
zeitiger Verbesserung der statischen Berechnung
und des Aussehens, verbunden mit Materialerspar-
nis, erreichen läßt durch konstruktive Trennung
des Mastkopfes von dem eigentlichen Mast.
Die Eisengittermaste setzen einer Verein-
heitlichung sehr große Schwierigkeiten ent-
gegen, weil sie einer ganzen Anzahl von Bedin-
gungen entsprechen müssen, die auf Form der
‚| Stabsysteme und Stabquerschnitt bestimmend
wirken. Daß es außerordentlich praktisch und
von einschneidender wirtschaftlicher Bedeu-
tung wäre, wenn es gelänge, einwandfreie Nor-
maltypen aufzustellen, die überall nach den
gleichen Zeichnungen und Schablonen herge-
stellt werden könnten, steht außer Frage und
braucht hier nicht näher bewiesen zu werden.
%
- Form und Querschnitte der Maste werden
beeinflußt bzw. bestimmt:
l. Durch die aufzunehmenden Kräfte, haupt-
sächlich die Zugkräfte der aufliegenden
Leitungen bzw. Winddruck auf die Drähte
und Winddruck auf den Mast selbst;
durch die Höhe der Maste, ihrerseits wieder
bestimmt durch den Durchhang der Lei-
tungen und deren vorgeschriebenen oder
gewünschten Abstand von der Erde oder
vorhandenen Bauwerken und durch die
. Eingrabungstiefe;
3. durch die Anordnung der Drähte und das
Isolationssystem ;
4. durch die, zugelassene Materialspannung.
Hier kommen in der Hauptsache die Bean-
spruchungen nach den Normalien des V.D.E.
und diejenigen für Kreuzungen mit Post-
leitungen und Eisenbahnen in Betracht.
Durch die Wirtschaftlichkeit der Anlage.
6. Durch das Schönheitsgefühl des Erbauers
oder Bestellers.
bD
[an
Diese Bedingungen ändern sich von Fail
zu Fall.
Zu 1. Die sich aus den tatsächlichen Ver-
hältnissen und amtlichen Vorschriften er-
gsebenden äußeren Kräfte müssen richtig in
Rechnung gezogen werden. Eine Verein-
fachung kann nur durch geeignete Abstufung
erfolgen, wie es bisher schon durch die Ab-
stufung der Spitzenrzüge erreicht worden ist.
Zu 2. Auch die Verschiedenheiten der
Masthöhen über Erde können nur, wie bisher
‘| schon geschehen, durch geeignete Abstufungen
vereinfacht werden, Die Eingrabungstiefe kann
in ein bestimmtes Verhältnis gebracht werden
entweder zu den Mastlängen oder zu den äuße-
ren Zugkräften oder zu den Biegungsmomen-
ten. Das erstere würde Masten von ganz ver-
schiedenen Abmessungen gleiche Eingrabungs-
tiefen zuweisen, also unzweckmäßig sein. Aber
auch die dritte Möglichkeit führt zu Unzuträg-
lichkeiten bei der Normalisierung. Deshalb
empfiehlt es sich, die Eingrabungstiefe nur
nach den äußeren Zugkräften zu bestimmen.
Zu 8. Anordnung und Zahl der Drähte,
Mastabstand und Isolationssystem bestimmt
den Abstand und die Zahl der Querträger und
diese nach der üblichen Ausführung die An-
ordnung der Schrägstäbe am Kopfe, da meistens
des besseren Aussehens wegen darauf gesehen
wird, daß die Querträger in den Knotenpunk-
ten des Mastes angreifen. Auf diese Verhält-
nisse hat der Mastkonstrukteur meistens keinen
Einfluß, da dieselben von dem Elektrotech-
niker bestimmt werden, und da sie bei fast
jeder größeren Leitung anders gewählt werden,
wird die. Normalisierung der Maste dadurch
sehr erschwert.
Ein großer Teil der Schwierigkeiten würde
jedoch verschwinden, wenn man sich ent-
schließen könnte, den Teil des Mastes, an dem
die Querträger anschließen, als Kopf des Mastes
gesondert zu behandeln und den eigentlichen
Mast erst unterhalb der untersten Querträger
beginnen zu lassen. Das hätte zur Voraus-
setzung, daß von der bisher gebräuchlichen
Methode der Spitzenzugermittlung abgewichen
wird. Diese besteht bekanntlich darin, daß von
jeder Drahtkraft das an der Fundamentober-
kante erzeugte Biegungsmoment ermittelt und
deren Summe durch die ganze Mastlänge divi-
diert wird, wodurch sich dann der gleichwertige
Spitzenzug ergibt. Da die Resultierende sämt-
licher Drahtkräfte in der Regel tiefer als die
Mastspitze liegt, wird der Spitzenzug kleiner
als die Resultierende und folglich die zur Be-
rechnung der Schrägstabkräfte dienende Quer-
kraft kleiner als der Wirklichkeit entspricht.
Anderseits werden die Biegungsmomente, die
zur Bestimmung der Gurtstäbe dienen, ober-
halb des Fundamentes größer als die wirklich
auftretenden. Der größte Unterschied zwischen
dem wirklichen und dem mit dem Spitzenzuge
errechneten Biegungsmoment liegt in der Höhe
332
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920.
Heit 17.
23. April 19820.
des untersten Querträgers, um dann geradlinig
bis Fundamentoberkante abzunehmen, wäh-
rend der Unterschied zwischen der wirklichen
und errechneten Querkraft vom Querträger
bis Fundament in gleicher Größe durchgeht.
Ein Rechnungsbeispiel mag dies dartun.
Der Mast Abb. 1 erhält durch die dort
eingeschriebenen Zugkräfte die dargestellten
80 2
=>
100
>
Kal
I
\
I
300-300
Abb. 1.
Biegungsmomente und Querkräfte. Die aus-
gezogenen Linien geben die wirklichen, die ge-
strichelten Linien die mit dem Spitzenzuge
80.22 +3.160.18
Ga ae EBEN
2
errechneten Werte an. Die der Querschnitts-
bestimmung zugrunde liegenden Werte weichen
demnach bei der jetzt gebräuchlichen Methode
erheblich von den wirklichen Werten ab. Dazu
kommt noch, daß der. Spitzenzug für jede
andere Mastlänge selbst bei gleicher Größe
und Anordnung der Drahtkräfte ein anderer
wird, da er von dem Abstand des untersten
Querträgers von Fundamentoberkante ab-
hängt. Entschließt man sich dagegen, Kopf
und Mast als zwei besondere, wenn auch ver-
bundene Konstruktionsteile zu behandeln, so
werden zunächst sämtliche Köpfe mit gleicher
Größe und Anordnung der Drahtkräfte gleich,
einerlei wie groß ihr Abstand vom Fundament
ist. Sie übertragen auf den Mast eine Quer-
kraft gleich der Resultierenden der Drahtkräfte
und des Winddrucks auf den Kopf und ein
Biegungsmoment, das für die ganze Mastlänge
gleich bleibt. Die Querkraft tritt an die Stelle
des Spitzenzuges. Querkräfte und Biegungs-
momente entsprechen auf der ganzen Länge:
des Kopfes und Mastes den wirklich auftreten-
den Werten. In Abb. 1 gibt Linie Mk das
Spitzenmoment des Mastesan. Der Mast würde
Abb. 2.
Abb. 3.
also bestimmt werden durch Angabe der Größen
Z = Spitzenzug, Mk = Kopfmoment und
L = Freilänge. Das bedeutet gegenüber dem
jetzigen Zustand scheinbar eine Verschlechte-
rung, da bis jetzt vielfach nur Z’ und L ange-
geben wurden, aber es ist, abgesehen davon,
daß die.jetzige Methode falsche Werte ergibt,
in Wirklichkeit eine erhebliche Vereinfachung,
da der Mast mit einem bestimmten „Z“, „Mk“
und „ZL“ überall verwandt werden kann, wo
gleiche oder wenig kleinere Daten zugrunde
gelegt werden, auch wenn die Kopfausbildung.
eine andere ist, was bis jetzt nicht der Fall war,
Es ist natürlich Rücksicht auf ‚die Ver-
bindung zwischen Kopf und Mast zu nehmen,
die ebenfalls normalisiert werden muß und
kann. {
. Durch Wahl einer Konstruktion, die den
eigentlichen Mast beim unteren Querträger
aufhören läßt und seinen oberen Teil als Kopt-
konstruktion auffaßt und behandelt, wäre also
die Möglichkeit der Normalisierung gefördert
und gleichzeitig die Rechnungsmethode ver-
bessert und eine in vielen Fällen recht erheb-
liche Ersparnis an Gewicht und Kosten erzielt.
Es lassen sich dann noch weitere ziemlich. be-
deutende Ersparnisse erzielen durch Verwen-
dung von Kopfstücken aus 2 [- Eisen oder pa-
rallel laufenden Winkeleisen (siehe Abb. 2 u. 3),
die wieder gestatten, die Querträger gleich-
mäßig auszubilden. Hierdurch würden auch
diese Bauteile der Normalisierung zugänglicher.
Außerdem könnte der ganze Kopf einen Rost-
schutz durch Verzinkung oder dergleichen er-
halten, der eine Erneuerung des Anstrichs des
Kopfes mit seinen großen Gefahren und Be-
triebsstörungen überflüssig macht.
Zu 4. Die Verschiedenheiten, hervorge-
‚rufen durch die verschiedenen vorgeschriebenen
Sicherheitsgrade bzw. zugelassenen Material-
spannungen können, wieich'es schon im „Eisen-
bau‘ 1915, Heft 8, vorgeschlagen habe, da-
durch ausgeglichen werden, daß man sie in ein
überall gleiches, bestimmtes Verhältnis bringt,
daß man z, B. bei Kreuzungsmasten einen rich-
tig bemessenen Sicherheitszuschlag zu den
Drahtkräften macht und mit diesen größeren
Nutzkräften mit den gleichen Beanspruchun-
gen rechnet wie bei den gewöhnlichen Masten.
Um den Winddruck auf:den Mast, dessen Ein-
fluß mit dem Wachsen der Mastlänge größer
wird, auch noch mit größerer Sicherheit aufzu-
nehmen, 'könnte dieser
nach der Mastlänge abgestuft werden. Ein
25% iger Zuschlag zu den Spitzenzügen ergibt
eine Herabsetzung der aus denselben ent-
stehenden Gurtspannungen um 25%, d. h. die
Beanspruchung beträgt, wenn mit 1500 kg/cm?
gerechnet wird, inWirklichkeit nur 1200 kg/cm?,
was dem Verhältnis der zulässigen Bean-
spruchungen nach den Normalien und. den
amtlichen Bestimmungen für Kreuzungsmaste
entspricht. Die Durchreehnung von Masten
für 1000,. 1200, 1500, 1800, 2000, 2500, 3000,
3500, 4000 kg Spitzenzug ergab, daß ein 25%
Zuschlag zu den jeweiligen Windkräften zu-
sammen mit dem 25%,igen Zuschlag zum
Spitzenzug einem Gesamtzuschlag gleich ist,
der bei einer Länge über Erde von 10,0 m’
zwischen 80%, und 26,6% und bei 20 m Länge
zwischen 34%, und 28,2%, schwankt und im
Mitte] 27,8 bzw. 30,6% beträgt. Würde man
also den Zuschlag zu den Spitzenzügen -bei
10 m Länge und weniger mit 928%, bei 10 bis
15 m mit 30%, und bei 15 bis 20. m mit 32%,
annehmen, so wäre allen billigen Anforde-
rungen Genüge geleistet. Jedenfalls kann die
Normalisierung vorgenommen werden unbe-
schadet der verschiedenen Beanspruchungen.
Zu 5 und 6. Die Wiurtschaftlichkeit der
Anlage beeinflußt die Form und den Qner-
schnitt der Maste insofern, als schlanke Maste
"im allgemeinen schwerer sind als breitere bei
gleichen Lasten. Die Fundamente jedoch wer-
den schwerer für breite Maste als für schmale
unter sonst gleichen Verhältnissen. Auch die
y «
Sicherheitszuschlag
Grunderwerbskosten und Pachten werden für
breite Fundamente. größer als für schmale.
Diesen Verhältnissen kann Rechnung getragen
werden durch Normalisierung einer schlanken,
schweren Type und einer breiten, leichten für
jede Ausführung. Dadurch würde auch dem
Schönheitsgefühl Rechnung getragen werden,
da schlanke Maste im allgemeinen besser aus-
sehen als gedrungenere.
Nachdem so die Möglichkeit der Norma-
lisierung dargetan ist, bleibt noch ‘der Weg
anzugeben, auf dem die Normalisierung vor-
genommen werden soll.. Als Grundlage wird
dabei am besten die geometrische Form der
Maste angenommen, die bestimmt ist:
a) durch den Abstand der Nietrisse der Gurt-
winkel am Kopf des Mastes,
b) durch den Anzug des Mastes, das ist die
Verbreiterung desselben, bezogen auf den
laufenden Meter Mastlänge,
c) durch die Gurtfeldlänge, die die Neigung
und Länge der Schrägstäbe bestimmt. Die
Feldlänge nimmt von der Spitze nach unten
zu, doch nicht in gleichem Maße wie: die
Mastbreite, so daß die Neigungswinkel der
Schrägen nach unten hin kleiner werden.
Jede geometrische Type wird eindeutig
bezeichnet durch die Kopfbreite (am Nietriß),
den Anzug und die Länge über Erde. Die
Änderung der Länge erfolgt am unteren Ende
des Mastes, während der obere Teil für alle
Längen unverändert bleibt. Die Schrägwinkel
im Fundament, die keine Querkräfte aufzu-
nehmen haben und nur zur Verankerung dienen,
können.zum Ausgleich eine erheblich größere
Neigung erhalten als die Schıägen oberhalb des
Fundaments. Für jede Type ist nur eine
Zeichnung erforderlich. Die verschiedenen
Längen werden auf derselben durch besondere
Maßangaben in tabellarischer Zusammenstel- _
Die Querschnittsbestim- -
lung berücksichtigt.
mung erfolgt auf besonderem Blatt. Jede geo-
metrische Type kann für verschiedene Spitzen-
züge und Momente benutzt werden, da die
Werkstattmaße zum größten Teil nicht von
der Profilgröße beeinflußt werden. Die rich-
tige Auswahl der Typen wird, abgesehen von
dem Aussehen der Maste, nur nach wirtschaft-
lichen Gesichtspunkten erfolgen. Die Gurt-
stäbe beieinander liegender Typen können nach
einer Schablone vorzeteichnet werden. Sache.
gemeinsamer Beratung berufener Stellen wird
es sein, die Einzelheiten der verschiedenen
Typen festzulegen.
Zum Schluß noch ein Wort über das Aus-
sehen der Maste, bei denen der Kopf mit Quer-
und Blitzseilträgern konstruktiv anders be-
handelt wird als der Mast selbst. Die neue Kon-
struktion wird anders aussehen als die bis-
herige, und man kann wohl sagen, daß sie
besser aussehen wird. Natürlich wird sie
manchem ungewohnt vorkommen und deshalb
hier und. da abgelehnt werden. Das kann aber
nichts daran ändern, daß die horizontalen Quer-
träger bisher keinen organischen Zusammen-
hang mit den schräglaufenden Gurtstäben und
erst recht nicht mit den Schrägstäben zeigten.
Wird jedoch der Mastkopf als ein besonderes
Ganzes betrachtet, das nur auf dem Mast ruht
wie etwa eine nierne auf ıhrem Mast, so wer-
den sich auch für beide an sich - verschiedene
Bauteile befriedigende. Foimen finden lassen,
die gleichzeitig den praktischen und wirtschaft-
lichen Forderungen besser entsprechen als die
bisherigen. ;
Die Anwendung des elektrischen Antriebes
bei einem modernen Gießkran.
i Die Hebe- und Transportarbeiten zur Ent-
nahme und zum Fortschaffen des flüssigen
Stahles aus den Öfen der Stahlwerke zählten
von jeher zu den mühevollsten und schwierig-
gerade auf
diesem Gebiete bestrebt, die Handarbeit durch
maschinellen Betrieb zu ersetzen. Wenn man 7
sten Arbeiten. Daher war man
&
29. April 1920.
‘auch im Stahlwerk lange Zeıt dem Dampf und
dem Preßwasser als den derberen Betriebs-
mitteln den Vorzug gegeben hatte, so ist heute
auch der empfindlichere elektrische Antrieb den
Anforderungen des angestrengten rohen Hütten -
werkbetriebes vollkommen gewachsen und we-
gen seiner viel größeren Einfachheit und Wirt-
schaftlichkeit allgemein eingeführt. :
Von den in Frage kommenden zwei Kran-
bauarten, dem Gießwagen und dem Gieß-
kran, ist der Gießkran in vielen Fällen, na-
mentlich im Martinwerk, vorteilhafter und
wird daher meist bevorzugt, weil der Gieß-
wagen, der auch in letzter Zeit als hydraulisch-
elektrischer Gießwagen gebaut worden ist, viel
Platz auf der Gießsohle benötigt. Das Kippen
der Gießpfanne, welches vereinzelt noch von
Hand erfolgt, findet heute ebenfalls auf elek-
trischem Wege statt. Bei älteren Bauarten
findet man zu diesem Zwecke die Anordnung
eines Hilfshubwerkes, das vom Haupthubwerk
mitbewegt wird. Das Hilfshubwerk faßt die
vom Haupthubwerk bereits gehobene Gieß-
pfanne und bringt sie in die Kipplage. Dabei
können beide Hubwerke elektrisch miteinander
gekuppelt werden. Um aber beide Hubwerke
möglichst unabhängig voneinander zu machen,
hat man dem Hilfshubwerk einen besonderen
elektrischen Antrieb gegeben; und um ein
Kippen nach zwei Richtungen zu erzielen, hat
man statt eines Hilfshubwerkes deren zwei auf
der gemeinsamen Katze angeordnet. Wird das
Hilfshubwerk vollständig vom Haupthubwerk
getrennt auf einer besonderen Hilfskatze mit
besonderem Fahrmotor auf besonderer Fahr-
bahn angeordnet, so kann es nicht nur das
Kippen der Gießpfanne nach zwei Richtungen
bewerkstelligen, sondern auch für andere
Transportzwecke Verwendung finden.
Die Maschinenfabrik
Nürnberg A.G. hat vor einiger Zeit eine ähn-
liehe Bauart bei einem 100 t-Gießkran von
27,5 m Spannweite für ein großes Martinstahl-
werk verwendet. Wie aus der Abb. 1 hervor-
geht, besıtzt der Kran zwei Katzen, eineHaupt-
katze und eine Hilfskatze. Die 100 t-Haupt-
katze läuft auf den Obergurten der Kranbrücke
und trägt eine an zwei Seilzügen aufgehängte
Traverse mit Haken zum Heben der Gieß-
pfannen. Von einer starren Gerüstführung hat
man in diesem Falle abgesehen, da durch An-
wendung der Leonardschaltung ein äußerst
Kayofubmotor
Kotzfahrmotor]:
\ Br Br &
&
1 I
Augsburg-.
Elektrotechnische Zeitschrift,
| rahmenartig die Hauptträger des
1920.
sanftes Anfahren des Kranes ermöglicht und
dadurch ein starkes Pendeln der Pfanne von
vornherein vermieden wird, ganz abgesehen
auch davon, daß die starre Führung vielfach
die Arbeiten im Stahlwerk beim Verfahren des
Kranes behindert. E
Haupfkatze
a ——— NH HET 7
ie
\ Msdhänge 3
m
ot
il
Gekänge2: \\\
Abb. 1. Gießkranantrieb.
Das Gehänge der Hauptkatze umgreift
Kranes,
zwischen denen sich die Hilfskatze bewegt. Es
ist also ein Verfahren der Hilfskatze zwischen
dem Gehänge der Hauptkatze ohne weiteres
möglich. Die Hilfskatze ist mit zwei Hubwer-
ken für 30 tund 10 t Tragkraft ausgerüstet und
dient ebenfalls zum Transport flüssigen Mate-
rials, so zum Eingießen flüssiger Zuschläge und
zum Setzen und Transport von Blöcken und
Formen. Der Kranfahrantrieb befindet sich
auf einem besonderen Hilfsträger, welcher
gleichzeitig als Laufsteg dient und daher ent-
sprechend ausgebildet ist.
Die Arbeitsgeschwindigkeiten des Kranes
sind bei der Hauptkatze: Heben (100.t) etwa
3,7 und Fahren (100 t) etwa 25 bis 30 m/s; bei
der Hilfskatze: Heben (30 t)etwa l4und Heben
(10 t) etwa 20 m/s; beim Kranfahren (100 t)
etwa 70 mis.
Die Motorleistungen sind bei der Haupt-
katze: Hubmotor 92 kW + 500 V, n = 535;
und Fahrmotor 22kW, 500 V,n = 725; bei der
Hilfskatze (30 t) Hubmotor 100 kW, 500 V
Spannung, 60 min-Leistung, n = 580, für 10 t
Hubmotor 55 kW, 60 min-Leistungs, n = 590,
Fahrmotor 14,5 kW, 60 min-Leistung, n = 720;
beim Kranfahrmotor 95 kW, + 500 V, n=570.
Die elektrische Ausrüstung des Gieß-
kranes lieferten die Siemens-Schuckertwerke.
Der Haupthubmotor und der Kranfahr-
motor werden mittels Leonardschaltung ge-
steuert. Die übrigen Triebwerke werden un-
mittelbar aus dem Netz mit 500 V-Drehstrom
50 Perioden gespeist und in der üblichen Weise
mittels Widerstände angelassen.
Zur -Speisung des Haupthubmotors von
92 kW und des Kranfahrmotors von 95 kW
Stundenleistung ist je eine Steuerdynamo von’
110 kW 60 Minutenleistung bei + 500 V
Klemmenspannung vorgesehen; die Spitzen-
leistung beträgt 143 kW. Sie werden angetrie-
ben durch einen Asynchronmotor von 225 kW
Stundenleistung, welcher seinen Strom aus dem
Netz erhält. Ein weiterer kleiner Umformer,
dessen Dynamo bei 220 V Gleichstrom 7,15kW
dauernd leistet, liefert den erforderlichen Strom
für die Erregung der Anlaßdynamos, der Ar-
beitsmotoren und der Magnete zum Lüften
der Bremsen.
Die Nebenschlußregler, welche zum Um-
kehren und zum Regeln der Erregerspannung
im Feldstromkreise der Steuerdynamos dienen,
sind als Steuerwalzen ausgebildet und unter-
scheiden sich äußerlich nicht von den im Kran-
betrieb üblichen Appäraten. Da sie aber nur
die verhältnismäßig schwachen Erregerströme
führen, so fallen sie trotz der Größe der von
ihnen gesteuerten Motoren klein aus, sind sehr
leicht zu bedienen und unterliegen nur einer
geringen Abnutzung. Infolge der großen
Stufenzahl gestatten sie ein sehr feinstufiges
Regeln der Drehzahl. Außerdem werden von
jeder Walze noch drei Schütze geschaltet, deren
eines (Br. S.) den Strom der Bremsmagnete
öffnet und schließt, während das andere (PS)
in der Nullstellung der Walze das Feld des
Hubmotors schwächt, so daß eine zu hohe Er-
wärmung der Wicklung bei Stillstand des Mo-
tors vermieden wird. Vollständiges Abschalten
der Erregung während der Ruhepausen ist
nicht empfehlenswert, da infolge der hohen
Selbstinduktion der Feldwicklungen der Strom
beim Wiedereinschalten nur langsam ansteigt,
der Anlauf also im ersten Augenblick bei ge-
everdunamo I Drekstrom- Sfeverdunamo IE Erreger-Sat2
|
‚Leonard-Satz |
Jür Haypfhubmolor |
|
|
j
| AllfshubmotorJE Katzfahrmatorit Hilfskubmotorit 5 Aranfahrınarer r kragfahrmator motor Dretsfrom- Gleichstromalmamo
i 1örl Br. L en 7 = ARNO:
| Ss 5 = U En zahl
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7 7
- Zu RZ 2: D5 K
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Ma.As. Sp. Ast HR E
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Hißtubneht \ Kolziahnuerer \ Hibhulwerhl = Schützenschalfuerk hafzfahrwerkZ
Zeichenerklärung.
As. Ausschalter. E. Endausschalter. Ma. As.Sp. Ast. Maximalausschalter Str. Stromzeiger.
Br. Bremsmagnete. F.S. Feldschwäch-Sehütze. mit Spannungsauslöser. Si. Sicherungen.
‚Br.S. Bremsmagnetschütze. F.W. Feld-Schutzwiderstände. Ma.R. Maximalrelais. Tr. Transformatoren.
D.S,. Drehschalter.
H.S. Hauptschütze.
Sp. Spannungszeiger.
Abb. 2. Sehaltplan des elektrisch betriebenen”Gießkranes,
334
nee
"Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 17.
29. April 1920.
chwächtem Felde stattfinden würde, was un-
bedingt vermieden werden muß, da sonst
leicht ein Sacken der Last eintreten kann.
Angeordnete Sicherheitsvorrichtungen ver-
hüten eine Beschädigung der beiden Dreh-
strom-Antriebsmotoren und der Steuerdyna-
mos durch Kurzschlüsse oder Überlastungen.
Zum Schutze der Antriebsmotoren dient je ein
dreipoliger Höchststromausschalter mit Schnell-
auslösung und Spannungsrückgangsspule,
welche beim Ausbleiben der Spannung auslöst.
Beide Steuerdynamos werden durch je ein
Höchststromrelais (r, und r,, Abb. 2) geschützt,
dessen Stromspule vom Hauptstrom durch-
flossen wird. Diese Relais, welche gemeinsam
auf den Kontakt K arbeiten, wirken jedoch
nicht direkt auf den Hauptstrom ein, sondern
auf den Stromkreis der Hauptschützen (HSı
‚und HSir) und der vorhin erwähnten Feld-
schwäch- und Bremsmagnetschütze (F'S7, FSır,
Br. $S.r und Br. Sır), den sie bei Überlastung
unterbrechen. In diesem Stromkreis liegt auch
der Abhängigkeitskontakt R, der beiden
Höchststromausschalter der Drehstrommoto-
ren, so daß auch beim Auslösen derselben beide
Triebwerksmotore, nämlich Haupthubwerks-
und Kranfahrwerksmotor zum Stillstand kom-
men. Dies ist notwendig, denn wenn ausirgend
einem Grunde der Höchststromausschalter des
großen Antriebsmotors während des Senkens
auslösen sollte, so würde hierdurch seine
bremsende Wirkung als Asyncehrongenerator
aufhören und die Last die Triebwerke unge-
hemmt durchziehen können. Zu hohe Dreh-
zahl des Hubmotors und des Steuersatzes wä-
ren die schließliche Folge, was aber durch diese
Abhängigkeit verhindert wird.
Der Motor des 30 t-Hilfshubwerkes, wel-
cher die immerhin beträchtliche Stundenlei-
stung von 100 kW besitzt und direkt vom Dreh-
stromnetz aus gespeist wird, würde bei dem
angestrengten Betrieb eines Gießkranes hohe
Ansprüche an die Körperkräfte des Bedienungs-
mannes stellen, wollte man ihn in der. üblichen
Weise mittels Steuerapparat anlassen und re-
geln. Man verwendet daher Schütze, das sind
elektromagnetisch betätigte Schalter, mit wel-
chen man die Schaltungen in den einzelnen
Regelstellungen herstellt, und da man hierbei
nur dieschwachen Erregerströme ihrer Magnet-
spulen zu schalten hat, so kann die dazu die-
nende Meisterwalze, welche in ihrem Aufbau
wieder einer normalen Steuerwalze ähnelt, im
Verhältnis zur Motorleistung sehr klein ge-
halten werden. Sie enthält trotzdem eine große
Anzahl Stufen und ist nur geringem Verschleiß
unterworfen. Die Schütze selbst sind äußerst
kräftig und gedrungen gebaut, so daß sie selbst
dem rohesten Betriebe gewachsen sind. Es hat
eine Unsumme von Mühe und Erfahrungen ge-
kostet, um sie auf den heutigen Stand der Voll-
kommenheit — und ein soleher ist vollkommen
erreicht worden — zu bringen.
Für das Schützenschaltwerk wurde die so-
genannte Sicherheitssenkschaltung gewählt.
Jeder Praktiker aus dem Hebezeugfache weiß,
welche Gefahr ein zu schnelles Absenken der
Last in sich birgt, weshalb man stets bestrebt
gewesen ist, sich hierin von der Aufmerksam-
keit des Bedienungsmannes unabhängig zu
machen. Beider Sicherheitssenkschaltung wird
dies in vollem Maße erreicht. Der Motor wird
hierbei im Senksinne und sofort in der ersten
Senkstellung ein Widerstand von bestimmter
Größe in seinen Rotorstromkreis eingeschaltet.
Dieser Widerstand ist so bemessen, daß der
Motor, wenn er von der Höchstlast durchge-
zogen wird, als übersynchroner Generator nur
eine ganz bestimmte Drehzahl erreichen kann,
welche sich vorher rechnerisch festlegen läßt.
Da nun in den weiteren Senkstellungen Wider-
stand kurzgeschlossen wird, so verringert sich
die Drehzahl und liest in letzter Stufe nur
wenig über der synchronen, wenn der Wider-
stand ganz kurzgeschlossen ist. Der Bereich
der Regelung liegt also zwischen der synchro-
nen und einer ganz bestimmten übersynchronen
Drehzahl, welche von der Größe des gewählten
Widerstandes abhängig ist. Beim Senken des
leeren Hakens nimmt der Motor in denselben
Schaltstellungen, in denen er beim Senken von
Lasten als Generator arbeitet, Strom vom Netz
auf, seine Drehzahl wird um so größer, je weiter
der Steuerapparat aus der Ruhestellung gedreht
wird, und wird schließlich nahezu gleich der
synehronen Drehzahl. Das 10 t-Hilfshubwerk
hat die gleiche Schaltung, jedoch erfolgt hier
die Regelung nieht durch Schütze, sondern di-
rekt durch Widerstände mittels des Steuer-
apparates selbst in der üblichen Weise. Die
beiden Kranfahrwerke sind mit einfacher Um-
kehrschaltung mittels normaler Steuerwalzen
ausgestattet, bestehend aus einer drehbaren,
mit Kontakten versehenen Schaltwälze, deren
Schaltstellungen durch einen Kontroller ge-
kennzeichnet werden. Der Nachlauf kann
durch Gegenstrom abgebremst werden, wobei
aber der Steuerapparat nach Stillstand des Mo-
tors in die Mittelstellung zurückgedreht werden
muß.
Für die Motoren wurden keinerlei Schmelz-
sicherungen verwendet, sondern sogenannte
Relaissicherungen. Es ist also für die durch
Drehstrom gesteuerten Triebwerke dieselbe
Einrichtung getroffen worden, wie für den
Haupthubmotor und den Kranfahrmotor mit
Leonardschaltung. Nach Abb. 2 liegt in je
einer Phase zu jedem Motor die Wieklung eines
Relais, und diese vier Relais arbeiten auf
den gemeinsamen Kontakt R, welcher im
Stromkreis der Spannungshaltespule des Maxi-
malautomaten R, liegt. Tritt an einem der
vier Motoren eine Überlastung ein, so wird der
Maximalausschalter ausgelöst und sämtliche
Triebwerke stehen still. Der Kranführer kann
aber den Automaten nicht eher einlegen, bis
die Steuerwalzen auf Null gebracht sind. In
den Steuerwalzen sind in der Nullstellung Kon-
takte angebracht, über die der Strom des Halte-
magneten laufen muß, bevor der Automat ein-
gelegt werden kann. Der Strom eines jeden
Zahlentafelı.
Schaltapparate Verwendung finden und kommt.
u. a. zu folgenden Brgehnissen Der Span-
nungsverlust in einem N and
ist proportional der durchgehenden Strom-
stärke. Eine bestimmte Abhängigkeit von der
Temperatur (Temperaturkoeffizient) konnte
nicht festgestellt werden. Den größten Ein-
fluß. auf den Kontaktwiderstand hat der Zu-
stand der Metalloberflächen. Die Oxydation
erhöht den Widerstand dauernd, da die Dicke
der schlechtleitenden Oxydschicht zunimmt.
Um einen anschaulichen Vergleich zu ermög-
lichen, stellt Kraus den Kontaktwiderstand
durch die Länge eines Kupferstabes von glei-
chem Widerstand und Querschnitt als die Kon-
taktfläche dar (s. Zahlentafel 1).
' Die Vergleichslängen sind durchweg für
einen Kupferstab mit 2,67 em? Querschnitt
gegeben, dagegen ist der spezifische Druck
nicht durehweg derselbe, so daß die folgende
Aufzählung der wichtigsten der 42 Fälle nach
Stablänge geordnet nur einen annähernden
Vergleich zuläßt. 2
Kontaktwiderstände verschiedener Metalle.
e | “ Spezifischer Druck | wa ereldnd
Sr Fall | Materia AB: Er j in cm
= | Au ABICm ' Kupferstablänge
1 31 Kupfer, frisch gelb gebrannt . 31,5 7,83
” 21 Dasselbesän ar Kann RN N, 30, 12,5
3 7 Messing, frisch gelb gebrannt und leicht ver-
SHHert aM RT. N RS NEE 20,7 13,7
4 8 Wie Fall 7, 9 Monate später e 30 15,5
ö 6 Messing, frisch gelb gebrannt . .. ... . 20,7 15,6
6 24 | Kupfer, Messing, abwechselnd beides frisch
gelbigebrannt 122. 1... Vene 30 18!
7 42b Kupfer, gesehmirgelt!. 0. 2 Wa re 24,3 22,5
8° 11 Messing, stark gesintert durch Bunsen-
ö 2 DrenNnor NR LT a NIE Ge 24,6 25
) 35b | Kupfer, geschmirgelt in Luft 20,3 26
10 356 | Dasselbe INOLTN 20,2 26
11. 22 Messing, frisch gelb gebrannt . .. .. . . 30° 29
12 42€ | Kupfer, geschmirgelt mit abwechselnd Zinn- -
| RE 2) EB RE SR EUER 24,3 34
13 37 "Alumni sr 20,2 120
14 26 ' Kupfer natur, nach 5 Jahren . . . . ... 30 154 Ä
15 39a | Kupfer, gelbgebrannt, 3 Stunden in Schwe- |
\) > felwanserstolf.. u... me 20,2 2800-6400 |
16 41 Aluminium in Alaunlösung „formiert“ .. 20,2 5020
17 39b- Kupfer, gelbgebrannt, % Std. in Kupfer- 0
vitriol gekocht! . 2 .ensse e nl e 42,6 53000— 91400
Motors läuft über ein. Relais und der Rück-
strom aller Motore über die Relais am Höchst-
stromausschalter. Der Strom für die Spannungs-
spule des Höchststromausschalters verläuft
beim Einschalten von Kontakt R über den
Hilfskontakt 1 am Schalter selbst, den Relais-
kontakt R, die Spannungsspule, die Hilfskon-
takte der Steuerwalzen h,, hs, ha, h,, sowie Hilfs-
kontakt 2 nach T. Die Hiltskontakte 1 und 2
schließen früher als Kontakt 3 und die Haupt-
kontakte. Sind die Leitungen spannungslos,
so erhält der die Halteklinke anziehende Magnet
keinen Strom und der Schalter löst wieder aus,
bevor .die Hauptkontakte schließen. Der
Stromkreis zur Spannungsspule wırd durch die
Hilfskontakte unterbrochen, bei geöffnetem
Höchststromausschalter sind hinter diesem alle
Apparate und Motoren spannungslos. Es kann
daher der Höchststromausschalter auch gleich-
zeitig als Hauptausschalter benutzt werden.
Bei eingeschaltetem Selbstausschalter findet
eine Überbrückung der Stromzuführung über
die Steuerwalzenhilfskontakte durch den Ab-
hängigkeitskontaktstatt und die Steuerwalzen
können aus ihrer Nullstellung gedreht, der
Kran also gesteuert werden. Tritt eine Über-
lastung in einem Stromkreise ein, so arbeitet
das betreffende Relais auf den gemeinsamen
Kontakt R und der Höchststromausschalter
wird ausgelöst. Das Relais kehrt nach Ver-
schwinden des Stromes in die Ruhelage zu-
rück, und es kann wieder eingeschaltet wer-
I, sobald die Steuerwalzen auf Null gestellt
sind.
Das gesamte Schaltungsschema zeigt, in
welcher einfachen Weise der elektrische An-
trieb eine feine und weitgehende Regulierung,
wie sie bei unseren Stahlwerkskranen erforder-
lıch ist, zuläßt. Wenn auch die Leonardschal-
tung die teuerste Schaltung darstellt, so ist sie
doch äußerst bequem und imstande, auch die
schwierigsten Verhältnisse in einfachsterWeıse
zu lösen. Dipl.-Ing. A. Kußler.
Über den Kontaktwiderstand
veröffentlicht: FE. Kraus in der Zeitschrift
„Elektrotechn. u. Maschb.‘“‘ Bd. 38, 1920, 8. 1
eine Anzahl wertvoller Meßergebnisse für ver-
schiedene Metalle,
|
wie sie vornehmlich für
Die Bezeichnung ‚natur‘ ist der natür-
liche) Zustand des Metalles, nach Lagern an der
Luft verstanden, der infolgedessen jeden Wert
haben kann, je nachdem das Metall kürzere _
oder längere Zeit gelagert hat. Die Zahlen zei-
gen aber, wie sehr stark die Oxydation bei ER Mn
wöhnlicher Temperatur im Ta der Zeit den 4
Widerstand erhöht. Daß der Verfasser aus
dem Versuch mit Kontakten in Öl die Folge-
rung zieht, daß, dieselben eigentlich dauerhafter
als in Luft sein müßten, beweist, daß die Be-
deutung der Schmierung von Kontakten.leider
noch viel zu wenig bekannt ist, er wäre sonst
wohl nicht auf den Gedanken gekommen, für
die Betrachtungen über die Zweckmäßigkeit
hohen Druckes oder großer Flächen eine Mes-
singfläche zugrunde zu legen, die 9 Monate an.
der Luft gelagert hat; was dann auch zu der
irrigen Folgerung führt, lieber große Flächen
und kleinere spezifische Drucke anzuwenden.
Ich verweise hier auf eine gegebene Darlegung
der wirklichen Verhältnisse an Hand einer
verhältnismäßig genauen Formel für den Kon-
taktwiderstand, die meine in der „ETZ“1) be:
reits vertretene Auffassung bestätigt ‚daß für
saubere Kupferkontakte die Größe der Kon-
taktfläche weniger wichtig ist als hoher Ge
samtdruck. Das a von an sich ge-
nügend bemessenen Kontakten ist eine not-
wendige Folge mangelnder Schmierung. -Aufdie
besonders schnelle Oxydation der Kontakte in
se an egen hat bereits Meyer („ETZ“
1909, S. 243) hingewiesen. Kraus beschreibt
noch eine eigentümliche Erscheinung, mit
DNTURG, bezeichnet, die sich bei der Er- °
wärmung der Kontakte durch den Strom selbst
sowohl, als auch mittels Bunsenflamme, zu.
meist in einer Verminderung des Widerstandes
äußert und erst nach mehrmaliger Erhitzung
und Abkühlung konstanten Widerstand ergibt.
Diese Erscheinung dürfte nicht bei metallisch
reinen Kontakten auftreten, da bei der Er-
hitzung auf etwa 100° sofort starke Oxydation
eintritt und demzufolge eine Widerstandszu-
nahme. Vermutlich ist die Sinterung eine Folge
der Veränderung der in gewöhnlicher Atmo-
sphäre entstandenen Oxydschicht durch die
inwirkung der hohen Temperatur. Be |
a:
HOPppJEE
1920, S. 205.
"ri
projekte in Frankreich noch gestiegen.
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Einiges über Wasserkräfte. — In Spanien,
48 km entfernt von Oviedo, ist ein Wasser-
kraftelektrizitätswerk gebaut worden, welches
aus mehreren Hochlandseen gespeist wird und
die 74 km entfernte Stadt Gijon mit elektri-
scher Energie versorgt. Das Kraftwerk ent-
hält sechs Maschinensätze von je 3300 kVA.
Die Turbinen sind Peltonräder, die bei einem
Gefälle von 61,5 m und einer sekundlichen
Wassermenge von 5501600 Umdr/min machen,
und von Escher Wyss & Co. gebaut wurden;
den elektrischen Teil haben Brown, Boveri &
Cie. geliefert. Drehstrom von 50 Per bei 5300 V
wird erzeugt und auf 53 kV: zur Verteilung um-
geformt. Die Latein-amerikanischen Re-
publiken haben bisher ihre Wasserkräfte nur
zum kleinsten Teile genutzt, obgleich sie zum
Teil sehr reich an ‚weißer Kohle“ sind. In
Argentinien z. B. werden nur 5% der gesamten
elektrischen Anlagen durch Wasserkraft be-
trieben. Die Jguazu-Fälle, welche 14 Mill. kW
1 zer. Nchnull ill
Sn
Elektrotechnische Zeitschritt.
“derjenigen in den ungünstigsten Jahres-
All :
re
Ber ER
1920.
RUNDSCHAU.
Einige moderne Turbinenanlagen. — Die
als Folge des Krieges sich überall fühlbar
machende Kohlenknappheit führt zu einer
möglichst weitgehenden Ausnutzung der Was-
serkräfte insbesondere in Niederdruckan-
lagen, deren Ausbau sich früher nicht wirt-
schaftlich gestalten konnte. Als besonderes
Kennzeichen gilt das Bestreben nach restloser
Ausnutzung aller Wassermengen, auch
zeiten und damit ein Ausbau durch
eine Maschinenausrüstung für die drei-
und vierfache Minimalwassermenge. Zur
Deckung von Spitzenleistungen werden
mitunter Hochdruckwerke mit naturge-
mäß entsprechend umfangreichem Ma-
schinenausbau ausgeführt. Zur Veran-
schaulichung dieser neuartigen Gesichts-
punkte bei dem Ausbau von Wasserkräf-
ten schildert A.H uguenin, Zürich, einige
von Escher Wyss & Co. ausgeführte Tur-
binenanlagen !). Es ist selbstverständ-
lich, daß jetzt in weit höherem Maße
eine möglichste Verringerung der Her-
|
06 48 (903 65)/101.30] |
RL
um
Er
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N
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al
ZZ
N
z 0
ZL RE U.
KG.
Abb. 1: Querschnitt durch das Mainkraftwerk bei Hanau M. 1: 250.
hervorbringen können und welche bei einem
Gefälle von 71,5 m eine Breite von 3,5 km be-
sitzen, sollen jetzt auf Veranlassung des argen-
tinischen Landwirtschaftsministers studiert
werden).
kürzlich in einem Vortrage vor der Londoner
Handelskammer, daß das ganze Land eine ein-
zige schiefe Ebene sei, über welche die Wasser
der Kordilleren dem Meere zuströmen, und in
ihrer Gesamtheit Millionen Kilowatt darstellen.
In Kolumbien sind bereits Wasserkraftanlagen
erfolgreich in Betrieb, denen weitere folgen
werden. Auch Brasilien ist reieh an Wasser-
kräften. Eine spanische Zeitung bezeichnet es
als ein Land, welches sich dank seines Besitzes
von Wasserkräften, zu einem Industrieland
der Zukunft entwickeln würde. In Brasilien
würde man auch nicht irgend welche sentimen-
talen Rücksichten nehmen, wie s. Zt. in Schaff-
hausen oder am Niagara. Ein früherer Minister
von Bolivia äußerte sich folgendermaßen:
„Wasserkraftelektrizitätswerke werden ünsere
Kohlenfrage lösen. Jetzt kostet die Tonne
Kohle an der Küste 18 bis 25 sh, im :In-
nern 160 bis 320 sh‘. In Huanchaca (Potosi).
einem bedeutenden Minenbezirk, hat man
damit den Anfang gemacht. Ecuador be-
sitzt bereits eins der besten Wasserkraftelek-
trizitätswerke in ganz Südamerika, und der Bau
weiterer steht bevor. Frankreich hat bekannt-
lich in den letzten fünf Jahren seinen Wasser-
kräften große Aufmerksamkeit gewidmet, und
von den geplanten Anlagen mit einer Gesamt-
leistung von etwa 700 000 kW sind inzwischen
eine ganze Reihe fertiggestellt worden. Das
B
‚ interessanteste dieser Projekte ist unzweifel-
haft die Elektrisierung von 10 000 km Eisen-
bahnen und die Nutzung der Kraft der Isere
mit etwa 160 000 kW. Besonders seit Friedens-
schluß ist das Interesse für diese Wasserkraft-
Wie
„Eleetrieit6‘‘ meldet, wird in Correze ein
Wasserkraftwerk für etwa 4000,kW gebaut
werden, um die Straßenbahnen des Bezirks.
zu betreiben. Ligur Saxlund behauptet, daß
die a ar Wasserfälle 9 Mill. kW ent-
wickeln. er Stadt Kristiania stehen 750 000
kW zur Verfügung, von denen erst 25 000 ge-
nutzt werden. („Beama“, Bd. 6, 1920, S. 177.)
i W.
Vgl. „ETZ“ 1919, S. 672.
—— ı mn.
= a
am,
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ber Chile sagte Dr. Echeverria
den 57T
LT
G
Z HH
Ä EIKE RKETEEG,
stellungskosten der Maschinengruppe ange-
strebt wird. Da diese für die Generatoren im
wesentlichen nur durch eine Erhöhung ihrer
Drehzahl erreicht werden kann, erwächst für
den Turbinenkonstrukteur die Aufgabe, mög-
liehst schnellaufende Maschinen zu schaffen.
Die Turbinen der im Bau befindlichen drei glei-
ehen:»Mainkraftwerke oberhalb Frankfurt
a. M. werden®bei einem Minimalgefälle von
0,94 m eine spezifische Drehzahl von 530,
eine Leistung von 160 kW, und bei größtem
Gefälle von 2,44 m eine spezifische Drehzahl
IIIIKRRNNY
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a VB Zu wer
Z
9% I
SITES
Heit 17.
CA
N
Stromerzeuger ist derart, daß jeder an beiden
Enden seiner horizontalen mit 160 Umdr/min
laufenden Welle durch je ‘eine Kegelräderüber-
setzung von zwei einkränzigen Vertikal-Tur-
binen angetrieben wird (vgl. A 1).
Von den dann noch beschriebenen kleine-
ren Anlagen verdient die Turbinenanlage
Sehönenberg der Erwähnung. , Es ist dies
NW los s6]lgs24,
AR TILEERE)
ein Kraftwerk von 59 bis 118 kW -Leistung mit
einer horizontalachsigen Turbine, deren spe-
zifische Drehzahl zwischen ns = 392 und 355
schwankt. Die Turbinenwelle macht 195 Umdr
i. d. min, die durch Riemen angetriebene
Gleichstromdynamo 735 (Abb. 2). Bremsungen
haben bei dieser Anlage Wirkungsgrade bis
86% ergeben.
Zwei ähnliche Anlagen sind die geschilder-
ten schweizerischen Kraftwerke von Eglisau
und Mühleberg. Bei beiden Anlagen ist
der Stromerzeuger mit der stehenden Turbi-
1
SSSSTEÄÄCLCLIAIIIS
N
[
usa
Nu
ug
a2
Go RR
Abb. 2. Turbinenanlage Schönenberg M 1: 200.
von 320 und eine Leistung von 650 kW
aufweisen. Diese Anlagen entstehen im
unmittelbarem Zusammenhang mit der Schiff-
barmachung des unteren Maines. Während
der zwei bis drei Monate lang dauern-
den Hochwasserperiode müssen die Turbinen
stillstehen. Durch die Verbindung dieser An-
lagen mit einem großen, bis Cassel und Han-
nover reichenden UÜberland-Verteilungsnetz,
welches auch von einigen Dampfkraftwerken
' gespeist wird, ist ihre praktische Verwertungs-
möglichkeit gewährleistet. Die Anordnung der
') „Sehweiz. Bauzte." Bel. 74.1919. 8 2968
nenwelle unmittellbar gekuppelt. In der Anlage
Eglisau gelangen bei einer Drehzahl von 83,4
Umdr/min und entsprechend einer spezifischen
Drehzahl n,; = 373 bis 378 etwa 3000 bis 4500 kW
in jeder Maschineneinheit zur Ausnutzung.
Von den drei Lagern der Welle ist das mitt-
lere mit einem Spurlager zur Aufnahme der
Gewichte aller umlaufenden Teile unterhalb
des Rotors verbunden. Die vertikalen Kräfte
übertragen sich durch eine schwere, kegelför- _
mige Jochkonstruktion auf den als Kasten
aus Eisenbeton ausgebildeten Träger. Im
Kraftwerk Mühleberg, bei welchem jede Ma-
schineneinheit etwa 8000 kW abgibt, erreicht
336
—_ — Do —
die spezifische Drehzahl die beachtenswerte
Höhe von ns = 428. Dort ist die Welle nur
zweimal gelagert und das Spurlager stützt sich
auf dem oberen Lagerstern des Stromerzeugers
ab. Die ganze Bauhöhe wird dadurch aller-
dings eine etwas größere. Wie Abb. 3 zeist, ist
durch den nicht über die ganze Breite des
Hauses durchgeführten Maschinenboden dem
Kran jedoch die Möglichkeit gegeben, auch
sämtliche Nebenapparate der Turbine zu be-
dienen. Dem Umstand, daß. dieses Kraftwerk
hauptsächlich Strom für elektrischen Bahn-
betrieb liefern soll, ist durch eine besondere
Anordnung der selbsttätigen Regelung Rech-
nung getragen worden, dıe es ermöglicht, bei
dem außerordentlich unruhigen Betrieb das
fast ununterbrochene Arbeiten des Regulators
mit minimaler Schlußzeit durchzuführen.
en
SENRZSZ
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 17.
.29. April 19%0.
.hat auch statt des Wertes 0,74 den Wert, 0,85
- erhalten.
Die weitere Aufstellung vieler hun-
derter von kleinen Motoren verschlechterte den
Leistungsfaktor. aber wieder derartig, daß man
sich genötigt sieht, erneut von dem Hilfsmittel
des Synehronmotors Gebrauch zu machen. Es
werden daher 2 Motorkompressoren von je
400 kW aufgestellt, welche bei einer- Gesamtbe-
lastung der Anlage mit 4500 kW den Leistungs-
faktor auf 0,95 bringen. . (‚‚Genie Civil“, 1919,
Bd. 75, S. 669.) Al. -
Leitungsbau.
Überstromschutz in Hochspannungs - Lei-
tungsanlagen !). — Ein vom American Insti-
tute of Electrical Enginers gebildeter Auscehuß
t VN B
N
1. 2,0
90,50,
Isar
IRA 475 7 i —
| | 2 & D<
2020 | et 2 ’ 88100 PS |
„N \ 847 13.80. 4 ERRER nn 840
ll | | EEE
R g f
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J660 --
18: _ .HWasgio, ©,
Br n n me
E Wüsupo, 7
N
Fr 6
Abb: 3. Schnitt durch das Maschinenhaus Mühleberg M 1400.
Durch Veränderung der Turbinendrehzahl ist
es in dieser Kraftanlage möglich, sämtliche
Einheiten entweder mit 40 oder mit 50 Per zu
betreiben und diese Umschaltungen alle wäh-
rend des Betriebes auszuführen. Um einen
Ausbau der empfindlichsten Teile des Spur-
lagers zu ermöglichen, ohne den Maäschinen-
hauskran in Anspruch zu nehmen, sind im
Kraftwerk Mühleberg zum ersten Male hydrau-
lische Hebeböcke vorgesehen, welche es er-
möglichen, den Rotor so weit anzuheben, daß
die erforderlichen Arbeiten in kürzester Zeit
ausgeführt werden können.
Die zum Schluß gegebene Beschreibung
der Anlage Lac d‘O6 in den französischen
Pyrenäen gibt die Einzelheiten eines Hoch-
druckkraftwerkes wieder, welches bei einem
Gefälle von 800 m Maschineneinheiten von je
4600 kW aufweist. Diese mit dem Stromer-
zeuger unmittelbar gekuppelten Bechertur-
binen sind unter dem Einfluß der eingangs er-
wähnten Gründe für 1500 Umdr/min gebaut.
Die Stromerzeuger erhalten daher auch die
ausgesprochene Ausführungsart der Dampf-
turbinendynamos. („Schweiz. Bauztg.‘‘, Bd.
74, 1919, S. 265, 283, 299.) Esr.
Elektromaschinenbau.
Anwendung von Synehronmotoren zur Ver-
besserung des Leistungsfaktors. — In der Juni-
nummer der ‚General Electric Review‘‘ be-
schreibt Byrnes die elektrische Anlage der
Cudahy Packing Co.
Fleischkonservenfabriken bis vor kurzem aus-
schließlich Gleichstrom, und diesen nur in be-
schränktem Umfange, benutzten, hat die ange-
führte Firma schon vor. 10 Jahren Asynchron-
motoren aufgestellt, von denen jetzt viele hun-
derte in Gebrauch sind. In der Fabrik in
Omaha z. B. betrug die Gesamtleistung der
Elektromotoren bisher etwa 3000 kW und ist
jetzt um nahezu 50% vergrößert worden. Den
schlechten Leistungsfaktor, der sich aus dem
Betriebe so vieler kleiner Motoren ergab, hat
man durch die Aufstellung eines 400 Se:
chronmotors (mit vertikaler Achse zum Än-
trieb einer Pumpe) zu verbessern versucht und
Während die meisten
hat bei einer Anzahl Betriebsgesellschaften
eine Umfrage über ihre Erfahrungen mit den
verwendeten Leitungsschutzrelais und über die
gegenwärtig im Gebrauch befindlichen Schutz-
einrichtungen gehalten !J, Neben Fragen der
Betriebspraxis, ‚insbesondere hinsichtlich der
regelmäßigen Überwachung und Einstellung
der Relais, behandeln dieselben die Art und
Schaltung der Relais, die im Betriebe aufge-
tretenen Störungen und sonstige beobachtete
Unvollkommenheiten sowie Vorschläge zu ihrer
Beseitigung. Besonders werden die Mittel, bei
Auftreten einer Leitungsstörung nur die von
ihr betroffene Leitung abzuschalten, behandelt
und über ihre Wirksamkeit Auskunft gewünscht.
32 Gesellschaften, etwas mehr als die Hälfte der
angefragten, haben auf die Umfrage geantwor-
tet; das Ergebnis der eingelaufenen Antworten
und die aus ihnen zu ziehenden Folgerungen
sind in dem Aufsatz zusammengestellt. Wenn
diese Ergebnisse und Folgerungen dem deut-
schen Fachmann nicht viel Neues bieten und
wenig Anlaß geben dürften, in der bei uns üb-
lichen Praxis Änderungen vorzunehmen, so
liegt das hauptsächlich daran, daß die Netze
der berichtenden Gesellschaften viel einfacherer
Art sind als bei uns. Während hier wenigstens
bei. den eigentlichen Uberlandanlagen Ring-
netze, die häufig noch durch Querverbindungen
vermascht sind, vorherrschen, handelt es sich
in Amerika vorzugsweise um die Speisung ein-
zelner Unterwerke durch eine oder. mehrere
parallele Leitungen von einem, selten von
2 Kraftwerken aus. Häufig sind 2, selten 3
hintereinanderliegende Unterwerke vorhanden,
von denen aber das zweite bzw. dritte meist
nur eine Zuleitung hat. Die Erfahrungen be-
schränken sich ‘also überwiegend auf parallele
Leitungen oder auf Ringleitungen einfachster
Art. Auch in Amerika hat: man erkannt, daß
die Relais‘ in erster Linie bei Kurzschlüssen
wirken sollen, während eine gewöhnliche Über-
lastung durch die Betriebsführung vermieden
werden soll. Im einzelnen wird folgendes emp-
fohlen, Bei hintereinander geschalteten Sta-
tionen sollen für mäßige Kurzschlußströme
die der Zentrale näheren. Relais merklich län-
!) Nach Woodrow, Roper, Traver und Mac
Gahan. „Proc. Am. Inst. El: Ang.“ Bd. 39.1919 8.681.
gere Auslösezeiten haben als die entfernteren ;
für starke Kurzschlußströme, die nur in der
Nähe der Zentrale auftreten können, sollen
auch bei den ersteren die Auslösezeiten mög-
| lichst kurz sein. Ein lang andauernder Kurz-
-schlußstrom ist gefährlicher als das Ausschal-
‚ten des hohen momentanen Kurzschlußstro-
mes; diesen soll der Ölschalter ohne Schaden
abschalten können. Bei Speisung mehrerer
hintereinander geschalteter Unterwerke von
einem Kraftwerke werden in der Regel die ab-
ehenden Leitungen mit abhängigen Zeitrelais,
ie ankommenden mit Rückstrom- und abhän-
gigen Überstrom-Zeitrelais ausgerüstet; die
ankommenden Leitungen werden nur ua
schaltet, wenn beide Relais arbeiten, also der
Rückstrom gleichzeitig. eine unzulässige Höhe
erreicht. Auch bei Ringleitungen werden häufig
die gleichen Relais verwendet und die richtige
Abschaltung in Störungsfällen durch geeignete
Zeiteinstellung zu erreichen gesucht. as
Differentialschutzsystem nach Merz-Price und
ebenso das ‚‚split-conductor‘-System, bei dem
jede Leitung in zwei voneinander isolierte
eiter aufgeteilt ist, sind nur je zweimal in
Gebrauch; ersteres soll in einem Falle infolge
von Schwierigkeiten in der Abgleichung nicht
befriedigend arbeiten. Als Ersatz dienen bei
‘zwei parallelen Leitungen verschiedene Schal-
tungen, deren gemeinsames Prinzip ist, daß sie
die Ausschaltung. bewirken, wenn die Ströme
in den parallelen Leitungen ungleich sind. Um
bei diesen Differenzschaltungen zu erreichen,
daß nur die fehlerhafte Leitung abgeschaltet
wird, muß am Anfang und Ende jeder Leitung
außer dem von entsprechend geschalteten
Stromwandlern beeinflußten Relais noch ein
zweites von der Kraftrichtung abhängiges Re-
lais eingebaut werden. Ist von den zwei paral-
lelen Leitungen nur einein Betrieb, so muß auto-
matisch ein Überstromzeitrelais eingeschaltet
- werden. Bei drei oder mehreren parallelen
Leitungen werden die Sekundärwicklungen der
Stromwandler in Reihe geschaltet und mit den
zugehörigen Relais so verbunden, daß diese im
normalen Betrieb stromlos sind; bei Kurz-
schluß in ‚einer Leitung erhält das zugehörige
Relais den stärksten Strom und löst den ent-
sprechenden Schalter aus. Schließlich berichtet
eine Gesellschaft über sehr befriedigende Re-
sultate mit einer Kombination von Überstrom-
relais mit solchen, die bei Unterspannung aus-
lösen; die Wirkung ist also ähnlich der von
Biermanns (,„ETZ‘ 1919, S. 648) beschriebenen
Anordnung. N pe.
Beleuchtung und Heizung.
Elektrisch geheizte Dampfkessel und
Wärmespeieher. — In einem Vortrag auf der
50. Generalversammlung des Schweizerischen
Vereins der Dampfkesselbesitzer. berichtete
dessen Oberingenieur E. Höhn, Zürich, über
die Entwicklung elektrischer Dampf- und
Warmwassererzeugung, an der er schon seit
einigen Jahren mit Rücksicht auf ihre volks-
wirtschaftliche Bedeutung für die Schweiz prak-
tischen Anteil nahm. Er gruppiert die Dampf-
kessel in solche mit isolierter Widerstands-
heizung, mit wasserberührter Wider-
standsheizung und in Elektrodenkessel.
Für Gleichstrom, bei dem die Gefahr der Knall-
gasbildung besteht, kommen nur Kessel mit
isolierter Widerstandsheizung in -Frage, z. B:
Siederöhrenkessel und Tauchrohrkessel der
Maschinenfabrik Oerlikon (Abb. 4). Bei Wech-
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Abb. 4. Tauchrohrkörper-
a etc U Salat u) Sl nn ati nu
vollständig oder teilweise isoliert in das Wasser
eingelest werden, das an der Stromleitung teil-
nimmt (Abb. 5). An Kurven zeigt er, wie der
Abb. 5. Kessel mit wasserberührter Widerstandsheizung,
oben mit Stromdurchgang nur durch den Draht, unten
mit teilweisem Stromdurchgang auch durch das Wasser.
Widerstand der Eisendrähte mit der Tempera-
tur zunimmt, dagegen der des mitleitenden
Wassers abnimmt, so daß die Energieaufnahme
solcher Kessel annähernd gleich bleibt. Der
Wasserwiderstand ist verschieden bei frischem
Flußwasser und bei gekochtem. Wasser, und
seine Abnahme setzt sich bis zu Temperaturen
von 100 bis 140° C fort, um dann wieder lang-
sam zu steigen. Der: Wirkungsgrad ist bei
wasserberührter Widerstandsheizung höher,
und die Anschaffungskosten sind kleiner. Bei
Elektrodenkessel wird ausschließlich der Wi-
derstand des Wassers bzw. der Übergangswider-
stand zwischen Elektroden und Wasser zur
Wärmeentwicklung benutzt unter direkter Ver-
wendung hochgespannten Wechselstroms bis zu
15000 V. Bei dem von Escher, Wyss & Cie. ge-
bauten Kessel, System Revel!) sind die aus
Eisenblech oder Stäben hergestellten Elektro-
den fest am Deckel angeordnet, und die Dampf-
erzeugung wird durch Veränderung der Elek-
trodenoberfläche durch den Stand des Wasser-
spiegels reguliert, der durch. die Speiseorgane
oder automatisch durch den Dampfdruck beein-
{lußt wird. Wenn bei großem Dampfverbrauch
der Druck sinkt, steigt der Wasserspiegel, die
Elektroden tauchen tiefer ein und die Energie-
aufnahme und Dampfentwicklung nehmen zu,
bis ev. ein Maximalausschalter die Energiezu-
fuhr abschaltet. Bei geringem Dampfverbrauch
sinkt der Wasserspiegel mit wachsendem Dampf-
druck, bis nach Erreichung der unteren Elektro-
denenden der Stromkreis unterbrochen wird.
Solche Dampfkessel werden für 200 bis 900 kg
stündlicher Dampfmenge für Spannungen von
600 bis 6000 V hergestellt und sollen einen Wir-
kungsgrad von 0,95 haben. Brown, Boveri &
Cie. mit Gebr. Sulzer stellen Elektrodenkessel |
mit Röhrenregulierung her, in denen bei kon-
stantem Wasserspiegel die feststehenden Elek-
troden von verstellbaren isolierenden Zirkula-
tionsröhren aus Porzellan oder Quarz umschlos-
sen sind. Durch deren Heben und Senken wird
der Wasserweg von Pol zu Pol verkürzt oder
verlängert und die Wärmeerzeugung vergrößert
oder vermindert. Infolge des starken Wasser-
umlaufes in den Röhren werden die Elektroden
gut gekühlt und ihre Belastung ist zu 1 kW/cm?
angegeben. Bei dem Wasserstrahl-Elektroden-
kessel von Brown, Boveri & Cie. sind die Elek-
troden als Trichter übereinander isoliert im
Kessel angebracht. Durch eine Pumpe wird das.
Kesselwasser mit dem Speisewasser vom un-
teren in den oberen Kesselteil gepumpt und
fließt als Wasserstrahl vom oberen zum unteren
Trichter. Die Dampfbildung ist abhängig von
der Länge des Wasserstrahls, die durch die
Höhe des Wasserspiegels im unteren Trichter
beeinflußt wird. Bei einem Elektrodenkessel
der A.E.G. mit beweglichen und zur Regulie-
rung abschaltbaren Polpaaren wurde durch
‚Beamte des Vereins ein Wirkungsgrad von 0,9
festgestellt. Allgemein gilt für Elektrodenkes-
sel, daß sie den jeweiligen Rohwasserverhält-
nissen und Wassertemperaturen anzupassen
sind, ev. das Wasser durch Sodabeifügung leit-
fähiger gemacht werden muß, und sich die elek-
trische Belastung bzw. die Dampfentwicklung
dauernd ändern. Die Dampfentnahme muß
möglichst gleichmäßig sein. Kesselsteinbildner
werden als Schlamm ausgeschieden,:ohne an den
Elektroden hängen zu bleiben, da der Kessel-
stein durch den an den Elektroden sich bilden-
) „ETZ* 1918, S. 110.
wird. Noch wenn geklärt ist die Frage der
Knallgasbildung. Der Sauerstoff wird anschei-
nend dureh die Oxydation der Eisenelektroden
absorbiert, und ein Gemisch von Dampf und
Knallgas ist nicht entzündbar.
Fast ebenso wichtig wie die elektrische
Dampf- und Warmwassererzeugung ist ihre
Aufspeicherung, mit der sich der Vortra-
gende auch beschäftigte. Die Wärmespeiche-
rung erfordert einen Stoff, der bei kleinem Vo-
lumen eine große Wärmemenge in sich aufneh-
men kann und billig zu beschaffen ist. ‚Dafür
kommen z. Zt. in Frage: Wassert), Öl und
Stein. Der Vergleich ihrer Wärmeaufnahme-
fähigkeit für 1 m? ergibt, daß Wässer die höch-
ste, Petroleum die geringste Aufnahmefähig-
keit hat, während die der verschiedenen Ge-
steinsarten dazwischen liegt. Bei den Flüssig-
keiten wird sie infolge ihrer größeren Ausdeh-
nung mit wachsender Temperatur verhältnis-
mäßig immer kleiner, bei den Steinkörpern
größer.- Die spezifische Wärme für die Gewichts-
einheit verhält sich wie 1 bei Wasser, zu 0,4 bei
Petroleum, zu 0,22 bis 0,28 bei Steinkörpern.
Die Temperaturhöhe, bis zu der gespeichert
werden kann, ist bei Flüssigkeiten durch den
starken Überdruck begrenzt und liegt für Was-
ser praktisch bei 190° = 15 at Dampfdruck, für
Petroleum bei 320° — 6 at, während für Stein
weit höhere Temperaturen in Frage kommen
können. Auf 1 m? bezogen, besitzt Wasser von
190° einen Wärmeinhalt von 170 000, Petro-
leum von 320° 77 000 und Beton von 350° etwa
250 000 WE. Das Verhältnis ist also 1 zu 0,45
zu 1,5. Unter Berücksichtigung der Anschaf-
fungskosten des eisernen Behälters und der
Wärmeisolierung ergibt sich für Speicher mit
Wasserfüllung als günstigster maximaler Lade-
druck 10 bis 12 at = etwa 185° C. Ein gleich-
wertiger Speicher mit Petroleuminhalt würde
doppelte Größe erfordern und durch das höhere
Gewicht des Eisenbehälters, die größere Isola-
tionsfläche und den Wert des Ölinhalts ganz
wesentlich mehr kosten. Dagegen scheint eine
Kombination der 3 Stoffe praktisch am vorteil-
haftesten. Ein Speicher der Zentralheizungs-
fabrik A. G., Bern, besteht aus einem Beton-
block von 15 m? und darüber angeordneten
zylindrischem Kessel von 17 m?. Im ersteren
sind eiserne Drahtwiderstände für etwa 330 kW
und in 11 Lagen Rohrschlangen von 800 m Ge-
samtlänge eingebaut, die mit Heizrohrschlan-
gen im Wasserbehälter verbunden sind. Im
Rohrsystem zirkuliert Petroleum. Nach einer
Ladung während 9 Nachtstunden mit 3070 kWh
wurde tagsüber von 6 at Überdruck bis auf 2 at
entladen und dabei 3180 kg Dampf von 3 at
mittlerem Überdruck entnommen. Der Wir-
kungsgrad beträgt dabei 0,77. Die Wärmespei-
cherung findet natürlich nicht nur im Beton-
block, sondern auch im Kesselwasser statt. Ein
m? dieses ausBeton, Schamotte, Eisen und Pe-
troleum zusammengesetzten Blocks nimmt so-
viel Wärme auf, als 2,7 m® Wasser von der mitt-
leren Temperatur 148°, und seine spezifische
Wärme berechnet sich zu 0,31 bezogen, auf
1 kg. Dabei zeigt sich, daß die gespeicherte
Wärme nicht beliebig zurückgehalten werden
kann, sondern daß die Entladung sofort auf die
Ladung folgen muß, wenn Wärmeverluste ver-
mieden werden sollen, und danach wäre der
Stundenplan für Ladung und Entladung einzu-
richten. :
Ferner erwähnte der Vortragende elektri-
sche Warmwasserkessel für Gebäudeheizung in
Verbindung mit kohlebeheizten Kesseln, die mit
oder ohne Wärmespeicherung je nach vorhan-
dener elektrischer Energie zeitweise oder dau-
ernd die Wärmeerzeugung bzw. einen Teil der-
selben übernehmen, während nur zu besonders
kalten Zeiten, oder wenn die elektrische Ener-
gie nicht verfügbar ist, der kohlebeheizte Kessel
betrieben wird. Hinsichtlich der Wirtsebaft-
lichkeit berechnet er den zulässigen Energie-
preis zu 4,5 Rp die kWh bei einem Kohlepreis
von 200 {rs/t frei Kesselhaus. (‚Schweizerische
Bauztg“,.Bd. 74, 1919, 8. 233, 260, 272.) 82.
Krane und Förderanlagen.
Neuerungen an elektrischen Greiferkranen.
— Die Steuerung von Zweiseilgreiferkranen
der üblichen‘ Ausbildung war’ bisher für den
Kranführer ermüdend, da die Steuerungshebel,
besonders bei angestrengtem Betrieb, einen
ziemlich großen körperlichen Kraftaufwand er-
fordern. Außerdem kann man nur eingearbei-
tete und tüchtige Leute zu dieser Arbeit ver-
wenden, wenn man anders nicht die Betriebs-
sicherheit gefährden will. Von diesem Gesichts-
punkte aus verdient eine neue Einrichtung be-
sondere Beachtung, die von den Skoda-Werken
seit 1913 ausgeführt wird. Es'ist die Greifer-
) „ETZ“ 1918, S. 458.
1920. Heit 17.
den Dampf fortlaufend wieder ‚Weggpeprengt.
steuerung nach dem Patent Brüll, die nur einen
Steuerhebel besitzt, mit dem sämtliche Greifer-
manoöver gesteuert werden. Die Betätigung er-
folgt mit Hilfe von elektrischen Schaltappara-
ten. In der Ruhelage steht der Hebel senkrecht
und kann aus dieser Lage in 'kreuzförmig ange-
ordneten Schlitzen verschwenkt werden, u. zw.:
1. Hebel nach vorn ausgeschwenkt: Schließen
des Greifers mit selbsttätig darauffolgendem
Heben; 2.Hebelnach rückwärts ausgeschwenkt:
Senken des offenen oder geschlossenen Greifers;
3. Hebel nach rechts ausgeschwenkt: Öffnen
desGreifers ; 4.Hebel nach links ausgeschwenkt:
Heben des Greifers. Der Hebel ist durch Uni-
versalsteuerung mit 2 Schaltern derart verbun-
den, daß die Schwenkriehtungen gegenseitig
verriegelt sind und nur einzeln für sich, nicht
mehrere gleichzeitig, eingeleitet werden können.
Die beiden Kontroller gehören zu dem Motor
des Greiferwindwerks und steuern sinngemäß
die noch zu beschreibenden Hilfsmotoren.
Abb. 6 zeigt die Anordnung des Windwerks
bei Drehstrombetrieb. Der Motor «_betätigt
SIT
AIR
|
Fa
UIRIEIRIUHEIRONTADAERIEINNNN
Abb. 6. Anordnung des Greiferwindwerks
für Drehstrombetried.
durch 2 Stirnradvorgelege b und c die Welle d,
auf der die Schließseiltrommel e fest, die Halte-
seiltrommel f lose sitzt. Durch die Stoppbremse
g wird die überschüssige Motorkraft vernichtet,
während h eine nach einem besonderen Patente
von Brüll ausgeführte Senkbremse darstellt.
Sie ist als Gewindeluftdruckbremse ausgebildet,
bei der das mechanische Sperrwerk durch ein
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Abb. 7. Anordnung des Greiferwindwerks
für Einphasenstrom.
elektrisch betätigtes Bremswerk ersetzt ist, das
durch den Bremsmotor p gelüftet wird. Dieser
wirkt gleichzeitig durch eine Steuerwelle mit
Nocken auf die Stoppbremse g derart ein, daß g
jedesmal, so oft der Windwerksmotor a Strom
erhält, h nur beim Heben und Schließen betätigt
wird. Es entsteht so eine stoßfreie Wirkung, so
daß das*Anfsetzen des leeren Greifers auf das
Verladegut sicher und feinfühlig gesteuert wer- | abdrehens und -abschleifens, und des Spulen-
“ wickelns mittels einer gewöhnlichen Drehbank
den kann. Für die Arbeitsweise des Greifer-
windwerks ist die Betätigung der Bremse # und
der Kupplung k maßgebend, durch welche die
Halteseiltrommel mit der Welle d gekuppelt
werden kann. & und k werden durch gewichts-
belastete Hebel geschlossen, auf die ein gemein-
saımer kleiner Hilfsmotor / mittels Steuerwellen
m, und m, mit Steuernocken n, und n, einwirkt.
Die Steuerwelle ist in einer Mittellage und zwei
Winkellagen rechts und links davon einstellbar.
Durch eine auf die Welle d aufgeschraubte
Wandermutter o, diean Stiften an der Halteseil-
trommel f geführt und zur Vermeidung harter
Stöße mit Lederscheiben als Unterlagen einer
Stoßplatte ausgerüstet ist, wird die Halteseil-
trommel nach Schließen des Greifers mitge-
nommen. Im Stromkreise für Schließen und
Heben ist ein besonderer Schalter vorgesehen,
der durch einen Rollenhebel betätigt wird. Bei
gespanntem Seil ist der Schalter geöffnet und
schließt sich erst, wenn der Greifer auf das
Verladegut aufgesetzt wird. Aus der folgen-
den Tafel ergeben sich die verschiedenen Ar-
beitsstellungen der Hebel und Arbeitsvorgänge.
Steuerhebel-
Steuerungsphase
Auslage
Elektrotechnische Zeitschrift.
Ausschlagrichtung des
Hilfsmotors 2
‚der Kurzschluß aufgehoben.
a
’
1920. Helt
mit elektrischem Antrieb aus und verwendet
regelbare Feldwiderstände, sowie Spannungen
von 110 und 220 V, um die gewünschten Ge-
schwindigkeiten zu erhalten. Auf diese Weise
und durch getrennte Erregerstromkreise lassen
sich Umlaufszahlen von einem sehr niedrigen
Wert bis etwa 5000 i. d. min erzielen, wobei ‚die
in Abb. 8 dargestellte Schaltung benutzt wird.
Da ein Wechsel der Drehrichtung häufig erfor-
derlich wird, so ist hierzu ein besonderer Schal-
ter, der den Ankerstrom umkehrt, vorgesehen.
Für manche Arbeiten ist sofortiges Angehen
oder Stillsetzen des Motors erforderlich und
hierfür wird ein Fußschalter, der in der norma:
len Stellung den Anker kurzschließt, verwen-
det. Wird der Fußschalter betätigt, so wird
Wenn der Fuß-
schalter nicht gebraucht wird, dann wird er in
der offenen Stellung verriegelt. (‚Electrical
World‘, Bd. 74, 1919, S. 1117.) W.
Elektrisch angetriebener Federnutenfräser.
— Eine Werkstatt, welche häufig Wellengmit
Zustand der
Bremse i Kupplung k
(6) Ruhelage — geschlossen gelüftet
a Schließen und Heben nach rechts gelüftet gelüftet
3 Senken nach links gelüftet geschlossen
ot Öffnen — geschlossen gelüftet
o Offen heben nach links gelüftet geschlossen
Abb. 7 zeigt die Anordnung des Brüllschen
Greiferwindwerks für Antrieb durch Einphasen-
wechselstrom von 200 V, 42 Per/s unter Ver-
wendung von Repulsionsmotoren, Schaltung
Dery. Bei der Durchbildung dieser Anordnung
ergaben sich daraus Schwierigkeiten, daß die
einzelnen Elemente für mechanische Betätigung
durchgebildet werden müssen. Die Buchstaben-
bezeichnungen in Abb. 7 entsprechen denjeni-
gen von Abb. 6. Der Unterschied in der Wind-
werksanordnung besteht darin, daß die Bremse i
und die Kupplung % nicht unmittelbar die
Halteseiltrommel f betätigen, sondern das zu-
gehörige Antriebsritzel. Auch die Wander-
mutter 5b sitzt nicht auf der Trommelwelle d,
sondern auf der vorgelegenen Welle I, so daß
die Mitnahme mit größerer Geschwindigkeit
erfolgt. Die Vermeidung von Stoßwirkungen
macht die Anwendung einer kräftigen Feder
erforderlich. Die Schließseiltrommel e ist in
zwei Hälften unterteilt, zwischen denen die
Halteseiltrommel f angeordnet ist. Um das
Senken des geschlossenen und des offenen Grei-
fers durch die Lastdruckbremse h zu beherr-
schen, wird das auf der Vorgelegewelle lose
sitzende Ritzel durch die Kupplung & nicht mit
der Welle /, sondern mit einer auf dieser vorge-
sehenen Hohlwelle m verbunden, die durch das
Ritzel bei der Lastdruckbremse angetrieben
wird. Die achsiale Verschiebbarkeit des Ritzels
wird durch eine Stiftkupplung gewährleistet.
Die Bremse i, die Kupplung & und die beiden
Bremsen g und Ah besitzen getrennte Brems-
motoren N}, N Ns, N,. In der Ruhelage ist so-
wohl die Brömse ı als auch die Kupplung % ge-
schlossen. Der Windwerksmotor wird durch
Ein- und Ausschalten des Statorstromkreises
und durch Bürstenverschiebung mit Hilfe von
Walzenschaltern m,, m, gesteuert. Die Walzen-
schalter dienen auch zur Schaltung der 4
Bremsmotoren n,, N, N,, n; und werden durch
einen einzigen Handsteuerhebel gesteuert. Die-
ser steht im Ruhezustande wagerecht, beim
Heben, nach oben, beim Senken nach unten,
beim Öffnen und Heben des offenen Greifers
nach rechts bzw. links. („Elektrotechn. u.
Maschb.‘, Bd. 38, 1920, $. '94.)
Werkstatt und Baustoffe.
Geschwindigkeitsregelung einer Drehbank
für Ankerreparaturen. — Eine New Yorker
Firma führt alle}Arbeiten"desfKommutator-
Au
KR \nscrte
Leitender .
Spulenkern
HOV-Welz
Umschalter
+.
Feldregler (grob)
Fußschalter
-
an Feldes er (fern)
Abb: 8. Geschwindigkeitsregelung einer Drehbank
Federnuten zu versehen hatte, hat den Burr-
schen Handfedernutenfräser in der nachstehend
beschriebenen Weise für elektrischen Antrieb
eingerichtet und damit dem Handantrieb
gegenüber die dreifache Leistung erzielt. Der
Antrieb des Fräsers erfolgt jetzt durch einen
0,746 kW Elektromotor mittels Vorgelege,
Kette und/Kettenrad (Abb. _9). Der Schlitten
öchmeckenradaomriıeb «.
ger Vorschubschraube
DB-führungsbolzen für
Be
Im
Fraser -
(Antrieb v. \ <
Aertenrad)
BE) 1.
Für die Welle
Ketle vom Vorgelege
Abb. 9. Elektrisch angetriebener Federnutenfräser: 1%
für die zu bearbeitende Welle wird durch zwei
einander parallele Winkeleisenschienen, welche
auf die Werkbank aufgeschraubt sind, geführt.
Das Gehäuse, in welchem Fräser und antrei-
bendes Kettenrad gelagert sind, ist ebenfalls
an der Werkbank befestigt. Die Vorrichtung
fräst Nuten von 13 mm Breite, 6 mm Tiefe und
30cm Länge in etwa 20 min und kann für
Wellen bis 56mm Durchmesser bei 73cm
Länge verwendet werden. (‚Electrical World“,
Bd. 74, 1919, S. 531.) ah.
Jahresversammlungen, Kongresse,
Ausstellungen, .
Vonder Reichsmessekonferenz. — Das Aus-
stellungs- und Messe-Amt der Deutschen Indu-
strie hat nunmehr die Niederschriftder Verhand-
lungen versandt, die gelegentlich der am 18.
II. 1920 abgehaltenen Reichsmessekonfe-
renz!) gepflogen worden sind und sich haupt-
sächlich mit der Frage beschäftigten, ob die
Einrichtung neuer Allgemeinmessen neben der
Leipziger Messe unter den heutigen Verhält-
nissen zweckmäßig sei. In einem einleitenden
Vortrage „Die volkswirtschaftliche Be-
deutung der zukünftigen Messen“ be-
tonte Professor Dr. Eulenburg, Kiel, die Not-
wendigkeit, mit den uns verbliebenen und er-
reichbaren Rohstoffen so sparsam wie möglich
umzugehen und nur solche Erzeugnisse herzu-
stellen, in denen relativ wenig Material aber
viel Arbeit steckt. Die Umstellung der Produk-
tionsgrundlagen wird auch eine Änderung des
Ausfuhrhandels zur Folge haben, und die Ver-
schiebung der Verkehrslage, die Einschränkung
unserer Tätigkeit im Auslande sowie die
Schwächung der deutschen Kapitalskraft
zwingen uns, den Kredit fremder Nationen und
fremder Kauflente in Anspruch zu nehmen,
U Vgl. „BETZ 19208. 149
17,
29. April 1820.
dem Ausland vorläufig die Vermittlung des
bsatzes unserer Waren zu überlassen und
bei letzterem größte Transportökonomie zu
treiben. Unter diesen gänzlich veränderten
Verhältnissen sind die Messen berufen, einen
Weg zu finden, um die Volkswirtschaft in neue
Bahnen zu leiten. Eulenburg weist ihnen eine
vierfache Aufgabe zu: Einmal die Konzen-
tration der verstreuten und dislozierten Indu-
strie an einem Platz, sodann die Neuorientie-
rung des Ausfuhrhandels infolge Umstellung
der Warenart im Sinne stärkerer Beteiligung
der Kleinindustrie, weiter die Erziehung zur
Qualitätsarbeit, um durch das lebendige Bei-
spiel und Wort, wie das Zweck der Leipziger
Muster- und Modellmesse ist, zu zeigen, was
Qualität bedeutet und wie sie durchgeführt
werden kann, endlich auch die Erziehung
zur Rationalisierung und Ökonomisierung der
Wirtschaft dadurch, daß die Messe Fabrikan-
ten und Händler zusammenbringt und die
Durcharbeitung jedes einzelnen Betriebes bis
in die letzte Sparsamkeitsmöglichkeit hinein
zeigt. Um hierbei nicht wieder von neuem
egen das Grundgesetz der höchsten Ausnutzung
er Kräfte zu verstoßen, spricht sich Eulenburg
für eine Messe im Herzen Deutschlands aus.
Direktor Kraemer vom Reichsverband der
Deutschen Industrie sah in seinem Referat ‚‚Die
Stellungnahme der Industrie zu den
zahlreichen Messeveranstaltungen und
-plänen in Deutschland‘ hoffnungsvoller
in die Zukunft wie der Vorredner und legte
der Versammlung nach einem historischen
Rückblick auf das deutsche Messewesen einige
Leitsätze zur Erörterung vor. Nach ihm sind
Messen Einrichtungen zur Zusammenfassun
des Verkehrs zwischen Industrie, Groß- un
Kleinhandel und stellen für sich, außerhalb der
Bedürfnisse dieser Wirtschaftskreise, kein Mit-
tel der allgemeinen Wohlstandsförderung dar,
sondern belasten Industrie und Handel zu-
unsten lokaler Verkehrsinteressen, die in-
olgedessen eine ausschlaggebende Rolle in der
Frage der Durchführung neuer Messen nicht
beanspruchen können. Diese, die entschei-
dende Stimme, gebührt vielmehr der Industrie
als dem wirtschaftlichen Hauptträger der
Messen in Verständigung mit den beteiligten
Handelskreisen. Mit Rücksicht hierauf er-
scheint die Einrichtung neuer Allgemeinmessen
neben Leipzig in einer Zeit stark gesunkener
Gütererzeugung nicht gerechtfertigt, doch steht
die in der Regel einmal jährliche Durchführung
von Fachmessen in örtlich abgegrenztem Rah-
men, soweit ‚sie von bestimmten Industrie-
gruppen in Übereinstimmung mit deren Ab-
nehmern gefordert werden, mit diesen Leit-
sätzen nicht in Widerspruch. Geheimrat
-Deutsch (A.E.G.) war der Ansicht, daß es
nach der Zerstörung ungeheurer Werte und
dem Verbrauch aller Vorräte und Reserven so-
wie nach der Durchführung des Achtstunden-
tages für viele Jahre überhaupt keine Frage
„Verkauf‘, sondern nur eine solche ‚„Produk-
tion‘ gäbe. Die Industrien der gesamten Welt
müßten sich überlegen, wie sie zusammen-
arbeiten und sich gegenseitig helfen können,
damit das Notwendigste geschaffen wird. Unter
den bestehenden Verhältnissen, wo jeder Mensch
so überlastet wäre, daß er nicht wisse, wo er an-
fangen solle, um seine Aufträge auszuführen,
uns damit zu belasten, in jeder Stadt eine
Messe einzuführen, sei Wahnsinn. Man könne
in Deutschland nichts weiter tun, als möglichst
energisch industriell arbeiten, nach dem Aus-
lande zu Auslandsvaluta tunlichst hoch ver-
kaufen und nicht einen Pfennig für Dinge aus-
geben, die nicht für die Industrie absolut er-
forderlich sind. ni
Da in der weiteren Diskussion von den
Vertretern der verschiedenen Messestädte z. T.
recht gewichtige wirtschaftliche und insbeson-
dere auch politische Gründe für die Notwen-
digkeit und die Bedeutung von Messen
in Frankfurt a. M., Breslau, Köln, Danzigt),
Königsberg usw. angeführt wurden, die
sehr interessante Einblicke in das wirtschaft-
liche Verhältnis der :Grenzstädte zu den
Nachbarländern und in ihre nationalen Bestre-
bungen eröffneten, hat der Vorstand des Aus-
stellungs- und Messe-Amtes der Deutschen In-
dustrie beschlossen, den in Frage kommenden
Wirtschaftskreisen nochmals Gelegenheit zu
einer Außerung über die künftige Gestaltung
des deutschen Messewesens zu geben. — Bemer-
kenswert ist in diesem Zusammenhange, daß
die überwiegende Mehrheit der schwedischen
Industrie sich für die Durchführung einer
einheitlichen schwedischen zentralen
Messe erklärt und gegen jede Zersplitterung
des schwedischen Messewesens ausgesprochen
hat. Als erste Folge dieser Stellungnahme ist
ein Beschluß von etwa 90% "der dem Verbande
der schwedischen elektrotechnischen Industrie
*) Der Danziger Aa gina hat beschlossen, angesichts
der ungeklärten wirtschaftspolitischen Lage im Osten vo
einer Herbstmesse 1920 abzusehen.
EN
29. April 1920.
angeschlossenen Fabriken zu betrachten, in
diesem Jahre lediglich an der schwedischen
Messe in Gotenburg teilzunehmen,
2, Frankfurter Internationale Messe und
Internationaler Wirtschaftskongreß ’ 1920. —
Auf der vom 2. bis 11. V. 1920 stattfindenden
2. Frankfurter Internationalen Messe,
für deren Objekte der gewerbliche Rechts-
schutz gewährt worden ist, werden die Aus-
steller streng branchenmäßig untergebracht
werden, u. zw. die Maschinenindustrie, Elek-
trotechnik und verwandte Zweige wiederum in
der geräumigen Südhalle sowie in den Ost-
hallen A und B. Am Tage der Vorbesichtigung
[2 Mai) beginnt der von uns schon erwähnte
nternationale Wirtschaftskongreß; die
Teilnehmerkarte kostet 20 M. Nach dem vor-
liegenden Programm sollen folgende Berichte
erstattet werden:
M. Warburg, Hamburg: ‚Die Valuta-
A. Müller:
8:
frage“; Staatssekretär a. D. Dr.
- „Die internationale Regelung der Rohstoff-
versorgung‘‘; F. Lapp, Petersburg: ‚Der
Wiedereintritt Rußlands in den internationa-
len Handelsverkehr‘‘; Dr.H.Karr, Manchester:
„Die wirtschaftliche Konsolidierung Europas‘;
Direktor H. Kurz, Zürich: ‚Die Stellung der
Schweiz im internationalen Handelsverkehr‘;
D. v. Saher, Amsterdam: ‚Die Aufgaben der
‚ neutralen Länder bei der Wiederanknüpfung
des Handelsverkehrs‘‘; O. Hue, Berlin: ‚Die
internationale Regelung der Kohlenwirtschaft‘‘;
K. Legien, Berlin: „Die internationale Rege-
lung des Arbeitsvertrags“; Konsul F. Scheil:
„Die wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkei-
ten Argentiniens‘; Sektionschef im Staatsamt
für Handel Riedel, Wien; „Die wirtschaftliche
Lage Deutsch-Österreichs; Dr. Hj. Unger, Zü-
rich: „Die Sprachenfrage im Weltverkehr‘“. Die
Berichterstatter über Finnland, Jugoslavien,
Italien, Schweden usw. sind noch nicht genannt.
Ausstellungen und Messen im Auslande. —
Eine von Mitte Mai bis Mitte Juni 1920 in Lu-
zern (ehemaliges Kriegs- und Friedensmuseum)
als erstes derartiges Unternehmen nach der
Baseler Ausstellung von 1913 geplante Elek-
trizitäts-Ausstellung für Haushalt, Ge-
werbe und Landwirtschaft trägt für die
Schweiz nationalen Charakter; nur die dort an-
sässigen schweizerischen Firmen der Elektrizi-
tätsbranche können sich beteiligen. — Die
Sehweizerische Handelskammer, Brüs-
sel, die kürzlich dort eine Musterausstellung
organisiert hat, will in ähnlicher Weise eine
Reihe von Spezialausstellungen durchfüh-
ren, nachdem ihr aus verschiedenen .Indu-
striezweigen Anfragen zugegangen sind. Der
Anfang soll mit einer Sammelausstellung
elektrischer Apparate gemacht werden,
die vom Verband schweizerischer Spezialfabri-
ken der Elektrotechnik zusammen mit der ge-
nannten Handelskammer durchgeführt wird. —
In Helsingfors findet vom 27. VI. bis 6. VII.
1920 eine finnische Messe statt, zu der
auch das Ausland zugelassen ist. Um deut-
schen Firmen, die wegen der beträchtlichen
Kosten und der nicht ganz klaren Einfuhrver-
hältnisse von einer Beschickung mit Waren-
mustern absehen wollen, eine wohlfeile Beteili-
gung zu ermöglichen, hat das Ausstellungs-
und Messe-Amt der Deutschen Industrie im
Zusammenwirken mit den zuständigen deutsch-
finnischen Vereinen die Einrichtung einer
deutschen Auskunftsstelle mit Auslegung
deutscher Geschäftsdrucksachen in Aussicht
genommen, sofern weitere Kreise der Industrie
ın Helsingfors vertreten zu sein wünschen.
Etwaige Anfragen sind umgehend an die Ge-
schäftsstelle des Amtes (Berlin NW. 40, Hinder-
sinstraße2) zu richten. — Wie diese mitteilt, war
die 4. niederländische Messe in Utrecht
(Februar 1920)u.a.von der elektrischen Industrie
gut beschickt und ergab als Gesamteindruck eine
weitere Verschiebung der ‚Beteiligung in der
Richtung der Großindustrie. In einem beson-
deren Zentral-Normalisierungsbureau wurden
die Normalisierungsbestrebungen. der hollän-
dischen Industrie zur Darstellung gebracht.
Den für deutsche Industrie Interesse bekun-
denden Besuchern standen deutsche Geschäfts-
drucksachen zur Verfügung und sind Bezugs-
quellenverzeiehnisse ausgehändigt worden.
Industrie und Handel.
Die Beschäftigung im Februar 1920. —
Nach dem Bericht des ‚Reichs-Arbeitsbl.‘
der eine, wenn auch noch nicht im Betrieb der
einzelnen Industrien zur Geltung gekommene
Steigerung der Kohlenförderung infolge der
vereinbarten Überschichten und eine gewisse
Besserung der allgemeinen Arbeitsmarktlage
feststellt, hat die Erzeugung der Elektro-
industrie, auf die die Kohlennot der Eisen-,
Messing-und Porzellanproduktion zurückwirkte,
im Februar bei weitem nicht die volle Lei-
r
stungsfähigkeit erreicht; sie konnte infolge
Kohlen- und Rohstoffmangels mit demz3 Auf-
tragseingang nicht im entferntesten Schritt
halten. Hinzukommt, daß das Risiko des
Materialeinkaufs derart groß ist, daß die
Existenz insbesondere kleinerer Firmen beim
Preisrückgang bedroht wird; denn es bestehen
wohl Lieferzeiten von etwa 6 Monaten, aber
keine festen Preise, und für Eisen muß viel-
fach Zahlung in englischer Währung geleistet
werden. Im Vergleich zum Vorjahr war die
Beschäftigung im Berichtsmonat günstiger,
weil größere Friedensaufträge damals noch
nicht vorlagen und der Beginn des Jahres
1919 noch im Zeichen der Lieferungseinstel-
lung stand. Die Dynamomaschinen-, Elek-
tromotoren- und Akkumulatorenwerke
hatten lebhafte Beschäftigung wie im Vor-
monat. Vereinzelt wird der Geschäftsgang als
schleppend bezeichnet, Es ist auch im Be-
riehtsmonat zu Betriebseinschränkungen in-
folge des Mangels an Kohle und, hiermit ver-
bunden, an Rohmaterial jeglicher Art ge-
kommen, oder aber es hat mit Rücksicht auf
den Mangel an elektrischer Arbeit in Früh-
und Spätschicht oder z. T. in Nachtschicht ge-
arbeitet werden müssen. Im einzelnen be-
zeichnen Betriebe für die Herstellung von
Bogenlampen, Glühlampenarmaturen,
Elektrizitätszähler u. dgl. wie das In-
stallationsgewerbeund Kabelwerkeihren
Beschäftigungsgrad als .gut, während von
Fabriken ärztlich-technischer Apparate
der Geschäftsgang nur als befriedigend ange-
sehen wird. Auch die Kraftwerke haben nur
zureichende Beschäftigung. FürdieFunktele-
- graphie wird unverändert schwacher Beschäf-
tigungsgrad gemeldet; gegen das Vorjahr zeigt
sich hier ein Rückgang, der von einem Be-
richterstatter auf 75% bemessen wird. Die
Schwachstromtechnik weist, gegen den
Vormonat keine Veränderung, dagegen im
Vergleich zum Februar 1919 eine Verbesserung
auf. Allerdings ist z. T. wegen des Rohstoff-
mangels eine Steigerung trotz der vorhandenen
Aufträge nicht möglich gewesen. Die Be-
triebe für Herstellung von Beleuchtungs-
körpern waren wegen Verschärfung der Roh-
stoffnot nicht durchweg ebenso lebhaft wie im
Januar, sondern etwas schwächer beschäftigt;
im Vergleich zum Vorjahr ist im allgemeinen
eine Verbesserung-zu verzeichnen. Aus dem
Installationsgewerbe wird verschiedent-
lich über Einlegung.von Fehlschichten infolge
des Rohstoff- und Strommangels berichtet.
Die gegen das Vorjahr erhöhte Tätigkeit
dürfte sich wahrscheinlich für die Dauer nicht
auf der gleichen Höhe halten können, weil sich
eine Steigerung in den Schwierigkeiten der
Rohstoffbeschaffung fühlbar macht. Vereinzelt
wird von Kabelwerken und Betrieben für
Herstellung von Isoliermaterial der
Geschäftsgang als schwankend gekennzeichnet.
Im allgemeinen können die Betriebe dem vor-
liegenden starken Auftragsbestand nur schwer
nachkommen. Von den Kraftwerken mußte,
wie von einzelnen Berichten angegeben wird,
nach wie vor die Stromabgabe zeitweise ein-
geschränkt werden, doch findet sich Verbesse-
rung der Kohlenzufuhr erwähnt. Nach einer
"in der „Frankf. Ztg.‘‘ wiedergegebenen, von
der Düsseldorfer Handelskammer ausgear-
beiteten Zusammenstellung von Material zur
Beurteilung der Kohlennot, ist die Versor-
gung des Elektrizitätswerks; Reisholz (R. W.
E.) im Jahre 1919 mit etwa 110 000 t Kohle
gegen 224.500 t im Jahre 1918 typisch für
en Rückgang der Kohlenbelieferung.
Was Arbeitsmarkt und Löhne betrifft,
so: wird von Betrieben der Schwachstrom-
technik großer Mangel an geübten Io han
Montiererinnen und Maschirnenarbeiterinnen
bzw. auch an Facharbeitern berichtet. Be-
leuchtungskörperfabriken stellen Mangel an
Drückern, Druckpolierern und Schleifern fest.
Aus der ärztlich-technischen Industrie wird
eine Erhöhung der Arbeitszeit auf 46 Stunden
gemeldet. Lohnerhöhungen sind in der Elek-
troindustrie vielfach eingetreten; von Werken
für Starkstromapparate werden Steigerungen
um 20 bzw. um 30% gemeldet. Im Elektro-
installationsgewerbe finden sich Erhöhungen
um 20 bzw. um 30 bis 40 oder um 50% und
(für Frauen und Mädchen) um 90%. Von einem
Kabelwerk wurde der Stundenlohnsatz um
75 Pf erhöht, so daß der angelernte Arbeiter
3,45 M für die Stunde erhält. Nach einem an-
deren Bericht werden auf Grund der Verein-
barung des Verbandes Berliner Metallin-
dustrieller mit dem Metallarbeiterverband für
über 18 Jahre alte Personen Teuerungszulagen
von 6 M je Woche, für jedes Kind 6 M und
für die Frau 3 M gezahlt.
Kanadas Erzeugung von Wolfram und
Molybdän. — Die Gesamterzeugung von Wolf-
tamerzen belief sichin Kanada im Jahre 1918
anf 12,25 t, mit einem Gehalt von 9050 kg
‘ Hardscrabble Creek,
WO,. Hiervon wurden 10 t durch die „Arcadia
Tungsten Mines Ltd.‘ ausgeführt. Eine erheb-
liche Erzeugung fand auch im Jahre 1912 durch
die „Scheelite Mines Ltd.‘‘ in Moose River statt,
nämlich 12,7 t. Im März 1918 ist außerdem
Scheelit (0a WO,) in der Nähe des Falcon Sees
im östlichen Manitoba entdeckt worden und
eine neue Gesellschaft beutet seitdem dieses
Vorkommen aus. In einem alten Lager im
im Cariboo-Bezirk von
Britisch Columbien, ist auch gearbeitet wor-
den. Ein Vorkommen von Scheelitsand hat
man neuerdings im Alluvium von Dublin
Gülch, im Mayo-Bezirk des Yukon, beobachtet.
Die Gesamtvorräte an Wolfram auf der Erde
sind so knapp, daß es, wenigstens für die Stahl-
fabrikation, möglicherweise durch Molybdän
ersetzt werden wird. Von letzterem Metall er-
zeugte Kanada im Jahre 1918, was in 172 t
Molybdenit (Mo $,) enthalten ist, gegen 131,5 t
im vorhergehenden Jahre. Für die Zeit vor
1914 liegen Berichte nicht vor; daß jedoch seit-
dem erhebliche Fortschritte gemacht worden
sind, zeigen die Zahlen: 1740 kg für das Jahr
1914, 13,4 t für das Jahr 1915 und 71 t für das
Jahr 1916. Allerdings ist das gewonnene Erz
meist sehr arm und enthält unter 2% Mo 8,,
jedoch sind kleinere Mengen mit einem Gehalt
von 2 bis 15% gefunden worden. Das Erz wird
in kanadischen Hütten verarbeitet und in
Form von Molybdänsäure, molybdänsaurem
Ammoniak, oder als Ferro-Molybdän auf den
Markt gebracht. Zur Herstellung des letzteren
sind in Ontario zwei Anlagen, die mit elektri-
schen Öfen arbeiten, errichtet worden, u. zw.
eine durch die Orillia-Molybdän-Gesellschaft in
Orillia, die andere durch die Tivani-Elektro-
stahl-Gesellschaft in Belleville. Läger von
Molybdenit finden sich in Nova Scotia,
Quebec, Ontario, Manitoba und Britisch Ko-
lumbien, doch stammt der größte Teil der Erze
aus der Quyon-Mine in der Grafschaft Pontiac
in Quebec, welche eine der größten der Welt
ist. Die Gesamterzeugung der Welt an Molyb-
denit belief sich im Jahre 1918 auf 545 bis 635 t,
so daß Kanada mit 172 t, etwa 30%, lieferte.
Der Rest verteilte sich auf die Vereinigten
Staaten und Australien. („Engineering‘“,
Bd. 109, 1920, S. 186.) W.
Vorsieht gegenüber amtlichen Auslegungen
des Umsatz- und Luxussteuergesetzes. — Mit
Rücksicht darauf,daß die mannigfaltigen in dem
neuen Umsatz- und Luxussteuergesetz
enthaltenen Unklarheiten bereits dazu geführt
haben, daß einzelne Finanzämtef oder Umsatz-
steuerämter die Gesetzesbestimmungen in un-
richtiger Weise auslegen, bittet die Zentral
stelle des Beleuchtungsfaches für Ge-
setzes- und Steuerbearbeitung (Berlin
N 24, Friedrichstraße 131a) die Angehörigen des
Beleuchtungsfaches, ihr von allen Maßnahmen
der Finanz- und Umsatzsteuerämter im Reich
sofort Mitteilung zu machen, wenn deren Be-
rechtigung irgendwie zweifelhaft erscheint.
Nur durch allseitige Aufmerksamkeit und Zu-
sammenarbeit aller Fachgenossen, so schreibt
die Zentralstelle, könne verhindert werden, daß
die Anwendung des Luxussteuergesetzes seitens
der untergeordneten Behörden die durch das
Gesetz selbst schon genügend gehäuften Schwie-
rigkeiten noch vermehrt.
Gesetzgebung und Verwaltung. — Der
Reichswirtschaftsminister hat im ‚Reichsanz.‘“
1920, Nr. 66, unter dem 22. III. 1920 eine Ver-
ordnung erlassen, die die $$ 2, 3 und 4 der Ver-
ordnung über die Regelung der Einfuhr
vom 16. I. 1917 (RGBl. 1917, S. 41) durch
neue Vorschriften ersetzt, und unter dem
leichen Datum die Vorschriften veröffent
icht, die nunmehr an die Stelle der Bekannt-
machung zur Ausführung der Verordnung vom
16. I. 1917 (R.G.Bl. 1917 S. 42) treten. — Vom
Reichswirtschaftsminister ist weiter im,, Reichs-
anz.‘‘ 1920, Nr. 71, unter dem 1. IV. 1920 eine
Verordnung zur Regelung der Eisenwirt-
schaft publiziert worden, derzufolge ein
Selbstverwaltungskörper unter der Bezeich-
nung „Eisenwirtschaftsbund‘, Düsseldorf,
gebildet wird. Der Regelung unterliegen in
Gruppe I Roheisen, Ferromangan und Ferro-
silizium, Schrott, in Gruppe II Halbzeug,
Eisenbahn- und Oberbaumaterial, Formeisen,
Stabeisen, Walzdraht, Bleche, schmiedeeiserne
Röhren und rollendes Eisenbahnmaterial. —
Im ‚Reichsanz.‘‘ 1920, Nr. 74, ist nunmehr das
längst erwartete Reichsgesetz über die Be-
schäftigung Schwerbeschädigter vom
6. IV. 1920 bekanntgegeben worden. — Zu der
Verordnung über die Außenhandelskon-
trolle vom 20. XII. 1919 hat der Reichswirt-
schaftsminister im ‚‚Reichsanz.‘‘ 1920, Nr. 79
und 84, unter dem 8. und 17. IV. 1920 Aus-
führungsbestimmungen erlassen, von denen die
auf die Gebühren, Abgaben usw. bezüglichen
Paragraphen vom 1. V. 1920 an gelten, die
übrigen sofort in Kraft getreten «ind.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.) -
Geschäftsstelle: Berlin W.57, Potsdamer Str. 68.
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306.
Jahresversammlung und Elektrische Woche
„Use
Unsere Jahresversammlung findet in der
Zeit vom 23. bis 25. September 1920 in Han-
nover statt u. zw. als ein Teil der vom
23. bis 29. September abzuhaltenden ‚„Elek-
trischen Woche‘.
In der ersten Hauptversammlung wird
ein Vortrag über
„Die Ausnutzung der Flußwasserkräfte“
gehalten werden, während das Hauptthema
unserer Jahresversammlung
„Die Schutzsysteme für
nungsanlagen‘
behandeln wird. Außerdem werden Berichte
erstattet werden über
„Die drahtlose ‚Nachrichtenübermitt-
lung für Überlandwerke“
und über
Hochspan-
„Die Entwieklungsmöglichkeit für
Selbstanschluß-Fernsprechämter‘‘.
Es sollen des weiteren noch eine geringe An-
zahl von Vorträgen stattfinden, deren Themas
von den Mitgliedern gewählt werden können.
Anmeldungen hierzu werden bis 15. Mai
erbeten.
An der ‚Elektrischen Woche‘‘ werden
sich außer unserem Verbande voraussichtlich
noch. beteiligen:
der Bund der Elektrizitätsversor-
gungsunternehmen Deutschlands, Berlin
die Elektro - Großhändler - Vereini-
gung Deutschlands, Frankfurt a. M.,
derVerein der Kleinbahn- und Straßen-
bahn-Verwaltungen, Berlin,
Vereinigung der Hochschullehrer für
Elektrotechnik,
die Vereinigung elektrotechnischer
Spezialfabriken, Berlin W,
die Vereinigung von Fabriken für In-
stallationsgegenstände, Berlin,
der Zentralverband der deutschen
elektrotechnischen Industrie, Berlin W.
Es ist in Aussicht genommen, einen ge-
meinsamen Tag für alle Verbände zu veran-
stalten (26. September), an dem ein Vortrag
über
„Die Prüfungs- und Beratungsstelle
LBSRV.EDAE.,-
gehalten werden wird. Voraussichtlich wird
eine Ausstellung elektrotechnischer Neuheiten
veranstaltet werden, deren gemeinsame -Be-
sichtigung an diesem Tage stattfindet. Für
den Nachmittag und Abend sind gemeinsame
Veranstaltungen vorgesehen.
Die ausführlichen Tagesordnungen un-
serer Jahresversammlung und der Elektrischen
Woche werden in einiger Zeit bekanntgegeben
werden.
Verband Deutscher Elektrotechniker
Der Vorsitzende
Dr.=Qng. H. Voigt.
Der Generalsekretär:
Dr..üng. G. Dettmar.
Elektrotechnischer Verein.
‚(Eingetragener Verein.)
(Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die
Geschäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68,
Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten.)
Nachtrag E
zum Sitzungsbericht vom 16. XII. 1919).
Vortrag des Herrn Dr. Skaupy: „Ein
neuer Gleichrichter‘.
M. H.! Es soll Ihnen heute ein neuer
Gleichrichter vorgeführt werden, der dem be-
. kannten Quecksilber-Gleichriehter sehr ähn-
lich ist, vor demselben aber den wichtigen Vor-
zug besitzt, daß er bei wesentlich kleineren
Stromstärken verwendet werden kann als jener.
Die im Handel befindlichen Quecksilber-
Gleichrichter können ohne besondere Hilfsein-
richtung nicht für Ströme unter 3 A verwen-
det werden, weil dann der Lichtbogen instabil
wird. Man hat zwar gelegentlich durch An-
wendung von Hilfslichtbogen diesem Nachteile
u en, aber nur unter wesentlichem Mehr-
au
wand an Energie und erheblicher Kompli-
') Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 118.
Elektrotechnische Zeitschrift.
VEREINSNACHRICHTEN.
kation der ganzen Anordnung. Der neue
Gleiehrichter dagegen ist gerade für kleine
Stromstärken von etwa 0,5 bis 3,0 A gut ver-
wendbar, also für Stromstärken, welche für das
a kleiner Akkumulatoren die wichtigsten
sınd.
Der neue Gleichrichter unterscheidet sich
von dem Quecksilber-Gleichrichter dadurch,
daß als gasförmiger Leiter ein Edelgas, für ge-
wöhnlich Argon, verwendet wird, und als Ka-
thodenmetall leicht verdampfbare Metalle, ins-
besondere stark elektropositive Metalle wie
Alkalimetalle und 'Thallium und deren Legie-
rungen untereinander und mit Schwermetaällen
wie Quecksilber, Kadmium, Blei. Diese
haben die Eigentümlichkeit, unter bestimm-
ten Umständen bei weit niedrigeren Strom-
stärken als Quecksilber die Basis einer stabilen
Lichtbogenentladung zu liefern. Die betriebs-
sichere Ausbildung solcher Kathoden für hohe
Lebensdauer hatte besondere Schwierigkeiten
zu überwinden, welche in den Jahren 1912 bis
1914 bei der Auergesellschaft gelöst wurden,
deren Tochtergesellschaft die von mir hier ver-
tretene ‚‚Studiengesellschaft für elektrische
Leuchtröhren'm. b. H.‘“ ist. Die erwähnte Aus-
bildung der Kathode ist uns an ge-
schützt; sie ist übrigens identisch mit der bei
unserer Neon-Bogenlampe für 110 bis 220 V
Gleichstrom verwendeten. Die Aquivalenz
zwischen elektrischen Gas- und Dampflampen
mit Lichtbogenentladung und Gleichrichtern
der beschriebenen Art ist ja dem Fachmanne
wohl bekannt. Die Ausbildung unseres Gleich-
richters erfolgte in den Jahren 1913/1914, seine
Einführung wurde leider durch den Krieg, ver-
hindert.
(Es werden 2 Modelle vorgeführt; das eine
in tragbarem Holzgehäuse, das andere auf
Marmortafel; letzteres ist in Abb. 1 und 2
dargestellt. Abb. 1 zeigt eine Photographie
Mau |
Abb: 1. Gleichrichtertafel.
des’Apparates, Abb. 2eine Maßskizze desselben.
In diesen Abbildungen wie in den folgenden be-
deuten: @ die Gleichrichterzelle, W Vorschalt-
widerstand im Gleichstromkreis, T Transfor-
370-
Abb. 2.
mator, D Drosselspule, Z Zünder, M Magnet-
spule des Zünders, L Vorschaltlampe des Zünd-
kreises.) :
Die Schaltung ist im Prinzip mit der bei
Quecksilber-Gleichrichtern üblichen vollkom-
men identisch. Bei den vorgeführten Modellen
ist ein Autotransformator vorgesehen, der zum
Anschluß an das Charlottenburger Wechsel-
stromnetz von 120 V- bestimmt ist. Er trans-
formiert die Spannung auf 180 V, so daß auf
die beiden Hälften des Gleichrichters je 90 V
entfallen. Die Zündung erfolgt — und dies ist
das einzig abweichende von der bisher meist
üblichen Schaltung — durch einen Vakuum-
k
unterbrecher, wie wir ihn auch bei unseren
Neonlampen- verwenden. Dieser liegt im
Nebenschluß zu einem der beiden Stromwege
in der Gleiehriehterröhre und ist leicht aus-
wechselbar. Zu diesem Zwecke enthält er zwei
Sockel (Abb. 3), von denen der untere einen
3
Abb: 3. Abb. 4,
Messerkontakt besitzt, mit dem er beim Ein-
setzen des Unterbrechers, von uns Zünder ge-
nannt, in die Magnetspule durch Drehung des-
selben um 90° in einen Scheidenkontakt ge-
drückt wird (Abb. 3 und Abb. 4). Abb. 5 zeigt
‚Abb. 5. =
schematisch die Schaltung, die Abb. 6 und 7
die Gleichrichterzelle als Lichtbild und; in
schematischer Zeichnung.
Abb. 6. : !
Gleichrichterzelle.
Die Stärke des gleichgerichteten Stromes,
e
für welche die Modelle, welche Sie hier sehen,
bestimmt sind, liegt bei etwa 60 V maximaler:
Gleiehspannung zwischen 1 und 2 A, und man.
kann, wenn die Röhre einige Minuten brennt,
unter 1 A herabgehen, etwa bis.0,7 A. Der er-
D)
. Dampf ausgedehnt.
Erweiterung v war von den in Frage kommenden
gegeben,
29. April 1920,
zielbare Nutzeffekt, d.h. das Verhältnis der
erzeugten Gleichstromenergie zu der aus dem
Wechselstromnetz bezogenen Energie beträgt
bis zu 65%, was bei der sehr geringen Gesamt-
leistung des Gleiehriehters von etwa 30 bis
-.100 W als sehr günstig zu bezeichnen ist.
Herr Nienhold: Ieh möchte gern ein paar
Worte zu den physikalischen Grundlagen des
ee \ sagen.
gebene Form desselben hat eine kurze
en Dies wird klar, sobald man den
a ‚Vorgang im Gleichriehter berücksich-
tigt. Hier haben Sie die Röhre (Kreidezeich-
nung an der Tafel), in dieser befindet sich der
von Auer konstruierte, eigenartige Becher, in-
dem das Kathodenmaterial sitzt. Von unten
erfolgt die Stromzuleitung zum Becher, wäh-
rend sich oben die Anoden befinden, Der
Glimmbogen setzt-in einer Ecke des Bechers
an, windet sich durch das Becherröhrchen und
geht zur Anode. Läßt man eine solche Röhre
100 h brennen, so entstehen Destillationspro-
dukte an der Röhrenwand. Es läßt sieh nicht
erreichen, den Niederschlag oben zu vermeiden,
selbst wenn man die Röhre so einrichtet, daß
der obere Teil stets stärker erhitzt wird als die
untere Kathodengegend. Es wird oben stets
ein mit der Zeit immer dichter werdender Be-
lag auftreten, der sich schließlich bis zur Ka-
thodenzuleitung erstrecken und mit ihr Kon-
takt machen wird, wobei dann die Entladung
außerhalb des Bechers ansetzt, das Glas an-
greift und schließlich sprengt. Wir haben hier
also die Kurzschlußgefahr und die Sprung-
gefahr. Ein zweiter Nachteil ist die Gasabsorp-
tion? Va
N _Die6 Grundidee des Alkalimetall-Gleichrichters wurde
zuerst Nies Cooper Hewitt angegeben, dann von Kunz
und mp, Anderson, Skaupy, Schröter erwähnt,
welch Iokater erden eltmmiicht Bde gas-Alkalimetall- Gleich-
richter in-eine für die Technik brauchbare Form gebracht
hat, während von Nienhold die ersten ausführlichen Anga-
ben zum Bau und Betriebe eines für die Technik brauchbaren
Alkalimetall-Gleichrichters mit Glimmbogen im D.R.P. Nr.
318619 vom 16. Mai 1917 gebr acht wurden. (Anm. bei der
Korrektur. )
) Weil die Entladung hier überwiegend von Gasionen
getragen wird. (Anm. bei der Korrektur.) £
RECHTSPFLEGE.
Kan krune der Verordnung über die schieds-
gerichtliche er Preisen vom 1. Il.
!).
Die bekannte Verordnung vom 1. II.
1919?)und diezugehörige Bekanntmachung über
ihr Verfahren vom 5. III. 1919°) sind durch
zwei neue Verordnungen in wichtigen Punkten
angeändert bzw. ergänzt worden.
Nach der neuen ‚Verordnung, betreffend
Abänderung der Verordnung über.die schieds-
gerichtliche Erhöhung von Preisen bei der Lie-
erung von elektrischer Arbeit, Gas und Lei-
tungswasser vom 1. II. 1919 (RGBI. 8.1135);
vom 11. II1.1920° (RGBl. S. 329) wird die.bis-
herige Verordnung vom 1. II. 1919 auf die Lie -
ferer von mechanischer Arbeit und
Die Forderung dieser
Produzenten bereits seit langem erhoben wor-
den. Es sind Fälle vorgekommen, wo der Lie-
ferer seine Strompreise erhöht hatte, ebenso
seine Preise für die Sammelheizung und Warm-
wasserversorgung *), wo er die Lieferpreise für
Frischdampf aber nicht erhöhen konnte, ob-
wohl kit Dampf aus derselben Anlage geliefert
wur
Deche Unbilligkeiten werden durch die
neue Verordnung beseitigt. Die Abnehmer von
mechanischer Arbeit und Dampf sind nach
dieser unter denselben Voraussetzungen wie die
Abnehmer von elektrischer Arbeit, Gas und
Leitungswasser nach der alten Verordnung be-
rechtigt, die erhöhten Lieferpreise auf die wei-
teren Abnehmer abzuwälzen.
Die neue „Bekanntmachung zur Abände-
rung der Bekanntmachung über die Schieds-
gerichte für die Erhöhung von Preisen bei der
Lieferung von elektrischer Arbeit, Gas und
Leitungswasser vom 5. III. 1919 (RGBI. S. 288)
vom 18. III. 1920“ (RGBl. $S. 330) ordnet zu-
nächst das Verfahren für die Lieferer von mecha-
nischer Arbeit und Dampf dem bisherigen Ver-
fahren ein.
Eine sehr wichtige Änderung enthält die
neue Fassung des Absatzes 2 des $ 8: „Ein Mit-
glied des Schiedsgerichts kann aus denselben
Gründen und unter denselben Voraussetzungen
abgelehnt werden, welche zur Ablehnung eines
Bichtere (ZPO. $$ 41 ff.) berechtigen.‘“ Die alte
‚ Bekanntmachung enthielt keine derartige Be-
stimmung. Sie hat deshalb zu Zweifeln Anlaß
Tatsächlich wollte der Kresabzgeust
hi l. auch Ne 1920, 8. 319,
ir j 3 TZ“ 1919, S. 8
"BTZ“ 1919, 8. ir
4) Gem. der sog. „Vermieterschutzverordnung“
2. VL. 1919. F
‚vom
-
ee nn nn nn, en r S f
Elektrotechnische Zeitschrilt,
Die heute von Auer‘
führt, wie aus einem Beschluß des
1920. Heit 17.
Ein. dritter, zu beachtender Umstand ist
die sehr leicht erfolgende Rückzündung, indem
‘oben an der Anode der Glimmbogen in einen
Lichtbogen übergeht. Hauptsächlich infolge
dieser drei Umstände ' waren die Deutschen
Telephonwerke gezwungen, den Gleichrichter
weiter zu entwickeln. Man mußte vor allen
Dingen die Konstruktion des Bechers beseiti-
gen. Wir haben ferner das Material so gewählt,
daß das Glasmaterial nieht*mehr von der Ka-
thodensubstanz angegriffen wird. Hier unten
haben wir das Glasgefäß, in dem sich die Ka-
: thodensubstanz befindet. Destilliert sie herauf,
so schlägt sie sich hier oben nieder. Wählt man
nun die Zusammensetzung der. Substanz der-
artig, daß sie nicht als Belag niederschlägt,
sondern in flüssigem Zustand sich befindet, so
muß sie herunterrollen. Sie muß also derart
zusammengesetzt werden, daß entweder eine
Mischung von Metallen oder eine chemische
Verbindung entsteht, deren Tropfen an. der
Glaswand: herunterrollen, wobei das Kathoden-
material dann stets an den Ursprungsort zu-
rückgelangt. Die Vermeidung der oben ange-
führten Gasabsorption gelingt, wenn man an
der Entladungserscheinune nicht nur. das Gas
teilnehmen läßt, sondern die Dampfionen. a
die weiteren physikalischen Grundlagen che]
ich nicht eingehen, weil ich am 23. I. 1920 in
der Deutschen Physikalischen Gesellschaft
meine Anwendungen des Edelglas- Glimmbogens
sowohl als Gleichrichter als auch als Sender
in der drahtlosen Telegraphie auseinander-
setzen und vorführen werde.
Herr Sehüler: Ich wollte den Herrn Vor-
tragenden bitten, sich über den Wirkungsgrad
des Gleichrichters bei Akkumulatorenladung
etwas eingehender zu äußern. Der Herr Vor-
tragende sprach von 65%; es fragt sich nun,
ob dieser Wert sich überhaupt auf die Verwen-
dung des Apparates für Akkumulatorenladung
bezieht oder etwa auf Widerstandsbelastung.
Die Wirkungsgradangaben von. Gleichrichtern
sind in dieser Hinsicht häufig irreführend. Es.
ist zu beachten, daß die ee RITTER TTS N des gleich-
nach der alten Bekanntmachung durch das
Listensystem für die Schiedsrichter ihre Ab-
lehnung, z. B. wegen Besorgnis der Befangen-
heit, ausschließen. In der Praxis hat dies häu-
fig zu recht unerwünschten Be OL ge-
Hamm von 1. XII. 1919 1) hervorgeht. Über
die Ablehnung aller Mitglieder des Schiedsge-
zichts entscheidet jetzt der Oberlandesgerichts-
präsident allein endgültig, während bisher der
Obmann über die Ablehnung der Beisitzer ent-
schied,
- Die neue Verordnung und die zugehörige
neue Bekanntmachung sind. am Tage ihrer
Verkündung, also am 27. III. 1920 in Kraft ge-
treten.
Der erwähnte O L. G.-Beschluß ist Aal in
anderer Hinsicht bemerkenswert. Das Gericht
sagt nämlich in seiner -Begründung, daß die
Schiedsgerichte nach der Verordnung vom
1. II. 1919 keine bürgerlichen Rechtsstreitig-
keiten zu entscheiden haben, weil sie über die
Ansprüche „unter Abwägung der Interessen
aller Beteiligten“ entscheiden, also nach Bil-
ligkeitsrücksichten. Ich vermag nicht ein-
zusehen, daß Streitigkeiten über die Erhöhung
von Preisen für Elektrizitäts-, Gas- und Wasser-
lieferungen nicht bürgerliche Rechtsstreitig-
keiten sein sollen. Es handelt sich um Leistun-
gen aus privatrechtlichen Verträgen, die ihrem
Wesen nach unzweideutig bürgerliche Rechts-
streitigkeiten sind. Das Schiedsgericht soll
nach Billigkeitsrücksichten entscheiden. Da-
mit ist aber keineswegs gesagt, daß der Schieds-
richter eine andere Aufgabe hat wie der Richter
in einem Verfahren vor den ordentlichen Ge-
richten. Ein Schiedsriehter kann sich nicht
ohne weiteres aus Billigkeitsgründen über eine
Vorschrift des Privatrechts hinwegsetzen. (R.-
G.-Entsch. Bd. 67, 8. 73.) Auch aus diesen
Gründen folst, daß es sich bei der Verordnung
vom 1. II. 1919 um bürgerliche Rechtsstreitig-
keiten handelt. Dr. Pourroy.
Zum neuen Umsatzsteuergesetz.
J Es liegen zwei Bücher vor, deren jedes seine
eigenen Vorzüge hat. Die „Einführung in
das neue Umsatz- und Luxussteuer-
recht“ von Geh. RatDr. J.Popitz (Berlin, Otto
Liebmann, 1920. 9,— M.) enthälteine übersicht-
liche und gemein verständliche Darstellung des
anzen Inhaltes des Gesetzes. Die wichtigsten
weifelsfragen, die aus Anlaß des alten Um-
satzsteuergesetzes oder bei der Beratung des
neuen aufgetaucht sind und ihre Bedeutung
behalten haben, finden sich kurz und,klar er-
örtert, vielfach durch Beispiele verdeutlicht.
+ 9 W. 15/19; 1920,
Rx mitgeteilt in. „Jur. Wochenschr.“
S. 156
gerichteten Stromes entsprechend der Wech-
selstromkurve zwischen Null und dem up
tudenwert schwankt, während der Akkumu-
lator nur eine ganz bestimmte Spannung nütz-
lich verwerten kann. Die jeweilige Differenz
zwischen dieser Ladespannung und dem Mo-
mentanwert der gleichgerichteten Spannung
wird durch Vorschaltwiderstände vernichtet.
Als Wirkungsgrad des Gleichrichters bei Akku-
mulatorenladung kann nur das Verhältnis an-
gesehen werden "zwischen der nutzbaren Lade-
arbeit (Produkt von Ladespannung x Lade-
strom). und der dem Wechselstromnetz ent-
nommenen Arbeit. Ich richte deshalb an den
Herrn Vortragenden die Frage: Wieviel elek-
trische Arbeit wird dem Wechselstromnetz ent-
nommen, wenn beispielsweise eine Batterie von
6 Zellen, entsprechend 14 V mittlerer Lade-
spannung mit 2 A geladen wird?
Herr Skaupy: Die Lebensdauer unserer
Gleichrichterröhren ist im Gegensatz zu der
von Herrn Nienhold geäußerten Auffassung
ebenso unbeschränkt wie beim Quecksilber-
gleichrichter, beträgt jedenfalls mehrere tau-
send Stunden. Was Herr Nienhold sonst noch
‘an neuen Vorschlägen über neue Ausbildung
eines Gleichrichters. brachte, scheint mir nicht
ganz in den Rahmen dieser Diskussion zu ge-
hören, ebenso nicht eventuelle Prioritätsfragen,
die ich bereits an anderer Stelle behandelt habe
-und- behandeln werde.
Um auf den Einwand des Herrn Schüler
zurückzukommen: der Wirkungsgrad eines
Gleichrichters wurde in der Weise bestimmt,
daß als Nutzverbraucher nicht Akkumulatoren
eingeschaltet waren, sondern ein Ohmscher
Widerstand. An den Enden desselben wurde
die Spannung gemessen, ebenso die Gleich-
stromstärke; das Produkt ergab die Gleich-
stromenergie. Daß das bei Akkumulatoren-
‚ladung noch nicht der richtige Nutzeftekt ist,
‚ist richtig. Dasselbe gilt aber auch für den
Quecksilber-Gleichrichter, mit dem der be-
schriebene Gleichriehter in erster Linie ver-
glichen werden muß.
Der Text des Gesetzes ist im Anhange abge-
druckt. Ist es der Popitzschen Einführung
zugute gekommen, daß ihr Verfasser an der
Entstehung des Gesetzes hervorragenden An-
teil gehabt hat, so zeigt die Bearbeitung von
Herzfeld (‚,,Das neue Umsatzsteuerge-
setz, Leitfaden für den praktischen Gebrauch“
(Stuttgart, J. Heß, 1920; Teil I: Allgemeine
Umsatzsteuer. 2, 50 M.; Teil Il: Luxussteuer
und Gesetzestext. 5,80 M) die kritische Un-
befangenheit in der Beurteilung, die nur dem
an der Entstehung des Gesetzes Unbeteiligten
möglich ist. Die Darstellung Herzfelds ist
‚durchaus selbständig. Ihr besonderer Vorzug
ist, daß sie an die wirtschaftlichen Begriffe der
kaufmännischen Buchführung anknüpft und
das Verhältnis der gesetzlichen Bestimmungen
zu ihnen erörtert. Wo neue, eigene Ansichteu
des Verfassers vorgetragen werden, geschieht
dies so, daß auch der Laie sofort sieht, was
schon von der bisherigen Praxis anerkannte
und was eigene, vorerst nur mit Vorsicht zu
verwendende Auffassung des Verfassers ist.
Die kaufmännische Praxis wird beide Leit-
fäden willkommen heißen.
Eine besonders wichtige Frage ist die der
Abwälzung der Umsatzsteuer in der
Übergangszeit. Wir haben schon in einer
Notiz („ETZ" 1920, S. 176) auf die Bestim-
mung des $ 46 des Gesetzes aufmerksam ge-
macht, wonach bei Lieferungsverträgen, die
vor dem 1. I. 1920 abgeschlossen sind, der Ab-
nehmer, wenn die Zahlung erst nach diesem
Termin erfolgt, den Unterschied zwischen der
alten und neuen Umsatzsteuer vergüten muß.
Aus dieser Vorschrift hat sich in der Praxis
eine Reihe von Zweifelsfragen ergeben. Wie,
wenn nach dem vor dem 1. I. 1920 abgeschlos-
senen Lieferungsvertrag zu freibleibenden
Preisen zu liefern ist? Dann ist, wie das
Reichsfinanzministerium in ‘einem an die
Handelskammer Bielefeld ergangenen Bescheid
zutreffend ausführt, die offene Berechnung der
Umsatzsteuer nicht zulässig, weil eben die
Preisbestimmung nicht vor dem 1. I. 1920 er-
folgte, vielmehr bei der Bemessung des Preises
auf die neue Umsatzsteuer Rücksicht genom-
men werden kann. Erst recht gilt dies, wenn
ein vor dem 1. I. 1920 abgeschlossener Vertrag
später im Wege der Vereinbarung in Bezug auf
en Preis geändert wird. Dagegen ist es zu-
lässig, die Umsatzsteuer gesondert in Rechnung
zu stellen, wenn ein früher abgeschlossener
Lieferungsvertrag eine automatisch sich voll-
ziehende Preisänderung vorsieht, z. B. eine Er-
höhung: der Preise für elektrische Arbeit nach
Maßgabe der Erhöhung der Kohlenpreise, und
eine solche von .selbst eintretende, genau be-
rechenbare Preiserhöhung nach dem 1. I. 1920
eintritt. Dr. W. Esslinger, München.
342
1
Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heit
i1.v as 29, April 1080.
Gewerblicher Rechtsschutz.
In einer vom Deutschen Verein für gewerb-
lichen Rechtsschutz vor einiger Zeit veranstal-
teten Beratung über das Erfinderrecht der
Angestellten, an der sich zahlreiche Ver-
bände usw., darunter auch der Zentralverband
der deutschen elektrotechnischen Industrie be-
teiligten, hat sich nach einer Mitteilung des
Patentanwalts ®ipl.-Qng. H. Herzfeld eine
Übereinstimmung aller Anwesenden in folgen-
den Grundsätzen ergeben:
„Betriebserfindungen als solche werden
anerkannt; sie sind Eigentum des Arbeitgebers;
eine Vergütung hierfür wird nicht gezahlt.
Dienstliche Einzelerfindungen sollen dem Ar-
beitgeber gehören, doch soll eine Vergütung
gezahlt werden. Wenn über die Frage; ob eine
Erfindung der einen oder anderen Gruppe zu-
gehört, ade über die Höhe der Vergütung Mei-
nungsverschiedenheiten bestehen, soll ein
Schiedsgericht entscheiden. Auch über die Art
der Vergütung soll im Streitfall das Schieds-
gericht entscheiden. Bei dienstlichen Einzel-
erfindungen hat der Erfinder das Recht auf
Nennung seines Namens.“ —
Der Wunsch zahlreicher Interessenten,
daß die Kriegsjahre nicht auf die Patentdauer
angerechnet werden, ist nunmehr in Erfüllung
gegangen. Die Nationalversammlung hat so-
eben in dritter Beratung den von Grünewald,
eingebrachten Gesetzentwurf, betreffend
verlängerte Schutzdauer bei Paten-
ten und Gebrauchsmustern sowie die
Wiedereinsetzung in den vorigenStand
im Verfahren vor dem Reichspatent-
amt, nach dem die Kriegszeit vom 1. VIII.
1914 bis 31. VII. 1919 für die Geltungsdauer
der Patente nicht angerechnet werden soll, an-
genommen, außerdem einen Zusatz, demzu-
folge die Vergünstigung dieser Weiterbenut-
zung der Patente nicht nur nach Ablauf der
Schutzfrist gestattet werden soll. Die Ent-
scheidung in Streitfällen wird nicht dem or-
dentlichen Gericht, sondern einer Sachver-
ständigenkommission überlassen. —
Durch eine französische Verordnung ist
für. die Departements Niederrhein, Oberrhein
und Mosel in Elsaß-Lothringen das fran-
zösische Gesetz über den gewerblichen Rechts-
schutz eingeführt worden unter Beschränkung
durch die Rechte, die sich noch auf Grund des
Artikels 311, Abs. 2 des Friedensvertrages mit
Deutschland dort in Kraft befinden. Die aus
deutschen Patenten herrührenden Rechte ge-
nießen, wie die „Weltw. Nachr.‘‘ mitteilen,
soweit sie am 11. XI. 1918 noch Gültigkeit be-
saßen und im Besitz von Elsaß-Lothringern oder
Franzosen Gegenstand genügender Ausbeutung
im Sinne des französischen Gesetzes bilden, in
den genannten Gebieten den Schutz des fran-
zösischen Gesetzes für die durch das deutsche
Gesetz festgesetzte normale Dauer, ohne daß
der Nachweis der Aufrechterhaltung dieser
Rechte in Deutschland erbracht zu werden
braucht.
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er-
messen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.)
Elektrischer Betrieb der deutsch-österreichischen
Staatsbahnen.
Die Ausführungen des Herrn TRAUTVETTER
auf 8.5lder „ETZ“1920 fordern zum Widerspruch
auf, Er erblickt im einphasigen Wechselstrom
das allein in Frage kommende System, wäh-
rend doch die neuere Entwicklung des hochge-
spannten Gleichstromes ein anderes besagt.!)
b die Einführung von Diesellokomotiven auf
den deutsch-österreichischen Staatsbahnen zum
Fernhalten von Belastungsspitzen erhebliche
technische und wirtschaftliche Vorteile mit
sich bringen wird, möchte ich stark in Zweifel
ziehen, asselbe gilt auch von dem für die
Berliner Stadt- und Ringbahn anderweitig in
Vorschlag gebrachten Zahnstangenbetriebe?).
Das Wertvolle der Arbeit von WITTER er-
scheint mir gerade darin, daß sie endlich ein-
mal in einwandfreier Weise eine gewissenhafte
Untersuchung über die Eignung der deutsch-
österreichischen Wasserkräfte zum elektrischen
Bahnbetrieb darstellt und mit vielen. unrich-
tigen . Vorstellungen hierüber gründlich auf-
räumt. Dabei braucht man ja keineswegs mit
der Ansicht WITTEKs über die unmittelbare
Verwendung von 50-periodigem Drehstrom für
den Bahnbetrieb übereinzustimmen. Unter die-
sen Umständen erscheint es doch nicht ganz
unerfreulich, daß das Eisenbahnministerium der
!)_‘Vgl. hierzu die sehr beachtenswerten Ausführungen
von F. Niethammer in „Elektrotechn. u. Maschinenb. 1919,
S. 509, und Bericht darüber in „ETZ* 1920, 8. 119,
2) Veh die treffenden Bemerkungen von E. C. Zehme
in der „ETZ" 1919, S. 45 2
tschechoslowakischen Republik bis heute sich
bezüglich der Systemfrage noch nicht gebun-
den, sondern freie Hand vorbehalten hat.
Es sei hier auch auf die umfangreichen
Ausführungen zu diesem Gegenstande in
„Blektrotechn. u. Maschinenb.‘“ 1920, S. 86 ff.
(Mein ungsaustausch zum Artikel „Die Phasen-
umformerlokomotive und ihre Verwendungs-
möglichkeiten in Buropa‘‘) verwiesen.
Bodenbach a. Elbe, 22. I. 1920.
Ing. Gustav W. Meyer.
Erwiderung.
Auf die Ausführungen des Herrn In-
genieur Gustav W. MEYER, Bodenbach, habe
ich folgendes zu erwidern: Allerdings erblicke
ich zur Zeit noch im einwelligen Wechsel-
strom das für Vollbahnen allein in Betracht
kommende System. Ich wüßte nicht, daß
die neuere Entwicklung des hochgespannten
Gleichstromes etwas anderes ergeben hat.
Dieser braucht bei weitem mehr Baustoff für
die Fahrleitung, muß mit laufenden Um-
formern und mit Motoren arbeiten, die etwa
40 bis 50 % schwerer sind als solche für den
einwelligen Wechselstrom, und die bei sehr
hoher Spannung viel weniger betriebssicher
sind als Wechselstrommotoren. Hierzu kommt
noch, daß sie über Widerstände anlaufen
müssen, Zur Ausnutzung der Bahnkraftwerke
für die allgemeine Landesversorgung müßten
— ebenso wie bei einwelligem Wechselstrom —
Abspannwerke und laufende Umformer ein-
gebaut werden. Schwere Bedenken erregen
auch die elektrolytischen Wirkungen der ab-
irrenden Ströme, die in dicht besiedelten
Ländern, beispielsweise in Deutschland,
schwere Verheerungen in den’ Gas- und
Wasserleitungsnetzen anrichten würden, zu-
mal die Entiernung der Speisepunkte umso-
größer wird, je höher die Betriebsspannung
ist. Auch sind Störungen und Beschädigungen
benachbarter Schwachstromleitungen an elek-'
trisierten Bahnstrecken bei Kurzschlüssen und
Stromunterbrechungen möglich, die in keiner
Weise zu beherrschen sind, weil sie völlig un-
gesetzmäßig verlaufen, was hingegen bei
Wechselstrom nach den Feststellungen der
preußischen Fisenbahnverwaltung in ver-
scliedener Weise sicher erreicht werden kann.
Daß die Einführung von Schweröl-Lokomo-
tiven mit Verbrennungsmaschinen — die übri-
gens nicht als Dieselmaschinen gedacht zu wer-
den brauchen — erhebliche technische und
wirtschaftliche Vorteile zu bringen verspricht,
liegt auf der Hand. Die unwirtschaftlichen
Belastungsspitzen des Kraftwerkes durch un-
günstig liegende elektrische Züge werden ohne
weiteres vermieden. Daß solche Lokomotiven,
die gründsätzlich mit ausgezeichneter Wärme-
wirtschaft arbeiten, nicht nur ein frommer
Wunsch sind, wird sich bald zeigen. Außer-
dem bilden solehe Lokomotiven eine wichtige
Bereitschaft bei Betriebsstörungen auf elek-
trisierten Strecken, für die Betriebsführung
auf noch nicht elektrisierten oder auf die Elek-
trisierung nicht lohnenden Nebenstrecken.
Den „anderweitig“ in Vorschlag ge-
brachten Zahnstangenbetrieb für die Berliner
Stadt- und Ringbahn habe ich in meinem Aut-
satz in der „ETZ‘‘1920, S. 5l,nieht erwähnt. Ich
möchte mich deshalb auch hier nicht auf
weitere Auseinandersetzungen in dieser An-
gelegenheit einlassen, umsoweniger, als es
sich hierbei nur um einen Versuch handeln
sollte.
Den Untersuchungen von WITTEK über
die Eignung der eutsch-österreichischen
Wasserkräfte für den elektrischen Bahnbe-
trieb wird ihr Wert nicht abgestritten, nur
können die Meinungen über die wirtschaft-
lichste Betriebsführung in manchen Punkten
auseinandergehen. Ich glaube, daß noch be-
deutende Neuerungen und Verbesserungen in
der elektrischen Zugförderung zu erwarten
sind. .Diese werden aber kaum auf dem Ge-
biete des hochgespannten Gleichstroms liegen.
Von der Phasenumformer-Lokomotive er-
warte ich keine großen Erfolge, wohl von der
neuesten Form der elektrischen Einheitsloko-
motive, die sich zur Zeit nach den Angaben
des Preußischen Ministeriums der öffentlichen
Arbeiten im Entwurf befindet.
Berlin, 11. III. 1920. Trautvetter.
Neues Bügeleisen.
Auf S. 120 der „ETZ‘““ 1920 wird das
„Graetzor“-Bügeleisen der Firma Ehrich &
Graetz als eine Neukonstruktion elektrischer
Bügeleisen beschrieben, die wesentliche Vor-
teile gegenüber anderen Bügeleisen haben soll.
Insbesonders stützt sich ;
besonderen Güte auf den Umstand, daß bei
diesem neuen en hauptsächlich der
Boden erhitzt wird, während das eigentliche
Gewicht des Eisena vom IToizkörper wäÄrme-
er Anspruch der
isoliert eingebaut ist. Ebenso ist das Oberteil
des Eisens, welches den Griff trägt, aus dünnem
Stahlblech hergestellt und gegen Wärmeüber- _
ce
tragung durch Asbest geschützt. Hierdurch
wird der Griff des Eisens vor lästiger Wärme-
strahlung gut geschützt, und muß dies aner-
kannt werden. Im übrigen wird auch von den
meisten Firmen dieser Wärmestrahlung durch
mehr oder weniger geeignete Mittel entgegen -
gewirkt, und es ist bei fast allen elektrischen
Bügeleisen die Frage so gelöst, daß Klagen.
über lästige Wärmestrahlung nicht laut wer-
den.
Anders verhält es sich bei der Wärme-
isolation gegenüber dem Beschwerungsstück.
Bei dem Graetzor-Eisen ist dieses oberhalb
der elektrischen Heipzplatte durch Asbest-
pappe und. Luftisolation wärmeisoliert ein-
oben, Diese Konstruktion darf nicht als
erbesserung angesehen werden, im Gegen-
teil, ein derartiges Eisen wird im Betriebe
einem anderen Eisen, bei dem das Besch we-
rungsstück auch mitgeheizt wird, unterlegen
sein. Das Gewicht des Bügeleisens soll genau
so wirken, wie das Schwungrad einer Maschine,
.d. h., das Bügeleisen soll eine größere Wärme-
menge aufspeichern um diese im geeigneten
Moment abgeben zu können. Je größer daher
die Masse ist, die bei einem Bügeleisen als
Heizkörper ‚wirkt, umso besser ist das Eisen.
Das Graetzor - Bügeleisen wird naturgemäß
sehr rasch heiß, und es kann in kürzester
Zeit damit Bere werden; ‚eine kurze Un-
aufmerksamkeit genügt indessen auch, um
das. Eisen zu überhitzen, und dann gibt es
Löcher in der Wäsche. Bei einem Eisen. mit
großem Heizgewicht, kann dies weniger leicht
vorkommen. Außerdem aber kühlt sich das
‚erstere Eisen sehr rasch ab, wenn es plötzlich
auf nasse Wäsche. kommt, weil es ja keine
Wärme aufgespeichert hat, während das Eisen
mit Wärmespeicherung in diesem Falle die
angesammelte Hitze abgibt und infolgedessen
länger heiß bleibt. Es kann also mit einem
Bügeleisen mit fgroßem Heizgewicht viel
ruhiger und gleichmäßiger gearbeitet werden
als mit einem Bügeleisen, bei dem nur die
Bügelsohle erhitzt wird. Letzteres Eisen hat
nur einen Vorzug, wenn es sich darum handelt,
rasch ein heißes Bügeleisen zu haben, also
z. B. zur Verwendung als Reisebügeleisen.
München, den 20. II. 1920.
Ing. Hugo Helberger.
Erwiderung.
N “ Auf.die obige Zuschrift bemerke ich folgen-
es: 3
Aus dem veröffentlichten Schaulinienbild
in dem als Vergleich nur die Erwärmungs-
kurven von einem der drei untersuchten Fabri-
kate altrenommierter Spezialfirmen abgebildet
sind, ist deutlich ersichtlich, daß die lästige,
stromverlustbedeutende ' Wärmeausstrahlun,
nach oben bei den älteren Fabrikaten dreima
so groß ist wie bei dem Graetzor-Plätteisen.
Demnach wirken die von den. Firmen bisher
angewandten Mittel, die Wärmeausstrahlung
nach oben zu verhindern, nur recht mangel-
haft. Infolgedessen darf man auch nicht be-
haupten, daß diese Frage schon vor dem
Graetzor-Eisen bei fast, allen Firmen gelöst
gewesen sei.
Auch die Annahme des Herrn HELBERGER,
daß ein Plättesen mit Wärmeisolierung
zwischen Heizsohle und dem darüber ange-
ordneten Druck- und Beschwerungsteil im
Betrieb einem Plätteisen ohne solche Wärme-
isolierung unterlegen sei, ist nicht zutreffend.
Im letzteren Falle würden die oberen Teile.
mehr Wärme aufnehmen wie die untere
Plättsohle. Da diese doch aber der wirksame
Teil des Eisens ist, den das Heizelement ledig-
lich allein zu beheizen und warm zu erhalten
hat, so muß der Wärmefluß nach dem oberen,
unwirksamen Teile abgehalten werden. Aus
dieser Erkenntnis heraus wird jeder ernste
Konstrukteur bemüht sein, das Heizelement
so auszubilden und so anzuordnen, daß es mit
der Heizsohle in einem innigen Wärmekontakt
steht, nach oben jedoch einen möglichst großen
Wärmewiderstand besitzt. Deshalb haben
. auch schon die meisten Plätteisen über dem
Heizelement eine Asbestplatte, damit die
Wärme von dem darüber liegenden Teile ab-
gehalten wird.
Ein gutes, elektrisches Bügeleisen muß
selbstverständlich auch eine gewisse Wärme-
menge aufspeichern können, weil der Wärme-
verbrauch beim Plättvorgang nie gleichmäßig
mit der Wärmezufuhr verläuft. Es soll aber
auch die aufgespeicherte Wärmemenge wieder
möglichst nutzbar: abgeben können und des-
die Wärmeausstrahlung an die ne +3
ie
hal
ihm auf ein Minimum beschränkt sein.
ist aber nur erreichbar, wenn die Aufspeiche-
rung lediglich in der Plättsohle erfolgt.
Ein ärmefluß findet bekanntlich nur
von Stellen höherer Temperatur nach denen
DET ER N ee ee
27 Wu
ST Erns
es
29. April 1820.
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920. Helt 17.
343
————_——_——nannnmnmnmnmRnRnRnRnRnRnReIenRnRBRBReIRBI-ABLIAmnmBı_ mn Ta m m — — — — —— ———
niedrigerer Temperatur statt. Ein im: Betrieb
ji elektrisches Plätteisen hat die
befindliches,
höchste Temperatur stets an der oberen
Fläche der Plättsohle, as ]
anliegt. Die darüber liegende, isolierte Druck-
platte und die vielfach auch als Beschwerungs-
stück wirkende, massive Gußhaube mit ihren
* Technischen Hochschule zu Berlin,
großen Ausstrahlungsflächen haben aber immer
eine niedrige Temperatur, so daß ein Wärme-
fluß von diesen Teilen durch Isolation und
Heizelement hindurch nach der Plättsohle be-
triebsmäßig nicht erfolgen kann. Die dort
aufgespeicherte Wärme strahlt deshalb nutz-
los in Sr Raum und geht für den Plättprozeß
verloren. y
Also nicht das Gewicht des Plätteisens
wirkt wie das „Schwungrad einer Maschine“,
sondern nur die Masse der Plättsohle, die
Wärme nutzbar aufspeichert. Ist diese Masse
zu groß, so arbeitet das Plätteisen ebenso un-
wirtschaftlich wie eine Maschine mit zu
schwerem Schwungrad, denn eine größere
Masse erfordert auch einen größeren Strom-
verbrauch zur Erreichung der Bügeltempera-
tur. Wird der Strom ausgeschaltet, so ist die
Bügeltemperatur nicht mehr oder im gün-
stigsten Falle nur sehr kurze Zeit zu erhalten,
und die vorhandene große Wärmemenge. im
Eisen ist infolge zu geringer Temperatur nicht
mehr zu verwerten.
Aus dieser Erwägung ist bei dem Graetzor-
Plätteisen die Wärmeaufspeicherung, auf die
Plättsohle beschränkt und damit ein höherer
Grad der Wirtschaftlichkeit erreicht. Natür-
lich wird die Masse der Plättsohle der jewei-
ligen Stromaufnahme und dem Gebrauchs-
zweck angepaßt, so daß auch bei dem Graetzor-
Plätteisen unter normalen Verhältnissen eine
Überhitzung oder zu rasche Abkühlung nicht
stattfinden. N
Berlin, 25. III. 1920. Naujoks.
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.)
C. Dihlmann F. Am 25. April starb der
Direktor der Siemens-Schuckertwerke, Baurat
Carl Dihlmann, nach längerem schweren Lei-
den im Alter von 63 Jahren. Wir kommen auf
die Verdienste des Verstorbenen um die Elek-
trotechnik noch in einem Nachruf zurück.
Dr. 6. Kapp, bisher Professor der Elektro-
technik an der Universität Birmingham, ist kürz-
lich vom Lehramt zurückgetreten, da er die an
englischen Universitäten vorgeschriebene Alters-
grenze von 65 Jahren erreicht hatte. Herr
Prof. Kapp bleibt als Beratender Ingenieur
in England weiter tätig.
K. Th. Reitz f. Am 13. Dezember v. Js.
ist der Chef der technischen Abteilung der
Admiralität einem tückischen Leiden, das ihn
schon vor 3 Monaten aufs Krankenlager warf,
erlegen. Mit ihm ist ein Mann dahingeschieden,
der durch vieljährige Tätigkeit auf elektro-
technischem Gebiete auch im Leserkreise der
„ETZ‘ zahlreiche Freunde besaß. Im Jahre
1866 in Hamburg geboren, studierte der Ver-
storbene das Schiffsmaschinenbaufach an der
bestand
1896 die zweite Hauvtprüfung im Schiffs-
maschinenbaufache und wurde im gleichen
Jahre zum Marine-Maschinenbaumeister er-
nannt. Schon 1904, also im Alter von 38 Jah-
ren, zum Oberbaurat und Betriebsdirektor be-
fördert, kam er 1907 zum Konstruktionsdepar-
tement des Reichs-Marineamts nach Berlin,
übernahm 1913 die Leitung des technischen
Bureaus bei der Unterseebootsinspektion in
Kiel und 1917 an Stelle des verstorbenen
Dr.-Sng. Veith und als Geheimer Oberbaurat
die Leitung der Maschinenbauabteilung im
Reichs-Marineamte. Nach dem Kriege wurde
Geheimrat Reitz zum Chef der neugegründeten
„Technischen Abteilung‘ der Admiralität er-
nannt, die unter Einfügung einiger ehedem in
anderen Gruppen bearbeiteten Gebiete sowohl
die Schiffbau- als auch die Maschinenbau-
dezernate des früheren Konstruktionsdeparte-
ments in sich vereinigte. Aus dieser Stellung,
in der er den Wiederaufbau dessen leiten
sollte, was die Bestimmungen des Friedensver-
trages für die Marine des Deutschen Reiches
zugestehen, hat ihn nun ein früher Tod ge-
rissen. Auf elektrotechnischem Gebiete ist Ge-
heimrat Reitz in allen Stadien seines Berufs-
. lebens tätig gewesen. Als junger Baumeister
war er längere Zeit Betriebsdirigent, als Ober-
baurat Betriebsdirektor für Elektrotechnik.
Bei seinem ersten Kommando zum Reichs-
Marineamt war er zeitweilig Chef der damals
neugebildeten elektrotechnischen Sektion, die
ihm später, als er Abteilungschef geworden war,
unterstand. Auch während seines Komman-
dos zur Inspektion des Unterseebootwesens,
’
wo das Heizelement
für die Entwieklung unserer U-Bootswaffe in
rastloser Tätigkeit Hervorragendes
hat, ist er dienstlich mit einem großen
elektrotechnischen Großindustrie in engste
Fühlung gekommen. Stets haben sein ge-
reehter Sinn, die Lauterkeit seines Charakters,
die gewinnende Liebenswürdigkeit seines We-
sens, die ihn freilich nicht hinderte, da, wo es
ihm im dienstlichen Interesse notwendig
schien, seine Ansichten mit unbeugsamer Ener-
gie zu verfechten, ihm Achtung und Aner-
kennung, Zuneigung und Vertrauen gesichert.
Auch an Zeichen äußerer Anerkennung
hat es ihm nicht gefehlt. Die Technische Hoch-
schule zu Berlin ehrte ihn durch Verleihung
der Würde eines Doktor-Ingenieurs ehrenhalber,
und eine lange Reihe von Ordensauszeichnun-
gen, darunter als schönster Schmuck das für
Heimatsverdienste an Beamte nur in wenigen
Exemplaren verliehene Eiserne Kreuz I. Kl.,
bewies ihm, wie hoch man seine Verdienste
einschätzte. Seine tiefste Befriedigung aber
fand er doch in seiner Arbeit, die zum Wohle
des Vaterlandes möglichst erfolgreich zu ge-
stalten, allezeit sein höchstes Streben gewesen
ist. Ehre seinem Andenken. La.
Hochschulnachrichten. Der ordentliche Pro-
fessor der technischen Mechanik an der Tech-
nischen Hochschule in München, Geh. Hofrat
Dr. A. Foeppl, tritt mit Schluß des Sommer-
semesters auf sein Ansuchen in den Ruhestand.
eil der
LITERATUR.
Besprechungen.
Die Schaltungsgrundlagen der Fern-
sprechanlagen mit ' Wählerbetrieb.
- Von Dr. F. Lubberger. VI und 168 S. in
Folio. Mit 14 Tafeln. Verlag von R. Olden-
SR München und Berlin 1920. Preis geb.
sM.
In dem vorliegenden Werk sind die schal-
tungstechnischen Aufgaben, die der Fernsprech-
betrieb mit Wählereinrichtungen stellt, unter
Benutzung der wesentlichen Veröffentlichungen
auf diesem Gebiete und einer umfangreichen
Patentliteratur (183 deutsche, 20 englische und
.29 amerikanische Patentschriften) behandelt.
Der Bau der Wähler ist nur kurz gestreift, so-
weit dies zum Verständnis der grundlegenden
Stromläufe erforderlich ist. Der Verfasser, der
schon seitlangen Jahren an der Entwicklung der
Wählereinrichtungen tätigen Anteil nimmt, hat
es verstanden, die verwickelten Aufgaben, die
der Wählerbetrieb stellt, schaltungstechnisch zu
zergliedern und die für die Lösung gegebenen
Bedingungen und Hilfsmittel übersichtlich und
kritisch beleuchtet, zusammenzustellen. In die-
ser Beziehung ist das Buch ein. außerordentlich
wertvolles Hilfsmittel für den entwerfenden
Schaltungstechniker und Erfinder. Es er-
scheint aber zweifelhaft, ob die Heranziehung
der einzelnen Patentschriften in der umfassen-
den Weise, wie es geschehen ist, zweckmäßig ist.
Der Verfasser will die Patentangaben zwar, wie
er im Vorwort sagt, nur als Literaturhinweise
aufgefaßt wissen, er erweckt aber, da nichts
über Dauer und Umfang der Patente gesagt ist,
bei dem Leser leicht den Eindruck, als ob die
jeweils behandelten Aufgaben nur unter Be-
nutzung des im Patent gegebenen Weges gelöst
werden könnten. Abgesehen davon, daß ein
Teil der angegebenen Patente überhaupt keine
Gültigkeit mehr hat, mithin nur geschichtliches
Interesse verdient, spricht hiergegen der Um-
stand, daß von den 183 angezogenen deutschen
Patenten allein 102 Patente der Firma Siemens
& Halske sind. Da aber die Schaltungspatente
bei dem jetzigen Stande der Entwicklung der
Fernsprechtechnik in bezug auf ihre Berechti-
gung und Auslegung umstritten sind, müßte
alles vermieden werden, was die Entwicklungs-
freudigkeit auf diesem Gebiete hemmen könnte.
Einige kleine Unstimmigkeiten (z. B. (8. 4)
„Dekade‘‘ für Höhenschritt des Wählers ist
durch ‚Stufe‘ zu ersetzen, da „Dekade“ z. B.
‚beim W.E.C.-L.W nicht stimmt; (8. 16) das
Sperren ist ein ‚„Prüfverbot‘, muß heißen
„Durchschalteverbot‘, Die Prüfung muß
stets stattfinden; (8. 89) Hilfsämter sind die
am weitesten vorgeschobenen Netzeinheiten
ohne 1.G.W.. nicht die “Unterämter usw.)
können den Wert des Buches nicht herabsetzen.
Es darf den Schaltungstechnikern, Erfindern
und Patentanwälten auf diesem Gebiete warm
‘empfohlen werden. Der Betriebsingenieur, der
mit ausgeführten Systemen zu rechnen hat,
wird viele Anregungen finden, aber von den
schaltungstechnischen Einzelheiten nur wenig
‚Gebrauch machen können und auf die übrige
Literatur zurückgreifen müssen. Kruckow.
das wohl als der Glanzpunkt seines beruflichen
Lebens bezeichnet werden kann, und in dem er
eleistet
_ Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher.
Arithmetik und Algebra zum Selbstunter-
richt. Leitfaden für Techniker. Bearbeitet von
W. Schmitz. 1028. in 89, Selbstverlag Düssel-
dorf, Kronenstr. 58. Preis 4,50 M.
Elektrotechnik für Alle Eine volkstümliche
Darstellung der Lehre vom elektrischen Strom
und der modernen Elektrotechnik. Von Hans
Günther. 3. stark verm. u. verb. Aufl. Mit 373
Textabb. VIII und 318 S. in 80, Franckhsche Ver-
lagshandlung, Stuttgart 1919. Preis geb. 20 M.
KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Warenofferten gegen Höchstgebot. — Wir
werden ersucht, auf die Unsitte hinzuweisen,
in Zeitungsinseräten Maschinen, Apparate oder
sonstige Waren gegen Höchstgebot zu
offerieren; sie muß nach Ansicht maßgeben-
der Kreise als Wucher bezeichnet werden. Die
zu ihrer Bekämpfung geeigneten Verbände sind
bereits darauf aufmerksam gemacht worden,
so daß man Abwehrmaßregeln erwarten darf.
Wir unterstützen gerne und nachdrücklich die
an alle inserierenden Firmen gerichtete Bitte,
Warenofferten gegen Höchstgebot in den Zei-
tungen zu unterlassen.
Zuschlagslisteider Preisstelle des Zentralver-
bandes der deutschen elektrotechnischen:Indn-
strie. — Die Zuschlagsliste Nr. 29 (grün) der Preis-
‚stelle für Mai 1920 bringt Änderungen bei den
Nummern 41 bis 43, 54, 67, 69, 70 bis 72 und für
den Zuschlag auf Verpackung.. Nr. 69 ist in 6
Untergruppen zerlegt worden, für die indessen
die jetzt gültigen Zuschläge gleich sind. Statt
„Turbosätze‘ heißt es nunmehr „Dampfturbinen‘.
Neu erscheint die Gruppe Bogenlampen und
Zubehör (Nr. 73 bis 79). Die Teilungvon Nr. 69
konnte in dem auf S. 344 wiedergegebenen Text
nieht mehr berücksichtigt werden, findet sich
aber in den Abzügen, die wie bisher (vgl. „ETZ‘
1920, S.. 63) vom Verlag Julius Sprioger (Berlin
W. 9, Linkstr. 23/24) bezogen werden konnen.
Die weiße Zuschlagsliste Nr. 29 A ist nur bei
der :Preisstelle (Berlin W. 10, Corneliusstr. 3)
zu haben.
Warenmarkt. Isolierrohr. Die Ver-
kaufsstelle Vereinigter Isolierrohr- Farikanten,
30. IV. 1920 die gleichen Aufschläge wie für die
erste Hälfte des laufenden Monats!). — Eisen
und Stahl. Nach den letzten vom Roheisen-
verband mit Zustimmung des KReichswirt-
schaftsministeriums wegen Verteuerung von
Koks und inländischem Erz vorgenommenen
Erhöhungen der Inlandpreisejifür Lieferungen
im April 1920 stellen sich die neuen Grund-
preise für Hämatit auf 2338,50 M und für
Gießereiroheisen I und III auf 1776 bzw.
1775 M/t.. Die noch nieht endgültig bestimm-
ten Preise für Siegerländer Stahl- und Spiegel-
eisen sind um 96 M/t erhöht worden; dazu tritt
aber ein Aufschlag wegen Steigerung der Eisen-
stahlpreise. — Metallpreise. Nach den Notie-
rungen der Vereinigung für die deutsche Elek-
trolytkupfernotiz bzw. der Kommission des
Berliner Metallbörsenvorstandes (letztere ver-
stehen sich ab Lager in | Deutschland) in
M/100 kg:
Metall 27:-1V. 23. IV:
Elektrolytkupfer! {wire |
' bars), prompt. cif Hamburg,
Bremen, Rotterdam . 2566 2736
N \
Raffinadekupfer 99/99,3%, 1900 2000—2100
Originalhüttenweichblei . | 775—800 | 825—875
Originalhüttenrohzink,
Preis im freien Verkehr . | 750-500 | 8508375
Plattenzink (remelted) von
handelsübl.: Beschaffenheit | 575-600 | 600
Originalhüttenaluminium,
98/99%/yin gekerbt.Blöckehen 3850 139004000
Zinn,Banka-,Straits-‚Billiton- |50u0- 9000 9400— 9500
Hüttenziaon, min.l. 990%), : 700 |9300—9400
Reinnickel 98,99% . . . 152005400 5500—5600
Antimon-Regulus . 1400— 1500, 1600— 1650
Am 23. IV. 1920 notierte die Londoner
Börse-nach dem ‚‚Berl. Börs.-Cour.‘‘ folgende
Preise in £/t: Kupfer Kasse 101,62: desgl.
3 Mon.4104,87 ;iElektrolyt 110 bis 113;Best
seleeted 110 bis 112; Zink 46,50 bis 48,50;
Zinn Kasse 346,75; desgl. 3 Mon. 344,00 und
‚Blei 40,25 bis 41,75. In New York stellte sich
am gleichen Tage Elektrolytkupfer loko
auf 18,50 bis 19,00, cts/lb.
1) Vgl. „ETZ“ 1920, S. 284.
Abschluß des Heftes: 27. April 1920:
Berlin. berechnet für, Lieferungen vom 16. bis,
C
344
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920. Heft 17.
29. April 1920.
Zuschlagsliste der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie für Mai 1920.
. Die grüne Zuschlagsliste Nr. 29 gilt für den Monat Mai 1920 für
solche Aufträge, die vom 1. I. 1920 ab zu den gemäß Beschluß der Preis-
‚ stelle erhöhten Grundpreisen erteilt werden. Für die Abrechnung von Auf-
TERN mit den bis 31. XI. 1919 giltigen Grundpreisen ist die weiße Zu-
sch
zuschlä
e gilt folgende Formel:
1. Der
agsliste Nr. 29 A maßgebend. Für die Berechnung der Teuerungs-
reisstichtag liegt um die in Spalte A der Teuerungszuschlagsliste
genannte Frist vor dem Liefertag (A-Frist); ist diese Frist mit 0 bezeichnet,
so wird der am Liefertage giltige Preis berechnet:
Gegenstand
Generatoren, Motoren und Umformer,
soweit nicht für Sonderausführungen
Zuschläge in der Liste aufgeführt sind.
l. bis5 kW (bezogen auf 1000 Umdrehungen)
2, über 5 bis 100 kW (bezogen auf 1000 Um-
drehungen) >
3. über 100 kW ezogen & auf 1000 Umdre-
hungen)
So Ddesauführunzen:
4. Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren .
5: Elektrisch betriebene Werkzeugmaschi-
nen . .
6. Elektrisch betriebene Hansa
Entstäubungspumpen und Kompressoren
7. Gesteinsbohrmaschinen und -geräte
8. Vollständig ausgerüstete Motorkarren,
Motorschleifen, Motortragen,Motorwagen
9. Spezial-Elektromotoren in Marineausfüh-
rung und durch solche angetriebene Ma-
schinen nebst zugehörigen Anlassern laut
besonderer Aufstellung
Dampfturbinen.
10. Turbosätze, bestehend aus:
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit
und ohne Zwischenvorgelege, und Kon-
densationsanlagen . I RN
b) Turbokompressoren oder Turboge-
bläsen od. Zahnradvorgelegen, Dampf-
turbinen und Kondensationsanlagen. .
Turbogeneratoren allein
Dampfturbinen, Zahnradvorgelege, Tarbor
kompressoren und Turbogebläse allein .
Kondensationsanlagen und Wärmeaus-
tauschapparate allein
Zubehör zu Maschinen.
11.
12.
13.
14. Anlasser, Regulierwiderstände, Tret-, Web-
stuhl-, Sterndreieck-Schalter .
15 Kran-' und Aufzugsapparate, Schützen-
steuerungen . .
16.. Gleitschienen, Neraukoning Koplinsn
Zahnradvorgelege .
Bahnmaterial.
17... Bahnmotoren und elektrische Bremsen
18. Fahrschalter und Stromabnehmer für
Bahnen: 2 500.3 30 71 en Se
19.. Vollständige elektrische Ausrüstungen
für Straßenbahntriebwagen und mit elek-
trischer Bremse versehene Anhängewagen,
ausschl. Leitungen und Montage
20.- Vollständige elektrische Ausrüstungen
von Vollbahn- Lokomotiven und Vollbahn-
Triebwagen einschl. Montage
21. Elektrische Lokomotiven für Pörgban
und Industrie
Transformatoren und ‚Gleich ihren
22. Transformatoren .
23. Gleichrichter mit Gla skörpen,
Zubehör
23a. Ersatz- Glaskörper ;
einsähl,
24. Gleichriehter mit isenkörper, einschl.
Zubehör N 3
Schaltapparate “ra Marsh für
'Schaltanlagen.
25. Hebelschalter, Erdschluß- und Stromrich-
tungszeiger, Instrumenten- und Kurbel-
Umschalter, soweit nicht in Gußgehäuse
Selbsttätige Schalter, soweit nicht für Öl-
füllung und nicht in Eisen- oder Gußge-
häuse; Fern-, Zeit-, Zellenschalter
Niederspannungs-Streifen- und Röhren-
Sicherungen für Schalttafelbau . s
Schmelzeinsätze für EI ÄBRERSN UBER,
Sicherungen. . . RE
Hochspannungs- -Trennschalter, "Mast-
schalter, Streckenschalter, soweit nicht
für.OL::
26.
Erf,
27a.
28.
29. Hochspannungs - Sicherungen, armierte
Stützen u.armierte Wanddurchführungen
29a. Schmelzeinsätze für Hochspannungs-
Sicherungen . .
30. Freilöitäugs-Hörneraohalter A
31. Konzentrische Klemmen (Zentraiklem-
men). .
32. Ölschalter (ohne öl. SnEchE Hilfseppa-
rate, Ölschaltkasten i
33. Überspannungs- Schützrofrichuen an
(außer Schutz- u. Br
34. Schutzdrosselspulen . A
A = . .
x LI
141414141
. . .
A
Für Spar-
inte l-
Aus-
führung
Zuschlag
%
770
770
770
740
460
540
410
510
590
710
650
680
690
630
600
500
25
770
490
520
550
780
720
550
780
550
720
520
520
540
Für
Ersatz-
metall-
Aus-
führung
Zuschlag
%
460
460
480
ee st
Mo-
nate
SEE EEE SSEEENT ST m nn Se
190)
|
| Mo-
nate
[7
D&D
[S}
[>
D
2
2. Soweitin Spalt&B Fristen (B-Frist) angegeben sind, wird, wenn innerhalb
dieser Frist geliefert wird, der am Bestelltag geltende Preisberechnet.
3. Der am Bestelltag geltende Preis ist bis auf weiteres Mindestpreis.
4. Als Bestelltag gilt der Tag, an dem die Bestellung soweit geklärt ist.
daß die Herstellung begonnen und ohne Verzögerung durchgeführt
werden kann.
5. Der Lieferung ist die Anzeige der Versandbereitschaft gleichzurechnen.
6. Für Aufträge, für die eine längere Lieferzeit als 18 Monate vereinbart
wird, bleiben besondere Abmachungen vorbehalten.
X
en Er Ba!
Aus- metall [A-Frivi|B-Frist
Gegenstand führung führung
Zuschlag | Zuschlag | Mo- Mo-
9%, 0%, nate nate
35. Erdungsdrosselspulen . . 520 460
36. Motorschalttafeln, auch mit solbsttätigen
Schaltern . . . 520 460
37. Vollständige Schaltanlagen. - Schalt-
schränke, Schaltpulte und Schaltzellen. 520 460 l 2
38. Schaltkästen ausschl. Ölschaltkästen . 520 ' 460
39. Gußgekapseltes Material RENT 520 520
40. Schaltanlagen für Schiffe... 520 a
Meßapparate und Zubehör.
41. Meßinstrumente . . » 350 Fr; N) 85
42. Zähler sowie deren Worpplkunel er _ 400 0 RR
43. Meßwandler 700 m v ER
Installationsmaterial.
44. Sicherungselemente (Einzelsichernngsnn 320 2380
45. Ein- und zweiteilige Sicherungsstöpsel,
Stöpselköpfe, Patronen, Paßringe bzw.
Paßschrauben und Kontaktschrauben,
Größe I und Il (Klein- und Normal-Edison-
Gewinde) . . NINTESKAR 270 230
46. Wie 45 d0ch "Größe Im bis V (Groß- | ,
Edison- und Mammuth-Spezial-Gewinde) 300 260
47. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) =
zum er erelire, (Sie-
mens) $ 570 500
48. Patronen zum "Ringholzen Sicher ins
system (Siemens) . 240 210
49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen)
und Patronen zum Keilkontakt-Siche- 4
rungssystem (Siemens) . 250 220
50. Verteilungstafeln und Gruppen, Koweil \
nicht in Gußgehäuse . . 350 300
5l. Freileitungs- und Hausanschluß- Siche-
rungen, Freileitungs-Armaturen bis 600 a 5
Volt, soweit nicht in Gußgehäuse 350 300 i 2 2
52. Zählertafeln, armiert . 330 290 r
53. Drehschalter, Steckdosen und "Stecker, £
soweit nicht in Gußgehäuse, Porzellan- x
Abzweigdosen, -Scheiben und -Klemmen,
-Kabelschuhe und -Verbinder u. dergl. 350 300
54. Installationsmaterial in Gußgehäuse und
gußeisernes Installationsmaterial . . 520 520
55. Metallfassungen, Schalenhalter, Nippel
und dergleichen 4 \ 360 310
56. Glühlichtarmaturen einschl. wasserdich-
ter Fassungen und Handlampen - 360 ‘310
57. Bord-Installationsmaterial (einschl. Ma-
rine-Streifensicherungen, aber ausschließ-
lich 58 und 59) R suer 320 —.
58. Marine-Patronensicherungen 190 ee
59. Meßstöpsel N 330
60. Installationsmaterial für Händelsschiffe
(ausschl. der en Stöpsel aus
Gruppe 45 und 46) RE ; ; 300 260
Isolierrohr und RR Zu-
behör.
61. Verbleite Eisenrohre (Bleirohre) . = =
62. Verzinkte Eisenrohre x _ — B
63. Feinzinkrohre (kein verzinktes Eisen-
} blech)' A —_ —_
64. Messingrohre = FIR: E
65. Papierrohre mitStahlpanzerschutz (Stahl- 5 ; Del %e
panzerrohre) n —_ Mr
66. Schwarze Papierrohre ohne Metall- =
mantel mit Muffe _ == R\
67. Stahlrohre en, Peschel) m nebst Bogen ”
und Muffen W _ 800
Glühlampen.
68. Glühlampen jeder Art (ausschl. Heiz-
lampen): Auf die ab 28. I. 1919 de
den Preise 250° 250
Telegraphie und RR A er
69. Apparate ae 450 450 ) b)
70. Tinienwählerehnschiulsch te 3 200 _
71. Stöpselschnüre (Privattypen) . 330 —_ l 1
72. Apparatschnüre (Privattypeh) 310 ED
Bogenlampen und Zubehör.
73—78. Bogenlampen u. Armaturen, Schein-
werfer (ausgen. f. Heer u. Schiffe), Wider-
stände, Aufhängevorrichtungen, Leitungs-- /
kupplungen i 5 400 4001)
79. Transformatoren und. Drosselspulen ; 600 —_
Verschiedenes.
Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Öl: Tagespreis;
mindestens aber 1500 M für 100 kg ohne Faß.
Verpackung (ausschließlich Verpackung für Zähler) {
ı) Für Widerstände und Aufhängevorrichtungen.
900°/, 0 Zu-
schlag
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. €. Zehme in Berlin. — Verlag von Jullus® pringer in Berlin.
wie verpackte
Fabrikate
. werden.
Eiekegtechnische Zeitschrift
8345
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: E. O0. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraßo 23/24.
41. Jahrgang.
Berlin, 6. Mai 1920.
Heft 18.
Untersuchungen über die Größe und Be-
ständigkeit von Kontaktverbindungen unter
besonderer Berücksichtigung des Aluminiums.
(Mitteilung aus dem Elektrotechnischen Institut der Tech-
nischen Hochschule zu Karlsruhe.)
Von Rudolf Richter, Karlsruhe.
Übersicht. An 421 verschraubten, genieteten,
verlöteten und verwürgten Kontaktverbindungen aus
Aluminium und anderen Metallen wird der chemische
und der mechanische Einfluß auf die Größe des Kon-
taktwiderstandes und seine Beständigkeit untersucht.
Die Untersuchungen erstrecken sich zum Teil über
einen Zeitraum von 3l/, Jahren und zeigen, daß in
jeder Hinsicht betriebssichere Schraub- und Löt-
verbindungen zwischen Aluminium unter sich und
anderen Metallen möglich sind. Würg- und Niet-
verbindungen mit Aluminium sind unzuverlässig.
Die Stellung der zu verbindenden Metalle in der
elektrischen Spannungsreihe hat keinen wesentlichen
Einfluß auf die Größe und Beständigkeit der Kon-
taktverbindung. ; \
‚Der Krieg hat die deutsche Elektrotechnik
gezwungen, das Kupfer durch andere Metalle zu
ersetzen, die im eigenen Lande gewonnen wer-
den können. Von allen hier in Frage kommen-
den Ersatzmetallen steht das Aluminium an
erster Stelle. Es war berufen, das Leitungs-
kupfer in vielen Fällen zu ersetzen. Kabel-
schuhe und Klemmen wurden aus Eisen und
. Zink hergestellt. Die weitere Verwendüng der
Ersatzmetalle in der Elektrotechnik steht und
fällt mit der Möglichkeit, zuverlässige und be-
ständige Kontaktverbindungen herzustellen.
Kurzzeitige Versuche im Laboratorium können
hierüber keinen endgültigen Aufschluß geben,
da die Erfahrung vieler Jahre nötig ist, um ein
abschließendes Urteil zu gewinnen. Immerhin
können vergleichende Untersuchungen im La-
boratorium dazu beitragen, wesentliche Miß-
erfolge zu verhüten, wenn bei diesen Unter-
suchungen die Einflüsse, die die Güte des Kon-
taktes beeinträchtigen, wesentlich verschärft
Unter Mitwirkunz meines Kollegen,
Herrn Prof. Dr. Askenagy, konnten solche
vergleichenden Untersuchungen seit August 1916
im Elektrotechnischen Institut der Technischen
Hochschule in Karlsruhe ausgeführt werden!).
Herrn Prof. Askenasy bin ich für seine wert-
vollen Ratschläge bei der Wahl solcher Ver-
suchsbedingungen, die die. Lebensdauer der
Kontaktverbindungen möglichst abkürzen, zu
besonderem Dank verpflichtet. Über das Er-
gebnis der Untersuchungen, die an mehr als
400 Verbindungen angestellt wurden, soll im
folgenden berichtet werden.
1. Erste Hauptgruppe.
Die erste Hauptgruppe umfaßt 148 Ver-
bindungen, die im August 1916, September
1916 und Januar 1917 in der Werkstatt des
Elektrotechnischen Institutes hergestellt wur-
den. Um die Ergebnisse nicht auf je ein Ver-
suchsobjekt stützen zu müssen, wurden immer
je zwei Verbindungen in genau gleicher Weise
ausgeführt.
Schraubverbindungen, 8, bis 8,.
Vgl. den Kopf der Zahlentafel 1.
S,. Zwei Aluminiumdrähte von 3 mm
Stärke sind in eine Metallhülse, deren Bohrung
.. ») Bei der Durchführung der umfan
zeitraubenden Untersuchungen hat mich der
dieser Stelle meinen Dank aussprechen möchte.
eichen und
etriebsleit
des Hlektrotechnischen Instituts, Herr G. eo in
aufopfernder Weise unterstützt, wofür ich ihm auch an
nur um wenig größer als der Drahtdurchmesser
ist, geschoben und mit je einer Schraube am
14. VIII. 16 verschraubt. Die Hülsen bestehen
aus Aluminium (Al), Zink (Zn), Messing (M),
Eisen (Fe) und Kupfer (Cu), die Schrauben aus
demselben Metall wie die Hülsen.
Die Verbin-
dungen sind mit Nr. 25 bis 34 bezeichnet.
S,. Die Verbindungen sind ebenfalls am
14. VII. 16 zusammengeschraubt; sie unter-
scheiden sich von der Gruppe 8, nur durch eine
‚konische Eindrehung an der Stirnfläche der
Hülse. Diese Eindrehung sollte mit Kitt ausge-
füllt werden, um die Stoßstelle zwischen Hülse
und Draht luftdicht abzuschließen, wurde aber
am 19. X. 16 nur mit Rostschutzlack der Firma
Stotz & Co. in Mannheim und 4 Tage später mit
Isolierlack lackiert. Die Verbindungen sind mit
Nr. 85 bis 44 bezeichnet.
S,. Die Verbindungen unterscheiden sich
von den Verbindungen 8, dadurch, daß der aus
der Hülse herausragende Teil der Schraube ab-
sefeilt und die Stoßstelle zwischen Schraube
und Hülse an der Oberfläche der Hülse durch
einen Zinntropfen verlötet ist. Zusammenge-
schraubt und verlötet am 15. VIII. 16, lackiert
mit Rostschutzlack am 20. X. 16, mit Isolier-
lack am 23. X. 16. Die Verbindungen sind mit
Nr. 17 bis 24 bezeichnet.
Nietverbindungen, N, bis N..
Vgl. den Kopf der Zahlentafeln 2 u. 8.
N,. Die Enden zweier Drähte von 3 mm
Stärke sind flach geschlagen, blank gefeilt und
am 14. VILI. 16 mit zwei Nieten vernietet. Die’
Metalle der beiden Drähte und der Niete sind
am Kopf der Zahlentafel Qangegeben. Die Ver-
bindungen sind mit Nr. 69 bis 90 bezeichnet.
N,. Die Verbindungen sind in derselben
Weise ausgeführt wie Gruppe N,, aber lackiert
(Zahlentafel 3). Genietet am 11. VIII. 16,
lackiert mit Rostschutzlack am 14. VIII. 16,
mit Isolierlack am 24. X. 16. Die Verbindungen
sind mit Nr. 45 bis 66 bezeichnet.
N,. Der eine Draht besteht aus Aluminium,
der andere aus Kupfer (Zahlentafel 2). Beide
sind am 14. VIII. 16 unter Zwischenschaltung
eines Zinkplättchens durch zwei Zinkniete ver-
bunden. Die Verbindungen sind mit Nr. 91 und
92 bezeichnet.
N,. Dieselben Verbindungen wie N,, aber
lackiert (Zahlentafel 3). Vernietet am 11. VIII.
16, lackiert mit Rostschutrlack am 14. VIII.
16, mit 'Isolierlack am 24. X. 16. Die Verbin-
dungen sind mit Nr. 67 und 68 bezeichnet.
Lötverbindungen, L, bis L,.
Vgl. den Kopf der Zahlentafeln 4 und 5.
L,. Quer zur Hülse, die die beiden zu ver-
bindenden Drahtenden aufnimmt, ist bis zur
Mitte der Hülse ein ovales Loch eingefräst.
Durch dieses Loch wird das Lot eingeführt, das
beim Erhitzen der Hülse schmilzt und die
Drahtenden unter sich und mit der Hülse ver-
bindet. Gelötet wurde mit Aluminiumlot der
Firma Nikolai in Bonn unter Verwendung des
| Flußmittels dieser Firma. Die Drähte bestehen
aus Aluminium von 3 mm Durchmesser, die
Hülsen aus Zink, Messing, Eisen und Kupfer.
Die Bohrung ist nur um wenig größer als der
Drahtdurchmesser (Zahlentafel 4). Gelötet am
21. VIII. 16, lackiert mit Rostschutzlack am
20. X. 16. Die Verbindungen sind mit Nr. 1 bis
8 bezeichnet.
L,. Die Verbindungen unterscheiden sich
von den Verbindungen L, nur dadurch, daß das
Aluminiumlot in dem ovalen Querloch noch mit
einer Schicht Zinnlot (Friedenslot) überdeckt
ist, um das Aluminiumlot von der Luft abzu-
schließen (Zahlentafel 4). Gelötet am 21. VII.
16, lackiert mit Rostschutzlack am 20. X. 16,
mit Isolierlack am 23. X. 16. Die Verbindungen
sind mit Nr. 9-bis 16 bezeichnet.
L,. Die Drähte von 2,5 mm Stärke sind flach
aneinander gelötet, mit Aluminiumlot und
Flußmittel der Firma Nikolai in Bonn. Gelötet
am 19. VIII. 16. Die Drahtmetalle sind am
“Kopf der Zahlentafel 4 angegeben. Die Verbin-
dungen sind mit Nr. 115 bis 124 bezeichnet.
L,. Dieselben Verbindungen wie die
Gruppe L,, aber lackiert. Gelötet am 19. VIII.
16, lackiert mit Rostschutzlack am 20. X. 16,
mit Isolierlack am 21. X. 16. Die. Verbindungen
sind mit Nr. 93 bis 102% bezeichnet.
L,. Die Enden der 3 mm dicken Drähte
sind flach geschlagen, blank gefeilt und am
15. VII. 16 mit Zinnlot (Friedenslot) verlötet.
Die Drahtmetalle sind am Kopf der Zahlen-
tafel 5 angegeben. Die Verbindungen sind mit
Nr. 125 bis 136 bezeichnet.
Le. Dieselben Verbindungen wie die
Gruppe L,, aber lackiert (Zahlentafel 5). Ge-
lötet und mit Rostschutzlack lackiert am
15. VIII. 16, mit Isolierlack lackiert am 21. X.
16. Die Verbindungen sind mit Nr. 108 bis 114
bezeichnet. ;
* L,. Die 2,5 mm dicken Drähte sind im
September 1916 und Januar 1917 mit Alumi-
niumlot von Dr. Inhoffen, Berlin, stumpf an-
einander gelötet (Zahlentafel 5). Die Verbin-
dungen sind mit Nr. 139 bis 148 bezeichnet.
L,. Die Aluminiumdrähte von 2,5 mm
Durchmesser sind am 23. I. 17 autogen stumpf
aneinander geschweißt unter Verwendung des
Flußmittels der Aktiengesellschaft für autogene
Aluminiumschweißung, Zürich (Zahlentafel 5).
Die Verbindungen sind mit Nr. 137 und 188 be-
zeichnet,
2. Untersuchungen an der ersten Hauptgruppe,
Je 24 der Verbindungen Nr. 1 bis 144 wur-
den durch Messingklemmen, die auf Holzleisten
aufgeschraubt waren, in Reihe geschaltet (Abb.1
und 2, vgl. auch die Abb. 7a bis f). Es entstan-
den so sechs Gruppen von Verbindungen. Jede
dieser Gruppen wurde auf einen Holzrahmen
(Abb. 1) gelegt, aber nicht mit diesem ver-
schraubt, um zu verhindern, daß Formände-
rungen des Holzrahmens die Verbindungen me-
chanisch beanspruchen. In der Zeit vom 19. bis
25. I. 17 wurde der Widerstand der Verbindun-
gen gemessen. Die auf jedem Rahmen befind-
lichen in Reihe geschalteten Kontakte wurden
dabei mit 10 A Gleichstrom gespeist und die
Spannung an den einzelnen Kontakten ge-
messen. Die Schrauben der nicht lackierten
Schraubverbindungen ($}) wurden vor dieser
Messung nochmals angezogen. Zur Spannungs-
messung wurdenan den Drähten jedes Kontakts
Kupferdrahtenden angelötet (vgl. Abb. 2), diein
Quecksilbernäpfen, welche mit dem Spannungs-
zeiger verbunden waren,eintauchten. DieWider-
stände wurden durch Strom- und Spannungs-
messung bestimmt. Ein wesentlicher Einfluß
der Stromrichtung auf die Größe des Quotien-
ten von Spannung und Strom ließ sich nicht
feststellen. Merkliche Unterschiede diesse
846-
Elektroteehnische Zeitschrift. 1920. Heft 18,
Gruppe S, (blank)
"Herstellung
14. VII. 16
Drahtmetalle
Zahlentafell. Schraubverbindungen der 3
14. VIII. 16
6. Mai 1920.
S, (lackiert)
Quotienten bei verschiedener Stromrichtung
sind wohl ausnahmslos auf einen schwankenden
Kontakt der Verbindung zurückzuführen. Des-
halb sind auch in den Zahlentafeln 1 bis 5 nur
die Mittelwerte der Widerstände, die aus dem
Quotienten von Spannung und Strom für beide
Hülse und a TAER 7 Fa N ER TE
„Schrauben ICH, j Ki
Nr. 3 | 38 25 26 31
25. L’17):|| 192 210,4 | 25,9 | 28,0 4,99 | 5,52
-6. II. 175 || :21,5 | :10,63| 210 | 109 4,98 | 5,28!
18. V. 17 || .38,2:| 10,8)|° 140 61,0 5,01 | 5,32
29. IX. 17 || 58,8 | 34,7 | 447° | 1960 5,34 |E10,8&
1 | |
| EB We;
4. IT. 18 336 |543 = ” 5,44 | 15,5
21. m. 18 |s08 |3%4 | 8 | =8 30,7 | 22,7 |
\ = 38
KR R=3
12. VD. 18 || 883 | 293 | =& n® 794 | 37,3
\ dn .„&
| =] Ha
Rasa role BEN op un a BIRNEN 149 | 522
8 E
10. I. 19 || 98,5 1303 = ® 166 70,9
10. IV. 19 || 99,0 1109 “ 225 88,0 |
2.1.19 | — | — _ | 04 — =; /
I |
10. 00 au IR = | = — _ 2 En | 7; a N SH,
dungen sind unsicher, wenn der eine der
beiden Leiter aus Aluminium besteht oder die
beiden Leiter aus Eisen und Zink oder Zink und
Yink bestehen.
Sämtliche Kontaktverbindungen wurden
dann in frejer Zimmerluft vom 8. II. 17 bis
5. 111.17 (730 Stunden) mit
15 A Wechselstrom belastet
(vgl. die rechte Seite der
Zahlentafeln), wobei sich ein
kleiner Teil der Schraubver-
bindungen und ein größerer
Teil der Nietverbindungen
weit über 100° C erwärmte,
3 RO a
\ sen ;
u - Ha +
ee
u n ! ! |
Abb. ı. Holzrahmen und Klemmenbretter mit 24 in Reihe geschalteten
Kontaktverbindungen.
Stromrichtungen berechnet wurden, eingetra-
' gen. Diese Widerstände sind in allen Zahlen-
tafeln der Arbeit in Einheiten von 10? 2 an-
gegeben. Obgleich sich die Widerstandsmessung
immer über mehrere Tage ausdehnte, ist in den
Zahlentafeln doch nur der letzte Tag der Mes-
sungen angegeben, weil dadurch die Übersicht
erhöht wird.
Schon diese ersten Widerstandsmessungen
zeigen, daß die hier verwendeten Schraubver-
bindungen mit je einer Schraube für jedes Draht-
ende unsicher sind. Am besten scheinen noch
die Verbindungen mit Messinghülsen und Mes-
singschrauben zu sein. Auch die Nietverbin-
habenaber hier nicht alle zugenommen, teilweise {
hat sich der Widerstand sogar auf mehr als die |
Hälfte verringert; hierher gehören die Nietver- 7
bindungen Nr. 54 (Al—Al), Nr. 45 (Al—Zn),
Nr, 74 (Al—M), Nr. 71 (Al—Ou). e 1
Nach diesen Messungen wurden die Hol=
rahmen mit den Verbindungen in einen ge
schlossenen Kasten aus Eisenblech mit äußerer
Holzverkleidung eingebaut. Abb. 8 ist eine”
Zeichnung dieses Kastens (vgl. auch Abb. 6). "
Auf seinen Boden wurde eine Schale mit Wasser |
gestellt; ein. dauernd umlaufender Ventilator 7
bewegte die Luft innerhalb des Kastens und ©
sorgte für eine annähernd gleichmäßige Luft- 7
—100
735
700
ig
BT 770),
so daß sich von diesen Verbindungen der Lack-
überzug ablöste,
Am 6. III. 17 wurden dann wieder die
Kontaktwiderstände gemessen; doch konnten
diese Messungen nicht an allen Verbindungen
ausgeführt werden, weil die Untersuchungen
aus militärischen Rücksichten plötzlich abge-
brochen werden mußten. Erst am 18. V. 17
konnten sie wieder aufgenommen werden; an
diesem Tage wurden die Widerstände sämtli-
cher Verbindungen in der früher angegebenen
Weise bestimmt. Eine merkliche Änderung im
‘Widerstand ließ sich nur bei den Schraub- und
Nietverbindungen feststellen. Die Widerstände
Abb. 2. Zwischen Messingklemmen gespannte Kontaktverbindungen
mit Spannungsdrähten zur Widerstandemessung.
| dung Nr. 17 (8, Al-Zn— Al), die Nietverbin-
temperatur, die durch die beiden an der linken
Seite des Kastens herausragenden Thermome-
ter T gemessen werden konnte. R
In der Zeit vom 25. V. 17 bis 27. VI. 17 (790
Stunden) wurden die Verbindungen mit etwa
15 A Wechselstrom belastet. Die Lufttempera-
tur im Inneren des Kastens schwankte zwischen
75 und 88° 0 und betrug im Mittel etwa 80% 0.”
Während dieser Belastungszeit wurden einige
Verbindungen durch Lockerwerden des Kon-
taktes, durch Bruch der Niete oder der Lötung
unbrauchbar undmußten vorzeitig abgeschaltet
werden. Es waren dies die Schraubverbin-
| ‚ersten Hauptgruppe 5
“u r | Ü No "Verlöte
Eu CR
8 und Dp-
dngen Nr: 51-und 39 (N, Al—Fe), 65 und 66
(N, Zn—Zn), 61.und62 (N, Fe-Zn). 91 (N,
Al—Zn—Ou) 67 und 68 (N, Al-Zn—Cu),
|
und die Lötve binding Nr, 141 (L,, Al—Pe).
In den Zahlentafeln 1 bis 5ist der Tag der Ab-
schaltung und die Belastungsdauer angegeben.
Schon am 29. V. 17 wurde durch das Ans-
scheiden einiger Verbindungen Platz für die
noch nicht untersuchten Verbindungen Nr. 145
bis 148 im Blechkasten gewonnen, . die von
diesem Tage an denselben Ve*suchsbedineun-
gen unte?’worfen wurden wie die üb'igen Ver-
bind :ngen.
765
Abb. 3. Blechkasten zur Aufnahme der Kontakt-
Be; TeBmgangen. g
Da zu befürchten war, daß wegen des tech-
nologischen Verhaltens des Zinks bei hoher Er-
'wärmung die dieses Metal] enthaltenden Kon-
takte in kurzer Zeit zerstört werden würden.
wurde am 27. VI. 17 der Belastungsstrom auf
I 3 7
a na nn ’ — “
. NT R
10 A verringert, die Lufttemperatur im Kasten
sarık atf 60% 0. Dieser Belastune "wurden die
Verbindungen bis 29. IX. 17 (2100 Stunden)
ausgesetzt. Während dieser Zeit mußte die
‚ Nietverbindung Nr, 75 (N,, Al—Fe) abgeschal-
tet werden, weil die Nieten durchgebiochen
waren,
= «Die Holzrahmen mit ‘den Veı bindungen
wurden am 29. IX. 17 zu: Widerstandsmessung
aus dem Kasten herausgenommen. wobei die
Lötvenbindungen N:, 97 und 98 (L,.Al—M);
"Nr; 120 (Z,; Al=-M) und Nr. 144 (E,, 41—- Cu)
durchb:achen. „Die gömessanen Widörstände'
der übiigen Verbindunsen sind in den
Zahlentateln 1. bis 5 eingetragen. Eine
wesentliche Erhöhung des. Kontaktwi-
derstandes zeiet mit Ausna hmerder Löt-
verbindung Nr, 139 (L,. AI—Al) nur
ein großer Teil der Schraub- und Niet-
ve.bindungen. . FH
Vom 18.X.17 bis 30.1.18 (2400 Stun-
den) wurden die Verbindungen wieder
mit 10.A Wechselstrom im. Blechkasten
belastet. ‚Während dieser Zeit wurden
die Schraubyerbindinsen Nr. 18. ($,,
Al—-Zn—-Al), Ne. 25 und 36 (S. Al—
Zn—Al) und die Lötverbindungen Nr.
‚139 (EL, Al—AI) und 143 (L,, Al—Ou)
unbzauchbar., Da sich den "Gesamt-
‚„widerstand..der in Reihe geschalteten
Verbindungen "nicht " meiklieh 'ver-
änd> & Hatte, wurden die Ve: bindungen in:der
zeit vom 80, 1.18, bis 25. II. 18 (620 Stunden)
inseimittierend mit 10. A Wechselstrom be-
Jastet, derart, daß der‘ Stromkreis $8-mal; am
Tage je: während 11, Stunden unterbrochen
‚wurde, Essollte hierdurch festgestellt werden,
ob die häufige Erwärmung und Abkühlung’ der
Verbindungen ihre Lebensdauer wesentlich be-,
einträchtigt. Dies warhauptsächlich bei den Löt- "
verbindungen, besonders mit Metallen, die einen
verschieden großen Wärmeausdehnungskoeffi-
zZienten haben, zu befürchten. Während der
intermittierenden Belastungszeit wurde. aber
„nur die Nietverbindung Nr.90 (N » Zn— Zn) un-
‚ Berechnung schlie
777722 BE
ar - 30 = > ve Ma
| ER 5,
| . Sy (lackiert) | "Belastung } EEE TEN
18. VII. 16 5
“ FERN: i Versuchs-| Werhsel- (W) oder E ?
RR Dauer Gleiehstrom (Gl) Versuchsbelingungen
| Zn x M Fe 1 Cu in in
| ; z Sr E | Stunden Amp.
‚ Y: 18 TEEN, 23 5 6 19 |
Te er a 2! a
858 | 128 | 489 | 142 159 | 102 | 183) 003 ||
. - ER t N 8. 11.17 bis‘ 5.9108. 17 730 Ww.ı5 in freier Lu’t
141 149 4,88 29,1 | 400 15,6 | 85,0 | 295 : F
186 248 4,95 35,4 | 213 16,1 .| 35,9.) ‚987 ;
3 2 x ; DV Ryrbis. 97: :VE.L7 790 W 15 in gesätiigtem Wasserdampf rd 800
| 127. VI. .17 bis: 29. IX. 17 | 2100 I 10 n & rd 0° ©
-®&# [1408 | 501 | 175 | a2 | 197 | 61,1 | 091 |
=3 . 18. X. 17 bis 30.1. 18 | 2400 Wwı0 N £ RR: rare
ee { 30, I. 18° bis 25. II. 18 629 W 10 n R = rd 600
er: "nn 5,36 249 660 493 98,0 512 j F täglich 3x 11V Stunden abgeschaltet,
&: En : Fe a en
he BE | ;
| Eh) == ‚8. IV. 18°bis 11. VOL.:18 2360 W223 in gesättigtem, Wassordamp! rd 77°
es ws IT NEL. ‚18V bis.8. X, 18 2000 W232 in schwe ]. Säure (trocken) rd. 90%
© 8,
Re N
| SS 5 | 28. X. 18 bis 6.L 19 1650 W 22 (bis 16) in schwe!], Säure u. Wasserdampf, bis 1309 C:
| S8 5) 194 nachts stromlos
I. : 18, 1, 19° bis“ 7.41 V2.19 1900 GI 20 desgl., bis 108? C; nachts stromlos
/ SISNLV 819 — = mechanische Erschütterung.
/ ‚23. IV. 19. bis 2. It. 20. | 69,0 | auf dom Dach des El. Institute.
brauchbar, und die am 4: IIT. 18 anschließende
Widerstand:me e:gab keine wesentliche
Widerstandszunahme der gelöteten Verbindun-
gen.
Obgleich hiermit’ die Untersuchungen der
ersten Hauptgruppe noch nicht abgeschlossen
sind, sollen die vorläufieen Ergebnisse sleich
zusammengestellt ünd besprochen werden, wöil
bei der" Fortsetzung der, Untersuchtuneen ein
Teil der Verbindungen der ers
SUNg
ten Hauptgruppe
‚ abgeschaltet und durch Ve bindunren der zwei-
ten Hauptgruppe ersetzt wurde!
(Fortsetzung folgt.)
Bestimmung des Durchhanges bei. Ketten-
fahrleitungen und deren seibsttätige
Nachspannung.
Von Dipl.-Ing. C. Wlach, Wien.
Während die Beziehungen zwischen Durch-
hang und Seillspannune bei wechselnden Tem-
peratiiwen und Belastungen für -Freileitungen
in der Literatun vielfach und einzchend e-
örteit Kind, Ist Situngen
nicht der Fall. Es lassen sich hierfür die glei-
hen Berechnungen anwenden. . Die folgende
jeht sich. am ‚das. Verfahren
an, das von Ing. P/ Gesing, Hirschberg }),
für Freileitungen auseinindergesetzt wurde und
das sich auch auf das Tragseil einer Kettenauf-
hängung übertragen läßt, ‘
Der Untersuchung sei eine Fahrleitung mit
folgenden Werten zugrunde gelegt:
dies für Rettenfah]
Mittlerer Mastabstand 07,10. 1n
Tragseil;
Stahlseil mit Querschnitt -) F = ,50,mm?
» Dürehmesser . 9 mm
BRUCH at N er 4000 kg
Koeffizient der : Wärmeaus-
=. dehnung)* 0,001235
ah ‚Blastizitä tsmodal . 8 en 000
h (Fortseizung auf S. 852.)
*) Elektr. Kraftbetr. u. Bahnen 1913, Heft 20.
+ "
348 Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 18. 6. Mai 1920.
er ee TEE
m m m
- Zahlentafel2. Nietverbindungen der.
:
nF E
rum A EN E
I: 45 = Ü N
Dr |
N, 2 E
N ES BR ER ÄRE BE EA Fer en, TIP TEL Pre BE ee ad Da GE j i
Gruppe N, (blank) u
Herstellung 14. VII. 16 -
Drahimetalle.l Al Ar Al Zu AM Al— Fe A—cn | Zu-Zu
Niet Al Al Al Al Al Zn
- "Nr. ee 70 73.1 7a 75 76 71 72 89 0
| u;
25. I. 17 125 | 154 81,0 | 293 55,0.| 166- | ı91 | 38,8 | 127 | 194 99,0 | 210
| | | N
| | |
6. ULITE. Hr 2072) 228 _- 1 — | <1.221417,198 _ 4
18: Ve eL7 | 139,8. ı 157 618° 1: 158 233 81.8 114 156 46,8 273 61,0 46,1
|
99.IX.17- || 322,3 | 535 840 344 650 525 = 480 45.7 473 855 710
| | Ba...
as Fr
r an 2 | 3
4. HI. 18 492 | 373 1190 1065 276 358 33 \.. 108 940 970 960 rS
1 He + E
RE 2.
21. IH. | 8357 4 = = = = Fr = _ = 22
1.T.18 | 35 249 Et BE BE
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12. VI 18 89,0. 93,5 —_ = == = le a —..188
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10. I. 19 109 | 48,7 _ _ = _ ER N — 3
10. IV. 19 118 | RAU > > ar = Er - > en >
22. IV. 19 | _ _ —_ = | — | _. | _
10. IL. 20. er = ns = _ _— | — | > = =
©
Zahlentafel3. Nietverbindungen der ersten
1 1%
A x
ı nm em k
Sn en:
= 1 M;
En 2 RE
N;
Gruppe N; (lackiert)
Herstellung 11. VII. 16
Drahtmetalle AI—AI Al—-Zn Al—M Al—Fe Al—Cu Zn—-Zn
Niet Al Al Al Al Al Zu
Nr. 53 54 45 46 49 50 a | 8% 47 6
25. I. 17 49,6 | 148 | 430 588 | 18,5 | 875 | ass |. 85,8 | 136 238 | 28,0
6. IT. 17 06 | 55 | 88 | 20 | 133 | 547 | 179 | au 212 212 | 227
18. V. 17 129 | 633 | 108 488 | 13,6 | 197 219 | 295 222 738 | 346
| ee ee = =
29. IX. ı7 || 437° | 640 | 750 655 | 144 | 249 ® ® 715 ® 2
Ss H E E
& ® © =
SE RER
4.10.18 | 468 | a8 | 762 800 .| 146 | 492 | 8 383 ch 23
91. II. 18 - en a x 24,4 205 e ° 3 S 32 3 E = B
| FA = ars
| 338 5% 3& E37 85
12. VI. 18 Kr NA RAR 33 27,D 33 38 _ ER 38
| | 0 2 CH ce "s2 E2
| BEH F E z n
10. I. 19 a = _ || 3838| 8 S & E3 &
| := er RL
6 Mai 1920. ‚Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 18,
mu TE 8
ersten Hauptgruppe, N, und N,
wir
15 |
ARTEN DEE
N; FR
N; (blank) Belastung
TER - se Vu Je | Versuchs- | Wechsel- (W) oder
Ask See Cu Fe—Zn Al— Zn — Cu Dr . dauer Gleichstrom (G}) Versuchsbedingungen
Fe { Fe Zn | in ‚In
87 | 3 Pr 86 Ges Too Stunden Amp.
[ ea
134 | 142 257 | 288 437 250
| | 3. DM. 17 bis 5. IH. 17 730 | W 15 in freier Luft
u ei er 86 = |
13,4 14,2 191 235 152 305 2
| 25..V. 17. bis 97: VI. 17 | 790 Wı15 in gesättigtem Wasserdampf rd 80° C
| | 27. VI. 17 bis ‚29. IX. 17 | 2100 Wwı0 “ A en rd 60° C
1358: 1.388 950 | 900 & #7 |
| ae 18. X. 17 bis 30.1. 18 | 2400 wı0 e R he rd 60° ©
=8 30. I. 18 bis 25. II. 18 620 Wwı0 r " rd.602° €
13,1 142 1145 958 - Er 1040 täglıch 8x 1, Stunden abgeschaltet
| 82
== Er m 1 En en Il a Es N ER en I u 1 Ir a EN EEE
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133 | 148 a a —
| SE 8. IV. 18 bis 11. VII. 18 260 Ww22 in gesättigtem Wasserdampf4d 77° ©
135.1 15,1 Eee S, 2
2 17. V. 18-bis 8. X. 18 2000 w22 in schwefl. Säure (trocken) rd 90%. C
13,7 20,7 a BE =
| Ss” 28. X. 18 bis 6. L 19 1650 W 22 (bis 16) in schwefl Säure und Wasserdampf, bis 1309 C:
137 19,9 DR Rr% 8 ES j nachte stromlos .
4 D 1 8 |
= u | DR 13. I. 19 bis 7. IV, 19 . 1900 Gl 20 desgl. bis 103° C; nachts stromlos
| |
| i 15. IV. 19 — | — „ mechanische Erschütterung
39 90 | —- | — e= = | A
23. IV. 19. bis 2. II. %. 6900 — auf dem Dach des El. Instituts.
16,1, | , 23,8 a a SER
Hauptgruppe, N,’und AN," (siehe Zahlentafel 2.)
vs a.
15 —|
RO) DRITT
€ wer; ENTE EEE ETWA LTERIE TECH TE nes er Fahrer a en ee en Veh.) ECHTE EL NDR SEHR | VERRAESCHEHEN
N, (lackiert) Belastung
11. VIIL 16 |
6Z E UT 3 ER . = \ Versuchs- Wechsel- (W) oder
Fe—-Cu Fe-Zn Al—-Zn— Cu e | Dauer Gleichstrom (Gl) Versuchsbedingungen
Fe Zn Zn ! > Be | in ‚in
> Sr - - ne | Stunden Anıp.
63 64 BEE a BA Sean ih. 68 |
17,7 13,7 336 _ 350 385 380 \
3. I, 17 bis 5. IH. 17 730 Wı1 in freier Luft
18,7 13,4 514 296 460 199 |
20,5 13,9 724 757 567 .|° 667 Wa
25: V:17 bi8 27. Y1. 17° 790 "W1 in gesättigtem Wasserdampf rd 80° C
WEB Et 27. VI. 17 bis 29. IX. 17 2100 wı0 * r » rd 60° C,
54,0 13,9 8 8 FE !
E E N 18. X. 17 bis 30. I. 18 2400 Wı0 SErR 3 rd 60° ©
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69,4 | 13,9 23 =5 a5 |'38 täglıch 3x 1Y/; Stunden abgeschaltet.
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Elektrotechnische Zeitschrift.
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(Fortsetzung des Artikels von Wlach auf 8.347.)
Fahrdraht: }
Hartkupfer mit Querschnitt 100 mm?
Durchmesser. 22 „Br ee 11.3 mm
Bruchlast eu 3900 kg
Koeffizient der Wärmeaus-
deHDUng SaNE S 0,00168
Sure, 1
Elastizitätsmodul - 7000 000
Diese Fahrleitung soll den Bedingungen
entsprechen, welche vom E ekt' isierungsamt
der deutsch-österreichischen Staatsbahnen für
die Fahrleitungen der deutsch-österreichischen
Alpenbahnen vorgeschrieben wurden. Diese
Bestimmungen weichen von denen des V.D. E.
insofern ab, als die besonderen k imatischen
Verhältnisse der Alpenländer hierbei berück-
sichtigt sind.
Als Grenzen der Temperaturschwankungen
wurden — 80° bis + 45° festgesetzt, und die
entsprechende Festigkeit ist: 1.für einen Wind-
druck von 100 kg/m? bei allen Temperaturen,
%, für einen Eisbehang nachzuweisen, welcher
die ursprünglichen Drahtdurchmesser um 20mm
vergrößert bei einem gleichzeitigen Winddruck
von 20 kg/m? und — 5°.
Das Eigengewicht der Leitung beträgt:
beim Tragseil 0,39 kg/m, mit Berücksichtigung
der Klemmen, Hängedrähte usw. , = 0.46kg/m,
beim Fahrdraht g, = 0,89kg/m, so daß das lau-
fende Gewicht der Kette ohne Zusatzlast:
g9.= 1,35 kg/m
beträgt.
Für die Aufhängung des Fahrdrahtes ist
in der Folge die Voraussetzung gemacht, welche
wohl bei jeder Art von Ketten’ah leitınren er-
füllt ist, daß das volle Gewicht des Fahrd ahtes
vom Tragseil aufgenommen wird, indem der
Fahrdraht in seinen Aufhängepunkten nur der
Seite nach festgehalten ist und sich in seiner
Höhenlage mit den wechse'nden Durchhängen
des Tragseiles hebt und senkt. Der Fahrd'aht
ist somit als gewichts]os vorausgesetzt und
dessen Eigengewicht dem des Tragseiles zu-
geschlagen. Er ist nur dem seitlichen Wind-
drucke ausgesetzt. _
Der wagerechte Winddruck von 100 kg/m?
verursacht, mit kleinen Zuschlägen für Klem-
men und Hängedrähte, eine Belastung von
; = 0,009 .0,7.100 = 0,65 kg/m beim
Tragseil,
wr = 0,0118 .0,7..100 = 0,82 kg/m beim
Fahrdraht,
somit «0 100 1,47 kg/m.
Die Wärmeausdehnung für 75° Tempera-
turerhöhung beträgt für 75 m:
beim, Trash eu 0,0696 m,
„. Fahrdraht.... 7.0:0944
und die elastische Dehnung für 1000 kg Zug:
beim Irasserlung a naar. 0.075 m,
u XPahrdtshtss re. 0:01.
Aus den bekannten Gleichungen:
\ gar
Durchhang = Sp
2
IP = = konstant für
bestimmte Größen g und a; und
va.f_a g
MEET
erhält man bei a = 75 m für die verschiedenen
Belastungsarten der Kette die in Abb. 1 als
Kurven dargestellten Werte.
Für die windbelastete Leitung ist zu be-
achten, daß die resultierende Kettenbelastung
in der Ebene der Resultierenden aus Eigen-
gewicht und seitlichem Winddruck wirkt. Diese
Belastung beträgt für 100 kg/m? Winddruck
9 =YRF+W=Y18$+1472=1,9 kg/m.
Die in der Kurve der windbelasteten Lei-
tung da'gestellten Verlängerungen I und
Durchhänge f sind ebenfalls als resultierende
Größen zu betrachten.
l
Elektro
technische Zeitschrift.
Das Eisgewicht für den laufenden Meter
beträgt:
für das Tragseil:
(0,029? — 0,009? ) . 1000 = 0,598 kg/m
für den Fahrdraht:
(0,0818? — 0,0113?) . 1000 = 0,640 „,
somit die Eislast der Kette 1.238 kg/m
hierzu Eigengewicht d. „ 1.35
2.588 kg/m.
Der Winddruck auf die durch Vereisung |
ve'größerten Durchmesser beträgt:
für das Tragseil:
0,029
für den Fahrdraht:
0,0813°. 0,7... 20 = 0;439 ,,
somit für die Kette: 0,845 kg/m
und das resultierende Gewicht
9. = V2,588° + 0,815? = 2,722 kg/m.
Wollte man noch andere Arten von Be-
lastungen untersuchen, so ließen sich hierfür
in gleicher Weise die Verlängerungslinien! =
F (P, g) bestimmen.
.0,7.20 = 0,406 kg/m
9 g
15 16 20 21mf
Abb. 1. Durchhang und Verlängerung des Tragseils
bei verschiedenen Belastungen und Temperaturen.
17 1819
Da der Durchhang bei gleicher Spann-
weite nur durch das Maß der Verlängerung be-
stimmt ist, ganz gleich, ob diese durch Ge-
wichtsvergrößerung, Temperaturausdehnung
oder beides zusammen verbunden mit der ent-
sprechenden elastischen Dehnung verursacht
wurde, Jäßt sich gemäß der Gleichung:
en
VERS
zu jedem beliebigen Wert von} der zugehörige
ne
Durehhang berechnen und dies ist durch die
f-Kurve der Abb. 1 dargestellt.
Wenn man nun die Bedingung einzuhalten
hat, daß die größte Beanspruchung des Trag-
seiles, welche bei der vorerwähnten Annahme
von Vereisung bei 20 kg/m? Winddruck und
— 5° erreicht wird, 1000 kg entsprechend
4-facher Sicherheit nicht übersteigt, so muß
der Punkt A der 1,-Kurve, der die Abszisse
P =1000 kg hat, bei — 5° erreicht werden.
Damit und mit der vorerrechneten Wärme-
ausdehnung für 75° Temperaturdifferenz ist in
bekannter Weise die Temperaturskala festge-
legt undinAbb.1 sind die weiteren Temperatur-
linien für + 45°, 0% und — 30° eingetragen.
Die Neigung der Temperaturlinien gegen die
Abszissenachse ist durch dasMaß der elastischen
Ausdehnung gemäß der Beziehung gegeben:
a
1-b=r,(Pı—P):
RR;
Pi=-P ECH
d.h. unabhängig vom jeweiligen Belastungs-
oder Temperaturzustand der Kette.
In Abb. 1 sind bisher ausschließlich die
=tgp= konst.
Konstanten der Leitungen und die vorgeschrie--
benen Grenzbedingungen für Temperatur und
Belastung enthalten und die konstruktive Aus-
führung der Leitung ist noch in keiner Weise
1920. Heit 18,
tung der Stromabnehmer sicher anliegen soll,
den größten und kleinsten Wert der Fahrdraht-
höhe über $. 0. Eine weitere Bedingung be-
steht darin, daß der Winddruck keinen größe-
ren seitlichen Abtrieb des Fahrdrahtes hervor-
rufen darf, als mit Rücksicht auf die ausnutz-
bare Schleifstückbreite zulässig ist. _ Hierfür
ist die Horizontalkomponente des Durch-
hanges der windbelasteten Leitung maßgebend.
1. Nichtnachspannbare Kette.
Die vorerwähnten Annahmen über die als
möglich zu betrachtenden Grenzwerte für Tem-
peratur, Winddruck und Eislast, sowie deren
mögliches gleichzeitiges Auftreten bestimmen
den Umfang ABODEFGA der Fläche inner-
halb deren die Punkte, denen ein bestimmter
Zustand entspricht, überhaupt liegen können.
Die somit für die Untersuchung in Betracht
zu ziehenden Teile der Verlängerungs- und Tem-
peraturlinien sind in Abb. 1 stark ausgezogen.
Sucht man nun die Punkte des größten
und kleinsten Durchhanges auf, so sieht man
sofort, daß der kleinste Durchhang in Punkt D
‘ der unbelasteten Kette auftritt und
{min = 1,495 m, entspıechend Imin = 0,079 m
und P=632kg
beträgt. i
Der größte absolute Durchhang ist in
Punkt F mit
/max = 2,055 m, entsprechend Imax 0,151 m,
und P=680kg.
Dieser Wert von f tritt jedoch nicht in den
Senkrechten auf, sondern, da er durch Wind-
druck hervorgerufen ist, in einer gegen die
Senkrechte unter dem Winkelageneigten Ebene.
Deren Neigung bestimmt sich aus der Größe
der beiden wirkenden Kräfte Eigengewicht und
Winddruck für das Tragseil und den Fahr-
Abb. 2. Abtrieb für Tragseil und Fahrdraht.
draht verschieden (Abb. 2), u, zw. für das
Tragseil:
und für den Fahrdraht:
052.082.
Ben 0897
1,411. = 545 50°,
0,922 ar = 4% 40.
Rechnet man jedoch annäherungsweise
den resultierenden Winkel & aus:
rn 5 _ 147
5% 0464089 1,85
= 410 °%
— 1,089,
nisses der Näherungsrechnung von der Wirk-
lichkeit vernachlässigbar ist. Im Punkt F
fr =f eos « = 2,055 . 0,677 = 1,39 m
und der horizontale Abtrieb
fr =1- Sina = 2,055 . 0,736 = 1,51 m.
tiefste Lage bei Punkt E erreicht mit
| {max = 1,955 m.
so sieht man, daß die Abweichung des Ergeb- Ei
der Abb. 1 ist somit der senkrechte Durchhang _ ‘ q
re
er re:
m 5 2
DNr
EEE ER
-
ET ER WE
a; ©
Daraus geht hervor, daß der Fahrdraht seine
|
Es bleibt noch zu untersuchen, ob der Fahr-
draht seine Höchstlage bei Punkt D oder € er-
reicht. Für' Punkt D ist.
f=1,49m
und ist bei Punkt ©
fs = 1,685 . cos «= 1,105 m, fa 1,215 m.
Die tatsächlichen äußersten Höhenlagen des
Fahrdrahtes liegen somit bei:
BE
mat. 22 ne A re EEE inax = 1,955:m,
ee rent 13118%:;
' der Höhenunterschied würde somit = 0,85 m
betragen. Dies, sowie der seitliche Abtrieb in
Punkt F von fa =1,51 m sind entschieden
unzulässig. Es ist daher eine derartige Leitung
ohne Nachspannung praktisch nicht brauchbar.
2. Nachspannbare Kette.
Um die Änderungen des Durchhanges im
Tragseil aufzuheben oder wenigstens innerhalb
zulässiger Grenzen zu halten, muß man die
Änderungen der Spannungen einschränken.
Dies erfolgt in bekannter Weise dadurch, daß
man das Tragseil auf der einen Seite fest ab-
spannt und die benachbarten Tragpunkte so
ausgestaltet, daß das Tragseil durch eine Reihe
von Mastfeldern hindurch längsbeweglich ist
und sein freies Ende durch eine gleichbleibende
Kraft unter konstanter Spannung gehalten
wird. Ändert sich der Belastungszustand der
Kette, so verändert sich die’ Verlängerung 1,
und der Durchhang wird sich somit derart ein-
stellen, daß wieder Gleichgewicht zwischen der
Eigenspannung und dem Spannungsgewicht
herrscht.
Es sei nın angenommen, daß als mittlere
Lage des Fahrdrahtes diejenige gelten solle,
welche einem senkrechten Durchhang von
1,90 m entspricht und daß eine vertikale Be-
wegung des Fahrdrahtes um + 0,2% m zuge-
lassen sei. _
Unter welchen Umständen wird nun der
Durchhang sich innerhalb dieser Grenzen be-
wegen und durch welches Spanngewicht kann
man diese künstlich einhalten, wenn sie bei der
sich selbst überlassenen, nicht nachspannbaren
Kette überschritten würden? Für alle Punkte
der Dehnungslinien, welche innerhalb der bei-
den durch die Grenzpunkte M und N gezoge-
nen Wagrechten liegen, wäre auch ohne Nach-
spannung die Höhenlage des Fahrdrahtes zu-
lässig, vorausgesetzt, daß die Durchhänge tat-
sächlich in der Lotrechten liegen. Für die
windbelastete Leitung gelten diese Grenzen zu-
nächst nicht, da nicht der absolute Durchhang,
sondern dessen Vertikalkomponente maßge-
bend ist.
Das Gesagte gilt, wie man in Abb. 3 sieht,
ohne weiteres für das Stück HJ der Dehnungs-
linie der unbelasteten Kette. Dem Punkt J
entspricht eine Temperatur von etwa + 8,80,
[9
0,18
0,16
- »] 5 7 8
00 KgP
VETRTIEBEI a Warmr
| Abb. 3. Schaulinie der unbelasteten Kette.
| Sinkt somit die Temperatur unter + 3,3, so
würde die nichtregulierte Leitung zu straff
gespannt sein. Soll der Durehhang somit nicht
‚ kleiner als 1,70 m werden, so muß das Spannge-
wicht gehoben werden. Dieses müßte einen
' Wert haben, der zwischen den Abszissen der
}
Elektrotechnische Zeitschrift,
Punkte E und Jliegt. Bei 500 kg würde die
unbelastete Kette bei allen Temperaturen auf
dem mittleren Durchhang von 1,9m erhalten
bleiben. .
Bei höheren Temperaturen, d. h. kleineren
natürlichen Seilzügen,‘ wird ein Gewicht von
‚500 kg solange sinken, bis das Tragseil nur mehr
auf 1,90 m durchhängt und der den Zustand
der Kette darstellende Punkt bewegt sich bei
und +45° auf der Linie der Verlängerungen
zwischen DundE
Wäre die Bewegung des Spanngewichtes
unbegrenzt, so würde bei 0° die eisbelastete
Leitung solange gehoben werden, bis auch sie
nur mehr 500 kg Seilzug hätte, d. h. bis zum
Schnittpunkt der Dehnungslinie I, der Abb. 1
mit der Ordinate P = 500 kg. Der Durehhang
würde unzulässig groß werden. Das Spannungs-
gewicht muß daher in einem bestimmten Punkt
in seiner Weiterbewegung durch einen Anschlag
gehemmt werden.
Wenn der Fahrdraht unter Berücksich-
tigung des seitlichen Abtriebs der Kette durch
den Winddruck nicht höher gehoben werden
soll, als einem senkrechten Durehhang von
ls = BR 2,1m entspricht, so hat man mit
cos @
w. 0,845
£ tg a = ge = 2,588 = 0,326 d.h. eo = 18°,
cos au = 0,951, sin ag = 0,309,
somit:
DECKEN
= 95, 21m
und fr = 2,21 .sin« = 0,68 m.
Dies entspricht dem Punkt H'(Abb.4), welcher
durch Anheben des Spanngewichtes erreicht
016
0,15
O14
013
0,1
2
950
76
850
12
‚Abb. 4. Schaulinie der eisbelasteten Kette.
900
14
wird. Durch den Hub des Gewichtes von Punkt
H aus vergrößert sich die ganze Seillänge um:
le — ig = H'H = 0,0407 m. Sinkt nun
die Temperatur auf — 5°, so erhält man den
Zustand der Leitung durch den Schnittpunkt
der um 5° tiefer liegenden Temperaturlinie mit
der Verlängerungslinie in A' mit /, = 2,08 m
bei P=875kg. Wenn man die Leitung bei
0°, d.h. in Punkt H', als nicht nachspannbar
betrachtet, was für die eisbelastete Leitung in-
sofern zutrifft, als das Gewicht anliegt, ergäbe
| sich für die durch Wind von 100 kg/m? belastete
Leitung für 0° der Zustandspunkt @ als
Schnittpunkt der Temperaturlinie 0% mit der
Verlängerungslinie der windbelasteten Leitung
(Abb. 5). ‘
_ Die auf G' als 0° bezogenen Temperatur-
linien für + 450 und —30° geben die Zustands-
punkte F' und 0° u. zw.:
F'mit/=2,35m, /,=1,59m, P = 605 kg,
0 3=0,196m,
1920. Heft 18.
Änderunsen der Temperatur zwischen —80° |
353
C'mitf=1,955 m, f, =1,31m, P
i=0,135 m.
Damit für G' die Durehgangsgrenze nicht
unterschritten wird, müßte das Spanngewicht
solange steigen, bis
11m d.h 7=02%Sm
geworden ist. Dies ist aber nicht möglich, da
das Spanngewicht bereits anliegt.
= 720 kg
’
IN
I %,0667f
Se "031R
/
0,10 /
400 500 600 700 800 I00 kgP
43 17 2,1 2,3 29 31mf
Abb. 5. Sehaulinien der Kette bei Eislast
und bei Winddruck.
Für die Möglichkeit, daß eine beliebige
Verlängerung durch das Spanngewicht auf den
Wert gebracht wird, der dem mittleren Durch-
hang entspricht, gilt allgemein die Bedingung,
daß eine größere als die mittlere Verlängerung
bei einem Seilzug < 500 kg und umgekehrt
auftritt. Dabei ist zu berücksichtigen, daß für
die Fahrdrahthöhe bei Winddrück nicht die
absolute Verlängerung, sondern deren Kom-
ponente entsprechend dem senkrechten Durch-
hang f; maßgebend ist.
Nimmt man an, daß bei +45° und Wind-
druck der Höchstwert des Durchhanges vor-
kommen soll, so erhält man hierfür F” und
hieraus G” für 0° und 0 für — 80°.
Diese Werte können, da eine Spannung
S 500 kg einem f 21,9 m entspricht, bei frei
spielenden Spanngewicht auf f, =1,9 ausge-
glichen werden. Der auf der 0°%.Linie dureh @''
liegende Punkt H' hat jedoch wieder einen zu
großen Durchhang von f, =2,82 m bei P =
658 kg. Wählt man dagegen die Lage des An-
schlages derart, daß bei — 80° und 100 kg/m?
Winddruck der Durchhang die untere Grenze
bei Punkt C'' erreichen würde mit:
fg=%1lm, f=25lm P=562% kg,
so erhält man die Zustände bei + 450 und 0°
in den Punkten:
F"" mitf=2,84m, f, =1,9m, P=495 kg,
GC" „ f=264m,f, =1,78m, P=581kg,
und dieser Zustand würde sich selbsttätig auf
den mittleren Durehhang ausgleichen. Geht
man jetzt von G'' auf die Eisbelastung über,
so erhält man H'' mit:
T=2171m, f& =257m, P=707kg,
also einen zu großen Wert.
Die vorstehend ermittelten, bedeutenden
Abweichungen von der gewollten Fahrdraht-
höhe erfahren eine wesentliche Rinschränkung,
wenn man bedenkt, daß die Grenzzustände in
einer derart krassen Formangenommen wurden,
wie sie sich in der Wirklichkeit wohl nie aus-
bilden.
Macht man die Voraussetzung, ‚daß sich
auf dem Fahrdraht ein Eisbehang nicht bilde,
bzw. durch die Schwingungen des Fahrdrahtes
vor dem herankommenden Zuge abgeschüttelt
wird, welche Annahme der Wirklichkeit sehr
354
m IT AL
1920.
je ohl entspricht, so erhält man folgende Werte
für.die eisbelastete Kette bei 20 kg/m? Wind-
druck;
Eislast: auf Tragseil d ..20,598 kg/m,
Eigengewicht der Kette 1.35
1,948 ken,
Winddruck auf Tragseil . . 0,406 kg/m,
Winddruck auf Fahrdraht : 0.164
. ..0,570kg/m,
somit
ge = V 1,948? 05° = 2,08 kg/m.
Der Winkel des Abtiiebes berechnet
zu:
& =.16° 15', cos«& = 0,960, sina = 028.
Tıäet man die mit obigen Weiten sich eıgeben-
den Verlängerunesliniein Abb, 5 zestiichelt ein,
so sieht man, daß sie beinahe mit der Linie für
erößten Winddruck zusammenfällt. Die senk-
rechten Durchhänge sind nur um 4% kleiner
als die absoluten, was vernachlässiet werden
kann. Die Größen der Abtiiebe bei Eislast sind
durchweg zulässig.
Nimmt man jetzt wieder den größten zu-
lässigen Durchhang für 9 (entspı echend A
an, so eıhält man für Winddruck und + 459
bzw. — 30° die Punkte f bzw. CO mit:
T= 222, = 32m, a = Ba18.ke,
=-24n,.% —186n, P=i688 Ks,
also für C’angängige Werte, für ei doch immer
er
sich
noch zu große Durchhänge.
Immerhin eieibt sie :h :unzweilelhaft, daß
die:selbstätige Spannung des’ Tragseiles allein
A ausreicht, vm eine Kettenleitung mit
oßen Mastabständen innerhalb der Grenzen
os :-Durehhänge zu erhalten, welche für eine
sichere Stıomabnahme bei großer Leistung und
Fahrgeschwindigkeit notwendig sind. Eine
solche Fahrleitung wird erst brauchbar, wenn
man auch dem Fahrdraht eine Eigen-
spannung gibt.
Es beda ıE keiner Reehnung, um zu über-
blicken, daß eine starre Absı pannung des Fahr:
dee ıhte entweder bei niediigen Tempe: atuien
* Key chungen oder bei hohen Tem-
per 5% ven zu große Durehhänge eıoibt. Man
kann der Abb. 1 ohne weiteres entnehmen. daß
das un tete Seil bei +.400 den mittleren
Durchhang von 1.Imund damit der Fahrdraht:
eine mittlere Fi iiber 'S. ©. einnimmt. In
dieser Höhe sei auch dessen Abspannuns Ange-
bracht. Wenn man annimmt, daß’die Hänge-
. drehtentfernune. 7,5m beträct, und Sr Fahr-
draht durch ein bewegliches Gewicht auf 400 ke
Spannung gehalten ist, eıhält man einen 1 Durch-
hang zwischen den Hängedıähten von;
0,89 ,7.52
fz> re =0.0156 m.
Bei 10 Hänsedrähtfe!
dein Im Ti: agseil feld, er-
gibt sich damit eine fosamte Ve längerung des
Fahrdrahtes n Mastield. yon:
ul 36? a
Lesuli 75 = 0,0086 m,
Sinkt jetzt die E mpe
kürzt‘ sich der Fahr dr Yht ums ©.
- 70. . 0.0000186 = 0.097 a,
bleibt jedoch, da.das Trag
seiner ursprüng lichen‘ Höhe über &. 0. Das
Spanngewicht des-Fahr drahtes wird auch für
diesen den ursprünglichen Zustand, wiede
stellen. "wenn es sich em das Maß de
verkürzung, d.i um 0,097 mu hebt. "Eine Not-
wendie ke it, ein Spanneewicht anzu biineen. :be-
steht jedoch.nicht. Auch die eisbelastete Kette
bei 20 ke/m? Winddivck könnte noch ohne eine
solche richtig arbeiten, da der seitliche Abtıieb
von fs =0.,63m noch hingenommen werden
könnte. Ein Dpanngewicht am Fahrdraht wird
erst bei starkem Wind unentbehrlich, welcher
der Leitung nicht nur.große Verlangen: ngen,
sonde n auch einen unzulässigen Abtiieb_ er-
teilt.
l; Dez 19
ler-
Wärme-
Elektrotechnische Zeitschrift,
atur auf —'8300, so‘ ver-.
seil nachregelt in.
Wenn nın der Fahr draht eine Eigenspän-
nure ‚erhält, können'sich die großen Durch-
hänge nicht mehr ausbilden,
wird vielmehr gestreckt und damit die ganze
Kette heruntergezogen. Auf ein derartig ver-
spanntes Deines getan sind jedoch die nur.
für-eine einfache Leitung gültigen, bisher ange-
wandten Beziehungen für Durchhang und S$eil-
spannung. nicht “mehr - verwendbar, da
Kıäfte, welche in demse!ben wirken, erstens
nicht mehr in einer Ebene liegen und zweitens
sich wegen der durch die Hänged: ähte daıge-
stellten Verbindung zwischen. Tıagseil und
Fahrdvaht die Durchbänge und Abtriebe nicht
mehr aus den für ein gleichmäßig belastetes
Seil geltenden ‚Gleichungen elementar ableiten
lassen. Hier versagt somit auch die Darstellu ng
der Verhältnisse durch die Linien der Verlän-
gerungen, welche zur- Grundlage der vorlie-
senden Untersuchung gemacht wurden.
Es bleibt noch die Bestimmung der Höhe
üb:ig, in der. der Anschlag des’ Tragseiles anzu-
biineenist, Gemäß Abb, 4wurdefür Punkt H, bei
09 eineVerlängeiung von I = 0,174 m. bei Di
868 kg angenommen. wobei das Spanngewicht
am Ans chlag anlag.'Wenn jetzt die Leitung bei
Windstillemontiert und das Gewicht von500 kg
eingehängt wird, so wirdes die Leitung auf den
mittleren ‚Durchhang mit I — 0,128 m ein-
stellen. _ Die Verlängerung von 0,174 m, .d. h.
die gleiche Stellung eines Spanngewichtes, wie
die des Gewichtes von 500 ke ın Punkt. H’.
wilde von der windbelasteten Kette bei eine:
Seilspannung von 436 ke als Gleichgewichts-
lage erreicht (Abb. 6). Wird jetzt das Gewicht
auf 500 kg vergıößert, so sinkt &s um die Höhe:
h = 0,174 — 0,128 = 0,046 m.
Wenn jetzt eine Nachspann'änge der Fahrle'.
tung aus 10 Mastieldern besteht und, wie dies
meistens der Fall ist, das. Tragseil an der be-
weglichen Rolle eines einfachen Flaschenzuges
befestigt ist, wobei‘ das tatsächliche Gewicht
nur die Hälite der errechneten 500 ke beträgt,
muß der Anschlag 0.9% m über der Stellu ng des
Gewichtes angebracht wei den.
LT IE RE
9 100g P.
Abb. &. Bestimmung der Lage des a nen
So wie sich die Nach« span ne des Fahr-
dıahtes rechnungsmäßig mit demane ewandten.
:elemeritaren Mitteln nicht bestimmen ließ, läßt
sich auch die Stellung eines Anschlages für
dessen = anngewicht nieht eimitteln, ° Dabei
"kommt außer den’ bereits angeführten Um-
ständen Ge die Ersehwerune hinzu, daß sich
der Fahrdıaht mit dem wechselnden Durch-
hängen des Trageseiles hebt und senkt, sich so-
mit die Länge zwischen dem in der Höhenlage
festen Abspannpunkt, an dem das Gewicht
e Be ‚und dem Ende des Fahrdiahtes ändeit.
ER die Höhe des Tragseiles durch dessen
feste Unterstützungen auf den USER ün-
ve En t gehalten wird.
Weiterhin "wirkt das deine ar Wind-
drüuckes anf’ den Fahrdıaht, je nachdem der-
selbe bei niediiger Tempe:atur überdie Ho-
vizontale durch seinen seitlichen Abstützpunkt‘
gehoben wurde, oder’bei hohen Temperaturen
infol ce des erößen Tragseildurehhanges unter
der Horizontalen ist, das eiste Mal. auf Verrin-
gerung, dasandere Mal auf Verwößerung des
Dürchbanges, «obald der Wind gesen den Mast
weht. Bei entgegengesetzter Wind’ichtung
Heft 18.
Der Fahrdraht
die
‚land etwa zwischen 5 und 8%).
kohlenstoffhaltigen Bestandteilen enthält der
in ‘verschiedener
Menge.. Der Anteil des Unverbrennlichen (des
mineralischen Trägers des Bitumens,. der in
vielen Fällen zur Herstellung von Kunststeinen
- geeignet ist) ist meist 80 bis 85%. Die Verar-
beitung der Ölschiefer ist also, wie man hieraus
sieht, von vornherein mit der Bewegung außer- F u
6. Mai 1920.
ändert sich auch der Dr ehsinn des Winddı vck-
momentes, "
Zum Schlusse sei noch darauf er De
daß vorliegende Untersuchung ausschließlich
für die mittlere Mastentfernung von 75m
zahlenmäßig stimmt. Da nämlich BORRah ne
2
zwischen Dur chhang unaYelun i= ze
eine quadratische Gleichung ist, werden a
errechneten Zahlen um so mehr von der Wirk-
lichkeit abweichen müssen, als infolge von
Kurven in der Linienführung die tatsächlichen
Masientfernungen sich von der mittleren unter-
scheiden. .
Gewinnung und Bedeutung des Ölschiefers.
Von Regierungsbaumeister Dr. Landsberg.
Ölschiefer sind entstanden durch Ablage-
rung vom abgestorbenen Wasserorganismen
der Tier- und Pflanzenwelt auf dem Meeres-
boden. Diese eiweiß- und fetthaltigen Urstoffe
sind nach der allgemeinen Ansicht die gleichen,
wie sie im vesentlichen für die Entstehung
des Erdöles in Betracht kommen; in ihnen
wächst durch „Inkohlung‘‘ (Zersetzung bei
' Luftabschluß unter dem Einfluß von Wärme
und Druck) allmählich unter Abscheidung von
Wasser, Kohlensäure und schließlich Methan
der Anteil an Kohlenstoff, und — derart ver-
ändert — bilden sie den -Bitumengehalt des
kalk- oder tonhaltigen Minerals.
die Struktur des bituminösen Gesteins meistens
schieferartig; es kommen aber auch bituminöse
Kalke vor, bei denen diese Struktur nicht zu
erkennen ist. Infolge der Übereinstimmung der
Ausgangsstoffe mit demjenigen des. Erdöls
weisen auch die Erzeugnisse gewisse Ähnlich-
keiten mit dem Erdöl auf. Das Nächstliegende
‘war daher die Verarbeitung der bituminösen
Schiefer auf Leuehtöl; sie inte schon früh-
zeitig — wenn auch mit einfachen Mitteln — in
Angriff genommen, bei Auftreten des amerika-
nischen Petroleums auf den europäischen
Märkten aber unwirtschaftlich und meist ein-
gestellt. Nur :n einigen durch Beschaffenheit
‘und Lage der Vorkommen bevorzugten Stellen
(z. B. Schottland, Messel bei Darmstadt) A
wurde sie ununterbrochen ausgeübt in Einrich-
tungen, die allmählich hoch entwickelt wurden.
Die Notwendigkeit, die vorhandenen Boden-
schätze möglichst gut auszunutzen und die
künftige Entwicklung ins Auge zu fassen,
hat in allen Ländern die Aufmerksamkeit #
wiederum auf die bituminösen Schiefer ge- )
lenkt, u. zw. je nach der Eigenart der Länder
unter stärkerer Betonung der Ausnutzung ihres
Ölgehaltes zu Wärme- oder zu anderen Zwecken.
Die Vorkommen in Deutschland sind sehr
beträchtlich; besonders wichtig ist in Nord-
deutschland die ‚Ablagerung, die sieh von Ver-
den a. d. Aller in östlicher Richtung bis etwa
. Schöppenstedt (Braunschweig) hinzieht, die
schon erwähnte Ablagerung bei Messel und die
umfangreiche in Württemberg, die sich am
westlichen Rande der Alb von der Schweiz bis
zum oberen Main erstreckt. Auch in Bayern,
Baden sowie in der Rheinprovinz und Hessen-
Nassau sind Ölschiefer vorhanden. - Der Bitu-
mengehalt der Ölschiefer schwankt in Deutsch-
Ölschiefer meist Wasser
ordentlich großer Massen verbunden.
* Die Gewinnung des Bitumens kann grund- |
sätzlich in der gleichen Art EROBERN: wie sie aus. x
Entsprechend
. dieser Entstehung, die im übrigen den verschie-
denen geologischen Zeitaltern angehört, ist-
hi
|
So
“aa
5 ı
an
n|
3 EEE
u ee
Außer den
|
ee
a
rien
‚aussichtsreichen Einrichtungen erprobt.
_Messel bei Darmstadt durchgeführt ).
6. Mai 1920.
der Kohlenverarbeitung bekannt ist. Das Aus-
ziehen mit geeigneten Flüssigkeiten, wie es z. B.
in der Braunkohlenindustrie zur Gewinnung
des Bitumens als ‚„Montanwachs““ ausgeübt
wird, ist wegen der großen Flüssigkeit auf-
Hohmann Gesteinstmengen nicht geeignet und
wird lediglich zu analytischen Bestimmungen
benutzt, dagegen ist die Anwendung von Wärme
zum Teil mit Erfolg angewandt, zum Teil in
Man
kann hierbei verschiedene Na dl unter-
‚scheiden: &
1. Durch mäßige Hewi der Schiefer
in offenen Tiegeln kann das Bitumen in
flüssige Form gebracht und in einfacher
Weise gesammelt und abgeführt werden;
die Ausnutzung des Wertinhaltes der
Schiefer und die Einrichtungen hierfür
sind aber unvollkommen.
. Dureh Entgasung (Schwelung); sie kann
erfolgen;
a) in Retorten, denen die erforderliche
Wärme durch Außenbeheizung zuge-
führt wird, und aus denen die ent-
wickelten Schwelgase . mit den Öl-
dämpfen abgesaugt werden.
b) in Schwelräumen, in denen die Ent-
gasung durch heiße durchströmende
DD
Gase bewirkt wird (Innenheizung),
die die Öldämpfe mit sich fortführen.
Die Heizgase werden in beiden Fällen
zweckmäßig durch Vergasung des fixen Koh-
lenstoffes erzeugt; dieser bleibt bei der Schwe-
lung in dern unverbrennlichen Anteil zurück und
bildet mit ihm den „Schieferkoks“‘, der als
solcher infolge seines geringen Kohlenstoffge-
haltes nur selten nutzbar gemacht werden kann.
Diese Vergasung wird mit geringsten Verlusten
im unmittelbaren Anschluß an die Entgasung
vorgenommen, damit die Eigenwärme des Schie-
fers (er verläßt die Schwelräume mit etwa
‚400 bis 500°) ausgenutzt werden kann. Ob die
‚so erzeugte Wärme für den ganzen Vorgang
genügt, hängt vor allem von dem Verhältnis
der Bitumenmenge zum fixen Kohlenstoff und
von dem Wassergehalt der Schiefer ab, der in der
Schwelzone. (oder in einem vorgeschalteten
Trockner) verdampft werden muß.
- Diese Wärmewirtschaft ist unter Anwen-
‘dung der Außenbeheizung der Schwelretorte
vorbildlich in dem Ofen der Gewerkschaft
Sie in
Vergasern von ähnlicher Bauart wie die Kohlen-
vergaser — unter Innenbeheizung der Schwel-
räume — zu verwirklichen, ist ein Ziel, das z. Z.
von verschiedenen Seiten mit Aussicht auf Er-
folg angestrebt wird.
Die Vorteile hierbei sind vor allem: Er-
möglichung großer Ofenleistungen infolge der
guten unmittelbaren Wärmeüber: tragung (durch
das gasförmige Mittel, die Heizgase) auf den
Ölschiefer, i im Zusammenhang hiermit die Ge-
winnung des Bitumens unter günstigen Be-
dingungen (nämlich bei mäßigen Wärmegra-
den und ohne nachteilige Veränderung der ÖI-
dämpfe nach ihrer Entstehung) sowie die voll-
kommene Ausnutzung des Kohlenstoffgehaltes
und des Stiekstoffgehaltes.
. Die Entgasung mit Außenbeheizung ist
auch in Drehöfen versucht worden, die aus der
Zementindustrie, dort allerdings mit innerer
Staubfeuerung, bekannt und später zur Ge-
winnung von Tieftemperaturteer aus Stein-.
kohlen angewandt sind. Ein soleher Ofen be-
steht aus einem langen geneigten Rohr, das
durch Gas außen beheizt und hierbei langsam
gedreht wird. Der Ölschiefer erhält in ihm
nur geringe Schichthöhe und kann aus diesem
Grunde und infolge der ununterbrochenen
Lagenänderung, die durch die Drehung der
Trommel veranlaßt' wird, bei mäßigen Wärme-
graden vollständig entschwelt werden. Aller-
dings werden hierbei kohlenstoffhaltige Rück-
stände erhalten. Das Gas wird an dem Ende,
\ A Vg a Sch eithauer, „Die Schwelteere, ihre Gewin-
nung und Verarbeitung“, 1911. :
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920.
Heft 18.
355
kleineren Gaswerken
an dem der entschwelte Schiefer das Rohr mit
dem. höchsten zulässigen Wärmegrad verläßt,
abgesaugt.
Die Ergebnisse der verschiedensten Ver-
suche mit Ölschiefer sind zahlenmäßig nur
bruchstückweise bekannt geworden. Es läßt
sich folgendes sagen: Bei zweckmäßiger Ent-
gasung ‚der Ölschiöfer läßt sich ein dem Roh-
KR hahestchender Teer erhalten, außerdem
Gas und schwefelsaures Ammoniak. In Messel
soll die Ausbeute aus 100 kg Schiefer be-
tragen !): 30 m? Gas, 6 bis 10 kg Rohöl, das
Leucht-, Trieb-, Schmieröle und Paraffin ent-
hält. Den Braunschweiger ‚‚Posidonien'‘-
Schiefer hat Katz?) sehr eingehend untersucht.
Der durch Ausziehen (Extraktion) mit Chloro-
form auf 7%, des Schiefergewichtes festgestellte
Bitumengehalt konnte durch Schwelung bei
mäßigen "Wärmegraden (bis 500°) und bei An-
wendung von Unterdruck nahezu (bis 6%) ge-
wonnen werden. Die Destillation des Meeres,
bei der das angewandte Verfahren sowohl der
Teererzeugung wie seiner Destillation natürlich
von großem Einfluß auf die Erzeugnisse ist,
ergab (bei Unterdruck vorgenommen) im Teer:
8%, übergehend bei 835 bis 105°,
40% aa 2 105 ” 2109,
40%, & „210 8200,
Die letzte Fraktion hatte die Eigenschaf-
ten guten Schmieröles, die erste enthielt die
Hauptmenge des durch Elementaranalyse fest-
gestellten Schwefel. Von Beyschlag?) sind
im Rahmen einer größeren umfassenden Arbeit
mehrere Analysen von Braunschweiger Schie-
fer veröffentlicht; diese beruhen auf Schwelung,
die jedenfalls nicht so schonend vorgenommen
ist wie die oben angeführte von Katz und daher
weniger gute Ausbeuten lieferte. Im Durch-
at wurde erhalten, bezogen auf das Ge-
wicht des Schiefers: an Rohöl 4,5 bis 6,5%,
an Gas und Verlust 4,5 bis 5,5%, an, Wasser
6 bis 15%, an Rückstand (Schieferkoks) 75 bis
84%. Der Stiekstoffgehalt beträgt etwa 0 ‚3%
des Sehiefergewichtes und entspricht einer
praktisch erreichbaren Ausbeute von 10 kg
schwefelsaurem Ammoniak pro Tonne Schiefer.
Die bituminösen Gesteine haben für
Deutschland infolge der Notwendigkeit äußer-
ster Ausnutzung der heimischen Rohstoffe
große Bedeutung erlangt. Das Nächstliegende
ist die Frage, ob die Ölschiefer nicht eine Er-
leichterung in der Wärmewirtschaft schaffen,
ob sie nicht unmittelbar und öhne Lösung
schwieriger technischer Aufgaben an Stelle der
Kohlen treten können. Versuche in dieser
Riehtung, u. zw. hinsichtlieh der Verbrennung
von Schiefern zu Heizzwecken sowie der Eı-
zeugung von Heiz- und Leuchtgas (dies z. B. in
in Württemberg), sind
angestellt worden; in besonderen Fällen bedeu-
teten die Ölschiefer hierbei wohl auch ein will-
kommenes Aushilfsmittel. Ihre allgemeine An-
wendung für diese Zwecke muß aber bei dem
geringen Heizwert und dem großen Gehalt an
Rückstand an der Unwirtschaftlichkeit schei-
tern. Der volkswirtschaftliche Schatz, den
Deutschland in seinen Ölschieferlagern hat,
kann nur durch Gewinnung der wertvollen Öls
sehoben werden. Das erhellt ohne weiteres aus
einigen Zahlen. Im Jahre 1912 wurden rd
1,572 Mill. t Erdöl und Erdölerzeugnisse einge-
führt (darunter 0,795 Mill. t gereinigtes Erdöl
zu Leuchtzwecken, 0,240. Mill. t Schmieröl,
0,198 Mill. t Rohbenzin). Das Schieferöl ist
mit Sicherheit geeignet, einen großen Teil der
eingeführten Erzeugnisse zu ersetzen. Die Be-
deutung der Beuchtöle wird allerdings mit der
Verbreitung des elektrischen Stromes, insbe-
sondere über die ländlichen Bezirke, abnehmen.
Damit würden große Ölmengen für viel wirt-
1) Vel. Scheithauer, a. a. OÖ. u. „Zeitschr..f. .ange-
wandto Chemie“ vom 20. I. 1917.
2) Katz, „Über die chemische Untersuchung des
Braunschweiger Posidonschiefers und seiner Produkte‘
(Dissert. he J. Lange, Buehdruckerei).
%. Beyschlag, „Die Entwicklung der Schwel-
industrie zur Gewinnung von Teer und Öl* R ‚ „Zeitschr, uf d.
Berg-, Hütten- u. Salinenwesen“ 1919, Heft
schaftlichere Verwendung frei. Die leicht@ren
Fraktionen können als Triebstoff für Kraft-
fahrzeuge das Benzol ersetzen, das dann ande-
ren wichtigen Zwecken, insbesondere als Roh-
stoff der Farbenindustrie, dienen kann. Die
schweren Fraktionen sollten — soweit sie nicht
auf Schmieröl verarbeitet werden — in Diesel-
motoren (Ölmaschinen) Verwendung finden.
Die Ausnutzung der Öle zur Arbeitserzeugung
ist zweitellos die wirksamste Art, die Wärme-
wirtschaft. zu unterstützen, da — besonders im
Hinblick auf die sparsame Arbeitsweise der Öl-
maschinen — hierdurch erhebliche Kohlen-
mengen erspart werden
Neben Schmierölen werden sich auch für
die Sonderzwecke der elektrischen Industrie
brauchbare Öle gewinnen lassen (Schalter- und
Transformatorenöle), während geeignete Teile
aus volkswirtschaftlichen Gründen der Ver-
feinerung zuzuführen sind. Diese wird sich
nicht nur auf eine Trennung in verschiedene
Bestandteile erstrecken wie die Herstellung
der bisher genannten Öle, sondern sie als Roh-
stoffe für che Umwandlungen benutzen.
So ist es bereits gelungen, aus gewissen Anteilen
der Mineralöle, die auch in en Schieferölen
vorhanden sind, mit verschiedenen Verfahren
Fettsäuren zu gewinnen, die für die Herstellung
von Seifen geeignet sind.
Die Nanounen in Deutschland werden
auf mehrere Milliarden Tonnen geschätzt; ge-
nauer sind nur wenige untersucht. Bekannt ge-
worden st ein Gutachten des Prof. Dr.
Lauer, Stuttgart, über die württembergischen
Vorkommen; diese sollen. nach . vorsichtiger
Schätzung den Jahresbedarf Deutschlands an
Rohöl (bis zur Höhe von 1 Mill. t) 10 Jahre lang
decken können. Nach den vorliegenden Einzel-
untersuchungen ist anzunehmen, daß die Vor-
kommen in Württemberg hochwertiger, aber
nicht so umfangreich sind wie die in Nord-
deutschland.
Ohne Zweifel sind die Ölschiefer berufen,
in der künftigen Öl- und Wärmewirtschaft eine
bedeutende Rolle zu spielen.
Vervollkommnete Regel- und Stillsetzfähig-
keit von Hauptschacht-Fördermaschinen mit
Betrieb durch einfachen Drehstrommotor!),
Das Bestreben, den elektrischen Antrieb
von Hauptschacht-Föıdermaschinen zu verein-
fachen und die bei Verwendung der Leonard-
schaltung oder des Jlgnersys stenis erforderliche
Aufstellung einer Zwischenmaschine zwischen
Fördermotor und. Netz zu vermeiden, hat, als
sich der gewöhnliche asynehrone Drehstom-
motor bei den bisherigen Austührungs formen
und Schaltungen als wenig geeignet erwiesen
hatte, vor Jahıen zu der "Verwer ıdung des
Drehstrom-Kommutatormotoıs, u. zw. in Form
des Doppelkommutatormotors oder des Dıieh-
strom-Reihenschlußmotors Anlaß gegeben. Im
Laufe der letzten 10 bis 15 Jahre ist eine ganze
Anzahl von Anlagen mittlerer Leistung damit
in Betrieb gebracht worden. Sie ha ben zw ar
den Bedingungen des Fördermaschinenbetrie
bes gut genügt, nachdem es gelungen war, die
zu den Motoren gehörenden Apparate dem
Förderbetrieb anzupassen und in betriebssiche -
rer'Weise auszubilden, haben jedoch wesentliche
Vorteile gegenüber der einfachen Leonardschal-
‚tung nicht erbracht. Wohl hat sich eine unter
Umständen nicht unbeträchtliche Ersparnis im
Energieverbrauch ergeben, doch sind die Kosten
der Apparate und insbesondere der Motoren
so hoch geblieben, daß die gesamten Anlage-
kosten trotz des Fortfalls einer Zwischenma-
schine, verglichen mit der einfachen Leonard-
schaltung, ‘eher höher als niedriger wurden.
Fördermaschinen mit Drehstrom-Kommuta-
tormotoren sind daher in den letzten Jahren so
gut wie garnicht mehr zur Ausführung gelangt.
Der Wunsch, einen Umformer zu vermei-
den, ist jedoch rege geblieben und hat dazu
geführt, auf die "Verwendung der einfachen
asynehronen Diehstrommotoren zurückzugrei-
fen. Bekanntlich sind bereits in den ersten
Jahren der Einführung des elektrischen An-
triebes von Fördermaschinen auch in Deutsch-
1) Nach „Zeitschr. d. V. d. L“, Bd. 62, 1918, 8. 441.
356
land Anlagen mit gewöhnlichem asynchronen
Drehstrommotor als Fördermotor ausgeführt,
und diese Ausführungsform ist bei einer großen
Zahl von Fördermaschinen im Auslande, ins-
besondere Frankreich, Belgien und Südafrika,
zur Anwendung gebracht worden. Das Ergeb-
nis ist jedoch im allgemeinen wenig günstig ge-
wesen, und der Ruf der elektrischen Förder-
maschine hat durch diese Antriebsform eher
gelitten als gewonnen. -Wenn auch in den An-
lagekosten Ersparnisse.erreicht waren, so hatten
die dem asynchronen Drehstrommotor anhaf-
tenden Nachteile, wie dergroße Stromstoß beim
Einschalten und die Schwierigkeiten der Regu-
lierung, insbesondere die Abhängigkeit von der
Größe der Last dazu geführt, daß die betref-
fenden Werke vielfach bei Neuanlagen zum
Antrieb durch Dampfmaschinen zurückkehrten.
Worauf es beim Fördermaschinenbetrieb
hauptsächlich ankommt, ist die Sicherung gegen
Überschreitung der diagrammäßig festgelegten
Geschwindigkeitin der Auslaufzeit, u.zw. einer-
lei, wie grolß) die Last ist, und ob Last gehoben
odergesenkt wird, sowie anderseits die Sicher-
heit, daß auch beim Einhängen von Lasten die
Geschwindigkeit während des ganzen Hubes
nicht über das im voraus festgelegte Maß an-
wächst. Für die Verminderung der Geschwin-
digkeit bei negativer Last stehen bei einem
asynchronen Drehstrommotor zwei Wege zur
Verfügung, das elektrische Bremsen mit Hilfe
von Gegenstrom und das Belasten des Motors
mit der mechanischen Bremse. Zum Gegen-
stromgeben muß der Steuerhebel zunächst den
ganzen Weg von voller Auslage bis zur Null-
stellung zurücklegen, dann wird der Ständer
umgeschaltet und der Hebei in entgegengesetz-
ter Richtung bewegt. Bis die Nullstellung er-
reicht ist, wird Widerstand eingeschaltet, so
daß der Motor wegen der negativen Belastung
das Bestreben hat, seine Drehzahl zu erhöhen.
Wird also der Steuerhebel, etwa vom Teufen-
zeiger aus, selbsttätig zurückgeschoben, so
wird die Motordrehzahl zunächst gesteigert
statt vermindert. Erst wenn der Weg bis zur
Nullage zurückgelegt ist, kann die Verminde-
rung beginnen. Zum Bremsen mit Gegenstrom
ist ein großer Widerstand in den Läuferstrom-
kreis zuschalten und dahereine verhältnismäßig
große Energie vom Netz zu leisten.
Um diese Nachteile soweit wie möglich zu
vermeiden, sind bei einer mittelgroßen Förder-
maschine der Gewerkschaft Bernsdorf der
Heldburg A. G. in Hildesheim, geliefert von
Brown Boveri & Cie, Baden, zwei bemerkens-
werte Neuerungen angebracht, die Dipl.-Ing:
Graf in der ‚Zeitschrift des Vereins deut-
scher Ingenieure‘‘ beschreibt. Sie bestehen in
einer zweckmäßig ausgebildeten, fein abstuf-
baren Druckluftbremse und einer Einrichtung
zum Kurzschließen der Läuferwicklung bei
Erreichung der asynchronen Drehzahl. Abb. 1
zeigt das Schema mit den wichtigsten Einzel-
heiten der Steuerung. Y, Die Betätigung der
Abb. !. Anordnung der Fördermaschinensteuerung
mittels Druckluft betriebenen Bremse erfolgt
durch zwei elektromagnetisch betätigte Ven-
tile, ein Einlaß-undein Auspuffventil. Der den
Flüssigkeitsanlasser bedienende Steuerhebel
dient zugleich als Bremshebel. Er ist in einem
breiten Schlitzgeführt, so daß ernicht nureinen
Weg nach vorn und hinten hat, sondern auch
eine geringe - Querbewegung zuläßt. Die je-
weilige Auslage nach vorn und rückwärts dient
=
SE pm
[5
zum Anlassen und allmählichen Anziehen der
Bremse, während mittels kurzer Querbewe-
gung die Bremse sofort auf Volldruck gebracht
werden kann. Um die Möglichkeit zu schaffen,
den Bremsdruck, wie dies zum allmählichen
Stillsetzen der Maschine erwünscht ist, fein ab-
stufen zu können, u.'zw. derart, daß die Stärke
des Druckes der jeweiligen Auslage des Steuer-
hebels entspricht, ist folgende Einrichtung vor-
gesehen:
Ein luftdiehtes Gefäß hist mit Quecksilbe»
gefüllt, dessen Spiegel durch eine seitliche Kam-
mer Gelegenheit hat, sich unter der Einwirkung
des darüber herrschenden Druckes zu heben
und zu senken, so daß jedem Druck'eine be-
stimmte Spiegelhöhe entspricht. Zwei über
dem Spiegel liegende Tauchkontakte werden
vom Steuerhebel gehoben und gesenkt, u. zw.
schließt bei Berührung des Spiegels zuerst
der. Auspuffkontakt, sodann der Einlaßkon-
takt den Stromkreis des betreffenden Ventil-
magneten, und dementsprechend wird zuerst
das Auspuffventil g geschlossen und danach
das Einlaßventil h geöffnet und Druck auf die
Bremse gegeben. Das Quecksilbergefäß steht
durch ein Rohrin Verbindung mit dem Manö-
vrierbremszylinder, so daß die Höhenlage des
Quecksilberspiegels gleichzeitig die Größe des
Bremsdruckes bestimmt und umgekehrt. Der
Stromkreis der Ventilmagnete wird jedoch nur
geschlossen, wenn der Steuerhebel von der je-
weiligen Fahrtauslage über die Ruhestellung
hinaus in die Bremsauslage bewegt wird, was
durch diein Wechselschaltung im Magnetstrom-
kreis liegenden Schalter p und 0 erreicht wird.
p wird am Steuerhebel betätigt, o sitzt auf der
Motorwelle und wird duxch eine Rutschkupp-
lung mittels zweier Anschlüsse mitgenommen,
derart, daß seine Stellung vom Drehsinne der
Maschine abhängt. Solange Steuerhebelaus-
lage und Maschinendrehsinn übereinstimmen,
findet kein Stromdürchgang durch die Magnet-
spule statt, erst wenn der Steuerhebel über
die Nullstellung zurückgezogen wird, sind beide
Schalter so geschaltet, daß Strom durch die
Magnetspule fließt. Der Hauptausschalter a,
der durch einen Hilfsmotor 5b betätigt wird,
wird mit Hilfe eines Schützes g, dessen Magnet-
spule im gleichen Stromkreis liegt, wie die Ven-
tile 3%, unterbrochen, sobald die Bremse be-
tätigt wird.
Da es wünschenswert ist, bei geringer Ge-
schwindigkeit mit elektrischer Bremsung, also
mit Gegenstrom zu verzögern und bei den zum
Einfahren in die ' Hängebank erforderlichen
Manövern den Motor beliebig umschalten zu
können, ist ein Fliehkraftregler vorgesehen, der
erst bei Überschreitung einer gewissen geringen
Geschwindigkeit, etwa 15% der vollen Dreh-
zahl, einen im Stromkreis der Ventilmagneten
liegenden Schalter schließt, so daß unter dieser
Drehzahl nicht mit der mechanischen Regel-
bremsung, sondern stattdessen mit Gegenstrom
gearbeitet wird.
Die zweite an dieser Anlage angebrachte
Neuerung besteht in einer selbsttätigen Läufer-
kurzschlußschaltung. Hat, z. B. beim Ein-
hängen von Lasten, der Motor seine volle
synchrone Drehzahl erreicht, so wird die Läu-
ferwiecklung mit Hilfe eines Zentrifugalschal-
ters selbsttätig kurz geschlossen. Der Motor
liefert dann als Asynehron-
generator Energie an das
Netz zurück, und eine ge-
fahrbringende Steigerung der
‘ Drehzahl ist nicht möglich.
Ohne eine solche Einrichtung
wäre der Maschinist gezwun-
gen, wenn er in der gleichen
Weise mit kurz geschlosse-
nem Läufer Last einhängen
will, den Steuerhebel rasch
auf volle Auslage zu bewe-
gen und auf diese Weise
die Läuferwieklung kurz zu
schließen. Doch ist dann
keine volle Sicherheit gege-
ben, daß er. die Kurzschlie-
Bung rechtzeitig bei annä-
hernd synehroner Drehzahl
ausführt, was zwar nicht un-
bedingt erforderlich, aber
doch zur Vermeidung von
Stößen wünschenswert ist.
Die erste mit diesen Neue-
rungen ausgerüstete Förder-
maschine ist, wie oben schon
erwähnt, für die Gewerkschaft Bernsdorf der
Heldburg A. G. in Hildesheim im Jahre 1915
geliefert worden, u.zw. füreine Teufe von 600 m,
=
|: |
eine Nutzlast von 3200 kg und eine größte Ge-
schwindigkeit von 12 m/s. Da diese Geschwin-
digkeit jedoch erst beim vollen Ausbau der An-
lage erreicht werden muß, so ist zunächst nur
ein einziger Motor aufgestellt, später soll ein.
zweiter hinzugefügt und durch Änderung des
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heit 18.
LT, nn nn nn nn nn nn nn nn nn nn nn nn mn zo
|
‚zielte nicht erreichen, geschweige
6. Mai 1920.
Vorgeleges die Fördergeschwindigkeit, die an-
fangs nur 4m beträgt, auf 12 m erhöht werden.
Das Übersetzungsverhältnis zwischen den Mo-
toren und der Fördermaschinenwelle wird beim
vollen Ausbau 1 : 8 betragen, die Drehzahl der
Motoren ist 368 Umdr/min. .
An Bremsen sind zwei vorgesehen, eine
Hauptbremse, die auf die Treibscheibenwelle
wirkt, und eine zweite mit der Vorgelegewelle
verbundene. Beide Bremsen werden im ge-
wöhnlichen Betrieb, also beim Stillsetzen am
Schlusse eines jeden Zuges, gleichzeitig ange-
zogen und so die Zahnräder des Vorgeleges
von Massenkräften entlastet und geschont.
‘Die auf die Motorwelle wirkende Bremse ist
eine sogenannte Freifallbremse. Das Brems-
gewicht fällt bei ihr, um ein rasches Anziehen
der Bremse zuerreichen, zunächst frei herunter,
bis die Bremsbacken anliegen, und wird erst
von diesem Zeitpunkt an gedämpft, so daß die
Backen ohne Stoß sich fest an die Bremsscheibe
anschließen.
Der im Keller stehende Anlaß- und Regel-
widerstand ist als Heißwasseranlasser mit be-
weglichem Wasserspiegel ausgeführt. Für
Revisionsfahrten und ähnliche, mit geringer
Motordrehzahl auszuführende Züge ist außer-
dem. noch ein für gewöhnlich kurz geschlossener
Metallwiderstand vorgesehen, der vom Führer-
stand aus ein- und ausgeschaltet werden kann.
Der große Flüssigkeitswiderstand reicht für
derartige Züge, bei denen eine große Ohmzahl
nötig ist, nicht aus.
. Die bei dieser Anlage angebrachten beiden
Neuerungen, die fein abstutbare Regelbremse
und die selbsttätige Läufer-Kurzschlußschal-
tung, sind zweifellos zwei für Fördermaschinen
mit Asynchronmotor wichtige und zweckmäßige
Einrichtungen, die die Steuerfähigkeit derarti-
ger Maschinen nennenswert vereinfachen und
verbessern. Inwieweit sie jedoch das Anwen-
dungsgebiet des asynehronen Drehstrommotors
für Hauptschacht-Fördermaschinen erweitern
werden, kann erst die Zukunft zeigen. Die
Nachteile des großen Stromstoßes beim An-
lassen, Überheben am Schluß der Fahrt und
Umsetzen einer mehretagigen Förderschale
sowie die verhältnismäßig hohe Drehzahl des
Drehstrommotors, die die unmittelbare Kupp-
lung von Motor und Fördermaschinenwelle
ausschließt, bleiben bestehen und lassen sich
nicht aus der Welt schaffen. Wenn die Lei-
stungsfähigkeit des Kraftwerkes groß genug ist,
so daß die übrigen Stromverbraucher durch die
mit dem Betrieb der Fördermaschine verbun-
denen Stromstöße nicht in unzulässiger Weise
beeinträchtigt werden, und wenn zu diesem
Zweck auch das Leitungsnetz so ausgeführt ist,
daß sie durch den Fördermaschinenbetrieb be-
dingten Spannungsschwankungen nicht auf
empfindliche sonstige Stromverbraucher zu-
rückwirken, dann steht der Verwendung eines
asynchronen Drehstrommotors in Verbindung
mit den vorstehend erörterten Verbesserungen
nichts im Wege. Bei verhältnismäßig kleinen
Kraftwerksleistungen kann aber leicht durch °
den Anschluß einer mit: Asynehronmotor be-
triebenen Fördermaschine eine Vergrößerung
des Kraftwerks nötig werden, oder bei größerer
Entfernung zwischen Kraftwerk und Förder-
maschine kann die Zuleitung zur Förderanlage
mit Rücksicht auf die Anwendung des asyn-
chronen Drehstrommotors derart verteuert
werden, daß die bei der Fördermaschinenaus-
rüstung selbst erzielten Ersparnisse wieder auf-
gewogen werden. Dann werden natürlich die
Gründe, die zu der Wahl dieser Motorart ge-
führt hatten, hinfällig, da die Steuerfähigkeit
die bei Verwendung der Leonardschaltung er-
denn über-
treffen kann. Auch der Energieverbrauch der
Anlage muß jeweils ausgerechnet und mit dem
bei der Verwendung der Leonardschalrung er-
reichbaren verglichen: werden. Große Teufen
werden, wenn die Fördergeschwindigkeit nicht
zu groß ist, im allgemeinen bei Anwendung des
asynchronen Drehstrommotors einen günstige-
ren Energieverbrauch ergeben, während bei
hohen Fördergeschwindigkeiten sowie bei klei-
nen Teufen der Energieverbrauch bei der Leo-
nardschaltung niedriger sein wird. Die Not-
wendigkeit der Zwischenschaltung eines Zahn-
radvorgeleges zwischen Motorwelle und Förder-
maschinenwelle wird bei mittelgroßen Förder-
leistungen einen ausschlaggebenden Nachteil
nicht bedeuten, bei großen Maschinen jedoch
kaum als annehmbar anzusehen sein. Die vor-
stehend beschriebenen Neuerungen bedeuten
also zweifellos eine recht beachtenswerte Be-
reicherung des Gebietes der elektrischen För-
dermaschinenausrüstungen, machen jedoch die
sorgfältige Prüfung der für und wider den asyn-
chronen Drehstrommotor sprechenden Gründe
in keinem Falle hinfällis. Pi.
6. Mai 1920.
Elektromaschinenbau.
Wasserturbinengenerator für 32 500 kVA.
— Von der Niagara Kalls Power Co. wurde
leichzeitig an 3 verschiedene Firmen je ein
N ng für 32500 kVA in
Auftrag gegeben; den Firmen wurde im we-
sentlichen freie Hand gelassen, nur sollte,
um eine gewisse Einheitlichkeit im Kraftwerk
zu erreichen, der äußere Aufbau möglichst
gleich ausgeführt werden. R. B. Williamson
gibt in der „Electr. World‘ (Bd. 74, 1919,
S. 456) eine kurze Beschreibung des von Allis-
Chalmers ausgeführten stehenden Maschinen-
satzes. Generator und Turbinengehäuse sind
in einem kräftigen Stahlgußgehäuse vereinigt.
Rotor und Schaufelrad sind ohne Zwischen-
lager direkt zusammengeflanscht; das für einen
. Druck von 210 t vorgesehene Traglager ist
oberhalb des Generators, die beiden Führungs-
lager unmittelbar unter dem Traglager bzw.
unterhalb der Turbine angeordnet. Um das
Traglager im Notfalle entlasten zu können, ist
zwischen Rotor und Turbinenrad im Gehäuse
eine Zwischenwand eingezogen; hierin einge-
lassene Preßluftzylinder können den Rotor an-
heben. Der Generator selbst zeigt, da er bei
25 Per und 20 Polen nur für 150 Umdr/min be-
stimmt ist, nichts Außergewöhnliches. Das zur
guten Wärmeabfuhr stark unterteilte Stator-
blechpaket (Paketstärke 4 bis 5 cm) mußte
wegen der Transportverhältnisse im Krafthaus
selbst eingeschichtet werden. Die, wie in
Amerika üblich, als 2-Lagenwieklung ausge-
führte dreiphasige Statorwicklung ist in 300
Nuten untergebracht und für 12 kV bestimmt;
auch sie mußte natürlich an Ort und Stelle ein-
gelegt werden. Obwohl Stab- und Nutisolation
aus Mikanit besteht, sind bemerkenswerter-
weise die Temperaturgarantien wie für Isola-
tionsklasse_A (getränkte Baumwolle) abgege-
ben. Die Statorwickelköpfe dind durch kräf-
tige Stützen und Bandagierungen gehalten
(Abb. 1); außerdem sind am Spulenaustritt
zz
ZZEL
\I
SZ
S
RAR
URAN
\
Aby.l. Abstützung der Stator-Wickelköpfe.
aus dem Kern kammartige Zwischenstücke
angebracht, um ein Abknicken der Stäbe an
dieser Stelle zu verhindern. Die Reaktanz des
Generators ist zu 20% angegeben. Interessant
ist die Rotorkonstruktion. Auf die beiden
übereinanderliegenden Armkreuze ist als Läufer-
körper je ein geschmiedeter Ring aufgezogen,
- in den die Schwalbenschwänze zur Aufnahme
der Pole eingefräst sind. Jeder Pol besteht aus
2 nebeneinanderliegenden Teilen, jeder Teil ist
mit Schwalbenschwanz in dem Ringkörper be-
festigt. Die Kühlluftzufuhr erfolgt frei aus
dem Raume, die Abluft (rd 2240 m3/min) soll in
einem um das stark durchbrochene Statorge-
häuse gebauten Blechmantel aufgefangen und
ins Freie geleitet werden,
Zur Ergänzung mögen noch einige Zahlen-
angaben dienen:
«
Statorjochdurchmesser außen . . 6,4 m
BEABOTDOREHNE. 0. 1 2 Nm
Rotorgewicht mit Welle . 120%
Gewicht eines Poles 3.6
Gesamtgewicht etwa 300 t
RN BR Hr.
Leitungsbau.
Hilfswerte zur Berechnung der Freilei-
tungen !). — Die Normen zur Berechnung des
Elektrotechnische Zeitschrift.
|
Durchhanges von Freileitungen weichen in den
verschiedenen Ländern hinsichtlich der zuge-
lassenen Belastung der einzelnen Leitungsma-.
terialien und der zu berücksiehtigenden Grenz-
1) Blektrotechn. u. Maschinenb. Bd 37, 1919, 'S. 533
u. 546.
1920.
RUNDSCHAU.
temperaturen, namentlich aber in bezug auf
die in die Rechnungen eingehenden Werte der
Zusatzlast voneinander ab. Letztere sind über-
dies in den einzelnen Länderr auf Grund der
gesammelten Erfahrungen mehrfach
ändert und dadurch die nach den älteren Vor-
schriften berechneten Durehhangs- und Spann-
tabellen unbrauchbar geworden. Dr. Edler gibt
in Form von Zahlentafeln die Werte der in die
Durchhangsreehnungen einzusetzenden Kon-
stanten einmal für die älteren und einmal für
die neuesten deutschen, österreichischen und
schweizerischen Vorschriften, u. zw. für Kupfer,
Aluminium und Eisen und für alle Leitungs-
querschnitte von 6 bis 310 mm?. Die schwei-
zerischen Vorschriften (Bulletin des Schweiz.
E. T.V., 1916 und 1919) weichen von den
deutschen und österreichischen wesentlich ab.
Man erkennt aus diesen Zahlentafeln deutlich
den Einfluß der verschiedenen Festsetzungen
über die Größe der Zusatzlast auf das Verhältnis
des Gewichts der belasteten zu dem der unbe-
lasteten Leitung bei den verschiedenen Lei-
tungsmaterialien und -querschnitten. Noch
deutlicher werden die verschiedenen in Betracht
gezogenen Vorschriften durch bildliche Dar-
stellungen veranschaulicht. Die gegebenen
Zahlentafeln erleichtern die Berechnung der
mechanischen Eigenschaften der Freileitungen ;
ihre praktische Verwertung für diesen Zweck
soll in einem zweiten Aufsatz gezeigt werden.
Obwohl die in Deutschland vom 1. I. 1919 ab
neu eingeführte Zusatzlastformel in der Form
von der älteren wesentlich abweicht, geben beide
für mittlere Leitungsquerschnitte nicht sehr
verschiedene Werte. Edler schlägt daher eine
einfachere Formel vor, die für diese mittleren
Querschnitte nahezu gleiche Werte gibt, wie
die Formel des „V.D.E.“. Die bis Ende 1918
geltende Zusatzformel läßt sich in der Form
schreiben: ygy=b-+eyg, wo gq der Lei-
tungsquerschnitt, y das spezifische Gewicht
und y+1= @ das Gewicht der Leitung mit
Zusatzlast dividiert durch ihr
Eigengewicht ist. Entspre-
chend lautet die ab 1919 ein-
MER
geführte Formel yqy=aYg,
wo..4 = 6,0463 . 10-3. Für
mittlere Querschnitte kann
Au
aY q konstant = 5.10-3 an-
genommen, also yqy=5.10-3
gesetzt werden. Die hieraus
1
berechneten Werte von 2
INN.
SZZZA
weichen von denen nach den
jetzigen Normalien für Quer-
schnitte von 25 bis 70 mm?
um nicht mehr als 7 bis 8%,
ab. Im Anschluß an diesen
Aufsatz sei auf Jaegers
Hilfstabellen für den Frei-
leitungsbau !) hingewiesen,
welche direkt für Kupfer,
Aluminium und Eisen und für alle Nor.
malquerschnitte die Durchhänge. bei ver-
schiedenen Temperaturen und Spannweiten
nach den neuen Normalien berechnet ent-
halten. pe.
Auswechselung von Isolatoren an unter
Spannung stehenden Hochspannungsleitungen.
— Eine mit 22 kV arbeitende, 40 km lange
Hochspannungsleitung in Pennsylvanien, die
durch ein sehr zur Gewitterbildung neigendes
Gebiet führt, zeigte Störungen, welche man
auf fehlerhafte Isolatoren zurückführte. Um
Betriebsunterbrechungen zu vermeiden, wurde
eine Gruppe von 3 zuverlässigen Leuten darin
unterwiesen, mit Hilfe geeigneter Spezialwerk-
zeuge die Auswechslung der schadhaften Iso-
latoren unter Spannung vorzunehmen. Es
wurde an einem Ende der Leitung angefangen
und Mast für Mast untersucht. Zeigte ein sum-
mendes Geräusch an, daß ein Isolator schad-
haft war, so wurde vor dem Besteigen des
Mastes durch Abhören mittels Telephons und
Messung des Spannungsabfalls festgestellt, ob
nicht Strom in für die Mannschaften gefähr-
licher Stärke zur Erde abfloß. War dies
nicht der Fall, so erstiegen 2 Mann den Mast,
während der Dritte zum Zureichen der neuen
Isolatoren usw. unten blieb. Die Leitung
wurde dann von einem der auf dem Mast
befindlichen mit Hilfe des Werkzeugs B
(Abb. 2) losgebunden, worauf der andere den
Leitungsdraht mittels eines der Werkzeuge C
oder D seitlich oder möglichst weit aus seiner
Lage entfernte, damit der Isolator ausgewech-
selt werden konnte. Ist gerade kein neuer Iso-
!) Verlag M. Jaeger, Berlin N 31, Bernauer Str, 96.
Heit 18.
abge-
mm in mn mm
BER f\
lator zur Hand, so kann das Werkzeug D mit
dem Leitungsdraht vorläufig an dem Querarm
testgebunden werden. Die neuen Isolatoren
sind schon für die Auswechselung vorbereitet
Zsolier-
Paleria.
h) N Am) Am
RS
I?
Abb. 2. Hilfswerkzeuge zur Isolatorenauswechselung.
(Abb. 3), so daß, nach Entfernung des alten,
der neue Isolator lediglich auf die Stütze auf-
gedreht, der Leitungsdraht angelegt und der
Bindedraht mit Hilfe des Werkzeugs A be-
——
—
I——G
Abb. 3. Für die Auswechselung vorbereitete Isolatoren.
festigt zu werden braucht. Für solche Fälle.
in denen alle drei Isolatoren ausgewechselt
werden müssen, ist zur Erleichterung und Be-
schleunigung der Arbeit noch ein Hilfswerkzeug
vorgesehen, das Abb. 4 während der Benutzung
Abb. 4.
Holzgestell für die Isolatorenauswechselung
358
darstellt. Es besteht aus einem T-förmigen
Holzgestell, dessen horizontaler Teil drei Iso-
latoren besonderer Form trägt. Der vertikale
Teil des T-Stücks kann mittels eines Flaschen-
zuges, mit zwei Rollensätzen, einem am unteren
Ende des 'T-Stücks und einem anderen am
oberen Ende eines parallel‘ geriehteten, am
Mastzugegegen vertikale Verschiebung gesicher-
ten Hilfsbalkens, nach oben bewegt werden. Dies
geschieht immer, nachdem die Leitungsdrähte
losgebunden und in die am Querstück ange-
brachten Isolatoren eingelegt sind, u. zw. so-
weit, daß die Auswechselungsarbeiten bequem
vorgenommen werden können. Der Vollstän-
digkeit halber sei erwähnt, daß die. Leute einen
Wagen mit Pferd, sowie ein Schlafzelt zur Ver-
fügung hatten, so daß sie,'wo sie gerade waren,
die Nacht zubrachten und so keine Zeit durch
die Wege zu und von der Arbeitsstelle verloren,
(‚,Bleetrical World”, .Bd. 14,.1919,.8.:993). ‚ah.
Meßgeräte u. Meßverfahren.
Temperaturmessung durch Schmelzperlen.
— Um den mannigfachen Schwierigkeiten, auf
welche die Temperaturmessung bei elektrischen
und anderen Maschinen, namentlich während
der, Bewegung, stößt, zu entgehen, schlägt W.
Vogel vor, Schmelzperlen -zu‘, verwenden.
Diesen sollen aus Legierungen mit bekann-
ten Schmelzpunkten bestehen, und jede soll
zum Schutz in ein Glas- oder Quarzkügelchen
eingeschmolzen werden. Da man Legierungen
herstellen kann, die schon bei etwa 60° C ab-
schmelzen,‘ so ließe sich, analog. den Seeger-
kegeln .für hohe Temperaturen, eine Stufen-
folge von Schmelz-, oder. wie Vogel sie nennt,
„Meßperlen‘, entwickeln, die dann zur‘ Vor-
nahme der Temperaturbestimmung an den kri-
tischen :Stellen der Masehinen oder dgl. anzu-
bringen wären. Dabei ist es leicht aus der Form-
änderung des Schmelzeinsatzes festzustellen,
welehe Perlen abgeschmolzen, d.h. welche
Temperaturen überschritten worden sind. ‚Da
sich die oben erwähnten Schmelzkegel, soweit
keine besseren Methoden zur Verfügung stan-
den,. gut bewährt haben, so ist anzunehmen,
daß der Vogelsche Vorschlag die Temperatur-
bestimmung von unzugänglichen oder bewek-
ten Teilen erleichtern kann, namentlich wenn,
wie Vogel anrät, schon bei Herstellung der
Werkstücke. Platz für "das: Emlegen der
Schmelzperlen vorgesehen wird. (,„El. Kraft-
betr. u. Bahnen ‘‘, Bd. 18,.1920, S. 46.) ah.
Beleuchtung und Heizung.
Erfahrungen mit elektrisch - .beheizten
Trockenöfen für Lackwaren. — Es’ wird über
die äußerst günstigen Erfahrungen .der' Royal
Typewriter Co. mit einem elektrisch beheiz-
ten Trockenofen für die lackierten Teile. von
Schreibmaschinen berichtet, ‘der nieht nur ge-
ringere Betriebskosten und bessere Ausnutzung
des verfügbaren Ranmes, sondern auch Er-
zeugnisse höherer Güte ergab, als mit Gas be-
heizte Öfen. Die höhere Qualität der Fabrikate
ist darauf zurückzuführen, daß örtliche UÜber-
hitzungen, wie sie bei Gasheizung vorkommen,
hier ausgeschlossen sind; ebenso fallen Rußbil-
dungen und Verbrennungsgäse, welche
Glanz des Lackes leicht beeinträchtigen, fort.
Aueh die größere Feuersicherheit hat erhebliche -
Vorteile. ‘Die höheren Kosten der elektrischen
Heizung spielen im Hinblick auf die sonstigen
Ersparnisse bei elektrischer Heizung keine
volle. 5
Der von der Oven Equipment & Mfg. Co.
erbaute und mit Heizelementen, Motorantrieb
und selbsttätiger Temperatnrregelung der
Westinghouse Co. ausgerüstete Trockenofen ge-
stattet, gleichzeitig 950 kg lackierter Teile in
der Stunde zu behandeln. Der Ofen hat drei
Abteilungen, _ durch. welche die Gegenstände
der Reihe nach in’einer gewissen, vorgeschrie-
benen Zeit wandern. Die Transporteinriehtung
besteht aus zwei endlosen Ketten mit Sl Quer-
stäben, an denen die Gegenstände aufgehängt
werden. Dieser Förderer läuft in Wellenlinien
durch die drei Abteilungen des Ofens. Zunächst
werden die Teile'in einem Behälter mit Lack
von 24° C 2 min lang getaucht, dann kommen
siein die Tropfkammer, wo sie bei Zimmertem-
peratur. 12 min verweilen, um erst dann in den
eigentlichen Trockenofen einzutreten, der 10,7m
lang, 16,8 m breit und 3,2 m hoch ist. Sie wer-
den in Wellenlinien nach dem einen’Ende hin
und dann direkt über den Heizelementen am
Boden entlang wieder zu dem Eintrittsende ge-
‘führt und dort abgenommen. Der ganze Durch-
gang vollzieht sich netwa 2h. Die Öfentempera-
tur, deren Höhe sich nach der Laekart zurichten
hat, wird durch einen Thermostaten,” der zwei
Gruppen'von Heizelementen ein- oder ausschal-
tet, konstant gehalten Im Ganzen sind 52 Heiz-
Elektrotechnische Zeitschrift.
den
‚1920. Heft
elemente in 4 Gruppen vorhanden, von denen
zwei dauernd ‚unter Strom stehen, wenn der
Ofen im Betrieb ist; jede Gruppe verbraucht
28 kW. Sie sind über den Boden der Trocken-
kammer verteilt und mit dünnem Eisenblech
bedeckt um die Überhitzung von Teilen, die
nahe an ihnen vyorübergeführt werden, zu ver-
hindern. Dach und Seitenwände sind mit einer
7,6 em starken Wärmeisolationsschicht be-
deckt, am Boden und an den Stirnseiten ist diese -
Bekleidung 5 cm stark. Vor dem Tauchen wird
der Ofen auf 150° C angeheizt, die Trocken-
temperatur soll 205° C nieht überschreiten und
richtet sich nach der Lackart. Der letzte Lack-
überzug: wird bei der oben genannten Firma
Auıch Spritzverfahren aufgebracht und in fünf,
gleichfalls elektrisch beheizten Öfen getrocknet,
die indessen keine selbsttätig wirkende Be-
schiekungsvorrichtung besitzen. Signallam-
pen zeigen an, welche Heizkörpergruppen.einge-
schaltet sind. ee
Im dem vorliegenden Aufsatz werden noch
bemerkenswerte Einzelheiten über den Betrieb
dieses Ofens und seine rationellste Gestaltung
mitgeteilt, auf die wir hier nicht näher eingehen
können; nur einige‘ Zahlen seien mitgeteilt.
Bei einem Betrieb an 5 Tagen von
wurden in dem oben beschrie-
benen Ofen '16 884 Teile von
15,1t Gewicht lackiert und ge-
trocknet; dies erforderte 3036
kWh, im Mittel 0,192 kWh für
jedes Stück oder 0,2 kWh/keg.
Da hierbei durchschnittlich 7,61
Lack pro Tag gebraucht wur-
den, so ergeben sich etwa
80 kWh für 11 Lack. Diese
Zahl ist interessant, wenn auch
natürlich der Stromverbrauch
nieht von der Lackmenge, son-
dern.von dem Gewicht der Teile
abhängt.
Das Anheizen des kalten
Ofens erforderte während der.
ersten 10 min 130 kW, für wei- -
tere 10 min '112 kW und. im
Dauerbetrieb herab bis zu 56
kW. Im-ganzen dauert das An-
heizen auf die Trockentempe-
ratur etwa 1. h und erfordert
etwa 100 kWh. Im normalen
Betrieb verbraucht der Ofen je
nach Schaltung der Heizele-
mente 112, 80, 56 oder 24 kW.
Ein Betrieb von 10h und 10 min
bei 3840. kg lackierter Teile
ergab einen mittleren: Ver-
brauch von 75 kW und einen
Gesamtverbrauch von 749 kWn.
Am rationellsten würde sich
wegen Fortfalls der Anheizver-
luste ein ununterbrochener, 24-
stündiger Betrieb stellen,der eine
je 10 h,
PER RTBCEBLEN
6, Mai 1920.
vorrichtung nicht stark genug schaukeln, um
die beiden Kontakte zum Ansprechen zu brin-
‘gen. Nur durch die regelmäßig gegebenen An-
triebe, welche im rechten Augenblick eintreffen,
wird die Schaltung von Null auf voll ausge-
führt und der Kontakt geschlossen. Der An-
rufapparat, ein selbsttätiger Sender, besteht
in der Hauptsache aus einem Elektromagneten,
zwischen dessen Polen schwerer messingner
Ring mit einer diametrischen Stange schwingt.
An der den Ring tragenden Welle ist eine stäh-
lerne Spiralfeder und ein biegsamer platinierter
Stahlarm befestigt, der mit einem Platinkon-
takt Verbindung machen kann. Sobald der
Sender in Tätigkeit tritt, wird auch der Elek-
tromagnet des Anrufapparates angeregt, eine
. Fallklappe heruntergezogen und die Kontakte
der schweren Taste’ geschlossen, wodurch eine
Ortsbatterie die Alarmglocke .in Tätigkeit
setzt. („Wireless World“, März 1920.)
er | BE "EI. Yh na
Werkstatt und Baustoffe.
Selbsttätige _ Schweißmaschine zum Ver-
stärken von Wellen. — Die amerikanische Ge-
SÜ
"Abb. 5. Selbattätige_Schweißmaschine zum Verstärken von Wellen.
Dauerbelastung von.65 kW und 10 kW inter- | neral Electric Co. benutzt zur Verstärkung von.
mittierende Belastung erfordert. („Electrical
World‘, Bd. 74,1919,.8. 876.) „Piz
D
Fernmeldetechnik.
Drahtlose Notsignalvorrichtung von Mar-
coni. Der mechanische Notanruf hat den
Zweck, mit Hilfe besonderer drahtloser Signale
eine gewöhnliche Glocke zum Anschlag zu
bringen und hierdurch den Bordtelegraphisten
zu alarmieren, so daß ein ÜUberhören des Not-
anruls ausgeschlossen ist.
kommende Zeichen besteht aus einer Reihe
von Punkten, die in regelmäßiger Schnelligkeit-[ 8.
von 180 Impulsen/min gegeben werden, also
so langsam sind, daß die gewöhnliche Tele-
sraphiertätigkeit sie nicht stört. Das einem
Nadelgalvanometer ähnelnde Relais wird durch
einen Strom in Tätigkeit gesetzt, der beim Ein-
treffen eines solchen Signals. erzeugt wird. Es
besteht in der Hauptsache aus zwei rechtwink-
lisen Spulen, zwischen denen ein kleiner Ring-
Wellen um geringe Beträge von etwa 0,6 bis
‘6,5.mm eine selbsttätige Vorrichtung, welche
einen Stahldraht von entsprechender Stärke
in engen Windungen auf die Welle aufwickelt
undihn gleichzeitigdurchLichtbogenschweißung
mit derWelle vereinigt. DieÄnordnung, welche
inAbb.5dargestelltist, wird durch einen Gleich-
strom-Nebenschlußmotor angetrieben, wobei
die Lichtbogenspannung den Feld- und-den.
Ankerstrom des Motors so beeinflußt, daß dureh
entsprechend veränderte Vorschubsgesehwin-
digkeit des Elektrodendrahtes die Lichtbogen-
Das in Betracht | länge in den eingestellten Grenzen bleibt. K
(„General Electrie Review‘, Bd. 23, -1920.
37.) ah. End we ESS a
"Allgemeiner Maschinenbau.
. Ein neues Kuppelungsgetriebe. — Abb. 6
zeigt den Durchschnitt durch ein neues, be-
sonders für Dampfturbinen gedachtes Getriebe,
welches eine amerikanische Firma auf den
magnet mit einem Drehkern in der Mitte in | Markt bringt. Das Getriebe, welches mit einem
Edelsteinlagern schwingt; der Drehzapfen trägt
rvoch eine kleine Feder aus Phosphorbronze, von
der ein Ende am Drehzapfen befestigt ist, wäh-
rend das andere Ende an eine mit Zunge ver-
sehene messingne Unterlegscheibe angelötet
ist, die demselben Zweck dient, wie die Null-
UÜbersetzungsverhältnis bis zu 19 : 1 ausgeführt
werden kann, hat nach Angabe der Fabrikanten
einen Wirkungsgrad von 0,98 bis 0,99 und istin.
ein vollkommen geschlossenes, staub- und
wasserdichtes Gehäuse eingebaut, aus welchem
nur die: beiden Wellenstümpfe hervorragen.
einstellung einer Zeigervorrichtung. Außerdem | Die schnellaufende Welle A besteht aus
ist am Drehzapfen ein Platinstahlarm befestigt,
der den einen Pol bildet, während ein Kohlen- | an einem Ende einen Trieb mit Pfeilverzahnung Ei
stück, das an einem biegsamen Kupferstreifen
befestigt ist, den anderen Pol bildet.‘
Ganze ist in einem staubfreien, trockenen Ge-
häuse untergebracht und an Bügeln aufge-
hängt. Die Phosphorbronzefeder wird so ein-
gestellt, daß der -Drahtmagnet, der Drehkern
und der Arm mit 180 Per/min schwingt. Der
geschmiedetem, legierten Stahl und besitzt
B, der in 3 Planetenräder mit Pfeilverzahnung
Das |-C eingreift. Letztere sind mit Bronzebüchsen r
versehen und drehen sich auf den Stiften D,
welche, fest mit dem zweiteiligen Stahlhohl-
körper E verbunden sind. Auf drei Vorsprün-
gen dieses Stahlhohlkörpers ist mittels der
Bolzen F ein Endschild @ aufgeschraubt,
Widerstand der Spulen und die Stromstärke | dessen mittlerer, zylindrischer Ansatz in einem
sind so bemessen, daß ein einfacher Strich, oder
eine Reihe von Punkten und Strichen, wie sie in
der Morseschrift vorkommen, die Bewegungs- | drischen
Kugellager gelagert ist. Die andere Seite des
Stahlhohlkörpers trägt ebenfalls einen zylin-
Ansatz, der die langsamlaufende
u
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*
6. Mai 1920.
|
Welle H bildet und auch in einem Kugellager
läuft. Das im Gehäuse gelegene Ende der
- sehnellaufenden Welle A ist in dem nur gering
- beanspruchten Lager I gelagert. Schließlich
- steht der mit Innenverzahnung versehene, mit
& dem Gehäuse fest verbundene Ring J mit den
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—y GGHNDREDEEEEA
Pe 3 Sf, = 2 > Ana
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 18,
1, Alle hiesigen medizinischen Vereine tre-
ten der Berliner medizinischen Gesellschaft in
Gestalt von Abteilungen, ‚Sektionen‘ bei.
2. Ihr Vermögen, ihre Bücher und ihre
sonstige Habe geht in das Eigentum der Ber-
liner medizinischen Gesellschaft über. Die
Kosten aller Verhandlungen
trägt die Berliner medizinische
Gesellschaft.
3. .Die Mitglieder sind: a) or-
dentliche oder b) außerordent-
liche. Nur die ordentlichen sind
berechtigt, die Vollversammlun-
"gen undalleAbteilungsversamn-
lungen zu besuchen und haben
in der Generalversammlung Sitz
und Stimme. Die außerordent-
lichen haben das -Reelt, die
Vollversammlung und die Ab-
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Planetenrädern C in Eingriff. Die Ölpumpe X
befördert Öl aus dem, im unteren "Teile des
Gehäuses befindlichen Behälter in alle Teile
des Getriebes. (‚Electrical Review‘, London,
Bd. 86, 1920, S.266, nach American Maschinist.)
ah.
Elektrischer Vorwärmer für Explosions-
motoren. — Die englische General Electrie Co.
bringt einen ungefähr 80 g schweren, mit As-
- best umkleideten Heizkörper auf den Markt,
welcher in das Zuführungsrohr des ‚Motors,
hinter dem Vergaser, eingebaut wird, 30 W
verbraucht und nach 90 s den durch -den Ver-
gaser vernebelten Brennstoff in heißes Gas ver-
wandelt, so daß der Motor beim Anlassen
dann sofort anuspringt. Der erforderliche Strom
| wird entweder durch besondere Akkumulatoren
| oder durch die elektrische Anlaß- oder Beleuch-
| tungsanlage geliefert. (,‚Times‘‘, 29. I. 1920.)
w.
Jahresversammlungen, Kongresse,
' Ausstellungen. ’
Technische Messe Leipzig. — In unserem
Messebericht auf S.273 der .ETZ* 1920 ist leider
ein Irrtum unterlaufen, indem unter den Aus-
stellungsgegenständen der Siemens-Schuckert-
werke in Spalte 2, Abs. 4, eine Masttranstor-
matorstation für 15000 V erwähnt wurde,
Diese Maststation war indessen ein Ausstellungs-
gegenstand der Sachsenwerk, Licht- und
Kraft-A.G., Niedersedlitz (Sachsen), was hiermit
festgestellt sei. Die Neuausführungen, welche
- die Sachsenwerke ausgestellt hatten, umfaßten
' u.a. emen Landwirtschaftsmotor auf Trage in
3 vollständig gekapselter Ausführung mit ange-
bautem Schalter und Sicherungen. Ferner einen
Webstuhlmotor auf einer/neuartigen Wippe, die
infolge ihrer Durchbildung die Einstellung der
Federspannung, genau entsprechend der Rich-
tung des Riemenzuges, von senkrecht bis wage-
recht gestattet. Endlich war ein neuer Webstubl-
bock mit besonderer Einstellung für die Zahn-
radgetriebe zu sehen.
. Verschiedenes.
v Zusammensehluß im Vereinsleben. — Die
' wirtschaftlichen Schwierigkeiten, unter denen
gegenwärtig alle wissenschaftlichen und tech-
nischen ripeDgen und Verbände, im be-
sonderen ihre Zeitschriften, Büchereien und
Auskunfteien zu leiden haben, werden immer
unerträglicher, und die Notwendigkeit, durch
Zusammenschluß und: Vereinfachung der Ver-
waltung Ersparnisse zu erzielen, tritt immer
unabweisbarer zutage. Die Vorschläge, welche
Herr Prof. Hans Kohn für die Vereinigung der
Berliner medizinischen Gesellschaften gemacht
‘ hat (Sonderabdruck aus der ‚Berliner Klin.
Wochenschrift‘ 1920, Nr. 10, $S. 242) und seine
Erläuterungen dazu verdienen daher auch
in anderen wissenschaftlichen und technischen
Kreisen Beachtung. Er unterscheidet zwischen
'tandesvereinen, die über die Formen der
erufstätigkeit verhandeln, und den wissen-
Be flichen Vereinen, die sich mit ihrem
Inhalt befassen, und behandelt nur die letzt-
genannte Gruppe. Sein Plan ist kurz zusam-
mengefaßt folgender:
in ZZ.
Per — '
N
BR
UL
N
N
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S
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Aub.o. Auppelangsgetrieve für Dampfturbinen.
. Gesamtvorstand angemeldet werden.
teilung Zu besuchen, in die sie
aufgenommen sind. Stimmrecht
haben sie nur in ihrer Abtei-
lung, nicht in der großen Ge-
neralversammlunge. Die Biblio-
thek steht beiden Arten von
Mitgliedern vollkommen gleich
zur Verfügung, was heute. be-
kanntlich nieht gauz so ist, denn
nur die Mitglieder der Berli-
ner medizinischen Gesellschaft
können alle Bücher. mit nach
Hause nehmen. Nur die ordent-
lichen Mitglieder sind Miteigen-
ß tümer des: Gesamtvermörvens,
des Hauses, der Bücher usw. Die ordentlichen
Mitglieder zahlen einen Jahresbeitrag von
etwa 100 Mark; die außerordentlichen von
etwa 20 Mark. Diese finanziellen Einzelheiten
müssen späterer Beratung vorbehalten bleiben.
4. An der Spitze der Gesellschaft stelıt der
Gesamtvorstand. Jede Abteilung hat ihren
besonderen Vorstand. Der Gesamtvorstand
setzt sich zusammen:
a) aus dem Vorsitzenden;
b) so viel Stellvertretern, als Abteilungen vor-
handen sind, indem der. erste. Vorsitzende
einer Abteilung immer zugleich stellver-
tretender Vorsitzender im Gesamtvorstand
ist;
ec) einem geschäftsführenden Schriftführer und
einem Stellvertreter aus der Zahl der or-
dentlichen Mitglieder. Neben dem ge-
schäftsführenden Schriftführer ist in jeder
Vollversammlung: immer der Schriftführer
derjenigen Abteilung anwesend und tätig,
aus deren Gebiet ein Vortrag gehalten wird.
Dies ist heutzutage, wo wir keine Steno-
graphen mehr haben, besonders erwünscht.
.. Diese stellvertretenden Schriftführer
aus den Sektionen zu Mitgliedern des Vor-
standes zu machen, wäre nicht praktisch,
da er dann allzu schwerfällig werden würde.
d), Einem Bibliothekar, dem eine aus je einem
Vertreter aller Abteilungen bestehende
Kommission zur Seite steht;
e) einem Schatzmeister, dem eine dreiglied-
rige Kommission zur Seite steht.
Alle angemeldeten Vorträge müssen beim
Dieser
entscheidet, ob ein Vortrag in der Vollver-
sammlung oder in einer Abteilung verhandelt
werden soll. Die Demonstrationen vor der Ta-
gesordnung. unterliegen nicht dieser Bestim-
' mung.
Ob die große Gesellschaft später einmal
über die Grenzen Groß-Berlins hinausgreifen
-und eine allgemeine deutsche werden könnte ?
wage es nur anzudeuten, aber nicht,
Th.
— ich
schon heute weiter davon zn sprechen.
Industrie und Handel.
Die Entwicklung der Elektroindustrie in
den V. St. Amerika. — Die uns sehr verspätet
zugesandte „Electrical World‘, Bd. 71, 1918,
8.28, bringt eine graphische Darstellung der
Entwickluig der einzelnen Zweige der Elektro-
industrie in den Vereinigten Staaten für die
Jahre 1902 bis 1917 in Abständen von je fünf
Jahren, die wir in Abb. 7 wiedergeben. Die
Zahlen für 1917 sind geschätzt, die übrigen den
Census-Berichten entnommen. Neben den Ein-
nahmen der elektrischen Bahnen, der Elektri-
titätswerke, der Telegraphen- und Fernsprech-
anlagen sowie der elektrotechnischen Fabri-
ken!) ist die Summe aller dieser Einnahmen an-
gegeben. Letztere ist von 0,55 Milliarden $
1. Jahre 1902 nahezu stetig steigend auf 1,48 im
Jahre 1912 und dann weiter auf 2,55 Milliarden $
im Jahre 1917 angewachsen. Die Zahlen für die
folgenden Jahre fehlen uns leider noch. Die
Stromlieferung der Elektrizitätswerke stieg von
2,2 Milliarden kWh im Jahre 1902 auf 10 Milliar-
den im Jahre 1912 und dann weiter atf 27 Mil-
liarden kWh im Jahre 19172), Pte.
ı) Vgl. auch „ET7Z* 1920. 8. 104.
2) Vgl.auch „ETZ“ 1919,.8. 366.
7
' empfindliche Verluste
| bildung. di
ı Preisbewegung für die notwendigen Rohstoife
359
Milliarden Dollar
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1902 71907 1972 1917
Abb. 7. Einnalinen der El :ktroiadnstria und Siron-
abgabe der Rlektrizitätswerke in den V. St. Amerika.
Preisbildung, Kaufkraft und Export, —
Die sehr unvermittelte, recht mäßige und aueh
nicht anhaltende Erhölung der deutschen Va-
luta, der Rückgang des in Deutschland notier-
ten Kurses der. Auslanddevisen (schweizer
Frank von 19 auf 9, französischer von 7 auf 3,
Dollar von 102 auf 49 M) und die diesen vor
kurzem beobachteten Erscheinungen folgende
Geschäftsstille haben die „Frnkf. Zte.!) zu
folgenden interessanten, an die ‚Furcht vor
der Valutabesserung‘ anknüpfenden - Aus-
führungen über die realen Faktoren der
Markt- und Preisbildung, die Bedro-
hung der. inländischen Kaufkraft und
die wachsende Notwendigkeit der Aus-
fuhr veranlaßt. In normalen Zeiten pendelt
der Preis um die Selbstkosten ; Gleichgewichts-
störungen zwischen Angebot und Nach-
frageılassen das Pendel ausschlagen.. Hat die
Erzeugung mit dem Bedarf nicht gleichen
Schritt gehalten, so ergibt sich eine ‚ansehn-
liche Gewinnquote, die dann so lange den An-
reiz für eine Steigerung der Produktion. bietet,
bis mehr Ware verfügbar ist, als der Markt
aufnehmen kann. Die Preise nähern sich den
‚Selbstkosten, wenn sie nieht gar darunter
siiken.. Krieg und Revolution haben das Pen-
del am Zurücksehwingen verhindert. Die Er-
zeugung ließ sich nicht erhöhen, vielmehr
wurde durch Inflation eine gewaltige künst-
liehe Kaufkraft geschaffen, und wenn nun aus
irgendwelchen Gründen das Pendel Bewegungs-
freiheit erhält, so kann es mit umso größerer
Energie nach der anderen Seite hin ausschlagen;;
damit würden an die Stelle üppiger Gewinne
treten. Das ist ‘der
variabelste, willkürlichste Faktor der Preis-
Was die anderen betrifft, so ist die
in letzter Zeit durchaus uneinheitlich und zeigt
ı einstweilen kaum eine Verbilligung der wenigen
| im Inland gewonnenen und vom Weltmarkt-
preis noch unabhängigen. Vor allem steigt dank
der erhöhten Löhne der Kohlenpreis vorläufig
| noch, während bei anderen, dem Weltmarkt-
preis schon etwas angepaßten Rohstoffen je
nach dem: Grade dieser Annäherung eın mehr
oder weniger starker Rückschlag eingetreten
ist, als die Valuta sich hob. Der Preis jedes
Einfuhrartikels müßte an sich freilich auto-
matisch mit einer Erholung der Mark anziehen,
eine Wechselwirkung, die die Bewegung der
Weltmarktpreise indessen erheblich beeinflußt,
und derzeit weisen die meisten Warengruppen
auch.im Ausland eine die bezügliche Entwick-
lung in Deutschland verschärfende rückläufige
Preisbewegung auf, z. B. viele Metalle. Die Zu-
rückhaltung der bisher so borglustigen Gläu-
‚biger und Rohstoffstaaten und die unheimliche
Verteuerung durch das Valutaelend haben die
sorglose Kaufgier Europas korrigiert, was bei-
1) .24. IV. 1920 (Abend).
360
EEE
4
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. £ ‚Heft 18.
6. Mai 19820.
derseits des Ozeans schon vor Monaten auf
manchen Gebieten eine Stauung von Vorräten
zur Folge hatte.
Von einem Abbau der Löhne ist einst-
weilen noch keine Rede, vielmehr hört man
immer wieder: von ganz außerordentlichen
Mehrforderungen mit teilweise rückwirkender
Kraft, von sogenannten einmaligen Abfindun-
gen usw. Die Metallarbeiter haben kürzlich einen
Schiedsspruch abgelehnt, der ihnen 4,50 M
zubilligte. Auch die übrigen Unkosten lassen
vorläufig wenig Neigung, sich zu senken, er-
kennen. Die ungenügende Brennstoffversor-
gung führt zu Betriebseinschränkungen, die
wiederum ‘die Fabrikate ungemein verteuern,
insofern ja die Generalunkosten annähernd
unverändert bleiben. Hiernach kommt es bei
der Preisbildung darauf an, ob die im Rück-
gang begriffenen oder die aufwärts klimmenden
Faktoren im konkreten Fall schwerer wiegen,
und wenn es für dieses Problem auch keinen
allgemein gültigen Schlüssel gibt, so läßt sich
doch sagen, daß die Einwirkung der Valuta-
besserung umso geringer ist, je weniger Roh-
stoff eine Ware enthält... Selbstverständlich
können in der Praxis Fertigfabrikate, wenig-
stens vorübergehend, aus den verschiedensten
Gründen scharf im Preise fallen, etwa infolge
von Angstverkäufen oder niedrigen Ange-
boten des Auslandes. Auch mag manchmal die
Summe der Zwischengewinne bei den heutigen
Gewohnheiten so groß sein, daß ein plötzliches
Aufhören der Nachfrage selbst bei der oder jener
Fertigware Lohnzuschläge aufwiegt.
Auf die Frage eingehend, ob die gegen-
wärtige, einstweilen doch wohl meist den Groß-
händler bedrängende Geschäftsstoekung sich
auf die Industrien ausdehnen werde, weist die
„Frnkf. Ztg.‘ darauf hin, daß der teils ins In-
land, teils ins Ausland gehende Absatz unseres
Gewerbefleißes mit und ohne Valutabesserung
fraglos schon heute auf dem heimischen Markt
ernstlich gefährdet sei. Bei zweifellos vorhande-
nem Bedarf läßt die Kaufkraft allgemein ent-
schieden nach. Für Privatunternehmungen, die
ja nicht wie Aktiengesellschaften beliebig ihr
Kapital zu erweitern vermögen, um die mit-
unter auf das 40- bis 100-fache verteuerten Be-
triebsmittel bestreiten zu können, hatmaneinen
Weg äus den Schwierigkeiten mehrfach in
ganzer oder teilweiser Stillegung der Fabrika-
tion gesucht, eine volkswirtschaftlich sehr be-
denkliche Maßnahme, von der unsere Quelle
hofft, daß sie mit Hilfe der zahlreichen aus-
ländischen Vorschußinstitute gemildert oder
beseitigt werde. Nachgerade kritisch gestalten
sich die Verhältnisse im Handel, besonders im
Kleinhandel, von dem die Bezahlung jeder
Faktura ein kleines Vermögen fordert. Ziel
von wenigen Wochen wird heute selbst von
Großhändlern nicht gern, vom Fabrikanten
überhaupt nicht gewährt, der sogar noch Vor-
ausbezahlung verlangt, und die ‚modernen‘
Zahlungsbedingungen vernichten vollends des
Kleinhändlers Kaufkraft. Einen Nachweis, daß
letztere beim Konsumenten im Versiegen ist,
glaubt die „Frnkf. Ztg.‘‘ nicht erst erbringen
zu müssen.
Angesichts dieser Armut im Innern sind
wir, wie sie weiter sagt, mehr als früher auf den
Weltmarkt angewiesen. Die Gefahr, daß die
schlechte Valuta sehr schnell zu einer außer-
ordentlichen Verteuerung der Lebenshaltung
und damit zu einer Anpassung der Löhne an
den Weltmarkt führen werde, war für das
nicht nur unter großer Entwertung seines Gel-
des im Ausland, sondern auch unter enormer
Inflation leidende Deutschland doppelt groß.
Mit jedem Monat mußte die Ausfuhrprämie
auch bei gleichbleibenden Wechselkursen zu-
sammenschrumpfen, bei scharf steigender Va-
luta aber auf Nullsinken. Für den, der letzteres
wünschte, und es waren wohl die meisten, gab
es als Rettungsmittel nur künstliche Nieder-
haltung der Preise und damit der Löhne für die
Zeit des Valutatiefstandes; das aber war nach
Ansicht der „Frnkf. Ztg.“ nur mit Hilfe einer
gebundenen Wirtschaft zu erreichen. Es fragt
sich, wie weit und wie schnell die erhoffteValuta-
besserung gehen darf, um bei Versagen des In-
landes den Weltmarkt als Ventil für unsere
Fabrikation offen zu halten, und ob hier eine
bewußte Valutapolitik regulierend wirken kann.
Die Antwort gibt ein zweiter, teilweise weniger
objektiv gehaltener Aufsatz; auch das Wesent-
lichste daraus soll.mitgeteilt werden. Er gipfelt
inVorschlägen für einen stufenweisen Aufbau der
Valuta mit Hilfe des Auslandes.
Die Antwort der Eleetrie Lamp Manufac-
turers’ Association of Great Britain. — Auf den
in der „ETZ‘ 1920, 8. 300, auszugsweise wie-
dergegebenen Bericht des Standing Committee
on Trusts ist die Electrie Lamp Manufacturers’
Association, wie zu erwarten war, die Antwort
nicht schuldig geblieben !. Ihr Direktor J.
E. Edgecombe konstatiert zunächst unter
') Vgl. „The Electrical Review“ Bd. 86, 1920, S. 487.
. Hände des Publikums gelangt sein, 97 oder 98%
Bezugnahme auf die auch in unserer Mitteilung
enthaltenen Übersicht über die Unkosten und
den von den Erzeugern der Standard Vacuum -
Drahtlampen erzielten Preis, daß die Preise.
der Association trotz der erheblichen Steige-
rung der Produktionskosten im Vergleich zur
allgemeinen Erhöhung der Kleinverkaufspreise
nur ungefähr um !/, gewachsen sind, wäh-
rend der Gewinn sich um mehr als 50% ver-
ringert hat. Seit man mit der Herstellung von
Metallfadenlampen . begann (1907), wurde, je
nachdem Verbesserungen oder ein neues Ver-
fahren die Produktion verbilligten, der Klein-
verkaufspreis allmählich für Hochvoltlampen
von 6s auf 3s 6 d und für Niedervoltlampen
von 4 s auf 3 s herabgesetzt. Der durchschnitt-
liche Rabatt des Handels ist für Glühlampen
z. Zt. nicht höher als für andere elektrische
Verbrauchsgegenstände. Das im Bericht des
Komitees erwähnte factors’ agreement wird
nicht von den Händlern, sondern lediglich von
Agenten unterschrieben, und diese vertreiben
tatsächlich nur Fabrikate der Association.
Diese ist der Ansicht, daß es weder ungebräuch-
lich noch schädlich sei, in Vereinbarungen mit
einem Großhändler zu bestimmen, daß er keine
Waren anderer Erzeugung verkaufen solle.
Überdies haben nur 54 Agenten das agreement
anerkannt. =
Edgecombe nimmt dann weiter zu dem
Vorwurf des Komitees Stellung, die Asso-
ciation sei vornehmlich im Interesse dreier
Großfirmen gegründet worden, die die Produk-
tion anderer schwer belastet hätten durch Be-
schränkungen hinsichtlich der auf Grund ihrer
Patentrechte gewährten Lizenzen und durch
Bestimmungen, nach denen die Rechtsgültig-
keit ihrer Patente nicht angefochten werden
dürfe. . Er bemerkt, daß das Geschäft der
Association hauptsächlich auf Patentrechten
basiere und es nicht ungerechtfertig erscheine,
wenn ein Patentinhaber demjenigen, dem er
Lizenzen gewähre, die jedermann einzuräumen
er keineswegs verpflichtet sei, soweit Bedin-
gungen auferlege, als dieser im Wettbewerb
mit ihm selbst zu produzieren wünsche und
die Rechtsgültigkeit seiner Patente anerkenne.
Sodann habe das Komitee nicht berücksichtigt,
daß bei Gründung der Association die drei Fir-
men, die die Schutzrechte besaßen, hinreichend
Mittel gehabt hätten, um große, dem Bedarf
des ganzen Landes genügende Fabriken zu
schaffen, und sehr wohl in der Lage gewesen
wären, schließlich alle bestehenden Lampen-
werke zum Stillstand zu bringen. Statt dessen
sind von ihnen allen Erzeugern Lizenzen ge-
währt worden, ein Beweis, daß die Gründer der
Association nicht die Absicht hatten, andere Fir-
menlahm zulegen, sondern vielmehr den Wunsch,
die Lampenindustrie Englands zu stärken.
Was den Übergewinn der Importeure und
Verteiler von etwa 280000 £ betrifft, so wird
auseinandergesetzt, daß die Lampen, die das
Komitee dabei im Auge hatte, nicht an das
Publikum, sondern an Staatsdepartements,
kontrollierte Fabriken, Werften, Bahnen und
ähnliche Abnehmer verkauft worden seien,
bei denen die Bogenlampen infolge Verteuerung
der Kohlen und der Arbeit ersetzt werden
mußten. Gelegentlich mögen ! oder 2% in die
erhielten die Großabnehmer, u. zw. nicht zum
Preise von 12s 6.d, sondern zu ungefähr 8s3d,
was annähernd dem vom Komitee empfohlenen
Betrage entspricht. ° Die 280 000 £ bezeichnet
Edgecombe als der Einbildung eines Kalkula-
tors entstammend, der von dem tatsächlich dem
Konsumenten in Rechnung gestellten Preis
offenbar keine rechte Vorstellung hatte. Die
Einfuhr holländischer Lampen lag-gar nieht im
Interesse der englischen Produzenten, sie
mußte aber als ein Teil der Entschädigung für
die Mitwirkung einer holländischen Firma bei
Anlage eines Argonwerkes in England während
des Krieges hingenommen werden, dessen Be-
deutung, wenn auch jetzt nicht von dem
Komitee, so doch s. Zt. vom Handelsamt, der
Admiralität, dem Munitionsministerium usw.
anerkannt worden ist. Weil eine solche Anlage
fehlte und infolge. Mangels an Stahl, Bau-
material usw., waren die englischen Produzen-
ten während des Krieges trotz des großen
Bedarfs nicht im Stande, die Halbwattlampe
zu entwickeln. Die holländische Firma hat
damals ihre Beihilfe davon abhängig gemacht,
daß das unterhandelnde englische Haus hol.
ländische argongefüllte Lampen ankaufe.“
‚ „Hieran anknüpfend, erinnert die Asso-
ciation daran, daß in der Glühlampenindustrie
eine neue Entdeckung meist eine vollständige
Reorganisation des Betriebes und sehr erheb-
liche finanzielle Aufwendungen verlangt. Da-
für ist ae zu treffen, und deshalb muß
sich Art und Weise des Handels von der einer
Industrie unterscheiden, die auf festeren tech-
nischen Grundlagen beruht. Wer nicht das mit
der Entwicklung einer neuen, auf Patenten ba-
sierenden Produktion ‚verbundene Risiko aus
eigener Erfahrung kennt, kann nicht ermessen,
welche Kosten den als Pioniere wirkenden drei
Firmen aus Versuchen, dem Ankauf von Pa-
tenten, durch Bau und Einrichtung von Fa-
briken, Experimente mit Maschinen, die in
6 Jahren dreimal ersetzt werden mußten, durch
das Anlernen der Arbeiter, aus anfangs infolge
nee Erfahrung und Praxis fehler-
haft hergestellter und daher unverkäuflieher
Ware, durch Sachverständige und Patent-
Prozesse erwachsen sind. Der Gesamtumsatz
an Lampen der assoziierten Firmen beträgt
in England z. Z. jah nich 3 Mill. £ oder nach
Abzug der Vertei ungsunkosten durchsehnitt-
‚lieh 18 9 d je Kopf der Bevölkerung. ' Die allein
für Versuche in den letzten 11 Jahren aufge-
wendete Summe erreicht ungefähr 364 000 £
bei Ausgaben von jetzt jährlich etwa 50 000 £.
' Am Schluß seiner Ausführungen versagt sich
Edgecombe nicht den Hinweis, daß es nicht
Wunder nehmen könne, wenn das Komitee
„which seems to have been deliberately chosen
for its lack of knowledge of the electrical in-
‚dustry (presumably in order to secure impartial
Judgment)‘“ bei der überstürzten Art seiner
Untersuchung die wirtschaftliche Bedeutung
der Industrie für das nationale Leben und die.
Notwendigkeit, eine wichtige Schlüsselindustrie
zu schützen, übersehen habe. Darauf aber, so
bemerkt er wohl nicht ganz mit Unrecht,
solle wenigstens bei Abfassung eines Berichtes
Rücksicht genommen werden, der von allen
Konkurrenten im Ausland sicher ebenso be-
achtet werden würde wie von dem heimischen
Verbraucher. Nicht wohl erwogene Gutachten
dieser Art, wenn sie unter Verantwortung und
Leitung eines Staatsamtes erscheinen, müßten
notwendigerweise die nachteiligsten Folgen _
haben. .
i Die Preisbewegung an der Londoner Metall-
börse im 1. Quartal 1920. — Wie Abb. 8 zeigt,
Februar März
Vomuar
Joruar Februar Merz
Abb. 8. Preisbewegung an der Londoner Metallbörse
N } im 1. Quartal 1920.
hat sich der Preis der von ihr berücksich-
tigten Metalle im Jahre 1920 zunächst im
Sinne der 1919 begonnenen Bewe ung !) weiter
entwickelt, um dann, mit Ausnahme von Alu-
minium und Antimon, gegen Ende Februar
bzw. Anfang März mehr oder weniger stark zu
') Vgl. „ETZ“ 1920, 8.108.
6. Mai 1980.
Elektrotechnische
Zeitschrilt. 19206. Aelft
18, 36l
fallen. Die Angaben für Zinn und Kupfer sind
wiederum die offiziellen Kasse - Notierungen
von „fine foreign‘ und „standard“, während
unter Blei englisches, unter Zink amerikani-
sches Metall zu verstehen ist.
Die Methoden der Anpassung der Lohn-
höhe an die Preisbewegung. — Für die Bear-
beitung dieses Themas in einem Aufsatz von
etwa 400 Druckzeilen des ‚„Wirtschaftsdienst‘‘
erläßt die rechts- und staatswissenschaftliche
Fakultät der Hamburgischen Universität ein
Preisausschreiben. Die aus Mitteln einer
vom „Wirtschaftsdienst“ (herausgegeben vom
„Hamburgischen Welt-Wirtschafts- Archiv‘‘)
für diesen Zweck gewidmeten Stiftung zu zah-
lenden 3 Preise betragen bzw. 1500, 1000 und
500 M. Die Arbeiten sind unter Kennwort nebst
einem verschlossenen Umschlag, der dieses,
Namen und Wohnung des Verfassers enthält,
der Fakultät bis zum 15. X. 1920 einzureichen.
Gesetzgebung und Verwaltung. — Der
Reichsarbeitsminister hat unter dem 21. IV.
1920 im „Reichsanzeiger‘‘ 1920, Nr. 88, eine
Verordnung zur Ausführung der $$ 5 und
— ———— —
10 des Gesetzes über die Beschäftigung
Schwerbesehädigter vom 6. IV. 1920 ) er-
lassen, derzufolge jeder private Arbeitgeber
verpflichtet ist, auf 25 bis einschl. 50 insgesamt
vorhandene Arbeitnehmer ohne Unterschied
des Geschlechts mindestens einen Schwerbe-
schädigten und auf je 50 weitere Arbeitnehmer
mindestens einen weiteren Schwerbeschädigten
zu beschäftigen (R.G.Bl. 1920, $. 591)
') Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 389. R. G. Bl. 1920 8. 458.
3 GE REREEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEE
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68.
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306.
Betrifft: Kommission für Errichtungs- und Be-
triebsvorsehriiten.
Laut Veröffentlichung in der „ETZ“ 1917,
Heft 17, S. 238, hatte die Kommission im Hin-
blick auf den damals bestehenden Mangel an
gewalztem Eisen beschlossen, bis auf Widerruf
‚von dem nach $ 26 der Errichtunsgvorschriften
geforderten Metallüberzug der Isolier-
rohre und Zubehörteile in bestimmten
Fällen abzusehen. Bei der anläßlich der Be-
endigung des Krieges erfolgten Durchsicht der
„Ausnahmebestimmungen während des Krie-
ges‘ wurde die genannte Ausnahmebestimmung
wieder aufgehoben. Da aber z. Zt. wieder ein
außerordentlicher Mangel an dem benötigten
Eisen und Blei besteht und voraussichtlich
längere Zeit dauern wird, hat die Kommission
beschlossen, nachstehende neue Ausnahme-
bestimmung aufzustellen:
„Bis auf weiteres kann von dem nach
$ 26 der Errichtungsvorschriften vorgeschrie-
benen Metallüberzug der Isolierrohre und Zu-
behörteile in solchen Fällen abgesehen wer-
den, wo es sich ausschließlich um eine Ver-
legung über oder unter Putz in trockenen
Räumen fertiger Gebäude handelt. Bei Neu-
bauten bleibt dagegen die Verwendung unge-
sehützter Papierrohre verboten. Bei Ver-
wendung eisengeschützter Isolierrohre kann
statt einer Verbleiung des Fisenmantels bis
auf weiteres ein Anstrich mit gut haftender
Ölfarbe in Anwendung kommen.“
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
Dr.-Sug. G. Dettmar.
Betrifft: Kommission für Erriehtungs- und Be-
triebsvorschriften.
Wir veröffentlichen nachstehend einen
Bericht der Kommission für Errichtungs- und
Betriebsvorschriften über den in ihrer letzten
Sitzung eingenommenen Standpunkt und über
ihr Arbeitsprogramm. Berichte der übrigen
Kommissionen werden folgen.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär.
Dr.-Sng. G. Dettmar.
Die beim V. D. E. nunmehr seit 25 Jahren
bestehende Kommission für Errichtungs- und
Betriebsvorschriften hat im Februar in Eise-
nach zum ersten Male seit dem Kriege eine
Vollsitzung abgehalten, die von 27 Teilnehmern
besucht war.
Eine allgemeine Aussprache über die Wir-
kungen des Krieges auf den Zustand der elek-
trischen Anlagen führte zu folgenden Be-
schlüssen.
„A 1. Die genaue Durchführung der
z. Zt. geltenden Vorschriften ist gerade
jetzt als besonders De, zu erachten, weil
durch den Krieg und seine Folgen vielfach eine
ewisse Verwahrlosung eingetreten ist, die
räftig bekämpft werden muß.
> 2. Es ist aber nicht angezeigt, zu diesem
Zweck die Behörden in höherem Maße als
bisher in Anspruch zu nehmen und etwa eine
allgemeine zwangsweise Überwachung der An-
lagen durch Behörden zu verlangen.
3. Vielmehr sind die Elektrizitäts-
werke, Installateure, Berufsgenossen-
schaften und Feuerversicherungsge-
sellschaften dringend aufzufordern, darauf
hinzuwirken, daß die in ihre Wirkungskreise fal-
lenden Anlagen den vom Verbande Deutscher
Elektrotechniker aufgestellten Vorschriften
entsprechen.
4. Eine Herabsetzung der Anforde-
rungen, die an die Güte der Anlagen und der
benutzten Installationsmaterialien estellt
werden, ist im Gegensatz zu vereinzelt hervor-
VEREINSNACHRICHTEN.
getretenen Äußerungen oder Wünschen nicht
am Platze. Im Gegenteil ist fortgesetzt auf
Verbesserung der für das Inland und für den
Export bestimmten Fabrikate hinzuwirken.
Die Kommission erwartet, daß sie in diesem
Bestreben auch von den beteiligten Kreisen
des Handels in dem Sinne unterstützt wird,
daß auch für den Export tunlichst nur ver-
bandsmäßiges Material bereit gestellt wird.
5. Es besteht der Wunsch, daß die
neugeschaffene Prüfstelle für elektrische
Installationsmaterialien und Gebrauchsge-
räte bald ihre Tätigkeit aufnimmt, von der eine
erhebliche Wirkung auf die Verdrängung min-
ORT aNIEer Fabrikate vom Markte erhofft
wird.
6. Die fortgesetzte Verbesserung der
Materialien in Verbindung mit tunlichster Ver-
einfachung der Installationsmittel und Instal-
lationsmethoden dürfte auch den besten Aus-
gleich bieten gegenüber den gesteigerten
Montagekosten, weil sie die kostspieligen
Reparaturen vermindern.
Es wurde ferner erwähnt, daß seit dem
Kriege und seit Einführung der verkürzten Ar-
beitszeit der Fabriken vielfach ungenügend
oder nur einseitig ausgebildete Arbeiter
als Installateure auftreten, deren Tätigkeit
die Sicherheit der Anlagen gefährdet. Diesem
Zustande soll von den Elektrizitätswerken, In-
stallationsfirmen und sonstigen beteiligten
Stellen entgegengewirkt werden.
Der Arbeitsausschuß der Vorschriftenkom-.
mission wurde beauftragt, den Abbau der
Ausnahmebestimmungen, die der Krieg
nötig gemacht hat, in dem Schrittmaße in die
Wege zu leiten, wie es die Umstände möglich
und notwendig erscheinen lassen. Wenn nötig,
sind bereits aufgehobene Bestimmungen dieser
Art auf Grund schriftlicher Beschlußfassung
der Gesamtkommission wieder in Geltung zu
setzen.
Den besonderen Bedürfnissen landwirt-
schaftlicher Betriebe soll im ‘Verein mit
den Elektrizitätswerken und den maßgeblichen
landwirtschaftlichen Körperschaften durch
Aufstellung von Merkblättern und durch be-
sondere Unterweisung der Installateure in
Fortbildungskursen Rechnung getragen werden,
Gegen das Flicken von verbrauchten
Schmelzstöpseln durch Monteure und un-
berufene Firmen ist nach wie vor anzukämpfen,
dem fühlbaren Mangel an Schmelzsicherungen
ist am besten dadurch zu begegnen, daß die
verbrauchten Einsätze gesammelt und den
Herstellungsfabriken zugeführt werden, . die
sie bei der ordnungsmäßigen Fabrikation neuer
Einsätze verwerten!).
Die vom V. D. E. aufgestellten Leitsätze
für den Anschluß von Schwachstroman-
lagen an Niederspannungs-Starkstrom-
netze durch Transformatoren oder Konden-
satoren sollen in Vorschriften umgewandelt
und diese auch auf andere Vorriehtungen aus-
gedehnt werden, die für denselben Zweck
neuerdings auf dem Markte erscheinen. Die
Beglaubigung solcher Apparate durch die neu
gegründete Prüfstelle ist in Aussicht genommen.
Vor der Verwendung elektrischer Gas-
anzünder, die vielfach en werden,
aber den bestehenden Vorschriften nicht ent-
sprechen, ist zu warnen.
Bei der Neubearbeitung über Errich-
tungsvorschriften wird eine schärfere Ab-
grenzung zwischen Handlampen und Werk-
stattlampen und tunlichste Verbesserung der
letzteren in Aussicht genommen.
Isoliertüllen aus imprä
lackiertem Hartholz werden als
zellantüllen für zulässig erklärt.
Die im Jahre 1914 aufgestellte Fassung
der Errichtungs- und Betriebsvorschriften hat
sich im allgemeinen bewährt, so daß Abände-
iertem und
rsatz für Por-
rungen nur bei einer beschränkten Zahl von,
einzelnen Bestimmungen und ferner in soweit
nötig erscheinen, als sie durch die im Gang be-
findlichen Normungen bedingt sind. Mit
den Vorbereitungen dazu sind mehrere Sonder-
1!) Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 298.
ausschüsse sowie der Arbeitsausschuß beauf-
tragt.
* Diese Vorarbeiten betreffen insbesondere:
1. Neufassung der Vorschriften für Stra-
ßenbahnen un straßenbahnähnliche
Kleinbahnen. Sie sind den inzwischen ge-
änderten, allgemeinen Vorschriften für Stark-
stromanlagen anzupassen und auf die in Zu-
kunft häufiger zu erwartende Gebrauchsspan-
nung von 1100 V zu erstrecken.
Umarbeitung, der Bestimmungen für
aussetzende Betriebe mit Rücksicht auf
die Bedürfnisse und Erfahrungen der Praxis.
5 Neuordnung der ormen für
gummiisolierte Leitungen, für die eine
wesentliche Verbesserung gegenüber der jetzt
zugelassenen Beschaffenheit durch Einführung
eines erhöhten Gummigehaltes in Aussicht
steht.
4. Anpassung der Vorschriften an die
Normung der Spannungsstufen und an
die Normung der Drähte nach Durch-
messern anstatt nach Querschnitten.
5. Festlegung bestimmter Abstufungen
für die verschiedenen Grade und Arten der
Schutzes elektrischer Gegenstände ge-
gen Berührung.
Die Kommission wird durch Zuwahl von
weiteren Vertretern des Installationswesens,
der Landwirtschaft und des Berg- und Hütten.
wesens verstärkt. Weber.
%
Betrifft: Neue Zusammensetzung unserer Kom-
missionen und deren Arbeitsprogramme.
Unsere letzte Jahresversammlung in Stutt-
gart hat beschlossen, alle Kommissionen mit
Ausnahme der Kommission für Errichtungs-
und Betriebsvorschriften aufzulösen und neu
zu bilden. Der ‚Technische Hauptauschuß‘“
war mit der Durchführung des Beschlusses be-
auftragt. Nachdem diese Arbeit erledigt ist !),
haben die Kommissionen Arbeitsprogramme
aufgestellt, die nachstehend veröffentlicht
werden.
Vorschläge unserer Mitglieder für Ände-
rungen, Ergänzungen oder Erweiterungen
bitten wir unserer Geschäftsstelle mitzuteilen.
Ein Verzeichnis der Mitglieder der Kom-
missionen-wird den Verbandsmitgliedern gegen
Erstattung der Selbstkosten in Höhe von
M 2,40 zur Verfügung gestellt. Bestellungen sind
an die Geschäftsstelle Berlin W. 57, Potsdamer
Straße 68, zu richten.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär.
Dr.-Ing. G. Dettmar.
Verzeichnisder Kommissionsarbeiten für191 9/20.
1. Kommission für Erriehtungs- und
Betriebsvorschriften:
a) Durchsicht der Vorschriften für den An-
schluß von Schwachstromanlagen an Nie-
derspannungs-Starkstromnetze.
.b) Merkblatt für landwirtschaftliche Anlagen.
e) Vorschriften für aussetzende Betriebe.
d) Durchsicht der Errichtungs- und Betriebs-
vorschriften.
e) Durchsicht der Bahnvorschriften.
2. Kommission für Freileitungen:
) Durchsicht der Normen für Freileitungen.
b) Durchsicht der Kreuzungsvorschriften.
3. Kommission für Fahrleitungen:
a) Schleifleitungen und Stromabnehmer für
Straßen und Kleinbahnen.
b) Schleifleitungen und Stromabnehmer für
Grubenbahnen.
c) Schleifleitungen und Stromabnehmer für
Industriebahnen und Bagger.
d) Schleifleitungen und Stromabnehmer für
Transport- und Hebezeuge.
4. Kommission für Erdung:
a) Durchsicht der Leitsätze für Schutzerdun-
—_—
en,
b) Voitaätze für Erdung bei Niederspannungs-
anlagen.
1) Vgl. hierüber auch „ETZ“ 1920, 8. 185.
362
5. Kommission für Überspannungs-
schutz:
a) Richtlinien für Überspannungs-Schutzappa-
rate, ‚
b) Anleitung für den Bau überspannungs-
sicherer Anlagen. I
Richtlinien für den 'Überstromschutz, von
Maschinen und Apparaten.
Richtlinien für den UÜberstromschutz von
Leitungen und Leitungsnetzen.
6. Kommission für Porzellan-
isolatoren:
Normen für Freileitungsisolatoren,
„ Niederspannungsisolatoren
Innenräumen.
) Normen für Stützer und Durchführungen.
) a „ $Stützer für Meßwandler.
5, „ Stützer für 60000 u. 100000 V.
Prülvorschriften für sämtliche Isolatoren-
arten. R
in
7. Kommission für Drähte und
Kabel:
Durehsieht der- ‚Normen für isolierte Lei-
tungen“.
Notmung von Kabelgarnituren.
Normung von. Leitungen zum Anschluß
von ‚Heizapparaten.
Festlegung von Anforderungen an Kabel-
ausgußmasse.
) Erweiterung . der Belastungstabellen für
Bleikabel bis 30 000. V.
Normenblätter über Belastungstabellen.
8. Kommission für: Maschinen und
Translormatoren:
Durehsicht der Maselimennormen.
Durehsicht der Anschlußbedingungen.
Einheitstransformatoren.
Normen "über Maschinenleistungen, Dreh-
zahlen usw.
Normale Drähte und Isolationsstärken.
9. Kommission für - Installations-
material:
Durchsicht der Vorschriften für *Installa-
tionsmaäterial.
b) Normung der Installationssysteme.,
e) Normfing des Verbindungs- und Verlegungs-
materials.
d) Normung von. Verteilungstafeln.
e) Normung von Beleuchtungskörpern.
f) Richtlinien für Preislisten von Installa-
tionsmaterial.
g) Aufstellung von Prüfformularen.
10. Kommission für Schaltapparate:
Durehsicht der. Vorschriften für Schalt-
apparate.
a)
WEN
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft
b) Erweiterung der Vorschriften auf Luft-
Selbstsehalter (Automaten) schwere Stecker,
Akkumulatorenapparate und Schaltkästen.
ce) Aufstellung von Normen für Streifensiche-
rungen einschl. der Kontaktblöcke.
1l. Kommission für Anlaß- und
Steuergeräte:
a) Vorschriften für Bewertung und Prüfung
von Anlaß- und Steuergeräten.
b) Normung von Läuferspannungen.
12. Kommission für Hochspannungs-
apparate;
Durchsicht der Richtlinien für Hochspan-
nungsapparaäte.
13.-Kommission für Zähler.
a) Normen für Zähler.
b) Erläuterungen zu Leitsätzen für die Be-
‘ dingungen, denen Elektrizitätszähler ‚und
Meßwandler bei der Beglaubigung genügen
müssen. \
e) Bestimmungen über Sonderzähler. (Höchst-
verbrauchsmesser, Uberyerbrauchszähler,
Blindverbrauchszähler und Ähnliches.)
d) Regeln für Bewertung und Prüfung von
Zählern.
14. Kommission für Koch- und Heiz-
geräte:
a) Schaffung eines Einheitssteckers.
b) Durchsicht der bestehenden Normen und
Umwandlung in Vorschriften.
e) Normung und Typung von Koch- und
Heizgeräten.
15. Kommission für Meßinstrumente:
a) Vorschriften für Schalttafel-Meßinstrumente.
b) Vorsehriften für Meßwandler.
ec) Normen für Meßinstrumente.
d) Normen für Meßwandler.
16. Kommission für Lichttechnik:
a) Normung der Abmessungen von’ Glüh-
lampen.
b) Bezeichnung und Beschriftung von Glüh-
lampen. j E
e) Bewertung elektrischer Lichtquellen.
d) Normung von Zubehör zu Glüh- und Bogen-
lampen (Armaturen).
e) Durchsicht der Prüfvorschriften.
f) Aufstellung eines Merkblattes für Beleuch-
tung. :
17. Kommission für Isolierstoffe:
Klassifizierung von Isolierstoffen.
18. Kammission für Erdstrom:
a) Prüfung der Frage, ob eine Durchsicht der
Erdstromvorscehriiten nötig ist.
18
6. Mai 1920.
b) Studium der Korrosionen
‚ Behutzerdungen. MR,
19. Kommission für Fernmelde-
‚ anlagen. a:
elektrischer Fernmeldeanlagen. IR
Durchsicht der Normen für isolierte Lei-
tungen in Fernmeldeanlagen. NDR,
Vorschriften und, Normen für galvanischs
Elemente.,
Normen für Bestandteile der Schwachstrom
en (Rundklemmen, Stecker, Stöpsel
usw.). _ | j
Festlegung von schematischen Darstellun-
gen. Yu
f) Benennungen in der Fernmeldetechnik.
20. Kommission. für Beeinflussung
‚von Schwachstromleitungen:
Leitsätze zur Verhinderung von Störungen
in Fernsprechleitungen.
21. Kommission für Benennungen:
a) Aufstellung einheitlicher Benennungen.
b) Systematik der Elektrotechnik.
c) Warenverzeichnis der Elektrotechnik. -
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein.)
Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die
Geschäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68,
Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten. 3
Einladung zur Fachsitzung
am Mittwoch, dem 12. Mai, abends 714 Uhr,
pünktlich, im Hörsaal des Telegraphen-
Versuchsamts, Berlin, Königgrätzer Straße 20
(beim Potsdamer Platz).
sTagesordnung,
I. Vortrag des Herrn Postrat Arendt über:
- „Abhören und Erdtelegraphie im
Kriege‘“,
Inhaltsbericht.
Abhören von Fernsprechleitungen.
Schutz gegen Abhören. i
Abhören von Telegraphenleitungen.
Erdtelegraphie. e
.. Lauschmikrophone. :
Technische Mitteilung des Herrn Ober-
ingenieursFalkenthal über: „Messun-
gen an Erdantennen‘“.
‘ Zu den Fachsitzungen sind alle Mitglieder
des Elektrotechnischen Vereins eingeladen.
Gäste sind willkonnen. E
Der Fachausschuß !
für elektrisches Nachrichtenwesen.
Wagner.
neun
14;
Er EEE SEEBEEESEIEBESEEECSEEEEIESRSEIESESEEEEESETEEEESEEEEEEEEEEESEREEENGEEEREEEEREEEEEEE NEE EEE
SITZUNGSKALENDER.
Elektroteehnischer Verein. Fachsitzung. 12.V.
1920, abends 7!/, Uhr, Hörsaal des Telegr. \er-
suchsamts,; Königgrätzerstr. 20:
1. Vortrag Postrat Arendt: „Abhören und Erd-
telegraphie im Kriege,* 2. Vortrag Obering. Falken-
thal: „Messungen an Erdantennen.*
Weiteres siehe ‚offizielle Ankündigung.
Verein deutscher Ingenieure. 1. (Ausseh. £.
techn. Mech.), 10. V. 1920, Techn. Hochsch. a) 5 Uhr:
Dipl.-$ng. Melchior „Über den Kreuzkopfdruck von
Lokomotiven®. bb) 6 Uhr: Diplefng. Melchior
„Eine logarithmische Integriervorrichtung“.
3. (Thür. Bez. V.), 11: V. 1920, 8 Uhr, Halle a. S.,
Hotel Stadt Hamburg: Dr. Giese „Psychotechnik
und Taylorsystem“.
3. (Mannh: ‚Bez. V.), 12. V.-1920, 6 Uhr, ‘Mann-
heim: .Obering. Schmidt „Stand des Normenwesens“,
4. 11. V. 1920, Beginn der Vorlesungen und
Übungen d. Techn. Vorlesungswesens Groß-Berlin.
Nähere Ausk. erteilt Abt. O.2d. Vereins deutsch. Ing.
Die S. 303 angekündigten Bautechn, ‘Vorträge
fallen aus, !
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
Elektrischer Betrieb der deutsch-österreichisehen
Staatsbahnen.
Herr Oberingenieur TRAUTVETTER ver-
kennt in seinem Aufsatze auf S. 51 der „ETZ“
1920, die wirtschaftliche Bedeutung der Wahl
des Drehstromes. für den Bahnbetrieb der
deutsch-österreichischen. Staatsbahnen. Für
ein so verarmtes Land wie Deutsch-Österreich
ist es von größter Bedeutung, vorhandene Dreh-
stromwerke benutzen zu können. Neue Kraft-
werke
Land. Mit dem billigen Nachtstrom kann es
Schnellzüge und Güterzüge befördern, die auf
den Hauptlinien Passau— Wien, Buchs— Inns-
sind unerschwinglich teuer für dieses
bruck— Wien, Brennerbahn, Wien -— Triest dem
durchgehenden Verkehr dienen und nachts
durchgeführt werden kann. Die in den Alpen
befindlichen Kraftwerke haben im Sommer
überschüssige Energie, die in den Voralpen:
und im Alpenvorland bestehenden Zentralen
im Winter überschüssige elektrische Kraft,
die dem Bahnbetrieb zum allerbillissten Tarif
dienstbar gemacht werden kann. |
Die Ausführungen des Herrn Oberinge-
nieurs TRAUTVETTER über die Notwendigkeit
selbständiger, ‘bahneigener Kraftwerke sind
nicht stichhaltig. Hängen ja doch an unseren
großen Kraftwerken die Industrien und Be-
leuchtungsanlagen großer Städte und Berg-
werke, deren Betrieb auch nieht zum Erliegen
kommen darf, -Durch Zusammenhängen aller
Drehstromzentralen ist die größte Betriebs-
sicherheit gewährleistet. Der elektrische Bahn-
betrieb ist überhaupt nur wirtschaftlich, wenn
man die billige Abfallkraft der vorhandenen
Drehstrom-Kraftwerke benutzt. Die Finanzen
Deutsch-Österreichs erlauben garnicht den Bau
eigener Bahnkraftwerke. Die doppelte Fahr-
leitung für Drehstrom ist kein Nachteil, sobald
keine umfangreichen Rangierbahnhöfe in Be-
tracht zuziehen sind. Oben aufgezählte Haupt-
bahnen sind tatsächlich ganz einfach in der
Gleisanlage ihrer Bahnhöfe. Wesentlich ist
noch, daß man bei Drehstrombetrieb beim
Bergabfahren 50% der Leistung in einfach-
ster Weise. wiedergewinnt, bei den langen
Bergstrecken der deutsch-österreichischen Bah-
nen ein erheblicher Gewinn. h
Baden (Schweiz), 4. II. 1920,
Tipf-Sng. G. Leidig.
Erwiderung. \
- Auf die Ausführungen von.Herrn Dip!,-
Sng. LEIDIG, Baden, (Schweiz) habe. ich
folgendes zu erwidern: Daß die Benutzung
vorhandener Drehstrom-Kraftwerke für den
elektrischen Bahnbetrieb wesentliche .Be-
deutung haben würde, verkenne ich durchaus
nieht. Bis jetzt sind jedoch die notwendigen
a a re a a ale be Hi ae 1r T pnhen nne E
Voraussetzungen hierfür nicht gegeben. Die
Belastungsschwankungen in Balinkraftwerken
sind so erheblich, daß für den Bahnbetrieb
besondere. :Stromkreise erforderlich werden.
Die ungünstigen Eigenschaften des Drehstroms
für den Bahnbetrieb: sind so bekannt, daß ich
darauf verziehte, sie. hier nochmals zu be-
handeln. Bis jetzt war m. E. der-einwellige
Wechselstrom mit niedriger Pulszahl die ge-
eignetste Stromart. Es konnten dabei auch
nur bahneigene Kraftwerke in Frage kommen.
Dies könnte allerdings anders werden, wenn
es gelänge, “einwelligen Wechselstrom von
50 sekundl. Doppelpulsen als Bahnstrom zu
verwenden und solcher aus bahnfremden
Drehstromwerken durch Scett-Schaltung be-
schafft werden könnte. Die Aussichten in
dieser Beziehung sind nach » den neuesten
Arbeiten des Preußischen Ministeriums der ,
öffentlichen Arbeiten unter Leitung des Wirkl.
Geh. Oberbaurats Dr-“%nı. Wittfeld ‚recht
sünstig. _In wenigen, Monaten wird sich ein
sicheres Urteil darüber abgeben lassen.
der Stromrückgewinnung auf Bergstrecken bei
Drehstrombetrieb, die übrigens auch bei
Wechselstrombetrieb, wenn auch in ‚weniger
einfacher Art durchführbar ist, mag in der
‚Schweiz ihren Nutzen haben. Es fragt sich *
jedoch, ob dieseer Nutzen nicht durch die
Schwierigkeiten, die mit solchem Rückge-
winnbetrieb verbunden sind, besonders in
Deutschland, reichlich aufgewogen werden
würde. Eine Verwirklichung der Wittek-
schen Pläne halte ich für möglich, nieht aber
auf dem von ihm oder LEIDIG vorgeschlagenen
Wege. KANN
Berlin; 11. III. 1920. Trautvetter.
Über den Schutz elektrischer Verteilungsanlagen
Su gegen Überstrom.
Von BIERMANNS ist in der „ETZ‘ 1920,
S. 593 if., eine größere Arbeit erschienen, die
die neben manchen Neuen und Richtigen
Die
von LEIDIG hervorgehobene Wirtschaftlichkeit
an Kabeln und |
Durchsicht der Leitsätze für die Erriehtung 3
6. Mai 1820.
meines Erachtens auch Irrtümer enthält, auf
die hinzuweisen, der Zweck dieser Zeilen sein
soll. Herr BIERMANNS fordert im Anfang seines
Aufsatzes zur Auseinandersetzung über den
Überstromschutz auf, und es wäre wünschens-
wert, wenn sich die Fachleute zur Sache
äußerten. Leider habe ich noch nicht bemerkt,
daß jemand das Wort ergriffen hätte. Im Ab-
schnitt 8 seiner Arbeit (S. 649) behauptet näm-
lich Herr BIERMANNS daß der Schutz in
Netzknotenpunkten mit Hilfe von Höchst-
stromrelais unter gleichzeitiger Verwendung
besonders geschalteter Wattrelais möglich sei.
Diese Annahme ist meines Erachtens irrig und
widerspricht schon seinen eigenen Ausführun-
en im Abschnitt 7 über die Wirkungsweise des
Be eküinrelsis bei Parallelleitungen. Bei
diesen freilich ist die Verwendung von Rück-
- watt-Höchststromrelais durchaus noch angän-
gig, worauf schon Petersen in seinem Lehrbuch
über die Hochspannungstechnik hinweist. Man
bedarf dabei keineswegs schon. des neuen Vor-
schlages von BIERMANNS, der keinen wesent-
lichen Vorteil, wohl aber verwickeltere Schal-
tungen bringt. Bei einem Netzknotenpunkt
ist aber die Verwendung von Höchststromrelais
ganz unmöglich, weil die Leistung betriebs-
mäßig in beiden Richtungen fließt und
daher eine Sperrung durch Weattmeterrelais
keinen Sinn hätte, solange man die Leistungen
nicht kennt, die betriebsmäßig über die Relais
fließen. Das ist aber bei ausgedehnten Freilei-
tungsnetzen, bei denen eine Störung auch eine
große Bedeutung hat, wohl nie. bekannt. Wo-
nach soll man also das Höchststromrelais ein-
stellen. Eine Schaltung von Wattrelais, wie
sie BIERMANNS empfiehlt, hat nur dann Sinn, -
wenn man den Belastungsstrom J aus der
Gleichung J + dJ = c eleminiert, nach der
alle Höchststromrelais arbeiten. Hierauf habe
ich meines Wissens zuerst aufmerksam ge-
macht, und #3 ist mir auch diese Schaltung in
Verbindung ınit meinen Patenten geschützt.
Es ist k&ineswegs eine so allgemeine Erkenntnis,
wie es Herr BIERMANNS hinstellt. Benutzt man
aber Relais, die nach der Gleichung dJ = ©
oder dJ :dt = CO arbeiten, so ist natürlich die
Belastungsstromstärke J ausgeschaltet und
die allgemeine Anwendbarkeit der Sperrung
der Relais in Netzknotenpunkten durch das
Wattmeterprinzip etwas Selbstverständliches.
In dieser Richtung liegen meine Erfindungen,
von denen ich noch immer glaube, daß sie als
Freileitungs-Ringschutz ganz besondere Be-
deutung haben. Während der Zeit der Versuche
mit ihnen bei der „A. E. G.‘ hafteten ihnen
noch eine Reihe von Mängeln an, die inzwischen
behoben sind. Was’ aber ihre Kompliziertheit
anbetrifft, so dürfte sie nicht größer sein als
die von BIERMANNS vorgeschlagenen Lösungen
für den Ringbetrieb, zumal ich die Wattmeter-
sperrung "in einfachster Weise mit den Zeit-.
relais verbinden kann. Einfach wird ein Schutz,
der eine verwickelte Aufgabe zu lösen hat, über-
haupt nicht sein können, weil zur Aufgaben-
lösung immer eine bestimmte Anzahl Elemente
erforderlich sind. 2
Hannover, den 25. II. 1920.
- Dipl.=Sng. Wilhelm Schrader.
Erwiderung.
Herr SCHRADER übersieht, daß zwischen
. der Verwendung eines Rückstromrelais für sich
„allein und der Verwendung als Steuerrelais in
Verbindung mit einem besonderen Höchst-
stromrelais ein tiefgehender Unterschied be-
steht. Im ersteren Falle kann beim Versagen
des Relais infolge zu niedriger Spannung der
. betr. Schalter überhaupt nicht auslösen, so daß
der Kurzschluß nicht abgeschaltet wird, wäh-
rend im letzteren Falle bei passender Schaltung
höchstens ein Schalter zu viel herausfallen
kann. Rückstromrelais für sich allein werden
infolgedessen nicht mehr zum Schutze von
parallelen Leitungen verwendet, so daß ein
roßes Bedürfnis nach einem selektiv wirken-
en UÜberstromschutz für parallele Leitungen
besteht. Herrn SCHRADERs Ausführungen über
die an Knotenpunkten herrschenden Verhält-
nisse sind mir nicht recht verständlich. Der
Name Höchststromrelais besagt doch, daß das
Relais nur bei Überstrom anspricht, und daran,
daß bei einem Kurzschluß der Strom nach der
Fehlerstelle hinfließt, ganz unabhängig von
der Stromriehtung vor Eintreten des Kurz-
schlusses, besteht wohl kein Zweifel. Es ist also
nicht einzusehen, worin die Sinnlosigkeit der
Verwendung von Wattrelais in Verbindung mit
UÜberstromrelais liegen soll. Die von Herrn
SCHRADRR vorgeschlagenen Schaltungen und
Relais unterscheiden sich von den bisher be-
kannten Anordnungen im wesentlichen da-
durch, daß die Relais nicht auf die Überschrei-
tung einer bestimmten Höchststromstärke, son-
dern auf die Stromänderung (5) ansprechen.
Dabei wird von dem Gedanken ausgegangen,
Elektrotechnische Zeitschrii.
mmMRÖRaRaRanRnmnanannmnmnmnmnmnmnmnmRBRmTmRaBRBmmRÖRBmm a — ‚ ‚ j‚ıı m
%
19206. Heit 18.
363
daß plötzliche Stromänderungen “etwas aus-
schließlich den Kurzschluß Charakterisierendes
wären, was indes in Wirklichkeit nicht zutrifft.
Denn einerseits brauchen plötzliche Strom-
änderungen nicht immer das Eintreten eines
Kurzschlusses zu bedeuten, man denke nur bei
parallel arbeitenden Zentralen an das plötzliche
Abschalten einer derselben, anderseits kann ich
mir Fälle denken, in welchen trotz Auftretens
eines Fehlers die Stromänderung so langsam
erfolgt, daß die SCHRADERschen Relais nicht an-
sprechen. . Ich erinnere nur an das Auftreten
von Kurzschlußwindungen in Transformatoren
oder Maschinen, die sich häufig nur ganz all-
mählich ausbilden; fallen die Drähte einer
Freileitung auf trockenen Erdboden, ohne sich
gegenseitig zu berühren, so kann ebenfalls die
Ausbildung eines Fehlerstromes längere Zeit
in Anspruch nehmen, Mit dieser Feststellung
fällt aber die Betriebssicherheit einer nach dem
Schraderschen Prinzip geschützten Anlage. Im
übrigen ist die Stromeinstellung der Überstrom-
relais einer Anlage nicht so schwierig, wie
Herr SCHRADER sich das vorstellt. Eine untere
Grenze bildet die Höhe der jeweiligen normalen
Belastung einer Leitung, eine obere Grenze die
Größe der von ihr übertragbaren Höchstlei-
stung. Eine dieser Angaben steht der Betriebs-
leitung stets zur Verfügung, wobei noch außer-
dem zu beachten ist, daß Relais einer Ring-
r
leitung auf gleichen, die eines offenen Stranges
auf gleichen oder, von der Zentrale aus be-
trachtet, fallenden Strom einzustellen sind.
Die selektive Wirkung eines Überstromschutzes
ist nieht durch die Strom-, sondern ausschließ-
lich durch die Zeiteinstellung zu erreichen. Zu
den erwähnten Gesichtspunkten kommt noch-
die weitere Forderung, daß bei der kleinstmög-
lichen, im Betrieb befindliehen Maschinen-
leistung (Sonntags oder nachts) bei einem
Kurzschluß an irgend einer Stelle der Fehler-
strom größer sein muß als die eingestellte Aus-
lösestromstärke der betr. Relais. Die Inbe-
triebhaltung einer derartigen Mindestmaschi-
nenleistung wird aber wohl in allen Anlagen
schon aus Gründen der Stabilität des Betriebes
erforderlich sein.
Berlin-Pankow, 13. IV. 1920.
. J. Biermanns.
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.)
Prof. Dr. August Raps Y.
In der Nacht vom 19. zum 20. April d. Js.
verschied nach langer, schwerer Krankheit
das langjährige Mitglied des Vorstandes der
Siemens & Halske A. G. und Direktor des
Wernerwerkes, Prof. Dr. August Raps. Die
Technik verliert in Raps einen aus- gezeich-
neten Vorkämpfer im besten Sinne. Raps
war Schüler von Helmholtz und Kundt; von
letzterem, bei dem er als Assistent tätig
war, konnte er die glänzenden Eigenschaften
des begnadeten Lehrers als Experimentator in
sich aufnehmen. Er war aus sich bereits der
geborene Praktiker; schon als Gymnasiast er-
wirkte er von seiner Mutter — den Vater, dem
er als Maler sein Kunstverständnis und einen
vornehmen Geschmack verdankte, hatte er
früh verloren — eine Drehbank, die ihm die
erste Anleitung für die spätere Beurteilung
praktischer Leistungen und die Erreichung
technischer Ziele gab; diese Drehbank blieb
ihm ein Heiligtum.
Am 1. Juli 1893 trat Raps als Beamter des
damaligen Berliner Werkes in das Haus Sie-
mens & Halske ein, dem er etwa 27 Jahre sein
reiches Wissen und Können zur Verfügung ge-
stellt hat. Nicht lange nach seinem Eintritt
übernahm er zunächst vertretungsweise für
den erkrankten Direktor des Werkes, Hermann
Siemens, und nach dessen Tode endgültig die
Leitung des späteren Wernerwerkes, das unter
ihm eine glänzende Entwicklung genommen
hat. Seit dem Jahre 1898 leitete er das Werner-
werk gemeinsam mit Herrn Dr. Franke. Die
ausgezeichneten Eigenschaften von Raps als
Praktiker und Organisator kamen bei seinem
unermüdlicehen Schaffensdrang der Sache zu-
statten. Von großer Bedeutung war die Eigen-
schaft des Verstorbenen, seine Mitarbeiter mit
großer Freiheit und Selbständigkeit arbeiten zu
lassen; durch lebhaftes Interesse auch für Ein-
zelheiten wußte er dabei die Sache zu fördern.
Eine Reihe von Aufgaben, die im Werner-
werk bearbeitet wurden, hat ör persönlich ge-
leitet oder in stetem, eingehenden Mitarbeiten
in gute Bahnen geführt. Unter diesen seien
nur einige wesentliche hervorgehoben: die Aus-
bildung der technischen, elektrischen Meß-
instrumente, der Minenzündapparate, der
Lautsprecher, der Fernsprechzentralen. Mit
seinem Namen verknüpft wird dauernd in der
Geschichte der Technik die Entwicklung des
Kommandowesens unserer Kriegsschiffe sein.
Seine militärischen Übungen benutzte
Raps dazu, die Fußartillerie von der Bedeutung
des Fernsprechers für das Feuergefecht zu
überzeugen; wenn diese Truppe in der deut-
schen Armee bei Beginn des Weltkrieges einen
gut entwickelten Fernsprechmeldedienst be-
sessen hat, so verdankt sie das nichtjzum
kleinsten Teil dem Verstorbenen.
Die Wassersterilisation mittels Ozon, die
für die zentrale Trinkwasserversorgung von
Städten bedeutungsvoll ist, wurde unter seiner
Leitung entwickelt, auch wurden unter ihm
die Versuchsarbeiten der Zyanidgesellschaft zur
Herstellung des für die Landwirtschaft als
Düngemittel wichtigen Kalkstiekstoffs über-
nommen und bis zur Einführung des Verfahrens
in die Großpraxis durchgeführt.
Raps‘ rein wissenschaftliche Arbeiten, be-
sonders auf akustischem Gebiet, fallen in die
Zeit seiner Entwicklung; die Erfindung der
nach ihm benannten Quecksilberluftpumpe
in dieser Zeit weist schon auf den Praktiker
und Techniker hin. Eine Reihe von Jahren
war er Privatdozent an der Universität Berlin,
die ihm den Professortitel verlieh. An äußeren
Auszeichnungen und Ehren hat es dem Ver-
storbenen nicht gefehlt; unter den ersteren sollte
das Eiserne Kreuz 2. Kl. am weiß-schwarzen
Bande seine Bemühungen um die Kriegsmarine
zur Anerkennung bringen; er war Mitglied des
Kuratoriums der Physikalisch-Technischen
Reichsanstalt und der Kaiser-Wilhelm-Gesell-
schaft; die Technische Hochschule in Danzig
ernannteihn zum Doktor-Ingenieur ehrenhalber.
Dem Elektrotechnischen Verein gehört der
Verstorbene seit dem Jahre 1894 als Mitglied an,
in den Jahren 1906 bis 1910 war er Schatzmeister
des Vereins. Bei seinem Scheiden aus dem
Vorstand gab er an der Hand von Schaulinien
einen Überblick über die ausgezeichnete wirt-
schaftliche Entwicklung des Vereins während
seiner Amtsführung. ielen Mitgliedern des
Vereins wird der glänzende Vortrag von Raps
über automatische Telephonie noch in der Er-
innerung sein, den er in der Festsitzung des
Jahres 1910 hielt. Wenn Raps in den letzten
Jahren seltener in den Vereinssitzungen er-
schien, so trug neben der angestrengten Tätig-
keit, die der Beruf von ihm forderte, das Ge-
fühl nieht mehr ganz fester Gesundheit sicher-
lich dazu bei; dieses Gefühl hindorte ihn auch,
das Ehrenamt des Vorsitzenden im Elektro-
technischen Verein anzunehmen, das ihm zu-
gedacht war. Weitgehendes Interesse hat Raps
aber dem Verein dauernd bewahrt, der in ihm
ein treues Mitglied verliert. A.
Als Mensch wird Raps allen, die ihn
kennen, in bester Erinnerung bleiben; ein
freundliches Wesen und ein vornehmer Cha-
rakter gestalteten den Verkehr mit ihm an
nehm. Der Zusammenbruch des Vaterlandes
hat die Gesundheit des im 56. Lebensjahre
Verstorbenen, der stets mit dem ganzen Ge-
müt bei jeder Sache war, einen harten Stoß
versetzt; mit dem Tode des Geheimrat Wil-
helm v. Siemens, für den er eine unbegrenzte
Hochachtung und Verehrung besaß, brachen
die Kräfte des rastlos strebenden Vorkämpfers
für den Ruhm deutscher Technik zusammen.
Ebeling
Hochschulnachrichten. — Der Privat-
dezent an der Universität Halle, Dr. R.
Grammel, ist zum ordentlichen Professor
technischen Mechanik und Wärmelehre an der
der Technischen Hochschule in Stuttgart er-
nannt worden.
LITERATUR.
Besprechungen.
Die magnetische Induktion in ge-
schlossenen Spulen. Eine grundsätzliche
Betrachtung über die physikalischen und tech-
nischen Möglichkeiten und Grenzen der Pe-
riodenumformung in Transformatoren 'und
kollektorlosen Maschinen der Nieder- und
Hochfrequenztechnik. Von Du.-Sna. A.
Scherbius. IV u. 91 S. in 8°. Mit 17 Text-
abbildungen. Verlag von NR. Oldenburg.
München und Berlin 1919. Preis6M + T. Z.
In einem einleitenden Abschnitte legt der
Verfasser dar, daß in einem Stromkreis, der
weder bewegliche Kontakte noch veränderliche
Ohmsche Widerstände enthält, durch wech-
selnde, elektrische oder magnetische Induktion
Gleichstrom weder erzeugt noch in Wechsel:
strom umgewandelt werden kann. Demgemäß
befassen sich seine Untersuchungen mit der Er-
zeugung und Umsetzung der Energie unter der
Form von Wechselspannungen und Wechsel-
strömen, u. zw. mit der Umwandlung der Fre-
quenz. Hierbei erweist es sich als nützlich, die
von einer Spannung e=E sin (ot +9) mit
dem Strom ©=I sin ot geleistete Arbeit
A = [eidt in die drei Teile
a=( cos #)t+ eg (—
zu zerlegen, von denen der erste die Dauer-
arbeit, der zweite die Pendelarbeit, der
dritte die Felderarbeit darstellt. Bei dieser
Zerlegung ergeben sich bemerkenswerte Be-
ziehungen zwischen den Leistungsgrößen für
die Ströme verschiedener Frequenz. Die Ab-
handlung gliedert sich in zwei Hauptteile. Der
erste handelt von den Periodenumformern, die
auf der Anwendung einer periodisch veränder-
lichen Gegeninduktivität zwischen zwei Strom-
kreisen beruhen. Ein bekannter Vertreter die-
ser Art ist die Goldschmidtsche Hochfrequenz-
maschine. Der zweite Teil der Untersuchungen
betrifft die auf der Verwendung eines gesättig-
ten Transformators beruhenden sogenannten
statischen Frequenzwandler. Als Ergebnis der
allgemein durchgeführten Betrachtungen ge-
langt der Verfasser zu einer Reihe von hübschen
und bemerkenswerten Sätzen. Im Anschluß
hieran wird erörtert, inwieweit das als physi-
kalisch möglich erkannte auch technisch ver-
wertbar erscheint. Bezüglich aller Einzelheiten
muß auf das Buch selbst verwiesen werden, das
dem Spezialisten eine Fülle von Anregungen
bietet. K. W. Wagner.
Eingänge.
Ausführliche Besprechung einzelner Werke rorbuhalten.)
Bücher.
Maschinenteile. Herausgegeben von Geh. Hof-
rat Prof. P. v. Lossow. Zur Ergänzung der
Vorlesungen und zum Gebrauch bei den Kon-
struktionsübungen an technischen Lehranstalten.
15. völlig umgearb. Aufl. der Grove’schen For-
meln, Tabellen und Skizzen für das Entwerfen
einfacher Maschinenteile. 96 S. in Folio. Verlag
von S. Hirzel, Leipzig 1919. Preis geb. 16 M.
Die technische Verwendung des Kalkes, Eine
technisch-wirtschaftliche Studie zur Belehrung für
Fachgenossen und Laien. Von Dr. Hans Bern-
hard Kosmann. Mit einer statistischen Tafel
der jährlichen Kalkerzeugung. XVIu.141S.in 80,
Verlag der „Tonindustrie-Zeitung“, Berlin NW. 21.
Preis geb. 10 M.
Betriebsrätegesetz nebst Wahlordnung und
amtlichen Mustern. Erläutert und mit einem
Sachregister versehen von Justizrat H. Brandt.
3. verm. u. durchges. Aufl. Bd. 8 von. „Elsners
Betriebsbücherei“. 294 S. in 16%. Verlag von
Otto Elsner, Berlin 1920. Preis geb. 14,85 M.
Die Sozialisierung der Wasserwirtschaft in
Sachsen. Von Ed. Fischer. Heft7 der „Ver-
öffentlichungen der sächsischen Landesstelle für
Gemeinwirtschaft“. 48. in 8%. Verlag von Zahn
& Jaensch, Dresden 1920. Preis 2,50 M.
Grundlagen der Arbeitsorganisation im Be-
triebe mit besonderer Berücksichtigung der Ver-
kehrstechnik. Von Dr.-$ng. Joh. Riedel. Mit
12 Textabb. VIII und 68 S. in 80, Verlag von
Julius Springer, Berlin 1920. Preis 6 M.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 18.
Dissertationen,
P. Reuter. Der Gerberträger mit imaginären Ge-
lenken. Technische Hochschule Hannover.
W. Straus. Die Elektrizitätsversorgung der deut-
schen Front im Weltkriege und ihre Bedeutung
für das kämpfende Heer. Technische Hochschule
München 1918. :
Sonderabdrucke.
Gegen die Kohlennot. Von Pr.:$ng. Kölsch.
„Sächsische Industrie“ 1919. Nr. 19.
Die Wünschelrute und ihre Bedeutung für
die Aufsuchung von Bodenschätzen. Von
Dr. R. Ambronn. „Braunkohlen- und Brikett-
Industrie* 1920. Nr. 6.
Die drei Hauptziele in technischen Be-
trieben. Von G. Harms. „Werkstattstechnik“
Bd. 14, Heft 5.
Vollbahn-Fahrleitung mit Vielfachaufhän-
gung. Von H. Westphal. „Elektrische Kraft-
betriebe und Bahnen“ 1919, Heft 33/34.
Mathematische und experimentelle Darstel,
lung der Leistung von Wechselströmen,
Von Prof.Dr. W.Grix. „Helios“ 1920, Nr. 1 bis 3,
Neue Zeitschriften.
Taylor-Zeitschrift. Monatshefte für wissen-
schaftliche Betriebsführung und rationale Wirt-
. schaft mit besonderer Berücksichtigung des Taylor-
systems. Herausgegeben unter der Redaktion von
J. Bormann, Dr.R, Granichstaedten-Üzerva,
Dr. W. Kolmer, C.H. Küpper, R. Lotties
und Dr.:$ng. E. Rebhan. Verlag von Richard
Lotties, Wien. ö
[Die Zeitschrift, welche für Deutschland im
Abonnement vierteljährlich 720M kostet, will
sin2wot =
2w 4w
hauptsäehlich das engere Gebiet des Taylor-
systems eingehend bearbeiten, das Ergebnis
wissenschaftlicher Untersuchungen und daran an-
schließend das praktischer Versuche mitteilen und
insbesondere den Arbeiterschutz im Taylorsystem
behandeln. Größere, für die Zeitschrift nicht
geeignete Arbeiten sollen in einer besonderen
Taylorbücherei veröffentlicht werden. Das ‘ erste
Heft bringt einen Vortrag Taylors:
Prinzipien der wissenschaftlichen Betriebsführung,
verschiedene auf letztere und die Ökonomisierung
der Arbeit‘ bezügliche Aufsätze, eine-Rundschau,
Vortragsübersicht und Literatur.]
sinpcos2wt,
KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Aus der Geschäftswelt.e — Wie uns das
Kreiselektrizitätsamt Oberfranken mitteilt, ist
in Bamberg mit 4 Mill. M Aktienkapital die
gemeinnützige Gesellschaft „Überlandwerk
Oberfranken A.G.‘ gegründet worden, u. zw.
von der Kreisgemeinde Oberfranken, den
Städten Bamberg und Forchheim, 48 Industrie-
und Handelsfirmen dieser Städte, der Strom-
versorgungsgenossenschaft Höchstadt a. Aisch,
der Elektrizitätsgenossenschaft Südwest-Ober-
franken G. m. b. H. sowie von der Bayerischen
Zentral-Darlehnskasse und der Landw. Zentral-
Darlehnskasse für Deutschland. Ihr Arbeits-
gebiet wird voraussichtlich die Bezirksämter
Bamberg I und II, Forchheim, Höchstadt a.
Aisch, Ebermannstadt, Staffelstein und Lich-
tenfels umfassen. — Mit dem Sitz in Berlin
wurde soeben die Mitteldeutsche Kraft-
werke. A. G. eingetragen, deren Gegenstand
der Erwerb und Betrieb von elektrischen
Starkstromanlagen und der dazu gehörigen und
erforderlichen Anlagen in Mitteldeutschland
bildet. Das Grundkapital beträgt 30 Mill. M
und als Gründer, die sämtliche Aktien über-
nommen haben, werden das Deutsche Reich,
ferner in Berlin die Elektrowerke A.G., die
Vereinigte Aluminiumwerke A.G., die Gesell-
schaft für Kraftübertragung G.m.b. H und
die Reichs-Kredit- und Kontroll-Stelle G. m.
b. H. genannt. Näheres über dieses Unter-
nehmen im „Reichsanzeiger‘ 1920, Nr. 87.
Warenpreise. — Eisen und Stahl. Der |
neue Eisenwirtschaftsbund, der an die Stelle des
sich nunmehr auflösenden Stahlwerksverbandes
tritt, hat mit Genehmigung des Reichswirt-
schaftsministeriums die Eisenpreise unter er-
heblicher nomineller Erhöhung wie folgt fest-
gesetzt (wir fügen zumVergleich die Vorkriegs-
preise in Klammern bei): Rohblöcke 2650
(82,50), vorgewalzte Blöcke. 2960 (87,50),
Knüppel 3125 (95,0), Platinen 3200 (97,50),
Formeisen 3620 (118,0), Stabeisen 3650 (99,0),
Bandeisen 4050 (100,0),Grobbleche 4700(105,0),
Feinbleche 5600 bzw. 5625 (125,0) und Walz-
draht 4150 (117,50) M/t. Der Aufschlag für
über die |
) 6. Mai 1820
Siemens-Martin- und für Thomas- Qualität be-
trägt je 150 M/t. Die Preise gelten für alle vom
15. April ab zur Lieferung ab 1. Mai abgeschlos-
senen Geschäfte; zur Abwicklung älterer wer-
den zwei Monate Frist gelassen, nach der obige
Höchstpreise in Kraft treten. Die Forderung
der Bezahlung in fremdenYDevisen fällt. fort. —
Metallpreise.. Nach den Notierungen der
Vereinigung für die deutsche Elektrolytkup-
fernotiz bzw. der Kommission des Berliner
Metallbörsenvorstandes (letztere verstehen sich
ab Lager in Deutschland) in M/100 kg:
Metall 4 V. 30, IV.
Elektrolytkupfer- (wire
bars), prompt. cif Hamburg, }
Bremen, Rotterdam . 2512 2591
Raffinadekupfer 99/99,30%/, |1800—1850 1800
Originalhüttenweichblei . 700 725—750
Originalhüttenrohzink,
Preis im freien Verkehr . | 775-800 | 725—750
Plattenzink (remelted) von Br
handelsübl. Beschaffenheit | 575—600 550
Originalhüttenaluminium ;
98/99%/yingekerbt Blöckchen |3750—3800) 3800
Zinn,Banka-,Straits-,‚Billiton- |8300—8500 8400—8600
Hüttenzinn, mind. 99%, . . — 8250—8300
Reinnickel 98/99%, . . 15200— 5400 5200—5400
‚Antimon-Regulus . h 1400. |1400—1500
Am !3. V. 1920 notierte die Londoner
Börse nach dem ‚‚Berl. Börs.-Cour.‘‘ folgende
Preise in £/t: Kupfer Kasse 102,12; desgl.
3 Mon. 104,87; Elektrolyt 111 bis 114; Best
seleeted 111 bis 112; Zink 46,12 bis 49,00;
Zinn Kasse 345,50; desgl. 3 Mon. 344,62 und
Blei 40,00 bis 41,50. In New York stellte
sich am gleichen TageElektrolytkupfer loko
auf 18,50 bis 19 ets/lb.
Aktienkurse. — Die Berliner Börse hat
im April 1920 folgende Kurse notiert:
je ee
Gesellschaften’ 8 = >
oo © ©
Ele
Accumul.-Fabr., Berlin. . . . |440,—| 520,—1470,—
A.G.£. El.-Anlg., Berlin . . _ —_ _
AEG Berlin zus en as 330,50, 442,— 334,50
Bergmann, Berlin... ... ., 32,—| 287,50 241,—
Br.Ei Vs Berinct ev 194,75) 232,—194,75
. » . Vorz.-A.. ... | 98,—| .102,—|100,25
Brown, Boveri, Baden (Schweiz) | 1100 |' 1600 | 1150
Continent. ‚Ges., Nürnberg . —_ —_ —_
3 x Vorz.-A. [121,25] 149,881128,—
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln. . |128,25| 165,— 136,50
„Niederl. _, ; 190,— | 240,— 190, —
"), Büdam. / «, 2 180,— | 248,190, —
„ Übers. El.-G., Berlin. . | 1080. 1400 | 1080
E EN x Vorz.-A. |140,—| 146,38|146,38
„ Kabelwerke, Berlin ... 1259,— 300,—|259,—
Elektra, Dresden... ..... — — zu
El. Licht- .u. Kraft., Berlin . . 131,75) 157,— 144,75
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin . . |185,—| 224,75/185,—
E2W. Megnitz..: ne: a _
Bank f. el. Untern., Zürich . . )370,—| 450,— 1432, —
Felten & Guilleaume Carlsw. . |475,—| 575,—1475,—
Ges. f. elektr. Untern,, Berlin. |163,50| 218,—|173,25
Hackethal, Hannover... . . 352,—| 422,—|362,—
Hamburgische E.W.. . .-. . |130,—| 188,—|130,50
Körtings Elektr.-W., Berlin. . |168,—| 202,—1202,—
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M.. |200,—| 249,75/200,25
E: "Lorenz,sBerlin.. 1... 352,—| 400,— |367,—
Dr. Paul Meyer, Berlin. . . . |215,—| 245,—1225,—
Mix & Genest, Berlin . 160,—| 247,50/160,—
Neckarwerke, Esslingen . 1130,—|, 174,—|136,—
H. Pöge, Chemnitz. .... . 260,—| 320,— |260,—
Rhein. El.-A. G., Mannheim. 155,—| 17,— —
M. Schorch & Cie., Rheydt — —
Sachsenwerk, Dresden . . . . |335,—| 435,— 1354,
Schuckert & Co., Nürnberg. . |192,—| 234,— 1199,50
„Siemens“ EI. Betr., Berlin. . |110,—| 138,—|114,87
Siemens & Halske, Berlin . 1292,—| 375,—|318,—
Stettiner E:.W.. . . 2,2. — == nn
Teleph.-F. Berliner, Hannover. |242,—| 290,—|261,—
Fabr.isol. Drähte (Vogel), Berlin |265,—| 368,— 286,75
Bezugsquellennachweis.
Frage 12. Wer liefert hochisolierenden
Zement oder sonstige schnelltroeknende Isolier-
masse für Bügeleisen-Heizelemente ?
Frage 13. Wer fabriziert Erregersalz für
- Salmiakelemente ?
- Frage 14. Wer”liefert Relais für Öl-
schalter mit Zeit- und Momentauslösung ?
Frage 15. Wer liefert kleine elektrische
Automobile ? ER i
Abschluß des Heftes: 4. Mai 1920. °
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius8pring erin Berlin.
“
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\
Be ud
3865
Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: E. ©. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24.
41. Jahrgang.
Regelung der Ein- und Ausfuhr.!)
Von Geh. Kommerzienrat F. Deutsch.
Waffenstillstand und Friedensvertrag ha-
ben in der gesamten deutschen Wirtschaft eine
völlige Zerstörung geschaffen. Die deutsche
passıve Handelsbilanz vor dem Kriege, die
aus der Einfuhr von Rohmaterialien und Le-
bensmitteln resultierte, wurde ausgeglichen
durch den Export von Kohlen, Erzen und Kali,
durch die Einnahmen aus der Schiffahrt und
die Gewinne aus den im Ausland investierten
Kapitalien.
Nun plötzlich hatte sich die Situation
völlig verschoben. Durch den Verlust von El-
saß-Lothringen ist uns ein großer Teil von Erzen
und Kali entzogen, die Saar-Kohle steht nicht
mehr zu unserer Verfügung, alle Schiffe haben
an die Entente übergeben werden müssen, und
unsere ausländischen Beteiligungen sind mit
Beschlag belegt. Dazu kamen die 'Schwierig-
keiten der Umstellung auf die Friedensarbeit
und die Befürchtung, Lieferungen nach dem
Ausland, besonders dem feindlichen, würden
bei der Animosität, die die fremden Regierungen
und deren Presse zeigten, nicht möglich sein.
Trotz der Versprechungen der Entente war die
Blockade bis zum Friedensschluß nicht äufge-
hoben worden, und man mußte nun mit allen
Mitteln versuchen, Lebensmittel und Rohstoffe
heranzuschaffen; langsichtige Kredite waren
zunächst aber nicht zu erhalten, und die Folge
war ein starkes Zurückgehen unserer Valuta.
Das Wort ‚„Valuta‘‘ kannte man kaum in der
deutschen Industrie: ‘der Standard war das
englische Pfund und die .deutsche Doppel-
krone gewesen, und niemand machte sich klar,
daß nun plötzlich eine Mark nicht mehr eine.
Mark gelten sollte. 2
. Nun aber kam etwas ganz Überraschendes:
Man erhielt Aufträge nicht nur in Deutschland,
sondern in erheblichem Umfange vom neutra-
len Ausland, ja, es fing sogar das früher feind-
liche Ausland an, Fühlung mit Deutschland zu
nehmen. Man wußte sich dies um so weniger zu
erklären, als die. gesamte feindliche Presse
dringend warnte: die deutsche Industrie würde
ihr altes Dumping-System sofort wieder auf-
nehmen und die eigene heimische Industrie, die
Beschäftigung notwendig brauche, schädigen.
Man erkannte weder im Inlande noch im Aus-
lande die wirkliche Situation. Man ütkersah,
daß fünf Jahre lang die Welt nur für den Krieg
gearbeitet hatte, daß unermeßliche Werte zer-
stört, alle Vorräte und Reserven aufgezehrt
waren, und daß zuletzt der sogenannte Acht-
stundenarbeitstag, der sich in der Praxis auf
sechs Stunden reduzierte, in der ganzen Welt
eingeführt worden war.
verständlich eine enorme Reduktion der Welt-
produktion und weiter, daß schon jetzt, wo
der Wiederaufbau all der zerstörten Länder
noch gar nicht begonnen hat, ein Warenhunger
in der Welt vorhanden ist, der auch nicht im
entferntesten befriedigt werden kann. Es ist
klar, daß für viele Jahre das stürmische Ver-
langen nach industriellen Fabrikaten die Sig-
natur geben und die Hauptsorge der Weltnicht
mehr ‚‚Verkauf‘‘, sondern allein „Produktion“
sein wird. Besonders das Verhältnis zwischen
Produzenten und Konsumenten wird völlig
umgekehrt sein. Der Verkäufer wird nieht mehr
anzubieten brauchen, der Käufer nicht mehr
mit allen Feinheiten und Künsten der Werbe-
arbeit umgarnt werden müssen. Auch die Kon-
kurrenz zwischen den Industrien der einzelnen
Länder wird ihren bisherigen Charakter als
Kampf aller gegen alle verlieren. An die Stelle
des Kampfes werden Vereinbarungen treten;
jeder wird versuchen, sich die Arbeit des ande-
ren zu sichern, und aus der gemeinsamen Not
wird ein Zusammenarbeiten der Völker ent-
stehen, die vor kurzem noch in blutigem Streite
waren. Das wird das industrielle Getriebe der
Welt kennzeichnen, und für diese Fragen wer- }
1) Diesen in der Mitgliederversammlung des Reichs-
verbandes der Deutschen Industrie am 14. IV. 1920 ge-
haltenen Vortrag entnehmen wir mit Genehmigung des
Herrn Verfassers und des Reichsverbandes der von letzterem
herausgegebenen neuen Zeitschrift „Deutsche Industrie“
920,.8.49. D. S. 4 ‚
Die Folge war selbst-
Berlin, 13. Mai 1920.
den sich die Industrien aller Länder zusammen-
schließen müssen, weil sonst überall Notwen-
digstes fehlen wird.
Das alles machte man sich, wie gesagt,
weder im Inlande noch im Auslande klar, und
unsere deutsche Industrie nahm mit großer
Befriedigung alle Aufträge, die sie erhalten
konnte. Diese Aufträge wurden zum größten
Teil auch im Auslande in Markwährung ab-
eschlossen, und wenn mit Rücksicht auf die
aluta geraten wurde, Verkäufe in fremder
Währung zu tätigen, so erhielt man die Ant-
wort, man sei gewöhnt, nur in deutscher Mark
zu verkaufen, wisse mit ausländischen Gutha-
ben nichts anzufangen; im übrigen würde man
ja Geld verlieren, sobald die Mark wieder auf
ihren alten Stand käme. Ich sah das Unheil
kommen und habe in allen Gremien, in allen
Vereinigungen, denen ich angehöre, gewarnt
und eingehend über die Valutafrage gesprochen;
vergeblich! Man wollte sich über die Folgen
nicht klar werden, man erwartete, wie leider
so manchmal bei uns, ein ‚Wunder, das helfen
sollte. Aber es geschehen keine Wunder mehr!
Es kam, was kommen mußte! Der Handel,
beweglicher als die Industrie, fing an, die Si-
tuation zu begreifen, kaufte und bestellte in
Deutschland und lieferte mit großen Gewinnen
ins Ausland. Aber auch ihm mangelte das volle
Verständnis für die anormale Preisbasis. Das
Ausland gelangte schneller zur richtigen Er-
kenntnis der Lage und begann, mit. seiner
hohen Valuta Deutschland auszukaufen; man
verstand im Ausland plötzlich, daß man für
weniger als den halben Preis des eigenen Lan-
des in Deutschland kaufen könne, und in
Scharen kamen nun die. Einkäufer, erst aus
den neutralen, dann auch aus den feindlichen
Ländern, und es war kein Laden, kein Haus,
keine Fabrik mehr sicher vor ihnen. Sie gaben
der Industris Aufträge in jedem Umfange,
und diese, die noch wenige Monate vorher in
Sorge geschwebt hatte, ob sie nach den großen
Kriegsaufträgen genügend beschäftigt sein
würde, sah:sich plötzlich stärker als in Zeiten
bester Konjunktur, weit über die normale
Leistungsfähigkeit hinaus engagiert, in Auf-
trägen beinahe erstickend. Noch immer aber
wurde man in Deutschland nicht über die Zu-
sammenhänge klar. Man stand unter dem Ein-
druck der Tatsache, daß man die Preise er-
höhen konnte und doch Aufträge erhielt, denn
bei dem Rückgang der Valuta und der dadurch
gesteigerten Preisbasis für alles gingen die Prei-
se automatisch in die Höhe. Aber noch immer
verstand man bei uns nicht, daß wir für unsere
Waren nun in Papiermark bezahlt wurden,
während man früher nur Goldmark gekannt hat.
Allmählich begannen unsere Konkurren-
ten im Auslande, die Folgen dieser Preispolitik
zu spüren, und in der gesamten fremden Presse,
besonders in den englischen und französischen .
Blättern, wurde eine sehr eingehende Erörte-
rung darüber eröffnet. Man operierte wieder
mit den alten Vorwürfen gegen uns, sprach von
dem Wiedereinsetzen schamloser deutscher
Konkurrenz und von einem Dumping, das weit
ernster und gefährlicher sei als je in der Ver-
gangenheit. Selbstverständlich fehlte es nicht
an Vorschlägen gegen die neue Gefahr; man
forderte schleunigste Vorlegung von Antidum-
inggesetzen oder Erschwerung der deutschen
Einfuhr durch hohe Zölle, um die eigene ‚In-
dustrie vor der Vernichtung zu bewahren...
Ich sah eine große Gefahr für Deutschland
heraufziehen und entschloß mich, dieÖffentlich-
keit auf die uns drohende Gefahr aufmerksam zu
machen. Es geschah dies in einem kurzen Artikel
der ‚Voss. Ztg.‘‘, der am 9. XI. 1919 erschien!)
und den ich durch eine Anzahl von Beispielen,
die ich festgestellt hatte, illustrieren konnte.
Zu meiner Genugtuung nahm ich wahr,*daß
meine Ausführungen den erhofften Eindruck
emacht und einen weiten Leserkreis zur$Er-
ehrinie gebracht hatten, daß die deutsche
Ware verschenkt worden war, und daß es nicht
so weiter gehen durfte. So groß war der Ein-
druck der Warnung, daß ein Mitglied des
Reichsbankdirektoriums nach einiger Zeit in
der Valutakommission, der ich angehöre, mit-
) Vgl. „ETZ“ 1919, S. 607. D. 8.
Heft 19.
teilen konnte, daß seit dem Erscheinen meines
Artikels eine wesentliche Besserung einge-
treten sei und von der Industrie Devisen in er-
heblicher Menge zur Verfügung gestellt würden.
Auch die Regierung wurde auf die Frage
aufmerksam und begann, sich dafür zu inter-
essieren. ber es war schon zu spät! Der
Markkurs war, wie ich es vorausgesehen hatte,
scharf zurückgegangen; während in Holland
im Juni 1919 die Mark noch 18,40 Pf notierte,
war sie im November 1919 auf 8,45, im Dezem-
ber 1919 auf 5,42, im Januar 1920 auf 3,12
gefallen, und infolgedessen waren Lebensmit-
tel, Rohstoffe, Halbfabrikate, Löhne, Gehälter
sprunghaft in die Höhe geschnellt. Als man
EUE: die Maschinen und Anlagen, die
man vor Monaten in Auftrag genommen hatte,
auszuliefern und die Kalkulation dafür aufzu-
stellen, erwies es sich, daß die Lieferungen
nieht nur keinen normalen Gewinn, sondern
vielmehr erheblichen Schaden brachten.
Und nun geschah etwas, was die Welt mit
dem höchsten Befremden erfüllte: die deutsche
Industrie hielt ihre Verträge nicht mehr ein!
In der ganzen Welt hatte man stets den deut-
schen Geschäftsmann, den deutschen Industri-
ellen als das Muster von Zuverlässigkeit ange-
sehen, und nun plötzlich versagte er gänzlich.
Trotz bindender Abmachungen, ja, trotzdem
vielfach bereits erhebliche Anzahlungen seitens
der Besteller’ geleistet, manchmal sogar die
gesamte Vertragssumme erlegt worden war,
verlangte der Fabrikant als Bedingung für die
Lieferung der fertigen Ware eine Pfeiserhöhung
von hundert und mehr Prozent. Der Besteller
aber mußte sich dem fügen, wollte er seine
Ware, die seit vielen Monaten bestellt und deren
Lieferungstermin gewöhnlich schon erheblich
überschritten war, überhaupt erhalten. Die
deutsche Fertigindustrie entschuldigte sich
damit, daß sie mit diesem Verhalten gegenüber
ihren Bestellern nur die Konsequenzen ziehe
aus Umständen, für die sie nicht verantwort-
lich sei, und daß ihr von ihren Lieferanten das-
selbe angesonnen worden sei, was sie jetzt von
ihren Abnehmern fordern müsse. Die Eisen er-
zeugenden Werke hatten nämlich plötzlich von
einem Tag auf den anderen in rücksichtsloser
Weise sämtliche vorliegende Aufträge annulliert
und sprunghafte Preiserhöhungen vorgenom-
men, weil, wie sie sagten, das Steigen der aus-
ländischen Valuten ihre Erzbezüge enorm ver-
teuert hätte. Versuche der Fertigindustrie, zu
einer Einigung mit der Schwerindustrie zu
kommen, mißlangen, und wollte die erstere
nicht zum völligen Stillstand kommen, so
mußte sie wohl oder übel die Mehrforderungen
‚bewilligen.
Die Rücksichtslosigkeit auf der einen Seite,
die Kurzsichtigkeit auf der anderen hat die
deutsche Industrie leider so vollkommen in
Verruf gebracht, daß man heute im Auslande
verächtlich von ‚„promesses allemandes‘ spricht
und gelegentlich kann man in ausländischen
Blättern die höhnende Behauptung lesen, daß
der Deutsche die Scrap of paper-Theorie auch
auf das Geschäftsleben übertragen habe, so
vollkommen habe der Krieg die Moral des
deutschen Volkes zerstört. Freundschaftliche
Verhandlungen unter Klarlegung der Um-
stände führen übrigens meistenteils zur Ver-
ständigung, aber die brutale Erklärung vieler
Industrieller, nur gegen sehr erhöhte Preise zu
liefern, ruiniert das Ansehen und das ugs
der deutschen Industrie. Erst kürzlich besuch-
ten mich zwei französische Ingenieure mit der
Bitte, ihnen Aufklärung und Rat zu erteilen,
da sie die Situation in Deutschland nicht mehr
zu verstehen in der Lage seien. Sie hätten große
Auftıäge zu erteilen, und man verlange von
"ihnen 50%, Anzahlung und 50% Depot bei
einer deutschen Bank. Wenn sie nun auch die
Forderungen weitgehend fänden, so seien sie
doch bereit, denselben zu entsprechen. Aber
die Fabrik, mit der sie verhandeln, habe ihnen
leichzeitig erklärt, eine Garantie für die Lie-
erung nicht übernehmen zu können, denn es
käme häufig vor, daß die Regierung die Aus-
fuhr verbiete. Unter diesen Umständen, sagten
die Franzosen, sei es natürlich ausgeschlossen,
mit Deutschland zu arbeiten, wenn man riskiere,
daß nach vielen Monaten, wenn der Liefer-
386
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heit 19.
13. Mai 19%. .
termin herankommt, der Lieferant, der zwar
seit 12 Monaten fast den: Gesamtbetrag für
die Lieferung in der Hand habe, plötzlich er-
klärt, nicht liefern zu können.
Ich bin der Ansicht, dieser Zustand ist un-
erträglich und . die beliebte Geschäftspraxis
durchaus verwerflich. In der Elektrotechnik
kenne ich kaum einen Fall, in dem eine Aus-
fuhrgenehmigung versagt worden ist, und ich
nehme an, daß es/auch in anderen Industrien |
nicht der Fall ist; man kann und muß sich die
Ausfuhrgenehmigung im Augenblick der Be-
stellung geben lassen. Aber mir stellt sich
leider der Vorgang anders dar. Der Fabrikant
will sich einfach die Möglichkeit schaffen,
wenn der Liefertermin fällig ist und inzwischen
die Preise gestiegen sind, höhere Preise zu ver-
langen, wie ich es schon vorher erwähnt habe.
Gegen eine solche Art des geschäfltichen Vor-
gehens kann nicht scharf genug im Namen der
gesamten deutschen Industrie Protest erhoben
werden. }
Es wird nun häufig gefragt, wie jetzt die
Preise gestaltet werden können, damit erheb-
liche Verluste vermieden werden. Zweifellos
hat sich die Situation in der Welt heute so
ungünstig gestaltet, daß das ganze Geschäft
fast nur eine Valuta-Spekulation ist und keine
natürliche Verkaufsbasis hat. Im Inland haben
wir uns dadurch geholfen, Gaß wir sog. gleitende
Teuerungszuschläge eingeführt haben, die zwar
den Fabrikanten gegen Verluste schützen, den
Besteller aber der Möglichkeit berauben, im
vorhinein zu wissen, wieviel er für die Ware zu
zahlen haben wird. Im Ausland ist dieser
Modus bisher nicht anwendbar, weil dort zu
festen Preisen geliefert werden muß, wenn auch
versucht werden mag, in die Preisgestaltung
einen oder den anderen Sicherheitsfaktor ein-
zuführen, indem man etwa die Preisänderungen
von Kohle oder von Hämatit dabei zugrunde
legte. Da es bereits üblich ist, ungefähr 50%
der Auftragssumme bar angezahlt zu erhalten,
so scheint es mir ratsam, sich diese in fremder
Währung zahlen zu lassen, und für den zweiten
Teil der Zahlung eventuell Markwährung zu
verlangen, wobei man auch häufig einen festen
Mindestumreehnungskurs wird vereinbaren
können. Zweifellos ist es gerechtfertigt, daß
unter den momentan schwierigen und unklaren
Verhältnissen der Lieferant nicht allein das
Risiko der Valuta trägt, sondern der Besteller
sich daran beteiligt. Dabei gehe ich von .der
Erwägung aus, daß, wenn sich unsere Währung
bessert, dies ein Zeichen ist, daß die Situation
für Deutschland sich günstiger gestaltet hat.
Fällt unsere Währung dagegen weiter, so sind
die Guthaben in ausländischer Währung nichts
anderes als eine Versicherung gegen die un-
günstige Situation in Deutschland. Voraus-
an also, daß wir einen nicht zu gro-
en Teil unserer Fabrikation ins Ausland ver-
kaufen, würde ein Rückgang der ausländischen
Valuten und damit ein Verlust an diesen nur
eine relativ geringe Bedeutung haben. Im
übrigen halte ich nicht für ausgeschlossen, daß
bei der neuerdings zutage getretenen großen
Verschiedenheit der Valuten untereinander
man auch im. Ausland zu einer Verrechnung
mit gleitenden Teuerungszuschlägen kommen
kann.
Ich sagte vorhin, daß auch die Regierung
auf die Frage der Verschleuderung deutschen
Vermögens ins Ausland aufmerksam geworden
war und sich mit der Frage beschäftigte. Auf
Veranlassung ' der ‘Behörden rief der Reichs-
verband eine Versammlung ein, in der diese
Angelegenheit eingehend erörtert wurde. Un-
terstaatssekretär .Hirsch hielt selbst einen aus-
führlichen und interessanten Vortrag über das
Problem und kam ungefähr zu demselben Re-
sultat, zu dem ich gekommen war. Die Situa-
tion war klar. Während des Krieges war die
Ausfuhr verboten, um die Abwanderung von
Sparmetallen zu verhindern, und Zentralstellen
für die Ausfuhrbewilligungen wurden gebildet.
Im Frühjahr 1919, als die Rücksichtnahme auf
die :Sparmetalle allmählich schwand, die Va-
luta aber sank, trat die Preisprüfung in den
Vordergrund. Die Anträge wurden mehr nach
den Preisen geprüft und die Einhaltung von
Mindestpreisen gefordert. Die nächste Etappe
war das Projekt einer Planwirtschaft, die
Minister Wissell und Unterstaatssekretär
v. Moellendorff entworfen hatten. :
Wenn auch in diesen Ideen ein sehr guter
und akzeptabler Kern lag, so war das ganze
Projekt doch so undurchsichtig, die Dach-
konstruktion dieses Gebäudes so kompliziert,
daß man sich zwischen deren Sparren nicht
hindure..suwinden vermochte, und der Ein-
fluß der Regierung in dem Projekt so stark be-
tont, daß die Industrie sich mit den Vorschlägen
nicht einverstanden erklären konnte. Vor allem
aber lief der Handel, der infolge der Fehler der
Industrie das Ausfuhrgeschäft in’der Hand hatte
und enorme Summen verdiente, Sturm. gegen
das Projekt; es fiel mit dem Rücktritt der Ver-
treter-des Planwirtschaftsgedankens. Bei dem
neuen Wirtschaftsminister gewann der Frei-
handelsgedanke die Oberhand, und im Herbst
vorigen Jahres wurde erklärt, daß eine Preis-
prüfung überhaupt nicht mehr stattfinden
dürfe, eine erweiterte Freiliste aufzustellen
sei und die Zentralstellen sich nur auf eine
Mengenkontrolle zu beschränken hätten. Alle
Zentralstellen erhoben hiergegen Einspruch.
Sie legten die Notwendigkeit dar, bei Auslands-
verkäufen höhere Preise zu fordern und be-
standen auf der Forderung auf Preisprüfung
der Ausfuhr. Im Gegensatz zu den Wünschen des
Ministeriums und des Reichskommissars wurde
die Preisprüufung, soweit dies überhaupt mög-
lieh war, durchgeführt. Die schlechten Erfah-
rungen, die man mit der Freigabe von. Hafer,
Leder usw. gemacht hatte, sowie der schnell
einsetzende Ausverkauf Deutschlands machte
denn auch das Ministerium stutzig.. Infolge
der Versammlung des Reichsverbandes vom
21. XI. 1919 erschien schließlich am 20. XII.
1919 eine Verfügung, die eine scharfe Ausfuhr-
kontrolle und Preisprüfung vorschrieb.
heute aber ist ein Definitivum nicht geschaffen
worden. Erst in den allerletzten Tagen sind
vom. Wirtschaftsministerium Vorschläge ge-
macht worden, nach denen. die verschiedenen
‘Waren mit Ausfuhrzöllen belegt werden sollen,
die sich unserem Zolltarif anpassen. Die beste
Zeit hat man aber ungenutzt verstreichen
lassen, und auch hier muß man wieder sagen
„zu spät‘. Denn während manim Verlaufe von
beinahe fünf Monaten Gelegenheit gehabt
hätte, durch die Ausfuhr — die im Dezember,
Januar, Februar enorme Summen aufwies —
sehr erhebliche Beträge für unsere traurigen
Finanzen zu erhalten, sind inzwischen bei uns
alle Preise so gestiegen, die Kurven von Va-
luten und Preisen kreuzen sich heute manch-
mal schon so stark, daß wir bereits an der
Grenze der Weltmarktpreise uns befinden, in
Ländern mit stark tallender Währung, wie
Dänemark und Italien, diese sogar schon über-
schritten haben. Die b: absichtigten Maßnah-
men werden deshalb wieder ein Schlag ins
Wasser sein, deni wo Weltpreise schon. be-
stehen, kann man Abgaben nicht mehr erheben,
und man wird entweder in vielen Fällen sich ge-
nötigt sehen, von der Abgabe Abstand zu neh-
men oder schnell einsehen, daß man dem deut-
schen Export große Schwierigkeit bereitet.
Bei der Ausarbeitung des Tarifes scheint man
aber vollkommen übersehen zu haben, daß
unser statistisches Warenverzeichnis viel zu
wenig differenziert ist, daß auch der Tarif auf
der Einfuhr basiert ist und deshalb eine Staf-
felung aufweist, die am geringsten Rohmateria-
lien,-am stärksten Fertigfabrikate besteuert,
während eine Auslandsabgabe naturgemäß
gerade den umgekehrten Aufbau haben müßte.
Anstatt dessen hat man eine mittlere Abgabe
— man nennt sie eine soziale Abgabe — von
5 % festgesetzt, die man nach unten und oben
um einige Prozent variiert hat.
So geht es nach meinem Dafürhalten nicht,
und mein Ne Bag verfolgte deshalb eine
andere Richtung. ch hatte vorgeschlagen,
daß jede Industrie mit Genehmigung der Re-
gierung Selbstverwaltungskörper, d.h. Zwangs-
verbände. bilden solle, in die jeder Fabrikant
einzutreten verpflichtet werden müßte. Diese
Selbstverwaltungskörper würden alle Fragen
der Einfuhr, Ausfuhr, Preise usw. selbständig
zu erledigen das Recht haben, und für dieses
Zwangsrecht sollte die Industrie von dem Über:
preis, den sie im Auslande erhält, einen Anteil
an den Staat abliefern. Dadurch würde be-
wirkt worden sein, daß zu Weltmarktpreisen
verkauft würde, an: deren Gewinn die Allse-
meinheit, wie es ihr gutes Recht ist, teilnehmen
würde. Das Ausland hätte dann nicht über
Dumping zu klagen und die Regierung einen er-
heblichen Anteil am Gewinn in Form von De-
visen zur Verfügung gestellt erhalten.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich sagen,
daß die Form, die der Regierung für Verwal-
tungskörper, für Sozialisierung, Verstaatli-
chung oder wie sie es nennen wollen, vor-
schwebt, nach meinem Dafürhalten unausführ-
bar ist. Geschäfte erfordern kurze und schnelle
Entschließungen und Durchführung. Mit einem
erheblichen Einfluß der Regierungsvertreter
an der Spitze dieser Verwaltungskörper sind
solehe nicht zustande zu bringen. Auch der
starke Einfluß des Handels in den Selbstver-
waltungskörpern ist durchaus schädlich; denn
man muß sich gegenwärtig halten ’daß die Be-
deutung des Handels heute eine erheblich gerin-
gere als früher ist. Der Handel hat seine Bedeu-
tung, wenn dieProduktion groß istundman neu
Absatzmöglichkeiten und Absatzgebiete suchen
muß. In einer Zeit aber wie der jetzigen, wo
für viele Jahre in der ganzen Welt die Nachfrage
nach Industrieprodukten sehr viel größer sein
wird als die Produktion, kann der Einfluß des
Handels nur ungünstig wirken. Dazu kommt,
daß der Handel thesauriert. Er erhält zwar
Bis.
die Ware vom Fabrikanten, gibt sie aber nicht
weiter, wenn er weiß, daß er nach kurzer Zeit
bessere Preise erzielt, und anstatt daß die Ware
schleunigst durch die Kanäle dahin geleitet
‚wird, wo sie notwendig gebraucht wird, bleibt
sie verschlossen. Eines unserer größten Werke
hat mir neulich mitgeteilt, es habe konstatiert,
daß 400 t Eisen aus einer Lieferung von 1000 t
nach drei Monaten mit einem um 2000 M/t
apobier Preis zu ihm zurückgekommen seien.
Man darf ferner nicht übersehen, daß
internationale Verständigungen und Kartelle
unmöglieh mit Verbänden abgeschlossen 'wer-
den können, in denen die Regierung maßge-
‚benden Einfluß hat. Schon heute hat die
Schweiz erklärt, daß sie für alle die großen elek-
trischen Unternehmungen, die für die Rhein-
fälle geplant sind, es ablehnt, mit den verstaat-
lichten deutschen Unternehmungen zusammen-
zuarbeiten. Derartige Kombinationen können
nur von Industrie zu Industrie gemacht werden,
und deshalb bin ich der Ansicht, daß die: Ver-
waltungskörper lediglich und allein von der In-.
dustrie selbst aufgebaut werden müssen und die
Behörden nur so weit beteiligt sein dürfen,
wie die Interessen des Staates es erfordern und
Gewinne für die Allgemeinheit aus diesen Un-
ternehmungen in Betracht kommen.
Noch ein Wort über die Verbesserung unse-
rer Valuta, über die im Augenblick so viel ge-
sprochen wird. Als kürzlich aus England ge-
meldet wurde, man wolle dort versuchen,
Deutschland eine Anleihe zu verschaffen, um
seine Valuta zu stützen, und dann wieder be-
richtet wurde, in Amerika werde erwogen, von
den deutschen Guthaben in den Vereinigten
Staaten einen Betrag zu bevorschussen, ging
durch viele ‘Kreise eine große Begeisterung für
diese Projekte, und unsere Valuta hob sich.
Ich teile diese Auffassung nicht. Ich habe vor-
hin gesagt, daß Aufträge in jedem. Umfange
erhältlich sind; das ist aber natürlich nur der.
Fall, sofern wir ungefähr zu Weltpreisen zu lie-
fern imstande sind. Während der Periode an-
dauernder Valutaverschlechterung hat sich das
gesamte Preis- und damit das Lohnniveau in
Deutschland sprungweise gehoben. Diese Er-
höhung muß, nun die Mark in den letzten
Wochen um etwa 100% gestiegen ist, sich in
unserer Ausfuhrfähigkeit auf das empfindlichste
fühlbar machen. Hier liegen für unsere Volks-
wirtschaft schwere Gefahren. Der Abbau des
einheimischen Preisniveaus kann nicht mit der
Besserung der Valuta Schritt halten, da die zu
schlechter Valuta hereingenommenen Vorräte,
die bei der Schwierigkeit der Beschaffung und
dem sprunghaften Steigen aller Materialien in
großen Mengen angeschafft werden mußten,
noch lange Zeit ihre verteuernde Wirkung auf
die Produktion ausüben. Zugleich kommt jetzt
die Wirkung des erhöhten inländischen Preis-
niveaus auf die Löhne voll zum Ausdruck.
Die Erhöhung der Löhne, die sich nicht nur
unmittelbar, sondern auch mittelbar durch die .
Erhöhung der Kohlenpreise für die Fertig-
industrie bemerkbar machen muß, wird die
Inlandpreise der Fertigfabrikate weiter steigern.
Wenn auch, rein finanzirli gesehen, eine Ver-
besserung unserer Währung erwünscht ist, so
würde doch für die Industrie eine Sanierung von
außen das größte Unglück sein, das uns zu-
stoßen . könnte, und der verhängnisvollste
Schlag, den die Entente gegen uns führen
könnte. Denn es ist ausgeschlossen, daß wir
unter diesen Umständen mit dem Abbau von
‘Preisen, Gehältern und Löhnen anfangen
könnten. Wir würden nach wie vor sehr
teuer fabrizieren und durch den besseren Stand
unserer Valuta exportunfähig werden. Der
Rückschlag für unsere deutsche Industrie
würde katastrophal sein, denn es wäre unmög-
lich, zu den erhöhten Preisen unsere Waren im
Inland abzusetzen, und wir würden nach kurzer
Zeit sehen, daß unsere Fabriken unbeschäftigt
bleiben. Nur die leidige Tatsache unserer un-
ge Valuta ermöglicht es uns, im großen
til zu exportieren, und nur ganz langsam und
von innen heraus darf unsere Valuta besser
werden. F
Eine Gesundung unserer ganzen Wirtschaft
kann nur dann eintreten, wenn alle Faktoren
der. Wirtschaft Opfer zur Erreichung. dieses
Zieles bringen. Auf seiten der Unternehmer
sind die Opfer der Abbau der Inlandpreise, auf
«seiten der Arbeitnehmer die Erhöhung der Ar-
"beitszeit. Die Arbeiterschaft muß sich darüber
' klar sein, daß die Befriedigung ihrer Lebens-
ansprüche nicht aus irgendwelchen : Reserven
des Unternehmers oder der Volkswirtschaft er-
folgen kann, sondern nur durch Arbeit, mit
deren Erzeugnissen man die aus dem Ausland
.einzuführenden Nahrungsmittel und Roh-
stoffe, wie Textilien, Leder usw., bezahlen
kann. Eine Erhöhung der Löhne kann, wenn
nieht unverantwortlicher Raubbau. getrieben
werden soll, nur ‚als Entgelt für vermehrte
Arbeit"gewährt werden. Deshalb müssen wir
sehr viel mehr aarbeiten. sehr’ viel.
‚ lieh reduzieren können. £ Y U
\OX
“ Währung langsam von Punkt zu Punkt heben
ie ad Pe)? Ehe & a all
A NER LER 70T Ra “4 RE
PN y A h ER
S a * { ah £
13. Mai 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit
mehr produzieren und sehr viel mehr
ortieren. Dadureh wird sich - unsers
und damit nach und nach unsere allgemeine
wirtschaftliche Lage eine Wendung zum Bes-
seren nehmen. Es gibt deshalb für uns nur ein
Mittel zur Rettung: Arbeiten, arbeiten
und immer wieder arbeiten!
Interessante Tastschaltungen.
* Yon W. Dornig, Berlin.
.. Bei der Beschreibung des W# Hoch-
frequenzmaschinen-Senders von Nauen!) ist
die außerordentliche Wichtigkeit einer kon-
stanten Umdrehungszahl des Energie liefern-
den Hochfrequenzumformers betont und an |
Drosselgpuler
| Jastwiderstand | JR, ‚frequenz-
Hoch- bi B; ‚generator
Jreguenz- requenztransformafor » /requenztransformator
‚GENErMOr
| Ballasikreis |
ak
schr
Sek,
Abb: 1. Verstimmschaltung durch Frequenz 4 ,
transformator mit zwei Sekundärwicklungen.
4
Hand von Resonanzkurven nachgewiesen wor-
den, daß Perioden-Schwankungen einer Zen-
trale von etwa #%%, — m.E.das erreichbare
Optimum im praktischen Betriebe — schon
die Güte einer drahtlosen Sendestation wesent:
dürfte das
noch ‚zulässige darstellen; +!/,,% ist anzu-
streben und entspricht erst der vollen Aus-
nutzung der heutigen Empfänger.
In den Anfängen der Entwicklung der
Hochfrequenzmachinen-Sender mußte der La-
boratoriumsingenieur bestrebt sein, bei Te-.
legraphiebetrieb (Unterbrechen der Energie
im Morserythmus) Schaltungen anwenden zu
- können, die den Hochfrequenzgenerator gleich-
dadurch eine einiger-
mäbig belasten und
maßen konstante Drehzahl ergeben. Die be-
stehenden Systeme automatischer Drehzahl-
regulierungen konnten auch dabei im aller-
Ferquenztransformatoren,
‚erst noch erfunden werden.
N eines Senders, wie es z. B.
‚für den großen Übersee-Sender benutzt wurde.
“ Primär-,
ünstigsten Falle +4, %, Genauigkeit erreichen.
a enetunte Bas des Generators setzt
aber Umschaltung der Energie von der Antenne
auf irgend einen Ballastkreis voraus. Das
führte zu neuen Anordnungen, von denen
2 der interessantesten näher beschrieben werden
sollen. Es möge für den Techniker, der
mit 50 Per/s arbeitet, vorausgeschickt werden,
daß ein gänzliches Unterbrechen der Reso-
nanzkreise infolge der hohen Resonanzspan-
‚nungen und der großen Ströme schon bei
50KkW unmöglich ist; derartige Tastrelais
für das geforderte schnelle Tasttempo müssen
Abb. 1 zeigt das prinzipielle: Schema
bis-1918 in Nauen
Der Hochfrequenzgenerator arbeitet auf 2 Satz
die die Grund-
periode erst verdoppeln und dann vervier-
fachen mögen. Auf den Transformatoren ist die
ekundär- und die Tertiär-Wieklung
für die Sättigung durch Gleichstrom zu sehen.
Das erste Transformatorenpaar besitzt außer-
dem noch eine zweite Sekundärwick-
| ‚lung, an die ein durch Kapazität und Selbst-
00) Ygl. „ETZ* 1919, 8, 689.
induktion auf Resonanz abgestimmter Ballast-
_ kreis angeschlossen ist.
- Diese Selbstinduktion oder‘ ein Teil da-
von wird dureh ‚Relais kurzgeschlossen, wo-
durch der Kreis verstimmt wird; während
gleichzeitig ein anderer Satz Relais den Kurz-
schluß eines Teiles der Selbstinduktion des
Parallelkreises aufhebt, der von der 1. Se-
kundärwicklung gespeist wird, und in diesem
> 2
19. 367
Moment die Energie über weitere Frequenz-
transformatoren an die Antenne ‘abgibt. Im
dieser gekennzeichneten Stellung nimmt der
Ballastkreis keine Leistung auf, oder nur
einen unbedeutenden Rest, weil eben In-
duktanz und Kondensanz nicht mehr gleich
sind und deren Differenz einen in den Kreis
$eschalteten verlustlosen Wechselstromwider-
stand darstellen. °
Die Tastrelais arbeiten gleichzeitig, aber
entgegengesetzt, und es kann mit großer
Leichtigkeit der Ballastwiderstand so: einge-
stellt werden, daß der Hochfrequenzgenera-
tor in jeder Lage der Morsetaste gleichen
Strom und gleiche Energie abgibt, d. h. die
x größtmögliche Drehzahlkon -
. stanz erreicht wird. Die Fun-
Ä {
ig kenbildung an den Relais ver-
‚schwindet dabei vollständig;
es erfolgt bei dieser Tast-
Uariomefer
Hoch-
methode eben keine Unter-
brechung der Kreise, sondern
nur ein Umschaukeln der
Energie von einem Kreis in
den andern.
Die 2.Schaltungisteiniger-
maßen ähnlich und dürfte
auch auf dem 50 Per-Gebiete
— Anwendung finden können.‘
. Der Hochfrequenzgenerator arbeitet auf
2,in Serie geschaltete Transformatoren, u. U.
unter Einschaltung von Frequenztransfor-
matoren vor die Antenne mit entsprechenden
Resonanzkreisen, die in dem Sehaltbild als
unwesentlich weggelassen sind. Neu ist hier-
bei, daß die beiden Transformatoren zwei
Primärwicklungen besitzen, die aber ent-
gegengesetzt geschaltet sind.
In Abb. 2ist z. B. von dem oberen Trans-
formator die zweite Primärwicklung durch
das linke Relais kurzgeschlossen. Die Ampere-
windungen der beiden Wicklungen müssen
sich ‚bei richtiger Dimensionierung aufheben,
und primär und sekundär tritt keine Span-
Antenne
Varıomefer
MHondtaste
Abb. 2.
Gegenprimär-Tastschaltung.
nung auf (außer J.R primär), und in der
Antenne fließt kein Strom.
Die vom Generator gelieferte EMK liegt
an den Klemmen des unteren Transformators,
Aahlentafel 6. Vorläufige Ergebnisse an den Schraubverbindüngen der
ersten Hauptgruppe. ($,, 8,, 8) mit Aluminiumdrähten.
f Rrste \| Größter | Letzte | Wider. | Alter bei
‘ “© Hülse \ Wider- Wider- Wıder- | stands- der letzten] Betriehs-
N Draht- f is I" stands- stand |: stands- | hältnis) Wider- Dauer
Gruppe ‘ und Nr. Te Dep ee messung. | Verhältnis stands- :
’ Ian Schraube DE A bis zum | ‘Rmax | messung ın
i gef ın 4. IH. 18 in 577 | in Stunden
jdn 210% 2.1 10 2. | wuR er Monaten
S, 19217886. °,1886, |. .17,52 1° 18,5 | 6640
(blank) er 10,4 33.1848, 5,2 18,5 6640
SS Wa lee ri6e So gl 18,5 6640
‚ (lackiert) 11,2 160 | 160 LESE 18,5 | 6640
EN SE NE Tr RE
S, (25,9): | (447) (447) | d72) | (14) | (8670)
(blank) (28,0) | (1960) | (1960) | (20,0) | (4) | (8670)
5; 5 218° 1190 | 1920. | 880 | 185 F 6640
Hadkiesh) & 82 | 10 | 120 | 43 ı 186 | 6640
RER, (85,8) 1 da) I a3 |. (u6)| (5) | 1830)
(lackiert) 123) (1408) (1408) | (14) | (a) | (8670)
8, 507 |. 5,15 515, 101 | 18,5 6640
(blank) 4,99 5,44 |. 5,44 |! 1,09 18,5 6640
OR, i 3:1 ° 4,85 502 | 498] 1.08... 18,5 6640
(lackiert) en ? 4,87 5,00: 4,95 | 1,03 | 185 6640
Rt 4899| 5,36 536 .. 1,091 18,5 |. 6640
(lackiert) 14,2 249 249. 145). 18,5 - 6640
ER
S 5,82. |. 15,5 16.5 7 ,81..1° 18,5). 6640
(blank) 5,27 6,83) 6,83 129.| 18,5 6640
85 Fe 5,11 6,62 6,62 | . 1,80 |. 18,5 .| > 6640
"Wackiert) ä 5,20 5,95 5,95: 1,14 11 18;5..] 6640
BET 3.159... [660 |. 660 4,18. .18,5.| 6640
(lackiert) 24 10,23 | 493 493 48,1 18,5 6640
S, 97 9,05 | 472 472 52,1 18,5 6640
(blank) 8,85 | 337 337 38,1 18,5 6640
Bu Rx BT 18,5: | 6640
(lackiert) 720 |: 368 » |) 368. 51,1 18,5 6640
. m rl, “ L re | HL zn SR . ae?
Va 18,3 1 ),:98,0 98,0 536 185 6640
(lackiert) 60,3 512 512 8,49 | 18,5 6640
368
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920, Heft 19.
13. Mai 1920.
dessen zweite Primärwicklung durch das rechte | bar; man kann damit vom Maximum bis Null
Relais offen ist. Sekundär tritt die volle
Spannung auf und der Tastwiderstand im
Ballastkreise verzehrt die bei gedrückter Taste
von der Antenne aufgenommene Enersie.
Es könnte scheinen, als wenn bei fehler-
hafter Schaltung — beide Relais und damit
beide Transformatoren kurzgeschlossen — die
Maschine gefährdet sei; doch kann dies nicht
der Fall sein, weil schon bei 5000 Per-Genera-
toren die Induktanz der Maschinenwicklung
so groß ist, daß bei voller Rregung der Kurz-
schlußstrom nur rd den halben Wert des
normalen Nutzstromes erreicht. Die Tast-
methode ist bei einem 40-kW-Sender seit
Jahren im Gebrauch und hat sich gut be-
währt.
Die Schaltung ist nach Abb. 3 als va-
riabler Spannungstransformator gut verwend-
herunterregulieren wenn bei
den niedrigen
Spannungen zwangsläufig eine Drosselspule
eingeschaltet _wird, die den Strom begrenzt.
Widerstand
Abb. 3. Variabler Spannungstransformator.
Zahlentafel 7. Vorläufige Ergebnisse an den Nietverbindungen der
ersten. Hauptprüppe (N,, N;,, N;, N}).
1
Erste Größter Letzte Wider- | Alter bei x
Draı a I
h 2 . stands- Bx hältni 2: auer
Gruppe metalle Nieten Nr. mossung Rmax BERREIEE Ba and. 3
N ı ın 4.1. 18in| ——— ın Stunden
in WA2| mw+2 10-42 Rı Monaten
N, 77 125 : | -492 492 3,90 18,5 6640
(blank) ann 78 154 535 373 | 350 | 18,5 6640
N, 53 49,6 468 468 9,40 18,5 6640
(lackiert) 54 148 640 418 4,30 18,5 6640 .
N. N 69 81 1190 1190 14,7 18,5 6640
(blank) 70 || 293 1065 1065 3,60 18,5 6640
— | AoZn ;
N, 45 || 430 762 762 1,80 18,5 6640
(lackiert) 46 588 - 800 800 1,40 18,5 6640
N, | 73 55 650 276 11,8 18,5 6640
(blank) Al 74 165 525 358 3,20 18,5 6640
_— Al-M
N, 49 13,5 14,6 14,6 1,10 18,5 6640
(lackiert) 50 87,5 492 492 5,60 18,5 6640
N Ra 5 | as) | 191 | a1 (1,00) |. (11,5) | (2050)
(blank) 76 38,8 480 108 12,4 18,5 6640
re 6
N, 51. (286) (286) (219) (1,00) | (10,5) | (1500)
(lackiert) 52 (85,8) | (295) (295) (3,40) | (10) (1230)
N, 71 127 940 940 7,40 18,5 6640
(blank) 72 194 970 970 5,00:| 18,5 6640
TEN
N, ni 47 136 715 383 5,30 18,5 6640
(lackiert) 48 203 288 288 1,40 18,5 6640
N, 89 99 960 960 9,70 18,5 6640
(blank) 90 || (210) (710) (710) (3,40) | (18) (6300)
Were ale A Zn a Sl BR
N 65 || (238) (738) (738) (3,10) (9,5) (830) '
(lackiert) | 66 (28,0) | (346) (346) (12,4) (9,5) (830)
N, Ä 83 25,4 25,6 | 24,9 1,01 18,5 6640
(blank) 84 25,5 25,7 25,1 1,01 |. 18,5 6640
Zr ee Aero Fe S SE,
N, 59 24,2 24,4 23,8. 1,01 |.7185 6640
(lackiert) 60 26,7 26,7 24,6 1,00 18,5° 6640
1,00 | 185 | 6640
(blank) 1,00 18,5 6640
= Cu—Cu Cu zer
N, 57 3,30 3,42 3,39 | 1,08 18,5 | -6640
(lackiert) 58 3,00 3,01 2,93 1,00 18,5 6640
N, 79 17,8 17,9 17,5 1,01.-1.2.18,5 6640
(blank) s0 17,9 18,0 17,6 1,01 18,5 6640 |
M-—Fe M PR
N, 55 17,0 17,0 16,8 1,00 18,5 6640
(lackiert) 56 16,8 16,9 16,6. 1,01 18,5 6640
13,4) | 134 1,00 18,5 6640
14,2 14,2 1,00. | 18,5 6640
69,4 69,4 3,90 18,5 6640
(lackiert) 13,9 13,9 1,01 18,5 6640
Fe Fu
N 85 257 1145 1145 4,50 18,5 6640
(blank) 86 288 958 958 3,30 18,5 6640
N, 61 || (336) (724) (724) (2,20) (35). | : (830)
(lackiert) (757) (757) (2,20)| (9,5) (830)
(437) (152) (1,00) | (10) (1230)
1040 1040 v2 6640
— Al— Zn—C
& (385) (567) (567) (1,50) (9,5) (830)
4 68 | (880) (667) (667) (1,80) | (9,5) (830)
‘Wie vorher erwähnt, erfüllen diese Schal-
tungen ihren Zweck dort, wo konstante. Be-
lastung aus Reguliergründen erforderlich ist.
Wirtschaftliche ‘Anforderungen, wie
der Anlagen für höhere Leistungen, d. i. Ver-
billigung der Erzeugnisse — zwingen in neuerer
Zeit zum Vollast-Leerlauftasten. Darüber
ist in dem eingangs erwähnten Artikel näheres
gesagt.
Eine weitere interessante Schaltung soll
noch mitgetellt werden, die diese neuen Be-
dingungen erfüllt. Sieist der. Gesellschaft für
drahtlose Telegraphie patentiert — gleich den
Vorgenannten — und stammt ebenfalls vom
Verfasser. In Abb. 4 ist ein Transformator
Antenne
Varıometer
Tasttransformator
4
Frequekiziransjorm.
! +
Inde
Abb. 4. Gegengleichstrom Tastschaltung.
zwischen Generator und Antenne geschaltet,
der in zwei Hälften geteilt ist, die primär
und sekundär in Serie geschaltet sind — also
an sieh ein ganz normaler Transformator.
Auf jeder Transformatorhälfte befindet
sich aber noch je eine kleine Wieklung, die
gegeneinander geschaltet sind, — demnach
keinerlei Spannungen aufweisen. Durch diese
Hilfswicklungen fließt Gleichstrom, der
mittels kleiner Relais im Morsetempo die Per-
mabilität des Eisens ändert und damit bei
geöffneter Taste den Schwingungskreis der-
artig verstimmt, daß kein Strom in der An-
tenne fließt. Durch diese Methode können
mit minimalen Strömen die größten Energien
getastet werden. Außer den hier beschriebeen
Schaltungen sind noch viele andere vorge-
schlagen und teilweise probiert worden; die
skizzierten sind diejenigen, die sich in der
Praxis bewähren. ‘
Untersuchungen über die Größe und Be-
ständigkeit von Kontaktverbindungen unter
besondererBerücksichtigung des Aluminiums.
Mitteilung aus dem Elektrotechnischen Institut der Tech-
nischen Hochschule zu Karlsruhe.)
Von Rudolf Richter, Karlsruhe.
(Fortsetzung von S. 347.)
Vorläufige Ergebnisse der ersten Hauptgruppe.
Um die einzelnen Verbindungen bequem
miteinander vergleichen zu können, sind in den
Zahlentafeln 6 bis 10 die Widerstände bei der
ersten Messung, die größten gemessenen Wider-
stände, dieWiderstände bei der letzten Messung
am 4. III.18, die größte relative Widerstands-
zunahme, das Alter der Verbindungen (in Mo-
naten) bei der letzten Widerstandsmessung
(4. III. 18) und die gesamte Versuchsdauer (in
Stunden) zusammengestellt. Die Angaben sind
im einzelnen den Zahlentafeln 1 bis 5 entnom-
men. Zur Erleichterung des Vergleichs sind die
Verbindungen so geordnet, daß die Verbindun-
gen gleichartiger Metalle unmittelbar aufein-
Strom-/
bezw. Kohlenersparnis und dazu Ausnutzung -
ander folgen. Die Angaben über Verbindungen, -
die vorzeitig abgeschaltet werden mußten, sind
eingeklammert. ER
Schraubverbindungen, Zahlentafel 6.
Am besten haben sich die Verbindungen mit
Messinghülsen und Schrauben (Nr. 29, 80, 89,
40, 21, 22) bewährt, Von diesen hat nur Nr. 22
eine wesentliche Widerstandszunahme erfahren,
doch war der Widerstand dieser Verbindung
‚auch schon vor der Belastung verhältnismäßig
groß, so daß anzunehmen ist, daß eine der bei-
den Schrauben nicht fest genug angezogen war.
Zum Teil haben sich auch die Verbindungen mit
Eisenhülsen und -Schrauben bewährt, während
die übrigen Verbindungen als unbrauchbar zu
13. Mai 1920.
bezeichnen sind. Hierbei ist zu beachten, daß
die Schrauben aus Aluminium, Zink, Kupfer be-
sonders angefertigt werden mußten. Der Ein-
fachheit wegen wurde hierzu Draht verwendet,
der nicht wesentlich stärker war als der äußere
Elektrotechnische Zeitschrift,
Durchmesser des Schraubgewindes.
Schraubkopf war deshalb sehr schwach und ge-
stattete nicht die starke Kıraftäußerung wie bei
Schrauben mit normalern Kopf. Auch bei nor-
malen Schraubköpfen sind Schrauben aus Alu-
1920.
Der
Zahlentafel &- Vorläufige Ergebnisse an den Lötverbindungen der ersten
Hauptgruppe (Z, und Z,) mit massiven Hülsen und Aluminiumdrähten.
Be En ee Wider- ee 5 . Fi
i -_ ıder- lder- ds- er ie zten etrieDs-
Draht- r a stand stands- Bands, ider- D
Gruppe | metall Aue | We ||memung | Amos |mersnpe |älnie| made | Diner
Ä Ri in in ELLE in Stunden
‚ia 102) 10-42 10-48 Rı Monaten |
Nieder 1 4,12 4,43 4,43 1,10 18,5 6640
y 2 4,09 4,83 4,83 1,20 18,5 6640
a N 1: 2
z Nicolai u. 9 4,41 4,47 4,12 1,01 18,5 6640
2 Zinnlot 10 420 | „4,22 4,17 1,00 18,5 6640
RE LESE LT Bad LE AR:
E Sa: 5 4,10 4,15 4,12 1,01 18,5 6640
1 Er 6 3,89 4,09 -3,95 1,05 18,5 6640 (
$, Nicolai u. 13 4,16 | 4,16 4,02 1,00 18,5 6640
2 a Zinnlot 14 || 3,97 4,28 4,28 1,08 18,5 6640 -
= Ka 72|: 419 4,22 4,19 1,08 | 185 6640
1 ‚O3BE 8 4,30 4,78 4,78 1,10 \ 18,5 6640
F Nicolai u. 15 4,52 4,66 4,66 1,08 18,5 6640
2 Zinnlot 16 \|- : 4,47 4,60 4,39 1,03 18,5 6640
L ee 3 4,08 4,36 4,36 1,07 | 18,5 6640
1 ern: 4 4,30 4,49 4,49 1,04 18,5 6640
—— Mu -
sen Nicolein. it 4,35 4,39 4,35 1,01 | 18,5 6640
a Zinnlot 12 | 488 | ası | a0 | 201. | 185, | 8840
Zahlentafel 9. Vorläufige Ergebnisse an den Lötverbindungen der ersten
Hauptgruppe (Z,, Z,,L,und Z,),
bei denen mindestens ein Draht aus Aluminium
besteht.
Erste |:Größter | Letzte | Wider- | Alter bei| ° |
Wider- Wider- Wider- stands- |der letzten) Betriebs-
Draht- N stands- stand stands- verhältnis | ne Dauer
metalle SS messungf,, Fmaz hie gung) ng Temeksung |) in
„Ri ın 4. II. j8 in. in Stunden
a 1012| 1042 10-42 Rı Monaten
5,98 7,40 7,40 1,24 18,5 6640
(blank) | ner 1,625 | 110 11,0 1,80 18,5 6640
T, 5,20.1°* 6,82 | 6,82 1,20 18,5 6640
(lackiert) en 6,09 8,08 | 8,05 1,30 18,5 | 6640
L\ : ER (6,64) | (29,4). | (29,4) (4,43) (9) (3740)
(blank) ae 6,69 6,98 6,94 1,04 13 6640.
Li Ne > 6,57 6,92 693 1 106. | 13 6640
(blank) | geschweißt 6,66 6,87 6,87 | 1,08 13 6640
5; 10,0 1,06 18,5 6640
(blank) ur 9,65.) 10,4 10,4 1.08.1185 6640
icolai
Re 10,1 13,4 13,4 1,30 18,5 6640
(lackiert) 95 | 194 12,4 1,20 18,5 6640
1 11,5 13,5 13,5 1,20 13 5720
(blank). 10,8 12,3 183:.,°... 1,10 13 5720
„Eh. ERBEN BE TÜRIE LER SET A Ne EEE RER EEE
er F ‚2,50.:|%.9,30 9,30 1,20 18,5 6640
(blank) BG (749) | (51) | 51:1 (101) | a3) (3620)
1colal
DR (820) | (820) | (820) | (1,00) | (13,5) .] ©3620)
. (deckiert) (7,90) ı (8,00) | (8,00) | (101) | ° (13,5) | (3620)
D. 145 | 9,40 9,40 9,30 1,00 13 | 8720
(blank) ar 146 9,10 9,10 9,00 1,00 13 |. 5720
ER) 121 | 17,6 18,5 18,5 1,05 18,5 6640
(blank) 12 | 182 21,9 21,9 1,20 18,5 6640
Nicolai .
Dir ; 99 | 16,9 18,05 | 18,0 1,07 18,5 6640
(lackiert ZEN 00 17,8, %19,5 19,5 1,13 18,5 | + 6640
L, re 141 ! (19,3) .| (0,0) | (0,0) (1,04) | (45) | (1042)
(blank) 122 | 212 | 218 |: 21,6 103 118 6640
Tr -117|| 5,30 6,91 |» 6,91 1,30 18,5 | 6640-
(blank) Ra 118 | 5,10 6,11 6,11 1,20 18,5 6640
ıcolal
2 vr 4,87 5,73 5,73 1,18 18,5 6640
(lackiert) ER 48 | 652 | 652 | 132 | 18,5 | 6640
L; Inhoft (5,98) | (637) | (6,37) | (1,07) (9) (3668)
(blank) ware (5,69) | (5,76) | (8,76) | (1,02) (8) (3620)
Heft 19,
minium, Zink und Kupfer wegen der geringen
Festigkeit dieser Metalle wesentlich im Nachteil
gegenüber den Schrauben aus Messing und
Eisen,
Ein merklicher Unterschied zwischen den
lackierten und unlackierten Verbindungen läßt
‚Sich nicht feststellen. Dies ist wahrscheinlich
auf die hohe Erwärmung zurückzuführen, die
zur Abkürzung der Versuchsdauer angewandt
wurde.
Nietverbindungen, Zahlentafel 7. Der
Widerstand der Verbindungen, die Aluminium
enthalten und nicht während des Versuchs ge-
brochen sind, hat sich mit Ausnahme der Ver-
bindung Nr. 49 (Al—M) wesentlich eıhöht.
Auffallend ist auch, daß die Verbindungen N,
undN, (Al—Zn—Cu, Nr.91,92, 67und 68) voil-
ständig versagt haben. Dies liegt nicht nur
an der Verwendung von Zinknieten, die bei
hohen Temperaturen brechen; denn der Kon-
taktwiderstand war schon bei der ersten Wider-
standsmessung, also vor der B@fästung, sehr
groß,
Von den Verbindungen, die kein Alumini-
um enthalten, haben die Verbindungen Fe—Fe,
Cu—Cu und M—Fe keine merkliche Verände-
rung erfahren. Von den vier Verbindungen
Fe—Cu hat sich der Widerstand von Nr. 63
wesentlich erhöht. Die Verbindungen Zn—Zn
und Fe—Zn haben sich nicht bewährt.
Die Widerstandszunahme der lackierten
‘Verbindungen ist im Durchschnitt etwas ge-
ringer als die der unlackierten.
Lötverbindungen, Zahlentäfel 8 bis 10.
Die Lötverbindungen mit Hülsen (Zahlentafel 8)
haben sich bewährt; bei keiner Verbindung
konnte eine wesentliche Widerstandserhöhung
festgestellt werden. Bei den Verbindungen Z,,
bei denen das Aluminiumlot noch durch Zinnlot
abgedeckt war, hat sich der Widerstand fast gar
nicht geändert.
Von den Aluminiumverbindungen ohne
Hülse (Zahlentafel 9).haben die reinen Schweiß-
verbindungen Al—AI (Nr. 137 und 138) keine
merkliche Widerstandszunahme erfahren. Von
den übrigen Verbindungen haben sich sowohl
bei den Flachlötungen (mit Lot von Nikolai)
als auch bei den Stumpflötungen (mit Lot von
Inhoffen) die Metallverbindungen Al—-Zn am
besten bewährt. Von den Verbindungen Al— Al
und Al—Fe ist je eine Stumpflötung (Nr. 189
und 141) im Laufe der Untersuchung gebrochen.
Die andern beiden Stumpflötungen (Nr. 140
und 142) sowie die Flachlötungen haben mit
Ausnahme von Nr. 124 (Al—A)) keine beträcht-
liche Widerstandszunahme erfahren. Bei den
Verbindungen Al—M haben sich die Stumpf-
lötungen (Inhoffen) bewährt, nicht aber die
Flachlötungen (Nicolai), während das Umge-
kehrte für die Verbindungen Al—-Cu gilt.
Die Lötverbindungen ohne Aluminium
(Zahlentafel 10) haben keine wesentliche Wi-
derstandserhöhung ergeben. Ein Unterschied
zwischen lackierten und unlackierten Veıbin-
dungen läßt sich nicht feststellen.
Von. den Verbindungen der ersten Haupt”
gruppe wurde für diefolgenden Untersuchungen
ein großer Teil ausgeschieden, um in dem Ver-
suchskasten Platz für nene Verbindungen zu
gewinnen. ‚Es waren dies hauptsächlich solche
Schraub- und Nietverbindungen, die durch die
bedeutende Widerstandszunahme als unbrauch-
bar zu bezeichnen waren, und ein Teil der
lackierten Verbindungen, die gegenüber den
unlackierten keinen merklichen Unterschied
gezeigt hatten. Zu den weiter untersuchten Ver-
bindungen gehören:
1. Alle Schraubverbindungen mit Messing-
hülsen und die mit Eisenhülsen und Alumi-
niumhülsen der Gruppe $, und $,!),
1) Die Verbindung-mit Aluminiumhiülsen hatten «ich
zwar nicht bewährt, doch sollte das Verhaflien gerade dieser
Schraubverbindungen weiter verfolgt werden, weil sie aus-
schließlich Aluminium enthielten. :
370
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Helt 19,
18. Mai 1920.
Zahlentafel 10.
Hauptgruppe (Z,, Z,) ohne Aluminium.
Alter bei
Vorläufige Ergebnisse der Lötverbindungen der ersten
"| este Arößter Letzte... Wider- VERRE,
| en Wider“ | NR r on er Betriebs- ä
Else Draht- Ne | stands- stand . messing? verhältnis stands- | Dauer
metalle Den le tz am F ll: 18 Rınax Be unE | a OR
in 10-42. in 10248 | 102 Rı Monaten '
Ti 136.) 104 106. 10,6 102 1.185.) 1.6640
(blank) 136 >11". .10,6.23.1°7.10,8.°7412°.10,8 1022 DB: 6640
\ ai —| Zn-=-Zun ER TEN | ara LASSE = Re eE eg, —
5 113 1 10,07 1:5, 10.95 U 1.08 18,5 6640
(lackiert) 114 | 10,2 10,5 | 10,5 | 1,03 18,5 6640
FREENDEBIB AR BE VRR ER DDRRS a. EL RR SLR DEE RB EEE TERN Trap 3 ERORPL LE SRERNRE ROSE ER RESE EBBERE TR EEE er ann 1a TamTR3 ZTErTag mg 2, nah? NIEFROEE ECBEET HEHTOEG SHINE ARETTRTETENE ©7377,
L; 129 23,8 24,0.3] 23,2 1% 1.01%. 105 19%, 0649
(blank) 130,1 2.2317 | 28,8 ‚225 “0: 1,08: 8]7, Bsp, ve). 166408
1: BL A E Fe SR 7 2 = - RE ee a Fe rt —— u Lin : u
T: a ee 1,00 18,5 6640
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2. alle Nietverbindungen der. Giuppe N,
die kein Aluminwm enthalten, solche die aus-
schließlich aus Aluminmwm bestehen, und die
Vebindungen der Gruppe N,,
3. alle Lötverbindungen der
1,1520, Bund 1%
5 RL
Gruppen L;»
(Fortsetzung folgt.)
Die erforderliche Trägheit von
Überstrom-Zeitrelais.
Von Wilhelm Höpp, Oberingenieur der AEG-
Apparatefabrik in Berlin.
Übersicht. In vorliegender Arbeit wird zu-
nächst die erforderliche Arbeitsweise von Überstrom-
Zeitrelais festgestellt, wenn folgende Bedingungen
gleichzeitig erfüllt werden sollen:
1. Der Stromkreis darf an keiner Stelle unter be-
liebigen Betriebsverhältnissen eine übermäßige
Temperatur annehmen.
2. Eine vorzeitige ‘Abschaltung bei Überlastung
darf zur Vermeidung unnützer Betriebsstörungen
nicht eintreten, um eine hohe Ausnutzung der
Überlastungsfähigkeit der Anlage bei SPESEN,
dem Betriebe zu ermöglichen.
Es wird gezeigt, daß diese Bedingungen am
besten durch thermisch wirkende Zeitrelais erfüllt
werden, deren Wärmeträgheit etwa derjenigen .der
Zuleitungen entspricht. Derartige Relais, welche
den weitgehendsten Ansprüchen der Praxis ge-
nügen, werden beschrieben. Es wird ferner ge-
zeigt, daß sich durch Anwendung ‚einwandsfreier
thermischer Überstromzeitrelais» wesentliche -Er-
sparnisse an Leitungskupfer erzielen lassen, daß
die Schaltanlage geschont, die Betriebsbereitschaft
erhöht wird und. Störungen in Netzleitungen leich-
ter lokalisiert werden. Für die Wahl von Moto-
ren und Generatoren, bzw. deren Überlastung, |
für. Relaiseinstellung und die Wahl .von Grob-
schmelzsicherungen ergeben sich neue Gesichts-
punkte,
Die Überstrom-Zeitrelais haben bekannt-
lich den Zweck, gefährliche Übeilastungen in
einem Stromkreis zu verhindern, anderseits
aber vorübergehende Überlastungen, soweit .
diese keine unzulässigen Fı wär ngen he: vor-
EN EEE m EEE a fa
rufen, ohne Betiiebsunte brechung zu gestat-
ten. Das gilt insbesondere für Anlagen, die von
vornherein nicht reichlicher bemessen sein dür-
fen als absolut notwendig ist und voll ausge-
nutzt werden müssen. Hierher gehören beson,
ders die Anlagen mit boechankr Raum- und
Gewiehtsverhältnissen, wie z. B. an Bord von
Schiffen. Aber ganz allgemein wird man ans
wirtschaftlichen Gründen’ bestrebt sein, eine
Anlage voll auszumutzen, und darın so weit
gehen, als es mit Rücksicht auf die Bettiebs-
sicherheit angängig erscheint, In An’agen mit
stark schwankender Belastung. .z. B. bei ab-
setzenden Betrieben besteht ‘eine große Un-
sicherheit in bezug auf die zulässige Übeilast-
barkeit, weil es z. Zt. wenige oder keine verläß-
lichen‘ Apparate gibt, welche einerseits Über-
hitzung irgendwelcher Teile des. Stromkreises
mit Sicherheit vermeiden, anderseits aber häu-
fige Ausschaltungen und damit verbundene
Betiiebsunterbrechungen verhindern, Es bleibt
dann nichts übrig, als die Anlageinallen Teilen
überreichlich zu wählen und sich mit minder-
wertigen Schutzapparaten zu begnügen,
Ein richtig arbeitendes und betriebsiche-
ıes Überstrom-Zeitrelais wäre bestens geeignet»
hier helfend und fördernd zu wirken, da es in
hohem Maße von den Eigenschaften der Zeit-
relais abhängt, ob ein wirklicher Schutz und
hohe’ Betriebssicherheit erreicht wird.
Vielen der bekannt gewordenen Zeitrelais
haften mancherlei Untugendenan, die mur unter
entsprechend günstigen Betriebsverhältnissen
als ungefährlich bezeichnet werden können. Zu
diesen Untugenden sind hauptsächlich zu rech-
nen: Schlechter Empfindlichkeitsgrad und zu
geringe Zeitverzögerung. Ersteres bewirkt, daß
die Strombelastung sehr weit zurückgehen muß,
wenn das Relais wieder in die Anfangslage zu-
rückgehen soll.
kleiner als der Empfindlichkeitsgrad des Relais,
so läuft das Relais bei jedem folgenden Strom-
stoß eine Strecke ab, um schließlich unverzö-
‚gert abzuschalten. Die Ursachen der schlechten
Empfindlichkeit sind große Reibungsverluste,
Remanenz und schlechte magnetische Ausba:
Sind die Stromschwanikingen:
lancierung äm Relais.
IN URE*
Diese Fehler haben zur
Folge, daß die Relais sehr hoch über den zu-.
lässigen Dauerstrom eingestellt werden müssen,
so daß eine dauernde Überlastung der Anlage, 2
ähnlich wie das bei Verwendung von Schmelz-
sicherungen der Fall ist, ermöglicht wird.
Zu. geringe Auslösezeiten führen eine vor-
zeitige Abschaltung des Stromkreises herbei,
was außer unangenehmen Betriebsstörungen
auch noch eine schlechte Ausmutzung der An-
lage bedingt. Die vorzeitige Abschaltung ist be-
sonders gefährlich, wenn einzelne Stromkreii e
in Parallelschaltung oder in Reserve zueinander
arbeiten. Da dann die übrigen Stromkreise die
Überlastung. vorübergehend übernehmen mü:-
sen, So Jäuft, man Gefahr, daß diese ebenfalls ab-
schalten, ehe man die Überlastung beseitigen ;
oder den ersten Stromkreis wieder einschalten
konnte. Schaltet aber erst der zweite Strom-
kreis aus, so folgen die übrigen immer schneller,
bis schließlich die ganze Anlage strom]los ist.
Wie schwierig es ist, eine derartige Anlage wie-
der in Betrieb zu: bekommen, kann man sich
leicht vorstellen. Zu geringe Auslösezeiten vei-
leiten auch dazu, das Relais auf einen noch
höheren Grenzstrom!) einzustellen, um auf diese
Weiselängere Schaltzeiten zu erzielen. Das Ge-
biet enden Normalstrom und Grenzstrom,
innerhalb welchen die Anlage ungeschützt ist,
wird dadurch noch vergrößert.
Die folgenden Betrachtungen sollen zu-
nächst zeigen, welche Higenschaften bzw. Träg-
heit ein ideales Zeitrelais aufweisen müßte, unı
‚die oben geschilderten Mängel zu beheben. In’
welcher Weise das erreicht wird und gleichzeitig
die übrigen Fehler vermieden werden, ist am
Schluß dieser Arbeit näher gesagt. Wir verfol-
gen zunächst den zeitlichen Verlauf der Tem-.
peraturen in einer Anlage, die beispielsweise
aus der Leitung 2, Maschine m und der Schmelz-
sicherung s besteht (Abb. 1). Diese drei Teile
Schema einer Reihenschaltung von verschiedenen
Abb. 1.
; „wärmeträgen BEEORE TORRENT, Ä
des Stromkreises haben eine ganz Veisehieline
Wärmekapazität und ebenso verschiedene Fä-
higkeit, dieinihnen erzeugte Wärmein die Um-
gebung abzuleiten, was Bene bekanntlich darin
Berk daß bei Überlastung die einzelnen Teile
ihre höchstzulässige Temperatur zu ganz ve‘ 2
schiedenen Zeiten err eichen. In Abb. 2 ist der
Abb. 2. Temperaturanstieg in einem Stromkreis mit
verschiedenen NCHetehen Teilen eines. DERBRIENS:
zeitliche Temporatury erlauf ER a Teile dar-
gestellt, u. zw. in % derjenigen Übertemperatt ı
T,, welche sich nach sehr langer Zeit einstellen
würde (Bebarrungstemperatur). In dieser Dar-
stellungsweise, diefür alle weiteren Betrachtun-
gen beibehalten ist, sind die Asymptoten T,,
einander gleich, obschon die wirklichen (abso-
luten) Temperaturen voneinander verschieden
sein können. Wir erkennen, daß die Schmelz-
‚sicherung sam schnellsten die zulässige Höchst-.
temperatur erreicht hat, nämlich in der Zeit i,.
Dann folgt, vorausgesetzt, daß der Stromkreis
nicht unterbrochen un die Leitung ? und viel
4) Der, Grenzstrom® eines Relais ist Hörsenige kleinste '
berschreitung dasselbe zu arbeiten be-.
ginnt. Rei einer Schmelzsicherung ist entsprechend der _
jener. -
Grenzwert, bei welchem gerade noch eın Abschmelzen
Strom, hei dessen
„Grenzstrom“ der kleinste Abschmelsstrom. d. h.
rat und zwar theoretisch nach maraaieh Haelar,
i
\*
18. Mai 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift,
später erst die Maschine m. Die Zeiten sind ent-
sprechend und im. 2
Soll eine Überhitzung der Leitung vermie-
den werden, so muß die Abschaltung durch das
Zeitrelais spätestens in der Zeit t, erfolgen, wenn
nicht vorher schon die Sicherung in Tätigkeit
tritt, was bei gleichzeitiger Anwendung, eines
Zeitrelais ja auch nicht beabsichtigt ist.
Wie stark eine derartige Grobsicherung ge-
wählt werden muß, um deren vorzeitiges
Absehmelzen zu verhindern, soll weiter unten
gezeigt werden.
Die Ursache für obiges Verhalten ist in der
verschiedenen Wärmheträgheit der einzelnen
Stromkreisteile begründet und wäre nur'zu be-
heben. wenn die Erwärmungs-Zeitkonstanten!)
einander gleich gemacht würden, was praktisch
\aber nieht möglich ist. Immerhin wird augen-
scheinlich eine Überhitzung der Leitung und
"Maschine bei. der erstmaligen Überlastung vom.
kalten Zustand aus vermieden (Abb. 2). Ob
dies auch im Laufe der nun folgenden Über-
lastungen bei bereits angewärmter Maschine der
Fall’sein wird, ist nicht ohne weiteres voraus-
zusagen. la | .
Die Mehrzahl der bekannten elektromecha-
nischen Zeitrelais sind so eingerichtet, daß sie
nach erfolgter Abschaltung sofort wieder in die
Anfangslage zurückgehen und so wieder eine
gleich lange Überlastungsperiode gestatten. Da
sich Leitung und Maschine noch nicht abge-
kühlt haben, steigt die Temperatur bei jeder
Periode, bis schließlich die höchstzulässige Tem-
peratur, kurz die Höchsttemperatur, überschrit-
ten wird. Aber auch bei Relais mit.langsamem
“Rücklauf oder selbst bei solchen, die stets bei
Erreichung einer bestimmten Höchsttempera-
tur abschalten, z. B."den thermisch wirkenden
Relais und Kontaktthermometern, steigert sich
bei absetzendem Betriebe die Temperatur der
übrigen Teile des Stromkreises nach und nach.
Wie weit diese Steigerung gehen kann, soll .die
‘folgende Berechnung zeigen.
Wir denken uns ein thermisch wirkendes
Zeitrelais, etwa ein an die Leitung angelegtes
tehlerfreiesKontaktthermometer, welches jedes-
mal genau bei Erreichung der höchstzulässigen
Leitungstemperatur den ganzen Stromkreis ab-
schaltet, und verfolgen dabei die Temperaturen
in den übrigen Teilen des Stromkreises. Voraus-
gesetzt ist hierbei, daß die Abkühlungsverhält-
nisse der Anlage immer die gleichen bleiben und
jeder dauernden Strombelastung auch ein be-
stimmter Wärmezustand entspricht, wie dies
"in den meisten Fällen ja auch praktisch der Fall
sein wird. Der Einfachheit halber sei angenom-
men, daß immer mit der gleichen Stromstärke
belastet wird und nach jeder Ausschaltung eine
gleich lange Abkühlungsperiode folgt. Es stellt
sich dann im Lauf der Zeit ein Beharrungszu-
stand ein (vergl. Oelschläger „ETZ“ 1900,
$. 1058), bei dem die Temperatur bei’ der Ab-
kühlung um ebenso viel sinkt, als sie während
der Belastungsdauer ansteigt. Ein Beharrungs-
zustand stellt sich deshalb ein, weil eine Erwär-
ımungskurve (Tin Abb. 3) mit steigender Tem-
Abb. 3. Temperaturverlauf bei absetzendem Betrieb.
peratur immer flacher, die zugehörige Abküh-
lungskurve II dagegen immer steiler verläuft,
a
; Ve
!) Die Bedeutung der Zeitkonstante geht aus Abb. 3
hervor, Sie ist bekanntlich diejenige Zeitz, in welcher die
maximale (Grenz ) Temperatur 7g erreicht würde, wenn’
keine Wärmeabgabe nach anßen stättfände, d.h. alle er-
‚zeugte Wärme ur zur Temperaturerhöhung verbraucht
würde. In Wirklichkeit hat jedoch die Temperatur iu der
Zeit z nur rd 63%, des Grenzwertes 7'g Sersicht: Ef
so daß schließlich die Kurven I und II in
jeder Periode dieselben bleiben.
Da das Relais auf die Temperatur. T, (Abb.
3) eingestellt ist und die Abkühlungskurve II
immer den gleichen Verlauf hat, so sind da-
durch -die Minimaltemperaturen Tjır = Tır
usw. bestimmt, und da immer die gleiche Über-
lastung vorhanden sein soll,.ist auch die Heiz-
zeit aimmer dieselbe, weil der Temperaturver-
lauf (Kurve I) unverändert bestehen bleibt.
Die Kühlzeit b wird durch die Art des Betriebes,
die Heizzeit a durch den Grad der Überlastung
und die Zeitkonstante 2 .des Relais: bestimmt.
In Abb. 8 ist T, die Beharrungs-Übertempera-
tur, der die Kurve I zustrebt, und dieseist beim‘
Relais und‘ der Leitung ungefähr proportional
den Wattverlusten. Es seı:
Verlust bei Überlast
Verlust bei Noimallast
tungsfaktor Er
Z, tv = Zeitkonstante!) derMaschine, Leitung
(Zeitrelais) und Schmelzsieherung,
Ty = Höchsttemperatur der normalen
Dauerbelastung entsprechend,
m. r,s Index bezgl. Maschine, Relais und
Schmelzsicherung, .
— Zeiten nach Abb. 3,
s = Grundzahl der natürlichen Logarith-
men.
Für den Verlauf der Heizkurve gilt bekanntlich
(annähernd) das Gesetz:
— VÜberlas-
ri
ee] BE Net
woıin T; die Temperatur nach der Zeit # ist,
und für die Kühlkurve
b
RE A
Die Beharrungs- Übertemperatur ist a ngenähert
> T, nn T, . q . « I . . (3
Ferner ist im Beharrungszustand (Abb. 3)
bei absetzendem Betiieb:
Tn-u=T:... 2.4
Aus Gl. (1) folgt:
t=— zin (1 — )
T,
oder unter Benutzung von Gl. (3):
er (=- =hl1-) ED
Ebenso ist
| EN T7
= -zhl -7) . (6
und da N
azt—t
ist, wird unter Benutzung von Gl. (5) u. (6)
1— 7,
& a=21n ——— >
1 RT,
9
Darin ist Ty nach Gl, (4) u. (2)
b
IT = Tr = 1.88
und da nach Gl. (8) EN
T,=T9.4
ist, so wird die Heizzeit So
=D: el «
il, :) ra ER
wg KR Pa
Dem E en
Fi OA
2
Dieselbe Gleichung ergibt sich für die Ma-
schine und die Schmelzsicherung, wenn: die
1) Die Zeitkonstante ist nach’Jasse, „BElektrot. u.
Maschinenb.*, Wien 19'1, Heft 21 in! gewissem Grade
abhängig von der Höhe der Stromhelastung. Sie hat
anßerdem für jeden Punkt der Maschine einen anderen
Wert, da ja diese selbst aus einer Anzahl verschiedener
Leitungszweige mit ganz verschiedenen Abkühlungsver-
hältnissen und verschiedener Wärmekapazität besteht.
1920. Heit 19.
371
zugehörigen Zeitkonstanten Z bzw. e bemutzt
werden!).
Es ist also auch
SEITZ .
a a RO
1 (
Daraus folgt nach einigen Umformungen der zu-
lässige Überlastungsfaktor der Maschine in Ab-
hängigkeit von den Zeiten « und Db zu
a b
FE Naar NR en (9
2 —1°
. Entsprechend ist für das Relais:
a —
€? —£ z
Fr (10
gez — |
und die Schmelzsiche ung:
a 3:0
Eee 2
a AU at
er —1
Da «und bin Gl. (9), (10) und (11) densel-
benWert haben, so wird diezulässigeÜbberlastung
infolge der verschieden großen Zeitkonstanten
für jeden Teil des Stromkreises verschieden.
In Wirklichkeit ist aber der Überlastunes-
faktor q wegen der Reihenschaltung von Ma-
schine, Schmelzsicherung und Leitung bzw.
Relais überall derselbe, also q = 9, = 4 = 4m.
Dadurch fällt die im Augenblick der durch das
Relais bewirkten Abschaltung erreichte Über-
temperatur der Maschine kleiner aus als deren
Normaltemperatur, welche sie bei Dauerlast mit
dem normalen Vollaststrom erreichen würde,
wogegen die Normaltemperatur der Schmelz-
sicherung überschritten wird. Es taucht daher
die Frage auf, welehe. Temperaturen dann in
Wirklichkeit erreicht werden bei Überwachung
durch das thermisch wirkende Relais.
Zunächst werden die Temperaturen bei ein
und demselben Überlastungsfaktor q = q, den
folgenden Asymptoten zustreben:
Tor = Tor
Ts = Tos
Tg m= (Gr Tom
wenn Tor, Tos und Tom die einzelnen Normal-
temperaturen sind.
Ferner ist entsprechend Abb. 3, wo jetzt
Tm bzw. T, anstatt T, zu setzen ist,
Tom 0m Im und, Tga— Qs'Te
daher also auch
Ir Tom = 4m Te und Ir 6 s—4s T5
ie ans Tem! Re De
und Tr, und RICH IE
Tm und T, sind die wirklich errsichten, Ty„.
Tys die Asymptoten der Temperaturen, denen
die Heizkurve zustrebt.
Unter Benutzung der @. (9), (10) und (11)
folgt endlich
ER =) (ie
SE IE
und
T, _ Ir ( B =) (e 2 ı) (13
17.0.0 Ballen)
Damit ist das Verhältnis der wirklich erreichten
Temperaturen zur Temperatur bei Dauerbe-
lastung mit Vollaststrom bestimmt. In diesen
1) Es ist insofern eine Ungenauigkeit vorhanden ,
als die Verluste in der Sicherung und 'besonder« der Mu#-
sehine nicht proportional dem Quadrat d«r Strombela-
stung sind, SAnBOh kommt dies für unsere Rechnung nicht
in Betracht. da es sich hier nur um prinzipielle Folge-
rungen, nieht aber um genaue Zahlenbeispiele handelt. In
Wirklichkeit verläuft auch die Erwärmungskurve zumeis
nicht nach dem. einfachen, durch Gl. (1) dargesıellten Ge
setz. 3
372
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 19.
=;
13. Mai 1920.
aufgenommene Arbeit wird vollständig zur Tem-
peraturerhöhung verwendet, und diese hat dann
bekanntlich geradlinigen Verlauf (Abb. 7). Es
ist die Zeit, in welcher eine gleiche prozentuale
Hauptgleichungen ist b die willkürlich verän-
derliche Kühlzeit. Die Heizzeit a ist dagegen
mit dem Überlastungsfaktor q = q, verknüpft
durch die Gl. (7) und wird selbsttätig durch das
Zeitrelais begrenzt.
Stellt man die Gl. (12) in Schaulinien dar,
indem man a ändert und die Kühlzeit b kon-
stant hält, so ergeben sich Kurven, die alle dem
Grenzwert
der Zeitkonstanten.
IE" 5
on=l 14
zustreben (Abb. 4) und im Punkte
Im 2
Ze ee (15 2) --
Abb. 6. Temperaturüberschreitungen bei Überlastung vom
kalten Zustande aus, welche eintreten, wenn ‚Teile des
Stromkreises eine kleinere Zeitkonstante aufweisen als das
Zeitrelais.
In bezug auf Abb. 7 ist
7: BRD
he und u
wie noch zu zeigen ist, beginnen!). Hält man a,
also die Überlastung, konstant und macht b ver-
änderlich, so erhält man Kurven, die alle mit
und daraus folgt für gleiche Zeiten der unter
3 Gl. (15a) angegebene Grenzwert, der
gleichzeitig die größtmögliche Asymptote in
Abb. 5 u. 6 darstellt. Die Gl. (15) ist in der-
selben Weise gefunden.
Abb. 4. Höchstmögliche Temperatur des Stromkreiseg
(Maschine), wenn die Wärmeträgheit des thermischen
Relais kleiner ist als diejenige des zu schützenden
. £tromkreises.
dem Wert Ty : Tom =1 beginnen und dann
stets kleiner als 1 bleiben.
Wir erhalten. also das wichtige Ergebnis,
daß, solange Z22, d. h. solange die
Wärmeträgheit der Maschine größer
als die des Relais ist, was ja praktisch
immer der Fall sein wird, niemals eine
Überhitzung der Maschine eintreten
kann, ganz gleich wie hoch die Über-
lastung oder die Kühlzeit gewählt
wird.
Anders verhalten sich jedoch diejenigen
Teile des Stromkreises, deren Zeitkonstante
kleiner ist als die des thermischen Zeitrelais,
z. B. eine im Stromkreis liegende Schraelz-
sicherung. In Abb. 5 ist die Gl. (18) aufge-
tragen, indem einmal b und dann a konstant
Abb. 7. Geradliniger Verlauf der Temperaturen
bei sehr hoher Überlastung.
.. Das Ergebnis ist also, daß bei großen
Überlastungen . diejenigen Teile des
Stromkreises, deren Zeitkonstanten
‚kleiner sind als die des thermischen
Zeitrelais, eine höhere Temperatur er-
reichen als zulässig ist, wenn dieselben
nicht von vornherein sehr reichlich be-
messen sind. Sie müßten mit Rücksicht auf
Kurzschlüsse so stark bemessen werden, daß
nur das —-fache der zulässigen Höchstübertem-
peratur beträgt, wie die Betrachtung der Abb. 7
leicht ergibt. -
Wollte man die Abschaltung nur von der
Temperatur der Maschine allein abhängig
machen, indem etwa ein Kontaktther'mometer
in die Maschine eingebaut würde, so müßteman,
da deren Zeitkonstante- 10- bis 50-mal größer
au. >
Abh. 5. Temperaturüberschreitungen im Stromkreis, wenn
Teile desselben eine kleinere Wärmeträgheit aufweisen als
das thermische Überstromzeitrelais.
Die Gl. (18) hat folgende | lich stärker bemessen, als mit Rücksicht auf
die Dauerstromstärke erforderlich wäre. Das
gilt besonders für die meistens vorgesehenen
Grobabschmelzsicherungen, deren Trägheit
wesentlich kleiner ist als ein der Leitung an-
gepaßtes thermisches Zeitrelais.
Bei Gleichstromgeneratoren ist die Strom-
belastung, außer durch die Erwärmungsgrenze,
im- wesentlichen nur durch die Kommutierung
eingeschränkt, und es ist heute fast allgemein
üblich, bei Überschreitung des ca 8-fachen Nor-
malstromes eine unverzögerte Abschaltung her-
beizuführen durch besondere Maximalauslöser
ohne Zeitwerk. In diesem Fall können die Grob-
schmelzsicherungen schwächer gehalten wer-
den, oder wenn aus besonderen Gründen dem
Zeitelement eine größere Trägheit gegeben wird
als die Leitung Fat, braucht letztere nicht mehr
gehalten wurde,
Grenzwerte:
ur ch OF mrdaoTe |
2.1ur.0=09,.b=wo. wird 7: |
5. füng =O,"bL= 00,
wird 1: ms 22T
(15a
Die Asymptotengleichung für b—oo folgt aus
Gl. (13):
(16
und ist in Abb. 6 veranschaulicht. Für a = 0
(sehr kurze Heizzeiten) ergibt sich die unbe-
stimmte Form 0:0, die den Wert 2: r hat.
Er folgt leicht aus folgender Überlegung.
Bei sehr kleinen Heizzeiten a, das ent-
spricht hohen Übe:lastungen, ist keine Zeit zur
Wärmeabgabe nach außen vorhanden und. die
messen werden. Die Bemessung derselben er-
gibt sich dann aus folgendem:
.. Die unverzögerte Maximalauslösung sei so
eingestellt, daß sie beim n-fachen Normalstrom
2) In den Abb. 4 und 5 ist a und d zu vertauschen.
ın Tätigkeit tritt.
Temperaturzunahme stattfindet, proportional |
die Übertemperatur bei normalem Dauerstrom
sein kannals die der Zualeitung, letztere wesent-
im Verhältnis der Zeitkonstanten zu stark be-
. Das entspricht ungefähr
einem Überlastungsfaktor ’
Su) NE
gen’= | i)
weil die Übertemperaturen in einiger Annähe-
rung dem Quadrat der Stromstärke proportio-
nal sind. Es ist der Normalstrom und J der
Überlaststrom, Die höchsten Temperaturen er-
gaben sich (Abb. 5. u. 6) für b =, d.h. bei
Überlastung vom kalten Zustand aus. Wir
setzen daher bei der Bildung des Verhältnisses
q:q, für q den Wert aus Gl. (18) ein anstatt
Gl. (10), undin Gl. (11)b =», Das gibt
LS /ETe mE nie: ae
9 To s Qs .e 5
oder
IE a
T,. ET, a (19
Darin hat a den bestimmten Wert
az In EDER | » (20
welcher aus Gl. (7) folgt, indem wieder b=& -
und q = n? gesetzt wird.
Das Verhältnis der Höchstübertemperatur
zur normalen Übertemperatur kann demnach
bei Anwendung einer zusätzlichen, sofort wir-
kenden Maximalauslösung, welche auf den
n-fachen Normalstrom eingestellt ist, höchstens.
den Wert erreichen:
vn en, (21
Der erforderliche Grenzstrom der Grobab-
schmelzsicherung muß daher mindestens den
Wert haben:
n?
z
Fr ar
I, in Yı —_e (22
Der Grenzwert der Grobsicherung ist also nur
abhängig von der Einstellung der unverzögerten
Maximalauslösung und dem Verhältnis der
Zeitkonstanten. Mit größer werdendem n
nähert sich der Bruch n: (n®—1) der Einheit.
Die Gl. (22) in der Form J,:i =f(n) ergibt
Kurven der (Abb. 8), welche mit dem Wert 1
7 NM —
Abb. 8. Erforderlicher Grenzstrom einer Grobsicherung,
wenn noch eine unverzögerte Auslösung vorgesehen ist,
welche bei: Überschreitung des n-fachen Normalstromes
\ auslöst.
beginnend asymptotisch einem Grenzwert zu-
streben. Läßt mann konstant und bildet Werte
mit verschiedenen Verhältnissen 2 : r, was dem
praktischen Bedürfnis eher entspricht, so er-
geben sich Kurven von der in Abb. (9) gezeich-
neten Form. Mit wachsendem z : r nähert sich
J, : i asymptotisch dem Grenzwert J,:i—n.
n
NS
Na en
0 1 - Da ;
‘Abb. 9. Erforderlicher Grenzstrom der Grobsicherung
in Abhängigkeit von dem Verhältnis der Zeitkonstanten.
‚Da sich die höchsten Temperaturunter-
schiede bei Überlastung vom kalten Zustand
aus ergaben (b=oo), so ist es am einfachsten,
L
13. Mai 1920.
die Stromzeitkurven des Relais und der Siche-
rung, die ja meist für Belastung vom kalten
- Zustand aus durch direkte Messung gefunden
‚ werden, in gleichem Maßstabe zu verzeichnen
(Abb. 10). Überschneiden sich diese Kurven
gr
se
e.=>>
Abb. 10. Überschneiden der Strom-Zeitkurven von Grob-
sicherung und Relais oberhalb des n-fachen Normalstromes.
nicht innerhalb des Gebiets vom Normalstrom
bis zum n-fachen Strom, auf welchen die un-
verzögerte Maximalauslösung eingestellt ist,
so kann in keinem Fall die Sicherung vorzeitig
abschmelzen.
Dieses Verfahren berücksichtigt auch alle
Abweichungen der theoretischen Näherungs-
werte von den wirklichen Verhältnissen und er-
-übrigt die E'mittlung der Zeitkonstanten. In
derselben Weise kann auch die erforderliche
Verstärkung der Zuleitungen ermittelt werden,
wenn die Stromzeitkurven für verschiedene
Leitungsquerschnitte und das thermische Re-
lais, falls dieses träger als die Leitung sein sollte
und mehr der Trägheit der Maschine entspricht,
bekannt sind. Ist z. B. das Verhältnis der Zeit-
konstanten 10 und erfolgt die unverzögerte Ab-
schaltung beim 3-fachen Strom, so wird das
Temperaturverhältnis der a gemäß Gl.
21):
ei
IE Sta (i —E& ER ) = 6,5
Die Temperaturerhöhung der Leitung würde
demnach bei Belastung vom kalten Zustand aus
mit dem nahezu dreifachen Normalstrom 6,5-
. mal größer werden, als bei dauernder Belastung
mit dem Normalstrom. Handelt es sich um eine
gummiisolierte Leitung, so daß eine Über-
hitzung unter allen Umständen vermieden wer-
den muß, so dürften bei Normalstrom anstatt
30° nur ca 5° Übertemperatur auftreten, was
eine erheblich verstärkte Leitung erfordern
- würde.
Es ist nicht ratsam, das Zeitrelais so zu be-
messen, daß bereits bei einmaliger Überlastung
die Gefahrtemperatur an irgend einer Stelle er-
reicht wird, und man nun gezwungen würde,
den Betrieb so lange auszusetzen, bis die Tem-
peratur genügend gesunken ist. Der praktische
Betrieb erfordert meistens, daß man nach einer
Störung noch einige Male den Versuch machen
kann, den Stromkreis ohne Schwierigkeiten in
Betrieb zu nehmen. Wehn dabei wiederholt
eine Ausschaltung stattfindet, sucht man ge-
wöhnlich erst nach Fehlern.
Die vorgehenden Betrachtungen zeigen,
daß gerade die thermisch wirkenden Über-
stromrelais dazu berufen sind, eine vorhandene
Lücke auszufüllen, und man könnte sich wun-
dern, daß sich dieselben bisher nicht stärker ein-
gebtirgert haben, als es in der Tat der Fall ist.
Das lag aber an den erheblichen praktischen
Schwierigkeiten in der Konstruktion und Aus-
führung. Thermisch wirkende Überstromzeitre-
lais sindfast so alt wie dieElektrotechnik selbst,
aber befriedigende Lösungen waren bisher nicht
gefunden worden und seien hier die wesent-
lichen Nachteile bekannter Einrichtungen kurz
erwähnt.
Zunächst ist die Empfindlichkeit der soge-
nannten Hitzdrahtrelais gegen Kurzschlüsse
sehr.groß. Es verhält sich daınit ähnlich wie mit
den Hitzdrahtinstrumenten, die ja bei Kurz-
schlüssen ebenso wie eine Schmelzsicherung
durchbrennen. Bei Bemessung für größere
Gleichströme wird der Eigenverbrauch sehr
groß oder die Oxydation verändert die Einstel-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920.
lung. Zu geringe Eigentemperaturen machen
die Relais zu ächr abhängig von Änderungen der
Raumtemperatur, Die Verstellkr äfte der Relais
sind gering und daher sind dieselben stark ab-
hängig von Erschütterungen. Auch die Über-
stromzeitrelais mit einem Doppelmetallstreifen
‚haben praktisch keine Bedeutung erlangt.
Auch Kontaktthermometer und Thermo-
elemente, die möglichst in unmittelbarer Nähe
des zu schützenden Objektes angeordnet wur-
den, haben keine Verbreitung gefunden.
Fast allen der bekannt gewordenen Ein-
richtungen haftet noch der große Mangel an, daß
sie nach erfolgter Auslösung des Stromkreises
nicht sofortgenügend weitzurückgehen, was zur
‚Folge hat, daß es unmöglich wird, ohne weiteres
den Stromkreis sofort wieder zu schließen, son-
dern man muß je nach Güte der Konstruktion
beträchtliche Zeit warten, bissich das Relais ge-
nügend abgekühlt hat. Je stärker man das
Heizelement wählte, um so uwnangenehmer
machte sich dieses ‚„Nachkriechen‘‘ bemerkbar,
Es soll nunmehr gezeigt werden, in welcher
Weise es dem Verfasser gelungen ist, ein Über-
stromzeitrelais zu schaffen, welches den weit-
gehendsten Anforderungen der Praxis in fast
idealer Weise Rechnunsträgt. Das nachstehend
beschriebene Zeitrelais vereinigt folgende Eigen-
schaften in ein und derselben Konstruktion:
1. Das Relais ist ein thermisch wirkendes
und paßt sich in seiner Trägheit der Anlage in
zweckentsprechendster Weise an, wodurch
einerseits eine Überhitzung irgend eines Teiles
im Stromkreis durch Überstrom ausgeschlossen
ist, anderseits eine hohe Ausnutzungsmöglich-
'keit der Überlastbarkeit gewährleistet bleibt
und Betriebsunterbrechungen auf ein Mindest-
maß beschränkt werden. Dadurch werden die
Selbstausschalter geschont, bleiben länger be-
triebsbereit und erfordern weniger Wartung.
2. Das Relais kann unbeschadet auf den
Betriebsstrom eingestellt werden, und eine
Übersicherung des "Stromkreises, wie es bei An-
wendung von Schmelzsicherungen oder mecha-
nisch wirkenden Zeitrelais mit schlechtem Emp-
findlichkeitsgrad notwendig wird, ist nicht er-
forderlich.
Kabelleitungen, die mittels des Relais ge-
schützt werden, brauchen nicht mehr für 25%
Mehrstrom bemessen werden.
Kranleitungen können nunmehr für eine
wesentlich kleinere Stromstärke bemessen wer-
den als bisher, da sie durch das thermische
Zeitrelais einwandsfrei geschützt werden.
3. Es brauchen keine komplizierten und
verwirrenden Einstellungen nach Überstrom
und Zeit vorgenommen werden, da sich die
Schaltzeiten infolge des thermischen Charakters
dem Wärmezustand der Anlage selbsttätig an- |
passen.
4. Das Relais erlaubt die sofortige Wieder-
einschaltung nach der Unterbrechung, ohne je-
doch eine unzulässig lange Überlastung zu er-
möglichen. Die nachfolgenden Ausschaltzeiten
sind dem Wärmezustand der Anlage entspre-
chend kürzer.
5. Wie bei Schmelzsicherungen sind die
_ Schaltzeiten bei Relais für große Stromstärken
größer, und bei solchen für kleine Stromstärken
Kleiner so daß die Überlastungszeiten immer in
annähernd gleichem Verhältnis zu denjenigen
der Anlage stehen.
6. Die Höchsttemperatur, bei welcher das
Relais in Tätigkeit tritt, bzw. der Grenzstrom
ist einstellbar, letzterer um ca 5% über und
unter den Normalstrom.
7. Das Relais berücksichtigt den Einfluß
der Raumtemperatur auf die Überlastbarkeit
der Anlage, d.h. bei niedriger Raumtemperatur
‘ist der Grenzstrom bzw. die Auslösezeit etwas
größer als bei hoher Raumtemperatur.
8. Eine Finstellskala, diein Raumtempera-
turgraden geeicht ist, ermöglicht den Einfluß der
Umgebungstemperatur auszugleichen, falls das‘
Heft 19,
373
Relais nicht in demselben Raum wie die Ma-
schine untergebracht, z. B. mit anderen Appa-
raten zusammen gekapselt ist.
9. Das Relais ist außerordentlich robust in
seinem Aufbau und besitzt keinerlei empfind-
liche Teile. Die Kontakte sind, sofern solche
nicht von vornherein durch direkte mechani-
sche Betätigung des Ausschalters überflüssig
sind, außergewöhnlich kräftig gehalten, da
große Verstellkräfte zur Verfügung stehen, die
Kontaktdrucke bis 5 kg und mehr ermöglichen.
Das Relais hat keinen Reibungsfehler.
10. Das Relais ist absolut unveränderlich,
da ein Verschleiß praktisch nicht eintritt und
fast keine beweglichen Teile vorhanden sind.
Das Relais arbeitet genau bei der eingestellten
Höchsttemperatur.
11. Das Relais ist unempfindlich gegen
Erschütterungen und Lagenänderungen. Es
gestattet den unmittelbaren Einbau in Ma-
schinen.
12. Der Eigenverbrauch ist trotz der ther-
mischen Wirkungsweise gering und ist nicht
größer als der Verbrauch in einem Nebenschluß
eines Präzisions-Drehspulinstrumentes.
13. Die Montage gestaltet sich einfach, da
das Relais wie ein kurzes Stück Schiene in eine
Schiene eingefügt werden kann und keiner wei-
teren Unterstützung, oder Entlastung bedarf.
Es kann auch mit Durehführungsbolzen für An-
ordnung auf einer Schaltwand versehen werden.
14. Das Relais ist ohne Änderungen für
Gleich- und Wechselstrom gleich gut geeignet.
15. Das Relais ist kurzschlußsicher.
16. Infolge des einfachen Aufbaues ist das
neue Zeitrelais billig-in der Herstellung.
Es ist verständlich, daß diese vielen guten
Eigenschaften erst nach Überwindung man-
cherlei Schwierigkeiten erzielt werden konnten.
Besonders die Verringerung des Eigenver-
brauches bot, da das Relais auch für die größten
Stromstärken bis 2000 A und mehr brauchbar
sein sollte, erhebliche Schwierigkeiten. Ferner
war auch der Einfluß von Erschütterungen nur
durch einen Apparat zu beheben, der große Ver-
stellkräfte und keine empfindlichen Hebel und
Kontakte besaß.
Das Relais ist in seiner äußeren Form in
Abb. 11 u. 12 und schematisch in Abb. 13 ver-
Abb. 12. Thermisches Über-
Thermisches Über-
strom-Zeitrelais für 1000 Amp strom-Zeitrelais für 100 Amp
Abb. 11.
(A. E. G., Vorderansicht). (A.E.G., Rückansicht).
anschaulicht. Es besteht im wesentlichen aus
den Heizrohren a, welche wie bei einer Streifen-
sicherung in die Klemmen b und c eingelötet
sind. Im Innern der Rohre befindet sich eine
Flüssigkeit (Alkohol), deren Dampfdruck auf
eine Metallmembran d und von dort durch den
Hebel eauf die Kontakte fübertragen wird. An
a BE g =
374
der Spannschraube g wird die @.enztemperatuı
bzw. der G@renzstrom eingestellt. Der Druck auf
die Membranplatte be-
über.
Zahlentafel 1.
.. ratur, bei welcher das
Relais anspricht, kann
bis auf ca 1200 einre-
guliert werden.
Es handelt sieh also um ein Gebiet, das
etwa dreimal so groß wie Deutschland ist, mit
einer weißen Bevölkerung von. noch nicht
anderthalb Millionen. Die Schwierigkeit,. ein
| ; st das Relais im | derartiges Gebiet geschäftlich gründlich zu be-
a. nen BR 4 En ! Rs en; wie | arbeiten, geht auch aus Zahlentafel 2 hervor,
ES ON ID LOL HEODL BUT EB DIGROEEN, ERSTE - | in der die Entfernungen der Hauptstädte und
relais. die zu. schützende Ma-
schine untergebracht,
so wird die Temperaturskala h (Abb. 14)
so eingestellt, daß die Dauerstromstärken den
entsprechenden Raumtemperaturgraden gegen-
überstehen, z. B. 250 und 1000 A. Ist die
die Zeit angegeben sind, in der diese Entfer-
nungen im Jahre "1914 mit-der Eisenbahn
zurückgelegt werden konnten.
Zahlentäfel 2.
Ent-
fernung
kın
Strecke
Kapstadt — Johannesburg
1630 72
„» © — Kimberley 1040 23
Johannesburg— Durban . 775 22
5% — Kimberley 496 39
= .— Bulawayo 1000 36
Bulawayo— Salisbury . 485 20
"Als. Abnehmer elektrotechnischer Artikel
' kommen in Südafrika folgende Kategorien in
Frage: : A
A..Die Städte. ‘.
1. Stadtbehörden,
2. Private:
B. Montanindustrien.
1. Goldbergwerke,
2. Diamantengruben,
3. Kohlenzechen, ' .
4. Verschiedene Erzbergwerke.
Der Staat.
1. Eisenbahnen, Re rR
2. Telegraphie und Fernsprechwesen,
3. Öffentliche ‚Arbeiten.
D. Wasserwerke usw.
E. Landwirtschaft.
Diese Absatzgebiete sollen nun der Reihe
nach eingehender behandelt werden. ;
A. Die Städte.
Zunächst folge Zahlentafel 3, aus der ein-
mal’durch Vergleich mit Zahlentafel 1 hervor-
geht, wie sich die weiße Gesamtbevölkerung
(denn nur sie kommt für diese Untersuchun-
gen in Frage) auf das Land und die Städte ver;
teilt, dann aber auch, wie viele der vorhandenen
Städte im Jahre 1914 mit elektrischen Licht-
‚und. Kraftanlagen versehen‘ waren, d.h. ent-
weder selbst eigene Zentralen besaßen, oder an
andere große Überlandzentralen angeschlossen
waren. Die Tabelle enthält folgende Spalten:
a) Anzahl der vorhandenen Städte (Munici-
palities), '
‚b) Weiße Bevölkerung in diesen,
e) Prozentsatz der städtischen zur gesamten
weißen Bevölkerung,
d) Anzahl der Städte mit elektrischer Strom-
versorgung, ä !
e) Anzahl der Städte mit eigenen Zentralen,
1) Weiße Einwohnerzahl in Städten mit elek-
trischer Stromversorgung, Na
g) Prozentsatz dieser zur gesamten weißen
Bevölkerung.
Abb. 14. ‚Einstellvorriehtung des Thermischen
Überstrom-Zeitrelais.
(@)
Raumtemperatur tatsächlich höher als 250, so
b:aucht die Einstellung nicht geändert zu wer-
den, denn der Grenzstrom geht dann ohne wei-
teres entsprechend dem zulässigen Maschinen-
dauerstrom herunter. Die Auslösung würde
dann bereits bei einer kleineren Stromstärke er-
folgen.: |
Ist dagegen das Relais ın einem andeın
Raum untergebracht, so tritt diese Selbstberich-
tigung nicht mehr ein und es schaltet dann das
Relais ebenso, wie es etwa bei den elektromagne-
tisch wirkenden Relais der Fallast, bei ein und
derselben Stromstärke aus, wenn auf die Um-
gebungstemperatur des Relais eingestellt wird.
Die Unterbringung des Relais in nächster Um-
gebung des zu schützenden Objektes ist also
richtiger. Schwanken die zeitlichen und ört-
lichen Abkühlungsverhältnisse stark, so emp-
fiehlt es sich, das Relais an jener Stelle anzu-
ordnen, wo zuerst die höchste Temperatur zu
erwarten ist. Da dies jedoch zumeist nicht mög-
lich sein wird, ist das Heizsystem durch Kapse-
lung gegen die direkte |Einwirkung yon Luft-
zug geschützt \(Abb. 12).
(Schluß folgt.)
Welche Geschäftsmöglichkeiten bietet Süd-
afrika der deutschen Elektroindustrie.
Von Dipl.-Ing. E. G. Weyhausen. ad a b | KR Are RE, | EN
Übersicht. Es werden einzelne ziffermäßige $ ET ER ER La N RT >
Unterlagen für die Beurteilung: der sich‘ in Süd- Kapkolonie as ER N ‘82 |:.278183. | 48° 12 412 NA a N |
afrika bietenden Geschäftsmöglichkeiten und der Transvaal ET Rz BEER 33 252 320 60 "12 5 234351 | 56
mit dem Geschäft verknüpften Schwierigkeiten ge- a TE ROSE NER era: 5 a a S N . En { En
geben. Unter Südafrika soll hierbei nicht nur die TAT Ele; 1 ETvEny SWEET REN RE R au ir a englas 14..\. 60:
Union, sondern auch das angrenzende Gebiet von Südrhodesien N RR A TAN NE PERS LLÄE a ‚10.000 a2 2 ar $ 10.000 EN, 42 N
Südrhodesien verstanden werden, da dieses geschäft- Insgesamt | 155 645872 50 39 32] 506.076 | 39-3
lich nicht gut von der Union getrennt werden kann, ag 5 R
Wie aus dieser Zusammenstellung hervor-
geht, verteilt sich die Gesamtbevölkerung
ziemlich gleichmäßig zwischen Stadt und Land.
Die Bevölkerung in Städten mit elektrischer
. Stromversorgung beträgt aber gerade erst eine
Eine der Hauptschwierigkeiten, die mit
dem südafrikanischen Geschäft verknüpft sind,
ist die große Ausdehnung des zu bearbeitenden
Gebietes und seine geringe Bevölkerungsdichte.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 19,
trägt ca 30 bis 40 kg, so h Rn Berölkertng. 1914
daß die durch Erschüt- Land me BE härbire
terungen hervorgerufe- aN 2
nen Beschleunigungs- | Kapkoloniel 710.000 583. 177 1.979.847
drucke nicht nachteilis En 280.000 .| 420831, 1255.780
Ge 3 . N rang'e- | 5
in die Erscheinung tre- freistaat| 130.000 | 175435 351417
ten können, DerInnen- | Natal. . .| 91 000 98 582. | 1093 376 |
raum ist nach außen | Südrhode- fr { an
vollständig abgeschlos- sien 385 000 23 606 12 712,783 =
sen. Die Grenztempe- | Insgesamt| 1 596.000 | 1.301 631 | 5393203 |
Zahlentafell enthält ziffermäßige Angaben hier- | halbe Million. Von den 116 Städten, die noch
ü | nieht mit Strom versorgt sind, haben
65 200 bis 1000 weiße Einwohner,
723911000. bis: 2000 5 a a
12 2000 bis 5000 RT
Zahlentafel 4 soll zeigen, wie viele Konsu-
.menten tatsächlich in den Städten mit elektri-
‚schem Anschluß im Jahre 1914 vorhanden .
waren, wieviel Kilowatt in den eigentlichen
'Stadtzentralen installiert waren und wieviel
Millionen Kilowattstunden jährlich aus diesen.
Zentralen verbraucht wurden. ;
-Zahlentafel 4.
Kon.
| Millionen
Land > KW
sumenten| | kWh
'Kapkolonie .....1|. 9861.) 8160| 9,3
Transvaal .. .. '..) 20 860.)17720 | ‚26,0.
Orangefreistaat. 2428 | 1970 137,
Natalı.. ne. 9115 , 11184 | 16,0
Südrhodesien 1060 | 565.1. 0,6
Insgesamt | 43 333 | 39599 | 53,6
In sämtlichen Städten des "ganzen Süd-
afrıkas sind also noch keine 50 000 Konsumen-
ten vorhanden.
Elektrische "Straßenbahnen waren
im Jahre 1914 in Betrieb in; Kapstadt, Jo-
hannesburg, Durban, Pretoria, East London,
Port Elizabeth, Kimberley und Pietermaritz-
burg. Außerdem eine gleislose Bahn in Boks-
burg. Der Energieverbrauch dieser Bahnen ist -
mit Ausnahme von Kimberley und Boksburg
in den Ziffern der Zahlentafel 4 enthalten.
(Kimberley und Boksburg ‘sind an nicht
städtische Zentralen angeschlossen.)
. Die Verteilungssystemein den Städten
sind folgende: “ |
1. Gleichstrom-Zweileiter mit Spannungen bei
den Verbrauchern von 200, 210, 220, 230
und 250 V für Beleuchtung und-von 440, -
460, 500 und 550 V für Kraft. \
Gleichstrom-Dreileiter mit Spannungen bei
S
den Verbrauchern von 110/220, 200/400,
220/440, 230/460, 240/480 und 250/500 Ver
3. Einphasen-Wechselstrom mit Spannungen
bei den Verbrauchern von 104, 110, 115, 200,
230 und 400 V.
. Spannung ‚bei den Verbrauchern.
Drehstrom-Vierleiter mit’ 346/200 und 190/
110 V bei den Verbrauchern.
Es sind also beinahe sämtliche nur ‚mög-
lichen Systeme und Spannungen vertreten,
Die Stromeinheitspreise, die 1914 von den
4. Drehstrom von 200, 220, 230 und 440 V.
or
mit eigenen Zentralen ‚arbeitenden Städten.
berechnet wurden, betragen in fast allen klei-
nen Städten 9 d bis 1 s (in Salisbury sogar
1s6d) je Kilowattstunde für Lieht und etwa
die Hälfte für Kraft. In den größeren Städten
gehen die Preise herunter bis auf 5,5d (bzw.
2d für Kraft). In einigen Städten werden .be-
sonders billige Preise für elektrisches Heizen
und Kochen berechnet.
Zieht man aus ‘den obigen
Angaben einen Schluß für die Möglichkeiten
des elektrotechnischen Geschäftes, so sieht
man, daß das durch die südafrikanischen
Städte dargestellte Absatzgebiet ein recht be-
schränktes ist. Man erhält hierüber vielleicht
die beste Übersicht, wenn man das Geschäft
folgendermaßen gliedert:
1. Geschäft mit den Stadtbehörden.
a) größere Neuanlagen, DEREN,
‚b) laufendes (Lager-) Geschäft.
2. Geschäft mit Privaten. DEI IER i
Über diese einzelnen Punkte lassen sich
aus der Statistik folgende Schlüsse ziehen:
Zu la. Wie aus Zahlentafel 3° hervorgeht,
besitzen von 155 Städten gegenwärtig 32 eigene
Zentralen. In dieser Zahl sind alle bedeutende-
ren Städte eingeschlossen; für diese kann also
‚nur noch Erweiterung der bestehenden Zen-
Zahlentafel 3.
PD,
tralen in Fräge kommen. Nun sin 1 gegenwär-
tg von den rd 0,5 Mill. weißen Einwohnern in
diesen Städten
sumenten von elektrischem Strom, und dem-
entsprechend arbeiten die Zentralen fast durch- -
18. Mai 1920.
statistischen
etwa 43 000 oder 8,5% Kon-
Da
Me er
ER IERIT
NER
’ s DE
+ .
13. Mai 1820.
weg noch mit einem sehr geringen Belastungs!
faktor, wie aus Vergleich der. beiden letzten
Spalten der Zahlentafel -4 hervorgeht. (Der
durehsehnittliche jährliche Belastungsfaktor
ist etwa 15%.) Also sind große Erweiterungen
in absehbarer Zeit Kaum zu erwarten. Die 116
Städte, die noch nicht mit elektrischem Strom
versorgt sind, haben, wie aus der Zahlentafel 4
ersichtlich ist, so untergeordnete Bedeutung,
daß auch hier keine Anlagen großen Stils zu
erwarten sind. Außerdem ist für Anlagen
dieser Gattung zu bemerken, daß, wenigstens
vor dem Krieße, gerade hierin die Konkurrenz
derartig scharf war, daß sich nur für solche
“Firmen ein nutzbringendes Geschäft bot, die
besonders für die Projektierung und Ausfüh-
rung solcher Anlagen eingerichtet waren.
Straßenbahnen besitzen bereits alle die Städte,
die in absehbarer Zeit überhaupt dafür in
Frage kommen sollten. Sie sind fast ohne Aus-
nahme von Dick, Kerr & Co. geliefert, so daß
diese Firma praktisch ein Monopol auch auf
Nachlieferungen hat. ve RR:
Zu 1b. Daslaufende (Lager-) Geschäft mit
den städtischen Behörden ist durch die große
Verschiedenheit der vorhandenen Systeme
“sehr erschwert, da hierdurch ein großes Lager
sehr kleinem Um-
mit verhältnismäßig
Außerdem vergeben be-
satz erforderlich ist.
sonders die größeren Städte ihren Bedarf viel-.
fach in jährliehen Kontrakten, so daß infolge
seharfer Konkurrenz die Preise stark gedrückt
sind. Dazu kommt noch, daß fast jede noch
- so kleine Stadt ihren Elektroingenieur hat, der
nach englischen Gepflogenheiten seine Stellung
nur dadureh rechtfertigen zu können glaubt,
daß er selbst für die allergewöhnlichsten Arti-
kel besondere Spezifikationen herausgibt, die
den Verkauf normaler Fabrikate noch mehr
erschweren oder vielfach ausschließen.
Zu 2. Wie schon aus der kleinen Anzahl
von Konsumenten hervorgeht, ist, auch das
Geschäft mit Privaten sehr beschränkt. Die
Verwendung von Kleinmotoren für industrielle
‚ Betriebe und von elektrischen Heiz- und Koch-
apparaten ist zwar im Zunehmen begriffen,
doch wirkt auch hier wieder die große Zahl der
vorhandenen Systeme äußerst erschwerend, da
naturgemäß in erster Linie nur Lagergeschäft
in Frage kommt. In letzter Zeit.sind auch
elektromedizinische Apparate mehr in Anwen-
dung gekommen, doch ist eine wirksame Ver-
größerung dieses Geschäftszweiges wohl nur
möglich, wenn Ausstellungsräume errichtet
werden, in denen Ärzte, die mit der Hand-
babung derartiger Apparate nicht vertraut
sind, angelernt werden können. |
B. Montanindustrien. £
1. Goldbergwerke. Die Goldbergwerke
Südafrikas bilden das wichtigste Absatzgebiet
‚für das elektrotechnische Geschäft in diesem
Weltteil. Der Beweis hierfür wird sich aus den
nachfolgenden statistischen Übersichten er-
geben. Zunächst möge Zahlentafel 5 zeigen,
wie sich die Goldgewinnung im Jahre 1913
über das ganze Gebiet verteilte. j
Zahlentafel 5.
Distrikt | a | BAER HE ©
Transvaal: /
Witwaters-
“ rand. . . | 25 628432| 8430 978 88,88
- Lydenburg 216 480 219 254 2,30
Heidelberg . 214 260 81 361 0,86
Klerksdorp 34 935 6.590 0,07 |
Natab AO a 1°: 1 242 0,01
Südrhodesien | 1753 925] 689954 | 7,28
Insgesamt | ER | 9 486 000 | 100,00.
‚Es bedeuten:
a) Jährlich gepochtes Erz in Tonnen,
b) Jährlich gewonnenes Gold in "Unzen
x (1 Unze = 31 g), ;
e) Prozentsatz der Gewinnung des Distrikts |
von.der Gesamtgewinnung.
"Wie man sieht, nimmt der Witwaters-
rand bei Johannesburg die weitaus dominie-
rende Stelle ein. An zweiter Stelle steht Süd-
rhodesien und an dritter der Lydenburgdistrikt.
Diese drei kommen‘, wenigstens vorläufig, auch
im wesentlichen nur für das elektrotechnische
Geschäft in Frage.
Die in der Zahlentafel 5 für den Wit-
watersrand gegebene Menge gewonnenen Gol-
des repräsentiert einen Wert von etwa 36 Mill.£
und verteilt sich auf 55 Minen. Rechnet man,
daß bei vollkommener Elektrisierung der Mi-
nen für jede Tonne monatlich verpochtes Erz
. etwa 1,25 kWh täglich verbraucht werden
(was einen Erfahrungswert darstellt), so ergibt
sich, daß die jetzigen Minen des Rands ein Ab-
satzgebiet von etwa 1000 Mill. kWh im Jahr
‚ihre eigenen Zentralen.
sap w »
die Randminen Zentraleinkaufs-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit
19,
376
Pt m mg uemen
darstellen. Rechnet man noch mit einem ge-
samten Leitungsverlust von 20%, d. h. von
Zentrale bis Mine und innerhalb der Mine, so
erhöht sich diese Ziffer auf 1200 Mill. kWh
als jährlich aus den Zentralen entnommene
Energie.
Der größte Teil der Randminen wird hente
von der Vietoria Falls & Rand Mines Power
Supply Co. mit elektrischer Arbeit versorgt.
Nur die Farrar Anglo Freneh-Gruppe ‘(East
Rand Proprietary Mines und Kleinfontein-
Gruppe) und die Randfontein-Gruppe haben
In. diesen. Zentrale
waren ım Jahre 1914 installiert:
Varınz 1. P7S,60; 219 000 kVA
East Rand'P.M.. 14000 ; ‚,
Kleinfontein 9.000 ,,
Randfontein 20000 ,
Insgesamt 262 000 kVA
. Die aus ihnen entnommene Energie betrug
im gleichen Jahre etwa 1000 Mill. kWh. .
... Aus Vergleich mit den oben gegebenen
Übersichten für die städtischen Zentralen folgt,
daß -die Kapazität der Minenzentralen etwa
5-mal so groß ist wie die sämtlicher Stadtzen-
tralen zusammen, und. daß der Energiever-
braueh der Goldminen etwa 20-mal so groß ist
wie der aller Städte zusammen.
schon die große Bedeutung der Randminen für
das elektrotechnische Geschäft hervor.
Rechnet man bei: den Minen mit einem
mittleren jährlichen Belastungsfaktor von 50%,
so folst aus den obigen Zahlen, daß auf sämt-
liehen Randminen etwa 260 000 PS installiert
sind (als Verbraucher). Von diesen entfallen
erfahrungsgemäß rd 50%, d.s. 130 000 PS auf
die Verhüttungsanlagen, also auf Motoren un-
ter 100 PS Einzelleistung und 50% auf Förder-
anlagen, Wasserhaltungen und Kompressoren,
also auf größere Einheiten,
Da sich der ganze Witwatersrand in sei-
nem Hauptteil nieht weiter als je etwa 35 km
nach Osten und Westen von Johannesburg er-
streckt, kann das Geschäft mit den Minen
leicht organisiert und kontrolliert werden.
Eine weitere Erleichterung ergibt sich daraus,
daß sie alle in wenigen großen Gruppen zen-
tralisiert sind, die in Johannesburg selbst ihre
Zentraleinkaufs- und Ingenieurbureaus besitzen.
Die Hauptgsruppen sind
1. Central Mining & Investment
Corporation . an . mib 21 Minen
Johannesburg Consolidated
AT VEREN ONE ACOMET Eee 1275,
General Mining & Finance
Corporätion . . . 5 5
Consolidated Goldfields of S.A. ‚,
GOELZUGTUPPOL. Hu ai ne
Farrar Anglo French Gruppe 32
Consolidated Mines Seleetion ;, uns
Diese Zentralisierung der Minen hat aller-
dings insofern auch einen nachteiligen Einfluß
auf das Geschäft, als die Verkaufsfirmen in-
folge der geringen Anzahl und individuellen
DD OU —
‘Bedeutung der Kunden vielfach zur Annahme
von Bedingungen gezwungen werden, die sie
unter andern Verhältnissen, d. h. bei einer
größeren Anzahl gleichbedeutender Abnehmer,
ohne Schaden für das Geschäft abzulehnen in
der Lage wären. In der Tat machen: manche,
.oder die Mehrzahl der Minengruppen von dieser
für sie günstigen Lage oft ausgiebigen Ge-
brauch. ’ BE
Südrhodesien bildet das zweitwichtig-
ste Goldminengebiet. Dieses unterscheidst sich
dadurch wesentlich vom Witwatersrand, daß
die Stellen, an denen Gold in abbauwürdiger
Menge gefunden wird, über das ganze große
Gebiet verteilt und daß fast nirgends Minen
vorhanden sind, die in wirklich großem Maß-
stabe arbeiten können. Im Jahre 1913 wurden
30% des sanzen Goldes aus Minen Kewonnen,'
[0] >
die von einzelnen Privatpersonen bearbeitet
wurden, also aus verhältnismäßig sehr kleinen
Minen. Die Zahl derselben war 180, während
die Gesamtzahl der goldproduzierenden Minen
nur 205 betrug. Während also im Durchschnitt
auf eine Mine des Rands jährlich etwa 485 000 t
Erz entfallen, kommen auf eine Mine Rhode-
siens nur 8500 t, alse nur etwa deı 60. Teil. Die
25 größeren Minen verteilen sich in ihrer Mehr-
zahl auf die folgenden Gruppen:
Goldfields Rhodesian Development Co.,
London & Rhodesian Mining & Land Co.
(3% Weil);
Willoushby’s Consolidated Co.
Da die: beiden letztgenannten Gruppen
fast ausschließlich in London kaufen, bleibt für
das südafrikanische Geschäft größeren Maß-
stabes nur die erste Gruppe, die Goldfields
Rhodesian Development Co.. die ähnlich wie
und Inge-
nieurbureaus besitzt, u. zw. in Bulawayo. Sie
hat in den Jahren 1913/14 den größten Teil
ihrer Anlagen ausgebaut, so daß in der Haupt-
Hieraus geht.
sache nur noch Lagergeschäft zu erwarten ist,
Bis jetzt haben alle größeren Minen ihre eige-
nen Zentralen, da die großen Entfernungen
eine wirtschaftliche Kraftübertragung erschwe-
ren bzw. ausschließen.
Neben dem Witwatersrand und Rhode-
sien spielt von den übrigen in Zahlentafel 5
genannten Distrikten nur noch der Lyden-
burgdistrikt eine gewisse Rolle für das elek-
trotechnische Geschäft. Der: Hauptteil dieses
Distrikts (Transvaal Gold Mining Estates bei
Pilgrimsrest, kontrolliert von der Central Mi-
ning & Investment Corporation, Johannes-
burg) wird heute von einer W asserkraftzentrale
von 6000 PS in Belvedere mit elektrischer Ar-
beit versorgt, so daß immer eine gewisse Nach-
frage für elektrotechnisehe Artikel besteht.
2. Diamantengruben. Unter den Mon-
tanindustrien stehen die Diamantengruben an
zweiter Stelle. Die nachstehende Übersicht
‚zeigt die im Jahre 1913 gewonnenen Karate.
Zahlentafel 6.
en
Diamantengewinnung
Daeie in Karat
1918
Kapkolonie 2 461 892
‚ Orangefreistaat 544 757
Transvaal 2 156 897
Südrhodesien 997
Insgesamt 5 164 543
An erster Stelle steht also die Kapkolonie,
repräsentiert durch die De Beers Consolidates
Mines bei Kimberley. Letztere sind eine Gruppe
von Gruben, deren tiefster Schacht im Jahre
1911 bis auf etwa 1100 m ausgebaut war.
Die ganze Gruppe wird von einer Dreh-
stromzentrale, in der rd 8500 kW installiert
sind, mit Strom versorgt, doch werden die
Förderanlagen auch heute noch mit Dampf
betrieben. An diese Zentrale ist auch die Stadt
Kimberley selbst mit ihren Vororten ange-
schlossen. Da De Beers fast ausschließlich in
London kaufen, kommen sie für das südafrika-
nische Geschäft, abgesehen von gelegentlichen
kleineren Lagergeschäften, nicht in Frage.
An zweiter Stelle steht das Transvaal, im
: wesentlichen repräsentiert durch die Premier
Diamond Co, 40 km von Pretoria. Von dieser
werden die Diamanten im Tagebau gewonnen,
d.h. das Erz wird in einem großen Krater aus-
gebrochen und dann mittels Förderung mit
endlosem Seil nach oben in die Verhüttungs-
anlage gefördert. Die gegenwärtige Tiefe des
Kraters ist etwa 80 m und nimmt jährlich nur
um etwa 10 m zu. Man erwartet, daß ein nutz-
bringender Abbau bis etwa 400 m Tiefe mög-
lich sein wird. Mit zunehmender Tiefe wird
sich die Aufstellung von Fördermaschinen am
Rande des Kraters immer mehr gegenüber der
jetzigen Förderung mit endlosem Seil empfeh-
len. Die Mine hat gegenwärtig eine eigene
Zentrale, an die die meisten Betriebe (nicht die
Förderung) angeschlossen sind. Er
Im Orangefreistaat befinden sich größere
Diamantengruben in Jagersfontein und Kofty-
fontein, beide mit eigenen elektrischen Zen-
tralen, aber beschränktem Bedarf an elektri-
schem Material.
3. Kohlenzeehen. Kohle wird fast über-
all in der Union und Südrhodesien gefun-
den, doch kann man von einem industriellen
Abbau nur in gewissen Distrikten sprechen.
Die Kohlegewinnung verteilte sich im Jahre
1916 auf die einzelnen Distrikte wie folgt:
Zahlentafel 7.
Kohlegewin-
Distrikt nung in t
1016
DR N EN LI Er? IF U
Kapkolonie ".... - 41 752
Nat 3.066 261
Orangefreistaat _ 762 576
Transyaalz- ic: 6 136 913
Südrhodesien . . . - - 491 582
Insgesamt 10 499 084
"Trotzdem viele Zechen elektrischen Be-
trieb eingeführt haben, ist der Bedarf an elek-
trischen Artikeln sehr beschränkt. „= #
4. Verschiedene Erzbergwerke. Von
andern wichtigeren Mineralien werden in Süd-
afrika noch gefunden: Silber, Kupfer, Zinn,
Eisen, Blei, Zink, Antimon usw, Von eigent-
lichen Industrien kann !aber nur gesprochen
werden bei Silber, Kupfer und Zinn.
Silber wird hauptsächlich in Transvaal
und hier meist ’als "Nebenprodukt der Gold-
minen gewonnen. i
Kupfer findet‘ sich i
Namaqualand (Teil der Kapkolonie),
hauptsächlich im
wo die
376
— nn —— —
Cape Copper Mining Co. und die Namaqua
Mining Co. auch elektrische Anlagen besitzen.
Beide Gesellschaften zusammen schmolzen
1912 etwa 129 000 t Erz. Auch im Transvaal
finden sich Kupferminen, die im Jahre 1913
rd 5300 t# Kupfer verkauften.
Zinn findet sich hauptsächlich im Swazi-
land (Teil vom Transvaal), wo die Swazi Tin
Mines, kontrolliert von der Central Mining &
Investment Corporation, Johannesburg, auch
eine elektrische Anlage besitzen.
Die Eisenfunde sind in Südafrika sehr
zerstreut, und man hat nur wenig Versuche
einer industriellen Ausbeutung gemacht. Im
Jahre 1911 wurde in Vereeniging (80 km von
Johannesburg) eine Gesellschaft zur Ver-
arbeitung von Eisen- und Stahlabfällen ge-
gründet, welche eine elektrisch angetriebene
Walzenstraße nach dem Heilandsystem in-
stallierte. Vor dem Kriege hat sich aber die
Gesellschaft trotz weitgehender Unterstützung
seitens: der südafrikanischen Bahnen nicht.
rentiert. 4
Aus dem oben gesagten geht hervor, daß
außer der Goldindustrie und vielleicht den
Diamantengruben, alle sonstigen Montan-
industrien keine nennenswerte Bedeutung für
das elektrotechnische Geschäft haben und
auch wohl in absehbarer Zeit nicht gewinnen
werden.
C. Der Staat.
1. Eisenbahnen. Abgesehen von kleine-
ren Privatnebenbahnen sind jetzt alle Bahnen
in der Urion staatlich. Die Länge des gesamten
Bahnnetzes ist aber nicht viel größer als 10 000
km. Die rhodesischen Bahnen mit einer Ge-
samtlänge (1910)von etwa 2500km befindet sich
in Händen von 2 Privatgesellschaften. Die Bah-
ner sindhauptsächlich Abnehmer für elektrische
Lampen. Außerdem hat aber die Union an ver-
schiedenen Plätzen größere Reparaturwerkstät-
ten, in denen individueller elektrischer Antrieb
der Werkzeugmaschinen vorherrscht. Den
Strom hierfür beziehen die Bahnen aus den
betreffenden Stadtzentralen (Kapstadt, Dur-
ban, Johannesburg, Pietermaritzburg). Dazu
kommen noch elektrisch betriebene Krane und
Verladevorrichtungen in den Hafenplätzen.
Kurz vor dem Kriege trat die Bahnver-
waltung der Frage näher, einzelne Bahn-
strecken zu elektrisieren. Es-handelte sich
damals zunächst um einige ° Vorortbahnen
Kapstadts, die als Versuchslinien ausgebildet
werden sollten. Weiterhin war eine Schnellbahn
zwischen Johannesburg und Pretoria ins Auge
gefaßt. Diese Projekte sollen jetzt wieder
aufgenommen werden; doch werden die Auf-
träge wohl ausschließlich in London vergeben
werden.
2. Telegraphie undFernsprechwesen.
Beide sind verstaatlicht, -doch kaufen die
bezüglichen Departements |ihren Bedari fast
ausschließlich in London, so daß sie für
das eigentliche südafrikanische Geschäft fort-
fallen. Als Telephon sind durchweg Eriesson-
apparate installiert (mit Ausnahme von Dur-:
ban, wo die Telephone städtisch und Western
Eleetric-Fabrikate eingeführt sind). Während
es auf diese Weise für andere Firmen so gut
wie ausgeschlossen ist, einen Teil an dem
normalen Telephongeschäft zu erhalten, bieten
sich auch für diese gute Geschäftsmöglich-
keiten, wenn automatische Fernsprecher ein-
geführt werden, wie dies vor dem Kriege ge-
plant war. Es waren damals Versuchsanlagen
in Turffontein (einem Vororte Johannesburgs)
und Bloemfontein in Aussicht genommen.
3. Öffentliche Arbeiten. Das Publie
Works Department kauft in Südafrika und
hat immer einen gewissen Bedarf an elek-
trischen Artikeln, vor allem an Lampen und
Installationsmaterial, der in jährlichen Kon-
trakten ohne feste Mengen ausgeschrieben
wird. Hierdurch sind die Preise stark ge-
drückt, und das. Geschäft leidet ferner unter
der großen Verschiedenheit der in den Städten
installierten Systeme, worauf schon im ersten
D
Abschnitt hingewiesen wurde.
D. Wasserwerke usw.
Von Wasserwerken ist für das elektrotech-
nische Geschäft vorläufig nur der Rand Water
Board von Interesse. Dieser liefert Wasser an die
Minen und Städte des ganzen Witwatersrand,
einschließlich Johannesburgs. Im Jahre 1913
verkaufte er rd 142 Mill. hl Wasser aus einem
Rohrnetz von etwa 265 km Gesamtlänge. Als
Abnehmer für das elektrotechnische Geschäft
kommt der Rand Water Board dadurch in
Betracht, daß er eine Anzahl Bohrloch- und
andere Pumpen elektrisch von einer größeren
Zentrale aus betreibt. Ein größerer regel-
mäßiger Bedarf an elektrischem Material be-
steht aber nicht.
Die Wasserversorgung der übrigen Städte
geschieht durchweg durch kleinere lokale
Elektrotechnische Zeitschrift. |
Pumpstationen, und auch die Bewässerung
des flachen Landes ist noch nicht in größerem
Maßstabe in Angriff genommen worden.
E. Landwirtschaft.
In die Landwirtschaft hat die Elektrizität
noch äußerst wenig Eingang gefunden. Der
Hauptgrund hierfür ist die große Entfernung der
einzelnen Farmen von einander und von größe-
ren Städten. Auf diese Weise ist eine wirtschaft-
liche Stromversorgung des Landes, abgeseher
von wenigen Ausnahmen, so gut wie ausge-
schlossen. Andererseits scheuen sich die
Farmer vor der Installation eigener Anlagen,
da sie in Fällen von Betriebsstörungen nur
äußerst schwer rechtzeitig sachkundige Hilfe
1920. Heft 19.
‘13, Mai 1920.
== 2 : =. EEE EST IENERTN NOIR ZIEOES NETUINEEALEEIENDENGEn NTEmFr En un anaen)
von außen erhalten können. Mit großem Auf-
wand an Zeit und Geld könnte vielleicht an
eine systematische technische Propaganda her-
angegangen werden, doch ist fürs erste wohl
kaum viel davon zu erwarten. Jedenfalls
haben vor dem. Kriege Sonderausstellungen
in den großen landwirtschaftlichen Ausstellun-
gen keinen sehr ermutigenden Erfolg gehabt.
Schlußfolgerung.
Wie die obigen Ausführungen zeigen, tritt
‚gegen das Geschäft mit den Goldminen das
ganze übrige Geschäft stark in den Hinter-
grund. Setzt man das mögliche Geschäft den
verbrauchten Kilowattstunden proportional,
so ergibt sich, daß die Goldminen des Witwa-
tersrand allein ein Absatzgebiet darstellen,
das etwa 20 mal so groß ist wie das durch
sämtliche Städte zusammen gebildete. Nimmt
man ferner an, daß das.noch außerdem be-
| stehende Geschäft, d. h. das mit den übrigen
Montanindustrien, dem Staat (soweit.es in
Südafrika abgeschlossen wird) und mit- der
Landwirtschaft ungefähr halb so. groß wie
das mit den Städten ist, so folgt, daß das
Geschäft mit den Randminen etwa 14-mal
so groß ist wie das ganze übrige Geschäft zu-
sammen. Hiernach erscheint es vollkommen
gerechtfertigt, sich ganz auf das Randge-
schäft zu beschränken, zumal hierbei leicht
auch die Städte.des benachbarten Teils von
Transvaal sowie a Montanindustrien
(Premier Mine, Kohlenzechen) bearbeitet wer-
den können. Für deutsche Firmen wird sich
dies nach dem Kriege um so mehr empfehlen,
als höchstwahrscheinlich die Minen früher als.
die Behörden die antideutsche Haltung auf-
geben werden. Auch finanziell ist das Ge-
schäft mit den Goldminen das sicherste. Ihre
Zahlungsbedingungen sind durehweg weit
besser als die sonst üblichen; denn, ‘abgesehen
von ganz großen Kontrakten, bei denen auch
Montage von längerer Dauer in Frage kommt,
werden alle Rechnungen monatlich bezahlt.
Kreditgewährungen sind also nicht erforder-
lich und damit Verluste durch Abschreibungen
auf zweifelhafte Kontenam Rand beieiniger Auf-
merksamkeit so gut wie ganz zu vermeiden.
Statistisches.
Zum Schluß mögen noch einige allge-
meine Bemerkungen an Hand der offiziellen
Statistik folgen.
Nach einem vor kurzem erschienenen
Bericht des englischen Handelskommissars!)
betrug die Einfuhr von elektrischen Maschinen
in Südafrika 1913 derem Wert nach etwa
0,450 Mill. £, wovon etwa 56 %, aus Deutsch-
land kamen. Da die Verhältnisse in den vor-
hergehenden Jahren ähnlich lagen, ist also
eine sehr große Anzahl deutscher Maschinen
in Südafrika. in Betrieb, für die natürlich mit
der Zeit Ersatzteile zu beschaffen sind.
Während des Krieges sind diese von eng-
lischen Firmen bezogen worden, was aber
natürlich nur mit erheblichen Schwierigkeiten
und großem Kostenaufwand möglich
Gerade die Beschaffung dieser Ersatzteile
dürfte also wohl der deutschen Elektroin-
War.
dustrie die Möglichkeit geben, sich wenigsten.
einen Teil des südafrikanischen Marktes wie-
der zu sichern und verlorene Geschäftsbe-
ziehungen wieder anzuknüpfen.
Der deutsche Anteil an anderem elek-
trischen Material war nieht'so bedeutend, weil
Kabel und isolierte Leitungen fast ausschließ-
lich von Mitgliedern der englischen Cable
Makers Association bezogen wurden und das
deutsche Installationsmaterial im großen und
ganzen dem englischen Geschmack nicht ent-
spricht. Glühlampen werden nur mit Bajonett-
soeckel ‚verwandt, während die deutschen
Fabriken meist nur Lampen mit Edisonge-
winde herstellen. -
Die Einfuhrzahlen von 1918 zeigen gegen-
über denen von 1913 einen ganz erheblichen
Rückgang, der aber nicht durch den Mangel
an Bedarf, sondern durch die Liefer- und
9) Vgl. „ETZ* 1920, 9.4. DS
Transportschwierigkeiten hervorgerufen ist.
Selbst die Einfuhrwerte sind bei elektrischen
Maschinen. auf weniger als ein Viertel, bei
anderem elektrischen Material auf etwa 65 %
zurückgegangen, die Einfuhrgewichte bei
den stark gestiegenen Preisen also noch weit
mehr. Bemerkenswert ist, wie sich 'die Ge-
samteinfuhr im Jahre 1918 auf die einzelnen
Lieferländer verteilt. Die Einfuhr aus
Deutschland war natürlich gleich Null. Ame-
rikas Anteil, der 1913 noch nicht 10 % be-
trug, belief sich 1918 auf 36 %, Holland war
mit etwa 27 % und Japan, das 1913 überhaupt
nicht nach Südafrika exportierte, mit etwa
17 % vertreten. Der Handelskommissar ist
aber der Ansicht, daß sich Japan nicht auf
dem Markte halten wird, da die Qualität der
gelieferten Waren minderwertig und es un-
möglich sei, sich darauf zu verlassen, daß die
Waren den Mustern entsprechend geliefert
werden.
Der Handelskommissar schließt seinen
Bericht damit, daß jetzt ein lebhafter Wett-
bewerb um den früheren deutschen Anteil
am Geschäft stattfinden wird. Dem gegenüber
ist es aber erfreulich festzustellen, daß schon
jetzt wieder eine rege Nachfrage nach deutschen
Fabrikaten einsetzt, so daß die Hoffnung be-
steht, daß die deutsche Elektroindustrie in
der Lage sein wird, sich wenigstens einen Teil
‘des durch den Krieg verlorenen Marktes wieder
zu erobern, wenn die Zustände in der Heimat
es ihr ermöglichen, den Export in größerem
Maße wieder aufzunehmen.
Billiges Unterwerk zur Aufstellung im
Freien. — Die in Abb. 1 dargestellte Anordnung
ist für kleine Abnehmer gedacht und kann im
Ta P
1 lo
Ä 3-100kVA 7000/22000 -580/2200V-
Transformatoren
Seitenansicht.
Vorderansicht.
Abb. 1. Billiges Unterwerk zur Aufstellung im Freien-
Anschluß an den letzten Mast einer Freileitun
aufgestellt werden. Besonders interessant is
der selbsttätige Trennschalter, den Abb. 2 mit
genauen Einzelheitengzeigt. Dieser Schalter
“ rohr von 5emDurch-
messer befestist.und
besteht im wesent-
lichen aus zwei Iso-
.. von der Leitung
der oberste einen
Bügel trägt. Mit
letzterem ist eine
Freileitungsklemme
durch. einen
verbunden, welcher
nach seiner Freigabe
durch eine
Verbindung löst, so
Gewicht die Klemme
nach oben zieht und
so die Ausschaltung
bewirkt. Die Frei-
gabe der Festhalte-
vorrichtung erfolgt,
wenn die Sicherung
und mit ihr der sie
“ berührende Kupfer-
draht abschmilzt.
Die Kosten des Un-
‚terwerks betragen
(ohne Transforma-
toren und Blitzab-
leiter) fix und fertig
etwa 300 $. Für den Trennschalter sind noch
einige Verbesserungen in Aussicht genommen.
Abb. 2. Selbsttätiger
Trennschalter. ı
„Electrical World“, Bd. 74, 1919, 8. 1114.)
ist an einem Eisen-’
latoren, von denen
Stift
Fest- -
haltevorrichtung die -
‘daß ein vorgesehenes .
diese Kabe
. —
13. Mai.192),
Elektromaschinenbau.
Anlaßverfahren und Lastverteilung bei Ein-
ankerumformern. — Die Einankerumformer
werden, um bequem parallel schalten zu
können, in neuerer Zeit vielfach selbst-
syncehronisierend gebaut. Das Anfahren ge-
schieht zu diesem Zweck mit Hilfe eines direkt
gekuppelten Sehleifring-Drehstrommotors, der
an die sekundäre Seite des Umformer-Vor-
schalttransformators angeschlossen wird. Nach-
dem der Umformer in die Nähe der synchronen
. Drehzahl gebracht worden ist, wird bei dem
Verfahren der General Electric Co!), seine
Läuferwicklung mit Hilfe eines Vorkontaktes
des Hauptschalters über passende Drossel-
spulen an die sekundäre Seite des Vorschalt-
transformators gelegt. Der hierdurch ausge-
löste Ausgleichstrom ist ausreichend, um den
Umformer in den Synchronismus hineinzu-
ziehen. Alsdann werden durch Weiterbewe-
gung des . Hauptsehalters die Drosselspulen
urzgeschlossen. Die richtige Reihenfolge der
Schaltbewegungen ist durch besondere kon-
struktive Maßnahmen am Hauptschalter ge-
sichert. Der Anwurfsmotor wird schließlich
durch ein Nullspannungsrelais, das in der End-
stellung des Hauptschalters betätigt wird,
selbsttätig abgeschaltet, womit der Anlaßvor-
gang beendst ist. Bei parallel arbeitenden
Einankerumformern bewirken bereits geringe
Unterschiede in den Widerständen der Läufer-
stromkreise ungleiche Lastverteilung. Zur Be-
seitigung dieses Übelstandes sind daher bei 2
parallel arbeitenden Umformern und einem
speisenden Generator, beim letzteren 2 von
einander völlig unabhängige Wicklungen vor-
Bren worden. Die obengenannte Firma
enutzt in diesem Falle zu gleichem Zweck
einen Aısgleichtransformator. Dieser besteht
ro Phase aus 2 auf einem gemeinsamen Eisen-
ern aufgewickelten
ten Spulen, die von den zugehörigen Phasen-
strömen der parallel arbeitenden Maschinen
durchflossen werden. Sind die Ströme der
Phase und der Größe nach gleich, so ist der
Ausgleichtransformator elektrisch unwirksam;
ist dies nicht der Fall, so entsteht ein Diffe-
renzfeld, welches selbsttätig gleiche Belastung
herzustellen sucht. Erfahrungsgemäß genügen
bereits relativ kleine Ausgleichtransformatoren.
So war für 2 parallel arbeitende Einankerum-
former von 750 kW ein Ausgleichtransformator
- mit den Hauptmassen (0,74 x 0,34 x 0,91 m)
erforderlich. J. Ko.
‘ Leitungsbau.
Überspannung des St. Lorenzstromes durch
eine 2 km lange Hochspannunsgsleitung. — Die
Shawinigan Water &. Power Co, deren Kraft-
werk sich auf dem Nordufer des St. Lorenz-
Stromes befindet, versorgte früher eine Reihe
von Abnehmern mit 10 000 kW auf dem Süd-
ufer durch Flußkabel, für welche die Spannung
von 50 auf 25 kV erniedrigt und dann wieder
auf 50 kV gebracht wurde. Neuerdings sind
durch eine Luftleitung unter
Erhöhung der nung auf
10 kV ersetzt worden, worüber S. Svenning
son in „Proceedings A. I.E.E.“, Bd. 87, 1918,
8.1275 berichtet. Die Erfahrungen, welche man
mit den Flußkabeln gemacht hatte, waren keine
Eulen: die starke Strömung und im Winter der
isgang verursachten kostspielice Reparaturen,
die die Betriebssicherheit der Anlage beein-
trächtigten. Außerdem sollte die erforderliche
Erweiterung um 4000 kW bei Verwendung von
Flußkabeln einschließlich neuer Transforma-
“toren und Schalteinrichtungen 150 000 $ kos-
ten, während die Kosten einer bedeutend zu-
verlässigeren und weniger Wartung erfordern-
den Luftleitung auf 200 000 $ geschätzt wur-
den. Man entschied sich für letztere, wobei
gleichzeitig die Spannung auf 110 kV. erhöht
wurde. Es kamen zwei Möglichkeiten in Frage:
Man konnte den Fluß entweder bei Point du
Lae mit drei Spannweiten von je 670 m über-
queren oder eine Spannweite von 1463 m und
zwei Ankerabspannungen von 174 und 290 m
wählen. Letztere Ausführung war an sich die
teurere, doch wären bei der ersteren 24 km
Hochspannungsleitung erforderlich geworden,
um die Verbindung mit der Hauptleitung her-
zustellen. Hierdurch erreichten die Kosten
nahezu die Höhe der Einfachspannausführung,
zu der man sich schließlich entschloß. Man er-
richtete demgemäß auf den gegenüberliegenden.
Ufern im seichten Wasser 2 Kabeltürme im Ab-
stande von 1460 m, welehe 107 m hoch sind und
im unteren Teil 18 m im Geviert messen, Nach
„The Eleetrician“, Bd. 83, 1919, 8.492. E
- Elektrotechnische Zeitschrift.
egeneinander geschalte-
4
1920.
RUNDSCHAU.
oben verjüngen sich diese Türme auf 2 Seiten
so, daß der oberste Querschnitt ein Rechteck
von 18 m Länge und 4% m Breite bildet, dessen
Langseiten dem Strome parallel gerichtet sind.
Auf die Türme sind Querarme aufgebracht,
die bei 4,5 m Breite und 30 m Länge im Ab-
stande von 15 m 3 mit Doppelrillen versehene
Seilscheiben von 2,5 m Durchmesser tragen,
über welche die doppelt genommenen Anker-
kabel geführt sind. Die Verbindung mit dem
Kabel des Mittelspanns erfolgt durch Joch-
stücke, diejenige mit den Ankern durch einge-
schaltete ragbolzen und kurze Stücke Kabel
von 44 m Durchmesser. Die Ecken der Türme
selbst ruhen auf je 4 runden Pfeilern aus Eisen-
beton, bestehend aus Hohlzylindern von 3,5 m
Durchmesser und mit etwa 2 m Wandstärke,
welche durch Eisenbetonbalken von 1,25 m
Breite und 2,5 m Höhe miteinander verbunden
sind. Die Kabel haben einen Durchmesser von
35 mm und bestehen aus einer Seele, aus 30
verseilten, verzinkten Stahldrähten, die von 6
Scilen aus je 19 Stahldrähten umgeben ist. Die
Bruchfestigkeit des verwandten Stahl-
drahts beträgt 182 kg/mm?, die Elastizitäts-
grenze 156 und die Bruchfestigkeit des fertigen
Kabels rd 84,5 t oder 77,5 kg/mm?. Der Elasti-
zitätsmodul des fertigen Kabels wurde durch
Versuche zu 6200 kg/mm? ermittelt. Als später
der Durchhang verkleinert werden mußte,
zeigte sich, daß der Elastizitätsmodul auf
13 000 kg/mm? angestiegen war. Die Kabel-
schuhe sind aus massiven Stahlblöcken her-
gestellt und umschließen das Kabel auf eine
Länge von 23 cm. Sie besitzen eine konische
Bohrung, durch deren kleinere Öffnung das
Kabel eintritt. Die Befestigung erfolgte nach
‘Aufdrehen des Kabelendes durch Vergießen
mit Messing. Die Isolatoren, welche dazu
dienen sollten, die Stahlseile zu isolieren, um
sie als Leitung benutzen zu können, bestehen
aus einem aus Winkeleisen und Blech herge-
stellten Ring von 2,5 m Durchmesser und
2 Kreuzstücken mit je 3 Armen. Das obere ist
mit dem Ring durch 3 je 3,25 m lange und
64 mm starke Stehbolzen verbunden; das
andere liegt etwa 1 m tiefer, und jeder seiner
Arme ist an dem Ring durch 2 achtmantelige
Porzellanisolatoren befestigt. Diese Isolatoren
aus Spezialporzellan haben eine Bruchfestig-
keit von je 60 t; Versuche zeigten, daß die
Überschlagsspannung trocken 302 kV und
naß 262 kV beträgt. Jeder der Isolatoren hat
ein Gesamtgewicht von 6. Da diese Isolatoren '
nicht rechtzeitig fertig wurden, so hat man
vorläufig Kupferleitungen an den Stahlkabeln
mit Hilfe von je 17 Hängeisolatoren aufgehängt,
die im Abstande von 76 m angebracht sind und
aus je 8 Einheiten bestehen. Die Errichtung
der Türme verzögerte sich, die Aufbringung
der Kabel konnte nicht vor dem Zufrieren des
Stromes geschehen, und es mußte abgewartet
werden, bis das Eis stark genug war, um die
schweren Kabeltrommeln zu tragen. Dabei war
es nicht leicht, während der heftigen Schnee-
fälle im Januar und Februar einen Weg zwi-
schen den beiden Türmen offen zu. halten.
Anfang März wurden die Käbel für die Mittel-
strecke auf diesem Wege ausgelest, ebenso die
Ankerkabel, die dann auf richtige Länge abge-
schnitten und mit ihren Kabelschuhen ver-
sehen wurden. Die 3 Kabel wurden nachein-
ander aufgebracht, zunächst das mittlere,
dann das stromabwärts gelegene, und schließ-
lich das stromaufwärts gelegene, nachdem
vorher die Hängeisolatoren und Kupferleiter
daran befestigt worden waren. Die nächsten
Hängeisolatoren sind 122 m von den Türmen
entfernt, und die Leitungen senken sich von
ihnen zu den an den Türmen befestigten Ab-
spannisolatoren, welche in einer Höhe von
46 m angebracht sind. Am Nordufer wird die
Leitung dann direkt in einem 129 m-Spann zu
einem Verteilungsturm geführt, während am
Südufer dadurch ein Zwischenstützpunkt ge-
schaffen ist, daß die beiden äußeren Anker-
kabel im Abstande von 152 m vom Turme
durch ein Stahlseil verbunden sind, an dem die
Leitung befestigt ist. Nachdem die Kabel auf-
are und gespannt waren, :zeigten sie
dauernde Schwingungen mit deutlichen Kno-
tenpunkten im Abstande von 3,5 'bis 4,5 m.
Infolge dieser Schwingungen lösten sich nach
etwa einmonatiger Betriebsdauer 2 Hänge-
isolatoren von den Stahlkabeln und mußten
neu befestigt werden. Bald darauf kam ein
weiterer derartiger Fall vor, doch ist die Lei-
tung seitdem von solchen Vorkommnissen ver-
schont geblieben. Die Kupferleitungen befin-
den sich (z. Zt. der Schiffbarkeit) ungefähr
54 m über dem mittleren Wasserspiegel. Im
Sommer beträgt der normale Durchhang etwa
56 m. Der Durchhang der Kabel hatte sich
seit Errichtung bis Mai 1918 um_etwa 8 m ver-
Heft 19.
‚Nachteile anderer
Dehnungen des Metalles
BEL
mehrt, welche durch Nachspannen wieder be-
seitigt wurden. Da die Eisverhältnisse des Lo-
renzstromes recht unangenehme sind, so war
es nötig, die Turmfundamente durch Eis-
brecher zu schützen. Es wurden infolgedessen
etwa 3000 t Feldsteine im Abstande von unge-
fähr 23 m vom Turm stromaufwärts und nach
der Strommitte zu angehäuft, so daß sie noch
einen Meter über das Eis hervorragten. Dieser
Schutz erwies sich jedoch als unzureichend
und beim Eisgang wurde das Eis über dieStein-
wände hinweggetragen, und türmte sich um
die Turmfundamente bis zu einer Höhevon
9 m, aber ohne Schaden anzurichten, auf. Die
Eisbrecher werden jetzt in Eisenbeton und
Felsblöcken bis zur Hochflutmarke neu auf-
geführt. In bezug auf die Zugänglichkeit der
Anlage ist noch zu erwähnen, daß in den Tür-
men Aufzüge und Leitern vorgesehen sind,
Rollenzüge dienen dazu, die Isolatoren des
Mittelspanns. zu erreichen und über einen, am
Ankerkabel aufgehängten Laufsteg kann man
zu den Isolatoren des Zwischenstützpunktes
am Südufer gelangen. W.
Neue Preßkabelschuhe. — Die Stotz G. m.
b..H., Mannheim, bringt einen Preßkabelschuh
für 10 bis 150 mm? auf den Markt, welcher die
( Schraubkabelschuhe ver-
meidet und eine der Lötung gleichwertige Ver-
bindung erzielt. Wie Abb. 1 zeigt, ist es ein
sogenannter offener Kabelschuh, dessen offene
Schaftseite in zwei Lappen ausläuft. Die bei-
den Lappen werden bis zu 35 mm? Leiterquer-
schnitt durch zwei, bei größeren Querschnitten
durch drei Schrauben zusammengezogen, wo-
durch eine kräftige Pressung des in den Schaft
eingeführten Leiters bewirkt wird. Die Lappen
sind in einem Winkel von 45° abgebogen, da-
mit bei einer Nebeneinanderschaltung mehrerer
Kabelschuhe, wie sie bei Schalttafelanschlüssen
oft vorkommt (Abb. 2), die Schrauben leicht
zugänglich sind. Die Preßkabelschuhe werden
aus Messing hergestellt und vernickelt; sie
sind reichlich bemessen, so daß sie eine hohe
Überlastung bequem aushalten, ohne sich zu
erwärmen. Die Übergangsstelle kann etwa den
doppelten Strom übertragen wie die Leitung
selbst. Die Ausschaltung der Klemmlappen
und Klemmschrauben als Stromleiter sichert
auch die gleichmäßige Klemmwirkung, da
durch Erwärmung
nicht eintreten. " (BBC-Mitteilungen, Mann-
heim, Bd. 6, 1919, S.'279.) 2.
Krane und Förderanlagen.
Neuartige Elektroflaschenzüge. — Unter
dem Namen „Schlangenzug‘“ bringt die Auf-
zugfabrik R. Stahl, Stuttgart, eine leichte
und billige Form von Elektroflaschenzügen auf
den Markt, welche auf. der Benutzung der
u
‚Abb. 3. Stahl-Schlange.
378
en = == ne z ee ER
„Stahl-Schlange‘, eines neuen, patentrecht-
lich geschützten Maschinenelementes, beruhen.
ist eine Ver-
Schraubenspindel;
abwechselnd , senkrecht zuein-
\ Seiten
beweglich und trägt auf ihren Gliedern ein
dAurchlaufend übereinstimmendes Gewinde. Bei
den Flaschenzügen wırd die Stahl-Schlange
durch eine umlaufende Mutter mit vertikaler
Achse, welche stets zwei Gewindeslieder gleich-
Die Stahl-Schlange (Abb. 3)
einigung -von Kette und
sie ist durch
ander. gestellte
Gelenke, nach allen
zeitig faßt, in ihrer Längsrichtung fortbewegt.
Eine Drehung der Schlange wird durch ihre
Führung auf einer über der Mutter gelagerten,
quadratischen Rolle verhindert. Abb. 4 zeigt
V)
Hebezeug mit Stahl-Schlange.
Abb. 4.
ein derartiges Hebezeug im Sehnitt. Die ge-
schmiedete Bronzemutter wird angetrieben
durch ein auf sie aufgepreßtes Zahnrad mit ein-
facher Übersetzung im Verhältnis von 1:7 bis
1:14. Nur bei großen Lasten ist doppelte
en
See Is;
Salsa
reinlesen
ESEL HET HERE HERZATENE TEE
Ede Se If
Abb. 5. Schlangenzug mit elektrischem Antrieb,
"kügelchen
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 19 |
15 Tal
13. Mai 1920.
Übersetzung nötig. Längung und Abnutzung
der aus sehr hartem Stahl hergestellten Schlan-
genglieder kann nicht stattfinden, da im Ge-
gensatz zu gewöhnlichen Ketten die Biegung-
ohne Spannung erfolgt: und die belasteten Ge-
lenke unter der Mutter keine Bewegung
machen. Der Vorzug der Schlange gegenüber
einer Kette liegt darin, daß erstere nicht nur
Tragorgan, sondern auch gleichzeitig Teil des
Übersetzungsgetriebes ist und dadurch Zahn-
räder erspart.‘ Es ist dadurch möglich, mit
schnellaufenden und deshalb leichten Motoren
‚eringe Hubgeschwindigkeiten bei sehr ein-
han Triebwerk zu erzielen und damit leichte
und billige Hebezeuge geringer Bauhöhe zu
schaffen. Da das Gewinde selbsthemmend
ausgeführt wird, ist keinerlei Bremse nötig,
ein für die Instandhaltung wichtiger Vorzug.
Der Bruch eines Zahnrades o. dergl. kann auch
die Sicherheit der Last gegen Absturz nicht
gefährden, weil die Last unmittelbar gehalten
wird. Abb. 5 zeigt einen Schlangenzug mit
elektrischem Antrieb, der seine geringe Bau-
höhe deutlich erkennen läßt. Das lose Ende
der. Schlange ist aufgehängt und kommt daher
nur bis zur halben Hubhöhe herunter. Wo
dies noch stört, ferner im Freien oder in sehr
staubigen Betrieben, fängt man es in dem
punktiert angedeuteten Kessel (Abb. 4) auf.
In höchster Laststellung wird der Anlasser
durch einen über dem Haken angebrachten
Mitnehmer, in tiefster Stellung durch Vermitt-
lung des losen Schlangenendes zurückgeschal-
tet. Die Schlangenzüge werden in 4 Größen
für 100 bis 5000 kg Traglast und Hubgeschwin-
digkeiten von 6 bis 0,8 m/min hergestellt; sie
erfordern Motoren von 0,3 bis 2,3-PS und
wiegen 40 bis:315 kg. Pte.
Beleuchtung und Heizung.
Die,,Pointolite*- Glühlampe. — Unter diesem
Namen bringt die Edison Swan Electric Co.
‚eine Glühlampe auf den Markt, über deren erste
Ausführungen wir bereits früher!) berichtet
haben. Die Lampe ist eigentlich eine kleine
Bogenlampe mit einer bzw. zwei Wolframelek-
‚troden, zwischen denen der Liehtbogen ein-
geleitet wird. Die Glasbirne ist mit einem ver-
dünntem, indifferenten Gase von etwa 127 mm
Hg-Druck gefüllt. Um den Lichtbogen einzu-
leiten, wird die Gasschicht zwischen den Elek-
troden zunächst durch einen Heizkörper ioni-
siert; nach kurzer Zeit setzt dann der Licht-
bogen ein, indem er auf ein kleines Wolfram-
überspringt, das als eigentlicher
Liehtausstrahler dient und ein nahezu weißes,
sehr intensives Licht ergibt. Bei der kleinsten
Lampe von 100 FKX hat das Wolframkügelchen
2 mm Durchmesser. Abb. 6 zeigt die Schaltung
Abb. 6.
dieser Lampe, welche 3 Stromzuführungskon-
takte an einem Swansockel besitzt. 8 ist ein
Ausschalter für den Ionisator, W,ein Ballast-
widerstand.
ramdraht, der an einem Ende zu einer feinen
Spirale gewickelt ist; der gestreckte Teil ist
von einem feinem Glasröhrehen umgeben. Der
Liehtbogen wird zunächst zwischen der Spirale
und der Wolframkugel eingeleitet, dann aber
bewegt sich die Kugel von der Spirale fort und
stellt sich dem Ionisator gegenüber ein. Die
Lebensdauer dieser Lampe‘. wird zu 500 bis
1000 h angegeben. Es sind auch bereits Lam-
pen höherer Kerzenstärke (500, 1000 und
4000FR) hergestellt worden, bei denen drei Elek-
troden und 3 Schalter notwendig sind. Zu-
nächst wird ein Lichtbogen zwischen dem
Ionisator und der kleinen Wolframkugel ein-
‚geleitet, und dann ein neuer zwischen der klei-
nen und der großen Kugel; letztere ist dann die
positive Elektrode, während die kleine Kugel
erst positiv und dann negativ ist. Diese
Lampen haben vier Stromzuführungen und
werden. mit Gewindesockel ausgerüstet. Die
Schaltung ergibt sich aus Abb. 7. Zuerst wird
S eingelegt, und der Strom fließt von + über
den Ionisator, die Kontakte 1,2 von Tnach —.
Ist die Ionisierung ausreichend, : so wird $
geölfnet, und der Strom fließt nunmehr von --
über die Kontakte 6—5 von U.nach der kleinen
Kugel und von da über den Ionisator und die
Kontakte 1—2 von T nach — zurück. Dann
") Vgl. „ETZ“ 1916, 8. 160; 1918, 8. 8.
Der Ionisator ist ein feiner Wolf-
werden die beiden miteinander gekuppelten -
Umschalter 7 und U-umgelegt, dadurch die .
Verbindungen 1-2 und 5-6 unterbrochen
und dafür die Verbindungen 3— 4 und 5— Ther-
gestellt. Der Strom fließt dann von + über
3— 4 zur großen Kugel über die kleine Kugel
und über 5—-7.nach Sa
Alb. 7.
Die Lichtbogenspannung soll im gering-
sten Falle 45 V und die geringste Anschluß-
spannung 50 V betragen; neuere Verbesse-
rungen gestatten indessen einen Betrieb schon
mit 30 V, entsprechend 15 V am Lichtbogen..
Die Lampe für 100 FK_ verbraucht 0,75 W/FK
die für 500 FK 0,57 W/FK und die 1000 FX-
Lampe 0,48 W/FR. Die letztere Type nimmt
beim Anlassen 7 A, für den ersten Liehtbogen
3 A und 8 A beim Betriebe auf. Die Flächen-
helle beträgt für die 100 FK-Lampe 16,2 FK
{. d. mm’, für die 500 FX-Lampe 21,6 FK/mm?,
sie kann aber bis zum Schmelzpunkt des Wolt-
rams bis auf 81 EFK/mm? gesteigert werden.
Der Durchmesser der Glocke der 1000 FK-
Lampe ist etwa 152 mm. Wegen der Form der
Elektroden. ist die Lichtausstrahlung nach
allen Richtungen praktisch gleich der sphä-
rischen Lichtstärke. Die fast punktförmige.
Konzentration des Lichtes macht diese Lam-
pen u. a. besonders für Projektionsapparate
und. Scheinwerfer geeignet. (,The Electr.
’ Review‘, Bd. 86, 1920, S. 9.) Piz.
Landwirtschaft.
Die Elektrizität auf dem Lande. — Ein
französischer Kriegsteilnehmer berichtet, wie
er auch in Nordfrankreich und Belgien kleine
Wasserkräfte gefunden hätte, die entweder gar
nicht oder recht unzweckmäßig ausgenutzt
sind!). Er beschreibt auch die unwirtschaft-
lichen Versuche, Wasserkräfte von nicht un-
erheblicher Ausdehnung durch Wasserräder
nutzbar zu machen, statt zweekmäßige Tur-
binen einzubauen und führt diesen wirtschaft-
lichen Mangel darauf zurück, daß die Land-
bevölkerung, die ja letzten Endes über die Art
der Ausnutzung kleiner Landwasserkräfte ver-
fügt, wenig teehnisches Verständnis besitzt.
Hier solle man’ aufklärend wirken. Diese Auf-
klärung soll nicht nur darauf gerichtet sein,
die verfügbaren Wasserkräfte überhaupt an-
zuwenden, sondern die Kenntnis. der richtigen
Anwendung verbreiten. An einem Beispiel
wird gezeigt, wie man schon vor dem Kriege
in den Ardennen versucht hat, mit einem.
Wasserrad elektrische Energie zu erzeugen,
dann aber einen Explosionsmotor als Reserve
dazu setzen mußte und wie schließlich das
Wasserrad eine so untergeordnete Rolle in der
gesamten Erzeugung spielte, daß man es als
' durchaus unzweckmäßig bezeichnen muß, die
ganzen Kraftstationen nur des Wassers wegen
an gerade der Stelle zu errichten, an der sie.
sieh nun eben befindet. Ganz ähnlich liegen
die Fälle in Deutschland. Auch bei uns ist die
Landwirtschaft über die technischen Möglich-
keiten und über die wirtschaftlichen Bedin-
‚ungen bei der Ausnutzung von Wasser-
räften nicht unterrichtet. Es wäre daher
zweckmäßig, auch in Deutschland der für
Frankreich gegebenen Anregung zu folgen und
22
der Landwirtschaft Aufklärung zu geben, die
es ihr ermöglicht, ein eigenes Urteil über alle
einschlägigen Fragen der Wasserkraftausnut-
zung zu gewinnen. K. Kr. 4
Fernmeldetechnik.
Der mechanisch-akustische Aufbau eines
. Telephons. — Aus ihrer Theorie, die die mecha-
nisch-akustischen Arbeitsvorgänge der schwin-
genden Telephonmembran durch äquivalente
elektrische Arbeitsgrößen ersetzt, entwickeln W.
1). Nach „L’Eleetricit6“ vom 1. XIL 1919.
EEE ET DRUNTER VB ee
J
-
18. Mai 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift, Bi, 1920, Heit 19.
379
Hahnemann und H. Hecht eine experimen-
telle Untersuchungsmethode von Telephonen
_ und messen die mechanisch-akustischen Größen,
insbesondere den. Wirkungsgrad des Tele-
phons.. Für Sprechfrequenzen, die im Tonbe-
reien von 500 bis 1000 Per angenommen werden,
bestimmen sie den Wirkungsgrad, d. h. das
Vernältnis der auf den Gehörgang übertrage-
nen Energie zu der aufgenommenen, zu etwa
1 bis 10%%0. („Ann.d. Physik.‘, Bd. 60, 5: 454.)
R Zdr.
Neue Apparate für Lichttelephonie. — H.
Thirring veröffentlicht seine, zum Teil zu-
sammen mit Simon + durchgeführten Versuche
der Liehttelephonie, durch die bei absoluter
Geheimhaltung der Telephonie doch die Reich-
‘weiten Rhumers, die er mit Selenzellen bei
Verwendung von 60 cm-Sender- und 90 cem-
Empfänger-Parabolspiegeln erhielt, wahrschein-
. lieh übertroffen, sicher aber mit viel kleineren
Mitteln erhalten wurden. Uber 35 em-Spiegel-
bzw. Linsendurehmesser wird nicht hinausge-
gangen und damit 8 bis 9 km Reichweite er-
zielt. Die größere Wirksamkeit wird durch Be-
nutzung von Verstärkern erhalten. Die Fa-
brikation der Geräte ist von Carl Zeiss in Jena
übernommen worden. (,„Physik. Zeitschr.‘,
- Ba. 21,8. 67.) Zar.
"Physik und Theoretische Elektrotechnik.
Zwei mit Hilfe der neuen Verstärker ent-
deekte Erscheinungen. — H. Barkhausen
fand beim Ummagnetisieren des Eisens ein
Geräusch: bei ganz gleichmäßiger Änderung der
= magnetomotorischen Kraft klappen die Mole-
kularmagnete sprungweise in ihre neue Lage
um und erzeugen dadurch in einer darüber
-geschobenen Spule unregelmäßige Induktions-'
stöße, die im Telephon als Geräusch erkannt
werden. Dünne Drähte oder Blechstreifen aus
‚weichem geglühtem Eisen zeigen die Wirkung
am besten; man könnte darauf sogar eine Me-
thode zur Eisenuntersuchung aufbauen. —
" Weiterhin wurden sekundenlange Pfeiftöne be-
oebachtet, die im Felde als „Fliegen von Gra-
naten‘“ aufgefaßt wurden, die aber der Verfasser
durch meteorologische Einflüsse erklären zu
müssen glaubt.
S. 401.) Zar.
Experimenteller Naehweis der Ampereschen
Moiekularströme. — E. Beck hat die Versuche
von Einstein und de Haas eines experimen-
tellen Nachweises der Amp£reschen Molekular-
- . ströme in sorgfältigster Weise unter Verwen-
dung von Eisen- und Nickelstäbehen wieder-
holt, aber wesentlich kleinere Werte gefunden,
‚nämlieh einen um 47%, bei Eisen, um 43% bei
- Nickel zu kleinen Einsteineffekt, ähnlich wie
Stewart (,Physie: Review‘, (2) Bd. 11,
S. 100), der den Effekt um 49% bei Eisen,
53% bei Nickel zu klein gefunden hat. (,‚Ann,
d. Physik.‘, Bd. 60, S. 109; „Physik. Zeitschr.‘
Bd. 20, S. 490.) Zdr.
Amperesche Molekularströme nach der
Methode von A. Einstein und W. J. de Haas. —
Gustaf Arvidson hat die Messungen von
- Einstein und de Haas wiederholt, aber so
starke Abweichungen gefunden, daß sich diese
nieht durch Versuchsfehler erklären lassen.
. Dagegen stimmen seine Ergebnisse mit denen
der gleichfalls zur Kontrolle der genannten
Messungen von E. Beck (vgl. vorheriges Re-
ferat) durchgeführten Versuche gut überein.
“(„Physik. Zeitschr.“, Bd. 21, 8. 88.) Zar.
Abhängigkeit der Temperaturkoeffizienten
permanenter ne von deren Gestalt. —
-E. Gumlich prüft (vgl. „ETZ‘ 1919, 8. 312)
und bestätigt die von Cancani und Ashworth
gefundene Abhängigkeit des Temperaturkoef-
fizienten stabförmiger permanenter Magnete
vom Dimensionenverhältnis an 0,6 em dicken
zylindrischen und ellipsoiden Stahlstäben ver-
schiedener Länge und bekannter chemischer
Zusammensetzung, sowie an Ringen und Huf-
eisenmagneten verschiedener Formen, und fin-
Bd. 59, 8. 668).
det die Vermutung, die Ursache dieserAb-
hängigkeit sei in einer Verschiebung derMagnet-
pole zu suchen, nicht bestätigt. Bei Hufeisen--
magreten hängt der Temperaturkoeffizient
vonı besseren oder schlechteren Schluß der
Schenkel ab. — Bei einem einfachen Hufeisen-
maenet wird die Kraftlinienverteilung im un:
geschlossenen und geschlossenen Zustand expe-
rimentell Eh ; („Ann. Anl chysike,
Adr.
Verschiedenes.
Unfall durch Erdung zwischen einer Phase
und Bisenbeton'). — Dr. St. Jellinek, Wien,
mn
) Vgl. auch „ETZ“ 1896, $. 1805 1009, S. 360: 1911, $»
144, 977, 850, 1248; 1912, 8. 11873 1918, 8. 181, 1490; 1914, 8. 16:
33, 108, 57051916, S. 95,
x /
'fenheit des inhomogenen
(„Physik. Zeitschr.‘‘, Bd. 20,:
berichtet in „Beton und Eisen‘ 1920, Heft 2/3
u. 4/5 über zwei Unfälle an 5000 V Phasen-
spannung durch Erdung gegen eine normal-
trockene Eisenbetonunterlage. Der eine Un-
fall ist tödlich verlaufen. Es wird versucht
vom elektropathologischen Standpunkte aus
eine Erklärung zu finden und festzustellen,
welche Rolle der Beton für die Unfälle spielte.
Im Hochspannungsraum wurden in beiden
Fällen unverwischbare Spuren der Betonober-
fläche beobachtet, deren eine einen brand-
artigen Fleck, die andere im tödlichen Fall
einen genauen Abdruck der Absatzform des
Stiefels ° wiedergab. Die Berührungsstellen
zwischen Betonund Fuß waren nur durch eine
1 bis 2 em dicke Betonschicht vom geerdeten
Eisen getrennt. Ein am Unfallort vorgenom-
mener psychologischer Versuch weist auf den
Zusammenhang zwischen Lebensgefahr durch
Berühren spannungführender Teile und Auf-
merksamkeitsproblem hin. Eine an Phase
gelegte Stabelektrode wurde mittels isolierten
Handgriffs im Bewußtsein der Gefahr vor-
sichtig über das entblößte, über den Stiefel ge-
erdeteSchienbein gestrichen. Durch den Strom-
übergang unter knisternden Sprühfunken wird
nur eine vorübergehende leichte Lähmung des
Schenkels. hervorgerufen. Sorgfältiges Ab-
tasten des Unfallortes mittels spitzer Elek-
trode, die über ein statisches Voltmeter an
Phasenspannung lag, ergab je nach Witte-
rung der Versuchstage und örtlicher Beschaf-
Betons veränder-
liche Werte zwischen 0 und der vollen Phasen-
spannung. Auf diein der Literatur hinreichend
geklärte Veränderlichkeit des Widerstandes
durch Feuchtigkeitsgehalt wird hingedeutet.
DerVerfasser der Arbeit glaubt, in seinen Beob-
achtungen einen Widerspruch zu der bestehen-
den Anschauung zu finden, daß man normal-
trockenen Eisenbeton an Gebäuden mit Rück-
sicht auf seinen hohen Widerstand als unge-
fährdet gegenüber elektrolytisehen Korro-
sionen erkannt hat. (Die Überlegung zeigt auf
Grund des Ohmschen Gesetzes, daß unter Be-
rücksichtigung der Auflagefläche eines warmen
dunstfeuenten Fußes bzw. Stiefels und der üb-
lichen Durchschnittswerte von normaltrocke-
nem Beton der Größenordnung 1000 2/dm?
und dm stets so niedrige Widerstandswerte
gegen Erde zustande kommen müssen, daß
schon bei den Grenzwerten der normalen
Niederspannung Lebensgefahr besteht. Da es
lediglich auf die mögliche Stromstärke an-
kommt, welche den geerdeten Körper durch-
fließt, so erscheint die angewendete Span-
nungsmessung mit Spitzenelektrode und sta-
tischem Voltmeter ungeeignet. Es hätte viel-
mehr eine feuchte oder schmiegsame Platten-
elektrode aus Bleifolie, entspreehend der Sohlen-
fläche unter Zwischenschalten eines Wider-
stands der Größenordnung 10 000 bis 25 000 2
des menschliehen Körpers mit Amperemeter
benutzt werden sollen. Der Ausschlag hätte
gezeigt, daß auch unter günstigsten Witte-
rungsbedingungen die gefährliche Stromgrenze
von 20 mA überschritten. wird. Nur die Auf-
lageart der Hand oder der zufällig hohe Über-
gangswiderstand des Stiefels zum Beton
können den Wert wie beim ersten Unfall ohne
tödlichen Verlauf herunterdrücken. Die
Grundsätze für die Gefahr der elektrolytischen
Korrosion im Eisenbetonbau werden von
obigen Beobachtungen nicht berührt, da es
sich dort um andere elektrische Bedingungen
handelt, die nicht dureh die Stromstärke, son-
dern durch die Stromdichte charakterisiert
sind (siehe ,.ETZ“* 1914, S. 16/33. EN N
PREIS
Industrie und Handel.
Aus den Mitteilungen der Außenhandels-
Stelle der Elektrotechnik !),,. — Einige Ande-
rungen in der geschäftlichen Behandlung seien
vorweg erwähnt. Die Außenhandels- Stelle hat
die Erteilung von Ausfuhrbewilligun-
gen für Glimmer und Glimmerwaren an den
Glimmerverband, Dipl.-Ing. Schröder (Ber-
linSO., Reichenberger Straße 79/80) abgegeben.
Anträge auf Verlängerung und Abänderung von
Ausfuhranträgen sind direkt an die Außen-
handels-Stelle zu richten, wenn es sich dagegen
um Einfuhranträge handelt, vorläufig noch
an den Reiehskommissar für Aus- und Einfuhr-
bewilligung, Einfuhramt (Berlin W 10, Hilde-
brandstr. 25). — In ihren „April-Mitteilungen‘‘
hat die Außenhandeis-Stelle eine Entschließung
der vereinigten Handelskammern Frankfurt
a. M.-Hanau zu den Klagen über das Geschäfts-
gebaren deutscher Firmen im Verkehr mit
dem Ausland wiedergegeben, die unbedingt
dafür eintritt, daß der Verkäufer bei zu festen
Preisen abgeschlossenen Geschäften an Preis
und Lieferung gebunden ist, selbst wenn ihm.
1) Vgl. „ETZ* 1920, 8.281.
dadurch Verluste erwachsen. Solche Geschäfte
können im allgemeinen aber nur abgeschlossen
werden, wenn die Waren greifbar, d. h. auf
Lager sind. Sollen sie erst angefertigt werden,
so sind gegen Schaden schützende Vorbehalte
notwendig, u. zw.'in ‚unzweideutiger Form.
Im Verkenr mit dem Ausland gibt das Wort
„freibleibend‘‘ zu Mißverständnissen ‚Anlaß.
Behält sich der Kaufmann eine Preiserhöhung
bei anziehenden Inlandpreisen vor, so muß auf
der Verkaufsorder vermerkt werden ‚Preise un-
verbindlich‘ oder ‚‚Preise freibleibend‘‘. Dieser
Hinweis ist entsprechend zu erweitern, wenn
auch für Lieferzeit und Lieferungsfähigkeit
keine Gewähr übernommen werden kann. Wer-
den‘ Waren über die Grenze verkauft, deren
Ausfuhr verboten ist, so bedarf es der Klausel
„vorbehaltlich der Ausfuhrbewilligung‘“. Zu
diesen Ratschlägen der genannten Handels-
kammern tritt weiter als Schutz vor Schaden
beim Verkauf in fremder Währung die
Möglichkeit, Wechsel und Tratten an die
Reichsbank weiterzugeben, wobei allerdings
die Unterschriften von mindestens zwei zan-
lungsfähigen Wechselverpflichteten erforder-
lieh ist. Sonstige Scheeks kann die Reichsbank
nur zum Einzug übernehmen, die Gutschrift
erfolgt alsdann nach Eingang. Die Reichsbank
ist auf Wunsch bereit, Firmen, deren ‚Schecks
obiger Vorschrift nicht genügen, die Übergabe
solcher an deren Bankverbindung zu gestatten,
die sie dann ihrerseits an die Reichsbank weiter-
geben muß. — Bezüglich der Behandlung von
Ausfuhranträgen nach dem Saargebiet
sind vom Reienskommissar Vereinbarungen
mit der neuen Berliner Zweigstelle der Handels-
kammer Saarbrücken (Berlin W. 9, Linkstr. 25)
getroffen worden, über die die ‚April-Mittei-
Lungen‘ nähere Auskunft geben. — Da nach
dem Friedensvertrag (Artikel 240) die deutsche
' Regierung verpflichtet ist, dem Wiedergut-
machungsausschuß alle Auskünfte uber
Finanzlage und -geschäfte, Güter, Produktions-
kraft, Vorräte, laufende Erzeugung von Roh-
stoffen und gewerblichen Erzeugnissen Deutsch-
lands und seiner Reichsangehörigen zu liefern,
sind sämtliche für den Wiedergutmachungsaus-
schuß bestimmten Auskünfte der deutschen
Kriesslastenkommission durch das Reichs-
wirtschaftsministerium zuzuleiten, nieht aber
unmittelbar. dem Wiedergutmachungsausschuß
oder Vertretern der alliierten und assoziierten
Mächte zu erteilen. — Wie bekannt, hat die
Interalliierte Rheinlandkommission die. Ver-
ordnung: über die Außenhandelskontrolle vom
20. XIl. 1919 anerkannt, so daß nunmehr auch
für das besetzte Gebiet sämtliche
Ausfuhrverbote gelten und die Zollstellen
angewiesen sind, den Export aller für die Aus-
fuhr verbotenen Waren über die Westgrenze
dieses Gebietes nur mit Ausfuhrbewilligung zu-
zulassen. Die Außenhandels-Stelle der \lek-
trotechnik hat für ihr Fach in Köln eine Zweig-
stelle unter Leitung von Pipl.-Ing. Schäfer
(Köln, Titusstr. 24) eingerichtet. Sobald der
in das Rheinland entsandte Delegierte des
Reichskommissars für Aus- und Kinfuhrbe-
willigung seine Tätigkeit aufgenommen hat,
können die Firmen des besetzten Gebietes, das
ihm untersteht (die Abgrenzung wird noch
bekannt gegeben), ihre Anträge direkt an den
senannten Vertreter in Köln einreichen; diese
werden dann von dort aus erledigt. — Hinsicht-
hech der Klagen über Mangel an elektro-
technischen Erzeugnissen (Glühlampen,
Leitungs-, Installationsmaterial) im Inland,
deren Grund die Außenhandels-Stelle nicht so
sehr in einer Knappheit an Ware, als in der
Zurückhaltung durcn Händler erblickt, hat das
Reichswirtschaftsministerium darauf hinge-
wiesen, daß in letzterem Fall die Verordnung
gegen Preistreiberei vom 8. V. 1918 und die
Verordnung. über Sondergerichte gegen
Schleiehhandel und Preistreiberei vom 27. X1.
1919 Anwendung finden könnten, zumal es sich
bei elektrischen Waren durchweg um Gegen-
stände des täglichen Bedarfs handele. Außer-
dem dürfe es möglich sein, durch ein Zusam-
menwirken der Organisationen der Erzeuger
und Verbraucher besser als bisher dafür zu
sorgen, daß die von den elektrotechnischen Fa-
briken neu gelieferten Waren auf möglichst
geradem Wege wirklich in die Hände der letzten
Verbraucher gelangen. Es ist daher zweck-
mäßig, der Außennandels-Stelle Kenntnis. zu
geben, wenn Fälle von Zurückhaltung erheb-
licher Mengen elektrotechnischer Erzeugnisse
bekannt werden. — Nach der Verordnung über
"die Außenhandelskontrolle vom 20. XII. 1919
ist eine Ausfuhrabgabe, die sogenannte „so-
ziale Gebühr‘ für alle Anträge, die von
1. V. 1920 ab bewilligt werden, in Anrechnung
zu bringen. Nach den „Mai-Mitteilungen‘“ der
Außenhandels-Stelle soll sie für elektrotech-
nische Produkte zwischen 8 und 1% schwanken ;
ihre genaue Höhe ist indessen noch nicht be-
kannt geworden. Der Außenhandelsausschuß
wird darüber beraten, für welche Gebiete der
380
Elektrotechnik ein Exportgewinn nicht mehr
besteht und mithin beantragt werden soll,
diese- Abgabe fallen zu lassen. — Bei den seit
einigen Monaten zu beobachtenden Schwan-
kungen der fremden Kurse bietet der
amerikanische Dollar immerhin einigen An-
halt für eine Bewertung der Bewegung. Die
Außenhandels-Stelle gibt deshalb in ihren
‚„Mai-Mitteilungen‘‘ eine recht dankenswerte
Übersicht über das prozentuale Verhältnis der
verschiedenen Währungen zum Dollar der
V. S. Amerika als angenommene feste Valuta im
Februar/März. Eine graphische Darstellung er-
möglicht es, den auf den Dollar bezogenen Wert
eines der in der Übersicht berücksichtigten
Zahlungsmittel sofort abzulesen, und zeigt u. a.
die Unmöglichkeit einer Konkurrenz der V, 8.
Amerika gegen deutsche Waren in Dänemark.
Wie aus den New Yorker Notierungen vom
März hervorgeht, sind die Preise der für die
elektrotechnische Industrie wichtigsten Roh-
stoffe dort seit 1914 so erheblich gestiegen, daß
sich für Baumwolle eine Erhöhung um 225, für
Blei um 115, für Elektrolytkupfer um 25, für
Roheisen um 205, für Stahl um 225, für Silber
um 132, für Zink um 65 und schließlieh für
Facharbeiterlöhne um 100%, ergibt, mit ziem-
licher Sicherheit also eine Verteuerung elek-
trischer Materialien um rd 100%, was in Däne-
mark Ende Februar 1920 für amerikanische
Waren eine Preissteigerung gegen 1914 um
280%, d.h. um das 3,8-fache bedeutete. Wir
berechnen, so wird gesagt, in Rücksicht auf
die inländische, d.h. in diesem Fall dänische,
und die schwedische Konkurrenz als Ausland-
preis im Mittel das 2 bis 2,5-fache des Friedens-
preises (in ausländischer Währung), also we-
sentlich unter dem amerikanischen, für den
noch infolge schlechter dänischer Valuta teuere
Fracht hinzukommt. ‚‚Von großer Wichtigkeit
für die Auslandpreisbemessung bleibt die Frage,
woher kann die Konkurrenz die Waren beziehen
oder, bei eigener Herstellung, aus welchen frem-
den Rohstoffen (woher bezogen) seizt sich das
Fabrikat im wesentlichen zusammen. In
Deutschland z. B. mußten die Inlandpreise für
Motoren infolge der enormen Eisen- und Kup-
ferpreissteigerung — bedingt durch den schlech-
ten. Stand der Mark — automatisch auf den
26-fachen Friedenspreis steigen. Bei einem An-
teil an diesem Fertigfabrikat dem Werte nach
von 50% Eisen und 25% Kupfer bleibt für die
mögliche Spanne zwischen In- und Ausland-
preis nur noch die scheinbar billige deutsche
Arbeit. Bei Kabeln, die zu 85% aus vom Aus-
lande bezogenen Rohstoffen (Kupfer, Baum-
wolle, Gummi) bestehen, sind es nur 15%
Lohn und Unkosten, die den Preisunterschied
ausmachen.‘ — Für April 1920 hat die Außen-
handels-Stelle auch ein neues „Merkblatt“
herausgegeben, dessen Ausführungen über die
Berechnung der Verkaufspreise wieder beson-
dere Beachtung verdienen.
Spaniens Außenhandel mit elektrotechni-
schen Erzeuznissen.— Nach den erst vor kurzem
durch die englische Presse!) bekanntgegebenen
Wertziffern der spanischen Einfuhr elek-
trotechnischer Erzeugnisseim Jahrel917
war der Import von Dynamos, Motoren, Trans-
formatoren usw., wie Zahlentafel 1 zeigt, an
Wert merklich geringer als 1916, ausgenom-
!) Vgl. „The Electrical Review“ Bd. 86, 1920, S. 411.
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein.)
(Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die
Geschäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68,
Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten.)
Die nächste Sitzung des Elektrotechni-
schen Vereins findet statt
am Dienstag, dem 18. Mai 1920, abends 7 1% Uhr,
(pünktlich) in der Technischen Hochschule
Charlottenburg, Hörsaal Nr. 141.
Tagesordnung:
1. Geschäftliche Mitteilungen.
2. Mitteilung des Herrn Prof. K. W. Wagner
über: „Neuere Betriebserfahrungen
inderMehrfachtelegraphiemit Hoch-
frequenz,
Vortrag des Herrn Oberingenieur Joh.
Nienhold über: „Neuere Anwendun-
en der Edelg
lektrotechnik, I.
Inhaltsangabe:
AR Betrachtungen über die Her-
stellung von Edelgasröhren.
Die fünf verschiedenen Entladungs-
formen.
Teil“.
b)
asentladung in der
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 19.
men Teile dieser Gruppe im Gewicht zwischen
2500 und 5000 kg, deren Einfuhr um 0,62 Mill.
Pes zugenommen hat. In erhöhtem Maße wa-
ren hier die V. S. Amerika am Import leichterer
und mittelschwerer Produkte beteiligt, indessen
haben sie bei schweren Teilen 1,058 Mill. Pes
Zahlentafelı.
Spaniens Einfuhr elektrotechnischer
Erzeugnisse in 1000 Pes.
| 1917 | 1916 Änderung
1. Dynamomaschinen, Motoren,
Induktionsspulen, Wider-
stände, Transformotoren .'. 7381/9182) — 1801
2. Akkumulatoren, Batterien. . | 384 150 + 234
3. Bogenlampen.r wer N 14 16 — Di
4,.Lüchtkohlen sun Ku a 5 7 — 2
5:"Glühlampene. mn 1692| 2221 — 529
6. Kabel-und Drähte .. . . . 320 244 + 76-
: 7. Telegraphen-, Fernsprech-
apparate, Elektrizitätszähler
und Teile solcher ..... , 3382| 468% — 1303
8. Elektroden mE na, 59 19 24
gegen dasVorjahr eingebüßt. Die bezügliche Ein-
funr Englands ist um 1,052 Mill. Pes zurückge-
gangen, seitens Frankreichs und der Schweiz war
sie für höhere Gewichte etwas größer. Deutsch-
land lieferte 1917 noch für 3000-Pes (6000 1.V.)
leichtere Teile. Auch bei den übrigen Waren-
gruppen ergibt sich eine Abnahme des Imports,
mit Ausnahme von Akkumulatoren usw., die,
verglichen mit 1916, in wesentlich höherem
Wert von den Vereinigten Staaten eingeführt
worden sind, sowie von Kabeln und Drähten,
bei denen sowohl Amerika wie Frankreich und
auch Großbritannien eine geringe Zunahme
des Einfuhrwertes aufweisen. Glühlampen
kamen vorwiegend, aber zu kleineren Wer-
ten aus Holland, dessen Bogenlampenimport
(1916 noch für 9000 .Pes) ganz aufhörte, der
Schweiz und Amerika sowie mit einem gegen
1916 erheblich höheren Wertbetrage aus Eng-
land, während Schwachstromartikel usw. außer
von den Vereinigten Staaten und Großbri-
tannien hauptsächlich aus Schweden geliefert
worden sind. Die Einfuhr der Schweiz war hier
gegen 1916 von nieht unwesentlich größerem
Wert. Uber die weitere Gestaltung des spani-
schen Importes stehen die Angaben noch aus,
man darf aber damit rechnen, daß deutsche
Waren jenseits der Pyrenäen nach wie vor sehr
gesucht sind. Um daraus Nutzen zu ziehen,
erscheint es indessen notwendig, dem vor
allem von England, Amerika und Frankreich
stark umworbenen Lande gegenüber, das sich
bei seiner hochwertigen Valuta der neuen
Stellung als Großabnehmer wohl bewußt ist,
das frühere solide Geschäftsgebaren in beson-
derem Grade zu pflegen. Ein sehr beachtens-
werter Konkurrent sind die V.$. Amerika,
da sie, infolge sowohl ihrer wirtschaftlichen
Lage als auch rationeller Produktionsverfahren
rasch und verhältnismäßig nicht zu teuer liefern
können. Worauf es in diesem Wettbewerb nicht
nur, sondern ganz allgemein im künftigen
spanischen Geschäft der deutschen Elektroin-
dustrie sehr ankommt, hat Dr.-Ing. Blumen-
thal hier kürzlich dargelegt!), und es ist
wohl möglich, daß der an sich vom nationalen
ı) Vgl. „ETZ“ 1920, $. 25.
VEREINSNACHRICHTEN,
Physikalisch-chemische Einwirkungen
der Entladung auf die einzelnen Bestand-.
teile der Röhre (z. B. Zerstäubung, Ver-
dampfung, Gasabgabe, Gasokklusion
usw.). ee
Technische Anwendungen: a) als Gleich-
Trichter.
4. Mitteilung des Herrn Dr. Hanauer über:
„Dezimal-Klassifikation‘“.
Der Vorsitzende:
Ad. Franke.
Kr
d)
Bericht über die
Fachsitzung am 18. Februar 1920,
veranstaltet vom Fachausschuß für elektrisches
Nachrichtenwesen. Hs
Vorsitzender: Prof. Dr. K. W. Wagner.
Anwesend: Etwa 100 Mitglieder und Gäste.
Tagesordnung: Vortrag des Herrn Prof.
Dr. F. Kiebitz- über ‚Drahtlose Richtungs-
telegraphie‘‘, Br
Der Vortrag, über den ausführlich in der
„Telegraphen- und Fernsprechtechnik“ be.
‚richtet wird, ging aus von den hysikalischen
und technischen Möglichkeiten, die sich bieten,
um im freien Raum oder an der Grenze zwi.
schen Erde und Atmosphäre entweder eine
13. Mai 1920.
Standpunkt aus zu bedauernde, jetzt wie man
hört, sichere Übergang dör Deutsch-Übersee-
ischen Elektrieitäts-Gesellschaft an ein Ma-
drider Unternehmen die Entwicklung unserer
Handelsbeziehungen zu Spanien erleichtert.!)
Kapitalserhöhung bei Siemens & Halske.
— Die enorme Verteuerung aller Rohstoffe bis
auf das 60-fache des Friedenswertes und der .
durch die Verkürzung der Arbeitszeit und die
verringerte Leistung verlangsamte Produk-
tionsgang haben in der feinverarbeitenden In-
dustrie, zu der auch die Elektrotechnik ge-
hört, dazu. geführt, daß außerordentlich hohe
Beträge in Rohstoffen und Halbfabrikaten
investiert werden mußten und noch weiter an-
zulegen sind. Die Aufwärtsbewegung der Ma-
terialpreise infolge wachsender Löhne ist noch
nicht zum Stillstand gekommen, und wenn
auch die Verkaufspreise der erzeugten Fabri-
kate wesentlich gestiegen sind, so verstreichen
in der feinverarbeitenden Industrie doch viele
Monate, bis diein dem Material steckenden Be-
triebskapitalien wieder aus dem Erlös der Fer-
tigprodukte in den Betrieb zurückfließen. Aus
diesen Gründen erklärt die Siemens & Halske
A.G., Berlin, eine starke Erhöhung ihrer Be-
triebsmittel für notwendig. Eine zum 18. Mai
einberufene a. o. Generalversammlung soll die
Verdoppelung des bisherigen Aktien-
kapitals von 63 auf 126 Mill. M beschließen,
außerdem aber auch — und das ist für unsere
' Zeit charakteristisch — die Umwandlung eines
Teiles alter Stammaktien in Vorzugsaktien - -
mit mehrfachem Stimmrecht. Letzteres, wie
die Gesellschaft mitteilt, mit Rücksicht darauf,
daß sie bei dieser Kapitalbeschaffung auf das
Ausland zurückgreifen muß und infolgedessen
die Möglichkeit besteht, daß die Majorität der
Aktien des über eine weitverzweigte Auslands-
organisation verfügenden Hauses in fremde
Hände übergehe. Das mehrfache Stimmrecht
wird auf solche Beschlüsse beschränkt, die eine -
ausländische Mehrheit in den Stand setzen
würden, den Geschäftsbetrieb im Gegensatz zu
den deutschen-Interessen zu beeinflussen (z. B.
über Anderung der Statuten, des Aktienkapi-
tals, des Gegenstandes, über Fusionen, Auf-
lösung usw.). Auch ist vorgesehen, daß dieses 3
Mehrstimmrecht erst ausgeübt werden kann,
nachdem sämtliche Aktien ‚mit gleichen Rech-
ten gestimmt haben. Die Übernahme unJ eine
spätere Übertragung der auf den Namen lau-
tenden Vorzugsaktien (es handelt sich um die
ältesten Aktien im Betrage von nom. 9,5 Mill.M,
die mit einem 30-fachen Stimmrecht ausge-
stattet werden sollen) auf andere Personen
soll von der Genehmigung des Präsidenten der
Handelskammer zu Berlin abhängig gemacht
und nur erteilt werden, wenn die betreffende
Person dafür Gewähr bietet, daß sie die Rechte
der Gesellschaft als einer deutschen wahren
wird. Weiter ist beantragt, daß die Mehrheit
der Mitglieder des Aufsichtsrats, insbesondere
der Vorsitzende und sein Stellvertreter, deut-
sche Staatsangehörige sein müssen. Auf die Not-
wendigkeit einer künftigen weiteren Kapitalser-
‚höhung weist die Verwaltung schon . jetzt hin.
!) In diesem Sinne hat sich der frühere spanische
Minister F. Cambö einem Mitarbeiter der „Deutsch.
Tagesztg.“ gegenüber ausgesprochen. Er hat an den Ver-
handlungen mit der „Deutsch-Übersee” wesentlich teilge-
nommen und betonte, daß die Deutschen nach wie vor als
Aktionäre an der Gesellschaft beteiligt bleiben. ö
Konzentration der Strahlung in eine Richtung
herzustellen oder wenigstens verschiedene
Fernwirkung in verschiedener Richtung. Die
technisch verwertbaren Systeme einer rationel-
len Richtungstelegraphie auf der Erde beruhen
auf der Überlagerung von zwei Wellen entgegen-
gesetzter Phase. Bei linearen Flugzeuganten- _
nen. tritt die Richtwirkung des Hertzschen
Senders auf. Richtsender werden verwendet,
um Fahrzeugen orientierende Zeichen zu geben;
Richtempfänger, um den Standort unbekann-
ter Sendestationen zu ‚ermitteln, oder zur eige-
nen Orientierung, wenn der Standort der Sen-
der bekannt ist, ferner beim funkentelegraphi-
schen _Duplexbetrieb, um den eigenen Empfän-
ger von dem benachbarten eigenen Sender
störungsfrei zu machen. Zwei Richtsender,
die zwangsläufig miteinander verbunden sind,
ergeben gerade Linien gleicher Fernwirkung;
diese geraden Linien sind benutzt worden, um
in bequemer Weise den Kurs von Schiffen zu
markieren. Der Sektor, in dem die Orientierung
zweifelsfrei gelingt, beträgt ungefähr 1 Grad.
An Modellen wurden im Saale mit Wellen von
1 bis 2m Länge eine Anzahl von Richtwirkun-
en bei der Wellenausbreitung an der Ober-
äche eines großen Drahtnetzes vorgeführt.
An den Vortrag schloß sich eine Erörte- _
rung, an der sich die Herren F. F. Martens,
R
r:
13. Mai 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
G. Seibtund K.W. Wagner beteiligten. Die
Erörterung wird ebenfälls in der ‚„‚Telegraphen-
. und Fernsprechtechnik‘“ abgedruckt werden.
Sitzung
am Dienstag, den 20. April, abends 7%, Uhr,
in der Technischen Hochschule Charlottenburg,
Hörsaal E. B. 301.
Vorsitzender: Herr Geheimrat Dr. Strecker.
Anwesend etwa 400 Mitglieder und Gäste.
Vorsitzender: Unser Vorsitzender,
Dr. Franke, ist verreist, Herr Prof. Kloss,
der zweite Vorsitzende, ist heute verhindert zu
kommen, in Vertretung des Vorsitzenden über-
Be ich die Leitung der heutigen Sitzung.
Der Verein hat einen sehr schmerzlichen
Verlust erlitten: Heute Nacht ist Herr Prof.
Raps seinen langen Leiden erlegen !). Die
Elektrotechnik verliert in dem Entschlafenen
ein bedeutendes Mitglied. Sie Alle wissen, was
er in seiner Stellung an der Spitze des Werner-
werks der Firma eniode & Halske Vortreff-
liches geleistet hat. Leider ist ihm kein langes
Leben beschieden gewesen. - Die gewaltigen
Anstrengungen der letzten Jahre haben ihn
vorzeitig hinweggerafft. Dem Verein war er
ein treues und eifriges Mitglied; jahrelang hat
er dem Vorstande als Schatzmeister angehört
und hat zu dem günstigen Vermögensstande
unseres Vereins durch seine Geschäftsführung
erheblich beigetragen. Unsere Absicht war,
ihn vor.einiger Zeit auch zum Vorsitzenden des
Vereins zu wählen, allein er lehnte mit Rück-
sicht auf seine schon etwas geschwächte Ge-
sundheit und die großen Pflichten seines Amtes
ab. Der Verein behält sich vor, bei Gelegenheit
einen ausführlicheren Bericht zu geben, als
ich ihn heute bei der knappen Zeit seit Empfang
der Nachricht zu geben imstande bin. Der Ver-
‚ein wird dem Entschlafenen ein treues Anden-
ken bewahren. Ich bitte Sie, zu Ehren seines
Gedächtnisses sich zu erheben. (Geschieht. ) Ich
danke Ihner.
Die auf den 23. März anberaumte Sitzung
‘konnte wegen der damaligen Verkehrsverhält-
nisse nicht stattfinden.
ind Einwendungen gegen den enges.
bereit vom 10. Februar?) zu machen? Wenn
dies nicht der Fall ist, gilt die Niederschrift
als festgestellt.
Gegen die in der Februarsitzung® ausge-
legten en ist kein Einspruch
erhoben worden; die Angemeldeten sind somit
als Mitglieder aufgenommen.
28 Neuanmeldungen sind eingegangen, das
Verzeichnis liegt hier aus.
Da der Verein sich dem Reichsbund Deut-
scher Technik körperschaftlich angeschlossen
hat, so bekommen wir nun eine größere Zahl
Abdrucke der Mitteilungen des Reichsbundes.
Die seither aufgesammelten Abzüge liegen hier
aus zur Entnahme für unsere Mitglieder. Es
handelt sich um die Nummern 9 ‚bis 14 dieses
Jahres.
Ferner een einige Hefte der Akademi-
schen Zeitschrift gleichfalls zur Entnahme aus.
Eingegangen ist ferner das erste Heft der
„Zeitschrift für Physik“, welche von der Deut-
schen Physikalischen Gesellschaft als Ergän-
En zu ihren Verhandlungen herausgegeben
wir
Wir haben Einladungen zu Sitzungen er-
halten von der Deutschen Gesellschaft für
Mechanik und Optik, von der Gesellschaft der
Freunde der Deutschen Bücherei in Leipzig,
dem Berliner Bezirksverein: Deutscher Ingeni-
eure und der Vereinigung der Elektrizitäts-
werke.
Die neugegründete‘ Deutsche Gesellschaft
für Metallkunde lädt unsere Mitglieder zum
Beitrittein. -
Ferner lädt die Technische Hochschule
ein zur Gedächtnisfeier für die gefallenen Stu-
dierenden (22. April, 12 Uhr).
Dann liegt eine Angelegenheit vor, die
nicht elektrotechnischer, sondern allgemeiner
Art ist. Wir erhalten von zwei Seiten die
Nachricht, daß der Reichsminister des Innern
der Reichsschulkonferenz den Plan einer neuen
) Vgl. „ETZ“ 1920, 8.363, '
oe) Vel., ETZ“ 1920, 8 258.
ES KLEE
Verein deutscher Ingenieure.
1. (Ausschuß für Betriebsorg.), 14. V. 1920,
abends 7%, Uhr, Ingenieurhaus: Vortrag Dipl.-Ing.
.Kienzle ‚Bericht über die Fabrikation des Ford-
‚automobils”,
2. Dosgl. (Ausschuß f. Technik und Landwirt-
sehaft), Ende Mai 1920: Besiehtigurg des Industrie-
Herr '
Heit 19.
deutschen Rechtschreibung auf möglichst rein
phonetischer Grundlage vorlegen will, ein Vor-
schlag, der schon vor Jahrzehnten gemacht
worden ist, Die Dehnungsbuchstaben h und e
sollen wegfallen, der Laut f soll nicht auch noch
mit v und ph ausgedr ückt werden, der Ochs und
die Eidechse sollen wie die Hexe mit x, die
Hauptwörter sollen klein geschrieben werden
usw. Man kann über diese Rechtschreibung
verschieden denken, es handelt sich heute
Abend nicht darum, wie. Ich selbst habe diese
Rechtschreibung ausgeübt, als ich Primaner
war, Ich habe zwei Rechtschreibungen gleich-
zeitig benutzt, die alte Heysesche und die neue
radikale Orthographie; ich habe diese die
„fi- Orthographie‘* genannt, weil: man das
Wort Vieh in dieser Orthographie ‚,‚fi‘‘ schreibt.
Nun sehen Sie hieran
Nachteile dieses Vorschlags, zunächst die große
Ersparnis an Raum, dann, daß man nicht für
denselben .Laut verschiedene Buchstaben ge-
braucht, der Wegfall der Dehnungsbuchstaben
usw., aber auch die ungeheure Anderung im
Wortbild, die Änderung in der alphabetischen
Anordnung ir jedem Lexikon. Wir brauchen
darüber aber nicht viel nachzudenken, denn
das alleshaben andere schon für uns getan, und
der Bund Deutscher Schrift zu Berlin- Steglitz,
der Berliner Korrespondenz-Verein und der
Börsenverein der Deutschen Buchhändler in
Leipzig schicken uns die Aufforderung, fol-
gende Leitsätze anzunehmen, aus denen Sie
ersehen können, daß man weder für noch gegen
die Orthographie Stellung nehmen muß.
1. Die gegenwärtige Zeit mit ihren politi-
. schen und wirtschaftlichen Nöten ist für
irgendwelche Änderung der heutigen
.Schriftsprache ganz ungeeignet.
2. Soll dereinst dem Wandel der Schreib-
gewohnheit durch Aufstellung neuer
Regeln entsprochen werden, so darf das
niemals nur als eine Angelegenheit der
Schule, sondern als eine des ganzen deut-
schen Volkes behandelt werden.
3. Die Reichssehulkonferenz ist demnach
in dieser -Sache nicht als zuständig anzu-
erkennen.
4. Am heutigen Bestande der deutschen
Schrift darf nicht gerührt ‘werden.
Nun bin ich der Meinung, das Letztere ist
schon zu sehr Stellungnahme. Der Vorstand
des Börsenvereins hat uns nur die 3 ersten
Sätze gegeben, und wir würden gut tun, nur
diese anzunehmen, den letzteren als eine Stel-
lungnahme für oder gegen wegzulassen. Es er-
gibt sich kein Widerspruch; ich habe auch vor-
hin gehört, daß Sie alle zustimmen. Dann
würdeich sagen, der Elektrotechnische Verein
tritt den Leitsätzen, die der Börsenverein der
deutschen Buchhändler aufgestellt hat, bei.
Wird hierzu das Wort gewünscht ? Wenn
dies nicht der Fall ist, so bringe ich den An-
trag zur Abstimmung. Wird dem Antrag wi-
dersprochen ? Da dies nicht geschieht, so er-
kläre ich den Antrag als angenommen.
Wird weiter das Wort zu „Eunkt 1 der
Tagesordnung gewünscht ?
Herr Nacht: Besteht die Absicht, die in-
folge der Unruhen ausgefallenon Vorträge nach-
zuholen? Es sind dadurch zwei Vorträge aus-
gefallen.
Vorsitzender: Ds werden wir nicht kön-
nen, so leid es uns tut; damals ließ es sich nieht
wegen des Österfestes machen, die Sitzung
mußte glatt ausfallen. Da nun mit der fort-
schreitenden Jahreszeit die Neigung zu Sitzun-
gen allgemein abnimmt, werden wir das wahr-
scheinlich nieht nachholen können. Im Mai
mehr als eine Hauptsitzung abzuhalter, wird
kaum angehen; es ist außerdem eine "Fach-
sitzung angesetzt. Leider sind dadurch zwei
Vortragsabende verloren gegangen.
Wir kommen nunmehr zum zweiten Punkt
unserer Tagesordnung, und ich erteile das Wort
Herrn Geheimrat Prof. Dr.-Ing. W. Reichel
zu seinem Vortrag: „Welche Stromart
und welche Art der TB
sollen bei zukünftiger Elektrisierung
von Vollbahnen zugrunde gelegt wer-
den?“
Herr Reichel schilderte an der Hand rei-
gutes Heegermühle bei Eberswalde. (Erkundigunyen
und Anmeldungen bei Abt. O. 2 des V.D.I.)
Elektrotechnischer Verein. 18. V. 1920, abends
7%, Uhr, Technische Hochschule, Hörsaal 141:
1. Vortrag Obering. Joh. Nienhold: „Neuere
Anwendungen der Regen in ‘der Elektro-
technik, Teil 1.”
2. Vortrag Dr.
kation”.
- Weiteres siehe offizielle Ankündigung.
Hanauer: „Dezimal-Klassifi-
leich alle Vorteile und |
chen Zahlenmaterials die tatsächlichen Verhält-
nisse mehrerer großer Bahnanlagen, insbeson-
dere der schwedischen Bahnen und kommt zu
dem Ergebnis, daß der einphasige Wechsel-
strom die beste Betriebsart sei. - Der Vortrag
und die anschließende Besprechung, an der
sich die Herren Schüler, Krämer und der
Vorsitzende beteiligten, werden in der „ETZ“
abgedruckt werden. \
Vorsitzender: Es ist Ihnen ja wohl Allen
gegenwärtig, um was für ein wichtiges Problem
es sich handelt. In Deutschland geht man auch
auf das Ziel los, die Eisenbahnen zu elektri-
sieren. Es sollen dabei gewaltige Mengen Koh-
len gespart werden, u. zw. gute Kohle, weil man
die Kraft, die man braucht, teils aus Wasser,
teils aus minderwertigen Kohlen gewinnen
kann. Nach einer Rechnung, die ich gesehen
habe, würde die Ersparnis auf 20 Mill. t guter
Kohlen jährlich kommen, und das ist natürlich
ein Gegenstand, der für uns von der aller-
größten Bedeutung ist, und der uns wohl dabei
helfen kann, uns von den gewaltigen Lasten,
die auf uns liegen, zu befreien.
Ich danke Herrn Prof. Reichel für seinen
interessanten Vortrag. Er hat uns eine große
Menge Zahlen gebracht; aber Herr Prof.
Reichel hat sie uns glücklicherweise nicht alle
einzeln vorgeführt, denn dann wären wir nicht
fertig geworden. Er hat es verstanden, eine
geschickte Auswahl zu treffen, ander er uns
zeisen konnte, auf was es im wesentlichen
ankommt.
Ich habe noch eine geschäftliche Ange-
legenheit zu erledigen, die ich vorhin ver-
gessen hatte. In der Januarsitzung hatten
wir zwei Rechnungsprüfer gewählt, die uns den
Kassenbericht erstatten sollten. In der Fe-
bruarsitzung war dies nicht möglich. Ich frage
Herrn Blanc, ob er bereit ist, “den Bericht zu
geben.
Herr Blane: Ich habe gemeinschaftlich
mit Herrn Lux die Kasse geprüft und die Kas-
senführung und die Buchungen. Wir haben
den ordnungsgemäßen Zustand festgestellt, und
ich beantrage die Entlastung.
Vorsitzender: Es ist- Entlastung der Kas-
senführung beantragt worden. Wird Einwen-
dung dagegen erhoben ? Das ist nicht der Fall,
dann erteile ich im Namen des Vorstandes die
beantragte Entlastung und danke den beiden
Herren Tür die Mühe, der sie sich unterzogen
haben.
Ich schließe die Sitzung.
Im Auftrag des Wer standes:
Stre eker.
Neuanmeldungen:
‚Abraham, Hans, Hauptmann a. D., Betriebsdirektor,
-Berlin-Friedenau,
Bergmann, August, Ingenieur, Ber'in N. 31,
Bieber, Hans, Diplomingenieur, Nürnberg,
Blenk, Heinrich, Ingenieur, Mannheim,
Calm, Hans, Regierungsbaumeister, Charlottenburg,
Carsten, Hans, Sv.-\ng, Berlin W. 62,
Cärstens, Hans, Ingenieur, Odense,
Elektro- Osmose A.G., Berlin,
Frensdorff, Erich, Diplomingenieur, Charlottenburg,
Gebauer, Otto, Ingenieur, Berlin NW. 87,
Geller, Max, Diplomingenieur, Charlottenburg,
Hiller, Georg, Oberingenieur, Charlottenburg,
John, Hans, Dr.-$ng, bei der AEG., Berlin NW.
Jordan, Albrecht, Ingenieur, Berlin- Niederschön,
s hausen,
Körfer, Carl, Diplomingenieur, Berlin-Wilmersdorf,
Müller, Heinrich, Oberingenieur, Waidmannslust
: b. Berlin,
Pencker, Alfons, Diplomingenieur, Berlin NW. -40,
Rakusin, Jesaias, Elektrotechniker, Bialystock,
Litauen,
Ruleff, Alex, Techniker, Berlin-Steglitz,
Samson, Curt, Dr. phil., Berlin N. 37,
Singer, Ernst, Ingenieur, Eberswalde,
Steinert, Artur, Ingenieur,.Falkenhagen-West, (Post
Seegefeld),
Schellenberger, Albert, Ingenieur, Berlin N,
Schulze, Otto, Ingenieur, Berlin NW. 87,
Uhlmann, Alfred, Ingenieur, Berlin- Steglitz,
Vogt, Wilhelm, Ingenieur der Bahnabteilung SSW.,
Charlottenburg,
Witte, Werner, Kaufmann, Berlin W. 30,
Ziegler, Georg, Diplomingenieur, a Re Borstel Fan Tn ESSIS SCrk Diemineenien, Bürnbarg
Verein Deutscher Maschinehifgeni ieure. 18.V.
1920, abends 61/5 Uhr, Künstlerhaus, Hl 3:
Vorae Reg.-Rat Dr.-Ing. Zillgen „Die Eisen-
bahntruppen im Kriege.“ 2. „Der Bad schwerer
Kriegsbrücken.“ (Mit Lichtbildern.)
Deutsche Gesellschaft für Metallkunde.
26. V. 1920, abends 7. Uhr, Ingenieurhaus: Vortrag
Obering. Ozochralski, Frankfnrt M.: „Lagermetalle
und ihre technologische Bewertung.”
382
AUSLANDBERICHTE.
Argentinien
% Mit Dekret vom 24. VI. 1919 hatte die
argentinische Regierung für die Ausnutzung
der Iguazufälle!) folgendes bestimmt:
1. Die Direeeiön General de Navegaciön y
Puertos (Generaldirektion für Schiffahrt ‚und
Häfen), weleher alle Bauten usw. an: den
Flüssen unterstehen, wird beauftragt, alle er-
forderlichen Studien über 'Wassermengen, Ge-
fällshöhen usw. vorzunehmen, um die tatsäch-
lich verfügbare Wasserkraft festzustellen.
2. Das. Ministerium “der öffentlichen Ar-
beiten soll zugleich Vorstudien für ein Vor-
projekt über die Ausnutzung und Übertragung
nach Buenos Aires und anderen großen Ver-
brauchszentren machen.
3. Der Minister des Äußern erhält den
Auftrag, die brasilianische Regierung (die Mit-
besitzerin der Fälle ist) um die Ermächtigung
zu bitten, auf brasilianischem Gebiet Studien
vorzunehmen.
4. Es werden für vorgenannte Studien bis
zu 10 000 $ m/n (Pesos Papier) monatlich aus-
geworfen.
Ende August 1919 wurde die General-
direktion für Schiffahrt und Häfen ermächtigt,
ihre Studien auch auf die Ausnutzungsmög-
lichkeit der Wasserkraft des Salto Grande
del Uruguay in Verbindung mit der des
Iguazuüfalles auszudehnen, unter besonderer Be-
rucksiehtigung der Verbesserung der. Schiff-
fahrt im Alto Uruguay, stromaufwärts von
Coneordia?). Die Kombination würde natür-
lich Betriebssicherheit und Reserve der Über-
tragungsanlage entsprechend erhöhen.
Die Studien wurden dann im Oktober
1919 an den Iguazufällen aufgenommen. Außer
der Firma Cooper & Co., New York, die der
Bericht über meinen Entwurf in der „ETZ“
1919, 8. 672 eingangs erwähnt, ist dann noch
die englische Firma Vickers & Co. an die hie-
sige Regierung herangetreten und hat im Ja-
nuar d. Js. die Erlaubnis erhalten, einen In-
genieur zu der Studienkommission am Iguazü
entsenden zu dürfen, ohne daß damit irgend
welche Verbindlichkeiten für die argentinische
Regierung begründet wurden. Letztere erklärte
vielmehr ausdrücklich, daß sie jeder argen-
tinischen oder ausländischen Firma, die darum
nachsucht, gestattet, in gleicher Weise einen
Vertreter an den Studien am Iguazü. teilneh-
men zu lassen.
Nun einige Worte zu der Frage: Argen-
tinien Auswanderungsziel deutscher
Elektrotechniker ? Wenn früher deutsche
Elektrotechniker ins Ausland, besonders aber
nach Übersee gingen, so geschah dies wohl
meist zwecks Übernahme einer festen Stellung
oder in bestimmter Mission für deutsche Fir-
men. Von Auswanderung war kaum die Rede,
höchstens in ganz beschränktem Maße nach
den V.'S. Amerika.
Das ist ja nun anders geworden; und unter
den Ländern, welche für deutsche Auswande-
rer in: Betracht kommen, wird Argentinien
immer wieder in erster Linie genannt, wie ich
gleich vorwegnehmen will, m. E. mit Unrecht,
wenigstens soweit technische oder industrielle
Betätigung in Frage kommt. Argentinien ist
fast reiner Agrarstaat ohne große Industrie,
wenn man: von Mühlen für Getreide, Ol u. dgl.
und den allerdings recht bedeutenden Ge-
frierfleischanstalten absieht. Ein Vergleich
der Einwohnerzahl von nur rd 8 Millionen mit
den 102 Millionen der V. S. Amerika ist in
dieser Beziehung lehrreich; und wenn man
von dem gewaltigen Aufschwung usw. liest,
so bezieht sich dies fast stets auf Ackerbau,
Viehzucht und damit zusammenhängende Be-
triebe. Der Bedarf an technischen Kräften ist
also nieht eben groß. Ferner sind die meisten
dieser Betriebe, ebenso . wie Eisenbahnen,
Straßenbahnen, Telephongesellschaften usw.,
in den Händen .unserer ‚bisherigen Feinde, die
bis jetzt wenig Miene machen, Deutsche wieder
aufzunehmen. Eine Ausnahme gibt es, u. zw.
gerade. bei den Elektrizitätswerken. Leider
soll sie aber, das größte Unternehmen dieser Art,
die ,„‚Deutsch-ÜUberseeische EBlektrieitäts-Ge-
sellschaft‘, deren Anlagen in Buenos Aires alle
übrigen im Lande überragen, in‘ spanische
Hände gelangen?). Die „ETZ“ hat auch über
die elektrisenen Straßen-- und Untergrund-
bahnen in Buenos Aires mehrfach berichtet?)
und brachte im Jahre 1910 ($S. 1237 ff.) eine
Übersicht sämtlicher Elektrizitätswerke Ar-
gentiniens sowie später gelegentlich allgemeine
Berichte’). All dasließ trotz einiger Krisen eine
ı\ Vgl. „ET7Z“ 1919. 8, 679.
2) Vgl. „ETZ“ 1913, 8. 279, j
3%, Vgl. „ETZ“ 1920, 8- 282.
s ‚Vgl. „EIW7“ 1911. 8: 581; 1914, 8.595 f.
5) Vgl, „ETZ“ 1918, 8. 856; 1914, 8. 721.
N
ee re a iz,
"einen
den Krieg gründlich unterbrochen wurde, ohne
bisher in dem alten Maße wieder einzusetzen.
Nötig gewordene Erweiterungen und selbst
dringender Ersatz können nur langsam er-
folgen; neue Anlagen und Unternehmen sind
fast alle noeh nieht über das Projektstadium
hinausgekommen, so daß neue Kräfte kaum
irgendwo benötigt werden.
Da nun eine Reise von Deutschland nach
Argentinien heutzutage ein kleines Vermö-
gen kostet, so kommt; man zu dem Schluß,
daß einer Auswanderung. deutscher Elektro-
techniker nach hier vorderhand. wenigstens,
nicht das Wort zu reden ist. Besonders
ältere Kollegen und namentlich alle Spezia-
listen seien gewarnt, auf gut Glück nach hier
zu kommen. Sie würden wahrscheinlich bald
nach der Ankunft schon bitter enttäuscht sein
und, wie dies auch schon geschehen, ihr ein-
ziges Heil in der sofortigen Rückwanderung
sehen, wenn ihnen dann die Mittel dazu noch
geblieben sind. Jüngere Männer werden sich
vielleicht trotz aller Warnungen doch nicht
abhalten lassen, es einmal in: Argentinien zw
versuchen... Ihnen sei gesagt, daß, falls sie
überhaupt sofort. Stellung finden, sie sich mit |
recht kleinen Anfangsgehältern begnügen, un-
bedingt Spanisch in - Wort und Schrift be-
herrschen bzw. schleunigst erlernen und sich
schließlich mit dem Gedanken vertraut machen
müssen, der Elektrotechnik vorübergehend
oder auch für immer zu entsagen.
Man hüte sich vor allen Umrechnungen
auf Grund der jetzigen Valuta. Als allgemei-
ner Anhalt kann dienen, daß man mit’ einem
Peso-Papier (1 $ m/n) der hiesigen Währung
vor dem Kriege ungefähr soweit kam wie in
Deutschland mit einer Mark, sofern es sich um,
die allgemeine Lebenshaltung handelte. Seit
dem Kriege ist aber auch in Argentinien alles
im Preise gestiegen und meist bedeutend mehr
als die Gehälter. Immerhin kann man sich
auch bei kleinem Gehalt wenigstens ausreichend
ernähren. Wer daher über einige Geldmittel
verfügt oder Verwandte oder dergl. hier hat,
die ihm ermöglichen, eine Zeitlang warten zu
können, wird das Wagnis schon unternehmen
dürfen, immer unter den oben angeführten Be-,
dingungen. Neulinge im Reisen seien schließ-
lich noch vor übereilten Bekanntschaften wäh-
rend der Reise und namentlich bei der Ankunft
gewarnt; auch unter unseren Landsleuten gibt
es „Ausbeuter“. Der ‚Deutsche Volksbund
für Argentinien‘, hier, hat eine Beratungs-
stelle für deutsche Einwanderer ins Leben ge-
rufen, welche bei Ankunft jedes Dampfers
Vertreter
Schiffes sendet, an den man sich vertrauensvoll
wenden möge. :
Buenos Aires, März 1920. Br
W. Mußwitz.
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.)
H. Wagner f. Am 24. April starb in Zürich
nach längerem Leiden im Alter von 53 Jahren
der langjährige Direktor des Elektrizitätswerks
der Stadt Zürich, Ingenieur Heinrich Wagner.
Hochsehulnaechriehten. Dr. H. Konen,
ordentl, Professor an der. Universität Münster,
ist zum ordentl. Professor der Experimental-
physik an die Universität Bonn berufen wor-
den. — Dr.-Qng. Wilke, Privatdozent für tech-
nische Physik an der Universität. Leipzig,
ist zum außeretatsmäßigen a. 0. Professor er-
nannt worden. — Es habilitierten sich Dr. W.
Kossel für Physik\an der Technischen Hoch-
schule München, Dr. J. Frank für Physik an
der Universität Erlangen und Dr. K. Herz-
feld für theoretische Physik und Chemie an der
Universität München. — Der Direktor der
Veifa-Werke Dr. phil. nat. Fr.. Dessauer zu
Frankfurt a. M. ist zum ord. Honorarprofessor
in der naturwissenschaftlichenFakultät der dor-
tigen Universität ermannt worden.
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er-
messen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.)
Elektrischer Betrieb der deutseh-österreiehischen
Staatsbahnen. $
Die von Herrn Oberingenieur TRAUT-
VETTER in der „ETZ“ 1920, Heft 3 geübte Kri-
tik meines Vortrages!) veranlaßt mich, wie
1) Auszugsweise Wiedergabe in "„Elektrotechn. u.
Maschb.“ 1919, 8. 277.
an Bord des einlaufenden,
\ Elektrotechnische Zeitschritt. 1920. Heft 19. ae
nl - - — ——nnn————— — — ———— ;
gesunde Entwicklung erkennen, bis diese dureh |
‚strom, unter letzterem ein solches, das haupt-
18. Mai 1990.
folgt zu erwidern. In meinen Vorschlägen gehe |
ich nicht eigene Wege, sondern ich gehe beharr- j
lich denselben Weg weiter, den im Jahre 1903
alle Fachmänner für den riehtigen gehalten
haben. Als in diesem Jahre Wınter-Eieh-
berg die Verwendbarkeit ihres Triebmotors für
eine höhere Periodenzahl in\ Aussieht stellten,
stimmten die Empfindungen aller Fachmänner.
darin überein, daß das künftige, Bahnsystem
den Be Bedingungen in der angeschrie-
benen Rangordnung genügen sollte: 1. Betrieb
mit. einer auch für alle anderen Verwendungs-
‚zwecke geeigneten Stromart, 2. Vermeidung
rotierender Umformer, ‘3. Triebmotoren mit
Seriencharakteristik und 4, einpolige Fahrdraht-
leitung. SR RR
An 2 sollte in Rücksicht auf die sparsamste
Kraftquellenwirtschaft und die anderen be-
kannten Gründe unter allen Umständen fest-
‚ gehalten werden.!) Alle Fachmänner haben Bi
sich zuerst für die höhere Periodenzahl ausge-
sprochen, weil für die künftig zu elektrisieren-
den Vollbahnen — im Interesse einer vernünf-
tigen Kraftquellen- und Elektrizitätswirt-
schaftspolitik — nur eine solche Stromart hätte
in Frage kommen sollen, die eine möglichst
zwanglose Einordnung der Bahnelektrisie-
zung in .die allgemeine Elek riet
möglich erscheinen hieß. Erst als der später für
aussichtsreicher gehaltene Serienmotor die An-
wendung einer niedrigen Periodenzahl forderte,
traten Meinungsverschiedenheiten auf und man
hat die vorstehend unter 1 angeführte, wich-
tigste Bedingung ' preisgegeben. In diesem
Sinne hat der Serienmotor, der im Zusammen-
hange mit dem von der preußischen Eisenbahn -
verwaltung geforderten einmotorigen Antrieb,
von dieser Verwaltung in der Richtung der nie- 7
drisen Periodenzahl gefördert wurde, der aber
auch für 50 Per entwicklungsfähig gewesen
wäre, nicht nur auf die Entwicklung der elek-
trischen Lokomotive in ‚Mitteleuropa, sondern
auch auf die Elektrizitätswirtschaft störend
eingewirkt.. a
Die Bemerkung: „Internationale Verein-
barungen über eine einheitliche Stromartin der
Fahrleitung : sind nicht erforderlich usw.“
stammt nicht von mir. Ich bin vielmehr der
Überzeugung, daß sich ein mitteleuropäis ches
Wirtschaftsgebiet ausbilden wird, und daß sich
innerhalb dieses Gebietes. ein gleichartiges
Stromsystem der Vollbahnen — wenn es auch
nicht unbedingt notwendig ist -— mit Vorteil,
für alle beteiligten Staaten durchführen läßt.
Österreich muß aber innerhalb des Aktions-
radius seiner nicht zu üppigen Wasserkraft-
quellen eine ganz andere Kraftquellenwirtschaft
treiben wie Preußen, das bis zur Erschöpfung
seiner Kohlenfelder Raubbau weiter treiben
kann. Es liegt die Frage nahe: „Ist die Voll-
bahnelektrisierung in Deutschland schon so ,
weit vorgeschritten, daß man unter dem ©
Zwange der vorzeitig schon im Jahre 1907 ge-
troffenen Entscheidungen von dem niedrig-
periodigen Wechselstrom nicht abgehen und
den nach dem Umsturze völlig geänderten
wirtschaftlichen Verhältnissen nieht mehrRech- EN
nung tragen kann?“ Und: ‚Kann die preußi-
sche Staatseisenbahnverwaltung, etwa durch
Sicherstellung reichlicher und recht billiger
Kohlenlieferungen an alle mitteleuropäischen
Staaten, diese für ihre bisherige verfehlte Elek-
trizitätswirtschaftspolitik schadlos halten ?‘“
„Soll die preußische Einheitslokomotive, die
kaum erstanden, schon zur Seite gelegt und
durch eine m. E. noch weniger vorteilhafte er-
setzt wird, allen mitteleuropäischen Staaten
aufgedrängt werden ‘oder dürfen auch auslän-
dische Fachleute an dem m. E. am besten im
Wege eines Preisausschreibens zu lösenden
Problem der elektrischen Einheitslokomotive
mitarbeiten ?“ Die ‚einzuhaltenden Bedin-
gungen des Preisausschreibens würden aber —
nach dem Gutachten vieler Fachmänner
eine zu weit gehende Einschränkung erfahren,
wenn daran festgehalten wird, daß Deutsch-
land von dem niedrigperiodigen Wechselstrom
nicht abgehen kann. Et ».
. Die Einwendungen der Herren Dr. SEE-
er und Dr. HRUSCHKA habe ich wider-
egt?). To 406, Na
Die Begriffe „„bahnfremdes“ und „bahn-
eigenes“ Kraftwerk bedürfen der folgenden “
Klarstellung. Unter dem ersteren verstehe ich ,
ein solches, das hauptsächlich mit Industrie-
erer
sächlich mit Bahnstrom belastet ist. In Rück-
sicht auf die gegenwärtigen Bestrebungen, de
durch das Schlagwort „Sozialisierung der N
Elektrizitätswirtschaft‘‘ gekennzeichnet wer- e.
den, wird die Staatsverwaltung immer in der
Lage sein, sich den gehörigen Einfluß auf die ,
n I REN, en
.) Yel Prof. Kübler: „Aus DE EU Be rad
schule‘. „Elektrotechn. u. Maschb.“ 1919, 8.169, und den
anschließenden Bericht über ‘die Elektrizitätsversorgung
von Großbritannien. N BR REN $
2) Siehe „Elektrotechn. u. Maschb.*.1919, S. 279.
=
iR
13. Mai 1920.
störungsfreie Bahnstromlieferung seitens bahn-
fremder Kraftwerke zu sichern. Eine höchst-
wirtschaftliche Ausnutzung bahneigener Was-
serkraftwerke (aber auch von Wärmekraftwer-
ken) läßt sich auch durch die zur Erhöhung der
Wirtschaftlichkeit ins Auge gefaßten Maßnah-
men nicht oder sehr schwer herbeiführen, das
ist jedem Elektrizitätswirtschaftler geläufig.
In Österreich ist die Wirtschaftlichkeit des elek-
trischen Bahnbetriebes nur auf die Weise her-
beizuführen, daß die Elektrisierung der Bahnen
im Rahmen der allgemeinen Elektrizitätswirt-
schaft durchgeführt wird. Es spielt die Strom-
tariffrage im Sinne meiner Ausführungen in
der „2. d.-österr. Ingenieur--und Architekten-
Ver.‘‘ 1919, 8. 295, die Hauptrolle, und es ist
bekannt, daß man aus bahnfremden Wasser-
kraftwerken elektrische Arbeit auch umsonst
erhalten kann. SR,
Drehstrombahnen erfordern 2 Arbeits-
drähte; in Weichen kann aber nach einem Vor-
sehlage Prof. KÜBLERs äuch mit einer einpoli-
gen Durchführung das Auslangen gefunden
werden.: Die durch deutsche, schweizerische
und schwedische Studienkommissionen hin-
sichtlich des Drehstrombetriebes früher ein-
wandfrei gemachten Feststellungen, werden
wohl in Rücksicht auf neuzeitliche Erwägungen
und auf die Erfahrungen .bei den italienischen
Staatsbahnen eine entsprechende Beriehtigung
erfahren müssen. 5
Die - Versuche der preußisch-hessischen
Staatsbahnverwaltung mit ihrer neuesten FEin-
heitslokomotive verdienen wohl große Beach-
‘tung: Der einphasige Induktionsmotor für
162/;, Per ist aber weit weniger vorteilhaft
anzuwenden, als ein Drehstrommotor für
50 Per. Es wäre von Interesse, den Wirkungs-
grad des neuartigen Flüssigkeitsgetriebes ken-
nen zu lernen. Die Idee, eine elektrische Loko-
motive mit einem Drehstrommotor für 50 Per
und einem elektrischen Getriebe zu schaffen,
ist mir vor etwa 9 Jahren von Dr. BRESLAUER
zur Kenntnis gebracht worden.
Im übrigen verweise ich auf meine Aus-
führungen in ‚„Elektrotechn. u. Maschb.‘‘ 1919,
S. 412, 423, 520 und „Elektrotechn. u. Maschb.‘‘
1920, S. 24, 86 u. 163. Es wäre sehr zu begrüßen,
wenn zum Heile der reichsdeutschen Elek-
trizitätswirtschaft, auch reichsdeutsche Fach-
leute zu den in „‚Elektrotech. u. Masehb.‘‘ 1919,
S..437 und 509 von den Herren Dr. SACHS
und Dr. COUWENHOUVEN und Prof. NIETHAM-
MER!) veröffentlichten Arbeiten Stellung nehmen
würden.
Wien, 17. II. 1920.
Wilhelm Wittek.
Erwiderung.
. Auf die Ausführungen des Herrn Staats-
bahnrats WITTEK habe ich folgendes zu er-
widern: Das einleitende Urteil der Fachmänner
seit 1903 über die für elektrische Zugförderung
zu wählende Form der elektrischen Arbeit be-
steht m. E. auch heute noch zu Recht. Von
dem Vorschlage für ein Preisausschreiben zur
Erlangung neuer Bahntreiberformen _ver-
spreche ich mir nichts. Das Preußische Mini-
sterium der öffentlichen Arbeiten unter Lei-
tung seines Dirigenten, des Wirkl. Geh. Ober-
baurat Dr.-$ug. Wittfeld hat wohl mit seinen
neuesten Arbeiten, die darauf ausgehen, ein-
welligen Wechselstrom. mit etwa 50 sekund- .
liehen Doppelspulen und Asynchrontreibern
mit Käfiganker für die elektrische Zugförde-
A, verwendbar zu machen, aller Voraussicht
nach einen gangbaren Weg eingeschlagen zu
einem allen Bedingungen entsprechenden Bahn-
system. ’
. Von der Beiseitelegung einer kaum er-
standenen preußischen Einheitslokomotive kann
‚keine Rede sein, da eine solche bisher nicht
bestanden hat, sondern erst vor kurzem im
Entwurf zustandegekommen’ ist. Es ist auch
durchaus nicht beabsichtigt, allen mitteleuro-
päischen Staaten die preußischen Einrichtun-
gen für elektrische Zugförderung aufzudrängen,
vielmehr bleibt jedem überlassen, ‚nach eige-
ner Fasson selig zu werden“. Ich glaube aber,
daß es für alle Eisenbahnverwaltungen, die an’
der Einführung elektrischer Zugförderung An-
teil nehmen, sehr empfehlenswert wäre, sich
über die Arbeiten, die in Deutschland auf
diesem Gebiete geleistet werden, auf dem Lau-
fenden zu halten. Im übrigen kann ich auf
meine Entgegnungen auf die Zuschriften von
‘ Ingenieur MEYER, Bodenbach und Dipl.-Ing.
LEIDIG, Baden (Schweiz) verweisen.
Berlin; 11° 111.77990.
j Trautvetter.
1) Siehe Berichtin „ETZ“ 1920, S. 119.
‘ Jahrzehnten
Elektrotechnische Zeitschrilt. 1926. Helt 19.
a nn „— — nn _— ZZ Z—Z—Z—Z— — — ——— — nm mm — -
LITERATUR.
Besprechungen.
Ein Jahrhundert deutscher Maschinen
bau. Von der mechanischen Werkstätte. bis
zur deutschen Maschinenfabrik 1819 bis
1919. Von Conrad Matschoss. Herausge-
' geben von der Deutschen Maschinenfabrik
A.G. in Duisburg anläßlich ihres 100-jähri-
een Bestehens. Mit 167 Textabb. VI und
76 S. in 4°. Verlag von Julius Springer,
Berlin 1919. Preis geb. 25 M.
Besser als mit prunkenden Festen und
tönenden Reden feiert ein industrielles Unter-
nehmen den Erinnerungstag seiner Gründung
mit einer 'gediegenen Festschrift. Sie über-
dauert das Jubiläum, wenn jene längst ver-
klungen sind, und sichert die Erinnerung fest
für alle Zeit, selbst wenn nach Jahren oder
das Unternehmen selbst sein
Ende, erreichen sollte. Eine solche Festschrift
. wird um so wertvoller sein, wenn sie sich nicht
allein mit der Geschichte des Unternehmens
befaßt, sondern, darüber hinausgehend, in die
Geschiehte des betreffenden Industriezweiges
hineingreift und den organischen Zusammen-
hang schildert, den. das Werk mit der übrigen
Industrie und Wirtschaft hat. Erst dann wird
die Geschichte des Werkes auch ihre richtige
Würdigung finden können. Stellt doch in der
Industrie das einzelne Unternehmen nicht ein
abgeschlossenes Einzelwesen dar, sondern ein
Glied eines höheren Ganzen, dem es als dienen-
der Teil untergeordnet ist. Wie der einzelne
Arbeiter oder Ingenieur nur ein kleines Rad in
der Fabrik ist, das aber zu ihrem Betriebe un-
bedingt notwendig ist, so steht die Fabrik
selbst in der Reihe anderer Fabriken, und alle
zusammen bilden erst das, was man die Indu-
strie als solche nennt. Erst wenn man auf die
großen Zusammenhänge zurückgeht, kann man
eine richtige Beurteilung der Einzelheiten ge-
winnen. ;
Eine von diesem weitergehenden Gesichts-
punkt ausgehende Festschrift hat uns Conrad
Matschoß kürzlich gegeben. Wenn auch natür-
lich der größere Teil der Schrift sich mit dem
Entwicklungsgang der „Demag‘ befaßt, so gehen
doch gerade die einleitenden Kapitel auf die
Gesamttechnik Zurück, und durch das. ganze
Buch zieht sich wie eine Leitlinie immer wieder
die Bezugnahme auf die Gesamtwirtschaft.
| Damit wird ein würdiger Rahmen für. das
stolze und großzügige Unternehmen gegeben,
der seine Bedeutung erst, recht hervortreten
läßt. Der Rahmen ist um so interessanter, als
er die ganze eigentliche Entwicklungszeit der
deutschen Industrie umfaßt, von ihren ersten,
vor etwa 150 Jahren sprossenden Keimen an
bis in die allerneueste Zeit. Wir sehen, wie der
Anstoß zu einer deutschen Industrie die, auf
englischem Boden gewachsene Dampfmaschine
gibt. „Wie Märchen aus einer fremden Welt‘,
sagt Matschoß, ‚‚klangen zunächst auf dem
Festland die Berichte, die über die technischen
Wunderwerke zu uns herüber kamen.‘‘ Der
erste, der den Gedanken zur Gründung einer
industriellen Wirtschaft in Deutschland faßte,
war der große Preußenkönig Friedrich II., der
mıt weitem Blick und energischer Hand die
Dampfmaschine in Deutschland einführte. Wir .
sehen, auf welche Schwierigkeiten er stieß, wie
aber anderseits auch ein Stamm willensstarker
Männer ihm zur. Seite stand und unermüdlich
den Gedanken verwirklichte. Erst langsam,
aber dann immer mehr anwachsend und lawi-
nenartig sich vergrößernd, setzte unsere In-
dustrie ein. Man überließ sie nicht dem Kunst-
meister nach 'englischem Vorbild, sondern
suchte durch Gründung technischer Schulen
und Vereine wissenschaftliche Grundlagen für
das Unternehmen zu geben.
Einer der ersten mit, die sich der schweren
Aufgabe einer Industrialisierung Deutschlands
widmeten, war Friedrich Wilhelm Harkort.
Gleich nach den Befreiungskriegen, die er mit
glühender Begeisterung mitmachte, versuchte
er ‚sich technisch zu betätigen. Mit Heinrich
Daniel Kamp gründete er im Jahre 1819 in
Wetter an der Ruhr eine kleine Fabrik, die
Mechanische Werkstätte Harkort & Co., die
zur Urzelle des heutigen Riesenunternehmens
wurde.
Harkorts blättern, so machen wir die schon oft
in der Geschichte der Technik gemachte Er-
fahrung, daß nur durch überzeugten Glauben
‘an das eigene Können und an den schließlichen
Enderfolg etwas Großes geleistet werden kann.
Harkort war einer von .denjenigen, die von
vornherein auf die Fabrik als Einnahmequelle
für ein Leben des Genusses verzichten. Für ihn
gab es nur die Arbeit als ständige Quelle des
Wohlbefindens und’ Glückes in der richtigen
Erkenntnis. daß materielle Werte allein den
larisation erkennen lassen.
Wenn wir in Schriften ud Briefen '
383
Menschen niemals glücklich machen, Erst am
Abend seines Lebens konnte er sich von den
Geschäften zurückziehen, aber nicht im Sinne
des Ausruhens, sondern in der Widmung seiner
ihm noch gebliebenen Kraft für das allgemeine
Wohl. Es ist bekannt, daß neben Friedrich
List er einer der Ersten mit in Deutschland war,
die nachhaltig für den Bau eines Eisenbahn-
netzes eintraten. Sein Name wird nicht nur in
der Geschichte der ‚„‚Demag‘‘, sondern auch in
der der deutschen Industrie und Wirtschaft in
Erinnerung bleiben, solange man überhaupt
von einer deutschen Industrie sprechen wird.
Gerade in der heutigen Zeit ist es recht
‚angebracht, das Leben solcher erfolgreicher
Industriellen zu schildern und ihre Charaktere
als vorbildlich hinzustellen. Harkort hat nie
vergessen, daß das einzelne Werk für das Wohl
der Gesamtheit arbeiten muß, wenn es seinen
Platz in der Industrie voll ausfüllen soll. Er
ging dabei weit über das hinaus, was man füg-
lich von einem industriellen Werk verlangen
kann, und stellte seine Erfahrungen unter
Hintansetzung seines eigenen Vorteils, ja
unter Aufopferung mühselig erworbener Fa-
brikgeheimrisse seinen westfälischen Lands-
leuten zur Verfügung. „Mich hat die Natur
zum Anregen geschaffen, nicht zum Ausbeu-
ten‘, war sein Grundsatz. Seine Liebe zur
Technik konnte die Form der Begeisterung an-
nehmen, wenn es sich um den Fortschritt der
Gesamtindustrieentwicklung handelte. Wo
aber Begeisterung für eine Sache ist und diese
Begeisterung auch standhält, wenn Mißerfolg
und Widerwärtigkeit sich auftürmen, da muß
schließlich die Sache zum Erfolg führen.
Es würde zu weit führen, die ganze Ent-
wicklung der „‚Demag‘‘ von Harkort bis. heute
durchzugehen, alle die Männer auch nur dem
. Namen nach zu nennen, die das Erbe Harkorts
angetreten und mit diesem Erbstück in seinem
Sinne gearbeitet haben. Ist der Grundstein
sicher gelegt, so steht auch der Bau fest, wenn
er sorgfältig gebaut und aus gutem Baustoff
ausgeführt wird. Die ‚„Demag‘ und alle die
Unternehmen, die im Laufe der Zeit sich mit
ihr vereinigt haben, trugen mit zu.dem Wohl.
stand und der gewaltigen industriellen Höhe
‚ Deutschlands bei. Sie werden auch, so steht zu
hoffen, ‘mithelfen, nach dem Zusammenbruch
das Zerstörte wieder aufzubauen und die
drückenden Fesseln zu lösen. Möge schon die
nächste Jubiläumsfestschrift der Firma uns da-
von berichten können. £
Dipl,-Sng. Carl Weihe.
Das Wesen des Liehts. Vortrag, gehalten
in der Hauptversammlung der Kaiser-Wil-
helm-Gesellschaft am 28. X. 1919. Von
Dr. Max Planck, Professor der theore-
tischen Physik an der Universität Berlin.
22 S. in 8°. Verlag von Julius Springer,
Berlin. 1920. Preis M 1,60.
An der Spitze der Kaiser-Wilhelm-Gesell-
schaft stehend gibt Planck, der vorjährige
Nobelpreisträger, hier eine sehr interessante
Übersicht über die Wandlungen der Frage nach
dem Wesen des Lichts, wobei er bescheiden
verschweigt, nicht einmal versteckt andeutet,
wie groß der Anteil der von ihm selber er-
dachten Quantenhypothese und überhaupt
seiner hochbedeutenden Forschungen an den
großen Fortschritten der theoretischen Optik
einzuschätzen ist.
Entgegen dem ablehnenden Verhalten
Goethes müssen wir nach dem Verfasser das
Licht in einen objektiven und. einen subjek-
tiven Teil zerlegen, wenn wir seine Wirkungen
physikalisch tiefer erforschen wollen. Von der
Newtonschen Emanationstheorie des Lichts,
deren Unhaltbarkeit durch die Interferenz des
Lichts zuletzt offenkundig wurde, führt uns
Planck zur Huygensschen Undulations-
theorie. Nun sind die Lichtschwingungen trans-
versal, nicht longitudinal, weil sie ja eine Po-
Ein Lichtäther,
sei er stetig ausgedehnt oder atomistisch kon-
stituiert, wird aber für die Deutung! dieses Vor-
gangs von den Gesetzen der allgemeinen Me-
chanik und der Elastizitätslehre nach Planck
als unzulänglich bezeichnet. Als Ausweg ist es
Maxwell mit seiner elektromagnetischen
Lichttheorie gelungen, die wichtigsten Erfolge
der Huygensschen Undulationstheorie zu über-
nehmen und dieselben in anderer Richtung
wesentlich zu erweitern. ,‚Die Grundgleichun-
gen der Optik blieben bestehen, sie waren Ja
auch in Übereinstimmung mit der Erfahrung:
aber sie wurden nun nicht mehr mechanisch
gedeutet, so wie sie abgeleitet worden waren,
sondern elektromagnetisch, und dadurch er-
weiterte sich ihr Ausdehnungsbereich ins Unge-
heure.‘‘ Esentstand ‚ein Riesenbau, in welchem
alle äußerlich so gänzlich verschiedenartigen
elektromagnetischen Schwingungen wollge-
ordnet nebeneinander Platz finden und alle
von den nämlichen Gesetzen der Fortpflanzung,
der Huygensschen Wellentheorie gemäß, regiert
384
I —
werden, auf der einen Seite die kilometerlangen
Hertzschen Wellen‘ (dann die ultraroten,; die
sichtbaren, die ultravioletten Lichtwellen),
„auf der anderen die harten Gammastrahlen,
von denen Milliarden Wellen auf ein einziges
Zentimeter gehen‘.
Doch auch in dieser Form erscheint die
Huygenssche Undulationstheorie durch die
Entdeckung des Photoeffekts bedroht: die
durch ultraviolettes Licht von Metallen im
Vakuum abgelösten Elektronen haben näm-
lich nach Lenard Austrittsgeschwindigkeiten,
die gar nicht von der Intensität des Lichts ab-
hängen, sondern nur von seiner Wellenlänge, von
seiner Farbe.. Die Lichtintensität bedingt nur
die Zahl der fortgeschleuderten Elektronen.
Aus diesem Dilemma können vielleicht zwei
Wege führen, erstens die räumliche und zeit-
liche Quantelung der Lichtenergie, womit man
aber die Newtonsche Emanationstheorie mit
ihrer ungeheuren Schwierigkeit, die Lichtinter-
ferenz zu erklären, wieder aufleben läßt, zwei-
tens die Annahme, daß die ultraviolette Strah-
lung nur auslösend auf die Elektronen wirke,
wie ein winziger Funke im Pulverfaß. Doch
führt vielleicht der letztere scheinbar rettende
Ausweg nur in eine Sackgasse. Durch vertiefte
Arbeiten haben zunächst die Theoretiker Fol-
gerungen in einer Form herauszuarbeiten, die
Prüfung durch das Experiment zugänglich
sind.
Über die Ursachen des Lichts hat Bohr
dadurch große Fortschritte gezeitigt, daß er
in das Rutherfordsche Atommodell die
Plancksehe Quantentheorie einführte. Hier-
nach sollen beständig mehr oder weniger Elek-
tronen in verschiedenen Abständen um den
schweren Atomkern kreisen, in ganz bestimmt
gearteten Bahnen, doch genau nach denselben
Gesetzen wie die Planeten um die Sonne. Aber
das austretende Licht ist gequantelt. Die Licht-
emission ist unabhängig vom Kreisen der Elek-
tronen, sie tritt nur beim Zusammenbruch des
Atoms, bei einer Katastrophe ein, ‚‚welche die
Elektronen aus ihren ursprünglichen Bahnen
in andere stabilere mit geringerer Energie aus-
gestattete Bahnen wirft“. Der Energieüber-
schuß wird dann ausgestrahlt. ‚„‚Das Seltsamste
bei diesem Vorgang ist wohl, daß die Periode
des emittierten Lichts, also seine Farbe, nicht
im geringsten zusammenhängt mit der Periode
der Elektronenschwingungen, weder in ihren
ursprünglichen noch in ihren späteren Bahnen;
sie wird vielmehr ausschließlich bedingt durch
den Betrag der emittierten Energie. Da näm-
lich das emittierte Lichtquantum um so größer
ist, je schneller die Schwingungen erfolgen, so
entspricht einem größeren Energiebetrag, als
Lichtquantum genommen, eine kürzere Wellen-
länge.“ „‚Wieso es aber kommt, daß die Schwin-
gungen des solcherweise erzeugten Lichtes mit
äußerster Regelmäßigkeit, streng monochro-
matisch erfolgen, bleibt einstweilen vollständig
im Dunkeln.‘ „In der Tat ist die Frage, ob die
Lichtstrahlen selber gequantelt sind, oder ob
die Quantenwirkung nur in der Materie statt-
findet, wohl das erste und schwerste Dilemma,
vor das die ganze Quantentheorie gestellt ist,
und dessen Beantwortung ihr erst die weitere
Entwicklung weisen wird.‘
Wegen der fundamentalen Bedeutung ‘der
hier behandelten Fragen möchte der Referent
dieselben noch von einem wesentlich anderen
Standpunkt aus beleuchten. Denn ‚‚der Theo-
retiker muß sich" vor allem in eine der beiden
einander gegenüberstehenden Hypothesen ver-
tiefen, u. zw. ohne Rücksicht darauf, ob er der-
selben mehr oder weniger Vertrauen entgegen-
setzt“, schreibt Planck.
Die transversalen Lichtwellen glaubt
man nur in einem festen Äther verstehen zu
können, der aber doch als undurchdringlich ab-
zulehnen ist. Im flüssigen Äther seien nur
longitudinale Wellen denkbar wie in jeder
Flüssigkeit, weil eine solche keine Form-, nur
eine Volumenelastizität habe. Diese Hypothese
ist aber nicht experimentell bewiesen. Im Ge-
genteil hat Reiger scherende Kräfte in Flüssig-
keiten und Gasen nachgewiesen. Wenn ein
Stein senkrecht auf Wasser fällt, erzeugt er in
srößeren Wassertiefen eine transversale Wellen-
bewegung. Wenn ein akustischer longitudinaler
Wellenzug senkrecht aus Luft in. Wasser ein-
fällt, so\verwandelt er sich hier in eine trans-
versale Wellenbewegung, eben wegen der so
sroßen Volumenelastizität und der geringen
Formelastizität des Wassers, weil alle Wasser-
teilchen der so sehr erschwerten Kompression
ausweichen. Schnellen Schwingungen gegen-
über scheinen die Trägheitswiderstände und die
innere Reibung der Flüssigkeitsteilchen gleich-
sam wie eine Börmelkstitee zu wirken. Man
denke an die Propeller, die sich in Flüssigkeiten
fast-wie in feste Körper einschrauben.
Wenn nach diesen Überlegungen kein er-
sichtlicher Grund mehr vorliegt, das Licht nicht
Elektrotechnische Zeitschriit.
‘Bohr unter Verwendung der Planckschen
nm
als elastische een Vi eines atomisti-
schen Äthers, gewissermaßen als „Schall des
Äthers‘‘ aufzufassen, so steht uns der Nachweis
der „Wärme des Äthers‘ entweder noch als
großartige neue Entdeckung bevor oder —
wir haben sie längst entdeckt: sie ist nichts
anderes als die Elektrizität. Wie dann mit
der akustischen elastischen Welle eine Wärme-
welle parallel läuft, die das Laplacesche
Korrektionsglied für die Schallgeschwindigkeit
bedingt, so läuft mit der optischen elastischen
Welle eine Elektrizitätswelle parallel. Daher
„blieben die mechanisch abgeleiteten Grund-
gleichungen der Optik auch für die Maxwell-
sche elektromagnetische Lichttheorie bestehen‘.
Die rein elektrischen Wellen, die Wechselströme
von den niedrigsten bis zu den höchsten Perio-
denzahlen, sind aber doch etwas wesentlich
anderes als die optischen Wellen, wenn sie auch
zum Teil denselben Gesetzen folgen: ihre Natur
beruht auf der ‚‚Wärme des Äthers‘, nicht auf
dem ‚Schall‘‘ desselben. ;
Das elektrische Potential entspricht der
Temperatur und ist demnach durch das Qua-
drat der Ätheratomgeschwindigkeiten zu_de-
finieren, wie die Temperatur durch das Qua-
drat der Molekulargeschwindigkeiten. Dann
wird nach der Energiegleichung die Elektrizi-
tätsmenge gleich der bewegten Athermenge.
Beim ‚Photoeffekt‘‘ bewirkt die höhere Schwin-
gungszahl des einfallenden Lichts eine größere
maximale Geschwindigkeit der Ätherschwin-
gungen in den getroffenen Metalloberflächen-
atomen, im Augenblick der Ablösung der Elek-
tronen, und daher eine entsprechend größere
Austrittsgeschwindigkeit der Elektronen; ent-
sprechend größere Energiequanten sind hierfür
nötig. Aber die Elektronen sind Elektrizitäts-
mengen, also Äthermengen, und durch größere
Lichtintensitäten werden nur größere Elek-
tronenzahlen in Bewegung gesetzt, wie auch das
Experiment zeigt.
Merkwürdige Beziehungen zwischen den
Elektronen und den Spektrallinien sind durch
Quantentheorie aufgedeckt, dafür aber sind
wichtige Fundamente der Physik gestürzt wor-
den; sie werden von ihm einfach als ungültig
für sein Atommodell erklärt. In diesem sollen
die Elektronen um den positiven Atomkern
kreisen, angeblich genau wie Planeten um die
Sonne. Aber ein Planet kann doch nach den
Keplerschen :Gesetzen in jedem Abstand um
die Sonne kreisen, wogegen das Elektron nur
in ganz bestimmten Abständen, in „stabili-
sierten‘‘ Bahnen kreisen könne. — Im Bohr-
schen Atommodell sollen die Elektronenschwin-
gungen mit der Wellenlänge des emittierten
Lichts in keiner Weise zusammenhängen. Aber
bisher hat man umgekehrt die Elektronen-
schwingungen als Quelle der elektromagneti-
schen Vorgänge des Lichts bezeichnet. — Das
Elektron soll nach Bohr urplötzlich aus einer
in die andere stabilisierte Bahn überspringen
und.dabei Licht ausstrahlen. Aber dies ist in
der Tat ein so seltsamer Vorgang, daß er abso-
lut unverständlich erscheint, um so mehr, als
die Lichtinterferenzen bei großen Gangunter-
schieden auf Lichtwellenzüge von Millionen
monochromatischer Wellen schließen lassen.
Man beachtet gar nicht, daß schon vor
20 Jahren der Göttinger Physiker Riecke
die wichtigsten ‚Spektralserien (Balmerserie)
aus zwei See gekoppelten Schwingungs-
kreisen abgeleitet hat, wie sie die drahtlose
Telegraphie verwendet, wobei aber diese
Schwingungen ebenso gut elastisch wie elek-
trisch gedeutet werden können. Faßt man z.B.
unser einfachstes Atom, das Wasserstoffatom,
als Kugel auf, als kugelförmigen von einer
Atherhülle umgebenen Korn, so kommen bei
raschen heftigen Stößen elastische Schwingun-
gen in der Ätherhülle und im Kern zustande,
die vermöge des außen herrschenden Ather-
drucks miteinander gekoppelt sind, stehende
Schwingungen mit parallelkreisartigen Knoten-
linien, also mit geraden Knotenzahlen auf jedem
Meridian, und alle derart möglichen Schwin-
gungszahlen genügen dann den Rieckeschen
Gleichungen (der Balmerserie). Mit diesem
so einfachen und natürlichen Wasserstoffatom
klären sich die Bohrschen Seltsamkeiten als
Selbstverständlichkeiten auf: dem kreisenden
Elektron Bohrs entspricht hier eine kreisende
Ätherwelle; den stabilisierten Elektronen-
bahnen Bohrs entsprechen die nur in bestimm-
ten Intervallen möglichen Schwingungszu-
stände unseres gekoppelten Schwingungskreis-
paares; und dem Seltsamsten, dem urplötz-
lichen Überspringen eines Elektrons aus einer
in die andere stabilisierte Kreisbahn Bohrs ent-
spricht das urplötzliche Überspringen eines
möglichen in einen anderen möglichen Schwin-
gungszustand unserer gekoppelten Schwingungs-
kreise, wie es allen schwingenden' Systemen
eigen ist.”"Aber die um dieses Wasserstoffatom
1926. Helt 19.
- 18. Mai 1920.
kreisende Ätherwelle strahlt, so lange sie kreist
nicht nur in dem nach Bruchtcilen von bil-
lionstel Sekunden zählenden Zeitteilchen des
Überspringens; daher bleiben die Lichtwellen
monochromatisch. \
. Diese Anschauungen führen zu der Vor-
stellung, daß diePlancksche ‚ Quantenwirkun
in der Materie stattfindet‘; nur zum Teil wir
der Äther in Mitleidenschaft Aber der
Äther im Weltall ist nirgends in Ruhe; denn
überall ist Bewegung. Die Sonne, die, Planeten,
alle Weltkörper bewegen sich im Ather und
‘reißen bis zu einem gewissen Grade Äther ihrer
Umgebung mit sich fort. Die Atheratome
selber bewegen sich mit Licht- oder sogar mit
Überlichtgeschwindigkeiten. Daher steckt
im freien Äther die ungeheure Nernstsche
Energie, in den Körperatomen bzw. in ihren
Ätherhüllen die gewaltige Plancksche Null-
punktsenergie, auch bei der absoluton Tempera-
tur Null. Der Äther ist also nicht überflüssig
und daher zu verwerfen, wie Einstein glaubt,
sondern er liefert uns die klarsten Einblicke in
die bis dahin unerhellten Gebiete.
2 Zehnder.
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
\
\ Bücher. 5“
Die Majordomus-Monatsübersicht (die Buch-
führung in konzentrierter Form) neben jeder
Buchführung oder an deren Stelle. Eine gemein-
verständliche Anleitung ohne buchhalterische
die jederzeitige Gewinn- oder Verlustfeststellung
ohne Konten-Abschluß zu ermöglichen, den Um-
satz für die Umsatzsteuer und die Selbstkosten
nachzuweisen, die gesamte Buchhaltung im Augen-
blick zu kontrollieren, den Auftrags Rückstand zu
wissen und über den Geschäftsgang täglich unter-
richtet zu sein. Mit 1 Tabelle. Von H. Meyer-
heim. 118. in 80%. Handelspraktischer Verlag,
Berlin NO. 43 1920. Preis 1,50-M.
KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Warenpreise. — Kohle. Von der A.G.
Reichskohlenverband sind erstmalig die ab
1. V. 1920 geltenden Großverkaufspreise von
Brennstoffen der verschiedenen Syndikatsbe-
zirke je Tonne ab Werk, einschließlich der Koh-
len- und Umsatzsteuer sowje der Zuschläge für
soziale Einrichtungen, im ‚„Reichsanz.‘‘ 1920,
Nr. 91, bekanntgegeben worden. — Elektri-
zitätszähler. Der Verband dar Zählerfabri-
ken, Berlin, hat den Teuerungszuschlag ab 1.V.
1920 auf 400% erhöht. — Isolierrohr. Die
Aufschläge der Verkaufsstelle vereinigter Iso-
lierrohr-Fabrikanten, Berlin, bleiben für Liefe-
rungen vom 1. bis 15. V. 1920 unverändert. —
Metallpreise. Nach den Notierungen der
Vereinigung für die deutsche Elektrolytkup-
fernotiz bzw. der Kommission des Berliner
Metallbörsenvorstandes (letztere verstehen sich
ab Lager in Deutschland) in M/100 kg:
Metall 7. V, 4, V.
Elektrolytkupfer (wire
bars), prompt. cif Hamburg,
Bremen, Rotterdam . 2375 2512
Raffinadekupfer 99/99,3%/,
Originalhüttenweichblei .
Originalhüttenrohzink,
‘Preis im freien Verkehr .
Plattenzink (remelted) von
handelsübl. Beschaffenheit
Originalhüttenaluminium
98/990/yin gekerbt.Blöckehen
Zinn,Banka-,Straits-;Billiton-
Hüttenzion, mind. 99 0/
Reinnickel 98/99%, - :
Antimon-Regulus . . 11200—1300, 1400
Am 6. V. 1920 notierte die Londoner
Börse nach dem ‚‚Berl. Börs.-Cour.‘‘ folgende
Preisein £/t: Kupfer Kasse 100,87 ; desgl. 3Mon.
103,62; Elektrolyt 111 bis 114; Best selected
111 bis 112; Zink 46,50 bis 48,00; Zinn Kasse
307,50; desgl. 3 Mon. 309,50 und Blei 37,75 bis
39,25. In New York stellte sich am gleichen
Tage Elektrolytkupfer loko auf. 18,75 bis
19 cts/lb. Be
1650—1700|1800—1850
625650 700
775—800
525550 | 575—600
8400-3550 37503800
6600 —6900|8300-—8500
4800 52005400
700 —750
Bezugsquellennachweis.
Frage 16. Wer liefert Siliziumbleche für
Transformatoren ?
Abschluß des Heftes: 8. Mai 1920.
En
Für die Aocbriftleitung verantwortlich: ®. @. Zehme im Berlin — Verlag von Julius 8prinmger in Berlin.
Kenntnisse sich die Vorteile der doppelten Buch- _
führung ohne deren Schwierigkeit zu verschaffen,
385
Elektrotechnische Zeitschrif
| (Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 189.
Bchriftleitung: E. ©. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24.
41. Jahrgang. z
Berlin, 20. Mai 1920.
Vorschläge für die Normalisierung elektri-
scher Koch- und Heizgeräte.')
Von Oberingenieur Schneider, Hennigsdorf
Berlin.
Übersicht. Es wird im nachstehenden ein un-
verbindlicher Vorschlag für die Normalisierung elek-
trischer Koch- und Heizgeräte gemacht und an Hand
von Beispielen gezeigt, wie sieh dadurch die Typen-
zahlen verringern und die leichte Auswechselbar-
keit der Heizelemente ermöglichen läßt. Die Vor-
schläge sollen die Anregung für eine allgemeine
Normalisierung im Heizgerätebau geben. Endgültige
Normen lassen sich nur durch Zusammenarbeiten
der ganzen einschlägigen Industrie aufstellen.
Die Normalien der Elektrotechnik trugen
bisher den Charakter von Sicherheits- und
Prüfungsvorschriften, und waren nur in
wenigen Fällen so weitgehend, daß die nach
denselben hergestellten Teile verschiedener
Herkunft, untereinander ausgetauscht werden
konnten. Ausnahmen davon sind z. B. die
Lampengewinde und die Sicherungsstöpsel,
welche ohne weiteres gegenseitig austauschbar
sind. Von welch weitgehender Bedeutung aber
gerade die restlose Typisierung und Normali-
sierung dieser Teile für die Einführung der
elektrischen Beleuchtung und Installation war,
- ist allgemein bekannt.
Nachstehende Ausführungen beschäftigen
sich mit der Typisierung und Normalisierung
elektrischer Heizapparate. Entgültige Normen
sollen das jedoch nicht sein. Diese lassen sich
nur unter Zusammenarbeit der gesamten ein-
schlägigen Industrie aufstellen, Ein gutes
Beispiel einer sehr weit gehenden Normalisie-
rung sind die Brenner, Absperrorgane und In-
stallationsmaterialien im Gas- und Wasser-
fach. Diese Industrieen haben bei der Nor-
malisierung eine außerordentlich geringe An-
zahl von Grundtypen aufgestellt, so daß z. B.
in der Gasbeleuchtung der Steh- und Hänge-
liehtbrenner nebst dem dazu gehörigen Glüh-
strumpf nur in einer gängigen Größe allgemein
eingeführt ist. - e ;
Die Gasbeheizung kennt für-den Herd-
kocher ebenfalls nur eine Größe, die von allen
- Firmen gebaut wird. Diese weitgehende Ver-
einfachung der Normalien hat hier ebenfalls zur
_ weiteren. Verbreitung der Gasbeleuchtung und
Beheizung außerordentlich viel beigetragen.
“ _ Man ist dabei so weit gegangen, daß man
die Massenteile bis in die Einzelheiten durch-
konstruiert 'und maßlich so festgelegt hat, daß
. die Austauschbarkeit unter allen Umständen
gewahrt. bleibt. . . : h ER
j Betrachten wir die z. Zt. erhältlichen elek-
trischen Heizapparate, so werden wir finden,
daß bei eintretendem Defekt nur mit’ wenigen
Ausnahmen der Apparat ‘an «Ort und Stelle
wiederinstand gesetzt werden kann, und daß man
denselben in die Fabrik oder in eine Spezial-
werkstatt senden muß und dies deshalb, weil die
einzelnen Konstruktionen weder im System
' noch in den Maßen gleich sind,
z
. Die eine Firma stellt den 1 1-Topf mit
120 mm Durchmesser, die zweite mit 125, die
dritte mit 135 mm und eine vierte beispiels-
weise mit 142mm Durchmesser her. Ebenso
im Wattverbrauch. . Ein Fabrikant beheizt
den Topf mit 400 W, der andere mit 450, der
dritte mit 475, der vierte mit 500 W. . Nicht
genug daran, gibt‘ es noch dieselben Kocher
mit verschiedenen Beheizungssystemen, z. B.
mit Bodenheizung, mit Seitenheizung und ge-
mischter Heizung oder auch mit Patronen-
heizung. FE Se
Das Gleiche gilt von den elektrischen
Kochplatten. Hier diene als Vorbild die einzige
Type des Gasherdbrenners. _ Einige Firmen
regulieren die elektrischen Platten in den.
Stufen Ya! andere 1, —a— 113: E OT-
maler Weise genügt die Stufe 4. Sie er-
gibt eine praktische Unterteilung der »Heiz-
‘elemente bei gleichen Heizkörperhälften, mit
gleichem Leitungsquerschnitt. Das gleiche
1) Nach „Mitt. der Vereinig. d. El. W.“ 1919, S. 210.
I
|
|
trifft bei elektrischen Plätteisen zu. Eisen
gleichen Gewichtes, für gleichen Zweck mit
gleicher Plättfläche, werden mit verschiedenem
Wattverbrauch geliefert. Außerdem haben sie
verschiedene Widerstandselemente und andere
Abmessungen, so daß eine Austauschbarkeit der
Heizelemente unmöglich ist. Auch bei elek-
trischen Heizöfen kann man die absonder-
liehsten Abstufungen finden. Das gleiche gilt
von den Anschlüssen. Während hier früher
ein absolutes Durcheinander herrschte, trat
späterhin eine gewisse Normalisierung durch
die Verbandsvorschriften ein. So weit sich
übersehen läßt, wurden auch hier willkürliche
Konstruktionen geschaffen, d.h. eine der etwas
mehr eingebürgerten Konstruktionen als nor-
mal angenommen. Woher kämen denn sonst
«lie sonderbaren Stiftdurchmesser und Stift-
entfernungen ?
Die Schweiz hat die Kriegszeit benutzt,
und verbandsmäßig die Prüfmethoden aus-
gebaut. In ähnlicher Weise wird auch in
Deutschland eine Instanz geschaffen werden,
die Systemkontrollen, Dauerhaftigkeits- und
Wirkungsgradsprüfungen vornimmt. &
Die Normalisierung muß außer den bisher
festgelegten oder in der Festlegung begriffenen
Normalien (z. B: für Stecker und Umstecker)
in erster Linie jene Teile umfassen, bei
Heft 20.
deren Herstellung nach den bisherigen Er-
fahrungen die meisten Fehler gemacht worden
sind. _ Gleichzeitig müßte jedoch eine weit-
gehende Typisierung platzgreifen um ein-
heitliche Grundtypen mit austauschbaren Ein-
zelelementen zu schaffen.
Wenden wir uns nun zur Normalisierung
folgender Einzelteile und Apparatetypen. Alle
Kochtöpfe werden vom. Boden aus, sei es
durch die Herdplatte oder die Gasflamme, be-
heizt, haben also reine Bodenheizung, ein
Zeichen dafür, daß diese Beheizungsart in
allen Fällen genügt. Warum sollte denn die-
selbe nicht für die viel gleichmäßigere elek-
trische Beheizung genügen ? Nach dieser
Erkenntnis könnte man daher von der Seiten-
beheizung absehen.- Dadurch ergibt sich ein
glatter gerader leicht herauszustellender Topf
ohne Abstufungen im cylindrischen Teil. Er-
fahrungsgemäß kann man bei der elektrischen
Beheizung, gezwungen durch die Erfordernisse
des Heizelementes‘ und die spezifische Be-
heizung der Fläche, nicht über gewisse Be-
lastung pro em? Bodenfläche gehen. Wählt
man diese zu hoch, so brennen die Speisen
an. Unter Zugrundelegung der Belastung und
der Kochzeit kommt man auf die Bodendurch-
messer, aus welchen sich wiederum die Topf-
höhen ergeben.
Aunde Heizkörper
„000 wart
2000 Watt
7500 Watt
Hochplatten
Fer Heizkorper
Plätteisen
ea,
Sohle
ee -
Abb. 1. Vorschlag zu Normalien für elektrische Koch- und Heizgeräte.
Runde Heizelemente.
| : \
Bene
Ar 80 50 200
II 100 78 300
III 120 113, 450
IV 160 200 600
Vs = ..200 314 1000
vI 250 490 1500
vu 300 706 2000
W/e Regelbarkeit
on 1; Ya FAT
4 200 100 50
4 300 150 75 |
4 450 ‚225 112 | Haupt-
3 600 300 150 typen
3 1000 500 250
) 1500 750 375
3 2000 1000 500
386
Bei der Normalisierung der Heizelemente
sinds Vereinbarungen über Austauschbarkeit
derselben zu treffen. Es ist zweekmäßig, Vor-
schriften über die Belastung der Heizwicklung
zu erlassen,und Garantiebrennstunden einzufüh-
ren. Die Heizelemente sollen in zwei gleiche
Hälften geteilt sein, um bei’ Serien-Parallelschal-
tung die Stufen ,—%— 1 zu erhalten.
Aus allen diesen Überlegungen heraus
ergeben sich für die Ausführung nur eine
außerordentlich geringe Anzahl von Wider-
standsdrähten. Bis zu einer gewissen Größe
sollte man ein einziges Element für die Be-
heizung wählen, weil dadurch der Aufbau sehr
vereinfacht wird. Viele kleine Elemente er-
geben viele Fehlerquellen an den Anschlüssen
und komplizieren das Schaltungsschema.
Universal Koch- und Schmortöpfe.
Die Konstruktion der Kochtöpfe könnte
beispielsweise nach folgender Tabelle vorge-
nommen werden.
Innerer Topf-
Anschlüsse.
Abnehmbare Anschlußorgane sollten nur
bis 2 kW zulässig sein. Es ergibt sich dan n
eine einzige Größe, welche so auszubilden ist !
daß sie für alle Apparate Verwendung finden
kann. ’
Dasselbe gilt von dem Anschlußelement
am Apparat. Dazu wird der universelle Stift-
nippel, der sich überall anbringen läßt, vor-
geschlagen. Es kommt dann in Zukunft ledig-
lich ein Steck- bezw. Umsteckelement mit
1 Stiftgröße und Stiftentfernung in Frage.
Auch die Anschlußleitungen müssen als Spezial-
typ normalisiert werden.
Für viele Zwecke, z. B. in Küchen und
industriellen Betrieben ist dem ortsfesten An-
schluß nach Coulon, mit Erdung, der Vorzug
eben, wie überhaupt der Erdungsfrage be-
ere Aufmerksamkeit zu widmen ist.
Auch die festen Anschlüsse müssen einer
| durchgreifenden Normalisierung unterworfen
werden und es empfiehlt sich, dieselben für
zu
son
Äußerer Topf-| Innere Topt- | Äußere Topt-
Inhaf Watt PIEHSREN, Durchm. Durchm. Höhe Höhe
Lir. Minuten mm - mm mm mm |
m
0,5 300 11,5 100 120 75 130 ;
1 450 15 120 140 100 140
2 600 23 160 180 110 ee
5) 1000 55 200 220 175 225
10 1500 45 250 275 220 275
15 2000 55 300 325 250 300
Kochplatten. größere und industrielle Apparate in gekapselter
Aus denselben Normalheizelementen | Form mit Universalanschlüssen für alle An-
müssen auch Kochplatten aufgebaut werden;
man sollte sich dabei mit einer geringen Typen-
zahl bescheiden. Siehe nachstehende Tabelle.
Äußerer |
Durchm. Watt | Yı Ua "a
mm |
130 450 450 225 110
k
130 " 600 600 300 150 \ Haupt-
220 1000 1000 500 |250 f typen
4
275 1500 1500 750 375
355 2000 2000 1000 500
Die Anschlüsse der Kochplatten müssen
an |thermisch wenig beanspruchter Stelle
Beet werden. . Dieselben Kochplatten
ollen auch für Kochherde Verwendung finden.
Mit denselben Normalelementen müssen
auch alle übrigen Apparate, wie Heißwasser-
kannen, Teekessel usw. beheizt werden.
Plätteisen.
Bei elektrischen Plätteisen könnte sich
folgende Normalisierung empfehlen:
Gewicht | Watt-
kg verbrauch | Regulierung |
Et EEE SE Ta Fr
2 300 >
3 450 450x225 ><110
6 £00 600 >< 300 >< 150
10 1000
1000 < 500 >< 250
Die Heizelemente müssen auch hier so
fest gelegt werden, daß alle Fabrikate unter-
einander auswechselbar sind.
Heißluftöfen. °
Als normal sollte man folgende Typen
vorsehen:
schlußarten durchzubilden.
Untersuchungen über die Größe und Be-
ständigkeit von Kontaktverbindungen unter
besonderer Berücksichtigung des Aluminiums.
(Mitteilung aus dem Elektrotechnischen Institut der Tech-
nischen Hochschule zu Karlsruhe.)
Von Rudolf Richter, Karlsruhe. °
(Fortsetzung von 8. 370.)
4. Zweite und dritte Hauptgruppe.
Für die weiteren Versuche wurde wiederum
der größte Teil der Verbindungen in der Werk-
statt des Elektrotechnischen Instituts herge-
stellt; ein kleiner Teil der Löt- und Würgver-
bindungen wurde vom Kabelwerk der Siemens-
Schuckertwerke zur Verfügung gestellt.
Schraubverbindungen, 8, und $,.
Vgl. den Kopf der Zahlentafeln 11 u.15.
Die miteinander verbundenen Drähte sind
2,5 mm stark und bestehen alle aus Aluminium.
Sohlenfläche Heizelement
mm Größe
80 170 IIN ormaltype
100 >< 230 I
100 ><230 LI \ Industrielle
100 >< 260 1V Eisen
Bei der Gruppe 8, sind die Drahtenden durch
je eine Schraube, bei der Gruppe 8, durch je
drei Schrauben mit der Hülse verbunden. Bei
einigen Verbindungen sind die Drahtenden vor
dem Verschrauben mit Aluminiumlot über-
zogen (metallisiert!). Zu diesem Überzug wurde
Ofenleistung bei a eüherhörkeis en | Regulierbarkeit bei Drehstrom - Beenlierüng
500 — —_ _ }
1000. 1000—500 —_ . Umstecker
1500 - 1500—1000—500 zur Bureh a Umstecker
3000 3000—2000— 1000 3000— 1500 Schalter
&000 6000—4000—2000 6000—4000—2000 Schalter
9000 9000—6000— 3000 9000—6000—3000
Zweckmäßig wird man solche Öfen aus
250 oder 500 W Elementen zusammen-
bauen. Man hat dann bei 1500 W bereits
Öfen für Drehstromanschluß, und bei 3 bis 6
und 9 kW eine günstige Drehstromregulierung.
‚Bei Öfen müßten außerdem genaue Vor-
schriften über die max. zulässige Temperatur
der Verkleidung erlassen werden.
2.» Sehalter
verwendet: Thuralot von der Thüringische”
Aluminiumwarenfabrik Ermisch & Engelhardt
in Saalfeld, Lot der Spezialfabrik für Alumi-
nıumspulen und Leitungen in Berlin (Lot der
Auge ; ;
vom Merkblatt des VDE ende nezeichnun
verbindungen* übernomm en.
ist hier
umınium-
Heit 20.
Spezialfabrik) und das im Merkblatt des V.D.E.
über „Herstellung von Aluminiumverbindun-
gen“ angegebene Metallisierungslot (Verbands-
lot). Das Thuralot und das Lot der Spezial-
fabrik wurde auf die über der Bunsenflamme
erhitzten Drahtenden aufgerieben. Die Metalli-
sierung mit Verbandslot erfolgte durch Ein-
tauchen in das flüssige Metallisierungsbad.
20. Mai 1820.
Am Kopfe der Zahlentafeln1lund15sind
die Metalle der Hülsen und Schrauben bezeich-
net, dort sindauch der Tag der Herstellung und
die Nummern, mit denen die einzelnen Verbin-
dungen bezeichnet sind, angegeben.
Lötverbindungen mit massiven Hülsen
ee L, und Z,...
Vgl. den Kopf der Zahlentafeln 11 und 15.
Die miteinander verbundenen Drahtenden
sind 2,5 mm stark und bestehen alle aus Alu-
minium,. Die Verbindungen wurdenin derselben
Weise hergestellt wie die der Gruppen L, und
L, der ersten Hauptgruppe. An Stelle des Lotes
von Nikolai in Bonn wurde jedoch solches von
Dr. Inhoffen, Berlin-Wilmersdorf, verwendet.
‚Auf die Lötstelle wurde das Flußmittel und ein
Stückchen Lot gelegt, die Stelle wurde dann
mit der Bunsenflamme solange erhitzt, bis das
Lotiloß. Am Kopfe der Zahlentafeln 11 und 15
sind die Verbindungen zusammengestellt.
Stumpflötungen mit Blechhülsen, L,ı
UDdLeee
Vgl. den Kopf der Zahlentafeln 11 und 16.
Die miteinander verbundenen Drähte sind
2,5 mm stark und bestehen alle aus Aluminium,
Die Verbindungen der Gruppe L,, wurden im
Kabelwerke der 8.8.W. hergestellt. Vor dem
Umpressen der Messinghülsen wurden die Draht-
enden nach einem besonderen Verfahren der
8.85.W. metallisiertt und dann mit Spezial-
Weichlot verlötet.
Gruppe L,, wurden in der Werkstatt des Elek-
trotechnischen Instituts hergestellt. Bei dem
größten Teil der Verbindungen wurden die
Drahtenden vor dem Verlöten und die Hülsen
vor dem Umbiegen metallisiert. Das Metallı-
sierungslot ist für die Drahtendenin den Zahlen-
tafeln angegeben. Die Hülsen aus Aluminium
wurden mit demselben Lot wie die Drahtenden
metallisiertt. Die Hülsen aus andern Metallen
wurden mit Kriegslot verzinnt. Am Kopf der
Zahlentafeln 11 und 16 sind diese Verbindun-
gen zusammengestellt.
Flachlötungen mit Blechhülsen, ZL7>.
Vgl. den Kopf der Zahlentafeln 11 und 17.
Die miteinander verbundenen Drähte sind
2,5 mm stark und bestehen aus Aluminium. Bei
dem größten Teil der Verbindungen wurden die
Drahtenden vor dem Verlöten und die Hülsen
vor dem Umbiegen metallisiert. Das Metalli-
sierungslot ist für die Drahtenden in den Zah-
lentafeln angegeben. Die Hülsen aus Alumi-
nium wurden mit demselben Lot wie die Draht-
enden metallisiert. Die Hülsen aus anderen Me-
tallen wurden mit Kriegslot verzinnt. Am Kopfe
der Zahlentafeln 11 und 17 sind diese Verbin-
dungen zusammengestellt. _
Flachlötungen mit Wickeldraht, Zy«
Vgl. den Kopf der Zahlentafel 11.
Die miteinander verbundenen Drähte sind
2,5 mm stark und bestehen aus Aluminium;
ihre Enden sind mit Thuralot metallisiert. Die
Verbindungsstelle ist mit verzinntem Kupfer-
draht umwickelt und am 22. III. 1918 mit‘
Kriegslot verlötet. Die Verbindungen sind mit
Nr. 181 und 182 bezeichnet (Zahlentafel 11).
Flachlötungen ohne Hülsen,
Vgl. den Kopf der. Zahlentafeln 12 und 18,
Die Drahtenden sind zum größten Teilme-
tallisiert und mit Kriegslot verzinnt. Die ver-
wendeten Drahtmetalle, die Behandlung der
Drahtenden, das verwendete Lot und die Länge
der Überlappung sind den Zahlentafeln 12 und:
18 zu entnehmen, DER ee
Die Verbindungen der
I RR
a 8
Re,
sh;
Aa any are
a
ni
Er ae
_
20. Mai 1920.
x
Dr
Elektrotechnische Zeitschrät. 1920. Heit 20
} J ne N i r 2 j ' - R \
Zahlentafel 12. Lötverbindungen ohne Hülsen (Z,,, Z,, und ZL,,) der zweiten Hauptgruppe.
a D
2 220
.Ly
x
2,5.
Gruppe Li Lnr | Belastung
ne IN März i98'.. März 1918 "März 108 | | BR
m ib it Lot, mit it Lot nac
‚Draht- || Dplank Thurnlot AURDezalt. ‘blank Thuralot d. Speziaif: Ve -
enden En - . Imetallisiert|metallisiert _|metallisiert|metallisiert .W. met. | Mörsuehe, Wechsel- (W)
L „| Lot’der anzbot der |» 5 \ | | oder Gleich- ‘Versuchsbedingunge
ot Inhöffen | Thburalot | Spezial- | Inhoffen | Thuralot | Spezial- | Spezial-Weichlot Dauer h BT Ainsungen
SE k abrik 3 a fabrik Datum en strom (GI)
Draht- z | HN "in
metalle AIZAI | Stunden
Überlappg. - Amp.
(a) in mım En RT er
Nr. 198.| 194 | 161 | 162 | 237 |
= — = - - ee = men = = — — =
21. II. 18||€ 7,44 | 7,52] 6,65 | 6,52 |[7,47]| f
; x x 3 '8. IV. 18 bis 11. VIL.15 | 2260 W223 in gesättigtem Wasserdampf ca 77°C
13. VIE 18 [7,30 | 6,95 | 7,14 | 6,33-| 6,61 | 6,50) 7,62 | 7,49 | 7,25 |'7,55 2.1 1407 6,77 | 6,66 [8,20]
N “ | 2
f B ee 1 = | 17.VIL 18 bis 8. X. 18 | 2000 W 22 in sechwefl. Säure (trocken) ca 90° ©
9.X.18 7,06 6,67] 6,93.| 6,23 | 6,43. 6,36 | 7,45 7,32] 7,29 7,36 | 35 | 7,40] 6,66 | 6,57 [8,30])
5 Se SER i MEURE 23 28. X. 18 bis 6.1.19 | 1650 1W22(bis16)| in schwetl. Säure u. Wasserdampf,
10.1.19 |7,12: 6,72 | 7,05 | 6,28 6,47 | 6,52 7,60 7,42 | 7,20:| 7,15 2® 7,45 ı 7,02 | 7,02 | [8,80] “ ER bis 130° C; nachts stromlos
" ar | ER B; 2% a | 18. 1.19 bis 7. IV. 19 1900 | GL! 20 desgl., bis 103% C; nachts stromlos
10. IV. 197,10 | 6,72] 7,11 | 6,35 | 6,49 | 6,71] 7,75 | 7,46 | 7,24 | 7,21 > 7,45 | 7,09 | 7,63 [9,00] | |
: \
R Ü 8 & j s 3 | 3 ® 3 5 ; 3 15. IV. 19 2 um; mechanische Erschütterung.
22. IV. 19|| 7,20 | 6,69 | 7,46 | 6,77 | 6,60 3 s 3 3 B =. T08 E B 2: | |
a a8, 88.2 ei eds ERW
R ne 3 Re a &n & an . © &n &0 &n | ; | 2
10. 11.20 7,40: 6,82 | 7,66 }6,82| 7,06) — | — = 1. 11 — |786| — | — | /93:IV.:19 bis. 2.11.20.) 6900 | ENT m auf dem Dach des El. Instituts.
; Zahlentafel 4.
- - N h ” ii > 4
2 - Kabelschuhverbin dungen (X)
der zweiten Hauptgruppe.
Gruppe K ; Belastung
Her- - 4 b; 5 ER ARE RE,
stellung | März 1918 . | |
Drahit- {
ehe N , AlAL & 2
Lot |) "nicht gelötet Kriegslot ne nn
Sana Al blank Ai mit Verbandslot metallisiert und verzinnt ER Dauer RE ar Versuchsbedingungen
RE 2 Al mit Al mit in
Kabel- | Cu M Al Fe| M Cu | ‚Verbandslot M Cu Fe | Verb.- Stunden ”
- schuh || verz. | verz. | blank | verz. | verz. | verz. | metatlisiert.| verz, | verz. | verz. lot met. Amp:
en ER. en 3 i _ und verzinnt ie u. verz|
Niete Cu |.m.| M Fe M | Cu "| Mm | cu | Fe| Mm
Nr. 225 1. 226 227 | 228 229 230 231 | 232 233 234 235 |. 236 £ | £
A ee TREE Re Haar T en ar 7 2 = ———
= 21-112.181 7 76,80.- a: 5,54 12,1 * 4,85 7,19 \/
(3,20) (8,15) | (6,00) (8,30) | (2,80) (2,70)| (6,00) (6,00) | (2,45)| (2,40) | (3,50) (3,70) |
5 RER el \ 3.IV.18 bis 11 ‚VD. 13 2260 JM 22 in gesättigtem Wasserdampf ca 77° C
> 10.VII. 18 DÜNGeS Ben: 5,9 ‚18,1 5,20 9,10 | :
SU ei 6,431 11,7.| 14,8 | 3,34 | 2,70 | 7,05 11,2 | 2,86 | 2,43 | 3,95 | 5,10 Pi
A \ ’ \ br ’ 200 © a
Be - | 17. VI. 18 bis 8. X. 18 | 2000 W 22 in schwefl. Säure (trocken) ca 90° C
9X, 18 36,6 "83,0., 6,72 51,8 5,61 9,60 {
28,5 | 7,99] 16,0 | 17,0 | 3,38 18,34] 9,85 41,6. | 2,70 \2,95:| 5,26 | 4,33 $
i 2 h 23.X.18 bis 6.1.19 1650 .W 22 (bis16)| in schwefl. Säure u. Wasserdampf,
*12.1:19 54,2 AL 8,95 95,0 6,45 11,4 KEN ; - bis 130° C; nachts stromlos
188,9.| 20,5 | 29,4 |-17)5.| 3,33 | 5,62] 21,5 | 69,4 | 3,20 | 3,91 |,5,92 | 5,26.) e
| u 15 NH | : E ‘| 18.1.19 bis 7. 1V.19 1900 GL 20 desgl., his 103° C; nachts stromlos
10. IV. 19 2193 _ Ba ‚8,90 67,5 6,83 K,6. DR ;
IN | 41,3°| 35,3) 18,0 83,12 |, 5,78 | 22,4 | 451 | 3,46.| 8,37 | 692 | 5,42 '
» | ) EN | £ WET „11. IV.19 3: en Verschraubung der Kabelschuhe ge-
12. IV.19 33,7% 33,0 9,14 27,8 6,70 8,20 t löst, gereinigtu.wiederhergestellt
F 177, . »56,7 1.385,81 .17,5 3,41‘) 5,73 |. 5,64 |- 92,2.| 3,31 | 3,39 | 5,36 | 2,84 Re Aa
elle: a a Al M 1% Aue Aa 15. IV. 19 N RK mechanische Erschütterung:
2.1.19) 250 , | 7324 9,18 N 126 9,36 |. = |
178 1.72 17,0 | 15,4 | 3,89 | 5,79% | 5,051 22,7.1 3,55 | 8,71 |'3,12.) 6,24 }
10. 11.20 || 81,0 | 350 | 21,5 178 | 4,10.| 7,39 | 80,0... 7,50. | 5,18 | 4,34 | 8,50 | 3,5328. IV. 19. bis 2. 11.20 6900 = auf dem Dach des EI. Instituts
ETRRNEN Ei OT, FEN EN 3% 7 PR ka vie Da Arnd Kragen aa ST A a Er hr a 3 -
r \ } Pin u a Br % Bi
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 20. 20. Mai 1920
Zahlentafel 11. Schraubverbindungen (8, und 8) und Lötverbindungen
388
415 en G
Ei 50 > Aruminium+Lot Ya Ei
| i
| ü ' t
\ » D 4 ' I)
ei oe ie ; ER ED AR FEN w-12 >
5 Is.
Gruppe S S Re re Lu Lie |
Herstellung März 1918 März 1918 | März 1918 März 1918 | ° März 1918 |
Drahtmetalle } "AI—AI H ;
Sohranleh M Fe - M Fe M Fe Inhoffen . Spezial-Weichlot Inhoffen Thura-Lot Spezialf.-Lot Inhoffen _
Hülse a|ı m | m Al A| M | Fe Al m Al Are, Al Al
Nr. 20.. 10,921 1202] 208712708487, 20, | 28 | 219 | 18 | a8, | 768: | 164]. 288 | 178 Auane | 170. 180 | 077 | 1282 10 8100
21. II. 18 | 6,66 / 6,76 | 8,65 | 4,13 | 707 | 6,09 | 611 | 6,451 6,47 | 627 | 6,91 ı z11 | [7,80]'| 6,58 | 6,91 | 6,43 | 658 | 654 | 7,06 | 6,38 | 621
13. VIL. 18) 6,90 | 7,03 | 278 7,31 8,85 | 6,17 |’ 6,21 7,92 | 6,72 | 6,50 ! 7,01 7,54. | [7,99] | 6,75 7,31 6,79 \ 6,94 8,65 | 28,3 6,52 | 6,40
9. X. 18 6,93 | 7,08 718 |. 7,20 8,45 |: 6,07 | 611 9,60. | 6,68 | 6,45 | 6,98 | 7,62 ! [7,99] | 6,62 | 7,16 | 6,58 |. 6,73 9,55 | 112 6,36 | 6,28
10.1. 19 7,09 | 7,50 | 1115 7,27 9,15 | 6,14 623°1.13,9 6,90 | 6,57 7,11 8,50 | [8,10] | 6,81 7,28 6,97 6,83 | 10,4 565 6,46 .| 6,42
Mr 5 | 58
| 88, ; j 8-4 f
10. IV. 19 | 6,92 | 7,10 |,,.0&| 744 945) 6,10 | 621 !174 7,38 ' 6,57 |=7,13 !-8,60 | [820] | 6,62 | 7,16 | 701 | 6,88 9,60 |.2 8| 6:86 | 6,28
ER EN n ’ | 83 | 23%
22. IV. 19 | 7,08 | 10,8 | ER 720 | 101 | 633.) 6,86 | 352 | 680 | 6,89 | 7,38 | ä23 |[840] | 681 | 724 | 734 | 712 1125 |9%@| 650 | 6,55
ee Y 2 Ela,
| ST | : nee} NS ne A
10. 11. 20 || 7,97 | 14,6 — | 7,54: | .13,7 6,41 | 6,86 | 56,0. | 7,59 | 7,73 | 7,83 — [850] | 7,46 | 7,43 | 7,95 | 7,18 | 11,3%. 17 6,70 | 6,55
| | 1
Gruppe 1 ;
Herstellung März 1918
Hülse ohne
Lot nicht gelötet Kriegslot
sicht blank blank Al mit Thuralot Al mit Lot der | Almit Verbandslot| Al mit Verbandslot| Al mit Thuralot it-Thuralot
Drahtonden | "geschait | Feschalt ee
Drahtmetalle BAAR er ae Al-Cu Al-Cu Al-Cu Al-Cu Al—Cu Al-Al
Neu © 209 210 211 212 201 202 19 |.>.200 197 198 203 | | ..204 205 |.1206 27 | 208
y = Ve: BERaSEn = : FERN
21. IL 18 162 130 72,8 7183| 698 7983| 5565| 579 | 552 | 532 | 581. | 5,56 3,14 455 | 5,71 | 5,81
13. VII. 18 64,0 | 50,0 |°..96,3 | 141 12,5 7,86| 14,6 |. 900.| 5,87.'|. 5,86 | 6,61 | 5,90 4,72 4,98 | 5,99 | 694 |’
9. X, 18 90,5 43,0 61,0 | 156 875 9,65) 28,4 | 17,0 6,00 6,14 731 \. 5,96: | 4,70 15,00 |.5,98 | 6,26
10. I. 19 139 90,5 | 218 293 235 | 450 412 | 23,1 658 | 677. | 808 | 692 !' ass 5,08 16,20 | 6,68
10, IV. 19 85,0 67,0 27,6 191 200 23,6 150 17,8 6,58 6,86 8,20 6,26 4,95 5,65 6,16 6,82
\ neben Ba neben i
22, TV. 19 z —_ _ e= _ 225 -— 27,3 12,4 Würg- | 48,1 | 8,10 | Lötstelle | 5,80 7,04 7,68
stelle ge- gebrochen )
brochen } ? Y
10. I. 20 Sa == — ur ne 275 —_ 35,7 67,7 sn 19,8 175 Are 9,80. 1170 9,70
Schräglötungen ohne Hülsen, Lig. Zip. | Drahtenden vor dem Verwürgen ist den Zahlen- | den Flachseiten eingedrückt (Zwiekverbin- EI
Vgl. den Kopf der Zahlentafeln 12 und 18. tafeln 13 und 19 zu entnehmen, dort ist auch | dung). We: j SE
Die Gruppe L ‚, wurdein der Werkstatt des
Instituts in derselben Weise wie die Flachlötun-
gen L,, hergestellt. Die Gruppe 7 ‚„ entstammt
dem Kabelwerk der Siemens-Schuckertwerke.
Die Drahtenden sind hierbei nach einem beson-
deren Verfahren der $.S.W. metallisiert und
mit Spezialweichlot verlötet.
Würgverbindungen, W,, W,.W,undW..
Vgl. die Zahlentafeln 13 und 19.
Bei der Gruppe W, sind die Drahtenden
ohne Hülse verdrillt. Die Behandlung der
angegeben, in welchen Fällen die verwürgten
Drähte verlötet wurden.
sind die Drahtenden vor dem Verwürgen in
eine Hülse gesteckt, deren Metall in den Zahlen-
tafeln angegeben ist.
und W, sind im Kabelwerk der Siemens-
Schuckertwerke hergestellt. Bei W, wurde
die Würgstelle durch Eintauchen in Spe-
zialweichlot verlötet. Die Verbindungen. der
Gruppe W, sind nieht gelötet, auch nicht
eigentlich verwürgt, sondern die Hülsen
nach einem Verfahren der 8. $.W. an
Bei der Gruppe W,
Die Verbindungen W,
Kabelschuhverbindungen, Ri
Vgl. den Kopf der Zahlentafeln 14 und 20.
Die Kabelschuhe sind aus 1 mm starkem.
Blech hergestellt, um die Schleife des 2,5 mm
starken Aluminiumdrahtes gebogen und durch
zwei unverzinnte Nieten mit der Drahtschleife
vernietet. Ein kleiner Teil der Verbindungen
ist nach dem Nieten noch mit Kriegslot gelötet.
Die Verbindungen sind am Kopfe der Zahlen-
tafeln 14 und 20 zusammengestellt, -
z
20. Mai 1820.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heft 20.
389
mit Hülse (Zy, Zyy, Zua Eu und Zu der zweiten Hanptgruppe
in
Fre Ben
Ir Tape RR
en: °
t &o
A .
w—3o A NUREG
Lu
Lis Belastung
März 1918 h
Versuche- |Wechsel- (W) oder
N ra-L ot Tnufälos und Datum Dauer Gleichstrom (Gl) Versuchsbedingungen
riegslo : .
in
Al’ Cu-Draht Sta je
13. |, 1m
6,38 6,39 |
| ) 8. IV. 18 bis 11. VII. 18 2260 Ww 22 in gesättigtem Wasserdampf ca 77° C
6,69 6,64 Eu -
| 17; VO. 18 bis 8. X. 18 2000 Ww.22 in schwefliger Säure (trocken) ca 9° C
6,64 6,49 5,08 613° \,
| 28. X. 18 bis 6. I. 19 1650 W 22 (bis 16) ın a neer Bönte und Wasserdampf bis 130° Q;
6,35 6.9 5,07 7,72 + Ve
u 2 en | SE 18. LT. 19 bis 7. IV. 19 900 GI % in Bomonagı, Dhure und Wasserdampf bis 108° C;
N h x £ | ; 15. IV. 19 8 Bi; mechanische Erschütterung
5,25 7,21 7,60 | 7,06 ü 5,22 Nee, W
; 23. IV. 19 bis 2. II. 20 6900 AR auf dem Dach des El. Instituts
7,74 7,23 8,20. | 11,60 514 | 0 —
W; und W,;) der zweiten Hauptgruppe.
25
MI
f
20
h 1 in
8
Belastang
März 1918
März 1918
März 1918 -
Al blank |
Cu verzinnt
ohne
Cu verzinnt
| Weclisel- (W)
nieht gelötet Spezial „Weichlot nicht gelötet Vorsuchs:
Al mit ae Dauer oder Gleich- Versuchsbedingungen
Alblank| Tn. Ent Kay Datum f \ strom (GZ)
blank Cu verz.\.metall.|' nach besonderem Verfahren der S.8.W. metallisiert ' Zu | }
N E Cu verz, ei ' Stunden | ai
Al—Al Al—Cu’ Al—Al Al-Al AUR.
213 214 215 |..216 167 168 |.20: 166 166 239 | A
3 Is 1 h ya I a7 Me SR FRE WET ZGE ji Fa u ir er ae TR IT be 7, | ) TR“ BT. ‚7 > =
325 | 19 | 528 | 4683| 855 835 |f103] | 6,38 7,39 [7,67] | |
. \ : - 18. IV. 18 bis 11. VIL 18 I. 2260 | W232 in gesättigtem Wasserdampf ca. 77°C
103 85,0) 28,3 6,78 8,75 8,55. 1. [10,7] 7,05 \' 8,10 [7,67]
a j | 17. VII. 18 bis 8. X. 18) 2900 W2 in schwefl. Säure. (trocken) ca. 90° C
14 |:114 | 165 | 9,65 | 8,65 8.45 | [10,5] | 15,0 © 11,7 | [7,60] 11°. |
28 X.18 bis 6.1.19. | 1650 . |W22 (bis 16) | in roh, a Er VE
230 | 139 | 170.1 1936 | 10,3. 105 | am | 186. | 240. | [7,96] Kea RC ne ee ra
= = RE | 18.1.19 bis 7.IV.19 | 1900 GE20 >| m Schwefl, Sure nad Wasserdampf,
| E s 10: 35 t Ss
218 | 380 | 13,8. |.16,0 | 8,70 | 8,50 ersten | 500 158 | [8,50] un ‚A a a dehrege
2 N are Ve 15. iv: 19 as per mechanische 'Erschütterung
[e — | 142 126,9 | io Iv.ı0 | 1.IV.ı N N | [8,60] RT
EVEABSnESbröchau 23. IV. 19 bis 2. IT.20 | 6900 2 auf dem Dach des El. Institute
_ — | 450. 1100 = — en a — | [9,40] =
| |
3. Unterenchungen an der ersten und zweiten
Nr.
neten Teil
Hauptgruppe.
a 4. Dis Verbindungen Nr. 161 bis 240 (vgl.
die Zahlentafeln 11 bis 14) wollen wir als zweite
Hauptgruppe bezeichnen. Von diesen wurden
161 bis 236 zusammen mit dem
Sehlusse des Abschnitts
der Verbindungen der
Hauptgruppe auf die Rlemmbretter (Abb. 1)
3 näher
des Blechkastens aufgeschraubt.
Kabelschuhverbindungen wurden zu diesem
Zweck je zwei Kabelschuhe nach Abb. 4
dureh Eisenschrauben und -muttern mitein-
am
bezeich-
ersten
Bei den
ander verschraubt;
Abb. 4.
Verschraubung freier Kabelsebuhverbindungen
mit Spannungsdraht zur Widerstandsmersung:
um auch den Widerstand
jeder einzelnen Kabelschuhverbindung ; messen
zu können, wurde mit der Eisenschraube ein
Spannungsdraht. verbunden (vgl. Abb. 4).
die Kontaktwiderstände
Spannungsmessung in der früher beschriebenen
Weise bestimmt. Die Widerstände sind für die
Verbindungen der ersten Hauptgruppe in die
alten Zahlentafeln 1 bis 5 eingeschrieben. Sie
stimmen im allgemeinen mit den einige Wochen
vorher gemessenen Widerständen überein. Nur
der größte Teil der Schraub- und Nietverbin-
dungen, die Aluminium enthalten, hat sich ge-
ändert, wodurch wieder bestätigt wird, daß die
Schraub- und Nietverbindungen der ersten,
Hauptgruppe, die Aluminium enthalten, unzu-
verlässig sind. Die Widerstände der Verbindun-
In der Zeit vom 21. bis 23. III. 18 wurden
durch Strom-
und
390
\
gen der zweiten Hauptgruppe sindin den neuen
Zahlentafeln 11 bis 14zu finden. Bei den Kabel-
schuhverbindungen (Zahlentafel 14) wurde ver-
sehentlich nur der gesamte Widerstand von je
zwei miteinander verschraubten Kabelschuh-
verbindungen gemessen. Die in Klammern bei-
gefügten Widerstäfde der einzelnen Kabel-
schuhverbindungen sind geschätzt. Auffallend
ist der hohe Widerstand einiger Würgverbin-
dungen. Es sind dies _die Verbindungen
von Aluminiumdrähten, mit und ohne Alu-
miniumhülsen, bei denen die Drahtenden nicht
metallisiert waren (Nr. 209, 210, 211, 213, 214).
Die Holzrahmen mit den aufgeschraubten
Verbindungen wurden hierauf in den mit Was-
serdampf gesättigten Blechkasten eingebautund
vom 8. IV.18 bis 11. VII. 18 (2260 Std.) mit
2% A Wechselstrom dauernd belastet. Dielosen
Verbindungen (Nr. 2387 bis 240) wurden am
schaben der Drahtenden unmittelbar vor dem
Verdrillen scheint nicht viel zu nützen. Eine
merkliche Zunahme des Widerstandes zeigen
auch die Verbindungen Nr. 201 (W,, Al—Cu,
mit Thuralot metallisiert), Nr. 199 und 200
(W,, Al—Cu, mit Lot der Spezialfabrik metalli-
siert) Nr. 215 (W,, Al blank—Cu-Cu) und |
216 (W, Al—Cu—Cu, mit Thuralot me-
tallisiert). Selbst der Widerstand der ge-
löteten Würgverbindungen W, hat zum größten
Teil zugenommen, Die gelöteten Würgverbin-
dungen der $.8.W. (W,), Nr. 167, 168 und 240
haben sich nicht wesentlich geändert; eine sehr
merkliche Widerstandszunahme haben aber die
mit Strom belasteten Zwickverbindungen der
$.8.W. Nr, 165 und 166 erfahren. a
Die Widerstände der Kabelschuhver-
bindungen, bei denen die Drahtenden nicht
metallisiert sind (Nr. 225 bis 228) und die un-
Boden des Kastens (stromlos) aufbewahrt. Die_|_verlöteten Verbindungen mit Kabelschuhen aus
Widerstandsangaben sind für diese Verbin-""
dungen in eckige Klammern gesetzt (vgl.
Zahlentafel 11 bis 13), um sie von den be- |
lasteten Verbindungen hervorzuheben. Die
Temperatur im Kasten war etwa 77°C. Wäh-
rend der Belastung wurden die Nietverbindung
Nr. 49 (N,, AI—M), die Stumpflötung Nr. 147
(L,, Al—Zn) und die Schräglötung Nr. 193
(Lyg, Al—AI) zerstört und mußten abgeschaltet
werden.
Am 12. und 13. VII. 18 wurden die Wider-
stände gemessen (vgl. die Zahlentafeln 1 bis 5
und 11 bis 14). Die Verbindung Nr. 142 (L,,
Al—Fe) zerbrach nach der Messung.
Die Widerstände der Schraubverbin-
dungen der ersten Hauptgruppe haben sich
im allgemeinen wesentlich erhöht; .nur die
lackierten Schraubverbindungen mit Messing
und mit Eisenhülsen ($,, Nr. i
39 bis 42) haben sich un-
Aluminium (Nr. 231 und 232) sind beträchtlich
größer geworden. Auch die übrigen Kabel-
sehühverbindungen zeigen eine merkliche Wi-
derstandszunahme, doch ist hierbei zu berück-
sichtigen”"daß der Widerstand der Verschrau-
bung (vgl. Abb. 4) mitgemessen wurde.
Die Widerstände wurden dann wieder in
den Blechkasten eingebaut und vom 17. VII. 18
bis 8. X. 18 (2000 Sta.) mit 22 A Wechselstrom
dauernd belastet. In die Unterwand des Blech-
kastens wurde hierbei schweflige Säure geleitet;
die Wasserschale im untern Teil des Kastens
war entfernt. Abb. 5 stellt die Versuchs-
anordnung dar. - Inlvaser, 5
der Flasche F befin-
det sich eine konzen-
tiierte Lösung von
Natrium _sulfurosum
AR
bedeutend geändert. Die Ver-
bindungen der Gruppe S, mit
Aluminiumhülsen (Nr. 33 und
34) sind wesentlich besser ge-
worden, doch hat diese Besse-
Abb. 5. Versuchsanordnung für die Erzeugung schwefliger Säure,
die in den Blechkasten geleitet wird.
rung, wie die späteren. Messungen zeigen
werden, keinen Bestand und beweist nur,
daß die Schraubverbindungen mit Aluminium-
hülsen und -schrauben unsicher sind. Von den
Schraubverbindungen der zweiten Hauptgruppe
hat sich nur der Widerstand von Nr. 222 ($,)
mit Eisenhülse wesentlich geändert.
Von den Nietverbindungen der ersten
Hauptgruppe haben die Verbindungen ohne
Aluminium keine wesentliche Änderung, erfah-
ren. Die Verbindungen Nr. 77 und 78 (N,
AI—AI) und Nr. 50 (N,, AI—M) sind vorüber-
gehend besser geworden.
Von den Lötverbindungen mit mas-
siven Hülsen haben sich nur Nr. Lund 2 (Z,
mit Zinkhülsen) der ersten Hauptgruppe we-
sentlich verschlechtert.
Die übrigen Lötverbindungen haben
sich mit Ausnahme von Nr: 177 und 178
(Zi, Al—Al—AIl) nicht wesentlich geändert.
DieWürgverbindungen der GruppenW,
und W, weisen zwar teilweise nur eine mäßige
Zunahme des Widerstandes auf, im allgemeinen
haben sie sich aber schlecht bewährt. Beson-
ders schlecht sind die Würgverbindungen, bei
denen beide Drähte aus Aluminium bestehen
und die Drahtenden nicht metallisiert sind
(Nr. 209 bis 214), gleichgültig ob sie mit
oder ohne Hülsen verwürgt sind. Auch Blank-
[43
Elektrotechnische Zeitschrilt. 1920. Heit 20.
m —
Abb. 6. Versuchsanordnung für die Einleitung von schwefliger Säure
f
80. Mai'1920.
gut gehalten hatten, zeigen jetzt Nr. 123 (L,,
Al—AI), 20% (W,, Al—Cu), 165 und 166 (W,,
Al—Al) eine deutliche Zunahme des Wider-
standes. Im großen ganzen scheint aber
der Einfluß der trockenen schwefligen
Säure nieht schädlicher zu sein als der
mit Wasserdampf gesättigter Luft.
Die Vermutung lag nahe, daß durch Feuch-
tigkeitsniederschlag auf die Kontaktstellen die
Zerstörung. der Verbindungen wesentlich be-
schleunigt werden würde. Um diesen Nieder-
schlag herbeizuführen, wurde in der Zeit vom
28.X.18 bis 6.1.19 (1650 Std.) folgender Betrieb
eingeführt: Von 9 Uhr morgens bis 4 Uhr
nachm. (7 Std.) wurden die Verbindungen mit
Wechselstrom belastet. Kurz vor dem Ein-
schalten (9 Uhr morgens) und kurz nach dem
Abschalten des Stromes (um 4 Uhr .nachm.)
wurde, 20 Min. lang ‘Wasserdampf in den.
Blechkasten eingeführt. Während der ganzen
Zeit wurde in der früher erläuterten Weise
' schweflige Säure in den Blechkasten geleitet;
das Niveau der Säure im Becherglase g wurde da-
bei (Abb. 5) so eingestellt, daß alle 15 Sekunden
ein Tropfen 50-prozentige Schwefelsäure in die
Flasche Ftfiel. Die Entwicklung von schwefliger
Säure ging also ungefähr viermal, so schnell
vor sich wie bei dem früheren Versuch. Bis
6. XII. 18 betrug der 'Belastungsstrom 22 A.
Dabei stieg die Temperatur unmittelbar vor der
täglichen Stromunterbrechung von 80° C am
98. X. 18 auf 130° C am 6. XII.18. Der Strom
wurde dann auf 16 A verringert. Die Tempera-
4
LIT? ETT
. in den Blechkasten (Deckel abgenommen).
eryst., in dem Becherglase g 25-prozentige
Schwefelsäure. Das Niveau der Schwefelsäure
im Becherglase wird durch die Flasche auf kon-
stanter Höhe erhalten. Es wurde so eingestellt,
daß etwa alle 30 s ein Tropfen Schwefelsäure
dureh das Kapillarrohr k in die Flasche F fiel.
Die dabei in F entwickelte schweflige Säure
wurde in eine Öffnung am Boden des Kastens
geleitet. Über der Öffnung wurde in etwa
30 mm Entfernung vom Boden ein Holzbrett b
angeordnet, um zu verhindern, daß die schwef-
lige Säure unmittelbar gegen die darüber liegen-
den Verbindungen strömte. Wie bei allen Ver-
suchen sorgten auch ‚hier die Ventilatorflügel
(vgl. Abb. 8) für eine gleichmäßige Verteilung
der Gase im Kasten. Die Lufttemperatur im
Kasten schwankte zwischen 75 und 100° C und
war im Mittel etwa 90°C. Abb. 6 stellt die
photographische Aufnahme der Versuchsanord-
nung dar, wobei der Deckel des Blechkastens
abgenommen ist.
Während der Belastungszeit zerbrachen
die Verbindungen Nr.122 (Ls, Al—Fe) und 146
(L., Al—M). Die Verbindungen Nr. 117, 118
(L,, Al—Cu) und 119 (L,, AI—M) zerbrachen
unmittelbar nach dem Abschalten. '
Am 9. X. 18 wurden die Widerstände ge-
messen (vgl. die Zahlentafeln 1 bis 5 und 11
bis 14). Von den Verbindungen, die sich bisher
tur im Blechkasten stieg’in der Zeit vom 7. bis
25. XII. 18 von 62 auf 97°C. Am 25. XII..18
zerbrachen zwei Flügel des Ventilators; die
schwetlige Säure hatte das 0,5 mm starke Eisen-
blech, aus dem die Flügel hergestellt waren,
zerstört. Nach dreitägiger Betriebspause wur-
den die Verbindungen wieder in der früher an-
gegebenen Weise mit 16 A belastet, wobei die
Temperatur im Blechkasten zu 82 bis 880 0 ge-
. messen wurde.
Während der Stromunter-
brechung sank die Temperatur im Blechkasten
stets auf die Zimmertemperatur, diese war in
‚der. Nacht etwa 15° €. j
‚ Während der Belastung zerbrach die Ver.
bindung Nr. 95 (Z,, Al—Cu). Nach der Ab-
schaltung brachen die Verbindungen Nr. 123
(L;,, Al—Al), 140 (L,, Al—Al) und 240 (W,,
AI—Al), ihre Widerstände konnten deshalb
nicht mehr gemessen werden, Mit Nr. 140 waren
alle Verbindungen der Gruppe Z, gebrochen.
In den Abb. 7a—f sind die photographischen
Aufnahmen der Kontakte nach Beendigung
des Versuchs wiedergegeben. Die Korrosiönen
auf den Messingklemmen sind deutlich sichtbar.
Die an die Verbindungen angeschriebenen Zah-
len entsprechen den Nummern in,den .Zahlen-
tafeln 1 bis 5 und 11 bis 14. Die zerbrochenen
Verbindungen sind durch einfache. Drähte er-
setzt und nicht bezeichnet. An den Verbindun-
20. Mai 1820.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 20
39l
gen Nr. 9 und 10 (Abb. Ta) ist zu erkennen,
wie sich der Lacküberzug von den Hülsen ab-
gelöst hat. F
In der Zeit vom 6. bis 12. I. 19 wurden die
Widerstände gemessen. Der Einfluß der feuch-
“ten schwefligen Säure war bei weitem nicht so
groß, wie man erwarten sollte. Von den Verbin-
”
h Bu} = Te - 2
Ar BR wi AIRES ELBE
Ei x
dungen, die sich bisher ‚ut gehalten hatten,
zeigten nach der Widerstandsmessung nur Nr.
101 und 102 (Z,, Al—-A1), 219 (8, AI—Fe-A)),
172 (L,,, Al—Al—Al), 165 und 166 (von Strom
"durchflossene wiekyerbindungen W, der
$.8.W.) eine wesentliche Widerstandszunahme.
Die Verbindungen.Nr\ 50 (N,, AI—M) und 222
(S,, Al—Fe—Al) hatten sich gelockert und
mußten für die folgenden Versuche ausgeschie-
_ den werden. Die große Widerstandszunahme
des ganzen Stromkreises, die sich durch schnelle
Temperatursteigerung im Blechkasten kennt-
lich machte, war weniger auf die untersuchten.
Kontaktverbindungen als auf die zahlreichen
Verschraubungen mit den Messingklemmen zu-
rückzuführen, durch welche die Verbindungen
in Reihe geschaltet waren.
Abb. 7e.
‘Am 18. I. 19 wurden die Verbindungen wie-
der in den Blechkasten eingebaut und in dersel-
ben Weise unter schweflige Säure und Wasser-
dampf gesetzt, wie bei dem letzten Versuch. Die
auf dem Holzrahmen befindlichen Verbindun-
gen wurden jedoch jetzt nicht mitWechselstrom,
sondern mit Gleiehstrom gespeist, um fest-
zustellen, ob Gleichstrom eine schnellere Zer-
störung der Verbindungen herbeiführen würde.
‘Bei den Verbindungen mit Drähten aus ver-
x ‘
schiedenen Metallen (Tafel 2, 4, 5 und 18)
ist durch Pfeile die Stromrichtung angegeben.
Bis zum 20. I. 19 betrug die Stromstärke 18 A,
die Temperatur bei dertäglichen Unterbrechung
betrug etwa 60° C im Kasten. Am 20. I. 19
wurde der Strom auf 22 A erhöht; die Tempera-
tur stieg dabei bis auf 10800, Der Strom wurde
Abb. 7f.
Abb. 7a bis f. Photographische Aufnahmen der Kontaktverbindungen am 6. I. 1919.
deshalb wieder auf 20 i, verringert, wobei die
Temperatur vor der täglichen Stromunter-
brechung zwischen 80 und 87° C schwankte.
Im stromlosen Zustande sank, die Temperatur
im Blechkasten fast auf die Zimmertemperatur,
nämlich auf etwa 10 bis 15°C. Am 7. IV. 19
wurde (nach 1900 Std.) der Betrieb eingestellt.
‘In der Zeit vom 7. bis 12. IV. 19 wurden
die Widerstände gemessen. Kurz vor der Mes-
sung zerbrachen die Flachlötungen Nr. 116
er
u
er: Ania
392
+
Elcktrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 20.
20. Mai 1820.
L,, Al—Zn), 121 (L,, Al—Fe) ünd 102 (Z,,
Al—Al). Die bisher zuverlässigen Verbindun-
gen haben sieh zum größten Teile nicht verän-
dert, woraus man schließen darf, daß Gleich-
strom die Kontaktverbindungen nicht merklich
schneller zerstört als Wechselstrom. Eine
wesentliche Widerstandszunahme weisen nur
die Lötverbindungen Nr. 1 (Z,, Zinkhülse) und
182 (Z,, Kupferdrahtumwicklung) und die
Kabelschuhverbindungen Nr. .225 (Cu), 226
(M) und 227 (Al) auf. Eine merkliche Wider-
standszunahme haben ferner die Schraubverbin-
dung Nr. 219 ($,, Eisenhülse) und die Würg-
verbindungen Nr. 199 und 206 (W,. Al—Cu)
und 216 (W,, Al—Cu) erfahren.. Die .Wider-
standsmessung der Kabelschuhverbindungen
wurde wiederholt, nachdem die Verschraubun-
gen der Kabelschuhe (vgl. Abb. 4) gelöst, die
Kontaktstellen blank gefeilt und die Verschrau-
bungen wieder hergestellt waren. Durch Ver-
gleich der Widerstandswerte vom 10. IV. 1919
und 12. IV. 1919 in Zahlentafel 14- erkennt
man den Anteil der Verschraubung an der ge-
samten 'Widerstandszunahme der. Verbindun-
gen. Bei den Kabelschuhen aus Al (Nr. 297,
231, 232 und 236) ist ein wesentlicher Teil der
Widerstandszunahme des Kabelschuhes auf die
Verschraubung zurückzuführen.
Die Verbindungen,
unter 100.10” Ohm blieb, wurden hierauf
zusammen mit den Verbindungen der dritten
Hauptgruppe, noch mechanischen Beanspru-
chungen ausgesetzt. Diese Versuche sollen aber
erst besprochen werden, nachdem über einige
Untersuchungen an der dritten Hauptgruppe
berichtet ist.
(Fortsetzung folgt.)
Die erforderliche Trägheit von
Überstrom-Zeitrelais.
Von Wilhelm Höpp, Oberingenieur der AEG-
Apparatefabrik in Berlin.
(Schluß von 8. 374)
In bezug auf die zweckmäßige Einstellung
des Relais sind zwei Fälle zu unterscheiden.
Wenn z. B. eine genau berechnete Maschine
dauernd voll belastet ist, so erreicht sie gerade
ihre garantierte . höchstzulässige Temperatur
und jede Überlastung, theoretisch der kürzeste
Stromstoß, würde einÜberschreiten der Höchst-
temperatur zur Folge haben. Wäre das Relais
auf diesen Vollaststrom eingestellt, so würde es
bei jeder kleinsten Überlastung ebenfalls sofort
ansprechen und den Betrieb rechtzeitig unter-
brechen. Es ist klar, daß eine derartige Einstel-
lung in der Praxis nicht statthaft ist. Es muß
dann entweder noch eine Reserve in der Ma-
schine vorhanden sein, d. h. die höchst zulässige
Temperatur wird beiDauerbetriebnicht erreicht,
oder aber, falls dies der Fall wäre; dürfte die
Maschine mit Rücksicht auf Stromstöße dann
nicht dauernd voll belastet werden. Es kommt
hier offenbar darauf an, was man unter „‚höchst
zulässiger Temperatur“ versteht, die der Dauer-
last entsprechende garantierte Temperatur oder
die auf alle Fälle höhere Gefahrtemperatur, bei
welcher bereits eine Verschlechterung der Iso-
lation eintritt. Offenbar tritt. hier ‚ein neuer
Gesichtspunkt zutage, der bei den bisherigen
Zeitrelais gar nicht in Betracht kam wegen
deren schlechten Empfindlichkeitsgra.des.
si Eshängt ganz von der Art des Betriebes ab,
wie hoch man die Einstellung der Relais zweck-
mäßig wählt. Ist die Maschine nicht voll be-
lastet, so sollte man auf den Normalstrom der
Maschine einstellen. Ist dagegen eine geringe
‚dauernde Überlastung zulässig, so gestattet das
Relais auch eine Einstellung um etwa 5% über
den Normalstrom, Eine höhere Einstellung, wie
dies bei mechanischen Relais infolge geringer
Empfindlichkeit derselben und der kleinen Aus-
lösezeit erforderlich war, fällt beim richtig be-
messenen thermischen Relais vollständig fort,
deren Widerstand.
denn sein Empfindlichkeitsgrad ist, wenn man
darunter das Verhältnis von Rückgangsstrom-
stärke zu Anzugs-(Grenz-)Stromstärke ver-
steht!), gleich der Einheit, während bei elektro-
magnetisch wirkenden Relais, dieser selten über
0,8 kommt, meistens aber geringer ist,
Es ist ein ganz besonderer Vorteil, daß man
über die Schaltzeiten nicht mehr besorgt zu sein
braucht, denn da das Relais eine wesentlich
kleinere Trägheit aufweist als die Maschine oder
Leitung, so ist jede Überhitzung der Anlage aus-
geschlossen, ohne anderseits befürchten zu müs-
sen, daß eine vorzeitige Unterbrechung des Be-
triebes eintritt.
Wie die Verhältnisseliegen, geht am besten
aus Abb. 15 hervor. Es sind dort die Stromzeit
[72 2 Y 6 6 %0 72 74 76 78
Abb. 15. Stromzeitkurven für verschiedene Teile
eines Stromkreises.
kurven für Belastung vom kalten Zustand auf-
getragen, u. zw. für eine 500 A-Leitung, das
neue thermische Relais und vergleichsweise die
Kurve eines elektromagnetischen Zeitrelais.
Beide Relais sind auf 500 A Grenzstrom einge-
stellt. Ferner ist noch die gleiche Kurve der er-
forderlichen Grobschmelzsicherung eingetragen
für den Fall, daß eine unverzögerte Auslösung
die sofortige Ausschaltung bei Überschreitung
des dreifachen Stromes, also bei 1500 A, herbei-
führt, im übrigen aber durch das thermische
Relais bewirkt wird. Man ersieht aus den Kur-
ven, daß bereits die Leitungen mit einer außer-
ordentlichen Trägheit behaftet sind und daß
dieselben imstande sind, beträchtliche Über-
lastungen unbeschadet während vieler Minuten
zu tragen!). Die Wärmeträgheit einer 500 A-
Maschine ist noch ganz erheblich größer und
deren Kurve liegt weit außerhalb der Abb. 15.
Die Überlastungszeiten werden natürlich
mit steigender Erwärmung entsprechend ge-
ringer, aber das Verhältnis der Zeiten des Re-
lais zu denjenigen der Leitung und Maschine
bleibt annähernd dasselbe. Das elektromagne-
tische Relais würde dagegen in allen Fällen die-
selben Schaltzeiten beibehalten, unabhängig.
vom Wärmezustand der Anlage, Es kann die
Anlage also nur in ganz bestimmten Fällen ge-
nügend schützen.
Es ist verständlich, daß man infolge der
Gewöhnung an kurzzeitige Zeitrelais und wegen
der Unsicherheit über den wirklichen Wärme-
zustand einer Anlage keinerlei richtigen Maß-
stab dafür hat, welche Schaltzeiten zulässig sind
oder nicht. Daher werden auch häufig in be-
zug auf die Auslösezeiten der Relais die wider-
sprechendsten Forderungen gestellt. Alle diese
Fragen erübrigen sich durch die Verwendung
einwandfreier thermisch wirkender Zeitrelais.
In Gleichstromanlagen werden vielfach
außer den Überstromschaltern noch die oben
erwähnten Grobsicherungen vorgesehen, die
dann in Wirksamkeit treten sollen, wenn
aus irgend einem anderen Grunde einmal
die automatischen Apparatetim Augenblick
der Gefahr nicht zur Ausschaltung kommen,
Obschon dieser Fall äußerst selten oder gar
nicht vorkommt, wenn die Apparate in ord-
nungsmäßigem. Zustand gehalten werden, so
erhöht eine derartige Grobsicherung doch das
Gefühl der Sicherheit, und man kann derselben
s
N Ne no hkeitsgrad ink yon SER Autoren
uslöseverhältnis bezeichnet, worden.
') Vgl. Apt, „ETZ“ 1908, 8. 409.
| daher, wenn sie richtig angebracht und be
messen ist, eine gewisse Berechtigung nicht ab--
sprechen.
. Damit diese Sicherung nicht vorzeitig zum
Abschmelzen gelangt, soll sie nicht zu schwach
gewählt werden. In obigem Beispiel (Abb. 14)
muß der Grenzstrom, wenn es sich um eine ge-
"von etwa 600 A entsprieht!). Ein Überschnei-
den der Stromzeitkurven von Sicherung und
Relais findet dann erst oberhalb des dreifachen
Stromes etwa bei 1600 A statt.
Bei Dauerbelastung mit 500 A bleibt diese
Sicherung fast kalt und der Energieverlust ist
daher gering. WR
° - Es können nun auch Fälle vorkommen, wo
die Abkühlungsverhältnisse sich stark ändern,
z. B. beim Ausbleiben der künstlichen Maschi-:
‚nenkühlung. Alsdann mag es zweckmäßiger er-
scheinen, die Temperatur an der gefährdetsten
Stelle selbst dazu auszunutzen, eine.selbsttätige
Ausschaltung herbeizuführen. Auch für diesen '
Fall läßt sich das beschriebene Relais ohne ‘
wesentliche Änderungenleicht herrichten. Dann
wird das vom Strom durchflossene Heizsystem
durch ein dünnes, leicht biegsames Heizröhr-
chen ersetzt, welches in mechanischen Kontakt
mit einer geeigneten Stelle in der Maschine ge-
bracht wird. Das Röhrchen % (Abb. 16) erhält
Abb. 16. Thermisches Überstrom-Zeitrelais als Kontakt-
: thermometer zum Einbau in Maschinen.
eine genügende Länge und ist von möglichst '
geringem Durchmesser, um es bequem in die
Maschine einführen zu können.
Es bestehen hier natürlich Schwierigkeiten,
welcher-Punkt der Maschine am geeignetsten
ist und ob die Gefahrstelle überhaupt zugäng-
lich ist. Welche Stelle auch gewählt werden
mag, eine derartige Anordnung kann natürlich
nicht gleichzeitig den übrigen Teil des Strom-
. kreises gegen jegliche Überlastung sichern, und
es werden immer noch weitere Schutzmaßregeln
für die Leitung erforderlich sein.
Ferner haften allen derartigen, thermisch
wirkenden Schutzeinrichtungen, bei welchen
die Wärme nicht unmittelbar im Zeitelement
erzeugt, sondern durch Wärmeleitung über-
tragen wird, sehr lästige Fehler an, die darin
‚bestehen, daß nur bei langsamer Durchwär-
mung die Auslösung bei der richtigen Tempera-
tur erfolgt, bei hohen Überlastungen dagegen.
zu spät; ferner darin, daß nach erfolgter Aus- .
lösung eine sofortige Wiedereinschaltung des
Stromkreises unmöglich ist, weil die Kontakt-
bewegung stets mit einer zeitlichen Nacheilung _
hinter der Temperatur (Nachkriechen) ver-
bunden ist. Selbst bei ziemlich dünnen Isolier- .
schichten zwischen dem Thermometerrohr und
Maschinenwicklung entstehen starke Über-
hitzungen, wie folgendes Beispiel zeigt.
Bei einem 1/; PS-Hauptstrommotor wurde
ein 3 mm starkes Thermometerrohr auf eine
Länge von 150 mm dicht zwischen die Polkan-
ten und Feldspulen gepreßt. Bei 100% Über-
lastung vom kalten Zustand aus erreichte die
Übertemperatur der Feldspulen einen um 60%
zu hohen Wert. IS
4) Nach den neuesten Schaltapparate-Vorschriften
des V.D.E. $ 25 soll der Gıenzstrom gewöhnlicher Streifen-
sicherungen das 1,6- bis 1,8-fache des Nennsiromes betragen.
wöhnliche offene Streifensicherung handelt,
' etwa 1100 A betragen, was, einem Nennstrom
20. Mai 1920.
Eine sehr zweckmäßige Anordnung. zur
Temperaturbegrenzung von Maschinen besteht
i in der Vereinigung beider Anordnungen, also
direkte Beheizung des Zeitelementes durch den
Verbrauchsstrom und An- oder Einbau in die zu
schützende Maschine. Eine derartige Anord-
nung wurdeauf Veranlassung des Reichsmarine-
amtes für einen Turbogenerator für ca 2000 A
Dauerstrom ausgearbeitet. Ein Zeitrelais nach
Abb. 17 u. 18 wurdein den Abluftstutzen einge-
Abh. 17. 'Thermisches Überstrom-Zeitrelais der AEG,
Form TZ2, für 2000 A. (Vorderseite, geöffnet.)
"baut und bei den Überlastungsversuchen die
Temperaturen an verschiedenen Punkten des
Generators gemessen, u. zw. in dem Augenblick,
wenn das vom Relais betätigte Warnungssignal
ansprach. Ferner wurden die Auslösezeiten no-
tiert. Die Überlastung erfolgte jedesmal vom
. Abb’is. AEG-Zeitrelais Form TZ2 für 2000 A.
: (Rückansicht.) BEN:
bis zur Auslösung konstant gehalten. Das Er-
gebnis der Versuche zeigen Abb. 19 u. 20. Voll-
laststromstärke und zugehörige Temperatur bei
Daueilast sind mit 100% bezeichnet. Wie man
sieht, liegen trotz der beträchtlichen Über-
lastungszeiten (Abb. 20), die das Relais gestat-
100
ITERN
80 m 1
an
[7 IN 200 U0: 550 7:602 7007602907100
R% Überstrom % ? ,
Abb. 19. Temperaturen in einem 2000 A-Turbogenerator
im Augenblick der Abschaltung durch ein TZ2-Relais.
- bei Überlast.
tet, die Temperaturen (Abb. 19) stets unterhalb
der Normal- oder Höchsttemperatur. Die Kur-
ven entsprechen denjenigen der Abb. 4 für den,
speziellen Fall: b=», d.h. wenn jedesmal die
volle Abkühlung des Generators erfolgt. Man
kann aber denBetrieb gestalten, wie man will,
2. B. hohe kurze oder langzeitige geringe Über-
Jastungen, mit langen oder kurzen Betriebs-
pausen, niemals kann die Maschine eine gefähr-
liche Temperatur annehmen. N
Die thermischen Überstromzeitrelais sind
von besonderem Wert in Anlagen mit stark
wechselnder Belastung, wie z. B. in Kranan-
Jagen, denn sie ermöglichen erst die richtige
- Ausnutzung des Leitungskupfere. Ein Beispiel
‘
i
unverzögerte
Elektrotechnische Zeitschriitt. 1920. Heft 20.
möge dies erläutern. Es betrage der effektive
Strom während je einer Minute 100 A und die
Pausen jedesmal 3Min. Dann genügt eine Ein-
stellung des thermischen Relais auf ca 70 A
Grenzstrom. Es würde demnach eine für 70 A.
Abb. 20. Ausschaltzeiten des TZ2-Relais ala Generator-
schutz, bei Überlastung vom kalten Zustand aus.
Dauerstrom bemessene Leitung vollständig ge-
nügen und im Sinne der Verbandsvorschriften
geschützt sein.
Überstromausschalter oder
Schmelzsicherungen verwendet, deren Grenz-
strom erfahrungsgemäß etwa 200 A betragen
muß, wenn sie nicht vorzeitig infolge der normal |
auftretenden Stromstöße abschmelzen sollen.
Um den Verbandsvorschriften zu genügen,
müssen dann auch die Leitungen für 200 A
Dauerstrom bemessen sein anstatt für 70 A,
was einen erheblichen Mehraufwand an
Kupfer bedeutet. 59.
Auch in Kabelnetzen lassen sich durch
Verwendung langzeitiger thermischer Über-
stromzeitrelais erhebliche Ersparnisse an Kupfer
erzielen, weil es dann nicht mehr erforderlich
sein wird, den Kabelschmelzsicherungen zuliebe
das Kabel selbst überreichlich zu wählen, näm-
lich für eine um 25%, höhere Stromstärke nach
$ 20 der Errichtungsvorschriften, damit sie
unter allen Umständen durch die Kabelsiche-
rungen geschützt sind. Je mehr die Trägheit
des Relais derjenigen der Leitung entspricht,
um so eher kann das Relais auf den Dauerstrom
des Kabels eingestellt werden.
Es mag noch erwähnt werden, daß sich bei
richtig bemessenen thermischen Überstromzeit-
relais auch eine gute selektive Wirkung bei hin-
tereinanderliegenden Kabelstrecken erzielen
läßt, sobald die Kabel querschnitte mit der Ennt-
fernung von Zentrale oder Verteilungspunkt
abnehmen, so daß ein Überschneiden der Strom-
zeitkurvent) nicht stattfinden kann.
‘ Gerade bei Kurzschlüssen tritt eine sichere,
richtige Aufeinanderfolge der Temperaturstei-
gerung ein, da ja die Erwärmung genau nach
dem Gesetz der Wärmeaufspeicherung erfolgt
und somit der Leiter (Relais) mit der größten
Stromdichte (gleiches Leitungsmaterial voraus-
gesetzt) zuerst die Auslösetemperatur erreicht,
Dann ist es allerdings zweckmäßig, die Kabel
nicht dauernd mit der höchst zulässigen Strom-
stärke zu belasten, sondern mit einer um 10 bis
15%, kleineren. Die genauen Werte lassen sich.
erst ermitteln, wenn die Größe der möglichen
Kurzschlußstromstärken ‚bzw. Spanmıngsab-
fälleund vor allem auch
die Eigenschaltzeiten
der Überstromausschal-
ter, die infolge ihrer
mechanischen Massen-
trägheit und der elek-
trischen Trägheit der
Auslösespulen usw. ent-
stehen, bekannt sind.
Ich behalte mir vor,
hierauf in einer späte-
ren Arbeit zurückzu-
kommen. NT:
Zum Schluß seien
noch die vom Verfasser
entwickelten endgülti-
gen Typen der neuen
Relais erwähnt, wie sie Pre
blonden A Hr ne
) Gormann „ETZ“ 1919, 8. 208.
Abb. 2(. Thermisches Über-
Bisher werden aber vielfach.
393
m
gestellt werden. Abb. 21 stellt das’thermische
Zeitrelais Form TZ1 für Grenzströme von 6
bis 600 A dar. Es ist zugleich mit einer unver-
zögerten elektromagnetischen Auslösung ver-
sehen, die auf den 2- bis 5-fachen Grenzstrom
eingestellt werden kann. Abb. 22 zeigt dasselbe
Abb. 22. TZ 1 -Relais in Verbindung mit einem
‘ Überstrom-Nullspannungsausschalter Form C der
Allgemeinen Elektricitäts- Gesellschaft.
Relais in Verbindung mit einem Überstrom-
Nullspannungsausschalter. Für Ströme über
600 A ist die Form TZ2 ausgebildet worden, die
bereits obenin den Abb. 17 u. 18 wiedergegeben
ist. Letzteres entspricht schematisch der Abb.
16, jedoch ist das Thermometerröhrchen k ın
elektrischen und mechanischen Kontakt mit
einem besonderen Heizshunt I (Abb. 17) ge-
bracht, dessen Durchmesser je nach der Strom-
stärke verschieden bemessen wird. Eine Anzahl
besonderer Einzelheiten an den neuen Relals
sind der AEG durch Patente geschützt.
Die Elektroindustrie in Rußland während
der letzten 5 Jahre.
Von N. 0. Lifschitz.
Übersicht. Es wird an die frühere vollstän-
dige Abhängigkeit der Elektroindustrie Rußlands
von den deutschen Firmen erinnert und die .Ent-
wicklung der Beziehungen der russischen Firmen
zu dem anderen Ausland: während des Krieges be-
sprochen. Der Aufsatz behandelt weiter die Leistun-
gen der russischen Fabrikation in den letzten 5 Jahren
(genaue statistische Daten, die wohl sehr wesentlich
wären, lassen sich leider nicht beschaffen) und
die Organisation der Elektroindustrie unter der
Sowjetregierung, wobei auf den in Rußland herr-
schenden großen Mangel an Erzeugnissen der Elek-
trotechnik, an Material zu deren Fabrikation und
"an technischen Kräften hingewiesen wird.
Die Elektroindustrie in Rußland,
die in den letzten Jahren vor dem Kriege sich
zwar sehr entwickelt hat, konnte nicht zu
einer Selbständigkeit gelangen, war vielmehr
von den elektrotechnischen Großkonzernen
Deutschlands abhängig, von welchen sie auch
geleitet wurde, Fast alle deutschen elektro-
technischen Firmen waren in Rußland ver-
treten, sei es durch ihre Tochtergesellschaften
mit eigenen Fabriken oder durch Vertre-
tungen anderer Art. Die Fabriken in Rußland
konnten in keiner Weise die Bedürfnisse des
Marktes befriedigen, da viele ganz wesentliche
Maschinen und Apparate gar nichtin Rußland
gebaut, sondern aus Deutschland bezogen
wurden. Die Konkurrenz in Rußland seitens
anderer ausländischer Firmen war in bezu
auf Warenlieferungen sehr gering, und selbs
die niechtdeutschen Finanzgruppen, die ia
Rußland Konzessionen für die Errichtung elek-
394
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 20.
„20. Mai 1920,
trischer Zentralen oder Bahnen erhielten,
führten den Bau derselben unter größter Be-
teiligung deutscher Firmen aus. Die Liefe-
rungen von Maschinen und Apparaten aus
dem gesamten Auslande waren daher nur sehr
gering im Verhältnis zu den Lieferungen, die |
aus Deutschland kamen,
Mit Ausbruch des Krieges mußte jedoch
jede Geschäftsverbindung mit Deutschland
selbstverständlich abgebrochen werden. ' Da
man in den eigenen -Fabriken meist nur die-
jenigen Gegenstände fabrizierte, welche in-
folge des Zolltarifs günstiger in Rußland zu
bauen waren, dagegen nur sehr wenig Massen-
artikel (Installationsmaterial, Meßinstrumente,
Sicherungen) sowie Maschinen und Apparate
komplizierter Konstruktion herstellte; mußten
sofort Wege gesucht werden, um das Fehlende
zu ersetzen, besonders da gerade während des
Krieges diese Materialien in ‘großen Mengen
gebraucht wurden. Den. großen russischen
Firmen; die als Tochtergesellschaften in vollster
Abhängigkeit von ihren Stammhäusern ar-
beiteten, war nach Ausbruch des” Krieges
nicht nur die Zufuhr von Materialien erschwert,
sondern auch jede technische Unterstützung
aus Deutschland für die Fabrikation unmöglich
gemacht.
Die russischen Firmen entsandten: als-
bald ihre Vertreter nach allen Ländern, um
Ersatz für die deutschen Lieferungen zu suchen.
Material zu finden, war am Anfang des Krieges
nicht schwer, weil noch. große Vorräte vor-
handen waren. . Allmählich wurde aber die
Beschaffung von Materialien in Europa immer
schwieriger, da die kriegführenden Länder
selbst ihre Materialien brauchten,’ um die in
großem Umfange aufgenommenen Militärliefe-
rungen zu decken. Es kam nun noch die
Schwierigkeit hinzu, daß die in Rußland ein-
geführte deutsche Praxis von derjenigen, die
in anderen Ländern gebräuchlich ist, abweicht,
so daß die Fabrikation den russischen .Nor-
malien (identisch mit den Normalien des YV,
D. E.) erst angepaßt werden mußte.
Zuerst haben sich in Schweden und Däne-
mark, welche als Nachbarstaaten am leich-
testen zu erreichen waren, Vertreter fast aller
russischen Firmen und sonstige Händler ein-
gefunden, die mit dem Einkauf begannen.
Die schwedischen Firmen konnten 'selbstver-
ständlich den großen Bedarf, der plötzlich
kam, nicht decken, und nun begann eine für
die Kriegszeit charakteristisch gewordene
„Lransportierung‘' der Waren aus Feindes-
land über die neutralen Länder nach dem
eigenen. Man konnte auch wirklich während
des Krieges deutsches Materialin größten Men-
genin Rußland erhalten und in der ersten Zeit
sogar in derselben Ausführung, wie es vor dem
Kriege war. Allmählich wurde aber in Deutsch-
land das Kupfer durch Eisen ersetzt, die Trans-
portmöglichkeiten wurden unsicher und dieEin-
fuhr aus Deutschland stammender Ware durch
hohe Zölle erschwert. Diese Umstände nutzten
schwedische und dänische Firmen aus. Bald
wurden dort neue Unternehmungen gegründet
oder vorhandene, die teilweise sehr klein waren,
bedeutend erweitert, um ihre Produktion äuf
den russischen Markt zu werfen. Dieersten Lie-
ferungen waren: allerdings dermaßen schlecht,
‘daß ‚sie fast. unbrauchbar waren." Allmählich
hat sich aber die Fabrikation der schwedischen
und dänischen Unternehmungen bedeutend
verbessert, so daß in letzter Zeit das Material
ziemlich gut.war. Allerdings haben sich auch
die Konsumenten allmählich gewöhnen müssen,
schlechteres Material zu kaufen, da eben kein
anderes zu erhalten war. Das hier Gesagte gilt
selbstverständlich nicht für die schon seit
Jahren bestehenden erstklassigen schwedischen
und dänischen Firmen, wieesz.B. die Allmänna
Svenska und andere sind, deren Fabrikate un-
bedingt zu den besten, die immer nach Ruß-
land importiert wurden, gezählt werden müssen. »
Schweden, Dänemark und teilweise Hol-
land konnten aber den Markt in Rußland, wie
erwähnt, nicht vollständig beherrschen, weil
sie ihn nicht genügend beliefern konnten, und
man war daher gezwungen ‘Verbindungen mit
den Industrien anderer Staaten herzustellen.
Die japanische Industrie konnte sich in Ruß-
land nicht einbürgern, weil das Material nicht
entsprechend gut war, und daher beschränkte
sich Japan nur auf die Lieferung von Glüh-
lampen (ca 25 % der Gesamteinfuhr nach Ruß-
land), die sich als sehr gutes Fabrikat er-
wiesen. Ferner lieferte Japan Leitungs- und
Installationsmaterial, welches jedoch den ge-
stellten Anforderungen nicht ganz entsprach,
besonders am Anfang des Krieges. Auch die
im Jahre$1917 durch Abänderung der Nor-
malien für elektrische Maschinen und Apparate
‚eschaffene Erleichterung für die Abnahme
erselben nutzte der japanischen Industrie
nicht viel; ihre Lieferungen beschränkten sich
mit Ausnahme von Lampen und Leitungs-
material lediglich auf Sibirien,
Frankreich beteiligte sich nur an der
Lieferung von einigen wenigen Präzisionsin-
strumenten, Apparaten und Spezialmaschinen,
Die Schweiz lieferte Zähler und einige Ma-:
schinen und Turbinen, die teilweise zwei Jahre
Man sah auch
und mehr unterwegs waren.
bald ein, daß, die einzige Quelle Amerika sein
konnte und nur .teilweise England, da auch
England für eigenen Bedarf sehr in Anspruch
genommen wurde. Die russische A. E. G. hat
daher auch eine Verbindung mit der General
Eleetrie Company in Schenectady aufge-
nommen, die Siemens-Schuckertwerke mit
Siemens Brothers und die Dynamo-Gesell-
schaft mit Westinghouse, Das. Arbeiten ge-
staltete sich in der ersten Zeit als reines Ein-
kaufsgeschäft, mehr als Provisorium gedacht,
und beschränkte sich auf Bestellungen mit
kurzfristiger Lieferung. Die russische. In-
dustrie war, eben zu sehr an die deutschen Er-
zeugnisse gewöhnt, um für immer abzubrechen
und bei sich neue Modelle einzuführen. .
Mitte 1915 kam aber schon die Über-
zeugung, daß die Annahme, daß der Krieg nur
einige Monate dauern und dann alles wieder.
zu den alten Verhältnissen zurückkehren
würde, irrtümlich sei. -Die Folge daraus war,
daß man mit. Bestellungen großer Maschi-
nen mit längerer Lieferfrist begann, woran-man
anfangs gar nicht gedacht hatte. Inzwischen
sind aber die Werkein Amerika und England,
die am Anfang des Krieges nur sehr
schwach beschäftigt waren, mit Bestellungen
für .die Kriegsindustrie überhäuft worden, so-
daß die Lieferzeit ganz gewaltig verlängert
werden mußte und Lieferzeiten von 12 bis
13 Monaten für größere Turbinen oder sonstige
größere Maschinen keine Seltenheit mehr
waren. Die ersten nennenswerten Sendungen
an Maschinen liefen daher aus England und
Amerika erst Ende 1916 ein, und da man die
amerikanische und englische Fabrikation in
Rußland dadurch erst kennen lernte, begann
damals erst nach Eingang der ersten Sendun-
gen eine sehr rege Bestellungstätigkeit nach
Amerika und England, sodaß am Ende des
Jahres 1917 in England und Amerika Aufträge
aus Rußland in Höhe von etwa 25 bis 30 Mill.
Rbl. (Zarenrubel, 1 $ etwa 4 bis 5 Rbl.), vor-
lagen, die nur teilweise fertiggestellt wurden,
weil inzwischen die Revolution ausbrach.
Leider mußten auch viele der bereits
in Rußland eingetroffenen Maschinen und
Apparate in den Häfen von Archangelsk,
Wladiwostok und Alexandrowsk liegen bleiben,
da die zur Verfügung stehenden Eisenbahnen
nicht imstande waren aus diesen Häfen alles
mögliche an Waren, das sich in ungeheuren
Mengen dort angehäuft hatte, nach dem Inneren
des Landes zu transportieren, und es sind dort
Millionen von Zentnern liegen geblieben ohne
ihren Bestimmungszweck bis heute erreicht
zu haben. Bis zur Erklärung der Blockade sind
daher vielleicht höchstens 20 bis 30 % von den
in Auftrag gegebenen Maschinen und Appa-
raten in das Innere Rußlands gelangt und noch
weniger in Betrieb gesetzt worden. Das wenige
Material, was in Betrieb genommen wurde,
zeigte allerdings, daß das amerikanische und
englische Material hervorragend gut war, die
Maschinen sehr reichlich bemessen, Meß-
instrumente und Apparate sehr schwer und
stabil gebaut. Infolgedessen waren die Preise
unverhältnismäßig höher als diejenigen der
deutschen Erzeugnisse. Auch die Kosten an
Fracht und Zoll waren ganz bedeutend hö-
her. Es sei besonders bemerkt, daß an den.
Lieferungen nach Rußland sich in beden-
tender Weise nur die ganz großen Firmen
. beteiligt haben, dagegen haben kleinere Firmen
nach Rußland: nur ganz vereinzelt geliefert,
so daß sich eigentlich kein allzu enger Ge-
schäftsverkehr zwischen den russischen und
den ausländischen Firmen entwickelt hat.
Die im Jahre 1915/16 vorgenommene.
Sequestrierung der deutschen Firmen in Ruß-
land hat ziemlich wenig Einfluß auf die ganze
Geschäftslage ausgeübt, besonders weil sie
nicht. durchgreifend ausgeführt wurde; was
in dieser Beziehung weiter geschehen wird,
hängt selbstverständlich vollständig von der
allgemeinen politischen Lage ab. N
Während der Import ‚neuer Maschinen
und Apparate, nach Rußland,: wenn auch
nicht leicht, so doch einigermaßen durchge-
führt wurde, konnten Reserveteile für die vor-
handenen Anlagen nur sehr schwer und'in
den seltensten Fällen beschafft werden. Da
die Anlagen besonders intensiv arbeiteten,
wurden sie sehr abgenutzt. und die vorhan-
denen Reserveteile erschöpft.
das zu tun, wird die sehr wichtige Aufgabe bei
der, zukünftigen Entwicklung der Geschäfts-
verbindungen mit Deutschland sein.
Um nicht nur auf den Import angewiesen
zu sein, sah man bald nach Beginn des Krieger
die absolute Notwendigkeit ein, die vorhan-
4
Diesem UÜbel-
stande konnte jedoch nicht abgeholfen werden;
denen elektrotechnischen Fabriken zu er-
‚weitern bzw. neue zu bauen. Dieser Aufgabe
stellten sich aber sehr große Schwierigkeiten
entgegen, weil die bedeutendsten. russischen.
Fabriken in technischer Beziehung zu sehr von
den deutschen abhängig waren und für neue
Ausführungen, Entwürfe usw. weder Material
‚noch genügend technisches Personal zur Ver-
fügung hatten. Trotzdem wurde bei Anspan-
nung. aller Kräfte das Beste, was man unter
solehen Umständen leisten’ konnte, erreicht.
Schon im Jahre 1915 mußte eine der 'bedeu-
tendsten Fabriken "Rußlands, die A. E: G.-
Fabrik in Riga (vorm. Union) wegen der- Ge-
fahr, von den Deutschen. besetzt zu werden,
4
nach dem Inneren Rußlands verlegt werden. ‘
Es mußte daher umgezogen werden. ‚Tausende
von Tonnen Rohmaterial, Werkzeugmaschinen,
Tausende von Arbeitern und Beamten mußten
aus Riga auswandern und wurden nach Char-
kow transportiert. In Charkow wurde dann eine _
große Fabrik errichtet, die nicht nur in Rußland
zu den .besten Werken gehört, sondern auch
mit den ausländischen Fabriken konkurrieren
konnte. Wenn man berücksichtigt, mit welcher
Ungunst der Umstände zu kämpfen "war —
schon damals waren Baumaterialien, wie
Zement, Glas, Eisenkonstruktionen usw., nur
sehr schwer zu erhalten —, muß die Leistung
der Erbauung einer solchen Fabrik zu solcher
Zeit besonders anerkannt. werden: Diese Werke
werden wahrscheinlich auch fernerhin eine sehr
große Rolle in der Industrie Rußlands spielen,
da sie im Mittelpunkt der russischen Schwer-
industrie liegen und für den Bau von selbst
sehr großen Maschinen eingerichtet werden
können. Auch die Fabrik der Volta-Gesell- _
schaft, mußte ‘aus Reval “verlegt werden.
Siemens & Halske und die Siemens-Schuckert-
werke erweiterten ihre Fabriken und schufen
neue Werke, um den großen Anforderungen,
die die Kriegsindustrie an sie stellte, gerecht zu
werden, ebenso die Dynamo-Gesellschaft, Auch
die Allmänna Svenska errichtete eine Fabrikin
Rußland. Außer diesen großen neuen Werken
entstand eine ganze Anzahl kleinerer, die
jedoch wenig von Erfolg gekrönt waren, was
wohl dem Mangel an technischen Kräften
und Material zuzuschreiben ist. 3
Auf Anregung der elektroteehnisehen Ab
teilung des Kriegs-Industrie-Komitees wurde
auch mit der Fabrikation von Installations-
materialien begonnen, und diese Fabrikation:
soll von der Leitung der elektrotechnischen
Abteilung des Höheren Rates (die. dieselbe
ist wie die frühere ' des Kriegs:-Industrie-
Komitees) weitergeführt werden. j
.Es entstand ferner eine ganze Anzahl
Lampenfabriken, die aber nur einen teilweisen
Erfolg erzielten. Es waren nur zwei darunter,
die_im Jahre 1917/18 bis zu rd. 0,5’ Mill.
Lampen jährlich produzieren konnten. Diese
Fabriken, welche zu den Elektro-Großkon-
zernen in keiner engen Beziehung standen,
konnten sich. jedoch nur schwer behaupten,
weil sie. weder ausreichende Verkaufsorgani-
sationen hatten, noch ihre Produktion mit der
‚ausländischen konkurrieren konnte; haupt-
sächlich mangelte .es ihnen an den nötigen
Rohstoffen, Diese Lampenfabriken . werden
wahrscheinlich verschwinden, sobald der Ver-
kehr mit dem Auslande wieder aufgenom-
men ist. Die Produktion der Lampen in
kleinen Mengen kann sich unter keinen Um-
ständen rentieren, besonders weil keine Mög-
lichkeiten vorhanden sind, sich genügende
technische Erfahrungen für die Fabrikation
zu verschaffen. Die geplante Erbauung einer
Lampenfabrik durch eine der führenden Ge-
sellschaften konnte leider nicht zur Ausfüh-
rung kommen, weil die dazu gehörigen Ma-:
schinen Rußland nicht mehr erreichen konnten.
Es.ist aber anzunehmen, daß, sobald die Ver-
hältnisse sich ordnen, eine Lampenfabrik
‚größeren Umfanges in Rußland erriehtet wer-
den wird. h \ AN
‚Die derzeitige politische Situation deutet
den Zeitungsnachrichten zufolge daraufhin,
‚daß demnächst die Handelsbeziehungen mit
Rußland aufgenommen werden. Es sei den
Herren Politikern überlassen, jeder nach seiner
‚Art die zukünftigen Beziehungen zu Rußland
zu regeln, und den
Finanzmännern, die
'Handelsbeziehungen zu Rußland dureh Ein-
schaltung verschiedener Länder anzuknüpfen.
Vom rein technisch-wirtschaftlichen Stand-
punkt betrachtet,. der von keinen Sympa-.
thien oder Antipathien zu diesen oder jenen.
Völkern oder Gruppen beeinflußt wird, muß
festgestellt werden, daß nur eines sicher
ist: daß alle elektrotechnischen Firmen zu-
sammen, sowohl die der Alliierten wie die
der diesen früher feindlichen Länder, für die
A
nächsten zehn und mehr Jahre wohl kaum
imstande sein werden, bei der größten An-
NL üro: Kräfte die Bedürfnisse an elek-
trischen Maschinen und Apparaten in Rußland
zu decken. Man muß bedenken, daß infolge
3 ® 24 2
Geschäftsresultate erzielen kann,
Die Gesellschaften, wie z. B.
20. Mai 1920.
Elektrotechnische Zeitschriit. 1920, Heft 20.
‘395
derin Rußland in den letzten Jahren herrschen-
den Zustände, sei es durch intensivste Aus-
nutzung aller Anlagen für die Kriegsliefe-
rungen, sei es durch die revolutionären Un-
ruhen usw., die meisten in Betrieb befind-
lichen Maschinen in ganz unbrauchbaren Zu-
stand versetzt und die Reserven vollständig
ausgenutzt und erschöpft worden sind. In den
Städten fehlt es vollständig an Lampen, Lei-
tungen, Installationsmaterialien, elektrischen
Straßenbahnwagen usw. Die Eisenbahnzüge,
die teilweise elektrisch beleuchtet waren, haben
schon längst weder Apparate noch Maschinen.
Wenn man den Umfang des russischen Reiches
bedenkt und ihn z. Zt. mit einem luftleeren
Raum vergleicht (dieser Vergleich wäre auch der
einzig richtige), so wird man sich am besten
denken können, wieviel Material Rußland auf-
saugen muß, bevor man auch nur den ge-
ringsten Lebensbedürfnissen wird entsprechen
können. Wenn man dazu die Knappheit der
Rohstoffe, die in der ganzen ‚Welt herrscht,
in Erwägung zieht, so ist eine Überflutung des
“ russischen Marktes seitens einer Partei wohl
nicht zu befürchten.
Ebenso wichtig wie die Belieferung Ruß-
lands mit Materialien ist auch die Entsen-
dung von. Ingenieuren und Technikern von
größter Bedeutung Die am Anfang des
Krieges in fast sämtlichen russischen Be-
trieben in großer Anzahl wirkenden deut-
schen Ingenieure und Techniker wurden be-
kanntlich des Landes verwiesen. Ein großer
Teil der russischen ‚Ingenieure wurde durch den
Krieg, die politischen Unruhen usw. teilweise
vernichtet, teilweise ihrer Arbeitskraft be-
raubt. Die in Rußland während des Krieges
tätig gewesenen englischen und amerikanischen
Vertreter, Ingenieure, Techniker und Mon-
teure, deren Wirken in Rußland bewiesen hat,
daß man wohl gute Anlagen bauen und gute
ohne die
russischen Beamten unter „Hochdruck“ zu
halten, und die sich daher nicht zu unter-
schätzende Sympathien für die Zukunft er-
worben haben, ‘mußten ebenfalls schon vor
etwa zwei Jahren Rußland verlassen. Nun
muß allerdings betont werden, daß, wäh-
‚rend die deutsche Sprache in Rußland sehr
weit verbreitet ist, die englische nur in
den Kriegsjahren einige Fortschritte gemacht
hat und in den russischen: Betrieben wohl
sehr viele deutsch sprechende Herren (auch
russischer Nationalität) sich befinden, da-
gegen nur sehr wenige N sprechende.
Und da bei Beginn der Arbeit keine Zeit
zu verlieren, sondern denkbar schnell zu
schaffen sein wird, so dürfte ein nicht geringer
Vorsprung ‘auf seiten derer sein, die der
deutschen Sprache mächtig sind und sich
daher gut mit den russischen Beamten und
Arbeitern verständigen können. .
Zum Schluß wird es wohl von Interesse sein,
die Gestaltung der Elektroindustriein Sowjet-.
rußland kennen zu lernen. Wie alle anderen
Unternehmungen sind auch die elektrotech-
nischen Gesellschaften und Firmen. nationali-
siert. Im Höheren Rat in Moskau ist eine Ab-
teilung für Elektrotechnik gebildet, und diese
elektrotechnische Abteilung des Höheren Rates
. wird, wie schon erwähnt, von dem Leiter der
elektrotechnischen Abteilung des während
des Krieges entstandenen Kriegs-Industrie-
Komitees geleitet, und auch mehrere In-
genieure desselben Komitees sind dort tätig.
die A. E! G.,
Siemens usw., figurieren nur als Sektionen
(Gruppen), und ihre Verwaltungen, nur teil-
weise aus den alten Direktoren bestehend, zum
größten Teil aber aus Erwählten der Be-
ımten- und Arbaiterschaft, können so zusagen
als Gruppenführer betrachtet werden. Das
Budget für jede solche Gruppe wird im Voraus
für einige Monate von diesen Führern aufge-
stellt und der elektrotechnischen Abteilung
des Höheren Rates unterbreitet, welche. die
‚Kredite bewilligt und durch die ‚Volksbank
(Staatsbank) anweist.‘ Von einem Gewinn
kann selbstverständlich keine Rede sein,
da die hohen Arbeiter- und Beamtenlöhne
sowie die sonstigen Unkosten jede Möglichkeit
. eines Gewinnes ausschließen; die Firmen leben
nur auf Kosten der Volksbank, welche ihnen
ungeheure Mittel zur Verfügung stellte. Auch
in Petrograd bei der Severnaja Komuna
(Kommune des Nordbezirkes) besteht eine
elektrotechnische Abteilung, die ihrerseits sich
ebenfalls mit der Tätigkeit der dortigen elek-
trotechnischen Unternehmungen befaßt. Außer-
dem ist ein spezieller Höherer Elektrotechnischer
Rat geschaffen, in welchem die in Rußland
. verbliebenen früheren Direktoren und sonstigen
leitenden Persönlichkeiten der Elektrotechnik
vertreten sind. Während die elektrotechnische
Abteilung des Höheren Rates sich mit dem
wirtschaftlichen Teil befaßt, bearbeitet der
Höhere Elektrotechnische Rat Angelegen-
heiten mehr allgemeiner und technischer Natur;
. Wirkung ausüben.
es werden von ihm die Richtlinien für die
großen Projekte der Zukunft festgelegt, Nor-
malisierung von Maschinen und Apparaten
vorgenommen u. dgl. 3
Erfreulicherweise ist zu konstatieren, daß
gerade unter den leitenden Persönlichkeiten
der Elektroindustrie, die in Rußland nach
der Revolution verblieben sind, abgesehen von
einigen kurzfristigen Verhaftungen, keine Opter
der Revolution zu verzeichnen sind. Ob dieser
Umstand den geistig mehr entwickelten Ar-
beitern und Beamten dieser Industrie, welche .
ihre Vorgesetzten vor unbefugten Angriffen
verteidigten, oder der Beliebtheit und dem
geschickten Anpassungsvermögen der Herren
selbst zu verdanken ist, mag unentschieden
bleiben. Damit soll aber durchaus nicht ge-
sagt werden, daß der Stand der dort zu-
rückgebliebenen Herren, besonders in der ersten
Zeit, leicht war. Sie haben, hungernd (im
vollen Sinne des Wortes) und allen möglichen
Unannehmlichkeiten preisgegeben, dabei früher
an gute Verhältnisse gewöhnt, der Zukunft der
Industrie Rußlands einen nicht geringen Dienst
damit geleistet, daß sie die einzigen Pfeiler
waren, die geblieben sind, welche das ganze
Unternehmen tragfähig und dadurch die Or-
ganisation, soweit es möglich war, aufrecht er-
hielten, was für den Wiederaufbau der Industrie
äußerst wichtig ist.
Die durch die Sowjetregierung ge-
schaffene Neuordnung, wonach alles der Ge-
samtheit gehört, schließt jede gegenseitige
Konkurrenz der Unternehmungen aus; Akqui-
sitionstätigkeit usw. ist daher vollständige
überflüssig. Die Beamten und Arbeiter arbeiten
nach dem vom Höheren Rat festgelegten Tarif
als. Staatsbeamte. Es ist unbestreitbar, daß
diese Arbeitsweise auf Erhöhung des Wirkungs-
grades der Arbeit keinen günstigen Einfluß
ausgeübt hat,.jedoch muß auf eine sehr wichtige
und gute Seite der Ausschaltung der Kon-
kurrenz hingewiesen werden. Bekanntlich
waren die russischen Ingenieure und Techniker
stets geneigt, sich mehr mit Theorie zu be-
fassen, als in den praktischen Betrieben nötig
war. Sie verlangten immer von den liefernden
Firmen nicht die durch diese eingeführten
normalen, gut bewährten Maschinen und Appa-
rate, sondern sie forderten, daß der Lieferant
‘sich dem Besteller weitestgehend anpasse, wenn
dies auch nicht selten zuungunsten der letz-
teren ausschlug. In dieser Beziehung haben
die in Rußland konkurrierenden deutschen
Firmen die Besteller durch ihr weitgehendes
Entgegenkommen sehr verwöhnt. Die durch
die Neuordnung in Rußland geschaffenen Ver-
hältnisse des Auftraggebers zum Lieferanten
werden wohl nach dieser Richtung eine gute
Es sollen in den einzelnen
Fabriken keine differierenden Maschinen mehr
gebaut, sondern Einheitstypen geschaffen wer-
den. Allerdings haben bereits die englischen
und amerikanischen Lieferanten während des
Krieges auf den russischen Besteller in dieser
Riehtung erzieherisch gewirkt.
Die Arbeit in den Fabriken. selbst hat
während der Revolution stark gelitten, "be-
sonders durch die Hin- und Herverlegung.
der Werke, wie es z. B. bei der russischen
A.E.G. — jetzt Russian General Eleetric
Co. — der Fall war, welche mehrmals we-
gen der Gefahr feindlicher Besetzung von
einer Stelle zur anderen transportiert wurde,
sodaß faktisch schon seit zwei Jahren keine '
Möglichkeit bestand, in den Werken zu ar-
beiten. Durch die Blockade war, wie schon
erwähnt, jede Zufuhr, selbst der für die Fabri-
kation nötigen Materialien, unmöglich, und
da die Vorräte in Rußland überhaupt sehr
gering‘ waren, mußte manche Fabrikation
still gelegt werden. Selbstverständlich haben
auch Arbeiterunruhen, allgemeine. Desorga-
nisation und Arbeitsunlust, Transportschwie-
rigkeiten, Mangel an Brennstoffen u. dgl. auf
.die Fabrikation eine sehr. ungünstige Wirkung
ausgeübt. Statistische Daten über die Pro-
duktion der letzten Zeit zu geben, ist leider
nicht möglich, es kann aber mit Bestimmtheit
gesagt werden, daß die Produktion dem Be-
darf gegenüber sehr gering ist. :
Während der Revolution ist es in Rub-
land ebenso wenig wie vorher während des
Krieges gelungen, größere Zentralen oder elek-
trische Bahnen neu zu errichten. Dieser Um-
stand hinderte jedoch nicht, die umfang-
reiehsten Projekte, deren Kosten sich in die
Milliarden belaufen, soweit wie möglich vorzu-
arbeiten. Wann und ob diese Projekte über-
haupt verwirklicht werden, wird die, Zukunft
lehren.
Die Entwicklung der schweizerischen
Wasserkraftanlagen.
In den letzten Jahren hat der Ausbau
schweizerischer Wasserkräfte erfreuliche
Fortschritte gemaclrt. ‘Trotz der gewaltigen
Mehrausgaben in der Erstellung und im Be-
trieb solcher Anlagen gegenüber den Vorkriegs-
ansätzen ist der Ausbau der Wasserkräfte all-
seitig als eine der wichtigsten volkswirtschaft-
lichen Aufgaben der Schweiz anerkannt wor-
den, deren rascheste Verwirklichung mit allen
Kräften anzustreben ist.
Nach den im ‚Bericht über Handel und
Industrie der Schweiz im Jahre 1918‘, er-
stattet vom Vorort des Schweiz. Handels- und
Industrie-Vereins „auf Grund der Ermittlungen
der Abteilung für Wasserwirtschaft des schwei-
zerischen Departements des Innern über die Er-
zeugung und Verteilung elektrischer Energie“,
veröffentlichten Angaben, wurde 1914 die ge-
samte in der Schweiz nutzbare Wasserkraft-
energie auf rd 4 Mill. PS beziffert, bezogen auf
mittlere fünfzehnstündige Betriebszeit der
Kraftanlagen. Hiervom waren, berechnet auf
der gleichen Basis, am 1. I. 1914 ausgebaut
rd 0,5 Mill. PS, also noch verfügbar rd 3,5 Mill.
PS oder 87,5% der insgesamt nutzbaren
Leistung.
Die vom 1. I. 1914 bis 31. XII. 1918 neu
in Betrieb gesetzten und die im Bau. befind-
liehen Kraftanlagen dürften bei mittlerer Be-
triebszeit eine Leistung von ungefähr 0,2 Mill.
PS ergeben, so daß zu Anfang des Jahres 1919
noch etwa 82,5% oder rd 4/, der erreichbaren
Leistung verfügbar waren.
Am 1. I. 1914 betrug die Gesamtzahl der
Wasserkraftanlagen .. .. . 6860
Turbinenenı Der nee en 37 10
Wasserräder 4903
Zahlentafel!.
Seit 1.1 1914 bis 31. XII. 1918 in Betrieb gesetzte größere Kraftwerke der Schweiz.
N
©
: RN Nettoleistung in PS Käntön
Kraftwerk ' Do asBon | kleinste - | Ausbaugröße ra
RETTET I FE ET SORT
llbaufenburg lu ra Sea Rhein 15 000 25000 | Aargau
N BrADIolac ui u I A Borgne 6.800 16 400 Wallis
BO AH SDe 2 cn ea a Lac de Fully 7—2 12.000 a
a Pont derJla. Tiner. a ee Grande Rau 1.000 3 300 ‚Waadt
DL OlemEGösgiend.. In ee Aare 17 000 80 0003) Solothurn
6.| Biaschina (Erweiterung) . Tessin 3.000 15 000 Tessin
hlentafel2. Am 31. XI. 1918 im Bau befindliche größere Kraftwerke derSchweiz.
Nettoleistung in PS
ni |
| Kraftwerk Gewässer ER ehe EA
LANE Isa uRd) Sa ar a TEE Rhein 11.400 sah EA
| Ä | Schaffhausen
SUSÄTELBOT ee nee Zee Reuks REN; | e
3... BILOMT er 0 Me ar Fossbach Ei | 72.0006) Tessin
Ay, Heidsoswork 3... stark Heidbach = 3.000 Graubünden
B.. Mühleberei wa. 3 2 ee Aare 8) 64 000 7) Bern
B 1, Bröo '... na ul) Se Jogne — 24 000 Freiburg.
7. Löntsch (Erweiterung) » .. .. bäntsch z un zeibur,
1) Die angegebenen Leistungen stellen nur den
schweizerischen Anteil dar und betragen 50 % der Ge-
samtleistung- N :
2) Niedrigste Leistung kein Charakteristikum, da das
Werk mit Akkumulierung arbeitet.
8) Werk z. Z. noch nicht voll ausgebaut; erster
Ausbau 50000 PS.
4) Die angegebenen Leistungen stellen nur den
a azaninchen Anteil.dar und betragen 91 %, der Ge-
samtleistung. >) .
N 5 Kleinste Leistung kein Charakteristikum, da die
betreffenden Werke mit Akkumulierung arbeiten.
6%) Für Bahnbetrieb. :
?) Erster Ausbau 32000 PS.
len -
Zahlentafel 3
Schweizerische Kraftwerke mit einer
Ausbaugröße von 20000 PS und darüber.
Zeit Werk | Fmbaugrüle
1 | Löntsch 66 000 !)
2 | Biaschina 55.000 ?)
3 | Chippis (Rhone) | 52200
Vor dem 4 , Campocologno 45 000
1. I. 1914 5 | Chippis 32 610
in Betrieb (Navizence)
gesetzt. 6 | Augst 31 200 3)
7 | Albulawerk Sils | 24600
8 | Spiez 22400 .
9 | Martigny-Bourg | 20660
10 | Kandergrund 20 0,0
Vom
es | ı |,Olten-Gösgen 80 000 #)
Ih Bötrieb | 2 | Laufenburg 25 000 3)
gesetzt. N
1 '. Amsteg (Reuss) 80 000
3]. a 1918 | 2, Ritom 72.000
Bar 3 | Mühleberg 64 000 *)
@ Ta OQG 6
bemiten. 4 | Eglisau 38 200 6)
5 5.| Broe 24.000 .
Von den 6860 Anlagen hatten 6025 mit
einer durchschnittlichen Gesamtnettoleistung
von 39000 PS eine minimale konstante
Leistung unter 20 PS, 835 mit einer durch-
schnittlichen Gesamtnettoleistung von 487 000
PS eine solche von 20 und mehr PS. Eine mini-
male konstante Leistung von 10 000 und mehr
PS hatten am 1. I. 1914 sechs Kraftwerke.
Über die Entwicklung der Kraftanlagen
seit dem 1. I. 1914 geben die Zahlentafeln 1 bis 3
nach Zusammenstellungen der Abteilung für
Wasserwirtschaft einen Überblick.
Mit den Bauarbeiten für die in Zahlen-
tafel 4 genannten Werke ist nach Mitteilungen
in der Fachpresse z. T. bereits begonnen wor-
den, z. T. ist deren Inangriffnahme demnächst
zu erwarten.
Zahlentafel 4
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heit 20.
schätzenden Gesamterzeugung der schweizeri-
schen Wasserkräfte. Die gegenwärtige Aus-
nutzung beträgt rd 2,75 Milliarden kWh, wäh-
rend der Bedarf der ganzen Schweiz für Be-
leuchtung, Industrie, Bahnbetrieb, Gewerbe,
Haushalt (ohne Heizung) und der Landwirt-
schaft auf 5,0 Milliarden kWh geschätzt wird.
Wie aus dem soeben erschienenen Bericht
der eingangs genannten Abteilung für Wasser-
wirtschaft des schweizerischen Departements
des Innern über seine Geschäftsführung im
Jahre 1919 hervorgeht!), wurdein diesem Jahre
nur die Erweiterung des Löntschwerkes mit.
15000 PS dem Betrieb übergeben. Am
31. XII. 1919 befanden sich, neben den in
Zahlentafel 2 genannten Anlagen — mit Aus-
nahme von Nr. 7 — noch im Bau:
Nettoleistung
in PS
klein-
ste
Kraftwerk Gewässer Kanton
‚Ausbau-
größe
Barberine |Barberine und
NantdeDrance| —?) |60000 | Wallis
Chancy-
Bugny . Rhone —) 43.0003) Genf
Klosters- Er
Küblis..| Landquart | 6800 ' 45000%)| Grau-
bünden
Ausführliche Vorbereitungen für die Bau-
ausführung wurden getroffen für das Sanetsch-
werk an der Saane und für die Grimselwerke
an der Aare. Zu. Beginn des Jahres 1920
waren noch etwa 3,28 Mill. PS oder 82,0% der
erreichbaren Leistung schweizerischer Wasser-
kraftwerke verfügbar bzw. unausgebaut.
Über die Ausfuhr elektrischer Leis-
tung gibt der Bericht bekannt, daß Ende
1919 Ausfuhrbewilligungen bestanden für ins-
gesamt rd 0,109 Mill. KW, u. zw. für:
29 710 kW nach Deutschland,
32 2075, 2,0 Frankreich;
44510 ,„ 3 Italien,
2500 „ ,,. . Österreich.
Kraftwerke, deren Bau begonnen wurde bzw. demnächst
angefangen wird.
Kraftwerk
Klosters-Küblis
we ee inter el ee ra Nas, Keee
"Rupperswil (Aarau-Wildegg) ..:......
Nders-Brugen maus See BA le ee 1ER
Böttstein-Gippingen
Die Baukosten dieser vier Werke werden
auf rd 170 Mill. Fr veranschlagt. Vorberei-
tungsarbeiten für den Bau einer Anlage zur
Ausnutzung der Wasserkräfte des Wäggitales
und des ‚„‚Etzelwerkes‘“ sind im Gange. Über
die an den für die Großschiffahrt in Aussicht
genommenen Gewässerstrecken der Schweiz
ausnutzbaren Wasserkräfte gibt Zahlentafel 5
Aufschluß. Sie sowie die nachfolgenden An-
gaben sind einer Arbeit von A. Härry, Gene-
ralsekretär des Schweizerischen Wasserwirt-
schaftsverbandes’) entnommen.
Gewässer Ausbaugröße in PS Kanton
Landquart 5 000 Graubünden
(vorläufig 20 000)
Aare 55 000 Aargau
5; 55 000 R
h | 110.000 ä
(vorläufig 70.000)
Von diesem Betrage kommen 34 000 kW aus
den Werken von Brusio für die‘ Inlandver-
sorgung einstweilen nicht in Betracht, weitere
25000.kW sind Abfallkraft, und 11 000 kW
beziehen sich auf ein noch nicht erstelltes Werk.
Die tatsächliche Ausfuhr im Jahre 1919 be-
trug 78 000 kW bzw. rd 320 Mill. kWh.
In neuester Zeit werden vermehrte An-
strengungen zur Verwertung der Abfallenergie
im Inlande gemacht, denen der Bundesrat bei
ngeıs von Ausfuhrgesuchen Rechnung tragen
wird®).
Zahlentafel5.
Wasserkräfte an den schiffbaren Gewässerstrecken der Schweiz.
Konstante Leistung Hs Jährliche
Zahl R = öchste Energie-
Gewässerstrecke der Vor Nach ' | Leistung erzeugung
Werke | Regulierung | Regulierung ın in Mill.
PS netto PS netto PS netto kWh
Rhein von Basel bis Bodensee .. .. . 14 240 000 435 000 750000 | 3600
Aare vom Rhein bis Bielersee .. ... 8 91.000 175 000 422.000 1810
Aare vom Bielersee bis Thunersee und a
Thunersee-Brienzersee.. .°. . . .... S 27000 77000 | 253.000 600
Reüss: von. der Aare bis Zugersee-Vier-
. waldstältersee ee rn "ee 5 30 000 53 000 120 000 550
Limmat von Aare bis Zürichsee und | j
Zürichsee-Walensee . . 2.2.2... 7 :1°°..96.000 35.0090 78 000 320
Rhone vom Genfersee bis Landesgrenze 5 | 38000 50 000 85 000 300
Tessin von Bodio bis Langensee . . . . | 14 | 15000 25 000 35.000 150
Insgesamt 61 | 467 000 850 000 1 743 000 | 7330
Von den von diesen. Werken jährlich ins- Misslin.
gesamt erhältlichen 7,33 Milliarden kWh ent-
fallen auf die Schweiz selbst 5,7 Milliarden kWh
!) Inbegriffen Erweiterung nach, Zahlentafel 2.
2) Inbegriffen Erweiterung nach Zahlentafel 1.
®) Nur schweizerische Leistung, d. h. 50 % der Ge-
samtleistung Augst-Wyhlen-
*). Bei vollem Ausbau.
5) Nur scehweizerischer Anteil, d. h. 50 % der Ge-
eRmelNethng?
6) Stellt den schweizerischen Anteil dar, d.h. 91 % der
Gesamtleistung.
?) „Schweiz. Wasserwirtschaft“ 1919, Nr. 1 u. 2.
!) Vgl. „Schweiz. Bauztg.“ Bd. 75, 1920, 8. 205.
k Kleinste Leistung kein Charakteristikum, da die
betreffenden Werke mit Akkumulierung arbeiten.
°) Gesamtleistung! Kraftanteile der beiden Grenz-
staaten werden erst bei der Genehmigung der Ausführungs-
pläne bestimmt. \
) Erster Ausbau 20000 PS. ;
..») Siehe auch „Die elektrische Abfallenergie schwei-
zerischer Wasserkraftwerke* von Prof. Dr. W. Kummer.
„Schweiz. Bauztg.“ Bd. 75, 1920, S. 181.
nn nn
. sprengt werden.
Wasserkraftanlagen in Tasmanien (Austra-
lien). -— Die Entwicklung der elektrischen
Stromversorgung hat sich in Tasmanien erst
kürzlich infolge des Baues eines Kraftwerkes
am Great Lake vollzogen, ist aber bereits recht
bedeutsam. Das gesamte Kraftwerk speist
nach der Stadt Hobart und nach der Nord-
west-Bay und hat dort schon eine größere
chemische und elektrometallurgische Industrie
ins Leben gerufen. Der „Große See‘, durch
dessen ‘Wasser das Kraftwerk betrieben wird,
liegt in 1020 m Seehöhe im Mittelpunkt der
Insel. Nach Errichtung der Staudä me be-
deckte er eine Fläche von 13 000 ha und soll
etwa 52 000 kW liefern können. Das Wasser
wird von dem See aus durch ein vorhandenes
Flußbett und einen künstlichen Kanal zu einem
zweiten Becken geführt, von wo es durch Rohr-
leitungen mit einem Rohgefälle von 340 m zum
Kraftwerk geleitet wird. Die Entfernung des
zweiten Beckens vom Kraftwerk beträgt etwa
3000 m; die Rohrleitung besteht oben aus einer
doppelten Leitung von Holzrohren (1,2 m 1. W.),
1675 m lang, weiter unten aus 4 parallelen Rohr-
leitungen, 3 aus Eisen, eine aus Holz, 1310 m
ang. Im Kraftwerk sind 3 Peltonräder von
je 3700 kW und 375 Umdr/min aufgestellt. Sie
haben selbsttätige Druckregler, bestehend aus.
gußstählernen Strahlablenkern ; hierdurch wird
die Drucksteigung auf 15%*über normal be-
schränkt. An allen Schiebern und Verteilungs-
leitungen sind Umläufe vorgesehen. Die Tur-
binenregler haben Elektromotoren zur Ein-
stellung der Drehzahl der Maschinen. Die
Generatoren erzeugen Energie mit 6600r eh
Erregung und Kraftstrombedarf im fWerk lie-
fern zwei Hilfsturbodynamos von je 120 kW.
Die Schaltapparate werden von einer Schalt-
tafel im Turbinenraum bedient, die Ölschalter
sind jedoch in einem anderen Gebäudeteil; die
Verbindungskabel sind in gemauerten Kanälen
im Fundament verlegt. Die Hochspannungs-
apparate sind so angeordnet, daß sie nur im
spannungslosen Zustande berührt werden kön-
nen. Zwei wassergekühlte Öltransformatoren
von je 4050 kVA, auf 6000 kVA während einer
halben Stunde überlastbar, formen die Span-
nung von 6600 auf 88000 V um. Zu hohe
Temperatursteigerung wird bei jedem Trans-
formator durch eine mittels Wärme a ;
Glocke angezeigt. Durch eine besondere Rohr-
leitung kann das Öl im Notfalle schnell aus dem
Transformatorkasten ausgelassen werden. Der
Blitzschutz ist außerhalb des Krafthauses
angeordnet. Das Kraftwerk liefert jetzt haupt-
sächlich nach der Stadt Hobart und nach der
Nordwest-Bay auf eine Entfernung von 131 km.
Die Fernleitung ist auf stählernen Gitter-
türmen verlest, die je zwei Stromkreise aus
verseilten Leitern an Kettenisolatoren tragen.
Die Leitungstürme sind etwa 2,1”m tief im
Erdboden verankert. Hierbei mußte der größte
Teil der Ausschachtungen aus dem Felsen ge-
Die normale Spannweite.be-
trägt 182 m. Die Isolatoren bestehen aus je 5,
an Abspannpunkten je 6 Tellern von 25 cm
Durchmesser. Die Leiter sind so aufgehängt,
daß sie um 45° aus der Lotebene schwingen
können. Ein Erdungsseil aus verzinktem
Stahldraht ist oberhalb des Turmes über die
ganze Länge der Leitung”angebracht. Die:
Leiter sind an den Isolator mittels besonderer
Klammern festgemacht, die ein Lichtbogen-
schild tragen, bestehend aus einem rund um
den Leiter gebogenen Kupferstreifen an jedem
Hängeisolator. Das neue Kraftwerk ent-
wiekelte die Industrie von Tasmanien außer-
ordentlich kräftig. Zinkhütten und andere
metallurgische Werke, Karbidwerke usw. wur-
den angeschlossen; der Strombedarf wuchs so
schnell, daß das Kraftwerk die Fernleitungen
und Verteilungsleitungen erweitern mußte;
auch das Unterwerk in Hobart, in seiner
Leistungsfähigkeit verdoppelt, wurde durch
Einrichtung einerAußenunterstation, bestehend
aus 3 einphasigen Transformatoren von je
1333k VA und einem Reservetransformator, ver-
ößert. Eine Erweiterungslinie mit. einem
tromkreise wurde ferner von Hobart nach der
Nordwest-Bay gebaut auf eine Entfernung von
etwa 22 km. Die Leitung ist auf Holzmasten
verlegt. Die Ausrüstung des Kraftwerkes usw.
ist größtenteils von England geliefert; die Er-
weiterungen dagegen infolge des Krieges von
Amerika. Nach Vollendung dieses’ vom Kraft-
werk Great Lake ausgehenden Netzes werden \
noch einige andere Pläne zur weiteren Strom-
versorgung des Landes aufgenommen werden, _
von denen eins sogar noch viel versprechender
sein soll als das von Great Lake. Nach Fertig- |
stellung dieses Netzes wird Tasmanien eine
Reihe von Wasserkraftwerken besitzen, die
nach ihrer Verbindung untereinander das Land
dauernd mit billiger elektrischer Energie werden
versorgen können. (,El. World‘, Bd. 73, SE,
20. Mai 1820.
m
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Die an dem Großschilfahrtswege durch
Süddeutschland zu verwertenden Wasserkräfte
und ihre Gewinnung. — Die Durchführung
des Gedankens der Kanalisierung des
Neckars und der Donau ist durch die
Not des Wirtschaftslebens unserer Zeit eine
Forderung der Stunde geworden. Um den
ungeheuren Verlust an technischen Energien,
den der Krieg und seine Folgen mit sich ge-
bracht haben, auszugleichen, müssen wir alle
bisher unausgenutzten Kräfte dem Wirtschafts-
leben zuführen... Dazu gehören in erster Linie
alle bisher unausgebauten Wasserkräfte, die
sogenannte weiße Kohle, durch die zum Teil
ein Ersatz für die jährlich infolge des Friedens-
vertrages und des Raubbaus im Kriege ver-
lorenen Kohlenmengen zu liefern ist.
Um das Gleichgewicht an Kraftgewin-
nung und Kraftverbrauch wieder herzustellen,
ist es einmal Räte, neue technische Energien
zu gewinnen, andererseits überall da, wo es
- möglich ist, durch rationellere Methoden Kraft
zu sparen. Das erstere plant man dadurch zu
erreichen, daß man so weit wie irgend möglich
alle noch nicht ausgenützten Wasserkräfte zur
‘ Elektrizitätsgewinnung heranzieht, das zweite
dadurch, daß man für die Beförderung der
Massengüter nach Möglichkeit statt des
Schienenweges den Energie sparenden Wasser-
weg in Form eines Großschiffahrtsweges er-
stellt. Für Südwestdeutschland wird beides
durch die Kanalisierung des Neckars und der
Donau und deren Verbindung durch einen Kanal
über die Alp, desersteren von Mannheim bis Plo-
ehingen und der letzteren von Ulm bis Regens-
burg, erreicht, wodurch die Verbindung von
Nordsee zum Schwarzen Meer über Rhein und
Donau für die Großschiffahrt hergestellt wird.
Dabei werden auf dem Neckar allein 70000PS
bei Verwendung von ohne Wasserverbrauch
‚ arbeitenden Schleusen und bei Anwendung
von Tagesspeichern neu gewonnen (nach den
tun
. treten würde.
suchen der Stadt Stuttgart hätte das aber
führung der Schiffahrt.
.Bereehnungen der Firma Frün & Bilfinger in
Mannheim). Bei Verwendung von Kammer-
schleusen würden immerhin noch 60000 PS
‚neu gewonnen (nach Berechnung der Landes-
regierungen von Baden und Württemberg).
Bis jetzt sind am Neckar nur 18 682 PS aus-
gebaute Wasserkräfte vorhanden. Der Ge-
winn an elektrischer Arbeit wäre 420 MillkWh,
bzw. 330 Mill. kWh, je nachdem Schleusen ohne
oder mit Wasserverbrauch zur Anwendung
kommen und das System der Tagesspeicher
durchgeführt wird oder nicht. \
Das System der Tagesspeicher, das von
der Firma Grün & Bilfinger in Mannheim vor-
geschlagen worden ist, bezweckt eine An-
assung der Kraftgewinnung an den Kraftver-
rauch. Man will oberhalb der obersten Hal-
einen. Stauweiher anlegen (der beim
Neckar in der Gegend von Pfauhausen ober-
halb Plochingen liegen würde mit einem
Fassungsvermögen ‚von 1 Mill. m3 und einer
Flächenausdehnung von 72 ha). Dieser Stau-
weiher soll in den Nachtstunden, in denen der
Kraftverbrauch nur ein Drittel: des Tages-
verbrauches erfahrungsgemäß ausmacht, 50%
des Wasserabflusses zurückhalten, die man
während der Tagesstunden mehr abfließen
lassen würde.so daß man nachts 50%, und am
Tage 150% des Zuflusses den Kraftturbinen
zuführen könnte. Indem man jede obere Hal-
tung als Tagesspeicher für das zugehörige
Kraftwerk auffaßt, kann man dadurch, daß
man zu gleicher Zeit an allen Kraftwerken den
Turbinen die dreifache Wassermenge zuführt,
früh morgens beim Einsetzen des höheren
Kraftverbrauches die dreifache Leistung der
Werke gegenüber der Nachtleistung erzielen.
Es ee mit dem größeren Wasserverbrauch
morgens in jeder Haltung sich der Zufluß und
der Abfluß auf die dreifache Menge steigern,
womit die Gesamtwassermenge in den ein-
‘zelnen Haltungen nicht beeinflußt, sondern
nur eine Änderung des Spiegelgefälles ein-
Nach den praktischen Ver-
weder einen nennenswerten Einfluß auf den
Betrieb der Kraftwerke, noch auf die Dureh-
An der untersten
Haltung tritt auch nach den angestellten Er-
hebungen keine Beeinträchtigung der Anlieger
dureh den dreifachen Wasserabfluß der Kraft-
werke. auf.
Bei einer Kanalisierung der Donau werden
. nach dem Projekt von Fischer-Reinau bei
- Verwendung von Kammerschleusen 160 000 PS
. gewonnen.
amit erhöht sich der Kraftgewinn
im Jahr auf 1,2 Milliarden kWh, wodurch,
Kohlenverbrauch von 1 kg rechnet, eine Er-
wenn man für eine Kilowattstunde einen .
RUNDSCHAU. .
sparnis an Kohlen von 1,2 Mill. t erzielt würde.
Diese Zahl allein zeigt, wie unbedingt not-
wendig die Durchführung der Kanalisierung
des Neckars von Mannheim bis Plochingen
und. der oberen Donau von Regensburg bis
Ulm mit der Verbindung über die Alp
bei der großen Kohlennot unserer Zeit
ist, zumal wenn man noch bedenkt, daß außer
dem erwähnten Kraftgewinn noch eine Kraft-
ersparnis. durch Beförderung: der Massengüter
von Holland und dem Niederrhein nach Süd-
deutschland und dem Osten Europas einerseits
und von dem Schwarzen Meer und den Donau-
ländern nach dem Rhein anderseits auf dem
Wasserwege erreicht wird. Es haben also alle
Volkskreise ein direktes Interesse an der so-
fortigen Durchführung des Großschiffahrts-
weges vom Rhein über den Neckar zur Donau, da
die dadurch erreichte Neubelebung des Wirt-
schaftslebens mehr oder weniger allen zugute
kommen wird.
Dipl.-Ing. Friedrich Adolf Hoppe.
Elektromaschinenbau.
Die Kohlebürsten im Elektromaschinenbau.
— Uber schwierige Fragen pflegt in der Regel
bald eine umfangreiche Literatur zu entstehen
Von dieser Regel gibt es eine merkwürdige
Ausnahme. Jeder Elektrotechniker weiß, daß
das Del der Kohlebürsten zu den schwierig-
sten gehört, dieman kennt, und doch gibtes da-
rüber sehr wenig gedruckte Arbeiten. Zurück-
zuführen ist diese Ausnahme auf die Tatsache,
daß auf diesem Gebiete wohl eine große Menge
Beobachtungen vorliegen, für die aber noch
das ordnende, zusammenfassende Gesetz fehlt.
Eine Arbeit von Hunter-Brown!) schafft
hierin zwar auch noch keinen Wandel. Wer
mit Kohlebürsten zu tun hat, wird sie aber
doch mit Vorteil durcharbeiten, weil er wenig-
stens mit den wichtigsten Beobachtungen be-
kannt gemacht wird, und auch eine gründliche
Kritik daran lesen kann. Der der Arbeit zu-
grunde liegende Vortrag wurde an vier ver-
schiedenen Orten gehalten, sein Verfasser
scheint, nach verschiedenen Textstellen zu ur-
teilen, selbst in einer Kohlebürstenfabrik tätig
zu sein, und es beteiligten sich an den Aus-
sprachen, außer dem Verfasser, nicht weniger
als 38 Redner. Wenn nun auch die Aussprachen
beweisen, daß über sehr viele Punkte heute
noch keine geschlossene Meinung zu erzielen
ist, so haben sie doch den unverkennbaren
Nutzen, daß sie auf alle wichtigen Momente
hinweisen.
Nach dieser Lage der Dinge ist es nicht
möglich, ein wissenschaftliches Ergebnis der
Arbeit in kurzen. Worten anzugeben, weil es
ein solches eben heute noch nicht geben kann.
Wir müssen uns damit begnügen, den sach-
lichen Inhalt wiederzugeben, um die, die ihn
brauchen können, zum Lesen der Arbeit selbst
anzuregen.
Im Vortrage selbst werden folgende Eigen-
schaften der Kohlebürsten behandelt: Der
spezifische Widerstand, die Reibung, der
Spannungsabfall, die Stromdichten, deren Ab-
hängigkeit von den Betriebszuständen und den
Abmessungen der Bürsten, der Einfluß der
Kommutator - Umfangsgeschwindigkeit, die
Gleitfähigkeit, die Härte, die Schleiffähigkeit
(für Mikanit), die Wärmeleitfähigkeit verschie-
dener Sorten, die Masse (Trägheit), der Ver-
schleiß. Die hierbei vorgeführten Zahlen und
Kurven gelten nur als Richtlinien und sollen
nicht zu Berechnungszwecken verwendet wer-
den. Aus den konstruktiven und betriebstech-
nischen Erfahrungen werden dann besprochen:
Die Größenverhältnisse und die Unterteilung,
die Stromzuführung (es wird ganz allgemein,
auch für Bahnmotoren, die Verwendung von
Litzen empfohlen), der . Aufsetzwinkel, das
Staffeln, das Einschleifen, die Schmierung, die
Bürstenhalter, das Ausschaben des Mikanits,
die Schleifringe und Metallmischungen für
diese. Zum Schlusse geht der Verfasser noch
auf die Normalisierung der Bürsten ein. In
der Aussprache finden folgende Eigentüm-
lichkeiten der Kohlebürsten besonderes In-
teresse: Die Reibung steigt viel schneller als
der Druck, die Reibung fällt mit steigenderUm-
fangsgeschwindigkeit, der
steigt mit der Geschwindigkeit, auch bei sehr
kleinen Stromstärken (extrapoliert: auch beim
Strome Null) ist noch ein erheblicher Span-
nungsabfall vorhanden, jedoch nur auf Kom-
mutatoren, nicht auf Schleifringen, die Span-
nungsabfälle sind verschieden je nach der Po-
larität, die unter der Bürste’ frei werdende
ı) Inst. El. Eng. Bd. 57, 1919, 8.193.
Elektrotechnische Zeitschritt. 1926. Heit 20.
Spannungsabfall
397
Energie steigt viel schneller als die Spannung,
z. B. steigt die Energie um 150%, wenn die
Spannung nur von 2,0 auf 2,5 V, also um 25°,
erhöht wird. Zur Erklärung dieser Erschei-
nungen werden drei verschiedene Annahmen
aufgestellt: Nach der ersten entsteht unter
der Bürste ein Vakuum infolge des Umlaufes
der darunter liegenden Oberfläche, nach der
zweiten berührt die Bürste die Oberfläche
nicht ständig, sondern nur zeitweise, nach der
dritten findet der Stromübergang zwischen
Bürsten und Oberfläche stets, auch bei an-
scheinend völlig funkenfreiem Laufe, in der
Form von Lichtbögen statt. Für diese An-
schauungen finden sich in den Aussprachen
teils Anhänger, teils Gegner. Lebhaftestes In-
teresse findet die Frage der Normalisierung.
Die Aussprache ergibt, daß bei der heute noch
bestehenden Unklarheit über die Arbeitsweise
des Kohlekontaktes nur eine Normalisierung
nach Abmessungen stattfinden könne, deren
Durehführung jedoch auch noch Schwierig-
keiten ‘genug bieten werde. Ferner sollten
von den gebräuchlichsten Bürstenmarken von-
seiten der Hersteller nur solche Daten ange-
geben werden, die unter bestimmten, einfachen
und jederzeit leicht und zweifelsfrei herstell-
baren physikalischen Verhältnissen gewonnen
seien. Ungeeignet seien dagegen Daten, die
sich bei Verwendung der Bürsten auf bestimm-
ten Maschinen ergeben, weil sie unübersehbare
Einflüsse enthielten und daher zu Vergleichs-
zwecken 'nicht brauchbar seien. Für die Bür-
stenfabriken wird die Einrichtung eines gut
ausgestatteten Laboratoriums als unerläßlich
erklärt. M. Sch:
Leitungsbau.
Hochspannungskabel. — In einer Sitzung
der holländischen Vereinigung der Leiter: der
Elektrizitätswerke in Amsterdam am 30. X.
1919 hat P. Hunter einen Vortrag über die
‘Verteilung der elektrischen Energie in Holland
gehalten. Angesichts der besonderen Verhält-
nisse in Holland hält Hunter eine Übertra-
gungsspannung von 50 bis 60 kV für angemes-
sen. Eine höhere Übertragungsspanpung, von
100 kV und mehr,. die anderswo neuerdings
immer mehr in Aufnahme kommt, dürfte in
Holland nicht angebracht sein. Mit Rücksicht
auf das außerordentlich weitverzweigte Netz
der Wasserstraßen dürfte der Preis der Kohle
in Holland überall ziemlich der gleiche sein.
Eine Zentralisierung der Elektrizitätserzeu-
gung hält darum Hunter nicht für zweckmäßig.
Die Spannung von 50 bis 60 kV hat noch den
besonderen Vorzug, daß die Energieübertra-
gung sowohl durch Freileitungen als auch durch
Kabel erfolgen kann. Einbau kürzerer Kabel-
strecken in Freileitungsnetze bietet gar keine
Schwierigkeiten. Also braucht man bei dem
Entwurf der Hochspannungsstraßen die be-
wohnten Ortschaften nicht zu umgehen. Nach
Ansicht von Hunter bietet die Fabrikation von
verseilten Dreifachkabeln für 50 bis 60 kV gar
keine Schwierigkeiten mehr. Diese Kabelarten
erscheinen im ganzen billiger als Systeme von
Dreifachkabeln, von denen jedes gegen Blei-
mantel natürlich dann nur eine geringere Span-
nung auszuhalten hat. Das System von drei
Einfachkabeln bietet den Vorteil einer billigeren
Reserve (Verlegung eines vierten. Kabels). Die-
ses Kabel bleibt natürlich unbenutzt. Bei Drei-
fachkabeln muß die Reserve voll sein; sie ist
also erheblich teurer, doch wird man in diesem
Falle beide Kabel dauernd unter Spannung
halten, Die Kupferverluste gehen auf die Hälfte
zurück, und diesen Umstand hält Hunter für
entscheidend. Bei der Diskussion kam auch
die Frage der Muffenkonstruktion zur Sprache.
Hunter gab zu, daß diese schwizriger herzu-
stellen seien als beim Einfachkabel, doch nicht
in dem Maße, als daß dadurch die Vorteile der
Dreifachkabel in Frage gestellt sein könnten.
Die neueren Fortschritte der Fabrikation der
Hochspannungskabel, insbesondere der Drei-
fachkabel, sind nach Hunter der systemati-
schen Untersuchung der dielektrischen Ver-
luste zu verdanken. Die dielektrischen Verluste
seien ein sehr scharfes Kriterium für die Güte
des Fabrikats. Maßgebend für die elektrische
Festickeit einer Kabelisolation ist eine nahezu
vollkommene Abwesenheit der Luft. ZLn.
Rohvaseline als Kühlmittel in. Kabel-
kanälen. — . Schweitzer hat Laborato-
riumsversuche durchgeführt, um ein vorläu-
figes Urteil über die Verwendung von roher
Vaseline als kühlendes Füllmaterial in Kabel-
kanälen zu erhalten. Die Versuche wurden an
einem 13,7 m langen 12 000 V-Drehstromkabel
von 125 mm? Querschnitt angestellt. 4,6 m
398
dieses Kabels, dessen Leiter in Reihe ge-
schaltet und bei niedriger Spannung mit Strom
beschickt wurden, lagen in einem Kanal aus
Stein. Mit Thermoelementen wurden an ver-
schiedenen Stellen ‘die Temperaturen der
Kupferleiter und des Bleimantels gemessen.
Es wurden in üblicher Weise die Wärme-
kurven ermittelt: einmal für den Fall, daß der
Raum zwischen dem Kabelmantel und der
Innenwandung des Kanals mit Luft und das
andere Mal, daß er mit einer billigen Sorte
der in Amerika handelsüblichen Rohvaseline
ausgefüllt war, die gelegentlich auch Kabel-
schmiere und schwarzes Petroleum genannt
wird. Die verwendete Rohvaseline war sehr
zähflüssig und verflüssigte sich bei keiner der
aus. Sicherheitsgründen noch zulässigen Kabel-
temperaturen. Das Einmischen von Graphit
ergab keine wesentlichen Vorteile, die nicht
durch die vermehrten Kosten voll aufgewogen
wurden. Vorteilhaft erwies sich indessen das
Einmischen flockigen Graphits in den Zement
der Kabelkanäle Hierüber werden weitere
Versuche in Aussicht gestellt. Bei einer Strom-
belastung von 325 A ergab sich!) eine Ver-
ringerung der Leitertemperatur um 14%,
wenn der freie Raum des Kanals statt mit
Luft mit Vaseline ausgefüllt wurde. Dieser
Temperaturverminderung entspricht eine Be-
lastungszunahme von 7%. Da der innere
Wärmewiderstand der verwendeten Kabel etwa
60% des gesamten Wärmewiderstandes aus-
macht, somit im Idealfalle die Strombelastung
nur um 29% gesteigert werden könnte, so
gestattete die Rohvaseline, etwa ein Viertel
des überhaupt Möglichen zu erreichen. Als
wesentlicher Vorteil der Verwendung von
Rohvaseline wird hervorgehoben, daß die Kabel-
temperatur bedeutend vergleichmäßigt wird.
Es scheint, daß die gefürchteten überhitzten
Stellen praktisch beseitigt werden können
durch die Verwendung von Rohvaseline. Das
ist wichtig im Hinblick auf die gegenwärtige
Praxis mancher Elektrizitätsfirmen, alte Kabel,
in denen sich leicht schwache Stellen finden,
wieder zu verwenden. Durch .di&e Rohvaseline
wird die Elektrolyse stark vermindert ‘und
außerdem ein gewisser mechanischer Schutz
insbesondere gegenüber Abschürfungen und
dergl. erreicht. Eine nur tür amerikanische Ver-
hältnisse gültige Kostenrechnung soll beweisen,
daß sieh mit Hilfe von Rohvaseline eine Er-
höhung. der Belastungsmöglichkeit unterirdisch
verlegter Kabel nit großer Wirtschaftlichkeit
erreichen läßt. Allerdings läßt der Verfasser
alle Unterhaltungskosten und dergl. aus der
Rechnung fort; es muß dahingestellt bleiben,
ob dieses Vorgehen gerechtfertigtist. Immerhin
scheinen die mehr vorbereitenden Versuche
darzutun, daß das geschilderte Verfahren
anderen, den gleichen Zweck verfolgenden
Maßnahmen (Verwendung von Luftgebläsen
großer Leistung, Wärmeabfuhr durch fließen-
des Wasser und dergl. überlegen ist. Man
wird dem Verfasser aber darin beistimmen,
daß ein. Urteil über den praktischen Wert
erst möglich sein wird, wenn Untersuchungen
an praktischen Kabelverlegungen vorliegen.
Mwg.
Meßgeräte und Meßverfahren.
Messung sehr kleiner Kapazitäten und
Induktivitäten. — L. Pungs und G. Preuner
erzeugen mit zwei ungedämpften durch Glüh-
Kathodenröhren (vgl. Meißner „ETZ“ 1919,
Heft 7) hergestellten Schwingungen hoher
Schwingungszahl (v = 10° bis. 10%), die sich
aber wenig unterscheiden, Differenzschwebun-
gen hörbarer Frequenz von der Größenordnung
1000, nehmen dann aber noch eine dritte Glüh-
kathodenröhre zu Hilfe, die mit den genannten
akustischen Differenzschwebungen fast gleiche
Schwingungen erzeugt, so daß schließlich sehr
langsame (z. B. sekundenlange) Schwebungen
zur Beobachtung gelangen, die als Anzeige-
mittel bei der Abmessung dienen. Die Becb-
achtung ‚dieser langsamen Schwebungen gibt
ein außerordentlich empfindliches, von den
Nachteilen bisheriger Verfahren freies Mittel,
um Veränderungen im Schwingungszustande
der erstgenannten, Schwingungskreise. festzu-
stellen, die durch Anderung der Kapazität und
Induktivität eines dieser Kreise auftreten.
Auch die Dielektrizitätskonstanten (D. K.) von
Gasen werden sich hiermit erfolgreich bestim-
men lassen. (Physik. Zeitschr.‘“‘, Bd. 20
S. 543.) Zar.
Neuerung für Münzmesser. (Gas- und
Stromautomaten). — Die Münzmesser verlieren
durch die schnell fortschreitende Geldentwer-
tung ebenso rasch an Beliebtheit als Selbstver-
käufer und Vorauskassierer des Verbrauchs.
Ihre Wertschätzung sinkt in dem Maße, als
!) Pleetr. World Bd. 71, 8: 618.
Elektrotechnische
“
der Wert des Zehnpfennigstücks sich von dem
Wert der dafür freigegebenen Verbrauchs-
menge entfernt. Gegenüber den übrigen Ver-
'kaufsautomaten für Nahrungs- und Genuß-
mittel u. dergl. sind sie allerdings dadurch im
Vorteil, daß sie gleichzeitig den Verbrauch.
registrieren und damit ein Nachkassieren des
Überpreises ermöglichen, also wenigstens noch
weiter verwendet werden können. Welche
Mehrarbeiten und Unkosten aber erwachsen
nicht den Werken, die Tausende oder gar Zehn-
tausende von Münzmessern verwenden, durch
das Rechnungsausschreiben und Einziehen der
Differenzbeträge. Doch wäre dies noch das
Geringste.
Selbstverkauf oder einer: Vorauszahlung ge-
sprochen werden, wenn der Gas- oder Strom-
preis sich einer Reichsmark für den Kubik-
meter oder die Kilowattstunde nähert oder
noch darüber hinausgeht? Müssen doch schon
bei einem Münzgasmesser, der 'auf einem
16-Pf.-Preis eingestellt ist, bei einem Kubik-
meterpreise von 48 Pf ?/ des, Geldwertes
der Verbrauchsmenge am Monatsschluß nach-
kassiert werden. Man weiß, daß Gas und elek-
trischer Strom ihren Weg bis in das kleinste
Haus und die ärmste Hütte hauptsächlich
durch die Münzmesser gefunden haben, und daß
ohne sie die Kleinabnehmer niemals gute Zah-
ler und dauernde Abnehmer werden können.
Das Nacherheben der Unterschiedsbeträge zei-
tigt heute bereits in Großstädten die trübesten
Erfahrungen, deren Stufenleiter die Werks-
leitungen durchkosten müssen: Anzweiflung
der Richtigkeit, gereizte Auseinandersetzung,
Verärgerung, böswillige Zahlungsweigerung,
Zahlungsunfähigkeit, Zahlungsflucht, gericht-
liches Mahnverfahren,“ Gas- ‘oder Stroment-
ziehung, Teilzahlung, Kostenlast,.' Verluste,
ständige . Unsicherheit.. ’
Den häufig und in rascher Folge staffel-
förmig erfolgten Preissteigerungen für Strom
und Gas konnten die Werke mit Umbauen der
Münzmesser gar nicht folgen.:. Aber selbst wenn
Werke mit nur verhältnismäßig wenig Münz-
messern, die erheblichen Kosten, großen Um-
ständlickheiten und technischen Hindernisse
jedesmal auf sich nehmen wollten, die Messer
selbst verbessern sie durch das fortgesetzte Um-
bauen bei jeder Preisänderung noch oben und
später wiederum — was auch einmal kommen
muß — nach unten, keineswegs. Für große
Werke bleibt der &tändige Umbau sämtlicher
Münzautomaten eine technische Unmöglichkeit.
Die Automatenfabriken und die Werke selbst
standen den Verhältnissen bisher ratlos gegen-
über. Da ist nun eine von Benduhn angege-
bene und geschützte Einrichtung bemerkens-
wert, die hinsichtlich Einfachheit und Zweck-
mäßigkeit geeignet ist,
die Schwierigkeiten auf
diesem Gebiete dau-
erndzubeseitigen. Ben-
.duhn läßt die Auto-
vollkommen unverän-
dert, ersperrt nur die
Einwurfschlitze für
die Verwendung von
Reichsgroschen durch
Anbringung einer ein-
fachen Absperrspange
(Abb. 3). Während also
das Metallstäbehen der
.öperriegel, Spange den Schlitz
quer abriegelt und für
. den Einwurf von Zehn
— , pfennigstücken unge-
Emwurßschliz eignet macht, läßt. es
für radial geschlitzte
Wertmarken gleicher
Größe und Stärke den
Einwurf zu. . Die Ein
führung erfolgt in der
MN
Außenwulst
Abb. 3.
Weise, daß die Wertmarke, die eine beliebige,
Prägung erhalten kann, so. eingeführt wird,
daß die Einschlitzung den Absperrriegel um-
faßt. Nachdem die Einführung bis zum Mittel-
punkt der Marke erfolgt ist, wird diese 180°
um ihre Achse gedreht und somit nach der ande-
ren Seite frei, so daß sie unbehindert in das
Automatenwerk hineinrollen kann. Die Ein-
schlitzung hat, wie zahlreiche Versuche er-
geben haben, keinen Einfluß auf die Auslösung
des Freigabemechanismus im Innern des Münz-
werkes. Wichtig ist natürlich, daß die Wert-
münze in Stärke, Durchmesser und Umfang
nieht von einem Reichszehnpfennigstück ab-
weicht. Um Verwechselungen und Mißbräuche
der Marken für Gas- und Stromautomaten mit
verschiedener Wertung zu verhindern, sind
Einschlitzungen verschiedener Gestaltung vor-
gesehen. Die Marke erhält die Aufprägung der
Ausgabestelle und nötigenfalls auch das Stadt-
wappen und eine kurze aber treffende Bezeich-
nung wie „Gasmünze‘‘ oder „Strommünze‘,
jedoch keine Werteinprägung, da der Ver-
kaufswert der Marke mit jeder Veränderung
Zeitschrift. 1920. Heit 20.
Kann überhaupt noch von einem -
: Elektrizitäts-
wozu sich heute die städtischen Verkaufsstellen
matenwerke im Innern »
20. Mai 1920.
‚der Gas- und Strompreise wechselt. Sind an
einem Gaswerk z. B. die Münzgasmesser auf
einen Kubikmeterpreis von 18 Pfennig einge-
stellt, d. h. werden für 10 Pf. 555°/, 1 Gas ab-
gegeben, so erhöht sich bei Heraufsetzung des
Gaspreises auf 54 Pf. der Verkaufswert für
diese 5555/,1 Gas auf 30 Pf, zu welchem Preise
alsdann die Ausgabe erfolgen müßte. Bei jedes-
maligem Steigen oder Fallen der. Gas- bzw.
Strompreise wäre nur der Ausgabepreis der
Marken entsprechend zu ändern. Die jeweiligin
Umlauf befindlichen Marken würden dann
‘allerdings von der Preisänderung nicht be-
troffen. Es dürfte aber.nur selten vorkommen,
daß Marken für mehr als einen Monatsbedarf
vorrätig gehalten werden. Werke, die in dieser
Richtung einen Mißbrauch durch Hamstern
von Marken beim Steigen der Preise befürchten,
.
könnten sich leicht vor Schaden schützen, indem
sie zweierlei Marken ausgeben, die eine bei-
spielsweise mit einem Prägezeichen A, die andere
mit B. Erfolgt nun eine Preissteigerung, so
braucht nur bekannt gegeben zu werden, daß
von dem und dem Zeitpunkte an nur Marken A
.oder B gelten. Sache des Kassenboten, der die
Entleerung der Automaten vornimmt, muß es
sein, nichtgültige Marken, Falschstücke oder
Marken aus Nachbarstädten,: die sich etwa in
den Behälter vorfinden, zurückzuweisen, gegen-
gültige umzutauschen oder den Wert der rich-
tigen sich dafür erstatten zu lassen, wie das
bisher auch bereits geschehen ist (Notgeld). Wo
solehe Unregelmäßigkeiten mehrfach vor-'
kommen, wird das Werk durch Gas- bzw.
Stromentziehung oder nur deren Androhung
schnell Ordnung schaffen können.
Es liegt der Einwand nahe, daß den Gas-
und Stromabnehmern die Besorgung dieser
besonderen Marken, mit denen sie ei aus-
gerüstet sein müssen, beschwerlich und lästig
ist. Diese Schwierigkeiten bestehen für solche
Konsumenten, die in der Lage sind, die dem
Automaten entnommenen Marken vom Boten
sofort zurückzukaufen, überhaupt nicht. Für
die Minderzahlungsfähigen aber wird die Be-
schaffung der. Marken kaum so schwierig sein,
als bei der heutigen Not an Kleingeld die Be-
schaffung der Zehnpfennigstücke. Wenn die
und Gaswerke in Geschäften,
besonders eignen, ausreichende Mengen der
Wertmarken unterbringen, wird es auch den
Ärmsten möglich sein, bei ihren täglichen Ein-
käufen sieh mit einzelnen Automatenmünzen
zu versehen. 5 ö
Hans Herkner, Gaswerk Tüdenscheid.
& 5 2
Verkehr und Transport.
Die Phasenumformerlokomotive und ihre
Verwendungsmöglichkeit in Europa. — Dr. K.
Sachs und Dr. A. Couwenhoven weisen in
einer Arbeit auf eine Lösungsmöglichkeit, des
Abb. 4. Schaltbild einer Phasenumformerlokomotive:
Problems der elektrischen Zugförderung schwe-
rer Züge unter Verwendung der übiichen Fre-
quenz von 50 Per in der Sekunde hin.t) Eine
' Stellung zur Systemfrage ist nieht beabsichtigt, .
2) „Elektrotechn. u. Maschb.‘ Bd. 37, 1919, 8.437, 476 >
weil dafür der Haupttransformator, sowie die:
‘ versorgung des Landes haben würde.
Dauerleistun:
20. Mai 1920.
Elektrotechnische Zeitschritt. 1928. Heit 20.
399
wenn auch der große Vorteil hervorgehoben
wird, den die Verwendung der Frequenz 50
auch für Bahnzwecke für die allgemeine u
iese
Lösungsmögliehkeit ist durch die Phasenum-
formerlokomotive gegeben. Nach einer länge-
ren Betrachtung über das Energiespiel zwi-
schen dem Haupttransformator der Lokomo-
tive, dem Phasenumformer und den dreiphasi-
gen Triebmotoren wird eine nach Abb. 4 ge-
schaltete Lokomotive in den wesentlichsten
Zügen berechnet. Das Hauptergebnis der Be-
trachtung über das Energiespiel bildet die Er-
kenntnis, daß der Phasenumformer für die ge-
samte Lokomotivleistung zu bemessen ist. Die
Hauptwerte der berechneten Lokomotive sind:
Bauart. r,..; A 1B-—-Bl ;
.. 2000 PS bei 60 km/h
Gesamtgewicht : 94 t
Triebraddurchmesser . 1500 mm -
Motorenzahl u. Leistung 2 zu je 1000 PS
x dauernd i
Drehzahl der Motoren 750 Umdr/min
Übersetzungsverhältnis 13 343
- Länge über d. Puffern 14,5 m
Gewichte: \ RR
Haupttransformator 9 t (1750 kVA
dauernd)
Phasenumformer oa a a
2 Hilfstransforma- .. ı R
LOTHAR ar 0,88 t zusammen
2 Motoren. . . . 16.6.4
Elektrischer Teil 446. ,:
Geschwindigkeiten . 40, 60, 80 km/h
Zugkräfte
auernd } 81 t
1 Stunde... ER TISHOND
Höchstwert :.. ....:. rd. 13 t
(Die „Lokomotiv-Vergleichsziffer“‘, die
man erhält, wenn man das Gesamtgewicht in
kg mit dem ‘Höchst,‚drehmoment‘‘ am Rad-
umfang (hier 9750 mkg) dividiert, beträgt hier
9,65 kg/mkg, ist-also etwa normal. Bemerkung
. des Besprechers).
Der Artikel geht noch kurz auf die Ge-
schwindigkeitsstufung und die Bauart des An-
kers der Drehstrommotoren ein. Die Stufen sind
oben genannt und ihre Herstellung ist aus der
Abb. 5 erkenntlich. Die Lokomotive wird trotz
desPhasenumformers nicht vielschwerer als son-
stige Wechsel- oder Drehstrom-Lokomotiven,
Motoren bei der Frequenz 50 leichter werden.
. Im Fehlen der Reihenschlußcharakteristik wird
kein Mangel erblickt, dagegen ein Vorteil in der
. Möglichkeit, ohne Zusatzapparate elektrisch
,
‘ besteht nach Angabe von W. P
bremsen zu können. M. Sch.
Feldschwächung für bestehende Bahn-
steuerungen. Eine, bei der Einführung
der Feldschwächung bei vorhandenen Bahn-
steuerungen erforderliche Zusatzausrüstung
‚Jackson
aus zwei Schützen, die den Nebenschluß-
widerstand zum Feld der Motoren . ein-
schalten, nebst _einem Vorschalter. Dieser
besitzt zwei Wicklungen, von denen die eine
vom Motorstrom durchflossen wird, so daß
der Schalter erst ansprieht, nachdem der
Strom auf einen bestimmten, einstellbaren-
Betrag gesunken ist, während die andere
den Vorschalter freigibt, wenn die gesamten
Widerstände der Motoren abgeschaltet sind.
‘Die Schütze selbst liegen an den Anker-
klemmen des einen Motors und sind so ein-
gestellt, daß sie erst ansprechen, wenn die
Ankerspannung 300 V überschreitet, wodurch
vermieden wird, daß die Feldschwächung bei
Reihenschaltung der Motoren eintritt. Derar-
tige Ausführungen werden in Frage kommen,
wo es angezeigt ist, in bestehenden Betrieben
die Fahrgeschwindigkeit auf einzelnen Teil-
streeken zu erhöhen. (Electr. Railway Journ.,
Bd. 50, S. 1081.] IM.r':
7%
Krane und Förderanlagen.
Elektrische Spille. — Spille haben sich
nicht nur auf Schiffen, sondern auch in Hafen-
anlagen und für andere Zwecke bewährt und
nehmen namentlich bei elektrischem Antrieb
sehreinfache Formen an, sind wirtschaftlich und
betriebssicher. In Glasers Annalen Bd. 86,
1920, S. 21 werden einige Einzelheiten über die
von der Deutschen Maschinenfabrik A.G. Duis-
burg De a elektrisehen Spille
mitgeteilt. Dieselben sind, normal einschließ-
lich aller Steuerapparate und Anlaßwiderstände,
"in ein kräftiges Gußgehäuse eingebaut und der
die Spilltrommel tragende Deckel ist wasser-
dicht aufgesetzt. Der Antrieb erfolgt durch
Gleichstrom-Hauptschluß- oder Drehstrommo-
‚toren (50 Per) mittels unter Öl laufendem
Sehnecekengetriebe, wobei Schnecke und Motor
elastisch gekuppelt sind; bei einigen Größen
kommt noch ein Stirnradvorgelege hinzu. Die
Eu Steuerung erfolgt durch Steckschlüssel oder
Fußschalter; letzterer kann in der Einschalte-
stellung verriegelt werden. Angaben über
einige ausgeführte Demagspille sind in nach-
stehender Zahlentafel zusammengestellt:
Er Motor ur BER BRAUEPRAUSS j
Na schwin-]| Durch- | 7. De
digkeit| messer ‚HöhelTängelBreite! Höhe
kg |-kW |(PS,) | m/min mm mm| mm | mm | mm
200 1,841 (&5)| 30 | 350 soo| 1720| — | 735
2001 2,57| (3,5)]| 45 350 800 1720|. — "1 735
1000} 6,621 (9) 30 1280/4201) 800 | 2000 1350 , 975
5000|22,08| (30)| 15 1320/4751), 870 | 2450 | 1400 11200
| W.
Landwirtschaft.
Die Leistungsfähigkeit der deutschen Land-
wirtschaft nach der Lostrennung wichtiger Erzeu-
gungsgebiete. — Durch die heute allgemein be-
triebene intensivere Bewirtschaftung des Bodens
und die dadurch herbeigeführten größeren Er-
träge und deren Verarbeitung wird der Elektro-
technik die Aufgabe einer entsprechenden Ver-
sorgung der Landwirtschaft mit Strom und Hilfs-
maschinen erwachsen. Ein eigenartigesMittel zu
dieser Erhöhung der Intensität der Bewirtschaf-
tung des Bodens, d. h. eine Ertragssteigerung
der Landwirtschaft im allgemeinen macht nun
die Saatzuchtstelle der deutschen Landwirt-
schaftsgesellschaft bekannt ?). Hiernach ist eine
solche Ertragssteigerung allein durch die rich-
tige Auslegung des Saatgutes ohne Zuhilfe-
nahme irgendwelcher sonstigen Mittel zu errei-
chen. Angestellte Versuche haben ergeben,
daß mindestens zwei Drittel unserer Landwirte
zu stark säen, daß also, wenn an Saatgut ge-
spart werden würde, ein größerer Körnerertrag
als bisher erzielt werden könnte. Bei Hafer
haben sich beispielsweise folgende Durch-
schnittsziffern ergeben:
Aussaatstärke Mehr-
170 bis | ertrag
bis 139kg|weitüber| bei
je ha 200 kg | schwa-
jeha | cher
Kornertrag Aussaat
kg je ha|kg je ha | kg je ha
1911 (schwerer Boden)
heißes u.trocknesJahr | 2892 2840 52
1912 (schwerer Boden)
sehr nasses Jahr ... | 3480 3013 467
1913 (schwerer Boden)
- Witterung normal .. | 3622 | 3169 453
1913 (leichter Boden)... | 2921 2346 575
Mittel (1911 bis 1918)... | 3229 | 2842 | 387
Im Jahre 1913 wurden im Deutschen
Reiche von 4 438 209 ha 9 713 965 t Hafer ge-
erntet, 444 030 ha mit 835 340 t Ertrag gehen
uns verloren, 3 994 179 ha verbleiben uns.
Wir können an Hafer-Saatgut
GEBDaATENI Een u 133 139
und dennoch mehr ernten 1 030 498 t
Der Gewinn von . . . ...... 1163 637t
ergibt noch einen Überschuß
von... as 323 297 t
Hafer als Mehrernte von kleinerem Gebiet die-
selbe Pflege und Düngung der Saaten voraus-
gesetzt.. Ähnlich, wenn auch nicht ganz so
günstig Legen die Verhältnisse bei Roggen und
Weizen. Der Mehrertrag durch Verminderung
der Aussaatstärke würde etwa den Verlust
durch Verminderung der Anbaufläche decken.
Diese in erster Linie von praktischen Land-
wirten durchgeführten Sortenanbauversuche
haben einwandsfrei ‘ergeben, daß durch die
richtige Saatbemessung eine hohe Steigerung
des Gesamtkörnerertrages im ganzen Reich
mögliehist und nieht nur das, sondern auch eine’
bedeutende Qualitätsverbesserung. Es leuchtet
ein, daß wir nach solchen Feststellungen die
Hoffnung hegen können, bei richtiger Bearbei-
tung des verfügbaren Ackerlandes und bei
Anwendung aller möglichen technischen Hilfs-
mittel unsere Ernährung wirklich vom Aus-
lande völlig unabhängig zu machen. |
Diese Ertragssteigerung würde, wie oben
schon angedeutet, an sich mehr maschinelles
Rüstzeug zur Verarbeitung des größeren Er-
trages erfordern. Sodann ist aber auch die
sparsamere Verwendung des Saatgutes selbst
kaum anders zu erreichen als durch eine ma-
schinelle Verteilung, d. h. durch die Anwendung
besonders hierzu gebauter maschineller Ein-
richtungen. Alles das weist von Neuem darauf
hin, was schon an anderer Stelle oft betont
worden ist ?), daß der landwirtschaftliche Be-
trieb erhebliche Hilfe aus unseren industriellen
Werkstätten erhalten kann, während er früher
sich lediglich auf dem Lande selbst abspielte.
Spillkopf zweihäuptig.
Nr. 12 ihrer Mitteilungen vom 20. III. 1920.
1)
2
3) .8. z.B. „BETZ“ 1919, 8.589.
Durch dıe heute allgemein betriebene in-
tensivere Bewirtschaftung des Bodens und die
dadurch a größeren Erträge
und deren Verarbeitung wird der Elektrotech-
nik die Aufgabe einer entspreuhenden Versor-
gung der Landwirtschaft mit Strom und Hilfs-
maschinen erwachsen. Krohne,
Fernmeldetechnik.
Marconi und das englische Weltfunknetz.
— Eine sorgfältig abgefaßte Schrift, die von
der Marconi-Gesellschaft herausgegeben und
dem englischen Unterstaatsausschuß für Funk-
telegraphie unterbreitet worden ist, enthält die
Einzelheiten eines Vorschlages für ein Netz
drahtloser Verbindungen für das ganze briti-
sche Reich. Der Vorschlag sieht Haupt- und
Nebenlinien vor, die für England drahtlose
Verbindung mit allen Teilen des Reiches schaf-
fen und außerdem ermöglichen sollen, daß jeder
Teil des Reiches mit irgendeinem passend aus-
gerüsteten Schiffe drahtlos verkehren kann, das
sich etwa zwischen 60° N und 50° befindet.
Die vorgeschlagenen Verbindungen und Neben-
jinien sind folgende:
1. England — Indien, von da nach Singa-
pore, Australien und Neuseeland mit einer
Zweiglinie von Singapore nach Hongkong.
2. England — Asypten, von da nach Ost-
und Südafrika.
2a. England — Ägypten und weiter nach In-
dien, Singapore usw.
3. England — Westafrika, von da nach Süd-
afrıka und Südamerika.
4. : England — Westindien.
5.. England — Montreal — Vancouver.
6. - Australien — Vancouver (zuerst nur
nachts). ;
Diese Verbindungen würden nach den Be-
rechnungen der Gesellschaft erfordern: 30Groß-
stationen, 50 Haupt- und 100 Nebenstationen
sowie 200 kleine örtliche Stationen. Zu ihrer
Bedienung würde einHeer von 17 170 Personen,
„darunter 2240 Ingenieure verschiedener Grade,
über 9000 Funkbeamte, 1290 Handwerker und
2500 Jugendliche nötig sein. Alles Personal mit
Ausnahme. der eingeborenen Diener und. des
Küchenpersonals soll britischer Staatsange-
höriskeit sein und alle Weißen sollen der Marine-
und Heeresreserve angehören und für eine
augenblickliche Mobilisierung geeignet sein.
Sie sollen jedoch bei einer Mobilisierung nicht
von ihrem Posten geholt werden. Die Gesell-
schaft bietet sich an, ein derartiges Netz auf
eigene Kosten zu errichten und zu betreiben
unter folgenden Bedingungen: Sie zahlt jährlich
an das Land, in dem sich eine oder mehrere
Stationen befinden, 25% des Nettogewinns der
Anlagen. Nach 30 Jahren von dem Tage an
gerechnet, an dem irgendein drahtloser Dienst
innerhalb dieses Netzes aufgenommen wurde,
geht die Station ohne irgendwelche Bezahlung
ın das Eigentum der Landesregierung über.
Diese soll auch das Recht haben, die Anlagen
zu jeder beliebigen früheren Zeit käuflich zu
erwerben, u. zw. für den Wert, mit dem die
Anlagen in den Büchern der Gesellschaft ste-
hen, zuzüglich der für die Errichtung etwaiger
Verbindungen entstandenen Ausgaben und zu-
züglich einer Vergütung in Höhe. von 10%
der Bruttoeinnahmen für den Rest der 30. Jahre.
Die Landesregierung soll ferner das Recht
haben, die Leitung der Stationen im Falle
eines Krieges oder nationaler Nöte zu über-
nehmen. Die Regierungen verpflichten sich
dagegen, alle erforderlichen Lizenzen auf
30 Jahre zu erteilen, jede Erleichterung für den
Erwerb von Grundstücken zu gewähren und
alle Arbeiten zur Herstellung der erforderlichen
ober- und unterirdischen Telegraphen- und
. Fernsprechverbindungen gegen Erstattung der
Kosten auszuführen. Sie garantieren der Ge-
sellschaft ferner die uneingeschränkte Benut-
zung der Anlagen, abgesehen von Fällen der
nationalen. Not, und das Recht, den Verkehr
auf fremde Länder in jedem Umfange und zu
Bedingungen, die geschäftliche Vorteile brin-
gen, auszudehnen. Außerdem sichern sie die
Gesellschaft vor dem Wettbewerb fremder
Unternehmen. Die Gesellschaft ist bereit, auch
Stationen für den Verkehr mit Schiffen auf
See und Flugzeugen in der Luft zu ähnlichen
Bedingungen, zu bauen und zu betreiben und
ein solches Stationssystem mit dem staatlichen
Netz zu verbinden, wenn dies praktisch er-
scheinen sollte. (‚Times‘‘ 10. März 1920.)
p-
Unterdrückung atmosphärischer Störungen
bei drahtlosem Empfang. — R. A. Weagant
von der Marconi-Gesellschaft gibt Mittel an,
um die Wirkung atmosphärischer Störungen
bei dem Empfang drahtloser Zeichen zu unter-
drücken. Bei derartigen Störungen können im
allgemeinen zwei Arten voneinander unter-
schieden werden; die einen, die von oben nach
‚Anschauungen durch sorgfältige Versuche be-
400 Ei
unten gehenden Potentialstörungen ihr Auf-
treten verdanken, bringen ein brodelndes Ge-
räusch hervor; sie treten in der Hauptsache in
der warmen Jahreszeit auf zwischen ‚Mittag
und dem folgenden Sonnenaufgang. Die zweiten,
die sich als scharf knackende Geräusche be-
merkbar machen und besonders in der kalten
Jahreszeit beobachtet werden, rühren von
horizontal fortschreitenden Potentialstörungen
her. Die ersten beseitigt Weagant durch eine
Antennenanordnung folgender Form: Zwei
Drahtschleifen sind in gewisser Entfernung von-
einander so aufgestellt, daß sie beide in einer
Ebene liegen, die senkrecht zur Erdoberfläche
und zur Empfangsrichtung steht. Von beiden
Schleifen führen zwei Drähte über Abstimm-
mittel zu je einer der festen Spulen eines Gonio-
meters nach Bellini und Tosi. Die bewegliche
Spule des Toniometers bildet einen Teil eines
Zwischenkreises, der mit dem eigentlichen
inen Überlagerungsempfänger enthaltenden
Empfangskreis gekoppelt ist. Die senkrecht
von oben nach unten gehenden Störungen er-
zeugen in den Schleifen Ströme, die sich im
Goniometer in ihren Wirkungen aufheben,
während die durch die horizontal ankommen-
den Nutzzeichen in den Schleifen induzierten
Ströme sichsummieren. Diefür Belmar gebaute
Versuchsanlage dieser Art hatte folgende Ab-
messungen: zwei rechteckige Schleifen von
120 m Höhe und 300 m Breite in 1500 m Ent-
fernung der Rechteckmittelpunkte. Ver-
suche an dieser Anlage bei der Aufnahme der
6000 m-Welle von Nauen im Juli und August,
d.h. in der gewitterreichsten Zeit, gaben fort-
dauernd fast störungsfreien Empfang und führ-
ten zu der Feststellung, daß. die günstigste Ent-
fernung der beiden Schleifen ein Viertel der
empfangenen Wellenlänge betragen solle An
Stelle der Schleifen können auch horizontale
Antennen verwendet werden, die aber nicht
zu hoch über dem Erdboden angebracht werden
dürfen, wenn ihre Wirkung auf die Störungen
nicht vermindert werden soll. Für die Unter-
drückung der Störungen zweiter Art hat Wea-
gant eine Drei-Antennenanordnung geschaffen.
Ks tritt dabei zu den oben genannten beiden
Schleifen eine unterhalb derselben verlegte
Horizontalantenne, die induktiv gekoppelt ist
mit. einem Zwischenkreise, auf den auch die
bewegliche Spule des in die Schleifenantennen
eingeschalteten Goniometers wirkt. Durch ge-
eignete Koppelung läßt sich nach Weagant
erreichen, daß die stark gedämpften Ent-
ladungsströme aus den Schleifen denen aus der
Horizontalantenne entgegengerichtet sind, eine
Wirkung auf den Empfänger also nicht eintritt.
Für die letzte Schaltung gibt es noch eine ver-
einfachte Ausführung, bei der nur eine Schleife
und eine Horizontalantenne verwendet wird.
Diese ist um eine horizontale Achse verstellbar,
um die Kompensation von Störungen zu er-
möglichen, die unter einem Winkel zur Wage-
rechten einfallen. Die Abmessungen der An-
tennen können hierbei kleiner gewählt werden.
(„Electrieian‘‘, Bd. 83, $. 85 u. f.) Rp.
Physik und theoretische Elektrotechnik.
Die unipolare Leitung von Kristallen. —
In der ‚Physik. Zeitschr.“ hat H..R. einen
Nachruf für F. Braun erscheinen lassen, in dem
er die von Braun entdeckte unipolare Strom-
leitung der Schwefelmetalle, die er dann zu den
Detektoren verwendete, als immer noch rätsel-
haft bezeichnete. F. Streintz und A. Wesely
zeigen nun auf Grund ihrer bezüglichen Ar-
beiten, daß der hier namentlich maßgebende
Übergangswiderstand an der Kontaktstelle
Schwefelmetall— Metall von der Stromstärke,
vom Druck, von der Dauer der Berührung und
von der Natur des Metalles abhängt, daß er
Gasschichten an der Berührungsstelle zuge-
schrieben werden muß, nicht elektrochemischen
Wirkungen. Mit der Gasaustreibung entsteht
bei jedem aus umhüllender Isolierflüssigkeit
auftretenden Gasbläschen eine zuweilen ruck-
weise Abnahme des Widerstandes. Das Schwe-
felmetall ist also von einer Atmosphäre um-
geben, die durch seine Verdampfung (?) ge-
bildet wird. Dadurch entstehen zu beiden Seiten
des Kristalls gewissermaßen Plattenkondensa-
toren mit dem Gase als Dielektrikum: ‚„Mole-
kularkondensatoren“. Die Verfasser haben ihre
legt. Es ist wahrscheinlich, daß mit dem Ver-
schwinden der Unipolarität auch der Über-
gangswiderstand beseitigt ist; dieser ist übri-
Benz von der Ladungsspannung unabhängig.
ie Ergebnisse sind folgende: Die unipolare
Leitung ist mit einem von der Stromrichtung
abhängigen Temperaturunterschied an den
Endflächen des Kristalls verbunden. Der
schwächere Strom fließt durch den Kristall
von der wärmeren zur kälteren Verbindungs-
stelle. Mit wachsender Stromstärke sinkt der
Übergangswiderstand, steigt die Unipolarität,
Elektrotechnische Zeitschrift,
wogegen beide bei steigendem Druck abneh-
men. Mit wachsender Spannung im Gesamt-
kreise nimmt die Unipolarität innerhalb weiter
Grenzen proportional ab, der Übergangswider-
stand bleibt dabei ungeändert. („ Physik.
Ztschr.‘, Bd. 21, 8.42.) Zar. R Pa
Ausbreitung elektromagnetischer Wellen
über einen ebenen Leiter. H. Wey]l ent-
wickelt eine Theorie der Ausbreitung elektro-
magnetischer Wellen im Raum, der zur Hälfte
von einem homogenen Dielektrikum, zur ande-
ren von einer homogenen Substanz endlicher
Leitfähigkeit erfüllt ist (eine Ebene soll die
gemeinsame Grenze beider Teile sein), welche
Theorie ‚auf natürlicherem Wege als die Som-
merfeldsche Theorie zu durchsichtigeren und
vollständigeren Resultaten zu führen scheint‘.
(„Ann. d. Physik.‘, Bd. 60, S. 481.)- Zar.
Gegenseitiger Induktionskoeflizient von
Rechtecken und Quadraten. — Wegen der gro-
ßen Bedeutung der Braunschen Rahmenan-
tenne für Empfangszwecke der drahtlosen
Telegraphie in ihrer neuesten Entwicklung hat
A. Esau Formeln für die Berechnung der
Selbst- und gegenseitigen Induktionskoeffi-
zienten zweier in parallelen Ebenen einander
gegenüberliegenden Rechtecke ungleicher Größe
abgeleitet, aus denen sich auch die Spezial-
fälle gleich großer paralleler Rechtecke und in
derselben Ebene liegender Quadrate ergeben.
Zahlentafeln und Schaulinien erleichtern den
Gebrauch der Formeln. (,Ann. d. Physik.‘“,
Bd. 61, 8.410.) Zar.
Werkstatt und Baustoffe.
Die neuen Lokomotivwerke von Armstrong-
Whitworth. — Nach Abschluß des Waffenstill-
standes wurde -die Scotswood-Munitionsfabrik
am Tyne, die der obigen Firma gehört, auf den
Bau von Lokomotiven umgestellt. Sie bildete
einen wesentlichen Teil des großen Elswick-
Arsenals, bedeckte einen Flächenraum von
15,65 ha und enthielt etwa 4000 zur Granaten-
fabrikarion dienende Maschinen; doch gelang
es innerhalb eines Jahres, die erforderlichen
neuen Maschinen zu beschaffen und die erste
Lokomotive abzuliefern. Der Antrieb der
Werkstätten istdurchweg elektrisch, und der
aus Newcastle bezogene Drehstrom von
6000 V wird in 4 in verschiedenen Gegenden
des Betriebes gelegenen Unterwerken auf. 440 V
umgeformt. Dabei sind diese Unterwerke durch
doppelte Speiseleitungen miteinander verbun-
den, so daß eine Ringleitung gebildet wird.
Die Hochspannungskabel sind an gekapselte
Reyrolle - Schaltapparate so angeschlossen,
daß die eine Hälfte der Anschlüsse zwecks Re-
paratur abgeschaltet werden kann. Zur Ver-
teilung der Energie auf die einzelnen Werk-
stätten dienen 3-adrige Kabel; die hierfür er-
forderlichen Schalteinriehtungen sind‘ eben-
falls Fabrikat Reyrolle in gekapselter Aus- :
führung. Die Beleuchtung erfolgt mittels
110 V und hochkerzigen Halbwattlampen.
Die Allgemeinhelligkeit beträgt durchweg 3
Lux; für Maschinen, bei denen es nötig ist, sind
Einzellampen vorgesehen. Mehrere rotierende
Westinghouse-Umformer von je 750 kW sind
aufgestellt, um Drehstrom in 480 V Gleich-
strom, der für regelbare Motoren zum Antrieb
von Hobel-, Bohr- und anderen Maschinen be-
nötigt wird, zu liefern. Die Anlaßvorrichtungen |
für diese Antriebe sind durchweg in Gußeisen-
kästen eingebaut und mit Druckknopfsteue-
rung ausgerüstet. Jeder Stromkreis hat emen
Zähler, so daß die Betriebskosten der einzelnen
Arbeitsvorgänge genau ermittelt werden können.
Als Neuheit hat die Firma einen elektrischen
Nieterhitzer eingeführt. Sämtliche elektri-
schen Anordnungen, mit Ausnahme des An-
schlusses an die Hochspannungsleitung, hat die
Firma durch eigenes Personal ausführen lassen.
Die erste fertiggestellte Lokomotive war eine
0-8-0 Maschine für überhitzten Dampf und
für die North-Eastern-Eisenbahngesellschaft
bestimmt. Der Betrieb wird 6000 bis 7000
Leute beschäftigen und 70 Lokomotiven gleich-
zeitig bauen. („Electrical Review‘‘, Bd. 86,
1920, S. 19.) W.
Energiewirtschaft.
Steinmetz über Amerikas Energievorräte!).
— ‚Wenn wir die verfügbaren Energiequellen
betrachten wollen, so kommen in Frage
Kohle, Petroleum, Naturgas und ' Wasser-
kräfte. Der Kohlenverbrauch kann nur mit-
telbar aus der Kohlenerzeugung geschätzt wer-
den. Die Kohlenförderzahlen der Ver-
einigten Staaten haben sich wie folgt ent-
wickelt:
1) Nach „Proceedings A.1.E.B.*, Bd. 37, 1918, 8.591,
1920. Heft 20.
. ZusSammengenommen.
Jahr Mill t
LS 2 DW EN re OR ARE OL
EL OR RE 1,0.
1852 10,0
1882 f 100
(EI SIR Erna, a (867)
1920 geschätzt N ERROR)
1958 u, 1 FREE LO00N
_ Nimmt man die chemische Energie der
Durchschnittskohle zu etwas mehr als 7000 cal
an, so entspricht der chemischen Energie von
1 t Kohle etwa die elektrische Leistung von
1 kW-Jahr. Unter der Annahme, daß die eine
Hälfte der Kohle zur Krafterzeugung‘ mit
einem Wirkungsgrad von 10%, die andere
Hälfte zu verschiedenen Formen der Heizun
mit einem Durchschnittwirkungsgrad von 40%
benutzt wird, erhalten wir als Gesamtausbeute
aus 867 Mill. t Jahreskohlenförderung eine
Leistung von 217 Mill. kW-Jahren. Ka
‚Der Gesamtbetrag der in den Vereinigten
Staaten verfügbaren Wasserkräfte läßt sich
aus der Bodenfläche, der Regenhöhe und den
Erhebungen über dem Meeresspiegel schätzen
und a sich zu etwa 3000x 1015 kgm oder
950 Mill. kW-Jahren. Nach Abrechnung von in
der Landwirtschaft gebrauchten Wassermen-
gen und Verlusten bleiben ungefähr 1200 x
1015 kgm oder 380 Mill. kW-Jahre übrig, die
sich durch die Verluste bei der Umwandlung
in elektrische Energie und bei der Verteilung
bei einem Wirkungsgrad von 60%, auf 230
Mill. kW Jahre vermindern. Um diesen mög-
lichen Höchstbetrag zu erreichen, müßte jeder
Strom, Fluß, Bach, ja jedes Rinnsal, von der
Quelle bis zum Meere zu er Jahreszeit ge-
nutzt werden; es dürfte
Wasser mehr geben, nur Stauwasser, das
durch Röhrenleitungen zu Turbinen und dann
in das nächste tiefergelegene Staubecken
fließt. Interessant ist dabei, daß es unmöglich
wäre, falls einmal die Kohle anfängt, zu man-
geln, den Gesamtkraftbedarf der Vereinigten
Staaten, der jetzt ungefähr 230 Mill. KW be-
trägt, aus der Wassernutzung zu decken. Man
sollte daher mit allen Mitteln versuchen, den
Wirkungsgrad der Kohlennutzung zu verbes-
sern, Eine praktisch unbegrenzte Energie-
quelle ist die Sonnenstrahlung; sie wird an
der Erdoberfläche zu 1,4 cal/em?/min ge-
schätzt. Bei 50% Bewölkung würde sich ein.
Jahresdurchsehnitt von etwa 0,14 cal/em?/min :
der horizontalen Oberfläche oder für die 8,3
Mill. km? der Vereinigten Staaten etwa
800 000 Mill. kW ergeben. Also 1000-mal so
viel als die chemische Gesamtenergie der ver-
brauchten Kohle und 800-mal soviel als die
potentielle Energie des Gesamtregenfalles in
diesem Gebiet. Das ist wohl auch zutreffend,
denn die potentielle Energie des Regens von
der Erdbodenoberfläche zum Meeresspiegel
stellt nur einen verschwindenden Teil der ge-
samten Sonnenstrallung dar. Wenn nur auf
den etwa 2,7 Mill. km? Bodenfläche in den Ver-
einigten Staaten, die für landwirtschaftliche
Zwecke ungeeignet sind, die $onnenstrahlung
nutzbar gemacht werden könnte, so würde das
bei einem Wirkungsgrad von 50% 130 000 Mill.
kW, bei einem Wirkungsgrad von nur 10%,
immer noch 13 000 Mill. kW ergeben, also be-
deutend mehr als Kohlen- und Wasserenergie
Hier scheint demnach
die große Energiequelle der Zukuntt zu liegen.
Die gebräuchlichen Wasserkraftwerke be-
rücksichtigten in erster Linie die größten
Wassermengen;; ihre Bauart ist kompliziert und
'zur Nutzung kleiner Wasserkräfte ungeeignet.
Um auch die außerordentlich zahlreichen.
kleinen und kleinsten Wasserkräfte rationell
‚auszunutzen, muß eine ganz einfache Tur-.
binenanlage mit Asynehrongeneratoren An-
wendung finden). Eine Turbine einfachster
Form würde ohne Regelung dauernd unter
Vollast arbeiten und direkt mit einem Nieder-
spannungs-Asynchrongenerator gekuppelt sein.
Letzterer wäre.direkt mit den Transformatoren
verbunden, und diese würden durch Hoch-
ein freiströmendes °
N.
spannungsschalter oder auch nur durch selbst-
tätige Schalter und Sicherungen das Netz
speisen. Abgesehen von einem Blitzableiter, _
wo es die Örtlichkeit bedingt, wären irgend-
welche Instrumente, außer vielleicht zur In.
formation eines etwaigen Maschinenwärters,
nicht erforderlich, da Spannung, Strom, Lei-
'stung und Frequenz entweder vom mit Syn-
‚ehronmaschinen betriebenen Hauptkraftwerk
aus geregelt oder durch die verfügbare Wasser
‚kraft bestimmt werden. Eine derartige Verein-
fachung läßt es denkbar erscheinen, daß diese
kleinen Wasserkraftwerke gänzlich automatisch
arbeiten.: Mittels solcher 'Wasserkraftwerke
würde also die Energie elektrisch gesammelt
werden, genau so, wie sie elektrisch verteilt
vielen Millionen kW in den Vereinigten Staa-
) Vgl. „BETZ“ 190, 8.179, 310,
x sie ! ’
a
v
j-
‚wird. Es sind unzweifelhaft Wasserkräfte von ae
Pak Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 20.
401
ten vorhanden, die sich durch Induktions-
generatoren von etwa 40V kW und mehr aus-
sitzen, dal) normale Maseninen verwendet wer-
den Können. Nehmen wir z. B. einen Mühlen-
bach ın Neu-kEngland an. Er hat in seinem
Oberlauf auf einer Strecke von 8 km ein Ge-
tälle von 335 m. Durcn Anbringung von nie-
drigen, etwa 6 bis 9 m langen Staudammen an
IR Gubeisenröhren konnen wirksame Gefälle von
je etwa 45 m erzielt werden, welcne im Durch-
schnitt 75 PS oder im ganzen 225 PS (170 kW)
ergeben. Die Ausnutzung des übrigen Teiles
dieser Wasserkrait würde man, der größeren
Schwierigkeiten wegen, einer späteren Zeit
überlassen. Natürlıcn würde sicu die KErrich-
tung eines einzelnen Kraitwerkes von 170 kW
Leistung nicht lonnen, aber wenn der Bezirk
zahlreicue derartige Bäche entnält und die
Hochspannungsleitung eines mit Synehron-
generatoren arbeitenden Kraftwerkes in der
Näne vorbeifuhrt, so können zahlreiche kleine
Kraftwerke an diese Hochspannungsleitung
angeschlossen werden, dıe ıure Leistungen
sammelt und gleichzeitig ihre Kegelung ünber-
nımmt. Dıe Verwendung von Induktionsgene-
_ ratoren für die gekeunzeichneten kleinen
x Wasserkratitwerke ist besonders vorteilhaft,
weil bei der immer zunehmenden Spannung
und Ausdennung der elektrischen Kıattüber-
tragungsanlagen die wattlosen Ströme ständig
großer werden und diese durcen die Induktions-
generatoren wirksam bekämpit werden würden.
„Vie Inbetriebnahme dieser Induktionsgenera-
toren würde bei den kleineren in,der Weise er-
folgen, daß zunächst der Stromkreis geschlossen
wırd, der Induktionsgenerator also als Motor an-
läuft. Jetzt wird die lurbinenschütze geöffnet
und der Generator durch die 'lurbine so be-
schleunigt, daß er mıt größerer als der syn-
ehronen Drenzahl läuft und Strom lietert.
Uder die lurbine wırd vor der Kinschaltung
des Induktionsgenerators angelassen, nımmt
ihre Endgeschwindigkeit an, dıe bei Wasser-
- turbinen etwa doppeit so groß wie die normale
ist, und die daun nach Einschaltung unter
Leistungsabgabe auf ein wenig über die syn-
chrone sınkt. Bei größeren daschinen wırd
wohl zweckmäßig die lurbinenschütze zu-
nächst nur teilweise ‚geöflinet, der Stromkreis
geschlossen, wenn die Drehzanl die synenrone
rast erreicht hat, und dann die Schütze ganz
geöffnet. Doch müssen die Induktionsgene-
. ratoren zweckentsprecnend konstruiert sein,
um ein Außertrittiallen zu verhindern.
er In ännlicher Weıse, wie die zerstreut lie-
genden Wasserkrätte, sollten auen die Heız-
anlagen zur Krzeugung der leicht zu sam-
melden elektrischen Iunergie herangezogen wer-
den. 100 Mill. t Konle werden jahrlıch ver-
‚ heizt, meistin Dampfheizungsanlagen. Wenn,
wıe es bereits teilweise zur Erzielung eines
‚besseren Wirkungsgrades geschieht, nochge-
spannter Dampt benutzt und zwisenen Kessel
und Heizkörper eine einfache Dampiturbine,
dıe mıt eınem Induktionsgenerator direkt ge-
Pr
Kt
ne
x
kuppelt ist, eingeschaltet wird, dann können
alle diese l'urbogeneratoren an ein großes elek-
trisches Kraftvertellungssystem angeschlossen
werden, Diese Anlagen wären nur dann in
Betrieb, wenn geheizt wird, also hauptsäculicn
ım Wınter tagsüber und besonders ‚abends,
d.h. gerade zu den Zeiten der Spitzenbelastung
der Kraltwerke, welche sie demnach äußerst
— günstig beeintlussen würden. Die Dampitur-
- pinen müßten allerdings mit Vorrichtungen
versehen sein, dıe eine unzulässig hone Dren-
zaul verhindern "und könnten ihrer Billigkeit
wegen schon bei ganz geringen Leistungen von
- wenigen kW Anwendung ınden. Der Wir-
kungsgrad solcher — wie Steinmetz sie
nenut — Heizkrait-Sammelanlagen wäre auch
bei unwirtschaftlich arbeitenden Dampftur-
binen nahezu 100%, da alle Verluste als Wärme
im Dampf bleiben und dıe eigentlichen Verluste
sich aut die von Turbine und Generator abge-
_ . gebene Strahlungswärme beschränken, soweit
nieht auch diese zur Heizung des Autstellungs-
- - ortes nützlich. beiträgt. Kkıne teurere Dampf-
turbine mit hohem \Wirkungsgrade böte aller-
dings den Vorteil, dal größere Beträge elektri-
scher Energie aus dem Heizstotff gewonnen
werden, wobei der Wert der Energie bestimmt,
wıe hoch der Anschaffungspreis der lurbine
sein darf. Nimmt man den Gesamtwirkungs-
grad bei der Umwandlung der chemischen ın
elektrische Energie, beispielsweise zu 3% an,
80 würde das bedeuten, daß 3%, mehr honle
verbrannt werden muß, um deuselben Heiz-
eifekt, wie. vorher, zu erzielen; jede Tonne
Kohle würde dann 900 000 kJ oder 250 kWh
ergeben, da man durehsehnittlien 30 000 kJ
auf das kg Kohle rechnen kann; lt = 1000 kg
also 30 000 Vv00 kJ und 3% davon 900 000 kJ
sind. Bei einer Vergütung von 0,5 Cent für die
"kWh erhält man so eine Kraftrückgewinnquote
- _ yon 1,25 $/t Kohle. Damit kann man die Ver-
| Fa
uutzen lassen und die ein solches Getälle be-
deu drei Stellen größten wWetälles, und 100 m
letzteres zu tun, die Abwärme der zur Kratt-
‚Wärmeelektrizität,
die Elektrizitäts- und Wasserwerke ihre Liefe-
zinsung der erforderlichen einfachen Anlage
rung zu den am 3. XI. 1919 geltend gewesenen
bequem bestreiten. Die von den Heizkraft-
Sammelanlagen in _das Netz gelieferten Ener- | Bedingungen — die, wie Schreiber annimmt,
giemengen würden natürlich vom Hauptkraft- | auch die Währungsverschiedenheit einschlie.
werk bezahlt werden. Man kann nicht oft | ßen — fortzusetzen, so daß also die nationale
genug wiederholen, wie verschwenderisch unsere
jetzigen Methoden der Brennstoffverwertung
sind. Bei der Umwandlung der chemischen in
elektrische Energie verlieren wir 80 bis 90%,
und viele Mill. t Kohle verwenden wir nur zur
Heizung, ohne von der in ihr steckenden hoch-
wertigen Energie Gebrauch zu machen. Es
stellt ein wirtschaftliches Verbrechen dar,
wenn mittels Kohle geheizt wird, ohne daß
man ihr den erreichvaren Höchstbetrag an-
mechanischer oder elektrischer Energie ent-
zogen hat. Ein Zahlenbeispiel wird das klar
machen. Nehmen wir an, dal wir 200 Mill. t
Konle im Jahre zur Kraiterzeugung bei einem
durchschnittlichen Gesamtwirkungsgrade von
12%, verbrauchen, und daß wir 24 Mill. KW
erhalten. Wir. verbrauchen ferner 200 Mill. t
Konle zu Heizzwecken. Würden wir statt
Absonderung weder dem Lieferer noch dem
Abnehmer zum Nachteil gereicht. Von der
Aufstellung eines internationalen Wasser- und
‚Elektrizitätsrechtes ist mithin in dem Vertrage
von St. Germain nicht die Rede, was Dr.
Schreiber unter dem Hinweis auf die bedeuten-
den Schwierigkeiten eines solchen .als dankens-
‚werte Zurückhaltung anerkennt. Auf diese
Weise werden trotz der argen Zersplitterung des
früheren großen Staatsgebietes lebenswichtige
Werkanlagen an Wasserläufen und Elektrizi-
tätsstraßen ihrer ökonomischen Aufgabe nicht
entiremdet, ihrer Entwicklung nicht durch eine
Überfülle von Eigen- und Sondergesetzen der
Weg versperrt und die gedeihliche Betätigung
von Fernwerken modern-technischer Gestal-
tung nicht gehindert bzw. hinter die enger ge-
wordenen Grenzen verwiesen. — ;
Inzwischen hat der österreichische Kabi-
nettsrat ein Programm für die Elektrisie-
rung von Staatsbahnstrecken unter Aus-
nutzung von Wasserkräften entworfen, für
dessen Durchführung eine Investitionsan-
leihe von rd 3,5 Milliarden K die Mittel liefern
soll. Es handelt sich um die Linie Salzburg —
Bregenz mit Ausnahme eines von der Südbahn
betriebenen Stückes, ferner um die Strecke
Salzburg— Villach der Tauernbahn und die über
Ischl und Aussee durch das Salzkammergut ver-
laufende. Man rechnet dabei mit einer Eirspar-
nis von 0,32 Mill. t Kohle. Die sich dabei auf-
drängende Frage, warum die der Hauptstadt
Wien zunächst liegenden Linien von dem Pro-
gramm ausgeschaltet werden, hat Staatssekre-
tär Dr. W. Ellenbogen vor kurzem in der
„Arbeiter-Ztg.‘‘ behandelt. Als Gründe führt
er einmal die für die westlichen Strecken
bereits geleisteten technischen Vorarbeiten und
weiter die Notwendigkeit an, sich von den für
die terner liegenden Linien notwendigen Koh-
lenzufuhren frei zu machen. Sodann war es
bisher nieht möglich, die sich in den einzelnen
Ländern dem Ausbau der Wasserkräfte ent-
egenstellenden politischen Schwierigkeiten zu
eheben. Gleichwohl ist Dr, Ellenbogen der
Ansicht, daß das stärkste Industriezentrum
der Republik mit seinem. gewaltigen Kohlen-
verbrauch der Elektrisierung dringend bedürfe,
wobei allerdings die enormen Anlagekosten
lähmend wirken. Deren Gefahren werden in-
dessen nach seiner Meinung durch die außer-
ordentlich hohen Ausgaben aufgehoben, die der
Kohlenbetrieb zurzeit erfordert. Das Wiener
Elektrizitätswerk hat 1916/17 für die Erzeu-
gung von rd 260 Mill. kWh 0,35 Mill. t Kohle
verbraucht, also etwa 1,3 kg/kWh. Das Gas-
werk benötigt jährlich etwa 0,42, die Industrie
rd 0,5, der Hausbrand etwa 3 Mill. t. Da für den
Ersatz der Kohle durch Wasserkraft zunächst
nur der Bedarf des Elektrizitätswerkes und
außerdem rd 0,2, Mill. t für die Industrie in
Betracht kommen, wäre, wenn man mit 1,5 kg
Kohle/kWh rechnet, eine Energiemenge von
rd 370 Mill. kWh notwendig. Ein von Kre ıs
bis Korneuburg dreistufig projektiertes Donau-
kraftwerk (Plan Bertschinger) würde rd 450
Mill. kWh liefern können, so daß mit den übrig-
bleibenden 80 Mill. kWh sich ev. der Energie-
bedarf der Wiener Stadtbahn decken ließe.
Da die Kosten der genannten Kohlenmenge
etwa 220 Mill. K betragen und Verzinsung, Ab-
schreibungen und Betriebsauslagen des Donau-
kraftwerkes, dessen Kosten mit Leitungen zu
1,7 Milliarden K zu veranschlagen sind, ungefähr
dieselbe Summe ausmachen, ergibt sich, daß
die durch Wasserkraft erzeugte Energieeinheit
sich trotz der gewaltigen Baukosten um rd 20%
billiger stellt als die mit Kohle gewonnene, u.
zw. auf 50 h gegenüber einem Verkaufspreis
von heute 6,6 bzw. 5,6 K’kWh für Licht und
Kraft. Für die Berechnung des Strompreises
bliebe demnach noch eine große Spanne, die
zur Deckung der höheren Gestehungskosten
des Wiener Klektrizitätswerk6es, zu einer star-
ken Abschreibung und schließlich zur Erzielung
eines angemessenen Reingewinnes sich ver-
wenden ließe. Eine Anzahl weiterer günstiger
Umstände sprieht überdies nach Ellenbogens
Darlegungen für das Donaukraftwerk, dessen
Bauzeit kaum länger sein würde, als sie die
Elektrisierung der Bahnen beanspruchen dürfte,
und mit einer Zusatzanlage, etwa in der ober-
und niederösterreichischen Grenzstrecke der
Enns wäre die Möglichkeit einer Elektrisierung
der Bahnlinie von Wien gegen Linz gegeben.
Dr. Ellenbogen ist somit auf Grund der ange-
stellten Erhebungen für den Ausbau einer
Donaukraftanlage (das Zillingdorfer Werk
bliebe für die Spitzendeekung und als Reserve),
u. zw. auch dann, wenn nur österreichisches
Kapital zur Verfügung stände; die Beteiligung
des Auslandes würde er als wesentliche Erleich-
terung indessen begrüßen.
erzeugung verbrauchten Kohle benutzen, so
würden 240 .Mill. t Kohle hinreichen, nicht nur
die gewünschte Energie zu erzeugen, selbst
wenn dadurch der Wirkungsgrad auf 10%
herabgedrückt wırd, sondern iur Heizzwecke
wären noch 216 Mill. t Konle übrig, also menr
als genug, trotzdem 160 Mill. t Kohle erspart
woruen sınd, Uder, wenn wir den 200 Mill. t
Konle, welche wir verheizen, zuerst den mög-
lichen Betrag hochwertiger Energie entzienen,
Sagen wir mıt 5% Wirkungsgrad, so erhielten
wır 10 Mill. kW, wofür wir nur 10 Mill. t
Kohle mehr verbrauchen. Jetzt kostet uns die
Erzeugung von 10 Mill. kW 100 Mill. t Kohle.
Wir würden also 90 Mill. t Konle ersparen,
aber selbst, wenn das praktisch nicht möglich
ist und wir nur den vıerten oder zehnten Teil
erhalten, so ıst das ein gewaltiger Zuwachs
unserer natürlichen Hiltsquellen. Die Lösung
des Kohlenproblems ist also nicht in der wärme-
technischen Vervollkommnung der Wärme-
kraftmaschine, sondern in der elektrischen
Sammlung aller verfügbaren Heizkrait zu
suchen. bei den 100 Mill. t Konle, die wir jähr-
lich für Heizzwecke gebrauchen, könnten wir
60 000 Mill. kWh im Jahre gewinnen, wobei
im Durenschnitt 600 kWh aut die Tonne ge-
rechnet sind. Kin Viertel dieser Energie ıst
mehr als was in den Krattwerken am Nıagara,
in Cnicago, New York und einigen anderen zu-
sammengenommen erzeugt wird. MW.
Aus der Elektrizitätswirtschaft Deutsch-
österreichs. — Der Zerfall der früheren Mon-
archie hat unter anderen schwierigen Kragen
auch diejenige nach dem künftigen kechts- und
Betriebsvernältnıs der von eineın Lande in das
andere „übertretenden‘“ Gewässer und
Distanzanlagen (Gleise, elektrische kernleı-
tungen usw.) auigeworfen, und es ist bemer-
kenswert, in welcuer Weise sıch der k'riedens-
vertrag von St. Germain mit ihr beschäftigt.
Dr. H. Schreiber hat die hierbei ın Betracat
kommenden kraitwirtschaftlichen Hauptialle
näher zergliedert!), Kür die Klektriziıtäuswırt-
schaft naudelt essıch dabei nach dem Vertrags-
text um das Verhalten einmal, wenn in einem
Lande Gewässer oder Wasserkräfte ausgenutzt
werden, dıe ihren Ursprung nicht In ulesem,
sondern außerhalb, aut dem Gebiet eines an-
deren Landes nehmen, und sodann, wenn ın
einem Lande für Gemeinde- oder Privatzwecke
Elektrizität (oder Wasser) benutzt wird, deren
Quelle auf dem 'l’errıtorium eines anderen ge-
legen ist. Schreiber interpretiert den zweiten
Fall dahin, daß ın seinem Kanmen auch an
Konlestätten, 'lortmoore
usw. bzw. eıne mit Brennstoitf betriebene KEner-
gieerzeugung gedacht sei, die mit der Verteilung,
des Produktes staatlich und territorial nichv
zusammenifällt. Wer Vertrag beschränkt sich
also, und das ıst wichtig, aut dıe Ausgleichung
zwischen bereits besteuenden, d. h. entweder
schon rechtskräftig gewordenen oder nach
rechtsgültigen “ Gepilogenheiten zugelassenen
Anlagen infolge der verritorialen scheidung‘
etwa drohender KRechtskontlikte, beiaßt sien
aber nicht mit der Begründung eines neuen
Kechtes zwischen projektierten und noch nicht
ausgeführten Anlagen. Er will bestehende Ein-
richtungen Schützen, nicht aber für neue der
selbständigen sonderstaatlichen Reentsregelung
vorgreifen. Durch die im Vertrag vorgesehene
Regelung werden nun die Interessenten in beiden
Fällen auf ein Güteveriahren verwiesen.
Die betreifenden Länder sollen sich zunächst
ins Einvernehmen setzen und untereinander ein
Übereinkommen tretien, das die wechselseitigen
Rechte und Interessen wahrt. Kommt eine Kıni-
gung nicht zustande, dann wird die Entschei-
dung Schiedsrichtern überlassen, die der
Rat des Völkerbundes bestellt. Bis dahin haben
!) „Pechn. Blätter“ 192), Nr. 2.
Pr
402 b Elektrotechnische Zeitschrilt. 1920. Heit 20.
\
\
m
Industrie und Handel.
Die Forderungen der interalliierten Über-
wachungsausschüsse eine schwere Gefahr für
Deutschlands geistiges Eigentum. — Im 5.
Teil des sogenannten Friedensvertrages von
Versailles (Artikel 159 bis 213) hat sich
Deutschland verpflichtet, ‚um die Einleitung
einer allgemeinen Rüstungsbeschränkung aller
Nationen zu ermöglichen‘, äußerst schwere
Bestimmungen über das Landheer, die See-
macht -und die Luftsehiffahrt genau inne-
zuhalten. Diese Bestimmungen beziehen sich,
wie jetzt allgemein bekannt sein dürfte,
u. a. auf eine außerordentliche Verringe-
rung unserer Streitkräfte sowie des ganzen
Kriegsmaterials, das, soweit es die im Ver-
trag zugelassene Menge überschreitet, zur Zer-
störung ‚oder Unbrauchbarmachung ausgelie-
fert werden muß. Zu dem darunter fallenden
Kriegsgerät ‘gehören auch die für seine An-
fertigung bestimmten Werkzeuge und Ma-
schinen, abgesehen von dem, was als für die
Bewaffnung und Ausrüstung der konzedierten
Streitkräftenotwendiganzuerkennenist. Sofern
der Vertrag für dieDurehführung dieser Bestim-
mungen eine zeitliche Grenze festsetzt, sollen
interalliierte Überwachungsausschüsse
(sie kosten Deutschland allein an Gehalt
monatlich etwa 10 Mill. M) die regelrechte Aus-
führung der Auslieferungen, der Zerstörung,
des Abbruchs und der Unbrauchbarmachung
überwachen, und diesen Ausschüssen hat die
deutsche Regierung alle Auskünfte und Sechrift-
stücke zu liefern, die sie für nötig erachten, um
sich über die vollständige Durchführung -der
Bestimmungen zu vergewissern, namentlich
alle Unterlagen, deren Inhalt gesetzliche oder
Verwaltungsbestimmungen oder innere Dienst-
vorschriften bilden. Dazu gehören für die
Marine u.a. auch Pläne , Einzelheiten, Modelle
von allem, was auf das Material für die See-
kriegführung Bezug hat. Der Sinn. dieser Be-
dingungen ist offenbar der, den Überwachungs-
ausschüssen die Möglichkeit zu geben, die der
Auslieferung und Zerstörung unterliegenden
Objekte genau aut ihre Bestandteile hin prüfen
und feststellen zu können, daß sie auch wirklich
dem verlangten Zweck zugeführt werden.
Angesichts der Rigorosität, mit der man
auf seiten der Entente auf der Erfüllung des
Friedensvertrages besteht, war von vornherein
damit zu rechnen, daß sie, was Beschreibungen
und Zeichnungen kriegstechnischer Gegen-
stände und Einrichtungen betrifft, bis an .die
äußerste Grenze des ihr zustehenden Rechtes
gehen würde. Diese wird aber in Forde-
rungen, die der interalliierte Marine-
Überwachungsaussehuß in dieser Bezie-
hung jetzt auf Grund des Artikels 209 stellen
zu dürfen glaubt, in einem Umfange über-
schritten, der einen Zusammenhang mit dem
im Friedensvertrag ausgesprochenen Zweck
der Überwachung überhaupt nicht mehr er-
kennen läßt. So verlangt dieser Ausschuß,
wie wir erfahren, in einer noch nicht einmal
abgeschlossenen Liste u. a. vollständige Zeich-
nungen und Spezifikationen der elektrischen
Kraftverteilungsanlagen an Bord, der elek-
trischen Steuervorrichtungen der Drehtürme,
der Stromkreise für das Abfeuern von Ge-
schützenundTorpedossowieder dazugehörenden
Stromerzeuger und Schaltanlagen, ferner der
Telephonanlagen, der elektrischen Geschwindig-
keitsanzeiger, Distanz- und Tiefenmesser, Ma-
schinentelegraphen, der Akkumulatorenbat-
terien für Notdienst und der Notbeleuchtung,
der Signaleinrichtungen usw., teilweise sogar
Handbücher über diese Dinge, und alles das
nieht nur, soweit es sich um bisher in Betrieb
befindliche Installationen, sondern auch um
solche handelt, die noch in der Herstellung
oder im Versuchsstadium begriffen .sind. Ent-
sprechend sind die Anforderungen, die bezüglich
der drahtlosen Telegraphie gestellt werden.
Diese über die Aufgabe des Uberwachungs-
ausschusses weit ‚hinausgehenden Ansprüche,
die Konstruktionen, Patente, ja Geheimpatente
berühren, bedeuten mehr.oder minder eine be-
dingungslose Preisgabe unseres gesam-
ten geistigen Eigentums auf seekriegs-
technischem Gebiet, Preisgabe aller in dessen
weitverzweigten Teilen durch’ unermüdliche
Arbeit und zähen Fleiß deutscher Fachleute
erreichten Fortschritte und Errungenschaften,
die überdies — und darin liegt insbesondere
die große Gefahr — keineswegs nur in- der
Seekriegstechnik, sondern bei der Eigenart elek-
trotechnischen Schaffensaüuch auf es anderen,
lediglich Friedenszwecken dienenden Gebieten
man finden. Gerade das letztere läßt
die vernichtenden Folgen, die die uneinge-
schränkte Erfüllung der gestellten Forderungen
für die deutsche Industrie haben müßte, erst
in ihrem ganzen Umfange erkennen. Gegen
diese zwangsweise ‚Preisgabe unseres geistigen
Eigentums und seine unter dem KRechtsvor-
wand des Friedensvortrages anscheinend be-
absichtigte Ausnutzung im _ Interesse
mühelosen Einholens des von der deut-
schen Technik auf bestimmten Gebie-
ten gewonnenen Vorsprunges muß auf
das onergischste protestiert werden. Der
sogenannte Friedensvertrag ‘ist von Deutsch-
land anerkannt worden und soll loyale Er-
füllung finden, es geht aber nicht an, daß auf
Grund seiner Paragraphen Ansprüche gestellt
werden, die gegen seinen, Sinn verstoßen und
unsere Industrie im allerschwersten Maße
schädigen. ;
Preisbildung, Kaufkraft und Export. — Im
zweiten Teil ihres Aufsatzes „Gedanken zur
gegenwärtigen Geschäftsstille‘‘, mit dem die
„Frokf. Ztg.‘“ dieam Schluß des ersten!) Teiles
aufgeworfene Frage nach dem zulässigen Tempo
und Maß einer Valutabesserung und nach der
regulierenden Wirkung einer bewußten Valuta-
politik beantworten wollte, erörtert sie nach
einem z. T. anfechtbaren Hinweis auf begangene
Fehler zunächst den künstlichen Preis-
abbau und die Gefahr einer allzu radikalen
Wandlung der Preisverhältnisse. Sie ist der
Ansicht, daß die gegenwärtige Kaufunlust
kaum schnell wieder in das Gegenteil umsehla-
gen werde, weil die Kaufkraft der Bevölkerung
doch zu sehr geschwächt sei Man müsse
mit der Möglichkeit rechnen, daß ganz unge-
ahnte Ausfälle eintreten und selbst Dinge, die
gestern und heute noch als Bedarfsartikel an-
gesehen wurden, nur noch für ganz besonders
Bevorzugte in Betracht kommen. Deshalb sei
zu überlegen, ob man im eigenen Interesse
nicht allerseits viel schneller, als das bisher ge-
schieht, mit den Preisen heruntergehen sollte,
vom Standpunkt des Warenbesitzers allerdings
ein sehr bedenklicher Schritt und auch keine
Garantie für Hebung der Kauflust. Trotzdem
wird eine beschleunigte Preisermäßigung be-
fürwortet, u. zw. unter Mitwirkung des Reiches
und besonders der Kommunen, wenn auch die
städtischen Finanzleiter sich dagegen wehren,
die Steuerschraube und den Anleihekredit noch
weiter anzuspannen, und die letzten Endes nur
mit Hilfe der Notenpresse durchführbare Ver-
billigung der Volksversorgung, die Inflation
vermehrend, doch wieder Verteuerungen ver-
ursacht. :
‚ Ein langsameres Tempo in den. Lohner-
höhungen ist deshalb notwendig, weil uns an-
dernfalls neben dem Inlandmarkt der unent-
behrliche Auslandmarkt immer unzugänglicher
würde. Selbst bei gleichbleibender Valuta ver-
ringert sich die Exportprämie mit jeder Lohn-
erhöhung, und sie kann sich in das Gegenteil
wandeln, wenn noch eine Kräftigung der Valuta
hinzutritt. Dieser Grenzpunkt der Aus-
fuhrmöglichkeit, .den die einzelnen Indu-
strien nicht gleichzeitig erreichen, würde, 80-
lange die Löhne nicht aufs neue wachsen, er-
heblich hinaufrücken, wenn die einzelnen Glie-
der der Produktionskette sich dazu entschließen
könnten, mit den bescheideneren Gewinnauf-
schlägen früherer Jahre zu rechnen, und wenn
sie wieder mit voller Leistungsfähigkeit zu ar-
beiten vermögen. Auf die ungünstigen Begleit-
erscheinungen einer raschen Valutabesserung
ist früher schon hingewiesen worden, und vor-
läufig sind ja auch noch keine Anzeichen für
eine solehe vorhanden, wenn sich auch z. B.
das Verhältnis unserer Ein- und Ausfuhr ge-
bessert hat, das Loch im Westen einigermaßen
geschlossen worden ist, die individuellen Aus-
landskredite sich mehren und der Arbeitswille
zweifellos gestiegen ist. Doch fallen auf der an-
dern Seite das Mißtrauen des Auslandes, die
Hochproduktion der Notenpresse im Verein.
mit dem Finanzelend und der Friedensvertrag
sehr ins Gewicht.. Nach Ansicht .der ‚Fınkf.
Ztg.‘‘ wäre selbst ein Devisenstand für die
Mark von 12, 15 oder 18 centimes, also von 10
bis 14,5% des Friedensstandes, schließlich nicht
viel mehr als die Bewertung bankrotter Unter-
nehmungen an der Börse. Sie betrachtet den
Wunsch und die Notwendigkeit -einer Valuta-
besserung als feststehend, hält aber bei einer.
plötzlich sehr erheblich einsetzenden Kräfti-
gung, verbunden etwa mit scharfen Schwan-
kungen, die Gefahr völligen Versiegens der
Kauflust im Innern, eines Verblutens auch der
Vorsiehtigsten, der Erschwerung, wenn nicht
des Aufhörens unserer Ausfuhr, harter Lohn-
kämpfe, die Gefahr von Arbeiterentlassungen,
politischen und wirtschaftlichen Krisen, schließ-
lich eines erneuten, jäheren Valutasturzes nicht
für ausgeschlossen. So gelangt sie zu der Er-
wägung eines stufenweisen Aufbaues der
Valuta, einer Aufgabe, die indessen der Aus-
landshilfe bedürfe, und zu: folgendem Vor-
schlag: Ein Konsortium garantiert, daß die
Reichsmark z. B. in NewYork mit 2 ets
jederzeit eingelöst wird (also 1 $ = 50 M);
1) Vgl. „ETZ“ 1920, 8.359,
20. Mai 1920,
während der zweiten Kriegshälfte habe Morgan,
so erklärt die ‚„Frnkf. Ztg.‘, das englische
Pfund immer mit 4,7645 Dollar übernommen, .
und bei der Aktivität unserer Handelsbilanz sei
es viel natürlicher und einfacher, heute die
verhältnismäßig geringen Markwechsel mit 8%
des Friedensstandes einzulösen als das Pfund
Sterling mit 92% seines Goldwertes bei der
außerordentlichen Passivität der englischen
’Kriegswirtschaft. Ähnliche Schutzmaßnahmen
wären auf Wunsch natürlich auch für die
italienische Lira und den französischen Frank
vorzunehmen, und es erscheint-unserer Quelle
noch fraglich, ob zu einer solchen Mindest-
garantie viel Mittel gehören würden und nicht
die Tatsache einer solchen Einlösungsstelle an
sich zum Heben und Stützen der Valuta genüge.
Neben diesem unteren müßte nun auch ein
oberer Riegel vorgeschoben werden, d. h. die
Erklärung, den Markweehsel bei 2 cts einzu-
lösen, wäre durch eine weitere zu ergänzen,
nach der bei 24, oder 21, cts (also bei 44,5
bzw. 40 M für den Dollar) deutsche Devisen ab-
gegeben{werden. Die Höchst- und Tiefpunkte
könnten natürlich in beliebigem Abstand von
einander liegen. Auch lassen sich je nach der
Erfahrung die beiden Grenzen verschieben.
Sache der deutschen Arbeitgeber und Arbeit-.
nehmer wäre es sodann, die Lohnfrage, etwa
unter Vermittlung des Reichsarbeitsministers,
entsprechend Zug um Zug zu regulieren, und
ebenso müßten und könnten die Verträge für
Rohstofikäufe usw. mit dem jeweiligen Valuta-
stand abgestimmt werden.
Gedankens unterbreitet ihn dem Urteil Sach-
. verständiger und insbesondere der Brüsseler
Finanzkonferenz. r
A.E.G. — Felten & Guilleaume — Amerika,
— Die a. o. Generalversammlung der Allse-
meinen Elektrieitäts-Gesellschaft hat die Er-
höhung des Aktienkapitals um 75 Mill. M zum
Zweck der bekannten Transaktion mit der.
Felten & Guilleaume Carlswerk A. G.!)
genehmigt. In der Begründung wurde von dem
Vorsitzenden mitgeteilt, daß letztere nach Ver-
lust der vor dem Kriege geschaffenen Verbin-
dung mitden luxemburgischen Eisen- und Stahl-
werken Steinfort zwecks Lösung der dringenden
Rohstoffrage Verhandlungen über Lieferungs-
verträge mit einer Juxemburgischen Gruppe?)
angeknüpft habe, die, wie die „Voss. Ztg.‘‘ be>
richtet, zunächst befürehten ließen, daß. der
ausländische Einfluß auf das Unternehmen und
dadurch indirekt auch'lauf die A.E.G. einen un-
erwünschten. Umfang annehmen könnte. In-
folgedessen kam es zu dem Umtauschangebot
seitens der A.E.G., deren Aufgabe .es sein
mußte, Felten & Guilleaume in der Rohstoff-
krise zu helfen®). Sodann wurde von der Ver-
waltung bekanntgegeben, daß in den letzten
Tagen Verhandlungen mit einem bedeutenden
amerikanischen Konsortium!) zum Ab-
“schluß gelangt seien, in denen dieses sich bereit
erklärte, den Restbetrag der insgesamt bean-
tragten Kapitalserhöhung (um 100 Mill. M) von
nominal 25 Mill. M gegen Verrechnung, in
Dollars und zu. einem Kurse zu übernehmen,
der bei Einsetzung des Dollars zu Marktpreisen
etwa dem gegenwärtig für alte Aktien, einschl.
der Dividende für 1919/20, bezahlten Börsen-
kurs entspricht. Die Versammlung hat darauf-
hin auch dieser weiteren Kapitalserhöhung zu-
gestimmt. Um die Gefahr maßgebenden aus-
ländischen Einflusses zu beseitigen, ist verein-
bart worden, das Stimmrecht dieser jungen
Aktien einem deutsch-amerikanischen Aus-
schuß von drei Personen zu übertragen, von
denen zwei der A.E.G. nahestehende Deutsche
sein müssen. Dieser Ausschuß wird so lange.
funktionieren, als der En en im Besitz
der amerikanischen Erwerber bleibt. Verkäufe
können nur durch Vermittlung der A.E.G. er-
folgen. Vor Schluß.der Versammlung wurde
vom Vorsitzenden auf Anfrage die Lage der
Gesellschaft dahin charakterisiert, daß das
gesamte deutsche Geschäft zurzeit von inner-
und außenpolitischen Faktoren
werde... Die A.E.G. sei mit Rohstoffen versorgt
und die Belegschaft im Grunde der Arbeit ge-
neigt.: Erınste Schwierigkeiten bereite nach wie
vor die Tatsache, daß in. der Welt noch immer
die Politik der Leidenschaften herrsche, wäh-
rend es im Interesse unserer Wirtschaft drin-
gend erwünscht sei, daß ihr nun endlich eine
Politik der Vernunft folge. Eine Gesundung
- unseres kranken Wirtschaftskörpers könne man
aber erst dann erwarten, wenn an die Stelle
ungeregelter und ungezügelter Monopolgeba-
rung und illegitimen Händlerwesens eine or-
ganisch geordnete, klare Wirtschaft träte.
1) Vgl. „ETZ* 1920, 8.321. REIN,
| 2) Genannt wird der Konzern Burbach-Eich—
DE LIER EN SER ee Br
3) Der Umtausch ist inzwischen in einem Umfange
erfolgt, der die Verschmelzung beider Unternehmen als
vollendet anzusehen gestattet. FR R
4) Nach der „Köln. Ztg.“ handelt es sich um Kuhn,
Loeb & Co. und Guggenheim & Cie: ;
A E N
Der Urheber des. |
beeinflußt _ |
Er EN a
” 5,2
a
20. Mai 1920.
TROTECHNISCHEN INDUSTRIE E.V.
Tätigkeit der Normenausschüsse des Zentral-
: verbandes im April 1920.
Normenausschuß. Rückkehr vom Kilo-
watt zur Pferdestärke: Da es sich um eine
5 Angelegenheit von internationaler Bedeutung.
handelt, soll mit dem Ausland enge Fühlung
genommen werden. Angesichts der Nachteile
der PS und der Kosten neuerlicher Umstellung
soll_vorläufig die, Doppelbezeichnung kW und.
- PS beibehalten werden. Mechanische und
elektrische Leistung sollen durch die Zeichen
mkW und ekW unterschieden werden. Für das
mkW soll energische Propaganda gemacht
werden.
folglos bleiben, wäre
unvermeidlich.
Es soll eine bei der Fachgruppe ‚Ma-
schinen‘ ressortierende Normengruppe für
Bahnmaterial gebildet werden. Vorsitzender
Baurat Pforr. £ 3
&-4 Mit den elektroteehnischen Vereinheit-
lichungsorganisationen in sterreich, der
Schweiz, Schweden und Holland soll ein
Normenaustausch eingeleitet werden.
‚, Die Vereinheitlichung der Gewinde soll
im allen Fachgruppen angebahnt werden. Zur
Vereinheitlichung wird empfohlen: Bis 10 mm
SI, darüber Whitworth. 2
Die Fachgruppen sollen zur Anbringung
von Ursprungszeichen, Garantiezeichen über
Erfüllung der Verbandsvorschriften und Prüf-
zeichen Stellung nehmen. ren
Art und Durchführung interner Fabrik-
proben soll den Herstellern überlassen bleiben.
Bei Abnahmeprüfungen soll ein Unterschied
zwischen kurzer Stückprobe und vollständiger
Modellerprobung gemacht werden.
22 Normengruppe für kleine Gleich-
- strommotoren. Für offene Nebenschluß-
motoren von 125 W bis 11 kW wird eine Ty-
jenreihe von 14 Typen aufgestellt. Die Nenn-
eistungen entsprechen der normalen Leistungs-
- reihe, die Drehzahlen angenähert denen der
_ Drehstrommotoren von Frequenz 50. Für diese
_ Typenreihe werden normale Wirkungsgrade er-
mittelt. =
Es sollen Motorhöchstmaße aufgestellt
werden, die für Gleichstrom und Drehstrom
Een, um die Unterbringung von Motoren
eider Stromarten beliebiger. Herkunft in
einem gegebenen Raum zu ermöglichen. |
Normengruppefür Anlasser. Es wird
ein Normblatt für Widerstandsdrähte aus-
die Rückkehr zur PS
-;
Abnahmebedingungen für die wichtigsten Wi-
derstandsmaterialien (Legierungen mit c von
etwa 0.43, 0.5 und 1.0; Eisen). :
Die Anlaufbedingungen, denen Normal-
anlasser entsprechen müssen, sollen festgelegt
werden, insbesondere Anlaufstrom; Anlaßzeit,
Anlaßhäufigkeit und Anlaßfolge.
SITZUNGSKALENDER.
_ Deutsche Physikalische Gesellschaft. 21. V.
1920, abends 71% Uhr, Physikalisches Institut der
Universität, Reichstagsufer 7:
spannungen des Quecksilbers.“ Gemeinsam mit
J. Franck. : ä :
9. Vortrag H. Cassel: „Über den Molekularzustand
von Gemischen, eine Folgerung aus der Thermo-
dynamik.“ ee 2
Vereinigung z. Förd. techn.-wissensch. Vortr.
im östl. rgqein.-westf. Industriegeb. (Dortmund).
31. V. 1920, abends 71% bis 9 Uhr, Hörsaal 93 der
Staatl. Vereinigten Maschinenbauschulen: Vortrag
> Reg.-Landmesser Schiller „Die sphärische Trigono-
ng metrie und ihre Anwendung zur geographischen
" Ortsbestimmung.“ Re t
Brennkrafttechnische Gesellschaft. (Fach-
ausschuß für Brennkraftmaschinen.)
nachm. 4 Uhr, Berlin, Potsdamerstr. 21a: .
j 1. Vergasungsvorgänge-für motorische Zwecke.
Ze a) Vortrag Dr. Wirth: „Allgemeiner Teil‘.
ü b) Vortrag Reg.-Rat. Dr.-Sng. Büchner: „Ar-
beiten und Bestrebungen im Auslande‘,
9, Vortrag Geh. Reg.-Rat Gentsch: „Über Gas-
turbinen“, I :
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.)
eu . €. Dihlmann F.
Mit dem am 25. April im 63. Lebensjahre.
aus dem Leben geschiedenen langjährigen Mit-
gliede des Vorstands der Siemens-Schuckert-
werke, Baurat Carl Dihlmann, ist ein Meister
h Elektrotechnische Zeitschrüt,
ZENTRALVERBAND DER DEUTSCHEN ELEK-
Sollte diese nach längerer Zeit er-'
gearbeitet; es enthält Normaldurchmesser und.
1. Vortrag E. Einspron: „Über die Anregungs-
27. V. 1920,
damals schon mehrere Ja
auf dem Gebiet der Fabrik- und Betriebsorgani-
sation von dem Felde seiner nahezu 36jährigen,
mit reichem Erfolge ausgeübten Tätigkeit ab-
getreten. Er war im Jahre 1857 in Stuttgart
geboren und verkörperte in sich die Eigen-
schaften des schwäbischen Volksstammes, vor
allem den starken Willen und die zähe Energie
in der Durchführung eines einmal als richtig
Erkannten und darum Gewollten in hohem
Maße. Nachdem er das Real-Gymnasium
durchlaufen hatte, betätigte er sich zunächst
ein Jahr lang als Praktikant in der Keßlerschen
Lokomotiv- und Maschinenfabrik in Eßlingen
und bereg darauf die Technische Hochschule
in ‚Stuttgart als Studierender der Bau-Inge-
nieurwissenschaft. Nach Ablegung der Staats-
prüfung als Regierungsbauführer erweiterte er
auf ausgedehnten Reisen in Nord- und Zentral-
amerika Seine technischen Kenntnisse und sei-
nen praktischen Blick und sammelte reiche Er-
fahrungen über die Organisation der Maschinen-
betriebe des Auslandes. Nach einer kurzen
Wirksamkeit im Dienste der Schwäbischen
Albwasserversorgung bei Baurat Ehrmann trat
Dihlmann im Jahre 1884 bei der Firma Siemens
& Halske als projektierender Ingenieur ein.
Seine Tätigkeit erstreckte sich hier zunächst
C. Dihlmann 7.
auf die Ausarbeitung von Projekten für elek
trische Kraftzentralen. Dieser Zweig der Elek-
trotechnik war damals erst im Entstehen be
griffen und, die besondere Bagabung Dihlmanns
rür Organisation bekam hier alsbald Gelegen-
heit, sich in fruchtbringender Weise zu bewäh-
ren. Nach kurzer Zeit wurde er der Chef der
Abteilung für Zentralanlagen der Firma, an
deren alsbald einsetzender Entwicklung zu
ihrer späteren großen Bedeutung seiner Mit-
wirkung ein hauptsächliches Verdienst gebührt.
Besondere Förderung verdankt ihm die Aus-
bildung des Dreileiter- und des Fünfleiter-Sy-
stems, ferner ist es der Erfolg seiner Tätigkeit,
daß die Konstruktion in den Siemensbetrieben
auf die Basis des Maschinenbaues; gestellt
wurde. Von den bedeutenden Kraft- und Licht
zentralen, die unter seiner Leitung im Laufe
weniger Jahre in den größten Städten Europas
geschaffen wurden, seien nur genannt diejeni-
gen in Berlin, Breslau, Stettin, Bremen, Leip-
zig, Barmen, Elberfeld, Mülhausen i. Els.,
Paris, Lyon, Stockholm, Kopenhagen, Rotter-
dam, Rom und Neapel. -
‘ Zu Beginn der 90er Jahre tat sich ein
neues Gebiet für die Betätigung seiner organi-
satorischen Fähigkeiten in der Firma auf, als
mit dem dauernden mächtigen Wachstum der
Starkstromfabriken die technische und kauf-
männische Durchbildung der gesamten Fabri-
kation notwendig wurde. Dihlmann wurde zu-
nächst die Leitung der Werkstätten des Char-
lottenburger Werkes, dann die Leitung des
Charlottenburger Werkes selbst übertragen,
und als im Jahre 1903 die Starkstromwerke
von Siemens & Halske mit denen der Firma
E. A. vorm. Schuckert & Co. zu den Siemens-
Sehuckertwerken vereinigt wurden, kamen zu
den Charlottenburger auch die Nürnberger
Werke hinzu. en. trat Dihlmann, der
re lang Mitglied des
1920. Heit 20.
Vorstandes der Siemens & Halske Aktiengesell-
schaft gewesen war, in den Vorstand der Sie-
mens-Schuckertwerke über. Seither war Dihl-
mann unausgesetzt mit der technischen und
kaufmännischen Vervollkommnung der sich
immer weiter ausdehnenden Fabrikbetriebe be-
schäftigt. Welche Bedeutung dieser seiner
Tätigkeit beizumessen ist, zeigt ein Vergleich
der Werkstätten des alten Charlottenburger
Werkes, das heute nur einen kleinen Teil der
z. 2. bestehenden Betriebe der Siemens-
Schuckertwerke darstellt, und ihrer den dama-
ligen einfachen Verhältnissen entsprechenden
Einrichtungen mit den gewaltigen Bauten der
heutigen Betriebe in Siemensstadt, die aus die-
sen alten Werkstätten hervorgegangen sind,
und ihrer weitverzweigten Organisation. Die
Ermöglichung der erforderlichen Übersicht über
die ins Riesenhafte gewachsenen Betriebe und
ihre Leistungen durch zweckmäßige Einteilung
und bei dieser wiederum durch Wahrung des
richtigen Verhältnisses zwischen Zentralisation
und Dezentralisation, die zweckmäßige Vertei-
lung der einzelnen Fabrikate auf die selbst wie-
der zu großen Werken gewordenen Unterabtei-
lungen, die Durchbildung des Konstruktions-
wesens, die Normalisierung der Maschinenele-
mente, die Auswahl der geeigneten Persönlich-
keiten für die Besetzung der immer größere
Verantwortlichkeit erfordernden leitenden Stel-
len, die Schaffung und Durchbildung der Tätig-
keit der Betriebsingenieure, die praktische Re-
gelung der Fabrikationstypen, des Material-
und des Werkzeugmaschinenwesens, der Ange-
stellten- und Arbeiterverhältnisse, der Selbst-
kostenberechnung und des Lohnabrechnungs-
wesens, der Fabrikstatistik, dies alles zusam-
men bedeutet eine Leistung, deren erfolgreiche
Durchführung nur einer Arbeitskraft und
einem Willen von solchen Ausmaßen möglich
war, wie sie Direktor Dihlmann beschieden
waren.
Eine ganz besonders schwierige Aufgabe
war zu Beginn des Krieges die Umstellung der
gesamten Fabrikation auf die Kriegswirtschaft,
und fast noch schwerer unter den trostlosen
Verhältnissen nach dem Kriege die abermalige
Umstellung auf die unter den denkbar schwer-
sten Umständen herbeizuführende Friedens-
wirtschaft. Auch die Lösung dieser Aufgabe
hat Dihlmann in hervorragender Weise ange-
bahnt.
° In Anerkennung seiner Verdienste um die
Elektrotechnik und das deutsche Wirtschafts-
leben wurde Dihlmann im Jahre 1909 der Titel
eines Baurats verliehen.
Jedoch nieht nur auf seinem eigentlichen
Berufsgebiet war Dihlmann erfolgreich tätig;
‘es berührt sympathisch, daß dieser Mann der
Technik und der praktischen Tätigkeit ein
weitgehendes Interesse für philosophische, ins-
besondere religionsphilosophische Studien und
ein nicht unbeträchtliches Talent für Land-
schaftsmalerei besaß. A. von Eicken.
..- Hochschulnachriehten. — Der ord. Pro-
fessor der Technischen Mechanik an der
Technischen Hochschule in München, Geh.
Hofrat Dr. phil. Dr.-Sng. h. c. August Föppl,
tritt in den Ruhestand. — Der Geh. Reg.-Rat
Dr. Carl Cranz, bisher Professor an der
militärtechnischen Akademie, ist zum ord. Pro-
fessor an der Technischen Hochschule zu Berlin
ernannt worden. — An der Universität Laipzig
ist ein neuer planmäßiger Lehrstuhl für
Radiophysik geschaffen worden, auf welchen
der a. o. Professor Dr. Erich Marx, Leipzig,
der Herausgeber des Handbuches der Radio-
logie, berufen wurde,
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
' Berieht über die Leipziger Messe.
In der Beschreibung der Leipziger Tech-
nischen Messe in der „ETZ‘ 1920, S. 274,
Spalte 1, letzter Absatz, ist u. a. gesagt, daß
die Körting & Mathiesen A.G., Leutzsch-
Leipzig, die neue Gehlhoffsche Lampe mit
rotierender positiver und schäg gestellter nega-
tiver Kohle ausgestellt hatte. Dies trifft nicht
zu. Wir weisen darauf hin, daß die neue Pro-
jektionslampe mit Kohlen erhöhter Flächen-
helligkeit, welche Herr Dr. Gehlhoff in seinem
Vortrag am 7. XI. 1919 in der Deutschen Ge-
sellschaft für technische Physik zu Berlin vor-
geführt hat, in dem Stand der Aktiengesell-
schaft Hahn, Cassel, ausgestellt war und auch
dort vorgeführt wurde. Die Lampe hatte ferner
keine rotierende positive Kohle, sondern einen
einfachen Kohlenvorschub mittels automati-
schen Regelwerks.
-Leutzsch bei Leipzig, 27. IV. 1920.
Optische Anstalt C.P. GoerzA. G.,
Abt. Scheinwerferbau.
404 -
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920,
Heft 20.
20. Mai 1920.
LITERATUR.
Besprechungen.
Die Entwicklung der deutschen chemi-
schen Industrie. Acht Vorträge, gehalten
auf dem dritten Hochschulkurs zu Buka-
rest im Frühjahr 1918. Von Richard Lorenz.
VIII und 207 S. in 8° Verlag von Johann Am-
brosius Barth. Leipzig 1919. Preis 8,60 M.
In schwungvoller Sprache gibt der Ver-
fasser eine vortreffliche Übersicht über die deut-
sche chemische Großindustrie. Der erste Vor-
trag zeigt, wie sich aus kleinen Anfängen die
chemische Industrie der verschiedenen Länder,
im besondern Englands und seines trotz seiner
Jugend erfolgreicheren Nebenbuhlers Deutsch-
land, zu ihrer heutigen Riesengröße hinaufge-
arbeitet hat. Der zweite Vortrag behandelt die
Eisenindustrie vom chemischen Standpunkte
aus, der dritte die Säure-, Chlor- und Kaliindu-
strie, der vierte Kahle und Erdöl, der fünfte
die Farbstoffe, der sechste Riechstoffe, Arznei-
mittel und Nahrungsstoffe, der siebente Alu-
minium, der achte unter dem Stichwort „‚Kriegs-
chemie‘ Luftsalpetersäure und synthetisches
Ammoniak als Ersatz des Chilisalpeters und den
künstlichen Kautschuk. Die Karbidindustrie
ist merkwürdigerweise nur nebenbei insofern er-
wähnt, als das aus Azetylen hergestellte Azeton
Rohstoff für die Kautschukgewinnung ist. Im
Schlußwort faßt Lorenz noch einmal die im
Gegensatz zu England sich vollziehende Ent-
wicklung der deutschen Industrie zusammen
und stellt für die Zukunft bestimmte Forderun-
gen auf. In einem ausführlichen Anhang gibt er
einige Ergänzungen und zahlreiche Literatur-
nachweise. Anallen geeigneten Stellen hebt der
Verfasser die Lebensbedingungen und die volks-
wirtschaftliche Bedeutung der betreffenden Er-
zeugnisse hervor. Mit Trauer lesen wir heute
von allen Wünschen und Hoffnungen, welche
der unglückliche Ausgang des Krieges begraben
hat. Die Fülle von Tatsachen, Namen und Zah-
len gibt dem Büchlein bleibenden Wert. Es sei
als gewandte Einführung in chemisch-wirt-
schaftliche Fragen auch dem Elektrotechniker
bestens empfohlen. K. Arndt.
Graphische Methoden. Von Professor,C.
Runge. Nr. 18 der Sammlung mathema-
tisch-physikalischer Lehrbücher, herausge-
geben von E. Jahnke. Zweite Auflage. Mit
94 Abb. 130 8. in 8%. Verlag von B. G.
Teubner, Leipzig und Berlin 1919. Preis
steif geh. 4,380 M.
Die graphische Methode hat auf allen Ge-
bieten der angewandten Mathematik und in
allen Zweigen der Technik eine von Tag zu Tag
und noch immer wachsende Bedeutung ge-
wonnen. Hierfür legt auch der Umstand Zeug-
nis ab, daß infolge der gestiegenen Nachfrage
nach einschlägiger Literatur eine Neuauflage
des Rüngeschen Leitfadens der graphischen
Methoden notwendig geworden ist. Die großen
Vorzüge des wohlfeilen Buches, die wir bereits
‚ bei der ersten, im Jahre 1914 erschienenen
Auflage in dieser Zeitschrift hervorgehoben
haben, treten bei der Neuauflage um so deut-
licher in die Erscheinung, al, eine Reihe früher
fehlerhafter Figuren nunmehr durch richtige
Zeichnungen ersetzt worden ist. Indessen sind
von den seinerzeit hier bemerkten Ungenanuig-
keiten die folgenden auch in die neue Gestalt
des Buches mit übergegangen: In den Abb. 72
und 86 sind Grade, dıe nach der Beschreibung
parallel sein sollen, in der Tat nicht parallel.
Die logarithmische Spirale der Abb. 26 schnei-
det an der Stelle = T' den Leitstrahl recht-
winklig statt unter schiefem Winkel; bei Zeich-
nung 58 ist die Ellipse 4 des Grundrisses falsch
gezeichnet; sie berührt die Geräden AD und
BC, statt den Bogen OD zu schneiden. In
Abb. 66 trägt die logarithmische Skala der Or-
dinate in B die Zitfern 5 bis 8 an falscher
Stelle. Endlich: ist der Punkt C der Zeich-
nung 76 entgegen der Forderung des Textes
nicht der Mittelpunkt von AB. Es möge bei
dieser Gelegenheit gezeigt werden, daß die in
den Abb. 75 und 76 veranschaulichten Metho-
den zur Ermittlung des Flächeninhalts von
Kurvenabschnitten nur Sonderfälle einer um-
fassenderen Methode darstellen, die von der
Achsenrichtung der Näherungsparabel unab-
hängig ist und so eine Zusammenfassung und
Erweiterung der dort gegebenen. Methoden
bildet. Das zwischen A und B gelegene Stück
der Kurve y=f(xz) sei ein Parabelbogen
(Abb. 5), und es möge die zur Sehne AB pa-
rallele Tangente MN die Parabel in D be-
rühren. Dann gibt CD, wenn Oder Mittelpunkt
der Sehne AB ist, die Achsenrichtung der Pa-
rabel an; zugleich liegt der Schnitt R der Kur-
ventangenten in A und B auf CD, u. zw. So,
daß OD= DRist. Konstruiert man auf ORden
Punkt K nach der Vorschrift CK = 1; OR=
2/;, CD und legt durch K die zu AB parallele
Gerade ST, so ist der Inhalt des Parallelo-
gramms ABTS gleich dem des Parabelseg-
ments ABDA, der Inhalt des Trapezes SGBT
also gleich dem des von der Parabel begrenzten
NEED
IS
Abb. 5.
Flächenstücks AGBD. Man suche nun den
Schnittpunkt L der Parallelen durch C zur
x-Achse mit der Geraden ST auf und lege
durch L. die Salple EH zu GB; dann mißt
der Inhalt des Rechtecks EG BH den gesuchten
Inhalt von AGBD. Offenbar ergeben sich,
wenn das Kurvenstück ADB zwar keiner Pa-
rabel angehört, aber hinreichend wenig von
einem Parabelbogen abweicht, zwei Näherungs-
konstruktionen für den Flächeninhalt [ydz, je
nachdem man den Tangentenschnittpunkt R
oder den Berührungspunkt D direkt bestimmt.
Die letztere Konstruktionsart enthält dann die
beiden von Runge behandelten Konstruktionen
gemäß den Abb. 75 und 76 als Sonderfälle.
P. E. Böhmer, Dresden.
“
Eingänge.
Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher.
Scehnellaufende Dieselmaschinön unter beson-
derer Berücksichtigung der während des Krieges
ausgebildeten U-Boots-Dieselmaschinen und Bord-
Dieseldynamos. Von ®r.-Sng. O. Föppl und
Dr.:$ng. H. Strombeck. Mit 95 Textabb. u.
Tafeln. IV und 132 S. in 80, Verlag von Julius
Springer, Berlin 1920. Preis 16 M, geb. 21 M.
Bezugsquellen-Adreßbuch für das Gas-,
Wasser-, Heizungs- und Elektrizitätsfach
1920.. Herausgegeben von A. Radeke. Verlag
von D. Meininger, Berlin C. 54. Preis 3M
+ 50%, T.2.: ;
KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Kein Rückgang der Preise elektrotech-
nischer Erzeugnisse. — Von der Elektro-
Großhändler - Vereinigung Deutsch-
lands, E. V., Geschäftsstelle Berliv, erhalten
wir folgende Zuschrift: Der Konjunkturum-
schwung, der sich infolge des Steigens der
Valuta auf dem gesamten deutschen Markt
geltend macht, ist auch auf die elektrotech-
"nische Branche nicht ohne Folgen geblieben.
In weiten Kreisen der Verbraucher hat sich
die Ansicht Geltung verschafft, daß mit einem
erheblichen Preisrückgang in absehbarer Zeit
gerechnet werden kann, und es macht sich
dementsprechend eine starke Zurückhal-
tung im Einkauf bemerkbar. War noch
vor etwa 4 Wochen die Kauflust so groß, daß
eine Befriedigung der Bedürfnisse auch nicht
annähernd möglich war, so hat sich in letzter
Zeit die Sachlage dahin geändert, daß Waren
in ausreichendem Maße vorhanden sind, wäh-
rend die Abnehmerschaft sich kaufunlustig
zeigt. Die Hoffnung auf einen Rückgang
der Preise für elektrotechnische Ar-
tikel entbehrt jedoch jeglicher Grund-
lage. Die billigeren Preise für eingeführte
Rohmaterialien, wie Kupfer, Baumwolle und
Gummi, werden durch erhöhte Einkaufspreise
für inländische Erzeugnisse, wie Bleche, Papier,
Isoliermaterialien usw., die erhöhten Löhne
und Gehälter sowie die gesteigerten Fracht-
und Portokosten bei weitem ausgeglichen.
Hieraus ergibt sich, daß alle Anzeichen für
einen. Preissturz fehlen, und daß weit eher
mit einer Preissteigerung als mit einem Preis-
rückgang gerechnet werden muß. Die Teue-
rungszuschläge für einige Artikel haben dem-
gemäß auch am 1. Mai weitere Erhöhungen
erfahren müssen. Eine Zurückhaltung von
Aufträgen, die der Industrie die Beschäfti-
Benlelichkeit für ihre Arbeiter nimmt und
lem Handel schwere Schädigungen. bereitet,
liegt daher weder im allgemeinen noch im
Interesse des einzelnen Käufers und Installa-
teurs, zumal im Herbst mit Bestimmtheit
wiederum mit einer außerordentlichen, Waren-
knappheit zu reehnen ist, da die Menge der
fabrizierten Ware zur Deckung, des laufenden
Bedarfs auch nieht annähernd ausreicht.
' Außenhandel mit Graphit. — Für die Ge-
nehmigung von Ein- und Ausfuhranträ-
gen für Rohgraphit und Graphit in
Fertigerzeugnissen ist jetzt die Außen-
handelsstelle für Steine und Erden zuständig.
Die Anträge sind an den mit der Vorprüfung
‚beauftragten Dipl.-Sng. H. E. Axelrad (Char-
‚entsprechende Unternehmen in Oberfranken
lottenburg 2, Kantstr. 3) einzusenden. ° ° :
" Aus der Gesehäftswelt. — Aus Würzburg
wird die Gründung des gemeinnützigen Unter-
nehmens Kreis-Klektrizitätsversorgung
Unterfranken A. G. mit 5 Mill. M Kapital
gemeldet. Der Ausbau soll nach der „Frankf.-
Ztg.‘‘ in Zusammenarbeit mit dem Bayern-
werk erfolgen. Gründer sind u. a. der Kreis
Unterfranken (mit 51% des Aktienkapitals),
die Städte Würzburg, Schweinfurt, Kitzingen,
Bad Kissingen, die Bezirksämter Aschaffen-
burg, Alzenau, Obernburg, Marktheidenfeld,
und Lohr, die Industrie von Schweinfurt und
Würzburg sowie die Firmen Elektrizitäts-A. G.
vorm. Schuckert & Co., Nürnberg, und Brown,
Boveri & Cie., A. G., Mannheim. Über das
haben wir kürzlich berichtet.!) — In Berlin
ist die Elektro-Leichtmotoren G.m.b.H.
mit 0,25 Mill. M Stammkapital eingeträgen
worden. Als Gegenstand des Unternehmens
wird die Erprobung, Fabrikation, Verwertung
und der Vertrieb von Elektromotoren ver-
ringerten Gewichts sowie von Fahrzeugen
aller Art genannt, die mit solchen ausgerüstet
sind. — Gleichfalls in Berlin wurden die Dr.
Marcell Wender G.m.b. H. mit 0,3 Mill. M
Stammkapital (Gegenstand: Großhandel mit
Elektromaterial für Lieht und Kraft) und die
Gesa, Gesellschaft für elektrische Si-
cherungen und Apparate G. m. b. H.
mit 0,07 Mill. M Stammkapital eingetragen. —
Aus Frankenthal kommt die Nachrieht von
‚der Gründung der Pfalz-Elektromotoren-Werke
A. G., deren Aktienkapital 0,3 Mill. M beträgt.
— Die Elektrizitäts-A. G. vorm. Schuckert &
Co., Nürnberg, hat ihr Elektrizitätswerk
Nordhausen für 3,75 Mill. M an die Stadt -
‘verkauft.
Warenpreise. — Metallpreise. Nach den
Notierungen der Vereinigung für die deutsche
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission
des Berliner Metallbörsenvorstandes (letztere
verstehen sich ab Lager in Deutschland) in
M/100 kg: \ :
Metall | 14V. 12V.
Elektrolytkupfer (wire
bars), prompt. cif Hamburg, :
Bremen, Rotterdam . : 2229 2281
Raffinadekupfer 99/99,3%/, |1500--1550 1625—1675
Originalhüttenweichblei 575—600 | 575—600
Originalhüttenrohzink,
Preis im freien Verkehr . | 575—600 675
Plattenzink (remelted) von " }
handelsübl. Beschaffenheit. 400 475
Originalhüttenaluminium - z
98/99%/yin gekerbt Blöckchen 3200 3300
Zinn,Banka-,Straits-‚Billiton- 15700—5900 6100—6400
Hüttenzinn, mind. 99%,
Boinnrcko198/09%yr,
Antimon-Regulus .
. [4400-4600 4400—4600
. |1100—1150.1100—1200
Am 14. V. 1920 notierte die Londoner‘
Börse nach dem ,,Berl. Börsen-Cour.““ folgende
Preise in £/t: Kupfer Kasse 100,87; desgl.
3 Mon. 103,12; Elektrolyt 112 bis 114; Best
selected 111 bis 112;, Zink 45,75 bis 47,25;
Zinn Kasse 297,00; desgl. 3 Mon. 301,50 und
Blei 38,50 bis 40,00. In New York stellte sich
am gleichen Tage Elektrolytkupfer loko auf
19,25 cts/lb. = ET
») Vgl. „ETZE 1920, 8.364.
Bezugsquellennachweis. 5
Frage 17 Wo befinden sich elektrische
Trockenanlagen für Holz und Landesprodukte ?
Berichtigung.
Der Zuschlag der Preisstelle des Zentral-
verbandes der deutschen elektroteehnischen In-
dustrie beträgt bei Ersatz-Glaskörpern
beider Ausführungsarten für Mai nicht 25,
sondern 50%;
„ETZ“ 1920, S. 344, abgedruckten Zuschlags-
liste Nr. 29 bei Nr. 23a zu ändern. - De
” Abschluß des Heftes: 15. Mai 1920.
a TE TE men RR nn nn nn nn OUUUQeUnnen ne us
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. 0. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius 8pringer in Berlin. 5 = x ;
x
i
es wird gebeten, das in der
ü
6. 9 Dee
405
_ Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
OresR des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
“ Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Periowitz — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24.
41. Jahrgang.
Berlin, 27. Mai 1920.
Kafochntng von hölzernen Einfach- und
Doppelmasten mit Stützisolatoren.
Von Dipl.-Ing. Paul Neumann, Darmstadt.
Übersicht. In der vorliegenden Arbeit wird
auf die Unzulänglichkeit der nicht einwandfreien
Verbandsformel für Zopfstärken von einfachen Trag-
masten hingewiesen. Es wird eine graphische Dar-
stellung gegeben, die dem Entwerfenden oder Bau-
leiter sofort die Bestimmung der Abmessungen für
hölzerne Trag-, End- und Eckmaste nicht nur als
Einfach-, sondern auch als Doppelmaste ohne weitere
Hilfsmittel gestattet. Dann wird empfohlen, Doppel- |
maste mehr als je zu verwenden, Weiter ist diese
Arbeit als Unterlage für die Aufstellung neuer Ver-
bandsvorschriften gedacht.
Bei Projektierung von Freileitungen sind
zueinander in Beziehung zu bringen für
a) Tragmaste: 1. die Anzahl und die Durch-
messer der zu verlegenden Leitungen,
9. dieMastabstände, 3. die Mastlängen und
4. die Zopfstärken.
End- und Eckmaste: 1. die Rah und
die Querschnitte der zu verlegenden Lei-
tungen, 2. die maximalen Zugspannungen
der Leitungsdrähte in kg/mm?, 3. die
Mastlängen, die den Tragmasten ent-
sprechend gewählt werden müssen, und
4. die Zopfstärken.
Zopfstärke und Mann bestimmen den
Mast.
Gegeben sind für Beokunden jeglicher
Art:
b)
1. die Anzahl, ‚die Querschnitte und damit
die Durchmesser der zu verlegenden Lei-
tungen,
2. die Mastabstände nach Erfahrungs -
werten,
3. die zulässige Mindesthöhe der untersten
Leitung über Erde,
4. die maxihalen Zugspannungen der Lei-
tungsdrähte und damit die maximalen
Durchhänge derselben für die vorliegen-
den Mastabstände und für die zur Ver--
wendung kommenden Leitungsmateria-
lien, P
die Entfernung des Aufhängepunktes der
untersten Leitung von der Mastspitze
je nach Wahl der Betriebsspannung
die Eingrabetiefen.
Gesucht werden die Zopfstärken. Die
hier aufgestellten Berechnungen gelten für
Trag-, End- und Eckmaste. Die Berechnun-
_ gen können den Normalien für Freileitungen
entsprechend auf zwei Arten erfolgen:
or
‚a
I. Nach der empirischen Formel, die
aber nur für einfache Tragmaste gilt.
ZEIT DE UM) dem.
Hierin bedeutet 5 (d) die Summe der
Durchmesser aller am Mast verlegten Drähte
in mm und H„ die mittlere Höhe der Leitun-
gen über Erde in m. Die maximalen Mastab-
stände betragen dabei für Linien mit einem
Gesamtquerschnitt (Leitungsdrähte und
Schutzdrähte zusammen):
ee
“mm? Gesamtquerschnitt m
N Be 1 RE 7 7 ee s0
über 110. bis. 210.7... 60
9.08 SDR. 50
RSG FEN, 40
Nach vorstehender Formel ist man an die
vorgenannten Mastabstände gebunden. Bei
Wahl eines änderen Mastabstandes, wie es
häufig in der Praxis erforderlich wird, versagt
die Formel. Außerdem ergibt die Formel bei
einem geringen Gesamtwert der Drahtquer-
schnitte „viel zu kleine und bei einem großen
Gesamtwert der Drahtquerschnitte viel zu
große Zopfstärken. W. Kinberg, Prag, be-
merkt sehr treffend): „Es muß entschieden
davor gewarnt werden, Holzmaste nach der
Faustformel zu dimensionieren; denn ent-
weder ist die Stabilität der damit berechneten
Fernleitung infolge zu schwacher Maste sehr
gefährdet oder die ganze Anlage wird durch die
Wahl zu starker Maste verteuert und infolge-
dessen: unwirtschaftlich.“
Einwandfrei hat die Berechnung der
Zopfstärken zu geschehen.
Il. Nach der Festigkeit.
In Abb. 1 bedeute:
H = die ganze Mastlänge in m, ‘
Ho, = die freie Mastlänge über Erde ın m,
H„ = die mittlere Leitungshöhe über Erde
in m,
Hy, = die Eingrabetiefe in m,
B — der Mastabstand in m,
Z — die Zopfstärke des Mastes in cm,
4 — die Zunahme des Mastdurchmessers
je m nach unten in cm,
D = der Durchmesser des Mastes in der
Erdoberfläche in cm,
d — der Durchmesser eines Leitungs-
drahtes in mm;
q — der Querschnitt eines Leitungsdrahtes
“in mm?®,
p — der spezifische Winddruck auf senk-
recht getroffene ebene Flächen =
125 kg/m?,
Pax. > die maximale, Zugspannung eines
Leitungsdrahtes in kg/mm?,
k,» = die zulässige Biegungsspannung für
imprägnierte Stangen bei fünffacher
Sicherheit = 110 kg/em?,
PR, =.der gesamte Winddruck in kg auf den .
Mast.
Bei Tragmasten:
P, = der gesamte Winddruck in kg auf !
sämtliche Leitungen.
Bei Endmasten:
P, = die Zugkraft in kg sämtlicher Lei-
tungsdrähte.
Bei Trag- und Endmasten:
S — der Spitzenzug in kg, bedingt durch
die Kraft P,, bezogen auf die Mast-
kopfspitze.
Bei Eckmasten:
:..der resultierende Spitzenzug in kg für
Eckmaste, bei denen die ankommen-
den und die abgehenden Leitungen
mit einander den Winkel & in Grad
einschließen.
‚Für Tragmaste auf gerader Strecke hebt
sich der Leitungszug gegenseitig auf. Die Maste
haben daher im ungünstigsten Falle nur den
dureh Winddruck hervorgerufenen Kräften zu
widerstehen. Der Winddruck ist dabei senk-
recht zu den Leitungen gerichtet. Als wirksame,
senkrecht getroffene Windfläche ist bei Lei-
tungen das 0,5-fache und bei Masten das 0,7-
fache des Durchmessers multipliziert mit der
Länge in Rechnung zu setzen.
») „Elektrotechn. u.Maschinenbh.“, 85. Jahrg-, 1917, 8.345.
Heft 21.
Bei den End- und Eckmasten wird nur der
Winddruck auf den Mast berücksichtigt. Die
Winddrücke auf die Leitungen werden dabei
vernachlässigt, da diese Kräfte die großen Zug-
kräfte sämtlicher Leitungsdrähte nicht um
nennenswerte Beträge erhöhen.
Abb. 1.
Die wirksamen, senkrecht getroffenen
Windflächen der Tragkonstruktionen und der
Stützisolatoren fallen bei den üblichen Anord-
nungen fast gänzlich in die Projektion des
Mastes und vergrößern nur ganz unwesentlich
den Winddruck auf den Mast. In der Rechnung
sind daher diese Windflächen fortgelassen
worden.
Streng theoretisch müßten die Holzmasten
nach den Regeln der zusammengesetzten Festig-
keit, u. zw. auf Biegung und Diuck: berechnet
werden. Bei den für Holzmasten in Frage
kommenden Mastabständen spielen jedoch die
Druckspannungen, die durch die Gewichte der
Maste, Leitungen, Stützisolatoren und Trag-
konstruktionen erzeugt werden, und die sich
gleichmäßig über den Querschnitt verteilen,
gegenüber den Biegungsspannungen eine unter-
geordnete Rolle. Für praktische Fälle reicht es
deshalb vollkommen aus, die Holzmaste nur
auf Biegung zu berechnen.
Auch auf die Berechnung der Holzmaste
als Träger von gleichem Widerstande gegen
Biegung soll verzichtet und angenommen
werden, daß der gefährliche Querschnitt in der
Erdoberfläche liegt. Diese Annahme hat sich
in der Praxis als recht brauchbar erwiesen.
Als Zunahmen für die Mastdurchmesser
pro m werden der Rechnung die Werte der
Zahlentafel 1 zugrunde gelegt:
Zahlentafel 1}).
Zunahme der Mastdurchmesser
ei nach unten auf 1m
a 4 (cm)
13 0,3
14 bis 16 . 0,5
17 bis 19 0,75
20 bis 22 0,75 bis 1,0, im Mittel 0,88.
Die Werte von A Selten für Holzmaste aus
deutschen oder polnischen Forsten und stützen
sich auf Angaben der Rütgerswerke. Bemerkt
soll hierbei werden, daß die Zunahme 4 nicht
allzu ungünstig gewählt werden darf, da sonst
die zulässigen Spitzenzüge unnötig klein aus-
fallen.
1) Nach W. Kinberg, Prag, und R. Edler, Wien,
„Elektrotechn. u. Maschinenb.“, 35. Jahrg., 1917, 8. 345; 37.
Jahrg., 1919, S. 305, wird 2=05 em für alle Zopfstärken an-
genommen.
408
; e Elektrotechnische Zeitschrift,
Die Eingrabetiefe wurde mit Rücksicht |
auf eine genügende Standsicherheit zu ?/, bis
!/, der Mastlängen angenommen.
In Zahlentafel 2 sind die Quotienten
für die vorliegenden Mastlängen H aufgeführt.
Als Entfernung H, — H„ ist der sehr brauch-
bare Erfahrungswert
H,— Hm 0,70 m
zugrunde gelegt. Da im Verhältnis zu- der
freien Mastlänge H, über Erde die Entfernung
0,70 m klein ist, so können für diesen Wert
Änderungen bis zu + 40%, zugelassen werden.
Eine wesentliche Beeinflussung der Quotienten
H,„/H, tritt dadurch nicht ein. Der Wert. 0,7 m.
trägt somit bei Hochspannungsfreileitungen
selbst den ungünstigsten Fällen Rechnung und
kann auch für Niederspannungsfreileitungen
als richtig angesehen werden.
DH, IR
De m ; P, == In 2 (Pmax. . q)
= 0,9% . I(Pmax..q) KB.
c) Eekmaste hervorgerufen durch die Zug-
kräfte der ankommenden und abgehenden
Leitungen, die miteinander den Winkel @
in Grad einschließen. |
Es bedeutet:
Spitzenzug eines Leitungsstranges
S= = 0, 926. S(Pmax. - N): y
Für den resultierenden Spitzonzug folgt
hieraus
A. \
9, =2.8.0085 kg.
Zu beachten ist, daß bei ein und derselben
Freileitung der resultierende
der Eckmaste entweder gleich oder größer als
der Spitzenzug $ der Tragmaste ausfallen muß.
Ergibt die Rechnung für Winkel « von nahezu
Zahlentafel 2.
TEEN in m 9 10 11 12 13 14 15 16
EEE in m 1,80. 1,80... 29,-..1.2390 1,2390 4::2,50% 9,50.
Hz re inm 720,820 .:9,— 10,- 1080 '11,80 12,50 13,50
Hn =, =20,00.in!m 6,50 7,50...830 9,30 - 10,10 11,10 11,80 : 12,80
Hm _ $ Einzelwerte 0,904, 0915 0923 0,930 0935 0941 0944 0,947
Au N Mittelwert 0,926
Als Mittelwert ergibt sich hieraus beı den |
vorliegenden Mastlängen für H„/H, = 0,926. |
Der maximale Spitzenzug, der nur durch
die Leitungen entsteht, wird für |
a) Tragmaste hervorgerufen
durch den Winddruck auf
die Leitungen.
Z(d) für die Querschritte der
180° kleinere Spitzenzüge S,, so sind die Eck-
maste wie die Tragmaste zu dimensionieren.
Werden nun in den Endgleichungen für S
und S, die Werte
2a) nimm
Es bedeutet: en Be
\ NER le
Gesamtprojektion aller Lei- Be u ohrıe mit
tungen N Wulleiter 0 Erdseil
ENDE RER 3 Ko mm2 | mm? |- mm? | mm?
Pi e== 1000“ (d).L m? S 6x120/1x70E
: ES
Winddruck 3 N 2. gr1z0 |6*3Y/ «WE
P=05,.D. RE Ks So
Biegungsmoment N, 6x.95 JPXPO/P7O
Ms 10: BD: Am Sara
Y RS 6x70
=10.8.%, emkg Ss
Ex 00 3x150/1x70 3x150/1x70E
a ee ar
Ile, S IS 50 3x720/1x50 Be
er S MAN IXBOT3XIH/Ix50 3X 100-13x95/1x50 =
< TEN 3x.70/7x35 IKT zu ggypssel >
& -ILI-U 3x 95 3x 95-|, I-I/I-I,
Fler, St 2; 17 3x70 3x50/1x25 3x 70 3x50/1x35EH-—————
7 N 30 3X 35/1X35 E-
3x50 13X35/7X76 3x503225/125E
SS 3x.35 13X28/7x76 43x35
SIR 20 ee 3x16/1x25E-
ALertung fer I En 3x 16/1x70 3x25
EN ERS: UXTO > 376 | Fe£rdseil
= >= Q 3X 70 .
SION
IES
e IS}
750 20.3 0 50 352560 100
Querschnitt g einer Leitung in mm2 '
73
Abb. 2. Zopfstärken für Einfach- und Doppeln aste. 14
Minimale Zopfstärken für Einfachmasten bei 15
a) Niederspannungsfreileitungen Zmin. = 13 em.
I) Hochspannungsfreileitungen Zyin. =15 em. 16
Für den Spitzenzug Ex hieraus A
Hm 0,5 78
Se .P, == ». dl
Mm = 10004 Im. (a) S >
RE en „La S( d) n
= =: P s 20
0,926 S
_ U9t g 827
= 500° 15.0.2 (d) S,,
—0,058.L.3(d) kg. N
b) Endmaste hervorgerufen durch die
Zugkräfte sämtlicher Leitungsdrähte.
Es bedeutet: L = konst,,
Gesamter Leitungszug Pinax = konst,,
«® = konst.
P,= I (Pmax..q) Kg
Biegungsmoment
My = 100: P,. Hm=100.8.H, cemkg
Für den Spitzenzug folgt hieraus
gesetzt, so stellen diese Endgleiöhungen gerade
Linien ganz'unabhängig von den vorliegen-
den Mastlängen dar. (s. Abb. 2 und 3).
Spitzenzug S,
1920. Helt 21.
empfiehlt es sich, als erste Annäherung‘ zur
Vereinfachung der ‚Berechnungen die maxima-
len Zugspannungen der‘ Erdseile bzw. der
27. Mai 1920. 2
= e
}
7
Schutzdrähte gleich denen der stromführenden
‚Leitungen anzunehmen. Die Endgleichung für
den Spitzenzug der Endmaste erhält dann fol-
gende einfache Form
80,9%. Pax... 2(9) ka R
In Abb. 3 ist ein Beispiel für eine Frei-
leitung durchgeführt, bei der die maximalen «
Zugspannungen der drei Aluminiumseile mit
je qı = 70 mm? Querschnitt Pmaxı = 9 kg/mm?
und des Erdseiles mit 9, = 35 mm? Querschnitt
Pmaxe = 12 kg/mm? (willkürlich Bo genommnenE
betragen möge. Dann werden
S; = 0,926. 9. 3x 70 = 1750 kg,
8, = 0,926.12.35 = 3905,
SS 258 = 3140 ,,.
Von dem Winddruck auf den Einfachmast
wird das Biegungsmoment W;, BSrYOorgerue TE
‚Es bedeutet:
" Mastprojektion
12,2 i
ie |
1 (z R
7.100:1% +3 2° Mn). I m’.
Winddruck
PO URDS FE SER
. Biegungsmoment
A
Mas = 100. BE >
Mastobsrönde £in m
K7) 50 60 70- 90
‚700
0)
720
730
720
750
I
|
j‘ S.für Bi und Enamaste
ı Spitzenzüge: 5, » Eckmasre Mkg
H we
Y
200 300, \ 400 300
ER 320 720
‚für Ooppelmaste
‚Freie Mastlängen Ho über Erde
mm
u ERTL TE
für ES
=08.2.(2+%.m).2
ZIEH
.=085 = (mtr2)- ‚Ho? emkg
Für das maximale Biegungsmoment folgt
Bei a2 a > von u ER Leienagen | hieraus für
Elektrotechnische Zeitschriit. 1920, Heft 21.
27. Mai 1920. 407
Z/g) in mm? ‚MElg)inmm?
Ü Nieder - | en Hoch $ i EV
S e- nungsfreileitun ax )
REN Sparmungsfreileitungen Maximale Zugspannungen Tımax in kg/ımm Leitungsaraht
IS R ohne | mit ohne mit Be 977 m — N
RISSS Wulleiter Eräseil 4 5 6 7 8 9 10
SIxX IXIH/IX50- 3XIS/IKSOE >
SS 12
N
o NE 13
<; Ss‘ 3x95 3x95
5 Nr Z
w S 15
> & 3x70/1x3 3x70/1R35E er
Sy {
” 3
ne 3x70 3x70
SIERT 25 2,800
= | = 3x50/1x35 —
SS, ı \M zZ 3x50/1x Y
SS! 3
I x50
II 2 3x35/1x35
3X35/7X16
Ze, 3X35 I3KI5gxz5/n25E
SI EI \ 0% 3X25/176 BR
HS 3x25 i 3x2513x16/1x25E
INS : 3x76/1x10
| 3x716 3x76 | E=Erdseil
S 4x0 ER pe
‚3x70 /
| N
95 70 50 35 25° 16% 500 71000 1500 2000 2500 j „3000 1 3300
Querschnitt g einer Leitung inmm? SpitzenzügeS für Endmasfe inkg
Abb. 3. Spitzenzüge für End- und Eckmaste. =
In Fällen, bei denen die Spitzenzüge S,der Eckmaste kleiner
als die $pitzenzüge S der Tragmaste sind, also: S, <Sı.
sind die Kekmaste wie die Tragmaste zu dimensionieren
Trag- und Endmaste 220
. Mo max = 100. S.HH+ Mn emkg. a
a
Ecekmaste S
RS
=, S
Meomer =10.%. HH + Mo, emKg. n RS
Diese maximalen Biegungsmomente gelten
auch für Doppelmaste; vorausgesetzt, daß die
Mitten der hölzernen Stangen bei den Trag-
masten in die Vertikalebene, auf der die Lei-
tungen senkrecht stehen, bei den Endmasten
in die Vertikalebene, die zu den Leitungen par-
allel liegt, und bei den Eckmasten in die Ver-
tikalebene, die den von den Leitungen ein-
geschlossenen Winkel «@ halbiert, fallen.
Für den gefährlichen Querschnitt in der
Erdoberfläche beträgt das Widerstandsmo-
Resultierende Spitzenzüge Sr JÜ
&n
S
S
750 160
‚165 770
a SERA20 130140
ment für den
A. Einfachmast:
Äquatoriales Trägheitsmoment der Quer-
schnittsfläche F (Abb. 4), bezogen auf die
Schwerpunktachse s—s
Durch Einsetzung der letzten Werte folgt
für die maximalen Biegungsmomente
ne Werl Work, emke,
BET |
52 HAN i f
Widerstandsmoment
Js
Alb. 5.
Diese Werte von Womax. werden in die
! 3 2 bmax
| obigen Gleichungen für
Abb. 4. Momaz = 100 . S. Hs + Mp,
bzw.
B. Doppelmast (Ausführung wie Abb. 6): yeN, g gy |
Äquatoriales Trägheitsmoment des aus den | , Momax. = ir = a ar Ne
beiden Flächen F bestehenden Querschnittes | eingeführt. Als zulässige Spitzenzüge 8 bzw.
S erhält man dann bei Einsetzung der Werte
r für Wg, Wo, ko und My folgende Ausdrücke
9 von | für den
A. Einfachmast:
Ss bzw. %, =
F,=2F (Abb. 5) bezogen auf dieHauptschwer-
punktachse Sp — So, deren Abstand e =
den parallelen Schwerpunktachsen s—s der
Flächen F beträgt,
| : Z VER
8 ef. I VER 210. 8* ‚2 —— 5 <o"
| Iso GrF.e) I. 0,11. H, (+?) (a+s)|es-
Widerstandsmoment B. Doppelmast:
Wp = Ja =1102 Ja —5.W5, BZW. dr =
D D a fErkz 3 2
»058.(Z+4.H,j cm? Se 1: (4+ 1.4, + >)| Br
Pr" —
eingeschlossene Winkel & in Grad
Für H, = konst. stellen die beiden letzten
Gleiehungen Kurven dritten Grades dar
(s. Abb. 2).
Damit die Doppelmaste für die errechneten
Spitzenzüge auch standsicher sind, müssen die
Mastfüße im Erdreich mit Druckplatten in der
in Abb. 6 angegebenen Weise ausgestattet
werden.
Hm =Flo 0,7 m — ——ı
Abb. 6.
Nimmt man nun an, daß sämtliche freien
Kräfte oberhalb der Erdoberfläche nur auf die
Druckplatten wirken, so erhält man als Erd-
drücke
h
Per.(y - Me- Da 0,12 )
IH: H, Hy
P,.(4 Hm+ Hp) + Ps. (2: Hy+ Hr),
—kg
3. Hg — (2h +0,48)
408
PE=P+P+ Pe" kg
und als maximale Bodenpressung, wenn g und
h in Meter ausgedrückt sind,
nern
g
kg/em?.
Leicht erhältliche Druckplatten in der
Praxis sind für diese Zwecke halbe hölzerne
Eisenbahnschwellen mit den Abmessungen
g=1,35m,
AR
Wie in Zahlentafel 38 gezeigt wird, reichen
diese Holzschwellen für Doppelmaste mit Stan-
gen-Zopfstärken von 16 cm noch gut aus.
Als Spitzenzüge S sind dabei die in Abb. 2 an-
gegebenen zugrunde gelegt.
s Elektrotechnische Zeitschrüt.
1920. Heft
Bei der Berechnung sind die beiden Stan-
gen eines Doppelmastes als ein Ganzes ange-
nommen. Diese Annahme setzt voraus:
1. ein festes Aufeinanderpressen der Stan-
gen mittels Schraubenbolzen,
%. den Einbau von Hartholzkeilen oben an
der Mastspitze und in der Mitte des
Mastes, damit Längsverschiebungen der
Stangen zueinander nicht auftreten kön-
nen. Der Hartholzkeil in halber Höhe
des Doppelmastes dient zugleich als
Distanzstück.
Zur Vollständigkeit‘ dieser‘ Arbeit vs
außer den Angaben in Abb. 2 und 3 noch
Zahlentafeln über
1. Mastkopfabmessungen (Tafel 4),
Zahlentafel 3.
Z H H) Hr Ss Pı
cm m m m kg kg
9 7,20 1,80 516 557
10 8,20 1,80 480 618
11 9g,— 2, — 455 491
| 2 10,— ER 498 462
13 10,80 2,20 409 441
14 11,30 2,20 394 425
15 12,50 2,50 380 410
16 13,50 2,50 370
399
Bei Herstellung der Mastgruben für die
Doppelmaste bleibt der gewachsene Boden in
Richtung der Spitzenzüge stehen (s.. Abb. 7).
Abb. 7.
Der Mittelwert von o =1,40 kg/em? ist so-
mit zulässig. Tatsächlich fällt jedoch die
Bodenpressung o kleiner aus, da die Erddrücke
nicht allein von den Druckplatten, sondern
auch zum Teil von dem Stammende, das
nicht von den Druckplatten verdeckt wird,
aufgenommen werden.
Einer Verwendung von Doppelmasten mit
Stangen-Zopfstärken größer als 16cm
für Spitzenzüge bis zu 800 kg steht nichts im
Wege, natürlich müssen dann Druckplatten
mit Abmessungen größer 'als die der halben
hölzernen Eisenbahnschwellen vorgesehen
werden.
P | Pa" | Pg'
i Einzelwerte | Mittelwert
kg kg kg kg/cm?
112 3940 4610 1,31
130 4290 4940 1,41
144 4040 4680 1,33
162 4340 4960 1,41 1,40
177 4110 4730 1,35
196 4450 5970 1,44
209 4030 4650 1,32
229 4340 4970 1,41
| 2. Stützisolatoren (Tafel 5),
3. Eingrabetiefen, freie Mastlängen über
| Erde und Gesamtmastlängen (Tafel 6),
4. maximale Durchhänge für Aluminium-
leitungen (Tafel 7),
5. Erläuterungsbeispiele (Tafel 8)
beigegeben worden. Durch die Aufnahme der
Erläuterungsbeispiele erübrigt sich hier eine
Zahlentafel5.
Stützisolatoren (Hermsdorftypen)
für die Betriebsspannungen in Volt
sooo | 10000 | 15000 | 20000 | 25000 | 8500
1.1381
I. 1383 | I. 1384
I. 1886 | I. 1387 | I. 1891
Zahlentafel6. Für Einfach- und Doppelmaste.
Gesamte Mastlänge Hin m
Eingrabetiefe HEinm........ 1,80
Freie Mastlänge HZ), über Erde in m . 7,20
Zahlentafel 4
21.
|
Lfd
1,80 | 3, —
8,20
Abb. 8.
Be
27. Mai 1920
Abb. 9.
Zahlentafel 7).
Mast-
sau mom-
I
o
a
2
10;
; abstände
25
0,30
[0,45
0,75
1,05
1,45
1,90
2,40
2,90
3,55
4,25
5,00
5,75
6,65
| {
|
He
.
AR
838
NEN
SAIT
SSE 7
KR: I
RE»
Q
ss it ie
sa
88 |S IP
Sp La IS
_Y,SS s8 3
IISSNEN
N SD |
N INS IS
MINEN SS
ss |8 |
Tas |S |
vis S N I
SO
Se SQ
I
S
3
N)
&
Maximale Durchhänge D in m
für Aluminiumseile
Leitungsquerschnitte in mm?
3
0,30
0,45
0,60
0,85
1,15
1,45
1,90
2,35
2,85
3,40
4,00
4,65
5,35
2,20
10,80
50
0,30
0,40
0,55
0,75
0,95
1,55
1,95
2,30
2,75
3,25
3,75
4,30
1,25 |
70
3,65
"2,20
11,80
95
0,30
0,40
0,55
0,70
0,85
1,05
1,20
1,45
1,75
2,05
2,40
2,75
3,15
2,50
12,50
120 | "150
0,30
ı) Als max. Beanspruchung 9 kg/mm? zugrunde gelegt.
13,50
Mastkopfabmessungen in mm für die Betriebsspannungen
Mastabstände & E
nm 10000 bis 20000 V 25000 bis 35000 V
un Mastarten Leitungsmetall Querschnitte in mm? r ohne | nit ohne | mit
Nr. ohne | mit
Erdseil Erdseil Erdseil
A a b | a b
1 |Einfachmast Aluminium 25,70 und darüber <50
(Abb. 8) | (gespannt mit 9 kg/mm?) <60
35 und 50 <60 |1000 | 800 |400 11200 | 800 400 | 800 | 1200 | 1000 | 440 | 1600 | 1000 | 440 | 1000
Kupfer } beliebig <&0 |<80
Eisen
2 | Doppelmast Aluminium 25,70 und darüber <_50
(Abb. 9) | (gespannt mit 9 kg/mm?) <60 1100 | 800 400 [1300 | 800 |400.| 800 | 1300 | 1000 | 440 | 1700 | 1000 | 440 | 1000
35 und 50 <_.60 f
Kupfer \ beliebi
elieb <80 |< 80
Eisen = Ss»
3 | Doppelmast Aluminium 60 < 120 | <.120 2:
(Abb. 9) | (gespannt mit 9 kg/mm?) 1500 , 1200 | 400 | 1800 | 1200 | 400 | 1100 | 1500 | 1200 | 600 | 1800 | 1200 | 600 | 1100
70 und darüber <150|< 150
Kupfer \ beliebi |
ebi <150|< :
Eisen 8 50 |< 150 | s ja
Zu lfd. Nr. 1 und 2: Durchhänge der Erdseile < Durchhänge der Aluminiumleitungen.
n ”
” rn ”
20 000 V zu wählen.
Für Betriebsspannungen von 3000 bis 6000 V sind tunlichst die gleichen Mastkopfabmessungen wie für Betriebsspannungen von 10000 bis
„ 2: Doppelmaste sind als Eckmaste für lfd. Nr. 1 bestimmt.
Be N ER EN
ae a En HT 5
Für Aluminiumleitungen Zugfestigkeit der Erdseile = 70 kg/mm?, da diese mit max. % kg/mm? gespannt werden müssen.
5 Sn
BT
| Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Heft 21.
Zeahele.n ta.f'e:le8
‚Gegeben
Erläuwterungsbeis
piele.
Gesucht
"kurzen!" ; i } Freie Mast- Zu-
Lfd. |, I _ | Querschnitte, k « Mast- et Er [S79 A D länge über | gehörige
Nr TIeDS | Material aller abstand | °° 088er ker nach 4 nach BaSh Hu Airde |) Aopiatärke Gewählt wird
. span- | „m Mast zu Mastart rn ner spannung | \yn.g Zahlen- | Zahlen- H= zZ
BURN enden Winkel« Pmax. tafel 4 | tafel 7 A+D+H, Fe
Volt Leitungen m Grad kg/mm® |' kg m m m m em
60 19,1
1. Annahme
=>) 1 4
2a Einfach-| 59 | 180 9 o | 160 | 055 | 6056| 820 17,5
S mast | 2. Annahme für Alu- Lfd. Nr. 3.
& 3 3><50 mm? HE Jul minium R = 2
& aan Abe und 0,48 | 6,12 | 8,20 170 | z=ım em md H=H+Hp=10m
R Eisen siehe Abb. 2: Linienzug I—1.
25000 | seil und zunachst N a
4 rs gteich | | 1 B=/o B1:0 0 E C: ER e e
‚ Annahme {
Erdseil groß siehe Abb. 2: Linienzug IT— II.
© ; E - N = 14/16 d H=1
2 [5 Dengeh, Au 101,0 1, Re | 534 wie lfd. Nr. 3 8,20 13,9 har u IFA Nr8
E 8! nommen siehe Abb. 2 und 3: Eniousäge II — II.
E DA MELR
- S = 15/17 em di 4=18 2
= 16 Derpelr.4,120.; | Yiaz6 334 wie lfd. Nr. 4 10,80 14,7 N ohorie zu fd. Nr.
; ! siehe Abb. 2 und 3: en III— III.
Als Endmaste für den Spitzenzug $ = 1540 kg (siehe Abb. 3) müssen im vorliegenden Falle BR puare verwendet werden.
weitere Anweisung zum Gebrauch der Schau-
bilder Abb. 2 und 3.
Zum Schluß sei darauf hingewiesen, daß
ein Blick auf Abb. 2 sofort die Überlegenheit
der Doppelmaste den Einfachmasten gegen-
über erkennen läßt, da bei gleichen Zopfstärken
die Doppelmaste das fünffache Widerstands-
moment der Einfachmaste gegen Biegung be-
sitzen.
In der Praxis sollte daher der Doppelmast
mehr als je Verwendung finden und ganz be-
sonders in der Jetztzeit, bei der Stangen mit
kleineren Zopfstärken leichter und mit bedeu-
tend geringerem Kostenaufwand zu beschaffen
sind.
Untersuchungen über die Größe und Be-
ständigkeit von Kontaktverbindungen unter
besondererBerücksichtigung des Aluminiums.
(Mitteilung aus dem Elektrotechnischen Institut der Tech-
nischen Hochschule zu Karlsruhe.)
Von Rudolf Richter, Karlsruhe.
‚(Fortsetzung von S. 392.)
6. Untersuchungen an der dritten Hauptgruppe.
Die in den Zahlentafeln 15 bis 20 zusam-
mengestellten Verbindungen (Nr. 241 bis 409),
die zusammen mit denen der zweiten Haupt-
‚gruppe in Abschnitt 4 beschrieben sind, wollen
wir als dritte Hauptgruppe bezeichnen.
Der größte Teil’dieser Verbindungen wurde
(stromlos) auf dem flachen Dache des Elektro-
technischen Instituts, etwa 50 m nordwestlich
vom Schornstein der Hochschulzentrale, auf
einer Sandschicht ausgebreitet (vgl. Abb. 8) und
während der Zeit vom 5. VII. 18 bis 7. TV. 19
mit kurzen Unterbrechungen dem Einfluß der
Witterung ausgesetzt. Die übrigen Verbindun-
gen der dritten Hauptgruppe wurden in den
Sammlungsräumen des Institutes, ebenfalls
stromlos, aufbewahrt. Zur leichteren Unter-
scheidung sind die Widerstandsangaben der in
den Sammlungsräumen aufbewahrten Verbin-
dungen in den Zahlentafeln 15 bis 20 in runde
Klammern gesetzt. Die Widerstände der Ver-
bindungen wurden in etwa denselben Zeiträu-
men gemessen, wie bei der ersten und zweiten
Hauptgruppe. Sie sindin den een ein-
geschrieben.
Die Lötverbindungen mit massiven Hülsen
‘(Gruppe L, und L,,) vom Mai 1918 sind nicht
vorschriftsgemäß ausgeführt; zu wenig Lot ist
dabei verwendet, so daß dieses nicht einmal die
Drahtenden der Hülse bedeckte. Deshalb wur-
den im Juli 1918 nochmals neue Verbindungen
der Gruppe L, (Nr. 399 bis 403) hergestellt.
Das Verhalten der schlecht gelöteten Verbin-
dungen, deren Nummern in Tafel 15 in
runde Klammern gesetzt sind, wurde eben-
falls untersucht; die Ergebnisse . dieser
Verbindungen (Nr. 301 bis 310) sind aber
mit Vorsicht zu beurteilen. Die Unzuver-
lässigkeit der Verbindungen vom Mai 1918 be-
stätigt teilweise schon die erste Widerstands- |
messung am 1. VII. 18, Nr.309 (L,, AI—Fe—Al),
807 (L,, Al—0u— Al) und301 (L,,. Al-Zn—A),
zeigen auffallend hohe Widerstandswerte. Nr.
8309 zerbrach nach der Messung. Einen verhält-
nismäßig hohen Widerstand hatten auch die’
Lötverbindungen mit Blechhülsen Nr. 280
(Li, Al-Fe—Al), 282 (I. A-Al—-Al) und
u RT - gr
BE RN EEG
BETRITT
249 (Lj3, Al— Run ä: Die Lötverbindung ohne
Hülse Nr. 825 (L,,, mit Verbandslot metalli-
‚siert und mit Kriegslot verlötet) zerbrach vor
der Widerstandsmessung. Die Würgverbindun-
gen mit nicht metallisierten Aluminium drähten
(W ..W,, Nr.358 bis 365) sind alle schlecht, wie
es auch bei den Würgverbindungen der zweiten
Hauptgruppe der Fall war.
Nach der zweiten Widerstandsmessung am
8. X. 18 zeigte auch die Lötverbindung mit
massiver Hülse Nr. 302 (L,., Al-Cu—Al, auf
dem Dach des Institutes) eine wesentliche Ver-
schlechterung, während sich die übrigen Löt-
verbindungen mit massiver Hülse nicht wesent-
Abb. 8. Verbindungen ae dritten Hauptgruppe auf dem Dach des Hiakbvkselanichen Instituts.
Aufgenommen am 10. I. 1919.
x
410 Elektrotechnische Zeitschriit. 1920, Heft 21. | 27. Mai 1920.
Zahlentafel 15.
Schraubverbindungen (&) und Lötverbindungen mit massiven Hülsen (Z, und Z,,) der dritten Hauptgruppe.
Zinn
A tuminium t°+
= Ze
RER ‘
ı n }
Ly
Gruppe S; j La Lo
u E ; Mai | Juli | Mai | Juli| Mai | Juli | Mai | Juli | Mai | Juli 5
Herstellung ‚ Mai 1918 1918 | 1918 | 1918 | 1918 | 1918 | 1918 | 1918 | 1918 | 1918 | 1918 Mai 1918
=£, 1
Drahtmetalle AI—AI AI-AI „Al—Al
Th 10t it Lot der Spezialfabrik mıt Verhandslot a
Drahtenden ae tallistert u Inetalisiört metallisiert blank RR blank 2
a os M Fe Fe M Fe M Fe|M Inhoffen Inhoffen und Kriegslot |
Hülse A| Zun|i M|Fe|Cu|AI| Zn| M|Fe|Cu | Ai | Zn cu Al Zn M Fe Cu Al Zn M Fe Cu
Nr. || 375 | 371 378 374 79 | 330 | 376 | 378 | 379 | 377 | 370 | 366 | 868 | 369 | 367 | (810) (403) | (306) | (399) | (808) | (401) | (809) | (402) | (807) | (400) | (805) | (301) (303) | (804) | (802)
1. vr 18 \6.20.6,11|6,17|6,31| 5,92] 6,11! 6,07| 6,12] 6,32] 5,94) 6,10 5,97' 6,01| 6,28]5,70] 6,55 | 6,20| 6,24 5,68] 6,25 |5,79| 16,3 16,55 | 36,71 5,61 6,65 | 9,50, 6,46 | 6,41 |. 6,90
3».x. 18. 1622 6.11|6.20| 6,43 5,89| 6,18] 6,07|6,15|6,42] 5,88! 6,30) 5,96] 6,01) 6,29] 5,68| 6,52 | 6,20 | 6,43 5,71 | 6,56 15,78 123551 6,62] 120 15,57[6,63| 44,9 16,52] 6,41 | 14,4
16.1. 19 |16,33| 6,24| 6,36] 6,48] 5,96] 6,30] 6,13] 6,18] 6,47] 5,93] 6,38| 5,98] 6,05] 6,43] 5,74] 6,67 | 6,80| 6,74 5,80 | 7,04 5,86 =2=3|6,78| 161 |5,67|6,67 164 |6,63| 6,50 1259
10. IV. 19 )\637 6.38| 6,39| 6,501 5,95] 6,30! 6,20| 6,20] 6,50, 6,001 6,46] 6,02, 6,08| 6,40] 5,77] 6,67 16,33] 7,15] 5,90) 7,28 5,89 [##3[ 6,95 11250 [5,69] 6,77 1105 |6,59| 6,56 1464
92. IV. 19 6.38 6,791 6.41| 6,54] 6,05] 6,51 6,56| 6,32] 6,52 6,12 6,57 6,38] 6,22] 6,46] 6,01) 6,75 6,50] 7,59 6,02) 5 |6,06| — 7083| — [5,79 [6,77| — 6,77 4285| —
10. 11.20 6.46 5.74| 6.56| 6,54! 6,17| 6,61, 6,87! 6,24| 6,58] 6,20| 6,70] 6,46, 6,22] 6,56] 6,051 6,89 6,57 119,9 6,20| $ 618] — 1757| — 15,7616,89| — 16,98 =335| —
lich geändert hatten. Von den Lötverbindungen | dungen Nr. 265, 267, 263, 269, 272, 270 (Dach) | 343 (Dach) gebrochen. Die Würgverbindungen
mit Blechhülsen der Gruppen L,, und Zjs, die | der Gruppe Z,,: Von den Lötverbindungen | W,undW, haben sich zum größten Teil schlecht
sich bei der ersten Widerstandsmessung als | ohne Hülse haben sich die Flachlötungen (Z,,) | bewährt. Auch von den Verbindungen mit me-
branchbar erwiesen, zeigten eine deutliche Wi- | Nr. 322, 321, 317, 324, 326 (Dach) und die | tallisierten Aluminiumdrähten haben Nr. 351,
derstandszunahme die Verbindungen auf dem | Schräglötungen (Z,,) Nr. 334, 339, 341 (Dach) | 349, 347, 357 (Dach) und 348, 346 (Sammlung)
Dach des Institutes Nr. 273, 290, 295, 292, 281, merklich verschlechtert. Von der letzten | eine wesentliche Widerstandszunahme erfahren,
297. Dasselbe gilt von den gelöteten Verbin- | Gruppe sind die Verbindungen Nr. 333, 340, | Bei den Kabelschuhverbindungen hat der Wi-
o
:
ERBE S © Zahlentafel 16. Lötverbindungen mit Blechhülse
L|;
BE RN RE EN RN Ben ar Mar tn ML DIE DEE EN REED EN RN De en en no
Gruppe Lu Lie =
- Herstellung März. 1918 Mai 1918
Drahtmetalle 2 , Al—AI
Drahtenden Be Den. der blank mit Thuralot
Lot Spezial-Weichlot Mc Inhoffen ; E Thura
aa, M Ei Al M Fe Cu Al RS
Nr r- DEE DB 24 371.5, 2.008 279 280 275 276 290 289 294 293
1. VIL, | (7,55) 753 | (728) | 6,95 (7,50) 7,50 (15,1) 6,58 (6,50) 7,86 (9,40) 820 | (10,0)
EX: ie (7,41) 9,20 | (7,30) 6,87 (7,85) 7,89 (22,9) 6,58 (6,54) 10,2 (12,6) 8,90 | (13,0)
16. I. 19 (7,49) 9,70 | (741) 6,92 (7,94) 8,05. | -(24,4) 6,62 - | (6,57) 11,2 (17,3) 910 | (15,4)
10. IV. 19 (7,49) 9,80 | (7,37) 6,93 (7,89) 7,98 (24,9) 6,65 | (6,49) | 11,5 (27,5) 9,30. (21,5)
92. IV. 19 (7,75) 235 (7,42) 6,99 (8,06) 8,20 (50,0) 6,79 (6,57) locker | locker | 133 locker
10. II. 20 (8,20) 800 (23,7) 7,08 (8,66) 8,50 (7,55) | (7,56) (7,12) = a ten) >
2. Zahlentafel18. Lötungen ohne Hülsen (Z,, Zis
Li; |
SERLERESFE IP, ERBEN N ELDER ERBE TEE BERN Sa N Fe iin. 1 nn mer Ti u ae
Gruppe \ / F Lö N
Herstellung 2 Mai 1918 - -
{ Al Thuralot metallisiert, t |Al mit Lot der S lfabrik, metalli-} Al mit Verbandslot, metallisiert,
Drahtenden blank NE ke
Lot Inhoffen Thuralot © Lot der Spezialfabrik E Kriegslot
Draht-Metalle Al-Al AI—M | Al-Fe Al-Cu a AlI—M | Al—Fe | Al-Cu | Al-Al | AI-M | Al-Fe | Al-Cu | Al-Al | AI-M | Al-Fe | Al-Cu
Überlappung in mm 23 27 28 27 80 | "80 32 30 82 30 34 35 30 32 32
AN a1 312 314 315 TE BE 318 819..|' 317 324 326 327 325
1. VII, 18 7,06 (7,09) 7,90 | 15,4 5.07 . 6,35 8,70 18,5 | "4,95 6,69 8,60 - 182 5,51 6,64 .8,60 18,1 |vor der |
2..X.18 6,96 ) (7,00) 7,34 14,0 5,05 6,87 9,80 18,6 |. 5,32 6.86 8,70 18,8 6,50 7,40 .| 10,2 18,0 er Sn
16. I..19 7,02 (7,00) 3,35 17,5 511 27 6,96 10,7 18,5 5,88 7,14 8,60 19,3 |jam ae 19 7,57 10,6 18,2 |brochen
10. IV. 19 6,93 (7,03) 3,20 16,9 5,16 40175 21,0 18,2 6,54 | 12,1 8,60 18,1 brochen 7,68 | 11,2 18,2 =
DRIYA1I 7,1 7,05 8,50 17,9 522 ge- ge- ge- ge- ge- e- h — e- ge- e- —_
2 (7,05) ® Br x brochen brochen brochen | brochen | brochen hröchen Drochen Bröchen brochen brochen
10. II. 20 7,18 (7,10) 8.40 14,8 5,34 =, = a En — —_ — —_ — rn B= —
27. Mai 1920.
—— —— — — — _ — Ze
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Heft 21.
all
= ne - = u =
Zahlentafel 17. Lötungen mit Blechhülse (Z,,) der dritten Hauptgruppe.
Gruppe
Her-
_ stellung Mai 1918
Draht- 7 ı
__metalle AI—-AI
Draht- : = : I RE a mit Verbandslot
enden blank mit Thuralot metallisiert mit Lot der Spezialfabrik metallisiert inetallisiert
Lot Ko Inhoffen Thuralot Lot der Spezialfabrik Kriegslot
Hülse Al M Fe Cu Al M Fe Cu Al M Fe Cu Al| M | Fe| Cu
Nr. |l245| 216 |250| 249 | 2sıl 252 | 27] 248 Fa | 262 | 265 | »66 | 267 | 268 | 268 | a | 258 | 24 | 257 | 8 | 29] 200 | 255 | 26 IE arı | 272 | 20
= r er ——u = == = = en en
1. VII. 18)6,99| (6,74)16,99| (41,3)16,64| (7,27)|6,65| (6,68)| 6,70] (6,59)| 6,70 (6,52)| 6,55| (7,25)| 7,51, (7,06)| 6,72 | (7,11)| 6,49 (6,4216,61/(6,45)| 6,88! (6,60)| 6,62] 7,23] 7,01| 7,47
3. X. 18 16,85] (6,74)[6,95| (120) 16,57| (7,16)16,57| (6,58)| 7,01| (6,65)| 7,52] (6,66)| 8,40, (7,20)| 10,5 | (7,10)| 7,06 | (7,30)| 6,87\(6,88)6,841(6,50)| 7,28) (6,78\| 7,36] 7,40] 8,30) 8,80
16. 1. 19 |7,05| (6,74)16,94| (118) 16,61) (7,22) 6,68] (6,69)| 7,15] (6,65)| 7,66| (6,97,| 9,50, (7,38)| 20,2 | (7,36)| 7,29 | (7,45)| 7,19 (6,87)16,88\(6,65)| 7,36: (7,30)| 7,58] 7,63| 9,00110,4
10. IV. 197,04| (6,74)]7,05| (120) 16,67| (7,25)16,69| (6,61)| 7,28| (7,20)| 7,84| (7,06)| 10,6 | (7,24)| 33,1 | (7,42)| 7,50 | (8,40)| 7,99 \(7,05)|7,00\(6,61)| 7,50| (7,08)! 8,15] 7,89] 9,30]13,0
22. IV. 1917,28] (7,38)]7,111 — |6,78| (7,33)]7,04| (6,69) 10,3 (8,40) 17,1 locker 245 |locker[193 | locker|locker| locker|13,9: (8,10)18,50/(7,46)1255 |locker[18,2 |11,3 112,8 [17,5
10. II. 20 7,43] (7,45)17,24| — 16,82] (7,33)]7,15, (6,68) 15,8 N == 1500 — 400 == = — 116,2 |(8,50)18,55|(7,75)| 22,4 | — 122,2 |13,7 [15,0 |61,0
derstand von Nr. 382 (Kabelschuh aus M, Alu-
‚ miniumdraht blank), 384 und 386 (Kabelschuhe
aus Fe, Aluminiumdraht blank), 398 (Kabel-
schuh aus Al, Aluminmumdraht mit Thuralot
metallisiert), 394 (Kabelschuh aus Fe, Alu-
„niniumdraht mit Thuralot metallisiert) merk-
lieh (> 20%) zugenommen.
Bei der dıitten Widerstand«messung (16. 1.
19) zeigten die Schraubverbindungen S, geringe
Zunahme, die Lötverbindungen mit massiven
Hülsen (Z,; und Z,,) mäßige Zunahme mit Aus-
nahme von Nr. 307 (L,), 301 und 302 (Z,,). Von
den Lötverbindungen mit Blechhülsen hat noch
die Verbindung 256 (L,,, Sammlung) eine we-
sentliche Widerstandszunahme erfahren. Die
Flachlötung Nr. 317 (L,,, Dach) ist gebrochen,
Nr. 315 hat im Widerstand merklich zugenom-
men. Die Schräglötungen Nr. 334, 330, 339,
341 und 335 (Lg, Dach) sind gebrochen; der
Widerstand von Nr, 344 hat sich merklich er-:
höht. Die Würgverbindungen W, und W, haben
sich weiter verschlechtert, besonders auch die
Verbindungen 355, 353 (Dach) und 350 (Samm-
lung). Von den Kabelschuhverbindungen haben
Nr, 382 und 394 eine weitere Widerstandszu-
nahme erfahren.
Kurz vor der vierten Widerstandsmessung
(10. IV. 19) wurden die Lötverbindungen Nr.
342 und 344 (Schräglötung L,, Al—Alund
AI—M) auf dem Dache zerbrochen vorgefun-
den. Nach dem Ergebnis der Messung haben
sich die Schraubverbindungen nur wenig ver-
ändert, Diejenigen Lötverbindungen mit mas-
siven Hülsen, die sich bisher als brauchbar er-
wiesen hatten, zeigten eine nur mäßige Wider-
standszunahme. Von den Lötverbindungen mit
ar
; ” 1
(Z,, und Z,) der dritten Hauptgruppe. @tor
Lis
Lı2 3 Fu NE
Mai 1918 RE
AI—AIl
metallisiert > mit Lot der Spezialfabrik metallisiert mit Verbandslot metallisiert
lot Lot der Spezialfahrik Kriegslot
Fe \ Cu Al M Fe Cu * Al M Fe Cu
5 | 6 2 | a 281.) | ,.282 285 286 287 288 re 299 0 | 298
8,05 (9,60) 7,11 (8,60) 9,65 (12,1) 7,12 (7,13) 1:09 (7,57) 6,55 (6,84) 6,45 7,18 7,53 6,88
8,80 (9,80) 8,00 (11,2) 17,4 (59,5) 7.00 (7,05) 7,78 (7,56) 6,57 (6,82) 7,38 1,23 7,35 7.15
9,20 (10,1) 8,70 (12,6) 25,0 (17,9) 7,10 (7,04) 7,30 (7,55) 6,68 (6,87) 7,46 7,29 7,38 ol
9,30 (10,2) (9,60) (11,1) 27,3 (69,0) 7,01 (7,03) 7,84 (7,51) 6,62 (6,87) 7,50 1,29 7,98 7,36
12,9 (65,0) (31,5) locker | locker | locker 7,40 (7,63) 8,30 (7,90) 6,84 locker 7,88 7,90 8,40 10,1
18,3 (675) (475) — = == 7,25 (8,20) 8,50 (8,20) 6,91 — 8,60 8,00 8,70 11,6
eo
N
und Z,,) der dritten Hauptgruppe. | ;
Lo, Zur
Li r Li
Mai 1918 März 1918
Al mit Thuralot Al mit Lot der Spezialfabrik Al mit Verbandslot, metallisiert, |nach bes. Verf. d.
blank metallisiert, sonst verzinnt metallisiert, sonst verzinnt sonst verzinnt S.8. W. metallis.
Inhoffen Thuralot mit Lot der Spezialfabrik Kriegslot Spezial-Weichlot
Al—Al Al—Zn | AI-M- Al-Fe Al-Cu | Al—Al | Al-M Elias Al—Al | AI-M | Al-Fe | Al-Cu | AI-Al | AL-M | Al-Fe | Al-Cu Al—Al
9.| 38 | m si | 8. | = 330° | 390° | 341 340 335 337 ss |, 886 342 314 345 343 941
7,26 | (7,40) | 11,4 | 9,50 20,6 (19,1) | 5,38 7,49 9,30 | 5,49 7,48 | vor deri| vor der |vor der| 7,60 | 9,30 | 20,1 5,61 l (7,50)
7,13 | (287) | 163 | 9,40 |am2.VIL (18,5) | 555 | 830 | 267 am2 X 7,45 5 a Be rg 7,65 | 980 | 210 am2 X (7,40)
< 18 ge- % - “ A
7,17 (7,32) ee: sr 9,30 | prochen | (18,5) ee E a TE a brochen Dan brochen |brochen |brochen RE 20,9 |brochen we
7,20 | (7,34) | brochen| 9,10 = (18,4) | brochen |brochen |brochen| — |brochen — — = N ar 21,1 = en
R : = ge- E —_ — = ni — = — — |brochen |brochen |, 89 Ga ,
beöchen (39) bröchen (18,5) Ee brochen Bi
re (7,49) = a = 18,4) -— 5- u = = = —— x = I = 37 (7,63)
‘
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Het 2i.
27. Mai 1920.
N,
Zahlentafel19. Würgverbindungen (W,, W,, W;, W,) der dritten Hauptgruppe.
nm
————o— in
1 |
Lot Lot
\
\ a
I
W;
H
20»
Sm 8
Gruppe W, Wa W; w;
Herstellung Mai 1918 ; Mai 1918 März 1918
Hülse ohne AI blank | Cu verzinnt| ohne EI nt
inSpez.| _
Lot nicht gelötet Kriegslot nicht gelötet wi ie
taucht
= u ’ : h.bes. Ver-
oht blanenl blank Alm. Thuralot ae m. Lot .| Al m. er m. Ka Alm. a uaalot it Thupelöt blank eh Tara
DERNERR geschabt geschabt Cu Be, Toni rs En orine Fr NE Cu nt mr r met,
Draht -Metalle AI— AI AlI— AL Al— Cu Al— Cu Al— Cu Al— Cu Al— Cu AI— AI AI— Al Al— Al Al—AL| Al— AI
Nr. 259 358 360 361 ; Bi 349 348 317 346 353 | 352 857 356 355 |. 354 363 262 364 365 244 243
1. VIL 18 || 109 | (110) | 19,0 |(25,0)| 5,89 |(8,.40)| 5,87 |(615) | 5,93 | (6,95) | 5,66 (12,5)|] 4,54 |(4,20)| 5,73 |(5,91)| 135 | (138)| 21,2 |(56,0)| (9,60) | (7,78)
3.X. 18 142 | (115) | 47,2 |(9,70)| 18,7. (7,46) | 350 |(9,40)| 666 |(9,70)| 5,66 | (6,08) | 9,40 |(4,16)| 6,03 | (5,91) | 157 |(145)| 196 |(143)| (9,40) (7,51)
16. I. 19 151 | (84) | 167 \(980)| 27,2 |(18,7)| 90,0 |(643)| 164 |(29,8)| 63,4 |(8,80)| 133 |(4,16) | 7,71 | (6,25) | 185 (300) 460 \ (250)| (9,50) | (7,61)
10.IV.19 || 550 | (160) | 313 \ca2.7)| 30,4 |(10,7)| 450 \(5,60)| 275 |(18,6)| 210 |(20,7)| 12,6 |(4,00) | 13,0 | (6,25) | 400 | 225 | 370 |(163)| (9,50) | (7,61)
Bay E39 — = RR AT 500 1145) | — (1591 — | @&0)| — |(155)| 624 | 59 | 605 |(7I)| — | — | — |°— | (10,0) | (7,70)
10. II. 20. — Fee Fa — [12350 | (140)| — }(478)| — | (208)]| — | (400)| 190 | (7,65)| 190 23) — | — | = | — | LM) | (7,50)
Zahlentafel 20. Kabelschuhverbindungen (X) der dritten Hauptgruppe.
(Zeichnung mit Abmessungen siehe Kopf der Tafel 14),
Gruppe K
Herstellung Mai 1918
Drahtmetalle Mı—Al
Lot nicht gelötet
i i . Spezi br. Al mit Verbandslot
Drahtenden ArhlenE a nereiant Hi rn: a 3 inet. und yerinnt %
A a ) Alm Alm
Cu M Al Fe Al Cu M ee “) Fe Cu M |YDotd Fe M Cu |Verbsl. | Fe
BERN verZz. verz. | blank verzinnt blank | verz. verZz. pn , TZ. verz. VerZz. Spf. verz verZz. verz. met. verz.
| " i x . met. u. verz.
Niete Cu M“|ı M Fe Fe Al Cu M Al Fe Cu M Al Fe M Cu Fe
Nr. 381 332 | 383 384 386 385 391 392 393 39 | 3% 396 397 398 | 387 388 389 30
|
1. VOL. 18 6,09 7,89 8,40 6,03 7,83 6,15 8,06 5,93 | ‚8,80
3,11 2,98 3,86 4,05 4,71 3,63 2,66 3,36 3,41 4,43 2,87 3,27 3,76 4,32 3,02 | 2,90 4,27 4,50
3.018 7,26 11,6 9,30 6,97 12,7 6,56 I6 HOSE 10,5
3,50 3,76 3,79 7,13 6,08 | 3,2 2,84 | 3,90 5,30 7,31 3,09 3,47 4,39 5,13 3,30 2,70 5,22 5,22
1509 19 8,15 12,1 9,60 7,22 132 6,78 OD 6,08 10,8
3,71 4,44 4,05 7,93 6,16 | 3,43 3,07 .| 4,14 5,72 | 123,4 3,10 3,68 9,24 5,18 3,30 2,77 5,36 5,42
10. IV. 19 9,09 12,0 9,79 7,30 19,1 6,80 10,92 6,04 11,01
|. 4,04 | 5,05 3,97 8,0 6,10 | 3,69 3,14 4,16 6,10 | 13,0 2,94 3,86 5,19 | 5,78 3,38 2,66 5,96 5,45
Janvier 9,15 12,3 | 9,69 7,47 20,6 6,99 11,4 6,13 10,2
420 | 49% | 425 | 804 | 6,10 | 3,59 | 322. | 4,25 | 6,69. | 13,9 3,15 | 3,84 | 6,60 |: 5,40-.| 3,28 | 2,85 | 5,14 | 5,08
22. IV. 19 Only, 12,6 | 9,65 7,42 19,7 6,92 1147 6,10... 9.1.7.2 -210,2
4,31 4,96 4,72 7,9 5,92 3,73 3,21 4,21 5,65 |, 14,0 3,22 3,70 5,96 5,45 3,30 2,80.| 5,42 4,79
10. II. 20 5,68 | 6,50 | 5,50 | 20,5 7,25 4,30 | 4,30 4,93 | 10,1 20,1 3,85 4,68 8,90 6,23 3,90 3,30 6,43 5,45
Blechhülsen haben die Verbindungen Nr. 289
(Iys, Al), 292 (Ey. Cu), 281, 282 (Ly., AD, 267
(Eis Fe), 268 (Lie Cu), 254 (Liz, Al, 257 (u,
M), und 270 (L,,, Cu) eine deutliche Wider-
standszunahme erfahren. Dasselbe gilt von den
Flachlötungen ohne Hülsen (L,), Nr. 322
(Al—M), 321 (Al— Cu), 316 (Al—Al) und 826
(Al—M). Der Widerstand der Schräglötungen
(L,, und L,,) hat sich nicht wesentlich geändert.
Die Würgverbindungen sind teilweise besser ge-
worden, doch ist ihr Widerstand im allgemeinen
unsicher, Der Widerstand des größten Teils
der Kabelschuhverbindungen hat zugenommen,
besonders gilt dies von Nr. 381 (Cu), 382 (M)
und 398 (Fe). Im wesentlichen dieselben Wider-
stände der Kabelschuhverbindungen (Zahlen-
tafel 20) wurden auch am 12. IV. 19 gemessen,
nachdem die Verschraubungen der Kabelschuhe
gelöst, die Kontaktflächen blank gefeilt und die
Verschraubungen wieder hergestellt waren.
7. Weitere Untersuchungen an der ersten,
zweiten und dritten Hauptgruppe.
Am 14. IV. 19 wurden die Verbindungen
der ersten, zweiten und dritten Hauptgruppe,
deren Widerstand bei den bisherigen Unter-
suchungen unter etwa 100.102Ohm blieb, auf
ihr Verhalten gegen mechanische Erschütterun-
gen untersucht. Sie wurden zu diesem Zweck
in eine Wellblechtrommel von 45 cm Durch-
messer und 45 cm Länge gelegt, die um ihre
wagerechte Achse mit 10 Umdreh./min umlief
und die Verbindungen heftig durcheinander
schüttelte. Die Spannungsdrähte (vgl. Abb. 2)
wurden vorher entfernt, um zu verhindern, daß
sich die dünnen Drähte um die Verbindungen
wickelten und sie dadurch gegen die mechani-
sche Beanspruchung schützten. Die Verschrau-
bungen der Kabelschuhverbindungen wurden
gelöst. Abb. Istellt die Versuchsanordnung dar. | Flachlötung ohne Hülse (L,) Nr. 115 und die
In kurzen Zeitabschnitten wurde die Trommel
stillgesetzt und die zerbrochenen oder locker ge-.
wordenen Verbindungen wurden ausgeschieden.
Nach einem Betrieb von 10 Minuten wur-
den die Flachlötungen ohne Hülse (Z,,) Nr.318,
321, 322, 324 und 326, die Schräglötungen ohne
Hülse (Z,,) Nr. 195 und 196 und (L,,) Nr. 161
und 162 an der Lötstelle zerbrochen vor-
gefunden; nach einer gesamten Betriebszeit
von 20 min brach noch die Flachlötung ohne
‚Hülse (L,) Nr. 101. Die Betriebszeiten wurden
' dann auf je 30 min ausgedehnt. Zuerst, nach
50 min gesamter Betriebszeit, wurden die
' Flachlötungen ohne Hülse (L,,) Nr. 188, 319 und
327 an der Lötstelle zerbrochen vorgefunden.
Die Stumpflötung mit Blechhülse (L,,) Nr. 164
war mitsamt der Messinghülse an der
Stoßstelle der Drahtenden durchgebrochen.
Nach einer Betriebszeit von 80 min waren die
vr
Al
KR.
En
a 5 ER! "gr
ee
27. Mai 1920. Br
Schräglötungen ohne Hülse (Z,,) Nr. 191 und
192 an der Lötstelle gebrochen; die Stumpf-
lötungen (Z,) Nr. 283 und 293 waren locker.
Nach 110 min waren die Flachlötung (Z,,) Nr.
320 und die Schräglötung (L,,) Nr. 329 an der
Lötstelle gebrochen. Locker waren die Flach-
ötungen mit Blechhülsen (Z,,) Nr. 254, 256
+
Abb. 9. Wellblechtrommel zur Aufnahme der Kontakt-
verbindungen, um sie mechanisch zu erschüttern.
und 264 sowie die Lötverbindung mit massiver
Hülse (Z,) Nr. 308. DieletzteVerbindung gehört
zu jener Gruppe (Nr. 301 bis 310), deren Lötstel-
len schlecht ausgeführt waren (vgl. Abschnitt 6).
Die Flachlötung (L,) Nr. 135 war neben der Löt-
| stelle gebrochen; die Lötstelle selbst war noch
£
mit Blechhülse (Z,,) Nr. 253locker. Die Lötung.
einwandfrei. Nach 140 mın waren die Flach-
lötung ohne Hülse (Z,,) Nr. 323 und die Schräg-
lötung ohne Hülse (Z,,) Nr. 331 an der Lötstelle
gebrochen; die Stumpflötung mit Blechhülse
(L,.) Nr. 281 und die Flachlötungen mit Blech-
hülse (Z,s) Nr. 266 und 268 warenlocker. Neben
der Lötstelle war dieWürgverbindung (W,) Nr.
205 gebrochen; die Lötstelle war gut. Nach
170 min gesamter Betriebszeit wurde die Würg-
verbindung (W,) Nr. 198 neben der Würgstelle
zerbrochen vorgefunden; die Lötstelle war gut.
Nach einer weiteren Betriebszeit von 60 min,
also nach einer gesamten Betriebszeit von 230
min, waren die Stumpflötungen mit Blechhül-
sen (L,,) Nr. 290 und 291 und die Schräglötung
mit massiven Hülsen (Z,,) Nr. 3804 war im freien
. Drahtende gebrochen. Die Versuche über die
mechanische Widerstandsfähigkeit der Verbin-
dungen wurden hiermit abgeschlossen.
(Fortsetzung folgt.)
Die Darstellung des Aluminiums!).
Eine Übersicht über die Bauxitvor-
kommen, besonders die weniger bekannten,
und über die Entwicklung und den gegen-
wärtigen Stand der uminiumerzeugun
dürfte von einigem Interesse sein. Währen
des Krieges haben besonders die ungarischen
Bauxitvorkommen größere Aufmerksamkeit
erregt, ferner gewisse Vorkommen in den
nördlichen Balkanländern. Was die be-
kannteren älteren Vorkommen betrifft, so
kommen insbesondere in Frage: Österreich
(Wochein, Steiermark, Tirol), Deutschland
(Großherzogtum Hessen), Italien (Apenninen),
Frankreich (die Departements Var und Bouches
de Rhöne), Irland (Belfast); an überseeischen
Vorkommen solche in Indien und in den Ver-
einigten Staaten im Staat Georgia. Die Zu-
sammensetzung des Bauxites wechselt sehr.
Man kann weniger von reinem oder unreinem
Bauxit sprechen als von solchem, welcher
technisch verwertbar ist oder nicht. Schäd-
lich ist vor allem ein Kieselsäuregehalt, da
die Abscheidung von Silizium das Aliminium
brüchig macht. Außerdem .bilden sich Na-
trium-Aluminium-Silikate, welche sich in dem
Engineering Bd. 106. Nr. 2746, 8.163 bis 165; Nr. 2747,
. 1 j
8.191 bis 198% Nr. 2718, 219 bie 20.
"”i
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Elektrolyten nicht lösen und wodurch ein
Teil des Aluminiumgehaltes im Rohmaterial
verloren geht. Nimmt man einen durch-
schnittlichen Kieselsäuregehalt der verwert-
baren Bauxite von 1,36% und einen Tonerde-
gehe von 30,70% an, so gehen 1,98 %, der im
ohmaterial enthaltenen Tonerde durch diese
Silikatbildung verloren.
Aluminium steht unter den Elementen,
welche den Erdkörper bilden, mit 7,9% an
dritter Stelle und unter den Metallen noch vor-
dem Eisen mit 4,43% an erster Stelle. Die
ersten Versuche über Reduktion von Alumi-
niumchlorid mit: Kaliummetall führte der
Däne Örsted durch. Wöhler wiederholte sie
1827, bekam aber nur ein graues Pulver. Erst
Liebig erzielte 1845 geschmolzene Alumini-
umkügelchen von Stecknadelkopfgröße. Eine
industrielle Darstellung des Aluminiums ge-
lang als erstem St. Claire Deville, welcher
Aluminiumchlorid mit dem billigeren Natrium-
metall reduzierte.
. - Die Entwicklung der Aluminiumfabri-
kation verlief zunächst nur langsam. Sie be-
trug: 1880 2,4 t, 1890 175, 1900 5000, 1906
13 200, 1910 40700, 1911 54 100, 1912 65 200
und 1913 76500 t. Die Entwicklung setzte
.erst kräftiger ein, als die Natriumpreise ent-
sprechend gesunken waren. Dadurch trat ein
ganz bedeutender Preissturz ein. Die Ent-
wicklung der Preise war folgende: 1854
2400 000 M/t, 1855 960 000, 1856 288 000,
1858—85 96 000, 1886 683 000, 1888 46 000,
1890 Anfang 26 400, 1890 Ende 14 400, 1891
Anfang 12000, 1891 Ende 4800, 1895 2900,
1900 1920, 1905 2400, 1910 1240, 1915 Januar
1600 und 1915 Juli 2800 M/t.
Die elektrolytische Gewinnung des Alu-
miniums setzte 1886 ein und beruhte haupt-
sächlich auf den Arbeiten von H&roult und
Kiliani. Die Herstellung von Aluminium er-
fordert ein reines Aluminiumoxyd von 98 bis
99,5% ‘Gehalt, sodaß der Bauxit raffiniert
werden muß. Andernfalls würden die mit-
enthaltenen Elemente ebenfalls reduziert wer-
den und nur Aluminiumlegierungen geben. Die
Tonerdewerke sind mit Rücksicht auf die
großen Mengen Kohle, welche sie benötigen,
an billige Transportwege gebunden. Einen
Maßstab dafür gibt, daß zum Beispiel die
Anlage in Salindres für eine Jahresproduk-
tion von 12000 t Tonerde 30000 t Bauxit,
6500 t Kalk und 50 000 t Kohle benötigt... Die
Raffination erfolgt zunächst durch Über-
führung in Natriumaluminat, wobei die Ver-
unreinigungen unlöslich bleiben müssen. Man
verwendet hierfür 2 Verfahren, das trockene,
sogenannte ,Deville-Pechiney-Verfahren
und das nasse Bayer-Verfahren. Beim
trockenen Verfahren wird gemahlener Bauxit
mit Soda in Röstöfen auf 1100° erhitzt, die
Kohlensäure entweicht und es entsteht das
Aluminat. Dieses wird ausgelaugt, während
Eisenoxyd und Titansäure unlöslich zurück-
bleiben. Der größte Teil der Kieselsäure bleibt
ebenfalls unlöslich zurück. Die Lauge wird
durch Filterpressen filtriert, der hauptsäch-
lich aus Eisenoxyd bestehende Rückstand
wird als Gasreinigungsmasse verkauft. Zur
Abscheidung der gelösten Kieselsäure erhitzt
man die Lauge in Autoklaven auf 160° unter
Druck. Es fällt dann das unlösliche Natrium-
Aluminium-Silikat aus. In die gereinigte
Lauge wird Kohlensäure geblasen, so daß das
Aluminiumhydrat ausfällt. Die erforderliche
Kohlensäure liefern Kalkbrennöfen.
Prozeß verläuft technisch befriedigend, leidet
aber an 2 Abfallprodukten, dem Kalk aus der
Kohlensäureerzeugung und der Soda, welche
sich bei der Fällung der Tonerde bildet.
Es wird daher in neuester Zeit hauptsäch-
lich das DBayer-Verfahren |
welches keine Nebenprodukte liefert. Bei
ihm wird der gemahlene Bauxit direkt mit
Sodalösung in Autoklaven bei 7at Druck
erhitzt. Es gehen dabei 85 bis 88% des Ton-
erdegehaltes der Bauxite in Lösung.
Lösung wird in Behälter gepumpt, verdünnt
und zum Absetzen gebracht. Die nahezu
klare Lösung geht noch durch Filterpressen
und kommt dann in die Zersetzungsgefäße.
Das in der Lösung enthaltene Natriumalu-
minat ist nicht beständig. Uberläßt man sie
sich selbst, so beginnt in kurzer Zeit die Ab-
scheidung von Tonerdehydrat. Diese Zer-
setzung wird beschleunigt, wenn man die
Lösung rührt und Tonerdehydrat als Kontakt-
substanz zusetzt. Dies ist eine der Haupt-
grundlagen des Bayer-Verfahrens. Die dünnen
Laugen werden dann noch konzentriert und
auf
Natriumgehalt der Lösungen bleibt also im
Kreislauf stets benützt, abgesehen natürlich
von unvermeidlichen Verlusten.
Nach beiden Verfahren erhält man ei
Aluminiumhydrat mit rd 50% Wassergehalt,
teils chemisch gebunden, teils als Feuchtig-
keit. Das Hydrat wird in rotierenden Öfen,
Heft 21.
Der'
verwendet,
Die,
ie ursprünglichen Gehalte gebracht. Der.
ähnlich wie sie die Zementindustrie verwendet,
kalziniert. Die erforderliche Temperatur be-
trägt 1350 bis 1400°.
Ein etwas abgeändertes Verfahren zur
Herstellung des Aluminats nach Peniakoff
hat keine besondere Verbreitung gefunden.
‚Bauxite, welche viel Kieselsäure, aber
wenig Eisenoxyd enthalten, werden auf einem
anderen Wege verarbeitet. Sie werden ge-
mahlen und leicht erhitzt, um sie porös zu
machen, und dann mit Schwefelsäure gelaugt.
Dabei geht das Eisen in Lösung mit der Ton-
‚erde, während die Kieselsäure zurückbleibt.
Das Eisen wird dann entweder mit Oxal-
säure oder mit Ferrocyancaleium oder
Schwefel-Caleium gefällt. Das Tonerdesulfat
wird kalziniert und die entweichenden Schwe-
felsäuregase dienen zur Wiederherstellung der
erforderlichen Schwefelsäure.
Hall bzw. die Pittsburgh Reduction
Company verwendet für, die Reinigung des
Bauxits elektrische Öfen von ähnlicher
Konstruktion wie die Karbidöfen. Die Bei-
mengungen im gerösteten Bauxit geben beim
Erhitzen mit 10 bis 15% Kohle im elektrischen
Ofen eine verwertbare Legierung, welche im
wesentlichen Ferrosilizium mit etwas Titan
und Aluminium enthält.
. .Srpek hat die Herstellung des Alumi-
niums mit einem Ammoniak-Verfahren ver-
einigt. Dieses beruht auf der großen Ver-
wandtschaft von Aluminium zu Stickstoff bei
hohen Temperaturen. Für Zwecke der Alu-
miniumfabrikation kann das sich hierbei bil-
dende Hydrat mit Sodalösung behandelt
werden, wobei das Ammoniak entweicht.
Dieses wird entweder auf Salpetersäure, Am-
monsalpeter oder schwefelsaures Ammon
weiterverarbeitet. Die Weiterverarbeitung
des Aluminats erfolgt nach dem Bayerschen
Verfahren. Die Entwicklung dieses Srpekschen
Verfahrens ist noch abzuwarten.
Als Lösungsmittel für die Tonerde dient
der Kryolith. Natürlicher Kryolith kommt
hauptsächlich aus Grönland, teilweise aus
dem Ural. Er hat die Zusammensetzung Al
Fg.6 NaF. Er wird von den Verunreinigungen
teils durch Handscheidung, teils elektromag-
netisch gereinigt. Er kommt zur Verwendung
mit rd 50% Fluor und 12 bis 13% Tonerde.
Schmelzpunkt rd 1000°. Der künstliche Kryo-
lith wird dargestellt aus Flußsäure, die man
durch Destillation von fein gemahlenem Fluß-
a mit konzentrierter Schwefelsäure er-
ält.
Die Aluminiumöfen verlieren fortwährend
Fluor. Würde man dieses nur durch Kryolith
ersetzen, so würde der Natriumgehalt des
Bades steigen und ein allmählich schlechteres
Aluminium geben. Man setzt daher in der
Regel Aluminiumfluorid zu,. welches man aus
Tonerdehydrat und Flußsäure herstellt.
Von Wichtigkeit für Aluminiumfabriken
ist auch die Elektrodenfrage Da an-
nähernd ein “gleiches Quantum Elektroden
verbraucht als wie Aluminium erzeugt wird,
ist es verständlich, daß die größeren Alumi-
niumwerke ihre Elektroden selbst herstellen.
Die Elektrode soll nicht mehr als 1%, Aschen-
bestandteile enthalten. Durch die Eigen-
fabrikation können die Elektrodenenden,
welche zwischen 10 bis 30% des Gesamtver-
brauches ausmachen, wiederverwertet werden.
Die gewöhnlichen Kohlensorten, selbst die
reinsten Anthrazite, geben zu aschenreiche
Elektroden. Achesongraphit ist zwar sehr
rein, aber teuer. Man verwendet daher in
der Regel Petroleumkoks, dessen Aschengehalt
selten 0,5% erreicht. : Gewöhnlich ist amerika-
nischer Petroleumkoks reiner als rumänischer.
Die flüchtigen Substanzen aus dem Petroleum-
koks im Betrage von 8 bis 15%, müssen zuerst
durch Rotglut ausgetrieben werden. Bezüg-
lich der Einzelheiten der Öfen für die Elek-
trodenerzeugung, der bezüglichen Pressen usw.
sei auf die Originalarbeit verwiesen. Im Alu-
miniumofen werden die Elektroden parallel
geschaltet, die Öfen als solehe in Reihe. Die
Aluminiumöfen werden in der Regel mit 8000
bis 10 000 A betrieben, doch hat man auch
schon Öfen von 15 000 bis 20 000 A gebaut.
Die bezüglichen Elektroden haben 20x20
bzw. 40x40 cm im Querschnitt. Die mittlere
Betriebsspannung für jeden Ofen beträgt
6,5 bis 7,1 V. Mit Rücksicht auf erforderliche
Stromregelung muß man über Gleichstrom
von 5,5 bis 8,5 V verfügen. Zur Erreichung
entsprechend hoher Maschinenspannungen
schaltet man 30 bis 40 Bäder in Reihe. Ar-
beiten mehrere Generatoren auf einen Ofen-
satz, so schaltet man sie parallel; sonst ver-
sieht man jeden Ofensatz mit unabhängigen
Generatoren. 5
Die Aluminiumöfen können durch Kippen
oder Ausschöpfen entleert werden, wobei
Gießformen von 2 bis 40 kg Fassung gebraucht
werden. Der niedrigste Schmelzpunkt des
Bades liegt bei 5% Tonerde. Durch Zusatz
414
von Aluminiumfluorid kann der Schmelz-
punkt noch weiter erniedrigt werden. Bei
20 bis 30% Tonerde ist das Bad schon unbe-
ständig, kann ungelöste Tonerde ausfallen
und tritt eine Steigerung des Widerstandes
ein,
Die Temperatur des Aluminiumofens
spielt eine große Rolle bezüglich desElektroden-
verbrauches. Ist die Temperätur zu hoch, so
verbrennen die der Luft ausgesetzten Teile
(Abb. 1). Zu geringer Abstand zwischen den
Elektroden erhöht ebenfalls den Verbrauch d.
Bei zu niederer Temperatur spitzen sich die
Elektroden e am unteren Ende zu. Schlechter
Kontakt bewirkt ein Abnützen der oberen
Ecken c. Riehtige Abnützung der Elektroden
zeigt &.
Abb. 1. Splektrodenformen.
Ebenso ist die Temperatur von großem
Einfluß auf die Badzusammensetzung. Zu
hohe Temperatur bedingt starke Verluste an
Fluor und daher Mehrverbrauch an Aluminium-
fluorid. Bei zu niederer Temperatur erstarrt
die Oberfläche und das Aluminium ist schlecht
abzustechen, so daß Kurzschlußgefahr im Bade
eintritt. Auch ist zu berücksichtigen, daß das
Aluminium, wenn es nahe dem Erstarrungs-
punkt kommt, evtl. spezifisch leichter werden
kann als das Bad. Zur Regelung der Tem-
peratur und Stromverhältnisse muß man in
der Lage sein, einzelne Aluminiumöfen kurz-
schließen zu können. Ebenso spielt die Teem-
peratur eine Rolle bei der Verbrennung der
Elektroden. Bei hoher Temperatur entsteht
im wesentlichen Kohlenoxyd, während bei
den normalen Temperaturen zwischen 800
und 1000° nebenbei auch direkt Kohlensäure
entsteht.
Der Prozeß ist so zu führen, daß im
wesentlichen durch Elektrolyse nur Alumi-
niumoxyd zerlegt wird und das Aluminium-
fluorid unverändert bleibt. Tritt auch eine
Elektrolyse des Fluorids ein, so bemerkt man
dies in der Regel an der Steigerung der Span-
nung. Man hat daher Kontrollampen einge-
führt, welche bei zu hoher Spannung auf-
leuchten, so daß man den Zeitpunkt weiß,
wann neue Tonerde zuzusetzen ist.
die Badtemperatur stark über 1000°, so kann
der Prozeß umkehren, so daß Natrium 'aus-
geschieden wird und mit gelber Flamme an
der Oberfläche verbrennt. Am günstigsten
arbeitet man zwischen 900 und 950° €. Von
einzelner Seite wird noch geringere 'Tempera-
tur empfohlen, doch ist dann eine genauere
Beaufsichtigung erforderlich.
Die Kathoden sind in der Regel im Ofen-
boden untergebracht und bestehen entweder aus
Formsteinen oder aus einer Stampfmasse aus
Kohle und Teer, welche durch eine metallische
Zuführung den Strom erhält. „Die Reinheit
des Aluminiums soll mindestens 98% betragen,
für Walzzwecke 99% erreichen.
Ebenso bekannt wie die Verwendung des
Aluminiums in der Elektrotechnik ist die zur
Reduktion von Metalloxyden, insbesondere
zur Herstellung von reinem Chrom und Mangan,
ferner für Sprengmittel, die Herstellung von
Wasserstoff usw. Dazu kommt die ausge-
dehnte Verwendung in der Hüttenindustrie
als Desoxydationsmittel, für welche Zwecke
auch ein direkt hergestelltes Ferroaluminium-
silizium verwendet werden kann. Wichtig ist
die Legierung des Aluminiums mit Kupfer,
welche 8—- 10% Aluminium enthält.
Nach dem Faradayschen Gesetz sind für
die Erzeugung von 1 kg Aluminium 2969 Ah
erforderlich. Dieser theoretische Kraftver-
brauch wird in der Praxis nahezu erhalten,
indem die Elektrolyse mit 90 bis 95 % Strom-
ausbeute erfolgt. Die nach der Thomsonschen
Regel erforderliche theoretische Zersetzungs-
spannung von 2,8 V beträgt im Betriebe 6,5
bis 8,5 V pro Zersetzungszelle.
wendung langer Elektroden kann diese Span-
nung noch höher werden. Man rechnet in
der Industrie miteinem Minimum von 24 kWh/
kg, hält aber 33 bis 35 kWh für gute Durch-
schnittswerte. Der theoretische Tonerdever-
brauch beträgt 1,888 kg/kg Aluminium, im Be-
triebe 1,9 bis 2 kg. Der theoretische Elek-
trodenverbrauch beträgt 0,666 bzw. 0,333 kg/
kg Aluminium, je nachdem, ob man Kohlen-
oxyd oder Kohlensäure rechnet. In der Praxis
erreicht man einen ‚Elektrodenverbrauch von
0,7 bis 0,9 kg/kg Aluminium, mit einem un-
verbrauchten Elektrodenende von 0,2 bis
0,3 kg. ;
Elektrotechnische Zeitschrift.
Steigt ,
Dureh Ver-
1920.
Die Jahresproduktion an Aluminium vor
dem Kriege war rd 68 000 t. Von diesen er-
zeugten
Vereinigte Staaten . BRRELYG
Canada. Na rare SWR
Schweiz, Deutschland,
Österreich-Ungarn. zus. 17% %
Frankreich . . 26.4 %
üngland . 11277295
Norwegen . 2 u 2.0 2.44%
Italiener IT
Die Hauptausfuhrländer vor dem Kriege waren
Frankreich und die Schweiz, welehe je 7000
bis 8000 t/Jahr ausfülirten, während Deutsch-
‚land 1912 16.000 t, 1913 12500 t einführte.
Über die Vergrößerung der verschiedenen
Werke während des Krieges und die damit ver-
bundene Erzeugung an Aluminium liegen keine
genügend verläßlichen Zahlen vor. Man kann
aber annehmen, daß die Erzeugungsmöglich-
keit an Aluminium nach dem Kriege rund
verdoppelt worden ist, so daß man vielleicht
mit einer Erzeugungsmöglichkeit von rd
150 000 t/Jahr rechnen kann. Von diesen
dürften 50% auf die Vereinigten Staaten und
13%, auf die Schweiz, Deutschland und Oster-
reich-Ungarn entfallen. Frankreich dürfte
derzeit ca. 13 %, England 8%, Norwegen 11%
und Italien 41, % der Erzeugungsmöglichkeit
bestreiten können. Diese geschätzten Zahlen
sind auf französische Schätzungen zurückzu-
führen. Die Aluminiumfrage für Schweden,
welches Land ja ebenfalls über billige Wasser-
kräfte verfügt, wird wohl hauptsächlich damit
zusammenhängen, ob es möglich ist, die
schwedischen Tonvorkommen, welche Kiesel--
säure und Eisen enthalten, auf reine Tonerde
zu verarbeiten. In Ungarn drängt das Vor-
handensein von Bauxit und die Verwertung
der natürlichen Erdgase auf eine Aluminium-
industrie hin. V. Engelhardt.
Eine erste Probe der durch die Reichs-
regierung geleiteten elektrotechnischen
Gemeinwirtschaft.
Von ®ipfl.-Sng. S. Hartig, Gewerbeinspektor zu
Tilsit.
Übersicht. Mit ängstlicher Spannung sehen
nicht nur die elektrotechnische Industrie, sondern
auch alle jetzigen und künftigen Abnehmer elek-
trischer Arbeit der Entwicklung entgegen, die die
Elektrizitätswirtschaft in der Hand der Reichsbe-
hörden nehmen wird. Die Behandlung des schwie-
rigen Problems der Elektrisierung Ostpreußens ist
hierfür das erste Beispiel. Die fast selbstverständ-
liche Annahme, daß dieses durch Vereinigung mit
dem Projekt der Eisenbahnelektrisierung wenigstens
hinsichtlich der Kraftwerke wirtschaftlich durch-
führbar gemacht werden würde, erweist sich als
irrig. Das Reich lehnt diese Vereinigung ab, was
scharf kritisiert wird.
Das Gesetz, die Sozialisierung der
Elektrizitätswirtschaft betreffend, ist seit
kurzem in Kraft getreten!). Der schwerste
Eingriff, der gegenüber dem Grundsatze vom |
freien Spiele der wirtschaftlichen Kräfte bisher
geplant worden ist, ist damit Wirklichkeit
geworden. Erbittert, aber fast wirkungslos
war die Gegenwehr, die die bisherigen Leiter
der Fortschritte der Elektrizitätswirtschaft
hiergegen geführt haben. Aus ihrer Hand ist
die Leitung dieses tief 'einschneidenden Zweiges
der Volkswirtschaft auf das Reichsschatz-
ministerium übergegangen, welches auch das
erwähnte Gesetz bearbeitet und vor der Na-
tionalversammlung vertreten hat.
‘Es ist gutes Recht aller Gegner dieses
Gesetzes, die Grundgedanken, welche zu
seinem Erlasse geführt haben, festzuhalten
und alle weiteren Schritte, Erfolge und Miß-
erfolge der künftig für die Elektrizitätswirt-
schaft verantwortlichen Behörde am Maß-
stabe dieser Grundgedanken zu werten und
zu beurteilen,
„Das Privatkapital“ — so etwa lauten
die hier leitend gewesenen ‘politischen Ge-
dankengänge — „muß notwendigerweise ledig-
lich nach Erzielung der höchstmöglichen Rente
streben. Sein Ziel kann nicht in erster Linie
das Gemeinwohl sein, und dieses wird also
verletzt, wenn die Elektrizitätswirtschaft in
privater Hand ruht. An ihre Stelle muß die
Allgemeinheit treten; das Reich ist zum
Unternehmer aller Elektrizitätsgroßunter-
nehmungen zu machen. Nur seine Vertreter
werden den Weg des höchsten Nutzens für
die Allgemeinheit, der richtigsten Zusammen-
1) Vgl. „ETZ* 1920, 8. 94.
Heft 21.
fassung aller nationalen ' Kraftquellen, die
beste Vereinigung aller gleichzeitig auftauchen.
den öffentlichen Aufgaben finden, nur der
ganz frei von persönlichen materiellen Inter-
essen handelnde Beamte kann die nationale
Wirtschaft so lenken, daß der auch von der
Technik anerkännte Gedanke .der Gemein-
wirtschaft so gut wie irgend möglich ver-
wirklicht wird.“
Diesem Ziele dient das Gesetz über die
Sozialisierung der Elektrizitätswirtschaft, und
wenn es auch jetzt noch nicht gehandhabt
wird, so ist doch selbstverständlich, daß das
Reichssehatzministerium schon jetzt nach den
gleichen Gesichtspunkten wird verfahren
müssen, wenn es außerhalb dieses Gesetzes
in die öffentliche Elektrizitätswirtschaft ein-
greift. Die Behandlungsweise, die es solchen
schon jetzt vom Reiche geregelten Elektri-
sierungsfällen zuteil werden läßt, wird die
entscheidensten Schlüsse auf den Geist und
die Grundsätze zulassen, nach denen die
Elektrizitätswirtschaft künftig von dieser Be-
hörde geleitet werden wird, und die so tief in
unsere nationale Wirtschaft eingreifen werden.
Einen solehen Fall bildet die Elektri-
sierung Ostpreußens, die übrigens des-
‘wegen auch noch besonders wichtig ist, weil
sie eine der größten elektroteehnischen Auf-
27. Mai 1920.
A
gaben darstellt, die überhaupt jemals von
öffentlicher Hand in Angriff genommen worden
sind. Über den Verlauf, den diese Sache in
neuester Zeit genommen hat, ist in dieser
Zeitschrift!) vor kurzem Einiges mitgeteilt
worden.
noch . verschiedener sehr eingehender Er-
sänzung hinsichtlich der hier angeschnittenen
Frage und des
ganges. 5
Sehon vor dem Kriege. galt die Elektrizi-
tätsversorgung dieser am schwächsten _be-
siedelten und industriearmen Provinz
undankbarste und unwirtschaftlichste Aufgabe
Indes bedürfen diese Angaben doch
ganzen historischen Her-
alsya
der ganzen deutschen Elektrizitätswirtschaft. 1
Zu den Schwierigkeiten, die weiten, durch
Moore und Wälder vergrößerten Abstände
der menschlichen Siedelungen mit Fern-
leitungen zu überbrücken, trat hier der weitere
Nachteil einer außerordentlich verstreuten
Lage der ländlichen Wirtschaften, welche
auch weiterhin den Bau von Ortsnetzen in
unhaltbarer Weise verteuert und erschwert.
Dazu kommt nun Ö
günstige - Verteilung des landwirtschaftlichen
Strombedarfs auf Tag und Jahr ‚und seine
Geringfügigkeit, auf die. Flächeneinheit be-
zogen, überhaupt, Durch die jetzt eingetretene
Verteuerung der Baukosten und -stoffe, die
unaufhaltbare Steigerung der Kupferpreise
wurde die Aussicht, Ostpreußen wenigstens im
Laufe des. nächsten Menschenalters elektri-
siert zu sehen, immer hoffnungsloser.
auch immer sich damit befaßte, schätzungs-
die bekannte ganz un-
Wer
weise Bereehnungen über etwa zu erzielende
‘Strompreise aufzustellen, der kam zu ganz
unannehmbaren Zahlen, und an diesem Er-
gebnisse konnte auch ‘die Inaussichtnabme
von Zuschüssen aus öffentlichen Mitteln nichts
ändern;
natürlich anderen Zwecken entzogen und von
denn .diese Mittel werden dadurch |
den Beteiligten wieder in anderer Form auf-
gebracht werden müssen, sie bedeuten daher
lediglich eine Selbsttäuschung über die Strom-
preise. So blühten dann üppig die Erörte-
rungen, welche die Elektrisierung durch Ver-
breitung von allerhand Landindustrien und
landwirtschaftlichen Nebengewerben zu er-
möglichen hofften, die vielleicht geeignet
wären, den . Strombedarf ländlicher
so stark anwachsen zu lassen, daß sich das
Verhältnis zwischen Leitungskosten und Lei-
Bezirke
tungsbelastung auch für die abgelegenen Ge-
filde Ostpreußens allmählich annehmbar ge-
stalten ließe. So viel wir auch von solcher
Entwickelung für die Zukunft Ostpreußens
und unseres Volkes überhaupt erwarten mögen,
Schönseher
so konnte doch auch der größte
nicht leugnen, daß auch diese Pläne zur Zeit
nichts weiter als eine doch zunächst nur ferne
Zukunftsmusik darstellen. kr
In diese trostlose Sachlage trat plötzlich
ein Ereignis hinein, welches alle, die die Ver-
hältnisse einigermaßen überblieken, mit neuer
Zuversicht erfüllte, weil es tatsächlich eine
einwandfreie wirtschaftliche Lösung ermög-
lichte. Dieses Ereignis war die Erklärung des
Verkehrsministers Oeser in der Landesver-
sammlung vom 10. X. 1919, in welcher er
ankündigte, daß die FElektrisierung aller
Staatsbahnen eine durch den Kohlenmangel
unabweisbare Notwendigkeit geworden sei,
deren Verwirklichung auch- durch die unge-
heure Verteuerung der elektrotechnischen Ein-
richtungen nicht aufgehalten werden könne. Die
Gewißheit, daß sonach auch alle ostpreußischen
Staatsbahnen elektrisiert werden würden, än-
1) Vgl. „BETZ 1920,..8, 114
27. Mai 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Helt 21.
415
nd
derte die ganze Sachlage mit einem Schlage.
Das, wonach man bisher vergeblich Umschau
gehalten hatte, nämlich nach einer leistungs-
fähigen, sich auf alle Landesteile verteilenden,
Tag und Nacht, möglichst auch Feiertags
viel Strom verbrauchenden Industrie, dieser
fast unerfüllbar erscheinende „Wunsch aller
Elektrizitätspolitiker, er hatte über Nacht
Erfüllung gefunden in Gestalt der ostpreu-
ßischen Kisenbahnen. Freudig wandelten sich
die bisherigen Gegner ostpreußischer UÜber-
landkraftwerke in Freunde, die wirtschaft-
liche Durchführung dieses Zieles schien kein
Traumgebilde mehr zu sein; auf Grund-
lage der Bahnelektrisierung mußte sie mög-
lich werden. Dazu kamen weitere überaus
günstige Umstände hinzu: Voran: der bevor-
stehende Übergang aller Eisenbahnen auf
das Reich, und weiterhin die entschiedene Ver-
kündigung des Grundsatzes der Gemeinwirt-
schaft durch die- neue Reichsgewalt. Das
Reich nimmt alle großen teehnischen Auf-
gaben, Eisenbahnen sowohl wie Elektrisie-
rung, in seine kraftvolle Hand, um durch Ver-
einigung ihrer Lösung dem höchsten Nutzen
für die Allgemeinheit zu erzielen. Sozia-
listische Forderungen, gerade in Ostpreußen
mit starkem Verdachte beargwöhnt, hier ver-
einigten sie sich in einwandfreier Weise mit
den klarsten Ergebnissen technischer Wirt-
schaftswissenschaft und waren geeignet, auch
der Landwirtschaft reiche Vorteile zu bringen
und wenigstens in einem Punkte mit den
neuen Staatsgedanken zu versöhnen.
So dachte man in Ostpreußen. Aber die,
welche so dachten, gingen von der Annahme
aus, daß der durch Verfassung und Gesetz |
so. feierlich verkündete Grundsatz zweck-
mäßiger Gemeinwirtschaft nun auch wirklich:
von allen Reichsbehörden folgeriehtig durch--
geführt werden würde. Das aber erwies sich
als schwerer Irrtum. Im Gegenteile. Es zeigte
sich jetzt, daß der Gedanke der Gemeinwirt-
schaft von dem Reichsschatzministerium prak-
tisch selbst dann nieht durchgeführt werden
sollte, wenn alle wirtschaftlichen, politisch
gänzlich unbeeinflußten Erfahrungen und Er-
wägungen mit zwingender Notwendigkeit ge-
rade diesen Gedanken als den allein richtigen
anerkannten; und so mußte man dann in
Ostpreußen sehr bald erfahren, daß dem
Reichsschatzministerium nichts ferner lag,
als. wie die allgemein für selbstverständlich
gehaltene Vereinigung der Eisenbahnelektri-
sierung mit der Elektrisierung. des platten
Landes anzubahnen und vorzubereiten, wo-
"mit natürlich eine Übergabe der ganzen Sache
an das Reichsverkehrsministerium verbunden
gewesen wäre. Es wurde tatsächlich erforder-
lich, auf diese Notwendigkeit und. Selbstver-
ständlichkeit erst noch besonders hinzuweisen,
eine Aufgabe, der sich in einer entsprechenden
Eingabe der Polytechnische Verein zu Tilsit
unterzog. Darauf aber folgte das weitere Un-
glaubliche, daß das Reichsschatzministerium
diesen Gedanken ablehnte und auf dieses
Ansinnen damit antwortete, daß sein Unter-
staatssekretär den Vorsitz im Aufsichtsrate
der Ostpreußischen Kraftwerke A. G., über-
nahm, einer Gesellschaft, die mit dem aus-
gesprochenen Zwecke gegründet worden war,
die. Blektrisierung der Landwirtschaft als
eine von der Eisenbahnelektrisierung durch-
aus getrennte Aufgabe durchzuführen. Dieser
Vorgang fordert aus ‚grundsätzlichen Erwä-
gungen von vornherein entschiedensten Wider-
spruch heraus. . Schon bisher haben Beamte
von Städten, Gemeinden, Landkreisen und
Provinzen zur Wahrnehmung der Vermögens-
interessen ihrer Verbände Aufsichtsratsposten
in Elektrizitätsgesellschaften angenommen, nie-
mals aber die Leiter oder auch nur nachge-
ordnete Beamte von Zentral- und Reichsbe-
hörden, welchen die Lenkung und obrigkeit-
liche Beaufsichtigung bestimmter Zweige der
Volkswirtschaft oblag. Undenkbar wäre es,
daß z. B. der Leiter des Reichseisenbahnamtes
einen Aufsichtsratsposten in einer Eisenbahn-
gesellschaft oder ein Beamter des Aufsichts-
amtes für Privatversicherung das gleiche Amt
in Versieherungsgesellschaften übernähme. Das
ist deswegen ausgeschlossen, weil ja nach den
Rechtsvorschriften über die Aufsichtsrats-
tätigkeit diese durchaus nieht nur Rechte,
sondern auch sehr schwere Pflichten gegen-
über der betreffenden Gesellschaft enthält.
Das Aufsiehtsratsmitglied ist Organ der
Gesellschaft und keineswegs etwa nur ein
außerhalb stehender Aufsichtsbeamter, und
daher ist diese Tätigkeit mit der Stellung einer
amtlichen. Aufsichtsbehörde gänzlich unver-
einbar. Ein Aufsichtsratsmitglied darf nach
den ihm vom Handelsgesetzbuche übertragenen
Pflichten zweifellos nichts tun, was den Fort-
bestand seiner Gesellschaft gefährdet; die
obersten Beamten der die ganze Elektrizitäts-
"wirtschaft leitenden Reichsbehörde können
aber hierzu unter Umständen verpflichtet
sein, und im Falle der Ostpreußischen Kraft-
werke A.G. ist das Reichsschatzministerium
sogar ganz zweifellos verpflichtet, die, Auf-
lösung dieser Gesellschaft zu verlangen. Das
führt also hier zu einem Widerstreit der
Pflichten, und in dieser Frage ist der zur Zeit
höchste Beamte des Reichsschatzministeriums
in seinem amtlichen Urteile also nicht mehr
frei und nieht mehr unbefangen. Das hat die
bedauerlichsten Folgen und fordert zu energi-
schem Widerspruche heraus. Von der obersten
Stelle in Elektrisierungsfragen müssen. wir
wie vön einem Richter, wenn schon Sach-
kunde fehlt, zum allermindesten völlige Un-
abhängigkeit von irgend welcher Rücksicht-
nahme verlangen. Die Tatsache, daß das
Reich auch eigene Kapitalien in der Elektri-
zitätswirtschaft anlegt, darf seine viel wich-
tigere Tätigkeit als Inhaber der leitenden Ge-
walt nicht beeinträchtigen. Die Folgen dieses
grundsätzlichen Fehlers liegen nun in dem
ostpreußischen KElektrisierungsfalle klar zu
Tage:
Das deutsche Reich wird künftig in Ost-
preußen, wo die einzige wirtschaftliche Rettung
in Vereinigung der beiden Elektrisierungs-
aufgaben gelegen hätte, zwei getrennte Systeme
von Überlandkraftwerken mit getrennten
Hochspannungsnetzen besitzen, beziehentlich
unterstützen und wird sich in ihnen selbst
Konkurrenz machen. Alle möglichen Ver-
ständigungen über gemeinsame Lösung wirt-
schaftlicher Fragen gelingen. selbst mit unseren
Feinden unter dem Zwange der ehernen Not
unserer Tage, aber eine Verständigung zwischen
zwei Reichsministerien, dem Reichsverkehrs-
ministerium und dem Reichsschatzministerium
über eine fast selbstverständliche Kombina-
tion ist unmöglich, ja ist anscheinend gar
nicht versucht worden. Das, was nach allen
bestehenden Erfahrungen wirtschaftlich un-
haltbar ist, die Errichtung einer fast nur
ländlichen Zwecken dienenden Elektrizitäts-
versorgung, noch dazu im gegenwärtigen Zeit-
punkte, wird seinen Anfang nehmen, wenn
nieht in letzter Stunde ein Einspruch aller
Einsichtigen der Nation Erfolg haben sollte.
Das beste überhaupt mögliche Beispiel einer
vom Reiche eingeleiteten Gemeinwirtschaft
wird nicht gegeben, weil ‚Ressortpartikula-
rismus“‘, - wirtschaftliche Verständnislosigkeit
oder die Vermischung der Vermögensverwal-
tung des Reiches mit der organisatorischen
Leitung der Elektrizitätswirtschaft den klaren
Blick für das. trüben, was im Interesse der
Allgemeinheit das .Richtigste ist.
Kehren wir zurück zum Ausgangspunkte
unserer - Betrachtungen: ‚‚Blektrizitätswirt-
schaft in privater Iland schädigt das öffent-
liche Wohl; dieses kann vielmehr nur durch
die Reiehsgewalt gewahrt werden, nur diese
vermag den Gedanken der Gemeinwirtschaft
zu verwirklichen.‘“ So lauten die politischen
Leitgedanken, und was ist wirklieh die
Wahrheit ? Die Wahrheit ist, daß unsere
ganze bisherige in privater Hand ruhende
Elektrizitätswirtschaft eine Jange Kette von
Verwirklichungen gemeinwirtschaftlicher Ge:
danken - darstellt. Angefangen von der Ab-
lösung ‚der kleinen Ortskraftwerke durch _die
Überlandkraftwerke, die Vereinbarungen der
letzteren unter einander zur Stromaushilfe,
„ihre Verträge mit Gemeindewerken, mit
Kohlengruben, Kokereien und Hochofen-
werken auf Energieentnahme, ihre Sicherung
bei großen industriellen Unternehmen, die
große Kraftanlagen besitzen und sie als Re-
serve für die Überlandkraftwerke zur Ver-
fügung stellen. Das ist alles Verwirklichung
gemeinwirtschaftlicher Gedanken und ent-
sprechende Ersparung nationaler Werte, in
wohl durehdachten technischen Anordnungen
durchgeführt und auf kunstvollen Vertrags-
abschlüssen oder Rechtsgebilden sonstiger Art
beruhend. Mag immerhin der Übereifer ein-
zelner Verkaufsingenieure hier und da tech-
nische Anlagen‘ geschaffen haben, welchen
eine streng objektive wirtschaftliche Betrach-
tung nieht zustimmte, in großen Zügen stellt
die Durchführung der Elektrizitätswirtschaft
eine der glänzendsten Epochen der Förderung
deutschen Wirtschaftslebens dar. Es war
privatwirtschaftliche Initiative, aber die Ge-
meinwirtschaft, das heißt das wirtschaftliche
Wohl der Allgemeinheit, ist im ganzen dabei
wahrhaftig nicht zu kurz gekommen Das
muß gesagt werden, weil .es nicht leicht ist,
Gemeinwirtschaft zu treiben. Ihre Durch-
führung stößt bei bestehenden Einrichtungen
oft auf große Hindernisse, aber in dem soeben
geschilderten ostpreußischen Falle wäre es
leicht gewesen; denn -wie man sieht, ist hier
ja fast alles noch neu zu schaffen, und gerade
in diesem ersten bedeutenden, aber leichten
Falle, hat die Reichsgewalt die Probe darauf,
was sie. nun in Semeinwirtschaftlicher Be-
ziehung zu leisten vermag, ‘nicht bestanden,
sondern hat bei der praktischen Verwirk-
lichung dieses wichtigen, theoretisch von ihr
selbst vertretenen Gedankens völlig versagt,
offenbar deswegen, weil ihre Beamten den
Gedanken der Gemeinwirtschaft überhaupt
noch nicht richtig verstanden haben.
In dieser Sache gilt es nun zu zeigen, daß
die übel beschuldigten Vertreter der prak-
tischen Elektrotechnik Deutschlands das Inter-
esse des Gemeinwohles doch besser zu er-
kennen und zu wahren wissen als die neuen
amtlichen Leiter der Elektrizitätswirtschaft.
Ostpreußen ist eine Provinz in verzweifelte
Lage. Mit seinem wirtschaftlichen Nieder-
gange, den eine verfehlte Elektrizitätspolitik
sehr leicht herbeiführen kann, wird sein
Schicksal besiegelt sein, auch wenn es sonst
noch zu retten wäre. Der Niedergang des ost-
preußischen Deutschtums kann auch für das
übrige Deutschland zur Schieksalsfrage werden.
%s ist also keine Kleinigkeit, um die es sich
hier handelt, und ein Hilferuf an die
elektrotechnische Fachwelt im ganzen
Reiche ist daher wohlberechtigt. Dieser er-
geht hierdurch mit der Bitte um moralische
und sachkundige Unterstützung. Es muß die
Öffentlichkeit, es müssen alle national und
redlich denkenden Mitglieder der Reichs-,
Landes- und ostpreußischen Provinzial-, Kreis-
und Gemeindevertretungen überzeugt werden,
daß man die Lebensinteressen der Nation
ınit Füßen tritt, wenn Reichsbehörden wirt-
schaftliche Gewalt an sich nehmen und sie
dann in einem ganz anderen Sinne gebrauchen,
als wie noch soeben durch Verfassung und
Gesetz angekündigt und für richtig bezeichnet
worden ist. Gerade dieser erste Fall ist hierzu
glänzend geeignet. Nieht immer liegen die
teehnisch-wirtschaftlichen Fragen so klar und
einfach wie bier, sondern fast immer sind sie
reichlich verwickelt und schwer zu über-
schauen. Aber die Zwecekmäßigkeit der Zu-
sammenfassung von Eisenbahn- und länd-
licher Elektrisierung in schwachbesiedelten
und noch nieht elektrisierten Gegenden ist
auch dem Nichtelektrotechniker so leicht
klar zu machen!), daß man von ihrer Richtig-
keit wohl alle maßgebenden Persönlichkeiten
ohne weiteres wird überzeugen können; und
daß weiter solche Fehler vermieden werden,
das ist ja auch das ernsteste Lebensinteresse
aller Angehörigen der deutschen Elektro-
technik. Sie muß mindestens in künftigen
Jahrzehnten auf den inländischen Absatz
rechnen, wenn sie nicht zugrunde gehen will;
dieser aber kann sich nicht entwickeln, wenn
zweckwidrige Elektrizitätspolitik des Reiches
seinen Bürgern den Strombedarf in sinnloser
und unnötiger Weise verteuert. Verfasser
dieser Zeilen bittet also, ihn durch Zuschriften
zu unterstützen, um in dieser Sacbe Em"
der
liche Eingaben an alle Mitglieder ge-
nannten Körperschaften sowie Pressekund-
gebungen und ähnliche Schritte zu unter-
nehmen und zunächst Ostpreußen, damit aber
auch die ganze Nation vor schwerem Schaden
durch solehe und ähnliche Irrwege zu be-
wahren.
Die Elektrizitätsversorgung Groß-Berlins
während des Generalstreiks im März 1920.
Als einige Jahre vor dem Kriege bei den
damals noch privatwirtschaftlich geführten
Berliner Elektrieitäts-Werken ein Heizerstreik
ausgebrochen war, ließ sich Emil Rathenau
einen Bericht über die Folgen vorlegen, die
eine zeitweise Unterbrechung der Stromliefe-
rung in der Reichshauptstadt voraussichtlich
haben würde. Sie erwiesen sich schon damals
als für alle Kreise überaus nachteilig, und doch
hat erst der dem Militärputsch vom 13. März
folgende Generalstreik zum ersten Male klar
erkennen lassen, in welchem Maße die Ein-
wohnerschaft einer industriellen Weltstadt
heute direkt und indirekt von der Elektrizi-
tätsversorgung abhängt, und wie sehr man be-
rechtigt ist, die dieser gewidmeten Anlagen
zu den wirklich „lebenswichtigen“ Betrie-
ben zu rechnen. Auch sie lahmgelegt zu haben,
muß den Organisatoren des allgemeinen Aus-
standes, über den man im übrigen denken mag,
wie man will, entschieden zum Vorwurf ge-
macht werden. Der Schaden dieser unüber-
legten Maßnahme wäre enorm gewesen, hätte
nieht die Technische Nothilfe (T.N.)
beim Reichsministerium des Innern zusam-
men mit den einzelnen Werkleitungen
eine über die ersten Stunden des Streiks hinaus-
gehende Betriebsunterbrechung nach Kräften
verhindert. Dafür gebührt ihr der Dank der
- 1) Verfasser nimmt hierbei Bezug ‚auf seinen in
„Technik u. Wirtschaft“, Bd. 13, 1920. S. 165, wiedergegebenen,
Auf der 31. Hauptversammlung des landwirtschaftlichen
Zentralvereins zu Königsberg am 3 XIl. 1919 über diese
Frage gehaltenen Vortrag.
416
110
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 21. -
27. Mai 1920.
ordnungsliebenden und werktätigen Bevölke-
rung.
Für das Eingreifen der T.N., die sich
streng auf die Erfüllung ihrer Aufgabe be-
schränkte, nur lebenswichtige Betriebe auf-
recht zu erhalten, kamen nach den uns ge-
wordenen Mitteilungen die Elektrizitätswerke
Moabit, Rummelsburg, Charlottenburg, Steg-
litz, Weißensee, Lichtenberg, Spandau-Ober-
havel sowie die Anlagen Bor Elektrieitäts-
werk Südwest A.G. und der Berliner Vor-
orts- Elektrieitäts- Werke G. m. b. H. in Be-
tracht. Von diesen war die mit allen moder-
nen Einrichtungen der Technik ausgestattete
Zentrale Moabit wegen ihres großen und emp-
findlichen Absatzgebietes besonders wichtig.
Der Streik der Belegschaft begann hier am
14. März 5 Uhr früh, also zu einer Zeit, wo die
Nachtbelastung schon wieder im Wachsen be-
griffen war. Zuerst übernahm die militärisch
organisierte Technische Abteilung (T.A.) in
Gemeinschaft mit einigen Betriebsingenieuren
des Werkes allein den Dienst, und es gelang
egen Mittag, in langsam steigendem Maße
trom zu erzeugen. Nach Beseitigung einer im
Laufe des Spätnachmittags eingetretenen Stö-
rung an den Luftpumpen der Dampfturbinen
konnte etwa um 8 Uhr abends die inzwischen
mit Arbeitskleidung versehene T. N. eingesetzt
werden; sie hat die Schichten abwechselnd mit
der T. A. gefahren. Zunächst verursachte das
Zusammenarbeiten mit den Unterwerken er-
hebliche Mühe. Diese waren unzureichend mit
Personal besetzt, ihre Batterien entladen, und
die Umformer vermochten den stoßweisen Be-
lastungsschwankungen nicht zu folgen, die da-
durch entstanden, daß die Abnehmer, wenn sie
bemerkten, daß Strom geliefert wurde, jeweils
ihre Anschlüsse sofort in großem Umfange ein-
schalteten. Wegen Schwierigkeiten in der
Kohlenzufuhr konnte man die Hochleistungs-
kessel nicht in Betrieb nehmen, und die unge-
schulten Kräfte waren anfangs unfähig, mit
wenigen Kesseln beträchtlichen Anforderungen
der Unterwerke zu genügen. Infolge der Be-
lastungsschwankungen ‚ergab sich ein dauern-
des Pendeln zwischen Über- und Unterdruck in
den Kesseln, das schließlich zum Abreißen der
Speisepumpen und damit zu einer nochmaligen
Betriebsunterbrechung in den ersten Stunden
des 15. März führte. Nach entsprechender Un-
terweisung des gehörig verstärkten Personals
der Unterwerke ist die Stromlieferung dann
vom Mittag an allmählich wieder in Gang ge-
bracht und seitdem ohne Störung fortgesetzt
worden. Die Leistung erreichte während des
Generalstreiks, d. h. bis zum 22. März, ein
Maximum von rd 6800 kW.
Das ebenfalls durchaus modern eingerich-
tete Elektrizitätswerk Charlottenburg war
beim Eintreffen der T.N. am 14. März mittags
voll in Betrieb, und dieser hat auch, trotzdem
von dem geschulten Personal die Arbeit nieder-
gelegt worden war, während der Streiktage
keine Unterbrechung erfahren, weil die Be-
triebsbeamten und Anwärter neben der Anlei-
tung der von der T.N. gestellten Hilfskräfte in
die Ausführung der zur Aufrechterhaltung des
Betriebes erforderlichen Arbeiten mit aller Auf-
opferung tatkräftig eingriffen.
Im städtischen Elektrizitätswerk Steg-
litz hatte die Arbeiterschaft am Nachmittag
des 14. März mit erdrückender Mehrheit den
sofortigen Streik beschlossen, und das Werk
kam daher zum Stillstand. Auf Anordnung des
Gemeindevorstandes wurde die Stromlieferung
für Steglitz indessen kurz nach Beginn der
Dunkelheit mit Hilfe der sich zunächst noch
zur Verfügung stellenden Angestellten und frei-
willigen Helfer — in der Hauptsache Schüler —,
die sich in den Abendstunden meldeten, wieder
aufgenommen. Die organisierte T.N., die
abends nach 9 Uhr anrückte, brauchte nicht
mehr in Tätigkeit zu treten, weil die Zahl der
freiwilligen Helter genügte. Am 16. März mit-
tags mußte der'Betrieb jedoch abermals einge-
stellt werden, weil inzwischen die Beamten und
Angestellten sich gleichfalls dem Streik ange-
schlossen hatten. Auf Anweisung des Ge-
meindevorstandes sowieauf militärischen Druck
hin unternahm es der Direktor nachmittags
erneut, nur mit den freiwilligen Helfern, von
denen mehrere Mitglieder der T.N. waren, wie-
der anzufahren, und es ist ihm gelungen, bis zur
Beendigung des Generalstreiks ohne erhebliche
Störungen Strom zu liefern. Die gesamten An-
lagen konnten der ständigen Arbeiterschaft
genau so-übergeben werden, wie sie von ihnen
verlassen waren.
Über die Verhältnisse bei der Elektriei-
tätswerk Südwest A.G. entnehmen wir
einem Bericht der Direktion folgendes:
Am 15. März vormittags legten intolge des
Generalstreiks die Arbeiter der Kraftwerke in
Schönebergund Wilmersdorfsowie der Un-
terstation Motzstraße (Wilmersdorf) die Ar-
beit nieder; in der UnterstationKrankenhaus
Schöneberg wurde der Betrieb vom Personal
aufrechterhalten, während er in den übrigen
Unterstationen während des Streiks völlig
ruhte und nur vom Personal gestellte Wachen
zurückblieben. Bald nach Mittag war die Lei-
tung gezwungen, das gesamte Netz abzu-
schalten. Um 3 Uhr traf die T.N. an den drei
bezeichneten Stellen ein und übernahm von
den in den Werken zurückgebliebenen Arbeiter-
wachen den Betrieb. Die Übergabe vollzog sich
durchaus reibungslos. Vor dem Streik betrug
die tägliche Energieabgabe rd 150 000 kWh; sie |
verringerte sich während der Streiktage infolge
Einstellung des Straßenbahn- und Untergrund-
bahnbetriebes sowie einer Anzahl gewerblicher
Betriebe auf etwa 65 000 kWh je Tag. Wegen
dieser Entlastung konnte die Stromerzeugung
im Kraftwerk Wilmersdorf allein erfolgen; die
mit Wilmersdorf durch Kabel verbundene Sta-
tion Schöneberg arbeitete nur als Umformer-
werk. Außer den genannten beiden Zentralen
war während des Ausstandes weiter noch die
Unterstation Motzstraße in Betrieb, der übrigen
Unterstationen bedurfte es für die Notstrom-
lieferung nicht. Sofort nach Eintreffen der T.N.
wurden die Kessel im Kraftwerk Wilmersdorf
wieder auf Druck gebracht und sodann die
Dampfturbinen in Betrieb genommen.. Erst
gegen 8 Uhr abends war es indessen möglich,
die ee des Licht- und Kraftnetzes im
großen und ganzen wieder aufzunehmen. Sie
erfuhr am 16. März in den Nachmittagsstunden
vorübergehend eine Unterbrechung, weil die
Turbine wegen Abreißens. des Vakuums stillge-
legt werden mußte, und auch am 17. März war
man hierzu infolge Bruches eines Krümmers
für kurze Zeit gezwungen; dieser Defekt stand
jedoch in keinem Zusammenhang mit dem Not-
betrieb. Schwierigkeiten bereitete in den ersten
Tagen die Dampferzeugung; es machte sich das
Fehlen geübter, mit den Hochleistungskesseln
vertrauter Heizer bemerkbar. Nach dem Ein-
arbeiten der Nothelfer vollzog sich während
der übrigen -Streiktage die Stromerzeugung
durchaus in geregelter Weise. Nennenswerte
Beschädigungen an Betriebseinrichtungen sind
im Laufe des Ausstandes nieht entstanden. Am
24. März früh 6 Uhr nahm das Personal die Ar-
beit wieder auf, nachdem vorher die Ver-
trauensleute in den einzelnen Stationen sich von
dem guten Zustand der Betriebseinrichtungen
überzeugt hatten; die Ablösung verlief eben-
falls glatt; mittags war die Gesellschaft bereits
in der Lage, die Stromversorgung wieder in
vollem Umfange aufzunehmen.
In den Zentralen Steglitz und Friede-
nau der Berliner Vororts-Elektricitäts-
Werke G. m. b. H. hat die T.N. den Betrieb
unter den denkbar schwierigsten Verhältnissen
aufrecht erhalten, was um so höher zu bewerten
ist, weil von der Belegschaft außer dem Be-
triebsleiter kein unterrichteter Beamter oder
Arbeiter im Dienste verblieben war. Daß in-
folgedessen während der ersten Tage Beschädi-
gungen der maschinellen Anlagen vorgekommen
sind, läßt sich verstehen. Das Durchbrennen
‚des Einankerumformers in Friedenau wird von
der Leitung auf Sabotage zurückgeführt.
In Weißensee, dessen -Kraftstation seit
1915 dem Märkischen Elektrieitäts-Werk gehört,
war die Aufnahme der Arbeit seitens der T.N.
am 15. März dadurch erschwert, daß die Beleg-
schaft vor dem Verlassen ihrer Arbeitsstätten
kleine Umschaltungen vorgenommen hatte; in-
folgedessen konnte die Stromlieferung erst nach-
mittags wieder beginnen, wurde aber in den
ersten Streiktagen nur bis 10 Uhr abends durch-
geführt. Während der Spitzenbelastung mußten
einige Speisepunkte abgeschaltet werden, weil
die für den Betrieb verfügbare Dampfmaschine
nicht ausreichte.
Auch im Elektrizitätswerk Oberhaveldes
Städtischen und Kreis-Kraftwerks Span-
dau vollzog sich die Betriebsführung nachÜber-
windung verschiedenartiger Schwierigkeiten
schließlich befriedigend, doch hatte die Mann-
schaft der T.N. recht erhebliche Strapazen zu
erdulden und war auch auf dem Wege zum
Werk gelegentlichen Angriffen seitens sparta-
kistisch gesinnter Streikender ausgesetzt.
Der allgemeine Ausstand im März 1920 be-
deutetefür dieT.N. wiefür die Betriebsleitereine
äußerst lehrreiche Generalprobe, mit der es aber
hoffentlich sein Bewenden haben wird. Daß
bei der vorläufig in Groß-Berlin noch bestehen-
den Dezentralisation der Elektrizitätsversor-
gung nicht gleich alles nach Wunsch ging, hier
und da anfangs auch Unfälle, Beschädigungen,
Reibereien und noch unerfreulichere Dinge vor-
kamen, läßt -sich verstehen, wenn man die
Zwangslage berücksichtigt, bei gestörtemFern-
sprech- und Telegraphenverkehr die Hilfsmann-
schaft überraschend zu alarmieren, schnellstens
zu verteilen und mit z. T. ganz jugendlichen,
technisch noch unerfahrenen Kräften vom ge-
schulten Personal teilweise verlassene kompli
zierte Betriebe aufrecht zu erhalten bzw. wieder
}
® . D
‚in Gang zu bringen, die ohne Vorbereitung zu
übernehmen, schon unter normalen Verhält-
nissen einem nicht speziell orientierten Inge-
nieur zunächst gewisse Schwierigkeiten verur-
sacht. Daß als Führer mehrere mit der maschi-
nellen und elektrischen Anlage einzelner Zen-
tralen vertraute energische und organisatorisch
gewandte Fachmänner zur Verfügung standen,
hat natürlich ebenso wie das tatkräftige Ein-
greifen der Werkleiter und zahlreicher Beamten
wesentlich zu dem im allgemeinen sehr befriedi-
genden Erfolg der Hilfsaktion beigetragen. Aus
den während der Streikperiode gesammelten
Erfahrungen ergibt sich indessen, daß junge
Leute unter 20 Jahren für die schwere in den
Elektrizitätswerken zu leistende Arbeit meist
nicht geeignet sind; der Notbetrieb braucht
leistungsfähige Heizer, Schlackenzieherund Koh-
lenarbeiter. Die Führer — qualifiziert zur Über-
nahme der technischen Verantwortung, wenn
das die Umstände erfordern — müssen soschnell
wie möglich an Ort und Stelle sein, um sich zu
informieren, den Dienst, die Verpflegung, die
Lohnlisten usw. vorzubereiten und zweck-
mäßige Schichten einzurichten, die eine Über-
müdung der Hilfskräfte verhindern. Letztere
in den Alarmstellen sorgfältig auszuwählen,
rechtzeitig mit Arbeitskleidung und Schuhwerk
zu versehen, zu instruieren und die einmal be-
währten Personen möglichst immer in densel-
ben Betrieben wie auch an den gleichen Arbeits-
stellen zu verwenden, ist von großer Bedeu-
tung, nicht minder die Besetzung der Fern-
sprechzentralen durch sachkundige Mannschaft.
Weiter hat sich die Notwendigkeit gezeigt, für
geeignete Aufenthaltsräume, Schlafgelegenheit
und gesicherte Kleiderablagen zu sorgen. stets
eine. zum Eingreifen fertige, gut: mit Werkzeug
und Material versehene Ausbesserungskolonne
bereit zu halten, den Aufsichtsdienst reichlich
zu gestalten, dagegen im ganzen jede Über-
besetzung zu vermeiden. Kaum einer Erwäh-
nung bedarf der Nutzen greifbarer, für eine Not-
lage seitens der Werke besonders ausgearbeite-
ter klarer und übersichtlicher Betriebsanwei-
sungen mit entsprechenden Plänen der maschi-
nellen und elektrischen‘ Anlagen. Schließlich
wird das Ergebnis der Hilfsaktion, wenn man
von Sabotage absieht, aber immer in erster
Linie von dem Fleiß und dem ernsten Willen
der an ihr beteiligten Kräfte abhängen, unter
allen Umständen durchzuhalten. Wer sich
einer ihm übertragenen Arbeit nicht gewachsen
fühlt, soll rechtzeitig zurücktreten, um das
Ganze nicht zu gefährden.
Die drahtlose Telegraphie in Nordamerika.
— Die Anlage des Funkspruchnetzes der Ver-
einigten Staaten war durch Lage und Gestalt
des Landes und die trotz der Monroedoktrin
immer mehr hervortretende Ausdehnungspoli-
tik der Nordamerikaner vorgezeichnet.
Großstationen der Vereinigten Staaten bilden
einen nach oben offenen Winkel, dessen Schen-
kel den beiden Küsten folgen und dessen Schei-
telpunkt die Funkstelle
kanal ist. Die Darien-Radio, wie die Ameri-
kaner ihre größte Funkstelle nennen, wurde
1915 in Betrieb genommen. Ihr Antennennetz
‘wird von drei 183 m hohen Gittertürmen ge-
tragen. Jeder. der drei Turmfüße bildet ein
gleichseitiges Dreieck von 45 m Seitenlänge.
Man kann sich danach ein Bild von der Größe
des Luftdrahtnetzes machen, das z. T. über
einen Arm des in den Panamakanal einbezoge-
nen Gatunsees ausgespannt ist. Die Entfer-
nungen der Darien-Radiostation von den wich-
tigsten amerikanischen und deutschen Funk-
stellen sind: Arlinston 3300 km, Tuekerton
3400 km, Sayville 3500 km, San Diego 4700km,
San Francisco 4800 km, Honolulu 8500 km, x
. Nauen 9400 km und Eilvese 9200 km. Die
Darien-Radiostation steht mit den beiden be-
deutendsten nordamerikanischen Funkstellen
der Ost- und Westküste, in Arlington bei‘
Washington und in. San Diego, in ununter-
brochenem Verkehr und kann auf diese Weise
alle wichtigen Nachrichten und Befehle der Re-
gierung, namentlich bezüglich der Verschiebung
von Flottenstreitkräften von einem zum ande-
ren Ozean, schleunigst vermitteln. Erst durch
. die Darien-Radiostation kommt auf diese
Weise die ungeheure Bedeutung des Panama-
kanals voll zur Geltung. Die Stationen der Ost-
küste dienen dem Funkverkehr mit Europa,
„während die der Westküste ihre Antennen nach
den jenseitigen Randländern und den Inseln
des Stillen Ozeans: spielen lassen. Natürlich
werden die Stationen beider Küsten auch dem
transpazifischen Funkdienst nutzbar gemacht.
(„Münchener Neueste Nachr.‘““ vom 28/29. ei 0.3
p
Die °
)arıen am Panama- :
"aan a mn Gh ule Ah nn Ta ann dc Sn Zn en
ARTEN N. OF
Elektrotechnische Zeitschrift,
1926. Heit 21.
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Die Elokerlitaksvorsörgung In Dänemark.!)
— Während am 1. I. 1914 die Leistung der dä-
nischen Zentralen 64 000 kW betrug, war sie
am 1. I. 1918 auf ungefähr 98 000 kW ee-
stiegen, d. i. eine Vermehrung von 53%. In
dem gleichen Zeitraum stieg die Anzahl der
Zentralen von 382 auf 497, also um ungefähr
30%. Infolge des Krieges ist das Zustande-
kommen einer Reichs-Elektrizitätsversorgung,
das Zusammenwirken von Stadt- und Platte-
landzentralen nur noch eine Frage der Zeit.
Bis heutigen Tages überläßt die Regierung eine
solehe Versorgung der Privatinitiative ohne
eine feste vorausbestimmte Richtung, die die
Ausgaben einer allgemeinen KElektrizitäts
versorgung später vergrößert, da vieles jetzt
in der Ausführung begriffene nicht benutzt
werden kann.
Aus der Statistik geht hervor, daß der
Betriebsfaktor der dänischen Zentralen mit
einigen Ausnahmen unter 0,1 ist, und daß die
Anzahl der Plattelandzentralen nur 8%, ihre
Leistung 26% der bestehenden Zentralen mit
18% der Gesamt-Elektrizitätserzeugung be-
trägt. Der mittleren Leistung der Platteland-
zentralen von 700 kW stehen 385 kW der
Stadtzentralen gegenüber ohne Kopenhagen.
Diese geringe Leistung und die Tatsache, daß
nur 205 000 Verbraucher auf eine Bevölke-
rung von 3 Millionen mit 0,6 Mill. Verbrauchern,
also nicht mehr als 33% an die Zentralen an-
geschlossen sind, liefern den Beweis dafür,
daß die Zentralisation noch in ihrer Ent-
stehung begriffen ist. Unter Zugrundelegung
der angeschlossenen Kilowatt je Verbraucher
gelangt man zu 240 Mill. kWh für eine all-
gemeine Elektrizitätsversorgung.
Die Abb. 1 zeigt die Lage der Zentralen
vom 1. I. 1918. Einen Teil.der allgemeinen
' Elektrizitätsversorgung bildet die im Bau be-
findliche ‚„Gudenaazentrale‘‘ mit Benutzung
S
[}
0 q 20m 0 mim
Abb. 1. Die Elektrizitätsversorgung Dänemarks.
des 10 bis 15 m breiten, von Silkeborg über
Tange nach Randers laufenden und das Wasser
aus dem Plattenlande mit 2900 km? Ober-
fläche aufnehmenden Gudenaaschen Kanales.
Das durch einen Damm quer durch das Gu-
denaatal gebildete Bassin hat eine Größe von
550 ha und 7 bis 9 m Fallhöhe, das 11 Mill.
kWh jährlich liefern kann.
Infolge der hohen Betriebsausgaben
während des Krieges ist die wirtschaftliche
Lage der Zentralen ganz verschoben und einem
oßen Verlustprozentsatz gewichen, nament-
ich der: Plattelandzentralen, die beinahe alle
1) Aus den Mitteilungen von A. Chr. Niepoort in
„de Ingenieur“ 1920, Nr. 6
’
RUNDSCHAU.
korporativen Vereinigungen angehören und
einen Verkaufspreis von 13,2 öre/kWh . für
Kraft- und 26,4 öre/kWh für Lichtstrom ein-
Ben hatten, der schon vor dem Kriege
einen Gewinn brachte, und dessen Verhältnis
nicht gerechtfertigt ist, da die Anzahl und die
Größe der Motoren bei der Plattelandversor-
gung die Maschinenleistung der Zentralen be-
stimmt. Der geringere Stromverbrauch
während des Krieges und damit der größere
Verlust veranlaßten eine Tariferhöhung, die
wieder den Verbrauch verringerte Es ergab
sich, daß die Rentabilität dadurch nicht ver-
bessert werden konnte, vielmehr nur durch
eine derartige vollkommene veränderte Be-
zahlungsweise, daß die Rentabilität der Zen-
trale von der Größe der Schwankungen im
Stromverbrauch, verursacht durch schlechte
Ernten, Viehmangel usw., unabhängig bleibt
und es möglich ist, einen niedrigen Strom-
preis zur Förderung des Stromverbrauchs
zu erheben. Dazu konnte nur ein Tarif ver-
helfen, bei dem die indirekten, von dem Elek-
trizitätsverbrauch ganz unabhängigen und
| den größten Teil bildenden Ausgaben (Amor-
tisation, Verzinsung usw.) von indirekten Ein-
nahmen und die direkten, von dem Verbrauch
‚abhängigen Ausgaben (Brennstoff, Unter-
haltung usw.) von den direkten Einnahmen
gedeckt werden.
Die Schwierigkeit eines solchen Tarifes
liegt in der billigen Verteilung der indirekten
Einnahmen über.die verschiedenen Verbraucher.
Wenn auch die Einführung nur eines Messers
für Licht- und Kraftstrom einen niedrigen
Preis je Kilowattstunde begünstigen würde,
so würde damit doch zugleich verhindert, daß
ein Verbraucher aus seiner angeborenen Spar-
samkeit Nutzen. ziehen könnte. Die beste
Lösung besteht daher in der Beibehaltung des
höheren Lichttarifes und darin, ohne großen
Fehler die Anzahl installierter Lampen als
Maßstab für die jährliche
Belastung anzunehmen.
Eine Untersuchung ergab
einen Verbrauch von 6
kWh je installierte Lampe
jährlich; der niedrigere
Strompreis wird einen
größeren Verbrauch zur
Folge'haben, da die jähr-
liche Belastung bald eine
Gewohnheit und nicht zu
den Stromausgaben ge-
e über 50 ” .
RE N rechnet wird. k
eg Mit der Belastung für
© » 50 » Kraftverbraucher je in-
Pr 1000 » stallierte Pferdekraft er-
en 50 reicht man zugleich eine
= » 70000» Einschränkung oßer,
@& otelandzerrralen halb belasteter Motoren
“ ehe: " un: lee Be-
apadzenrayen astungsfaktor. ine zu
® geplarntund im Bau hohe laetung je Pferde-
kraft würde jedoch zur
Anschaffung zu kleiner
Motoren führen und das
Mahlen von Korn verhin-
dern, da dieser Betrieb
eine bestimmte Motor-
größe erfordert. Für kleine
und * große Bauerngüter
liegt der Verbrauch zwi-
schen 30 und 60kWh/PS
jährlich, doch ist es nicht
ee und richtig,
ie jährliche Belastung
allein je Pferdekraft zu
berechnen, da Größe und
Eigentumswerte neben
der Fruchtbarkeit des
Landes in Form einer
Belastung je Hektoliter
geerntetes Korn wichtige
Faktoren bilden. Nach
den Untersuchungen sind
Güter von 13ha in Däne-
mark die besten Ver-
; . braucher.
Für Kraftverbraucher mit Handwerks-
motoren geben Eigentumswerte und Größe der
Motoren keinen direkten Maßstab für einen
Interessenfaktor an, weshalb die Größe der
Motoren in Verbindung mit einem höheren
Kilowattstundenpreis als für Landbaukraft-
strom allgemein angewendet wird.
Der demgemäß von vielen Zentralen und
allgemein mit sehr gutem Erfolg eingeführte
Tarif hat folgende Fassung:
Für Lichtverbraucher:
jährliche Belastung je Lampe . 65 öre
je 1000 Kr Eigentumswert . . .... 50 „
ein Strompreis je Kilowattstunde von
ungefähr Re ee 0) 20
. Überspannungen
Für Licht- und Kraftverbrauch auf
Bauerngütern:
jährliche Belastung je Lampe . . . 65 öre
za En „ Hektar Land] 20 „
; „ 1000 Kr Eigen-
KIRAS WET. nee el LOL
jährliche Belastung je Hektoliter f- ;
SOTTUR WR et Bet SE LON UN,
jährliche Belastung je Pferdestärke . 150 ,
ein Kilowattstundenpreis für Licht-
SRH SLLONE VORNE Mahn ne Kae. ee 20) Ds
ein Kilowattstundenpreis für Kraft-
strom von .. 10 ,„,
Für Lichtverbrauch und Handwerks-
motoren:
jährliche Belastung je Lampe . . . . 65 öre
jährliche Belastung je 1000 Kr Eigen-
TUDSWOLTA EN en lal re =
jährliche Belastung je Pferdestärke . 200 „,
ein Kilowattstundenpreis für Licht-
trom von .. 20, ,,,
ein Kilowattstundenpreis für Kraft-
STFOMIE-VONE SEE LE Te SS
Der neue Tarif wirkt gleichzeitig, als ein
Rabattsystem, da der mittlere Preis je Kilo-
wattstunde desto niedriger wird, je mehr Elek-
trizität man anwenden kann, und hat zur Folge
gehabt, daß im Gegensatz zu früher nun jedes
Bauerngut seine eigene Kornmühle hat, da
die Belastung doch zu bezahlen ist, ob viel
oder kein Strom gebraucht wird. Viele Platte-
landzentralen, die früher mit Verlust arbeiteten,
haben durch die stärkere Benutzung seitens der
Angeschlossenen und die Stellung der Einnah-
men auf eine gesündere Grundlageihren Betrieb
mit Gewinn fortsetzen können.
Leitungsbau.
Gesichtspunkte für die Wahl der Isolatoren-
größe. — Bei der Entscheidung über die Größe
eines Isolators für bestimmte Betriebsspan-
nungen sollten nach Austin mehr als im all-
gemeinen üblich die jeweiligen Verhältnisse,
insbesondere die Größe der betreffenden
Leitungsanlage berücksichtigt werden!). So-
dann hängt der Umfang etwaiger Isolator-
störungen und die Betriebssicherheit: einer
Strecke wesentlich von den aufgewendeten
Anlagekosten, sowie der Art der Belastung ab.
Was die ersteren anbelangt, so ist zu beachten,
daß die Isolatorkosten in der Regelnur 3—4 %,
der Kosten der gesamten Leitungsanlage aus-
machen und daher keine Anlage die Be-
schaffung bester Isolatoren zwecks Erhöhung
der Betriebssicherheit scheuen sollte. Werden
zur Erhöhung der allgemeinen Betriebssicher-
heit Eisenmasten verwendet, so ist allerdings
nicht zu übersehen, daß dann die Isolatoren
weit stärker als bei Holzmasten gefährdet
sind. Denn häufig haben die Isolatoren, die
sich auf Holzmasten gut bewährt haben, bei
derselben Betriebsspannung auf Eisenmasten
sehr oft ‚Störungen veranlaßt. Diese beruhen
teilweise auf Durchschlägen, vor allem aber in
häufigen Erdschlüssen, die durch Vögel ein-
eleitet werden. Denn der verhältnismäßig
ohe Widerstand eines Holzmastes wird bei
Blitzschlägen oder Erdschlüssen durch Vögel
oft einen stehenden Lichtbogen verhindern
oder überhaupt UÜberschläge um den Isolator
von vornherein ausschließen. Von sonstigen
Gesichtspunkten, die für die Betriebssicher-
heit einer Anlage und der Isolatoren maß-
gebend sind, kommen in Betracht: Größe
des Netzes, Bauart desselben, Betriebs- sowie
örtliche Verhältnisse und elektrische Beson-
derheiten der angeschlossenen Apparate. Be-
sonders die Größe des Netzes spielt erfah-
rungsgemäß eine ausschlaggebende Rolle. Um
dies zu veranschaulichen, stellt Austin folgende
Erwägungen an: Man kann die auftretenden
Störungen in 2 Größen einteilen, nämlich
solche primärer und solche sekundärer Art.
Zu den ersteren rechnet man z. B. Blitzschläge,
Berührung des geerdeten Schutzseiles mit den
Leitungsdrähten, äußere Schäden, Isolator-
brüche usw. Unter sekundären Störungen
sind solche verstanden, die erst durch primäre
Störungen ausgelöst werden, also Isolatoren-
oder Apparate-Durchschläge, verursacht durch
bei außergewöhnlichen
Schaltvorgängen oder infolge von Apparate-
fehlern usw. DBezeichnet man mit W die
Gesamtzahl der primären. und sekundären
Störungen, mit m die Leitungslänge in Meilen,
mit p die wahrscheinliche primäre Störungs-
zahl für 1 Meile Leitungslänge und mit h die
wahrscheinliche sekundäre Störungszahl für
die Meile, so läßt sich folgende Beziehung ab-
leiten:
1) Electrical World, Bd; 70, 1917, $. 905 u. 1238.
418
Elektrotechnische Zeitschrift.
1928.
Helt 21.
/
27. Mai 1920.
Hieraus kann ohne weiteres für den ein-
zelnen Fall berechnet werden, ob es zweck-
mäßig ist, die Leitungslänge m zu vergrößern
oder zu verkleinern, wenn die voraussichtliche
Störungszahl W und.die Zahl der primären
Spannungen mp als bekannt vorausgesetzt
werden kann. Beispielsweise gibt die Anwen-
dung der Formel für ein Leitungsnetz mit
1 bzw. 2 bzw. 3. Anschlußleitungen von je
100 Meilen Länge für p = 0,02 und h = 0,003
die folgenden Werte der gesamten Störungs-
zahl W:
2,86 bzw. 10 bzw. 60.
Die Wahrscheinlichkeit der Gesamtstörungen
ist also im vorliegenden Fall mit der Aus-
dehnung des Netzes ganz außerordentlich ge-
stiegen. Zu beachten ist dabei, daß die wahr-
scheinliche, sekundäre Störungszahl h im Laufe
der Zeit zuzunehmen pflegt und sich schon aus
diesem Grunde oftmals die nachträgliche Auf-
teilung eines Netzes empfehlen wird. Was
Blitzseile anbelangt, so sind die durch sie
verursachten Störungen oft größer. als die er-
zielten Vorteile. Zwar trägt an Eisenmasten
das Blitzseil nicht wesentlich zur Erhöhung
der Gefahr von Kurzschlüssen durch Vögel
und wohl etwas zum Schutze der Isolatoren
bei. Bei Holzmasten dagegen schützt zwar
der Erdungsdraht den Mast vor Zersplitte-
rungen, aber anderseits werden die Isolatoren
viel stärker beansprucht, und es werden mehr
Erdschlüsse durch Vögel
Über- oder -Durchschläge eintreten. Die Kosten
des Blitzseiles sollten daher in einem solchen
Fall lieber zur Verstärkung der Isolation ver-
wandt werden. Ganz verfehlt sind Blitzseile
bei Holzmasten mit eisernen Querträgern, an
die das Schutzseil angeschlossen wird. Denn
eine solche Anlage bedingt die mit Eisen-
masten notwendigerweise verbundene stärkere
Gefährdung der Isolatoren und hat außerdem
noch den Nachteil einer größeren Anzahl
Stützpunkte. Um Holzmasten vor der Gefahr
des Zersplitterns zu. schützen, genügt vielmehr
im allgemeinen ein an dem Mast .herabge-
führter schwacher Draht. Was Überspan-
nungen anbelangt, so sind für Isolatoren er-
fahrungsgemäß Uberspannungen bei Schalt-
vorgängen infolge hochfrequenter . Schwin-
gungen leicht gefährlich. Es sollten daher,
falls derartige Überspannungen zu befürchten
sind, besonders sichere Isolatoren verwendet
werden oder die Spannung beim Einschalten
nur allmählich erhöht werden. Hinsichtlich
des Einflusses örtlicher Verhältnisse ist ke-
kannt, daß größere Höhenlage mit reinerer
Luft und niedrigerer Temperatur die mit dem
geringeren Luftdruck verbundene Herab-
setzung der. Überschlagsspannung mehr als
ausgleicht. Dagegen werden die Verhältnisse
in der Nähe größerer Städte mit ihren Rauch-
und KRußniederschlägen für die Isolatoren
immer ungünstiger und bedingen eine be-
sondere Berücksichtigung bei der Wahl der
Isolatorengröße. Zur Erhöhung der Isolation
sollte dann bei Hänge-Isolatoren eine größere
Zahl von Gliedern oder bei Stütz-Isolatoren
ein größeres Modell verwendet werden.
W.W.
Elektromaschinenbau.
Der „Emeol-Motor‘. Unter diesem
Namen bringen P. A. Mossay und H. C. E.
sowie Isolatoren-;
bezeichneten dureh Öffnungen P mit dem
Innern des. Motors in Verbindung stehen, wäh-
rend die mit E bezeichneten lediglich von der
Außenluft durchstrichen werden können. Die
Innenluft sowohl wie die Außenluft werden
durch je einen, in den Abbildungen sichtbaren
Ventilationsflügel bewegt. Die Leistung eines
derartig verschlossenen Motors soll die gleiche
sein, wie diejenige eines offenen Motors. Wenn
die für die Luftführung notwendigen Einrich-
N
IIND \
Abb. 4.
tungen geeignet ausgebildet werden, wie Abb.3
und 4 es zeigen, so lassen sich für den geschlosse-
nen (Abb. 4) und für den offenen Motor (Abb. 3)
die gleichen Bauteile verwenden, was für den
Preis und für die Herstellung vörteilhaft ist.
(„Eleetrieian“, Bd. 83, 1919, 8. 619.)
M. Sch.
Meßgeräte und Meßverfahren.
Schlumbergers Verfahren zur Feststellung
von Erzvorkommen !). — Seit dem Jahre 1912
hat Schlumberger eine Reihe von Versuchen
angestellt, um aus dem Verlauf der elektrischen
Strömung zwischen zwei Erdelektroden die
geologische Zusammensetzung des Erdbodens
und das Vorkommen von. Erzlagern zu er-
mitteln. . Seine Ergebnisse hat er kürzlich der
Academie des Sciences übermittelt, und die
wesentlichen Ausführungen werden in „Genie
Civil‘, Bd. 76, 1920, S. 277, mitgeteilt. Die
Stromverteilung kann durch eine Kurventafel
wiedergegeben werden, welche das elektrische
Poteutial für jeden Punkt der beobachteten’
Oberfläche anzeigt. Bei homogenem und ebe-
nem Boden ließe sich eine derartige Kurventafel
rein theoretisch entwerfen; sind jedoch Massen
verschiedener Leitfähigkeit vorhanden, so zeigt
die Verteilung des Potentials-auf der Oberfläche
Unregelmäßigkeiten, welche einen Rückschluß
auf Lage und Ausdehnung etwaiger Erzvor-
kommen gestatten. - Durch Beobachtungen
unter, Tage, wo dies möglich ist, können die
über Tage gemachten ergänzt werden. Sehlum-
berger will Beeinflussungen dureh Induktion,
welche bei Wechselstrom möglich sind, durch
Verwendung von Gleichstrom vermeiden. Seine
‚Stromquelle kann bei 100 bis 200 V einige
ı Abb. 2.
Jacoby einen vollständig geschlossenen Motor
mit einer neuartigen Mantelkühlung auf den
Markt. Die Kühlung wird gemäß Abb. 2 da-
durch erreicht, daß in dem Mantel Löcher J
und E angebracht sind, von denen die mit J
|
Ampere hergeben und speist zwei Erdelek-
troden, welche je nach dem verfolgten Zweck
einige hundert oder auch tausend Meter von
x
1) 8. auch „ETZ* 1920, 8..179 u. 280, °
einander entfernt sind. Eine bewegliche An’
ordnung, welche ein empfindliches Galvano*
meter und zwei unpolarisierbare Elektroden
enthält, dient zum- Abtasten der Erdspannun-
gen. Die Elektroden bestehen aus mit Kupfer-
sulfatlösung gefüllten Tonzellen, in welche
Kupferstäbe eintauchen. In Frankreich (in
Fierville-Ja-Campagne und Soumont) wurde
durch die Schlumbergersche Methode festge-
stellt: 1. der horizontale Verlauf der silurischen
-Schichtung, 2. die Grenzlinie zwischen Sand-
stein- und Schieferformationen, 3. das Vor-
kommen einer Verwerfung und ihre horizontale
Ausdehnung. Die Ergebnisse stimmten mit
früheren Feststellungen durch Bohrungen und
Arbeiten unter Tage überein. Bei den Unter-
suchungen, die sich auf eine Fläche von 10 km?
erstreckten, waren die Erdungsstellen bis zu
mehreren Kilometern voneinander entfernt.
In Bor ( Serbien) ist die Methode dazu benutzt
worden um Kupferpyrite festzustellen. Man
fand, daß. das betreffende Pyritvorkommen
die Form einer abgeplatteten Linse hat und in
ein großes Andesitlager eingebettet ist.
Schlumberger. stellte auch fest, daß Pyrite
in dem sie umschließenden Gebirge Potential-
differenzen hervorrufen, u. zw. bis zu Entfer-
nungen von über 100 m. Wenn man diese Po-
tentiale an der Erdoberfläche mißt und in ein’
Koordinatensystem einträgt, so zeigt ‚sich,
daß die Ausdehnung der Erzlager durch Äqui-
potentiallinien angegeben wird. Das Potential,
welches eine Höhe von einigen hundert Millivolt
erreichen kann, zeist über Pyritlagern ne-
gatives, an davon entfernt gelegenen Stellen
der Oberfläche positives Vorzeichen. Schlum-
berger hält diese Erscheinung für eine galvani-
sche Wirkung, indem der Pyrit, der von einer
feuchten Erdschicht umgeben ist, einem in
ein Elektrolyt eingetauchten und nicht in
allen. Teilen chemisch gleichartig angegriffe-
nen Metall ähnelt. ah. 5
Beleuchtung und Heizung.
Neue Heizkörperformen. — Die Zeva-
Elektrizitäts-G. m. b. H., Cassel, bringt einige
elektrische Heizkörper auf den Markt, die in
Form bzw. konstruktivem Aufbau Neuerungen
aufweisen und daher kurz beschrieben seien.
Abb. 5 stellt einen elektrischen 'Schnell-
kocher in Form eines Tauchkörpers dar, der
Abb. 5. Elektrischer Tauchsieder.
- die Erhitzung von Flüssigkeiten und Speisen
in beliebigen Gefäßen und eine äußerst rationelle
Ausnutzung der Heizenergie gestattet. Der
als ‚„Dumpel‘‘ bezeichnete Apparat wird in
2 Größen mit 300 oder 550 W Verbrauch her-
Ru und ist dadurch gekennzeichnet, daß
as eigentliche, ringförmige Heizelement bzw.
dessen mit Glimmer umpreßte Widerstands-
drähte in den. aus Aluminium hergestellten
Kopf nach einem besonderen Verfahren einge-
gossen sind. Der Vorzug dieser Bauart ist,
daß sich wegen des völlısen Luftabschlusses
‘eine große Haltbarkeit der Heizelemente er-
gibt. Durch die innige Berührung des Alumini-
ums mit dem eingeschlossenen Heizkörper
wird eine vorzügliche Wärmeabfuhr und gleich-
zeitig eine hohe Wärmekapazität des Kolbens
erreicht, die restlos ausgenutzt werden kann.
Die Haltbarkeit der Heizelemente ist derartig
groß, daß bei längerem Trockenlaufen des
*
ne
ed >
27. Mai 1920.
Tauchkörpers das Aluminium zum Schmelzen
kommt, ohne daß der Heizdraht durchbrennt.
Neben anderen Anwendungen bietet dieser
Apparat am Toilettentisch große Bequemlich-
keiten, denn es genügt, ihn Y, bis 1, min ein-
zuschalten, um Wasser zum Mundspülen oder
Rasieren in einem Glas anzuwärmen. Für diese
vorübergehende Benutzung ist es auch unbe-
denklich, einen 110 V-Apparat an 220 V anzu-
schließen, was besonders auf der Reise sehr
angenehm sein dürfte.
Nach dem gleichen Prinzip ist der in
Abb. 6 dargestellte Lötkolben gebaut; das
hier paketförmig aufgebaute Heizelement ist
gleichfalls in ejnen Aluminiumkopf einge-
schmolzen. Die Kupfernase ist mit dem Alu-
miniumkörper verschraubt, wobei zwei der
Schrauben als Füße ausgebildet sind. Um
dauernd einen innigen Kontakt zwischen Alu-
minium und Kupfer zu gewährleisten, ist die
Berührungstläche des letzteren vernickelt. Der
Lötkolben braucht 180.W. Außer derin Abb. 6
dargestellten Form wird auch ein Spitzkolben
geliefert. ”
Abb. 6. Elektrischer Lötkolben.
In Abb. 7 endlich ist ein elektrisches
Bügeleisen dargestellt, welches insofern von
. den gebräuchlichen Konstruktionen abweicht,
als die Anschlußschnur mit dem Eisen durch
eins vernickelte Metallhaube fest verbunden
ist. Es entfallen hierdurch die durch Ab-
nutzung der Steckkontakte vielfach auftre-
- Abb. 7. Elektrisches Bügeleisen.
tenden UÜbelstände. Zwecks Erzielung einer
Luftzirkulation ist eine Öffnung in der Haube
angebracht. Das Bügeleisen besteht aus einem
stark verniekelten Hohlgußkörper, in dessen
‘ Innerem zwischen Sohle und einer darüber ge-
lagerten Beschwerungsplatte die Heizelemente
untergebracht sind. Durch passende Bemessung
der Wandstärke des Eisens und die Form
des Heizelementes wird erreicht, daß sich das
Eisen an der Spitze stärker erwärmt als an dem
übrigen Teil der Sohle, was notwendig ist, da
die Spitze, besonders beim Bügeln von Falten,
sich stärker abkühlt als der übrige Teil. Durch
den Luftraum zwischen Beschwerungsplatte
und dem oberen Teil des Hohlkörpers wird die
Wärmeabgabe nach oben vermindert; außer-
dem sind der aufgeschraubte Bügel sowie die
Metallhaube und die darunter liegenden Lei-
tungen nochmals durch Isolierstoffe gegen
Wärmeaufnahme hinlänglich geschützt. Die
Ne werden in zwei Größen mit 2,5 bzw.
3,5 kg Gewicht und 300 bzw. 400 W Verbrauch
hergestellt. Bei allen diesen Heizkörpern sind
die Zuleitungsschnüre durch eine kurze Spiral-
schlauchbewehrung gegen Bruch A
tz.
Verkehr und Transport.
Vereinigte Reibungs- und Zahnbahn (Sy-
stem Peter). — Bei Zahnstangen mit lot-
rechtem Zahneingriff (Abt, Biggenbach,
Staub) darf, um das Aufsteigen des Zahnrades
in der Zahnstange zu verhindern, das Wagen-
gewicht im Verhältnis zur Zukgraft einen be-
stimmten Betrag nicht unterschreiten, so daß
man bisher über 25% Steigung nicht hinausge-
Elektrotechnische Zeitschriitt, 1920. Heft 21.
418
gangen ist. Zur Überwindung größerer Stei-
gungen ist von H. H. Peterin Zürich eine neue
Kletterzahnstange mit wagerechtem Zahnein-
griff entworfen worden, nachdem schon bei der
Pilatusbahn mit wagerechtem Zahneingriff
bis 48% Steigung überwunden wurden..Letzte-
rer Ausführung steht aber das große Gewicht
und der hohe Preis des Oberbaues hindernd im
Wege, wogegen die Anwendung größerer Stei-
gungen eine Verkürzung der Bahnlänge und
Verminderung der Kunstbauten im Gefolge
hat. Bei der neuen Peterschen Zahnstange
können Krümmungshalbmesser bis 60 m herab
und Gefällsübergänge von rd 150 m Halbmesser
‚angewandt werden, was der Linienführung sehr
zugute kommt. Schnee und Eis beeinflussen
bei ihm die Sicherheit gegen Austreten der
Zahnstangenräder nicht. Das Zuggewicht
auf den Sitzplatz wird. möglichst klein.
Abb. 5 gibt eine Darstellung des Zahnstangen -
oberbawes auf Holzschwellen, wie er bei
der Zahnbahn Karlsbad— Dreikreuzburg zur
Anwendung gekommen ist. Die Stangenzähne
stehen einander gegenüber, infolgedessen sind
Abb. 9 zeigt den Antrieb einer zweiachsigen
Lokomotive, bei der der Motor auf beide
Triebzahnradpaare arbeitet. Auf gleichmäßige
Belastung der letzteren ist durch besondere
Einrichtungen Rücksicht genommen. Die
Handbremse wirkt auf eine Rillenscheibe, die
auf der Vorgelegewelle sitzt. R.M.
Landwirtschaft.
Elektrisehes Pflügen. — In letzter Zeit
wird von elektrischen Pflügen außerordentlich
viel gesprochen, weniger in Deutschland als im
Auslande. Die ‚Revue de l’ingenieur‘‘ 1920
berichtet von Versuchen mit einem Elektro-
pfluge nach dem Zweimaschinensystem, der
mit 5000 V Drehstrom betrieben wird. Der Auf-
bau ähnelt dem der in Deutschland angewand-
ten Systeme, nur ist die Seiltrommel mit senk-
rechter Achse wie beim Dampfpfluge mitten
unter dem Wagen angebracht (Abb- 10). Die
Stromzuführung zeigt nichts Besonderes; sie
wird dureh ein Gummiaderkabel von3 x 5mm?
die Gleitbewegungen der Trieb-
radzähne einander entgegen -
gesetzt gerichtet und die Re-
sultierende der Zahndrücke in
die Zahnstangenachse verlegt,
Biegungsspannungen also ver-
mieden. Als Zahnstangenein-
fahrt dient eine nachgiebige
Zunge mit. einseitig angeord-
neten Zähnen, in die ein be-
sonderes, mit der Triebachse
gekuppeltes Hilfszahnrad ein-
greift. In Abb..8 sind der
Antrieb und die Bremsung eines
Triebwagens dargestellt. Der
Motor arbeitet, mit Rutsch-
kupplung und Übersetzung auf
eine Vorgelegeachse, von wo
mit konischen Rädern die Zahn-
radachsen angetrieben werden.
Besondere, lose Führungsscheiben unterhalb
der Triebzahnräder sichern das Fahrzeug gegen
Austreten aus der Zahnstange. Die Bremsein-
riehtung besteht aus einer selbsttätigen Bremse,
die beim Überschreiten der Höchstgesehwindig
keit und beim Ausbleiben des Stromes einsetzt;
einer Handbremse, die auf die Vorgelegeachse
wirkt, und einer Klinkenbremse. Bei letzterer
ist auf einer Bremsachse, auf der ein besonderes
Zahnstangen-Radpaar sitzt, eine Bremsscheibe
lose drehbar, mit der Achse aber durch eine
Klinkenkuppelung verbunden. Bei Bergfahrt
bleibt die Bremsscheibe fest angezogen, und die
Klinken. gestatten in dieser Fahrtrichtung ein
freies Drehen der Räder, verhindern aber das
Rückwärtsrollen und ermöglichen das Anfahren
ohne Handhabung einer Bremsspindel. Da-
gegen ist die Bremsscheibe talwärts zu lösen.
Re al
Ji KH ai nee
] T RER I
R
. Abb. 9, Schema des Lokomotivantriebes,
\
Abb-8. Schema des Antriebes und der Bremsung eines Triebwagens.
Querschnitt bewirkt. Neu beidem beschriebenen
System ist, daß jeder Windewagen zum Fort-
bewegen mit einem Verbrennungsmotor von
37 kW ausgerüstet ist, der auch den 92 kW-
Elektromotor bei schwerer Arbeit unterstützen
kann. Der Pflug selbst wird durch Seilzug mit
einer Geschwindigkeit von 2 m/s bewegt und
leistet stündlich 1 ha bei 15 em Tiefe, 0,8 ha
bei 22 bis 25cm Tiefe und 0,6 ha bei 40 cm
Tiefe. - Die jährliche Pflugleistung wird bei
140-tägiger Arbeit im Jahre angegeben
zu 1000 ha bei 15 bis 20 cm Tiefe,
oder 2800774. °55.7’30.:0m 3
Sder? 26004, 05 A075; >
Der Stromverbrauch hat bei den Versuchen
betragen:
35 kWh fürı 1 ha bei 15 em Tiefe,
ABr. 3 a BB DH.cmN-Tiefe,
LOHR A N N N ST Re: 5 U) aaiR vs
.
Der jährliche Stromverbrauch ist mit
35 000 kWh bei 15 cm Tiefe angegeben
bzw. mit
40 bis 50 000 kWh bei '22 bis 25 cm Tiefe,
oder
60 bis 100 000 kWh bei 35 bis 40 cm Tiefe.
In der Gegend von Meaux hat sich eine
Genossenschaft gebildet, die sich mit Erfolg
dieses elektrischen Pfluges bedient.
Die „Revue Generale de L’Eleetrieite‘'!) be-
schreibt ein Einmaschinensystem eines Elek-
tropfluges nach der bekannten Anordnung von
Howard „roundabout‘‘, das mit feststehendem
Motor, Windewagen und vier beweglichen Ver-
ankerungen arbeitet. Der Aufbau des Winde-
wagens entspricht dem in Deutschland von
Brutschke angegebenen und bietet daher für
uns nichts neues. Man arbeitet mit 400 V
Drehstrom und 29,5 kW Leistung. Es handelt
1) 1917, 1919, 1920, Bd. 7, 8.49,
%
420
Elektrotechnische Zeitschrit. 1920. Heft 21.
I er
ü
er
EEE
1o
Zu RR d:
Bea
= r =;
Abb. 10.
sich hier also um einen kleinen Pflug, der mit
0,8 bis 1,2 m/s Geschwindigkeit gezogen wird.
Bei den in Bourget und Saint Germain ange-
stellten Versuchen hat der Motor
14,5 kWh bei 22cm Tiefe,
92,755 ,„ bei 30 bis 35 cm. Tiefe,
32,30 , bei 40 bis 42cm Tiefe
aufgenommen.
In einer Stunde werden gepflügt:
0,14 ha bei 30 bis 35 cm Tiefe und
051375,.2.,22402 74210, „lıete!
Der Stromverbrauch betrug
bei 30 bis 35 cm Tiefe 92 kWh je ha.
undbelr’402,142 3 u a 12 lan
Die Kosten des elektrischen Pfluges werden
errechnet
zu 93,75 Fr je ha, während die Kosten des
Vergleichspflügens
»» 204,50 Fr je ha, beim Pflügen mit Dampf
„ 108,— Fr je ha, beim Pflügen mit Motor-
es und
„ 153,20 Fr je ha beim Pflügen mit Gespan-
nen betragen sollen.
Die in Deutschland gesammelten Erfah-
rungen bestätigen diese Erfahrungen nicht;
sie sind auch gar nicht näher begründet und.
tragen zu sehr den Stempel der Absicht, als
daß daran irgend welche Schlußfolgerungen
angeschlossen werden dürften. Bei allen zahlen-
mäßig guten Erfahrungen bleibt der Umstand
zu berücksichtigen, daß der Elektropflug vom
Stromzuleitungskabel abhängig ist, deren Be-
ne erschwerend auf den Gebrauch des
Elektropfluges wirkt. Es muß daher als ein
Verdienst angesehen werden, daß man in Schwe-
den versucht, die Schwierigkeiten der Strom-
zuführung zu überwinden. Dort arbeitet man
bereits seit langer Zeit nach einem besonderen
System der „Elektro Agrieultur Ahtiebolaget‘“,
Stockholm, über das im Sommer d. Js. nähere
Angaben erhältlich sein werden. Auch in
deutschen industriellen Kreisen wird die Frage
des elektrischen Pfluges mit Interesse erwogen.
In einem im Februar vor Landwirten gehalte-
nen Vortrage teilte ein Vertreter der deut-
schen Elektroindustrie mit, daß sich zwei nam-
hafte deutsche Firmen mit der Herstelllung
von Elektropflügen in größerem Maßstabe als
bisher befassen und diese demnächst auf den
Markt bringen werden. K. Kr.
Fernmeldetechnik.
Hochfrequenzmaschinen. — In ‚‚The Wire-
less World‘, Juliausgabe 1919 gibt M. Latour
unter obigem Titel eine Übersicht der bekannt-
gewordenen Hochfrequenzmaschinen - Typen,
ohne mehr als Geschichtlich-Technisches vor-
zubringen. Es wird das alte unökonomische
System der Kaskadenschaltung mehrerer
Asynchrongeneratoren im Prinzip skizziert, das
später von Goldschmidt durch vielfache
+ »
Reflektionen zwischen Stator und Rotor in
sinnreicher Art und Weise vereinfacht und auch
praktisch in großem Maßstabe durchgeführt
wurde (Eilvese). — In Amerika baute Alexan-
derson kleinere und in neuester Zeit auch große
Hochfrequenzmaschinen nach der Gleichpol-
type unter Benutzung von Umfangsgeschwin-
digkeiten bis über 300 m/s, dazu gezwungen
durch die für die Antenne direkt gewünschten
hohen Perioden von etwa 30 000 bis 100 000.
Die Nutteilung beträgt bei 30 000 Per/s nur
noch 5 mm. Der Rotor ist als Körper gleicher
Festigkeit wie ein Turbinenschaufelrad gebaut
mit seitlich eingefrästen Zähnen, die an den
Nuten vorbei rotieren und dadurch den va-
riablen Flux erzeugen. Der Luftspalt — senk-
recht zur Achsriehtung — verlangt genaueste
Lagerspielbegrenzung. Ein als ‚variable-re-
luctance‘‘ bezeichneter Generator stellt im
großen und ganzen die Goldschmidt-Type ohne
Rotorwieklung uhd damit ohne Reflektions-
wirkung dar.. Zwecks Gewinnung von Platz
für Kupfer und Isolation in den Nuten erwähnt
Latour noch die Möglichkeit, z. B. 3 Anker-
armaturen um je "/, Polteilung versetzt neben-
einander anzuordnen und nur die halbe Anzahl
Nuten am Umfange jeder Einzelarmatur aus-
zuführen. Dadurch ist es wohl möglich, die
dreifache Frequenz in einem abgestimmten
Kreise zu erhalten; aber nur mit geringer Am-
plitude. Die Leistung dürfte kaum ein Drittel
der Grundfrequenz betragen.
M. Latour hat gerade die erfolgreichste Aus-
führung der alten Gleichpoltype vergessen; die
von „A E G‘ gebauten und von „Telefunken“
verwendetenHochfrequenz-Generatoren(Nauen),
die in der „ETZ‘“ 1919, S. 666 beschrieben sind.
Sämtliche von Latour skizzierten Typen haben
die Grenze mechanischer und elektrischer
Festigkeit nahezu erreicht oder sogar über-
schritten, wie die vielfachen Havarien aller ge-
nannten Ausführungen beweisen. Sie sind samt
und sonders Wunderwerke der Technik und
haben die Einführung ungedämpfter Wellen
für den Weltverkehr anstoßend gefördert;
aber für die Praxis kommt nur das Sichere und
dabei einfach zu Bedienende in Betracht. Um-
fangsgeschwindigkeiten von 300 m mit den
riesigen Luftreibungsverlusten, unter Umstän-
den zu deren Verminderung Kunstkonstruk-
tionen mit Evakuierung des Luftraumes, die
kleinen Polteilungen bei minimalen Luftspalten
oder rotierende Wieklungen bei etwa 150 m/s
gelten nach dem heutigen Stande der Technik
nicht als betriebssicher. Bei dem guten Wir-
kungsgrade von Frequenz -Transformatoren
kommt für eine öffentliche Betriebsstelle, wie
es eine drahtlose Telegraphenstation ist, nur
deren Verwendung in Verbindung mit einem
Hochfrequenz-Umformer von relativ geringer
Periodenzahl und mit einer Umfangsgeschwin-
Dee die die der Turbodynamos nicht über-
schreitet, in Frage. W. Dornig.
Fessenden und die Richtungsfinder der
drahtlosen Telegraphie. — Die in der drahtlosen
27. Mai 1920.
beruhen auf der Eigenschaft von Luiftleitern
len, die in gewisser Richtung auf sie eintreffen,
am stärksten anzusprechen. Bekannt sind auf
diesem Gebiete vor allem die von Bellini und
im „Electrician‘, Bd. 85, S. 719, veröffent-
lichten Aufsatze weist R. Fessenden darauf
hin, daß er schon 1899 grundlegende Versuche
einen drahtlosen Richtungsfinder, von ihm
„Pelorus“, d. i. eigentlich Instrument zur Be-
stimmung von Kompaßfehlern, genannt, ge-
nommen habe. Bellini und Tosi hätten nur das
. Verdienst, die induktive Verbindung zwischen
den Luftleitern und dem Empfangsgerät ein-
geführt zu haben. Versuche, die in den Jahren
1901 bis 1907 auf weitere Entfernungen ange-
stellt worden sind, haben gezeigt, daß derartige
Einrichtungen Abweichungen von der wahren
Richtung bis zu 45° ergeben können. Die Ur-
sache für diese Erscheinung ist in der Ablen-
kung der elektromagnetischen Wellen zu suchen,
die nach Fessenden durch mehr oder weniger
elektromagnetisch undurchdringliche Schich-
Über Land werden derartige undurchlässige
Schichten gebildet durch die verschiedene ört-
liche Leitfähigkeit des Erdbodens und durch
Unterschiede in der örtlichen und zeitlichen
Absorption durch die Vegetation, über Wasser
RER der Küste durch den großen Unterschied
in der Leitfähigkeit des Wassers und der san-
digen Küste, endlich über Wasser und Land
durch das Vorhandensein ausgedehnter Sehich-
ten ionisierter Luft. Als Mittel, um beobach-
tete Fehler auszumerzen, benutzt Fessenden
seine Entdeckung, daß der Betrag der Ablen-
kung eine Funktion der Wellenlänge ist. Dem-
entsprechend verwendet er für einen fehler-
losen Richtungsfinder zwei voneinander um
einen nicht zu kleinen Betrag verschiedene Wel-
lenlängen gleichzeitig oder noch besser drei
Wellen, deren Beobachtungen paarweise zu-
sammengefaßt werden sollen. Geben die Be-
obachtungen zweier Wellen die gleiche Rich-
[3
tung, so sind Fehler nicht vorhanden; andern-
zweier Beobachtungen auf die wahre Richtung
‘geschlossen werden. Er stellt Formeln für die
Berechnung der wahren Richtung in einem
späteren Aufsatz in Aussicht; meint aber auch,
daß es noch einfacher wäre, empirisch die Ab-
lenkungen für die verschiedenen Wellenlängen
zu bestimmen. Kp. i
Allgemeiner Maschinenbau.
Neuartige Windmühle. — In Schweden, in
der Nähe von Stockholm, ist eine neuartige
Windmühle zur Erzeugung von elektrischem
Strom aufgestellt worden. Die Unregelmäßig-
keit des Betriebes wird dadurch umgangen, daß
man nicht unmittelbaren Antrieb benutzt, son-
dern ein aneiner Kette aufgehängtes Gewicht von
2 t durch den Windflügel mittels geeigneter
zum Antrieb der Dynamomaschine benutzt.
Das Windrad hat 4 Flügel von je 6 m Länge,
eine Gesamtoberfläche von 22,6 m? und
macht eta 3 Umdr/min;
von 7,7 m/s erzeugt es 4,65 kW (6,22. PS).
Windrad und Dynamomaschine sind dreh-
bar auf einem 7 m hohen Stahlturm ange-
bracht und stellen sich selbsttätig gegen den
Wind ein. Der Stahlturm ist auf einem Ilm
hohen Holzunterbau befestigt, in dem sich die
Schalttafel und die Akkumulatoren (65 Zellen)
befinden. Die Kapazität der Batterie beträgt
dient zur Beleuchtung und zum Antrieb land-
wirtschaftlicher Maschinen, wie Dresch-
maschinen, .Kornmühlen, Wasserpumpen,
. Häckselschneidemaschinen usw. 4740 kWh
'sind im Jahre erzeugt worden, und der täg-
liche Durchschnittsverbrauch war
680 £, die jährlichen. Betriebskosten 68%, £,
wobei 9% für Abschreibung gerechnet sind. Die
Anlage arbeitet selbsttätig, sie braucht daher
sehr wenig Wartung. Das Windrad stellt seine
A ueken ein, sobald die Batterie vollkommen
ela
‚age erreicht hat. Die Kosten der kWh haben
sie
4h/Tag in Betrieb gewesen, so daß sich die
Stromkosten wesentlich verringern werden,
wenn man die Gebrauchsdauer erhöht und z. B:
elektrisch kocht und heizt. (‚The Technical
skrift““ 29. VI. 1919.)
1) „ETZ* 1909, S. 491.
Telegraphie herausgebrachten Richtungsfinder |
bestimmter Form, auf elektromagnetische Wel-
Tosi angegebenen Einrichtungen !). In einem.
N und bereits 1903 das erste Patent
au
ten auf dem Wege der Wellen veranlaßt werden.
falls muß aus dem Betrag der Abweichungen
en ist oder wenn das Gewicht seine höchste _
zu 35/; d ergeben. Dabei ist die Anlage nur
EEE
ie
Zwischenglieder auf eine beträchtliche Höhe
heben läßt und die beim Niedersinken freiwer-
dende Energie dieses Gewichtsakkumulators
mit einem Wind
a
150 Ah bei 45 A Entladestromstärke; der Strom |
dem-
nach 13 kW. Die Kosten der Anlage betrugen
}
a
x
Review‘ Bd. 6,'1920, ei nach „Teknisk Tid-
J
E
°
-
+
‚dieser schweren Zeit eingreifen könnte.
-warten darf.
. Preissteigerung al
x
27. Mai 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920.
Heit 21.
421
Industrie und Handel.
Wirtschaftliche Aufklärung durch den In-
genieur. — Vor wenigen Tagen konnte die deut-
sche Technik einen ihrer erfolgreichsten, zugleich
aber auch streitbarsten Führer und Lehrer, Alois
Riedler,zum 70. Geburtstage begrüßen. Dieses
Jubiläum eines Mannes, der stets mit dem
anzen Gewicht seiner Persönlichkeit für den
Ingenieurstand eingetreten ist, regt zu der
Überlegung an, ob nicht der in der Wirklich-
keit stehende, in ihr denkende und handelnde
Ingenieur, nach Swain das Gegenteil des
„gefährlichen“ Idealisten, helfend ın die ar
ir
meinen nicht seine Berufsarbeit, die heute — vor
allem in der Energiewirtschaft — mehr als je.
dankbare he findet, nicht politische
Agitation, auch nicht eine Tätigkeit als Ver-
waltungsbeamter, für die zu wirken sich der
Reichsbund Deutscher Technik bemüht!): wir
meinen Aufklärung der Arbeiterschaft
über die wirtschaftlichen Forderungen
der Zeit. Wasnutzen am Ende alle Vorschläge,
alle Maßnahmen für den Wiederaufbau Deutsch-
lands, wenn das Gros der Arbeitnehmer den
wirtschaftlichen Zusammenhängen, den Wir-
kungen, die ihre Ansprüche auslösen, ver-
ständnislos gegenübersteht und infolgedessen,
gleichgültig gegen alle Notwendigkeiten und
ohne AreRunn zu vernünftisem Nachdenken,
denen ein williges Ohr zu leihen geneigt ist,
heißende Fata Morgana die Nutzlosigkeit ge-
ordneter Arbeit, Umsturz, ja Gewalttätig-
keiten predigen. Vorträge, Drucksachen usw.,
mögen sie noch so gut sein, tun es nicht allein,
wohl aber kann man von dem in der Unter-
haltung gesprochenen Wort, von leicht .faß-
lichen Erklärungen vor, während und nach
der Arbeit — ohne deren Beeinträchtigung
natürlich — nachhaltige Wirkung erwarten.
Der tüchtige Ingenieur kennt seine Arbeiter;
weiß die Gelegenheiten zu erfassen, wo er —
in der Werkstatt, auf Bauplätzen, bei In-
stallationen usw. — ihnen ruhig und sach-
lich das Wissen vermitteln kann, was ihnen
fehlt, wonach sie sich, soweit sie nicht — und
das ist heute noch stark die Minderzahl —
bereits dem Radikalismus verfallen sind, in
der Not des Daseins sehnen, um auch ihrer-
seits aus „Wirklichkeitsblinden‘‘ Sehende zu
werden. Natürlich vermag solche, wir möchten
sagen, wirtschaftliche Missionsarbeit mit Erfolg
nur der entsprechend Gebildete und nicht inPar-
teiinteressen Befangene zu leisten, der selbst die
Beziehungen zwischen Produktion und Absatz
der Ware, den Einfluß der Löhne auf die Preis-
bildung, unsere Finanzlage, die Valutafrage,
den Friedensvertrag, alle den Betrieben ‘wie
iedem einzelnen ArReitnahrnee drohenden Ge-
fahren usw. durchdacht hat und kennt. Aber
gerade deshalb scheint uns der Ingenieur hier-
zu besonders berufen, der Mann der Wirk-
lichkeit und des klaren Denkens, der Freund
des Arbeiters, zu dem er als solcher sprechen
kann und von dem er auch das für den Erfolg
seiner Mühe unumgängliche Vertrauen er-
Vielleieht betätigen sich schon
manche Ingenieure in der hier angeregten
Weise; dann möge ihre Zahl wachsen, ihre
Hilfein allen Werken und Arbeitsstätten Nach-
ahmung finden. Die Belegschaft wird es ihnen
an dem Tage danken, an dem sie auf Grund
der erlangten Kenntnisse selbst zu beurteilen
vermag, wo unser aller eine wahrhaft bessere
Zukunft, wo die Verelendung wartet. Ä
Wir erwähnten oben George. F. Swain;
auf ihn nimmt der Präsident des American
Institute of Electrical Engineers, CalvertTown-
ley, in einem Vortrage!) Bezug, in dem er
eine ähnliche Frage behanaelt, nämlich die,
ob der Ingenieur angesichts der abnormalen
er für das Leben wich-
tigen Waren etwas tun kann, außer zu be-
. 4) Wie wenig Verständnis,man heute noch dieser für
ein großes Gemeinwesen außerordentlich wichtigen Tätig-
keit entgegenhringt. beweist die Ablehnung, eines Tech-
nikers als dritten Bürgermeister Groß-Berlins in der preußi-
schen Landesversammlung.
8 BEER „Journal of the Am. Inst. of El. Eng,“ Bd. 39, 1920,
die aus rein egoistischen Motiven unter immer
wiederholtem Hinweis auf eine glückver-
zahlen und zu klagen. Townley erblickt die
Ursache der Preiserhöhung wesentlich in der
Wirkung der gesteigerten Löhne auf die, Her-
stellungskosten, wobei alles Material letzten
Endes als Arbeit aufzufassen ist. Warum sind
nun dieLöhne in Amerika gestiegen und wie wer-
den sich die Preise in Zukunft gestalten? Von
einer „Neuordnung“ im Sinne des „Erwachens
der Arbeit‘ kann nicht die Rede sein. Der
Arbeiter hat wie er andere Mensch in der
Vergangenheit alles gefordert, was er er-
halten konnte, aber die Begehrlichkeit ist
an sich nicht gewachsen und gibt keinerlei
Anhalt für eine solche Neuordnung der Dinge.
Vor dem Kriege waren die Vereinigten Staaten
wohlhabend, ihre Geschäftslage gut,. die Ar-
beitnehmer bei viel niedrigeren Löhnen weniger
unzufrieden als heute. Aber der Krieg hat
die produktive Leistungsfähigkeit überall stark
beschränkt, während die Bedürfnisse wuchsen,
und da Amerika zur bei weitem größten Ver-
sorgungsquelle der Welt wurde, stieg seine
produktive Leistungsfähigkeit plötzlich und
mächtig. Die Unternehmer zogen aus diesen
Verhältnissen ihren Vorteil, höhere Preise für
den Export nach Europa.ließen auch die Preise
im Inlande anziehen. Die Nachfrage nahm zu,
als Amerika selbst in den Krieg eintrat, seine
Produktionsfähigkeit dagegen sank, während
verbesserte Arbeitsweisen, konzentrierte An-
strengungen usw. doch gleichzeitig die Erzeu-
gung vergrößerten. Da nun wurde der Arbeit-
nehmer. aufmerksam, die Zeit seines Vorteils
war gekommen wie vordem die des Unter-
nehmers. Das alles erscheint dem Vortragen-
den natürlich und logisch, keineswegs in neuen
Theorien oder auf dem ‚Erwachen des Pro-
letariats‘‘ begründet. Lediglich das alte
Gesetz von Angebot und Nachfrage kam zur
Wirkung. Natürlich hat die Organisierung als
Waffe der Arbeitnehmer im Kampf um ihre
Ziele dabei eine wesentliche Rolle gespielt,
sie ist aber nicht neu und nicht ausschlag-
gebend für das Ansteigen der Löhne. Maß-
gebend hierfür war augenscheinlich ein Wechsel
in dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage,
verbunden mit verminderter Leistung des
Arbeitnehmers und der Notwendigkeit, Ersatz-
personal einzustellen. Auch die verringerte
Arbeitszeit und Arbeitsunlust kommen in
Betracht. Eine Wertverminderung des Dollars
als Grund für die Preissteigerung erkennt
Townley nicht an und verweist auf ähnliche
Vorgänge nach dem Bürgerkriege. Die ökono-
mischen Verhältnisse der Industrie werden
nach ihm weiter von den unabänderlichen
Wirtschaftsgesetzen geregelt, denen gegenüber
sogenannte ‚Rechte‘ der beteiligten Parteien
zurücktreten müssen. Bisher hat es an Zeit
gefehlt, die vor dem Kriege herrschenden Wirt-
schaftsbedingungen wieder herzustellen. Nach
seiner Beendigung mußte ja zunächst alles
nachgeholt werden, was vorher in der Deckung
des industriellen Bedarfes. gezwungenermaßen
versäumt wurde. Die an die amerikanische
Industrie gestellten Anforderungen werden
Ben TeleoEt durch die Ansprüche Europas, es
ehlt fast an Arbeitskräften, und wenn es
auch gelungen ist, einen Teil der früher von
Europa versorgten Märkte im Außenhandel
zu erobern, so ist doch mit dem Wiedererwachen
seiner Konkurrenz eines Tages zu rechnen.
Townley glaubt für die Zukunft an ein Über-
wiegen der Produktion über die Nachfrage und
erwartet dann die Probe darauf, ob die Ver-
einigten Staaten aie günstige Periode ausge-
nutzt haben und sich durch Verringerung der
Herstellungskosten und durch Trainieren des
Volkes in ökonomischem Sinne der Wieder-
herstellung der Verhältnisse ohne ernste Stö-
AunBen gewachsen erweisen; im anderen
Fall droht Beschäftigungslosigkeit mit ihren
üblen Folgen. Der Ingenieur aber, und das
ist die Antwort auf die eingangs aufgewor-
fene Frage, soll kraft seiner Qualitäten das
Vertrauen in. die industrielle Bereitschaft als
kommerzielle Sicherheit verbreiten, darauf
hinweisen, daß es sich um ein durchaus nor-
males Problem handelt, das in Übereinstim-
mung mit wohlbekannten Gesetzen und nicht
mit Hilfe unklarer ‚Vorstellungen, neuer Ideen
oder Lebensregeln gelöst werden muß. „Halt!
Sehen! Horchen!‘ ist die aus dem Eisenbahn-
betrieb bekannte Aufforderung, die Townley
zum Schluß an die Mitglieder der Institution
richtet, — charakteristisch wie der ganze Vor-
trag für die Stellung des Amerikaners zu dieser
weltwirtschaftlichen Frage.
Die Beschäftigung im März 1920. — Für
die Elektrizitätsindustrie, so berichtet das
„Reichs-Arbeitsbl.‘“, gelten im wesentlichen
die gleichen hemmenden Bedingungen wie im
Vormonat!). Die Großbetriebe für den Bau
von OHNE CLInE N, Elektromoto-
ren und Transformatoren stellen die Be-
schäftigung als nach wie vor rege dar. Im Ver-
gleich zum Vorjahr handelt es sich zumeist um
SeBente Tätigkeit. Die außerordentlichen
chwierigkeiten in der Materialbeschaffung
waren für eine weitere Ausdehnung der Lei-
stung außerordentlich erschwerend, so daß der
dauernd steigende Auftragsbestand zu einer
Verbesserung der Beschäftigung gegenüber den
Vormönaten nicht zu führen vermochte. Teil-
weise hat sogar infolge des Materialmangels, so
insbesondere an Dynamoblech, eine Ver-
schlechterung stattgefunden. Auch infolge des
fortgesetzten Kohlen-, Gas- und Stromman-
gels machte sich vielfach ein weiterer Rück-
gang der Arbeitsleistung fühlbar. Überarbeit
wurde, obgleich sie in manchen Betrieben in
größerem Umfange erforderlich gewesen wäre,
nicht geleistet. Der Bestellungseingang für
elektrische Meßinstrumente übertraf zah-
lenmäßig den des Vormonats nicht unerheb-
lich. Für Röntgenapparate gestaltete sich
der Geschäftsgang im allgemeinen ausreichend
und jedenfalls besser als 1919. In derSchwach-
stromtechnik wurde der Geschäftsgang nach
wie vor als gut bezeichnet. Die Arbeitsleistung
ist allerdings wegen der Beteiligung am politi-
schen Streik hinter dem Vormonat zurückge-
blieben. Gegenüber dem Vorjahre beurteilte
man die Lage teils als unverändert, teils als
besser. Funktelegraphiewerke sind wie
im Vormonat nur mäßig und wesentlich
schwächer als 1919 beschäftigt gewesen. Die
Bogenlampen- und Glühlampenindu-
strie hatte z. T. lebhaft, z. T. allerdings unter-
normal zu tun. Starke Behinderung durch
Materialmangel wird betont und auch im Ver-
gleich zum Vorjahre der Beschäftigungsgrad
nicht durchweg als gleich rege Bereichen, Für
Elektrizitätszähler geben die Berichte an-
gespannte Tätigkeit und bedeutend besseren
Umsatz als 1919 an. Kabelwerke arbeiteten
stärker als im Vorjahre; ihre Beschäftigung
kann im allgemeinen als normal gelten, wenn
davon abgesehen wird, daß die Arbeitsleistung
infolge der Beteiligung am Generalstreik einen
Rückgang aufwies. Während aus Süddeutsch-
land auf das unverminderte Fortbestehen von
-Strom- und Kohlenmangel hingewiesen wurde,
konnten einzelne rheinische Betriebe insofern
eine Verbesserung gegen den Februar fest-
stellen, als infolge von Brennstoffanfuhr nicht
mehr gefeiert zu werden brauchte. Von Kraft-
werken wird eine Anderung der Gesamtlage
nicht verzeichnet. Der Kohlenmangel hat, wie
aus dem Bericht eines süddeutschen Elektri-
zitätswerkes hervorgeht, vereinzelt zur aber-
maligen Stillegung von Straßenbahnen ge-
führt. Soweit Überlandzentralen mit Torf ar-
beiten, schildern sie ihre Lage als gleichbleibend
gut. Auch beim Installationsgewerbe ent-
sprach die Beschäftigung der des Vormonats,
doch war hier im allgemeinen mehr als im März
1919 zu tun. :
Lohnerhöhungen wurden vielfach fest-
gestellt. Für Groß-Berlin hat der Verband
Berliner Metallindustrieller die Löhne und
Teuerungszulagen in der Weise erhöht, daß ein
Arbeiter eine Zulage von 60 Pf/Stunde, eine
Arbeiterin eine solche von 45 Pf erhielt, wäh-
rend man den jugendlichen Arbeitskräften 25 .
bzw. 35 Pf/Stunde mehr einräumte. An Teue-
rungszulage kommt für ein Kind 6 M wöchent-
lich, für die Frau 3 M hinzu. Aus dem Rhein-
land wurden Erhöhungen der Löhne um 25 bis
20% bzw. um 10%, abgesehen von Zulagen von
70 bzw. für die Arbeiterinnen von 50 Pf für die
Arbeitsstunde, gemeldet.
1) Vgl. „ETZ“ 1920, S. 339.
Verband Deutscher Elektrotechniker. |
' (Eingetragener Verein.)
Geschäftsstelle: Berlin W.57, Potsdamer Str. 68.
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306. °
Betr.: Kommission für Errichtungs- und Be-
triebsvorschriften.
Kreuzung von elektrischen Starkstromanlagen
mit Bahnen.
- In der ETZ 1914, S. 803 und ETZ 1916,
S. 530 sind die vom Preußischen Ministerium
VEREINSNACHRICHTEN.
der öffentlichen Arbeiten aufgestellten ‚‚Be-
dingungen für fremde Starkstromleitungen auf
Bahngelände‘“ veröffentlicht worden. Die ge-
nannte Behörde hat nun neuerdings einige
vorübergehende Erleichterungen zugestanden,
welche im Eisenbähn-Nachrichtenblatt be-
kanntgegeben wurden und nachstehend ver-
öffentlicht werden.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
Dr.ng. G. Dettmar.
Berlin, den 26. November 1919.
In Anbetracht der andauernden Baustoff-
knappheit und der sehr hohen Kosten _ aller
Baustoffe treten vom 1. Dezember d. J. ab
bis auf weiteres folgende Erleichterungen der
vorerwähnten Bedingungen in Kraft. Ich
behalte mir vor, bei Wiederkehr besserer Zu-
stände die Erleichterungen wieder aufzuheben.
$ 2 I“. Der zweite Satz des Absatzes I erhält
den Wortlaut: ‚Der Durchhang der
Leitungen im Kreuzungsfelde muß so
422
bestimmt werden, daß sowohl bei
— 20°C. ohne zusätzliche Belastung als
auch bei — 5° C. und bei Belastung
durch Eis oder Winddruck mindestens
fünffache Sicherheit gegen Bruch vor-
handen ist.‘
I. Der zweite Absatz soll lauten: ‚Die
zusätzliche Belastung durch Eis oder
Winddruck ist gleich 180.yd in g für
l laufendes m Leitungslänge einzusetzen,
wobei d den Durchmesser der Leitung
in mm bedeutet.‘
le. Der Schluß des Absatzes 4 soll
lauten: „,....mindestens aber der einer
fünffächen Sicherheit in den Seilen ent-
sprechende Zug im Kreuzungsfelde.“
l! .Der letzte Absatz erhält folgende ver-
änderte Fassung: „Ausreichende Stand-
sicherheit der Gestänge gilt im all-
gemeinen als nachgewiesen, wenn die
Abmessungen der Grundblöcke . oder
Grundplatten nach den Formeln von
Dr.-Ing. Fröhlich ermittelt worden
sind (Zeitschrift für Bauwesen 1915,
S. 632—658). Das Gewicht des Betons
ist dabei zu 2000 kg/m3 und das des auf-
lastenden Erdreichs zu 1600 kg/m? bei
gewöhnlichen Bodenverhältnissen ein-
zusetzen.'
1°. Der Schlußsatz des Absatzes 1 soll
lauten: „„Die Bruchsicherheit aller Draht-
seile soll bei der ungünstigsten Bean-
spruchung mindestens fünffach sein.‘
$2
AEF
Ausschuß für Einheiten und Formelgrößen.
Neun Entwürfe, welche nach zweimaliger
Lesung satzungsgemäß in den Jahren 1911
bis 1914 veröffentlicht und zur allgemeinen
Erörterung gestellt worden sind, werden auf
Beschluß des AEF in anbetracht der seit ihrer
ersten Veröffentlichung verstrichenen langen
Zeit nochmals abgedruckt und zur Erörte-
rung gestellt. Äußerungen zu diesen Ent-
würfen werden bis zum Schluß des Jahres
1920 erbeten; alsdann werden sie satzungs-
semäß verabschiedet werden.
Berlin, 4 .IV.- 1920.
Entwurf VIII. Arbeit und Energie.
IE
1. Eine Energieangabe bezieht sich stets
auf einen Zustand, eine Arbeitsangabe da-
gegen stets auf eine Zustandsänderung.
2. Daher setzen sich Energieausdrücke aus
gleichzeitigen Werten meßbarer Größen zu-
sammen, Arbeitsausdrücke dagegen ausWerten!),
die sich über einen Zeitabschnitt ver-
teilen.
3. Als Merkmal zur Unterscheidung von
Energie und Arbeit folgt hieraus, daß sich eine
Energieangabe auf einen Zeitpunkt, eine Ar-
beitsangabe dagegen auf einen Zeitabschnitt
bezieht.
11.
4. Mechanische Arbeit ist das Produkt
aus Weg und der in die Wegrichtung fallenden
Komponente der Kraft.
5. Elektrische .(genauer: elektromagne-
tische) Arbeit ist das Produkt aus Spannung,
Strom und Zeit. :
6. Es ist eine Eigentümlichkeit des Sprach-
gebrauches, andere Energieübertragungen nicht
als Arbeiten zu bezeichnen. ?
IT
7. Geht ein System aus einem Zustand in
einen anderen über, so bezeichnet man als Ab-
nahme seiner Energie den in Arbeitsein-
heiten gemessenen Betrag aller Wirkungen, die
bei diesem Ubergang außerhalb des Systems
hervorgebracht werden. d
8. Da hierdureh nur die Anderung der
Energie eines Systems definiert ist, so wird der
Betrag der Energie erst durch die Wahl des Zu-
standes bestimmt, dem’die Energie Null zuge-
schrieben werden soll (Nullzustand). _.Für
manche Energieformen ergibt sich die Wahl des
Nullzustandes in zweekmäßiger und daher all-
gemein gebräuchlicher Weise dadurch, daß eine
weitere Verringerung dieser Energieform von
diesem Zustand aus nicht mehr möglich ist (z.
B. bei der elektrischen und bei der magne-
tischen Energie). :
Strecker.
IV.
9a. Bei manchen Zustandsänderungen
findet kein. Energieaustausch zwischen ver-
!) Mathematisch gesprochen ist daher die Energie-
dichte (d. h. die in der Raumeinheit enthaltene Energie-
menge) eine Funktion von Zustandsparametern (z. B. von
Geschwindigkeit, Temperatur, Feldstärke), so daß die Ener-
ie selbst durch das Raumintegral einer solchen Funktion
dargestellt wird. Die mechanische Arbeit ist dagegen ein
Linienintegral, die Arbeit des elektrischen Stromes ein
Zeitintegral.
Entwurf IX. Durehflutune
Elektrotechnische Zeitschriit, 1920, Het 21.
schiedenen Körpern (oder Teilen eines Körpers)
statt, sondern die Energie wechselt nur ihre
Form, ohne zu wandern.
9». Im allgemeinen geht aber bei einer
Zustandsänderung Energie von einem Körper
auf einen anderen über, u. zw. entweder
durch mechanische oder durch elektrische Ar-
beit oder durch Wärmeleitung oder durch elek-_
tromagnetische Strahlung (zu der auch Wärme-/
und Lichtstrahlung gehören). >
9e.. Außerdem kann. Energie auch ohne
Zustandsänderung ihres Trägers dadurch ihren
Ort ändern, daß-sie an bewegten Körpern.haftet
(Konvektion).
10. Beispiele für Energieformen sind: kine-
tische Energie, _ mechanische Lagenenergie,
elastische Form- und Volumenenergie, Wärme,
chemische Energie, elektrische Energie, mag-
netische Energie,
Zusatz.
11. Der Quotient aus der Arbeit und der
auf sie verwendeten Zeit heißt Leistung. Die
Leistung gibt die Stärke des Energiestromes
durch eine Fläche (meist die Oberfläche eines
Raumteiles) an.
und Strombelag.
1. Die algebraische Summe aller elektri-
schen Ströme durch eine beliebige Fläche heißt
elektrische Durchflutung.
2. Bei einer elektrischen Strömung, die
man als zweidimensional (flächenhaft) ansehen
kann und will, heißt der Strom oder die Dureh-
flutung durch eine zu den Stromlinien senk-
.rechte Längeneinheit Strombelag.
Entwurf X. Mathematische Zeichen.
Nr. | Zeichen Bedeutung
1 1% 1) erstens
2. | () Numerierung von Formeln;
| die Formelnummern sollen
stets am rechten Rande
des Textes stehen.
3 %/,,.vH Prozent
4 00 VE Promille
5. / für ein, pro
6 r bis (statt —)
7..(.) [1% }| Klammer
8. | ah Dezimalzeichen; Komma
unten, oder Punkt oben.
Zur Gruppenabteilung bei
| größeren Zahlen darf weder
| ! Komma noch Punkt ver-
|. wandt werden.
9. 0,058. .0,000008
10. | + plus, mehr, und
11: er minus, weniger
12. BEZ mal, multipliziert mit. Der
Punkt ‘steht auf halber
Zahlenhöhe. ;
13.. | 7/92 geteilt durch.
14. | = \ gleich
15 == | identisch mit
16.% 38 nicht gleich
17. = nahezu gleich, rund, etwa
18. < kleiner als r
19 > | größer als \
Di) SE | klein gegen\ von anderer
21. >> groß gegen Größenordnung
DDHEN oo unendlich £
23 V , Wurzelzeichen. Das Zeichen
Y erhält einen oben an-
‚gesetzten wagerechten
' Strich, an dessen Ende
| „noch ein kurzer senk-
rechter Strich angesetzt
werden kann,
24. | | Determinante i
5 | | Betrag einer reellen oder
: komplexen Größe
26. ! Fakultät
97 4 endliche Zunahme
23. d vollständiges Differential
29, 0) partielles Differential
30. J | Variation, virtuelle Änderung
31. d Diminutiv
32. DJ Summe von; Grenzbezeich-
| nungen sind unterundüber
das Zeichen zu setzen. Die
, Summationsvariable wird
\ unter das Zeichen gesetzt.
38. H: | Integral
34. I parallel
35: # gleich und parallel
36. “L rechtwinklig zu
37. JAN | Dreieck
38. ed , kongruent
27. Mai 1920.
Nr. | Zeichen | Bedeutung‘
39 [a$) ähnlich, proportional
40. 3 Winkel
4l AB Strecke AB ae
ZEN %
42. -AB Bogen AB
Entwurf XIII. Gewicht. \
Der Ausdruck „Gewieht‘“ bezeichnet eine
Größe gleicher Natur. wie eine Kraft; das Ge-
wicht eines Körpers ist das Produkt seiner.
Masse in die Beschleunigung der Schwere.
Entwurf XIV. Dichte.
1. Massendichte (spezifische Masse) ist
der Quotient der Masse eines Körpers durch
sein Volumen.
3%. Gewicehtsdiehte (spezifisches Ge-
wieht) ist der Quotient des Gewichts eines
Körpers. durch sein Volumen.
3. Diehtezahl (Dichteverhältnis) ist das
Verhältnis der Massendiehte oder der Gewichts-
dichte eines Körpers zu der Massendichte oder
der Gewiehtsdichte eines Vergleichskörpers.
Wenn keine besonderen Gründe dagegen
sprechen, ist für feste und flüssige Körper als
Vergleichskörper Wasser von 4 © zu wählen.
4... Massenräumigkeit (spezifisches
Massenvolumen) ist der Quotient des Volumens
eines Körpers durch seine Masae.
5. Gewichtsräumigkeit (spezifisches
Gewichtsvolumen) ist der Quotient des Vo-
lumens eines Körpers durch sein Gewicht.
Entwurf XV. Formelzeichen des AEF.
> MiSte.G, &
Nr ‘Größe A
1 Energies u Se a W
2 Periödendauer na ra
3 Kreisfreguenz sun. w
4 Frequenz (bei Wechsel«trom) f
5 | Spezifischer Widerstand . M
6 Lieitwert na ne G
SM Elektrostatische Induktion . D
8 , Dielektrizitätskonstante. . . - >
9 Gegeninduktivität . . » 2... M
10 Magnetischer Fuß. .....]| +
Entwurf XVI. Energieeinheit der Wärme.
Die Energieeinheit der Wärme ist das
internationale Kilojoule oder die internationale
Kilowattsekunde.
Entwurf XVII. Normaltemperatur.
Die Eigenschaften von Stoffen, Systemen,
Geräten und Maschinen sind tunlichst bei einer
bestimmten einheitlichen Temperatur zu messen
oder für eine solche zu berechnen und anzu-
geben. Sofern nieht besondere Gründe für die
Wahl einer anderen Bezugstemperatur vor
liegen, ist als Normaltemperatur + 20 C zu
wählen. 5 :
Die Bezugstemperatur 0° C ist beizube-
halten: 5
in der Festlegung der Maßeinheiten „Meter“
und „Ohm‘‘;
in der Festlegung der Druckeinheit „Atmo-
sphäre‘“‘ und bei Barometerangaben.
Die Bezugstemperatur + 4° GC ist beizu-
behalten in der Festlegung der Maßeinheit
„Liter‘‘ und für Wasser als Vergleichskörper
bei Diehtebestimmungen.
Entwurf XVII. Feld und Fluß.
1. Den Raum, in welchem sich elektrische
und magnetische Erscheinungen abspielen, be-
zeichnet man allgemein als elektromagnetisches
Feld. Beschränkt sich die Betrachtung im be-
sonderen auf die elektrischen oder auf die
magnetischen Erscheinungen, 80 spricht man
von einem elektrischen oder magnetischen
Felde. E
2. Das Integral der Normalkomponente
eines Feldvektors über eine Fläche bezeichnet
man als Fluß des Vektors durch die Fläche.
Im besonderen bezeichnet man das In-
tegral der Normalkomponente der magnetischen
Induktion über eine Fläche als Induktions-
f{luß und das Integral der Normalkomponente
der dielektrischen Verschiebung übereine Fläche
als Verschiebungsfluß. SE
‘3. Den Induktionsfluß dureh eine von
allen Windungen einer Spule umrandete Fläche
bezeichnet man als Spulenfluß. Der Fluß
durch die Fläche einer einzelnen Windung heißt
Windungsfluß.
Die Begründungen und Erläuterungen zu den Ent-
würfen sind abgedruckt: zu VIII n. IX „ETZ* 1911, 8.721. —
X „ETZ* 1912, S. 467. — XIII bis XVl „ETZ* 1914, 8. 280. —
XVII, XVII „ETZ* 1914, 8. 661. i
a ————eeeee a EEE EEE
- Werken
- anfall
27. Mai 19%2u.
PERSÖNLICHES. |
(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.)
L, Pfaundler f. In Graz starb im 82.
Lebensjahr der .o. Professor a. D. der Physik
Dr. Leopold Pfaundler. Der Verstorbene
wurde 1866 in seiner Vaterstadt Innsbruck
Professor der dee und folgte dann 1891
einem Rufe als Professor und Direktor des
Physikalischen Instituts nach Graz. Von
Pfaundler stammen zahlreiche physikalische
und chemische Untersuchungen; von seinen
sind „Die Physik des täglichen
Lebens“ und die Neubearbeitung des großen
„Lehrbuchs der Physik‘‘ von Müller-Pouillet
in allen Fachkreisen bekannt geworden.
-E. Hupka }. Auf seiner Rückkehr aus der
SE RT r starb am 19. VI: v. J.
auf hoher See an den Folgen eines Influenza-
es Dr. Erich Hupka, Mitarbeiter der
Physikalisch-Technischen Reichsanstalt und
bekannt durch seine Arbeiten auf dem Gebiet
der drahtlosen Telegraphie. Unter diesen fand
seine Doktorschrift, in der er für Kathoden-
strahlen sehr hoher Geschwindigkeit die Ver-
änderlichkeit der Masse nachwies, besondere
- Beachtung.
LITERATUR.
Besprechungen. i
Kleiner Leitfaden der praktischen Phy-
sik. Von Friedr. Kohlrausch. 3. Aufl.
Neubearb. von Prof. Dr. H. Scholl. Mit
165 Textabb. XX und 324 S. in 8°. Verlag
von B. G. Teubner, Leipzig und Berlin 1919.
Preis geb. 10 M.
In der vorliegenden dritten Auflage er-
scheint der ‚Kleine Kohlrausch‘ in völlig
neuem Gewande. Unter Weglassung mancher
. Methoden, die für praktische Bedürfnisse ohne
großen Wert waren, ist bei gleichzeitiger
Umfangsvergrößerung des Buches Platz für
eine große Reihe von neuen Dingen geschaffen
worden und auch die einzelnen Messungen
und Meßmethoden konnten genauer besprochen
werden, was für den en der sich
im Nebenberuf mit Physik beschäftigen muß,
wegen der größeren Verständlichkeit, wertvoll
erscheint. Durch die Zusammenfassung der den
einzelnen Abschnitten zugrunde liegenden wich-
tigen Gesetze und Beziehungen und Hervor-
hebung durch fetten Druck ist dem Buch eine
ewisse ins Auge springende Gliederung erteilt,
ie beim Arbeiten eine Erleichterung gewähren
dürfte. In den neu eingefügten Kapiteln sind
vor allem die für den Mediziner, Chemiker und
auch für den Techniker eventuell wertvollen
Gebiete: elektrische Schwingungen, Messungen
an Röntgenröhren und radio-aktiven Körpern;
die beiden letzten Kapitel besonders ausführ-
lich, Induktionsmessungen und anderes mehr
behandelt. Das Buch soll den Studierenden als
Leitfaden und gleichzeitig dem in der Praxis
stehenden Nichtphysiker als Hilfsbuch bei vor-
kommenden Messungen dienen. Diese Aufgabe
‘dürfte das Buch seiner Anlage und seinem Um-
schnell einzuarbeiten.
fange nach erfüllen. "Vielleicht wäre es für
spätere Auflagen angebracht, bei wichtigen
Gebieten kurze Hinweise auf die Literatur in
derselben Weise, wie dies bei dem Kapitel
„Messungen für sehr kleine Drücke‘ geschehen
ist, anzubringen, da dies nach Ansicht des Re-
ferenten den praktischen Wert des Buches er-
höhen dürfte. Schon bei Werken, welche für
Leser vom Fach bestimmt sind, sind Literatur-
hinweise wertvoll. Um so dankbarer dürfte
ein weiterer Benutzerkreis Literaturhinweise
begrüßen, der mit der Literatur eines speziellen
-Gebietes unbekannt ist, im Notfall aber durch
Hinweis auf eine Literaturstelle einen Anhalt
finden kann, um sich in das ejehle Be
ock.
Eine neue und einfache Deutung der
Schwerkraft und eine anschauliche
Erklärung der Physik des Raumes.
Von H. Fricke. 138 S. Heckners Verlag;
Wolfenbüttel. 1919.
Daß die mechanischen T'heorien der Gra-
vitation und des elektromagnetischen Feldes,
unter Zugrundelegung eines materiellen Zwi-
schenmediums (Äthers), am besten geeignet
sind, um den Ausschreitungen mancher Re-
lativisten und Quantentheoretiker ein Gegen-
gewicht zu halten, daran ist nicht zu zweifeln ,
aber man verlangt von solchen mechanischen
Theorien klare Hypothesen und saubere mathe-
matische A Diesen Ansprüchen
wird das vorliegende Buch des Verfassers in
sehr unvollkommener Weise gerecht, so ideal
auch seine Bestrebungen sein mögen. Über
Elektrotechnische Zeitschriit.
‚die Bewegung des Zwischenmediums bei der
Gravitationswirkung nimmt Verfasser, wie
dies eigentlich für jede mechanische Theorie
der Gravitation selbstverständlich ist, an, daß
die. Bewegung bei Vorhandensein eines gra-
vitierenden Teilchens gegen das Zentrum des
kugelförmig gedachten Teilchens symmetrisch
sein muß, ne da er schließlich annehmen muß,
daß die Bewegung eine schwingungsförmige
sein muß, so nähern sich seine Ideen der An-
nahme von Pulsationsbewegungen (Bjerknes,
Korn), ohne daß eine solche Idee klar ausge-
sprochen wird. Daneben geht eine. weitere
Annahme her, welche von dem Verfasser vor
allem als wesentlich betont wird, die Voraus-
setzung einer Reibung im Äther. Ver-
fasser ist zu seinen Ideen Door durch die
Untersuchungen Rümelins über das Fließen:
-von Wasser angeregt worden, in welchen auf
die mannigfaltigen, ungeordneten Bewegungen
des Wassers beim Fließen (ungeordnete Wirbel,
Pulsationen, Durcheinanderbewegung) in sehr
anschaulicher Weise eingegangen wird, und
Verfasser sieht nun gerade in den beim Fließen
des Athers eintretenden ungeordneten Bewe-
ungen eine wesentliche Ursache der schein-
Be Fernwirkungen, welche der Äther ver-
mittelt, der als inkompressible Flüssigkeit zu
denken ist. Der Idee, daß gerade die Reibung
des Athers bei den Gravitationswirkungen oder
bei den statisch elektrischen Wirkungen eine
wesentliche Rolle Be soll, muß widerspro-
chen werden; im übrigen wird in den Unter-
suchungen des Verfassers u kein ernsthafter
Ansatz gemacht, diese Auffassung zu begrün-
den. Die Reibung des Athers kann hier nur eine
sekundäre Wirkung haben. Verfasser wirft den
bisherigen hydrodynamischen Untersuchungen
vor, daß die Wirkungen der ungeordneten Be-
wegungen, wie sie Rümelin beschrieben hat,
nicht genügend studiert worden sind; mit Un-
recht: man kann als ganz sicher nach den bis-
herigen hydrodynamischen Untersuchungen
aussprechen, daß das Newtonsche und das
Coulombsche Gesetz auf Grundlage solcher
ungeordneter Bewegungen des Athers nicht
konstruiert werden können. Daßin den mecha-
nischen Theorien des elektromagnetischen Fel-
des (in der Theorie der elektrischen Strömun-
gen) die Reibung zu berücksichtigen ist, dar-
über kann natürlich kein Zweifel sein; in wel-
cher Weise dies zu geschehen hat, darüber wird
übrigens in dem Buche des Verfassers keine
Klarheit gegeben. Wie die Grundlagen der
Theorie, sind auch die Anwendungen des Ver-
fassers auf Meteorologie und Geophysik ver-
worren, und den ‚‚neuen Prinzipien der Natur-
philosophie‘, welche Verfasser aufstellt, wird
niemand leicht folgen können.
‘_. Verfasser hielt vor kurzem über seine
Ideen zwei öffentliche Vorträge im Verein
Deutscher Maschineningenieure bzw. in der
Polytechnischen Gesellschaft zu Berlin, was
hier kurz erwähnt sein möge. Korn.
Die Bilanzen der privaten und öffent-
lichen Unternehmungen. ' Bd. 2. Die
Besonderheiten in den Bilanzen der Aktien-
gesellschaften, Gesellschaften mit beschränk-
ter Haftung, Genossenschaften, der vergbau-
lichen, Bart, Versicherungs- und Eisenbahn-
unternehmungen, der Elektrizitäts-, Gas-
"und Wasserwerke sowie der staatlichen und
kommunalen Erwerbsbetriebe Von Prof.
Dr. R. Passow. 2. erw. und verb. Aufl. VI
und 298 S. in 8°. Verlag von B.:G. Teubner.
Leipzig u. Berlin 1919. Preis geb. 12,60 M.
Dem in der „ETZ‘“ 1919, S. 219 angezeig-
ten ersten Band dieses Werkes folgt nun auch
der zweite in neuer Bearbeitung. In diesem
werden die Besonderheiten in den Bilanzen der
Aktiengesellschaften, der Gesellschaften mit
beschränkter Haftung, der Erwerbs- und Wirt-
schaftsgenossenschaften, der bergbaulichen Un-
ternehmungen, der Noten-, Hypotheken- und
sonstigen Banken, der Versicherungs- und
Eisenbahnunternehmungen, der Elektrizitäts-,
Gas-, Wasserwerke und Straßenbahnen und
endlich die Bilanzen der staatlichen und kom-
munalen Erwerbsbetriebe behandelt.
An Einzelheiten sei erwähnt, daß die prak-
tisch so wichtige Frage der Bewertung der Er-
zeugnisse zu den en, nicht ge-
nügend geklärt worden ist, daß der Abschnitt
über die Genußscheine eine vorteilhafte Erwei-
terung erfahren hat, wobei dem Standpunkt
des Verfassers bezüglich der bilanzmäßigen Be-
handlung dieser Effekten beizupflichten ist.
Hervorzuheben sind die Abschnitte XIII und
XIV ;
Das günstige Urteil, das über den ersten
Band dieses Werkes ausgesprochen wurde, gilt
in vollem Umfange auch für den zweiten Band.
Universitäts-Prof. Dr. Calmes.
7
1926. MHelt 21.
423
KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Aus der Geschäftswelt. — Die Generalver-
sammlung der Siemens & Halske A.G., Ber-
lin, hat die Erhöhung des Aktienkapitals von 63
auf 126 Mill. M und die beantragte Umwand-
lung von im Besitz der Familie Siemens befind-
lichen nom. 9,5 Mill. M Aktien in Namensaktien
mit 30-fachem Stimmrecht genehmigt.!) Der
Vorsitzende wies darauf hin, daß der Gesell-
schaft jetzt wieder die früheren bei weitem
Beende Lohnforderungen vorlägen, daß
heute schon die Inlandpreise mancher Artikel,
auch elektrotechnischer, die Weltmarktpreise
‚überschritten und Länder mit ebenfalls ungün-
stiger Valuta dem deutschen Export infolge
der allmählichen Besserung unseres Währungs-
standes fast vollkommen verschlossen seien.
In Deutschland werde auf die Förderung der
ae Arbeit nicht genügend Wert ge-
egt, und gewichtsmäßig müsse ein Rückgang
in der Erzeugung festgestellt werden.
Zuschlagsliste der Preisstelle des Zentral-
verbandes der deutschen elektrotechnischen
Industrie. — In der Zuschlagsliste Nr. 30 (grün)
für Juni 1920 (s. S. 424) sind die Nummern 9,
40, 57 bis 59 fortgefallen, hinzugekommen Nr, 16a
und der Hinweis auf die Behandlung. von Ersatz-
und Reserveteilen. Änderungen der Zuschläge
finden sich bei den Nummern 30, 41, 60, 76 und
bei „Verschiedenes“.
Warenmarkt. — Isolierrohr. Für Liefe-
rungen vom 16. bis 31. V. 1920 behält die Ver-
kaufsstelle Vereinigter Isolierrohr-Fabrikanten,
Berlin, die bisherigen Aufschläge bei. — Por-
zellan. Die durch Kohlenmangel und wach-
senden Bedarf hervorgerufene, Knappheit an
elektrotechnischem Porzellan im Inlande hat
den betreffenden Fachausschuß der Außen-
handelsstelle Feinkeramik veranlaßt, künftig
nur noch höchstens 20% der Gesamterzeu-
gung gestanzten Montageporzellans zur Aus-
uhr zuzulassen und damit den übrigen Teil
dem inländischen Verbrauch zu sichern. — Me-
tallpreise. Die Notierungen der Vereinigung
für die deutsche Elektrolytkupfernotiz bzw.
der Kommission des Berliner Metallbörsen-
vorstandes (letztere verstehen sich ab Lager in
Deutschland) lauten in M/100 kg:
Metall 21.V. | 18. V.
Elektrolytkupfer {wire
bars), prompt, cif Hamburg,
Bremen, Rotterdam .
1923 2088
Raffinadekupfer 99/99,30/, |11325—1375 1500-1550
Originalhüttenweichblei 500-525 | 575-625
Originalhüttenrohzink, | 2
Preis im freien Verkehr .|.550-575 | 600—625
Plattenzink (remelted) von
handelsübl. Beschaffenheit 350 400
Originalhüttenaluminium
98/99%/,in gekerbt.Blöckehen |2900—3000 : 3200
Zinn,Banka-,Straits-,Billiton- |5000— 5200 5900— 6000
Hüttenzinn, mind. 99%,
Reinnickel 98/99%, .
- [4000-4200 4400-4500
Antimon-Regulus . 900—950 1100
An der Londoner Metallbörse wurden
nach ‚Mining Journal‘ am 14. V. 1920 für
'l ton (1016 kg) notiert:
N | GRE..d
#Kupfer: best seleeted . 111 O0 O bis112 0 0
* h; eleetrolyt ... !. 112° 0 0 „114.0 0
“ wire bars.. . KON OO 11470560
NEE, standard, Kasse ‚100 15 0 „101 0 ©
REN Mon. 103: 0:0. 7,1035 5%. 0
Zinn: standard, Kasse - . 296 10 0 „29710 0
3 » 3 Mon. 31 00,302 090
DIERLTEIIS ER Ne Ser 000 1510: 0
Blei: span.oder nichtengl.
Weichblei . . . . 35 10 0 40.00
„. gew. engl. Blockblei. 41 10 0, „ — — —
Zink: gew. Sorten. . . . 45.15 00.5.4750
Hi remelted ... . . 42.102 07, 62T
N engl. swansea.. : .. "800 , — — -
65/68 £ net.
165 £ (Inland);
185 £ (Export).
230 £ (In- u. Ausland).
Antimon; engl. Reg. . .
Aluminium: 98 bis 99%
Nickel: 98 bis 99%/, gar.
Quecksilber: nom. für
die 75 lbs.-Flasche. . „ 22 bis 25 £,
Platin: je Unze nom. .-. 480 =.
Für den 19. V. 1920 verzeichnet der ‚‚Berl
Börs.-Cour.‘‘ folgende Preise in £/t: Kupfer,
Kasse 87,75; desgl. :3 Mon. 92,25; Elek-
trolyt 106 bis 108; best seleeted 111 bis 112;
Zink, 44,75 bis 46,25; Zinn, Kasse 283,50;
desel. 3 Mon. 287,50; Blei 37,25 bis 38,50.
In New York stellte sich am nr Tage
Elektrolytkupfer loko auf 18,75 bis 19 ets/lb.
‚„ 4) Vgl. „ETZ“ 1920, S. 380. x
*) Netto,
Abschluß des Heftes: 22. Mai 1920.
1920. Heft 21. 27. Mai 1920.
#
Zuschlagsliste Nr. 30 (grün) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie für Juni 1920,
424 Elektrotechnische Zeitschrift.
Nur für die ab 1.1.1920 erhöhten Grundpreise gültig. Ersatz- und Reserveteile werden bezüglich der Teuerungszuschläge Be behandelt
wie die Fabrikate, zu denen sie gehören.
{ E Für ' 7 3 7:
nn Fat Ersatz- Er 5 = Ersatz-
„Aus- res A-Frist!B-Frist f Aus- Be A-Frist B-Frist
Gegenstand führung führung Gegens ea führung führung ; -
Zaschiag Zuschlag | Mo- | Mo- Zuschlag | Zuschlag | Mo- | Mo-
EEE ELTERN En nate | nate 3 177 nate nate
Generatoren, Motoren und Umformer, Meßapparate und Zubehör. |
soweit nicht für Sonderausführungen 41. Meßinstrumente . . . {N ; 400 Ee N) Er
Zuschläge in der Liste aufgeführt sind. 42. Zähler sowie deren Verpackuig en 400 ) Ein
1. bis 5kW (bezogen auf 1000Umdrehungen) 770 770 43. Meßwandler . ...,. 700 Ber 0 6
2. Re kW (bezogen auf 1000 Um- 170: nr | ) 2 Installationsmaterial.
3, über 100 kW bezogen a auf‘ 1000 Umdre- | i 44. Sicherungselemente. (Einzelsicherungen) 320° 380
hungen) 770 770. 45. Ein- und zweiteilige Sicherungsstöpsel,
SO Ehren ÜhREn Eon: " .. ‚Stöpselköpfe, Patronen, Paßringe bzw.
4. Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren . 740 740 Größe und II (Klein- N
5. Elektrisch betriebene Werkzeugmaschi- Gewinde) . ya 970 230
nen... 460 460 5 5 3
6. Elektrisch betriebene Hauswasserpumpen, A 46. a jedoch Größe JIT bis V rer
Entstäubungspumpen und Kompressoren 540 360 h Sich 1 > > 300 260
7. Gesteinsbohrmaschinen und -geräte 410 260 47, Sicherungselemente (Hinzelsicherungen)
8. Vollständig ausgerüstete Motorkarren Se Br rn Ae (Sie- 570 x
: ! ens ; 500
ee ‚Motorwagen 520 370 48. Patronen zum Ringbolzen-Sicherungs-
10. Turbosätze, bestehend aus: en ehe 240 210
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit % ar; re PInSnER (Einzelsicherungen)
und ohne Zwischenvorgelege, und Kon- f un ee zum Keilkontakt-Siche-
Benan Bons 525 ug ‘ rungssystem (Siemens) . 250. 220
vi Turnokonue ag der Tuirböge- 50. Verteilungstafeln und Gruppen, soweit ?
bläsen od. Zahnradvorgelegen, Dampf- 51 ehe hl 1B- Si Br 350 300 . 2
turbinen und Kondensationsanlagen . 470 = a b r er ee BE ISORT, :
ll. Turbogeneratoren allein 600 —_ ni 2 EunEon: Erelloisunen. euren DAR 600
12. Dampfturbinen, Zahnradvorgelege, Turbo: 52 ee eh Gußgehäuse Sal, 300
kompressoren und Turbogebläse allein. 415 —_ 53. Drehbscheiter Steckd. E 30 230
13. Kondensationsanlagen und Wärmeaus- ar ee und Stecker, ,
tauschaiparatefaligrn 545 n: soweit nicht in Gußgehäuse, Porzellan-
P Abzweigdosen, -Scheiben und -Klemmen, I
a ne Kae -Kabelschuhe und Verbinder u. dergl. 350 300
4. Anlasser, Regulierwiderstände,Tret-,Web- 54. Installationsmaterial in Gußgehäusen und
stuhl-, Sterndreieck-Schalter . 510 510 gußeisernes Installationsmaterial R 520 520
15. Kran- und Aufzugsapparate, Schützen- 55. Metallfassungen, Schalenhalter, Nippel
steuerungen . . \ ; 1 b) und dergleichen : 360 310
16. Gleitschienen, Verankerung : 590 590 56. Glühlichtarmaturen, einschl. wasserdich- )
16a. Riemenscheiben, Kupplungen, Zahnrad- uf ‘ter Fassungen, und Handlampen 360 310
vorgelege . BEE RS EN. 3 770 770 60. Installationsmaterial für Schiffe (ausschl.
Bahnmaterial. der zweiteiligen fe aus Gruppe 45
17. Bahnmotoren und elektrische Bremsen 710 710.2: und 46): . . . a - = — J
18. ann und Stromabnehmer für ken En Isolierrohr und TR Zu-
19. Vollständige elektrikehe Ausrüstungen Bendr
für Straßenbahntriebwagen und mit elek- 61. Verbleite Eisenrohre (Bleirohre) . BE Fe
trischer Bremse versehene Anhängewagen, ° ei p) 62. Verzinkte Eisenrohre E: 53
ausschl. Leitungen und Montage ! 680 680 63. Feinzinkrohre (kein verzinktes Fisen-
20. Vollständige elektrische Ausrüstungen blech) . . 2.2... 3
von Vollbahn-Lokomotiven und Vollbahn- h 64. Messingrohre . En
Triebwagen, einschl. Montage 699 it 65. Papierrohre mitStahlpanzerschutz (Stahl- N) N
21. Elektrische Lokomotiven für Bergbau panzerrohre) ., ET
ind Tadastrs i 630 630 66. Schwarze Papierrohre ohne Metall.
Transformatoren und Gleichriehter ‚_ mantel mit Muffe . ae AT
22. Transformatoren . . 600 550 ‘67. Stahlrohre (Prien, Peschel) m nebst st Bogen
23. Gleichrichter mit Glaskörper, Yeinzchl; \ und Muffen . . Es n_ 800
Zubehör Bret 500 500 Glühlampen.
238. Ersatz-Glaskörper ne ‚50 50 ä - 1
> 68; Glühlampen jeder Art (ausschl. Heiz-
1
24. De mit Eisenkörper, einschl. ER iS lampen):" Auf die ab Ba T: Ban selten: ;
Schaltapparate und DAterIat für Eee reise 250 250
Schaltanlagen. - Tel hi dF
25. Hebelschalter, Erdschluß- und Sromsich: n ie es 2 H ernsprechmenen
tungsanzeiger, Instrumenten- und Kurbel- = Tan 3% K 2 en ER (Wecker
Umschalter, soweit nicht in Gußgehäuse | 490 430 69b =. u ” Sch x 2 A ER { N | 15
26. Selbsttätige Schalter, soweit nicht für Öl- Be a DDR Batterie- |
füllung und nicht in Eisen- oder Gußge- » onzuf und Sulache Induksor Apnaratı A450 450
häuse; Fern-, Zeit-, Zellenschalter 520 460 |. 69e, Fernsprech-Apparate zum Anschluß an |
27. Niederspannungs-Streifen- und Röhren- = : en und öffentliche Fern- | 9 2
Sicherungen für Schalttafelbau . 5 550 480 . en 450, . 450
973, Schmelzeihsktzen fiir Niederspannungs, 69d. Zentralumschalter u. "Amtseiarichtungen 450 450
Sicherungen . j 780 690 69 e. Wasserdichte Be und NR Dfccie.
28, Hochspannungs-Trennschalter, "Mast- gf, Feen Tele ir | 450 450 |
trennschalter, Streckenschalter, soweit > DDaeN ne egrap hie 450 450
nicht für (OT: dar 720 640 70. Linienwähler-Anschlußschnüre : 200
29. Hochspannungs- Sicherungen, Srmierte zu Br ar. eh kihee { 330 Tag 1 1
Stützen u.armierte Wanddurchführungen 550 480 2a ka ürs (Priyättypen). 310 IS
29a. See für Hochspannungs- ER oe 9 || Bogenlampen und Zubehör.
80... Frelleitangs.-Hörnsrichalter 720 6410 73. Bogenlampen und Armaturen für ano Bu
31. Konzentrischeo Klemmen (Zentralklem- mind Belsuchiungnziwscke 400 a:
men). 720 640 - 14. Bogenlampen für technische Zwecke. 400 ZE
32. Ölschalter (ohne ö), Kaschle Hilfseppa- 75. Scheinwerfer (ausgenommen solche für
rate, Ölschaltkasten . . . 2 520 460 Rn BSEe TIER Rn a San 200 BER
33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen Kr ‚Widerstände . h ; j 450 450
(außer Schutz- u. a de 520 460 L; T an: ale SE tungen Ä 400 400
34. Schutzdrosselspulen . . . 540 480 EN ES UERIRUE ORT & 400 BL
35. Erdungsdrosselspulen -, . 520 460 79. Transformatoren und Drosselspulen ’ 600 =
36. Motorschalttafeln, auch mit solbsttätigon Verschiedenes.
Schaltern . . CK 520 460 Tran i
37. Vollständige Schaltanläeent Schalt- er Anlasser- und Schalter-Ol: Tagcsprei;
schränke, Schaltpulte und Schaltzellen. | 520 460 mindestens aber 1800 M für 100 kg ohne Faß. a ee
38. Schaltkästen, ausschl. er de 7 520 460 Sun: ELTA 0 - mi kt
39. Gußgekapseltes Material 520 520 Verpackung (susachließlich Verpackung für Zähler) { ee "Fabrikate
Für die Hohriftieiiung verantwortlich: B. @. Zebma in Berlin — Verlag von Julius pringer in Rerlis.
’
I en
425
"Elektrotechnische Zeitschrift
‚ (Zentralblatt für Elektrotechnik)
Orkan des Hlektrotechnisehen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Bchriftleitung: E. @. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24.
41. Jahrgang.
Die Ausnutzung des Reibungsgewichtes
elektrischer Lokomotiven.
Von A. W. Zuidweg, Haag (Holland).
Übersicht. Es wird gezeigt, daß die Rei-
bungsziffer, die für die Zugkraft eines Triebfahr-
zeuges maßgebend ist, sich in Abhängigkeit von Ge-
schwindigkeit und Achsdruck ändert. Aus Beispielen
ist ersichtlich, daß manchmal unrichtige Werte und
Begriffe in der Literatur angetroffen werden. Ver-
fasser empfiehlt, in dieser Richtung Versuche anzu-
stellen, die auch dem Lokomotivbau und der Ent-
wicklung schnell wirkender Bremsen nützlich sein
werden.
Die maximale Zugkraft Z, welche ein
Triebfahrzeug zu entwickeln vermag, ist durch
die Gleichung
Z<wGr
bestimmt. Hierin bedeuten: G, = das Reibungs-
gewicht, d. h. der Gesamtachsdruck aller trei-
benden Achsen und u, = die Reibungsziffer
der Ruhe.
“ Diese Formel wendet man nun nicht nur
für den Augenblick des Anfahrens, sondern
auch für die Fahrt selbst an, wobei man die
Reibungsziffer der Ruhe der der Bewegung
gleichsetzt. Hier scheint indes ein Wider-
spruch zu bestehen insofern, als die Eigen-
schaften eines sich bewegenden Rades mit
der Reibungsziffer der Ruhe verknüpft sind.
Für die Berechnung der Dampf£flokomo-
tiven wird die Anfahrzugkraft in der oben ge- -
schilderten Weise bestimmt, jedoch mit der
Einschränkung, daß für w, eine kleinere, von
der Zylinderanordnung und den Triebwerksab-
messungen abhängige Zahl genommen wird,
weil das Drehmoment während einer Um-
drehung erhebliche Schwankungen aufweist
und für die Zugkraft das mittlere Drehmoment
maßgebend ist. Das Gleiten wird durch das
größte, überhaupt auftretende Drehmoment
bestimmt. Inwiefern die Zugkraft einer fahren-
den Maschine innerhalb der. Grenzen der
Adhäsion bleibt, wird nicht nachgeprüft, denn
es gelingt niemals, die Räder während der
Fahrt zum Schleudern zu bringen, wenn die
Anfahrt ohne Gleiten vonstatten ging. Außer-
Angaben betr.
Berlin, 3. Juni 1920.
Als Maß für die vollständige Ausnutzung
des Gewichtes wurden die Wrnaltnieo:
Normales Drehmoment _ Md„
Lokomoötivgewicht G%
und
Normale Leistung Em
Lokomotivgewicht " Gy
betrachtet, auf deren Richtigkeit wir arten
noch zurückkommen. Seefehlner hat die ın
dieser Richtung erzielten Fortschritte in einer
Kurve zusammengestellt I) Während im
Bahnbetrieb mit Gleichstrom und einphasigem
Wechselstrom fast ausnahmslos Motoren mit
Reihenschlußcharakteristik (abnehmendesDreh-
moment mit zunehmender Geschwindigkeit)
gebraucht werden, ein Verhalten, das auch
die Dampflokomotive kennzeichnet, werden für
Drehstrombahnen Motoren mit Nebenschluß-
charakteristik verwendet, bei denen es möglich
ist, das Drehmoment für die ganze Dauer der
Anfahrt konstant zu halten, und welche bei
der vollen Geschwindigkeit jedes Drehmoment
zwischen Null und dem Maximum abgeben
können. ‘Weiter kann in einer elektrischen
Lokomotive eine unbeschränkte Leistung ein-
gebaut werden, so daß es notwendig erscheint,
zu wissen, ob und in welcher Weise u, von der
Geschwindigkeit abhängt. Versuche in dieser
Richtung sind von Poire&e, damals stellver-
tretendem Direktor der Paris-Lyon-Bahn, schon
im Jahre 1851 angestellt worden. Ein Güter-
wagen mit einem Eigengewicht von 3400 kg
wurde von einer Lokomotive gezogen, und seine
Räder wurden so abgebremst, daß sie sich
gerade noch drehten; sie arbeiteten also an der
„Rollgrenze‘. Die hierzu benötigte Zugkraft
wurde an einem Zugkraftmesser abgelesen und
die Geschwindigkeit von Fall zu Fall geändert.
Aus diesen Werten und aus dem Gewicht des
Wagens ergab sich w, für eine bestimmte Ge-
schwindigkeit. Auch das Gewicht wurde ge-
ändert.
„umgekehrte‘‘ Lokomotive arbeitete: mit Zug-
kraft wurde ein Drehmoment überwunden; die
Ergebnisse können also auf eine Lokomotive,
die mit ihrem Drehmoment eine Zugkraft aus-
übt, übertragen werden.
Zahlentafell.
Es ist klar, daß der Wagen wie eine |
|. '
kn PS Zugkraft |. 3 Er Das |
Bahn Bezeichnung En eis = nn EN ! & ei ER Rn BR
Seil: Radumf. | 8 BR 5 Poir6e
t 2t
Italienische Staatsb. 0—E—0 60 ’ 60 2000 45 10 300 0,171 0,158
” 1—-C—1 73 45 2600 75 9 000 0,200 0,132
» 3—0-—2 92 49,5 2780 75 9500 0,192 0,132
Veltlin-Bahn ‚1—-0-1 .62 42 1200 64 4 900 0,116 0,14
„ 1—-0—1 62 42 1500 64 6.000 0,143 0,14
Simplon-Bahn 1-D-1 36 68 2800 71 10 000 0,147 0,135
Pond) 1-C-1 62 42 1100 70 3800 | 0,09 0,135
» 0—D—0 68 65 1700 71 6.000 0,09 0,135
Pennsylvania-Bahn 1-C+0—1 240 | 198 48002) 33 39.000 0,196 0,171
dem liefert die Dampflokomotive immer ge-
nügend Reibungsgewicht.
Die elektrische Lokomotive fällt viel
leichter aus, sogar manchmal zu leicht, um eine
volle Ausnutzung des Drehmoments zu ge-
währen, so daß das ‚Gewicht künstlich erhöht
werden muß.
Aus den Versuchen Poir6es geht hervor,
daß die Reibungsziffer w, mit zunehmender
Geschwindigkeit abnimmt °®). Hieraus läßt sich
der Schluß ziehen, daß Drehmoment und ent-
ö R. ) „Elektrotechn. u. Maschb.* 1915, 8. 1.
%)
Leistung am Radumfang.
Hütte I enthält 6 Mittelwerte von 0,209 bis 0.112
für Geschwindigkeiten von 16 bis 79 km/h (1915, S 243).
Heft 22.
wickelte Zugkraft verringert a Veringaitl worden mkbake, müssen,
um einem Schleudern der Räder bei wachsender
Geschwindigkeit vorzubeugen, und daß ein
Motor mit Reihenschlußverhalten (also auch
die Dampflokomotive) diesen Bedingungen am
besten und sogar von selbst genügt, wie aus
Abb.1 ersichtlich ist. Weiter folgt hieraus, daß
km/h
700
117
07502 004 006 008010 012 014 G16 018 020 2 DZ G2E 6,28 0,30
Abb. 1. Ausnutzung des Reibungsgewichtes
bei einigen Lokomotiven,
bei jeder"Geschwindigkeit"nurfeineTbestimmte
Höchstleistung am Triebradumfang” entwickelt
werden kann. Die Nebenschlußcharakteristik
ist hierfür ganz ungeeignet, denn für die unver-
änderliche Zugkraft ist w, der größten Ge-
schwindigkeit maßgebend, so daß beim An-
fahren das Reibungsgewicht schlecht ausgenutzt
wird und eine kleinere Beschleunigungskraft
die Folge ist. Wird dagegen die Zugkraft nach
wo, bei der Anfahrt bemessen, so ist sie bei zu-
nehmender Geschwindigkeit zu groß, und es tritt
zweifellos Gleiten der Treibräder auf.
Auf diese Tatsachen hat zum ersten Male
Heyden hingewiesen!). Er verwendet aber für
4#.=f(v) eineausMittelwerten der Versuche von
Poir6e, Sir Douglas Galton?) und Wichert
| zusammengestellte Kurve und übersieht da-
bei, daß die zwei letztgenannten Versuche die
Reibungsziffer der Bewegung betreffen, also
für diese Betrachtungen ungültig sind. Auf
die unangenehmen Eigenschaften der Neben-
schlußcharakteristik weist Heyden gelegent-
lich seiner Bespreeghung der Drehstrom-Güter-
zuglokomotive der italienischen Staatsbahnen?)
Leistung und Gewichtausnutzung einiger elektrischer Lokomotiven mit Drehstromantrieb.
PS/t nr
Gesamt- Literatur
gewicht BUNES-
gewicht
33,3 33,3 | „BETZ“ 1910, S. 703.
35,6 57,8 | El.Railw.Journ., Bd.45,1915,S.283.
30,2 56,2 | B.B.C.Mitt., Mai 1918.
19,4 | 28,6 | „ETZ“ 1911, 8.82.
242 | 35,7 | „ETZ“ 1911, 8.822.
32,6 41,2
17,7 | 26,2 | „ETZ“ 1906, S. 204.
25 25
20 . 24,2 | El.Railw.Journ., Bd.49, 1917, 5.1048.
hin, wobei er darauf aufmerksam macht, daß
diese mit einem erhöhten Reibungsgewicht von
75 t nicht imstande sein wird, bei 45 km/h eine
Stundenleistung von 2000 PSe zu entwickeln.
rl „Bl. Kraftbetr. u. ae len: 1919, S. 810.
2) “Hütte I* (1915), S. 243.
8) „ETZ* 1910. S. Da
426
Elektrotechnische Zeitschriit.
1920.
Zahlentafel 1 umfaßt die Daten einiger Loko-
motiven, deren Reibungsgewicht bei hohen
Geschwindigkeiten an die Grenze oder unzu-
lässig hoch beansprucht ist. Aus Abb. 1 geht
hervor, daß dies am ehesten vorkommt bei
Lokomotiven mit. Nebenschlußcharakteristik,
gegenwärtig also fast ausschließlich bei Loko-
motiven mit Drehstromantrieb.
Weiter nehmen Kummer!) und Zipp?)
die Poir&eschen Zahlen aus der ‚‚Hütte“, was
mit dem ÖOriginalvortrag und der Diskussion °)
ım Widerspruch steht.
Die Versuchswerte seien darum hier im
Original zusammengestellt (Zahlentafel 2).
Zahlentafel2.
|
i | BR. IR \Weglänge, Pr
Wegen | Gesehwindigkeit | über dieZ ER Rörbunee
Baten gewicht | nor en Ziffer Zustand der Schienen
“.K | mis kmjh blieb 4 = 2/G,
| (m)
| | | I
3400 4,6 16,55 500 |. 710 0,208 Trocken
3400 7,8 28,1 800 | 609 0,179 ü
r | ’ » |
se ns 3400 | 100 , 36,0 300 |, 570 1 Mi
3400 | 148 51,5 1600 492 D,1uA R
| 3400 7,9 28,4 300 839 0246 Sehr troeken
3 3400 13 46,8 300 758 022 #
ey EIBoL IT 300 ee 648 1000 690 0,202 | i
300 | 2 79,2 400 . 637 0,187 3
ei 8400 8,8 31,7 1000 930 0,110 Feucht
16. VII. 1851 { 8400 20,8 74,8 750 | 698 0,083 f
8400 |..,6... | 21,6 400 | 704 0,201
3000 | 8. | 28,8 400 | 640 0,182 a
. 21. VI. 1851 340 | 92 33,1 450. | 615 0,175 Te er
3400 12,2 43,9 500 570 0,162 morgens feucht
3400 20 72,0 700 455. 0,186 | BEIPSEH
21. VIL.1851 | 6450 9 32,4 500 102 0,169
3400 7,25 26,1 300 700 0,200 . | al:
i | rocken
3 | 3400 | 10,8 38,9 850 604 172 | !
31: VIL. 1851 Si 3400| 18,7 56,5 950 541 0,154 Massagen
| ) festgeklemmt
3400 20 72,0 1300 464 0,132
In Abb. 2 sind die ermittelten Werte von
üg, abhängig von v (km/h), eingezeichnet.
Daraus ist ersiehtlich, daß die drei Zustände der
Am
700
Reibungsgem
oO 002 004 006 008 0170 On OM 016 018 0,20 022 024 026
Abb. 2. Beobachtungen von Poir6e.
Schienen: sehr trocken, normal und feucht
scharf getrennt erscheinen und der normale
Zustand ein guter Mittelwert ist für die zwei
anormalen. Poir6e kommt zum Schluß, daß
die Verminderung der Zugkraft nur mit
v zusammenhängt und vom Reibungsgewicht
@, unabhängig ist. Er gibt hierfür die Formel:
25 v — 0,35 v2 kg,
worin v die Geschwindigkeit in m/s bedeutet.
Die erforderliche Zugkraft des Bremswagens
wird somit
Z=kG, — 25 v + 0,35 v2
G, = Reibungsgewicht in kg, k = eine
Konstante, u. zw. ist k = 0,13 für feuchte
Schienen, k = 0,80 für sehr trockene Schienen.
u Maschinenlehre der elektrischen Zugförde-
rung“
3) „Die elektrischen Vollbahnlokomotiven für ein-
phasigen. Wechselstrom“, S. 101.
e $moires et Comptes rendues des trav..de la Soc. d.
Jngen. Civ. ä Paris 1852. Note sur la resistance des wagons
A A ne et sur le frottement de glissement par M. J. Poiree,
Folglich wird die Reibungsziffer der Ruhe:
k Gr — 3390 + 0,55 v?
Gr
il 25 © — 0,55 v?
—— ARE OR AR *
Hieraus geht hervor, daß w, nicht nur von
der Geschwindigkeit, sondern auch vom Rei-
bungsgewicht selbst abhängt. Das ist auch
einleuchtend, denn die Reibung der Ruhe ist
die Folge gegenseitigen Ineinandergreifens
kleiner Unebenheiten der berührenden Ober-
flächen des Rades und der Schienen, und dieser
Eingriff wird um so vollkommener sein, je
Mo —
Beobachtungen von Poire&e.
fester die Oberflächen Mn wer-
den, d. h. je größer der Achsdruck ist. Ander-
seits wird er aber unvollkommener werden,
wenn die Oberflächen sich mit zunehmender
Geschwindigkeit aufeinander abwälzen. Diese
Schlußfolgerung wird meist außer Betracht
gelassen; man verwendet Werte, welche an
Wagen mit 1700 kg Achsdruck gewonnen sind
(nach Zahlentafel 2 beziehen sich 85%, der Be-
‚obachtungen auf den leeren Wagen), für die
heutzutage gebräuchlichen Achsdrücke von
14 bis 18 t, also nahezu das Zehnfache der Ver-
suchswerte.
Beren Achsdrücken weniger mit der Geschwin-
digkeit ab. Sie gibt aber zwei Höchstwerte
für vo = 0 und für 0,385 v = 25, oder v =71,5 m
i. d. sek, so daß die Richtigkeit fraglich ist.
Poir&e hat diese Schwierigkeit vermieden, in-
dem er seine Formel nur innerhalb 5 bis 22 m/s
für richtig erklärt. Die Abhängigkeit der Rei-
bungsziffer der Ruhe vom Druck hat auch
Rennie gefunden; er bestimmte für Eisen w,
zu 0,300 bei 12,67 kg/em? und 0,347 bei
23,7 kgjem?. Ob die Abhängigkeit des u, von
G,, wie sie aus den Beziehungen Poirdes zutage
tritt, richtig ist, ist eine weitere Frage, wenn
man bedenkt, daß er insgesamt nur 3 Beob-
achtungen mit höheren Gewichten machte und
nicht über 4200 kg Achsdruck hinausging, also
weit unter den jetzt gebräuchlichen Werten
blieb.
Die Galtonschen Versuche bezweckten den
Bremsvorgang zu erforschen!). Die ver-
zögernde Kraft eines gebremsten Wagens wurde
mit dem Dynamometer gemessen, und die Brems-
kraft allmählich gesteigert. Das Überschreiten .
der Rollgrenze, das ein Gleiten der Räder
zur Folge hat, und die dazu gehörende Kraft
sind aus den beigefügten Kurven genau zu ent-
nehmen.. Das Verhältnis dieser Zahl zum Rad-
druck bestimmt w,. Galton gibt an, daß dieser
Wert von 0 ‚19 bis 0,35 schwankte, aber im
!) On the effect of brakes upon Taslyän trains. En-
gincorine b ee 25; S: 469 bis 472, BE 26, 8. 386 bis 387, Bd: In
371 bis 375.
Heit 22.
Nach der Formel fällt w, bei grö-,
Mittel 0,25 war, und bemerkt dazu: er Wert :
bestimmt lediglich die Reibung zwischen Rad
und Schiene und ändert sich nur mit dieser,
° Er ver-.
nicht aber mit der Geschwindigkeit.‘
neint also diese Abhängigkeit.
' Neuerdings hat Jahn versucht, eine Lö-
{)
sung zu erhalten, indem er an einem 107 kg
schweren Rollkörper, der über ein Schienen-
paar mit einstellbarer Neigung hinabrollen
konnte, . Versuche anstellte!). Er fand für
to 0,23 bis 0,26; zugleich stellte sich heraus,
„Zugkraft
Raddruck
Schlüpfungen auftraten. Diese Werte erschei-
daß schon bei einemVerhältnis
nen recht niedrig; man muß aber im Auge be-
halten, daß: die Schienen fortwährend aufs
sorgfältigste gereinigt wurden. Aber gerade
darum ist es einleuchtend, daß diese Versuche,
wenn sie auch wohl einen Einblick in das -
Wesen der Sache gewähren, nur akademischen
Wert haben. Denn in der Praxis sind die Schie-
nen immer ganz oder teilweise mit einer Rost-
schicht überdeckt, wozu noch Sand und
Staub kommen. Es müssen also in der Praxis
weit höhere Werte gefunden und benutzt wer-
den. Jahn schreibt auch: ‚Wenn die Vorrich-
tung nach einer Pause von Monaten wieder in
Benutzung genommen und nur eine flüchtige
Reinigung von Staub vorgenommen wurde, so
ergaben sich verhältnismäßig geringe Schlüp-
fungen. Die Ursache war augenscheinlich Rei-
bungsvermehrungdurch einen, wenn auch kaum
sichtbaren Rostanflug‘“. Es ist also unzulässig.
diese Versuchsergebnisse zu Grundlagen prak-
tischer Berechnungen gebrauchen zu wollen.
Weiter sagt Jahn: „Eine Abhängigkeit der
Reibungsziffer von der Geschwindigkeit war
nicht nachweisbar und müßte sich sofort ver-
raten.‘“
3. Juni 19:0 f
01a
Aus den angegebenen Zahlen folgt, daß _
der Rollkörper auf der 2 m langen Ablaufvor-
richtung 6 Umdrehungen machen konnte. Mit
der größtmöglichen Neigung von 14° (sauberes
Rollen) ergibt sich eine Beschleunigung von
0,72 m/s?
Ende der Bahn den Betrag von 1,70 m/s oder
6,1 km/h erreicht. Weil diese Geschwindigkeit
“unzulässig war, begnügte man sich mit einem
Umlauf. Ein Weg von 0,5 m ist hierfür reichlich
angemessen, und hiermit ist eine Endgeschwin-
digkeit von 0,6 m/s = 2,16 km/h verknüpft.
Gestützt auf Versuche in diesen. Bereichen
so daß die Geschwindigkeit am
spricht Jahn in der „Zusammenfassung“ die
Behauptung noch stärker aus: „Eine Abhän-
gigkeit von der Geschwindigkeit des Boll-
körpers besteht nicht.“ Gestützt auf Be-
obachtungen, welche innerhalb von Geschwin- _
digkeitsgrenzen, die für die Praxis gar nicht in
Betracht kommen, gemacht wurden, ist dieser
Schluß unzulässig.
Kummer rechnet mit diesen Falles
ten zwei Beispiele durch ?). Eine solche Arbeit
ist nach dem oben Gesagten belanglos. Er glaubt
aber wohl an die Abhängigkeit u, = fo) und
gibt als Grund hierfür an, daß nach Charron
die Luft, welche das Rad umgibt, bei hoher Ge-
schwindigkeit eine schmierende Wirkung auf
die Berührungsflächen von Rad und Schiene
ausübt. Inwieweit dies für eine Lokomotive
\
zutrifft, möge dem Leser zur Beurteilung über- 4
lassen werden.
Bei den Versuchen mit der Kunze-Knorr-
Bremse 3) stellte sich heraus, daß es ratsam ist,
bei hohen Geschwindigkeiten die Reibung zwi-
schen Rad und Schiene nicht höher als 0,135 zu
bewerten. Das bestimmt aber den kürzesten
Bremsweg. Vielleicht wird die Lösung deroben
gestellten. Frage noch eine weit höhere Aus-
nutzung dieser Bremse ermöglichen.
Derartige Untersuchungen sind noch viel
ausführlicher schon 1913 von der Pennsylvania-
bahn durchgeführt worden. Man hat auch da‘
ar daß die genaue Kenntnis der Beziehung
to—=f@) für die Verbesserung der Bremse
von großer Bedeutung ist, doch sind in dieser‘
2 „Zeitschr. d. V, d. 1.“ 1918, S. ur.
2) Schweiz. Bauztg., 1918, IL, 8: 215
vn "Kunze, „Glasers Anden: 1918, T 5, 58.
leicht wahrnehmbar ist.
8. Juni 1920.
Richtung keine Versuche angestellt worden.
Vielmehr hat man, um ein Bild zu gewinnen,
einigeGleitversuche gemacht, also die Reibungs-
ziffer der Bewegung bestimmt!
Unser Schluß ist also: Die Beziehung Zwi-
schen u, G, und v ist für die heutigen Verhält-
nisse noch ein ungelöstes Problem. "Die Lösung
dieser Frage erfolgt nicht durch einfache Zäh.
lung der Umdrehungen einer Treibachse und
Vergleichung des hieraus gefundenen Wertes
mit dem tatsächlich zurückgelegten Weg, wie
Jahn vorschlägt. Es würde nur die Anwesen-
‘ heit von Schlüpfungen verraten, wir brauchen
. aber Augenblickswerte:
Zugkraft, Raddruck
und Geschwindigkeit.
Bei den Besprechungen der Versuche von
Galton wurde festgestellt, daß der Übergang
Rollen—Gleiten sehr ausgeprägt in der Fug-
kraftkurve erscheint, und daß die Bremskraft
mit einer Luftdruckbremse leicht regelbar ist.
Ein Bremswagen konnte also benutzt werden.
Um Versuche an einer Dampflokomotive an-
stellen zu. können, sollten diese so ausgeführt
werden, daß die Räder bei allen Geschwindig-
keiten zum Schleudern gebracht werden können.
Die Maschine muß also im Verhältnis zum Rei-
bungsgewicht zu große Zylinder haben. Dies
' läßt sich verwirklichen, wenn man einen Drei-
kuppler durch Entfernung der hinteren Kuppel-
stangen in einen Zweikuppler verwandelt.
Schlüpfungen können in der Weise bestimmt
werden, daß man ein Treibrad und ein Lauf-
rad mit Geschwindigkeitsmessern ausrüstet;
in diesem Fall wird die Anordnung am ein-
fachsten, wenn das ieimerdende Treibrad ver-
wendet wird.
Sehr genau kann man die Schlüpfungen
messen, wenn die Antriebsorgane mittels eines
Differentialgetriebes auf ein Tachometer ar-
beiten, dieses zeigt dann die Differenz der Ge-
schwindigkeiten an, gibt also nur einen Aus-
schlag bei Schleudern des Treibrades. Mit einem
kleinen Meßbereich wird eine große Empfind-
lichkeit erreicht. Die Radsätze werden aber
niemals genau gleiche Durchmesser haben; os ist
eine bekannte Tatsache, daß die Kurbeln
zweier Treibsätze, wenn man die Kuppelstangen
entfernt, schon nach einem kurzen Wege einen
Winkel einschließen. Dieser Fehler kann aber
erst bestimmt und später durch eine Korrektur
‘ ausgeglichen werden, etwa dadurch, daß man
durch Verdrehen des Zifferblattes den Zeiger
auf null stellt.
Natürlich kann die Geschwindigkeit auch
elektrisch gemessen werden. Wenn die. zwei
Radsätze kleine Wechselstromdynamos an-
treiben, müssen sie, wenn keine Schlüpfung vor-
handen ist, synchron laufen, was mit einem
Synehronoskop wiederum mit großer Genauig-
keit kontrolliert werden kann. Unterschiede
in den. Durchmessern lassen sich bei dieser
Schaltung nicht leicht eliminieren. Bei Ver-
wendung von Gleichstromdynamos kann die
Spannung mit Regelwiderständen genau auf
gleiche Höhe gebracht werden, so daß auch bei
dieser’ Methode Durchmesserabweichungen auf-
gehoben werden können. Bedingung ist aber,
daß die Dynamos gleicher Type sind und
gleiche Leerlaufcharakteristik haben. Diese
Maschinen in Gegenschaltung verwendet, stellen
eine Art Nullmethode dar, so daß a einem
empfindlichen Spannungszeiger ein Schleudern
Ein solches Instru-
ment wird auch im Betriebe gute Dienste leisten,
weil es dem Führer gestattet, je nach dem Zu-
stand der Schienen die Zugkraft auf den höchst
zulässigen Betrag zu steigern, so daß der Zeit-
verlust durch Schleudern in Wegfall kommt.
Es ist denkbar, daß die Ungleichförmig-
keit des Drehmomentes einer Dampfmaschine
- diese für die Durchführung der Versuche un-
geeignet macht. Außerdem können wir in
diesem Falle nur indizierte Zugkräfte messen,
und die Verluste im Triebwerk sind der Rech-
' nung schwer zugänglich. Wir besitzen jedoch
in der Elektrolokomotive eine Zugmaschine
Elektrotechnische Zeitschrift,
so daß auch Go
1920. Heft 22.
427
mit sehr gleichförmigem Drehmoment, das bei
stetiger Regelung (Drehtransformator) all-
mählich geändert werden kann; die Messung
der Zugkraft ist auf elektrischem Wege viel
genauer durchzuführen.
Oben wurde angeführt, daß für die Aus-
nützung des Lokomotivgewichts zwei Verhält-
“
nisse könnkaiöhnend Sin
und
G , ( Gy ): 1. 270
= W w
abeblital !) und als Kriterium vorgeschlagen.
Hierin bedeutet außer den schon. genannten
Begriffen:
G, das Gesamtgewicht der Lokomotive,
2 also das Reibungsverhältnis,
g
r — den Treibradhalbmesser,
v» — die Fahrgeschwindigkeit in. km/h.
Kummer bevorzugt nun das erstere als
Verhältniswert, weil das letztere von der @e-
schwindigkeit abhängig ist, und diese also mit
angegeben werden muß, um ein richtiges Ur-
teil zu ermöglichen.
Ich bemerke hierzu, daß beide u, enthalten,
Ma, von der Geschwindigkeit ab-
hängt. = ee doppelt mit der Geschwindig-
keit NS aber für den Fall, daß die
Funktion u, =f(v) eine gleichschenklige Hy-
perbel, also u,.v—=k? wäre, würde gerade der
letztere Wert ein ganz unabhängiges Verhält-
nis bilden.
Zweck dieses ist, eine Anregung zu Ver-
suchen und Bekanntgabe der Ergebnisse zu
geben. In dieser Hinsicht wäre es wünschens-
wert, daß die Bahnverwaltungen, welche die
Pokal ren mit den „projektierten‘‘ Eigen-
schaften im Betriebe haben, Vorsuchswerts; be-
kanntgäben, aus denen zu ersehen ist, ob diese
Eigenschaften sich verwirklichen lassen. Für
die künftige Entwicklung des Elektrolokomo-
tivbaus mit Bezug auf Gewichtsausnutzung
und Materialersparung wird das zweifellos von
großer Bedeutung sein.
Über die Brauchbarkeit von Thermoelementen
aus. unedlen Leitern in hohen Temperaturen.
(Mitteilung a. d. Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.)
Von Fr. Hoffmann und A. Schulze, Berlin.
Übersicht. In der vorliegenden Arbeit ist eine
Reihe von Thermoelementen, deren Schenkel aus meh-
rere Millimeter starken Stäben oder Röhren aus un-
edlen Leitern bestanden, auf ihre Brauchbarkeit in hohen
Temperaturen untersucht worden.. Es zeigte sich, daß
verschiedene dieser Elemente selbst in Temperaturen
von 1000 bis 1200° noch nach einer 100- und :mehrstün-
digen Erhitzung bis auf etwa 10° zuverlässige Angaben
machen. Insbesondere zeichneten sich die verschiedenen
Nickel-Chrom-Legierungen, das Kohlerohr und der 66% -
Nickelstahl durch große Widerstandsfähigkeit aus. Die |
untersuchten Leiter wurden chemisch und thermoelek-
trisch so charakterisiert, daß die an ihnen gewonnenen
Ergebnisse zur Beurteilung ähnlicher Elemente dienen
können. Die Thermokräfte aller Leiter, sowie die noch
einiger hinzugenommener, in der Praxis verwendeter
Chromnickel-Legierungen wurden in bezug auf reines
Platin und Kupfer festgelegt.
Aufgabe.
"Für die Messung von rn DerN ra über
600 bis 700° bis hinauf zu 1000 bis 12000 wer-
den seit einigen Jahren verschiedene Thermo-
elemente aus ‚„‚unedlen“ Leitern benutzt, die in
1) „ETZ® 1910..8. 719:
der Hitze zwar oxydiert, aber doch. verhältnis-
mäßig langsam zerstört werden. Es sind dies
außer Kohle in erster Linie Nickel und Eisen
(Stahl) und deren Legierungen mit Wolfram,
Kupfer, Chrom, Silizium und Aluminium, von
denen sich besonders die Nickel-Chrom-Le-
gierungen durch recht große Widerstandsfähig-
keit gegen Oxydation auszeichnen. Zweifellos
werden Elemente dieser Art künftig in der
| Pyrometrie neben dem bewährten Le Öhatelier-
| schen Element eine wichtige Rolle spielen, nicht
. | nur ihres geringen Preises wegen, sondern auch
weil ihre Thermokraft wesentlich größer ist als
die von Platinrhodium gegen Platin (45 bis
75 gegen: 11uV/Grad).
Die für den praktischen Gebrauch wich-
tigste Frage ist jedoch, ob diesen Elementen
nicht Mängel anhaften, durch die die Genauig-
keit und Zuverlässigkeit der Messungen be-
einträchtigt wird, insbesondere, ob die fort-
schreitende Oxydation der Schenkel unmittel-
bar die Thermokraft beeinflußt, oder ob sie nur
durch eine Änderung des Widerstandes auf die
' Ablesung an einem Ausschlaginstrument ein-
wirkt.
In der umfangreichen Literatur über
Thermoelemente finden sich vielfach Angaben
über Änderungen, die der Oxydation zuge-
schrieben werden !), ohne daß doch immer
der ursächliche Zusammenhang einwandfrei er-
wiesen wäre. So glaubte z. B. White 2) allein
aus der Beobachtung, daß Konstantandraht
durch bloßes Liegen an der Luft seine Thermo-
kraft um 0,6% änderte, schließen zu sollen,
daß die Oxydschicht die Thermokraft soleher
Elemente wesentlich beeinflußt.
Demgegenüber wurde von anderer Seite
betont, daß die Änderungen infolge von Oxy-
dation, wenn überhaupt vorhanden, für den
praktischen Gebrauch nur von geringer Be-
deutung seien. So fand z. B. A. Schwartz?)
bei Konstantan-Kupfer- und -Eisen-Elementen
nach langandauernden Erhitzungen, die vor-
übergehend sogar auf 1000° stiegen, nur unbe-
deutende Änderungen, während allein ein
. Niekel-Silber-Element eine stetige Änderung
. seiner ‚Thermokraft bis zur Zerstörung der
Drähte erlitt. Dies Verhalten erklärt Schwartz
in folgender Weise: Die auf der Oberfläche der
Metalle sich bildende Oxydhaut wird trotz ihrer
großen elektromotorischen Wirksamkeit doch
| nur dann die Thermokraft beeinflussen können,
wenn sieim Vergleich zu dem noch unversehrten
Metall eine merkliche Leitfähigkeit hat. Da
die Metalloxyde.an sich schlechte Leiter sind
und auf dem Metall meist poröse, vielfach zer-
klüftete Überzüge bilden, wird die Thermokraft
im allgemeinen dadurch kaum beeinflußt wer-
den. Diese Auffassung wird auch im wesent-
lichen durch unsere Beobachtungen bestätigt.
Die vorliegende Untersuchung will nun
an einigen technisch wichtigen Thermoelemen-
ten ermitteln, welche. Änderung sie bei lang-
andauernder Erhitzung i in Luft, "also in oxydie-
‚. render Atmosphäre erleiden, um daraus Schlüsse
über ihre Brauchbarkeitsgrenze ziehen zu
können.
Umfang und Methode der Untersuchung.
Die Untersuchung erstreckte sich auf
Thermoelemente aus:
- I. Konstantan - Eisen®) und Konstantan-
Stahl,
‚II. Nickel - Nickelstahl (66% Nickel) und
Nickel - Niekelstahl (35% Nickel),
. Nickel - Kohle,
. Niekel und Nickellegierungen. verschiede-
ner Zusammensetzung.
2) Vgl: z. B. E. Ph. Harrison, „Phil. Mag.“ (6) 3,
1902, 8. 177.
2).W. P. White, „Phys. Rey.“ 28, 1906,.S 449. ‚Die
"Beobachtung von White erklärt sich vielleicht durch einen
Einfluß der mechanischen Bearbeitung auf die Oberflächen-
apnichen „Zeitschr. des V. d:L.“, Bd. 56, 1912,
SB:
# Die Thermoelemente werden hier immer in der
Weise bezeichnet, daß der durch die Thermokraft hervor-
gerufene Strom: in der warmen Lötstelle von dem erstge-,
nannten Leiter Zu dem zweiten fließt.
A:Schwartz,
428 |
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Het 2.
8. Juni 1920 5 %
Die Schenkel aller dieser Elemente be-
standen aus starken Stäben oder Röhren, um
die Widerstandsfähigkeit gegen die zerstören-
den Einflüsse bei hohen Temperaturen zu er-
höhen.
wiig, Vor Beginn der Dauererhitzung wurden die
Elemente ausgeglüht und auf thermoelektrische
Homögenität untersucht. Das Ausglühen, das
unbedingt erforderlich ist, um die anfänglich
vorhandene Inhomogenität des Materials zu be-
seitigen und um die Schenkel ihrer ganzen Länge
nach in den Zustand zu bringen, den sie an dem
der Erhitzung ausgesetzten Ende annehmen, ge-
schah im allgemeinen in der Weise, daß die
Schenkel bis zur mäßigen Rotglut mit elektri-
schem Strom belastet wurden. Größere In-
homogenitäten machten sich dabei schon durch
ungleichförmiges Glühen bemerkbar. Zur Un-
tersuchung der nach dem Ausglühen noch be-
stehenden Inhomogenität wurde über die
Schenkel hin ein kleines, etwa 8 em langes, auf
etwa 800° erhitztes Öfchen verschoben, während
die Enden auf 0° gehalten wurden; die dabei
auftretenden kleinen Thermokräfte wurden am
Kompensationsapparat gemessen.
Zur Dauererhitzung wurden j je zwei Elaiche
artige Elemente zusammen mit zwei Normal-
thermoelementen in einem elektrischen Ofen
von W. (. Heraeus mit Platinbandheizung
so montiert, daß ihre Hauptlötstellen etwa ın
die Mitte des zylindrischen Rohres oder etwas
darüber hinaus zu liegen kamen, so daß die
Eintauchtiefe bis zu 55 em betrug. Die Länge
des Ofenrohres betrug 84 cm, seine lichte Weite
66 mm. Seine Öffnungen an den Enden wurden
durch Asbestpackungen verstopft. Die atmo-
sphärische Luft hatte so zwar nicht ganz unbe-
hindert, aber doch in solchem Maße ’Zutritt zu
den zu untersuchenden Elementen, daß eine
fortschreitende Oxydation stattfand. Zur
Temperaturmessung wurden bis 600° Kon-
stantan-Silber-Elemente, über 600° Le Cha-
teliersche Elemente benutzt.. Die Nebenlöt-
stellen aller Elemente wurden, soweit das mög-
lich war, auf 0° gehalten. Die Thermokräfte
wurden an einer Kompensationsschaltung nach
Lindeck-Rothemit Spiegelgalvanometer und
objektiver Ablesung gemessen. Zur Kontrolle
des Temperaturganges während der Abwesen-
heit der Beobachter wurde eins der Meßele-
mente mit einem Registrierpyrometer von
Siemens & Halske verbunden. Um die fort-
schreitende Zerstörung der Schenkel beurteilen
zu können, wurde von Zeit zu Zeit der Wider-
stand der Elemente bestimmt; die so gefunde-
nen Werte erlaubten zugleich ein Urteil über
die Fehler, die bei Benutzung eines Ausschlag-
jastrumentes gemacht werden würden. '
Ergebnisse der Dauererhitzungen.
I. Thermoelemente aus Konstantan-
Eisen und Konstantan-Stahl.
Thermoelemente aus Konstantan und Ei-
sendrähten von etwa 0,5 mm Durchmesser ha-
ben sich bei einer Fehlergrenze von etwa & 1°
. bis zu 600° in jahrelanger Praxis als recht
brauchbar erwiesen. Längeres Erhitzen über
600° führt jedoch bald zur Zerstörung der
dünnen Drähte.
Für die Untersuchung solcher Elemente
mit bedeutend diekeren Schenkeln wurden im
ganzen 10 herangezogen, die sich in drei Grup-
pen zusammenfassen lassen: 1. 4 Elemente aus
dickeren Konstantan- und Eisendrähten; 2.
4 ähnliche Elemente von etwas geringerem
Querschnitt und etwas höherer Thermokratt;
3. 2 Elemente aus Stahlrohr und Konstantan-
draht.
Gruppe l.
Die Elemente dieser Gruppe erhielten die
Bezeichnung I, II, II, IV. Ihre Schenkel
aus Konstantan- und Eisendraht hatten eine
Länge von 125 em und einen Durchmesser von
4 mm. Die Drähte waren an der Hauptlötstelle
etwas verdrillt und autogen verschweißt. Die
Homogenitätsprüfung ergab nach dem Aus-
glühen bei einer lokalen Erhitzung auf etwa
800° Thermokräfte bis zu etwa 50 uV, bei
Element I sogar nur bis zu 20 uV. Die
Mittelwerte der vor Beginn der Dauerprüfung
gemessenen Thermokräfte der Elemente und |
ihre Temperaturgradienten & bis 900° sind in
‚ Zahlentafel 1 wiedergegeben; die Änderung der
Thermokraft bei 900° sowie die Änderung des
Widerstandes infolge der Dauererhitzung auf
800 bis 900° (nur bei I und II gemessen) in
Zahlentafel 2. Um die Änderung der Ther-
mokraft in ihrer Wirkung auf den Gebrauch
der Elemente beurteilen zu können, ist die ihr
entsprechende Anderung der Temperaturangabe
der Elemente at = AE/s berechnet worden,
worin e den 'Temperaturgradienten der Ther-
mokraft bei 900° nach Zahlentafel 1 bedeutet.
Zahlentafel1.
Thermokräfte der Elemente
Kr | Zahlentafel& : %
Konstantan-Eisen-Element I. £
Einfluß der Widerstandsänderung auf die er
gaben eines mit dem Element verbundenen
.» Ausschlaginstrumentes.
NEREUN für W102 | für W.=40 2
Gesamte „|Wider- Span} Span- ; ag
Erhitzungs- | stand abtell Fehler| nungs- |Fehler
ale a Be ER abfall a
' . AEBI| AB At=
DR Ainivolt & | Millivölt | A Ele
0-B,1-0,17) 0,08, 9: .10| 0,02. .7 299
198 0,29] 0,14 20.19.0504) 5aE0
222° | 0,9] 0,24 | 4°| 0,06 |. 10
245 117,4 7,3% | 11:69.1°22,07202:.0339
265 %.134,7.: 112,76. 1.2030 173/95 63°
L.bisEXoo
E = Thermokraft in Millivolt (Nebenlötstellen: 0°; bei E*: 209).
& = JE/dt —= Gradient der Thermokraft in Mikrovolt/Grad.
W= Widerstand bei Zimmertemperatur.
Elem. I, II, III, IV Elem V, VI(VLL, VIII!)
Elem. et XII2)
XIV
Elem. XV, XVL, Elem.: XIX, XX
XI, X XVH. XVII (XXI, XXI)
Temp: | Konstantan-Eisen Konstantan-Eisen Nickel Nickel E 2 a
was 2 x wäoye — 669 1 Nickelstahl — 8) Nickelstahl a en
t E € E € E ER: E € RE, €
0° 0) 0 0) EN) : — R
NER 61,5 ’ ER) 212 j 10,9 22,0
100 8.15 5,39 2,12 1,09 1,76 :
t 53,3 56,4 25,9 18,5 24,1
200 10,48 11,03 4,71 2,94 4,171:
52,9 55,7 | 26,7 21,1 23,7
300 15577. 16,60 7,38 5,05 Be 6,54
; 51,9 54,3 2157 16,2 18,4
400 20,96 22,03 9,55 6,67 8,38 ö
51,6 55,2 22,8 16,7 19,0
500 26,12 21,88 11,83 ; 8,34 10,28
035 56,6 24,1 19,4 1 2252
600 31,47 Bol 14,24 10,28 12,50
\ 56,8 61,7 29,8 23,4 ; 27,9
700 37,15 | 39,38 17,22 12,62 15,29
61,0 64,5 32,0 25,8 30,1.%
800 43,25 45,83 20,42 15,20 18,30 i
61,1 65,5 Nat 33,8 21,D 11280,0
900 49,36 52,38 23,80 17,95 21,80 '
rag 30,9 38,3
1000 27,91 21,04 k 25,63
39,1 4 41,6
1100 31,42 29,79:
1200 34,35
Zahlentafel Pe | %
Verhalten der Thermoelemente I bis VI bei Dauererhitzung.
i = Erhitzungstemperatur in 0%, D=
Erhitzungsdauer in Stunden (h). 1a
E, = Thermokraft bei der Temperatur i° in Millivolt (Nebenlötstellen: 09).
At = AE/s=die Änderung der Angabe des Thermoelementes in Graden.
Die Elemente I und II zeigen bei einer Er-
hitzungsdauer bis zu 255 h nur verhältnismäßig
geringe Änderungen der Thermokraft, die bei
der Temperaturmessung einen Fehler von 5°
nicht überschreiten. Dann allerdings steigt die
ı) Die Thermokraft von vu und VII, nur von 600
bis. 90409 gemessen, stimmt mit obigen Werten auf Yo.
überein.
ohö le Die Thermokraft von XI und XII, ist um etwa.
ö
3) Die Thermökraft von XXI und XXI, nur bei 700
bis 1200° gemessen, stimmt mit obigen Werten auf etwa
1%, überein.
%) Kurze Zeit auf 940%.
‚anderen Elementen.
Sehr lehrreich ist das Aussehen. der. Ele S
W, = Widerstand des Elementes bei der Temperatur ti ın 2.
Elemente T, II. Konstantan-Eisen | ' Elemente IH, IV. Konstantan-Eisen
x ER 4 u IV
{ D.| Eoo at Won |. Wooo | R Ego | At | Zoo | At
0h| 49,35) — 1|.0,17|.0,18 .0n| 49,231 — [49,48] —
800 bis 900° 800 bis 900° h
36.| 49,29 | — 1° 145 149,41 | + 30 | 49,42 | — 10
900 : 900° Br:
84 | 49,22 | — 2° 105 | 49,58. + 6°|49,53| + 10
850 bis 900° .900 Kr
108 | 49,23 | — 2° | 0,18 | 0,18 150 | 49,53:| + 5° | 49,47 | er
800 900 ER
153 | 49,20 | — 2° 195 | 49,45 | + 4° 49,36 | — 2°
850bis 900° DAN 900 %) AR ER 2
198 | 49,22) — 2° | 0,29 | 0,36 235 | 49,67 | 4 70|48,96 | — 90
900 N ‚900 \ 3 RN.
ho 222 \ 49,18) — 3° | 0,49| 5,0 255 | 49,65 | + 70|48,53 | — 169 2
0 Er
, 245.) 49,19 | — 3° | 17,4 '| 26,0 .° a
850 bis 900° | Fi DRS:
265 | 48,72 | — 10°| 34,7 | 27,6 SR
Das Ergebnis läßt’ sich so zusammenfassen: ‚Änderung ‚schnell zu größeren Werten. "Die ie
Messung des Widerstandes zeigt aber, daß die
Zerstörung. der Schenkel schon. weit vorge-
schritten sein kann, ehe sich eine wesentliche.
Änderung der Thermokraft bemerkbar macht.
Die Elemente III und IV zeigen ein ähn-
liches Verhalten, nur ist die zulässige Br-
‚hitzungsdauer etwaskürzer. Seltsamerweise sind |
bei Element.III die Änderungen etwas rn }
und entgegengesetzt gerichtet als bei den drei _
|
u |
3. Juni 1920.
‚mente nach Abschluß der Dauererhitzung
(Abb. 1). Der Konstantanschenkel zeigte stets
eine Reihe von Längsspalten, die ein Fort-
schreiten der Oxydation sehr begünstigt haben
werden, während der Eisenschenkel einen fast
zusammenhängenden samtartigen Überzug be-
K = Konstantan.
"Abb. 1.
kam. Von großer Bedeutung ist aber, daß die
Oxydation beim Konstantan in konzentrischen
Schichten fortschreitet, so daß auch in späten
Stadien des Prozesses noch ein zusammenhän-
gender metallischer Kern bestehen bleibt. In
Abb. 2 ist dieser Kern, der nur noch Y, des
#
M = Metallkern.
O = Oxydschiel t.
Abb. 2. Konstantar-Eis«n-E!ement HI nach der
* Dauererhitzung. ß
ursprünglichen Durchmessers besaß, bloßge-
' legt worden. Diesem bemerkenswerten Ver-
halten ist es sicherlieh zu verdanken, daß die
Thermokraft verhältnismä Big lange nahezu un-
verändert bleibt.
Für den praktischen rauch der Kon-
stantan-Eisen-Elemente dieser Gruppe ist zu
schließen, daß sie bei Messung der Thermo-
_ kraft mit einer Kompensationsschaltung bis
etwa 900° benutzt werden können, wenn man
einen Fehler von etwa 5° zuläßt. Die Lebens-
‘dauer bei 900° beträgt dann 200 bis 250 h.
Wird die Thermokraft nicht durch Kom-
pensation, sondern mit einem Ausschlagin-
strument gemessen, so treten größere Fehler
schon früher auf. Denn alsdann wird die An-
gabe dieses Instrumentes auch durch den inne-
ren Widerstand des Elementes W, beeinflußt,
‚u. zw. in der Weise, daß die Thermokraft E
am Sa vom Widerstande W, um
- kleiner
BR
"W. +W,
heit als bei enperekon. Der" dadurch
hervorgerufene Fehler in Graden ergibt sich
wieder zu 2i= AE/s, wenn e den Gradienten
. der Thermokraft bei der zu messenden Tempe-
ratur bedeutet. Die nebenstehendeZahlentafel 3
gibt die so gefundenen Werte für das Element I
wieder, u. zw. bei Verwendung eines Galvano-
neters von 100 und 400 #.
Man erkennt, daß die Fehler allein infolge
der Widerstandsänderung des Elementes schon
bald nach 225 h Erhitzungsdauer 5° über-
schreiten. Da sie sich unter Umständen zu
den Fehlern durch Änderung der Thermokraft
addıeren können, so wird man hierbei die zu-
lässige Gebrauchsdauer noch kürzer anzu-
setzen haben. Übrigens sind die Verhältnisse
bei Element II noch ungünstiger. Jedenfalls
zeigt sich deutlich, wie sehr im vorliegenden
Falle die Kompensationsmethode der Aus-
schlagmethode, und bei Verwendung eines Aus-
schlaginstrumentes wiederum ein solches mit
hohem Widerstande einem mit KOrar se über-
legen ist.
Gruppe 9.
Die Elemente dieser Gruppe: V, VI, VII,
VIII haben Schenkel aus Konstantan- und
Eisendraht von 125 em Länge und 3 mm Durch-
messer. Die Homogenitätsprüfung ergab im
allgemeinen Thermokräfte unter 50 uV, nur bei
einem Konstantanschenkel wurden Werte ge-
'funden, die auf kurzer Strecke zwischen + 70
Elektrotechnische Zeitschrift,
und — 90 uV schwankten. Die Thermokräfte
bis 900° sind in Zahlentafel 1 wiedergegeben.
Bei der Dauererhitzung zeigten Vorver-
suche, daß bei 900° Änderungen auftraten, die
nach 120-stündigem Erhitzen etwa 100 er-
reichten.
E= Risen.
Konstantan-Eisen-Elemente I und II nach der Dauererhitzung.
Die eigentliche Dauererhitzung wurde des-,
halb auf 800 bis 840° beschränkt. Die dabei
auftretenden Änderungen sind: dann in sehr
engen Grenzen (etwa 5° nach 290 h) geblieben.
Die Konstantan-Eisen-Elemente dieser
Gruppe können mithin bis 800° benutzt werden.
Die Lebensdauer beträgt dabei über 300 h.
Die Temperatur von 900° verkürzt die Lebens-
dauer auf wenige Stunden.
Gruppe 3.
Bei den Elementen dieser Gruppe: IX und
X bestand der eine Schenkel aus einem Stahl-
rohr von 120 em Länge und 20 mm äußerem
und 16 mm innerem Durchmesser, der andere
aus einem Konstantandraht von 3 mm Stärke,
der isoliert durch das Stahlrohr gezogen und an
der Hauptlötstelle autogen mit ihm verschweißt
war. An das freie Ende des Stahlrohrs war ein
Stahldraht hart angelötet, so daß auch hier die
Möglichkeit gegeben war, die Nebenlötstelle
auf 0° zu halten Die Thermokräfte liegen
zwischen denen der Gruppe 1 und 2.
Die Änderungen bei der Dauererhitzung
auf 900° blieben selbst nach fast 300 h in mä-
Bigen Grenzen. Bei Element X ging zwar der
Fehler etwas über 5° hinaus, doch sank er
später wieder auf kleinere Werte. Die Wider-
standsänderung ist verschwindend klein, so
daß anzunehmen ist, daß die Elemente noch
eine beträchtlich längere Erhitzungsdauer bei
900° vertragen hätten. Denselben Eindruck
erhält man auch beim Anblick der aus dem
Ofen genommenen Elemente, bei denen sich auf
dem Stahlrohr erst eine dünne Oxydschieht
gebildet hatte.
Die Konstantan-Stahlrohr-Elemente sind
mithin zu Temperäturmessungen bis 900° gut
‘brauchbar und haben dabei eine Bebensdauer
von über 300 h.
UM. Thermoelemente a Nickel-
Nickelstahl.
Bei Prüfungen von Elementen in der‘Phy-
sikalisch-Technischen Reichsanstalt ist bereits
früher beobachtet worden, daß die Haltbarkeit
des Nickelstahls, offenbar infolge verschiedener
chemischer Zusammensetzung, sehr verschieden
war. Für die vorliegende Untersuchung war
es deshalb von Wert, zwei verschiedene Nickel-
stahlsorten heranziehen zu können, u. zw. eine
mit einem Gehält von 66%, Nickel und eine
zweite mit 35% Nickel. Gruppe 1 umfaßt
4 Elemente Nickel-Nickelstahl der ersten,
Gruppe 2 4 Elemente Nickel-Nickelstahl der
zweiten Sorte. ı
Gruppe 1.
Die Elemente’ dieser Gruppe: XI, XII,
XIII, XIV bestanden aus Nickel- und 66%,
Niekelstahldrähten von 125 cm Länge und 3 mm
Durchmesser. Bei der Homogenitätsprüfung
ergaben sich Thermokräfte, die nur an wenigen
Stellen 10 wV überschritten.
Der Verlauf der Thermokraft (Zahlentafel 1)
‚zeigt in Übereinstimmung mit anderen Be-
obachtungen am Nickel bei etwa 350°, also in
der Nähe des magnetischen Umwandlungs-
punktes, ein ausgesprochenes Minimum des
1920. ‚Heit 22.
4228
Temperaturgradienten. Bei der Dauererhitzung
auf etwa 1000° zeigten -die Elemente XI und
XII selbst nach über 260 h Änderungen, die
5° nur wenig überschritten. Der Widerstand
blieb fast unverändert. Bei einer kurzen, sich
anschließenden Probeerhitzung auf 11000 von
etwa 45 h stellten sich ebenfalls nur geringe
Anderungen ein. Dem ganzen elektrischen Ver-
halten entsprach, daß die Elemente nach dem
Herausnehmen aus dem Ofen nur wenig ange-
griffen erschienen. Die Elemente XIII und
XIV wurden deshalb etwas stärker beansprucht,
u. zw. nach .einer ‘etwa 200-stündigen Er-
hitzung auf 1000°, bei der sie sich um noch nicht
30 air, noch etwa 100 h auf 1100°. Auch
hierbei blieben die Änderungen in sehr engen
Grenzen (etwa 59).
Die Elemente dieser Gruppe können mit-
hin unbedenklich bis 10000 benutzt werden.
Dabei beträgt die Lebensdauer sicher weit über
200 h.
Gruppe 2.
Die Elemente dieser Gruppe: XV, XVI,
XVII, XVIIL bestanden aus Nickel- und 35%
Nickelstahldrähten von 100 em Länge und
2,5 mm Durchmesser; der Nickelstahlschenkel
war zum Schutze bis zu einer Länge von 62 cm
von der Hauptlötstelle aus mit einer dünnen
Schicht Platin überzogen. Die Homogenität
war schlecht: Thermokräfte über 50 uV wur-
den an allen Schenkeln beobachtet, aber mehr-
fach noch bedeutend höhere Werte, im Höchst-
fall sogar 330 wV.
Der Verlauf der Thermokräfte (Zahlen-
tafel 1) ist-ähnlich dem der vorigen Gruppe,
nur sind die Werte etwas kleiner. Bei der
Dauererhitzung zeigten die Elemente XV und-
XVI bereits bei 1000° nach kurzer Zeit Ände-
rungen, die 5° überschritten. Die Elemente
XVII und XVIII wurden deshalb nur noch
bis 900° erhitzt, wobei aber auch bald größere
Änderungen auftraten.‘ Erst bei der daraufhin
vorgenommenen Erhitzung auf 800° blieben
etwa 200 h hindurch die'Änderungen in mäßigen
Grenzen.
Die Elemente miteinem35% ig. Nickelstahl-
draht verhalten sich also viel ungünstiger als
die mit einem 66%, ig. Nickelstahldraht. Als zu-
lässige Gebrauchsgrenze für die ersteren ist
etwa 800° anzusehen. Bei dieser Temperatur
beträgt die Lebensdauer über 200 h.
III. Thermoelemente aus Nickel-
Kohle.
Bei den vier hier untersuchten Thermo-
elementen: XIX, XX, XXL XXII bestand der
eine Schenkel aus einem Kohlerohr von 80 cm
Länge und 13 mm äußerem Durchmesser, der
andere aus einem &mm starken Nickeldraht,
der durch ein Porzellanrohr isoliert durch jenes
hindurchgezogen war. Die „Hauptlötstelle‘‘
wurde durch eine Verschraubung gebildet. Die
Elemente wurden mit Porzellanschutzrohr und
auf einem Kopf montierten Anschlußklemmen,
wie sie in der Praxis gebraucht werden, unter-
sucht. Zur Bestimmung der Temperatur der
Anschlußklemmen, die nicht gut auf 0% ge-
bracht werden konnten, wurden an die mit
Watte gegen Luftströmungen geschützten
Köpfe Thermometer angebracht. Die Thermo-
kräfte wurden auf 20° für die Nebenlötstellen
bezogen.
Der Verlauf der Thermokraft (Zahlen-
tafel 1) weist, wie immer bei Nickel, bei etwa
350° ein Minimum des Gradienten auf. Bei der
Dauererhitzung auf 1200° zeigten die Elemente
XIX und XX "selbst nach etwa 320 h nur un-
bedeutende Änderungen, obwohl sie beide un-
mittelbar nach der letzten Beobachtung bis zur
völligen Unterbrechung zerstört waren. Das
Element XXI zeigte schon nach 248 h eine
Änderung von 13° und kurz darauf die Unter-
brechung im Innern; Element XXII endlich
war schon nach 128 h zerstört. Bei allen Ele-
menten war das Ende dadurch herbeigeführt,
daß der Nickeldraht in der Nähe der Hauptlöt-
430
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920,
Heft 22.
8. Juni 1920.
——
stelle, offenbar durch einen schädigenden Ein-
fluß der Kohle des anderen Schenkels brüchig
geworden war.
Die .Nickel-Kohlerohr-Elemente sind" also
zwar bis 1200% gut zu gebrauchen. Ihre Le-
bensdauer ist aber wegen der schädigenden Ein-
wirkung der Kohle auf das Nickel großen
Schwankungen unterworfen. Sie lag bei den
hier untersuchten Elementen zwischen 130 und
320 h.
Thermoelemente aus Nickel und
Nickellegierungen
Die Zahl der für thermoelektrische Zwecke
brauchbaren Nickellegierungen ist so groß, daß
eine systematische Untersuchung aller der
daraus hergestellten Elemente auf ihr Verhalten
bei langandauernder Erhitzung weit über den
Rahmen dieser Arbeit hinausgehen würde. Für
den rein praktischen Zweck, der hier verfolgt
wird, dürfte es auch vollauf genügen, einige der
wichtigsten Elemente genauer zu untersuchen,
da die dabei gewonnenen Ergebnisse sicherlich
weitgehend verallgemeinert werden können.
Es wurde deshalb eine Reihe namhafter deut-
scher Firmen um Überlassung solcher Elemente
gebeten, denen eine größere praktische Bedeu-
tung zukommt. Unter diesen wurden folgende
8 Elemente ausgewählt und in derselben Weise
wie bisher untersucht: 1. 5 Elemente aus
Nickel-Chromnickel; 2. 1 Element aus Mangan-
nickel-Chromnickel; 3. 2 Elemente aus Kon-
stantan-Chromnickel.
IV.
1. Thermoelemente
aus Nickel-Chromnickel.
Untersucht wurden folgende Elemente:
XXIII aus Nickel- (10,3%) Chromnickel
(„Nichrom‘“), .
XXIV und XXV aus Nickel- (12,3%) Chrom-
nickel (,Konkordin‘‘),
XXVlIund XXVII aus Nickelrohr: (12,5%)
Chromnickel. _
Das Element XXIII bestand aus Nickel-
und Chromnickeldrähten von 125 em Länge
und 3 mm Stärke. Die Thermokräfte bis 10000
sind in Zahlentafel 4 wiedergegeben.
Zahlentafel 4.
dauernden Gebe ueh die Temperatur von
1000° keinesfalls zu hoch ist.
Die Blemente XXIV und XXV bestanden
aus Nickel- und Chromnickeldrähten von 96 cm
Länge und 8 bzw. 8,5 mm Stärke. Die Prüfung
auf Homogenität ergab bei lokaler Rıhitzung
auf etwa 10000 beim Nickel nur an einer Stelle
eine Thermokraft von mehr als 50 wV; beim
Chromnickel waren dagegen Thermokräfte über
150 „V häufig, an einer. Stelle sprangen sie
sogar auf 15 em von + 178 auf — 208 uV. Die
Thermokräfte (Zahlentafel 4) “wurden bis
11000 gemessen; sie sind um fast 30% höher
als bei dem Element XXIII
Dabei traten nach 185 h Änderungen von über
10° auf. Die weitere Erhitzung wurde deshalb |
wieder auf 10000 beschränkt. Die dabei auf-
tretenden Änderungen sind nach 114-stündigem
Erhitzen nur noch ganz gering. Eine Änderung
des Widerstandes wurde nicht beobachtet.
Man wird also wiederum schließen, daß die
dauernde Benutzung bis 1000° unbedenklich ist.
Bei den beiden Elementen XXVI und
XXVII hatte das Nickelrohr eine Länge von
100 em und 12 mm äußeren und 8 mm inneren.
Durchmesser. Der.isoliert hindurchgeführte
und an einem Ende mit dem Rohr verlötete
Chromnicekeldraht hatte eine Stärke von 2 mm.
An das freie Ende des Nickelrohres war ein
Draht aus chemisch reinem Nickel angelötet,
so daß die Nebenlötstellen wieder auf 0° ge-
halten werden konnten. Die Lötstelle zwischen
Nickeldraht und Nickelrohr rief auch bei star-
kem Erhitzen mit dem Bunsenbrenner keine
wesentliche Thermokraft hervor. Das Aus-
glühen der Schenkel vor der Untersuchung ge-
schah in der Weise, daß das fertige Element in
einem elektrischen Ofen, in dessen Innern etwa
1200° herrschten, langsam verschoben wurde.
Die Thermokräfte bis 11000 sind in Zahlen-
'tafel 4 wiedergegeben.
Die Dauererhitzung ergab zunächst bei
1100° nach 140 h einen Anstieg um fast -10%;
bei einer Ermäßigung der Erhitzung auf 10009
hörte die weitere Änderung fast ganz auf. Die
Änderungen des Widerstandes” waren sehr
gering.
Thermokräfte der Elemente XXIII bis XXX.
E — Thermokraft in Millivolt.
ge = dE/dt = Gradient der Thermokraft in Mikrovolt/Grad.
W= Widerstand bei Zimmertemperatur.
Bei der Dauererhitzung erreichen erst nach
etwa 150-stündigem Erhitzen auf 1000° die
Änderungen der Thermokraft 50. Eine Ände-
rung des Widerstandes war dabei noch nicht zu
beobachten. Nach diesem Verhalten und dem
Aussehen des Elementes nach dem Herausneh-
men aus dem Ofen ist zu schließen, daß für den
Y® Elem. XXIII | Elem. XXIV, XXV Elem. XXVI, XX VI Elem. XX VIII Elem. XXIX. XXX
Temp. | Niekel-Chromnickel | Nickel—-Chromnickel A eoreben a Konstante
Ww=0,192 W=0,12 2 Ww=048 W=056 2 Chromnickel
t E € E € E € E € az, | &
0° 0 0 | 0 0
A) 35,2 38,5 25,0 56,2
100 2,20 3,52 3,85 2,50 5,62
25,1 39,5 41,7 2735 64,6
200 4,71 | 7,47 8,02 5,25 12,08
1 220657 40,1 39,5 27,0 70,1
300 7,38 ‘ 11,48 11,97 7,95 19,09
22,9 34,4 32,9 2132 73,9
400 9,67 | 14,92 15,26 10,07 26,48
1. 23,0 34,0 31,6 22,0 77,0
500 11,97 | 18,32 18,42 12,27 34,18 |
2 637, 34,5 38,2 24,7 DS
600 14,63 21,77 - "21,74 | 14,74 ‘41,95 |
30,7 38,5 | 35,8 27, 80,7
700, 17,70. | 25,62 | 25,32 17,46 50,02
32,9 3757 35,4 29,6 79,2
800 20,99 29,39 28,86 20,42 57,94
35,6 38,8 36,1 31,4 78,2
900 24,55 33,27 32,47 | 23,56 65,76
1 128756 38,9 191 305,7 93.2 |
1000 | "28,31 | 37,16 36,04 26,88 ;
| Pak 36,9
1100 | 41,27 39,78.
Faßt man die Trgebnian an den 5 Nickel-
so ‚zeigt
| Chromnickelelementen zusammen,
sich, daß bei 11009 bereits allmähliche Ände-
rungen der Thermokraft eintreten, die nach
150 h etwa 10° erreichen können, ohne daß
doch die Elemente dabei stark gelitten hätten.
Man wird also trotz der guten mechanischen
Die. Dauerer-.
hitzung wurde zunächst bis 1100° ausgedehnt.
ein
letztere geschah in der Weise, daß ein Draht
aus sehr reinem Platin entweder unmittelbar .
Haltbarkeit 1100° als obere Gebrauchstempe- |
ratur anzusehen haben.
2. 'Thermoelemente aus Menenobhe
Chromnickel.
Untersucht wurde nur 1 Element XXVIII, |
dessen Schenkel 125 em lang und 2 mm stark
waren. Die. Thermokräfte wurden bis, 1000°
ermittelt (Zahlentafel 4). Die Änderungen
erreichten nach etwa 125-stündigem Erhitzen
auf 1000° in regelmäßigem Gange 10°. Der
Widerstand wuchs dabei um etwa 10%. Man
‚wird danach 1000° als Gebrauchsgrenze an-
sehen können.
9. Thermoelemente aus Konstantan-
Chromnickel.
Die zwei untersuchten Elemente XXIX
und XXX wurden aus einem 2 mm starken
Konstantandraht und einem 3mm starken
Chromnickeldraht, von denen der erstere zuvor
bei 900°, der letztere bei 1100° ausgeglüht war,
zusammengesetzt. Ihre Schenkellänge betrug
75cm. Die an den Drähten vorgenommene
Homogenitätsprüfung ergab beim Konstantan
bei lokaler Erhitzung auf etwa 850° Thermo-
kräfte, die meist weit unter 50 uV lagen, beim
Chromnickel jedoch bei Erhitzung auf 1000°
auf kurze Strecken von + 250 auf — 380 uV
sprangen. Die Thermokräfte der . Elemente,
die bis 9000 gemessen wurden (Zahlentafel 4), -
sind außerordentlich hoch. Anderseits ist aber
die Gebrauchsgrenze ziemlich niedrig: bei der
Erhitzung auf "820 bis 900° treten na£h etwa
100 h. Änderungen von über 5° auf, die dann
auch schnell sehr viel größere Werte annehmen.
An den aus dem Ofen genommenen Elementen
zeigte s:ch dementsprechend der Konstantan-
schäekel bis auf eine dünne metallische Seele
völlig. zerstört.
Als Gebrauchsgrenze kann danach etwa
800° angesehen werden.
Chemische und thermoelektrische
Charakterisierung der in den Elemen-
ten verwendeten Leiter.
Aus der Untersuchung über das Verhalten
der Thermoelemente bei lange andauernder-
\
' Erhitzung hat sich ergeben, daß es eine Reihe
von ‚Elementen gibt, die bis zu 1000° und da-
rüber für praktische Zwecke, bei denen ein
Fehler von 5 bis 10° zulässig ist, gebraucht
werden können. Die an bestimmten Individuen
‚gewonnenen Erfahrungen können jedoch erst
‘dann allgemein verwertet werden, wenn die
Leiter, aus denen die untersuchten Elemente
zusammengesetzt sind, hinreichend genau be-
stimmt sind. Es wurden deshalb die hier in
. Betracht kommenden Leiter dadurch -zu cha-
rakterisieren versucht, daß ihre chemische Zu-
sammensetzung, soweit es erforderlich schien,
ermittelt und ihre Thermokraft in bezug auf
Normalmetall festgelegt wurde. Das
mit dem zu untersuchenden Metall zu einem
Thermoelement vereinigt oder daß dazu ein
Zwischenmetall benutzt wurde, das nachein-
ander mit dem Platindraht und dem zu unter- . |
Ein Zwi-
suchenden Metall vereinigt wurde.
schenmetallmußte.überall dort gewählt werden,
wo ein schädigender Einfluß auf das möglichst
rein zu erhaltende Platin zu befürehten war
(z. B. bei Kohle). Bei den auf ihre Thermo-
kraft untersuchten Elementen genügte es na-
türlich, nur den einen Schenkel gegen Platin
thermoelektrisch festzulegen. Die auf diese
' Weise gewonnenen Thermokräfte E, sowie ihre
‘Gradienten & = dE/dt sind in den Kurventafeln
Abb. 3 und 4 graphisch wiedergegeben worden.
Das Vorzeichen von E ist dabei so gewählt, daß
es die EMK darstellt, die an der auf. i° er-
. hitzten. Lötstelle von dem zugehörigen Leiter
zum Bezugsmetall Platin gerichtet ist, während
die zweite Lötstelle sich auf 0° befindet.
‘ Das in dieKurventafeln eingetragene Kup-
fer war ein seit Jahren in großer Gleichförmig-
N
a = u F
bl a a nun ee
SEI
3. Juni 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920.
Heft 22.
431
keit von Siemens & Halske bezogenes Leitungs-
kupfer für thermoelektrische Zwecke, das hier
auch als Zwischenmetall bei der Festlegung der
Thermokräfte benutzt wurde und auch als
bequemes Bezugsmetall dienen kann.
Das Konstantah (etwa 60% Cu, 40%, Ni)
kann als technisch hinreichend definiert an-
gesehen werden. Von den hier benutzten Sor-
ten stimmt die mit a bezeichnete in ihrer
'Thermokraft sehr nahe mit der überein, die
in guter Gleichförmigkeit in Drahtform für
zeigt, dürfte in ihrer Zusammensetzung etwas
von der herkömmlichen abweichen. :
Das Eisen und der Stahl der Elemente I
bis VIII und IX bis X sind ebenfalls nicht
analysiert worden, da wesentliche Aufschlüsse
daraus nicht zu erwarten waren. Die Thermo-
kräfte zeigen Unterschiede von etwa 2%; ihr
Verlauf ist jedoch sehr ähnlich.
Das Nickel, das in den verschiedenen
Thermoelementen verwendet ist, wurde von
den Firmen als technisch rein bezeichnet.
thermoelektrische Zwecke ım Handel ist.
‚Sorte b, die um etwa 10% höhere Thermokräfte
Die
einem „chemisch . reinen‘‘ Nickeldraht von
Kahlbaum überein, während das Nickelrohr
davon stärker abweichende Werte ergab. Die
Drähte bestanden also aus einem verhältnis-
mäßig reinen Material.
Eine Analyse des Kahlbaumschen Drahtes
ergab:
ihrer Thermokraft stimmen die Nickeldrähte
Ni 98,4%,
CORE O.DE:
Fe‘
In a 0,2»
(A
Su 0,1
durchweg sehr nahe untereinander und mit
Zahlentafel 21. Zusammenstellung der Ergebnisse. Schraubverbindungen mit Aluminiumdrähten. (Zu R. Richter, S. 433.
‘ Erste | Größ L ? ider- i - "ij e ider- Let Wider- | Alter bei
© ar Wider Wider. Nice der kiteh Betriebs- ae Ben ee Widor- Binde: Er
Ne ana Re N elanden ormafenis |. Nacsz- |) damen '| 42 | U = im Zimmerlufe, I ne ver | mader
5 rahtenden | Schraube s ö a 8 a mexsung 5 nerander n a3 W = in Wasserdampf!) Chütte- Kr OT: hältnis ee
= nie in bis zum Teugbs in e Stunden |, #8 | 8: = inschwefl.Säure|| ung rung in | R, m R, an
10182 10=#2 | 10. IV.19 Rı Monaten = © |D = auf dem Dach ınmin 151074,2,| 10-22 R, Monaten
wi T | r EN
: 192 |. 336 99 125.) 2 10 | mein wg — |. | |
; 104 | 548°.) 100 | 882 | 3201 1000 mei |w|s| RE SEE
5 6 |. 10 | 18 7810 |ms '—/wıs |— | 20 | 08 | n27| 1090| 23
R 37,2 | 208 |.203 5,40 |: 32 14460 | mie | u |w| s | De
x 1L2.00 200 194 19,6 32 14450 |mt | L|w|s | | |
Er (25,9) | (442) | (447) a2) | Ay: | 860) ms L| wi |
O1: (28,0) (1960) | (1960) (70,0) | (14) (3670) | mt | LI WI — | |
S 218 1920 1990 | 8,80. 18,5 6640 mit | L | w | |
; 28,2 1250. | 1250 43 | 185 |. 6640-| mit.) L | W | 1 I _
< (85,8) | (141) - | (136) .1,64) |) (9,5) | (830): mit | L | wW |
? (123) (1408) (1403) (114) | (14) | (8670) | mit L | W |
3 5,07 | 247 213 48,7.| 32.1440 |mt | L|ws |
Ä 4,99 | ..225 223. 1°>85,0.%| 2:36 1440 |mt | LIjw|8.|— | +
a Bereit ea me lwlsl2l 20 |’ıos.| 14,6 1216|. 23
g | Pak 7 | 516505 | 106 132 | 1440 [mel nv wis] 390 | zer | 782 | 1,61 | 42
; 487 25,11 4,80 1,08... 32.) 16450 mil L|w|8 | | 230 199 85,0 | 175 42
4,89 | 420 420 86,0 2 | us elLIwisıi—- | — END En —
142 | 90 950 17,5 32.114450. mt | L|w|sı | “ 2
5,52 |’ 88,0 88,0 16,0 32 |, 14450 | mit | LIıw|s
5,27 | 840 840 16,0 | .32 | 14450 |mit LI Ws & —
(8,65) |(4115) (1115) | (129) (13) 7810) | mit | w|s |
SIR 1178. 3. = 102 ss | 2 -| a0 |mt|u|w|s
5,20 6,74 6,63.) 1,30 |. 32 14450 \me LIW|S | | 230 |-%02 |: ‚6,93 |. 1,33. |.’ 42
159 660 660 415 | 185 | 6640 | mit | L.| w-) |
10,2 498 493 48,1 | 18,5 6640 |mit IL W| —
an | |
9,08 | 472 472 52,1 18,5 6.640 | mit.| L | w| — |
8,85 | 337 337 38,1 18,5 6640 | mit | L | w |
65 | 25 | 285 ia] 185 oe mer | wi — | | |
7,20 | 368 368 51,1 185.1 6m ee
18,3 98,0 98,0 5,36 18,5 6640 mE ILIWI— — | — | |
60,3 1.512 1,812 849 | 18,5 660 Im LIWI 1 — | — | | |
g, mit Thurslot 4,13 7,44 Mall 1,80 1° 13 7810 !mte | |w|s | — |: 230 | 730 | 7,54 | 1,82| 23
* | metallisiert 7,07 9,45 9,45 134 | 13 7810 |mt — wis | —| 2390| 1012187 | 1494| 23
| ar ‘6 oil 13 78 [me wis | | 6353| Sal 1060| 2
blank 6,11 6,23 6,21 102 | 13 7810 | mt — | w|s|— | 330 | 636.) 636| 104) 23
6,45 | 17,4 17,4 2,70:| 18 SI mel wi 8 11.930 6 3505|. 2
6,20 6,37 6,37 1,02 | 11 6200 Johne = 1 — I |In | 290 | 638 | 646 | 104| 21
Re ART 6,11 6,38 | 6,38 1,04 11 6200 -\ohne | «4 1D 230 6,79 | 5,74 | 0,94 21
se 6,17 69 |. 69| 10 | u 6200 |oine — — | —|D | 2390 | 641 | -6,56 | 1,06 | 21
6,31 6,50 1 6,50 1081 1 6200 Johnel — 2.1 |D | 280 | 6541 6,54 | 1,08 | 21
5,92 5,96 5,95 1,01. 10211 6.300. ohne" — ul ID 230 6,05. |: 6,17 | 1,04 | 21
N - / |
$ 6,11 6,30 6,30) 108 | 1 6200 \ohnel— | — || pn | 230 | 651 | 861 | 1,08 |... 21
5 |mitLotder| Fe 6,07 6,20 | 6,20 1,02 11 6.200. [ohne | — |: D 230 6,56 | 6,86 | 1,13 21
Spezialfabrikl M 6,12 6,20 6,20 N 6200 Johne| = — || D | 230 | 6,32 FH 6,24 | 1,02| 21
metallisiert | Fe 6,32 6,50 6,50 1088| 1 6200 Iohtel =, ||» | 230 | 652 | 6,58 | 1,04 | 21
Fe 5,94 6,00 6,00 | 101 1.1 6200 Johneı — = 1 |p | '230.|' 612 | 6,20 | 1,04 | 21
M 6,10 6,46 6,46 106. | 11 6200 lohne — || —-|np | 230 | 657 | 6870| 110| 2
mit M 5,97 6,02 6,02;1 1,01. | ir 6200 |ohne — | -1|D.| 230 | 6,38 | ,6,46 | 1,081 2
| Verbandslot M 6,01 6,08 6,08 1,01 11 BauNohnein..se ID 230 6,22 6,22:) 1,04 21
metallisiert | Fe 6,28 6,43 6,40 1,08. Sl 6200 Johnel = |! m |. 9230 | '6,46°| .6,56 | 1,04. | 2
M 5,70 5,77 5,77 102 | 1 6200 Iohneı — | — 1 |D | 230 | 601 1.605 | 1,06 | 21
8. Juni 1820.
432 Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heit 22.
40 ; Die Werte für die sammensetzung stark voneinander abweichen.
E/Mivof) Thermokräfte zeigen ent- | Um einen weitergehenden Überbliek darüber
"sprechend der verschiede- | zu erhalten, sind nicht nur die drei zu den
nen Zusammensetzung der | Dauererhitzungen benutzten Metalle, sondern
40 beiden Legierungen auch | auch noch eine Reihe anderer auf ihre chemi-
ziemlich große Unter- | sche Zusammensetzung und Thermokraft unter-
schiede. Bei der Dauer- | sucht worden. Dem Nickelgehalte nach g-
erhitzung erwies sich, wie | ordnet ergab die Analyse folgendes: i
zu erwartenist,das nickel- Die Thermokraft dieser Legierungen gegen
. Se reichere Metall ganz be- | Platin ist im allgemeinen um so geringer, je
deutend dem eisenreiche- | größer die Summe der Bestandteile außer N,
ren überlegen. und Or, also wohl der Hauptsache nach de,
| Meinten! Br |
#4 5 Bee langamnckel _ JE Mikrovo
Mikelrohr \ dt Grad
[2 7000 Dr 7200
ec
-70 Ru er —__ Sfahlrahr, =” |
N RE
VS rd
eg Tr Ken ER
N, romnickel.d e.f.g
Ran Bach Yickelstahl
Sn
-20 +- I ——+ —.
>
DENE
3
| SE
-30 iS B: BRARIL PER Re a !
i Pe
|
& a]
Abb. 3. Thermokraft verschiedener Leiter, bezogen auf Platin.
Vom Niekelstahl wurden 2 Sorten ver-
wendet, für welche die Analyse folgendes ergab:
66% ig. Nickelstahl
Ni
(do
Fe+C
Ou
Si
Mn
1) Als Rest bestimmt.
66%
| nicht
bestimmt
Zahlentafel 22. Zusammenstellung der Ergebnisse.
und Flachlötungen ohne- Aluminium.
rs rote , B | . N „ Letzt a cn }
N te | are | ae ] ae. Kati nano | „ostzientere | Daun Lanaer, are Tezeer Taten
Eu stands- an stands. |; Stands- ider- Au | 2.8 | L=in Zimmerluft | der Er- | ger Er. | „stands Iyonhal der we
= | Drahtmetalle Niet Nr. messung verhältnis.| stands- AUSE 23: |w En Wasserdampfilöschüttes A 05 „2, messung |\.67 tnis Wider-
u Rı Rmax TO BE TIR DENE messung im: Su 3 p schütte- | am 10.11.20. R.
(©) in in bis zum ur in Stunden | 23 | 8 =inschwefl. Säure) rung rung in R, in ut stands-
| 10482 | 102 | 10.1V.19 Ra Monaten » ” 2 |D= auf dem Dach || in min | 10% 02 R, messung
N Fe " 12% Tıns 1 148 118 3941| 32 |] 1230 Ka eiwis iz AN Bi R
u & 78 | 154 535 | ..45,5 3,47 |. 32 140 | mt | LIW| SI | — = = = Er
a D 9|\ 85 | N) | 2) | (81 .@0). | (6900) | mit | L | wi 0 — ER = =
ak late 50 || (87,5) | (492) (33,8) (5.62) (29) | (12550) mt | L|WIS | 0 RE Er ee
BEL 83) 398,4. |: °26,6 |% 25,6 101 | 32. | 14450 | mit | L wis —| 230 | 258 25,8 1,02.) 42
: 84 || - 25,5 26,2 26,2 1083| 32 14450 | mit L WS —| 20. | 257 25,9 1,02 | 0
Br R = $1 3.06 | 23,19) 319], 100. Masse ml n | wie |.7 230 5,50 | .149 ET
N 82 3,50 3,511 3,50 1,00, 32 14450 | ,mit ! L|w|8s.| — | 230 14,8 18,0 514
ae M 79| 128 183]. 0188 |... 1080| 289% 1014400) mie mw ls Nase | 180 ea
1.80 1) 179.57 51855 18,5 1.03) 32 14450.) mit | L|WIS | | .230%) 196 19,1 1072
Es ers ea, Ss 208° R Er re Se RL 3 en £ Pe | ei 37 Be NE
Fe - Cu Ye 9:63,01. 1 1,02 32 14450 | mit | LIw|.S —|| 230 25,9 16,1 102
: 88.1) 14,2 20,7 198° |: 1,1688 14450 | mie | L| Ws || 980 99,0 23,8 18.2
rn Br 135 10,4 12113 10,5 1,09.) 32 %. 14450 | mis | Lew s | le 110 ER a er
Kine 136: 10,6 11,3 110 1° 106. 1°..82° 1° 14450 | mit L|WIS | 230 10, 10,5 1,00 42
{ 19 je 129 | 23,8 24,2 23,3,1., 102.) 30% [144501 ot In liwi sl "990 29,3 23,3 ol 2
s 130 | 23,1 233.| 230°, 100 |..38 8 14460. | mit. | 1. W.| 8.1) 230 23,2 23,6 1,21
NONE Fri.) 883 |..880| 100. 082 | 1200 | me | DIwes || 280 9.82 2883| 102]
| 128 2,80... 2,81 | * 8,78 |. & 1,00.) 088 14450 | mit | L.!W 8 |) 990 2,80 2,82 1,01 13048
L;, | 2 een - > : r \ a ee TE he NE:
ER a 125 16,8 16,8 186.21 1,00-1,.°739 14450 | mit | LIW|S | — 20 19,0 19,8 1,18 42
1 126.1 16,1 16,3 16,524.8) 1,0171 ,88 14450 | mie | LI W | SI —| 280 16,5 17,2 1.07. 28,
; ee RER, 133 | © 117 119. 1..118.°]: 5.102 1 232 "14450 men wos 080 12,0. 11.480 v2 | ea
134 | 11,8 11,9 | 118 101.9.) 10 (me E LIWI SI 880.) 118°) 190 1,02.) 22.
a | aal 166 | 11 18] 5116| °,:82 21) 14460 I] imit (Luw.|.8.) | 280 | 180.12 194 115.|0 42
Er 182. 166 10 | 120 1, 1) 8 14450 | mit | LI W| Ss |) ' 330 16,5 ° 16,2 0,98 | . 42
35,4 %
35%ig. Nickelstahl
Chrommnickel
a) Elem. XXVL'XXVI und a XXX
b) Flem. XXIV; AXV A
c)
RR
e\ Elem. XXIII.
f) ) }
8)
Vom Chromnickel verwenden Mr ein-. ar
zelnen Firmen Legierungen, die in ihrer Zu-
Ni
85,8%,
93,9 Ex)
TERSyE
65,2,
62,6 ,,
61,9%,
56,5 ,,
Cr
12,5%
12,3 ,,
12,5 ,,
1505
10,3 ‚,
‚0 Er)
;g „
Fe
twas
| e
größerer |
Gehalt |
Nietserbiadunt en mit ine ohne Aluminiüm
(Zu R. Richter, S, 433.) i
Abb.4. Temperaturgradient der Thermokräfte verschiedener Leiter, bezogen auf Platin.
Rest außer
Ni und Cr
1129)
( e
\s
>)
»)
1162)
)
)
(27 3
(82 ‚,
(35 „,)
Gehalt an Fe ist. Angenäherte Proportionalität
herrscht aber nicht; vielmehr bilden die Le-
TEEN 5 ET
N u
"er 0 ” /
\ er t
Aa \
8. Juni 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920, Heft 22.
433
gierungen zwei Gruppen: a bis ce und d bis f,
deren Glieder unter sich sehr nahe gleiche
Thermokräfte aufweisen. Möglicherweise ist
‚dieser Unterschied auf das Vorhandensein eines
Bestandteiles zurückzuführen, der bei der
Analyse unberücksichtigt geblieben ist. Bei
der Dauererhitzung konnte ein wesentlicher
Unterschied in der Gebrauchsgrenze wohl des-
halb nicht festgestellt werden, weil das Nickel
die Haltbarkeit mehr bestimmt als das wider-
‚standsfähigere Chromnickel.
Das Mangannickel in Element XXVIII
und die Kohlein den Elementen XIX bis XXII
sind chemisch nicht untersucht worden.
Die vorstehenden Angaben dürften aus-
reichen, um Elemente ähnlicher Zusammen-
setzung hinsichtich ihrer Brauchbarkeit be-
urteilen zu können,
&
Untersuchungen über die Größe und Be-
ständigkeit von Kontaktverbindungen unter
besonderer Berücksichtigung des Aluminiums.
(Mitteilung aus dem Elektrotechnischen Institut der Tech-
nischen Hochschule zu Karlsruhe.)
Von Rudolf Richter, Karlsruhe.
(Fortsetzung von S. 413.)
8. Zusammenfassung der Ergebnisse an der
ersten, zweiten und dritten Hauptgruppe.
Um gleichartige Verbindunsen beqremer
miteinander vergleichen und die E’gebnisse
schnell überblicken zu können, sind die wich-
tigsten Angaben zur Beurteilung der Verbin-
dungenin den Zahlentafeln 21 bis 29 zusammen-
gestellt. Die Angaben sind im einzelnen den
Zahlentafeln 1 bis 5 und 11 bis 20 entnommen,
Die Zahlentafeln 21 bis 28 enthalten in
der ersten Vertikalreihe hinter den Nummern
der Verbindungen die Größe des Wider-
standes bei der ersten-Messuns, in der zweiten
Reihe den größten Wert des Widerstandes, der
| schließen, wie er sich hauptsächlich bei Schraub-,
Niet- und Hülsenverbindungen zeigt, wenn die
Verbindung locker ist. Die vierte Reihe enthält
das Verhältnis zwischen dem größten bis zum
10. IV. 19 gemessenen Widerstand und dem
Widerstand der ersten Messung. stellt also die
| relative Widerstandszunahme dar.. Die fünfte
Reihe enthält das Alter der Verbindungen bei
der letzten Widerstandsmessung (in Monaten).
die sechste Reihe die gesamte Betriebsdaner (in
Stunden).und die folgenden fünf Reihen bis zum
senkrechten Doppelstrich die Angaben über die
Betriebsart. Die Anzahl der Stunden, die von
der gesamten Betriebsdauer auf die einzelnen
Betriebsarten entfällt, kann den Zahlentafeln
1 bis 5 und 11 bis 20 entnommen werden. Die
Angaben in den Reihen 1 bis 6 sind für solche
Verbindunsen eingeklammert, die schon vor
dem 10. IV. 19 zerstört waren.
Die letzten fünf Reihen der Tafeln d.s. die
Reihen rechts von dem zweiten senkrechten
Doppelstrich, enthalten die Untersuchnngen,
die nach dem 10. IV. 19 an den Verbindungen
ausgeführt wurden. Die erste Reihe gibt die
Zeitdauer (in Minuten) an. der die Verbindun-
gen den Erschütterungen in der Trommel ans-
gesetzt waren. Diese Angaben kommen mur
für. solche Verbindungen, deren größter
Kontaktwiderstand (zweite Reihe hinter dem
Se bis zum 10. IV. 19 gemessen wurde, und in der
= dritten Reihe das Ergebnis der letzten Wider-
“tandsmessung bis zum 10. IV. 19. Wenn der
Widerstandswert der dritten Reihe wesentlich
kleiner als der in der zweiten Reihe ist. so läßt
dies auf einen stark veränderlichen Kontakt
Zahlentafel 23. Zusammenstellung’der Ergebnisse. Lötverbindungen mit massiven Hülsen und blanken Aluminiumdrähten.
\
3 Dr Größter L“trt Pannz Alter hei i Betriebsart Wider- Letzte Wider- | Alter bei
= ne, Wider- Wider- uber der letzten! Betriebs- “| „einzi Inft ae ad den stands- |der letzten
Ei Lot Hülse Nr. stands- a Stands- | verhältnis er dauer =BE S N Erschütte-| nach der | messung |verbältnis| Wider-
Er messung Rmax messung ende a °» W= in Wasserdampf rung in |Erschütte-) an 10.11.00. R
16) Rı in m en Rmax ee » . |8 8 | 8= iu achwefl. Säure ; rung in IE Beh stands-
% Ne 10.2 ...1510, LET RS Monaten | Stunden |% 2 | D=auf dem Dach Minuten | 10482. | in no Rı messung
A 183 6,47 7,38 7,38 1,14 13 7810 |mt | — |w|s |—'l . 230 | 6,80 2,59 1,17: 23
Tnhotfen Al 184 6,27 6,57 6,57 1,05 13 7810. nie 1.225 wies 14 230 | 6,89 7,73 1,23 23
au; (8310)| 6,55 6,67 6,67 | 1,02 11°4°. 6900 Fohlnel — |ea. — ID 2320| 6,7 6,89 | 1,08 21
a |. 403 6,20 6,33 6,33 1,02 9 6200 \ohne — |— | — !D 230 | 6,50 6,57 1,06 19
en... RE e 4,12% | 975 975 236 32 14450 | mt "u |w Is. | a a = a
Be e 2 4,09 | 2700 1100 660 32 450|)me L|I|w|s | — N = = 0.
a a Er n ee He er en 7 Fe BR N IH PET Eee Ye ER ar EP ne HE ES IE he a Fein LE Nr ER
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2; 399 | 5,68.1” ‚5,90 5,90 1,04 9 6200 ohne] — | — | D, 230 |: 6.02 | : 6,20 1,09 19
en 5.1 4,10 4,19 4,15 1,02 | 32 14450 \mit| L|w s I 230 | 431 432» 1,00. 049°
a RR "3,89 4,34,|. 4922|. 112 32 4450)mt| LI|w|is | — 230 | 4,37 446 121,15 | 42
ä ; Inhoffen 1 (308) 6,25 7,28 $ 7,28 1,16 11 6200 |ohne| — SZ nes, D < 110 7789 Er AR | TE
FR 401 5,79 5,89 5,89 1,02 9 6200 lohne| — | | ID 230 | 6,06 6,13 1,06 |. ..19
E%, N RN, 4,12 4299| 4,26 1,04 | ' 3 14450)mt| L|w|s | — 2300| 445 | 450 1.0912
GE Pan 8 4,30 4,89 4,89 114). 3 1440 |mt| L|W| 8 | — 230 | 5,15 550. | 1.2817 42
ee Br RN Se ne En
Em: (809) | (16,3) | = = 1) <= |1-,1-|- | 0 - | = - | =
|. ee SE Bi ee De a ER Ce EEE
| Be 3| 2408| a0] a0] 110) 32 | 0lmulı wis |—| 20] ao | 500] 10 |
SR = 4 4,30 4,54 4,51 | 1,06. |. 32 450 |mt|n |w|s | — 230 | 87017281: 1,8101 7
= u a en Zr | |
ee ul eo). 86,741.1250 1250 34,0 11: 7 76200 lohnen. DD ER a JE ur =
[4 a ei Lo) © | 80a) Flo 20|5|56 | 1038| 19
| 7 ————— qzpjp pp
2 Inhoffenu. | Al (305) - 6.65 6,77. 6.77 1 02 11 | 6200. \ohnel — | — | — |:D 230.) 6577 6,89 1,04 21
Ken Kriegslot 1 FH . ER | |
# E Nicolai u. ab 22a ran.) Lorl 8 14450 | mit) L!w|s | — 230) 4,39 4,41 1,60 | 4
2 | . Zinnlot 10 | ..420 | 4,97 4051. 1020| 32 1440 |mt | LI w| Ss | — 230.) 4,93 4,27 101°), 2
= (01) 9,50.| 164 : | 106 Bar. 6.200 Finn Se ED, a . 2 =
riegslot, ! | '
7 | Nicolai u, | 13: 7.4.16 4,16 4,02. 1,00 | 32 1440 |mt | u.|w|s | = 230 | 4,08 4,10 09 2
Pa rm; 44 3.97 4136| 4,1 4,10.722.,92 14450 | mie | L Iw Is 1 230 | 4,24 420°) 106.2
X Inhoffenu.| ht Ko B) UNE R 2 6,77 6,98 OS 2
E ie Kr (303)| 6,46 ‚6,63 - 6,59 1,03 11 | 6200 ohne | 230 > B ’ |
Nicolai u. 16 4,52 4,66 4,64 1,08 |. 32 14450 |me | L|w|s | 230 |. 47 4,82 1.07 5 4
Zinidt Bat 4420. 4560| 4282| 18, 32 | a0 |me | L/w|s |— 230 | 4,65 a
———— Fe |— |
en 0a |.'.641 1 6,56.) .6,56 | 10 th. 6 km loan he | —_
Nicolai u. 11 | 4,35 4,39 4,22 1.011: 82 14450 |mt | L|w|s | = 230 | 4,30 | 4,27 | 0,98 42
Zinnlot i2| 498 4,42 4,00 1,03 32 14450 |mtIiL |w| 8 | — 230 | 4,08 4,41 1,03 42
— (au —
Tee | om 2 464 | 464 | 67,1 | 11 °|.6200 lohme| - | | —- |D | — en | 7 | > X
434.
Elektrotechnische Zeitschrit,
ersten Doppelstrich) kleiner als etwa 100.10?
Ohm war, weil die Verbindungen mit mindestens
etwa 100.10-40hm Kontaktwiderstand als voll-
kommenunbrauchbar angenommennnd deshalb
nicht weiter untersucht. wurden. Die gesamte
Dauer der Erschütterung betrug 230 min. Der
Widerstand der Verbindungen, die nach dieser
Erschütterung noch mechanisch gut erhalten
waren, wurde nach der Erschütterung bestimmt
undin der zweiten Reihe eingetragen. Für die
Verbindungen, die während der Erschütterung
zerbrachen oder locker wurden, ist als Dauer
der Erschütterung die Zeit eingesetzt, nach der
sie in der Trommel zerbrochen vorgefunden
wurden; vor der Zeitangabe ist das Zeichen <
gesetzt. Solche Verbindungen, die nicht an der
Verbindungsstelle, sondern im freien ‚Drahtteil
zerbrachen, sind durch das Zeichen > vor der
Zeitangabe hervorgehoben. . Die Zeitangabe 0
deutet.an, daß die Verbindung unmittelbar vor
der Erschütterung zerbrach oder locker wurde.
Nachdem die Widerstände der Verbindun-
gen. die230min der Prschütterung stand hielten,
gemessen waren; wurden diese Verbindungen
vom 18. IV. 19 bis zum 2. II. 20 auf einer Sand-
schicht auf dem Dache des Institutes aufbe-
wahrt. Am 10. II. 20 wurden die Widerstände
‘ zum letzenmal gemessen, die Widerstandsweıte
sindin de: d itten Reihe eingetragen. Die vierte
Reihe enthält das Verhältnis zwischen dem zu-
Zahlentafel 24 Zusammenstellung
{letzt (R,) und dem zuerst (R,) gemessenen Wi-
derstand der Verbindungen. In der letzten
' Reihe ist das Alter der Verbindung (in Monaten)
am Tage der letzten Widerstandsmessung an-
gegeben.
Die Einteilung der Zahlentafel 29 unter-
-scheidet sich von der der Zahlentafeln 21 bis.28
nür dadurch, daß diezweite Reihe, die den größ-
ten gemessenen Widerstand angibt, fehlt und
an Stelle des Widerstandsverhältnisses Rmax/Rı
das Verhältnis zwischen dem am 12. IV.19(R)
und dem zuerst (R,) gemessenen Widerstand
eingeschrieben ist. Diese Abweichung von den
Zahlentafeln 21 bis 28 war notwendig, um den
früher (Abschnitt 6) festgestellten Einfluß des
Widerstandes der Kabelschuhversehraubung
nach Möglichkeit auszuschalten.
Widerstandsmessung am 12. IV. 19 und vor
allen Messungen nach der Ersehütterung wur-
den die Kabelschuhe stets auseinander, ge-
schraubt und die Kontaktstellen blank gefeilt.
Zur Beurteilung der einzelnen Verbindun-
gen empfiehlt es sich, zunächst die Angaben
über die Untersuchungen bis zum 10. IV. 19,
die links von dem zweiten Doppelstrich der .
Yahlentafeln stehen, zu betrachten. Die größ-
ten bis zum 10. IV. 19 gemessenen Widerstände
sind in der zweiten Reihe angegeben. Um
die Größe des eigentlichen Köntaktwiderstan-
1920. Heit 22.
Vor der‘
"Verbindungen,
3. Juni 1920.
des abzuschätzen, sei bemerkt, daß der Wider:
stand (Zimmertemperatur) einfacher Drähte
von etwa 120 mm Länge (vgl. Abb. 2) und
8 mm Durchmesser bei Cu 2,85. 1074 Ohm, -
bei Al 5,7. 10-4 Ohm, bei Zu 10,6. 10-4
Ohm, bei Messing 11,0.10=* Ohm und bei
Fe 23,5.10-* Ohm beträgt.
Verbindungen, ‘deren Widerstand die
Größenordnung 100 .10-2 Ohm erreicht, sind
als unbrauchbar zu bezeichnen; dies kann
wohl auch von den Verbindungen be-
hauptet werden, deren Widerstand sich be-
trächtlich, sagen wir auf mindestens das Dop-
pelte erhöht hat.’ Bei der. Beurteilung der
Verbindungen ist auch das Alter und die Be-
triebsdauer zu berücksichtigen, die in den
‚Zahlentafeln angegeben sind. Einen schnellen
Überblick gewinnt man, wenn man die Angaben
der letzten fünf Reihen (rechts vom zweiten
Doppelstrich) betrachtet. Die Verbindungen
ohne Angaben über die Dauer der Erschütte-
rung waren vor dem 10. IV. 19 zerstört oder
hatten einen Kontaktwiderstand von etwa
100.10-4 Ohm oder mehr. Die Zeitdauer
der Erschütterung gibt einen Anhalt über
die mechanische Widerstandsfähigkeit der
Nur die Verbindungen, die
der Erschütterung standhielten, wurden noch
weiter untersucht, Die letzte Widerstands-
messung (R,) und das Alter der Verbindung
der Ergebnisse. Stumpflötungen mit Blechhülse. (Drähte aus Aluminium).
| Drei ö 32 Alter bei Betriel Aer ider- | Letzte -; wWider- '
; wider | Wider | wider | dor (don letzten Betriebs: | "% 1 nummen | dene standmach| Mär | stands [ante Be
= 4 stands- stand stands- A Wider- dauer aa] Fun Aummner un Hi der Er- ns , |Verhältnis dr InizeE
N Lot Drahtenden | Hülse | Nr. | messung R et verhältnis), stands- = Ei W= in Wasserdampf || schütte- Schütte: Eh R -ı Wider-
5 Rı rael A pisszum. max | en Stunden Er ® 3 =inschwefl. Säure|| _ rung rung in sa AI stands-
|.102 | 10 #2. |20.,9) Ri | Monaten 2 |D=aufdemDah || In min | 102 10-2 | RB | messung
Dach öhasonnl 83. 691.1 as zasılı 108° 0013 7810 mit WI8|—| a90| us | ns | 106) 5%
Spezial- | Verfahren d. M 164 7,11 8,60 -8,60 121) 13 7810 | mit I—|W S — < 50 | mit Hülse gebrochen,
Du | Weichlot| 8.8.W. |” 238 7,801: 8,20 8,20 1,05 13 7810 ohne] —|Wı 8 |— 230.1 :8,40..| ,.850 | 1.09 19) 28
metallisiert 242 7,55 | 7,55 7,49 1,00 13. 7810 ohne, L Trek 230 710 8,20 | 1,09 23%
= 1276 6,531 6,81 6,62 1,04 13 7810 | mit |—/W| 8 ||, 230 6,81. 17. 7,56 1,16 23
Re: 6,91 7,31 7,16 1,06 | 13 7810 |mit I) W|S/—| 2330): 724 | 7483 1,07 23
Al 122
Bern) 7,58 9,80 9,80 1,30, 4 6200 .Johne| — —|— D 230. | 235 800 | .106 21
974 7,98 | 7,41 237 1,02 | 11 8000 |ohne, L Dates 230 | .7,42 23,7. .3,26 21
E ns ea 65, 65 | 6,8 1,00 | 11 6200 Johnel—=/—|—|D|| 9899| 6,99 | 7os.| 102 | va.
nhoftien an 978 7,80 7,94 7,89 "1,09" 11 | 8000 ‚ohne. L STEHEN 230 8,06 8,66 j 111 E A.
PREL: 1501...8,08. 1. nee 1.081. Mi 6200 Johnel—/—|— DI 2300| "8201| 850 | 118 21
280 15,1 24,9 24,9 1,68. 10.214 8000 ohne L Ga ee 230 |: 50,0 75,5 5;00: 21°
: ; Keil see = —
ER 6,58 | 6,65 6,65 1,01 11 6200 ohne — —|—|D 230): 6,79 .|.27,56,| 115 21
276 6,50 6,57 6,49 1,01 11 8000 ohne) Li—1— || 930 |. 6,57 7,12 1,10 21
9 | 6431 za | zoll a3 | ie me wis ol 7 | | u I
a, | 380 6,58 6,94 6,83 1,06 13 7810 | mt\— WS —| 991. 7,182 7,18 1,09 23
2.1290 7,86. 11,8 11,5 1,46 11 6200 \ohne—|—|—| DI < 9299| — = SER, m
289 9,40 | 27,5 27,5 2,93 11 8000 ohne LI 1 OL = a ae
Thuralot [it Thuralot 294 8,20 9,30 9,30 1108,11 6200 IohneI—|=!—|D| 239 | 133 ° |: »190 33 | 2
metallisiert 293° || 10,0 21,5 21,5 2,15 |, 11 8000. ohne u | TS 80 SEN r
r we | 28 8,05 9,30 9,304. ..4,16 11 6200 -| ohne | — 1 1.D 71930 1 12,9 18,3 2,28 21
® 296 | ' 9,601 102 10,2 1,06 11 8000: Tohne| LI] ||| 290 | 65,0 675 70,0 2a
A RN ai 9,60 9,60 |. 135. 11 6200 ohne) —|—|—|D| 990.1 31,5 45° 670 21
891.127 8,60.) ° 11,1 11,1 1,42 11. 8000. |ohne u) | 200 |: —_ u N *
| MESSE l
177 6,54 1,04 9,60 1,59 13 7810 mit —/|w|s | —| 2390| 195.1. 1183 BE
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231 | 965 | ‚27,8 27,8 2,89 11 6200 ohnel— — — DI <i10 | — = Be Br:
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[7288 7,57 WB. 751 1,00 11 | 'x.8000 \ohne|L ||| 2830| 7,90 8,20 1,08 21%
on) 24 6,55 6,68 6,62 1,02 11 6200 | ohne | — \ 230 6,84 6,92 1,06 21
| 283 6,84 6,87 6,87 1200| 11... 8000 Johe| 1 —|— | <80 | — Zn en
Al, | ar) 68 |.80|.750 | ie] an. 6200 Jonne 110 N 880 | 88 Bo a
mit Bet \ = WE:
ERRAL | 299 7,18 7,29 7,2915 108.1: 11 8 28206 |olme u ID 14030 7,90 8.00 | 1,4 At
metallisiert | Fe | 300 1,53..2298.| = 7.98.1306. 14 6200: Lohne || — =D" 230 | ,8,10.1., 870. 1160| aim
Cu | 298 688 | 7,36 7,36 |" 1,07.) 12. 2] 6200 >|ohne| — |] ID] 830.| 101 118, 1224,69] 218
Br; a.
En
5 3. Juni 1920. 2 Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Het 22. 455
. bei dieser Messung dient zur endgültigen regeranordnung und einer schwingungsemp- | ungedämpfter Schwingungen der Einfachheit
Beurteilung (der Verbindungen. findlichen Indikatoranordnung auszunutzen | halber hier absieht, so geschehen, daß die
Die Ergebnisse der Untersuchungen kön- | und nachzuweisen. Bedingung für -die An-.| Spule $, (Abb. 2) direkt als Selbstinduktion
nen aus den Zahlentafeln 21 bis 29 abgelesen | wendbarkeit des Verfahrens ist, daß der ge- | in dem aus Funkenstrecke F und Kapazität C
werden; sie sollen für die einzelnenVerbindungs- | suchte Metallstrang eine erheblich größere elek- | gebildeten Schwingungskreis benutzt wird.
arten hier nur kurz zusammengefaßt werden. | trische Leitfähigkeit besitzt, als das Medium, | Die Zuleitung zum Spulenrahmen $, (Abb. 1)
(Schluß folgt.) in welches er eingebettet ist, und daß er nicht
Re durch verhältnismäßig gut leitende Schichten
| abgeschirmt wird. Bei Leitungen und Röhren,
us Br ve die im Erdreich, unter Mauerwerk und Putz
Verfahren zur Auffindung unterirdisch oder verlegt sind, ist diese Bedingung im allgemeinen
verdeckt verlegter, metallischer Leitungen. | stets erfüllt.
a: Se In welcher Weise man von der Erregeran-
Alan N ae ordnung auf das gesuchte Kabel Hochfrequenz-
Übersicht. Es wird ein Verfahren zur Auffindung | energie überträgt, ob durch induktive, kapa-
unterirdisch oder verdeckt verlegter, metallischer Kabel | zitive oder galvanische Koppelung ist im Prin-
oder Rohrstränge mit Hilfe schneller elektrischer Schwin- | zip belanglos, wiewohl in bestimmten prakti-
‚ gungen beschrieben, bei dem aus einem Erregersystem | schen Fällen gelegentlich die eine oder andere
auf den gesuchten Leiter Hochfrequenzenergie durch | Art den Vorzug verdienen kann. Da bisher in
ee se une los u den Leiter eneugten s den weitaus meisten Pällen init iniduktiver
- Hochfrequenzfeld kann dann mit einem abgestimmten K ] 3 2 : Abb. 1. Das Suchen eines Leitungsstranges
oder nichtabgestimmten, schwingungsempfindlichen In- | Sppe uns gearbeitet.wurde, lege ich diese der im Straßenkörper.
dikator nachgewiesen werden. 9, En u 4 ;
$ handele sich z. B. darum, anzugeben, | . H: an ei der
Im folgenden will ich kurz ein neues Ver- | ob und auf welcher Seite einer Landstraße | 1.80. aue a nen Er
; De Ä 5 ne : - | Pfeilrichtung quer über die Straße getragen
4 fahren zur Auffindung von unterirdisch oder | sich ein unterirdischer leitender Strang, ein an Bann
verdeckt verlegten metallischen Leitungen, | Wasserleitungs- oder Gasrohr hinzieht. Man ;
Kabeln oder Rohrsträngen mit Hilfe elektri-"| erzeugt dann in der Erregeranordnung E
scher Schwingungen beschreiben, das nunmehr | (Abb. 1) nach irgend einem der bekannten C
eine große Reihe von Prüfungen seiner prakti- | Verfahren Hochfrequenzenergie und sorgt da- Se E
PN schen Brauchbarkeit bestanden hat. für, daß die auf den Senderahmen $, ge- va [
’ Das. Verfahren beruht darauf, den zu- | wickelte Spule von Hochfrequenzstrom durch- M C
nächst unbekannten Leitungsstrang als Koppe- | flossen wird. Dies kann, wenn man von ver-
- lungsglied zwischen einer Hochfrequenzer- | wickelteren Schaltungen und der Verwendung Abb. 2. Einfachste Schaltung für Leitungssuchgeräte.
Zahlentafel 25. Zusammenstellung der Ergebnisse. Flachlötungen mit Blechhülse (Drähte aus Aluminium).
E Erste Größter Letzte Wider- | Alter bei ER | Betriebsart uerd Wider- |; Letzte Wider- Alter bei
2 “ ; Wider- Me Wider- stands: ae n Se | a |L= in Zimmerluft en ash Bar a der RR
1 7 - j- “ B * us Fr r 7 "hä, s \
5 4 Lot Drahtenden Hülse Nr, en nz en wen ee in : a 3 W= in Wasserdampf rung in Erschütie- | Eco = R Br Dee
{} . R, in in bis zum Rmax in 2 ı 3 8 |S=inschwefl, Säure| _. rung in 5 2 | stands
104.2 1022 | 10. IV. 19 Rı Monaten | Stunden | 3 3 |D= auf dem Dach Minnten. | 10-48 | In 1074 2 Rı ER EFURS
S 169 6,38 | 6,52 6,36, 1090| 1 7810 | mit |—-|wIs|—| 230 | 650 6,70 1,05 23
Ar“ 170 6,21 6,42 6,28 1,03 13 7810 | mit. |) —/|W|S|—| ..230 6,55 6,55 1,05 23
245 6,99 . 7,05 7,04 1,01 11 6200 |ohne) — — — | D| 230 7,28 7,43 | 1,06 ı 21
246 6,74 6,74 6,74 1,00 | 1: 8000 ohne| L — —_|— 230 1,34 7,45 | 1,11 21
5 I wor [= 2 SRH = er ! SE a |
250 6,99 7,05 7,05 1,01 11 6200 Johnel—- —'_|n| 230 | 7,11 7,24 1,04 21
H Sehakten [blau = 2 L"asg 4, ©7a13.10° 150]. 10 Pe Sn N On le
| im | ar Bu 10ol 11 T enoonlome 1 In] 280 | os | 6e|. wa, 2
Er Bose 2 0a 153004 39,28, 01,00. 8: 11 8000 Johne L — —|—| 230 | 733:|° 733 1° 1,01 10. 2
ANY: 6655| 6689| 669 Lo] 1 6200 lohne —|— —|D|| .230 | 7,0 Ataslin 1,087, 2
"128.1 668° 6680|. 681.) 1200| . ıı 8000 \ohne) L — ——|| 230 | 6,69 668 | 100.21
ala | | | ö
|. 6088| 69| 66 105 18 | 7810 Im l—Iwisi—| 230 | 5,95 | wa| 12 3
174 6,39 6,95 6,49 1,09 | 13 7310 | mit —| WS | — 230 | 7,21 | 23 | 1,13 23
en 261 6,70 7,28 7,28 1,08: | 11 6200 |ohne | — se —ıD 230 | 10,3 | 15,8 | 2,46 21
262 6,59 7,20 7,20 1,10 13% 8000 , |ohne| L | — | — | — 230 8,40 3,8 | 1,49 21
\ afer i Nr
Thura- |mit Thuralot| ie 265 6,70 7,84 7,84 1587 | 11 6200 \ohne)—|— —|ıD 230 11 27,0 4,00 21
lot | metallisiert 266 6,52 | 7,06 7,06: 1,08 1 7800 le L -— |< - | 0 — e 2%
= ke 967 A ee 1 a 6200 Johnel— — —|D|| 230 124 800 116 21
la 7a) m 7 100 10 | 8000 Jomein || < 0 | — -- uk
lee aa wi Bir. 2a in | 6200 Johne|—I— — [m 280 [103 400 a
TE RR 8000 Johne| LI 1 |<110 | — = 8 ®
171 6,15 a er BR RT 7810 | mit w|s|-) 230 | 70 seo | 1,33 | 2
a 620.| 8.45. .-2001° 1386| ° 18 7610 |mie I—|wi8 ||| 230 | 206, | 116.1. 197 | 2
AU | a53 6,72 7,50 | 7,50 1,12 11 | 6200 -Fohne|— | -.|p|| <.230 SR A
fe 254 11 8,40 | 8,40 1,18 11 8000 ohne L Ir << 110 ach | | Bin u
Lotder [mit Lot der | 7 | 60| 70 me. 124) 11 | 6200 fohnel-'——|n| a0 | 139 | 162 | 0 2
Spezial- |Spezialfabrik| M | ze | 62 706 °7065| 1100 u 8000 ohne ui — || 230:1.810: | 3850|. 1338| 2
fabrik | metallisiert D- — a 2 = ar Ta.
259 6,61 | 7,00 7,00 | 1,06 11 6200 |ohne|— — — D| 230 |’ 8,50 8,60 1,30 al
Fe | 260 645). 6865| 6,61: 1,08.) 1 8000 Johne|L— —|—| 230 2460 750 10, 1
| 255 688.1: 7,50) 7,50] 1,09 |. 11 6200 ohne — | — Dı 280 [255 22,4 3,26 21
a 256 6,60 7,30 7,08 | Bea! 11 8000 ‚ohne‘ L IK —|—-|<1l0 ) ’— | > EB 4
. 2 f | | j
ei RER. :.6.269 6,62 8,15 8,15 13| u 6200. Johnel— 11 —|D|.. 230 | 182 22,2 3,36 | 21
m. Verbands- M 971 7,93 7,89 7,89 1,09 11 6200. | ohne | —|—| —|.D 230 11,3 13,7 1,90 | =
Kriegslot | 7 Ib ps Liane 7011| . 930.1. 930| 1322| u 6200 : [ohne —|——|D|| 230 | 12,8 15,0 a a
| ee 370 7,47 18,0, Le Hi 6200 lohne|— — —|D| 230 | 17,5 61,0 0 al
= 4
> mit Thuralot
Lu] Briogelob| —otallisiert 22,9 5
436
Eine zweite ähnlich gestaltete Spule S,
(Abb. 2) kann im einfachstem Falle mit einem
Detektor D, Verriegelungskondensator K und
einem Telephonhörer T als aperiodischer Kreis
zum Nachweis von Schwingungen dienen.
Der Abstand r der Spulen $,, S, (Abb. 1)
ist so groß zu wählen, daß eine unmittelbare
Energieübertragung von S, auf S, zu vernach-
lässigen ist.
Werden beide Rahmen auf der jenseitigen
Straßenseite gehalten (Abb. 1), unter der kein
metallischer Leitungsstrang liegt, so spricht
der Telephonhörer nicht an. Werden aber
gleichzeitig beide Rahmen auf die vordere
Straßenseite getragen, unter welcher hier eine
Leitung angenommen ist, so tritt ein kräftiges
Ansprechen ein mit einem Maximum, wenn sich
beide Rahmen senkrecht über der metallischen
Leitung befinden. In diesem Falle übertragen
die unteren dem Erdboden zugekehrten Lei-
tungsteile der Spule $, durch induktive Koppe-
lung auf den Leitungsstrang L Energie.
Das magnetische Hochfrequenzfeld, wel-
ches den Leitungsstrang nun umgibt, kommt
mit den im unteren Teil des Rahmens S; lie-
genden Leiterabschnitten zum Schnitt und die
auftretenden Hochfrequenzströme bringen den
Telephonhörer nach ihrer Umformung im De-
tektor zum Ansprechen.
Durch den Leitungsstrang L sind die Rah-
men S, und S, enger gekoppelt worden.
Eine sehr robuste Ausführungsform des
Leitungssuchgeräts zeigt Abb.3. Sende- und
Elektrotechnische Zeitschriitt. 1920. Heit 22.
haben, damit die gegenseitige Beeinflussung hin-
reichend klein wird.
Selbst ein dünnes bleiarmiertes Schwach-
stromkabel, das in 1,50 bis 2,00 m Tiefe im
Straßenkörper liegt, verursacht im Such-
rahmen ein sehr deutliches Ansprechen. Die
Breite, über welcher die Zeichen des Erregers
gut gehört werden, beträgt dann etwa 2,5 bis
1,5 m mit einem deutlichen Maximum an der
Stelle, unter welcher sich vertikal das Kabel
befindet. Je nach dem. Boden, der Tiefe und
dem Material der Kabelbewehrung erreichen
diese Zahlen Abweichungen nach oben und
unten.
In nieht zu nassen Boden läßt sich im all- .
gemeinen der Verlauf des Kabels durch Ab-
schreiten mit dem Suchrahmen beiderseits auf
mehrere hundert Meter hin verfolgen, wenn der
Senderahmen über dem Kabel aufgestellt wird.
Verwendet man an Stelle des Telephonhörers
ein Galvanometer, so gibt der so bestimmbare
Grad des Abklingens der Schwingungsenergie
längs der Leitung eine einfache Methode zur
Ermittlung der spezifischen Leitfähigkeit des
Erdbodens.
Über die Tiefe, in welcher die Leitung
liegt, erhält man auf folgende Art einen An-
haltspunkt.
Man hebt den Suchrahmen über der Stelle,
an welcher das lauteste Ansprechen erfolgt,
etwa einen Meter in die Höhe. Ändert sich da-
bei die Lautstärke nur wenig, so liegt die Lei-
tung verhältnismäßig tief, ändert sich die Laut-
|
|
>
1
}
Abb. 3. Eine Ausführungsform des Leitungssuchgerätes.
Abhörrahmen sind aus kräftigem Eschenholz
hergestellt; die Drahtwindungen sind in eine
Nut völlig verdeckt eingelest. Der Abhör-
rahmen läßt sich beim Transport innerhalb
des Senderahmens unterbringen.
Die Hochfrequenzerregeranordnung be-
findet sich auf dem Kraftwagen in einer Kiste,
die in Abb. 4 in geöffnetem Zustand zu sehen
ist. Man erkennt den rotierenden Gleichstrom-
| stärke erheblich, so liegt — zur Freude der Erd-
arbeiter — das Kabel verhältnismäßig flach.
Die Ursache dieses Unterschiedes liegt
darin, daß die prozentuale Entfernungsände-
rung bei tiefliegendem Kabel kleiner ist als
bei flachliegendem. Bei Benutzung eines
Saitengalvanometers an Stelle des Telephon-
hörers kann man die Tiefe leidlich zahlenmäßig
angeben.
Abb. 4. Die Hochfrequenzerreger-Anordnung.
Mittelfregquenzumformer, der über einen Trans-
formator die Kapazitäten des Hochfrequenz-
kreises aufladet. Die Serienfunkenstrecke ist
an der linken Kastenwand angebracht.
Wenn in der oben angegebenen Schaltung
ohne abgestimmtes Sekundärsystem und ohne
Lautverstärker mit einer Primärenergie von
200 W bei einer Welle von 1500 m gearbeitet
Soll eine tiefliegende Leitung freigelegt
werden an einer Stelle, an der die Straßendecke
ungern beschädigt wird, so kann der Schacht
an ‚einer günstigeren Stelle in der Nähe, bei-
spielsweise auf dem. benachbarten Fußweg,
nach unten geführt werden. Man geht aus
diesem Schacht die Leitung dann seitlich an.
Die Auffindung der Tiefe, in der man seitlich
wird, müssen die Rahmen etwa 15 m Abstand | graben muß, macht nicht die geringsten Schwie-
Ze
8. Juni 1920 5
rigkeiten, wenn man sich eines weiteren kleinen
quadratischen Suchrahmens von nur. 30 cm
Seitenlänge bedient. Ein derartiger mit kurzem
Stiel versehener Rahmen wird als Schaufel-
rahmen bezeichnet. i
In den weitaus meisten Fällen handelt es
sich beim Arbeiten mit dem Gerät um Beant-
wortung der Fragen: Liegt in dieser Straße
eine Leitung, auf welcher Seite liegt die Lei-
tung, wo überquert sie die Straße, biegt sie in
diese oder jene Straße ab, wo setzt eine Zweig-
leitung an? Alle diese Angaben lassen sich mit
dem Gerät überall da, wo der Untergrund nicht
zu vielerlei Leitungen enthält, mit Sicherheit
ohne Grabungen sofort beantworten.
Ist die Fragestellung anders, handelt es
sich darum, große Flächen abzusuchen, dann
arbeitet man besser durch Auslegen langer
isolierter Antennen oder Herstellung einiger
Erdungen mit kapazitiver oder galvanischer
Koppelung, da in diesem Falle die Breite des
Erregerfeldes erheblich ausgedehnt werden
kann.
Das Schutzrecht für
die Herstellung. von
Leitungssuchgerät nach dem Verfahren hat die |
Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m. b.H.
"Berlin übernommen !).
sachverständige Unterstützung bei der Ausar-
beitung und Erprobung des Gerätes darf ich
den Herren Richard Glasser und Johannes
Fries auch an dieser Stelle bestens danken.
Die Wasserkräfte in den Pyrenäen. — Die
Pyrenäen sind im allgemeinen niedriger als die
Alpen und haben daher kleinere Gefällshöhen
und -neigungen und geringere. Niederschläge.
Wie,, Genie Civil‘, Bd. 76, 1920, S. 323, berich-
tet, macht Cavailles in den ‚‚Annales de G&o-
graphie‘‘ einige Mitteilungen über die Wasser-
verhältnisse in den Pyrenäen. Im westlichen,
französischen Teil der Gebirgskette finden
sich die meisten hohen Gipfel. In den höher-
gelegenen Teilen der Täler ist die Neigung sehr
groß, bis zu 80°/,.. Weiter unten verringert sie
sich sehr erheblich. Die Häufigkeit der Nieder-
schläge wird durch zwei Umstände beeinflußt,
erstens die Entfernung vom Meere und zweitens
die Anordnung *der Täler, #welche von der
Wasserscheide entweder nach Westen oder nach
Osten gerichtet sind. Die dem Meere nahelie-
genden Gebirgsteile sind wasserreicher als die
entfernter liegenden; die dem Meere zulaufen-
den Täler führen also auch mehr Wasser als
die entgegengesetzt gerichteten. Im Oktober
und November,
nuar, finden die meisten Regenfälle statt. Die
Gletscher haben nur eine geringe Ausdehnung,
kaum 40 km?. Die einzigen Wasserläufe in den
Für die tatkräftige, _
in den Ostpyrenäen im Ja-
Pyrenäen, die von Gletschern gespeist werden. _ i
sind die Gave und die Garonne mit ihren Neben-
flüssen. Dagegen besitzen die Pyrenäen viele '
Seen. Einige wenige, am Rande der Gebirgs-
kette in geringer Höhe, gelegene, verdanken
Moränendämmen ihren Ursprung; sie sind nur
klein und flach. Die übrigen Seen liegen hoeh
und sind meist recht tief; der Bleu-See hat
120 m, der Caillaonas-See 100 m und der Ar-
touste-See 385 m Tiefe. Man schätzt den Inhalt
des Bleu-Sees auf 11 Mill. m3, den des Caillao-
nas-Sees auf 6% Mill. m3, Die Stärke der
Wasserläufe nimmt im gebirgigen Teil gleich-
‚mäßig von Osten nach Westen zu, in der Ebene
dagegen befinden sich die größten Leistungen
in der Mitte. An der Aude und am T6t sind
bisher nur wenige Werke erriehtet worden;
das bedeutendste, kürzlich angelegte, ist das in
Bessede-de-Sault, welches 7360 kW leistet. Im
unteren Ariege finden sich nur unbedeutende
Werke, aber im oberen Ariege werden schon
37000 kW ausgenutzt. Das Gebiet der Garonne
und ihrer oberen Nebenflüsse besitzt Hoch-
ebenen, Gletscher und Seen. Ausgenutzt sind
ER REEN
zwischen Mittelmeer und Atlantischem Ozean
etwa 260 000 kW, wovon etwa 150 000 kW auf
die Provinz Haute-Pyren6es
des Vorhandenseins zahlreicher kleiner Wasser-
‚fälle besteht hier eine große Anzahl von Wasser-
Be N En Leistung. Sie dienen
zum Betriebe von Sägewerken, Papierfabriken,
Webereien, Karbidfa en
elektrometallurgischen
Licht- und Kraftstrom ab. Einer der größten
Abnehmer ist die Midi-Eisenbahngesellschaft.
&
) DRP. Nr. 30391).
entfallen. Infolge
riken, Stiekstoffwerken,
ktre S Betrieben’u. a. m.; eine .
kleinere Zahl größerer Wasserkraftwerke gibt
-
ve
SE Be
FREENET
mr
8. Juni 1920.
} ı
_ > Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Neues Kraftwerk an den Niagarafällen !).
— Der im Jahre 1918 von der Ontario’ Hydro-
elektric Commission in Angriff ‘genommene
und voraussichtlich im Jahre 1920 fertigge-
stellte neue Kraftkanal zur Ausnutzung
nahezu des ganzen Gefälles des Niagara-
flusses zwischen dem. Erie- und dem On--
tariosee erstreckt sich von Chippawa, un-
gefähr 3,2 km oberhalb der Niagarafälle an der
Mündung des Wellandflusses bis Queenston,
ungefähr 1,6 km oberhalb des Einflusses des
Niagaraflusses in den Ontariosee (Abb. 1). Der
Norden,
Horseshoe
Fall,
| STAAT NEW YORK
Abb. 1. Lageplan des Kraftkanals.
Unterschied in der Höhe der beiden Seen be-
trägt 100,55 m, wovon 92,86 m auf die neue
| Sraftanlage entfallen, die 224 000 kW bei einem
— Zufluß von. 283 m?/s oder 790 W/m?/s ent-
wickeln wird gegen 320 bis 450 kW der alten
Niagara-Kraftanlagen, 450 kW der neuen
_ Ontario-Kraftgesellschaft an der kanadischen .
"Seite und 530kW. der neuen Hydraulischen
Kraftgesellschaft an der amerikanischen Seite.
Auf Grund internationaler Übereinkunft kön-
nen von dem 6226 m/s betragenden Durch-.
#uß des Niagara 1585 m?/s für Kraftzwecke
_ benutzt werden, wovon 1018 m3/s auf Kanada
und 567 m?/s auf die Vereinigten Staaten von
Amerika entfallen. Zurzeit hat die Ontario
Hydroelectrie Commission die Verfügung über
503,4 m?/s und die Benutzung von 316 m3js,
„die sie vor 2 Jahren von einer Privatanlage,
der Ontario Kraftgesellschaft angekauft hat.
Sobald die neue Kraftanlage in Betrieb kommt,
wird die Kommission einen Teil ihrer alten
Anlage aufgeben müssen..
Die neue Kraft-
anlage
umfaßt 6,44 km Regulierung des
Wellandflusses, der von seiner gegenwärtigen’
- Mündung bis zur Abzweigung des neuen Kraft-
kanales einen neuen Lauf mit einer mittleren
Geschwindigkeit von 0,610 m/s und 0,31 m/km
Gefälle sowie 14,5kmKraftkanal, dersich durch
hohes Land bis zum Kraftwerk erstreckt und
bei einem Gefälle von 0,54 m/km eine Ström-
geschwindigkeit von 1,829 bis 2,134 m/s hat.
Während die Flußstrecke (durch Baggerungen
reguliert wird, erfolgt der im Trockenen zu be-
werkstelligende Aushub des Kraftkanales zum
größten Teil im Felsboden mit einer starken
darüber lagernden Erdschicht. Die ersten
2,013 km von dem Wellandfluß an fallen ganz
in einen Erdboden, der übrige Teil fällt in
Felsboden, mit Ausnahme einer kurzen Erd:
strecke gegenüber den Stromschnellen des Nia-
gara, wo in einer alten Schlucht, wahrscheinlich
einem ehemaligen Bett des Niagara, der Fels-
boden so tief liegt, daß der Kanal nicht auf
letztere gegründet werden kann und Schüttun-
gen dazu erforderlich sind (Abb. 2). Dieser
Erdboden felsboden
"besitzt zwei
Elektrotechnische Zeitschrilt. 1920. Belt 22.
437
RUNDSCHAU.
rechteckige Kanal ist 14,6 m breit und erreicht
Tiefen bis zu 18,3 m mit einer Betonbeklei-
dung des wasserführenden, untereren Teiles,
während die Böschungen des darüber liegenden
Erdbodens eine Neigung 1:14, mit einer
1,5 m dicken Steinschüttung erhalten. Der
Querschnitt in der Schlucht ist trapezförmig..
Der rechteckige Schnitt durch den Felsboden
ist in der ersten Tiefe von 3m mit Dampf-
schaufeln und im Übrigen mit Bohrern herge-
stellt. In 731,5 m Abstand von dem Niagara
verbreitert sich der Kraftkanal zu einer 304,8 m
langen und am Einlaßtor 91,44 m breiten. Vor-
bai. Die aus genuteten Stahlplatten herge-
stellten Schützen (zunächst 4) haben 4,267 m
Durchmesser und 137,16 m Länge und er-
strecken sich von der Vorbai bis zum Kraft-
werk. Standrohre sind erforderlich. Die
anfängliche Kraftwerkseinrichtung besteht
aus zwei stehenden Turbinen von 41 000 kW
Leistung, die je 2 Dynamos treiben. Die Dreh-
zahl der Turbinen beträgt 187,5/min, ‘der
Leistungsfaktor der Dynamos 0,85, die Dreh-
stromspannung 12000 V. Die Dynamos er-
halten eingebaute Thermometer, die ihre Tem-
peratur jederzeit leicht feststellen lassen. :H
Apparatebau.
Ouecksilberdampf-6leichriehter mit Selbst-
erregung. — Bisher war bei Quecksilberdampf-
Gleiehriehtern mit Glaskörpern der Strom-
stärke, die einem Glaskörper entnommen wer-
den konnte, eine untere Grenze dadurch gesetzt,
daß zur Aufrechterhaltung des Lichtbogens
ein bestimmter Minimalstrom, entsprechend
etwa 25 bis 33% der normalen Belastung, er-
forderlich war; bei geringerer Belastung er-
lvosch der Lichtbogen, -
und die Gleichstrom-
abgabe hörte auf. Eine
Aushilfe bot die Anord-
nung eines Ohmschen
Widerstandes parallel
zurNutzlast, doch wur-
de dadurch der Nutz-
effekt herabgesetzt und
die Bedienung er-
schwert. Mit Hilfe eines
neuartigen Glaskörpers
ist. es der Allgemei-
nen Elektricitäts - Ge-
sellschaft gelungen, die
Minimalstromgrenze zu
beseitigen. Abb. 3'zeigt
einen Glaskörper, der
neuen Bauart mit
„Selbsterregung‘‘; er |
Hilfselektroden, die mit der
Quecksilberkathode einen Miniatur-Gleich-
richter innerhalb des eigentlichen Gleichrich-
ters bilden. Das Nähere ergibt sich aus der
Schaltung Abb. 4. Wird die Zündung durch
Kippbewegung eingeleitet, so gehen Hilfslicht-
bögen zwischen den Erregeranoden und der
Abb. 3. Glaskörper für
Gleichrichter.
Kathode über und bilden einen kurzgeschlosse-
nen Gleichrichterkreis mit im Mittel etwa
100 W Energieverbrauch, der ohne nen-
nenswerte Beeinträchtigung des Nutzeffektes
ständig aufrechterhalten werden kann. Der
dauernde Hilfsliehtbogen erregt den Haupt-
liehtbogen, sobald der Hauptstromkreis ge-
schlossen wird, gleichgültig; welche Stromstärke
entnommen wird, und-ohne daß es erst noch
einer Kippbewegung oder sonstiger Handgriffe
bedürfte. Damit ist die ständige Betriebsbereit-
H Wboden felsboden
EEE TREE WEDER
SANDAIR
Bodenbeschaffenheit entsprechend, hat der
Kraftkanal vom Wellandfluß ab einen trapez-
Aörmigen Querschnitt von 21,3 m Sohlen-
- breite mit beiderseitigen Böschungen 1:14,
die mit 1,5 m dicken Steinschüttungen be-
festigt sind. Der in den Felsboden fallende
9) Nach Engineering News Record, vom 11. und
18 VIE. 1919. L Na
2 NS
Sratonen
"Abb. 2.. Längenprofil des Kraftkanales.
er
Durch Damfschaufeln hergeställter Aushub
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schaft des Gleichriehters gesichert, während
früher im Augenblick der Inbetriebsetzung ein
Versagen der Zündung Störungen verursachen
konnte. Ebensowenig kann bei der neuen Bau-
art ein Abreißen des Hauptlichtbogens eintreten,
weil der Erregerlichtbogen stets für die Leit-
fähigkeit des Quecksilberdampfes sorgt. Der
Fortfall der unteren Belastungsgrenze erwei-
tert die Anwendbarkeit des Quecksilberdampf-
Gleichriehters auf Betriebe mit starken Be-
lastungsschwankungen, z. B. Motoren, auf
intermittierende Betriebe, z. B. Magnete und
Signalanlagen, sowie auf kleine Zentralen, die
ven schwach belastet oder unbelastet
sind.
Transformator Erregef-Iransfarmater
Abb.4. Schaltung für Gleichriehter mit Selbsterregung.
Bestehende. Gleichrichteranlagen können
durch nachträglichen Einbau einer Zusatz-
Erregereinrichtung und Auswechselung des
Glaskörpers den Vorteil der Selbsterregung er-
halten. Diese Einrichtung besteht aus Zusatz-
transformator, Drosselspule und Anschluß-
klemmen auf gemeinsamer Grundplatte. Piz.
Kurzschluß-Doppelrelais. — Die besonde-
ren Kennzeichen eines Kurzschlusses sind meist
plötzliche, starke Stromzunahme bei gleich-
zeitig starkem Spannungsrückgang. Der Span-
nungsrückgang in der Maschine ist bei Kurz-
schluß immer vorhanden. Sein Eintritt be-
stimmt die Höhe der Stromzunahme, die den
Eintritt des Kurzschlusses kennzeichnet. Er
wird durch die Anzahl der parallel arbeitenden
Maschinen bestimmt, so daß er um so früher
eintritt, je’kleiner die im Betrieb befindliche
Maschinenleistung ist. Ferner ist das Kenn-
zeichen eines Kurzschlusses — ich spreche
hier vom Kurzschluß auf Freileitungen — die
Stromzunahme dI (weniger eigentümlich ist die
Stromzunahmegeschwindigkeit 2): Die be-
„kannten Höchststromrelais arbeiten nach der
Formel 1 +dI = konst., d.h. die Auslösung er-
folgt um so leichter, je größer /, d.h. die Be-
lastung im Augenblick des Kurzschlusses war.
Dann lassen sich Relais schaften, bei denen dI: dt
konstantist. Da, wie gesagt, die ÄAnderungsge-
schwindigkeit kein besonderes Kennzeichen für
den Kurzschluß ist, dieser vielmehr auch unter
Umständen langsam anwachsen kann, so sollte
man annehmen, daß solche Relais keine Be-
deutung haben. Das ist aber nur insoweit rich-
tig, als ein solches Relais nicht für sich Ver-
wendung finden kann, sondern nur in Ver-
bindung mit einem Spannungszeitrelais,
wie wir später sehen werden. Schließlich kann
man Relais schaffen, bei denen dE = konst.
die Arbeitsformel ist. Das sind die bekannten
Spannungs- oder Spannungsabfallrelais. Wenn
man sie aber in Verbindung mit einem Strom-
relais verwendet, daß nicht durch /, sondern
durch dI betätigt . ird, so können auch diese
Relais als Kurzsch ußrelais Verwendung fin-
den. Obige Ausfül rungen werden durch die
Schilderung der K« nstruktion der Relais klar
werden. Nach dem Gesagten gibt es also zwei
Arten von Kurzschlußrelais. Beide benutzen
die Stromänderung dI und die Spannungs-
änderung dE als Kennzeichen für ihr An-
sprechen. Bei der Beschreibung gehen wir von
dem bekannten Doppelrelais aus. Das Doppel-
relais besteht, wie der Name schon sagt, aus
zwei Relais 7 und ZI, von denen das Relais /I
die Gegenkraft des Relais / unter dem Einfluß
des Stromes vsrstellt, so daß das Gleichgewicht
des Relais I immer nach einer gewissen Zeit
hergestellt wird. Die Geschwindigkeit der
Einregulierung des Relais, 7 wird durch eine
regelbare Dämpfung bestimmt. Relais I ist
das Auslöserelais, Relais Z/ immer das Regu-
lierrelais für (lie Folge. Das Doppelrelais kann
man so einrichten, daß es erst bei einer be-
stimmten. Stromzunahme dI innerhalb einer
bestimmten Zeit dt anspricht. Darüber hinaus
wird es dann ansprechen, gleichgültig ob die
Stromerhöhung aus Belastung oder Störung
Tr
438
erfolgt. Diese beiden Ursachen unterscheiden
sich dadurch, daß bei Belastung die Spannung
hoch bleibt, bei Störungen dagegen sinkt. Im
ersten Falle soll keine Auslösung erfolgen, die
Nachregulierung des Relais 7 durch das Re-
lais II also erfolgen, im zweiten Falle dagegen
nicht. Die Nachregulierung wird nun auf
zweierlei Art’ verhindert werden können. Ent-
weder es wird der durch den Kurzschluß er-
zeugte Spannungsabfall dazu benutzt, eine
Bremse zu betätigen, die das Relais II fest-
setzt, so daß das mit dem Stromrelais verbun-
dene Zeitrelais Zeit findet, abzulaufen. Die
Einregulierungszeit von Relais II muß dann
kleiner sein, als die Ablaufzeit vom Zeitrelais,
damit beim Ansprechen des Doppelrelais in-
folge Belastungserhöhung die Neueinstellung
des Doppelrelais erfolgen’ kann. Oder man ver-
bindet das Doppelrelais mit einem Spannungs-
abfall-Zeitrelais, dessen Ablaufzeit gewöhnlich
bei hoher Betriebsspannung hoch, dagegen bei
durch den Kurzschluß verminderten Betriebs-
spannung klein ist, so daß sie gewöhnlich über,
bei Kurzschluß unter der
Doppelrelais liegt. Die letztere Art ist die ele-
gantere Lösung, weil man ja sowieso zur Zeit-
abstufung von in Reihe liegenden Schaltern
das Spannungsabfallrelais vorsehen wird.
Führt man außerdem das Zeitrelais als Rück-
wattrelais aus, so kann man bei Verwendung
von Relais, die nur auf Stromzunahme an-
sprechen — aber auch nur bei diesen — die
Sperrung der Schalter in Netzknotenpunkten
erreichen, die nicht fallen sollen. Es ist nicht
richtig, wenn von einigen Fachleuten be-
hauptet wird, das Prinzip der Sperrung in
Netzknotenpunkten durch Rückwattrelais habe
Allgemeingültigkeit. Dasselbe kann beiHöchst-
stromrelais nur in ganz beschränktem Maße
Anwendung finden, worauf schon Petersen
in seiner Hochspannungstechnik hinweist. Mit
einem derartigen Uberstromschutz ist meines
Erachtens in Verbindung mit einem brauch-
baren Spannungsabfallrelais theoretisch allge-
mein die Aufgabe gelöst, im Störungsfall aus
einem beliebig geschlossenen Netze die kranke
Leitung ohne Störung der gesunden herauszu-
schalten. Die geschilderte Lösung der Aufgabe
durch das Doppelrelais hat den Nachteil,. daß
das Doppelrelais immer wohl in Verbindung
mit Stromwandlern verwendet werden muß.
Die Spannungswandler lassen sich nie vermei-
den, wenn bereits Betriebstransformatoren
lür niedrige Spannung vorhanden sind.
Man kann aber dadurch eine einfache
Lösung schaffen, daß man den Spannungsab-
fall dazu benutzt, den Auslösemechanismus
erst im Augenblick des Kurzschlusses mit dem
vom Strome betätigten Mechanismus zu kup-
peln, bei dem aber, genau so wie bei dem
Doppelrelais durch eine veränderliche Gegen-
kraft die Stromwirkung T aufgehoben werden
und die Wirkung der Stromzunahme dI am
Auslösemechanismus zur
muß. Auch diese Konstruktionen, welche sehr
einfach sind und unmittelbar an die Ölschalter
angebaut werden können, verlangen zur .allge-
meinen Lösung der Aufgabe ein besonderes
Zeitelement in Gestalt eines Spannungsabfall-
Zeit-Watt-Relais.. Schrader.
Verkehr und Transport.
Versuchsfahrten einer Wechselstromloko-
motive mit elektrischer Nutzbremsung. — Dr.
Behn-Eschenburg gibt in der ‚„Schweize-
rischen Bauzeitung‘‘!) die Ergebnisse mit der
E E
BR DÄL
Abb. 5. Abb. 6.
Tr = Transformator. 7 =Motorrotor. If = Kompensations-
und Hilfspolwicklung. II/ = Erregerwicklung.
IV = Drosselspule.
Abb. 5 u. 6.: Schaltung der Motoren für Fahrt
und Bremsung.
von der Maschinenfabrik Oerlikon i. J. 1918
mitgeteilten Stromrückgewinnungsschaltung?)
nach Abb. 5 u. 6 bekannt. Die Schaltung hat
danach den Erwartungen entsprochen. Ebenso
ist die vorher in früheren Arbeiten gegebene
') Bd.74, 1919, 8.84.
®) Vgl. „ETZ“,1918, 8.481 u: 1919, S.94, 123, 219,
Einstellzeit des.
Geltung kommen.
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 22,
rechnerische Ableitung bestätigt worden. Die.
Schaltung eignet sich zur Stromrückgabe mit
| einem Wirkungsgrade von ungefähr 75% bei
einem Leistungsfaktor von 0,53, ist selbsterre
ungsfrei und hat sich durch ihre Sicherheit
da Vertrauen des Fahrpersonals erworben.
Das Mehrgewicht, welches sie erfordert, macht
7% der elektrischen ‚Ausrüstung aus. Nach-
teilig ist der bis jetzt noch niedrige Leistungs-
faktor (cos@ = 0,53) der Schaltung. Der Ver-
fasser deutet an, daß der Leistungsfaktor sich
verbessern lasse, geht aber auf die dazu not-
wendigen Mittel!) nicht näher ein. M. Sch.
Beleuchtung und Heizung.
Lampe mit rotierendem Lichtbogen. —
Die hauptsächlich für Scheinwerfer gebaute
Lampe (Abb. 7) weist die folgenden Eigentüm-
lichkeiten auf: 1. Sie besitzt eine dünne, stiftför-
mige, dem Verbrauche unterworfene Elektrode,
die Wärme schlecht, Elektrizität aber gut leitet.
Sie liefert den leuchtenden Krater. 2. Die ne-
gative Elektrode B ist ringförmig ausgestaltet
und weist nach der Achse zu eine scharfe
Schneide auf, die das Ende der positiven Elek-
trode umgibt. Sie besteht aus Metall und wird
Abb. 7.
mit Wasser oder Petroleum gekühlt. Der Licht-
bogen stellt sich zwischen dem Krater 0 und
der Schneide D ein (wie-er zündet, wird nicht '
erwähnt), auf der positiven Elektrode bleibt
er ziemlich fest stehen, dagegen wandert er von
Punkt zu Punkt auf der Schneide der gekühlten
Elektrode B. Zur Förderung des Wanderns
des Lichtbogens auf der Schneide der negativen
Elektrode ist um die Elektrodenenden ein Sole-
noid herumgelegt; unter dem Einfluß des ma-
gnetischen Feldes rotiert dann der Lichtbogen
zwischen der Schneide D und dem Krater 0
um O als Mittelpunkt mit 3000 bis 5000 Um-
läufen in der Minute. Das Auge sieht dann nur
einen stark leuchtenden Mittelpunkt, umgeben
von einer schwach bläulichen Hülle. Infolge
der Rotation des Lichtbogens wird auch die An-
satzstelle im Krater © zum Wandern gezwun-:
gen, so daß der ganze Krater gleichmäßig leuch-
tet. Wegen der dauernd gleichen Länge des
Lichtbogens hat er auch einen konstanten Ohm-
schen Widerstand, dementsprechend ist auch‘
die Flächenhelle des Kraters konstant. Da
der Ring B nicht verbraucht wird, so braucht
auch nur die Elektrode A, ihrem Abbrande
entsprechend, vorgeschoben zu werden. Die
Regelung ist deshalb auch unabhängig von der
Liehtbogenspannung und der Stromstärke, sie
hängt lediglich von der Stellung des Kraters
zur negativen Elektrode ab. Da diese eine feste
Stellung gegenüber dem optischen System ein-
nimmt, so befindet sich auch der Krater diesem |
gegenüber dauernd in korrekter Lage. (Gar-
barini, Revue generale de1l‘Electrieite, Bd, 7,
1920, 8. 508 und PIndustrie &lectr., Bd. 29,
1920,- S.. 125.)- Ia.' ;
Anschlußgestell für elektrische Bügeleisen.
— Unter dem Namen „Teageh-Bügeleisen-Er-
hitzer‘‘ bringt die Thermos-A.G., Berlin W 35,
einen Apparat auf den Markt, der von der
gebräuchlichen Anwendungsweise dieser Heiz-
apparate grundsätzlich abweicht. Wie Abb. 8
zeigt, handelt es sich um einen zusammen-
legbaren Untersatz, auf den das elektrische
Bügeleisen beim ersten. Anheizen und in den
Plättpausen aufgelegt wird. Das Gestell be-
sitzt zwei versenkt gelagerte und dadurch gegen
Kurzschluß und zufällige Berührung gesicherte
Kontaktfedern, die, wie sonst das Bügeleisen
selbst, durch Schnur und Stecker an eine Steck-
dose angeschlossen werden. Die analog ande-
ren Konstruktionen am Bügeleisen angebrach-
ten Kontaktstifte treten durch das Eigen-
gewicht des Eisens mit den Federn in Be-
rührung und leiten den Strom auf das Heiz-
element über. Als Vorzug dieser Anordnung
wird angegeben, daß das Bügeln mit einem
Eisen ohne Schnur unbehinderter vor sich gehe,
) Vgl. M.Latour, R der: ie:
ee our, Revue generale de 1-Eleotricite,
3. Juni 1920.
ARah l
und daß Überhitzungen des Eisens wegen seines
nur zeitweiligen Anschlusses nicht möglich
‚seien; auch der Stromverbrauch soll dadurch
sparsamer sein. Erwähnt sei, daß eine der-
Abb. 8.
artige Konstruktion bereits vor mehreren Jahr-
zehnten von Prometheus auf den Markt ge-
bracht wurde; sie ist indessen bald wieder ver-
schwunden. R wp.
Dampfheizung mit elektrischem Betrieb. —
Die Kohlennot hat dazu gezwungen, nach
Mitteln der Raumheizung Umschau zu halten,
die den Einzelnen von der Notwendigkeit der
Beschaffung des Brennstoffs befreien. Hier-
bei hat der elektrische Strom bisher aus geld-
lichen Gründen keine sehr große Rolle gespielt,
doch erscheint ein jetzt auf den Markt ge-
brachtes Dampfheizregister mit elektrischem
Wassererhitzer dazu berufen, hierin Wandel
zu schaffen.
7 vertikale Flachröhren der bekannten Form,
die oben und unten durch einen zylindrischen
Hohlkörper verbunden sind. (Abb. 9). An den
Abb. 9, Dampfheizkörper mit elektrischem Betrieb.
unteren Hohlkörper sind 4 Füße angegossen,
auch befinden sich an ihm der Wassereinlaß
und das Sicherheitsventil sowie in der Mitte
zwischen den Füßen ein kurzes Rohrstück, in
welchem ein Chromnickelheizkörper in Kupfer-
hülse eingebaut ist. Der Apparat wird in Be-
trieb gesetzt, indem der Dampferzeuger durch
die erwähnte Einfüllöffnung mit Wasser ge-
füllt, die Einfüllöffnung geschlossen und das
Heizelement eingeschaltet wird. _ Der sich
bildende Dampf steigt durch den Rohransatz.
in das Register, gibt dort seine Wärme ab und
kehrt als Kondenswasser wieder zum Dampf-
erzeuger zurück, von wo aus sich das Spiel fort-
während wiederholt. Der Apparat wird von der
Firma Benham & Sons Ltd., London, in verschie- _
‚denen Größen, z. B. für Belastungen von 0,355kW _
(für 11,3 m3 ausreichend) und 1,1 kW (für
34 m? ausreichend) hergestellt. Die Heiz-
apparate erreichen ihre Endtemperatur in etwa
30 min... („The Eleetriecian‘‘, Bd. 83, 1919,
D. BE) Oh er
Derdwirtschäft
Elektrokultur. — Von Zeit zu Zeit gehen
uns Nachrichten zu über größere oder geringere
der
Auslande und sind für uns unkontrollierbar,
oder sie halten der Nachprüfung durch unsere
streng forschende Wissenschaft nicht stand.
Die in Deutschland selbst angestellten Beob-
achtungen' haben unzweifelhaft
man die pflanzenphysiologische Wirkung der
elektrischen Bestrahlung ermitteln muß, be-
vor an eine Anwendung der Bestrahlung in
Dieses neue Heizregister besitzt -
yalıes in!bezug auf die Wachstumbeförderung,
ulturpflanzen durch elektrische Bestrah-
lung. Meist kommen’diese Nachrichten aus dem -
ezeigt, daß
3. Juni 1920.
- der Praxis gedacht werden kann, andernfalls
2 ist es ei nicht möglich, die Dosierung der
° Bestrahlung so zu leiten, daß immer der ge-
"wünschte Erfolg erreicht wird. Kennt man
nicht die Vorbedingungen, unter denen allein
ein Erfolg möglich ist, so kann nie mit Sicher-
heit auf ein wirtschaftlich günstiges Resultat
gerechnet werden. Einige dieser Vorbedin-
gungen sind uns schon bekannt: eine aus-
reichende Gabe von Kunstdung und ent-
sprechend reichliche Bewässerung. Man hat
bezweifelt, daß bei ausreichender Nährstoff-
und Wasserzufuhr die elektrische Bestrahlung
noch irgend einen weiteren Vorteil bringen
könnte, doch scheinen neben ergebnislos ver-
laufenen Versuchen auch solche mit günstigem
N: zu stehen, aus denen geschlossen
werden kann, daß Nährstoffmenge und Feuch-
tigkeit nicht die einzigen Voraussetzungen
für die erfolgreiche Durchführung der Elektro-
kultur sind. Soviel steht z. Z. unzweifelhaft
fest, ihre praktische Verwertung kann erst
in Frage kommen, nachdem das Studium der
Nebenumstände, auf welche die Erfolge auf-
‘ gebaut werden müssen, weiter fortgeschritten
‘sein wird. Augenblicklich befaßt sich ein Aus-
schuß für Landwirtschaft und Technik da-
mit, ist aber noch nicht zu einem greifbaren
Resultat gekommen. Neuerdings nach Deutsch-
- land gekommene Nachrichten über die wechsel-
‘ vollen Ergebnisse mit elektrischer Bestrah-
- lung lassen deutlich die Unsicherheit erkennen,
denen Versuche mit ungenügender Grundlage
- ausgesetzt sind.
: ’L’ Industrie Electrique (Jahrg. u. Nummer
- nieht feststellbar) berichtet von Versuchen in
- den Jahren 1917 u. 1918 in Frankreich. Ver-
sucbsfeld 0,84 ha, Strahlungsnetz aus 5834 m
_ verzinktem Stahldraht, 1,83 m Maschenweite,
F _ Abstand von Erde 2,74 m, Gleichstrom 30 000
bis 39 000 V, Bestrahlung 6 bis 9 h früh und
7: bis 10 h abends 1917 vom 10. Aug. bis
Bl 1. Oktober, 1918 vom 22. Juni bis 7. Sept.
Ertragssteigerun gegenüber nicht beein-
4 flußtem Kontrollfeld 1917 — 17,2%, 1918 —
-12,6%- Genaue Angaben über Ort und Art
'_ der einzelnen Feststellungen waren nicht zu
N ungen ; die Resultate sind also unkontrollier-
ar. Ale
R „Ihe Electrieian‘ (Bd. 82, 1919, 8. 374)
berichtet unter dem 4. April 1919 von Elek-
' - trokulturversuchen in Chester, die im Jahre
1918 auf einem 0,6 ha großen Ackerstück am
Overlish-road angestellt wurden. Die Ver-
suche wurden im Jahre 1917 ohne jede Gabe
- von Stallmist und Kunstdung ausgeführt.
Zur Verfügung standen 210 V Gleichstrom,
- die elektrische Ausrüstung bestand aus Queck-
- silberunterbrecher, Funkeninduktor,: Lodge-
Ventilrohren und einem Strahlungsnetz aus
galvanisiertem Stahldraht. Die Entladungs-
-drähte hatten eine seitliche Entfernung von
"4,5 m und einen Abstand vom Boden, der sich
so verändern ließ, daß die Spitzen der wach-
senden Pflanzen den Drähten nicht mehr als
bis auf 0,6 m nahe kamen. :- Die Ladung der
‚Drähte war so gehalten, daß aus dem Netz ein
Funke von 20 mm Lange gezogen wurde,
- wenn ein geerdeter Draht dem Netz bis auf
diese Strecke nahe kam. Bei angemessenen (?)
Witterungsverhältnissen dauerte die Bestrah-
lung 2 bis 4 h täglich. Der Erfolg war aber
negativ. Infolge anhaltender Trockenheit in
“ der ersten Zeit des Wachstums und der be-
deutenden. Niederschläge in der Zeit der Reife
konnte kein günstiges Ergebnis erzielt werden.
Man hatte ausgelegt: 4 Kartoffelsorten,
- mehrere Arten von Hülsenfrüchten, Rüben
und Kohlarten. Die Trockenheit war so er-
‚heblich, daß einige Pflanzenarten gar nicht
‘ aufgingen. Gewichtsmäßige Feststellungen
wurden nur zum Teil gemacht. Erbsen hatten
einen Minderertrag von 27% gegenüber den
in freier Natur aufgezogenen. Grüne Bohnen
brachten 73% weniger, Runkelrüben 88%
' Minderertrag. Die Kartoffelsorten verhielten
sich verschieden; eine Sorte. zeigte nur 2,2%
Minderertrag, die übrigen’ aber 20 bis 32%.
Bei den Kohlpflanzen wurde erreicht, daß sie
2 bis 3 Wochen früher marktreif wurden als
die in freier Natur gewachsenen. Sie blieben
auch merklich von Raupen verschont. Diese
Ergebnisse bestätigen unsere deutschen Er-
fahrungen auch in soweit, als festgestellt
wird, daß bei krautartigen’ Gewächsen eine
Beeinflussung am leichtesten erreichbar ist.
In den Jahren 1916 und 1917 machte die
. Höhere Gärtner-Lehranstalt in Berlin-Dahlem
Beobachtungen mit elektrischer Bestrahlung.
. Hier wurden Neonlampen verwendet, deren röt-
liches Licht in 2 Kontrollversuchen an Gurken
und Tomaten durchaus günstige Ergebnisse
nn Sae
«
#
Bf ee ee
Paar
zenphysiologischen Erfahrungen volle Beach-
tung fanden. Ri
Die genauen Aufzeichnungen der Gärtner-
Lehranstalt Dahlem ergaben: !
zeitigte, weil die inzwischen gemachten pflan-
Elektrotechnische Zeitschriitt,. 1920. Heit 22.
Ertrag auf gleicher Fläche | im Jahre 1916
und unter genau gleiche N =, GHnS 1 Tohrar
A Ernährungsbedingungen nr ar Te ng
1. unter natürlichen
Verhältnissen . . | 186,6 | 69,4 | 163,4| 70,0
2. bei zusätzlicher
Bestrahlung mit
: Neonlicht .. .. 27755.) 96,0 | 230,2 | 101,0
l
Mehrertrag durch = ;
elektr. Bestrahlung '/,| 48,4| 28,0|. 41,0) 441
Man darf hoffen, daß die zur Förderung
der Technik in der Landwirtschaft berufenen
Instanzen diese aussichtsvollen Wege ver-
folgen werden. Krohne.
Fernmeldetechnik.
Theorie der Rahmenantennen. AUMDE
Blattermann zeigt, daß die von einer Rah-
menantenne aufgenommene Energie proportio-
e nEFEL.
nal ist dem sogen. „Antennenfaktor‘ 2ER’
worin F' die Windungsfläche, n die Windungs-
zahl, ZL die Selbstinduktion und R den Wider-
stand des Rahmens, A die empfangene Wellen-
länge darstellen. Lund R eines Rahmens ändern
sich mit der. Wellenlänge; für jeden Rahmen
gibt es also eine günstigste Empfangswelle.
Versuche haben ergeben, daß Litzendraht nur
für den Empfang mittlerer Wellenlängen nötig
ist; bei ganz kleinen und ganz großen Wellen-
längen wurde kein Unterschied in der Wirkung
zwischen Litzen- und massivem Draht festge-
stellt. Der wirksame Widerstand von Rahmen-
antennen wird größer, wenn sie in der Nähe
-einer Wand aufgestellt werden, auch setzen un-
benutzte Windungen die Wirksamkeit herab
und verursachen eine Verschiebung der gün-
stigsten Wellenlänge nach der größeren Welle
hin. Die Richtfähigkeit solcher Antennen-
gebilde zeigt Abweichungen gegenüber der
Theorie, die sich bei den beiden Minimas beson-
ders bemerkbar machen. Sie werden verur-
sacht einmal dadurch, daß zwischen den elek-
‚tromotorischen Kräften, die in den nebenein-
anderliegenden Windungen, deren Ganghöhe
nicht gleich Null gemacht werden kann, indu-
ziert werden, Phasenverschiebungen auftreten,
so daß auch in der Minimumstellung ein Strom
durch den Abstimmkondensator fließt; zweitens
durch die zwischen Rahmen und Erde ent-
stehenden Kapazitätsströme und drittens durch
den Formeffekt der Antenne, der von dem Ver-
hältnis zwischen Höhe und Breite des Rah-
mens abhängt. Günstig wirken in bezug auf
die Richtwirkung: Rechteckform für den Rah-
men, Wahl einer Ganghöhe, die bei größerer
Windungszahl gleich dem 1,4-fachen des Draht-
durchmessers gemacht werden soll, Erdung
des einen Rahmenendes über einen passend ge-
wählten Kondensator oder an deren Stelle Auf-
' Stellungeinesgeerdeten elektrostatischen Schutz-
netzes. (Journ. Franklin Inst.‘‘ Bd. 188, Ne 8.)
\ p.
Funkverbindung Holland— Indien. — Die
Einrichtung eines Verkehrs zwischen Holland
und den holländischen Kolonien im Indischen
Ozean ist auf das Bestreben der Holländer zu-
rückzuführen, sich während des Weltkrieges
von den fremden Kabellinien unabhängig zu
machen. Die Telefunken-Gesellschaft trat an
die holländische Kolonialverwaltung heran und
erbot sich, umfangreiche Vorversuche zwischen
Java und Holland anzustellen, um Unterlagen
für die Ausgestaltung eines dauernden kom-
merziellen Funkverkehrs zwischen diesen bei-’
den Ländern zu gewinnen. Die genannte Gesell-
schaft baute eine Versuchsstation (Hochfre-
quenzmaschine) auf Java in Tjililin. Die hier-
bei gewonnenen Ergebnisse führten zur Ertei- |
lung eines Auftrages an die Telefunken-Gesell-
schaft zur Errichtung von je 1 Großstation in
Java und Holland. Die Großstation in Holland
liegt in der Nähe des Dorfes Assel an der Eisen-
bahnstation Kootwijk, der Strecke Deventer —
Utrecht. Die Station ist für eine Leistung von
400 kW Antennenenergie bemessen. ‚Seit eini-
ger Zeit hat man bereits mit dem Bau der An-
tennenanlage, die aus 6 Masten von je 200 m
Höhe besteht, begonnen. Die Arbeiten dürften
in etwa 6 Monaten soweit gefördert sein, daß
die Antenne befestigt werden kann. Der Bau
der eigentlichen Sendestation, die ihren Strom
aus einem vorhandenen ey bezieht,
ist in allen Teilen vorbereitet;
der Maschinen und Sendeapparate beginnt
demnächst. Die beiden Stationen sind mit je
1.Duplexanlage ausgerüstet, d. h. mit einer
getrennten Sende- und Empfangsanlage. Die
Empfangsanlage der Großstation Assel befin-
det sich etwa 60 km von Assel entfernt auf
der Nordbrabanter Heide beim Dorfe Sambeek.
Die in der Richtung von ‚Westen nach Osten
(Richtung Indien) verlaufende Empfangsanlage
wird von 7 in Holzfachwerk ausge ührten Tür-
im Jahre 1917
-18.
ie Aufstellung |
439
men von eigenartiger Fischbauchform getragen,
die je 250 m voneinander abstehen und 62 m
hoch sind. Die Antennenanlage besteht aus
einer dreidrähtigen Hauptantenne, die 60 m
hoch und 1600 m lang ist; die Mittelantenne be-
steht aus 5 Drähten, welche 42 m oberhalb des
Heidebodens sich über 1200 m ausdehnt; die
niedrigste Antenne wird von 4 besonderen
Pfählen ohne Fachwerk getragen und ist 750 m
lang. Diese Empfangsanlage in Sambeek ar-
beitet bereits seit längerer Zeit, u. zw. werden
bis zur endgültigen Fertigstellung der Groß-
funkstelle in Java von dort die Telegramme
mit.der kleineren Versuchsstation Tjililin ge-
sandt, deren ausgestrahlte Antennenenergie
etwa 100 kW beträgt. Der regelmäßige Emp-
fang ermöglicht es, alle Telegramme für das
Kolonialamt dem Mutterlande seit Ende No-
vember vorigen Jahres auf drahtlosem Wege
zuzustellen. Die Empfangsverhältnisse für
Nachrichten aus Indien sind nach vorstehendem
in Sambeek äußerst günstig. Soweit etwaige
amerikanische Stationen in der Richtung Hol-
‚land — Indien liegen, gilt dies auch für den Emp-
fang aus Amerika. Die holländische Regierung
dürfte nicht abgeneigt sein, ihre holländische
‘ Großstation. auch mit einer amerikanischen
Station in Wechselverkehr treten zu lassen.
Wie ‚Het Vaterland‘ vom 11. III. 1920 mitteilt,
hat Amerika bereits drahtlos in Sambeek ange-
fragst, ob Holland bereit wäre, Telegramme von
Annapolis anzunehmen und weiter zu befördern.
Die Anlage wird natürlich mit Maschinen-
schnellsender betrieben. Derin Bandoeng z. Zt.
zur. Verfügung stehende Sender ermöglicht ein
Schnellsenden. von 225 Worten i. d. Min,, die
von einem Parlographen aufgenommen werden.
Die endgültige Schnelltelegraphieranlage wird
modernen Schreibempfang erhalten. ie im
Bau befindliche endgültige Sendeanlage in
Java besteht aus einerHochfrequenzmaschinen-
anlage, die aus einem eigens für die Zwecke der
dortigen drahtlosen Telegraphie gebauten
Kraftwerke gespeist wird, das bei dem Orte
Dajeuhkolot, der etwa 10 km von Bandoeng
am Flusse Tjitaroem liegt, errichtet wurde.
Der Bau dieser Zentrale in der Nähe eines
Flusses erschien deshalb geboten, weil eine er-
hebliche Menge Kühlwasser, etwa 800 cbm,
für den Betrieb der Oberflächenkondensation
der 1000 PS-Turbine benötigt wurde. Nach er-
folgtem Ausbau beträgt die Leistung des Kraft-
werkes etwa 2500 PS. Zur Erzeugung des für
die Turbine (System de Laval) benötigten
Heißdampfes von 12 at Betriebsdruck und 350°
Überhitzung. sind 4 Wasserrohrkessel System
Babeock und Wilcox vorgesehen, von denen
3 Stück sofort zur Aufstellung gelangen. Diese
3 Kessel erhalten eine Anlage für künstlichen
Zug und besitzen insgesamt etwa 600 m? Heiz-
fläche. Wegen des außerordentlich schlechten
Heizwertes der Javakohle wurden die Kessel
noch mit. einer Ölfeuerungsvorrichtung ver-
sehen, die mit einem leicht im Lande zu be-
schaffenden Ölrückstand als Brennstoff be-
trieben werden kann. Der in den Turbo-
generatoren erzeugte Drehstrom wird durch eine
Umformeranlage auf 25 000 V Spannung ge-
bracht und mit einer besonderen Hochspan.
nungsleitung nach der etwa 25 km entfernten
Sendestation geführt. Th.
Jahresversammlungen, Kongresse,
Ausstellungen.
Verband deutscher Elektro-Installations-
firmen e. V., Frankfurt a. M. — Der Verband
hält am 14. VI. 1920 in Münster i. W. seine
ordentliche Jahresversammlung ab.
Auf der Tagesordnung stehen Vorträge über
„Landwirtschaft und Elektroinstallation‘,
„Lehrlingswesen und Fortbildungsschulwesen‘,
„Tarifverträge mit Arbeitern und Angestellten ‘‘,
„Die Neon-Lampe‘‘ mit Vorführung usw.
Eine neue Gesellschaft für Bauingenieur-
wesen. Das Bedürfnis eines Zusammen-
schlusses des Bauingenieurwesensin der Praxis,
wie ein solcher im Auslande bereits mehreren-
orts seit langer Zeit besteht, hat sich nun
auch in Deutschland bemerkbar gemacht. Es
soll dadurch ein gemeinsamer Mittelpunkt und
eine gemeinsame Vertretung der fachwissen-
schaftlichen Interessen geschaffen werden. Am
4. Mai d. Js. haben sich im Hause des Vereins
deutscher Ingenieure eine große Zahl führen-
der Vertreter der verschiedenen Sonderfächer des
Bauingenieurwesens aus allen Teilen Deutsch-
lands und aus dem befreundeten Auslande zu-
sammengefunden, um die Frage einer Gründung
einer „Deutschen Gesellschaft für Bau-
ingenieurwesen‘“ zu besprechen. Als Mittel
zur Erreichung des Zweckes der Gesellschaft ist
zunächstin Aussicht genommen die regelmäßige
Abhaltung von Vorträgen, die Herausgabe einer
Zeitschrift, gegebenenfalls unter Ausbau einer
bestehenden, die Bildung von Ortsgruppen.
Körperschaftliche Mitglieder sind nicht vorge-
sehen. Die Geschäfte der Gesellschaft werden
440
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 2.
3. Juni 1920.
von der Mitgliederversammlung, dem Vorstand
und einer Geschäftsstelle besorgt. Dem Vor-
stande steht ein wissenschaftliener Beirat zur
Seite. Es soll mindestens jährlich eine ordent-
liche Mitgliederversammlung stattfinden, außer-
dem können außerordentliche Mitgliederver-
sammlungen angesetzt werden. Der Vorstand
soll aus 15 Personen bestehen, von denen zur |
Aufreehterhaltung der Verbindung mit anderen
Fachrichtungen des Ingenieurwesens ein Drittel
dem Mitgliederkreise desVereins deutscher Inge-
nieure angehören muß. Der vorläufige Vorstand
setzt sich zusammen aus den Herren: Taaks-
Hannover, de Thierry-Berlin, Schmick-
München, Gehler-Dresden, Hüser-Obercas-
sel, Wendemuth-Hamburg, Kemmann-Ber-
lin, Blum-Hannover, Giese-Berlin, Kölle-
Frankfurta. M., Fleck-Dresden, Kress-Berlin,
Bilfinger-Mannheim, Helbing-Essen, Eise-
len-Berlin. Den Schluß der Versammlung am
4. Mai bildet 'ein Vortrag des Prof. Dr.-Ing.
.Blum-Hannover, über „Die Zusammenarbeit
zwischen Eisenbahnen und Wasserstraßen‘‘. Aus-
kunft über die Gesellschaft erteilt die Geschäfts-
stelle Berlin NW 7, Sommerstr. 4a.
Verschiedenes.
Erhöhung der Prüfungsgebühren der Phy-
sikalısch-Technischen Reichsanstalt.!) — Der
Teuerungszuschlag auf die Prüfungsgebühren,
welche nach der Gebührenordnung der Physi-
kalisch-Teehnischen Reichsanstalt vom 1. Juli
1918 erhoben werden, beträgt ab 15. Mai 1920:
bei Teil I, Abschnitt Optik:
Dfd. Nr. 21,222 und.25
. . 24 . . . . . . . .
bei Teil II, Elektrizität:
. 200%
. 300%
Lfd. Nr. 1 bis 16a (Zeigerinstrumente) 150%
5 „ 16b und 16c (Zeigerinstru-
mente mit Meßwandiern) .. 300%
Si „ 17 bis 25 (Meßwandler) . - 300%
x, » 26 bis 34 (Nlektrizitätszähler) 300%
jedoeh für Zänler bis 25 kW 200%
& „» 35 bis 55 (Induktivitäten, Ka-
pazitäten, Wellenmesser, Wi-
derstände)", #8 47.22.1509
5 „ 56 bis 57 (Leitungsmateria-
en) ee ae 20200
Ri ‚„, 58 (Normalelemente) 1500
Ki „ 59 (Primärelemente mit Aus-
nahme von Taschenlampen-
batterien) ee BERN,
Taschenlampenbatterien . . . 150%
% „ 61 bis 85 (1solations- und In-
stallationsmaterial) 2881400975
FE »„» 86 (Maseninen und Transfor-
Tnatoren), ver... 300%
bei Teil II, Magnetismus:
Lfd. Nr. 1 bis 11. . 200%
Für die durch Aus- und Einpacken der
Prüfgegenstände verursachten Kosten wird
eine Gebühr von 2 M für jede angefangenen
10 kg Bruttogewicht erhoben.
Bei Gegenständen, die für das Ausland
bestimmt sind, wird die Gebühr nach der Ge-
bührenordnung ohne Teuerungszuschlag, jedoch
in der Währung des betreffenden Landes unter
Zugrundelegung, der Valuta am 31. Juli 1914
festgestellt und nach dem am Tage der Ausfer-
tigung des Prüfungsscheines an der Berliner
Börse notierten Kurs des betreffenden fremden
Geldes in Mark umgerechnet. Ergibt sich hier-
nach ein geringerer Betrag als nach den obigen,
für das.Inland festgesetzten Bestimmungen, so
werden letztere angewendet.
Deutsche Firmen, welche für das Aus-
land bestimmte Gegenstände der Reichsan-
stalt zur Prüfung einreichen, werden ersucht,
dies im Prüfungsantrage zum Ausdruck zu
bringen.
Das Kilowatt als allgemeine Einheit der Lei-
stung.— Nach dem Grundsatz,, audiatur et altera
pars‘ sei es gestattet, an dieser Stelle auch ein-
mal gegen das Kilowatt als allgemeine Lei-
stungseinheit?) zu sprechen. Die Gründe, aus
denen man im Jahre 1914 die Kilowattsekunde
als allgemeine Energieeinheit einführte, waren
folgende:
1. Es soll die Tatsache, daß mechanische Ener-
- gie, Elektrizität und Wärme nur verschie-
dene Erscheinungsformen der Energie sind,
dadurch betont werden, daß sie auch mit
derselben Einheit gemessen werden.
2. Als solche Energieeinheit eignet sich beson-
ders die Wattsekunde; sie ist eine auf wis-
senschäftlicher Grundlage aufgebaute all-
gemeine Arbeitseinheit, auf welehe man bei
der Entwicklung der Elektrotechnik die
Einheit der Feldstärke und der Elektrizi-
tätsmenge bezogen hat.
) Vgl. anch ETZ* 1919, 8. 428; 1920, 8. 18.
») Vgl. „ETZ“ 1920, 8.185
Hingegen benutzt das Meterkilogramm
das nicht dem wissenschaftlichen Maßsy-
stem
liches Sondermaß der Wärmetechnik.
3. Es ist von Vorteil, die gegenseitigen Um-
wandlungsgrößen der 3 lnergieformen ent-
behren zu können.
Gegen diese Gründe kann man folgendes
anführen:
Zu 1. Diese Betonung ist nicht nötig und
nur dann wünschenswert, wenn keine Nach-
teile entgegenstehen.
Zu 2. Unser jetziges elektrisches Maßsy-
stem ist aus dem vorner in den Lehrbüchern
gebräuchlichen, absoluten, elektromagnetischen
System entstanden, welches das Erg als Ener-
gıeeinneit benutzte und auf der Messung von
Kräften in Dyn berunte. Volt und Ampere-
sekunde wurden als 10° und 107 !faches der alten
elektromagnetischen Einheiten so festgesetzt,
daß sich praktisch brauchbare Kinheiven er-
gaben. lJur Produkt, die Wattsekunde, ist
gleich der Bewegungsenergie von 2 kg Masse
bei einer Geschwindigkeit von 1 m i. d. Sek.
Man ist also bei Festsetzung des Produktes
Volt mal Amperesekunde vom e g s-System zu
einem mkgs-System gekommen, ohne an
Stelle des Lyn im neuen System eine Krattein-
heit zu schaffen. Unser jJetziges, elektrisches
Malbsystem beruht nieht mehr auf einer Kräfte-
messung, denn Volt und Ampere sind auf andere
Weise gesetzlich bestimmt und leicht repro-
duzierbar.
Hieraus geht hervor, daß die Wattsekunde
als Einheit der elektrischen Energie geschaffen
wurde.
Solange in der Technik das Kilogramm-
gewicht als Krafteinheit anerkannt und in Ge-
prauch ist, wird man die Arbeit in Meterkilo-
gramm messen.
Die Wärmemenge, die von einem Körper
bei einer bestimmten 'lemperaturerhöhung ge-
wonnen wurde, tritt aus iım.wieder aus, wenn »
die Temperatur um eine gleiche Anzanl von
Graden sinkt.
Der klare und schöne Aufbau der Begriffe
Arbeit und Wärmemenge auf den für ihre Mes-
sung nötigen Faktoren Kilogrammgewieht und
Celsiusgrad wird also durch Eintührung der
Wattsekunde zerstört, die weder mit dem Kilo-
grammgewicht noch mit dem Celsiusgrad etwas |
zu tun hat.
Zu 3. Einerseits fällt beim Ersatz der
Pferdekraft durch das kW der Umrechnungs-
faktor fort; dafür ist es aber nötig, zum Maß
die Energieform zu kennzeichnen, was nicht
nur lästig ist, sondern auch in der Praxis erfah-
rungsgemäß zu Milverständnissen führt. Ander-
seits soll die Maschinen- und Wärmetechnik
zur Umrechnung der mit Hilfe von Kilogramm-
gewicht und Oelsiusgrad gemessenen Knergie
immer die Beziehungen benutzen:
1. Kilowattsekunde ist praktisch gleich »
102 mkg und praktisen gleich 0,239 Kalorien.
Werden jedoch die Pferdekraft und die
Kalorie beibenalten, so werden jene leider un-
‚genauen Faktoren nur bei der Umrechnung in
das Maß einer anderen Energieform gebraucht,
während die Pferdekraftsekunde klipp und klar
gleich 75 mkg ist und die Kalorie sıch aus den
Messungen ohne weiteres ergibt.
Es ergibt sich, daß die Wattsekunde als
allgemeine Energieeinheit ebensowenig geeig-
net ist, wie das Meterkilogramm, was ja auch
der ihrer Einführung in die Praxis während
6 Jahren entgegengesetzte Widerstand bewie-
sen hat. ;
Zurzeit werden in der Elektrotechnik als
mechanische Leistungseinheit das Kilowatt und
die Pferdekraft nebeneinander gebraucht. Ein
Teil der Elektromotorentypen ist nach der
einen, der andere nach der anderen Be-
zeichnung abgestuft, so daß eine Verwirrung
entstanden ist, die möglichst bald beseitigt
werden muß, . Walter Weigand.
Wir "haben obige Vorschläge Herrn. Prof.
Dr. Emde, Stuttgart, mit der Bitte um eine Äußerung
vorgelegt und lassen diese hier folgen. D. S.
Daich dem Unterausschuß angehört habe,
den der AEF mit der Niederschrift der Be-
gründung seines Vorschlages beauftragt hatte,
so hat mich die Schriftleitung aufgefordert,
mich zu der Zuschrift des Herrn Weigand.
zu äußern.
Herr Weigand gibt zunächst die Begrün-
dung des AEF entstellt wieder:
1. Durch die Einführung des Kilowatts als |
allgemeine Leistungseinheit sollten nieht irgend
welche theoretischen Zusammenhänge ‚betont‘
werden, sondern es sollte ein Rechenvorteil
wahrgenommen werden. Theoretische Zusam-
menhänge hervorzuheben, ist Sache der Lehr-
bücher, man kann damit nicht Zahlenrechnun-
gen belasten. (Vgl. blaues AEF-Heit, Sprin-
ger 1914, S. 13 und ‚„ETZ“ 1911, 8. 722.)
angehörige Kilogrammgewicht als
Kratteinneit, und die Kalorie ist ein willkür-
2. Die Einführung des Joule als allgemeine
Energieeinheit hat aer AEF nient damıt be-
gründet daß das Joule in der Klektrotechnik
gebraucht wird, sondern: er hat ausdrücklich
die Ansicht abgelehnt, daß das Joule eine spe-
zifisch elektriscne Energieeinneit sei, und darauf
hingewiesen, daß jenseits der Grenzen der
heutigen Meßgenauigkeit ein Unterschied zwi-
schen dem mechanisch definierten und dem
elektrisch definierten Joule besteht. (Blaues
AEF-Heft, 8. 37 u. „EIZ“ 1914, 3. 281.) Der
AEF hat auch nicht das absolute Maßsystem
anderen Maßsystemen als das „wissenschaft-
liche‘‘ gegenübergestellt. In der Tat hat eine
solche Aussage keinen ' greifbaren Inhalt.
Schließlich hat der AEF nirgends hervorge-
hoben, daß dıe Kalorie ein wıllkürliches Son-
dermaß der Wärmetechnik sei. Jede Einheit
ist willkürlien. iz
3. Hier weist Herr Weigand auf etwas Rich-
tiges hin, aber die Fassung, es sei ein Vorteil,
.dıe „gegenseitigen Umwandlungsgrößen der
drei Energieformen entbehren zu können“, fällt
nicht dem AKF' zur Last.
DR
‚Gegen diese dem AEF größtenteilszu Un-
recht zugesenobenen Gründe macht nun Herr’
Weigand eine Reihe von Einwendungen. Aber
auch dieser zweite Teil der Ausführungen Herın
Weigands stellt vieles schief dar:
Zu 1. ist nichts. zu bemerken.
Zu 2. Die Leistungseinheit Watt ist nicht
dem System kg - Masse— Meter (Krafteimneit;
102 Gramm) eıgentümlich, sondern genörtz. B.
auch zu dem System 100 kg- Masse— Dezi- ..
meter (Krafteinheit: 1,02 kg) oder zu dem >y-
stem 410 Tonnen - Masse—cm . (Krafteinneit:
10,2 kg). (Die Zeiteinneit ist jedesmal dıe Se-
kunde.) Mit dem Watt lasseu sıch. also ver-
schiedene Krafteinneiten in ein System
bringen (vgl. „EIZ" 1904, 8: 437). Die Yat-
sache, daß man das Watt zuerst zur Messung
elektrischer Leistungen benutzt hat, macht
doch weder das Watt zu einer spezifisch elek-
trischen Leistungseinheit, noch sprieht sie iım
die Tauglichkeit zur Angabe anderer Leistun-
gen ab. \ Be:
Niemand soll daran gehindert werden, me-
‚chanische Arbeiten in Kılogrammetern auszu-
Die Leistungen 'hat man aber
drücken.
früher gewöhnlich eben nıcht in Einheiten von
lkgm/s angegeben, sondern’in Einheiten von
75 xgm/s.. ber A£BF hat nun vorgeschlagen,
dafür 102 kgm/s zu setzen.
Unter i. hat Herr Weigand zu Unrecht
dem AEF unterstellt, daß er die Wahl der Ein-
heiten mit der Betonung theoretischer Zu-
sammenhänge hätte in Verbindung bringen
wollen. Diesen Fehler begeht Herr Weigand
nun aber selbst bei der Kalorie, nur im umge-
kehrten Sinne. Die Begriffe Arbeit und
Wärmemenge können duren keine noch so ab-
struse Wahl der Einheiten angetastet werden.
Der Reehnungsgang, um den es Herrn Wei-
nutzung des Joule als Wärmeeinheit erhälten,
‚wenn man die spezifische Wärme, wie das
SEN: Buch .= » Joule” &
ohnehin schon oftgeschieht, in g.Grad ausdrückt
(z. B. spezifische Wärme des Wassers — 4,19.
AlsNormalkörper denke man sich nieht Wasser,
sondern ungefähr Luft bei konstantem Druck
oder Schwetelkohlenstoff). In der Begründung
hat der AEF ausdrücklich darauf hingewiesen,
daß bei der Bestimmung spezifischer Wärmen
und anderer Wärmekonstanten die Wärme heut
meist elektrisch gemessen wird. Der Vorschlag
des AEF schließt sich also eng an die Praxis
der heutigen Präzisionsmessungen an. °
Zu 3. Herr Weigand sieht einen Nachteil
des Gebrauchs einer einzigen Leistungseinheit
darin, daß man bei Zahlenangaben nun.nicht
mehr an der Einheit die Art der Energie er-
kennen könne. Das erinnert an die PSe und
“PSi aus früheren Zeiten. (Was ist mehr: 1 PSe
oder 1 PSi?_ 1 kW oder 1 kVA? Was ist
schwerer: 1 Pfund Blei oder 1 Pfund Federn ?
usw.) Es ist aber gar nicht Aufgabe der Ein-
heiten, die Größenart zukennzeichnen. Man.
‚könnte sonst auch verlangen, daß gewisse Län -
gen in Metern, andere in Ellen gemessen wer-
den. Korrekt kann es z. B. nur heißen: N =
‚100 PS, Ne = 80 PS. Diese Ausdrucksweise ist
zugleich einfach und eindeutig. Daß dieZahl 75
vor der Zahl 102 etwas voraushaben und also
die Rechnung mit Pferdestärken bequemer als
die Rechnung mit Kilowatt sein sollte, ist wohl
nicht recht einzusehen. Der AEF wollte, ‘wie
gesagt, nieht den Praktikern zumuten, die
Wärmemengen erst in Kalorien auszurechnen
und dann auf Kilojoule umzurechnen. ;
In früheren Zeiten müßten die Elektro-
techniker, gezwungen durch den allgemeinen
Brauch, nach der Bremsung eines Elektromo-
tors (etwa über dem Drehmoment) die mecha-
nische Leistungin Pferdestärken auftragen, den
elektrischen Verbrauch in Kilowatt, Ist das
"gand eigentlich zu tun ist, bleibt auch bei Be-
8. Juni 1920,
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 22.
AN
\
_ mün nicht geradezu lächerlich? Benutzt man
„eine gemeinsame Leistungseinheit, so kann man
die beiden Kurven unmittelbar miteinander
. vergleichen, der Wirkungsgrad wird so auts
sehönste veranschaulicht. Wievieltausende von
- „Stunden sind wegen dergleichzeitigen Benutzung
verschiedener Leistungseinheiten in un-
_ fruchtbarer Umreehnungsarbeit vertan (und
bezahlt!) worden und werden noch vertan!
0. Daß man gerade das Kilowatt als gemein-
same Leistungseinheit gewählt hat, ist ja auch
nicht willkürlich, sondern das haben die Dampf-
turbinen mit sich gebracht. Ferner bezahlen
‘ die vielen, den verschiedensten Gewerben an-
S au rigen Benutzer von Elektromotoren ihren
tromverbrauch nach Kilowattstunden. Da
"ist es für sie, die oft keine besonderen Rechen-
künstler sind, viel bequemer, wenn man ihnen
den Verbrauch ihrer Arbeitsmaschinen in Kilo-
watt und niehtin Pferdestärken angibt. Ebenso
will z.B. der Landwirt die Leistung seines
Elektromotors in Kilowatt wissen. Die um
36% größere PS-Zahl muß ihm als Fata mor-
Des ai erscheinen, wenn er seine Stromrechnung
ezahlt hat. Die Entwicklung unserer tech-
nischen Verhältnisse hat das Kilowatt zur
} volkstümlichsten Leistungseinheit gemacht.
Der Widerstand, der sich gegen die Ein-
; führung einer einheitlichen Leistungseinheit
L noch vereinzelt geltend macht, und der manch-
3 mal dadurch ausgedehnter erscheint, als er
Ih
Ye
u
wirklich ist, daß nur der Widerspruch laut wird,
| die Zustimmung aber stumm bleibt, beruht, so-
viel ich sehe, nicht auf stichhaltigen, sachlichen
E. ‚Gründen, sondern auf einem gewissen geistigen
- — Beharrungsvermögen mancher Ingenieure, das
zu der sachlichen Fortschrittlichkeit der Tech-
nik übel paßt. Diese Ingenieure lieben es, die
: Laienwelt als Sündenbock vorzuschieben mit
der Behauptung, das Geschäft werde erschwert,
weil die Kundschaft an der Buntscheckigkeit
der alten Einheiten klebe. Es kann nieht laut
- und nachdrücklich genug gesagt werden, daß
das nicht den Tatsachen entspricht. Die Be-
sitzer und Benutzer technischer Einriehtungen
haben im Gegenteil das eine Interesse, von
‚allen überflüssigen Umrechnungskunststücken
befreit zu werden. Fritz Emde.
Industrie und Handel.
0... Warenpreis und Geldwert. — Die Waren-
- preise sind bei uns nieht nur von Angebot und
Nachfrage abhängig, sondern auch eine Funk-
tion der Valuta. Sie beeinflußt sie direkt durch
‚die für das Produkt verwendeten ausländischen,
hr indirekt durch die inländischen Rohstoffe,
- durch Halbfabrikate und Löhne, insofern bei
diesen wiederum die für Herstellung und Ar-
beitsleistung aus dem Ausland bezogenen Le-
bensmittel, Bekleidungsstoffe und sonst not-
wendigen Einfuhren wirksam werden. Ent-
sprechend dem, schwankenden. Geldwert im
Ausland sind die Inlandpreise unbeständig und
machen. h
. ae TI: |
,° HH ae
ef N 1%
{ RR re ee |
92400
»
’ ‚2000
4 % 1600 =
# 1200
RE.
a,
ee
« 200 \—
179 12 12 10 IM ME WNZON2 13.
‚Inlandpreis 1914: 1260 M/t.
Auslandpreis 1914: 3C0 $ New York.
1919/20: 420 re 1,4-fache Friedenspreis.
Abb. 11. Prozentuale Preissteigerung für Elektrolytkupfer:
In einem diese Beziehungen zwischen Wa-
renpreis und Idwert nebst ihren Folgen
behandelnden Aufsatz!), bei dem indessen
zu berücksichtigen ist, daß er am 1. III. 1920,
1) „A.E.G.-Volkswirtschaftl. Blätter“ Bd. 1, 1970, Nr. 10.
also vor dem plötzlichen Valutaumschwung,
abgeschlossen wurde, zeigt H. Hartmann an
instruktiven Kurven den verschiedenen Grad
der Einwirkung des Markwertes im Ausland auf
die wichtigsten Rohstoffe und auf die Löhne in
der Elektroindustrie sowie die Gesamtwirkung
auf das Fertigprodukt. So illustriert Abb. 11 die
prozentuale Preissteigerung von Elektrolyt-
kupfer im Inland und Ausland (Amerika), be-
zogen auf Papiermark. Hier lassen die beiden
Kurven, deren Abweichungen ein Bild der
tatsächlichen Schwankungen des Weltmarkt-
preises von Kupfer geben, erkennen, daß der
Preis, der im Ausland seit Mitte 1919 als an-
nähernd konstant betrachtet werden kann und
um 420 $/t, d.i. das 1,4-fache des Vorkriegs-
preises (300 $/t) schwankt, in Papiermark aus-
gedrückt, diesseits und jenseits unserer Grenzen
nur noch eine Funktion des Geldwertes ist. Da
bei dem fast ausschließlich aus dem Ausland
kommenden Kupfer die höhere Kaufkraft der
Papiermark im Inland nicht in Erscheinung
tritt, wächst der Preis in demselben Maße, wie
die Papiermark fällt. Am 1. III. 1920 war bei-
spielsweise der Dollar auf rd das 25-fache vom
Juli 1914 gestiegen, und da der Kupferweltpreis
das 1,4-fache gegenüber 1914 betrug, ergibt sich
ein Papiermarkpreis für Kupfer von 25 x 1,4=
dem 35-fachen des Kupferpreises von 1914.
Hier kommt also die Geldentwertung voll mit
100% zum Ausdruck.
Das ist nicht mehr der Fall bei den Eisen-
preisen, die im Inland von den Verbänden
unter Kontrolle des Reichswirtschaftsamtes
bestimmt und hauptsächlich durch den Preis
der ausländischen Erze, der inländischen Kohle
und durch die Löhne beeinflußt werden (Abb.
12). Am 1.11.1920 stellte:sich der Inlandpreisfür
Yabeisen
f PODIerManK
New York.
400 IR 250 a =; E ach, Tiedenspr
200 2 7 Colin N-Bch PA
2 62Jare=230oltefriader
2 18 13 WO IM ME MM 18
Gießerei-
BT roheisen 68. M/t „m. ır [1561 M/t
ar Stabeisen 95 na: 2090,45 3;
Grobblech 100 3435 „
Gießerei- Ä
FT roheisen 15,75 $/t m ı.H f 40°. $k
Eee Stabeisen 43,75 „ 1920 2 87,00 .,
Grobblech 46,25 [108,75 ,
Abb. 12. Prozentvale Preissteigerung für Gießereiroheisen,
Sta beisen, Grobblech.
Gießereiroheisen auf rd das 25-fache, bei Stab-
eisen auf das 27,5-fache und bei Grobblech auf
das 34,5-fache des Friedenspreises, während der
Auslandpreis in Papiermark für Gießereiroh-
eisen.und Grobblech etwa auf das 62,5-fache,
für Stabeisen, anscheinend örtlicher Marktver-
hältnisse wegen, nur auf das 50-fache gestiegen
war. In Amerika .selbst betrug die — für 1919
und 1920 wieder als gleichmäßig konstant ange-
nommene — Erhöhung, bezogen auf Dollar, für
Gießereiroheisen und Grobblech nur, das 2,5-
fache, für Stabeisen das 2-fache.
Der den Eisenpreis beeinflussende Koh-
lenpreis (Abb. 13), den in Deutschland eben-
falls die Verbände unter Kontrolle dest Reichs-
wirtschaftsamtes bestimmen, ist wieder zum
größten Teil abhängig von den Löhnent und
weiter von'den\Kosten des Grubenbaumaterials,
neuer Maschinen usw. Er hat sich im Inland
auf mehr als das 12-fache erhöht, trotzdem die
1120. 12 13
2113 308,19. 1100: 112.
Inlandpreis 1914: 14 Mit
Auslandpreis 1914: 3,3 $/t
19230: 4,12 „
Abb. 18. Prozentuale Preissteigerung für Kohle.
IM.
Stundenlöhnenach Abb .14 nur etwa auf das
4,7-fache gewachsen sind, was sich daraus er-
klärt, daß Arbeitszeit und Leistung erheblich
abgenommen haben, die Unkosten infolge von
Feierschichten (Streiks usw.) und auch die
Preise für Neuanschaffungen sehr gestiegen
(=50Doli= ad Ariedbr.
100 Golan =25 Dblt=FFiedfer,
RI 172,0, 1120 105 18.
ze
1719 187.09
Abb. 14. Prozentuale Preissteigerung für Stundenlöhne.
710,
sind. Der Auslandpreis in Dollar ist nur etwa
das1,25-fache des Friedenspreises; jedoch in Pa-
piermark ausgedrückt, war er am 1. III. 1920
das 31-fache. Bei der Kohle kommt, den gerin-
geren Einfuhrmengen entsprechend, die Geld-
entwertung noch weniger als bei Eisen zum
Ausdruck, am geringsten aber bei den Löhnen,
wo nur der Anteil der benötigten ausländischen
Lebensmittel, Bekleidung usw. wirkt. In Ame-
rika sind die Löhne auf etwa das 2-fache ge-
RS rem Fulda pre ET
RIT2 STERNE ARD ISSAL2OE A273
Abb.15. Prozentuale Preissteigerung für
elektrische Maschinen,
442
m mm m
wachsen, was am 1. Ill. 1920 in Papiermark
etwa dem 50-fachen gegenüber einer tatsäch-
lichen Inlandsteigerung auf das 4,7-fache ent-
sprach. Zu beachten ist dabei, daß die wirk-
lichen Arbeitskosten je Arbeitsstück wegen Ver-
kürzung der Arbeitszeit und Verringerung der
Leistung wesentlich mehr zugenommen haben,
als die Stundenlohnerhöhung ergibt. Abb. 15
stellt als Summe der besprochenen Einwirkun-
gen die prozentuale Preissteigerung für elek-
trische Maschinen von 5 bis 100 kW dar,
die im Inland am 1. III. 1920 das 26-fache des
Friedenspreises, im Ausland (Amerika) in Dollar
das 2-fache, in Papiermark das 50-fache be-
trug.
Der Versuch, aus den Resultaten der Abb. 11
bis 14 rechnerisch die Werte von Abb. 15 zu er-
mitteln, ergibt nach Hartmann annähernd
folgendes Bild. Der Preis einer elektrischen
Maschine von 5 bis 100 kW setzt sich zusammen
aus z
Deutschland 1920
(im Mittel)‘
Amerika 1920
Eisen rd. 50% 50.25 =135% 50.30 =1500%
Fe 14.05, DD yAsd ==: 35, 4202,80. 21070
ohnen
Unkostenrd. 8; 5.2 = 50, 3.47= 117,
100% 310% 2492 %,
Diese Zahlen stimmen mit den Kurven gut
überein,-denn in Wirklichkeit werden in Ame-
rika, den höheren Löhnen entsprechend, die
Unkosten etwas niedriger sein, so daß man auf
das 2-fache des Friedenspreisess kommt. In
Deutschland erfordern Arbeitslöhne und Un-
kosten mehr als das 4,7-fache, weil letztere,
beeinflußt durch geringere Arbeitsleistung und
-zeit, höher werden, so daß derin Abb. 15
festgestellte 26-fache Wert des Friedenspreises |
gleichfalls als riehtig angesehen werden kann.
Alle solche Bereehnungen setzen indessen regel-
mäßige und geordnete Arbeitsverhältnisse vor-
aus. Will man die Preise, wie das z. B, für die
deutsche Elektroindustrie bindend die Preis-
stelle tut, von Mönat zu Monat festlegen, so darf,
den Kurven entsprechend, nicht übersehen wer-
den, daß dabeidie mitunter sehr reichlichen täg-
lichen Schwankungen keine Berücksichtigung
finden; außerdem sind für die Preisfestsetzung
auch die Zahlungsbedingungen von Bedenu-
tung. Hartmann kommt zu dem Ergebnis, daß
die Preisbildung im Inland bei schwan-
kendem Geldwert unbedingt variable Preise
notwendig macht und die Größe der Preis-
schwankungen für die einzelnen Fabrikate, ab-
gesehen von den Preisveränderungen am Welt-
markt, von den für die Rohstoffe.und Löhne er-
forderlichen Einfuhrmengen abhängt.
Nun zu der Preisbestimmung für Liefe-
rungen nach dem Ausland. Hier müssen
sieh die Preise auf die Marktlage in’dem be-
treffenden Lande unter Berücksichtigung der
dort event. vorhandenen Industrie bzw. einer
besonders gut eingeführten Auslandskonkur-
renz einstellen. R
der Stabilität der betreffenden Auslandwäh-
rung, die Einwirkung der nationalen Geldent-
wertung auf die Preise der heimischen Industrie
und die Bewertung des deutschen Geldes im
Auslande. Hartmann nimmt als Maßstab für
den Weltmarkt die V. S. Amerika als dasLand
mit der stabilsten Währung und zeigtin Zahlen-
tafel 1 einmal das zeitliche Verhältnis der Wer-
Elektrotechnische Zeitschriit. 1920, Heft 22.
Dazu kommt die Frage nach .
x
S 3. Junt 1920,
denselben Zeitpunkten gegenüber der Vor-
kriegszeit lediglich unter der Einwirkung der
Geldentwertung in. jenen Ländern bei Zu-
grundelegung eines 2-fachen Weltmarktpreises.
Von diesen Werten weichen jedoch die tatsäch-
lichen Marktpreise in den einzelnen Ländern
unter der Wirkung oben bezeichneter Faktoren .
ab, und man muß sich daher durch direkte Be-
richte und ihre Kritik ein richtiges Urteil über
die Marktlage und damit über die Konkurrenz-
fähigkeit , verschaffen. Den Verkäufen nach
dem Ausland ist nicht die niedrige Bewertung
des deutschen Geldes, sondern der Tauschwert
unserer Waren zugrunde zu legen, die Umrech-
nung des jeweiligen ausländischen Marktprei-
ses zum Tageskurs der Mark ergibt den richtigen
Auslandpreis. So war am 1. III. 1920 der
Marktpreis für elektrische Maschinen in Ame-
rika das 2-fache desjenigen von 1914, der Preis
‚der deutschen Mark Y/;, mithin hätten wir
damals elektrische Maschinen zum 50-fachen
des Preises von 1914 nach Amerika liefern
müssen (vgl. Abb. 15).
In welcher Währung nun soll man und
zu festen oder veränderlichen Preisen ins Aus-
land verkaufen? Hier kommt es nur auf die
riehtige Umrechnung an. Da bei schwankender
Geldwährung kein fester Preis abgegeben wer-
den kann, wären variable deutsche Preise, aus-
gehend von einer der ausländischen Marktlage
entsprechenden Grundpreisstellung, für die An-
gebote am Platz. Da sich das Ausland hier-
gegen sträubt, ergibt sich als Richtlinie der Ver-
kauf in ausländischer, u. zw. möglichst in der
stabilsten, also der amerikanischen Währung,
denn auch im Ausland beginnen die Valuten
zu weichen, und bei einem bestimmten Punkt
der Geldentwertung können, wie Abb. 16 er-
%
70000
%
88000 N
N <
S0000 BS;
Ss Q
DS Sg
34000 &
2000
1000
KOWBBWRMEEBUH2O
Abb. 16. Preissteigerung und Geldentwertung.
kennen läßt, auch die betreffenden Länder auf
ihrem Markt feste Preise nicht mehr aufrecht
Zahlentafel ].
Verhältnis des Wertes des Dollar zum Werte vom
1. VII. 1914 (Goldkurs)
Verhältnis der Preise von elektrischen Maschinen zu
den Preisen vom 1. VII. 1 lediglich unter Berlick-
sichtigung der Geldentwertung, bei Zugrundelegung
eines 2-fachen Preises in Amerika (Weltmarktpreis)
am
in
1-VIL14 1.V11.19[1.X. 19| 1.1.20 | 1.11.20 | 1.11]. 20
New York. | 1,— — | .1,— |21,— 21.1,
Berlin... |:1,— | 3,39 | 5,9 111,8 | 21,4 | 23,8
England... | 1,— | 1,— | 113 | 1,27 |°1,39 | 1,44
Frankreich | 1,— | 1,27 | 1,58 | 2,05 | 2,34 | 2,70
Belgien... | 1,— | 1,31 | 1,58 | 2,—.| 2,41 | 2,59
Schweiz. ..| 1,— | 1,07 | 1,02 | 1,06 | 1,02 | 1,17
Italien... | 1,— | 1,57.) .1,83 | 2,55 | 2,83 | 3,50
Spanien... | 1,— | 0,98 | 0,99 | 1,— | 1,01 | 1,10
Holland... | 1,—| 1,06 | 1,07 | 1,06 | 0,99-| 1,99
Dänemark. | 1,— | 1,17 | 122 | 1,39 | 1,61 | 1,79
Schweden. | 1,— |, 1,08 | 1,06 | 1,21 | 1,33 | 1,48
Norwegen. | 1,— | 111 | 1,14 | 131 | 1,46 | 1,58
- tigkeit des Dollars in 1919/20 zum Goldkurs der
verschiedenen Länder in 1914 und dann für
elektrische Maschinen das Preisverhältnis zu
> am
us 1. VIL14]1.VIL 49] 1-X.19 | 1.1.20 | 1. U. 20]1. 10.20
"New York. || 1— | 3, 122,— 172,1 2,— 172, —
Berlin...| 1,— | 6,78 |11,3 |23,6 |428 47,6
England 1,— | 2: 1.226 | 2,54 | 2,78 | 2,88
Frankreich | 1,— | 2,54 | 3,16 | 4,10 | 4,63 | 5,40
Belgien .. | 1,— | 23,62 | 8,16 | 4— | 4,82 | 5,18
Schweiz. .| 1, | 3,14 | 24 | 2,12 | 2,04 | 2,34
Italien... | 1,— | 3,14 | 3,66 | 5,10 | 5,66 | 7,—
Spanien. .| 1,— | 1,96. | 1,98 | 2,— | 2,02 | 2,20
Holland... | 1,— | 212 | %14 | 2,12 | 1,98 | 23,18
|| Dänemark | 1,— | 2,34 | 2,44 | 2,78 | 3,22 | 3,58
Schweden. | 1,— | 2,16 | 2,12 | 2,42 | 2,66 | 2,86
| Norwegen. | 1,— | 2,22 | 2,28 | 2,62 | 2,92 | 3,16
erhalten. Nach Ländern mit schlechterer als
der deutschen Valuta verkauft man zweck-
|- mäßig nur zu veränderlichen deutschen Preisen;
Te
natürlich muß die dortige Marktlage beachtet
und eine Ausnutzung der etwaigen Unterschiede
in den verschiedenen Währungen und Markt-
verhältnissen zum Verschieben von Waren
über ein Land in ein anderes, dessen Markt
günstigerliegt, verhindert werden. Die Elektro-.
industrie hat von Anfang an den Standpunkt
vertreten, daß bei Ländern mit hochwertigen
Valuten die Verkäufe in ausländischer Wäh-
rung erfolgen müssen, und zunächst emp-
fohlen, die Umrechnung zum Friedenskurs
(Goldkurs) vorzunehmen und der Marktlage
der einzelnen Länder durch einen entsprechend
den veränderlichen Teuerungszuschlägen mo-
natlich festzusetzenden Valutarabatt Rech-
nung zu tragen. Neuerdings bestimmt man in-
dessen für jedes Land einen Faktor, der, mit
dem deutschen Grundpreis multipliziert, den
Auslandpreis in der betreffenden Währung er-
gibt; den neuen Aufstellungen sind dabei,wie be-
kannt, 3-fache deutsche Grundpreise von 1914
zugrunde gelegt worden. Stabilität der betref-
fenden Landeswährung vorausgesetzt, braucht
dann der Multiplikator nur von Zeit zu Zeit
nach der Marktlage des Landes geändert zu wer-
den. ‚Tritit ersteres nicht mehr zu, so wird man
zu einer stabilen Währung (Dollar) anbieten oder -
auch für diese Länder zu veränderlichen Preisen
übergehen müssen. Wo die Währung schlechter
ist als die deutsche, wird letztere mit ent-
sprechenden Preiszuschlägen zugrunde gelegt,
und man setzt die Multiplikatoren monatlich
diesen und den Teuerungszuschlägen in Deutsch-
land entsprechend fest.
‚Wenn die deutsche Valuta viel schneller
steigt, als sich die Inlandpreise der veränderten
Markbewertung des Auslandes anpassen kön-
nen, sind bei einer Verrechnung in frem-
der Währung Verluste im Auslandgeschäft
möglich. . Eine Verbesserung der deutschen
Mark muß aber die Inlandpreise ermäßigen,
'u.zw. am stärksten bei den von der Geldbewer-
tung besonders abhängigen Produkten. So
wird der Kupferpreis sofort sinken, wegen Ver-.
billigung der Erzpreise fällt der Eisenpreis mit
entsprechender Rückwirkung auf die Maschi-
nenpreise usw., und dies muß, wenn auch lang
samer, wieder die Kohlenpreise beeinflussen.
Zuletzt kommt der Effekt auf die Löhne, und
wenn diese sich nicht in dem der Weltmarkt-
lage und der Markbewertung im Ausland zu
jener Zeit entsprechenden Verhältnis abbauen
lassen, wird die Situation für die deutsche
Wirtschaft kritisch. Hartmann hält es für be-
rechtigt, bei Umkehrung der Konjunktur für
die Übergangszeit die während des schlechten
Valutastandes aus den verschiedenen Bewer-
tungen des deutschen Geldes im In- und Aus-
lande erzielten Gewinne zur Deckung etwaiger
Verluste heranzuziehen, die im übrigen auch
die Werterhöhung sonstigen Besitzes aus-
gleichen würde. Bei einer Verbesserung des
Markkurses müssen überall so schnell wie mög-
lich die richtigen Inlandpreise festgestellt wer-
den, eine Angleichung der In- und Ausland-
preise derart erfolgen, daß eine Senkung letzte-
rer, in Papiermark ausgedrückt, herbeigeführt
wird, die die Inlandpreise weiter herabdrückt,
bis schließlich beiderseits der Grenze dem sta-
bilen Umrechnungswert der Goldmark ent-
sprechende gleiche Preise (Weltmarktpreise)
gelten. Zum Schluß bemerkt der Verfasser:
„Zusammenfassend kann bezüglich der Preis-
bildung für Lieferungen deutscher Fabrikate
nach dem Auslande, in unserem Falle also von
Fabrikaten der elektrotechnischen Industrie,
gesagt werden, daß die Höhe der erzielbaren
Preise im Auslande abhängig ist von der Markt-
lage des betreffenden Landes, und daß bei
einem schlechten Stand der deutschen Valuta
darauf geachtet werden muß, daß nicht durch
zu niedrige Preise eine Verschleuderung deut-.
scher Vermögenswerte eintritt. Die Verrech-
nung der zu liefernden Waren erfolgt zu festen
Preisen in. Auslandwährung bei stabilen Aus-
landvaluten und zu veränderlichen Preisen bei
schwankender Auslandvaluta. Für die Bezah-
lung ist ein weitgehendes Verfügungsrecht ab
Bestellung (zur Wahrung der Möglichkeit, den
Veränderungen der Valuten bei wechselnder
Lage des Geldmarktes Rechnung zu tragen) er-
wünscht. Um Verluste bei einer Besserung der
deutschen Valuta bei Abschluß in ausländischer
Währung zu vermeiden, muß angestrebt wer-
den, daß entsprechend einer allmählichen Besse-
rung der deutschen Valuta die Inlandpreise ab-
gebaut werden in der gleichen Weise, wie sie
entsprechend der Verschlechterung der Valuta
heraufgesetzt wurden.‘ BE
A
vw
E
er
N
2
’
F
Be.
Spannungen sind Nennspannungen.
"spannung, gemessen in Volt, gilt:
3) bei
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920, Heit 22.
Verband Deutscher Elektrotechniker. |
(Eingetragener Verein.) :
Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Potsdamer Str. 86.
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9520 u. 9806.
Betriftt Ausschuß für SOURSIIPABLUAERU unter
Auf dieVeröffentlichung in der „„ETZ‘“‘ 1920,
Heft 7, S. 136, in gleicher Angelegenheit sind
eine sehr große Anzahl von Äußerungen einge-
gan en; sie sind von dem Ausschuß eingehend
urchgearbeitet, und es ist als Ergebnis eine
Reihe von Änderungen an dem ersten Ent-
wurf vorgenommen worden. Der hiernach ent-
standene neue Wortlaut wird nachstehend
bekanntgegeben; er soll der Jahresversamm-
lung in Hannover zur Beschlußfassung vor-
Be nerds.
Mitglieder des Ausschusses sowie Mit-
arbeiter waren die Herren: Adler, Alvens-
leben, Barkhausen, Beckmann, (AFA), Beck-
- mann (M. & G.), Dettmar, Finckh, Franke,
Goerner, Greve, Haack, Hartz, Hirschmann,
Höchtl, Kintzel, Königswerther, Maring,
Reddig, Schaefer, Schüler, Sprick, Stein,
aemen, Unbehauen, Warrelmann, Ziegen-
berg.
- Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär.
Dr.zöng. G. Dettmar.
2. Entwurf.
L
Normen fürdie Spannungen elektrischer
Anlagen unter 100 Volt.
-$ 1, Die in diesen Normen aufgeführten
ls Nenn-
Verwendung von Bleiakkumulatoren
als Stromerzeuger die doppelte Zellenzahl,
b) in allen anderen Fällen die Spannung, für
die der Stromverbraucher gebaut ist.
. $ 2. Nennspannungen sind festgelegt für
die folgenden Fachgebiete:
1. Beleuchtung,
2. Elektromedizin,
3. Fernmeldung,
4. Motorenbetrieb. {
3. Für die verschiedenen Fachgebiete
und Stromarten gelten folgende Nennspan-
nungen: “r
Wechselstrom
VEREINSNACHRICHTEN.
i
Nenn- |
spannung
in Volt |
y Dia Br
2 og . Hlektromedizin
Sana
6) R #2 © = |
BEL WAR)
Set B | am
E.u.5 .'. Elektromedizin
‘ oo + |
[5 3 80 |
N
8.585
> keD} N Be
6. 05 DE Elektromedizin
= ©
8 2a E r Elektromedizin
[eb]
Bee
12 532%, Elektromedizin
Me ee
36 | o>ı =
mass
R Be 2 AS ID
75 Hunmı tr
Eine_ einheitliche Begriffserklärung für
Spannungen unter 100 Volt ließ sich nicht
festlegen. Für dieses Gebiet dient vorzugs-
weise der Bleiakkumulator als Stromquelle,
bei dem eine Nennspannung von 2, Volt für
die Zelle gebräuchlich ist. Eine Änderung
dieser allgemein durchgeführten Bezeichnung
erschien nicht möglich. Unter Beibehaltung
dieser Sonderstellung des Bleiakkumula-
tors wurde im übrigen die Spannung des
Stromverbrauchers zugrunde gelegt.
Zu $ 2. Die Spannungen, die in den ver-
schiedenen Fachgebieten gebraucht werden,
sind nicht einheitlich. Jedes Fachgebiet er-
fordert- deshalb die Aufstellung einer beson-
deren Reihe von Normalspannungen. Es
wurden 4 Fachgebiete ausgesondert. Die
Elektrochemie wurde dabei nicht mit in die
Normung einbezogen, weil die Eigenart der
elektrochemischen Prozesse eine Festlegung
der Spannungen nicht zuläßt.
Zu $ 3. Es wurde erforderlich, viele der
bis jetzt gebräuchlichen Spannungen zu
streichen. Nach Anhören aller beteiligten
Kreise wurden nur die wichtigsten Spannungen
beibehalten. Die Abstände zwischen den ein-
zelnen Spannungen sind so gewählt, daß die
Gleichstrom
Nenn-
spannung
in Volt
Fachgebiete;
1,5 — an Fernmeldung =
& Beleuchtung Elektromedizin . Fernmeldung l =
2,5 Beleuchtung | == — Lu
(aurfür Taschenlampen)
3,5 Beleuchtung = | Fi =
4 Beleuchtung ‚ Elektromedizin = Motorenbetrieb
6 Beleuchtung ı Elektromedizin | Fernmeldung Motorenbetrieb
2: Beleuchtung ‘ Elektromedizin | Fernmeldung Motorenbetrieb nur
| k ‚ für Spielzeugindustrie
12 Beleuchtung ' Elektromedizin | Fernmeldung Motorenbetrieb
16 Beleuchtung Elektromedizin | — _
24 Beleuchtung | — | Fernmeldung Motorenbetrieb
32 Beleuchtung — | Ze —
36 — | = Fernmeldung —
Y40%- Beleuchtung nur i _ | — Motorenbetrieb
für Elektromobile ; |
48 _ = ' Fernmeldung _
60 — | _ | Fernmeldung —_
65 Beleuchtung | — | = | Motorenbetrieb
80 Beleuchtung nur _ | = | Motorenbetrieb
für Elektromobile |
Erläuterungen. onay union? angllehonncn re
Zu $1. In die Normung sind nur Anlagen Eine zahlenmäßige Angabe über die zu-
unter 100 Volt einbezogen; nicht berück-
sichtigt sind ar por öpantlun en und in
Reihe geschaltete Apparate, deren Einzel-
spannung zwar unter 100 Volt liegt, die aber
an Pa Stromquelle über 100 Volt angeschlossen
sind.
Die Normung soll vor allem für neu her-
zustellende Apparate und Anlagen Berück-
sichtigung finden. Ein Zwang zur Umände-
zu an bestehenden Anlagen soll nicht aus-
geübt werden.
lässigen Spannungsschwankungen, wie das
bei Anlagen über 100 Volt gebräuchlich ist,
läßt sich bei den Anlagen unter 100 Volt nicht
festlegen. Der RR EEE spielt in
den Niederspannungsanlagen vielfach eine un-
verhältnismäßig große Rolle, so daß durch
etwas längere oder kürzere Leitung die Span-
nung im Na el ganz nennens-
wert beeinflußt wird. Ferner verändert sich
die Spannung, wenn Akkumulatoren als Strom-
quellen dienen, bei ihrer Entladung um 10%;
Fachgebiete:
_ Nur für Klingeltransformatoren -
(Leerlaufspannung)
— Nur für Klingeltransformatoren
(Leerlaufspannung)
Nur für Klingeltransformatoren _
(Leerlaufspannung)
Fernmeldung -
Fernmeldung
Fernmeldung =
vielfach’ befinden sich aber auch Akkumula-
toren während des Betriebes der Anlagen im
Zustand der Ladung, wobei dann Spannungs-
steigerungen bis zu 20% eintreten können.
Ebenso ist bei Primärelementen je nach
Gattung und Größe die Entladungskurve ver-
schieden, auch daraus ergibt sich von Fall zu
Fall ein verschieden 'großer Spannungsabfall
beim Gebrauch. Infolgedessen wurde von einer
Festlegung der zulässigen Spannungsände-
rung abgesehen.
Betrifft: Bestimmungen für die Übergangszeit
(2. Auflage).
Die in der „ETZ‘“ 1919 und 1920 bisher
zum Abdruck gekommenen Beschlüsse der ver-
schiedenen Kommissionen hinsichtlich der Ver-
wendung von Spar- und Ersatzstoffen für die
Übergangszeit sind, soweit sie in Geltung sind,
in zweiter Auflage in einem Sonderdruck zu-
sammengestellt. Dieser kann zum Preise von
1,50 M von unserer Geschäftsstelle Berlin W. 57,
Potsdamer Str. 68, bezogen werden.
Verband Deutscher Elektrotechniker
Der Generalsekretär:
Dr.-Sng. G. Dettmar.
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein.)
hriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die
En Geschäftsstelle, Berlin _W. 57, Potsdamer Str. 68,
Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten.
Nachtrag zum Sitzungsbericht vom 28. I. 1919').
Diskussion zum Vortrag
des Herrn Ingenieurs Fritz Kleeberg:
„Der Quecksilberdampf - Gleich-
richter der. Glastype, seine Theorie
und seine praktische Ausführung“.!)
Herr Orlich: Wie hoch ist der Energie-
bedarf der Hilfserregung ?
Herr Kleeberg: Der Energiebedarf ist
ungefähr 110 bis 120 W, je nachdem, wie
man den Erregerstrom einstellt. Ein eigent-
licher direkter Wattverlust tritt nur im Bogen
auf. Die Lichtbogenspannung bei der Hilfs-
erregung beträgt rd 11 V. Dazu kommen die
Verluste in dem kleinen Transformator und in
den Drosselspulen. Arbeitet man mit 5 A Er-
regerstrom, so ergeben sich für den Bogen
55 W, es bleiben an noch rd 50 W für die
Verluste der Drosselspulen und des Erreger
transformators.
Herr Orlich: Wie groß ist durchschnitt-
lich die Lebensdauer der Kolben. namentlich
bei Belastung mit hohen Stromstärken ?
Herr Kleeberg: Wir haben in verschiedenen
Anlagen schon rd 35 Gleichrichter für 100 A
laufen. Der eine Gleichrichter läuft seit dem
Mai 1917 in der Munitionsfabrik in Ludwigs-
burg täglich 24 h, und der Kolben läuft heute
noch. Wir haben. auch noch eine mat
laufen in der Zuckerfabrik in Anklam, da
läuft der Kolben seit August 1917 bis heute,
auch 24h täglich. Dann haben wir eine Anlage
in Saalkreis-Bitterfeld, da läuft ein Kolben
seit Juli 1917 täglich 24 h. Beim zweiten
Gleichriehter der gleichen Anlage haben wir
verschiedene Störungen gehabt, welche aber
auf Isolationsfehler infolge von Kriegsmaterial
1) Vgl. „ETZ* 1919. 8. 95. i
!) Veröffentlicht „ETZ“ 1920, S. 145 ff.
444
zurückgeführt erheen! Durch die auftreten-
den Kurzschlüsse ist ein Kolben nur 5000 h
gelaufen. Durchschnittlich wird man mit
10 000 h gut rechnen können.
Herr Orlich: Ist nicht ein großer Unter-
schied, ob der Gleichrichter dauernd einge-
schaltet ist. oder mit Unterbrechung arbeitet ?
Jch glaube, letzteres ist schädlich.
Herr Kleeberg: Das ist der Fall, wenn
der Gleichrichter immer wieder ar ‚Geieliohien Smnamen wiedgr Eine lH PT a 2 kalt
SITZUNGSKALENDER.
Deutsche Physikalische Gesellschaft. 4. VI.
1920, abends 71, Uhr, Physikalisches Institut der
Universität, Berlin, Reichstagsufer 7:
1% Vortrag E; Radel: „Ladungsmessungen an Nebel-
teilchen; ein Beitrag zur Frage der Existenz
des elektrischen Elementarquantums.“
2. Vortrag G. Hettner: „Über Gesstemklickeiten
in .den ultraroten Gasspektren und ihre
Deutung
LITERATUR.
Besprechungen.
Handbuch der Elektrizität und des
Magnetismus. In 5 Bänden. Unter Mit-
wirkung zahlreicher Fachgenossen, heraus-
gegeben von Prof. Dr. L. Graetz. Bd. I
Elektrizitätserzeugung. Lieferung 3, Gal-
vanische Elemente von M. Trautz (Heidel-
berg). Mit 56 Abb. VIII u. 760 S. in 8°.
Verlag von Johann Ambrosius Barth. Leip-
zig 1918. Preis 20 M.
Getreu dem Plane des Herausgebers, Voll-
ständigkeit mit Kürze zu vereinigen, berück-
sichtigt der Verfasser möglichst "alle wissen-
schaftlichen Veröffentlichungen über gal-
vanische Elemente, indem er mit Volta im
Jahre 1795 beginnt und mit 1914 abschließt.
Im ersten Abschnitte ‚‚Allgemeines und Histo-
risches‘‘ fesselten mich die Erörterungen über
den Voltaeffekt und die elektrische Doppel-
schicht. Von den folgenden Kbachniklen
„Übersicht über die galvanischen Elemente
(S. 441-467), Messungen an galvanischen
Elementen‘ und ‚‚Normalelemente‘‘ dürfte
dem Elektrotechniker der letzte besonders
willkommen sein. Im zweiten Hauptteil
„Theorie der galvanischen Elemente“
der Verfasser eine recht gute Übersicht über
die thermodynamische Theorie der galva-
nischen Ketten und ihre vielfältigen Anwen-
dungen. Er entwickelt die Gleichung für das
thermodynamische Potential und die bekannte
Gibbs-Helmholtzsche Formel. Scheinbare
Widersprüche zwischen der unmittelbar ge-
messenen und der aus thermischen Daten
berechneten EMK sind zugunsten der
Nernst-Planckschen Theorie aufgeklärt wor-
den, indem ‘neue kalorimetrische Messungen
an Stelle der alten, falschen Werte für die
Wärmetönung des betreffenden stromliefern-
den Vorgan
emeineres Ankireite bieten die Besprechung
er Knallgaskette und der Brennstoffkette.
Zum :Schlusse behandelt der Verfasser mit
Geschick den schwierigen Gegenstand „ka-
pillarelektrische Erscheinungen“ ‚ wobei er alle
auf die „Tropfelektrode‘ und den „absoluten
Nullpunkt‘ des Potentials bezüglichen Ar-
beiten ausführlich wiedergibt. Wer in die
modernen Anschauungen über galvanische
Ketten gründlich eingeführt werden will,
möge sich der sicheren Hand des Verfassers
anvertrauen. Arndt.
Kleines Lehr- und Handbuch der Elek-
trotechnik. Für den Selbstunterricht. Von
Bernh. Koenigsmann. 2. verm. u. verb.
Aufl. Mit 280 Abb. XI u. 352 S. in 80. Ver-
lag von E. S. Mittler & Sohn. Berlin 1919.
Preis 6,50 M.
Das vorliegende kleine Lehr- und Hand-
buch wendet sich an angehende Elektrotech-
niker und an solche Laien, die sich in die Vor-
gänge und die praktischen Anwendungen der
Elektrotechnik hineinarbeiten wollen, ohne
daß sie über besondere mathematische und
physikalische Schulung verfügen. Der erste
Teil bringt auf 27 Seiten eine kurze Betrach-
tung aus der Lehre von der Energie und der
Elektrizitätslehre. Im.zweiten Teil werden
die galvanischen Batterien, das Fernsprech-
wesen und die Telegraphie mit und ohne
Draht sowie das Signalwesen behandelt. Der
dritte und umfangreichste Teil ist der Stark-
stromtechnik gewidmet. Der Verfasser hat
es gut verstanden, sich der Vorbildung des
Elektrotechniseche Zeitschrift.
gibt:
s die richtige Zahl ergaben. AII-
wird, dann kann durch das plötzlich Eintreten
der Belastung eine mechanische Spannung in
dem Glaskörper eintreten und zu Sprüngen
führen, aber praktisch haben wir es noch
nicht durchgemacht. In mehreren Anlagen
laufen Kolben mit stark schwankender Last,
ohne daß sich Nachteile gezeigt haben.
Herr Eichel: Sind mit dem Gleichrichter
Versuche im Ölbad gemacht worden ?
Herr Kleeberg: Es sind noch keine Ver-
Leserkreises, an den er sich a ER anzu--
passen. Die Artider Darstellung ist, wenn
auch kleine Unrichtigkeiten nicht immer ver-
mieden sind, klar und leicht verständlich und
wird durch gut gewählte Abbildungen wirksam
unterstützt. Bei dem Bestreben, ein mögliehst
umfassendes Bild von der angewandten Elek-
trotechnik zu geben, muß naturgemäß die
Darstellung der einzelnen Gebiete rein ober-
flächlich bleiben und sich an vielen Stellen
auf kurze Hinweise beschränken. Jedoch
werden die wesentlichen Merkmale und Eigen-
schaften der Apparate, Maschinen usw. ge-
schiekt herausgeschält und häufig durch
knappe Bemerkungen über Behandlung, Be-
dienung und Störungsursachen erläutert. Lei-
der führt das Bestreben des Verfassers nach
möglichster Kürze zur Vernachlässigung einiger
Gebiete, die auch für den Laien Interesse
haben dürften. So ist z. B. über elektrische
Heizung, elektromedizinische Apparate (ins-
besondere Röntgentechnik), ferner über an-
gewandte Elektrochemie und über Elektro-
metallurgie nichts gesagt. Auch der Ab-
schnitt über elektromotorische Antriebe ist
etwas dürftig. Er beschränkt sich fast _aus-
schließlich auf die Depante) Er von Luft-
und Wasserförderanlagen und Erd- und Ge-
steinsbohrmaschinen, während z. B. ein Hin-
weis auf elektrische Zugförderung fehlt. Es
wäre erwünscht, bei einer Neuauflage den
Text in diesen Punkten etwas zu erweitern.
Wenn auch gerade in der elektrotechnischen
Literatur an elementaren Lehrbüchern kein
Mangel ist, dürfte doch das vorliegende kleine
Werk seinen Leserkreis finden, da es seinen
Zweck, dem, Nichtfachmann einen kurzen
gedrängten Überblick über das weite Gebiet
der Elektrotechnik zu geben, wohl zu erfüllen
vermag. Weiset.
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher.
Stimmen zur Hochschulreform. Zusammen-
gestellt und herausgegeben vom Deutschen Aus-
schuß für Technisches Schulwesen. 186 S.in 16°.
Verlag des Vereins ac: Ingenieure. Für
den Buchhandel: . &. Teubner, Leipzig und
Berlin 1920. 3 für Mitglieder der ange-
schlossenen Vereine und Verbände bei unmittel-
barem Bezuge unter Nashnahme 7,50 M, für
Nichtmitglieder 12 M.
Dissertationen.
L.Moldenhauer. Über Oberwellenerzeugung durch
hochgesättigtes Eisen. Technische Hochschule
: Darmstadt 1920.
C.Kobli ek. Der deutsche Handel mit Verbrennungs-
Kraftmaschinen auf dem Weltmarkte und die
Mittel zu seiner Förderung. Technische Hoch-
schule Braunschweig 1919.
H. Bruns. Die Leistungsabnahme des Flugmotors
beim Höhenflug. Technische Hochschule Braun:
schweig 1919.
Neue Zeitschriften.
Österreichische Monatsschrift für den
öffentlichen Baudienst und das Berg- und
Hüttenwesen. Jahrgang 1. Heft 1. 15. IV. 1920.
12 Hefte im Jahr. Bezugspreis 36 M. Bücher-
verlag der österreichischen Staatsdruckerei, Wien
I, Seilerstätte 24.
[Die obige Zeitschrift ist eine Vereinigung der
aus dem Titel erkennbaren beiden Zeitschriften.)
KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Aus der Geschäftswelt. Nach dem
„Reichsanzeiger‘‘ sind neuerdings folgende
größere Unternehmungen gegründet worden:
‚die Iridam A. G., Berlin (Herstellung und Ver-
trieb elektrotechnischer Artikel), mit 0,25
Mill. M Aktienkapital; die Dr.-Ssng. Adolf
Ludin, Ingenieurbureau für Wasser-
kraft, Wasserwirtschaft und Elektri-
zitätsversorgung, G. m. b. H., Karlsruhe,
mit 0,1 Mill. M Stammkapital; das Überland- |
Heit 22.
3. Juni 1920.
suche im Ölbad gemacht, denn die abzu-
führende Wärmemenge ist verhältnismäßi
groß. Bei 18 V Ko beitverlust und 100
haben wir rd 1,8 kW Verlust im Kolben und .
die dadurch. entstehende Wärme abzuführen.
In diesem Falle wird der Ölbehälter ziemlich
groß ausfallen. Außerdem wird die Zirkula-
tion im Öl langsamer als die der Luft. Die
Luft ist das billigste Kühlmittel, das wir haben,
und en kleine Ventilator ist nicht so teuer.
werk Rhön, 10% In. 2hcH, Fladungen, mit
0,165 Mill. M Stammkapital; die Elektro-
nomie G. m. b..H. für Herstellung und
Vertrieb 'elektrotechnischer Materia-
lien, Köln, mit 0,1 Mill.M Stammkapital; die
Globus Zählerfabrik GemsEDIAEss Neu-
kölln en den Systemen Keiser &
Schmidt) mit 1 1. M Stammkapital; die
Elektrizitätswerk Goldbach-Hösbach
G. m. b. H., Goldbach, mit 0,185 Mill. M
Stammkapital, die Glühlampen- Erneue- .
Une G. m. b. H., Charlottenburg (Verfahren
von A. Krüger) mit 0,1 Mill. M Stamm-
Kapital und die Badische Elektrizitäts-.
A. G., Mannheim (für Ausführung elektrischer
Anlagen, Ein- und Verkauf elektrotechnischer
Artikel) mit 1,5 Mill. M Aktienkapital.
Nach Mitteilung der „Frnkf. Ztg.‘‘ hat die
Stadtverordnetenversammlung von Duisburg
beschlossen, 1 Mill. M Aktien des Rheinisch-
Westfälischen Elektrizitätswerkes zu über-
nehmen. Durch diese Maßnahme, der ‘sich
andere Städte, wie Köln mit 2 Mill. M, Düssel-
dorf und Bonn mit je 1 Mill. M anschließen,
soll die Mehrheit der Kommunalverwaltungen .
in der Gesellschaft mit Rücksicht . auf das
Kommunalisierungs- und Sozialisierungsgesetz
gesichert werden.
Warenmarkt. — Metalloratse, Die No-
tierungen der Vereinigung für die deutsche
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission
des Berliner Metallbörsenvorstandes (letztere
verstehen sich ab Lager in Deutschland) a
in M/100 kg: _
Metall | 28. V. 25. V.
BloktsolMkuprer (wire
bars), prompt. cif Hamburg,
Bremen, Rotterdam . E 1609 GE
Raffinadekupfer 99/99, 30/0 1250—1300
Originalhüttenweichblei . | 450-475
Originalhütten rohzink,
Preis im freien Verkehr 5 550
Plattenzink (remelted) von
handelsübl. Beschaffenheit | 350 Keine |
Originalhüttenaluminium Notierung
98/99%/„in gekerbt. Blöckchen |2700—2800
"Zinn,Banka-,Straits- Ei 4300— 4500)
Hüttenzinn, mind, 99 0% : —
Reinnickel 98/99%/, - . [3800-4000
Antimon- Regulus. . . ,| 900-950
An der Londoner _Metallbörse wurden
nach „Mining Journal‘ am 21. V. 1920 für 1 ton.
(1016 kg) Bern
ERST HALT. SEN BR
„Kupfer: best selected . 105 0 0 bis106 0 0
z electrolyt. 107. 0:0" 571097020
= wire bars. . 107 ° 05.07, „2.109500
RATEN standard, Kasse 90 5 0 „ 9010 0
R 3 Mon. 94 10. 0.., +95. 020
Zinn: standard, Kasse . 278.0 087.,.2762:.00
a : 3 Mon. 28071030 „2.2812 070
TEILS 987.20:702°7202080%
Blei: span. oder nichtengl. |
Weichblei.., : 38 10.0. „.89 18.0
gew. engl. Blockblei 40 5 0- BE DER
Zink: gew. Sorten. ‚43.19.°0n,,.,49-15 0
e; remeltedy. Han oO OR De
5 engl. swansea. 46-0 0°, .— ——
Antimon; engl. Reg. 65/68 £ net.
Aluminium: 98 bis 99 %y, 165 £ (Inland);
.. ,1185£ (Export).
Nickel: 98 bis 990% gar. 230 £ (In- u. Ausland).
Quecksilber: nom. für
die 75 lbs.-Flasche. . . 20 £10s bis 21 £.
Platin: je Unze nom... 480 8.
Für den 27. V. 1920 verzeichnet der ‚Berl
Börs.-Cour.‘“ folgende Preise in £/t: Kaps
Kasse 91,87; desgl. 3 Mon. 95,62; lek-
trolyt 105 bis 107; Est selected 106 bis 107;
Zink, 43,25 bis 45, 50; Zinn, Kasse 270,75; _
desgl. 3 Mon. 277,75; Blei 38,50 bis 39, 75.
In New York stellte sich am gleichen Tage |
Elektrolytkupfer loko auf 19 ets/1b.
EI Netto,
Abschluß a8 Heftes: 29. Mai 1920.
Für die Schriftleitung Valastwortiien: E ©. Zeh me in ‘Berlin. — Verlag von Julius$8 pringer in Berlin,
\ +
445
Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik) |
_ Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz, — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24.
41. Jahrgang.
ee a u u nn
Kaskadenschaltung von Drehfeldmaschinen.
Von J. Kozisek, Berlin.
Übersicht. Es wird eine graphische Methode
zur Behandlung der Kaskadenschaltung von Drehfeld-
maschinen entwickelt, die es ermöglicht, mit wenigen
Strichen über die wichtigsten Größen und Eigenschaften
der Kaskade Aufschluß zu erhalten. Besonderen Vor-
teil bietet die Methode bei Behandlung der Kommu-
tatorkaskade mit Drehstrom-Nebenschlußmaschinen,
indem der Einfluß der vielen wählbaren Bestimmungs-
größen in einem einzigen Bilde leicht und anschaulich
verfolgt werden kann.
Die Regelung einer Induktionsdrehfeld-
maschine kann nur in der Weise erfolgen, daß
dem induzierten Teil, je nachdem die Maschine
im Unter- oder Übersynchronismus bzw. als
Motor oder als Generator arbeitet, elektrische
Energie ab- oder zugeführt wird. Dies geschieht
in wirtschaftlichster Weise durch die Kaskaden-
sehaltung!), die darin besteht, daß in den indu-
zierten Teil ein Stromverbraucher oder Strom-
_ erzeuger eingeschaltet wird, der die erwähnte
Aufgabe übernimmt. Diese Hilfsmaschine, die
im folgenden als Hintermaschine bezeichnet
werden soll, kann eine beliebige Drehfeldma-
schine sein.
Während bis vor einigen Jahren
2 _ die kommutatorlosen Maschinen hierfür aus-
schließlich Verwendung fanden, wird in letzter
Zeit die Kommutatormaschine aus den weiter
unten ersichtlichen Gründen immer mehr be-
vorzugt. Im folgenden werden beide Maschi-
_ menarten behandelt, jedoch insofern mit einer
‘ Einschränkung, als nur: Hintermaschinen vor-
ausgesetzt werden sollen, deren Drehzahl der
Periodenzahl direkt proportional ist. Hierzu
_ gehören also alle normalen Induktionsmaschi-
nen, Synehrondrehfeldmaschinen und die weiter
unten beschriebenen, normalerweise mit kon-
stantem Feld arbeitenden Kommutator-Dreh-
-feldmaschinen, während die in letzter Zeit be-
sonders häufig angewandten Kommutatorma-
-schinen, deren Drehzahl von der Periodenzahl
unabhängig ist und die in der Regel mit ver-
änderlichem Feld arbeiten, hier ausdrücklich
ausscheiden sollen und einem späteren Aufsatz
vorbehalten bleiben. Der Hauptzweck der vor-
liegenden Arbeit ist es, auf die graphische Be-
handlung der Kaskadenschaltung, insbesondere
bei Verwendung der Kommutatormaschine auf-
merksam zu machen und ihren Vorteil gegen-
- über der rein rechnerischen Behandlung darzu-
tun, wobei des Zusammenhanges wegen auch
bereits Bekanntes aufgenommen werden mußte.
Die im folgenden beschriebene Methode hat sich
bei der praktischen Behandlung von Kaskaden
jeder Art als überaus brauchbar erwiesen, so
daß es mir empfehlenswert erscheint, sie wei-
teren Fachkreisen bekanntzugeben, u. zw. um
_ so mehr, als die verlustlose Regelung von Dreh-
feldmaschinen wegen der allgemeinen wirtschaft-
_ lichen Notlage infolge des Krieges, sicherlich an
Bedeutung gewinnen wird.
1. Kommutatorlose Kaskade.
Die normale und praktisch wichtigste
- Schaltung einer Kaskade besteht in einer elek-
trischen und mechanischen Kupplung der Hin-
termaschine mit der Vordermaschine (Haupt-
maschine). Die rein elektrische Kupplung ist
zwar prinzipiell auch möglich, sie hat jedoch
' wegen verschiedener Nachteile bisher keine
!) Zuerst angegeben von Görges „ETZ“ 1894, _S. 646.
Berlin, 10. Juni 1920.
praktische Verwendung gefunden und soll da-
her nicht weiter behandelt werden. Die Hinter-
maschine kann entweder direkt oder indirekt
mit der Hauptmaschine gekuppelt werden. Wir
untersuchen zuerst die direkte Kupplung
(Abb. 1).
Vordermaschine kintermaschine
Abb. 1. Kommutatorlose Kaskade.
Elektrische und mechanische Kupplung:
Es bedeuten:
fı die primäre Netzfrequenz,
P1,P, die Polpaarzahl der Vorder- bzw. der -
Hintermaschine,
N1,0, die synehrone Drehzahl der Vorder- bzw.
der Hintermaschine in Einzelschal-
tung bei der Netzfrequenz, in Umdr
i. d. min,
n eine beliebige Drehzahl der Vorder- oder
Hintermaschine in Umdr/min,
N], die Drehzahl der Kaskade beim syn-
chronen Lauf der Hintermaschine in
Umdr/min (Kaskaden-Synehronismus),
s; den Schlupf der Vordermaschine bei der
Kaskadenschaltung;
S);„ den Schlupf der Vordermaschine
Kaskaden-Synchronismus,
s; den Schlupf der Hintermaschine bei der
Kaskadenschaltung, bezogen auf die
Kaskadendrehzahl,
sy) den Schlupf der Hintermaschine bei der
Einzelschaltung, bezogen auf die Dreh-
zahl n,.
im
Aus der Definitionsgleichung des Schlupfes
der Vordermaschine
NY N
u
Mn;
ergibt sich für die Drehzahl; derselben
n=n (1-5).
Anderseits wird die Drehzahl der Hinterma-
schine, die mit der Schlupfperiodenzahl der
Vordermaschine gespeist wird,
Nn=EN (4) =En58$
wobei das +-Zeichen für die gleichsinnige, das
—-Zeichen für die gegensinnige Drehrichtungs-
schaltung der Hintermaschine, bezogen auf die
Vordermaschine, gilt. Die rechnerische Auf-
lösung dieser beiden Gleichungen ergibt für den
Synehronlauf der Hintermaschine die bekann-
ten Grundbeziehungen ia
RE Eh
Na = —
ir Enns
Hieraus folgt, daß der Maschinensatz bezüglich
der Drehzahl gleichwertig ist mit einer Einzel-
Heft 23.
maschine von pı+p, Polpaaren, und die resul-
tierende Kaskadendrehzahl aus den synehronen
Drehzahlen der beiden Maschinen rechnerisch
genau so ermittelt werden kann, wie der resul-
tierende Widerstand von 2 parallelgeschalteten
Teilwiderständen, d.h. die resultierende Dreh-
zahl ist gleich dem halben harmonischen Mittel
aus den beiden Synchrondrehzahlen.
Die graphische Lösung der beiden Grund-
gleichungen folgt aus den Abb. 2, 8 u. 4, in wel-
nı (im Sinne der Vorder-
u er a,
/L2
Abb. 2. Kommutatorlose Kaskade. Drehzahlkurven
bei gleichsinniger Schaltung.
chen die beiden Drehzahlkurven I und II in
Abhängigkeit vom Schlupf s, dargestellt sind.
Der gemeinsame Schnittpunkt ergibt die resul-
tierende Drehzahl n,, bzw. den resultierenden
Schlupf s;. Je nachdem die Hintermaschine
nr fim Sinne der Vorder_
maschinen-öchaltung
EN
NSYt,=7lz
SE
Abb.3. Kommutatorluse Kaskade. Drehzahlkurven
bei gegensinniger Schaltung. ns<n,. ö
gleichsinnig oder gegensinnig geschaltet ist,
erhalten wir für die Hintermaschine die Dreh-
zahlkurve Z// bzw. II’. Im ersten Falle bekom-
men wir eine Schlüpfung O<s,<1, im letzten
Falle für n,<n, sı2>1 (Abb. 8) und für
Ng>n,, Sıa<0 (Abb. 4). Der Grenzfall n=n,
rahlim Sinne der Vorder-
maschinen-Schaltung,)
Myz
une: y
N2,=N
rk
Abb. 4. Kommutatorlose Kaskade. Drehzahlkurven bei
gegensinniger Schaltung. n2>nı.
ergibt bei gegensinniger Schaltung keine Be-
triebsdrehzahl. Die bei gegensinniger Schaltung
erhaltenen. Drehzahlen sind die bekannten
Danielson-Kaskadendrehzahlen!), die jedoch
t) Vgl. „ETZ‘
1902, 8. 656
446 2
bisher nur wenig Anwendung gefunden haben.
Die erstere (s7>1) hat die Nachteile des Gegen-
einanderarbeitens der Vorder- und Hinterma-
schine und der hohen Periodenzahlen (f, s,) im
Sekundärteil (schlechter Wirkungsgrad, schlech-
ter Leistungsfaktor), die letztere (s<0) hat
den Nachteil des umständlichen Anlaufes, in-
dem der Maschinensatz erst mit Hilfe der Hin-
termaschine (nz>n,) auf starken Übersynchro-
nismus der Vordermaschine gebracht werden
muß, um alsdann die Kaskade in die Betriebs-
drehzahl zu bekommen. Mit den in den Ab-
bildungen eingezeichneten Doppelpfeilen, die
die Drehmomentsriehtung angeben, sind die
* Anlaufsverhältnisse für alle möglichen Fälle
leicht zu übersehen. Die Größe der Drehmo-
mente ergibt sich in bekannter Weise aus Lei-
stung und Drehzahl der Einzelmaschinen. ®*
Die Abb. 2 bildet die Grundlage für die
Abb. 5,'in welcher die Drehzahlkurven der Vor-
7500
+’
7000
IN
IQ
0,50 1,0
— — Schlupf ($ı)
Abb. 5. Kommutatorlose Kaskade.
bei gleichsinniger Schaltung. p=1 bis 10, fı =50.
der- und Hintermaschine bei gleichsinniger —
der praktisch wichtigsten — Schaltung für ver-
schiedene Polpaarzahlen gezeichnet sind, so daß
man für eine verlangte Drehzahl die nötigen
bzw. überhaupt möglichen Polpaarzahlen oder
bei gegebenen Polpaarzahlen die möglichen
Drehzahlen ohne jede Rechnung angeben kann.
Der für die Berechnung der Einzelmaschinen
nötige Schlupf kann ebenfalls unmittelbar ab-
gelesen werden. Das Kurvenbild ist für 50 Per
gezeichnet; bei anderen Periodenzahlen muß
ein neues Bild entworfen werden oder aber, um
Abb. 5 benutzen zu können, müssen die von der
Periodenzahl abhängigen Größen (n,,n,) auf
50 Per umgerechnet werden, was natürlich dann
auch mit dem Resultat — der synchronen
Kaskadendrehzahl n,, —, nur im umgekehrten
Sinne, zu geschehen hat. Bezüglich des Pol-
paarzahlenbereiches empfiehlt es sich, um be-
quem und genau ablesen zu können, 2 Kurven-
blätter mit p—=1 bis 10.und p=10 bis 40 aufzu-
stellen. Kurvenblätter dieser Art sind’ meines
Wissens zu dem vorliegenden Zweck noch nicht
benutzt worden. Nun hat zwar, worauf ich
kurz vor Fertigstellung des Aufsatzes aufmerk-
sam gemacht wurde, Prof. Görges in Streckers
„Hilfsbuch für Elektrotechnik‘, 8. Auflage,
S. 871 bis 873, die Abb. 2 bis 4 zur Herleitung
einiger Beziehungen der,kommutatorlosen Kas-
kade benutzt, ohne aber weitere praktische An-
wendung davon zu machen. Ferner sind ähn-
liche Kurven zur Bestimmung des resul-
tierenden Widerstandes aus .den Teilwider- !
Elektrotechnische Zeitschrift.
Drehzahl-Kurvenschar
1920,
ständen bereits im „Signal Engineer“ 1908
zu finden, jedoch blieben auch sie unbe-
achtet, wie aus den neueren Aufsätzen über die
Parallelschaltung von Widerständen zu ersehen
ist, obgleich auch in diesem Falle die dort be-
schriebene Darstellungsart die anschaulichste
Lösung liefert.
Die rechnerisch oder graphisch erhaltenen
Werte n7, und s;, gelten bei Verwendung einer
Synehronhintermaschine (z. B. beim Kaskaden-
umformer) auch bei Belastung; bei Verwendung
einer Asynchronhintermaschine sind es die
theoretischen Grenzwerte bei absolutem Leer-
lauf, während bei Belastung, wie bei jeder In-
duktionsmaschine, -ein Schlupf auftritt, der an
Hand der Abb. 2 leicht graphisch oder rechne-
risch ermittelt werden kann. Die Schlupfdreh-
zahl, d. h. die relative Drehzahl des Drehfeldes
der Hintermaschine in bezug auf den Läufer
derselben, ist hauptsächlich bestimmt durch den
Ohmschen Widerstand des Läufers und das
Feld, und da letzteres sich zwischen Leerlauf
und Vollast nur entsprechend dem geringen
Spannungsabfall in der Vordermaschine und ım
Ständer der Hintermaschine um wenige Pro-
zente ändert, so wird die Schlupfdrehzahl der
Kaskade in erster Annäherung gleich der
Schlupfdrehzahl der Hintermaschine in Einzel-
schaltung bei demselben Hauptfeld. Wir erhal-
ten daher bei gleichsinniger Schaltung und Mo-
torbetrieb die Beziehung
NS — nn, (L— Ss) ng 85'.
Daraus ergibt sich der auf die synchrone Dreh-
zahl n, bezogene Schlupf der Vordermaschine
N,
Em F+N
ee NN
Ss
7 N, + N
= 59 nn 5.
143,
Fir syn, wurd, = EG
den Schlupf auf die synchrone Drehzahl (n,,)
der Kaskade, so erhalten wir für diesen Schlupf,
der mit s, bezeichnet werden soll,
. Bezieht man
n, (1 9) Nm Sı) rg
n,(L— 815) Sn
Setzt man hierin die für s, und s;, gefundenen
Werte ein, so wird sy‘, d.h. der Schlupf der
Kaskade ist unter den obigen Vernachlässigun-
gen ebenso groß wie der der Hintermaschine in
Einzelschaltung!), oder anders ausgedrückt, die
Drehzahlkurven der Hintermaschine in Einzel-
schaltung und Kaskadenschaltung schneiden
sich auf der Abszissenachse. Der Grund hierfür
ist in Abb. 2 deutlich zu ersehen. Die Frequenz
der Hintermaschine nimmt mit wachsender Be-
lastung zu, wodurch die relative Drehzahlände-
rung s, konstant bleibt. :
Aus Abb. 5 folgt, daß man bei direkter
mechanischer Kupplung der Hintermaschine
und einer vorgeschriebenen Frequenz nur ganz
bestimmte Synchrondrehzahlen erhalten kann;
hiervon abweichende Drehzahlen lassen sich
jedoch durch mittelbare Kupplung der Hinter-
maschine mit der Vordermaschine — z. B. mit-
tels Zahnräder oder Riementrieb — erreichen.
Die im Vorhergehenden abgeleiteten Grundfor-
meln bleiben bestehen; man braucht nur die
hieraus erhaltenen Grundwerte der Hinterma-
schine n, und p, entsprechend der gewünschten
oder nötigen mechanischen Übersetzung (ü) um-
zurechnen. . Es wird dann
SE 5
Handelt es sich darum, bei konstanter Netz-
frequenz mehrere Kaskadendrehzahlen zu be-
kommen, so können diese, wie aus den Grund-
formeln ersichtlich ist, nur dadureh erhalten
werden, daß die Polpaarzahlen der beiden Ma-
schinen geändert werden. Dies geschieht durch
=) Die sorgfältig durchgeführten Messungen von
R. van Cauwen Er (Beitrag zur Theorie der -Asyn-
ehronmotoren ohne Kollektor, Dissertation 1909) ergaben
nur um etwa 10% höhere Werte, was auf unsere Vernach-
lässigung zurückzuführen ist.
Heit 23.
10. Juni 1920.
Polumschaltung oder eine die gleiche Wirkung
erzielende Änderung der mechanischen Über-
setzung (ü). Besonders die erste Methode zeich-
net sich durch- Einfachheit und hohen Wir-
kungsgrad aus und wurde schon wiederholt —
in letzter Zeit namentlich für Bahnzwecke!) —
mit bestem Erfolg ausgeführt. Die Polum-
sehaltung erfolgt zweckmäßig beim Hintermo-
tor, da sich dieser wegen der Verwendbarkeit
eines Kurzschlußläufers hierzu besonders gut
eignet. Die Vereinigung des Vordermotors mit
dem Hintermotor zu einer einzigen Maschine
führt zu den bekannten Hunt-Sandyeroft-
Maschinen, die demnach auch mit Hilfe der be-
schriebenen graphischen Methode behandelt
werden können. Bezüglich der weiteren Be-
handlung der kommutatorlosen Kaskaden sei
auf Spezialabhandlungen verwiesen?).
Kommutatorkaskade.
Das Bestreben, mit einer und derselben
Hintermaschine beliebige und beliebig viele
Kaskadendrehzahlen ohne Polumschaltung oder
veränderliche mechanische Übersetzung zu er-
reichen, führte zur Einführung der- Kommuta-
tormaschinen als Hintermaschinen. Die Mög-
lichkeit, diese Maschinen durch einfache Hilfs-
mittel wie Bürstenverschiebung oder Regel-
transformatoren in praktisch beliebig feinen
Stufen regeln zu können, überträgt sich bei der
Kaskadenschaltung auf den Maschinensatz.
Außerdem gestattet es die Kommutatorhinter-
maschine, den .Leistungsfaktor des Maschinen-
satzes, der bei kommutatorlosen Kaskaden mit
Induktionshintermaschinen nur sehr niedrige
Werte erreicht, beliebig zu verbessern, wodurch
die Überlastungsfähigkeit des Maschinensatzes
wesentlich gesteigert und das speisende Netz
von den wattlosen Strömen befreit wird.
Die als Hintermaschinen verwendeten
Kommutatormaschinen können in 2 Gruppen
eingeteilt werden: In solche, deren Drehzahl
proportional der Periodenzahl und solche, deren
Drehzahl unabhängig von der Periodenzahl ist.
Wie schon eingangs erwähnt, beschränken wir
uns in dieser Arbeit auf die erste Gruppe von
Kommutatormaschinen. Sie ist zwar durch die
zweite Gruppe, bei der Kaskadenschaltung,
stark in den Hintergrund gedrängt worden, je-
doch ist es in allerletzter Zeit gelungen, auch
diesen Maschinen ein neues Anwendungsgebiet
zu verschaffen?), so daß eine Beschäftigung mit
ihnen sehr wohl am Platze ist?). Die Hauptver-
treter dieser Maschinenart sind die ständerge-
speisten und die läufergespeisten Drehstrom-
Nebenschlußmotoren, die bezüglich ihrer cha-
rakteristischen Betriebseigenschaften einander
nahezu gleich sind. Ihre Wirkungsweise soll hier
soweit kurz gestreift werden, als wir sie für unse-
ren vorliegenden Zweck benötigen’). Bezüglich
ihres Aufbaues sind diese Maschinen nichts an-
deres als die entsprechenden Drehstrom-Induk-
tionsmotoren mit dem Unterschied, daß der
Läufer — also beim ständergespeisten Motor
der induzierte, beim läufergespeisten Motor der
induzierende Teil — mit einer Kommutator-
wicklung versehen ist (Abb. 6 und Abb. 7).
Die Drehzahlregelung erfolgt nun in der
Weise, daß die Schlupfspannung durch eine
gleichgroße, aber entgegengesetzte Spannung
ausgeglichen wird. Diese Hilfsspannung wird
in beiden Maschinenarten dem induzierenden
Teil entnommen — bei der ständergespeisten
Maschine mittels eines Stufenschalters, bei der
1
läufergespeisten mittels zweier gegeneinander °
beweglicher Bürstensätze — und unter Zwi-
schenschaltung eines Kommutators, der als
Frequenzwandler dient, dem induzierten Teil
!) Vgl. Verebely. Elektrotechn .u.Maschb.;1919, 8. 211.
2) Vgl. z.B. M. Breslauer, Das Kreisdiagramm des
Drehstrommotors und seine Anwendung auf die Kaskaden-
Bee R. v. Cauwenberghe, s. 6. }
®») Vgl. D.R.P. Nr 302285 und 306.684, über die ich an
anderer Stelle ausführlich berichten werde.
2, Vgl. auch die rein rechnerische Behandlung dieser
Kaskadenschaltung mit ständergespeitem Hintermotor
v..L. Fleischmann „ETZ* 1910, S. 191. . ;
°) Näheres über diese Maschinenarten erhalten die
Aufsätze F. Richberg „Über regelbare Drehstrom-Kollek-
tormotoren‘, „BETZ“ 1910, 8. 749., K. Schrage „Ein- neuer
Drehstrom-Kommutatormotor mit Nebenschlußregulierung
durch Bürstenverschiebung“, „BETZ“ 1914, 8: 89.
- abzulesen ist,
’
10. Juni 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920, Heft
zugeführt. Je nachdem diese Hilfsspannung
bezüglich der Stillstandsspannung des induzier-
ten Teiles negativ oder positiv gerichtet ist,
läuft der Motor unter- oder übersynehron
h ! Ständer-W
zu a eh
‚Ständer-#ilfsw
Vordermaschine «
Aommutator-Hintermaschine )
"Abb. 6. Kommutatorkaskade mit ständergespeister Hinter.
maschine. Elektrische und mechanische Kupplung.
_ (Abb. 8). Die Grenzdrehzahlen sind durch das
Verhältnis der maximalen Hilfsspannung zur
Stillstandschlupfspannung gegeben. Bezeich-
Netz
Sfönder-W
Verschiebbare
Bürsten
Kommutator-Hintermaschine “
Abb. 7. Kommutatorkaskade mit läufergespeister Hinter-
maschine. Elektrische und mechanische Kupplung.
Vordermaschine
nen wir dieses Verhältnis mit x, ferner mit e’”
die Stillstandschlupfspannung, mit e die Hilfs-
spannung und mit s den Schlupf, bezogen auf
Regelbereich
Abb. 8. Regelbare Drehstrom-Nebenschlußmaschinen
die synchrone Drehzahl n,, so gilt für den abso-
luten Leerlauf, wie aus der Abb. 8 unmittelbar
Bel re)
e
BRENNT TR:
Daraus folgt die Regelung R als das Verhältnis
der obersten zur untersten Drehzahl:
Wen lh80), LH %
Nu Rt 5) 1-:
VE
| Die Größe x bestimmt demnach einzig und
_ allein die Regelung; sie spielt außerdem bei der
Berechnung der Drehfeldkommutatormaschi-
nen jeder Art eine ausschlaggebende Rolle, da
die meisten Größen, wie Kommutatorlänge,
Transformatorsegmentspannung, Kompensa-
tion, Stromwendespannung usw. von ihr direkt
abhängig sind. Eine Feldänderung hat auf die
Drehzahl bei diesen Maschinen praktisch kei-
nen Einfluß, da hiervon beide die Drehzahl be-
stimmenden Spannungen e und e” in gleichem
_ Maße und Sinne betroffen werden. Anders ver-
=
hält es sich mit der Periodenänderung, die die
. synchrone Drehzahl rn, und damit den Regel-
bereich (n„—n.) wesentlich beeinflußt.
Schalten wir eine der im Vorhergehenden
beschriebenen Kommntatormaschinen als Hin-
termaschine einer Kaskade (Abb. 6 u. 7), so er-
halten wir in unserer bildlichen Darstellung
23. 447
die Abb. 9. Jeder Drehzahl der Kommutator-
maschine entspricht eine bestimmte Kaskaden-
drehzahl des Maschinensatzes. Der Regelbe-
reich der Kommutatormaschine wird, wenn
auch in vermindertem Maße, auf die Vorder-
maschine übertragen oder, wenn man bildlich
sprechen darf, der Regelbereich wird projiziert.
d
Sp
\Sy
INES;
SS
SS
SD
SQ SeS
Sy SEN
N NEIER
sx ISIS
SR DS S
RS ITS
DOT
ER
57
öchlupfänderung\ "
Abb. 9. Kommutatorkaskade,
Drehzahlkurven bei gleichsinniger Schaltung-
Wie ersichtlich, kann man mit wenigen Strichen
über alle wissenswerten Größen ohne jede Rech-
nung Aufschluß erhalten und praktisch und
theoretisch wichtige Aufgaben in höchst ein-
facher und anschaulicher Weise lösen. Der
Vorteil der Darstellung ist vor allem der, daß
man alle veränderlichen Größen gleichzeitig
übersehen kann, eine Eigenschaft, die die For-
mel nur in der einfachsten Form aufweisen
kann. Aus der Abb. 9 ist abzulesen, daß eine
Regelung von Null aus nur mit einem <=1
möglich ist, ferner daß zur Erreichung der syn-
chronen Drehzahl der Vordermaschine, als der
obersten Drehzahl der Kaskade bei gleichsinni-
ger Schaltung der Hintermaschine, ein x =
erforderlich wäre, was einen unendlich langen
Kommutator zur Folge hätte; ferner daß der
Regelbereich der Kaskade sich um so mehr dem
Regelbereich der Kommutatormaschine nähert,
je kleiner die Polzahl der Vordermaschine im
Verhältnis zur Polzahl der Hintermaschine
wird. Alle diese Tatsachen lassen sich an Hand
der Abb. 9 leicht und anschaulich ableiten und
in analytische Form bringen. Mit den früher
bei kommutatorlosen Kaskaden gewählten Be-
zeichnungen und den hier noch hinzukommen-
den:
%, die Übersetzung der Kommutator-Hinter-
maschine
Maximale Hilfsspannung
— Sekundäre Stillstandspannung
R, die Regelung der Kommutator-Hinter-
maschine in Einzelschaltung
n Oberste
(= ntendtan Dr ehzahıl)
R,, die Regelung der Kaskade
wird nämlich: die synchrone Drehzahl der Kas-
kade, wenn wir uns zunächst auf die gleich-
sinnige Schaltung beschränken,
NN,
"m n-tn,
die oberste Drehzahl 5
NN, (1 -+%)
Tn+n(1+%)
die unterste Drehzahl
NN, (1 —%)
ml)
Daher wird die Regelung der Kaskade
Nu —
E 205 Be,
mean
Ru Nu L—x% Rn
z, rd+m)
Rıs en R, n
rien)
en me mn nn
Für den besonderen Fall n, = n, wird
Ra=R, (> )
Der Schlupf, bezogen : ie ‘ste Drehz:
der Kaskadı er Nase:
et
TER
In Abb. 10 ist der graphische Verlauf des
No — N
ee
KR, No
ie R
Verhältnisses R das als die Ausnutzung der
2
7 zZ
4 5
a
3
SR „L2
[ri 7er
Abb. 10. Kommutatorkaskade, Regelungsausnutzung.
Hintermaschine betrachtet werden kann, in
Abhängigkeit vom Verhältnis
Di
für x = 0,25 — 0,50 — 0,75 — 1,0 bildlich auf-
getragen. Es folgt daraus, daß die Ausnutzung
Pa
21
ist. Für <>1 erhält man, wie man sich
Hand der Abb. 9 überzeugen kann, auch nega-
tive Drehzahlen, u. zw. ohne jede Drehfeld-
umkehr. Der praktischen Verwendung dieser
für viele Anwendungsgebiete sehr erwünschten
Eigenschaft stehen die Nachteile der Kommu-
tatormaschinen mit großem # (schlechter Wir-
kungsgrad, schlechte Kommutierung, lange und
daher nicht betriebssichere Kommutatoren)
entgegen. Schaltet man die Hintermaschine
gegensinnig, so erhält man auch hier einen wei-
teren Drehzahlbereich (bei gleichen Polzahlen
pı und 9, sogar 2 Regelbereiche), der jedoch
dieselben Nachteile hat wie die Danielson-
Drehzahlen bei kommutatorlosen Kaskaden.
Besonders einfach und übersichtlich ge-
staltet sich die bildliche Darstellung der Trans-
formator-Segmentspannung, der wichtigsten
Größe für die Berechnung der Wechselstrom-
Kommutatormaschinen. Da sowohl Spannung
als auch die Periodenzahl der Hintermaschine
proportional dem Schlupf der Vordermasehine
sind, so bleibt ihr Feld konstant; demnach ist
die Transformator-Segmentspannung lediglich
mit der relativen Drehzahl des Drehfeldes in: be-
zug auf die Kommutatorwicklung veränderlich
und dieser direkt proportional. Die relative
Drehzahl des Feldes ist aber in unserem Bild
sehr einfach darzustellen ; sie ist für die ständer-
gespeiste Hintermaschine gleich der Ordinaten-
differenz der beiden Geraden I und II (Abb. 11)
und für die läufergespeiste Hintermaschine
gleich der Ordinate der Geraden II (Abb. 12).
Wie ersichtlich, ist die ständergespeiste Ma-
schine der läufergespeisten überlegen, da bei
dieser die Transformatorspannung durch Null
hindurchgeht und daher namentlich bei kleinen
tegelbereichen nur geringe Werte erreicht, so
daß man bei dieser Maschinenart wesentlich
größere Polleistungen erreichen kann als bei
um so besser wird, je kleiner x und je größer
448
den läufergespeisten Maschinen. Letztere haben
jedoch wiederum den großen Vorteil, daß jed- _
wede Regelapparate wie Drehtransformatoren
oder Stufenschalter wegfallen, indem die Rege-
Ahb. 11.
Kommutatorkarkade.
144
Sımax 7
Sımin
Transformator-Segment-
spannung (e) der ständergespeisten Hintermarchine.
lung in einer geradezu idealen Weise lediglich
durch Bürstenverschiebung erfolgt.
Weitere
Vorteile dieser Maschinenart sollen an anderer
Stelle ausführlicher behandelt werden. E
an
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heit 23.
Macht man in Abb. 11 und Abb..12 die
Strecke (I+—n,) gleich 100, so kann die Trans-
formatorsegmentspannung direkt in Prozenten
der Segmentspannung bei Stillstand, d. h. bei
\
De
is
Symin Stmax
Abb. 12. Kommutatorkaskade Transformator-Segment-
spannung (e) der läufergespeisten Hintermaschine.
Speisung mit der Netzfreguenz, abgegriffen
werden. Rechnerisch wird die Segmentspan-
nung, wenn e, die bei Stillstand bezeichnet, für |
die läufergespeiste Maschine
e ge
10. Juni 1920
e=% Sı;
für die ständergespeiste Maschine
= %.- A4-—5,)-
e= 6081 pP ( 1)
- Auf weitere Anwendungen der im Vorher-
gehenden beschriebenen graphischen Methode
zur Behandlung von Kaskadenschaltungen
werde ich in besonderen Aufsätzen zurückkom-
men.
Untersuchungen über die Größe und Be-
ständigkeit von Kontaktverbindungen unter
besondererBerücksichtigung des Aluminiums,.
(Mitteilung aus dem Elektrotechnischen Institut der Tech-
nischen Hochschule zu Karlsruhe.) $
Von Rudolf Richter, Karlsruhe.
(Schluß von 8. 435.)
Schraubverbindungen. Tafel 21. Die
Verbindungen mit je einer Schraube für jedes
Drahtende S, bis S, haben sich nicht bewährt,
Zahlentafel26. Zusammenstellung der Ergebnisse an Flachlötungen ohne Hülse.
R : rd Wider- | Alter bei ’ Betri Fe RR F|
a a a ee
5 Draht- | lap- | bin- andars stand tands- F ider- dauer , © |L= in Zimmerluft |Erschütte- stands- stands" \der.letz
Ri Lot Nr. || tands stands- | verhältnis | stands- ä EEE Wen Wasserdampf nach der | messung | verhältnis | -_W_der
a enden pung| dungs- 1 max I z x messung FE EEE = rung -/am10. :
oO 8 2 ganz ne u Ay Einax in R ka 23 5 Z nschneSenre h 5 a En ne 2 =% a send
in mm|metalle 042 | oe |0.m.9| R Monaten Ba E 2 |D= auf dem Dach |" Minuten 0-42 | +0 R, messun
r 25 133| (5,99) 162) | 169) | EL 26) 42550: mt L|wIs | = | — BIETE,
3 25 124 (6,25) | (11,0) |. (11,0) | (1,76) (19) |. (6640) | mit | LIwi— = Fee En =*
er 1colal — ; n Teen as
T. 25 101! 5,70 11,0 11,0 1,93 322 |1440 |mt L|ws | — |< »9 EB a
; 5 | n4r1® (6,09) | (10,7) | (10,7) (1,76). | (82) | (14450) | mit LIWS — es “ = :
95 185 6,90 7,30 7.1081 .1,06: 2218 7810 | mit ws / 230 7,20 7,40 1,07
ee 27 186|| 6,64 6,95 6,72 1,05 13 7810. |mis |, W.8|— || 280 6,69 6,82 1,03
lea 23 3il| 7,06 7,06 6,93 1,00 11 6.200. ohne —!-2"—-:D ||: 230 7,12 7,18: 1,02
27 312 | 7,09 7,09 7,03 1,00 11 8000 ohne Lt) | 990 7,05 7,10 1,00
er. Hl ee 1 re re NE a ee Be ee |
8 En 95 116) (9,65) | All) | ALM (1,15) | (2) | (14450) mit |LIWIS ı— = ae ==
icolaı — — - Na
T, 30 93 | (10,1) | 134) | 139 | (130) | (18,5) | (61640) mit LIW— — en er $
‚ 27 94 (9,95) | A234) | (24) | (120) (185) (6640) mit /LIWI— — See = D&
_— [EIERN \PEARRENREN | (ERLIRFESBR AR NR BIRLPIE TOBRESRL DNS TS ee Emm unBa eg PT Rinne moxTSEH POST SERETERTERETETEHET TE SETS TTHE PLEITE SEE IT x — | Be)
L 38 |, |119| (7,50) (12,2) | 182) (163) | (26) | (10900) mit LIW 8 — Ss 22 Na =
’ BR 1201 (749) (50 | (750 (LED) 3 | (8620) | mit ]LIWI— I er 2 ee
Nı1colal ank _— et n : n n n r n
r 95 97 (820) (820) | (820) (100) | (13,5) (3620) mit LIW — — = a &
‘ 05 98|| - (7,90) | (8,00) |- (8,00) | 11,00) | (18,5) | «(3.620):) mit .E WI, = = 3
Lys! Inhoffen 98 31a| 7,90 | 835 | 820 | 1,06.) 11 6200 |ohnsI—|—|=-!n || 230 | 850.| "8,35 | = 1.06
L 95 121|| (17,6) | (193) | (19,3) (1,10) | -(82).. | (12850) | mit | LIw|S — = a = =
re 25 122|| (18,2) | (26,0) | (26,0) (1,43) 5,5), (10730) | mt LWS —| — |. — = =
icolai Al-Fe | ——— nn TTnanTZ —— Be |
5 5 991 169 | 252 | 252 19 | 32 14450 mi IL |wIs |— 0 = = en
s 97 1001 17,3 19,5 19,5 1,13 185 | 660 | mit LIwW I — 3 = ee m
Ka | BE EL We ee een. Rn
Lıs| Inhoffen 97 315) 15,4 1750 216,9. 11 6 200 obneJ}— 1 PD} 230 17,%_..)--148717 09% 1
L, 39 1171. (5,80) | (783) | (7,88) | (1,48) | (26) | (10.900) | mit |L w|is|— Er Es = Br |
8 35 118|| (5,10) | (6,86) | (6,86) | (1,35) | (26) | (10900) | mit LIW|S | = Be
lcolai MT (He ne
’ 25 5 el er | ar | (154 | (285)! (5810) mi I LIWS — = nA a Be i
a 27 96| (493) | 1652) (652) (132) | (18,5) | (6640) mit |LIWI—|— > = Er
Zys! Inhoffen 30 313| 507 | 5,16 5,16 1,02 11 6.000: ohne 1-1 —|D 230: | 5,22 5,34 1,05 |
30 189 | 6,80 71a) ZU 106 | 18. °| 7810 | mit —|Wı8|— 230 7,46 7,66 1,13
a 40 |Al-Al|190| 5,99 6,35 6,85 1,06 13) | 7810 | mit = W 8 — 230 .|° 6,77 6,82 1,04
haralat | Thuralot 32 320| 6,85 7,01 7,01 1,02 11 6200 ohne — — —,D | < 110 BR = = 4
talli- | 3
30 |aıMm |8221 8,70 | 210. | 210 2,41 11 6200 \ohnel=-1—/=|D || <-10 = Tr &
30 JAl-Fe|323|| 185 | 186 | 182 1,01 11 6200 ohne — | —|—|D || < 140° = ar E-
32 |Al-Cu|321| 4,95 | 6,54 654 | 18 11 17.6200 \oenel—1— —D|< 10.1 — |. .— ro :
| S | Ze | mar 3 re Fler 3 = _
Rn 187| 6,31 6,61 6,49 1,05 13 7810 | mit |-|w|8 | — 230 6,60 7,06 41% ®
Be a 42 |AL-AU|188| 6,10 6,71 6,71 1,10 13 7810 mil wi. | engine re “|
Spezial Spezial 30 316 ; 6,69 12,1 181° 12 88 11°: 26200 - ohne) |— || D 0 TF I =
tobrik | febrik | zo Jam Iaı8l 800 | 860 860 10 u re ee Se =
A 193 | 181 |. .2106 | rl 26.0002 (öhnse ei Di 5 mE < ee 2
34 |Al-Oul317|| (5,51) | (6,50) | (6,50) | (1,18) (8) \ (4370) one —— —|D | — = 2% zi -
mit 35 |AL-Al|324 | 6,64 7,68 | 7,68 1,16 11 6.200. ohne =D | <io. | — a an 3
Kriegs- |Verbands-| 30 |Al-M | 326 8,60 11,2 11,2 1,30 11 6200 |ohıne — — — D|< 10 — E _ u
lot |lotmetal-| 32 |At-Fe|327| 18,1 18,2 18,2 1,01 11. |” 6.200. |olne = =D 50 a B Ex 3
lisiert |: 32 |Al-Ou 325 _ — 2 _ ad, — ohne L | — —|— = I E
N
10. Juni 1920.
Am besten sind noch die Verbindungen mit
Messinghülsen und -Schrauben, dann "die mit
Eisenhülsen und -Schrauben.. Metallisieren der
Drähte mit Thuralot scheint günstig zu sein.
(Nr..223 u. 224). ’
Die Verbindungen mit je drei Schrauben
; Elektrotechnische Zeitschrift,
hötverbindungen mit massiven
Hülsen und blanlas Aluminium-
drähten. Tafel 23. Die Lötverbindungen mit
massiven Hülsen haben sich im allpdmeinen
gut bewährt. Wenn wir die Verbindungen
ausscheiden, die fehlerhaft hergestellt waren
1920. Heft 23.
AD).
schütterung hat sich der Widerstand der Ver-
(Drähte aus Tafel 25. Bis zur Rır-
bindungen nicht wesentlich geändert. Nach
der Erschütterung sind die Verbindungen, bei
denen die Drähte metallisiert waren, zum
ß rm
sröbten Teil unbrauchbar geworden, während
für jedes Drahtende (S,) haben sich im all- | (vgl. Abschnitt 6) — ihre Nunmörn sind in | die Verbindungen, deren Drahtenden nicht
gemeinen “gut gehalten. Eine Ausnahme | runde Klammern gesetzt — so haben sich | metallisiert waren, sich mit Ausnahme von
imachen nur die Verbindungen mit Eisen- | mit Ausnahme der Verbindungen Nr. 1 und 2 | Nr. 249 (Messinghülse) bewährt haben.
hülsen und -Sehrauben, die sich nur bei me- | mit Zinkhülsen alle Verbindungen gut ge- Flachlötungen ohne Hülsen. Tafel
tallisierten Drahtenden bewährt haben.
Bei Beurteilung der Schraubv erbindungen
ist zu beachten, daß das Alter der Verbin
halten. Am wenigsten haben sich die Ver-
bindungen mit Messinghülsen verändert; das
Überzishan der klumsaimlötstelle mit Da
lot scheint von Vorteil zu sein.
26. Bei den mit Tot von Inhoffen hergestellten
Verbindungen haben sich nur die "bewährt,
ber denen Falls Drahtenden aus Al bestehen.
dungen mit je drei Schrauben geringer ist ’ Das Metaällisieren der Drahtenden vor dem
als das der übrigen. Stumpflötungen mit Blechhülse | Verlöten scheint auch hier schädlich zu sein.
Nietverbindungen mit. und ohne | (Drähte aus Al). Tafel 24. Bis zur Er- | Die mit Lot von Nicolai gelöteten Verbin-
Alund Flachlötungen ohne Al. Tafel 22.
Nietverbindungen von Aluminiumdrähten sind
unbrauchbar. Von den’ übrigen Nietverbin-
dungen hat sich merkwürdigerweise die reine
Kupferverbindung am schlechtesten, die reine
Eisenverbindung am besten bewährt. Die Ver-
schlechterung der Kupfernietungen ist nach
der Erschütterung eingetreten.
Die Flachlötungen ohne Aluminium (Z,)
sehütterung haben sich die Verbindungen,
deren Hülsen aus andern Metallen als Al be-
stehen, ziemlich gut gehalten. Den Erschütte-
rungen war jedoch ein großer Teil der Verbin-
dungen nicht gewachsen. Am besten haben
sich die Verbindungen mit Hülsen aus Messing,
am schlechtesten die mit Hülsen aus Al 3“
währt. Metallisieren der Drahtenden scheint
hier keinen Zweck zu haben.
dungen haben die seen nicht über-
standen, doch ist dabei zu beachten, daß sie
älter waren als die übrigen.
Schräglötungen und Schweißungen
ohne Else. Tafel 27.2 ’Die Schräglötungen
haben zum größten Teil versast, wohl weil sie
mechanisch zu wenig widerstandsfähig sind.
Die Schweißungen (Nr. 137 und 138) haben
sich dagegen gut bewährt.
RR
haben sich alle gut bewährt. Flachlötungen mit Blechhülsen Würgverbindungen. Tafel 28. Die
Zahlentafel 27. Zusammenstellung der Ergebnisse an Schräglötungen und Schweißverbindungen (Z,) ohne Hülse.
o rn =
= TEURER N | :
2 Ver- Stands- | stand % & stands- ider- an „2 IL in Zimmerluft der Er- ° Era En sta Huth stands- der letzten
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104.27 107227 | 10. 1V. 19 | Rı | Monster 5 22 |D= auf dem Dach u min | 10- 19 10428 R, | Messung
ler An hal ae ar | ao. | CE Lnw-i-i 2 I UOTE 8
1140 | (6,69). (44,0) | (44,0) I. 16,57) |. (83,5). | (42550) | mit 'LI|W.S | — = N ER 2:
zn rl. u) a mas | 010) min |wi— | I Ei 2 ar
A a8 OR (1: (1 la) da) 570) | ww) | 0 — 88 el
rı|1465| (,0)| ° (9,40)| (9,30) (1,00) | (14) (5.720) 1 mit |L IWi—|l—| 0 0 ae: = E ex"
BER ehötten AM [106 | 1,10) 30) (9,30) (102) | (19) | (070) | mit LIwisı—ı — .i N u
art! | (19,3). | (20,0) | (20,0) | (1,04) (45) |. (1042) | mit |L | B # =, ®
751410 1..81, 2) (28,5) (28,5) (1,35). |, (18) ı| (8.900) | r mit |L|WI | — iu u = ei
FR ER 131 599) | 639 (3 (on| (3.668) mit Re a rend
[144 | - (5,69) | (5,76) . (6,76) | (1,02) | (8) (3.620) "mit | LIWI- I | SEI:
| ee el LFI a U 2 u TE
LTE blank | 47,4, 1137| 6,57 6,99 1 6,99 | 1,06 26,5 | 13530 mit LWS —| 230 | 701 | 7,03 a
Ds | schweißt ® 32.138 167 °8,66 6,96 6,80. 1: 1,04 26,5 | 13530 | mit L|W|S si 330... 6,99 1. 7,18 RS RE
| | | | | |
191 7,37 7,75 7,75 1,05 | : 18 7810 | mit )LJ WS | <= 80 TRUE NE Pr a
12: 7,37 7,49 7,46 1.02. 0.13 7810 | mit | LIWS —) <80 EN | Et 82
AA | gg, 7,06 7,26 7,20 1001 u 6200 [ohne —|—|— | D| < 110 = = ee ne
328 7,40 7,87 7,34 106 | u 8000 Johne]L|—1—|—| 230 7,34 | 7,491!) 1,08 21
Las Inhoffen A-zu|\33| (19 (63 | a6 | | ©. | @140) Johne — zu Re 2 En
AM) 33i| 9,50 1.9.50.) 9,10 4. 180 | 11 6200 |ohne|—|—|—|D | <1%0 ar = a ®
333 | (20,6) a N (1460) |ohne, 1 | ARE NE 1 F-
Al—Fe 332 19,1 19,1 18,4 1:00 |: 11 72 38.000, ohne | L, 12, | 230 1855.21 75:1854 0,6 | 2
| A-eu |s30 | 6,38 | 6556| 6559| «103)| (8 |. (6200) !ohne Ar en RER RE
| | 15 |. 730 | 7,30 1,24 1,00 13 7810 | mit — WS 10 Fein 2
Al— Al | 1% 7,27 7,55 m21 1,04 13 7810 | mit |-\w|8|—) <10 LER de a SEN A a8
> w , 6) 8 ol EEE) e> Nez „u BE 3
Thuralot mit Thuralot 339 (7,49)! (8,30) (8,30) a Y (4 370) ohne ei f | 3 \ FREE %
metallisiert | —— — BE 2 > : | | | | l
AM |) (30) @en| 6 | 832 5 | @140) Johne|—|—|— RS ER ee ee E°
| Al—Cu | 340 549)| —,\. — —ı t..(b) (2140) Johne —|— | — D| — _ rl Br
| lass 4 | Ss 2) — 1.0 mw | BETEN zZ
AT—AI | 194 7,52 |. 7,57 7,5, 1,01 13 7810 | mit = W|S|— | 290 7,67 206 1,00
Lot der | mit Lot der 3355| (748) (748) (745)) (00) 8) | 4370) ohne — ID) — ER Dr | r24
Lıs| Spezial- Spezialfabrik | Su | |
e El EN e ie =; Dr 1 Tan DE | 2 > en > ee] E
fabrik | metallisiert- eh AL we — — _ en) = Sn a | | ——
Al—Fe | 338 2 ii —& = (0,5) (860) johnel LI — = a Er Re
Aal—cu |3K5 | — Ex: 2 — (0,5). (960) „\,ohne| L. | 1 |. u NE &, 2
AIal gaeor = 3a 08 don ae) ron = oe. =
Kriegs En AI-M | (9,30) | (11,9) | 41,9) (1,28) (11) (6200) |ohne—/- |D) . — Be lee
| Verbandslot SR I ee EEE Taer Im = w a Be,
BT ren FÄULFE (0,1) | @11) | e1,1) (1,05) | (11) (6.200) \ohne — lo 0 u en se Z
Al- Cu DRS WE EP 5) | (2140) !ohne Eye TRY 2a For Ba EN 2
nach beabnd) 161 6,65 7,09 | 7,09 | 1,07 13 7810 | mit Be wis Nez] <]0 _ _ | — —
Spezial- | Verfahren | |, a, | 182 6,52 7,68 7,68 1,18 13 7810 | mit] —|W|8 —| .< 10 = TE —
In Weichlot | d. S. S.: W, _ 237 7,47 9,00 9,00 1,20 13 -7810 ohne —|W|S ie 0 a ar | nr r
| metallisiert 241 7,50 7,50 ‚48 1,00 13 9 500 ohne |L | \— —|| ) 230 7,57 | 763 | 1,08 23
nungsreihe möglichst nahe beiemander stehen 35 mm?; die Aluminiumhülse ist 1 mm stark.
S Rs e
ZJahlentafe] 8 Zusammenstellung der Ergebnisse an Würgverbindungen.
! vor | Tas | Größer | deite | wider Ian ee were Da iehadrt | Dauer) ndRde 1 man | mu
5 Ri n Draht- | bin- |, ol stands- | stand ande ae ider- Ir ganar 8 L = in Zimmerluft N der Rn | ‚stands- Be nn letzten
5 0 lülse nen dung: Nr. krossuhe N Messung. ERalLDı er in 52. W=in Wasserdampf || schütte- | sehütte- am 10.11.20 verhä ee Wider-
& RE E AR | ih bis zumaı | max Ä Stine 53 1 Sin schwefl. Säure | rung rung in R, in ‚Br stands-
107 Sen or, 2 10. IV. 19 | Rı | Monaten ; Kö: 'D= auf dem Dach in min 10482 10-12 Ri messung
BR 209. 162 162 85,0 | 1.00.1243 | 810 3] mit —wls al er u a
ARE 210, 130 130 1. 67,0%) 1,00 13 7810. m WR LI 23 Re ER N
RN; 359 || 109 550 | 550 | 5,05 11 6200. [ohne )— — '— | D, NEN un Fe ee 2:
geschabt 358 | 110 160 160 1,46 | 11 | 3000 ohne | L — | a ® a = nen 3 ar
——— | 41-A1 BE Baia ae ERRRUT ee ee
911 728 |: 2188 127,6 3,00. °| 18 7810 N | miele wie N as Er N Re
blank 912] ..7,18., 803: 70 191 112 8 7810: | mit | — | w.8.1 = es 2 = | Br 2“
geschabt 360 | 19,0 313 313 16,5 11 6200 "rahne)— | > er = | 12 ee
361 250 98.010 3,92 11, ‚8000 ‚ohne | L | Nez | ve ee ee.
‚Al mit »01| 6,98 |.875 | 200 125 13 7210 me | |w|s || — ER ei “ ar
An 202 : 7,23 | 450 23,6 62,2 13: 1.0.7810. | mar) | wo 8; 121.280: 4 225 275 38 ae
sipzt, Oi 351| .- 5,89.1 30,4 30,4 5,15 11 | 6200. Johne —|—!— | D 930 500 1250 PER
RN verzinnt 350] 8,40 | 18,7 10,7 2,23 11/8000. [ohne L En. 14112280 145,7 3, 1202 1 U
En Fe 19! 5,55.| 150 150 27.0 13 7810. mit ee KWRSeTEL IE re. r
zialfabrik 200|h 579. |. 28,1 17,8 3,99 13 7810.) mit — | W801 9300.1.409%08 35,7 4,72 23
metalli- 349 3,87 450 450 77,0 Kal" 6200 (ohne, |" D | ARE Mg 2% EN) we
Alert, CU 348) 6,15 9,40 5,60 1,53 11 8000 jghne Lee 2 Ba 47,7 7,05 2
w, ohne a A ; E = Su = he RN a « Be
Var 197/ 5,52 6,58%. 6/58 1,19 13 ri me wis 20804 us 67,9 133 23
bandslot | up, 1198 532 6,86 I 6,86 a 7810 mit WB.) > 17205 10.0 = a “= =
metalli- -. 1347 5,935) VO 218 46,5 11 6200. \ohne —)— — Di N = Ber —
a 346 1°. 6,95 | 29,3 18,6 4,22 11 8000 ohne LI — | 230 ı 250 205 30 21
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Ne 20: 5,81 8,20 8,20 ea Wis 7810 ».1 dnib:] WS 11 2830. 6, >48 019,8 3,4 93
bandslot 204. 5,56 6,26 6,26 138. Wınds 7810 | mit || Wı 8 |" 230 8,10. 7.175 32 #103
metall. u. 353 5,66 210 210 37,0. | 11 6200 ohne) —=|—|--|D| ra een en er ar
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BRESN 206. 4,55 5,68 BB 1 7810 | mit, WI 8 230 5,80 9,80 2,16 23
siert, Cu Sa a 16 12,6 2,18 11 6200. ohne 1 1122 .D ll 290°) ..62,6 21190: 42) 21
Kriege: Re 356 | 420 | 420 400 | 100° 1 8000 ohne) LI —1— 1, 230 5,40 | 7,65 1,82 21
e in Dhuras 207,571. 2.620 |% 6,16 | 1,85 13 7810. | mit ‚ws 2 230 7,04. 170 2,98 93
meiden) = 5,81 682, 6,8 | 1,17 13 7810 mit WS. 0280 | 7,88: ‚9,70 1,67 23
ai 19 78 13,0 13,0 2,97 11 6200. ARE D 930 60,5 300 52 A
| 5,91 6,25 6,25; | 1,06 11 8000 ohne, I Be a0. 2120: 728,8 ER TE.
2is| 305 | 898 218 1,00. | 718 zei a we LE &
Al blank | 47. 4,[214 | 191 380 380 2300... Ma 18107 me We Ba re Beh T er
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Cu ver- |Al-Cu|215|| 5,28 | 17,0 13,8 3,22 13 7810: | mit | WISS 170930. 4,0149 4.450 | 37
gelötet Yinnt | A | j ö | | Br RN. a x
le fasazlastı wear 17260 el 876 21,7 1,2008. 01.8800, lohnen 0 er Ag
Ka 365 |. 56,0. -| 250 163 4,46 11 8000. Jhneı u I — |, 10 en ee
Alm Thu EB er ir” ; ee a & ä
ralot met.,JA-CH|216|| > 4,68. 16,0 16,0 3,46, 513 7810 | nit I W| S:l--|, 230 | 26,9.11100 .. ).238 | :
Cu verz. | | - 5 rs | ! j Ä IK“ i :
ER A A dr 18: 2]. 7810 2 kimie I | weis N ara N,
iv, CR Ron RR nach 168 3,35 10:98 | 8,50 1,26 18 2er rs) | mit ro WS RE 0) - 2 A {
® |Weichlot besonde- 240||° (10,3) - (10,7). | (10,5) (1,04) (10) 15910) one wi le Ri
getaucht rem Ver- 244 9,60 9,60 | 9,50 1.00 13 12 9500 Köhnens ee 10,0 Takael BEN NP 3
—| fahren | Al-Al | | a Er ie
„a. 8.8. W. 1656| 6,38.| 500. | 500 18,5 13.2 1,2810 ad ws 12 BE
W,| richt KEN metalli- 166 4,39.) 240% 158 32,5 13. 218105 Baba W168 (ee e ar
Be 239) 7,67 850 | 9:50 1,11 13... | ..7810. Johne) —|W|8 | 830. 1° 18,60 | 940°
| 2431 7,78 178. 61 1,00 13 | 9500 ohne Le) 2.0830 27,20 | 7,50
450
5 Elektrotechnische Zeitschrift.
RAN N ee
1920. Belt: 3.
Würgverbindungen sind unbrauehbar mit Aus-
nahme der Gruppen W, und W,der SSW.,
von denen ein: Teil, besonders der im Zimmer
aufbewahrte, keine wesentliche Widerstands-
zunahme erfahren hat.
Kabelschuhverbindungen. Tafel 29.
Die’ Kabelschuhverbindungen haben sich nur
zum Teil. bewährt. Am zuverlässigsten
scheinen die Verbindungen mit Kabelschuhen
aus. Messing. zu sein, wenn. die Alumnium-
drah enden metallisiert sind.
Bisher wurde bei Verbindungen zwischen
Aluminium und andern Metallen immer die
Forderung gestellt, daß die sich unmittelbar
berührenden Metalle in der elektrischen Span-
4
und bei Ver bindungen zwischen Al und Cu
empfohlen, ein /wischemmnetall zu verwenden,
das in der Spannungsreihe zwischen Al und Eu
steht. Aus den hier mitgeteilten Untersuch--
ungen läßt sich eine "Abhängiekeit des Kon-
taktwiderstandes von derStellung der zu ver-
bindenden Metalle in der Spannungsreihe nicht
nachweisen. Eine Zwischenlage von Zinn-
‚folie zwischen Alund Cu kann da agegen die Be-
rührung der Kontaktflächen inniger gestalten
und in dieser Hinsicht von Vorteil sein. In
diesem Sinne schemt auch das Metallisieren
(der Aluminiumdrahtenden bei Schraub-, Niet-
und Würgverbindungen zu wirken,
9. Verbindungen mit Aluminium von größerem,
- Querschnitt.
Kußer den Verbindungen der BR zwei-
ten und dtitten Hauptgruppe, die Dr ähte von
nur 2,5 und 3 mm Stärke (4,9 und 7,1 mm?
Querschnitt) vereinigen, warden noch einige
Verbindungen größeren Quersehnitts unter-
sucht, jedoch im stromlosen Zustande. Die
a naeh sind mit Nr. 410 bis 421 bezeich-
net und sollen zunächst kurz beschrieben
wer den. Ka
Nr. 410 (Abb. 10). Würgverbindung. des
Heddernheimer Kupferwerkes. Der Quer-
' schnitt des Tadrigen Aluminiumseils beträgt
Mu =.
er
EEE
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N Juni Ben: A
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Elektrotechnische ‚Zeitschrift,
1920. Heit 23. ;
Z m m mn nn
451
unter "Verwendung von Foramus-Flußmittel
amd Foramuslot verlötet.
Nr, 419. (Abb. 16).
Schweißverbindung
Chi andre der SSW zwischen Flachdrähten aus Alumini-
Nr. 411. (Abb. 11). Kabelschuhverbin- | miniunleitern von 35 mm? Querschnitt. Die a SE es a Querschnitt. Die zu ver-
dung des Heddernheimer Kupferwerks. Die | Drahtenden sind einzeln nach besondern Ver- I a In ER eing Bach dem ‚Knetver-
‚Abmessungen der Aluminiumseile und der | fahren der $SW metallisiert, durch die Messing- ad Are zußammengeschweißt,
Aluminiunhülse sind dieselben wie bei Nr. 410. | schraubhülse miteinander verbunden und Pi. 220, (Abb. .PM). Weichlotverbindung
i i u! er AR 26 ? der SSW zwischen Aluminiumstäben von
innerhalbe der Hülse mit Spezial-Weichlot 40 N Re 383 BR Ri
Fa 4) mm“ Querschnitt für elektrische Wick-
verlötet.
Nr. 415 und 416. (Abb. 14). Sehraubver- R, 24
\ bindung der SSW zwischen verseilten Alu- 2. = gu
Ahb 11. miniumleitern von 35 mm? Querschnitt. Die
0 U Drahtenden sind einzeln nach besonderm
- Nr. 412. (Abb. 12). Klemine des Heddern- | Verfahren der SSW metallisiert und durch
heimer Kupferwerkes, die zum Anschluß. einer | geteilte Deckklemmen aus Aluminium . mit-
Kupferleitung an eine Aluminiumleitung be- | einander verbunden.
stimmt ist. Die Verbindung zwischen Messing
und Aluminium ist mit einer Tsohermasse r22 = £isen ' 32
3 R Abb. 18.
3; lungen. Die beiden Wieklungsstäbe sind nach
En Ri eigenem Verfahren der SSW metallisiert,
Fe einzeln mit je einer dünnen Messinghülse
Abb..12. Ps umgeben, durch eine gemeinsame Kupfer-
N... RER" ER IA ie N AL Nast zwinge verbunden und mit Lötzinn verlötet.
ei Rene Ela Ne mern ; Nr. 421. (Abb. 18). Weichlotverbindung
Die ana N en. Abb. 16. Abb. 17. der SSW zwischen Aluminiumstäben von
B 35 mm? -Querschnitt und Stromwenderteil.
im Oktober 1916 dem Besin zur ‚Verfügung Nr. 417. (Abb. 15). Schweißverbindung | Die beiden Wicklungsstäbe sind nach eigenem
gestellt. der 88W zwischen Aluminiumseilen von | Verfahren der SSW metallisiert, einzeln mit
70 mm? Querschnitt. Die zu verbindenden | je einer dünnen Messinghülse umgeben und
- 3) Enden ‚sind nach dem Knetverfahren der | durch eine gemeinsame W eißblechzwinge, deren
a er a) w- SSW zusammengeschweißt. einseitige Verlängerung die Stromwenderfahne
Abb. 4. ” Nr. 418. (Abb. 16). Hartlötung der SSW | bildet, verbunden und mit Lötzinn verlötet.
: zwischen Flachdrähten aus Aluminium von Die Verbindungen Nr. 413 bis 421 wurden
Nr. 418 od 414. (Abb. 13). Hülseuver- | 35 mm? Querschnitt. ‚Die zu verbindenden | im März 1918 dem Institut zur Verfügung
Bindung der SSW zwischen verseilten Alu- | Enden sind stumpf aneinander gestoßen und | gestellt.
Zahlentafel 29. Zusanimenste llung der Ergebnisse an Kabelschuhverbindungen.
Erst Wider- | wWider- | Alter bei | nur. Betriebsart | | Wider. | Letzte | Wider- | ER
RE | Wider- | stands. | Nider- ger etzten) Betriobs- ER | a dor: | Wider: | Alter bei
N Draht- ı AN stands- messung | Stands- ‘Wider- dauer . 2 /L= in Zimmerluft EL Nach dar tands- GENE ELZEON
ea Lot Kabelsehuh .2 |Nr.|| messung am | verhältnis | stands- i = 3 W= in Wasserdampf, schütte- Ersel | messung | verhältnis | Wicer-
= enden 2 Rı, 12. EN 1919|. R SOSunE in AR SER: | rung in | Erschütte-| am 10.11.20 Reis, "stande-
[@) { in f 3 = 5S= inschwefl. Säure g | rung in R, in
’ 1e Iin I 2) &: | Monaten Stunden | @ 3 D= RE dem Dach | Minuten 10-42 10-22 R, | messung
= — a EEE > le — = nn er rn ee = ee ne
BIN 423 320 17.1 5653 ja ann wis] 20 | 178 81,0 25,4 23
RR 3831) 3,31 4,20 1355 7.2.18... °8200 Johnel =", —|D | 280.) 431 5,68 1,72 21
N 226,318. 10,.567. 7180 | 18 | 57810 mie je 3230 F 79,0 1380 | alı | 23
| 382, 2,98 4,95 |. 1,66 il 6200 Johnel= |) m 230 | 4,96. |: 6,50 318 21
h - M\— 2 e a a Me EREHIBIL. 2 BERRESERIERELBES
[3 MN RR: 2237| 6,00 15,5 2,59 13. asien WS | 230 1 Sız0 | 215 3,58 23
® SAUER er 383| 3,86 425 | 110 11° | 2.6200 lohnel — | p|| 990 4,20. | 5,50 1,43 21
Fa = en u en le £ - 2 ee | N — ie =
22 228 8,30 17,5 2,10 13% 2810 | mit 1-1 wi as te ze DIA Lg
® Fe verzinnt Pe|384 4,05 S,04 1,98 11 2008| chnef =? DD | 930 7,91 20,5 5,06 Pr
Br: 386. 4,71 6,10 1,29 117.2. -6200 ohne — — SED N 230 5,92 7,25 1
Pe AN SAL blank. All385 3,63 | 3,59 | 0,99 11. ]2 6990 Johns | D/| 230 3,13 4,30 1,18 21
= Tr Re = p Frohe | DE:
x jgelötet| 47 mit Ow verzinnt Cul391 2,66 8,221 7121 11 6200. ohne — — — 'D| . 230 k. 381 1.%,30 | 71,62 21
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Pr 5% t 2 U R, x S 9: Ber < Im <
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Say verzinnt Be Yerzinnt Fe|394} --.4,43,.: 13,9 3,15 11 6200 ohne — in D;\ 230 | 14,0 20,1 4,93 2
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zialfabrik M verzinnt BENSDEN RESTE N SEAN Ze. TR 6200. |ohneı— — —|D 230 |... 8,70 4,68 1,43 21
metall) 4] mit L. d. Sp-E. met. 1421897 3,76--| 6,00 | .'1,60 11 6200 ohne | - =D 230 5,96 8,90 2,37 21
sier Ben a7 4%: Sy PETE 2 | N a) BET KiyR| 29: F &
en Fe verzinnt ug 4,32 5,40 1" 1,25 | Bl. 6200 ‚ohne em] D 230 5,45 | 6,23 | 1,45 21
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er [= 1387| 3,02 3,28 |7.1,08 | 7.120012 6900: Nohnel-4 SD] "930 3,90 | 1,29 21
REN „930 2,70 5,73 19,19 13 7810 | mis || w|s 2 . .230 5,29..| . 7,391 12374 23
| ERBEN Culaggl 2.00 2,85.1.098. | 11 6200 ohne ale DD 230 2,80 |. 3,30.1 1,14 21
‚Al mit - i a En Me a a ER
an - Al.mit Verbandslot 231 6,00. | 5,64 0,94 | 13 7810 mit: an 8 ı— 230 5,0% 0,0 13, 3 2
bandstot | metallisiert und verzinnt 2321|. 6,00 | 2 NED | 13 \ 7810 | mit | W|Ss Den BEN FT, 7,50 1,25 | 23
metallis [47 m. Verb-L. met. u.verz|Fel389| 4,27. | Sal 100 > u 6200 ‚ohne 1-1 _[p|t "930 542 | 6,43 | 1,51 21
Se a re erento leelaso| 1,50.°|°:1808. | 118 |’ 1 6200 ohne — — —|D| . 280 4,79: | 5,45 | +1,29 21
verzinnt NZ ’ - Se - \ er
M verzinnt M |233| 2,45 3a1. 1.138 21° 13 el il wis - 930 355 1 5,18 | 212.| 28
‚(u verzinnt Cul234 2,40 3,39 | 1,41 13 7810, mit | wis Nr 230 31 ER nn 2
76 yerzinnt 7°. iel235| 3,50 0,305 | Sun )De 13 7810 mit WS‘ 230 3,12 8,50 ee. a
M m. Verbib met. u.xern | M 1236| 8,70 BEN 0, 7810 mit | — ww |.8 | 230 6,24 3,58 0,96 23
Ga ve ARIEN h EL REAFTER „. > . 4 2 ; 4 1 »
Fl 2
452 ;
Zahlentafel 30. Verbindungen mit Aluminium von größerem Querschnitt.
PER BEE ES EEE BE BEE EEE EBERLE EEE ee von namen poTRTEmET Tage
Leiterquer-
schnitt Seil, 35 mm?
a EST 412 as | ara. | as F 416
ab|acı | | |
21. II. 18 36,6) 327 391) 3,42 1,81 /[1,38] | 1,66 [1,66]
10. vIL.18|51,5|'58,3| — | 3,97 173 |[0,6] 1,21 [1,71]
9.X.18 712) 640 ul 2.00 10.01 1,55 [1:78]
12.1.19 |68,1) 68,3 12,6 10,1. |1,89 (1301, 3,56 11,6)
10. IV. 19|69,1) 65,0 91 | 6,32) 1,70 11,55] ) 4,05 11,60]
10. II. 20 | 90,0 1143 |22,5 | 10,9 4,30 | [1,80] 110,9 [164]
Die Kontaktwiderstände wurden in der
früher beschriebenen Weise durch Strom- und
Spannungsmessung bestimmt undin Einheiten
von 102 0hm in Zahlentafel 30 eingetragen.
Auffallend ist auch hier wieder der hohe Kon-
taktwiderstand der Würgverbindungen (Nr. 410
und 411). Die Verbindung Nr, 412 wurde bei
Aund B (vgl. Abb. 12) gespeist und die Span-
nung zwischen a und b, sowie aund e gemessen.
Die Verbindung Nr, 421 wurde einmal bei A
und € (vgl. Abb. 19), das andere Mal bei Bund
C gespeist. Im ersten Fall wurde die Spannung
Abb. 19. Photographische Aufnahme der Kontaktverbindungen am 6. I. 1919. -
zwischen a und e, sowie zwischen a und db, im | verbindungen (Nr. 410 u. 411) unzuverlässig
zweiten Falle zwischen b und ce gemessen. Die
Quotienten aus Spannung und Strom stellen
danach bei der Verbindung Nr. 421 die Wider-
stände zwischen den Stellen Ad+dC, Ad und
BC dar (vgl. Abb. 18). Hieraus lassen sich die
Kinzelwiderstände der Teile Ad, dB und dC
berechnen, die in Zahlentafel 30 eingetragen
sind.
Die Verbindungen Nr. 414 und 416 wurden
in der Sammlung des Institutes aufbewahrt,
alle übrigen Verbindungen wurden denselben
Beanspruchungen ausgesetzt wie die Verbin-
dungen Nr. 241 bis 244, wurden also im strom-
losen Zustande zusammen mit den Verbindun-
sen der zweiten Hauptgruppe zunächst im
Blechkasten und später auf dem Dache des
Instituts aufbewahrt. Die Widerstände wur-
den in denselben Zeiträumen wie bei den Ver-
bindungen der ersten und zweiten Hauptgruppe
semessen. In Zahlentafel 30 sind die Ergebnisse
zusammengestellt; die Widerstandswerte der
Verbindungen Nr. 414 und 416, die in den
Sammlungen des Institutes aufbewahrt wurden,
sind in eckige Klammern gesetzt, Die Messun-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Helt 23.
massiv,
40 mm?
49 22
Seil, massiv,
massiv, 85 mm?
2,14 5
8. IV. 18 bis 11. VII. 15 2260 in gesättigtem Wasserdampf rd 77°C
1,48 5,32 | 0,53 | 0,69 Br j
17. VIL 18 bis 8. X. 18 | 2000 ı |in schwefliger Säure (trocken) rd 90 C
1,39 5,33 ,0,45.| 0,88 |
| 98. X. 18 bis 6.1. 19 1650 in schwefl. Säure u. Wasserdampf, bis
1,45 5,35 |0,49 |0,78| i r IN? €; nachts stromlos
18. I. 19 bis 7. IV. 19 1900 | desgl., bis 1030 C; nachts stromlos
1,45 5,40 | 0,64 0,81 '
15. IV. 19 bis 2: II. 20 | 6900 | auf den Dache des El. Instituts
1,50 |1,14+1,04 1,46 | 5,56 | 0,54 ‚0,74
gen an den Verbindungen, die aus "verseilten
Leitern bestehen, sind unsicher, weil die Strom-
und Spannungsanschlüsse nur an die äußeren
Adern angelegt werden konnten. Anfang Januar
1919 wurden die im Blechkasten aufbewahr-
ten Verbindungen photographiert; Abb. 19
stellt die Aufnahme dar und läßt den chemi-
schen Einfluß der schwefligen Säure und des
Wasserdampfs auf der Oberfläche der Verbin-
dungen akennen.
Auch aus dieser letzten Gruppe von Kon-
taktverbindungen geht hervor, daß Würg-
415 0.416
}
t
sind. Der Widerstand der Schraubverbindung
Nr. 412 hat ebenfalls wesentlich zugenommen.
Von den Schraubverbindungen Nr. 413 und 414
mit teilweise verlöteten Drahtenden, und den
Schraubverbindungen Nr. 415 u. 416 mit Deck-
klemmen haben die auf dem Dache aufbewahr-
ten eine merkliche Zunahme erfahren. Die
übrigen Verbindungen haben sich alle bewährt.
10. Sehlußfolgerungen.
1. Die untersuchten Schweißverbindungen
zwischen Aluminiumdrähten und -seilen haben
sich gegen chemische und mechanische Ein-
flüsse als zuverlässig erwiesen; der Kontakt-
widerstand hat keine merkliche Änderung er-
fahren.
2. Schraubverbindungen zwischen ein-
fachen Drähten aus Al haben 'sich.. gegen
chemische und mechanische Einflüsse als zu-
verlässig erwiesen, wenn Schraubhülsen und
Schrauben aus Messing ausgeführt werden
und jedes Drahtende mit mindestens 3 Schrau-
ben fest verschraubt wird. Es ist dabei \vor-
teilhaft, „ die Drahtenden zu metallisieren.
Datum
ul m —
Versuchs-
dauer in
Std.
‘ Versuchsbedingungen -
Aluminiumhülsen und -schrauben haben sich
nicht bewährt.
3. Lötverbindungen zwischen Aluminium-
drähten haben sich gegen chemische und
mechanische Einflüsse als zuverlässig er-
wiesen, wenn massive Hülsen (vgl. L, und L,
am Kopf der Tafel 4) verwendet werden, wo-
bei es zweckmäßig ist,. die Aluminiumlotstelle
noch mit Zinnlot abzudecken. Blechhülsen
sind weniger zuverlässig. Lötungen ohne
Hülsen sind mechanisch nieht widerstands-
fähig. Metallisieren der Aluminiumdrahtenden
bei Lötverbindungen ist im:allgemeinen schäd-
lich.
4. Würgverbindungen haben sich in jeder
Hinsicht als unzuverlässig erwiesen, beson-
ders-aber dann, wenn die Drahtenden nicht
metallisiert sind.
5. Die untersuchten Nietverbindungen
mit Aluminiumdrähten haben sich nicht. be-
währt. ER
6. Die untersuchten genieteten Kabel-
schuhverbindungen haben sich nur teilweise
bewährt. Am zweckmäßigsten scheint bei
Aluminiumdrähten die Verwendung von Kabel-
schuhen aus Messing zu sein.
7. Die Stellung der zu
Metalle in der elektrischen Spannungsreihe
hat nach den Untersuchungen keinen Einfluß
auf die Beständigkeit des Kontaktwiderstandes.
Die bisher immer empföhlenen Zwischenlagen
aus Zinnfolie bei Verbindungen zwischen Al
und Cu bewirken. nur, daß die Berührungs-
flächen inniger werden. In diesem Sinne
scheint auch das Metallisieren ‘der Draht-
enden zu wirken, das sich bei Schraub-, Niet-
und Würgverbindungen als zweckmäßig er-
wiesen hat.
Die Messung kleiner Widerstände mit Magnet-
Isolationsinduktoren.
Von Willibald Fuhrmann, Tetschen a Ds
Übersicht. Es wird eine Methode zur Messung
kleiner Widerstände angegeben, wobei ein Montage-
Isolationsinduktor in Verbindung mit einem Milli-
amperemeter zur Anwendung gelangt. Um möglichst
sichere Meßergebnisse zu erhalten, ist es notwendig,
daß die Leistungsfähigkeit des Induktors um 80
größer wird, je geringer die Empfindlichkeit des
Milliamperemeters ist.
Die Prüfung von Erdleitungen und Erd-
ausbreitungswiderständen, von deren gutem
Zustande die Sicherheit aller mit elektrischen
sonen abhängt, ist mit eine der wichtigsten
Untersuchungen an elektrischen Anlagen. Man
pflegt nun vielfach diese Widerstände mit der
Telephonmeßbrücke nach Kohlrausch zu
prüfen, eine Methode, die ja im Laboratorium
ganz gut brauchbar ist, hingegen im praktischen
Betriebe vielfach versagt. Insbesondere sind
die störenden Geräusche in Fabriken, der lau-
fenden Maschinen in Kraftwerken usw. meist
so hoch, daß es ausgeschlossen ist, das Ton-
minimum im Telephon sicher zu erkennen, so
verbindenden
Einriehtungen in Berührung kommenden Per- °
De EEE ZERO
10. Juni 1920.
daß die schließlich trotzdem durchgeführten
Messungen recht zweifelhaften Wert “besitzen.
Besonders ist dies der Fall, wenn es sich um die
Messung der W iderstände von ‚Erdleitungen
handelt, die ja nur Bruchteile eines Ohm be-
tragen und die auch durehgeführt werden muß,
um bei Neuanlagen die solide Ausführung aller
Verbindungen festzustellen, ferner um bei An-
lagen, die längere Zeit im Betriebe sind, diese
Verbindungen auf etwaige mechanische oder
chemische schädliche Beeinflussungen zu prü-
fen. Auch werden die Messungen mit der Tele-
phonmeßbrücke durch die dabei meist benutz-
ten Trockenelemente für den Betrieb des In-
duktoriums sehr erschwert, da diese ja nur eine
beschränkte Lebensdauer besitzen, selbst dann,
wenn sie wenig oder gar nicht benutzt werden.
Die durch öftere Auswechslung dieser Blemente
bedingten Ausgaben sind durchaus nicht zu
unterschätzen, ganz abgesehen davon, daß man
oftmals gar nicht in der Lage ist, eine ver-
sagende Batterie sofort gegen eine neue auszu-
wechseln.
Man hat nun allerdings schon seit längerer
Zeit nach dem Quotientenprinzip arbeitende
Instrumente konstruiert, bei - welchem als
Stromquelle ein Magnetinduktor wie in den be-
kannten Isolationsprüfern verwendet wird,
oder die nach dem Prinzip von Strom- und
Spannungsmessung in dem zu messenden klei-
nen Widerstand arbeiten, wie die Einrichtung
nach Hillefeld der Weston.Co. Es ist nun
möglich, dieses letztere Prinzip auch unter Ver-
wendung normaler Isolationsinduktoren und
Meßinstrumente anzuwenden. Dabei gelangt
neben einem normalen Isolationsprüfer mit In-
duktor noch ein Milliamperemeter bzw. Milli-
voltmeter zur Verwendung. Die vollständige
Meßschaltung läßt Abb. 1 erkennen. Wird der
Abb. 1:
Induktor so rasch gekurbelt, daß das in ihm
eingebaute Voltmeter den vollen Ausschlag
zeigt, so gibt der Induktor eine seinem. Wider-
stande entsprechende Stromstärke J. Bezeich-
net W, den Widerstand des Milliampermeters
und w. den zu messenden kleinen Widerstand,
und ferner J, den Strom im Milliampermeter
und J,.den im zu messenden W iderstand,, so
gilt bekanntlich
I: We
or.
sowie
Men
Jo+J, W,+W,
Da nun ferner Bez — el), L. som. folst
RAR
ns W;
- Somit ist bei vollem Ausschlag des Induk-
torinstrumentes, wenn der Tnduktor auf den zu
messenden Widerstand W. arbeitet, der zuge-
hörige Strom im parallel geschalteten Milli-
ampermeter
N Elektrotechnische Zeitschrift,
300 V Spannung
1920.
Beispielsweise besitzt ein Magnetinduktor
von Siemens & Halske für 220 V Induktorspan-
nung einen Widerstand von 120 000.2. Bei
vollem Ausschlag des Induktorvoltmeters, also
wenn der Induktor 220 V Spannung besitzt, ist
die Stromstärke desselben folglich 0,00183 A.
Wird ferner als Milliamperemeter ein Instru-
ment von 3 2 Widerstand mit einer Konstan-
ten von 1° — 0,000166 A benutzt, entsprechend
25 mA beim vollen Skalenausschlag von 150°
(Modell der Fa. Nadir), so ist beispielsweise für
einen zu messenden Widerstand von 5 Q
B)
de 58° 0,00183 = 0,00114 A
und dementsprechend der Ausschlag des Milli-
amperemeters &@ = 6,99,
Verwendet man statt eines 3-ohmigen In-
er ein empfindlicheres von 10 2 und
= 0,00003 A (Modell S. & H.), so ee
a dann die entsprechenden Werte zu J,
0,00061 A und « — 20,30. Es ergibt sich dann
also ein größerer Ausschlag, wie dies j ja schließ-
lich selbstverständlich ist.
Diese Rechnungen wurden nun für eine
Reihe von Werten für W,. durchgeführt, und
das Ergebnis derselben ist in Abb. 2 graphisch
00 202.3 30 4 40 5060 m 80 90 700°
Ausschlag
Abb. 2.
dargestellt. In dieser stellt die Kurve 4 die Be-
ziehungen zwischen dem zu messenden Wider-
stand und den Ausschlägen des Milliampere-
meters dar, wenn der 220 V—120 000 2 In-
duktor in Verbindung mit einem 3-ohmigen
Instrument von 1° = 0,000166 A verwendet
wird, während die Kurve B die Abhängigkeit
dieser beiden Größen wiedergibt, wenn statt des
3-ohmigen ein 10- ohmiges Instrument mit
1° = 0,00003_A benutzt wird. Wie ein Ver-
gleich beider Kurven lehrt, ist das weniger emp-
findliche Milliamperemeter ‘fast unbrauchbar
und könnte höchstens zur ganz rohen Beurtei-
lung von kleinen Widerständen benutzt werden.
Man kann aber auch mit diesem weniger
empfindlichen Instrument gut brauchbare Er-
gebnisse erzielen, wenn man den Meßstrom J
entsprechend verstärkt, also einen schwereren
und leistungsfähigeren Induktor verwendet.
So pflegt Verfasser zu diesen Messungen
ein 8-ohmiges Milliamperemeter der Fa. Nadir
in Verbindung mit einem Induktor der Land-
und Seekabelwerke Oöln zu verwenden, der bei
einen Widerstand von
20 000 2 besitzt, so daß also J = 0,015 A ist.
Beträgt der zu messende isn wie-
EIER =: .0,015=
0, 0094 A und dementsprechend der Ausschlag
des Milliamperemeters « = 56,50 (10 — 0, 000166
A). Für mehrere Werte von W, den Wert J,
berechnet, ergibt die Kurve ( der Abb. 2. Diese
lehrt, daß man bei ‚dieser Zusammenstellung
ebenfalls recht sichere Messungen kleiner Wider-
stände ausführen kann.
Zur angenäherten Berechnung des zu mes-
senden Widerstandes aus den Ausschlägen des
derum 5.2, so wird nunmehr Jg =
Helit 23.
Milliamperemeters kann man die Kurve durch-
einige Grade ersetzen, d.h. innerhalb gewisser
Grenzen die Widerstände den Ausschlägen pro-
portional setzen. Für die obige Zusammenstel-
lung ergibt dies die folgende Tabelle:
1--40° Ausschlag LIE WIKTLND
- 40+-60° hy 120,088;
60 :-709 1% 0,144, ,
70-809 10290,
Ist der Tnanık or mit einer Taste zur Prü-
fung der richtigen Umdrehungsgeschwindig-
keit versehen, so braucht dieselbe nicht nieder-
gedrückt zu werden, da ja der geringe Wider-
stand des parallel geschalteten Instrumentes im
Vergleich zu dem hohen Widerstand des In-
duktors ohnehin praktisch gleichbedeutend mit
dem Kurzschluß durch die Prüftaste ist.
Die Schaltung kann man auch für die Mes-
sung von Ausbreitungswiderständen der Erd-
elektroden im Erdreich verwenden, wie der
Erdplatten von Schutzerdungen, Blitzschutz-
vorrichtungen und Gebäudeblitzableitern. Man
wird dabei” allerdings, vielfach schon beim An-
legen des Milliamperemeters, ohne den Induk-
tor zu kurbeln, einen Ausschlag erhalten, der
durch. vagabundierende Erdströme irgendwel-
chen Ursprungs hervorgerufen wird. Diese Ein-
wirkung der Erdströme wird einfach dadurch
eleminiert, daß man den Ausschlag, den sie ver-
ursachen, von dem bei der Messung unter In-
duktorstrom abzieht. Der dabei allerdings noch
vorhandene geringe Fehler kann jedoch für
praktische Zwecke ohne weiteres vernachlässigt
werden, da diese Messungen ohnehin keine Prä-
zisionsmessungen sind und zu sein brauchen.
Schließlich kann gegen dieses Verfahren
zur Messung von Er dausbreitungswiderständen
noch der Einwand erhoben ra daß die
Polarisationsspannungen, die an den Platten
auftreten, das Meßergebnis fälschen, wes-
wegen ja auch nach Kohlrausch mit Wechsel-
strom und Telephon gemessen wird. Nun ist
aber bei der beschriebenen Methode einerseits
der Meßstrom so klein, und anderseits besitzen
die Elektroden eine so große Oberfläche, daß
die Polarisation infolge der. geringen Strom-
dichte ebenfalls unberücksichtigt bleiben kann.
Dahingehende vergleichende Versuche mit bei-
den: Methoden ergaben die Richtigkeit dieser
Behauptung. Allenfalls kann man in die Lei-
tung zur Kontrollerde und zum messenden Wi-
derstand noch einen Stromwender einbauen und
durch Messungen bei verschiedenen Stromrich-
tungen im zu bestimmenden Widerstand die
Wirkung der Polarisation ausschalten.
Die Anwendung des Verfahrens würde
sehr erleichtert, wenn der Induktor gleich
mit dem. Milliamperemeter zusammen gebaut
wäre. Wenn sich Firmen die Konstruktion
eines nach der angegebenen Schaltung arbei-
tenden Instrumentes angelegen sein ließen,
welches neben der Messung von. Isolations-
widerständen auch die Messung kleiner Wider-
stände ermöglicht, so wäre sicher für ein solches
Instrument ein lohnender Absatz zu finden.
Selenzelle mit eingebauter Kompensatorzelle,
Von W. S. Gripenberg, Masaby (Finland).
Übersicht. Durch eine Selenplatte werden zwei
Ströme in entgegengesetzter Richtung gesandt. Der
eine von den beiden Stromwegen kann belichtet
werden: Hierdurch wird erstrebt: Kompensation
l. spontaner Widerstandsänderungen des Selens;
2. von Temperaturänderungen, 3. teilweise, der Träg-
heitswirkungen, 4. plötzlicher Widerstandsänderun-
gen durch elektrochemische Ursachen (im verdun-
kelten Zustande).
Bei einigen Verwendungsarten der Selen-
zelle ist es wichtig, daß der Dunkelstrom mög-
lichst gering sei; um dies zu erreichen, benutzt
man bekanntlich die Differentialschaltung:
ein Strom von gleicher Stärke wird in entgegen -
gesetzter Richtung durch den zu betreibenden
Apparat geschickt. Ist die Zelle bedeutenden
Temperaturschwankungen ausgesetzt, dann
But-
454
tritt der Übelstand hervor, daß das Selen einen
sroben Temperaturkoeffizienten besitzt. Um
diesem entgegenzutreten, müßte der Kompen-
sationswiderstand ‚aus Selen — der gleichen
Modifikation — bestehen.
Annähernd gleiche Zellen sind, wie. be-
kannt; ‚nieht leicht herzustellen; und nach .der
Herstellung pflegen gleiche Zellen bald ihre
eieene Wege einschlagen. Um annähernde
Gleichheit des Dunkelwiderstandes unter allen
Umständen zu erzielen, habe ich versucht, die
beiden Zellen — Fühlerzelle und Kompensator-
zelle — in einem einzigen Selenblock zu ver-
einigen; hierbei mußte berücksichtigt werden,
daß auch bei zusammenhängendem Selenstück,
verhältnismäßig große Inhomogenitäten mög-
lich sind. Eine Methode, homogenes, kristallini-
sches Selen herzustellen, gibt es nicht.
Das erstrebte Ziel konnte doch durch Unter-
teilung der Selenplatte annähernd erreicht wer-
den, so daß auf ein enges Gebiet unbelichtetes,
dieht darauf ebensoviel belichtetes folgte usw.
Eine obere Grenze für die Unterteilung
wird durch die Fernwirkung der Belichtung ge-
setzt. Die Liehtwirkung ist ja nicht auf den ı
direkt belichteten Teil beschränkt, sondern dif-
fundiert — mindestens 0,l mm — auch seitlich. |
Aus Abb. 1 geht die von mir ausgeführte
und praktisch erprobte Konstruktion ‚hervot.
tr
JalEl
‘Abb. 1. Aufbau von”Selenzellen.
Die oberste Abbildung: zeigt die aufeinander
folgenden Klektroden der beiden Stromwege
in 9-facher Vergrößerung: die Elektroden der
Fühlerzelle ‚sind von Längsspalten durch-
brochen, so daß das dahinter befindliche Selen
reichlieh Licht bekommt, während der Dunkel-
stromkreis undurchlässige Elektroden besitzt.
Die Stromrichtung steht senkrecht auf der
Blektrodenfläche und parallel den Lichtstrah-
len. Die Elektroden sind aus Platin, auf Glas
eingebrannt und mittels Teilmaschine ausge-
schnitten. Die hintere Elektrode ist eme unge-
teilte Fläche. Die mittlere Abbildung zeigt die
Zelle im Durchschnitt senkrecht zu den Blek-
troden. Die unterste ist eine perspektivische
Ansicht der ganzen Anordnung, mit Ausnahme
der Schraubenpresse, welche die Elektroden
gegen die Selenplatte drückt.
Die Schaltung ist ohne weiteres ersicht-
lich: die Gitterpole, hier — 4 und + B, wer-
den mit den ungleichnamigen Polen von zwei
Stromgqnellen vereinigt. + 4 und — B kommt
an die eine Klemme des. Apparates, während
die andere mit dem anderen ungleichnamigen
Polpaar. der Stromquelle veremigt wird. Bei
den Versuchen zeigte es sich, daß der Brücken-
strom nach Belichtung merklich schneller sta-
tionär wurde, als der Hauptstrom.. Besonders
Elektrotechnische Zeitschriit;
1920.
deutlich zeigte sich die. Einwirkung einer
schwachen Zusatzbelichtung }).
Die Hinrichtung arbeitet also auch als
Trägheitskompensator, allerdings unvollkom- ,
miener als der Korn‘sche, dafür sind die Hilfs-
mittel aber ungemein primitiv. . Die Ursache
dieser Wirkung liegt natürlich teils an der Tie-
fenwirkung des Lichts, teils an.dem Vorhanden-
sein von Stromfäden des Dunkelstromweges im
belichteten Gebiet. Das Ganze wirkt wie eine
schwache Belichtung; da hierbei die Trägheit
unverhältnismäßig groß ist, erreichen die bei-
den Stromwege bald nach der Verdunkelung
annähernd gleiche Stromstärke — die Brücke
wird stromlos.
Eine weitere, ganz neue Brscheinung‘
wurde ebenfalls beobachtet. Als einmal die
Zelle als einfache, gewöhnliche, geschaltet
wurde, also die beiden Gitter. gemeinsam mit
dem einen Pol einer Batterie und die ,gegen-
überliegende Plattenelektrode mit dem anderen
verbunden wurde, zeigte es sich, daß die Zelle
eine sogenannte „anomale‘‘ (Ries) war, d.h.
der Strom wies starke, plötzliche Schwankun-
gen auf. Der Strommesser zeigte Amplituden
von 100 Skalenteilen. Bei Differentialschal-
tung aber konnten diese Schwankungen nicht
mehr mit Sicherheit nachgewiesen ‚werden!
Also elektro-chemische Kompensation.
Das vorliegende Beobachtungsmaterial ist
nicht genügend groß, um beurteilen zu können,
mit welchem Grade von Sicherheit auf letztere
Art von Kompensation gerechnet werden kann. ı
Es ist noch nicht sicher, ob die große Konstanz
der Stromstärke, welche einige Selenanwen-
dungen voraussetzen, dauernd erzielt werden
kann. j
Die soziale Abgabe.
Als im vorigen Jahre der deutsche Kurs
immer mehr sank und damit der Unterschied
zwischen dem deutschen Inlandpreis und dem
Weltmarktpreis immer größer wurde, stiegen
die Ausfuhrgewinne sehr erheblich. Von seiten
der Außenhandelsstellen wurde darauf ge-
drungen, daß der Weltmarktpreis erreicht
wurde, und somit konnte der deutsche Ex-
porteur große Ansfuhrgewinne erzielen. Da-
mals tauchte der Gedanke der „sozialen
Abgabe auf, die darin bestehen sollte, daß
man den Übergewinn über den deutschen
Inlandpreis, der nach dem Auslande infolge
des schlechten Kurses genommen werden
mußte, ganz oder teilweise an den Staat ab-
führte, um auf diesem Wege den Kursgewinn,
an dem der Verkäufer keinen Verdienst hat,
der Allgemeinheit zugute zu bringen. _
Damals waren Industrie, Handel und
Außenhandelsstellen durchaus darüber eimig,
daß eine solehe Abgabe gerechtfertigt sei und
erhoben werden könne. Ganz besonders; waren
die arbeitenden Klassen für die soziale Abgabe
eingenommen. Es erschien ihnen eine Unge-‘
rechtigkeit, daß derjenige, weleher ausführt,
ohne eigenes Zutun so große Gewinne einheimse;
von dieser Seite-wurde daher die Einführung
der sozialen Abgabe energisch gefordert. Das
Ergebnis war die Verordnung vom 20. XII.
1919, in welcher die Abgabe angekündigt
wurde, Die Höhe derselben sowie die näheren
Bestimmungen wurden jedoch nicht erlassen.
Leider zögerte man in der Regierung
noch weiter, und erst Ende April wurde plötz-
lich das Gesetz über die. Abgabe veröffentlicht
und von den Außenhandelsstellen gefordert,
daß diese die Durehführung bis zum 1. Mai
ermöglichen sollten. Den eindringlichsten Vor-
stellungen, daß dies’ praktisch nieht möglich
sei, gelang es, nur einen Aufschub bis zum
10. Mäi zu erhalten. }
Die erlassenen Prozentsätze, welche im
teichswirtschaftsministerium ohne Befragen
der einschlägigen Kreise festgesetzt worden
waren, ließen sofort erkennen, daß man dem
in den letzten Monaten oder Wochen einge-
tretenen wirtschaftlichen Umsehwung keinerlei
Rechnung getragen hatte. Die Sätze waren
auf Grundlage der Markt- und Preisverhält-
nisse im Dezember 1919. bzw. Januar 1920
aufgebaut. Seit dieser Zeit simd jedoch sehr
erhebliche Veränderungen eingetreten. Die In-
landpreise haben sieh für manche Artikel
seit Ende vorigen Jahres verdreifacht und
gegenüber dem Friedensstand den 25-fachen
Betrag erreicht. Hierdurch war selbst bei einem
Kurse von 1/;, bis !/sg des normalen eine Aus-
1) Korn-Glatzel. Handbuch. d. Phototelegr., 5: 281. .
Heit BIN:
En
7
‚ gleichung mit dem Weltmarktpreis eingetreten.
Auf der anderen i
Seite waren die Preise im
Auslande gegenüber dem. Friedenspreis nur
auf den 2- bis 3-fachen Wert gestiegen, Außer-.
dem, und dies ist der schwerwiegendste Um-
stand, war seit Anfang April eine stetige
Steigerung unseres Kurses eingetreten, die an
sieh natürlich sehr erfreulich ist, den Export-
gewinn jedoch verschwinden läßt. Die Ver-
hältnisse haben sich soweit. umgekehrt, , daß
für die meisten Erzeugnisse, soweit überhaupt
noch von einem Kursgewinn gesprochen wer-
den kann, dieser nur sehr gering ist und für eine -
. ganze,Reihe die Umkehrung bereits soweit ein-.
getreten ist, daß der augenblickliche Inlandpreis
den bisher geforderten Auslandpreis übersteigt.
Die Grundlagen, welehe zur Aufstellung der so-
zia'’en Abgabe führten, sind also nicht mehr
vorkanden. Hinzu kommt weiter, daß nicht nur
im Inlande, sondern auch im Auslande eine
starke Stoekung des Absatzes eingetreten ist,
da bei den so außerordentlich in die Höhe
gegangenen Preisen niemand mehr in der Lage
ist, irgend etwas anzuschaffen oder Anlagen
zu erweitern. In diesem Augenblick, in welchem
sich unser ganzes Wirtschaftsleben in einer
außerordentlich schweren und scharfen Krise
befindet, kommt die. Regierung mit der In-
kraftsetzung des Gesetzes über die soziale Ab-
‚gabe, einem Augenblick, der ungünstiger und
unzwecekmäßiger nicht gewählt werden konnte.
Die Regierung hat sich scheinbar auf dieses
Gesetz festgelegt. Es ist daher aus politischen
Gründen vielleicht nieht zweckmäßig, gegen
dieses als solches vorzugehen, umsomehr, da man.
nicht weiß, wie sich die wirtschaftlichen Verhält-
nisse entwickeln und ob wir nicht in 2 oder 3 Mo-
naten solche Kursverhältnisse haben, die einen
Ausfuhrgewinn wiederum gestatten und damit
auch die Erhebung der sozialen Abgabe.
Aber die Höhe der Prozentsätze ent-
spricht nieht dem augenblicklichen Ver-
dienst. Dieselben müßten durchweg auf die
Hälfte vermindert werden, und außerdem
müßte die ganze Abgabe in eine gleitende
Form gebracht werden, damit sie sich ‘von
selbst in großen Zügen den Wechseln des
Kurses anpaßt. Die Regierung hat erst einmal
das Gesetz in Kraft gesetzt, um dann die Ver-
änderungen und Verbesserungen, von welchen
nachträglich durchzuführen. Für die deutsche
Ausfuhr bedeutet dies eine sehr erhebliche Er-
schwerung sowie große Belastung in einem
Augenblick, in welchem man eigentlich alle
Beschränkungen so viel als möglich beseitigen
sollte, um die Ausfuhr zu heben.
Von seiten
Elektrotechnik sowie auch von seiten des Zen-
“tralverbandes der deutschen elektroteehnischen
Industrie sind sofort bei der Regierung die
notwendigen Schritte eingeleitet worden, um
die Härten der Abgabe so weit als möglich zu
mildern. Da die Klagen aus allen Handels-
der Reichswirtschaftsrat beschlossen, einen be-
sonderen Ausschuß, bestehend aus 3 Vertretern
nehmer zu bilden, welcher die Beschwerden
gegen das Gesetz zu prüfen und die Härten
Zu mildern haben wird. Es ist zu hoffen, dab
es diesem Ausschuß in sehneller Arbeit gelingt,
den augenblicklichen Verhältnissen anzupassen,
damit die soziale Gebühr nieht zu einer Sonder-
besteuerung des Unternehmergeistes deutscher
Ausfuhr wird. Über die Veränderungen wird
in der nächsten Zeit berichtet werden.
Isolerte Leitungen . „ . . 1%
Kabarett see
Elektrische Maschinen und
Transformatoren . 6bis 5,
39 Akkumulatoren: 0, nu £
Metallfadenlampen usw. . . 8
Telephon-, Telegraphen- so-
wie ‚Schwachstromerzeug-
MIRRORS EIER
Installationsartikel . . . : 5.
Elektromedizinische Erzeug-
Niske ale A Sl
Elektrizitätszähler . . . . 8»
Galvanische Elemente. . . 5,
Heiz- und Kochapparate. . 8,,
Igolierröhr. „nee... ann Do
. Eine genaue Aufstellung der Abgaben,
welche nach dem Statistischen Warenverzeich-
nis. geordnet sind, ist bei der Außenhandels-
stelle der Elektrotechnik, Berlin W 10. Corne-
Jhusstraße 3, kostenlos erhältlich. A.A.Br.
1) U. a. hat die deutsche Maschinenindustrie unter.
Führung des, Vereins De utscher Maschinenbau-
Anstalten in einer
sammlung nach einem Referat des Generaldirektors Becker,
Köln-Kalk, sehr energisch gegen die Ausfuhrabgabe Stellung
genommen und deren schleunige Anßerkraftsetzung für den
Bereich des Maschinenbaues gefordert. D.S. ;
10. Juni 1920.
sie weiß, daß sie vorgenommen werden müssen,
der Außenhandelsstelle der
und Industriekreisen gekommen sind!), so hat
der Arbeitgeber und 3 Vertretern der Arbeit--
stark besuchten öffentlichen Veir-
die Ausführungsbestimmungen dieses (resetzes
Die Höhe der Abgabensätze istin großen 4
Zügen folgende: ö BEN
—_ Beleuchtungsstoffe zeigt,
SEN?
s
10. Juni 1820.
- Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Das Goldenberg-Werk des Rheinisch- West-
fälischen Elektrizitätswerks. — Das Rheinisch-
Westfälische Elektrizitätswerk hat in den letz:
ten Jahren die nachstehend
Energiemengen abgegeben!):
Geschäftsjahr. 1913.14. 1914/15 „1915/16 1916/17. 1917/18 1918/19
2. Mil. kWh 290. 1293 :388.. 555 688
; Der starke Zuwachs während der Kriegs-
jahre erklärt sich durch den gesteigerten Bedarf
- namentlich der chemischen und metallurgischen
- Industrie. Während die Stromabgabe bis zum
Oktober1919 noch anstieg und vor Ausbruch der
_ Revolution das Höchstmaß mit rd 80 Mill.k Wh
172
-_ im Monat erreichte, fiel sie darauf auf fast die
Hälfte, sie hatte auch Ende Dezember 1919
noch nicht die Höhe der vorjährigen Abgabe er-
reicht. Infolge der Aufhebung der Verdunke-
lungsmaßnahmen in den Städten und des
Hungers nach elektrischem Licht, der sich ins-
besondere auf dem Lande mangels sonstiger
stieg allerdings die
Liehtabgabe im letzten Geschäftsjahre gegen
das Vorjahr um fast 30%. Der Stromrückgang
ist, abgesehen von Produktionseinschränkung
infolge Kohlenmangels,‘ auf den geringeren
Kraftverbrauch der Industrie zurückzuführen,
die infolge des Aufhörens der Kriegsindustrie,
der Notwendigkeit der Umstellung, der Ein-
wirkungen der Revolution und des Fehlens
an Rohstoffen daniederlag. Außerdem wurden
17 Straßen- und Kleinbahnen mit Strom
‚versorgt (s. Abb. 1). Zur Bewältigung dieser
Leistung sind die beiden größten Kraftwerke.
‘
E.W Westfalen
oBorken
M NSS,
Aachen N N Altenki
. °
Ruhrtalsperren-Verba D
der Gesellschaft, das mit Braunkohlen betrie-
bene Goldenberg-Werk bei Köln?) und das mit
Steinkohlen betriebene Reisholz-Werk®) bei Düs-
seldorf, ausgebaut worden. Das Goldenberg-
Werk wurde auf 6 Turbodynamos von .je
15 000 kW und 2 Turbodynamos von je 50 000
- kW Leistung erweitert. Von den letzteren ist
eine betriebsbereit, die andere wird z. Zt. auf-
gestellt. Das Goldenberg-Werk enthält jetzt
44 Hochleistungs-Steilrohrkessel mit 330 000 m:
Heizfläche und ist nach seiuem vollständigen
Ausbau das größte Dampfkraftwerk in Europa.
Das Reisholz-Werk ist auf 75000 kW, seine
Kesselanlage auf 18500 m°Heizfläche vergrößert
worden.
hende Hochspannungsleitungen für 100 kW
verbinden das Goldenberg- mit dem Reisholz-
') ‚Geschäftsbericht vom 2%. XII. 1919,
..%) Vgl. „BETZ“ 1918, 8. 188
8) Vgl. SETZ* 1912, 8. 1187.
aufgeführten
sie, “ eds
Gersteinwerk
\ Dortmund
EMW. Siegerland
RN N
‘8
"Steinkohlen-Kraftwerk. Braunkohlen-Kraftwerk. Wasser-Kraftwerk.
Abb. 1. Versorgungsgebiet des Rheinisch-Westfülischen Kraftwerks.
‚von denen
Aus Stahl-Aluminium-Seilen beste-
RUNDSCHAU.
Werk, auch werden das Erftwerk und die Werke
Osterath, Lintorf und Singlas teils mit 25, teils
mit 100 kV unter Verwendung von Eisenseilen
vom (oldenberg-Werk gespeist. Der Rhein
wird an fünf Stellen mit 100-k W-Leitungen
überschritten; ö
505 m bei 106 m hohen’ Überführungstürmen.
Zum Tätigkeitsgebiet des Rheinisch- West-
fälischen Elektrizitätswerks gehört auch die
Gasfernversorgung; sie hat im Geschäftsjahre
1918/19 rd 55 Mill. m3 betragen. W.
Erweiterungen von Elektrizitätswerken. —
Manchester (England). Am 15. XII. 1919 ist
eine neue 25 000-kW-Turbodynamo im Werke
Stuart Street in, Betrieb’ genommen worden.
Dort wurde auch. kürzlich, wie „Rleetrieian‘'
Bd. 83, 1919, .-S. 731 berichtet, der srößte
Dampfikessel in Großbritannien, ein Babeock-
. Wileoxseher Wasserrohrkessel von über 50 000 kg
stündlicher Verdampfungsleistunge, aufgestellt.
Sheffield (England). Die drei vorhan-
denen Kraftwerke mit zusammen über 67 000
kW Leistung werden z. Zt. für 157 000 kW aus-
gebaut. Die Kraftwerke, welche seit 1898 von
der Stadt betrieben werden, haben im letzten
Geschäftsjahre, der ‚‚Times‘ zufolge, 162 Mill.
kWh abgegeben und können nach Fertig-
stellung des Ausbaus jährlich 600 Mill. kWh
liefern. 5000 Elektromotoren sind an das
städtische Netz angeschlossen.
Meßsgeräte und Meßverfahren.
Vergleichende Messung von Normalwider-
ständen. — Da die Normaleichungskommission
‘(NEK) in Wien keine Ohmrohre besitzt und
auch vorläufig die Herstellung solcher Rohre
nicht in Aussicht genommen ist,
beruht ihre Widerstandseinheit auf
einem Satz von Normalwiderstän-
. den aus Manganin von der Firma
0. Wolff, Berlin, die nach den An-
gaben derPhysikalisch-Technischen
Reichsanstalt (PTR) gebaut sind
und seit 1894 in Abständen von
etwa 5 Jahren in der PTR an die
deutsche Widerstandseinheit ange-
schlossen wurden. Da seit 1914
eine Nachprüfung der Widerstände
nicht vorgenommen worden war
und bei den jetzigen Verhältnissen
ein Versand der Widerstandsnor-
male wegen des Transportrisikos
nicht angezeigt erschien, wurde
von Herbert Conrad, Wien eine
N Mörnetgisperre velative Vergleichung der Wider-
stände unter sich ausgeführt, um
ee Arrsberg Anhaltspunkte über etwaige rela-
werk \, Üerdeche ke tiveVeränderungen der Einzelwerte
> Oflagen „u gewinnen.!) Dabei wurde das
en EN eo 1-2-Normal Nr. 648 als Grundlage
So NSchlernke Fvechngse der Vergleiehung gewählt, auf das
VERS 936 Krähminklerbrüche Mark dann alle anderen Werte bezogen
SALSA ammersten wurden. Das für dierelativen Ver-
RL \ gleichungen des ganzen Wider-
NP ummersblach standssatzes erforderliche Wider-
Immekepeel standsverhältnis 1:10 wurde in be-
De Dieringhsn kannter Weise durch Aufbau von
VRösra EMW Siegen aneinandergereihten Widerständen,
Gummersbach 272% die im Verhältnis 1:1 gemessen
wurden, ermittelt und daraus der
Wert des Normals Nr. 647 von 102
abgeleitet, der sich von dem im
Juni 1914 von der PTR angegebe-
nen Wert nur um einige Million-
tel, des Betrages unterscheidet.
Für die Messungen im Verhältnis
1:1 wurde die Thomsonbrücke be-
nutzt nach der Methode der gleich- _
zeitigen Interpolation der Verzwei-
gungs- und Überbrückungswider-
stände?). Die Messungen im Ver-
hältnis 1:10 erfolgten oberhalb 12
nach derWheatstoneschen Brücken-
methode, wobei die
lation durch Nebenschluß an einen der Wider-
stände ausgeführt wurde. Für den Anschluß
der Dekaden unterhalb 1 2 im Verhältnis 1:10
wurde wieder die Thombrücke verwendet.
wobei zur Kompensation der Zuleitungen das
in der „Meßtechnik“ 8. 323 angegebene
Verfahren angewendet wurde. Für alle Mes-
‚sungen sind Beispiele mitgeteilt; die Tempera-
turkoeffizienten der Widerstände wurden z. T.
neu bestimmt. In einer Zahlentafel sind die
auf diese Weise bei 20°C gefundenen. Werte
der Normalwiderstände mit den früher von
der PTR ermittelten Zahlen zusammengestellt,
die meisten aus 1914 stammen,
einige.aber auch aus 1901, 05 und 09. Imoall-
‚gemeinen ist die Übereinstimmung eine recht
‚befriedigende, so daß ‚man zu der: Annahme
‚berechtigt ist, daß die Normale seit ihrer
') „Blektrotechn. u. Maschb.“ Bds 37, 1919. S. 522.
2) Vgl. Jaeger, Elektrische Meßtechnik, 8, 339.
Heft 23.
die größte Spannweite beträgt /
Interpo- '
‚lose Fahrdrahtteile eingeschaltet sind.
- Maste bestehen in der Stadt Belfort aus Stahl,
keine er-
Nur bei
zeigt sich eine
letzten Vergleichung in der PTR
hebliche Veränderung erlitten haben.
zwei Starkstromwiderständen
erheblichere Abweichung der Werte gegen
früher, was aber wegen der stärkeren Bean-
spruchung dieser Widerstände nicht verwun-
derhieh. ist W. I.
Verkehr und Transport.
Elektrische Schmalspurbahn im Vewaltungs-
bezirk Haut-Rhin. — Die im Abb. 2 erkennbaren
Eisenbahnlinien, welche dem Zwischenortver-
kehr dienen,waren beiKriegsausbruch fast fertig-
gestellt. Sie besitzen einetresamtlänge von 68km,
Mkm“.,
Giromagny e Rı ougemont re Chateau {
| Eruepfort \
la Orapelte
Les Errwes)
\
Aogpe
la forge A
Chevremant | “
Q “ce
ZeunnbuS5s/ Montreux Veur
50
y }
Fomaine
$ Hr
Dantermarie
©
ZZ
\ Pe
0 S
\r x
Brebotfe
Abb. 2. Elektrische Schmalspurbahn im Haui-Rhin.
‚eine Spurweite von Im und werden mit einpha-
| sigem Wechselstrom von 6000 V 25 Per betrie-
ben. Diese Spannung ist auch in der Stadt Bel-
fort beibehalten worden. Da sich wegen des ge-
ringen Kraftbedarfes von nur etwa 1000 kW
die Errichtung eines eigenen Kraftwerkes nicht
lohnte, so: wird der Strom aus dem 20 km von
Belfort gelegenen Dampfkraftwerk Ronchamp
‚, bezogen. Das Bahnunterwerk befindet sich in
La Forge bei Belfort, wo der mit. 30 kV
Spannung ankommende Drehstrom zunächst
‚auf, 3000 V umgeformt und dann durch zwei
Umformer, die aus mit Einphasen-Synehron-
generatoren für 500 kVA Leistung gekuppelten
Drehstrom-Asynehronmotoren bestehen, inEin-
phasenstrom von 6000 V 25 Per umgeformt
wird. Zur Betätigung der Hochspannungs-
apparate wird elektriche Fernsteuerung be-
nutzt.
Die Triebwagen sind mit je zwei Drehge-
stellen ausgerüstet, deren jedes 2 Motoren
trägt. Außerdem gehören zur Ausrüstung ein
Transformator von 140 kVA, der unter dem
Wagen zwischen den Drehgestellen aufge-
hängt ist, und eine elektrisch angetriebene
Druekluftpumpe für die Bremsen und zur Be-
wegung der Bügelabnehmer. Der Transforma-
tor hat zwei Sekundärwicklungen, eine für die
Motoren und eine zweite, welche 120 V für die
Beleuchtung und Heizung des Wagens sowie
für den Betrieb der Luftpumpe und des Be-
tätigungsschalters liefert. Die Motoren sind
als Repulsionsmotoren ausgeführt. Ihre Rege-
lung, welche durch elektrische Fernsteuerung
‘bewirkt wird, erfolgt durch Änderung der
: Klemmenspannung. Die Motoren werden dan-
‚ernd in Parallelschaltung betrieben und können
an Spannungen von 310, 415, 500 oder 550 V
angelest werden. Ein selbsttätiger Differen-
tial-Uberstromschutz im Stromkreis der Be-
tätigungsschalter ist vorgesehen, welcher den
otorenstrom bei zustarkem Ansteigen abschal-
tet. Die Motoren sind 4-polig und haben eine
Stundenleistung von 35. bis 40O\PS bei 75° ©
Ubertemperatur.. Die Übersetzung auf die
Triebachsen beträgt 1: 4,93 und ergibt bei
750. Umdr/min und 850 mm: Laufraddurch-
messer eine Fahrgeschwindigkeit von 32 km/h.
. Der Fahrdraht besteht aus Rillenkupfer, hat
50.mm? (Querschnitt und ist an I m langen,
| nachgiebigen Ketten auigehängt. Der Trag-
draht besteht aus einem 7-adrigen Stahlseil,
| dessen jede, Ader 4 mm Durchmesser besitzt.
Die Strecke ist, in Abschnitte geteilt, zwischen
denen durch Ölsehalter überbrückbare, ER
ie
sonst aus Eisenbeton. Die Anlage, deren ge-
samte elektrische Ausrüstung von der Soci6t&
ar ER Seh
Alsacienne de Constructions Meeaniques, ge-
456
N
Elektrotechnische Zeitschrift, 1926. Helt 23.
liefert wurde, hat zufriedenstellende Ergebnisse
gezeigt und wird z. Zt. ausgebaut. („Limes
Eneineering Supplement“.) ah.
Oo
Beleuchtung und Heizung.
Bogenlampenkohlen für Scheinwerfer. —
Die englische Admiralität veranlaßte eine
Untersuchung über die relative Eignung
verschiedener Kohlensorten für Scheinwerfer-
zweceke; außerdem sollte festgestellt werden,
welche” Verbesserung an den Kohlen selbst
und der Art, sie zu verwenden, vorgenommen
werden könnte. Die Untersuchungen wurden
nieht im Scheinwerfer selbst ausgeführt, es
wurde vielmehr nur eine Scheinwerferlampe
benutzt, die in einem großen kubischen Hohl-
raume von 2 m Seitenlänge brannte. Dieser
innen geweißte Hohlraum kann unter Beach-
tung gewisser Vorsichtsmaßnahmen eine “ul.
briehtsche Kugel ersetzen. In erster Linie
wurde festgestellt, daß die Lichtstärke wesent-
lich unabhängig von der Liehtbogenlänge bzw.
der Lichtbogenspannung ist und nur von der
Stromstärke abhängt. So lieferten beispiels-
weise 200 A bei 70 V die gleiche Lichtausbeute
wie 200 A bei 100 V, Für Scheinwerferzwecke
darf die Bogenlänge nicht unter ein bestimmtes
Maß herabgehen, da sonst die Strahlung vom
positiven Krater aus behindert wird. Als weite
res Resultat ergab sich, daß die untersuchten
verschiedenen Kohlensorten keinen wesent-
lichen Unterschied hinsichtlich der Liehtaus-
beute und der Kraterhelligkeit aufwiesen, wenn
sie in gleicher Stärke und mit gleicher Strom-
belastung verwandt wurden. Die Lichtausbeute
für die aufgewandte Stromstärke steigt aber
mit dem Kohlendurchmesser etwas an, vermut-
‚lich wegen der stärkeren Abkühlung bei der
“Anwendung dünnerer Kohlen. Die maximale
Stromstärke, die von unverkupferten Kohlen
ohne schädliche Überhitzung aufgenommen
werden kann, wird durch die folgende empiri-
sche Gleichung ausgedrückt imax — 1,8 di
worin d den Kohlendurchmesser in mm bedeu-
tet. Die Beziehung zwischen Lichtstärke (c).
Stromstärke (i) und Kohlenquerschnitt (4) wird
durch folgende empirische Gleichung ausge-
drückt: e= Ai + Ba-+ 0, in der die Konstan-
ten sind: A=150, B=- 5:0 = — 2000.
Eine Versuchsreihe wurde dann noch mit ver-
kupferten positiven Kohlen durchgeführt. Die
Kohlen von 28 mm & waren normal für 110 A,
d.h. 0,18 A/mm? bestimmt. Sie wurden mit
150 bis 220 A bei 58 bis 86.V gebrannt. Bei 220
A Belastung wich. die Liehtstärke um nicht
mehr als 13% vom Mittel ab. Zum Schluß
wurde noch der Einfluß der Beschattung durch
die negative Kohle in DO DDIR zum Durch-
messer der positiven (D) und der negativen
Kohle (d) sowie der Bogenlänge (q) untersucht.
Die Verdunkelung ist durch folgende Formel
auszudrücken:
50 ]
|P+@+4® -(4D°4@+ 107 1@:D> |
(G. &. Paterson, J: W. T. Walsh, A\ K.
Taylor und. W. Barnett. „Eleetrieian‘‘,
Bd. 83, .1919, 8. 625.). I.
Dampfluftheizung. — A. Schrader be-
richtete vor der „Freien Vereinigung Berliner
Heizungsingenieure“ über Apparate für Dampf-
luftheizungsanlagen, welche von der Firma
Danneberg & Quandt, Berlin, hergestellt wer-
den, und die der bei der jetzigen Kohlenknapp-
heit zu erhebenden Forderung nach rationeller
Ausnutzung der Verbrennungswärme in hohem
Maße entsprechen. Das Prinzip dieser Heiz-
apparate besteht darin, daß ein Heizkörper
aus schmiedeeisernen, feuerverzinkten La-
nellenrohren durch eingeleiteten Dampf er-
wärmt wird und seine Wärme an die durch
Niederdruck-Zentrifugalventilatoren mit 4 bis
9 m/s Geschwindigkeit vorbeigetriebene Luft
Apparat für Zentralheizung.
abgibt. (Abh. 3). Die so erwärmte Luft wird
dann bei Zentralheizungsanlagen durch weite
Blechröhren oder Kanäle im Mauerwerk den
zu erwärmenden Räumen zugeführt und dort
dureh meist nach unten gerichtete Ausblase-
stutzen verteilt. Bei sehr ausgedehnten Räum-
lichkeiten finden Einzelapparate Anwendung,
welche den Heizdampf einer Rohrleitung ent- |
nehmen und außer dem Heizkörper einen
Ventilator enthalten. Dieser saugt die Raum-
luft von unten an und bläst sie in erwärmten
Zustande durch am oberen. Teil des Heiz-
apparates angebrachte Schlitze mit einer Ge-
schwindigkeit von 4 bis 9 m/s schräg nach
unten wieder aus. (Abb. 4). Der Antrieb des
Abb. 4. Apparat für Einzelheizung.
Ventilators erfolgt elektrisch oder durch Rie-
mentrieb von einer vorhandenen Transmission.
Die Vorzüge der Dampfluftheizung liegen neben
ihrer einfacheren Aufstellung in dem Fortfall
der bei gewöhnlicher Dampfheizung erforder-
lichen, für die Heizwirkung wertlosen, großen
Metallmassen (Rohrleitungen, Heizkörper), wel-
che durch ihre erhebliche Wärmekapazität die
Betriebsbereitschaft der Anlage verzögern,
hauptsächlich aber in, der wirksameren Be-
heizung der unteren Luftschichten und der
schnellen Erreichung des BONlactnu gs aa,
- AR:
. Fernmeldetechnik.
Drahtloser Notanruf für Schiffe. — Die draht-
lose Telegraphie hat sich seit Jahren als das
wirksamste Mittel erwiesen, einem in Seenot
befindlichen Schiffe durch andere in der Nähe
befindliche Schiffe Hilfe zu bringen. Wenn
auch im Laufe der Zeit eine immer steigende
Anzahl von Schiffen mit Einrichtungen für
drahtlose Telegraphie ausgerüstet worden sind, -
so kann die günstigste Wirkung des neuen Ver-
kehrsmittels bei Seenot doch nur erreicht wer-
den, wenn alle Schiffe. drahtlos Zeichen geben
und dauernd drahtlos empfangen können.
Gerade diese letzte Bedingung ist aber der Aus-
nützung aller Vorzüge der drahtlosen Tele-
graphie hinderlich gewesen. ie Gars näm-
lich die dauernde Besetzung der Schiffstation
mit einem Beamten, verursacht also laufende
bedeutende Ausgaben für Bedienungspersonal.
Eine wesentliche Verbesserung bedeutet daher
in dieser Beziehung eine von der Gesellschaft
für drahtlose Telegraphie — Telefunken — in
Berlin geschaffene Einrichtung, die die Wir-
kung der drahtlosen Empfan sanlage eines
Schiffes bei einem Seenotanruf von der Be-
dienung der Anlage unabhängig macht. Das
von Telefunken seit 1916 entwickelte Anruf-
gerät ist so gebaut, daß es nur bei dern inter-
national vorgeschriebenen
Seenotanruf — SOS —teine
Alarmglocke einschaltet. Alle
En sonstigen drahtlosen Zeichen
von benachbarten Schiffen
und ebenso starke atmo-
sphärische Störungen lösen
diesen Anruf/nicht aus. Das
Gerät ist trotz größter Em-
ruf auch bei den stärksten
Sehiffsbewegungen betriebs-
sicher. Das Auslösesignal
muß natürlich mit großer
Genauigkeit gegeben wer-
den, wiefsie !bei der Bedie-
nung der Sendetaste mit
der Hand nicht :» möglich
ist. Daher ist neben der
Handtaste "eine besondere
Notruftaste vorgesehen, die
» die Zeichen
-fangsapparat nieht durch einen ‘ Beamten be- -
‚dige vom 10. VI. 1914 enthaltenen Sätze mit
pfindlichkeit für den Not-.
| Sie begann 1917 mit dem Erwerb der bis dahin
OS selbst-
REN,
10. Juni 1920.
Der Empfangsapparat erhält ein
auf das Zeichen abgestimmtes Relais, das die
Alarmglocke in Tätigkeit setzt. Dieses steht
dauernd empfangsbereit, auch wenn der Emp-
tätig ‚gibt.
setzt ist. Sache der internationalen Regelung
wäre es nun, für den Notruf die Wellenlänge
und den Taktschritt festzusetzen. Dann be-
dürfen die mit dem neuen Telefunken-Notruf-
gerät ausgerüsteten Schiffe zur Bedienung ihrer
Bordfunkstelle keines Personals mehr, das nur
auf den Notruf zu achten hätte. Eine ähnliche,
Einriehtung sollnach Zeitungsnaehrichten auch
Marconi geschaffen haben. Es zeigt dies, dab
auch von seiten anderer Staaten einer solchen
Verbesserung Beachtung geschenkt wird, so
daß zu hoffen ist, daß die für die Sicherung
des Eigentums und des menschlichen Lebens
auf See wichtige Einrichtung weiteste Anwen-
dung finden wird. Rp. -
Physik und Theoretische Elektrotechnik.
Eine neue, besonders einfache Handregel-
— Die bisher benutzten Regeln für die Be.
stimmung des magnetischen Feldes eines elek-
trischen - Stromes können leicht vergessen
werden. Bei der neuen Regel braucht man
nur zu wissen, daß der, Stromleiter mit der
rechten Hand zu greifen ist (Abb. 5). Daß
N Abb. 5.
f
der Daumen/die Stromrichtung, die Finger-
spitzen die Kraftlinienricehtung angeben, kann
man nicht verwechseln, weil mehrere Kraft-
linien und mehrere Finger vorhanden sind,
hingegen nur ein Strom und ein Daumen,
Die Regel ersetzt nieht nur die Ampöresche
Regel, da ja die Magnetnadel mit dem Nord-
pol die Riehtung der Kraftlinien annehmen
muß, sie gestattet auch leicht, die Pole eines
Elektromagnets zu bestimmen. Sogar die Bi!
Regeln zur Bestimmung der Richtung der
elektrischen Induktion macht die neue Regel
überflüssig. Hierzu braucht man nur daran zu |
denken, daß bei dem Stromerzeuger sich die
Kraftlinien vor dem elektrischen Leiter stauen
und bei dem Motor’ hinter demselben, weil die
Kraftlinien die Bewegung im ersteren Falle
hindern und im zweiten Falle treiben. Hieraus
ergibt sich die in Abb. 6 (Stromerzeuger) und 7
ul) ya!
( ( v
Se
Abb. 6. Abb. 7.
(Motor) gezeichnete Richtung der Kraft-
liien um den Leiter, der sich nach rechts be-
wegt, und ‚mit Benutzung der neuen Hand-
regel auch die durch Kreuz und Punkt ange-
gebene Stromrichtung. Somit ersetzt die
neue Regel auch die Flemingsche Regel,
welche leicht vergessen werden kann bzw.
gestattet, sich diese wieder ins Gedächtnis
zurückzurufen. P. Schiemann.
Verschiedenes.
Erhöhung der Gebühren der gerichtlichen
Sachverständigen. — Durch Verordnung der
Reichsregierung vom 22. Mai 1920 (Reichsan-
zeiger vom 28. V. 1920 u. Reichs-Ges. Bl.
S.. 1068) sind die in $ 2, 3 und 7 der Ge-
bührenordnung für Zeugen und Sachverstän-
Geltung vom 1. VI. 1920 ab auf das 2%, fache
erhöht worden. Die Stundensätze für Sach-
verständige nach $ 3 betragen demnach jetzt
7,50 M und bei besonders schwieriger Sach-
prüfung 15M. Die Aufwandentschädigung
bei Reisen ist auf 40 M für den Tag und 12M
für jedes Nachtquartier erhöht worden. —2.
Ak ee nn
3
- Energiewirtschaft.
R Die Elektrizitätswirtschaft desReichsschatz-
ministeriums und der staatlichen Elektrizitäts- .
werke Sachsens. — Die Industrie-Abteilung des
Reiehsschatzministeriums, das, wie erinnerlich,
im vorigen Jahre etwas sehr unvermittelt und
unerwartet die Bearbeitung der Elektrizitäts- 2
‚wirtschaft übernahm, gibt in dessen „„Nachrich-,
tenblatt‘‘ eine Übersicht über die bisherige Be-
tätigung des Reiches auf diesem Gebiet.
der Allgemeinen Elektrieitäts-Gesellschaft ge-
il
10. Juni 1820.
hörenden Aktien der Elektrowerke A.G.,
Berlin, der Eigentümerin des Großkraftwerks
Zsehornewitz bei Bitterfeld. Die Leistung letz-
terer, die Braunkohle der benachbarten Grube
Golpa ausnutzenden Anlage (rd 0,1 Mill. kW)
wird, abgesehen von der Versorgung der Reichs-
stiekstoffiwerke bei Wittenberg, bekanntlich.
seit 1918 mittels einer 132 km langen doppelten
Hochspannungsfreileitung zur Stromabgabe an
die Städtischen Elektrizitätswerke Berlin ver-
wertet. Sie soll aber im laufenden Jahre auch
im Süden Verwendung finden und zur Beliefe-
rung der Stadt Leipzig wie der Provinz Sachsen
beitragen. Für den Bau und Betrieb von Hoch-
spannungsleitungen, die als noch vor Verab-
schiedung. des Elektrizitätsgesetzes beschlos-
sene Maßnahme zur Bekämpfung der Kohlen-
not auf elektrischem Gebiet dazu dienen, die in
an den Energiequellen liegenden Werken ver-
fügbare elektrische Arbeit den bisher auf die
Heranschaffung von Steinkohle zum Betrieb
ihrer Elektrizitätswerke angewiesenen Ver-
. brauchsgebieten zuzuführen, hat das Reich
dann weiter die Gesellschaft für Kraft-
übertragung G.m.b. H., Berlin, gegründet.
Diese übernahm die genannte Berliner Leitung,
sodann eine ursprünglich zu Kriegszwecken
zwischen Zschornewitz und Bitterfeld errich-
tete und baute, daran anschließend, eine Strom-
führung nach Gröbers bei Halle zur Versorgung
der Provinz Sachsen und darüber hinaus nach
Leipzig zur Deckung des Konsums im west-
lichen Lande Sachsen. Ende 1919 ging die
Kraftzentrale (60 000 kW) des während des
Krieges in der Nähe von Senftenberg (Nieder-
lausitz) geschaffenen Aluminiumwerkes
Lauta und das Unternehmen der Nieder-
lausitzer Kraftwerke A.G. (20 000kW) mit
der zugehörigen Braunkohlengrube Brigitta bei
Spremberg an eine neue Reichsgesellschaft, die
Mitteldeutsche Kraftwerke A.G. über.
Beide, bisher allein der Erzeugung von Alumi-
nium und Stickstoff dienstbaren Stromquellen
sollen nun außerdem ebenfalls für die Elektrizi-
tätsversorgung der Industriegebiete herange-
zogen werden. Zu dem Ende baut die Gesell-
schaft für Kraftübertragung eine Hochspan-
nungsleitung aus der Lausitz nach Mittelsach-
sen, um Dresden zu speisen und dem erheb-
lichen Mangel des nordsächsischen Industrie-
gebietes an elektrischer Arbeit zu steuern. In
Vorbereitung befindet sich überdies eine Lei-
tung aus der Lausitz nach Brandenburg und
Berlin, das durch den dann doppelten Bezugs-
weg (von Zschornewitz und Lauta) noch mehr
von umfangreicher Steinkohlenzufuhr entlastet
werden soll. Daß in dieser Beziehung sehr ener-
gisch vorgegangen werden muß, ergibt sich aus
den Ziffern über den Energiebedärf der Ber-
liner Industrie im Vergleieh mit der für das
laufende Jahr verfügbaren Leistung an Fern-
strom und auch daraus, daß nach Mitteilungen
der Tagespresse die Arbeitnehmer nicht bereit
zu sein scheinen, sich der im Interesse äußerster
Ausnutzung dieser Stromzufuhr eingerichteten
Nachtarbeit!) noch auf längere Zeit zu unter-
ziehen, Ein auf die Sicherung der Belieferung
Berlins mit elektrischer Arbeit bezüglicher An-
_ trag ist bei der Stadtverordnetenversammlung
gestellt worden.
Über die durch Gründung der A.G. Ost-
preußische Kraftwerke mit der kommu-
nalen Verteilungsgesellschaft Überlandzen-
trale Ostpreußen eingeleitete Zusammen-
fassung der Elektrizitätswirtschaft in der Pro-
vinz Ostpreußen — zunächst durch Ausbau
von Wasserkräften und deren Verbindung mit
dem Königsberger Dampfkraftwerk — ist hier
bereits eingehend berichtet worden?), und’der
Leser kennt aus den Darlegungen des Gewerbe-
inspektors Hartig3) auch die Einwände, die
seitens technischer Kreise der Provinz gegen
das Vorgehen des Reichsschatzministeriums
erhoben werden. In Süddeutschland hat
sich das Reich 1918 an dem Ausbau der unteren
Alz beteiligt und zu diesem Zweck mit der Dr.
Alexander Wacker - Gesellschaft * für ' elektro-
chemische Industrie die Alzwerke G. m. b.H.,
München, geschaffen. Man rechnet bei dieser
Wasserkraft auf etwa 20 000 kW. Ende 1919
trat das Reich der Württembergischen
Landes - Elektrizitätsgesellschaft bei
und sicherte sich, als sie entsprechend umge-
staltet-wurde, bestimmenden Einfluß auf dieses
Unternehmen, das 1918 von mehreren größeren
Elektrizitätswerken des früheren Königreichs
‚gegründet war, die die Aufgabe hatten, eine
nach Norden und Osten an bestehende und zu
errichtende Hochspannungsnetze anschließ-
bare Hochspannungsleitung von Stuttgart bis
an die bayerische Grenze bei Nieder-Stotzingen
anzulegen. Verhandlungen mit den Ländern
und Interessenten über weitere Projekte, u. a.
den Ausbau von Wasserkräften in Bayern,
) Ygl. „ETZ“ 1920, 8. 157.
Val. DETZ“ 1900. 8.114.
») Vgl. „ETZ“ 1990, 8.414,
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920,
eine Tätigkeit des Reiches in Baden, die Ver-
sorgung Mecklenburgs, schweben. —
Näheres über die Elektrizitätswirtschaft
Sachsens ergibt sich aus dem soeben erschie-
nenen Verwaltungsbericht der staatlichen
Elektrizitätswerke für 19191). Danach hat
die Provinz Sachsen von dem in ihrem Besitz
befindlichen überwiegenden Betrag des Aktien-
kapitals der außer einem Teil des nordwest-
lichen Gebietes des Freistaates auch die Provinz
Sachsen in erheblichem Maße versorgenden
Landkraftwerke Leipzig A.G., Kulkwitz,
vereinbarungsgemäß 3 Mill. M an den sächsi-
schen Staat abgetreten; der Rest der Aktien
ist an den Gemeindeverband für das Elektri-
zitätswerk Leipzig-Land, Ötzsch-Markkleeberg,
übergegangen. Mit der staatlichen Stromliefe-
rung an die Stadt Leipzig aus dem Großkraft-
werk Zschornewitz wird, nachdem der sächsi-
sche Staat nunmehr mit den Elektrowerken
und der obenerwähnten Gesellschaft für Kraft-
übertragung m. b. H. sowie mit der Gemeinde
Leipzig Verträge geschlossen hat, voraussicht-
lich im Herbst begonnen werden können. Ge-
mäß einer Verständigung mit dem Elektri-
zitätswerk des Provinzialverbandes
Schlesien in Hirschberg muß der sächsische
Staat aus dem im Osten nahe der schlesischen
Grenze liegenden, im Berichtsjahr erweiterten
Kraftwerk Hirschfelde diejenigen Strommen-
gen liefern, die jenes nicht mit seinen eigenen
Wasserkraftanlagen erzeugen oder von den
schon seither mit ihm verbundenen Dampfkraft-
werken in Schlesien beziehen kann. Eine solche
Ausdehnung der staatlichen Stromlieferung
über die Landesgrenze ist auch im Westen
durch Anknüpfung von Verhandlungen mit der
Kraftwerk Sachsen - Thüringen A. G.,
Auma, ins Auge gefaßt. Etwaigen Bedenken be-
züglich der Abgabeelektrischer Arbeitaußerhalb
des Landes unter Verwendung heimischer Kohle
gegenüber weist der Bericht darauf hin, daß
eine Schonung’der sächsischen Kohlen-
schätze nicht nur durch die Zuführung eines
beträchtlichen Teiles der von Leipzig benötigten
Energie aus Zschornewitz, sondern auch da-
durch eintreten wird, daß ein Strombezug aus
dem Reichskraftwerk Lauta, u. zw. zunächst
hauptsächlich zur Belieferung des Elektrizi-
tätsverbandes Gröba, in sicherer Aussicht steht.
Zudem wird eine über die im Bau begriffenen
Elbtalleitungen geplante Verbindung Lauta—
Hirschfelde beiden Kraftwerken die Möglich-
keit gegenseitiger Unterstützung gewähren.
Von der 100 kV-Leitung Hirschfelde— Elbtal
ist die Strecke bis Rodewitz fertig und zugleich
mit einer 40 000 V-Leitung zwischen dem Um-
spannwerk Wehrsdorf und der Stadt Bautzen
unter letzterer Spannung, insbesondere für
Stromlieferung an die Elbtalzentrale Pirna, in
Betrieb genommen worden. Der Bau_ der
100,kV -Leitung’nach _D resden schreitet schnell
vorwärts; über sie soll diese Stadt zunächst
aushilfsweise mit 40 000 V versorgt werden,
während 100 kV erst nach Fertigstellung der
bezüglichen Anlagen in Hirschfelde und der
Anschlußleitung nach dem städtischen Kraft-
werk Wettiner Straße zur Anwendung kom-
men. Dann wird auch Hirschfelde neben Lauta
Energie an den Rlektrizitätsverband Gröba
abgeben können. Für die Leitung Lauta— Dres-
den, die bis Kalkreuth ebenso auf Kosten der
Reichsunternehmen hergestellt wird wie die in
Bau befindliche Leitung Zschornewitz—Leip-
zig, sind die Vorarbeiten im Gange. Eine 100
kV-Leitung zwischen Silberstraße bei Zwickau
und Herlasgrün i. V. soll zunächst zwecks ge-
genseitiger Unterstützung die Kraftwerke
Reichenbach i. V. und Ölsnitz i. E. verbinden
und demnächst über Chemnitz nach dem Um-
spannwerk Dresden-Süd führen. Im Anschluß
an dieses will die Verwaltung eine Leitung nach
der Übergabestelle Dittersdorf für die Beliefe-
rung des Überlandstromverbandes Freiberg
errichten,
Industrie und Handel.
Gewinn- und Geschäftsbeteiligung. — Der’
Grundgedanke der gegenwärtigen sozialen
Umwälzung ist die Befreiung des Men-
schen vom Stoffe Der Weg zu ihrer Verwirk-
liehung: idie Vergesellschaftung der Erzeu-
gungsmittel, d. h. die Befriedigung des Gesell-
schaftsbedürfnisses durch eine gesellschaftlich
geordnete Erzeugung im Gegensatz zu der
privatwirtschaftlich zersplitterten Wirtschaft
der Erwerbsfreiheit. Die Bewegung ist Tat-
sache. Aber schon in ihren Anfängen stößt sie
auf Hindernisse und Schwierigkeiten. In der
Tat wird auch von Vertretern der sozialistischen
Anschauung bezweifelt, ob der gewählte Wieg
gangbar sei, nämlich die Erzeugung zemein-
wirtschaftlich zusammenzufassen, ohne den Ver-
brauch dieser Bewegung einzuordnen, Der
ı) Vgl. „ETZ“ 1919, S. 880,
Heft 23.
der
weicht aber nicht mehr von der Tagesordnung
Vergesellschaftung
der öffentlichen Erörterung. Während von der
einen Seite starr an der Forderung der Verge-
sellschaftung der Produktionsmittel festgrehal-
ten wird, sucht man von anderer Seite eine be-
schränktere, aber unmittelbare Lösung: und
diese wird zurzeit in einer Beteiligung der Ar-
.beiter und Angestellten am Ertrage der Unter-
nehmungen erblickt.
In einer Sonderbeilage zum ‚„Reichs-Arbeits-
blatt“ Nr. 3 vom März 1920 ‚berichtet Dr.
Bramstedt ausführlich über „Untersuchun-
gen und Vorschläge zur Beteiligung der Ar-
beiter an dem Ertrage wirtschaftlicher Unter-
mehmungen“. Da die Lohnfragen für die Leser
der „ETZ“ von großer Bedeutung sind, geben
wir den Inhalt dieses Berichtes im folgenden
kurz wieder.
Der frühere Präsident des Privatversiche-
rungsamts Dr. jur. Gruner untersucht die
' Frage in seiner Schrift „Die Arbeiterzewinn-
beteiligung“!) wissenschaftlich. Er versteht
unter Arbeitergewinnbeteiligung eine Arbeits-
vergütung für alle Arbeitnehmer (Arbeiter und
Angestellte), bei der der feste Lohn auf Grund
des 'Arbeitsvertrages durch einen Anteil am
Gewinn der Unternehmune ereänzt wird. Alle
nach freiem Ermessen des Arbeitgebers gewähr-
ten Zusatzvergütungen (Gratifikationen) schei-
den aus. Wirtschaftlich gerechtfertigt wird die
Einrichtung durch ‘das enge Gegenseitiakeits-
verhältnis zwischen Unternehmer und Arbeit-
nehmer, obwohl der Unternehmer als Herr der
Unternehmung und der in ihren Dienst gestell-,
ten. Erzeuzungsmittel die volle Verantwortung
für die Unternehmung trägt. Im arbeitsteilig
hervorgebrachten Erzeugnis und im Cewinn der
Unternehmung aus der Verwertung ihres Ge-
samterzeugnisses sei die Frucht der Arbeits-
leistung mitverkörpert. Ihr wirtschaftlicher
Wert könne nur als notwendiger Bestandteil des
Wertes der Erzeugnisse erfaßt und <zeschätzt
werden.
Der. Lohn habe eine untere Grenze in den
Kosten der gewohnheitsmäßisen Lebenshaltung
des Arbeiters und seiner Familie und sine
obere in dem. Gebrauchswert der Arbeit, d. h.
dem Nutzen, den der Arbeitgeber aus der frem-
den Arbeit ziehe. Der Lohnkampf dreht sich
nun darum, ob sich der Lohn mehr der unteren
oder der oberen Grenze nähert. Der Arbeiter
nimmt im Lohnkampf die schwächere Stelle ein.
Die Vereinigune aller Berufssenossen aber, die
vom gleichen Streben hewest werden, macht
die Arbeiter zur höchstmörlichen Entfaltun«
aller Kräfte im TLohnkampf geschickt und
gleicht so die Schwäche ihrer Stellung aus.
Die Arheitervereinigungen setzen ‘den Arbeiter
in die Lage, eine günstige Wirtschaftslage zur
Lohnerhöhung auszunützen, sie werden aber
durch die. industrielle Reservearmee in der
Ausnutzungsmöglichkeit der günstigen Um-
stände gehemmt. ‚Außerdem haben sich den An-
beitnehmervereinigungen wbenso mächtiee Ar-
beitgelbervereinisungen entgesengestellt. Weder
die Machtenifaltung dieser Vereinieunzen noch
die Schiedsgerichte und Finigunesämter geben
die Gewähr für eine gerechte und dauerverbür-
sende Lohnreselune.. Als seeienetes Mittel zur
Versöhnune der im -Lohnkampfe aufeinander-
stoßenden Gessensätze sieht Gruner die arbheits-
vertragliche Beteiligung der Arbeiter am Rein-
ertrag an. R
Gegen den. Einwand, daß (der Arbeiter am
Verlust nicht beteilist werden solle. ist zu ser-
widern, daß dies. teils wirtschaftlich nicht ‚ge-
vechtfertigt ist, . weil sich der Unternehmer
sesen . Verluste durch Rücklagen sichert, und
daß es zum andern Teil auch nicht wahr ist.
Jeder Rückgang des Wirtschaftslebens. selbst
wenn er nur von örtlicher Bedeutung ist, drückt
nämlich auf den Lohn des Arbeiters und damit
auf sein tägliches Brot. Da der Arbeiter im
Arheitsvertrag nicht bloß seine Arbeitsleistung
und ihr Erzeugnis, sondern seinr sanze Persön-
lichkeit hingebe. werden die Leiden der In-
dustrie zueleich die Leiden der Industrie-
arbeiter, während dafür, daß die zuten Erfolge
der Unternehmungen auch den Arbeitern zu-
eıte kommen, nicht. ohne weiteres hinlängliche
Bürgschaften gegeben seien, Auch beim festen
Lohn hänge seine Höhe notwendig von den Er:
1) Verlag Karl Siegism und, Berlin 1919,
458
trägen der Unternehmungen ab, und die Forde-
rung eines mit dem Unternehmergewinn im Ein-
klang stehenden Lohnes sei als begründet nicht
mehr aus der Welt zu schaffen. ‚Daher lautet
die Frage nicht: Beteiligung oder Nichtbeteili-
sung der Arbeiter am Unternehmerzewinn, son-
dern vielmehr: Beteiligung durch Lohnkampf
und Zwang oder aber durch Verständigung
und Vertrag.“
Schwerer wiegt (ler Einwand, daß der Ar-
beitslohn durch Angebot und Nachfrage be-
stimmt und auf die Dawer nicht künstlich erhöht
wenden könne. Überhaupt wären unter dieser
Voraussetzung alle auf Lohnverbesserungen hin-
zielenden Bestrebungen sinnlos, sofern sie nicht
die unmittelbare Beeinflussung von Angebot
und Nachfrage zugunsten der Arbeiter zum
Ziele hätten; und dies könne dann nur in der
Einschränkung des Angebots von Arbeitskräften
oder, was auf dasselbe hinauskomme, in der
möglichsten Verkürzung der Arbeitszeit
möglichsten Niedrighaltung der Arbeitsleistung
(Ca-Canny-System) erblickt werden. Gegen
dieses von Lassalle als das eherne Lohn-
sesetz bezeichnete Gesetz betont Gruner, daß
es sich nicht um Naturkräfte, sondern um
menschliche Willenskräfte handle. Die Arbeiter-
sewinnbeteiligung solle keineswegs über das
durch Angebot und Nachfrage gegebene Höchst-
maß der !Arbeitsvergütung hinausführen, son-
dern lediglich innerhalb des Lohnspielraums ‘das
Spiel der Kräfte zugunsten der Arbeiter wenden
und die bei einer Verschiebung der Unter- und
Obergrenze etwa gegebene Möglichkeit zur
Besserstellung der Arbeiter verwirklichen. Das
Vereinigungsrecht der Arbeiter und ihre Ge-
werkschaften bleiben unangetastet; sie sollen
durch die Gewinnbeteiligung weder ausge-
schaltet noch zurückgedrängt werden. Durch
die Gewinnbeteiligung werde der Lohn in einen
festen Teil, der sich nach der Lage des Arbeits-
marktes richtet. und in einen beweglichen Teil
zerlegt, der sich an den Gewinn (des Unter-
nehmers anpaßt und mit ihm schwankt. Die
Gewerkschaften seien notwendig als Bürgschalft
dafür, daß der Arbeiterstand vor einem will-
kürlichen Lohndrucke bewahrt werde. Es wäre
sogar ein verhängnisvoller Fehler, die Arbeiter-
gewinnbeteiligung als Ersatz für die Arbeiter-
organisationen zu betrachten und etwa durch sie
eine Loslösung der Arbeiter von den Gewerk-
schaften zu erwarten. Ziel der Lohnkämpfe
sei die Ausnutzung der Gunst des Arbeits-
marktes für die Lohnarbeit. Gerade dies sei
auch das Ziel der Beteiligung der Arbeiter am
Unternehmergewinn. Starke 'Anbeitergewerk-
schafften seien aber die Voraussetzung der Ge-
winnbeteiligung, weil sie die Sicherheit "bieten,
daß den Arheitern der Gewinnanteil nicht durch
Herabdrückung des festen Teils der Löhne
wieder genommen werde, Der Lohnkampf trete
nur ein, wenn die Gewinnbeteiligung versage.
Erweise sie sich aber als wirksam zur Hebung
and 'Hochhaltung der Löhne, dann werden die
Lohnkämpfe zwischen Arbeitern und .Unter-
nehmern zweck- und gegenstandslos sein. Die
Gewinnbeteilieung lasse aber erst die Gemein-
samkeit von Gedeih und ‚Verderb des. Unter-
nehmers und Arbeiters sich tatkräftig betätigen
und entfesselte unermeßliche Kräfte, die heute
brach liegen und zum Teil eeflissentlich und
planmäßig niedergehalten werden. Wissen die
Arbeiter. daß bei der Gewinnbeteiligung
jede Mehrunse des Unternehmersewinns für sie
selbst eine Lohnerhöhung "bedeute, so liege
darin der natürlichste und wirksamste Antrieb
zu möglichst vwermehrter und verbesserter Ar-
beitsleistung, die Arbeitsgemeinschaft werde so
zur \Arbeitsgenossenschaft. der Arbeiter arbeite
nicht bloß gemeinsam mit dem Unternehmer,
sondern sei auch an seinem 'Gedeih und Verderb
heteilist. Deshalb entscheidet sich Gruner auch
für die Beteiligung am Gewinn des einzel-
nen Tinternehmens. Nur in dieser unmittel-
haren Verknüpfung des eigenen Vorteils des
Unternehmers mit dem Schicksal des einzelnen
Arbeitnehmers werde der Gedanke folgerichtig
verwirklicht. daß der Unternehmer mit dem Ar-
beitnehmer für das Ergebnis des Betriebes voll
hafte. Dabei sei es nicht bedenklich. daß Zu-
fälle und Glück von Einfluß auf die Lohnhöhe
des Arheiters werden, weil der zrößere Teil
seines Lohnes in einem festen Betrag bestehe.
Im übrigen ist auch die Beteiligung am Gewinn
eines eanzen Gewerbezweises nicht von allen
Zufällen frei, wie z. B. die Mode die Wollstoffe
zurunsten (der Seide oder Baumwolle verdrängen
und dadurch die Wollindustrie und ihre Arbeiter
in eine Notlage versetzen kann
Für die zweckmäßige Durchführung der Ge-
winnbeteiligung liegen bereits umfangreiche
Erfahrunsen vor. Sie eienet sich nur für Be-
triebe, die bei rezelmäßigem Geschäftsgang
nennenswerte Gewinne erwarten lassen. Für
ihre Einführung ist der Zeitpunkt der beste, in
dem mit einiger Wiahrscheinlichkeit für die
Elektrotechnische Zeitschrit.
und
1920.
nächste Zukunft mit verteilbaren, möglichst stei-
genden Gewinnen gerechnet werden kann. ‘Die
Berechnung des verteilbaren Reingewinns ge-
schieht am besten nach bestimmten, den Unter-
nehmer bindenden, dem Arbeiter ‚bekannten, im
Arbeitsvertrag festgelegten Grundsätzen, wobei
fir Abschreibungen und Rücklagen bestimmte
Obersrenzen festzulegen sind. Man kann nun
den Gewinn an die Wohlfahrtseinrichtungen der
Arbeiter oder an die einzelnen Arbeiter ver-
teilen und kann als Maßstab (den verdienten
T,ohn nehmen oder jedem einen gleichen Anteil
geben. Für die Steigerung der Arbeitslust und
der Sparsamkeit bei Verwendung der Rohstoffe »
und Arbeitsmaschinen des Betriebs verdient die
Verteilung an den einzelnen Arbeiter nach dem
Maßstab seines verdienten Lohnes den Vorzug.
Die Anhänger der Wohlfahrtspolitik, wie sie in
den Kruppwerken am zielbewußtesten durchge-
führt ist, halten dagegen die Wohlfahrts-
einrichtungen für wertvoller zur Hebung der
gesamten wirtschaftlichen und sozialen Lage
(des Arbeiterstandes.*) Einer allgemeineren
Verbreitung der Gewinnbeteiligung ist aber
dieser Standpunkt wohl kaum zuträglich, weil
die Gewerkschaften, von deren gutem Willen
zegenwärtig doch alles abhängt, ihre Abneigung
zegen die Wohlfahrtspolitik der Unternehmer
nicht aufgegeben haben. Sie betrachten die
Wohlfahrtseinrichtungen als Mittel zur Ein-
schränkung der Freizügigkeit der Arbeiter und
zur Begründung einer neuen Industriehörigkeit.
Manche Angestelltenverbände teilen diese An-
schauung, weil den Angestellten, die ihre
Stellung wechseln, die: in die Pensionskassen
der Großunternehmungen eingezahlten Beiträge
ohne Gegenleistung verloren gehen. Bevor
wir aber auf die Bedenken, die die Arbeiter
und ihre Gewerkschaften gegen die Gewinn-
beteiligung «geltend machen, im Zusammenhang
eingehen, wollen wir noch einen kurzen Über-
blick über die meist von Unternehmerseite oder
von Mitgliedern der besitzenden Klassen ge-
machten Vorschläge geben.
H. Freese hat die Gewinnbeteiligung in
seiner Fabrik seit dem Jahre 1890 eingeführt
und mit einer Vertretung der Arbeiter die
„konstitutionelle Fabrik“ zu verwirklichen ge-
sucht. Er schildert seine Erfahrungen in der
Schrift „Die konstitutionelle Fabrik“ °). Er ist
mit sehr kleinen Gewinnanteilen von 2%, die er
allmählich auf 50 erhöhte, vorgegangen. Der
höchste Satz hetruz 24,64%. der niedrigste
0.44%, Gerade die wechselnden Erträge und
die höhere Einsicht, die die Angestellten durch
‚las Auf- und Absteigen ihrer Anteile über die
Ursachen geschäftlicher Erfolge und Mißertfolge
ecwinnen, sind nach Freese von großer Be-
deutung. Die Angestellten stehen dem Ge-
schäfte, in dem sie arbeiten, nicht mehr als
Fremde gegenüber, die mit ihrem Gehalt ab-
eefunden sind. und die der Prinzipal ängstlich
von einem Einblick in die Verhältnisse des Be-
triebes zurückhäl. Auch im Arbeiter werde
zweifellos die Einsicht in das Wesen des Ge-
schäfts dadurch gehoben werden. daß er sehe,
wie schwankend die Erträge sind. und daß auf
cute Jahre ab und zu schlechte folgen. Diese
Einsicht werde ihn abhalten. bei’ aufsteigender
Konjunktur sofort mit unbilligen Ansprüchen
an den Arbeitgeber heranzutreten, und. sie
werde ihn veranlassen, in schlechten Zeiten
auf Lohnerhöhungen zu verzichten. die sein Är-
beiteeber nicht bewilligen kann. Freese stellt
Richtlinien auf. Er verlangt die Regelung der
Gewinnheteilieung durch Satzung, hält ge-
trennte Beteiligung der Beamten und Arbeiter
für zulässig, sieht die gezahlten Gehälter und
Löhne als den hesten Maßstab für -die Beteili-
gung an; das Eigentumsrecht der Beteiligten
an ihren Anteilen sei anzuerkennen, mindestens
die Hälfte müsse bar oder in Sparkassenbüchern
ausgezahlt werden, der Rest könne für eine
Pensions- oder Hilfskasse zurückgehalten wer-
den. Die Abschlüsse müßten durch einen Bücher-
revisor geprüft werden; für die Beratung in
der Satzung und über die Höhe der Beteiligung
müsse ein Arbeiter- oder Beamtenausschuß vor-
handen sein. Freese glaubt damit das Mittel
sefunden zu haben. durch das sich die Kämpife
vermeiden lassen, in denen sich die Mitglieder
eines Betriebes gegenseitig aufreiben.
Geh. Kommerzienrat F. Deutsch hat für
66 Aktienzesellschaften, die in den letzten zehn
Jahren
teilten, berechnet. daß sich bei der Verteilung
der ganzen Dividende von 215 Mill. M. auf eine
Gesamtbelegschaft von 783 781 (Angestellten und
Arbeitern das Einkommen auf den Kopf nur um
270 M iährlich oder 11 Pf die Stunde erhöhen
würde?) B. Dernburg*) glaubt, daß die
- .) Vgl. Finanzrat E. Haux, „Wohlfahrtepflege und
Gewinnbeteiligung“. „Kruppsche Mittlg.“ vom 8. Ill. 1919,
°) Jena 1919, Gustav Fischer.
») Vgl. „ETZ“ 1919, S. 220.
4) „Soziale Praxis“ vom 21. I. 1920.
Heit 23.
durchschnittlich 10% Dividende ver-:
' Punkte der
10. Juni 1920.
| Verteilung des gesamten Gewinns an die Ar-
beiterschaft durch entschädigungslose Soziali-
sierung den Stundenlohn nur um den Bruchteil
eines Groschens vermehren, die ganze Entwick-
lung aber zum Schaden der handarbeitenden
Klassen zum Stillstand bringen würde. Für die
dem Kapital vorzubehaltende Rente sei der Pro-
zentsatz notwendig, zu dem das nationale oder.
internationale Kapital neue Betriebsmittel in
laneifristiger Form, also in der von Aktien, ein-
zuschießen bereit sei. E
An seinen Bericht über die Gewinnbeteili-
zung knüpft Dr. Bramstedt einen weiteren an
über die gleitende Lohnleiter oder
Lohnskala und : die Bestrebungen, die Löhne
der Teuerung der Lebensmittel folgen zu las-
sen. Diese Dinge stehen mit der !Gewinnbe-
teilieung nur in sehr losem Zusammenhang; sie
haben mit ihr nur gemein, daß sie einen be-
weelichen Bestandteil in den: Lohn bringen.
In England ist die gleitende Lohnleiter in Ge-
werben der Massenerzeugung, wie Kohle und
Baumwolle, vielfach angewendet worden. Es
sollte mit steigenden oder fallenden Preisen
der Erzeugnisse auch der Lohn in einem ver-
einbarten Verhältnis mitsteigen oder =fallen.
Die Arbeiter suchten aber bald das Fallen der
Löhne zu verhindern und” erklärten die Auf-
rechterhaltung ihrer Lebenshaltung für not-
wendig. Während des Krieges suchte man die
Löhne unter dem Namen „Kriegslohn“,
„Lebenslohn“, „Mehrsatz“ der Bewegung der
Lebensmittelpreise anzupassen. Nachgeahmt
wurde das Verfahren in Deutschland zuerst
von dem Arbeitgeberverband und dem Gewerk-
schaftskartell in Flensburg. Als Forderung
wird das Verfahren der nach den Tebenshal-
tuneskosten gleitenden Zulagen m der deut-
schen Lohnbewegung unter den Begviffen der
„Gehaltsmark“ und „Lohnmark“ vertreten, die
besagen, daß die in den Tarifen festg»setzten
Gehalts- und Lohnsätze durch alle Verände-
rungen der Lebenshaltungskosten hindurci die
gleiche Kaufkraft bewahren, daß sie also bei
schwankendem Geldwert einen beständigen
wirklichen Lohn (Reallohn) darstellen sollen.
Vertreten wurde die Forderung vom deutschen
Bankbeamtenverein, vom Gewerkschaftsbund
der Angestellten, von der Gewerkschaft deut-
scher Eisenbahner und Staatsbediensteten und
‘von der Berliner Gewerkschaftskommission, die
in einer Entschließung fordert, daß die Löhne
in einen festen und beweglichen Teil umgestal-
tet werden müßten, und daß die Lohnhöhe den
geltenden Marktpreisen für alle Lebensmittel
und Bedarfsartikel entsprechen solle. Ange-
wendet wird das Verfahren in der Wiener
Metallindustrie. Das Verfahren führt aber aus
dem fehlerhaften Kreislauf: Lohnsteigerung —
Preissteiserung — Lohnsteigerung nicht her-
aus. Reichsgerichtsrat A. Zeiler will den
Kreislauf dadurch sprengen, daß er die Löhne
der Arbeitnehmer und die Beamtengenälier nvr
dureh Teuerungszuschläge selbsttätig ergänzen
will, die zur Anschaffung der für einen ein-
facben Haushalt’ erforderlichen Lebensbedürl-
nisse notwendige! sind. Steigt die Meßziffer '
(Indexziffer) der Lebensmittel von 100. auf 120,
so wäre nach dem Vorschlag-der Bankbeamten
ein Gehalt von 9000 M auf 10800 M zu er-
höhen. Nach Zeiler wäre aber das Gehalt einer
einfachen Haushaltung zum Beispiel mit
3000 M zugrunde zu legen. Es stiege auf
3600 M, und entsprechend wäre auch ein Ge-
halt von 9000 M nur um 600 M also auf 9600 M
zu erhöhen. ® N
Weiter gehen die Vorschläge, die einen
Anteilder ArbeitnehmeramEigen-
tum des Betriebs mit oder ohne Gewinn-
beteilieung fordern. . Sie wollen den Arbeit-
nehmer zum Miteigentümer und Mitunternehmer
machen, entweder durch Kapitalisierung der
Arbeitskraft oder durch die Kleinaktie. Landrat
a. D. v. Dewitz hält die Auffassung, daß die
Arbeitskraft das Kapital des Arbeiters sei, für
falsch, er will dafür nur die Aufzugskosten bis
zum. 15. Jahr gelten lassen, Er glaubt, daß
dem Arbeiter die Befriedigung einer stärkeren
Gemeinschaft mit dem Unternehmer fehle, als
sie durch die Lohnabfindung geschaffen werde.
Er hält den gegenwärtigen Zeitpunkt für ge-
eignet zur Einführung der Kapitalisierung der
Arbeitskraft und ihrer Beteiligung am Unter-
nehmen. Bei allgemeiner Durchführung der
Einrichtung würde die Befürchtung der Arbei-
ter, daß sie an den Betrieb gefesselt würden,
zesenstandslos.. Das Mitbestimmungsrecht ver-
liere seine Gefahren, wenn der Arbeitnehmer
Miteigentümer des Betriebes sei. Strittige
voraussichtlichen Gewinnbeteili-
sung müßten im voraus geregelt werden. Er
schlägt nun vor, den Arbeiter mit den Aufzugs-
kosten von 4000 M. je Kopf am Unternehmen
zu beteiligen. Bei einer Gesamtarbeiterschaft
von rd 15 Millionen nach der Berufszählung
von 1907 wäre mit rd 60 Milliarden M Kapital
zu rechnen, das am Ertrag teilzunehmen hätte,
GC
bertums.
10. Juni 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920, Heft 23.
458
Diese ungeheure Belastung -der Betriebe mit übertragbar, veräußerlich und auch börsen- falls wirtschaftlich schwachen Mittelstand der
neuen, nicht eingezahlten, ‘sondern nur rech- | fähig sein. Einem Zusammenschluß der Klein- | ihm gebührende Schutz gewährt werden. Wäh-
nungsmäßig zugeteilten Kapitalsummen läßt | aktionäre zu einer Werksgenossenschaft oder | rend aber früher der Zeitgeist freiwirtschalftlich
den ganzen Vorschlag als wunausführbar er-
scheinen.
Ebenfalls auf dem Wege der Kapitalisie-
rung der Arbeitskraft sucht E. Piechott-
ka die Lösung des sozialen Gegensatzes in
seiner Schrift „Der Arbeit gleiches Recht!“1),
Er will dem Arbeiter einen Anteil an den Er-
gebnissen des Betriebs in der Form seiner
Arbeitsaktie gewähren. Er sieht als
Werteinlage des Betriebes an: das Kapital, die
Arbeitskraft des Unternehmers und die Ar-
beitskraft der Arbeiter und Angestellten. Nach
Abzug aller Betriebskosten würde der übrig-
bleibende Ertrag als Gewinn auf Kapital und
Arbeit nach Maßgabe ihres Wertes zu vertei-
len sein. Die Gleichberechtigung von Kapital
und Arbeit werde so verwirklicht, und der sich
vielfach widerstreitende Vor- und Nachteil der
Arbeitgeber und Arbeitnehmer werde in eine
‚Richtung sebracht; das Mitbstimmungsrecht
verliere. seinen gefährlichen Charakter als
Kampfmittel. Die einzige Lösung in diesem
Kampfe ist nach Piechottka, die Arbeit als
Wert gelten zu lassen und dem Arbeitswert
die gleichen Rechte zuzubililgen wie jedem
andern in den Betrieb eingelesten Werte. Der
Vorschlag läßt die nötige Klarheit vermissen.
Zunächst fehlen Ansaben darüber, was unter
Betriebskosten zu verstehen ist, Das ist eine
bedenkliche Lücke, da sich danach, z. B. nach
der Höhe der Abschreibungen und Rücklagen
für die Verbesserung und Erweiterung des Be-
triebs, der für die Gewinnbeteiligung übrig-
bleibende Betrag richtet. Sodann ist es aber
ganz unmöglich, den Arbeitswert für das Er-
gebnis des Betriebs in einer Kapitals-- oder
Vermögenssumme allgemein zu bestimmen. Der
Wert des Kapitals und der Arbeitskraft, der in
den einzelnen Erzeugnissen des Gewerbes
steckt, ist bekanntlich von Gewerbe zu Ge-
werbe außerordentlich verschieden.
Der frühere Direktor .der Kruppwerke
Dr. Hugenberg?) fordert die Klein-
aktie, die der Arbeiter aber vorher verdie-
nen müsse, um ihn zum Mitunternehmer zu
machen. Er sieht den Kern der sozialen F rage
in dem unendlich weiten Auseinanerklaffen
zwischen Unternehmer und Arbeiter und in
dem Gefühl des Arbeiters, als Ware behandelt
zu werden, in Verbindung mit der Not des
großstädtischen Mietkasernentums. Er. ver-
langt nach den Erfahrungen mit dem Schieber-
tum und der Korruption in den staatlich geregel-
ten Betrieben eine antisozialistische Regelung
durch die privatwirtschaftliche Erwerbsfreiheit.
„Im Betrieb muß derjenige regieren, der vor
allem verdienen will und vermöge seiner Un-
ternehmereigenschaft verdienen kann.“ Das
Verständnis für die volkswirtschaftlichen Auf-
gaben des Unternehmers und des Großunter-
nehmers könnten die Arbeiter und Angestellten
nicht gewinnen, wenn ihnen die; Beteiligung
geschenkt würde, sondern nur, wenn sie sie
verdienten. Dabei könnten die Gewinnbeteili-
gungen nur ein Mittel zum Zweck der Ueber-
führung in diesen Zustand sein; die eigent-
liche Lösung müßte auf dem Wege der Ge-
schäftsbeteiligung gefunden werden.
' wofür die Kleinaktie auf den Namen eine ge-
eignete Handhabe biete. Von einer starken Be-
teiligung der Arbeiterschaft an den Unterneh-
mungen der Industrie erhofft Hugenberg auch
eine Einschränkung des einseitigen Einflusses
des Bankkapitals auf die Industrie und eine
Zurückdrängung der Überschätzung des Geldes
und des geistigen und wirtschaftlichen Schie-
Angesichts der Unsicherheit der zu-
künftigen Renten und der Gefährdung der
Arbeitsgelegenheit sei der
Werksgemeinschaft wichtiger als zuvor. Wenn
als Gewinn Beteiligungen, die im Werke ver-
bleiben, gegeben werden, lasse sich vielleicht
auch eine Verständigung über den Abbau in der
Form einer Umwandlung eines Teiles des Loh-
nes in Gewinnbeteiligung leichter erzielen.
Die Hebung der Ertragsfähizkeit des Betriebs
erlange auf beiden Seiten eine wirkliche Grund-
lage. Die ganze Volkswirtschaft lasse sich
nur dadurch heben, daß der Eigennutz von Mil-
lionen in Bewegung gesetzt werde, was sich
weder durch Unternehmer- noch Arbeitnehmer-
gedanken erreichen lasse, sondern nur durch
die von beiden getragene Arbeitsgemeinschaft.
Weiter geht ein Vorschlag, die Kleinaktie
allgemein zuzulassen. Sie müsse beliebig
!) Berlin 1919, Hans Robert Engelmann.
*) „Sozialisierung“ in „Stahl u. Eisen“ 1919, $. 973 ff,
gute Wille der-
der Bildung eines Aktionärschutzverbandes
stehe nichts im Wege, Dr. K. Fröchtlin gt)
und Dr. R. Dalber <g?’) fordern die Zulassung
der Kleinaktie aus wirtschaftlichen Gründen,
um der Industrie Kapital zuzuführen. Die
Möglichkeit, das Kapital dür die Erweiterung
und Verbesserung der Anlagen der Industrie,
überhaupt für die Rücklagen aufzubringen,
werde durch die starke steuerliche Belastung
der großen Einkommen eingeengt, und es ent-
steht das Bedürfnis, breitere Volksschichten
mit ihren Ersparnissen dazu heranzuziehen.
Dr. Fröchtling unterschätzt die Gefahren, die
für den kleinen Mann aus dem Aktienbesitz
dadurch entstehen, daß er sein Geld in Unter-
nehmungen steckt, deren (reschäftsgang nach-
zuprüfen er nicht fähig ist. Dr. Dalberg sucht
dadurch Sicherheiten zu schaffen, daß er die,
Ausgabe von Kleinaktien nur Gesellschaften
gestatten will, die drei Jahre hintereinander
mindestens 6 % Dividende eezahlt haben, und
für die übrigen Gesellschaften nur Namen-
aktien zulassen will. Die Tatsache, daß ein
Unternehmen mehrere Jahre hindurch hohe
Dividenden bezahlt hat, schützt aber keines-
wegs vor dem Rückgang des Unternehmens.
Im : Gegenteil sind bekanntlich gerade bei
Schwindelunternehmungen die Dividenden vor
dem Zusammenbruch auf betrüserische Weise
emporgeschraubt worden (verel. den Leip-
zizer Bankkrach!). Die Reichsregierung hat
auf eine Anirage der Deutschen Volkspartei
erwidert, daß unsoliden Gründungen und der
Verleitung der Kleinkapitalisten zur Spekula-
tion vorgebeugt werden miüsse. Im übrigen
könne die Frage nur im Zusammenhang mit
einer Nachprüfung des gesamten Handelsrechts
gelöst werden, mit anderen Worten: sie wird
auf die lange Bank geschoben. Am weitesten
geht der Vorschlag des Amtsrichters
Dr. Cohen), der für richtig hält, die Beteili-
sung der Arbeiter am Gewinn durch gesetz-
lichen Zwang durchzuführen. Seine auf Ge-
schäftsbeteiligung an ganzen Industriegruppen
hinauslaufenden Vorschläge im einzeln zu "eT-,
örtern, würde hier zu weit führen. Die „Pirste
Stapelfaserfabrik für Volksbekleidung 'A.-G.“
in Eisenach hat die Verbindung der Gewinn-
mit der Geschäftsbeteiligung verwirklicht und
fordert in Aulfrufen zur Nachahmung auf. Sie
erwartet davon 1. die Durchführung der. vollen
Demokratie, 2. den Wiederaufbau mit der
höchsten Leistungsfähigkeit und 3. die Er-
ziehung der Arbeiter für ihre große Aufeabe.
Nach der Zertrümmerung der Großkapitalien
müßten die auf ihren Trümmern sich bildenden
vielen Kleinkapitalien die Industrie lebens- und
entwicklungsfähig erhalten. Der Zwang zur
Übernahme der Aktien sei zu vermeiden, es
handle sich vorläufig um die wirtschaftliche und
gesetzliche Möglichkeit für eine Kapitalbeschaf-
fung. durch Arbeitsbeteiligung,
Entscheidend für die Unternehmer zu ihren
Vorschlägen sind: 1, Menschen- und Arbeiter-
freundlichkeit, 2, das Streben nach gerechter
Teilung des _Arbeitsertrages, 3. das Streben
nach Steigerung der Arbeitsleistung und 4, die
Scheu vor den Gewerkschaften. Wichtiger als
alle diese Beweggründe, die Dr. Bramstedt an-
führt, ist gegenwärtig die Furcht, ihren Besitz
und die Leitung der Unternehmungen überhaupt
zu verlieren. Die Weltanschauung der schran-
kenlosen Erwerbsfreiheit (als beherrschender
Grundgedanke und anzustrebendes Ziel zedacht)
ist durch den Zusammenbruch im Weltkrieg
und die Staatsumwälzung in weiten Kreisen
durch den Sieg des gesellschaftlichen Zwanges,
als welchen man den Sozialismus und den So-
zialisierungsgedanken bezeichnen kann, über-
wunden worden. Die Schwierigkeiten bestehen
nun darin, einen Übergang von der alten. Er-
werbswirtschaft zur gesellschaftlichen Regelung,
zur Gemeinwirtschaft zu finden, bei dem das
Wirtschaftsleben möglichst wenig erschüttert
wird. Es zeigt sich eben, daß die vollständige
Gemeinwirtschaft im Wirtschaftsleben ‚ebenso-
wenig durchführbar ist wie die wneinge-
schränkte Erwerbsfreiheit. Kurze Zeit nach
Einführung der Gewerbefreiheit wurde sie durch
die Arbeiterschutz- und Arbeiterversicherungs-
gesetzgebung gezügelt. Später mußte dem eben-
*) „Die Kleinaktie im ausländischen und deutschen
Recht“ in „Stahl u. Eisen“ 1919, S. 657 ff. - i
») „Finanzgesundung aus Währungsnot“, Berlin 1920,
Carl Heymann. ” N
) „Gewinnbeteiligung der Arbeiter“, „Plutus“ vom
26. II. 1919, S. 70 ff.
war, ist-er heute mehr gemeinwirtschaftlich, Es
. handelt sich um Hauptrichtungen der Gedanken-
welt, die sich in der Welt der Tatsachen aber
nie ganz durchzusetzen vermögen,
Beide Parteien, die Unternehmerpartei als
Vertreterin der Erwerbsfreiheit, wie die Arbei-
terpartei als solche des zesellschaftlichen Zwan-
ges, suchen von ihrer Weltanschauung soviel
als möglich zu retten, sind aber in der gemein-
samen Not, die zur Steigerung der wirtschaft-
lichen Leistung zwinet, zu gegenseitigen Ver-
handlungen und zum Nachgeben bereit. So wird
die \&ewinn- und Geschäftsbeteiligung Gegen-
stand der praktischen Politik,
Die Gewerkschaften sind von ihrem rein ab-
lehnenden Standpunkt abzekommen. Die aus
der nicht wünschenswerten Milderung des
Klassenkampfes hergeleiteten Gründe werden
zurückigestell. Die Notwendigkeit einer Stei-
gerung der Erzeugung wird anerkannt. Dabei
wird dann die Gewinn- oder Geschäftsbeteiligung
gegenüber der wissenschaftlichen Betriebs-
führung mit ihren Heere von Organisations- und
Aufsichtsbeamten als das geringere Übel vorze-
zogen. Auch die befürchtete Fesselung der Ar-
beiter an den Betrieb durch die Gewinnbeteili-
gung, die Begründung einer neuen Industrie-
hörigkeit, kann angesichts der Anerkennung der
Gewerkschaften durch die Arbeitzeberverbände
in der Arbeitsgemeinschaft und in zahllosen
Tarifverträgen zurückgestellt werden. Auch die
Gefahr, daß die Arbeiter durch Was Anteilver-
fahren zu einer Mehrleistung ohne Jie Sicherung
eines entsprechenden Mehrlohnes veranlaßt wer-
den können, ist zurückgetreten, nachdem die Ar-
beiter einen starken Einfluß auf dis Lohnfest-
seizung erlangt haben Auch ist nach der An-
nahme des Betriebsrätegesetzes die frühere Ab-
lehnung der Gewinnbeteiligung wegen der Ver-
weigerung des Mitbestimmungsrechts sgegen-
standslos geworden. Zudem wird das Mit-
besiimmungsrecht von den meisten - Vertretern
der Gewinn- und Geschäftsbsteilisung zugestan-
den. Soweit noch über das Maß dieser Rechte
Streit herrscht, ist eine Einigung leicht möglich,
Die freien Gewerkschaften wollen ihre Mitwir-
kung in der Zeit der gegenwärtigen Not nicht
versagen, sie sehen aber nach wie vor die Lösung
der sozialen Frage nur in der Vergesellschaftung
aller Erzeugungsmittel,
Von der Angestelltenschaft hat nur der Ge-
werkschaftsbund der Angestellten die Gewinn-
beteiligung unter seine Forderungen aufge-
nommen. Die Arbeitsgemeinschaft der freien
Angestelltenverbände hat noch keine Ent-
schließung darüber gefaßt. Die Vereinigung der
leitenden Angestellten steht der Frage freund-
lieh gegenüber, es wird aber auch in ihren Krei-
sen die Ansicht vertreten, daß der Gewinnanteil
Zurückbehalten eines Gehaltsteiles bedeute, und
daß für den Angestellten festes Gehalt das rich-
.tige sei.
Obwohl die Aussichten für eine Gewinn- .oder
Geschäftsbeteilieung in größerem Umfang vor-
handen sein mögen, darf man doch ihre Bedeu-
tung nicht überschätzen,. Mit Recht weist die
Berliner Handelskammer in einem Gutachten!)
darauf hin, daß die im Jahre einmal stattfindende
Gewinnverteilung einen zu geringen Anreiz auf
den Arbeitseifer ausübe, Ferner eigne sich die
gegenwärtige Zeit mit ihren unsicheren Aus-
sichten für die Zukunft wenig für ihre Ein-
führung.
Wir dürfen nicht verkennen, daß man unsere
Wirtschaft damit nicht allein in Ordnung brin-
gen kann, daß man das Verdienen groß schreibt;
Hugenberg schreibt es zu groß. Dazu ist viel-
mehr die richtige Verbindung von Eigennutz und
Gemeinsinn als sich gegenseitig regelnde Kräfte
notwendig. Die Arbeitsgemeinschaft legst dem
Gruppeneigennutz der einzelnen Gewerbszweige
nicht genug Schranken auf. Gerade die Roh-
stoff-, Halbzeug- und Schwerindustrie muß wie-
der einsehen lernen, daß auch sie auf die Dauer
nur gut verdienen kann, wenn den. weiterverar-
beitenden Industrien nicht durch allzuhohe Preise
das Leben gar zu schwer gemacht wird. Not-
wendiger als die Entwicklung des Sinnes für
eigenen Vorteil tut uns in dieser schweren Zeit
das Pflichtbewußtsein jedes Volksteiles, daß er
nur als Teil des Ganzen zedeihen kann, daß alle
für einen und einer für alle haften,
Dr. Cl. Heiß, Berlin-Mariendorf,
ı) Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 320.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920,
SITZUNGSKALENDER.
Ingenieure. (Arbeitsge-
meinschaft der Betriebsingenieure.) 18 VI. 1920,
abends 7% Uhr, Ingenieurhaus: Vortrag Obering.
Hanna „Stellung und Tätigkeit des Normen-
bureaus in einer Maschinenfabrik”.
(Ausschuß für techn. Mechanik). 1) 14. VI. 1920,
Verein deutscher
nachm. 5 Uhr, Technische Hochschule Charlotten- |
burg: Vortrag Prof. von Mises „Über die Theorie
des Tragflächenauftriebes“.
2) 21. VI. 1920, nachm. 5 Uhr, Technische Hoch-
schule Charlottenburg: Vortrag Dr. Everling
„Neuer6 Anwendung der Zirkulations-
rechnung“.
(Ausschuß für wirtschaftliche Fertigung), 1) 24. VI.
1920, vorm. 10 Uhr, Ingenieurhaus: Vortrag Obering.
Linke und Obering: Duffing „Das mechanische
Triebwerk”.
2) Vortrag Obering. Gaze und Obering. Pollock
„Der elektrische Antrieb’.
3) 25. VI. 1920, vorm. 9 Uhr, Ingenieurhaus:
Vortrag Ing. Mitan, Direktor Huhn und Direktor
Hellmich „Der Kraftfluß und die Werkzeug-
maschine’.
22./25. VI. 1920. Vereinigung zur Förderung tech-
nisch-wissenschaftlicher Vorträge im rheinisch-westfäli-
schen Industriegebiet, Essen, Städtischer Saalbau:
Vorträge über Wärmetechnik. (Näheres siehe
„ETZ” 1920, S. 280.)
26. VI. 1920. Tagung des Gauverbandes Rheinland-
Westfalen, Essen, Städtischer Saalbau. j
Verein Deutscher Gießereifachleute 25./27. VI.
1920. Hauptversammlung in den Gesellschaftsräumen
des Zoologischen Gartens zu Berlin, verbunden mit
einer Tagung des Technischen Hauptausschusses für
Gießereiwesen.
Vorträge:
1. Dr.W.Moede, „IndustriellePsychotechnik
der Gegenwart mit besonderer Berück-
sichtigung des Gießereiwesens“,
2. Obering. J. Czochralski, „Korngröße und
Korngliederung der Metalle und ihre
Bedeutung für den Gießereibetrieb“.
3. Stahlwerksdirektor Dr. Erdmann Kothny,
„Die Bedeutung des Elektroofens für die
Gießerei“.
4. Ziviling.-.J. Mehrtens, „Der wirtschaftliche
Schmelzbetrieb in der Eisengießerei“.
5. Ing. J. H. West, „Kostenberechnung
Eisengießereien“,
in
LITERATUR.
Besprechungen.
Vereinheitlichung in der Industrie. Die
‚eschichtliche Entwicklung, die bisherigen,
rgebnisse, die technischen und wirtschaft-
lichen Grundlagen. Von Dr. G. Garbotz.
Mit 18 Textabb. IV und 218 S. in 8°. Verlag
von R. re: Kane und Berlin
1920. Preis geb. 1
Das Buch hat 218 Seiten. In der Einlei-
tung begründet der Verfasser die Aufgabe, die
er sich gestellt hat, und versucht eine Gliede-
rung des Vereinheitlichungsgedankens. Auf
114 Seiten schildert er die geschichtliche Ent-
wicklung von ‚den Anfängen des Nomaden-
lebens“ bis 1918 und behandelt besonders die
amerikanischen, englischen und deutschen Ver-
hältnisse sowie die Ansätze zur internationa-
len Normung. Auf 35 Seiten werden die Er-
gebnisse der Arbeiten des NADI bis zur Fertig-
stellung des Manuskripts geschildert und auf
62 Seiten behandelt schließlich der Verfasser
„die technischen und wirtschaftlichen Grund-
lagen des Vereinheitlichungsgedankens.‘
Der Verfasser ist nach dem Vorwort ein
Staatswissenschaften treibender Ingenieur. Er
wendet sich an den Wirtschaftler und arbeitet
mit dem Verfahren, das bei vielen von diesen
üblich ist. Es wird also mit großem Fleiß sehr
viel Material aus der Literatur zusammenge-
tragen. Dann werden, mit mehr oder weniger
Kritik, Schlüsse gezogen und aneinander ge-
reiht. Es findet sich daher in dem Garbotz-
schen Buch manches Interessante und in der
Fülle von Zitaten nützliche Hinweise. Von
einer wirklichen Verarbeitung des Stoffes kann
jedoch nicht die Rede sein.
. Ich glaube nicht, daß ein Bedürfnis nach
einem solchen Buch besteht, wenngleich es als
„aktuell‘‘ gern gekauft werden mag. Ein Buch
soll — insbesondere in der Zeit, in der Papier
und Geld kaum für grundlegende Lehrbücher
ausreichen einen bleibenden Wert be:
sitzen. Das kann man von dem Garbotz‘schen
Buch kaum annehmen.
Nicht einmal als Sammlung des an vielen
Stellen zerstreuten Materials kann es dienen,
denn eine solche müßte vollständig, zuver-
lässig und auf der Höhe der Zeit sein. Die
erste und zweite Forderung erfüllt das Buch
nicht. Ich könnte dafür zahlreiche Beispiele
geben, besonders für die Absehnitte über Ame-
rika und England, aber sie würden den Leser
kaum interessieren. Der dritten Forderung
kann z. Zt. ein Buch nicht gerecht werden.
Denn der Vereinheitlichungsgedanke — der
immer in der Luft lag — hat sich in allen Län-
dern sehr verstärkt und an der Bildung von
Normenorganisationen wird überall gearbeitet.
Es ist Aufgabe der Zeitschriften, zeitge-
nössische Entwicklungsgänge zu schildern.
E. Adler.
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher.
Das Betriebsrätegesetz vom 4. II. 1920. (R-
G@. Bl. 147.) Handausgabe mit kurzgefaßten ge-
meinverständlichen Erläuterungen und Anleitun-
gen, sowie ausführlichem Sachregister bearb. von
Dr. K. W. Wiethaus und ®ipl.-Sng. H. Kanto-
rowiez in Verbindung mit Dr. J. W. Brandt.
Nebst einem Anhang, enthaltend: Die Wahlord-
nung und die das Arbeitsrecht berührenden Ver-
ordnungen aus den Jahren 1918/19. 234 8. in 160.
Verlag von Karl Siegismund, Berlin 1920. Preis
12 M, geb. 15 M. :
Physikalisches Wörterbuch. Von Prof. Dr. G.
Berndt, Teubners kleine Fachwörterbücher Bd. 3.
Mit 81 Textabb. 2008. in 16%. Verlag von B. G.
Teubner, Leipzig und Berlin 1920. Preis 10 M.
Herstellen und Instandhalten elektrischer
Licht- und Kraftanlagen. Ein Leitfaden auch
für Nichttechniker. Unter Mitwirkung von G. Lux
und Dr, C. Michalke verfaßt und herausgegeben
von 8. Frhr. v. Gaisberg. Mit 66 Textabb.
9. umgearb. u. erw. Aufl. X u, 133 S. in 16 0,
Verlag von Julius Springer, Berlin 1920. Preis
4,80 M, s
Dissertationen.
O.Kraushaar. Über wirksame und wirtschaftliche
Dampfwärmeübertragung beim Rohrschlangenver-
dampfer und Dampftellertrockner. Techniache
Hochschule Braunschweig 1919.
Zeitschriften.
Archivfür Elektrotechnik, Bd.8, 1920, Heft 11,
enthält folgende Arbeiten: R. Holm, Über die Be-
rechnung von Übertragern für Telephonzwecke II.
H. Kafka, Die Kaskadenschaltung zweier mehr-
phasiger Induktionsmaschinen in analytischer und
graphischer Behandlung. ö
Bezugsquellennachweis.
Frage 19. Wer vernickelt Gußeisen unter
Garantie gegen Rosten beim Transport?
KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Warenmarkt. — Kohle. In einer gemein-
schaftlichen Sitzung des Reichskohlenverban-
des und des Großen Ausschusses des Reichskoh-
lenrats ist nach längeren Verhandlungen unter
anderweitiger Regelung der Lohnfrage, verein-
bart worden, die Kohlenpreise für Juni nicht
zu erhöhen. — Eisen und Stahl. Der Roh-
eisenausschuß des Eisenwirtschaftsbundes hatte
auf Vorschlag des Roheisenverbandes beschlos-
sen, die Preise für Hämatit (bisher 2350,50 M/t)
und kupferarmes: Stahleisen um 185 M/t
herabzusetzen, sie für Gießereiroheisen, Sie-
gerländer Stahl- und Spiegeleisen aber zu be-
lassen. Da die Kohlen- und Kokspreise in-
dessen für Juni unverändert geblieben sind,
wurde im Einverständnis mit dem Reichswirt-
schaftsministerium für Juni und:Juli eine Er-
mäßigung bei Hämatit und kupferarmem
Stahleisen um 200 M (auf 2150,50 bzw. 2140 M)
und bei Gießereiroheisen um 50 M (auf 1740,50
M/t) festgesetzt. Vom Eisenwirtschaftsbund
sind die Preise der A- und B-Produkte für
Juni um durchschnittlich 300 bis 500 M/t,
teilweise sogar noch um mehr, ermäßigt
worden. Sie betragen bei Thomasqualität
für Rohblöcke 2435 (bisher 2650), für Stab-
eisen 3200 (3650), für Grobbleche 4040
(4700), für stärkere Feinbleche 4840 (5600)
und für Walzdraht 3585 (4150) M/t. Der Auf-
schlag für Siemens-Martinqualität wurde auf
100 M/t verringert. — Isolierrohr. Die Ver-
kaufsstelle Vereinigter Isolierrohr-Fabrikanten,
Berlin, berechnet für Lieferungen vom 1. bis
15. VI. 1920 dieselben Aufschläge wie im Mai.
— Metallpreise. Die Notierungen der Ver-
einigung für die deutsche Elektrolytkupfer-
notizbzw. der Kommission des Berliner Metall-
börsenvorstandes (letztere verstehen sich ab
Lager in Deutschland) lauten in M/100 kg:
Heit 23.
10. Juni 1920.
Metall 4. VI, 1. VI.
Elektrolytkupfer (wire. FE
bars), prompt, cif Hamburg, ;
Bremen, Rotterdam . 1918 1690
Raffinadekupfer 99/99,3%/, |1325—1375 1200—1250
Originalhüttenweichblei . 500 450-475
Originalhüttenrohzink, .
Preis im freien Verkehr . | 575—600 525—550
Plattenzink (remelted) von RE :
handelsübl. Beschaffenheit | 375—400 350
Originalhüttenaluminium SER
98/990/yin gekerbt.Blöckchen 2600—2700|2500— 2600
Zinn,Banka-,Straits-,Billiton- 5100-5200 4600— 4700
Hüttenzinn, mind. 99% . - _ —.
Reinnickel 98/99% : . 13900—4100)3800— 4000
Antimon-Regulus . 950—1000 | 900—950
An der Londoner Metallbörse wurden
nach ‚Mining Journal‘ am 28. V. 1920 für
1 ton (1016 kg) notiert: =
DIEBE A 2. Bd
*Kupfer: best seleeted . 104 0 O0 bis105 0 0
x = electrolyt. . 105 ° 070, .107..07%0
= wire. bars.. 10520502 ,.102. 020
= = standard, Kasse 910 0 „ 9 0 0
ee 582% 3:Mon.. - 96,10, 090
Zinn: standard, Kasse . 974 10 0 „275 0 0
® 3 Mon. 280100 „281 0 0
= 5 Braten ns ee 290,00 „30 0 0
Blei: span. oder nichtengl. :
Weichblei. . .... 3810 0 „ 3910 0
„. gew. engl. Blockblei 41 0 (Ve
Zink: gew. Sorten. . ee rl)
„.. xemelted . ......, ALSO OT
„. engl. Swansea 46.05 Den on
Antimon: engl. Reg. . 65/68 £ net.
165 £ (Inland);
185 £ (Export).
230 £ (ln- u. Ausland).
Aluminium: 98 bis 99 yM
Nickel: 98 bis 99), gar.
Quecksilber: nom, für
die 75 Ibs.-Flasche. .. 18£10s bis 19 £.
Platin: je Unze nom... . 480 =.
Für den 3. VI. 1920 verzeichnet der „Berl.
Börs.-Cour.“ folgende Preise in £/t: Kupfer
Kasse 92,62; desgl. 3 Mon. 95,87; Elektrolyt
106 bis 110; best selected 104 bis 105; Zink
41,75 bis 43,75; Zinn, Kasse 264,00; desgl.
3 Mon. 271,50; Blei 37,00 bis 38,00. In New
York stellte sieh am gleichen Tage Elektrolyt-
kupfer loko auf 19 ets/lb.
Aktienkurse. — Die Berliner Börse hat
im Mai 1920 folgende Kurse notiert:
, dn a 5
S Eu 17 -
Gesellschaften SE a S
E|a |”
ee AN De rn
A et
Accumul.-Fabr., Berlin . . . . 1890,— 500,— 890, —
A.G. f. ElL-Anlg., Berlin . e— —. | —
ASE:Gr Berlin. 2 82.2.2, 2200,25 345,— 250,25
Bergmann, Berlin ... » 214,—| 253,— 214,—
B. BE. Ws- Berlin u 9,8 au 156,—| 205,—1156,—,
ga „ Vorz.-A.. . . |100,—| 103,75 100,—
Brown, Boveri, Baden (Schweiz) |700,—| 1175 |780,—
Continent. Ges., Nürnberg . - —_— _ —_
. 5 Vorz.-A. |105,—| 128,—1106,—
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln. . |120,50| 145,—|122,—
„ Niederl. „ 5 150,— | 200,—150,—
.:Budam 2%, N 150,—| 198,—|153,50
„ Übers. El.-G., Berlin. . |651,—| 1105 |740,—
R zer a Vorz.-A .|144,—| 153,—|148,50
„ Kabelwerke, Berlin 210,—| 270,— 225, —
Elektra, Dresden. ..»....« 105,—| 110,—106,—
EI. Licht- u. Kraft., Berlin . . |119,25| 149,— 119,25
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin . . |165,—| 191,— 165, —
E. W.‘Liegnitz ...... . . » = = =.
Bank f. el. Untern., Zürich . . |250,—| 420,— 1250, —
Felten & Guilleaume Carlsw.. |340,—| 505,—|840,—
Ges. f. elektr. Untern., Berlin. |147,—| 1&3,—|147,25
Hackethal, Hannover. . . . . |245,—| 360,—1245,—
Hamburgische E.W... . . » 123,—, 131,— 123, —
Körtings Elektr.-W., Berlin. . |161,—| 200,—|165,—
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M.. |160,—| 206,— 1162,—
©. Lorenz, Berlin. . ...... 300,—| 375,— |324,—
Dr. Paul Meyer, Berlin. . . . |178,—| 226,—|180,—
Mix & Genest, Berlin . . 136,—| 170,—|139,50
Neckarwerke, Esslingen ...|121,25) 149,50 122, —
H. Pöge, Chemnitz. .. . . - 210,—| 260,— |220,—
Rhein. El.-A. G., Mannheim. . |154,75| 154,75) —
M. Schorch & Cie., Rheydt 200,—| 700, — 201,50
: Sachsenwerk, Dresden . . . . |280,—| 356,- 1280, —
Schuckert & Co., Nürnberg. . |161,—| 200,251167,—
„Siemens“ El. Betr., Berlin. . | 95,—| 115,—| 95,25
Siemens & Halske, Berlin . . |280,50 334,751280,50
Stettiner BEWen ae ey ee
Teleph.-F. Berliner, Hannover. 210,50 265,— 210,50
Fabr.isol. Drähte (Vogel), Berlin 237,—| 284,75,237,—
*) Netto, %
Abschluß des Heftes: 5. Juni 190.
EEE Een
Für die Schriftleitung verantwortlich: B. €. Zehme in Berlin. — Verlag von Jullus Springer in Berlin. j
: Elektrotechnische Zeitschrif
i - (Zentralblatt für Elektrotechnik)
| Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 189.
» - Schriftleitung: E. @. Zehme, Dr. F. Meißner,
£
41. Jahrgang.
Die Leistung von Straßenbahnmotoren.
(Vorschlag für eine neue Bezeichnungsweise.)
1
Von. ®r.-Jng. Leonhard Adler, Oberingenieur
‚der Großen Berliner Straßenbahn.
a 1
“ Übersicht. Der Zusammenhang zwischen der
E Beanspruchung der Bahnmotoren im Betriebe und
ihrer Bewertung am Prüfstande wird- auseinander-
3 gesetzt. Die Stundenleistung allein genügt nicht
3 zur einwandfreien Kennzeichnung der tatsächlichen
E Leistungsfähigkeit von Bahnmotoren. An Hand ein-
gehender Untersuchungen wird beispielsweise aus-
- einandergesetzt, wie im Straßenbahnbetrieb bei ganz.
z kurzen Haltestellenentfernungen Motoren ohne
x Wendepole bezüglich Leistungsfähigkeit besser
- abschneiden als Motoren mit Wendepolen gleicher
i Stundenleistung; anderseits für weite Haltestellen-
_ entfernungen der ventilierte Motor mit Wendepolen
dem ungekühlten, wendepollosen Motor vielfach über-
_ legen ist. Es wird vorgeschlagen, bei der Kenn-
zeichnung der Leistung von Bahnmotoren neben der
2
RS. leistung anzugeben.
E- Die Bahnmotoren werden nach der Lei-
_ stung bewertet, diesie eine Stunde hindurch
am Prüfstande abgeben können, ohne die vom
- "Verband Deutscher Elektrotechniker vorge-
schriebenen Temperaturgrenzen zu überschrei-
ten. Diese Normung wurde z. Zt. der Einfüh-
rung des elektrischen Bahnbetriebes gewählt,
- da die Motoren damals bei den verhältnismäßig
noch kurzen Haltestellenentfernungen sich un-
gefähr so hoch erwärmten, wie bei dem Stun-
= enlauf am Prüfstande. Auch gab die hierbei
auftretende Beanspruchung ein gutes Maß für
die Grenze, bis zu der die Motoren einwandfrei
_ _kommutieren konnten. ;
Die Verhältnisse haben sich jedoch im
Laufe der Jahre wesentlich geändert. Die ein-
zelnen Streckenlängen und Haltestellenentfer-
nungen wurden immer größer. Die Bean-
_— spruchung der Motoren war nicht mehr wie
_ früher eine ununterbrochene Folge von An-
> lauf, Auslauf und Bremsung, sondern näherte
_ sich immer mehr einer gleichmäßigen Dauer-
- — beanspruchung, wie sie bei ortsfesten Maschi-
nen in Kraftwerken, Spinnereien, Mühlenbe-
_ trieben u. dergl. auftritt. Außerdem hat eine
wesentliche Verbesserung der Motoren in ihrem
' inneren und äußeren Aufbau stattgefunden.
Sie wurden mit Wendepolen versehen, so daß
‚sie auch bis zu ihrem doppelten Stundenstrom
einwandfrei kommutierten. Ferner 'erhielten
rascher abgeführt werden konnte und die Lei-
- stungsfähigkeit der Motoren auf das Doppelte
> vr Dreifache ihres ursprünglichen ertes
stieg. 2 er
x Über die verschiedenartige Erwärmung
_ von Motoren mit Wendepolen und ohne Wende-
- pole, sowie über den Einfluß der Haltestellen-
_ entfernungen auf die Temperaturzunahme der
_ _Wieklungen wurde bereits eingehend in dem
- Aufsatz des Verfassers „Die Ankererwärmung
von Bahnmotoren‘“X) hingewiesen. Auch wurde
=. dort auseinandergesetzt, wie wichtig es ist, daß
- zur richtigen Bewertung der Motoren vor allem
die Messung der u im Anker durch
3 Bestimmung der Widerstandszunahme durch-
_ geführt wird.
„Zur Feststellung, welcher Motor für einen
- bestimmten Betrieb am besten geeignet ist,
_ _ wurden bisher die verschiedensten Methoden
angewendet. Entweder es wurden an Hand
der gegebenen Fahrpläne, Streckenverhält-
nisse und Zuggewichte die Aufeinanderfolge
„der Einschalt- und Ausschaltzeiten aufgezeich-
net und aus den sich hieraus ergebenden Er-
wärmungen für bestimmte Motortypen Rück-
schlüsse auf die Größe der erforderlichen Mo-
torleistung gezogen; oder es wurden auf Grund
' der aufgestellten Fahrschaulinien die mittleren
quadratischen Stromstärken festgestellt und
hiernach an Hand von Erfahrungswerten die
N
2
Größe des erforderlichen Stundenstromes fest-
gesetzt. SR EREE
7
E
e
2). Le. Adler, PRT7- 1917, 8. aa re
Stundenleistung auch die maximale Dauer-
= ‚sie Luftkühlung, so daß die erzeugte Wärme
Berlin, 17. Juni 1920.
Die großen amerikanischen Elektrizitäts-
gesellschaften gingen auch dazu über — insbe-
sondere bei Bestimmung der Motorleistungen
für Straßenbahnen in ebenem Gelände — soge-
nannte „Service Capacity Curves‘“ (Leistungs-
kurven) aufzustellen. Diese Kurven wurden auf
Grund einer großen Anzahl Meßfahrten, dienach
ZUVOR penab bereehneten und aufgezeichneten
Fäahrbildern erfolgte, für die verschiedenen Mo-
tortypen und Betriebsverhältnisse durchgeführt.
Hierbei wurde der genaue Zusammenhan
zwischen den inneren Verlusten im Motor un
der auftretenden Erwärmung ermittelt. Unter
Berücksichtigung der gegenseitigen Wärme-
ausstrahlung zwischen Anker und Feld, die von
den betreffenden Verlusten abhängig ist, wurde
die Erwärmung pro Wattverlust ın RER
keit des Verhältnisses der Anker zu den Feld-
verlusten bestimmt. In Abb. 1 ist beispiels-
ars
32
Abb. 1. Erwärmungs-Belastungskurve.
weise eine solche Kurve wiedergegeben, aus der
zu ersehen ist, daß die Felderwärmung mit zu-
nehmendem Verhältnis der Verluste zwischen
Anker und Feld im Gegensatz zur Ankererwär-
mung stark zunimmt.
Solche Meßfahrten, bei denen die Erwär-
mung unter genauer Kenntnisnahme der auf-
'tretenden inneren Motorverluste für die ver-
schiedensten Zuggewichte und Haltestellen-
entfernungen durchgeführt werden, ergeben
dann schließlich die vorhin erwähnten Lei-
stungskurven für den betreffenden Motor, wie
siein Abb. 2 beispielsweise wiedergegeben sind.
© £/ Motor
R
e Haltestellen a. d. km.
Abb. 2. Betriebs-Belastungskurven.
Aus dieser Leistungskurve ist zu ersehen, daß
der betreffende Motor bei 4 Haltestellen auf
das Kilometer eine Geschwindigkeit von unge-
fähr 16 km/h entwickeln und hierbei 4,6 t,
ohne seine Temperaturgrenze zu übersteigen,
befördern kann. &
Solebe Kurven sind sehr lehrreich, haben
jedoch nach unseren Begriffen verhältnismäßig
-schiedenartigen
461
K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.®, Linkatraße 23/24.
Heft 24.
wenig praktische Bedeutung und erfordern
einen ganz außerordentlichen Aufwand an Ar-
beit und Mühe, die in gar keinem Verhältnis zu
ihrer Verwendbarkeit stehen. Die Kurve kann
auch nur für ganz bestimmte Bahnen in ebenem
Gelände und für ungefähr gleiche mittlere
Haltestellenentfernungen verwendet werden,
nicht aber für Bahnen auf bergigen Strecken
und mit ganz ungleichmäßigen Betriebsver-
hältnissen.
Die einfachste und zuverlässigste Weise,
um die für einen bestimmten Betrieb erforder-
liehe Motorleistung zu bestimmen, erfolgt
durch Ermittlung der bei den en Bean-
spruchungen auftretenden otorverluste.
Auf Grund dieser Verluste wird dann festge-
stellt, bei welcher Spannung und Stromstärke
am Prüfstande angenähert diese Verluste er-
zielt werden können. Derjenige Motor, der
nun diese Verluste — ohne daß die Er-
wärmung die Temperaturgrenze des V.D.E.
überschreitet — vertragen kann, ist für die
gegebenen Betriebsverhältnisse geeignet.
Bei der Erwärmungsbestimmung muß
noch berücksichtigt werden, daß im tatsäch-
lichen Betrieb eineAbkühlung durch die Luft-
strömung bei Fahrt hinzukommt, die im we-
sentlichen von der Fahrgeschwindigkeit, in ge-
ringerem Grade von der Art des Einbaus desMo-
tors in das Untergestell abhängig ist. Auf Grund
der vom Verfasser durchgeführten Versuche in
verschiedenenBahnbetrieben kann angenommen
werden, daß bei Bahnen mit einer mittleren
Fahrgescehwindigkeit von 13 bis 18 km/h die
Abkühlung etwa 8 bis 10% beträgt, bei Bahnen
mit 30 km mittlerer Fahrgeschwindigkeit 15
bis 18%, bei 40 km rd 25%. Diese, Werte zeigen
auch mit den in den amerikanischen Norma-
lien vom Jahre 1914 angegebenen Abkühlungs-
werten eine gute Übereinstimmung.
Die mittlere Spannung, die bei Lauf im
Prüffelde ungefähr die gleichen Verluste im
Motor erzeugt wie bei der Fahrt auf der Strecke,
wird je nach der Haltestellenentfernung und
der verschiedenartigen Dauer der Anfahr-,
Auslauf- und Bremsperiode verschieden sein.
Bei kurzen Haltestellenentfernungen, also
z. B. im innerstädtischen Betriebe, wird die
Wicklung infolge des häufigen Anfahrens und
der hierbei auftretenden hohen Strombelastung
stark beansprucht werden, während das Anker-
eisen, dessen Verluste und Erwärmung beson-
ders von der aufgedrückten Spannung und der
Umdrehungszabl der Maschine abhängig sind,
durch die nur kurzzeitigen Einschaltzeiten in
geringerem Maße beansprucht wird. Die auf-
tretenden Verluste werden in einem solchen .
Falle am Prüfstand bei Lauf mit einer verhält-
nismäßig niedrigen Spannung erzielt werden
können. Bei 250 m Haltestellenentfernung
wird z. B. diese Spannung etwas über die
Hälfte der Normalspannung betragen; bei
einem 500 V-Motor also etwa 270 bis 300 V.
Bei weiter Entfernung der Haltestellen,
wie dies z. B. im Überlandbahnbetriebe der
Fall ist, wird das Ankereisen durch die dau-
ernd hohe Periodenzahl der Magnetisierung
höher beansprucht werden, während die Ver-
luste in der Wicklung infolge der ‘niedrigeren
Ströme gering sind. Um am Prüfstande die
ähnlichen Verluste in der Maschine zu erzeugen,
wird der Motor mit einer Spannung betrieben
werden müssen, die nur wenig unter seiner nor-
malen Spannung liegt, also beispielsweise bei
den 500 V-Motoren mit etwa 450 bis 480 V.
Infolge der verschiedenen Verlustvertei-
lung in den einzelnen Wicklungen bei Motoren
mit und ohne Wendepole sowie der ver-
inneren Abkühlungsverhält-
nisse bei luftgekühlten und nicht gekühlten
Motoren werden selbst bei gleicher Stun-
denleistung die auftretenden Erwärmun-
gen bei den verschiedenen Maschinen außer-
ordentlich voneinander abweichen können.
Die diesbezüglichen Verhältnisse sind am deut-
lichsten aus Abb. 3 zu ersehen, in der für
verschiedene Motoren von 40 kW Stundenlei-
stung und rd 550 Umdr/min diejenigen Strom-
stärken aufgetragen sind, die sie bei Lauf am
Prüfstande bei verschiedenen Spannungen
dauernd vertragen können, ohne die Erwär-
mungsgrenzen des V.D.E. zu überschreiten.
482
Die eine Kurve gibt die Dauerstromstärke
wieder für den 40 kW-Motor ohne Wendepole.
Wie ersichtlich, fällt die Stromstärke mit zuneh-
mender Spannung stark ab. Bei 515 V hat der
Motor überhaupt keine Stromstärke mehr, die
er dauernd vertragen kann, ohne zu warm zu
werden. Dies liegt, wie in der Arbeit des Ver-
fassers über ‚Die Ankererwärmung von Bahn-
motoren‘ in der „ETZ‘““ 1917: nachgewiesen
wurde, an®dem eigenartigen Entwurf der Mo-
toren ohne Wendepole mit hoher Eisensättigung,
die bekanntlich bei diesen zur Erzielung einer
einwandfreien Kommutierung erforderlich ist.
Abb. 3. Dauerstromstärke bei Lauf mit
verschiedenen Spannungen.
Die zweite Kurve gibt dieDauerstromstärke
wieder für den ebenfalls geschlossenen, unge-
lüfteten Motor, jedoch mit}jWendepolen. Bei
diesem Motor sind die Eisenverluste geringer,
dafür die Kupferverluste infolge der höher zu-
gelassenen Ankerrückwirkung Dem-
entsprechend ist der Verlauf der Kurve wesent-
lich weniger abfallend als bei der ersten Kurve.
Wird dieser Motor mitSelbstlüftungversehen,
so steigt naturgemäß die zulässige Dauerstrom-
stärke mit zunehmender Spannung, also auch hö-
her werdender Umdrehungszahl (oberste Kurve).
Der Einfluß der Ventilation ist naturgemäß bei
Lauf mit geringer Spannung und Drehzahl —
wie aus der Kurve zu ersehen — verhältnis-
mäßig nur gering. Wesentlich höher liegen
natürlich die zulässigen: Dauerstromstärken
auch bei niedriger Spannung, falls der Venti-
lator nicht im Motor angebracht, sondern die
Luft von außen durch einen besonderen Motor-
kompressor eingepreßt wird. ’ m
Aus diesen Kurven ist .bereits’ deutlich zu
ersehen, wie die Motoren sich auch unter den
„verschiedenen Betriebsverhältnissen, also bei
geringen sowie weiten Haltestellenentfernun-
gen verhalten werden. Der Motor ohne Wende--
pole wird z. B. dann bei geringen Halte-
stellenentfernungen (etwa unter 280 m) gün-
stiger abschneiden, als der gleichartige Mo-
tor mit Wendepolen; anderseits ist er für weite
Haltestellen, also für Uberlandbahnbetrieb un-
eeignet. Bei nur ganz kurzzeitigem Anfahren
= er sogar dem selbstgekühlten Motor über-
egen.
Ein besonders klares Bild ergibt sich, wenn
statt der Stromstärke die Leistung in Ab-
hängigkeit von der Spannung aufgetragen wird.
Unter N rue der in geringem Maße
verschiedenen Wir rn: der . einzelnen
Motortypen, wurde in Abb. 4 das Produkt von
kW \_
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LEBER 700 200 300 400 500 600 700
Abb. 4. Dauerleistungen bei verschiedenen
Spannungen.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
.
Stromstärke und Spannung ‚der vorhin er-
wähnten Motoren, ebenfalls in Abhängigkeit
von der Spannung, aufgetragen. Hierbei ergibt
sich noch klarer das Anwendungsgebiet der
einzelnen Motorarten. So ist z. B. zu ersehen,
daß der Motor ohne Wendepole seine höchste
Dauerleistung bei Betrieb im Prüffelde
mit einer Spannung von rd 290 V hergibt,
während der gleich starke Motor mit Wen-
depolen seine höchste Leistung bei etwa
460 V. erreicht, um dann, ebenso wie es
bei dem wendepollosen Motor der Fall war,
wieder abzufallen. Bei dem Motor mit Selbst-
kühlung steigt die Leistung mit zunehmender
Spannung stark an; bei voller Betriebsspan-
nung hat er also seine höchste Dauerleistung.
Aus dem in Abb. 4 dargestellten eigen-
artigen Zu- und Abnehmen der Dauerleistun-
en bei den verschiedenartigen Spannungen für
Motoren leicher Stundenleistung, jedoch
verschiedener Bauart liegt der Vorschlag
nahe, bei der Bewertung von Bahn-
motoren neben der Stundenleistung
auch den Begriff der höchsten Dauer-
leistung einzuführen. f
Wird beispielsweise angegeben, daß der
betreffende Motor eine Dauerleistung von12kW
bei 300 V besitzt, so ergibt sich von selbst, daß
dieser Motor besonders für Bahnen mit kurzen
Halteatellenentfernungen Beeiant ist. Liegt
die Dauerleistung bei 400 V, so ist er sowohl für
Stadt- wie fürÜuberlandbahnbetrieb gut brauch-
bar. Wird die Höchstdauerleistung für die
volle Spannung angegeben, so ist dem Abneh-
mer klar, daß es sich voraussichtlich um einen
selbstgelüfteten Motor handelt, der auch für
mittlere Haltestellenentfernungen gut geeignet
ist. Die Bezeichnungsweise für einen Bahn-
motor würde dann wie folgt lauten:
550/300 V, 50/20 kW, 500 Umdr./min.
Dies würde bedeuten, daß der Motor bei 550 V
eine Stundenleistung von 50 kW besitzt und
bei 300 V seine höchste Dauerleistung von
20 kW. hergibt.
Für den üblichen Sprachgebrauch würde
auch — ähnlich wie dies bei den Automobil-
motoren der Fall ist — die kurze Doppelbe
zeichnung der Leistungen (Stunden- und
höchste Dauerleistung) zur Klärung der Be-
lastungsfähigkeit der Motoren genügen.
Der Kreiselkompaß im Schachtbau.!)
Von Prof. O. Martienssen, Kiel.
Übersicht. Beim Herunterbringen eines Schach-
tes in wasserführendem Gebirge, speziell zur Ge-
winnung von Kohle und Kali, entstehen große
Schwierigkeiten, welche das Gefrierverfahren am
besten überwindet. Bei diesem ist das Stoßen
eines Kranzes von Bohrlöchern notwendig und eine
genaue Kenntnis des Verlaufs dieser Bohrlöcher in
den verschiedenen Teufen. Zur Erkennung des Ver-
laufs der Bohrlöcher werden Bohrloch-Neigungs-
messer benutzt. Die Einrichtung und Handhabung
eines derartigen Apparates, in dem ein Kreiselkom-
paß Verwendung findet, werden eingehend beschrie-
ben und die beim Schachtbau gewonnenen Vorteile
erläutert. 3 {
Im Jahre 1911 hatte ich Gelegenheit, im
Elektrotechnischen Verein zum ersten Mal
einen praktisch erprobten Kreiselkompaß vor-
zuführen, in einer Form, wie er damals von der
Firma Anschütz & Co. in Kiel als Navigations-
instrument für die Kriegs- und Handelsmarine
hergestellt wurde.?) In den vergangenen Jahren
hatte sich der neue Kompaß gut bewährt; spe-
ziell in unserer Kriegsmarine, und leider auch
in der feindlichen Kriegsmarine fand er im
Kriege weitgehendste Anwendung und wurde
dadurch ein indirektes Werkzeug der Zerstö-
rung. Alle unsere U-Boote waren auf ihren wei-
ten Fahrten mit Kreiselkompassen ausgerüstet,
die auch unter Wasser allein eine sichere Navi-
gation ermöglichen. Sn
Im Gegensatz hierzu möchte ich nun ein
Anwendungsgebiet des Kreiselkompasses be-
handeln, auf dem er nicht der Zerstörung, son-
dern dem Wiederaufbau und der Hebung neuer
Schätze dient. Der Apparat, den ich hier be-
schreiben möchte, hat seine Probe bereits vor
dem Kriege bestanden. Auch während des
Krieges hat die Gesellschaft für nautische In-
0) Vertrag," gehelfen im Elektrotechnischen Verein,
am 23. X. 1919 Vgl. „ETZ“ 1919, S. 694. : Diskussion siehe auf
8. 475 dieses Heftes. i
») Vgl. „ETZ“ 1911, 8. 862, 887.
Helft 24.
17. Juni 1920.
'strumente, G. m. b. H., Kiel, welche das Ver-_
fügungsrecht über die einschlägigen Patente be-
sitzt, mit ihm im In- und Ausland mit großen
Erfolgen gearbeitet.
Um die Aufgabe, welche der Apparat zu er-
füllen hat, verständlich zu machen, muß ich
allerdings etwas weiter zurückgreifen.
Bekanntlich ist die Steinkohle entstanden
durch langsame Verkohlung von Vegetabilien,
vor allem von Kryptogamen, die vor vielen tau-
send Jahren auch in unseren Breiten bei star-
kem Kohlensäuregehalt der Luft und einer
mittleren Temperatur von etwa 25° C. in un-
geahnter Üppigkeit wucherten. Von der Üppig-
keit dieser Kohle erzeugenden Vegetation
machen wir uns einen Begriff, wenn wir hören;
daß ein moderner Buchenwald eine kaum 2 cm
dicke Kohlenschicht in 100 Jahren liefern kann,
während Kohlenflöze von 10 m Mächtigkeit
vorkommen.
Periodische Einbrüche des Meeres vernich-
teten vorübergehend die Vegetation, warfen
Schlamm und Sand über sie, die jetzt als Schie-
ferton und Sandstein die einzelnen Flöze über-
decken und trennen. Weitere Veränderungen
der Erdoberfläche, eruptive Ausbrüche, schüt-
teten Erdreich über den einstmaligen tropischen
Urwald, und der hohe Druck dieser überlagern-
den Schichten bewirkte die Bildung der Stein-
kohle.
Diese Entstehungsgeschichte bringt es mit
sich, daß die Steinkohle yicht in festgewachse-
nem, wasserundurchlässigem Fels eingesprengt
ist, sondern daß sich über ihr lockere, wasser-
haltige Schichten befinden, die bei den hohen
Drucken in größeren Teufen geradezu plasti-
sche Eigenschaften annehmen. Oftmals wech-
seln allerdings auch feste Gesteine, wie Granit
und Feuerstein, mit den alluvialen Schichten
ab, die sich durch Verwerfungen und Faltungen
bei eruptiven Ausbrüchen über den früheren
Urwald schoben.
Beim deutschen Kali liegen die Verhält-
nisse ganz ähnlich. Nach dem heutigen For-
schungsergebnis ist er durch Austrocknung
eines mitteldeutschen Binnenmeeres auskristal-
lisiert und dann durch tektonische Umlagerun-
gen durch alluviale Schichten überdeckt worden.
Will man also zur Kohle oder zum Kali ge-
langen, so muß ein Schacht durch diese wasser-
haltigen, halbplastischen Gebirgsschichten ge-
trieben werden. Das geht aber nicht so einfach!
Sobald eine derartige Schicht angeschlagen
‘wird, strömt das Wasser und mit dem Wasser
das bewegliche Gebirge in den Schacht hinein;
denn Sohle und Wandungen des Schachtes
stehen unter dem einseitigen Druck der über-
lagernden Gebirgsschichten und treiben Wasser
und Schlamm in den Schacht, so daß weiteres
Arbeiten in ihm unmöglichwird und er ersäuft.
Bei der Bekämpfung dieser Schwierigkei-
ten hat sich das Gefrierverfahren am besten be--
Dieses wurde Anfang der 90 er Jahre .
währt.
von Herrn Ingenieur Poetsch erfunden. Herr
Gebhardt und die von ihm gegründete Firma
Gebhardt & Koenig übernahmen die praktische
Durchbildung. Jetzt, nach Ablauf der Patente,
| wird es von allen größeren Schachtbaufirmen
angewandt. Das Verfahren besteht darin, daß‘
durch Gefrieren des Erdreichs um den zu bil-
denden Schacht herum eine dicke Frostmauer
hergestellt wird, welche den Druck des an-
stehenden 'Gebirges aufnimmt und das Ein-
dringen von Wasser und Schlamm beim Abteu-
fen des Schachtes verhindert. Sobald der
Schacht abgeteuft ist, also eine künstliche
Mauer aus Eisen oder Eisenbeton besitzt, wird
das Erdreich wieder aufgetaut.
Alle Schachtbaufirmen gehen bei diesem
Verfahren folgendermaßen vor:
Ein oder 2 Kränze von Bohrlöchern in Ab-
ständen von etwa 1 m voneinander werden um °
den abzuteufenden Schacht herum so tief senk-
recht in das Gebirge getrieben, wie der Schacht
werden soll, bzw. so tief, bis die wasserhaltigen
Schichten sämtlich durchstoßen sind. -
ET EEE RE ee
Be
EN
-17. Juni 1920.
Q—
Beistehende Abb. 1 läßt die Anlage eines
Schachtes von 550 m Teufe, mit 38 in zwei Krei-
sen angeordneten Bohrlöchern, erkennen. In je-
des Bohrloch wird ein doppelwandiges Rohr
gesteckt, durch das eine Salzlösung gepumpt
wird, die durch eine Kältemaschine auf etwa
alle Arbeit war umsonst.
Abb. 1. Gefrierschachtanlage.
25°C unter Null abgekühlt wurde. In das innere
Rohr fließt die Gefrierflüssigkeit hinein, wäh-
rend sie durch das äußere Rohr zum Kühlhaus
zurückströmt. Diese Kühlflüssigkeit entzieht
‘dem umgebenden Gebirge Wärme, und es bildet
sich um jedes Bohrloch herum eine Säule ge-
frorenen Erdreichs. Nach sechsmonatlichem Ge-
frieren erreichen die Frostsäulen einen Durch-
messer von etwa 215 m, so daß sich diese soge-
nannten Gefrierkreise überlappen und eine ge-
schlossene Frostmauer von gut 2m Dicke bil-
den, wie Abb. 2 zeigt. Da gefrorenes Erdreich
Abb. 2. Bildung der Frostmauer.
fester als Ziegelstein ist, kann im Schutz dieser
Mauer der. Schacht ohne Gefahr für Personal
und Material ausgesprengt und abgeteuft wer-.
den. - a
Die Bedingung, daß die Ringmauer ge-
schlossen ist, ist nur dann erfüllt, wenn die Ge-
frierlöcher in keiner Teufe einen größeren Ab-
. stand als etwa 2 m voneinander-haben; dieser
ist aber nur gewährleistet, wenn sie genau paral-
_ lel zueinander stehen, also z. B. sämtlich senk-
‚recht hinuntergetrieben werden.
Besitzen in
irgend einer Teufe 2 benachbarte Bohrlöcher
merklich größeren Abstand, so ist die Gefrier-
mauer nicht geschlossen, und es wird das Was-
ser eindringen, sobald diese Teufe beim Aus-
sprengen erreicht ist; der Schacht ersäuft, und
Elektrotechnische Zeitschriit, 1920. Heft 24.
463
Nun bietet ein Bohrgestänge von mehre-
ren 100 m Länge keine Gewähr dafür, daß sich
nicht der Meißel am Ende dieses Bohrgestänges
beim Schlagen des Bohrloches mehr oder weni-
der verläuft. Man muß infolgedessen damit
rechnen, daß bei großen Teufen ein Schließen
der Frostmauer nicht eintritt. FR
Abb. 3 gibt die Horizontalprojektion des
wahren Verlaufes der Bohrlöcher einer auslän-
dischen Schachtanlage. Die beigeschriebenen
kleinen Zahlen geben die Teufen an. So z. B.
befindet sich das Bohrloch Nr. 22 in 560m Teufe
etwa 30 m südwestlich vom Soll-
punkt. Schon bei 250 m’ Teufe durch- ss
dringt es die Schachtwand und würde
daher beim Abteufen des Schachtes bei
250 m Teufe abgeschnitten werden. Aus
dem Bilde ersieht man, daß bei einem-
$60
Das Prinzip der Messung mit dem Apparat
ist folgendes:
Der in Abb. 4 abgebildete Apparat wird an
einem Kabel in das Bohrloch hinabgelassen und
es wird hierbei alle 2 m eine Messung vorgenom
N 4562 men.
Im Bohrloch wird der
Apparat durch zwei Rund:
bürsten zentrisch geführt, so
daß er stets dieselbe Neigung
gegen die Vertikale besitzt wie
das Bohrloch in der Teufe, in
welcher .er sich gerade befindet.
In dem Apparat ist eine Meß-
S60
‚560 =
Abb. 3. Bohrlochverlauf einer Schachtanlage
= von 560 m Teufe.
derartigen Verlauf der Bohrlöcher von einer
geschlossenen Frostmauer nicht mehr die Rede
sein kann.
Der Bohrloch-Neigungsmesser der Gesell-
schaft für nautische Instrumente G. m. b. H.
dient dazu, Diagramme wie Abb. 3 aufzu-
nehmen, d.h. zu bestimmen, wo sich jedes Bohr-
loch in den einzelnen Teufen relativ zu seinem
- Ausgangspunkt über Tage be-
findet. Zeigt die Messung, daß
2 benachbarte Bohrlöcher einen
größeren Abstand als 2 m
haben, so muß ein Ersatzloch
geschlagen werden oder es
müssen die Löcher „gerichtet“
werden, worauf ıch nachher
noch zu sprechen komme.
u
. Abb. 5. Meßbuchse des
Bohrloch-Neigungsmossers.
Abb. 4. Bohrloclhı-
Neigungsmesser.
\ N
5608 \550
buchse mit 2 Pendeln drehbar zur
Apparatenachse angeordnet. Die
Pendel schwingen in 2 zueinander
senkrechten Ebenen, und ein klei-
ner Kreiselkompaß in dem Apparat
stellt diese Meßbuchse so ein, daß
das eine Pendel stets in der Ost-West-Richtung
schwingt, das andere in der Nord-Süd-Rich-
tung, ganz gleichgültig, wie sich auch der
Apparat beim Herablassen um seine Achse
drehen möge.
Abb. 5 ist eine schematische Darstellung
der Meßbuchse mit dem Ost-West-Pendel. Das
Pendel hängt lotrecht, die Meßbuchse ist aber
mit dem Bohrloch gleichgerichtetz;-also im all-
gemeinen geneigt. Das -Bıld übertreibt diese
Neigung, sie bleibt meistens unter1 Bogengrad.
Hinter der Pendelspitze befindet sich ein
Registrierstreifen mit der Mittellinie m—m in
der Mittelachse des Apparates. Wegen der Nei-
gung des Bohrloches spielt die Pendelspitze
nicht über dieser Mittellinie, sondern weicht um
eine kleine Strecke a von dieser Mittellinie nach
Osten oder Westen ab. Diese Strecke a wird ge-
messen. Da das Pendel 20 em lang ist, so be-
sagt eine Abweichung von a mm, daß das Bohr-
loch auf einer Strecke von 2 m eine Versetzung
von a cm nach Westen besitzt. Wird alle
2 m eine Messung ausgeführt und werden alle
gemessenen Wertea addiert, so ergibt die Summe
die Gesamtversetzung des Bohrloches nach
Westen in em. Hierbei müssen natürlich die
Strecken a links von der Mittellinie m—m nega-
tiv gezählt werden.
Ganz analog werden an dem Nord-Süd-
Pendel in der Meßbuchse Abweichungen b der
Pendelspitze von der Mittellinie gemessen, und
die Summe aller dieser Abweichungen ergibt
die Bohrlochversetzung nach Süden. Beide Ver-
setzungen gesondert auf Koordinatenpapier
aufgetragen, lassen den Ort des Bohrloches rela-
tiv zum Ausgangspunkt finden. Will man z. B.
den Ort eines Bohrloches in 300 m Teufe be-
stimmen, so müssen die ersten 150 Messungen
560
464
Abb, 6. Innenteile des
Bohrloch-Neigungsmessers.
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 24.
VE EL ZA ET EZ EZ
Abb. 8. Oberteil des
Bohrloch-Neigungsmessers,.
Abb. 9, Meßbuchse des
Böhrloch-Neigungsmessers.
nn)
| di
(71
———— u:
Abb. 7. Kreiselkompaß des Rohrlo« h-Neigungsmessers.
x
am. Nord-Süd-Pendel und am Ost-West-
Pendel jede für sich addiert werden; das
Resultat gibt sofort die West- und Südver-
setzung des Bohrloches.
Der innere Apparat, wie er sich in der
Hülle befindet, ist in Abb. 6 schematisch
abgebildet. Beim Betrieb ist er geschützt
durch ein äußeres Stahlrohr, das durch Lö-
‚sung einer Mutter nach unten abgezogen
werden-kann. Die Dichtung, welche 150 at
Druck verträgt, ist in einfacher Weise mit-
tels Gummi bewirkt. Diese Dichtung ist
notwendig, weil beim Loten das Bohrloch
voll Wasser steht.
Der wichtigste Teil des Apparates ist
ein kleiner Kreiselkompaß, der unten am
Bohrlochneigungsmesser hängt. Die Wir-
kungsweise eines Kreiselkompasses basiert,
auf dem von Foucault aufgestellten
Grundsatz, daß die Erde auf jede horizon-
tal gehältene rotierende Welle durch
ihre Drehung eine Richtkraft ausübt, wel-
che die Welle in die Nord-Süd-Richtung zu
drehen sucht, so daß Erddrehung und Wel-
lenrotation gleichsinnig sind.
Die Richtkraft eines Kreiselkompasses
ist gegeben durch das Produkt aus Träg-
heitsmoment des Kreisels, seiner Winkel-
geschwindigkeit, Winkelgeschwindigkeit der
Erde, dem Kosinus der geographischen
Breite und dem Sinus des Winkels zwischen
Meridian und Kreiselachse!). Diese Richt-
‚kraft läßt demnach die Kreiselachse bei ge-
nügend unbehinderter Aufhängung des
Kreisels in die Nord-Süd-Richtung ein-
schwingen, da dann der Sinus des Winkels
Null wird. Um hinreichende Richtkraft zu
erzielen, muß die Kreiselgeschwindigkeit.
‚groß genommen werden. En
Wie für vorliegenden Zweck der Kreisel-
kompaß durehgebildet ist, ergibt Abb.7, den
Eee uch 0. Martiens sen, „Der Kreiselkompaß,
seine
irkungsweise und seine praktische Verwen-
dung ın der Schiffahrt , „ETZ“ 1911, Heft 34, und al hi
Instramentenkunde“ 1913, O. Martienssen, „Die
Theorie des Kreiselkompasses. &
a u este
Be
17. Juni 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 24.
465
untersten Teil des Bohrloch-Neigungsmessers
darstellend.. Ein mit Quecksilber gefüllter,
ringförmiger Kessel «a ist mit Hilfe des Bügels b
an der im Gehäuse drehbaren Meßbuchse be-
festigt. In dem Quecksilberkessel schwimmt
ein ringförmiger Schwimmer c, an welchem mit-
tels Hals d die Kreiselkappe e befestigt ist. In
der Kreiselkappe läuft der Kreisel auf Kugel-
lagern. Der Kreisel selbst besteht aus Nickel-
stahl, und es ist ihm ein Käfiganker eingepreßt.
Der Stator des kleinen Drehstrommotors, wel-
cher den Kreisel betreibt, ist an der Kappe be-
festigt. Durch feine Silberbänder wird dem
Stator Drehstrom von 400 Per/s zugeführt,
welcher den Kreisel auf 25 000 Umdr/m bringt.
Die Herstellung derartig schnell laufender
Drehstrommotoren mit Kurzschlußanker ist
eine besondere Kunst. Die hohe Drehzahl
verlangt sehr viel Kupfer im Rotor. Dadurch
wird das Anlaufdrehmoment klein, und es pas-
siert leicht, daß der Kreisel bei ungünstiger .
Konstruktion über eine bestimmte Tourenzahl
nicht hinauswill.
Der Kreisel hängt in seiner Kappe so tief
wie möglich unter dem Schwimmer. Tiefer
konnte er nicht gehängt werden, weil sonst die
Achsenenden NS bei geneistem Bohrloch an
das äußere Schutzrohr anstoßen würden. Bei
dieser tiefen Schwerpunktslage sucht die
Schwerkraft die Kreiselachse horizontal zu hal-
ten und diese stellt sich nach dem Foucaultschen
' Prinzip in den Meridian ein, da das ganze
schwimmende System um den Zentrierstift /
drehbar angeordnet ist.
Die Richtkraft von einigen Zehnteln grem
‘ dieses kleinen Kreiselkompasses genügt in-
dessen nicht, die ganze Meßbuchse mitzudrehen.
Deswegen ist folgende bekannte Anordnung ge-
troffen worden: Am schwimmenden System
befestigt ist eine Kontaktperle g, die, wenn der
Schwimmer mit Kreisel sich rechts oder links
herum dreht, rechts oder links an einer Kon-
taktfeder Kontakt macht. Dadurch wird ein
sogenannter Wendemotor rechts oder links
herum in Umdrehungen versetzt. Dieser be-
findet sich im obersten Teil des Bohrloch-Nei-
gungsmessers (Abb.8). Es ist ein kleiner Gleich-
strommotor mit doppelter Ankerwicklung und
Kommutatoren auf beiden Seiten. Durch die
Kontaktperle wird die eine oder andere der
Wieklungen eingeschaltet, welche den Anker in
entgegengesetztem Sinne drehen.
Dieser Wendemotor dreht die Meßbuchse
mit Quecksilberkessel und Kontaktfedern
den Drehungen des Kreiselkompasses nach;
da die Kontaktperle nur dann keinen Kontakt
"macht, wenn sie frei zwischen den Kontakt-
federn am Quecksilberkessel hängt. Infolge-
dessen behält die Meßbuchse immer eine be-
stimmte Stellung gegenüber dem Kreiselkom-
paß, also auch gegenüber dem Meridian bei.
In Abb. ist ! das untere Lager der Meß-
buchse, in Abb. 8 L das obere Lager der Meß-
buchse. Die Meßbuchse selbst ist in Abb. 9 dar-
gestellt.
aist das Ost-West-Pendel, das in der Bild-
ebene schwingt, b das Nord-Süd-Pendel, das
senkrecht zur Bildebene an der Achse ce schwingt.
Unterhalb jedes Pendels befinden sich Regi-
Abb, 10. Meßwagen.
strierkassetten kk mit je 1 Registrierstreifen,
der dieht unter den Pendelspitze entlang läuft.
Über den Pendelspitzen liegen die Anker dd
zweier kleiner. Elektromagnete, die so breit
sind wie der Registrierstreifen. Soll eine Mes-
sung vorgenommen werden, so werden die Rlek-
tromagnete durch einen Telegraphenschlüssel
über Tage einen Moment unter Strom gesetzt.
Dadurch schlagen die Anker gegen die Pendel
und drücken eine feine, am Pendelende befind-
liche Nadel, in das Registrierpapier. Es wird
demnach das Registrierpapier an der Stelle ge-
locht, wo die Pendelspitze bei der Messung
stand. Bei der Stromöffnung schiebt der Elek-
tromagnetanker mit Hilfe eines Klinkwerkes
den Registrierstreifen um 5 mm voraus, so daß
er zur Aufnahme der nächsten Messung be-
reit ist.
Die eigentliche Messung geschieht da-
durch, daß der Apparat mittels Kabelwinde
langsam in das Bohrloch hinabgelassen und
die Taste alle 2 m zur Schließung des Elektro-
magnetkreises niedergedrückt wird. Eine Meß-
reihe findet beim Ablassen des Apparates, eine
zweite zur Kontrolle beim Hochziehen statt.
Sodann wird der Apparat geöffnet, die Re-.
gistrierstreifen werden aus den Kassetten ge-
nommen und die Abweichungen der einzelnen
Loehungen von der Mittellinie des Papierstrei-
fens abgelesen und für jeden der 2 Papierstreifen
gesondert in eine Tabelle eingetragen. Die
Summe dieser Eintragungen der einen Tabelle
gibt die Ost-West-Versetzung, die Summe der
Eintragungen in der anderen Tabelle die Nord-
Süd-Versetzung des Bohrloches bei derjenigen
ne bis zu der die Abweichungen addiert
sind.
_ Der Kopf des Apparates ist aus der Abb. 6
zu erkennen. Die einzelnen Adern des Kabels
sind mittels Gummistopfen abgedichtet. Das
Kabel selbst besteht aus einem mittleren Trag-
seil aus Stahl, an dem der Apparat mittels Bol-
zen b hängt. Für die Stromzuführung zum
Kreisel, dem Wendemotor und den Elektro-
magneten, sind 8 Guttaperchaadern vorhan-
den. Das Stahlseil und die Guttaperchaadern
sind dick mit Jutegarn umwickelt, damit der
Druck des Stahlseils beim Laufen des Kabels
über die Führungsrolle verteilt wird und die
Adern nicht abgeschert werden. Das ganze
Kabel ist schließlich mit Jutegarn umklöppelt.
Diese Konstruktion des Kabels hat sich prak-
tisch in jeder Weise bewährt.
Zu diesem Bohrloch-Neigungsmesser gehört
noch1 Meßwagen (Abb. 10). In ihn befin-
det sich die Kabeltrommel mit Fördermotor
und Steuerschalter zum Ablassen und Aufziehen
des Kabels, der Umformer zur Erzeugung des
Kreiselstromes, ein Umformer zur Erzeugung
des notwendigen Gleichstroms, die nötigen
Voltmeter und Amperemeter zur Kontrolle des
Kreiselstromes, des Wendemotorstromes, die
Tasten usw. 24
Abb. 11 gibt einen
Einblick in den Meßwa-
genvonrückwärts,Abb.
12 von seitwärtsaufden
Meßtisch. Das Kabel
läuft nach Verlassen der
Abb.
Kabeltrommel über eine Rolle, die an einem
Bock senkrecht über dem abzulotenden Bohr-
loch angebracht wird.
kam:
Abb. 11. Geöffneter Meßwagen von rückwärts.
Eine Bestimmung des Verlaufes der Bohr-
löcher würde aber noch nicht zum Ziel führen.
Abb. 13 gibt z. B. die Lage der Gefrierlöcher mit
Abb. 18. Lage der Gefrierlöcher einer Schaltanlage
in 328 m Teufe,
eingezeichneten Gefrierkreisen bei 828 m Teufe
eines abgeloteten Schachtes an. Das Bild zeigt,
daß die Frostmauer an 3 Stellen nicht geschlos-
sen ist. Es handelt sich also darum, an diese
3 Stellen in 328 m Teufe Ersatzlöcher zu brin-
gen. Zu diesem Zweck werden Bohrlöcher an
dieser‘ Stelle über Tage angesetzt, aber zunächst
12. Innenansicht des Meßwagens.
466
nur bis zu einer mittleren Teufe geschlagen, in
der erfahrungsgemäß eine stärkere Ablenkung
stattfindet. Ist eine solehe Ablenkung mit dem
Apparat festgestellt, so wird ein Eisenkeil in das
Bohrloch gebracht, welcher aus einem diagonal
aufgeschnittenen Futterrohr hergestellt ist, u.
zw. so orientiert, daß die Diagonalfläche der
Richtung entgegenliegt, in welcher das Bohr-
loch von der Vertikalen abweicht. Durch diesen
Keil wird dann, wie in Abb. 14d zu erkennen
Abb. 14.
ist, der Meißel beim Weiterbohren des Loches
abgelenkt, u. zw. nach der Senkrechten zu bzw.
dahin, wohin man das Bohrloch haben will.
Ohne auf die Einzelheiten des Verfahrens
einzugehen, das der Gesellschaft für nautische
Instrumente G. m. b. H., patentrechtlich ge-
schützt ist, dürfte es klar sein, daß es in dieser
Weise möglich ist, durch wiederholtes Messen
und Ablenken die Bohrlöcher stets dahin zu
bringen, wo man sie haben will.
Abb. 15 zeigt ein Bild der Bohrlöcher des-
selben Schachtes wie Abb. 13, mit vier gestrichelt
\
Abb. 15. Der Gefrierkreis ist durch vier Ersatzlöcher
: geschlossen.
gezeichneten Ersatzlöchern, die, wie zu erkennen
ist, die Frostmauer um den Schacht herum
schließen.
Abb. 16 gibt das Bild der Lage der Bohr-
löcher eines anderen Schachtes, bei welchem
das Richtverfahren noch nicht benutzt wurde.
Die schwarz angelegten Bohrlöcher sind tote
Bohrlöcher, die wegen ihrer Lage im Schacht
oder weit ab vom Schacht gar nicht erst mit
Gefrierrohren beschickt wurden. Es sind dies
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 24.
13 nutzlos gebohrte Löcher, an denen ein erheb-
liches Kapital vergeudet wurde. 5
Abb. 17 gibt das Bild eines Schachtes, bei
welehem das Riehtverfahren weitgehend Ver-
wendung fand. Schon mit 19 Bohrlöchern ist
die Frostmauer bei 828 m Teufe geschlossen.
Der hier beschriebene Apparat ist nicht
ganz einfach, auch seine Handhabung verlangt
Übung. Er wird daher von der Gesellschaft für
nautische Instrumente nicht in den Handel ge-
Einbringen eines Keilrohres:
&
bracht, sondern diese führt selbst die Messungen
für die Schachtbaufirmen aus. Der Apparat ist
für den’ Schachtbau von großer Bedeutung ge-
worden, denn er erspart dem Schachtbau erheb-
liche Kosten. In größere Teufen als 400 m war
es früher kaum möglich, einen Schacht in was-
serhaltigem Gebirge hinunterzubringen. Die
Abb. 16. Lage der Gefrierkreise in 300 m Teufe
ohne Verwendung des Richtverfahrens.
tiefliegende Kohle ist aber gerade die beste, weil
ihre Verkohlung unter größerem Druck 'statt-
fand. Auch istmaninunseremVaterlande, ebenso
wie in England, gezwungen, die tiefer liegende
Kohle aufzusuchen, nachdem die hoch-
liegende zum größten Teil abgebaut ist. Z. Zt.
ist allerdings in Deutschland trotz des Kohlen-
elends der Bau tiefer Schächte wegen der un-
geheuren Kosten und der allgemeinen Unsicher-
heit so gut wie unmöglich; dauert doch ein
Schachtbau bei, sagen wir 500 m Teufe, eine
längere Reihe von Jahren und verschlingt viele
u Fe DENE ne a rn;
schaftlichen
tensdarin, daß, wie ich bereits aufder Jahresver-
sammlung der ee der Elektrititäts-
i
Z
wieder zu energischer Arbeit aufgerafft haben
wird und sich die Mühe gibt, die ihm gebliebe-
nen Bodenschätze zur Erringung früherer wirt-
Abb. 17. Lage der Gefrierkreise in 300 m Teufe
unter Verwendung des Richtverfahrens.
: ‘=
schaftlicher Höhe voll auszunutzen, dann, hoffe
ich, daß der hier beschriebene Apparat die Er--
reichung dieses Zieles ein wenig erleichtern wird.
Lande.
(Eine Erörterung.)-
Die Elektrizitätsverwendung auf dem flachen
Übersicht. An die Behandlung der Tariffrage
in der Landwirtschaft, die auf der letzten Jahres-
versammlung des Verbandes Deutscher Elektrotech-
niker in Stuttgart’ stattfand, hat sich eine Aussprache
verschiedener l.!ektrizitätswerksleiter geknüpft, die
wir. hier in der Form eines besonderen Aufsatzes
wiedergeben. Die Tariffrage ist gegenwärtig von
besonderer Bedeutung und beansprucht deshalb ein
allgemeines Interesse. E
Pietzsch, Bremen (17. II. 1920): Auf der
Jahresversammlung des V, D. E._in Stutt-
gart hat Herr Warrelmann ein-
gehende, Ausführungen über die
run in der
es
Landwirtschaft unter onderer
Berücksichtigung der _ Tarife
gemacht.!) Herr Petri hat in
Stuttgart das gleiche Thema. be-
handelt?. In der „ETZ“ 1920,
S. 235 werden besonders die
Ausführungen des | Herrn Petri
von Herrn Charbonnier, Magde-
burg, einer kritischen Betrachtung
- unterzogen, x
Die sämtlichen Ausführungen
beschäftigen sich eingehend mitden
Kosten für Elektrizität auf dem
flachen Lande.
fraglich, ob N der rich-
viee Zeitpunkt für Klärung von Ta-
riffragen ist, denn. augenbliekliech
unterliegt das ganze deutsche Wirt-
schaftsleben einer derartigen Um-
wälzung, daß mit auch nur einiger- _
maßen sicheren Grundlagen nicht _
gerechnet werden kann. Trotzdem
Warrelmann insofern begrüßt, als
diese Ausführungen zeigen,daßman
auf demLande zweckmäßig
übergehen wird, die gelieferte Flek-
trizität nichtnurnach abgegebenen
17. Juni 1920.
habeich dieAusführungendesHerrn
dazu
Mill. Mark. Wenn aber das dantiche Volk sich ®
N
Es erscheint mir
: Kilowattstunden zu bewerten. Das
Grundübel in der ganzen landwirt-
Tarifbildung liegt meines Erach-
werke in Trier ausführte, die Preise des land-
wirtschaftlichen Verbrauchs viel zu schematisch
den städtischen Tarifen nachgebildet wurden.
Da augenblicklich die gesamte Elektrizitäts-
‚wirtschaft mit Tarifen arbeiten muß, die.
‚keinen Anspruch auf Planmäßigkeit haben
die in einzelnen Werken weit
können, un
gehend verschieden sind und verschieden sein
müssen, je nachdem es sich um Steinkohlen-
Braunkohlen- oder Wasserbetriebe handelt und
1) Vgl. „ETZ“ 1919, 8. 577.
®) Vgl. „ETZ* 1919, 8. 675.
17. Juni 1920.
je nachdem die Stromerzeugungs- und -vertei-
ungsanlagen aus der Vor- oder Nachkriegszeit
stammen, so ist es zu en wenn jetzt-
’
schon dahin gearbeitet wird, daß die landwirt-
schaftlichen Tarife auf eine andere, u. zw. ge-
'sündere Basis als in der Vorkriegszeit gestellt
A werden. } a
5 Solange die landwirtschaftliche Elektrizi-
tätsversorgung sich noch mehr oder weniger
auf große, städtische oder industrielle Betriebe
stützen konnte, die gewissermaßen das Rück-
Beat der Wirtsehaftlichkeit bildeten, konnte die
andwirtschaft Strom zu einem billigeren
Preise bekommen. Die weitere Entwicklung
der landwirtschaftlichen Stromversorgung
zwingt aber die jetzt z. T. sehr großen Über-
landwerke, deren Kapital- und Betriebskosten
aus eigenen Einnahmen im vollen Umfange ge-
deckt werden müssen, zu Tariferhöhungen.
Schon vor dem Kriege war es kein Geheimnis,
daß landwirtschaftliche Überlandzentralen sich
nur sehr schwer und auch dann meist nur in
gergen Umfange rentierten. Zum Teil wurgde
ie Rentabilität dadurch erzielt, daß entweder,
wie schon oben erwähnt, große städtische oder
Industrieunternehmen das wirtschaftlicheRück-
der Stromversorgung bildeten, oder daß
ie jährlichen Abschreibungen zu niedrig ein-
gesetzt wurden, was besonders häufig bei Lei-
tungsanlagen der Fall war, die mit Holzmasten
E gebaut. waren. In Zukunft muß besonders bei
b den Werken, die sich nur auf Landwirtschaft
stützen können, so gearbeitet werden, daß sich
die Unternehmungen selbst erhalten können.
Deshalb ist bei dem Aufbau neuer landwirt-
schaftlicher Tarife dahin zu streben, daß sich
Einnahmen und Ausgaben die Wage halten.
Soll dies, besonders bei Beleuchtung und Klein-
kraft, durch reine Kilowattstundenpreise er-
zielt werden, so würde man sich wohl daran ge-
wöhnen müssen, in Zukunft bei Neuanlagen mit
Tarifen von 3 bis 4 M rechnen zu müssen. Dem-
gegenüber wird sich derlandwırtschaftliche Ab-
nehmer wahrscheinlich ablehnend verhalten,
wenn er mit diesen Zahlen die niedrigeren städti-
schen Tarife vergleicht. Viel weniger schwierig
= wird es sein, einen Tarif einzuführen, der eine
= Grundgebühr und eine Leistungsgebühr auf-
weist. Ob die Grundgebühr sich nach dem An-
schlußwert oder nach der Größe des betreffen-
den landwirtschaftlichen Besitzes richten wird,
ist noch eine offene Frage Mir erscheint die
Bemessung der Grundgebühr nach dem An-
schlußwert deshalb zweckmäßiger zu sein, weil
bei Bemessung der Grundgebühr nach der
Größe der bebauten Fläche immer nur Tarife
tür verhältnismäßig kleine Bezirke aufgestellt
werden können. Außerdem müßten die Grund-
tarife weitgehend davon abhängig gemacht
werden, ob ein Landwirt vorwiegend Kartof-
feln oder Rüben oder Getreide baut oder Vieh-
zucht hat. Der Anbau von Zuckerrüben wird
beispielsweise einen viel geringeren Stromver-
brauch auf die gleiche Fläche im Gefolge haben,
wie der Anbau von Getreide, das später elek-
trisch gedroschen werden soll. Aber auch bei
reinem Getreidebau hängt der Stromverbrauch
sehr weitgehend von der Güte des Bodens, von
der Ernte und sonstigen Witterungseinflüssen
ab, zum Beispiel, ob das Getreide trocken oder
naß in die Dreschmaschine kommt.
Ich möchte mir aber trotz der eben ge-
- machten Ausführungen vorläufig noch kein ab-
schließendes Urteil erlauben, welche Art des
> Grundgebührentarifs zweckmäßiger ist, ich
halte es vielmehr für richtiger, präzisere Tarif-
_ vorschläge erst dann zu machen, wenn sich die
deutsche Wirtschaftslage, die ja weitgehend
von politischen Faktoren abhängig ist, wieder
etwas geklärt hat. Ob und wann und wie das
der Fall sein wird, entzieht sich vorläufig
menschlicher Berechnung. Grundsätzlich emp-
fehle ich aber dringend, bei neu aufzustellenden
landwirtschaftlichen Tarifen jetzt schon mit
einem Grundgebührentarit und einem Arbeits-
tarif als Zuschlag, besonders bei neu zu grün-
denden Unternehmen, zu rechnen. Dieser Tarif
hat für den Stromlieferanten den Vorteil, daß
er bis zu gewissem Grade mit sicheren Ein-
nahmen rechnen kann, während der Abnehmer
ei seinerseits weitgehend im voraus die Kosten der
Elektrizitätsversorgung berechnen kann, ein
Umstand, der bei Neuerrichtung elektrischer
Anlagen eine Sehr oße Rolle spielt. Kann ich
NE LUD EL
angeben, wieviel der Betrieb seiner elektrischen
Licht- und Kraftanlage kosten wird, so werde
ich im allgemeinen viel leichter Neuabnehmer
bekommen, als wenn der Abnehmer in Zukunft
mit 3 bis 4 M/kWh rechnen muß, während er
- von früher her Preise von 40 bis 60 Pf gewöhnt
war. Nicht unerwähnt will ich lassen, daß vor-
- läufig die akquisitorische Tätigkeit der Strom-
- — lieferungsunternehmungen sich zweckmäßiger-
weise vielmehr damit zu befassen hat, wie der
verfügbare Strom bestmöglicht verwendetwird,
anstatt, wie ich möglichst viel Strom verkaufen
_ kann. Denn augenblicklich ist der Stromver-
Elektrotechnische Zeitschrift,
dem ländlichen Abnehmer im voraus ungefähr.
1920.
kauf im Gegensatz zur Vorkriegszeit so leicht,
daß ein besonderer Ansporn zur ee des
s ist
aber zu hoffen, daß diese ungesunden Verhält-
nisse nur eine vorübergehende Erscheinung
. darstellen, wenngleich zweifellos mehrere Jahre
vergehen werden, bis die Nachfrage und die
Stromkonsums nicht erforderlich ist.
Lieferungsmöglichkeit wieder einigermaßen in
Einklang kommen werden. :
Zum Schluß komme ich noch auf einige
Bemerkungen des Herrn Charbonnier zurück,
der an Hand exakter Rechnungsgrundlagen
festzusetzen versucht, daß trotz der höheren
Steigerung, der Kohlenpreise wie der Elektri-
zitätspreise, die Elektrizität immer noch in
vielen Fällen gegenüber den Kohlenbetrieben
unwirtschaftlich arbeitet. Zunächst sind bei
allen Vergleichsrechnungen nur die reinen
Strom- und Kohlenreehnungen in Ansatz ge-
bracht. Es unterliegt aber keinem Zweifel,
daß die Elektrizität eine bereits weitergehende
Veredelung der Energieform darstellt wie die
Kohle, und daß vor allen Dingen bei Vergleich
der Kosten, Verzinsung und Amortisation sowie
Bedienung und Schmierkosten in Ansatz ge-
bracht werden müssen, Ausgaben, die bei den
in Frage stehenden Dampfbetrieben einen sehr
erheblichen Bruchteil der Gesamtkosten be-
dingen. Weiter aber ist noch zu berücksichti-
gen, daß besonders bei landwirtschaftlichen
Kraftbetrieben Momente in Frage kommen,
die sich rechnerisch nicht genau erfassen lassen.
Dies gilt weitgehend bei Dreschbetrieben. Zu-
nächst arbeitet der Drehstrommotor außer-
ordentlich gleichmäßig und erhöht damit die
Druschleistung. Soll die gleiche Leistung mit
Dampf erzielt werden, so muß ich eine erheb-
lieh größere Lokomobile nehmen, als der gefor-
derten Durchschnittsleistung entspricht. Da-
mit drücke ich aber die Wirtschaftlichkeit der
Maschinen herunter bzw. erhöhe den Kohlen-
verbrauch. Vor allem aber ist damit zu rech-
nen, daß bei kleineren stationären Dreschbetrie-
ben der Betrieb sehr häufig nur 1 oder/2 Stun-
den während des Tages läuft, z. B. bei plötz-
licehem Eintritt von Regen. Ferner werden die
Elektromotoren auch zum Antrieb anderer Ma-
schinen verwendet. Wenn hierfür jedesmal
eine Lokomobile angeheizt werden müßte, so
ergäbe sich bei Berücksichtigung des Kohlen-
verbrauchs für Anheizen und Äbbrand nach
Stillsetzen der Maschine ein ganz anderes wirt-
schaftliches Bild. - Ähnlich liegen vielfach auch
die Verhältnisse für Molkereien und Brenne-
reien. Ich verziehte darauf, nähere Vergleichs-
rechnungen zu geben, da die Praxis zur Ge-
nüge erwiesen hat, welche Vorteile der elek-
trische Dreschbetrieb gegenüber dem Dampf-
dreschbetrieb hat. Anderseits glaube ich aber,
daß die Ansichten des Herrn Charbonnier über
Pflügen mit Wärmekraftmaschinen weitgehend
zutreffend sind. Meiner Ansicht nach wird der
elektrische Pflug nicht die Ausbreitung finden,
wie ursprünglich in Überlandzentralenkreisen
erwartet wurde, da der elektrische Pflug weniger
anpassungsfähig ist, wie speziell der Motorpflug,
der von Jahr zu Jahr größere Fortschritte ge-
macht hat. Nicht nur der Umstand, daß Pflug-
und Drescharbeit zeitlich zusammenfallen, son-
dern auch die Unmöglichkeit, stark welliges
Land mit Pflügen mit Seilenbetrieben zu bear-
beiten, gibt dem Motorpflug einen erheblichen
Vorsprung gegenüber dem elektrischen Pflug.
Ich würde es im Interesse der Landwirtschaft
für verfehlt halten, wenn einzelne Fälle, in de-
nen der elektrische Pflug zweifellos konkurrenz-
frei arbeiten kann, zu sehr verallgemeinert wür-
den, dain diesem Fall Rückschläge für den elek-
trischen Pflugunternehmer und damit auch für
die Überlandzentrale nicht ausbleiben würden.
. Das Arbeitsfeld der Elektrotechnik ist für die
nächste Zeit ein derartig großes, daß es sich mit
vollem Recht auf Arbeiten und Anlagen be-
schränken kann, die wirklich in jeder Hinsicht
einen gesunden Fortschritt bedeuten.
Die Ansicht, daß im Interesse der Land-
wirtschaft eine weitere Förderung kleiner Orts-
zentralen stattfinden sollte, teile ich nicht;
denn kleinere Ortszentralen könnten abgesehen
von Wasserkraftanlagen nur mit Gleichstrom
arbeiten, um auch während der Nacht für Be-
leuchtung Strom ohne Wärmemaschinenbetrieb
liefern zu können. Diese Anlagen sind aber, ab-
gesehen von den heutigen Kosten der Akku-
mulatorenbatterien, so wenig leistungsfähig,
daß sie für die Landwirtschaft im allgemeinen
nichtin Frage kommen können. .Orte von 1000
oder weniger Einwohnern würden dann wahr-
scheinlich überhaupt keine Elektrizität be-
kommen. Zusammenhängend damit kann aber
auch bei gleichen Kosten für elektrischen oder
Dampfdrusch der Elektromotor für denDresch-
betrieb nicht entbehrt werden, denn wenn alle
die Abnehmer aus einem Überlandnetz heraus-
enommen werden, die gewissermaßen mit das
ückgrat der Wirtschaftlichkeit bilden müssen,
so würden nur Kleinmotoren und kleine Licht-
anlagen übrig bleiben, die nie allein eine Ren-
Heit 24.
467
tabilität der Überlandzentrale ergeben würden.
Ich darf also bei Betrachtung der ganzen Fragen
mich nieht nur auf einzelne bestimmte Abneh-
merkategorien beschränken, sondern ich muß
das Interesse der Gesamtheit im Auge behalten.
Dazu gehört aber, daß ich auch kleine und
kleinste Ortschaften mit in das Bereich der
Stromlieferung einbeziehen muß, denn nur da-
durch können die landwirtschaftliehen Über-
landzentralen den Segen stiften, den sie tatsäch-
lich für die Landwirtschaft haben.
G. Warrelmann, Direktor des Märkischen
Elektrizitätswerkes (25. II. -1920): Ich bin
mit Herm Pietzsch der Auffassung, daß
für die Bildung neuer Tarife möglichst sichere
Grundlagen notwendig sind. Diese finden
wir lediglich in der Vorkriegszeit, da die
augenblicklich außerordentlich labilen Verhält-
nisse sich wahrscheinlich erst nach vielen
Jahren stabilisieren werden. Wird die Not-
wendigkeit neuer Tarife als vorliegend erachtet,
so braucht die Einführung derselben nicht bis
zum Ablauf der jetzigen Zeit, in der Reformen
im Interesse einer schnellen Weiterentwicklung
der Überlandversorgung dringender als je ge-
braucht werden, verschoben zu werden, wenn
diese Tarife in ihren Grundpreisen nach den
früheren Friedensverhältnissen bemessen und
mit zweckmäßigen festen und beweglichen
Teuerungszuschlägen ausgerüstet werden. Auf
die Nachteile der Grundgebührenbemessung
nach dem Anschlußwert habe ich bereits in
meinem Referat auf der Jahresversammlung
des Verbandes Deutscher Elektrotechniker: in
Stuttgart hingewiesen.
Aug. Petri, Direktor der Überlandzentrale
Belgard (1. IV. 1920): Wenn auch augenblick-
lich das ganze deutsche Wirtschaftsleben einer
Umwälzung unterliegt und dauernd im Fluß
ist, so steht doch nichts im Wege, auch unter
diesen Umständen die Frage der Tarife anzu-
schneiden und sich mit den Kosten der Elektri-
zität auf dem flachen Lande zu befassen. Man
braucht ja nur Friedensverhältnisse anzuneh-
men, dann ist man ohne weiteres in der Lage,
seine Folgerungen zu ziehen. Wenn landwirt-
schaftliche Überlandzentralen, die längere Zeit
vor dem Kriege gebaut waren, sich nicht ren-
tierten, so lag das daran, daß viel zu teuer ge-
baut, das Versorgungsgebiet zu klein gewählt,
zum größten Teil mit fremden, also teuren Gel-
dern gewirtschaftet und schließlich noch der
Betrieb nicht nach streng kaufmännischen Ge-
sichtspunkten geführt wurde. Die Abschrei-
bungen konnten mit Rücksicht auf die Höhe
des im Leitungsnetz angelegten Kapitals ohne
Bedenken niedrig gehalten "werden.
Ebenso waren natürlich richtige Verkaufs-
preise erforderlich. Aber auch hier haperte es
in manchen Fällen, eswurdedabeinichtbedacht,
daß etwas niedrigere oder höhere Verkaufs-
preise tür die Landwirtschaft nicht von aus-
schlaggebender Bedeutung waren. Viel wich-
tiger war es vielmehr, daß überhaupt elektri-
scher Strom zur Verfügung stand, da dessen
Verbrauch auch bei bester Ausnutzung, bezogen
auf den Morgen unterm Pfluge, gegenüber den
anderen Unkosten durch Düngung und Bear-
beitung des Bodens sehr gering ist.
Im übrigen stimme ich mit Herrn Pietzsch
überein, daß Uberlandzentralen lediglich für
Kleinkraft und Beleuchtung ein Unding
sind. Mit dem Pflügen habe ich folgende Er-
fahrungen gemacht: Tatsache ist, daß die An-
wendung des Motorpfluges nachgelassen hat,
allerdings nicht nur aus den von mir angegebe-
benen Gründen, sondern auch weil der Motor-
pflug bei hügeligem Gelände* und steinigem
Boden nicht zu gebrauchen ist. Der Motor-
pflug wird ganz bestimmt seine Bedeutung bei-
behalten, und insofern kann man auch mit
einer Vergrößerung seines Absatzes rechnen,
als er das Schälen und Flachpflügen über-
nimmt. Hier werden auch die Betriebskosten
und Reparaturen geringer. Wie ich schon in
meinem Vortrage ausgeführt habe, sind für eine
gewisse Tiefe für die Bodenbearbeitung Pflüge
mit Seilzug erforderlich. Hier hat der elektri-
-sche Pflug Aussicht, weiter an Boden zu ge-
winnen, wenn die von mir in meinem Vortrag
geschilderten Verhältnisse eintreten. Es han-
delt sich hier nieht um einzelne Fälle zur Aus-
probung des elektrischen Betriebes, sondern
hierfür liegen ausreichende Unterlagen vor,
z. B. von der Überlandzentrale Birnbaum-Mese-
ritz, wo 6 bis 7 elektrische Pflüge gingen, bei
der Überlandzentrale Belgard, wo 13 in Betrieb
waren usw.
Außerdem fallen Dresch- und Pflug-
betrieb nieht so sehr zusammen, als man im
allgemeinen glaubt. Im Frühjahr und Sommer
ist das elektrische Dreschen verschwindend®
oder schon erledigt. Im September, Oktobor
und November, in denen ebenfalls gepflügt
wird, setzt das elektrische Dreschen noch nicht
voll ein, infolgedessen kann der elektrische
468
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heft 24.
17. Juni 1920.
Pflugbetrieb die Wirtschaftlichkeit der land-
wirtschaftlichen Überlandzentralen nur ver-
bessern.
Bei dieser Gelegenheit darf ich vielleicht
auch auf einige Ausführungen des Herrn Char-
bonnier zurückkommen:
Ich glaube kaum, daß man aus meinem
Vortrage herauslesen kann, daß ich einzelne
Betriebsergebnisse verallgemeinert hätte. Nur
von einzelnen Fällen habe ich gesprochen, so
z.B., daß die elektrische Kraft ‚‚in vielen Fällen
um das Doppelte gestiegen, die Kohle dagegen
um. das 5= bis 6-fache. Meinen Berechnungen
lagen die Verhältnisse der Überlandzentrale
Belgard zugrunde. Hier kostete die Kohle im
Frieden 17M/t, im September, als ich den Vor-
trag ausarbeitete, 114 M/t. Die elektrische Kraft
kostete im Frieden 18 bis 20 Pf/kWh, im Sep-
tember 1919 44 Pf. Ähnlich wird es auch in
vielen anderen Werken gewesen sein. Daran än-
dern auch die Zahlenangaben aus Mainz nichts.
Daß ferner Sattdampflokomobilen im all-
gemeinen 7 Ztr. je angenommenen Dreschtag
ebrauchen sollen, trifft sicherlich nicht zu.
ch kenne landwirtschaftliche Verhältnisse sehr
genau und kann nur sagen, daß ein durch-
schnittlicher Verbrauch um 10 Ztr. bei Satt-
dampflokomobilen die Regel ist. Die Gründe
dafür brauche ich nicht näher auseinanderzu-
setzen. Heißdampflokomobilen brauchen aller-
dings erheblich weniger. Sie haben sich aber
mit Rücksicht auf ihre Empfindlichkeit im Be-
triebe nicht besonders eingeführt.
Im übrigen halte ich es für ganz zwecklos,
auf solche Einzelheiten besonderen Wert zu
legen, denn, wie schon oben gesagt, ist es für
die Landwirtschaft ganz gleichgültig, ob der
elektrische Strom zum Dreschen etwas teurer
oder billiger ist, Hauptsache ist, daß er zur Ver-
fügung steht. Die Vorteile des elektrischen Be-
triebes und seine allgemeine Beliebtheit sind
anerkannt, daran ändern einzelne Rechnungen
und einzelne besondere Verhältnisse nicht das
mindeste.
Ebenso habe ich bei den Nebenbetrieben
nicht behauptet, daß ganz allgemein der elek-
trische Betrieb dem Dampfbetrieb überlegen
wäre. In den von mir angeführten Fällen stim-
men aber die Zahlen. Ob der Kohlenverbrauch
rechnerisch so hoch sein darf oder nicht, lasse
ich dahingestellt. Jedenfalls sieht man daraus,
daß die rechnerische Ermittlung von Ver-
brauchszahlen nicht ausreicht. Die ganzen Ver-
hältnisse an Ort und Stelle, mit denen man aber
rechnen muß, spielen sine so große Rolle, daß
lediglich die Versuche entscheiden, die in den
von mir angeführten Fällen tatsächlich durch-
geführt sind.
J. Charbonnier, Ing. Magdeburg-Ferm (10.
IV. 20): Die in der auf ‘S. 135-der ,ETZ“
1920 veröffentlichten Erwiderung auf die Aus-
führungen des Herrn Petri aufgestellte Ver-
leichsreehnung zwischen Strom- und Kohlen-
kosten ist und kann auch nur als Wider-
legung : von dessen Behauptung, ‚daß die
reinen Kohlenkosten schon höher sind, als die
des elektrischen Betriebes‘, aufgefaßt werden;
eine Gegenüberstellung der Gesamt-Betriebs-
kosten ist bei den heute beträchtlich schwan-
kenden Grundlagen schlechterdings unmöglich
und kann auch aus den Ausführungen der Er-
widerung nicht herausgelesen werden.
Die früher vielfach geäußerte Ansicht, daß
der gleichmäßige Gang des Elektromotors, be-
sonders des Drehstrommotors, die Drusch-
leistung erhöhe, ist durch die ‚vergleichenden
Untersuchungen über den Antrieb von Dresch-
maschinen durch Dampflokomobilen, Ver-
brennungsmotoren und Elektromotoren‘, die
1913/14 durch Herrn Prof: Dr. Holldack im
Auftrage der Deutschen Landwirtschafts-Ge-
sellschaft und des Württembergischen Elektro-
technischen Vereins in Hohenheim ausgeführt
wurden, widerlegt worden. Der Versuchsleiter
spricht in dem Bericht (8. 23 u. 38) aus, daß
Unterschiede, die zugunsten der einen oder der
anderen Antriebsart sprechen, nicht zu er-
kennen waren, und daß Elektromotoren eben-
falls reichlich groß gewählt werden sollten.
Die Versuchsergebnisse lassen leicht er-
kennen, daß mit der Druschleistung der Korn-
verlust steigt und fällt, ganz gleich, ob der An-
trieb durch Lokomobile oder Elektromotor er-
folgte. Die Hohenheimer Versuchsergebnisse
werden auch bestätigt durch die Versuche des
Magdeburger Vereins für Dampfkesselbetrieb
(Versuchsleiter Revisionsingenieur P. Tietz),
über die in der „Deutschen Landwirtschaft-
lichen Presse‘ Oktober 1913 berichtet wurde.
Bei letzteren Versuchen wurde ein Dreschsatz
mittelgroßer und ein solcher großer Leistung
Bopzüit, Die stündlichen Leistungen an Korn
etrugen beim Lokomobilbetrieb 18,4 bis 30,6
bzw. 30,1 bis 35,3 Ztr. bei 0,094 bis 0,176 bzw.
0,169 bis 0,220% Kornverlust, beim Elektro-
motorenbetrieb 20,3 bis 27,6 bzw. 25,9 bis
31,8 Ztr. bei 0,116 bis 0,184 bzw. 0,220 bis
0,297%, Kornverlust. Die Tietzschen Versuche
lassen sogar den Schluß zu, daß die Lokomo-
bile wirtschaftlicher arbeitet in bezug auf
Druschleistung und Kornverlust, doch wird der
objektive Beurteiler die verhältnismäßig ge-
ringen Unterschiede kaum zugunsten oder zu-
ungunsten der einen oder anderen Betriebsart
auslegen, sondern beide als mindestens gleich-
wertig erachten. 3
Es wurden miteinander verglichen:
bei den Untersuchungen der .D.L.G. und des
W.E.V.:
1 Sattdampflokomobile mit 20,5 kW,
1 Drehstrommotor mit 22 kW,
bei den Versuchen des M.V.f.D.:
1 Heißdampflokomobile mit 18,5 kW,
1 Drehstrommotor mit 23,5 kW, n
1 Heißdampflokomobile mit 23 kW,
l Drehstrommotor mit 30 kW
Leistung. In sämtlichen Fällen hatte der Dreh-
strommotor eine höhere Leistung als die zum
Vergleich herangezogene Lokomobile. Es ist
daher nieht richtig, daß für die Erzielung
gleicher Druschleistung die Lokomobile stärker
gewählt werden muß als der Drehstrommbotor.
Bezüglich der Antriebskraft für Molkereien,
Brennereien und sonstige landwirtschaftliche
Nebenbetriebe sowie bezüglich des Vor-
schlages zur Schaffung kleinerer Hof- und Dorf-
zentralen unterschätzt Herr Pietzsch die Aus-
wirkungen des Krieges auf unsere Wärmewirt-
schaft im besonderen und die Volkswirtschaft
im allgemeinen. .
Die Volkswirtschaft erfordert, daß die für
unsere Industrie und Landwirtschaft nötigen
Rohstoffe soweit als irgend möglich im Inlande
gewonnen werden. Hierzu liefert die elektrische
Energie unserer Wasserkraftanlagen bekannt-
lich schon jetzt einen nicht unerheblichen Bei-
trag, der aber noch bedeutend gesteigert wer-
den muß. Auf erhebliche Energiemengen aus
Wasserkraftanlagen zur Versorgung des flachen
Landes wird wohl kaum gerechnet werden kön-
nen, wir werden also vorerst in der Hauptsache
auf Wärmekraft-Elektrizitätswerke für UÜber-
landversorgung angewiesen sein.
Sobald aber zur Gewinnung elektrischer
Energie Brennstoffe aufgewendet werden müs-
sen, muß die derzeitige und zukünftige Lage
unserer Brennstoffwirtschaft in Rechnung ge-
stellt und die rationelle Gestaltung einer ge-
sunden Wärmewirtschaft im ganzen berück-
sichtigt werden.
Auch in der Landwirtschaft wird Wärme
zu den verschiedensten Zwecken benötigt, des-
gleichen von dem auf dem Lande ansässigen Ge-
werben. Diese Wärme müssen uns bei dem
heutigen Stande der Technik immer noch die
jeweils verfügbaren festen, flüssigen und gas-
förmigen Brennstoffe liefern. Als bestesWärme-
übertragungsmittel in den für viele Fälle ge-
nügenden Temperaturgrenzen bis 160% C ist der
Wasserdampf zu bezeichnen. Benötigt z. B.
ein Molkereibetrieb stündlich 100 kg Heizdampf
von 1,2 at Spannung (= 0,2 at Überdruck) und
104° C, so entspricht dies einer Wärmemenge
von 64 130 Wärmeeinheiten, zu deren Erzeu-
gung bei einem Kesselwirkungsgrad von 0,75
und einem Brennwert der verfeuerten Kohle
von 7000 WE/kg = 64 130 : (0,75 x 7000) =
12,215 kg Kohle erforderlich sind. Wird nun
dieser Dampf auf 11 at gespannt und etwa
325° C überhitzt, dann beträgt seine Wärme-
inhalt 100 x 743,5 = 74350 WE und der Koh-
lenverbrauch erhöht sich auf 74 350 : (0,75 x
7000) = 14,162 kg. Dieser Dampf kann aber
jetzt mechanische Arbeit verrichten. Zur Lei-
stung einer Nutzpferdestärke und Stunde be-
nötigt z. eine Heißdampflokomobile bis
15 kW-Leistung ohne Kondensation etwa, 8 kg
Dampf von 11 at Spannung und 325° C Über-
hitzung. Mit den 100 kg Dampf können also
stündlich = — 9,5 kW = 12,5 PS. geleistet
werden. Diese mechanische Arbeitsleistung
wird möglich durch den Mehraufwand von
14,162 — 12,215 = 1,947 kg Kohle. Der auf
die mechanische Arbeit entfallende Brennstoff-
anteil einer Heißdampf-Lokomobile mit Ab-
dampfausnutzung beträgt demnach 1,947 : 0,5
= 0,205 kg Kohle für I kWh.
Demgegenüber beträgt der Kohlenver-
brauch eines Wärmekraft-Elektrizitätswerkes
für. die an der Dampfturbinen- oder Dampfma-
schinenwelle abgegebene Arbeit etwa 0,815
kg/kWh, welcher Betrag sich aber bis an die
Motorwelle infolge der Verluste in Generator,
Schaltanlagen, Leitungen, Transformatoren und
im Elektromotor selbst noch ganz bedeutend
erhöht. Der Wärmeverbrauch des Überland-
werkes beträgt also ein vielfaches gegenüber
dem einer Dorf- oder Hofzentrale, deren Loko-
mobilabdampf zu den verschiedensten land-
wirtschaftlichen und gewerblichen Zwecken
Verwendung tindet.
Hieraus ergibt sich die große Bedeutun
der Kleinzentralen für unsere derzeitige un
zukünftige Wärmewirtschaft. Die Errichtung
von Hof- und Dorfzentralen in Verbindung mit
landwirtschaftlichen Nebenbetrieben, Werk-
stättenhäusern und sonstigen ländlichen Ein-
richtungen ist — wenn auch der Abdampf nicht
jederzeit voll ausgenutzt werden kann — nicht
nur erstrebenswert, sondern zwingende Bedin-
gung zur ordnungsmäßigen Durchführung einer
gesunden Wärmewirtschaft.
Auch ist der Umstand in Erwägung zu zie-
hen, daß große Zentralen immer auf einen be-
stimmten Brennstoff angewiesen sind. Die
Kleinzentralen bzw. deren Feuerungen können
aber mitLeichtigkeit jedem am Ort erhältlichen
billigsten festen, flüssigen und gasförmigen
Brennstoff angepaßt werden, besonders kann
Torf und Abfallholz Verwendung finden.
. Die Befürchtung, daß Dörfer von weniger
als 1000 Einwohnern nicht in der Lage seien,
die vorgeschlagenen kleinen Zentralen zu er-
richten, ist unberechtigt. Der Tischler, der
Stellmacher, die Schule, die Amtsstube des
Or#svorstehers benötigen. Wärme, sind also ein
Absatzgebiet für die Abdampfwärme. Dazu
kommt noch z. B. eine kleine Molkerei, eine
Treibhausanlage, eine Freilandkultur mit künst-
licher Beheizung, eine, Badeanlage und sonsti-
ges mehr. Die hohen Kosten der Akkumulato-
renbatterien können kein Hinderungsgrund sein,
denn ihnen stehen die hohen Kosten der
Re und Transformatoren gegen-
über.
Der elektrische Antrieb von Dreschmaschi-
nen ist nur dann wettbewerbsfähig, wenn der
dazu benötigte Strom zu Preisen geliefert wird,
deren Höhe vielfach unter den Selbstkosten der
Überlandwerke steht. Der Stromabsatz wird
also durch die Dreschbetriebe gefördert, nicht
aber die Wirtschaftlichkeit. Und um letztere
dreht sich doch alles in der Hauptsache. Dazu
kommt noch, daß der Brennstoffverbrauch auf
die an der Motorwelle abgegebene Nutzleistung
bei einem Überlandwerk nicht niedriger ist als
bei einer Heißdampf-Dreschlokomobile, daß
also auch kein wärmewirtschaftlicher Vorteil
durch den elektrischen Antrieb von Dreschma-
schinen erzielt wird. Die durch den elektrischen
Betrieb gesteigerte Anwendung von Klein-
Dreschmaschinen wird in Zukunft wieder nach-
‚lassen, da bekanntlich die Klein-Dreschmaschine
einen erhöhten Aufwand an menschlicher Ar-
beitskraft bedingt, der zu einer Steigerung der
Druschkosten führt.
Die Verbrauchsziffern von 6 bis 8 Zitr.
Kohlen bei Sattdampf-Dreschsätzen mit 200
bis 250 Ztr. Tagesleistung sind Ergebnisse
jahrzehntelanger Erfahrungen. Seit ihrer
Einführung vor.15 Jahren sind hunderte von
Heißdampflokomobilen zur Zufriedenheit im
Landwirtschaftsbetriebe tätig; sollten während
des Krieges infolge schlechter Schmiermittel
Schwierigkeiten entstanden sein, so ist dies
eine vorübergehende, nunmehr erledigte Er-
scheinung. j
Mit vorstehenden Ausführungen soll nun
nicht gesagt sein, daß die UÜberlandwerke an
und für sich keine Daseinsberechtigung hätten,
wohl soll aber darauf hingewiesen werden, daß
bei der Energieversorgung des flachen Landes
mehr als bisher die Wärmewirtschaft und die
Rücksicht auf die Brennstoffwirtschaft in den
Vordergrund der Beurteilung zu rücken sind, -
wobei der objektive Beurteiler feststellen wird,
daß an Plätzen, an denen der Abdampf frucht-
bringend verwertet werden kann — wenn dies
auch nieht immer voll der Fall sein wird — die
Hof- und Dorfzentrale den Vorzug verdient.
Um in vorliegender Erörterung auch noch
den Standpunkt der Technik in der Landwirt-
schaft kennen zu lernen, haben wir Herrn
Er Krohne gebeten, sich in dieser Sache zu
äußern.
K. Krohne, Berlin, (17. V. 1920):
kann.nicht behaupten, daß die bisherigen Er-
örterungen die Klärung in greifbare Nähe
gebracht hätte. Sie ist auf diesem Wege über-
haupt nicht zu erreichen. Die Gebraucher
technischer Einrichtungen, die Landwirte im
weiteren Sinne, haben zuvor die volkswirt-
schaftlichen , Probleme zu stellen, ehe sich
Techniker mit Nutzen über ihre Lösung ver-
ständigen können. Jedoch ist diese Problem-
stellung erst erreichbar, wein die Landwirt-
schaft die technischen Lösungsmöglichkeiten
richtig erblickt. Deshalb wäre es erste Auf-
gabe der Technik mit der Landwirtschaft aus-
reichende Fühlung zu schaffen, dabei aber als
geschlossene Einheit zu erscheinen. Statt
sich einander mit theoretischen Worten in
die Haare zu fahren, sollte man die ernste _
Praxis gemeinsam auf sich wirken lassen.
Von ihr könnte man z. B. unzweifelhaft er-
fahren, wieviel Kohle zum Ausdrusch einer
bestimmten Getreidemenge tatsächlich ver-
braucht wird. Auf den Landwirt wirkt es
leider belustigend, wenn sich Techniker darüber
streiten, ob es 4% bis 6 Zentner oder 8 bis
Man’
1 EL FREE
Er
ah er er w
en
FETTE TEN
17. Juni 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift.
12 Zentner sind. Manchem Landwirt fällt
die heute bestehende Zwiespältigkeit in der
Technik unangenehm auf, und dies hält ihn
ab, mit der Technik gemeinsame Sache zu
machen. Nach meinen Erfahrungen weiß der
Landwirt recht oft den Kern der Sache
schneller zu finden, als der auf einem’ Sonder-
gebiet tiefgründig forschende Techniker. Er
{ragt zuerst danach, wie er sich mit Rücksicht
auf die Führung seines landwirtschaftlichen
Betriebes mit Maschinen versorgt und bringt
mit seinem diesbezüglichen Entschluß meist
auch sogleich/die Frage „Dampf oder Elek-
trizität zur Entscheidung‘. Das zeigt sich
deutlich in der Tatsache, daß auch in Gegen-
den, die der Elektrizitätsversorgung erschlossen
wurden, die Benutzung der Lokomobile zuge-
nommen hat. Sicher ist, daß die Wettbewerbs-
fähigkeit des elektrischen Antriebes von
Dreschmaschinen nieht nur von den Faktoren
abhängt, die Herr Charbonnier anführt,
sondern außerdem von einer Reihe von Dingen,
die nur in der landwirtschaftlichen Betriebs-
führung begründet sind. — Deshalb sollte
seitens der Technik mit Nachdruck erstrebt
werden, landwirtschaftlich-teehnische Probleme
mit derLandwirtschaft gemeinsam zu verfolgen.
Das war früher nicht erreichbar. Der erste
Versuch, Technik und ‚Landwirtschaft wirt-
schaftlich zu kuppeln, blieb unausgenutzt. Die
im Jahre 1913 in Hohenheim bei Stuttgart
angestellten Versuche ‚auf. die sich Herr
Charbonnier stützt, sind zwar. im Auftrage
der Landwirtschaft und Technik ofigesteilt
worden, sie zeigten aber nur die Möglichkeit
der Betriebsführung mit Maschinen, wie sie
sein sollen. Die weitere Feststellung der Be-
triebsführung, wie sie in der Praxis wirklich
ist und die praktische Auswertung der Er-
gebnisse durch die Landwirtschaft :und die
Technik hat seinerzeit der Kriegsausbruch
vereitelt. Jetzt ist aber die Möglichkeit dazu
er Die Technik sollte diese Gelegenheit
enutzen um auch die Fragen zur Klärung zu
bringen, die Anlaß zu dieser Erörterung ge-
geben haben.
Preisgestaltung und Preispolitik in der
Elektrotechnik.
Vergleicht man, die heutigen Verkaufs-
preise in unserer Industrie mit den Friedens-
werten und stellt denselben Vergleich für Roh-
und Halbfabrikate aus Eisen, Stahl oder Papier
an, so findet man, daß die Preise für elektro-
„technische: Fertigwaren im Durchschnitt das
Achtzehn- bis Zwanzigfache, für Roh- oder
Halbfabrikate das Dreißig- bis Vierzigfache des
Friedenspreises erreicht haben, daß also die
letzteren wesentlich mehr als die Fertigwaren
gestiegen sind. In der Elektrotechnik ist eine
maßvolle, gesunde Preispolitik getrieben wor-
den, sonst hätte man nicht einen im Vergleich
zu anderen Industrien noch verhältnismäßig
niedrigen Stand der Preise erzielen und bis
heute behaupten können.
Vergleichsweise werden folgende Zahlen
mitgeteilt, Es stiegen z. B.:
Mir ne Steigerung
Dynamobleche . von 0,23 auf 9,45 33-fach
Eisenbleche . = W2HAY Lass,
Marmorplatten . „ 2725 „. 1056,— 38 „
Kupferdraht
er ee EL Be 9) a ee
Kupferdraht
Ben Na 19, 50,
-
Wenn man die in Abb. 1 dargestellte
Kurve der Teuerungszuschläge anschaut, so
sieht mafhı zunächst ein sehr allmähliches An-
steigen; man kann hieraus die Absicht folgern,
daß die Preise, nur der dringendsten Notwen-
digkeit gehorchend, .in die Höhe gesetzt wur-
den. Erst im Laufe des Jahres 1919 zeigt die
Kurve schärfer nach oben, also zu einer Zeit,
als die deutsche Valuta in schnellem Tempo
sank, die Preise für die ausländischen Roh-
waren entsprechend aufwärts strebten, die
Löhne im Inlande stiegen und die Waren-
knappheit eine Spekulation zunächst in
Rohwaren und schließlieh in jedem anderen
Fertigfabrikat hervorrief, wie man sie vorher
nie geahnt hatte. Wollte die Elektrotechnik
nicht zusammenbrechen, so mußte sie ihre Ver-
kaufspreise den erhöhten Gestehungskosten
anpassen. Aber diese Notwendigkeit veran-
laßte sie nicht, ihre Preise ins Ungemessene zu
- steigern, sondern sie mit Maß zu gestalten; und
seitdem im März 1920 eine Art Höhepunkt er-
> reicht worden ist, wird mit zähem Bemühen an
der einmal erreichten Spitze bis heute festge-
halten, obwohl sich die Herstellungskosten seit
diesem Zeitpunkt infolge der weiteren Auf-
1920. Heft 24.
469
wärtsbewegung der Eisenpreise und Löhne um
mindestens 30%, gegenüber dem Monat Fe-
bruar erhöht hatten. In der Elektrotechnik
will man eben den Bogen nieht überspannen,
wenn man auch heute zweifellos weniger ver-
dient als in früheren Monaten. Dazu wird das
Exportgeschäft durch die ‚„unsoziale‘“‘ Ge-
bührt!) bis zu 8% hinauf auf das ungebührlichste
belastet, die neuesten Fracht- und Porto-
erhöhungen nicht zu vergessen.
Wahrnehmungen aus anderen Industrien
‚ mahnen zur Vorsicht. Warum ist denn die De-
7800
7600
kosten der letzten Monate haben die Fabri-
kanten bereits selbst getragen, also faktisch und
praktisch einen geringeren Nutzen als vorher
, erzielt.. Ein Abbau kann erst beginnen, sobald
die Ermäßigung der Selbstkosten auf der gan-
zen Linie eingetreten ist, dafür ist aber bisher
kein Anzeichen vorhanden.
Das Bedürfnis an elektroteehnischen Waren
hat auch nicht etwa nachgelassen, sondern be-
steht nach wie vor, und wenn man den Markt
vom Standpunkt des Angebots und der Nach-
frage aus beurteilt — und dies alte wirtschaft-
Abb. 1. Durchschnittliche Steigerung der Teuerungszuschläge für Fertigfabrikate.
route auf dem Ledermarkt entstanden ? Weil
die Preissteigerungen sprunghaft erfolgten, weil
Konjunkturgewinne der absonderlichsten Art
gemacht wurden, und weil die Preise für das
Fertigfabrikat von Tag zu Tag weit über die
Gestehungskosten spekulativ in nicht mehr zu
rechtfertigender Weise hochgetrieben wurden.
Und warum werfen nun die Schuhhändler und
Detaillisten plötzlich die Stiefel zu wesentlich
herabgesetzten Preisen auf den Markt? Weil
sie über Nacht ihre Preise so weit erhöht hatten,
daß kein Verbraucher mehr in der Lage war,
sich Stiefel zu kaufen. Aufbau und Abbau
kann aber ohne Störung der Wirtschaft
nur allmählich erfolgen.
Wenn nun Preise von unvernünftigen spe-
kulativen Höhen auf eine der allgemeinen Lage
entsprechende Durchschnittsbasis zurück-
weichen, weil die Nachfrage von einem be-
stimmten Preispunkt an eben aufhört, so
schreien alle, die sich verspekuliert haben oder
knapp an Mitteln sind, daß eine Flauheit da sei,
daß es rückwärts gehe. Diese Auffassung ist
ebenso falsch, wie die es war, die für immer
weitere Preiserhöhungen eintrat. Der elektro-
technische Markt ist bisher von derartig stür-
mischen Bewegungen verschont geblieben, ein
Beweis für die maßvolle Politik der wirtschaft-
lich riehtig denkenden Führung innerhalb die-
ser Industrie. :
. Ausgehend von den hier angedeuteten
Vorgängen, besonders auf dem Ledermarkte,
wird nun bei vielen der Glaube hervorgerufen,
daß jetzt der Zeitpunkt eingetreten sei, von
dem ab alle Werte, also auch die elektrotech-
nischen Fertigwaren, dauernd billiger werden
müssen; für Erklärungen ist gesorgt: das Stei-
gen der Valuta und die Ermäßigung des Kupfer-
preises werden angeführt, die Befriedigung des
Bedarfs betont und geraten, auch mit dem
dringendsten Ankauf zurückzuhalten. Das
Zurückhalten der Aufträge wird jetzt als ebenso
klug hingestellt, wie vorher der ungezügelte
Ankauf von Waren, als jeder Preis wahllos und
oftmals ohne Not in die Höhe geschraubt
wurde. EN,
Wie sieht nun die Situation in der Elektro-
technik in Wirklichkeit aus? Wenn man sich
noch einmal den Gedanken zu eigen macht,
daß sich die Preise in der elektrotechnischen
Industrie, d.h. die Fabrikantenpreise — nicht
die Preise der heute mit Maschinen und morgen
mit Holzspänen handelnden Gelegenheits-
händler —, im Vergleich zu den Preisen der
Rohstoffe und den Löhnen auf einer normalen
Basis befinden, so muß man weiterhin unter-
suchen, ob die augenblicklichen Herstellungs-
kosten einen Abbau dieser Preise rechtfertigen.
Löhne, Eisen, Kohle, Papier, Isoliermaterial,
Fracht und Porto sind gestiegen oder bisher
nieht ermäßigt worden, die öffentlichen Ab-
gaben, alle Steuern — speziell die Grund-
steuern—, Unkosten für Gas und Wasser, also
kurz sämtliche Betriebsunkosten sind dauernd
erhöht worden oder haben weitere Erhöhungen
zu gewärtigen. Die Steigerung ‚der Selbst-
1) Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 454.
liche Barometer hat doch immer noch Geltung,
so wird man auch hier keinen Rückgang finden,
selbst wenn einige Angstverkäufe erfolgen.
Es ist bisher auch nicht einmal eine vorüber-
gehende Schwankung entstanden. Der vor-
‚sichtige elektrotechnische Kaufmann über-
bliekt den Markt mit Ruhe, denn er weiß, daß
eine maßvolle und gesunde Fabrikantenpolitik
'von vornherein Rücksicht auf die Bedürfnisse
des gesamten Zwischenhandels (Installateure,
Händler und stromabgebende Unternehmun-
gen) nimmt und ihn auch weiterhin durch
kluge und einsichtige Behandlung stützen wird.
Ebenso wie der Handel der Industrie verständ-
nisvoll in der schwierigen Zeit, in der ein Aus-
leich zwischen rapid ansteigenden Selbst-
osten und Verkaufspreisen gefunden werden
mußte, durch Annahme erhöhter Preise, auch
für alte, zu festen Bedingungen abgeschlossene
‚Aufträge, geholfen hat, so hilft jetzt die Indu-
strie dem Zwischenhandel über die Zeit etwaiger
Marktunruhen hinaus durch Annahme von
Annullierungen des in der Hitze der Konjunk-
tur und allergrößten Warenknappheit zuviel
bestellten Materials sowie dureh Hinausschie-
bung der Abnahmezeitpunkte.
Ein Notschrei nach gesetzlicher Regelung,
wie er kürzlich in einer Berliner Zeitung von
den Textil-Detaillisten veröffentlicht wurde,
wird in der Elektrotechnik nicht ertönen. Sie
braucht keine gesetzliche Unterstützung, weil
sie mit maßvollen Preisen, verständigen Liefe-
rungsbedingungen, erschwinglichen Zahlungs-
vorschriften (1/, bis 1, bei Auftragserteilung)
gewirtschaftet hat, im Gegensatz zu der Roh-
warenindustrie, die Vorausbezahlung, sogar im
Inlande Zahlung in ausländischer Valuta ver-
langte, und weil sie mit dem Zwischenhandel
zusammen am gleichen Verhandlungstisch die
geschäftliche Politik erörtert und verständig
abwägt.
Daß wir auf die Basis der Friedenspreise
nieht mehr zurückkehren werden, bedarf keiner
Erklärung; selbst wenn man einmal annähme,
wir hätten heute noch gleiche Produktionsbe-
dingungen und gleiche Mengen Frachtraum
‘wie im Frieden zur Verfügung, so ist doch jeder
erzeugte Artikel mit den Lasten der Kriegs-
schulden, mit den Kosten .der Weltzerstörung
so sehr belegt, daß er auch unter Berücksich-
tigung einer normalen Valuta und der dauern-
den Einführung von billigem Kupfer wesent-
lieh mehr kosten muß als in früheren Zeiten.
Der Bedarf an elektrotechnischem Mate-
rial in aller Welt ist seit dem Jahre 1914 nicht
kleiner geworden, die Arbeitsleistung ist durch
den Einfluß des Krieges und durch den Acht-
stundentag, der sich nach und nach in allen
Ländern einbürgert, zur ückgeblieben, die Nach-
frage muß also größer sein als das Angebot.
Dieser Zustand rechtfertigt aber keinen Rück-
gang der Preise. In Deutschland ist der Bedarf
an elektrotechnischen Erzeugnissen eher stei-
gend als fallend, auch dann, wenn man glaubt,
daß die ersten Anschaffungen für die Erneue-
rung vorhandener Anlagen bereits gedeckt
worden sind.
470
Der Kohlenmangel bzw. die Kohlen-
abgabe an die Entente zwingt zur Ausnutzung
aller Wasserkräfte, die entwertete Valuta ver-
hindert die Einfuhr von Petroleum, die not-
wendige intensivere Bewirtschaftung des Lan-
des weist zur stärkeren Mechanisierung aller
landwirtschaftlichen Betriebe
und gibE somit günstige Ent-
wicklungsmöglichkeiten für
unsere elektrotechnische In-
dustrie. Wenn in dieser Zeit
ein paar Händler Waren ab-
stoßen, so bedeutet dies noch
keinen Preisabbau, eherkann
man mit einer Steigerung
rechnen und sich auf ein An-
ziehen der Preise gefaßt
machen.
Auch das Ausland mit
eigener elektrischer Indu-
strie zeigt kein Nachlassen
der Preise oder einen Rück-
gang des Bedarfs; überall
- Achtstundentag, also Ver-
minderung der Produktion,
Lohnerhöhungen, Mangel an
Kohle, an Frachtraum, also
Erhöhung aller Selbstkosten,
aus allen diesen Gründen Er-
höhung der Preise aller Le-
bensnotwendigkeiten. Neuer-
dings macht sich besonders
in Amerika und in Schweden
ein Anwachsen der Preise
für elektrotechnische Fabri-
kate geltend.
Die neugebildeten Staa-
ten, die z. T. noch unter-
wertigere Valuta: haben
als wir, suchen ihre Existenz-
bedingungen durch Erhö-
hung ihrer Produktion,
durch Ausnutzung ihrer Bo- ;
denschätze zu verbessern; sie bedürfen hierzu
elektrotechnischen Materials: also Steigerung
der Nachfrage — das bedeutet niemals Preis-
rückgang. Der Osten Europas fängt jetzt end-
lich an, kriegsmüde zu werden, und ist einmal
Friede im Osten, so gibt es einen Bedarf, von
dessen Größe wir uns heute noch gar keinenBe-
griff machen können. Wer Ware braucht, soll
sie bestellen, denn die einsichtige Führung der
deutschen elektroteehnischen Industrie bürgt
dafür, daß die Fabrikanten nicht spekulieren,
und daß bei Feststellung aller Preise und Werte
nicht die. Rentabilität der aufzustellenden An-
lagen vergessen wird. Walter Behrend.
Ein Apparat zur Fernablesung von
. Meßinstrumenten.
Bei Hochspannungsmessungen ist es’häufig
notwendig, die Hochspannung führenden Meß-
instrumente aus größerer Entfernung abzulesen.
Man kann sich dabei in vielen Fällen mit einem
guten Feldstecher helfen. Handelt es sich je-
doch um genaue Messungen und solche von
längerer Dauer, so versagt dieses einfache Hilfs-
mittel. Zur Beobachtung der ganzen Skala mit
einem feststehenden Fernrohr wäre ein Objek-
tiv von außerordentlich großem Durchmesser
und Preis erforderlich.
Abb. 1. Apparat zur Fernablesung von Meßinstrumenten.
r » BA
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft Ds a
des Apparates dargestellt. Das Fernrohr F ist
im Abstand R parallel zu einer Drehachse A ge-
lagert und durch ein Gegengewicht G ausbalan-
ziert. Die Drehachse A ist durchbohrt und mit
einer Visiereinrichtung versehen; sie wird so |
eingestellt, daß ihre Verlängerung mit der
Drehachse des Meßinstrumentes zusammenfällt.
Man beobachtet dann mit dem Fernrohr die
Zeigerspitze des Instrumentes und kann dem
Zeigerausschlag durch. Drehen des Fernrohres
um seine Achse A folgen. Die durch A gehende
Visierlinie und die dazu parallele, optischeFern-
rohrachse muß senkrecht auf der Skalenebene
stehen. Dies läßt sich sehr einfach kontrollie-
ren, indem man gegen die Scheibe des Instru-
mentes einen guten Spiegel legt. Sieht man
durch die Visiereinrichtung über Kimme und
Korn in den Spiegel, so ist das Spiegelbild des
Korns durch das Korn selbst verdeckt, wenn
die Visierlinie senkrecht auf dem Spiegel und
damit der Skala steht, oder man sieht durch
das Fernrohr in den Spiegel auf der Instrument-
scheibe und muß bei korrekter Aufstellung das
Fernrohr sehen. Die Einrichtung gestattet
dann eine parallaxefreie Ablesung von dersel-
ben Genauigkeit wie bei direkter Ablesung.
Abb. 1b zeigt den Apparat in Verbindung mit
einem schräg gestellten Spiegel 8 zur Ablesung
eines liegenden Meßinstrumentes.
Eine Anwendung dieser Einrichtung zeigt
Abb.2 (ein absolutes Voltmeter für 250 Re
bei welcher mit dem links vor der Säule befind-
lichen Fernrohr F ein Präzisionsamperemeter J
abgelesen wird, das in dem würfelförmigen
Blechkasten an der dem Beschauer zugekehrten
Ecke des Meßtisches untergebracht ist.
über dem würfelförmigen Kasten angebrachte
schräge Spiegel. 8 wirft das gut beleuchtete
Skalenbild nach dem Ablesefernrohr.
Abb. 2. Absolutes Voltmeter für 250000 V mit Fernablesung.
Im Hochspannungslaboratorium der Hart-
mann & Braun . wurde ein kleiner
Apparat gebaut, der die Fernablesung von Meß-
instrumenten mit einem gewöhnlichen Ablese-
fernrohr ermöglicht. In Abb. 1a ist das Wesen
. „Wird das Fernrohr durch ein Fadenkreuz
im Okular genau auf Zeigerausschlag eingestellt,
so läßt sich dieser Zeigerausschlag durch einen
‘) Vgl. „Zeitschrift f, techn. Physik“, Mitte 1920.
- zieren. :
Der.
- Stromes.
Zeiger an der Achse A des Fernrohres aufeiner
geeigneten Skala in beliebiger Größe reprodu-
j A. Palm.
Kurzgeschlossene Windungen bei Gleich-
strommagneten. — Wenn der
nen Windung umgeben ist, so wird die Ab-
nahme des magnetischen Kraftilusses beim Ab-
schalten der magnetisierenden Kraft merklich
verlangsamt. O. R. Schurig weist nun nach!),
daß die Zeitin Sekunden, die vergeht, während
der Änderung des Flusses vom Anfangswert ®,
zu einem Endwert®, annähernd proportional ist _
a
Re Mo,
wobei R den Widerstand im magnetischen
Kreise und e den Widerstand der kurzgeschlos-
senen Windungen bezeichnet. Daraus folgt,
daß eine starke Verzögerung der Abnahme des
Kraftflusses erzielt wird durch: A:
1. möglichst geringen Widerstand des magne-
tischen Kreises (großer Querschnitt, kleine
Luftspalte), 3 ee
2. möglichst geringen Widerstand, also großen 3
Querschnitt der kurzgeschlossenen Win-
dungen, - - i
3. möglichst geringe Remanenz des Eisens.
Auf Grund dieser Überlegung ist ein eisen
eschlossener Kolbenmagnet konstruiert wor-
des mit besonders großer Verzögerung zwischen
dem Ausschalten des Stromes und dem Los-
lassen des Kolbenankers, wie er für Gleich-
stromrelais, Unterbrecher usw. häufig ge-
braucht wird. Als kurzgeschlossene Windung
wird ein diekwandiges Kupfer rohr benutzt, das
den beweglichen Kern umgibt, während die
Magnetisierungsspule wieder außen um das
Rohr herumgelegt ist. Das Kupferrohr hat bei
2,14 cm innerem Durchmesser eine Wandstärke -
von 1,27 cm und eine Länge von 6,5 cm. Der
gesamte Luftspalt ist so klein wie en ge-
halten und beträgt nur 1,1 mm. Mit diesem
Modell wurde eine Verzögerung von etwa einer
Sekunde erreicht. Eine erheblich größere Ver-
zögerung läßt sich mit Magneten erzielen, die
nach der Hufeisentype gebaut sind. In Abb. 1
Abb. 1. Hufeisenmagnet mit Kurzschlußwicklung.
ist ein solcher Hufeisenmagnet schematisch
aufgezeichnet. Der Anker C ist als Unter-
brecher ausgebildet: Sobald er durch die Feder-
kraft F vom Magneten entfernt wird, wird mit
Kontakt @ der magnetisierende Strom , ge-
schlossen und nun läßt sich die Periode der
Unterbrechung in weiten Grenzen ändern. Ein
solcher vom Verfasser konstruierter Magnet hat
2 gleiche Kupferringe auf jedem Schenkel, wo-
bei wieder die Hälfte der magnetisierenden
Windung über jedem Kupferring angebracht
ist. Die gesamte Periode dieses als Unter-
brechungsrelais zu benutzenden Magneten kann
in den Grenzen von 2bis 8 Sekunden eingestellt
werden, u. zw. durch Veränderung des Anker-
hubes, der Stärke der Feder F, der Entfernung
der Kontakte bei @ und des magnetisierenden
Übrigens wird durch die kurzge-
schlossenen Windungen bzw. hier durch die
beiden Kupferringe nicht nur die Abnahme,
sondern auch das Anwachsen des Kraftflusses
verzögert, so daß man auch ein langsames An-
ziehen des Ankers (bei dem vorliegenden Mo-
dell bis zu mehreren Sekunden dauernd) errei-
chen kann. Nicht ganz leicht ist es, die Periode
des Apparates ganz regelmäßig zu gestalten, da
deren Länge auch von äußeren Einflüssen, von
Temperatur und Erschütterungen, abhängig
ist. Legt man also Wert auf große Genauigkeit
der Unterbrechungen, so muß der Apparat sehr
sorgfältig behandelt werden. SE
Praktische Anwendung hat der beschrie-
bene Apparat gefunden bei Leuchtbojen.
Eine eingebaute Trockenbatterie genügt, den
Apparat in Betrieb zu setzen und das Licht der
Boje in regelmäßigen Abständen zu unter-
brechen, ohne daß irgendwelche Bedienung .
erforderlich ist. Dr. Kalisch.
1) „General Electrie Review“ Bd. 21 1918, 8. 560.
SI
Kern eines
| Gleichstrommagneten von einer kurzgeschlosse- g
bräuchlichen Frequenzen auszuarbeiten.
17. Juni 1820.
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Fahrbares Unterwerk von größerer Lei-
stung!). — Die Long Island Railroad Co. hat
ein fahrbares Unterwerk von 1500 kW-
Leistung im Betriebe, das ausgerüstet ist mit
einem Westinghouse-Drehstrom-Gleichstrom-
Umformer für 650 V 25 Per/s, drei 500 kVA-
Einphasen-Öltransformatoren mit Selbstküh-
lung, unterstützt durch Ventilatoren, vollstän-
diger Schalteinrichtung und Hilfsapparaten.
Die Fernleitung, an der das Unterwerk arbeitet,
hat z. Zt. nur 11000 V; das Unterwerk ist
jedoch gleich für den später geplanten Betrieb
mit 33 000:V eingerichtet. Der: Wagen ist so
ebaut, daß er sowohl im Innern von Gebän-
en als auch im Freien gebraucht werden kann.
Die Unterwerke der Long Island Rail-
road Co. sind mit Gleisanschluß bis in jedes
Gebäude hinein gebaut. Zu Zeiten, in denen
eines dieser Unterwerke voraussichtlich eine
langandauernde Überlastung bekommen wird,
die auch über die Leistungsfähigkeit . ihrer -
Maschinen hinausgeht. wird das fahrbare
Unterwerk in das Gebäude gefahren, wo es
nach Herstellung der Hochspannungsverbin-
dungen den ortsfesten Umformern des Unter-
werkes parallel geschaltet wird. Auch als
Reserve für einen ausfallenden Maschinensatz
kann das fahrbare Unterwerk mit Erfolg ge-
braucht werden, ferner kann es zu jedem be-
liebigem Punkte der Eisenbahn geführt werden,
wo Anschluß an die Hochspannungsleitung
herzustellen ist, und kann dort als besonderes
Unterwerk während Stunden stoßweiser Be-
lastung oder an Feiertagen gebraucht werden.
Die Außenabmessungen des Wagens sind
naturgemäß beschränkt. Die Länge war auf
11,5 m begrenzt, weil die festen Unterwerke
nicht mehr Platz gewähren; die Breite war
durch die Bahnvorschriften auf 3 m festge-
setzt, die Höhe ebenfalls gegeben. Ferner
mußten die Maschinen und Apparate der Unter-
stationen so verteilt sein, daß in dem Wagen
genügend Raum zur Bedienung des Umformers
und der Schaltapparate bleibt. Die Anordnung
erlaubt, daß 4 oder 5 Leute zusammen mit dem
Gruppenführer ungestört auf dem Wagen
arbeiten können.
boten die Transformatoren wegen der be-
schränkten Höhe. Die selbstkühlende Wirkung
wird durch elektrisch angetriebeneLuftgebläse
unterstützt, die die Luft in einen Kanal, der
den unteren Teil der Transformatoren umgibt,
drücken; von dort wird die Luft nach allen
Seiten verteilt auf die Transformatoren ge-
leitet. Hierdurch ist die Wärmeabgabe [um
etwa 25% erhöht. Vier Falltüren auf dem
Dach sorgen für Lüftung; jede der vier Türen
kann beim Arbeiten im Freien wasserdicht
eschlossen werden. Löcher im Boden im
nnern der Grundplatte des Umformers unter-
stützen die Ventilation durch Türen und
Fenster. Das Dach über der Maschine kann
zum Ein- oder Ausbau des Umformers abge-
nommen werden. Die Schalteinrichtung ist mit
Ausnahme eines Hochspannungs - Hörner-
schälters die übliche. Der Wagen hat einen
Ölschalter, der in einem besonderen abge-
schlossenen Teil am Ende des Wagens unter-
gebracht ist. Die Gleichstromklemmen sind an.
der Gegenseite des Wagens angebracht.
5; EB. Ph.
Erweiterungen von Elektrizitätswerken.
— Osaka (Japan). Die Gesellschaft für
elektrische Beleuchtung in Osaka stellt ge-
genwärtig, nach einer Meldung der ‚Financial
News‘ vom 2. I. 1920, 2 Turbodynamos von je
25000 kWLeistung auf, wodurch ihr Kraftwerk
zum größten des Orients wird. Die ersten drei
Turbodynamos von zusammen 9000 kW wur-
den vor über 10 Jahren aufgestellt; etwas später
folgten zwei weitere. Kurz vor Kriegsausbruch
kamen noch 2 hinzu. Die Gesamtleistung wird
nach Inbetriebnahme der Erweiterung rd
100 000 kW betragen. Die Hauptabnehmer
sind: Papier- und Stahlindustrie, Werften,
Kupferraffinerien und elektrochemische Be-
triebe, ferner Voll- und Straßenbahnen. ah.
Elektromaschinenbau.
.. Benennung der in der Elektrotechnik ge-
bräuchlichen Frequenzen. — Die Studienaus-
schüsse der Internationalen Elektrotechnischen
Kommission haben bekanntlich im März dieses
Jahres in Brüssel getagt und haben sich u. a.
damit beschäftigt, Vorschläge für geeignete
Bezeichnungen der in der Elektrotechnik ge-
Die
Franzosen machten den folgenden Vorschlag,
Electrical World Bd. 73, ?1919, S, 81.
Elektrotechnische Zeitschrift.
‘Die schwierigste Aufgabe |
°
1920.
RUNDSCHAU.
der den nationalen Ausschüssen übermittelt
werden soll:
Bezeichnungsweise Per/s
Sehr niedrige Frequenz 1 bis 10
Niedrige En 11424 100
Mittlere er 1012°%; 1000
Hohe % 1001 ,, 10000
Sehr hohe =“ 10 001 ,‚, 100000
Besonders hohe . über 100 000
(„Revue Gen. de l’Eleetrieite“, Bd. 7, 1920,
S, 641.) ah.
Apparatebau.
Vorrichtungen zu Entnahme von elektri-
schem Strom aus Hochspannungsleitungen. —
In Revue Gön£rale de l’Electrieite, Bd. 7,
1920, 8. ‚364, bringst M. Ach. Delamarre
eine Arbeit über die gefahrlose Entnahme von
Hochspannungsstrom aus Freileitungen zum
Zwecke der Verrichtung landwirtschaftlicher Ar-
beiten. Er glaubt, an Hand eines vor vielen Jah-
ren von den Siemens-Schuckertwerken herge-
stellten Anschlusses eines fahrbaren Trans-
formators und der Zeichnung eines Stangen-
stromabnehmers der schweizerischen Socist&
Generale Agricole beweisen zu können, daß
man in Deutschland und in der Schweiz in
bezug auf die Sicherheit der Stromabnahme
in den letzten Jahren keine Fortschritte ge-
macht habe. Er hält es für nötig, Vor-
richtungen zu schaffen, die eine einfache und
gefahrlose Verbin-
dung des fahrbaren
Transformators mit
der Hochspannungs-
' leitung ermöglichen,
weil heute für diese
Verbindungen nicht
immer ein gut vor-
gebildeter Elektriker
zur Verfügung steht,
sondern nur ein un-
kundiger, nicht vor-
gebildeter ländlicher
Hilfsarbeiter. Er
macht zwei Vor-
schläge,diein Abb: 1
and 2 skizziert sind, und bemerkt dazu,
daß es sich nur um Anregungen handelt, die
gegebenenfalls die Lösung der Frage auf
andere Art befördern könnten. Die von Dela-
marre gemachten Vorschläge sind allzu ideen-
haft, als daß sie erınstlich erwogen werden
können. Sie bieten außerdem gegen Unglücks-
fälle, die durch Berührung mit hochspannungs
führenden Teilen hervorgerufen werden, ganz
und gar. keinen Schutz. Die in Deutschland
üblichen Anschlußvorrichtungen für fahrbare
Transformatoren zeigen eine weit voll-
kommenere Ausbildung. j
Die Stifte Stin Abb. 1 verschließen die Öff-
nungen O, wenn der Streckenschalter eingeschal-
tetist, also die inneren Belege der Öffnungen O
stromführend sind. Die Anschlüsse A bewirken
die Verbindung der vom Transformator kom-
menden Leitung mit den in O endigenden Hoch-
spannungsleitungen. Beim Einschalten des
Schalters sollen sich die Stifte Stin die Löcher Z
der Anschlüsse A hineinbewegen und das
Trennen‘ der Anschlüsse verhindern, solange
sie unter Spannung stehen. = Kr.
Meßgeräte und Meßverfahren.
Elektromagnetische Apparate zum Auf-
suchen metallischer Gegenstände im Erdboden.
— Zu den auf $S. 179 der „ETZ“ 1920 ge-
brachten Mitteilungen weisen die Physikali-
schen Werkstätten in Göttingen darauf hin,
daß die gleichen Verfahren von ihnen in
Helit 24.
471
Deutschland neben der Aufsuchung von Eisen -
und anderen Erzen im Kalibergbau und bei
vielen anderen Gelegenheiten mit Erfolg an-
gewandt worden sind. Wir werden demnächst
näher hierüber berichten.
Messung der Dielektrizitätskonstanten iu
der Wheatstoneschen Brücke bei Anwendung
hoher Frequenzen. — H. Joachim macht die
bekannte Nernstsche Anordnung der Wheat-
stoneschen Brücke durch Aufnahme eines
Glühkathoden-Röhrensenders als Erreger be-
deutend wirkungsvoller, wie durch Kontroll-
messungen festgestellt wird. Dann werden die
Dielektrizitätskonstanten einiger anorganischer
Salze und ihre Temperaturabhängigkeiten be-
stimmt, die Bedeutung der Dielektrizitäts-
konstanten für die elektrolytische Dissoziation
und ihre Abhängigkeit von der Wellenlänge
erörtert. (,„Ann. d. Physik‘, Bd. 60, BD
r.
Messung sehr kleiner Kapazitätsänderun-
gen. — J. Herweg bestimmtin ähnlicher Weise
wieimvorhergehenden Referat Kapazitätsände-
rungen von etwa 1 Millionstel und verwendet
hierzu selbstkonstruierte Glühkathodenröhren,
die mit nur 6 V Anodenspannung auskommen.
(„Verh. d. D. Physikal. Ges.‘‘, Bd. 21, en
ar.
Grundlagen und Methoden der Pyrome-
trie. — Auf diese in 13 Quartseiten enthaltene,
zusammenfassende Bearbeitung des für viele
Elektrotechniker wichtigen Gebietes durch
F.. Henning kann hier nur hingewiesen
werden. (Phys. Zeitschr., Bd. 20, S. 34.) Zar.
Beleuchtung und Heizung.
Elektrische Wohnungsheizung in Schwe-
den !.. — Wie ‚„L‘Electrieite‘ vom 15. VII.
1919 berichtet, benutzt man in Schweden
elektrische Warmwasserheizung für Wohnungen
von 4 bis 6 Zimmern. Einer in einem wärme-
isolierten Behälter von 6001 Inhalt enthaltenen
Wassermenge werden durch elektrische Heiz-
elemente während der Nacht 40 kWh zu-
geführt, wodurch eine für den ganzen Tag aus-
reichende Wärmemenge gespeichert wird?).
Nach selbsttätiger Abschaltung des Heizstromes
tritt eine elektrisch angetriebene Zirkulations-
pumpe in Tätigkeit, welche das heiße Wasser
dauernd durch die in den Zimmern aufgestell-
ten Heizkörper treibt. Die Einführung dieser
Heizart dürfte sich auch bei uns zur Aus-
nutzung des Nachtstromes empfehlen. Al.
Befestigungsweise des Leuchtfadens bei Me-
tallfadenlanipen. — Clevell beschreibt im
„American Machinist“ vom 13. III. 1920 die
Art und Weise, in welcher die
General Electric Co. jetzt den
Wolframdraht ihrer Mazdalam-
pen anordnet, einmal um ihn
gegen Stöße und Erschütterun-
gen unempfindlicher zumachen,
dann aber auch, um’gleichzeitig
eine lichttechnisch wirksamere
Anordnung zu ermöglichen. Zu
diesem Zweck ist in dem Trag-
stift, der sonst ganz aus Glas
besteht, wie die Abb. 3 zeigt,
bei F ein Stückchen Klavier-
saitendraht eingeschaltet, das
‚dann seinerseitseinen Glasknopf
trägt. Dieser Knopf besteht aus
zwei, durch einen Hals verbun-
denen, scheibenförmigen Teilen, durch deren
rößeren die Zuleitungen und durch deren
leineren der Leuchtdraht, letzterer mit Hilfe
von Tragdrähten, gehalten werden. (,,G6önie
Civil“, Bd. 86, 1920, S. 323.) Al.
Landwirtschaft,
Die Elektrizität in der Landwirtschaft. —
Das englische Ministerium für Landwirtschaft
und Fischerei hat vor längerer Zeit einen Unter-
ausschuß zusammengerufen, der sich mit der
Einführung maschineller Betriebe in die Land-
wirtschaft befaßt und aus Personen besteht;
die die Anwendung mechanischer Betriebswei-
sen in den Landwirtschaftsbetrieben des kon-
tinentalen Auslands studiert haben und mit der
englischen Industrie in engster Fühlung zu
stehen scheinen?). Ob die Kenntnis der auslän-
dischen Landwirtschaftsbetriebe, die dem Mi-
nisterium durch diesen Unterausschuß zufließt
von den Mitgliedern gelegentlich der Ausübung
ihrer geschäftlichen Tätigkeit gewonnen ist
1) S, auch „ETZ* 1920, S. 261.
») S. z. B. „ETZ“ 1919, S. 868.
3) Nach „Electrical Review“, Bd. 86, 1920. 8. 540.
472
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
oder ob sie das Ergebnis besonderer, im Auf-
trage des Ministeriums unternommenen Studien-
reisen ist, ist zweifelhaft. Man darf aber nach
den gemachten Mitteilungen letzteres für das
Wahrscheinlichste halten. Die von dem Unter-
ausschuß vorgelegten Berichte dienen unver-
kennbar dem Ministerium als Richtlinie für ihre
weiteren Maßnahmen zur Steigerung der inlän-
dischen Lebensmittelproduktion und zur Be-
günstigung erfolgreicher Siedelung. Wir ent-
nehmen daraus, daß in England eine Bewegung
im vollen Gange ist, die sich in Deutschland im
Verlauf von acht Jahren (die Kriegsjahre ein-
gerechnet) nur soweit hat durchringen können,
daß man z. Zt. dieht vor dem Entschluß zur
Einrichtung einer ähnlichen Stelle steht. Aller-
dings ist die Hoffnung berechtigt, daß sich von
keiner Seite mehr Widerstände erheben werden
und die Gründung eines Ausschusses für Tech-
nik und Landwirtschaft in irgend einer Form
bald Tatsache wird.
Nachfolgend seien kurze Auszüge aus
den bekannt gewordenen Berichten des eng-
lischen Unterausschusses für landwirtschaft-
liches Maschinenwesen wiedergegeben, die un-
zweifelhaft erkennen lassen, daß es dem Unter-
ausschuß nicht nur darum zu tun ist, Bau
und Absatz der landwirtschaftlichen Maschinen-
industrie im engeren Sinne zu fördern, sondern
auch alle die technischen Erwägungen anzu-
stellen, durch die das vom Ministerium ange-
strebte Ziel mittelbar erreicht werden kann.
Diese Bestrebungen decken sich vollkommen
mit den in Deutschland verfolgten. — Dr. J. F.
Crowley berichtet über die Entwicklung der
Versorgung der deutschen landwirtschaftlichen
Betriebe mit elektrischer Energie und schätzt
die Wirkung der Elektrisierung durchaus gün-
stigein. Er kommt zu dem Vorschlage, auch in
England ernstlich zu untersuchen, was ge-
schehen kann, um den Landwirtschaftsbetrie-
ben die Vorteile zu verschaffen, die eine umfang-
reiche Elektrizitätsversorgung ihnen bietet. —
T. Smith berichtet aus einer 25-jährigen Er-
fahrung im Ausbau von Wasserkräften und aus
langjähriger Kenntnis der ländlichen Elektri-
zitätsversorgung, daß er die Angelegenheit vom
Standpunkt der ländlichen Gemeinschaft be-
trachte, also nicht nur als eine Unterstützung
der Nährmittelerzeugung. Soviel er auch die
Umsetzung der Wasserkraft in mechanische
Arbeit zum Betriebe landwirtschaftlicher Ma-
schinen, Mühlen, Sägewerken, Textilfabriken,
großen Gemeinschaftsmolkereien usw. begrüße,
soviel er auch der durch Wasserkraft erzeugten
Elektrizität eine weite Anwendung für Koch-
und Heizzwecke wünsche, wäre er doch der An-
sicht, daß man die allgemeinwirtschaftliche Be-
deutung des Wassers mehr schätzen und des-
halb der Bewässerungsfrage im höchsten Maße
Aufmerksamkeit schenken müsse. Er empfiehlt
alle Wasserkräfte Englands auf,ihre Aus-
nutzungsmöglichkeit für die Erzeugung me-
chanischer Arbeit und für Bewässerungen zu
untersuchen, die Ausnützung selber von der
Quelle bis zur Mündung zu überwachen, un-
zweckmäßige Ausnutzungen dadurch unmög-
lich zu machen, daß dem Staat das Recht der
Zwangsverpachtung an denjenigen zugespro-
chen wird, der die erwiesenermaßen besseren
Ausnutzungsmögliehkeiten in Anwendung
bringt und schließlich die Ausnützung aller er-
reichbaren Kraftquellen auf gesetzgeberischem
Wege zu erzwingen. Er hält die Einführung
einer Unterstützung durch Ratschläge und
durch Kapital, notwendigenfalls sogar durch
staatliche Errichtung der Anlage nach dem
System des Mitkaufes für geboten. — John
Allen, Direktor der Oxforder Dampfpflug-
gesellschaft m. b. H. ist der Ansicht, daß nach
seinen in Deutschland gesammelten Erfahrun-
gen die englische Landwirtschaft nicht ohne
weiteres die Verfahren des Auslandes anwenden
könne. In Deutschland halte man es für er-
wünscht, jeden Ackerjährlich mindestens einmal
mechanisch zu pflügen. In England dagegen sei
ein mechanisches Pflügen nur alle vier Jahre
nötig, und dazu seien die Dampfpflüge im all-
gemeinen am besten geeignet. Die Anwendung
von Elektrizität für diese Zwecke würde nur
praktisch sein, wenn eine allgemeine Entwick-
lung der Elektrizitätsversorgung des flachen
Landes durch große Kraftanlagen und mit
einem verhältnismäßig dichten Verteilungsnetz
platzgreifen würde. — N. Nugent-Harris be-
richtet über seine Studien in Schweden und
Dänemark. Die Regierungen dieser beiden Län-
der haben die Zeit, in der die kriegführenden
Nationen verhindert waren, für den Fortschritt
ihrer inneren Kultur zu sorgen, benutzt, um die
natürlichen Energiequellen ihrer Länder und
viele andere Hilfsmittel zu entwickeln. Ganz
besonders durch den Ausbau der Wasserkräfte
zur Elektrizitätserzeugung ist ein unschätzbarer
Vorteil entstanden, der sich nieht nur in der
Industrie, sondern in hohem Maße auch in der
Landwirtschaft bemerkbar macht. Die Leute-
frage scheine nach den Erfahrungen der letzten
Jahre mit Hilfe der Elektrizitätsversorgung auf
dem Lande restlos gelöst werden zu können. In
den Ländern, in denen man eben nicht durch
den Krieg zurückgekommen ist, hat sich die er-
zeugende Maschinenindustrie der Elektrizitäts-
versorgung so angepaßt, daß durch den ge-
eigneten Ausbau der Maschinen zum Dreschen,
Häckselschneiden, Lastenheben, Wasserbeschaf-
fen u. dergl. eine beträchtliche Herabminderung
der Handarbeitleistungen tatsächlich einge-
treten ist. Die Wirkung ist eine doppelte; nicht
nur, daß die Landarbeit durch die Elektrizitäts-
versorgung erleichtert undangenehmer gestaltet
ist und dem Landarbeiter erträglicher erscheint,
sondern auch die Verbesserung der Wohnlich-
keit durch die verschiedenartigste Anwendung
der Elektrizität hat ein größeres Wohlbefinden
der Landleute zur Folge gehabt und die früher
bemerkte Abwanderung nach den Städten wirk-
sam verhindert. Harris berichtet weiter, daß
Schweden Strom nach Dänemark liefere und
dort zu geringeren Preisen absetzte als er in
Dänemark selber erzeugt werden könne, selbst
unter Verwendung von heimischen Brenn-
stoffen. Die Verteilung des Stromes erfolgt
nach dem ‚Cooperativ-System‘. Harris hat
beim Besuch einer solchen Anlage für 3000
Landwirte, Kaufleute und anderen Gewerbe-
treibenden volle Zufriedenheit und die Absicht
nach Vergrößerung des Unternehmens feststellen
können. — Interessant ist der Bericht über die
Besichtigung eines Landwirtschaftsbetriebes in
der Provinz Sudermansland (Schweden) in der
Größe von 800 acres, d. s. 320 ha. Er sei voll-
ständig wiedergegeben:
„Auf dem Gut ist alles auf das Zweck-
mäßigste eingerichtet. Alle mechanische Arbeit,
mit Ausnahme der auf dem Felde selbst zu lei-
stenden, wird mitHilfe des elektrischen Stromes
ausgeführt. Der Besitzer berichtete, früher zum
Dreschen 10 Pferde und 20 Leute nötig gehabt
zu haben, jetzt nur noch 1 Pferd und 9 Mann
zu benötigen. Er schätzte die tägliche Ersparnis
auf 5 £ und lobte den erhöhten Wert des mit
Hilfe des Elektromotors gewonnenen Erzeug-
nisses.. Rühmend hob er den Konjunkturge-
winn hervor, den er durch rechtzeitiges Aus-
dreschen erziele und den verminderten Schaden,
der früher durch massenhaften Mäusefraß ent-
stand. Der Besitzer errechnete sich eine gute
Verzinsung der Anlage und schätzte, daß die
‘ Anlagekosten in 15 bis 20 Jahren getilgt werden
könnten.“ — In diesem letzten Punkte weicht
der Bericht Harris kaum von den Propaganda-
schriften ab, die wir in Deutschland vor 10 bis
15 Jahren antrafen. Wir sind heute in bezug
auf den Vorteil, den die Elektrisierung für die
Landwirtschaft bringen soll, doch erheblich an-
spruchsvoller geworden. Hoffentlich sind seine
übrigen Ausführungen nicht ebenso zu bewer-
ten. — Jones Davies und J. R. Bond be-
richten wenig Tatsächliches. Sie stellen nur fest,
wo und in welchem Umfange in England Ver-
schwendung mit der dem Wasser innewohnen-
den Energie getrieben worden sei. — Der Unter-
ausschuß rät dem Landwirtschaftsministerium,
die Anwendung von Elektrizität für landwirt-
schaftliche Arbeiten einschließlich des Betriebes
leichterer Bahnen und der Erhöhung der Wohn-
lichkeit ländlicher Behausungen ins Auge zu
fassen. K. Kr.
Fernmeldetechnik.
Kreuzungstabellen für Fernsprechleitungen
bei Parallelführung von Kraft- und Fernsprech-
anlagen. — In einem Vortrage vor dem American
Institute of. Electrical Engineers!) behandelt
H. S. Osborne die Schutzmaßnahmen gegen
die Beeinflussung parallel geführter Fern-
sprech- und Starkstromanlagen. Bei der Emp-
findlichkeit der Fernhörer müssen außer-
ordentlich strenge Bedingungen an die Füh-
rung der Leitungen und ihre Gruppierung ge-
stellt werden, wenn störende Beeinflussung
vermieden werden soll. Es werden untersucht:
1. Die störenden Einflüsse der an einem
Gestänge geführten Fernsprechleitungen auf-
einander unter Berücksichtigung der in Ame-
rika allgemein üblichen Leitungsanordnung (10
Drähte in 30 em. Abstand auf einem Quer-
träger, Querträgerabstand 60 cm). Hierbei
ist den besonderen Bedingungen des Doppel-
sprechbetriebes und des gleichzeitigen Tele-
graphierens Rechnung getragen.
2. Der Einfluß von Fremdanlagen.
‚. Von den vier Möglichkeiten der gegen-
seitigen elektrischen. Beeinflussung zweier
Stromwege scheiden die leitenden Verbin-
dungen, die als Übergangswiderstände oder
Nebenschließungen bezeichnet werden, von
der Betrachtung aus, da sie als Fehler anzu-
sprechen sind, denen durch die Gruppierung
nicht beizukommen ist. Es werden daher nur
!) Proceedings Am. Inst. El. Eng. Bd. 37, 1918, S. 740.
Heft 24.
“
17. Juni 1920.
die störenden Einflüsse der elektromagnetischen
und elektrostatischen Felder untersucht. Die
Formeln für die gegenseitige Induktion
. zwischen langen, parallel geführten Strom-
kreisen sind außerordentlich verwickelt. Für
einige einfache Sonderfälle werden die Rech-
nungen durchgeführt. _ Eine wesentliche Ver-
einfachung gestattet die Annahme, daß ‚die
Rückwirkung des induzierten Stromkreises
auf den induzierenden vernachlässigt werden
kann. Aber auch unter dieser Annahme würde
die Rechenarbeit z. B. bei einer Linie mit 40
Drähten außerordentlich umfangreich sein;
man hat es daher vorgezogen, die Werte durch
Messungen auf einer kürzeren Versuchsstrecke
zu ermitteln. Will man diese Ergebnisse auf
lange Leitungen übertragen, so ergibt sich eine
neue Schwierigkeit dadurch, daß Stromstärke
und Spannung in den verschiedenen Eee
abschnitten der störenden Leitung verschieden
sind. Die Änderung der Stromstärke kann
entsprechend der Dämpfung 0,05 bis über
0,5 % und die des Phasenwinkels von ganz ge-
ringen Beträgen bis zu 10° für den Kilometer
ausmachen. Die auf eine Länge von 1 km
induzierte Wirkung kann somit nicht ganz
durch entgegengesetzte Wirkung eines anderen
Kilometers der Leitung ausgeglichen werden.
Es bleibt somit stets eine R
im wesentlichen von dem Kreuzungssystem
und dessen Ausführung
Feldkreuzung, genaue Lage der Kreuzungs-
stellen usw.) abhängt und vom Verfasser als
„type unbalance‘‘ bezeichnet wird, die natur-
gemäß so klein als möglich gehalten werden
muß. Der Verfasser gibt für diese Restinduk-
tion auch eine mathematische Ableitung, deren
Wiedergabe hier zu weit führen würde. Für
Doppelsprechstromkreise muß nicht nur
auf sorgfältige Abgleichung der abschließen-
den Apparate, sondern auch für sorgfältig
durchgeführten Induktionsschutz sowohl des
Doppelsprechstromkreises gegen die Stamm-
leitungen als auch dieser gegen die übrigen
Leitungen gesorgt werden. Die Bedingungen
werden an Beispielen erläutert. Für.den Ein-
fluß von Fremdanlagen auf Fernsprech-
leitungen kommen vor allem diejenigen Fälle
in Betracht, in denen in den beiden Zweigen
einer Fernleitung verschiedene Spannungen
induziert werden können. Spannungen gegen
Erde können in der Regel nur durch Kreu-
zungen an der induzierenden Anlage beseitigt
werden. Als störende Anlagen kommen in
Frage: Telegraphenleitungen und Starkstrom-
leitungen mit ein- oder dreiphasigem Wechsel-
strom.
Angestrebt wurde:
1. Möglichste Beweglichkeit in der An-
ordnung der Kreuzungen in den parallel ver-
laufenden Starkstromanlagen und Festlegung
derselben mit Rücksicht auf die Kreuzungen
in den Fernsprechleitungen.
2. Schutz gegen die Induktionsstörungen
aus Telegraphen- und anderen, die Erde als
Rückleitung benutzenden Anlagen.
3. Schutz gegen die Einwirkung von be-
sonderen Fernsprechleitungen, die mit Selbst-
induktionsspulen und Verstärkern betrieben
werden,
Bei den der Arbeit beigegebenen zahl-
reichen Kreuzungstafeln wurden im wesent-
lichen folgende Richtlinien beachtet:
1. Die Kreuzungstafeln sind so entwickelt,
daß neutrale Punkte, d.h. Punkte, an denen
ein bestmöglicher Ausgleich aller Induktions-
spannungen der Linie erreicht wird, überall
da vorgesehen werden, wo Änderungen im
Bau der Linie oder in der Parallelführung von
Leitungen auftreten. Bei gleichbleibenden
Verhältnissen gelten für oberirdische Fern-
leitungen der Bell-Gesellschaft Punkte in
etwa 12,8 km Entfernung als neutrale Punkte.
2. Mit Rücksicht auf die Kosten weisen
die Leitungen an den am meisten benutzten
‘Plätzen am Gestänge die wenigsten Kreu-
zungen auf. Dasselbe gilt für Doppelspreeh-
stromkreise, da die Kreuzungen für diese be-
sonders teuer sind.
3. Es ist angestrebt, so wenig Kreuzungs-
stangen als irgend möglich zu verwenden,
weil die Zahl der Kreuzungsstangen die Länge
des Kreuzungsabschnitts beeinflußt. Außer-
dem werden durch Vermehrung/’der Kreuzungs-
stangen ‘andere Fehler begünstigt.
Für die: Induktion aus Starkstrom-
Wechselstromanlagen kömmen wegen der nie-
drigen Periodenzahl des eigentlichen Betriebs-
stroms als für den Sprechverkehr störend fast
nur die Oberschwingungen in Frage. Die Ar-
beit enthält keine Unterlagen, ob Versuche ge-
macht worden sind, diese Oberschwingungen
in den Starkstromanlagen selbst durch ent-
sprechende Siebketten zum Ausgleich zu
bringen, die zwar einen Ausgleich der Ober-
schwingungen gestatten, für den Betriebs-
strom aber als hohe Drosselbrücken
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estinduktion, die
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(Stangenkreuzung,
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17. Juni 1920,
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 24.
473
Drahtlose Telegraphie im Eisenbahnwesen.
— Die Telefunken -Gesellschafthatzwischen den
Elektrizitätswerken Oberschöneweide undRum-
melsburg zwei drahtlose Telephonstationen
probeweise aufgestellt. Bemerkenswert ist, daß
mit dieser Anlage das sogen. Gegensprechen,
d.h. das gleichzeitige Hören und Sprechen,
möglich ist. Die Ergebnisse sind so vielver-
‘ sprechend, daß man damit rechnen kann, bald
quer durch Deutschland drahtlos telephonieren
zu können. ‚In bezug auf das Eisenbahnsignal-
wesen ist die Erfindung von grundlegender Be-
deutung. An die Stelle der komplizierten draht-
losen Telegraphenanlage mit ihrem geschulten
Personal tritt die einfache drahtlose Telephon-
station, die jedermann bedienen kann. Einen
Telephonverkehr für Passagiere einzurichten,
kommt ‚wohl für Deutschland erst dann in
Frage, wenn die übrigen im Kriege verloren
gegangenen Bequemlichkeiten wieder herge-
stellt sind. Besonders wichtig ist zunächst eine
Verständigung mit der nächsten Dienststelle
bei Unglücksfällen und Betriebsstörungen. Ein
anderes ungleich wichtigeres Gebiet ist die op-
tische Unterstützung von Streckensignalen
durch drahtlose Telegraphie in der Art, daß
auf dem Führerstande der Lokomotiven eine
Signalvorriehtung betätigt wird, welche den
Führer alarmiert, sobald er ein Haltesignal
überfahren hat. Auch mit Apparaten für draht-
lose Telegraphie sind Versuche im Gange.
(„Reichsbote‘ 15. II. 20.) Rp.
Chemie.
Die Gewinnung von Nebenprodukten der
Kohlendestillation in Dampfkraftwerken. —
Wenn Kohle unter Luftabschluß erhitzt wird,
so entweichen neben Methan und anderen
brennbaren Gasen einige wenige flüchtige
Kohlenstoffverbindungen, welche sich beim
Kühlen als Teer abscheiden. Falls die Kohle
nicht, wie gewöhnlich in den Gasanstalten und
Kokereien, auf hohe Glut erhitzt, sondern bei
nur 350 bis 450° entgast wird, so erhält man
einen besonders wertvollen Teer, den sog.
Tieftemperatur-Teer.!) Beim Generator-
a beuneh ist die Gewinnung dieses T.T.-Teers
ereits sehr weit ausgebildet. In den meisten
Fällen verhindern aber die hohen Kosten die
Einführung dieses Betriebes bei industriellen
Feuerungsanlagen für Dampferzeugung. K.
Wilkens schlägt nun 'vor?), bei Dampfkraft-
werken einen gewissen Teil der Kohlen bei
jener tiefen Temperatur zu verkoken, indem
die Abwärme der Kesselfeuerung benutzt wird,
um diese Kohlen in Retorten auf 400° zu er-
hitzen. Hierzu werden unmittelbar hinter dem
Dampfkessel eine größere Anzahl von schmiede-
eisernen Rohren in den Weg der Heizgase ein-
gebaut.. Diesen Rohren wird die Kohle durch
Fülltrichter zugeführt; durch jedes Rohr be
fördert eine Schnecke die Kohle, welche sich
dabei gleichmäßig auf 400° erhitzt, bis zu
einem in Wasser tauchenden Atfallrohr. Der
austretende Halbkoks wird durch Kratzer ent-
fernt; er kann verfeuert werden. Die Destilla-
tionsprodukte werden durch die hohle Welle
der Schnecke abgesogen. Das erhaltene Gas
dient dazu, um den Kopf der Retorten zu hei-
zen, damit hier die Feuchtigkeit aus der Kohle
ausgetrieben wird?) und die Hauptlänge der
Retorte für die Destillation verfügbar bleibt.
Ein noch verbleibender Rest des Gases kann im
Vorwärmer ausgenutzt werden. Der Verfasser
berechnet unter bestimmten Voraussetzungen,
daß beispielsweise 10% der unter dem Kessel
verfeuerten Kohlenmenge nach dem obigen
Verfahren destilliert werden können, wobei 1%
der gesamten Kohlenmenge als T.T.-Teer ge-
wonnen würde. MER:
Allgemeiner Maschinenbau.
'Kohlenpulverfeuerung. — Die Milwaukee
Electric Railw. & Light Co. hat seit 2 Jahren
5 Kessel in einem ihrer Kraftwerke mit Kohlen-
pulverfeuerung betrieben und damit, neben
-den Vorteilen geringerer Wartung, der Ab-
wesenheit von Schlacken-, Rauch- und
Rußbildung und leichterer Regelbarkeit, auch
noch Ersparnisse erzielt. Der die Kraftwerke
der genannten Gesellschaft leitende Ober-
ingenieur Anderson berichtet über die Ein-
richtung und Betriebsweise der Anlage?). Da-
nach hat die Steigerung der Kohlenpreise
den Anlaß zu diesem Versuch gegeben. Die
1) Die Kenntnis dieses Tieftemperatur-Teers beruht vor-
nehmlich auf den Arbeiten von ER. Börnstein. Während
* des Krieges hat «ich das Kaiser-Wilhelm-Institut für Kohle-
forschung in Mühlheim a. R. eingehend mit dem T. ap
„beschnfnet um Schmieräle usw. zu gewinnen. K.
Kraftbetr. u. Bahnen, Bd. 17, 1919, S. 233,
®) Wie Wilkens durch einen von ihm angestellten
kleinen Versuch zeigt, bleibt die Temperatur der Kohle
so lange um 100° stehen, bis alle Feuchtigkeit ausge-
trieben ist. - X
4) „Electr. Railway Journ. Bd. 55, 1920, 8. 473.
kleinert Kohlenstücke von Nußgröße,
Kohle wird nach Eintreffen im Kraftwerk zu-
nächst einem Eisenscheider zugeführt, dann
gebrochen und in doppelwandigen rotierenden
Trommeln unter Wärmezuführung. bis auf
1 bis 2% Wassergehalt getrocknet. Sie ge-
langt von dort zur Mühle, welche sie zu Pulver
von etwa 1.5 mm Korngröße zerkleinert. Dies
Kohlenpulver wird in Vorratsbehältern :auf-
gespeichert. Alle Vorgänge erfolgen auf mecha-
nischem Wege; besondere Vorrichtungen ver-
hindern die Entstehung von Staub und Ma-
terialverlust. Die Kosten der Zerkleinerung
haben sich zu 25 bis 50 cts/t ergeben, lassen
sich aber sicherlich, z. B. durch Benutzung
der Abgase zur Kohlentrocknung und durch
Entwickelung von Brennern, welche die Ver-
wendung größerer Kohlenkörner zulassen, so
daß die Kohlenzerkleinerung billiger wird,
wesentlich verringern. Ein sehr wichtiger
Punkt ist die genügende Trocknung der Kohle,
damit keine Verstopfungen der Brennerdüsen
eintreten können. Beim Verfeuern schaffen
Zubringeschnecken das Kohlenpulver aus den
Vorratsbehältern nach Mischkammern, von
wo das Kohle-Luft-Gemisch durch. Düsen in
den Heizraum geblasen wird, Die feinstufig
regelbare Kohlenzuführung wird selbsttätig an-
gehalten, sowie der Luftstrom versagt; eine
Verstopfung ist aus diesem Grunde ausge-
schlossen. Die Luftzuführung kann außerdem
durch Verstellung der Schornsteinklappe gere-
gelt werden, wodurch die Gasgeschwindigkeit
und die in den Verbrennungsraum eintretende
Luftmenge sich abändern läßt. Aus dieser leich-
ten Regelbarkeit erklärt sich die gute Wirtschaft-
"lichkeit der Kohlenpulverfeuerung. Der (O,-
Gehalt der Abgase wird bei dieser Feuerungs-
art hauptsächlich durch die Temperatur be-
stimmt, die man im Heizraum zulassen kann.
Obgleich ein 0O,-Gehalt von 16 bis 17% leicht
zu erreichen ist, kann man ihn wegen der
hohen Flammentemperatur und der dadurch
bedingten raschen Zerstörung des Mauerwerks
nieht aufrechterhalten. Auch kommt es ja
auch weniger auf einen großen 00O,- als einen
geringen (OO-Gehalt an. Bei geeigneten
Regelvorrichtungen ist der Betrieb einer
Kohlenpulverfeuerung außerordentlich an-
passungsfähig und kann großen Schwankungen
dureh entsprechende Einstellung von Kohlen-
pulver- und Luftzufuhr verlustlos und schnell
folgen. Die Asche enthält keine unverbrannte
Kohle und wird zum größten Teil durch die
Abgase zum Schornstien hinaus befördert.
Sie ist so fein und verteilt sich auf solchen Um-
kreis, daß sie auch in der Stadt keine Be-
lästigung darstellt. Schlackenbildung tritt
nur bei ungenügender Beimengung von Zu-
satzluft auf, wenn die Temperatur im Feue-
rungsraum so. stark ansteigt, daß Aschen-
bestandteile schmelzflüssig werden. _ Verluste
durch abgedämpfte Feuer sind nicht vorhan-
den, außer ganz geringen Strahlungsverlusten,
da die Kessel mit abgestellter Feuerung und
bei geschlossenen Dämpfern bis zu 10h unter
Druck bleiben, wenn kein Dampf entnommen
wird. Die Anlage zur Herstellung des Kohlen-
pulvers erfordert geringe Unterhaltungskosten,
da sie keine schnell bewegten Teile enthält.
Irgend welche Explosionserscheinungen sind
während des zweijährigen Betriebes nicht
beobachtet worden. Für Anlagen mit weniger
als 2000 kW Dauerleistung ist die Kohlen-
pulverfeuerung nach Ansicht des Verfassers
nieht geeignet, da Anlage und Betriebskosten
der Kohlenzerkleinerungsanlage den zu erzie-
lenden Ersparnissen gegenüber zu hoch sind.
Interessant ist eine Kohlenzerkleinerungs-
und -verfeuerungsmaschine, welche die Aero-
Pulverizer Co. in 5 Größen zum Anbau an Feue-
rungen herstellt!). Die Maschine arbeitet nach
dem Prinzip der Kreuzschlagmühlen und zer-
die in
einen Triehter eingefüllt werden, zu einer von
der Stärke eines durch die Maschine geleite-
ten, regelbaren Luftstromes abhängigen Korn-
größe. Je stärker der Luftstrom ist, desto
größere Kohlenstücke werden mitgerissen.
Dem Kohle-Luft-Gemisch wird nach Bedarf
Zusatzluft hinzugefügt und das Gemenge dann
unmittelbar der Brennerdüse zugeführt. Die
Einrichtung ist nicht nur für Kesselfeue-
rungen, sondern auch für solche von Puddel-
und Heizöfen, überhaupt für alle Dauerbetriebe,
gedacht. Der von den Fabrikanten. hervor-
gehobene Vorteil der Vereinfaehung des Be-
triebes, da keine besondere Kohlenzerkleine-
rungsanlage, nebst zugehörigen Aufbewah-
rungsbehältern für die Pulverkohle erforder-
lich sei, gilt eigentlich nur für solche Dauer-
betriebe, welche die Höchstleistung der Ma-
schine ohne‘ jede Betriebspause ausnutzen.
Für Anlagen mit Betriebspausen und stark
schwankender Belastung dürfte eine von den
Verfeuerungsvorrichtungen getrennte Pulve-
rungsanlage wirtschaftlicher sein.
1) „Engineer“ vom 19. II. 1920.
Verschiedenes.
Erfahrungen mit Kohlelagerung unter
Wasser!). — Die Indianapolis Light & Heat Co.
baute in ihrem Werke Mill Street eine Beton-
grube zur Lagerung von 13 000 t Kohle unter
Wasser und in ihrem Werk Kentucky Avenue
einen Kohlenbehälter aus Eisenbeton für
8000 t Kohle zu gleichem Zweck. Es werden
5000 t Kohle täglich verfeuert, so daß die bei-
den Behälter, bei denen. zusammen etwa
20.000 t Kohle unter Wasser und 10 000 t Kohle
über Wasser gelagert werden können, das
Kraftwerk 60 Tage versorgen. Die Gesamt-
kosten für beide Behälter belaufen sich auf
60 000 $ oder 2 $/t gelagerter Kohle. Die
Unterwasserlagerung verhindert Selbstent-
zündung und Verminderung des Heizwertes
der Kohle. Die besondere Feuchtigkeit
der unter Wasser gelagerten Kohle hat bei
Verfeuerung von Stückkohle keine Schwierig-
keiten verursacht; Nußkohle, die unter Wasser
aufbewahrt wurde, brennt jedoch sehr schwer.
Bei Verwendung von Kohle aus den Gruben
wird sie zunächst in Eisenbahnwagen geladen,
von wo das Wasser abtropfen kann, bevor die
Kohlen in die Kesselhausbunker gefüllt werden.
Die Kohle kann auch dadurch getrocknet
werden, daß der Wasserspiegel in dem Lager-
behälter soweit gesenkt wird, daß die ge-
brauchte Kohle freiliegt. Dabei wurde ge-
funden, daß infolge von Kapillarität noch
Kohle, die etwa 2 bis 3 m oberhalb des Wasser-
spiegels gelagert ist, befeuchtet wird. Zahlen-
tafel 1 zeigt vergleichende Proben zwischen
frisch geförderter Kohle und solcher, die schon
etwa ein Jahr unter Wasser gelagert wurde.
Beide Kohlenproben kommen aus der gleichen
Zeche und demselben Flöz. Es zeigt sich, daß
die Kohle bei ihrer Lagerung von 6970 cal
nur 176 d. h. 2,5% verloren hat.
| Art frisch geförd. gelagert
Feuchtigkeit . e 14,68 14,05
Flüchtige, verbrennbare
2 elle. rn 35,98 34,98
Fester Kehlenstoff : 56,39 55,99
Schwefel *. SENT, 3,14 2,34
Asche RR LIR AU 7,63 9,03
a ee EN EE9LON 1267 Y4
E, Ph.
Energiewirtschaft.
Wärmetechnischer Ausbildungskursus. —
Der Verband technisch-wissenschaftlicher Ver-
eine veranstaltet in der Zeit vom 14. bis 19.
Juni-d. J. in Magdeburg einen wärmetechni-
schen Ausbildungskursus für mittlere Be-
triebsbeamte in Dampfkraftanlagen, in
welchem durch Vorträge und durch praktische
Übungen im besonderen die für eine geordnete
Betriebsüberwachung und -statistik in Be-
tracht kommenden Wärmemessungen be-
handelt und diejenigen brennstoffsparenden
Maßnahmen erörtert werden sollen, deren
rasche Durchführung ohne größeren Geld-
aufwand möglich ist und daher unbedingt ge-
fordert werden muß. Die Leitung des Kursus
haben die Herren Dx.-Sna. Berner und
Direktor K. Heilmann übernommen.
Die Vorträge finden vormittags in den
Räumen der Staatlichen Vereinigten Maschinen-
bauschulen statt. Die Übungen werden nach-
mittags zum Teil in dem Laboratorium dieser
Anstalt sowie des Magdeburger Vereins für
Dampfkesselbetrieb, zum Teil in industriellen
Werken Magdeburgs, in einheitlicher Weise
so durchgeführt werden, daß jeder Teilnehmer
Gelegenheit findet, den praktischen Gebrauch
der neuzeitlichen Meßgeräte kennen zu lernen
sowie an einer Kessel- und an einer Maschinen-
untersuchung teilzunehmen. Die Teilnehmer-
zahl kann nur eine beschränkte sein; für die
Übungen findet eine Unterteilung in kleine
Gruppen statt: Anmeldungen sind baldmög-
liehst an Herrn Dr.-Sna. Berner, Magdeburg,
Adelheidring 16, zu richten, von wo auch ein
Verzeichnis der Vorträge und Übungen sowie
der Stundenplan erhältlich sind. Die Anmel-
-dungen werden in der Reihenfolge ihres Ein-
ganges berücksichtigt. Das Honorar beträgt
80 M und ist mit der Anmeldung zu entrichten.
Kohlenwirtschaftliches. — Deutschland,
dessen Volksvermögen vordem Kriege auf mehr
als 300 Milliarden M, dessen Volkseinkommen
auf rd 40 Milliarden M jährlich geschätzt wurde,
und das in Besitz einer jetzt von kurz-
sichtigem- Gegnern enteigneten Handelsflotte
von über 3.2 Mill. Netto-Registertonnen für rd
1l Milliarden M Stoffe und Waren ein-, für
rd 10 Milliarden M ausführte, ist heute arm.
Das zu bekennen, bringt iim keine Schande,
nachdem es jahrelang unter Aufbietung aller
Kräfte mit ‘wenigen, sehwachen Bundesge-
nossen gegen die übrigen Großmächte hat
kämpfen müssen und schließlich, von allen
ı) Electrical World Bd. 78, 1919, 8.8.
Zufuhren abgeschnitten, in diesem Weltkrieg
unterlag. Aber begreifen müssen wir es end-
lich und uns darauf einstellen, alle und in
allem. Nur selbstloseste, ernste Arbeit bei
größter Sparsamkeit kann Hilfe bringen, der
eiserne Wille, jede Minute nach Möglichkeit
im Interesse des Wiederaufbaues auszunutzen
und durch sorgfältigste Organisierung . den
Wirkungsgrad des Schaffens auf das äußerste
zu steigern. Das gilt in erster Linie für die
Kohle, das Fundament des Wirtschafts-
lebens aller werktätigen Völker, solange ihnen,
vom Wasser abgesehen, die Energien des
tieferen Erdinnern und der weiteren At-
mosphäre verschlossen sind,
Die Organisation der Kohlenwirt-
schaft Deutschlands durch das Gesetz von
1919 hat besonders wegen der fortgesetzten
Kohlenpreissteigerungen — sie sind erst jetzt
zu einem Stillstand gekommen — andauernd
Beschwerden veranlaßt, die in einem Gewerk-
schaftsabkommen zu der von der Regierung
anerkannten Forderung nach Verstaatlichung
des Kohlensyndikats führten. Während bis-
her das Schwergewicht der Kohlenwirtschaft
im‘ Reichskohlenverband lag, soll daher
künftig ihre Leitung an den paritätischen
Reichskohlenrat als oberstes Selbstver-
waltungsorgan übergehen, der durch Mitglie-
der aus den weiteren Kreisen der Verbraucher-
schaft ergänzt wird. Einem bei ihm gebildeten
Ausschuß steht in allen wichtigen Entschei-
dungen ein Vetorecht zu. Der Reichskohlen-
rat kann seine Befugnisse auf ein Reichs-
kohlendirektorium übertragen und erhält nach
Maßgabe besonders zu erlassender Gesetze
das Recht zur bergbaulichen Flurreinigung,
zur Ausschaltung. unwirtschaftlicher Betriebe
und zur Anordnung der Wiederinbetriebnahme
stilliegender Gruben. Die Kohlenverteilung
liegt z. Zt. noch dem Reichskommissar für
die Kohlenverteilung, die Festsetzung der
Verkaufspreise unter. Kontrolle des Reichs-
wirtschaftsministeriums dem Reichskohlen-
verband ob. In seinem letzten Bericht hat
Generaldirektor Köngeter es direkt ausge-
sprochen, daß Deutschland “mit _der
Kohlenförderung steht und fällt, und
daß alle Maßnahmen darauf gerichtet sein
müssen, zu deren Hebung beizutragen; denn
in ihr als dem Mittel zur Senkung der Kohlen-
preise liegt damit auch der Schlüssel zu einem
Abbau des allgemeinen: Preisniveaus.
Dafür ist Voraussetzung, daß die Entente uns
in die Lage versetzt, bei Ausführung des Frie-
densvertrages das Mögliche zu leisten, nicht
nur in bezug auf die zu liefernden Mengen,
sondern auch hinsichtlich der sonstigen Be-
dingungen. Sie darf zugleich nicht vergessen,
daß wir vorläufig bei der Mehrförderung
wesentlich auf die Mehrarbeit der Bergleute
angewiesen sind, weil die Vergrößerung der
Belegschaft durch die in Fluß befindlichen
Siedelungsmaßnahmen nicht so schnell wirken
kann. Die Verkehrslage ist immer noch ganz
ungenügend, der Lokomotivmangel hält in
unverminderter Schärfe an, und doch muß ja
die Eisenbahn mit der Erhöhung ihrer Lei-
stungsfähigkeit dem Steigern der Kohlsnförde-
rung vorangehen. Natürlich hat der Streik
der Schiffer auf den Binnenwasserstraßen die.
Transportverhältnisse und damit die Kohlen-
versorgung 'erheblich beeinträchtigt. An der
Ruhr war die arbeitstägliche Förderung
Mitte Mai annähernd wieder auf der Höhe an-
gelangt, die sie vor den Märzwirren infolge des
Verfahrens zweier halber UÜberschiehten er-
reicht hatte, d. h. ungefähr bei 300 000 t gegen
380 000 t im Jahre 1913. In Oberschlesien,
wo sie damals 145 000 t betrug, bewegte sie
sich um 110000 t. Die Rohbraunkohlenför-
derung und die Briketterzeugung haben, ab-
gesehen von den Ausfällen infolge der März-
wirren, keine wesentliche Änderung erfahren.
Hier hängt die Steigerung wesentlich von der
Unterbringung von Arbeitskräften und der
sehr schwierigen Beschaffung von Betriebs-
materialien ab. Die Haldenbestände in den
Steinkohlenrevieren waren zu der angegebenen
Berichtszeit nur noch gering, und die Einfuhr
böhmischer Braunkohlen im Austausch gegen
oberschlesische Steinkohle entsprach den Ver-
einbarungen. Unsere Ausfuhr beschränkt sich
z. Zt., soweit sie nicht, wie in Oberschlesien,
von der Entente veränlaßt wird, auf geringe
Mengen nach Holland, Dänemark und der
Schweiz; sie läßt sich als Gegenleistung für
Lebensmittel nicht ganz vermeiden. Was die
Versorgung .der Industrie betrifft, so
war mit den UÜberschichten im Ruhrbergbau
Ende Februar ein guter Ansatz gegeben, doch
gingen die durch die Märzwirren verursachten
Ausfälle — an der Ruhr gegen die erreichte Lei-
stung etwa 3 Mill. t — großenteils zulasten der
Industrie, deren für die Landwirtschaft wich-
tigsten Zweige indessen besser beliefert werden
konnten. Nach wie vor behilft sich die In-
dustrie, die im übrigen demnächst nach Kön-
geters Ansicht mehr mit dem Kohlenpreis und
auch mit einem Ausbau der Kohlen-
steuer wird rechnen müssen, in großem Um-
fange mit Ersatzstoffen aller Art. Auch wurde
in den letzten Monaten wachsend amerika-
nische Kohle verwandt, doch kommen nur
verhältnismäßig geringe Mengen herein, und
nur die für den Export arbeitenden Qualitäts-
industrien können den ‚Preis von 30 bis 35 $/t
eif. Rotterdam anlegen. . . :
Die deutsche Industrie selbst ist sich
ihrer schweren Lage bewußt und hat schon
während des Krieges mit energischen Maß-
regeln begonnen, um durch Verbesserung der
Wärmeökonomie ihrer Betriebe, durch pein-
lich genaue Kraftwerkskontrolle, Ausnutzung
der Nebenprodukte usw. den Verbrauch an
Brennstoffen, insbesondere der nicht nur
knapper, sondern auch unter dem Einfluß un-
genügender Aufbereitung qualitativ schlechter
und damit für die modernen Feuerungsanlagen
nachteilig gewordenen Steinkohle, zu rationa-,
lisieren. In dieser Beziehung sei hier nur auf
die verschiedenen Unterrichtskurse und die
vom V I. im vorigen Jahr veranstaltete
Vortragsreihe über sparsame Wärmewirt-
schaft hingewiesen, deren Veröffentlichung
in den Heften der Hauptstelle für Wärme-
wirtschaft den einzuschlagenden Weg weist
und schon ‚heute wertvollste Erfolge _ auf
diesem Gebiet erkennen läßt.!)
' Da die Kohlenwirtschaft zu einem Welt-
problem gewordenist — auch England z. B.steht
voreiner Neuorganisation —, war es selbstver-
ständlich, ihre zwischenstaatliche Regelung
auf dem während der ersten Maitage in Frank-
furt a. M. abgehaltenen Internationalen
Wirtschaftskongreß zu behandeln. Der
Referent OÖ. Hu& sieht die primäre Ursache
der Kohlennot in dem rücksichtslosen Raub-
bau während des Krieges und schätzt die
Abnahme der Kohlenförderung in Deutsch-
land, Amerika, Großbritannien, Frankreich
und Belgien zusammen für 1919 auf 210 Mill. t
gegenüber 1913, außerdem die in Europa ein-
getretenen Förderverluste in den vier
ersten Kriegsjahren auf 325 Mill. t. Wesent-
lich gesteigert werden die Folgen dieses ver-
ringerten Abbaues durch die Herabwirt-
schaftung des Eisenbahnmaterials, und
die Verkürzung der Arbeitszeit in den Gruben
hat natürlich auch das Ihrige zur Verschlechte-
rung der Verhältnisse beigetragen. Dabei wies
Hue darauf hin, daß die Förderung bei weiterem
Senken der Bergwerksanlagen in größere
Tiefen an und für sich zurückgehe und die
Ersetzung der Menschenarbeit durch Maschinen
in Deutschland wegen der geologischen Ver-
hältnisse unserer Steinkohlenlager nicht in
dem Umfange möglich sei wie in England
und Amerika. Trotz der hohen Löhne der
Bergarbeiter und Bergbeamten seien beide
heute in einer schlechteren Lage als vor dem
Kriege, deren Besserung sich nur durch Ver-
billigung der Lebensmittel erreichen lasse.
Dem Drängen der. Rohstoffproduzenten auf
weitere Preiserhöhungen zum Zweck, dem
Weltmarktpreis näherzulrommen, dürfe nicht
nachgegeben werden, weil wir den Weltmarkt-
preis schon überschritten hätten und daher
in manchen Branchen nicht mehr exportfähig
seien. Nur ein geringer Teil der deutschen
Förderung — 1919 etwa 2 bis 3 % — werde
exportiert; daher belasten die Preiserhöhungen
hauptsächlich das Inland. Gründliche Ab-
hilfe könne nur durch bedeutend verstärkte
Förderung erzielt werden, und nach der
dann eintretenden Preisermäßigung und folgen-
den Verbesserung der Gütererzeugung müsse
ein Abbau der Löhne und Gehälter erfolgen.
Um die herabgewirtschafteten Betriebe’
schnellstens technisch leistungsfähiger,. die
zerstörten Gruben in Nordfrankreich rasch .
wieder förderfähig zu machen und neue Kohlen-
felder in Ausbeute zu nehmen, bedürfe es
einer außerordentlichen Vermehrung der
Belegschaften, die in Deutschland bis An-
fang 1920 bereits um rd 148 000 Steinkohlen-
arbeiter und 90 000 Braunkohlenarbeiter gegen
1913 eingetreten ist. Öffnen sich — wir zitieren
die „Frankf. Ztg.‘“ — den Bergbaubezirken
ohne Einschränkung die ausländischen Nah-
rungsmittelquellen, sind die Gruben imstande,
ihren Bedarf an Betriebsmaterialien aus dem
In- und Auslande zu deeken, gibt man ihnen
in jeder Beziehung Arbeitsmöglichkeit, dann
werde Deutschland bald wesentlich zur Abhilfe
auch der Weltkohlennot beitragen können.
Ein Ergebnis des Krieges sei es, daß mit der
? ') Wir machen bei dieser Gelegenheit auch auf eine
im Aufirage des Verbandes sächsischer Industrieller ver-
faßte Arbeit „Gegen die Kohlennot“ von Dr.:Qng. Kölsch,
Chemnitz (,„Sächs. Industrie“, Bd. 16, 1919, Nr. 19), ferner auf
einen im Polytechnischen Verein in Bayern von Prof. Dr.
A. ns „gehaltenen Vortrag „über die Brennstoff-
wirtschaft der industriellen Betriebe“, sowie auf einen Auf-
satz von K.Reubold „Kraftwerkskontrolle unter Berück-
siehtigung der heutigen Kohlenverhältnisse“ in den „Hano-
mag-Nachrichten“ (Bd. 7, 1920, Heft 3) aufmerksam.
Elektrizitätswerke braucht an dieser Stelle
‚nicht besonders hervorgehoben zu werden,
gehören doch gerade die Ingenieure letzterer
zu den eifrigsten Förderern sparsamer Wärme-
wirtschaft, und haben doch die zeitweisen
Stillegungen und Betriebsstörungen im abge- _
laufenen Winter zur Genüge erwiesen, wie sehr
die Produktion elektrischer Arbeit heute, wo
die Ausnutzung der‘ Wasserkräfte erst mit
vollem Nachdruck einsetzen soll, von der
regelmäßigen, ausreichenden Belieferung der
Anlagen mit Kohle abhängig ist. Das trifft
'leider speziell für Berlin besonders zu, dem
trotz der Fernversorgung aus Zschornewitz
schwere Einschränkungen
verbrauch drohen, wenn es nicht gelingt, die
Reichshauptstadt noch während der günstigen
im Elektriztatn,
Jahreszeit weiter von Kohlenzufuhren zu ent-
lasten.
Berliner Stadtverordnetenversammlung ist bier
schon Erwähnung getan, aus.dessen Verhand-
lung hervorgeht, daß man einer Leistung von
80 000 kW bedarf; der vorläufig nur 40 000 kW
als von auswärts lieferbar gegenüber stehen;
und diese sollen im Winter wegen Verpflich-
tungen an Sachsen noch beschränkt werden.!)
Neuerdings nun teilt das „Berl. Tagbl.‘‘ auf
Grund einer von zuständiger Stelle erhaltenen
Information mit, daß die Elektrowerke in
Trattendorf bei Spremberg ein großes Kraft-
werk (?D. $.) angekauft hätten, das zusammen
mit Zschornewitz vom nächsten Jahre ab Strom
nach Berlin abgeben solle, u. zw. 45 000 kW.
Uns scheint hier- eine Verwechslung mit der
Anlage der Niederlausitzer Kraftwerke A. G.
vorzuliegen und die Stromzuführung gemeintzu =
sein, die von dort und dem Lautawerk ausnach
Eines bezüglichen Antrages bei aer
Brandenburg und Berlin geplant ist. Da das zu--
ständige Reichsschatzministerium auf. eine
bezügliche Anfrage noch nicht geantwortet
hat, müssen wir uns ein näheres Eingehen auf
diese Verstärkung der Fernstrombelieferung
vorbehalten. .
Inwieweit sich der inzwischen nun end-
lich durch Verordnung vom 4. V. 1920 zur
Einberufung innerhalb zweier Monate ange-
kündigte vorläufige Reichswirtschafts-
rat mit der Brennstoffwirtschaft befassen wird,
steht noch nicht fest, wohl aber ist das aus-
gesprochene Aufgabe der vom Reichswirt-
schaftsminister soeben zur Fortführung ihrer
Tätigkeit erneut in Berlin versammelten
So- -
zialisierungskommission. Sie hat (R.-G.-
Bl. 1920, S. 981) das Recht, auf Grund
ihrer Arbeiten der Reichsregierung Vorschläge.
zu Verwaltungsmaßnahmen gemeinwirtschaft-
licher Art zu unterbreiten, sowie Anregungen
zu einer wirtschaftlichen und zweckmäßigeren
Gestaltung der Reichs- und Staatsbetriebe
zu geben sowie ihre Verhandlungen und die
aus diesen hervorgegangenen Vorschläge nach
Mitteilung an die Reichsregierung zu ver-
öffentlichen. Von allen in einer obersten
Reichsbehörde in Vorbereitung befindlichen
Maßnahmen gemeinwirtschaftlicher Art ist
ihr alsbald Mitteilung zu machen und Gelegen-
heit zu geben, sie zum Gegenstand von Ver-
handlungen zu machen.
die Ermächtigung, zum Zweck der Durch-
führung ihrer Aufgaben die Rechte der Aus-
kunftspflicht auszuüben und durch das Reichs-
wirtschaftsministerium innerhalb des
reichs ihrer Zuständigkeit bei allen Zentral-
behörden und durch deren Vermittlung bei
den untergeordneten Behörden die erforder-
lichen Auskünfte einzuziehen.
und K
in Angriff .nehmen, von denen sich die erste
mit Kohle, Eisen und Kali, die zweite mit der
Energiewirtschaft, die dritte mit Kommunali-
sierung und Bauwesen, die vierte mit all-
gemeinen Wirtschaftsproblemen, Handels- und
Finanzfragen beschäftigen wird. Soweit dabei
auch wieder die Elektrizitätsversorgung Gegen-
stand der Erörterungen bilden soll, möchten
wir der Kommission
rufen, die in Fachkreisen über das Elektrizi-
1) Vgl. „ETZ“ 1920, S. 457,
Wie verlautet,
' dürftesie,dernunmehrauch Dr. W. Rathenau
F. v. Siemens angehören, ihre Ar-
beiten: mit Hilfe von vier Unterkommissionen
7
Die Kommission hat
Be-
ie Urteile ins Gedächtnis
# x m. Juni 1920.
= ze
Wirtsehaftslebens
legende Fehler des Gesetzes ist der, daß das
tätsgesetz und seine Folgen gefällt worden
sind. Sie finden eine beachtenswerte Ergänzung
— durch nachstehende
schaft für elektrische Unterneh-
Fon gen’ in ihrem Geschäftsbericht für das
Außerung der Gesell-
Jahr 1919: „Das Gesetz über die Sözialisie-
der Elektrizitätswirtschaft vom 31. XII.
1919 wird gegen das Interesse der Allgemein-
heit die Ausbreitung der Elektrizität ver-
zögern, u. zw. gerade in einer Zeit, in der
Ersparnis an Kohle die Rettung des deutschen
bedeutet. Der srund-
Reich nur die Krafterzeugung übernehmen
will und die Verteilung den zuständigen
- Kommunalbehörden oder, falls dieselben ver-
zichten, dem alten Unternehmer überläßt.
Damit wird eine bisher ungekannte Zersplit-
terung, geschaffen, die der Anwendung der
Elektrizität entgegenwirken muß, während ge-
rade ihre weiteste, Verbreitung eine wirklich
große Ersparnis an unseren Kohlenschätzen
erhoffen ließe. Falls die vielen Einzel-Dampf-
anlagen, die noch in der Landwirtschaft, im
‘ Gewerbe und der Industrie im Betriebe sind,
durch Elektromotoren ersetzt werden könnten,
würde so viel weniger an kostbarem Brennstoff
erwacht werden, daß die durch das Gesetz
ezweckte Veredlung der Krafterzeugung mit
ihren Kohlenersparnissen nicht ins Gewicht
fällt. Zu diesem Nachteil des Gesetzes tritt ein
zweiter, ebenso schwerwiegender: Das Gesetz
ist ein Ermächtigungsgesetz, es kann dem Un-
ternehmer gegenüber in jedem beliebigen Zeit-
punkt angewendet werden. Ein Termin, bis
zu welchem es unter allen Umständen ange-
wendet sein muß, ist aber nicht bestimmt. Da
nun der Entschädigungsmodus für die vom
Reiche zu übernehmenden Anlagen für den
Unternehmer unbefriedigend ist, so wird er
sich, um Verluste zu vermeiden, mit seiner
Ausbautätigkeit auf das geringste Maß be-
schränken. So verhindert dieses Gesetz gerade-
zu Ersparnisse an Kohle und wird zur schwer-
a wirtschaftlichen Gefahr für die Allgemein-
eit.‘“
Industrie und Handel.
Bergmann-Elektrieitäts-Werke, Berlin. —
Die Generalversammlung. des Unternehmens
hat die mit Rücksicht auf starke Erhöhung
der Rohmaterialpreise sowie der Löhne
und auf die Notwendigkeit, für Rohstoffe
. sofort größere Anzahlungen zu leisten, be-
erteilt.
Aufträgen versehen und glaubt, wenn in dem‘
“
"schwierige .Beschaffun
antragte Kapitalserhöhung von 52 auf
80 Mill. M genehmigt und außerdem der Ver-
waltung Ermächtigung zur Ausgabe von
weiteren 20 Mill. M Obligationen nach Bedarf
Die Gesellschaft ist. vorläufig gut mit
gegenwärtigen Tempo weiter gearbeitet wird
und sonst keine Komplikationen eintreten,
auch für 1920 mit einem befriedigenden Re-
„
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920.
sultat rechnen zu können. Nach dem Geschäfts-
bericht für 1919 waren ihre Betriebe für alle
Gebiete der Fabrikation mit Aufträgen über-
häuft. Umso störender wirkten die fortge-
setztenBetriebseinschränkungen. In den ersten
3 Monaten mußte die Arbeitszeit auf Grund
behördlicher Vorschrift wegen beschränkter
Koblenzufuhr auf täglieh 5 Stunden herab-
gesetzt werden, und die Leistungsfähigkeit
der Werke wurde weiter durch. kürzere und
längere Streiks der Arbeiter und Angestellten
beeinflußt. Die geleisteten
waren um 20% geringer als 1918. Infolge
dieser Umstände, der unregelmäßigen Roh-
materialversorgung, der Transportverhältnisse
und der unzureichenden
gestaltete sich die. Lieferungsmöglichkeit so
ungewiß, daß der Kundschaft feste Liefer-
" termine nur mit weitestgehenden Vorbehalten
genannt werden konnten, ein Zustand, der
besonders das Auslandgeschäft benach-
teiligte, weil die Gesellschait nieht in der Lage
war, die auf Grund der wiederangeknüpften
Geschäftsbeziehungen auftretende Nachfrage
in einem für den zukünftigen gesicherten Aus-
landabsatz wünschenswerten Umfange zu be-
friedigen. Die Preisgestaltung entwickelte sich
im Verhältnis zu den Erzeugungskosten, die
durch sprunghafte Erhöhung der Rohstoff-
preise, der Löhne und Unkosten einer fort-
gesetzten Steigerung ausgesetzt waren. Im
allgemeinen beschränkte sich die Fabrika-
tionstätigkeit auf die Befriedigung des nor-
malen Handelsgeschäfte. Neuartige und in
Zukunft bedeutungsvolle Absatzgebiete für
elektrotechnische Faßrikate stehen noch im
Zeichen der Entwicklung und konnten wegen
der starken Beschäftigung der Fabriken nicht
oder nur in geringem Ausmaß bearbeitet
werden. Bemerkenswert sind die Aufträge für
Zwecke der Landwirtschaft, für die das
Unternehmen eine große Anzahl Licht- und
Kraftanlagen sowie transportable Motoren
lieferte. Auch die Eisenbahnbehörden, die
während des Krieges mit Bestellungen zurück-
hielten, haben namhafte Aufträge auf Be-
leuchtungs- und Kraftanlagen für Bahnhöfe
erteilt. Für Umformer-Anlagen größerer
Leistungen kamen als Abnehmer besonders
städtische Elektrizitätswerke in Betracht. Die
Abteilung für Zentralenbau hat sich im Be-
richtsjahr wiederum an der Bearbeitung der
staatlichen Elektrisierungspläne nam-
haft beteiligt und im Gefolge dieser Mitarbeit
von Staats- und Reichsbehörden umfang-
reiche Aufträge für den Ausbau von Anlagen
bis zu den derzeit höchsten Betriebsspan-
nungen erhalten. Ein Teil derselben ist be-
friedigend zur Erledigung gebracht worden,
| während die Ausführung der übrigen auf lange
Zeit hinaus verteilt wurde. Die Bahnenabteilung
war vorwiegend mit der Weiterarbeit an den
bereits früher bestellten schweren elektrischen
Sehnellzugslokomotiven beschäftigt und
sicherte sich neue Aufträge für elektrische
Arbeitsstunden
Kohlenversorgung
Heft 24.
EEE
- firmen veranlaßt.
475
Leitun sstrecken
dustriebahnen.
sowie für Straßen- und In-
Der Umschwung
der Elektroindustrie.
Steigerung des Markkurses
hervorgerufene Wechsel der Wirtschaftslage
hat die ‚„Industrie- und Handels-Ztg.“ zu
einer Umfrage bei maßgebenden Industrie-
In ihrer Antwort teilt die
Dr. Paul Meyer A. G., Berlin, mit, daß ein
Umschwung in ihren Gesehäften infolge Steige-
rung der deutschen Valuta noch nicht zu be-
merken sei. Durch die geänderte Valuta wer-
den die Auslandsaufträge allerdings etwas im
Preise herabgedrückt, indessen sucht das
Unternehmen einen Ausgleich durch Erhöhung
der Auslandpreise zu schaffen, was dadureh
erleichtert wird, daß auch im Auslande Be-
strebungen auf Erhöhung der Preise der aus-
ländischen Konkurrenz bestehen, die infolge
des Achtstundentages sowie der Lohnerhöhun-
gen usw. einen Ausgleich für ihre verteuerte
Produktion finden muß. In den von der Firma
hergestellten Spezialitäten ist die Nachfrage
kaum vermindert, die Gesellschaft hat auf
lange Zeit hinaus zu lohnenden Preisen Be-
schäftigung. Ein gewisses Nachlassen des Auf-
tragseinganges ist im ganzen festzustellen,
jedoch hält die Gesellschaft die Zurückhaltung
für nur künstlich und keineswegs durch man-
gelnden Bedarf begründet. (Vgl. hierzu S. 469.)
Ein Gemeinschaftsunternehmen der deut-
schen Schwachstromindustrie. DiIEHeA73:G:
Mix & Genest, Telephon- und Telegraphen-
Werke, Berlin - Schöneberg, die Deutschen
Telephonwerke G. m. b. H., Berlin, die C.
Lorenz A.G., Telephon- u. Telegraphen-Werke,
Eisenbahnsignal - Bauanstalt, Berlin-Tempel-
hof und die Süddeutsche Telefon-Apparate,
Kabel- und Drahtwerke A. G., Nürnberg,
haben zur gemeinsamen Bearbeitung der ihnen
von der Reichstelegraphenverwaltung zuge-
dachten Aufträge auf Handvermittelungs-
ämter und deren Teile dieGesellschaft „Fern-
sprech-Amterbau G. m. b. H.“ (Faebag)
gegründet. Ihre Aufgabe erstreckt sich auf
die Projektierung von Fernsprechämtern, im
besonderen auf den Entwurf von Schaltungen,
Plänen, Konstruktionen, Kabelberechnungen,
auf die Aufstellung von Kostenanschlägen,
Verhandlungen mit den Auftraggebern, Be-
arbeitung der Fabrikationsaufträge, deren Ver-
teilung auf die vier Fabriken, Durchführung
der Whaame der Teile in den Fabriken im
Einvernehmen mit dem Abnahmebeanten der
Reichstelegraphenverwaltung, Ausführung der
Amtsmontagen, Inbetriebsetzung der Anlagen
und deren Übergabe an die Reichstelegraphen-
verwaltung sowie auf Verreehnung der Liefe-
rungen. Die Einriehtungsteile werden von den
genannten Werken ausgeführt, deren ge-
samtes Ingenieur- und Monteurpersonal für
diese Zwecke der neuen Gesellschaft zur Ver-
fügung steht. Kr.
der Wirtschaftslage in
Der dureh die
in Deutschland
i
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Potsdamer Str. 86.
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306.
Betr. "Kreuzung von Hochspannungs-Freilei-
tungen mit Reichstelegraphen- und Fernsprech-
= leitungen. i
Das Reichspostministerium hat neue Be-
stimmungen für die bruchsichere Führung von
Hochspannungs-Freileitungen über Reichs-
telegraphen- und Fernsprechleitungen heraus-
gegeben. Ein Abdruck dieser neuen Be-
stimmungen in der „ETZ‘“ ist wegen ihres
verhältnismäßig großen Umfanges nicht mög-
lich. Wir weisen darauf hin, daß die Druck-
‚schrift im Buchhandel von R. v. Deckers
Verlag G. Schenck, Berlin SW 19, Jerusa-
lemer Str. 56, bezogen werden kann.
Betr. Kommission für Freileitungen.
Die Kommission für Freileitungen hat mit
Rücksicht auf die zurzeit bestehende, schwie-
. rige Beschaffung der erforderlichen Holz-
maste beschlossen, eine Ausnahmebestim-
mung bezüglich der zulässigen Beanspruchung
von Holzmasten unter bestimmten Voraus-
setzungen zu erlassen, welche bis auf wei-
. teres
_ bestimmung lautet:
ültigkeit haben soll. Diese Ausnahme-
„Mit Rücksicht auf die zurzeit bestehende
von Holzmasten wird
die nach den ‚„Normalien für Freileitungen‘“
zulässige Beanspruchung von 110 bzw. 80 kg
auf 145 kg heraufgesetzt. Bei Hochspan-
_VEREINSNACHRICHTEN,
| nungsleitungen müssen dabei aber unim-
rägnierte Stangen in der Fäulniszone einen
Br Schutz gegen Fäulnis erhalten.
Dazu wird empfohlen, die Maste rd 4, m
Höhe über Erde verschiedentlich anzubohren
und die Bohrlöcher mit einem Imprägnier-
mittel- zu füllen. Dies Verfahren ist öfters
zu wiederholen, so daß der Mast von innen
aus imprägniert wird. Außen ist der der
Fäulniszone ausgesetzte Teil der Maste mit
einem Anstrich aus Holzteer oder dergl. zu
versehen. ‘‘
Verband Deutscher Elektrotechniker
Der Generalsekretär:
Dr.-ng. G. Dettmar.
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein.)
Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die
Geschäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68,
. Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten.
Bericht über die 1. Sitzung des Fachausschusses
für theoretische Elektrotechnik am 18. XJ. 1919.
- , Vorsitzender: Professor Orlich.
Bei Beginn der Sitzung erläuterte der
Vorsitzende dureh einleitende Worte den Zweck
des „Fachausschusses für theoretische Elek-
trotechnik.‘‘ Danach soll dieser Ausschuß in
erster Linie dazu dienen, unter den Elektro-
ingenieuren die Wertschätzung für die Be-
deutung der Theorie zu erhöhen und sie zu
befähigen, die Theorie im guten Sinne für die
Praxis nutzbar zu machen. Der Ausschuß hat
m 201er iii irre m m
das Ziel, den Herren, die zwar die Bedeutung
der Theorie erkannt haben, denen aber- ihre
Handhabung Schwierigkeiten macht, die Hand
zu reichen und ihnen die Wege zu weisen, wie
sie sich weiter helfen können. Dies soll ge-
schehen durch Vorträge in - Fachsitzungen,
durch Diskussionsabende und Druckveröffent-
lichungen in der Form von Aufsätzen und von
Büchern. Hierfür muß Material gesammelt
werden, das man am besten aus der Praxis
selber erhält. Es wird daher die Bitte ausge-
sprochen, daß die Firmen den Fachausschuß
durch Bereitstellung von allerlei Problemen,
die bei ihnen aufgetaucht und gelöst worden
sind, unterstützen, sofern geschäftliche Inter-
essen dadurch nicht geschädigt werden. Ein
solches Material könnte von dem Fachaus-
schuß gesichtet und in Form von Musterbei-
spielen veröffentlicht werden.
Alsdann ergriff Herr Professor Dr. Rothe
das Wort für einen Vortrag über einige Ver-
fahren und Aufgaben aus der praktischen
Mathematik!).
Nachtrag -
zum Sitzungsberieht vom 28. Oktober 1919. ?)
Aussprache zum Vortrag des Herrn Prof.
Dr. O. Martienssen, Kiel, „Der Krei-
selkompaß im Schachtbau‘‘?°)
Herr Weber: Ich möchte an den Herrn
Vortragenden die Frage richten, wie man sich
1) Der Vortrag wird in einem späteren Hefte zum
Abdruck gelangen
) Vgl. „ETZ“ 1919 8. 694.
8%, Vgl. 3. 462 dieses Heftes.
476
früher bemüht hat, als es noch keinen Kreisel-
kompaß gab, dieser Schwierigkeiten Herr zu
werden.
Herr Martienssen: Es gibt verschiedene
Apparate, die alle auf der Annahme beruhen,
daß ein Gestänge, welches in das Bohrloch hin-
abgelassen wird, keine Torsionen erleidet. Das
ist eine Annahme, die bis 150 m sicher ist, aber
bei größeren Teufen nicht, denn ein solches Ge-
stänge kann sehr leicht Torsionen’ bekommen,
und dann wird die Messung falsch. Sie ge-
schieht bei diesen Apparaten durch Pendel
oder durch Libellen, welche photographiert
werden, um die Neigung zu messen. Man
nimmt dabei an, daß der Apparat so hinunter-
gekommen ist, wie er angesetzt wurde. Früher
ist mancher Schacht ersoffen, zuweilen mehr-
mals,. wegen falscher Messung der Bohrloch-
neigungen, und das ist immer ein großer Ka-
pitalverlust, auch können Menschenleben ge-
fährdet- werden.
Vielleicht darf ich noch sagen, daß die
Grundidee des Apparates von Geheimrat Haus-
mann herrührt, und daß außer der Gesellschaft
für nautische Instrumente die Firma Anschütz
& Co. einen Kreiselkompaß in einem Bohr-
loch-Neigungsmesser verwendet.
Herr Haußmann: Vielleicht kann ich etwas
zur Beantwortung beitragen. Noch vor 20 Jah-
ren haben Praktiker versucht, die Aufgabe mit
dem Magnetkompaß zu lösen, der zusammen
mit einem auslösbaren Pendel in einem ver-
schlossenen Messinggehäuse ins Bohrloch ein-
gelassen wurde. Das Bohrloch istzur Verhütung
des Zusammenbruchs durch ein Eisenrohr ge-
füttert. Man dachte nun, daß die Kompaß-
nadel im Messinggehäuse wegen ihrer zentri-
schen Lage der Ablenkung durch das äußere
Eisenrohr entzogen sei, bedachte aber nicht,
daß ins Innere dieses Eisenrohrs so wenig Kraft-
linien gelangen, daß die Magnetnadel nicht
mehr genug Richtkraft besitzt, um die Reibung
zwischen Hütchen und Pinne zu überwinden.
Abgesehen davon, daß die Kraftlinien schief
durchgehen und das Eisenrohr an sich unregel-
mäßig magnetisch ist.
Ein anderes, schon früher verwendetes Ver-
fahren ist folgendes: Man führt einige Meter
zentrisch über dem Bohrloch durch eine enge
Öffnung einen Draht, hängt an diesen eine
‚schwere Kugel, die gerade durch die Verrohrung
des Bohrlochs geht. Beim Niederlassen der
Kugel im Bohrloch mißt man die seitliche Ver-
schiebung des Drahtes an der Bohrlochöffnung
und schließt aus ihr auf den Verlauf des Bohr-
lochs in der Tiefe. Zeigte der Draht keine seit-
liche Verschiebung mehr, so glaubte man, das
Bohrloch-gehe in der zuletzt ermittelten Rich-
tung geradlinig weiter. In Wirklichkeit hatte
sich aber nur in einer gewissen Tiefe der Draht
an die Bohrlochwand angelegt. Dieses Ver-
fahren wird auch jetzt noch angewandt, es ist
für geringe Tiefen, bis 100 m oder etwas mehr,
brauchbar. Gerade die Staatsbergwerke in
Holland haben dieses Verfahren lange benutzt,
sie bohrten vorsichtig und hielten die Abwei-
chungen für nur gering; jetzt sind sie, wie wir
eben hörten, doch davon abgegangen.
Es gibt noch eine Reihe anderer Verfahren,
deren Beschreibung zu weit führen würde. Sie
sind alle unvollkommen und für die Praxis
ungenügend. Eine Zwischenkonstruktion war
ein Gestänge mit Kreuzgelenken, mit dem ein
Lotapparat eingelassen wurde. Eine gute Art
war die Kupplung zweier genau gleicher Nei-
ungsmesser an einem kurzen solehen Gestänge;
da Aufnahmen im Bohrloch geschahen dann
in Abständen gleich der Entfernung beider
Apparate.
Auch für die Bestimmung der Neigung
selbst: wurden verschiedene Vorrichtungen be-
nutzt: Fadenlot, starres Lot, Libelle. Indessen
auch Flüssigkeiten, gefärbte, die einen Farb-
ring hinterließen, oder solche wie Gelatine,
die in der Kälte fest wurden; aus der Stellung
der Oberfläche im Gefäß konnte die Größe der
Neigung bestimmt werden.
Herr Martienssen: Erwähnen möchte ich
noch ein Verfahren, welches versucht wurde.
Es besteht darin, daß man die Kapazität zwi-
schen 2 benachbarten Röhren mißt und damit
den mittleren Abstand der benachbarten Rohre
festlegt. Die Messungen sind praktisch versucht
worden, haben sich aber in der Praxis schlecht
bewährt, weil durch die Gefrierflüssigkeit, die
durch Undichtigkeiten der Zuflußrohre aus-
fließt, die oberste Erdschicht leitend wird und
eine Kapazitätsmessung unmöglich. macht.
. Herr Schaefer: Wenn der Kreiselkompaß
beim Herablassen durch Stoß oder Erschütte-
rung aus seiner Lage herausgekommen ist, dau-
ert es wohl gewisse Zeit, bis er sich wieder ein-
paßt. Ist diese Zeit eine wesentlich lange, oder
werden besondere Dämpfungseinriehtungen ein-
gebaut? :
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 24.
17. Juni 1920.
Herr Martienssen: Der Kreiselkompaß
wird natürlich hin und wieder gestört, wenn der
Apparat anstößt und infolgedessen stark er-
schüttert wird. Er schwingt dann wieder in die
Nordrichtung ein, — man sieht dies an den
Instrumenten — und wartet, bis er. zur Ruhe
gekommen ist. Besondere Dämpfungseinrich-
tungen braucht der Apparat nicht. Hindernde
Kräfte sind schon genug vorhanden. Die Vi-
bration, in die der Kreisel alle Teile versetzt,
bewirkt indessen, daß die Reibung keine
Le Verstellung aus der Nordrichtung ver-
anlaßt. Ye
Herr Kloß: Daun möchte ich noch auf
einen Punkt zu sprechen kommen, der mich als
Elektrotechniker interessiert. Sie erwähnten,
daß der Kreisel angetrieben wird durch einen
kleinen Drehstrommotor, und daß Sie manch-
mal Schwierigkeiten hätten, diesen Motor auf
volle Drehzahl zu ‚bringen. ‚Sie nahmen bezug
auf den Kupferquerschnitt, der ein zu geringes
Anzugsmoment ergebe. Das würde aber. nicht
erklären, daß der Motor auf einer niedrigeren
als der nahezu synchronen Drehzahl sich hält.
Er läuft zwar an, bleibt aber auf einer geringen
Drehzahl kleben. Man nennt diese Erschei-
nung das „Schleichen“. Diese Erscheinung
hängt aber von der beiderseitigen Nutenzahl im
Stator und Rotor ab, und da möchte ich Herrn
Prof. Martienssen fragen, ob er Angaben
machen kann, wieviel Nuten Stator und
Rotor haben. RE Y :
Herr Martienssen: Ich kann es aus dem
Kopf nicht sagen. Wir,haben nach der alten
Regel dafür gesorgt, daß die Nutenzahlen des
Rotors und Stators nieht ineinander aufgehen.
Das Nichthinaufbringen des Ankers tritt be-
sonders bei größeren Kreiseln auf. Wir helfen
uns dadurch, daß wir die Maschinen und Kreisel
zusammen anlaufen lassen. Es liegt diese
Erscheinung daran, daß das Drehmoment auf
bestimmten Drehzahlen durch ein Minimum
geht, und daß dieses zu klein ist, um die Rei-
bung zu überwinden. Vielleicht interessiert es
noch, daß die Hauptarbeit die Luftreibung ist.
Die Lagerreibung ist minimal, die Wärme, die
durch die Luftreibung erzeugt wird, aber er-
heblich, und diese ist der ‚größte Feind des
Kreiselkompaßkonstrukteurs.
Herr Kloß: Sind im Stator oder im Rotor
mehr Nuten?
Herr Martienssen: Wir haben im Rotor
mehr Nuten als im Stator.
Herr Kloß: Das ist gerade verkehrt. Ich
würde empfehlen, im Rotor weniger Nuten zu
nehmen, u. zw. sollte das Verhältnis der Stator-
nutenzahl zur Rotornutenzahl zwischen 1,25
und 1,33, also zwischen 5/, und #!/s liegen.
Außerdem sollte im Stator. möglichst keine
gerade Anzahl Nuten pro Pol und Phase ge-
wählt werden. Und dabei soll die mathema-
tische Beziehung bestehen: die Summe der
beiden Nutenschlitze in Stator und Rotor soll
gleich der Differenz der beiden Nutenteilungen
sein.
Zentralverband der deutschen elektro-
technischen Industrie e. V.
Tätigkeit der Normenausschüsse im Mai 1920.
Normenkommission für drahtlose
Telegraphie. =
(Vorsitzender Direktor Rosenbaum.)
Die in der Funkentechnik verwendeten
Akkumulatorenbatterien sollen .genormt wer-
den. Womöglich sollen die bereits für andere
Zwecke (z. B. Autobeleuchtung) aufgestellten
Normen übernommen werden.
Es wird eine Kapazitätsreihe für Konden-
satoren festgelegt; außerdem werden die Tole-
ranz für die Nennkapazität und die Höchst-
werte für die Anfangskapazität vereinbart.
Die Kapazität soll in elektrostatischen Ein-
heiten angegeben und. die 180°-Teilung der
Skala beibehalten werden. Es werden Ver-
einbarungen über die Messung der Kapazität
und die Spannungsprobe getroffen.
Die Vereinheitlichung der ‚mechanischen
Bauelemente wird in Aussicht genommen. |
Normengruppe für Kranmotoren.
(Vorsitzender Oberingenieur Schiebeler.)
Zunächst wird die Normung der geschlosse-
nen Drehstrommotoren behandelt. Sie umfaßt
22 Modelle, von 0,8kW (1500 Umdr/min) bis
160 kW (600 Umdr/min). Die Stufung erfolgt
bis 40 kW nach der Siebenerreihe, ‘darüber
nach der Zehnerreihe. >
Die Nennleistungen sind „‚Aussetzer-
Grundleistungen‘“, d. h.. Leistungen, die bei
.baus anschließen.
2,5%) aufgestellt wird.
25%, Einschaltdauer (d. i. 3 min. Einschalt-
zeit, 9 min. stromlose Pause) beliebig lange
abgegeben werden können.
Das Anzugsmoment soll mindestens das
2,5fache des Momentes bei jener Leistung be-
tragen, die bei 15% Einschaltdauer beliebig
lange abgegeben werden kann.
Zu jedem Modell soll der zugehörige
Wellenstumpf genormt werden. Die Normung
soll sich an die Wellennormen des allgemeinen
Elektromotorenbaus und des Transmissions-
zugen Ausführung nach „Einheitswelle‘“. Ko-
nische Stümpfe sind anormal. ne
° Für die Achshöhe werden Richtmasse
angestrebt.
Die Mindestluftspalte von Kranmotoren
sollen gleich sein den Mindestwerten des ‚‚ver-
größerten‘‘ Luftspalts, der für Dauerbetriebs-
motoren genormt wird.
Die Drehzahl von Gleichstrom-Kranmo-
toren bei 80% Nennmoment soll gleich sein
der Nenndrehzahl des entsprechenden Dreh-
strommotors, damit.die durchschnittliche Ar-
beitsgeschwindigkeit der Hebezeuge bei beiden.
Stromarten ungefähr gleich ist.
-Normenkommission für Kabel-
garnituren.
(Vorsitzender Baumeister Schalkau.)
Die Normung soll sich zunächst auf Ver-
bindungsmuffen, Abzweigmuffen und End-
verschlüsse - von Starkstrom-Bleikabeln er-
strecken und zwar: Einleiter und Mehrleiter,
unarmiert und armiert, für alle gangbaren
Querschnitte und die Normalspannungen bis
einschließlich 25 000 V.
Die innere Normalisierung wird um-
fassen: Leiterverbindung, Kriechwege, Min-
destabstände von geerdeten Teilen und elek-
trische Isolierung der Verbindungen. Daran
wird sich die äußere ‘'Normalisierung an-
schließen, die umfaßt: Isolatoren u. dgl.,
mechanische Abdichtung und Gehäuseab-
messungen. \
Die Normen werden zu ergänzen sein
durch VDE-Regeln, die die Forderungen ab-
‘grenzen, die man an Kabelgarnituren stellen
Außerdem soll durch sie die Vereinheit-
soll.
lichung der Handelsbezeichnungen angebahnt
- werden.
Normenkomitee für Bürstenhalter.
(Vorsitzender Oberingenieur Buchta.)
Es wird nicht beabsichtigt, einen einzigen
„Einheitsbürstenhalter‘“ zu entwickeln, son-
dern es sollen die: verbreitetsten Hauptarten
von Kastenhaltern und Klotzhaltern genormt
werden. Res
Die Normung hat lediglich den Zweck,
einen Bürstenhalter durch einen andern er-
setzen zu können; deshalb sollen nur die Maße
vereinheitlicht werden, von denen die Aus-
tauschbarkeit abhängt.
Die Normun der
soll sich auf rede Bolzen und rechteckige
Leisten erstrecken.
Die Vereinheitlichung der Litzen, ihre.
Verbindung mit der Kohle, der. Litzenschuh,
die Verkupferung der Kohle und andere ein- _
. schlägige Fragen werden in Angriff genommen.
. Die „Bedienungselemente‘‘ der Bürsten-
halter sollen vereinheitlicht werden, damit für
eine Haltergruppe gleichartige Schlüssel ver-
wendet werden können. Re
-Normengruppe für Transformatoren.
(Vorsitzender Oberingenieur Dr. Stern.),
Die von der VDE -Kommission für
Maschinen und Transformatoren beschlossenen
Normen für Einheitstransformatoren sollen auf
DI-Normblättern übersichtlich zusammenge-
stellt werden. Die Einheitstransformatoren
umfassen zwei Reihen (Hauptreihe HET 20
und Sonderreihe SET 20) von Kupfertransfor-
matoren mit Ölfüllung, für Drehstrom Fre-
quenz 50, bei 5000, 6000, 10 000, 15 000 V
Öberspannung und 400/231 V Unterspannung.
Die Sonderreihe (5, 10, 15, 25, 37,5, 50 kVA
Nennleistung) unterscheidet
Hauptreihe (5, 10, 20, 30, 50, 75, 100 kVA)
Die Kranfabriken bevor- S
Bürstenhalterträger
sich von der
durch die besonders große UÜberlastbarkeit Ri E
und die dadurch bedingte Änderung der Ver- |
luste und der Kurzschlußspannung.
Es wird die Ausstellung von Höchst-
maßen für Einheitstransformatoren angestrebt,
um den Einbau in Einheitszellen zu er-
leichtern. =
Die Kurzschlußspannung großer Trans-
formatoren soll in der Weise vereinheitlicht
spannungen (etwa 4 bis 8%) und eine Reihe
geringer Kurzschlußspannungen (etwa 1,2 bis
er
werden, daß eine Reihe hoher Kurzschluß- 2
- werden auf ihre
, einem gegebenen
. naueren Durcharbeitung des
. nicht
17. Juni 1920.
Bei normalen Transformatoren darf die
bei Nennfrequenz der Primärwieklun aufge-
drückte Spannung den Nennwert ers
um höchstens 6% überschreiten.
Meechanisch-technisches Komitee.
(Vorsitzender Oberingenieur Gerlach.)
Es wird eine Reihe normaler Wellenstümpfe
aufgestellt, die sich den vorläufigen Vereinba-
rungen der Normengruppe Ludwig und den
NADI-Wellen (DI-Norm 114) anschließt. Bei
ößeren Maschinen soll eine kleinere Stumpf-
breite für Kupplungen u. dgl. und eine größere
für Riemenscheiben u. dgl. genormt werden,
Die Lagerzapfendurchmesser- sollen nicht ge-
normt werden. Die Ausführung nach „Ein-
heitswelle“ wird bevorzugt; Passung: Fein-
passung, Sitzart: Haftsitz. ;
Die NADI-Keile (DI-Norm 497) sollen
vom Elektromaschinenbau übernommen wer-
den.
Die Normung der Riemenscheiben wird
in Angriff genommen: sie soll Durchmesser,
Breite, Balligkeit, Austarierung usw. um-
fassen.
Als Drehsinn von elektrischen Maschinen
gilt der auf die Triebseite gesehene. Rechts-
lauf — Uhrzeigersinn. Der normale Drehsinn
ist Rechtslauf.
‚Die Ausführungsform (Lagerschilde oder
Stehlager, Außenlager u. dgl.) soll durch Sym-
bole gekennzeichnet werden. Die Symbole
sollen evtl. in die Maschinennormalien aulge-
nommen werden, damit diese alle für Anfragen
und Bestellungen erforderlichen Daten ent-
halten.
Die für die Neufassung der Maschinen-
normalien gemachten Vorschläge zur Kenn-
zeichnung der Schutzart und Kühlungsart
Anwendbarkeit geprüft.
Der normale Sitz des Hauptklemmbretts
ist — auf die Triebseite gesehen — rechts, in
der Höhe des Wellenmittels.
Die Aufstellung von Höchstmaßen. die den
Einbau eines Motors beliebiger Herkunft in
einem gegebenen Raum ermöglichen sollen,
wird angestrebt; jedoch hat die Prüfung bis-
heriger Ausführungen ergeben, daß die in»
aum unterbringbare Lei-
stung in sehr weiten Grenzen schwankt.
Normengruppe für Maschinen.
(Vorsitzender Geh. Rat Reichel.)
Der Arbeitsbereich dieser Normengruppe
umfaßt vorläufig die Drehstrommotoren über
SITZUNGSKALENDER.
Deutsche Physikalische Gesellschaft. 18. VI.
1920, 714 Uhr abends, im Physikalischen Institut der
Universität, Berlin, Reichstagsufer 7/8. Frl.G. Laski:
„Zur Theorie der Radiometerwirkung, nach gemein-
sam mit Herrn F. Zerner angestellten Versuchen.“
W. Westphal: „Neue Messungen am Radiometer.“
‚RECHTSPFLEGE.
‚Das Gesetz, betreffend eine verlängerte Schutz-
dauer bei Patenten und Gebrauchsmustern sowie
die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand im
Verfahren vor dem Reichspatentamt, vom
27. IV. 1920.
Die Nationalversammlung hat am 21. IV.
1920 in dritter Lesung ein Gesetz angenommen!)
für und gegen dessen Artikel I (Verlängerung
der Schutzrechte) viel gestritten worden ist,
Im allgemeinen kann man wohl sagen, daß die
geplante Verlängerung den Interessen der
Patentinhaber gerecht wird, ohne die Interessen
der Allgemeinheit wesentlich zu beeinträchtigen.
Allerdings hätten die letzteren bei einer ge-
u aa sich
noch besser wahren lassen, wie weiter unten
gezeigt werden soll. SE 3
Der Artikel I setzt in der Einleitung für
die Verlängerung voraus, daß während des
Krieges ein Patent oder Gebrauchsmuster
in einer. seiner wirtschaftlichen ‚und
technischen Bedeutung entsprechenden Weise
hat ausgenutzt werden können. :
Das Gesetz verlangt also nicht, daß die
Ausnutzung des Schutzrechtes in dem wün-
schenswerten Umfange infolge des ‚Krieges
unterblieben ist, es genügt vielmehr eine Ver-
‚hinderung der Ausnutzung irgendwelcher Art.
Hierher gehören z. B. Krankheit oder Tod des
Patentinhabers, geldliche Schwierigkeiten und
dergl. ;
) Vgl.„ETZ“ 1920, 8.342. R-G.-Bl. 1920, 8.675.
Verlängerung des
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 24,
15 kW bei 3000 Umdr/min bzw. 11 kW bei
1500 Umdr/min bzw. 7,5kW bei 1000 Umdr/min
bzw. 5,5 kW bei 750 Umdr/min bis zu 250 kW
bei 3000, 1500, 750, 600, 500 Umdr/min.
Die normalen Nennleistungen für größere
Drehstrommotoren sind: 15, 22, 30, 40, 50, 64,
80, 100, 125, 160, 200, 250 kW (320, 400, 500,
640, 800, 1000 kW).
.„. Im Arbeitsbereich dieser Normengruppe
ilt 500 V als „halbnormal‘‘, im Sinne der
Spannungsnormen des VDE.
Für Wirkungsgrad und Leistungsfaktor
werden normale Werte festgelegt. Toleranz für
: 100 —
den Wirkungsgrad — 10, I Toleranz für den
i l—cosg
Leistungsfaktor — — peide entsprechend
aufgerundet.
Die normalen Werte für das Durchzugs-
vermögen von Drehstrommotoren sowie für
das Anzugsmoment und den Anzugsstrom von
Kurzschlußmotoren sollen festgelegt werden;
die festgelegten Werte sollen dem Neuent-
wurf der Anschlußbedingungen zugrunde ge-
legt werden.
Die normalen Mindestwerte des Luftspalts
sollen festgelegt werden, um mechanisch unzu-
lässig geringe Werte auszuschließen. Außerdem
soll ‚„‚vergrößerter‘ Luftspalt für ungünstige
Verhältnisse vorgesehen werden. Die Mindest-
werte für diesen sind um etwa 65 bis 50%
größer als dieMindestwerte für den „normalen“
Luftspalt. Der höhere Wert bezieht sich auf
die kleinsten, der geringere auf die größten
Modelle des Arbeitsbereichs dieser Normen-
gruppe.
Von manchen Abnehmern werden irr-
tümlich eiserne Schleifringe als ‚Ersatz-
ausführung‘‘ angesehen.
mit eisernen Schleifringen (die schon lange
vor dem Kriege verwendet worden sind) sind
im allgemeinen günstig, besonders wenn Aus-
führungen verwendet werden, die der Rost-
gefahr in geringerem Grade unterliegen. Me-
tallschleifringe sind vorzuziehen, wenn die
Motoren lange Zeit still stehen, starke Rost-
bildung zu befürchten ist und keine regelmäßige
rtung erfolgt.
Die Erfahrungen
Normengruppe für kleine Drehstrom-
‚motoren
(Vorsitzender Direktor Ludwig).
Drehstrommotoren: Der Arbeitsbe-
reich der Normengruppe umfaßt die Modelle
bis zueinschließlich 15 kW bei 3000 Umdr/min
Während das Gesetz wohl nur Behinde-
rungen im Auge hat, die durch den Kriegs-
zustand hervorgerufen wurden, wie Einziehung
des Patentinhabers zum Heere, Materialmangel
usw., genießen also auch solche Patentinhaber
die Wohltat des Gesetzes, die durch Ereignisse
behindert wurden, die mit dem Kriege nichts
zu tun haben. Obgleich sich das neue Gesetz
von den bisher erlassenen Ausnahmebestim-
mungen in dieser ezelanE unterscheidet, so
kann man den betreffenden Patentinhabern den
für sie sich ergebenden Vorteil wohl gönnen.
$ 1 des Artikels I setzt die Verlängerung
der Schutzdauer in der Weise fest, daß der
Zeitraum vom 1. VIII. 1914 bis 31. VII. 1919
nicht zur Anrechnung kommt. Damit werden
also sämtliche nicht voll ausgenutzten Patente,
die vor dem 1. VIII. 1914 bestanden, um volle
| fünf Jahre verlängert. Diese’ Behandlung der
Angelegenheit ist recht summarisch. Es wäre
riehtiger gewesen, die Anzahl der Jahre offen
zu lassen und ihre Festsetzung dem Patentamt
für jeden einzelnen Fall zu übertragen. In
vielen Fällen wird es dem Patentinhaber
möglich gewesen sein, im Laufe des Krieges
während kürzerer oder längerer Zeit das Patent
noch voll auszunutzen. Es erscheint nun
keinesfalls gerecht, diesen Patentinhaber unter
Schutzrechtes um fünf
Jahre genau so zu stellen wie einen anderen,
der in der
behindert war. Andererseits kann das Patent-
amt den Antrag des ersten Patentinhabers
nicht gut ablehnen, da ja die Voraussetzungen
des Artikels I vorliegen.
Es kann also hier zum Nachteil der AH-
gemeinheit die Anzahl der Ausbeutungsjahre
über 15 hinaus vergrößert werden. Wenn das
Amt die Regelung der Verlängerungsdauer in
Händen hätte, so könnte diese der tatsächlich
ausgefallenen Benutzungszeit angepaßt und
eine tatsächliche Nutzungsdauer von 15 Jahren
hergestellt werden. j
Der Antrag auf Verlängerung ist gemäß
$ 2 innerhalb einer Frist von zwei Monaten
nach Inkrafttreten des Gesetzes (14. V. 1920)
zu stellen, sofern das Schutzrecht bei Inkraft-
treten des Gesetzes schon erloschen war. Diese
Frist ist sehr kurz, da $ 3 bestimmt, daß der
ganzen Kriegszeit an. der Ausübung
a77
bzw. 11 kW bei 1500 Umdr/min bzw. 7,5 kW
bei 1000 Umdr/min bzw. 5,5 kW bei 750
Umdr/min.
Die kleinste Nennleistung, für welehe
500-V-Motoren normal ausgeführt werden, ist
3 kW, die kleinste Nennleistung, für welche
380-V-Motoren für Stern-Dreieckschaltung
normal ausgeführt werden, ist 1,5 kW.
Für. Wirkungsgrad und Leistungsfaktor
werden normale Werte festgelegt. Sie sind
für Kurzschlußläufer merklich besser, Tole-
2 # 100 —
ranz für den Wirkungsgrad an Tole-
ee e ; te :
ranz für den Leistungsfaktor et, beide
entsprechend aufgerundet.
Die normalen Werte für das Durchzugs-
vermögen von Drehstrommotoren sowie für
das Anzugsmoment und den Anzugsstrom von
Kurzsehlußmotoren sollen festgelegt. werden;
die festgelegten Werte sollen dem Neuentwurt
der Anschlußbedingungen zugrunde gelegt
werden.
Die normalen Mindestwerte des Luft:
spalts sollen festgelegt werden, um mechanisch
unzulässig geringe Werte auszuschließen.
Außerdem soll ‚vergrößerter“ Luftspalt für
ungünstige Verhältnisse vorgesehen werden.
Die Mindestwerte für diesen sind um etwa
100 bis 65% größer als die Mindestwerte für
den „normalen“ Luftspalt. _Der höhere Wert
bezieht sich auf die kleinsten, der geringere
auf die größten Modelle des Arbeitsbereichs
dieser Normengruppe. ;
Kohlebürsten: Die Abmessungen und
Passungstoleranzen von 35 Fiachkohlen für
Kastenhalter werden genormt, und zwar auf
Grund einer rationellen Maßreihe. Das Profil
soll durch eine zweistellige Zahl gekennzeichnet
werden. Klotzkohlen sollen später genormt
werden. :
Zur kurzen Bezeichnung der Kohlenart
werden sechs Klassen aufgestellt (KK und K:
amorphe Kohlen, KG und G: graphitische
Kohlen, MG und M: metallhaltige Kohlen).
Es sollen im Einvernehmen mit den
Kohlenfabriken einheitliche Vorschriften für
die Prüfung der Eigenschaften von Kohlen
aufgestellt- werden.
NB. Interessenten aus der Industrie
werden gebeten, Fragen und Anregungen an
„die Vorsitzenden oder an die Normen-
stelle des Zentralverbandes der deutschen
elektrotechnischen Industrie e, Ve Ber
lin W 10, Cormneliusstr. 3, zu richten.
Antrag bereits die die Verlängerung begründen-
den Tatsachen sowie die Mittel zu ihrer Glaub-
haftmachung enthalten muß. Andererseits hat
‚, natürlich die Allgemeinheit ein Interesse daran,
den Zustand der Rechtsunsicherheit, der bei
Inkrafttreten des Gesetzes bei jedem am
1. VIII. 1914 noch nicht abgelaufenen Schutz-
recht gegeben ist, so schnell wie möglich be-
seitigt zu sehen.
Bei noch laufenden Schutzreehten ist für
den Antrag die ausreichende Frist von 6 Mo-
naten, d. h. bis zum 14. XI, 1920, festgesetzt.
Die zu zahlende Gebühr von 60 M ist im
Hinblick auf die Entwertung des Geldes als
angemessen zu bezeichnen.
Bei dem Patentamt werden für jedes Fach-
ne besondere Ausschüsse für die Bearbeitung
er Anträge gebildet ($ 4). Diese Ausschüsse
sollen mindestens zwei technische Mitglieder
enthalten, von denen das eine kein Mitglied
des Patentamts zu sein braucht. Insbesondere
die letzte Bestimmung erscheint für eine sach-
gemäße Beurteilung der Anträge nützlich, in-
sofern als man Sachverständige berufen kann,
die mit der Praxis in Fühlung stehen oder
daselbst tätig sind. Es besteht natürlich die
Möglichkeit, daß ein solches Ausschußmitglied
direkt oder indirekt an der Entscheidung über
den Antrag interessiert ist. Hier würden aber
entsprechend $ 14, Absatz 5 des Patentgesetzes
die Bestimmungen der $$ 41 bis 49 der Zivil-
prozeßordnung (Ablehnung von Richtern),
Platz greifen, wenn dies in dem Gesetz auch
nicht besonders erwähnt ist.
Der Antragsteller muß auf seinen Antrag
vor der Entscheidung mündlich gehört werden.
Diese Bestimmung ist sehr zweckmäßig be-
sonders deshalb, weil die Entscheidung des
Ausschusses endgültig ist.
Letztere Bestimmung vereinfacht zwar das
Verfahren, liegt aber durchaus nicht im
Interesse der Rechtsfindung. Es braucht hier
nur an die Tätigkeit der Mieteinigungsämter
erinnert zu werden, deren Entscheidungen eben-
falls der Nachprüfung durch eine zweite Instanz
entzogen sind und in den beteiligten Kreisen
starke Verstimmung erzeugt haben. | .
Um allzu große Härten zu vermeiden, ist
zu verlangen, daß das Amt vor jeder Ablehnung
478
Elektrotechnische Zeitschriit. 1920, Heit 24.
—
eines Antrages wenigstens einen Zwischenbe-
scheid erläßt, um dem Antragsteller den Stand-
punkt des Amtes bekannt’zu geben und ihm
die Möglichkeit zu lassen, diesen Standpunkt
schriftlich oder mündlich zu bekämpfen.
Das ganze Verfahren spielt sich geheim
ab. Die interessierten Kreise erfahren also
von dem Antrage nichts, bis die Tatsache der
Verlängerung im Reichsanzeiger veröffentlicht
wird. Die Interessenten können also nichts
gegen den Antrag unternehmen, obwohl sie
zuweilen für die Rechtsfindung nützliches Ma-
terial würden beibringen können. Trotzdem
wird man der Geheimhaltung des Verfahrens
zustimmen müssen, da anderenfalls der Kon-
kurrenz wesentliche Angaben aus dem Be-
triebe des Schutzinhabers zugänglich gemacht
werden würden.
Mit den Vorschriften des $ 6, Zahlung
der Jahresgebühren, kann man sich ohne
weiteres einverstanden erklären. Es ist sinn-
gemäß, daß die Gebühren für die nicht zur
Anreehnung kommende Schutzzeit nicht ein-
gezogen werden. ä
i $ 7, entsprechend $5 (V orbenutzungsrecht)
des Patentgesetzes, war im Interesse der ‚All-
gemeinheit nötig, namentlich deshalb, weil es
zunächst den. Anschein hatte, als würde das
Gesetz überhaupt nieht erlassen werden. Wer
nach Ablauf eines Schutzrechtes dieses vor
dem 1. IV. 1920 in Benutzung genommen, soll
es weiter benutzen können, ohne entschädi-
gungspflichtig zu sein. Nur derjenige hat eine
Vergütung zu zahlen, wer vor Ablauf des
Schutzrechtes die zu seiner Benutzung erforder-
lichen Vefänstaltungen getroffen hatte. Letz-
tere Bestimmung bietet dem Patentinhaber
kaum eine Handhabe zum Vorgehen gegen den
Benutzer, da der geforderte Nachweis sehr
schwer zu erbringen sein wird.
Zurzeit des Eintritts
noch laufende Lizenzverträge erreichen gemäß
$ 8 mit der ursprünglichen gesetzlichen Dauer
des Schutzrechtes ihr Ende, sofern kein früherer
Ablauf im Vertrage vorgesehen ist. Der Lizenz-
nehmer kann allerdings innerhalb dreier Monate
nach Bekanntmachung der Verlängerung die
Fortsetzung des Vertrages verlangen, wobei
eine gerichtliche Regelung von Leistung und
Gegenleistung vorgesehen ist, falls die Parteien
sich nieht einigen können.
Der Lizenznehmer hat hier also nur ein
Vorrecht gegenüber anderen Reflektanten.
Diese Art der Regelung der Lizenzfrage ist
für beide Teile äußerst ungünstig. _
Wenn das Patent oder Gebrauchsmuster
nicht ausgenutzt werden konnte, so ist der
Lizenznehmer, der gewöhnlich neben der Stück-
oder Jahresgebühr noch eine einmalige größere
Zahlung bei Vertragsabschluß geleistet hat,
geschädigt worden; man muß ihm daher .die
Möglichkeit geben, diesen Schaden wieder aus-
zugleichen. Wenn nun der Patentinhaber er-
höhte Forderungen stellt, die dem Lizenznehmer
unerfüllbar erscheinen, und wenn die Höhe
der Vergütung auf gerichtlichem Wege fest-
esetzt werden muß, so ist eine Kalkulation
er Selbstkosten bis zur Beendigung des Pro-
zesses; der ja mehrere Jahre in Anspruch neh-
men kann, nieht möglich. Der Lizenznehmer
wird daher lieber die hohe Gebühr zahlen
oder verzichten, anstatt sich jahrelang in Un-
gewißheit zu befinden.
: Wenn dagegen der Lizenznehmer seine
Leistungen vermindern will, so ist es dem
Schutzinhaber unmöglich, mit anderen Inte-
ressenten abzuschließen, die vielleicht ein
besseres Angebot machen. Auch er muß den
Ausgang des Prozesses abwarten.
Es wäre für beide Parteien zweckmäßiger
gewesen, durch das Gesetz die Verträge ohne
weiteres mit dem Schutzrecht zu verlängern,
dem Lizenznehmer aber das Rechteinzuräumen,
auf die Vertragsverlängerung zu verzichten.
Die Bedingung der Gegenseitigkeit mit
dem Auslande enthält das Gesetz im Gegensatz
zu den bisher erlassenen Erleichterungen auf
dem Gebiet des gewerblichen Rechtsschutzes
nicht. Es sind also sämtliche Ausländer den
deutschen Reichsangehörigen gleichgestellt.
Der Artikel ıT des Gesetzes (Wieder-
einsetzung) ist natürlich sehr zu begrüßen.
Während früher beispielsweise eine Anmeldung
oder ein Patent rettungslos verloren gehen
konnte, wenn eine Frist nicht eingehalten
wurde, mochte der Anmelder oder sein Ver-
treter auch völlig schuldlos an der Verzögerung
sein, so können nunmehr entsprechend der Zivil-
prozeßordnung die für den Anmelder bzw.
Patentinhaber eingetretenen nachteiligen Fol-
gen durch die Wiedereinsetzung aufgehoben
werden, wenn der Nachweis erbracht wird,
daß die Verzögerung durch höhere Gewalt
hervorgerufen worden ist.
Patentanw. Dr. jur. Dipl.= ng. Wangemann.
Nach den gemäß Artikel I, $ 9 des Ge-
setzes dem Reichsminister der Justiz über-
Reichspatentamt unter dem 30. IV.
der Verlängerung ı
lassenen Ausführungsbestimmungen (R.-
G.-Bl. 1920, 8. 916) soll bis auf weiteres bei
erloschenen und nach gesetzlicher Vorschrift
wieder in Kraft gesetzten Patenten von der
in $ 15 der Verordnung zur Ausführung des
Patentgesetzes usw. vom 11. VII. 1891 vor-
gesehenen Benachriehtigung des Inhabers ab-
gesehen werden und die Vorschrift des $ 8,
Abs. 5 des Patentgesetzes über die Zulässig-
keit der Zahlung von Gebühren vor Eintritt
der Fälligkeit außer Anwendung bleiben. Zur
Entscheidung über die Anträge auf Ver-
längerung der Schutzdauer hat _ der
Präsident . des Reichspatentamts (,Reichs-
anz.‘‘ 1920, Nr. 107) zunächst die Bildung
zweier Ausschüsse bei letzterem angeordnet,
von denen der ‘erste für die Fachgebiete
Elektroteehnik und Physik, Textilindustrie,
Papierverarbeitung und Druckerei, Landwirt-
schaft, Bauwesen, der zweite für die Fach-
gebiete Maschinenbau und Schiffbau, Chemie,
Hüttenwesen zuständig ist. —
Aus dem Gebiet des gewerblichen Rechts-
sehutzes ist weiter zu erwähnen, daß en
1920
(„Reichsanz.‘‘ 1920, Nr. 95) auf Grund des
$ 20, Abs. 2 des Patentgesetzes vom 7. IV.
1891 einen Zusatz zu der Vorschrift des $ 6,
Abs. 5 der Bestimmungen über die Anmel-
dung von Erfindungen vom 21. XI
1919 festgesetzt. hat, nach dem diese Vor-
schrift keine Anwendung auf die Prioritäts-
nachweise gemäß der revidierten Pariser
Übereinkunft vom 2. VI. 1911 zum Schutz
des gewerblichen Eigentums findet. Ob für
einen solchen Nachweis eine Übersetzung bei-
zubringen ist, bestimmt im Einzelfall die
zuständige Dienststelle. Dasselbe gilt bezüg-
lich der Vorschrift des $ 5, Abs. 3_der Be-
stimmungen über die Anmeldung von
Gebrauchsmustern vom 21. XI. 1919. —
Die Nationalversammlung hat den von
der Reichsregierung vorgelegten Entwurf
eines Gesetzes, betreffend patentamtliche
Gebühren, in dem eine wesentliche Er-
höhung des Gebührentarifs für Patente,
Gebrauchsmuster und Warenzeichen festge-
setzt wird, am 20. V. 1920 unverändert an-
genommen. Nach der amtlichen Verkündigungs|
kommen wir darauf zurück und verweisen
vorläufig bezüglich des Inhalts auf „Reichs-
anz.‘‘ 1920, Nr. 120. — e:
... Die nach Artikel 4 der revidierten Pariser
Übereinkunft zum Schutz des gewerblichen
Eigentums vom
Prioritätsfristen sind in Dänemark zu-
gunsten der deutschen Reichsangehörigen wei-
ter bis zum 1. VII. 1920 verlängert worden. —
Der Reichsminister der Justiz hat unter
dem 12. V. 1920 unter Hinweis auf $ 17 des
Ausführungsgesetzes_ zum ‚Friedensvertrage
vom 31. VII. 1919 (Sehutz gegen Verlust
gewerblicher Schutzrechte infolge des
Krieges) bekanntgegeben, daß in der Schweiz
den deutschen Reichsangehörigen gleichartige
Vorteile gewährt werden und danach die Vor-
schriften der $$ 15 und 16 des bezeichneten
Gesetzes zugunsten der Angehörigen der
Schweiz Anwendung finden. —
Für die in Leipzig vom 15. bis 21. VIII.
1920 stattfindende Teehnische Messe und
Baumesse sowie für die vom 29. VIII. bis 4. IX.
1920 dort vorgesehene Mustermesse tritt
wiederum der gesetzliche Schutz von Er- |
findungen, Mustern und Warenzeichen
in Kraft. 5
Tod eines Elektrotechnikers infolge unvorsich-
tigen Verhaltens in einem Transformatorenhaus.
Wer einen anderen zur Vornahme einer
gefährlichen Arbeit ermuntert, lädt dadurch
sicher eine gewisse Verantwortung auf sich,
wenn ein Unfall geschieht. Immerhin kann
in den meisten Fällen von einer Schadens-
ersatzpflicht keine Rede sein, weil die Über-
nahme der Arbeit ja im freien Belieben des
Beauftragten stand. Der Fabrikbesitzer und
Gemeindevorstand E. hatte auf seinem Grund
und Boden ein Transformatorenhäuschen, wel-
ches an das Kommunalelektrizitätswerk an-
geschlossen wurde, errichten lassen und be-
merkte eines. Tages, daß etwas daran nicht in
Ordnung war. Er ersuchte den Betriebsleiter V.
eines elektroteehnischen Werkes, die Sache
zu regeln. Dieser begab sich in das Häuschen,
kam aber den 10000 V führenden Hochspan-
nungsdrähten mit den Händen zunahe und fand
den Tod. Seine Hinterbliebenen verklagten so-
wohl das Rlektrizitätswerk, welches den Schlüs-
sel zu dem Transformatorenhäuschen dem E.
überlassen hatte, als auch diesen selbst auf Scha-
densersatz, weil er den V. zu der.lebensgefähr-
lichen Arbeit gedrängt habe. Sowohl das Land-
gericht H. wie auch das Oberlandesgericht H.
ee sie ab, letzteres aus folgenden Grün-
en:
Die net suchen die Schuld des E. darin,
daß er den wiederholt aufforderte, die ge-
N
2. VI. 1911 vorgesehenen
' tluß. Auc
fährliche Arbeit in dem Umschalterhäuschen z
‚vorzunehmen. Selbst wenn man hierin ein
- Verschulden erblieken wollte, würde doch die
eigene Schuld des Verunglückten bei weitem
überwiegen. Er kannte als Fachmann die Ge-
fahren des Starkstroms, worauf außerdem ein
Plakat an dem Häuschen mit. den Worten ‚,Vor-
sicht! Hochspannung! Lebensgefahr!“ nochbe- _
Es stand ganz
‘im Belieben des V., unter diesen Umständen
sonders aufmerksam machte.
die Arbeit abzulehnen. Das Elektrizitätswerk
hätte allerdings den Schlüssel zu dem Häus-
chen selbst aufbewahren sollen; in der Über-
lassung .des Schlüssels an E. liegt also‘ eine
Fahrlässigkeit, die aber gegenüber der über-
wiegenden Schuld des V., der das Häuschen
trotz des warnenden Anschlags betrat, nicht
ins Gewicht fallen kann. Vergebens fochten
die Kläger diese Entscheidung mit der Revi-
sion an; das Reichsgericht (Entsch. vom
18. III.-1920) bestätigte das Urteil des Ober-
landesgerichts, da dieses einen Rechtsirrtum
nicht erkennen ließ. (A.Z. VI. 425/19.) sK.
Dr. jur. C. Klamroth.
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreise
Auszeichnungen. In Anerkennung seiner
großen ‚wissenschaftlichen Verdienste hat die
Columbia-Universität NewYork, an Professor
ne die Große Goldene Medaille ver-
iehen.
Th.N.Vail}. Am 16. April starb im Alter
von 75 Jahren der Vorsitzende des Aufsichts-
rates der American Telephone & Telegraph Co.,
einer der hervorragendsten Organisatoren auf
dem Gebiet des amerikanischen Fernsprech-
wesens.
LITERATUR,
Besprechungen.
Lehrbuch der elektrischer Ber
i Von Dr.eSng. °
A. Schwaiger, a. o. Professor an der Tech-
der Isoliermaterialien.
nischen Hochschule Karlsruhe. Mit 94 Text-
abbildungen. VI und 144 S. in 8°. Verlag
von Julius Springer. Berlin 1919. Preis
geb. 10,60 M, broschiert 9,— M :
-- Das Buch will aus dem Gebiete der Hoch-
spannungstechnik den Teil auf eigene Füße
stellen, der sich mit der elektrischen Festigkeit
befaßt. Es zerfällt in 3 Hauptteile: 1. Theore-
tische Grundlagen der elektrischen Festigkeits-
lehre. 2. Berechnung der elektrischen Bean-
spruchung von Isolationsmaterialien bei tech-
nisch wichtigen Anordnungen. 3. Experimen-
telle Ermittelung und Prüfung der elektrischen
Festigkeit von Isolierstoffen und Konstruk-
tionen. Im Teil 1 wird der Leser mit den Be-
griffen „Elektrische Feldstärke‘, „Potential“
und den Formeln für die Kapazität einfacher
Leiteranordnungen bekannt gemacht. Die Art
der Erklärung ist für heutige Verhältnisse
etwas altmodisch. Der Verfasser bezeichnet
im Gegensatz zu den Anschauungen der Physik
die Leiter als die Feldträger, statt sie die Träger =
Feldträger
der Ladungen zu nennen. Als
sieht man in der Regel den Äther an. Die
Feldstärke wird aus dem Gaußschen Satz
ohne Rücksicht auf Maßsystem, wie in der
Elektrostatik üblich, _ abgeleitet. Hiernach
3 : ae = Ladung
wäre allgemein die Feldstärke als
Fläche
aufzufassen, während sie $. 33 als Volt/em 2
angegeben wird. Einezahlenmäßige Anwendung
der Formeln wird dadurch erschwert, daß man
zunächst mit den in der Elektrostatik üblichen
Einheiten zu rechnen hat. Das ist aber in solch
einem Buche kaum am Platze. ;
Die äußerst wichtige Erscheinung der = E
17. Junt 1920.
LEE EN
Brechung wird in den theoretischen Grund-
lagen nicht gebracht. Sie findet sich gelegent-
lich im 2. Teil im Zusammenhange mit einer
Erörterung über den elektrischen Induktions-
berücksichtigt.
nebensächlich behandelt. Besser wäre es daher
gewesen, die Maßsystemfrage dadurch zu um-
rehen, daß ausschließlich das in der Praxis 3
übliche Volt-Ampere-Ohm-System angewendet
wurde. Dimensional falsche Gleichungen, wie
die auf 8.61 befindlichen: Opa —=t, wo C die
Kapazität 9, di: Spannung und {,, der Strom
bedeuten, hätten vermieden werden sollen. Die
Bezeichnungsweise ist häufig ohne Grund nicht
diejenige des AEF.
bier ist das Maßsystem nicht _
Dies wird überhaupt etwas
d Die theoretischen Er-
örterungen desTeiles1l hätten sichunterVerwen- _
"dung des Vektors der elektrischen Verschiebung
wor FR
“der een. Isoliermaterialien.
"Schlu
‘fertiger Konstruktionen,' wie Kabelisolatoren,
‚und die Einrichtung von Hochspannungs-
‚wahl charakteristischer Beispiele.
17. Juni 1920.
einfacher und klarer geben lassen. Der 2. Teil
eh bereits sehr in das Gebiet der praktischen
nwendungen über. In ihm werden folgende
Anordnungen behandelt: zwei konzentrische
Kugeln, zwei konzentrische Zylir.der, das kon-
zentrische Kabel, die Luftdurehführung, zwei
arallele Ebenen. Die Eigentümlichkeit der
oronaerscheinung bzw. die Abhängigkeit der
Durchschlagsfestigkeit der Luft von der Krüm-
mung des Leiters wird besprochen und aus den
abgeleiteten Formeln zu begründen versucht.
Einen größeren Umfang nehmen Erörterungen
über zusammengesetzte Leiteranordnungen ein.
Hierunter fallen die Kettenisolatoren, "Rollen-
blitzableiter, Durchführungsisolatoren und ähn-
liche Apparate. Diese Anordnungen werden
nach bestimmten Gesichtspunkten klassifiziert
und die Spannungsverteilung an ihnen unter-
sucht. Die Untersuchung geschieht graphisch
an Hand von Gleichungen, die unter bestimm-
ten Voraussetzungen, aus den Maxwellschen
Kapazitätsgleichungen hervorgehen. Das gra-
phische_ Verfahren, erinnert an: das Kräfte-
und BROT Den Abschluß dieses 2. Teiles
macht ein Abschnitt, der den Entwurf von
elektrischen Kraftlinienbildern behandelt. Im
dritten Teile finden sich ausführliche Erörte-
rungen über die Prüfung von Isoliermateria-
lien. Bei den gasförmigen Isolierstoffen (Luft)
fällt auf, daß Mitteilungen über Platten-
elektroden fehlen, trotzdem gerade diese Elek-
trode bei richtiger Bauart doch sehr genaue
Messungen ermöglicht. Die Untersuchungen
von Müller (Dissertation, Berliner Universität)
und diejenigen von Prof. Dr. Paaschen (Paa-
schens Gesetz) dürften in solch einem Spezial-
werk sehr wohl erwähnt werden. Bei den festen
Isolierstoffen weist der Verfasser mit Recht
darauf hin, daß die Ergebnisse hier sehr von
der Erfüllung gewisser Versuchsbedingungen
abhängen. Die Erörterungen dürften Interes-
senten dieser Frage wichtige Fingerzeige geben.
Hier gilt es aber, noch viele Lücken mit der
Zeit auszubessern. Mittel zur Unterdrückung
der schädlichen Vor- und Glimmladungen
werden diskutiert. Der Verfasser beschreibt
ausführlich eine sehr interessante Methode,
welche sich auf die Beobachtung sogenannter
Glimmkreise stützt, und welche der Verfasser
geeigneter für die Beurteilung von Isolier-
stoffen hält als eine direkte Beobachtung der
Durchschlagspannung. Betreffs des Ein-
flusses der Schichtdicke auf die Durchschlags-
spannung kommt der Verfasser zu dem sehr
‚bemerkenswerten Schluß, daß bei Wahl rich-
tiger Versuchsanordnungen Durchschlagspan-
nung und Schichtdicke einander genau propor-
tional sind. Er verwirft daher die Beziehungen,
die Steinmetz, Baur, Kinzbrunner und andere
aufgestellt haben, sieht vielmehr in der Ab-
weichung von der Proportionalität direkt den
Beweis für Inhomogenität und geringere Güte
eines Materials. Theoretisch ist diese Schluß-
weise wohl sicherlich die begründetere, prak-
tisch kann man den Beobachtungen der ge-
nannten Herren ihren Wert doch nicht ganz
absprechen, weil das Material in der. Praxis
niemals so ausgewählt werden kann wie bei
Laboratoriumsversuchen. Sehr eingehend be-
handelt der Verfasser auch die ee
en
bilden Kapitel über die Prüfung
Versuchsfeldern. Hier würden Hinweise über
die Größe der Prüftransformatoren und ihrer
Schaltung (Dessauer-Schaltung) in Funktion
‚der Prüfspannung, ferner Bemerkungen über
den Einfluß der Sättigung und der Art der
pamnangersgallerung durch Vorschaltwider-
stände, Drosselspulen usw. auf die Kurven-
form sehr zu begrüßen sein. Als Funkenstrecke
wird in Amerika nach Meinung des Berichters
nicht die Nadel-, sondern die Kugelfunken-
strecke benutzt.
Das Buch ist, von den gemachten Bean-
‚standungen abgesehen, eine sehr nützliche Be-
reicherung der elektrischen Literatur. Man
erkennt an ihm deutlich, wie sehr die For-
schung auf diesem Teilgebiete (ler Hochspan-
nungstechnik bereits an Wert und Ausdehnung
zugenommen hat. Kuhlmann.
Schiffs-Ölmaschinen. Von Dipl.-Sna. Dr.
: Wm. Scholz. 2. verb. u. erw. Aufl. Mit 143
® Textabbildungen. VIII und 226 S. in 8°.
ı Verlag von Julius Springer. Berlin 1919.
Preis geb. 14 M.
Das Buch bringt aus der Fülle der Bau-
arten von Schiffsölmaschinen eine gute Aus-
F Die daran
geknüpften kritischen Betrachtungen sind _be-
sonders für den Konstrukteur von Wert. Eine
eindeutige Stellungnahme zu der Frage Vier-
takt oder Zweitakt, deren Beantwortung von
Interessenten meistens gefordert wird, ist auch
hier vermieden. Diese Frage läßt sich auch gar
nicht allgemein beantworten, sondern nur im
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920. Heft
24. 479
Hinblick auf ganz bestimmte Anwendungsge-
biete und Betriebsgrundlagen, zumal die .Ent-
wicklung beider Ma.chinenanlagen, besonders
aber die des Zweitaktes, noch nicht zu Nor-
malien gelangt sein kann. Wenn auch der
Viertakt als Schiffsantrieb heute noch über-
wiegt, so hat der Zweitakt sicher noch eine
große Zukunft. Die Entwicklung der Schiffs-
ölmaschine wird von der Bereitstellung genü-
gender, preiswerter Mengen Treiböl in den
Hauptschiffahrtsplätzen wesentlich abhängen.
Günstige Brennstoffversorgung hat beispiels-
weise nordische Schiffahrtsgesellschaften ver-
anlaßt, sich durch Um- und Neubauten eine
ausschließlich aus Motorschiffen bestehende
Flotte zu sehaffen. Ein besonderer Abschnitt
des Buches ist der Lösung der Frage des An-
triebes der Hilfsmaschinen für Ölmaschinen-
schiffe gewidmet. Es scheint sich allgemein der
elektrische Antrieb durchzusetzen. Durch
Dieselmaschinen angetriebene Dynamomaschi-
nen erzeugen die elektrische Energie zum An-
trieb nicht nur der Pumpen, sondern auch für
Lade- und Verholwinden, Rudermaschinen
usw. Von zwei Öldynamos genügt eine für den
Seebetrieb, während im Hafen für Lade- und
Löscharbeit nach Bedarf beide in Betrieb .ge-
nommen werden. Zum Schluß sind noch einige
Betriebsanleitungen gegeben, die selbstver-
ständlich nicht erschöpfend sein können. Es
wird für den Betriebsleiter und das Bedienungs-
personal immer darauf ankommen, das im
Dampfmaschinenbetrieb erworbene, praktische
Gefühl und die Erfahrungen sinngemäß anzu-
wenden und sich durch genaue Kenntnis der
Betriebsvorgänge in das Wesen des Ölmaschi-
nenbetriebes 'einzuarbeiten.
M. W. Gerhards, Marine-Oberingenieur.
Anleitung zur Durehführung von Ver-
suchen an Dampfmaschinen, Dampf-
"kesseln, Dampfturbinen und Diesel-
maschinen. Zugleich Hilfsbuch für den
Unterricht in Maschinenlaboratorien tech-
nischer Lehranstalten. Von F. Seufert.
5. verb. Aufl. Mit 45 Abb. VI und 130 8.
in 8°. Verlag von Julius Springer, Berlin
1919. Preis geb. 6 M.
; Der schnelle Absatz dieses handlichen
kleinen Buches spricht von selbst für seine
Brauchbarkeit als Berater bei Untersuchungen
von Maschinenanlagen. Eine -weitere Empfeh-
lung ist also kaum vonnöten, zumal 'eine Ab-
änderung gegenüber der vierten Auflage nicht
vorgenommen wurde. Nur”’die Dampftabelle
ist zahlenmäßig mit den neueren Versuchsergeb-
nissen in Einklang gebracht worden. Da wäre
es- allerdings auch zu empfehlen, wenn die
neuen Werte scharf als Wärmeinhalte « und
i' bezeichnet würden zum Unterschied von
‚den alten Größen g. und A,. die prinzipiell etwas
anderes bedeuten, wenn auch der zahlenmäßige
Unterschied bei Wasserdampf minimal ist.
j Bonin.
Das Betriebsrätegesetz vom 4. II. 1920
(R.G.Bl. $. 147). Handausgabe mit kurzge-
faßten gemeinverständlichen Erläuterun-
gen und Anleitungen sowie ausführlichem
achregister. Bearbeitet von Dr. jur. K. W.
Wiethaus und Dipl.-Sng. H. Kantorowicz,
Dezernenten beim emobilmachungskom-
missar für Groß-Berlin, in Verbindung mit
Dr. seient. pol. J. W. Brandt, Geschäfts-
führer bei der Zentralarbeitsgemeinschaft.
Nebst einem Anhang, enthaltend: Die Wahl-
ordnung und die das Arbeitsrecht berühren-
den Verordnungen aus den Jahren 1918/19.
2. Aufl. 234 S.in 10%. Verlag von Kurt Siegis-
mund, Berlin 1920. Preis 12 M, geb. 15M.
Das Betriebsrätegesetz ist zweifellos eines
der wichtigsten Gesetze in der jungen Republik.
Es stellt gewissermaßen den ersten gesetzlichen
Niederschlag aus den revolutionären Forde-
rungen der Arbeiter dar. Arbeitgeber und Ar-
beitnehmer werden täglich mit diesem Gesetz
zu tun haben und müssen sich mit seinem In-
halt sehr vertraut machen. Es sind mehrere
Kommentare bereits erschienen; der vorlie-
gende zeichnet sich durch besondere Übersicht-
lichkeit und tiefes Verständnis für die Fragen
der Arbeitgeber und Arbeitnehmer aus. Die
Verfasser stehen offenbar lange genug imWirt-
schaftsleben und haben auch Erfahrungen in
der Zusammenarbeit mit Arbeitervertretern
sammeln können. Dies ist. insbesondere aus
dem Kapitel über Aufgaben und Befug-
nisse der. Betriebsvertretungen zu er-
sehen. Gerade diese Absätze sollten auch die
Arbeitnehmer studieren, denn die Abgrenzung
der Befugnisse hat bei der Beratung des Ge-
setzes in der Nationalversammlung Als beson-
ders strittige Frage gegolten. Nicht im Über-
schreiten der Befugnisse, sondern in der Be-
schränkung der durch das Gesetz aneinander
ebundenen wirtschaftlichen Einheiten und in
em guten Verstehen zueinander liegt der Wert
‚Ides Gesetzes und die Bedeutung für die Wirt-
schaft. Gerade von diesen Gesichtspunkten
haben sich die Verfasser leiten lassen, und man
findet nach dieser Richtung hin im Kommentar
wertvolle Anregungen. Insbesondere sind noch
hervorzuheben die Anleitungen für die
praktische Zusammenarbeit von Be-
triebsleitung und Betriebsrat und die
vielfachen Beispiele und Hinweise auf andere
gesetzliche Bestimmungen.
Es wird sicher im Laufe der Zeit die Aus-
legung mancher gesetzlichen Vorschriften noch
Änderungen erfahren, wie auch heute schon die
Gegensätzlichkeit der verschiedenen Kommen-
tare beweist, daß in vielen Fällen eine Klärung
strittiger Punkte erforderlich wird. Dies kann
sich aber erst durch die Praxis ergeben. Die
Verfasser werden daher gut tun, schon jetzt
Erfahrungen mit dem Betriebsrätegesetz zu
sammeln und diese bei späterer Herausgabe
ihres Kommentars zu verwenden. Jedenfalls
ist dieser z. Zt. praktisch sehr brauchbar; es
kann nur empfohlen werden, ihn auch den Ar-
beitnehmern in die Hand zu geben. Der Kom-
mentar, der sich durch klare, prägnante Aus-
drucksweise auszeichnet, ist auf gutem Papier
mit klarem Druck in handlieher Form herge-
stellt. W. Behrend.
Betriebsrätegesetz nebst Wahlordnung
und amtlichen Mustern. Erläutert und
mit einem Sachregister versehen von Justiz-
rat H. Brandt. 3. verm. u. durehges. Aufl.
Bd. 8 von ‚‚Elsners Betriebsbücherei‘‘. 2948.
in 16°. Verlag von Otto Elsner, Berlin 1920.
Preis geb. 14,85 M.
Die vorliegende Ausgabe des Betriebsräte-
gesetzes erscheint bereits in dritter Auflage.
Sie verdient diesen Erfolg. Der Verfasser ist
mit dem Gegenstand wie mit den Bedürfnissen
der industriellen Praxis wohl vertraut. Er hat
als Arbeitgebervertreter an den Vorbereitungen
des Gesetzentwurfes mitgewirkt. Die Erläute-
rungen sind klar, übersichtlich und hinreichend
ausführlich. Außer der Wahlordnung ist auch
die preußische Ausführungsverordnung beige-
geben. Ein sehr eingehendes Sachregister er-
leichtert den Gebrauch des Buches.
Dr. Esslinger.
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher.
Elektrotechnikers Notizkalender 1920. Her-
ausgegeben von K. Wernicke. 88 8. in 16°.
Verlag von F. O. Müller, Altenburg (S.A ) - Preis
5M.
Was ist Elektrizität? Von Hans Güaiher.
Mit 37. Abb... 102_S. in 8%, Franckh’sche Wer:
lagshardlune, Stuttgart 1920. Preis 3,60 M, geh.
6M + T.Z.
Selbstkostenberechnung und moderne Or-
ganisation von Maschinenfabriken. Von
H. W. Hall, 2. verm. Aufl. Mit 52 Apb. VIund
245 S.in 80, Verlag von R. Oldenbourg, München
und Berlin 1920. Preis 24 M.
Das schmiedbare Eisen. Konstitution und
Eigenschaften. Von Dr.=$ng. P.Oberhoffer. Mit
345 Textabb. und einer Tafel. X u. 344 S. in 80,
Verlag von Julius Springer, Berlin 1920. Preis
40 M,. geb. 45 M. ;
Einführung in das Maschinenzeichnen. Von
Dipl.-Sng. C. Michenfelder. Mit 133 Textabb.
71 S. in 80. Verlag von Otto Spamer, Leipzig
1920. Preis 8 M.
Taschenbuch für Monteure elektrischer Be-
leuchtungsanlagen. Unter Mitwirkung von
@ Lux und Dr. ©. Michalke bearbeitet und
herausgegeben von 8. Frhr. v. Gaisberg. 70. Aufi.
Mit 224 Abb. XX und 349 S. in 160%. Verlag von
- R. Oldenbourg, München und Berlin 1920. Preis
geb. 9 M.
Die Materialprüfung der Isolierstoffe der
Elektrotechnik. Herausgegeben von Walter
Demuth unter Mitarbeit von K. Berek und H.
Franz. Mit 76 Textabb. IX und 137 S. in 8°.
Verlag von Julius Springer, Berlin 1920. Preis
12 M, geb. 14.40 M.
Baue Dir selbst. Der billigste Weg zum eigenen
Heim. Von Max Beetz. Mit 70 Abb. - 63 S.
in 16%. Heimkulturverlag G. m. b. H, Wies-
baden. Preis 2,85 M.
Dietechnisch wichtigen Mineralstoffe. Von
K. Mieleitner. IV und 195 $S. in 80. Verlag
von R. Oldenbourg, München und Berlin 1919.
Preis 15,50 M.
Die AbwärmeverwertungimKraftmaschinen-
betrieb mit besonderer Berücksichtigung der
Zwischen- und Abdampfverwertung zu Heiz-
zwecken. Eine kraft- und wärm.wirtschaftliche
Studie von Dr.-Qrg. L. Schneidsr 3. neubearb.
Aufl. Mit 159 Textabb. VII und 223 S. in 80,
Verlag von Julius Springer,- Berlin 1920. Preis
16 M, geb. 20 M.
Elektrotechnische Zeitschrift.
Eleetricity the burden bearer. Von W.E.
Keily. 40 S. in 80, Verlag Illinios Comittee on
Publie Utility Information, Chicago 1920.
Die Lösung der größten Welträtsel,
Max Bergmann. 35. in 80,
Wadewitz bei Oschatz, Sa. 1920.
Fünfzig Jahre bei Siemens. Erinnerungsblätter
aus der ‚Jugendzeit der Elektrotechnik. Von
Oberingenieur H. Meyer. 214 8. in 80. Verlag
von E. S. Mittler & Sohn, Berlin 1920. Preis 12 M.
[Der Verfasser schildert in sehr anschaulicher
und für die Fachgenossen fesselnder Art seine Mon-
tageerfahrungen. die in der allerersten Kinderzeit
der Elektrotechnik beginnen, und vermittelt dadurch
jüngeren Ingenieuren ‘einen Einblick in die viel-
seitigen Schwierigkeiten, mit denen die ersten Elek-
trotechniker bei dem Entwurf, der Durchbildung und
dem Betrieb elektrischer Maschinen und Apparate
zu kämpfen hatten. Alles was heute als selbstver-
ständlich gilt, mußte man damals erst durch Aus-
probieren ermitteln. Besonders anschaulich werden
die Schwierigkeiten geschildert, mit denen der Be-
trieb der ersten Beleuchtungsanlagen, namentlich in
Berlin, verknüpft war. Der Verfasser, über dessen
Werdegang wir auf $S.98 der „ETZ“ 1920 berichtet
haben, ist nach einigen Lehr- und Gehi'fenjahren im
„Versuchssal‘, dem damaligen Prüffeld von Siemens&
Halske, tätig gewesen, wo unter seiner Leitung auch
der erste Stamm von Monteuren.herangebildet wurde.
Er selbst ist in seiner 50-jährigen Praxis viel im
In- und Ausland herumgekommen, wo immer es
galt, aufgetretene Störungen und Betriebsschwierig-
keiten an elektrischen Anlagen zu beseitigen. Allen
Fachgenossen sei das Buch als unterhaltender Lese-
stoff empfohlen. Pte.]
Design and Construction of Audion Ampli-
fying Transformers. Radioand Audio Fre-
quency Types. Construction details and direc-
tions for making these two types of amplifying
transformers. Von E. T. Jones.
Verlag von The Experimenter Publishing Co,,
New York 1920. Preis 25 cts,
ElektrischeStromerzeugungsmaschinenund
Motoren. Kurzer Abriß ihres Aufbaues und ihrer
Wirkungsweise. Von Prof. Richard Vater. Her-
ausgegeben von Dr. F, Schmidt. Mit 116 Text-
abbildungen. VIII u. 126 S. in 80, Verlag Ver-
einigung wissenschaftlicher Verleger W.de Gruyter
& Co., Berlin und Leipzig 1920. Preis 10 M.
Bilanz-Politik. Buch- und Bilanzoperationen
hinsichtlich der Aufmachung, Frisierung, Schönung,
Verschleierung und Fälschung der Bilanz sowie
hinsichtlich der Bewertung, Abschreibung, Bil-
dung von Reserven und Rückstellungen, Gewinn-
verteilung und Dividendenausschüttung. Heft 3
der „Orga“-Schriften. Von Joh. Schreier. 32 8.
in 80. „Organisation“ Verlagsges. m. b. H., Berlin
1920. Preis 2,50 M.
Bilanztypen. Roh-, Probe-, Umsatz-, Verkehrs-,
Erfolgs-, Betriebs-, Vermögens-, Zwischen-, Liqui-
dations-, Fusions- und Konkursbilanzen mit er-
läuterter Abschluß- und Bilanztabelle. Heft 4
der „Orga“-Schriften. Von Joh. Schreier 15 8.
in 80. „Organisation“ Verlagsge. m. b. H.,
Berlin 1920. Preis 2,50 M. 8
Walzenkalibrierungen. Von J. Dehez.
1ll Abb. und 13 Zahlentafeln.
Verlag von
8686M-T.
Gewerbelehre. Organisation und Rechnungs-
führung in Gewerbebetrieben. Von Gustav Doden.
Mit 7 Textabb. VI u. 86 S. in 80, Verlag von
R. Oldenbourg, München und Berlin 1920. Preis
6,50 M. .
Projektierung, Bau und Betrieb elektrischer
Kraftwerke und die damit im Zusammenhang
stehenden Fragen wirtschaftlicher Natur. Von G.
Sattler. 2. gänzlich umgearb. und erw. Aufl., von
G. W. Meyer. VII u. 288 8. in 80, Verlag von
Hachmeister & Thal, Leipzig 1919. Preis 12 M,
Hilfsbuch für die Dreherei. Lehrbuch für die
Werkstatt und Berufsschule. Von Otto Lippmann.
10. verb. u. verm. Aufl. Mit 298 Abb. IV u. 232
S. in 80, Verlag von Hachmeister & Thal. Leipzig
1920. Preis geb. 9 M.
Schaltlehre. Anleitung zur Ausmittlung von
Schaltungen elektrischer Einrichtungen. Von R.
Lischke. 2. umgearb. Aufl. Mit 87 Abb. u. 199
Schalttabellen. VIII u. 160 S. in 80, Verlag von
Hachmeister & Thal, Leipzig 1920. Preis 11 M.
Die Elektrizitätsversorgung der deutschen
Frontim Weltkriege und ihre Bedeutung
für das kämpfende Heer. Von Dr. Walter
Straus. Mit 22 Abb. 96 $. in 80, Verlag von
Hachmeister & Thal, Leipzig 1919. Preis 5 M.
Der elementare Beweis. des Fermatschen
Satzes@2r+1+ y2rn+1—%2n+1 auf Grund der
Zerlegung in Faktoren und der Regeln der Po-
tenzlehre. Abschnitt 16 des 5. Teiles von „Die
Propädeutik der ebenen Mathematik“. Von Joh.
Römert. 17 S. in 80. Verlag von J. Schimmel-
burg, Halberstadt 1920. j
Von
Selbstverlag in
Mit
45 S. in Folio.
Stahleisen, Düsseldorf 1919. Preis
YA
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zeh me in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin. VEIT IE
16 S. in 169,-
Ess ss er Te Tr es, er Pe ZUENEEENEEEEGEEEEEEEEEE
1920.
Wörterbuch der Physik. Von Felix Auer-
bach. Mit 267 Abb. X u. 466 S. in 80%, Verlag
Vereinigung wissenschaftlicher Verleger, Berlin
und Leipzig 1920. Preis geb. 26 M.
Gesetz betreffend die Sozialisierung der
Elektrizitätswirtschaft vom 31. XII, 1919.
Nach amtlichen Quellen erläutert von Wilh.
Coermann. VlIu. 71 S.in 16% Verlag von R.
Oldenbourg, München und Berlin 1920. Preis 6 M.
Doktordissertationen.
I. Rösser. Beiträge zur Siedlungskunde der süd-
lichen Rhön und des fränkischen Saaletales. Tech-
nische Hochschule München 1918.
W. Gloeker. Geometrische Diskussion der Inte-
grale einer homogenen Differentialgleichung
1. Ordnung, 3. Grades. Technische Hochschule
München 1915.
Sonderabdrucke.
Beiträge zur praktischen Ausführung von
Ankerwicklungen. Von Ingenieur W. Wolf.
Erw. Sonderabdruck aus „Helios“, Jahrg. 12,
Nr. 45/46; Jahrg. 17, Nr. 38/40; Jahrg, 22, Nr. 24/26;
Jahrg. 25, Nr. 13/15. Preis 6 M.
Hochfrequenztelephonie mit und ohne
Draht. Vortrag von Prof. Dr. Fassbender
in der Monatsversammlung vom 4. II. 1920. „Mo-
nateblätter des Berliner Bezirksvereins deutscher
Ingenieure. Aprilheft 1920.
Drucksachen und Preislisten.
H.Schomburg &Söhne, A.G., Margarethenhütte
i. S. Technischer Bericht Heft 1. „Über Hänge-
isolatoren® von J. F. Scheid, Erfahrungen, Stö-
rungsursachen. Kittverfahren, Kittlose Isolatoren, .
Spannungsverteilung, Abstufung von Ketten, Fest-
legung der Gliederzahl, Prüfvorschläge.
Voigt & Haeffner A.G,, Frankfurt a.M. Preis-
listen Nr. 1 bis 8 über Drehschalter. Steckdosen,
Hebelschalter, Schalttafelzubebör, Sicherungen und
Schalter mit Sicherungen, Apparate in Gußgehäuse,
Nullstrom-, Nullspannungs- und Überstromschalter,
Zellenschalter, Hochspannungsapparate, Blitz-
schutz- und Überspannungs-Schutzvorrichtungen,
Anlasser und Regulierwiderstände. :
Heydrich & Treptow, Hannover. Preisblatt über
Hochspannungs-Ölschalter bis 350 A und 6000 V.
Albert Härting, Breslau II. Preisliste 14 über
elektrisches Installationsmaterial.
Neue Zeitschriften.
„Nachrichtenblatt des Reichsschatzmini-
steriums“ (Industrieabteilung). Herausgegeben
im Reichsschatzministerium Berlin. 1. Jahrgang.
Nr.1. April 1920 Erscheint in zwangloser Folge.
Bezugspreis 1.50 M für das Vierteljahr, Einzel-
nummern 1 M.
KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Interessengemeinschaft des Elektrohan-
dels. — Wie uns von einem Aktionsausschuß
mitgeteilt wird, hat sich eine Anzahl Handels-
und Exportfirmen der Elektrotechnik zu einer
Interessengemeinschaft in Berlin zusam-
mengeschlossen, um die Erscheinungen abzu-
wehren, die heute den Handel und Exportin
elektrotechnischen Artikeln zuerdrosseln drohen.
Es soll sich dabei einmal um die Mißstände bei
der Belieferung des Groß- und Exporthandels
seitens der Fabrikanten und “weiter um die
drohende Lahmlegung der gesamten Ausfuhr
elektrotechnischer Artikel durch die Maß-
nahmen der Behörden und halbamtlichen
een insbesondere durch die Exportabgabe
andeln. :
Aus der Geschäftswelt. — Die zwischen
dem Rheinisch-Westfälischen Elektrizi-
tätswerk A. G., Essen, und dem Elektriei-
tätswerk Westfalen ‘A. G., Bochum, ge-
führten Verhandlungen über eine Verschmel-
aune beider Unternehmen sind ergebnislos ge--
blieben, weil die Kommunalverbände nicht die
genügende Anzahl Aktien des letzteren zur
Verfügung gestellt haben. — In das Handels-
register sind eingetragen worden: Elektro-
technische Fabrik Kloster Langheim
G. m. b. H. (Herstellung von Porzellan, Mon-
tage und Vertrieb elektrotechnischer Artikel),
Kloster Langheim mit 0,1 Mill. M Stamm-
kapital; Überlandzentrale Ostpreußen‘
A. G., Königsberg, mit 1 Mil. M Grund-
kapital!); Überlandwerk Ingelfingen G.
m..b. H., Ingelfingen, mit 0,1 Mill. M Stamm-
kapital. — Das Elektrieitätswerk Äbo A. G.,
Berlin. firmiert jetzt: ELG-Unternehmungen
A.G. Die Pöge Elektricitäts-A. G.,
ı) Vgl. „ETZ“ 1920, S. 114, 414.
Heft 4.
Chemnitz, hat ihre während des Krieges ge-
‚schlossene Zweigniederlassung in Berlin wieder
eröffnet. Diese bearbeitet Groß-Berlin, die _
Provinzen Brandenburg und Pommern und
den Freistaat Mecklenburg. = Fr
Warenmarkt. — Metallpreise. Die No-
-tierungen der Vereinigung für die deutsche
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission
Ss
des Berliner Metallbörsenvorstandes (letztere u
verstehen sich ab Lager in Deutschland) lauten
in M/100 kg: i
z=Metall--
1-VL 8. VI
Elektrolytkupfer (wire x ; |
bars), prompt. cif Hamburg, | x
Bremen, Rotterdam Be 1747 1789
12751395 13251375
475—500 | 500-525
. 650-575 | 550-575
360—380 | 375—400
2550-2600 2800-2700
Raffinadekupfer 99/99,3%),
Originalhüttenweichblei .
Originalhüttenrohzink,
‚Preis im freien Verkehr .
Plattenzink (remelted) von
handelsübl. Beschaffenheit
Originalhüttenaluminium
98/990/yin gekerbt.Blöckehen )
Ziun,Banka-,Straits-,Billiton- |1100—4300|4700—4900
Hüttenzinn, mind. 99%, . . _ 2
Reinnickel 98/99%, . . . 138004000 3900—4100
Antimon-Regulus . . . . |950—1000 | 950-1000
An der Londoner Metallbörse wurden
nach „Mining Journal“ am 4. VI. 1920 für
1 ton (1016 kg) notiert; f FE =
4 £ I el
*Kupfer: best selected . 1065 0 Obis106 0 0
* S electrolyt.... 16 0 0 „1l0 0.0
2 wire bass... 18 0 0 „1l0 0 ©
ee standard, Kasse 91 2 6 „ 91 76
ERS ai Mon. 94 00,950
Zinn: standard, Kasse. . 25 0 0,256 0 0
= » - 8Mon. . 236110 0 „262 0 0
„Sn Btral 27970.: 0:5: 281.070
Blei: span.odernichtengl. _ Re
Weichblei = 2.,..:37:.0-. 07 ,3820=0
». gew. engl. Blockblei 39100, — — —
Zink: gew. Sorten. . 4210 0 „ 410 ©
64 remelted ..... 400, —- ——
»„ engl. Swansea . 44.0.0. „ =
Antimon: engl. Reg. . . 60/63 £ net.
165 £ (Inland);
185 £ (Export).
230 £ (In- u. Ausland).
Aluminium: 98 bis 99%),
Nickel: 98 bis 990), gar.
-Quecksilber: nom. für
die 75 lbs.-Flasche. . .
Platin: je Unze nom... . B.
Für den 10. VI. 1920 verzeichnet der „Berl. :
Börs.-Cour.‘ folgende Preise in £/t: Kupfer, 2 3
Kasse 89,37; desgl. 3 Mon. 92,62; Elektrolyt
105 bis 109; best selected 105 bis 106; Zink
42.00 bis 44,00; Zinn, Kasse 235,75; desgl.
3 Mon. 241,50; Blei 35,75 bis 37,50. In New
York stellte sich am gleichen Tage Elektrolyt-
kupfer loko auf 19 ets/Ib. ER
* Netto.
Re
Bezugsquellennachweis.. x
Frage 20. Wer liefert Einrichtungen zum
Imprägnieren von Holzmasten mittels des soge-
nannten Impfverfahrens? Wer kann Auskunft
darüber geben, wie sich dieses Verfahren in |
‚der Praxis bewährt hat? = Er
Berichtigung. =
- In dem Aufsatz von F. Kleeberg „Der
Quecksilberdampf-Gleichrichter der Glastype,
seine Theorie und praktische Ausführung“ in
der: „ETZ“ 1920 ist auf S. 147 in Gleichung (8)
ein Druckfehler enthalten. Der Anfang: der
Gleichung muß heißen: x N
u Se
e5„,=Ke La R-ne; = Sa
Ebenso muß in Gleichung (11) auf S. 148 dr
erste Ausdruck unter der Wurzel lauten:
see es LE
4 E? (L,o)3 Re Be Ds]
Er I Ze
ora[R + or] Be el
In dem Aufsatz von A. Zuidweg, Die |
Ausnutzung desReibungsgewichteselek- 2
trischer Lokomotiven, auf S.425 der ,„ETZ"
1920 sind leider die Zahlenerklärungen zu Abb. 1
und 2 fortgelassen worden. In Abb. 1 bedeuten:
1 Grenze nach Poir&e, 2 Gleichstrom-Reihen-
schluß-Lokomotive, 3 Heißdampflokomotive,
4 Drehstromlokomotive, 5 Einphasen-Reihen-
schluß-Lokomotive. ERRERTG
In Abb.2 bedeuten : 1 Schienen sehr trocken,
2 Schienen normal, 3 Schienen feucht.
Abschluß des Heftes: 12. Juni 1990
18 £ 105 bis 19 £l0e.
n
”
re de Keane
Elektrotechnische Zeitschrif
481
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 189.
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24.
41. Jahrgang.
Zur Sozialisierung derElektrizitätswirtschaft.
Ein Gutachten zum Entwurf des Gesetzes.
Von Direktor Dipl.-Sug. A. Koepehen, Essen.
Übersicht. Der Verfasser des folgenden, der
Öffentlichkeit bislang nicht bekanntgegebenen Gutach-
tens gehört zu den 16 Sachverständigen, die seitens des
14. Unterausschusses der Nationalversammlung zur
Vorberatung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend
die Sozialisierung der Elektrizitätswirtschaft, vor der
Durchberatung des Gesetzes im Plenum zur Äußerung
auf 13 von dem Ausschuß gestellte Fragen aufgefordert
wurden. % :
Es wird zunächst die Frage untersucht, auf welche
Entfernungen zur Zeit der Abgabe des Gutachtens
(8. X..1919) elektrische Arbeit unter Berücksichtigung
der Betriebszeiten wirtschaftlich) übertragen werden
kann, und aus der festgestellten praktisch nutzbaren
- Reichweite der technische und wirtschaftliche Einheits-
körper der Elektrizitätsversorgung festgestellt, auf dem
die Organisation der Blektrizitätswirtschaft von unten
auf aufzubauen ist. Wenn auch die damals zugrunde
‘gelegten Preisverhältnisse heute überholt sind, so dürf-
ten die durchgeführten Wirtschaftlichkeitsberechnungen
und das vorgeschlagene Organisationsschema auch heute
noch in den allgemeinen Schlüssen richtig sein.
Für den Elektrizitätswerksfachmann, der die
geplante Regelung der Elektrizitätswirtschaft
vegutachten soll, müssen allgemeine volks-
wirtschaftliche Gesichtspunkte maßge-
bend sein ; diesen gegenüber müssen alle Sonder-
interessen privatwirtschaftlicher, kommunaler
oder gar politischer Art zurücktreten.
Um die zweckmäßigste Organisation der
Blektrizitätswirtschaft erkennen zu können,
muß der Umriß des zu verwaltenden wirt-
sehaftlichen ZEinheitskörpers klarge-
stellt werden. Dieser ist aber von dem Stande
unseres technischen Könnens in starkem Maße
abhängig. Mit der fortschreitenden Beherr-
-schung ımmer höherer Spannungen und der
Herstellungsmöglichkeit immer größerer Ma-
schineneinueiten hat die Entwicklung der
Elektrizitäts-Versorgungsunternehmen von der
kleinen Einzelanlage und Blockstation über die
Stadtversorgung und das Kreisunternehmen zu
den Provinzen umspannenden einheitlichen Ver-
sorgungsunternehmungen mit 110 kV Fern-
leitungen und Großkraftwerken mit 50 000
kW Turbineneinheiten ‘geführt. . Wenn auch
im Auslande unter günstigen klimatischen Ver-
hältnissen höhere Spannungswerte für Fern-
übertragungen bereits erreicht sind, so darf
doch angenommen werden, daß man bei
der in Deutschland: einheitlich angewendeten
Höchstspannung von: 110 kV von der Grenze
des praktisch Erreichbaren nicht allzuweit
entfernt ist.
Zahlentafel 2. Ubertragungskosten einer 110 kV-Doppelleitung 2x3 120 mm? Al. R= 0,25 2/km, m L = 0,38 2/km, m c
Entfernung km
1. Übertragungsleistung. . kW | 12,500 | 15,000
2. Übertragungsarbeit Mill.kWh | 37,500 | 45,000
3. Leitungsverluste . . . “ 0,435 | 0,630
4. Wicklungsverluste der
Transformatoren . Mill. „ |. 1,410 | 1,680
5. Eisenverluste ... „ 2.060 | 2,370
6. Gesamtverluste . . „ 3 3,905 | 4,680
7. desgl. in °/, d. Übertra- x
gungsarbeit .. ...... %0 | 104 10,4
8. Kosten der Verluste je
Kilowattstunde _
a) bei Steinkohlen (16,3Pf) Pf | 1,7C 1,70
b) „ Braunkohlen (11,0Pf) „ 1,14 1,14
9, Kapitaldienst k
a) der Leitung (8,50%) Mill.M| 0,425-| 0,425
b) „Transf.Stat.(12,5%) „ „| 0,944 | 1,005
10. Gesamt-Kapitaldienst „ı. 1,869 | 1,430
11. desgl. je Kilowattstunde Pf | 3,66 | 3,18
12. Gesamtübertragungskosten TE Ni
a) Steinkohlenstrom . . :Pf | 5,36 | 4,88
b) Braunkohlenstrom . „ 4,80: | 4,82
Die technische Reichweite einer derar-
Berlin, 24. Juni 1920.
Heft 25.
tigen Fernübertragung, bestehend aus einer
Mastenreihe mit 2 parallelen Drehstrom-Alu-
miniumleitungen von 120 mm? Querschnitt mit
selbsttätigen Spannungsreglern von +10 %
Regulierbereich an den Entnahmestellen, ist
durch folgende zwei. im Interesse der Be-
triebssicherheit zu erfüllende Forderungen be-
grenzt:
1. muß die ganze Leistung bei Ausfall einer
der beiden Leitungen noch übertragen werden
können, wobei eine 10 %ige Spannungserniedri-
gung für die Störungszeiu mit in Kauf genom-
ınen werden soll,
2. darf die Spannungserhöhung, die am
Ende der Leitung bei plotzlicher lintlastung
nach Ausregulierung des Spannungsreglers
noch bestehen bleibt, den Betrag von 10%
nicht überschreiten.
Unter diesen Voraussetzungen ist es tech -
nisch: möglich, folgende Leistungen zu über-
tragen (vgl. Abb. 3):
40 000 kW auf 100 km
SEOGUSE EEE L3HN,
20000 ,, Em 200
15 000 ,, OR
00ER ee
' Wegen des Spannungssprungs bei plötzlicher
Entlastung ist dabei die techuische Reichweite
mit 380 km maximal begrenzt.
In wirtschaftlicher Hinsicht ist vor
allem zu fordern, daß die Erzeugungskosten des
Großkraftwerkes zuzüglich Kapitaldienst nebst
den Kosten der Übertragung auf der Fern-
leitung nicht höher sind, als die Erzeugungs-
kosten zuzüglich Kapitaldienst eines am Ver-
brauchsorte errichteten Nahkraftwerkes.
Bei den derzeitigen Kosten von etwa
100 000 M je km Höchstspannungsdoppelleitung
und beispielsweise rund 4,5 bis 5 Mill. M für
eine Transformatorenstation von etwa 30 000
kW Leistung einschließlich Reserve mit Span-
nungsreglern ergibt sich zweifellos, daß im
allgemeinen die Stillegung bestehender Nah-
kraftwerke zu Gunsten neuer Großkraftwerke,
die mit gleichem Brennmaterial betrieben
werden, in Verbindung mit Fernleitungsan-
lagen nur in Ausnahmefällen wirtschaftlich
ist, weil die elektrischen Übertragungskosten
die Bahnfrachten zurzeit bedeutend über-
wiegen und die Spanne in den Erzeugungs-
kosıen, hauptsächlich verursacht durch gün-
stigeren Kohlenverbraueh des Großkraftwer-
kes, wegen des niedrigeren Kapitaldienstes des
Nahkraitwerkes zu gering ist (vergl. Abb. 1).
Wenn dagegen Großkrafiwerke mit billigeren
Brennstotien, z. B.
beiten, so können die geringeren Betriebskosten
des. Großkraftwerkes die Fernübertragungs-
kosten aufwiegen. k
mit Rohbraunkohle, ar--
-Je Tonne
Zahlentafel 1. Strom-Selbstkosten.
20:9 | 2a | 95%
see | 885 | S8E
BEE Pa Re
Betriebsfaktoren FREE PFESEIRE
Deine) = E z= 5 a Z= as
Sn
Ares Aal ae
De N Dr A
Installierte Maschi- | |
nenleistung. . . KW | 20.000 | 100 000 | 100 000
Jahres-Maximum . ', 12500 | 75000 | 75 000
Jahres-Benutzungs-
ANNE NE h 3000 | 5000 | 5.000
Von Sammelschie- | |
nen abgegeben x)
Mill. kWh | 375 | 375 | 375
Baukostenjeinstall. |
Kilowattl.Aakr. 300,0 \ 1200,0 | 1250,0
Gesamte Baukosten |
+. Mill.sı 3, 6 120 125
Kapitaldienst (12,50/o) |
Mill. 0,750 | 15 15,6
desgl. je Kilowatt- |
STUNdGER MER: Ef 9,0: 4,0 4,15
KohlenpreisjeTonne M 85,0 85,0 6,0
Kohlenverbrauch je |
Kilowattstunde. kg 1,25 1:0... 5,0
Erzeugungskosten
je Kilowattstunde. |
Kohlen A 10,6 BD 08,0%
Löhne und Gehälter „ 1,25 1.2506 21.05
Unterhaltung und
Reparaturen. ... ”. 29 1,8 1,35
Schmier- und Putz-
Stoll .. nn ine H 0,3 0,2 0,2
Verwaltimose 2... 0,75 0,55 0,55
Gesamte Erzeugungs- | |
kosten... °2.. . Pf | 15,4 12,3 6,85
Kapitaldienst ... „ DUERAN 4.15
Gesamte Strom- |
kosten ab Werk . Pf | 17,4 16,3 | 11.0
Bei abseits von der Grube gelegenen Stein-
kohlen-Nahkraftwerken treten nierzu noch die
Eisenbahnfrachten für die Kohlen; diese be-
tragen heute:
bei Entfernung von km
50:=| 100 | 200
Je Kilowattstunde . -
Erzeugüngskosten ab
Zeche -je Kilowatt-
Sstundensarenden:
Gesamtkosten im Nah-
kraftwerk je Kilo-
wattstunde Pf |181 118,5 |19,3 120.1
Spanne zwischen | |
Steinkohlen-Nah- |
kraftwerku.Groß- | Re
kraftwerk..... Br 1812213038
320m.
50 100 | O0 | 300
20,000 , 30,000° | 40,000 | 12,500 | 15,000 | 20,000 | 30,000 \ 40,000 | 12,500°| 18,000 | 20,000 | 12,500 | 15,000
60.000 | 90.000 ‚120,00 | 87,500 | 45,000 | 60,000. | 90,000 120,000 | 87,500 | 45,000 | 60,000 | 37,500 | 45,000
11200 . 2,880 | 5.280 | 0,825 | 1,170 | 2,340 | 6,850.| 12,000 | 1,980 | 8,130 | 4,500 | 1,690 | 3.000
1,890 | 2,670 | 3,480 | 1,410. 1,680 | 1,890 | 2,790 | 3,720 | 1,410 | 1,680 | 2,010 | 1,230 | 1,410
2450 | 3.280 | 4.200 | 2060 | 2,370 | 23450 | 8420 | 4,650 | 2.060 | 2370 | 2,680 | 1.900 | 2,060
5540 | 8.830 , 12.960 | 4295 | 5.220 | 6,680 | 12,060 | 20,370 | 4750 | 6180 9140 | 4,820 | 6,470.
05 | a8 108 In |ı16 Jin 18a ro. jıgr |ı375 |152 1986| 144
| | | | i
v51 | 160.1 176 | 186 | 1808 | 181 | 219 | a77 | '207 | 2227 | us | 210%] 9,35
02 | Les | 219 | 106 | nos | 12 | 17. | ner | 2a. | 182. | 167, ) 1140| 188
0,425 | 0426 | 0,425 | 0,850 | 0,850 0,850 | 0,850 | 0,850 | 1,700 | 1,700. | 1,700 | 2,550 | 2,550
11065 , 1,50 | 1,450 | 0,044 | 1,006 | 1,065 1,970 | 1,520.| 0,944 | 1,005 | 1,065 | 0,944 | 1,005
1,490.| 1,675 | 1.875 | 1,794 | 1.856 | 1,915 | 21190 | 2,370 | 2644 | 2,706 2,765 | 3,194 | 3,555
a8 | 186 | 156 | #79 | Aa | 319 || &86 | 197 | 7,06 | 602 | 461 1.931 | 79
2990 | sa6.| 332 |.66 | 661, 500.1 a55 | 74 | 918 | 828 | 7,09 [1141 | 10,25
.3,50 |, 244 | 2375 | 65 | 5,40 ar | 388 | 3,84 | &46 | 764628 [10,72 | 79,48
Zahlentafel 3 _ Vergleichende Zusam-
menstellung der Kosten des Stromes
in Pf/kWh
von .a) Steinkohlen-Nahkraftwerken mit Eisen-
bahnfracht,
b) Steinkohlen - Großkraftwerken mit 110
kV-Übertragung,
c) Braunkohlen -Großkraftwerken. mit, 110
kV-Übertragung.
Entfernung km 0 ,|50 | 100 | 200 | 300
a) des Steinkohlen-
Nahkraftwerkes 17,4 | 18,1 | 18,5 | 19,3 | 20,1
b) des Steinkohlen-
Großkraftwerkes
loko Verbrauchsstelle
bei 10000 kW . . 16,3 22,5 124,1 27,1] —
12007 : 16,3 | 21,7 | 23,0 | 25,4 | 27,7
„ 1500 „ 16,3 121,2] 22,3 | 24,6 | 26,6
0.20.0003 16,3 | 20,3 121,3 1234| —
»..30000 „ 16,3119,8[209| — | —
„ 40000 „ 163 119,6 |21,0| — | —
SpannegegenStein-
kohlen-Nahkraft-
werk (ohne Übertra-
gungskosten). ...| 1L1| 18| 22) 30| 3,8
c) des Braunkohlen-
Großkraftwerkes
loko Verbrauchsstelle
bei 10000 kW . . . [11,0'16,6|18,1|21,1) —
„ 12560 „ ... 1110[158[|17,6| 19,5 \21,7
„ 15000 „ 11,0 | 15,3 | 16,4 | 18,5 | 20,5
„ 20000 „ 11,0 | 14,5 | 15,4 117,3) —
». 80.000 11,011891934,81. 1 —
»-40:000 52.
SpannegegenStein-
Kohlen Nakkrar
werk (ohne Übertra- |: >
gungskosten). . . . |. 64| 71:75) 83| 91
Aus Zahlentafel 3-und Abb. 1 ist ohne
weiteres ersichtlich, daß die Stromkosten des
Steinkohlen-Großkraftwerkes zuzüglich Über-
tragungskosten diejenigen des Nahkraftwerkes
PF/kWh
28
Kosten des mit 100000 K-Leitung
übertragenen Stromes \eines Sfein-
Elektrotechnische
PEIRWR
22
Zeitschrit. 1920. Heit 25.
24. Juni 1920.
Hosten des Stromes
[7 "50
700 730
200 250 s
Abh. 2. Wirtschaftlicher Vergleich eines Braunkohlen-Großkraftwerks mit einem Steinkohlen-Nahkratt-
werk.
bertragung durch 110 kV-Dopp el-Drehstromleitung 2x3>x120 mm? Al. Die wirtschaftliche Reichweite ist
für eine bestimmte Belastung und eine bestimmte Spanne gegeben durch den Schnittpunkt der schrägen Linien mit
den horizontalen. Die wirtschaftlichen Reichweiten sind wieder in Abh. 3 als Kurven dargestellt.
In Abb. 2,:wo.die Stromkosten des Braun-
kohlen-Großkraftwerkes bei Fernübertragung
mit denjenigen eines Steinkohlen-Nahkraftwer-
kes verglichen sind, ist aus den Schnittpunkten
der Stromkosten des Großkraftwerkes (schräge
Linien) mitden Stromkosten des Nahkraftwerkes
horizontale Linien) bei verschiedenen Spannen
er Stromkosten die für jede Belastung mög-
liche wirtschaftliche Reichweite festzustellen.
Die hieraus gewonnenen Zahlen sind in Abb. 3
gleichzeitig mit der technischen Reichweite ein-
gezeichnet. Die Kurven der wirtschaftlichen
Reichweite haben, wie aus Abb. 3 ersichtlich,
für
verschiedene Spannen ein bestimmtes
26
15000
20000
D
IS)
30000
40000 »
Hosten des Stromes
&
IS
76
50 - 750
200
Entfernung von der Sreinkohlengrube
Abb. 1. Wirtschaftlicher Vergleich eines auf der Grube gelegenen neuen Bt einkohlen-Großkraftwerks
mit einem abseits der Grube gelegenen bestehenden Steinkohlen-Nahkraftwerk. Übertragung dure
110 kV-Doppel-Drehstromleitung 2>< 3x 120 mm? Al. E j :
auch bei hohen Eisenbahnfrachten bei weitem
überwiegen, und daß erst bei einem Nahkraft-
werk, welches heute bereits Erzeugüngspreise
von 24 bis 25 Pf/kWh hat, eine Fernübertragung
vom Steinkohlen-Großkraftwerk aus in be-
schränktem Maße rentabel ist. , .
Beim Braunkohlen-Großkraftwerk liegen
dagegen die Verhältnisse günstiger.
Wie Zahlentafel 1 zeigt, beträgt der Unter-
schied in den Selbstkosten eines auf der Roh-
braunkohle liegenden neuen Großkraftwerkes
gegenüber einem mit Steinkohle arbeitenden
bestehenden Nahkraftwerk für rheinische Ver-
hältnisse etwa 6,4 Pf/kWh bei 3000 jährlichen
Benutzungsstunden des Nahkraftwerkes. Nun
ist die wirtschaftliche Reichweite we-
sentlich von dieser Spanne abhängig. Sie
wird. also, wenn man sicherheitshalber auch
noch mit anderen Spannen rechnet, betragen:
N 5 n
Zu übe®# Entfernung in km (ungefähr)
megende Ss Ss e | Spanne |-Spanne | Spanne
s e | Spann Spa £
eistung | Snange | Spanne | Spanne | Epsnye | Srepn
40.000 |liegt außerhalb der techn. Reichweite
30000 | „ & 5 x
20 000 185 210 | _ — | —
15 000 130 150 185 200 225
12 500 100 120 140 _ | 165 | 185
10 000 65 80 95 116 130
Maximum, welches aber nicht ausgenutzt
werden kann, da die Kurven der wirtschaft-.
lichen Reichweite durch‘ die Kurve der tech-
kW
—
:| bleibt;
nischen Reichweite abgeschnitten werden (siehe
den ‚gestrichelten Teil der Kurvenschar).
Die maximale nutzbare Reichweite
liegt bei dem Schnittpunkt der wirtschaftlichen
Reichweite mit der technischen Reichweite.
Sie beträgt bei-den verschiedenen Spannen für
‚die 110 KV-Doppelleitung (vgl. Abb. 3):
übertragbare
Leistung
bei 5,0 Pf Spanne maximal 150 km bei 27000 kW
” 6,0 n » ” 190 a ” 21000 ”
OR SR & 205 „ „ 19500 „
1:05, Ar u DO » 18000 „
NEO R 5 2303 » 17500,
RN = 245 - 16500 „
>:::9:0475 = a DIVE „. 15000 ,
» 10,0 ” ” ” 300 ” n 14000 ”
Für diese maximale nutzbare Reichweite ist
jedoch jeweils nur eine ganz bestimmte Be-
lastung möglich. Steigt die Belastung über
diesen Betrag, so gefährdet sie die technische
| ‚Betriebssicherheit, sinkt sie darunter, so ge-
fährdet sie die Wirtschaftlichkeit der Anlage.
Es ist daher praktisch unmöglich, diese maxi-
male Reichweite auszunutzen. Vielmehr muß
man sicherheitshalber soweit unterhalb dieser
maximalen Reichweite bleiben, daß ein ge-
wisser Spielraum in der übertragbaren Leist
Die in Abb. 3 schratfierten Zwicke
zwischen den Kurven der wirtschaftlichen
Reichweiten und der technischen Reichweite
bleiben also. unausgenutzt, sodaß die tat-
sächlich. praktisch nutzbare Reichweite
nur..bis zu den schraffierten Flächen reicht.
Diese letztere ergibt sich (vgl. Abb. 3):
bei 5,0 Pf Spanne und rd 23 - 29 000 kW zu 140 km
” Au) ” ” ” ” 19—24 000 » ” 170 n
” 6,5 n » n ” 17—22 500 ” ” 180 ”
HERD = C-BLOU
io, 3 2 7165=20:000 12, ae
8,0.-, ein 14 19.000,
ONE 1817500.
O0 ne an 916.000
40.009
30000
ogungsieisturg
20.000
70.000
0 50 100
laximale nutzbare Reichweite bei 10 Pf Spanne —
a
i |
‚praktisch nuftabare Keichweite bei 10 Pf Spanne
00
f 7150 2
Enrfernung der Verbrauchstelle
WR? TB Yy VE
|
_
_
300 Km _
[2 N: 7
Abb.3. Technische und wirtschaftliche Reichweite einer 110 kV-Doppel-Drehstromleitune 2x3x120 mm? Al bei
verschiedenen Spannen der Stromkosten des Großkraftwerks und des Nahkraftwerks. Die schraffierten Gebiete sind
praktisch nicht ausnutzber.
24. Juni 1920.
Elektrotechnische Ze
483
itschriitt. 1920. Heft 25. S
Spanne 10 Pf
7
Rn: Ga
#2
AREE3E, | $
/ ER N N
af ___ 2 Spanae 3RE SS
Kosten des L SS
Braunkohlerf ä S
siromes S
\ ‚einschl, G Kosten N
E IS
NL, Ss
S - =
S a SEN
S I Ei Teer 58
> N
Ni
a rn ar)
ss
%
Se rn IS
SS
Br SS
Entjernung von der Braumkohlengrube
16,5 N
700 250 300 350 Y00hır
Abb. 4. Wie Abb. 2, jedoch mit Übertragung dureh 110 kV-Vierfach-Drehstromleitung 2X 2x 3>x120 mm? Al,
In den Abb. 4 und 5 sind dann in gleicher
Weise, wie oben ausgeführt, die Ergebnisse
‘einer Vierfach-Drehstromleitung 2x 2x 3x 120
mm?
Aluminium auf Doppelmastgestänge dar-
gestellt. Die Reichweite einer solchen Leitung
ist nicht viel größer als diejenige einer nor-
malen Doppelleitung, dagegen sind die zu-
lässigen Übertragungsleistungen bedeutend
größer. Bei Anwendung einer solchen Doppel-
kW
70000
60000
Falles bis zu 300km Halbmesser ab Braun-
kohlengrube gelegen ist.
Bezüglich der Wirtschaftlichkeit des
Baues von Wasserkräften, die wegen der
Versehiedenartigkeit der Ausbaukosten immer
sorgfältig für den Einzelfall zu prüfen ist, kann
allgemein folgendes gesagt werden: Es ist
zu unterscheiden, ob die Wasserkräfte inner-
halb oder außerhalb des Wirtschaftlichkeits-
50000
40000
Überh agungsieistung
30000
0 - 700
200 300
” Entfernung der Verbrauchsstelle
Wirtschaffliche Reichweite
400 Im 300
Abb. 5. Wie Abb. 3, jedoch für eine 110 kV-Vierfaoh-Drehstromleitung 2 x2x3xX 120 mm Al.
mastenreihe mit 4 Drehstromleitungen beträgt
die maximale nutzbare Reichweite, wenn
unter den gleichen 'betriebstechnischen Voraus-
setzungen mit dem Ausfall einer Drehstrom-
leitung gerechnet wird (vgl. Abb. 5):
übertragbare
{ Leistung
bei 6,0 Pf Spanne maximal 235 km bei 50000 kW
226,5 =, aR 2DOs 2 AS 0008 7,
3 n 270... 2 .,.49000. 7,
” 7,5 ” ” » 290 „ ” 42500 „
BR S.00, = = 3102200 ,.21.0007°7,
„» 90 „ „ n 850 „_ „ 38000 „
” 10,0 7 ” ” (395) » n 36000 n
Der letzte, eingeklammerte Wert liegt schon
_ Vierfach-Drehstromleitung ergibt
jenseits der maximalen technischen Reichweite,
die oben mit 380 km angegeben war.
Die praktisch nutzbare Reichweite der
sich aus
Abb. 5 unter Berücksichtigung der nicht aus-
nutzbaten schraffierten Zwickel:
bei 6,0 Pf Spanne und rd 45--54 000 kW zu 220 km
n 6,5 n ” ” ” 41—52 000 n n 230 ”
Ua „ 39.48.0007 2u,.200r2,%°
” 7,5 ” ” ” ” 36—46 000 n ” 260 n
8,0: 5, c » #35-4400) „ „ 280 „
ia). 30.000820 m
230.0: , RR 0 5000 360°
Wenn naturgemäß bei der . Wirtschaft-
lichkeitsberechnung im Einzelfalle immer be-
sondere, von den örtlichen Verhältnissen ab-
hängige Faktoren zu berücksichtigen sind, vor
allem die Preise und Frachten der Brennstoffe.
so kann doch mit genügender Sicherheit ge-
sagt werden, daß der Vorsprung des Braun-
kohlen-Großkraftwerkesgegenüber Steinkohlen-
kraftwerken innerhalb eines Kreises günstigen
bereiches der Braunkohlenkraftwerke liegen‘
Im ersteren Falle wird der Kapitaldienst, der
wegen der durchschnittlich erheblich höheren
Ausbaukosten der Wasserkräfte denjenigen von
Dampfkraftwerken im. allgemeinen wesentlich
überschreitet, die. entsprechenden ersparten
Brennstoffkosten der Braunkohlenwerke im
allgemeinen überwiegen, sodaß in der Regel
in. Norddeutschland höchstens der Ausbau
desjemigen kleinen Teiles der Wasserkräfte in
Frage kommt, der das ganze Jahr hindurch
nutzbar ist. Liegen die ‚Wasserkräfte aber
außerhalb des Wirtschaftlichkeitsbereiches der
Braunkohlenkraftwerke, was für die meisten
süddeutschen Wasserkräfte zutrifft, so muß
in jedem Einzelfalle durch eingehende Wirt-
schaftlichkeitsreehnungen nachgeprüft werden,
in welcher Größe die Wasserkraft ausbau-
würdig ist. Man muß dabei bedenken, daß für
alle diejenigen Wasserkraft-Kilowatt, die nicht
das\ ganze Jahr über zur Verfügung stehen,
entsprechende Dampfkraft-Kilowatt zur Re-
serve bereitzuhalten sind, die zusätzlichen Ka-
pitaldienst verschlingen, sodaß die mit dem
Teil der Wasserkraft, der nicht ständig das
ganze Jahr über zur Verfügung steht, erzeugten
Kilowattstunden sich nicht wesentlich teurer
stellen dürfen als die reinen Brennstoffkosten
in den Reserve-Dampfkraftwerken.
Süddeutschland, dessen Wasserkräfte
für Norddeutschland unerreichbar sind, erfor-
dert hinsichtlich der Wasserkräfte eine beson-
dere Behandlung. Dort erscheint unabhängig
von den politischen Grenzen ein die bayrischen,
württembergischen und badischen Wasserkräfte
umfassendes einheitliches Wirtschaftsgebiet der
Elektrizitätsversorgung geboten. In diesem'süd-
deutschen Wirtschaftsgebiet, für das erschwe-
rend ins Gewicht fällt, daß im allgemeinen
der Winter mit seinem Höchstbedarf an Elek-
trizität wasserarm ist, müßte möglichst die
Neuerbauung oder Erweiterung von Dampf-
kraftwerken vermieden werden. Zu diesem
Zweck sind einheitlich für ganz Süd-
deutschland zusammen Wirtschaftlichkeits-
berechnungen darüber anzustellen, welche
Wasserkraftanlagen fürdurchgehende Belastung
(Grundbelastungswerke) und welche für die
Spitzenleistung zu Speicherwerken
mäßig auszubauen sind.
Diese ganzen Überlegungen führen für
Deutschland zu folgender Gliederung wirt-
schaftlicher Einheitskörper der Elektrizitätse-
versorgung: Quer durch das mittlere Deutsch-
land von der Maas bis zur Oder spannt sich
ein breites von der Braunkohle im Rheinland,
in der Provinz, Sachsen und in der Lausitz be-
herrschtes Band, dem südlich jenseits der
Mainlinie ein hauptsächlich von der Wasser-
kraft versorgtes Wirtschaftsgebiet und nörd-
lich einige einstweilen (d. h. bis zur Lösung
der Frage von Torf-Großkraftwerken) noch
hauptsächlich der Steinkohle vorbehaltene
Wirtschaftsgebiete vorgelagert sind. Es würden
demnach etwa folgende Wirtschaftsgebiete
entstehen:
1. Süddeutschland, hauptsächlich gestützt
auf Wasserkräfte,
2. Westdeutschland bis zur Weser, haupt-
sächlich gestützt auf rheinische Braun-
kohle,
3. Mitteldeutschland, hauptsächlich ge-
stützt auf Braunkohle der Provinz
Sachsen,
4. Südostdeutschland bis Breslau, haupt-
sächlich gestützt auf Lausitzer Braun-
kohle, .
Oberschlesien, hauptsächlich gestützt
auf Oberschlesiens minderwertigeStein-
kohle,
6. Nordwestdeutschland, versorgt von
Steinkohle bezw. Torfkraftwerken,
7. Nordostdeutschland, versorgt von
Steinkohle,
8. Ostpreußen, versorgt von Steinkohle
und Wasserkräften.
Es wird Aufgabe einer aus etwa 10 Elek-
trizitätswerksfachleuten aller. Gebiete Deutsch-
lands zusammengesetzten Kommission (etwa
vergleichbar mit der früheren Elektrizitäts-
wirtschaftsstelle) sein, zunächst die Umrisse
dieser einheitlichen Wirtschaftskörper nach
Anhörung der Beteiligten, namentlich in den
Grenzbezirken, nach technischen und
wirtschaftlichen Gesichtspunkten fest-
zulegen.
Für jedes derartige Wirtschaftsgebiet ist
eine mit eigenen Nachrichten- und Melde-
leitungen ausgestattete Betriebsoberleitung
zu schaffen, deren Aufgabe die Betriebsführung
nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist
Elektrizität ist keine Stapelware, sondern muß
jeweils nach Maßgabe des Verbrauchs in wech-
selnder Höhe erzeugt werden, sodaß sich im
Gegensatz zu den bekannten Stapelwaren-
Syndikaten nicht von langer Hand Dauer-
verfügungen im voraus treffen lassen. Es wird
Aufgabe der Betriebsoberleitung sein, die im
Gesamtgebiet herrschende Last jeweils auf die
günstigst arbeitenden Kraftwerke nach Maß-
gabe derer technischen Einrichtungen und der
zur Verfügung stehenden Übertragungsleitun-
gen ‚zu verteilen und: in Störungsfällen ent-
sprechend mit Lastverschiebungen einzugreifen.
Es gehört ferner zu ihrer Aufgabe, veraltete
oder mit teurem Brennmaterial arbeitende
Werke stillzusetzen und dafür günstiger ar-
beitende, z. B. auf der Braunkohle gelegene
Großkraftwerke, stärker aus- oder neu zu
bauen. Die Betriebsoberleitung muß .also
vollkommene Verfügungsgewalt über alleKraft-
werke und die der Verkuppelung dienenden
Hochspannungsleitungen erhalten. Diese voll-
kommene Verfügungsgewalt kann praktisch
nicht erreicht werden durch vertragliche Ab-
machungen, wie Stromlieferungsverträge und
dergl. Die Betriebs- und Verrechnungsschwie-
rigkeiten zwischen einer Reihe von Kraft-
werken, die verschiedenen Gesellschaften ge-
hören und damit verschiedenen Interessen
dienen, sind so groß, daß sie sich auch durch
noch so ausgeklügelte tarifliche Strafbestim-
mungen praktisch nicht überwinden lassen.
Jeder einzelne Betriebsleiter hat das: begreif-
liche Bestreben, für sein Werk und seine Ge-
sellschaft so vorteilhaft wie möglich zu ar-
beiten; wenn er nun durch ein Kommando
der Betriebsoberleitung, das zur Verbesserung
der allgemeinen Wirtschaftlichkeit erteilt ist,
zur Verringerung der Wirtschaftlichkeit seines
eigenen, im Besitz einer besonderen Gesell-
schatt befindlichen Werkes gezwungen werden
soll, so wird er mindestens eine dem Ganzen
nicht förderliche passive Resistenz üben. Ahn-
lich liegen die Verhältnisse, wenn es sich um
die Geldbeschaffung für den von der B-
zweck-
au
484
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heli
25.
IE var ® EEE EN TER
triebsoberleitung als notwendig angesehenen
Weiterausbau z. B. eines Kraftwerkes handelt,
das für den Teilbezirk der betreffenden Ge-
sellschaft allein nicht erweiterungsbedürftig
wäre. Kurz, die im Betriebsinteresse unbedingt
gebotene vollkommene Verfügungsgewalt ge-
währleistet nur der Besitz. ;
Aus diesen technischen und wirtschaft-
lichen Erfordernissen heraus ergeben sich fol-
gende
Vorschläge für die Organisation:
I. Verteilungsunternehmen. Der ge-
samte Kleinverkauf der Elektrizität verbleibt
den bisherigen Besitzern der Verteilungsnetze,
II. Bezirks-Elektrizitätsgesellschaf-
ten. Es werden entsprechend den oben
beschriebenen Wirtschaftsgebieten, deren Ab-
grenzung erstmalig durch eine Sachverstän-
digenkommission, wie oben erläutert, erfolgen
soll, in Deutschland etwa 8 Bezirks-Elektrizi-
tätsgesellschaften als Aktiengesellschaften ge-
bildet, in welche von den bisherigen Besitzern
sämtliche überwiegend der öffentlichen Strom-
versorgung "dienenden Kraftwerke, Höchst-
spannungs- und Mittelspannungsleitungen des
Bezirkes gegen Aktienübergabe eingebracht
werden. Als Maßstab für die Beteiligung
an der Bezirksgesellschaft sollen die An-
lagewerte der einzubringenden Werke und
Leitungen nach einem für alle gleichen Schlüssel
gelten. In besonderen Fällen kann solchen
Großstädten und Kreisen, die für ihre be-
stehenden Elektrizitätsunternehmen erhebliche
Strommengen von einem auswärtigen fremden
Unternehmen beziehen, eine ihrer Bedeutung
entsprechende Sonderbeteiligung an der
Bezirks-Elektrizitätsgesellschaft zugesprochen
werden. Den Ländern .bezw. in Preußen den
betreffenden Provinzen soll, sofern sie nicht
durch Einbringung staatlicher oder Provinz-
werke bereits entsprechend beteiligt sind, eine
geringe Aktienbeteiligung von etwa 5% zu-
stehen, damit die allgemeinen öffentlichen
Interessen auch ‚zu Wort kommen. Soweit
die an die Beteiligten zu übergebenden Aktien
nieht durch einzubringende Anlagen abge-
golten werden, müssen sie voll einbezahlt
werden.
Die Bezirksgesellschaften haben die
alleinige Berechtigung, öffentliche Elektrizi-
tätswerke zu erweitern bzw. neu zu bauen, und
sind mit Enteignungsrechten zum Bau von
Kupplungsleitungen aller Art auszustatten.
Dieses Enteignungsrecht soll sich auch auf
solche Gruben erstrecken, auf denen Groß-
kraftwerke liegen oder zu errichten sind. Den
großen Aufgaben der öffentlichen Elektrizitäts-
werke kann auch hier ein Kohlenlieferungs-
vertrag nicht gerecht werden, da er praktisch
nicht den bestimmenden Einfluß auf die Be-
triebsführung der Grube gewährt, der für die
Sicherstellung der Kohlenzufuhr zum Kraft-
werk unerläßlich ist; auf der andern Seite
stellt auch der Besitz der Gruben die öffent-
liche, für unser ganzes Wirtschaftsleben so
bedeutsame Elektrizitätsversorgung Deutsch-
lands auf lange Zeit sicher.
Die Stromlieferung der Bezirksgesellschaft
an die Verteilungsunternehmer erfolgt zu deren
bisherigen Selbstkosten jeweils unter ange-
messener Berücksichtigung späterer Teuerung,
sodaß unwirtschaftliche Maßnahmen der Be-
zirksgesellschaft, wie etwa der Anschluß eines
kleinen, weit abseits gelegenen Elektrizitäts-
unternehmens, unmöglich sind. Überhaupt hat
die ganze Verwaltung nach kaufmännischen
Grundsätzen zu erfolgen; insbesondere muß
es das Bestreben der Bezirks-Elektrizitäts-
gesellschaft sein, möglichst alle großen Einzel-
anlagen im freien Wettbewerb zum Strombezug
zu bewegen. Ein Anschluß- oder Konzessions-
zwang für derartige Einzelanlagen ist grund-
sätzlich zu verwerfen, da sie vielfach die elek-
trische Arbeit aus Abfallbrennstoffen oder
durch Ausnutzung von Abwärme billiger er-
zeugen und andererseits im Wettbewerb mit
den Selbstkosten der Erzeugungsanlagen der
Großindustrie der beste Anreiz zur technischen
Fortentwicklung und zur Vermeidung der
Bureaukratisierungliegt. Grundsätzlich müssen
nämlich die besonders großen Abnehmer
bei Überschreitung einer gewissen Größe zu
den unmittelbaren Abnehmern der Bezirks-
Elektrizitätsgesellschaft gehören, u. zw. des-
halb, weil sonst jede unmittelbare Beziehung
zwischen den a und der
Großerzeugung fehlen würde. Ein Zwischen-
händler zwischen Großerzeugung und Groß-
verbrauch ist aber geradezu verderblich, weil
eben nur die Kraftwerke an einer durch die
Großabnehmer gewährleisteten Gleichmäßig-
keit der Erzeugung ein überwiegendes Inter-
esse haben, das sich bei dem Zwischenhändler
nicht dureh Abstaffelung oder Anpassung der
Bezugspreise erzielen läßt.
Es muß auch Aufgabe der Bezirks-Elek-
trizitätsgesellschaft sein, alle sogenannte Ab-
.an Großversorgungsunternehmen nicht an-
fallenergie, die namentlich Hütten und Zechen
unter Ausnutzung ihrer Reservemaschinen
meist aus minderwertigen Brennstoffen er-
zeugen können, oder die in betriebsschwachen
oder wasserreichen Zeiten bei Besitzern von
Fabrikwasserkräften zur Verfügung steht, zum
Nutzen der Allgemeinheit aufzusaugen.
III. Reichs-Elektrizitätsgesell-
schaft. Um eine einheitliche Marschrichtung
aller Bezirks-Elektrizitätsgesellschaften zu er-
zielen, wird eine Reichs-Elektrizitätsgesell-
schaft als Aktiengesellschaft mit verhältnis-
mäßig niedrigem Aktienkapital‘ gebildet, von
dem das Reich etwa 25% und den Rest die
Bezirksgesellschaften nach Maßgabe desStrom-
absatzes in den einzelnen Bezirken über-
nehmen. Der Vorstand der Aktiengesellschaft
besteht aus mindestens 3 Personen, von denen
das Reich eine bestellt. In den Aufsichtsrat
entsendet jede Bezirksgesellschaft je ein Mit-
glied, das Reich aber aufgerundet eine Zahl
von Mitgliedern, die einem Drittel der Mit-
gliederzahl der Bezirksgesellschaften entspricht,
mindestens aber 3. Mitglieder. Diese Reichs-
Elektrizitätsgesellschaft dient den Bezirks-
Elektrizitätsgesellschaften als Finanzgesell-
schaft, indem sie aus Anleihen, die sie unter
Bürgschaft des Reiches und der Bezirks-
gesellschaften aufnimmt, diesen für die Auf-
gaben innerhalb ihres Bezirkes und für Kupp-
lungsleitungen mit den Nachbarbezirken Dar-
lehen zu einem Zinsfuß zur Verfügung stellt,
der die allgemeinen Verwaltungskosten der
Reichs-Elektrizitätsgesellschaft mit deckt.
Zu den Aufgaben der Reichs-Elektrizitäts-
gesellschaft gehört auch die endgültige Ab-
grenzung derBezirks-Elektrizitätsgesellschaften
und die Schlichtung etwaiger Streitigkeiten
zwischen den Bezirks-Gesellschaften unter-
einander und zwischen diesen und den Ver-
teilungsunternehmungen.
Mit der im Vorstehenden aus den tech-
nischen und wirtschaftlichen Notwendigkeiten
entwickelten Organisation sei die im Gesetz-
entwurf der Regierung vom 27. VII. 1919
vorgesehene Regelung der deutschen Elek-
trizitätswirtschaft verglichen:
Der Zweck des Gesetzes besteht nach
der Begründung ‚Allgemeiner Teil‘ im wesent-
lichen darin, daß
a) zur Vermeidung einer weiteren Zersplit-.
terung eine einheitliche Elektrizitätsver-
sorgung Deutschlands geschaffen werden
soll, für welche das Reich die Führung
in der Elektrizitätswirtschaft übernehmen
müsse,
b) mit Rücksicht auf den Friedensvertrag
Kohlenersparnisse durch stärkere Her-
anziehung der Wasserkräfte und der
Großkraftwerke unter gegenseitiger Ver-
kuppelung erzielt werden müssen.
Zu a.. Wenn in der Begründung von über
4000 in Deutschland bestehenden Elektrizitäts-
werken die Rede ist, so mag es ob dieser Zer-
splitterung allerdings dem Laien graulen. Es
darf deshalb nicht verschwiegen werden, daß ein
sehr erheblicher Teil dieser Elektrizitätswerke
entweder Strombezieher von Großversorgungs-
unternehmen ist, die den Strom wirtschaftlich
in Großkraftwerken erzeugen, oder Strom-
lieferant im Nebenamt (Lieferung aus Zechen,
Hütten oder Fabrikzentralen) oder Strom-
lieferant us kleinen Wasserkräften oder end-
lich aus abseits gelegenen und wirtschaftlich
schließbaren kleinen Ortskraftwerken besteht.
Es erübrigt sich, statistisch nachzuweisen,
daß von allen öffentlichen Elektrizitätswerken
Deutschlands die Stromerzeugung in kleinen
Kraftwerken nur einen verschwindend geringen
Teil der in Großkraftwerken erzeugten Jahres-
menge ausmacht. Das gibt die Begründung
des Gesetzes in dem „besonderen Teil‘ selbst
zu, indem sie die Ausscheidung aller Werke
unter 5000 kW Maschinenleistung aus dem
Ubernahmerecht des Reiches damit recht-
fertigt, daß diese an Zahl zwar sehr erheblichen
Unternehmungen nur von geringer Bedeutung
für die Gesamt-Elektrizitätswirtschaft seien,
sodaß ihre Übernahme auf das Reich keinen
Nutzen bieten würde. Damit ist auch vom Ge-
setzgeber die wirtschaftliche Existenzberech-
tigung dieser Werke zugegeben.
Ein Vergleich der Elektrizitätslandkarte
Deutschlands mit derjenigen anderer Länder
läßt erkennen, daß die „Balkanisierung‘“ der
Elektrizität in Deutschland am wenigsten aus-
geprägt ist. Trotzdem muß gesagt werden,
daß der heutige Zustand der Elektrizitäts
landkarte Deutschlands noch keineswegs über-
all dem oben entwickelten Ideal des wirtschaft-
lichen Einheitskörpers entspricht. Die Re-
gierungsvorlage ist aber keineswegs geeignet,
uns diesem Ideal näherzubringen. Sie pickt
einseitig nur die privatwirtschaftlichen und
gemischtwirtschaftlichen großen Unterneh-
mungen bzw. Teile dieser Unternehmungen
lich unter
heraus, läßt dagegen die im gleichen
Besitzverhältnis befindlichen kleinen, hin-
sichtlich des Brennstoffverbrauchs sicher
weniger rationell arbeitenden Werke unter
5000 kW, die sich ja zum Austausch elek
trischer Arbeit bereit erklären können, un-
behelligt und macht vor den politischen Ver
waltungsgrenzen und allen möglichen Reservat-
rechten zum Schaden der allgemeinen Wirt-
schaftlichkeit Halt. Die wünschenswerte Ver-
einheitlichung wird doch nicht dadurch er-
zielt, daß lediglich der Privatbesitz bei den
großen privaten und gemischtwirtschaftlichen
Unternehmungen in: den Reichsbesitz über-
führt wird, während sich die kleinen privat-
wirtschaftlichen und alle kommunalen oder
Provinz-Unternehmungen dem Reichseinfluß
durch praktisch bedeutungslose Stromliefe-
rungsverträge entziehen können. Anstatt die
Zersplitterung zu beseitigen, wird sie durch
den Regierungsentwurf geradezu gefördert,
indem bestehende wirtschaftliche Einheiten
zerschlagen werden. Z. B. führt das rein kom-
munale Elektrieitätswerk Westfalen, das 14
große Landkreise und die innerhalb derselben
gelegenen Stadtkreise versorgt, von seinem
Gersteinwerk aus den Verbrauchsbezirken die
Energie mit 50 000 V Spannung zu. Die vom
Gersteinwerk nach Osten führende 50 000 V-
Speiseleitung, welche die Grenze - des Ver-
sorgungsgebietes nicht überschreitet, führt zu-
nächst zum Kraftwerk der Zeche Radbod.
Das Leitungsstück zwischen diesem Zechen-
kraftwerk und dem Gersteinwerk unterliegt
also nach $ 1, Absatz 1, des Gesetzentwurfs
der Enteignungsbefugnis des Reiches, sodaß
in diesem Falle die aus Kraftwerk, Haupt-
speiseleitung und Verteilungsnetz bestehende
wirtschaftliche Einheit zerschlagen wird, ohne
daß die Stromlieferungs- und Verkaufspreise
für das Leitungsstück irgendwie festliegen.
Oder: Von den dem Rheinisch-Westfälischen
Elektrizitätswerk gehörigen 110000 V-Lei-
tungen, die über die Grenze des Versorgungs-
gebietes nicht hinausgehen, hat das Reich
nach dem Gesetzentwurf die Enteignungs-
befugnis für das die Kraftwerke Goldenberg-
werk und Reisholz verbindende Leitungsstück,
während die übrigen Leitungen dem Unter-
nehmen verbleiben, wenn nicht auch dafür
die wirtschaftliche Einheit gemäß $ 1, Absatz 3,
des Gesetzentwurfes vom Reich in Anspruch
genommen wird. Die Elektrizitätslandkarte
wird also durch den geplanten Reichseingriff
nur (bunter.
Im Gegensatz hierzu wird nach meinen
Vorschlägen für die Großerzeugung und Groß-..
verteilung ein einheitliches Wirtschaftsgebilde
geschaffen, das unabhängig von den Besitz-
‚verhältnissen alle öffentlichen Kraftwerke und
alle der‘ Verkupplung dienenden Leitungen un-
abhängig von der gerade gewählten Spannung
umfaßt, sodaß also die oben beschriebenen
Mängel vermieden werden.
Inwieweit die Behauptung endlich, daß
das Reich zur Vermeidung der weiteren Zer-
splitterung die Führung übernehmen müsse,
für Westdeutschland zutrifft, erläutert schla-
gend das Beispiel des Rheinisch-Westfälischen
Elektrizitätswerkes, das sowohl das größte
Braunkohlen- als auch Steinkohlenkraftwerk
Europas mit 190000 bzwA75000 kW Ma-
schinenleistung besitzt, und das im Geschäfts-
jahre 1917/18 in seinem Netz 772,5 Mill. kWh
oder rd. 15% des gesamten deutschen öffent-
lichen Elektrizitätsbedarfs an die Abnehmer
verkaufte. Anstatt den vom Rheinisch-West-
fälischen Elektrizitätswerk ohne Mitwirkung des
Reiches durchgeführten und weiterbetriebenen
Verschmelzungsprozess, der gleichzeitig die
Zurückdrängung der Steinkohle gegen die
Braunkohle zur-Folge hat, zu fördern, hat allein
der drohende $ 14 des Gesetzentwurfs genügt,
um die bereits vor Bekanntwerden des Gesetz-
entwurfs von den Verwaltungen im Prinzip
beschlossene Verschmelzung des Elektrieitäts-
werkes Westfalen mit dem Rheinisch-West-
fälischen Elektrizitätswerk, durch welche gleich-
zeitig die Aktienmehrheit des Rheinisch- West-
fälischen Elektrizitätswerkes in kommunale
Hände gekommen, also ‚sozialisiert‘‘ worden
wäre, dadurch zu zerschlagen, daß das Reich
im Falle des Zustandekommens des Gesetz-
entwurfs unter Geltendmachung des $ 14 von
vornherein vom Rheinisch-Westfälischen Elek-
trizitätswerk die Zusicherung der überwiegen -
den Reichsmehrheit, d.h. also die Majori-
sierung der kommunalen Mehrheit verlangte!).
Zu b. Die öffentlichen Elektrizitätswerke
Deutschlands nehmen mit ihrem Gesamtver-
brauch von etwa 3,5% der deutschen Kohlen-
förderung in der Gesamt-Kohlenbilanz eine
untergeordnete Stellung ein. Wenn man zudem
noch bedenkt, daß gerade die wärmewirtschaft-
Auer Aufsicht stehenden Elektrizi-
tätswerke die verhältnismäßig beste Kohlen-..
!) Später ließ das Reich dieses Verlangen fallen.
SE
en
ee
en = Bee DER
24. Juni 1920.
ausnutzung aufweisen, so muß man sich eigent-
lich wundern, daß die allgemein durchaus
richtige Forderung der Kohlenersparnis in
erster Linie für die Elektrizitätswerke erhoben
wird. Man sollte vielmehr erwarten, daß die
in der Kohlenbilanz höherstehenden Ver-
brauchergruppen in erster Linie zu besserer
Kohlenwirtschaft angehalten würden. Es ist
aber trotzdem für den Techniker selbstver-
ständlich, daß auch in der Elektrizitätswirt-
schaft alles zur Kohlenersparnis Mögliche getan
werden muß. Wenn man diese in der Elek-
trizitätswirtschaft mögliche - Kohlenersparnis
von Bruchteilen eines Prozentes aber durch
Ausbau zu teurer Wasserkräfte oder unwirt-
schaftliche Kupplungsleitungen erkaufen will,
so bedeutet das, im ganzen genommen, ein-
seitig eine Verteuerung der Elektrizität bzw.
eine Belastung der Elektrizitätswirtschaft zu-
en anderer, mehr Kohlen verschwenden-
er Verbrauchergruppen und Industrien. Es
kann volkswirtschaftlich im Augenblick rich-
tiger sein und schneller zum Ziel führen, alle
Mittel zur Hebung ders Kohlenförderung,
nötigenfalls durch Abteufung neuer Schächte,
. anzuwenden, als gerade jetzt mit dem lang-
wierigen Ausbau zu teurer Wasserkraftanlagen
zu beginnen. Kurz, die Tatsache des allge-
meinen Kohlenmangels darf nicht allein maß-
gebend sein; man muß sich wenigstens Rechen-
schaft über die Wirtschaftlichkeit der zur Be-
hebung des Kohlenmangels getroffenen Maß-
nahmen geben. Man sollte daher, wie schon
oben erläutert, sehr wohl überlegen, ob und in
welcher Größe man zurzeit Wasserkräfte in
dem von der Braunkohle beherrschten mittel-
deutschen Band ausführen will, während der
Tatsache der allgemeinen Kohlennot im stein- |
und braunkohlenarmen Süddeutschland dureh
Ausbau von Wasserkräften mehr Rechnung zu
tragen ist. Meines Erachtens muß gefordert
werden, daß eine Wirtschaftlichkeitsberech-
nung über die von der Regierung angeforderte
eine. Milliarde aufgestellt wird, damit man
sehen kann, wie teuer auf dem Gebiet der
Elektrizitätswirtschaft die durch die vermin-
derte Arbeitsleistung hervorgerufene Verkehrs-
und Kohlennot zu stehen kommt.
Die Elektrizitätswirtschaft kann das ihrige
zur Minderung der Kohlennot m. E.
am besten und schnellsten dadurch tun, daß
„sofort an die Schaffung dieses von der Braun-
kohle.beherrschten Bandes quer durch Deutsch-
land herangegangen wird. Zunächst müßten
diejenigen in der Nähe von großen Braun:
kohlenkraftwerken gelegenen Großstädte, die
noch Steinkohlen in ihren eigenen Elektrizi-
tätswerken verfeuern, durch Kuppelleitungen
an die Braunkohlenkraftwerke angeschlossen
werden, die wenigstens die Grundbelastung zu
decken hätten.
Neben den vielen in den früheren Aus-
führungen schon gestreiften, im wesentlichen
in der Außerachtlassung’ der Betriebserforder-
nisse begründeten Mängeln des Gesetzent-
wurfs, wie Abstimmung der zu enteignenden
Leitungen auf die Mindestspannung von
50 000 V, Abstimmung der zu enteignenden
Kraftwerke nach Leistung und Besitz, Fehlen
jeglicher Bestimmung über die Strompreis-
verrechnung aus den enteigneten Anlagen an
die Verteilungsunternehmungen, Fehlen einer
Bestimmung, daß industrielle Eigenanlagen
keinem Konzessionszwang unterliegen, Hin-
derung. des freiwilligen weiteren Zusammen-
schlusses der Elektrizitätswerke und Hem-
mung des technischen und wirtschaftlichen
Fortschrittes durch Vorauswirkung des $ 14,
erblicke ich den Hauptfehler des Gesetz-
entwurfs darin, daß er von oben herunter
statt von unten herauf organisieren und die
deutsche Elektrizitätswirtschaft der Gefahr der
Fiskalisierung preisgeben will. Anstatt Zen-
tralisation der Verwaltung in einem Beamten-
körper zu Berlin müßte Dezentralisation zu
einheitlichen Wirtschaftskörpern mit Selbst-
verwaltung nach kaufmännischen Grundsätzen
die Parole sein.
t A %
N
Die Leistungsbewertung der Elektromotoren
für aussetzende Betriebe.
Von Dr.=\ing. E. Adler und €. Schiebeler, Berlin.
. Übersicht. Die Umstände, die bei der Leistungs-
bewertung der Elektromotoren für aussetzenden
Betrieb zu berücksichtigen sind, werden ausführlich
erläutert und die Entwicklung der bestehenden
Verfahren geschildert. Diese haben Fehler von er-
heblicher praktischer Bedeutung. Es wird daher
folgendes neue Verfahren ‚vorgeschlagen:
Die Modellwahl soll auf Grund einer Schätzung
der prozentualen Einschalfdauer und der Schärfe
_ Elektrotechnische Zeitschrift.
1920,
der, Belastung unter Berücksichtigung der Anlauf-
verhältnisse erfolgen. Bei der Modellerprobung
soll außer der kurzzeitigen Nennleistung die „Aus-
setzergrundleistung“ bei 3 min Einschaltzeit und
9 min stromloser Pause ermittelt und beide
Leistungswerte gestempelt werden. Schlieflich
werden Messungen mit Spielzählern u. dergl.
angeregt und ein Entwurf für die Neufassung des
Abschnitts „Betriebsart“ der Maschinennormalien
des V.D.E. gegeben.
I:
Hinsichtlich der Erwärmung der strom-
führenden Teile kann man bekanntlich folgende
Betriebsarten eines Blektromotors unterschei-
den:
a) Dauerbetrieb: Die Einschaltzeit ist so
lang, daß die dem Beharrungszustand ent-
sprechende Endtemperatur erreicht wird.
b) Kurzzeitiger Betrieb: Die Einschalt-
zeit ist kürzer als die zum Erreichen der
Beharrungstemperatur erforderliche Zeit
und die Pause ist lang genug, um die Abküh-
lung auf die Temperatur des Kühlmittels zu
ermöglichen.
c) Aussetzender Betrieb: Einschaltzeiten
von wenigen Minuten (oder Bruchteilen
von Minuten) wechseln mit stromlosen
Pausen ab, deren Dauer nicht genügt, um
die Abkühlung auf die Temperatur des.
Kühlmittels zu ermöglichen.
Die Belastungsfähigkeit eines Elektro-
motors im aussetzenden: Betrieb ist einerseits
durch Größen begrenzt, deren Augenblicks-
wert maßgebend ist (Stromwendung, Durch-
zugsvermögen, mechanische Festigkeit), ander-
seits durch die von Einschaltzeit und Pause
abhängige Erwärmung der stromführenden
Teile. i
Die meisten aussetzenden Betriebe sind
unregelmäßige; ihre Belastungsverhältnisse sind
veränderlich (Krane, Wohnhausaufzüge u. del.).
Regelmäßig aussetzende Betriebe sind solche,
deren Belastungsverhältnisse nicht völlig gleich
bleiben, doch genügend genau geschätzt werden
können (Waggonkipper, Erz- und Kohlenheber,
Kabelkrane, Warenhausaufzüge u. dgl.).
Der Zweck der vorliegenden Arbeit ist es,
die Gesichtspunkte zu erläutern, die bei der
Leistungsbewertung unregelmäßig aussetzen-
der Betriebe zu beachten sind, ein neues Be-
wertungsverfahren zu beschreiben und Vor-
schläge zur Ausgestaltung der Vorschriften
des VDE zu erstatten. Die Darstellung be-
schränkt sich auf die Motoren von Umkehr-
antrieben, die unter Last anlaufen, insbeson-
dere von Hebezeugen. Es wird vorausgesetzt,
daß die Belastungsfähigkeit lediglich dureh die
Erwärmung begrenzt wird.
II.
Die Erwärmung eines Motors im aussetzen-
den Betrieb hängt von der Schwere der Be-
lastungsverhältnisse und von seinem Wärme-
verhalten ab.
Für die von der Schwere der Belastungs-
verhältnisse abhängige Wärmeentwicklung im
Motor sind u. a. folgende Umstände kennzeich-
nend:
1. Die „Häufigkeit“ der Belastung, das ist die
Zahl der Arbeitsspiele in der .Zeiteinheit,
z. B. in der Stunde.
9. Die Einschaltzeit während eines kennzeich-
nenden Arbeitsspiels.
3. Die „Schärfe“ der Belastung, die durch das
Verhältnis der Durchschnittsbelastung zur
höchsten, die der Motor bei Vollast tragen
muß, ausgedrückt wird. Als Belastungs-
maß gilt die Abgabe, die bei V.ollast im
Beharrungslauf bei festgesetzter, gleich-
förmiger Geschwindigkeit entwickelt "wird;
sie wird im folgenden als „Vollastleistung“
bezeichnet.
4. Die Beschleunigungswärme, die der Be-
schleunigungsstrom erzeugt.
5. Die Verzögerungswärme, die bei elektrischer
Nachlaufbremsung erzeugt wird.
6. Die Wärmeentwicklung bei elektrischer
Senkbremsung.
Häufigkeit und Einschaltzeit können zu
einer kennzeichnenden Größe, der ‚‚prozen-
tualen HEinschaltdauer“, zusammengezogen
werden. Sie ist das hundertfache Verhältnis der
Summe aller Einschaltzeiten in einer gegebenen
Zeitspanne zu dieser selbst. Bezogen auf die
Stunde ist die prozentuale Einschaltdauer p
100 >< Summe aller Einschaltzeiten i. d. Stde. i. min
DT 60 b ns
Der Zähler des Bruches wird mit einem am
Motoranker liegenden Voltmeter und der Uhr
oder mit dem in, Abschnitt XI beschriebenen
Spielzähler gemessen. Versuche, die mit die-
sem Sondergerät vorgenommen wurden, haben
ergeben, daß die prozentuale Einschaltdauer —
bezogen auf eine Stunde flotten Betriebes —
bei den meisten aussetzenden Antrieben zwi-
schen 10 und 40% liegt. Der Zähler des Bru-
ches ist für 15, 25 und 35% Einschaltdauer
gleich 9,15 und 21 min.
Hinsichtlich der Schärfe der Belastung
sind zu unterscheiden:
a) Betriebe mit wechselnden Lasten (Hub-
werke mit losem Gehänge, Katzfahrwerke
bei vorwiegend geringen Lasten u. dgl.) und
b) Betriebe mit vollen Lasten (Kranfahrwerke
Drehwerke u. dgl.).
Man soll vorsichtshalber einen Betrieb nur
dann als Betrieb mit wechselnden Lasten be-
zeichnen, wenn die Schärfe der Belastung kleiner
als 60%, ist.
Über die Beschleunigungswärme vergl.
Abschnitt X. Da die prozentuale Einschalt-
dauer alle Zeiten enthält, während welcher
der Motor unter Strom steht, so wird die
Wärmeentwicklung. durch Nachlauf- und
Senkbremsung durch sie angenähert mitbe-
rücksichtigt.
Das Wärmeverhalten eines Motors .bei
gegebenen Belastungsverhältnissen ist u. a.
bedingt durch:
7. Das Wärmeaufspeicherungsvermögen des
- Motors, das vom Gewicht, also von Motor-
art, Schutzart, Leistung und Drehzahl ab-
hängig ist.
S. Die Wärmeabgabefähiskeit des . Motors,
die von der Oberfläche, der Verteilung der
Verluste auf Ständer und Läufer und der
Lüftung, also wieder von Motorart, Schutz-
art, Leistung, Drehzahl und Bauart ab-
hängig ist.
9. Die Verteilung der Verlustwärme auf Kup-
fer und Eisen.
10. Die von der Motorart abhängige Strom-
Drehmoment-Linie. Je steiler der Strom,
ausgehend vom Vollaststrom, bei abneh-
mendem Drehmoment abfällt, desto ge-
ringer ist die Wärmeentwicklung bei Teil-
last. Bei Drehstrommotoren ist die Wärme-
entwicklung des Blindstroms zu berück-
sichtigen.
Der Einfluß von Motorart und Schutzart
geht aus Abb. 1 deutlich hervor, die nach wirk-
lichen Ausführungen gezeichnet ist. Die vollen
% der
Stundenleistung
50
20
Prozentuale Einschalkdauer
Abb. 1. -
486
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920,
Helt 25.
N ns,
f R LiEr
, j
3
24. Juni 1920.
Linien beziehen sich auf den gekapselten Gleich-
strom-Hauptschlußmotor, die gestrichelten auf
den offenen Gleichstrom-Hauptschlußmotor
mit Selbstlüftung durch eingebauten Lüfter
und die strichpunktierten auf den gekapselten
Drehstrom-Induktionsmotor für Kranbetrieb.
Der Abbildung liegt die Annahme eines ein-
fachen, regelmäßig wiederholten Arbeitsspiels
mit der Vollastleistung Nyon während der Ein-
schaltzeit tejn und der stromlosen Pause taus
zugrunde. Die prozentuale Einschaltdauer
p ist in diesem einfachen Falle gleich dem Ver-.
hältnis fein ! (bein- + taus)- Die Ordinaten der
dicken Linien jedes Linienpaars sind die Werte
der mittleren quadratischen Leistung N„., die
bestimmt ist durch
Nma=yp Neon. N az (2
Die Ordinaten der dünnen Linien jedes Linien-
paars sind die Werte der Vollastleistung N yall-
Alle Leistungswerte sind in Prozenten der
Stundenleistung ausgedrückt.
Beim kekanselten Gleichstrom- Haupt-
schlußmotor fällt natürlich? die dünne Nyan-
Linie mit wachsender Einschaltdauer. steil ab.
Aber auch die dicke N„.-Linie fällt etwas ab;
dies kommt daher, daß infolge der Haupt-
schlußcharakteristik den geringen Leistungs-
werten höhere Drehzahlen entsprechen und
diese die Eisenverluste vermehren.
Beim offenen Gleichstrom-Hauptschluß-
motor mit Selbstlüftung fällt die dünne N yari-
Linie viel weniger ab. Die dieke N„.-Linie
steigt, weil sich mit zunehmender Einschalt-
dauer der Einfluß der Lüftung stärker geltend
macht.
Beim gekapselten Drehstrommotor für
Kranbetrieb fallen infolge der Eisenverluste
und der Blindstromwärme beide Linien stark
ab und schneiden die Abszissenachse bei etwa
85%, Einschaltdauer; d. h. dieser Motor: ist
gar nicht imstande dauernd zu laufen, nicht
einmal unbelastet. Ein gekapselter Drehstrom-
motor für Dauerbetrieb muß für geringere
magnetische Dichte gewickelt werden als der
Motor für aussetzenden Betrieb.
Der Einfluß der Modellgröße wird am
Beispiel des gekapselten Gleichstrom-Haupt-
schlußmotors durch Abb. 2 veranschaulicht.
Die Linien I bis IX stellen für eine ausgeführte
Modellreihe die Vollastleistung {Nyon als
Funktion !der)Einschaltdauer dar. Über die
Bedeutung der dicken-Linie ‚„‚Stundenleistung“
siehe Abschnitt VI.
kW
15% 25% 35%
Prozertuale Einschaldauer —*
Abb. 2.
Das durch Abb. 2 veranschaulichte Ver-
halten ist verständlich, wenn man bedenkt,
daß die Wärmeaufnahme mit der dritten, die
Oberfläche mit der zweiten Potenz der Ab-
messungen zunimmt. Von zwei Eisenkugeln,
die beide bis zur Rotglut erhitzt werden, kühlt
sich die kleinere viel schneller ab.
Der Einfluß der Modellgröße zeigt sich’ am
stärksten beim gekapselten Hauptschluß-, we-
niger beim gekapselten Drehstrom-, und am
wenigsten beim offenen "Drehstrommotor;. er |
ist also besonders ausgeprägt dort, wo infolge
mittelbarer Wärmeabgabe das Verhältnis des
Wärmeaufnahmevermögens zur Wärmeab-
gabefähigkeit groß ist.
III.
Die ‚Erwärmung‘ eines Motors (d. i. die
Übertemperatur des die Belastungsfähigkeit
begrenzenden stromführendenTeiles), der einem
Dauerlauf bei gleichbleibender Last unter-
worfen wird, nımmt bekanntlich mit der Zeit
nach einer Exponentialfunktion zu (Abb. 8).
F
5
5
Grenztemperatur
Abb. 3.
Anfangs überwiegt die Wärmeaufspeicherung;
die Temperatur nimmt schnell und fast grad-
linig zu.
Wärmeabgabe vorherrschend, der Temperatur-
anstieg ist gering. Nach einiger Zeit — einer um
so längeren je größer das Wärmeaufnahmever-
mögen im Verhältnis zur Wärmeabgabefähigkeit
ist—erreicht die Erwärmung ihren Endwert. In
diesem Beharrungszustand ist der Motor so-
zusagen mit Wärme gesättigt und seine Be-
lastungsfähigkeit hängt nur von der Wärme-
abgabefähigkeit ab.
Bei einem kurzzeitigen Lauf wird die Be-
lastung abgeworfen, ehe die Erwärmung ihren
Beharrungswert erreicht hat. Läßt man bei
Dauerlauf und kurzzeitigem Lauf dieselbe
Endtemperatur zu, so kann der kurzzeitig
laufende Motor höher belastet werden als der
dauernd laufende (Abb. 4). Das Verhältnis
3
x
2
E
(7)
fie
Grenztemperatur
Zeit
Abb. 4,
der kurzzeitigen Leistung zur Dauerleistung ist
um so höher, je größer das Wärmeaufnahme-
vermögen im Verhältnis zur Wärmeabgabe-
fähigkeit ist. Es ist also beim größeren Modell
höher als beim kleinen. Der Einfluß des Wärme-
aufnahmevermögens macht sich um so mehr
geltend, je kürzer der kurzzeitige Lauf währt.
Wird der warme Motor abgeschaltet und
stillgesetzt, so fällt die Temperatur nach einer.
Temperatur
Grenztemperatur
Zeit
Abb. 6.
Im letzten Teil des: Laufs ist die.
Exponentialfunktion, anfangs schnell und spä-
ter langsam (Abb. 5).
Beim aussetzenden. Betrieb ist die Tem-
peratur-Zeit-Linie eine Zickzacklinie, die sich
aus Stücken der Erwärmungs- und Abkühlungs-
linien zusammensetzt. Sie ist in Abb. 6 für
Temperatur
} Grenztemperatur
Abb. 6.
einen regelmäßig aussetzenden Antrieb ge-
zeichnet. Bei unregelmäßig ausssetzenden
Betrieben kann diese Linie nicht gezeichnet
werden, aber man weiß, daß auch bei ihnen die
Temperatur immer höher klettert und sich
einem Endwert nähert. Dieselbe Endtempera-
‚tur würde bei einem Dauerlauf bei bestimmter
Belastung erreicht werden. Es ist also ein ge-
gebener, aussetzender Betrieb einem Dauerbe-
trieb bei bestimmter Belastung thermisch
gleichwertig. Die Belastungsfähigkeit im fort-
gesetzten, aussetzenden Betrieb hängt — wie
bei Dauerbetrieb — nur von der Wärmeab-
gabefähigkeit ab. Die mittlere Wärmeabgabe-
fähigkeit im aussetzenden Betrieb ist kleiner
als im Dauerbetrieb, weil in den Pausen der
Motor still steht und der kühlende Einfluß der
Luftbewegung wegfällt.
Ne
Die Leistungsbewertung der Motoren für
aussetzenden Betrieb erfolgt, indem man —
ausgehend vonderVollastleistung — einen Nenn-
lauf festsetzt. Dieser soll hinsichtlich Erwär-
mung dem wirklichen aussetzenden Betrieb
gleichwertig sein; er muß also die Schwere
der Belastungsverhältnisse und das Wärme-
verhalten angemessen berücksichtigen. Der
Nennlauf kann ein Dauerlauf oder ein. kurz-
zeitiger Lauf oder ein Aussetzerlauf sein.
‘An das Bewertungsverfahren stellt män
folgende Forderungen:
1. Es soll den Gepflogenheiten des Motor
geschäftes angepaßt sein.
2. Die Fabrikprobe soll nicht Ynnsae um-
ständlich sein.
3. Der Entwurf soll nicht in falsche Bahnen
gelenkt werden.
4. Es soll möglich sein, die’Planungsgrund-
lagen durch Messungen am ausgeführten
Antrieb nachzuprüfen.
Die Frage der Leistungsbewertung hat
große praktische Bedeutung. Ein zu kleines
Modell vergrößert die Gefahr der Entstehung
von Gebrechen, beschränkt die Ausnützungs-
fähigkeit des Antriebs und drosselt vielleicht
dadurch das Ausbringen eines fortlaufenden,
zusammengesetzten ‚Arbeitsvorgangs .
und Walzwerke). Die Wahl eines zu großen
Modells bedeutet anderseits unnötigen Kosten-
aufwand, überflüssiges totes Gewicht, ver-
größerten Platzbedarf und erhöhtes Schwung-
moment.
Es ist bei aussetzend arbeitenden Motoren
nicht ratsam, allzu.nahe an die noch zulässigen
Grenzerwärmungen zu gehen, denn der aus-
setzende Betrieb beansprucht die Isolierstoffe
mechanisch und thermisch schärfer als der
Dauerbetrieb, und die Aufstellungs- und War-
tungsverhältnisse solcher Antriebe sind vielfach
ungünstig;
Die Bewertungsfrage ist‘ von ‚besonderer
Bedeutung im Zusammenhang mit der im Zuge
befindlichen Vereinheitlichung der
ww EAN EG ar er
(Stahl-
Kran
L 22
id |
24. Juni 1920.
"motoren, die sowohl für Kranbesitzer und Kran-
hersteller, als für die elektrotechnischen Fa-
briken große Vorteile böte. Die Kranhersteller
verlangen eine große Auswahl hinsichtlich
Leistungsstufung und Drehzahl. Sie würden
aber eine einheitliche Leistungsbewertung,
z. B. den Stundenlauf bei Vollastleistung be-
vorzugen. Leider ist diese Forderung unerfüll-
bar, wenn die Schwere der Belastungsverhält-
nisse und das Wärmeverhalten angemessen
berücksichtigt werden sollen. Denn die Be-
lastungsverhältnisse lassen sich nicht zwang-
läufig festsetzen; sie sind so vielgestaltig wie die
Arbeitsvorgänge der Industrie selbst. Man wird
sich aber bemühen müssen, sie zu Gruppen
zusammenzufassen und dadurch in ein Schema
zu bringen; man kommt mit einer geringen Zahl
solcher Gruppen aus.
V
Der Ersatz des aussetzenden Betriebs
durch den gleichwertigen Dauerbetrieb ist zu-
erst von Oelschläger in seiner klassischen
Arbeit aus dem Jahre 1900!) versucht worden.
Er wandte die Gesetze des Newtonschen Er-
kaltungstheorems auf den Idealfall einer elek-
trisch geheizten gleichartigen Masse an, die
während Einschaltzeit und Pause gleiche Wär-
meabgabefähigkeit besitzt und deren Verlust-
Zeit-Linie nach Abb. 7 verläuft. Diese Voraus-
“setzungen sind annähernd bei Widerständen,
{ % N \
BehtBin, Ha Hause ol,
Abb. 7-
aber nicht bei Motoren erfüllt. Oelschläger hat
ferner gezeigt, daß bei den kurzen Einschalt-
zeiten der aussetzend arbeitenden Motoren die
ziekzackförmige Temperatur-Zeit-Linie des
regelmäßig aussetzenden Betriebes durch die
glatte eines Dauerlaufs bei einem
mittlaren Verlust = 9 x Verlust während Einschaltzeil . (8
ersetzt werden kann. Nimmt man an, däß die
Erwärmung der stromführenden Teile lediglich
von den Kupferverlusten herrührt, so führt
obige Beziehung (8) zur nachstehenden Be-
ziehung (4),
mittlerer quadratischer Strom = V px Strom während Einschaltzeit (4
Ein Dauerlauf, der auf dem Prüffelde bei
Nennspannung und mittlerem quadratischem
Strom gemacht wird, weicht von dem wirklichen
aussetzenden Betriebe ab, denn:
a) die Eisenverluste sind größer als im
wirklichen aussetzenden Betrieb, in dem
sie nur während der Einschaltzeit auf-
treten; R
b) die mittlere Wärmeabgabefähigkeit ist
größer als im wirklichen aussetzenden
Betriebe mit seinen Stillstandspausen.
Verschiedene Verfasser, darunter Pohl,
Ossana, Douglas, Brückmann, Adler,
haben sich bemüht, durch Abänderungen des
Oelschlägerschen Verfahrens den Einfluß der
Eisenverluste und die wechselnde Wärmeab-
gabefähigkeit zu berücksichtigen. Diese Ver-
fahren eignen sich für regelmäßig aussetzende
Betriebe einfacher oder zusammengesetzter'
Art, bei denen auf rhythmischen Wechsel der
Belastung gerechnet werden kann. Solche
Betriebe kommen nicht allzu häufig vor. Es
braucht daher die Bewertungsaufgabe nicht im
Geschäftsverkehr zwischen Motorkäufer und
-Verkäufer gelöst zu werden, sondern dieser
kann sie den Berechnern zur genaueren Be-
arbeitung übermitteln. Es macht auch nichts,
wenn die Fabrikprobe für diese Ausnahmelie-
ferungen etwas umständlicher wird.
1) E. Oelschläger:
ständen, Motoren und d
„ETZ“ 1900, S. 1058.
„Die Berechnung von Wider-
' werden.
ergl. für aussetzende Betriebe“.
_ Elektrotechnische Zeitschritt. 1920. Heft ‘25.
Für unregelmäßig aussetzende Betriebe
ist der Dauernennlauf wenig geeignet. Strom-
stärke, Spannung und Frequenz müßten so
eingestellt werden, daß die im aussetzenden
Betrieb sich ergebenden Mittelwerte für Kupfer-
verlust, Eisenverlust und Wärmeabgabefähig-
keit im Dauerlauf verwirklicht werden.
vI. |
Um”die Verhältnisse bei der Leistungsbe-
wertung durch einen kurzzeitigen Nennlauf
besser zu überblicken, denken wir uns den
wirklichen unregelmäßig aussetzenden Betrieb
durch einen Dauerlauf mit derselben Endtem-
peratur ersetzt. Diese Endtemperatur wird bei
einem kurzzeitigen;Lauf von:
a) gegebener; Dauer und zu ermittelnder Be-
lastung oder
b) gegebener Belastung und zu ermittelnder
Dauer
‚erreicht.
Das Verfahren a) soll an folgendem Bei-
spiel erläutert werden: Es liege ein aussetzender
Betrieb mit 6 kW Vollastleistung und 25%
Einschaltdauer vor. Er entspricht nach Abb. 8
einem Stundenlauf bei 6 kW Belastung. Wenn
die Einschaltdauer aber 35% ist, so ist ein Mo-
tor erforderlich, der eine Stunde hindurch
7,5 kW abgeben kann.
6KW
“
=
'"S
L
[0]
&
E
ni Grenztemperatur
ar n:25%
I
Zu
Zeit
&0 Min.
7.5KW
5
"Ss
ker
©
E
F Grenztemperatur
@ pP en — 1: 35%
F4 2
v4
v£
% Zeit
60Min.
Ahb. 8.
Die Stundenbewertung ist Ende der 90 er
Jahre in Deutschland eingeführt worden.
$ 4 der ersten Fassung der Maschinennormalien
des VDE vom Jahre 1901 lautete:
Als normale Leistung von Maschinen
für intermittierende Betriebe ist die Leistung
zu verstehen ‚und anzugeben, welche ohne
Unterbrechung eine Stunde lang abgegeben
werden kann, ohne daß die Temperaturzu-
nahme den als zulässig bezeichneten Wert
überschreitet. Diese Leistung ist auf dem
Schild unter der Bezeichnung „intermittie-
rend‘ anzugeben. Ges;
Die Festsetzung der Stundenbewertung
bedeutete einen wesentlichen Fortschritt gegen-
über dem bis dahin verwendeten, unbestimmten
Zusatz: zur Leistungsziffer „intermittierend“.
Die Schwere der Belastungsverhältnisse und
das Wärmeverhalten sollte durch Zuschlag oder
Abschlag zu dem aus der mechanischen Rech-
nung ermittelten Leistungswert berücksichtigt
Darauf hat Dettmar in seinen Fr-
läuterungen zu den Normalien ausdrücklich
hingewiesen. Trotzdem ist das Verfahren oft
mißverstanden worden. Manche Käufer neh-
.« folgendem
men noch heute irrtümlich an, daß dje Schwere
der Belastungsverhältnisse und das Wärme-
verhalten so wenig verschiedenartig seien, daß
diese Umstände durch den Stundennennlauf
genügend genau berücksichtigt werden; sie
unterlassen daher die Berichtigung der Lei-
stungsziffer. Man kann auch nicht von allen
Motorkäufern verlangen, daß sie die Schätzun-
gen, die die Berichtigung des Leistungswertes
erfordert, unter Berücksichtigung aller Um-
stände vornehmen; noch können sie in jedem
Fall die Verhältnisse”so genau beschreiben,
daß der Verkäufer die Verantwortung für die
Modellwahl übernehmen könnte.
Die Firmen des Siemens-Konzerns haben
in der ersten Hälfte des vorigen Jahrzehnts den
Versuch gemacht, die Modellwahl dadurch zu
erleichtern, daß sie für jedes — durch seine
Stundenleistung bestimmtes — Modell in Be-
lastungslinien die zugehörigen Werte von Voll-
lastleistung und „‚Belastungsfaktor‘ zusammen-
stellten. Unter Belastungsfaktor wurde das
Verhältnis fein: (fein + taus) eines kennzeich-
nenden Arbeitsspiels verstanden und der Nen-
ner normal mit 12% min angenommen. DBe-
lastungsfaktor und prozentuale Finschaltdauer
sind also verwandte Begriffe. In dem von Oel-
schläger behandelten Idealfall ist die Be-
lastungslinie eine gleichseitige Hyperbel. Die
in die Preislisten aufgenommenen Belastungs-
linien berücksichtigen das Wärmeverhalten
der einzelnen Motor- und Schutzarten; sie
weichen daher von der gleichseitigen Hyper-
bel etwas ab. Bei allen Motor- und Schutzarten
wurde der aussetzende Betrieb bei 83% Be-
lastungsfaktor gleichwertig dem Stundenlauf
bei derselben Leistung gesetzt — was offenbar
unzutreffend ist. Der Nachteil diesesVerfahrens
liegt darin, daß der Begriff Belastungsfaktor
nur die Häufigkeit der Belastung bzw. die Ein-
schaltzeit, aber nicht die Schärfe der Belastung
berücksichtigt.. Die Erfahrungen scheinen un-
befriedigend gewesen zu sein, denn das Ver-
fahren ist in den Jahren 1908 bis 1910 ver-
lassen worden.
Hill hat vorgeschlagen, die Schärfe der’
Belastung im Belastungsfaktor durch folgende
Beziehungen zum Ausdruck zu bringen:
Äußerer Belastungsfaktor
Durchschnittsleistung
Vollastleistung
tein £
" tein+ taus
Innerer Belastungsfaktor
Durchsehnittsleistung \?
ar Vollastleistung
tein
tein + laus \
Bemörkenswert ist, daß sich etwazur selben
Zeit als in Deutschland die Stundenbewertung
verwendet wurde, in England die Halb-
stundenbewertung einbürgerte, ohne daß die
englischen Motorkäufer bei der Festsetzung des
Leistungswertes anders vorgegangen wären
als die deutschen. (Nur die erfahrenen Kran-
fabriken haben hier wie. dort bei schweren
Kranen die Motoren reichlicher gewählt als bei
leichteren Kranen derselben Art.) Es ist das
ein Beweis für die Unsicherheit der Leistungs-
bewertung. Denn der Kran unterliegt den glei-
chen Belastungsverhältnissen, ob er in Deutsch-
land oder in England aufgestellt wird. Der
englischen Leistungsbewertung war allerdings
eine Grenzerwärmung von nur 40° zugrunde
gelegt — der Unterschied ist daher nicht so
groß, wie er auf den ersten Blick scheint. Die
Engländer glaubten aber, daß die Isolation
ihrer Motoren thermisch weniger hoch bean-
sprucht sei.
Die Erfahrung zeigt, daß die Stundenbe-
wertung für gewöhnliche Krane etwas reichlir h
ist. Anderseits genügt sie nicht für schwere
Betriebe, die 90 oder 120 min-Leistung oder
noch reichlichere Bewertung erfordern. Man .
hat deshalb — etwa um das Jahr 1910 — das
Verfahren a) verlassen und ist zum Verfahren
b) übergegangen. Dessen Anwendung soll an
Beispiel erläutert werden; Es liege
488
ein auss®tzender Betrieb mit 6 kW Vollast-
leistung und 25% Einschaltdauer vor. Er ent-
spricht nach Abb. 9 einem Stundenlauf bei
6kW Belastung. Wenn die Einschaltdauer
aber 35%, ist, so ist ein Motor erforderlich, der
6 kW durch 90 min abgeben kann.
Als man zu diesem Verfahren überging,
hat man eine normale ‚„Kranleistung‘‘ einge-
führt, u. zw. die 40, 45 oder 50 min-Leistung
als solche erklärt. Manche Firmen machten
bei der Festsetzung der Bewertungszeit einen
Unterschied zwischen dem Gleichstrom-Haupt-
schlußmotor und dem Drehstrommotor, was
durch den Unterschied im Wärmeverhalten
begründet ist. Andere Firmen setzten die
45 min-Leistung für alle Motorarten fest.
Manche Firmen verkauften nur die Haupt-
schlußmotoren für 40 min-Leistung; Motoren |
mit Nebenschlußverhalten jedoch nur für |
Stundenleistung. Bemerkenswert ist die An-
näherung an die englische Praxis. “Auch in
England ist es üblich geworden, für schwere
Betriebe und große Einheiten die 60 min-
Leistung bei 40°, anderseits für kleine Motoren
und leichte Betriebe die 15 min-Leistung zu
verwenden.
Die Verbandsnormalien haben dieser Ent-
wieklung Rechnung getragen und die kurz-
zeitige Bewertung eingeführt. Gleichzeitig
hat man den in den Handel eingedrungenen
unbestimmten Begriff Kranleistung entfernt.
6KW
Temperatur
Grenztemperatur
Zeit
60Min.
6KW
I
3
s
k
D
5
m Grenztempsratur
Ver RESTE ee echn
FE - Zeit
90Min. e
Abb. 9.
Seit 1912 fehlt ın den Normalien die Um-
schreibung des Begriffs ‚„‚aussetzender Betrieb“.
Es werden nur Dauer- und. kurzzeitige Betriebe
unterschieden. Zugleich wurden bestimmte
„Betriebszeiten‘‘ als normal erklärt, u. zw.
wurde anfangs gewählt: 10, 40, 60, 90 min und
in der ab 1. VII. 1914 gültigen Fassung wurde
festgelegt: 10, 30, 60, 90 min.
Dieses: Verfahren bedeutet einen großen
Fortschritt gegenüber dem Stundenbewer-
tungsverfahren. Die Art der Anwendung, die
es im Motorhandel findet, scheint jedoch nicht
unbedenklich !). Es ist nämlich üblich gewor-
den und bei der groben Stufung der Bewertungs-
zeiten unvermeidlich, die Bewertungszeit ledig-
lich zur Kennzeichnung der Schwere der Be-
lastungsverhältnisse zu verwenden und das
Wärmeverhalten — das etwa durch Zuschlag
oder Abschlag zum Leistungswert zu berück-
sichtigen wäre — unbeachtet zu lassen. . Es
wird also für einen bestimmten Antrieb ünd
) 8. E. Adler, „Normalisierung und Anpassung: bei
elektromotorischen Antrieben*. „ETZ“ 1918, 5. 382.
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heit 25.
| Über Unterteilung und Schaltung der Fahr-
‚rung ein, hört ihre Bewegungsfähigkeit auf.
8
-
24 Juni 1920
weise sofort weiter durchgeführt werden kann.
Wie das geschehen kann, möge an Hand eines
Beispiels erörtert werden, u. zw. ist als Beispiel
die elektrische Zugförderungsanlage auf den
niederschlesischen Gebirgsbahnen gewählt wor-
den (Abb. 1).
Eine erstmalige Unterteilung der Fahr-
leitungen eines größeren Bahnnetzes ergibt sich
durch die Grenzen der Speisebezirke der Unter-
werke. Diese Grenzen sind durch die zulässi-
gen Spannungsabfälle gegeben. Man wird na-
.türlich die Lage der Unterwerke und die Gren-
zen der Speisebezirke so wählen, daß sich mög-
lichst abgeschlossene Betriebsbezirke ergeben.
Das weist darauf hin, die Unterwerke an den
Knotenpunkten des Verkehrs zu errichten. Da
diese Stellen in der Regel gleichzeitig den größ-
ten Arbeitsbedarf aufweisen, ist damit die Lage
derUnterwerke von vornherein bestimmt. Nach
diesen Gesichtspunkten ist in unserem Beispiel °
die Lage der Unterwerke in Nieder-Salzbrunn,
Ruhbank und Hirschberg gewählt, während
das Unterwerk in Lauban mit Rücksicht auf
die spätere Ausdehnung des elektrischen Be-
triebes auf die von Lauban ausstrahlenden
Strecken am Endpunkt der zurzeit elektrisch zu
bestimmte Vollastleistung die gleiche Nenn-
leistung und die gleiche Bewertungszeit ver-
langt — gleichgültig, ob es sich um Gleich-
strom oder Drehstrom, um große Modelle oder
kleine, um offene oder geschlossene Maschinen
handelt. 0
Abb. 2 zeigt, welcher Fehler- durch die
Niehtbeachtung der Modellgröße gemacht wird.
Die dicke Linie „Stundenleistung‘ verbindet
die der Stundenleistung entsprechenden Punkte
der verschiedenen Modelle. Es entspricht also
bei Modell I die Stundenleistung einem Be-
trieb mit 35%, Einschaltdauer, aber bei Mo-
dell IX einem solchen mit nur 16%, Einschalt-
dauer.
(Schluß folgt.)
=
u,
hy
ne DDR
leitungen bei elektrischen Hauptbahnen: _ | betreibenden Strecke errichtet, ist. .
Man wird nach Möglichkeit die Lage der
Von Regierungsbaumeister Usbeck, Strecken zueinander so ausnutzen, daß Ring- ’
Hirschberg in Schl. leitungen entstehen. So ist in unserem Beispiel A
R die Fahrleitung der Strecke Nieder-Salzbrunn — r
Ü che: Di We Fellhammer und Niedersalzbrunn — Dittersbach E
bersic f. Die durch die Zusammenfassung | __ Fellhammer als Ringleitung durchgebildet. s
der Energieerzeugung bei elektrischen Bahnen ein- | Jedoch wird sich das zurzeit, wo der elektrische 3
tretenden Nachteile für den Betrieb missen durch | Betrieb nur auf verhältnismäßig engbegrenz- $
geeignete Unterteilung und Schaltung der Fahr- | ten Bahnnetzen durehgeführt ist, nur selten er- A
leitungsanlagen eingeschränkt werden. An Hand | möglichen lassen. Vielfach handelt es sich um .
eines Beispiels werden die erforderlichen Maß- Stichbahnen, die von den Verkehrsknoten- i
nahmen besprochen. punkten ausstrahlen und die dann von dem A
Ausstrahlungspunkte aus freitragend gespeist
werden müssen. Auf zweigleisigen Strecken
läßt sich auch bei Störung in einer Fahrleitung
der Betrieb noch teilweise aufrechterhalten; bei
eingleisigen Strecken müssen aber besondere
Maßnähmen getroffen werden, die weiter unten
erörtert werden mögen. {
Eine grundsätzliche Frage gilt es zunächst
klarzustellen. Der Elektrotechniker betrachtet
es mit Recht als seine wichtigste Aufgabe, die
geforderten Leistungen mit möglichst geringem
Aufwande an Anlage- und Betriebskosten zu
erzielen. Das würde darauf hinweisen, sowohl
Der durch den unglücklichen Kriegsaus-
gang verschärfte Zwang zu einer gesteigerten
Kohlenausnutzung führt die schon lange ge-
hegten Pläne einer weitgehenden Elektrisie-
rung der Hauptbahnen ‚anscheinend einer uner-
wartet schnellen Verwirklichung entgegen. So
erstrebenswert die Verbesserung der Kohlen-
wirtschaft ist, so weittragende Folgen hat die
dadurch bedingte Zusammenfassung der Kraft-
erzeugung für den Bahnbetrieb dadurch, daß
die bisher nur von dem gebahnten Wege, dem
Schienenstrange, abhängige Lokomotive noch
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Abb. 1. UÜbersichtplan des niederschlesisehen Gebirgsbahnnetzes. Dr N :
N SWrttelsteine
h we RER
von etwas anderem abhängig wird, der Strom- Arafwerk SSN
zuführung. Die Dampflokomotive ist’ Kraft- Sa Glatz
werk und Motor zugleich, die elektrische Loko-
motive aber nur Motor allein. Die für ihre Ar-
beitsleistung nötige elektrische Arbeit muß ihr
oft auf weite Entfernungen durch Leitungen
zugeführt werden. Tritt aus irgendeinem
Grunde eine Unterbrechung der Stromzufüh-
die Unterwerke als auch die Fahrleitungen der
zweigleisigen Strecken zur gegenseitigen Unter-
stützung parallel zu schalten. Bei den Fahr-
leitungen unseres Beispiels würde das beson- |
ders ins Gewicht fallen, weil es sich um stark
gebirgiges Gelände handelt, so daß in einer
‚Fahrtrichtung großer “Arbeitsbedarf besteht,
während in der Gegenrichtung fast dauernd
stromlos gefahren wird. Man würde also bei
Parallelschaltung mit viel kleineren Leitungs-,
querschnitten bei gleichen Leistungen aus-
kommen.
Man muß aber diese Frage nicht vom
Standpunkte des Elektrotechnikers allein, son-
dern auch von dem des Betriebstechnikers aus
betrachten. Kurzschlüsse sind im elektrischen
Bahnbetrieb häufig und unvermeidlich. Das
ist erklärlich, wenn man bedenkt, daß die Fahr-
leitungen des elektrischen Bahnbetriebes ein
ausgedehntes, verhältnismäßig niedrig über dem
Erdboden verlegtes Hochspannungsnetz dar-
stellen, das infolge der Eigenart der Stroment-
nahme Zufälligkeiten in weit erhöhterem Maße
ausgesetzt ist als eine gewöhnliche Hochspan-
nungsleitung. Genügt doch unter Umständen
ein Drahtstück, von mutwilligen Kindern von
Es liegt auf der Hand, welche schwerwiegenden
Folgen für den Betrieb solche Stromunter-
brechungen haben. Da man sie niemals, auch
durch die trefflichsten Anlagen, ganz vermei-
den kann, muß man durch geeignete Maßnah-
men dafür sorgen, daß sie möglichst geringe
Wirkungen auf den Bahnbetrieb ausüben
können. ; E
Beim Kraftwerk und den Hauptvertei-
lungsanlagen kann man durch Bereitstellung
von Reserven und durch gegenseitige Unter-
stützung. benachbarter Werke die. Stromliefe-
rung sichern, bei den über den Gleisen verleg-
ten Fahrleitungen ist das nicht mehr möglich.
Hier bleibt nur übrig, durch weitgehende Un-
terteilungs- und Umschaltmöglichkeiten die
Wirkung einer Störung möglichst einzuschrän-
ken und dafür zu sorgen, daß örtliche Schäden
möglichst schnell erkannt und eingegrenzt wer-
den können, so daß der Betrieb wenigstens teil-
24. Juni .920.
einer Wegüberführung auf das Dach einer
darunter herfahrenden elektrischen Lokomo-
tive geworfen schon zur Herbeiführung eines
Kurzschlusses, wie es auf dem in unserem Bei-
spiel genannten Bahnnetz vorgekommen ist.
umal bei den heutigen Verhältnissen, wo noch
Dampfbetrieb und elektrischer Betrieb neben-
einander bestehen müssen, wird man auch aus
dem Grunde mit Kurzschlüssen rechnen müs-
sen, weil der den Schornsteinen der Lokomoti-
ven entströmende Ruß zumal in Tunneln, unter
niedrigen Wegüberführungen und dergleichen
eine starke Verschmutzung der Isolatoren be-
günstigt. Jeder Kurzschluß hat aber eine wenn
auch glücklicherweise meist nur kurze Unter-
brechung der Stromzufuhr zur Folge, indem
durch den Kurzschlußstrom der Überstrom-
schutz in Tätigkeit tritt. Jeder Kurzschluß
bedeutet also eine zeitweise Lahmlegung des
Bahnbetriebes, die unter allen Umständen ein-
geschränkt werden muß, wenn nicht der Fahr-
plaı völlig umgeworfen werden soll. Die pünkt-
liel'e Innehaltung des Fahrplanes ist aber für
dei. Vollbahnbetrieb ein wesentliches Erforder
Es hängen davon die für den Verkehr so
nis.
wichtigen Anschlüsse auf den Übergangsbahn-
höfen von einer Strecke zur anderen, ferner aber
auch die wirtschaftliche Ausnutzung der Be-
triebsmittel und Fahrpersonale zumal bei den
heutigen verschärften Bestimmungen über die
’
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
| Dienstdauer ab. Schließlich bedeutet auch eine
Versehiebung des Fahrplanes in jedem Falle
eine Verringerung der Betriebssicherheit. Man
kommt daher zu dem Schluß, daß eine Parallel-
schaltung der Unterwerke und Fahrleitungen
aus Betriebsgründen unterbleiben muß. Die
Forderungen des Elektrotechnikers stehen hier
denen des Betriebstechnikers gegenüber und
lassen sich nicht vereinigen. Die Sicherstellung
des Betriebes muß vorgehen. Der erhöhte Auf-
wand an Baustoffen und Betriebskosten muß
in den Kauf genommen werden.
Aus der Forderung, daß Kurzschlüsse nur
örtlich begrenzte Folgen haben dürfen, ergibt
sich ferner, daß die Fahrleitungen der von
einem Knotenpunkt ausstrahlenden Bahnlinien
nicht unmittelbar an diejenigen der Haupt-
streeken angeschlossen werden dürfen, sondern
mittels einer besonderen mit Höchststromaus-
lösung versehenen Zuleitung an die Sammel-
schiene des Unterwerkes anzuschließen sind.
In unserem Beispiel würden demnach für das
Unterwerk Nieder-Salzbrunn je ein Anschluß
für die beiden Gleise der Hauptstrecke von
Königszelt bis Gottesberg und für die Strecke
ee
Abb. 3. Streckentrennung in Nebengleisen (Bauart S.8, W.).
von Nieder-Salzbrunn nach Halbstadt nötig
sein. Aber auch das genügt noch nicht, um die
Wirkung von Kurzschlüssen genügend einzu-
schränken. Eine Störung der Fahrleitung eines
Hauptgleises in Dittersbach würde dieses Gleis
Heit 25.
. Salzbrunn — Königszelt
ET ET
489
Königszelt bis
Gottesberg stillegen. Man wird daher vor-
ziehen, die Fahrleitungen der beiden Haupt-
streckengleise nochmals betriebsmäßig zuunter-
teilen, u. zw. mit Rücksicht auf möglichst kurze
Verbindungsleitungen zwischen Fahrleitungen
und Unterwerk in unmittelbarer Nähe des Un-
terwerkes. Es ergeben sich dann für unser Bei-
spiel fünf Anschlüsse, je einer für die beiden
Fahrleitungen der Fahrtrichtungen Nieder-
und Gegenrichtung,
Nieder- Salzbrunn — Gottesberg und Gegenrich-
tung, Nieder- Salzbrunn — Halbstadt. BeimAus-
lösen eines Olschalters weiß der Unterwerks-
wärter sofort, in welchem Teilabschnitt der
Kurzschluß zu suchen ist. Alle übrigen Teil-
abschnitte bleiben im Betriebe. Damit ist die
wichtige Aufgabe des Unterwerkswärters, eine
Fehlerstelle schnell einzugrenzen und möglichst
große Leitungsabschnitte bald wieder unter
Spannung zu setzen, wesentlich erleichtert.
Das Auslösen eines der mit Höchststrom-
auslösung versehenen Ölschalter kommt im
Bahnbetrieb häufig vor. Die Ursachen sind
nieht immer feststellbar, zumal da auf den
Strecken meist noch gemischter Betrieb be-
steht. Es können dabei an ungünstigen Stellen,
Tunneln, niedrigen Brücken unter der. Einwir-
kung der Lokomotivrauchgase und ungünstiger
Witterung Überschläge eintreten, die dann zu
einem vorübergehenden Kurzschluß führen,
ohne daß eine dauernde Verbindung der Lei-
tungsanlage mit Erde vorliegt. Es wird daher
beim Auslösen eines Ölschalters so verfahren,
daß er zunächst wieder sofort eingeschaltet
wird. Löst er wieder aus, so muß einige Minu-
ten gewartet werden, da es sehr wohl möglich
ist, daß die Kurzschlußursache wieder von
selbst beseitigt wird. Erst bei nochmaligem
Auslösen muß mit örtlichen Schäden gerechnet
werden. Und nun muß die Fehlerstelle so schnell
wie möglich eingegrenzt werden. Das geschieht
mit Hilfe geeigneter Unterteilung und Schal-
tung der Fahrleitungsanlagen.
Zunächst möge kurz erörtert werden, wie
die Unterteilung der Fahrleitung erfolgt. We-
gen der hohen Fahrgeschwindigkeiten muß die
Trennstelle so ausgebildet sein, daß sie dem
Stromabnehmer ein schlagfreies Übergleiten auf
auf der ganzen Strecke von
ee ne un | mt. ‚a
den folgenden Streckenabschnitt ermöglicht.
Das wird in einfacher Weise dadurch erreicht,
daß man an der Unterteilungsstelle die beiden
Enden der Fahrleitung mit ausreichendem Ab-
stand, etwa 0,5 m aneinander vorbeiführt, so
490
daß sie sich auf eine gewisse Länge etwa 50 bis
60 m überdecken, bevor sie allmählich anstei-
gend verankert werden (Abb. 2). Die Isolation
zwischen beiden Fahrleitungsenden erfolgt
durch den Luftzwischenraum. Durch Öffnen
des die beiden Leitungsenden verbindenden
Schalters kann der dahinter liegende Strecken-
abschnitt spannungslos gemacht werden, so daß
die Schadenstelle aufgesucht und ausgebessert
werden kann. Diese Anordnung hat sich im
Betriebe auch bei größten Geschwindigkeiten
bewährt. Bei Nebengleisen genügt wegen der
geringeren Fahrgeschwindigkeiten eine einfache
aus Porzellanisolatoren hergestellte Isolierung
nach Abb. 3. Die Überbrückung solcherTrenn-
stellen geschieht durch Hochspannungs-Horn-
schalter etwa nach Abb. 4.
Abb. 4’ Hochspannungs-Hornschalter" (Bauart A.E. G.).
Tritt nun ein Schaden an einer. Fahrleitung
ein, so hat die Öffnung der vor der Schaden-
stelle liegenden Streckentrennung zur Folge,
daß die gesamte dahinter liegende Strecke
außer Betrieb ist. Bei eingleisigen Strecken von
geringer Bedeutung kann man das allenfalls in
Kauf nehmen, bei wichtigen Strecken würde es
aber zu völliger Unordnung im Betriebe führen
und muß daher vermieden werden. Die Anord-
nungen der Streckentrennungen und die Schal-
tungsmöglichkeiten müssen sich nach der Be-
deutung der Strecken riehten.
Bei eingleisigen Strecken geringer Bedeu-
tung genügt es offenbar, wenn man vor oder
hinter größeren Bahnhöfen nur eine Strecken-
trennung vorsieht. Eine weitergehende Unter-
teilung hat keinen Zweck mehr, da ein Teil-
Dekan auf dem hinter der Schadenstelle liegen-
den Streckenabschnitte mangels einer Spei-
sungsmöglichkeit doch nicht mehr durchge-
führt werden kann. Hierbei ist es gleichgültig,
ob die Streckentrennung vom Speisepunkte
nr gesehen vor oder hinter den Bahnhöfen
iogt. \
5 Bei wichtigeren eingleisigen Strecken darf
man sich damit nicht mehr begnügen. Man
muß dann dafür sorgen, daß die Schadenstelle
nur kurze Streckenabschnitte in Mitleiden-
schaft zieht und die dahinter liegenden Strecken
abschnitte in Betrieb bleiben können. Das ist
nur durch eine besondere Speiseleitung zu er-
reichen. Als Beispiel möge hier die 58 km lange
Strecke Hirschberg— Grünthal (vgl. Abb. 1)
angeführt werden, die von dem Unterwerk
Hirschberg aus freitragend gespeist werden
muß. ‚Die Strecke hat auf dem 35 km langen
Streckenabschnitt Hirschberg — Josephinen-
hütte einen regen Fremden- und Güterverkehr
zu bewältigen, während der Rest der Strecke
nur einen sehr schwachen Übergangsverkehr
nach und von Böhmen aufweist. Abb. 5 stellt
die Schaltung der Fahrleitung auf dieser
Strecke dar. Die Strecke ist an der Abzweig-
stelle von der Hauptstrecke betriebsmäßig ab-
geschaltet und an das Unterwerk mit einer be-
sonderen Speiseleitung angeschlossen. Die
wichtigeren Bahnhöfe sind beiderseitig abtrenn-
bar. An der Bahnstrecke ist vom Unterwerk
bis hinter Niader-Schreiberhau eine besondere
Leitung geführt, die, ursprünglich als Verstär-
kungsleitung zwecks Verminderung des großen
Spannungsabfalls in der einseitig gespeisten
Fahrleitung gedacht, die wichtige Aufgabe mit-
Ya a
Elektrofechnicche Zeitschrift, 1920. Heit 25.
erfüllt, beim Ausfall irgend eines Fahrleitungs-
abschnittes zwischen Hirschberg und Schreiber-
‚hau die dahinter liegende Strecke weiter im Be-
triebe zu halten. Um beide Aufgaben erfüllen
zu können, muß die Speiseleitung mehrfach
unterteilt und an die Fahrleitung mittels Schal-
ter angeschlossen werden. Die Strecke kann
dann im Falle eines eigenen Schadens wenig-
stens teilweise im Betriebe behalten werden.
Eine völlige Betriebsunterbrechung könnte
dann nur eintreten, wenn sowohl ein Fahrlei-
tungsabschnitt als auch der mit ihm parallel
verlaufende Speiseleitungsabschnitt gleichzeitig
betriebsunfähig werden. Die Unterteilung der
Speiseleitung ermöglicht bei einem Schaden an
Jakobsihal
O, Weuweit
© Josephimenhitte
©
K
Sirickerhauser
Abb. 5. Schaltung der Fahrleitung auf dor eingleisigen ‚Sırecke Hirschberg—Grünthal.
dieser Leitung die Schadenstelle zu begrenzen
und die übrigen Teile der Speiseleitung zwecks
Begrenzung des Spanhungsabfalls im Betriebe
zu behalten.
Bei den zweigleisigen Hauptstrecken liegen
die Verhältnisse sehr viel günstiger. Da es im
allgemeinen nicht vorkommen wird, daß die
Fahrleitungen beider Gleise gleichzeitig an der-
selben Stelle schadhaft werden, kann wohl stets
eingleisiger Betrieb aufrecht erhalten werden.
Die Fahrleitung des im Betriebe bleibenden
Gleises dient dann auch als Speiseleitung für
die hinter dem schadhaften Streckenabschnitt
liegende Fahrleitung des anderen Gleises. Wie
wejter oben bereits ausgeführt, müssen die Fahr-
leitungen beider Gleise betriebsmäßig vonein-
ander getrennt bleiben. Wenn nun die eine
Fahrleitung als Speiseleitung für die hinter
einer schadhaften Stelle liegenden Fahrleitungs-
abschnitte ‚des anderen Gleises dienen soll, so
folgt daraus daß von Zeit zu Zeit Verbindungs-
schalter zwischen den beiden Fahrleitungen
vorgesehen werden müssen, die betriebsmäßig
offen sind und nur im Falle einer Störung ein-
geschaltet werden. Diese Verbindungsschalter
werden zweckmäßig auf den Bahnhöfen anse-
ordnet, da nur hier ihre schnelle Bedienung
möglich ist.-
Die Forderung, daß örtliche Störungen nur
möglichst kleine Streckenabschnitte in Mitlei-
denschaft ziehen dürfen, führt dazu, daß man,
abgesehen von Haltepunkten, alle Bahnhöfe auf
beiden Seiten abtrennbar macht: Betriebs-
mäßig bleiben die Streckentrennungen stets
eingeschaltet und werden erst im Falle eines
Schadens an der Fahrleitung durch die in Frage
kommenden Stationen auf telephonische, An-
weisung des Unterwerks geöffnet. Das Verfah-
ren in einem solchen Falle möge an Hand unse-
res Beispiels erörtert werden. In dem Gleis
Altwasser— Waldenburg sei auf der freien
Strecke ein Kurzschluß in der Fahrleitung
dureh Zerstörung einer Isolation eingetreten.
Im Unterwerk ist durch wiederholtes Einschal-
ten und Auslösen des Ölschalters für den Speise-
bezirk Nieder-Salzbrunn — Gottesberg ein blei-
bender Kurzschluß festgestellt. Zur Abkürzung
der Schadenfeststellung wird der Unterwerks-
wärter zunächst eine etwa in der Mitte der
Strecke vom Unterwerk bis zur Speisebezirks-
grenze gelegene Streckentrennung ausschalten
lassen, um festzustellen, ob der Schaden dies-
seits oder jenseits der Mitte liegt. Er gibt also
der Station Waldenburg durch Fernsprecher
den Auftrag, die Fahrleitung hinter der Station
nach Dittersbach zu zu unterbrechen. Der wie-
der eingelegte Ölschalter wird wieder auslösen.
Der Unterwerkswärter gibt nun Auftrag an die
Station, diese Streckentrennung wieder einzu-
schalten und die des gleichen Gleises nach Alt-
‚wasser zu zu öffnen. Da der Ölschalter wieder
auslöst, erhält nun Station Altwässer den Auf-
trag, die Streckentrennung nach Waldenburg
burg zu zu unterbrechen. Der wieder einge-
schaltete Ölschalter wird nun halten. Damit
ist die Schadenstelle in. der Fahrleitung der
freien Strecke Gleis’ Altwasser— Waldenburg
festgestellt. Der Wärter gibt nun Auftrag an
Station Waldenburg, den Verbindungsschalter
in Waldenburg einzuschalten. Damit ist die
Strecke von Waldenburg bis Gottesberg und
von Nieder-Salzbrunn bis Altwasser wieder voll
betriebsfähig. Die beiden Stationen Walden-
burg und Altwasser werden verständigt, daß
zwischen ihnen nur eingleisiger Betrieb auf dem
Le a ee
Buagarc hd" DER SARA EEE NN Fam. on 2 A
Be Ar nn BEE nr
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m Ic # AT TR 5 5 ' De ” Ei ” ’
24. Juni 1920.
Gleise Waldenburg— Altwasser möglich ist, und
die zuständige Betriebswerkstatt benachrich-
tigt, die sofort die, Ausbesserungsarbeiten in
Angriff zu nehmen hat. Die Folgen des Scha-
dens für den Betrieb sind somit auf das mög-
liche Maß beschränkt. BE
Fragt man sich nun, wo die Streckentren-
nungen angeordnet werden müssen, so muß
man fordern, daß niemals ein Triebfahrzeug ,
in einen kurzgeschlossenen Fahrleitungsbezirk
gelangen darf, da sonst ein schwerer neuer
Kurzschluß die Folge wäre. Eine unmittelbare
Benachrichtigung des Lokomotivführers wird
in den seltensten Fällen möglich sein. Infolge-
dessen muß die Stellung des Zuges in solchem
Falle durch die Streckensignale erfolgen. Aus
dieser Überlegung ergibt sich, daß die Strecken-
trennung von der freien Strecke aus gesehen
hinter dem Einfahrsignal, vom Bahnhof aus ge-
sehen hinter dem Ausfahrtsignal liegen muß.
Ist dies wegen der örtlichen Verhältnisse nicht
ohne weiteres möglich, müssen die Signale dem-
entsprechend versetzt werden. i
Ist somit die örtliche Lage der Strecken-
trennungen festgelegt, muß die Frage ihrer Be-
dienung erörtert werden. Hierzu werden im
allgemeinen die Endstellwerke der Bahnhöfe
als die am nächsten gelegenen Dienststellen in
Frage kommen, die dann auch die Bedienung
des Verbindungsschalters zu übernehmenhaben.
Dieser Schalter muß also in der Nähe einer der
beiden Streckentrennungen angeordnet werden.
Auf eingleisigen Strecken geringer Bedeutung,
\wo solche Stellwerke oft fehlen, muß die Station
die Bedienung übernehmen. Unbedingt nötig _
ist, daß die mit der Bedienung der Strecken-
trennungsschalter beauftragten Stellen durch
eine besondere Fernsprechleitung mit dem
Unterwerk verbunden sind, da sonst wertvolle —
Zeit mit der Herstellung der Fernsprechverbin-
dung verloren geht. Gerade dann, wenn -Un-
regelmäßigkeiten im Betrieb eintreten, z. B.
bei Unfällen, wenn also aller Wahrscheinlich-
keit nach Umschaltungen vorzunehmen sind,
sind die Strecken-Fernsprechleitungen. schon
durch betriebliche Anforderungen überlastet,
so daß die rasche Befehlsübermittlung vom
Unterwerk zu den Schaltstellen ‚durch diese
Leitungen ganz ausgeschlossen ist. R
‘ Ebenso wichtig ist, daß die Bedienung der
Schalter durch Fernbetätigung vom Stellwerk
aus ähnlich derjenigen der Weichen und Signale
erfolgt, da sonst die erforderlichen Umschaltun-
gen viel zu zeitraubend sind. Nur auf eingleisi-
go Strecken geringer Bedeutung könnte allen-
alls davon abgesehen werden, obwohl dort oft
infolge Fehlens besonderer Stellwerke beson-
ders lange Wege zur Streckentrennung zurück-
zulegen sind. i - 5° }
| s bleibt nun noch die zweckmäßigste Art
der Fahrleitungsschaltung auf den Bahnhöfen
zu erörtern. ie Fahrleitungen der beiden
Hauptgleise bleiben wie auf der freien Strecke
betriebsmäßig voneinander getrennt. Bei der
Schaltung der Fahrleitung für die Nebengleise
müssen sowohl ihr Zweck als die räumliche An-
ordnung und ihre Wichtigkeit für die Durch-
führung des Betriebes berücksichtigt werden.
Bei kleineren Bahnhöfen sind in der Regel ein
bis zwei Nebengleise als Überholungsgleise so-
wie ein Ladegleis mit Güterschuppen vorhan-
den., Vgl. Abb. 6. Die Überholungsgleise ge-
hören betriebsmäßig zu den Hauptgleisen. Man
wird sie daher je nach ihrer Lage mit einem der
Hauptgleise zusammenschalten. Eine beson-
dere Abtrennung ist zwecklos, da bei Ausfall
der Fahrleitung des Gleises II (Abb. 6) ein Be-
trieb des Überholungsgleises ohnehin nicht
mehr möglich ist, sondern nurnoch auf GleisI
eingleisig gefahren werden kann. Die Fahrlei-
tung des Ladestraßengleises muß dauernd ab-
geschaltet und geerdet sein, um Gefährdungen
von Personen beim Beladen oder Entladen der.
Eisenbahnwagen auszuschließen. Sie wird nur
bei Bedienung der Ladestraße und des Güter-
schuppens unter Anwendung der erforderlichen
Vorsichtsmaßregeln eingeschaltet. Diese Vor-
sichtsmaßregeln bestehen in optischen und
akustischen Warnungssignalen, deren schema-
tische Anordnung aus Abb. 7 hervorgeht. Ähn-
u» ‚*
24. Juni 1920.
TR
lich wie bei fernbedienten Schranken ertönt
vor dem Einschalten ein Läutewerk, wobei
gleichzeitig eine bis dahin flachliegende War-
nungstafel sich aufriehtet. Erst nach einer ge-
wissen Zeit kann der Schalter geschlossen wer-
den, so daß den gefährdeten Personen genügend | Gruppen:
Zeit bleibt, sich in Sicherheit zu bringen. Dem-
gemäß ergeben sich für kleinere Bahnhöfe zwei-
gleisiger cken im allgemeinen sechs Schalter
als notwendig, 1 bis 4 für die Abtrennung der
anschließenden Gleisabschnitte der freien
Strecke, 5 als Verbindungsschalter zwischen .
den Fahrleitungen der Hauptgleise, 6 zum
Schalten der Fahrleitung des Ladestraßen-
gleises.
*
zug-, Güterzug- und ‚Verschiebegleise sowie
die Gleise für den Maschinendienst zu Gruppen
zusammengefaßt, die voneinander abgetrennt
und jede für sich in Betrieb gehalten werden
können. Es ergeben sich dadurch folgende
Gruppe I erstes Haupt-Personenzuggleis mit
den anschließenden Personengleisen,
Gruppe II zweites Haupt-Personenzuggleis
ebenfalls mit Nebengleisen,
Gruppe III Güterzug- und Verschiebegleise,
Gruppe IV Gleise für Maschinendienst.
Diese Unterteilung genügt aber noch nicht.
Bei einer Störung in Gleisgruppe II würde nicht
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heit 25.
491
den Stellwerken sind nur die Teilpläne für den.
zugehörigen und benachbarten Bahnhof ausge-
hängt, da nur diese für den Stellwerkswärter
‚wichtig sind. Nach Beendigung der Störung
weist der Unterwerkswärter die beteiligten
Stellwerke an, die Schalter in Grundstellung
zu bringen. Dann haben diese sofort die Grund-
stellung der Schalter gemäß ihrer Störungs-
tafel wieder herzustellen und die Stationen zu
verständigen, daß der Betrieb wieder in gewöhn-
licher Weise erfolgen kann.
Die Fahrleitungen an den Ein- und Aus-
fahrgleisen der Lokomotivschuppen werden in
ähnlicher Weise gesichert, wie bei den Lade-
straßengleisen. Um bei dem starken Betrieb
auf diesen Gleisen zu verhindern, daß bei.un-
u —
Schalter 2 PIEZARZ vorsichtigem Fahren eine elektrische Loko-
er | motive vorzeitig auf den'noch geerdeten Lei-
+ tungsabschnitt gerät /und’dadurch Kurzschluß
| n
Fr] FR
N San ar 3]#1515
Q Fr SS Schalter -\7|2
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Abb. 6. Schaltplan der Fahrleitung eines großen und eines kleinen Bahnhofs.
Bei mittleren Bahnhöfen mit eigenem Ver-
schiebedienst wird man zweckmäßig außer der
Abtrennung.des Ladestraßengleises auch noch
die Verschiebegruppe abtrennen und diese
durch je einen Schalter mit der Fahrleitung
. beider Hauptgleise verbinden, um den
.schiebedienst ‘auch bei Ausfall eines Haupt-
Ver-
gleises aufrecht zu erhalten.
Fahrleitung |
Laterne Laterne
£ Gleis &
unter Spannung
£ Gleis #&
fer:
unter Sparmung
Läutewerk
Alb. 7. Schematische Darstellung der Sicherungs-
einrichtung für Ladestraßen.
Bei großen Bahnhöfen, insbesondere Zug-
bildungs- und Lokomotivywechselstationen müs-
sen noch N hende Vorkehrungen getroffen
werden. In Abb. 6 ist auch die Schaltung der
Fahrleitungsanlagen auf Bahnhof Hirschberg
des schlesischen Gebirgsbahnnetzes dargestellt.
Der Bahnhof ist sowohl Zugbildungs- als Loko-
motivwechselstation. Die beiden Hauptgleise
sind wie überall betriebsmäßig voneinander ge-
trennt und mit den anschließenden freien
Strecken durch die Schalter 1 bis 4 verbunden.
Außerdem sind die Fahrleitungen der Personen-
nur diese Gleisgruppe, sondern auch die wich-
tige Gruppe III außer Betrieb gesetzt. Es
könnte also kein Güterzug mehr ein- und aus-
fahren, u. zw. gilt das für alle Richtungen. Bei
einer Störung in Gruppe I würde auch die
nieht minder wichtige Gruppe IV ausgeschal-
tet, d. h. es könnte keine Lokomotive mehr aus
oder nach dem Lokomotivschuppen fahren. Der
Betrieb würde alsoin beiden Fällen völlig lahm-
gelegt. Man muß daher die Gruppen I und II
nochmals so unterteilen, daß wenigstens ein |
Notbetrieb aufrecht erhalten werden kann. Das
geschieht durch die Trennstellen bei a und b,
so daß zwei weitere Gruppenl b und II b ent-
stehen. Dadurch wird erreicht, daß bei Störung
in Gruppe Ila oder b eine der beiden Richtungen
auch für Güterzüge benutzbar bleibt, während
bei Störungin Gruppe Ia oder beine Zufahrtmög-
lichkeit zum Lokomotivschuppen in jedem Falle
gewahrt bleibt. Demnach sind folgende Schal-
ter notwendig: 1 bis 4 für die Verbindung des
Bahnhofes mit der freien Strecke, 5 zur Ver-
bindung der Gruppe 1lamit la, 6 zur Verbin-
dung von Ila mit IIb, 7 als Verbindungsschal-
ter zwischen beiden Hauptgleisen, 8 zum An-
schluß der Gruppe III, 9 zum Anschluß der
Gruppe IV, 10 zum Anschluß der Gruppe IV
an III für den Fall, daß die Gruppe Ib oder
IIb spannunsslos ist, während die beiden
Schalter 11 und 12 zur örtlichen Einschaltung
der betriebsmäßig geerdeten Fahrleitungen der
'Einfahrtsgleise in den Lokomotivschuppen die-
nen.
Damit .dürfte allen Zufälligkeiten Rech-
nung getragen sein. Selbstverständlich ist dies
kein allgemein gültiges Schema.
nach den örtlichen Gleisanlagen und Betriebs-
ordnungen sorgfältig die Lage der Unterteilun-
gen feststellen müssen. Unbedingt festzuhalten
ist aber, daß zwischen der Einmündung der
Gütergleise an den Enden der Bahnhöfe eine
Unterteilung der Hauptgleise notwendig ist,
um auch im Falle eines Kurzschlusses im Haupt-
gleise einen Teilbetrieb aufrecht erhalten zu
können, wenn nicht eine besondere Speisung
der a Ah eure von den Haupt-
gleisen möglich ist. Die Schalter sind mög-
lichst nahe den Stellwerken angeordnet, ‘um
möglichst kurze Drahtzüge für ihre Fernbedie-
nung zu erhalten. - Wie oben schon erörtert,
müssen die Endstellwerke der Bahnhöfe die
Ausführung der: Schaltungen übernehmen, u.
zw. auf telephonische Aufforderung des Unter-
werkswärters hin. Dieser gibt seine Anordnun-
gen auf Grund des Schaltplanes, in dem für
jeden Bahnhof die für den Fall einer Störung
auszuführenden Schaltungen in einer ‚Stö-
rungstafel‘“ verzeichnet sind. Abb. 6 stellt
einen Teil eines solchen Schaltplanes dar. In
an wird je‘
—————
verursacht, schaltet man eine beiderseitig iso-
lierte Strecke vor den geerdeten Teil der Lei-
tung, vgl. Abb. 6. ß
Zum Schluß möge noch die Schaltung der
Fahrleitung in Tunneln erörtert werden. Tun-
nel bilden insofern einen Gefahrpunkt für elek-
trische Bahnen, als die beschränkten Raumver-
hältnisse nur geringe Isolationsabstände von
der Erde zulassen. Zudem sind viele Tunnel
stark wasserdurchlässig. Meistens muß noch
auf längere Zeit mit gemischtem Betrieb ge-
rechnet werden, so daß starke Verschmutzung
der Isolatoren durch den Lokomotivruß ein-
tritt. Ferner bilden sich im Winter an den
Tünnelausgängen oft meterlange Eiszapfen, die
beseitigt werden müssen, wenn man, Kurz-
schlüsse und Beschädigungen der Stromabneh-
mer vermeiden will. Das zwingt dazu, die
Tunnelfahrleitungen beiderseitig abschaltbar
zu machen, um gefahrlos Ausbesserungs- und
Reinigungsarbeiten vornehmen zu können. Am
günstigsten ist es, wenn man die Speisegebiets- ,
trennung zwischen zwei Unterwerksbezirken
unmittelbar an den Tunnel verlegen kann, dann
bleibt die Ausschaltung der Tunnelgleise ohne
Einfluß auf den sonstigen Betrieb. Das wird.
aber nicht immer möglich sein. Bei zweigleisi-
gen Strecken muß man dann eine Fahrleitung
im Betriebe lassen, um die hinter dem Tunnel
liegenden Streckenabschnitte weiter zu speisen.
Bei den engbeschränkten Raumverhältnissen
erfordert eine Arbeit an der ausgeschalteten
Fahrleitung. ganz besondere Vorsicht. _
Bei eingleisigen freitragend gespeisten
Strecken muß man eine Umgehungsleitung an-
ordnen, wenn die hinter dem Tunnel liegende
Strecke nicht so kurz ist, daß eine zeitweilige
Ausschaltung ohne Bedeutung für den Betrieb
bleibt. Bei den sechs Tunneln des für diese Be-
trachtungen als Beispiel gewählten schlesischen
Gebirgsbahnnetzes sind alle diese Schaltungen
angewendet worden. Vgl. Abb. 1. Bei dem
zweigleisigen Tunnel zwischen Dittersbach’und
Fellhammer können beide Leitungen gleich-
zeitig abgeschaltet werden, weil die zur Ring-
leitung ausgebildete Fahrleitung Nieder-Salz-
brunn — Dittersbach— Fellhammer eine ‚Spei-
sung von beiden Seiten aus ermöglicht. Der
eingleisige Tunnel zwischen Fellhammer und
Halbstadt ist mit Umgehungsleitung versehen,
damit der ziemlich lange Streekenabschnitt bis
Halbstadt im Betriebe bleiben kann. Am zwei-
gleisigen Tunnel bei Schildau und dem ein-
gleisigen Tunnel durch den Schmiedeberger
Paß sind Speisebezirkstrennungen vorgesehen.
Die Fahrleitungen beider Tunnel können also
ohne Einfluß auf den Betrieb abgeschaltet wer-
den. Der eingleisige Moltkefels-Tunnel vor
Nieder-Schreiberhau wird durch die hinter dem
Bahnhof einmündende .Speiseleitung umgan-
gen, während der eingleisige Isertunnel kurz
vor Bahnhof Grünthal keine Umgehungsleitung
erhalten hat, weil eine zeitweilige Ausschaltung
der kurzen Reststrecke ohne Bedeutung ist.
Auf Grund der vorstehenden Betrachtun-
gen müssen also folgende Forderungen an die
Unterteilung und Schaltung der Fahrleitungen
gestellt werden;
492
a) zweigleisige Strecken.
1. Betriebsmäßige Trennung der beiden Haupt-
gleise und der Unterwerksbezirke.
2. Betriebsmäßige Unterteilung der beiden
Hauptgleise am Speisepunkt nach den bei-
den Richtungen. N
3. Beiderseitige Abtrennbarkeit der Bahnhöfe
und Anordnung eines betriebsmäßig offenen
Verbindungsschalters zwischen den Fahr-
leitungen beider Hauptgleise auf jedem
Bahnhof.
4. Zusammenfassung der Fahrleitungen großer
Bahnhöfe in : zusammengehörige Betriebs-
gruppen, die für sich abschaltbar sind.
5. Unterteilung der Fahrleitungen der Haupt-
gleise großer Bahnhöfe (Zugbildungs- und
Lokomotivwechselstationen), so daß ein
Teilbetrieb aufrecht erhalten werden kann.
6. Abtrennung und betriebsmäßige Erdung
der Ladestraßen und Betriebsschuppen-
gleise.
7. Beiderseitige Abtrennbarkeit von Tunnel-
fahrleitungen.
b) eingleisige Strecken.
l. Anordnung einer unterteilten Speiseleitung
bei wichtigen freitragend gespeisten Strecken.
2. Beiderseitige Abtrennbarkeit größererBahn-
höfe auf Strecken mit Speiseleitung, sonst
einseitige Abtrennbarkeit der Bahnhöfe.
3. Beiderseitige Abtrennung der Fahrleitung
und Anordnung einer Umgehungsleitung
bei Tunneln mit dahinter liegenden wichtigen
Streckenabsehnitten, sonst einseitige Ab-
trennung der Tunnelfahrleitung.
4. Abtrennung und betriebsmäßige Erdung der
Ladestraßen- und Betriebsschuppengleise.
Wasserkräfte von 5000 kW.
Vom Berat. Reg. - Baumeister ®r.= ng. Leiner,
Privatdozent a. d. Techn. Hochschule München. '
Übersicht. Es wird auf die im neuen Elektrizi-
tätsgesetz fehlende Begriffsbestimmung für 'unausge-
baute Wasserkräfte von 5000 kW hingewiesen. So-
dann werden zur Verhütung volkswirtschaftlich schäd-
licher Wirkung des Gesetzes Vorschläge gemacht, wie
dem „unvollkommenen Ausbau” von Wasserkräften
gesteuert werden kann.
Nach $ 2, Absatz 1, des Elektrizitätsse-
seizes vom 31. XII. 1919) ist das Reich befust,
„privaten Unternehmern zustehende Rechte
zur Ausnutzung von Wasserkräften für die
Erzeugung elektrischer Arbeit mit einer Lei-
stungsfähiekeit von: 5000 kW und mehr,
welehe nicht ganz überwiegend zur Erzeugung
elektrischer Arbeit für wigene Betriebe be-
stimmt sind, einschließlich des Eigentums an
dien in- Ausübung dieser Rechte errichteten An-
lagen und des Rechtes auf Benutzung tech-
nischer Vorarbeiten gegen angemessene Ent-
schädieunge zu übernehmen.“ Diese „ansemes-
sene Entschädigung“ ist etwas maser bemes-
sen, denn sie besteht nach $ 6, Absatz 2, ledie-
‚lieh „in dem Ersatze der Aufwenduneen, die
dien bisherigen Berechtigten in Bezug auf die
zu übernehmenden Rechte erwachsen sind.“
Entschädieung für entgangenen Gewinn und
del. findet also nicht statt.
Die Inhaber derartiger Rechte haben dem-
nach ein wesentliches Interesse daran, dem
Soztalisierungszugriff zu entsehen. Sie wer-
@en ihre Wasserkräfte mit möclichster
Beschleunigung „für seirene Betriebe“
nutzbar machen, ds.man nicht weiß, ob das
bis zum 1. 1IV.1921 zu erwartende Ausführungs-
gesetz über den Zusammenschluß von Körper-
schaften zur Elektrizitätsbewirtschaftung sich
nicht noch etwas nreichsliebevoller der unaus-
genutzten Kräfte annimmt, obwohl das be-
reits eine Überschreitung des vorliegenden
Rahmengesetzes bedeuten würde. Nun verfügt
dieses ‘Rahmensesetz mit einer vewissen
Selbstverständlichkeit über unaussenutzte
Wasserkräfte von 5000 kW, als ob dieser Be-
griff eindeutig festliest, wie etwa derjenige
eines Dampfturbinensatzes von 5000 kW. Es
ist durchaus notwendig, hier Begriffs-
klarheit zu schaffen oder, wenn das nicht
angeht, wenigstens für Rechtsklarheit
zu sorgen. Nach dem Wortlaut des vor-
liegenden Gesetzes ist von dem in Aus-
sicht stehenden Ausführungssesetz diese Klar-
stellung nicht zu erwarten, Hierauf.muß hin-
gowiesen werden, damit das Versäumte nach-
seholt werden kann.
Wieviel Kiiowatt liexen in einer unausse-
bauten Wasserkraft? Die Grundlaeen sind
Gefälle und Wassermenge. Das Gefälle
) Vgl „ETZ“ 1920, 8.94.
| Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Helt 25. |
ist „elessentlich durch die Veerhältnisse un-
verrückbar gegeben, in (den meisten Fällen
aber wird es erst durch den mehr oder weni-
ger geschickten Entwurf festgelest. Höhe
des Stawes, Räumung des Vorfluters, Fort-
führung des Wassers in Stollen, Werkkanal
oder Druckleitung zu eiwer günstigeren Ge-
fällstufe und dgl. beeinflussen die endeül-
tice Stauhöhe außerordentlich. Noch unklarer
ist der Begriff der nutzbaren Wasser-
mien.e. Man könnte sie einfach als 9-monat-
lich oder 7-monatlich verfüsbare Wasser-
führung nach dem Durchschnitt einer bestimm-
ten Anzahl von Jahren definieren. Diese
"einfachste Festlegung wäre aber bereits will--
kürlich, denn Speicherfähiekeit des Wassers
und die Eigenart der Anschlußwerte der elek-
trischen Versorgung beeinflussen die prak-
tische Nutzbarkeit des Wassers, also auch die
Ausbaueröße des Werkes. $
Die Art der Belastung hat »natür-
lich keinen Einfluß auf vorhandene Natur-
kraft, wohl aber bedinet sie unmittelbar die
für dıe Anwendung des Gesetzes wichtiwe
Größe und Zahl der Maschinen, ‚auch diejeni-
sen etwaiger Speicheranlagen und Zuschuß-
kraftanlagen. Akkumulatorenbatte-
rien sind letzten Endes Mittel zu eröße-
rem Wasserverbrauch, genau so wie
Tawesspeicher oder Pumpenspeicher. Wird
ajeser größere Verbrauch dureh die Speicher-
fähigkeit eines Sammelbeekens ermöglicht, so
müssen für die Spitzenbelastung besondere
Turbinen-Dynamosätze webaut werden, bei
Akkumulatorenbetrieb dagesen nicht. Da
Akkumulatören nicht als ‚installierte Lei-
stung“ des Kraftwerkes zählen, würde also
eın Akkumnlatorenwerk nach dem Gesetz
günstiger fortkommen als ein Tagesbecken-
oder Pumpenspeicherwerk.. Auch hierin liegt
eine Unschärfe.
Theorie und Erfahrung haben weiter den
wirtschaftlichen Nutzen der Vereinigung von
Wasser- und Wärmekraftmaschi-
nen erwiesen. Es ist vorteilhaft, den Grund-
strom durch ein Werk liefern zu lassen, des-
sen von der Erzeugung unmittelbar beeinflußte
Kosten verhältnismäßig eering gegienüber den
festen Jahreskosten sind. Das ist das Was-
serkraftwerk. Seine wertvollste Ergänzung
findet es in der Mitarbeit einer auf die Be-
lastunssspitzen arbeitenden Kraftanlage mit
billisen‘ festen Jahreskosten. Das ist die
Wärmekraftanlaee, für größere Werke beson-
ders der Darmpfturbinen-Dynamosatz. Diesel-
motoren sind zwar neuenlings sehr beliebte
Ergänzungskräfte, eignen sich jedoch wegen
der hohen festen Kosten weniger cut für Aus-
hilfsarbeit mit. kleinem Belastungsfaktor wie
die Dampfturbine. Welche Spitzenreserve man
aber auch wählt, immer handelt es sich um
eine „installigrte Leistung“, die bei fertig
ausgebauten Kraftwerken nach S 2, Ab-
satz 1, Ziffer 2, des Gesetzes fraglos bei der Be-
rechnung des kritischen. Wertes von 5000 kW
mitssezählt wird. Mitsefansen — -mitrehansen !
Wie aber bei unausgebauter Kraft? Hier
darf ein etwaig-s Ergänzuneswerk nieht
mitgezählt werden, wenn das Gesetz nicht in-
direkt die "Wirkung haben soll, auf ‘eine
schlechte Rraftnutzung vorhandener Wasser-
kräfte einzuwirken. Um das zu verhüten. muß
der unauseehauten Kraft nach einmaliser
verwaltungsrechtlicherEntschei-
dung ein Freibrief für die weitere Entwick-
Jung auseestellt werden. Das verlangt auch
der wirtschaftlich eünstigste Ausbau der
Kraft. Das Gesetz würde andernfalls zum
unvellständieen Ausbau verleiten, also
wirtschaftlich und volkswırtschaftlich schäd-
lieh wirken. ;
Wir sehen: die Kennzeichnung derjenigen
Rechte, die ‚unter das Gesetz fallen, ist tech-
nisch und juristisch unscharf. Die Definition
ist allerdings äußerst schwierig. Sie läßt sich
als natürlicher Begriff überhaupt nicht:
aberenzen. Wollte man versuchen, die wirt-
schaftlich eünstigeste Ausbau-
Sröße, wie sie sich nach des Verfassers
Methoden') oder nach „leiehwertigen Rech-
nungsarten ergibt, für die rechtliche -Größen-
bestimmuns zu benutzen, so würde dieser Vier-
such an den schwankenden Grundlagen der
spekulativen Rentabilitätsschätzungen schei-
tern. Es bleibt also nur weine willkürliche
bBeeriffsumzrenzune übrige. Entweder man
gibt den behördlichen Organen die Befugnis,
aus eigener Machtvollkommenheit in jedem
PBinzelfalle festzusetzen, ob eine
Wasserkraft größer oder kleiner als 5000 kW
ist, oder man stellt hierfür bestimmte, wenn
auch recht wi!l!kürliche Schätzungsnormen auf.
Ich würde das, letzbere vorziehen und etw
vorschlasen :
1) „Zeitschr. f. d. . Turbi a) Kurse 3
et ges. Turbinenwes.*, 1913, S. 210 ff
24. Juni 1920.
Die zu installierende Leistung wird nach
der Gleichune ä
L = 15 OH Kilowatt für Werke ohne Speicher “
L — 20 QH Kilowatt für Werke mit Speicher
bestimmt. Darin bedeutet © den nutz-
baren mittleren Wasserzufluß in
m®/s, H das Gefälle, errechnet für „„ewöhn-
liehen Wasserstand“ im ungestauten Wasser-
lauf. Tagesausgleichbeeken +ilt nicht als
Speicher, sondern nur Becken für Monats- und
Jahresauseleich. Als nutzbarer mittlerer Zu-
fluß ist für Werke ohne Speicher die wäh-
rend 9 Monaten des Jahres mindestens verfüg-
bare Wassermenge, für solche mit Speicher.
die 6-monatliche Wassermenge anzunehmen.
Die höhere Installationseröße bei Drehstrom-
werken mit induktiver Belastung (cos 9%)
wird nicht. berücksichtigt. Wassermenge und
Gefälle sind nach den Wassermensenermitte-
lungen ‚der letzten 10 Jahre &emäß den hier-
fün gelbenden anerkannten Reeeln des Was-
serbaues so genau, wie es die vorhandenen
Grundlagen sestatten, zu ermitteln. Etwa be-
absichtigte Wärmekraftreserven zählen nicht
mit, solange ihre Größe unter 50 % der Tur-
binensatzgröße "bleibt, eleichviel wie später
der Ausbau des Werkes erfolgt.
Anträge auf Anerkennsun®e der
Kraft als unter 5000 kW liegend wären
unter rechnungsmäßiger Beeründune zu stel-
len. Erfolgte Anerkennung müßte als Frei-
brief gegenüber den, Rechten dies Gesetzes
zSelben, derart, laß nunmehr auch sein höherer
Ausbau. dem Inhaber des Rechtes zusteht,
falls er durch geschickte Entwurfsgestaltune
ihn ermöglichen kann. Dieser Anneiz zu voll-
sber Verwertung oder wirtschaftlichster Er-
schließung müßte unter allen Umständen «e-
wahrt bleiben, da beide von volkswirtschaft-
licher Bedeutung ‚sind. Als Berufungsinstanz
wäre eine aus Beamten und Freiberuflern zu-
sammengesetzte Körperschaft zu bilden.
Das Gesetz besitzt übrigens einen Kaut-
schuckparagraphen 8, nach dem das Reich
auch kleinere Anlaeen, die an sich nicht unter
das Gesetz fallen würden, erfassen kann,
„wenn den Interessen der Gemeinwirtschaft
nicht durch Austausch elektrischer Arbeit &e-
nügt werden kann.“ Dieser $ 8 sollte nur in
den seltensten Fällen, keinesfalls aber
als Lückenbüßer für fehlende Beeriffsbestim-
mungen — wie in den hier besprochenen
Fällen — angewandt werden, da sonst eine
allgemeine Unternehmunesunsicherheit und
-unlust Platz greifen würde, sehr zum Schaden
unserer Vokswirtschaft.
Ich habe hier lediglich den Wee skizzie-
ren wollen, auf dem man vorzugehen hätte.
Die Einzelheiten der angeregten Beeriffshbe-
stimmung ließen sich natürlich auch anders
und von anderen Gesichtspunkten aus fest-
legen. Eine technisch und rechtlich sicher
zu handhabende Begriffsbestim-
mung erscheint jedenfalls unerläßlich, vor
allem zur Belebung und Sieberstellunge der
Unternehmertätiekeit bei Werken, deren Größe
voraussichtlich in die kritische Gegend des
Gesetzes fällt. )
Elektrisches Schweißen mit legierten Elek-
troden. — Die Alloys Processes Ltd., London,
führte kürzlich einige der neuesten Methoden
der Lichtbogenschweißung vor. Einem Bericht
der ‚Times‘ entnehmen wir das Folgende. Von
der Überlegung ausgehend, daß Schweiß-
nähte nur dann zuverlässig und gleichmäßig
stark ausfallen können, wenn das Elektroden-
metall dieselbe Zusammensetzung: besitzt wie
der zu schweißende Gegenstand, verwendet die
Gesellschaft legierte Elektroden verschiedener
Zusammensetzung, entsprechend derjenigen
der jeweiligen Arbeitsstücke. Die Elektroden
sind außerdem mit einem Flußmittel -über-
zogen. ‚, Außer der Normalelektrode für
Schmiedeeisen, werden legierte Elektroden für
starke ‚Bleche und andere Werkstücke, für
welche hohe Zerreißfestigkeit gefordert wird,
benutzt; ferner hat die Firma Elektroden ent-
wickelt, welehe Stahl mit einem Kohlenstoff-
gehalt von 1,5 bis 0,5%, andere, die Mangan-
stahl und solche, welche Nickelstahl mit 3,5%,
Nickelgehalt in der Schweißhitze bilden.
Schnelldrehstähle werden in der Weise herge-
stellt, daß an gewöhnliche Stähle am Arbeits-
ende mittels geeignet zusammengesetzter Elek-
troden, mit denen sich die betreffenden Legier-
metalle, wie Wolfram, Molybdän usw. erst im
Augenblick des Schmelzflusses legieren, ein
Stück angeschweißt wird. Auch ist eine Elek-
: trode herausgebracht worden, welche ein vor-
zügliches geschmolzenes Gußeisen BIEINE:,
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1
&
n.
., 24. Juni 1820
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Ergebnisse amerikanischer Elektrizitäts-
werke i. J. 19191). — Der Stromabsatz der
Elektrizitätswerke der Vereinigten Staaten be-
trugim Jahre 1919 bei im Mittel 51% allerWerke
Zeitrelais. — In Abb. 4 ist ein auf Wärme-
wirkung beruhendes Zeitrelais dargestellt, des-
sen Auslösezeit unabhängig von der Raumtem-
peratur bleibt. Ein Metallband 1 ist an seinen
Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heit 25. 493
Apparatebau. Der zischende Lichtbogen. — E. Bräuer
stellt fest, daß der Zustand der Bogenstrom-
variablen nach Überschreitung eines kritischen
Wertes eine Hystereseschleife mit stark wech
19 832 Mill. kWh (17 882 i. V. bei 59 %), ent- | beiden Enden zwischen Klemmbacken 2 befes-- Mil Dollar „9
sprechend 10,9% Zunahme (6,75% i. V.); die | tigt und in der Mitte um eine Walze 3 gelegt,
daraus erzielten Einnahmen stellten sich auf | an der es durch einen Klemmbacken 4 und eine 80
384,4 Mill $ (319,7 i. V.), entsprechend 20,2%, | Schraube 5 festgehalten wird. Die Walze 3 ist
Zunahme (9,3% 1. V.). Rechnet man diese | in zwei Hebeln 6 drehbar gelagert, die um den 70
a; PEEFFFEELFEFEFFERHEFFEEFFFREEEFEETEEFETTEETTeN Aa
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Poasy ma a arm x ul avwasıewvwuaaı a Vvwouı uvm.
_ Abb. 1. Leistungen und Einnabmen der amerikanischen Elektrizitätswerke in den einzelnen Monaten 1914 bis 1919.
Zahlen auf 100% aller Werke um, so ergeben
sich 38795 Mill. kWh (30 251 i. V.) und
775 Mill. $ (542 1. V.). In Zahlentafel I sowie
in Abb. 1 und 2 ist die Entwicklung für die
Jahre 1914 bis 1919, umgerechnet auf alle
Werke, dargestellt. Sehr bemerkenswert ist
39
Q
136 N
Q
N BB
N z
Ss 300
Q N
S 270
SZ
1979
777
a
74 1915 7976 1917
Abb, 2. Jahresleistungen und Einnahmen der
amerikanischen Elektrizitätswerke.
"das außerordentlich starke Anwachsen der
Zahlen für, 1919 gegenüber 1918. Die pro-.
zentuale Zunahme von 1919 gegen 1918 ist
noch erheblich größer als die größte bisher be-
obachtete Steigerung des Jahres 1916 gegen
1915. Abb. 3 zeigt die prozentualen Steige-
Go 7917 1979
7914 1975 1976 1978
Abb. 3. Prozentuale Änderungen der Jahresleistungen
k und der Einnahmen.
71976
7978
7977
rungen in Kurvenform. Die Steigerung in
den beiden ersten Monaten 1920 ‚gegenüber
dem gleichen Zeitraum von 1919 beträgt für
die Kilowattstunden 38% und für die Strom-
einnahmen 22%.
Zahlentafelı. .
1914 1915 196 1917 1918 1919
Mill. kWh 16591 18402 23 400 27 327 30251 38795
Zunahme‘, 109 27,2 16,8 107 23832
Mill. $ 361 422 491 542 775
Zunahme, 7,1= 16,9 :16,4 10,4 43,0
(Electrical World, Bd. 75, 1920, S. 785, 1000.)
Ptz.
337
!) Vgl. auch „ETZ“ 1916, 8. 320° 1917, 8.498; 1918 S, 88,
409; 1919, S 366. z i
Zapfen 7 drehbar sind, und die durch Federn 8
das Band 1 spannen. Mit der Walze 3 ist der
Hebel 9 fest verbunden, gegen dessen freies
Ende gewöhnlich das eine Ende des Hebels 10
unter Druck der Feder 11 anliegt. Der eine
Teil des Bandes 1 kann entweder unmittelbar
Abb. 4. Zeitrelais.
zur Stromführung benutzt werden (kleine Zeit-_
konstante), oder es ist ein Heizkörper 13 an ihm
befestigt, der nach außen durch die wärmeiso-
lierende Schicht 14 abgedeckt ist. Bei Strom-
durehgang dehnt sich der geheizte Bandteil aus
und bewirkt dadurch eine Drehung der Walze 3
und des. Hebels 9. Steigt die Stromstärke über
ein zulässiges Maß, so dreht sich der Hebel 9
infolge der Erwärmung des linken Bandteils
soweit nach links, daß der Hebel 10 ausgelöst
wird, der durch sein Umkippen einen Ausschal-
ter auslösen kann, oder dergl. Der Rahmen, der
die ganze Vorrichtung trägt, ist um den Zapfen
15 drehbar und mittels der Schraube 16 ver-
stellbar. Durch diese Verstellung kann die
Empfindlichkeit des Relais geändert werden.
Die Einstellung kann durch einen Zeiger 17
auf einer Skala 18, die in Ampere oder Sekun-
den eingeteilt sein kann, abgelesen werden. Auf
die Möglichkeit einer Differentialwirkung ist
hingewiesen. Das Relais ist der Allmänna
Svenska Elektriska Aktiebolaget patentrecht-
lich geschützt. F. U.
Beleuchtung und Heizung.
Bogenstromcharakteristiken. — E. Bräuer
zeigt, daß bei der Bestimmung der Charakte-
ristiken die Wärmeänderungen in den Licht-
bogen von größtem Einfluß sind, da sich z. B.
die Elektroden nach Inbetriebsetzung eine
Zeitlang dauernd erwärmen; da auch bei
schwachen und starken Strömen sehr ungleiche
Erwärmungen der Elektroden auftreten. Mit
Öszillographenaufnahmen von weniger als 1 s
Dauer nach Stromschluß erhält er gut vergleich-
bare Charakteristiken; die Aufnahmen werden
sehr oft wiederholt und photographisch aufge-
zeichnet. Versuche wurden- mit Hg-Bogen,
Reinkohlen- und Salzkohlenbogen angestellt.
(„Physik. Zeitschr.‘‘,"Bd. 20,48. 393.) Zar.
selnder Geschwindigkeit durchläuft, die wesent.
lich durch thermische Vorgänge bedingt ist
und einen akustischen Impuls auf die umgeben-
de Atmosphäre ausübt. Die anodische Strom-
dichte muß also einen gewissen Betrag über-
schreiten, dann geht. der gewöhnliche Licht-
bogen in den zischenden über. Bei größerer
Bogenlänge tritt das Zischen später ein, wegen
der größeren Wärmeverluste. Der Weechsel-
strombogen hat größere Zischneigung als der
Gleiehstrombogen. (,,Physik. Zeitschr. ‘, Bd.20,
8.409.) Zar.
Die kathodischen Vorgänge im Bogen-
strome. — E. Bräuer weist nach, daß: im
Liehtbogenstrom die Thermoelektronen nur
wenige Prozent des Gesamtstroms liefern (auch
im Quecksilberdampfbogen) und daß die von
den Thermoelektronen durch Stoß erzeugten
Ionenpaare auch keinen wesentlichen Anteil an
der Leitung haben. Die Erzeugung der Elek-
tronen durch aufprallende positive Gasionen
überwiegt bei weitem. Bei hoher Frequenz
nähert sich der Charakter des Wechselstrom-
bogens immer mehr einem Ohmschen Wider-
stand. (‚‚Ann. d. Physik‘, Bd. 60, 8. 95). Zar.
Flächenhelligkeit des positiven Kraters. —
Versuche von E.Podszus (zum Teilim physik.-
chem. Laboratorium von Siemens & Halske
ausgeführt) ergaben, entgegen bisherigen An-
schauungen, eine sicher meßbare Abhängigkeit
der Flächenhelligkeit des positiven Kraters bei
Reinkohlen (Marke „Siemens A“) von der
Stromstärke, so daß der Sublimationspunkt der
Kohle doch wesentlich höher ist, als man bisher
vermutete. Dies Ergebnis wurde durch Be-
obachtungen geeigneter , Spektralbezirke er-
halten, wodurch man frei von den Störungen
der Dampfsäulestrahlung ist. („‚Verhandl. d. D.
Physik. Ges.‘‘, Bd. 21, S. 284.) Zdr.
Taschenlampe als Prüfgerät. — Unter dem
Namen ‚Osne-Taschenlampe‘‘ bringt O. Neu-
mann, Berlin W 62, ein Prüfgerät auf den
Markt, welches sich neben seiner Verwendung
als Taschenlichtquelle für Prüfzwecke, z. B.
zum Aufsuchen von Leitungsschluß und zur
Abb. 5.
Feststellung ‚des Zustandes von Schmelz
stöpseln eignet. Die in Abb. 5 dargestellte, mit
einem Aufhängebügel versehene Lampe ‚be-
sitzt in der oberen Gehäusekappe eine Off-
nung, durch welche eine Doppellitze eingeführt
494
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 25.
wird; sie wird durch eine Klemmschraube
einerseits mit dem Gehäuse verbunden, an dem
auch der eine Pol der Lampe liegt, und ander-
seits durch eine zweite Klemmschraube mit
einem Pol der Batterie. Werden die freien
Enden der Litze über einen geringen Wider-
stand oder Kurzschluß verbunden, so leuchtet
Er Lampe auf.‘ U. a. läßt sich die Vorrichtung
aueh zur Auslösung eines elektrisch betätigten
Momentverschlusses an Photographenappa-.
raten aus größerer Entfernung benutzen. Bei
Verwendung als Taschenlampe ist der an einer
Seite des Gehäuses angebrachte Schiebeschalter
üblicher Bauart zu betätigen. Für einfachere
Montagen wird das Gerät gute Dienste leisten. ,
u
E72
Verkehr und Transport.
Statistik der Kleinbahnen in Preußen für
das Jahr 1918!). — Auch für das Berichtsjahr
1918 konnten statt der im Ministerium der
öffentlichen Arbeiten bisher alljährlich be-
arbeiteten Statistik für ganz Deutschland nur
die preußischen Kleinbahnen (nebenbahnähn-
liche Kleinbahnen und Straßenbahnen?) sta-
tistisch bearbeitet werden. Es haben sich
folgende Zahlen ergeben:
I. Nebenbahnähnliche Kleinbahnen.
Am Schlusse des Berichtsjahres (31. III.
1919) waren in Preußen vorhanden oder ge-
nehmigt. 334 (332 i. V.) selbständige Unter-
nehmungen mit 11299 km Streckenlänge
(11 234 i. V.). „Im Betriebe standen 321 (wie
i. V.) Bahnen‘ mit 11175 km Streckenlänge
(11 160i. V.). Die Betriebsarten dieser Bahnen
ergeben sich aus Zahlentafel 1.
Zahlentafel 1. Betriebsarten der neben-
bahnähnlichen Kleinbahnen in
Preußen.
1917 1918
Zahl | km Zahl | km
Rein elektrisch . . 33) 551] 331. 586
teilweise elektrisch 8 RB ERS 173
reiner Dampfbetrieb | 291| 10 510) 293| 10 540
Betriebsart
‘ Zusammen | 332|11 234| 334| 11 299
Über den Zweck der Bahnen ergibt die
Zusammenstellung in Zahlentafel 2 Auskunft.
Zahlentafel 2. Betriebszweck der
Bahnen.
1917 1918
Zweck
Zahl | km | Zahl | km
Personenverkehr . . ri 115 7 115
Fremden- (Bade-)
Verkehris., une 9 140 9 140
Handelu. Industrie 80 | 1135| °80 | 1135
Landwirtschaft . . 119 | 6057| 119 | 6066
Handel, Industrie u.
Landwirtschaft . 117 | 3786| 119 | 3843
‚ Auf je 10000 Einwohner kommen im
Mittel 2,72 km;Strecke (2,70 i.$V.), die Grenz-
werte in den einzelnen Provinzen sind 1,18 und
12,87 km. Auf 10000 ha entfallen 3,24 km
Strecke (3,22. V.), die Grenzwerte sind 2,27 km
und 8,10 km. Übersdie Betriebsleistungen
gibt die Statistik keine Auskunft. Das ge-
samteAnlagekapital aller genehmigten, neben-
bahnähnlichen Kleinbahnen Preußens beträgt
751,928 Mill. M. (748,681 i. V.), auf 1 km
Strecke entfallen durchschnittlich 65 012 M
(65 097 i. V.), auf 1 km Vollspur 83 059 M
(832 714 1.%V.), auf 1 km Schmalspur 51 035 M
(51 336 i. V.). >
II. Straßenbahnen.
Am 31. III. 1919 waren in Preußen vor-
handen oder genehmigt 205 selbständige Stra-
3enbahnen (wie i. V.) mit 3979 km Strecken-
läng6 (3960 i. V.); im Betriebe waren 201 Bah-
nen (199i. V.)jmit:3859 km (38371. V.). Über
die Betriebsarten gibt Zahlentafel 3 Auskunft.
Zahlentafel 3. Betriebsarten der preu-
Bischen Straßenbahnen.
Betriebsart N Zahl
1917 1918
Rein elektrisch ran, 177
teilweise elektrisch . . 3 22
reiner Dampfbetrieb . . 11 11
reiner" Pferdebetrieb . . 10 10
Drahtseilbetrieb '... .2. 7,55% 5
\
....»,,Nach „Zeitschr, f. Kleinb.“. Bd. 27, 8. 41, 70. Sta-
tistik für, 1917 vgl. „ETZ* 1919, S. 340.
: ?) Uber Unterscheidungsmerkmale vgl. „ETZ“ 1916,
S. 269, Sp, 1, Fußnote 2. ‘
f
1 geerdet.
Zahlentafel 4. Betriebszweck der
Straßenbahnen.
Betriebszweck Zahl
2 1917 1918
Personenbeförderung . 139 139
Güterbeförderung DER 4 +
Personen- und Güter-
beförderung are 62 62
Zahl km Zahl km
Personenverkehr . . 167 3495 167 3514
Fremden- (Bade- ) ver- +
kehr N 17 46.717 46
Handel u. Industrie . 18... 382 %18.7- 382
Landwirtschaft . . . 1 15 Y 15
Handel- Industrie und
Landwirtschaft . . 2 Dar 28
Das gesamte Anlagekapital der Straßen-
bahnen betrug 1177!) Mill. M (1170!) i, V.); es
entfallen auf 1 km Strecke durchschnittlich
284 833 M (284 643 i. V.). 1 km Vollspur
kostete 423 743 M (423 5321. V.). 1km Schmal-
spur 141 302 M (140 103 i. V.).. Pia.
Berg- und Hüttenwesen.
Untersuehung über das Auftreten geiähr-
licher Spannungen an elektrischen Anlagen in
Kalibergwerken unter Tage?, — Drsöng.
Gieseking legt in einer längeren Arbeit dar,
daß in Kalibergwerken die Schutzerdung 80-
wie dieErdungdesneutralenNullpunktes,
im besonderen in Niederspannungsanlagen, eine
erhöhte Gefahrenquelle für Unfälle bieten und
durch das von ihm vorgeschlagene System
einer Schutzleitung vorteilhafter zu_er-
setzen seien. Die Frage der Erdung und -Nul-
lung ist von außerordentlicher Tragweite, so
daß auf den Inhalt der Schrift etwas näher ein-
gegangen werden soll.
Der Verfasser leitet seine Darlegungen
durch eine Beschreibung der Ausführung der
elektrischen Einrichtungen im Kalibergbau
ein. Nach dieser Beschreibung sind die dortigen
Einrichtungen sowohl in bezug auf allgemeine
Ausführung als auch im besonderen auf die
Erdung, die hier vor allem in Frage kommt,
sehr mangelhaft. Aus seinen Außerungen ist
über die Erdung das Nachstehende zu ent-
nehmen: ö
„Die Erdleitung wird in der Weise aus-
geführt, daß sämtliche Kabelarmaturen hinter-
einander geschaltet werden. ‚Die kilometerlange
Erdleitung mit ihren vielen Verbindungsstellen
ist häufig nur im Maschinenhause über Tage
Manche verbinden auch die Armatur
des Schachtkabels mit den Tübbings, den beim
Ausbau des Schachtes verwendeten eisernen
Schachtringen, die überall dort angebracht
werden müssen, wo wasserführende Schichten
durchteuft worden sind. Andere verlegen in
Anlehnung an den $ 3c, 2 der Verbandsvor-
schriften eine Platte im Schachtsumpfe. Ver-
einzelt ist die Nullung eingeführt. Sie unter-
scheidet sich von der Erdung lediglich dadurch,
daß die Erdleitung auch mit den Nullpunkten
der Transformatoren verbunden ist. Wo die
Armatur der Kabel nicht zu erreichen ist,
werden die Schienengleise allein als Erd- oder
Nulleiter benutzt, meist aber als parallele
Leitung zur Armatur. Selten ist die Verlegung
einer besonderen blanken Erdleitung pafallel
zum Kabel. Andere Schutzsysteme unter Tage
scheinen bisher nicht in Anwendung gebracht
zu sein.
Aus der weiteren Beschreibung geht her-
vor, daß unter Schienengleise nicht etwa die
Rückleitung einer elektrischen Lokomotiv-
strecke verstanden wird, sondern jedes belie-
bige andere Fördergleis. Diese Gleise sind aber
sehr selten ordnungsgemäß verlascht. Unter
solchen Verhältnissen sind dann auffallend viel
Unfälle durch Berührung spannungführender
Gehäuse von Maschinen und Apparaten und
spannungführender Erdleitungen zu verzeich-
nen.. An den Unfällen haben die Bergarbeiter
sehr hohen Anteil. Es ist dies der Hauptgrund,
weshalb manche erfahrene Bergleute die Be-
schränkung der Verwendung elektrischer Kraft
auf das Allernotwendigste fo
dung und Nullung sich tatsächlich in dem ge-
schilderten Zustand befinden, so bedeuten sie
eine sehr hohe Gefahr. Der Verfasser ver-
‚spricht sich deshalb von einer guten Isolierung
der Einrichtungen mehr und gibt folgenden
Grund hierfür an:
Das Salzgestein isoliert an und für sich
gut. Der Arbeiter unter Tage steht somit von
selbst isoliert, infolgedessen ist die Gefahr
durch Stromübertritt auf seinen Körper nicht
vorhanden. An Stelle der Erdung will der Ver-
fasser durch die ganze. Anlage bis zum Ma-
‘) Ausschließlich 23,26 km außerpreußischer Strecken.
) ‚Bonderdruck aus „Zeitschr. für das Berg-, Hütten-
und Salinenwesen im preuß. Staate* 1919. Mit 40 Textabbil-
dungen. Verlag il i
ARE ıg von Mk helm Ernst & Sohn, Berlin 1920,
N — — — , , , , , .
rdern. Wenn Er-.
24. Jani 1920.
schinenhaus eine besondere Leitung, von ihm
„Schutzleitung‘‘ genannt, ziehen. An diese
Schutzleitung sind alle spannungslosen Me-
tallteile der Maschinen, Apparate, Kabel usw.
anzuschließen. Die Leitung habe die Aufgabe
einer Meßleitung. Mit ihrer Hilfe sei täglich
der Isolationszustand der Anlage durch das
Betriebspersonal zu messen; beobachtete Feh-
ler müssen dann sofort beseitigt werden. Eine
in allen Polen gut isolierte Einriehtung biete
keine Gefahr, da ja dann die Möglichkeit eines
Stromübertritts von einem Pol nach einem
anderen oder nach Erde unter Zwischenschal- ©
tung des menschlichen Körpers ‚beseitigt sei.
Eine Gefahr bestehe nur, wenn gleichzeitig 7
zwei Fehler in verschiedenen Polen auftreten.
In der Theorie ist das wohl richtig, doch
lehrt die Praxis anders. In jeder umfang-
reichen Anlage ist mit den ständig zerstören-
den Einflüssen der rohen Betriebsverhältnisse
zu rechnen. Gerade im Bergbau, ist die Auf-
rechterhaltung eines won Isolationsfehlern
freien Zustandes unmöglich. Jeder Pol hat
ständig sein Maß von Erdschluß, dessen Größe 7
von dem Umfang der Anlage und von den be-
sondern Betriebsverhältnissen abhängig ist.
Hiermit rechnet praktisch jeder Monteur, denn 7
er schafft sich, sobald er unter Spannung ar-
beiten will, selbst für Niederspannungsan-
lagen zunächst eine isolierende Unterlage,
(trockenes Brett, Leiter, Gummischuhe o er.
dergl.). Ja, auch der Verfasser selbst muß
zugestehen, daß durch die Feuchtigkeit der
einziehenden Wetter und durch das Einbringen
der nassen Fabrikationsrückstände für ver
satzzwecke, bisweilen Senklöcher mit Lauge
gefüllt und das Salzgestein unter Tage auf der
Sohle und an den Wänden der Räume leitend
Wenn man die Erfahrungen i
Berg- und Industrieanlagen zum Vergleich mit
heranzieht, so lassen sich die Gründe für die
hohe Zahl der Unfälle in Kalibergwerken
nicht schwer erkennen. Eine von vornherein
1,‘
rührung eines fehlerhaften Teiles führt dann
leicht zum’ elektrischen Totschlag. ' Die Be
nutzung von {rei auf Isolatoren verlegten Lei
tungen unter’ Tage ist als ein ganz besonderer
Fehler hinzustellen, da die Isolierhülle der Lei-
tungen in sehr kurzer Zeit minderwertig wird
Die einzige für'’den Bergbau, ja überhaupt für
rohe Betriebsverhältnisse als zuverlässig er-
probte: Leitung ist das Bleikabel. In den
Kalibergwerken scheint es zu fehlen.
Wenn der Verfasser in der Sta
werke erscheint sie unter den obwaltenden Be
triebsverhältnissen unumgänglich notwendig
wenn sie auch dort nicht gerade einfach un
billig’ durchführbar ist. Wenn in Hartsalz
Bergwerken das Gestein derartig gut isoliert
daß in weiter Entfernung”vom Aufstellungso
sind allerdings die Bedingungen für einen ge
fahrbringenden Stromübertritt nicht im hoheı
Grade vorhanden. Es mag hier von Fall zı
Fall der Verzicht auf die Erdung in Nieder
spannungseinrichtungen zu prüfen sein. 1
Hochspannungsanlagen 'lauert aber trotzden
ständig eine Gefahr durch Zufall. Es dürfe
deshalb Mittel und Wege, ihr zu begegnen
nicht verabsäumt werden. ; a
Wenn die Schutzleitung des Verfassen
wirksam und zuverlässig arbeiten soll, so m
sie unbedingt stets in bester Ordnung sein
diese Schwierigkeit erkennt der’ Verfasser selbst
Von der Erdung gilt das gleiche. . Wirdfeinma
eine Erdung nach den heute gültigen Ansch
ungen von vornherein sachgemäß angelegt,
arbeitet sie im Falle des Auftretens von Fel
lern selbsttätig, während die Schutzleitung
\
24. Juni 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 25.
495
‚selbst bei sorgfältigster Instandhaltung nur
erst Aufschluß über das: Vorhandensein eines
Fehlers gibt, der durch das Personal näher fest-
estellt und beseitigt werden muß. Liegt die
nterbrechung der Sehutzleitung in der Nähe
des Maschinenhauses, so kann ein weniger sach-
kundiges und wenig gewissenhaftes Betriebs-
ersonal gar leicht gute Meßergebnisse ver-
Are und wiegt dann sich und auch den Be-
triebsleiter in guter Sicherheit. Versagen aber
Messung und sofortige Beseitigung des Fehlers,
so ist mit der Gefahr ständig zu rechnen, und
dem leitenden Betriebsführer wird hierdurch
eine außerordentliche Verantwortung aufge-
laden. Es kann deshalb die Schutzleitung,
abgesehen von ganz vereinzelten Fällen, der
Erdung als Schutzmittel, wozu auch die
Nullung zu rechnen ist, niemals gleichwertig
sein. W. Vogel.
\
Fernmeldetechnik. :
' Hochfrequenztelegraphie und -telephonie
auf Leitungen. — Die Gesellschaft für draht-
lose Telegraphie beabsichtigt, die von ihr in
den Jahren des Krieges erzielten Fortschritte
auf den von ihr bearbeiteten technischen Ge-
bieten, die bisher der Öffentlichkeit vorent-
halten bleiben mußten, Interessenten in einer
Reihe von Vorträgen kund zu geben. Der erste
derartige Vortrag, der am 4. Juni 1920 in
dem Vortragssaale der AEG vor geladenem
Publikum aus den Kreisen der Reichs- und
Staatsbehörden, der ausländischen Staatsver-
tretungen sowie des Handels und der Wissen-
schaft gehalten wurde, behandelte; das für die
Gegenwart mit ihren Verkehrsnöten besonders
wichtige Gebiet der Hochfrequenztelegraphie
und -telephonie auf Leitungen. Der Vor-
tragerde, Dr. Mayer, führte aus, daß z.
Zt. die schnelle Abwicklung des? Telegraphen-
und Fernsprechverkehrs sehr unter der Über-
_ lastung des vorhandenen Leitungsnetzes leidet,
‚weil dieses während des Krieges nicht der
weiterschreitenden Entwicklung des Ver-
kehrs entsprechend ausgebaut werden konnte.
ve
a!
Die Vermehrung der Leitungen kostet teuere
Rohstoffe, teuere Arbeit und vor allem Zeit;
- da bietet sich in der Hochfrequenztelegraphie
und -telephonie auf Leitungen rechtzeitig ein.
Mittel, das bestimmt erscheint, die vorhan-
denen Übelstände, wenn auch nicht ohne
Kosten, so doch innerhalb kurzer Frist zu be-
"seitigen. Sie gestattet ohne besondere Schwie-
rigkeiten eine mehrfache Ausnützung der
einzelnen Drahtleitung, macht also die Ver-
legung neuer Leitungen vorläufig überflüssig.
Das neue Verfahren ist von der Telefunken-
gesellschaft in engem Zusammenarbeiten mit
dem Reichspostministerium innerhalb Jahres-
frist soweit gefördert worden, daß es’ gegen-
wärtig schon auf verschiedenen Leitungen
vollkommen betriebssicher und- einwandfrei
zur Verkehrsabwicklung benutzt wird. Die
dafür erforderlichen Geräte sind in allen
Einzelheiten durchgearbeitet und liegen ein-
führungsbereit vor. Die technischen Grund-
lagen, die der Vortragende durch verschiedene
gut gelungene Proben erläuterte, sind in der
„ETZ‘“ bereits behandelt worden.!) Es wurde
noch darauf hingewiesen, daß die . Hochfre-
‘“ quenztelephonie berufen sei auch auf dem
‘Gebiete der Verkehrsverbindung für Elektri-
zitätswerke eine große Rolle zu spielen. Mit
ihr können die vorhandenen Hochspannungs-
leitungen dem, Sprechverkehr der einzelnen
Überlandsnetzes dienstbar ge-
macht werden, ohne daß eine Verbindung
zwischen den Leitungen und den Fernsprech-
geräten nötig ist. Rp.
Teile eines
Neuabmachungen in der angloamerikani-
schen drahtlosen Telegraphie. — Vor einigen
Monaten schon wurde die Verwandlung der
American Marconi Co. in eine Tochtergesell-
schaft der General Electric Co. (die Radio Cor-
- poration of America) gemeldet. Dem ist ergän-
|
zend nachzutragen, daß auf den neuen Konzern
die Radiostationen von Neubraunschweig, Bel-
mar, die Pazifische bei San Franeisco, die auf
den Hawai-Inseln, die bei Tuckerton und die
auf dem Cap Cod übergehen. Die Radio Cor-
oration beherrscht so den amerikanischen
nkvarkehn mit England, Frankreich, Nor-
wegen und Japan, eplant ist die Einrich-
tung eines drahtlosen Verkehrs mit Cuba und
Südamerika. Das Netz der Verbindungen soll
so rasch wie möglich über die ganze Erde Aus
a gesehn: werden; als besonders dringend wird
er Anschluß Chinas bezeichnet. Das Kapital
der neuen Gesellschaft beträgt 25 Mill. $. Daß
innerhalb des Konzerns Amerika der stärkere
Faktor ist, geht ziemlieh deutlich aus einer
Bemerkung der „Times‘‘ hervor, die in der
-1) Yel.K. A. Wagner „Über Vielfachtelephonie und
ee mit enellen Wechselströmen*, Enz 1919, 8
383 und 394.
Fusion einen der wichtigsten Schritte zum
Ausbau des amerikanischen Außenhandels
sieht. (‚Frankfurter Ztg.‘‘ vom 13. II. 20.)
Rp.
Luftschiffahrt und drahtlose Telegraphie in
England. — Das englische Luftverkehrsmini-
sterium trifft Vorbereitungen tür die Errich-
tung einer Haupttunkstelle für die Sammlung
von Nachrichten über die Bewegungen unter-
wegs betindlicher Luftfahrzeuge und die Meteo-
rologie der oberen Luftschichten. Die Sammel-
stelle für derartige Nachrichten befindet sich
z.Z4.in den Räumen des Luftverkehrsministe-
riums im Indiahaus, 'Kingsway; die neue Sta-
tion wird jedenfalls in die Nähe von Croydon
kommen. Ein Netz ähnlicher Stationen soll
später das ganze Land überziehen. Die Anlage
im Indiahause ist die zeitgemäßeste ihrer Art.
Sie besitzt zwei Sender, einen von 21, kW für
drahtlose Telegraphie auf große Entfernungen
und einen von % kW für drahtlose Telephonie,
Der erste Satz stammt von dem Flugzeug R 34,
das ihn während seiner Fahrt über den atlan-
tischen Ozean getragen hat. Die Sendeanlage
stellt die neueste Entwicklung des Marconi-
systems dar — ungedämpfte Wellen an Stelle
der sonst von Marconi verwendeten Funken —.
Der große Sender ist reichlich beschäftigt
durch den Austausch von Meldungen mit der
Station der französischen Luftverkehrsbehörde
an der Bannmeile von Paris in Le Bourget.
Nach den Angaben des Direktors des Luftver-
kehrs sollen alle Luftfahrzeuge mit Anlagen für
ungedämpfte Wellen ausgerüstet werden. Im
Verkehr der Landstationen soll drahtlose Tele-
graphie Verwendung finden, drahtlose Tele-
phonie dagegen für die Meldungen von den
‚Flugzeugen. Die beiden Stationen für den Flug
über den Kanal liegen in Lympne, nahe bei
Folkestone und in St. Inglevert, nahe bei Ca-
lais. Beide geben ihre Nachrichten unmittelbar
an Hounslow oder Paris. Meteorologische Mel-
dungen empfängt India-Haus regelmäßig von
Nova Seotia und Petersburg; auch von Berlin
laufen derartige Meldungen regelmäßig ein.
Kslimes. 7.1020). Rp.
Drahtlose Sturmwarnungen in England. —
„Die Admiralität macht in ihren‘ Nachrichten
für Seefahrer bekannt, daß in Kürze drahtlose
Sturmwarnungen für Schiffe in See abgelassen
werden sollen. Die Warnung wird ergehen,
wenn die Windstärke über 70 km in der Stunde
zu gehen droht. Für die Abgabe der Warnun-
gen kommen folgende Stationen in Frage:
Malin Head, Valentia, Lands End, Culver Cliff,
Cullercoats, Lerwick, Seaforth (Liverpool) und
Fishguard. Eine weitere Nachricht hebt die
gewaltige Entwicklung hervor, die für die
Wettermeldungen durch die drahtlose Tele-
graphie zu erwarten sind. Sie betont, daß die
Erfordernisse der Seeschiffahrt Hand in Hand
gehen mit denen der WLuftschiffahrt. Die
Schiffer werden. aufgefordert, bei dem Wetter-
dienste mitzuwirken, indem sie Wettermeldun-
gen auf dem schnellsten Wege an meteorolo-
ische Sammelstellen geben. Gewisse Schiffe
Kaben den Auftrag, regelmäßig dreimal am
Tage, wann immer sie in einem bestimmten
Abstande von einer der 6 oder 8 Beobachtungs:
punkte im nordwestlichen Teil des Atlantik
sich befinden, Angaben zu liefern. Eine draht-
lose Wettermeldung soll enthalten: entweder
einen Wetterbericht, der eine Zusammenstellung
der gegenwärtigen Wetterlage gibt, oder eine
Wettervoraussage, die die amtlich festgestellte
Meinung über das zu erwartende Wetter dar-
stellt. („Times‘‘ 7. 1.,1920.) Rp.
Jahresversammlungen, Kongresse,
Ausstellungen.
... Versammlung Deutscher Naturforscher und
Ärzte. — Auf der vorläufigen Tagesordnung
der diesjährigen Jahresversammlung, die unter
Vorsitz von Prof. F. v.. Müller, München, am
18. September in Bad Nauheim abgehalten
werden wird, stehen unter anderen folgende
Vorträge: Prof. Dr. Bosch, Ludwigshafen,
und Prof. Rubner, Berlin ‚Uber den Stick-
stoff“; Prof. Debye, Zürich, Prof. Frank,
Berlin und Prof. Kossel, München, ‚Die
neuesten Forschungen über den Bau der
Atome und Moleküle.‘
Die Zukunft des deutschen Messewesens. —
Der Vorstand des Ausstellungs- und Messe-
Amtes der Deutschen Industrie hat nunmehr
das Resultat der bei den deutschen Handels-
kammern und einer großen Anzahl wirt-
schaftlicher Verbände vorgenommenen Er-
hebungen über die Frage der künftigen Roge-
lung des deutschen Messewesens!) ge-
prüft und unter Würdigung des Ergebnisses
der Reichsmessekonferenz sowie unter Be-
rücksiechtigung der von zahlreichen Einzel-
firmen eingegangenen Erklärungen beschlossen,
1) ‘Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 142, 338.
durch das Amt als. allgemeine Messe die
Leipziger Messe zu fördern, da es im ge-
samtdeutschen Interesse liegt, daß deren
vom Ausland vielfach angegriffene Welt-
stellung durch neue Inlandmessen nicht ge-
fährdet wird. Gegen Fachmessen werden,
sofern von Fall zu Fall deren Notwendigkeit
nachgewiesen werden kann, Einwendungen
nieht erhoben. Ein allgemeines Bedürfnis
für die verschiedenen Grenzmessen kann
‚nicht anerkannt werden, es soll aber in Be-
rücksichtigung der für diese vorgebrachten
politischen Gesichtspunkte und der erwähnten
abweichenden Stellungnahme einer Minder-
heit aus Industrie und Handel von der Be-
kämpfung der Grenzmessen abgesehen werden.
Die Bewilligung von staatlichen oder Reichs-
mitteln für diese Messen kann, zumal unter
den gegenwärtigen finanziellen Verhältnissen,
nicht als gerechtfertigt bezeichnet werden.
Gegenüber verschiedenen Klagen über
die Entwicklung der Leipziger Messe wird
anerkannt, daß deren Meßamt sich nach
Kräften bemüht hat, die aus dem ungeheuren
Andrang. von Ausstellern und Besuchern er-
wachsenen Unzuträglichkeiten abzustellen. Eine
durchgreifende Besserung wird aber erst von
der weiteren Ausgestaltung der Branchentei-
lung erwartet, die nicht durch privatrecht-
lich begründete Widerstände einzelner Aus-
steller oder. Vermieter verzögert werden darf.
Ebenso wird die noch nicht als endgültig ge-
löst zu betrachtende Frage der zeitlichen
Trennung der Technischen Messe von der
Allgemeinen Mustermesse erneuter Prüfung
vorbehalten.
Leipziger Herbstmesse 1920. — Die Tech-
nische Messe (Fertigerzeugnisse, Baumesse,
Rohstoffmesse der technischen Industrien,
allgemeine technische Einrichtungen sowie die
Entwurfs- und Modellmesse finden vom 15. bis
21. VIIL, die Allgemeine Mustermesse
vom 29. VIII. bis 4. IX. 1920 statt. Das Meß-
amt macht noch ‘ausdrücklich darauf auf-
merksam, daß es eine-Handelsauskunfts-
stelle besitzt, die zwischen Angebot und
Nachfrage vermitteln und insbesondere aus-
ländischen Einkaufsfirmen das Suchen nach
deutschen Bezugsquellen erleichtern soll.
8. Frankfurter Internationale Messe. —
Sie wird vom 3. bis 9. X. 1920 abgehalten, der
Anmeldeschluß ist am 15. Juli.
Rheinische Musterschau, Köln. — Wie
verlautet, wird die seit längerer Zeit vorbe-
reitete Rheinische Musterschau, für die die
Stadt Köln schon weit über 10 Mill. M be-
willigt hat, und der auch vom Reich und von
Preußen bedeutende Unterstützungen zuge-
sagt sind, infolge aufgetretener Schwierigkeiten
und der wenig günstigen Geschäftslage im
deutschen Wirtschaftsleben vorläufig nicht
stattfinden.
Internationale Elektrizitäts - Ausstellung
Barcelona. — Das seit längerer Zeit geplante
Unternehmen ist abermals verschoben worden.
Man hofft jetzt, es im Jahre 1923 durchführen
zu, können.
Utrechter Messe. — Einem Vorschlag des
Vorstandes entsprechend, soll der bisher natio-
nale Charakter dieser Ausstellung beseitigt und
sie nach einem Beschluß des Verwaltungsrates
künftig allen. Ländern geöffnet werden.
Allgemeiner Maschinenbau.
Zuverlässigkeit großer Dampfturbinen!). —
Infolge des besonderen schnellen Wachstums
der elektrischen Industrie in den letzten
Jahren sind die Größen der Stromerzeu-
gungsmaschinen ebenfalls sehr schnell ge-
wachsen. Heute sind 30 000 kW-Einheiten
schon in vielen großen Kraftwerken eingebaut.
Der Verfasser glaubt, daß die Ausbreitung der
Elektrizität in gleichem Maße wie bisher in der
nächsten Zeit weiter vor sich gehen werde.
Für die von ihm geschätzte Entwicklung gibt
er folgende Zahlen:
Summen der
Höchstbelastun
Gesamte auf-
ana er - ee Zei
Ba an 16 km,
1917
kW kW
New York 800.000 1 190 000
Chicago 32... 400 000 596 000
Philadelphia . 250 000 373 000
Bufalo- und
Niagarafälle 300 000 447 000
Detroit . i . 155 000 231 000
Boston . . - 155 000 231 000
ı) Nach J. F. Johnson, „Electrical World“, Bd. 72,
1918, 8. 1212. 2 x ’ 7
2) Gegründet auf einer schätzungsweisen Zunahme
der Spitzenlast von 8%, jährlich und einer Reserve von 20 %o.
496
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heft 25.
24. Juni 19820.
Die Größe der Maschinensätze ergibt sich
danach aus Wirtschaftlichkeitsbereehnungen
und Betriebsverhältnissen. Der Verfasser
führt im einzelnen die bisher gelieferten Ma-
schinen von 30 000 kW und darüber auf und
zeigt dabei, daß die Zunahme in der Größe die
Zuverlässigkeit nicht beeinträchtigt; er er-
wähnt alle kleinen Betriebsschwierigkeiten,
die bisher bei den Aggregaten aufgetreten sind;
sie sind aber nicht größer, als si® auch bei
kleineren Maschinen auftreten und konnten
nach Prüfung des Fehlers leicht beseitigt wer-
den. Er zeigt ferner, wie der Wirkungsgrad
mit der Größe steigt! Bisher hat die Westing-
house - Gesellschaft 14 Sätze in der
von 30 000 bis 70 000 kW geliefert. Elf hiervon
sind bereits versandt, zehn davon arbeiten und
sieben hiervon wieder sind schon seit 1 bis 5
Jahren in Betrieb. Besonderes Interesse be-
ansprucht die bisher in Deutschland noch un-
gewöhnliche. 70 000 kW-Turbine. Es ist eine
dreizylindrige Maschine, die für die Inter-
borough Rapid Transit Co. in New, York auf-
gestellt ist. Einer der Niederdruckzylinder
wurde im April 1918 in Betrieb genommen, der
Hochdruckteil im August und der zweite Nie-
derdruckteil im Oktober 1918. An der Nieder-
druckmaschine zeigten sich intermittierende
Vibrationen, die von zu geringem Spielraum
an den Wellenringen herrührten. Nachdem
dieser Fehler beseitigt war, trat keine weitere
Störung auf, mit Ausnahme des Bruches
einiger fehlerhaften Schaufeln an einer mitt-
leren Stufe der zweiten Niederdruckturbine.
Der ganze Maschinensatz ist mit einer Schalt-
vorrichtung versehen, mit der entweder von
Hand oder automatisch jeder der drei Teile
ohne, Störung für die beiden andern ausge-
schaltet werden kann, wenn der Betrieb dies
erfordert. In der normalen Stromlieferung ist
der Maschinensatz mit 55 000 kW und’ Spitzen
bis 61 000 kW belastet gelaufen.
Die in Deutschland gebaute größte Maschine
gab zwar im ganzen nur eine kleinere Leistung
ab; sie übertrifft jedoch diese amerikanischen
Maschinen insofern, als diedeutschen Maschinen
die Gesamtleistung in einem Zylinder und in
einer einzigen Dynamo erzeugen, während bei
der erwähnten amerikanischen Maschine jeder
„Zylinder“ und jede Dynamo nur je etwa ein
Drittel der Leistung liefern. Die größte
Leistung in einem Zylinder ist nach der Angabe
des Aufsatzes in einer 30 000 kW-Turbine er-
zeugt, die in Brocklyn im Oktober 1917 in
Betrieb gesetzt wurde. Anderseits hat unsere
deutsche Elektrizitätsversorgung noch ein
gutes Stück bis dahin, daß 30 000 kW-Sätze
gangbare Größen werden, und daß noch größere
Sätze technisch-wirtschaftlich erforderlich sind.
Vs
Verschiedenes.
Aluminium-Fonds Neuhausen. — Im April
1918 wendete die Aluminiumindustrie A.G.
Neuhausen der Technischen Hochschule
Zürich. zur Erinnerung an das 30jährige Be-
stehen der Gesellschaft eine Summe von
0,5 Mill. Fr. zu, mit der Maßgabe, daß diese
zur Förderung wissenschaftlicher _ Unter-
suchungen auf dem Gebiete der angewandten
Elektrizität zu verwenden und als „Alumi-
nium-Fonds Neuhausen“ zu bezeichnen
sei. Die Schenkung wurde angenommen und
soll ähnlichen Zwecken, wie die durch die
Gesellschaft ehemaliger Polytechniker gegrün-
dete „Stiftung zur Förderung schweizerischer
Volkswirtschaft durch wissenschaftliche For-
schung an der Eidgen. Techn. Hochschule“
dienen. Elektrochemie und Metallurgie werden
dabei auf Grund ihrer großen Bedeutung für
die schweizer Volkswirtschaft eine erhebliche
Rolle spielen. Der Fonds soll Gelehrten und
Fachleuten und zwar sowohl solchen, die der
Hochschule angehören, wie auch anderen, die
Mittel zur Verfügung stellen, um wertvolle Ideen
und Anregungen auf dem Gebiete der ange-
wandten Elektrizität, besonders der Elektro-
chemie und Metallurgie, Zu verfolgen, Dabei
soll in erster Linie ihre Wichtigkeit für die
schweizerische Volkswirtschaft maßgebend sein.
Im allgemeinen ist festgelegt, daß nur die
Kapitalzinsen Verwendung finden, doch
können für Forschungsarbeiten von außerge-
wöhnlicher Bedeutung auch Kapitalteile bis
auf einen unantastbarenGrundstock von 0,4Mill.
Fr. gewährt werden. Der Fonds wird durch
eine Kommission verwaltet, die sich aus 9 Mit-
gliedern zusammensetzt. (Schweiz. Bauztg.
Bd. 75. 1920. 8. 197.) W
Wissenschaftliche Stiftung. Bekanntlich
leiden alle wissenschaftlichen Institute in der
heutigen Zeit ganz außerordentlich unter den
Wirkungen der Entwertung des Geldes, ganz
abgesehen davon, daß die von privater Seite
geopferten Mittel nicht mehr so reichlich fließen
wie früher, Es dürfte daher interessieren, daß
Größe:
Herr Dr. Anschütz-Kaempfe, Kiel, der
Bayerischen Akademie der Wissenschaften
kürzlich eineMillion Mark zur Förderung natur-
wissenschaftlicher Arbeiten überwiesen hat.
Energiewirtschaft. |
Die Elektrizitätsyersorgung Groß-Berlins. —
Wir haben in einer Übersicht über die Kohlen-
wirtschaft !) eine Mitteilung des ‚„‚Berl. Tagbl.“
erwähnt, nach der die Elektrowerke A.G. in
Trattendorf bei Spremberg ein großes Kraft-
werk angekauft haben sollten, und die Ver:
mutung 'geäußert, daß es sich hier wohl um
die Anlage der Niederlausitzer Kraftwerke
handle. Wie inzwischen festgestellt werden
konnte, trifft letzteres zu, Trattendorf ist
lediglich eine Schaltstation. Die Verhältnisse
liegen nun folgendermaßen: Golpa-Zschorne-
witz mit einer Maximalleistung von z. Zt.
95 000 kW liefert jetzt rd 40000 kW nach
Berlin und gibt rd 50000 kW an die Stick-
stoftwerke Piesteritz ab. Von Lauta kann
Berlin über Heegermühle (M.E.W.) in diesem
Jahr höchstens mit 5000 kW versorgt werden,
so daß für seinen Bedarf (rd 85 000 kW) etwa
noch 40 000 kW fehlen. Diese und 25 000 kW
für die Mark hat der Reichskohlenkommissar
angefordert. Von den insgesamt 65 000 kW
werden Ende 1921 40 000 aus Spremberg und
5000 durch Lauta gedeekt werden; demnach
bleibt noch ein vorläufig offener Betrag von
rd 20000 kW.
Deutsche Wasserwirtschaft. — Die bessere
Ausnutzung*unserer Wasserkräfte — ein Gebot
der Stunde-— und die Herbeiführung einer
gesunden, Gesetzgebung auf den einschlägigen
Gebieten dienen dem Aufbau Deutschlands.
An.ihm kräftig mitzuarbeiten, die deutsche
Wasserwirtschaft zu fördern, Wasserkräfte
nachzuweisen, auszubauen und auszunutzen
und bei der bezüglichen Gesetzgebung mitzu-
wirken, ist der Hauptzweck des Deutschen
Wasserwirtschafts- und Wasserkraft-
Verbandes E. V., zu dem sich vor kurzem
der Wasserwirtschaftliche Verband und der
Deutsche Wasserkraft-Verband zusammenge-
schlossen haben. Es ist gelungen, in seinem
Gesamtausschuß Vertreter der beteiligten
Zentralbehörden, der deutschen Wissenschaft
und Industrie, der kommunalen Interessen,
‘des Handels und Gewerbes zu vereinigen, und
Kommunen, '
da dem Verband bereits 65
45 Handelskammern, 47 wirtschaftliche Ver-
bände und Vereine und 344 Handelsfirmen
sowie Einzelpersonen angehören, kann ihm
eine wirksame Vertretung der interessierten
Kreise wohl zugemutet werden. Er ist ein
eingetragener Verein, der nicht auf Erwerb
gerichtet ist, sondern, wie aus vorstehendem
hervorgeht, gemeinwirtschaftlichen Interessen
dient. Den Vorsitz hat Geh. Regierungsrat
Prof. Dr.=Sng. h. ec. Reichel, Charlottenburg,
übernommen; ihn vertreten Landrat a. D.
Rötger und Zivilingenieur Baurat Galland,
Berlin. Die Geschäftsstelle (Berlin-Halensee,
Joachim-Friedrichstr. 50) leitet Regierungs-
baumeister a. D. Kaertge.
Industrie und Handel.
Aus der amerikanischen Elektroindustrie.
— Wie der Jahresbericht des Glühlampen-
Ausschusses der National Eleetrie Light
Association für 1919 zeigt?), erreichte der Ge-
samtabsatz von Glühlampen aller Art (ohne
Miniaturlampen) in den 'V. S. Amerika 183
Millionen, d. s. 3 Millionen weniger als 1918®).
Es wurden 170 Mill. Metallfadenlampen, d. s.
4 Millionen mehr als im Vorjahre, und 13 Mill.
Kohlefaden- und Gemlampen, d. s. 7 Millionen
weniger als 1918, verkauft. Der Anteil ersterer
am Gesamtabsatz ist indessen von 89 auf 93%,
gestiegen, während er sich bezüglich der letzt-
genannten beiden Arten von 11 auf 7% ver-
ringert hat. Die Lichtstärke der Metall-
fadenlampen ist im Jahre 1919 gewachsen,
jedoch weniger als in der Zeit, wo die Kriegs-
industrie arbeitete; gegenüber dieser nahm sie
bei Kohlefadenlampen stärker ab. Die Er-.
höhung der durchsehnittlichen Lichtstärke der
verkauften Lampen erklärt der Bericht einmal
mit der Benutzung hochkerziger gasgefüllter
Metallfadenlampen da, wo früher kleinere
Lampentypen oder andere Lichtquellen. an-
gewandt wurden, und sodann mit den wachsen-
den Standards der Beleuchtung. Im Berichts-
jahre betrug die mittlere horizontale Licht-
stärke 53,2 gegen. 51,5 in 1918, der durch-
schnittliche Wattverbrauch. 51,5 gegen 52,7
und die mittlere Lichtausbeute 10,5 gegenüber
1) Vgl. „ETZ“ 190, 8.474. :
2) Vel. „Electrical World“, Rd. 75, 1920, S. 1220.
°) Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 44. "Durch diese Angaben er-
fahren die „ETZ* 1920, 8. 321, nach der „General Eleetrie
Review wiedergegebenen Zahlen die damals schon als
wahrscheinlich notwendig bezeichnete Berichtigung,
»
10,3 Lm/W im Vorjahre. Für Spannungen
von 110 bis 125 V wurden 1919 an Lampen
85,1 % (82,11. V.), für 220 bis 250 V dagegen
nur 5,1 % (7,6 i. V.), für, 30 und 60 V 4,5 %
(4 i. V.) verkauft, während auf Straßenserien-
beleuchtung 1,4% (1,3 i. V.), auf Straßen-
bahnen 3,3 % (3,81. V.) entfielen. Der Absatz
evakuierter Metallfadenlampen ist 1919 nur
um 1 Million auf 143 Millionen gestiegen,
während er für die gasgefüllte Type von 24
auf 27 Millionen, d.h. um 12,5 %, wuchs und
damit 15,9,% der Metallfadenlampen sowie 42%,
der Gesamtlichtstärke aller in 1919 verkauften
Lampen ausmachte. Am ganzen Absatz von
Metallfadenlampen in 1919 waren von der
Vacuumtype (75,5 %) die 40-Wattlampe mit
21,6 % (24,3 i. V.), sodann die 25-Wattlampe
mit 21 % (22,4 i. V.) und an dritter Stelle die
60-Wattlampe mit 13.% (13,31. V.) beteiligt.
Demgegenüber betrug bei der gasgefüllten
Type (16,8 %) der Anteil der am meisten ver-
kauften 75- und 100- Wattlampen diesmal je
5,5 % (4,1 bzw. 4,7 1,.V.). — ur
Die Ausfuhr von Elektromotoren aus
den V. S. Amerika hat 1919 nach der Statistik
des Bureau of Domestie and Foreign Commerce
einen Wert von 10,635 Mill. $ erreicht und da-
mit den höchsten Exportbetrag dieses Jahres,
der den von isolierten Leitungen und Kabeln ,
(s. unten) noch um 1,8 Mill. $ übertrifft. „‚Elec-
trical World‘) analysiert diesen Absatz nach
dem srande und zeigt an einer Kurve, daß
er sich während des Jahres mit Ausnahme des
Juni, wo er auf 1,563 Mill. $ wuchs, in den ein-
zelnen Monaten ziemlich gleichmäßig steigerte
und durchschnittlich.0,886 Mill. $ergab. Der
größte Betrag: von 1,611 Mill. $ entfiel auf
Kanada, das für ein Drittel mehr Motoren
einführte als eines der anderen von den V. S.
Amerika belieferten Länder. Ihm folgen dem
Wert nach Japan mit 1,068, England mit
0,877 und Australien mit 0,760 Mill.’ $. Belgien
hat bis April an diesem Ausfuhrgeschäft über-
haupt nicht teilgenommen, dann aber monat-
lich wachsend Elektromotoren eingeführt, und
zwar im November 1919 für 71078 und im
Dezember für 47 401 $. Frankreich bezog für
0.591 Mill. $, und der englische Motorenimport
aus Amerika ist von 20 898 $ im Januar auf
0,424 Mill. $ im November gestiegen. Berück-
sichtigt man nur die Länder, die Elektro-
motoren im Wert von 0,1 Mill. $ und darüber
aufgenommen haben, so beziffert sich der Wert
des Absatzes auf dem amerikanischen Kon-
tinent zu 3,968 Mill. $ oder 40 %, in Europa
zu 2,201 Mill. $, d. s..22 % der Gesamtsumme,
während der Rest von 3,681 Mill. $ oder 38 %,
im wesentlichen auf Japan, Australien, Bri-
tisch-Indien und China entfällt.
Der oben erwähnte amerikanische Export
von isoliertem Leitungsmaterial und Kabeln
betrug 1919, am Wert gemessen, 8,792 Mill. $
und ging zu etwa 39 % nach Nord- und Süd-
amerika, zu rd 37% nach Europa. Als Haupt-
abnehmer erhielten Norwegen für 1,671, Bra-
silien für 0,982 und Argentinien für 0,691
Mill. $?).
_ Der Außenhandel Frankreichs mit elektro-
teehnischen Erzeugnissen. — In der „Revue
Generale de l’Electrieite‘“) hat D. Peector
auf Grund der amtlichen Statistik nähere
Angaben über den französischen Außen-
handel mit elektrotechnischen Er-
zeugnissen in den Jahren 1917 bis 1919
gemacht (Zahlentafel 1), Aus diesen ergibt
sich für 1919 insgesamt ein Überschuß der
Einfuhr über die Ausfuhr im Werte von
60 573 Mill. Fr (58439 i. V.). Der Import
von Dynamomaschinen ist um 9380 dz bzw.
6,832 Mill. Fr, der von Apparaten um 2789 dz .
bzw. 8,152 Mill. Fr und die Einfuhr von Glth-
lampen um 1295 dz bzw. 5,228 Mill. Fr, von
elektrotechnischen Kohlen um 12 209 dz bzw.
3,663 Mill. Fr gestiegen, während u. a. iso-
lierte Drähte und Kabel um 11949 dz bzw.
14,338 Mill. Fr weniger nach Frankreich
kamen. Die Ausfuhr präparierter Kohlen hat
um 10 724 dz bzw. 5,791 Mill. Fr, die von
Akkumulatoren um 1576 dz bzw. 0,535 Mill. Fr
abgenommen, dagegen ist u. a. der Export
von Kabeln und isolierten Drähten im Jahre
1919 um 16039 dz bzw. 3,608 Mill. Fr, der
von Dynamos und Transformatoren um 2994 dz
bzw. 1,797 Mill-Fr, von Apparaten um 3115 dz
bzw. 6,229 Mill. Fr größer gewesen als 1918.
Pector bringt auch Zahlen über den
Außenhandel mit elektrometallurgischen
und elektrochemischen Produkten, denen
zufolge Frankreich 1919 46,3. Mill. t (66,7 i.
V.), Aluminium, Ferromangan und -silizium
usw., Kalziumkarbid, Kalkstickstoff und Cyan-:
amid im Werte von 79,9 Mill. Fr (11041. V.)
eingeführt und 7,2 Mill. t (3,6 i. V.) dieser
Erzeugnisse im Werte von 31,1 Mill. Fr (rd
7 i. V.) exportiert hat. Hier stellt sich also
1) Bd. 7, 1920, S. 541.
% vgl. „Auslands-Nachr, d. SSW.* Bd. 2, 1920, 8.1897
#
4
€
\
Ps
En
a
ji
1
A
i
%
x
24 Juni 1920.
Elektrotechnische Zeitschrikt, 1920. Heft 25
497
Zahlentafel ı Außenhandel Frankreichs mit elektrotechnischen
Erzeugnissen 1917 bis 1919.
Erzeu gen is dz 1000 Fr dz 1000 Fr
BIT 7 | 1919|, 1918 | 1917 | 1919: [sis T 1917 | 1919 ) ials I 1017
1. Dynamomaschinen }):
1000 kg und mehr | 32181/30459] 26826| 19 309| 18275) 13 413
do. 50 bis 1000kg .°. | 13584| 8934| 15668] 8 150 5360) 7834| 6928| 3934 6572| 4157| 2360 3 286
do. unter 50kg. 3916| 908| 1128| 3916 908 902
2. Apparate 12 930 10 141| 13 766] 86 855| 23 703| 34 855| 7941| 4896 10 972|15 882, 9 653/17 556
3. Glühlampen . . .. 2445| 1148) 1455| 9705) 4537| 5622] 765 8359| 1005| 1836| 2060) 2412
24. Bogenlampen u. Teile 34 80 927 34 su 27 48 12 49 36 9 32
5. Liehtkohlen 2) | 23565111356) 6649] 7070) 3407) 3989129 217139 941139 515] 15 777/21 568/21 338
6. Isolierte Drähte und
Kabel : - . , 11228123177) 52006| 13474 27 8312| 62 407/17 717| 1678 3391| 3 9586| 3781 763
7. Akkumulatoren und
Trockenelemente 3626 4640 1085| 1481| 1903 401| 7 370, 8471| 4552| 2562! 2907| 1227
S. Material aus Porzellan, =
Glas usw... ch 5403| 2037| 2303| 2037 776 652] 4432) 4549) 5164| 1352) 1398| 1032
9. Teile von Maschinen,
Motoren, Apparaten, \
Magnete g 7149| 6661| 11252] .8766| 8404| 7958| 3117| ı 016) 4047| 4696| 1402| 4711
Insgesamt 116 05999 541132 165| 110 357100 165138 060]77 535165 236/75 260)50 284/41 726152 357 -
Einfuhr
Ausfuhr
£2
1000 t
Kupfererzeugung der amerikanischen Raf-
ERRENITEGE N R er 303,5
Kupfererzeugung außerhalb der V.S.... 201,0
Verkäufe aus beschlagnahmten Beständen
Te NE N 44,5
Verkäufe von beschlagnahmtem Ku pfer-
BOHTOGEN EN a 67,0
Kupfervorriäte in BUropar ven 243,0
Kupferschrottvorräte in Europa...... .. 172,0
1 531,0
‚Hiervon ab: :
Lagervorräte in den Raffinerien ”
ÜELEN SO ae 107
. Lagervorräte von Kupferschrott
INERFOpaN Eee 98
205,0
Rest _1326,0
- Fachblatt bemerkt, daß der Inlandverbrauch
der Einfuhrüberschuß in 1919 auf 48,8 Mill.
Fr (110,21. V.).
Kupfer. — Die ‚‚Auslands-Nachrichten der
SSW.‘“ machen nach „The Ironmonger‘“®) auf
einen bemerkenswerten Bericht des Vor-
sitzenden der American Copper Export Asso-
ciation, John D. Ryan, aufmerksam, der den
Weltkupferverbrauch von Februar 191% bis
Februar 1920 höher bewertet als den irgend-
eines vorhergehenden Jahres, und zwar nach
folgender Aufstellung?) zu 1,326 Mill. t:,
Der Verbrauch eines Jahres habe die Vorräte
in, Europa auf das Mindestmaß verringert,
das dort zur Aufrechterhaltung der Betriebe
unbedingt gebraucht werde, außerdem den
Übersehuß der Y: S. Amerika verschlungen
und die Lage so gestaltet, daß die einzigen für
weiteren Konsum zur Verfügung stehenden
Bestände im Besitz der amerikanischen
Kupferproduzenten seien. Das englische
der Vereinigten Staaten (vor 1914 monatlich etwa
30 000 t) dauernd steige, und, wenn man ihn
jetzt je Monat zu 50000 t annehme, also im
Jahr zu 0,6 Mill. t, und Ryans Zahlen richtig
seien, einen verfügbaren Vorrat von 0,726
Mill. t lassen würde. Stimme. die Schätzung
des amerikanischen, englischen (etwa 70 000 t
gekauft) und japanischen (etwa 0,120 Mill. t)
Konsums, dann würden diese Länder zu-
sammen. 0,790 Mill. t.verbraucht haben, also
noch 0,536 Mill. t verfügbar sein. Wieviel
davon für den Konsum der übrigen Länder
in Abzug gebracht werden könnte, sei schwer
zu sagen, Da aber die von Ryan angegebenen
Zahlen Deutschland und Rußland ausschließen,
also nur noch Frankreich und Italien als in-
dustrielle Großmächte übrigblieben, könne
man nach Deckung des Weltbedarfs mit
0,450 Mill. t Überschuß rechnen. Der schwache
Punkt in Ryans Rechnung liege darin, daß
er das verkaufte Metall als verbraucht an-
nehme und den augenblickliehen Konsum als
von Dauer ansehe. Es müsse daran erinnert
werden, daß die während des Krieges von allen
Verbrauchern gehaltenen eisernen Bestände
aufgebraucht und in Europa nicht wieder
aufgefüllt worden seien, wohl aber in Amerika,
und daß das Ergänzen der Lager wahrschein-
lieh einen großen Teil des letztgenannten
UÜberschusses beansprucht habe. Die laufende
amerikanische Kupfererzeugung wird von
„Ironmonger“ auf monatlich 67000 t ge-
1) Die Ausfuhr umfaßt auch Transformatoren.
8 Kohlen für andere in-
Ei ” ” ”
dustrielle Zwecke.
s) Vom 17. IV. 1920, 8. 92. va
*) Die Zahlen über Europa stammen von einem Aus-
schuß der A.Ü.E.A. und scließen alle Kupfervorräte in
Deutschland und Rußland aus.
schätzt; nach Abzug von 50 000 t Eigenbedarf
der V. S. Amerika würden diesen sonach für
den Export noch 17 000 t je Monat verbleiben.
Die Beschäftigung im April 1920. — In
der Elektrizitätsindustrie scheint, so
schreibt das „Reichs - Arbeitsblatt‘, eine all-
gemeine Verschlechterung im Verlauf des
Monats April noch nicht eingetreten zu sein.
Im Vergleich zum Vormonat konnte sich der
Stand der Beschäftigung verschiedentlich aller-
dings nicht auf der gleichen ‘Höhe halten.
Gegenüber dem Vorjahre wird aber meist
günstigerer Geschäftsgang. festgestellt. Den
Tätigkeitsgrad schildern Werke, die Dy-
namomaschinen, Elektromotoren und
Akkumulatoren herstellen, noch als gut
bzw. ausreichend. Die außerordentlichen
Schwierigkeiten in der Materialbeschaffung
standen einer weiteren Ausdehnung der
Leistungsfähigkeit nach wie vor hindernd im
Wege. Vereinzelt ist von Fabriken für elek-
trische Maschinen und Apparate eine Ver-
besserung der Lage auch gegen den Vormonat
konstatiert worden, weil mehr Rohstoffe und
Halbfabrikate zur Verfügung waren. Für elek-
trische Meßinstrumente gestalteten sich die
Verhältnisse noch ebenso gut wie im März. Der
Bestellungseingang zeigte gegenüber dem Vor-
monatnach einem Bericht sogar einen geringen
Anstieg. Für Elektrizitätszähler war
die Beschäftigung noch immer sehr stark, trotz
hier bereits hervortretender Einschränkung des
Auftrageingangs entsprechend der Marktlage.
Die Schwachstromtechnik wies nicht nur
besseren Geschäftsgang als in 1919 auf, sondern
berichtet auch über eine Steigerung gegenüber
dem März. Nur die Funktelegraphie war
nach wie vor äußerst mäßig beschäftigt; ihre
Tätigkeit war etwa um 50%, geringer als im
Vorjahr. DieBogen-undGlühlampen-
fabriken schildern den Geschäftsgang als
befriedigend. Hier machte sich eine im Anfang
nicht sehr stark fühlbare Verschlechterung in-
folge eintretender Kaufunlust der Verbraucher
bemerkbar. Der Bau und Betrieb von
Elektrizitätsanlagen hat gleichfalls eine
Einschränkung der Aufträge erfahren. Die
Verschlechterung wird auf Kohlenmangel wie
auf Streik und die hohen Materialkosten zu-
rückgeführt. ImAnstallattionsgewerbe
trat ein Rückgang der Aufträge gegenüber
dem Vormonat ein; die Tätigkeit wird als rege
geschildert, obschon sich die gesteigerten Roh-
materialpreise wie die Höhe der Löhne er-
schwerend fühlbar machten. Von Kabelfa-
briken wurde der Geschäftsgang als unver-
ändert gut, z. T. sogar als sehr gut bezeichnet.
In der Regel war die Geschäftslage günstiger
als im Vorjahr, vereinzelt ist sogar dem März
gegenüber eine Verbesserung hervorgetreten.
- An Lohnerhöhungen berichten Elektro-
motorenfabriken Steigerungen um 50 bis 70%,
die Betriebe der Feinmechanik, welche elek-
trische Meßinstrumente herstellen, solche
um 15% gegenüber dem Vormonat. Für die
Bogenlampenindustrie ist eine Lohnerhöhung
von durchschnittlich 5% ab April zu er-
wähnen. Von Werken für den Bau und Be-
trieb elektrischer Anlagen wird eine Erhöhung
der Löhne der Werkstattarbeiter um 25 bis
30% aus Süddeutschland gemeldet; vom
1. Mai ab traten weitere 3 bis 10% hinzu.
Für das Installationsgewerbe wird von einem
Thüringer Großbetriebe auf einen Lohntarif
hingewiesen, der die Löhne für April um 40%,
für M ai um 50% und für Juni um 60% erhöht.
In Kabelwerken Groß-Berlins ist laut Beschluß
des Verbandes Berliner Metallindustrieller
eine -Zulage an die erwachsenen Arbeiter
von 60 oder 40 Pf./Stunde bzw. für Jugend-
liche von 25 oder 35% bewilligtworden. Außer-
dem wird eine Zulage von 6 M wöchentlich
für 1 Kindundvon 3M für die Ehefrau gezahlt.
Ein Groß-Berliner Telephonwerk stellt großen
Mangel an geübten Spulerinnen, Wieklerinnen
und tüchtigen Montiererinnen fest, während
es gleichzeitig auf ein starkes Angebot von
Mechanikern hinweist.
Ein internationales Unternehmen auf dem
Gebiete der Wählerämter bauenden Firmen. —
Ein Syndikat, bestehend aus Th. Gary, A.
P. Adams, H. L. Garyund FF. H Woods,
in dessen. Besitz sich die International Tele-
phone Sales and Engineering Corporation, New
York, mit der Automatic Eleetrie Co, Chicago
Ill., als Fabrikationsfirma befindet, hat mit J.
B. Russell, New York sowie mit „James
Taylor und D. Sinclair, London, die Inter-
national Automatic Telephone dCo,,
London, gegründet. Taylor und Sinclair stehen
in Beziehung zu der British Insulated &
Helsby Cables-Gesellschaft und weiteren eng-
lischen Telephongesellschaften. Die I. A. T. ©.
besitzt außerdem Aufsichtsrechte über die Au-
tomatie Tel. Mfg. Co. in Liverpool, die seit 1912
die Strowger-Einrichtungen für England als
Lizenznehmer der Automatic El. Co., Chicago,
gebaut hat. Der neuen Gesellschaft stehen
große Kapitalien zur Verfügung, so daß die
Fabrikation auf eine breite Basis gestellt
werden kann. Die Organisation der Liver-
pool-Gesellschaft bleibt unverändert. Die
durch die International Tel. Sales and Eng.
Co., New York, geschaffene Interessengemein-
schaft gestattet ein gemeinsames Vorgehen
und eine weitgehende Ausnutzung des der
Automatic El. Co., Chicago, als der Stamm-
firma zur « Verfügung stehenden großen In-
genieurpersonals. Außerdem sind Abmachun-
gen mit der Western El. Co. in London ge-
troffen, die es als Lizenznehmer der Gesell-
schaft unternommen .hat, die in Liverpool
hergestellten Wählereinrichtungen zu ver-
treiben, und zwar in bestimmten Gebieten
außerhalb Englands, der Vereinigten Staaten
von Amerika sowie anderen Gebieten, die
von der neuen Gesellschaft selbst versorgt
werden oder zum Interessengebiet der T’hom-
son-Houston-Gesellschaft in Paris gehören,
die ebenfalls Lizenznehmer der Automatie El,
Co., Chicago, ist. (Nach ‚Telephone Engineer“.
B4.23,1920,.9,88). Ar.
[7
Aufbau der Radio-Corporation of America.
Der Aufbau der Radio-Corporation of
America, an der die General Electrie Co. her-
vorragend beteiligt ist, ist nunmehr vollendet.
Owen D. Young, Vizepräsident der letzteren,
hat den Vorsitz im Aufsichtsrat der neuen Ge-
sellschaft, Edward J. Nally, früher Vize-
präsident und Generaldirektor der Marconi
Wireless Telegraph Co. of America, die Prä-
sidentschaft übernommen. Mit der englischen
Marconi-Gesellschaft sind Abmachungen über
die Bildung einer südamerikanischen Gesell-
schaft getroffen worden, die von einem boden-
ständigen Unternehmen geleitet werden soll.
Man will den größeren Teil des Aktienbesitzes
verschiedener Gesellschaften, 1e in Süd-
amerika Funkstellen bauen, erwerben. Prä-
sident Nally erklärt, daß die neue Gesellschaft
in offenen Wettbewerb mit den Kabelgesell-
schaften treten wird, sobald ihr ihre Funk-
stellen von der Bundesregierung zurückge-
geben worden sind, u. zw. sowohl im Verkehr
mit Südamerika als auch nach Europa.
Radio - Corporation) ist auf Anregung der
amerikanischen Regierung, die eine voll-
ständige Trennung der früheren amerika-
nischen (Marconi-)Gesellschaft von ihrer Mutter-
gesellschaft in England wünschte, gebildet
worden. Die Regierung war nämlich infolge
der wachsenden Bedeutung der Funktele-
graphie während des Krieges zu der Über-
zeugung gekommen, daß diese von außer-
ordentlicher Wichtigkeit für das Land sei,
besonders vom Standpunkt des Heeres aus;
sie betrachtete daher mit großer Sorge die
Beteiligung einer fremden Gesellschaft an
amerikanischen Funkangelegenheiten. Diese
Bedenken sind durch die Bildung der neuen
Gesellschaft, beseitigt worden. (‚Electrical
World‘, Bd. 75, 1920, 5. 93). Rp.
Gesetzgebung und Verwaltung. Das
Reichswirtschaftsministerium hat unter dem
31: V. 1920 im ‚„Reichsanzeiger‘‘ 1920, Nr. 123,
die Ausfuhrfreiliste nach dem Stande vom
1. VI. 1920 veröffentlicht, auf der sich elektro-
technische Erzeugnisse nicht befinden.
Unter. dem 31. V. 1920 hat die Reichsregierung
eine Verordnung, betreffend Änderung des $ 4,
Abs. 1, und Ergänzung des $ 6 des Abschnittes I
der Verordnung über Tarifverträge, Ar-
beiter-- und Angestelltenausschüsse
zur Schlichtung von Arbeitsstreitig-
keiten vom 23. XI]. 1918, erlassen und im
Die .
498
„RGBl.“ 1920, $. 1128, veröffentlicht.
Am 15. VI. 1920 ist eine Bekanntmachung der
beteiligten Reichsministerien, betreffend Aus-
führungsbestimmungen zu der Verordnung
über die Außenhandelskontrolle vom 8.
IV. ı1920, in Kraft getreten, derzufolge bei
AUSLANDBERICHTE.
Niederlande,
Wie bereits von Professor C.P. Feldmann
in seinem Aufsatz „Der gegenwärtige Stand der
Elektrizitätsversorgung der Niederlande‘) her-
vorgehoben worden ist, hat der Verbrauch
elektrischer Arbeit während der .Kriegs-
jahre sehr stark zugenommen, u. zw. erheblich
infolge der Knappheit der festen Brennstoffe
und des Mangels an Petroleum. für Be-
leuchtungszwecke. Die ‚Rijkskolendistributie‘“
(Reichs-Kohlenverteilung) hat dabei sehr gute
Arbeit geleistet und obendrein sehr viel auch
für die Zukunft wertvolles Material sammeln
können. Bald nachdem Sie ihre Arbeit ange-
fangen hatte, wurde die Gasbeleuchtung stark
vermindert, weil die benötigte Gaskohle nur in
geringer Menge zur Verfügung stand und das,
damit erzeugte Gas in erster Linie als Kochgas
verwendet werden sollte, und weil man weiter
die elektrische Beleuchtung vom ökono-
mischen ‘Standpunkte aus als weit überlegen
anerkannte. Diese Anerkennung wurde durch
Ministerialerlaß zur Kenntnis der Behörden
gebracht. Die Folge war, daß in allen größeren
Gemeinden anstatt der damals schon recht
spärlichen Gasbeleuchtung elektrische Straßen-
beleuchtung auch für die Nebenstraßen einge-
führt wurde. In den meisten Fällen benutzte
man die Gaslaterne mit ganz kleinen Abände-
rungen, um Kosten zu sparen und möglichst
schnell arbeiten zu können. Zu gleicher Zeit
wurden Zehntausende von Häusern an das
elektrische Netz angeschlossen, auch in kleine-
ren Dorfgemeinden, wo es, wenn der Anschluß
an bestehende Distriktnetze während des
Krieges wegen Materialmangel sich nicht hatte
ausführen lassen, durch Spezialerlaß möglich
gemacht wurde, ein örtliches Netz mit eigenen
Stromerzeugern zu bauen. Dieses war sonst
untersagt, wie aus Feldmanns Ausführungen
hervorgeht. i
Aber nieht nur zu der fast dllgemeinen
Verwendung elektrischer Beleuchtung hat die
„Kolendistributie‘‘ den Anstoß gegeben. Auch
auf die Energieverschleuderung in vielen Be-
trieben, richtete sie ihre Aufmerksamkeit, und
in den Fällen, wo eine Besserung mit verfüg-
baren Mitteln kaum zu erwarten war, wurde
die Elektrisierung des Betriebes als das einzig
richtige Mittel erkannt und auch tatsächlich
durchgeführt. Dabei stellte man sich auf den
Standpunkt, daß .die größeren, gut ausgerüste-
ten Zentralstationen alle minderwertigen Brenn-
stoffe (Braunkohlen, Torf usw.) verwenden und
damit bei der bestehenden Knappheit gerade
der guten Brennstoffe (hochwertige Kohle)
außerordentlich ökonomisch arbeiten könnten.
Dies war von um so größerer Bedeutung, weil
ein ziemlich beträchtlicher Teil der besseren
Brennstoffe für Hausbrand und für die Gas-
fabrikation zur Verfügung gestellt werden
sollte. Verschiedene Fabriken, die schon eigenen
elektrischen Betrieb hatten, aber nicht voll
arbeiten konnten, nahmen "einen Reservean-
‘schluß an Distriktnetze und wurden in vielen
Fällen bald 'Großabnehmer dieser, da sich her-
ausstellte, daß das Verfeuern von Holz und
Braunkohle im eigenen Betrieb nur nach kost-
spieligen Abänderungen ökonomischer war als
der Bezug der elektrischen Arbeit.
Es ist ohne weiteres klar, daß die nieder-
ländische Elektroindustrie sich unter solchen
Umständen und mangels Einfuhr vom Aus-
lande stark entwickelt hat. Daß es dabei öfters
sehr schwierig gewesen ist, die erforderlichen
Rohstoffe und geschulte Arbeiter zu bekom-
men, braucht hier nicht weiter betont zu wer-
den. Das während einiger Zeit für 1 kg Kupfer
25 bis 30 holl. Gld bezahlt wurden, während
der Friedenspreis 0,6 bis 0,7 holl. Gld betrug,
spricht für sich. Auch die niederländischen
Messen (Jaarbeurzen) zu Utrecht haben viel
dazu beigetragen, die‘ Elektroindustrie zu
schneller Entwicklung zu bringen, weil; einer-
seits die Verbraucher in der Lage waren, zu
sehen, was sie zu liefern und zu schaffen im-
stande sei, anderseits die Fabrikanten von den
Bedürfnissen der Abnehmer Kenntnis nehmen
konnten. NER
Da für neue Emissionen der Elektro-
industrie viel Kapital zur Verfügung gestellt.
wurde (auf eine Emission von Heemaf wurde
z. B. 17 fach gezeichnet), waren die verschiede-
) Vgl. „ETZ“.1919, S. 6678.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heft 25.
nF — —— —_————— —
en Te
a FE Nr
FA h
24. Juni 1920.
f
Berechnung der Ware in ausländischer Wäh-
rung ihr Wert nach einem je für eine Woche
auf Grund der am Montag notierten Geld-
kurse abzüglich 15 bis 20% festgestellten Kurse
umgerechnet wird. Der Reichsarbeits-
minister hat unter dem 5. VI. 1920 auf Grund
nen Fabriken imstande, ihr Kapitalund den Um-
satz den jeweiligen Bedürfnissen entsprechend
zu vergrößern. Einzelne haben sich denn auch
im Kriege trotz der schwierigen Beschaffung
von Rohstoffen auf die drei- bis vierfacheGröße
ausgedehnt. Den Lampenfabrikanten, welche
hauptsächlich für den Export arbeiten, er-
wuchsen übrigens große Schwierigkeiten beim
‚Versand ihrer Produkte. Um diesen begegnen
zu können, haben die Glühlampenwerke Phi-
lips, die 90% ihres Umsatzes an das Ausland
liefern, eigene Dampfschiffe, kaufen müssen.
Die große Kapitalreserve, welche während des
Krieges notwendig war, jetzt aber nicht mehr
in dem Maße erforderlich ist, hat es ‚dieser
Firma möglich gemacht, 175% Dividende zu
zahlen, u. zw. infolge weitgehender Verbesse-
rungen in der Fabrikation, ohne die Preise allzu
stark zu erhöhen. Einen guten Vergleich mit
den Preisen in England bietet der Bericht des
Standing Committee on Trusts!), demzufolge
die Philips-Halbwattlampe vom englischen
Lampenkonzern für 3 s eingekauft und an die
Abnehmer für 12% s verkauft worden ist.
Für -die sonstigen Elektrofabrikate (Ma-
schinen, Apparate, Instrumente) ist das ver-
gangene Jahr nicht gerade günstig gewesen, da
ım Mai 1919 die Preise der Rohstoffe auf dem
Weltmarkt stark zurück gingen. Während-die
bedeutende Preiserniedrigung nach Abschluß
der Kriesshandlungen auf ziemlich kleine Lager-
bestände traf, trat diese neue Reduktion in
einem Augenblick ein, wo die alten Vorräte fast
erschöpft waren, aber jedermann größere
Bestellungen gegeben hatte, die z. T. auch schon
unterwegs oder gerade in Holland angekommen
waren. Man sah sich daher gezwungen, nicht
nur auf den ganzen Lagervorrat, sondern auch
auf alle Bestellungen 25 bis 30%, abzuschreiben.
Die Kohlenknappheit während des Krieges,
die sich auch später nicht in dem Maße ge-
bessert hat, wie man wohl früher erwartete, hat
die Aufmerksamkeit aufs neue auf die Elek-
trisierung der Eisenbahnen gelenkt. Von
der Regierung ist eine Studienkommission ge.
bildet worden, die in Europa und Amerika ein-
gehend die Frage studieren wird, welche Strom-
art sich in Holland für die Blektrisierung am
besten eignet. Wie von Bleulandt van Oord
im „Ingenieur‘‘ schon erwähnt wurde, muß man
es bedauern, daß kein Vertreter der nieder-
ländischen Elektroindustrie für diese Kommis-
sion ernannt worden ist.
Verschiedene Pläne für interlokale
Straßenbahnen werden in einigen Jahren
zur Ausführung kommen, und auch der Umbau
bestehender Bahnen für größere Geschwindig-
keiten ist zu erwarten. A. B.
industrie wird uns nach den vom Handels-
ministerium im 1. Quartal 1920 angestellten
Erhebungen weiter folgendes mitgeteilt:
Die Verhältnisse in den großen Fabriken
können als sehr günstig angesehen werden.
Die ' Rohstoffversorgung wird stetig befrie-
digender, so daß die Erzeugung beträchtlich
gefördert werden kann; auch die Güte der
Fertigware hat sich langsam gebessert. ,,‚So-
fern der deutsche Wettbewerb ausge-
schaltet werden kann“, erwartet man eine
Periode guter Entwicklung. In minder günstiger
Lage befinden sich die kleineren Fabriken, die
sich besonders auf die Massenfabrikation elek-
trischer Installationsartikel verlegen. Der
deutsche Wettbewerb auf diesem Gebiete ist
außerordentlich stark. Dazu kommt noch,
daß die holländischen Fabriken nicht geregelt
durcharbeiten konnten, weil das für ver-
schiedene Installationsmaterialien benötigte
Porzellan und Glas sehr ungeregelt herein-
kommt. _ Die Porzellan- und Glasfabriken
vermögen die genannten Artikel infolge‘ der
großen Verschiedenheit in den Maßen nicht
in ausreichenden Mengen zu liefern. Die Ein-
führung von Normaltypen für die Installa-
tionsmaterialien dürfte den einschlägigen Fa-
briken selbst und auch der Porzellan- und
Glasindustrie zugute kommen und dazu bei-
tragen, der ausländischen Konkurrenz die
Stirn zu bieten.
1) Vgl. „ETZ“ 1920, S. 300.
: 9 Monate verlängert worden. Bei der amtlichen
- Über die Lage der holländischen Elektro-
‘im öffentlichen Interesse liegt;
der 8%$ 90, 101 des Betriebsrätegesetzes
vom. 4. II. 1920. Ausführungsbestimmungen,
betreffend die Wiedereinsetzung in den vorigen
Stand, erlassen, die sofort in Kraft getreten
sind. (RGBl. 1920, 8. 1139). ;
eZ
RECHTSPFLEGE.
}
Änderung des englischen Patentgesetzes.
Am 23. XII. 1919 ist in England eine
Reihe von Änderungen des Patentgesetzes von
1907 in Kraft getreten, von denen die folgenden
von besonderem Interesse sind.
I. Allgemeine Bestimmungen. e
1. Ausschluß vom Patentschutz.
‚Während bisher nur solche Gegenstände vom
Patentschutz ausgeschlossen waren, die den
Gesetzen oder guten Sitten widersprechen, dür-
fen nunmehr auch für chemische Stoffe, Nah-
rungs- und Arzneimittel Patente nieht mehr
erteilt werden. Lediglich die zu ihrer Herstel-
lung dienenden Verfahren sind dem Patent-
schutz zugänglich, wie dies auch in Deutsch-
land der Fall ist.
: 2. Schutzdauer. Für alle am 23. XII.
1919 in Kraft befindlichen und nach diesem
Tage erteilten Patente wird die Schutzdauer
von 14 auf 16 Jahre erhöht. Lizenzen, die für
die Dauer des Patentes abgeschlossen worden
sind, gelten als verlängert, wenn der Lizenz-
nehmer die Verlängerung wünscht.
3. Jahresgebühren. Die Gebühren für
‚das 15. und 16. Patentjahr betragen 15 bzw.
16 £. Bei der Gebührenzahlung ist zu berück-
sichtigen, daß ein Patent, für welches die Ge-
bühren im Laufe des Krieges nicht gezahlt wor-
den sind, erst dann wieder in Kraft tritt, wenn
die Gebühren bis zum 10. I. 1921 nachgezahlt
worden sind, selbst wenn die nach dem 10. I.
1920 fälligen Jahresgebühren innerhalb der
gesetzlichen Fristen entrichtet worden sind.
II. Prüfungsverfahren.
Während nach dem Gesetz von 1907 die
vollständige Anmeldung der vorläufigen An-
meldung innerhalb 6 Monaten nachgereicht
werden mußte, ist nunmehr diese Frist auf
Prüfung auf Neuheit werden nach wie vor nur
britische Patentschriften berücksichtigt. Bei
einem Einspruch dagegen können neuerdings
in Großbritannien vorhandene Voryveröffent-
eh unaen beliebiger Art entgegen gehalten
werden.
III. Übertragungen und Lizenzen.
Alle Rechte an einem Patent (Erwerb, Li--
zenz usw.) müssen von dem Patentamt regi-
striert werden, um vor dem Gericht Gültigkeit
zu haben. Die Registrierung ist zweckmäßig
innerhalb 6 Monaten nach der erfolgten Über-
tragung, Lizenzerteilung usw.zu beantragen, da
beieinem später gestellten Antrag die amtlichen
Kosten für die Registrierung sich verzehnfachen.
IV. Zurücknahme und Zwangslizenz.
1. Voraussetzungen. Nach dem Gesetz
von 1907 konnte jedermann nach vierjähriger
Dauer des Patentes auf Zurücknahme des letz-
teren klagen, wenn der patentierte Gegenstand
ausschließlich oder hauptsächlich im Auslande
ausgeführt wurde. Die Abänderung des Artikels
27 besagt, daß jeder Interessent sich an das
Patentamt mit dem Antrag auf Abhilfe wenden
kann, wenn ein Mißbrauch des Patentrechtes
seitens des Patentinhabers vorliest. Als Miß-
brauch wird genannt: ‚
a) Mangelnde Ausübung in genügendem
Umfange binnen 4 Jahren. (Die vierjährige
Frist kann auf Antrag durch das Patentamt
verlängert werden, wenn die Umstände, z. B.
die Art der Erfindung, dies erforderlich erschei
nen lassen);
b) Behinderung der hinreichenden Aus
übung im Inlande durch Einfuhr aus dem Aus-
lande seitens des Patentinhabers, seiner Rechts-
nachfolger oder auch durch Patentverletzer,
sofern der Patentinhaber
vorgeht;
c) mangelnde Befriedigung der Nachfrage
nach dem patentierten Gegenstand zu ange-
messenen Kosten; Sr h
d) Verweigerung der Lizenzerteilung zu an-
gemessenen Bedingungen,; sofern hierdurch der
Handel oder das Gewerbe Englands oder der
Handel einer Einzelperson oder Gruppe von
Personen, die in England Handel treiben, oder
die Gründung eines neuen Gewerbesin England
beeinträchtigt wird und die Lizenzerteilung
6) unlautere Beeinträchtigung des engli-
schen Handels oder Gewerbes durch die vom
gegen letztere nicht
Y
MEN
i
S
a en
a
24. Juni 1820.
Patentinhaber vor oder nach Inkrafttreten der
Gesetzesänderung gestellten Bedingungen bei
dem KErwerb, der Lizenz oder dem Gebrauch
des patentierten Gegenstandes.
Für die Feststellung, ob ein Mißbrauch des
Schutzrechtes vorliegt,wird darauf hingewiesen,
dal Patente auf neue Erfindungen nicht nur
erteilt werden, um Eriindungen zu fördern,
sondern auch um zu gewährleisten, daß neue
Erfindungen so weit wie möglich im Vereinig-
ten Königreich ohne unnötige Verzögerung ge-
werbsmähig ausgeübt werden.
2. Verfahren. a) Das Patentamt kann
“ anordnen, daß das Patent mıt dem Vermerk
„KRechtslizenzen‘‘: versehen wird, woraut das
Patent den Bestimmungen -unterliegt, die für
derart bezeichnete Patente gelten (vergl. V).
. b) Das Patentamt kann dem Antragsteller
eine Lizenz zusprechen und dıe Bedingungen
hierfür festsetzen. (Ver Lizenznehmer kann
vom Patentinhaber Einschreiten gegen Patent-
verletzungen verlangen. Im Weigerungstalle
kann er selbst klagen, als wäre er Patentin--
haber.)
c) Wenn die Ausübung des Patentes die
Aufwendung besonderer Mittel erfordert, so
kann dem Antragsteller eine aussenließliche ı
Lizenz zugesprochen werden.
d) Wenn das Patentamt überzeugt ist, daß
der Zweck des Gesetzes durch eıne der vor-
stehend erwähnten Anordnungen 1 bis 3 nicht
erreicht wird, so kann es das Patent zurück-
nehmen. Verträge mit Auslandstaaten sind
aber hierbei zu berücksichtigen.
e) Das Patentamt kann auch den Antrag
ablehnen, wenn es glaubt, daß dem Zwecke des
Gesetzes hierdurch am besten gedient wird.
Gegen alle Entscheidungen des Patent-
amtes ıst, wie bisher, Beschwerde beim Gericht
zulässig.
BR V. Rechtslizenzen.
Der Patentinhaber kann zu jeder Zeit sein
Patent mit dem Vermerk ‚„Rechtslizenzen‘“ in
der Patentrolle versehen lassen.
‚Die Folgen eines solchen Vermerkes sind:
a) Jedermann hat Anspruch auf eine Li-
zenz an dem Patent. Die Vergütung wird man-
gels Einigung vom Patentamt festgesetzt.
b) Die Jahresgebühren betragen vom Tage
des Vermerks ab nur die Hälfte der sonst zu
zahlenden Gebühren.
... Der Vermerk kann auf Antrag des Patent-
inhabers und nach Bezahlung der nicht entrich-
teten Hälfte der Gebühren wıeder gelöscht wer-
den, wenn keine Lizenz entnommen worden ist.
VI. Verfolgung der Patentverletzung.
Während früher die Ungültigkeit einzelner
Ansprüche die Wirkung des Patentes im Ver-
letzungstfalle völlig in Frage stellte, hat der Pa-
tentinnaber nunmehr ein Recht auf Verfolgung
der Patentverletzung auf Grund der gültigen
Ansprüche. Die Verfolgung, der Patentver-
letzung kann bereits von der „Annahme“ der
vollständigen Beschreibung an betrieben wer-
den, während dies früher erst nach deren ‚‚Ver-
öffentlichung‘‘ möglich war. ER
Patentanwalt Dipt.-Sng. B. Geisler, Berlin.
. „Nach einer Bekanntmachung des Reichs-
ministers der Justiz vom 4. VI. 1920 ist der
Zeitpunkt, bis zu dem in Spanien die Prio-
ritätsfristen für Patente zugunsten der
deutschen Reichsangehörigen verlängert sind,
auf den 15. VII. 1920 festgesetzt worden.
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.)
Hochschulnachrichten. — Der 2.0. Prof. der
technischen Physik und Direktor des tech-
nisch-physikalischen Instituts an der Univer-
‘sität Jena, Dr=säng. Rogowski,
ordentlichen Professor der Elektrotechnik an
der Technischen Hochschule in Aachen er-
nannt worden. — Der Privatdozent an
der Technischen Hochschule und an der
Universität Zürich, Dr. Mieczyslow Wolfke,
wurde als -ord. Professor an .die Universität
- Warschau berufen. — Es habilitierten sich an
der Universität Jena Dr. E. Schröder, bisher
in Wien, für Physik, und an der Universität
Königsberg Dr. E. Kretzschmann für theo-
retische Physik.
L. Kohlfürst. Am 1. Mai vollendete Dr.
techn. h. ec. Ludwig Kohlfürst, Kaplitz
(Böhmen), der bekannte Fachmann auf dem
Gebiete des Eisenbahnsignalwesens, sein 80.
Lebensjahr. Die Deutsche Technische Hoch-
schule in Prag hatte ihm i. J. 1918 in Aner-
kennung seiner Verdienste: den 'Ehrendoktor
verliehen. Bat ne) a Ha ee a
‘mäator der billigste sein, soll.
ist zum‘
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, : Heit 25.
.499
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
Berechnung von Transformatoren auf den Min-
destbetrag der Kosten des wirksamen Materials.
In ihrem Aufsatz: „Berechnung von Trans-
formatoren auf den Mindestbetrag an Kosten
des wirksamen Materials,“ „ETZ“ ' 1905,
>. 897, folgern R. POHL und, H. BOHIE aus.
der ‚aufgestellten Preisgleichung: Kuptfer-
kosten=Eisenkosten, wenn Transtor-
Prüfrech-
nungen mit alleiniger Abänderung von kz
zeigen, daß dies nicnt stimmt. Man darf in
.der von POHL und BOHLE abgeleiteten Kosten-
gleichung einzelne Glieder nicht für- sich be-
trachten, weil sie größtenteils einander. be-
einflussen. Kostet irgendwann einmal 1 kg
Kupfer 10-mal mehr als 1 kg Eisenblech, so
muß der Transformator, nicht mit 10-fachem
Blechgewicht, sondern nur, mit 2- bis 3-fachen
gebaut werden, um das Gewichtsminimum zu
erzielen. Von anderen Verfassern scheint: Vid-
mar!) die Ansichtvon POHL und BOHLE zu über-
nehmen. Pichelmayer‘) läßt 10 bis 20%
mehr Kupierkosten zu. Feldmann und
Loos?) warnen, zu weitgehende Folgerungen
aus Preisgleichungen zu ziehen; graphische
Untersuchungen liefern ihnen den Beweis, daß
minimale Kosten bei geringen Abweichungen
von der Gleichheit der aktiven Materialkosten
auftreten. x
Wien, 7. V. 1920. Spoer.
Erwiderung. i hr
Auf die Zuschrift des Herrn SPOER zu
unserer Arbeit vom Jahre 1905, die. den Aus-
gangspunkt einer Reihe neuerer Arbeiten ge-
bildet hat, erwidern wir, daß seine Einwen-
‘ dung prinzipiell zutrifft, daß aber die Ab-
weichungen von den nach unseren Formeln
errechneten Verhältnissen auch in der Praxis
bei weitem nicht so groß sind, als er zu glauben
Es hat den Anschein, als ob Herr
scheint.
SPOER Preisminimum und Gewichtsminimum
verwechselt. Daß für die Dimensionierung
Preisgleichungen des aktiven Materials nicht
ausschließlich maßgebend sind, ist selbstver-
ständlich. Eine in der deutschen Literatur
nicht genügend berücksichtigte Erweiterung
“unserer Methode auf alle Typen von Trans-
formatoren, wobei auch die obıge Einwendung
zur) Sprache kommt, wurde von Prof. A
Robeitson ausgearbeitet (s. Bohle-Robert-
-son, „Transformers“, Ch. Griffin & Co., Lon-
don 1910), worauf wir Herrn Spoer verweisen.
Berlin,'30. V. 1920. N
R. Pohl. IH. Bohle.
LITERATUR.
Besprechungen.
Die Reparaturen an elektrischen Ma-
schinen, insbesondere die Herstellung der
Ankerwicklungen an Gleich- und Drehstrom-
motoren, Kollektorbau, Fehlerbestimmung
und Prüfung elektrischer Maschinen, Revi-
sion elektrischer Kraftanlagen. Von F..
kop. Mit 108 Textabb. X u. 184 S. in 8°,
Verlag von Hermann Meusser, Berlin 1920.
Preis geb. 21,60 M
Die hervorragende Bedeutung, die dem zu
einer selbständigen und sehr .bedeutenden In-
dustrie herangewachsenen Gewerbe. der In-
standsetzung elektrischer Maschinen zukommt,
forderten geradezu das Erscheinen eines Wer-
kes wie das vorliegende. Wenn irgendwo von
einer Lücke in unserer Literatur gesprochen
werden konnte, so ist es sicherlich dieses Gebiet
gewesen... Das Werk soll für den Ankerwickler
und für den Leiter elektrischer Ausbesserungs-
werkstätten ein Führer und teilweise ein Lehr-
buch sein: nach einer .tabellarischen Zusam-
menstellung der elektrischen und mechanischen
Fehlerquellen und kurzer Angabe, welche Ab-
hilfe möglich ist, werden die Aufsuchung der
Fehler und der Abbau der Maschine samt den
zugehörigen Werkzeugen besprochen. Hierbei
wird u. a. mit Recht auf die Vorrichtung zum
Abziehen von Kollektoren und Riemenscheiben
besonders hingewiesen, da erfahrungsgemäß
diese höchst nützlichen ‚Werkzeuge sehr häufig
zugunsten des rohen Herunterhämmerns ver-
nachlässigt werden. Der Kern des Werkes, der
‚nun tatsächlich auch dasjenige enthält, was
der Praktiker am meisten suchen wird, ist der
vierte Teil, der die Herstellung der Ankerwick-
ı) M. Vidmar, Transformatorstudien in „Elektro-
j techn.Au. Maschinenb.“ 1913. S. 1014
2) Handbuch der Elektrotechnik Bd. 5,-S. 552.
3) Gesamtkosten bei Berechnung von Transformatoren
auf Mindestkosten. Feldmann, 8. a. ©. Loos, „Elek-
trotechn. u, Maschinenb.* 1911, 8. 728, 752, -
- Schärfe und Klarheit des. Ausdrucks un
größere Sprachreinheit angestrebt würde. Die
‘ Sprache erinnert leider an das-im allgemeinen
längst im Verschwinden begriffene ‚„Techniker-
wähnt bleiben.
Ras--
‚Jungen betrifft. Aus der Darstellung, der ver-
schiedenen Arbeitsweisen zur Herstellung von
‚Formspulen geht hervor, daß der Verfasser be-
trächtliche praktische Erfahrungen auf. diesem
- Gebiete besitzt. Auch sind die Zeichnungen im
‚allgemeinen recht deutlich, und mindestens für
denjenigen, der schon praktisch gearbeitet hat,
gut verständlich. Daß das Studium dieses
Buches die Werkstattpraxis nicht ersetzen
"kann, ist selbstverständlich, wohl aber wird der
“Wickler manche neuen Gesichtspunkte finden,
die seine Erfahrungen zu ergänzen geeignet
‘sind. Die besondere Eigenart des Werkes
‘drückt sich in den Ratschlägen aus, die dazu
dienen, aus den beschädigten — der Verfasser
sagt leider defekten — Spulen durch Anterti-
:gung. von Schablonen, die zunächst auf Preß-
span durchgepaust werden, die ursprünglichen
-Maße zu entnehmen. Natürlich werden auch
die: üblichen Aufziehvorrichtungen für Form-
'spulen behandelt und auch veraltete Wick-
lungen, die. gerade in Ausbesserungswerk-
-stätten nicht zu vermeiden sind, durch Wort
“und. Bild erläutert. Die Angaben über die Er-
fahrungen an Stabwicklungen bei Drehstrom-
-läufern werden ebenfalls vielen willkommen
sein. Das Buch ist volkstümlichem Denken
"angepaßt -und enthält keinen überflüssigen
theoretischen Ballast, so daß es seine Aufgabe
'im- allgemeinen erfüllen wird. Wünschenswert
wäre nur, daß bei einer künftigen Auflage die
eine
deutsch‘ im übelsten Sinne des Wortes. .Ge-
rade weil im übrigen das Buch seiner Aufgabe
im. allgemeinen gerecht wird und des Beifalls
gewiß ist, durfte dieser Einwand nicht uner-
M. Breslauer, Hoppegarten.
‚Wasserkraftanlagen. Von Reg.-Baumeister
Dr. Th. Rümelın. I. Beschreibung. Mit
58 Abb. II. Gewinnung der’ Wasserkraft.
"Mit, 35 Abb. III. Bau und Betrieb. Mit
58 Abb., 2. Aufl. Sammlung Göschen
Nr. ‚665/667. Verlag Vereinigung wissen-
schaftlieher Verleger Walter de Gruyter &
Co., Berlin u. Leipzig 1919. Preis f. d. Bd.
1,80 M.
. Die zweite. Auflage hat die Einteilung der
früheren *) beibehalten, deren Vereinfachung in
mancher Hinsicht allerdings größere Klarheit
gebracht haben. würde. Die Heftchen sind der
. Entwicklung. der Wasserkraftausnutzung fol-
gend ergänzt worden. Die Darlegungen über
Wasserrecht hätten vielleicht durch einige
kurze Bemerkungen über das inzwischen in
Kraft »getretene preußische Wassergesetz er-
weitert, werden sollen. Wenn der Verfasser be-
tont, daß, er manche. Fremdwörter ausgemerzt
hat, so ist dies recht anerkennenswert, nur hätte
dies in noch stärkerem Maße geschehen sollen.
Eine reine deutsche Sprache ist nicht nur für
jedermann verständlicher, sie ist auch von grö-
Berem Wohllaut als ein Gemisch verschiedener
Zungen. Wenn. nach Angabe des Verfassers
der Kanzler Rümelin im Jahre 1887 eine Lanze
für Fremdwörter gebrochen hat, so sollten heute
solche Ansichten zur Rechtfertigung nicht mehr
‚ins Feld geführt werden. Im übrigen kann er-
neut darauf hingewiesen werden, .das alle Ein-
zelheiten über W asserkraftanlagen taschenbuch-
artig in guter Weise vorgetragen und durch
viele $trichabbildungen und Schnitte, die sich
einer größeren Deutlichkeit als in der ersten
Auflage erfreuen, erläutert werden. Die Heit-
chen werden daher nach wie vor mit Vorteil
gebraucht werden können. Mattern.
Sicherung einer Zugfahrtaufeiner zwei-
gleisigen Bahnlınie mit Strecken-
blockeinrichtung. Von Karl Günther.
Mit einer dreifarbigen lithographischen Tafel.
Verlag von R. Oldenbourg, München und
Berlin 1919. Preis 2,50 M.
Der Verfasser hat sich die Aufgabe” ges
stellt, die Vorgänge bei der Sicherung der
Zugfahrten durch die Streckenblockung bild-
lich darzustellen. Er hat eine recht glückliche
Lösung gefunden, durch die das Zusammen-
wirken der Blockfelder, Blocksperren und
Signale in gedrängter Form für ein bestimmtes
aber allgemein gültiges Beispiel auf einer Tafel
in Dreifarbendruck vorgeführt wird. Die zu-
sammengefaltete Tafel befindet sich iny einem
Deckel, auf dessen Innenseite ein knapper
Text die Vorgänge klar erläutert. Die Dar-
stellung eignet sich besonders als Lehrmittel
und ist als solches nach Angabe des Verlages
bei den ‚bayerischen Staatsbahnen eingeführt
worden. Die allgemeine Einführung bei
den künftigen Reichseisenbahnen wäre sicher
zu begrüßen; allerdings müßte die Arbeit
daraufhin noch einmal durchgesehen werden,
ob sie den dann gültigen Vorschriften ent-
1) „ETZ#-1913, 8. 1474.
500
u
sprechen würde. Bei einer Reihe von Bezeich-
nungen, die sieh mit den in der Fachliteratur
gebräuchlichen nicht decken, ‚erscheint dies
zweifelhaft. Auch müßte dann für die Sperren
tunlichst die Anordnung eines etwaigen künf-
tigen deutschen - Einheitsstellwerks bzw.
-Blockwerks gewählt werden.
Regierungsbaumeister Reuleaux.
Die Werkzeugmaschinen, ihre neuzeit-
liche Dureubildung für wirtschaft-
liche Metallbearbeitung. Ein Lehrbuch
von Prof. Fr. W. Hülle. 4. verb. Auflage.
Mit 1020 Textabb. sowie 15 Tafeln. VIIl und
611 S. in 8%. Verlag von Julius Springer.
Berlin 1919. Preis geb. 36 M.t)
Der. Verfasser behandelt in seiner Arbeit
die Konstruktion der verschiedenen Arten
von Werkzeugmaschinen und ihrer Getriebe.
Daß das Buen in vierter Auflage erscheint,
beweist das Bedürfnis nach einem solchen
Werk. Der ‚Hülle‘ ist denn, auch in Fach-
kreisen sehr gut eingeführt und bietet beson-
ders dem jüngeren Konstrukteur eine wertvolle
Stütze bei seinen Arbeiten. Der Charakter
eines Lehrbuches wäre besser gewahrt worden,
wenn die angeführten Beispiele mehr in Form
von Skizzen gebracht wären, statt, wie es ge-
schehen, in Form von fertigen Konstruktions-
zeichnungen, wie sie die verschiedenen Firmen
zur Verfügung gestellt haben. Der angehende
Konstrukteur wird, wenn er fertige Ausfüh-
rungsbeispiele sieht, mehr zum Kopıeren ange-
regt, statt zum eigenen Denken und selbständi-
gen Schaffen. Unter den angeführten Beispie-
len fertiger
viele der besten und neuesten; z. B. die halb-
automatisch arbeitende Drehbank für Spitzen-
arbeit, die Fräsmaschine mit 2 Aufspann-
tischen usw. Wenn für unsere jungen Techniker
das beste an Lehrmaterial gerade gut genug ist,
sollte man bei Auswahl der Beispiele an hervor-
ragenden Schöpfungen nicht achtlos vorüber-
gehen, auch wenn diese Schöpfungen nicht deut-
schen Ursprungs sind. Einige der behandelten
Maschinen größter Abmessungen sowie einige
Sondermaschinen Könnten ohne Schaden für
das Buch fortfallen. Wünschenswert wäre es,
wenu die Notwendigkeit, die Maschinen, mög-
lichst starr und schwer zu gestalten, um den
erhöhten Anforderungen, die die Werkzeuge
aus Schnellschnittstahl stellen, etwas weniger
stark und weniger oft betont und statt dessen
die Vorteile, die die bequeme Handhabung der
einzelnen Bedienungselemente und die Sinn
fälligkeit der Bewegungen bieten, . hervorge-
hoben wäre. Die Betiiebsverhältnisse bringen es
mit siecn, daß bei den meisten Maschinen weit.
weniger schwere Spanleistungen verlangt wer-
den, als im allgemeinen angenommen wird.
Meist werden in den Werkstätten nur wenige
Maseninen für eigentliche Schrupparbeiten be-
nutzt; viel öfter äußert sich die größere. Lei-
stungsfähigkeit des Schnellscehnittstahles in der
Anwendung großer Schnittgeschwindigkeiten.
Die starke, immer wiederkehrende Unterstrei-
chung der Vorzüge der Einscheibenantriebe
ist heute, wo sich die meisten Fabrikanten von
Werkzeugmaschinen von dieser Mode wieder
abwenden, nicht am Platze.. Zum mindesten
wäre eine Hervorhebung der Nachteile dieser
Antriebsart nötig, wie: höhere Gestehungs-
kosten, verminderte Übersichtlichkeit, große
Empfindlichkeit und hohe Reparaturkosten.
Verwunderung muß es erregen, daß auch in der
neuen Auflage des Buches Schnittgeschwindig-
keitstabellen wie auf S. 2 und 554 unverändert
aus den früheren Auflagen übernommen sind.
Darin sind für das Fräsen mit Schnellschnitt-
iräsern für Schmiedeeisen Sehnittgeschwindig-
keiten bis 50 m und bei einem Vorschub bis
300 mm/min angegeben. Für das Drehen geben
die gleichen Tabellen wesentlich geringere
Schnittgeschwindigkeit an. Dieser starken
Überschätzung der Fräserleistung, die mit der
Wirklichkeit in krassem Widerspruch steht,
muß deswegen entschieden widersprochen
werden, weil sie geeignet ist, bei solchen Be-
nutzern des Buches,die dieseAngaben nicht aus
Bee Urteil als wertlos erkennen, völlig
falsche Vorstellungen zu erwecken. Die Aus-
führungen des Verfassers über die Vor- und
Nachteile der Hobel- und Fräsarbeit, die sich
auf den angeführten Werten aufbauen, sind
entsprechend zu bewerten. Einige verdeutschte
Benennungen wie Auslegerbohrmaschine statt
Radialbohrmaschine und Allgemeine Fräs-
maschine statt Universal-Fräsmaschine er-
scheinen wenig glücklich gewählt. Eine etwas
reichere Literaturangabe würde den Wert des
Buches erhöhen.
Im ganzen genommen kann das Buch als
begrüßenswerte Bereicherung unserer Fach-
literatur angesehen werden. Otto Müller.
1) Z. Zt. vergriffen; Neudruck erscheint im Juli 1920'
Maschinenkonstruktionen fehlen -
Elektrotechnische Zeitschrift. . 1920. _ Beit 25.
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher.
„Serve“-Schnellrechner. Der neue ideale
“ Sehnellrechner für Lohnabrechnungen, Preisbe-
rechnungen, Kalkulationsrechnungen, Massenbe-
rechnungen und alle Multiplikationsarbeiten. Von
Joseph Serve. Verlag von Julius Springer, Berlin
1920. Preis geb. 12 M. BEN
Die südrussische Eisenindustrie. Von Hugo
Klein. 82 8. in 8%. Verlag von Stahleisen m.
b. H., Düsseldorf 1920. Preis 6-M. |
Psychotechnik und Betriebswissenschaft.
Von Dr.-ng.. G. Schlesinger. Mit 97 Abb.
V und 168 8. in 8°. Verlag von $. Hirzel, Leipzig
1920. Preis geb. 20 M.
Erfinderfibel. Zusammengestellt von Dr. P.
Otto. 226 8. in 4%. Deutsche Verlagsanstalt,
Stuttgart 1920. Preis 16 M.
[Das Buch fällt ganz aus dem Rahmen des all-
täglichen heraus. Es wird sicher vielen, namentlich
jüngeren Technikern manches Interessante bringen.
Ob aber der Zweck, den der Verfasser im Auge hat,
wirklich erreicht werden wird, ist allerdings fraglich.
Die Gefahr, auf die der Verfasser in seiner Vorrede
selbst hinweist, nämlich, daß sich mancher durch
das Buch zum Erfinden verführen läßt, ist gewiß
groß, doch kann auch dadurch unter Umständen
etwas Gutes entstehen.
Das Buch ist den Verhältnissen entsprechend
gut ausgestattet und dürfte sich als Geschenk für
junge. strebsame Menschen, die Liebe zur Technik
haben, eignen. Dettmar.]
Starkstromtechnik. Von Prof. Dr. P. Evers-
heim. 136 $. in 16%. Verlag von Quelle &
Meyer, Leipzig 1920. Preis geb. 5,25 M.
Härtepraxis. Von Carl Scholz. 42 8. in 16%
Verlag von Julius Springer, Berlin 1920. Preis 4M.
Toleranzen. Von W. Kühn. IH u. 177 S. in 8",
Verlag des Vereins deutscher Ingenieure, Berlin
1920. Preis 23 M., |
Jahrbuch der wissenschaftlichen Gesell-
schaft für Luftfahrt. Bd. 5, 1920. 65 8. in
gr. &%. Verlag von Julius Springer, Berlın 1920.
Preis 6 M.
Untersuchung der dielektrischen Eigen-
schaften von künstlichen Isolierstotfen.
Druckschrift des Telegraphen-Versuchsamts. Mit
25 Abb. 1 Tafel. 3 S. in Folio.‘ Verlag von
Julius Springer, Berlin 1920. Preis 3 M.
Quantitative Analyse durch Elektrolyse.
Von A. Classen. 6. neubearb. und erw. Aufl. Mit
59 Textabb. u. 2 Tafeln. X und 346 S. in 8.
Verlag von Julius Springer, Berlin 1920. Preis
geb. 26 M.
Sonderabdrucke.
Über den Überlagerungsempfang. Von A.
Meißner und E. Scheitfler. „Zeitschrift für
Fernmeldetechnik, Werk-und Gerätebau“. 1920.
Heft 2/3.
Umsturz
theorie.
rung und’ Mechanik der Naturkräfte.
Patschke. Berlin 1920.
der Einsteinschen Relativitäts-
Einführung in die einheitliche Erklä-
Von A.
KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Gehässigkeit einer belgischen Firma. — Der
Verband der Fabrikanten von Taschenlampen-
batterien in Deutschland gibt uns von einer
ungqualifizierbaren Bemerkung Kenntnis, mit
der die belgische Firma A. Kühn, Brüssel,
rue d’Espagne 38, ein ihr als ehemaligem
Kunden von einer deutschen Firma gemachtes
Angebot dieser zurückgesandt hat, und be-
merkt dazu, daß die deutschen Industrie-
und Handelskreise, da sie z.Zt. auf eine obrig-
keitliche Hilfe in solchen Fällen nicht rechnen
können, ihnen gegenüber zur Selbsthilfe greifen
und Firmen, die sich ein derartiges Verhalten
zuschulden kommen, lassen, von jeder weiteren
geschäftlichen Verbindung ausschalten müssen.
Der Verband hält es für angezeigt, daß jede
deutsche Firma mit geschäftlichem und natio-
nalem Ehrgefühl etwaige Beziehungen zu
dem genannten belgischen Hause abbreche, und
daß Fälle ähnlicher Art zwecks gemeinsamer
Abwehr sofort in der Fachpresse, bekannt-
gegeben werden sollten.
‚Aus der Geschäftswelt.. — Wie wir dem
„Reichsanz.“ entnehmen, befaßt sich die in
Berlin gegründete Gesellschaft für aus-
wärtigen Handel in„Industrieerzeug-
nissen und Rohprodukten m. b. H.
(Stammkapital 0,3 Mill. M) u.a. auch mit An-
- Für die Achriftleitung verantwortlich: E. 0. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius ßpringer in Berlin.
.24. Juni 1920.
kauf und Verkauf von Kupfer, Isolierstoffen
und Rohstoffen aller Art für die elektrotech-
nische Industrie. — Die Rohstoff-Einkauf
des Zentralverbandes der deutschen
elektrotechnischen Industrie, G m. b.
H. (früher Gummifäden-Vertriebsgesellschaft
m. b. H.), Berlin, hat den Einkauf von Roh-
materialien und deren Verteilung an Firmen,
die diese zu ihrer Fabrikation benötigen, zum
Gegenstand. — In Leipzig ist die Gebrüder
Kaiser A. G. (Betrieb einer Fabrik der elek-
trotechnischen und verwandten Branchen,
insbesondere Fortführung der bisher als offene
Handelsgesellschaft "betriebenen Firma ‚Ge-
brüder Kaiser) mit 1 Mill. ,M Grundkapital
eingetragen worden.
Warenmarkt. — Kohle. Seitens des Reichs-
kohlenverbandes ist im ‚„Reichsanz.‘‘ 1920,
Nr. 120, der nunmehr gültige, vom Großen
Ausschuß des Reichskohlenrats genehmigte
Wortlaut seines Syndikatsvertrages veröffent-
licht worden.. — Eisen und Stahl. Der
Eisenwirtschaftsbund hat unter dem 29. V.
1920 im ‚Reichsanz.‘‘ 1920, Nr. 122, die
Preisfestsetzung für Roheisen, Ferromangan,
Ferrosilizium, für Walzeisen, Eisenbahnober-
baumaterial mit den Frachtvorsprüngen, die
Händlerzuschläge, .Sonderbestimmungen und
die Art der Berechnung der UÜberpreise be-
kanntgegeben. Die dort von ihm genannten
Höchstpreise gelten für Juni und Juli. Diese
Bekanntmachung ist unter dem 9. VI. 1920 im
„Reichsanz.‘‘ . 1920, Nr. 127, durch Höchst-
preise für Qualitätsfeinbleche, Dynamobleche
und Röhren ergänzt worden, die ebenfalls
für die genannten Monate Gültigkeit besitzen
und für jede Mark Kohlenpreiserhöhung über
20 M/t um M 3,50 wachsen. — Metallpreise.
Die Notierungen der Vereinigun ür die
deutsche Elektrolytkupfernotiz Gem, der
Kommission des Berliner Metallbörsenvor-
standes (letztere verstehen sich ab Lager in
Deutschland) lauten in M/100 kg:
Metall "18. VL | 15. VI.
nn
Elektrolytkupfer (wire
bars), prompt, cif Hamburg, }
Bremen, Rotterdam . 1720 1745
Raffinadekupfer 99/99,3%, |1175—1225 1250—1300
Originalhüttenweichblei 4235—450 | 450-500 .
Originalhüttenrohzink, i |
Preis im freien Verkehr . 525 550—575
Plattenzink (remelted) von {
‘handelsübl. Beschaffenheit 325 350—375
Originalhüttenaluminium i
'98/99%/yin gekerbt.Blöckchen [2550 —2600|2500— 2600
Zinn,Banka-,Straits-,Billiton- |4200—4400|4300— 4500
Hüttenzinn, mind. 99%, ß _ io. A
Reinnickel 98/99, - « 13800—4000|3300— 4000 _
Antimon-Regulus . . |. 850—900 | 900—950
An der Londoner Metallbörse wurden
nach „Mining : Journal‘
am: 11. VI. 1920.,für
1 ton (1016 kg) notiert:
I Zt d
*Kupfer: best selected . 104 O0 O bis105 0 ©
= = electrolyt. - . 104 0 O0 „109 0 0
5) wire bars. . 107 00,109 00
= a standard, Kasse 3815 0 „ 893 0 .0
N "W13:Mon. 14.92: 101.0). 4279272560
Zinn: standard, Kasse. . 24 0 0 „24410 0
f} e: 3Mon. 9810 0 „249 0 0
EEE %4 0 0 „269 0.0
Blei: span. oder nichtengl. ;
Weichblei.....4...185 10 Or ners7m 550
» „. gew. engl. Blockblei .,38 10 0 „ — = —
Zink: gew. Sorten. . 41.097,00 7543700
e remeltedss "41.2. 733% 415.0 700
” engl. Swansea 4880
" 60/63 £ net.
165 £ (Inland);
185 £ (Export).
230 £ (In- u. Ausland),
Antimon: engl. Reg. . .
Aluminium: 98 bis 999,
Nickel: 98 bis 990), gar.
Quecksilber: nom. für‘ ö
die 75 lbs.-Flasche. .. 21£ bis 21 £10s.
Platin: je Unze nom... . 480 s.
Für den 16. VI. 1920 verzeichnete der „Berl.
Börs.-Cour.‘‘ folgende Preise in £/t: Kupfer
Kasse 85,37; desgl. 3 Mon. 88,12; Elektrolyt _
100 bis. 107; best seleeted 104 bis 105; Zink
40,75 bis 42,25; Zinn, Kasse 239,25; desgl.
3 Mon. 242,25; Blei 32,00 bis 33,50. In New
York stellte sich am gleichen Tage Elektrolyt-
kupfer loko auf 19 cts/lb.
* N etto-
Bezugsquellennachweis.
Frage 21.
das durch Längsfäden verstärkt ist ?
‚Abschluß des Heftes: 19. Juni 1920.
TE a er
f we re ee
Wer liefert Papier-Isolierband,
Dre n » A ARE er Da ar R
32 - \ & j
Elektrotechnische Zeitschrif
_
501
; | (Zentralblatt für Elektrotechnik)
> Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Re Schriftleitung: 'E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz.
41. Jahrgang.
m
Die Möglichkeiten der Windausnutzung und
ihre Bedeutung für die Energiewirtschaft.
Von Dr.-äng. 6. Liebe, Dresden.
Übersicht. Die Frage der Ausnutzung der
Windenergie hat an Bedeutung gewonnen, da z. Zt.
die Einsparung von Kohle aus den häufig erörterten
Gründen nötiger ist denn je. Für kleine Einzel-
anlagen fern von der Überlandzentrale zum Zwecke
des Wasserhebens, der Elektrizitätserzeugung und
des Antriebes landwirtschaftlicher Maschinen hat
sich die Windturbine bereits bewährt. Ihre Ver-
wendung hierfür sollte man künftig in erhöhtem
Maße in. Frage ziehen. Jedoch für industrielle
Zwecke mit gleichmäßigem Kraftbedarf, sowie als
Großkraftmaschine, die allein in wirklich fühlbarer
Weise zur Kohlenersparnis beitragen könnte, stehen
I der Verwendung der Windturbine Schwierigkeiten
. . entgegen. Die Anlagekosten sind hoch und ver-
_ ringern sich nicht relativ mit zunehmender Leistung,
und es ist noch nicht möglich, die gesamte unstetig an-
fallende Energie weder in Verbindung mit einem
_ Kohlekraftwerk noch auch in Verbindung mit einer
- Akkumulierungseinrichtung in wirtschaftlicher Weise
auszunutzen.
I. Einleitune.
Die gegenwärtige Kohlenfrage — hervor-
gerufen durch den Krieg und seine Folgen —
„drängt dazu, abgesehen von möglichst wirt-
i- . schaftlicher Verarbeitung der Kohle, die-stär:
— kere Ausnutzung anderer Energiequellen in
erste Erwägung zu ziehen. Das Problem des
Kohleersatzes ist aber nicht allein infolge der
gegenwärtigen Kohlenlage, die ja durch inten-
siveren Abbau wieder normaler werden kann,
aufgetaucht, sondern es wird auch darüber
hinaus seine Bedeutung behalten. Wir wissen,
daß uns die Natur.die Kohlenschätze nur viel
IT
- und daß unsere Vorräte in längstens einigen
hundert Jahren aufgebraucht sein werden, ja,
. daß die Aufzehrung eines Teiles der Kohlen-
felder schon sehr viel früher Tatsache sein wird.
Auch die restlose Ausnutzung der
— Wasserkräfte, worauf man heute in erster
7 Linie hinweist, kann das Problem nur teilweise
- lösen, denn die hieraus in Deutschland zu ge-
_ winnende Energie stellt nur einen Bruchteil,
wenn auch einen beachtenswerten Bruchteil
des gesamten gegenwärtigen Energiebedarfs
dar. Und man muß bedenken, daß der Energie-
bedarf, wenn wir uns wieder aufwärts ent-
wickeln wollen, zweifellos wieder in eine an-
steigende Kurve überleiten muß, wie vor dem
Kriege.
Be. Es ist daher garnicht verwunderlich, daß
man vielfach die Ausnutzung noch weiterer
Energiequellen ins Auge faßt, und die prakti-
2 gehe und wirtschaftliche Ausführbarkeit stu-
3 iert.
3 Da ist nach der Wasserkraftverwertung die
_ Ausnutzung des Windes am nächstliegen-
den und wird zurzeit vielerorts eifrig be-
_ sprochen. Sie ist bereits praktisch, wenn auch
in bescheidenem Umfange durchgeführt und
- hat anscheinend auch ihre Lebensberechtigung
schon erwiesen. So wurden in Argentinien
vor dem Kriege jährlich 12 000 bis 15 000
Stück Windturbinen errichtet.
ET
Da der Verfasser in den Jahren 1911/12
- Versuche an einer Probewindanlage für Elek-
trizitätserzeugung vorgenommen und sich mit
der Durchbildung des elektrischen Teiles _be-
schäftigt hat, so soll mit diesen Zeilen ein"Bei-
trag zur Frage der Windausnutzung_ geliefert
werden, wobei vorwiegend das Grundsätzliche
dieser Frage und weniger konstruktive Einzel-
heiten besprochen werden sollen.
' II. Wesen und Leistungsfähigkeit des
Windes.
Der Wind ist eine durch das Spiel
der Weltenergien hervorgebrachte Be-
wegung der atmosphärischen Luft, ähn-
lich wie der Kreislauf des Wassers. Er hat
also mit dem bewegten Wasser gemeinsam, daß
er einen von der Natur kostenlos gelieferten Be-
triebsstoff darstellt.
v
langsamer ersetzt, als wir davon verzehren,
Berlin, 30. Juni 1920.
Seine Leistungsfähigkeit ist sehr bedeu-
tend, wenn man entsprechend große Räume
ins Auge faßt. Für mittelmäßige Windlagen
kann die durchschnittlich verfügbare Wind-
leistung in einer Höhe von 10 bis 20 m über dem
Erdboden gering gerechnet, zu 50 bis 100 Watt
auf 1 m? Luftquerschnitt angegeben werden.
Auf einen quer durch Deutschland gedachten
Streifen von 1000 km Länge und 10 bis 20 m
Höhe ergibt sich somit eine durchschnittliche
Leistung von rd 1 000 000 kW, wobei die bei der
Nutzbarmachung zu erwartenden Verluste
nicht berücksichtigt sind. Im ganzen ließen
sich 1000 oder mehrere 1000 solcher oder noch
höherer Streifen innerhalb Deutschlands den-
ken, so daß die-in Deutschland durch-
schnittlich verfügbare Windleistung
Milliarden kW beträgt. Dies sind ge-
waltige Leistungen; sie betragen ein vielfaches
der gesamten Wasserleistung, auch wenn man
diese theoretisch auswertet und das gesamte
Gefälle von der Quelle bis zur Mündung be-
rücksichtist.
Nur leider — und darin liegt schon
der Schwerpunkt der Frage — ist die
angegebene Durchschnittsleistung das
Mittel aus weit auseinandergehenden
Einzelleistungen. Während bei Orkanen,
wie wir unten sehen werden, mit dem 1000-
fachen der obigen Durchschnittsleistungen zu
rechnen ist, treten anderseits vollkommen
windstille oder sehr arbeitsschwache Perioden
auf im Gegensatz zum Wasser, das in Strömen
zu Tale geht, die gleichmäßig fließen oder deren
Lauf mit Hilfe natürlicher oder. künstlicher
Sammelbehälter zur Stetigkeit gezwungen wer-
den kann.
Die außerordentlich starken Leistungs-
änderungen sind die Folgen der starken
Schwankungen der Windgeschwindigkeit und
sind dadurch noch viel stärker ausgeprägt als
jene, da sie der 3. Potenz der Wind:
geschwindigkeit folgen. Die in Bewegung
begriffenen Luftteilchen besitzen ja die Be-
. mw: we R en
wegungsenergie 5 - , und je größer die Ge-
schwindigkeit dieser Teilchen ist, eine umso
größere Anzahl derselben wird in der Zeitein-
mv? er
9, zur Verfügung
stehen, so daß im ganzen die 3. Potenz der Ge-
schwindigkeit maßgebend ist.
Die zu den verschiedenen Windstärken ge-
hörenden Leistungswerte, gerechnet auf ein
Rad von 8m Durchmess»r, sind in der Zahlen-
tafel 1 zusammengestelit. 50 bis 54m/s ist
die höchste Geschwindigkeit, die man in
Amerika und England und auch anderwärts
beobachtet hat.
Zahlentafel 1.
heit mit ihrer Energie
E Windleistung
Windge- | gerechnet auf
schwindig-| die Fläche eines
Windleistung,
Windge- | gerechnet auf
Eur die Fläche eines
eit Windrades von keit Windrades von
8m Durchmesser 8m Durchmesser
m/s kW m/s kW
) 0,03 8 15,5
2 0,23 10 29,5:
B 0,81 - 12 51,0
4 1,9 2) 235,0
5 3,7 54 * 4550,0
6 6,5
Im übrigen sei erwähnt, daß die Wind-
verhältnisse je, nach der geographischen Lage
sehr verschieden sind. In Deutschland hat'man
an 49 Stellen seit 30 bis 40 Jahren laufende
Aufzeichnungen gemacht,‘ so daß über Vor-
kommen und Stärke des Windes genaue Unter-
lagen vorhanden sind.
Ill. Grundlagen für die Konstruktion
der Windkraftmaschine.
Die Aufgabe der Windkraftma-
schine ist die, einen bestimmten Quer-
schnitt des Windes abzufangen und
ihm seine Energie abzugewinnen.. Für
diesen Querschnitt soll ein Minimum an Bau-
kosten und ein Maximum an Ausnutzung ange-
— Verlag von Julius Springer. — Berlin W. 9, Linkstraße 23/24.
Heft 26.
strebt werden. Unter Umständen können we-
niger gut ausgenutzte Konstruktionen lebens-
fähig sein, wenn dafür die Baukosten ent-
sprechend minimal sind, da ja der Wind im
Überfluß vorhanden ist.
Während bei der Wasserkraftmaschine
Gefällhöhe und Strömungsriehtung sowie im
allgemeinen auch die sekundliche Wassermenge
feste Werte darstellen, muß die Konstruktion
der Windkraftmaschine auf die Änderung
von Richtung und Leistung des Windes
Rücksicht nehmen, wodurch die Aufgabe ganz
erheblich erschwert wird. &
Der Richtungsänderung muß dadurch
Rechnung getragen werden, dal; der Windein-
tritt der Maschine mit Hilfe einer Windfahne
oder einer anderen auf die Richtungsänderung
des Windes ansprechenden Einrichtung der
jeweiligen ° Windrichtung entgegengesteuert
wird. >
Die Anderung der Leistung liegt,
wie die Zahlentafel 1 zeigt, in schr weiten
Grenzen und hat zur Folge, daß man unmöglich
sowohl die stärksten als auch die schwächsten
Winde vorteilhaft ausnutzen kann. Denn die
Ausnutzung der Windstärken über 10 bis 15 m
bedingt so starke Konstruktionen, daß die
SAL schwacher Winde infolge zu hoher
Leerlaufleistung unmöglich wäre. Und umge-
kehrt würde eine für die schwächsten Winde
geeignete, leichtgebaute Maschine, wenn sie
auch den starken Winden ihre volle Energie
abnehmen wollte, zu Schaden kommen. Man
muß sich daher für ein gewisses Gesehwindig-
keitsbereich entscheiden, wobei zu berücksich-
tigen ist, daß die stärksten Winde ganz selten,
die mittleren häufig, die leichten fast immer
vorhanden sind. Dementsprechend ist die ge-
samte Jahresarbeit, die von den stärksten
Winden dargeboten wird, trotz der hohen
Leistungswerte, ‘geringer und viel ungleicher
verteilt, als bei mittleren und mäßigen Winden.
Die Ausnutzung der leichten Winde etwa von
2 m/s an bedingt dann eine so leichte Bauart
der Maschine, daß diese nur eine bestimmte
Höchstleistung (etwa 8 m/s entsprechend) ver-
arbeiten kann. Steigt die Windgeschwindig-
keit darüber hinaus, so müssen Reguliervor-
richtungen die dem Wind entgegengestellten
Flächen soweit verkleinern, daß die gewollte
Maximalleistung, der die Maschine noch ge-
wachsen ist, nicht mehr überschritten wird,
so’daß also die Winde über 8 m/s nur im Maße
der Volleistung der Windturbine, die bei 8 m/s
erreicht ist, ausgenutzt werden. Auch dieses
Erfordernis kann als grundsätzlich für jede
irgendwie geartete Konstruktion gelten.
Man muß also die Windkraftmaschine für
eine"Arbeitsweise bauen, wie sie durch Abb. 1
und 2 veranschaulicht ist.
Aleistung zugehörig zu den
verschiedenen Windgeschnindig=
Heilen
SD“
u ll | |
SV Wegreguliert
ill nn
SG PPHITIITEIDEIITERVERREERE
m/sek Windgeschn.
IS
Be,
4 ) d
Abb. 1.
Verlegt man den Ausnutzungsbereich ven
den leichten bis mittleren Winden weiter hinauf
in die Gegend der mittleren Winde, so kann man
unter Umständen in Summa mehr Arbeit ge-
winnen ; die Leerlaufleistung. der Maschine
wird aber infolge ihrer schweren Bauart größer.
Die Maschine arbeitet bei schwachem Winde
gar nicht oder weniger vorteilhaft, und die Ar-
beitsgewinnung geht unstetiger vor sich.
Fine wesentliche Forderung, die man an
den Konstrukteur der Windkräftmaschine
stellen muß, ist die, die Leerlaufverluste
möglichst klein zu halten. Wenn der Voll-
lastverlust einer Windanlage in erträglichen
502
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Helit 26.
3 80. Jun 1920,
Grenzen bleibt, so ist doch der durchschnitt-
liche Verlust, da die Windanlage im allgemeinen
nicht mit Vollast, sondern mit sehr schwanken-
der, im Durchschnitt /ziemlich geringer Be-
lastung arbeitet, ganz erheblich größer, so daß
die Nutzarbeit durch Verringerung der Eigen-
verluste wesentlich gesteigert werden kann.
N Gesamte Jahresarbeit, herrührend! von den
Winden der verschiedenen Geschwindigkeiten s
\ NANSAN
/ust
ÜÄRRRRRU
\\ \ N \N
N \
N \N NY) HN) N} y | | NM -
NZ N
N\W/Y, /}
SSSSYZZ/ZZZZZZ 1,
\ \ ih U N N / N [LLTTRDIRIRUIER IT
OR 2 a at} m/sek Windgeschn
Abb. 2.
Außerdem werden bei sehr geringen Leerlauf-
verlusten auch die ganz leichten Winde, auf
die man fast immer zählen kann, mit zur Arbeit
herangezogen und dadurch die arbeitslosen
Zeitperioden überbrückt, wenn auch der Ge-
winn aus diesen ganz leichten Winden nicht
überschätzt werden darf.
IV. Möglichkeiten für die Konstruk-
tion der Windkraftmaschine.
Die Überführung der Bewegungsenergie
des Windes in die gewollte mechanische Ener-
gie wird wohl immer wie beim Wasser ein
Schaufelrad zu besorgen haben. Es kommen
dann die folgenden Ausführungsarten in Frage:
Das Schaufelrad ist mit oder ohne
Leitapparat denkbar. Die Beauf-
schlagung kann tangential, radialoder
achsial sein.
. Die Verwendung eines Leitapparates
ist mehrfach vorgeschlagen und teilweise auch
praktisch versucht worden. Einmal wollte man
dem’ Windrad eine Art Trichter vorschalten
und dadurch die Windgeschwindigkeit erhöhen;
ein anderer Vorschlag ist der, ein Segel zu
verwenden, welches sich dem Winde zuneigt,
und seine horizontale Richtung in eine verti-
kale umwandelt. Man hat. dabei"den Vorteil
eines fest eingebauten Windrades am unteren
Ende des Segels im Auge, dessen Achse ver-
tikal gerichtet und von der Windrichtung un-
abhängig ist. Statt des Windrades braucht
dann aber das Segel, das in einem sehweren
drehbaren Rahmen sitzen muß, eine Vorrich-
tung, die die Einstellung in die Windrichtung
bewirkt. Die Verwendung eines Leitapparates
bewährt sich jedoch nicht, sie beruht auf fal-
schen Auffassungen. Man darf folgendes nicht
vergessen:
Die Bewegung der Luft ist zwar durch
Druckunterschiede und Pressung von Luft-
mengen verursacht; nur ist diese Preßluft nicht
in einem Behälter enthalten, aus dem sie sich
durch Leitungen und Leitapparate auf den Preß-
luftmotor ergießt, weil der Überdruck im Inne-
ren Ausgleich mit dem atmosphärischen Druck
sucht, sondern sie befindet sich im offnen
Raum. Ein in den offenen Raum hineingestell-
ter trichterförmiger Leitapparat verhält sich
anders als der an den Preßluftbehälter ange-
schlossene. Die Druckdifferenz vor und hinter
dem Leitapparat ist Null oder nahezu Null;
es handelt sich nur um Bewegungsenergie der
Luftteilchen, die sich in einem solchen frei-
stehenden Leitapparat zu einem großen Teil
verzehrt, zumal der Wind schon als ungleich-
mäßiger mit starken Wirbeln durchsetzter
Luftstrom ankommt.“” Man kann sich leicht
denken, daß ein Windrad ohne Leitapparat,
welches die Größe der Eintrittsöffnung des
Leitapparates besitzt, günstiger ist und dabei
zu einer einfacheren Konstruktion führt, als
ein solches mit Leitapparat, da ja der Leit-
apparat mitsamt der ganzen Maschinerie in die
Windrichtung einsteuerbar sein muß.
Wenn daher der Leitapparat abzu-
lehnen ist, so dürfte auch schon fest-
stehen, welche Art der Beaufschlagung
die zweckmäßigste ist: die achsiale
nämlich, bei der die Achse des Rades in. der
Strömungsrichtung des Windes liegt, so daß
ein der ganzen Radfläche entsprechender
Luftquerschnitt der Ausnutzung dienstbar ge-
macht wird und alle Schaufeln gleich-
zeitig in Tätigkdit sind.
V. Die moderne Windkraftmaschine,
Gegenüber den alten Windmühlen, die
wohl auch schon durchweg achsial beauf-
schlagte im allgemeinen 4-flüglige hölzerne
Windräder besitzen und erst bei einer Windge-
schwindigkeit von 5 bis 7 m/s anlaufen, liegt
der Anlauf bei der modernen aus Stahl und
Eisen hergestellten Windturbine mit ihrem
mehrflügligen Rad, bereits bei 1,5 bis 2 m/s.
Im übrigen soll in diesem Aufsatz auf die Kon-
struktionseinzelheiten der modernen Wind-
turbine nicht näher eingegangen werden.!)
Es sei nur erwähnt, daß die führende
Konstruktion das in Amerika Mitte des
vorigen Jahrhunderts Be Eklipse-
system ist. Dies in Deutschland in srö-
ßerem Umfange eingeführt und verbessert zu
haben, ist das Verdienst von Heintel, des tech-
nischen Leiters der Vereinigten Windturbinen-
werke, Dresden. '
Eine kurze Beschreibung dieser Konstruk-
tion, die durch ihre außerordentliche Einfach-
heit und große Betriebssicherheit den anderen
bisher bekannt gewordenen Konstruktionen
überlegen ist, findet sich in dem Abdruck
meines Vortrags in den Dresdner Verbandsmit-
teilungen vom 20. X. 1912 („ETZ‘‘ 1913, S. 396).
VI. Leistung und Wirtschaftlichkeit
der Windturbine.
Bei unserer Versuchsanlage war der Wind-
raddurchmesser 8,5 m. Die, Volleistung bei
8 m/s Wind betrug etwa 8 kW beim mechani-
schen Teil und unter Berücksichtigung der Ver-
luste der Dynamomaschine 5 bis 6 kW. Ge-
liefert wurden im Versuchsjahr 1912/13
knapp 10 000 kWh. Dabei sind einzelne
kurze Zeitabschnitte, in denen die laufenden
Messungen wegen Vornahme spezieller Ver-
suche unterbrochen werden mußten, ent-
sprechend bewertet. Der ungünstigste Monat
lieferte nur etwa ein Drittel der Durchschnitts-
arbeit. Die längste Windstille Dzw. arbeitslose
Periode dauerte 4 Tage.
Man kann in guter Windlage — die Lage
des Versuchswerkes war ungünstig — mit über
10 000 kWh/Jahr für eine solche Windturbine
bestimmt rechnen. Dies entspricht einer auf
die Volleistung bezogenen Betriebszeit von
1500 bis 2000 h jährlich. Die Durchschnitts-
leistung ist demnach über kW. ;
Was nun die Frage der Wirtschaftlichkeit
anlangt, so waren die Anschaffungskosten der
Versuchsanlage*(die vor dem Krieg errichtet
wurde) einschließlich des elektrischen Teiles
mitsamt der 20 kWh fassenden Batterie etwa
10 000 M, wobei auf die Batterie der dritte Teil
der Kosten entfiel. Das Anlagekapital war
somit im Verhältnis zur Durchschnittsleistung
von 1 kW hoch; dagegen können die Unterhal-
tungskosten sowie die Ausgaben für Wartung
als sehr gering. bezeichnet werden, da es sich
um eine sehr primitive Maschine’handelt. Die
Windturbine selbst erfordert 'noch weniger
Wartung als der elektrische Teil. So war die
Versuchsanlage dauernd bei Tag und Nacht
sich selbst überlassen. Sie wurde eirentlich
nicht gewartet, sondern nur revidiert. Rechnet
man für Verzinsung, Abschreibung sowie Unter-
haltung und Wartung zusammen 12 bis 15%
jährlich, so sind dies 1200 bis 1500 M oder bei
10 000 kWh 12 bis 15 Pf für 1 kWh.
Natürlich darf dabei nicht vergessen werden,
daß unter Umständen in den Perioden starker
Lieferung keine volle Verwendungsmöglichkeit
besteht, und die Batterie stellt ja nur in klei-
nem Umfange (für 20 kWh) eine Pufferung
zwischen Erzeugung und Verbrauch dar.
Nimmt man das Ergebnis des ungünstigsten
Monatsvals die Lieferung an, auf die man rech-
nen kann, und auf die man seinen Verbrauch
einstellt, so würde man dementsprechend nur
eine Nutzverwertung von !/,, also etwa 3500
kWh ansetzen können und erhielte als anteilige
Unkosten 40 bis 50 Pf/kWh, ein Preis, der auch
für Friedensverhältnisse mäßig genannt wer-
den muß.
Durch eine wesentliche Vergröße-
rung der Batterie, günstigere wirt-
schaftliche Verhältnisse zu erzielen,
ist leider bei dem heutigen Stand der
Akkumulierungsfrage unmöglich. Wir
haben eben gesehen, die Windanlage liefert
jährlich 10 000 kWh, im ungünstigsten Monat
etwa 300 kWh; die nur 20 kWh fassende Ak-
kumulatorenbatterie kostet bereits ein Drittel
der gesamten Anlage. Auch die Aufspei-
eherung in anderer Energieform führt
nicht zu dem gewünschten Ziele, da
die Anlagekosten und die Umwand-
lungsverluste zu hoch werden. Günstig
‚liegen die Verhältnisse bei der Wasserförderung,
weil da ein Sammelbehälter mit großem Fas-
sungsvermögen noch wirtschaftlich ist und
dadurch ein hoher Bruchteil der Gesamtlie-
ferung nutzbar gemacht werden kann.
.. „ Die Leistung größerer oder kleinerer Räder
ändert sich etwa entsprechend der Fläche, also
dem Quadrat des Durchmessers. Bei einem
15 m-Rad kann man also mit 30 000
bis 40 000 kWh jährlich rechnen, bei
einem 30 m-Rad mit 150 000 kWh.
In besonders guten Windlagen dürfte
es möglich sein, ein noch wesentlich
besseres Ergebnis zu erzielen. \
1) Über Windturbi i « b :
3. 396. 1018. 8. nn urbinen vgl. „ETZ“ 1908, S. 1250; 1913,
Wie aus vorstehender Wirtschaftlichkeits-
berechnung, die sich auf die Verhältnisse vor
dem Kriege stützt, hervorgeht, nimmt die
Windturbine den Kampf mit der konkurieren-
den Brennstoff-Kleinkraftmaschine nicht ohne
Erfolg auf. Diese erfordert zwar ein wesentlich
geringeres Anlagekapital, benötigt aber da-
neben Brennstoff sowie wesentlich mehr War-
tung. Heute liegen die Verhältnisse im Ver-
gleich z. Zt. vor dem Kriege insofern günstiger,
als der Brennstoff-entweder im Preise unver-
hältnismäßig gestiegen oder überhaupt nicht
zu haben ist. Daher wird die hohe Kapital-
aufwendung für die im Preise auf das 10- bis
12 fache gestiegenen Windanlagen vielfach
nicht gescheut.
Eine exakte, vergleichende Wirtschaftlich-
keitsberechnung läßt sich nicht anstellen.
Vergleicht man die. jährlichen Unkosten
mit dem gesamten Arbeitsgewinn, so ist die
Windturbine unbedingt jeder-anderen Klein-
kraftanlage überlegen. Kann man sich mit dem
Verbrauch wenigstens in gewissen Grenzen der
Lieferung anpassen, wie es beim Landwirt tat-
sächlich der Fall ist, dann kommt die Wind-
turbine immer noch in Frage. Verlangt man
jedoch täglich einen gleichmäßig wiederkehren-
den Verbrauch, so ist die Windturbine natur-
emäß nicht vorteilhaft, dann kommt jedoch
ie gleichzeitige Einrichtung einer Lokomobile.
oder eines Benzolmotors in Frage, der nur im
Notfall einspringt und sonst ohne Wartung.
und- Brennstoffbedarf stilliegt und die Rolle
der Reservemaschine übernimmt.
VII. Verwendungsmöglichkeiten der
Windturbine.
Wo also die Überlandzentrale ihre Netze
noch nicht ausgebreitet hat, tritt die Wind-
turbine häufig in Konkurrenz mit der kleinen
ee für Brennstoffbetrieb. Sie eignet
sich besonders für solche Verwendungszwecke,
die einen unregelmäßigen Betrieb vertragen
so daß die gesamte zu gewinnende Energie be-.
nutzt werden kann. Das ist in erster Linie Be-
wässerung und Entwässerung sowie
ferner Wasserversorgung. Die 15 000 in
Argentinien jährlich errichteten Anlagen die-
nen vorwiegend der Wasserversorgung. Da-
neben arbeiten Windturbinen für Erzeugung
von Elektrizität sowie für den Antrieb
kleiner landwirtschaftlicher Maschi-
nen. Für Dreschzwecke freilich wird die
Windturbine im allgemeinen nicht verwendet;
ihre Durchschnittsleistung ist dafür zu gering, -
oder aber man müßte eine für die kurze Dresch-
periode unverhältnismäßig große und teure
Anlage erstellen. -
Häufig verrichtet dann eine Lokomobile
die Drescharbeit und dient gleichzeitig als
Notreserve für besonders windarme Perioden.
Eine gute Ausnutzung ergibt sich,
wenn mehrere Verwendungszwecke bei
ein und derselben Windanlage vorgesehen wer-
den. Besonders eignet sich der Wasserbehälter
dafür, die Spitzen der Lieferung aufzufangen,
und die Elektrizitätserzeugung kann ohne nen-
nenswerte Vergrößerung der Windturbine
gleichzeitig eingerichtet werden, wie es in neue-
rer Zeit häufig geschieht. 2
.. Wenn die Windturbine als kleine
Einzelanlage ihre Lebensfähigkeit er-
wiesen hat, so ist doch die Ausnutzung
der gesamten Windkraft nur in einem-
sehr bescheidenen Umfange durchge-
führt. Es fragt sich nun, läßt sich
diese Ausnutzung auf eine breitere
Grundlage stellen, indem man die
Windturbine für Großkrafterzeu-
gung heranzieht, um dadurch eine ins
Gewicht fallende Ersparnis an Kohlen
zu erzielen. z
‚Die größte z. Zt. herstellbare Windanlage
mit einem Raddurchmesser von 30 m hat eine
Volleistung von 60 bis 80 kW und eine mittlere 3
Leistung von etwa 15 kW. t Eine Leistungs-
steigerung darüber hinaus ist nur durch Pa-
rallelbetrieb mehrerer Anlagen möglich. Eine
nennenswerte Verringerung der Anschaffungs-
kosten, bezogen auf die Leistungseinheit, ist
demnach bei einer Großwindanlage nicht zu
erzielen, so daß ganz erhebliche Anlagekapi-
talien erforderlich werden.
eine solche Großanlage mit Rücksicht auf die
Veränderlichkeit der Windstärke und die oben
nachgewiesene Unmöglichkeit, durch Akku-
mulierung einen vollen Ausgleich zu' schaffen,
kaum auf eigenen Füßen stehen können, ob-
gleich es auch Gegenden, besonders Küsten-
gegenden gibt, wo ein ganz bestimmter Wind
zu einer bestimmten Tageszeit mit vollkomme-
ner Regelmäßigkeit einsetzt. 4
Etwas günstiger liegt es, wenn das Wind-
kraftwerk mit einem Kohlekraftwerk gemein-
sam arbeitend gedacht wird. Das Kohlekratt-
werk soll zwar für die volle Leistung berechnet
werden, es soll jedoch der gesamten Erzeugung
an Windkilowattstunden entsprechend Kohle
Und dabei würde
er‘ or
r BE. ’
80. Juni 19820.
sparen.
überflüssig, und die Abschreibungsquote kann
mit Rücksicht auf die hohe Lebensdauer der
Windanlage allein geringer bemessen werden.
Ein Windkraftwerk mit einem 30 m-
Rad, wie es bei den Vereinigten Windturbinen-
werken durchkonstruiert worden ist, würde
heute etwa 300 000 M kosten oder bei
10% Kapitaldienst (5% Verzinsung, 3% Ab-
schreibung, 2% Wartung und Sonstiges)
jährlich 30 000 M erfordern. Dafür
würde auf eine Lieferung von 150 000
kWh jährlich zu rechnen sein. Eine kWh
kostet dann 20 Pf. Im allgemeinen werden
“ die Kohlekosten pro kWh beim Kohlekratt-
werk heute eben so hoch oder höher sein, so
daß dieses Ergebnis sehr beachtlich erscheint.
: Re muß aber das Folgende berücksichtigt
werden:
1. Die entsprechende Kohlenmenge
läßt sich nicht vollständig sparen,
da die Möglichkeit plötzlichen Windausfalles
eine gewisse Bereitschaft im Kohlekraftwerk
fordert. Überhaupt ist der Wind bisweilen
eh auftretend und abflauend, und bei
öigen Winden folgen starke Schwankungen
rasch aufeinander, und die Betriebselastizität
im Kohlekraftwerk ist nicht entsprechend.
2.-Die Erzeugung von Drehstrom
mit bestimmter Periodenzahl mit Hilfe
von Windturbinen ist bisher nicht
durchgeführt und stößt auf Schwierig-
keiten, da ein glatter Windturbinenbetrieb
nur möglich ist, wenn die Drehzahl mit der
Belastung schwankt.
3. In der gegenwärtigen Zeit hat die Er-
richtung einer Windgroßkraftanlage zum
Zwecke der Kohlenersparnis noch das Bedenken,
daß die errechneten Kosten von 20PfjekWh, da
sie im Wesentlichen Kapitaldienst darstellen,
auf Jahrzehnte hinaus bestehen bleiben, wäh-
rend anzunehmen ist, daß die Kohlenkosten im
Laufe der nächsten Jahre wieder unter dieses
Maß sinken müssen.
VIII. Schluß.
Zusammenfassend kann gesagt werden:
Windenergie ist in Unmenge vorhanden.
Rn
Die Windkraftmaschine wird wohl immer
ein achsial beaufschlagtes Windrad besitzen,
wie wir es bei der alten Windmühle ebenso wie
bei der modernen Eklipse-Konstruktion vor-
finden.
Die Richtungsänderung des Windes be-
deutet eine Erschwerung der Konstruktion.
Die zwischen Null und ganz außerordent-
lichen Werten schwankende Leistung des Win-
des verhindert einen rationellen Großbetrieb,
wenn man an die Versorgung industrieller
Werke durch Windkraftmaschinen allein denkt.
Bisher hat die Windturbine Daseinsbe-
rechtigung bewiesen, soweit kleine Einzelan-
lagen fern von einer Überlandzentrale den
Zwecken der Bewässerung, Entwässerung,
Wasserversorgung, Elektrizitätserzeugung und
des Kraftbetriebes dienen, und hier sollte ihre
Verwendung künftig in noch stärkerem Maße
in Frage gezogen werden als bisher. Die Ver-
wendung der Windturbine als Zusatzmaschine
zur Brennstoffkraftmaschine zu dem Zwecke,
den Brennstoffverbrauch zu drücken, erscheint
in wirtschaftlicher Beziehung günstig, stößt
aber noch auf mehrfache Schwierigkeiten.
Die Großerzeugung durch Windturbinen
allein ist erst dann wirtschaftlich durchführbar,
wenn die Möglichkeit billiger Akkumulierung
geschaffen sein wird. j
Von Verbesserungsmöglichkeiten auf Grund
des heutigen Standes der Technik ist zu er-
wähnen, daß sich einmal der Wirkungsgrad der
bisher ausgeführten Anlagen in mehrfacher Be-
ziehung besonders durch Verwendung von
Kugellagern steigern ließe, was allerdings ein
Abweichen von der bisher bewährten einfachen
und robusten Bauart bedeuten würde. Des
weiteren wäre eine Verbilligung der einzelnen
Anlage denkbar, wenn zur Massenherstellung
übergegangen würde. Die hieraus zu erwar-
tenden Vorteile sind jedoch nicht so weit-
gehend, daß das entworfene Bild sehr wesent-
lich geändert werden könnte.
Wenn möglich, soll noch in einer weiteren
kurzen Abhandlung der-elektrische Teil eines
Gleichstrom-Windelektrizitätswerkes, wie er
für das Versuchswerk durchkonstruiert worden.
ist, und seitdem von ‚den Vereinigten Wind-
turbinen-Werken in etwa 80 Anlagen zur Aus-
‚führung gebrachtist, nebst einigen Neuerungen
besprochen werden, sowie einiges über die tech-
nische Möglichkeit der Erzeugung von Wechsel-
strom bzw. Drehstrom unter Verwendung von
Windturbinen gesagt werden.
Elektrotechnische Zeitschrift,
Die Akkumulatorenbatterie ist dann
1920.
Heft 26.
503
—— —
Über lichtbogenfreie Unterbrechung
elektrischer Ströme.
Von W. Buıstyn, Berlin.
Übersicht. Kraus hat festgestellt, daß zu
jedem Metall und jeder mittleren:Spannung eine
bestimmte „Grenzstromstärke“, bis zu welcher ein
‚Strom lichtbogenfrei geöffnet werden kann, gehört.
Die Kurve, welche die Abhängigkeit des Grenz-
stromes von der Spannung angibt, verläuft beider-
seits asymptotisch. Unterhalb der „Lichtbogen-
spannung“ (gegen 15 V) werden beliebig große
Ströme lichtbogenfrei unterbrochen. s
Verfasser weist nach, daß sich diese Kurve
nach der Seite der größeren Spannungen nicht stetig
fortsetzt, sondern daß oberhalb des Kathoden-
gefälles (ungefähr 300 V) auch der kleinste Strom
eine Entladung endlicher Länge erzeugt, die aber
bei schwachem Strom nicht ein eigentlicher
Lichtbogen, sondern „Glimmlicht“ ist. Die prak-
tischen Folgen dieser Erscheinung werden erörtert.
Außerdem untersucht Verfasser die Verhält-
nisse beim Grenzstrome näher und für eine größere
Zahl von Metallen.
Manchem Ingenieur wird es schon auf-
gefallen sein, daß man beim langsamen Öffnen
eines Starkstromkreises (z. B. beim Heraus-
schrauben eines Sicherungsstöpsels unter
Strom) bis zu einer gewissen Stromstärke
nicht die Spur eines Lichtbogens erhält,
während sich bei nur wenig stärkerem Strom
bereits ein Liehtbogen von einigen Millimetern
zeigt. Es liegt also eine Unstetigkeit vor. Die
Gesetze, welche für die Unterbrechung von
Strömen in der Größenordnung eines Ampere
bej mittleren Spannungen gelten und welche
die Erklärung für die genannte und zahlreiche
andere praktisch wichtige Erscheinungen geben,
sind aber kaum bekannt.
Die ersten sorgfältigen Untersuchungen
darüber hat m. W. F. Kraus!) angestellt. Sie
sollen zunächst im folgenden auszugsweise
wiedergegeben werden.
Die Theorie von Philippi. _
Kraus benützt eine theoretische UÜber-
legung, welche Philippi?) angesteHt hat. Sie
geht von der Ayrtonschen Gleichung für den
Lichtbogen aus:
e=at+bs +34 ee il
Darin bedeutet
e=die Spannung des Lichtbogens in Volt,
i=die Stromstärke in Ampere,
s=die Lichtbogenlänge in cm;
a,b, c, und d sind Konstanten.
Diese Gleichung wird auf den Fall eines
Lichtbogens angewandt, der bei der Unter-
brechung eines Gleichstroms durch einen
Schalter entsteht. Die Spannung der Gleich-
stromquelle betrage P, der vom Vorschalt-
widerstande. w bei geschlossenem Schalter
durchgelassene Strom ‚sei
i E
Je el?
Beim Öffnen. des Schalters entsteht ein
Liehtbogen, dessen Länge in einem bestimmten
Augenblicke s beträgt; die Stromstärke sinkt
dabei auf i, die Spannung an den Schalter-
kontakten steigt von 0 auf e. Dann ist
ON: — USE
und nach Einsetzen von 1)
. RR
E-a=iw+bs+7+7 - IE NE (A
Setzt man E—-a=m, so berechnet sich daraus
55 (m — bs) + V(bs —m)? — 4w (c +ds)] (5 |
Dies ist die Gleichung einer Hyperbel
(Abb. 1). Nach Aufhören der metallischen
Verbindung fällt der Strom plötzlich von
J auf i, was der Verminderung der gesamten
Spannung von E auf E—a entspricht. Bei
Verlängerung des Lichtbogens sinkt der Strom
erst langsam, dann schneller, bis der Scheitel
der Hyperbel erreicht ist. Weiterhin folgt er
natürlich nicht dem unteren Hyperbelaste,
sondern er reißt bei der Länge smax ab. Soll
es überhaupt zu keinem Unterbrechungs-
lichtbogen kommen, also smax= 0 sein, so
ist außerdem in Gl. (4) s=0 zu setzen. Da-
durch erhält man als Bedingung
MEAN: CE (6
1) „Uber die Bedingungen, unter welchensein Licht-
bogen überhaupt nicht entstehen kann.* „Elektrotechn. u.
Maschinenb.*, Bd. 31, 1918, 8. 717.
Dr.-Ing. BE. Philippi, „Über Ausschaltvorgänge
und magnetische Funkenlöschung. Verlag L. Simion Nt.,
1910.
oder nach Einsetzen des Wertes m
(E >= a)?
a RE er!
Daraus folgen zwei Möglichkeiten für licht-
bogenfreie Unterbrechung. Die eine ist ge-
geben durch
So TE
d. h. die Betriebsspannung ist kleiner als die
gegenelektromotorische Kraft a des unendlich
kurzen Lichtbogens. Die zweite Möglichkeit
besteht in der Erfüllung der Gleichung (7)
durch endliche Größen. Diese Möglichkeit hat
Philippi für ausgeschlossen gehalten und daher
die Konstante c=0 setzen zu müssen ge-
glaubt. Es ist das Verdienst von Kraus, nach-
gewiesen zu haben, daß auch diese zweite
Möglichkeit besteht.
Untersuchungen von Kraus.
A. Bestimmung der Konstante a.
Die Konstante a ist zu definieren als die
gegenelektromotorische Kraft, die der Licht-
bogen bei unendlich großer Stromstärke und .
unendlich kleiner Bogenlänge entwickelt.
Gl. 1 wird für s=0 zu
e
mn=at;z - Er (0)
Kraus stellt fest, daß der Wert bei 10 A
nur gegen 0,5 V beträgt, und bestimmte, da
große Stromstärken wegen des Anschmelzens
der Elektroden keine genauen Messungen er-
lauben, emin für diese Stromstärke Er fand
die Werte folgender Zahlentafel:
Zahlentafelı.
Pos. Pol | Neg. Pol min
Kohle Kohle 24 Volt
Kupfer Kohle 1672:
Kohle Kupfer 2Dus
Kupfer Kupfer los:
Eisen Eisen 14,5%
Messing Messing 14 „
Zink Zink 1204
Kohle Zink 20 bis 24 ,
Zink Kohle 12555
„Das Wechseln der Pole bei verschieden-
artigen Elektroden zeigt, daß für diesen Span-
nungsabfall offenbar die positive
Elektrode maßgebend ist.‘“
B. Bestimmung der ohne
Lichtbogen unterbreehbaren
Stromstärke oberhalb der
Spannung a.
An zwei Elektroden, z. B.
Kupfer und Kupfer, wurde eine
konstante Klemmenspannung ge-
legt und in den Stromkreis ein
Widerstand eingeschaltet.
Durch Entfernen der Elek-
troden (Kontakte) voneinan-
der wurde ein Liehtbogen er-
zeugt und bis zum Erlöschen
ausgezogen. Der Widerstand
wurde immer ' mehr ver-
größert, so daß die Länge des
Ausschaltlichtbogens kürzer
Asymptoter
Messing
Zink
#8
7
mit
504
wurde, bis sich kein Lichtbogen mehr bildete.
Bei diesem Widerstande wurde die Strom-
stärke J, welche bei Berührung der Elektroden
bestand, bestimmt.
Die Ergebnisse sind aus Abb. 2 zu ent-
nehmen, bis auf folgende Werte der Grenz-
stromstärke, welche höheren Spannungen ent-
sprechen:
Kohle — Kohle bei
Kupfer — Kupfer „,
Messing--Messing ,„ 220 ,„ 0,384 ,
Zink — Zink ION 00ER;
Um bei 220 und 440 V genauere Werte zu
erhalten, maß Kraus die maximale Lieht-
bogenlänge für bestimmte Stromstärken und
extrapolierte bis zur Bogenlänge 0. Auf diese
Weise ergab sich als Grenzstromstärke für
Kupfer — Kupfer bei 220 V 0,48 A
Kupfer — Kupfer PAAR 0,32
Messing — Messing ,„ 220 „ 0542,
Messing — Messing ,‚, 440 „ [A BER
In Abb. 3 sind die maximalen Watt ver-
zeichnet, welche sich lichtbogenfrei unter-
brechen lassen. Der Unterschied im Verhalten
180 V 0,0376 A
226 ‚, 0,5 »
Zink
o---Mohle
220
Abb. 3.
F=>E) VOR WHO
der}Kohle und der Metalle fällt auf. T Aus den
Kurven zieht Kraus den.Schluß, daß? die
Konstante c $der Ayrtonschen Gleichung
keineswegs eine Konstante ist,$sondern bei
Metallen mit fallenden Strom unimmt, _bei
Kohle ‚bis ‚auf ,0,abnimmt.] >
E C. Schlußfolgerungen.
Um die gewonnenen Ergebnisse allge-
meiner verwerten zu können, weist Kraus
einen etwa folgendenmaßen ausdrückbaren
Satz nach: :
„Wenn ein elektrischer Strom unter-
brochen wird, so sind die Vorgänge an der
Unterbrechungsstelle (Liehtbogenbildung und
dgl.) nur davon abhängig, wie groß die Strom-
stärke vor der Unterbrechung und die Span-
nung nach der Unterbrechung ist, nicht aber
von der Art der Stromverzweigung.“ wre
Eigentlich gilt dieser Satz nur für Ver-
zweigungen mit Ohmschen Widerständen, je-
doch auch dann, wenn eine Selbstinduktion
unmittelbar in Reihe mit der Unterbrechungs-
stelle liegt. Beispielsweise werde ein (wider-
standslos gedachter) Selbstunterbrecher nach
Abb. 4 von einer Stromquelle von 10 V mit
es =}.
10
i 282
Abb. 4.
einem Vorschaltwiderstande von 2 Q be-
trieben; an seinen Kontakten zeigen sich
genau die gleichen Erscheinungen, wenn er
nach Abb. 5 von einer Stromquelle von 100 V
100V 3,282
BZ 208
Abb. 5.
einem solchen Nebenschlusse betrieben
wird, daß ebenfalls durch die geschlossenen
Kontakte 5 A fließen, an den geöffneten Kon-
takten 10 V entstehen,
Elektrotechnische Zeitschrit.
1920.
Heit 26.
1. Juli 1920.
An einer Reihe von Beispielen erörtert
Kraus weiterhin die Anwendung der ge-
wonnenen Ergebnisse auf den Bau von Schal-
tern, Kollektoren, Anlassern usw. 2
Untersuchungen des Verfassers.
A. Vorbemerkung.
Unmittelbare Veranlassung für den Ver-
fasser, die Arbeiten von Kraus nachzuprüfen,
war der Umstand, daß Kraus auch für 440 V
eine ohne Liehtbogen unterbrechbare ‚,‚Grenz-
stromstärke‘ angibt, obwohl diese Spannung
oberhalb des Kathodengefälles liegt. Hier
mußte ein Beobachtungsfehler vorliegen.
Ferner wollte ich feststellen, mit welcher
Genauigkeit sich die Grenzstromstärken be-
stimmen lassen und inwieweit sie wirklich
von der Beschaffenheit der Elektroden unab-
hängig sind. Auch sollten diese theoretisch
und praktisch wichtigen Naturkonstanten für
möglichst viele Metalle gemessen werden.
Das Arbeitsprogramm konnte wegen des
Krieges nur unvollstandig ausgeführt werden.!)
Immerhin sind die angedeuteten Fragen
grundsätzlich geklärt worden. Die verwendeten
Klektroden bestanden meist aus zylindrischen
Stücken von 4 mm Durchmesser mit schwach
konvexen Enden. Sie waren in Halter ge-
faßt, von denen der eine fest eingespannt, der
andere frei von Hand beweglich war. Alle
Versuchsanordnungen waren so getroffen, daß
die Selbstinduktion der Vorschaltwiderstände,
die Kapazität der Zuleitungen u. dgl. keine
Fehler verursachen konnten. Z. B. wurde ver-
suchsweise eine Selbstinduktion, weit größer
als die im Kreis vorhandene, hinzugefügt und
festgestellt, daß sie die Ergebnisse nieht be-
einflusste. :
B. Bestimmung der Lichtbogen-
spannung d.
Sie erfolgt durch Messung der gesamten
Lichtbogenspannung, also bei großer Strom-
stärke und kleiner Bogenlänge, und durch
Extrapolation auf die Länge 0. Die Werte
liegen etwas höher als die von Kraus ge-
fundenen.
Blei 15V Nickel 19 V
Eisen 16%, Platin 207,
Gold DANS Silber 1:02
Kupfer 182% Stahl 1695,
Messing kon, Zink 1
Neusilber Wr Yahaka! 1478
C. Bestimmung der Grenzstromstärken.
Es zeigte sich, daß die Grenzstromwerte
meist nur recht ungenau bestimmbar sind. Sie
hängen zwar nur wenig von der Öffnungsge-
schwindigkeit, der Form der Elektroden, selbst
von ihrer Temperatur und ihrem Rauheits-
grade ab, sehr stark aber von deren Reinheit.
Je reiner die Oberfläche, desto größere Ströme
lassen sich lichtbogenfrei unterbrechen. Dies
bringt eine beträchtliche Unsicherheit in die
Beobachtung, namentlich bei leicht oxydier-
baren Metallen. Ich fand z. B. für Kupfer
bei 220 V bis zu 1,0 A, wenn die Oberfläche
frisch anpoliert war, dagegen nur 0,4 A bei
In Oxydation, während Kraus 0,48 A
angibt.
: Die Zahlentafeln 2, 3 u. 4 geben die Mittel-
werte aus einer großen Zahl von Versuchsreihen
an:
Zahlentafel2.
Beide Elektroden aus gleichem Metall.
Grenzstrom in Amp bei Volt
Mare 36 10 | 220
Aluminium rd 1,0 0,4 ?
Blei. N 2; 0,6 — 0,46
Bisen 2. Dee D,B: al 1,2
Gold 1000 t lt 1,0 0,7
H O0. = — 0,74
8008, = u,84
ER: 600,28 19, 1,0
Kupfer. . 95 1,4 1,0
Messing — 0,6 0,48
Neusilber — — 0,71
Nickel. 3,5 1,5 1,25
Blatnwer So >2 3,0 2,2
» . mit. 10%9 Ir. — — 4,0
A 20.90 > —_. — 5,2
Platin-Rhodium . — — 2,5
Silber 1000 t =: E= 1,25
2717900. — a 1,05
EC, er = 0,9
Stahl — — 0,78
Tantal . — — 1,65
Wolfram . — 2 1,6
Zink 1,10 10.800,07
Zion — — 0,56
a , \
!) Die Arbeiten wurden größtenteils im Laboratorium
der Firma P. Firchow Nachfolger in Berlin unter
Mitwirkung des Herrn Dr. Tramın ausgeführt, später im
Wiener Elektrotechnischen Institut ergänzt. Die Elektroden
aus Edelmetall hat die Firma Bisenach entgegenkommen-
derweise zur Verfügung gestellt.
Zahlentafel 3.
Elektroden aus verschiedenem Metall
Spannung 200 bis 220 V.
. Material der
Kathode | Anode | Bromserzann
Zink I* "Nickel 7] 7 019A
Nickel Zink 0,80
Zwuk Kohle 0,180,
Kohle Zink 0,18 „
Zink Platin 29
Piatin -Zink 0b:
Graphit Plan NARI--
Platin Graphit ec
ZJahlentafel 4
Einige Versuche bei verschiedenen
Spannungen.
Material ? | VG | A
GO FYF I SER 30 23
Nickel Areas er 18 14
Blawun., 50 20%
„ mit 200/, Iridiam
Unterhalb der Grenzstromwerte gibt es
bei vielen Metallen noch eine zweite Strom-
grenze, bis=zu welcher man beim Öffnen nur
ein dünnes, geräuschloses Fünkchen merkt.
Darüber hinaus bewirkt unendlich geringes
Öftnen des Kontaktes zwar auch Stromunter-
prechung, aber es geht ihr eine explosions-
artige Funkenerscheinung voraus, die sich
unter Umständen über einige mm? der Ober-
fläche, ausbreitet und bis “4, s lang dauern
kann. (In den Zahlentafelu ist immer die
obere Grenze angegeben.) Beide Grenzen
sind ungefähr gleich scharf. Für 220 V liegen
sie bei Aluminium, Kupfer und legiertem
Silber nahe aneinander; bei Nickel, Feınsilber
und Wolfram beträgt die untere Grenze etwa
die Hälfte der oberen, ebenso bei Platin;
bemerkenswert ist bei letzterem, daß durch
Legierung mit Iridium die untere Grenze un-
verändert bleibt, die obere weit hinaufrückt!).
Aus der Zahlentafel 3 geht hervor, das
die Grenzstromstärke zwar hauptsächlich, aber
nicht allein von der Kathode abhängig ist.
Vermutlich ist sie dadurch gegeben, daß bei
ihr deren Oberfläche eben jene "Temperatur
erreicht, welche zur Aussendung von Elektroi
nen nötig ist. Gute Leitfähigkeit für Elektr-
zität und Wärme und geringe Elektronen
emission (hoher Schmelzpunkt ?) müssen daher
hohe Grenzstromstärken bedingen. Von den
obigen Ergebnissen spricht nichts gegen diese
Auffassung.
D. Kathodengefälle und Glimmlicht.
Die Spannung, welche erforderlich ist,
damit zwischen kalten Elektroden eine Ent-
ladung übergeht, also die Funkenspannung,
ist nicht ihrem Abstande proportional. Selbst
bei unendlich kleinem Abstande muß eine
endliche Spannung angewandt werden. Es
ist dies das „Kathodengefälle‘‘, von dem man
meist nur bei Entladung in verdünntem Gase
spricht. Seine Höhe ist nur von der Natur der
Kathode und des Gases abhängig, nicht aber
vom Gasdruck; sie beträgt meist gegen 300 V.
Oberhalb dieser Spannung erzeugt der
schwächste Strom bereits eine Entladung end-
licher Länge.
Diese Entladung braucht aber nicht immer
ein Lichtbogen (im engeren Sinne des Wortes)
zu sein. Es gibt noch eine zweite Entladungs-
form, das Glimmlicht. i
Für das Auge unterscheidet es sich vom
Lichtbogen durch geringere Helligkeit, violette
Farbe und durch das Fehlen des ‚„Kathoden-
fußpunktes‘‘, jener meist sehr kleinen, weiß-
glühenden Stelle der Kathode, welche Voraus-
setzung für einen echten Lichtbogen ist. Der
Liehtbogen bezieht nämlich seine Elektronen
durch Emission aus diesem Krater, während
sie beim Glimmlichte durch rein elektrische
Kräfte aus der Kathodenoberfläche gerissen
werden. Das Glimmlicht bedeckt fast gleich-
mäßig einen Teil der Kathodenoberfläche und
zeigt überhaupt denselben Bau wie in der
Vakuumröhre, nur daß der über 100-mal größere
Gasdruck die Erscheinungen im selben Maß-
stabe, also auf fast mikroskopische Ab-
messungen, verkleinert. Der große Potential-
abfall im Glimmlicht bewirkt eine viel stärkere
Erhitzung der Elektroden, besonders der
Anode, als der Lichtbogen.
Die maximale Spannung einer möglichst
kurzen Glimmlichtstrecke soll nach der Theorie‘
dem Kathodengefälle entsprechen. Ich habe
es durch Bestimmung der kleinsten Spannung,
welche mit großem Vorschaltwiderstande noc
B ) Leider sind die Aufzeichnungen darüber, sowie
über einen großen Teil aller Messungen, verloren gegangen.
Be
1. Juli 1920.
eine Entladung endlicher Länge gab, und durch
Bestimmung der Spannung eines Glimmlichtes
möglichst großer Stromstärke zu messen ge-
sucht und fand in Luft für
Kupfer 310 V
Nickel 285%,
Platin 305,;:)
Die Messungen sind auf +5 V sicher. Bei
Kohle scheint der Kathodensprung etwa 220 V
zu betragen; bei Aluminium ließ er sich über-
haupt nicht messen. Die Verbrennung beider
Körper scheint zu bewirken, daß sich schon bei
sehr schwachem Strom (bei Kohle mit wenigen
mA) ein Liehtbogen statt des Glimmlichtes
ausbildet.
E. Übergang vom Lichtbogen zum
Glimmlicht.
Beieiner Netzspannung von 440 V lieferten
Platinelektroden bis 0,08 A reinen Glimmstrom.
Bei weiterer Verminderung des Widerstandes
steigt der Strom plötzlich auf etwa 0,25 A, und
das geräuschlose Glimmlicht geht in einen
zischenden Bogen über. An der Grenze
schwankt die Entladung zwischen beiden Zu-
ständen, bei Verkleinerung des Widerstandes
wird der Bogen stabil, bei Vergrößerung;kehrt’
das Glimmlicht zurück. .
Es ist tatsächlich möglich, daß derselbe
Leiterkreis sowohl mit sehr schwachem ‚Strom
und Glimmlicht als mit starkem Strom und
Lichtbogen stabil ist. Bei festen Metallelek-
troden in Luft läßt sich diese Labilität aller-
dings schwer nachweisen, wohl aber, wenn man
als Entladungsstrecke eine recht warme Queck-
silberdampflampe benützt. Legt man sie
über etwa 200 @ an 440 V, so wird ihr Innen-
raum von grünem Glimmlichte durchsetzt; der
Strom beträgt einige mA. Durch Klopfen,
Kippen oder elektrisches Zünden springt die
Erscheinung in den normalen weißen Licht-
bogen über. ß
Kupferelektroden geben bei 440 V bis
0,32 A (Kurzschlußstrom) Glimmlicht, darüber
hinaus Lichtbogen. Das Glimmlicht läßt sich
bei etwa 1400 @ Vorschaltwiderstand bis’ auf
etwa Imm Länge ausziehen.
F. Vollständige Grenzstromkurve.
Die vollständige Kurve sei am Beispiel
des Kupfers erläutert (Abb. 6). Unterhalb der
- Liehtbogenspannung von 18 V wird jeder be-
iebi ge Strom lichtbogenfrei unterbrochen. Bei
400 Volt
höheren Spannungen sinkt die Grenzstrom-
stärke erst schnell, dann langsam. Beim Ka-
thodengefälle (310 V) springt die Kurve auf
0, da dann selbst der schwächste Strom’ ein
Glimmlicht endlicher Länge erzeugt. Die punk-
tierte stetige Fortsetzung der Kurve oberhalb
310 V bedeutet, daß bei diesen Stromstärken
das Glimmlicht in einen Lichtbogen (im
- eigentlichen Sinne des Wortes) übergeht.
a ui u na Bac i
Einige praktische Folgerungen.
Bogenspannung und Kathodengefälle sind
die natürlichen Grenzen zwischen Nieder-,
Mittel- und Hochspannung. Sie wären etwa
bei 15 und 275 V anzunehmen.
Unterhalb des Kathodengefälles” genügt
der kleinste Luftabstand, das dünnste Iso-
liermaterial, um Stromübergang sieher zu ver-
hindern. Man merkt dies-z. B. daran, daß Pa-
pierkondensatoren 220 V (Gleichstrom!) ver-
tragen, sofern sie nicht wirklich Kurzschluß
aufweisen, für 440 V jedoch schon sehr sorg-
fältig hergestellt werden müssen. .
Oberhalb des Kathodengefälles erzeugt der
schwächste Strom ein Glimmlicht endlicher
Länge. Es ist z. B. die Ursache, warum Re-
lais, automatische Uhraufzüge und ähnliche
Schalter mit kleinem Hube bei 440 V häufig
versagen.
.. Wird ein Gleichstromkreis, der sich sonst
liehtbogenfrei unterbrechen ließe, mit Selbstin-
duktion belastet,so entsteht beim Unterbrechen
an den Kontakten auf Grund der ‚„Extrastrom-
spannung‘ zunächst ein Liehtbogen. Öffnet man
die Kontakte nur ganz wenig, so kann man
942 v. Ju der Literatur findet man für Platin in Luft „rd.
a apreeben. Die Unstimmigkeit ist mir nicht er-
rlich.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 26.
505
beobachten, daß zwischen ihnen der Licht-
ogen einige Augenblieke lang brennt, näm-
lich so lange, bis die in der Selbstinduktion
aufgespeicherte Energie verzehrt ist, und dann
von selbst erlischt.
Bei Wechselstrom von 220 V überschreitet
das Spannungsmaximum gerade das Kathoden-
gefälle. Damit ist die Erscheinung zu erklären,
daß in solchen Netzen an schleehten Kontakt-
stellen ein dauernder Liehtbogen entstehen
kann. Er äußert sich zunächst nur durch etwas
schwächeres Brennen der angeschlossenen
Lampen, da er ja 15 V 'verzehrt!). Seine Ge-
fährliehkeit,; braucht nicht näher erklärt zu
werden.
Die Grenzstromstärke hat die praktische
Bedeutung,\daß unterhalb derselben einyKon-
taktfehler niemals einen Lichtbogen verur-
sachen kann, daß also Schnappkontakte über-
flüssig sind. Z. B. verbraucht bei 220 V eine
50-wattige Metallfadenlampe 0,23 A; dieser
Strom liegt weit unter der Grenzstromstärke
für Messing, jedoch‘,„oberhalb derjenigen für
Zink. Mit Messingkontakten läßt sich jede
Metallfadenlampe bis 100 W lichtbogenfrei
unterbrechen; eine 32-kerzige Kohlenfaden-
lampe gibt aber bereits einen Liehtbogen von
über 1 mm Länge.
Als Materialeigenschaft ist die Grenz-
stromstärke metallographisch interessant. Der
Feingehalt einer Silberlegierung läßt sich z. B.
damit recht gut bestimmen.
Die Leistungsaufnahme von Wechselstrom-
systemen und ein vereinfachter Weg zur
Berechnung der letzteren.
Von F. Natalis, Berlin-Charlottenburg.
Übersicht. Fs wird eine neue Berechnungs-
weise für Wechselstromsysteme entwickelt. Neu-
artig ist dabei die Darstellung eines induktiven
Widerstandes durch ein Vektorverhältnis. Dadurch
ergibt sich eine sehr einfache und anschauliche
Aufstellung von Vektorgleichungen, deren Ergeb-
nisse graphisch ausgewertet werden, Durch Ein-
führung und Erläuterung des „Vektorproduktes“
wird ferner die Gültigkeit des in einem früheren
Aufsatz für die Leistungsaufnahme von Gleichstrom-
systemen entwickelten Lehrsatzes auch für Wechsel-
strom nachgewiesen. Die neue Berechnungsweise
gibt Gelegenheit, auch andere Gesetzmäfßigkeiten
aufzufinden.
In einem früheren Aufsatz?) entwickelte der
Verfasser ein neues Gesetz über die Leistungs-
aufnahme elektrisch unbestimmter Systeme für
Gleichstrom. Es wurde nachgewiesen, daß das
Gesetz auch für Wechselstrom, zunächst aber nur
bei induktionsfreier Belastung, gültig ist. Nach-
stehend soll untersucht werden, ob ein ähn-
liches Gesetz auch für induktive oder kapazitive
Belastung aufgestellt werden kann, und ein
besonders anschaulicher Weg zur Behandlung
solcher Aufgaben entwickelt werden. Dabei
‘werden nur die einfachsten, jedem Ingenieur
geläufigen, Regeln der Vektoranalysis — die
Bildung der Summe und Differenz mehrerer
Zeitvektoren — als bekannt vorausgesetzt.
Die nachstehenden Gleichungen sind durchweg
als Vektorgleichungen aufzufassen.
Die Spannungsvektoren sind mit €, e, die
Effektivwerte mit E, e. die Stromvektoren mit
$, 1, die Bffektivwerte mit J, i bezeichnet.
Die Widerstände sind gegeben durch den
Wert des Scheinwiderstandes z und die Phasen-
nach- bzw. -voreilung + bzw. —g des
Stromes gegen die Spannung. Vielfach wird
auch der Scheinwiderstand 3 gleich der vek-
torielen Summe der induktionsfreien Kom-
ponente x in Richtung der Spannung und der
induktiven Komponente ) (bzw. — 4) senk-
recht dazu dargestellt
3144; z=eVe+Yp;
KR:
Be
Y
EN
x
sing=+t c89y=7; gp—=
Diese Darstellung des Widerstandes durch
einen Vektor ist aber unlogisch, denn der
»' Der N GREBNE IE in Wirklichkeit ziemlich kompli-
ziert. Solange die Stromstärke gering ist, erlischt der
Lichtbogen jedesmal, wenn die Spannung durch null geht.
Infolgedessen drosselt er schwache Ströme mehr als starke.
») „ETZ“ 1919, S- 645 j)
a ——
—
Widerstand ist keine periodisch veränderliche
Größe. Zu einer richtigen Auffassung gelangt
man durch folgende Überlegung:
Wenn der Scheinwiderstand z an die
Spannung €, Abb. 1, gelegt wird, so entsteht
der Strom $ mit der Phasenverschiebung p.
Abh. 2.
Abb. 1.
Wird derselbe Scheinwiderstand z an eine
andere Spannung e, Abb. 2, gelegt, so entsteht
der Strom i mit der gleichen Phasenver-
schiebung %. Der Scheinwiderstand z ist
daher durch das Verhältnis 3 und den Winkel
also durch das Vektorverhältnis in
p; a’
welchem der Winkel p mit enthalten ist, ge-
geben. Die Figur BAC, Abb. 1, ist der
Figur DAF, Abb. 2, ähnlich; bringt man
beide zur Deckung, Abb. 2, so ist DF//B C und
ER 16; e
"=== oder -- =—.
\ ;„ oder 7
Sind von den 4 Vektoren &,e,%,i 8, z.B.
&,e,% bekannt, so ist der vierte i leicht zu
finden, indem man DF//BC zieht. Schreibt
mani=X el) zeigt die Figur, wie man zu
verfahren hat, wenn ein Vektor (\$) mit einem
Vektorverhältnis In zu multiplizieren ist.
&)
Die Maßstäbe für &, e und $, i können be-
liebig gewählt werden.
Sind mehrere Scheinwiderstände 2,2, -
2, usw. vorhanden, so wird man sie vorteilhaft
der Reihe nach an dieselbe Normalspannung €,
Abb. 8, z. B. 100 ‚Volt, legen und die dabeı
entstehenden Normalströme jıjai; mit den
Abb. 3.
Phasenverschiebungen 91 ga pa ermitteln. Die
betr. Scheinwiderstände sınd dann durch die
€
€
—, „ - gegeben.
Tamlarun)s Kr
Nach diesen Vorbemerkungen mögen einige
einfache Aufgaben behandelt werden.
1. An der Spannung © liegen die
induktiven oder kapazitiven Widerstände
2, |25 — 2, Abb. 4.
Da nur eine Spannung € vorhanden ist,
so wird man diese auch als Normalspannung
wählen und die Normalströme jıjajs, Abb. 5,
nach Größe und Richtung (fı 13 %5) eintragen.
Das Spannungsdiagramm, Abb. 5, ist nun in
allen Teilen bekannt, wenn eine der Span-
nungen e,(=e, oder e;) nach Richtung und
Größe bekannt ist. Man kann daher alle
übrigen Vektoren € ij ig is als Vektorfunk-
tionen von e, bestimmen. Es ist
Verhältnisse N 5
s=C+%;, a u (1
x re
hi (2
An A
30. Juni 1920.
506 Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 26.
eı 23 em = CH ee (12
b=J & ’ (3
er R
3 EH+e 1 = UM ar Eee (13
; Es An Wir ermitteln weiterhin unter Benutzung
Da die Summe der vom Punkte ÜC ab-
fließenden Ströme gleich Null sein muß, so ist
SE IE EIERIS CHR RE vn Ser 2
O=eutu+tb>jı © +1 & +is RR (B
Be an
Beche Une RA ENT
Sir S
a eear “
razın ER
5
Ahb. 5.
Die@Darstellung der Vektoren Gl. (6) bis
(10) ist sehr einfach und vor allem äußerst an-
schaulich. Man bildet zunächst in bekannter
Weise den Vektor ji + ja +j, durch Aneinan-
derfügung dieser 3 Vektoren nach Größe und
Richtung. Um e, nach Gl. (6) zu finden, trägt
man das aus (j, +j,+J,) und j, gebildete Drei-
eckan&=AB
zieht BC}/DF; daraus ergibt sich — e, = A 0
oder+e,=CAunde,=ÜB. Den Strom-
vektor i,, Gl. (8), erhält man, indem man das
aus (1 +je+j,) und j, gebildete Dreieck so an
jı anträgt, daß AG= (1 + ig +1) mit jı zu-
sammenfällt (FAH). Dadurch wird —i,
nach Größe und Richtung bestimmt, wenn
man durch die Spitze von j, eine Parallele zu
GH zieht. Man hat nur noch die Richtung
von — ti, umzukehren und diesen Vektor sich
selbst parallel nach © zu transportieren.
Noch einfacher läßt sich i, nach Gl. (2) er-
mitteln, indem man e, mit dem Verhältnis
a multipliziert (AKL) und durch © eine
Parallele zu KL zieht. In gleicher Weise
werden i, und i, ermittelt.
- Um nun zu-untersuchen, ob sich auch für
induktive Belastungen ein ähnliches Gesetz
aufstellen läßt wie in der „ETZ“ 1919, S. 645,
für induktionsfreie Belastungen. auseinander-
gesetzt, setzen wir einen Strom z. B. i, = 0,
indem wir j, = 0 annehmen. Die dabei auf-
tretenden Spannungen und Ströme sollen mit
römischen Zeichen versehen werden. Es ist,
Is htietis
u a il
en det
von A aus an (DAF) und |
von Gl. (2), (3) und (6)
ht eriet eis
De Te
he. tb terre >
ee ıı, |
N ee ee
1,6 Pa! (
und für , =0
N A 2 0 & j : -
erizt+ emim=j, & —E Far BEER
(ty + eig + 83 15) — (er tar + en ir)
1 hi is?
Senna
Anderseits ist nach Gl. (6), (8) und (11)
he h+ la a ia i Ei
la+ is &
-6G-. Jul? SET?
(ti) tiert ir)
Daher
(tt eiig+ 8 ia)
— (erisn + emim)=ert. . (18
oder
NN erh eu 19
Um GI. (18) vektoriell lesen zu
können, dividieren wir alle Glieder
derselben durch e,, dann ist
SEHE er ! e)
u — +, 4
(i rn
II
N
er
Gl. (19) zeigt, daß ein ganz
gleichartiges Gesetz für induktive wie
für induktionsfreie Widerstände be-
steht. Es bleibt nur zu erörtern,
was man sich unter dem Pro-
dukt eines Spannungsvektors e und
eines Stromvektors i vorzustellen
hat.
Sind in Abb. 6 E,J. die Augenblicks-
werte, BJ die Eifektivwerte, $, 4, die Phasen-
verschiebungen von E und J gegenüber einem
Normalspannungsvektor, so ist (vgl. Wechsel-
stromtechnik von Arnold-la Cour 1910, S. 39)
E,=Y2Esin(ot+9,),
Ja=Y2 J sin (wt+ 93),
EıJa=2EJsin(»t+9,)sin(ot+9,)
el ie en),
Die Momentanleistung wird daher durch
eine Sinuslinie doppelter Frequenz (2 w!) dar-
gestellt und man kann sich den gesamten
(komplexen) Leistungsfluß aus zwei Teilen,
einem mittleren konstanten reellen Teil
EJcos($, — 9) =EJ cos@ und einem mit
doppelter Frequenz pulsierenden imaginären
TeilEJ cos @wot +4, +9) =EJ c0s[2 (wi
+91) —g] zusammengesetzt denken. Der
effektive Mittelwert des letzteren ist gleich
Rise, e
—_ (+ Um eur) - 1. (20
Null, da die positiven Werte durch die nega-
tiven aufgehoben werden. Hieraus erhellt,
daß man sich unter dem Vektorprodukt
E% die komplexe Summe eines konstanten
Leistungsflusses mit der Frequenz 0 und eines
mit doppelter Frequenz pulsierenden Leistungs-
flusses vorzustellen hat, für die das entwickelte
Gesetz gleichfalls gültig ist.
Läßt man den Strom i, nicht von 0 bis ij,
sondern von iy bisi, wachsen, so kann man
das Gesetz noch allgemeiner schreiben
De i— N er(y—ir), . (22a
1-3 2—g
- Auch für ey =0 (Kurzschlußcharakte-
ristik) gilt das Gesetz
ei Deizerli—in.. . (22h
i=3 WM rar
Bei einer Änderung von i, um di, ergibt
sich
AN: a
9. Berechnung einer Brückenschaltung
Abb. 7, deren sämtliche 5 Zweige in-
duktionsfreie oder induktive Wider-
stände enthalten.
ee Drkäke)
Phase,
iı la is
letzteren sind nach Größe und
Abb. 8, durch die Normalströme
jals bezogen auf die
gegeben. (Die Pfeilriehtungen der Teilspan-
nungen e und Ströme i sind in Abb. 7 so ge-
wählt, daß sie für die Knotenpunkte B bzw. C
gleichen Richtungssinn haben). Zunächst ist
zu beachten, daß sämtliche Teilspannungen e
‚bekannt sind, wenn zwei derselben, z. B. e,
und e, nach Größe und Richtung ermittelt
sind. Es lassen sich daher alle übrigen Span-
nungen als Funktionen von e, und e, darstellen.
Es ist ;
=C+E, je EEE ron Diet Me ae te (24
Be er ee
ES 26
ee en E
Be .
she ehäg. (9
s—— u —€&
N ee FRE:
Ashgrmh Eee
1) Gl. (19), (22) und (23) sind geeignet zur Bestimmung
der Leistung, welche bei Unterbrechung oder Änderung
eines Stromes auftritt und sich in der Stärke der dabei
auftretenden Feuererscheinungen an den Schaltern zeigt.
Zur Berechnung von Wechselstromsystemen sind sie we-
niger geeignet. Der Verfasser hat aber nach Drucklegung
dieser Abhandlung ein weiteres Leistungsgesetz ermittelt
AN E
welches Fe 0 lautet. Dieses Gesetz ist zur Berechnung
1
mehrmaschiger Systeme besonders geeignet und liefert
ohne weiteres die gesuchten Vektorgleichungen.
, Näheres darüber wird eine demnächst im Verlag von
Julius Springer erscheinende, besondere Arbeit bringen.
SE Be ya Su a Ba a En
% uw Hi ü
\
Normalspannung ©
|
|
|
|
|
|
|
A
ee
a Ina a he A ee ET Be
Safer ba tn BERN en ee
en
=
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heft 26,
507
: “6
eb: . * D . . . . . (31
- Ferner ist
ut t+,=0 und at, +, =0,
daher
hto)atiss;t;EC=0, (32
Gt ht t Et E=0. (83
Gl. (32) u. (83) sind 2 Gleichungen mit? Un-
bekannten (Vektoren) e, und e;, welche in
derselben Weise zu lösen sind wie 2 gewöhn-
liche Gleichungen. Es ist daher
bus lo ls
Sarn (is En +5 tet t in)
ea
! Erz th
er erbrhls-hie,.‘
tar tl
(34
en I: $ B
Te ET I
is h 2.
Me & —— . 36
Beeren, =
Auch in diesem Fall ist das „ET7“ 1919,
S. 645, entwickelte Gesetz für die Vektorpro-
dukte gültig. Zur Erleichterung des Beweises
werden von den obigen Gleichungen nur die
Gl. (24), (34), (85) benutzt, während zur Be-
rechnung von e, und e, die Vektoren e, und e,
als Unbekannte eingesetzt werden. Dann er-
gibt sich
Sag Sr ER
ann er 8
a ltr)
7 S (; at 2) =
Setzt man in dieser Gleichung j, = 0, wo-
bei die Lieerlaufspannungen er eır Een ev ev
und die Leerlaufströme iy iır Isrr iry ent-
stehen, so ergibt sich
IL Ale. eh.)
Dal ak 1
NSrV
(10
a ee oo
NN a (en eeragen
15 2174
en Io U Een ne nu
& Gtidlist ii) (a
Andererseits ist nach (G1.34), wenn darin j, =0
gesetzt wird
lıh—Iels
dog 3, Kmapmerny, En
; ke t
== E
el Gt tt ++)
I la — eis
(43
ee & ) Gatin) Bi Js diHla +j tiv)
£ & ti) (ist ia)
daher
ee Nele (45
Lg sy
‚Aus Gl. (32) und (33) läßt sich noch eine
interessante Beziehung entwickeln. ‘Wenn
man j, veränderlich annimmt, so verändert
sich auch e,. j, und e, sind aber nicht un-
abhängig von einander. Wenn man nun aus
Gl, (82) und (88) j, eliminiert, so ergibt sich
Se 2) bad
\ RE a]
x zZ N,
N
e ee st
ir 5 + ++
> j:
d > ——
Re Eee
= Konstante = AK. (46
is + Ja
Der Faktor -—— —— —— bedeutet
lı + je tis tia
eine Verdrehung und Größenveränderung des
Vektors e, um den konstanten Betrag
Namens
Ile ala ı la
$ BC
Es ist daher ın Abb. 7 BK = konst:
und $2KBC=konst. Ebenso muß auch
Z$KCB = konst. sein.
Die sämtlichen Dreiecke BKC für ein
veränderliches iz oder e, sind daher ähnlich
und ihre Spitzen liegen sämtlich in K. Da
ferner Gl. (46) auch für e, = 0 gilt, so fallen
B und © bei Kurzschluß mit K zusammen
und der Vektor AK ist nach Gl. (46) gleich
er
h+ti tt
Ähnliche BE ergeben sich, wenn
man jj„ €, bezw. ja €, Is €, Ja €, veränderlich
macht.
In Abb. 8 u. 9 ist dıe Konstruktion der
Spannungen e, bis e, vollständig durchgeführt.
In Abb. 8 sind zunächst aus den gegebenen
gerichteten Normalströmen jj ja is Ja ]; die
Größen ı +j» a ti und te tistia
ermittelt. Sodann ist in Abb. 9 nach Gl. 34
i lu j ia
13 3
e=6 tr” "ots konstruiert.
> eher
hteri ee:
ls Tu
Sofern hierbei zwecks Multiplikation mit den
Vektorverhältnissen die gerichteten Größen
verdreht werden, ist die Bezeichnung für die-
selben in Klammern gesetzt.
In der oben (Abb. 2) dargestellten Weise
sind die Vektoren
| sel"
+ lı
und Js
ae
Intü
ermittelt. Durch ihr Aneinanderfügen ergibt
sich der Vektor
d. i, der Zähler von e,.
Sodann ist der Vektor
. ıthtisti
z ti
konstruiert und der Vektor j, + ji, addiert,
wodurch sich der Vektor
E teHtighi
/ hehe Men >
d. i. der Nenner von es, er-
gibt.
Aus & und dem Vektor-
verhältnis
Zähler von 65
Nenner von 6,
ergibt sich schließlich e,.
Sodann wird nach
Gl. er
A l5 ie dä 5
e5 er un Er > Bacear
konstruiert.
Die Summe dieser bei-
den Vektoren gibt
ee te = »
Durch Parallelverschie-
bung der gefundenen Vekto-
ren €, und e,nach Abb.7 wer-
den die Knotenpunkte B, U gefunden, wodurch
das ganze Spannungsdiagramm festgelegt
ist. Die Ermittelung der Ströme i, =jı =
174 E ... bietet keinerlei Schwierigkeiten
und ist in der Darstellung der Übersichtlich-
keit wegen fortgelassen.
3. Berechnung eines Drehstromnetzes
mit ungleichmäßiger induktiver Be-
lastung in Sternschaltung Abb. 10 u. 11.
Die Phasenspannungen, welche ungleich
sein können, sind in Abb. 10 mit &,, &,, &; be-
zeichnet, die Sternspannungen mit e,, € Ca
und die Ströme mit iyig,i3. Die Widerstände
werden der Reihe nach an eine Normalspan-
nung &, Abb. 11, gelegt (statt & kann auch
Gr
Abb. 10. a
C,
U
Nr en NZ N
7 N,
2 vo
(di 1J2 795) \
Abb. 11,
beispielsweise &, als Normalspannung benutzt
werden), wodurch die Normalströme jj ja j; ent-
stehen. Die Aufgabe ist gelöst,“wenn eine der
“ Sternspannungen, z.B. e, = P A, nach Größe
und Richtung bekannt ist,
da hierdurch der
Sternpunkt pP festgelegt ist. Wir stellen daher
508 E
lektrotechnische Zeitschrift, |
1920.
alle anderen Größen €, €, ij igi, als Funktionen |
von e, dar.
g=&4+6&;, (47
g=& -&, (48
e
1, = h@ (49
nes a a x
19 la Eur 2 (50
gg, —E&
ls —]s = ls = En (51
Da ferner +1 +i3=0, so ergibt sich
i _5&-56&
: tletis
& Is ie ER
a a SE N
Ge
. ı 6&-h6; €
al anna gr 53
h CE ıhtietis 2
Durch zyklische Vertauschung erhält man
in ähnlicher Weise e, e, und ig1z.
Auch in diesem Fall ist das „ETZ“ 1919,
S. 645, entwickelte Gesetz für die Vektorpro-
dukte richtig. Es ist
22 ei € [i. er +12 (+ Ey? + iz (ei — &>,?
1-3
(54
und unter Berücksichtigung von Gl. (52)
it, a Ehe
2 & [6 +16; un,
(55
Setzt man hierin ji = 0, so erhält man
wa DT 3 „ah ]
I—IN
(56
Daher
SEE N IL (13 &-iR &3)? 2° rn
Dei et
1-8 U—II
Andererseits ist
13 &, —ha & jı Is &,—i 6
: ots € ı tet
a In. (13 6, = I &,) (58
Eee +ti)utiet is) “
Also
\ 5 , F
Dieiz etz erl- (89
je 1— I
Die Konstruktion von e, €g &3 1; ig1, ist in
Abb. 10 u. 11 eingetragen.
Zunächst ist in Abb. 11 j, +je + ja er-
mittelt. Nach Gl. (52) ist
9
ls l
Bi 05 7 0 eV ren
! Furt G; j:
Es wird daher 2
% is
AD= — 6, —.——,-,
tale tale
und
Af=+E, el
ur tits
in der oben erläuterten Weise gebildet und
durch Summierung dieser beiden Vektoren mit
umgekehrten Vorzeichen e, = P A konstruiert.
Der Stromvektor i, ist gleich he zu er-
mitteln und in gleicher Weise i, = je, und
: ee
5 G'
Die Behandlung der vorstehenden Auf-
gaben unter Benutzung der einfachsten
Regeln der Vektoranalysis dürfte die Über-
legenheit und Anschaulichkeit dieser Methode
erwiesen haben. Die Multiplikation eines Vek-
tors mit einem Vektorverhältnis ist zwar nicht
neu, aber m. W. noch nicht zielbewußt und all-
gemein für die Lösung von Wechselstrompro-
blemen benutzt. Ich habe daher diese Methode,
welche eine große Erleichterung bietet, etwas
eingehender behandelt.
' Die Leistungsbewertung der Elektromotoren
für aussetzende Betriebe.
Von Dr.=sug. E. Adler und C. Schiebeler, Berlin.
(Schluß von 8. 488.)
Die Bewertungsverfahren mit kurzzeitigem
Nennlauf sind für die Erprobung bequem, am
bequemsten der einheitliche Stundenlauf. Sie
entsprechen aber nicht der dritten Forderung
in Abschn. IV, daß der Entwurf nicht in falsche
Heft 26.
1. Juli 1920.
ziffer und die Berücksichtigung der Belastungs-
verhältnisse muß der Motorkäufer bzw. der ihn
beratende Verkäufer tragen. Die Berücksich-
tigung des Wärmeverhaltens obliegt den Spe-
zialingenieuren der elektrotechnischen Fa-
briken.
Die Verfasser schlagen daher vor, vier Be-
lastungsreihen aufzustellen; sie seien mit den
Kennzitfern I bis IV bezeichnet !). Der Motor-
käufer soll die Vollastleistung ermitteln und die
Belastungsreihe wählen. Die Preislisten sollen
für jedes Modell die für die vier Belastungs-
reihen zulässigen Vollastleistungen angeben.
Ein Beispiel für einen gekapselten Haupt-
schlußmotor zeigt nachstehende Zahlentafel 1.
Bei der Ermittlung der Vollastleistung ist auch
auf die Beschleunigungsverhältnisse Rücksicht
zu nehmen; Näheres darüber siehe Abschn. x
Zahlentafel 1. Type‘’WDH 84, 500 V.
Zulässige Vollastleistumg bei Reihe
Stempelung
ı
IL 11 | Iv
kw | Zusarz | Umdr/min | kW | Zusatz | Umdr/min | kW | Umdr/min
|
188| aus- | 770 20 |60min| 740
setzend.
26.5 |
Bahnen gelenkt werden soll. Die Belastungs-
fähigkeit eines Modells im kurzzeitigen Betriebe
ist hauptsächlich von der Wärmeaufnahme ab-
hängig, u. zw. ist ihr Einfluß um so größer, je
kürzer die Bewertungszeit ist. Die Belastungs-
fähigkeit im wirklichen aussetzenden Betrieb
ist aber lediglich durch die Wärmeabgabe-
fähigkeit bestimmt. Dadurch, daß man den
aussetzenden Betrieb in den Normalien nicht
mehr als Grundlage festsetzt, sondern die
kurzzeitige Belastung als kennzeichnend hin-
stellt, könnte man den Konstrukteur veran-
lassen, das Wärmeaufnahmevermögen künst-
lich zu steigern, also den Motor schwerer zu
bauen als nötig, z. B. indem man Grauguß
anstatt Stahlguß nimmt. Auch die vierte
Forderung bezügl. der Überprüfung der Pla-
nungsgrundlagen am ausgeführten Antrieb
wird nicht erfüllt; die kurzzeitige Leistung
stellt nur eine Rechnungsgröße dar.
VI.
Es ist von mehreren Verfassern, darunter
Goldschmidt und Pohl angeregt worden,
den Aussetzerlauf am Prüffeld nachzu-
ahmen. Die Endtemperatur eines bei bestimm-
ter Vollastleistung aussetzend arbeitenden Mo-
tors ist nur von der prozentualen Einschalt-
dauer abhängig. Die wirkliche Dauer von Ein-
schaltzeit und Pause beeinflusst die Tempe-
ratur und damit die Belastungsfähigkeit wenig.
Man kann deshalb diese Zeiten verlängern und
dadurch den Aussetzerlauf für das Prüffeld
geeignet machen. ’
Goldschmidt hat vorgeschlagen, als Dauer
des Arbeitsspiels (ein + fans) =830 min zu
wählen; etwas weniger für kleine, etwas mehr
für große Maschinen. Pohl hält es für besser,
als Einschaltzeit bei allen Maschinengrößen
10 min zu nehmen und den Lauf fortzusetzen,
bis der Beharrungszustand erreicht ist.
Der Nachteil dieser Verfahren liegt darin,
daß die Nachahmung des wirklichen aus-
setzenden Betriebes dureh die beträchtliche
Verlängerung der Einschaltzeiten unvollkom-
men wird und daß der Aussetzerlauf für das
Prüffeld unbequem ist, wenn er bei jedem Mo-
tor vorgenommen werden muß.
VIII.
Angesichts der geschilderten Umstände
scheint die Aufstellung eines verbesserten Be-
wertungsverfahrens wünschenswert. Man muß
dabei sowohl die Planung der Antriebe, d. h.
die Wahl des Modells als den Nachweis der auf
das Schild gestempelten Leistung durch die
Fabrikprüfung in Betracht ziehen.
Für das Verfahren zur Wahl des Modells
sind die Formen des Motorgeschäftes maß-
gebend. Die Verantwortung für die Leistungs-
630
kw | Umdr/min kW | Umdr/min kW | Umdr/min
244 660 188) 770
15 | 910
Es wird vorgeschlagen, die Belastungsver-
hältnisse der Reihen I bis IV in folgender
Weise zu kennzeichnen (Zahlentafel 2). Das
Verfahren ist also eine Weiterentwicklung des
alten Siemensschen. Belastungsfaktorverfah-
rens, doch ist der Unterschied zwischen dem
umfassenderen Begriff „prozentuale Einschalt-
dauer‘ und dem engeren „Belastungsfaktor‘‘
zu beachten.
Zahlentafel 2.
Prozentuale
Lasten Einschaltdauer | Belattungsreihe
wechselnde I
ee ae 15 %o BER NE on:
volle
> I
wechselnde
25% PR:
volle
III
wechselnde
35 0/0
volle [IV
Die Tafel kann nicht genau sein, weil das
Wärmeverhalten nur angenähert berücksichtigt
werdeh kann. Ein regelmäßig aussetzender
Betrieb mit voller Last bei 15% Einschaltdauer
(Reihe II) gibt einen mittleren Verlust von
0,15 x Vollastverlust. Derselbe Verlust wird
beiwechselndenLasten und25% Einschaltdauer
auftreten, wenn der Verlust bei Durchschnitts-
belastung 0,25 x Vollastverlust ist. Nimmt
man an, daß der Verlust der Belastung verhält- .
nisgleich ist (was bei flacher Wirkungs-
gradlinie annähernd zutrifft), so heißt dies,
daß für Reihe I die Schärfe der Belastung,
also Durchschnittslast : Vollast = 0,15 :0,25 =
60%, betragen darf.
Ein regelmäßig aussetzender Betrieb mit
voller Last bei 25%, Einschaltdauer (Reihe II)
gibt einen mittleren Verlust von 0,25 x Voll-
lastverlust. Bei wechselnden Lasten von 60%
Schärfe könnte man also 25 : 0,6 = 42%, Ein-
schaltdauer zulassen; doch wird wegen der
oben angedeuteten Abweichungen von den
theoretischen Verhältnissen empfohlen, für
Reihe III nur 35% Einschaltdauer zuzulassen.
Bei dem durch Zahlentafel 2 dargestellten .
Beispiel eines gekapselten Gleichstrom-Haupt-
schlußmotors besteht kein Unterschied in den
Wicklungen für die verschiedenen Reihen. Bei
Motoren mit Nebenschlußverhalten, insbe-
sondere bei gekapselten Drehstrommotoren,
wird man aber allenfalls für die verschiedenen
Reihen die Wicklung ändern, also z. B. bei den
Reihen I und II die magnetische Dichte
1) 8. Schiebeler, „Elektrische Ausrüstungen von
Hebezeugen und Transportmaschinen in Hüttenwerken‘,
„Stahl und Eisen“ 1919, S. 141.
“
u re ze see
le a la aa nn hu” ten = dt m u A en
1
4
u ı
1. Juli 1920,
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. . Heft 26-
509
steigern, um das Durchzugsvermögen zu er-
höhen,
IX.
Die Erprobung des fertigen Motors in der
Fabrik erfordert, daß für jedes Modell und jede
Belastungsreihe der zugehörige Nennlauf fest-
gesetzt und in den Preislisten angegeben wird.
Soll dieser Nennlauf ein Dauerlauf oder ein
kurzzeitiger oder ein aussetzender sein ?
Das Dauerlaufverfahren würde erfordern,
daß man für jede Motorart und Belastungs-
reihe bestimmte Werte für die Verhältnisse
Prüfstrom:Vollaststrom, Prüfspannung:Nenn-
spannung und Prüffrequenz:Nennfrequenz ver-
einbart.. Diese Werte wären so zu wählen,
daß die sich im Dauerlauf ergebenden Werte
für Kupferverluste, Eisenverluste und Wärme-
abgabefähigkeit den Mittelwerten entsprechen,
die bei dem durch seine Belastungsreihe ge-
kennzeichneten aussetzenden Betrieb auftreten.
Dafür liegen Erfahrungen vor, die bei regel-
mäßig aussetzenden Betrieben und Bahnmo-
toren gemacht wurden. Das Verfahren paßt
sich jedoch den Gepflorenheiten des Motor-
geschäftes zu wenig an, die Erprobung ist um-
ständlich und die Nachprüfung der Planungs-
erundlagen am ausgeführten Antrieb erfordert
besondere Einrichtungen.
Das übliche Verfahren der Bewertung durch
einen kurzzeitigen Nennlanf müßte verfeinert
werden, indem für jedes Modell und jede Be-
lastungsreihe die entsprechende Bewertungszeit
angeeeben wird. Da durch diese Zeit Motorart,
Schutzart, Leistung, Drehzahl usw. berück-
siehtigt werden muß, so käme man mit drei oder
vier normalen Bewertungszeiten nicht aus.
Wahrscheinlich wären 7 oder 8 Werte er-
forderlich. Das erschwert Geschäft und Probe.
Die erundsätzlichen Fehler des kurzzeitisen
Nennlaufs sind im letzten Absatz von Ab-
schnitt VI erläutert.
Die Verfasser empfehlen daher, einen aus-
setzenden Nennlauf einzuführen. ‘ Die grund-
sätzlichen Nachteile des Aussetzerlaufs sind
in Abschnitt VIT geschildert. Gegen das Aus-
setzerverfahren liegen aber keine ernstliehen
Bedenken vor, wenn man sich damit einver-
standen erklärt, einen Unterschied zwischen
Modellerprobung und Einzelprüfung zu machen
und den Aussetzerlauf nur für jene, also bei
der Durchprüfung von Modellreihen” und, be-
sonderen Gewährleistungsversuchen vorsieht.
Man kann für solche, selten zu wiederholenden
Proben kurze Finschaltzeiten wählen, z. B.
drei Minuten. Auch kann durch meßtechnische
Kunstgriffe, wie Verwendung einer selbst-
tätigen Schaltvorrichtung, Vorerwärmung
durch einen kurzzeitigen Lauf, Generator-
betrieb anstatt Motorbetrieb u. dgl. die Fr-
probung bequemer gemacht werden.
Es wird ferner empfohlen, neben der
„Aussetzer-Grundleistung‘“, d.h. die Leistung,
die der Motor beim Aussetzernennlauf mit 25%,
Einschaltdauer abgeben kann, einen einzigen
kurzzeitigen Nennlauf festzusetzen, z. B. den
Stundenlauf oder den Halbstundenlauf. Das
Motorschild träet also zwei Leistungswerte:
Die Aussetzer-Grundleistung und z. B. die
Stundenleistung.
- Die doppelte Stempelung ist nichts Neues.
Sie ist bei gelüfteten Bahnmotoren längst
üblich. (Dauerleistung, Stundenleistung.) Sie
gibt über die Eignung des Motors für den aus-
setzenden Betrieb vollständige Auskunft. Die
Aussetzerleistung kennzeichnet die Wärme-
abgabefähiekeit, die für den fortgesetzten aus-
setzenden Betrieb ausschlaggebend ist. Die
Stundenleistuneg, in der das Wärmeaufnahme-
_vermöcen steckt, zeigt die Fähigkeit des Mo-
tors, kurzzeitig höhere Beanspruchungen zu
ertragen.
"= Wie notwendig die Berücksichtigung dieser
beiden Gesiehtspunkte ist, zeigen die in den
letzten Jahren — besonders in Amerika — ge-
machten Erfahrungen mit gelüfteten Straßen-
bahnmotoren. Man hat anfangs geschlossene
Bahnmotoren durch gelüftete gleicher Dauer-
leistung ersetzt. Deren Leistungsfähigkeit hat
sich aber wider Erwarten häufig als unzurei-
chend erwiesen.” Die nähere Untersuchung hat
ergeben, daß die Ursache der Schwierigkeiten
in dem geringeren Wärmeaufnahmevermögen
des gelüfteten”Motors (bezogen auf gleiche
Dauerleistung!)“zuÜsuchen war.
I
Die Berücksichtigung der Beschleunigungs-
wärme erfolgt durch’einen Zuschlagzu dem Wert
der Vollastleistung, der sich aus der mechani-
schen Rechnung für den Beharrungslauf ergibt.
Abb. 10 stellt die idealisierten Bewegungslinien
2 a Sr
E.
{=
o
o
fa}
=
Abb. 10
eines regelmäßig aussetzenden Betriebes mit
den gleichbleibenden Einschaltzeiten tun und
stromlosen Pausen t,.. dar. Das obere Bild
veranschaulicht die Drehzahl, das mittlere den
Strom, bzw. das Drehmoment, bzw. die Auf-
nahme, das untere die Abgabe — alle als Funk-
tion der Zeit. y
: Die prozentuale Einschaltdauer p ist, wenn
s die Zahl der Arbeitsspiele in der Stunde be-
deutet und fein in sek gemessen wird:
DA er (7
Die bei einem Arbeitsspiel entwickelte
Stromwärme ist
Mrz J2anl theschl ar Ivo (fein 2 tbeschl) (8
wobei J,nı den Anlaufstrom und Jyon den
Vollaststrom bedeutet. Wird der Beschleuni-
gungsstrom Jneschh = Janı — Jvon unbe-
rücksiehtigt gelassen, so ist die Stromwärme
Ve J?voll fein - eh 9
Das Verhältnis der beiden Verluste ist
V' theschl [( Jan! Y ]
SIR e 1
V AT Er Jvoll
Jan ) 3.4 ] \
=14+) [8 Ro
Der. Bruch © an »L wird als „prozentu-
ale Beschleunigungsdauer“ bezeichnet.
Man kann in grober Annäherung anneh-
men, daß sich die bei Berücksichtigung der
Beschleunigungswärme erforderliche Vollast-
leistung N' zu der sich aus der mechanischen
Rechnung ergebenden Beharrungsvollast-
leistung N verhält wie /V' :YV. Es ist also
ar i u b I Janl j ]
— ll
! 107 Jvoll ! (
Um diese er für praktische Rech-
nung geeignet zu machen, wird grundsätzlich
angenommen, daß mit dem doppelten Strom
angefahren wird. (Janı = 2 Jvon), Es ist also
N'
En
Die Beschleunigungszeit tnaconı Ist das
Verhältnis der Gesamtwucht der bewegten
Massen W in kW-see zur mittleren Beschleuni-
gungsleistung. Aus der Annahme Jan =
2 Jyon folgt, daß der Spitzenwert der Abgabe-
linie im letzten Augenblick des Anlaufs Nas Aeb=
2 Nu ist. Es ist daher der Spitzenwert %
Beschleunigungsleistung: Nnasnı = Noa.
Das Drehmoment ändert sieh nach tnserer
Annahme während des Anlaufs nieht. Die Be-
wegung ist also eine gleichförmig beschleuniote.
Die Beschleunieungsleistung wächst daher
gradlinig und die mittlere Beschleunigungs-
. . IN I
leistung ist ° on Daher
D#
PA
ee ale
besehl Nrol (13
Für s ist die Zahl der stündlichen Arbheits-
‚spiele einzusetzen, bei denen auf volle Behar-
rungseeschwindiekeit besehleunist wird. Dieser
‚Wert ist in vielen Fällen kleiner als die Zahl der
Kontrollerschaltungen, weil zur Erzielung klei-
ner Beweruncen nur die ersten Kontrollerstufen
benutzt werden. Die Massen werden daher nur
auf Teileeschwindickeit beschleunist. Der
Unterschied ıst besonders ausgepräct bei Gie- _
Berei-, Montage- und Nietkranen. Aber selbst
bei Antrieben, die mei st auf Vollgeschwindiekeit
heschleunist werden, genüst es, für s etwa U
der stündlichen Kontrollerschaltungen einzu-
setzen.
Die Gesamtwucht W der bewesten Massen
hesteht aus der Wucht der umlaufenden Massen
(Läufer, Kupplung usw.) Wumi, der Wucht
der Schwenkmassen W--uwe.- und der Wucht
der eradlinıg fortbeweoten Massen W „.-a1.
Zur Berechnung dieser Wuchtanteile ver-
wendet man folgende angenäherten Bezie-
hungen:
Tun Ss (ger) a
wenn S$ das Schwunemoment (G@D2) in kam?
und n die Beharrungsdrehzahl je min bedeutet.
Wichwenk = De 5): 3 No YAla)
wenn T das Trägheitsmoment in kcm sec? und
«die Beharrungswinkelgeschwindigkeit in sec =?
bedeutet.
Wendel]. - de
SD@ la
wennG das Gewicht in t und v die Geschwindig-
keit in m je min bedeutet.
Liest zwischen dem Teil, dessen Wucht
berechnet wird und dem Motorläufer ein Ge-
triebe vom Wirkungsgrad n%, so Ki natürlich
zu divi-
der betreffende Wuchtanteil durch 1 z
für solehe Rechnungen
Wirkungsgrad an-
dieren. Es genüst,
näherungsweise 75%
zunehmen.
Wie Gleiehunse 12 ereıht, ist die Berück-
sichtigung der Anlaufverhältnisse um so not-
wendiger, je größer das Verhältnis b:p ist.
Dieses Be ist nichts anderes als das Ver-
hältnis tu. ..n1 : toi, d.h. es drückt ans, welcher
Teil der Finschaltzeit auf die Beschleunigune
entfällt. Das Vergrößerungsverhältnis N’: N
ist abgerundet für
theschl : fein | 10 | 15
N"
SER - 1,14 | 1.2
v [el
Es sind die Bedingungen zu beachten,
unter denen das obige Vergrößerungsverhältnis
abgeleitet wurde: gleichbleibender Anlauf-
strom = 9 x Vollaststrom. Bei der An-
wendung auf praktische Fälle aus dem gewöhn-
lichen Beimbeitieh gibt diese Rechnung De
| 30 | 40 | 50 [60%
16 | 17
|
1a 138| 1.5
hohe Werte. Hingegen empfiehlt es sich,
bei schweren Stahlwerksantrieben zu ver-
wenden.
Liegt z. B. ein Antrieb mit p = 85%,
s—= 50, tnesını — 4 sec vor, 80 ee
95,5 sec und fhesetı :tam 16%; das Vergröße-
rungsverhältnis N’:N = 1,22.
610
w.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 26.
RT.
Die Leistungsbewertung aussetzender An-
triebe würde sicherer werden, wenn mehr Mes-
sungen über die Belastungsverhältnisse ausge-
führter Antriebe zur Verfügung stünden.
Deren statistische ‚Verarbeitung würde Durch-
schnittswerte liefern, die für die Planung neuer
Antriebe nützlich wären.
Bis jetzt sind häufig Aufnahmen der
Strom-Zeit-Linien schwieriger Antriebe erfolgt.
An gewöhnlichen Antrieben werden solche
Messungen selten gemacht. Dazu sind die In-
strumente zu teuer und zerbrechlich; die Meß-
streifen müssen erst ausgewertet werden, um
Gebrauchszahlen für die Planung zu gewinnen.
Erwünscht sind aber Meßgeräte, die die Ge-
brauchszahlen möglichst unmittelbar liefern.
Die AEG hat deshalb einen ‚„Spielzähler‘‘
(Abb. 11) entwickelt. Er hat vieı Schreib- und
Abb. 11. Spielzähler.
vier Zähiwerke, um alle Motoren eines. Vier-
motoren-Hebezeugs am selben Streifen über-
wachen zu können. Jedesmal, wenn der Motor
eingeschaltet“wird, wird die Schreibfeder ein-
gerückt und das’Zählwerk vorgeschoben. Der
Papiervorschub”ıst,50.mm je min. Die Feder
schreibt eine aus Rechtecken zusammengesetzte
Linie Abb. 12. Die Höhe der Rechtecke ist un-
veränderlich ; ihre Länge ist verhältnisgleich der
I5%ED. 25%ED 35%E.D
Einschaltzeit. Der Abstand der Rechtecke ist
verhältnisgleich der Dauer der Pausen. Es
kann daher die prozentuale Einschaltdauer
bequem ermittelt werden. Die Angabe des
Zählwerks liefert die Zahl der Steuerschal-
tungen, aus der die Spielzahl s ermittelt wird.
Die durchschnittliche Belastung bzw. die
Schärfe der Belastung läßtsich aus den Angaben
eines Strom- oder eines Leistungszählers er-
mitteln. Diese messen das Integral j: Jdt bzw.
[ E Jdt. Beträgt die Angabe des Stromzählers
für eine Stunde flotten Betriebes @ A-sek und
ist p die prozentuale Einschaltdauer, so ist
an der arıthmetische Mittelwert des Stromes,
also ein Maß für die Durchschnittsbelastung.
Wenn man einen Zähler so abändert, daß
er anstatt des Integrals f E Jdt das Integral
IB 2dt mißt, so kann man in Ähnlicher Weise aus
der Zählerangabe und der prozentualen Ein-
schaltdauer den quadratischen Mittelwert des
Stromes finden.
Die Durchführungen solcher Messungen
wären eine dankenswerte Aufgabe für die Be-
triebsingenieure industrieller Werke; sie sind
an den Firgebnissen unmittelbar interessiert.
XI.
Die Verfasser beantragen schließlich aus
den oben angeführten Gründen die Wieder-
einführung des Begriffs „aussetzender Betrieb“
in die Maschinennormalien des VDE. Die er-
forderlichen Änderungen gehen aus folgendem
Entwurf hervor:
SA.
Es sind folgende Betriebsarten zu unter-
scheiden:
a) Der Dauerbetrieb, bei dem die Betriebs-
zeit so lang ist, daß die dem Beharrungs-
zustand entsprechende Endtemperatur
erreicht wird.
b) Der kurzzeitige Betrieb, bei dem die
durch Vereinbarung bestimmte Betriebs-
zeit kürzer ist als die zum Erreichen der
Beharrungstemperatur erforderliche -Zeit
und die stromlose Pause lang genug, um
die Abkühlung auf die Temperatur des
Kühlmittels zu ermöglichen.
c) Der aussetzende Betrieb, bei dem Ein-
schaltzeiten von wenigen Minuten oder
Bruchteilen von Minuten mit stromlosen
Pausen abwechseln, deren Dauer nicht
genügt, um die Abkühlung auf die Tem-
peratur des Kühlmittels zu ermöglichen.
s B
Bei Maschinen für Dauerbetrieb ist auf
dem Schild der Vermerk ‚dauernd‘ anzubrin-
gen. Als Nennleistung gilt jene Abgabe, die
beliebig lange Zeit innegehalten werden kann,
ohne“daß Temperatur und Erwärmung die im
$’.. angegebenen Grenzen überschreiten.
sc.
Bei Maschinen für kurzzeitigen Betrieb
ist auf dem Schild die vereinbarte Betriebszeit
in Minuten anzugeben. Als Nennleistung gilt
jene Abgabe, die die vereinbarte Betriebszeit
hindurch innegehalten werden kann, ohne daß
Temperatur und Erwärmung die in $.. ange-
gebenen Grenzen überschreiten.
Als normale Werte der Betriebszeit für
kurzzeitige Betriebe gelten: 10, 30, 60, 90,
120 min.
SD
Bei Maschinen für aussetzenden Betrieb
sind, sofern keine anderen Vereinbarungen ge-
troffen wurden, auf dem Schild zwei Nenn-
leistungen anzugeben, nämlich:
a) die Aussetzer-Grundleistung, d. ı. die
Leistung, die bei einem regelmäßig aus-
setzenden Betrieb von 3 min Einschaltzeit
und 9 min stromlose Pause beliebig lange
abgegeben werden kann, ohne daß Tem-
peratur und Erwärmung die im $.. an-
gegebenen Grenzen überschreiten. Auf
dem Schilde ist der Vermerk ‚‚aussetzend‘“
anzubringen. |
b) die Leistung, die bei einem kurzzeitigen
Betriebe von bestimmter Bewertungszeit
abgegeben werden kann, ohne das Tem-
peratur und Erwärmung die im $.. an-
gegebenen Grenzen überschreiten. Auf
dem Schild ist die Bewertungszeit in
Minuten anzugeben.
Als normale Werte der Bewertungs-
zeit für aussetzende Betriebe gelten: 30,
45, 60,und 90 min.
a ee a
80. Juni 1920.
'$ E.
Beim Fehlen einer Angabe auf dem Schild
wird vorausgesetzt, daß die Nennleistung für
- Dauerbetrieb gilt. —
Wie viele Messungen an gekapselten Gleich-
strom-Hauptschlußmotoren zeigen, ist bei die-
sen Motoren das Verhältnis Wärmeaufnahme-
vermögen : Wärmeabgabefähigkeit für Feld-
spulen und Anker derart verschieden, daß es
unzweckmäßig scheint, beim kurzzeitigen
Lauf. dieselbe Erwärmung in den Feldspulen
vorzuschreiben.
Es wird deshalb beantragt, durch einen
Zusatzparagraphen für solche Feldspulen eine
um 10° höhere Erwärmung beim kurzzeitigen
Lauf b) zuzulassen. Das erscheint unbedenk-
lich, weil im wirklichen aussetzenden Betrieb
die höhere Temperatur nicht erreicht wird.
Außerdem handelt es sich um Spulen, bei denen
die thermische Beanspruchung der Isolation
verhältnismäßig günstig ist. Tatsächlich kom-
men bei solehen Motoren ungleich weniger
Defekte an den Feldspulen als im Anker vor.
'Nutznießerbeiträge zu den Kosten
elektrischer Ortsnetze.
Von Fr. Schmidt in Gröbers b. Halle a. S.
Übersicht. Es wird empfohlen, die Anlage
kosten der Ortsnetze durch Beiträge der Grund-
stückseigentümer zu decken. Die dafür einzu-
schlagenden Wege werden erläutert.
Für die Gemeinden, welche noch nicht mit
Elektrizität versorgt sind, wird die Versorgung
sehr erschwert, wenn nicht geradezu unmöglich
gemacht durch die gewaltig gestiegenen An-
lagekosten. Die Kosten erfordern einen der-
artigen Geldaufwand, daß die Gebühren für
die Entnahme der Elektrizität so hohe werden,
daß vor einem Verbrauch geradezu zurückge-
schreckt wird. Die nicht versorgten Gemeinden
und Gegenden sind in
landwirtschaftlichen Charakters, wo schon in
normalen Zeiten die Elektrizitätsversorgung ein
wenig erträgliches Geschäft gewesen wäre.
Versorgt werden müssen aber diese Gemeinden
auch im allgemeinen wirtschaftlichen Inter-
esse. Um durch unverhältnismäßig hohe An-
lagekosten die Versorgung nicht von vorn-
herein für lange Zeit mit einer unerträglichen
laufenden Belastung zu verknüpfen, müssen
Wege eingeschlagen werden, das Anlageka-
pital zum Teil durch einmalige Zuschüsse auf-
zubringen. In jetziger Zeit schreit alles nach
Staatshilfe. Auf diesem Gebiete kann der
Staat — abgesehen von seiner trostlosen
Finanzlage — aber wenig helfen. Nur Selbst-
hilfe ist hier am Platze.' Es fragt sich, welchen
Weg man dazu einschlagen kann. Die meisten
Gemeindeverfassungsgesetze geben den Ge-
meinden das Recht, zu den Kosten einer Ver-
anstaltung im öffentlichen Interesse diejenigen,
welche Vorteile daran haben, mit einmaligen
Beiträgen heranzuziehen. In. einzelnen Staa-
ten, z. B. Preußen, Bayern, bestehen darüber
besondere Vorschriften in den Kommunalab-
gabengesetzen. Die Erhebung vonBeiträgen
soll nachstehend an der Hand des preußischen
Kommunalabgabengesetzes erörtert werden.
Der $ 9 dieses Gesetzes sagt:
„Die Gemeinden können behufs Deckung
der Kosten für Herstellung und Unterhaltung
von Veranstaltungen, welche dureh das
öffentliche Interesse erfordert werden, von
denjenigen Grundeigentümern und Gewerbe-
treibenden, denen hierdurch besondere wirt-
schaftliche Vorteile erwachsen, Beiträge zu
den Kosten der Veranstaltungen erheben.
Die Beiträge sind nach den Vorteilen zu be-
messen.
Beiträge müssen in der Regel erhoben
werden, wenn andernfalls die Kosten ein-
schließlich der Ausgaben für die Verzinsung
und Tilgung des aufgewendeten Kapitals
durch Steuern aufzubringen sein würden.
Der Plan der Veranstaltung ist neben
einem Nachweise der Kosten offen zu legen.
Der Beschluß der Gemeinde wegen Erhebun
von Beiträgen ist unter der Angabe, wo ke
während welcher Zeit Plan nebst Kosten-
nachweis zur Einsicht offen liegen, in orts-
üblicher Weise mit dem Bemerken bekannt-
zumachen, daß Einwendungen gegen den
Beschluß binnen einer bestimmt zu bezeich-
nenden Frist von mindestens 4 Wochen bei
dem Gemeindevorstande anzubringen seien.
Handelt es sich um eine Veranstaltung,
- BE . ke
Ze Be 2
d - wer
der Regel solche rein
°
1
hr
830. Juni 1920.
welche nur einzelne Grundeigentümer und
Gewerbetreibende betrifft, so „genügt an
Stelle der Bekanntmachung eine Mitteilung
an die Beteiligten. Der Beschluß bedarf der
Genehmigung.
Zu diesem Behufe hat der Geme6indevor-
stand den Beschluß nebst den dazu gehörigen
Vorverhandlungen und der Anzeige, ob und
' welche Einwendungen innerhalb der gestell-
ten Frist erhoben sind, der zuständigen Be-
hörde einzureichen.
Der Beschluß der zuständigen Behörde
ist in gleicher Weise zur Kenntnis der Be-
teiligten zu bringen, wie der Beschluß der
Gemeinde bekanntgemacht worden ist.
Gegen den Beschluß der zuständigen
Behörde steht den Beteiligten die Be-
schwerde offen.‘
’ Durch die $$ 5 und 21 des Kreis- und Pro-
vinzialabgabengesetzes ist den Kreis- und Pro-
vinzialverbänden ein gleiches Recht wie den
Gemeinden gegeben worden.
Bisher ist in der Regel von den Befugnissen
Gebrauch gemacht worden zur Erhebung von
Beiträgen zu den Kosten von Kanalisationen
und Wasserleitungen. Für die Elektrizitäts-
versorgung hat man davon bisher in der An-
nahme keinen Gebrauch gemacht, daß eine der-
artige Versorgung nicht durch das öffentliche
Interesse erfordert werde, vielmehr eine Be-
teiligung des Unternehmungsgeistes zur Ge-
winnerzielung bedeute. Darüber, daß eine
Elektrizitätsversorgung durch das öffentliche
Interesse erfordert wird, besteht aber wohl
heute kein Zweifel mehr. Das Gesetz fordert
weiter, daß es sich um eine Veranstaltung der
Gemeinde bzw. des Kreis- oder Provinzial-
verbandes handeln muß. Einfach liegen die
Verhältnisse dort, wo der Kreis die Elektrizi-
tätsversorgung auf seine Kosten durchführt
und die Anlagen dazu erstellt. Schwieriger
wird der Fall da, wo in privatrechtlicher Form
— sei es allein vom Privatkapital, sei es von
diesem in Verbindung mit öffentlichen Körper-
schaften — das Unternehmen der Elektrizitäts- .
.versorgung betrieben wird. Das Gesetz ver-
langt nun nicht, daß die Gemeinde die Veran-
staltung ausschließlich aus eigenen Mitteln
herstellt, sondern bezieht sich auch auf solche
Veranstaltungen. welche die Gemeinde in
Gemeinschaft mit anderen Unternehmern ein-
gerichtet hat. Beiträge können dann aber nur
zu den von derGemeinde aufgewendeten Kosten
erhoben werden. Die Vorschrift, daß ‚„‚Beiträge‘
zu den Kosten der Veranstaltung erhoben
werden können, kesagt, daß nicht die gesamten
Kosten, sondern Beiträge dazu in Frage kom-
men, mit andern Worten, die Gemeinde muß
einen Teil der Kosten selbst tragen. Wie groß
dieser Anteil ist, richtet sich schließlich nach
dem Verhältnis des Interesses der. Gemeinde zu
den Vorteilen, welche die einzelnen Gemeinde-
angehörigen haben. Der Anteil der Gemeinde
kann entsprechend groß oder klein bemessen
werden. Beitragspflichtig sind nur die Grund-
stückseigentümer und Gewerbetreibenden,
denen durch die Veranstaltung besondere wirt-
schaftliche Vorteile erwachsen. Als beitrags-
pflichtig zu den Kosten eines Ortsnetzes wird
man daher die Grundstückseigentümer be-
zeichnen und als Beitragsmaßstab den amt-
lichen Grundsteuer-Reinertrag und den Ge-
bäudesteuernutzungswert ansehen.
Es sei der Fall angenommen, daß eine in
privatrechtlicher Form — etwa als Aktienge-
sellschaft — betriebene Überlandzentrale eine
Gemeinde versorgen will, die Gemeinde aber
die Kosten des ÖOrtsnetzes erstatten soll und
hierzu Beiträge ausschreibt. Zunächst wird
zwischen Gemeinde und Überlandzentrale fol-
gender Vertrag geschlossen:
„$ 1. Die Überlandzentrale N. beabsichtigt,
die Gemeinde Z. mit Elektrizität für Licht-
und Kraftzwecke zu versorgen, und wird die
hierzu ‚erforderliche Hochspannungszuleitung
nebst UÜberspannungsschutz auf ihre Kosten
herstellen. Das Niederspannungsnetz einschl.
der Hausanschlüsse bis zur Hauptsicherung
mit dieser, die Transformatorenstation mit
Schaltern, aber ohne den Transformator, wer-
den auf Kosten der Gemeinde erstellt. Den
jeweilig erforderlich werdenden Transformator
aber beschafft die Überlandzentrale. Ebenso ist
die Aufstellung der Zähler Sache der Überland-
zentrale. Br 3
$ 2. Die Überlandzentrale wird die von der
Gemeinde zu erstellenden Anlagen im Einver-
nehmen mit der Gemeinde herstellen lassen.
Die Kosten dafür sind mit e veran-
schlagt und dürfen im Rahmen des aufge-
stellten Bauplanes höchstens um 10% über-
schritten werden. Nach Fertigstellung der Ein-
richtungen wird die Überlandzentrale der Ge-
meinde eine Kostenabreehnung vorlegen. Die
Gemeinde hat den Kostenbetrag der Überland-
zentrale innerhalb 6 Monaten zu erstatten. An
Bauzinsen treten dem Kostenbetrage 6% für
Pr .
Elektrotechnische Zeitschriit, 1920. Heft 26.
die Zeit vom Beginne bis zur Fertigstellung der
Anlagen hinzu.
$ 3. Die von der Gemeinde erstellten An-
lagen bleiben deren Eigentum und werden der
Überlandzentrale für die Dauer des Bestehens
des Stromlieferungsverhältnisses : zur Be-
nutzung überlassen. Die Überlandzentrale hat
die Anlagen in einem dauernd betriebsfähigen,
ordnungsmäßigen Zustande auf eigene Kosten
zu erhalten. Die durch natürliche Abnutzung
unbrauchbar werdenden Einrichtungen sind
auf Kosten der Gemeinde zu ersetzen.
. Die Überlandzentrale zahlt an die Ge-
meinde jährlich 3% der ursprünglichen An-
lagekosten einschl. der Kosten der von der Ge-
meinde bewirkten Erweiterungen zur Anlage
eines Erneuerungsstockes.
. 8 4.. Verlangt die Gemeinde eine Erwei-
terung des Ortsnetzes, so finden die Ab-
machungen dieses Vertrages sinnentsprechende
Anwendung.
$ 5. Dieser Vertrag wird für die Gemeinde
erst dann verbindlich, wenn ihr die Erhebung
von Beiträgen zu den Kosten endgültig ge-
nehmigt worden ist. Das Verfahren auf Grund
des $ 9 des Kommunalabgabengesetzes ist
sofort von der Gemeinde durchzuführen.
$ 6. Etwaige Kosten aus diesem Vertrage
trägt die Gemeinde.“
Die Gemeinde erläßt dann folgende Bei’
tragsordnung:
„Auf Grund des $ 9 des Kommunalabgaben-
gesetzes wird zufolge Beschlusses der Gemeinde-
vertretung vom die nachstehende
mesgorünung für die Gemeinde Z. er-
assen:
$1. Zum* Zwecke der im öffentlichen
Interesse erforderlichen Elektrizitätsversorgung
der Gemeinde läßt die Gemeinde aufihreKosten
ein Niederspannungsortsnetz nebst Transfor-
matorenstation herstellen. Zu den Kosten
dieser "Veranstaltung ‘werden Beiträge nach
Maßgabe dieser Ordnung erhoben.
$ 2. Beitragspflichtig sind die Eigentümer
derjenigen bebauten und unbebauten Grund-
stücke, welche aus dem ÖOrtsnetze versorgt
werden;‘ ohne Unterschied, ob die Versorgung
gewünscht wird oder nicht. Die Beitrags-
pflicht erstreckt sich auf das gesamte innerhalb
der Gemeinde belegene Grundeigentum jedes
Pflichtigen.
3. Als Beitragsmaßstab dient der
katasteramtliche Grundsteuerreinertrag und
Gebäudesteuernutzungswert des pflichtigen
Grundbesitzes. Der als Beitrag umgelegte
Kostenanteil entfällt je zur Hälfte auf den
Grundsteuerreinertrag und den Gebäudesteuer-
nutzungswert. Unter dieser Voraussetzung be-
trägt der Beitrag für jede Mark des Grund-
steuerreinertrages .. Pf und für jede Mark
des Gebäudesteuernutzungswertes .. Pf.
$4. Die Beitragspflicht erstreckt sich auch
auf die der Staats- bzw. Gemeindesteuerver-
anlagung nicht unterliegenden Grundstücke
mit Ausnahme der öffentlichen Wege und Ge-
wässer. Ist für ein beitragspflichtiges Grund-
stück ein Reinertrag oder Nutzungswert nicht
veranlagt, so hat die Ermittlung unter sinn-
gemäßer Anwendung der dafür maßgebenden
Gesetze zu erfolgen.
DL ur Er rer
$ 5. Die Beiträge sind innerhalb 4 Wochen
nach Aufforderung durch den Gemeindevor-
steher an die Gemeinde zu entriehten. Rück-
stände unterliegen der Beitreibung im Ver-
waltungszwangsverfahren.
$ 6. Dem Abgabepflichtigen steht gegen
die Heranziehung zu dem Beitrage der Ein-
spruch zu. Das Rechtsmittel ist binnen einer
Frist von 4 Wochen bei dem Gemeindevor-
steher einzulegen. Durch Einlegung des
Rechtsmittels wird die Verpflichtung zur vor-
läufigen Bezahlung des Beitrages nieht be-
rührt.‘‘
Die Beitragsordnung macht der Ge-
meindevorsteher in folgender Weise ortsüblich
bekannt: ‚„Vorstehende Beitragsordnung wird
mit dem Bemerken ortsüblich bekannt ge-
macht, daß der Plan der Veranstaltung nebst
einem Nachweise der Kosten in der Zeit vom
EIERN bis bei dem
DI re Or
unterzeichneten Gemeindevorsteher während’
der Dienststunden zur Einsicht offen liegen.
Einwendungen gegen die Ordnung können
während der-vier Wochen vom .......... bis
RR bei mir angebracht werden.“
Liegt der Fall vor, daß das Ortsnetz gleich-
zeitig zur Versorgung eines in der Gemeinde
belegenen selbständigen Gutsbezirkes dienen
soll, dann empfiehlt sich der Abschluß eines
Vertrages zwischen Gemeinde und Eigentümer
des Gutsbezirkes auf folgender Grundlage:
.‘ 1. Die Gemeinde hat mit der Überland-
zentrale N. den abschriftlich beigefügten Ver-
trag geschlossen. Das Ortsnetz soll auch zur
Versorgung des Gutsbezirkes A, dienen.
511
"$ 2. Der Gutseigentümer verpflichtet sich
zu den der Gemeinde erwachsenden Anlage-
kosten einen Beitrag zu leisten, der sich nach.
einer von der Gemeinde noch zu erlassenden
Beitragsordnung auf Grund des $ 9 des Kom-
nunalabgabengesetzes richtet.
..$ 3. Der Gemeinde verbleibt das gesamte
ne am ÖOrtsnetze und an dem aus den
Zahlungen der Überlandzentrale zu bildenden
Erneuerungsstocke. fi
$ 4. Auf Erweiterungen des Ortsnetzes,
welche dem Gutsbezirke zugute kommen,
findet dieser Vertrag Anwendung.
$ 5. Die Kosten dieses Vertrages trägt der
Gutseigentümer.‘ 2
Für die Grundstückseigentümer, welche
sowieso für die Installation, Beschaffung von
Motoren usw. Mittel aufzuwenden haben,
macht der Beitrag nicht viel aus. Dagegen ist
es für das Elektrizitätsunternehmen von großer
Bedeutung, wenn es die Mittel für die Orts-
netze nicht aufzuwenden braucht. Die Elek-
trizität kann billiger geliefert werden, was auf
den Verbrauch von Einfluß ist. Zum Schlusse
sei bemerkt, daß Beiträge auch erhoben wer-
den können für bereits fertiggestellte Anlagen.
Wirtschaftliche Stromabgabe.
Von ®2ipl.-Sng. Heinrich Ott.
Übersicht. Es wird auf die geringe Verbreitung
der exakten Methoden der Wirtschaftlichkeitsrech-
nung in der Elektrotechnik hingewiesen und auf die
Fehlerhaftigkeit von Rentabilitätsbereehnungen für
eine Neuanlage ohne Berücksichtigung ihrer Zu-
sammenhänge mit Kraftwerk und Verteilungsnetz
aufmerksam gemächt. Die relative Wirtschaftlichkeit
wird durch den Begriff der wirtschaftlichen Strom-
abgabe am leichtesten ausgedrückt; hierunter sind
zunächst die Kosten für eine Kilowattstunde unter
Berücksichtigung sowohl der Beanspruchung der
bisherigen Anlage als auch der Kosten der erforder-
lichen besonderen Erweiterungen zu verstehen. Die
gegebenen Beziehungen sind so einfach wie möglich
gehalten und sollen nur anregen; für die Praxis
können sie erweitert und umgebaut werden. In den
Ableitungen und Formeln beziehen sich jeweils kleine
Buchstaben. auf den Abnehmer, große Buchstaben
auf das Werk. .
Wirtschaftlichkeitsreehnungen sind bei
dem Neuanschluß eines Großabnehmers oder
eines Verteilungsnetzes für jedes Kraftwerk
von großer Bedeutung. Es liegt auch eine
Reihe von wissenschaftlichen Arbeiten über
die Bereehnungen von Leitungen und Anlagen
auf wirtschaftlicher Grundlage und über die
Berechnung der Stromtarife für neu ange-
schlossene Großabnehmer vor!); jedoch haben
diese Rechnungsmethoden bisher wenig Ein-
gang gefunden. Immer noch werden hier in
der einfachsten Art Rentabilitätsreehnungen
für neu angeschlosseie Großabnehmer oder
Ortsnetze aufgestellt, die die Wirtschaftlich-
keit unabhängig von den besonderen Ver-
hältnissen der;Zentrale behandeln. Es braucht
wohl nieht näher darauf hingewiesen zu werden,
daß dies im allgemeinen unzulässig ist, da
jeder neue Abnehmer doch als Glied der ganzen
Verteilungsanlage aufgefaßt werden muß und
nur die relative Wirtschaftlichkeit des Neu-
anschlusses für die Untersuchung in Frage
kommt. Die relative Wirtschaftlichkeit läßt
sich am leichtesten dureh die wirtschaft-
liche Stromabgabe, ausgedrückt in der
Höhe des Durchschnittspreises für die Kilo-
wattstunde eines’ Konsumenten, wiedergeben.
Für ein neuangeschlossenes Ortsnetz beispiels-
weise wird man für Licht- und Kraftver-
brauch die sich unter Berücksichtigung der
erforderlichen Neuanlagen ergebenden Strom-
kosten bzw. Selbstkosten berechnen und mit
den Stromkosten des übrigen Netzes ver-
gleichen. Die wirtschaftliche Stromabgabe
ergibt sich danach als Grenzwert; wenn die
Erzielung des berechneten Kilowattstunden-
preises von dem neuen Verbraucher unmög-
lich ist, wird der Anschluß unwirtschaftlich
erscheinen. Dieser Wert kann evtl. mit dem
Durehschnittspreis für die Kilowattstunde,
-bezogen auf die gesamte Verteilungsanlage
(oder auf einen bestimmten Teil derselben), in
Beziehung gesetzt und in Prozenten ausge-
drückt werden. € N :
Die Kosten für die elektrische Arbeits-
entnahme werden allgemein nach der Formel
berechnet:
k=P.nmaxtko:f;,- AR (1
1) Majercjik, Berechnung elektrischer Freileitungen
nach es atilichen Gesichtspunkten. E. Fleig, Strom-
tarife für Großabnehmer elektrischer Energie,
512
wenn wir mit f die Zahl der entnommenen
Kilowattstunden ( ii n dt) bezeichnen und %max
die beispielsweise durch einen Maximum-
zeiger angezeigte Höchstbelastung des Ab-
nehmers in Kilowatt angibt. P ist hierbei die
für die Einheit der Leistung zu zahlende Pau-
schale, %, sind die sogenannten beweglichen
Kosten oder die Selbstkosten an Brenn- und
Scehmiermaterial für die Kilowattstunde.
Der Wert P berechnet sich aus der Be-
ziehung:
—— nn...
Die Selbstkosten für Heiz- und Schmiermate-
rial für die Kilowattstunde %o bereehnen sich
An
HUEN =
Hierbei bedeuten F' die Gesamteinnahmen.
An die Ausgaben des Werkes für Kohle nnd
Sehmiermaterial; F ist die gesamte im Jahre
vom Werke abgegebene elektrische Arbeit in
Kilowattstunden und Nmax die Belastungs-
spitze des Werkes (die nach denselben Grund-
sätzen wie die Belastungssvitze der Abnehmer
Nmax anfzunehmen ist). Näher soll hier auf
diese allgemein hekannten Beziehungen nicht
eingegangen werden. Für nnseren Fall inter-
essieren ıns die Kosten für eine Kilowatt-
stunde eines Abnehmers, die bekanntlich je
nach der Benntzungzeit bzw. dem Günstig-
aus dem Quotienten: ko =
keitsfaktor % wenn T die Benutzungszeit
des Gesamtwerkes bedentet) verschieden ist.
Wenn wir die Benntzungszeit definieren als
bzw MER dann läßt
n
2 . 1 Nmax 'nmax .
sich die Beziehung 1 ohne weiteres umfor-
men in:
den Quotienten
T
kt) an. @
k, berechnet sich aus: kı = ns
PT — An umfaßt alle Ausgaben mit Aus-
nahme der Kosten für Kohle und Schmiermate-
yial: wir können sis zusammenfassen in Zins-,..
Amortisations- und Bedienungskosten für Ma-
schinen,Leitungsanlagen und Restausgaben:
E— A,=4Am+ Ar-+ Ar.
Für einen neuen Anschluß, der keine be-
dentende Leitungsanlage erfordert. gilt ohne
weiteres die angegebene Formel, da derselbe
keinen Mehranfwand für Maschinen. Leitnngs-
anlagen und Restausgaben verursacht und da-
nach %, hierfür konstant angenommen werden
kann.
Nenanschlüsse, die größere Tıeitungsan-
lagen bedingen, können unterschieden werden
in Anlacen, die mit einer Stiehleitung direkt
an die 7antrale und solche, die an das all-
gemeine Verteilungsnetz angeschlossen werden.
Während die ersteren die bestehenden L-i-
tungsanlagen ear nicht belasten, nehmen. die
letzteren das Verteilungsnetz wenigstens teil-
weise in Anspruch.
Für den. ersten Fall ergehen sieh die An-
teile an den TInkosten Am und Ar (Maschinen-
anlage und Restausgaben) in gleicher Weise
Der |
m für Ver-
zinsung und Tilgung der Leitungsanlagen ist
der entsprechende Anteil für die Anschluß-
Jeitung zu setzen, der sich ohne weiteres aus
Verzinsung. Amortisations- und Bedienungs-
unkosten der neu erstellten Leitungsanlage
ergibt.
Es wird danach:
wie bisher, an Stelle des Anteils
A
=kot+ EBENE IUEE
wobei ae et
zu setzen ist.
Die wirtschaftliche Stromabgabe wird
danach durch die Durchschnittskosten für
die Kilowattstunde der Neuanlage gegeben:
k=io+ (+) Fe
i Für den zweiten Fall ist zu untersuchen,
in welchem Umfang das Verteilungsnetz in
Anspruch genommen wird, und es ist hierbei
nur dieser Anteil- in Reehnung zu setzen.
Einwandfrei läßt sich dies bei einem vielfach
verzweigten und mit Ausgleichleitungen durch-
zogenen, Leitungsnetz nicht feststellen; es
genügt jedoch in jedem Falle eine Schätzung
desprozentualen AnteilsderNetzbeanspruchung.
In’schwierigeren Fällen wird man zweck-
mäßig (durch einmalige näherungsweise Durch-
rechnung des Gesamtleitungsnetzes) die Summe
“
Elektrotechnische Zeitschriit, 1926. Heit 26.
der angeschlossenen „‚Belastungsmomente“
(ZnL) bestimmen. Diese Größe ergibt sich
aus der leichter festzustellenden in der Ge-
samtleitungsanlage angewandten Metallmenge
M durch den Zusammenhang:
2 2
EnL=mZ men
L.y.o
Hierbei ist:
& der prozentuale Leistungsverlist,
y os spezifische Gewicht des Leitungsmate-
rıals,
oe der spezifische Widerstandskoeffizient des
Leitungsmaterials.
Die angegebene Beziehung gilt für Drehstrom;
für Gleichstrom fällt das Quadrat des Lei-
stungsfaktors im Zähler weg, im Nenner er-
scheint 20 an Stelle von o.
Ist die Metallmenge des Netzes (z. B. aus
den Bestandsanfnahmen für den Kupferausbau
während des Krieges) nicht bekannt. so ergibt
sich dieselbe aus dem einfachen Beziehung
(gq = Querschnitt):
MZ=z2qg.L.yke.
Um den prozentualen Anteil der Netrbe-
anspruchung für den Neuabnehmer zu finden,
setzen wir sein Belastungsmoment (Leistung
in kW (n), Entfernung in km (Z)) mit dem .ge-
fundenen Summenwert in Beziehung:
na
EN EN Era 0
ER 7.20.00)» DIE RCh (7
jst hierbei die prozentnale Netzbeanspruchung.
Es ergibt sieh dann der Wert der wirtschaft-
lichen Stromabgabe:
n
Am+ 700 ArL+ AR
.108.
Ki F OR (8
Ar A
on er
und k=zk+ F DIrE
Für Anlagen, die neben Erweiterungs-
kosten das allgemeine Verteilungsnetz he-
lasten, errechnet man für die Länge 7, die
prozentnale Netzbeanspruchung,; für die Länge
Ts die Kosten der neuen Leitung und findet
die wirtschaftliche Stromabgabe'
Am+- .Ar-+ Ar
A\T
A + =. ir) - (9
(Gesamtentfernung vom Kraftwerk L=1L,+ 2»).
Bei allen bisherigen Ableitungen gilt natür-
lieh stillschweigend die Voraussetzung, daß
eine Frweiterung der Maschinenanlage durch
den Nenmanscehlnß ‚nieht erforderlich wird;
außerdem sind die Ühertragungsverluste nicht
berücksichtigt ınter der Annahme einer gleich-
mäßigen Verteilung derselben über das Netz,
wie sie die Einhaltung einer wirtschaftlichen
Stromdichte ereiht. Selhst. zsrößere Ab-
weiehnngen bleihen jedoch innerhalb der Ge
nauigkeit der für die Berechnung ange-
nommenen Größen ohne Einfluß.
Mit Hilfe der gegebenen Beziehungen
können wir die genanen Kosten der Kilowatt-
stunde eines nenen Abnehmers feststellen bzw.
seine Wirtschaftliehkeit nachprüfen:
a) PESIae des Günstigkeitsfaktors
t ’
b) hinsichtlich der Kosten der erforder-
lichen Netzerweiterung; im einfachen
Falle ergibt sich:
Hiernach sind uns Unterlagen gegeben, daß
wir den Stromlieferungsvertrag sowie die ein-
maligen Erweiterungsunkosten annähernd fest-
legen können. Natürlich werden hierbei auch
volkswirtschaftliche Erwägungen, namentlich
bei kommunalen Werken. eine eroße Rolle
spielen, die sich rechnerisch nicht erfassen
lassen. Beispielsweise wird eine bänerliche
Ortsnetzanlaga mit zerstrenuten Anschlüssen
mit Rücksicht auf die Erstellung der Vertei-
lungsanlage anfangs niemals so vorteilhaft
angeschlossen werden können wie industrielle
Großabnehmer, trotzdem die elektrische Arbeit,
ausgedrückt in Kilowattstunden, im ersten
Fall wesentlich teuerer verkauft werden kann.
In solehen Fällen wird man zweckmäfig die
untere Grenze der Selbstknsten zu bestimmen
suchen und zu diesem Zwecke das Rest-
glied Ar entsprechend verringern, daß nur
die Selhstkosten des Werkes bariicksiehtigt wer-
den. Durch gaeignete Wahl des Tarifes hat
man es dann selhst in der Hand, den Günstig-
keitsfaktor des Anschlusses zu verbessern und
hierdureh die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen.
1. Juli 1920.
Elektrolytische Oxydation der Metalle. —
Wertvollere Gecenstände aus Eisen oder Kup-
fer, z. B. Waffen oder optische Instrumente,
pflegt man zu ..brünieren‘“ oder zu schwärzen,
um sie gegen Witterungseinflüsse zu schützen,
indem man sie durch chemische Behandlung
mit einer festhaftenden Oxydschicht bekleidet.
In Waffenfabriken benutzt man z. B. eine alko-
holische, stark saure Kupfersalzlösung oder eine
Mischung von Antimonchlorür mit Öl. Diese
kostspielige und gesundheitsschädliche Behand-
lung wird mehrmals wiederholt. Es bilden sich
dabei auf der Oberfläche des Eisens” kleine
Mengen Fisenoxyduloxyd (Fe 0,) und größere
Mengen Eisenoxyd Feans. Bereits vor dem
Kriege hat man versucht, die Gegenstände un-
mittelbar zu oxydieren, indem man sie in ge-
schmolzenes Natriumnitrat tauchte — dies
Salz ist aber zu teuer — oder indem man mit
pikrinsauren Alkalisalzen in der Siedehitze be-
handelte — aber diese Salze sind ebenfalls zu
teuer. und eskamen Unfälle vor, weil explosive
Metallvikrate auskristallisierten. Einen großen
Fortschritt; erzielten die Professoren Sestini
und Rondelli in Bergamo dadnreh, daß sie
ein leichtes und wirtschaftliches Verfahren der
elektrolytischen Oxvdation ausarbeite-
ten. Ihr elektrolytisches Bad besteht ans einer
Lösung von Eisenoxyd in Alkali, welche man
erhält, indem man eine Sodalösun« mit Eis>n-
anode elektrolysiert: dann seht Eisen in Lö-
sung, indem sich Natriumferrit bildet. Aus
diesem Bade scheidet sieh unter bestimmten
Bedingungen (hohe Temneratur, bis 5 A/dm?
Stromdichte) an der Kathode metallisches
Eisen ab. Wenn man nun den Strom nmkehrt,
so oxydiert sich dieses Eisen zu schwarzem
Eisenoxydnloxyd. Je nach der Temperatur
und der Konzentration des Bades und der
Stromdichte kann man das Fisen dunkelblau,
rotbraun oder gelb färben. Als Gefäß dient ein
geschweißter rechteckiger Eisenblechtrog, der
mit Heizvorrichtune versehen ist. In ihm hänst
ein etwas kleinerer Tror aus diinnerem, geloch-
ten Eisenblech, der von Zeit zu Zeit erneuert wer-
den muß,” weil er mit dem einen Pol der Strom-
quelle verbunden nnd als Anode allmählich
aufgazehrt wird. Die zu behandelnden Gegen-
stände werden an einem Gestell aufgehänst,
das mit dem anderen Pol’verbunden jst. Zu-
nächst verbindet man das Gestell mit dem ne-
gativen Pol, um dia auf den Gegenständen nr-
sprünglieh vorhandene Oxydschieht zu redu-
zieren. Nach 2 Minuten schaltet man um und
oxydiert, bis sieh nach höchstens 3 Minuten
ein Ansteigen der Badsnannung bemerkbar
macht. Nach weiteren 2 Mintrten hebt man die
Gegenstände heraus. Sie werden nın zweimal
abgespült. in”Öl getaneht und dann in den
Trockenofen gebracht. Willman möglichste Ein-
fachheit, so genügt es, bei etwas höherer Bad-
spannung die mit dem positiven Pol verbunde-
nen Gegenstände 60 bis 100 sin dem auf passen-
der Temperatur gehaltenen Bade zu belassen
(die Temperatur bestimmt die Farbe des Über-
zuges), dann zu waschen, zu trocknen und in
heißes Öl zu tauchen, welches die Farbe daıter-
haft macht. Besonders Gnßeisen Täßt sich sehr
ent und haltbar färben. Ganz ähnlieh läßt sieh
Kupfer elektrolytisch schwarz färben. Die
feste Elektrode besteht dann ans Kupferblech;
das Bad wird dureh Anfläsen eines geeigneten
Kupfersalzes oder durch Rlektrolvse. wie oben
beschrieben, bereitet. Gegenstände aus reinem
Kurfer oder sehr knpvferreichen Legierungen
werden ebenso wie Fisengegenstände behan-
delt: nur muß die kathodische Behandlung er-
heblich kürzer dauern. Die anderen Legiervn-
gen verkunfert man vorher im sanren Bade.
Das elektrolvtische Verfahren ist in zahl-
reichen italienischen Werkstätten eingeführt,
z.B. in den Heereswerkstätten zu Rom und in
den Fiatwerken (San Gioreio) in Turin. In
Tingland haben vw. a. die Vickers-Werke das
Verfahren eingeführt, in Frankreich die Waffen- _
fabrik von Saint-Etienne. In Ttalien behandelt
man in dieser Weise außer Waffen zahlreiche
Maschinenteile und Werkzevge. Weil die Fär-
bung hitzebeständig ist. so eienet sie sich auch
für Heizkörper. Auf dem Kupfer haftet die
Schwärze so gut, daß man ihr durch Polieren
das Aussehen von Emaille verleihen kann. Die
Elektrolyse erlaubt aueh. Rost in einigen Minu-
ten auf die billieste Weise zu entfernen. Die
Kosten der elektrolytischen Oxydation be-
tragen nach der Berechnung von Rövillon
auf das m? für eine 40 m? Metallfläche im
Tage lejstende Anlage 1,35 Tr (Handarbeit 60,
Strom 15, Heizung 15, Soda, Elektroden, Öl
nsw. 5. Amortisation in 5 Jahren 40 ets). Die
Behandlung _von 1000 Zündkerzen (ent-
sprechen! 3 m?) kostet also 4 Fr. (Le Genie
Civil, Rd. 26,-8. 194. 4.8p., 2 Abh.: nach
Revue de Metallurgie, Juli/Aug. 1919.) K. A.
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2 As ee Se
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. sammlung
- 7
1. Juli 1920,
r
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Nachforderungen für den Ausbau von
Wasserkräften im oberen Quellgebiet der Weser.
— Durch einen der Preußischen Landesver-
‘vor kurzem vorgelegten Gesetz-
entwurf soll”die Regierung ermächtigt werden,
für den Ausbau von Wasserkräften im
oberen Quellgebiet der Weser!) über
die im Gesetz vom 9. VI. 1913 bereitgestellten
10,5Mill.M hinaus zur Deckung von Mehrkosten
der im Bau befindlichen Anlagen und zur Aus-
führung von Ergänzungsanlagen weitere
30,5 Mill. M zu verwenden. Nach der Be-
eründung hat die Staatsbauverwaltung vor
dem Kriege bestimmt darauf gerechnet, Ende
1914 mit der Lieferung”elektrischer Arbeit in
vollem Umfang beginnen zu können. Als dann
der Krieg ausbrach, wollte man zunächst die
Bauten fertigstellen und die Stromlieferung
aufnehmen, mußte diese Absicht aber fallen .
lassen. weil die Stromverbraucher, insbeson-
dere der Zweckverband Überlandwerk Eder-
. talsperre, das Leitungsmaterial verkauft hatten
und infolgedessen auch das Kupfer der staat-
lichen Leitungen für Heereszwecke zur Ver-
fügung gestellt wurde. Während des Krieges
erhielten nur die unmittelbar vom Kraftwerk
aus zu versorgenden Konsumenten im ehe-
maligen Fürstentum Waldeck Strom und nach
dem Waffenstillstand mittels einer aus Eisen-
seil hergestellten Leitung auch das Umspann-
werk Felsberg. dem die Kreise Melsungen,
Fritzlar und Homberg Energie entnehmen.
Es wurden dann weitere Verträge mit 4 Kali-
werken in den Kreisen Göttingen und’ Nort-
heim sowie mit den Landkreisen Northeim,
Frankenberg, Rotenburg a. F., Büren, Brilon
geschlossen und mit den Kreisen Kirchhain,
Ziegenhain und Hersfeld vorläufig vereinbart,
so daß der ganze zwischen fremden Über-
landzentralen gelegene, bisher noch unver-
sorgte Bezirk zum staatlichen Absatzgebiet
geworden nnd der Anschluß an den Versor-
gungsbereich der staatlichen Majinkraftwerke
hergestellt ist. Dadurch wird der Bau weiterer
Leitungen und Umspannwerke erforderlich,
für den das Gesetz vom 9. VI. 1913 noch keine
Mittel bewilligt. Für die in diesem vorge-
sehenen Banten hat die Nenveranschlagung
der Herstelluneskosten nach dem Preisstande
vom Januar :1920 insgesamt 32,129. Mill. M
und für die auf Grund der neuen Verträge
auszuführenden 9.346 Mill. M ergeben, so
daß zur vollständigen Ausführung der ge-
nlanten Anlagen nach Abzug der Beiträge der
— Landkreise zu den Transformatorenstationen
41 Mill. M notwendig sind. Dabei wird sich
der Bau der Kraftwerke bei Hann.-Münden
und an der Diemeltalsperre sowie der Erweite-
rung des Kraftwerkes Waldeeker” Talsperre
noch auf mindestens 3 Jahre erstrecken,
während die Leitungen und Umspannwerke so
schnell wie möglich hergestellt werden sollen.
Das gewaltige Anwachsen der Herstellungs-
kosten würde die’ Rentabilität des staatlichen
Unternehmens unzulässig beeinträchtigen,
wenn es nieht möglich wäre, die durch die
vermehrten Kapitallasten gesteigerten Selbst-
kosten nach der Verordnung über die schieds-
gerichtliche Erhöhung von Preisen (1. IT. 1919)
zu einem erheblichen Teil auf die Verbraucher
(Land- und Stadtkreise, industrielle Unter-
nehmungen) abzuwätzen. Es ist in Aussicht
genommen, die ersten 50% Verteuerung der
Herstelluneskosten auf den Staat zu über-
nehmen, das darüber Hinaussehende aber
Aurch Erhöhnng der Strompreise zu decken.
Letztere würden dadurch um etwa 6 Pf/kWh
auf durchschnittlich 11 Pf wachsen, ein Satz,
der unter den heutigen Verhältnissen bei einem
Kohlenpreis von 186 M/t ab Grube. wie die
Vorlage sagt, noch nicht einmal die Hälfte der
Kohlenkosten eines Dampfkraftwerkes er-
reicht. Reehnungsmäßie wird sieh die früher
ermittelte Verzinsung des vom Staat aufzu-
wendenden PBaukapitals für die einzelnen
Stufen des Stromabsatzes nicht erreichen
lassen, weil sieh die Mehrkosten der Erzengung
nur z. T. auf die Abnehmer abwälzen lassen,
man rechnet”aher mit einem Ansgleich durch
wesentlich größeren Korsum als s. 7. ange-
nommen worden ist. Dia Begriündnnge bemerkt,
daß das Gesetz, betreffend die Sozialisiernng
der Blektrizitätswirtschaft, zunächst ohne Fin-
Ben auf den Weiterbau der Anlagen bleiben
werde.
Elektromaschinenbau.
Von der Internationalen Elektroteehniseben
Kommission. — .,‚Engineering‘“ Bd. 109, 1920,
S. 523 meldet. daß der erste Band der Vor-
) Vgl. auch „ETZ* 1920, S. 39.
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920.
RUNDSCHAU.
schriften für elektrische Maschinen, heraus-
zegeben von der IEC, erschienen und vom
Generalsekretär der Kommission (28 Viktoria
Street, Westminster, London SW)
Preise von 2sh 2’d zu beziehen is. An den
Arbeiten der Kommission haben bekanntlich
die” deutschen” Mitglieder seit Krieesausbruch
nicht mehr teilgenommen, nınd weder für die
| kürzlich stattgehabten Beratungen in’ Brüssel
noch für die im November dieses Jahres in
Paris in’Aussicht genommenen Sitzungen sind
Finladungen an die Deutschen ergangen.
Unser Fehlen ist im Interesse der Sache ieden-
falls zu bedauern. Die ietzt veröffentlichten
Vorsehriften wurden in der Vollversammlung
der Kommission im Oktober vorigen Jahres
in” London angenommen. Sie beziehen sich
auf Höchsttemperaturen und Tempreraturzu-
nahmen; in einem Anhang werden Vorschläge
für Isolationsprüfungen gemacht. Die neuen
Vorschriften gelten für nmlanfende Maschinen
mit Spannnngen bis zu 5000 V und Leistungen
bis 750 kVA, deren Feldeisen achsial nicht
länger als 50 em ist, ferner für alle Transfor-
matoren mit; Ansnahme der wassergekühlten. |
Fs werden die Temperaturbestimmungsmetho-
den mittels Thermometers und durch Wider-
standsmessung beschrieben. und ihre Vor-
nahme wird durch ausführliche Tabellen er-
läutert.
Wie Elektrotechn. n. Masehinenh. Bd. 38,
1920, S. 268 herichtet, trat der beratende
Ausschuß der IEC Ende März in Brüssel zu-
sammen und heschäftigte sich mit den Nor-
malien für Maschinen iiber 5000 V und
750 kVA sowie mit deren Isolationsprüfung.
Die Amerikaner schlnzen für große Maschinen
den oblisatorischen Finbau von Temperatur-
meßgeräten vor: die Engländer befürworteten
deren Beschränkung auf Turbogeneratoren
und äbnlieba Maschinen von über 5000 kVA
und andere Generatoren mit über 90 e mRotor-
länge, nnabhäneie”von Snannung und Rotor-
Jänge bzw. Teistnng, und solche mit 65 em
Rotorlängs bei” Spannungen” über” 6000 V.
Die von den Italianern vorgeschlagene Liste
von Svmbolen wrırde zur Annahms empfohlen.
Ein Vorschla« der Franzosen. über die Be-
nennung der Periodenzahlen soll den nationalen
Ausschüssen übermittelt werden.!) Auch
wurde beschlossen. ein internationales, elek-
troteehnisches Wörterbuch herauszugeben, das
in nationalen Ausgaben erscheinen soll. für
welche der betr. nationale Ansschuß die Defi-
nitionen der Fachausdrücke zu erläutern hätte.
Jeder Fachausdrnek soll in den offiziellen
Sprachen der TEC, A. h. englisch und fran-
zösisch definiert werden. ah.
Beleuchtung und Heizung.
Elektrische Warmwasserheizung in einer
Schule?) — Die Kommunalschule in Baden
(Schweiz) hat eine Warmwasserheizung” mit
kohlebeheizten” Kesseln.. Da während der
Nachtzeit billige elektrische Fnergie zur Ver-
fügung steht, entschloß sieh”die Stadtverwal-
tung im Jahre 1917 angesichts der steigenden
Kohlenpreise einen elektrisch beheizten Kessel
der Brown, Boveri & Cie. A.-G. aufzustellen.
Dieser war mit Wärmespeicherung vorzusehen
undYmußYzufZeiten großer Kälte mit den
AN
#*
A = Hochspannungskabel-. B = Ausschalter mit Relair 4. C = Sicherun-
I
G = Lichtleitung, J =*Heizwiderstände ZL = Transformator.
M = Mischleitung. O = Kessel mit Kohlenheizung, R = Rückleitung,
S =,Heißwasserleitung. V = Regnlierhahn'
gen. D = Zähler.
meter.
& = Elektrisch beheizter Kessel,
Abb. 1. Schema der elektrischen Heizung:
kohlenbeheizten Kessel parallel arbeiten. Die
etwa 7580 m? ‘großen ‘Räume erforderten in
den 100 kälteren Tagen durchschnittlich täg-
) Siehe „ETZ“ ERS.
1
a „ETZ* 1918 8. 7 ce“
Heft 26.
I
513
lich 260 kg Kohle, entsprechend 1,014 Mill.WE
bei einem Heizwert von 6500 WE/kg und
0,6 Wirkunssgrad’der Kessel. Diese Wärme-
menge hat der elektrische Kessel in’etwa 13 h
zu leisten, und bei seinem Wirkungsgrad von
0.97 berechnet sich seine Energieaufnahme zu
100 kW. Da der Ausdehnungsbehälter 20 m
iiber dem Kessel steht, kann mit 2 At Über-
druck, bzw. mit 120° Wasserhöchsttemperatur
gearbeitet werden. Der Kessel wurde zn
15,6 m3 Größe gewählt, und da Tieitungen und
Ausdehnungsbehälter etwa 5 m? Wasser ent-
halten. so würde bei Aufheizung auf 110° ©
und einer Rücklauftemperatur von 60° die
obengenannte täglich benötigte Wärmemenge
gespeichert. Der zngeführte Zweiphasen-
strom von 2000 V wird in ?% Transformatoren
auf 220 V herabgesetzt (Abb. 1). Die beiden
_ Heizwiderstände von je 50 kW liegen direkt
im Kesselwasser. das an der Stromleitung teil-
nimmt. Ein Kontaktthermometer betätigt
bei Höchsttemperatur mittels Relais einen
Ausschalter, der die Transformatoren vom
Leitungsnetz trennt. Parallel zum Kessel
ist ein Umlaufrohr zwischen Vor- und Rück-
laufleitung eingefügt, durch das mittels auto-
matischem Ventil ein Teil des Rücklauf-
wassers zur Mischnne in den Vorlauf geleitet
wird, wenn dieser Höchsttemperatur hat.
Die Anschaffungskosten werden zu Fr. 18000
genannt. Bei einem Energiepreise von 2.05. Cts.
wurden in einem Winter für 180000 kWh
3750 Fr. ansgegeben, anßerdem 1800 Fr. für
Amortisation und etwa 4000 Fr. gesenüber der
Kohlenheizung erspart bei einem Kohlenpreise
von 260 Fr./t. (Genie Civil Bd.76, 8.48, 9)
22
- Fernmeldetechnik.
Der Telephonograph im Fisenbahnbetrieh
— Nach einer Mitteilung von Nasarischwily
sind auf der Strecke der Kaukasusbahn von
Kutais nach Tkwihnla erfolgreiche Versuche
gemacht worden, die Schienen zur telepho-
nischen Übertragung von Signalen an den
Lokomotivführer zu benutzen. Mit Hilfe einer
Elektromagnetanordnung in Ver-
bindunz mit einem Starkstrom-
mikronphon oder”einer ähnlichen
Finriehtung, die an einer Tokomo-
tive angebracht wird, werden Sie-
nale wie „Kurve“, „langsam“,
„Pfeife“ nsw. in derselben Weise
wie beim Poulsenschen Telephono-
eraphen anfein Stahlhand auf die
Schiens übertragen. Es soll dann
möglich sein. mit Hilfe von Taut-
spreehern ınter Zwischenschaltung
von Verstärkerröhren die Signale am Führer-
stand der die Stracke befahrenden Lokomotiven
deutlich wahrnehmbar zu machen, wenn sie
mit entsprechenden Empfangseinriehtunsen
versehen sind. Die Finrichtnng soll nament!'-h
nachts und bei Nebel gute Dienste leisten. Kr.
Flüssigkeitsrelais für Kabeltelegrapbie nach
Orling. — Wird ein dünner Wasserstrahl durch
Abb. 2.
eine feste Spitze aus seiner Richtung abge-
lenkt, so ändert sich die Ablenkung bei kleinen
Bewegungen der Spitze und zwar in wesent-
lich stärkerem Maße als die Bewegung der
Spitze.
Diese Beobachtung benutzt Orling
zum Ban eines sehr emnfind °
lichen Telegraphenrelais, dessen
Grundgedanke in den beiden
umstehenden Abbildungen
veranschaulichtist. In Abb.3
ist B der bewegliche Rahmen
des "'empfangenden Galvano-
meters, an dem eine feste Spitze
a { angebracht ist. Die Spitze
berührt den ans dem Gefäß”O
ausfließenden Strahl D, der in
der Ruhelage der Spitze die
obere Kante eines dachartie
geformten Zelluloidstückes F
trifft,” das an beiden Seiten die
Stromabnehmer F' und @ trägt.
Wird’der Wasserstrahl, der nm
leitend zu sein aus angesäu-
ertem Wasser gebildet wird,
durch geringe Bewegung der
Spitze A "abgelenkt, so wird
diese Ablenkungin Widerstands-
änderungen anf den Wegen
0—-@bzw.O—F in die Erschei-
nung treten; und zwar werden
diese Widerstandsänderungen wesentlich sein,
da geringe Ablenkungen des Galvanometer-
zeigers A größere Ablenkungen” des” Wasser-
strahls zur Folge haben. Dieses System wird
nach ”"Abb.’4 als eine Diagonale einer”Wheat-
stoneschen Brücke geschaltet, in deren anderer
Kontaktthermo-
514
Diagonale das Empfangsrelais (Z) mit einem
Einstellwiderstand ($) liegt. Ist die Brücken-
anordnung bei der Ruhelage des Empfangs-
galvanometers abgeglichen, so wird jede Ab-
lenkung des Wasserstrahls (D) eine Störung
Di; a
1200 kVA angeschlossen war, gegeben. Es
handelt sich dabei um Einsätze für Werk-
zeugstahl bei einem basischen Frischprozeß.
Die vermehrte Kraftzufuhr gegen Ende der
Raffinationsperiode bezweckt eine WÜber-
hitzung des Stahles vor dem Abstich. Die
lange Einsatzdauer in diesem Falle ist wegen
LE OL Nm 4 va
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 26.
ee ze Be
beschlossen, die Beschaffung der nach dem
Friedensvertrag für den Wiederaufbau zu
liefernden Waren den einzelnen Industriever-
bänden zu übertragen. Es wurden infolge-
dessen von den Fachgruppen des Reichsver-
bandes Wiederaufbaustellen gegründet. Da
sich dieEntente für den Fall, daß die verlangten
4 der geforderten Gütedes Produktes erforderlich. | Waren nicht geliefert würden, die Beschlag-
4 B Derselbe Transformator würde nach Angabedes | nahme von Ersatz in den einzelnen Fabriken
Verfassers bei Anschluß an einen beliebigen 3-t- | vorbehalten hat, ist in dem deutschen Aus-
D Ofen mit saurer Zustellung das Fertigmachen | führungsgesetz zum Friedensvertrag die Bil-
eines Einsatzes in 1,5h gestatten. V.E. dung von Leistungsverbänden vorgesehen,
ee = ee ea an urnosunben, Derbi
2 un nteignungen durchzuführen. ür die
Verschiedenes. Beschaffung von Beeren Ka Braun
Chemisch-Technische- Reichinnstall. — ra] or AWoneuE aa
ist geplant, das bisherige Militär-Versuchs- Der NEN Br dem VOr&s
Abb. 3. Abb. 4. amt zu Berlin-Plötzensee in eine Chemisch- we ee es m de nn 13 hir er
Mechanische Anordnung. Stromlauf. Technische Reichsanstalt umzuwandeln. Der | vomı anekann en den en
des Gleichgewichts und ein Ansprechen des
Ortsrelais (Z) herbeiführen. Bei einer Zeichen-
geschwindigkeit von 450 Buchstaben in der
Minute hat die Anordnung eine Empfindlich-
keit von 4 bis 5x 10-13 A. (Genie Civil. Bd,
76. 1920. S. 379). Kr.
Drahtlose Telegraphie auf Spitzbergen. —
Nach Artikel 4 des zwischen den Ver. St.
Amerika, Großbritannien, Dänemark, Frank-
reich, Italien, Japan, Norwegen, den Nieder-
landen und Schweden geschlossenen Spitz:
bergenvertrages sollen alle im Bereich
der Insel von der norwegischen Regierung oder
unter deren Schutz errichteten öffentlichen
Funkstationen jederzeit auf der Basis voll-
kommener Gleichberechtigung für den Verkehr
mit den Schiffen aller Flaggen und den Staats-
angehörigen der vertragschließenden Mächte
unter den Bedingungen der Konvention vom
5. VII. 1912 bzw. ihrer Ergänzungen offen
sein. Landeigentümer auf Spitzbergen haben
das Recht, für ihre eigenen Zwecke Funk-
anlagen zu errichten und im Privatverkehr mit
anderen festen oder mit beweglichen Stationen,
einschl. soleher auf Schiffen und Luftfahr-
zeugen, zu benutzen.
Berg- und Hüttenwesen.
Betriebsergebnisse von -Elektrostahlöfen. —
In dem Aufsatz der Electrical World Bd. 74,
1919, $. 125 werden unter Beigabe der Zahlen-
tafel 1 die Betriebsergebnisse über 10 Drei-
phasenöfen, 2 Zweiphasenöfen und 6 Ein-
phasenöfen nach dem Lichtbogenprinzip ge-
geben und näher besprochen. Es wird hier-
bei eine kurze Beschreibung des Snyder-,
Heroult-, Rennerfelt- und von Baur-Ofens
gegeben. Die in der Zahlentafel gemachten
Angaben über Energie- und Leistungsbedarf
schließen Beleuchtung und Nebenbetriebe
Nationalversammlung ist hierüber eine Denk-
schrift zugegangen, die ihr u. a. folgende Auf-
gaben zuweist: 8
1. Ausführung von wissenschaftlich-tech-
nischen Untersuchungen und Versuchen au
dem Gebiete der Rohstoffe: a) Erzeugung
von volkswirtschaftlich wichtigen Stoffen ;
b) Ermittlung von Ersatzstoffen für im Inland
nicht vorhandene oder knappe chemische und
metallurgische Stoffe; c) Ausnutzung von
wertvollen Abfallprodukten.
2. Ausführung von im allgemeinen
esse liegenden Untersuchungen.
3. Ausführung wissenschaftlich-technischer
Untersuchungen auf dem Gebiete der Unfall-
verhütung und des Arbeiterschutzes in feuer-
und explosionsgefährlichen Betrieben und dem
öffentlichen Verkehr dienenden Einrichtungen.
(Zeitschr. der Dtsch. Ges. f. Mech. u. Optik,
1920, Heft 9/10.)
Inter-
Industrie und Handel.
Preispolitik, Außenhandel, Vereinheit-
lichung der Produktion und Wiederaufbau. —
Diese 4 Gebiete charakterisieren die Hauptauf-
gaben, deren Pilege sich der jetzt 388 Mitglie-
der zählende Zentralverband der deut-
schen elektrotechnischen - Industrie
während des abgelaufenen Geschäftsjahres
unterzogen hat, und denen er weiter seine
Tätigkeit im Interesse des von ihm vertretenen
Wirtschaftszweiges widmet. Sie bildeten daher
auch in seiner am 24. VI. 1920 zu Berlin unter
dem Vorsitz K.F. v. Siemens’ abgehaltenen
zweiten ordentlichen Mitgliederversamm-
lung nach dem von dem geschäftsführenden
Vorstandsmitglied v. Raumer -erstatteten
Geschäftsbericht den Gegenstand der vorge-
tragenen Referate. Direktor Henrich sprach
über die Preisstelle, Dr.-Ing. Adler über_die
Wahrnehmung der Interessen der preußischen
Industrie bei der Landesauftragstelle zu bil-
denden Industrieausschuß soll als Vertreter
des Zentralverbandes der Leiter der Wieder-
aufbaustelle eintreten. An einzelne der Re-
ferate, über die wir noch berichten werden,
| schloß sich eine lebhafte Diskussion; sodann
folgte der geschäftliche Teil.
Handelsverkehr mit dem Saargebiet. —
Die. Berliner Zweigstelle der Handelskammer
zu Saarbrücken macht darauf aufmerksam,
daß die von der französischen Handelswelt
im Saargebiet veranlaßte Gründung einer
„Chambre de Commerce Franco-Sar-
roise‘ keinen Grund zur Beunruhigung biete,
weil einmal nach dem Friedensvertrag außer
Zweifel stehe, daß für das Saargebiet das
preußische Handelskammergesetz von 1870
in seiner Fassung vom 19. VIII. 1897 sowie
die entsprechenden bayerischen gesetzlichen
Bestimmungen gelten und daher. allein- die
Handelskammer zu Saarbrücken amtlich die
Interessen für Handel und Gewerbe vertreten
könne, sodann aber auch die Chambre de
Commerce nur eine rein private Vereinigung
der französischen Handel- und Gewerbetreiben-
„den sein wolle.© Gleichwohl sei ihr gegenüber
größte Zurückhaltung am Platze. Was
weiter das Vorgehen der französischen Zoll-
verwaltung betrifft, die französischen Ein-
fuhrverbote auch dem Saargebiet gegenüber |
zur Anwendung zu bringen, so hat die General-
direktion der Zölle in Paris unter dem Druck
der öffentlichen Meinung bereits verfügt, daß
diese Verbote insoweit nicht angewandt und
an der saarländisch-deutschen Grenze nicht
gehandhabt werden sollen, als Waren deutschen
Ursprungs und deutscher Herkunft Einlaß in
das Saargebiet begehren. Neuerdings wird je-
doch gefordert, daß das begleitende Ursprungs-
zeugnis mit Visum oder Beglaubigung einer
französischen bzw. alliierten Stelle in Deutsch-
Zahlentafel 1. Betriebsdaten von 18 Elektrostahlöfen der Lichtbogentype.
80. Juni 1990.
v=
, Betriebene Öfen Bee Aufzeichnungen des Jahres 19183)
Basische | |Eicht- und Normal | : De : =
£ | \oder saurelAnzahl| Lichtbogen- | ; ES Kraft- Ne aa Geschmol- aD Betwigher Der Ofen erzeugt
Jahr [Einsatz] Type a EN spannung | lern Tre Primäryiok- Gesamte | zene Ewa: Stunden
te aSt Warn v 1 _kVA kVA__| Hoch Niedrig) kWh. t oe | i
1914 | 1,5 | Snyder sauer | 1 140 | 700 115 592 | 444 | 12700000) 2000 ! 635 10 Stahlguß
1915 | 1,5 R ST 140 | 600) | | Be
19159 1.0.4. 5 . 1 140 | 300 2 | 300 864 | 605 | 1550000) 2.000 775 10 Stahlguß
1919 | 30 [Pittsburgh 3 55/110 z. Neutr.. 1000|) a AR
£ nyder x 1: 140 | 500 \ | . 2850 e ’ 3 £
1917 | 30 Pittsburgh | „ 3 55/110 z. Neutr.i 10005 | 490 1728 | 1206 | 71740001) Gag} 750 Ba Stahlanb
TH: > wen | basisch | 3 [100 Phasenspg. 750 200 1558 | 1094 | 2523 000 3500 840 10 Stahlguß ;
3 n er a Y 5 - o ;
el 15 7 Bern I | 2 150 ° 985 | 739 | 3816000 5500 | 690 24 Stahlguß
1917 | 10 |Rennerfltı „ | 2 | 140 I 20041 395 467 | 302 | 958000) 1400: | 685 10 Stablguß
1918 | 3,0 |Pittsburgh | „ 3 155/110 z. Neutr., 1000/ “ 1181 | 1152 | 461000 800 575 10 Stahlguß
1917 | 123,0 Es j basisch | 3 E; 3000 | | Ingots aus legiertem
RL m. an 3 | } 2 300 | 5513 | 2786 110411000) 13 000 300 12 Sieh] u. Kanonenmetall
; a, | 5 ; n. Regierungsvorschrift
1918 | 3,0 = | sauer | 3 * 1000 150 1613 | 1469 | 1670000 2.400 695 6 alu
1919 | 15 5 ER 3 | A 600 100 a = K = ;
1919 | 3,0 | Von Baur | » DA 105/120 900 150 — —_ — — = == R
1919 | 3,0 | Heroult ‘ 3 | 100 1.900 a ee = = = _ |
57,5 | | | | 29833000] 40180
ein, da diese Ergebnisse nicht getrennt werden
konnten. In Ä 5 ist eine. typische Be-
l astungslinie für einen 6-t-Ofen, welcher an
technischen Arbeiten des Zentralverban des,
Oberingenieur Brandt über Ausfuhrfragen
und PDipl.-$ng. Busse über die Wiederaufbau-
VIA WE
un eh
Abb. 5.
t\ Alle’elektrischen AufzeichnungsntsabHiahan ZIG char
und|Dauerverbrauch'der Öfen, ferner den Gesamtverbrauch
der ganzen Anlage anLicht und Kraft ein, da die einzelnen
Beträge nicht getrennt werden konnten.
stelle. Nach den besonders interessierenden
"Ausführungen des letzteren hat das Wieder-
aufbauministerium in Übereinstimmung mit
dem Reichsverband der deutschen Industrie
ne
land versehen sei, eine den Handelsverkehr =
erschwerende und erhebliche Kosten verur-
sachende Verfügung.
Der Umsatz der amerikanischen Elektro-
konzerne. Wir haben vor einiger Zeit!)
eine graphische Darstellung der Umsätze ge-
bracht, die bei der Genera Electrie Co., der
Westinghouse Eleetric and Manufacturing Co.
und der Western Electrie Co. in den, Jahren
1909 bis 1918 erzielt worden sind. Jetzt liegen ' 4
A
die Angaben auch für 1919 vor und zeigen, daß
der Gesamtumsatz aller drei Konzerne dem °
Wert nach rd 500 Mill.$ betrug, wovon 230,
d. s. rd 13 mehr als 1918 auf die General
1) Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 104.
sl Are
30. Juni 1920. s
Eleetrie Co., rd 134 oder 26 weniger als 1918
auf die Westinghouse-Gesellschaft und rd 136
d. s. 9,5 weniger als im Vorjahre auf die
Western Electric Co. entfallen. Schließt man
das Regierungsgeschäft aus, so ergibt sich für
letztere indessen eine Zunahme um 6,3 Mill. $.
Bei Westinghouse, deren Umsatz für das
Kalenderjahr geschätzt war und nach dem
. nunmehr vorliegenden Bericht im Fiskaljahr
reihe
1) Vgl. „ETZ* 1920, S. 422.
1919/20 über 136 Mill. $, ausmachte, wird der
Rückgang auf das Nachlassen der Kriegs-
aufträge zurückgeführt. Das Ergebnis der
General Electric Co. ist das größte bisher er-
reichte. „Electrical World‘) fügt diesen An-
gaben die Mitteilung hinzu, daß der Wert der
unerledigten Aufträge aller drei Unterneh-
mungen Ende 1919 215 Mill. $ betrug und damit
um 42,5 Mill. $ höher war als 1918. Er ver-
teilt sich mit 100 Mill. $ auf die General
Electrie Co., mit 68 auf Westinghouse und
mit 47 auf die Western Electrie Co., deren
Umsatz in 1920 bisher bedeutender war als
in irgendeinem der vorhergehenden Jahre.
Aus der Schwachstromindustrie Schwedens.
.— ‚Nach dem vom „Überseedienst“ auszugs-
. weise wiedergegebenen nsseucr en! der Al-
männa Telefon A . L. M. Ericsson
für 1919 haben die Arbeiterbewegungen der
letzten Zeit auf den wichtigsten ausländischen
Märkten erheblich dazu beigetragen, die
Schwierigkeiten für die schwedischen Export-
industrien zu vermindern, wenn auch die
Preise infolge der verschärften Konkurrenz
2) Bd. 75, 1920, S. 811.
‚material sind seit vielen Jahr
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920, Heft 26.
auf dem Weltmark kurze Zeit eine rückläufige
Tendenz zeigten. Das genannte Unternehmen
hatte anfangs 1920 einen Auftragsbestand im
Wert von rd 10 Mill. Kr und lieferte 1919
Waren für 15,8 Mill. Kr (12,7 i. V.), von denen
für 10,8 Mill. Kr exportiert wurden 1.51 VE);
In den letzten Jahren waren Holland und
seine Kolonien die größten Abnehmer, u. zw.
hauptsächlich die Staatsbehörden und Kom-
munalverwaltungen. Deren Wunsch ent-
sprechend, hat die Gesellschaft ein hollän-
disches Tochterunternehmen gegründet, um
besonders solche Arbeiten auszuführen, die
bisher mit größeren Fracht- und Zollspesen
belastet waren. Bedeutende Mengen Telephon-
1 ei nach Süd-
amerika und Mexiko gegangen; eine eigene
Filiale in Buenos Aires soll diesen. Markt in-
tensiv bearbeiten. Der russischen L. M.
Eriesson & Co., Petersburg, fehlte jede Ver-
bindung mit dem Stammhause, sie soll aber
nach Berichten den Fabrikationsbetrieb für
Rechnung der Sowjetregierung aufrecht er-
halten haben. Voll beschäftigt war die British
L. M. Ericsson Manufacturing Ltd., London,
und auch die Eriesson Österreichische Elek-
trizitäts-A.G. vorm. Deckert & Homolka,
Wien, sowie die Ericsson Ungarische Elektri-
zitätsgesellschaft, Budapest, hatten im abge-
laufenen Geschäftsjahr trotz infolge der
Valutaverhältnisse schwieriger Rohmaterialbe-
schaffung gut zu tun. Sehr große Aufträge
erhielt in den letzten Monaten die ausschließ-
lich Magnetzünder für Explosionsmotoren her-
stellende Eriesson Manufacturing Co. in
Buffalo, während die Socists des Tel&phones
616;;
Eriesson, Paris, mit besonderen Schwierig-
keiten kämpfen mußte. Günstig wird weiter
die Arbeit der Telephon A. B. Ericsson in
Mexiko und das von der finnischen Tochter-
gesellschaft in ihrem ersten Betriebsjahr er-
zielte Ergebnis beurteilt.
Gesetzgebung und Verwaltung. — Unter
dem 5. V. 1920 hat die Reichsregierung im
RGBI. 1920, S. 876, eine Verordnung über die
Errichtung eines Reichsamts für Ar-
beitsvermittlung erlassen. Dessen Auf-
gabe ist zumächst die Beobachtung des Arbeits-
‚marktes und die Herausgabe laufender Ver-
öffentlichungen über seine Lage, die Aufsicht
über alle Einrichtungen zur Zusammenfassung
der Arbeitsnachweise größerer Gebiete und
über die Nachweise. selbst, die Regelung der
Anwerbung und Vermittlung ausländischer
Arbeitnehmer, die Aufsicht über alle der Be-
rufsberatung und Lehrstellenvermittlung die-
nenden Einrichtungen, die Durchführung der
Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeits-
losigkeit, Sammlung der Tarifverträge und
ihre Auswertung, Beobachtung der Ausstände,
Aussperrungen sowie der Entwicklung der
Berufsvereine von Arbeitgebern und Arbeit-
nehmern. — Unter dem 21. V. 1920 ist von
der Reichsregierung im RGBl. 1920, S. 1167,
die Verordnung über das Reichswirtschafts-
gericht erlassen worden. Es ist ein unab-
hängiges, nur dem Gesetz unterworfenes Son-
dergericht und für die ihm durch Gesetz über-
tragenen Entscheidungen zuständig. Bei ihm
werden Senate gebildet, deren Zahl der zu-
ständige. Reichsminister bestimmt.
EEE Es EEE.
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein.)
Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die
Gesehäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68,
Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten.
Sitzung am Dienstag, den 18. Mai 1920, abends:
71 Uhr in der Technischen Hochsehule Char-
lottenburg, Hörsaal Nr. 141.
- Vorsitzender: Herr Direktor Dr. Ad. Franke.
Anwesend etwa 350 Mitglieder und Gäste.
Vorsitzender: Ich eröffne die Sitzung. _
Der Sitzungsbericht über die Jahresver-
sammlung vom 27. Januar 1920 istin der „ETZ“
1920, S. 216, der Bericht über die Sitzung am
20. April auf S. 381 veröffentlicht. Sind Ein-
wendungen gegen diese Sitzungsberichte zu
erheben ? Dies ist nicht der Fall, beide Sitzungs-
berichte gelten als festgestellt. Gegen die in
der Aprilsitzung ausgelegten Neuanmeldungen
ist kein Einspruch erhoben worden, die An-
gemeldeten sind som als Mitglieder aufge-
nommen. 24 Neuanmeldungen sind einge-
gangen, das Verzeichnis liegt hier aus.
Mehrere Berliner Vereine: Der Berliner
Bezirksverein deutscher Ingenieure, die
Deutsche Beleuchtungstechnische Gesellschaft,
der Arbeitsausschuß für technische Sonder-
kurse, der FElektrotechnische Verein, die
Deutsche Gesellschaft. für Metallkunde, die
Hauptstelle für Wärmewirtschaft und der
Reichsbund Deutscher Technik haben eine
Vereinigung unter dem Namen „Technisches
Vorlesungswesen .Groß-Berlin‘ be-
gründet, deren Aufgabe es ist, das Vereins-
vortragswesen in Berlin zusammenzufassen
und einheitlich zu gestalten. Diese Unter-
nehmung überreicht nun ihr Vorlesungsver-
zeichnis für das Sommerhalbjahr 1920. Die
Vorlesungen behandeln einen großen Teil
elektrotechnischer Gegenstände, außerdem die
Relativitätstheorie, die Atomtheorie, Wärme-
wirtschaft, Beleuchtungswesen, Metallkunde,
Landwirtschaft, Fabrikbetrieb und -verwal-
tung, Verwaltungswissenschaft, Rodekunst.
Eine kleine Anzahl liegt zur Entnahme aus;
weitere Verzeichnisse können von der Unter-
nehmung selbst, die ihren Sitz im Ingenieur-
haus, Berlin, Sommerstr. 4a. hat, bezogen
Der Deutsche Wasserkraft-Verband lädt
_ werden.
. zu einer Sitzung auf Donnerstag, den 20. d.
Mts. ein.
Der AEF hat mehrere Entwürfe fertig-
gestellt, die demnächst in der „ETZ“ ver-
öffentlicht werden sollen!) Der Vereins-
ausschuß hat sich schon mit diesen Entwürfen
beschäftigt und wird dem Verein im Herbst
_ Bericht erstatten. Die Mitglieder des Vereins
_ mögen auch von sich aus zu diesen Entwürfen
Stellung nehmen.
Für den Herbst ist wieder eine Vortrags-
geplant.
VEREINSNACHRICHTEN.
Wird zu Punkt 1 der Tagesordnung das
Wort verlangt?
Herr Bloeh: Von den Vortragsreihen, die
von dem Herrn Vorsitzenden soeben erwähnt
wurden, möchte ich Sie hier noch auf eine
besonders hinweisen. Sie wird von der
Deutschen Beleuchtungstechnischen
Gesellschaft im kommenden Spätjahr ver-
anstaltet werden. Diese Gesellschaft, die ja
bekanntlich- zu unserem Elektrotechnischen
Verein in engen Beziehungen steht, hat schon
im vorigen Winter mit gutem Erfolg eine
Vortragsreihe zur Einführung in die Beleuch-
tungstechnik abgehalten und gedenkt jetzt
noch einen Schritt weiter zu gehen. Sie wird
in der Woche vom 13./18. Sept. in der Tech-
nischen Hochschule in Charlottenburg einen
Ausbildungskursus für Beleuchtungs-
ingenieure veranstalten und damit ein voll-
ständiges Bild von dem heutigen Stand der
Beleuchtungstechnik geben. An den Vor-
mittagen sollen 14 Vorträge über das gesamte
Beleuchtungswesen abgehalten und diese an
den Naehmittagen durch praktische Übungen
sowie durch Arbeiten in beleuchtungstech-
nischen Laboratorien ergänzt werden. Außer-
dem sind Besichtigungen von Fabriken und
bemerkenswerten Beleuchtungsanlagen ge-
plant. Ferner ist eine Ausstellung AO oh nuıge.
und wiehtigsten Fabrikate der Beleuchtungs-
technik in Aussicht genommen. Anmeldungen
zu der Vortragsreihe, deren ausführliches
Programm demnächst in den einschlägigen
Fachzeitschriften veröffentlicht wird, sind an
Herrn Direktor C. Schaller (Julius Pintsch
A. G.), Berlin O 27, zu richten. ;
Es ist wohl kaum nötig, heute im Zeit-
alter der Kohlennot, auf den großen Wert
hinzuweisen, den gut ausgebildete Beleuch-
‚tungsingenieure für Blektrizitäts- und Gas-
werke, städtische und Eisenbahnverwaltungen,
große Fabrikbetriebe und Installationsbüros,
besitzen. Meine Ausführungen bezwecken,
Sie auf, die hier gebotene Gelegenheit hinzu-
weisen und zu bitten, auch in Ihren Bekannten-
kreisen auf diese Vortragsreihe aufmerksam zu
machen.
Vorsitzender: Wird weiter das Wort ver-
langt ?
Herr Sehüler: Ich möchte die Anregung
geben, die Vereinssitzungen vom Herbst ab
nicht mehr abends 148, sondern nachmittags
ungefähr um 5 oder %6 Uhr beginnen zu
lassen. Die meisten Herren haben ihre Bureau-
zeit um 4oder 1,5 beendet, und es ist für viele
wesentlich bequemer, dann zur Sitzung zu
gehen und gegen 8 nach Hause zu kommen,
als erst zum Rlondascen nach Hause und dann
nochmals in die Stadt zu fahren. Bei den
jetzigen Verkehrsverhältnissen, glaube ich,
wird ein soleher Vorschlag Anklang finden.
Herr Bonwitt: Das wird z. B. den Herren,
die bei Siemens-Schuekert beschäftigt sind,
nicht sehr passen, denn der Weg von Siemens-
stadt bis hierher ist bis 5 Uhr nicht zu
schaffen.
Vorsitzender: Diese Frage bedarf einer
eingehenden Prüfung, und man sollte viel-
leicht unseren Ausschuß zunächst damit be-
schäftigen und im Herbst entsprechende Vor-
schläge machen. Wenn die Herren damit ein-
verstanden sind, würden wir diesen Punkt auf
die Tagesordnung setzen.
Herr Schüler: Ich habe die Sache ab-
sichtlich zunächst hier in der Sitzung vorge-
bracht. Man könnte vielleicht eine vorläufige
Abstimmung veranstalten, um die Meinung
der Anwesenden kennen zu lernen.
Herr Streeker: Der Vorschlag war nicht
so sehr, den Beginn auf 5 Uhr zu verlegen, es
war nur die Verlegung auf eine frühere Stunde
vorgeschlagen. Ich glaube, es könnte nichts
schaden, wenn wir, ohne den Verein zu ver-
pflichten, durch kurze Abstimmung hören, wie
die anwesenden Herren darüber denken, und
nachher die Frage an den Ausschuß zu geben.
Vorsitzender: Ich bitte die Damen und
Herren, welche wünschen würden, daß die
Sitzungen vom nächsten Semester an vor dem
Abendessen abgehalten werden, die Hand er-
heben zu wollen.. Es scheint die Mehrzahl
auf der Gegenseite zu sein, aber die Stimmung
ist jedenfalls eine geteilte. Man kann es viel-
leicht von dem zufälligen Resultat dieses
Abends nicht abhängig machen, aber der
Ausschuß wird dasselbe bei den weiteren
Überlegungen nach dieser Richtung im Auge
behalten.
Herr Strecker: Es bleibt noch der Antrag,
ob die Frage an den Ansschuß gegeben werden
soll. Darüber hat die Abstimmung nichts er-
geben.
Vorsitzender: Ich nahm die Zustimmung
der Versammlung an, da niemand etwas da-
gegen einzuwenden hatte, und stelle diese
hiermit noch ausdrücklich fest.
Wird zu Punkt 1 noch weiter das Wort
verlangt? Dies scheint nicht der Fall zu sein.
Wir kommen dann zum zweiten Punkt, der
Mitteilung des Herrn Prof. Dr. K. W. Wagner
über: „Neuere Betriebserfahrungen in
der Mehrfachtelegraphie mit Hoch-
frequenz.“
Herr Wagner teilte mit, welche prak-
tischen Erfolge von der Reichstelegraphenver-
waltung auf dem Gebiete der Hochfrequenz-
telegraphie in der letzten Zeit erzielt worden
sind. Es wird zurzeit zwischen Berlin und
Hannover (300 km) ein dreifacher Fernsprech-
verkehr auf einer Doppelleitung-und zwischen
Berlin und Frankfurt a. M. (550 km) ein sechs-
facher Schnelltelegraphenverkehr auf einer
Doppelleitung und_ zweifacher Fernsprech-
verkehr auf einer anderen Doppelleitung unter-
halten. Die Mitteilung wird später in der
„ETZ“ veröffentlicht werden.
516 Ä Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 26. 2
1. Juli 1920.
m, — ,—__, _ nn — — —[ — — ——. — m — — . nm JR mmm_s=»F»=m=»Fr mr»
“
Herr Meyenburg: Würde der Herr Vor-
tragende vieleicht die Güte haben, sich
daruber zu äußern, welche Erfahrungen bei
der Hochfrequenztelegraphie bzw. -telephonie
gemacht worden sind in bezug auf das Lei-
tungsmaterial, welches zwischen Sende- und
Empfiangsstation zur Verfügung steht, be-
sonders, nach welchen Gesicntspunkten Ver-
änderungen an den im bisherigen Fernsprech-
und Telegraphenbetrieb benutzten Freileitun-
gen oder Kabeln vorzunehmen wären, um
günstigere Übertragungsmöglichkeiten tür
Hochtrequenzströme zu erzielen, oder ob da-
mit zu rechnen ist, daß die bisher verwen-
deten Leitungen, Kabel usw. unverändert bei-
behalten werden können.
Herr Wagner: Es ist schwer, diese Frage
mit wenig Worten vollständig zu beantworten.
Das Wicutigste habe ich schon vor einem Jahr
ın meinem Vortrag ausgeführt. Die Betriebs-
versuche, von denen ıch heute Abend ge-
sprochen habe, sind auf unseren normalen
bronze-Leitungen ausgeführt, ohne dal an
den: Leitungen etwas geandert wurde. Wir
haben uns ireilich die Leitungen dazu ausge-
sucht. So sind z. B. pupinisierte Leitungen
für den Hochfrequenzbetrieb nicht brauchbar,
weil sie Ströme, deren Frequenz oberhalb der
Kigenfrequenz eines Gliedes liegt, nieht durch-
lassen. &s ist allerdings denkbar, daß man die
Spulen in irgendeiner Weise für die Hoch-
{requenz überbrückt. Nach Messungen an
£isenleitungen sind diese für die Übertragung
von Hochirequenz auf größere Entfernungen
nieht geeignet, weil die Dämpfung, vor allen
Dingen wegen der Widerstandszunahme, zu
nocu ist. KFernsprechkabel mit Papierisolie-
rung sind auf kurzen Strecken für die Über-
tragung der Hochfrequenz kein Hindernis.
Wır haben z. B. gelegentlich versuchsweise
auf einem gewöhnlicuen Stadtkabel mit 0,8 mm
dicken Leitern bis auf 30 km Entfernung mit
Hochfrequenz gesprochen. Ich habe seinerzeit
in meinem Vortrag einige Zahlen über die
Dämpfung angegeben; inzwischen haben wir
weitere Messungen gemacht, namentlich um
festzustellen, durch welche Mittel man die
Dämpfung verringern kann; die Unter-
suchungen sind noch nicht abgeschlossen.
Vorsitzender: Dann darf ich in Ihrer aller
Namen Herrn Prof. Wagner für die hoch-
interessanten Mitteilungen unseren Dank aus-
sprechen und der Hofinung Ausdruck geben,
daß das neue Verfahren in weitestem Umfange
die Erwartungen erfüllt, die das Reichspost-
ministerium daran knüpft.
Ich erteile nunmehr das Wort Herrn
Oberingenieur Nienhold zu seinem Vortrag
über; „Neuere Anwendungen der Edel-
ee in der Elektrotechnik.
IzTeil
) Herr Nienhold hielt den angekündigten
Vortrag unter Vorführung zahlreicher Ver-
suche. An den Vortrag schloß sich eine Be-
sprechung, an der sien die Herren Höpp
Semm, Wagner und der Vortragende be-
teiligten.
Vortrag und Diskussion werden später
in der „EIZ“ abgedruckt werden.
Herr Franke: Wenn das Wort nicht mehr
gewünscht wird, darfich dem Herrn Vortragen-
den den Dank der Versammlung für seine
interessanten Darbietungen sagen. Das Thema
hat uns lange aufgehalten, aber unsere Tages-
ordnung ist noch nicht erschöpft, es steht noch
eine Mitteilung des Herrn Dr. Hanauer
darauf über „Dezimalklassifikation der
Literatur‘. Ich hoffe, daß Ihre Ausdauer
ausreichen wird, auch dieses Thema in der
letzten Sitzung unseres Vereins vor den
Sommerferien noch mit anzuhören.
Herr Hanauer: Verschiedene Stellen be-
fassen sich bereits mit einer neuen Einteilung
der Elektrotechnik.
Die Angelegenheit ist also eilig. Bei allen
solchen Arbeiten ist der Zweck maßgebend,
den man erreichen will; zuerst ist also eine
Einteilung anzustreben, die allen denkbaren
Zwecken genügt. Es ist aber aussichtslos,
eine „logische“ Einteilung zu finden, weil
jeder von seinem Gesichtspunkt aus etwas
anderes für logisch hält. Neben der Einteilung
ist auch eine kurze Bezeichnungsweise festzu-
stellen; als solche kommt heute, im Zeitalter
des Hollerithsystems, nur eine Dezimalklassi-
fikation in Betracht. Das Problem\der Klassi-
fikation und,ihrer Vereinheitlichung tritt uns
entgegen auf vielen umfassenden Gebieten;
man kann aber sagen, daß viele organisa-
torische Aufgaben bedeutend vereinfacht
wären, wenn man eine allgemein zugängliche
Stoffeinteilung bereits besäße. Die wichtigsten
dieser Gebiete sind:g | ö
Bibliographie, Bibliotheken und Archive,
Statistik, Zolltarife, Erziehung und Unter-
richt, Wörterbücher — auch die bekannten
sechssprachigen technischen Wörterbücher sind
systematisch und — fast — nach einer Art
Dezimalsystem angeordnet —, das große
Gebiet der Patentschriften, die Codes für die
Kabeltelegraphie, die Registraturen der
Staatsverwaltung und der Industrie, Preis-
listen, Zeichnungen (Aufbewahrung, Katalo-
gisierung) und Teilzeichnung, Lichtbilder
auf Papıer und Glas, graphische Darstellungen
aller Art, die Magazıne, neuerdings die
Normenblätter; dabei lasse ich im Augenblick
di6 internationale Seite außer acht.
Die Klassifikation, auf die ich Ihre Auf-
merksamkeit lenken möchte, erhebt nicht den
Anspruch, etwa philosophisch oder logisch zu
sein, sondern sie will die noch vielfach übliche
alphabetische Folge ersetzen, insbesondere
mit Rücksicht auf die ausländische Literatur,
weil man ‚ja die Kenntnis der Synonyme
nicht vollständig bei allen in dem Maße
voraussetzen kann, die sich mit Nachforschungs-
arbeiten zu befassen haben. Nur Eindeutigkeit
und Vollständigkeit ist Erfordernis; dabeı wer-
den sich Verweisungen nicht umgehen lassen, und
es ist auch nicht zu hoffen, daß man ein System
erfindet, das a priori ohne ernsthaftes Aus-
probieren den berechtigten Ansprüchen ge-
nügt. Nun hat die Dezimalklassılikation be-
reits eine gewisse Verwendung gefunden, so
daß wir ihre Fehler kennen, und das ist ein
wesentlicher Vorteil. Zu dieser Anschauung
sind auch andere Herren gelangt, die sich mit
der Frage befaßt haben, und die ich vor
wenigen Tagen zum ersten Male gesprochen
habe. Die sachliche Aufteilung ist den Lesern
bekannt („ETZ“ 1919, S. 529):
6 Angewandte Wissenschaft,
62 Ingenieurwesen,
621 Maschinenbau,
621.3 Elektrotechnik,
621.31 Erzeugung des Stromes, Zentralen,
Maschinen, Leitung, Verteilung.
621.32 Elektrische Beleuchtung,
621.326 Glühlampen,
621.326 1 Kohlenfadenlampen usw.
Wichtig sind noch verschiedene Sonder-
gruppen, die auf bestimmte Zweige der Elektro-
technik anwendbar sind: Induktion, Erre-
gung, Charakteristik, Spannungsabfall, Nutz-
effekt.
Für die Zwecke der Kennzeichnung der
Literatur, für die das System in erster Linie
erdacht ist, kommen noch folgende große Ge-
sichtspunkte in Betracht:
Die ‚„Form‘‘ gekennzeichnet durch (O....)
(01) Allgemeine Theorie, ;
(02) Handbücher....,
(05) Zeitschriften,
(084) Zeichnungen, Modelle,
Dann möchte ich IR sehr vielseitig ver-
wendbare Tabelle anführen:
Sprach- Schöne en Due
ER PR, abteilung abteilung
wissenschaft | Literatur HSSSORLS dei apräone
42 englisch |82 englisch |(42) England —2 englisch
43 deutsch |83 deutsch |(43)Deutsch-=3 deutsch
land
44 französ. | 84 französ. !(44) Frank-|=4 französ.
reich
Wir sind aber noch nicht am Ende der
Möglichkeiten; für die Zwecke der Technik
insbesondere hat man in Brüssel noch die
Unterabteilungen der „allgemeinen Gesichts-
punkte‘ ersonnen, und zwar folgendermaßen:
...00.1 Theoretische und praktische Vor-
arbeiten,
...00.2 Ausführung, Einzelteile,
...00.3 Wirtschaftliche Fragen,
...00.4 Betrieb, Bedienung,
...00.5,Hilfsvorrichtungen für den Betrieb
einer Vorrichtung,
...00.6 Baulichkeiten, Organisation,
...00.7 Betriebspersonal.
Sollten die vielen Zeichen wie 00 zu Un-
zuträglichkeiten führen, so wird man Abhilfe
schaffen; ich bitte nur die Mannigfaltigkeit
der Kennzeichnung zu beachten, die zur &e-
nauen Beschreibung einer Druckschrift gehören,
um die es sich in erster Reihe handelt.
Um das Gedächtnis vor Überlastung zu
bewahren — es gibt Leute, die die meisten
Zahlen des ‚Manuel‘ auswendig wissen —, hat
man die ‚Beziehung‘ geschaffen, für die
ich nur ein Beispiel gebe:
3 Sozialwissenschaften im weitesten Sinne,
33 Politische Ökonomie,
331 Arbeit und Arbeiter,
331.2 Lohnfragen,
331.4 Gewinnbeteiligung,
331.24 : 621.3 Die Frage der Gewinnbeteili-
gung in der elektrotechnischen Industrie.
Gewissermaßen selbsttätig wird ein Druck-
werk oder der es gewissermaßen vertretende
_ bibliographische — Zettel einmal unter
N
331.24 und einmal unter 621.3 abgelegt; die
Stelle im letzteren Falle ist, wie leicht begreif-
lich, so zu wählen, als ob das Sigel 621.3:331.24
lautete.
Der Vollständigkeit wegen erwähne ich
die Schreibweise der Zeitbestimmungen, die
jedoch nicht mit der des Erscheinungsjahres
eines Werkes verwechselt werden dürfen.
Beispiel: 34 Recht,
342 Öffentliches Recht,
342.4 Verfassung,
342.4 (43) „1919. 08. 11‘. Die Ver-
fassung der deutschen Republik von 1919.
Beiläufig bemerkt würde man die Datum-
bezeichnung, wie mir scheint, dadurch ver-
einfachen und inhaltreicher gestalten, wenn
man nicht Monate, sondern Wochen zählte und
dahinter eine dem Wochentag entsprechende
Ziffer setzte; man käme mit drei Ziffern aus
(Weihnachten wird ja bei uns jetzt 25. 12.,
also mit vier Zifferu bezeichnet) und sähe
jedem Datum den Wochentag an. Jeden-
falls wird durch Vorstellen der größeren Ein-
heit das mechanische Ordnen erleichtert.
Ich halte es für ausgeschlossen, daß die
Wissenschaft und die Technik, will sie der
Vereinheitlichung der Klassifikation ernstlich
nähertreten, an der besonders in Brüssel ge-
leisteten Vorarbeit wird vorübergehen können.
Die Zeit drängt; daher möchte ich alle, die
die Bedeutung mit mir erkennen, um ihre
nicht nur kritische, sondern vor allem auf-
bauende Mitarbeit gebeten haben.
Vorsitzender: Ich danke dem Herrn Vor-
tragenden in Ihrem Namen für seine inter-
essanten „Darbietungen. Wie wichtig es ist,
System in die Dinge zu bringen, ist uns allen
heute geläufig. Das geht nicht ab, ohne daß
den Dingen einigermaßen Gewalt angetan
wird. Es ist eine besondere Methode, die uns
hier vorgetragen wird, die gewiß aller Beach-
tung wert, ist. Natürlich muß sich zeigen,
ob nicht vielleicht die Aufgabe etwas zu all-
gemein und zu weit gestellt wird, es gibt auch
Fälle, in denen aus diesem Grunde die prak-
tische Verwendung Schwierigkeiten bringt.
Im einzelnen möchte ich nicht wagen, darüber
eine Entscheidung abzugeben, denn dazu ge-
hört sehr viel Erfahrung.
Herr Matthias: Mir scheint eine Schwierig-
keit des Dezimalsystems darin zu liegen, daß
innerhalb der Dekaden nur zehn Ziifern zur
Verfügung stehen. Wie hilft man sich, wenn
alle Nummern besetzt sind und ein neuer
Punkt auftritt, der den anderen parallel ge-
schaltet ist ?
Herr Hanauer:
der Weise helfen können — das.-Prinzip ist
auch durchgeführt —, daß man sagt, die 9
wird mit einer besonderen Eigenschaft, ausge-
stattet: wenn ich 91 schreibe, so hat es den-
selben Sinn, als ob 10 dastünde, und 92, als
wenn 11 dastünde.
nicht schwerer vorzustellen, als es ist. Die
Bearbeiter des Systems sind von praktischen
Erwägungen ausgegangen; es sollen nur solche
Zeichen vorkommen, die in allen Druckereien
der Welt vorhanden sind, und deshalb Buch-
staben vermieden werden.
Für Abkürzungen im inneren Betriebe
kann man Buchstaben wählen: 621.3 =e;
kleine Buchstaben schreiben sich rascher.
Oder man trennt die Gruppen, die eine be-
sondere fortlaufende Nummerierung über
9 hinaus haben müssen, durch irgendein
Zeichen, eine Null oder ein Semikolon oder
einen Strich. Man muß sich dabei bemühen,
daß die Zeichen deutlich unterschieden werden
können, so daß untergeordnete Kräfte die Ein-
reihung vornehmen können. Ich habe kürz-
lich ein sehr interessantes Ziffernsystem
kennen gelernt, das im Laufe des Krieges von
einer großen Reichsbehörde ersonnen und
benutzt wurde. Hätte man aber an dem Tage,
wo die Kriegs-Rohstoffabteilung begründet
wurde, schon ein derartiges, weitgeführtes
System gehabt, so hätten die Vorarbeiten be-
deutend abgekürzt werden können; denn .ein
großer Teil der Organisationsarbeiten besteht
darin, daß man die Gruppen feststellt. Ich
darf dann erwähnen, daß unsere Gegner einen
wichtigen Zweig der Kriegführung auf Grund
des Dezimalsystems organisiert haben sollen.
Herr N. N.: Ich möchte mir die Anfrage
erlauben, ob etwas dagegen spräche, die von
dem Internationalen ‚Institut in Brüssel an-
gewendeten Klassen und Gruppen interna-
tional zu übernehmen, daß man sie in Deutsch
land anwendet mit entsprechenden „ Unter-
gruppen, daß man sich einzelne Indexe oder,
besondere Bezeichnungen schafft, denn die
Sache hat eine internationale Bedeutung
weil man die literarischen Erscheinungen auch
alle registrieren muß,
Man würde sich in‘
Man braucht sich dies’
ste 1
Aue
a a Tr nn
Ne nen Fe
7
kanische Dewey-Dezimalsystem
en
derung für seinen späteren Beruf.
1. Juli 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920, Heft 26,
517
Herr Hanauer: Es wäre das einfachste,
ein gedruckt vorliegendes System mit seinen
Fehlern zu übernehmen, aber man ist jeden-
falls in den maßgebenden Kreisen der Elektro-
techniker dafür nicht zu haben. Ks ist für
jeden praktischen Zweck gleichgültig, ob man
die Akkumulatoren vor dıe Dynamomaschine
stellt oder hinterher: gibt es dach viele litera-
xische Hilfsmittel, die rein alphabetisch auf-
gezogen sind. Schöner wäre es ja natürlich
gewesen, wenn wir auch unsere größeren Lehr-
und Handbücher auf Grund eines derartigen,
allgemein bequem zugänglichen Systems aus-
arbeiten könnten, dann würden wir viel
leichter und billiger veraltete Teile durch neue
ersetzen können, ohne die Brauchbarkeit des
Werkes in Frage zu stellen. Die Frage der
internationalen Bedeutung möchte ich bei der
Lage, in der wir uns befinden, nicht zu sehr
betonen. Wir,machen unsere Klassifikation,
wie wir sie nötig haben; wenn Sie Gelegenheit
hätten, die Schwierigkeiten zu studieren, zu
sehen, dal die Leute, die es eigentlich angeht,
die umfassende Bedeutung der Sache nicht
verstehen, wie sie sich an Äußerlichkeiten
klammern, wie sie die amerikanische Ausgabe
heranziehen, während ich über Brüsseler Aus-
gabe gesprochen habe, so würden Sie mir bei-
pflichten, wenn ich sage, wir wollen erst die
nationale Einigung haben und dann an die
internationalen Beziehungen denken. .Ich
selbst habe mich viel mıt dem Studium der
internationalen Beziehungen befaßt und würde
den Vorschlag des Vorredners gern annehmen,
aber wenn wir die Sache fördern wollen,
müssen wir‘ dafür sorgen, daß zunächst in
Deutschland Einigkeit herbeigeführt wird.
Wenn ieh darauf hinweisen darf, daß, wenn
die Gemeinde Groß-Berlin zusammengefaßt
wird, Akten zusammenkommen, die in der
verschiedensten Weise signiert sind, so be-
deutet die Nutzbarmachung der Registra-
turen der Einzelgemeinden eine Riesenarbeit.
In Holland haben schon 50 Gemeinden ihre
Registraturen einheitlich und nach der von
mir vorgetragenen Klassifikation organisiert.
Herr Eichel: Der Herr Vortragende nahm
Bezug auf die große Allgemeinverbreitung des
Deweyschen Dezimalsystems in Amerika. Es
mag die anwesenden Elektroingenieure inter-
essieren, zu erfahren, daß auch die amerika-
nische Elektrotechnik weitgehenden Gebrauch
vom Dezimalsystem macht. So hat z. B. die
General Electric Company aus dem dicken
Originalband, den Herr Dr. Hanauer uns
hier vorführte, ein handliches Büchlein heraus-
gezogen, welches sich überwiegend auf die
Elektrotechnik und ihr naheliegende Gebiete
bezieht. Das Büchlein enthält genügend Frei-
raum und entsprechende Vordrucke für fort-
laufende Erweiterungen und ist bei allen
General-Electrie-Betrieben für bibliographische,
statistische und ähnliche Zwecke im Gebrauch.
Es würde sich verlohnen, das bereits bestehende
für die Elektrotechnik zugeschnittene ameri-
in Verbin-
dung mit dem Brüsseler System daraufhin
durchzusehen, inwieweit es sich auch für
SITZUNGSKALENDER.
Deutsche Physikalische Gesellschaft. 2. VII.
1920, abends 71/, Uhr, Physikalisches Institut der
Universität, Berlin, Reichstagsufer 7:
% "Vortrag Börde Laski: „Zur Theorie der Ra-
diometerwirkung.“ Gemeinsam mit F. Zerner.
2. Vortrag W. Westphal: „Neue Messungen
am Radiometer.“
3. Vortrag W. Deutschmann:
zitische Drehung optisch
keiten.“
„Über die spe-
aktiver Flüssig-
- PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.)
Dr. Franz Braun +. — Am 29. April wurde
durch eine Lungenentzündung Dr. Franz
Braun, Vorstandsmitglied der Hartmann &
Braun A. G., Frankfurt a. M., seinem Wir-
es entrissen. Er starb im 52. Lebens-
ahre 2
; Als dem Sohn Wunibald Brauns, des Mitbe-
gründers der Firma Hartmann & Braun, und
als Neffen von Ferdinand Braun und von
Eugen Hartmann, fehlte es ihm von vornherein
nicht an Anregung und sachverständiger För-
Nach Ab-
solvierung des Realgymnasiums arbeitete er
praktisch in den verschiedenen Werkstätten
des väterlichen Geschäftes und studierte
Elektrotechnik und Physik an den Technischen
Hochschulen Hannover und Braunschweig
und an der Universität Börlin, an der er unter
unsere deutschen Verhältnisse eignet. Das
schwierigste bei der Einführung neuer grund-
legender Systematiken ist die Überwindung
der Unbequemlichkeit des Neuerlernens wäh-
rend der Übergangszeit. Um die Einführung
des metrischen Systems in Amerika zu er-
leichtern, haben die hervorragendsten ameri-
kanischen Fachvereine sich dahin entschlossen,
allen in ihren Veröffentlichungen erwähnten
englischen Maßangaben stets in Klammern
die entsprechenden metrischen Werte anzu-
fügen. Vielleicht könnte auch, um das De-
weysche Dezimalsystem in Bibliothek und
Industrie Deutschlands heimischer zu machen,
den jetzigen Bezeichnungen das entsprechende
Dezimalsymbol in Klammern nachgesetzt wer-
en.
Herr Hanauer: Ich möchte die Ana-
logie, die von dem Herrn Vorredner herange-
zogen ist, in der Weise verdeutlichen, daß ich
sage, die Brüsseler Klassitikation würde in
bezug auf die bestehenden dieselbe Rolle
spielen wie die internationale Hilfssprache
gegenüber den nationalen Sprachen. Das
würde die Sache am besten erläutern, und
wenn wir sagen, wir wollen in Deutschland
eine einheitliche Klassifikation einführen, so
muß dem entgegengehalten werden, es be-
steht in Deutschland keine Veröffentlichung
einer Klassifikation, die annähernd die Aus-
führlichkeit erreicht, die erforderlich ist.
Dieses Buch (das „Manuel du repertoire biblio-
graphigue universel‘) habe ich vor etwa
15 Jahren ins Deutsche übersetzt, aber es ist
nicht gelungen, einen bescheidenen Teil davon
zu drucken. Ich sehe nur die Möglichkeit, daß
die Technik zunächst für die technischen
| Fragen die Angelegenheit fördert, wir würden
dann aber nicht mit einem derartigen Buch
auskommen. Das geht lange nicht so weit, wie
die Bedürfnisse der Technik heute sind. Man
erwartet, daß man z. B. jeden Teil eines
Autos durch ein Sigel, das mit Rücksicht
auf Hollerith ausschließlich aus Ziffern - be-
steht, darstellen kann. Es sind Vorarbeiten
dafür gemacht, und im Normenausschuß geht
man so weit, daß man beispielsweise jede
Schraubenart durch eine Zahl darstellt.
Für die Herren, die etwa ‚‚ziffernscheu‘ sind,
betone ich: „Wenn Ihnen 621.325 zu lang ist,
schreiben Sie für 621.3 e, also e 25. Klein e,
weil es rascher zu schreiben ist. Man kann
sich durch derartige Abkürzungen die Sache
im inneren Betrieb so erleichtern und dabei
doch den Zusammenhang mit dem ‚großen
Ganzen bewahren. Sie haben für alle Zwecke
ein Buch, in dem Sie nachschlagen und auf
das Sie zurückgreifen können, Hoffentlich
sind wir bald so weit, daß jedes Blatt der
einheitlichen Klassifikation einzeln zu kaufen
ist, daß jeder an der Zentralstelle angibt,
welche Gebiete ihn interessieren; auch aus
der Physik 53 und der Chemie 54 auf Grund
von ein paar Zahlen erhält man zwangläufig
das, was einen interessiert. Heute mul man
sein ‚Material‘ mühsam heraussuchen, oft
aus alphabetisch angeordneten Verzeichnissen.
Das Sammeln von Material ist vielleicht
Kundt promovierte; ij. En ee 1897 trat er als
wissenschaftlicher Mitarbeiter in das väter-
F. Braun %,
für den Mann der Wissenschaft eine anregende
Tätigkeit; wer aber im Wirtschattsleben steht,
wird” dankbar sein, wenn er unmittelbar zu
den Quellen hinauisteigen kann.
Jeder, der mit den Ziffern einigermaßen
Bescheid weiß, findet in Katalogen ohne
Zeitverlust die Stelle, die er braucht. Ich
möchte Sie trotz der vorgerückten Zeit bitten,
sich das reiche Material kurz anzusehen.
Herr Eichel: Herr Dr. Hanauer hat sich
bemüht, einem größeren Kreise von deutschen
Pachgenossen Einblick ın die bestehenden
Deweyschen Dezimalsysteme zu gewähren.
Meiner Ansicht nach wäre es schade, wenn
dieser wichtige Gegenstand nicht weiter ver-
folgt würde. Es durtte sieh daher empfehlen,
der heutigen Aussprache einen praktischen Er-
folg zu sichern durch Zusammenberufung
interessierter Herren zu weiterer eingehender
Aussprache.
Vorsitzender: Die Anregung müssen wir
wohl den Herren, die sich dafür interessieren,
und dem Herrn Vortragenden überlassen,
privatim zu verfolgen. "Pür den größeren
Kreis wird wohl mit dem Vorgetragenen an-
gesichts der späten Stunde das 'Lnema für
heute erschöpft sein, und ich möchte nur noch
den Wunsch aussprechen, daß wir uns nach
den Sommerferien alle zu neuer Arbeit zu-
sammenfinden. Ich schließe die Sıtzung.
Im Auftrage des Vorstandes
Str Ecker
Neuanmeldungen.
Bauert, Paul, Ingenieur, Lichtenberg.
Besold, Hans, Liplomingenieur, Charlottenburg.
Börniche, Hermann Richard, lektroingenieur, Nie-
dersedlitz bei Dresden.
Elend, Eduard, Diplomingenieur, Berlin.
Blektro- Osnose A. U. (Graf Schwerin Gesellschaft),
Berlin.
Falkenthal, Erwin, Oberingenieur, Dahlem.
Gaarz, Paul, Oberingenieur, z, Zt. Charlottenburg.
Gomell, Ernst, Ingenieur, Berlin.
Hofbauer, Josef, Diplomingenieur, Berlin,
Kirschmann, Max, Diplomingenieur, Assistent am
Klektrotechn. Versuchsfeld aer 'Vechn. Hochschule
Charlottenburg, Grünau.
Kirsten, Max, betriebsinspektor, Nördlingen i. B.
König, Hans, Ingenieur der SSW, Berlin.
Kramer, Rudolt Johannes, Ingetrieur der SSW,
Charlottenburg.
Kunz, Walter, Konstrukteur, Lockwitz bei Dresden.
Lohauß, Friedrich, Elektroingenieur, Kl. Zschachwitz
bei Dresden.
Matschl, Alois, Elektrotechn. Unternehmung, Salz-
burg.
Meyer, Paul, Elektrotechniker, Berlin.
Rosenthal, E,, Regierungsbaumeister, Vorstand der
Eisenbahn- Werkstättenamtes l, Gleiwitz.
Schnessl, Friedrich, Ingenieur, Dresden- A.
Smetacek, Emil, Ingemeur- Kaufmann, München.
Sommerlad, Otto, Ingenieur, Lockwitz bei Dresden.
Titze, Friedrich, Ingenieur der SSW, Charlottenburg.
Weber, Alfred, Ingenieur, Wilmersdorf.
Zimmermann, Walter, Ingenieur, Berlin- ee ee Ne re 2 NEsesrmene, Waller, Ingenieur, Berlin-Lichtenberg
liche Geschäft ein und bearbeitete hier be-
sonders das Gebiet der Drehspulinstrumente
Freilich nötigte ihn bald die zunehmende
Kränklichkeit des Vaters, sich auch den Ver-
waltungsgeschäften zu widmen, in die er noch
unter dessen erfahrener Leitung mehr und
mehr hineinwuchs. Der Kriegsausbrueh führte
ihn als Rittmeister zu seinem Regiment, doch
machte der 'lod Prof. Hartmanns schon 1915
seine Rückkehr zur Fabrik nötig, die sich ın
intensiver Weise an der Durenbildung und
Lieferung von Instrumenten und Apparaten
für Aufgaben der Heeresverwaltung beiveiligte.
Hatte er sich auch in der Abteilung für
wissenschaftliche Instrumente ein ihm be-
sonders gelegenes Arbeitsgebiet vorbehalten,
so ließen dıe umfangreicnen Anforderungen
der Verwaltung ihn doch kaum zu eigenen
Arbeiten auf technischem Gebiet kommen und
mit solchen an die Öffentlichkeit treten. Er
teilte das Schicksal manches tüchtigen und
verdienten lächgenossen, außen wenig be-
kannt, aber im Rahmen des Werkes, im Kreise
der eigenen Mitarbeiter um so mehr anerkannt
und geschätzt zu sein. Kin klarer Verstand,
ein gerechter Sinn, ein warmes Herz leiteten
ihn und gestalteten ihn zum sicheren Führer,
dem andere gern folgten. Öffentlicher Be-
tätigung stand er im "allgemeinen fern, doch
versagte er seine Mitar beit nicht, wo sie be-
gehrt wurde. So hat er lange Jahre dem Vor-
stand der Frankfurter Elektrotechnischen Ge-
sellschaft angehört und als Vorsitzenders sie
mit Geschick. geleitet. Der vornehmen, Per-
sönlichkeit des Dahingegangenen werden, „alle,
die ihm näher treten “durften, ein treues An-
denken bewahren. J. Epstein,
518
D
P. Jordan. Baurat P. Jordan ist aus dem
Vorstand der AEG ausgeschieden. Er gehörte
zu dem kleinen Kreis von Männern, die in enger
Arbeitsgemeinschaft mit Emil Rathenau bei dem
Aufbau der Gesellschaft tätig waren. Ihm fiel
insbesondere die Aufgabe zu, deren Werkstätten
aus kleinen Anfängen zu ihrer heutigen Größe
und vorbildlichen Bedeutung organisatorisch zu
entwickeln. Nach mehr als 37jährigem Schaffen
zieht Baurat Jordan sich in das Privatleben
zurück, bleibt aber für besondere Aufgaben zur
Verfügung der AEG, die er auch ferner im
Aufsichtsrat ihr nahestehender Gesellschaften
vertreten wird. Seinen Wohnsitz hat er nach
Baden-Baden verlegt.
Hochschulnachriehten. — Dr.-Sng.K.Heucky
wurde von der Universität München als Privat-
dozent fürAnwendungen der technischen Wärme-
physik als Privatdozent zugelassen. — Am Kaiser-
Wilhelm-Institut, Berlin, wurde Prof.Schweiger
als wissenschaftlicher Mitarbeiter für physika-
lische Chemie und Elektrochemie angestellt. —
Der Geh. Hofrat Dr. phil., Dr.-$ng. e.h.J. Elster,
Professor der Physik, Wolfenbüttel, ist gestorben.
— Der a. 0. Professor der angewandten Physik
an der Greifswalder Universität Dr. A. Bestel-
meyer ist zum ordentiichen Professor daselbst
ernannt worden. =
Auszeichnungen. — Die 1904 gestiftete
Edisonmedaille ist diesmal von dem Ame-
rican Institute of Eleetrical Engineers W. L.
Emmet verliehen worden, u. zw. wegen seiner
Verdienste um die Elektrizität als Wissen-
schaft und Technik. In Betracht kommen
hierbei besonders seine Arbeiten im Apparate-
und Motorenbau sowie für die Entwicklung
der Curtis-Dampfturbine. Wie ‚Electrical
World‘ mitteilt, ist Emmet z. Zt. mit der
Vervollkommnung einer Quecksilberturbine be-
schäftigt, deren thermischer Wirkungsgrad
den des Dieselmotors erreichen soll.
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er-
messen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.)
Ein neuer elektrischer Heiz- und Kochapparat.
Zu den obigen Ausführungen des Herrn
E. F. Russ in der „ETZ‘ 1920, S. 74 bemerke
ich, daß ein auf gleichem Prinzip beruhender
Heiz- und Kochapparat von mir bereits vor
24 Jahren in der damaligen ‚‚Zeitschr. f. Elektro-
technik, Wien (heute „Elektrotechnik u. Maschi-
nenbau‘) und im ‚Elektrotechniker‘ beschrie-
ben wurde (siehe beifl. Abb. 1, aus ‚Zeitschr. f.
Elektrotechnik‘ 1896, 8.523, Abb.6). EinePaten-
tierung unterließ ich, hierbei von der Erwägung
ausgehend, daß es doch im allgemeinen für
praktische Zwecke vorteilhafter ist, die Joule-
sche Wärme des primären Stromes direkt aus-
nutzen (statt erst noch eine Stromtransforma-
tion vorzunehmen, was einem Umweg gleich-
kommt). Für gewisse Fälle dürften allerdings
Anwendungsmöglichkeiten für die beschriebene
Vorrichtung gegeben sein (z. B. dort, wo. man
an der eigentlichen Heizvorrichtung aus kon-
struktiven, Sicherheits- oder sonstigen Grün-
den das Vorhandensein von höheren Spannun-
gen, wenn auch nur von wenigen Volt, ver-
meiden will).
Bodenbach a. Elbe, 25. I. 1920.
Gustav W. Meyer.
Erwiderung.
Auf obige Ausführungen erkläre ich, daß
mir der Heizapparat des Herrn MEYER nicht
bekannt war. Es ist jedenfalls verwunderlich,
weshalb der rastlos arbeitende Konstrukteur
sich im Bau von elektrischen Heizvorrich-
tungen bisher nur mit der direkten Wider-
standsheizung beschäftigt hat, obwohl ihm
da alle möglichen Schwierigkeiten entgegen-
j
ie
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920, Heft 26.
80. Juni 1920.
‚stehen. Die größten Nachteile bei den heute
in Gebrauch befindlichen Heizeinrichtungen
sind: schlechte Verbindungen zwischen An-
schlußstellen und Heizkörper, große Wär-
mungsverluste durch Leitung; geringe Wärme-
entwicklung, Anwendung teurer Heizkörper.
Alle diese Nachteile fallen bei der Induktions-
heizung fort. Die unwesentlichen Verluste
durch Umtransformierung stehen in keinem
Verhältnis zu den Wärmeverlusten durch Lei-
tung und Strahlung, wie sie bei dem bisherigen
Heizeinrichtungen auftreten. Da der Sekun-
därstrom auch der Heizstrom ist und un-
mittelbar mit dem Heizgut in Verbindung
steht, so sind die damit verbundenen Vorteile
ohne weiteres einzusehen.
Bekanntlich beruhen die Induktionsöfen
für die Herstellung von Elektrostahl auf fast
gleichem Prinzip. Da für. diese Ofen Tempera-
turen von 2000° und mehr zur Anwendung
kommen, so kann man sich eine Vorstellung
machen, welche hohen Temperaturen auch mit
einem Induktionskocher erzeugt werden können,
was bei einem Kocher mit'gewöhnlichen Wider-
standsheizkörpern praktisch nicht erreichbar
ist.
Demnach dürfte der Induktionskocher
nicht nur in gewissen Fällen, sondern ganz
allgemein für jeden Zweck und insbesondere
für den Haushalt Anwendung finden.
Köln, 12. VI. 1920. EirPr. Ruß,
Wir schließen hiermit diese SS pE
- D. 8.
Vielfachtelephonie und -telegraphie mit
schnellen Wechselströmen.
Auf dem Artikel von Herrn K. W. WAGNER
in der „ETZ‘ 1919, S. 383 u. 394 sei es mir
erlaubt, einige Bemerkungen zu machen. In
„ETZ‘“ 1913, S. 604 habe ich unter dem Titel
„Werden die Zeichen bei Wechselstromtele-
graphie verlängert?‘ folgendes geschrieben:
„An die Frage der Wechselstromtelegraphie
knüpftsich solches Weltinteresse, daß Deutsch-
land nicht eine nur hemmende Rolle spielen
kann.‘ In der Erwiderung erschien dem Herrn
WAGNER die Fortsetzung der Diskussion mit
mir fruchtlos. Ich habe dann auch gesagt
„wenn Herr Dr. K. W. Wagner sein Experiment
weiter verfolgt und einmal auch mit Hoch-
frequenzströmen arbeiten wird, wird er darauf
kommen, daß ich immer recht hatte, und seine
Theorie auch gut ist, seine Experimente richtig
sind, usw.‘ Ich freue mich außerordentlich,
daß die Anregung des Herrn E. v. LEPEL, die
Versuche der Herren Faßbender und Ha-
bann zu den Resultaten führten, von welchen
Herr WAGNER eben in dem Artikel berichtete.
Mir tut es nur leid, daß vor einem Jahrzehntel
eben wegen der deutschen Anschauungen
die Wechselstromtelegraphie und die Wechsel-
stromtelephonie einen solchen Stich bekommen
hat, welche das risikoführende Kapitel und
die angstvolle oberen Staatsbehörden direkt
von den weiteren Versuchen zurückschrecken
könnten. Im sehr wertvollen und praktischen
Artikel des Herrn WAGNER will ich nur das
herausheben, welches einigen Telegraphen-
direktionen wieder zu irrigen Ansichten
Grund geben könnte. Ich weiß, schade genug,
wie die Behörden vor einem Jahrzehntel gegen
Schnelltelegraphie mittels Wechselströmen ent-
gegen. waren.
1. Dämpfungsmessung. Ohne Konden-
sator verursachen die vagabundierenden
Ströme eine falsche Ablesung. Ich bin sicher,
daß Herr WAGNER ohne Fehler gemessen hat;
ob aber die balkanischen Telegrapheningenieure
wenn sie das Verfahren anwenden, gut messen,
scheint es mir zweifelhaft. Unbedingt muß
man die Anfangs- und Endmessungen mit-
einander vertauschen, und nur wenn die bei-
den Messungen dieselbe Dämpfung geben,
können wir ruhig sein.
k Die sogen. Leitungskonstanten sind
variable Leitungskoeffizienten. Der Wider-
stand wechselt mit der Stromstärke, die
Ableitung mit der Spannung, zum Beispiel
a, zehnmal größere Spannung die Ab-
eitung.
En das, daß die beobachteten und die
berechneten Dämpfiungswerte nahezu miteinan-
der übereinstimmen, ist ein Zeichen dafür,
daß außer der Hautwirkung auch andere Er-
scheinungen hervortreten, welche noch nicht
genug durchgeforscht sind. Ich empfehle,
die Dämpfungsmessungen von 10 zu 10 km
zu machen; Herr WAGNER wird fühlen, daß
die sogenannten Prüfverbindungen die
kühnsten Stromverdränger sind. Ich
kann jetzt keine Meßresultate vorführen, weil
die Rumänen, milde gesagt, die nötigen
Apparate aus Budapest nach Bukarest trans-
portiert haben. Vielleicht wird der rumänische
Telegraphendirektor, Herr Maior, der
auch ein kühner Fechter der Wechselstrom-
lines for longdistance telephony“ „The Blec-
loren gegangen, weil eben diese nicht verdrosselt
"geführt werden.
telegraphie und -telephonie war, später mit
diesbezüglichen Daten dienen.
In meinen Artikel „The use of telegraph
trieian‘ Bd. 72, 1914, S. 607 u. 647, habe ich
‘eben die schrittweise Dämpfungsmessung durch
R+jwL
den Endwiderstand Vz für das Er-
@G wO -
mitteln der Linienfehler empfohlen. In diesem
Artikel habe ich auch angegeben, wie durch
Abdrosselung der Nachbarleitungen die Wider-
standserhöhung sich verkleinern läßt. Einmal
habe ich die Telegraphenleitung zwischen Bu-
dapest— Szeged (Theiß— Maros-Ecke) pupini-
ziert und Versuche mit Starkstrommikrophon
gemacht. 200 km von Szeged östlich und west-
lich von Budapest bis Plattensee, konnten
die Eisenbahntelephone nicht gebraucht wer-
den wegen des starken Überhörens. Die
Sprechenergie ist in den Nachbarleitungen ver-
waren; wenn man am Endpunkte wenigere
Energie bekommt, sagt man gewöhnlich, daß
der Widerstand sich vergrößert hat.
3. In dieser Vergrößerung spielt natür-
lich der „Skineffekt‘‘ auch eine Rolle; es ist
aber unbedingtinicht zutreffend, daß Eisen-
drahtleitungen wegen des hohen Dämpfungs-
zuwachses durch den Skineffekt der Eisen-
leiter ausscheiden müssen. In Deutsch-
land, "wo man die Eisendrahtleitungen zahl-
reich anwendet, erreicht man eine höhere Ver-
größerung des Widerstandes, als zum Beispiel
in Australien, wo zwischen Port Darwin
(Nordaustralien) und Adelaide (Südaustra-
lien) in allgemeinen nur zwei. Leitungen
(Nr.2und40, 1939miles = 3102km Entfernung)
verlaufen. Die Vergrößerung des Wider-
standes einer einzigen Leitung kann man durch
Induktivspulen genug, ausgleichen.
4. Herr WAGNER sprieht von Spulenlei-
tungen. Esist ganz klar, daß er an Pupinspulen-
leitungen denkt; nun kann es aber vorkommen,
daß der kubanische Telegraphen-General-
‚direktor den Plan einer mehrfachen Telephon-
verbindung zwischen Florida und Kuba mittelst
Nebenschlußspulen eben darum verwarf, weil
er sich erinnerte, daß ‚„Spulenleitungen für
die schnellen Wechselströme praktisch un-
durchlässig sind.“ Es wäre Zeit, einmal
den Unterschied zwischen den verschiedenen
Spulenleitungen auch zu betonen. Die Ozean-
telephonie mit Nebenschlußspulen und miteiner -
Niederfrequenz-Wechselstromtelephonie ist ge-
löst; wir müssen acht geben, daß Deutsch-
lands Feinde nicht eben die Ausdrücke des
Herrn WAGNER, derin dieser Hinsicht wirklich
Unerreichtes geschaffen hat, ausnützen, miß-
brauchen, und dazu verwenden können, daß
der altgewohnte Konservatismus solcher Län-
der, wo eben die vielen Einzel- und Eisen-
leitungen das Verfahren am besten verwirk-
lichen könnten,_ seine Anwendungen verhin-
dere und auch vollends vernichte.
Budapest, 8. III. 1920.
Erwiderung. E
Herr GATI glaubt, einen Widerspruch zu
finden zwischen meiner Arbeit über die ‚,Viel-
fachtelephonie und -telegraphie mit schnellen
Wechselströmen‘“ in der ,,ETZ‘ 1919, 8. 383 1f:
und zwischen früheren Arbeiten von mir in der
„ETZ“ 1910, $. 163. une 1912, S. 1289 ff. Die
Arbeiten betreffen aber verschiedene
Dinge. Jn dem einen Fall handelt es sich
darum, ob man bei einem langen Kabel mit
großer _Zeitkonstante und hoher Dämpfung
durch die Verwendung von Wechselströmen
an Stelle von Gleichströmen die Telegraphier-
geschwindigkeit erhöhen kann. Diese Frage
habe ich zeinerzeit. verneint. In dem zweiten
Fall handelt es sich dagegen um die Frage, ob
und wie man bei Leitungen mitniedrigerZeitkon-
stante und mäßiger Dämpfung die Ausnutzung
erhöhen kann, indem man schnelle Wechsel-
Bela Gäti. ..
ströme zur gleichzeitigen Übertragung mehrerer
Nachrichten verwendet. Diese Frage habe
ich bejaht. In beiden Fällen habe ich die Ant-
wort durch Versuchsergebnisse belegt. Die
Gründe, weshalb das Mehrfach-Fernsprechen
und Telegraphieren mit Hochfrequenz auf
Leitungen erst in letzter Zeit zu einem prak-
tischen Erfolg kommen konnte, dürften aus
der geschichtlichen Einleitung zu meiner
Arbeitin der „ETZ‘“1919,S.383 ff. hervorgehen.
Die. Dämpfungsmessungen müssen,
wie Herr GATI mit Recht hervorhebt, unter
Beachtung gewisser Vorsichtsmaßregeln aus-
Sofern die Leitungskon-
stanten von der Stromstärke oder Spannung
abhängen, haben die: Ergebnisse selbstver-
ständlich nur für die bestimmte Stromstärke
oder Spannung Geltung, bei welcher gemessen
worden ist. Indessen kommt eine Abhängig-
keit des Widerstandes von der Stromstärke
nur bei Eisenleitungen in Betracht, eine
e ws ax . = ie
> n r
N \ —
E ı 2
FE 7 TEE Fa 3
30. Juni 1920.
Abhängigkeit der Ableitung von der Span-
nung nur bei ziemlich minderwertigen Isolier-
materialien, z. B. bei feuchten Faserstoffen.
Was nun die Verwendung von Eisen-
leitern angeht, so lassen unsere neuerdings
an solehen Leitungen ee re Messungen
wenig Hoffnung, die Eisenleitungen in nennens-
wertem Umfange mit wirklicher Hochfrequenz
betreiben zu können. Etwas besser sind die
Aussichten für die Ausnutzung dieser Lei-
' tungen mit verhältnismäßig tiefen Frequenzen
im Bereich der hörbaren Töne.
Berlin, 26. V. 1920. K. W. Wagner.
Vorschläge für die Normalisierung elektrischer
Koch- und Heizgeräte.
In der „ETZ‘“ 1920,“ S. 385, \ wird
unter „Vorschläge für die Normalisierung
_ elektrischer Koch- und Heizgeräte“ der An-
schluß von Plätteisen von der Seite ent-
gegen der bisherigen Anordnung von oben
vorgeschlagen. _Da dies den Nachteil hat,
daß die Leitungsschnur beim Bügeln im Wege
ist, während die Zuleitung von oben das
Bügeln nieht behindert, so möchte ich dafür
plädieren, daß die bisherige Anordnung des
Plätteisenkontakts beibehalten werden möchte.
Die beste Gesamtanordnung ist, den Zulei-
tungs-Steekkontakt an einem Beleuchtungs-
körper oder in etwa gleicher Höhe an der
Wand anzubringen und die Leitungssehnur
mit einer Vorrichtung, etwa einer Spiral-
feder zu versehen, wodurch sie sich den Be-
wegungen beim Bügeln entsprechend ver-
längern und verkürzen kann. Hierfür ist die
bisherige senkrechte Anordnung des Plätt-
eisen-Steckkontakts die allein richtige.
Nürnberg, 26. V. 1920.
Ing. Theod. Leibius.
Erwiderung
Die in meinem Artikel dargestellte An-
ordnung der Plätteisenanschlüsse ist nur eine
beispielsweise. Allerdings wird bei vielen der
bisherigen Plätteisenkonstruktionen der An-
schluß senkrecht angeordnet, doch hat sich
auch die schräge Anordnung, wie sie von in-
und ausländischen Firmen ausgeführt wird,
sehr gut bewährt. Noch besser als die schräge
ist überlegungsgemäß die seitliche Anordnung
der Zuleitung. Die Befürchtung, daß dabei
die Schnur beim Plätten hindert, ist nicht
stichhaltig, denn sie soll’ beim - Arbeiten
das Plättgut niemals berühren, sondern in
der Schwebe bleiben, wodurch eine geeignete
Ausführung ohne weiteres erreichbar ist.
Gerade dafür eignet sich aber die seitliche An-
ordnung am besten. Zur Aufhängung der
Schnur sind eine Reihe bewährter Konstruk-
tionen vorhanden, welche den seitlichen An-
schluß gestatten.
Berlin-Henningsdorf, 10. VI. 1920.
? / Schneider.
Über Hochleistungsschalter.
Die Darlegungen des Herrn J. BIERMANNS
in der „ETZ‘ 1920, $S. 325, veranlassen mich,
auf meinen Aufsatz über ‚‚den Ausschaltevor-
gang bei Ölschaltern“ in „Elektrotechnik und
Maschinenbau“ 1913, S. 673 ff. hinzuweisen,
Die erste Veröffentlichung des Herrn Bier-
manns über den Gegenstand erfolgte vor etwa
3 Jahren. In meinem Aufsatz, welcher vor
etwa 7 Jahren erschien, wurden zur Verbesse-
rung des Ausschaltevorganges druckfeste
Löschkammern und Schnellausschal-
tung, und zwar unter Verwendung von
schlanken Stiftkontakten empfohlen,
außerdem die Verwendung von Schalteröl
mit leicht verdampfenden Bestand-
teilen. Wenn auch vielleicht die Vorversuche
der AEG viel weiter zurückreichen und der
Gedanke der Schnellausschaltung von jeher
praktiziert worden ist, so möchte ich doch
darauf hinweisen, daß, soweit mir bekannt,
die® Konstruktionsgrundsätze, welche im
wesentlichen in der Neukonstruktion der
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920.
AEG verkörpert sind, in einer Veröffent-
lichung zuerst$von mir in oben genanntme
Aufsatz angegeben wurden. Zu den Anre-
gungen gelangte ich damals lediglich auf dem
Wege der Überlegung, und es freut mich, daß
ich durch die erfolgreichen Versuche, welche
in dem Hochspannungslaboratorium der AEG’
ausgeführt wurden, _ meine Anschauungen
durchaus bestätigt finde.
München, 8. VI. 1920.
Erwiderung.
Das wesentlich Neue beim Hochleistungs-
schalter der AEG ist die Verbindung von
Schnellschaltung und Löschkammern, die der
AEG patentiert ist, also nicht veröffentlicht
sein konnte. Durch diese Anordnung ließ sich
erst die außerordentlich kurze Unterbrechungs-
zeit von 0,01 Sekunden bis herauf zu Be-
triebsspannungen von 25000 V erreichen.
Berlin, 20. VI. 1920.
Alex. Simon.
J. Niermann.
LITERATUR.
Eingänge.
(Ausführliche Besprevhung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher.
Contribucion al Estudio de las Ciencias
Fisicas y Matemäticas. Serie Töcniea. Bd. 1.
7a. Nr. 37 der Veröffentlichungen der Universität
La Plata (Argentinien). Das Heft enthält £ol-
gende Arbeiten: C. Simons, Consideraciones
sobre los metodos de explicar el segundo teorema
de la termodinämica a los estudiantes de inge-
nieria.. C. Simons, Un nuevo tipo de aparato
Tesla. F.A.Soldano, Ruedo flotante de paletas
moviles. F. A. Soldano, Prof. V. Castro, P.
M. Capdevila, Prof. C. Simons. Nov. 1918.
Jahrbuch der angewandten Naturwissen-
schaften. 1914 bis 1919. Unter Mitwirkung
von Fachmännern herausgegeben von Dr. J.
Plassmann. Mit 253 Textabb. XIV und 5198.
in 80%. Herdersche Verlagshandlung, Freiburg
i. Br. 1920. Preis geb. 26 M.
Bestimmungen über Anlegung und Betrieb
der Dampfkessel. Erläutert von H. Jaeger.
4. ergänzte Aufl. IX u. 6128. in 16%. Carl Hey-
manns Verlag, Berlin 1920. Preis 23 M.
KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Aus der Geschäftswelt. — In Berlin ist
die Elektrotechnische-Fabrik Thoßfell
G. m. b. H. mit 0,2 Mill. M Stammkapital ge-
gründet worden -(Fabrikation und Vertrieb
elektrischer Materialien aus Porzellan und
Metall’ sowie ähnlicher Artikel. — Die Dr.
Thal, Böhm & Co., G. m. b. H., Berlin, bittet
uns um den Hinweis, daß sie den General-
vertrieb äller Erzeugnisse der nunmehr auf
Friedensarbeit umgestellten und unter dem
Namen „Reichswerk Wolfgang“ Kollo-
diumwolle, Kollodiumlösungen, Zaponlacke u.
dgl.” herstellenden bisherigen Pulverfabrik
Hanau in Händen habe.
Zuschlagsliste der Preisstelle des Zentral-
verbandes der deutschen elektrotechnischen
Industrie. — Die Zuschlagsliste Nr. 31 (grün)
der Preisstelle für Juli 1920 (S. 520) bringt
Änderungen und Ergänzungen einmal in der
Berechnung der Teuerungszuschläge, sodann
bei den Nummern 39, 60, 67 und 70 bis 72.
Eine neue Gruppe ‚„Gummifreie Isolierstoffe“
umfaßt die Nummern 80 bis 84.
Warenmarkt. — Akkumulatoren. Die
Aceumulatoren-Fabrik A. G., Berlin, hat in
ihrer März-Preisliste über stationäre Akkumu-
latoren, gültig für Deutschland, den Blei-
preis der Bleiklausel um 200 M verringert, so
v
Heft 26.
5198
daß die Zellen-Grundpreise genannter Liste
nunmehr bei einem Bleipreis zwischen 420
und 450 M je 100 kg frachtfrei Hagen i. W.
gelten. — Isolierrohr. Die Verkaufsstelle
Vereinigter Isolierrohr-Fabrikanten, Berlin, be-
rechnet für Lieferungen vom 16. bis 30. Juni
die. bisherigen Aufschläge. — Eisen und
Stahl. Die Oberschlesische Stahlwerks-Ge-
sellschaft, deren Anschluß an .den Eisen-
wirtschaftsbund infolge staatsrechtlicher Ver-
hältnisse nicht erfolgen konnte, hat nach dem
„Berl. Börs. -Cour.‘“ beschlossen, alle Eisen-
preise auf die - Notierungen des Eisenwirt-
schaftsbundes!) herabzusetzen. — Metall-
preise. Die Notierungen der Vereinigung für
die deutsche Elektrolytkupfernotiz bzw. der
Kommission des Berliner Metallbörsenvor-
standes (letztere verstehen sich ab Lager in
Deutschland) lauten in M/100 kg:
Metall | 25. VI, | 22. VI.
Elektrolytkupfer (wire
bars), prompt, cif Hamburg, E
Bremen, Rotterdam . 1605 1666
Raffinadekupfer 99/99,30/, |1050—1075 1125—1175
Originalhüttenweichblei 425—450 | 425— 450
Originalhüttenrohzink,
Preis im freien Verkehr . 525 525
Plattenzink (remelted) von
handelsübl. Beschaffenheit
Originalhüttenaluminium
300— 325 300
98/99%/yin gekerbt.Blöckchen 2300 2400
Zinn,Banka-,Straits-‚Billiton- 4000 4000— 4200
Hüttenzinn, mind. 99% . . _ —
Reinnickel 98/99%, . . 13600—3800 3300—4000
Antimon-Regulu.. .„ ı 700—750 850
An der Londoner Metallbörse wurden
nach „Mining Journal‘ am 18. VI. 1920 für
1 ton (1016 kg) notiert:
£ 5 d SE |
*Kupfer: best selected .. 98 0 O bis10 0 0
r N electrolyt... 97 00,105 00
en. wire bars 22...,31032.0202.:.1052.0°0
+ a, standard, Kasse 215 0, 5858300
DE ».22:3.Mon.2285%.5,.0:23,,85.100
Zinn: standard, Kasse... 25 0 0 „2510 0
it - 3Mon. . 249 0 0 „2910 0
SONS BtraHg hen 26000 ,„265 00
Blei: span. oder nichtengl. >
Weichblei.ce 2.1 231215 0,33 5.0
„ gew.engeliBlockbleir 35.0.0:.,2— — —
Zink:/gew. Sorten. 2....38.5.0°,.4 0.0
„» „remelted....:. 400, —ı —
n» engl. Swansee .. 4210 0 -—_—
Antimon: engl. Reg. . .
60/63 £ net.
Aluminium: 98 bis 990/
165 £ (Inland);
185 £ (Export).
Nickel: ‚98 bis 99%, gar. 230 £ (In- u. Ausland).
Quecksilber: nom, für
die 75 Ibs.-Flasche. .
Platin: je Unze nom., .
21£ bis 21 £10s.
400 8.
Für den 24. VI. 1920 verzeichnet der ‚Berl.
Börs.-Cour.‘“ folgende Preise in £/t: Kupfer,
Kasse 84,50; desgl. 3 Mon. 86,75; Elektrolyt
99 bis 104; best selected 98 bis 99; Zink
39,75 bis 41,50; Zinn, Kasse . 247,75; desgl.
3 Mon., 250,75; Blei 32,25 bis 33,50. In New
York stellte sich am gleichen Tage Elektrolyt-
kupfer loko auf 19 cts/lb.
1) Vgl. „ETZ“ 1920, S. 500.
* Netto.
Berichtigung.
In dem Aufsatz von Grothe ‚„Durch-
hänge von Freileitungen‘, ETZ 1920, 8. 31],
sind in der Zahlentafel am Kopf der Seite 312
die mit ,D‘‘ überschriebenen Spalten und
zwar die beiden rechts stehenden nicht in
Übereinstimmung mit den beiden links stehen-
den geändert worden. Die Zahlen in allen
4 Spalten D müssen die gleichen sein u. zw.
34; 36,2; 68; 72,5 usw. wie in den linken
Spalten. - -
Abschluß des Heftes: 26 Juni 1920.
Zuschlagsliste Nr. 31 (grün) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie für Juli 1920.
(Ersatz- und Reserveteile, soweit sie nicht besonders aufgeführt sind, werden bezüglich der Teuerungszuschläge ebenso behandelt wie die
Fabrikate, zu denen sie gehören.)
Diese Zuschlagsliste (grün) Nr. 31 gilt für den Monat Juli 1920 für
solche Aufträge, die vom 1. I. 1920 ab zu den gemäß Beschluß der Preis-
stelle erhöhten Grundpreisen erteilt werden. Für die Abrechnung von Auf- | 2.
Agen mit den bis 31. XII. 1919. giltigen Grundpreisen ist die weiße Zu-
agsliste Nr. 31 A maßgebend. Für die Berechnung der Teuerungs- | 3.
zuschläge gilt für Aufträge, die vom 1. VII. 1920 ab eingegangen sind,
sch
folgende Formel:
1. Der Preisstichtag liegt um die in Spalte A der Teuerungszuschlagsliste
genannteFrist vor dem Liefertag (A-Frist); ist der Teuerungszuschlag am
Stichtag niedriger als der Teuerungszuschlag zwei Monate nach Be-
stellung, so gilt der letztere. Für Isolierrohr und verbandsmäßiges
Zubehör (Zeile 61 bis 67) sowie für Zähler (Zeile 42) gelten die [Be-
stimmungen der betreffenden Verbände. h £ x
Soweitin Spalte B Fristen (B-Frist) angegeben sind, wird, wenn innerhalb
dieser Frist geliefert wird, der am Bestelltag geltende Preis berechnet.
Abweichend von den Bestimmungen unter 1. wird bei Dampfturbinen
und Zubehör, Maschinen über 250 kVA (bezogen auf 1000 Umdr/min
und cos = 1) und Zubehör, Transformatoren über 500 KVA und
Apparate für 50 000 V und mehr der Teuerungszuschlag in der Weise
ermittelt, daß die Summe der in den Monaten vom Tage der eat.
bis zum Tage der Lieferung Ben Teuerungszuschläge , durc
die Anzahl dieser Monate geteilt wird.
520
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920.
Heft 26.
4. Als Bestelltag gilt der Tag, an dem die Bestellung soweit geklärt ist,
daß die Herstellung begonnen und ohne Verzögerung durchgeführt
werden kann.
Gegenstand
Für Spar-
metall-
Aus-
Ä führung
Zuschlag
Für
Ersatz-
metall-
Aus-
führung
Zuschlag
%
5. Der Lieferung
6. Für Aufträge,
ist die Anzeige der Versandbereitschaft gleichzurechnen.
die eine längere Lieferzeit als 15 Monate Hersia hart
für
wird, bleiben besondere Abmachungen vorbehalten,
ee eg
Generatoren, Motoren und Umformer,
soweit nicht für Sonderausführungen
Zuschläge in der Liste aufgeführt sind.
1. bis 5 kW (bezogen auf 1000 Umdrehungen)
2. über5 bis 100 kW (bezogen auf 1000 Um-
drehungen) .
3. über 100 kW (bezogen a a: 1000 Umdre-
hungen)
So Hderausfuhrusgen.
4. Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren .
b. Elektrisch betriebene Werkzeugmaschi-
nen...
6. Elektrisch betriebene Haunwasserpihapen!
Entstäubungspumpen und Kompressoren
7. Gesteinsbohrmaschinen und -geräte
8. Vollständig ausgerüstete Motorkarren,
Motorschleifen, Motortragen,Motorwagen
Dampfturbinen.
10. Turbosätze, bestehend aus:
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit
und ohne Zwischenvorgelege, und Kon-
densationsanlagen .
b) Turbokompressoren Oder Turloro-
bläsen od. Zahnradvorgelegen, Dampf-
turbinen und Kondensationsanlagen .
11. Turbogeneratoren allein . . .
12. Dampfturbinen,Zahnradvorgelege, Turbo-
kompressoren und Turbogebläse allein .
Kondensationsanlagen und Wärmeaus-
tauschapparate allein
Zubehör zu Maschinen.
14. Anlasser, Regulierwiderstände, Tret-, Web-
stuhl-, Sterndreieck-Schalter .
15. Kran. und AUSESEBEDEDLIET Schützen-
steuerungen . .
16. Gleitschienen, Verankerung 3
16a. Riemenscheiben, ee Zahnzal:
13.
vorgelege .
Bahnmaterial.
17. Bahnmotoren und elektrische Bremsen
18. Fahrschalter und Stromabnehmer für
Bahnen . . .
19. Vollständige elektrische INnerteuls de
für Straßenbahntriebwagen und mit elek-
trischer Bremse versehene Anhängewagen,
ausschl. Leitungen und Montage .
20. Vollständige elektrische Ausrüstungen
von Vollbahn-Lokomotiven und Vollbahn-
Triebwagen, einschl. Montage
21, Elektrische Lokomotiven für Bergbau
und Industrie . . Dan:
Transformatoren und Gleiehridhter.
29. Transformatoren
93. Gleichrichter mit Glaskörper, einschl.
Zubehör Sr
23a. Ersatz- Glaskörper re LEHE,
24. Gleichriehter mit Eisenkörper, z eimsehl.
Zubehör ade BEMOR:
Schaltapparate und "Material für
Schaltanlagen.
25. Hebelschalter, Erdschluß- und Stromrich-
tungsanzeiger, Instrumenten- und Kurbel-
Umschalter, soweit nicht in Gußgehäuse
Selbsttätige Schalter, soweit nicht für Öl-
füllung und nicht in Eisen- oder Gufßge-
häuse; Fern-, Zeit-, Zellenschalter
Niederspannungs-Streifen- und Röhren-
Sicherungen für Schalttafelbau .
26.
27.
272.Schmelzeinsätze für a
Sicherungen . . . Akte
28. Hochspannungs- Trennschalter, "Mast-
trennschalter, Streckenschalter, soweit
nicht für dr; a LE 3
29. Hochspannungs - Sieherungen, armierte
Stützen u.armierte Wanddurchführungen
293.Schmelzeinsätzee für Hochspannungs-
Sicherungen. . 2 f
30. Preiiestunes Hörnerschälter Se
31. Konzentrische Klemmen (Zontraiklem-
men).
32. Ölschalter (ohne ön, einschl. Hilfseppa-
rate, Ölschaltkasten r ;
33. Überspannungs- Schutzvorrichtungen
(außer Schutz- u. pen)
34. Schutzdrosselspulen .
35. Erdungsdrosselspulen . .
36. Motorschalttafeln, auch mit solbsttätigen
Schaltern . . ;
37. Vollständige Schaltanlägenı Shah
schränke, Schaltpulte und Schaltzellen.
ao Schaltkästen, ausschl. Ölschaltkästen .
Schaltapparate u. a in Guß-
gehäuse R
Meßapparate a Zubehör.
41. Meßinstrumente . ne
400
A-Frist|B-Frist
Mo-
nate
220
wis ver
Fabri
30. Juni 1920.
[000
Mo-
nate
ackte
= a Für
ee l- Er
A-Frist |B-Friat) read aus: en
Ben führung führung
Mo- | Mo- Zuschlag | Zuschlag
nate | nate % %
49. Zähler sowie deren Verpackung —_ 400
43. Meßwandler . a 700 —_
Installationsmaterial.
44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) 320 280
45. Ein- und zweiteilige Sicherungsstöpsel, ;
1 2 Stöpselköpfe, Patronen, Paßringe bzw.
Paßschrauben und Kontaktschrauben,
Größe Iund II mes und Normal- Edison-
Gewinde) . ./ 270 230
46. Wie 45, jedoch "Größe IT bis Y (Groß-
Edison- und Mammuth-Spezial-Gewinde) 300 260
47. Sicherungselemente (Einzelsicherungen)
1 2 zum a a (Sie- -
mens) . 2 570 500
48. Patronen zum "Ringbolzen-Sicherungs- 3
system (Siemens) . . 240 210
49. Sicheruneselemente (Einzelsicherungen)
und Patronen zum Keilkontakt-Siche-
rungssystem (Siemens) . 250 220
S 50. Verteilungstafeln und Grushen: Bone
nicht in Gußgehäuse . . 350 300
51. Freileitungs- und Hausanschluß, Siche-
r rungen, Freileitungs-Armaturen bis 600
Volt, soweit nicht in Gußgehäuse 350 300
2) 2 52. Zählertafeln, armiert ß 330 290
53. Drehschalter, Steckdosen und "Stecker,
| soweit nicht in Gußgehäuse, Porzellan-
| Abzweigdosen, -Scheiben und -Klemmen, -
| . -Kabelschuhe und Verbinder u. dergl. 350 300
54. Installationsmaterial in Gußgehäusen und 23
gußeisernes Installationsmaterial = 520 520
55: Metallfassungen, Schalenhalter, Nippel
‘und dergleichen 360 310
56. Glühlichtarmaturen, einschl. wasserdich-
| ter Fassungen, und Handlampen 360 310
1 2 60. Installationsmaterial für Schiffe (ausschl.
| der zweiteiligen mare! aus Gruppe 45
ö und sA0).; were era 500 =
Isolierrohr und ihn ana Zu-
behör.
61. Verbleite Eisenrohre (Bleirohre) . = ==
62. Verzinkte Eisenrohre Em =
63. Feinzinkrohre (kein ort akteR Eisen-
blech) = —
1 D) 64. Messingrohre . >= 75
65. Papierrohre mitStahlpanzerschutz (Stahl- >
panzerrohre) R == =
66. Schwarze Papierrohre, Söhne Metall-
mantel mit Muffe . Fo Ei
67. Stahlrohre (System Peschel) nebst st Bogen 5
und Muffen 2 == 570
Glühlampen. ;
68. Glühlampen jeder Art (ausschl. Heiz-
lampen): Auf die ab 28.1. 1919 a
1 DE . den Preise 250 250
Feleereptie und Herrscher
69a. Apparate für Haustelegraphie (Wecker
: Tableaus, Kontakte, Zubehör) . nr zZ
69b. Hausfernsprech-Apparate für Belerie
anruf und einfache Induktor-Apparate 450 450
69 e. Fernsprech-Apparate zum Anschluß an
Zentralumschalter und öffentliche Fern-
sprechnetze. N 450 450
69d. Zentralumschalter u. chinese 450 450
69e. Wasserdichte Signal- und Pesgeprech
Apparate. au 450 450
69£. Apparate für Telegraphie- 450 450
70. Linienwähler-Anschlußschnüre . 125 Er
71. Stöpselschnüre (Privattypen) . 235 =
i 72. Apparatschnüre (Privattypen) 225 =
“Bogenlampen und Zubehör.
73. Bogenlampen und Armaturen für a
meine Beleuchtungszwecke 400 ==
74. Bogenlampen für technische Zwecke. 400 =
75. Scheinwerfer (ausgenommen solche für
Heer, Kriegs- und a 400 =
1 2 76. Widerstände . N ; 450 450
77. Kufhönrexerrichtineent ; ’ 1 400 400
78. Leitungskupplungen . . R 400 _
79. Transformatoren und Drosselspulen s 600 SE
Gummifreie Isolierstoffe. g
a: 80. Normalplatten 300 _
81. Zählertafeln, unarmiert . 300 zz
82. Isoliergriffe . \ ; 400 —
83. Armierte Anschlaßklammän ? \ 350 300
84. Preßteile, ausschließlich dervorgenannten
(unarmiert bzw. ohne Mitlieferung von
Sparmetallen) 300 nel
Verschiedenes.
Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Öl: Tagespreis;
mindestens aber 1800 M für 100 kg ohne Faß.
RE Verpackung (ausschließlich Verpackung für Zähler) { er
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. 0. Zeh me in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin,
-
aan Ta A Fa Daran iz.
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de
Na
521
Elektrotechnische Zeitschrift
| (Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des ‚Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner ‚K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W. 9, Linkstraße 23/24.
41. Jahrgang.
Ever nun nn
Die Beseitigung der Kohlennot!).
Von Dr.-jng. e. h. G. Dettmar. -
Übersicht. Nach Schilderung der Kohlenlage,
wie sie sich durch die Revolution und den Friedens-
vertrag herausgebildet hat, wird gezeigt, daß eine Be-
seitigung der Schwierigkeiten nur möglich ist durch
vermehrte ' Brennstoffgewinnung und verminderten
Verbrauch., Es wird dann gezeigt, welche Aussichten
für die Terhehrte Gewinnung von Brennstoffen bestehen,
Berlin, 8. Juli 1920.
daß die Einwohnerzahl Deutschlands durch
Verlust großer Gebietsteile gesunken ist, so '
daß man schätzungsweise annehmen kann, der
Bedarf an Steinkohlen würde in den nächsten
Jahren ungefähr 135 Mill. t betragen, der an
Braunkohlen ungefähr 75 Mill. t. Hierzu
kommt aber noch die Erfüllung des Friedens-
vertrages, nach welchem 43,3 Mill. t Stein-
kohlen abzuliefern sind, daß also der Stein-
kohlenbedarf auf rund 178 Mill. steigt.
Wir wollen nunmehr sehen, -wieviel Kohlen
Heft 27.
Bei Betrachtung der Kohlenlage ist es
nicht nur von Bedeutung, sich klar darüber zu
werden, wieviel Kohlen gefördert werden
können, sondern es ist auch wichtig, zu wissen,
ob die vorhandenen Kohlen auch befördert
werden können. Schon in Friedenszeiten
hatten wir Perioden von Schwierigkeiten in
der Kohlenversorgung. Nach der Ernte, wenn
die Transportmittel für Getreide, Rüben, Kar-
toffeln usw. stark in Anspruch genommen
waren und während der Frost- und Hoch-
"RIEF TET
und wie eine Verringerung des Verbrauches von Brenn. | 1% diesem Jahre voraussichtlich gewonnen | wasserperioden, in denen der Wassertransport
stoffen erzielt werden kann. Es wird dann auf die werden können. Abb. 1 zeigt die Ent- I eingeschränkt oder ganz weggefallen war,
weitgehendste Verwendung geringwertiger Brennstoffe u z EN
eingegangen, und es wird die Basar der Transport- Gen? oh] IT T r \ Millonen pa
verhältnisse für die Kohlenschwierigkeiten behandelt. 76 UlAHspazuphe L ITEITLLTEELTI 1 u an 4 {1 76
Nachdem noch die Bedeutung der Kohlenausfuhr ge- 2 sa iatatet + 5 Ei 15
würdigt worden ist, wird die besondere Bedeutung GE i Izeisizter um — - II | 1174
der Elektrotechnik für die Beseitigung der Kohlennot A IR Um IT EN Tr iv HH 173
betont, wobei eine kurze Zusammenstellung der Ergeb- 5 ee 7 IESERSTEHREND Bla | 172
nisse gegeben wird. Ei AT SNSUBERSEHT| 7 Fiaier is 7 IM
It ni | Aut 10
A. Die Kohlenlage. 5 ENESENSERBRENERDUIGHE" Ir BaBEP NEE AHHrSER 9
Die Kohle ist einer der wichtigsten Fak- Se LAT ATLFFFRFFF ut Tram Kup pi WVIrT us ja
toren unseres Wirtschaftslebens; steht sie. sLLL iM AT eril) | | EV All i IVTYIV A
nicht in genügender Menge zur Verfügung, so 2 da \A-Zröunkohle | \_ B EB a EBEN EEE BEER {eh
müssen sıch die schwersten Schädigungen er- 4 EFT 4 BRENNER | | ZalRERy: EN,
geben. Es ist nun aber kein Zweifel, 3 ei BE = N. LI 4 | Aal 15
daß Deutschland: für viele Jahre, 24H 4141 nun on - Luna II LE 2 DAN,
wenn nicht Ban einige TehTAeE nie. 7 a 4 m; m ua BBREP,
„unter einer schweren Kohlen 0 es =: RER SERSERT Seen Sm a
leiden haben -wird. und’awar als Folge SRRSSRESERIIRAHTESSRUNERSSDNRE BRUNNER RU
der Revolution und des Friedens- be -- ---19M-----Se------ 1915----- > ----- IMb---- >= ------ 197--- -- je ---- 198 --- --=— ------ 1919: ---- 192
vertrages. Für unser gesamtes Wirtschafts-
leben ist es also von allerhöchster Bedeutung,
sich Klarheit darüber zu verschaffen, wie die
Kohlenlage in der kommenden Zeit sich ge-
stalten wird, und wie die Kohlennot möglichst
schnell beseitigt werden kann.
Da Deutschlands Grenzen noch immer
nicht feststehen, ist es zurzeit noch nicht
möglich, abschließende und genaue Zahlen
über Förderung von Kohlen und den Bedarf
an ihnen anzugeben. Ganz besonders schwie-
rig ist dies jetzt deswegen, weil das Schicksal
Öberschlesiens noch unentschieden ist und es
auch noch Monate dauern wird, bis eine Ent-
scheidung gefallen ist. Bei der außerordent-
lichen Bedeutung Oberschlesiens für die Koh-
lenwirtschaft Deutschlands ist der Einfluß
naturgemäß ein sehr großer. Wenn auch durch
den Friedensvertrag in gewissen Grenzen eine
Versorgung Deutschlands mit Kohle von
Oberschlesien aus, auch bei Verlust dieses
Landesteiles, vorgesehen ist, so muß doch,
falls Oberschlesien zu Polen kommt, mit
einer starken Minderbelieferung gegenüber
dem bisherigen Zustande gerechnet werden,
ganz abgesehen davon, daß der Preis der aus
einem polnischen Oberschlesien kommenden
Kohle noch unbekannt ist, und daß die Zu-
verlässigkeit der Lieferung wohl. oft recht
fraglich sein wird.
Im Jahre 1913 hat die Steinkohlenförde-
rung in Deutschland ungefähr 190 Mill. t be-
tragen. Damals war noch eine ziemlich er-
hebliche Ausfuhr und eine verhältnismäßig
geringe Einfuhr von Kohle vorhanden. Der
Ausfuhrüberschuß betrug ungefähr 33 Mill. t,
so daß also im letzten vollen Friedensjahr
rund 157 Mill. t in Deutschland verbraucht
wurden. Bei Braunkohle betrug die Förde-
zung im Jahre 1913 87 Mill.t. Die Ausfuhr
war ungefähr 2 Mill. t, während die Ein-
fuhr rund 7 Mill. t’betrug. Wir hatten also
im Jahr 1913 einen Verbrauch von ungefähr
92 Mill. t Braunkohle. Von diesen Zahlen aus-
gehend, kann man ungefähr ermitteln, wie
groß der Bedarf in den nächsten Jahren sein
würde, wenn er voll befriedigt werden könnte.
Wie später gezeigt wird, kann durch geeignete
Sparmaßnahmen und Erhöhung der Wirt-
schaftlichkeit eine Verminderung des Bedarfes
erzielt werden. Weiterhin ist zu beachten,
: ') In diesem Aufsatz sind auch die wichtigsten Teile,
im Interesse der Platzersparnis, nur ganz kurz behandelt,
und es ist an vielen Stellen eine eingehende Begründung
weggelassen worden. In einem Buche, das in wenigen
Wochen im Verlage von Julius Springer mit gleichem Titel
erscheint, wird dagegen alles ausführlich behandelt werden,
und es werden dort ungefähr 16 Zahlentafeln und 32 Ab-
bildungen den in diesem Aufratz schon enthaltenen hinzu-
gefügt werden.
Abb. 1.
wicklung der monatlichen Förderung an Stein-
und Braunkohlen vom Jahr 1914 ab. Man
ersieht daraus, daß erfreulicherweise die durch
den Kriegsausbruch und namentlich dureh die
Revolution stark gesunkene Förderung wie-
der im Steigen begriffen ist. Unter der Vor-
aussetzung, dab ein umfangreicher Streik, wie
erim April 1919 vorhanden war, für die nächste
Zeit vermieden wird, kann man hoffen, daß
im Durchschnitt die monatliche Förderung bei
Steinkohle einschließlich Oberschlesien auf
etwa 10,5 Mill. t und bei Braunkohle auf etwa
8,3 Mill. t kommen wird. Man kann danach
annehmen, daß im Jahre 1920, ohne Berück-
sichtigung der Ein- und Ausfuhr durch eigene
Förderung, zur Verfügung stehen werden
126 Mill. t Steinkohle und 100 Mill. t Braun-
kohle, gegenüber 116,5 Mill. t Steinkohletund
93,8 Mill. # Braunkohle im Jahre 1919. Man
ersieht also daraus, daß ein großes Mißver-
hältnis zwischen Bedarf und vorhandener
Menge besteht. Es ergibt sieh also für Stein-
kohlen ein Fehlbetrag von 52 Mill. t. Da nun
die Beschaffung von Lebensmitteln und Roh-
stoffen zunächst eine Ausfuhr von Kohle un-
bedingt notwendig macht, so erhöht sich dieser
Fehlbetrag noch. Bei der Braunkohle liegen
die Verhältnisse g“nstiger. Einem Bedarf
von 75 Mill. t steht eine Förderung von 100
Mill. t gegenüber, so daß sich ein Überschuß
von 25 Mill. tergibt. Wenn diese zur Deckung
der fehlenden Steinkohlen herangezogen wer-
den, können sie etwa 8 Mill. t Steinkohle
gleich gesetzt werden; unter der Annahme, daß
ungefähr 10 Mill. t Steinkohle ausgeführt
werden müssen, würde demnach ein Mangel
an Steinkohle von insgesamt 54 Mill. t vor-
handen sein. Das entspricht ungefähr 25%
des Friedensbedarfes von Stein- und Braun-
kohle zusammen, wobei aber schon größte
Sparsamkeit Voraussetzung ist. Berück-
sichtigt man nun, daß für viele Verbrauchs-
zwecke, wie Kohlenförderung, Verkehr, Er-
nährung, Bekleidung usw., eine solche Ein-
schränkung unmöglich ist, und daß auf längere
Zeit die letztjährige Belieferung für Kochen
und Wohnungsbeheizung nicht weitergeführt
werden kann, so ergibt sich, daß für an-
dere Zwecke eine Fehlmenge von weit über
35% entsteht... Man sieht also daraus, daß
unser gesamtes Wirtschaftsleben im Laufe
dieses Jahres und auch in den nächsten Jahren
noch 'starken- Einschränkungen unterworfen
bleiben muß, wodurch natürlich der Wieder-
aufbau und die Erfüllung des Friedensver-
trages unmöglich gemacht bzw. stark ver-
zögert wird.
Monatliche Koblenförderung Deutschlands seit 1914.
hatten sich schon immer Schwierigkeiten er-
geben, die aber durch rechtzeitige Bevorratung
der wichtigsten Verbraucher und durch große
Lager bei den Händlern überwunden werden
konnten. Das ist jetzt aber nicht mehr mög-
lich, da eine Bevorratung durch den Tief-
stand unserer Transportmittel wie zum Teil
auch durch den Tiefstand unserer Förderung
nicht möglich ist und auf lange hinaus nicht
möglich sein wird. Es ist also von großer Be-
deutung, die Transportschwierigkeiten mög-
lichst bald zu beheben und dadurch zum Teil
auch die Kohlennot zu lindern. Durch Ver-
mehrung unseres Bestandes an Wagen und
Lokomotiven, namentlich aber durch Be-
schleunigung der Reparaturen der betriebs-
unfähigen Transportmittel, kann.eine wesent-
liche Verbesserung in der Kohlenversorgung
erzielt werden.
B. Die vermehrte Gewinnung von
Brennstoffen.
Bei den vorstehend. nachgewiesenen
großen Mißverhältnis zwischen Förderung und
Bedarf ist es nicht möglich, den Ubelstand
nur dadurch zu beseitigen, daß ent-
weder die Förderung erhöht oder der
Verbrauch verringert wird, sondern
es können nur beide Wege zum Ziele
führen. Erhöhung der Förderung und Ver-
ringerung des Verbrauches. Dementsprechend
soll nunmehr untersucht werden, inwieweit es
möglich ist, die Förderung von Steinkohle und
‘Braunkohle zu erhöhen und Ersatzbrennstoffe
wie Torf, Holz usw. zu gewinnen, und im
Anschluß daran, welehe Aussichten zur Ver-
ringerung des Verbrauches bestehen.
Nach Dr. E. Jüngst!) sind in Deutschland
folgende Mengen an Steinkohle bis 1200 m
Teufe vorhanden:
Sichere und
Sichere Vor- Bi
Ans wahrscheiuliche
räte
Vorräte
Mill.t | % Mil.t | %
Deutsches Reich. . |56889 | 100 | 194547 | 100
Davon:
Saarbecken?) 9 769 | 17,17 9 7693)| 5,02
Oberschlesien . 7368 | 12,95 | 106 742 154,87
Linksrhein. Gebiet | 10458 |18,38| 104583) 5,38
1!) Glückauf 1919, S. 486. i
2) Das Saarhecken begreift den preußischen Saar-
hezirk sowie den angrenzenden Teil Lothringens und der
bayerischen Pfalz ein, : &
3) Für diese beiden Bezirke sind keine wahrschein-
lichen Vorräte angegeben.
Das naheliegendste Mittel zur Erhöhung
der Förderung von Steinkohle ist natürlich
die Erhöhung der Belegschaft. Leider ist
aber seine Durehführung in Wirklichkeit
äußerst schwierig. Zunächst handelt es sich
darum, eine große Anzahl gelernter und er-
tahrener Arbeiter zu bekommen. Denn nur
für einen Teil der Arbeiten sind ungelernte
Arbeiter verwendbar. Selbst wenn es also
möglich wäre, die nötigen, gelernten Arbeits-
kräfte zu beschaffen und dementsprechend
auch ungelernte Arbeiter beschäftigen zu
können, so scheiterte die Durchführung an dem
Fehlen von Wohnungen. Es müssen solche
also erst geschaffen werden, und das dauert
unter den heutigen Verhältnissen mehrere
Jahre. Soweit es unter den bestehenden Ver-
hältnissen möglich war, ist die Belegschaft
sehon erhöht worden, wie sich aus nachstehen-
der Tabelle ergibt:
Beleg$chaftsstärke!).
Gesamt DBer
en A Ruhr
Juli . 1914 653 200 132 500 427 400
Januar. . . 1915 475 100 102 900 3U5 70V
Juli 1916 585 2U0 132 400 374 300
Juli . 1918 710 300 160 4UU 452 700
November . 1918 635 60V 146 400 395 000
September . 1919 687 7U0 145 YUV 434 VVU
Oktober . . 1919 710 600 152 300 452 400
Die Zentralarbeitsgemeinschaft hat vorge-
schlagen, die Belegschaft um weitere 150 000
Mann zu erhöhen, wofür ungefähr 100 000
Wohnungen neu gebaut werden müssen. Das
erfordert unter den heutigen Verhältnissen
ein Kapital von mindestens 3 Milliarden und
eine Zeit von mehreren Jahren. Ohne daß man
diesen Weg außer acht läßt, erscheint es aber
zweckmäßiger, außerdem einen anderen Weg
besonders im Auge zu behalten, der zur Steige-
rung der Leistungen möglich ist, nämlich
die Hebung der Arbeitsleistung pro Schicht
eines Arbeiters. Ein gewisser Erfolg ist in
dieser Beziehung seit Mai 1919 schon einge-
treten, wie sich aus nachstehender Tabelle, die
einem Bericht des ‚„Reichskommissars für die
Kohlenverteilung‘‘ entnommen ist, ergibt.
a8 ” Seele
=. © 2288, Des
ER E00 2,05 Eee
BES g was 5%
ug 55 = Sea weis
BuER = te ES
Es s RE Tgtien
a5 E s2E 8*2
Hr > AND aA RA
kg kg Stunden kg
1913 883 1159 84, 136,3
1919
Januar 663 973 8 121,6
Februar 646 961 8 120,1
März 665 983 8 122,9
April 409 749 bis 8. IV. 73
ab 9.1V.7 104,4
Mai 596 875 7 125,0
Juni 614 902 7: 129,0
Juli 633 919 X 131,3
August 629 =71% A5=79%, 7 130,7 = 96/0
von 1913 von 1913 von 14915
DieAngaben beziehen sich auf den Ruhrberg-
bau und zeigen, daß bei den Untertagarbeiten
die Minderleistung fast nur noch auf die Ver-
kürzung der Schichtzeit zurückzuführen ist.
Dureh Verbesserung der Ernährungsverhält-
nisse dürfte sich eine Hebung der Leistung des
einzelnen Arbeiters mit der Zeit ergeben.
Weiterhin ist zu beachten, daß durch eine Ver-
besserung der Betriebseinrichtungen eine wei-
tere Steigerung möglich sein muß. Während
des Krieges mußte in gewissem Sinne Raubbau
getrieben werden, dessen Folgen sich
natürlich jetzt zeigen. Durch Vervollstän-
digung und Verbesserung der Einrichtungen
muß es aber möglich sein, eine Steigerung der
Förderung herbeizuführen. Zu der Verbesse-
rung der Gewinnungsverhältnisse wird nun
die Elektrotechnik viel beitragen können.
Schon jetzt spielte die Elektrizität in der
Steinkohlengrube eine große Rolle; durch
weitere Anwendung der klektrizität wird sich
sicher eine Steigerung der Förderung erzielen
lassen. Auch eine bessere Organisation im
Sinne Taylors wird nach dieser Richtung hin
wahrscheinlich sehr nützlich sein. '
Die Vermehrung der Zahl der Schächte
wird naturgemäß zu einer erhöhten Förderung
führen. Die Wirkung einer solchen Maßnahme
tritt aber erstim Laufe von 10 und mehr Jahren
ein. Das ist natürlich kein Grund, sie zu unter-
lassen. Im Gegenteil sollten die Vorberei-
tungen möglichst bald getroffen werden, da-
mit in späteren Jahren ein Erfolg auf diese
1) Nachrichten für Handel, Industrie und Landwirt-
s: haft. Nr. 148 von 20. Dezember 1919.
Elektrotechnische Zeitschrilt.
Weise erzielt wird. Leider ist aber zunächst
wenig von diesen Hilismitteln zu erhoffen, da
die wirtschaftliche und namentlich die poli-
tische Lage nicht dazu anregen, große Kapi-
talien festzulegen, von denen man nicht weiß,
was aus ihnen später wird. Die Folge davon ist,
daß die Anlage neuer Schächte von privater
Seite aus zunächst nur mit Zögern unter-
nommen werden dürfte. Es bleibt also nur
die Hoffnung, daß das Reich an die Abteufung
neuer Schächte in erheblichem Umfange heran-
eht.
& Ein Fortsehritt, der verhältnismäßig
schnell erzielt werden könnte, wäre zu suchen
in der Verbesserung der Güte _der Kohle. Da-
durch wird natürlich die Menge nicht vermehrt,
aber es werden die Transportverhältnisse er-
heblich erleichtert. Außerdem wird die Ver-
‘wendung der Kohle wesentlich leichter ge-
staltet und auf diese Weise eine Ersparnis an
Kohle erzielt. Der große Gehalt an Steinen
bewirkt naturgemäß eine schlechtere Aus-
nutzung der Kohle, da ja die Steine.mit auf
die hone Temperatur gebracht werden müssen.
Außerdem wird duren weniger häufiges Ab-
schlacken der Verlust an Kohle vermindert.
“Eine Verbesserung der Güte der Kohle würde
also nieht nur eine Entlastung der Beförde-
rungsmittel und eine Entlastung der Heizer
bedeuten, sondern auch eine Kirsparnis an
Kohle. Während vor dem Kriege die Kohle
nur. ungefähr 8—-10% Steine enthalten hat,
hat sie jetzt vielfach 20, 30 und mehr Prozent
davon. ° Eine weitere Verbesserung ließe sich
auch dadurch erzielen, daß die Sortierung
wieder besser durchgeführt wird und die
Wäschen usw. wieder voll in Betrieb ge-
nommen werden. Insbesondere würde‘ sich
noch durch Verbesserung der maschinellen
Einrichtungen der Aufbereitungen der Verlust
an Kohle erheblich verringern lassen. Nach
Dipl.-nig. A. Wirth!) würde es möglich sein,
daß der Bestand der Halden an Kohle, der
jetzt vielfach noch bis zu 35% beträgt, wesent-
lich heruntergesetzt werden kann.
Nach Prof. Dr. Herbst läßt sich durch
Verminderung der Rohstoffverluste im Kohlen-
bergbau?) noch eine nicht unerhebliche Menge
Kohlen gewinnen. Ebenso könnte nach Gräf®)
durch Beschränkung des Selbstverbrauches
der Zechen eine bedeutende Kohlenmenge frei-
gemacht werden. Allein bei den Ruhr-Berg-
werken soll diese Menge über 1 Mill. t betragen.
Erheblich günstiger als bei der. Steinkohle
liegen die Verhältnisse bezüglich der Erhöhung
der Förderung bei der Braunkohle. Wie man
aus Abb. l ersieht, war es schon während des
Krieges gelungen, die Braunkohlenförderung
über die Friedensförderung zu steigern. Durch
die Revolution ist auch hier ein Rückschlag
eingetreten, der jedoch schon bald überwun-
den worden ist. Während die Förderung in
den letzten Kriegsmonaten fast 9 Mill. t be-
tragen hat, ist sie nach der Revolution bis.
auf 6 Mill. t gesunken. Sie hat sich aber ständig
gehoben, so daß sie in dem letzten Sommer
schon wieder ungefähr 9 Mill. t erreicht hatte.
Es besteht auch die Aussicht, daß die Steige-
rung sich weiterhin fortsetzen wird. Diese ist
dadurch begründet, daß die Leistungsfähig-
keit im Braunkohlenbergbau nicht so sehr von
der menschlichen Arbeitskraft allein, sondern
zum großen Teil von den maschinellen Ein-
richtungen abhängt, die natürlich leichter ver-
mehrt und verbessert werden können. Während
bei Braunkohlen die Jahresleistung , eines
Mannes der Belegschaft 730 t beträgt, ist die
entsprechende Zahl für Steinkohle nur 169 t.
(Diese Zahlen sind den amtlichen Berichten
über das Jahr 1919 entnommen.) Man sieht
also, daß die Leistung, auf den Kopf der Be-
legschaft bezogen, bei Braunkohle ungefähr
4,3 mal größer ist als bei Steinkohle. Selbst
unter Berücksichtigung des geringeren Heiz-
wertes der Braunkohle ist, auf Kalorien bezogen,
die Leistung auf den Kopf der Belegschaft immer
noch mehr als 1,5-mal größer. Daraus ersiehtman
schon, daß es wesentlich ist, zur Beseitigung
der Kohlennot das Augenmerk besonders auf
die Steigerung der Braunkohlenförderung zu
richten. Die Vermehrung der Belegschaft ist
hier auch leichter durchführbar, da der größte
Teil der Braunkohle im Tagebau gewonnen
wird. Allerdings dürfen die Schwierigkeiten
bezüglich Vermehrung der Belegschaft auch
nicht unterschätzt werden, da die Arbeit
in der Braunkohlengrube anscheinend vielen
Arbeitsuchenden nicht zusagt. Ein Hallesches
Braunkohlenwerk hat z. B. festgestellt, daß
etwa nach 3 Monaten rd 50% der neu einge-
stellten Leute wieder abgekehrt?) sind.
DieUnterbringung der neu hinzuziehenden
Leute macht naturgemäß auch hier große
ı) Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure 1920,
Heft 11, 8.247. -
») Technik u. Wirtschaft 1918. 8. 488. 3
3) Glückauf v. 15. XI. 1919.
. E. Musset, Freie Wirtschaft, 1919, Heft Nr. 11/12,
25%
1920. Heit 27.
Schwierigkeiten. Da aber die Produktion eines
Braunkohlenarbeiters in bezug auf gewonnene
Wärmeeinheiten, wie vorstehend gezeigt, eine
mehr als 1,5-mal so große als die eines Stein-
kohlenarbeiters ist, so ergibt sich natürlich
eine wesentlich höhere Ausnutzung, der ja 50
knappen vorhandenen bzw. mit so großen
Eos nh lien herzustellenden Bauten.
Die Durchschnittsleistung eines Mannes
im Braunkohlenbergbau ist naturgemäß auch
in letzter Zeit starken Schwankungen unter-
worfen gewesen. Dies ist aus nac stehender
Tabelle zu ersehen, die von Prof. Kegel!) aufge-
stellt ist nach Angaben von E. Musset?).
Auch hier wird man bestrebt sein müssen, die
Leistungen zu erhöhen. Das wird ganz be-
sonders dadurch möglich werden, daß die
maschinellen Einrichtungen verbessert und
vermehrt werden. 7 :
Durchschnittsleistungen eines
Mannes in einer Schichtint
er n 84 8 3
38 |ud ER Ss | 38
Jahr \estlssslase ces | 223
Aun|_22|302 S5E2 | SES
|| >
19187 a ea = =
I Er — 2, 2,8 =
1. Jan. bis i
31. Okt.1918 | — | 234 | — > =
Okt. 1918 36 | — > =
Nov. 1918 . | — | — 4,42 17,8
Jan. 1919. | 33 | 16 | — | 427 15,3
5 ebr. „..130 115 | — | 8,68 12,8
ATZE Se 2 Ye —_ —
Aprii ... 19 | 1 —- | — =
Mai ee I et ie) = ==
June, au ee, Er — | —
Nach Diplomingenieur W. Metz?) sind die
Ketten- und Drahtseilbahnen den neuzeit-
liehen Anforderungen in keiner Weise mehr
gewachsen. Infolgedessen wird die Leistungs-
fähigkeit der Kohlenbagger nieht voll aus-
genutzt. Sie stehen die Hälfte der Arbeitszeit
unbeschäftigt. Nach Metz kann durch Ein-
führung besserer Fördereinrichtungen die Lei-
stungsfähigkeit der Bagger um 50% gesteigert
werden. Weiter ‘kann durch Verbesserung des
Transportweges von der Gewinnungsstelle bis
zur Verwendungsstelle im Braunkohlenberg-
werk durch moderne Einrichtungen eine Ver-
kürzung des Weges erreicht werden. Bei dieser
Verbesserung der maschinellen Einrichtung
wird die Elektrotechnik einen wesentlichen
Teil übernehmen können, denn geraue ım
Braunkohlenbergbau spielt der elektrische
Antrieb eine große Rolle. Durch weitere
Vervollkommnung in. der Anwendung der
Elektrizität und moderner Transporteinrich-
tungen wird sich also eine Steigerung der-
Förderung erreichen lassen.
In neuerer Zeit sucht man auch noch
eine Verbesserung dadurch zu erreichen, daß
eine Entwässerung der Braunkohlenlager und
des Deckgebirges erzielt wird. Dies ge-
schieht dadurch, daß man die Feuchtigkeit
durch Gräben “abzieht. Zu ihrer Herstel-
lung werden, wie die „Braunkohle‘‘ mitteilt,
kleine Bagger benutzt, die während des Krieges
zur Herstellung von Schützengräben gebaut
worden waren.
Auch die Aufschließung neuer Gruben
stellt sich- bei der Braunkohle wesentlich
günstiger als bei der Steinkohle. Die Zeit von
Beginn der Aufschließung bis zum Beginn der
Förderung ist nicht so sehr lang, und auch
die festzulegenden Kapitalien sind nicht so
außerordentlich große wie bei Steinkohle. Da
nun noch hinzukommt, daß die Braunkohlen-
vorkommen viel mehr verteilt sind, als dies
bei Steinkohle der Fall ist, so ergeben sich auch
en Vorteile für die ungünstige Transport-
age.
kohlenbergwerke
lastung der "Bahnen erzielt werden, insbe-
sondere unter Umwandlung der Braunkohle
in Elektrizität am Gewinnungsort und Trans-
port der Arbeit mittels Draht.
Die Braunkohle ist auch insofern noch
von außerordentlich großer Bedeutung für,
unser gesamtes Wirtschaftsleben, als daraus’
sehr wertvolle Nebenprodukte gewonnen wer-
den. Insbesondere interessieren uns hier das
Treiböl für Dieselmotoren und die Schmier-
öle. Eine Steigerung der Förderung von Braun-
kohle würde also auch hier eine Verbesserung
ermöglichen. =
nn des Vereins deutscher Ingenieure, 1920,
y ı
Heft Ne, Wirtschaf Heft 3
2 reie Wirtschaft, 1919, Heft Nr. 11/12, S. 395.
Mi Braunkohlenförderbahnen, 2. Auflage, Kottbus 1919,
Durch möglichst gut verteilte Braun-
ann eine wesentliche Ent-
u
BE,
PR
-moor, zur Hälfte aus Niederungsmoor.
8. Juli 1920.
In nachstehender Tabelle!) ist angegeben,
welche Braunkohlenvorräte
Reich nach seinem Umfange
vorhanden waren, und wele
abgetretenen bzw. *besetzten Gebiete fallen.
Braunkohle.
Sichere Vorräte
j Mill. t %
Deutsches Reich . 9314,3 - 100
Davon:
Posen u. Westpreußen. 30,5 0,33
: . 3800,5 40,80
‘ Kölner Bucht .
Nach Prof. ne kommen hierzu noch
an wahrscheinlichen Vorräten 3525 Mill. t
in der Kölner Bucht, etwa 500 Mill. t in ver-
schiedenen Teilen Deutschlands und sehr er-
hebliche bzw. erhebliche Mengen in Branden-
burg, Pommern, Schlesien-und Sachsen. Nach
seiner Ansicht werden unsere Braunkohlen-
lager bei einer Jahresförderung von 100 Mill t
über 150 Jahre vorhalten.
Ganz ähnlich wie bei der Braunkohle liegen
die Verhältnisse beim Torf. Hier kann die
Gewinnung in vielen kleinen Betrieben er-
möglicht werden, so daß sich eine Verteilung der
Arbeitskräfte auf große Gebiete ergibt und
dadurch auch die Lösung der Wohnungsfrage
für die Arbeitskräfte eine leichtere ist. Bis
jetzt ist an Torf in Deutschland noch sehr
wenig gewonnen worden. Die gewinnbare
Menge kann bedeutend gesteigert und wahr-
scheinlich um ein Vielfaches vermehrt werden.
Da der Heizwert des Torfes ein ziemlich hoher
ist, so ergibt . sich daraus eine wesentliche
Bereicherung
Brennstoffmenge. Für die Erzeugung von Licht
und Kraft wird allerdings nur ein Teil dieses
Torfes in Frage kommen, da ja die Elektrizi-
tätserzeugung nur am Gewinnungsorte wirt-
schaftlich durchführbar ist. Außerdem ist zu be-
rücksichtigen, daß der Torf nur während weniger
Monate des Jahres gewonnen werden kann.
Er wird also zur Gewinnung von Elektrizität
nur für die Gebiete in Frage kommen, die von
einem Kraftwerk aus wirtschaftlich noch er-
reichbar sind. Die sonstige gewinnbare Torf-
menge wird für Ofenheizung und für landwirt-
schaftliche Zwecke Verwendung finden und
dadurch zur Erzielung von Ersparnissen wert-
vollerer Brennstoffe dienen können. Weiterhin
kommt in Frage eine Verkokung des Tortes,
wodurch ein Ersatz für Holzkohle geschaffen
wird. Es besteht also die Möglichkeit, die Ge-
winnung von Torf in großem Maßstabe in der
Weise durchzuführen, wie dies in Wiesmoor°)
schon seit 10 Jahren geschieht zum Betriebe
von großen Kraftwerken. Anderseits bietet
sich die Möglichkeit der kleinen Gewinnung an
außerordentlich vielen Stellen, wobei die Ver-
wendung dieses Torfes im wesentlichen für
Heizzwecke und Torfverkokung in Frage
kommt.
Bei der Gewinnung von Torf in Klein-
Anlagen hat bisher die Elektrotechnik eine
verhöltnismäßig kleine Rolle gespielt. Durch
erhöhte Anwendung des elektrischen An-
triebes für die Torfstechmaschinen und Torf-
pressen würde aber die Torfmenge ganz be-
deutend gesteigert werden können.
Entsprechend der großen Bedeutung der
Torfausnutzung hat sich die Technik in den
letzten Jahren mit diesen Fragen sehr ein-
Ne beschäftigt. Hierzu kommt noch,
aß die Urbarmachung von Ödland heute ganz
besonders wichtig ist, um Siedlungen schaffen
zu können. Philippi hat sich sowohl in seinem
Aufsatz ‚„Torfkraftwerke‘“) wie in seinem
Buche ‚„Torfkraftwerke und Nebenprodukten-
anlagen‘ mit der Frage der Torfverwertung
sehr eingehend befaßt und gelangt dabei zu
folgenden Ergebnissen:
1. Die deutschen Torfmoore sollen nach
vielfachen Angaben eine Fläche etwa gleich
der von Württemberg (rd 20 000 km?) be-
decken ; sie bestehen etwa zur Hälfte aus Hoch-
Fläche ist der landwirtschaftlichen Nutzung
entzogen; sie kann ihr bei den Hochmooren
am zweckmäßigsten durch Abbau der Moore
zugeführt werden. Der Energievorrat in den
Hochmooren allein entspricht ungefähr dem
in 1,5 Milliarden Tonnen guter Steinkohle;
hiermit könnten in heutigen Großkraftwerken
100 Jahre lang 2,05 Mill. kW ununterbrochen
erzeugt werden.
Nach Dr. E. Jüngst, Glückauf 1919, S. 486.
) Z..d. V..d. Ing. 1920, 8.125
‘) Näheres siehe „Elektrotechnik und Moorkultur*
(Das Kraftwerk im Wiesmoor in Ostfriesland) von J. Teich-
müller „ETZ“ 1912, S. 1955. E
. %)’Es sind darüber folgende Bücher erschienen:
Hoering,„Moornutzung und Torfverwertung“, J. Springer,
1915. Philippi, „.Torfkraftwerke und Nebenproduktenan-
lagen“, J.Springer, 1919. Bartel,„Torfkraft“,J.Springer, 1913.
ausdtag, „Handbuch der ag und Torfver-
wertung“, Parey 1917. Ferner siehe auch Teichmüller,
„Elektrotechnik und Moorkultur“, „ETZ* 1912, 8. 1955.
5) „ETZ* 1919, S. 422.
im Deutschen
vor dem Kriege
e Mengen auf die
der zur Verfügung stehenden.
Diese -
Elektrotechnische Zeitschrift,
billigt werden.
mittleren ‚Heizwert von 3500 cal bei
Feuchtigkeitsgehalt.
Vergasung
dukten) er
niak, Teer und Gas; das Gas hat einen mitt-
und wird mit einem mittleren Vergasungs-
wirkungsgrad von etwa 75,6%, gewonnen.
folgendes ergeben:
verhältnismäßig hohen Torfpreisen der Fall.
Gasmaschinenwerke mit Nebenprodukten-
anlage Dampfturbinenwerken mit
ohne Nebenproduktengewinnung wirtschaft-
lich unterlegen.
Nebenproduktenanlage sind denen ohne solche
Anlage wirtschaftlich überlegen bei Belastungs-
faktoren von etwas mehr als50%,an bei mäßigen
Einnahmen aus den Nebenprodukten, aber
schon von etwa 15 % mittlerer Belastung an
bei sehr gutem Erlös aus den Nebenprodukten.
3. Die Werkselbstkosten der erzeugten
kWh werden in Werken mit Nebenprodukten-
anlage äußerst gering, müssen aber iı all-
gemeinen auch bei überschießenden Einnahmen
aus den Nebenprodukten so berechnet werden,
daß die im Kraftwerk selbst entstehenden
Unkosten nicht unterschritten werden. — Die
Einnahmen aus den Nebenprodukten können
dabei einen sehr großen Reinüberschuß er-
geben.
4. Auch Werke mittlerer Größe arbeiten
bei Torfbetrieb mit befriedigender Wirtschaft-
lichkeit.
5. Es erscheint im allgemeinen wirtschaft-
lich vorteilhaft, das Kraftwerk und die Neben-
betriebe arbeiten zu lassen.
6. Torfverkohlungsanlagen versprechen
eine gute Rentabilität.
7. Niederungsmoortorf aus den Ent-
wässerungskanälen kann bei guten Einnahmen
aus den Nebenprodukten (trotz hoher Torf-
preise) häufig mit befriedigender Wirtschaft-
lichkeit verarbeitet werden.
8. Die gemeinsame Verwendung von
Dampfturbinen und Gasmaschinen kann wirt-
schaftlich Vorteile bringen; dies kann nur im
Einzelfälle geprüft werden.
9. Der Einbau eines Gasbehälters in
einem Werk mit Nebenproduktenanlage kann
bei großen Werken wirtschaftlich vorteilhaft
sein; auch dies ist aber nur von Fall zu Fall
festzustellen.
Als weiterer Brennstoff, der den Kohlen-
verbrauch vermindern könnte, kommt noch
das Holzin Frage. Nach Prof. Dr. H. Weber!)
betrug der Gesamtverbrauch an Holz -in
Deutschland im Jahre 1913 75 Mill. Fm,
davon waren 61 Mill. Fm in Deutschland ge-
wonnen und 14 Mill. Fm eingeführt.
Verbraucht wurden als Nutzholz ungefähr
45 Mill. Fm und als Brennholz ungefähr 30 Mill.
F
m.
Durch die Abtretung waldreicher Gebiete
an Polen und Frankreich wird aber die Holz-
gewinnung bedeutend zurückgehen, und die
Einfuhr von Holz wird mit Rücksicht auf die
Valuta tunlichst vermieden werden müssen,
so daß eine Deckung des Bedarfes äußerst
schwierig sein wird, zumal wenn erst die Bau-
tätigkeit wieder einmal einsetzen wird.
Holz wird demnach nur in geringem Um-
fange als Ersatz, für andere Brennstoffe in
Frage kommen können und auch nur für kurze
Zeit, denn es ist zu beachten, daß der Raubbau
an Holz nachteilige Folgen für das Klima, das
Wachstum, die . Versorgung mit Gebrauchs-
wasser sowie für die Wasserwirtschaft hat.
!) Technik und Wirtschaft 1919, Heft 11, $. 768.
1920. Heft 27.
2. Der Torf kann in Großbetrieben in
guter Beschaffenheit mit 25% Feuchtigkeit
zu einem im Verhältnis zur Steinkohle geringen
Preis für die Wärmeeinheit hergestellt werden.
Die natürliche Lufttroeknung ist zurzeit das
einzig wirtschaftliche Trocknungsverfahren ;
durch Anwendung von Maschinen an Stelle
von Handarbeit kann es noch erheblich ver-
. 3: Hochmoortorf ist in Gestalt von Ma-
schinentorf ein gutes Brennmaterial von ziem-
lich gleichartiger Zusammensetzung und einem
25%
4. Die Entgasung von Torf liefert eine
vorzügliche, für metallurgische Zwecke sehr
Beeispete Torfkohle, aber nur mäßige Aus-
eute an Ammoniak und Teer, während bei
den heutigen Verfahren an Gas nichts zur-
freien Verwendung übrig bleibt. — Bei der
(mit Gewinnung von Nebenpro-
erhält man gute Ausbeute an Ammo-
leren Heizwert von wenigstens 1150 cal/m3
Bezüglich der Nebenproduktengewinnung
haben die Untersuchungen Philippis für die
von ihm angenommenen „normalen Fälle“
l. Torfkraftwerke arbeiten bei normalen
Torfpreisen billiger als Steinkohlenwerke; bei
großen Torfkraftwerken ist dies sogar noch bei
.. 2. Bei gewöhnlicher Verzinsung und bei
nicht außergewöhnlich hohen Torfpreisen sind
oder
Dampfturbinenwerke mit
produktenanlage als getrennte Wirtschafts-
523
Es ist also vom Holz eine nennenswerte Ent-
lastung des Kohlenverbrauchs nicht zu er-
warten.
Die außerordentlich geringe Menge Pe-
troleum, die in Deutschland gewonnen wird,
kann natürlich als Ersatz für andere Brenn-
stoffe kaum in die Wagschale fallen. Immer-
hin muß aber versucht werden, auch diese,
soweit irgend möglich, zu erhöhen.
Aus vorstehenden Überlegungen ergibt
sich, daß für die Beseitigung der Kohlennot
zunächst vorwiegend die Steigerung der Braun-
kohlenförderung in Frage kommen muß. Sie
ist verhältnismäßig schnell und ohne Fest-
legung allzu großer Kapitalien- durchführbar,
Es muß daher der Verbrauch an Steinkohle.
soweit irgend möglich, auf Braunkohle (und
zum Teil auf Torf) umgestellt werden. Damit
nun aber die Transportmittel nicht über-
mäßig in Anspruch genommen werden, ist es
notwendig, die Umwandlung der Braunkohle
in Elektrizität nach Möglichkeit am Gewin-
nungsort vorzunehmen und den Transport
durch Drähte zu bewirken. Nach etwa 10 bis
20 Jahren kann die Richtung eventuell wieder
geändert werden, und es können dann die Stein-
kohlen wieder mehr herangezogen werden, damit
die Braunkohlenlager nicht allzu früh der Er-
schöpfung entgegengehen. Nur auf diese Weise
kann unsere Kohlenlage wieder gesunden und
damit dem Wirtschaftsleben wieder aufge-
holfen werden. j
Wenn die Industrie und die Landwirt-
schaft jetzt und in den nächsten Jahren noch
weiter einen so ungeheuren Elektrizitäts-
hunger haben, so kann dieser, soweit nicht
Wasserkräfte in Frage kommen, die aber nur
in einzelnen Gegenden vorhanden sind, nur
gestillt werden, wenn Braunkohle und Torf
hierzu herangezogen werden. Aber auch das
wird nur möglich sein, wenn die abgegebene
elektrische Arbeit durchweg auf das beste
ausgenutzt wird.
C. Verringerung des Verbrauches
von Brennstoffen,
Es ist nunmehr zu untersuchen, in wie-
weit eine Verminderung im Verbrauch
von Brennstoffen erreicht werden kann.
Das naheliegendste, aber in seiner Wirkung
schwächste Mittel ist natürlich die Vermei-
dung überflüssigen _ Brennstoffverbrauches,
und zwar sowohl direkt wie indirekt. Jeder
Luxus in der Beheizung und Beleuchtung muß
vermieden werden. Ebenso aber auch in der
Verwendung von Rohstoffen und Fertigfabri-
katen, denn auch diese enthalten eine gewisse
Menge Brennstoff. Wenn man bedenkt, daß
z. B. für die Herstellung von
lt Zink ungef. 9 t Kohle
1 t Handelseisen ee En
1 t Roheisen . IM t a
1 t Zement en %t A
1t Kalk ER ER
1000 Steck. Mauersteinen Fr Yt s
aufgewendet!) worden sind, so wird man ohne
weiteres erkennen, daß durch richtige Ein-
schränkung eine beträchtliche Menge Brenn-
stoff gespart werden kann. Aber nicht nur
durch wirklichen Luxus wird Verschwendung
getrieben, sondern auch durch schlechte Ge-
wohnheiten und durch Unkenntnis. Wieviel
gar nicht benutzte Räume wurden früher und
werden zum Teil auch jetzt noch überflüssiger-
weise beheizt und beleuchtet. Soweit solche
Räume gar nicht oder nur sehr DESSE benutzt
werden, kann die Beheizung oder Be euchtung
ganz unterbleiben. Soweit sie aber nur kurz-
zeitig verwendet werden, bietet die elektrische
Beheizung Möglichkeiten zur Ersparnis, denn
durch sie kann eine örtliche, kurzzeitige Er-
wärmüng sehr wirtschaftlich erreicht werden
und Aadıtrch der Kohlenverbrauch wesent-
lich niedriger gehalten werden, als bei einer
dauernden und noch mit schlechtem Wirkungs-
grad arbeitenden Ofenbeheizung des ganzen
Raumes. Daß durch elektrische Beleuchtung,
deren bequeme Schaltbarkeit allgemein ge-
schätzt wird, große Ersparnisse erzielt werden
können, ist bekannt, wird aber noch immer
nicht in genügendem Maße gewürdigt. |
Soweit die Erzeugung von Kraft, Licht,
Wärme usw. unbedingt notwendig ist, sollte
versucht ° werden, sie möglichst ohne Ver-
wendung von Brennstoff zu erzeugen durch
Heranziehung der Kraft des Wassers, des
Windes, der Naturgase, der Ebbe und Flut,
der Bewegung des Meeres, der Sonnenstrah-
lung, der Erdwärme und ähnlichem. }
Die Kraft des Wassers ist schon bisher
in Deutschland in beträchtlichem Umfange aus-
genutzt worden. Allerdings nicht so, wie es
hätte geschehen müssen. Das ist darauf zu-
rückzuführen, daß die Kohle sehr billig ge-
1) Nach Angaben, die mir freundlichst von Herrn
Dr. Bonikowsky zur Verfügung gestellt worden sind.
524
wesen ist und dadurch der Ausbau einer
großen Anzahl Wasserkräfte unwirtschaftlich
war. Hierzu kommt noch, daß die ausbau-
würdigen Wasserkräfte zum Teil in Ge enden
sich befanden, die fern von der Industrie
lagen, und die weite Übertragung unter den
früheren Verhältnissen noch nicht wirtschaft-
lich war. Bei der zukünftigen Kohlenknapp-
heit muß dies nun aber anders werden, und
es müssen unbedingt alle Wasserkräfte aus-
genutzt und gegebenenfalls durch Hoch-
spannungsleitungen in die Gebiete des Be-
darfes gebracht werden. Die mehr über das
Land verteilten Niederdruck-Wasserkräfte wur-
den bisher, da sie sehr wechselnd sind, in
sehr geringem Umfange ausgenutzt. Ihnen
wird in Zukunft mehr Aufmerksamkeit zuge-
wendet werden müssen. Durch Talsperren,
die im oberen Lauf der Flüsse bereits gebaut
sind oder noch ausgeführt werden müssen,
ewinnen übrigens auch die Wasserkräfte sehr
edeutend an Wert. Solche Flußwasserkräfte
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 27.
kräfte, wie solche z. B. Abb. 2, die dem Buche
von M. Gerbel, „Kraft- und Wärmewirtschaft
in der Industrie“, 1918, entnommen ist, zeigt, ist
es notwendig, Dampfreserven zur Verfügung
zu haben, die dann aber ungleich ausgenutzt
werden und dadurch unwirtschaftlicher ar-
beiten, als wenn sie dauernd Verwendung fin-
den. Durch geeignete Verkupplung solcher.
Wasserkraftanlagen mit bestehenden Dampf-
‚anlagen durch Hochspannungsleitungen wird
die Wirtschaftlichkeit beträchtlich erhöht wer-
den können. Daß durch solche schwankenden
Wasserkräfte die erzielbare Kohlenersparnis
sinkt, weil der spezifische Kohlenverbrauch
der mit ihnen Darallellarbeitenden Dampfkraft-
anlagen außerordentiich ansteigt, hat Wun-
der!) für die Stuttgarter Verhältnisse sehr ein-
gehend nachgewiesen In seiner Untersuchung
8. Juli 1920.
Arbeiten, die sonst unter Verwendung von
Brennstoff ausgeführt werden, auf diese Stun-
den zu verlegen, würde eine beträchtliche
Ersparnis erzielt werden können. Eine Schwie-
rigkeit hierbei bildet jedoch die Abneigung
der Arbeiter zur Leistung von Nachtsehichten
und Sonntagsarbeiten. Bei Industrien, die
verhältnismäßig viel Kraft verbrauchen und.
wenig Arbeiter beschäftigen, sollte man ver-
suchen, nachts und Sonntags möglichst viel
Wasser auszunützen, wie dies auch während des
Krieges zum Teil geschehen ist. _Bei solchen
Wasserkräften,
Teiles des Jahres noch nicht voll ausgenutzt
sind, läßt sich eine Kohlenersparnis noch da-
durch erzielen, daß andere unter Aufwendung
von Brennstoff erzeugte Energieträger ver-
mieden werden. Z. B. würde es richtiger sein,
Jänner | Februar | März
Zpt
Abb. 2. Wassermenge des Inn oberhalb Rosenheim in mö/sek
in den verschiedenen Monaten des Jahres.
sind in großem Umfange vorhanden. Für
das Berg- und Hügelland Preußens liegt eine
Zusammenstellung solcher Wasserkräfte vor,
die in nachstehender Tabelle!) wiedergegeben
ist.
ee N Fe a ee ee
vorhandene ausgenutzte
Wasserkraft Wasserkratt
9 A $ Mean
? lang nic ? langnich
ttl = ttlere
jährliche | wnter- | ährliche| Johen-
tene ten®
PS 2=3pB PS PS
Odergebiet . | 205351 82150 | 68707 | 27492
Elbegebiet . 262544 | 98170 | 101 041 | 38501
Wesergebiet | 288531 103486 | 87086 | 32144
Rheingebiet 990 043 | 297 015 | 180 695 54 208
Maasgebiet . 64 581 | 19 373 9104 2731
1 811 050 600 194 | 446 633 | 155 076
Weiterhin sind nach Reichel im Flach-
lande in Preußen noch Wasserkräfte vorhan-
den, die ungefähr die gleiche Größe wie in der
vorstehend angegebenen Tabelle haben. Be-
züglich der anderen Bundesstaaten macht
Reichel folgende Angaben: Baden hat
3 600 000 PS, von denen bis zu 650 000 PS
ausgenutzt werden- können. Bayern hat
ungefähr 5 Millionen, von denen 1 Million aus-
nutzbar ist; insgesamt schätzt R. für das
Deutsche Reich an Flußwasserkräften 16 Mill.
PS, von denen 2 500 000 PS ausgenutzt werden
können. Nach Hallinger können jedoch
die Niederdruck-Wasserkräfte erheblich besser
verwertet werden, wenn die Bauart, gegenüber
der bisher üblichen, abgeändert wird. Er faßt
seine Vorschläge?) in folgenden 4 Sätzen zu-
sammen:
„1. Beschränkung der Anzahl der Stau-
wehre,
2. Reduktion der Rauheit der Kanal-
wände, erhöhte Gefällsausnutzung, Wahl wirt-
schaftlicher Wassergeschwindigkeiten bei gün-
stigem Kanalquerschnitt,
3. Aufstellung der Turbinen mit. den
Achsen quer zum Wasserzulauf, Reduktion
der Zahl derselben, Wahl großer Maschinen-
einheiten mit langer Lebensdauer, vereinfachte
Per be Vermeidung. von Wasserverlusten
u. dgl., -
“4. Ausnutzung der Gefälle im Flußtale mit
Einzelstufen, die in bezug auf Kanal- und
Krafthauskosten das beste Verhältnis auf-
weisen.“
Wie schon vorstehend erwähnt, ist die
Ausnutzung von Wasserkräften bisher viel-
fach deswegen unterblieben, weil keine ge-
nügende Wirtschaftlichkeit erreicht wurde.
Infolge der starken Schwankungen der Wasser-
1) Monatsblätter des Berliner Bezirksvereins deutscher
Ingenieure 1917. Heft 3, Seite 25. € E
:2) Monatsblätterdes Berliner Bezirksvereins deutscher
Ingenieure 1915, Heft 6, Seite 6. = P ;
kraftanlagen. Er hat gezeigt, daß der wirtschaft-
liche Wirkungsgrad des Stuttgarter Elektri-
zitätswerkes bei einer Vergrößerung der Wasser-
kraftanlagen und einer entsprechenden Ver-
kleinerung der Wärmekraftanlagen ständig
sinken würde. Er zeigte, daß selbst bei hohen
Kohlenkosten dieses noch zutrifft, da der spe-
zifische Kohlenverbrauch von 1,2 kg auf 4 kg
ansteigt. Bei den Verhältnissen vor dem Kriege
würde demnach ein weiteres ‚Ausbauen der
Stuttgarter Wasserkräfte unterblieben sein.
Dagegen kommt Wunder bei der jetzigen Sach-
lage zu der Überzeugung, daß trotzdem der
weitere Ausbau der Wasserkräfte betrieben
werden muß, weil in Zukunft nicht nur die
Wirtschaftlichkeit ausschlaggebend sein kann,
sondern die Brennstoffnot solche Maßnahme
rechtfertigt.
Der Ausnutzung der kleineren und mitt-
leren Wasserkräfte hat man bisher aus den
eben dargelegten Gründen nicht so viel Inter-
esse entgegengebracht, weil die starken Schwan-
kungen dieser Wasserkräfte ihre Verwendung
außerordentlich erschwerte. Eine Nutzbar-
machung dieser Kräfte wird besser möglich
sein, wenn das Netz der elektrischen Leitungen
enger wird und dann die Möglichkeit _be-
steht, ohne allzu große Baukosten für Lei-
tungen aufwenden zu müssen, in eine vor-
handene elektrische Anlage hineinzuarbeiten
und den jeweiligen Überschuß dort nutz-
bringend zu verwerten. Auch hier wird der
Fall eintreten, daß die bestehenden Dampf-
kraftanlagen dann unwirtschaftlicher arbeiten
und dementsprechend die Kohlenersparnis
nieht im Verhältnis steht zu der mit Wasser-
kraft erzeugten elektrischen Arbeit. Man wird
aber in Zukunft die Ausnutzung solcher kleinen
Wasserkräfte doch vornehmen müssen, wenn
überhaupt noch eine nennenswerte Ersparnis -
an Brennstoff erzielt werden kann. Durch die
Verwendung von Asynehrongeneratoren?) wer-
den sich manche Wasserkräfte, besser wirt-
schaftlich ausnutzen lassen, wenn sie auch
eine Verschlechterung des Leistungsfaktors
mit sich bringen. Es bedarf jedoch von Fall
zu Fall einer Untersuchung, ob diese Lösung
die richtige ist. In manchen Fällen dagegen
wird es vielleicht zweckmäßiger sein, solche
kleinen Wasserkräfte nicht für
von Elektrizität zu verwenden, sondern sie
für Berieselungszwecke auszunutzen. Es kann
dann mit erheblich geringerem Anla ekapital
eine im gesamten Volksinteresse liegende, nutz-
bare Verwendung erzielt werden.
Ganz‘ besondere Aufmerksamkeit wird
man der, vollen- Ausnutzung. der Wasserkraft
zu allen Stunden des Tages und auch der
Nacht widmen müssen. Viele Wasserkräfte
werden Nachts und Sonntags nur ganz gering
oder gar nicht ausgenutzt. Wenn es gelingt,
Y oil Vortrag im Württembergischen Elektrotechnischen
erein.
9) „Elektrotechn. u. Maschb.“ 1919, S. 221 u. 425.
Erzeugung
| über re, En
Grenzen für das u- 700 a Fir 7000
sammenarbeiten von en W REN re. Al
Wasser- und Dampf-
E Wasse
250 125Q
Wassermenge in Hundert chm pro see. Da
rn Gefälle in m 200 30
A
RR GR
DE )
750 750
1177
700 1 700
0, 50
2 Jan. Febr Mörz April Mo a . Aug Sept Okt Non Dez.
Abb. 3. Aus Wasserkraft erzeugbare und in dem Netz verbrauchte elektrische Arbeit in
den verschiedenen Monaten des Jahres bei den Elektrizitätswerken der Stadt München.
Gasbeleuchtung und zum Teil auch Gaskochen
durch vorwiegend mit Wasserkraft hergestellte
- Elektrizität zu ersetzen, wie man auch mit
Kohle arbeitende chemische Verfahren ge-
gebenenfalls durch elektrochemische ersetzen
sollte, wenn überschüssige Wasserkraft Ver-
wendung finden kann. In einer solchen Lage
befindet sich z. B. die Stadt München, die
während mehrerer Monate des Jahres noch
überschüssige Wasserkraft besitzt, wie aus der
Abb. '3 hervorgeht. ;
Der Verwendung der Überschußenergie
von Wasserkräften muß besondere Aufmerk-
samkeit zugewendet werden. Sie wird viel-
fach mit Erfolg z. B. zur Beheizung!) und
Warmwasserbereitung Verwendung inden
können. In der Schweiz?) hat man dieser Frage
schon seit Jahren großes Interesse entgegen-
a und es wird dort fleißig an der
chaffung einer „schweizerischen eidgenössi-
schen Sammelschiene‘‘®) gearbeitet. Zur Ver-
wendung der Abfallarbeit kommen noch .in
Frage die Aufstellung elektrischer Dampf-
kessel®), die elektrische Troeknung und Kon-
servierung von Holz und ähnliche Verfahren.
Eine Möglichkeit der en
wenigstens auf eine Anzahl Jahre hinaus,
würde gegeben sein durch die vorübergehende
Erhöhung des Staues von Wasserkräften.
Schon während des Krieges sind solche Stau-
erhöhungen mit großem Vorteil und beträcht-
licher Kohlenersparnis durchgeführt worden.
Es wird in vielen Fällen zu überlegen sein, ob
es nicht richtig ist, diesen Ausnahmezustand
noch auf eine Anzahl Jahre, bis die Kohlennot
wenigstens etwas verringert ist, zu verlängern.
Solche Stauerhöhungen "können besonders
dann von großer Bedeutung sein, wenn durch
sie die Benutzung der Dampfreserve ver-
mindert und damit der Kohlenverbrauch stark
herabgesetzt werden kann.
Früher durchgeführte Rechnungen über
die Ausbauwürdigkeit von Wasserkräften sind
grundsätzlich in Zukunft durch neue zu er-
setzen, da ja nicht nur die Kohlenlage und der
Kohlenpreis sich wesentlich verändert haben,
sondern auch die gesamten Lohn- und Bau-
stoffverhältnisse verändert worden sind. Hier-
über wird Klingenberg ausführliches Ma-
terial veröffentlichen?), auf das hier nur hinge-
wiesen sei. Besonders aber wird in Zukunft
nicht nur ein privatwirtschaftlicher Vorteil
ausschlaggebend sein dürfen, sondern es muß
die gesamte Wirtschaft in erhöhtem Maße be-
rücksiehtigt werden, und es muß äußerste Spar-
samkeit hinsichtlich unserer Kohlenbestände
. von maßgebender Bedeutung sein.
Durch weitgehendste Ausnutzung der
Wasserkräfte wird sich eine Ersparnis an
Kohlen in Höhe von etwa 10 Mill. t im Jahre
1) Siehe „ETZ“ 1917, S. 181 u. 1918, 8. 70.
- 2) Siehe „ETZ“ 1917, S.41 u. 54
R Vgl. „BETZ“ 1919, 8. 469
4) Siehe „ETZ“ 1920, 8. 386. &
5) Erscheint in Heft 29 ff. der „ETZ* 1920.
die während eines großen
Gr. Sue An a ZT ee Ale Dice u a A 3 2
y
u ee u ee 5 Dee ee ee ee es
:
i
ß
3
ß
a
Kae, UaRT
Ah
Pr. 0
ur Ar
E
z
2
8. Juli 1920.
‚erzielen lassen. Allerdings wird das erst in
‚einer langen Reihe von Jahren voll möglich
‚sein, da der Ausbau der Wasserkräfte lange
‚Zeit und viel Geld in Anspruch nimmt.
Während wir in den Wasserkräften einen
‘recht beachtenswerten Ersatz für Brenn-
‚stoffe besitzen, sind die anderen Ersatzmög-
‚lichkeiten, die noch zu behandeln sind, dem-
uepdüber von geringerer Bedeutung. Durch
«die Ausnutzung von Ebbe und Flut kön-
_ men zwar auch recht bedeutende Mengen elek-
‘trischer Arbeit gewonnen werden, . doch
kann dies nur unter Aufwendung sehr großer
Kapitalien geschehen. Außerordentlich große
[Erdarbeiten sind notwendig, um bei dem ver-
hältnismäßig geringen Unterschiede zwischen
Ebbe und Flut an unseren Küsten eine nennens-
werte Leistung zu erzielen. Zu beachten ist,
daß diese Bauten beständig großer Abnutzung
durch die BEMESSEN der Wellen und beson-
ders aber durch die hin und wieder auftreten-
den Springfluten ausgesetzt sind. Inwieweit
Anlagen zur Ausnutzung der Ebbe und Flut
einigermaßen wirtschaftlich sich verwirk-
„ichen lassen werden, wird noch besonders zu
„untersuchen sein. Ausführbar werden sie nur
.an solchen Stellen der Küste sein, die schon
‚von der Natur aus gewisse Erleichterungen
\.bieten.
Die Bewegung der Wellen ist bisher in
ganz klemen Anlagen der Ausnutzung zuge-
"Mührt worden und wird wohl auch in Zukunft
auf solche ‚beschränkt bleiben. Eine nennens-
werte Entlastung des Verbrauches von Brenn-
Stoffen ‚wird dadurch kaum erzielt werden
könsten, und diese Anlagen seien hier nur der
Vollständigkeit wegen erwähnt.
Etwas günstiger liegen die Verhältnisse
bezüglich der Ausnutzung der Windkraft,
obgleich auch da große Hoffnungen, die viel-
fach auf sie gesetzt werden, zunächst noch
keine Aussicht auf Erfüllung haben!). Es
handelt sich bei diesen Anlagen meistens um
verhältnismäßig geringe Leistungen; schon
große Windkraftanlagen bringen es nur auf
. Jahresleistungen von 20—35 000 kWh.. Der
“Wirkungsgrad der Windkraftanlage, der früher
‚ungefähr nur 5% betragen hat, ist schon in
‚der fetzten Zeit vor dem Kriege, namentlich
‚durch die Bemühungen von la Cour, wesent-
}lieh gesteigert worden und zwar bis auf un-
gefähr :7.%. Man sieht also, daß hier noch
@roße Möglichkeiten für Verbesserungen be-
stehen; doch darf man auch nicht die Schwie-
Mkeiben, die zu überwinden sind, unter-
schätzen. Vielleieht gelingt es noch in nächster
Zeit, den Wirkungsgrad auf 30 bis 40% zu
erhöhen, so daß dann die Leistungsfähigkeit
der Anlage eine beachtenswerte Steigerung
erfahren würde. Von Bedeutung sind schon
jetzt solche windelektrischen Anlagen für ab-
gelegene Güter und Gärtnereibetriebe sowie
für abseitsliegende Ansiedlungen, Hotels, An-:
..stalten usw. Ferner sind solche Anlagen von
Bmonterer Bedeutung für drahtlose Tele-
: graphie.
ur Pb Ausnutzung der Sonnenstrahlung
‚dürfte für lange Zeit noch von untergeordneter
\Bedeutung sein, obwohl nicht zu verkennen ist,
‚daß darin eine außerordentlich große Energie-
«quelle gegeben ist. Auch die Ausnutzung der
Erdwärme ist in Deutschland bis jetzt über-
haupt. noch nicht praktisch durchgeführt
worden. In England bringt man ihr aber in
letzter Zeit großes Interesse entgegen, und es
besteht die Absicht, durch Niederbringung sehr
tiefer Bohrlöcher der Lösung desProblems näher
zu kommen. Die Gewinnung elektrischer
Arbeit aus der Luft?) befindet sich noch im
Zustande des Versuches und scheidet in den
nächsten Jahren für den praktischen Gebrauch
aus. Ebenso steht es mit den kosmischen
Fernkraftwerken, die Prof. E. F. W. Rasch?)
vorschlägt. Jedenfalls ist auf lange Jahre hin-
aus mit den eben erwähnten Verfahren zur
Krafterzeugung nicht zu rechnen, und sie seien
hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt.
(Fortsetzung folgt.)
Gleichstrommotoren für stark veränderliche
Spannung.
Von H. Roth, Danzig-Langfuhr.
Übersicht. Es wird untersucht, wie sich
Gleichstrommotoren verhalten, wenn ihnen eine
veränderliche Spannung von 220 bis 330 V auf-
gedrückt wird, und wie es trotz dieser großen
: Spannungsänderung möglich ist, Motoren zu bauen,
bei denen die Umdrehungszahl unverändert bleibt;
.es ergibt sich, daß dies mit Gegenwindungen er-
reichbar ist. ö
1) Vgl. Liebe. „ETZ“ 1920, 8, 501. \
„ „Elektrizität“ 1920. Heft 24, 8.198.
# „Industrie- und Handelszeitung“ vom 28. III. 1920.
Elektrotechnische Zeitschrit,
1920.
Als Gleichstrommotoren finden Verwen-
une Nebenschluß-;, Hauptschluß- und Ver-
bundmotoren, von den letzteren fast nur die,
bei denen ‘das Nebenschlußfeld durch einige
Hauptstromwindungen verstärkt und damit
das Drehmoment Persnder: beim Anfahren
vergrößert wird. Das Verhalten dieser 3 Mo-
torarten ist bekannt, wenn sie bei praktisch
gleichbleibender Spannung zwischen Leerlauf
und Vollast benutzt werden.
Würden in Zentralstationen mit Akkumu-
latoren keine Zellenschalter und auch keine
Zusatzmaschinen benutzt, so müßte die Span-
nung bei den Abnehmern in weiten Grenzen
schwanken. Da die kleinste Zellenspannun
am Ende der Entladung weniger als 1,8 V un
die höchste Ladespannung etwa 2,7 V. beträgt,
so ergibt sich z. B. bei einer üblichen Zellen-
zahl von 124 eine veränderliche Spannung von
etwa 220 V bis 330 V. Ein solcher Betrieb
ohne Zellenschalter ist z. B. bei den Untersee-
booten geführt worden, die stark wechselnde
Spannung wurde ohne weiteres zum Betrieb
der Motoren benutzt, die Spannungsschwan-
kungen waren dabei noch größer als oben an-
geführt, da die kleinste Zellenspannung i bei.
einstündiger Entladung bis auf 1,65 V her-
unterging; nur die Lampen wurden mit einer
gleichbleibenden Spannung durch Zwischen-
schalten eines Regulierwiderstandes gespeist,
Es fragt sich nun, wie äußern sich diese
Spannungsschwankungen auf die Konstruk-
tion und den Betrieb der Motoren. Es soll
zunächst angenommen werden, daß ein für
die gebräuchliche Spannung von 220. V ge-
bauter Nebenschlußmotor benutzt werde. Wird
dieser mit 330 V betrieben, so erhalten also
die Nebenschlußwicklung und der Anker diese
erhöhte jeume: Der in die Nebenschluß-
wicklungfließende Strom würde also — unter der
Voraussetzung, daß dessen Widerstand unver-
ändert bliebe — auf den 11%-fachen Betrag
anwachsen ; da auch die Spannung die 114-fache
geworden ist, würde also die in der Wicklung
verloren gehende Energie das 2,25-fache be-
tragen. Unter 'sonst gleichen Umständen
nimmt mit der Verlustenergie in gleichem
Maße die Erwärmung zu, da aber mit der Er-
wärmung auch der Widerstand der Neben-
sehlußwieklung größer wird, kann der Strom
nur im kalten Zustande auf den 1%;-fachen
Wert steigen, bei längerer Einschaltung wird
er auf etwa den 1,4-fachen Betrag herunter-
gehen, es wird daher die Verlustenergie und
dem entsprechend auch die Erwärmung nur
etwa den 2,1-fachen Wert annehmen. j
Der Vergrößerung des Nebenschlußstromes
entspricht eine gleiche Zunahme der Ampere-
windungszahl, hierdurch wird der Kraftlinien-
fluß des ganzen magnetischen Kreises ver-
größert, jedoch kann von vornherein nicht
gesagt werden, wieviel diese Steigerung pro-
zentual beträgt. Dies hängt vielmehr ab ein-
mal von der Gestalt der magnetischen Cha-
rakteristik und zweitens von dem Grade der
Sättigung. In der Zahlentafel 1 sind für ver-
schiedene AW-Zahlen die zugehörigen Kraft-
linien nach der Magnetisierungskurve der
Abb. 1. Angenommene Magnetisierungskurve.
Abb. 1 entnommen, und das Verhältnis der
Kraftlinienzahlen bei 330 und 220 V Erreger-
spannung, ist berechnet worden.
Zahlentafel ı.
Nr. | 4W-Zahl bei |AWso Zahl ber | Nom | Mao
220V{ 30V |AWm| AWm | AWm | No Nax
ı |2500 | 3500| 1,40 |3,2.. 106 4,5 . 106] 1,40 |0,71
2 [4000 | 5600| „ 150 „ 162 „ 11,24 0,81
3 16000. 8200| „ |64 „ |72 „ [1,12 |o,89
4 |so00 | 11200| „ 17,1 » 178 „ 11,10 |0,91
|
— . Die Kraftlinienzunahme ist also um so
‘geringer, je höher die, Eisensättigung ge-
nommen wird. Mit der Änderung der Kraft-
E22
Heit 27. n
linienzahl hängt eng zusammen die Änderung
der Umdrehungszahl, da hierfür die Gleichung
gilt E=ceNn (1), hierin ist E die elektromoto-
rische Gegenkraft des Motors, c eine Kon-
stante, N die Kraftlinienzahl und n die Um-
drehungszahl.
Wird angenommen, daß Ankerrückwir-
kung und Spannungsabfall sich gegenseitig
aufheben, so können in die Gleichung (1) für E
die Klemmspannungen (220 und 330 V) und
für N die nach Zahlentafel 1 errechneten
Kraftlinien des Hauptfeldes eingesetzt werden.
Macht nun bei der Spannung 220 V der
Motor 1000 minutliche Umdrehungen, so ergibt
sich bei 330 V, d.h. der 1,5-fachen Spannung,
die Umdrehungszahl aus der Gleichung
N
Mm S
N= Nas .1000.1,5(2)
N
In der Zahlentafel 1 ist » == berechnet, es
ergeben sich für die dort angegebenen 4 Fälle
die in Zahlentafel 2 für 330 V berechneten
Umdrehungszahlen und daraus die prozentuale
Zunahme.
Zahlentafel 2.
Zunahme der Umdrehungs-
zahl in % bei 330 V gegen-
Umdrehungen bei
Nr.
»@V | 90V über der bei 220 V
| 1000 | 1970 1,9
2 7 | 1215 21,5
3 5 | 1335 33,5
4 = 1365 36,5
Es ist also immer mit einer Zunahme der
Umdrehungszahl bei steigender Spannung zu
reehnen, diese Zunahme ist um so größer, je
höher die Eisensättigung des Motors ist. Durch
den Einfluß der Ankerrückwirkung wird die
erreehnete Zunahme etwas geringer ausfallen.
Die Bereehnung ergibt demnach, daß
schwach gesättigte Nebenschlußmotoren fast
mit gleicher Umdrehungszahl laufen, wenn die
Spannung auch bis zu 50%, gesteigert wird.
Gleiche, von der Spannung unabhängige Um-
drehungszahl ist das, was zu erstreben ist.
In allen Fällen’ wird von den angetriebenen
Maschinen eine bestimmte Leistung verlangt;
nur wenn die Umdrehungszahl dieselbe bleibt,
ändern sich diese Arbeitsleistungen nicht, da-
mit bleibt aber auch die vom’ Motor aufge-
nommene elektrische Leistung die gleiche
unter der Voraussetzung, daß der Wirkungs-
grad des Motors bei den verschiedenen Span-
nungen sieh nicht ändert. Im folgenden ist
das Verhalten der einzelnen Verlustquellen
ermittelt unter der Voraussetzung, daß die
Umdrehungszahl bei Anwachsen der Span-
nung von 220 auf 330 V sich nicht ändert:
1. Alle Reibungsverluste (Luft-, Lager- und
Kollektorreibung) ändern sich nicht, da
die Umdrehungszahl gleich bleibt.
Die Verluste in der Nebenschlußwicklung
werden bei 330 V ungefähr das 2,1-fache
der Verluste bei 220 V sein.
3. Die Hystereseverluste im Ankereisen wer-
den das 1,7-fache betragen, da die In-
duktion im Eisen die 1,4-fache geworden
ist und .die Verluste der 1,6ten Potenz
der Induktion proportional sind.
4. Die Wirbelstromverluste im Ankereisen
werden das 1,96-fache sein, da diese qua-
dratisch mit der Induktion ansteigen.
Die Kupferverluste im Anker werden
2,25 mal kleiner sein, da die Ankerstrom-
stärke bei der 1,5-fachen Spannung 1,5-mal
kleiner ist und die Verluste quadratisch
. mit der Stromstärke abnehmen.
6. Die Übergangsverluste am Kollektor wer-
den ungefähr 1,5-mal kleiner sein, weil
diese Verluste der Ankerstromstärke pro-
portional gesetzt werden können.
Bei einem Motor mit 90% Wirkungsgrad
bei 220 V werden sich die Einzelverluste etwa
nach Zahlentafel 3 verteilen, hierbei sind die
Eisenverluste entsprechend der geringen Eisen-
sättigung klein angenommen.
Zahlentafel 3.
IX)
Qt
Verluste in %%
Verlust durch
Se ee bei 220 V | bei 330 V
LrReibung: .......7... 02 3,0 3,0
9. .Nebenschlußwicklung 1,5 3,1
3. Hysterese .....». 1,0 Er
4. Wirbelströme ..... - 0,5 1,0
5. Ankerwärme . .... - 30 | 1.3
6. Übergangsverlust am |
Kollektor.: „2, 13 TORE 0,0
Insgesamt | 100 | 19,7
Die Beeinflussung des Wirkungsgrades .ist
nach Zahlentafel 3 unbedeutend.
526
Wie aus Zahlentäfel 2 hervorging, ändern
sich die Umdrehungszahlen erheblich, wenn
stärker gesättigte Motoren mit veränderlicher
Spannung betrieben werden. Da mit erhöhter
Umdrehungszahl die meisten angetriebenen
Maschinen eine größere Leistung abgeben,
muß dementsprechend auch der Motor eine
rößere Leistung aufnehmen. ‘Je nach der Art
ib angetriebenen Maschinen ist jedoch die
Leistungsänderung mit der Umdrehungszahl
verschieden; so ändern z. B. Kolbenpumpen
die Leistung nur proportional der Umdrehungs-
zahl, dagegen steigt bei fremderregten Genera-
toren, die auf konstanten Widerstand arbeiten,
die Leistung quadratisch und bei Zentrifugal-
pumpen un ebläsen mit der dritten Potenz
der Umdrehungszahl an. Daraus darf ge-
folgert werden, daß bei Kolbenpumpen und
ähnlich sich verhaltenden Getrieben Um-
drehungsänderungen bis zu etwa 20% keine
wesentlichen Erschwernisse in der Konstruk-
tion mit sieh bringen werden, daß dagegen bei
Zentrifugalpumpen schon durch ganz geringe
Umdrehungsänderungen die Größe des Motors
erheblich beeinflußt werden muß.
In der Abb. 2 sind für Umdrehungs-
änderungen von 0 bis 50% aufgetragen die
Leistungsaufnahme (Kurven a, b, c) und der
%o
+ 200
#700
710
20 30
Umdrehungsänderung
Abb. 2. Änderung der Leistung und Ankerstromstärke bei
1,5-facher Spannung in Abhängigkeit von der Umdrehungs-
änderung.
sich daraus ergebende Ankerstrom (Kurven
d, e, f) unter der Voraussetzung, daß der
Wirkungsgrad derselbe bleibt, und zwar für
die Fälle, daß 1. eine Kolbenpumpe (Kurven
a, d), 2. ein fremderregter Generator (Kurven
b, e) und 3. eine Zentrifugalpumpe (Kurven c, f)
mit dem Motor gekuppelt ist. Die Änderung von
50%, würde bei sehr hoher Eisensättigung al
Grenzwert in Frage kommen.
Wird der gleiche .Motor wie in Zahlen-
tafel 3 benutzt und vorausgesetzt, daß 1. die
esamten Reibungsverluste proportional mit
er Umdrehungszahl, 2. die Hystereseverluste
neben der Zunahme infolge der vergrößerten
Induktion noch proportional mit der Um-
drehungszahl und 3. die Wirbelstromverluste
noch proportional mit dem Quadrate der Um-
drehungszahl zunehmen, so ergibt sich, daß
bei 50% Umdrehungserhöhung die Verluste
bei Kolbenpumpen um 42%, bei Generatoren
um 84% und bei Zentrifugalpumpen um 176%
gegenüber dem Verlust des Motors bei 220 V
steigen.
Diese Werte würden nur zutreffen, wenn
das gleiche Motormodell unverändert für alle
Fälle beibehalten würde, und wenn außerdem
die auf die einzelnen Verlustkonten ent-
fallenden Anteile unabhängig von der mehr
oder weniger großen Eisensättigung wären.
Wenn auch diese Voraussetzungen nicht zu-
treffen, so läßt sich doch erkennen, daß bei
einer Umdrehungssteigerung von 10% bei
Zentrifugalpumpen schon die gleichen Ver-
luste vorhanden sein würden wie bei 25%
ne der Kolbenpumpen. Nun spricht
aber für die auftretende Erwärmung neben den
gesamten Verlusten noch die Ventilation mit;
werden deshalb auf der Motorachse Ventila-
torfügel angebracht, so wird die hierdurch
hervorgerufene Kühlung mit der Umdrehungs-
steigerung wirksamer und damit die auftretende
Erwärmung kleiner werden, als nach der Ver-
lustzunahme zu erwarten wäre. Durch diese
künstliche Kühlung ist es in der Tat bei den
U-Bootsmotoren möglich gewesen, bei Kolben-
pumpen Umdrehungsänderungen bis zu 25%
zu benutzen, ohne übermäßige Erwärmung zu
erhalten. Bei Zentrifugalpumpen liegen die
Verhältnisse dagegen wesentlich ungünstiger;
es dürfen hierbei nur unwesentliche Um-
drehungsänderungen zugelassen werden.
Flektrotechnische Zeitschrift. 1920. Helt 27.
Bisher wurde angenommen, daß ein Motor
mit reiner Nebenschlußwicklung verwendet
würde. Dies ist nicht ratsam. Da der Motor
bei der niedrigen Spannung eine geunge Eisen-
sättigung, dafür aber ein großes nkerfeld hat,
ist die Ankerrückwirkung groß; deren üble
Folgen können wesentlich verkleinert werden
durch Belassung der Bürsten in der neutralen
Zone, was aber nur bei Benutzung, von Wende-
polen möglich ist. Dann wird die Ankerrück-
wirkung auf das geringst mögliche Maß her-
untergedrückt, aber deren Einfluß ist doch
noch so groß, daß der Einfluß des Spannungs-
abfalles im Anker überwiegt, d. h. nimmt die
Ankerstromstärke zu, so steigt die Um-
drehungszahl. Motoren mit einer solch auf-
steigenden Charakteristik _ sind wegen ihrer
üblen Erscheinungen bei Belastungsstößen
praktisch unbrauchbar; hiergegen muß deshalb
Abhülfe geschaffen werden.
Dies läßt sich durch Hauptstromwin-
dungen erreichen, die vom Ankerstrom durch-
flossen so gewickelt sind, daß das Hauptfeld
durch sie verstärkt wird. Es fragt sich nun,
wie wird sich ein solcher Verbundmotor bei
verschiedenen Spannungen verhalten? Wird
die durch die Spannungserhöhung bei dem
normalen Nebenschlußmotor auftretende Um-
drehungsvergrößerung verringert oder noch
gesteigert? _ Erwünscht ist‘ eine möglichst
geringe Umdrehungsänderung, untersucht soll
werden, wie der in dieser Hinsicht sich am
verhaltende Nebenschlußmotor
en
r. 1 der Zahlentafeln 1 und 2 sich mit einer
Verbundwicklung verhält. Würde die Lei-
stungsaufnahme des Motors gleich bleiben,
was ohne weiteres nur eintreten würde, wenn
keine Umdrehungssteigerung erfolgte, so wür-
den bei verschiedenen Anteilen der Haupt-
stromwicklungen die in Zahlentafel 4 er-
rechneten Gesamt-Feld-AW auftreten, wobei
wiederum beim Nebenschlußfeld eine 1,4-fache
Erhöhung bei 330 V angenommen wurde.
getragen; es ergibt sich, daß sämtliche Punkte
auf einer geraden Linie liegen. Da nun die
3000
Umdrehungs-
änderung
858
(>)
2000
7000
Gesamt-Feld-Arv.\bei 330V
oO ‚20 40 60 80
Anteil der Hauptstrommindungern von
der Gesarmt-Arv—-Lahl bei 220V
Abb. 3. Änderung der Umdrehungssahl des Verbundmotors
bei Antrieb von Kolbenpumpen (Leistung prop. n).
MOV
Feld-AW-Zahl kleiner wird, kann die Um-
drehungszahl und damit auch die Leistungs-
aufnahme des Motors nicht die gleiche bleiben;
die in der letzten Spalte der Zahlentafel 4
angegebene Umdrehungszahl ist nach Gl. (2)
berechnet für ‘den Fall gleicher Leistungsauf-
nahme. Infolge der vergrößerten Leistungs-
aufnahme wird auch das Gesamtfeld größer
werden, am stärksten bei Zentrifugalpumpen.
Zahlentafel 5.
Feld-AW eines Hauptschluß-
motors bei 330 V mit 2500 AW bei
220 V bei Umdrehungsänderung von
0 |. 10 | 20 | 80 | 40 |'60%
. Maschinenart
1665 | 1830 | 2000 | 2165 | 2335 | 2500
1665 | 2020 | 2400 | 2820 | 3260 | 3750
1665 | 2220 |:2870 | 3670.| 4570 | 5630
Kolbenpumpe
Generator
Zentrifugal-
pumpe ..
8. Juli 1920.
Unter Berücksichtigung der in Abb. 2
gefundenen Änderung des Ankerstromes er-
geben sich die in Zahlentafel 5 errechneten
Feld-AW für den Fall, daß ein reiner Haupt-
schlußmotor mit 2500 Feld-AW bei 220 V an
330 V angeschlossen wird und dabei Um-
drehungsänderungen von 0 bis 50% erfährt.
In den Abb. 3, 4 und 5 sind diese Ergeb-
nisse aufgetragen und durch gerade Linien mit
4000
50%
N
40 S
3000 3ER
30,8
re)
20»
N
2000) ZaR
N
0
S
7000
0 60 0 700%
20 40 &
Anteil der ee. von
der Gesamt-Arv.-Zahl bei 2200
Abb.4. Änderung der Umdrehungszahl des Verbundmotors
bei Antrieb von Generatoren (Leistung Prop: n?).
der Feld-AW-Zahl 3500 für den reinen Neben-
schlußmotor verbunden, daraus ergebeh sich
die Verhältnisse für. den Verbundmotor. Wird
entsprechend der früheren Annahme auch jetzt
von dem Einfluß des Spannungsabfalls im
Anker, Haupt- und Wendefeld sowie von dem
der Anke u abgesehen, 80, muß
jeder Umdrehungszahl eine ganz bestimmte
Zahlentafel 4
—
Rn e
Anteil der Hauptstrom- . Gesamt-Feldamperewindungen Do V her
Windungen in °% bei 220 V bei 330 V gleicher Lei-
Nebenschl. + Hauptschl. = Gesamt Nebenschl. + Hauptschl. = Gesamt stung
0 reiner Nebenschluß . 2350 + 0 = 2500 3500 0 = 3500 1070
20 2000 00, 2800 335 = 3135 1200
40) Verbund 1500 + 1000 = „ 2100 + 665 = 2765 1355
BO 100 1500= , 1400 -+ 1000 — 2400 1560
80 500 + 2000 = „ 700 + 1335 = 2035 1845
100 reiner Hauptschluß. . 0+250= ,„ 0 + 1665 = 1665 2250
Das Ergebnis ist in Abb. 3 graphisch auf- | errechenbare Gesamt-Feld-AW-Zahl ent-
sprechen. Nach der früheren Gleichung (2) muß
vorhanden sein
eine Erhöhung der Um-
drehungszahl um... - 10 2% 30 40
bei einer Gesamt-AW-
Zahl von 3410 3125 2880 2680 2500
Diese wird nach Abb. 3,
4 und 5 erreicht
bei Kolbenpumpen mit
0/5 Hauptstromwin-
dungen
bei Generatoren mit °/o
Hauptstromwindungen
bei Zentrifugalpumpen
mit 0, Hauptstrom-
windungen 60
Aus den Abbildungen ergibt sich weiter, daß
beim reinen Hauptschlußmotor die Änderung
der Umdrehungszahl bei Kolbenpumpen 50%»
bei Generatoren 32% und bei Zentrifugal-
pumpen 22% betragen würde; diese Ände-
a ee, He Met je
6000
Ss
0 20." 00, VEO Ian 10006
Anteil der Hauplstromwindungen von
der Gesamt-Am-&ahl bei 220 V \
Abb.5. Änderung der Umdrehungszahl des Verbundmotors
bei Antrieb von Zentrifugalpumpen (Leistung prop: n°).
5,
Yeriib.s et a N DEE
Bu nn a ek
ä
Engkurs gewählt werden — dadurc
8 Juli 1920.
rungen würden bei höheren Eisensättigungen
größer werden. R
Da nun eine möglichst geringe Änderung
der Umdrehungszahl erwünscht ist, werden
zweckmäßig nur soviel Hauptstromwindungen
angeordnet, als zur Aufrechterhaltung des
stabilen Laufs des Motors bei 220 V notwendig
sind. Da bei Kolbenpumpen eine Umdrehungs-
änderung bis zu etwa 25% zugelassen werden
kann, ist in dem Verbundmotor ein für diese
Maschinengattung geeigneter Motor gefunden.
Dabei kann auch noch die Eisensättigung bei
330 V etwas über dem Knie der Magnetisie-
würde
der Motor leichter im Gewicht —, da auch dann
noch trotz des schnelleren Anstieges der Um-
drehungszahl infolge der langsamer zunehmen-
den Magnetisierung ein größerer Unterschied
als 25% nicht zu befürchten ist, denn infolge
der größeren Kraftlinienstärke macht die
Ankerrückwirkung weniger aus, und demnach
wird nur ein geringerer Anteil Hauptstrom-
windungen benötigt.
Werden Generatoren — hauptsächlich
für Weehselstrom — von den Motoren ange-
trieben, so dürfen größere Umdrehungsände-
rungen schon aus dem Grunde nicht vor-
kommen, damit dadurch keine Änderung der
Periodenzahl und der erzeugten Spannung
hervorgerufen wird. Das beste würde also
für diesen. Zw eine ganz konstante Drehzahl
sein, das glei@he ist schon früher für Zentri-
fugalpumpen gefunden worden. Erreicht
kann dies mit einer Verbundwicklung in Ver-
bindung mit einer Gegenwicklung werden,
wobei diese Gegenwicklung eine von der
Spannung unabhängige AW-Zahl besitzen muß.
Diese kann einmal
daß die Gegenwicklung an die konstante Lieht-
spannung angeschlossen wird und zweitens,
daß beim Anschluß an die veränderliche Span-
nung ein FEisenwiderstand in Wasserstoff-
füllung — ähnlich den Vorschaltwiderständen
der früheren Nernst-Lampen — vor diese
Gegenwicklung gelegt wird. Bekanntlich
lassen solche Widerstände nur eine ganz be-
stimmte Stromstärke durch, wenn sich die
‚ Spannung an den Klemmen in weiten Grenzen
N 3,787, 1.06.
ändert; sie können von der AEG listenmäßig
für viele Stromstärken und Spannungen be-
zogen werden. Steht eine konstante Licht-
spannung zur Verfügung, so ist diese vorzu-
ziehen, weil bei diesen Eisenwiderständen
nieht nur unabhängig von der Spannung die
Stromstärke unveränderlich bleibt, sondern
auch unabhängig von der Erwärmung. Das
letzte ist nicht erwünscht; solange nämlich
die Nebenschlußerregung kalt ist, wird die
AW-Zahl größer als im warmen Zustande sein,
um demnach in beiden Fällen durch die Gegen-
wicklung eine gleiche resultierende AW-Zahl
zu schaffen, muß auch die Gegenwicklung im
kalten Zustande mehr AW führen wie im
warmen.
Unabhängig von der Höhe der Klemmen-
spannungkönnen dieMotoren mitunveränderter
Drehzahl nur dann laufen, wenn das Kraft-
linienfeld in gleichem Maße wie die Spannung
zunimmt. Deshalb muß auch noch für die
höchste vorkommende Spannung die Kraft-
linienzahl auf dem geradlinig ansteigenden
Teile der Leerlaufscharakteristik liegen. Zweck-
mäßig wird für die höchste Spannung gerade
der äußerste Punkt des: geradlinigen Teiles
gewählt. Bei einer Charakteristik nach Abb. 1
würce bei 330 V die AW-Zahl 4500 zu wählen
sein, dann ist N = 5,6. 106; bei 220 V wäre
dann erforderlich die AW-Zahl 3000 und
Mit der reinen Nebenschluß-
12.500
#
2500
AHoupf-und Webenschluß-Arv. bei 330V
0 20 470 ° 60 80° 700%
Anteil der Haupfstromwindungen vor
der Gesamt-Amw-Zahl bei 2200
Abb. 6. Graphische Bestimmung der nötigen Haupt-
schlußwindungen bei Wahl verschiedener Gegen-AW,
Elektrotechnische Zeitschrift,
adurch erhalten werden,
1920.
oder der Verbundwicklung ist — wie früher
besprochen — dies nicht zu erreichen. Wird
die AW-Zahl durch Neben- und Hauptschluß-
wicklung bei 220 V jedoch zu 4000 gewählt,
so müssen als Gegenwindungen 1000 AW auf
die gleichen Magnete gewickelt werden, damit
die resultierende AW-Zahl gleich der ge-
wünschten Zahl 3000 wird. e nachdem nun
das Verhältnis der Haupt- zu den Neben-
schlußwicklungen ist, wird die AW-Zahl bei
330 V verschiedan sein. Bei der in der Zahlen-
tafel 6 durchgeführten Berechnung ist — wie
früher — angenommen, daß bei 330 V die
Nebenschlußwicklung nur die 1,4-fache AW-
Zahl besitzen soll wie bei 220 V, ferner daß
die Drehzahl und damit die Leistung unver-
ändert bleibt.
5 Zahlentafel 6.
: Die mit Nebenschluß- un uptschluß-
wicklung BEA za ae
Aw in % } bei 220 Volt
im Nebenschl. + Hauptschl. = Insgesamt
0 4000 + 0 Z 4000
20 3200 + 80 = n
40 2400 + 160 = n
60 1600 + 240. = 5
80 800 + 3200 = 5;
100 0 + 40 = x
bei 330 Volt
0 5600 F 0 := :5600
20 4480 5355 = 5015
40 3360 — 1065 = 4495
60 2240 - 1600° = 3840
80 1120 2130 =:-:3250
100 s- 0 + %5 = 2665
Bei 1000 Gegen-AW muß bei 330 V zur
Beibehaltung der gleichen Drehzahl die durch
Neben- und Hauptschlußwindungen hervor-
gebrachte AW-Zahl gleich 4500-+1000= 5500
sein. Die sich ergebenden AW-Zahlen sind
in Abb. 6 in Abhängigkeit von dem Anteil
der Hauptschlußwindungen bei 220 V auf-
etragen, es ergibt sich wieder ein geradliniger
Verlauf: die AW-Zahl 5500 würde hiernach
erhalten werden bei etwa 3% Hauptschlußwin-
dungen. Wird die Zahl der Gegen-AW ver-
rößert, so ergeben sich unter Beibehaltung
e alten Bedingungen die in Zahlentafel 7
errechneten Werte.
Zahlentafel 7. 4
bei 330 V
Amperewindungen durch Ne- | sind resul-
benschluß oder Hauptschluß tierende
GEN | nei 2zov an
ei ;
(Nebenschl RENTE ei %
oder reiner '| reiner Haupt-
Hauptschl )|Nebenschl.|Hauptschl. schluß
2000 5000 7000 3335 13,5
3009 6000 8400 4000 20,5
4000 7000 9800 4665 25
5000 8000 11200 . 5335 28,5
6000 9000 | 12600 | 6000 315
Die in der letzten Spalte angegebenen
Prozent Hauptschlußwindungen, die gerade
eine resultierende AW-Zahl 4500 ergeben und
damit gleiche Drehzahl gewährleisten, sind
durch a uehon: aus der. Abb. 6 gefunden
worden. Da die Motoren um so stakiler wer-
den, je höher der Anteil an Hauptschlußwin-
dungen ist, so kann durch passende Wahl der
Gegen-AW-Zahl sowohl stabiler Lauf wie un-
veränderte Drehzahl erreicht werden. Um
möglichst an Magnetkupfer zu sparen, müssen
die Gegen-AW möglichst klein genommen
werden.
Das Ergebnis der Abb. 6 ist auch ver-
mittels einfacher Rechnungen zu finden. Der
Anfangspunkt der Kurve in Abb. 6 liegt bei
5250 AW und gilt für den reinen Nebenschluß-
motor, dieser muß also mit 750 Gegen-AW
versehen werden. Dasselbe Ergebnis fin-
det sich durch Ausrechnung der Gleichung
1,4(7+X)=1,5 H+X (3); hierin ist 7 die AW-
Zahl bei 220 V (hier 3000), sind X die gesuchten
Gegen-AW und ist 1,4 die angenommene Er-
höhung der Nebenschluß-AW bei Steigerung
der Spannung von 220 V auf 330 V. Soll der
Anteil der Hauptschlußwindungen z. B. 19%
betragen, so ist folgende Gleichung aufzu-
stellen :
1,4.0,9(7+X) + 0,1.?/, (H+X)=15 H+X (4).
Würden bei dem gefundenen Werte von
1590 Gegen-AW statt 10% nur 9% Haupt-
schlußwindungen aufgebracht, so würde die
Kraftlinienzahl bei 330 V größer sein als er-
forderlich, d. h. die Umdrehungszahl würde
etwas mit steigender Spannung abnehmen,
umgekehrt würde sie bei Wahl von z. B. 11%
etwas zunehmen. Daraus folgt, daß es auch
mit Hilfe der Gegen-AW noch möglich ist,
die Umdrehungszahl konstant zu halten, wenn
entgegen der früheren Annahme der Einfluß
Heft 27.
‚auf die Abb.
527
des. Spannungsabfalles nieht- vollständig auf-
gehoben wird durch den der Ankerrückwirkung.
Bisher ist behauptet worden, daß die
Umdrehungszahl bei allen Spannungen zwi-
schen 220 V und 330 V konstant bliebe, wenn
die Eisensättigungen auf dem geradlinig an-
steigenden Aste der Magnetisierungskurve
liegen und die Gegen-AW nach obigen Dar-
legungen bestimmt werden. Dies ist nicht ganz
zutreffend wegen der allmählich ansteigenden
Erwärmung der Nebenschlußspule und der
damit zusammenhängenden Erhöhung der
AW-Zahl bei 330 V auf den nur 1,4-fachen
Betrag. Eine nähere Untersuchung zeigt, daß
alle Drehzahlen bei den Zwischenspannungen
etwas kleiner als zulässig werden, bei passender
Wahl der Umdrehungen für die äußersten
Spannungswerte betragen die Schwankungen
nntz 122,00:
Wenn die Schwankungen größer sein
dürfen, etwa 5% — dies war z. B. für die
Wechselstromumformer der U-Boote zulässig, —
so ist es nicht erforderlich, die Eisensätti-
gungen nur auf dem geradlinig ansteigenden
Aste zu wählen. Wird z. B. nach Abb. 1 bei
220 V eine AW-Zahl von 3600 genommen, so
ergibt sich hierbei N=4,5. 106; damit bei
330 V gleiche Umdrehungszahl bleibt, muß
unter Beibehaltung der alten Bedingungen
N=6,75. 106 werden, d. h. es müssen dann
6800 resultierende AW vorhanden sein. Durch
Ausrechnung der Gl.: 1,4 (3600+X)—=6800+X
finden sich die Gegen-AW des reinen Neben-
schlußmotors zu 4400 Windungen. Beträgt
jetzt die ug nur 275 V, dann müßte zur
Aufrechterhaltung der Drehzahl sein
N=1,25.4,5. 10% = 5,62. 106,
da aber jetzt die resultierende AW-Zahl
1,23 (3600 -+4400) — 4400 = 5450
ist, so ist nach Abb. I die Kraftlinien-
zahl N=6,15.10%. Das entspricht schon einer
Drehzahlerniedrisung von etwa 9,5% oder
einer Schwankung von etwa +5%. Also
schon bei Eisensättigungen, die nur wenig
oberhalb des Knies liegen, sind die Schwan-
kungen ziemlich beträchtlich und die Gegen-
AW groß. In diesem Beispiel ist bei 330 V
die Drehzahl gleich der bei 220 V. Werden
Sehwankungen zugelassen, so ist dies unzweck-
mäßig, da höhere er bei geringerer
Eisensättigung und demnach bei einer kleineren
AW-Zahl zustande kommen. Wird in dem
vorigen Beispiel für 330 V eine um etwa 5%
höhere Drehzahl zugelassen, so sind bei reiner
Nebenschlußwicklung nur noch 2400 Gegen-
windungen erforderlich. Werden jetzt die
Drehzahländerungen für die verschiedenen
‚Spannungen berechnet, so ergibt sich bei
242, 264, 286, 308, 330 V
eine Änderung um
EX: 4,8, m 5,2, == 2,5, 1,8, + 5,4%-
Werden die Eisensättigungen noch höher ge-
wählt, so werden die Drehzahlschwankungen
zwar ungefähr + 5% bleiben, dafür wachsen
aber die Gegen-AW sehr schnell an.
Nach dieser Abschweifung soll nochmals
6 zurückgekommen werden.
Theoretisch interessiert noch die Frage: Wie
‘groß kann der Anteil der Hauptschlußwin-
dungen höchstens werden, wenn. die Anzahl
der Gegen-AW unendlich groß ist? Für diesen
Fall X=oo sei der Anteil der Hauptschluß-
windungen gleich y, dann muß nach der
Gleichung (4) sein;
1,4(1—y)(H +) + y. ?/;(H+%)=1,5H +0(5)
Da hierin H gegenüber oo vernachlässigt werden
kann, ergibt sich 1,4 (1—y) o+y.?/,. o =»
oder 1,4 (1—y) + 2; y=1, daher y=0,545=
54,5%.
Bisher ist vorausgesetzt worden, daß bei
Erhöhung der Spannung auf den 1,5-fachen
Betrag die AW-Zahl und infolge der schwachen
Eisensättigung damit auch die Kraftlinien
zahl auf den 1,4-fachen Wert ansteige. Wird
diese Voraussetzung fallen gelassen und die
Kraftliniensteigerung veränderlich zwischen
1,0 und 1,5 gewählt — _der Grenzwert 1,0
würde durch Wahl einer sehr hohen Eisen-
sättigung und der Wert 1,5 bei Benutzung
eines Leitungsmaterials mit verschwindend
kleinem Temperaturkoeffizienten annähernd
erreichbar sein —, so ergeben sich die in Abb. 7
aufgetragenen Werte, wobei die Kurve a den
Wert 1,0 erst in der Unendlichkeit erreichen
würde.
Zu untersuchen bleibt noch, ob Motoren
mit noch größerem Hauptschlußanteil — im
Grenzfall der reine Hauptstrommotor — auch
noch bei veränderlicher Spannung mit unver-
änderter Drehzahl durch Verwendung von
Gegen-AW betrieben werden können.
ae TEN > ben >
- Elektrotechnische Zeitschriitt, 1920. Heft 27. 8. Juli 1920.
Eisensättigungen unter Verwendung einiger | besprochen. Die Anlage wird beschrieben, Betriebs-
solich ist, Wende- | erfahrungen werden mitgeteilt. Das Werk, mit großen
\ Hauptschlußwindungen möglie
a S holmotoren zu onen bei denen die | Mitteln errichtet, weist doch noch mancherlei Mängel
N N Drehzahl fast vollständig von or: ee auf bei den Vorzügen einiger Einrichtungen.
N ü Spannung unabhängig ist; das Schalt- ö
Deooo\0AR le 8 ist i 5 Das Kraftwerk Valeneiennes, 1914 vollen.
Sn R bild eines solehen Motors ist in Abb. 9 ange det, mithin den letzten Stan A der. französisch-
S R 220-330V belgischen Technik darstellend, wurde währen
R 40 N Q 9 \ des Krieges in ganz erheblichem Maße zur
4000,74 Stromversorgung des deutschen Heeres verwen-
S S det. Die Anlage des bedeutenden Werkes bietet
N viel Interessantes, und in den folgenden Zeilen
2000 20 |R sollen kurz eine Beschreibung der Anlage ge-
>; ‚eben und einige dort von mir gesammelte Be-
triebserfahrungen mitgeteilt werden. Gleich
sei bemerkt, daß die Versorgung des Heeres die
denkbar ungünstigste Belastung eines Groß-
kraftwerks war; die Beanspruchung derStrom-
erzeuger durch Kurzschlüsse überstieg jedes
bisher gekannte Maß, trotzdem war es schließ-
lich gelungen, einen sicheren Betrieb herzu-
stellen, und Stromunterbrechungen traten nur
noch sehr selten auf. Das Kraftwerk Valen-
S ciennes war anfänglich ein Reservewerk, mußte
5 jedoch bald die ganze Versorgung der Front-
220V 2 aan a ; Ba
= Bf = : R : ie age gehört einem französısch-be-
a na VEN ar a gischen Konsortium und liegt in einer Sampe
E j niederung an einem Stichkanal der Schelde
Abb. 9. Schaltbild für den Motor.
10 Be
# raffinienänderung 1330
W220
a = erforderliche Gegen-AW beim reinen
Ä Nebenschlußmotor.
b = Anteil der Hauptschlußwindungen in %, bei
unendlich vielen Gegen-AW.
Abb. 7.
Beim reinem Hauptstrommotor sind die
Gegen-AW bestimmt durch die Gleichung:
21, (H+X) = 1,5 H+X (6), d.h. X= 25H;
die Gegen-AW werden also negativ, sie VEr-
lieren ihren Charakter und werden zum Haupt-
teld. Wird wieder das alte Beispiel mit H=
3000 betrachtet, so wird hierfür X= 7500;
bei 220 V sind daher die Hauptschlußwin-
dungen gleich 3000-7500 = — 4500, diese
werden durch die negativen Gegen-AW von
7500 zu dem resultierenden Feld 3000; bei
330 V gehen die Hauptschlußwindungen auf
den ?/, Teil, d. h. auf — 3000 zurück, die
negativen Gegen-AW bleiben unverändert
7500, so daß das resultierende Feld 4500 wird,
wie es für die Unveränderlichkeit der Drehzahl
erforderlich ist. Es ergibt sich also, daß das
an die konstante Spannung angeschlossene
Feld — das negative Gegenfeld — durch die
Hauptstromwindungen geschwächt wird, der
Motor wird also zu einem Verbundmotor, bei
dem die Kraftlinien des Hauptfeldes durch
die der Hauptstromwindungen verringert wer-
den; diese Motorart ist praktisch nicht brauch-
bar, weil bei Anwachsen des Ankerstromes die
Schwächung des Feldes zunimmt, ja sogar
ein Umpolen der Magnete eintreten kann.
Prinzipiell ändert sich an diesem Verhalten
nichts, wennäivon dem reinen Hauptstrom-
motor übergegangen wird zu dem mit sehr
oroßem Hauptschlußanteil. Auch hierbei
bb.:-L). Das riesige Masehinengebäude
j (Abb. 2) ruht auf einem im Grundwasser liegen-
geben. _ Für eine rößere Anzahl von Unter- | den starken Betonklotz, Gegeägewichte aus
Seebooten sind solehe Motoren bei den 'Turbo- Roheisen im noch nicht ausgebauten Teile auf-
gebläsen benutzt worden, bei diesen Motoren | gestapelt sichern die horizontale Lage der Sohle.
mit über 100 PS Leistung konnte die Dreh- Tllektrische Lokomotiven ziehen _ die Koh-
zahl mit nur etwa 1% Schwankung aufrecht- | lenzüge auf Abstellgleise innerhalb des Kohlen-
erhalten werden, wenn die Spannung sich | hofes. Aus den Eisenbahnwagen gelangt die
zwischen 200 und 340 V änderte. Einen | Kohle. entweder in die 4 roßen Betonbunker
Nachteil besitzt natürlich die Anordnung; da | auf dem Hof (Abb. 3) aitels durch Gleichstrom
die Maschine, sehr geringe Eisensättigung be- | betätigten Greifers, der auf einer fahrbaren
sitzt, wird sie wesentlich schwerer ausfallen | Brücke läuft, oder mittels Förderers in die 8
als eine Maschine mit normalen Eisensätti- | eisernen Bunker über dem Kesselhaus. Das
gungen. Das war für die Unterseeboote ein | Entleeren der Wagen in den großen Förder-
großer Nachteil, aus diesem Grunde wurde | trichter geschah von Hand; seitlich mit Türen
in der letzten Zeit des U-Bootbaues diese | versehene Bahnwagen sind für schnelle Ent-
Motorkonstruktion nicht mehr benutzt, statt | ladung erforderlich, die bei gewäschener Kohle
dessen wurden wieder Maschinen mit normalen | staubfrei ist. Für Kohle, deren Lagerung an
Eisensättigungen gebaut. Hierbei wurde auf der Luft möglichst vermieden werden soll, ist
die automatische Konstanthaltung der Dreh- | ferner ein großes tiefes Betonbassin vorgesehen,
zahl ‚verzichtet, statt dessen war eine, Feld- | in dem Aufstapelung auch unter Wasser mög-
regulierung vorgesehen, dies brachte infolge | lich ist. Die Erfahrungen mit diesen Mitteln des
der notwendigen ‚Bedienung eine gewisse Werkes waren zufriedenstellende, Reparaturen
Unsicherheit mit sich. an der einer italienischen Firma entstammenden
Greiferbrücke und dem Förderer auch, nach
a a Betriebe waren geringfügiger
Art, die Entladung vollzog sich glatt. Aus den
Ein ‚französisches Großkraftwerk, Beschrei- | {ver zwei gelang, Ai Kohle Dunn
werden die Gegen-AW negativ und zum eigent- bung, Betriebserfahrungen. matenwagen in das sehr geräumige Kessel-
lichen Hauptfelde, welches sowohl von dem haus. Die 14 Kessel des ersten Ausbaus mit
Hauptstromfelde als auch” von dem mit ver- Von E. Cramer, Charlottenburg. Vorwärmer und Überhitzer (Babcock-Wilcox)
$ F ; von ie 275 m? werden von Hand beschickt,
Übersicht. An dem Beispiel des Elektrizitäts- | die Füchse liegen seitlich über den Kesseln N:
werks Valenciennes wird die heutige französisch- | in rd 8 m Höhe über dem Erdboden, die E
belgische Technik im Bau von Elektrizitätswerken beiden ‚Kamine sind 70 m hoch und haben
änderlicher Spannung gespeisten Nebenschluß-
felde geschwächt wird; aus diesen Grunde
müssen die Gegen-AW um so größer werden,
e weiter man sich vom reinen Hauptstrom-
motor entfernt; die Zahl der Gegen-AW wird
wieder unendlich groß — d. h. also — oo —
für den gleichen Anteil an Hauptstromwin-
dungen, für den diese auch von der andern
Seite her + © wurden.
ae Abb. 8 gibt für die beiden Fälle
No” 1,4 und 1,5 die Zahl der erforderlichen
Gegen-AW an bei veränderlichem Anteil_ der
Hauptschlußwindungen, wenn_ H=3000
" Verschiebegleis
Sumpf- Gelände
Br Dr Brücke
TwäSSEerUNGS
kanal
Ba a De ee
40 00OF—
N
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as REG >
20000}
70.000
20 40 60 80
Anteil aer Hauprstrommwindungen von
der Gesamt-Atv.-Lahl bei 220 V
_.N30 _ £
a N.» = und b= 1,5:
Abb. 8, Gegen-AW-Zahl in Abhängigkeit vom Anteil
der Hauptschlußwindungen.
100 Yo
LIILESSSSSS \
cher
AB Aschenbehälter. B Bühne 10 kV. ZL Luftpumpen (Entaschung). KH Kesselhaus. K ER, 'MH Maschinensaal.
S Schalthaus 10 kV. T Transformatorenhaus 10 kV. 74, Transformatorenhaus 45 kV (Kriegsausbau). P Pmpensaal.'
G Anschlußgleise. N Naßbunker. KV Kohlenverladekrahn. Ö,Öllager. L Lokomotivschuppen. WR Wasserreiviger.
WT Wasserturm. BG Bureaugebäude. W Werkstatt. Zr Lager. Sd Schmiede. Br Bäder. Br Brücken, We Wasser-
einlauf. Wa Wasserauslauf. AL Armeelager (Kriegsausbau). E
Abb. 1. Lageplan des Kraftwerks,
SS
ISSN
Die Untersuchungen ergeben, daß es mit
Hilfe von Gegenwindungen und schwachen
8. Juli 1920,
4,5 m oberen lichten Durchmesser,
Sa Die beim
Reinigen der Roste herausgeworfene Schlacke
‚und die Asche verschwindet in Trich-
tern unter dem Roste’und gelangt in einen
Abb. 2.
Sammelkasten und von da in die Absaugerohre
der pneumatischen Entaschungsanlage. Es
wurden Mischungen von ungewaschenen, fetten,
halbfetten‘und mageren Kohlen französischer
Abb. 3. Bekohlung und Entaschungsanlage. Bunker.
Zechen verfeuert, später, als der Monatsbedarf
3000 t überstieg, nur noch gewaschene. Durch
eine seitlich mit Falltür am Sammelkasten
angebrachte verschließbare Öffnung kann der
Elektrotechnische Zeitschrift,
Kraftwerk Valenciennes.
1920,
brecher fallen, und dann gelangt der zer-
kleinerte Abfall in die Absaugerohre. Ein
langsam laufendes Schleudergebläse einfacher
Art, betrieben von’einem,70-kW-Motor, erzeugt
eineLeere von etwal0— 15cm
Quecksilbersäule, und diese
Leere genügt, die Rückstände
erstetwal5mhochzudrücken
und in einem etwa 5 m mit
Unterkante über Erdboden
stehenden eisernen Behälter
fallen zu lassen, der mit Fuß-
ventil verschlossen wird. Im
Behälter wird mit Wasser
berieselt und der feine Staub
zum Niederschlag gebracht,
die Asche fällt durch das
Bodenventil in die Eisen-
bahnwagen.
Die Erfahrungen mit
dieser Anlage sind fol-
gende. Die gewählten, reich-
lieh bemessenen gußeiser-
nen Rohrleitungen sind in
wenigen Krümmungen leicht
zugänglich verlegt. Es trat
in den Kniestücken starker
Verschleiß der
erst als eine geeignete Kon-
struktion entworfen und er-
probt und auch an den
am meisten beanspruch-
ten Stellen der Leitung
Rohre mit verstärkten Wan-
dungen; eingebaut wurden,
ging der Betrieb wochenlang
ohue Störung vonstatten. Der Verschleiß an
Gußrohren blieb aber doch immerhin noch
beträchtlich. Zur Bedienung der gesamten
Entaschungsanlage war nur ein Mann in der
Tagesschicht erforderlich. Das spricht zu-
gunsten der Verwendung solcher Anlagen. Das
Versagen einer pneumatischen Entaschungs-
einrichtung kann einem großen Werke, welchse
nur auf dieses Mittel angewiesen ist, ernste
Unnanehmlichkeiten bereiten, ich traf daher
noch Maßnahmen zur Fortschaffung der Ab-
fälle von Hand, Während der außerordentlich
kalten Winterzeit war keine Berieselung der
Asche wegen der Einfriergefahr möglich, die
Auspuffluft der Schleuderpumpe verbreitete
in der ganzen Umgegend einen Aschenregen,
der äußerst unangenehm war, aber in Kauf
genommen werden mußte. Die Flugasche der
Vorwärmer konnte nicht abgesaugt werden,
sondern fiel aus den hochgelegenen Kammern
in die Gänge hinter den Kesseln, dort wurde
sie durch Wandfenster mittels Riemen in das
Freie gefördert und abgerollt. :
Der Dampf (16 at Überdruck) jedes Kes-
sels wird über eine Stichleitung mit Schieber
und Rohrbruchventil in die mehrfach unter-
teilte Hauptringleitung geführt. Alle Dampf-
schieber und Flanschen sind bequem erreichbar,
Laufgänge sind angeordnet, so daß schnelle
Bedienung möglich ist. Für die Instandhaltung
bedeutet diese Anordnung viel Zeitgewinn,
in mancher anderweit gesehenen neuzeitlichen
Anlage hat der Projektierende diesem Punkte
nicht gebührende Beachtung geschenkt und
unnötige Betriebshindernisse angelegt.
An das Kesselhaus stößt der Pumpen.
saal (Abb. 4). Seine Längsachse steht senk-
recht auf der des Kesselhauses (Abb. 2). Der
Pumpensaal liegt 1 m unter dem Flurboden des
Kesselhauses. Er ist wie ein richtiger Maschi-
nensaal, das heißt mit Licht und Luft und
Toren und Hebezeug versorgt, nicht wie ein
Inhalt des Kastens in die fahrbaren Schlacken- | Anhängsel behandelt, welches häufig im tiefen
Abb, 4. Pumpensaal.
Heft 27.
Rohre auf?!
529
Keller in ewiger Finsternis entdeckt werden
muß, auch in ganz neuen’ Anlagen. Der Saal
enthält 4 Kondensationsturbinen von Brown-
Boveri (Paris—Le Bourget) mit Kühlwasser-,
Kondensat- und Strahl- Wasserluftpumpe ge-
kuppelt (1200 Umdr), ferner 2 Turbinenkessel-
speisepumpen (3000 Umdr) und eine Elektro-
speisepumpe (3000 Umdr), ferner 3 Hilfs-
pumpensätze (3000 Umdr), sämtliches Zubehör
für die Dampfverteilung an die einzelnen Tur-
binen und schließlich noch die Kondensat-
messer (Lea-Recorder). Unter dem Pumpen-
saale führen zwei tiefe Stichkanäle das Kühl-
wasser für die Kondensatoren zu, 4 Beton-
kammern enthalten das Kesselspeisewasser.
Alles zum Betriebe erforderliche Wasser wird
der Schelde entnommen, das zum Kesselspeisen
erforderliche Wasser passiert erst die Filter
unter dem Wasserturm, dann die Wasserreini-
ger. Das durch die Kondensatoren geflossene
Wasser ergießt sich 50 m unterhalb der Ent-
nahmestelle hinter einem leichten Stau wieder
in den Scheldekanal. Der 35 m hohe, aus Eisen-
beton errichtete Wasserturm enthält das zum
Betriebe erforderliche Kühl- und Verbrauchs-
wasser, 2 Speiseleitungen mit Umschaltehähnen
durchziehen das ganze Maschinenhaus und
können auf die Pumpen oder das Turmbassin
nach Belieben gestellt werden. Die hochtouri-
gen Pumpengruppen waren nicht genügend so-
lide ausgeführt und haben Inanehon Verdruß
bereitet und viele Arbeiten waren erforderlich,
um einen störungsfreien Betrieb damit zu er-
zielen. Das Wasser im Scheldekanal hat große
Geschwindigkeit und führt sehr viel Schlamm,
eine Entschlammung der tiefen Kanäle war
eine langwierige Arbeit, das Vorhandensein
zweier durch Tore abschließbarer Kanäle erwies
sich als unbedingt erforderlich. Die Ringdampf-
leitung, deren Ventile in Reichhöhe afer dem
Boden gelegen sind, hat vor jeder Abzapfung
nach einer Turbogruppe einen großen Kondens-
topf, der auf Rollen steht und der Dehnung der
Leitung folgen kann. Das Vorhandensein der
in reichlicher Zahl angebrachten großen Kon-
denstöpfe, deren Abwasser in die Speisebunker
läuft, hat sich vorzüglich bewährt, und vor
Wasserschlägen sind die Turbinen bewahrt ge-
blieben.
An den Pumpensaal stößt der etwa 70 m
lange Maschinensaal (Abb. 5), er liegt 7 m
über dem Flurboden des Pumpensaales. Große
Glasfenster, in der Maschinensaalwand vorge-
sehen, und .Laufgänge geben von oben eine
Übersicht über den Pumpensaal. Es waren nur
3 fertige Turbinensätze von je 6500 kVA bei
1500 Umdr/min vorhanden, eine in Montage
befindliche vierte Gruppe gleicher Leistung
ließ ich 1916 noch fertig aufstellen. Die Tur-
binen sind von Brown-Boveri (Electro-Mecha-
nique Le Bourget), 2 Maschinen haben dampf-
gesteuerte Zusatzventile, die beiden neueren
Maschinen, deren Achsenhöhe wesentlich ver-
ringert ist, sind mit Öldrucksteuerung versehen.
Die beiden älteren Turbinen bereiteten anfäng-
lich Schwierigkeiten, da das Aktionsrad nicht
enügend fest auf der Welle saß. In der Mann-
Meinen: Werkstatt von B.B.C. wurden später
diese Übelstände beseitigt... Die 4 Turbinen
haben sich unter sehr schwierigen Betriebsver-
hältnissen gut bewährt und wenig Veranlassung
zu Störungen gegeben. Der Stromerzeuger ist
für 10 500 V gewickelt und stammt, wie die ge-
samte elektrotechnische Einrichtung des Kraft-
werks, aus den ‚Ateliers du’ Nord et de l’Est‘“ in
Seument. Er ist vierpolig mit Zylinderrotor;
der Stator hat eine leicht demontierbare
Stabwickelung und eine brauchbare, bewährte
Abstützung der Spulenköpfe,
die sich durch
Abb. 5. Maschinensaal.
530
Einfachheit auszeichnet; mangelhaft ist aber
die Absteifungder frei zwischen dem zweiteiligen
Statorblechpaket liegenden Nutenstäbe. Die
Stromerzeuger haben den kurzschlußreichen
Betrieb an kritischen Tagen im allgemeinen gut
überstanden, allerdings gebrauchte ich an sol-
chen Tagen (Offensiven, Herbststürme) die
Vorsicht, mit 10% herabgesetzter Spannung
das Netz zu betreiben und die selbsttätigen
Schalter der, Generatoren möglichst knapp ein-
zustellen. Übrigens war das Personal (Solda-
ten) auf das Einsetzen eines durchgeschlagenen
oder abgeschmorten Statorstabes so eingear-
beitet, daß in wenigen Tagen eine derartige
Reparatur bewerkstelligt wurde. Jeder Strom-
erzeuger hat seinen eigenen Erreger von 42 KW
Leistung. Die Spannung wird nur durch Ein-
stellung des Nebenschlußfeldes des Erregers
eingeregeit. Eine Hilfserregung, von Dreh-
strom - Gleichstrom - Umformerr herrührend,
ist ebenfalls vorgesehen. Die Regelung der
Spannung in obiger Weise hat, wenn die
Erreger nieht über ihren ganzen Spannungs-
bereich stabil arbeiten, für den Betrieb einige
Nachteile; so war es bisweilen bei verschmierten
Kollektorennicht möglich, eine stabile Leerlauf-
spannung für die Parallelschaltung zu erzeu-
gen. Erst als die Einzelheiten der Maschinen
genau erkannt waren, hat ein einwandfreier
Betrieb damit gehalten werden können.
Der Raum unter dem Maschinensaal ent-
hält die Oberflächenkondensatoren (Brown-
Boveri & Cie.) für jede Turbogruppe und feuer-
Abb. 6.
Sammelschienen.
feste Schaltkammern für je zwei Stromerzeu-
ger. In diesen Schaitkammern befindet sich pro
Gruppe, der, Kabelendverschluß, der Trenn-
schalter, ein Ölschalter, Strom- und Spannungs-
wandler für die Meßinstrumente von Siemens
& Halske an den neben den Turbinen stehenden
Schaltsäulen. Jeder Stromerzeuger hat seinen
eigenen Zähler. Diese Unterräume sind reich- |
lich mit elektrischer Beleuchtung versehen,
breite Treppen führen nach oben, Wasser- und
Dampfleitungen kommen nirgends mit Kabeln
und stromführenden Leitungen in einem Raum
zusammen; auch für alle Regulierwiderstände
ist eine getrennte Galerie vorgesehen.
In dieser Trennung und Anordnung unter
den Maschinen zeichnet sich diese französische
Anlage vorteilhaft gegen manche neue An-
lage aus, bei deren Entstehung leider noch
heute oft nur der Projektierende am Tisch ent-
scheidet und viel zu wenig der Betriebsfach-
mann, der später erst sehen muß, wie er mit
dem durchkommt, was ihm beschert worden ist.
Zu bemerken ist noch, daß unter und in
diesem Kellerraum zwei Gänge das Maschinen-
gebäude derLängenach durchziehen, die zur Zu-
fuhr der kalten, zurAbfuhr der warmen Luft der
Stromerzeuger dienen. Durch feuerfeste Filter-
kammern saugen die Generatoren Luft an und
stoßen in den gemeinsamen Kanal aus, von
dort gelangt die warme Luft entweder in das
Freie oder in den Maschinensaal.
An den Maschinensaal stößt das Schalt-
haus mit der Hauptschaltbühne dicht an. In
den 4 Stockwerken sind folgende Schaltein-
richtungen untergepracht: Im Erdgeschoß
in abgetrennten Betonzellen sämtliche Kabel-
ausführungen mit verriegelbaren Trenn- und
Erdungsmessern, und zwei Wasserstrahlerdern, ı
ein;10 kV-Hilfssammelschienensystem, welches
‚jedes abgehernde Kabel.
a
&
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 27.
zur allmählichen Unterspannungssetzung der
Kabelstrecken dient. Im zweiten Stock-
werk die feuerfest eingebauten Ölschalter und
Strom- und Spannungswandler; mit diesen Meß-
wandlern von Siemens & Halske ist nicht ge-
geizt, -jeder Stromerzeuger hat hier nochmals
zwei getrennte Sätze. Dieses Stockwerk ist
durch eiserne Türen unterteilt, es enthält auch
die automatische Anlage zur Unterspannungs-
setzung der Kabel von 0 bis 10 kV vermittels
zweier Transformatoren von je 100 kVA
za V, die durch Widerstandeinschaltung
sekundär reguliert werden. Das Anlassen der
Kabel erfolgt durch Druckknopfsteuerung von
der Schaltbühne aus. Die gelieferte Einrich-
tung war leider mangelhaft und hat mir viel.
Mühe bereitet, es war erforderlich, häufig die
Kabel direkt einzuschalten, nur um mit den
heiklen Apparaten in Betriebsbereitschaft für
die Einschaltung der neu errichteten Transfor-
matoranlage von 10 000 kVA zu bleiben. Im
dritten Stockwerk befinden sich die beiden
10 kV-Sammelschienensysteme und Umschalte-
trennmesser (Abb. 6); Stromwandler für den
Summenstrom zwecks dauernder Messung der
gesamten abgegebenen Leistung des Werkes
verbinden beide Systeme. Man muß dabei auf
ein System die Generatoren, auf das andere
die Verbraucher schalten,-damit wird aber der
Vorteil des doppelten Systems vermindert;
übrigens ist eine!mehrfache Unterteilung der
Sammelschienen auch möglich.
Im vierten Stock-
werk, 4 m über dem
Maschinensaal, liegt die
Hauptschaltbühne, von
der man eine Übersicht
über den ganzen Saal
hat. Jeder Stromerzeu-
ger hat sein mit Meß-
% f Sr r E Pa EN
8. Juli 1920.
tigung mit den Betriebsmitteln ‚den Eindruck,
daß viele Mängel in der Konstruktion und Aus-
führung der Apparate vorhanden waren, die dau-
EAbb. 8. Wasserwiderstand.
ernd die Werkstattsmannschaftmit Reparaturen
der Ölschalter, der Antriebe, der Steuerleitun-
gen usw. beschäftigte, mit einem Worte, man
wurde nicht fertig. Nach und nach verbesser
instrumenten und Überstromrelais (Siemens &
Halske) versehenes Schaltpult (Abb. 7), ebenso
Von einer zentralen
Stelle aus inmitten der Bühne, an der noch-
mals für jeden Stromerzeuger eine Schaltsäule
mit Pult und Instrumenten angebracht ist, er-
folgt die Regelung der Maschinen und die Ab-
und Zuschaltung.
Ein Überspannungsschutz außer den er-
wähnten Wasserstrahlerd ern war nicht vor-
handen, ich ließ daher alsbald einen bewährten
SSW.-Hörnerableiterechutz mit Ölwiderstand
einbauen. :
Von Interesse ist noch ein Wasserwider-
stand (Abb. 8), der zur Probebelastung der Ge-
neratoren und Einregulierung der Turbinen
dient und mit dem 6000 kW anstandslos und
ohne starke Feuererscheinung an den Elektroden
dauernd vernichtbar sind. Ein Schaltpult der
Bühne mit Meßinstrumenten in Verbindung
mit dem Widerstand gestattet, derartige Be-
lastungen in kürzester Zeit vorzunehmen.
Großer. Wert ist vonfdem Erbauer auf die
ständige Überwachung der Wirtschaftlich-,
keit des Betriebes gelegt, dauernd bleibt
der Betriebsleiter über Kohlenverbrauch, Asch-
und Schlaekengewicht, Dampfverbrauch, Lei-
stungsabgabe jeder Turbogruppe und der ge-
samten erzeugten Leistung durch die selbstre-
gistrierenden Apparate unterrichtet und kann
sofort die Hebel an den Stellen ansetzen, wo et-
was nicht mehr in Ordnung erscheint. Es war
möglich, bei einer Erzeugung von 3 bis 4 Mill.
kWh monatlich trotz aller Ungunst der Ver-
hältnisse mit 1,2 bis 1,4 kg Kohle einschließlich
allen Eigenbedarfs eine IkWh zu erzeugen.
, . Der Erbauer hat mit erheblichen Mitteln
eine ganz unnötig komplizierte Schaltanlage ge-
schaffen, Ich gewann in vielmonatiger Beschäf-
-Ende 1917 bereits 4 Mill. kWh monatlich be-
e-
k
Abb. 7. Schaltbühne.
ich alles, so gut es eben möglich, sodaß der
Betrieb so sicher wurde, wie es erforderlich er,
schien; die Kinderkrankheiten eines neuen-
überstürzt fertiggestellten Kraftwerkes, welches
plötzlich mit seiner ganzen Leistungsfähigkeit
herangezogen wurde, mußten eben durchge-
macht werden. :
Die Verteilung des Stromes unter 10 kV
Spannung erfolgt durch ein Kabelnetz. Jede
Hauptleitung des Netzes ist ein Doppelkabel
(3x 50). Die Länge aller verlegten 10-kV-Kabel
beträgt ungefähr 155 km. In vier großen Un-
terstationen wird der Strom in Gleichstrom
mittels Einankerumformers füt das Bahnnetz
des Bezirkes Valenciennes umgeformt. In etwa
100 Schalt- und Transformatorhäusern erfolgt
die Abgabe des. Drehstromes und die Herab-
setzung auf Niederspannung.
Den Hauptanteil der Stromerzeugung, die
trug, nahm eine im. Kraftwerk ValenciennesAn-
fang 1916 errichtete Schaltanlage mit 4 Trans--
formatoren ‚von je 2500 kVA auf, die 45 kV er-
zeugte und das. Heeresgebiet der Front vor
en und Douai versorgte (6., 1, 2, Ar-
mee).' Ei: f j
Hinzugefügt sei noch, daß das Kraftwerk
‚mit französischem Personal betrieben (120Mann)
‚wurde, später kamen auch noch einige deutsche
Zivilmonteure und Soldaten als Überwachende
hinzu. Nach erfolgtem vollkommenen Aus-
bau übernahmen im Herbst 1917 die Stark-
strom-Kommandos der 2, Armee den Betrieb, -
a
8. Juli 1920.
u
Die Versorgung Berlins, der Provinz
Brandenburg usw. mit Fernstrom.!)
Wie aus Abb. 1 zu ersehen ist, wird die
Stadt Berlin gegenwärtig durch die 100
kV-Doppelleitung zwischen dem Kraftwerk
Zschornewitz (Golpa):und der 100 kV-Station
in Rummelsburg mit elektrischer Arbeit ver-
sorgt. In letzterer stehen z. Zt. zwei Trans-
formatoren zu je 15000 kVA und einer zu
10 000 kVA. Die Leistungsfähigkeit dieser
Station bei cos =. 1 wäre also 40 000 kW.
. Bei einer Phasenkompensation auf 0,9 in
= Berlin ist.es möglich, mittels genannter Doppel-
leitung rd 45 000 kW zu übertragen.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 27.
531
mit der Grube „Brigitta“. Letzteres hat eine
Leistungsfähigkeit von 20 000 kW, die heute
schon vollständig beansprucht werden, doch
beabsichtigt das Reich, auch dieses Kraft-
werk ergiebig auszubauen; die erforderlichen
Maschinen, Kessel usw. sind bereits bestellt,
so daß diese neue Anlage Ende 1921 die
Stromlieferung nach Berlin aufnehmen kann,
Um die Reichshauptstadt indessen schon so-
fort nach Fertigstellung der Doppelleitung
Spremberg-Friedrichsfelde mit elektrischer
Arbeit versehen zu können und für das jetzt
voll ausgenutzte Kraftwerk Trattendorf eine
Reserve zu schaffen, baut das Reich jetzt
zwischen Lauta und Trattendorf eine Verbin-
dungsleitung für 100 kV. Nach Vollendung
des Leitungszuges Lauta-Spremberg-Friedrichs-
außer für die Stromabgabe in Berlin auch für
die Versorgung des östlichen Teiles der Pro-
vinz Brandenburg, des östlichen Teiles von
Mecklenburg und Pommern. Wegen der
Wichtigkeit, die diese Leitung besitzt, wird
sie der höheren Sicherheit halber aus Stahl-
Aluminiumseil hergestellt. Das Seil ist be-
reits in Arbeit, und die Masten, Isolatoren usw.
sind bestellt. Das Reich hofft, mit dieser
Leitung bis spätestens Frühjahr 1921 in Be--
trieb kommen zu können. Solange eine Strom-
lieferung durch sie noch nicht möglich ist,
kann das Kraftwerk Moabit von Zschornewitz
aus mit Strom versorgt werden; sobald jene
Möglichkeit eintritt, wird es durch diese Lei-
Say Ws
RL, Geiger \
felde bei Berlin ist es möglich rd 30 000 bis
35 000 kW unter 100 kV direkt nach Berlin
zu übertragen.
Da die Leitung Spremberg-Friedrichsfelde
eine sehr große Übertragungsfähigkeit be-
sitzt, kann im Lausitzer Braunkohlenrevier
noch ein drittes Kraftwerk geschaffen werden,
das seine Energie ebenfalls in diese Leitung
hineinsendet, falls in den späteren Jahren der
Strombedarf noch größer wird, als es sich
heute übersehen läßt.
Um die Kreise im südlichen Teil der
Provinz Brandenburg mit elektrischer Arbeit
zu versorgen, beabsichtigt das MEW, noch eine
60 kV-Leitung von Spremberg bis in die
Gegend von Fürstenwalde zu bauen, in die
es auch den südlichen Teil seines Netzes, der
bis Luckenwalde reicht, einbeziehen will.
Um die notleidende Industrie im Gebiete
des Elektrizitätsverbandes Gröba mit elek-
trischer Energie zu versehen, stellt das Reich
z. Zt. eine 100 kV-Doppelleitung von dem
Kraftwerk in Lauta nach Großenhain her, wo
seitens des Elektrizitätsverbandes Gröba eine
-100 kV-Station errichtet wird. Die für die
Kraftübertragun nach Spremberg und
Großenhain in Lauta erforderliche 100 kV-
Station ist bereits im Bau begriffen’ und wird
voraussichtlich anfangs nächsten Jahres in
Betrieb kommen.
Der Freistaat Sachsen beabsichtigt seiner-
seits, die Leitung Lauta - Großenhain bis nach
Dresden zu verlängern, um auch dort vorerst
eine Reserve für das. Hirschfelder Werk zu
besitzen und später auch Energie von Lauta
zu beziehen. Anderseits wird das Land
Sachsen mit seinem Kraftwerk Hirschfelde
Teile von Schlesien mit Strom beliefern.
Vom Reiche wurde auch erwogen, eine
dritte Leitung von Zschornewitz nach Berlin
zu bauen. Diese zwischen Zschornewitz und
Rummelsburg anzulegen, hätte keinen. Zweck
gehabt, weil eine größere Stromabgabe in
Rummelsburg nicht möglich ist, auch läßt
sich die dortige Hochvoltstation nicht mehr
erweitern. Die Leitung kann auch nicht weiter
bis nach Friedrichsfelde geführt werden, weil
es unmöglich ist, durch die eng bebauten Teile
y SsIert
Erläuterung: ?
Fertige Leitung (Reichsbesitz)
u mem im Bau befindliche Leitung (Heichsbessts)
PART hetenen 72 eitung von ferien Zrbavern
Maßstab 7:1000000
Abb. 1. Reichs-Hochspannungsleitungen im Anschluß an die Kraftwerke Zschornewitz (Golpa)
2 und Lauta-Spremberg (Brigitta).
Hierzu ist aber die Station Rummelsburg
nicht groß genug. Die Stadt Berlin selbst
kann von ihr nicht gut mehr als 40 000 kW
abnehmen. Um vom Reich deshalb eine
er, Energie beziehen zu können, baut die
tadt Berlin eine 100 kV-Leitung mitten
durch Berlin, u.zw. von Friedrichsfelde bis zu
ihrem Kraftwerk Moabit am Bahnhof Put-
litzstraße. Um diese Kraftübertragung tun-
lichst bald zu ermöglichen, verlängert das
Reich die Golpaleitung über Rummelsburg
hinaus nach Friedrichsfelde. Diese Leitung
wird bis Ende des Jahres fertig sein. Wann
‘ die Stromversorgung bis Moabit erfolgen
kann, richtet sich nach, wann die Lei-
tung, die die Städtischen Elektrizitätswerke
zwischen Friedrichsfelde und Putlitzstraße
bauen, und wann die 100 kV-Station in der
Zentrale Moabit fertig ist. Von diesem Zeit-
punkt ab ist es möglich, mehr; als 40 000 kW
der, Stadt Berlin zuzuführen. Die Leistungs-
fähigkeit geht aber bei den gegebenen Ver-
hältnissen nur bis 45000 evtl. 50 000 kW.
Darüber hinaus bis zu 60 000 kW wäre eine
Spannungsverbesserung bzw. Phasenkompen-
sation über cos = 1 nötig, wofür aber heute
noch die Einrichtungen fehlen.
Um die Stadt Berlin noch weiter mit elek-
_ _ trischer Arbeit versorgen zu können, wird jetzt
_ zwischen Trattendorf bei Spremberg, der 1919
vom Reich erworbenen Zentrale der Nieder-
| lausitzer Kraftwerke (Grube Brigitta) und
' Friedrichsfelde bei Berlin eine etwa 133 km
lange Doppelleitung ausgeführt. Diese dient
3 !) Diese Ausführungen beseitigen die Unklarheit, die
{ in letzter Zeit durch Mitteilungen der Tagespresse über
E die Fernversorgung Berlins usw. und deren künftige Ge-
richsfelde kann diese Doppelleitung dann bei
staltung entstanden ist (vgl. auch „ETZ“ 1920, S. 474, 496). | bei Spremberg das Kraftwerk Trattendorf
von Karlshorst und Friedrichsfelde noch eine
dritte Leitung zu errichten. Diese im Süden
von Berlin enden zu lassen, ist vorläufig eben-
falls untunlich, weil dort erst eine 100 kV-
Station angelegt werden müßte und außerdem
die nötige Kabelverbindung nach Berlin
fehlt, deren Ausführung unter zwei Jahren
nicht möglich ist. Es wurde auch die Frage er-
wogen, ob eine 100 kV-Verbindung zwischen
Zschornewitz und Spandau zweckmäßig sei.
Dem stand aber die außerordentlich schwie-
rige Leitungsführung. durch das Seengebiet
der Havel entgegen, und außerdem fehlt eine
unter Umständen sehr schwierige Verbindung
zwischen Spandau und Berlin. Die eingehende
Prüfung hat ergeben, daß die Übertragung
elektrischer Arbeit nach Berlin vom Lausitzer
Braunkohlenrevier früher möglich ist als mit
einer dıitten Leitung von Zschornewitz aus.
Das Groß-Kraftwerk Zschornewitz ist mit
Bitterfeld schon vom Kriege her durch eine
100 kV-Leitung verbunden. Das Reich baut
gegenwärtig eine Leitung von Bitterfeld über
Gröbers nach Leipzig, um die dortige not-
leidende Industrie mit Strom versorgen zu
können. Es ist gedacht, von Gröbers aus den
Regierungsbezirk Merseburg zu beliefern und
auf diesem Wege weiter evtl. die Verbindung
mit der Edertalsperre zu gewinnen. _
Z.Zt. ist das Reich im Begriff, die im Bau
befindliche Leitung zwischen Zschornewitz
und Magdeburg zu erwerben, um den west-
lichen Teil der Provinz Brandenburg und die
anschließenden Teile Mecklenburgs mit elek-
trischer Arbeit zu speisen, da es nicht gut
möglich ist, diesen Teil über den Umweg
'Zschornewitz - Friedrichsfelde - Berlin - Span-
dau - Nauen zu versorgen. Außerdem wäre es
möglich, von Magdeburg aus die Verbindung
mit den Braunkoöhlengebieten in Braunschweig
und den Wasserkräften bei Hannover zu er-
reichen. E.W.
tung elektrische Arbeit erhalten. Die Leitung
von Zschornewitz endet, wie schon erwähnt,
in Friedrichsfelde, ebenso diejenige von
Spremberg. In Friedrichsfelde erfolgt dem-
nach die Stromverteilung. Zu diesem Zweck
wird vom Reich bei Friedrichsfelde eine
größere Schaltstation errichtet, die gestattet,
bei Leitungs- oder Maschinendefekten eine
andere Verteilung der elektrischen Arbeit
vorzunehmen. Von dieser Schaltstation aus
soll auch das Märkische Elektrizitätswerk
gespeist werden; ebenso besteht die Absicht,
von dort aus in den nächsten Jahren eine
100 kV-Leitung nach Stettin zu bauen, um
auch diesen Landesteil zu versorgen.
Die Leitung Spremberg-Friedrichsfelde ist
unter den für die Golpaleitung angeführten
Verhältnissen in der Lage, rd 55 000 kW- zu
übertragen, bei Spannungsregulierung und
Phasenkompensation 65 000 bis 70000 kW
mit einer Spannung von 100 kV. Das Reich
plant jedoch, diese Leitung in einigen Jahren
mit 150 kV zu betreiben. Alles Erforderliche
hierfür wird heute bei der Ausführung der
Leitung bereits vorgesehen. Bei einer an-
kommenden Spannung von ‚150kV in. Fried-
Spannungsregulierung bis zu 150 000 kW aus
dem Lausitzer Braunkohlengebiet nach Berlin
und nach Nordostdeutschland übertragen.
Das nötige Umspannwerk, Spannungs- und
Phasenreguliereinrichtung soll auf dem Grund-
stück der großen Schaltstation bei Friedrichs-
felde Platz finden.
Das Reich. besitzt. in Lauta (Vereinigte
Aluminiumwerke A. G.) ein Kraftwerk mit
einer Leistungsfähigkeit bis zu 40 000 kW und
532
kan
-Elektrotechnische Zeitschriit. 1926. Helt 27.
Le =,
8. Juli 1920
Die Industrie im vorläufigen Reichs-
wirtschaftsrat.
Die Kriegszwangswirtschaft hat zu lange
gedauert, um ohne nachhaltigen Einfluß auf
die gesamte Staats- und Wirtschaftsauffassung
bleiben zu können. Die Vorherrschaft der
Einzelpersönlichkeit, wie sie in der grund-
sätzliehen Gewerbefreiheit zum Ausdruck ge-
kommen war, wich dem Gedanken eines neuen
Zunftzwanges oder vielmehr der Weiterbil-
dung zwangswirtschaftlicher Selbstverwaltung
der Wirtschaft mit dem Zweck, die Er-
zeugung auf eine Stufe zu heben, wo sie die
Kriegsschulden verzinsen, tilgen, die Wieder-
gutmachungsforderungen der Feinde abtragen
nd daneben noch bei verkürzter Arbeitszeit
der Arbeiterklasse einen höheren Anteil am
Gesamterträgnis der Volkswirtschaft zu-
weisen und ein Mitbestimmungsreeht in wirt-
schaftlichen Fragen einräumen kann. Ar-
und Arbeiterversicherungsge-
setzgebung hatten längst schon die Gewerbe-
{freiheit eingeschränkt. Grundsätzlich wurde
die Gleichberechtigung der Arbeiterklasse auch
von den Arbeitgebern durch die Arbeitsge-
meinschaft anerkannt. Der neue Zunft- und
Ständegedanke — ich finde, worauf es mir
ankommt, keinen anderen treffenden deut-
schen Ausdruck — macht tastende Versuche,
sich als Rätewesen durchzusetzen. Den ersten
Erfolg erzielte er durch die nachträgliche Ein-
fügung der Betriebsräte und des Reichs-
wirtschaftsrates in die Reichsverfassung.
Nach Artikel 165 der Reichsverfassung ist
der Reichswirtschaftsrat so zu gestalten, daß
alle. wichtigen Berufsgruppen entsprechend
ihrer wirtschaftlichen und sozialen Bedeutung
darin vertreten sind. Sozialpolitische und
wirtschaftliche Gesetzentwürfe von grund-
legender Bedeutung sollen von der Reichs-
regierung vor ihrer Einbringung dem Reichs-
wirtschaftsrat zur Begutachtung vorgelegt
werden. Der Reichswirtschaftsrat hat das
Recht, selbst solche Gesetzentwürfe zu be-
antragen. Stimmt ihnen die Reichsregierung
nicht zu, so hat sie trotzdem die Vorlage unter
Darlegung ihres Standpunktes beim Reichs-
tag einzubringen. Der Reichswirtschaftsrat
kann die Vorlage durch eines seiner Mitglie-
der vor dem Reichstag vertreten lassen.
In der Begründung zu diesen Bestim-
mungen der Reichsverfassung wird ausgeführt,
daß von dem politischen Parlament oft gerade
diejenigen Fragen nicht beachtet und zurück-
gestellt werden, die die dringendsten seien, und
daß die Gesetzgebung und die staatlichen
Einrichtungen nicht schmiegsam genug seien,
um sich allen Wandlungen der Wirtschaft an-
zupassen. Deshalb solle der Wirtschaft weit-
gehende Selbstverwaltung eingeräumt werden.
Damit schalte sich .der Staat nicht selbst aus,
sondern stelle nur, statt Vorschriften im ein-
zelnen zu geben, soziale Rechts- und Ver-
fassungsformen zur Verfügung, in denen sich
dann das Leben selbsttätig und unmittelbar
in Sachkunde auswirken könne.
Der Ausbau des Reichswirtschaftsrats
zu einer mit Reichsrat und Reichstag gleich-
berechtigten Kammer der Arbeit, wie er von
Geheimrat Dr. Simons in der, „Deutschen
Industrie!) und vordem schon von dem
früheren Staatssekretär Dr. Delbrück in der
Nationalversammlung und von Dr. G. Bern-
hard im ‚„Plutus‘‘ nachdrücklich vertreten
worden ist, wurde vom demokratischen Stand-
punkt als dem Grundsatz des allgemeinen
und gleichen Wahlrechts widersprechend be-
kämpft. Man wies dabei darauf hin, daß bei
der gleichen Besetzung durch Arbeitgeber und
Arbeitnehmer die letztgenannten ein viel
schwächeres Wahlrecht hätten als die an Zahl
weit geringeren Arbeitgeber. Vorläufig be-
gnügen sich die Vertreter der Industrie mit
dem Erreichten, sie wollen in dem neuen vor-
läufigen Reichswirtschaftsrat, wie Dr. C. Hoff
in der ‚„‚Deutschen Industrie‘?) ausführt, mit-
arbeiten. ,‚Wenn die Berufsstände wirklich
den Willen und die Fähigkeit besitzen, durch
Kritik und Anregung den Boden für eine
bessere Wirtschaftspolitik zu schaffen‘, wer-
den sie sich durchsetzen. Das Antragsrecht,
wie es in der Reichsverfassung vorgezeichnet
ist, ist ja auch in der Verordnung vom 4. V.
beiterschutz-
1920 (RGBl. 1920, $. 858 ff.) zugestanden
worden.
Die mechanische Staatsauffassung der
Demokratie hat sich als unmächtig und un-
{fruchtbar erwiesen. Sie war, worauf Dr.
Simons hingewiesen hat, nicht fähig, die Be-
triebsräte mit dem Reichswirtschaftsrat und
der Arbeitsgemeinschaft organisch zu ver-
binden. Die Unfähigkeit der Nationalversamm-
lung auf dem Gebiete der Wirtschafts- und
1) Bd. 1, 1920, 8. 4.
.2) Bd. 1, 1920, S. 86.
Steuergesetzgebung hat das Zustandekommen
des Reichswirtschaftsrats immer dringender
notwendig gemacht, es aber zugleich ver-
zögert und dazu geführt, daß er auf dem Wege
der Notgesetzgebung eingeführt worden ist,
weil man davon. überzeugt war, daß in der
Nationalversammlung nichts hätte zustande
gebracht werden können, womit die erwerben-
den Stände zufrieden sein können. Der Streit
drehte sich hauptsächlich um die Vertretung
der Körperschaften. Der Reichsrat wollte
dem auf den Handelskammern aufgebauten
Industrie- und Handelstag die gleiche Ver-
treterzahl einräumen wie den im Reichsver-
band der deutschen Industrie zusammen-
gefaßten Fachverbänden. Die örtliche Ver-
tretung, wie sie der Industrie- und Handelstag
darstellt, war aber an Bedeutung hinter der
fachlichen längst zurückgetreten, und so siegte
nach langem Kämpfen im 6. Ausschuß der
Nationalversammlung die Auffassung des
Reichsverbandes der deutschen Industrie. Von
den 68 Vertretern der Industrie erhielten die
fachlichen Verbände je 21, die örtlichen je 10
Vertreter auf der Arbeitgeber- und Arbeit-
nehmerseite. Zu ersteren kommen je zwei Ver-
treter des Reichskohlenrats und je ein Ver-
treter des Reichskalirats. e
Die Gesamtvertretung der Berufs-
stände hat sich nach Übersichten der
„Deutschen Industrie‘ und des ‚Wirtschafts-
dienstes‘!) folgendermaßen gestaltet:
Zahl der Vertreter
Nach den Nach |
a Nach = |
Gru } Beschlüs- der Ver-
En rn sen. des inaze 9%,
ER entwurf Be | 1. v. 1920
| |
1. Land-undForst- |
wirtschaft ...... 46 62 1.68 | 20,9
9. Gärtnerei und |
‚Fischerei ....... 32: 6 Ba r2158
3.Industrie...... 46. | ‚62 68 | 20,9
4. Handel, Banken, |
Versicherung... 30 40 44 | 13,5
5. Verkehru.öffent- |
liche Unterneh- | |
müungen?...... 14 34 34 | 104
6. Handwerk...... 10 20 36 | 11,0
7. Verbraucher ... 20 20 30
8. Beamten u. freie | |
Berufen. 12 19-2850 16:05
9, Vom Reichsrat | 215
zu ernennen ... 108 21210 12 ,
10. Von der Reichs-
regierung zu er-
nenuen.......». 2232 12
Zusammen | 200 | 280 | 326 100,0
Sie muß natürlich willkürlich bleiben,
weil sie nieht einer Messung, sondern einem
Entschluß ihre Entstehung verdankt, weil es
keinen zuverlässigen Maßstab für die gegen-
wärtige und künftige Bedeutung einer Berufs-
gruppe im Volksganzen gibt. Im allgemeinen
haben sich die großen Gruppen von Indnstrie
und Landwirtschaft mit der ihnen zugewiesenen
Vertretung zufrieden gegeben. Nur das Hand-
werk ist unverhältnismäßig stark. vertreten,
was aber bei seiner Mannigfaltigkeit und großen
Zersplitterung, zu der sich jedoch eine hohe
Bedeutung für die Entwicklung der gesamten
Volkswirtschaft. und Wirtschaftsgesellschaft
(man denke nur an die Lehrlingsausbildung
und an den Mittelstand) gesellt, nur ein Vor-
zug gegenüber einer zahlenmäßigen Gleich-
macherei ist.
Viele Industrien und darunter auch be-
sonders die elektrotechnische werden bei
der Wahrnehmung ihrer Angelegenheiten
Unterstützung bei den Vertretern der Banken
finden. Aus dem Kreise der elektrotechnischen
Industrie sind in den Reichswirtschaftsrat
abgeordnet: K.F.v. Siemens, Geheimrat
F. Deutsch und Direktor Henrich (SSW.).
Im übrigen sind die Mitglieder des Reichs-
wirtschaftsrats an Aufträge nicht gebunden
und, wie die Reichstagsabgeordneten Vertreter
des ganzen Volkes sind, Vertreter der ganzen
Volkswirtschaft.
Im -der‘ Zahlentafel kommen auch die
Kämpfe um die Zahl der Vertreter zum Aus-
druck. Sie mußte immer mehr erhöht werden.
Die Hauptarbeit wird wohl in den Aus-
schüssen geleistet werden müssen, weil eine,
Körperschaft von 326 Mitgliedern keine sach-.
verständige Arbeit leisten, sondern nur, wie
ein Parlament Reden halten und kontrollieren
kann. Dabei ist es wohl ein Mangel, daß die
Ausschüsse grundsätzlich unter Ausschluß der
Öffentlichkeit verhandeln. “Die Arbeitsfähig-
keit braucht aber nicht durch die Unkon-
trollierbarkeit erkauft zu werden, wenn man
sich dazu entschließt, auch die Ausschüsse, zu
ı) Bd. 5, 1920, 8. 380.
>
‚denen übrigens,
nach den geltenden Be-
stimmungen die Regierungsvertreter jederzeit
Zutritt haben, öffentlich verhandeln zu lassen.
Wichtiger als der Streit um die Zusammen-
setzung des Reichswirtschaftsrats und die
Erweiterung seiner Machtbefugnisse ist es,
daß er — nunmehr seit dem 30.
an der Arbeit — innerhalb der jetzt gegebenen
Wirkungsmöglichkeit, die dazu ausreichen
dürfte, zeigt, daß er aus der Unfruchtbarkeit
der Steuer- und Wirtschaftsgesetzgebung her-
auszuführen den Willen und die Fähigkeit hat.
Dann wird er mit oder ohne Erweiterung
seiner Befugnisse sich bei Reichsrat und
Reichstag das Ansehen verschaffen,
Mißachtung seiner Anträge und Gutachten
unmöglich macht.
Dr. Cl. Heiß, Berlin-Mariendorf.
Hochüberlastbare Transformatoren... —
Eine der schwierigsten Fragen, die die Über-
landwerke zu lösen haben, ist der Anschluß
von Einzelhöfen. Alle Bemühungen, hier eine
technisch-wirtschaftlich brauchbare Lösung zu
finden, scheitern, heute weit mehr noch wie
früher, oft an den Kosten der hochspannungs-
seitig erforderlichen Einrichtungen und des
Transformators. Dipl.:Sng. Narciss verweist
VE! 1920
das eine '
auf die hochüberlastbaren Transformatoren,
d. h. auf die sogenannte „landwirtschaftliche
Type‘, und seine Hinweise sollten beachtet
werden. Wie es mit der Verwendung von
Transformatoren in Wirklichkeit aussieht, ist
kürzlich in einem Aufsatz „Bemessung der
T'ransformatorenleistung in vorwiegend land-
wirtschaftlichen Orten“ (Elektr. Kraftbetr.
u. Bahnen Bd. 18, 1920, 8. 33) dargelegt
worden. Dieser Aufsatz wird hoffentlich alle
Drehstromwerke, vor allem Überlandwerke,
zur Prüfung im eignen Wirkungskreis veran-
lassen. — Die von Nareiss erwähnten Trans-
formatorenausführungsen mit Blechen aus Sili-
ziumlegierungen sind jedoch wohl
zelnen Fällen zur Verwendung gelangt. Der „L-
Typ“ sollte aber mehr Berücksichtigung finden!
Er bietet Gelegenheit zur Ersparnis von Ver-
lusten. Darum noch er zahlenmäßige Belege.
Genügt für den laufenden Betrieb ein Trans-
formator von 25 kVA, und ist für den land-
wirtschaftlichen Saisonbetrieb ein solcher von
50 kVA Leistung wünschenswert, so ist der
L-Typ am Platze. Würde aus Furcht vor
Durchbrennen ein normaler Transformator
von 50 kVA dauernd belassen, so stellt sich
demgegenüber die Ersparnis an Leerlauf-
energie wie folgt: .
Transformatorenleistung Leerlaufverluste
25/50 kVA 290 Watt
50 kVA 485 Watt
Die jährliche Ersparnis in kWh beträgt
0,195. 8760 = 1708, d. h. 512.40 M bei 0,30
Selbstkosten für 1 kWh. Doch darf nie der
auch von Nareiss betonte Unterschied in der
erforderlichen Ölmenge, vergessen werden.
Für ein großes Überlandwerk, welches
Hunderte von zu reichlich bemessenen Trans-
formatoren eingebaut hat, ist hier einer der
wenigen, heute möglichen Angriffspunkte zur
Sparsamkeit. Nur die äußerst scharfe wirt-
schaftliche Betriebskontrolle vermag Werte
zu erhalten, die sonst dem Zusammenbruch
sich nähern. Für je 1 Mill. kWh Verlust sind
heute jährlich 0,25 bis 0,30 Mill M, oft weit
mehr, 'Selbstkosten zu rechnen. Wer wollte
‚daran zweifeln, daß da die wirtschaftlichen
. doch‘
Nachprüfungen sich lohnen? Und
überläßt die leider eingewurzelte Gewohnheit,
die Bestimmung der Transformatorengrößen
Leuten ohne Verständnis für wirtschaftliche
Aufgaben ‘und ohne zahlenmäßige Unterlagen
der Anschlußwerte und der Benutzung. Auch
einmal geschaffenen Zustand.
Nareiss berechnet in seinem kurzgefaßten
Aufsatz die Ersparnisse für eine Genossen-
schaft mit kleinen Transformatoren. Auch
hier zeigt sieh der rechnerische Vorteil sehr
Betrachtungen und Berechnungen bei allen
neuen Anlagen nicht vergessen werden.
Doch der Ausgangspunkt der Betrach-
tung war, die Möglichkeit zu fördern, Einzel-
höfe durch sparsam bemessene und sparsam
arbeitende Transformatoren anzusch ießen.
Darin sind die Überlandwerke leider, leider,
wegen der gewaltig angeschwollenen Bau-
und Installationskosten noch nicht weitorge-
kommen. Die Abwälzung der Kosten — ganz
oder teilweise — auf die Abnehmer wirkt zu
belastend, trotz aller Vorteile und Annehm-
Bahnen Bd. 24, 1920, 8. 73). H.O.
deutlich und sollte veranlassen, daß ähnliche
nur in ein-
/
keine Nachprüfung rührt später an dem
lichkeiten der Elektrizität. (El. Kraftbetr. u.
ee
r
‚heiten über,
- mehreren
ERLPUT Ep *
8. Juli 1820.
\
‚Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Neues Riesenkraftwerk für Paris!). — Einzel-
das zu errichtende neue Dampf-
kraftwerk in Paris, welches vorhandene
kleinere, mit Frequenzen von 162/, bis 42 Per
betriebene Werke ersetzen soll, wurden von
. Goodwin jr. in einer Sitzung des Am.'
Inst. of. El. Eng. mitgeteilt. Das Kraftwerk
soll nahe der inneren Stadt an der Seine er-
richtet und mit 7 Drehstromgeneratoren von
.je 35 000 kW bei 50 Per und einem Leistungs-
faktor von 0,8 ausgerüstet werden. Zehn
Kabel- und zwei Freileitungen für 60 kW sind
vorgesehen. Die Dampfturbinen arbeiten mit
überhitztem Dampf von 160° € und 22,8 at.
Ein erhöhter Wärmewirkungsgrad wird da-
durch erstrebt, daß die Kühlluft der Genera-
toren für den künstlichen Zug Verwendung
findet. Zu Vorkriegspreisen hätten sich die
Kosten auf 45 $/kW gestellt; jetzt werden sie
fast das Dreifache betragen. Ein Teil der elek-
. trischen Ausrüstung kommt aus Amerika,
doch wird des ungünstigen Standes der fran-
zösischen Valuta wegen ein großer Teil in
Frankreich selbst gebaut. (‚Electrical World‘
Bd.:75, 1920, 8. 1019). hl.
Verkehr und Transport.
Die elektrischen Eisenbahnen in den Ver.
Staaten nach dem Stande vom 1. Juli 19192). —
Die nachstehende Zahlentafel ist der ‚‚Electrie
Railway List‘, herausgegeben von der Me
Graw Hill Co., New York, entnommen. Gegen
1918 zeigt sich eine Verringerung der Anzahl der
Bahngesellschaften, die z. T. darauf zurückzu-
führen ist, daß diesmal Gesellschaften mit
getrennten Betrieben nur einmal
aufgeführt sind. Die Anzahl der Wagen zeigt
gegen das Vorjahr eine Zunahme von 2717.
Infolge unklarer Angaben seitens der Gesell-
‚schaften kann für Genauigkeit bei den An-
‚„Zahlentafel ı.
Elektrotechnische _ Zeitschrift.
1920, Heit 27.
533
RUNDSCHAU.
nenfabrik Eßlingen mit, daß die als neu be-
schriebenen, ausländischen Ausführungen von
“Abb. 2. Stator des Motors mit den Kühlrohren.
Abb. 3. Gesamtansicht des Motors mit Rohrkühlung
und angebautem Anlasser
Statistik der elektrischen Bahnen in den Vereinigten Staaten.
gaben über die verschiedenen Wagensorten
keine Gewähr übernommen werden, nament-
lich war einwandfreie Feststellung der Anzahl
der „Dienstwagen“ unmöglich.
. Elektromaschinenbau.
Der „Emeol-Motor.‘ — Zu obigem Bericht
der „ETZ‘“, 1920, S. 418, teilt uns die Maschi-
!) Vgl. auch „ETZ“ 1920, S. 157.
2) „Eleetrice Railway Journal“ Bd, 55, 1920, 8.55.
EN >
N N
| Bean oe
Sl (|
ZZ
Abb. 1, Schnitt durch den Motor mit Rohrkühlung,
|
BR Strecken- Personenwagen “ Elek- Güterwagen
Sr Fo län trische Dienst- | Sonstige
Staaten =83 an f : ı Lokomo- |m.:.,_| An- wagen | Wage
Ss Trieb- | Anhänge- | “ven Trieb- | nänge- 8 \ MARIAN
N”a km wagen wagen wagen wagen |
5 : f | |
Neu-England........... 77| 9500 |, 11969 108. 1817... 198.107. 1273 810
SLOIEIE. vn al Fee 263 | 23.000 32749 1662 329 181 288 1019 3 990
Mitte? .. 235... RT 244 | 25900 22192 1733 159 385 | 3371 7168 | 2283
SEC SR RR 83 4075 3 725 267 22 14 175 rin 443
Masten... .. 208. 169 | 14925 | 9020 677-| 228 93 | 1681 417 | 2588
Vereinigte Staaten 1919| 481 77 400 79 655 4447 369 866 | 5622| 3672 10114
„ E 1918| 991 | 77650 | 80452 3613 | 645 | 1107| 2745 13 817
Gesamtes rollendes Material 1919: 105 245; 1918: 102 379.
Zusammenstellung nach Betriebsarten:
Fahrdraht und dritte | es | | |
DEhIENen er sen 798 74 110 |; 79000 4 558 454 864 | 5594 9672 | 10 098
Kabelbahnen .......... | 10 | 71| 174 — = == Ze — ==;
Akkumulatorenbahnen. 7 115 194 _ ee
Gaselektrische Bahnen I1l|, 404 23 39 — | > 28 _ 16
Elektrisierte Dampt- | | |
bahnen... u. .esnsuna] 15.2740.) 2,.264 50 A ee ee en
Gesamt in den Ver-.. | :
einigten Staaten... | Sıl 77 400 79655 | 4497 869 866 , 5622| 3672 | 1011
mantelgekühlten Motoren vonihr schonseiteiner
Reihe von Jahren genau in der angegebenen
Ausführung gebaut werden, ebenfalls unter Ver-
wendung normaler Statoren. Abb. 1 zeigt einen
Sehnitt durch diese Motoren, Abb. 2ein Licht-
bild des Stators, in der die Anordnung der
Kühlröhren deutlich erkennbar ist; Abb. 3 zeigt
die Gesamtansicht eines Motors mit den Aus-
trittsöffnungen der Kühlluftröhren. Für Son-
derausführungen, z. B. fürBergwerke, werdendie
äußeren Luftkanäle auch für Wasserkühlung
eingerichtet, so daß sich die im Motorinnern
bewegte Luft an den wasser-
gekühlten Flächen rückküh-
len kann. Die Schnittzeich-
nung eines solchen Motors
der Maschinenfabrik EßRlin-
gen istim Hilfsbuch für Elek-
trotechnik von K. Strecker,
8. Auflage, $. 432, Abb. 377:
enthalten.
Der Vorgang zeigt wieder
einmal, daß das Ausland
häufig Arbeiten deutscher
Forscher und Firmen uner-
wähnt läßt, wenn es für
eigene Fabrikate Reklame
macht. Es sei bei dieser
‘Gelegenheit noch ein Druck-
fehler berichtist, der die
- Quellenangabe betrifft; es
sollte heißen ‚‚Electrieian“
Bd. 82, 1920, S. 619.
Beleuchtung und Heizung.
Vortragsreihe zur Ausbildung von Beleuch-
tungsingenieuren. — Das lebhafte Interesse,
das die im letzten Winter abgehaltene Vor-
tragsreihe zur Einführung in die Beleuchtungs-
technik fand, hat die Deutsche Beleuch-
tungstechnische Gesellschaft veranlaßt,
auch in diesem Jahre und zwar in der Woche
vom 13. bis 18. September in der Technischen
-Hochschule zu Charlottenburg einen Ausbil-
dungskursus für Beleuchtungsingenieure zu
veranstalten, der den Teilnehmern ein voll-
ständiges Bild von dem heutigen Stand des
Beleuchtungswesens vermitteln soll. Es liegt
heute ein. dringendes Bedürfnis nach Be-
leuchtungsingenieuren vor. die diesen Forde-
rungen Geltung zu verschaffen imstande sind.
In den staatlichen und städtischen Betrieben,
den Eisenbahnverwaltungen, Gas- und Elek-
"trizitätswerken, in den großen Betrieben der
Privatindustrie sowie auch bei den Gewerbe-
inspektionen müssen Ingenieure und Beamte
tätig sein, die über eine gründliche Ausbildung
auf dem Gebiete der Beleuchtungstechnik ver-
fügen. Die Vortragsreihe soll diese Ausbildung
vermitteln und dem heutigen Stande der
Technik entsprechend ausgestalten. Folgende
Vorträge sind in Aussicht genommen:
1. Geh. Rat Dr. Wedding: Die heutige Be-
deutung der Beleuchtungstechnik.
2. Dr. A. Meyer: Wissenschaftliche Grund-
lagen der Lichterzeugung. ;
. Geh. Rat Dr. Wedding: Photometrie.
. Dr. Korff-Petersen: Hygiene der Be-
leuchtung. ;
5. Dr. A. Meyer: Elektrische Lampen.
6. Dr. Bertelsmann: Gaslampen.
7. Dr. Lux: Petroleum-, Spiritus-, Benzol-
und Azetylenlampen.
Bw
8. Dr. Bloch: Ausbildung von Reflektoren,
Armaturen und Beleuchtungskörpern.
9. Dr. Bloch: Projektierung von Beleuch-
tungsanlagen, Berechnung der Beleuch-
tung.
10. Den eeslent Mylo: Elektrische Straßen-
beleuchtung.
ll. Dr. Bertelsmann: Straßenbeleuchtung
mit Gas.
12. Dr. Lux: Beleuchtung yon Wohnungen
und Bureaus, Verkaufsräumenund Fabriken.
13. Dr. Lux: Beleuchtung von Kirchen und
Schulen, Festsälen und Theatern.
14. Baurat Wechmann: Beleuchtung von
Bahnanlagen und Fahrzeugen.
15. Dr. Gehlhoff: Scheinwerfer
jektionsapparate.
Die Vorträge werden an den Vormittagen .
abgehalten, an den Nachmittagen finden er-
gänzende Übungen statt. Außerdem ist eine
Ausstellung der neuesten und wichtigsten
Fabrikate der Beleuchtungstechnik geplant.
Soweit die Zeit es gestattet, sollen auch Fa-
briken und Beleuchtungsanlagen besichtigt
werden. R x |
Die Teilnehmergebühr für die Vortrags-
reihe beträgt 80M, für Mitglieder der Deutschen
Beleuchtungstechnischen Gesellschaft 60 M.
Anmeldungen werden schon jetzt erbeten an
Herrn Direktor €. Schaller, Berlin O 27,
Andreasstraße 71/73. Ebendahin können auch
Anmeldungen zur Mitgliedschaft der Deutschen
Beleuchtungstechnischen Gesellschaft gerichtet
werden. Weitere Einzelheiten über den Inhalt
der Vorträge können vom Schriftführer der
D. B. &., Herrn Dr. Max Mayer, Berlin O 17,
Ehrenbergstraße 11/14, eingeholt werden.
und Pro-
Fernmeldetechnik.
Neue amerikanische Wählerämter. — Bei
den im Bau befindlichen Ämtern für Selbst-
anschlußbetrieb der American Telephone and
Telegraph Co. werden 500-teilige Wähler ver-
wendet.. Diese Wähler haben ein ebenes Kon-
taktfeld mit 3x500 Kontakten für die beiden
Sprech- und die Prüfleitungen, vor dem sich
die Kontaktarme an Schlitten auf- und ab-
bewegen. Diese Schlitten sind an Metall-
bändern befestigt, die über Rollen führen,
welche ihrerseits durch Elektromagnete mit
einer dauernd umlaufenden Welle am Fuß der
Gestelle gekuppelt und so in ihren Bewegungen
durch die Elektromagnete gesteuert werden
könfhen. Die einzelnen Schaltvorgänge werden
durch Steuerschalter in Form von Walzen-
umschaltern eingeleitet, die seitlich von dem
Wählerkontaktfeld untergebracht sind. Auch
diese Steuerschalter, die je nach dem Ver-
wendungszweck in bezug auf die Kontakt-
gebung beliebig zusammengesetzt werden
können, werden durch eine dauernd umlaufende
534 di E
lektrotechnische Zeitschrift.
Liektrotechnisch® 4 ARTS ie, Tr Le
1920.
Welle und magnetische Reibungskuppelung
dem Schaltvorgang entsprechend in Umlauf
gesetzt bzw. schrittweise fortgeschaltet. Jedem
500-teiligen Wähler sind 30 Kontaktschlitten
(6%), die gleichbedeutend mit Verbindungs-
möglichkeiten sind, zugeordnet. \
Als Nummerschalter, die für die Ein-
stellung der Verbindungen von den Sprech-
stellen aus erforderlich sind, wird die jetzt fast
allgemein angewendete, runde Fingerscheibe
benutzt (Abb. 4). Neben der Ziffernbezeich-
Abb. 4. Nummernschalter.
nung sind noch Buchstabenbezeichnungen an-
gegeben, die bei großen Ortsiernsprechnetzen
benutzt werden. Man hat das Bestreben, um
dem Teilnehmer die Einstellarbeit zu er-
leiehtern, Irrtümer in der Reihenfolge der zu
oreifenden Zahlen zu vermeiden und das Ein-
prägen der Anschlußnummern zu erleichtern,
in der Regel nur vierstellige Zahlen als An-
schlußnummern zu verwenden. Erfordert
der Umfang eines Fernsprechnetzes mehr als
vierstellige Zahlen (über 10 000 Leitungen bei
Wählerämtern mit reiner Zehnerteilung), so
werden vor die Tausendergruppen Namen
der Vermittelungsanstalten gesetzt, die dann
den betreffenden Zahlen der Nummerscheiben
zugesetzt, rot übergedruckt oder in anderer
Weise kenntlich gemacht werden. Für _ die
Verhältnisse des New Yorker Netzes würde
auch dieses Hilfsmittel nicht ausreichen. Man
hat daher den Ausweg benutzt, durch die
Einstellung des Namens der Vermittelungs-
anstalt, an die der gewünschte Teilnehmer
herangeführt ist, bis zu einem gewissen Grade
eine weitere Auswahlmöglichkeit für die ver-
schiedenen Verbindungswege zu schaffen. Die
Eintragungen im Teilnehmerverzeichnis er-
folgen in folgender Form:
Arena Dr. John, r, 2156 Bathgate av.......-- -
FORdham 4141.
Arend Ernest, A, Archt, 105 W 40.........
BRYant 5409 usw.
Fordham und Bryant sind die Namen der
Vermittelungsanstalten, und von diesen Namen
sind z. B. bei der Wahl des ersten Teilnehmers
vor Einstellung der Anschlußnummer die drei
ersten Buchstaben des Namens der Zentrale
F,O und R zu greifen, um zu dem gewünschten
Anschluß zu gelangen.
In schaltungstechnischer Beziehung weist
das System der Am. Tel. Co. sehr viele Ahn-
lichkeit mit dem halbselbsttätigen System
mit 200-teiligen Maschinenwählern von Me
Berty auf. Es besitzt ebenfalls die indirekte
Steuerung der Wähler im Gegensatz zu den
Systemen mit Strowger-Wählern oder Wählern
von Siemens & Halske, die von den Einstell-
stromstößen der Sprechstellen-Nummerschalter
entweder unmittelbar oder über Stromstoß-
übertrager gesteuert werden. Bei dem System
der Am. Tel. Co. werden die von den Nummer-
schaltern der Sprechstellen ausgehenden, dem
Zehnersystem entsprechenden Schaltstrom-
stöße zunächst zu besonderen Umrechnern
(register oder sender) geleitet, mit denen die
Ansehlußleitung selbsttätig beim Abnehmen
des Hörers ohne besondere Mitwirkung des
rufenden Teilnehmers verbunden wird. Hierzu
werden die oben beschriebenen 500-teiligen
Wähler als Anrufsucher benutzt, indem den
Kontaktsehlitten dieser Anrufsucher besondere
kleinere Wähler zugeordnet sind, die einen
jeweils freien Umrechner aussuchen und mit
der rufenden Anschlußleitung verbinden. Daß
dies geschehen ist und mit der Einstellung
der Nummer begonnen werden kann, erfährt
der Teilnehmer durch ein besonderes Summer-
zeichen (Amtszeichen der Reichs-Telegraphen-
verwaltung).
Der Umrechner besitzt für jede einzu-
stellende Buchstaben- und jede Zifferstufe
einen in der Wirkungsweise dem Steuer- -
schalter entsprechenden Mechanismus, der
dem jeweiligen Buchstaben oder der Zahl ent-
sprechend eingestellt wird. Ist .die Ein-
stellung des Umrechners beendet, so werden
durch die Steuerschalter jeweils freie Wähler
der betreffenden Gruppen mit den einzelnen
Umrechnerschaltwerken in Verbindung ge
bracht. Die Wähler senden dann bei der
Weiterbewegung der Kontaktschlitten Strom-
stöße rückwärts zum Umrechner, unter deren
Einwirkung Wähler und Umrechnerschalt-
werk sich zwangsweise bewegen, bis das Um-
rechnerschaltwerk der betreffenden Einstell-
stufe in die Ruhelage zurückgekehrt ist.
Dieser Vorgang wiederholt sich bei jeder.
Schaltstufe. Mit Hilfe der Umrechner ist es
somit möglich, mit Stromstößen, die auf Grund
der Zehnerbasis gegeben sind, 500-kontaktige
Wähler zu steuern, da man es in der Hand hat,
die Umrechnerschaltwerke so einzurichten,
daß bei einer bestimmten Einstellung des Um-
rechnerschaltwerks infolge von Stromstößen der
Zehnerbasis zur Rückführung der Umrechner-
schaltwerks in die Ruhelage durch den sich ein-
stellenden Wählereineandere Stromstoßreihege-
sandt wird, die dabei den Kontaktschlitten des
Wählers in die der Zehnerbasis entsprechende
Stellung bringt. Im Verbindungsleitungsver-
kehr nach Ämtern mit Handbetrieb stellt der
Teilnehmer die verlangte Handamtnummer
in derselben Weise ein. Der Ruf gelangt dann
zu einer freien Schnur eines B-Platzes des
Handamts mit Vielfachfeld.. Die Nummer
der durch die B-Beamtin zu_ stöpgelnden
Klinke erscheint an einem aus Einzellampen
mit Zahlen- und Buchstabenabdeckung ver-
sehenen, im Stöpselbrett untergebrachten
Lampenfeld. Die Lampenauswahl erfolgt
durch Wähler, die durch die Umrechnerschalt-
werke entsprechend gesteuert werden. Die
B-Beamtin fragt somit nieht nochmals ab,
sondern liest die verlangte Nummer am
Lampenfeld ab.
In umgekehrter Richtung — für den Ver-
kehr Handamt — Wähleramt — ist halb-
selbsttätiger Betrieb oder die Verwendung
von B-Plätzen in den Wählerämtern vorge-
sehen.
Augenblicklich wird der Hauptteil der
Entwicklungsarbeit im Ingenieurbureau der
Weststreet in New York geleistet, es _be-
steht aber die Absicht, diese Arbeiten so bald
als möglich an die Hawthorne Werke in
Chicago (Western El. Co.) abzugeben. In
dem Ingenieurbureau der Weststreet sind
z. Zt. 350 Ingenieure und Konstrukteure tätig,
die ausschließlich mit Entwicklungsarbeiten an
diesem System tätig sind. In einem Monat
sind von dieser Stelle über 30 000 Blaupausen
gefertigt und ausgegeben worden. Eine Haupt-
aufgabe bleibt noch zu erledigen, die Aus-
arbeitung der Fabrikationsunterlagen und
Zeichnungen. Der Umstand aber, daß mit der
Fabrikation der Wähler und dem Bau von
Ämtern begonnen worden ist, läßt erkennen,
wie sehr die Arbeiten in den letzten Jahren
gefördert worden sind. (Telephone Engineer,
Bd. 23, 8.23). Kr.
Ausbau des Reichsfunknetzes. — Zur Er-
gänzung des vorhandenen Drahttelegraphen-
netzes und zum Ersatz in besonderen Fällen,
„wie bei Massenstörungen der Drahtleitungen
durch Unwetter, gewaltsame Beschädigungen
usw., ist das Reichspostministerium seit über
einem Jahre damit beschäftigt, ein über das
ganze Reich ausgedehntes Reichsfunknetz
zu schaffen. Nach dem augenblicklichen Stande
gehören hierzu die zum Senden und Empfangen
eingerichteten Funkstellen Berlin, Breslau,
Darmstadt, Dortmund, Frankfurt a. M., Fried-
rıchshafen, Hamburg, Hannover, Königsberg
i. Pr., Königswusterhausen, Konstanz, Leipzig,
Stettin, ferner auch Danzig. Außerdem sind
die ersten von den vorgesehenen, zahlreichen
Funkempfangsstellen jetzt in Braunschweig,
Breslau, Chemnitz, Kottbus, Darmstadt, Dort-
mund, Dresden, Düsseldorf, Duisburg, Elber-
feld, Essen, Frankfurt a. M., Halberstadt, Ham-
burg, Hannover, Königsberg i. Pr., Konstanz,
Leipzig, Liegnitz, Magdeburg, Rostock, Stettin
und Stuttgart in Betrieb gesetzt. Auch Bayern
und Württemberg werden jetzt durch Anlagen
mit Sende- und Empfangsapparaten in Mün-
chen und Stuttgart an das Reichsfunknetz an-
geschlossen werden. Mit der Inbetriebnahme
der Funkstelle in Stuttgart ist bald zu rechnen;
Die Funkstelle in Düsseldorf ist soeben in Be-
trieb gekommen. Auch in dem z. Zt. von der
Entente besetzten Gebiet sind. Funkstellen
vorgesehen, doch haben die interalliierten Be-
hörden vorläufig ihre Zustimmung zu deren
Errichtung versagt. :
Physik und Theoretische Elektrotechnik.
gen. — Das
beson
Helft 27.
langen Zeitraum vorliegen.
liegen würden.
München wird einige Wochen später folgen.
Über atmosphärisch-elektrische Entladun-
Gebiet der atmosphärischen Ent-
DEE bietet bei der statistischen Erfassung
ere Schwierigkeiten, da Zahl und Art
8. Juli 1920.
der Gewitter außerordentlich verschieden und
von schwer zu übersehenden Bedingungen ab-
hängig sind. i
der nehmen, daß oft nieht einwandfreie Schlüsse
gezogen werden, wie zZ. m
stellung der Gewitter über der Stadt Zürich.
Dort sind zufällig schon Beobachtungen aus.
früheren Jahren vorhanden, die sich im wesent-
lichen mit den Beobachtungen aus den Jahren
1821 bis 1918 decken. Die Beobachtungen sind
So kann es denn auch nicht Wun-
B. aus der Zusammen-
deshalb besonders interessant, weil nur für
wenige Plätze Aufzeichnungen über einen so
ie seien im folgen-
den angeführt: j i
Gewitterhäufigkeit bei Zürich.
Von 1550 bis 1576:
177 Gewitter, d. h. im Mittel 6,6 im Jahre
Von 1683 bis 1718:
530 Gewitter, d.h. im Mittel14,8 „ »
Von 1821 bis 1840: ;
302 Gewitter, d.h. im Mittell5,1 „ »
Von 1841 bis 1860: N.
337 Gewitter, d. h. im Mittel 16,8 „
Von 1861 bis 1880:
329 Gewitter, d. h. im Mittel 16,4 „ ©
Von 1881 bis 1900:
446 Gewitter, d. h. im Mittel 22,3 „ »
Von 1901 bis 1918:
330 Gewitter, d.h. im Mittel 18,3 „ »
Wenn nun aus dieser Zusammenstellung in der
„Schweizerischen Bauzeitung‘‘ der Schluß ge-
zogen wird, daß seit Einführung der elektrischen
Luftleitungen eine nennenswerte Änderung
(Verringerung) der Gewitter nicht stattgefun-
den hat, so wäre der Beweis nur dann vollgül-
tig, wenn aus denselben Zeiträumen Aufzeich-
nungen aus benachbarten Gebieten ohne bzw.
mit nur wenigen elektrischen Freileitungen vor-
An sich kann überhaupt die
Beschaffenheit des engen Gebietes einer Stadt
für die Zahl der dort niedergegangenen Gewit-
ter nicht ausschlaggebend sein, da in der Regel
die weitaus größte Zahl derselben nicht örtlich
entstanden ist sondern nur auf ihrem oft recht
weiten Wege auch das Stadtgebiet berührte.
Deshalb würde auch die Verringerung der Ge-
witterzahl durch Freileitungen über der Stadt
sich in der Gesamtzahl der Gewitter nur sehr
wenig bemerkbar machen können. In Wirklich-
keit ist aber dieser Einfluß überhaupt nicht
nachgewiesen und unwahrscheinlich, man ist zu
seiner Annahme wohl nur dadurch gekommen,
daß im allgemeinen die Zahl der Blitzschläge
in Städten kleiner ist als auf dem Lande. Aber
auch hier handelt es sich nur um eine falsche
Deutung der Statistik, denn die geringere Blitz-
zahl ergibt sich aus der kleineren Fläche’ der -
Stadtbezirke gegenüber den Landbezirken. Die
von Hellmann angeführte Statistik über Tö-
tungen durch Blitzschlag, die zeigen soll, daß
die Zahl der Gewitter in einem größeren Zeit-
abschnitt wohl Schwankungen unterworfen ist,
aber keine Zunahme aufweist, bestätigt die glei-
chen Beobachtungen bei der Statistik über
Blitzschläge auf Gebäude. In meinem Vortrag
im „Elektrotechnischen Verein‘ in Berlin am:
24.1V.1917!) habe ich an Hand von Kurven, die
sich auf die Zahl der zündenden uud nichtzün-
denden Blitzschläge auf je 100 000 Gebäude be-
zogen, nachgewiesen, daß in Bayern in dem Zeit-
abschnitt von 1885 bis 1916 eine nachweisbare
Veränderung im Laufe der Jahre nieht einge-
‘treten ist. Die nachfolgende Zusammenstellung
gibt einen Auszug hieraus:
Land Stadt
in den Jahren 1885/1890 . 6,5 0,98
1890/1895 . 271 0,64
1895/1900 . . 7,1 1,1
1900/1905 ... 81 0,98
1905/1910 . . 7,8. 1,1
1910/1915 . 1,D 143
Ein Ansteigen der Zahl der Blitzschläge auf
100 000 Gebäude ist nur zu beobachten bei den
sem Zeitraum eine Verdoppelung eingetreten,
u. zw. sowohl für städtische als für ländliche
Gebiete; die nebenstehende Zusammenstellung
läßt den Anstieg deutlich erkennen
Land Stadt
in den Jahren 1885/1890 .. 11,3 6,8
? 1890/1895 . 11,7 6,5
1895/1900 .. 14,7 6,7
1900/1905 . 16,6 10,6
1905/1910 . 22,0 14,0
1910/1915 . 21,1 16,2
Die viel verbreitete Ansicht, die Zahl der Ge-
witter hätte in den letzten Jahrzehnten eine
Steigerung erfahren, ist also wohl
lichen auf die bessere statistische Erfassung
der Blitzschläge und in manchen Gebieten auf
eine Herabsetzung der Entschädigungsgrenze
bei den Versicherungsanstalten zurückzuführen.
Die irrige Ansicht ist in einzelnen Fällen auch
vielleicht dadurch entstanden, daß mit den ab-
ı) Vgl. ETZ 1918, 8, 324, 338, 49.
niehtzündenden Blitzschlägen. Dort ist in die- -
im wesent-
Ton 2 A 2: Ne ne er ler - r. u BE br ann a ET en A 3 u
8. Juli. 1920.
soluten Zahlen gerechnet wurde, statt die
Schläge auf eine bestimmte Gebäudezahl zu
reduzieren. Für eine Beurteilung der Gewitter-
häufigkeit kann nach den obigen Ausführungen
nur die Zahl der Tötungen durch den Blitz und
die Zahl der zündenden Blitzschläge in Be- .
tracht gezogen werden, weil nur hierfür über
einen größeren Zeitraum genauere Angaben vor-
liegen. Beide Aufzeichnungen sprechen dafür,
daß die Gewitterhäufigkeit und die Zahl der
Blitzschläge in den letzten Jahrzehnten wohl
Schwankungen unterworfen war, daß aber die
_ Durehschnittszahlen ungefähr gleich geblieben
sind. Ein Einfluß der in den letzten Jahrzehn-
ten immer mehr ausgebauten elektrischen Fern-
leitungen auf die Zahl der Blitzschläge läßt sich
demnach nieht nachweisen. uppel.
Energiewirtschaft.
Heizkraftverteilung.!) — C. M. Garland
knüpft an eine Ansprache an, die W. 8. Murray
vor der Handelskammer in Conneeticut ge-
halten, und in welcher er die bezirksweise Er-
zeugung und Verteilung von elektrischerEnergie
befürwortet hat. Garland gibt zunächst zu,
daß die von Murray genannten Zahlen für die
vermeidbaren Verluste bei der Krafterzeu-
gung und -verteilung nicht übertrieben seien,
da z. Zt. die Brennkraftverschwendung in den
Ver. Staaten auf etwa 1,5 Mill.$ für an Tag
veranschlagt werden könne. Bei Anwendung
besserer Methoden könne man sogar auf Er-
sparnisse in Höhe von 3Mill. $ für den Tag
rechnen. Die jetzigen Methoden sind beson-
ders deshalb verbesserungsbedürftig, weil gegen-
wärtig Kraft- und Wärmeerzeugung vielfach
in unwirtschaftlich kleinen Erzeugeranlagen
erfolgt. Die Heizung der Fabriken im Winter
und die Gewinnung von Nebenprodukten aus
der Kohle sollten dabei nicht außer acht ge-
lassen werden. Für den größten Teil der Ver.
Staaten liegen die Verhältnisse so, daß 75%
der Fabriken ihre Betriebskraft ohne weiteres
mit dem zur Raumheizung verwendeten
Brennstoff, also gewissermaßen umsonst, er-
zeugen können. Daher kaufen auch nur 30%
der Betriebe ihre Energie, und 20% davon
würden sich sogar bei Selbsterzeugung in
Anlagen mit gutem Wirkungsgrad wirtschaft-
lich besser stehen. Der Verfasser steht auf
dem Standpunkte, daß die gegebenen Ver-
hältnisse der Energieverteilung von Groß-
kraftwerken aus gewisse Beschränkungen auf-
erlegen, namentlich da die Betriebe im all-
gemeinen nur 4 bis 5 Monate im Jahr von der
größeren Wirtschaftlichkeit der Großkraft-
werke Gebrauch machen können. In der kalten
Jahreszeit wird sowieso Brennstoff zur Raum-
heizung benötigt, der die Eisenbahnen be-
lastet. Durch die Elektrisierung der Eisen-
bahnen würde die zu befördernde Kohlen-
menge in dem betrachteten Gebiet nur um
etwa 20% verringert werden, wobei auch zu
berücksichtigen ist, daß diese Ersparnis den
durch den nur zeitweisen Betrieb der Raum-
heizanlagen herbeigeführten schlechteren Wir-
kungsgrad derselben vielleicht nicht einmal
aufwiegt. Bezirksweise Kraftverteilung aus
Großkraftwerken wird daher auch die Ver-
teilung der Heizkraft für Raumheizung mit-
einbeziehen müssen, um einen vollen Erfolg
zu verbürgen. Bei den jetzigen Methoden der
Elektrizitätserzeugung kommt dabei Liefe-
rung von Heizstrom für große Gebiete nicht
in Frage, und ein anderer Weg muß beschritten
werden. Dabei begegnet man der Schwierig-
keit, daß bei den jetzt üblichen Feuerungs-
arten ungeheure Werte ungenutzt verbrannt
werden. In den Ver. Staaten werden jährlich
500 Mill.t bituminöser Kohle verfeuert und
mit ihnen etwa 45 Mill. m3 Teer und 13,5 Millt
schwefelsaures Ammoniak im Werte von rd
2500 Mill. $. Da 80% der geförderten Kohle in
Industrie- und Kraftwerken sowie für Loko-
motiven verbraucht werden, sollte es möglich
sein, 25% dieser Nebenprodukte zu gewinnen.
Daß dies nicht geschieht, ist um so auffäl-
liger, als das Mittel sowohl hierfür sals auch
für die Verwirklichung der bezirksweisen
Großkraftverteilung seit Jahren zur Ver-
fügung stehen. Es besteht in der Anwendung
der Mondschen Kohlenvergasung) zur Gewin-
nung von Nebenprodukten in Verbindung mit
einem Kohlendestillationsverfahren bei etwa .
550° C. Der Mondprozeß liefert Gas, Teer
und schwefelsaures Ammoniak. Aus 1 t Kohle
erhält man etwa 4370 m? Gas mit einem Heiz-
wert von 1243 kg-cal/m?. Der erhaltene Tee
besteht hauptsächlich aus Pech und ist nich
viel wert; er stellt rd 6% des Gewichtes der
vergasten Kohle dar. Das gewonnene
schwefelsaure Ammoniak beträgt 2,5 bis 5%
des Kohlengewichtes. Zusammen haben diese
ı, Nach „Jsurn. of the Am. Inst. El. Eng.“ Bd. 39.
1929, 8. 454.
- Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Heft
27. 535
allgemeinen den Küstenlinien folgen.
Nebenprodukte einen ungefähren Wert von
2 bis 4 $ für 1 t vergaster Kohle. Das Mondgas
kann auf etwa 10 km wirtschaftlich fortge-
leitet werden. Eine seit Jahren in Staffordshire
(England) in Betrieb befindliche Anlage ver-
Der Mond-
prozeß gewinnt als wertvolles Nebenprodukt
allerdings nur schwefelsaures Ammoniak. Das
Kohlendestillationsverfahren bei 550° C er-
Gas von großem Heizwert, viel
wertvollen Teer, eine geringe Menge Ammoniak
Aus
diesem Teer läßt sich ein für Explosionsmotoren
brauchbarer Brennstoff abspalten, während
der Koks zur Weiterbehandlung nach dem
sorgt ein Gebiet von 290 km.
gibt wenig
und etwa 75 Gewichtsprozente Koks.
Mondprozeß geeignet ist. Durch eine der-
artige Verbindung der beiden
7 $ für 1 t vergaster Kohle.
des Verfassers Ansicht die größten Möglich-
keiten auf dem Gebiete der Kraftverteilung
und erfordert keinerlei Vorversuche, sondern
lediglich den Willen zur Tat. l.
Staatliche Regelung der Elektrizitätswirt-
schaft in Spanien!,, — „Engineering‘2) be-
richtet über die Vorbereitungen zu
Elektrizitätsgesetzgebung in Spanien,
die seit August 1918 im Gange sind: Wenn
auch Spanien schon bedeutende Wasserkraft-
elektrizitätswerke, z. B. in den Südpyrenäen
und am Ebro, in Madrid, Valenzia usw., sowie
Kraftübertragungsanlagen von über 300 km
Länge besitzt, so hat man doch jetzt den Ent-
schluß gefaßt, die reichen Wasserkräfte des
Landes unter Staatsaufsicht zu stellen, nach
einem einheitlichen Plan systematisch zu-
sammenzuschließen und auszubauen, ohne
dabei jedoch die private Initiative zu behin-
dern. Die sich ergebenden Schwierigkeiten
sind groß, denn das Land ist ausgedehnt und
hat nur eine spärliche Bevölkerung. Durch
die erforderlichen langen Leitungen werden
die Anlagekosten beträchtlich — namentlich,
da die Energievorräte, Wasser und Kohle, be-
sonders im Norden vorhanden sind —; und
die Rentabilität ist infolge der geringen in-
dvstriellen Entwicklung schwierig. Der vom
Staat ernannte ständige Elektrizitätsausschuß
hatte die Aufgabe, die Frage eines staatlichen
Verteilungsnetzes für elektrische Arbeit zu stu-
dieren, über die Möglichkeit und Zweckmäßig-
keit eines solchen, seinen Umfang, seine
Kosten, die vom Staate zu erhebenden Ab-
gaben und die Vereinheitlichung der Erzeuger-
anlagen zu berichten sowie Richtlinien für ein
Gesetz auszuarbeiten, das den Cortes vorge-
legt werden soll. Die Vorschläge des Berichts,
der binnen Jahresfrist erstattet wurde, fanden
im Ministerio de Fomento eine günstige Auf-
nahme, da sie bezwecken, bestehende Anlagen
bis zur ‘Grenze ihrer Leistungsfähigkeit zu
erweitern, durch Zusammenlegung von Ver-
teilungsleitungen Anlage- und Betriebskosten
zu verringern, auch kleine und abseits ge-
legene Wasserkräfte und Vorkommen gering-
wertiger Kohle wirtschaftlich zu nutzen, be-
sonders aber, weil sie dem Staat elektrische
Arbeit für den Betrieb der Eisenbahnen und
für andere Zwecke sichern und die Entwick-
lung von Industriezentren in Gegenden er-
möglichen würden, die jetzt infolge von
Schwierigkeiten in der Kraftbeschaffung dafür
nicht in Frage kommen. Unter anderem wird
ein einziges, zusammenhängendes Vertei-
lungsnetz für das ganze Land in Aussicht ge-
nommen. Hierdurch würde sich der Vorteil
ergeben, daß in den Perioden des Weasser-
mangels die südlichen und die nördlichen
Kraftwerke einander aushelfen könnten, da
das nördliche Gebirge im Frühling und
Sommer, das südliche im Winter Hoch-
wasser hat. Der genannte Ausschuß schätzt
; den gesamten verfügbaren Kraftvorrat, wobei
"nur Einheiten von über 20000 kW berück-
| siehtigt sind,
auf 2 Mill. kW, wovon die Pyre-
näen ein Viertel, der Ebro und seine Neben-
flüsse 0,2, die nordwestlichen und nördlichen
Provinzen 0,15, der Duero mit seinen Neben-
flüssen 0,3 und der Tajo 0,16 Mill. kW liefern.
Das geplante Verteilungsnetz hat etwa die
Form eines unregelmäßigen Sechsecks (vgl.
Abb. 1. ETZ. 1920, S. 98), dessen Seiten im
Seine
Ecken liegen bei Oviedo, Barzelona, Valenzia,
Granada, Sevilla und Alkantaro; die Gesamt-
länge wird 4800 km betragen. Die Verteilung
; soll mittels Drehstromes von 120 kV, 50 Pes
| erfolgen; als Leitungsquersehnitte sind 50, 75
und 100 mm? vorgesehen. Alle Leiter sollen
doppelt (auf denselben Masten) verlegt wer-
den, und die Kosten des ganzen Netzes sind
auf 130 Mill. Pes veranschlagt worden. Als
erster Schritt ist geplant die gegenwärtige
Leistung der Wasserkraftelektrizitätswerke von
0,3 Mill. kW zu verdoppeln. Die durch das
1) Vgl, hierzu „ETZ“ 1920, 8, 98 u. 245fk.
) Bd. 109, 1920, 8. 796,
i Verfahren
steigt der Wert der Nebenprodukte auf 4 bis
Sie bietet nach
einer
Gesetz zu regelnden Beziehungen zwischen
Staat und Öffentlichkeit gehen von dem
Grundsatz aus, daß der Staat die Führung
übernimmt, einerseits, um der industriellen
Entwicklung nachzuhelfen, und dann, um die
Interessen des großen Publikums. wahrzu-
nehmen. Es soll jedoch kein Staatsmonopol
geschaffen und die Energieerzeugung dem Pri-
vatbesitz nicht entzogen werden. Der Staat
unternimmt lediglich den Bau, die Unterhal-
tung und Überwachung der Verteilungslei-
tungen, und das Ministerio de Fomento setzt
die Preise fest, zu denen Energie dem Netz zu-
geführt oder entnommen werden kann. Der
Strompreis wird auf die Höhe des Anlage-
kapitals sowie auf die Kosten für Unterhal-
tung und Überwachung basiert. Blocksta-
tionen, ‚die mit Wasserkraft arbeiten, müssen
unter Umständen die erzeugte Energie an
das Staatsnetz abgeben und können dann
ihren Bedarf dem Staatsnetz entnehmen.
Bestehende Kraftwerke können enteignet oder
unter Staatsaufsicht gestellt werden; Neuan-
lagen dürfen zunächst noch gebaut werden,
müssen sich aber sofort, nachdem die Strom-
art endgültig festgelegt ist, dem gewählten
System anpassen. Jedermann hat einen An-
spruch darauf, mit Strom versorgt zu werden.
Die technischen Sachverständigen geben bei
der Abfassung der Ausführungsbestimmungen
den Ausschlag.
Industrie und Handel.
Aus den Mitteilungen der Außenhandels-
stelle der Elektrotechnik. — Nach der Mittei-
ung für Juni 1920 lautet die Anschrift der in
Köln (Titusstraße 24) errichteten Zweigstelle:
Rheinische Gruppe der Elektrotechnik,
Prüfungsstelle für Aus- und Einfuhrbewilli-
gungen in der Elektrotechnik. Zuständig für die
Erteilung von Ausfuhrbewilligungen sind jetzt
für Magnetapparate, Zündkerzen sowie
Autobeleuchtungen nebst Bestandteilen die
Zentralstelle für die Fahrzeugindustrie (Berlin
W 8, Unter den Linden 12/13), für Autobeleuch-
tungen außerdem die Prüfungsstelle für die Aus-
fuhr von Beleuchtungen für Kraftfahrzeuge
(Berlin W 9, Linkstr. 11), und es empfiehlt sich,
dieser die Anträge zunächst zugehen zu lassen,
die sie dann an die Zentralstelle für Fahrzeug-
industrie weiterleitet, für Peschelrohr (Lack-
rohr) die Außenhandelsstelle für Eisen- und
Stahlerzeugnisse (Berlin W 9, Linkstr. 25), für
Glimmer und Mikanit neuerdings die Außen-
handelsstelle für Steine und Erden (Charlotten-
burg, Knesebeckstr. 74), für Preßspan die
Außenhandelsnebenstelle für Papierwaren
(Charlottenburg, Neue Grolmannstr. 5/6), für
elektrische Uhren die Zentralstelle für die
Ausfuhrbewilligungen in der Metallindustrie
(Berlin W 62, Bayreuther Str. 26). Anträge
für galvanische Elemente und Taschen -
lampen sollen im Interesse der Zeitersparnis
direkt. der betreffenden Preisprüfungsstelle
(Berlin NW 7, Dorotheenstr. 11) übermittelt
werden, die sie demnächst an die Außenhandels-
stelle weitergibt.. Letztere ist nunmehr auch
für die Bearbeitung der Einfuhranträge zu-
ständig (Anträge in doppelter ‚Ausfertigung;
Gebühren wie für Ausfuhr). Durcehfuhran-
träge müssen an den Reichskommissar für
Aus- und Einfthrbewilligungen (Berlin W,
Tiergartenstr. 31) gerichtet werden. — Da die
Außenhandelsstellenniehtbefugtsind, in irgend-
einer Weise von den Vorschriften über die
soziale Abgabe!) abzuweichen, hat es kei-
nen Zweck, an sie mit der Bitte heranzutreten,
diese aus besonderen Gründen zu erlassen. Ohne
Abgabe ist die Ausfuhr nur möglich, wenn die
Artikel III bis VI des Gesetzes Anwendung
finden können. Sobald hinsichtlich einer Er-
mäßigung derGebühren Ergebnisseschwebender
Verhandlungn vorliegen, werden solche mit-
geteilt 2). Für Danzig, das Saar- und Memel-
gebiet, Eupen und Malmedy kommt die Abgabe
nach Artikel Ill nicht in Frage, doch muß für
das Saargebiet und Danzig eine Bescheinigung
der Handelskammer vorliegen, daß die Waren
für den eigenen Verbrauch dieser Landesteile
bestimmt sind, andernfalls die Abgabe erhoben
wird. — Wenn im Inland wiederhergestellte
Waren ausgeführt werden, ist im Antrag nur
der Reparaturwert anzugeben, bei Waren,
die im Veredelungsverkehr herausgehen, nur
der Veredelungswert. — Mit Rücksicht auf
den stark schwankenden Kurs der deutschen
Mark hat das japanische Finanzministerium
nach Privatnachrichten anfangs März angeord-
net, daß bei einem Wertzoll unterliegenden
Waren aus Deutschland der Wert nach Maß-
gabe des z. Zt. der Einfuhr auf dem japanischen
Markt für gleichartige Waren bezahlten Preises
f ETZ* 1920, $. 454; RGBI. 1920, S. 500.
N en Den daß eine evtl. Ermäßigung
der Tarifsätze, wie die „Ind. u. Hand.-Ztg.“ mitteilt, keine
riickwirkende Kraft haben wird. .
nr
EN
8. Juli 1920.
TEE!
536 Elektrotechnische Zeitschritt. 1920. Heft 27.
Z BE EN IT a
festzusetzen sei. — Die Mitteilungen enthalten | schreiten sowohl infolge des Steigens der Valuta beteiligt. Kanada, Mexiko und Kuba erhielten
weiter nach den Indexziffern Angaben über die
Steigerung der Preise im Ausland, denen
zufolge beispielsweise Amerika bei elektrotech-
nischen Erzeugnissen auf die Dauer mit einem
geringeren Aufschlag als 100% gegenüber dem
Friedenspreis nicht aufkommen kann, eine VeT-
gleichende Übersicht über dieSchwankungen
der fremden Kurse und eine Zusammen-
stellung der ausländischen diplomati-
schen Missionen in Berlin. — Sodann
wird, nach einem Vortrage von Dr. Jastrow
die Änderung der Handelsbilanz in der
deutschen Elektrotechnik von Januar bis
Mai 1920 behandelt.
Diese hatte im Frieden eine aktive Han-
delsbilanz und 1913 eine Gesamtproduktion
im Wert von etwa 1,25 Milliarden Goldmark;
davon entfielen 1050 Mill. M_ auf Starkstrom
und 200 Mill. M auf Schwachstromfabrikate.
Es wurden für 350 Mill. M oder rd 30% der Er-
zeugung ausgeführt, für 180 bis 200 Mill. M,
d. s. 15%, ausländische Rohstoffe importiert;
50% des Ausfuhrwertes verblieben als UÜber-
schuß. Folgende Aufstellung (Preise nach New
Yorker Notierungen) kennzeichnet den jetzigen
schätzungsweisen Gesamtbedarf an ausländi-
schen Rohstoffen im Vergleich mit 1913:
U nn
717920
eh 1913 Teuerungs- Mill.
Stoff in. faktor Goldmark
Boldmurz Januar| Mai Januar | Mai
Kupfer... 125 1,4 1,231 2170. 150
Textilwaren 15 4,3 3,5 65 53
Oel 3 10 2,7 2,5 27 25
Gummi . - 8 08 | 0,7 7 6
Sonstiges). 22 a) 2,0 66 44
Insgesamt 180 340 | 278
Als Bilanz für Anfang 1920 ergibt sich da-
nach, daß bei Friedenserzeugung zum Einkauf
ausländischer Rohstoffe für Januar 340 Mill.
Goldmark gebraucht worden wären, bei Ver-
iminderung der Produktion auf 55% aber nur
180 Mill. Goldmark. Rechnet man hierzu die
Devisen für früher z. T. inländische Rohstoffe
und Halbzeug (Eisenerz, besonders wenn Ober-
schlesien an Polen fällt, Dynamobleche, infolge
Abgabe Elsaß-Lothringens, usw.) mit 50 Mill.
Goldmark, so verbleiben 230 Mill. Goldmark,
eine Summe, die allein den Wert des Mindest-
bedarfs der Elektrotechnik an ausländischen
Rohstoffen darstellt, im Januar ungefähr 20%
der Erzeugung ausmachte und durch eine mo-
natliche Ausfuhr im Wert von 20 Mill. Gold-
mark gerade gedeckt wurde. Es fehlte somit
der volkswirtschaftlieh notwendige Überschuß
an Devisen zur Beschaffung von Lebensmitteln
und Kleidung für Angestellte und Arbeiter, so
daß unter Berücksichtigung dieser Forderung
mindestens 30% der Produktion exportiert
werden müssen. Die Bilanz war also zu Beginn
‚des Jahres 1920 passiv. Für die Monate April
und Mai haben steigende Ausfuhr in Goldmark
(monatlich 50 bis 60 Mill. Goldmark) infolge
wachsenden Exports bei zunehmender Valuta
und fallender Weltmarktpreis, bezogen auf die
Goldmark (für Rohstoffe um rd 20%), die
Verhältnisse günstig verschoben. Nach der
obigen Aufstellung bedurfte unsere Industrie
zur Deekung der ausländischen Rohstoffe bei
Friedensproduktion für Mai rd 280 Mill. Gold-
mark, bei Verminderung der Erzeugung in
diesem Monat auf 60% 170 Mill. Goldmark.
Reehnet man wieder wie oben die Devisen, u.
zw. im Betrage von 40 Mill. Goldmark, hinzu, so
ergeben sich 210 Mill. Goldmark, ein Wert, der
durch gesteigerten Export in den beiden ge-
nannten Monaten um ein Vielfaches über-
schritten worden ist. Die Bilanz für Mai war
mithin vorübergehend aktiv, aber die gegen-
wärtige Krisis weist scharf auf ein Nachlassen
unserer Ausfuhr in den kommenden Monaten
hin. Wegen des Sinkens der Weltmarktpreise
für unsere Rohstoffe würden insgesamt nur
noch 25% der Produktion ausgeführt werden
müssen. Die Ausfuhrmenge der letzten Monate
bedeutet eine Spitze, die auch als solche für den
weiteren Verlauf des Jahres bewertet werden
muß; sie erreicht fast den Friedenswert. Er-
klärt wird diese Steigerung des Exports
einmal durch die Möglichkeit, die alten Aus-
landaufträge infolge der augenblicklichen inne-
ren Geschäftsstockung erledigen zu können, und
dann durch die Ausnutzung der Zeit bis zur
Erhebung der sozialen Gebühr, die voll zu er-
füllen die jetzigen Marktverhältnisse nicht zu-
lassen. Demgegenüber sprechen für eine Ver-
minderung der Ausfuhr in den kom-
menden Monaten die Angleichung der In-
land- an die Auslandpreise und deren Über-
1) Platin, Gold, Nickel, Zinn, Blei, Lacke, Harze usw.
als auch der Erhebung genannter Gebühr in der
festgesetzten Höhe, ferner die verminderte
Aufnahmefähigkeit und zunehmende Zurück-
haltung des internationalen Marktes. Die Mit-
teilungen besprechen im Anschluß an diese
Ausführungen den Einfluß der Valuta auf die
Bildung der In- und Auslandpreise in der Elek-
trotechnik !). — Zum Schluß folgt die Satzung
der Außenhandelsstelle. Diese hat da-
nach den Zweck, im Rahmen der Verordnung
über die Außenhandelskontrolle vom 20. XII.
1919 (RGBI. 1919, $. 2128) und der hierzu er-
lassenen Ausführungsbestimmungen den Außen-
handel von elektrotechnischen Erzeugnissen zu
regeln. Sie ist ein den Weisungen der Behörde
nur insoweit, als Gesetze und Verordnungen
es ausdrücklich bestimmen, wunterworfener
Selbstverwaltungskörpermitdem Reichs-
bevollmächtigten und dem Außenhan-
delsausschuß als Organen. Letzterer besteht
aus 16 Mitgliedern mit entsprechender Anzahl
Stellvertreter, von denen paritätisch acht die
Erzeuger, vier die Händler und vier die Ver-
braucher vertreten. Aufgabe des Außenhan-
delsausschusses ist es, Richtlinien für die Hand-
habung _der Außenhandelskontrolle aufzu-
stellen, den Geschäftsgang zu überwachen und
den Reichskommissar sowie den Reichsbevoll-
mächtigten in die Außenhandelskontrolle be-
treffenden Fragen zu beraten. Er beschließt
weiter über die Verwendung derjenigen Mittel,
die nach Deckung der laufenden Verwaltungs-
ausgaben für die weiteren Aufgaben der Außen-
handelsstelle verfügbar sind. .
Außenhandelsstelle für den Exporthandel.
— In der konstituierenden Sitzung der Außen-
handelsstelle für den Exporthandel
(Berlin W. 35, Genthiner Straße 34) ist vom
Reichskommissar für Aus- und Einfuhrbe-
willigungen nach der ‚Voss. Ztg.‘‘ darauf hin-
gewiesen worden, daß der Exporthandel unter
der bisherigen rein fachlichen Gliederung der
Ausfuhrkontrolle sehr gelitten habe, weil es
bei gemischtem Export und insbesondere bei
Sammelaufträgen oft nieht möglich gewesen
sei, die erforderlichen Ausfuhrbewilligungen
in angemessener Zeit zu erhalten. Dadurch
wären erhebliche Zinsverluste sowie Lager-
kosten entstanden und viele Aufträge des
Auslandes verlorengegangen. Während sich
dieses bis zum Valutaumschwung stark um
deutsche Waren bemüht hätte, habe sich das
in letzter Zeit erheblich geändert; auf weiten
Gebieten der Exportindustrie seien die Welt-
marktpreise "erreicht, teilweise überschritten
und infolge der Stockung im Absatz die Gefahr
einer Wirtschaftskrise par worden.
Aufgabe der Außenhandelsste le für den Ex-
porthandel sei es, die der Außenhandelskon-
trolle zugrunde liegenden Absichten mit den
Bedürfnissen des deutschen Exporteurs tun-
lichst in Einklang zu bringen und in loyaler
Zusammenarbeit mit den fachlichen Außen-
handelsstellen nach deren Richtlinien ihre 'Tä-
tigkeit auszuüben. Für Einzelanträge sollen
die gleichen Gebühren erhoben werden wie von
jenen, für Sammelanträge 1 %. Es können
auch Firmen zugelassen werden, die einer
Exporteurvereinigung nicht angehören. Soweit
elektrotechnische Erzeugnisse sich unter
den Waren solcher Sammelanträge, befinden,
ist die neu geschaffene Stelle bis zu einem Wert
derselben von
hinaus aber auf die Entscheidung der Außen-
handelsstelle für Elektrotechnik angewiesen.
Der Glühlampenexport der V. $. Amerika
im Jahre 1919. — Wie für die amerikanische
Ausfuhr von Elektromotoren, über die wir vor
kurzem berichtet haben 2), liegen nunmehr
auch detailliertere Angaben über den Export
von Metallfadenlampen in 1919 nach der
Statistik des Bureau of Domestic and Foreign
Commerce vor. Sein Wert betrug insgesamt
4,674 Mill. $ und im Durchschnitt je Monat
0,389 Mill. $. Dieser Mittelwert wurde in der
ersten Jahreshälfte ausnahmslos überschritten,
von Mitte Juni ab aber nicht mehr erreicht.
Das Sinken des Ausfuhrwertes von 0,578 Mill. $
im Januar auf 0,254 Mill. $ im November er-
klärt „‚Eleetrical World“ ®), der wir die Ziffern
entnehmen, mit dem kräftigen Einsetzen eng-
lischer und französischer Lieferungen. Wie bei
Elektromotoren entfällt auch der höchste Be-
trag der Ausfuhr von Metallfadenlampen, u. zw.
0,901 Mill. $, auf Kanada; ihm folgen Brasilien
mit 0,687, Argentinien mit 0,449 und Mexiko
mit 0,352 Mill. $. Sechs Staaten Südamerikas
waren an der Versorgung seitens der Vereinig-
ten Staaten mit einem höheren Wert als
50 000 $, u. zw. insgesamt mit 1,603 Mill. $,
d.s. 34%, der amerikanischen Gesamtausfuhr,
h Vgl. auch „ETZ* 1920, S. 441,
2 ER „ETZ* 1920, S. 496.
®) Bd. 75, 1920, 8. 1341.
„The Mining Journal‘
‚ Schwierigkeiten in der Da
' Brennstoff die Erzeugung sehr nachteilig be-
|
i
I
}
1
|
„mehr Metallfadenlampen aus
portiert
| Amerika im
| an der Zinkgewinnung
ı Dieser Anteil stieg
' 607 433 tim Jahre 1917, betrug 1918 nur noch
' strebungen einheitlich
| täts-, Gas- und Wasserwerke. —
meinschaft der Arbeitgeberverbände der Elek-
' trizitäts-;
lands‘“‘ und dem „Zentralverband der Maschi-
| misten und Heizer
| Deutschlands“
ı meinschaft
zusammen. Metallfadenlampen im Wert von
1,516 Mill. $ oder mehr als 33%. Berücksich-
tigt man nur die Länder, die für 50 000 $ und
der Union im-
] haben, so kommen auf den amerikani-
schen Kontinent 3,119 Mill. $, d. 8. 68%, auf
Europa 0,269 Mill. $ oder 5,5% und auf Austra-
lien und Neuseeland 0,3 Mill. $.
Die englische Elektroindustrie in Kolum-
bien. — Wie ein englischer Gesandtschaftsbe-
rieht aus Bogotä besagt, verteilte sich der Han-
del mit elektrischen Maschinen usw. in Kolum-
bien früher auf Deutschland und die Vereinig-
ten Staaten, während England nur in geringem
Maße daran partizipierte. Der elektrische Im-
port betrug dem Wert nach vor dem Kriege
lediglich rd 0,320 Mill. $, hat sich dann aber er-
heblich ausgedehnt und ist jetzt amerikanisches
Monopol. Von einer größeren englischen Firma
ist in Bogotä eine Agentur und in Barranguilla
ein Lager errichtet worden, von dem aus die
Republik leicht mit Material versorgt werden
kann. Man rechnet mit einer günstigen Ent-
wicklung, insbesondere rücksichtlieh elektri-
scher Anlagen auf Kaffeeplantagen und in Berg-
werken. In Glühlampen dürfte England z. Zt.
mit Amerika indessen nicht konkurrieren
können, und auch der Handel mit Telephonen
ist zum erheblichen Teilin dessen Hand; gleich-
wohl versucht eine englische Telephongesell-
schaft in Bogotä, britische Erzeugnisse einzu-
führen.
Zink. — Nach dem Bericht des United
| States Geologieal Survey waren die V. S
ahre 1913 mit 314 502, Deutsch-
land mit 283 113 und Belgien mit 204 220 t
der Welt beteiligt.
in Amerika dann bis
446 707 und 1919:422 519 t. Die belgische
Ausbeute ist während des Krieges stark ge-
fallen und stellte sich 1918 lediglich auf 9245 t,
| am 1919 indessen wieder auf 17 000 t zu wach-
' sen. Deutschland hat 1914 und 1915 gar nichts
geliefert, dagegen 1916 wieder- 196 500, 1917
180 500 und 1918 236 000 t. Für 1919 fehlen .
noch Angaben über seine Produktion. In letzte-
rem Jahr betrug sie, soweit der Bericht An-
gaben enthält, für Großbritannien 35 000,
für Japan 20 000, für Kanada 11182 t. Wie
< dazu bemerkt, haben die
Beschaffung von Erz und
einflußt.
Zentralausschuß der Unternehmerver-
bände. — Die Spitzenverbände von Handel,
Handwerk, Gewerbe und die Orga-
der landwirtschaftlichen Unter-
Zusammenschluß zu einem
Zentralausschuß der Unternehmerver-
bände beschlossen. Durch ihn sollen die ge-
meinsamen wirtschaftspolitischen Interessen
der deutschen Unternehmerschaft währge:
nommen und alle gegen sie gerichteten Be-
abgewehrt werden. Der
Zentralausschuß wird über die Bildung von.
örtlichen und bezirklichen Ausschüssen gleicher
Art und über die Durchführung der notwen-.
digen Maßnahmen zur Erreichung der ge-
steckten Ziele auch auf örtlicher Grundlage
Industrie,
nisationen
nehmer haben ihren
‚ die erforderlichen Richtlinien erlassen.
5000 M. selbständig, darüber |
Reichsarbeitsgemeinschaft für Elektrizi-
Von der ,„‚Ge-
Gas- und Wasserwerke Deutsch-
sowie Berufsgenossen
ist eine Reichsarbeitsge-
für Elektrizitäts-, Gas-
und Wasserwerke gegründet worden. Diese
Körperschaften bezeichnen als Aufgaben ihres
Zusammenarbeitens im Rahmen der Zentral-
| arbeitsgemeinschaft die Mitwirkung bei der
' Kohlenbeschaffung_ für, die vertretenen In-
dustriegruppen und bei
| sehaftlichster Ausnutzung der
der Erreichung wirt-
in der Kohle
enthaltenen’ Energie, ferner das Hinwirken auf
| die fachlich richtige Lösung der allgemeinen ge-
setzlichen Bestimmungen über die genannten
Industriezweige, in sozialer Hinsicht das Er-
| reiehen der größten Wirtschaftlichkeit durch
' weiteren Zusammenschluß der Elektrizitäts-
, unternehmungen
! 2 und den Ausgleich etwa
widerstreitender Interessen, endlich ein aus-
| gleichendes Wirken bei den bezirklichen Fest-
setzungen der Lohn- und Arbeitsbedingungen.
Entsprechend dem fachlichen Aufbau der
| Reichsarbeitsgemeinschaft soll auch weiter die
fachliche Regelung dieser Fragen das Ziel blei-
ben. Als vorläufige Geschäftsstelle ist die der -
Gemeinschaft .der Arbeitgeberverbände der
Elektrizitäts-, Gas- und Wasserwerke (Berlin,
Wilhelmstr. 37) bestimmt worden.
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‘ schließlich 3 A müssen
. Anschlusses in
Be
. ben
8. Juli 1920,
Elektrotechnische Zeitschrift. 1926. Heft 27. u
537
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein.)
Sachen an den Elektrotechnischen Verein sind an die
chäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68,
Amt Kurfürst Nr. 9820, zu richten)
Monteur-Fortbildungskurse.
S Der Elektrotechnische Verein veranstaltet
im kommenden Winter wieder Monteur-Fort-
ildungskurse, u.zw. einen Sonntagskursus von
9 bis I Uhr, beginnend am 10. Oktober, und
einen Wochentagskursus, Mittwoch und Sonn-
abend nachmittags von 5 bis 7 Uhr, beginnend
am 13. Oktober. Der Unterricht findet in der
. Klasse IV der I. Städtischen Handwerker-
schule, Berlin, Lindenstraße 97, statt. Nähere
Angaben versendet auf Wunsch die Geschäfts-
stelle des Technischen Vorlesungswesens
Groß Berlin, Berlin NW 7, Sommerstraße 4a.
Elektrotechnischer Verein E.V-
Im Auftrage des Vorstandes
Strecker.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftsstelle: Berlin W.57, Potsdamer Str.
Ferhspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 Si 9306, 2
Betrifft? Kommission für Elektrizitätszähler.
.., Die Kommission für Elektrizitätszähler
gibt nachstehend den Entwurf zu Normen für
Elektrizitätszähler bekannt. Die Anregung
zu dieser Arbeit erfolgte durch die Veröffent.
lichung des Herrn Direktors Ely (Mitteilungen
der De nipung der Elektrizitätswerke 1919,
Nr. 24]). ie Vorarbeiten wurden durch die
dem Zentralverbande der Deutschen elektro.
technischen Industrie angehörigen Zähler-
firmen geleistet.
Mitglieder der Kommission sowie Mit-
arbeiter waren die Herren Adler, Dettmar,
Ely, Germershausen, Gottschalk, Heilbronn,
Lesser, Möllinger, Molly, Orlich, Passavant
(Vorsitzender), Schering, Schmidt, Schwarz,
Singer, Strelow, Thies, Unbehauen, Warrel-
mann.
‚Es ist in Aussicht genommen, die Normen
nach Annahme durch die J ahresversammlung
am 1. I. 1921 in Kraft treten zu lassen.
Vorschläge zu Änderungen werden bis
zum 20. VII. 1920 an unsere Geschäftsstelle,
Berlin W 57, Potsdamer Str. 68, erbeten.
. Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
Dr.=ng. G. Dettmar.
Entwurf zu Normen für Elektrizitätszähler.
l. Stromstärken.
„ „Als normale Nennstromstärken für Elek-
trizitätszähler gelten‘:
1,5, web 100150207 30;7,.50, 100;
150, 200, 300, 500, 1000, 1 500, 2000,
3000, 5000, 10000 A
Die Nennstromstärke kann gelegentlich
— bis zu 2 Stunden — um 50 %, bis zu 1 Minute
um 100% überschritten werden, ohne daß
der Zähler Schaden leidet. Zähler bis ein-
s dauernd um 100%
überlastet werden können. :
2. Gewinde. .
. Es_ wird empfohlen, bis zur Festlegung
eines deutschen Einheitsgewindes das me.
trische Gewinde (8.J.-Gewinde) zu verwenden.
3. Anschlußklemmen.
- Anschlußklemmen für Elektrizitätszähler
werden aus Messing hergestellt!) Als Normal-
Anschlußklemme von. 1,5 bis 30 A gilt eine
Klemme, welche gerade Leitungen bis zu
25 mm? Querschnitt einzuführen gestattet.
Die Bohrung bzw. Öffnung für die Einführung
der Leitung beträgt 6 mm. Jede Leitung wird
mittels zweier Druckschrauben mit 5 mm-Ge-
winde befestigt. Bei »Verwendung von nur je
‚einer Druckschraube erfolgt die Sicherung des
\ anderer Weise.
Die Spannungsklemmen erhalten Schrau-
en mit 3 mm-Gewinde. Für die Klemmen
gelten allgemein folgende Regeln:
„Zwei nebeneinanderliegende, nicht durch
einen Isolationssteg getrennte Klemmen.
haben die gleiche Polarität.
Die zu diesem Pol gehörige Spannungs-
klemme liegt neben oder zwischen ihren
. Stromklemmen.
-
& i) Bis auf weiteres können Ersatzstoffe hierfür ver-
wendet werden.
VEREINSNACHRICHTEN.
Für den Hauptstrom ist die Einführungs-
klemme — von vorn gesehen — stets von
links die erste, die Ausführungsklemme
die zweite.“ (Bei der Schaltung 1b um-
gekehrt.)
Für größere Schaltanlagen können die
Klemmen und Anschlußpunkte im Schalt-
bild bezeichnet werden; es sind dann die
Klemmen mit arabischen Zahlen von links
nach rechts, mit 1 anfangend, fortlaufend zu
versehen.
Die Klemmen selbst werden nicht be-
zeichnet.
4. Klemmendeckel (für Stromstärken bis
30 A).
Als Klemmendeckel gelten:
a) einfacher Klemmendeckel, Ab-
deckung der Klemme;
b) verlängerter Klemmendeckel, welcher mit
der Auflagefläche des Zählers abschließt,
zur Abdeckung der Anschlußleitungen.
Die Befestigung des Klemmendeckels er-
folgt durch plombierbare Schrauben oder
Muttern mit 5 mm -Gewinde. Für den ver-
längerten Klemmendeckel wird als Abstand
von der unteren Klemmenkante bis zum unte-
ie a ur elräng das Maß 30 mm fest-
gelegt.
nur zur
5. Zählerkappe.
Die Befestigung der Zählerkappe erfolgt
durch plombierbare Schrauben mit 5 mm-
Gewinde.
Die Zählerklappe trägt ein Schild, welches
ohne Entfernung der Plomben nicht ausge-
wechselt werden kann.
6. Aufschriften.
Die Grundplatte ist mit der Fabriknummer
zu versehen. Das Schild auf der Zählerkappe
erhält nachstehende Angaben: Ableseeinheit
(Kilowattstunden), Art und Form des Zählers,-
Systemnumnmer, Betriebsspannung, Nenn-
stromstärke, Frequenz, Fabrikationsnummer,
Zahl der Ankerumdrehungen für 1 Kilowatt-
stunde und Name sowie Wohnort des Her-
stellers oder ein Ursprungszeichen.
Beispiel eines Schildes:
Kilowattstunden Be
Wechselstromzähler Form W 21]
220 V., 3 A.,. 50 ww Nr. 123450
5000 Ankerumdr. = 1 Kilowattsunde
Das Wort ‚Kilowattstunde‘ ist unver-
kürzt anzugeben. Das Schild auf der Zähler-
kappe kann außerdemeinen Eigentumsvermerk,
den Namen oder das Warenzeichen des Be-
stellers, sowie die Werknummer tragen, z. B.
Eigentum des Städt. El. Werkes
Hannover Nr. 20412.
7. Ankerdrehrichtung.
Für Motorzähler gilt als Drehrichtung des
Ankers von vorn gesehen: ‚„‚Rechtslauf‘‘. Die
Drehrichtung wird durch einen Pfeil angegeben.
8. Schaltungen.
- Als Normalschaltungen für Elektrizitäts-
zähler bis 30 A gelten die Schaltbilder Abb. la
bis Ik.
Es wird verwendet Schaltbild:
la für Gleichstrom-Amperestundenzähler im
+ Leiter,
1b Gleichstrom-Amperestundenzähler im
— Leiter,
le
ld
für
für Wattstunden-Zweileiterzähler,
für Wattstunden-Zweileiterzähler
lagen ohne geerdeten Nulleiter,
in An-
le. für Wattstunden-Dreileiterzähler (Außen-
leiteranschluß),
If für Wattstunden-Dreileiterzähler (Null-
leiteranschluß),
lg für Drehstromzähler ohne Nulleiter,
für Zweiphasenzähler mit Nulleiter,
für Drehstromzähler mit Nulleiter,
für Drehstrom-Hochspannungszähler.
Gewinde gewählt.
s nummerierte Schaltbild wird im
Klemmendeckel des betreffenden Zählers an-
geordnet. Die Schaltbilder Nr. la u. b werden
gleichzeitig mitgegeben.
Der äußere Anschluß des Spannungskreises
der Schaltungen Nr. Ic, f, g, h, i kann an-
statt durch zwei Drähte auch durch einen
Draht vorgenommen werden.
Die Schaltung 1d gilt nur für Aus-
nahmefälle. In Zweileiteranlagen ohne geerde-
ten Nulleiter könnte bei Verwendung der
Schaltung le durch die Erdung der durch
die Hauptstromspule führenden Hauptleitung
vor und hinter dem Zähler dieser betrugsweise
kurzgeschlossen werden. Bei der Schaltung
ld ist dies nur zur Hälfte möglich. R
Nr. 9. Drehfeld.
Die drei Hauptleitungen eines Drehstrom-
netzes werden mit R, 8, T bezeichnet, die dies-
bezüglichen Hauptspannungen mit R—8,S— T
und T—R. Die Kontrolle des Anschlusses von
Drehstromzählern in bezug auf das Drehfeld
seiner Eichung erfolgt in der Weise, daß die
Spannung R—S der Spannung S— T um 120°,
und der Spannung T—R um 240° voreilt.
Nr. 10. Zähleraufhängung.
Für die einheitliche Aufhängung aller
z. Zt. marktfähigen Einphasen-Wechselstrom-
zähler und Gleichstrom-Amperestundenzähler
gelten die Entfernungen 80 und 140 mm.
Für die Befestigung dieser Zähler kommen
drei gleiche, drehbare Zwischenstücke mit 5mm
Gewindebohrungen oder eine obere und eine
untere Zusatzschiene zur Anwendung.
Für neue Modelle der genannten Strom-
arten kommen außer den Maßen 80 und 140 mm
die Entfernungen 120 und 160 mm in Betracht.
Als eine Normalzählertafel — ohne
Anschlußklemmen und Sicherungen — für Ein-
phasen-Wechselstrom- sowie Gleichstrom-Am-
perestundenzähler gilt die Größe 200 x 300 mm
mit den angegebenen Bohrungen und Durch-
lässen für die Anschlußleitungen (Abb. 2)!)
Erläuterungen zu den Normen für
Elektrizitätszähler.
Von W. Strelow, Berlin-Friedenau.
Zu 1. Stromstärken. Für elektrische
Schalter und Apparate gelten nach den Nor-
malien des VDE die Abstufungen 4, 6, 10, 25,
60, 100 A. 4
Für Elektrizitätszähler wird allgemein
eine größere Unterteilung verlangt, ferner die
Berücksichtigung, der Größen, welche seit
langen Jahren bei den Elektrizitätswerken ein-
eführt sind. Insbesondere mußten die Größen
E und 5 A beibehalten werden, da diese für
Betriebsspannungen von 220 und 120 V die
gleichen Belastungsverhältnisse und unter Zu-
grundelegung einer vorübergehenden Über-
lastung zum Gebrauch in Anlagen bis zul1kW
Anschlußwert.dienen. Die Größe 1,5 A mußte
mit Rücksicht auf die Verwendung von Am-
perestundenzählern in kleinen Gleichstrom-
anlagen beibehalten werden. Für Wechsel-
stromanlagen 220 V kann als kleinste Form
3 A, für 120 V 5 A vorgeschlagen werden.
Die Stromstärken 5, 10, 15, 20, 30 A dienen
gleichzeitig zur Verwendung normaler Meß-
transformatoren mit Zählern. Die UÜberlast-
barkeit der Zähler bis einschließlich 3 A um
100%, läßt die allgemeine Verwendung von
6-A-Sicherungspatronen als kleinste Größe
in. 1-kW-Anlagen zu.
_ Die Stromstufen 7 bzw. 7,5 A wurden
nicht aufgenommen, da ein Bedürfnis dafür
nicht vorliegt.
Nach den neuen englischen Zählernormen
sind in England die Zähler in 2,5, 5, 10, 20,
40, 50 A unterteilt. Eine Anpassung an diese
Normalien war nicht wünschenswert, da die
Größen 2,5 und 40 A in der deutschen In-
dustrie bereits seit langem als 3 und 30 A
hergestellt werden.
Zu 2. Gewinde. Da die deutsche elektro-
technische Industrie ein Einheitsgewinde bisher
nicht besitzt, kann nur dasjenige Gewinde
empfohlen werden, welches voraussichtlich
dem Einheitsgewinde am nächsten steht.
Zu 3. Anschlußklemmen. In Zukunft
sollen einfache Hausanschlußanlagen nur hinter
dem Zähler gesichert werden. Dies bedingt
die gleiche Querschnittsverlegung von der
Steigeleitung zur Anschlußklemme des Zählers.
Aus diesem Grunde wurden die Bohrungen der
Anschlußklemmen für 25 mm?-Leitungen =
6mm Durchmesser festgelegt und für die
Druck- oder Befestigungsschrauben 5 mm-
Es ist nicht unbedingt er-
1) Für die Zählertafe] wird später durch den Normen-
ausschuß der Deutschen Industrie ein Normenblatt als
_ Fachnorm des Verbandes Deutscher Elektrotechniker
538
ee
Abb. 1b.
=
Abb. 1c.
Ben ee] Ei
Abb. 1d.
Elektrotechnische Zeitschrift.
i | 1
1920.
Abb. 1f.
Abl. ig.
Abb. Ih.
Heft 27.
8. Juli 1920.
300 m
200%
R Br ;
1 a] | Linie AB bedeutet die Unlertante der Zahleranschußklemme
1) MEETIER e . :
EEEESETCHEIT 75 GSChanH u 0 des verlang. Klemmendeckels
Abb. 1e. Abb. 1i. Abb. 2.
men entspricht den: heute üblichen Schal- | nischen Forderungen, die Drehstromschal
tungen. tungen, insbesondere für Hochspannung, be-
e 1 rast: rücksichtigen auch die diesberaglichen
Zu4. Klemmendeckel. Die Festlegung en Ro: :
des Zwischenraumes von der Anschlußklemme Ns t Sn re "g er
| bis zum verlängerten Klemmendeckelrand ge- lei Do a dw Sr , a He
stattet in Zukunft die Verwendung der gleichen Era di Se % & ”: Sch ee a
Zähleraufhängung und Anschlußleitungen beim 8 1 39 h En derer ik ars ir en \
Austausch von Zählern verschiedener Fabri- stellt sich in der Fabrikation, teurer, da S16
X Kate! in der Regel eine Sonderanfertigung bedeutet.
lo 5 . Es ist in Aussicht genommen, weitere Zähler-
! . Zu 5. Zählerkappe. Durch die allge- | schaltungen — auch in Verbindung mit Meß-
iu meine Anordnung eines Äufschriftsschildes auf | wandlern — zu veröffentlichen.
! DEE Bu ih Be Zu 9. Drehfeld. Die eindeutige Fest-
R— schriften und Bezeichnungen auf dem Zilier- | Jjogung des Drehfeldes für die Eichung von
Abk. 1k.
forderlich, Büchsenklemmen mit je 2 Druck-
schrauben zu verwenden, eine gleichwertige
Anschlußart mit einer Schraube und ont-
sprechender Sicherung ist zulässig. Als Vor-
aussetzung gilt jedoch die Einführung eines
geraden Leiters, also ohne Kabelschuh oder
Öse. Die Anordnung der einzelnen Klem-
RECHTSPFLEGE.
Gebührenerhöhung des deutschen Patentamtes.
Am 23. VI. 1920 istein neues Gesetz über
die patentamtlichen Gebühren in Kraft
gesetzt worden. Während das Patentamt in
Friedenszeiten mit einem Überschuß von meh-
reren Millionen arbeitete, hat sich auch bei
dieser Behörde ein sehr erhebliches Defizit in-
folge der Umwälzung eingestellt.
I. Patente. Da die Jahresgebühren für
deutsche Patente bereits außerordentlich hoch
sind, hat man von einer Erhöhung dieser Ge-
bühren Abstand genommen mit Ausnahme
der ersten Jahresgebühr. Diese ist von 30 auf
80 M heraufgesetzt worden. Von der Erhebung
einer besonderen Erteilungsgebühr, die noch
geplant war, hat man abgesehen. Der Zu-
blatt des Zählwerks in Fortfall.
Zu 6. Aufschriften. Die Zählergrund-
platte ist — innen oder außen — lediglich mit
der Fabriknummer zu versehen. Aus fabrika-
tionstechnischen Gründen mußte von weiteren
Bezeichnungen der Grundplatte, wie Ampere
und Volt, abgesehen werden. :
Um die Bezeichnung „kWh“ für Kilo-
wattstunde auf dem Aufschriftsschild zu ver-
meiden, ist dieses Wort unverkürzt anzugeben.
Die Angaben des Aufschriftsschildes ent-
sprechen den Vorschriften . der Physikalisch-
Technischen Reichsanstalt.
Zu 8. Schaltungen. Die Schaltungen
erfüllen alle betriebs- und fabrikationstech-
Zahlungen der Jahres-
gebühren ist verdoppelt worden und beträgt
nunmehr 20 M. ie Anmeldegebühr, die
schon in Friedenszeiten die Unkosten der Vor-
prüfung bei weitem nicht deckte, ist ebenfalls
auf 80 M heraufgesetzt worden. Beide Ge-
bühren, insbesondere aber diejenige für die
Anmeldung sind reichlich hoch gegriffen; ein
Betrag von 50M für letztere wäre angemessen
gewesen.
Mit der Erhöhung der Kosten für die Be-
schwerde von 20 auf 50 M kann man sich ohne
weiteres einverstanden erklären. Ebenso er-
scheint die Erhöhung der Gebühr für eine
Nichtigkeitsklage oder für den Antrag auf Fr-
teilung einer Zwangslizenz von 50 auf 300 M
gerechtfertigt.
Für Einsprüche,
schlag für verspätete
die bisher kostenfrei
“waren, muß eine Gebühr von 50 M entrichtet
werden. Wenn auch das Einspruchsverfahren
|
Drehstromzählern war sowohl
schluß als auch für die Kontrolle, insbeson-
dere von Hochspannungszählern, erforder-
lich. Im allgemeinen zeigen Niederspan-
nungs-Drehstromzähler für kleinere ‚Strom-
stärken auch ohne Rücksicht auf das Dreh-
feld beim Anschluß keine unzulässigen Ab-
weichungen.
Zu 10. Zähleraufhängung. Die An-
gabe einer Normalzählertafel bezweckt die
Zusammenfassung der Aufhängepunkte für
die jetzt verwendeten Zähler sowie für neue
Formen, unter Beruc SICHREBEE der normali-
sierten Anschlußklemme und des verlängerten
Klemmendeckels hierzu.
eine. Unterstützung und Ergänzung des amt-
lichen Prüfungsverfahrens darstellen soll, er-
scheint doch die Erhebung einer Gebühr für
jeden Einspruch begründet. Der Einsprechende
wird stets ein erhebliches Interesse daran
haben, daß die von ihm ‚angegriffene Anmel-
dung nicht zur Erteilung führt. In dem Be-
schluß über den Einspruch kann das Patent-
amt nach freiem Ermessen einem Beteiligten
im Falle des Unterliegens die Kosten des Ver-
fahrens ganz oder teilweise auferlegen.
Ebenso ist eine Gebühr für die Berufung
gegen die Entscheidungen der Nichtigkeits-
abteilung vorgesehen, sie beträgt 500
Auch diese Gebühr erscheint im Hinblick auf
die meist recht erhebliche Arbeitslast, die dem
Reichsgericht durch jede Berufung erwächst,
gerechtfertigt.
. II. Gebrauchsmuster. Die Gebühr für
die Anmeldung, die auch die Schutzgebühr für
für den An-
De
ee re re 3
«
8. Juli 1920.
die ersten drei Jahre umfaßt, ist von 15 auf
60 M ernöht worden. Auch diese Summe er-
scheint reichlich hoch, die Verlängerungsge-
bübr für das 4. bis 6. Jahr dagegen mit dem
Betrag von 150 M angemessen. kbenso ist es
gerecutfertigt, wenn ın dem Falle, wo das
Gebrauchsmuster nicht zur Eintragung führt,
nur die Hälfte der Anıneldegebühr und nicht,
Bi, bisher, die Gesamtsumme zurückgezahlt
wird.
Ill. Warenzeichen. Die Anmeldege-
bühr ıst von 30 auf 100 M und die Verlänge-
ıungsgebühr von 10 auf 100 M hinaufgesetzt
worden. lm Hinblick auf den Wert, den ein
Warenzeichen im allgemeinen darstellt, er-
scheint diese Gebühr ııchtig bemessen.
IV. Allgemeines. Während das Patent-
amt bisher für eine Reihe von Leistungen
keinerlei Kosten berechnete, werden nunmehr
tür einen Antrag auf Wiedereinsetzung 20 M
und für Änderungen der Person des Schutz-
ınhabers ebenfalls 20 M, tür andere Ände-
rungen ın der Kolle 10 M berechnet. Bezieht
Sich dıe Kollenanderung auf mehrere in einem
Antrag auigeiührte Scuutzrechte, so wird für
Jedes weitere Schutzrecht nur eine Gebühr
von 5 M berechnet. Der Antrag darf sich aber
auf nicht mehr als 6 Schutzreente beziehen.
Es werden ferner für die Ausfertigung
jedes weiteren Exemplars einer Urkunde lv M,
zur einen kollenauszug ebentalls 10 M, für die
Ausiertigung eines Prıoritätsbelags 20 M und
tür sonsuge Bescheinigungen 10 M berechnet.
Auch diese Gebühren sınd durchaus gerecht-
tertigt, da dem Patentamt durch dıe vor-
stehend genannten Anträge eine erhebliche
Arbeıtslast erwächst, die bısher, von Schreib-
gebühren abgesehen, unentgeltlich geleistet
wurde. Patentanwalt Geisler.
Das Ausbessern, Ergänzen oder Erneuern
Patentierter Gegenstanue durch den krwerber.
In den „‚Mitt.d. Vereinig.d. El.-W.“ (Bd. 19,
1920, 5. 86) behandelt Assessor Dr. Müller,
Essen, die Frage, ob der Erwerber paten-
vierter Gegenstände diese ohne Pa-
tentverletzung selbst ausbessern, er-
gänzen oder erneuern könne. Dr:
Müller kommt im wesentlichen zu dem kır-
gebnis, daß alle, auch wesentliche Teile eines
patentierten Gegenstandes, von dem Kr-
werber oder seinem beauftragten eıneuert
werden können, sofern nicht gerade diese
teile besonders geschützt sind. Als Beispiel
ist S. 88 eın Wanderrost angeführt, dessen
Koststäbe nach Ansicht Dr. Müllers ohne
weiteres durch 'neue ersetzt werden dürfen,
sofern nicht gerade dıe Stäbe Gegenstand eines
besonderen Fatentes sind.
Die von Dr. Müller vertretene Auffassung
ist nıcht zutreifend. Der Patentinhaber wird
seinem Abnehmer die laufenden, kleineren 1n-
standhaltungsarbeiten weder verbieten kön-
nen noch verbieten wollen, weil er an die-
sen Arbeiten im allgemeinen kein Interesse
hat. - Sobald es sich aber um die krneuerung
wesentlicher leile handelt — gleichgültig
ob sie besonders geschützt sind oder nicht —,
kann der Patentinhaber verlangen, daß diese
Teile von ihm bezogen werden. Der Patent-
- inhaber rechnet beı der Lieferung einer Vor-
_ Ziehtung oder einer Anlage mit dem üblichen
„Verschleiß der ganzen Vorrichtung oder von
_ bestimmten Teilen und mit deren kurneuerung.
_ Der Abnehmer könnte die Lebensdauer des
erworbenen Gegenstandes beliebig verlängern,
wenn zufällig are besondeıs geschützten 'Leile
(die vielleicht keiner oder sehr geringer Ab-
nutzung unterliegen) ungewöhnlich lange
halten, indem er die nicht geschützten 'leule
_ mach und nach erneuert. Dem Patentinhaber
würde auf diese Weise ein erheblicher Gewinn
_ entgehen, aut den er bei der Kalkulation der
gelieferten Vorrichtung gerechnet hat. Wenn
beispielsweise bei einem Wanderrost eine be-
sondere Verbindung der Roststäbe geschützt
ist, so wird der Patentinhaber trotzdem darauf
_ rechnen, bei einer Ausbesserung des Rostes
nicht nur die Verbindungsteile, sondern auch
die Stäbe selbst zu liefern. f
Aber noch von einem anderen Gesichts-
punkt aus erscheint der Ersatz wesentlicher
Teile eines patentierten Gegenstandes durch
den Erwerber unzulässig. ber Patentinhaber
ist nicht nur allein berechtigt, den Gegen-
‚stand der Erfindung herzustellen, sondern ıhm
steht auch das ausschließliche Recht des ge-
werbsmäßigen Gebrauches zu. Der Patent-
inhaber gestattet seinem Abnehmer still-
schweigend den Gebrauch der gelieferten Vor-
zichtung, aber auch nur dieser Vorrichtung.
tzneuert der Abnehmer wesentliche Teile im
Laufe der Zeit, so daß eine Vorrichtung ent-
steht, die mit dem gelieferten Gegenstand als
‚identisch nicht mehr zu betrachten ist, so
kann man von dem Patentinhaber nicht ver-
langen, daß er die stillschweigende Benutzungs-
;
E Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 27.
erlaubnis auch noch auf
De HL,
: a zu dieser Frage erundle ende, gericht-
liche Entscheidungen Koh nich ren
und da die Parteien leicht in Meinungsver-
schiedenheiten darüber geraten können, ob
ein bestimmter Teil einer Vorrichtung wesent-
lich oder unwesentlich ist, so ist die Anregung
von Dr. Müller, bei Lieferung patentierter
Gegenstände die Erlaubnis zur Vornahme von
Erneuerungen durch den Erwerber von vorn
herein zu erwirken, namentlich unter den hen-
tigen Verhältnissen sehr beachtenswert.
Patentanwalt Dr. Wan gemann.
diese Ersatzvorrich-
PERSÖNLICHES,
(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.)
Hochschulnachrichten. — Dr. E. Riesen-
feld, bisher a. o. Professor an der Universität
Freiburg, wurde zum Abteilungsvorsteher an
das Physikalisch-Cnemische Institut der Uni-
versität Berlin berufen. — Dem Privatdo-
zenten für Pnysik an der Universität Wien
(jetzt in Jena), Dr. E. Schröder, und dem
Privatdozenten für Cnemie u. Elektrochemie
an der Technischen Hochschule Karlsrune,
Dr. A. Reis, wurde der Professorentitel ver.
liehen. — A. Righi, Professor an der Univer-
sität Bologna, und Dr. F. Richarz, Professor
der Physık an der Universität Marburg, sind
gestorben. — K. F. v. Siemens ist zum Mit-
glied des Kuratoriums der Physikalisch-
Technischen Reichsanstalt berufen worden. —
Bauinspektor Dr.-Ing. Gaber in Heidelberg
hat für das Sommersemester 1920/21 einen
Lehrauftrag für eine Vorlesung über ‚„Wissen-
‚schaftliche Betriebsführung erhalten.
Auszeichnungen. — Zu Ehrenmitgliedern
der Deutschen Physikalischen Gesellschatt
wurden ermannt: der kuntdecker der Köntgen-
strahlen, Prof. Dr. Röntgen, München, der
Leiter des Physikalischen Laboratoriums der
Berliner Sternwarte und Entdecker der sogen.
Kanalstrahlen, Prof. Dr. Goldstein, und der
langjährige Redakteur der literarischen Unter-
nehinungen der Gesellschaft, Prof. Dr. Scheel,
Mitglied der Physikalisch-Technischen Reichs-
anstalt. -
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG,
Durchhänge bei Freileitungen.
Im Nachtrag zu dem auf S. 311 der „ETZ“
1920 erschienenen Autsatz von GkOTHE über
„Durchhänge von Freileitungen‘“, worin eine
wertvolle Zusammenstellung der für die Durch-
hangsberechnung in Frage kommenden Kon-
stantwerte gegeben wird, sei hier auf die An-
wendung der Methode der Fluchtlinientateln
für solche umfangreiche Rechnungen hinge-
wiesen. Eine sehr elegante Kechentafel nat
Dr=Sng. Seefehlner in „Elektrotechn. u. Ma-
schinenb.‘“ 1919, Nr. 52, gegeben, die leider
für den praktischen Gebrauch für die meisten
Leser zu schwierig und zeitraubend zu kon-
struieren ist. Hıer soll eine ganz einfache
Fluchtlinientafel (‚‚Teiltafel‘“ vgı. Aufsatz des
Verfassers in den „BBC-Mitteilungen‘“, Mann-
heim, Ed. 6, 1919, 5. 254), die sich jeder für
den Gebrauch selbst konstruieren kann, zur
Lösung der Gleichung dritten Grades bei der
Durchnangsberechnung angegeben weıden.
‚Zweckmäßig geht man hier, um einen gerin-
gen Bereich zu erhalten, von der spezifischen
Beanspruchung o aus, wofür sich die allgemeine
Gleichung in die ebenfalls viel gebräuchliche
Form bringen läßt:
©
7 -0-4A=0.
C und A sind hierbei leicht zu bereehnende
Konstanten. Der Zusammenhang mit der in
der vorerwähnten Arbeit gegebenen Gleichung
ergibt sicb ohne weiteres aus der Beziehung:
a.
ag E
Die Rechentafel ist eine Teiltafel; ver-
binden wir 2 Punkte der Außenskalen mit
einem (am besten durchsichtigen) Lineal, so
verhalten sich die Abschnitte der Außen-
skalen wie die entsprechenden Abschnitte
auf der inneren Teilskala. Die erste Skala
"trägt die Werte CO, die Teilskala dividiert
durch o°® und in der dritten Skala erhalten
wir nach der Gleichung o+4A. Den Wert A
nehmen wir in den, Zirkel, stechen den be-
rechnenden Zahlenwert © mit einer Nadel-
539
spitze an und legen von hier ein Lineal über
die Mittelskala zur äußeren Skala, bis wir
unter Abzug der im Stechzirkel eingestellten
Strecke A gleiche Werte auf den Skalen 2 u. 3
erhalten; dieser Wert ist die gesuchte Lösung.
Durch verschiedene Teilungen auf den Skalen
kann die Tafel für beliebige Bereiche benutzt
werden. In der Abbildung gehören rechte und
[7]
3000 1200
5_
17100
2500 41000 10
900
75
2000 800
G+A
“ 20
L
a
25-
1500 600
500 30
1000 400
IN
300
4o-
5004200 /
/
%
£
45
0%
ta, 50
Abb. 1.
linke Teilung der beiden Außenskalen ent-
sprechend zusammen; die untere Teilung der
Mittelskala ist in Verbindung mit zehnfach
verkleinerten Werten der ersten Skala zu
verwenden. 3
Zur Konstruktion der Tafel soll noch be-
merkt werden, daß die Teilung der beiden
Außenskalen linear ist, während die Teilung
der Mittelskala sich aus der Beziehung 0: 0°=
(o-+4A) ohne weiteres ergibt. Der Wert 1000
der ersten Skala, mit 10 der dritten Skala
verbunden, gibt aufder Mittelskalay 100=10.
Wir tragen zunächst auf der ersten„ Skala in
demselben Maßstab die Quadrate z. B. der
Zahlen 7, 8, 9, u. 11 ab und erhalten auf der
Teiltafel die Werte 7, 8, 9 u. 11 durch Verbin-
dung mit dem Wert 10 auf der dritten Skala.
Entsprechend ist die ganze Teilung der Teil-
skala in kurzer Zeit herzustellen.
Die Tafel kann in veränderter Form zur
Lösung beliebiger Gleichungen dritten Grades
dienen, da wir jede derartige Gleichung in die
vorliegende. Form umwandeln können. Sie
ist auch ohne weiteres zur graphischen Lösung
der Gleichung für die Holzmastbereehnung
©—px—q=0O (vergl. „Elektrotechn. und Ma-
. schinenb.‘‘ 1919, Nr. 40) verwendbar und hat
- gegen die an der vorerwähnten Stelle ange-
gebene graphische Methode den unbedingten
Vorzug größerer Genauigekit und bedeutend
leichterer Anwendbarkeit.
Heidelberg, 12. V. 1920.
Dipl.-Ing. Heinrich O tt.
Beton und elektrischer Unfall.
Zu dem in der „ETZ‘ 1920, 8. 379, er-
schienenen Bericht über meine Arbeit be-
merke ich folgendes:
Es ist dem Referenten zuzustimmen,
daß ‚unter Berücksichtigung der Auflege-
flächen eines warmen, dunstfeuchten Fußes
Kerege niedrigerer Widerstandswert zustande-
kommt, und daß dann, schon bei den Grenz-
werten der normalen Niederspannung Lebens-
gefahr besteht, daß, ferner bei einer solchen
Anordnung die gefährliche Stromstärke von
20 mA überschritten würde...‘
Dazu ist nur zu bemerken, daß die Be-
deutung der Elektrodengröße, besser der Ver-
suchsanordnung, ferner der Einfluß, der Strom-
stärke, kurz der vom Referenten vorgebrachte
Ideengang über Ursächlichkeit von elek-
trischem Trauma und Tod nicht die,Pro-
blemstellung meiner Veröffentlichung
war. Wohl habe ich die Betonprüfungen
ursprünglich zu dem Zwecke unternommen, um
zur Autklärung der erwähnten Frage einen
Anhaltspunkt zu gewinnen, habe aber über die
N
8. Juli 1920.
540 Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heät 27.
: EEE IE BE a ee u.
betreffenden Versuchsergebnisse ebenso ge- LITERATUR.
schwiegen, wie über die Krankengeschichte Metall 2. VII. 29. VI.
des Überlebenden und a ee Eines Je
des 2. Verunglückten, welches eine neue Be- | ingänge. $
stätigung der von mir vertretenen Anschauung | (Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) er a a
vom elektrischen Scheintod war. z Ben Rotlerdam ’ 1597 1590
In meiner in „Beton und ae ver- Bücher. } ’ EUER
öffentlichten Arbeit wollte ieh nichts anderes, | Technische Thermodynamik. Von Prof. Dipl- | R Ir:
RER = es a $ ; - = affinadekupfer 99/99,3', 1050 1025—1050
als die bei der Messung nicht vorausgesehenen ng. W. Scehüle. 3. erw. Aufl. der „Technischen a Ih 450 495—450
Befunde in ihrer rein zahlenmäßigen ‚Größe Wärmetechnik“. Bd. II. Höhere Thermodynamik | Originalhüttenrohzink,
— vollkommen losgelöst"von ihrer Beziehung mit Einschluß der chemischen Zustandsänderun- Preigim freien. Verkehr: . 575 540-550
zur Elektropathologie ve mitteilen: ein und gen nebst ausgewählten Abschnitten aus dem Ge- | Piattenzink emo) Ton -
derselbe Betonboden zeigte bei An- samtgebiet der technischen Anwendungen. Mit handelsübl. Beschaffenheit | 330 - 350 325
wendung derselben Prüfungsmethode
je nach Witterung der Versuchstage
eine überraschende Veränderlichkeit
des elektrischen Leitungsvermögens,
einmal das Leitungsvermögen des Ei-
sens, ein anderes Mal das Verhalten
eines Isolators. Nur darauf allein, auf
nichts mehr sollte durch meine V erötfent-
lichung die Aufmerksamkeit gelenkt werden.
Wien, 30. V. 1920,
Dr: Stefan Jellinek.
Sehutz elektrischer Verteilungsanlagen gegen
Überstrom.
Ich stimme Herrn BIERMANNS („ETZ“
1920, S. 362) darin zu, daß der Schutz in
Netzknotenpunkten auch erreicht wird, wenn
man in ihnen Höchststromrelais mit‘ Watt-
zeitrelais verwendet, wobei die letzteren so
geschaltet werden müssen, dab sie nur an-
sprechen können bei aus dem Knotenpunkt
herausgerichteter Kurzschlußenergie. 'Trotz-
dem durfte ein Unterschied darin liegen, ob
man als Stromrelais ein Höchststromrelais
oder ein dI-Relais verwendet. Herr BIER-
MANNS kennt offenbar nur die erste Lösung
des Problems. Diese war allerdings unvoll-
ständig und zeigte alle die Mängel, die Herr
BIERMANNS in seiner Erwiderung auf 8. 363
erwähnt. Die neueren Lösungen vermeiden
aber diese Schwächen, sind auch keine reinen
dI:dt-Relais mehr, sondern eine Vereinigung
von einem dI-Relais mit einem Spannungs-
relais. Das Wichtige ist dabei die Vermeidung
des Höchststromes, d.h. der Skala, die Herr
BIERMANNS zu den jeden praktischen Be-
triebsmann abschreckenden Rechnungen
zwingt. Was ist das im Betrieb Schwierigste ?
Worauf weil der Betriebsleiter dem ihm fragen-
den Monteur gewöhnlich keine Antwort zu
geben ? Wie soll das Stromrelais der Leitung X
eingestellt werden? Diese Schwierigkeit ver-
meıdet das dI-Relais und leistet sogar mehr
als das Höchststromrelais. Denn es ist immer
rleichmäßig empfindlich, welche Leistung auch
über die Leitung fließt oder welche Leistung
in der Zentrale auch in Betrieb ist. Das
Prinzip des Relais ist, daß die Wirkung des
Stromes I auf den rotierenden Anker des
magnetischen Systemes durch eine Feder-
krait aufgehoben wird. Bei einer Zunahme
um dI tritt eine Bewegung des Ankers bis zur
Erzeugung der Gegenkrait durch die Feder
ein. Diese Bewegung wird im Kurzschlußfalle
benutzt, um den Auslösevorgang zu bewirken.
Aber gewöhnlich besteht keine Verbindung
zwischen dem Anker des Stromsystems und
den Auslöseorganen. Diese wird erst herge-
stellt durch den beim Kurzschluß auftretenden
Spannungsabfall. Dieser tritt ein, wenn die
Generatoren an die Grenze ihrer Belastung
kommen. Er wirkt hier also auch wieder
höchststromartig. Ob die - Stromzunahme
sehnell oder langsam erfolgt, ist ganz gleich.
Überschreitet sie die Grenze, so daß die Be-
triebspannung unter einen bestimmten Wert
sinkt, so bewirkt die weitere Stromzunahme
die Auslösung. Man könnte sich an Stelle des
dI-Relais vielleicht auch ein Höchststrom-
relais denken. Dann ist aber die Aufgabe nicht
lösbar, weil dieses ja arbeiten d. h. ansprechen
soll bei einer Maschine als auch bei allen Ma-
schinen, die in der Zentrale arbeiten. Auch ist
es ganz gleich, welche Einheiten von Ma-
sehinen auf das Netz arbeiten, ob gleiche oder
gänzlich verschiedene Denn immer ist das
d I maßgebend, das den Eintritt des Span-
nungsabfalls in den arbeitenden Maschinen
bestimmt. Also es bleibt das Wesentliche die
selbsttätige Anpassung an den Betriebszu-
stand der Zentrale, wodurch das üble Ein-
stellen nach einer Skala und damit viel Kopf-
zerbrechen fortfällt. _Die Relais. werden so-
{ort für die Höchstleistung der. Zentrale be-
schafft, wie hoch dieselbe auch immer sei,
und zwar für alle Leitungen gleichmäßig, und
brauchen nie wieder ausgewechselt zu werden,
was ein großer Vorteil ist. Das Relais ist
prädestiniert zur Massenfabrikation.
Hannover, 8. VI. 1920, Schrader.
ı steht,
XV u. 409 S. in 8%.
Preis
202 Textabb. und 4 Tafeln.
Verlag von Julius Springer, Berlin 1420.
geb. 36 M.
Die Maschinenlehre der elektrischen Zug-
förderung. Eine Einführung für Studierende
und Ingenieure. Von Prof. Dr. W. Kummer.
Bd. I. Die Energieverteilung für elektrische
Bahnen. Mit 62 Textabb. 1538. in 80. Verlag
von Julius Springer, Berlin 1920. Preis geb. 22 M.
Dieasynehronen Wechselfeldmotoren. Kom-
mutator- und Induktionsmotoren. Von Prof. Dr.
G. Renischke. Mit 89 Textabb. 114 $. in 80.
Verlag von Julius Springer, Berlin 1920. Preis
16 M.
a ————————
Berichtigung.
Der Artikel „Soziale Abgabe“ („ETZ“ 1920,
S. 454), nennt als Abgabensatz für isolierte
Leitungen 1'/; das ist, wie-uns die Außen-
handelsstelle der Klektrotechnik mitteilt, irrtüm-
lich. Isolierte Leitungen gehören zu Nr. 890a
des Statistischen Warenverzeichnisses, für die
30%, Abgabe festgesetzt sind. Dieser Satz ist
indessen im Hinblick darauf, daß das Fabrikat
hauptsächlich aus ausländischen 'Rohstoffen be-
entschieden zu hoch. Zum mindesten
müßte derselbe Satz wie für Kabel nach Nr. 909
des Warenverzeichnisses, also 1%, Anwendung
finden. Die Außenhandelsstelle ist dieserhalb
bei dem Reichswirtschaftsministerium vorstellig
geworden.
EEE
KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Aus der Geschäftswelt. — In Königs-
berg i. Pr. ist nunmehr die mehrfach erwähnte!)
Ostpreußische Kraftwerke A. G. mit
10 Mill. M Grundkapital eingetragen worden.
Als ihr Gegenstand wırd im „Keichsanz.“ 1920,
Nr. 138, bezeichnet: Zusammenfassung der Er-
zeugung und Beschaffung elektrischer Arbeit in
eigenen Anlagen in der Provinz Ostpreußen und
den angrenzenden Gebieten, Bewirtschaftung
bezogener oder selbst erzeugter elektrischer
Arbeit, Übernahme aller hiermit zusammen-
hängender Geschäfte, Beteiligung an Unter-
nehmungen, die der öffentlichen Klektrizitäts-
versorgung in dem bezeichneten Gebiet dienen
usw. — In Chemnitz ist ein Schutzverband
der Elektromotoren-Großhändler e. V.
gegründet worden, der sich über ganz Deutsch-
land erstreckt und durch Ortsgruppen über das
Reich verteilt werden soll. Auskunft gibt der
1. Vorsitzende E. Voss, Chemnitz, Rochlitzer
Str. 8. — Die Isolatorenwerke München
G.:m. b. H., Gräfelfing, teilen uns mit, daß ihre
die Herstellung von isolationsmaterial für die
gesamte Elektrotechnik umfassende Abteilung
mit Aktiven und Passiven an die Rheinisch-
Westfälische Sprengstoff-A.-G., Köln, verkauft
worden sei. — Der Pfälzer Kreistag hat nach
der ‚„Frnkf. Ztg.‘‘ beschlossen, den Pfalz-
werken A.-G. zur Stärkung ihres Betriebes
20 Mill. M Zuschuß zu gewahren, von denen
15 Mill. M dureh ein Konsortium, der. Rest von
der Giro-Zentrale in :München übernommen
werden.
Warenmarkt. — Isolierrohr. Die Ver-
kaufsstelle Vereinigter Isolierrohr-Fabrikanten,
Berlin, hat für Lieferungen im Juli die zu den
Preisen der neuen Liste (Ausgabe vom 1. Juli)
hinzuzurechnenden Aufschläge für verbleite
Eisen-, Feinzink- und lackierte Rohre nebst Zu-
behör sowie für schwarze Papierrohre ohne Me-
tallmantel auf 280%, für Messingrohre nebst
Zubehör auf 150% und für Stahlpanzerrohre
nebst Zubehör auf 400% festgesetzt. — Zink.
Der Zinkhüttenverband hat beschlossen, künf-
tig nach den Weltmärktpreisen auf Basis der
Londoner Notierungen einheitliche Preise für
In- und Auslandverkäute festzusetzen. Der
Absatz stockt z.Zt. vollständig (vgl. auch 5.536).
— Metallpreise. Die Notierungen der. Ver-
einigung für die deutsche Elektrolytkupfer-
notiz bzw. der Kommission des Berlıner Me-
tallbörsenvorstandes (letztere verstehen sich
ab Lager in Deutschland) lauten i® M/100 kg.:
ı) Vgl. „ETZ* 1920, S. 114, 414,
Hackethal, Hannover. .. . »
Originalhüttenaluminium
98/99%/yin gekerbt Blöckchen |2000—2200| 2100
Zinn,Banka-,Straits-,‚Billiton- |4100—4200 3900-4000
Hüttenzinn, mind. 990%, . - _ —
Reinnickel 98/99% - . . |3600—3800 36003800
Antimon-Regulu. .. . 725 750
An der Londoner Metallbörse wurden
nach „Mining Journal‘ am 25. VI. 1920 für
1 ton (1016 kg) notiert:
8.785 0 EZB
*Kupfer: best selected . 98 0 O0 bis100 0
* > electrolyt.. 99 0 0 „104 0
j wire bars. .. 12 0 0 „104 0
z A standard,Kase 3 5 0 „ 310
Kae „= .8:Mon.., 86. 0/0.7,7386,75
Zinn: standard, Kasse. . 45 0 0 „ 245 10
a ee 3Mon. . 2715 0 „256 0
A 2 ee Se 256 0
Blei: span. oder nichtengl.
Weichblei .... 31 0 0 „ 32.10
„ gew. engl. Blockblei 34 0 0 „ — —
Zink: gew. Sorten. ... 39 5.0 „. 4l 5
remelted... . ...7 39.07 OT Rs
= engl. Swansea .. 200,
60/63 £ net.
165 £ (Inland);
185 £ (Export).
230 £ (In- u. Ausland),
Antimon: engl. Reg. . -
Aluminium: 98 bis 99%,
Nickel: 98 bis 990/, gar.
Quecksilber: nom. fü
die 75 lbs.-Flasche. ... 19£ bis 19 £10s.
Platin: je Unze nom... . 400 =.
Für den 1. VII. 1920 verzeichnete der „Berl.
Börs.-Cour.‘‘ folgende Preise in &£/t: Kupfer,
Kasse 87,12; desgl. 3 Mon. 89,75; Elektrolyt
103 bis 107,50; best selected 98 bis 99; Zink
41,50 bis 43,25; Zinn, Kasse 249,75; desgl.
3 Mon. 254,50; Blei 34,25 bis 35,00. In New
York stellte sich am gleichen Tage Elektrolyt-
kupfer loko auf 19 ets/lb.
Aktienkurse. — Die Berliner Börse hat
im Juni 1920 folgende Kurse notiert:
Höchster
Letzter
ER
Gesellschaften .| S#
wu
Zi
Aceumul.-Fabr., Berlin. . . - |390,—| 419,75 390, —
A.G.f£. ElL-Anlg., Berlin .. . _ — —_
ATBNG.SBerlimo en are,
Bergmann, Berlin ......
B. EWS Berlin >... „22.1146, elasz= 169,75
A „ Vorz.-A.. . » 1,96,—| 100,— 98,50
Brown, Boveri, Baden (Schweiz) |700,—| 900,— 800, —
Continent. Ges., Nürnberg .. | — — —
103,25] 110,37\103,25
252,—| 291,— 271, —
201,—| 229,75 202,75
= 5 Vorz.-A,
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln. . |121,25| 153,50 153,50
Niederl. „ 3 j 145,50] 199,—|190,—
Südam. „ ” /|152,—| 215,—195,—
Übers. El.-G., Berlin. . |730,— | 847,—|778, —
: „ Vorz-A..|148,—| 150,62 150,62
Kabelwerke, Berlin . . |176,—| 235,—179,75
Elektra, Dresden. . . . - - . |101,—| 106,— 105, —
El. Licht- u. Kraft., Berlin . . |117,37| 124,25/118,12
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin » . |166,—| 183,—176,25
E. W. Liegnitz _— | — —_
Bank f. el. Untern., Zürich. . 20, 330,—| —
Felten & Guilleaume Carlsw... |340,—| 403, —| —
Ges. f. elektr. Untern., Berlin. |142,25| 153,751143,—
220,—| 265,— 1234,50
120,—| 127,115, —
154,—| 172,— 170,—
160,— | 180,— |169,75
524,—| 370,- |348,—
140,50) 180,—|144,—
>» 333%
Hamburgische EW......-
Körtings Elektr.-W., Berlin. .
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M..
C. Lorenz, Berlin ......»
Dr. Paul Meyer, Berlin... .
Mix & Genest, Berlin ... -
Neckarwerke, Esslingen . - -
118,—| 197,—118,—
H. Pöge, Chemnitz. .. . - - 210,—| 227,— 214,75
Rhein. El.-A. G., Mannheim. . |140,—| 158,— |150,—
M. Schorch & Cie., Rheydt . |212,—| 2%,—| —-
Sachsenwerk, Dresden . . . . |272,—| 299,50 276,—
Schuckert & Co., Nürnberg. . |165,—| 178,— |165,—
„Siemens“ El. Betr., Berlin. . | 95,— | 103,—| 9,—
Siemens & Halske, Berlin . . |276,— | 298,75/292,75
Stettiner E: W.. ... ... — = a:
Teleph.-F. Berliner, Hannover. |201,— | 230,— 215,50
Fabr.isol. Drähte (Vogel), Berlin |230,—| 265,—|255,—
* Netto. -
Abschluß des Heftes: 3. Juli 1920
— — Sn ——J
F—— = no —
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. 0. Zehme In Berlin. — Verlag von Jullus8pringer In Berlin
Ilolo eooo00000#F
135,— 160,— 141,25
ii
#
_ Elektrotechnische Zeitschrift
641
| (Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: E. ©. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 93124.
Berlin, 15. Juli 1920.
41. Jahrgang.
Stromrückgewinnung bei Wechselstrom-
bahnen.!)
WonM, Schenkel
- Übersicht. Die durch die heutigen Verhält-
‚nisse gegebenen Umstände bringen es mit sich, daß
man in der letzten Zeit wieder häufiger über die
Stromrückgewinnung bei Wechselstrombahnen ge-
sprochen hat. Ihre Vor- und Nachteile werden
erläutert. An Hand von Beispielen aus der Praxis
wird ziffernmäßig der materielle Nutzen der
Stromrückgewinnung gezeigt. Es folgt dann eine
kurze Übersicht über die neuen Aufgaben, vor die
der Elektrotechniker gestellt wird, die in der Be-
seitigung von Selbsterregungserscheinungen und der
Herstellung eines guten Leistungsfaktors liegen.
Dann werden die verschiedenen Schaltungen in
Schaltbildern gezeigt und im einzelnen ge-
nauer erörtert. Hierbei ergibt sich Gelegen-
heit, an Beispielen auf die beiden elektrotech-
nischen Aufgaben, die schon erwähnt wurden, ge-
nauer einzugehen. An Hand von Schaulinien wird
gezeigt, welche Betriebscharakteristiken die einzel-
nen Schaltungen aufweisen, insbesondere wie sich
dabei die Zugkraft, der Leistungsfaktor und der
Wirkungsgrad mit der Geschwindigkeit ändern, und
welchen Einfluß die Regulierung. der Spannungen
am Haupttransformator der Wechselstrom-Loko-
motive hat. Den Schluß bildet eine Gegenüber-
stellung der Vor- und Nachteile, insbesondere der
zusätzlichen Gewichte bei der Anwendung der ein-
zelnen Schaltungen.
;® Anwendungsgebiete der elektrischen
Bremsung und Stromrückgewinnung.
Durch die Verschiebung der wirtschaft-
lichen Verhältnisse während und nach dem
Kriege ist die Frage der Elektrisierung von
Hauptbahnen immer dringlicher geworden.
Länder, welche Wasserkräfte besitzen, wie
z. B. die Schweiz und Schweden, sowie
ein Teil von Frankreich und bei uns in
Deutschland die den Alpen benachbarten
Gebiete, suchen durch Einführung des elek-
trischen Betriebes ihrer Vollbahnen sich von
dem schwierigen Bezug der Kohlen unab-
hängig zu machen. Auch Länder mit Flach-
landstrecken, wie z. B. Holland, wollen
durch Einführung des elektrischen. Betriebes
eine sparsame Bewirtschaftung der Kohlen
erreichen, so daß sie sich mehr auf ihre eigenen
Vorräte stützen können und nicht gänzlich
auf Zufuhr vom Auslande her angewiesen
sind.
_ Der hauptsächlichste Kohlenverbrauch
findet dabei auf den Gebirgsstrecken statt,
wo erhebliche Zugkräfte für die Beförderung
der Züge nötig sind und ferner wegen der
' Leistung von Vorspanndiensten eine verhält-
_ nismäßig größere Anzahl von Lokomotiven
in Betrieb gehalten werden muß. Da im
Gebirge die ‚Wasserfälle liegen, ist es natür-
_ lich, daß sich die Elektrisierung der Voll-
bahnen vornehmlich im Gebirge vollzieht,
um so mehr, als sie gerade hier noch weitere
Vorteile bietet. Es sei die Beseitigung der
_ Rauchplage in den zahlreichen Tunnels der Ge-
birgsbahnen erwähnt, und die Möglichkeit, mit
elektrischen Lokomotiven viel mehr Leistung
zustande zu bringen, als mit Dampflokomo-
tiven.
Es ist daher natürlich, daß man neuer-
dings der Frage der elektrischen Zugbremsung
ehalten im Elektrotechnischen Verein
ı) Vortra
) Ne. ETZ* 1920, 8. 118,
am 16. XL. 1919,
und im Zusammenhang damit der Stromrück-
gewinnung erhebliche Aufmerksamkeit zu-
wendet, weil man auf den Gebirgsstrecken
viele und oft große Gefälle zu befahren hat.
Bekanntlich gibt es neben dem vorzugsweise
durchgebildeten System der Zugförderung mit
niederfreguentem, hochgespannten Wechsel-
strom auch noch die Systeme mit Gleich-
strom und mit Drehstrom. Alle drei Systeme
gestatten gewisse Ausführungen der elek-
trischen Zugbremsung und Stromrückge-
winnung. Da jedoch die dazu angewendeten
Verfahren bei den 3 Systemen vollkommen
voneinander verschieden sind, so daß sich
jedes einzelne System ganz für sich behandeln
läßt, so beschränkt sich die vorliegende Zu-
sammenfassung auf die Besprechung der Zug-
bremsung beim Wechselstrom-Bahn-
system.
9%. Vor- und Nachteile.
Es sind nun zunächst einmal die Vorteile
und Nachteile der elektrischen Zugbremsung
und Stromrückgewinnung zusammenzustellen,
aus deren Kritik sich dann bei Anwendungen
ihre Zweckmäßigkeit oder Unzweckmäßigkeit
ergibt.
Der erste wichtige Punkt, um dessentwillen
eine elektrische Bremsung eingeführt wird,
ist der der Sicherheit. Es ist zweifellos
von Vorteil, wenn der Zugführer neben der
mechanischen Bremse, die natürlich in keinem
Falle entbehrt werden kann, noch die elek-
trische zur Verfügung hat. Hierdurch wird
einesteils die Möglichkeit um die Hälfte ver-
ringert, daß die Bremseinrichtung überhaupt
ganz versagt, und es wird weiter die Stärke
der Bremsmöglichkeit durch Zusammenwirken
beider Bremsverfahren verdoppelt. Das kann
in Notfällen zur Erhöhung der Sicherheit
beitragen.
Der zweite wichtige Grund zur Einfüh-
rung der elektrischen Bremsung liegt in der
Schonung des rollenden Materials. Bei
der mechanischen Bremsung, die an den Rad-
reifen angreift, sind diese erhöhtem Ver-
brauche unterworfen. Bei der elektrischen
Bremsung ist dieser Verbrauch außerordent-
lich zurückgeführt, die Lebensdauer der Räder
und der Bremsklötze wird länger, die Unter-
haltungskosten und die Erneuerungszwischen-
räume vermindern sich. Es wird somit an
Betriebsmitteln gespart.
Ein weiterer Vorteil liegt darin, daß in-
folge der erhöhten Sicherheit Gefälle mit
erhöhten Geschwindigkeiten
fahren werden können, als wenn nur mecha-
nische Bremsung vorhanden ist. Mit dieser
pflegt man Geschwindigkeiten von 15 bis
35 km/h bei Güterzügen einzuhalten, wäh-
rend- man bei der elektrischen Bremsung
wegen der erhöhten Sicherheit voraussicht-
lich auf 25 bis 40 km/h hinaufgehen kann.
Das Ergebnis sind verkürzte Fahrzeiten und
bessere Ausnutzung der Strecken bei dichter
Zugfolge. Hierbei muß allerdings die Frage,
ob tatsächlich höhere Geschwindigkeiten an-
gewendet werden können, noch praktisch ent-
schieden werden. Denn man muß bedenken,
daß die elektrische Bremsung sich nur auf
die Lokomotive selbst erstreckt, während
die mechanische auf sämtliche Wagen des.
Zuges erstreckt werden kann und bei Per-
sonehzügen auch erstreckt wird, Dadurch ist
durch-
Heft 28.
bei der Talfahrt in Kurven mit höheren Ge-
schwindigkeiten die Entgleisungsgefahr größer,
wenn einmal die mechanısche Bremsung
schlecht, die elektrische aber gut funktionieren
sollte.
Ein anderer Vorteil der Strom-Rückge-
winnung liegt darin, daß durch zutalfahrende
Züge ein Teil der bergfahrenden Züge hinauf-
befördert, und somit im Kraftwerk an
Energie gespart wird. Die Ersparnis kann
sich äußern entweder in der Ersparnis an
Heizmaterial, oder beim Bau der Anlage in
der Erstellung kleinerer Maschinen, hat aber
zur Voraussetzung, daß stets eine genügende
Anzahl von Zügen bergauf fahren; denn wenn
der Fall vorkommen könnte, daß, wie es z. B.
bei kleineren Anlagen sehr wohl möglich ist,
gar keine Züge bergauf, sondern nur welche
bergab fahren, dann müßte die an das Lei-
tungsnetz zurückgegebene Energie irgendwo
vernichtet werden, da sie weder in Dampf-,
noch in Wasserkraftmaschinen zurückgehen
kann. In solchen Fällen würden dann in der
Kraftanlage Einrichtungen notwendig sein,
die die zurückgegebene Energie auf einen
solchen Verbrauch umschalten. Solche Ein-
richtungen sind teuer und möglicherweise
nicht zuverlässig, so daß dann am besten von
der Energierückgabe abgesehen wird, Mithin
kommt die Energierückgabe nur dann in
Frage, wenn es sich um große Anlagen mit
dichter Zugfolge handelt.
Noch ein Vorteil der Stromrückgewinnung
liegt darin, daß manche Methoden gestatten,
den Strom unter dem Leistungsfaktor
Eins, sogar mit etwas Voreilung, zurückzu-
liefern. Hierdurch wird der Leistungsfaktor
im Kraftwerk, der Fernleitung und der Fahr-
leitung gehoben, und es können auch dadurch
wieder Anlagekosten gespart werden. Auch
ist der Spannungsabfall zwischen Kraftwerk
und Lokomotive kleiner, wodurch diese siche-
rer arbeitet und an jeder Stelle der Strecke
ihre volle Leistung hergeben kann. Bei dem
meist niedrigen Leistungsfaktor heutiger Ein-
phasen-Bahnwerke, der sich selten über einen
Durehsehnittswert von 0,7 erhebt, ist diese
Steigerung des Leistungsfaktors ein wich-
tiger, bisher noch gar nicht recht beach-
teter Faktor, vielleicht ist dieses Mittel über-
haupt das einzige, mit dem man den Leistungs-
faktor solcher Anlagen wirklich wirksam
heben kann.
Mehrere der für Wechselstrombahnen
bekannten Bremsmethoden haben den Vor-
teil, daß bis zum Stillstande gebremst
werden kann, was bekanntlich bei der elek-
trischen Bremsung von Drehstrombahnen nicht
geht.
Dem Vorteile der Ersparnisse im Bahn-
kraftwerk steht als Nachteil ein höherer
Aufwand für die Lokomotiven selbst
gegenüber. Während ohne Bremsung der zu
Tal fahrende Motor abkühlen kann, ist er
bei der Bremsung mit Strom belastet und
zwar, wie wir sehen werden, mit viel Strom.
Dasselbe gilt ähnlich für den Transformator.
Beide müssen also größer, schwerer und teurer
werden. Dazu kommt dann noch, daß alle
Bremsverfahren gewisse Zusatzapparate, be-
stehend in Widerständen, Drosselspulen oder
Transformatoren, und Schalteinrichtungen,
verlangen, die ihrerseits Gewicht und Preis
der Lokomotive erhöhen. Da diese Apparate
6542
bei allen Lokomotiven wiederkehren, kann an-
genommen werden, daß trotz der Ersparnisse
im Kraftwerk die Anlagekosten einer Bahn mit
Stromrückgewinnung höher sind als die einer
ohne sie. Die Ersparnisse in den Betriebs
kosten werden dadurch natürlich wenig be-
rührt. und bleiben bestehen.
Nachteilig wirkt. die verwickeltere
Schaltung innerhalb der Lokomotive, die
die Bedienung schwerer macht und an den
Lokomotivführer erhöhte Anforderungen stellt.
Endlich muß noch der Wirkungsgrad der
Energierückgabe in Betracht gezogen werden.
Man kann im Durchschnitt annehmen, daß der
Fahrwiderstand von Zügen 5 kg/t Zuggewicht
beträgt. Befährt nun der Zug beispielsweise
eine Steigung von 10°%/,0, so sind am Rade
15 kg/t‘ Zugkraft aufzuwenden. Fährt der
gleiche Zug dieselbe Steigung hinab, dann sind
nur 5 kg/t Zugkraft für Energierückgabe ver-
fügbar. Der Wirkungsgrad der Ennergierückgabe
würde dann, gemessen am Zughaken, also noch
abgesehen von dem Wirkungsgrad der ganzen
Lokomotive selbst, rein mechanisch 5 :15,
also nur 7, = 0,33 betragen. Für andere Stei-
gungen ist dieser mechanische Wirkungsgrad
n, der Energierückgabe in Abb. 1 durch die
dünnere Linie dargestellt, während die stärker
ausgezogene Linie den gesamten Wirkungs-
grad nr bedeutet, indem als durchschnitt-
licher Wirkungsgrad der Lokomotive ein Wert
von 80%, beim Bergfahren und von 75% beim
Talfahren zugrunde gelegt ist. nr ist also zu-
gleich der Wirkungsgrad am Fahrdrahte ge-
messen.
Man kann als allgemeine Regel aulstellen,
daß Energierückgewinnung einzurichten sich
nicht lohnt, wenn die durchschnittlichen Stei-
gungen der Bahnanlagen kleiner sind als
20/0. Oberhalb dieser Zahl lohnt es wohl,
die Vorteile der Einrichtung einer Energie-
rückgewinnung im einzelnen zu ermitteln,
während man sich unterhalb dieser Zahl besser
auf mechanische Bremseinrichtungen be-
schränkt.
3. Ergebnisse aus der Praxis.
‚Betriebserfahrungen über Strom-
rückgewinnung gibt es für Wechsel-
strombahnen noch nicht. Es liegen bis
jetzt nur die elektrischen Ergebnisse aus ein-
zelnen Versuchsfahrten vor. Diese zeigen
wohl, daß die Sache geht, was ja schließlich bis
zu einem gewissen Grade im Voraus zu errech-
nen ist, aber sie geben noch keinen Aufschluß
über die nützlichen Seiten der Stromrückge-
winnung.
Als Ersatz für die hier noch fehlenden
Zahlen mögen deshalb kurz die Ergebnisse der
elektrischen Bremsung und Stromrückgewin-
nung auf den italienischen Gebirgsbahnen
erwähnt werden, die mit Drehstrom be-
trieben werden !). Diese Ergebnisse sind in
sofern auch auf Wechselstrombahnen an-
wendbar, weil sie mit dem Stromsystem an
sich nichts zu tun haben. Zahlentafel 1 gibt
Italienische Gebirgsbahnen.
1. Steigungen.
Länge Steigung
mittlere höchste
km Yon Yo
(S1OYIE 0 25,4 26,0 35
Mont 'Genis se 62,0 20,8 30
Savona—Üeva 45,0 u 25
Succursale dei Giovi- 22,3 13,0 16
die Längen und Steigungsverhältnisse der
steilsten, italienischen elektrischen Strecken
wieder, sie ergibt, daß sich hier in der Tat
Stromrückgewinnung einzurichten lohnen
müßte. Zahlentafel 2 führt die interessantesten
Ergebnisse vor. Zunächst sehen wir da, daß
die zu Tal fahrenden Züge mit der erheblichen
1) Vgl. „ETZ“ 1912, S. 1239 und 1262 und L.v. Verebely,
„Elektrische Vollbahntraktion in Italien“, Elektrotechn. u,
Maschb. 1919, S. 234.
Elektrotechnische Zeitschrift.
Italienische Gebirgsbahnen.
2%. Energieersparnis bei der Stromrückge-
winnung auf der Giovi-Linie.
Zuglast Beh Btrekonteil Ersparnis
t km/h %
500 45 350/00 68,4
500 45 ganze Strecke 40,7
2Tage nachFahrplan | „ % 17,8
18%, Energieersparnis entsprechen
12 % der reinen Betriebskosten
6 » „ Gesamtausgaben
1,7,, Verzinsung
Geschätzter Gesamtwert der Rückgewinnung:
240 000 bis 300000 M jährlich =4,5% bis 6%
Verzinsung.
Geschwindigkeit von 45 km/h liefen, und es.
wird ausdrücklich erwähnt, daß dies eine
Geschwindigkeit ist, die wesentlich über der
sonst durch die Bahnvorschriften gegebenen
Talfahrtsgeschwindigkeit von 25 km/h liegt,
jedoch hier für zulässig gehalten wurde. Dann
springen die bedeutenden Energieersparnisse
ins Auge. Sie sind noch höher als die aus
Abb. 1 zu entnehmenden. Den höchsten vor-
kommenden Wert von 68,4% erhält man,
———— Gefälle
Abb. 1, Wirkungsgrade der Stromrückgewinnung:
nZ am Zughaken,
ıT am Fahrdrahte.
wenn man annimmt, daß der Fahrwiderstand
statt 5 nur 3 kg/t und der Lokomotivwir-
kungsgrad für Berg- und Talfahrt je 90 %
war, was bei Drehstrommotoren nicht un-
wahrscheinlich ist. Die im fahrplanmäßigen
Betriebe erzielbaren Ersparnisse betragen noch
18%, und es sind besonders die Prozent-
sätze interessant, die dies ausmacht, aus-
gedrückt in Betriebskosten, Gesamtausgaben
und Verzinsung. Soweit sind diese Zahlen
unmittelbar meßbar. Der Gesamtwert der
Rückgewinnung, den sie durch Schonung
des Materials und die anderen vorhin er-
wähnten Vorteile bietet, läßt sich schwerer
messen, kommt aber nach Angaben der
Bahnverwaltung einer 4,5 bis 6 %igen Ver-
zinsung des Anlagekapitals gleich. Hieraus
geht also hervor, daß die Stromrückgewinnung
vor allem durch ihre betriebstechnischen Vor-
teile sich bezahlt macht, die verhältnismäßig
größer sind als die Energieersparnisse selber.
In jedem Falle aber lohnte sich die Einrich-
tung der Rückgewinnung.
Kurz erwähnt seien noch die Einzelver-
suche. Sie alle aufzuzählen, erscheint hier
nicht nötig, da sie in dem vorzüglichen Artikel
von Monath: „Einige Verfahren und Schal-
tungen zur Nutzbremsung von Wechsel-
stromlokomotiven‘!) schon einmal zusammen-
gestellt worden sind. Sie bestätigen das be-
reits Gesagte. Darüber hinaus ist inzwischen
noch ein Beitrag der Maschinenfabrik Oerlikon,
deren Schaltung nachher noch genauer be-
’sprochen werden wird, erschienen, betitelt:
‚„Versuchsfahrten einer Wechselstromlokomo-
!) „Elektrische Kraftbetr. u. Bahnen* 1919, 8. 209
217; et u. Maschb.* 1919, $. 461, 475. :
1920. Heft 28.
15. Juli 1920.
tive mit elektrischer Nutzbremsung“ !). Nach
ihm beträgt der Wirkungsgrad auf der Steigung
27 %/g0 40 %, während nach Abb. 1 sich 42. %
ergeben würden. Die Übereinstimmung'ist also
recht gut. Der Leistungsfaktor beträgt bei der
Talfahrt 0,58, ein niedriger Wert, dessen Be-
gründung später noch kommt. Weiterrei-
chende Angaben lassen sich der Veröffentli-
chung allerdings nicht entnehmen, außer daß
die Bremsung sicher gewesen ist und das Ver-
trauen des Führerpersonals erworben hat. Die
technische Ausführbarkeit ist jedenfalls aber
damit bewiesen.
4. Die elektrischen Aufgaben bei der
Stromrückgewinnung.
Der Übergang vom Motorbetrieb zum
Generatorbetrieb kommt in der elektrotech-
nischen Praxis am häufigsten bei der Gleich-
stromnebenschlußmaschine vor.
Antrieb des Motors von außen dessen EMK
wächst und schließlich größer wird als die
EMK des Netzes.. Dabei nimmt der Strom,
der dem Motor aus dem Netz zufließt, ab,
wird 0, und ‚kehrt seinen Sinn um. Ist dies .
geschehen, so ist der Motor in den Generator .
übergegangen. Die Größe des Stromes wird
dabei durch den Unterschied der ‘beiden ge-
nannten EMK in Verbindung mit den vor-
handenen ohmschen Widerständen bestimmt; *
er ist stets in Phase mit den EMK.
Bei Wechselstrommotoren erfolgt der
Übergang nicht so einfach. Zwar bestimmt .
der Unterschied der beiden EMK auch hier den
Strom; aber nicht nur in Verbindung mit den.
Ohmschen, sondern auch mit den induktiven
Widerständen. Der Strom hat daher eine
Phasenverschiebung gegen den EMK-Unter-
schied, und dieser ist meistens groß, da die in-
duktiven Widerstände in der Regel die Ohm-
schen Widerstände erheblich übertreffen. Sind
daher Netz- und Maschinen-EMK. genau in.
Phase miteinander, dann ist ihr Unterschied
ebenfalls mit ihnen phasengleich, der Strom
aber wird eine erhebliche Phasenverschiebung.
gegen sie aufweisen. Damit aber nicht genug.
Vielmehr geht beim allmählichen Anwachsen
der Maschinen-EMK der Strom von starker
Phasennacheilung ineben so starke Phasen-
voreilung über. Sind Netz- und Maschinen-
EMK nicht genau in Phase miteinander,
sondern etwas gegeneinander verschoben, der
Größe nach aber nicht sehr verschieden, so
besitzt ihr Unterschied große Phasenver-
schiebung gegen sie, während nun der Strom
nahezu in Phase mit den beiden EMK kommt.
Die erste elektrotechnische Aufgabe, die
es bei der Stromrückgewinnung zu lösen gibt,
besteht also darin, die Größe und Phase der
Maschinen-EMK so zu regeln, daß der Unter-
schied mit der Netzspannung der Phase nach
so liegt, daß der Strom tunlichst in Phase
mit Netz- und Maschinen-EMK kommt und
außerdem der Größe nach richtig steigt und
fällt. Durch diese Doppelregelung — nach
‚Größe und Phase — wird die Aufgabe er-
sichtlich sehr erschwert. Wie wir später sehen
werden, umgehen einige Vorschläge die
Schwierigkeit dadurch, daß sie Netz- und
Maschinen-EMK von vornherein gegeneinander
bedeutend außer Phase bringen und das Zuviel
an Spannungsunterschied durch eingeschaltete
Ohmsche und induktive Widerstände auf-
nehmen, Verfahren, die dann auf Kosten des
Wirkungsgrades und des Leistungsfaktors ar-
beiten. Andere Verfahren, die auf diese Mittel
nicht zurückgreifen wollen, lösen die Aufgabe
dadurch, daß innerhalb der Lokomotive Mehr-
phasensysteme geschaffen werden, aus denen
man dann die zur Regelung des Stromes.
nach Größe und Phase notwendigen ver-
schiedenphasigen Spannungen in beliebiger
Größe entnehmen und zu denjenigen Span-
nungen zusammensetzen kann, die man gerade
ı) „Schweizerische Bauztg.* Bd. 74, 1919, 8. 85.
V Hier voll-
zieht er sich einfach in der Weise, daß beim
er a ..— re
x : . 4
-
15. Juli 1980.
braucht. Beispiele folgen hierzu im einzelnen
später noch.
Den gewünschten Phasenunterschied der
Netz- und Maschinen-EMK erzielt man in erster
Linie durch den verschiedenartigen Anschluß
der Erregerwieklung des Reihenschluß-
motors. Dieses Mittel genügt aber oft nicht
allein. Vielmehr müssen daneben noch viel-
fach kleinere Verschiebungen der Phasen der
EMK vorgenommen werden, die man. dann
durch Einfügen neuer, dem oben erwähnten
Mehrphasensystem entnommener EMKe_ er-
zielt.
Die zweite elektrotechnische Aufgabe
bildet die Beseitigung von Selbsterregungs-
erscheinungen. Von’ den Gleichstromma-
schinen her ist es bekannt, daß jede Maschine,
ohne an ein Netz angeschlossen zu sein, auch
Gleichstrom erzeugen kann. In ähnlicher
Weise vermögen sich eine ganze Reihe von
Wechselstrommaschinen selbst zu erregen.
Sie erzeugen dann Wechselströme von einer
bestimmten eigenen Frequenz. Sind sie an
ein Wechselstromnetz angeschlossen, dann
können sie das auch noch tun. Der selbst er-
zeugte Wechselstrom hat dann in der Regel eine
andere Frequenz als die des Netzes und kann
infolgedessen mit dem Netze nicht zusammen
nützliche Arbeit leisten. Das Netz stellt für
ihn einen Kurzschluß vor, er erreicht deshalb
eine Stärke, die dem Betriebe der Maschine
durch Erwärmung und Funkenbildung schäd-
lich ist. Die Frequenz des selbsterregten
Stromes kann auch Null sein, ein Fall, in
welchem die Wechselstrommaschine also
Gleichstrom liefert. Das ist zum Beispiel der
Fall beim einphasigen Reihenschlußmotor,
der bekanntlich seinem Wesen nach genau so
gebaut ist wie der Gleichstrom-Reihenschluß-
motor und daher wie dieser beim Übergang
in den Generatorbetrieb — durch Umkehr
“entweder der Drehrichtung oder der Er-
regerwicklung — Gleichstrom hervorbringt.
Da dieser Strom nur durch die kleinen Ohm-
schen Widerstände begrenzt werden würde,
die der Motor selbst und die Sekundärwicklung
des ıhn speisenden Transformators bieten,
würde er außerordentlich stark werden und
der Maschine schaden. In der Tat ist es diese
Selbsterregung mit Gleichstrom, die einen
einfachen Übergang vom Motor- zum Genera-
torbetrieb unmöglich macht und eben die
umständlicheren Schaltungen fordert, mit
denen sich diese Arbeit beschäftigt.
Welche Frequenz bei der Selbsterregung
auftritt, hängt allein von den Ohmschen und
induktiven Widerständen des oder der Ma-
schinenkreise und von der Drehzahl der
Maschinen ab. Ein Beispiel dazu ist Abb. 4.
Neben Schaltungen, die zu Selbsterre-
gung neigen, gibt es nun auch eine ganze
Reihe von Schaltungen, bei denen eine Selbst-
erregung unterdrückt wird. Ein einfaches
Beispiel bietet dazu der einphasige Reihen-
schlußmotor selber dar. Nimmt man nämlich
einmal an, in ihm fließe ein Strom, und ver-
folgt man dann den Sinn aller infolge dieses
Stromes entstehenden EMKe, so findet man,
daß diese EMKe dem gedachten Strom ent-
gegen wirken, also ihn vernichten würden.
Der gedachte Strom verschwindet nach einiger
Zeit, und zwar aperiedisch. In der Tat wäre
ja ohne diese Eigenschaft des einphasigen
Reihenschlußmotors seine. Verwendung als
Wechselstrommotor gar nicht möglich.
Wir werden sie in der Folge dazu ver-
wenden, um mit einer Merkregel leicht zu
übersehen, ob eine Schaltung Neigung zu Selbst-
erregung haben wird oder nicht. Wenn näm-
lich der für den Motorbetrieb gültige
Schaltungszug sich unverändertin
der Generatorschaltung wiederfindet,
"ist es wahrscheinlich, daß keine
Selbsterregung auftritt, oder eine zufällig
„vorhandene (z. B. infolge von Remanenzen
rzeugte) verschwindet. Auch werden dann
‘ Elektrotechnische Zeitschrift.
Die
1920,
die Mittel einfach sein, die man zur Verhütung
einer Selbsterregung anwenden muß.
Es ergibt sich also, daß man jede zur
Stromrückgabe vorgeschlagene Schaltung vor
allem auf die Möglichkeit einer Selbsterergung
zu untersuchen hat, und daß man, wenn diese
vorliegt, weiter zu prüfen hat, ob sich Mittel
zur Unterdrückung der Selbsterregung leicht
anbringen lassen.
Gegenüber der Stromrückgabe durch
Gleichstrom bedeutet dies abermals eine er-
hebliche Erschwerung für die Lösung der
Aufsabe.
Schaltungen des
Reihenschlußmotors bei
gewinnung.
Einphasen-
Stromrück-
Es mögen nun die hauptsächlichsten
Vorschläge, die für die Stromrückgewinnung
und Bremsung gemacht worden sind, in Schalt-
bildern vorgeführt und kurz gekennzeichnet
werden. An diese Kennzeichnung soll sich
dann eine genauere Betrachtung der einzelnen
Schaltungen anfügen. Vorher soll folgendes
zusammenfassend bemerkt sein: Es zeigt sich
aus den Schaltbildern, daß man in der Haupt-
sache zwei verschiedene Anordnungen zu
unterscheiden hat. Nämlich erstens solche,
bei denen die Stromrückgewinnung mittels
eines einzigen Motors möglich ist und zweitens
solche, bei denen zur Erzielung der Strom-
rückgewinnung mehr als ein Motor ver-
wendet wird. Dabei zeigt sich weiter, daß bei
allen denjenigen Schaltungen, bei denen ein
einziger Motor zur Stromrückgabe befähigt
wird, der Leistungsfaktor verhältnismäßig
niedrig ist, in der Regel gleich, oder kleiner
als 0,7. Hohe Leistungsfaktoren oder gar
Voreilung des Stromes sind bis jetzt nicht
erreicht worden, es wird dies wahrscheinlich
möglich sein, wenn auch vielleicht auf Kosten
des Wirkungsgrades. Entsprechend diesen nie-
drigen Leistungsfaktoren ist der elektrische
Wirkungsgrad der Stromrückgabe nicht beson-
ders hoch. Dabei nehmen die erforderlichen
Zusatzapparate ein verhältnismäßig großes Ge-
wicht an. Diesem Nachteile steht auf der ande-
ren Seite die Einfachheit und Übersichtlichkeit
solcher Schaltungen vorteilhaft gegenüber und
damit auch eine gewisse Einfachheit der
Schaltung für den Übergang vom Motor- auf
den Generatorbetrieb.
Die zweite Gruppe von Schaltungen, bei
der immer mehrere Motoren verwendet werden,
hat gegenüber der ersten den wesentlichen
Vorzug, daß sie Stromrückgabe mit hohen
Leistungsfaktoren, sogar etwas Voreilung, er-
gibt. Auf die Wichtigkeit des Leistungsfaktors
bei der Beurteilung der Stromrückgewinnung
wurde bereits vorn hingewiesen. Demnach
bieten diese Stromrückgewinnungsverfahren
Mittel, den gesamten Leistungsfaktor der An-
lage wesentlich zu heben, ein Punkt, der bei der
Entscheidung für oder gegen die Rückgewin-
nung mit in Betracht gezogen werden muß.
Infolge des guten Leistungsfaktors ist in der
Regel hier der Wirkungsgrad der Stromrück-
gabe höher. Indessen ist die Verbesserung des
Wirkungsgrades nicht etwa proportional zur
Erhöhung des Leistungsfaktors. Bei näherer
Betrachtung der betreffenden Verfahren zeigt
essich nämlich, daß entweder die Motoren nicht
alle vollkommen ausgenutzt werden, so daß die
Stromrückgabe nur einem Teil der Motoren
zufällt, oder daß bei Heranziehung aller
Motoren zwar der Leistungsfaktor im Netz
groß, jedoch in den einzelnen Motoren ver-
hältnismäßig schlecht ist. Dies ist so zu er-
klären, daß ein Teil der Motoren nacheilenden,
ein anderer voreilenden Strom führt, wodurch
zwar im Netz ein guter Leistungsfaktor ent-
steht, innerhalb der Motoren jedoch noch
immer erhebliche Phasenverschiebungen vor-
kommen. Eigentümlich für die Schaltungen
der zweiten Art ist es ferner, daß durch die
Verwendung mehrerer Motoren innerhalb der
Heft 28.
543
— —
Lokomotiven stets Mehrphasensysteme er-
erzeugt werden. Dadurch, daß mit Hilfe der-
artiger Mehrphasensysteme Spannungen von
beliebiger Phase und Größe zur Verfügung
stehen, gelingt es eben, den gesamten Leistungs-
faktor dem Werte 1 sehr nahe zu bringen, was
bei den Schaltungen der ersten Art ausge-
schlossen ist, weil dort Spannungen von belie-
biger Phase und Größe nieht zur Verfügung
stehen, sondern davon nur eine Auswahl in
beschränktem Maße.
Bei dennunin Abb. 2 bis 5 vorzuführenden
Schaltungen ist immer oben die Motorschal-
tung und unten die Generatorschaltung dar-
gestellt u. zw. wie besonders hervorge-
hoben sei, nicht bloß schematisch, sondern
unter Beachtung des richtigen An-
schluß- und Verbindungssinnes, dies
für jetzt vornehmlich zu dem Zwecke, die
Möglichkeit der Selbsterregung beurteilen zu
können, und für. später, die Wirkungsweise
und die Diagramme der Schaltungen ver-
ständlich zu machen.
Die erste Stromrückgewinnungsschaltung
nach Abb. 2 wurde in Frankreich auf den
Linien der französischen Südbahn!) verwendet.
Generatorbetrieb.
Abb 2. Bremsschaltung mit Speisung der Erregerwicklung
über einen Reihenschlußtransformator (Erregertransfor-
mator.)
Ihr Erfinder ıst nicht bekannt. Sie besteht
darın, daß während des Generatorbetriebes
die Erregerwicklung E des Motors nicht un-
- mittelbar gespeist wird, wie in der oberen
Hälfte der Abbildung, die den Motorbetrieb
darstellt, sondern über einen Erregertrans-
formator ET. Die Generatorschaltung hat
bei gleichem Drehsinne einen anderen Schal-
tungszug als die Motorschaltung, insofern,
als die Erregerwicklung umgekehrt in
den Generatorstromkreis eingefügt ist als
sie es zuvor beim Motor war?). Die, Schal-
tung neigt daher zur Selbsterregung.
Der Zweck des Erregertransformators ET
ist nun folgender: Wird: der nach der oberen
Hälfte der Abbildung geschaltete Motor bei
gleichem Drehsinne durch einfaches Umschalten
der Erregerwicklung in einen Generator ver-
wandelt, dann liegt die bekannte Schaltung
der Gleichstrom-Reihenschlußmaschine. vor.
Infolgedessen erregt sich die Maschine mit
Gleichstrom und da der speisende Haupttrans-
formator HT. für diesen praktisch einen Kurz-
schluß darstellt, wächst der Gleichstrom zu
einer derartigen Höhe an, daß ein Betrieb der
Maschine ausgeschlossen ist. Schaltet man
t) Bulletin mensuel de la Compagnie Francaise A
Thomson-Houston 1912, 18. Jahrg, Bd. 2, Heft 7, S. 10 und
bb. 3 neben 8. 20. £ ’ f
2) Man erkennt dies leicht, wenu man sich vorstellt,
der Transformator Er habe das Übersetzungsverhältnis
1:1, und wenn man dann sich seine Primär- und Secundär-
wicklung zu einer einzigen Wicklung (also einer „Drossel-
spule“) vereinigt denkt und nun den Schaltungszug verfolgt,
544
nun den Erreger-Transformator ET in den
Kreis ein, dann kann dieser Gleichstrom
nicht mehr entstehen, weil, wenn er vorhanden
. wäre, in die Erregerwicklung E kein Strom
durch Induktion übertragen werden könnte;
wohl aber kann sich die Maschine jetzt noch
mit einem Wechselstrom von bestimmter
Frequenz selbst erregen. Es würde nämlich
der Vorgang, welcher bei der Gleichstrom-
erregung eintritt, zunächst beginnen und
während dieser Zeit würde auch in der Er-
regerwicklung E Strom fließen. Wenn aber
dann der Strom ‘auf der primären Seite sich
dem konstanten Zustande zu nähern beginnt,
dann stirbt der Wechselstrom in der Erreger-
wicklung ab. Infolgedessen sinkt auch der
primäre Strom allmählich wieder zu Null
herab. Es tritt also eine Stromwelle auf, die
sich infolge des Umstandes, daß der Anker-
strom und der Erregerstrom nicht genau
gleichphasig sind, in eine Welle umgekehrter
Richtung umbildet und wenn diese verlaufen
ist, wiederum in eine Welle der ersten Rich-
tung ausläuft, so daß ein regelrechter Wechsel-
strom entsteht. Für diesen Wechselstrom,
der im allgemeinen nicht die Frequenz des
Netzes besitzt, bildet der Transformator HT
wiederum praktisch einen Kurzschluß, so daß
auch jetzt noch der Betrieb der Maschine
unmöglich wäre, wenn es nicht gelänge, diese
Selbsterregung mit Wechselstrom zu ver-
hindern. Das Mittel zur Verhinderung dieser
Selbsterregung besteht darin, die Strom-
übertragung in die Erregerwicklung zu er-
schweren. Dies geschieht dadurch, daß man
den Erregertransformator ET so ausführt,
daß zur Feldausbildung in ihm viel Strom ge-
hört ; praktisch geschieht das meist in der Weise,
daß, wie die Abb. 2 auch andeutet, die primäre
Wicklung des Transformators sehr viel Win-
dungen mehr als wie die sekundäre erhält. Wie
sich später zeigen wird, läßt sich dann die
Selbsterregung jeweils bis zu einer gewissen
Drehzahl der Maschine unterdrücken. Es
kommt gar nicht erst zu ihrem Entstehen. Mit
einem solchen Transformator ausgerüstet, kann
nun die Maschine Strom zurückgeben, u. zw.
bis zu jener Grenz-Drehzahl. Wie aus den
Erläuterungen schon jetzt hervorgeht, erfolgt
dies mit wenig Erregerstrom in der Wicklung E,
dahermitverhältnismäßig starkem Ankerstrom.
und esist auch schon ersichtlich, daß durch die
Einschaltung des Erregertransformators ET
. mit seinem großen Magnetisierungsstrom der
Leistungsfaktor nicht besonders groß ausfallen
wird.
Geht man mit der Drehzahl bis nahe an
die Grenze der Selbsterregung heran, dann
ergibt sich eine Arbeitsweise der Maschine,
die der der nächsten zu besprechenden Schal-
tung außerordentlich ähnlich ist. Um dies bild-
lich auszudrücken, sind die beiden Schal-
tungen so aufgezeichnet, daß schon in der
Zeichnung ihre Ähnlichkeit zu erkennen ist.
Bei der nächsten Schaltung !) nach Abb. 8
wird die Erregerwicklung E an einen Teil des
Haupttransformators HT angeschlossen (Oerli-
kon). Hierdurch wird erreicht, daß die Klem-
menspannung des Ankers im wesentlichen 90°
Phasenverschiebung zur Netzspannung hat und
sich mit dieser zu einer größeren Spannung zu-
sammensetzt, welche gegen die Netzspannung
nunmehr ungefähr 450 Phasenverschiebung
hat. Läßt man die beiden Spannungen zu-
sammen auf die Drosselspule D; wirken,
dann entsteht ein Ankerstrom, der 90° Phasen-
verschiebung gegen die Summe beider Span-
nungen, also 45° Phasenschiebung gegen jede
Einzelspannung besitzt. Infolgedessen besitzt
dieser Strom sowohl in Richtung der Netz-
spannung, wie auch in Richtung der Klemmen-
spannung je eine Komponente, so daß Strom-
rückgabe erfolgen kann, Aus der Darstellung
des Vorganges ist ersichtlich, daß der Leistungs-
faktor dieser Stromrückgabe nicht besonders
ı) „Elektrötechn. u. Maschb.“ 1918, 8. 553. — „ETZ*
1918, S. 481: — DRP.-Anmeldungen M. 61972 und M. 63600.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heit 28.
15. Juli 1920.
groß sein wird!), da dies durch die Einschaltung | Ankern auf das Netz zurück (Allgemeine Elec-
der Drosselspule verhindert wird.
zeitig ist ersichtlich, daß diese Spule für den
Generatorbetrieb.
Abb. 3. Bremsschaltung mit Speisung der Erregerwicklung
aus dem Haupttransformator. \Oerlikon.)
ganzen Ankerstrom dimensioniert werden muß,
sowie für eine Spannung, die bedeutend höher
ist als die Klemmenspannung und auch höher
als die Netzspannung, sie wird also ziemlich
schwer. i
Es sei nochmals auf die Ähnlichkeit der
beiden Schaltungen verwiesen; die Schaltung
nach Abb. 3 zeigt eine reine Nebenschluß-
speisung der Erregerwicklung aus dem Haupt-
transformator, während die vorhergehende
als eine Reihenschlußspeisung der Erregung
aus der Drosselspule D; aufgefaßt werden |
kann. Die Vereinigung beider Schaltver-
fahren würde Zwischenverfahren ergeben ?).
Der Schaltungszug der Maschinenwick-
lungen ist bei gleichem Drehsinne der gleiche
beim Motor- wie beim Generatorbetriebe,
weshalb die Schaltung selbsterregungs-
frei ıst.
In Abb. 4 wird die Erregung der ersten
Maschine aus dem Haupttransformator]; be-
Ey
Me
Tw M:
Motorbetrieb.
ze
Generatorbetrieb.
Er
Abb. 4. Bremsschaltung mit Speisung der Erregerwicklung
aus einer Hilfserregermaschine (Allgemeine Elektricitäts-
Gesellschaft).
sorgt, während ihr Anker .lediglich die Er-
regungen der zweiten oder folgenden Maschinen
speist ?). Diese ihrerseits arbeiten mit ihren
1) Vorschläge zur Hebung des Leistungsfaktors macht
Latour, „Rövue G6n6rale de l’Electrieit6“, Bd. 5, 1919, 8. 363.
2) Vgl. D.R.P.-Anmeldung M 61972.
3) Monath, a. a. OÖ. — D.R.P. 169519, 186781.
Gleich-,
trieitäts-Gesellschaft). Maschine Nr. 1 ist also
nur Hilfserregermaschine und beteiligt sich
weder an der Rückgabe noch auch in nennens-
wertem Maße an der Bremsung. Der Schäl-
tungszug der beiden Maschinen ist verschie-
den, ein Widerstand W beseitigt die schwache
entstehende Selbsterregung, während ein klei-
ner Transformator T den Leistungsfaktor auf _
Eins bringt.
In Abb. 5 werden die Erregungen E, und E,
der beiden Maschinen derart gespeist, daß die
der ersten Maschine an dem zweiten Trans-
formator HT,, die der zweiten aus dem ersten
WRAT
Generatorbetrieb.
Abb. 5. Bremsschaltung mit Speisung der Erregerwick-
lungen in Kreuzschaltung (Siemens-Schuckertwerke).
Transformator HT, versorgt wird. Jeder Anker
arbeitet auf einen eigenen Transformatorab-
schnitt zurück (Siemens-Schuckertwerke) ).
Da die Anker, wie sich später zeigen wird, Span-
nungen von etwa 90° Phasenunterschied ent-
wickeln, müssen die zugehörigen Transformator-
wicklungen magnetisch unabhängig voneinan-
der sein. Es müssen also entweder zwei .ge-
trennte Transformatoren verwendet werden,
was sowieso bei vielen, besonders bei schweren
Lokomotiven der Fall ist, oder es muß ein
Transformator mit drei Kernen benutzt werden.
Die Wicklungs-Schaltungszüge sind bei Motor-
und Generatorbetrieb die gleichen für alle Ma-
schinen, die Schaltung ist also selbsterregungs-
frei.
Der Leistungsfaktor kann wie bei der ,
Schaltung nach Abb. 4 durch einen Transforma-
tor, der beide Erregerkreise verkettet, ver-
bessert und auf Eins gebracht werden, oder
aber es kann wie es in Abb. 5 dargestellt ist,
jede Erregerwicklung noch durch einen kleinen
Wicklungsabschnitt ihres zugehörigen Trans-
formators mitgespeist werden.
Zusatzapparate ?) sind nicht erforderlich,
doch bringt auch hier die Zweiteilung der Trans-
formatoren und die Phasenverschiebung ihrer
Flüsse eine Gewichts- und Preiserhöhung mit
sich. Obwohl nicht gerade verwickelt, ist
die Schaltung nicht ganz einfach. Wegen der
Phasenverschiebung der Transformatorspan-
nungen können die Primärwicklungen nicht
parallel geschaltet werden, sondern müssen
in Reihe liegen.
(Fortsetzung folgt.)
h re 495 und neuere D.R.P. a.
Tan) sichtbare Ausgleichtransformator
AT hat lediglich den Zweck, das Schleudern der beim Mo-
torbetrieb in Reihe geschalteten Motoren zu verhindern.
Er zählt also nicht zu den Zusatzapparaten, die man für die
Stromrückgewinnung braucht.
EEE 1 ei
$
&
D
2
|
a ee
"Diese
15. Juli 1920.
Die Beseitigung der Kohlennot.
Von Dr.-Öng. e. h. @. Dettmar.
(Fortsetzung von 8. 525,)
Soweit nicht wie worstehend angegeben,
der Verbrauch von ‚Brennstoffen re
schaltet werden on, muß die Forde-
rung aufgestellt werden, daß der zur
Verwendung kommende Brennstoff in
Zukunft mit höchster Wirtschaftlich-
keit ausgenutzt wird; d. h., daß die
erzeugte Kraft, Wärme, Licht usw.
und die mit ihrer Hilfe hergestellten
‘ Erzeugnisse unter bester Ausnutzung
hergestellt und verwendet werden.
Frage der Wirtschaftlichkeit,
die bisher lediglich eine Frage des
dinzelnen war, muß immer mehr zu
einer solchen der Gesamtheit werden,
und es muß sich jeder daran gewöhnen,
volkswirtschaftlich‘ in dieser Ange-
legenheit zu denken und zu handeln.
Nezonialle wird sich ein Zwang
nicht vermeiden lassen.
Wenn man darauf angewiesen ist, zu
sparen, ist.es von Bedeutung, zu wissen, wofür
eigentlich die Kohlen verbraucht werden.
Es mögen deswegen hier Angaben über die
ungefähre Verteilung der deutschen Kohlen-
erzeugung im Jahre 1913!) folgen:
DINdURtEDOB ee Le
Verkehr ER IE. RE Nee el”,
IRUSDTAN A Les a 95-5
Gas- u: Elektrizitätswerke. . .-. . 3%
End WILISChaft ne ee en, A;
Ausfuhr Er L een 3er,
Es erscheint zweckmäßig, hier einige
Zahlen über die bis jetzt im allgemeinen üb-
liche Ausnutzung der Brennstoffe bei Kesseln,
Dampfmaschinen, Dampfturbinen, Gaskraft-
und Dieselmaschinen zu geben. Die einzelnen
bekannt gewordenen Zahlen weichen natürlich
außerordentlich voneinander ab, und es
‘ mögen in nachfolgender Aufstellung Mittel-
werte verhältnismäßig guter Ausführungen
‚gegeben werden.
Den Wirkungsgrad der Kesselkann man
im allgemeinen zwischen 70% und 80%, im
Mittel zu 75%, annehmen. Daß allerdings auch
sehr viel schlechtere Werte vorkommen, zeigt
nachfolgende vom ‚Bayerischen Revisionsver-
ein“ für das Jahr 1919 veröffentlichte Tabelle.?)
- Ge-
Kessel- i samt-
> En Brennstoff wir-
art?) Z er
} Im DaarnUßm ne Kerr
za nn, I; Koksprießte. - ae. | >
KL f 55
2 Fl Pl {| $ Oberbayer. Nuß IT... 1529
R e E 61,2
» IPHUÜ ! Saargrieß ee a Share Is
W. |PI.U.| Stockheimer Klaar . . 56,0
4 s ; Förder ... 61,0
WERDE Ossegger Nuß III ... 66,2
W. ‚W.R.| Oberbayer. Waschgrieß 77,4
n » 76,2
Bl Oherschles..Ibt.. . v... 86,9
= 4 S Oberschles. Nuß . . . } 80:6
> re 1 Kane Be NEN ’
| 1 Kohle (Bayer.) . . - .
2 3 MN Eohera ee $ Et
BR ErPIA.| = Saarnuß IE in. a on. 61,6
L. St. Buchenabfälle . . .-. 59,5
Bei den Einzylinder-Auspuffmaschinen
werden ungefähr 7--8% der in der Kohle ent-
haltenen Wärmemenge in Arbeit umgesetzt.
Ungefähr 25% gehen im Kessel verloren und
ungefähr 62%, würden für Heizung verfügbar
sein. Die Tandemmaschine mit Kondensation
nutzt 11--12% aus, und ungefähr 58% gehen
im Kühlwasser ab. Bei großen Dampfma-
schinen und Dampfturbinen; kann man im
Mittel ungefähr 13% nutzbare Arbeit aus der
Kohle gewinnen. 25% beträgt der Kessel-
verlust, und ungefähr 58% gehen im Kühl-
wasser ab. Nach der Angabe der Firma Ehr-
hard & Sehmer wird bei Gas- und Diesel-
maschinen die in der Kohle aufgewendete
Wärmemenge etwa wie folgt verbraucht:
Prozent
20,5 eff. Arbeit
Generatorgasmaschinen . . 2 27 _ Auspuff
30 Kühlwasser
!) Biedermann,„Deutschlands Kohlensch#tze“ 1916
N „Mitteilungen des Reichbundes Deutscher Technik“
1920, Nr. 32. x
°) 2 Fl. = Zweiflammenrohrkessel, W. = Wasser-
rohrkessel, L. = Lokomobilkessel, Pl. i. = Planrost-Innen-
feuerung, Pl. = Planrost (Außenfeuerung), St. = Stufen-
rost, W.R. = Wanderrost, A, = automatische Beschickung,
‘ DV. = Unterwind.
Elektrotechnische Zeitschriitt. 1920, Heft 28.
Prozent
s 26,8 eff. Arbeit
Viertakt-Gasmaschinen. . . 13 Auspuff
2 88,2 Kühlwasser
3 28,6 eff. Arbeit
Hochleistungs-Gasmaschinen | 39,4 Auspuff
29,5 Kühlwasser
i i 34 eff. Arbeit
Dieselmotoren ....... 25 Auspuff
33 Kühlwasser
Man ersieht aus diesen Zahlen, daß durch die
Ausnutzung der im Kühlwasser und im Aus-
puff enthaltenen Wärmemengen sich große
Ersparnisse an Brennmaterial erzielen lassen.
‚Nach Josse!) beträgt der thermische
Wirkungsgrad im Jahresdurchschnitt un-
gefähr
Prozent
bei Kolbenmaschinen .......
ellockomobilensuwere tr. nn 4,5 bis 7,6
„ Kleindampfturbinen ...... 8 bis 9
» großen Kolbenmaschinen. ... . 5,5 bis 11,6
„ großen Dampfturbinen. .... 6,2 bis 12,3
sauekraftanlasgen vor... el 3.b18021.2
„ Groß-Gasmaschinenanlagen (Hoch-
OLONWAS)Ir Ede a a rd. 21,4
» Dieselmaschinenanlagen .... . 25 bis 32,3
Über die Wärmeausnutzung in Elektrizi-
tätswerkenliegen vielfach Mitteilungen?) vor,
auf die hier nur hingewiesen sei. Demnach
beträgt die Ausnutzung im Jahresdurch-
schnitt bei kleinen Werken ungefähr 46%,
bei mittleren Werken ungefähr 6--9% und
bei größeren Werken ungefähr 12—-14%.
Ferner ist nach Siegel?) die Ausnutzung
für die verschiedenen Brennstoffe ungefähr wie
folgt: bei Kohle 8%, Koks 19%, Leuchtgas
20%, Treiböl 25%. Aus diesen Zahlen ersieht
man, welche bedeutenden Mengen von Brenn-
stoff gespart werden können, wenn die Elek-
trizitätswerke es ermöglichen können, die Ab-
fallwärme auszunutzen.
Die Frage der direkten Erzeugung von
Arbeit aus Kohle, unter Umgehung des Ver-
brennungsprozesses ist noch nicht der Lösung
so weit zugeführt, daß es möglich ist, darüber
zu entscheiden, wie weit-eine praktische An-
wendung in nächster Zeit in Aussicht steht.
Selbst über die Vergasung der Brennstoffe
liegen noch wenig Erfahrungen vor und die
dazu dienenden Verfahren befinden sich z. T.
noch im Stadium der Entwicklung.
Wie Caro°) richtig ausführt, ist es in einer
großen Anzahl von Fällen wirtschaftlicher und
brennstoffsparend, wenn der Heizstoff ohne
Verkokung und ohne Gewinnung von Neben-
produkten unmittelbar verbrannt wird. Es ist
jedenfall nicht richtig, allgemein von den
wirtschaftlichen Vorteilen der Vergasung von
Nebenprodukten zu sprechen, sondern es
kann nur von Fall zu Fall entschieden werden,
ob solche Vorteile vorliegen oder nicht. Auch
Klingenberg?) hat gezeigt, daß der Kohlen-
verbrauch von großen Kraftwerken mit Dampf-
turbinen ohne Nebenproduktenanlage geringer
ist, als bei Anlagen mit Nebenproduktenge-
gewinnung, und zwar sowohl für Verwendung
von Gasmaschinen wie für Dampfturbinen.
Abb. 4, die der „Zeitschrift des Vereins deut-
scher Ingenieure‘ 1918, S. 3l, entnommen
ist, zeigt den verhältnismäßigen Kohlen-
verbrauch der 3 Betriebsarten für die Be-
lastungen, wie sie dem heutigen mittleren
Belastungsfaktor von Elektrizitätswerken ent-
sprechen, wobei der Kohlenverbrauch der
Dampfturbine ohne Nebenproduktenanlage
gleich 1 gesetzt ist. Auch Klingenberg kommt
zu dem Resultat, daß die immer wieder vorge-
brachte Behauptung, die unmittelbare Ver-
feuerung der Kohle unter Verzicht auf Ge-
winnung von Nebenprodukten stelle eine un-
geheure Verschwendung von Brennstoff und
von nationalem Vermögen dar, nicht richtig
sei. Er sagt, daß zwar die in der Kohle ent-
haltenen Stoffe vernichtet werden, dem vaber
eine fühlbare Schonung unserer Kohlenvor-
räte gegenübersteht.
Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß
die Nebenproduktengewinnung einem Mehr-
verbauch an Kohle entsprieht, wofür aber die
so außerordentlich wertvollen Nebenprodukte
gewonnen werden, deren Wert weit höher ist,
als der Mehrverbrauch an Kohle. Es ist auch
als sicher anzunehmen, daß die Nebenpro-
duktengewinnung in einer Anzahl von Jahren
eine außerordentliche Bedeutung gewinnen
wird, und daß die Vergasung der Brennstoffe
in Zukunft eine der zweckmäßigsten Ver-
wendungen der Kohle darstellen wird. Die
Verfahren und die Apparate sind aber
noch so unentwickelt, daß von einer all-
gemeinen Anwendung der Vergasung für
1) „Neuere Kraftanlagen“, 1911, S. 98 bis 111-
») „BETZ“ 1914, 8. 787 u. 1919, 8. 198. „El. Kraftbetr. u.
Bahnen“ 1910, Heft 14 bis 17.
.») „Die rationelle Ausnutzung der Kohle“, Karl
Heimanns Verlag, Berlin 1918.
545
die nächsten Jahre noch nicht gesprochen
werden kann. Dagegen wird in einzelnen Fällen
schon jetzt die Vergasung unter Nebenpro-
duktengewinnung von außerordentlicher Be-
deutung sein und mit aller Macht angestrebt
werden müssen. Bis die Verfahren zur Neben-
produktengewinnung, die für, die Ausnutzung
des gewonnenen Gases, der Öle usw. notwen-
digen Maschinen, nämlich die Gasturbinet)
und die Ölturbine, erprobt und durchgebildet
sein werden, dürften noch eine Reihe von
Jahren vergehen, in denen es hoffentlich ge-
lingt, die schlimmste Periode der Kohlen-
knappheit zu überwinden, so daß es dann auch
möglich sein wird, unter Aufwendung einer
größeren Kohlenmenge, die so wertvollen
Stoffe zu gewinnen.
NWulzlerstung des Werkes in WOOkW
Abb. 4, Verhältnismäßiger Kohlenverbrauch der
Betriebsarten. (Kohlenverbrauch der Dampfturbinen
ohne Nebenproduktenanlage = 1 gesetzt.)
Besonders wichtig ist es, sobald die
n tigen Einrichtungen zur Verfügung stehen,
dıe vorhandenen minderwertigen Brenn-
stoffe durch Vergasung auszunützen, da diese
Verwendung in vielen Fällen wohl die zweck-
mäßigste sein dürfte. Sehr richtig hat
Trenkler?) gelegentlich des Kursus über Wärme-
wirtschaft in Berlin hervorgehoben, daß leider
in den Revieren, in denen minderwertige
Brennstoffe vorhanden sind, meistens auch
gute zur Verfügung stehen. Der Betriebs-
ingenieur ist dann aber schwer dazu zu be-
kommen, sich mit dem schlechten Zeug herum-
zuschlagen. Im Interesse der wirtschaftlichen
Verwertung der Brennstoffe ist es aber not-
wendig, daß die Vergasung dieser minder-
wertigen Brennstoffe mit allen Kräften ge-
fördert wird. Es muß immer wieder hervor-
gehoben werden, daß bei der Brennstoffwirt-
schaft nicht mehr die Interessen des einzelnen,
sondern die der ganzen Nation berücksichtigt
werden müssen.
Bei der Forderung höchster Wirtschaft-
lichkeit in der Ausnutzung der Brennstoffe
liegt natürlich die Forderung nach Erhöhung
des Wirkungsgrades der Heizungsanlagen
besonders nahe. Zeigen doch die Herdefür Koch-
und Heizzwecke vielfach eine recht schlechte
Ausnutzung. Wie Dr. Brabbee?) nachge-
wiesen hat, gibt es im Handel Herde, die mit-
unter nur bis zu 8% Wirkungsgrad haben und
eine große Reihe in der Benutzung be-
findlicher Herde werden nicht sehr viel größere
Wirkungsgrade erreichen. Etwas besser liegen
die Verhältnisse bei den Zentralheizungen.
Aber auch da können noch wesentliche Er-
sparnisse im Brennstoffverbrauch erzielt wer-
den. Nach Ansicht Brabbees können beim
Hausbrand Verbesserungen von rd 25--30%
erreicht werden. Da hierfür in Zukunft rd
15 Mill. t benötigt werden, so ergibt sich
dureh diese Verbesserung die Möglichkeit, un-
gefähr 4 Mill. t jährlich zu sparen. Noch viel
größere Kohlenmengen können aber gespart
werden, wenn die Heizungsanlagen mit Kraft-
anlagen in der richtigen Weise vereinigt wer-
1) „Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure",
1920 8. 197. j
2) „Sparsame Wärmewirtschaft“, Heft 1, S- 59.
2) „Deutschlands zukünftige Kohlenwirtschaft*, Julius
Springer, Berlin 1918, S. 11.
546
Elcktrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heit 28.
15. Juli 19£0.
den. Nach Josse!) sind unsere heutigen Hei-
zungsanlagen (große Zentralheizungen von
- Häuserblocks) wärmetechnisch unvollkommen.
Die Verbrennungsgase von 1200--1400° geben
ihre Wärme an Dampf von 105° oder an
- Wasser von 80° ab. Sie werden dabei sehr
schlecht ausgenutzt, da das hohe Tempera-
turgefälle sie zur Leistung mechanischer Ar-
beit befähigt, auf deren Gewinnung einfach
verzichtet wird. Ähnlich liegen die Verhältnisse
bei den Feuerungsanlagen für die Industrie.
Wenn diese auch technisch z. T. etwas mehr
- vervollkommet sind, so werden doch noch
viele Fälle anzutreffen sein, wo große Ver-
besserungen möglich sind. Ganz besonders
aber wird die weitgehendste Abwärmever-
wertung eine der wichtigsten Quellen der
Brennstoffersparnis erschließen. Dureh rich-
tige Zusammenfassung von Kraft- und
Wärmewirtschaft können sowohl in
der Industrie, bei der Beheizung So-
wie bei der Gas- und Elektrizitäts-
erzeugung große Kohlenmengen _ge-
spart werden. Nach Heilmann?) liegt
in der Industrie die möglichst weitgehende
Ausnutzung der Brennstoffwärme für Kraft-
erzeugung und Fabrikationszwecke sowohl im
Interesse der Wettbewerbsfähigkeit des ein-
zelnen Unternehmens, als auch im Interesse
der Gesamtheit. Diesen Anforderungen wird
deshalb noch nicht genügend entsprochen,
weil- die Vorteile der Zusammenfassung der
Kraft- und Wärmewirtschaft und die Fort-
schritte der Wärmetechnik nicht allen Fabrik-
leitern genügend bekannt sind. _ Über die
Größe des vorhandenen Wärmebedarfes bzw.
der vorhandenen Abfallwärme herrscht viel-
fach aus Mangel ausreichender statistischer
Unterlagen, Unklarheit.
Es seien hier nur einige wenige Beispiele
für Ersparnismöglichkeiten angeführt. Nach
Prof. Tafel?) kann bei einer Martinstahl-
Erzeugung von 4 Mill. t aus der Abbhitze der
Martinöfen eine Wärmemenge gewonnen wer-
den, die der Ersparnis von 200.000 t Steinkohle
entspricht. Nach Prof. E. Josse?) ist beab-
sichtigt, die Brüdendämpfe der Brikett-
fabriken zur Kraftgewinnung in Niederdruck-
Dampfturbinen nutzbar zu machen. Auch
die in der Hochofenschlacke
Wärmemenge kann ausgenutzt werden. Un-
serer Friedens-Roheisenerzeugung von 19
Mill.t hat einer Schlackenmenge von 19 bis
28 Mill. t entsprochen, aus der jährlich 300 bis
500 Mill. kWh gewonnen werden könnten. Die
Roheisenerzeugung wird allerdings in Zukunft
infoge des Friedensvertrages bedeutend zu-
rückgehen, doch werden immer noch beträcht-
liche Mengen elektrischer Arbeit aus der
Schlacke herausgeholt werden können. Nach
Gerbel?) haben selbst moderne, mit Halbgas-
. feuerung versehene Öfen für Walzwerke nur eine
Wärmeausnutzung von 15 bis 20%; Glüh-
öfen in Preß- und Hammerwerken nur einen
Nutzeffekt von 8 bis 10%. Die Verwertung
der Abfallwärme kann durch Abhitzekessel
durch Vorerwärmung des Einsatzes und durch
..Vorerwärmung der Verbrennungsluft vor sich
.. gehen. Gerbel weist auch darauf hin, daß in
. Zinkhütten besonders große Abfallkraft-
mengen gewonnen werden können.
Mit Rücksicht auf den Umfang dieser
- Arbeit kann hier der einzuschlagende Weg nur
- kurz®) angedeutet werden. Es handelt sich
im wesentlichen darum, einmal möglichst
allen für Heiz-, Koch- und ähnliche Zwecke
. verbrauchten Dampf vorher zur Krafter-
zeugung auszunutzen, das andere Mal bei der
Krafterzeugung, die abfallende Wärme für
Heizzwecke zu verwenden. Das ist aber nur
durchführbar bei einer einheitlichen und
großzügigen Kraft- und Wärmewirtschaft, bei
der der ‚Wärmeingenieur‘‘ den vollen Einfluß
. erhalten muß. Nach Scehultze’?) müssen Kraft-
werk und Heizwerk eime thermische Einheit
von höchstem Gesamtwirkungsgrad bilden.
Es sei aber hier auch gleich darauf hin-
gewiesen, daß bei der praktischen Ausführung
dieser Aufgaben viel Schwierigkeiten zu über-
winden sind, und daß vielfach ganz neue Wege
bezüglich : des Zusammenarbeitens verschie-
denartiger Anlagen, zu begehen sind. Die
Abfallenergie kann vielfach zweckmäßig nur
-in der Weise Verwendung finden, daß sie in
- vorhandene Elektrizitätsnetze hineingepumpt
wird. Daraus ergeben sich aber für die Be-
triebsführung oft recht große Schwierigkeiten,
1) „Sparsame Wärmewirtschaft“, Heft 1, 8. 9, „Mittel
und Wege zur besseren Ausnutzung unserer Brennstoffe“.
2 „Monatsblätter des Berliner Bezirksvereins deut-
scher Ingenieure“, 1918, Heft 5, S. 39.
®) „Stahl und Eisen‘ vom 28. 10. 1919.
%) „Sparsame Wärmewirtschaft“, Heft 1, 8. 15.
5) „Kraft und Wärmewirtschaft in der Industrie“.
Julius Springer, Berlin 1918, S: 31, 4
e J ieser besonders wichtigen Angelegenheit wird
eine ausführlichere Behandlung in dem bereits durch Fuß-
note auf 8.521 angekündigten Buche gewidmet werden.
7) „Sparsame Wärmewirtschaft“, Heft 4, 8. 27.
enthaltene,
und es wird nicht immer möglich sein, mit
Rücksicht auf die Betriebssicherheit alle
Wünsche befriedigen zu können. Anderer-
seits werden aber auch die Elektrizitäts-
werke in Zukunft dieser Frage weitgehendstes
Interesse entgegenbringen müssen. Es sei
hier besonders auf die Ausführungen von
Steimnetz!) hingewiesen. .
Dr.-ng. Reutlinger hat in seinem Vor-
trage?) über „Wärmewirtschaft der Städte“
die Aufgaben wie folgt gekennzeichnet:
1. Abfallkraft — gewonnen aus der Vor-
stufe zu Heizdampf oder aus der Nachstufe .
von Abhitze und Abgas — ist innerhalb der
Werke weitgehend an Stelle eigener Kraft-
erzeugung oder an Stelle von Strombezug aus
Zentralen ohne Abwärmeverwertung zu setzen.
Die Überschußenergie ist an anzugliedernde
oder örtlich günstig gelegene Kraftbetriebe
abzugeben oder an die elektrischen Netze der
Elektrizitätswerke und Überlandzentralen, die
großzügig gekuppelt, durch die Aufnahme
billiger Äbfallkrait imstande sind, mit erheb-
lich geringeren Eigenkohlenverbrauch In-
dustrie, Landwirtschaft und- Städte zu ver-
sorgen. Die ohne Kohlenaufwand in die Netze
gespeiste Abfallenergie bringt bei umfassender
Durchführung und günstigem Spitzenaus-
gleieh Millionen Tonnen Kohle in Wegfall, die
jetzt für Kraftzwecke verbrannt werden.
Darüber hinaus erleichtert sie möglicherweise
auch die Rlektrisierung der Bahnen, die An-
siedlung von Industrie auf dem flachen Lande
und kann schließlich elektrisches Kochen und
Heizen in den Bereich der Wirtschaftlieh-
keit ziehen. i
2. Abfallwärme aus Maschinen und Feue-
rungen ist — unter Anpassung der Heizvor-
richtungen — an Stelle von Frischdampf weit-
gehendst zu verwenden. Frischdampf für
Heizung ist kohlenwirtschaftlicher Frevel!
Überschußwärme ist möglichst zu speichern
und durch Fernleitung in Heißwasser- oder
Dampfform benachbarten Verbrauchern oder
angegliederten Betrieben zuzuführen. Hierher
gehört auch das Gebiet der Städtebeheizung,
der Trocknung unserer Futtermittel und Kar-
toffelschnitzel, der Boden- und Bäderbehei-
zung, wie es von Herrn Schulze behandelt
wurde, kurz die Heizung ohne Kohlenkosten.
Die in vorstehendem erwähnte von Herrn
Schulze?) behandelte Bodenbeheizung wird
in Zukunft vielleicht berufen sein, eine be-
deutende Rolle hinsichtlich des Gemüsebaues
und der Gartenwirtschaft zu spielen. Der Mehr-
ertrag des en Landes ist beträchtlich
gewesen und außerdem ne erfolgt. Auf
ungeheiztem Lande erfolgte die Ernte 8 Tage
später. Der Mehrertrag war bei: Blumenkohl
50 %, Kopfsalat 15 %, Schoten 60 %, Kohl-
rabi 40%, Tomaten 36%, Artischocken 90%;
Im Versuchsjahre 1916 wurden auf der-
selben Fläche zwei Kartoffelernten erzielt.
Nach A. Schulze, Dresden, dürfte die Boden-
heizung vielleicht nach und nach einmal be-
rufen sein, die unschönen Kühltürme zu er-
setzen und deren Rolle zu
während diese wärmevernichtend wirken, wirkt
die Bodenheizung wärmeerhaltend. Für land-
wirtschaftliche Betriebe wird dagegen die
Bodenbeheizung kaum in Frage kommen.
Über die Heizzeit bei der Bodenbehei-
zung liegen schon von A. Schulze mir freund-
lichst zur Verfügung gestellte Erfahrungen
der Versuchsanlagen an der Technischen Hoch-
schule in Dresden vor. Das Anwärmen des
Landes wurde Anfang Februar begonnen, und
es dauerte etwa 14 Tage bis die über den Heiz-
rohren liegende Landmasse so weit angewärmt
war, daß gegenüber dem ungeheizten Lande
eine mittlere Temperaturerhöhung von etwa
6° C vorhanden war.. Die Heizung wurde
dann fast den ganzen Sommer hindurch fort-
gesetzt, höchstens im Juli und August ein-
gestellt, letzteres geschah aus Gründen der
Wärmeersparnis. Weil in diesen Monaten
wegen der Hochschulferien der Kraftbetrieb
minimal ist, stand nicht immer Abwärme zur
Verfügung, und wegen der bereits 1916 ein-
setzenden Kohlennot wurde der Betrieb lieber
ganz eingestellt. Bei intensiver Bewirtschaftung
der Felder unter noch mehr kaufmännischen Ge-
sichtspunkten würde das Heizen auchin diesen
Monaten Vorteile gebracht haben, es müssen nur
die Kulturen dementsprechend ausgewählt und
gepflegt werden. Günstig war dann das Heizen
noch im September, indem gewisse Sorten, die
im ungeheizten Land nicht mit Sicherheitreifen,
hier gereift sind; z. B. wurden Mais und Soja-
bohnen erzielt, welche in unserem Klima sonst
nicht zur Reife kommen. Es lag das daran,
daß infolge früheren Aufgehens den Pflanzen
1) „ETZ* 1920, 8. 400.
A) ‚Sparsame Wärmewirtschaft“, Heft 4, S 58.
) „Sparsame Wärmewirtschaft“, Heft 4, S. 50.
®
übernehmen ;.
eine längere Wachstums- und Entwicklungs-
periode zur Verfügung stand. 3
Über September hinaus bringt die unter-
irdische Heizung keinen Vorteil mehr, weil
dann der andere, zur Pflanzenbildung ebenso
wie die Wärme notwendige Faktor. — das
Sonnenlicht — nicht mehr genügend zur Ver-
fügung steht. ' ;
5 Au Vorstehendemf geht hervor, daß die
. Bodenbeheizung während etwa 8 Monaten im
Jahre Abwärme nutzbringend aufnehmen kann.
Da überdieAbdampfverwertungin die-
ser Zeitschrift schon ausführlich berichtet wor-
den ist, braucht nur auf die Ausführungen von
F.L. Richter!) verwiesen zu werden. Es seien
jedoch noch die Schwierigkeiten erwähnt, die
oft dadurch entstehen, daß die überschüssige
Wärme und die in anderen Betrieben unter-
zubringende Wärme sich nach Menge und
nach Zeit nicht immer decken. Bei geringen
Zeitdifferenzen kann durch Speicherung leicht
ein Ausweg gefunden werden, und zwar kommen
hier sowohl Wärmespeicher als auch direkt
Dampfspeicher, die schon seit Jahren viel-
fach in Verwendung sind und sich bewährt
haben, in Frage. Ferner können auch oft
mit Vorteil Warmwasserspeicher angewendet
werden, mit denen gleichfalls schon günstige
Erfahrungen?) vorliegen. _ :
Von den Industriezweigen, die Dampf
bzw. Wärme in erheblichem Umfange ver-
brauchen, seien hier einige genannt. Es sind
dies: Brauereien, Papierfabriken, Zucker-
fabriken, Textilfabriken, Färbereien, Wäsche-
reien, Chemische Fabriken, Gummifabriken,
Kerzenfabriken, Seifenfabriken, Leimfabriken,
Sprengstoffabriken, Nahrungs- und Genuß-
mittelfabriken.
Eine weitere Schwierigkeit, die hier nur
kurz erwähnt werden möge, besteht in der
Messung der gelieferten Wärme. Es sind aber
in neuerer Zeit Wärmemesser gebaut worden,
die voraussichtlich in der Lage sein werden,
den bereehtigten Ansprüchen zu genügen.
Daß durch die Nutzbarmachung von Ab-
fallwärme große Erfolge erzielt werden können,
geht daraus hervor, daß Anlagen schon mehr-
fach dahin verbessert worden sind, daß eine
Nutzbarmachung der gesamten Wärme bis
zu 80% erreicht worden ist. Es sei hier noch
auf die äußerst interessante Ausnutzung ver-
dichteter Abdämpfe von Kochern des Ing.
E. Wirth?) hingewiesen, durch die aus dem
Schwadenabdampf industrieller Anlagen usw.
beträchtliche Wärmemengen nutzbar ge-
macht werden können.
Dr-Sug. E. Reutlinger?) schätzt die °
erzielbare Ersparnis an Kohle wie folgt:
Durch Abdampfyerwertung und Aus-
nutzung der Überschußenergie . 10 Mill. t
Durch Verwertung der Abhitze . 3 Mill.
Durch Abgasverwertung bei Gas-
maschinen a OR
Man sieht also, daß allein aus den
ebengenannten Anwendungsgebieten etwa
13 Mill. t Kohlen erspart - werden können.
Rechnet man dazu noch die anderen vor-
stehend erwähnten Möglichkeiten zur Er
zielung von Ersparnis, von denen die weit
gehendste Verwendung der Wasserkraft die
bedeutendste ist, so ergeben sich noch weitere
beträchtliche Kohlenmengen, die in Wegfall
kommen könnten.
. Wie schon oben erwähnt, ist es wichtig,
bei den industriellen Heizvorrichtungen die
höchste Ausnutzung der Wärme anzustreben
und sie gegenüber ihrer jetzigen Wirkung
nicht unerheblich zu verbessern. Das trifft
zum Teil auch bei den Kesselfeuerungen zu.
Besonders zu beachten ist aber noch, daß der
Ausbildung von Heizern Aufmerksamkeit zu-
gewendet werden muß, um ' Brennstoffer-
sparnis zu erzielen. Das hat man zwar schon
lange erkannt, aber trotzdem ist noch viel
durch Verbesserung der Ausbildung der Heizer
zu erreichen. Besonders wichtig ist dies inso-
fern, als auf diesem Wege eine große Ersparnis
an Brennstoff erzielt werden kann, ohne Auf-
wendung erheblicher Mittel und in verhältnis-
mäßig sehr kurzer Zeit. Deswegen sollte man
besonders diese Möglichkeit der Kohlener-
sparnis im Auge behalten.
Den Feuerungen mit Kohlenstaub°) sollte
mehr Aufmerksamkeit zugewendet werden,
da eine beträchtliche Ersparnis an Brenn-
material durch sie erzielt werden kann. Nach-
dem die Kohle zerkleinert ist, werden durch
Magnete die Metallteile entfernt; und dann -
wird die Kohle getrocknet. Nach Versuchen
in Amerika®) hat diese Kohlenstaubfeuerung
einen höheren Wirkungsgrad ergeben als
andere neuzeitliche Feuerungen. 5
1) „BETZ“ 1913, S. 714. .
„Sparsame Wärmewirtschaft“, Heft 4, 8. 31.
.») „Zeitschr. d. V. d. 1", 1919, 8.1074. >
_) „Kölner Technische Blätter" 1920, Heft 3, S.6.
5) Siehe auch „ETZ' 1920, 8. 478.
6) „Power“, 1920, S. 354.
57
PEWN
umgegangen werden.
in den letzten Jahren einen wesentlic
16. Juli 1920.
Auch beim Einladen, beim Hin- und
Hertransportieren der Kohle vom Waggon
bis zur Verbrauchsstelle muß sparsam und
aufmerksam mit dem jetzt so kostbaren Gute
Es können dadurch
nicht unerhebliche Verluste!) vermieden wer-
n.
Die elektrischen Kraftwerke sowohl wie
alle anderen industriellen Kraftanlagen haben
höheren
Kohlenverbrauch gehabt und haben ihn auch
jetzt noch dadurch, daß ihnen infolge der
großen Knappheit an Kohle nicht mehr die
richtige d. h. zweckmäßigste Kohlensorte zu-
gewiesen werden konnte, auf die sie eingerichtet
sind. Vielfach sind Anlagen, die für Nußkohle
at worden sind, mit Förderkohle oder
tückkohle, mit Briketts oder sogar mit Roh-
braunkohle oder mit minderwertigem Brenn-
stoff beliefert worden, so daß naturgemäß der
Wirkungsgrad der Feuerung ein niedrigerer ist.
DieserÜbelstand mußte notgedrungen in Kauf
enommen werden. Es ist aber wichtig,
aß er so schnell wie nur irgend mög-
lich beseitigt wird, denn dadurch
allein würde es möglich sein, sofort
eine große Kohlenersparnis zu erzielen,
weil dann entsprechend mehr aus der zur Ver-
- fügung stehenden Kohle herausgeholt werden
könnte. Andererseits wird es aber auch zweck-
mäßig sein, wenn sich möglichst viel Anlagen,
die auf hochwertige Sorten eingerichtet, sind,
‘der Lage anpassen und entsprechende Ande-
rungen vornehmen. Es ist deshalb dringend
_ erforderlich, daß diejenigen Werke und Ein-
‘zelanlagen, welche bisher nur Nußkohle zu
y Hl ir > U gr
. Badeanstalten, wie dies z. B.
- leisten.
Fällen anzuerkennen,
verfeuern imstande waren, sich auf die Ver-
feuerung oder wenigstens auf die Mitverwen-
dung eines anderen Brennmaterials einrichten;
dies kann geschehen durch Umbau der Feue-
rungen, Einbauen von Unterwindfeuerung,
Aufstellung von Kohlenbrechern usw.
Durch weitgehendste Ausnutzung der in
den Abgasen der Kessel enthaltenen Wärme,
des Abdampfes der Speisepumpen und anderer
Hilfsmaschinen, des Kondensats von Wasser-
abscheidern, des Abblasewassers der Kessel
und des Kühlwassers der. Kondensatoren
- muß die Wärmeausnutzung tunlichst gehoben
werden. Hierüber wird Klingenberg?) sich in
kurzer Zeit eingehend?äußern, so daß auf seine
- Arbeit hier nur hingewiesen zu werden braucht.
Auch die Abwärme der Generatoren kann
mit Erfolg zum Trocknen von Gemüse, Obst
und ähnlichen Produkten verwendet werden.
Solche Anlagen sind z. B. in Stuttgart?),
Duisburg*), Zeitz’), Wiesmoor und anderen
Werken mit Erfolg ausgeführt worden. Auch
die Verbindung von Elektrizitätswerken mit
in Stuttgart,
München und vielen anderen Orten schon ge-
schehen ist, führt zu großen Erfolgen hinsicht-
lich einer guten Wärmewirtschaft. _
‘Bei Erweiterungen bzw. Neubauten von
Werken würden gegebenenfalls durch höhere
Dampftemperatur, höheren Dampfdruck, Ver-,
besserungen im Bau der Kesselanlagen_ eine
bessere Wärmeausnutzung®) zu erzielen fsein.
Bei den elektrischen Kraftwerken liegt die
Möglichkeit zur Erzielung von Ersparnissen an
Brennstoff dadurch vor, daß die Belastung des
Kraftwerkes eine möglichst gleichmäßige ist.
'Es muß darauf gesehen werden, die „Spitzen“
der Belastung möglichst zu vermeiden, und
versucht werden, die Nachtbelastung zu heben,
um auf diese Weise den unwirtschaftlichen
3 Betrieb während der Nacht zu%verbessern.
Leider stehen dem noch große Schwierigkeiten
_ entgegen, da wie schon vorstehend jerwähnt
die Arbeiter nur sehr ungern Nachtschichten
Die Berechtigung hierzu ist in vielen
besonders unter den
jetzt und noch für längere Zeit herrschenden
schlechten Ernährungsverhältnissen. Vom
Standpunkte der Kohlenwirtschaft aus, ist
_ es aber von aller größter Bedeutung, daß In-
_ dustrien, die mit einer geringen Anzahl von
Arbeitskräften viel Kraft verbrauchen, dies
tunlichst in den Zeiten tun, in denen sonst der
Kraftverbrauch gering ist. — Um auf diese
einer kleinen Zahl von Arbeitern die Unan-
E raliehkeit der Nachtschicht auferlegt wer-
en. ;
Wo eine gute Ausnutzung der Maschinen
_ und Kessel bei Nacht nicht zu erreichen ist,
wird sich oft durch?Kupplungsleitungen eine
Verbesserung erzielen lassen. Man erreicht
damit, daß da, wo sonst mehrere Werke
- laufen, nur ein Werk in Betrieb ist und dies an
die mit ihm durch Leitungen verbundenen
R ‚Hanomag-Nachrichten 1920, S: 1:
.ETZ“, 1920, Hett 29 ff. .
'®# Elektr. Kraftbetr. u. Bahnen“, 1918, Heft 12.
4) „ETZ“ 1917, 8. 478. A
5) „BETZ“ 1918, 8. 120: . ;
%, Hierüher wird Klingenberg in Heft 29ff der
„ETZ* sich eingehend äußern, so daß auf seine Arbeit hier
nur hingewiesen zu werden braucht.
.
Weise einen Ausgleich zu schaffen, muß eben |
FR in
x N f}
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 28.
anderen Werken Strom abgibt. Durch solche
Ausgleichleitungen kann eine beträchtliche
Kohlenersparnis erzielt werden.
.Es ist vielfach versucht worden, durch
elektrochemische Betriebe, die eine Unter-
brechung zulassen, die Zeit schwächerer Be-
lastung auszufüllen. Dabei hat sich aber in
den meisten Fällen ergeben, daß dann die
elektrochemischen Betriebe entsprechend un-
günstiger arbeiten, denn für sie tritt ja dann
das ein, was man bei den Elektrizitätswerken
vermeiden will, nämlich der ungleichmäßige
Betrieb. Es werden sich aber mit der Zeit auch
noch Verfahren finden lassen, bei denen die
Unterbrechung auch wirtschaftlich ‘durchführ-
bar ist.
Günstiger liegen die Verhältnisse bei Ver-
wendung der Abfallarbeit für Beheizung und
Warmwasserbereitung, wie dies oben, anläß-
lich der Ausnutzung. der Wasserkräfte zu
allen Stunden des Tages, bereits behandelt
worden ist. Auch der Betrieb von elektrischen
Dampfkesseln, von Wärmespeichern, die Trock-
nung und Konservierung von Holz!) und ähn-
liche Verfahren wären hier zu nennen.
547
Kraftbetrieb eintreten, da durch die Einfüh-
rung der achtstündigen Arbeitszeit, die Kraft-
belastung schon nachläßt oder völlig ver-
schwindet, wenn die Lichtbelastung einsetzt,
und zwar selbst in den dunkelsten Tagen.
(Die Fabrikbetriebe schließen jetzt schon
meist zwischen %4 und %5 Uhr. Schwieriger
ist in manchen Fällen die Vermeidung. der
„Morgenspitze‘, da ja der frühe Schluß
am Nachmittag nur möglich ist durch einen
frühzeitigen Anfang am Vormittag. ' Wenn
es aber gelingt, einen Teil der Fabriken dazu
zu bewegen, etwas später zu beginnen, so daß
sie erst gegen 5 Uhr schließen, dann wird die
„Abendspitze“ sich noch nicht ausbilden
und die ‚„‚Morgenspitze‘‘, wenn nicht ganz ver-
mieden, so doch stark herabgesetzt werden
können. Die Verminderung der ‚‚Morgenspitze‘“
ist für die nächste Zeit von großer Bedeutung.
In den Abb. 5 und 6 sind Belastungskurven
zweier städtischer Werke wiedergegeben, aus
denen die Veränderung im Dezember 1919
gegenüber 1917 zu ersehen ist.
Sehr viel schwieriger wird es sein, die
} Vermeidung der starken Belastungsschwan-
500
0 Dune BERERERBREREREF>PTHNE
VOR N 2. SEN SE DI AO IE TORTEN ZERO OEL T ZTAEINNST2
Nacht Mittag Wacht
Abb. 5. Tage der Höchsthelastung eines Rlektrizitätswerkes in den Jahren 1919:und 31917.
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TRATEN EISEN GE TEN ZUEN UNE TON IEN OH EL
Nacht Mittag Nacht
Abb. 6. Tage der Höchstbelastung eines Elektrizitätswerkes in den Jahren 1919 und 1917.
Wie schon vorstehend erwähnt, ist es | kungen bei den Überlandzentralen zu vermei-
wichtig, die „Spitzen“ zu vermeiden. Das | den. Bei Eintritt schlechten Wetters pflegt °
wird in Zukunft, soweit die Abendspitze in
Frage kommt, bei Werken mit nennenswertem
1) „ETZ* 1915, 5. 601.
der Landwirt nach Hause zu gehen und zu
dreschen oder andere Kraftbetriebe in Gang
zu setzen. . Da nun alle Landwirte das
gleiche tun, so ergibt sich (bei UÜberland-.
548
_
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 28.
15. Juli 1920.
zentralen, die kein sehr großes Gebiet ver-
sorgen, in solehen Fällen eine sehr plötzliche
Änderung der Belastung. Abb. 7 zeigt die
Wie aus den Abbildungen 5 bis 7 zu ersehen ist,
tritt gegen 12 Uhr eine scharfe Einsenkung
der Belastungskurve ein. Durch gruppen-
kW Ss ee ge tn 3 en
4000 es
3600 | = Ba | Ha | | 1 a
3200 | apres Wear | BER A|.
I ERRR 7]
2800 | | | | N 0
zuoo 4 | | 5 | If | | 4 4 !
2000 IM | 7 \
1200 4- THF NN“ RIetoeR
SHALL ENTE ARSTER
ol! HH il | Bun -
FR Zr nr en
Abb. 7. Belastung einer Über'andzentrale bei schlechtem und gutem Wetter.
Verhältnisse bei Tagen mit gutem und schlech-
tem Wetter. Tritt der Witterungswechsel im
Laufe des Tages ein, so springt die B&astung
schnell aus der einen Kurve in die andere, wie
dies aus den Abb. Su. 9zu ersehen ist. Hier ist
AW
600
0 US r
DIET NEBEN TO ET ZT Zr RESET:
Mittag
a = 30. XII. 1916, vormittags Regen.
= 8. XIf. 1916, schönes Wetter.
Abb. 8. Belastung einer Überlandzentrale bei
Witterungswechsel.
schon während des Krieges dureh Einführung
von Dreschordnungen viel erreicht worden, und
es ist erwünscht, im Interesse der Kohlener-
0 Yage
ER EEE En ee RR
Mittag
= 5. IX. 1916, Regen,
= 6. IX. 1916, vormittags Regen, nachmittags schön.
Abb. 9. Belastung einer Überlandzentrale bei
Witterungswechsel.
VRRZET;
a
b
sparnis auch in Zukunft in ähnlicher Weise den
Betrieb zu führen, damit derartige plötzliche
Zunahmen in der Belastung tunlichst vermieden
werden, denn sie sind stets mit beträchtlichem
Kohlenverlust verbunden, ganz abgesehen von
der Gefährdung der Transformatoren in den
Netzen.
Bei UÜberlandzentralen, die sehr große
Gebiete versorgen, macht sich 1 Unan-
nehmlichkeit nicht so stark bemerkbar, da
dann oft schon ein Ausgleich eintritt. Es
regnet meist oft nicht im ganzen Gebiete gleich-
zeitig. Da man in Zukunft ja nach Zusammen-
schluß strebt, werden sich auch diese Ver-
hältnisse von selbst bessern.
Auch die Vermeidung der um die Mittags-
zeit eintretenden starken Abnahme der Be-
lastung wird zu Brennstoffersparnissen führen.
€
weise Regelung der Mittagspause der Haupt-
kraftabnehmer läßt sich diese Einsenkung
wesentlich verbessern und damit eine bessere
Ausnutzung des Brennstoffes erzielen.
Eine Quelle außerordentlich großer Koh-
lenersparnis bildet der Anschluß industrieller
Einzelanlagen an elektrische Kraftwerke.
Solche Einzelanlagen arbeiten wärmewirt-
schaftlich vielfach äußerst mangelhaft. Sie
arbeiten zum. Teil mit ganz alten Maschinen
und sind sehr schwankender Belastung aus-
gesetzt, so daß die Kohle sehr schlecht aus-
genutzt wird. Solche Einzelanlagen ver-
brauchen auf die kWh bezogen meist die
2-fache, vielfach aber die 3- bis 5-fache Kohlen-
menge von derjenigen eines gut gebauten und
geleiteten Kraftwerkes.. Wenn man bedenkt,
daß von dem Kohlenverbrauch vor dem Kriege
ungefähr die Hälfte für die Industrie in An-
spruch genommen wurde, so leuchtet ein, daß
die hier erzielbare Ersparnis außerordentlich
groß ist, und sich wohl leicht auf 4--6 Mill. t
belaufen kann. Es muß daher gefordert wer-
den, daß hier energisch eingesetzt wird und
gegebenenfalls mit Zwang!) erreicht wird, daß
solche Einzelanlagen, die wärmewirtschaftlich -
ungünstig arbeiten, an wirtschaftlich arbeitende
Kraftwerke angeschlossen oder mit anderen in-
dustriellen Werken zusammengeschlossen wer-
den. Ganz besonders muß dies auch noch gefor-
dert werden im Hinblick auf die später noch zu
besprechenden Transportschwierigskeiten. Es
ist fraglos höchst unwirtschaftlich, einer großen
Anzahl von kleinen Anlagen die.Kohlen auf
vielfach sehr umständlichen Wegen zuzu-
führen, während sie nur einem großen Kraft-
werke, welches mit besten Umladeeinrich-
tungen versehen ist oder gar am Wasserwege
liegt, zugeführt zu werden brauchen.
Vielfach ist übrigens auch der privat-
wirtschaftliche Vorteil, den eine solche Einzel-
anlage bringen soll, nur ein eingebildeter. Die
Berechnung der Selbstkosten wird oft sehr
nachlässig durchgeführt oder unterbleibt in
vielen Fällen auch ganz. Alte Gewohnheit und
der Drang nach Selbständigkeit sind es viel-
fach, die dafür sorgen, daß es bei der Einzel-
anlage bleibt, anstatt daß sich die Kraftver-
braucher an ein in der Nähe befindliches
größeres Kraftwerk anschließen. Unterstützt
wird dies auch”noch”dadurch, daß manche
Elektrizitätswerke eine ungeeignete Tarif-
politik solchen Kraftabnehmern gegenüber
betrieben haben und zum Teil auch noch be-
treiben. Erleichtert wird der Anschluß solcher
Einzelanlagen oft ganz besonders dadurch
werden, daß die elektrischen Kraftwerke auch
bereit sind, etwa nötige Wärme oder etwa
gebrauchten Dampf zu liefern.
. Das, gleiche, . was vorstehend für die
Einzelanlage gesagt ist, gilt natürlich auch
für viele kleine Elektrizitätswerke. Auch sie
erzeugen die Elektrizität vielfach beträchtlich
unwirtschaftlicher, und ihr spezifischerK ohlen-
verbrauch dürfte im allgemeinen der doppelte
desjenigen von mittleren und großen Kraft-
werken sein. Auch hier wird durch einen
Anschluß an größere Werke eine beträchtliche
Ersparnis an Brennstoff erzielbar sein, sofern die
Werke ihrer Lage nach nicht grade besonders für
Abwärmeverwertung oder Vorbenutzung des
Dampfes zu Heizzwecken geeignet sind. Leider
sind die Bestimmungen des Reiches betreffend
Sozialisierung der Elektrizitätswirtschaft bei
einer Grenze der Leistungsfähigkeit von
5000 kW stehen geblieben, so daß gerade die
bezüglich der Kohlenwirtschaft am ungün-
..,) Wobei natürlich wirtschaftliche Erwägungen Platz
greifen und namentlich Billigkeit und Vernunft ausschlag-
gebend sein müssen. 3
stigsten arbeitenden Anlagen frei geblieben
sind. Das wird aber zur Dr haben, daß
solche schlecht arbeitenden Werke aus Lokal-
interessen vielfach nur langsam zum Anschluß
an große Kraftwerke bewogen werden können.
Auch hier würde ein sanfter Zwang, wie bei
Einzelanlagen verlangt, beträchtliche Vorteile
für die Kohlenwirtschaft bringen können.
(Schluß folgt.)
Graphische Konstruktion der Beleuchtungs-
kurve. 4
Von ®r.-3ng. N. A. Halbeıtsma.
Unbestritten ist die Zweckmäßigkeit der
Beleuchtungskurve als graphische . Dar-
stellung des Verlaufes der Beleuchtungs-
stärke längs einer Strecke, fraglich dagegen
ist es, ob auch die graphische Konstruktion
dieser Kurve der rechnerischen Ermittlung vor-
zuziehen ist. Gerade bei der Straßenbeleuch-
tung, dem typischen Beispiel einer langen, be-
leuchteten Strecke, sind die Unterschiede
zwischen Höchstwert und Mindestwert der Be-
leuchtung häufig so groß, daß die graphische
Konstruktion die letztgenannten Werte nicht
mit ausreichender Genauigkeit liefern kann.
Hier ist demnach die Berechnung der Be-
leuchtung am -Platz.
Wo es jedoch nicht auf große Genauig-
keit ankommt, wo vielmehr die Beleuchtungs-
kurve nur ein qualitatives Bild von dem ört-
lichen Verlauf der Beleuchtung liefern soll,
da ist die graphische Konstruktion ange-
bracht, vorausgesetzt, daß sie einfach und
leichtverständlich und rascher auszuführen ist
als die entsprechenden Berechnungen. _ Von
diesen Gesichtspunkten aus muß man jede
vorgeschlagene graphische Konstruktion be-
urteilen, denn oft kann eine Gleichung auf
verschiedenen W.egen graphisch ausge-
wertet werden, und es kommt nur darauf an,
jene Konstruktion zu finden, die mit möglichst
wenig Hilfsmitteln und zeichnerischem Auf-
wand zum Ziele führt. Die einfachsten
graphischen Konstruktionen pflegen auch die
genauesten zu sein.
Aus diesem Grunde erscheint es dann
auch zweifelhaft, ob die beiden einander ähn-
lichen graphischen Konstruktionen der Boden-
beleuchtungskurve, die Dr,-Qng. R. Böker in
der „ETZ‘, 1920, S. 25 angab, sich praktisch
einführen können. Im vorliegenden Falle
bietet die Veröffentlichung einer neuen Kon-
struktion keinen Vorteil, weil es schon zwei
ältere Konstruktionen gibt, welche* die
nie Aufgabe mit einfacheren Mitteln
ösen.
Da ich einen Hinweis hierauf in der
Bökerschen Arbeit vermisse, beabsichtige ich,
an dieser Stelle durch eine kurze Beschreibung
die Aufmerksamkeit der Fachgenossen auf
diese, anscheinend wenig bekannten Kon-
struktionen zu lenken.
Mar&chal hat m. W. zum ersten Male
eine Konstruktion zur Ermittlung der Be-
leuchtung nach der bekannten Gleichung
E= nu . Cosa
im Jahre 1894 in dem Buche: „l’fielairage A
Paris‘ auf S. 452 angegeben. Ich verweise
auf die Wiedergabe des Verfahrens und des
Beweises auf S. 126 des Lehrbuchs der Photo-
metrie von Uppenborn-Monasch (München
1912). Ein Druckfehler sei bei dieser Gelegen-
heit berichtigt: Auf S. 127, letzte Zeile lese
man Lichtstärkemaßstab anstatt Längen-
maßstab.
Trotz der bestriekenden Einfachheit der
dreimaligen Cosinuskonstruktion von Mar6&chal
hat Lees kurz darauf im Phil. Magazine,
Bd. 40, 1895, S. 463 eine auf dem gleichen
Prinzip beruhende Konstruktion veröffent-
licht, die wohl mit dem Mindestmaß von
zeichnerischen Aufwand auskommt, und die
es verdient, der Vergessenheit entzogen zu
werden.
In der Abb. 1 ist Z diein der Höhe h über
der beleuchteten Ebene AP hängende Licht-
quelle mit eingezeichneter Lichtverteilung.
Um. die Beleuchtung zu bestimmen, die in P
durch das Licht in der Richtung LB (Licht-
stärke J) erzeugt wird, zieht man von Beine
Wagerechte bis O0 (LO=.J. cos a) und fällt von
das Lot auf LB (LD=LO.csa=J.
cos?o). Eine weitere Wagerechte durch D
gezogen, liefert LU=LD.cosa=J.cos®a. Nach
der anderen Seite hin verlängert,bis zu FP,
liefert die Wagerechte über dem Punkte P die
Beleuchtung FG. Mit LF oder bei Übertragung
nach unten (PP!=FG) mit AP als Grundlinie
erhält man so die Beleuchtungskurve. Für
die Bestimmung des Luxmaßstabes dieser
en an u u al > un 2ue) ul
ee
15. Juli 1920.
’ Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 28,
549
Kurve vergegenwärtige man sich, daß_senk-
recht unterhalb Z die Konstruktion eine Be-
leuchtung liefert, die als Strecke gleich der
‚Lichtstärke LH ist, in Wirklichkeit aber J/h?
Lux.
[2 {Ei
Abb. 1.
Auch die Bestimmung ‚idealer Licht-
verteilungskurven“ (für gleichmäßige Boden-
beleuchtung) geht mit dem Verfahren von
Marechal bzw. Lees rascher als mit der Kon-
struktion, die Böker angibt. Man vergleiche
Uppenborn-Monasch, Lehrbuch “der Photo-
metrie, $S. 133. Eine eingehendere Darstellung
der ‚idealen Lichtverteilungskurve‘ als bei
Schäffer, „ETZ“, 1912, S. 1155, findet man
übrigens bei Steinmetz, Radiation Light and
Illumination, 2. Aufl., 1910, S. 226 ff.
_ Über einen merkwürdigen elektrischen
Unglücksfall in einem Badezimmer.
Von Privatdozent Dr. St. Jellinek, Wien.
Man kann die elektrischen Unglücksfälle
einteilen in solche, die sich bei Außegacht-
lassung der Sicherheitsvorschriften ereignen,
und in solche, die sich nicht voraussehen
lassen und die auch den Fachmann über-
raschen. Ein soleher Unglücksfall ereignete
sich kürzlich im Badezimmer einer Wiener
Wohnung. Ein 20-jähriges Dienstmädchen
büßte in furchtbarer Weise ihr Leben ein, als
sie nach dem Abendessen ein Bad nehmen
wollte. Sie wurde erst Tags darauf um 7 Uhr
früh in der Badewanne tot aufgefunden, ihre
Hände hielten krampfhaft die Ventilgriffe
der Badebatterie (Knöpfe mit der Bezeichnung
„Kalt“, „Warm“, „Brause‘‘) umspannt. Als
die Hausleute den nackten Körper der Ver-
unglückten berührten, erhielten sie Schläge,
trotzdem rissen sie die Hände der Toten von
den Hähnen der Badebatterie los und ent-
deckten schwere Verletzungen beider Hand-
gelenke. Obwohl eine elektrische Einrichtung
in greifbarer Nähe der Badewanne und_des
Badeofens nicht vorhanden war, sprach doch
alles dafür, daß das Mädchen den Tod durch
Elektrizität erlitten hatte. Diese Vermutung
sprachen die Wohnungsinhaber selbst sofort
aus, weil sie schon zu wiederholten Malen in
diesem Badezimmer Schläge erlitten hatten
und auch beim Berühren der Leiche elektri-
siert worden waren. Das Mädchen, das also mit
keinem Teil der elektrischen Anlage in Berüh-
rung kam, wurde dennoch elektrisiert und kam
umsLeben. Die Elektrisierung ist erwiesen nicht
nur durch die Angaben der ersten Zeugen,
sondern auch durch den Obduktionsbefund
und schließlich durch die am Unfallort an-
gestellten, eingehenden elektrischen Messungen.
Das drei Stock hohe Haus bezieht Strom aus
einem alten Dreileiter-Wechselstromnetz (45
Per); zwischen den beiden Außenleitern der
Zuleitung im Keller wurde eine Spannung von
103,5 V festgestellt. Der geerdete Mittelleiter
ist nicht durch das Haus geführt. Von der
Stromverteilung, die sich in einem nassen
und schadhaften Holzkästehen befindet,
zweigen 2 Steigleitungen für das Haus ab.
Steigleitung 1 führt in ein Geschäft, Steig-
leitung 2 zu den Wohnungen. Die Leitungen
sind mit getränktem Papierstoff umwickelt
und mit einem Metallmantel versehen.!): Der
Metallmantel der Steigleitung 2 war in einer
Ausdehnung von etwa 15 cm defekt oder
fehlte dort zum Teil ganz, so daß der
übrige Mantel durch Berührung mit dem
Kupferleiter Spannung führte. In der im
ı) Wohl Kuhlodraht. D.S.
3. Stockwerk gelegenen Wohnung Nr. 15, in
der das Unglück geschah, wurde die elektrische
Anlage in tadellosem Zustande befunden.
Widerstandsmessungen zwischen den Lei-
tungen einerseits und zwischen den Leitungen
und der Wasserleitung anderseits ergaben einen
Isolationswiderstand von 3 Megohm. Auch
die elektrischen Leitungen der übrigen Woh-
nungen des Hauses bis auf die der Wohnung
Nr. 13 im 2. Stock waren ohne Erdschluß.
Nur in dieser letzteren Wohnung wurde starker
Erdschluß festgestellt: das Ohmmeter, zwi-
schen Starkstromleitung und Wasserleitung
eingeschaltet, zeigte einen ganz geringen
Widerstand gegen Erde, und zwar in allen
4 Stromkreisen der Verteilung. Der Fehler
war aber bisher niemandem bekannt gewesen.
Die Wohnung Nr. 13 besitzt kein Badezimmer,
und in der Küche, wo sich ein Ausguß der
Wasserleitung befindet, kam es niemals zu
einer Elektrisierung, da der Holzfußboden der
Küche mit Linoleumbelag versehen war. Eine
Spannungsmessung zwischen Frischwasser-
leitung und Abflußrohr wurde hier nicht ge-
macht, da beim gleichzeitigen Berühren beider
Rohre keine fühlbare Elektrisierung auftrat.
In der Nachbarwohnung desselben Stock-
werks, deren elektrische Anlage bei der Isola-
tionsmessung?) in Ordnung befunden wurde,
hatten die Wohnungsinhaber bei gleichzeitiger
Berührung von Badeofen und Badewanne
öfters elektrische Schläge erhalten.
Im’ Badezimmer der im 3. Stockwerk
gelegenen Wohnung Nr. 15, in der das Un-
glück ‚geschah, befand sich an der Decke eine
elektrische Lampe und neben der Tür ein
Drehschalter mit Hartgummikappe. Die
elektrischen Leitungen des Badezimmers und
auch, wie schon erwähnt, die ‚dieser ganzen
Wohnung wären in Ordnung und ohne Erd-
schluß.
Der eiserne, mit festen Brennstoffen heiz-
bare Badeofen und die Badewanne stehen in
einer Ecke, der Boden unter ihnen ist mit
Klinkerplatten belest. Im Handbereich von
Badeofen und Badewanne ist eine elektrische
Leitung oder eine elektrische Einrichtung
nicht vorhanden. Im Badeofen ist die üb-
liche Badebatterie aus Weißmetall mit 3 Metall-
griffen montiert. Die Badewanne aus Zink-
blech war innen blank gescheuert und steht
auf 4 Holzfüßen. Das Abflußventil mußte
mit einem spitzen Körper bedient werden,
weil die Kette zerrissen war; der Abfluß-
stutzen war mit Hanf umwickelt und steht
frei beweglich in einem in den Fußboden ein-
gelassenen Siphon aus Blei; das Abflußrohr
besteht aus gebranntem Ton. Es wurden von
uns folgende Untersuchungen angestellt:
1. Die Einschaltung der Steigleitung 1
(Geschäftslokal) ändert an den Verhältnissen
im Badezimmer nichts: das zwischen Bade-
ofen (Batterie) und Badewanne (Abfluß-
stutzen) eingeschaltete Voltmeter zeigt keinen
Ausschlag.
2. Hierauf werden die Steigleitung 2 (für
die Wohnungen) und die Deckenbeleuchtung
im Badezimmer eingeschaltet: am Voltmeter
(zwischen Badeofen und Badewanne) kein
Ausschlag.
3. Es wird aus der Badebatterie Wasser
in die Wanne eingelassen und das Abfluß-
ventil geöffnet: am Voltmeter kein Aus-
schlag.
4. Wasser fließt ständig, Badewanne bzw.
Abflußrohr wird im Siphon verschoben: Volt-
meter zeigt keinen Ausschlag.
5. Jetzt werden auch die im 2.7 Stock
gelegenen beiden Wohnungsinstallationen ein-
geschaltet: Voltmeter zeigt sofort 90 V.
6. Der eine Pol des Voltmeters, der bisher
im Abflußstutzen durch das Abflußventil fest-
geklemmt wurde, wird nunmehr außen an den
Siphon angelegt: Voltmeter zeigt 90 V.
7. Die Wanne wird verschoben: Volt-
meter zeigt keinen Ausschlag.
8. Die Wanne wird in eine Mittelstellung
gebracht: Voltmeter zeigt 40 V.
9. Die Wanne wird wieder verschoben:
Voltmeter zeigt Ausschläge zwischen 0 und
90 V.
10. Die im 2. Stockwerk gelegene Woh-
nung, deren elektrische Anlage in Ordnung
war, wird ausgeschaltet: Voltmeter zeigt
BST2.N:
1l. Eine Person schaltet sich mit dem
Voltmeter hintereinander: Voltmeter fällt von
90 auf 30 V.
Wenn auch die vorgenommenen Messungen
nicht so eingehend gewesen sind, u ie
letzten Ursachen des Unfalles völlig ZU-
stellen, so kann doch als erwiesen gelten, daß
ı) Herr Ingenieur en hat keine Mühe ge-
scheut, um nach Möglichkeit alles zur Aufklärung des
alarmierenden Unfalles beizutragen, wofür ich ihm zu
Dank verbunden bin.
Teile der Badeeinrichtung am Unfallsort da-
durch Spannung gegen Erde angenommen
hatten, daß die Frischwasserleitung von der
Wohnung Nr. 13 aus in irgendeiner Weise
elektrische Spannung erhielt.
Was diesen Unglücksfall vollkommen aus
dem Rahmen der Erfahrung heraushebt, ist
die Tatsache, daß sich das Unglück eigentlich
gar nicht an einer elektrischen Anlage er-
eignete. Das Mädchen berührte die Bade-
batterie, einen Teil der Wasserleitung, die
durch einen Isolationsfehler elektrischer Lei-
tungen in einem andern Stockwerk des Hauses
unter Spannung stand. Was heute diesem
Mädchen geschah, das kann morgen einem
andern geschehen, in einem Badezimmer oder
an einer Wasserleitung, und zwar sogar in
einer Wohnung, in welcher gar keine elek-
trischen Leitungen vorhanden sind; wenn nur
in einem andern Teil des Hauses eine schadhafte
elektrische Leitung vorhanden ist.
Schon vor Jahren habe ich in meinem
„Atlas der Elektropathologie‘“ einen elek-
trischen Unfall zur Darstellung gebracht,
durch den ein Mädchen in einer Badewanne
ihr Leben einbüßte; doch hatte dieses den
Metallkörper einer schlecht isolierten Steh-
lampe erfaßt. Daß derlei Elektrisierungen in
Badezimmern ‘gar nicht so selten vorkommen,
glücklicherweise aber nicht immer tödlich
verlaufen, ist nicht unbekannt. Doch von
allen derartigen, vielfach auch in der Literatur
mitgeteilten Unglücksfällen ist der obige
durch seine Tücke und Neuheit grundver-
schieden und fordert zur Abhilfe heraus. Es
wäre vielleicht angezeigt, Badeöfen bzw.
Badebatterien in jedem Falle in leitende Ver-
bindung mit den Badewannen zu bringen.
Die Lehren, welche der Laie aus dem
Unfall ziehen sollte, sind die, daß elektrische
Hausinstallationen nicht nur nach den gelten-
den Vorschriften angelegt, sondern auch dau-
ernd in vorschriftsmäßigem Zustand erhalten
werden müssen. Zeigen sich daher in der-
artigen Anlägen wie im vorliegenden Falle auf-
fällige Erscheinungen, so muß sowohl zur
Abwendung einer eventuellen Brandgefahr
als auch einer Gefährdung von Leben und
Gesundheit der Bewohner sofort ein Fach-
mann hinzugezogen werden, damit der Ursache
ungesäumt nachgegangen werden kann. Die
am Schluß gegebene Änregung-des Verfassers,
Badeöfen und Badebatterien in jedem Falle in
elektrisch leitende Verbindung mit den Bade-
wannen zu bringen, erscheint beachtens-
wert. Die Forderung, daß sich in Greifnähe
einer Badewanne keine Teile einer elektrischen
Starkstromleitung befinden dürfen, gilt wohl
heute als selbstverständlich.
Die Schriftleitung.
Die Entwicklung der Metallpreise.!)
Mit der Wiederöffnung der Grenzen, wie
sie durch den Friedensvertrag ermöglicht wor-
den ist, hat wenigstens theoretisch auch der
internationale Warenverkehr seinen Anfang
nehmen können. Praktisch sind dieser Aus-
dehnung aber noch weiteste Hemmungen
durch die Valutaverhältnisse einerseits und
durch die in den einzelnen Ländern bestehende
und erst im allmählichen ‚Abbau begriffene
Zwangswirtschaft andrerseits gezogen worden.
Die Valutaverhältnisse in Deutschland, die
sich schon während des Krieges ungünstig
genug gestellt hatten, haben durch den un-
glücklichen Kriegsausgang und die Revolu-
tionsbewegung eine noch weitergehende Ver-
schlechterung erfahren, und erst seit wenigen
Monaten, etwa seit Anfang März, dann aber
nur langsam und allmählich hat sich der Stand
der Mark sowohl in den neutralen wie auch in
den ehemals feindlichen Ländern wiederum _
gehoben. Die geringere Kaufkraft des Geldes, /
wie sie in den am Krieg beteiligten Ländern
unterschiedlos, wenn auch verschieden stark,
in die Erscheinung getreten ist, hat auch auf
den Stand der Warenpreise entsprechend ge-
wirkt. Freilich sind die Preissteigerungen der
wichtigsten Weltmarktwaren nicht nur durch
Valutaverhältnisse, sondern auch durch Pro-
duktionsverhältnisse, Angebot und Nachfrage
entsprechend bestimmt worden. Die Zwangs-
wirtschaft, die Festsetzung von Höchstpreisen,
hat die natürlichen preisbildenden Faktoren
mehr oder weniger ungünstigbeeinflußt. Die Re-
1) Dieser Aufsatz wurde anfangs Juni abgeschlossen;
inzwischen haben sich die Verhältnisse auf dem Metallmarkt
indessen z. T. schon wieder verschoben Bei den Ausfüh-
rungen hat der Herr Verfasser u. a. auch die kürzlich er-
schienenen statistischen und graphischen Darstellungen
der Continent. Export Co. m. .b. H. Hamburg, berück-
sichtigt- D, 8:
‚650
wi.
aktion darauf ist aber um so schärfer eingetre-
ten,indem nunmehr mit dem Abbau derZwangs-
wirtschaft die einzelnen Waren sich den Welt-
marktpreisen anzunähern streben, was natür-
lich für die Länder mit schlechterer Valuta,
also auch für Deutschland, eine enorme Preis-
verschlechterung, d.h. Verteuerung bedeutet.
Auf wenigen Gebieten tritt dies alles so
in die Erscheinung wie auf den Metallmärkten.
Was das wichtigste der sog. halbedlen Metalle,
das Kupfer betrifft, so galten hier folgende
Verhältnisse. Die frühere internationale Sta-
tistik hat während des Krieges völlig im Stich
gelassen. Wir wissen nur, daß die Kupfer-
erzeugung, deren Schwerpunkt schon lange
vor dem Kriege in den V. S. Amerika gelegen
hat, dort weiter anhielt — sie betrug 1914 bis
1918 1493, 1788, 2413, 2519, 2490 Mill Ibs oder
75 bis SO % der 2049, 2382, 3100, 3165 und
3076Mill.Ibs ausmachenden Welterzeugung —,
daß auch in Japan, Chile und Mexiko die
Produktion entsprechend gestiegen sein dürfte,
und .dasselbe gilt auch von der spanisch-por-
tugiesischen Erzeugung. Deutschland, das
bald nach Beginn des Krieges vom Weltmarkt
abgeschlossen war — es führte im letzten Frie-
densjahr für 27 595 t Kupfererze im Werte
von 2,5 Mill. M ein, an Rohkupfer sogar
225 392,t im Werte von 335,3 Mill. M, darunter
197-353 t oder für 294 Mill. M aus den Ver-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 28.
4
15. Juli 1920.
erreichten gegenüber einem tiefsten Stand im
Februar von etwa 7334 £ in London Ende
Dezember 1919 einen Höchststand von 1165/; £.
1920 ist der Kupferpreis weiter gewachsen
und betrug in der dritten Februarwoche
123% £. Auch in den Vereinigten Staaten
war er während des Jahres 1919 zurückge-.
gangen; das rote Metall notierte im September
noch 23 bis 24 cts, Ende November jedoch
181, bis 19 ets. Gegenüber den gewaltigen
Schwankungen des Londoner Marktes blieben
die eh a für Elektrolytware in New
York ziemlich mäßig. Im großen und ganzen
hielten sich hier die Notierungen in den letzten
Monaten zwischen 1834 und 19% cts. Inter-
essant ist besonders, wie sich nach Aufhebung
der Zwangswirtschaft die Durchschnitts-
preise für Kupfer an den deutschen Märkten
gestellt hatten. Anfang Juni 1919 kostete
1 dz Kupfer etwa 550 M. Der Preis verfolgte
eine jähe Aufwärtsbewegung und betrug Ende
1919 für Elektrolytware 2450 M, nachdem er
Ende Oktober etwa 1560 M notiert hatte. .
Seit Ende Oktober 1919 finden bekanntlich
wieder die üblichen Börsennotierungen der am
Kupferhandel beteiligten Firmen in Berlin
und Hamburg statt. Raffinade lag damals
etwa 150 bis 200 M/dz unter dem erwähnten
Preis. Mitte bzw. Ende Februar 1920 hatten die
Kupfernotierungen für Elektrolyt mit 4900 M
und für Raffinade mit rd 3800
M/100 kg ihren höchsten Stand
erreicht.
dann ein starker Preisfall ein-
getreten, der im großen und
ganzen dem Preisrückgange an
den Weltmärkten entspricht,
‚aber ihn nach Stärke weit über-
trifft, wie auch die Steigungen
vom niedrigsten Stand zum
höchsten ein Mehrfaches aus-
machen. So war in der ersten
Aprilwoche der Kupferpreis in
Hamburg für Elektrolyt auf
2388, für Raffinade auf 1700
bis 1800 M/dz zurückgegangen,
was aber immerhin noch das
SHE MAz LE
2515000 135
7 London, Elektrolyt
24 4500 730 — ” ,Sombord
3——— Berlin, Elektrolyr
23 600 ES— — — my AH — Hi = mn ‚Aafinaoe
3-—- Men lork. Llekirolut
22 500 YO =
|
27 3000 175
20 2500 170
79 2ODO 105
78 7500 700
77 \vooo \35
A77I5 0 AUSZIN 2220.
Abb. 1.
Z.20
Kupfer.
ZI.20
einigten Staaten —, hat, soweit ihm nicht über
neutrale Länder geringfügige Einfuhren zu-
kamen, sehr bald zu einer weitgehenden
Zwangsbewirtschaftung greifen müssen, die
im Interesse der Kriegführung die im Lande
vorhandenen Kupfermengen und kupfer-
haltigen Gegenstände im weitesten Umfange
erfaßte und beschlagnahmte. Daneben hat
man mit einem gewissen Erfolg “die wenigen
Kupfervorkommen Deutschlands in größerem
Umfange auszubeuten versucht, darunter vor
allem die Kupferbergwerke der Mansfelder
Kupferschiefer bauenden Gewerkschaft, die
bekanntlich das größte deutsche Vorkommen
darstellen und in normalen Zeiten jährlich
etwa 20000 t Feinkupfer lieferten, während
die übrigen deutschen Kupfererzbetriebe ein
Ausbringen von etwa 5000 t hatten. Die
hüttenmännische Kupfergewinnung hat sich
in Deutschland infolge der Verarbeitung frem-
der Kupfererze in Friedenszeiten etwas höher
als obige Mengen gestellt; sie betrug 1913
bereits 41 000 t. Wie groß die Steigerung der
Kupfergewinnung während des Krieges aus
deutschen Kupfererzbergwerken gewesen ist,
ist nicht veröffentlicht worden. Betrachten
wir die Kupferpreisbewegung vor dem Kriege,
so stellte sich Ende 1913 der Kupferpreis auf
etwa 651, £/t in London, die Elektrolytnotiz
daselbst auf 671, £, während sie in New York
etwa auf 141, ets/lb lautete. Mansfeldsches
Kupfer kostete 1913 etwas über 1500 M/t,
während der Durchschnittspreis in Hamburg
‚nach der deklarierten See-Einfuhr für Kupfer
1913 ungefähr 1430 M/t betrug. Während der
ZF-20
Dreifache des Preises vom Juni
1919 bedeutet. In London hatte
der Preisfür Standardwareeben-
falls mit 100%, £ bzw. für Elek-
trolytware mit etwall2£ seinen
tiefsten Stand erreicht. Seitdem sind die Notie-
rungen weiter scharfzurückgegangen undstellten
sich anfangs Juni in Berlin für Elektrolyt auf
1918,für Raffinade auf 1350 M/100 kg, während
dieLondoner Notiz 108 £/t bzw. 923/; £/t lautete.
Ähnliche Verhältnisse gelten für Zinn,
für das überhaupt keine nennenswerte berg-
männische Produktion in Deutschland in
Frage kommt. Dagegen hatte man vor dem
Kriege namentlich bolivianische und austra-
lische sowie chilenische und etwas japanische
Erze bei uns verhüttet. Die deutsche Zinnerz-
einfuhr stellte sich 1913 auf 18 727 tim Werte,
von42,1 MillM. An Rohzinn wurden 14261 toder
für 58,15 Mill. M eingeführt. Dem stand aller-
dings eine Ausfuhr von 6437 t im Werte von
23,3 Mill. M gegenüber. Haupteinfuhrländer
für Zinn waren Niederländisch-Indien, Malakka,
Australien und England. Unsere Zinnver-
sorgung während des Krieges stellte sich noch
schwieriger als die Kupferversorgung. Aber
auch England, soweit es nicht Zinn aus in-
ländischen Erzen produzierte (es handelt sich
jedoch nur um eine Jahresproduktion von
einigen tausend Tonnen), hat wenigstens an-
fänglich in größerem Umfange auf die Straits-
und Bancaverschiffungen verzichten müssen.
Späterhatesdannnach Beseitigung der Kreuzer-
gefahr im Indischen Ozean seine Zufuhren
wieder ergänzt. Die Bewegung des Zinnpreises
ist aber trotzdem in London und ebenso in
New York dauernd aufwärts gerichtet ge-
wesen, wie aus nachstehender Übersicht her-
vorgeht:
L. 20
Seit Anfang März ist’
und sich Ende Februar auf rd 400 £ gestellt.
Entsprechend sind auch die Notierungen an
den deutschen Märkten gestiegen. Anfang
Juni 1919 mit Beginn der ersten Notierungen
in Hamburg betrug der Zinnpreis dort 2800 M/
dz; er fiel biszum August auf2I00M, wuchs dann
aber bis Ende Dezember auf 6200 M. Im Januar
und Februar 1920 zogen die Zinnpreise auf den
Marz £)
PEARL
75000 (a9,
14000\38
13000\370 /
1200036
77000330)
70000340 j - 7 L2 N =
9000330 } N
000.320 4
7000\910
— london, Srais
== Berlin, Bora, \
Sans, Diliion \
6000\300
5000230) 4
u
woo\200\,/ =
42.79 09 L20 220 I20 E20 720
Abb. 2. Zion,
3000\270
deutschen Märkten weiter bis nahezu 14 500 M
an. Während des März und April trat ein leb-
hafter Rückgang ein, der die Berliner Notierun-
gen aufrd 8500 M zurückwarf. Seitdem ist Zinn
weiter zurückgegangen und notierte anfangs Juni
5150M. Bemerkt sei, daß für 1913 in Berlin
ein Kupferpreis von 130 M, ein Zinnpreis von
428 M stand, so daß auch heute noch diese
Metalle das Zehnfache ihres damaligen Preises
kosten, also die Valutaverschlechterung noch
immerhin übertrumpfen. :
Für Zink und Blei ist Deutschland bei
einer ausreichenden Eigenproduktion, die so-
gar in normalen Zeiten in Zink den Weltmarkt
mit. versorgte, unabhängig von fremder Zu-
fuhr gewesen, und dies hat sich auch während
des Krieges als günstig erwiesen, in dem frei-
lich der Erzeugung stark zurückging (eswurden
1914 bis 1916 an Blei 181 000, 121700,
101 500° t, an Zink 254 000, 185400 und
151 000 t gewonnen), insofern Blei und Zink,
soweit es möglich war, als Ersatz für Kupfer
einzutreten vermochten. Die deutsche Zink-
produktion stellte sich 1913 auf 254 000 t.
Eingeführt wurden außerdem noch 56 000 t
Rohzink, darunter 29 000 t aus Belgien, das
bekanntlich große ‚Betriebe besitzt, an denen
auch Deutschland finanziell interessiert war.
Die Ausfuhr von Rohzink betrug 1913 105 244 t
im Werte von 53,3 Mill. M; dazu kam noch
eine Ausfuhr von Walzzink von etwa 25 000 t
im Werte von 14,25 Mill. M. Die hüttenmän-
nische Bleiproduktion Deutschlands betrug -'
1913 181.000 t, zu denen es aber, da sein Ver-
brauch wesentlich größer war, noch 83 781 t,
d. h. für 30,7 Mill. M einführte, hauptsächlich
aus Spanien, den V. S. Amerika und Belgien.
Diesem Import stand allerdings zugleich eine
Ausfuhr von 41 370 t im Werte von rd 16,75
Mill. M gegenüber. Auch die Blei- und Zink-
preise haben auf dem Weltmarkt, u. zw. sowohl
in London wie in New York, während des
Krieges erheblich angezogen. Sie stellten sich
in London wie folgt:
1914 1915 1916 1917 1918
niedrigster £/t213/; 28), 44 451), 52
höchster „ 281/, 115 110. 563, 54
niedrigster „ 181/, 18/16 971g 30 30
höchster ,„ 201/, 304g 361/, 31/9 413/,
Seit Ende des Krieges sind sowohl die
Bleipreise wie die Zinkpreise, die in London
Zink |
Blei !
echten ist der EN und New Yorker 1914 1915 1916 1917 1918
(upferpreis bis zum Jahre 1916 erheblich i 4 / niedrigster 120 148 1611/; 1803 240
gestiegen, dann aber — seit Eintritt Amerikas London: Standard Kasse £ft ......... höcheter 1881/; 194 205 2 309 Ö 399
in den Weltkrieg — nicht unwesentlich zurück- N Yorke eiehh J niedrigster — _ 38,51 44,17 85
gegangen, wie folgende Übersicht zeigt: ew horkı eier 2 DemuT \ höchster _ 1 05251:95 87,12 92
et 1914 1915 1916 1917 3 längere Zeit auf 30 bzw. 52 £/t fixiert waren,
ae ar / J niedrigster 49 571g 84 100 1221/, stark gestiegen. Im ersten Halbjahr 1919
London: Standard Kasse £lt. ..... \ a BB 871/g 153 a In es un aber ein energischer Rückschlag,
N EN er, 5 i nn niedrigster 111/, 13 23 231), 231/a er den Bleipreis etwa im Juni auf 224% £,
New York: Lake Copper cts/lb”. ... . \ höchster 1515 23 35 35 26 den Zinkpreis im Mai auf 343, &£ ae
t | Seitdem verteuerten sich sowohl Zink wie
Wie in London mit 153 £, so hat auch in
den V. S. Amerika der Kupferpreis im Jahre
1917 seinen höchsten Stand mit 38 ets/lb er-
reicht. Bald nach Kriegsende setzte auf
den internationalen Kupfermärkten ein jäher
Preisfall ein, der indessen schon Ende Februar
1919 sein Ende erreichte. Seitdem sind die
Kupferpreise, wenn auch unter vorübergehen-
den Rückgängen, erneut stark gestiegen und
Der Zinnpreis hatte im August 1918 mir
399 £ seinen höchsten Stand erreicht, wa
dann rapide bis Ende des Jahres auf 2351, £
gefallen und setzte die Abwärtsbewegung bis
in den Februar 1919 auf 204 £ fort. Seitdem
haben die Zinnpreise aber wieder eine dauernde
Aufwärtsbewegung eingeschlagen; Ende 1919
war ein Preis von 3413/g £ erreicht. Im laufen-
den Jahre haben die Preise weiter angezogen
Blei abermals stark und schlossen das Jahr
1919 mit 57/6 bzw. 479,5 £& 1920 haben
die Preise beider Metalle bis gegen den März hin
weiter angezogen. Sie erreichten mit etwa
623/, £ für Zink und 53 £ für Blei ihren höchsten
Stand. Seitdem läßt sich auch hier eine
dauernde Abwärtsbewegung bis in die erste
Aprilwoche hinein verfolgen, in der Zink auf
etwa 47, Blei auf rd 37 £ zurückging. Anfangs
-
v
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Bde De 1 u all 20 lin D4L LE „En 0 2 ur Zu
15. Juli 1920.
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Eiektrotechnische Zeitschrift.
®
1920, Heit
cc/lb MEZ LT
73\7800\65
72
Te Lomaon, engli50h
2 --- Berlin, Originalkülfenneichlei
3—— New lork /
28
0220
Abb. 3, "Ziuk.
Juni lagen die Preise bei le bzw. 371/, £/t.
Die Bewegung der Berliner bzw. amburger.
Notierungen ist eine ganz analoge. Anfang
Juni 1919 kostete danach Blei 125 M, Zink
etwa 115 M. Ende Oktober stellte sich ersteres
in Berlin aut 410 bis 415 M, Blei auf 400 bis
410 M, und Ende Februar 1920 hatte der
Zinkpreis eine Höhe von etwa 1700, der Blei-
Den eine solche von etwa 1800 M erreicht.
eitdem sind die Notierungen erheblich ge-
fallen und betrugen Mitte April für Blei 800
bis 850 M, für Zink 850 bis 875 M, anfangs
Juni ca 500 M bzw. 550 M.
Die Aluminiumerzeugung in Deutsch-
land, Österreich und der Schweiz war im letzten
Friedensjahr zusammen auf 12 000 t gewachsen.
Wir führten damals insgesamt 15 300 t Alumi-
nium ein und 2700 t aus. An unserer Einfuhr
war die Schweiz mit 6000 t, Frankreich mit.
etwa 4200 und England mit 1800 t beteiligt
Malz £/t
7O00Y80
T— GEBE
2 =—- Berlin, Origin
; CE
G
272.79 3M7 120 120 ZE20. I.20 720
Abb. 5. Aluminium.
- Der Aluminiumpreis in London bewegte sich
1918 zwischen 200 und 225 £/t und ging Anfang
1919 auf 150 £ zurück, welchen- Stand er
während des ganzen Jahres behauptete. Seit
Ende Januar 1920 ist er auf 165 £ heraufee-
setzt worden. In Deutschland hat der Alu-
miniumpreis 1913 etwa 160 M/100 kg betragen.
Z.20 120.20
IF. 20 Z.20
Ende Oktober 1919 wurde die Aluminiumnotiz
\in Berlin auf 1900 M/dz festgesetzt. Seitdem
| sind die Preise unaufhörlieh bis Ende Februar
1920 auf etwa 6300 M gestiegen, haben sich
dann aber entsprechend den übrigen Metallen
bis Mitte April auf ungefähr 3600 M gesenkt,
um anfangs Juni etwa 2600 M auszumachen.
Der Antimonpreis, der in London sich
in Friedenszeiten auf etwa 28 bis 30 £/t stellte,
eröffnete das Jahr 1919 mit 55 £, fiel bis zum
Juli auf 40 £ und ist seitdem wieder gestiegen.
BZ
07
Vz
2400
2200
7 —— Lonoon, Regulus
2-—- Berlin, ” L
2000
a 7
7800
7600
7400
7200
7000\55\
20030
BON #.
Z79 3279 120 Z20 1.20 I20 720
Abb. 6. Antimon.
Ende Oktober stellte er sich auf etwa 45 £,
Ende Dezember auf 47%, Ende Februar
1920 auf 72 £ und hat diesen Stand behauptet.
In Berlin kostete Antimon Ende Oktober
1919 etwa 630 M/100kg. Es war bis Ende
Dezember auf 975 bis 1000 M, Ende Februar
auf 2450 M gestiegen und hat seitdem etwa
auf 950 bis 1000 M nachgegeben.
Der Nickelpreis beweste sich in London
Ende 1919 zwischen 195 und 220 £ und stellte
sich anfangs Juni auf etwa 230 £. Anden deut-
ISLORNEIL: 20.
Abb. 4. Blei.
47.79 MZ.2O SI.20 L.20
schen Märkten lautete die Notiz Anfang Juni
1919 etwa 2500 M/100 kg. Der Preis ging dann
bis Anfang August auf 1650 M zurück und
hat seitdem eine stetig steigende Bahn einge-
Maz
000: ER
2000 | E BE 2
ZEN
2 \
7000 a 12. = Ale
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E00! -—- I
: / N
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SON T je7 2
14 DS
#000 ia E
- Berlin, Reinnickel GE/39VH
5 > 4 ———
200 = ee
2797 7° MB 120 120 I020 120 r.20
Atb. 7. Nickel.
schlagen, die ihn Ende Oktober bereits auf rd
2600 M, Ende Dezember auf 4200 M und Ende
Februar 1920 auf 8100 M führte. Seitdem hat
sich Niekel bis Anfang Juni wieder auf 4000 M
verbilligt.
Quecksilber, dassichin London Ende 1913
auf etwa 71% £ je Flasche von 75 Pfd gestellt
hatte, bewegte sich 1915 zwischen 114, und
18%, £ und war 1917 auf 25 £ heraufgegangen.
1918 sank sein Preis auf 20 £ und bis Juni
1919 auf 18 £. Nach einer vorübergehenden
Steigerung im August und September auf 23
bis 24 £ ging er im Oktober auf 171% £ zurück,
um aber bis Ende Dezember 1919 wieder auf
24 £ zu steigen. Einer Abwärtsbewegung bis
Mitte Februar auf 22 £ folgte sodann ein er-
neutes Anwachsen bis Ende März auf 261, £,
während der Preis heute auf19£ gesunken ist.
| In Hamburg notierte im Juni 1919 Queck-
silber 3800 bis 3900 M/dz und war bis Ende
Dezember auf 9000 bis 10 000 M gekommen
Zahlentafell. Entwicklufg der Metallpreise 1919/1920.
Te nn EU BENRERGEELE RR BERN BR SEE SE EREEE E
Platz | Marke
| Einheit
BT
London | Elektrolytt . 2» 222... £/ton
x Standard, Kasse . u E
Berlin Elektrolyt, wire bars . . . M/dz
e Raffinade, 99/99,3 %, R
New York | Elektrolyt . . . . cts/lb
London Straits, Kasse. . . . ..| £/ton
Berlin Banka, Straits, Billiton . . M/dz °
London Gewöhnlich, Kasse . Nefiton
Berlin Originalhüttenrohzink . : M/dz
New York — ets/lb
London | Englisch, Kasse . . . £/ton
Berlin Originalhüttenweichblei M/dz
New York | — ets/Ib
London | —_ £/ton
Berlin Originalhüttenal., 98/99%%, °. | Myjdz
London "| Regulus . £/ton
Berlin * = M/dz
London CUBE ee ae Eiton
Berlin Reinnickel, 98/99%, . . . | Midz
London E £/Flasche
Berlin u.
Hamburg 2 SuSE
London | 925 fein . d/Unze
Hamburg | 900 fein . | My/kg
New York — “ lets/Unze
Ende X. Ende X. Ende XII. Ende I Ende II Ende III Ende IV Ende V
1919 1919 1919 1920 1920 1920 1920 1920
1. Kupfer.
114—118 106—108 125—128 121 129 117 112 106
100 d/g 95 3/g 116 1/, { 120 120 9/5 107 3, 101 Tjg 9 g
1563 2214 2298 3815 4476 32836 2590 1610
1350—1400 | 1950— 2000 | 2150—2200 | 3200—3300 3700—3300 2550— 2650 1500 1250—1300
21—22 18,25—19 | 18,75—19,50| 18,75—19,50 19 19 3 18,5—19 19
Sr Zinn.
275 lg 296 1/g 3413’ 354 | 399 1/, 3431/, 345 3/, 2743),
3600—3650 | 5850—5450 , 6350—6400 | 12 500—13 000 | 14 300—14 500 | 10 500—10 700 | 8400-8600 | 4300-4500
SZ nke ;
44 1/,—45 | 481/4—483/,| 56 7/—57 3/,| 59-60 3/4 59 3/,—61 50—53 47—481/, | 44-461/;
410-415 |-575—600 850—870 1075 - 1100 1675— 1700 1000 725—750 | 525—550
7,12—7,62 7,95 8,90 3 9,05 8,85 8,70 8,50 7,50
AT WO £
31—31 3), | 371/a—375/8| 45 3/;—45 3/, 471/473], 51/52 5/g 43-—45 411/,—421/),| 39—40
400—410 680—690 870—890 1125— 1175 1750— 1800 1150 725—750 450—475
6,45—6,75 6,75 7,87 8,68 9,25 9,00 9,25 8,50
5. Aluminium. x
150 150 150 165 165 165 165 165
1900—1925 , 2600—2700 | 3150—3200 5000 6100—6200 4800—5000 3800 2700—2800
6. Antimon.
45 47 1/a 47 1/5 67 72 72 | 72 65
625—635 | 8S30—850 | 975—1000 2100—2200 24100— 2450 1900 , 1400— 1500 | 900—950
7.:Niekel;
205 215 215 | 220 220 230 230 | 230
2600—2650 | 3600—3700 | 4100—4200 | 6500—7000 8000— 8100 65.0—6600 -| 5200—5400 | 3800 —4000
8. Quecksilber.
17 !/a | 17 1), 24 si! 1/g 24—24 l/a 26 Un | 25—25 1, 21 l/,
60—62 70—75 80 200 / 255 —265 , 170 | 125 70
= 9. Silber.
65 Us | 72 ö/g | 76 1; 54 Us | 83 72 ö/g 65 | 57 5/g e
785 1550 1570—1380 | - 2240— 2250 3210— 2215 1530— 1540 1065 | 780—825
121,38 | 129 | 132,50 134,25 129,50 | 126,50 114 | 99 1/a
552
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920,
Heft 28.
15. Juli 1920.
Die Preissteigerung hat in der Folge weitere | Vorausbestimmung
Fortschritte gemacht; sie erreichte Ende Fe-
bruar 1920 eine Höhe von 25 bis 26000 M/
100 kg. Seitdem sind die Notierungen bis
Ende Mai auf 6700 M gesunken.
Der Silberpreis, der sich in London Ende
1913 auf etwa 27 d/Unze stellte, bewegte sich
während der Kriegsjahre in folgenden Grenzen:
1914 1915 1916 1917 1918 1919
niedrigster PDIER De 6l/ıe 35l/ıe 421, A723),
höchster 273], DIN 37l/g 55 49, 76/4
1919 hat er eine weitere außerordentliche
Steigerung erfahren, er begann das Jahr 1919
mit 481, d und erreichte Ende Dezember einen
Stand von 764, d. Im laufenden Jahre ist der
Silberpreis dann weiter erheblich gestiegen, was
im Zusammenhang mit außerordentlichen
der Hauptabmessungen
elektrischer Maschinen.
Die Vorausbestimmung der Dimensionen
elektrischer Maschinen läßt sich nach H. de
Pistoye erheblich vereinfachen, wenn man die
Abmessungen ähnlicher, bereits ausgeführter
Maschinen der Rechnung zugrunde legt. Die
Abänderung der Ausmaße geschieht dabei in
der Weise, daß die durch die Verluste bedingte
maximale Erwärmung der neuen Maschine
die gleiche bleibt wie die der gegebenen.
Die geplante Maschine kann im allgemeinen
in bezug auf die Spannung, die Drehge-
schwindigkeit oder die Leistung von der vor-
liegenden verschieden sein. Für diese einzelnen
Fällelassen sich folgende Beziehungen aufstellen.
1. Verschiedene Spannungen.
Gleiehbleibender magnetischer Fluß bei
verschiedenen Spannungen
EP Ei
744 25001770 F Boncen Je jen bei ee
7901200 0 j PN Zu Semeyor \ Zewieht beibk fait kon:
Be IN stant. Für eine p-fache
Spannungerhält man eine
p-fache- Windungszahl mit
dem Querschnitt 4 ‚ .bei
gleichbleibender Erwärmung
somit ar der früheren Strom-
ist
stärke,
die Leistung
konstant
geblieben. Dies
776 700 \ 75 gilt sowohl für die Magnet-
spulen als auch für den
772|900 | 70 Anker. Die Widerstände
werden mit p? multipliziert,
708\ 700 \ 6: da p-fache Windungszahl mit
1
10% 300, 60 —.-fachem Querschnitt. Da
die Stromstärke den p-ten
700300 | 3 Teil beträgt, ist der Ohmsche
2.20 Z-20
Abb. 8. Silber.
Ä7.79 IR.73 JI.20
Anforderungen steht, die vom Osten, nament-
lich seitens Chinas, an den Londoner Markt ge-
stellt wurden. Die Sanierung der chinesischen
Papierwährung gab Anlaß zu beträchtlichen
Silberkäufen, die durch eine lebhafte Speku-
lation unterstützt wurden. Durch das Steigen
des Silberpreises, an dem aber neben China
auch Indien beteiligt war, das seinen Ausfuhr-
überschuß während der Kriegsjahre in Silber
und Gold anlegte, hat sich das Verhältnis
zwischen Rupie und Pfund wesentlich ver-
schoben; es ist bekanntlich auf 16 d gesetzlich
fixiert, wurde aber bereits im Jahre 1919 zu
verschiedenen Malen neu festgestellt. An der
Silberspekulation nahm auch dia deutsche
Mark teil, und die Folge war, daß der Fein-
silberpreis in Deutschland, der sich im Juni
1919 auf 500 bis 540 M stellte (im Frieden auf
ca. 80 M/kg) und bis Ende vorigen Jahres auf
über 1400 M/kg heraufgegangen war, seitdem
ebenfalls eine starke Haussebewegung ein-
schlug, die den Stand des weißen Metalls auf
2400 M führte. Seitdem ist dann aber eine Ent-
wertung bis unter 900 M eingetreten. Die Steige-
rung des Silberpreises machte dasEinschmelzen
der Silbermünzen in England rentabel. Die
Grenze hierfür liegt bekanntlich bei etwa 66 .d.
In Deutschland kaufte die Reichsbank_Silber-
münzen zum siebenfachen Betrage und setzte
die Silbermünzen außer Kurs.
Gold blieb lange Zeit stabil, hat sich aber
schließlich in London von seiner üblichen
Notiz von 77 s/Unze allmählich über 125 s
gehoben und ist seitdem auf 1021/, s zu-
rückgegangen. In Deutschland sind Gold und
Silber bekanntlich erst im letzten Jahres-
viertel 1919 dem Handel wieder freigegeben
worden, so daß für Mitte Oktober auf Grund
der Valutaverhältnisse ein Goldpreis von
20 500 M/kg genannt wurde. Dieser zog bis
in den Dezember auf 32500 M an, und im
‚ Januar und Februar 1920 wurden Preise von
42 bis 45 000 M genannt. Sodann ist der Preis
um etwa 27000M gesunken. Da der Normalpreis
des e Metalls 2790 M/kg beträgt, ent-
spricht der Goldpreis, soweit überhaupt Ware
erhältlich ist, fastgenaudem Wertder Goldmark
auf Grund der Valuta. Zahlentatel 1 gibt eine
Übersicht über die Bewegung der Metallpreise
seit Ende Oktober 1919, die Abb. 1 bis 8
illustrieren die Preisschwankungen an den ver-
schiedenen Marktplätzen.
J. Mendel.
.
“digkeitserhöhungen ein rascheres Anwachsen
SF: 20 Fr. 29
Spannungsabfall auf den p-
fachen Betrag angewach-
sen, während sein proz.
Anteil derselbe geblieben ist. Wird der Quer-
schnitt statt mit — (4>1)multipl-
mit 5
ziert, so ergibt sich bei eleichbleibenden Joule-
schen Verlusten eine Te; -facheLeistung und ein
a
Spannungsabfall von Ya des früheren Were;
Um die hiermit verbundene PErtingeruna
der Amperewindungszahlen (AW) auszu-
gleichen, wird man bei durch Gleichstrom er-
regten Maschinen meistens die Induktion so
erhöhen können, daß der Fluß seinen Wert
beibehält und die Leistung nur noch von dem
Faktor a des Ankers abhängig ist. Bei den
durch Wechselstrom erregten Maschinen lassen
sich ebenfalls konstante AW aufrecht erhal-
ten, da hier die Vektorensumme-der AW in
Betracht kommt und somit eine kleine Ände-
rung der Erreger-AW ohne großen Einfluß
ist. Die Kollektoroberfläche der Gleichstrom-
maschinen ändert sich natürlich fast pro-
portional zur Stromstärke.
2. Verschiedene Geschwindigkeiten.
Die Leistungen zweier Maschinen der-
selben Hauptabmessungen, mit derselben In-
duktion und den gleichen Erreger- und Anker-
AW arbeitend, sind proportional ihren Ge-
schwindigkeiten, da die EMK und folglich
die Leistung bei gleichen Flüssen proportional
den Geschwindigkeiten ist. Hierbei gibt es
folgendes zu beachten:
a) Die Hystereseverluste ändern sich mit
der Geschwindigkeit, während die Wirbel-
stromverluste mit dem Quadrate der Ge-
schwindigkeit wachsen. Die Eisenverluste
steigen somit rascher an als diese, während die
Kupferverluste konstant bleiben.
b) Die erhöhte Ventilation vermindert die
Erwärmung bei gleichbleibenden Verlusten,
wenn die Geschwindigkeit nicht allzu groß
wird. £ ;
c) Da die Zahl der Windungen umgekehrt
proportional der Geschwindigkeit ist, erhält
man bei gleicher Spannung für große Ge-
schwindigkeiten wenig Windungen mit großem
Querschnitt, für geringe Geschwindigkeiten
viele Windungen mit kleinem Querschnitt.
Deshalb ergibt sich für mäßige Geschwin-
der Leistung, da die Eisenverluste klein gegen-
über denKupferverlustensindunddieverbessert®
Ventilation eine höhere Kupferausnutzung zu-
läßt. Bei großen Gesehwindigkeitserhöhungen
wachsen die Eisenverluste rascher, an, ohne daß
sich die Ventilation entsprechend verbessert,
wodurch eine Verminderung der Leistung be-
dingt wird.
3. Verschiedene Leistungen.
Bei- gleichgebauten Maschinen ändert sich
die Leistung mit der 3,5-Potenz ihrer linearen
Abmessungen. Werden alle Abmessungen
auf den Ankerdurchmesser D bezogen, so ergibt
sich das Anwachsen des durchfluteten Eisen-
querschnittes und damit der EMK, da die
Induktion konstant bleiben soll, mit .D?.
Ebenso ändern sich die Nutenquerschnitte
mit D®2, somit auch die Stromstärke bei gleich-
bleibender Stromdichte. Die Leistung würde
sich also mit D* ändern. Die durch die Eisen-
verluste bedingte Erwärmung würde in diesem
Falle, da die Eisenverluste mit D3, die wärme-
abgebende Oberfläche aber nur mit D? wächst,
mit D ansteigen, wenn nicht durch Anordnung
vermehrter Luftschlitze diese ebenfalls mit
D3 vergrößert würde. Die Kupfererwärmung
würde ebenfalls mit D anwachsen, wenn nicht
durch eine Verminderung der Stromdichte
auf den 4 fachen Betrag die Jouleschen Ver-
luste entsprechend vermindert würden. Der
Strom wird sich also, proportional dem Produkt
h D
aus Querschnitt und Stromdiehte, mit VD =
D!® ändern, die Leistung, proportional dem
Produkt aus EMK und Stromstärke, mit
D°», Wie man sieht, wachsen die Eisenverluste
mit D3, während die Kupferverluste sich nur
mit D2ändern. Die Eisen- und Kupfergewichte
sind natürlich proportional .D3.
- Um bei gleichen Maschinentypen gleiche
Leerlaufscharakteristiken zubekommen, müssen
die Erreger-AW immer den gleichen Pro-
zentsatz der Gesamt-AW der Maschine be-
tragen. Da diese mit D!® wachsen, müssen
auch die Erreger-AW mit D!® zunehmen.
Dies wird bei konstanter Induktion im Luft-
raum erreicht durch eine Vergrößerung des
Luftweges mit der 1,5-Potenz von D, und für
den Eisenweg durch eine Erhöhung der Sätti-
gung durch Änderung der Zähne.
Für asynehrone Maschinen ist die Be-
rücksichtigung dieser Verhältnisse unnötig.
Hier gilt es, den Leerlaufstrom möglichst klein
zu machen, um einen guten Leistungsfaktor
zu erzielen, man wählt deshalb den aus mecha-
oben Gründen gerade noch zulässigen Luft-
spalt.
Das verbale des
Hauptfluß (5) bestimmt sich folgendermaßen:
Da sich die Gesamt-AW mit D!? ändern,
der magnetische Widerstand des Streuflusses,
Streuflusses zum
jedoch mit 5 ändert sich der Streufluß selbst
mit D2®. Der Hauptiluß wächst quadratisch
mit D, infolgedessen ändert sich das Verhält-
nis 2, mit DP.
Die Leistungen von Maschinen gleicher
Durchmesser verhalten sich wie ihre Eisen-
breiten. In diesem Falle ändern sich die Flüsse
und damit die EMK proportional mit der
Breite, da die Induktion (bei Vermehrung der
Luftschlitze) auf einem konstanten Wert ge-
halten werden kann. -
Als Hauptgesetz für die Änderung der
Leistung läßt sich somit folgendes finden: Die
Leistung ist proportional D’°.1.o®, worin I die
Eisenbreite und ® die Winkelgeschwindigkeit
bedeuten. Eine Bestätigung für dieses Gesetz
findet sich in ‚Arnold, Die Gleichstromma-
: ei ! 1 O
schine II“, 8. 281. Die Kurve "Ip 7 zeigt
für wachsende Leistungen abnehmende Werte
D?.1l.® E o - =
von Die Leistungen zweier Maschi-
nen derselben Frequenz, desselben Polschrittes
und der gleichen Eisenlänge, mit demselben
Luftzwischenraum und
aber mit’ verschiedenen Polzahlen, verhalten
sich wie ihre Polzahlen. Da die Polschritte
gleich bleiben sollen, ändert sich der Durch-
messer wie die Polzahl, die gleiche Frequenz
ergibt dieselbe Umfangsgesehwindigkeit, mit-
Polzahl. Da der Fluß je Pol der gleiche bleibt
und die AW konstant gehalten werden, ist
auch die Leistung je Pol dieselbe geblieben, die
Gesamtleistung somit proportional der Polzahl.
Dies gilt jedoch nur für eine Polzahländerung
von 2 bis 8 bei Gleichstrom und von 2 bis 12
bei Wechselstrom, da sich sonst die magne-'
tischen Widerstände zu sehr ändern. (Revue
Generale del’Electricite, Bd. 7, 1920, ne
3 st.
" EEE nn u
AW für den Pol,
hin ändert sich umgekehrt proportional der
EURE IE NER
I
15. Juli 1920.
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
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Holzwolle_\ FE BET: Ire. ee — ————
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Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 28. _
RUNDSCHAU.
ersten Ausbau zwei Maschinen mit einer Lei-
Großkraftwerk Franken, Das Werk ist wäh- | stune von zusammen 8500 kVA zur Aufstellun dl
rend der Kriegsjahre von 30 500 kVA auf 50 500 Relaner doch mußte des Bee, en | Größe
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Abb. 1. Das Großkraftwerk Franken.
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Abb. 2. Die Speisewasser-Reinigungsanlage im’ Großkraftwerk Franken.
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553
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kVA erweitert worden. Im Jahre 1913 waren im Bedarfes wegen noch im gleiehen Jahre eine
dritte von 11000 kVA Leistung hinzugefügt
Ein vierter‘ Maschinensatz gleicher
Größe folgte im Jahre 1914, dem sich jetzt der
Kohlengleis
fünfte von 20 000 kVA Lei-
stung angeschlossen hat. Ein
sechster, auch von 20000 kVA
Leistung, ist bereits in Auf-
trag gegeben, so daß in ab-
sehbarer Zeit die Gesamt-
maschinenleistung70500k VA
oder bei Ersatz der beiden
ersten kleinen Maschinen
durch eine weitere 20 000-
kVA-Gruppe 82 000kVA be-
tragen wird. Im Dezember
1916 ereignete sich im Groß-
kraftwerk Franken eine Kes-
selexplosion, durch welche
große Zerstörungen angerich-
tet und drei Leute getötet
wurden. Es gelang jedoch,
mit Hilfe der unversehrten
Kessel den Betrieb aufrecht
zu erhalten. Die Arbeiten der
letzten Erweiterung, deren
Inbetriebnahme im Oktober
1918 begann, dauerten 18Mo-
nate und erforderten 2,7 Mill.
M;zuVorkriegspreisen hätten
sienur 1 Mill. M gekostet. Die
Anordnungder Gesamtanlage
ist aus Abb. 1 ersichtlich. Das
neue Kesselhaus istgeräumig,
hell und luftig gebaut, und
sein Fußboden liegt auf der-
selben Höhe wie der der Ma-
schinenhalle, d.h. 4,85 m
über Gelände. Dadurch. wird
ein hoher Aschenkeller er-
zielt, durch den hindurch
Eisenbahnwagen bis unter
den 40 t-Kran in der Ma-
schinenhalle fahren können,
554
Die neue Maschinengruppe umfaßt eine
MAN - Gleichdruck - Aktionsturbine,
Zoelly, und einen "unmittelbar gekuppelten
Drehstromerzeuger der SSW. von 20 000kVA
bei 5000 V, 50 Per und 1500 Umdr./min, fer-
ner die zugehörigen Kessel usw. Zwei neue, luft-
gekühlte Transformatoren von je 4500 kVA
sind ebenfalls zur Aufsteliung gelangt. Die
Vergrößerung der Kesselanlage machte eine
entsprechende Erweiterung der Kohlenentlade-
anlage und des Kohlenlagerplatzes erforderlich.
Bemerkenswert ist, daß der Rauchfuchs, der
der anderweiten Benutzung des Kellers wegen
nicht dort angebracht werden konnte, hochgelegt
wurde. Er besteht aus!Eisenbeton und hat recht-
eckigen Quersehnitt. Für die Aschenförderungin
der Kesselhauserweiterung wird nicht, wie bei
der Anlageim alten Kesselhaus, Saugluft, sondern
eine unter den Kesseln entlanglaufende Aschen-
trogkette benutzt, auf welche die Asche selbst-
tätig fällt, um dann ohne Staubentwicklung
in geschlossene, normalspurige Aschenwagen
entleertzuwerden. Die Hauptdampf-Ringleitung
besitzt 350 mm Innendurchmesser, genietete
Walzflanschen und ist in zwei getrennten Rin-
gen im Kesselhauskeller verlegt. Die wichtigen
Absperrschieber haben elektrischen Antrieb
und werden von der Maschinenhalle aus ge-
steuert. Die Kesselspeiseleitung hat 175 mm
Innendurchmesser und ist ebenfalls in zwei ge-
trennten Ringen angeordnet, wobei der eine als
Notleitung zur unmittelbaren Speisung der
Kessel dienen kann. Die Speiseregelung ist mit
optischen und akustischen Signaleinrichtungen
versehen, die im Kessel- bzw. Maschinenhaus
auf die Notwendigkeit bzw. den Zustand der
Kesselspeisung aufmerksam machen. Der ge-
samte Abdampf wird zur Vorwärmung des
Speisewassers oder für Heizzwecke verwertet.
Interessant ist auch die _Speisewasser-
Reinigungsanlage (Abb. 2). Die Enthärtung
erfolgt nach dem Permutitverfahren; außer-
dem wird dem Speisewasser der Sauer-
stoff entzogen. Vor Inbetriebnahme dieser An-
lage ergaben sich durch die Benutzung von
Rohwasser, wenn das Turbinenkondensat und
besonders hergestelltes, destilliertes Wasser
nicht ausreichten, erhebliche Korrosionen.
Jetzt wird das Rohwasser mittels Kiesfilters
vorgereinigt und dann dem mit Natrium-Per-
mutit beschiekten Filter zugeführt, in welchem
die Enthärtung vor sich geht. Die Kalzium-
und Magnesiumkarbonate gehen in Natrium-
bikarbonate, der schwefelsaure Kalk in Na-
triumsulfat über. Von Zeit zu Zeit wird das
Permutit durch Einleiten von Kochsalzlösung
regeneriert; es sättigt sich wieder mit Natrium,
und der gebundene schwefelsaure Kalk geht als
Chlorkalzium in Lösung. Um sich ein sauer-
stoffarmes Speisewasser zu sichern, ist ein
Eisenbetonbehälter, den eine Trennwand in
zwei durch eine Öffnung miteinander in Ver-
bindung stehende Teile zerlegt, vorgesehen. In
dem einen Teil befindet sich das Turbinenkon-
densat, in dem anderen das permutierte Wasser.
Letzteres wird durch Heizschlangen stark er-
hitzt, so daß es die in ihm enthaltene Luft ab-
gibt. Die Außenluft wird teils durch die kon-
struktive Anordnung der Behälter, teils durch
den Schwadendampf ferngehalten. Schließlich
sind in die Speisewasserleitung Eisenspan-
und Holzwollfiltereihgebaut, welche den etwazu-
rückgebliebenen Sauerstoff unschädlich machen
sollen. Erwähnt sei noch, daß die Beheizung
der Kessel mittels Braunkohlenbriketts erfolgt,
von denen im Jahre 1918 95 000 t verfeuert
wurden. (Zeitschr. d. V. d. I., Bd. 64, S. 269,
299.) ah.
x Der Nutzen kleiner Kältemaschinen für
Elektrizitätswerke. — Die in den V. S. Amerika
bekanntlich recht verbreiteten elektrischen
Kältemaschinen für Haushaltungen sind
geeignet, die Einnahmen der KElektrizitäts-
werke nicht unwesentlich zu steigern und den
Belastungsfaktor zu verbessern; außerdem er-
hält, wie „Electrical World‘!) bemerkt, durch
ihren Anschluß die Belastungsspitze in Städten
die Neigung, sich vom Winter nach dem Som-
mer hin zu verschieben. Von dem etwa 110kWh
betragenden monatlichen Arbeitsverbrauch
einer Durehscehnittswohnung mit Eismaschine
konsumiert letztere während des Sommers im
Mittel etwa 90 kWh, während 20 auf die Be-
leuchtung entfallen, im Winter dagegen bei
einem Gesamtverbrauch von 62 kWh nur
20 kWh gegen 42 für Beleuchtung. In solch
einem Haushalt schwankt der Arbeitskonsum
der Kälteerzeugung im Juli und August zwi-
schen 80 und 100 kWh und steigt gelegentlich
auf 150 kWh. Während des Winters liegen die
Kältemaschinen oft 2 oder 3 Monate still,
können indessen, wenn man sie in einem Raum
aufstellt, dessen Temperatur über 15° liegt,
fast das ganze Jahr hindurch benutzt werden.
Ihr Jahresverbrauch stellt sich im Mittel je
Maschine auf etwa 550 kWh oder mehr, ergibt
!) Bd, 75, 1920, S, 851.
Bauart
Bor F
damit bei 5 ets/kWh also eine Einnahme von
27,5 $. Dabei finden sich in manchen Städten
an die 100 bis 300 solcher Maschinen, und man
kann bei der gegenwärtigen Geschäftsentwick-
lung in den V. S. Amerika wohl mit deren 1000
für das Absatzgebiet einer einzigen Gesellschaft
rechnen. Auch außerhalb der Stadtbezirke, wo
drüben der Stromtarif im allgemeinen höher
und die Lieferung von Eis unsicher ist, vermag
die Kältemaschine (4, PS) den pekuniären
Nutzen der Überlandverteilung zu heben. Lei-
der ist das Klima Deutschlands ihrer Verwen-
dung nicht günstig.
Ausnutzung von Wasserkräften in Grau-
bünden. — Die ‚„‚Weltw. Nachr.‘ teilen nach
der „N. Zürcher Ztg.‘“ mit, daß zur Nutzbar-
machung der reichen Wasserkräite Grau-
bündens von dem Elektrizitätswerk Lonza,
Basel, der ‚‚Motor‘‘ A. G., Baden, den Kraft-
werken Brusio und der Schweizerischen Eisen-
bahnbank, Basel, die Rätischen Werke für
Elektrizität A. G. in Thusis mit 11 Mill. Fr
Kapital gegründet worden seien. Das Unter-
nehmen erwerbe vom Elektrizitätswerk Lonza
die Karbidfabrik und die Zentrale in Thusis so-
wie von den Kraftwerken Brusio deren An-
lagen in Bevers; es besitze außerdem bereits
wertvolle Konzessionen auf die Wasserkräfte
Graubündens.
Verbrauch elektrischer Arbeit in und um
London. — Ein vom London CountyCouneil auf-
gestellter Bericht ergibt, daß 1917/18 von den
Londoner Elektrizitätswerken insgesamt
449,7 Mill. kWh und von den außerhalb der
Hauptstadt gelegenen Unternehmungen 167,2
Mill. kWh abgesetzt worden sind, was eine Zu-
nahme innerhalb der 4 Jahre seit 1913/14 bei
ersteren um 130,7 Mill. kWh oder 41%, bei
letzteren um 39,9 Mill. kWh oder 31% bedeutet.
In London selbst verbrauchten die Straßenbe-
leuchtung 9,0, die übrige Beleuchtung 115,1,
Kraft, Heizung und Verkehr 318,9 Mill. kWh,
welch letzterer Betrag somit 71% der Gesamt-
summe ausmacht und nahezu dreimal so groß
war als der Arbeitsverbrauch der Privatbeleuch-
tung. („Eleetrical Review‘.)
Ein Elektrizitätsunternehmen in Sowjet-
Rußland. — Wie der „‚Überseedienst‘‘ nach der
„Wremja‘ mitteilt, wird beabsichtigt, etwa
20 km ‘oberhalb der Stadt Samara in der
Wolga Wehrbauten anzulegen, um bis zu rd
1 Mill. kW elektrischer Arbeit zu gewinnen, die
man im Umkreis von etwa 500 km verteilen
will. Das Projekt, dessen Durchführung uns
recht zweifelhaft erscheint, soll vom elektro-
technischen Zentralrat in Moskau befürwortet
worden sein.
Elektromaschinenbau.
Vorschläge zur Verbesserung von Turbo-
dynamos. — In der englischen Institution of
Electrical Engineers haben im Laufe der letzten
mA | 7
V: DA
I
zu
Abb. 4.
Monate an verschiedenen Orten Diskussionen
über die Frage stattgefunden, in welcher
Weise sich die den großen Turbodynamos noch
anhaftenden Mängel beseitigen lassen. Wenn
man diese Mängel, wie es in, dem Vortrage
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 28.
Einbau und Kühlung der Statorwickelköpfe.
|
|
15. Juli 1920.
von J. Shepherd geschah!) unter vier Ge-
sichtspunkten klassifiziert — .]. mechanische
Schwächen, 2. elektrische Schwächen, 3. Über-
hitzungs- und Feuersgefahr, 4. Ventilations-
schwierigkeiten —, so sollte man sich stets ver-
gegenwärtigen, daß die mechanischen, elek-
trischen, magnetischen und thermischen Eigen-
schaften in so intimem Zusammenhange mit-
einander stehen, daß die Verbesserung ın
einer Hinsicht mit großer Wahrscheinliehkeit
eine möglicherweise bedeutendere Verschlech-
terung in anderer Hinsicht zur Folge hat.
Eine mechanische Schwäche sieht Shepherd
vor allem in den übliehen Methoden zur Fest-
legung der Rotorwickelköpfe mittels Kappe
oder Bandage. Er möchte sie durch eine Kon-
struktion ersetzt sehen, bei der auch die
Wickelköpfe auf ihrer ganzen Länge in Nuten
liegen und durch eine Stahlbandarmierung
ähnlich der bei Kanonenrohren üblichen ge-
halten werden. Abgesehen von den Schwierig-.
keiten der Herstellung bedeutet dieses eine
Verschlechterung der Abkühlungs- sowie auch
der magnetischen Verhältnisse.
Wasserkühlung beseitigen. Das Wasser strömt
dem Rotor: durch die Welle zu, passiert in den
Zähnen vorgesehene achsiale Kanäle und fließt
am anderen Ende wieder ab (Abb. 3). In
ähnlicher Weise sollen die Statorwickelköpfe
in Nuten eingebettet und mit Wasser gekühlt
werden (Abb. 4 u. 5). Daß die so erzielte
thermische Verbesserung hier eine unerträg-
liche Verschlechterung in anderen Bezieh-
ungen bedeutet, liegt auf der Hand. Die
metallischen _Spulenkästen erfordern eine
wesentlich größere Ausladung, und es werden
in ihnen zusätzliche Verluste entstehen, über
deren Größenordnung sich Shepherd an-
scheinend keinerlei Gedanken gemacht hat.
Vor allen Dingen aber dürfte die elektrische
Festigkeit der Isolation durch die Nähe der
zahllosen Kühlkanäle und Rohre mit ihren
Verbindungsstellen selbst bei sorgfältigster
Ausführung aufs. ernstlichste gefährdet sein.,
Dabei ist an die Wärmeausdehnung, an die
mechanische Beanspruchung bei Kurzschlüssen
an Korrosionen und die Notwendigkeit der
Reinigung zu denken, welch letztere auch bei
Verwendung des Kondensats, dessen Tempe-
ratur übrigens variabel ist, nicht völlig in
Fortfall kommt. Es ist kaum anzunehmen,
daß sich ein Betriebsmann zur Aufstellung
einer so gebauten Maschine herbeilassen wird.
Wenngleich somit Shepherds konkrete Vor-
schläge schwerlich Anklang finden werden,
so ist doch der Gedanke der Flüssigkeitsküh-
lung von Turbodynamos keineswegs leichter-
hand abzuweisen. Denn je größer die Dynamo,
um so schwieriger gestaltet sich die Zufüh-
rung der notwendigen gewaltigen Luftmengen
zu allen Teilen der Maschine, um so unerträg-
licher werden die Kosten der Ventilations-
und Filteranlagen, ganz abgesehen davon, daß
das Problem der zuverlässigen Entstaubung
immer noch nicht befriedigend gelöst und
erläßlich ist. Zu bedenken ist auch,
daß das erforderliche Volumen
der Kühlkanäle bei Flüssigkeits-
kühlung nur etwa den 400. bis
500. Teil desjenigen für Luftküh-
lung beträgt, so daß durch den
Fortfall der Schlitze eine bedeu-
tende Verkürzung der Maschineund
bessere Ausnutzung des Materials
eintreten kann. Schließlich ist
Y%
Abb. 5.
noch an die Beseitigung der Brandgefahr durch
Luftabschluß zu denken. Es ist daher nicht
zu verwundern, daß sich die Vorschläge zur
. U) The Eleetrician, Bd. 84, 1920, 8.61 u. 87 und En-
gineering Bd. 109, 1920, 3. 43 u. 95.
Diese Ven- |
tilationsschwierigkeiten will Shepherd durch
periodische Reinigung daher un-
A 2 ee A a ad
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Pia
15. Juli 1920.
Anwendung von Flüssigkeitskühlung häufen, '
insbesondere unter Benutzung von Öl oder
sogar flüssiger Luft als Kühlmittel. Die
Schwierigkeiten sind sicher groß, erscheinen
aber nicht unüberwindlich, und es ist möglich,
daß die Entwicklung von der jetzt üblichen
reinen Luftkühlung über die kombinierte Luft-
und Flüssigkeitskühlung schließlich zur reinen
Flüssigkeitskühlung führen wird. Daß die
älteren Konstruktionen mit wassergekühlten
Gehäusen sich im allgemeinen nicht bewährt
haben, steht dem nicht entgegen. Voraus-
sichtlich werden Maschinen mit Flüssigkeits-
kühlung sich zunächst in solehen Fällen Ein-
gang verschaffen, in denen die übliche Luft-
Kühlung wegen atmosphärischer Verhältnisse
auf besondere Schwierigkeiten stößt, wie ja
auch in ähnlichen Fällen das Prinzip der Luft-
Rückkühlung bereits mit Erfolg angewendet
worden ist. Robert Pohl.
Apparatebau.
Leichte Schaltwalzenwiderstände. — Eine
neue Bauart von leichten Widerständen,
die den heutigen, hohen Materialpreisen
so weit als möglich Rechnung trägt,
bringt die Firma Göttinger Elektro-Schalt-
Werk, Hecke & Co., Göttingen, auf den
Markt. Sie eignen sich u. a. besonders für
Kinozwecke. Im wesentlichen bestehen diese
Widerstände, wie Abb. 6 erkennen läßt, aus
einem Winkeleisenrahmen, in den Wider-
standselemente normaler Bauart aus Eisen-
blech mit Porzellan-Schlitzrollen eingebaut
sind, und an dessen unterem Rande sich eine
Reguliereinrichtung befindet.
Die Elemente sind senkrecht angeordnet,
besitzen glatte Eisenbleche als Träger, so daß
die Luftströmung selbst dann noch eine ganz
energische ist, wenn die Elemente verhältnis-
mäßig dicht aneinander gebaut sind, wie dies
bei den beschriebenen Widerständen der Fall
ist. Das volle Blech des Widerstandsträgers
bildet glatte Luftschächte und verringert die
. gegenseitige Anwärmung. Zur Anwendung
kommen zwei Größen von Elementen. Das
kleinere Element ist rd 300mm lang und
mit 800 bis 1000 W belastbar, wogegen das
größere bei etwa 600 mm Länge 1500 bis
1600 W aufnimmt. Da der mittlere Abstand
Abb. 6. Abb. 7.
der Elemente rd 40 mm ist, so ersieht man
leieht, wie große Energiemengen auf verhält-
nismäßig kleinem Raum untergebracht werden,
zumal die Breite bzw. Tiefe der Elemente nur
etwa 100 mm ‚beträgt. Natürlich ist bei
dieser Bauart vor allem dafür zu sorgen, daß
eine ungehinderte Zufuhr frischer Luft und die
rasche Abgabe der erhitzten Luft möglich ist.
Das ist dadurch erreicht, daß die Abdeckung
oben und auf der Rückseite völlig offen ist
und von unten genug kalte Luft zuströmen
kann. Andererseits schützt jedoch die Ab-
deckung vollständig vor einem unwillkür-
lichen Berühren stromführender Teile (Abb.7).
Die Füße des Widerstandes sind so hoch, daß
eine schädliche Erhitzung der Wand, an der
der Widerstand angebracht wird, nicht ein-
tretenkann. Aufdem unteren Teiledes Rahmens,
unterhalb der Widerstandselemente, ist die
Schaltvorrichtung angeordnet. Sie ist außer-
ordentlich einfach und dauerhaft konstruiert,
wiederum unter. dem Gesichtspunkte mög-
lichster Materialersparnis. Auf einer ein-
fachen, um etwa 180° drehbaren und mit
stufenförmiger Steigerung versehenen Schalt-
walze schleifen kräftige Kontaktfedern. Die
Walze besteht nieht aus Isoliermaterial, son-
. dern aus Blech. Jede Stufe ist mit einer be-
sonderen, gesetzlich geschützten Kontakt-
abreißfeder versehen. Hierdurch ist es mög-
lich, einzelne Stufen von großer Stromstärke
bei hoher Spannung ohne schädliche Funken-
bildung abzuschalten.
' Bei der normalen Ausführung sind 6 oder
.12 Stufen parallel geschaltet, je nach der ge-
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
wünschten Feinheit der Regulierung und nach
der Gesamtstromstärke. So ist z. B.. ein
Widerstand regulierbar von 5 bis 30 A in
6 Stufen von je 5 A und ein anderer von
8 bis 96 A in 12 Stufen von je 8 A. Die Abreiß-
feder verhindert selbst bei Unterbrechung von
10 A bei 220 V das Stehenbleiben eines Licht-
bogens. Selbstverständlich kann mit der
Schaltwalze auch in Reihenschaltung reguliert
werden, bei denWiderständen für Projektions-
apparate ist indessen die Parallelschaltung vor-
zuziehen, und der Bau der Apparate wird durch
die Verwendung gleicher Stufen vereinfacht.
Die Abreißfedern ‘wirken auch rasten-
artig, so daß schon durch Gefühl oder Gehör
die Stellung der Schaltwalze erkennbar ist.
Auf’der Walze ist eine Skala angebracht, auf
der man die eingestellte Stromstärke ablesen
kann. Eine einfache Umschaltevorrichtung
ermöglicht es auch, die Widerstände zum An-
schluß an verschiedene Spannungen zu liefern.
Die Erfüllung der verschärften Vorschriften
des VDE ist gewahrt, denn die Kurbel er-
fordert keinen Schlitz, sondern kann durch
eine Buchse geführt werden. Die Abdeckung
muß allerdings oben und unten gut perforiert
sein. /
Das Gewicht dieser Widerstände ist gegen-
über anderen gleicher Leistung um etwa 30%
geringer; ein Widerstand für 220 V und 30 A
wiegt nur rd 13 kg. JER Jah
Verkehr und Transport.
Elektrische Eisenbahnen in Nordfrankreich,
— Nach „La Journee Industrielle‘ hat, wie die
„Weltw. Nachr.‘‘ schreiben, die Gesellschaft
Omnium Francais d’Electrieite, Paris, die Kon-
zession für ein elektrisches Bahnnetz zur Her-
stellung der Verbindung zwischen dem Departe-
ment Yonneund einem Teil des Departements
Nievre sowie für die Ausnutzung von Wasser-
kräften zur Stromversorgung erhalten. Deren
Leistung wird zu 27000 kW, die Länge des
Bahnnetzes zu 200 km, die Kosten zu 150 Mill.
Fr angegeben. i
Elektrisierung der Ofotenbahn. — Wie wir
der „Ztg. d. Ver. Dtsch, Eisenb.-Verw.“ ent-
nehmen, will der norwegische Staatsrat beim
Storthing die Elektrisierung der 43 km langen
Ofotenbahn beantragen. In den zu 5,5 Mill.
Kr berechneten Kosten ist die Beschaffung von
vier elektrischen Lokomotiven einbegriffen.
Wenn der Antrag Annahme findet, willman mit
Schweden ein Uebreinkommen bezüglich Liefe-
rung elektrischer Arbeit aus dem Porjuswerk
treffen, bis die für den Bahnbetrieb erforder-
en Energiein Norwegen selbst zur Verfügung
steht. ®
Eine Untergrundbahn in Bilbao. — Nach
einem englischen Gesandtschaftsbericht bemüht
sich die Banco Espanol de Credito um die Kon-
zession zur Anlage einer Untergrundbahn
in Bilbao, deren Kosten auf 13 Mill. Pes ge-
schätzt werden. Es handelt sich um 2 doppel-
gleisige Linien mit 1 m Spur, von denen die
erste (3,5 km) am Square de los Santos Juanes
beginnen, am Bahnhof Las Arenas vorüber un-
ter dem Nervion hindurch nach der Plaza
Circular führen und weiter längs der Gran Via
und Alameda bei La Casilla enden soll. Von
hier aus ist die zweite Linie (rd 2 km) durch die
Calle de la Autonomia, das Viertel San Fran-
eisco, über die San Antonbrücke nach Achuri
laut („Eleetrical Review‘, Bd. 86, 1920,
. 783.)
Beleuchtung und Heizung.
Leitsätze für die Innenbeleuchtung von Ge-
bäuden. — Die Kommission für praktische Be-
leuchtungsfragen der Beleuchtungstechnischen
Gesellschaft hat in ihren Sitzungen vom 19. Juli
und 18. Oktober 1919 folgenden Entwurf zu
Leitsätzen für die Innenbeleuchtung von Ge-
bäuden aufgestellt, den wir hiermit unseren
Lesern zur Kenntnis bringen:
Die Anlagen und Einrichtungen der Ge-
bäude mit natürlichem und künstlichem Lichte
müssen den Forderungen der Zweckmäßigkeit,
Gesundheit, Wirtschaftlichkeit und Sehönheit
entsprechen. -
I. Zweckmäßigkeit.
1. Jeder zu beleuchtende Raum muß eine
seinem Zwecke angemessene Beleuchtung
erhalten. Man unterscheidet: Allgemeinbe-
leuchtung und Platzbeleuchtung.
Die Allgemeinbeleuchtung dient entweder-
als Verkehrsbeleuchtung oder als Zusatz-
beleuchtung in Räumen aller Art neben
Platzbeleuchtung, oder als Arbeitsbe-
leuchtung. _
Die Platzbeleuchtung ist stets Arbeitsbe-
leuchtung. 5
Heft 28,
655
=D16 empfangene
mindestens betragen:
A. Bei Allgemeinbeleuchtung, :
soweit sie als Verkehrsbeleuchtung dient,
als mittlere Beleuchtung der horizontalen
Fläche in 1m Höhe.
a) in Räumen von untergeordneter
Bedeutung etwa RER
b) auf Vorplätzen, in Treppen-
Dansern under ee
e) in Aufenthalts- und Arbeits-
räumen für zahlreiche Personen 10 ,,
B. Bei Arbeits- und Platzbeleuchtung.
als mittlere Beleuchtung der Arbeitsfläche
an der Arbeitsstelle:
Beleuchtung sol
I Mu
d) für grobe Arbeiten . LO TER
e) für Schreiben und Lesen... 25
f) für Zeichnen, Sticken, Uhr-
macher- und Feinmechaniker
arbeiten .. 50
Diese Zahlen sind als äußerstes Minimum
für eine Übergangszeit anzusehen. Praktisch
müssen sie wesentlich überschritten werden.
Bei der Bearbeitung dunkler Stoffe wird
eine wesentlich stärkere Beleuchtung gebraucht
als bei hellen Stoffen.
Die Beleuchtungseinrichtungen (Fenster,
Lampen und deren Zubehörteile, wie Glocken,
Reflektoren usw.) dürfen durch Staubanhäu-
fung oder durch Ausbrennen der Lampen,
Glühkörper usw. keine ‚solche Einbuße er-
leiden, daß die Beleuchtungsstärken unter die
hier geforderten Werte herabsinken.
2. Die Allgemeinbeleuchtung darf weder voll-
kommen zerstreut (schattenlos) sein noch
dürfen störende Schlagschatten auf dem
Fußboden, den Wänden und den im Raume
befindlichen Gegenständen entstehen.
. Es ist darauf zu achten, daß di€ Arbeitsfläche
von Stelle zu Stelle keine störenden Be-
leuchtungsunterschiede aufweisen darf ;eben-
so dürfen zeitliche Beleuchtungsschwan-
kungen nicht belästigen.
4. Beim Entwurfe von Beleuchtungsanlagen
ist darauf Rücksicht zu nehmen, daß schroffe
Unterschiede in der Beleuchtung aneinander-
stoßender Räume nach Möglichkeit aus-
zugleichen sind.
5. Bei ausschließlich natürlicher Beleuchtung
darf der Tagesliehtquotient, d. i. das Ver-
hältnis der bei Tageslicht, vorhandenen Be-
leuchtung zu der Beleuchtung, die von der
freien Himmelskugel erzeugt würde, nicht
unter 0,5% betragen.
6. Die Anlagen zur Verteilung des Lichtes
müssen sich in den Plan des Gebäudes ein-
fügen.
7. Bei der Errichtung wichtiger Gebäude, bei
denen es auf eine gute Beleuchtung an-
kommt, ist die Beiziehung eines Beleuch-
tungstechnikers schon bei der Aufstellung
des Bauplanes zu empfehlen.
[Se]
II. Gesundheitsrücksichten.
1. Die Augen sind vor Blendung durch direktes
und reflektiertes Licht zu schützen.
2. Die zur Beleuchtung von Arbeitsplätzen
dienenden Einzellampen müssen abge-
schirmt werden, wenn ihre Flächenhelle
größer als 0,75 HK/em? ist.
3. Zur allgemeinen Raumbeleuchtung dürfen
auch Lichtquellen von höherer Flächenhelle
benutzt werden. Die Flächenhelle darf
aber 5 HK/em? nicht übersteigen, wenn die
Lichtquellen so angebracht sind, daß der
Winkel des Sehstrahles gegen die wage-
rechte Ebene weniger als 30° beträgt; an-
dernfalls sind auch diese Lichtquellen ab-
zuschirmen oder in lichtstreuende Hüllen
einzuschließen.
4. Einer schädlichen Ansammlung von Ab-
gasen und einer störenden Wärmeentwick-
lung durch Lichtquellen soll durch Venti-
lation der Räume vorgebeugt werden.
III. Wirtscehaftlichkeit.
Sofern die unter Berücksichtigung der
Punkte I und II vorgeschlagenen Beleuch-
tungsanlagen auf verschiedene Weise verwirk-
licht werden können, ist nach Durchrechnung
jeder einzelnen Möglichkeit die wirtschaftlichste
Ausführungsart zu wählen.
IV. Schönheit.
Die Einrichtungen zur Beleuchtung eines
Raumes sind unter Rücksichtnahme auf dessen
künstlerische Ausstattung anzubringen, doch
dürfen notwendige lichttechnische Forde-
rungen niemals zugunsten künstlerischer Aus-
stattung vernachlässigt werden. -Bei der Ein-
richtung einer Beleuchtungsanlage in öffent-
lichen Gebäuden ist ein künstlerischer Bau-
sachverständiger zuzuziehen. (Zeitschr. f. Be-
leuchtgswesen Bd. 26, 1920, 3. 1).
556 Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heit 28.
Berg- und Hüttenwesen.
Ein Schutz gegen die Betätigung elektri-
scher Zünder dureh Streuströme. — In neuerer
Zeit sind mehrfach Unfälle in Bergwerken auf-
getreten infolge vorzeitiger Zündung von elek-
trischen Sprengschüssen durch Streuströme,
die aus der Schienenrückleitung elektrisch be-
triebener Oberleitungsbahnen austreten!). Die
Fernhaltung dieser Streuströme aus den
Grubenbauen ist eine schwierige Aufgabe,
da es infolge des Kupfermangels an guten
Schienenverbindern fehlt, zumal auch nach
und nach die noch aus der Vorkriegszeit in
den Gruben vorhanden gewesenen entwendet
worden sind.
. Einen sichern „Schutz gegen die Ein-
wirkung von Streuströmen gewährt die vom
Dampfkessel-Überwachungsverein der Zechen
im Öberbergamtsbezirk Dortmund erprobte,
neue Sicherheitsanordnung von Müller,
Essen, die sich inzwischen auch im. Betriebe
als zweckmäßig und zuverlässig erwiesen hat.
Bei dieser Anordnung werden die beiden
Schießdrähte kurz vor ihrem Anschluß an die
Zünderdrähte durch ein Wehr (Nebenschluß)
mit so geringem Widerstand verbunden, daß es
die Schießleitung kurzschließt. Vor Entfernung
dieses Kurzschlusses ist ein Ansprechen des
Zünders weder durch eine Zündmaschine noch
durch irgendwelche Fremdströme möglich.
Abb. 8 zeigt die Anordnung der beiden Schieß-
dd: a
Abb. 8. Anordnung der Schießleitungen.
drähte u und b. Der obere Draht wird in der
üblichen Art mit Nägeln an Stempeln be-
festigt, und in 30 — 40 cm Abstand darunter
der Draht b mit Hilfe der bekannten Schieß-
leitungsisolatoren von Römmiler?) so verlegt,
daß erim Punkt c sicher befestigt ist, im übrigen
aber lose in den Isolatoren ruht. Beide Drähte,
deren Berührung auf diese Weise ausge-
schlossen ist, werden in das Wehr d einge-
RS
Ruf
schlüssel
27
Abb. 10. Einschnurschaltung für B-Plätze im Dienstleitungsbetrieb (Western El. Co.)
klemmt und dadurchYkurzgeschlossen. Das
Wehr (Abb. 9) besteht’aus’2 mm starken, ver-
zinnten Eisenplatten e und’f von rd/35 mm
vv „UM Si \ MM Y N
FIN
LS
Abb. 9.
Durchmesser, die in der Mitte durehbohrt und
mit Hilfe des durehgesteckten, kräftigen Nagels
g an einem Stempel befestigt sind. Nach Be-
endigung der Schießvorbereitungen zieht der
Schießmeister, wenn sich die Kameradschaft
hinter dem Stand der Zündmaschine in Sicher-
heit befindet, an dem Draht db. und reißt ihn
mit leichter Mühe aus dem Wehr heraus, wo-
durch der Kurzschluß aufgehoben und die
1) Vgl. v. Alvensleben, „Glückauf“, Bd. 61, 1916,
S. 925, 961, und „ETZ* 1917, S. 488. »E
R ( Vgl. „Glückauf“ Bd. 63, 1918, $. 442, und ETZ* 1918,
Schießleitung gebrauchsfertig geworden ist.
Beim Vorhandensein von Streuströmen wird
der Schuß beim Herausreißen des Drahtes
losgehen, ohne daß ein Unfall entstehen kann.
Die Befestigung des Drahtes b an der
Stelle c (Abb. 8), die sehr sicher sein muß,
damit er beim Abziehen keinen Zug auf den
Zünderdraht ausüben kann, erfolgt zweck-
mäßig mit Hilfe des Klemmfutters von
Römmler.) Es genügt aber auch, vor dem
vordersten Isolator eine kleine Schleife in den
Dan ss machen. (Glückauf, Bd. 65, 1920,
S. 280. 2%.
Fernmeldetechnik. _
Verbesserung des Tontpranhrerkee in
Paris dureh Einführung des Anfuf- an Stelle des
Dienstleitungsbetriebesim Verbindungsleitungs-
verkehr. — Im Ortsfernsprechnetz Paris zeigen
sich Schwierigkeiten in der Durchführung des
Dienstleitungsbetriebes, die mitdem Anwachsen
des Verkehrs und der mangelhaften Schulung
des Personals zusammenhängen. Die beab-
sichtigte, teilweise Einführung des halbselbst-
tätigen Betriebes hat sich durch den Krieg
verzögert, und mit der Inbetriebnahme selbst-
tätiger. Unterämter in kurzer Zeit ist nicht zu
rechnen, zumal da die Kosten gewaltig in die
Höhe gegangen sind und z. Zt. sich etwa ver-
dreifacht af M. Barbarat, Direktor des
Tunesischen Post- und Telegraphenamtes,
schlägt daher die Beseitigung des Dienstlei-
tungsbetriebes im Verbindungsleitungsverkehr
und die Einrichtung des Doppelanrufbetriebes
vor. Er hofft, dadurch einen glatten Abfluß
der Anrufe bei den A-Plätzen und eine Ver-
besserung des Betriebes zu erreichen, wenn der
Teilnehmer auch mit zwei verschiedenen Be-
amtinnen in Verbindung zu treten hat, von
denen die erste die Anmeldung des verlangten
Amtes, die zweite bei dem verlangten Amt die
Nummer der gewünschten Anschlußleitung
entgegenzunehmen und zu verbinden hat.
Die für den Dienstleitungsverkehr in
Paris hergerichteten B-Plätze zeigen die üb-
liche Einschnurschaltung des Systems der
Western Elecetrie Co. nach Abb.10. Um die
Kosten der Betriebsänderung möglichst gering
zu halten, schlägt Barbarat die in Abb. 11
dargestellte Schaltung vor, in der neben den
vorhandenen Relais lediglich; das differential
gewickelte Relais RA neu hinzukommt. Das
in*der ursprünglichen Schaltung vorhandene
Buchsenrelais wird in Verbindung mit dem
Rufschalter zur Anschaltung des Abfrage-
systems der! B-Beamtin benutzt.' Die Wirkungs-
weise der Schaltung ist folgende: Die A-Be-
amtin nimmt die Meldung des gewünschten
Amtes vom rufenden Teilnehmer entgegen.
Sie prüft in der bekannten Weise eine nach dem
verlangten Amte führende freie Verbindungs-
leitung aus (Knackprüfung, optische Besetzt-
anzeige, Summer) und verbindet den rufen-
den Teilnehmer mit dieser Verbindungsleitung.
Sobald der Verbindungsstöpsel in die Klinke
der Verbindungsleitung eingeführt wird, spricht
am B-Platz des verlangten Amtes über die
12 000-Q-Wicklung das S-Relais an. Dieses
schl ßt seinenKontakt und setzt dadurch
die eine Wicklung des Differentialrelais RA
unter Strom, das anspricht und die Anruf-
lampe betätigt. Die B-Beamtin legt den Ruf-
schalter der betreffenden Schnur um, wodurch
das Relais RT erregt wird, das das Abfrage-
system anschaltet. Wird in bekannter Weise
abgefragt und mit der verlangten Anschluß-
leitung im Vielfachfeld verbunden, so erhält
auch die zweite Wicklung des Differential-
relais RA Strom, der Anker des Relais fällt ab
und die Anruflampe erlischt; gleichzeitig wird
das Relais. RT stromlos und das Abirage-
system abgeschaltet. Meldet sich der ver-
3) „Glückauf“, Bd. 65, 1920, 8. 280.
15. Juli 1920.
langte Teilnehmer, so zieht das in der a-Lei-
tung hegende Schlußrelais seinen Anker an,
und am A-Platz verschwindet die zweite
Schlußlampe, die brannte, solange am B-Platz
lediglich die hochohmige Wicklung des Über-
wachungsrelais Ue eingeschaltet war, da die
27-Q-Wieklung parallel geschaltet wird. Ist
das Gespräch beendet, so wird das Schluß-
relais S durch Sperrung des ZB-Stromes bei
der den Hörer anhängenden Sprächstelle
stromlos und die 27-Q-Wicklung unterbfochen.
Die Schlußlampe beim A-Platz erscheint, wie-
der. Trennt der A-Platz, so wird das Über-
wachungsrelais, das bis dahin über die 12000-8-
Wicklung erregt blieb, stromlos, und das
Differentialrelais RA wird seinen Anker an-
ziehen. Die Lampe L leuchtet jetzt als Schluß-
lampe, bis die B-Beamtin ebenfalls trennt und
der Anfangszustand wieder erreicht ist.
Barbarat betrachtet, wie aus’ vorstehen-
dem hervorgeht, die Aufgabe vom rein schal-
tungstechnischen Standpunkt. Bei der Prü-
fung der Frage, ob in einem Netz mit Dienst- .
leitungsbetrieb zum Anrufbetrieb in den Ver-
bindungsleitungen übergegangen werden kann,
und ob der Anrufbetrieb größere Vorteile
bietet, ist aber die schaltungstechnische Seite
von untergeordneter Bedeutung. Ausschlag-
gebend sind die betriebstechnischen und wirt-
schaftlichen Momente. Bei einem normal sich
abwiekelnden Dienstleitungsbetrieb sind die
Wartezeiten für den Teilnehmer geringer als
beim Anrufbetrieb, ° wo er mit zwei Beam-
tinnen nacheinander in Verbindung tritt. Der
Anrufbetrieb hat eine wesentlich andere
Verteilung der Leistungen von A- und B-Be-
amtinnen zur Folge. Beim Dienstleitungsbe-
trieb verhalten sich die Leistungen der A- zu
denen der B-Beamtinnen etwa wie 1:3, beim
Anrufbetrieb wie 1:1. Die Folge ist, daß beim
Übergang zum Anrufbetrieb die Zahl der B-
Plätze vermehrt werden muß, da das Lei-
stungsmaß der A-Beamtin durch den Fort-
fall des Dienstleitungsbetriebes nicht in dem-
selben Maße ansteigt, wie das Leistungsmaß
der B-Beamtin zurückgeht. Dies kommt prak-
tisch darin zum Ausdruck, daß die Plätze ver-
mehrt und die-Vielfachfelder verlängert werden
müssen, was große Kosten verursacht und bei
bestehenden Ämtern aus Raummangel viel-
Abb. 11. Eihschnurschaltung der B-Plätze bei Anrufbetrieb.
fach niehtdurchführbarist. Hierzukommennoch
Mehrausgaben für das Verbindungsleitungsnetz,
weil beim Anrufbetrieb die Ausnutzungs-
möglichkeit der Verbindungsleitungen durch
die infolge der Freiprüfung erforderliche
kleinere Bündelung oder Gruppenbildung und
durch die Wartezeiten, die bis zur Antwort
> zweiten Amtes vorgehen, herabgesetzt
wird.
Vergleichende Berechnungen in bestehen-
den Netzen mit Dienstleitungsbetrieb lassen
den Übergang zum Anrufbetrieb in der Regel
als nicht durchführbar erscheinen. Wirt-
schaftlicher und auch vom Betriebsstandpunkt
anzustreben ist es vielmehr, den Dienstlei-
tungsbetrieb so zu regeln, daß ein glatter Ab-
fluß der Anrufe sichergestellt wird. Erreicht
wird dies durch Vermeidung von Überlastung
der Arbeitsplätze, zureichende Bemessung der
Absatzwege, Regelung des Betriebes in den
Dienstleitungen e. F. durch Zuhilfenahme von
Wählern und gründliche Schulung des Per-
ur ea Telegraphique, Bd. 44, 1920,
65). Kr.
Kopplungsbemessung bei Stoßfunkensen-
dern. — Die Telefunken-Gesellschaft hatte auf
Grund ihres Patentes Nr. 198562, das die soge-
nannte kritische Koppelung bei der Stoßerre-
gung schützt, gegen die Dr. Erich Huth _G.
m. b. H., Berlin, eine Klage wegen Ver-
letzung ihrer Patentrechte durch Herstellung
und Lieferung von Stoßsendern eingeleitet.
In dem Rechtstreit hat das Reichsgericht
als Revisionsinstanz im Januar 1920 den Schutz-
u De en ee ei ee
ä
j
.Ln
15. Juli 1920.
erde a a nn nd na ea
bereich des genannten Patentes, soweit es
die kritische Koppelung betrifft, wie folgt
festgestellt: Geschützt ist „die Anwendung der
sogen. kritischen Koppelung bei der Wienschen
‚ Stoßerregung zur Erzielung des Energieop-
‘ Turkestan unter Leitung
a Zinn Äer e ee Zu A ui ee ee
timums im Sekundärkreis in Verbindung mit
jeder Löschfunkenstrecke, für die die kritische
Koppelung für den angegebenen Zweck Be-
deutung hat.‘‘“ Dementsprechend ist der letzt-
genannten Gesellschaft untersagt worden,
Stationen zur Erzeugung wenig gedämpfter
Schwingungen in der Weise zu benutzen, daß
beim Senden durch Drehen an dem Handrade
des Koppelungsschalters unter Beobachtung
des Amperemeters und der Funkenstrecke
diejenige Stellung aufgesucht wird, bei welcher
die günstigste Stoßwirkung eintritt. Rp.
Drahtlose Stationen in China. — Der
London and China Telegraph vom 17. V. 1920
berichtet, daß ‘das Verkehrsministerium den
Antrag einer Anzahl wirtschaftlicher Körper-
schaften betreffend die Errichtung drahtloser
Stationen in Schanghai, Nanking, Hang-
tschou und Hankou genehmigt habe. Die
Kosten für die Einrichtung dieser Stationen,
die lediglich Handelszwecken dienen sollen,
müssen von den Körperschaften selbst ge-
tragen werden.
Wie Eastern Engineering vom 20. V. 1920
berichtet,‘ ist mit der Errichtung drahtloser
Stationen zwischen Peking und Chinesisch-
eines britischen
Ingenieurs begonnen worden. kp.
Drahtlose Telephonie England-Holland. —
Die Marconi-Gesellschaft ist bereit, einen
drahtlosen Telephondienst zwischen beiden
Ländern, von Chelmsford aus, für 1 sh bis
18d einzuführen, sobald die obersten Behörden
beider Länder ihre Zustimmung erteilt haben.
(Weltwirtschaft, Mai 1920). Rp.
Drahtlose Telephonie über den Ozean. —
5 Fleming hat, wie Elektrotechn. u.
Maschinenb. Bd.37, 1919, 8. 594, nach
Eleetrieian berichtet, unlängst in einer Vor-
lesung am University College in London
Einzelheiten über die kürzlich durchgeführten
Versuche der Marconi-Gesellschaft mit draht-
loser Telephonie über den Ozean mitgeteilt.
Die Versuche fanden zwischen der Station
Ballybunion in Irland und der 3200 km ent-
fernten Station Nova Scotia statt. Es handelt
sich zuerst darum, die ’Stärke des. Antennen-
stromes zu bestimmen, der im praktischen
Betrieb für den Sender notwendig ist. Die
Versuche wurden 10 bis 12 Tage lang während
der Tageszeit, also der Zeit der größten at-
mosphärischen Störungen, durchgeführt. Als
Stromquelle diente eine Wechselstrommaschine
von 2,6 kW, als Luftleiter eine Schirm-
antenne von 150m Höhe, die verwendete Wellen-
länge betrug 3,6 km, der Antennenstrom
16 A. Es ergab sich, daß bei Verwendung der‘
gewöhnlichen Verstärkungsapparate die tele-
phonische Verständigung Al
p-
Funkentelegraphische Übertragung von
Eisenbahnsignalen auf die Lokomotiven.!) —
Auf Veranlassung des französischen Eisenbahn-
ministeriums beschäftigten sich die verschie-
denen französischen Bahngesellschaften seit
Ende 1919 sehr eingehend mit der Frage der
Wiedergabe von Signalen auf den Lokomo-
tiven. Als Lösung wurde ein Verfahren von
Augereau angesehen, bei welchem die Signale
durch Hertzsche Wellen auf die Lokomotive
übertragen werden. Neben den Schienen ver-
läuft eine Antenne, die durch einen Hammer-
induktor erregt wird. Die Lokomotive schaltet
beim Vorüberfahren den Sender ein und aus,
indem zwei Hebel am Boden durch den Rad-
druck umgelegt werden. Am Fahrgestell
befindet sich eine Empfangsantenne. Sie er-
regt einen Kohärer, der ein Relais, eine Pfeife
oder ein Lichtsignal einschaltet. Der Anord-
nung haften drei große Mängel an: Verwendung
mechanischer Stoßelemente zum Aus- und Ein-
schalten des Senders, die Kraftquelle ist nicht
aut der Lokomotive und die Verwendung von
Kohärern. (Genie Civil, Bd. 76, Ray 391).
Funktelegraphie in Ekuador. — Die So-
ciet6 Francaise Radio Elecetrique hat für Rech-
nung der Regierung in Quito eine Funkstation
‚errichtet, und ähnliche Anlagen sind in Guaya-
quilund Esmeraldasim Bau. Ihre Leistung
beträgt 10 kW. Privatpersonen ist Einfuhr
und Installierung drahtloser Apparate in der
‚Republik Ekuador verboten.
Medizin.
Die Neonlampe und ihre Heilwirkungen. —
In der Berliner Medizinischen Gesellschaft hielt
1) Vgl auch „ETZ* 19%, $. 473.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heit 28
— acc, seco m m ——— ——
557
am 16. VI. Dr. Ewest von der Studien-Ge-
sellschaft für elektrische Leuchtröhren m. b. H.,
Berlin, einer Tochtergesellschaft der Osram
G. m. b. H., einen Vortrag über die Neon-
lampe.!) Es ist dies eine nach Art der Geißler-
schen Röhren, nur mit viel höherem absoluten
Nutzeffekt brennende Lampe, welche ein in-
tensiv gelb-rotes Licht aussendet, dessen
Wellenbereich fast ausschließlich zwischen
740 und 580 uu liegt.
Im Anschluß daran hielt Dr. Nagel-
schmidt einen Vortrag über mochroma-
tische Lichtbehandlung, in dem er darauf
hinwies, wie außerordentlich verschieden die
biologischen Wirkungen der einzelnen, selbst
dicht benachbarter Teile des Spektralgebietes
sind, ja daß die Wirkungen mancher Strahlen
die der anderen direkt aufheben. Er knüpfte
daran die Forderung, bei der Lichtbehandlung
Apparate zu verwenden, welche gerade die
gewünschten Eu walhsteiehe vorwiegend er-
zeugen, und berichtete über Heilresultate,
welche er mit der Neonlampe, die ein reines
rot-gelbes, ganz kaltes - Strahlengemisch aus-
sendet, in vielen hunderten von Fällen er-
zielt hat. Er hebt die außerordentlich schmerz-
stillende Wirkung dieser Strahlen, die sich bei
Neuralgie und nach Kriegsverletzungen, Un-
fällen usw. hervorragend bewährt haben,
hervor, sowie ihre stark entzündung- und
eiterung-hemmende Wirkung, die besonders
bei Hautentzündungen, Furunkeln und ähn-
lichen Krankheiten gute Resultate ergeben
hat; so hat er z. B. ausgedehnte Furunkel nach
wenigen Bestrahlungen austrocknen sehen.
Kustı zur Behandlung Pockenkranker im
roten -Lichte, nach dem Vorgang Finsens,
wird. die Lampe empfohlen. Die weitere Ver-
wendung abgesonderter Strahlengebiete er-
öffnet der Lichtbehandlung große neue Aus-
blieke und ist geeignet, sie aus der bisherigen
Empirie auf wissenschaftlich exakte Grund-
lage zu stellen.
Jahresversammlungen, Kongresse,
Ausstellungen,
Beteiligung der Industrie an Auslands-
messen. — Der Vorstand des Ausstellungs-
und Messe-Amts hat beschlossen, die mit Er-
folg eingeleitete Einrichtung deutscher Aus-
kunftsstellen auf ausländischen Messen bei
gegebenen Gelegenheiten auszubauen, um die
deutsche Messebeteiligung im Auslande ein-
heitlich zu gestalten und ihre Ausnutzung für
private Erwerbszwecke zu verhindern. Firmen,
die sich durch Auslegung ihrer Geschäfts-
drucksachen oder auch unmittelbar mit
Mustern an ausländischen Messen beteiligen
wollen, wird daher dringend geraten, sich vor
der Anmeldung mit dem genannten Amt in
Verbindung zu setzen. Das gilt insbesondere
auch für die in Barcelona vom 24. bis 31. X.
1920 stattfindende spanische Messe. Die
schwedische Industrie wacht indessen scharf
darüber, daß der ausländische Wettbewerb
von den nationalen Veranstaltungen dieses
Landes nach Möglichkeit ferngehalten wird.?)
Internationale Elektrizitäts-Ausstellung in
Leeuwarden. — Vom 14. VIII. bis 15. IX
1920 veranstaltet der niederländische Verein
zur Förderung des Fremdenverkehrs in Leeu-
warden (Friesland) eine internationale
Elektrizitäts - Ausstellung. Nach dem
erst jüngst ausgegebenen Programm sind fol-
gende 6 Gruppen vorgesehen: 1. Stark-
strom, insbesondere für landwirtschaftliche
und industrielle Groß- und Kleinbetriebe,
3. Schwachstrom, 3. Geräte für den elektri-
schen Betrieb, 4. Meßwerkzeuge für Elektri-
zität, 5. Transportmittel (insbesondere Auto-
mobile, Aufzüge usw.), 6. sonstige Geräte. Ven
zuständiger Seite wird eine Beteiligung der
deutschen Industrie im Hinblick auf die be-
vorstehende Elektrisierung der Provinz Fries-
land als sehr erwünscht bezeichnet. Anmel-
dungen müssen indessen mit Rücksicht auf
den geringen noch verfügbaren Raum unver-
züglich an das Sekretariat der Ausstellung in
Leeuwarden, Groot Schavernek 9, gerichtet
werden. Die Platzmiete beträgt für Im? be-
deckter Fläche 20 holl. ld (Mindestsatz
50 holl. Gld), für 1 m? Wandffäche 5 holl. Gld
(Mindestsatz 10 holl. Gld), für 1 m? unbe-
deckten Raumes 6 holl. Gld (Mindestsatz
20 holl. Gld). Das Ausstellungsprogramm
kann beim Ausstellungs- und Messe-Amt der
Deutschen Industrie eingesehen werden.
Deutsche Ostmesse Königsberg. — Wie
der Leiter des Meßamts der Stadt Königsberg
der „Ind. u. Handels-Ztg.‘“ zufolge mitteilt,
haben sich bisher über 1000 Firmen zur Be-
1) Vgl. auch *ETZ* 1919. S. 186. ,
2) Den Besuchern der Messen inGotenburg und
Malmö wird neuerdings Einreiseerlaubnis erteilt.
teiligung an der in Königsberg i. Pr. vom
15. bis 20. VIII. 1920 stattfindenden 1. deut-
schen Ostmesse angemeldet, und mit einer
entsprechenden Anzahl weiterer schweben Ver-
handlungen. ° Vom Meßamt ist in Berlin eine
Geschäftsstelle eingerichtet worden.
Internationale Mustermesse in Triest 1920.
— Mit Unterstützung der Staats- und Pro-
vinzialbehörden soll vom 19. IX. bis 10. X. 1920
in Triest eine internationale Mustermesse
stattfinden, die in erster Linie der Wiederan-
knüpfung der Handelsbeziehungen zwischen
Italien, den früher österreichisch - ungarischen
Staaten, den Balkanländern und der Levante
dienen wird, Man rechnet aber auch auf die
Beteiligung der deutschen Industrie, die in-
dessen bei Prüfung der Beteiligungsfrage er-
wägen muß, daß die wirtschaftlichen und
politischen Verhältnisse in den in Betracht
kommenden Gebieten noch ganz ungeklärt
sind und daher eine lähmende Wirkung auch
auf die Messe ausüben können. Das Aus-
stellungs- und Messe-Amt der Deutschen In-
dustrie hat aus diesem . Grunde davon abge-
sehen, bereits in diesem Jahr auf der Triester
Messe eine deutsche Auskunftsstelle einzu-
richten.
Verschiedenes,
Teuerungszuschläge zu den Gebührenord-
nungen der Architekten und Ingenieure. —
Der Ausschuß für Gebührenordnung (AGO)
veröffentlicht unter dem 1. VII. 1920 ein
Rundschreiben betreffend Teuerungszuschläge
zu den neuen Gebührenordnungen der Archi-
tekten und Ingenieuret), in dem folgendes aus-
geführt „wird:
„tn der Gebührenordnung für Architekten
bzw. Ingenieure 1920 ist der Stundensatz für
die nach der Zeit zu bereehnenden Leistungen
auf 12 M festgesetzt, die Mindestgebühr aber
auf 30 M. Diese Sätze sind im letzten. Viertel-
Jahr 1919 festgelegt und wurden schon damals
als knapp bemessen bezeichnet. Inzwischen
ist die Entwertung des Geldes in solchem
Maße fortgeschritten, und dementsprechend
sind die Gehälter der Beamten und Ange-
stellten so erhöht worden, daß auch eine
Heraufsetzung der nach der Gebührenord-
nung zu berechnenden Stundensätze geboten
und berechtigt erscheint.
Eine Umfrage bei den 12-an der Auf-
stellung der Geb. Ordng. 1920 beteiligten Ver-
bänden hat eine Übereinstimmung ergeben,
daß bei den heutigen Verhältnissen ein Zu-
schlag zu den Stundensätzen bis zu
50% als angemessen zu bezeichnen ist. Es
wird den AGO-Vereinen anempfohlen, eine
dementsprechende Erhöhung anzuwenden.“
Energiewirtschaft.
Kanadas Wasser- und Elektrizitätswirt-
schaft. — Der als englisches Dominion of Ca-
nada seit nunmehr 53 Jahren bekannte Länder-
komplex Nordamerikas mit insgesamt nahezu
10 Mill. km? und etwa 8 Mill.Einwohnern, dem
der Weltkrieg eine weitgehende Industrialisie-
rungund eine glänzende Handelsbilanz gebracht,
anderseits aber auch die lebenswichtige Kolo-
nisierung und Kapitalbeschaffung ebenso wie
den Getreideabsatz erschwert hat, fesselt hin-
sichtlich seiner Energiewirtschaft schon seit
längerer Zeit das allgemeine Interesse. Sie be-
ruht vornehmlich auf den gewaltigen, z. T. be-
reits ausgebauten, z. T. noch der Verwertung
harrenden Wasserkräften, die in großzügig an-
gelegten Systemen der Elektrizitätserzeugung
und -verteilung für Stadt und Land, ja auch
für angrenzende Bezirke nutzbar gemacht wer-
den. Nach Erhebungen des Dominion Bureau
of Statistics und des Water Power Branch be-
trug die Gesamtleistung der anfangs 1919 in
Betrieb befindlichen Wasserkraftanlagen
2,305 Mill. PS. Von diesen entfallen 1,727 auf
elektrische Arbeit erzeugende und verkaufende
Werke, 0,352 auf Holzstoff-und Papierfabriken,
die aber außerdem noch mehr als 0,1 Mill. PS
von den Elektrizitätswerken entnehmen, im
ganzen also rd 0,450 Mill. PS verwerten. Auf
1000 Einwohner kamen 1918 in Yukon 1574,
in Britisch Columbia 506, in Quebee 376, in
Ontario 359 und in Manitoba 133 PS, während
die übrigen Provinzen im Durchschnitt gerin-
gere Werte zeigten. Die Herrschaft im ganzen
genommen, betrug der Anteil je 1000 Einwoh-
ner rd 276 PS. Ein Vergleich mit den ent-
sprechenden Zahlen aus anderen Ländern be-
weist, wie der Censusbericht bemerkt, die be-
vorzugte Stellung Kanadas sowohl bezüglich
der Ausdehnung wie der Ausnutzung der Was-
serkräfte. Allein Norwegen und vielleicht
Schweden gehen ihm in dieser Beziehung vor-
aus.
ı) Vgl. „ETZ* 1920, 8. 768.
558
0
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920, Heft 28. —
15. Jull 1920.
m mm
m mm
Neuerdings haben der Water PowerBranch,
das Department of the Interior, das Bureau of
Statisties und das Department of Trade and
Commerce den Census bis anfangs 1920 erwei-
tert. Ihm zufolge beträgt die im englischen
Weltreich — ohne die Landesteile, die nach
dem Friedensschluß unter britischen Einfluß
gelangt sind — verfügbare Wasserkraft, soweit
man sie bisher hat feststellen können, rd 50 bis
70 Mill. PS und der Anteil Canadas daran über
230 Mill. PS. Dessen gesamte installierte Tur-
binen- und Wasserräderleistung, einschließlich
der Reserven, wird nunmehr zu 2,418 Mill. PS
angegeben, von denen 2,215 in regelmäßigen,
nutzbringenden Betrieben Verwertung finden,
und die maximal in Aussicht genommene Lei-
stung der in Betrieb oder in Bau befindlichen
Werke zu 3,385 Mill. PS. 1,757 Mill. PS oder
rd 73%, entfallen auf Elektrizitätswerke, deren
Absatzgebiete die ‚Beleuchtung, der Bergbau,
die elektrochemische und elektrometallurgische
Industrie, Mühlen, Walzwerke usw. sowie all-
gemein Fabrikationsbetriebe sind. Die Holz-
stoff- und Papierindustrie gebraucht 0,473
Mill. PS, von denen 0,381 unmittelbar in den
betreffenden Werken erzeugt, 0,092 von Elek-
trizitätswerken bezogen werden. Die aus Was-
serkraft entwickelte elektrische Arbeit verteilt
sich weiter folgendermaßen: Beleuchtung 0,435
Mill. PS, Bergbau 0,178, Getreidemühlen 0,043,
Holzbearbeitung und Sägewerke 0,038; auf die
übrige Industrie kommen 0,173 Mill. PS. Wäh-
rend des Fiskaljahres 1918/19 haben die Werke
übereineMilliardeP Sh ausgeführt. Die gesamten
installierten 2,418 Mill. PS verteilen sich auf
3370 Maschineneinheiten, deren mittlere Lei-
stung 715 PS ausmacht. Von diesen haben
2244 100 PS oder weniger; ihr Anteil an der
Gesamtleistung beträgt nur rd 82 000 PS oder
etwas mehr als 3%, dagegen sollen 1,03 Mill.
PS, d. s. 43%, auf Einheiten von oder über
10000PS und 0,160 Mill. PS oder fast 7% auf
Maschineneinheiten von 20 000 PS und darüber
entfallen. Hier erwähnt der Bericht, dessen
weitere Angaben über die Leistungsverteilung
wir einzelner Widersprüche wegen unberück-
siehtigt lassen, besonders die 50 000 PS-Tur-
binen für den Ausbau der Ontario Hydro-ERlec-
trie Power Commission in Queenston. Die
Elektrizitätswerke Kanadas haben allgemein
in den letzten Jahren große Fortschritte ge-
macht, und ein bedeutendes Netz von Fern-
leitungen, das sich dauernd erweitert, überzieht
schon jetzt den mittleren und den süd-
westlichen Teil Ontarios sowie den Süden von
Quebec; andere derartige Systeme entwickeln
sich außerordentlich schnell. Die Bedeutung
der Wasserkräfte wird dadurch ersichtlich, daß
91%, der im ganzen Lande von den Elektrizi-
tätswerken verbrauchten Triebkraft ihnen ent-
stammen. Zahlentafel 1 gibt ein Bild von Lei-
Zahlentafel I. Leistung und Kapital
der Wasserkraft-Elektrizitätswerke
- Kanadas 1919.
Installierte PS | Kapital
|
i Dampf-, | ”
Provinz Wasser- GR: Ins- un na
motoren | Hilfs gesamt |
5 motoren Mill $ $
Yukon . 10.009 .— 10000) 3,472) 347
. Britisch Co- |
lumbia . . 211.043) 26 780 | 237 823) 38,450 182
Alberta 325801 2405 | 34 985 :6,991| 214
Manitoba . .| 71790) 19400) 91190) 14,340 200
Ontario 794 621| 39530 | 834151.170,113| 215
. Quebec 623 088| 28163 | 651 251133,646| 214
Neubraun-
schweig 9 378 500 9878| 1,544] 165
. Neuschott-
land 2 .% 4.064 420 4484 0,842) 207
. Prinz Ed-
ward-Insel 27 — 227 0,067! 296
Insgesamt 1756 791|11719811873 389 369,465 210
| | ım
Mittel
stung und Kapital der in den 9 Provinzen mit
Wasserkraft arbeitenden Elektrizitätswerke.
- - Nach einem früheren Industriecensus (für
Anfang 1918) wurden, wie Zahlentafel 2 zeigt,
in Elektrizitätswerken 1,845 Mill. PS ent-
wickelt, davon allein 1,653 aus Wasserkräften,
0,180 mit Dampf und etwa 11 700 PS mit Gas
und Ol. Die genannte SeanEeisinze Vver-
teilte sich zu 78%, auf private und zu rd 22%
auf öffentliche Werke. An der Ausnutzung der
Wasserkräfte waren erstere mit 80, letztere mit
20%, an den Dampfanlagen die privaten Un-
ternehmungen mit 65, die öffentlichen mit 35°/,
beteiligt. Von den in den Elektrizitätswerken
'investierten 356 Mill.. $ kamen rd 283 auf pri-
vate und 73 auf öffentliche Zentralen. Das
reine Anlagekapital betrug‘297 Mill. $, und da-
von entfielen auf jene 231, auf diese rd 66. Im
"Leistung
Zahlentafel2. Zahl, Leistung, Kapital,
Einnahme usw. der Elektrizitätswerke
Kanadas anfangs 1918.
ar Pri- | Öffent-
DEI vatıelie
gesumt | %
Zahl. deriWerke 2.0 666 48 | 52
davon mit Stromerzeugung . 470 63 | 37
„ ohne S j 196 14 | 86
Einnahme aus Stromverkauf Er
in Mill. $ 44,537, 65 | 35
davon für Licht RER 18,40£ 52 48
26.133 75 | 25
356,004 79 | 21
„u. SOnabIEEST,, 52%
Kapital, 2 ser ae
Zahl der Beschäftigten BR
Gehälter und Löhne inMill. $
Er Nie)
davon mit Dampf ,„, ,„ »
Zahl der Maschinen . .
davon mit Wasser in Mill.PS
Zahl der Maschinen : 619! 74 | 26
davon mit Gas und Ol in PS 11.710 34 66
Zahl der Maschinen 113! 46 | 54
Strom f. Zuhlen es. 943, 66 | 34
erzeuger \ Leistung in Mill. kVA | 1,388) 78 2
Durchschnitt kommen auf die primäre Pferde-
stärke 193 $ (196 bei privaten, 183 bei öffent-
lichen Anlagen) und auf ein Kilovoltamper Ge-
neratorenleistung 257 $ (261 beiprivaten, 243 bei
öffentlichen Anlagen). Die sich ergebende Diffe-
renz zwischen den Werten der beiden Anlage-
arten erklärt das „Board of: Trade Journal‘,
dem wir hier folgen, mit gegeneinander abwei-
chenden Bereehnungsmethoden. An Kapital-
kosten entfielen auf die installierte Pferde-
stärke im Mittel 188 $, u. zw. 189 bei den pri-
vaten und 180 bei den öffentlichen Elektrizi-
tätswerken.. Diese Beträge umfassen das reine
Anlage- und das Betriebskapital. Wenn es beim
Census auch nicht gelungen ist, über die Bau-
kosten der Wasserkraftwerke alle erforderlichen
Angaben zu erhalten, so ergeben doch die Aus-
künfte von 70 leistungsfähigen Stationen mit
einer installierten gesamten Turbinenleistung
von 0,746 Mill. PS eine Baukostensumme von
50,7 Mill.$ oder durchschnittlich von 69,1$/PS;
hierbei sind Grunderwerb, Leitungen und
Stromverteilung nicht berücksichtigt. Die Brut-
toeinnahme aus dem Energieverkauf betrug ins-
gesamt 44,5 Mill. $, u. zw. 29,1 bei den privaten
und 15,4 bei den öffentlichen Werken. 18,4
Mill. $ der Gesamteinnahmen wurden aus dem
Energieabsatz für Licht, 26,1°Mill. $ aus dem
übrigen erzielt. Dabei ist bemerkenswert, daß
die privaten Anlagen eine Einnahme von 9,6
Mill. $ oder 33%, im Lichtbetrieb hatten, wäh-
rend dieser den öffentlichen Werken 8,8 Mill. $
d. s. 57% einbrachte. Die Gesamteinnahme
von 44,5 Mill. $ wurde von Zentralen mit eige-
ner Energieerzeugung und von Stationen er-
zielt, die elektrische Arbeit im ganzen erwerben
und verkaufen, sie enthält mithin das Ergebnis
des Absatzes an und durch letztere.
Bei solcher Entwicklung der Elektrizitäts-
wirtschaft ist es verständlich, daß auch die fa-
brizierende Elektroindustrie Kanadas und die
Einfuhr elektroteehnischer Erzeugnisse bedeu-
tende Fortschritte gemacht haben. Was die Fa-
brikation, u. zw. dieniehtspezialisierte betrifft,so
dienten dieser nach einem Bericht-des Bureau
of Statisties 1918 68 Werke, u. zw. 42 in On-
tario, 13 in Quebec, 7 in Manitoba, 3 in Bri-
tisch-Columbia, 2 in Alberta und 1 in Saskat-
chewan. Im ganzen waren in diesen 43,3 Mill.$
investiert, davon 10,6 in Grundstücken, Ge-
bäuden usw., 6,5 in Maschinenanlagen und
Werkzeugen, 17,1in Material, Halb- und Fertig-
fabrikaten, Brennstoffen usw. und 9,1 als Be-
triebskapital. Die Zahl der Beschäftigten (An-
gestellte und Lohnempfänger) betrug 6595
Männer und 2268 Frauen mit einer Gesamt-
summe an Gehalt und Löhnen von 8,5 Mill. $.
Diese 68 Fabriken haben während des ge-
nannten Jahres an Brennstoff für 0,497 Mill. $
verbraucht; der Kohlenkonsum betrug 52 228 t.
Über den Materialverbrauch gibt folgende
Übersicht Auskunft:
Gußteile, Eisen, Messing,Kup-
pfer, Aluminum ..... 695099. 1,896 Mill. $
Böheisen.... . 3 MekelR „ 4190 . 0,220 re
Stahl 0 SR er , 69287:2.0,976 De
Draht ne. De » 1 287. 0,187 ” »
Isolationsmaterial . . . : .» 6290 1,214 Dr
IHlolz 2er Mill. ft 2,468 70,109 75,5
Mica/z2 ui 0 Sr los. Sep
Kupfer, Kupferdraht. - „ »„ 5,332 4,099 RR
Chemikaheny Es ar ee erae: le) RE,
Sonstiges”. 212 el ae: —_ BOLIEN 5
Insgesamt 13,781 Mill. $
Der Gesamtverkaufswert der Produktion im
Werk stellte sich auf 30,045 Mill. $, davon
entfallen 8,5 Mill. $ auf verschiedene Erzeug-
nisse, 5,2 auf isolierte. Drähte und Kabel,
2,7 auf Elektromotoren (115 100 Stück), 2,3
| (14 250), 1,4 auf Elemente (4,9 Millionen), nahe-
_ auf Schalttafeln usw. Der Bericht nennt ferner
| Dampfbahnen auszugeben.
auf Transformatoren (193 900), 1,7 auf elek-
trische Maschinen (ohne Dynamos, Generatoren
und Umformer), 1,52 auf Glühlampen (601 300),
1,5 auf Dynamos, Generatoren und Umformer
zu ebensoviel auf elektrotechnische Kohlen, 0,99
262 500 Akkumulatorenbatterien im Wert von
0,2 Mill. 8.
Auch die Canadian General Eleetrie Co. in
Toronto erwartet eine beträchtliche Steige-
rung ihres Absatzes von der künftigen Entwick-
lung der Elektrizitätswirtschaft, u. zw. nach
ihrem Bericht für 1919 u. a. von der Ausdeh-
nung, die die Hydro-Electrie Powerommission
dem Chippewa Power Development mit 0,4
Mill. PS und einem Kostenaufwand von 35
Mill..$ zu geben beabsichtigt. Ebenso planen
die Hydro-Radial Railways, viele Millionen
Dollar für elektrische Einrichtungen zur Durch-
führung ihres Systems provinzialer Überland-
bahnen und zur Elektrisierung bestehender
Etwa 2 Mill. PS
kommen bei den von der International Joint
Commission on Waterways projektierten Was-
serkraftanlagen am: St. Lorenzstrom in Frage,
und die verschiedenen Housing Commissions
Kanadas sind mit öffentlicher Unterstützung
stark beschäftigt, Tausende neuer Heimstätten
anzulegen, deren Einrichtung gleichfalls be-
deutende Anforderungen an die Elektroindu-
strie stellen wird.
Wie schon gesagt, ist die Einfuhr elektro-
technischer Erzeugnisse nach dem Dominion
gleichfalls erheblich gewachsen.: Sie hatte nach
„Electrieal World‘ 1919 für Apparate einen
Wert von über 11 Mill. $, wovon allein 10,9
Mill. $ auf den Import der V.. 5. Amerika kom-
men; dieser hat sich in den letzten 5 Jahren
(1915: 5,137. Mill. $) mehr als verdoppelt.
Großbritannien lieferte dagegen nur für rd
88-800, Frankreich für 2800, Spanien für
19 600 und Schweden für 6500 $. Gleichzeitig
ist auch der Export in bemerkenswerter Weise
gestiegen, bei elektrischen Apparaten z. B. dem
Wert nach von 97 900 $ in 1915 auf 2,167
Mill. $. Daß die Einfuhr aus dem Mutterlande
in letzter Zeit nennenswert gegen den zuneh-
menden Import der V. $S. Amerika eingebüßt
-hat, war schon aus den Wertangaben für
1917/18 ersichtlich!),. Kanada ist mehr und
mebrin die wirtschaftliche Abhängigkeit seines
südlichen Nachbars geraten, und darin liegt
der Grund, daß England neuerdings intensive
Anstrengungen macht, um die Handelsbezie-
hungen mit dem Dominion wieder zu beleben.
Das geschieht, um nur einiges zu nennen, durch
die Tätigkeit der Canadian Association of
British Manufaeturers, durch die Agenten des
Handelsamts,;, durch Besuche englischer Fa-
brikleiter und Exporteure wie auch auf dem
Wege der Gründung z. T. sehr mächtiger eng-
lisch-kanadischer Konzerne, (z. B. der mit
500 Mill. $ins Leben gerufenen British Empire .
Steel Corporation?). Diese Bestrebungen des
Mutterlandes ‚werden von Kanada schon mit
Rücksicht auf den z. Z. niedrigen Stand seiner
Valuta der amerikanischen gegenüber möglichst
gefördert. 3
Im Anschluß an diese Übersicht darf viel-
leicht auch erwähnt werden, daß ein Komitee
des kanadischen Parlaments den Plan verfolgt,
in derNähe von Ottawa einnationalesForschungs-
institut zu errichten, für dessen wissenschaftliche
Ausrüstung 0,1 Mill. $ gefordert werden. Zu den
Aufgaben des Instituts soll u. a. die Vereinheit-
lichung wissenschaftlicher und technischer Appa-
rate gehören, soweit sie im Staatsdienst oder in
der Industrie des Landes Verwendung finden,
ferner der Materialien für öffentliche Anlagen und
die Prüfung technischer Verfahren zur Entwick-
lung der natürlichen Hilfsquellen des Landes
im Interesse der bestehenden und neuer Indu-
strien.
VEREINSNACHRICHTEN.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Potsdamer Str. 86.
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306.
Betr. Lieferrollen für Feindrähte.
Vom Zentralverband der Deutschen Elek-
trotechnischen Industrie ist der Entwurf zu
Normen für „Lieferrollen für Feindrähte‘“ auf-
gestellt worden, den wir nachstehend bekannt
geben. Wir bitten,Äußerungen hierzu bis zum
30. Juli an unsere Geschäftsstelle zu riehten. ,
Verband Deutscher Elektrotechniker.
- Der Generalsekretär.
Dr.-Sng. G Dettmar.
1) Vgl. „ETZ“ 1920, S. 244.
2) Vgl. „Auslands-Nachr'
d. SSW“ 1920, 8. 179.
= 5 Di er A a ee nl u An oma um U Lalmhue DU 0 U. 0
A
”
‘werden.
15. Juli 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Beispiel für die Bezeichnung einer Lieferrolle (Werkstoff „Pappe mit Holzkern‘“
für Drahtstärke 0,40 bis 0,60.mm: Lieferrolle P3 V.D.E. Sir Maße
'Kern- iben- : i
Neun Größe .| durchmesser a Ganze länge | Wickellänge | Für er
Holz | Pappe D = ww | Drahtstärke Hi
H P 1 30 60 80 60 0,06 bis 0,18
H B: 2 30 80 80 60 0,19 „ 0,39
H B 3 40 120 80 60 0,40 „ 0,60
Int in 4 40 120. 4 12) 100 über 0,61
Baumwoll-
draht
MIEZS
=
S
|
a er
rerleimen
Werkstoff. Aotbuche
= Herkunftszeichen\= L
H
Q
en
>>
“—ü
jachiert spe} Es
Wi | ——— id 0
Werkstoff Pappe mit
Holzkern
Abb...
SITZUNGSKALENDER.
Deutsche Physikalische Gesellschaft. 16. VIL.-
1920, abends 7%, Uhr, Physikalisches Institut der
Universität, Berlin, Reichstagsufer 7:
1. Vortrag R. Fürth: ‚Die Illustration physika-
lischer Gesetze durch statistische Analogien’”.
2. Vortrag D. Reichenstein (als Gast): „Ein elek-
trolytischer Stromverstärkungseffekt, ein neuer
elektrolytischer Verdrängungseffekt und Folge-
rungen‘,
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.)
H. Cassirer $. Der Mitinhaber der Kabel-
und Gummiwerke Dr. Cassirer & Co., Charlotten-
burg, der Chemiker Dr. phil. Hugo Cassirer,
ist gestorben. Auf die Verdienste des Verstor-
benen um die Elektrotechnik- werden wir noch
besonders eingehen.
Hochsehulnachriehten. An der Tech-
nischen Hochschule Berlin habilitierte sich
Dr. F. Stumpf für Optik und Strahlenphysik.
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
(Der Abdruck pn Briefe erfolgt nach dem Er-
messen der Sohriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.)
Die Theorie der Stirnstreuung.
In obigem Aufsatz des Herrn L. DREYFUS
in der „ETZ“ 1920, S. 106, über ‚‚Eine Theorie
der Stirnstreuung‘‘ wird eine neue Methode
zur Berechnung der Stirnstreuung an Wechsel-
strommaschinen veröffentlicht. Herr Dreyfus
berücksichtigt den. Einfluß des Eisens da-
durch, daß er zu den wirklichen Spulenköpfen
ein System von idealen Spulenköpfen hinzufügt,
wobei dieses ein Spiegelbild des tatsächlichen
Systems nach der Grenzebene zwischen Eisen
und Luft ist. Die einzelnen Spulenköpfe ver-
bindet er durch einen idealen Leiter, welcher
im Luftspalt verläuft. So entsteht aus jedem
System ein geschlossener elektrischer Kreis.
Als Streufeld der Spulenköpfe bezeichnet er
dann das Feld, welches durch den Spulenkopf
erregt wird und dabei den Raum zwischen
diesem und dem Luftspalt ausfüllt. Der Ein-
{luß der idealen Verbindungen in dem Luft-
spalt wird vernachlässigt. Da diese Behand-
lung nicht in allen Punkten richtig ist, erlaube
ich mir einige Bemerkungen dazu zu machen.
Ein Streufeld ist das magnetische Feld,
welches von einer Wicklung erzeugt wird,
ohne daß es mit der anderen Wicklung ver-
kettet ist. Dagegen verläuft das gemeinsame
Feld in beiden Wicklungssystemen (Stator
und Rotor), und man zählt dazu nicht nur die
Kraftlinien, die sich über dem Eisenkreis
und dem Luftspalt schließen, sondern auch
die Kraftlinien, die in die Luft gestreut
Da die Kraftlinien dem ‘Weg der
geringsten Reluktanz folgen, ist es ganz
natürlich, daß sie sich auch außerhalb ‘des
Luiftspaltes verbreiten, trotzdem sie zum ge-
meinsamen Felde gehören. Aus diesem Grunde
ist es nicht richtig, einen idealen Leiter in
den Luftspalt einzuführen. Die Kratitlinien,
welche sich außerhalb des Luftspaltes zer-
streuen, addieren sich geometrisch zu denKratft-
linien des Streufeldes der Spulenköpfe, wobei
sie aber keinen praktischen Einfluß auf seine
Größe haben, denn das Streufeld der Spulen-
köpfe ist durch die gegenseitige Lage der
beiden Systeme von Spulen (d. h. Stator und
Rotor) sowie durch die Permeabilitäten der
umgebenden Medien festgelegt.
Das Streufeld berechnet Dreyfus_ bis
zum Luftspalt. In der Tat erfüllt dıeses Feld
den ganzen Raum zwischen beiden Wick-
lungen (des Stators und Rotors). Bei der
Synchronmaschine mit ausgeprägten Polen
kommen zwei Fälle vor. In der Ebene der
Pole treten die Kraftlinien des Streufeldes
an den Statorspulenköpfen in die Pole so ein,
daß sie bei den Polschuhen nur teilweise mit
den Windungen der Rotorspulen verkettet
sind. Dagegen sind die Krafitlinien, die bei
dem Kranze des Rotors in die Polkerne ein-
treten, fast mit allen Windungen des Rotors
in Verkettung, und sie gehören daher zum
gemeinsamen Felde. In dem Raume zwischen
den Polen teilt sich der magnetische Fluß in
zwei Teile, von denen der eine direkt in die
Statorbleche eintritt (Streufluß); der andere
schließt sich über dem -Rotorkranz. Dieser
Fluß: ist also mit den Windungen des Rotors
verkettet und gehört zum gemeinsamen Felde.
Daraus sieht man, daß es richtig wäre, dieses
'Streufeld bis etwa zur Mitte der Pollänge zu
berechnen. i Rt
Ganz ähnliche Verhältnisse gelten auch
für den -asynehronen Motor. Das Streufeld
ist auch hier nicht durch den Luftspalt be-
grenzt, sondern verbreitet sich auch zwischen
beiden Spulenköpfen (des Stators und Rotors),
wovon man sich sehr leicht überzeugen kann. Es
sei ®, der Kraftfluß, der an der Stirn des Rotors
zwischen dem Luftspalt und den Rotorspulen-
köpfen eintritt. Wenn die Rotorspule w
Windungen besitzt, so induziert sich die elek-
tromotorische Kraft E'= 4,44. Dscw . w. 1078.
Weil aber die Kraftlinien wieder an der zylin-
drischen Fläche des Rotors ‚austreten, so er-
regt sich in derselben Spule die Spannung
E" = —4,440;cw.w.10-8. Da die Summe
der beiden Spannungen gleich Null ist, gehört
das erwähnte Feld ®, zum Streufeld.
Herr Dreyfus wollte den Einfluß der
eisernen Medien durch die Spiegelbilder be-
rücksichtigen, hat aber dabei mehrere prin-
zipielle Fehler gemacht. Es wird ihm wahr-
scheinlich bekannt sein, daß diese Methode
nur in dem Falle verwendbar ist, wo die Leiter
mit der Grenzebene zwischen Luft und Eisen
parallel sind. Steht der Leiter senkrecht zu
dieser Ebene, so läßt sich, diese Methode nicht.
benützen, da die Schwächung des magnetischen
Feldes überhaupt nicht besteht. Man kann
sich davon durch die Theorie sowie durch
einen Versuch!) überzeugen.
Jeh erlaube mir, Herrn Dreyfus darauf
aufmerksam zu machen, daß er überhaupt
nieht den Einfluß der eisernen Lagerschilder
beachtet, obwohl diese besonders bei den
kleinen Maschinen einen großen Einfluß auf
die Streuung haben?).
Bei der Berechnung des gegenseitigen Ein-
flusses der Spulenköpfe rektifizierte Herr
Dreyfus die zylindrische Fläche .des Ro-
tors mit den Wöcklungen in die Ebene und
substitierte dabei für die tatsächlichen Ab-
stände der Leiter die rektifizierten Werte der
einzelnen Bogen. Dies ist aber nur dann zu-
lässig, wenn es sich nur um einen kleinen Teil
des Bogens handelt. Wird aber der Einfluß
der Spulenköpfe bis in Unendlichkeit berechnet,
so ist solche Berechnung nicht richtig.
Die Formeln, welche für den gegenseitigen
Einfluß der einzelnen Phasen abgeleitet wurden,
sind sehr kompliziert und liefern in dieser
Sache keinen Überblick. In meiner schon er-
wähnten Abhandlung?) habe ich für verschie-
ı) Siehe z. B. H. Rohmann: „Elektrische Schwin-
gungen“, Teil I (Sammlung Göschen), 8. 96. unter e.
2) Siehe meine Abhandlung in „Technieky Obzor“,
Prag 1918; „Beitrag_zur Theorie des, Streufeldes an. den
8 pulenköpfen von Wechselstrommaschinen.“
Heft 28.
Jiche und scheinbare Widerstand der
658
dene Spulenkopfanordnungen einfache For-
meln abgeleitet, aus denen die Einwirkung der
Phasen aufeinander ersichtlich ist.
Prag, 25. IV. 1920.
Dr. techn. Jaroslav Kucera.
Erwiderung.
Was Herr KUCZERA angreift, sind die
grundlegenden Anschauungen, auf denen ich
meine '[heorie der Stirnstreuung aufgebaut
habe. Diese habe ich im Text so eingehend
und — wie mir trotz mancher Mißverständ-
nisse seitens Herrn KUCZERAs scheinen will —
so klar begründet, daß es keinen Zweck hat,
hier abermals darauf zurückzukommen. Ich
muß es also der Beurteilung meiner Fach-
genossen überlassen, in wieweit sie diese für
glücklich gewählt halten. Die Ausstellungen
Herrn KUCZERAs können meinen eigenen Stand-
punkt nicht ändern.
Vesteräs, 5. VI. 1920.
Dr. L. Dreyfus.
Neue Methode ur Ortsbestimmung von Wasser-
fehlern in Papier- und Faserstoffkabeln.
In der „ETZ‘“ 1920, S. 292 gibt Herr H.
TIETGEN eine Methode an zur Messung von
solchen Kabelfehlern, wobei eine gesunde Ader
nicht zur Verfügung steht, und bemerkt, daß
in solchen Fällen wegen der Polarisation.
Gleichstrom, nicht zur Messung geeignet ist.
Ich verweise deshalb auf meine Ausführungen
in den „Mitteilungen der Vereinigung der
Elektrizitätswerke‘‘ 1915, S. 206, wo ich ein
sehr einfaches Meßverfahren mit Gleich- oder
Wechselstrom angegeben habe, wobei der wirk-
j ber-
gangsstelle gänzlich eliminiert wird. Dieses
Vertahren ist brauchbar auch in Drehstrom-
netzen in Fällen, wo alle Adern eines Kabels
untereinander Schluß haben. Ferner ist dies
Meßverfahren auch anwendbar, wenn an der
Fehlerstelle auch Erdschluß besteht, nur muß
dann die benutzte Stromquelle natürlich keine
Verbindung mit Erde haben. Der Weg, den
Herr Tietgen angegeben hat, ist sicher gang-
bar. Es scheint mir aber, daß die Anwendung
der Wheatstoneschen Brücke meistens schwierig
sein wird, da es sich bei Kabelnetzen meistens
um verhältnismäßig große Querschnitte, also
um kleine Widerstände, handelt.
F. Erens, Arnheim.
Eıwiderung.
Ich gebe zu, daß auch im vorliegenden
Falle mehrere Wege nach Rom führen, schlage
aber vor,. es ruhig der Praxis zu überlassen,
sich den kürzesten, einfachsten und zuver-
lässigsten auszusuchen. Für derartige Wider-
standsmessungen, wie sie von den beiden
Fällen meiner Methode erfordert werden, gibt
es keine Schaltung, die eine größere Empfind-
liehkeit und Genauigkeit bieten könnte, als
die Wheatstonesche Brücke.
Bemerken möchte ich noch, daß Herr
Postrat Pinkert, Berlin, die Schlußformel
meiner Methode weiter entwickelt hat auf
= %(b—-Y (a—b) (2 L—b).
Diese Formel ist für die Rechnungen der
Praxis bequemer.
Hamburg, 11. VI. 1920.
Tietgen.
LITERATUR.
Besprechungen.
Theorie der Lohnmethoden. Von A:
Sehilling, ord. Professor an der Tech-
nischen Hochschule in Breslau. Mit 30
Textabbildungen, VIII und 128 S. in 8°.
Verlag von Julius Springer. Berlin 1919.
Preis geh. 9 M, geb. 10,60 M.
Der Verfasser hat sich der schwieri-
gen Aufgabe unterzogen, die verschiedenen
möglichen Lohnmethoden durch analytische
Untersuchung in gewisse Gesetze einzuordnen
und den Einfluß der die Herstellungskosten
beeinflussenden Faktoren festzustellen. _S0-
weit die Lösung dieser Aufgabe auf rein theo-
retischem Wege möglich ist, hat sie der Ver-
fasser erreicht. :
Im ersten Teil geht er bei seinen Unter-
suchungen davon aus, bei Verkürzung der
Herstellungszeit gegenüber dem Voranschlag
den Anteil des Arbeiters an der hierdurch er-
zielten Ersparnis des Unternehmers festzu-
stellen und zu ermitteln, welehen Ansporn die
Größe dieses Anteils auf die Arbeitsintensität
ausübt. Hieraus ermittelt er, unter welchen
Bedingungen die Herstellungskosten eın, Mi-
nimum werden (die „wirtschaftlich günstigste
EL Es wird gezeigt, daß die Höhe
der Generalunkosten hierbei eine außerordent-
lich wichtige Rolle spielt. Es wird gezeigt,
daß man bei der graphischen Darstellung der
660
Zusammenhänge lineare und nichtlineare
Lohnformen unterscheiden kann, daß erstere
eine im allgemeinen einfachere Behandlung
der Zusammenhänge ermöglichen und daher
in der Praxis vorteilhafter angewendet werden.
Der Einfluß von Kalkulationsfehlern bei den
verschiedenen Lohnformen wird festgestellt.
Eine Anzahl von Lohnformen, welche teils
nur theoretische Bedeutung haben, teils in der
Praxis eingeführt sind, werden nach den ab-
geleiteten Gesetzen untersucht.
Während die Untersuchungen des ersten
Teils lediglich ein Arbeitselement behandeln,
gewissermaßen die „Differentialrechnung‘“ sei-
ner Theorie darstellen, befaßt sich der Verfasser
im zweiten Teil mit der ‚„‚Integralreehnung‘“,
der Untersuchung des Lohnsystems, dem sich
die Lohnformen der verschiedenen Arbeiter-
kategorien eines Werkes nach einem einheit-
lichen Gesetz, ‚dem System‘, einordnen
müssen. Insbesondere wird hierbei auch die
Gruppenarbeit und ihr verändernder Einfluß
auf a Tempo des einzelnen Arbeiters analy-
siert.
In einem Schlußwort werden die aus den
abgeleiteten Gesetzen sich ergebenden Folge-
rungen erläutert und zusammengefaßt.
Es wird die Aufgabe der Praxis sein, die
vom Verfasser abgeleiteten Gesetze auf das
in den Betriebsstatistiken der Industrie ge-
gebene Zahlenmaterial anzuwenden und, wo
dieses unzureichend, durch systematische Ver-
suche seine Arbeit da nachzuprüfen und zu
ergänzen, wo der Verfasser sich auf ange-
nommene Zusammenhänge stützen mußte.
Dann kann die Arbeit des Verfassers zu einem
wichtigen Baustein im Wiederaufbau unseres
Wirtschaftslebens werden.
Dr. Essich.
Der Kreislauf der Energien in Natur,
Leben und Technik. Von Dr. Julius
Obermiller. VIund 68 S.in 8°. Verlag von
Johann Ambrosius Barth. Leipzig 1919.
Preis 3,60 M.
. Der Verfasser hat im Frühjahr 1918 zu
Brüssel im Rahmen eines Hochschulkursus für
Heeresangehörige eine Vortragsreihe gehalten,
welche die Beziehungen zwischen der Sonnen-
energie und der menschlichen Tätigkeit vom
Standpunkte des Chemikers klarstellen sollte.
Dieser Absicht entspricht die ausführliche
Behandlung der chemischen Vorgänge, auf
denen das ‚Leben der Pflanzen und Tiere
beruht, während die Umwandlungen der
Energie in der unbelebten Natur nur kurz
und z. nicht einwandfrei dargestellt
werden. Schon die Feststellung ‚knergie
ist jede Kraft, die etwas leisten kann“, muß be-
mängelt werden, weil sie die verschiedenartigen
Begriffe Energie und Kraft zusammenmengt.
In Wirklichkeitist Energie Arbeitsvermögen und
hängt mit dem Begriffe Kraft nur insofern zu-
sammen,als dieserim Begriffe Arbeit als Faktor
steckt. Auch die Umwandlung von Wärme in
mechanische Energie ist dem Verfasser anschei-
nend theoretisch nicht klar. Vom Arbeitseffekt
der Dampfmaschine und der Verbrennungsmo-
toren zu sprechen, ohne auch nur das Stichwort
Temperaturgefälle zu nennen, ist ein Unding.
Was der Verfasser über die unmittelbare Um-
wandlung der chemischen Energie der Kohle in
elektrische Energie und einige andere für den
Ingenieur höchst wichtige Probleme der Ener-
gieumwandlung sagt, beschränkt sich auf we-
nige unbedeutende Sätze. Wie schon angedeu-
tet, sind hingegen die ph ysialogisch-chemischen
Energieumsetzungen ausführlich und mit Sach-
kunde behandelt. Über die Bedeutung von
Zucker, Stärkemehl, Fett und Eiweiß im Haus-
halt der Natur, über Düngung, Fäulnis, Gä-
rung, Vermoderung und Verkohlung werden
wir knapp und gut belehrt. Auch über die Er-
zeugung von Sprengstoffen und Arzneimitteln
aus Bestandteilen des Steinkohlenteers erfahren
wir einiges. Was der Verfasser zum Schluß über
Radium, die merkwürdigste und verhältnis-
mäßig gewaltigste unserer Energiequellen sagt,
erscheint mir wiederum zu oberflächlich. Viel-
leicht könnte dem flott geschriebenen Büchlein
durch eine gründliche Umarbeitung bleibender
Wert verliehen werden, ohne der netten Dar-
stellung den Reiz der Ursprünglichkeit zu
rauben. K. Arndt,
Eingänge.
Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.
Bücher.
Die Kalkulation in Maschinen- und Metall-
warenfabriken. Von Ernst Pieschel. 2.
verm. u. verb. Aufl. Mit 214 Abb. u. 27 Muster-
formularen. VII u. 253 S. in 8%. Verlag von
Julius Springer, Berlin 1920. Preis 16 M, geb.
22 M.
Elektrotechnische Zeitschrit,
1920.
Freileitungsbau, Ortsnetzbau. Ein Leitfaden
für Montage- und Projektierungsingenieure, Be-
triebsleiter und Verwaltungsbeamtee Von F.
Kapper. Mit 364 Textabb., 9 Tafeln und 52
Tabellen. 2. Aufl. VIII und 365 S. in 80. Ver-
lag von R. Oldenbourg, München u. Berlin 1920.
Preis geb. 45 M.
Das Reichs-Einkommensteuergesetz vom
29. März 1920. Für die Praxis gemeinverständ-
lich dargestellt mit Einführung, Text, Erläuterun-
gen, Beispielen sowie den ergänzenden Vorschrif-
ten der Reichsabgabenordnung und des Landes-
steuergesetzes von Dr. jur. F. Erler und Dr. F.
Koppe. 320 $. in 16%. Industrieverlag Spaeth
& Linde. Berlin 1920. Preis 16,80 M,
Der Lohnabzug beim Reichseinkommen-
steuergesstz. Die Steuerkarte. Verord-
nungen vom 21. V. 1920. Für die Praxis dar-
gestellt mit den gesetzlichen Bestimmungen, Er-
läuterungen, Mustern, Lohnlisten, Beispielen und
Tarifen von Dr. F.Koppe. 568. in 89. Industrie-
verlag Spaeth & Linde, Berlin 1920. Preis 4,20 M.
Das neue Arbeitsrecht. Von Prof. Dr. jur. W.
Kaskel. XVI u. 3823 S. in 80. Verlag von Julius
Springer, Berlin 1920. Preis 32 M, geb. 39,60 M.
Kommentar zum Gesetz über eine Kriegs-
abgabe vom Vermögenszuwächs und zum
Gesetz über eine außerordentliche Kriegs-
abgabe für das Rechnungsjahr 1919 vom
19. IX. 1919. Nebst den Ausführungs- und
Vollzugsbestimmungen zu beiden Gesetzen. Be-
arbeitet von Dr. G.Strutz. XXIII u. 549 8. in 8°.
Verlag von Otte Liebmann, Berlin 1920, Preis
55 M, geb. 65 M.
Die wirtschaftlichen Folgen des Friedens-
vertrages. Von J.M. Keynes, Übersetzt von
«M. J. Bonn und C. Brinkmann. 2. Aufl.- Vu.
243 S. in 80, Verlag von Duncker & Humblot,
München 1920. Preis I5 M.
Die Verordnungen gegen Wucher, Preis-
treiberei und Schleichhandel in der Fas-
sung der Wuchergerichtsverordnung vom
97. XL. 1919. Mit Anmerkungen von Dr. Wasser-
mann und M. Kaiser. 256 S. in 16%. Verlag
von J. Schweitzer, München, Berlin und Leipzig
1920. Preis 15 M.
Das Sozialisierungsgesetz vom 23. III. 1919
und die gemeinwirtschaftlichen Bestimmungen der
Verfassung des Deutschen Reichs vom 11. VILL
1919 nebst Kohlen-, Kali- und Elektrizitäts-
wirtschafte-Gesetzgebung. Erläutert von Dr. O.
Reier. 2148. in 16%. Vereinigung wissenschaft-
licher Verleger Walter de Gruyter & Co., Berlin
und Leipzig 1920. Preis 10 M.
Die Elektronenröhren und ihre technischen
Anwendungen. Von Dr. H. G. Möller. Mit
163 Textabb. und einer Tafel. Heft 49 der Samm-
lung „Tagesfragen aus den Gebieten der Natur-
wissenschaften und_der Technik“. XIV u. 162 S.
in 80, Verlag von F. Vieweg & Sohn, Braun-
schweig 1920. Preis 10 M.
Die virtuellen Längen bei elektrisch be-
triebenen Bahnen. Von Dr. E. Steiner. IV
und 85 S. in 80. Verlag von Speidel & Wurzel,
Zürich 1919. Preis 3‘Fr.
Deutscher Industrie-Katalog (Führer durch
die Industrie-, Handels-, Export- und Bücherwelt).
Frühjahrsausgabe 1920, enthaltend neuestes
Adressen- und Bezugsquellenmaterial, das verteilt
ist auf 4 Hauptabschnitte: „Kultur und Wirt-
schaft“, „Deutschlands Industrie und Gewerbe-
fleiß“, „Nahrung und Fürsorge“ und „Die Welt
der Bücher“, nebst zahlreichen Künstler-Reklame-
karten und einem alphabetischen Schlüssel bzw.
Fachgruppenverzeichnie. Verlag von Eugen
Wahl, Stuttgart 1920. Inlandpreis 12 M.
Sonderabdrucke.
Ingenieurberuf und Titelfrage. Von G. W.
Meyer. „Technische Rundschau und Anzeiger
für Maschinenbau und Elektrotechnik“, 1920,
Nr. 18.
Hochfrequenz - Mehrfachtelephonie und
-telegraphie längs Leitungen. 2. Teil. Von
H. Fassbender und E. Habann. „Jahrk. d.
drahtl. Telegraphie u. Telephonie“, Bd. 15, Heft 5,
Hochfrequenztelephoniemitund ohne Draht.
(Drahtlose Telephonie und Hochfrequenz-Mehr-
fachtelephonie auf Leitungen). Vortrag von Prof.
Dr. Fassbender. „Monatsblätter des Berliner
Bezirksvereins deutscher Ingenieure“, Aprilheft
1920.
Zeitschriften.
Archiv für Elektrotechnik, Bd. 8, 1920, Heft 12,
enthält folgende Arbeiten: R. Holm, Benutzung
der Wahrscheinlichkeitstheorie für Telephonver-
kehrsprobleme. M. A. Schirmann, Berechnung
des Durchgriffs von Doppelgitter-Verstärkerröhren.
Ein elektrostatisches Problem. L. Fleischmann,
Über selbsterregte Mehrphasenstromgeneratoren,
— Bd.9, 1920, Heft 1, enthält folgende Arbeiten:
Für die Bchriftleitung verantwortlich: E, 0. Zebme In Berlin, — Verlag von Juliusß8pringer In Berlin.
Heit 28.
im Selbstverla
kohlenverband hat im '„Reichsanz.‘
15. Juli 1920.
-A, Gothe, Kritische Frequenz und Eigenfrequen-
zen einlagiger Spulen. Eine experimentelle Unter-
suchung.
Ziehen des Zwischenkreis- Röhrensenders. A.
Semm, Verlustmessungen bei Hochspannung.
KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Außenhande. — Nach einer Bekannt
machung des Reichswirtschaftsministers und
des Reichsministers der Finanzen vom 28. VI.
1920 ist, soweit die Ausfuhrbewilligung vor
dem 10.-Mai erteilt wurde, der Export von
Waren, die nicht ausweislich der Beförderungs-
papiere vor dem 1. VIII. 1920 zur Beförderung
mit der Bestimmung nach dem Ausland auf-
gegeben worden sind, nur zulässig, wenn die
Abgabe nachträglich entrichtet ist und die
Zahlung den Zollabfertigungsstellen nachge-
wiesen wird. — Die am 1. Mai im Reichswirt-
schaftsministerium herausgegebene „Zustän-
digkeitsliste für die Außenhandels-
stellen für Eisen und für Eisen- und
Metall-Fertigerzeugnisse‘ wird demnächst
der Außenhandelsstelle für
Eisen- und Stahlerzeugnisse neu und berich-
tigt erscheinen; in sie sind auch die Metalle und
Metallhalbfabrikate aufgenommen.
Warenmarkt. — Kohle. Die A. G. ee
1920,
Nr. 145, ab 1. Juli gültige Änderungen und
Neufestsetzungen von Brennstoffpreisen zu
ihrer Bekanntmachung vom 28: IV. 1920!) ver-
öffentlicht. — Metallpreise. Die Notierun-
gen der Vereinigung für die deutsche Elektro-
Iytkupfernotiz
liner
zw. der Kommission des Ber-
Metallbörsenvorstandes (letztere ver-
stehen sich ab Lager in Deutschland) lauten in
M/100 kg2): |
Metall 9. VI. | 6. VI.
Elektrolytkupfer (wire |
bars), prompt. cif Hamburg,
Bremen, Rotterdam . ; 1601 1620
Raffinadekupfer 99/99,3%/, |1075—1100 1075—1100
Originalhüttenweichblei . 475 475
Originalhüttenrohzink,
Preis im freien Verkehr . 600 590—600
Plattenzink (remelted) von
‚handelsübl. Beschaffenheit
Originalhüttenaluminium)
98/99/pin gekerbt.Blöckchen |2100—2200|2100—2300
390-400 | 360-375
Zinn,Banka-,Straits-,Billiton- 4000 14000—4100
‘ Hüttenzinn, mind. 99%, - - _ —
Reinnickel 98/99%) - . 13600— 3800| 3600— 3800
Antimon-Regulus.. . . 725 725
An der Londoner Metallbörse wurden
nach „Mining Journal“ am 2. VII. 1920 für
1 ton (1016 kg) notiert: a
a | Erd
*Kupfer: best selected . 102 0 O0 bis104 0 0
ee electrolyt. . 166 0 0 „109 0 0
2 wire bars. . . 17 0 0 „109 0 ©
E e standard, Kasse 89 15 10 0% 00
REN, »„ 3Mon 9115 9 „ 2 00
Zinn: standard, Kasse... 260 0 0 „ 260 10. 0
E „..3Mon. . 24 0 0 „ %410 0
Pas BtTAR Dario ee 27210 0,273 00
Blei: span.oder nichtengl.
Weichblei.... 3550, 3515 0
„ . gew. engl. Blockblei 36 0 0 „ — — —
Zink: gew. Sorten... . 4315 0, 45 5 0
remelted .... . 40 0.0 0 Sa
n engl. Swanseae .. 4 00, —— —
Antimon: engl. Reg. . . 60/63 £ net.
Aluminium: 98 bis 990/,‘ 165 £ (Inland);
185 £ (Export).
Nickel: 98 bis 99%, gar. 230 £ (In- u. Ausland),
Quecksilber: nom. für
die 75 lbs.-Flasche. . . 20£ bis 20 £10s.
Platin: je Unze nom. . . 360 ».
Für den 8. VII. 1920 verzeichnete der ‚Berl.
Börs. Cour.“ folgende Preise in £/t: Kupfer,
Kasse 89,62; desgl. 3 Mon. 91,87; Elektrolyt
105 bis 110; best selected 102 bis 104; Zink
41,75 bis 43,25; Zinn, Kasse 249,25; des 1
3 Mon. 256,75; Blei 33,25 bis 34,75. ;
New York stellte sich am gleichen Tage Elek-
trolytkupfer loko auf 19 cts/lb.
ı) Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 384.
%) Silber in Barren etwa 900 fein kostet 795 bis
800 M/1 E fein. £
ö) Originelhüttenaluminium in Walz- oder Draht-
barren Testes 2600 M/100 kg-
etto.
Abschluß des Heftes: 10. Juli 1920,
G. Glage und H. Edler, Über das
|
i
-
5
41. Jahrgang.
Berlin, 22. Juli 1920.
Elektrische Woche in Hannover.
4 Wir machen hierdurch unsere Leser auf
die Mitteilungen des Verbandes Deutscher.
- Elektrotechniker (S. 575 u. 576) über die in der
Zeit vom 23. bis 29. September in Hannover
stattfindende „Elektrische Woche 1920“ auf-
merksam. Die Schriftleitung.
RE
ve
Fon
Neuere Gesichtspunkte für den Bau von
Großkraftwerken.!)
Von 6. Klingenberg, Berlin.
Übersicht. Die Arbeit behandelt unter I.
wärmetechnische Verbesserungen der Kraftwerke,
Maßnahmen zur Verbesserung der Wärmebilanz,
Vorwärmung des Speisewassers, Vorwärmung der
Verbrennungsluft, wirtschaftlichen Einfluß der Druck-
steigerung. =
Unter II. stärkere Mechanisierung der Betriebe,
Kohlenstaubfeuerung, Aschenbeseitigung.
Unter IH. Verminderung des Anlagekapitals,
gußeiserne und schmiedeeiserne Vorwärmer, An-
ordnung der Frischdampfleitungen, Anordnung der
Kamine und Füchse, Aufstellung der Maschinen,
Ausbildung der Gebäude. s {
Unter IV. Verkupplung der Werke, Größe der
Reserven,
Unter V. Ausnutzung der Nebenprodukte, neuere
Gasgeneratoren, Gasturbinen.
Unter VI. Einfluß der Preissteigerungen auf den
RE ET NEE EIEEREBOT ET ENDE
MER
wirtschaftlichen Vergleich von Dampf- und Wasser-
kraftwerken. - 3 &
„4 Unter VO. Schutz gegen Überspannungen und
_ Überströme. E
; _ Unter VII. Reaktanzspulen, Generatorschutz,
Verbindungen zwischen Generatoren und Schalt-
anlage. h
Unter IX. Aufbau der Schaltanlagen.
Unter X. neue Bestrebungen für die Ausbildung
der Porzellanisolatoren, Höhe und Art der Prüf-
spannung, ausgeführte Leitungsanlagen.
Unter XI. Ringnetze und Selektivschutz.
I
Kohlenmangel und Kohlenpreise zwingen
_ zur Überlegung, ob und wo Ersparnisse auf
dem Wege von der Kohle bis zur Elektrizität
gemacht werden können. Daß es sich dabei,
solange wir Dampfmaschinen gebrauchen, nicht
um grundsätzliche Änderungen handeln kann,
ist einleuchtend. Der von mir in gut geleiteten
Betrieben als praktisch erreichbar angegebene
- spezifische Wärmeverbrauch würde auch heute
- mit besten Dampfturbinen, Kesseln und Feue-
_ rungen nicht wesentlich unterschritten werden
_ können. Als erreichbare Grenze, gute Be-
lastungsverhältnisse vorausgesetzt, dürfen etwa
5600 cal/Kwstd angesehen werden, was einem
Wirkungsgrad der Erzeugung von, 15,5 %
entspricht. Der Umwandlungsverlust ist somit
bestenfalls 85% der zugeführten Wärme.
Dieser Wert wird in fast allen Betrieben
überschritten, Die Summe der. Verluste, die
als Abwärme an den verschiedenen Stellen
des Erzeugungsprozesses auftreten, übersteigt
den erreichbaren Wert von 4740 cal/Kwstd?) in
der Regel ganz beträchtlich. Angesichts der
'außerordentlichen volkswirtschaftlichen Werte,
die auf solehe Weise verloren gehen, ist es
deshalb eine lohnende Aufgabe, zu unter-
suchen, ob und inwieweit sich Verbesserungen
erzielen lassen. Die wirtschaftliche Tragweite
eines Gewinnes auch nur von wenigen Pro-
zenten dart ich hierbei wohl als bekannt vor-
aussetzen.
r
%
i
andenen Abwärmemengen einer Verwertung
zuzuführen bzw. sie teilweise wiederzuge-
winnen. Abwärmemengenstehen zur Verfügung:
3 1) Vortrag gehalten im Elektrotechnischen Verein
n Wien am iv. Ill. 1920.
r 2 Auf ausdrücklichen Wunsch des Verfassers werden
hier die von den AEF- Normen abweichenden Abkür-
zungen Kw und Kwstd verwendet. D. 8.
1. in den Abgasen der Kessel (bei guten
Kesselanlagen mit Ekonomisern 10 bis
15%, bei Kesselanlagen ohne Ekono-
miser 20--30% der zugeführten Wärme-
menge),
2. im Abdampf der Speisepumpen oder
etwa sonst noch vorhandener dampf-
betriebener Hilfsmaschinen,
3. in dem Kondensat von Dampfwasser-
abscheidern und in dem Abblasewasser
der Kessel,
4. in der Abwärme der Generatoren,
5. in dem Kondensat der Dampfturbinen,
6. in dem Kühlwasser der Kondensatoren.
Schließlich lassen sich weitere Wärme-
mengen für Sonderzwecke durch unmittelbare
Entnahme von Frischdampf oder besser noch
durch Entnahme von Dampf aus den Zwischen-
stufen der Dampfturbinen gewinnen. Die vor-
handenen Abwärmemengen sind um so wert-
voller, je höher ihre Temperatur ist.
Alle Abwärmemengen sind nur insoweit
wiedergewinnbar, als es möglich ist, sie an
irgendeiner Stelle in den Erzeugungsprozeß,
d.h. auf dem Wege von der Kohle, dem Speise-
wasser und der Verbrennungsluft bis zur er-
zeugten Elektrizität, wieder einzuleiten. Die
Zuführung ist aber nur möglich, wenn die
Temperaturen der jeweils Energie tragenden
Medien niedriger sind als derjenigen Medien,
an-die die Abwärme gebunden ist. Große
Wärmemengen scheiden damit von vornherein
für die Wiederverwertung aus. Denn wenn
es auch theoretisch denkbar wäre, beispiels-
weise mit dem Kühlwasser der Kondensatoren
die Verbrennungsluft und den Verbrennungs-
stoff anzuwärmen, so ist doch der mögliche
Gewinn von vornherein so klein, daß ein Miß-
verhältnis zu dem erforderlichen Anlagekapital
entsteht.
So muß denn überhaupt betont werden,
daß es im Interesse der Betriebseinfachheit
häufig ratsam erscheint, selbst bei positiver
Bilanz auf die Wiedergewinnung von Wärme
zu verzichten. Die in dem Kühlwasser der
Kondensatoren abfließende Wärme ist des-
halb nach dem heutigen Stande der Technik
als verloren zu betrachten. Da das zur
Speisung wiederverwendete Kondensat von
vornherein eine höhere Temperatur besitzt,
käme lediglich eine mäßige Erwärmung des
zusätzlichen Speisewassers in Betracht, die
durehführbar erscheint. Der mögliche Gewinn
ist natürlich ein außerordentlich kleiner, und
es empfiehlt sich, in der Regel auch diesen
fallen zu lassen, weil für die Vorwärmung des
Zusatzwassers noch andere, besser geeignete
Abwärmequellen zur Verfügung stehen.
Die im Kondensat enthaltene Abwärme
bleibt dem Speisewasser von selbst erhalten,
sie geht nur soweit verloren, als in den Vor-
ratbehältern und den Rohrleitungen durch-
Leitungsverluste abgeführtte Wärmemenge
hierzu Anlaß gibt.
Gut ausnutzbar ist dagegen die in dem
Abdampf von Dampfspeisepumpen enthaltene
Abwärme. Sie dient fast überall zur Vor-
wärmung des Speisewassers und ergibt ins-
besondere, trotz des häufig schlechten Dampf-
verbrauches der Speiswasserpumpen, eine
einwandfreie wirtschaftliche Bilanz, wenn
das Speisewasser zum Zwecke der Enthärtung,
ohnehin auf eine hohe Temperatur gebracht
werden muß. Ist dies nicht der Fall, so ver-
ringert sich allerdings der thermische Wir-
kungsgrad, und die dann entstehenden Verluste
sind nicht unbeträchtlich. In solchen Fällen
erzielt man bessere wirtschaftliche Ergebnisse,
wenn die Speisepumpen einen hochwertigen
Antrieb, also beispielsweise elektrischen An-
trieb erhalten. Da aber auf der andern Seite
die Notwendigkeit besteht, den Antrieb der
Speisepumpen von den Zufälligkeiten des Be-
triebes unabhängig zu machen, wird man auf
unmittelbaren Dampfantrieb der Speisepumpen
nicht ganz verzichten dürfen. Man erhält dann
eine kombinierte Anlage mit soviel elektrisch
angetriebenen Pumpen, als für den durch-
schnittlichen Betrieb erforderlich sind, nebst
einer vollen Reserve dazu, in dampfange-
triebenen.
661
er — 8 is a
Elektrotechnische Zeitschrif
(Zentralblatt für Elektrotechnik) | |
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße. 23%4.
Heft 29.
In diesem Zusammenhange sei bemerkt,
daß für große Kraftwerke die Vorschriften der
deutschen Kesselrevisionsvereine für doppelte
Reserve dann meines Erachtens zu weitgehend
sind, wenn es sich um die Einrichtung sehr
großer Kraftwerke handelt, bei denen schon
aus technischen Gründen eine weitgehende
Unterteilung der für die Kesselspeisung er-
forderlichen Gesamtleistung nötig wird. Im
Kraftwerk Golpa waren beispielsweise für die
Spitzenbelastung 4 Speisepumpen von je
250 cbm Stundenleistung erforderlich. Nach
den bestehenden Vorschriften mußten nochmals
die doppelte Zahl Dampfpumpen, im ganzen
also 12, aufgestellt werden. Diese Vorsicht
ist zu weitgehend, da nicht angenommen
zu werden braucht, daß 8 Speisepumpen
gleichzeitig Störungen erleiden. Das zuständige
Ministerium hat demgemäß später in solchen
Fällen die Zahl der erforderlichen Pumpen
wesentlich beschränkt. Darf man aber hiermit
rechnen, so verliert wiederum der an sich
thermisch in manchen Fällen vorteilhafte ge-
mischte Antrieb (teils elektrisch, teils Dampf)
an wirtschaftlicher Überlegenheit, weil für
diesen Fall tatsächlich die volle Dampfreserve
gefordert werden muß.
Beachtet man nun weiter, daß wirk-
liche Reserve nur besteht, wenn die dampf-
betriebenen Pumpen auch von Zeit zu Zeit
in Betrieb gesetzt werden, so tritt eine weitere
Schmälerung des thermischen Vorteiles ein.
Immerhin bleibt der gemischte Antrieb in
manchen Fällen ein sehr beachtenswertes Mittel
zur Verbesserung der Wirtschaft.
Ich möchte bei dieser Gelegenheit kurz
auf die Korrosionserscheinungen eingehen, die
sich in vielen Kraftwerken in Speisewasser-
leitungen, Vorwärmern und selbst in Kesseln
gezeigt haben. Auffallenderweise sind andere
Kraftwerke mit gleichen Betriebsmitteln und
gleicher Betriebsweise hiervon völlig verschont
geblieben, so daß das differentielle Verhalten
notwendigerweise in der verschiedenen Be
schaffenheit des Speisewassers, insbesondere
des Zusatzwassers, gesucht werden muß.
Nach neueren Erfahrungen scheint es
festzustehen, daß die Ursache der Korrosionen
vor allen Dingen im Luft- und Kohlensäure
gehalt des Speisewassers zu suchen ist. Auch
andere Ursachen, z. das Vorhandensein
von Humussäure, wenn das Speisewasser aus
dem Boden entnommen ist, und von anderen
Säuren, die sich in dem Wasser von Fluß-
läufen und Kanälen, insbesondere in der Nach-
barschaft chemischer und ähnlicher Fabriken,
finden, mögen hier mitwirken.
Kohlensäure und Luft lassen sich am ein-
fachsten aus dem Speisewasser dadurch ent-
fernen, daß dieses vor dem Eintritt in die
Kessel auf annähernd 100° gebracht und dabei
unter Vakuum gesetzt wird. Findet bei der
Einführung des Wassers gleichzeitig eine feine
Verteilung (Berieselung) statt, so-kann man der
Wirkung ziemlich sicher sein. Das einmal
entgaste Wasser darf dann auf dem weiteren
Wege bis zu den Kesseln natürlich nicht wieder
mit Luft in Berührung kommen.
Auf den ersten Blick scheint es nun, daß
diese für die Beheizung des Speisewassers
erforderliche Wärme im Speisewasser verbleibt
und deshalb nicht verloren ist. Man würde
sogar einen ziffernmäßig nicht unbeträchtlichen
thermischen Vorteil erreichen, wenn der für
die Beheizung des Speisewassers erforderliche
Dampf einer Zwischenstufe der Dampfturbine
entnommen wird, nachdem er also zur Er-
zeugung mechanischer Arbeit schon teilweise
ausgenutzt worden ist. Es, böte sich sogar
die Möglichkeit, den thermischen Wirkungs-
grad des gesamten Prozesses auf diese Weise
um einige Prozente zu verbessern.
In Wirklichkeit liegen die Verhältnisse
meistens wesentlich ungünstiger, und zwar aus
folgenden Gründen. Wie aus meinen Veröffent-
liehungen ‚Bau großer Elektrizitätswerke“,
Band I, $. 16 ff., hervorgeht, ergibt sich die
wirtschaftlich beste Ausnutzung der Kessel-
anlage, indem man verhältnismäßig kurz ge-
baute Kessel (mit hoher Durchschnittsbelas-
tung und entsprechend vergrößerten Vor-
wärmern) als geschlossene Einheit unmittelbar
6862
zusammenbaut, weil’ die Temperaturunter-
schiede an jeder Stelle des Rauchgasweges
am größten und die spezifische Belastung,
d.h. die wirtschaftliche Ausnutzung des Kessel-
und Vorwärmemateriales, dabei am günstigsten
wird. Durch gleichzeitige Anwendung künst-
lichen Zuges ist es dann ohne weiteres möglich,
die Temperatur der Abgase bis auf 220-- 180°
auszunutzen. Auf tiefere Werte darf die Tem-
peratur der Rauchgase nicht herabgesetzt
werden, weil das Wärmegefälle zu klein wird,
und weil schließlich feuchte Niederschläge auf
den letzten Elementen der Vorwärmer ent-
stehen, die besonders dann zu rascher Zer-
störung dieser Veranlassung geben, wenn die
Rauchgase schweflige Säure enthalten, was
meistens der Fall ist.
Wird jetzt das Speisewasser aus irgend-
welchen anderen Quellen aber schon bis auf
etwa 90° vorgewärmt, so wird diese Baus -
triebene Ausnutzung der Rauchgaswärme da-
mit unmöglich. Die Temperaturdifferenzen
werden am Ende des Vorwärmers zu klein, man
müßte eine unverhältnismäßig große Heiz-
fläche einbauen, um überhaupt noch wärme-
wirtschaftliche Vorteile zu erzielen. Diese
werden dann aber durch den finanzwirtschaft-
lichen Nachteil der unverhältnismäßig ver-
größerten Vorwärmerheizfläche umsomehr aus-
geglichen, als das gleichzeitige Anwachsen der
Widerstände einmal in dem Rauchgaswege,
zweitens in dem Speisewasserwege wiederum
nicht ohne Aufwendung mechanischer Arbeit
überwunden werden kann. Letztere drückt
sich in der erhöhten Zugarbeit und in der
Steigerung der Leistung der Speisewasser-
pumpen aus. Man ist also beispielsweise im
Falle natürlichen Zuges wiederum umgekehrt
genötigt, die Gase mit höherer Temperatur
in den Kamin eintreten zu lassen bzw. im
Falle künstlichen Zuges größere Ventilatoren
einzubauen und den Ventilatorbetrieb schon bei
verhältnismäßigniedriger Kesselbeanspruchung
beginnen zu lassen. Um diesem Nachteil zu
begegnen, ist nun wiederholt vorgeschlagen
worden, statt der Vorwärmung des Speise-
wassers die Vorwärmung der Verbrennungs-
luft vorzunehmen.
Es mag tatsächlich Fälle geben, in denen
sich auf diese ‚Weise der thermische Prozeß
um einige Prozente verbessern läßt. Die vor-
stehend geschilderten thermischen Bedenken
sind jedenfalls zu überwinden. Trotzdem glaube
ich, nicht zu einer allgemeinen Anwendung
dieses Verfahrens raten zu dürfen, und zwar
aus folgenden Gründen.
Für hochwertigen Brennstoff liegt die
Temperatur, der die Feuergewölbe ausgesetzt
werden dürfen, der Temperatur des Ver-
brennungsraumes schon bedenklich nahe. Sie
liegt schon jetzt in unmittelbarer Nähe der
Weißglutzone, bei der selbst beste Schamotte-
steine anfangen, weich zu werden. Das gilt
{für normale Verhältnisse. Wird die Tempe-
ratur des Verbrennungsraumes durch Zu-
führung stark vorgewärmter Luft weiter ge-
steigert, so besteht die Gefahr, daß die Feuer-
‚ewölbe dieser Beanspruchung nicht stand-
alten. Es ist bei der Aufstellung derartiger
Projekte jedenfalls große Vorsicht geboten:
Etwas günstiger werden die Verhältnisse,
wenn das Wärmegefälle hinter dem Kessel
geteilt und etwa zur Hälfte zur weiteren Er-
höhung der Speisewassertemperatur, zur andern
Hälfte zur Verwärmuhg der Verbrennungsluft
benutzt wird. Das mit etwa 90° eintretende
Speisewasser würde dann in dem unmittelbar
hinter dem Kessel eingebauten,. kleinen Vor-
wärmer bis auf etwa 140°, die Verbrennungs-
luft in dem .dahinterliegenden Vorwärmer
bis auf etwa 100° "vorgewärmt werden
können. Dadurch werden die vorstehend
ee
schilderten Nachteile größtenteils behoben. ;
bedarf jedoch einer sorgfältigen Wirtschaftlich-
keitsrechnung von Fall zu Fall, um festzustellen,
ob die erreichbaren Vorteile die Erhöhung der
Anlagekosten und die größere Kompliziertheit
des Betriebes rechtfertigen; dabei sind wieder-
um die Erhöhung der Widerstände und der
daraus folgende Zugverlust zu beachten.
Der vorerwähnte, in neuerer Zeit wieder-
holt Vorschlag, Dampf aus einer
Zwischenstufe der Turbine zu entnehmen und
ihn zur Vorwärmung des Speisewassers zu be-
nutzen, führt zu folgender ziffernmäßiger
Überlogung:
Wird der Dampf aus dem Niederdruckteil
einer Turbine, die mit hoher UÜberhitzun
(350°°C.) und hohem Anfangsdruck (20 at
arbeitet, mit etwa 1,1 atabs. entnommen,
so sind zur Vorwärmung des Kondensates
auf. etwa 90° C. rd 10% der zugeführten
Frischdampfmenge erforderlich. Auf gleiche
Generatorenleistung bezogen, ist dann die
dem Speisewasser zuzuführende Wärmemenge
um rd 4% niedriger.
Ersetzt man die nach vorstehendem nur
“nvollkommen durchführbare weitere Vor-
Elektrotechnische Zeitschrift.
wärmung des Speisewassers in Rauchgas-
vorwärmern durch die Vorwärmung der Ver-
brennungsluft, so ist es zunächst theoretisch
möglich, den größten Teil dieser 4% als tat-
sächlichen Gewinn zu verbuchen.
Hierbei sind aber jetzt folgende Schwierig-
keiten zu überwinden:
1. Die Temperatur des Feuerungsraumes
wird etwa um 100° höher. Soll hoch-
wertige Kohle verfeuert werden, so wird die
feuerfeste Einmauerung gefährdet, weil es
jetzt schon schwierig ist, für diesen Fall ge-
nügend widerstandsfähige Schamottesteine zu
erhalten. Auch hinsichtlich der Widerstands-
fähigkeit von Wanderrosten, die dann gleichfalls
ungenügend gekühlt werden, dürften in vielen
Fällen Bedenken bestehen. Selbst die Anwen-
dung von Kohlenstaubfeuerungen beseitigt
diese Mängel nicht ohne weiteres, sie ver-
schärfen sich vielmehr zunächst, weil die
Temperatur des Feuerungsraumes wegen der
vollkommeneren Verbrennung noch höher wird.
2. Die Wärmedurchgangszahl des Vor-
wärmers ist für Luftvorwärmer merklich
kleiner, was zusammen mit dem kleineren
Temperaturgefälle sehr große Flächen ergibt.
3. Die Fortleitung der großen hoch er-
hitzten Luftmengen von der Rückseite des
Kessels auf die vordere Seite ist angesichts
der beschränkten Raumverhältnisse im Keller
in einfacher Weise meistens nicht möglich.
Die hierbei wiederum entstehenden Tempe-
raturverluste sind zu beachten.
4. Die Regelung der abgezweigten Dampf-
menge, ihre Verteilung auf die jeweils laufenden
Turbinen und die Anpassung an die den
Belastungsschwankungen folgende Speise-
wassermenge macht Schwierigkeiten, die nicht
einfach zu beheben sind. Die ohnehin ziem-
lich große Umständlichkeit des ganzen Sys-
tems wird dadurch noch vergrößert.
Aus dem gleichen Grunde wird die voll-
kommene Ausnutzung des Abdampfes der
Speisewasserpumpen ohne Belästigung des
Betriebes nicht immer durchführbar sein.
5. Kessel und Vorwärmer werden für das
Anzapfungssystem merklich größer und teurer.
Demgegenüber ist es als vorteilhaft zu
bezeichnen, daß die ungor tl nE der Luft-
vorwärmer in einfacher und billiger Weise
erfolgen kann, weil sie wegen der ge-
ringen Druckdifferenzen voraussichtlich sehr
leicht werden. Es ist deshalb nicht
panz ausgeschlossen, daß das System der
urbinenanzapfung in Verbindung mit dem
Vorwärmen der Luft für den konstanten Teil
der Belastung, insbesondere im Falle minder-
wertigen Brennmateriales Bedeutung erlangen
kann. Ein Nutzen ist aber nur dann zu er-
warten, wenn Kessel und Feuerungen für den
besonderen Verwendungszweck zugeschnitten
werden. Für die marktgängigen Bauarten
dürften Vorteile kaum zu erzielen sein.
Nach dem heutigen Stande der Technik
haben wir mit der Temperatur des Dampfes
von 350° C. an den Einlaßorganen der Dampf-
turbine die obere Grenze bereits erreicht.
Das heute für Leit- und Radschaufeln all-
gemein verwendete Material verträgt höhere
Temperaturen auf die Dauer nicht. Trotzdem
es feststeht, daß ihre Anwendung die Wärme-
wirtschaft der Kraftwerke beträchtlich ver-
bessern würde, ist meines Wissens diese Grenze
bis jetzt nirgends wesentlich überschritten
worden. Es bleibt abzuwarten, ob die mit
Gasturbinen gemachten Versuche, bei denen
die Schaufeln notwendigerweise höheren Tem-
ausgesetzt werden müssen, in dieser
ichtung etwa befruchtend wirken. Bis dahin
wird man diese Grenze als eine durch die Um-
stände gegebene festhalten müssen.
Aussichtsvoller ist dagegen die Steigerung
des Dampfdruckes, bei der mir die wirtschaft-
liche Grenze noch nicht erreicht zu sein scheint.
Als normaler Betriebsdruck sind heute etwa
15 at anzusehen. Es fragt sich nun, bei welcher
Steigerung des Druckes das wirtschaftliche
Gleichgewicht eintritt, mit anderen Worten,
bei welchem Druck die Wärmeersparnisse
durch Verzinsung und Abschreibung der höhe-
ren Anlagekosten und durch Mehrausgaben
für Bedienung und Reparaturen ausgeglichen
werden.
Es ist zweckmäßig, die nachfolgenden Be-
trachtungen stufenweise durchzuführen und den
ersten Grenzstrich bei 20 at an den Turbinen,
den zweiten bei 30 at zu ziehen. In der ersten
Stufe sind normale Kessel und normale Lei-
tungen verwendbar. Für die zweite Stufe
müssen Einzelheiten normaler Kessel abge-
ändert und neue Rohrleitungsnormalien ge-
schaffen werden. Drucke über 30 at bedingen
neue Kesselmodelle und wiederum neue Rohr-
leitungsnormalien. Die Steigerung des Dampf-
druckes von 15 auf 20 at ergibt eine Wärme-
ersparnis von rd 2 bis 3%, die weitere Steige-
1920. Heit 29.
22. Juli 1920.
rung um 10 at eine abermalige Wärmeersparnis
von 2%.
Diesen Ersparnissen entgegenzusetzen sind
die oben erwähnten Mehrkosten. Die sehr
weitläufige Rechnung im einzelnen aufzu-
stellen, würde an dieser Stelle zu weit
führen. Sie lassen sich obendrein angesichts
der schwankenden ah zum Teil nur
abschätzen und sind mit den Unsicherheiten
behaftet, die hieraus folgen.
Für die erste Stufe entstehen Mehrkosten
insbesondere durch die Verstärkung der Rohr-
trommeln und Oberkessel. Hierzu ist folgendes
zu bemerken: ;
1. Dampfturbinen.
Turbinen lassen sich ohne weiteres für
einen höheren Dampfdruck bauen, dagegen
erscheint es ni ratsam, mit der Dampf-
temperatur am Eingangsventil der Turbine
über 350° C. zu gehen. Die Temperatur würde
zwar in einer AEG-Turbine, selbst bei einem
Druck von 25 at und einer Anfangstemperatur
von 400° €. in der ersten Turbinenkammer,
nieht über 250° C. steigen. Es brauchte daher
nur der Düsenkasten und das Düsensegment,
die mit dem heißen Frischdampf in Berührung
kommen, aus Stahlguß statt aus Heißdampf-
Gußeisen hergestellt zu werden. Gelegentliche
Uberschreitungen der De sind
aber unvermeidbar, man muß deswegen bis
zur oberen Grenze noch über einen gewissen
Spielraum verfügen. Ein Teil der durch Er-
höhung der Da Sn in der Turbine
erzielbaren wärmewirtschaftlichen Vorteile geht
übrigens durch die höheren Wärmeverluste
der Dampfleitung wieder verloren. Auch mit
Rücksicht auf die Haltbarkeit der Überhitz-
rohre des Kessels empfiehlt es sich deshalb
nicht, die Dampftemperatur an der Turbine
über 350° zu steigern, was bereits einer Dampf-
temperatur am Überhitzeraustritt von rd
370 bis 380° entspricht.
Für Kühlwasser von
temperatur von 350°
in die Turbine gemessen,
15° C, eine Dampf-
am Eintrittsventil
beträgt für eine
Leistung der Turbodynamo von 15000 kW.
undn = 3000 der Wärmeverbrauch für 1 Kwstd
bei
at 15 20 25 30
Kwstd rd 3580 3480 3430 3390
% 100 97 95,8 94,1
Die Druckerhöhung von 15 at auf 20 at
vermindert somit den Wärmeverbrauch merk-
lich. Die weitere Drucksteigerung bringt je-
doch nur noch wenig ein.
2. Kesselanlagen.
Außer kleineren Dampfkesseln für Spezial-
zwecke (zum Prüfen von Armaturen usw.),
die hier nicht in Betracht kommen, sind
in Deutschland mehrere große Kessel (bis zu
600 qm Heizfläche) mit einem Dampfdruck
von 21 at im Betrieb; sie haben sich gut
bewährt.
Bis zu diesem Druck sind Spezialkon-
struktionen m. E. nicht erforderlich. Geht
man aber auf 25 at und höher, so müssen zum
mindesten die Einwalzstellen der Wasser-
rohre ‚mit Rillen versehen werden.
ber 25 at hinaus sind Abweichungen
von der normalen Konstruktion nicht mehr
zu vermeiden.
lassen sich nicht machen,
hängen vom Kesselsystem
die Änderungen
ab. Immerhin
nehmen die Blechstärken der Kesseltrommeln
(Oberkessel) mit steigendem Dampfdruck stark
zu, und zwar Re ob es sich um Zwei-
kammerkessel oder Sektionskessel, um Schräg-
rohr- oder Steilrohrkessel handelt.
Würde man beispielsweise im Großkrait-
werk Golpa den Betriebsdruck von 15 at
auf 25 at steigern, so ergeben sich etwa folgende
Änderungen:
Preis des Kessels ohne Über-
jiebs- {e - : R 5
en) Sen: R hitzer, a ey Gerüst
at kg 1914 ‚Oktober 1919
159 72000 24 200 M. 170 000M.
25 89 000 28 900 ‚„, 204 000 ,‚,
Für einen anderen Kessel von 600 qm
Heizfläche sind folgende Zahlen ermittelt:
Kesselpreis mit Überhitzer einschließlich
Betriebsdruck Montage, aber ohne Einmauerung und
Feuerung
at 1914 Oktober 1919
13 42000 M. 210.000 M.
25 58 200 290 000 ,,
Die Erhöhun
über den heute gebräuchlichen Druck verteuert
also die Kessel bereits erheblich.
» Der Unterschied läßt sich durch Herab:
setzung des Trommeldurchmessers verringern,
eine Maßnahme, die mit Rücksicht auf Erzie-
lung trockenen Dampfes und guter Zugänglich-
keit nur beschränkt anwendbar ist. Besondere ä
technische Bedenken gegen den Bau bestehen
Allgemein gültige Angaben
Ze ee ee
des Druckes um etwa 10at
ee re
LE sg a
We
en
sh R
ie um «
RESTERRTEEN:
we
EN
Bl nn © 3 nn
22. Juli 19%0. \
bis zu etwa 25 at im übrigen nicht. Immerhin
ist zu beachten, daß die Wandstärken der
Trommeln für 25 at und einen Durchmesser
von 1500 mm schon 26 mm und die der Böden
bereits 40 mm werden. Auch hinsichtlich des
Wirkungsgrades sind bis zur Grenze vön 30 at
Nachteile nicht zu befürchten. Das etwas
geringere Temperaturgefälle zwischen Rauch-
gasen und Kesselwasser läßt sich im Vor-
_ wärmer wieder ausgleichen.
Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, daß
die Anwendung sehr hoher Drucke auf das
- chemische Verhalten des Kesselwassers nach-
X
teilig einwirkt. Die schädlichen Wirkungen
der chemischen Verunreinigungen und Bei-
mengungen des Kesselwassers hängen von den
- chemischen Gleichgewichtsbedingungen ab, die
fahren lassen sich die Stöße in den
wieder von Druck und Temperatur beeinflußt
werden. \
Die Erscheinungen werden sich daher,
soweit sie auf Druck und Temperatur zurück-
zuführen sind, vermutlich
Maße zeigen, insbesondere also die Abspaltung
von Chlorwasserstoff aus Magnesiumchlorid,
die Zersetzung der salpetersauren Salze und
ihr Angriff anf die Kesselbleche, die Umwand-
lung der Soda in Natriumhydroxyd, welches
die Armaturen ziemlich stark angreift.
Auch mit weiteren, zunächst nicht vor-
auszusehenden schädlichen Wirkungen muß
gerechnet werden. Ferner ist es unsicher, wie
sich die Kesselsteinbildung bei hohem Dampf-
druck vollzieht.
Auch aus diesen Gründen ist somit eine
° Überschreitung der Grenze von 20 at bis auf
weiteres nicht zu empfehlen. -
3. Vorwärmer.
Muß aus den später zu behandelnden
Gründen von der Wahl schmiedeeiserner Vor-
- wärmer abgesehen werden, so ist folgendes zu
beachten: FR
Gußeiserne Vorwärmer lassen sich für
22 bis 25 at ohne weiteres ausführen,
wenn dafür gesorgt wird, daß sie zusätz-
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Heit 29.
583
in verstärktem
Verhütung des Ausblasens der Diehtungen. | Ausfüllung der Nutenquerschnitte zu schließen,
Dadurch wird wiederum das Auswechseln ‘der
Diehtungen sehr erschwert, weil die sehr
starren Leitungen sich nur schlecht ausein-
anderzwängen lassen. Der Wert glatter Flan-
schen ist jedenfalls in diesem Zusammenhange
sehr beachtlich.
Zusammenfassend kann gesagt werden,
daß sich die Steigerung des Kesseldruckes auf
etwa 22 und des Turbinendruckes auf etwa
20 at als wirtschaftlich vorteilhaft wohl
empfiehlt. Man darf hierfür mit einer Ver-
besserung der Bilanz um etwa 2% der Kohlen-
werte rechnen. Darüber hinaus werden die
bestenfalls möglichen Gewinne so klein, daß
man schon aus betriebstechnischen Gründen
von weiteren Drucksteigerungen absehen
sollte. Für die Steigerung von 20 auf 25 at
ergibt sich zwar noch eine thermische Ver-
besserung der Bilanz um etwa 1,3%. Diese
vermindert sich aber durch die finanzielle
Gegenrechnung bereits auf weniger als 0,5%.
Für noch höhere Drucke wird die Bilanz
negativ.
IE
Der beträchtliche Anteil, den Gehälter
und Löhne gerade in der letzten Zeit an den
preisbildenden Werten erlangt haben, zwingt
zur weiteren Mechanisierung der Betriebe bis
zu derjenigen Grenze, wo die Rücksichten auf
Betriebssicherheit Einhalt gebieten. Wenn-
gleich schwere, körperliche Arbeit, insbesondere
bei der Brennstoffhandhabung, in größeren
Betrieben fast ganz verschwunden ist und
nur noch im Falle von Reparaturen geleistet
werden muß, so glaube ich doch, daß bezüglich
Verminderung, der Handarbeit und der Zahl
der für die Überwachung des Betriebes er-
forderlichen Personen noch vieles erreicht
werden kann. Ich ‚könnte mir beispielsweise
denken, daß die Überwachung der Kessel-
häuser, nämlich die Regulierung der Brenn-
stoffzufuhr und des Speisewassers, die Be-
tätigung der Ventile und Schieber, die Zug-
lichen Beanspruchungen durch Stöße nicht
ausgesetzt werden. Durch ein in _der
Zwischenzeit durchgebildetes, ee ae Ver-
peise-
leitungen stark dämpfen. Immerhin möchte
ich nicht empfehlen, für gußeiserne Vorwärmer
die vorgenannte Grenze wesentlich zu über-
schreiten.
4. Rohrleitungen.
Bis zu 22 at können normale Rohr-
leitungen ohne weiteres verwandt werden.
Für höhere Drucke werden Modellände-
insbesondere Flanschen, der
rungen, der
Ventile und der Armaturen, erforderlich. Für
Drucke über 25 at steigt die Wandstärke
um 75 bis 100% gegenüber den handelsüblichen
Abmessungen. Für die Flanschen sind ganz neue
Normalien zu entwerfen. Auch gewalzte Flan-
‚schen sind grundsätzlich zu verwerfen, weil das
dieke Rohr der Rohrwalze nicht mehr nachgibt;
gegen das Abziehen der Flanschen müssen be-
sondere Einrichtungen getroffen werden. Die
Flanschen müssen Nut und Falz erhalten zur
Abb. 1. Kraftwerk Golpa mit Schalthaus im Vordergrund.
regulierung und selbst die Aschenentiernung
entweder automatisch oder beeinflußt durch
eine Zentralstelle geregelt werden, ebenso wie
beispielsweise schon heute die Belastungs-
verteilung, die Spannungsregulierung, ferner
die Ein- und Ausschaltung von Generatoren
usw. von der Schalttafel des Werkes aus vor-
genommen werden. Die Handarbeiten würden
sich dann im wesentlichen auf Reinigung und
Reparaturen beschränken lassen. 5
Erfahrungsgemäß nehmen in der Bilanz
der Werke die Ausgaben für Reparaturen AeuER
beträchliche Werte an. Meines Erachtens sin
sie zum Teil vermeidbar, weil das seitens der
Besteller in der Regel zu stark betonte Streben
nach höherem Wirkungsgrad den Hersteller
zu gewagten Konstruktionen veranlaßt, die
normalen Beanspruchungen zwar standhalten,
im Falle außergewöhnlicher aber zusammen-
brechen. Als Beispiel mödhte ich das über-
mäßige Hochtreiben des Wirkungsgrades der
Generatoren anführen, das den Hersteller dazu
zwingt, einen üblen Kompromiß zwischen
Kupferstärke und Isolationsstärke bei der
s
Neuere Bestrebungen, die dem entgegenwirken,
die beispielsweise für die Generatorenwick-
lungen als Prüfspannung benachbarter Lagen
die volle Betriebsspannung vorschreiben, sind
deshalb als wirtschaftlichkeitsfördernd zu be-
grüßen, selbst wenn dadurch der Höchst-
wirkungsgrad und die aus gegebenem Material
herausziehbare Leistung etwas gedrückt wer-
den sollten.
Von größerem Einfluß auf den Heizstoff-
verbrauch eines Werkes als kleine Unter-
schiede im Wirkungsgrad seiner Teile ist die
richtige Handhabung der Feuerung, die größere
Ersparnisse an Brennmaterial bewirkt, als
durch sonstige technische Verbesserungen er-
zielbar sind. Die Schwierigkeiten sind seit der
Kriegszeit beträchtlich gewachsen, weil wohl
überall die Qualität des Brennstoffes herab-
gegangen und Gleichmäßigkeit des Heizwertes
und der Körnung, regelmäßiger Aschengehalt
und Freiheit von Bergen nicht mehr geleistet
werden. Man ist genötigt, gasreiche und gas-
arme Kohle, Stücke und Staub, reine und stei-
nige Kohle hintereinander auf denselben Rosten
zu verfeuern. Die Statistik zeigt demgemäß,
daß der spezifische Kohlenverbrauch gegen-
über den Friedensverhältnissen fast überall
beträchtlich gestiegen .ist. Man hat deshalb
der Regulierung der Zugverhältnisse in letzter
Zeit erhöhte Aufmerksamkeit gewidmet und
insbesondere durch kombinierte Saugzug- und
Unterwindanlagen sich den wechselnden Brenn -
stoffverhältnissen anzupassen gesucht. Nach
Beseitigung anfänglicher Unvollkommenheiten
‚sind mit diesem Verfahren gute Erfolge erzielt
worden, und es gelingt, auch verhältnismäßig
gasarıme, schlackenreiche Kohle, ja sogar Koks
auf gewöhnlichen Rosten, manchmal auch ohne
Zusatz gasreicherer Brennstoffe, zur guten Ver-
feuerung zu bringen.
Ein aussichtsvoller Weg ist neuerdings
in amerikanischen Kraftwerken durch die Ein-
führung der Kohlenstaubfeuerung beschritten
worden. Die ersten Versuche mit Kohlen-
staubfeuerung sind meines Wissens etwa vor
20 bis 30 Jahren in Deutschland gemacht
‘worden. Die Kohle wurde in besonderen
Mühlen (Kugelmühlen) gemahlen, das Mahlgut
in Säcken, wofür wegen der Feinheit des
Kohlenstaubes Ledersäcke verwandt werden
mußten, zu den Kesseln gebracht und in dem
Feuerungsraume mittels Preßluftgebläse und
Gasbrennern eingeblasen. Technisch befrie-
digende Ergebnisse wurden jedoch nur dann
erzielt, wenn die Kohle außerordentlich fein
gemahlen war, weil es nur dann möglich war,
in einer kurzen Flamme restlose Verbrennung
zu erzielen. Die Ausmahlung der Kohle gelang
jedoch nur unvollkommen, oder das Ver ahren
wurde infolge mehrfachen Aussiebens zu teuer.
Es blieb stets ein beträchtlicher Rest zu grob-
körnigen Materials zurück, der in der Flamme
nieht zur Verbrennung gelangte und als halb-
verbrannter Kohlenstoff wieder ausfiel. Mit
sehr gasreichen Kohlen waren die Ergebnisse
etwas günstiger. Das ganze Verfahren litt
außerdem an der Unbequemlichkeit des sehr
unreinliehen Transportes von der Mühle bis
f
564
zu den Kesseln. Nachdem obendrein noch
Kohlenstaubexplosionen vorgekommen wären,
sind dann leider die damaligen Bestrebungen
völlig eingestellt worden. or
Die schon damals festgestellten Schwierig-
keiten kennzeichnen das Problem, Der erste,
der sie meines Wissens erfolgreich überwunden
hatte, war Bettington, der durch Fraser &
Chalmers in England einen Kohlenstaub-
a
flektrotechnische Zeitschrift.
Kohle mit einem Aschengehalt bis zu 20%
zu verbrennen. | :
Die Beseitigung der Asche verlangt um-
somehr Handarbeit, je größer der Gehalt des
Brennstoffes an Unverbrennlichem und je nie-
driger der Heizwert ist. In Großkraftwerken,
insbesondere in Braunkohlenkraftwerken, sind
dieAnfälle so beträchtlich, daß besonderemecha-
nische Einrichtungen nieht umgangen werden
)
.
!
=
\
Ä
‚ Abb. 2. Kraftwerk Golpa, im Vordergrund Kühltürme.
kessel ausführen ließ und mit diesem gute
Ergebnisse hatte. In England sind dann eine
geringe Anzahl solcher Kessel aufgestellt und
betrieben worden, zu einer Einführung in
größerem Maßstabe ist es aber auch hier nicht
gekommen.
Bettington vermied den schwierigen Staub- -
transport dadurch, daß er die Kohlenmühle
mit dem Ventilator für die Druckluftfeuerung
verband und diese unmittelbar neben den
Kesseln aufstellte. Die durch eine Schnecke
geförderte Kohle wird durch die Schaufel des
entsprechend ausgeführten‘ Schleuderventila-
tors erfaßt und gegen auswechselbare Prell-
platten geworfen. Die durch den Ventilator
gleichzeitig angesaugte Luft führt nur die-
jenigen Kohlenpartikelchen. mit, die bereits
genügend fein zerkleinert sind, der Rest fällt
immer wieder auf die Schaufeln zurück und
wird dem Zerkleinerungsprozeß aufs neue
unterworfen. In sehr geschickter Weise hat
er ferner die Ansprüche an die Feinheit des
Mahlgutes, von der der Kraftverbrauch wesent-
lich abhängt, zu ermäßigen gewußt. Er baute
einen vertikalen Röhrenkessel mit zentralem
Brenner und senkrecht nach oben aufsteigender
Flamme. Die Flamme prallt oben gegen die
Wasserkammer, und da die Weiterleitung der
Abgase wiederum unten erfolgt, ist die Flamme
genötigt, pilzartig gewissermaßen in sich zu-
rückzukehren. Dadurch verdoppelt er die an
sich schon große Flammenlänge und erreicht
vor allem, daß die zurückkehrenden noch
unverbrannten Kohlenteile einer kräftigen Be-
strahlung durch den ersten Teil der aufsteigen-
den Flamme unterworfen werden, so daß selbst
beträchtlich gröberes Mahlgut zur vollkomme-
nen Verbrennung gelangt. Die Schlacke fällt
dabei in tropfenförmigen, sehr leicht zu be-
handelnden Stücken an. Sehr interessant und
für den Betrieb des Kessels von ausschlagge-
bender Bedeutung war.die Tatsache, daß in-
folge der hohen Flammentemperatur die zwi-
schen den Rohren der ersten inneren Reihe
ausgebaute Schamottewand aus, besonderen
Schamotte-Fassonsteinen an der inneren, der
Flamme zugekehrten Seite nach kurzer Zeit
wegschmolz. Der Rohrschutz und die Trenn-
wände blieben jedoch erhalten, weil sich gleich-
zeitig die geschmolzene Oberfläche gewisser-
maßen aus, der. sich ahlagernden flüssigen
Schlacke wieder ergänzte, so daß später eine
weitere Abnutzung der Schamottesteine nicht
mehr festzustellen war.
Auch bei den in Amerika inzwischen aus-
geführten Anlagen!) wird der sichtbare Kohlen-
staubtransport vermieden. Die Kohle wird
entweder in zentral eingerichteten, meistens
mit Kugelmühlen ausgerüsteten Anlagen zer-
kleinert, wobei ein Aussiebungsverfahren eben-
falls nach dem Prinzip erfolgt, daß der genügend
zerkleinerte Kohlenstaub durch einen Luft-
strom fortgetragen wird, ‚während der Rest
in die Mühle zurückfällt, oder durch neben den
Kesseln aufgestellte kombinierte Mühlen und
Ventilatoren nach dem Schleuderprinzip.
In der Literatur ist über ausgeführte An-
lagen noch verhältnismäßig wenig zu finden.
Nach mündlichen Berichten sollen die Anlagen
befriedigend laufen, es soll sogar möglich sein,
1) Vgl. z. B. „ETZ“ 1920, 8. 473. E
Fa
Bd
können. So beträgtbeispielsweise im Großkraft-
werk Golpa (Abb. I u. 2) der tägliche Anfall’
zwischen 30 und 50 Waggons. Das sind Mengen,
die in unmittelbarer Nähe des Kraftwerkes
nichtmehr abgelagert werden können. Eskommt
somit noch ein längerer Transport hinzu, der
wiederum das vorherige Ablöschen der zum
Teil glühend anfallenden Asche zur Voraus-
setzung hat.
Die Handhabung derartiger Aschenmengen
ist zurzeit noch eines der am schlechtesten
gelösten Probleme. Technisch befriedigt bis
jetzt am besten die pneumatische Absaugung
in hochliegende geschlossene Behälter, aus
denen die Asche mit mechanischen Transport-
mitteln (Schnecken, Kratzer) unter gleich-
zeitigem Zusatz von Wasser entnommen und
in Eisenbahnwagen (Selbstentlader) eingefüllt.
wird. ‘Andere lassen die Asche aus den Be-
hältern unmittelbar in ausgemauerte Wasser-
bottiche abstürzen, aus denen sie mit Kratzern
entfernt wird. Soweit die Asche in staub-
förmiger Form anfällt, macht dieses System
keine besonderen Schwierigkeiten. Verstop-
fungen ‚und großer. Verschleiß, besonders in
den Krümmern, entstehen jedoch manchmal
durch die anfallenden Schlacken, die die Vor-
schaltung von Brechern oder die Aussiebung
rößerer Stücke bedingen. Dem Verschleiß in
en Rohrkrümmern begegnet man durch be-
sondere Konstruktionen, die eine rasche Aus-
wechslung ‚der zerstörten Wandungsteile er-
lauben. Die Zwischenschaltung von Brechern
und die Aussiebung größerer Schlackenstücke
ist eine unangenehme Zugabe, die gleichzeitig
den noch immer ziemlich großen Bedarf an
Arbeitskräften’erhöht. In wirtschaftlicher Hin-
sicht müssen die pneumatischen Systeme
gleichfalls als noch wenig befriedigend bezeich
net werden. Zinsen- und Reparaturkonto sind
sehr beträchtlich, der allgemeinen Einführung
steht zudem der große 'Kraftverbrauch der
Luftpumpen hindernd entgegen.
Bessere Aussichten scheint mir die Aus-
führung von geschlossenen Schüttelringen zu
bieten, wenn es gelingt, den hierfür nötigen
beweglichen Anschluß an die Aschentrichter
befriedigend zu lösen. Die Schüttelringe wür-
den die Asche unmittelbar in Wassergruben
befördern, die vor dem Kesselhaus angeordnet
sind, und die mit Hilfe von Kratzern entleert
werden.
Das ganze Problem ist der technischen
Vervollkommnung außerordentlich bedürftig,
und es ist eigentlich erstaunlich, daß es bis
‚jetzt zu intensiverer technischer Betätigung so
wenig Anreiz gegeben hat. -
Die pneumatische, wie überhaupt jede ma-
schinelle Absaugung der Asche wird u. a. da-
durch sehr erschwert, daß eine so große Zahl
von einzelnen Absaugestellen erforderlich sind.
Durch die zahlreichen Aschenverschlüsse, zu
denen gegebenenfalls noch komplizierte Ab-
saugeanschlüsse kommen, entstehen sehr hohe
Anlagekosten und eine sehr umständliche War-.
tung, die fast ebensoviel Bedienung verlangt
als das unmittelbare Abziehen der Asche von
Hand in Wagen.
(Fortsetzung folgt.)
1920. Heit 29.
22. Juli 1920,
Die Beseitigung der Kohlennot.
Von Dr.-ng. e. h. G. Dettmar. Be
5 (Schluß von 8._548.)
Ebenso wie man bei der Erzeugung der
Kraft, der Wärme und des Lichtes höchste
Wirtsehaftlichkeit anstreben soll, muß dies
auch beim Verbrauch geschehen und ebenso bei
der Verwendung der Erzeugnisse, denn in
ihnen ist ja die aufgewendete Kohle usw. ge-
bunden. Es wird sich dies sicher auch erzielen
lassen, so daß auch auf diesem Wege Erspar-
nisse erreichbar sind. Allerdings wird das
nur mit vieler Kleinarbeit geschehen können,
und es wird notwendig sein, um Erfolg zu er-
zielen, einen großen Kreis der Bevölkerung
aufzuklären und aus ihrer Gewohnheit auf
zurütteln. Das wird am besten dadurch ge-
:schehen, daß man sich je nach den Verhält-
nissen ein Merkblatt macht ähnlich _dem-
jenigen, das von mir früher!) während des
Krieges aufgestellt war. Dieses Merkblatt
muß natürlich den jetzigen bzw. zukünftigen
Verhältnissen angepaßt werden. Als Grund-
lage hierfür kann folgendes dienen: ;
Merkblatt.
Wie 'man
Kohlen) spart.
Im allgemeinen Interesse ist es notwendig,
an Kohlen zu sparen. Dies muß insbesondere
dadurch geschehen, daß jeder nur irgend
entbehrliche Verbrauch unterbleibt. So-
weit dies nicht möglich, beachte man das
Nachstehende: Fa
‚A. Kraftbetrieb.
1. Man vermeide jeden längeren Leerlauf von
Motoren. 5
2. Wenn der Motor in Betrieb ist, so benutze
erledigenden Arbeiten
richtig verteilt. R
3. Man lasse Arbeitsmaschinen und Vorgelege
nicht unnötig leer mitlaufen; gegebenen-
falls setze man nicht gebrauchte Arbeits-
maschinen, Vorgelege, Transmissionen usw.
durch Entfernung des Riemens usw. still.
4. Man vermeide verwickelte Anordnungen,
wie mehrfache Vorgelege, gekreuzte Riemen,
lange Wellenstränge. Transmissionen be-
laste man nicht mitten zwischen, sondern
nahe bei den Lagern.. Der richtigen (weder
zu großen noch zu kleinen) Riemenspan-
nung wende man Aufmerksamkeit zu.
5. Vorschaltwiderstände, die elektrische Ar-
beit verzehren, verwende man nur in zwin-
genden Fällen. i
Br Beleuchtung.
1. Man schalte Lampen, die nicht mehr be-
nötigt werden, sofort aus. x
ansammelt und
finden, tausche man sie sofort gegen Metall-
stärke aus, da sie nur 1/3 der elektrischen
Arbeit verbrauchen.
3. Man bringe die Glühlampe tunlichst nahe
am Gebrauchsort an. S >
4. Durch richtige Anwendung von Reflek-
toren kann man die Beleuchtung an der
Gebrauchsstelle verbessern, oft sogar bei
BEER Verbrauch an, elektrischer Ar-
eit.
. Man beseitige lichtverzehrende Schirme und
Gehänge, soweit sie nicht etwa für den
Schutz der Augen unentbehrlich sind.
6. Arbeiten, die bei natürlichem Licht ge-
macht werden können, verriehte man nicht
bei künstlicher Beleuchtung.
Um einen Erfolg zu erzielen, ist es not-
wendig, solche Merkblätter in weitestem Um-
fang zu verbreiten.
sich, sie am schwarzen Brett anzuschlagen und
damit allen Arbeitern bekanntzumachen. Be-
sonders wichtig ist es, die Betriebsleiter, Werk-
führer usw. zum Sparen zu veranlassen, was
gegebenenfalls durch Prämien auf Grund von
erzielten Ersparnissen erreicht werden kann.
‚. Eine bedeutende Kohlenersparnis wird
sich aus der Durchführung des elektrischen
Vollbahnbetriebes, die ja auch von dem Preu-
ßischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten
und der Bayerischen Statsbahnverwaltung
schon seit einiger Zeit in Angriff genommen
ist, ergeben. Die nunmehr erfolgte Zusammen-
legung aller Bahnen zur Reichseisenbahn wird
hoffentlich diese Bestrebungen fördern, und
u
Zeit praktische Ergebnisse erzielt werden.
Nach Wechmann?) ist die Ersparnis bei voll-
„») „ETZ“ 1918, 8.78.
?®) „Verkehrstechnik“ 1919, Heft 4.
elektrische Arbeit (und damit 3
man’ihn möglichst voll, indem man die zu
2. Sofern noch Kohlefadenlampen Verwendung
es wäre zu hoffen, daß hier schon in kurzer
.fadenlampen höchstens gleicher Kerzen-
In Fabriken empfiehlt es
ir
F
ständig durchgeführter elektrischer Zugförde-
ER ARE ET EEE
R
‚niedrig.
% lich ist.
rung auf rd 5 Mill. t jährlich zu veranschlagen.
Allerdings gehören zur Durchführung dieser
Arbeit mindestens 20 Jahre, wahrscheinlich
sogar 40—50 Jahre. Es sind natürlich auch
noch viel Schwierigkeiten zu überwinden, ins-
besondere auch dadurch, daß diese Einführung
der elektrischen Zugförderung mit einer groß-
zügigen Gewinnung der Nebenprodukte, ver-
bunden werden soll. Aber auch in der Über-
gangszeit ist beabsichtigt, schon dadurch
wirtschaftlicher zu arbeiten, daß die Lokomo-
tiven nicht mehr mit Steinkohle, sondern mit
Halbkoks gefeuert werden. Das bei der Er-
zeugung des letzteren gewonnene Gas soll in
Gaskraftmaschinen in elektrische Arbeit
umgewandelt werden.
Bei Straßenbahnen wird sich durch wirt-
schaftliches Fahren!) und durch zweckmäßige
Anordnung von Haltestellen?) eine Ersparnis an
Kohle erzielen lassen. Volkers hat in seiner
Schrift „Die Fahrkunst auf Straßenbahnen‘
mit Recht auf die große Bedeutung des rich-
tigen Fahrens hingewiesen und gezeigt, welche
Erfolge sich durch. gute Instruktion der Fahrer
erzielen lassen. Auch durch Einführung von
Kugel- oderRollenlagern®) läßt sich eineK ohlen-
ersparnis erreichen. es. —
In den Fabrikbetrieben wird sich dureh
Verbesserung der Transmissionen und durch
weitere Einführung des elektrischen Antriebes
viel Kohle sparen lassen. Hierbei ist in jedem
Falle sorgsam zu unterscheiden, ob Einzel-
antrieb, Gruppenantrieb oder Gesamtantrieb .
das zweckmäßigste ist. Ist doch-vielfach schon
festgestellt worden, daß in Fabrikbetrieben
der Wirkungsgrad von der Kraftmaschine bis
zur Arbeitsmaschine nur 30%, beträgt. Selbst
bei in neuerer Zeit erst eingerichteten
Werkstätten liegen oft die Verhältnisse noch
ebenso. Die Kriegsrohstoffabteilung‘) hat
z. B. festgestellt, daß in einer Fabrik, die mit
25 Transmissionen arbeitete, ein Verbrauch von
250 kW bei normalen Betriebe und von 165 kW
bei Leerlauf vorhanden war. Das entspricht
etwa 34%. Bei Erweiterung durch neue Werk-
zeugmaschinen stieg der Wirkungsgrad auf
etwa 50%.- Darch zweckmäßig gewählten
elektrischen Antrieb können hier viele Ver-
lustquellen vermieden werden, wobei außer-
dem die Übersichtlichkeit im’ Fabrikbetriebe
wesentlich erhöht wird. Durch richtige Be-
messung der Werkzeug- und Arbeitsmaschinen,
durch vermehrte Anwendung von Kugel- und
Rollenlager oder anderer verbesserter Lager-.
konstruktionen wird vielfach beträchtlich an
Kohle gespart werden können.
Auch durch die richtige Ausnutzung der
auf beleuchtungstechnischem Gebiete er-
zielten Fortschritte wird es möglich sein, den
Brennstoffverbrauch zu verringern, obgleich
man sich über die dadurch erzielbare Menge
der zu sparenden Kohle usw. keinen falschen
Hoffnungen hingeben darf. Macht doch die
Beleuchtung z. B. bei Elektrizitätswerken
heute nur noch 8% der abgegebenen elektri-
schen Arbeit aus. Wenn auch bei industriellen
Einzelanlagen der Anteil des Lichtes vielleicht
etwas größer ist, so bleibt er doch immer
Da die Benutzungsstundenzahl für
die Beleuchtung gegenüber der für Kraft eine
niedrigere ist, kann eben hier keine so erheb-
iche Ersparnis erzielt werden, wie man es
gemeinhin glaubt, Man muß jedoch selbst-
verständlich auch diese geringe Kohlener-
sparnisse mitnehmen, namentlich soweit sie
ee auch ein wirtschaftlicher Vorteil
ür den Benutzer der Beleuchtung ist. Noch
immer werden Kohlefadenlampen benutzt
in Fällen, in denen die Brenndauer beträcht-
Ihr Verwendungsgebiet sollte aus-
schließlich auf kurze Benutzungsdauer be-
schränkt werden, da der spezifische Verbrauch
3- bis 5-mal größer ist als der von Metallfaden-
und Halbwattlampen. Die letztere Lampe
sollte, soweit nur irgend möglich, Anwendung
finden, und übertriebene Beleuchtung sollte
möglichst vermieden werden. Nur allzu oft
wird der Fehler gemacht, daß man glaubt, eine
Verbesserung der Beleuchtung dadurch zu
erreichen, daß eine a der Licht-
quelle vorgenommen wird. Durch sachgemäße
Verteilung des Lichtes wird vielfach ein ebenso
bedeutender Vorteil erreicht werden können.
Namentlich soll man immer dahin streben,
eine gute, örtliche Beleuchtung zu erreichen,
ohne die allgemeine Beleuchtung‘ zu über-
treiben. Das trifft ganz besonders für in-
dustrielle Verwendung der Beleuchtung zu.
Ferner wird durch Reflektoren auch vielfach
zweckmäßig dieses Ziel erreicht werden
können.
1) „Elektr. Kraftbetr. u. Bahnen“ 1920, S. 85. x
7 ») „Elektr. Kraftbetr. u. Bahnen“ 1915, 8. 1: 1919, S. 41;
„Elektrotechn. u. Maschinenb.“ 1917, S. 448 u. „Zeitschr. f.
Kleinb.“ a S. 701.
Ir 1918, 8.458.
4% „Helios“ 1918, Heft 35, $.-619.
Elektrotechnische Zeitschrift,
'schlamm,
1920.
Ebenso wird man viel Erfolg erzielen
können durch richtige Ausbildung der Be-
leuchtungskörper und richtige Anordnung der
Lampen. Überhaupt ist es wichtig, durch
weitere Verbreitung von Aufklärung auf be-
leuchtungstechnischem Gebiet sparend zu
wirken, da nach dieser Richtung hin selbst in
Kreisen von Ingenieuren noch vielfach un-
genügende Kenntnisse vorhanden sind. Auf
meine Veranlassung hin hat die „Deutsche
Beleuchtungstechnische Gesellschaft“ jetzt in
großzügiger Weise die Fortbildung auf diesem
Gebiet übernommen, und es werden solche
Kurse in größerem Maßstabe durchgeführt.
In den Jahren 1916 und 1917 war zur
Erzielung von Kohlenersparnissen die Sommer-
zeit eingeführt worden. In den späteren Jahren
hat man von ihr abgesehen, weil der Nutzen
nicht sehr erheblich, die Unannehmlichkeiten
auf dem Lande aber sehr große waren. Eshat
sich auch gezeigt, daß auf dem Lande keine
Ersparnisse erzielt werden. Siegel!) hat nach-
gewiesen, daß bei den Elektrizitätswerken
etwa 0,3% des Gesamt-Jahresverbrauches
gespart werden. Da letzter jetzt ungefähr
8Milliarden kWh?) beträgt, ergibt sich eine Er-
sparnis von etwa 25000t Kohle. Hinzu kommt
noch die Ersparnis in Einzelanlagen mit etwa
15 000 t und bei den Gaswerken mit etwa
25 000 t. Das ergibt zusammen rd 65 000 t
jährlich d. h. etwa 0,05%, der jozisen Stein-
kohlenförderung. Da die für Licht verbrauchte
elektrische Arbeit aber im allgemeinen etwa
3-mal ‘höher bezahlt wird als die für Kraft
abgegebene, so entsteht den Elektrizitäts-
werken ein beträchtlicher Schaden. Nach
Siegel entspricht der Verringerung der Strom-
abgabe um 0,3% eine solche der Einnahme
um 0,9%.
D. Die weitgehendste Verwendung ge-
ringwertiger Brennstoffe.
Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß
die zur Verfügung stehenden Brennstoff-
mengen auch bei größter Sparsamkeit in den
nächsten Jahren nicht mit dem Bedarf
in Einklang gebracht werden können, da die
zur Erzielung erheblicher Mehrmengen von
Brennstoffen und für die Erreichung von
Einsparungen notwendigen Arbeiten zum Teil
mehrere Jahre für ihre Durchführung be-
nötigen. Die Hauptschwierigkeiten werden
naturgemäß bei der Steinkohle liegen, doch
werden die auch in nächster Zeit zur Ver-
fügung stehenden Braunkohlen und der ge-
winnbare Torf nicht ausreichen. Letzterer
wird zunächst wesentlich für den Hausbrand
in Frage kommen, da die Anlagen, die zu
seiner Verwertung zur Elektrizitätserzeu-
gung gebaut werden müssen, wiederum J ahre
für ihre Errichtung brauchen. Das Holz wird
für den Hausbrand einspringen müssen, was.
aber nur vorübergehend durchgeführt werden
sollte, da sonst unsere Bestände zu stark in
Anspruch genommen werden und für das
Holz andere wichtige Verwendung vorhanden
ist. Unter diesen Umständen ist es notwendig,
mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln
dafür zu sorgen, daß die bereits vorhandenen
und noch gewinnbaren geringwertigen Brenn-
stoffe möglichst weitgehendste Verwendung
finden. i
Sofort stehen z. B. die umfangreichen
Halden von Steinkohlengrus, die Waschberge,
Klaubeberge, der Kohlenstaub, Kohlen-
Koksasche usw., zur Verfügung.
Diese Brennstoffe enthalten je nach Zu-
sammensetzung 4500 bis 5500 Wärmeein-
heiten, so daß ihre Benutzung Keine Schwierig-
keiten bietet. Außerdem kann sofort die in
verhältnismäßig großen Mengen vorhandene
Lokomotivlösche weitergehendere Verwendung
finden als dies bisher geschieht.- Ferner sind
zu nennen an geringwertigen Brennstoffen:
Sägemehl, Gerberlohe, Waldstreu, Schilf und
Ähnliches. , 3
Dem Ölschiefer?) ist bisher in Deutschland
verhältnismäßig wenig Beachtung geschenkt
worden. Er dürfte jedoch geeignet sein, einen
beachtenswerten Ersatz für Kohle zu bieten.
Sein Vorkommen ist erheblich, denn es sollen
sich nach Trenkler in Deutschland 117 Milliard.
t vorfinden. In Bayern, Württemberg, Hessen
und auch in Norddeutschland kommt er in
großen Mengen vor und kann leicht abgebaut
werden. Er kann verbrannt oder vergast
werden, und es kann aus ihm Öl gewonnen
werden, das seinerseits. wieder verbrannt
werden kann. Neben Rohöl, das außer für
Kessel auch für Dieselmotoren Verwendung
finden kann, werden aber auch Leichtöle,
Mittelöle und Scehmieröle gewonnen. Der Öl-
gehalt beträgt 3 bis 5%. _
1) „ETZ* 1919 8. 357. Sa
R Die von Si egel angegebene Zahl 3 Milliarden
ist nicht zutreffend, da ja schon 1913 die us 4,3 Mil-
liarden kWh betragen hat (siehe „ETZ“ 1914, $. 907).
8) „ETZ“ 1920, 8. 854.
/
‚Heft 29.
Auch die Müllverbrennung ist in diesem
Zusammenhang zu betrachten, zumal sie auch
in hygienischer Beziehung die beste Lösung
zur Beseitigung des Mülls darstellt In manchen
Orten sind die Schwierigkeiten der Müllver-
brennung recht bedeutend, da das Müll so
wenig brennbare Stoffe enthält, daß eine Ver-
brennung nur unter Zusatz von besser
brennbaren Stoffen möglich ist. Im anderen
Orten dagegen hatte sich gezeigt!), daß das
Müll ohne Zusatz gut verbrennt. In den letzten
Jahren werden die Schwierigkeiten wahr-
scheinlich noch größer geworden sein, da ja
durch die schlechteren Ernährungsverhältnisse
und die gesamte ungünstige, wirtschaftliche
Lage das Müll wahrscheinlich noch schlechter
geworden ist. Es sollte aber immerhin ver-
sucht werden, soweit irgend möglich, die Müll-
verbrennung durchzuführen und die über-
schüssige Wärme zur Erzeugung von Elektri-
zität zu benutzen.
Diese minderwertigen Brennstoffe ver-
tragen naturgemäß keinen Transpo:ıt und
müssen am Orte oder in der Nähe des Anfalles
verwertet werden. Daß dies leider auch heute
noch vielfach nicht geschieht, geht z. B. aus
den Mitteilungen von Diplom-Ingenieur A.
Wirth?) hervor. Er sagt, daß heute auf den
Zechen Förderkohlen verstocht werden und
die minderwertigen Stoffe auf die Halden
gehen oder billig abgegeben werden.
Da nun diese minderwertigen Brennstoffe
an Ort und Stelle verbraucht werden müssen,
wird es sich in der Regel am zweckmäßigsten
erweisen, sie zur Elektrizitätserzeugung zu
verwenden und gegebenenfails durch den Draht
die Arbeit dorthin zu bringen, wo sie Verwen-
dung finden kann.
E. Die Bedeutung der Transport-
verhältnisse.
Es ist ja bekannt, daß die Kohlennot
nicht allein eine Frage der Förderung von
Kohlen usw. ist, sondern sie ist während eines
großen Teiles des Jahres auch eine Frage der
Beförderung, so daß es notwendi ist, sich
hier auch mit den Transportverhältnissen zu
befassen. Besonders nach der Ernte hat sich
schon im Frieden immer eine große Knapp-
heit an Transportmitteln ergeben, die dazu
führte, daß die geförderten Kohlen nicht ab-
transportiert werden konnten:. Über diese
schwierigen Zeiten kam man aber früher da-
durch hinweg, daß man in verkehrsschwächeren
Zeiten Vorräte von Brennstoffen geschaffen
hat. Das ist aber bei der jetzigen Knappheit
an Brennstoffen unmöglich, und die Transport-
schwierigkeiten machen sich nun jetzt sehr
viel mehr bemerkbar, zumal ja auch das
Wagenmaterial durch die Abgabe an die
Entente unzulässig verringert worden ist.
Weiterhin ist aber auch dadurch, daß in den
Reparaturstätten monatelang wenig und gar
nichts getan wurde, der Reparaturstand
an Wagen und Lokomotiven ein sehr schlechter
geworden, so daß die Anforderungen, die an die
Eisenbahnen gestellt werden, von ihr oft nicht
erfüllt werden können. Das Heilmittel ist
hier natürlich ganz einfach, da es nur einer
fleißigen Arbeit in den Eisenbahnwerkstätten
und den Reparaturwerkstätten der Industrie
bedarf, um wenigstens die vorhandenen Loko-
motiven und Wagen brauchbar zu machen.
Trotz größter Bemühungen ist es ja bekannt-
lich nur in sehr geringem Umfange gelungen,
die Arbeiter in den Reparaturwerkstätten
dahin zu bringen, genügend Arbeit zu leisten.
Neben der Verbesserung des Reparaturstandes
der Lokomotiven und Wagen ist weiterhin die
Herstellung neuer Betriebsmittel dringend
notwendig. Doch auch hierzu bedarf es fleißiger
Arbeit und nicht fortwährender Streiks.
Dureh weiteren Ausbau unseres Kanal-
netzes muß eine Entlastung der Eisenbahnen
erreicht werden. Es ist notwendig, die geplan-
ten Kanäle bald zu bauen und gegebenenfalls
noch weitere Projekte in Angriff zu nehmen.
Eine große Gefahr droht unserer Kohlen-
versorgung und besonders der Süddeutsch-
lands noch durch die von der Entente ver-
langte Abgabe von Rheinschiffen. Es muß
alles versucht werden, um diese schwere
Schädigung abzuwenden, da die Eisenbahnen
sehr stark auf die Unterstützung durch die
Wasserstraßen angewiesen sind.
Ein weiteres, sofort durehführbares Mittel
zur Entlastung der Bahnen besteht darin,
daß die Güte der Kohle wieder auf den Stand
gebracht wird, den sie vor dem Kriege hatte.
Während früher 8 bis 10% Steine, Erde usw.
in der Steinkohle enthalten waren, sind es
jetzt meist 20 bis 30% und manchmal noch
mehr. Es könnten also beträchtliche Mengen
') Näheres siehe in dem Aufsatz „Die Bedeutung
der Müllverbrennung für die Elektrotechnik“, „ETZ* 1907,
S. 641. h 3
{ !) „Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure" 1920,
Heft 11, S. 248,
666
Elektrotechnische Zeitschriit. 1926. Helt 29.
an Betriebsmitteln gespart werden, wenn die
Bergarbeiter wieder so arbeiten würden, wie
vor dem Kriege.
Wie schon oben erwähnt, sollen die ge-
ringwertigen Brennstoffe am Gewinnungs-
ort oder doch in dessen nächster Nähe ver-
wertet werden, da sonst die Transportmittel
zu stark durch sie in Anspruch genommen
werden. Dieser Gesichtspunkt sollte möglichst
allgemein durchgeführt werden, so daß ein
Brennstoff um so weniger weit transportiert
wird, je weniger Wärmeeinheiten er enthält.
Auf die. zweekmäßige Verteilung der Brenn-
stoffe ist bisher noch wenig Rücksicht ge-
nommen worden. . B. werden aus Braun-
kohlen Briketts hergestellt, um sie besser
transportieren zu können. Das ist aber nur
richtig, soweit es sich um Hausbrand handelt
und um industriellen Bedarf, der tatsächlich
nicht anders befriedigt werden kann. Wenn
es aber möglich ist, Kraft, Lieht und Wärme
aus einem-auf der Grube befindlichen Kraft-
werke zu beziehen, so ist es eine unsinnige
Verschwendung, wenn man das nicht tut und
Briketts unter Inanspruchnahme von Trans-
portmitteln in verhältnismäßig geringer Ent-
fernung von der Grube verwendet oder wenn
gar Steinkohlen innerhalb des Versorgungs-
gebietes von "Braunkohlengruben verwendet
werden.
Bei der Benutzung von Braunkohlen-
briketts zur Krafterzeugung in geringer Ent-
fernung von der Braunkohlengrube ist noch
zu berücksichtigen, daß hier die Verschwen-
dung eine doppelte ist. Es werden nicht nur
Lokomotiven und Wagen unnötigerweise in
Anspruch genommen, sondern es wird auch
viel mehr Brennstoff aufgewendet, denn
zur Herstellung von 1 t Briketts braucht man
3 t Rohbraunkohle!).
Auch Prof. Kegel?) betont die volks-
wirtschaftlich erheblichen Verluste bei der
Brikettierung, die fürlkg Briketts 1650 Wärme-
einheiten betragen. £
Es ist unbedingt wichtig, daß die Ver-
teilung der Brennstoffe zur Krafterzeugung
durch Bahnen und Straßen in sinngemäße
Verbindung mit der Elektrizitätsverteilung
gebracht.wird. Die Schienen sowie die Straßen
müssen mit den elektrischen Anlagen zusammen
von einheitlichem Gesichtspunkte aus betrachtet
werden, denn sie sind alle 3 als wichtige Mittel
der Energiewirtschaft zu betrachten. Die
Braunkohle z. B. wird zweckmäßig am Fund-
orte in Elektrizität umgewandelt und durch
den Draht verteilt, so daß die Bahnen ent-
lastet werden. Im Bereiche einer solchen
Zentrale sollten dann aber Kraftbetriebe mit
Steinkohle, Treibölen usw. möglichst ganz
vermieden werden, Wenn von solchen großen
Gesichtspunkten aus, eine richtige Verteilung
der Brennstoffe vorgenommen wird, würden
auch die Leitungsnetze der Kraftwerke zweck-
mäßiger verwertet werden, und sie werden
auch wirtschaftlicher ausgenutzt. Was für
Braunkohle gesagt ist, gilt noch vielmehr für
geringwertige Brennstoffe.
Im Bereiche eines Kraftwerkes, das ganz
oder vorwiegend Wasser ausnutzt, sollte Brenn-
stoff zur Kraft- und Lichterzeugung überhaupt
nieht verbraucht werden, und im Bereiche eines
Wärmekraftwerkes sollten zur Kraft- und
Lichterzeugung nur geringerwertige Brenn-
stoffe als das Kraftwerk verwendet, benutzt
werden, sofern letztere dort anfallen. Solche
Grundsätze sollten für neue Anlagen streng
durchgeführt werden, und es wäre erwünscht,
daß auch bestehende Anlagen sie möglichst
bald berücksichtigten. Gegebenenfalls müßte
Zwang angewendet werden, um diese allge-
mein wirtschaftlichen Gesichtspunkte zur
Durchführung zu bringen. Maßgebend muß
sein, daß irgendwo benötigte Kraft,
Wärme, Licht usw. so erzeugt wird,
daß wärmetechnisch wie transport-
technisch möglichst wirtschaftlich
vom Standpunkte der Gesamtheit aus
gearbeitet wird. Natürlich wird sich das
nicht in jedem einzelnen Falle voll durch-
führen lassen. Aber es sollte doch dahin ge-
strebt werden, daß überwiegend solche Grund-
sätze maßgebend sind, und daß nicht nur der
wirtschaftliche Gesichtspunkt des einzelnen
zur Geltung gebracht wird. Im übrigen: ist
hierbei auch noch zu beachten, daß solche
wirtschaftlichen Berechnungen, die von dem
einzelnen durchgeführt werden, vielfach auf
unrichtiger Grundlage gemacht werden. Bei
richtiger Kalkulation der Selbstkosten wird
meist auch der Vorteil des einzelnen mit
dem der Allgemeinheit zusammenfallen.
. Aber gerade bei der Berechnung der Selbst-
kosten von Kraftanlagen werden vielfach
außerordentliche Fehler begangen.
ı) „Freie Wirtschaft“ 1919, Heft 11/12, $. 366 u. 3%.
?2) Siehe „Zeitschr, d. VdI“ 1920, 8. 128. °
F. Zusammenstellung der Ergebnisse.
Bei den vorstehenden Betrachtungen hat
sich an vielen Stellen gezeigt, daß -.die Elektro-
technik außerordentlich wertvolle Hilfsmittel
zur Beseitigung der Kohlennot bieten kann.
Von grundlegender Bedeutung ist aber eine
wirklich rationelle Wärmewirtsct aft. Wir
haben gesehen, daß die Kraft- und Wärme-
wirtschaft zusammengehören und daß sie
vielfach örtlich vereinigt werden müssen. Da
nun aber der Kraft- und Wärmebedarf
sich nicht immer ebenso wereinigen
läßt, so ist esin vielen Fällen notwen-
dig, entweder die Kraft oder dieWärme
zu übertragen. Es bietet nun gerade
die Elektrotechnik die Möglichkeit,
die Kraft unbegrenzt fortzuleiten,
während die Übertragung der Wärme
meist schwierig, teuer und unwirt-
schaftlieh ist, wenigstens soweit er-
hebliche Entfernungen in Frage kom-
men. Die Übertragung der Kraftin Form von
Elektrizität über ganze Provinzen bietet aber
keine Schwierigkeiten mehr.
.. Die städtischen Elektrizitätswerke und
Uberlandzentralen werden ihre hervorragende
Stellung, die sie sich bezüglich der Versorgung
mit Kraft und Licht errungen haben, in Zu-
kunft nur behalten, wenn sie sich in wärmetech-
nischer Beziehung verbessern. Wie vorstehend
gezeigt, beträgt die mittlere Wärmeausnutzung
nur ungefähr 8 bis 9% und steigt bei großen
Kraftwerken auf 12 bis 14%. Durch geeignete
Verwertung der Abwärme und durch Vereini-
gung mit Heizwerken unter Vorbenutzung des
Heizdampfes wird man nach einer Verbesse-
rung in wärmetechnischer Beziehung streben
müssen. Wenn hierbei die, an sich erstrebens-
werte Vereinigung kleinerer und mittlerer
Kraftwerke zu großen Kraftwerken im einzel-
nen Falle hinderlich ist, so wird sie unter Um-
ständen unterlassen werden müssen, da die
‚Verbesserung in wärmetechnischer Beziehung
in vielen Fällen weit größere Erfolge verspricht
als die Verbesserung beim Anschluß an große
Kraftwerke. Es ist von Fall zu Fall zu prüfen,
welcher Weg der richtigere ist, wobei als Ideal
natürlich zu betrachten wäre weitgehendste
Zentralisierung in großen Kraftwerken unter
guter Wärmeausnutzung bei letzteren. Inwie-
weit dies jedoch möglich ist, hängt von den ört-
lichen Verhältnissen ab, da ja eine weitgehend-
Ste Wärmeausnutzung bei großen Kraftwerken
nur möglich ist, wenn dies.in Verbindung mit
anderen Industriezweigen oder sonstigen Wärme-
verbrauchern geschehen kann.
Die elektrischen Kraftwerke werden frag-
los in Zukunft die geeignetsten Lieferer für Be-
leuchtung sein, and sie werden auch die Klein-
kraft am besten an die vielen zerstreut liegen-
den Verbraucher geben können. Auch für die
Verteilung von Großkraft werden sie stets er-
folgreich sein, soweit deren Verbraucher keine
Wärme benötigen. Soweit jedoch solche Kraft-
verbraucher auch Wärme verbrau-
chen, muß ein Ausgleich der beiderseitigen In-
teressen unter Erreichung eines möglichst
hohen, wärmetechnischen Wirkungsgrades an-
gestrebt werden, soweit dies die örtlichen Ver-
hältnisse ermöglichen. Zur Erreichung dieses
Zieles werden die Elektrizitätswerke die Ver-
hältnisse bei ihren Abnehmern sehr eingehend
studieren müssen, und sie werden mit ihren
Großabnehmern zusammenarbeiten müssen,
um eine möglichst weitgehendste Wärmeaus-
nutzung zu erreichen, ohne die Sicherheit und
Übersichtlichkeit ihres eigenen Betriebes zu
gefährden.
Für die Erzielung von Kohlenersparnissen
ist es von besonderer Bedeutung, daß die Über-
zeugung für die Notwendigkeit derselben in alle
Kreisegetragen wird, und daß dafürgesorgt wird,
daß auch wirklich das geschieht, was alsnotwen-
digerkanntist. Dann werden wir nicht nur mit
den zur Verfügung stehenden Brennstoffen
auskommen, sondern wir werden auch noch
ungeheure Ersparnisse, die mehrere Milliarden
betragen, machen können. Das wichtigste
wird aber sein, daß die wirtschaftliche Schä-
digung, die unsere Industrie jetzt durch den
Kohlenmangel zu ertragen hat, aufhört und da-
durch indirekt riesige Verluste vermieden
werden. ;
Vielleicht empfiehlt es sich auch, nach
amerikanischem Muster, das Kino zu Hilfe zu
nehmen, um Aufklärung über die Notwendig-
keit und die Durchführung von Sparmaß-
nahmen zu verbreiten. Während des Krieges
ist in Amerika zur Bekämpfung der Kohlen-
verschwendung der Film sehr geschickt ver-
wendet worden, und es dürfte sicherlich auch
bei uns von großem Erfolge sein, wenn man
ihn systematisch ausbildete zur Erzielung
einer wirtschaftlichen Verwendung der knappen
Brennstoffbestände.
Trotz aller Kohlenknappheit werden wir
in den nächsten Jahren die Kohlenausfuhr
\
- 22, Juli 1920.
nicht ganz unterlassen können da wir Lebens-
. mittel und Rohstoffe, die wir einführen, mit
Wir werden also
Kohle bezahlen müssen.
auch in den nächsten Jahren trotz aller-
schärfster Kohlenknappheit noch geringe
Mengen ins Ausland schicken müssen. Wir
werden aber versuchen müssen, später so viel
Kohle wie nur irgend möglich für die Ausfuhr
frei zu machen, da die Steinkohle eins der
wichtigsten Produkte zur Bezahlung der für
uns notwendigen Einfuhr ist. Wenn es also
gelingt, durch Umstellung auf Braunkehlen,
Torf, Ölschiefer usw. und durch Ausbau der
Wasserkräfte, durch Ausnutzung des Windes,
der Ebbe und Flut Steinkohle zu sparen, so
wird man diese zweckmäßig als Tauschobjekt
für die notwendigen Rohstoffe und Lebens-
mittel verwenden müssen, und es ist wichtig,
so schnell wie möglich und so viel wie möglich
Steinkohle für diesen Zweck frei zu machen,
ohne das deutsche Wirtschaftsleben zu schä-
digen. Naturgemäß eignet sich aber zur Aus-
fuhr nur hochwertige Kohle, und es ist daher
von besonderer Bedeutung, diese soweit irgend
angängig, durch geringwertigere zu ersetzen.
In letzter Zeit sind schon verschiedene
Einrichtungen getroffen worden, die dazu be-
stimmt sind, eine bessere Wärmewirtschaft
zu erzielen. Der Verein deutscher Ingenieure
hat eine ‚Hauptstelle für Wärmewirtschaft‘‘!)
geschaffen, die einen Austausch aller Erfah-
rungen ermöglichen soll. Der Verein Deutscher
Eisenhüttenleute hat seinerseits eine Wärme-
stelle ins Leben gerufen, die als Uberwachungs-
‘stelle für Breanstoff- und Energiewirtschaft
auf Eisenwerken gedacht ist. Sie soll zur
Begutachtung, Beratung und Belehrung
dienen und die Sammlung sowie den Aus-
tausch von Erfahrungen herbeiführen. Diese
Wärmestelle hat im Kreise ihrer Mitglieder die
Einrichtung von Meßbureaus auf den einzelnen
Werken in die Wege geleitet und eine Statistik
des Wärmeverbrauchs vorbereitet. Die Meß-
bureaus sollen einedauernde Kontrolle der Feue-
rungen und Maschinen durehführen und mit
der Wärmestelle stets in Fühlung bleiben.
In ähnlicher Weise hat die Landeskohlen-
stelle in München eine Brennstofftechnische
Abteilung?) eingerichtet, wie auch der größte
Teil der Kohlenwirtschäftsstellen im gleichen
Sinne sich betätigen.
Die Vereinigung der Elektrizitätswerke
hat kürzlich in Gemeinschaft mit dem Verein
deutscher Ingenieure einen Kursus über Brenn-
stoffwirtschaft!) durchgeführt, an dem eine
große Zahl Fachleute. teilgenommen haben.
Ein ähnlicher Kursus findet in nächster Zeit in,
Rheinland-Westfalen statt, und es ist er-
' wünscht, daß solche Kurse in großem Um-
fange auch weiterhin in verschiedenen Teilen,
Deutschlands, ganz besonders aber in In-
dustriezentren abgehalten werden.
Kurz zusammengestellt ergeben sich als
notwendige Maßnahmen zur Beseitigung der
Kohlennot folgende: «4
1. Vermeidung jedes überflüssigen Verbrauches
von Brennstoffen.
2. Ersatz der Brennstoffe durch die Kraft des
Wassers, des Windes, der Ebbe und Flut
usw.
3. Weitgehendste
Brennstoffe je nach Lage der Fund- und
Verbrauchsstellen.
4. Höchste Wirtschaftlichkeit im Verbrauch
von Brennstoffen und der mit ihrer Hilfe
gefertigten Erzeugnisse. h
5. Steigerung der Förderung von Brennstoffen.
6. Entlastung der Transportmittel und Ver-
besserung derselben.
Es wird naturgemäß nicht möglich sein,
alle diese Forderungen in kurzer Zeit zu er-
füllen. Tiefgreifende Änderungen an Ein-
richtungen industrieller Anlagen werden not-
‘wendig sein, die zu schaffen
ganz abgesehen davon, daß die wirtschaftliche
Jahre dauert,
Unsicherheit vielfach die Durchführung hindern
wird. Es wird aber auch gar nicht möglich
sein, daß all diese Umbauten und Neubauten
so schnell fertiggestellt werden können. Es
wird an dem dafür notwendigen 'Kapital
fehlen, so daß das Programm für die vorzu-
nehmenden Änderungen auf viele Jahre zum
Teil auf Jahrzehnte verteilt werden muß.
Eine ganze Reihe von Möglichkeiten der Ver-
besserungen: sind aber schon sofort oder in
ganz kurzer Zeit durchführbar, und bei diesen
müßte unbedingt eingesetzt werden. Eine
Reihe von Änderungen und Verbesserungen
sind deswegen noch nicht durchführbar, weil
die notwendigen, technischen Verfahren noch
nicht genügend geklärt sind und die not-
wendigen Apparate und Maschinen noch nicht
ausprobiert sind. Hier würde es sich aber
1) „ETZ* 1919, S. 619.
2) „ETZ“ 1918, 8. 373.
1) „ETZ“ 1919, S. 514
{
Verwendung geringwertiger.
\
e;
KEN Rn EEE Fa
NY
az
Be Een er ee a
ee
22. Juli 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 29.
darum handeln, Versuchsanlagen nach Mög-
lichkeit zu beschleunigen und zu unterstützen,
damit der- weiter einzuschlagende Weg tun-
lichst bald klar gelegt wird. Eine ungeheure
Arbeitsmenge ist zu erledigen, um das er-
strebenswerte Ziel zu erreichen, und es ist zu
hoffen, daß die deutschen Ingenieure sich
dieser Arbeiten mit Erfolg annehmen werden.
Stromrückgewinnung bei Wechselstrom-
bahnen.!)
3 i Von M. Schenkel.
R (Schluß von S. 544.)
u 6. Die Eigenschaften der verschie-
{ denen Schaltungen, erläutert an Dia-
1 grammen und Schaulinien.
« Über die Wirkungsweise der erstgenannten
Schaltung Abb. 2 mit Speisung der Erregung
3 über einen Reihenschlußtransformator ist
\ merkwürdig wenig bekannt geworden, obwohl
die Schaltung mit Erfolg auf der französischen
' Südbahn verwendet worden ist. Nur die
Es Frage ihrer Selbsterregung ist bisher behandelt
worden, aber auch nur unter der Fragestellung:
F wie kommt sie überhaupt zustande??) Will
man in die Schaltung eindringen, so muß
‘man sich auch zuerst mit der Selbsterregung
befassen. Man kann die Selbsterregungs-
erscheinung mit zwei Mitteln "studieren: ein-
mal kann man die für den Ankerkreis und den
Erregerkreis gültigen Differentialgleichungen
aufstellen und lösen, das andere Mal kann man
das Vorhandensein eines selbsterregten Stromes
F annehmen und kann die Bedingungen studieren,
— — die zu seiner Existenz notwendig sind.
er Der erste Weg ist der allgemeinere. Er
. führt für jede der unbekannten Größen, bei-
F spielsweise für den Ankerstrom i4, Abb. 6, zu
3
Abb..6. Bremsschaltung wie Abb. 2, die Formel- und Dia-
grammbezeichnungen enthaltend.
einer Differentialgleichung zweiter Ordnung,
deren Lösung bekannt ist:
Ba zert iA, .Bing .d- A,uf05 g-t]. (1
Die Lösung besteht aus einem Exponen-
tialgliede mit dem sogenannten Dämpfungs-
faktor p, lind einem zweiten Gliede, das einen
sinusförmig verlaufenden Schwingungsvorgang
- darstellt. Die Frequenz, unter der sich dieser
Vorgang abspielt, ist in dem Werte q ent-
halten. 3
Ist p positiv, so wächst der Strom ia
immer weiter an, ist p=0), so bleibt eine einmal
auftretende sinusförmig verlaufende Strom-
& stärke dauernd so weiter bestehen, wie sie
> begonnen hatte. Ist p negativ, dann klingt
eine etwa vorhandene Stromstärke ab und
verschwindet, oder aber es tritt gar nicht erst
% eine Selbsterregung auf. Der erste Fall ist der,
den man vermeiden muß, der letzte der, den
man haben will. Der mittlere, p=0, stellt
die „Grenze der Selbsterregung‘‘ dar.
Die Auswertung der Differentialglei-
chungen zeigt, daß sich p und q aus den elek-
tromagnetischen Daten des Ankerkreises und
des Erregerkreises, d. h. aus deren ohmschen
Widerständen und induktiven Widerständen
bestimmen lassen u. zw. in einer Form, in
der sich die ohmschen Widerstände r, des
© "Vortrag, gehalten im Elektrotechnischen Verein
am 16. XII. 1919. Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 118. Die Erörterung
wird in einem späteren Heft veröffentlicht werden.
2) S. eine Zusammenstellung in „Elektrotechn. u:
Maschinenb.“ 1912, S. 677 sowie 1912, Heft 35.
567
Ankerkreises und r, des Erregerkreises recht
deutlich von den induktiven Widerständen
sondern. Die Beziehungen, die sich so für
p und q ergeben, sind folgende:
_.n—r.B—r.0
e0 D
a he
g9=2.5. —p el
=(2n.fs)?
es bedeuten darin n die Drehzahl der Maschine
und 4, B, C, D Größen, die sich nur aus den
induktiven Widerständen beider Kreise zu-
sammensetzen. Es ist ferner noch angegeben,
wie sich aus q die Frequenz /, der selbster-
regten Ströme berechnet.
An der Grenze ‘der Selbsterregung, ge-
kennzeichnet durch p=0, hat also die Dreh-
zahl n einen ganz bestimmten durch die Wider-
stände r, und r, und durch die Induktivitäten
vorgeschriebenen Wert, und ebenso tritt eine
in ähnlicher Weise bestimmte Selbsterregungs-
frequenz f, auf:
3 I LEN ET Sa!
Or re
Beim zweiten Wege, der Annahme einer
vorhandenen sinusförmig verlaufenden Strom-
stärke, gelangt man zu dem gleichen Ziele.
Man hat, da äußere Spannungen nicht vorhan-
den sind, hier die Summe aller Spannungen so-
wohl im Erregerkreise wie auch im Ankerkreise
gleich Null zu machen. Dies ist im Diagramm
Abb. 7 dargestellt, indem sich im Ankerkreise
Abb- 7. Strom- und Spannungsdiagramm zu Abb. 6
die Drehungsspannung E,, die Primärspannung
des Erregertransformators E;,, die induktiven
Spannungen Ja &; im Ankerkreise und der
ohmsche Spannungsabfall — Ja .r, daselbst
zusammen zu Null addieren, und daß ım Er-
regerkreise die Sekundärspannung des Erreger-
transformators Ey, der ohmsche Spannungs-
abfall —Jgr, und die EMK Ez in der Erreger-
wicklung dasselbe tun.
Die Behandlung dieses Diagrammes führt
beispielsweise für Aen Ankerstrom Ja auf
eine Gleichung:
ORTE EN
| Vo’ fe) Dan)
SR re:
in der Ja mit einem reellen Gliede und mit
einem imaginären Gliede auftritt, deren Summe
gleich Nullist. Das reelle Glied enthält den
Faktor p, das imaginäre enthält als Faktor
einen Klammerausdruck, in welchem das Qua-
drat der Selbsterregungsfrequenz /, vorkommt.
Die Forderung, daß die Summe der beiden
Glieder gleich Null sein muß, bedeutet, daß
jedes der Glieder für sich gleich Null sein muß,
und damit gelangen wir wieder zu den näm-
lichen beiden Grenzbedingungen 4 und 5, die
schon die Verfolgung der Differentialgleichun-
gen geliefert hatte.
Die . Grenzbedingung, die wir für _die
Drehzahl n der Maschine erhalten haben, ge-
stattet eine physikalische Veranschaulichung
des ganzen Vorganges. Denken wir uns näm-
lich die Grenzbedingungsgleichung 4 mit einer
Stromstärke J multipliziert und bedenken
wir, daß die Stromstärke das Feld in der
Maschine ergibt und dieses ihr etwa propor-
tional ist, so können wir den Betrag J.n als die
2 : z
Eee
EMK der Maschine infolge ihres Feldes auf-
fassen, während dieGrößen J.r, und J.r, ohm-
sche Spannungsabfälle darstellen, die durch die
Faktoren B und ( vergrößert oder verkleinert
werden. Letztere lassen sich also, Abb. 8, in der
0 ——J
Abb. 8.
Form gerader Linien über J darstellen, die für
p=0 mit der EMK übereinstimmen und die
Lage der mit 2 bezeichneten Linie haben,
während sie für positives oder negatives p
unter (3) oder über (1) dieser Linie liegen.
Bei wirklichen Maschinen geht die Linie 2
allmählich wegen der Sättigung in die magne-
tische Charakteristik über. Nur Linien wie 3
liefern mit ihr Schnittpunkte, also Selbster-
regung. Bedingung für diese ist also, daß die
durch das Feld entstehende EMK > ist als
die den Widerständen entsprechenden EMKe.
Für den Strom-Rückgabebetrieb liegt
nun im Ankerkreise noch die EMK des speisen-
den Transformators HT, Abb. 2. Führt man in
die alsdann geltenden Strom- und Spannungs-
gleichungen die soeben gefundenen Grenz-
bedingungen für n und f, ein, d.h. also, wünscht
man Stromrückgabe bis kurz vor der Selbst-
erregung, mit möglichst hoher Drehzahl n zu
haben, dann findet man folgende für die Be-
urteilung und Einrichtung der Schaltung wich-
tigen Sätze:
1. Die Netzspannung Ex und die Dreh-
ungsspannung des Ankers E, stehen immer
senkrecht zueinander (siehe Abb. 9). Diese
Er=196V
Je =17A
SD
Typ g=d77V
Er=314V
Abb. 9. Arbeitsdiagramm der Schaltung Abb 2.
Eigenschaft ist deshalb so interessant, weil sie
bei der nachher zu besprechenden Oerlikon-
Schaltung (Abb.3 und 13) wiederkehrt, und weil
sie somit die elektrische Ähnlichkeit beider
Schaltungen verdeutlicht.
2. Die zurückgegabene elektrische Leistung
Lr und die Phasenverschiebung tg g ge-
horchen zwei einfachen Beziehungen:
um TR Re 1;
[id]
fs,
DAEOR :
tg = TE ci a elle
2
Aus ihnen ist folgendes abzulesen: Damit
recht viel Leistung zurückgegeben wird,
muß man den Ankerkreiswiderstand r,
recht klein und die Selbsterregerfrequenz fs
klein gegenüber der Netzfrequenz /y zu
machen suchen. Damit die Phasenverschie-
bung recht günstig wird, muß man den se-
kundären Widerstand r, recht groß!) und die
!) Die bei Monath,a.a.O. befindliche Abbildung der
Schaltung ist hinsichtlich der richtigen Lage des Wider-
standes im Schaltbilde nicht zutreffend.
568 Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 29.
sekundäre Selbstinduktion' L}s des Erreger-
transformators recht klein wählen, also ihm
ein großes Übersetzungsverhältnis geben. Die
Praxis bestätigt die rechnerischen Ergebnisse,
indem z. B. bei den Lokomotiven der fran-
zösischen Südbahn, die die Schaltung be-
sitzen, einbesonderer Zusatzwiderstand.
nur im Erregerkreise liegt.
Die Anwendung der Schaltung auf das
weiter unten im Abschnitt 7 genannte Betriebs-
beispiel ergibt nun die in Abb. 9 dargestellten
Rechnungsergebnisse für jeden Motor. Wegen
der Bedeutung der ‘einzelnen Spannungs- und
Stromvektoren vergleiche man Abb. 6 und T.-
In Abb. 10 ist das Diagramm der Selbsterregung
JE=727A Er =196V
\
Au, Pb J2=46504
Abb. 10. Selbsterregung bei Ueberschreitung der Dreh-
zahl n=653 in Abb. 9.
dargestellt, die bei einer geringen Erhöhung der
Drehzahl einsetzen würde: an ihm interessiert
hauptsächlich, daß die Selbsterregungsfrequenz
5,2 Per/s werden würde.
Es ist nun in Abb. 11 dargestellt, was
eintritt, wenn bei ungeänderten elektrischen
B.
Dee
mkgq an ;" 1 im fi
Amp II EI
AigErDEERmEN |
400! 20 ENBSTER u 5
ai) 445
300 25
| A TA
H
200 UL,
ei B@E |
r | r [ A!
400 | ER
get =
0 200 400 600 Umdr;/mir
0 40 20 30 Km/h
Abb. 11. Schaulinien für eine Stromrückgewinnung und
Bremsung nach Abb. 2 für die Motoren der im Abschnitt 7
erwähnten Lokomotive.
= Bremsbereich,
— Selbsterregungsbereich.
B
Ss
Verhältnissen (145 V am Ankerkreis entspr.
Abb. 9) der Zug auf ein schwächeres Gefälle
kommt und langsamer fährt. Man sieht, daß das
Drehmoment jedes Motors (M;,,) also auch die
Zugkraft mit der Geschwindigkeit stark ab-
nimmt. Die Bremsung des Zuges erfolgt also
unter Beibehaltung der .Reihenschlußeigen-
schaft des Triebmotors und ist daher sehr stabil.
Dies sind zwei betriebstechnische Vorteile der
Schaltung. Im Stillstande wird noch mit
30%, ‚des Momentes gebremst. Elektrische
Leistung Lz wird etwa bis zu einem Viertel der
Geschwindigkeit zurückgegeben, von da ab
erfolgt bloß noch Leistungsaufnahme: Die
mechanische Leistung Ly wird dann nur noch
durch die Widerstände bzw. deren Leistungs-
verbrauch abgebremst. Der elektrische Wir-
kungsgrad Abb, 12 liegt mit 74% etwas tief,
was auf Rechnung des großen Widerstandes im
Erregerkreise zu setzen ist, der Leistungsfaktor
ist im allgemeinen niedrig, was auf Rechnung
des stark als Drosselspule wirkenden Erreger-
transformators kommt. Die Drehzahl darf
nicht in das Gebiet S hineinkommen, denn
dort setzt Selbsterregung ein. Der Ankerstrom
(J 15) bleibt im allgemeinen hoch.
K
BERERRE
600 Umdr,/min
(6) 30 Km/ h
Abb. 12. Wirkungsgrad und Phasenverschiebung zu Abb. 11
LE 7
Lm
bei 145 Volt; gez, =
Wird die Spannung sekundär am Haupt-
Transformator geändert, indem man z. B.
den Anschluß des Ankers vorwärts auf 165 V
oder rückwärts auf 125 V schaltet, dann
ergeben sich die Zugkraftkurven Mı«s und
M,s;, die sich kräftig von M;4 unterscheiden.
Es genügt also zum Regeln der Bremsung das
Fortschalten am Haupttransformator allein,
was die-Sache einfach macht. In
Die Oerlikon-Schaltung Abb. 3 gehört
zu denjenigen, bei denen keine Selbsterregung
auftritt. Wie schon vorhin gezeigt worden war
(vergl. Abb. 8), bleibt bei ihr der Schaltsinn
zwischen Anker, Kompensationswicklung und
Erregerwicklung — gleiche Drehrichtung vor-
trieb derselbe. Die Motorschaltung besitzt
die Rigenschaft, etwa vorhandene Ströme und
Remanenzen aperiodisch zu beseitigen. So ist
es leicht zu übersehen, daß die Generatorschal-
tung die gleicheEigenschaft besitzen muß, und
die Praxis bestätigt es. Als Vorteil ergibt sich
hieraus, daß keine besonderen Widerstände
zur Unterdrückung der Selbsterregung nötig
siml, und daß demzufolge der Wirkungsgrad
vorhin betrachteten Schaltung.
Das in Abb. 18 dargestellte Diagramm
erläutert die Wirkungsweise der Schaltung.
-En=167V Er=232V
Jn =1975 A
Eon =205,5V
Jr =860 A
AU SEU Kya An =685V
N = 1933 A
Ey=%7V
Abb.18. Arbeitsdiagramm der Schaltung &bk.3 (ıOerlikon).
Die dem Transformator entnommene Span-
nung E” von 41,8 V speist die Erregung des
Motors mit dem Erregerstrome Jg = 860 A.
Das dadurch entstehende Feld: ergibt die
Drehungsspannung E, = 232 V, die sich mit
der sekundären Transformatorspannung Ex =
167 V fast rechtwinklig zu einer großen Span-
nung zusammensetzt, von der der Teil Ep), =
205,5 V von der vorgeschalteten Drosselspule,
der Rest von den Widerständen (X4 induktiv,
wa okfmisch) im Ankerkreise aufgenommen
wird. Es entsteht ein Ankerstrom Ja =
ausgesetzt — für Motor- und Generatorbe-
durchschnittlich setwas besser ist als der der |
22. Juli 1920.
1833 A, der eine Komponente in Richtung der
Anker-EMK E, besitzt, so daß also Generator-
wirkung eintritt. Erregerstrom Jg und Anker-
strom Ja ergeben nach Maßgabe der ihnen zu-
geordneten Windungszahlen im -Primärkreise
des Transformators den Netzstrom Jy =
1975 A unter einer Phasennacheilung von 45°
gegenüber der Netz-EMK Ex.
Das Verhalten der Schaltung ist also sehr
leicht zu überblieken. Eine nähere Beträch-
tung!) zeigt, daß die Drosselspule für die
Phasennacheilung von 45° am leichtesten
wird, weshalb dieser Winkel dem Rechnungsbei-
spiel zugrunde liegt und wohl meist ange-
strebt werden wird. Grundsätzlich kann man
aber auch bessere Phasenverschiebungen er-
reichen, wenn man die ‚Drosselspule größer
machen darf und Gewicht für sie übrig hat.
‚Ferner zeigt es sich, daß bei Veränderung
der Drehzahl, also der Anker-EMK E, die
Komponente des Ankerstromes in Richtung
E, immer fast dieselbe bleibt und nur wegen
der Verluste in der Maschine kleinen Ände-
rungen unterworfen ist. Mithin ist für jede
Drehzahl das bremsende Moment M der
Maschine immer dasselbe, solange die An-
schlüsse am Haupttransformator nicht ver-
legt werden. Abb. 14 zeigt das in den M-
Kurven sehr anschaulich. Diese Eigenschaft
600 Umdr/min
-30 Km/h
Abb. 14. Schaulinien für eine Stromrückgewinnung und
Premsung nach Abb. 3 (Oerlikon) für die im Abschnitt 7
erwähnte Lokomotive. £
besitzt einen Vorteil insofern, als man den
Zug bis zum Stillstande sehr kräftig bremsen
kann, einen Nachteil aber insofern, als die Brem- _
sung wenig stabil ist?). Denken wir uns z. B.,
ein Zug fahre ein sehr langes gleichmäßiges
Gefälle hinab, wobei also die auf die Motoren
ausgeübte Schubkraft des Zuges konstant ist,
dann ist die Geschwindigkeit, die der Zug.
annimmt, nicht zugleich festgelegt. _Paßt
daher das elektrisch eingestellte Moment nicht
genau zu dem durch die Schubkraft des Zuges
gegebenen, dann wird sich der Zug entweder
ständig beschleunigen oder ständig verzögern.
Wie unsere M-Linien zeigen, kommt durch
die Verluste im Motor jedoch eine ganz
schwache Änderung des Momentes mit der
Drehzahl zustande, so daß ein wenig Stabilität
doch vorhanden ist ?). Ändert man den Anker-
kreis-Anschluß allein im gleichen Prözentsatze
wie vorhinin Abb. 11, dann erhält man eine ge-
nügende Änderung des Momentes, aber sie ist
hier nicht so kräftig wie dort. Man gibt daher
. ) 8. Bemerkungen des Verfassers zu dem Artikel
„Eine neue Methode zur Nutzbremsung elektrischer Weche-
a in Elektrotechnik und Maschinenbau
5 l. Kummer, „Schweiz. Bauzeitung“ 1919, 3. 13,
P g
sowie Schenkel, „ETZ“ 1919, S. 94.
3) Vgl. Fleischmann, „ETZ* 1919, S. 219.
7
? u,
22. Juli 1920.
To
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920.
formator zu sehen, der die Kreise der beiden
Erregerwieklungen miteinander verkettet. Da
dessen Wirkungsweise indeß für Erläuterungs-
zwecke weniger übersichtlich ist, ist er in
Abb. 16 fortgelassen und dafür ein anderes!
Mittel angenommen worden. Es besteht darin,
in den Erregerkreis der zweiten Maschine, also
des Generators eine kleine zusätzliche EMK
einzuführen, die man dem Haupttransformator
meistens auch der Erregung einige nach Wahl
benutzbare Anschlüsse am Transformator.
Der Wirkungsgrad der Schaltung Abb. 15
ist für ein beträchtliches Geschwindigkeitsge-
biet recht gut und konstant, der Leistungsfaktor
entnimmt. Es ist dies die EMK RE”.
In Abb. 17 sind die Diagramme der drei
8 Stromkreise angegeben. Links befindet sich das
Bl
Q (= Jr
& ö u /\ 280 220 A
z Bee
”
Er 7
e: de] ERBEN
EB; EEE Ba Eu RE EHE
e: 0 200 400 600 Umdr/min
er 0. 40 20 30
” BE Km/h Jay = 5584 Erı=1275V
FR Abb. 15. Wirkungsgrad und Phasenverschiebung zu Abb.14
bei 167 Volt. j 3 E=235V
= fällt zwar!) "aber nicht so rasch wie bei der vori-
%
gen Schaltung und es wird auch noch bei sehr
- kleinen Geschwindigkeiten etwas Leistung ins
Netz zurückgegeben (s. Lx in Abb. 14). Der
Strom ist ständig ziemlich hoch, erwärmt daher
die Motoren besonders wegen der großen Pha-
senverschiebung erheblich. Die starke Nach-
eilung dürfte den Kraftwerken unlieb sein,
wenn sehr viele Züge elektrisch bremsen. Im
ganzen ergibt aber die Schaltung ein günstiges
Bild.
Die Frage nach der Möglichkeit der Selbst-
_ erregung ist bei der „AEG“-Schaltung Abb. 16
Abb. 17. Diagramme zur Schaltung Abb.
der Erregung der Maschine Nr. 1, die als Erreger
tätig ist. Die dem Haupttransformator ent-
nommene Spannung %’— 23,5 V erzeugt den |
Erregerstrom Jr; = 558 A, durch dessen Feld
im Anker Nr.1 die Drehungsspannung E,, =
127,5 V hervorgerufen wird, die nunmehr
fast 90° Voreilung gegen E’ hat. Mit ihr ge-
langen wir in den nächsten Stromkreis, den-
jJenigen, der die Erregung der Maschine Nr. 2
versorgt. Sein Diagramm steht in der Mitte
der Abbildung. Hier wird nun zur Spannung
E,ı die Spannung E’” aus dem Haupttrans-
formator, die = 35,3 V gewählt ist, hinzuge-
setzt. Wie der Vergleich zwischen E’ und E”
lehrt, stehen beide zueinander in dem Ver-
hältnis 2:3, so daß man z.B. E’ aus 2, E’ aus
3 Windungen des Haupttransformators ent-
nehmen kann. Dies verdient deshalb erwähnt
zu werden, weil die Windungsspannung der
EZ
u
Heit 29.
16.
regermaschine tatsächlich als Ank
den doppelten Wert = 2200 A.
Jeder Generator bringt nun die Drehungs-
spannung E, = 218 V hervor, die mit der
Transformatorspannung E = 188 V eine Re-
sultante von 94 V liefert, die in jedem der
beiden Generatoren den Strom J 42 = 2020A
liefert.
Das letzte rechte Diagramm zeigt end-
lich, wie sich im Haupttransformator die drei
Ströme Jxi, Jaı und J4s unter Berücksich-
tigung der entsprechenden Windungszahlen
w,w’ und w’’ zum Netzstrome
Jxn zusammensetzen, von
dem der halbe Wert Jy —
2220 A aufgezeichnet , ist.
Wie ersichtlich, hat er gegen
die Netzspannung nur noch
eine geringe Phasennach-
eilung mit cos p = 0,97.
Wie sich die Schaltung ver-
hält, wenn der Zug ohne Än-
derung der elektrischen Ein-
stellung Gefälle mit verschie-
denen Geschwindigkeiten be-
fährt, zeigt die nächste
Abb. 18. Es möge hier die
Aufmerksamkeit zuerst auf
die rasche Verschlechterung
des Leistungsfaktors gelenkt
werden, der zufolge die
Leistungsrückgabe schon bei der halben Ge-
schwindigkeit aufhört, wohl gemerkt bei un-
veränderter elektrischer Einstellung. ls
Folge davon ergibt sich links die eigentüm-
lich gestaltete Stromkurve mit einem ausge-
prägten Minimum in der Nähe des einge-
stellten Betriebspunktes und deren Folge ist
wieder die rechts zu sehende rasche Senkung
des elektrischen Wirkungsgrades. Aus diesen
Gründen muß eine mit dieser Schaltung aus-
gestattete Lokomotive eine reichliche Anzahl
von Brems-Schaltstufen erhalten.
Dabei ‘genügt es hier auf keinen Fall,
die Regulierung der Bremsung nur durch die
Weiterschaltung der Ankerkreise der Genera-
toren am Haupttransformator zu erreichen.
Wie die Kurven M;« bis Ms für die drei
Spannungen 164 V, 188 V (118 V ist ein
erstrom Ja,
En 188 V
Druckfehler) und 212 V zeigen, liegen diese
Haupttransformatoren immerhin so groß zu Zugkraftkurven ziemlich nahe aneinander.
Man muß also bei der Regelung
; DUZER: Se: JMa42 unbedingt auch noch eine Weiter:
Abb. 16. Bremsschaltun nach Abb. 4, mit geänderter Ein- Er a Se h | | Bi | INN schaltung des Anschlusses, der Er
m. © richtung re er ie kW | al iS a de Se | //l' "®* regung vorsehen.
x 809-— IEM2 I ® /Y jLm Die nächsten 3 Abbildungen sind
nicht !ganz einfach zu entscheiden. Begeits bei Al 5 der schon erwähnten Arbeit von Mo
der früheren Besprechung f des Schaltungs- i SEAN bel, WaUAI nath entnommen und bestätigen un
= zgages, FE Abb.%4, wurde darauf hingewiesen, ae UN / sere Ergebnisse. Bei den dort beschrie
daß die Motor-Schaltungsfolge nur bei der als Amp Be I A L: benen Maschinen hat Monath 5 feiner
Generator arbeitenden Maschine Nr. 2 beibe- 600 4900-— + Y // unterteilte Erreger- Schaltstufen
_ halten wird, während die als Erreger tätige Ma- iu BE 4 1 777 und 3 grob unterteilte Ankerkreis-
® schine 1 hinsichtlich ihrer Erregung umgeschal- m it EN
tet wird?), also Neigung zur Selbsterregung be- Sans 4 7
sitzt. Es liegt hier mithin, der Fall vor, daß et IKT X m
die eine Maschine eine Selbsterregung unter- 00 = R 1
stützen, die andere dieselbe beseitigen würde. EasEs r
Infolge der Gegenwirkung beider Maschinen mess En
wird die Selbsterregung nicht sehr heftig auf- u 9
treten. Bei Ausführung der Schaltung wurde 200.3 Real
Selbsterregung tatsächlich beobachtet, aber 9
5 sie konnte en einen verhältnismäßig kleinen -_ ICh =
Widerstand Beseitigt werden. &
a Die Schaltung gehört zu denen, bei denen BESZEum
+ Mittel zur ‚Einstellung des Leistungsfaktors _ 2 Dia ee h ER a 500 _Umdr/min
_ auf den Wert Eins angewendet werden können ET
_ und zum. Erfolge führen. Um zu zeigen, daß 0 10 20 30 Km/h 0 40... 20 > 30 _Kmyh
' man dabei auf verschiedene Weise zum Ziele Abb. 18. Schaulinien für eine Stromrückgane und ae are Abb. 16 (er n G.) für die im Abschnitt 7 erwähnte
Lokomotive nebst "gr und cos p hei 188 Volt.
gelangen kann, ist in der früheren Abb. 4
des Schaltungszuges der in den Veröffentlichun-
gen von Monath angegebene Hilfstrans-
2 Vgl. Moser, „ETZ“ 1919, 8.19% und Latour a.a.O.
So ist die Schaltung bei Monath, 1. c. dargestellt.
' Entnimmt man die Speisung der Erregung E, aus einer
besonderen ee ge e, so kann auch die als Er-
_ reger tätige Maschine die . otor-Schaltungsfolge“ erhalten,
womit die Schaltung, dann selbsterregungsfrei wird. Die
. Erregerwicklung Z, ist dazu umgekehrt anzuschließen wie
in den Abb. 4 und 16; 5
sein pflegt, daß man nicht jede Spannung,
wenigstens nicht ohne neue Hilfsmittel, ent-
nehmen kann. Beide Spannungen ergeben
zusammen nun den Erregerstrom Jg = 1010 A.
Das Beispiel bezieht sich auf eine Lokomotive
mit 3 Motoren (s. Abschnitt 7), von denen 2 als
Generatoren arbeiten. Daher liefert die Er-
. -
eine Bestätigung
Ferner bestätigen:
Abb. 19 denraschen Abfall des Wirkungs-
grades, _ ;
Abb. 20 den raschen Abfall des Leistungs-
faktors und den ausgeprägten
Sattel in der Stromkurve,
Schaltstufen vorgesehen,
unserer Ableitungen.
ER
/reibradumjan:
Bremskrajf am
570
Abb. 21 den raschen Abfall des bremsen-
den Momentes
schwindigkeit.
mit der Ge-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 29.
|
|
Durch die Überkreuzschaltung der Er-
regerwieklungen bekommen beim Generator-
betriebe die beiden EMKe E, und E, der in
22. Juli 1920.
derart, daß auch die Drehungsspannungen
E,ı und E,, nieht mehr mit den Transforma-
torspannungen E, und E, zusammenfallen.
400
RZ
300 500
25
Geschwindigkeit.
Eine Bremsung bis zum $Stillstande ge-
stattet die-Schaltung im Prinzip auch, jedoch
mit ungünstig großen Stromaufnahmen (siehe
Abb. 18), so daß man wohl darauf verziehten
wird.
600 Umdr/min
35 kımf Fu
Abb. 21, Abfall der Bremskraft mit der Geschwindigkeit.
Die Schaltung der Siemens-Schuckert-
werke ist selbsterregungsfrei. Wie schon
vorn erwähnt, ist hier der Schaltungszug bei
beiden Maschinen auch bei Rückarbeiten der
nämliche wie im Motorbetrieb, wie es das in
Abb. 22 wiederholte Schaltbild sehr deutlich
JEr
Abb.f22.8 Bremsschaltung nach Abb. 5 mit Angabe der Dia-
IYE gramm-Bezeichnungen. ||
erkennen läßt. Es sind also hier höchstens ge-
ringe Widerstände nötig, und, wie auch Ver-
suche gezeigt haben, genügen dazu oft die
Widerstände in den Maschinen selbst ").
1) Nur bei unrichtiger Bürstenstellung beobachtet
man Selbsterregung und nur deshalb können Widerstände
nötig werden. Je mehr es gelingt. die richtige Bürsten-
stellung einzuhalten (auch das Kanten der Bürsten zu ver-
nenn ‚um so seltener wird man Widerstände einschalten
müssen.
UEE. ‚3ökm/ Rh
Lokomotugeschwindigkei
Abb. 19. Nutzbremsung von 2 Motoren je 370 bis 400 Umdr/min, 23 km/h.
Gesamtwirkungsgrad auf den einzelnen Stufen, abhängig von der
mn
600 Umdk/uin
Reihe geschalteten Haupttransformatoren er-
hebliche Phasenverschiebung gegeneinander.
Dies rührt davon her, daß die Drehungsspan-
nungen gegen die Spannungen an den Erreger-
wicklungen 90° Phasenverschiebung haben,
und die Drehungsspannung der einen Maschine
aus dem einen Haupttransformator, ihre Er-
regerspannung aber aus dem anderen Haupt-
transformator entnommen wird. Bei verlust-
losen Maschinen ohne Streuspannungen wür-
den daher die Spannungen alle senkrecht zu
einander stehen. In der Abb. 23 sieht man,
>y
Abb. 23. Diagramm zur Schaltung nach Abb. 5 und 22.
daß die Erregerströme der beiden Maschinen
Jgrı und Jp, die Drehungsspannungen BE,
und E,, und die Spannungen an den Trans-
formatoren E, und E,, jeweils nahezu senk-
recht zu einander stehen. Um eine gute
Phasenverschiebung zu erzielen, wird wieder,
wie bei der vorigen Schaltung, irgend ein
Mittel angewendet, um die Phase der Anker-
ströme zu beeinflussen. Es könnte dies ent-
weder durch einen Transformator geschehen,
der zwei Kreise miteinander verkettet, die in
ihren Strömen und Spannungen erhebliche
Phasenverschiebung gegeneinander aufweisen,
oder wieder dadurch, daß man Spannungen
geeigneter Phase aus den Haupttransforma-
toren entnimmt und in die- Anker- oder Er-
regerkreise einführt. In Abb. 22 ist der. Fall
dargestellt, daß jedem Erregerkreise aus
seinem zugehörigen Transformator noch eine
kleine Spannung E’ zugeführt wird, durch
die die beiden Erregerströme JzıXund Js
etwas in ihrer Phase verschoben werden,
Abb. 20. Nutzbremsung wie bei Abb. 19. Stromstärke und Phasenverschiebung
im Hauptstromerzeuger auf den einzelnen Fahrstufen, abhängig von der
Geschwindigkeit.
Motordrehzahl
500 600 Umd/mu
400
ER 35 km, /h
LokomornirgeschwindigKei
.
Wird außerdem die Größe aller‘ dieser 'Span-
nungen durch Wahl der richtigen Windungs-
zahlen etwa so gewählt, wie es das Diagramm
Abb. 23 zeigt, so entstehen Ankerströme Ja
und J4s die nahezu oder ganz in Phase mit
der Netzspannung Ey sind. In den beiden
Transformatoren setzen sich diese Ströme
mit den für die Größe und Phase der Er-
regungen erforderlichen kleinen Anteilen zum
Netzstrome Jy zusammen. -Es ıst also zu
erkennen, daß sich alle vorhandenen Maschinen
an der Stromrückgabe beteiligen, wenn auch
nicht in gleicher Stärke und mit teilweise
großer Phasenverschiebung.
Das Verhalten der Schaltung wurde
rechnerisch unter der vereinfachenden An-
nahme, daß die Erregerströme Jz, und Jg, und
die Verluste zu vernachlässigen seien, unter-
sucht. Außerdem wurde dabei angenommen,
daß die Maschinen Streuung besitzen und daß
die Windungszahlen entsprechender Wick-
lungsabschnitte in den Haupttransformatoren
immer gleich seien, was nicht notwendig der
Fall zu sein braucht. Ohne diese Sonderan-
nahmen bekommt man zu viele Variante
außerdem wird man schon aus technischen
Gründen möglichste Gleichheit der beiden
Gruppen anstreben. :
In den folgenden Abbildungen sind mit
w’ und w” die Windungszahlen der beiden
Wieklungen bezeichnet, die zusammen eine
Dabei ist w die
Erregerwicklung speisen.
im fremden, und w’”’ die im zugehörigen
. Transformator gelegene Windungszahl. w’ er-
zeugt die Spannung E’, w’ erzeugt BE”. Wird
w’’ gleich null, so erhält man wie schon be
merkt, keine Phasenverbesserung mehr. Wird
w =(, dann sind, worauf hier hingewiesen
sei, ‚beide Maschinen in der Oerlikon-
Schaltung geschaltet, nur daß der Zweck der
Schaltung hier ein ganz anderer, nämlich die
Phasenverbesserung, ist.
Eunsanı
\
Y
FRECHE
kn!
4
0 A 2
r
"3 — 4 MMoP:
Abb. 24 Drehmoment der Bremsschaltung nach Abb. 22, 3
abhängig von der Geschwindigkeit.
u
$
‘%
‘
2
E
Rz ©.
<q
Ri
6) i
H- Nacheilung — Voreilung ——ı
22. Juli 1920.
Abb. 24 zeigt nun das Gesamtmoment M
des ganzen Maschinensatzes, also beider Ma-
schinen zusammen, im Verhältnis zum Gesamt-
moment bei Stillstand, M,, abhängig von
der Geschwindigkeit. Diese ist dargestellt als
Drehzahl n, multipliziert .mit einem Faktor k,
dessen Wert von der gewählten Stellung der
Kontakte am Haupttransformator abhängt
und der konstant ist, wenn, wie für diese Kur-
ven angenommen wurde, diese Stellung unver-
ändert bleibt. Man erkennt, daß im Stillstande
ein gewisses Moment M=1= M, ausgeübt
wird, von dem ab das Moment M mit der Ge-
schwindigkeit zunimmt. Die Schaltung ar-
‚beitet also stabil. Der Grad der Zunahme
der Zugkraft hängt vom Verhältnis w : w’’ ab,
in der Regel wird man das Verhältnis 2 oder 8
benutzen. Man kann sich also auswählen, wel-
‚chen Charakter die Zugkraftlinien über der Ge-
schwindigkeit haben sollen.
Abb. 25 zeigt die Anteile M; und M, der
beiden Maschinen an der Zugkraft im Verhält-
his zur Gesamtzugkraft bei Stillstand M,.
Sie läßt erkennen, daß es immer nur eine
a
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 29.
Abb. 26 zeigt endlich den Verlauf des
Leistungsfaktors über der Geschwindigkeit.
Man ‚erkennt, daß er insbesondere bei den
größeren Verhältnissen ‘w :w” den Wert
Eins zu erreichen gestattet und daß sogar
‚etwas Voreilung vorkommen kann, allerdings
ist diese nicht erheblich und nimmt sogar bei
. Zunahme der Drehzahl wieder *ab. Ferner
zeigt sich wieder wie bei der vorigen Schal-
tung, daß mit sinkender Geschwindigkeit der
Leistungsfaktor schnell fällt.
Aus alledem ergeben sich Eigenschaften,
die denen der vorigen Schaltung sehr verwandt
sind, i
7. Zusammenfassung.
Die in Ziffern ausgewerteten Schaulinien
und Diagramme Abb. 9, 10, 11, 12, 18, 14, 15,
17 und 18 beziehen sich auf eine sechsachsige
schwere Güterzuglokomotive Type B-B-B, die
dieSiemens-Schuckertwerke für die schlesischen
Gebirgsstrecken (f = 16?/, see 1)-Jieferten, die
102t wiegt und auf Steigungen von 20%], , Güter-
züge von 550 t zu befördern hat mit einer Ge-
schwindigkeit von 25
Laser i PERL km/h. Die Zugkraft be:
"Tre = ri — trägt dabei 16 300 kg,
En . B IB: Me = m das Motormoment bei
| A T ® a e j 3 eingebauten Motoren
E A| hast 770 mkg/Motor, die
> | ee Motorstromstärke 2040
\ et | Fe A/Motor. Diese ent-
I Ba 7 j spricht etwa der Ein-
r——- | Bam (num am q A —m pP
2 De. I stunden - Stromstärke
eis KERTREREME der Maschinen. Der
2 a Bez | 12| Triebraddurchmesser
S 4 Te. lea] ach ist 1350 mm.
& s | | Es wurde angenom-
PAR S # 1 in er ange
= HT F cal at sollten talwärts bei
HAN 0 Be 32 km/h - (oder 658
A
er Oo A 2 8
Abb. 3. Drehmomente der einzelnen Maschinen in der Bremsschaltung nach
Abb. 22, abhängig von der Geschwindigkeit.
Geschwindigkeit gibt, bei der beide gleich
belastet sind, nämlich da, wo sich die Kur-
ven 1, 1 usw. schneiden. Man wird also
bei dieser Geschwindigkeit zu fahren haben
oder in ihrer Nähe. Man erkennt auch, daß
die Benutzung der Schaltung für Bremsung
bis auf Stillstand im allgemeinen nicht günstig
ist, weil bei größeren Verhältnissen w :w”
die eine Maschine ein negatives Drehmoment
entwickelt. Allerdings muß dazu gesagt
werden, daß diese Eigentümlichkeit sehr von
derjenigen Einrichtung abhängt, die man zur
Verbesserung der Phasenverschiebung bei
Fahrt wählt und die z. B. bei der Wahl eines
die Erregerkreise verkettenden Transforma-
Se ze,
FREE
a Ar
EEBBSESSSEBL
Be RP
a8
05 40 05 (6)
Abb. 26. Leistungsfaktor der Bremsschaltung nach Abb. 22,
abhängig von der Geschwindigkeit.
tors nicht vorhanden ist und sich auch ändert,
wenn mam die Hilfswieklungen w’ verschieden
macht. te
Umdr/m an den Moto=
ren) rein elektrisch
gebremst werden. Die
Schubkraft des Zuges
beträgt dann 9800 kg
und jeder Motor hat aufzubringen: 1. wenn
sich alle 3 am Bremsen beteiligen: 400 mkg,
2. wenn sich nur 2 beteiligen, 600 mkg. Wir
fanden, daß alle 4 Schaltungen hierbei Motor-
stromstärken ergaben, die ganz in der Nähe
der Einstundenstromstärke lagen, u. zw.
ist das bei der 1., 2. und 4. Schaltung so in-
folge der Phasenverschiebung von etwa 45°
innerhalb der M6toren, und bei der 8. Schal-
tung wegen des Ausfalles eines Motors, der
nicht mitbremst, sondern nu erregt. Hin-
sichtlich der Motor-Erwärmung besteht also
kein großer Unterschied, da bei der 3. Schaltung
der Erregermotor ebenfalls die Stundenstrom-
- stärke, nämlich 2020 t, liefern mußte.
In der Gewichtsfrage schneidet die 8.
Schaltung am günstigsten ab; es beträgt das
Mehrgewicht nur 500 kg. Dabei ist aber zu
bedenken, daß die Maschinen nur teilweise zur
Bremsung herangezogen werden und daß bei
zweimotorigen Lokomotiven nur ein Motor
bremst, was vielleicht oft nicht ausreicht.
Sie eignet sich also vorzugsweise für drei-
oder viermotorige Lokomotiven.
Die anderen Schaltungen, bei denen alle
Motoren bremsen, ergeben:
für die erste Schaltung 4350 kg zusätzliches
Gewicht,
für die zweite Schaltung 4650 kg zusätzliches
Gewicht,
für die vierte Schaltung 5000 kg zusätzliches
Gewicht,
also nahezu dieselben Werte, nämlich zwischen
4und5% des Lokomotivgewichtes. Dabei ist zu
erwägen, daß die erste Schaltung die wenigsten,
dıe letzte dıe meisten elektrischen Vorteile
bietet. Als einfach sind nur die ersten beiden
Schaltungen anzusprechen und es ist anzu-
nehmen, daß sie sich durchsetzen, wenn es
noch gelingt, ihren Leistungsfaktor zu ver-
bessern. i
—= 4 M/2:Mo
571
Es würde nun noch nötig sein, auf
die Kommutierung einzugehen; doch soll
jetzt davon abgesehen werden, weil diese
Frage die Bremsmethoden nicht grundsätz-
lieh ändert. Auch ist sie deshalb nicht so
wichtig, weil sich schon an Hand der mitge-
teilten Zahlen übersehen läßt, daß die Kom-
mutierung besondere Schwierigkeiten nicht
bietet.
Fernsteuerung für Unterwerke mit
rotierenden Umformern.!)
H. Wilson beschreibt eine Anordnung,
um ÜUnterwerke vom Kraftwerk aus zu
regeln, so daß die ständige Anwesenheit
von Bedienungspersonal dort unnötig wird.
Zu diesem Zwecke wird die in Abb. 1 dar-
6600 Volt Drehsfrort 2 Er |
sr pl Unterwerk
a
et ea a ee Eee
/r
Kraffwerk
ü Hilfsletungen
| fsleitungen ©
Abb. 1. + j
gestellte Schaltung benutzt, welche dadurch
gekennzeichnet ist, daß 2 parallel geschaltete
Nebenschlußregler N R, einerim Kraftwerk und
einer im Unterwerk, zur Verwendung gelangen.
Ferner werden 2 Hilfsleitungen und telepho-
nische Verbindung zwischen Kraft- und Unter-
werk benötigt. Außer der Spannungsregeluug
des im Unterwerk aufgestellten Umformers
kann man auch dessen Abschaltung vom Kraft-
werk aus vornehmen, wenn 2 Hilfsleitungen zur
Verfügung stehen und der Hochspannungs-
ölschalter im Unterwerk mit Gleichstromaus-
lösespule versehen ist. Die Inbetriebsetzung
des Umformers erfolgt in der Weiße, daß sich
ein Mann nach dem Unterwerk begibt, den Um-
former anläßt und ihn leer laufend auf das
Netz schaltet. Nach telephonischer Benach-
richtigung des Kraftwerks über die er-
folgte Einschaltung verläßt der Mann das Un-
terwerk. Im Kraftwerk wird nun mit Hilfe
des Nebenschlußreglers und unter Beobachtung
der Strommesser A mit zweiseitigem Ausschlag
die Erregung des Umformers. so eingestellt,
daß er Strom an das Netz abgibt. Die Angaben
der Amperemeter A können gleichzeitig dazu
benutzt werden, die Sammelschienenspannung
ei Unterwerks zu ermitteln, da beispielsweise
ei 0,52 Widerstand in der Speiseleitung 20 A,
die an das Unterwerk abgegeben werden, be-
deuten, daß dessen Spannung 10 V unter der
Sammelschienenspannung des Kraftwerks liegt.
Die etwa vorhandenen Spannungsprüfdrähte
werden somit entbehrlich und können für die
Fernsteuerung Verwendung finden. Stellt der
Schalttafelwärter im Kraftwerk fest, daß er das
“ Unterwerk nieht mehr gebraucht und dessen
Belastung mit übernehmen kann, so schaltet
er den Erregerstromkreis des Umformers im
Unterwerk ab, so daß der Umformer leer läuft.
Er schaltet sodann mit Hilfe des Druekknopfies
und der Hilfsleitungen den Hochspannungs-
ölschalter im Unterwerk aus und ebenso den
Schalter auf der Gleichstromseite, womit der
Umformer von den Sammelschienen abge-
trennt ist. ah.
1) Nach „Electrical Review“, Bd. 86, 1929, S. 581.
572
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Bemessung der Transformatorenleistung
in vorwiegend landwirtschaftlichen ‚Orten. —
Osten führt zunächst aus, daß über die Be-
messung der Transformatorenleistungen selten
regelnde Grundlagen vorhanden sind, und
weist darauf hin, daß im allgemeinen eine zu
große Furcht vor dem Durehbrennen der
Transformatoren besteht. Nachdem zunächst
in einer Zahlentafel „viel zu groß bemessene
Transformatoren“ die zweckmäßige Leistung
angegeben und so ein interessanter Wider-
spruch zwischen dem ‚„Gehenlassen‘ und wirt-
schaftlicher Überlegung ersichtlich wird, gibt
der Verfasser 2 Schaubilder über Transfor-
matorenbelastungen. In 3 Kurven werden
die Liehtanschlüsse, Kraftanschlüsse und Licht
und Kraft zusammen der Transformatoren-
leistung gegenübergestellt.. Die Anschluß-
werte wuchsen im Laufe der Zeit auf das 10-
und Mehrfache der Transformatorenleistung,
ohne daß eine Auswechselung erfolgt oder
eine Störung eintritt. Die Zahlentafel der
stark belasteten Transformatoren ist, da sie
über die Leistungsfähigkeit der Transforma-
toren den besten Aufschluß gibt, nachstehend
abgedruckt.
Zahlentafell. Ungewöhnlich stark
belastete Transformatoren:
a]
Einge® Auschlußwerte | Verhältnis der Leistung] 23.3 5
baute zum Anschlußwert |2 5238
Leistung Kraft Licht zus.| a = =E3
kVAlkW kW _| kW |kw | Kraft | Licht | zus. ERBE
10 , 7 | 82 |191)) 10111:11,711:2,7 11:14,4| —
15 1105| 146 \19 ‚165|1:14 1:18 11:15,7) 1
20 |1ı4 | 136 126 |162|1:11,51:1,851:15,4 5
30 |21 | 86 822) 168|1:4,1 |1:3,9 11:8 5
50 135 | 204 123 122711:5,8 |1:0,6611:6,5 4
50 |35 | 237 |42 127911:68 1:12 1:8 | 7
25 | 17,5] 150 |24 |174|1:8,6 |1:1,35/1: 10 2
50 [85 | 151 |583) 209|1:4,8 |1:1,6511:6 5
50 |35 | 273 |45 [31811:7,8 1:1,: 11201287,
|
Diese Ergebnisse nimmt Osten zum An-
laß, in eine Untersuchung der angeschlossenen
Abnehmer zu treten und schließlich ‚Leitsätze
für die Wahl der Transformatorenleistung in
ländlichen Orten‘ aufzustellen. Damit wird
die Anregung gegeben, daß ein jedes Werk
daran gehe, bei sich selbst Umschau zu halten.
Ersparnisse an Anlagewerten, Ersparnisse an
Leerlaufsverlusten ist das Ziel! Der Weg,
den Osten beschreitet, ist der der Einzel.
untersuchung von Ort zu Ort. Eine Verall-
gemeinerung soll ausgeschaltet werden. Die
guten Beispiele lassen erkennen, wie vorge-
gangen werden kann. Das sind wirtschaft-
liche Gesichtspunkte, die sich zu Existenz-
fragen entwickeln. Man muß'sich klar werden,
daß große Uberlandwerke Millionen von kWh
an Verlusten aufzubringen haben und die Be-
schaffung von Transformatoren Zeit und Geld
in unerträglicher Höhe voraussetzt. Hier
ist jede Hilfe zu begrüßen. (El. Kraftbetr. u.
Bahnen, Bd. 18, 1920, S. 33). st.
Neue Wasserkraft - Elektrizitätswerke in
Japan. — Wir lesen in „Eleetrical World‘, daß
Japan 4 große Wasserkraft-Elektrizitätswerke
zu errichten beabsichtigt, um den Energiebe-
darf Osakas und seiner Umgebung zu befrie-
digen. Die Nippon Water Power Co., deren
Kapital 25 Mill. $ beträgt, will dem Fluß Sho-
kawa 105 000 kW entziehen und nach Osaka
überführen. Die Nippon Electrie Power Co.
(ebenfalls 25 Mill. $) plant die Gewinnung von
rd 102 000 kW aus Wasserkräften und deren
Verteilung unter 125 kV auf etwa 340 km. Sei-
tens der Osaka Electric Transmission Co.
(10 Mill. $) sollen vorläufig 35 000 kW dem
Kiso entnommen werden, ein Betrag, den man
später zu verzehnfachen gedenkt, und schließ-
lich wird die Taisho Water Power. C0. (5 Mill. $)
mit 24 500 kW Cobe und Osaka beliefern, so
daß letzterer Stadt demnächst eine beträcht-
liche Energiemenge zur Verfügung steht.
Verkehr und Transport.
Elektrisierung der ersten südamerikani-
schen Hauptbahnlinie. — Als erste elektrisch
betriebene Hauptbahnlinie in Südamerika soll
die Strecke Jundiaby—Campinas (Brasilien)
der Paulista-Eisenbahn-Gesellschaft bis zum
Juli 1921 betriebsbereit fertiggestellt sein. Die
Ausführung der Arbeiten ist der International
General Eleetrie Co. übertragen worden, die
mit ihrem Angebot in Höhe von fast 2 Mill. $
!) Starke Arbeiterbevölkerung neben Landwirtschaft.
) Teilweise Gewerbe. a
°) Landstädtchen.
»
P
Elektrotechnische Zeitschriit, 1926. Helt 29.
RUNDSCHAU.
den Zuschlag erhielt. Die zweigleisige Strecke ist
45 km lang, so daß einschließlich Verschiebe-
gleisen 121 km Gleislänge in Frage kommen.
Für später ist eine Erweiterung des elektrischen
Betriebes um etwa 160 km bis nach San Carlos
vorgesehen. Vorläufig sind 8 Fracht- und-
4 Personenzuglokomotiven, beide mit Zahnrad-
übersetzung, für 3000 V Gleichstrom, sowie das
erforderliche Material für die Fahrleitung und
das, Unterwerk des ersten Ausbaus bestellt. Die
elektrische Ausrüstung wird derjenigen der
Chieago, Milwaukee and St. Paul-Bahn!) sehr
ähnlich sein, während die Lokomotiven_den auf
der Butte, Anaconda und Paeifie-Eisenbahn?)
verwendeten gleichen. Die Frachtlokomotiven
besitzen nur Triebachsen und wiegen je 100 t.
Das Gewicht der Personenzuglokomotiven be-
trägt je 120 t; sie erhalten an jedem Ende ein
zweiachsiges Leitgestell. Die Energie wird
durch die Sao Paulo Licht- und Kraftgesell-
schaft als Drehstrom mit einer Spannung von
88 kV und 60 Per geliefert. (‚‚Journ. of the
Am. Inst. El. Eng.’‘ Bd. 39, 1920, 8. 484.)
ah.
Die Krisis im New Yorker Schnellbahn-
wesen. — Auf S. 278 „ETZ‘‘' 1920, wurde auf
die bedenkliche Wirtschaftslage der New Yor-
ker Schnellbahnen hingewiesen, über die durch
deren Direktor Frank Hedley mit überzeugen-
den Worten berichtet wurde, wobei der Ge-
nannte das einzige Mittel gegen den Zusammen-
bruch in der Erhöhung der Tarife erblickte.
Das war die Lage im Januar dieses Jahres.
Nach jetzt aus New York hier eingegangenen
Privatnachrichten ist indessen bis heute der
Tarif noch nicht geändert, so daß man tatsäch-
lich für 5 cts die Bahnen auf allen Strecken be-
nutzen und Reisewege von 25 km machen
kann. Diese 5 ets entsprachen mit etwa
20 Pf dem früheren 10 Pf-Tarif auf deutschen
Bahnen. Inzwischen ist dieser auf 50 und in
Berlin selbst auf 70 Pf, d.h. auf das Siebenfache
hinaufgeklettert, während die Amerikaner noch
bei ihrem Friedenstarif stehen geblieben sind.
Als Grund wird für New York die Weigerung
der Public Service Commission angegeben.
Die Bahnen geben selbst für jede Fahrt 6 cets
aus, worin die Verzinsung der Bonds inbegrif-
fen ist. Die Bahngesellschaften halten sich nur
dadurch über Wasser, daß sie Effekten, u. zw.
vor allem Grundstücke verkaufen. Aber das
wird natürlich einmal auch ein Ende haben,
wonach man sich darüber zu einigen haben
wird, ob man einen höheren Tarif gegen die
Publie Service Commission erzwingt, was bei
den großen Machtbefugnissen dieses Amtes un-
wahrscheinlich ist, oder die Bahnen dem Kon-
kurs überläßt. Wir werden über diese Sache
unsere Leser auch weiterhin unterrichten. Z.
Eine neue Antriebsart für Elektromobile. —
Die neueste Bauart der Elektromobile, die von
Dey in Jersey City (N. J.) kürzlich auf
den Markt gebracht worden sind, zeigt in der
Antriebseinrichtung ein völliges Verlassen des
bisher Ublichen. Der Motor liegt parallel zur
Radachse. Feld und Anker sind umlaufend,
wobei die Ankerwelle zum Antrieb des einen,
die Welle der Feldlagerung zum Antrieb des
anderen Wagenrades dient. Das Ausgleichs-
getriebe wird auf diese Weise erspart. Die
Drehzahl zwischen Feld und Anker ist doppelt
so hoch wie die tatsächliche Umlaufszahl. Da-
durch wird am Motor für eine gegebene Lei-
ill
NSS
Abb. 1.
stung Material und Gewicht gespart. Abb. 1
zeigt Einzelheiten der Konstruktion im Schnitt.
Das innen liegende Feld ist sechspolig und
wird durch eine Spule erregt. Der Anker hat
die von Innenpolmaschinen her bekannte Bau-
form. Die Übersetzung vom Motor auf die
Radachse erfolgt auf jeder Seite durch eine
2). Vgl. „ETZ“1918, 8. 251
%) Vgl. „ETZ* 1918, S. 419.
22. Juli 1920.
Innenverzahnung. Die Gleichrichtung des Um-
laufs der Wagenräder wird dadurch erzielt,
daß auf einer Seite der treibende, auf der ande-
ren der angetriebene Teil die Innenverzahnung
hat. Motormitte und Radachse liegen ent-
sprechend exzentrisch. Auch inder Bedienungs-
einrichtung zeigt das Fahrzeug Neuerungen,
indem die Bedienungshebel nach dem Vorbilde
des „Kuppelungspedals‘“ und des „Accele-
rators“ von Benzinkraftwagen angeordnet
sind und auch dementsprechend wirken. Leich-
tes Niederdrücken des „Kuppelungspedals‘“
soll durch Vorschalten von Widerständen die
gleiche Wirkung haben, wie das ‚Schlüpfen-
lassen der Kupplung‘. Verstärktes Nieder-
drücken schaltet mehr Widerstand vor und
unterbrieht dann den Strom. Bei weiterem
Niederdrücken erfolgt Umschaltung des Mo-
tors auf Bremsung und schließlich wird auch
die mechanische Bremse angezogen. Das
„Acceleratorpedal‘“ bewirkt Beschleunigung
durch Feldschwächung bis zu 48 km/h. Eine
kleine Benzindynamo kann zum Aufladen der
Batterie auf dem Wagen mitgeführt werden.
(„Eleetrical World‘, Bd. 74, 1919, $. 163.)
W. A. Th. M.
Fernmeldetechnik. :
Hochfrequenz - Mehrfachtelephonie und
-telegraphie längs “Leitungen II. Prinzip und
Schaltung der Apparate für Hochfrequenz-
Mehrfachtelephonie und -telegraphie sind.
bereits in einer früheren Arbeit von Faß-
bender
den.!)
In der vorliegenden Arbeit der gleichen
Verfasser wird das Verhalten von Freilei-
tungen und Kabeln bei Beanspruchung mit
Sin-förmigen, ungedämpften Strömen hoher
Frequenz untersucht. ie in den bekannten
Telegraphengleichungen auftretenden Größen R
(Widerstand), A (dielektrische Ableitung), L,
(Induktivität) und © (Kapazität) werden als
Bestimmungsstücke der Leitung getrennt
untersucht. Die Abweichung der dynamischen
Kapazität von der statischen und die Ab
hängigkeit der dynamischen Kapazität von
der Frequenz ist klein ‘gegenüber der Ab-
hängigkeit von R und A von der Frequenz.
C wird daher als konstant betrachtet. Mes-
sungen über seine Fequenzabhängigkeit liegen
nicht vor.
Die dielektrische Ableitung ist bei Frei- _
leitungen gleich Null. Für Papier-Luft-Kabel
werden Messungsergebnisse der Verfasser so-
wie von K. W. Wagner mitgeteilt. Es er-
gibt sich eine starke Zunahme der Ableitung
mit wachsender Frequenz; jedoch zeigen die
erheblichen Unterschiede in den Ergebnissen
beider Untersuchungen, daß die Ableitungs-
werte verschiedener Kabel je nach der Fabri-
kation stark abweichen können.
’- Rund Z ändern ihren Wert mit der Fre-
quenz infolge der Hautwirkung. Die Zu-
nahme des Widerstandes verschiedener Lei-
tungen bei wachsender Frequenz wird in
Tabellenform gegeben, ebenso die maximale
Drahtstärke, bei der die Widerstandszunahme
bei den verschiedenen Frequenzen unter 20%
bleibt, sowie die bei Benutzung von Litze für
die Erfüllung der gleichen Bedingung er-
forderliche Anzahl von Einzeldrähten. Ferner
wirkt jeder Energieverlust als scheinbare
- Widerstandserhöhung. Als
. solche kommen praktisch
nur die Jouleschen Verluste
der in Umhüllung oder be-
nachbarten Leitern indu-
zierten Wirbelströme in Be-
* tracht. Verhältnismäßig
groß werden die Verluste
und E. Habann behandelt wor-
4
Mitte Motorachse bei Krarup-Kabeln, in
Wis Achse deren Eisenumhüllung außer
= Motorwage den Wirbelstromverlusten
> Y noch Hysteresisverluste auf-
ER treten. Die Selbstinduktion
Z wird durch die Hautwirkung
verkleinert. DieAbnahmemit
- wachsender Frequenz läßt
sich mit Hilfe von Bessel-
schen Funktionen berechnen.
Sie. kann infolge ihres
; geringen Betrages praktisch
vernachlässigt werden. Da die Fortpflanzungs-.
geschwindigkeit v® elektrischer Zustandsände-
rungen auf Leitungen erheblich kleiner seinkann
als im freien Raum, so wird zwecks genauer
Begriffsbestimmung zwischen Ätherwellen-
"länge %,u und Wellenlänge X in der Leitung
unterschieden. Letztere ist erklärt dureh die
Beziehung A = 2n/«, wobei die Wellenlängen:
ı) Vgl. „ETZ* 1920, 8. 160.
“
Pad
22. Juli 180
konstante &—= @YÜOL ist, wenn A=0 und
R klein gegen oL gesetzt-werden können. (Frei-
leitung). Im folgenden sind dann die Werte A,
ho, & und v» für verschiedene Leitungen tabel-
larisch zusammengestellt. Bei Papier-Luft-
Kabeln zeigt sich ein geringer Anstieg von v mit
wachsender Frequenz; bei Freileitungen ist
v von der Frequenz unabhängig.
Die Charakteristik einer Freileitung ist
Z=YVL/C. Für hohe Frequenzen und bei Kabeln
muß ein verwickelter Ausdruck für Z ver-
wendet werden, da hier die Bedingungen A=0
und R klein gegen »Z nicht mehr erfüllt sind.
Eine Leitung arbeitet energetisch um so
> oL
Hieraus ist jedoch nicht der
günstiger, je kleiner die Ausdrücke und
De
—— werden.
a0
Schluß zu ziehen, daß die Leitung sieh mit
wachsender Frequenz immer mehr dem Ideal-
fall nähert. Eine weitere Tabelle zeigt die
Abhängigkeit beider Ausdrücke von der Fre-
quenz, während der eine sinkt, steigt der
andere. 7
Für die räumliche Dämpfung gilt
BESvon +5 vo.
Hieraus folgt, wie bekannt, infolge der Ab-
anekeit es Rk und A von der Frequenz eine
starke Zunahme der Dämpfung mit ©. Für
Freileitungen erhält man ß = Ryan, Für
beide Fälle werden Tabellen und Kurven-
tafeln beigebracht:
Für die Reichweite der Apparate ist nicht
nur das ß der Leitung, sondern auch das ßl
wichtig, bei dem die Apparate noch eine
gute Verständigung zulassen. Eine Tabelle
nebst Kurventafeln erlaubt auch hier die
Vergleichung eines Kabels vom Durchmesser
D=0(,8 mm, einer Freileitung vom D= 2 mm
und einer vom D = 4 mm in bezug auf die
Reichweite, in Abhängigkeit von der Fre-
quenz und unter der Voraussetzung eines
BI= 3.
Um die räumliche Dämpfung von Lei-
tungen zu verringern, erhöht man bekanntlich
ihre Selbstinduktion, und zwar entweder
durch Einschaltung von Spulen (Pupin) oder
durch Eisenumspinnung (Krarup). Durch
beide Methoden wird nach der oben gegebenen
Formel jedoch die Ableitungsdämpfung ver-
größert, so daß diese Methoden für Hochfre-
quenz nicht ohne weiteres brauchbar er-
scheinen. Man erhält vielmehr für eine be-
liebige Leitung die geringste Dämpfung, wenn
ihre Bestimmungsstücke der Bedingungs-
gleichung L/O = R/A genügen. Da A für
Kabel bei Hochfrequenz beträchtliche Werte
annimmt, kann somit durch zu große Werte
von L die Dämpfung ß verschlechtert statt
verbessert werden. Der günstigste Wert von
ß für eine beliebige Frequenz ist bei richtiger
Abgleichung der Größen /, 0, Rund A formel-
mäßig der gleiche wie für die Frequenz ® = (0,
nämlich ßopt.= VRA. Zahlenmäßig liegt
bei Kabeln dieser Wert stets höher als bei
Freileitungen, da zwar R künstlich klein ge-
halten werden kann, A jedoch infolge der
dielektrischen Verluste in den seither ver-
wandten Dielektriken stark mit der Frequenz
zunimmt. =
Eine Arbeit der gleichen Verfasser über
die Konstruktion von Spezial-Hochfrequenz-
kabeln wird in Aussicht gestellt. (Jahrb. der
drahtl. Tel. Bd. 15, 1920, 5. 407). Zi.
Drahtlose Sichefungsvorrichtung für fah-
rende Eisenbahnzüge. Unter Benutzung
elektrischer Wellen ist jetzt von der Gesell-
‚schaft für drahtlose Telegraphie (Telefunken)
eine Einrichtung geschaffen und erprobt wor-
den, die das Lokomotivpersonal auf ein zu
beachtendes Streckensignal aufmerksam
machen soll, und die demnach berufen ist,
3 res infolge des Uberfahrens von
a
tesignalen nach Möglichkeit zu verhindern.
Die Einrichtung erscheint äußerst einfach und
betriebssicher und besteht aus einem kleinen
Röhrensender, der ein hörbares und sichtbares
Zeichen (Hupe und Lampe) betätigt. Sie
arbeitet mit „Ruhestrom“. Das hat den
großen Vorteil, daß sich Störungen im Be-
triebe der Sicherungsvorrichtung selbsttätig
anzeigen, In bestimmtem Abstand von einem
Streckensignal, auf das der Lokomotivführer
aufmerksam gemacht werden soll, ist zwischen
den Schienen ein einfacher, aus Eisenrohr
hergestellter, flach gelagerter ovaler Rahmen
von etwa 50 cm Breite und 300 cm Länge be-
festigt. Fährt die» Maschine über diesen
Rahmen, so wird dem Schwingungskreis der
auf ihr angebrachten Sicherungsvorrichtun
augenblicklich soviel Energie entzogen, da
das Warnungszeichen in Tätigkeit tritt. Es
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 29.
wirkt solange weiter, bis der Führer es durch
einen besonderen Abstellknopf außer Tätig-
keit. setzt; es kann also nach menschlicher
Voraussicht nicht unbemerkt bleiben. Nach
Mitteilung von Telefunken unternimmt die
Eisenbahhiverwaltung bereits ausgedehnte Ver-
suche mit der neuen Einrichtung. Es wäre zu
hoffen, daß sie zu einem günstigen Ergebnis
führen und zur baldigen allgemeinen Ein-
führung Veranlassung geben. Rp.
Die portugiesischen Funkstationen. — Nach
dem ‚‚Seculo‘‘ vom 8. XI. 1919 wird die Stärke
der Funkstation in Monsanto auf 100 kW er-
höht. Die Postbehörde hat Stationen in Cintra
(Schloß Pena), in Leixoes bei Porto und in
Ponta Delgada. Die Flotte verfügt über
Funkstationen in Monsanto, Faro, Vale di
Zebro und im Marinearsenal in Lissabon. Das
Heer hat Stationen in Lissabon, Santarem,
Evora, Beja, Guarda, Coimbra, Villa Nova da
Reina, Villa Real, Castello Branco, Tomar
Braganza und Vizeu.
haben nur geringe Reichweite, von der in
Lissabon (Ajuda) abgesehen. In Cap Verde
wird eine Marinestation eingerichtet, die
stärker sein soll als die zurzeit in Monsanto
bestehende. Rp.
Funktelegraphie auf den Tongainsein. —
Wie Journal Telegraphique Bd. 44, 1920, S. 16
berichtet, besitzen .die Tongainseln z. Zt.
keinerlei Mittel für den Schnellverkehr mit
der übrigen Welt. Jetzt ist ein Vertrag mit
der Amalgameted Wireless (Australien) abge-
schlossen worden über die Lieferung einer
vollständigen funktelegraphischen Ausrüstung
für eine Anlage zum unmittelbaren Verkehr
zwischen Nukualofa und Suva (Fidschi-
Inseln). Alle Bauteile läßt die Gesellschaft
in ihren eignen Werkstätten in Sidney an-
fertigen; sie sollen durch australische Ingeni-
eure aufgestellt werden. Rp.
Drahtlose Telegraphie Frankreich — Indo-
china, Wie ‚„Uberseedienst‘‘ vom 17. II.
1920 meldet, ist eine direkte drahtlose Ver-
bindung zwischen dem Eiffelturm und den
Stationen Bach-mi in Jndochina und Yünnanfu
in Südchina eingerichtet worden. Bisher
konnte nur eine‘ geringe Verständigung er-
reicht werden, aber man hofft, daß nach der
Fertigstellung der Station in Saigon auch der
Handelsverkehr an der drahtlosen Telegraphie
nach dem fernen Osten teilnehmen kann. Der
Bau.der Station in Saigon schreitet en
Physik und Theoretische Elektrotechnik.
Die Gleichrichterwirkung von Kristall-
detektoren. — M. J. Huizinga schreibt die
Gleichrichterwirkung von Kristalldetektoren
einer analogen elektrolytischen Zersetzung zu,
wie sie beim Schlömilchdetektor eintritt, weil
an der Kontaktstelle Molybdänglanz-Platin bei
einem hindurchgesandten 1 Milliamp-Strom
von dem Kristall nach der Spitze ein kleines
Tröpfchen einer dunkelblauen Flüssigkeit ent-
steht, worin kleine Gasbläschen aufsprudeln.
Auch beim Eisenpyritdetektor wurde eine
elektrolytische Zersetzung wahrgenommen; die
in den zwei Richtungen verschiedene Polarisa-
tionsspannung erklärt den Stromunterschied
beim Stromwenden. Die Übereinstimmung der
Gleichstromcharakteristiken sprechen für die
genannte Anschauung. Der Widerstand der
untersuchten Detektoren ist kleiner als man
gewöhnlich annimmt, meist kleiner als 100 2.
(„Physik. Zeitschr.‘“‘, Bd. 21, S. 91.) Zar.
Evakuierte Metallgefäße. — F. Banneitz,
G. Rhein und B. Kurze untersuchen auf An-
regung Lilienfelds die Grundlagen zum Bau
von evakuierten Metallgefäßen, im Hinblick
auf den Gebrauch als Transportgefäße für ver-
flüssigte Gase (und a, ?). Gewöhn-
liche Eisenblechgefäße ließen sich nicht ge-
nügend dieht bekommen, trotz zahlloser Ver-
suche mit allen möglichen Kombinationen.
Wurde aber das Eisenblech galvanisch versil-
bert oder ersetzte man es durch Nickelblech,
so wurden die Ergebnisse mit doppelwandigen
Gefäßen besser ; sie reichen aber lange nicht
an die Burgerschen doppelwandigen Glasge-
fäße mit innerer Versilberung heran. (,„Ann.
d.Physik., Bd..61, 8.113.) 7Zar.
Chemie.
Elektrische Kraft für Stickstoffbindung. —
E. Kilburn Scott, welcher selber ein mit
dem elektrischen Flammenbogen arbeitendes
Stiekstoffbindungsverfahren ersonnen hat,
wirbt mit einem der 34. Jahresversammlung
der amerikanischen Elektrotechniker erstatte-
ten Bericht!), allgemein für diese unmittelbaren
1) Proceedings of Am. lust. Electr. Eng., Jahrg. 1918
S. 779; 15 Sp-
Die Heeresstationen
Verfahren, im Gegensatz zu dem Kalkstick-
stoffverfahren. In geschickter Weise stellt er
vor Augen, wie einfach im Liehtbogen aus Luft
gleich Salpetersäure erzeugt wird, während
anderseits erst aus Kalk und Kohle im elek-
trischen Ofen Karbid hergestellt, dieses gepul-
vert, im Stickstoffstrom erhitzt, das gewonnene
Cyanamid durch Wasserdampf zersetzt und das
dadurch erhaltene Ammoniak durch Erhitzen
mit Luft über Platin endlich in Salpetersäure
umgewandelt wird. Den Vorwurf, das Licht-
bogenverfahren verbrauche zuviel elektrische
Energie, hält er gegenüber jenen Vorteilen für
minder wichtig, zumal in der Kriegszeit, wo es
gelte, möglichst rasch Anlagen zu schaffen, um
den Ausfall an Chilesalpeter zu ersetzen, dessen
Anfuhr durch den U-Bootkrieg und die Über-
lastung der Bahnen außerordentlich erschwert
sei. Als besonderen Vorzug des Lichtbogenver-
fahrens nennt er die Möglichkeit, den Strom
bestehender Kraftwerke außerhalb der Spitzen-
zeit zu benutzen. Sogar bei Betrieb mit Dampf-
kraft hält er das Lichtbogenverfahren für emp-
fehlenswert. Besonders schlägt er vor, an Ko-
kereien eine solche Stickstoffanlage anzuglie-
dern. Das beim Verkoken der Kohle als Neben-
erzeugnis gewonnene Ammoniak gibt mit der
elektrisch gewonnenen Salpetersäure Ammo-
niumnitrat, welches als Sprengstoff im Kriege
viel gebraucht wird, aber auch im Frieden als
Sicherheitssprengstoff in Bergwerken und als
stickstoffreichstes Düngemittel viel begehrt
wird!) KR. 4A
Werkstatt und Baustoffe.
Die Tätigkeit des Materialprüfungsamtes im
Jahre 19182) — Wieindem Vorjahre standen die
Arbeiten nochstark unter demEinfluß desKriegs-
zustandes. Ein großer Teil der Prüfungen betraf
die Anwendung von Ersatzstoffen, Der Mangel
an Leder und Spinnfasern nötigte dazu, für
Treibriemen Papiergarne zu verwenden. Nach
den vorliegenden Ergebnissen ist zu erwarten,
daß Papiergarnriemen bestimmter Fertigungen
brauchbaren Ersatz liefern. Mit. Lager-
metallen, deren Gehalt an Kupfer und Zinn
möglichst gering war, wurden Versuche aus-
geführt. Zur Prüfung von Ballonstoffen
wurde die Anwendung der Zerplatzversuche
weiter ausgebildet. Leim und Ersatzleim
wurden wiederholt auf ihre Bindekraft im
trockenen Zustande und nach mehrtägigem
Feuchthalten der Leimfuge mit Wasser, Benzin
und Öl geprüft.
Zugversuche mit Rundstäben
minium ergaben folgende Werte:
bei Zimmerwärme: Streckgrenze 1140 kg/em?,
Festigkeit 1260 kg/em?, Dehnung 11,4%,
bei 100 C°: Streckgrenze 920 kg/em?, Festigkeit
1050 kg/cm?, Dehnung 17,3 %.
Wolframdrähte von 0,055 mm und 0,040 mm
Durchmesser besaßen eine Festigkeit von
193 Dis 221 kg/cm? und 261 bis 279 kg/em?.
An Metallfaden-Glühlampen wurde
ermittelt, in welchem Maße die Haltbarkeit
der Drähte mit der Brenndauer abnimmt.
Man ließ zunächst die Lampen verschieden
lange (bis 1000 h) brennen, dann wurden sie
geöffnet und die Drähte dem Hin- und Her-
biegeversuch unterworfen. Die Drähte der
einen Lampensorte konnten vor dem Brennen
im Mittel 19mal und schon nach 400 Brenn-
stunden nur noch 0,3 mal hin- und hergebogen
werden, während die Drähte der anderen
Lampensorte ungebrannt 303 und nach 1000
Brennstunden noch 117 Biegungen- aushielten.
In der Abt. 4 für Metallographie
wurde eine größere wissenschaftliche Arbeit,
die gleichzeitig, hohes praktisches Interesse
beansprucht, ‚‚Über das Rosten von Eisen in
Berührung mit anderen Metallen und Legie-
rungen‘ zum Abschluß gebracht.) Für die
Untersuchungen wurden zahlreiche Span-
nungsmessungen von Metallen und technischen
Legierungen in Kochsalzlösungen verschiedener
Konzentrationen ausgeführt. Ferner ist in
der Arbeit zum ersten Mal der Nachweis er-
bracht, daß es möglich ist, den Einfluß der
Berührung verschiedener Metalle auf ihr
egenseitiges Verhalten in einem Elektro-
yten gesetzmäßig und quantitativ zu erfassen.
In der Abteilung kamen mehrfach Metalle
und Legierungen auf ihr Verhalten gegen be-
stimmte Wässer und Salzlösungen zur Unter-
suchunig. Ein gußeisernes Rohr war sehr stark
zersetzt worden. Die Ursache der Zersetzung
konnte auf die metallische Berührung des
Gußeisens mit einem bronzenen Saugkorb
zurückgeführt werden. Wiederholt wurde
1) Auf Grund des, amtlichen Berichtes von Ch. Par-
sons, welcher das Lichtbogenverfahren als ungeeignet
bezeichnet, hat die amerikanische Regierung solche Pläne,
wie sie Scott vorlegt, nicht besonders gefördert. In der
Tat ist die große Menge elektrischer Energie, welche be-
nötigt wird, ein wesentliches Hindernis.
2) Bericht 1917 vgl. „ETZ“ 1919, 8. 674.
3) Siehe „Mitteilungen des Materialprüfungsamtos“
eft 3/4, 8. 114 bis 208.
aus Alu-
1918,
574
—- —
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920. Heit 29.
22. Juli 1920.
durch Gefügeuntersuchungen festgestellt, ‘ob
bestimmte Konstruktionsteile aus Stahlguß
oder aus Temperguß bestanden. Zwei Stahl-
bleche mit annähernd gleichem, perlitischem
Kobhlenstoffgehalt verhielten sich beim Stanzen
ganz verschieden. Während sich das eine
Blech gut ausstanzen ließ, stumpften bei dem
anderen Blech die Stanzwerkzeuge sehr schnell
ab. Die Gefügeuntersuchung ergab, daß das
leicht stanzbare Blech körnigen Perlit und das
schlecht stanzbare Blech lamellaren Perlit ent-
hielt. Nach Versuchen von Hanemann hat
Stahl im Zustand des körnigen Perlits die
größte Weichheit, die bei seinem Kohlenstoff-
gehalt überhaupt zu erzielen ist, während der-
selbe Stahl im Zustand des lamellaren Perlits
erheblich härter ist. Durch langandauerndes
Glühen dicht unterhalb der Umwandlungs-
temperatur (etwa 700 CP), oder auch durch
wiederholtes Glühen etwas über der Umwand-
lungstemperatur von 700 C® mit nachfolgen-
der Abkühlung unter diese Temperatur, kann
man lamellaren Perlit wieder in körnigen ver-
wandeln. Die untersuchten Schnellarbeits-
stahlproben bestanden z. T. aus Wolfram-
chromstahl der üblichen Zusammensetzung
(z. B. 17,4% Wolfram und 2,58 % Chrom);
andere Proben enthielten weniger Wolfram,
dafür aber wesentliche Mengen Molybdän,
das als teilweiser Ersatz für das jetzt schwierig
zu beschaffende Wolfram Verwendung ge-
funden hat. Eine Probe dieser Art enthielt
z. B. 8,9% Wolfram, 4,6% Chrom und 1,49%,
Molybdän. Eine andere Probe: 2,0%, Wolfram,
4,4% Chrom und 2,0% Molybdän. Auch Si-
lizium scheint für Sonderstähle zu bestimmten
Zwecken als Legierungsbestandteil Anwen-
dung gefunden zu haben; so enthielt eine
Probe: 2,1% Wolfram, 4,4% Chrom, 1,2%
Molybdän und 3,9% Silizium. Mehrere Wolf-
ramdrahtproben mit Graphitüberzug wurden
auf ihren Graphitgehalt untersucht.
Betreffs weiterer in den einzelnen Ab-
teilungen ausgeführten Prüfungen sei auf
den Jahresbericht des Amtes verwiesen. (‚„‚Mit-
teilungen aus dem Materialprüfungsamt zu
Berlin - Lichterfelde - West‘ 1919. Heft 5/6.)
0.
Industrie und Handel.
Die Wirtschaftspolitik des Reiehsverbandes
der Deutschen Industrie. — In der ersten ordent-
lichen £Mitgliederversammlung des Reichsver-
bandes der Deutschen%#Industrie am 14. IV.
1920 hat Geheimrat Dr. Simons, der jetzige
Reiehsminister des Äußern, die Wirtschafts-
politik des Verbandes und deren Grund-
gedanken dargelegt!). Durch Niederlage und
Revolution ist das deutsche Wirtschaftsleben
schwer getroffen worden; der Friedensvertrag
belastet unsere Industrie ungeheuer. Die Geg-
ner haben sie einer Fülle von Produkten, Be-
triebsgeheimnissen, Patenten sowie von son-
stigen Rechten des gewerblichen Eigentums
beraubt, und auf lange Zeit hinaus steht sie vor
Zwangsaufträgen zur Durchführung der vom
Reich übernommenen Wiedergutmachung. In
der sozialen Gesetzgebung und in der Soziali-
sierungsfrage hat sich infolge der Revolution
auf Grund der neuen Verteilung der Kräfte im
Reich die Wagschale zuungunsten der Unter-
nehmerschaft gesenkt.
Erste Aufgabe des Reichsverbandes war
es, die deutsche Industrie gegen den Friedens-
vertrag zu schützen ; leider wurde die führende
Hand der Regierung hierbei vielfach vermißt.
Verdienst des Reichsverbandes ist es, daß als
„das federführende Ressort‘, an das sich die
Privatinteressenten ausschließlich zu wenden
haben, das Wiederaufbauministerium ein-
gesetzt wurde.
Der Reichsrücklieferungskommis-
sion ist es gelungen, bei Erfüllung der Waffen-
stillstandsbedingungen für die Rücklieferung
der aus den besetzten feindlichen Gebieten
übernommenen Maschinen von der Industrie
schweren Nachteil, der durch planmäßigen
Wiederausbau fremder Maschinen hätte ent-
stehen müssen, durch Lieferung von Ersatz
abzuwenden.
Die Zerstörung und Stillegung der Kriegs-
industrie haben die alliierten Kommissionen
dazu benutzt, einen möglichst tiefen Einblick
in die deutsche industrielle Wirtschaft zu be-
kommen. Dagegen hat sich die vom Reichsver-
band geschaffene „Geschäftsstelle für in-
dustrielle Abrüstung‘“ unter Leitung des
Obersten%&Kojeth gewehrt. Sie bezweckt
Schutz der Industrie gegen Mißgriffe der eige-
nen Behörden,"gegen Übergriffe fremder Kom-
missionen und endlich die Zusammenfassung
der Erfahrungen und deren Austausch unter
den Industriellen selbst.
!) Vgl. „Deutsche, Industrie“, Bd. 1, 1920, 8. 44, und
Heft 13 der „Veröffentlichungen des Reichsverbandes der
Deutschen Industrie“,
den
Auch der schwerbedrängten deutschen In-
dustriellen, die als Auslandsgläubiger oder
Auslandschuldner wegen des Sinkens der
Währung unverhältnismäßig wenig erhalten
oder unverhältnismäßig viel zu bezahlen haben,
hat sich der Reichsverband angenommen.
Sehr viel schwieriger als diese Übergangs-
aufgaben sind die Aufgaben der Wiedergut-
machungspflicht, die sich auf viele Jahre
erstrecken. Dem Plane gegenüber, daß das
Reich als Generalpächter auftrete, zieht Simons
den direkten Weg vor, wobei die Wiedergut-
machung schneller zutage tritt und der Unter-
nehmer rascher zu seinem Gegenwert kommt.
Man hat sich für eine Teilung entschlossen; alle
Massenwaren werden von Regierung zu Re-
ierung in Auftrag gegeben und geliefert, alle
pezialleistungen und Maschinen dagegen ein-
zeln zu bestellen sein. Dabei sind unter Mit-
wirkung einer Ausgleichstelle die Fachverbände
der Industrie heranzuziehen.!) Diese Liefe-
rungen bieten, abgesehen von organisatori-
schen, auch Schwierigkeiten bei der Preisregu-
lierung. Sie sind nach Simons Ansicht abergenau
so Auslandlieferungen wie solche, die nach
Holland oder der Schweiz gehen, und nach
denselben Grundsätzen der Ausfuhrbewilligung
und Ausfuhrpreisbemessung zu beurteilen. Das
Reich dagegen verlange Inlandpreise aus finan-
ziellen Gründen, womit eine geordnete Rege-
lung der gesamten Ausfuhrwirtschaft gefährdet
werde. Der Vortragende hat die feste Zuver-
sicht, daß die Regierung darin der Industrie
entgegenkomme. 3
In der Währungsfrage habe derReichs-
verband von Anfang an ‘seinen Mitgliedern
empfohlen, bei Exporten in Auslandsvaluta zu
fakturieren und nach Auslandspreisen zu kal-
kulieren, um dem Schleuderexport vorzubeu-
gen ; die Mitglieder sind aber auch gewarnt wor-
den, die durch das Sinken unserer Valuta bei
langfristigen Lieferungsverträgen notwendiger-
weise eintretenden Schäden durch einseitiges
Annullieren der Abmachungen von sich abzu-
wälzen, weil dieser vorübergehende Vorteil mit
dauernder Schädigung des guten Rufes der
deutschen Industrie im Ausland erkauft werde.
Auch im Innern hat die Währungsfrage
Schwierigkeiten bereitet sowohl durch die For-
derung der Schwerindustrie, einen Teil des
Gegenwertes der Lieferungen in ausländischen
Devisen zu zahlen, als auch durch den An-
spruch der Fertigindustrie, schon bei der Be-
stellung einen großen Teil des Preises voraus
zu erhalten. Beides benachteiligt einen Teil der
Industrie zugunsten des anderen erheblich.
Hier Härten nach dieser oder jener Seite abzu-
schleifen, ist den Ausgleichs- und Vermitte-
lungsversuchen des Reichsverbandes jedoch
noch nicht gelungen. Die Vorauszahlung kenn-
zeichnet Simons als ein Zeichen nicht nur der
Währungsnot, sondern auch des außerordent-
lichen Mangels an Betriebskapital als Folge der
Aufzehrung der Reserven trotz scheinbar glän-
zender Überschüsse. Die Reserven wurden
aufgezehrt durch die außerordentlichen Steige-
rungen der Rohproduktenpreise, der Gehälter
und Löhne und von den hohen Kosten aller
Reparaturen, Umstellungen und Neubauten.
Die Steuerpolitik des Reiches hat
die Not außerordentlich vermehrt. Nach der
falschen Finanzierungspolitik des Krieges, des-
sen Kosten von der am Kampf beteiligten Ge-
neration auf andere abzuschieben, sei es nach
dem Ausland, sei esin die Zukunft, ist zur Ab-
deckung der ungeheuren Kriegslasten ein
tiefer Griff in das vorhandene Volksvermögen
notwendig. Aber man hätte damit die Erfül-
lung der Friedensaufgaben des Reichs nicht
unmöglich machen dürfen. Keine andere und
keine höhere gab es da als Schonung und
Steigerung der Produktion sowie der
Exportfähigkeit der Industrie Der
Etat des früheren Finanzministers hat nicht die
nötige Rücksicht auf die Bedürfnisse der Erzeu-
gung und auf einen Plan für die Wiederab-
bürdung der Friedenslasten genommen. ‚Was
nutzte der Etat für die inneren Lasten des
Reiches, wenn das Reich nachher mit Schulden
belastet wurde, von denen überhaupt ein Teil
noch gar nicht abzusehen war, und die jeden
Etat wieder umstürzen mußten ?“
Der Reichsverband hat: zu den Steuerge-
setzen eine Reihe positiver Vorschläge gemacht
undsichnichtvon vornherein aufeinennegativen
Standpunkt gestellt. Durch die Aufmachung
des Reichsnotopfers, in dem Dr. Simons eines
der größten je erlassenen Sozialisierungsgesetze
erblickt, ist eine ganz phantastische Vorstellung
von der deutschen Finanzkraft genährt worden,
was um so gefährlicher war, als die Entente ja
schon in Versailles gezeigt hatte, daß sie von
der Leistungsfähigkeit ie deutschen Wirt-
schaft eine vollständig falsche und übertriebene
. ‚Das hier’ kurz angedeutete Programm ist von Mi-
nister Simons als deutscher Entschädigungsvorschlag in
Spa näher ausgeführt worden. D.S.
rg
Ansicht habe. Der Reichsverband hätte einen
technisch unanfechtbaren Ausbau der alten
Steuerpraktiken und den Übergang zu einer
durchgreifenden, rücksichtslosen, ja brutalen
Sparsamkeit in den Staatsausgaben vorgezo-
en.
Nachdem der Vortragende die Handels-
und Verkehrspolitik kurz gestreift und mit dem
Wort „zu spät‘ charakterisiert hatte, behan-
delte er die Sozialisierungsfrage, bei der
man es. mit offenen und verkappten Ten-
denzen zu tun habe. Der Reichsverband ist
kein grundsätzlicher Gegner der Sozialisierung
und hat sich an den Sozialisierungsgesetzen
durchaus mitbeteiligt. Dem Vortragenden ist
zu diesem Gegenstand von sehr hoher Stelle
gesagt worden: „Wir wollen nur sozialisieren,
was sozialisierungsreif ist; und wir halten nur
für sozialisierungsreif das Unternehmen, von
dem nachweisbar ist, daß es im gemeinwirt-
schaftlichen Betrieb besser floriert alsim privat-
wirtschaftlichen.‘‘ Die deutsche Industrie muß
ein Veto einlegen gegen die umgekehrte Beweis-
lage, wonach eine Rechtsvermutung dafür
spreche, daß alle Dinge besser gemeinwirtschaft-
lich als privatwirtschaftlich betrieben werden
können. DieKXommunalisierung der Großen Ber-
liner Straßenbahn hat bereits gezeigt, daß nicht
alles Gold ist, was glänzt. Eskommtnichtdarauf
an, was man sSozialisiert, sondern wie man es
tut. Früher habe man unter Sozialisieren die
Übernahme von Unternehmungen geschäft-
lichen Charakters in den Staats- oder den Ge-
meindebetrieb verstanden. Jetzt verstehe man
mehr und mehr darunter den Übergang des
Betriebes für Privatrechnung in den für Ge-
meinrechnung. ‚Simons hat hierbei nicht die
sogenannten gemischten: Betriebe im Auge,
sondern denjenigen Betrieb, der wirklich ord.-
nungsmäßig nach privatkapitalistischen be-
währten Grundsätzen durchgeführt wird, dessen
Ergebnisse aber nicht zur Steigerung der Ge-
winne einzelner, sondern zur Erhöhung der
Wohlfahrt der Gesamtwirtschaft verwendet
werden. „Auf solche Sozialisierungen läßt sich
auch der Reichsverband der Deutschen Indu-
strie durchaus ein.“ Das Reich werde an den
um 42 Milliarden M erworbenen Reichseisen-
bahnen, die mit einem Jahresfehlbetrag von
8 Milliarden M arbeiten, keine Freude erleben,
wenn diese Verkehrsunternehmungen ‘nicht
nach gesunden privatwirtschaftlichen Grund-
sätzen geführt werden. Das schwierigste ist die
Entschädigung, für deren einheitliche und
ausreichende Regelung sich der Reichsverband
eingesetzt hat, und für die man ein einheit-
liches Prinzip hätte aufstellen müssen; statt
dessen hat aber jeder Gesetzentwurf ein neues
System gebracht. s
Hinsichtlich der sozialen Gesetzge-
bung ist der Reichsverband davon durehdrun-
gen, „daß auf absehbare’ Zeit in Deutschland,
keine Politik und keine Wirtschaft geführt
werden könne, die nicht mitgetragen wird von
dem besseren, von dem verständigeren, von
dem zukunftsreicheren Teil der deutschen Ar-
beiterschaft, und daß wir nur dann weiter-
kommen können, wenn wir mit der Arbeiter-
schaft und nicht gegen die Arbeiterschaft die
neue deutsche Wirtschaft aufbauen.‘‘ Von dem
Artikel 165 der Reichsverfassung habe man,
wie Simons ausführt, nur den Teil eines Rah-
mens, den Betriebsrätegedanken, dessen
Revision gefordert werden müsse, sobald die
ihm nicht ausgezogenen Giftzähne ihr Gift aus-
spritzen, durchgeführt. Der in dem Gesetz
liegende gute Gedanke sei durch Übertreibun- _
gen verdorben worden. Es ist an sich eine gute
Idee, die Arbeiter im Betriebe auch zu Genossen
der Arbeit mit dem Unternehmer zu machen.
Der Arbeiter muß auch Ffeude am Unterneh-
men haben, ohne die weder er noch der Unter-
nehmer erzeugen können; aber man soll letzte-
rem diese Freude nicht dadurch vergällen, daß
man den Arbeitern Funktionen im Betriebe
gibt, denen sie nicht gewachsen sind, und 80
die eigene Tätigkeit des Unternehmers lähmt,
und daß man die Arbeiter zu Stellen heranzieht,
für die ihre Kenntnisse, ihre Erfahrungen
nieht ausreichen.
Der Vortragende forderte sodann eine
straffere Organisation des Reichsverban-
des; dazu gehöre, daß dieser für seine Aufgaben
viel größere Mittel zur Verfügung stelle. Zu
den innenwirtschaftlichen kommen die außen-
wirtschaftlichen Aufgaben; in den wich-
tigsten WirtscHaftsländern müsse man eine Ge-
meinvertretung der deutschen Industrie ein-
richten, die Vorbereitungen dazu seien für die
Tschechoslowakei schon in vollem Gange, für
andere wirtschaftlich bedeutsame Länder habe
man Vorstudien gemacht; darüber hinaus aber
sei Fühlungnahme mit den Organisationen der
Industrie dieser Länder orderlich. Solche
haben sich während des Krieges überall gebil-
det, und aus allen Teilen der Welt kommen
jetzt Anregungen: Austausch der Erfah-
rungen, Austausch auch won Waren
be: a
a N REDE
ne
8
s
"
3
4
'kredit- der deutschen
_ Ausschuß des
. befreien kann, auf den 1. IV.
22. Juli 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Heit 29. f
"575
und Aufträgen, mit anderen Worten
Wirtschaftspolitik im großen Stil.
Nach einer ausführlichen’ Erörterung des
Dr. Jordanschen Vorschlages, den Ausland-
Industrie nach dem
Grundsatz der genossenschaftlichen Gesamt-
haftung zu organisierent), verlangte Simons,
daß die Regierung abstehe von der Bank-
notenwirtschaft, die uns nur immer tiefer
in das Elend der Verschuldung und Kredit-
losigkeit hineintreibt. Sparsamkeit sei unbe-
dingt notwendig. Endlich müßten auch die
ehemaligen Gegner es unterlassen, uns immer-
fort mit Mißtrauen, mit Schikanen, mit Ge-
walteingriffen daran zu hindern, daß wir uns
wieder emporraffen, um das zu tun, was sie
doch selbst verlangen: um zu liefern, was der
Friedensvertrag zu liefern uns vorgeschrieben
hat. ‚Hinter dieser Forderung‘‘, so schloß
Dr. Simons, „steht ja unser einheitlicher Wille,
‘den Friedensvertrag zu einer verständigen und
gerechten Revision zu bringen. Aber wenn ich
mich auf den Standpunkt der Entente stelle,
wonach der Friede, so wie er ist, ausgeführt
werden soll, so müßte sie doch eine Politik
derart treiben, daß wir überhaupt lieferfähig
werden. Mit dieser Politik aber, die sie jetzt
treibt, da ruiniert sie nicht nur, da zertrümmert
sie nicht nur die deutsche Wirtschaft, damit
zertrümmert sie das deutsche Reich. Das mag
ihre Absicht sein. ‚Aber es wird auch ihr
Untergang sein.‘ DEDLECL
Außenhandel. — Im wirtschaftspolitischen
vorläufigen Reichswirt-
schaftsrats hat ein schließlich abgelehnter
Antrag, der die Abschlußgrenze für die-
jenigen Geschäfte, die der Ausschuß zur Prü-
fung der Ausfuhrabgaben von letzteren
1920 verlegt
sehen wollte und Richtlinien für die Prü-
fungstätigkeit der Kommission für
die soziale Abgabe vorsah, bemerkens-
werte Diskussionen veranlaßt. Da nur solche
Güter besteuert würden, die nach dem 10. Mai
zur Ausfuhr gelangt sind bzw. noch exportiert
werden, und bei denen bis zum 1. Juli ein ent-
sprechender Antrag gestellt worden ist, handle
es sich, so wurde gegen den Antrag ausge-
führt, nur um eine geringe tatsächliche Ent-
lastung für die Exporteure, der gegenüber die
durch eine nachträgliche Änderung möglichen
politischen Nachteile ins Gewicht fallen. Die
Ausfuhrabgabe sei in die Form einer sozialen
Abgabe gekleidet worden, aus deren Erträg-
nissen Zulagen an die Empfänger sozialer
Renten zu Lasten derjenigen gewährt werden
sollen, die aus der gesunkenen Valuta große
Gewinne gezogen haben.) Man dürfe diese
zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern
der Arbeitsgemeinschaft getroffene Verein-
barung nachträglich nicht aufheben. Ander-
seits wurde unter Hinweis auf das Bedenk-
liche einer Reservierung von Steuern für so-
ziale Sonderzwecke betont, daß man die Aus-
fuhrabgabe zu spät erhoben habe, und daß es
1) Vgl. „ETZ“ 1090, $. 248.
2) Vgl. auch „ETZ“ 1920, S. 454.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftsstelle: Berlin, W. 57. lan: en 68.
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u.
Die „Elektrische Woche 1920 in Hannover
vom 23. bis 29. September.
Vor einiger Zeit ist angeregt worden, die
Hauptversammlungen der verschiedenen elek-
trotechnischen Vereinigungen zu einer „Elek-
trischen Woche“ ee neben. um an
Zeit und Reisekosten zu sparen und Gelegen-
nei zu gegenseitigem 3 ankenaustausch zu
ieten.
Erfreulicherweise hat der größte Teil der
elektrotechnischen Vereine und Verbände sich
bereit erklärt, an der „Elektrischen Woche“,
die in diesem Jahre in Hannover in der Zeit
vom 23. bis 29. September abgehalten wird,
teilzunehmen. Wenn einige Vereinigungen sich
jetzt noch nicht oder Hug teilweise (z. B. durch
Ausschußsitzungen usw.) nn n, so liegt
dies im wesentlichen daran, daß die bestehen-
den Satzungen nicht freie Wahl bezüglich des
Zeitpunktes der Jahresversammlung lassen.
Mehrere Vereinigungen Pannen aber, ihre
Satzungen zu ändern, so daß sie in Zukunft bei
der Auswahl des Zeitpunktes ihrer J ahresver-
sammlung freier sind und upaapschend in
Zukunft in der Lage sein werden, Verabredun-
en bezüglich gemeinschaftlicher Abhaltung
Her Jahresversammlung aller eiektrotechni-
schen Vereine und Verbände zu treffen.
nicht angehe, die Exporteure, nachdem sie
lange Zeit hindurch: die freie Ausfuhrwirt-
-schaft zur Erzielung großer Valutagewinne
ausgenutzt hätten, nunmehr im Einzelfall
eines Verlustes von der Abgabe zu befreien.
Gegen die Forderung der Antragsteller, diese
für den Expor tkommissionshandel völlig fallen
zu lassen, die Abgabe nicht höher zu bemessen,
als der Überschuß des Auslandpreises über
den Inlandpreis betrage, und auf alle Fälle
vorweg zu prüfen, ob Valutagewinne über-
haupt noch bestehen, wurde von allen Seiten
eingewendet, daß der Exportkommissions-
handel durch die Gesetzgebung nicht beson-
ders behandelt werden könne, vielmehr Son-
dervereinbarungen zwischen Industrie und
Handel vorbehalten bleiben müßten. Die ganze
Ausfuhrfrage dürfe nicht lediglich aus dem
Privatinteresse einzelner Industrieller oder
Händler betrachtet werden, letzten Endes
komme es doch darauf an, ob der Export einer
Ware aus der Heimat bei dem obwaltenden
Warenmangel im Inland. überhaupt erwünscht
sei. Von einer festen Ausfuhrabgabe mit
gleichbleibenden Sätzen könne daher nicht
die Rede sein, da die Abgabe ihrem Wesen
nach gar keine Finanzabgabe, sondern ein
Mittel zur Korrektur der Valutage-
winne und der Exportpolitik sein soll.
Hinsichtlich des Dumping (Verkauf im
Ausland unter Inlandpreisen) bestritt man in
den Kreisen des Ausschusses, daß solehes von
Deutschland früher in umfangreicher Weise
angewendet worden sei, während anderseits
die Ansicht herrschte, dieses System bedeute
bei den verschiedenen Artikeln und in ver-
schiedenen Wirtschaftsperioden auch Verschie-
denes und sei für gewisse Waren international
zur Anwendung "gekommen ; die deutsche
Kohle hätte z. B. die englische unterboten,
diese wiederum sei aber an der Wasserkante
wesentlich unter dem englischen Inland-preis
verkauft worden. Ein gegenüber dem In-
landpreis billigerer Absatz von Erzeugnissen
unserer Schwerindustrie im Ausland könne
noch nicht ohne weiteres als eine Schädigung
der Inlandverbraucher gelten. Die großen
Ausland verkäufe hätten erst den bedeutenden
Auftragsbestand geschaffen, der zur Herab-
setzung der Unkostenrate sowie zur Ausdeh-
nung der Produktion und der deutschen Werke
geführt habe. Da diese günstigen Erschei-
nungen billiger Auslandverkäufe aber nur
bei einer normalen Wirtschaft eintreten könnten
und solche z. Zt. nicht bestehe, bedeute billiger
Auslandverkauf Stärkung der Preissteige-
rungstendenzen im Inland, und das Dumping
‘sei infolgedessen heute ein mit allen Mitteln
zu bekämpfendes volkswirtschaftliches Ver-
brechen.!)
Man betonte weiter, daß eine starke
Ausfuhrkontrolle unerläßlich sei. Indessen
werde die Entschlußkraft der Industriellen
!) In England war bekanntlich eine „Anti-Dum-
"ping Bill“ eingebracht worden (vgl. TZ* 1920. S. 20),
ohne indessen Annahme zu finden. Jetzt steht ein ent-
sprechender Gesetzentwurf in den V.S. Amerika zur Ver-
handlung.
een en
In diesem Jahre nehmen an der ‚Elektri-
schen Woche“ teil:
Der Bund der Elektrizitäts-Versorgungs-Unter-
'nehmungen in Deutschland, "5
Die He Großhändler-Vereinigung Deutsch-
ands
Die Eltfabriken (Vereinigung von Fabriken für
Elektro-Installationsgegenstände),
Der Verband der deutschen Reparaturwerke
elektrischer Maschinen,
Der Verband Deutscher Elektro-Installations-
firmen,
Der Verband Deutscher Elektrotechniker,
Der Verein deutscher Straßen- und Kleinbahn-
verwaltungen,
Die Vereinigung der Hochschullehrer für Elek-
trotechnik,
Die Vereinigung elektrotechnischer Spezial-
fabriken,
Der. Zentralverband der deutschen elektro-
teehnischen Industrie.
Nachstehend ist die Gesamtan ordnung
der „Elektrischen Woche“ wiedergegeben.
Zu den einzelnen Veranstaltungen ergehen von
den jeweiligen Vereinigungen aus noch beson-
dere Eintadunedn an ihre Mitglieder,
Donnerstag, den 23. September.
Vormittags: Verband Deutscher Elektro-
techniker, Vorstand. — Zentralverband
der deutschen elektrotechnischen Indu-
strie, Preisstelle.e — Eltfabriken (Ver-
einigung von Fabriken für Elektro-In-
stallationsgegenstände) Vorstand.
und. Kaufleute zum Schaden unseres E
Wxportes
und der deutschen
Zahlungsbilanz dadurch -
gelähmt, daß die Exporteure nach dem gelten-
dr System vorher um Bewilligungen zur Aus-
fuhr einkommen müßten; das habe viele
günstige Abschlüsse unmöglich gemacht. Die
im Sinne eines freieren Exportes umzuge-
staltende Ausfuhrkontrolle solle der indu-
striellen Selbstverwaltung anvertraut werden,
eine Auffassung, die im Ausschuß mehrfach
Zustimmung fand, aber auch vor aussetzt, daß
die deutsche .Industrie mehr als bisher in
Ren Selbstverwaltungskörpern organisiert
ist.
Die Beschäftigung im Mai 1920. — Die
Großbetriebe der Elektroindustrie, die sich
mit dem Bau von Dynamomaschinen,
Elektromotoren und Transformatoren
befassen, haben nach dem „Reichs-Arbeits-
blatt“ während des Mai im allgemeinen
noch gut oder befriedigend zu tun gehabt;
Neubestellungen hörten indessen nahezu auf.
Das Fehlen von Dynamoblech machte sich
störend bemerkbar. In einzelnen Rlektromo-
torenfabriken wurde die Arbeitszeit auf 24 h
wöchentlich herabgesetzt. Für eine Reihe an-
derer, Betriebe dagegen wird hervorgehoben,
daß Änderungen der Arbeitszeit nicht vorge-
nommen worden sind. Im Starkstromappa-
ratebau gestaltete sich die Beschäftigung trotz
der Zurückhaltung der Grossisten mit Ein-
käufen andauernd gut bzw. befriedigend. Die
bisherige Überschwemmung mit Neuaufträgen
hat nnachgelassen. AuchElektrizitätszähler-
fabriken waren, obwohl sie einen bedeutenden
Bapkesnz, des Auftragseingangs erfahren ha-
ben, sta beschäftigt. Trotz der Zurückzie-
hung erteilter Bestellungen wird, die Beschäfti-
gung für die Herstellung von Apparaten für
elektrische Beleuchtung vielfach noch als
gut, nur vereinzelt als sehr geringfügig ge-
schildert. In der Schwachstromtechnik
hat sich nach den eingegangenen Berichten
keine Abschwächung der günstigen Lage er-
geben, während sich das Geschäft in der Funk-
telegraphie nach wie vor schlechter als im
Vorjahre gestaltete. Ein Groß-Berliner Be-
trieb lag im ersten Drittel des Monats infolge
Streiks stil, war dann aber bei einer um die
Hälfte verringerten Arbeiterzahl ausreichend
beschäftigt. Für das Installationsgewerbe
machte sich die Verschlechterung des Ge-
schäftsganges in empfindlicher Weise geltend.
Die Kabelwerke stellten ihre Lage als gut
oder befriedigend dar, nur einzelne Werke: be.
zeichneten den Beschäftigungsgrad als nicht
genügend. Fast bei allen Betrieben machte
sich aber ein Rückgang der Bestellungen und
die Annullierung alter Aufträge fühlbar.
Im Bereich des Verbandes Berliner Me-
tallindustrieller ist eine Lohnerhöhung einge-
treten. Die Tarifsätze erfuhren vom 23. Mai
ab eine Steigerung um 50 Pf/h für Männer, “um
35 Pf für Frauen. In Thüringen wurden nach
einem Bericht die Tariflöhne im Vergleich zum
April um 10% erhöht, im Freistaat Sachsen
um etwa en 2 nn u a Bee per 7
Nachmittags: Verband Deutscher Elektro-
techniker, Ausschuß. — Zentralverband
der deutschen elektrotechnischen Indu-
strie, Fachgruppen. — Bund der Elek-
trizitäts - Versorgungs - Unternehmun-
gen in Deutschland, Mitgliederversamm-
lung. — Eltfabriken (Vereinigung von
Fabriken für Elektro-Installationsgegen-
stände) Mitgliederversammlung.
Freitag, den 24. September.
Vormittags: Verband Deutscher Elektro-
techniker, Hauptversammlung.
Nachmittags: Verband Deutscher Elek-
trotechniker, Besichtigungen. Zen-
tralverband der deutschen elektrotechni-
schen Industrie, außerordentliche Mit-
gliederversammlung. — Verband Deut-
scher Elektro-Installationsfirmen E. V.,
Ausschuß. »
Sonnabend, den 25. September.
Vormittags: Verband Deutscher Elektro-
techniker, Hauptversammlung. Ver-
band der ‚deutschen Reparatur-Werke
elektrischer Maschinen, Hauptversamm-
lun
Nachmittags: Verband Deutscher Elektro-
techniker, Hauptversammlung. Ver-
band der deutschen Reparatur-Werke
elektrischer Maschinen, Hauptversamm -
lung.
Sonntag, den 26. September.
Gemeinsame Veranstaltung für alle
Vereine und Verbände.
576
Vormittags 9 Uhr:
Stadthalle.
I. Ansprachen.
II. Vortrag des Generalsekretärs Di.
Versammlung in der
Sing.e. h. Dettmar. „Die Prüf-
stelle des VDE‘. \
III. „Streifzüge im Film durch
das Arbeitsgebiet des Elek-
trotecehnikers‘, erläutert durch
Direktor P. Schuster.
Nachmittags ab 2%, Uhr: Kaffeezusam-
menkunft im-Tiergarten.
Nachmittags 6 Uhr: Orgelkonzert im
Kuppelsaäle der Stadthalle, dargeboten
von der Stadt Hannover.
Außerdem findet am Nachmittag eine
Sitzung der Vereinigung der Hochschul-
lehrer für Elektrotechnik statt.
Montag, den 27. September.
Vormittags: Verband Deutscher Elektro-
techniker, Ausflug nach Minden. —
Verein Deutscher Straßen- und Klein-
bahnverwaltungen, Ausschuß C. — Elek-
tro-Großhändler-Vereinigung Deutsch-
lands, Vorstand. — Vereinigung elek-
trotechnischer Spezialfabriken, Vor-
stand. — Vereinigung der Hochschul-
‚, lehrer für Elektrotechnik. -
Nachmittags: Verband Deutscher Elektro-
techniker, Ausflug nach. Minden.
Verein Deutscher Straßen- und Klein-
bahnverwaltungen, Ausschuß €. — Elek-
tro-Großhändler-Vereinigung Deutsch-
lands, Hauptversammlung. — Vereini-
gung elektrotechnischer Spezialfabriken,
Hauptversammlung. — Vereinigung der
Hochschullehrer für Elektrotechnik.
Dienstag, den 28. September.
Vormittags: Elektro-Großhändler-Vereini-
gung, Hauptversammlung.
Nachmittags: Groß-Händler-Einkaufs-G.
mebsH:
Mittwoch, den 29. September.
Vormittags: Groß-Händler-Einkaufs-G.
m.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Vorsitzende: Der Generalsekretär:
Dr. .H. Voigt. Dr. G. Dettmar.
Betr. Kommission für Maschinen und Trans-
formatoren.
Die Kommission für Maschinen und Trans-
formatoren gibt nachstehend den Entwurf für
„Einheitstransformatoren mit Kupferwick-
lung -1920° bekannt. :
Die Vorarbeiten wurden durch den Zen-
tralverband der deutschen elektrotechnischen
Industrie sowie die Vereinigung der Elektrizi-
tätswerke geleistet. Mitglieder der Kom-
mission sowie Mitarbeiter waren die Herren:
Adler, Dettmar (Vorsitzender), Fahrm-
bacher, Fleischmann, Gunderloch, Goerges,
Hillebrand, Hofmann (Nadi), Kade, Kögler,
Koepchen, Mattersdorf, Richter, Roebel, Rü-
denberg, Schoene, Schreiber (Griesheim Frank-
furt), Schüler, Sprick, Stern, Vogel, Warrel-
mann, Werner (Mülheim-Ruhr), Wölke,
Wolschke. u
Vorschläge zu Änderungen werden bis
zum .15. VIII. 1920 an unsere Geschäftsstelle
Berlin W 57, Potsdamer Straße 68, erbeten.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär.
Dr.-öng. G. Dettmar.
Entwurf
zu
Normen
für Einheitstransformatoren mit Kupfer-
wieklung 1920.
(Drehstrom, von der Frequenz 50, Ölkühlung.)
$ 1. Als Einheitstransformatoren werden
lagermäßig hergestellte Transformatoren be-
zeichnet, von denen zwei Reihen unterschieden
werden:
a) Hauptreihe,
b) Sonderreihe.
$ 2. Die Nennleistungen
transformatoren sind folgende:
a) für die Hauptreihe:
5, 10, 20, 30, 50, 75, 100.kVA,
b) für die Sonderreihe:
29, 10,715,.25,,.37,0,200,0K AR
$ 3. Die Oberspannungen der Einheits-
transformatoren sind:
5000, 6000, 10 000, 15 000 Volt,
die Leerlaufunterspannungen:
231 und 400 Volt.
der Einheits-
$ 4. Es werden die Schaltgruppen Stern-
Stern und zwar A, (in Ausnahmefällen B,) bei
231 V Unterspannung und Stern-Ziekzack und -
zwar C, (in Ausnahmefällen D,;) bei 400 V
Unterspannung verwendet.
$ 5. Auf der Oberspannungsseite werden
2 Anzapfungen für + 4% und — 4% der Span-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 29.
22. Juli 1920.
$ 14. Bei den Unterspannungsdurchfüh-
rungen muß der Kriechweg über Deckel min-
destens 40 mm betragen.
$ 15. Der Nullpunkt der Unterspannungs-
seite wird stets herausgeführt.
$ 16. Für die Anschlußklemmen gelten fol-
gende Bestimmungen:
nung so angeordnet, daß sie ohne Abheben des Durch- Z yaterial
ganzen Deckels benutzbar sind. Auf der Unter- . Amp: . Material messer d. ger Muttern
spannungsseite werden keine Anzapfungen an- Polens
gebracht, bis 50 Eisen - Messing
$ 6., Die prozentualen Kurzschlußspannun- oder-Kupfer !/;" oder Kupfer
gen dürfen um nicht mehr als + 10% oder | über 50 bis 200 Kupfer \/y" do.
— 20% von den folgenden Werten abweichen: | über 200 bis 350 Kupfer 5/5” do.
a) für die Hauptreihe: über 350 bis 600 Kupfer 3/4" do.
Schaltgruppe Volt , 5 10 2) 30 50 75 100. Va Ta
A, (B,) 5000, 6000, 10000 4,2 4,0 3,9 3,8 3,6 35. ..35 %
A, (B}) 15.000 ER AST aan AS Et 397° 3.8 %
C3 (D3) 5000, 6000, 19,000 4,5 4,3 41 4,0 3,8 BT 37 00
U3 (D;) 15000. - 4,9 47 4,6 4,5 4,3 4,1 4,0%
b) für die Sonderreihe:
Schaltgruppe Volt 5 10 15 25 37,5 50 kVA
A, (Ba) 5000, 6000, 10000 3,5 3,4 33 32 3,0 2,9 9
A, (B,) 15 000 3.10.36 3,5 34 3,2 3,100
C3 (B;) 5000, 6000, 10000 3,7 3,6 3,5 3,4 3,2 3,0 ‘lo
C; (D;) 15 000 3,9 3,8 3,7 3.6 34 32%
$ 7. Die prozentualen Wieklungsverluste
dürfen um nicht mehr als 10% die folgenden
Werte überschreiten:
a) für die Hauptreihe:
Schaltgruppe 5_ 10 20 30 50 75 100 kVA
A, (Bo) 32229227295 22429223.
C; (D) 35 32 30 28 236 24 22 %
b) für die Sonderreihe:
Schaltgruppe. 5 10 15 23 375 50 kVA
, (B) 52 579870049 53877,7.07;
Ca (Ds). 2835723 91720°19 9%
$ 8. Die Eisenverluste in Watt dürfen um
nicht mehr als 10% die folgenden Werte über-
schreiten:
a) für die Hauptreihe:
Volt 510: 208 .307:507.752 1002 VA:
5000, 6000 ° 60 100 175 240 350 475 600
10000 70 115 190 26) 375 510 630
15000 85 1350 210 280 400 540 660
b) für die Sonderreihe:
Volt 5:10. 015%. 92982.97,5250:.K VAR
5000, 6000 60 100 140 210. 295 370 = |
10-000 77797 110: 155. 722523115890
15.000 77851207 165° 235 - 335. 410 :
$ 9. Die Angaben über Wicklungsverluste
und Kurzschlußspannungen werden auf die im
$ 3 angegebenen Spannungen bezogen und gel-
ten bei Benutzung der der höchsten Oberspan-
nung entsprechenden Klemmen für den be-
triebswarmen Transformator, bezogen auf 20°
Raumtemperatur. Maßgebend für die Eisenver-
luste ist die Leerlaufunterspannung, für die
Wicklungsverluste die auf dem Schild ($ 10)
vermerkte Stromstärke.
$ 10. Das Leistungsschild ist auf der Nie-
dervoltseite so anzubringen, daß es während
des Betriebes ablesbar ist. Die Spannungs- und
Stromangaben auf dem .Schild beziehen sich
auf Leerlauf und die aus der höchsten Leerlauf-
spannung und Leistung errechnete Strom-
stärke. !
Für die Angaben auf dem Schild gelten im
allgemeinen die Bestimmungen der Verbands-
normalien. Ferner soll es die Bezeich-
nung ET mit der Jahreszahl der Normen für
Einheitstransformatoren und dem Zusatzbuch-
staben H für die Hauptreihe (HET) oder S
für die Sonderreihe (SET) enthalten.
$ 11. a) Die Erwärmung der Transforma-
toren der Reihe HET und SET entspricht den
Verbandsnormalien.
b) Bei der Sonderreihe SET darf nach vor-
ausgegangener Dauerlast bei der Nennleistung
und 9- bis 12-stündiger Last mit der doppelten
Nennleistung die Erwärmung die unter a) fest-
‚gesetzten Temperaturen um nicht mehr als
10° überschreiten. - Diese Transformatoren.
dürfen mit der doppelten Nennleistung nur
einige Wochen im Jahr beansprucht werden.
$ 12. Ohne Überschreitung der im $ 11a
genannten Grenzen sind folgende Überlastun-
gen zulässig:
a) für die Hauptreihe:
30 %/, für 1 Stunde
oder 10%, für3Stunden
b) für die Sonderreihe:
110 %, für 1 Stunde
einen 10-stündigen
Betrieb mitHalblast
| im Anschluß an
im Anschluß an
oder 75%, für3 Stunden } einen 10-stündigen
oder 60 '/, dauernd Betrieb mitHalblast
$ 13. Die Serie der Oberspannungsdurch-
führungen wird nach dem Kurzschlüßstrom -
des Transformators bestimmt (siehe $ 4 der
Richtlinien für Hochspannungsapparate).
Gewinde Whitworth, SI-Gewinde zugelassen.
Die freie Bolzenlänge darf den dreifachen
Betrag des Bolzendurchmessers nieht unter-
“schreiten.
$ 17. Von der Oberspannungsseite des
Transformators gesehen, muß die Reihenfolge
der Oberspannungsklemmen von links nach
rechts UYW, die der Unterspannungsklemmen
ouvw sein. Esliegen somit ober- und unter-
spannungsseitig gleichnamige Klemmen ein-
ander gegenüber.
$ 18. Wird ein Ausdehnungsgefäß mitge-
liefert, so muß es am Transformator fest ange-
baut sein.
$ 19. Ölstandsgläser werden nicht verwen-
det. Zur Feststellung des Ölstandes dienen
Überlaufschrauben, Hähne oder Meßstäbe.
$ 20. Eine Ölablaßvorrichtung muß vor-
handen sein.
$ 21. Eine Einrichtung muß vorhanden
sein, die ein Thermometer anzubringen ge-
stattet zur Ablesung der Öltemperatur während
des Betriebes. Der Durchmesser der Einfüh-
rungsöffnung muß mindestens 12 mm betragen. |
.. 8 22. Der Transformator muß stets mit
Ol gefüllt geliefert werden.
Erläuterungen
zu den Normen für Einheitstransformatoren.
Im Auftrage der Kommission für Maschinen
und Transformatoren des V. D. E. verfaßt von
: DraGsDbtern
DieNormen für ‚„Einheitstransformatoren“
sind in Zusammenarbeit aller in Betracht
‘kommenden technischen Verbände (V.D.E.,
Zentralverband der deutschen elektrotechni-
schen Industrie, Vereinigung der Elektrizitäts- f
werke, Elektrobund) sowie Vertretern andcrer
wichtigerVerbrauchergruppen entstanden. Ver-
braucher und Hersteller waren einigin der Auf-
fassung, daß eine durchgreifende Vereinheit-
lichung auf dem Gebiete der Transformatoren
notwendig und ersprießlich sei. Der Fabrikant
wird nach Einführung der Einheitstransfor-
matoren die Möglichkeit haben, ein Lager von
fertigen Apparaten zu halten, deren Herstel-
lung eine gleichmäßige Beschäftigung seiner
Werkstätte gewährleistet. Der Verbraucher,
insbesondere das Elektrizitätswerk, hat den
Vorteil, daß Einheitstransformatoren der ver-
schiedenen Hersteller ohne weiteres elektrisch
auswechselbar sind und miteinander, parallel
laufen, daß er sein Lager an Reserveapparaten
erheblich verringern kann und bei normalen
Fabrikationsverhältnissen neue Apparate
schneller bekommen wird. Eine Vereinheit-
lichung war nur möglieh_durch Aufstellung
einer Typenreihe, diein der Zahl der Leistungen
sich wesentlich gegenüber den früher üblichen
beschränkte, sowie durch Festlegung bestimm-
ter Ober- und Unterspannungen, die zwar nicht
allen Bedürfnissen gerecht werden, aber doch
die Mittelwerte der in Deutschland vorwiegend
üblichen darstellen. Die Vereinheitlichung
wurde bei der Hauptreihe (s. $ 1 der Normen)
auf 7 Leistungen bis maximal 100 kVA, bei der
Sonderreihe auf 6 Leistungen bis maximal
50 KVA und auf Oberspannungen bis maximal
15 000 V beschränkt. Es werden natürlich auch
fernerhin Transformatoren für andere als die
festgelegten Ober- und Unterspannungen ange-
fertigt werden, da viele Netze mit Betriebs-
spannungen bestehen, für die keine Einheits-
transformatoren vorgesehen sind. Sie werden
sich bei Oberspannungen unter 15 000 V leicht
aus den Konstruktionsteilen der Einheitstrans-
formatoren entwickeln lassen, wenn man daran
&
5
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&
5
a N En I ee
RER RA i
‚allen Fällen erreichen läßt.
- „ heitstransformatoren geschaffen.
22. Juli 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 29. s
677
festhält, daß nur diein $2 angegebenen Leistun-
gen verwendet werden, was sich sicherlich in
Derartige Trans-
formatoren werden im allgemeinen einen län-
geren Liefertermin beanspruchen als lager-
mäßig hergestellte Einheitstransformatoren.
Für die in Deutschland verwendeten Ober-
und Unterspannungen waren bisher keineswegs
einheitliche Gesichtspunkte maßgebend, so daß
kaum in zwei Netzen die gleichen Transfor-
matoren benutzt werden konnten; selbst in
demselben Netz wurden die,, einzelnen
Transformatoren - in ihrer Übersetzung
den zufälligen Verhältnissen ihres Standorts
angepaßt. So kam es, daß beispielswiese in
einem größeren Netze in der Nähe von Berlin
bei 10 000 V Oberspannung und 230 V Unter-
spannung 23 verschiedene Übersetzungen
verlangt wurden, die für die gleiche
Leistung eine noch größere Zahl von Wick-
lungen erforderten, da in vielen Fällen abwei-
chende Schaltgruppen gewünscht wurden. Es
ist wahrscheinlich, daß in _ Deutschland mehr
als 2000 verschiedene Übersetzungen von
Transformatoren vorhanden sind („ETZ‘
1917, 8: 277). Hier war eine Vereinheitlichung
nur möglich durch ein Herausgreifen bestimm-
ter Nennspannungen; maßgebend für die Wahl
dieser Spannungen waren die Normen des
‚D.E. über Betriebsspannungen. („ETZ“
1919, S. 457). Es wird sich wohl die Praxis
herausbilden, daß Netze mit nicht erheblich
abweichenden Nennspannungen durch Ein-
führungvon Spartransformatoren den jetztfest-
gelegten Spannungen angenähert werden, oder
daß durch kleine Zusatztransformatoren zu den
Einheitstransformatoren besondere Netzver-
hältnisse berücksichtigt werden.
Die vorliegenden Normen werden, wenn
sich ein Bedürfnis herausstellen sollte, bezüglich
Spannungen und Leistungen erweitert werden.
Bei einer Normalisierung von Transförma-
toren konnte als Stromart nur Drehstrom in
Frage kommen. Die Ein- und Zweiphasennetze
sind in Deutschland wenig verbreitet und wer-
den wohl nicht erheblich erweitert werden. Der
Bedarf an Einphasentransformatoren würde
ihre Vereinheitlichung nicht reehtfertigen.
. . Die Frequenz 50 kann in Deutschland als
einheitlich angesehen werden. Die wenigen An-
lagen, die eine von 50 abweichende Frequenz be-
. sitzen, müssen Spezialtransformatoren erhalten.
Nachdem in Deutschland die durch die
Kriegsverhältnisse gebotene Beschränkung in
der Verwendung des Kupfers fortgefallen ist,
liegt keine Veranlassung vor, die Normen für
- Aluminiumtransformatoren („ETZ‘ 1919, 8. 32)
weiter bestehen zu lassen. Die neuen Normen
beziehen sich daher nur auf Transformatoren
mit Kupferwicklung.
Ferner wurden nur Öltransformatoren
vereinheitlicht. Der Prozentsatz der in Deutsch-
land vorhandenen Trockentransformatoren und
das Bedürfnis nach ihnen ist so gering, daß von
ee: Vereinheitlichung Abstand genommen
wurde. 3 )
Zu $1. Es wurden zwei Reihen von Ein-
Die Trans-
formatoren der Hauptreihe sind solche, die,
wie die Bestimmungen $ 11 und 12 ergeben,
relativ wenig überlastbar sind und im allge-
meinen bei dauerndem Betrieb mit ihrer Nenn-
leistung die in den Verbandsnormalien vorge-
sehenen Temperaturgrenzen erreichen ; sie wer-
den, daher passend in industriellen Betrieben
verwendet werden, in denen sie während der
en Betriebsstunden mit ihrer Nenn-
eistung ausgenutzt werden können. — Die
Transformatoren der Sonderreihe sind cha-
rakterisiert durch ihre wesentlich größere
Überlastbarkeit. Sie erreichen erst bei.einer
dauernden Überlast von 60% die zulässige
Temperaturerhöhung und dürfen 9 bis 12h
_ lang mit doppelter Nennleistung beansprucht
werden. Auf die doppelten Nennleistungen
bezogen, betragen ihre Eisenverluste pro
kVA nur 56 bis 65% der Eisenverluste
der Hauptreihe. Auf die Grundleistungen
bezogen, sind auch die induktiven und
Ohmschen Spannungsabfälle wesentlich ge-
ringer als bei der Hauptreihe. Diese Eigen-
schaften der Transigrmatoren der Sonderreihe
bestimmen ihr Verwendungsgebiet. Sie sind
in Betrieben am Platz, in denen sie zwar dau-
ernd unter Spannung stehen, aber nur in weni-
gen Tagesstunden oder in bestimmten Jahres-
zeiten stark beansprucht werden. In erster
Reihe werden die landwirtschaftlichen Betriebe
sich der Transformatoren der Sonderreihe be-
dienen. Sie entsprechen den früher als ‚‚über-
lastbar‘‘ bezeichneten Transformatoren; diese
Bezeichnung, wurde als irreführend fallen ge-
lassen, da jeder Transformator in gewissem
Ausmaße überlastbar sein muß; _In den Nor-
men für Einheitstransformatoren mit Alu-
miniumwicklung wurde diese Reihe als ‚‚Son-
derreihe für Landwirtschaft‘ aufgeführt, wo-
mit das besondere Verwendungsgebiet dieser
Transformatoren zum Ausdruc gebracht
wurde. Aber auch diese Benennung wurde fallen
Se da ihre Eigenschaften sie nicht nur
en besonderen Verhältnissen in landwirt-
schaftlichen Betrieben anpassen.
Zu $ 2. Es wurde als zweckmäßig ange-
sehen, die Leistungen der Einheitstransfor-
matoren vorläufig nach oben hin enger zu begren-
zen, und es der Entwicklung zu überlassen, ob
sich die Erweiterung der Typenreihe empfiehlt.
Im allgemeinen wird der Käufer bei Transfor-*
matoren größerer Leistung als 100 kVA eher
einen langen Liefertermin zulassen als bei
kleineren Apparaten, so daß die Lagerhaltung
der größeren Typen in den Fabriken, die bei
den Einheitstransformatoren angestrebt wird,
keine so wesentliche Bedeutung haben würde.
Bisher waren folgende Leistungen üblich:
1, 3, 5, 7%, 10, 15, 20, 30, 40, 50, 60, 70, 85,
100 kVA. 3
Eine derartig große Zahl von Modellen
kann rationellerweise nicht in Massen fabni-
ziert werden. Wenn zur Normalfabrikation und
Lagerhaltung übergegangen werden soll, ist
eine starke Bedurlien dieser Reihe ein unbe-
dingtes Erfordernis. Für das Elektrizitätswerk
hatte die bisherige Modellreihe den Nachteil,
daß eine große Zahl von Apparaten als Reserve
gehalten werden mußte. Der Schwerpunkt
des Bedarfs wird nach statistischen Erhebungen
durch folgende Leistungen der Hauptreihe ge-
troffen:
3, 10,220, 30,50, 75, 100.kVA.
Die Leistungen der Transfofmatoren der
Sonderreihe sind: ‘
0, 10,15, 25, 37,5, 50. kVA.
Sie sind so gewählt, daß sie fabrikatorisch
sich leicht aus den Transformatoren der dop-
pelten Leistung der Hauptreihe entwickeln
lassen , von denen sie im allgemeinen nur durch
die Wicklung sich unterscheiden. Diese Reihe
ist gegen früher (Normen für Einheitstransfor-
matoren mit Aluminiumwicklung) erheblich er-
weitert. Die Typen für 5, 37,5 und 50 kVA sind
auf Wunsch der Vereinigung der Elektrizitäts-
werke hinzugefügt worden.
Zu $ 3. Eslag nahe, die Nennspannun-
en der Einheitstransformatoren lediglich auf
ie inzwischen vom V.D.E. für Neuanlagen
empfohlenen Betriebsspannungen zu beschrän-
ken. Aber es müssen Transformatoren nieht
nur für Neuanlagen, sondern vor allem auch für
bestehende Netze gebaut werden. Daher mußte
die Oberspannung von 5000 V bei den Einheits-
transformatoren berücksichtigt werden. Die
Statistik ergibt, daß im Mittel ungefähr die
gleiche Anzahl von Transformatoren bis
100 kVA für 5000 und 6000 V in den Fabriken
hergestellt wurde; es war daher nicht angängig,
bei den Einheitstransformatoren lediglich die
vom V.D.E. empfohlene Nennspannung von
6000 V zu berücksichtigen. Einer späteren Ent-
wicklung mag es vorbehalten bleiben, die Ober-
spannungen von 20 000 bzw. 25 000 V in den
Bereich der Normen für Einheitstransforma-
toren zu ziehen. Vor der Hand ist das Bedürfnis
nach Transformatoren bis 100 kVA bei diesen
höheren Spannungen kein so großes, daß eine
Lagerhaltung in sämtlichen Transformatoren-
fabriken erforderlich ist. Sie werden auf Be-
stellung vorläufig einzeln hergestellt werden
müssen.
Als Unterspannungen kamen für Einheits-
transformatoren 220 und 380 V in Frage.- Die
Nennspannung von 110 V ist bei Drehstrom
nicht sehr verbreitet und wird immer mehr auf
Spezialbetriebe beschränkt bleiben.
Die Leerlaufspannungen mußten ent-
sprechend höher (231 bzw. 400 V) gewählt
werden, um dem Spannungsabfall im Trans-
formator und im Unterspannungsnetz Rech-
nung zu tragen.
Da für den Parallellauf von Transforma-
toren, abgesehen von anderen Bedingungen,
Gleichheit des Windungsverhältnisses bzw. des
Spannungsverhältnisses bei Leerlauf erforder-
lich ist, mußten die Leerlauf- und nicht die
Vollastspannungen festgelegt werden.
Während bei den Einheitstransformatoren
mit Aluminiumwicklung nur die Hauptreihe
für beide Unterspannungen gewickelt wurde,
sind die Einheitstransformatoren mit Kupfer-
wicklung dahin erweitert, daß Haupt- und Son-
derreihe für 231- und 400-V-Leerlauf- Unter-
spannung gebaut werden. >
Zu $ 4. Zum Parallellauf von Transfor-
matoren ist außer der Gleichheit der
Übersetzung ($ 3) und der Kurzschluß-
spannung ($ 6) auch Übereinstimmung der
chaltgruppe notwendig. Die Oberspan-
nungswicklung der Einheitstransformatoren
wit stets in Stern geschaltet, die Unterspan-
nungswicklung bei 231 in Stern (Schalt-
gruppe A, oder B,), bei 400 V in Ziekzackschal-
tung (Schaltgruppe C, oder D,). Bei Wahl
. Wieklungsseite
dieser Spannungen und Schaltgruppen ergibt
sich der Vorteil, daß bei gleicher Ober-
spannung beide Übersetzungen durch Umschal-
tung der gleichen Unterspannungswicklung
ausgeführt werden können. Bei den Einheits-
transformatoren mit 400 V Unterspannung ist
die nach $ 15 stets herauszuführende Neutrale,
die die Sternspannung von 231 V ergibt, voll
belastbar, während bei den Transformatoren
mit 231 V Drehstromspannung die Neutrale
(133 V Sternspannung) nur gering belastet wer-
den darf.
Es wird beabsichtigt, allmählich allgemein
-zu den Schaltgruppen A, und (C, überzugehen.
Die Schaltgruppe A hat gegenüber B den Vor-
teil, daß auch bei doppelter Transformation
keine Schwierigkeiten beim Parallellauf ein-
treten.. Das mag an dem folgenden Beispiel er-
läutert werden: Es seien drei Sammelschienen
mit verschiedenen Spannungen vorhanden.
Uber Transformatoren mit der bersetzung
nı/n, bzw. n,/n, werden die drei Sammel.
schienen zusammengeschaltet; außerdem soll
ein Transformator zwischen die erste und
dritte Sammelschiene geschaltet werden, der
also die Übersetzung n,/n;, haben muß. Stellt
man nun die Forderung, daß alle Transfor-
matoren des ‚Netzes gleiche Schaltgruppe
besitzen sollen, so ist das nur bei Wahl der
Gruppe A möglich. Sind die ersten beiden
Transformatoren (n,/n, und n,/n,) nach Gruppe
B geschaltet, so muß’der dritte Transformator
die Gruppe A haben. Die Bedingung der glei-
chen Schaltgruppe für alle 3 Transformatoren
ist also dann nicht erfüllbar.
Da die Schaltgruppen B, und D, z. Zt. noch
sehr verbreitet sind, mußten mit Rücksicht auf
Parallellauf mit vorhandenen Transformatoren
vorläufig auch diese Schaltgruppen zugelassen
werden. Es wird jedoch empfohlen, allmählich
zu A, und C, überzugehen.
Es mag hier erwähnt werden, daß die Um-
schaltung einer Oberspannungswicklung für
5000 V von Stern in Dreieck zum Zweck, den -
Einheitstransformator in einem 3000-V- Netz
zu benutzen, nicht ohne besondere Vorsichts-
maßregeln möglich ist. Man muß dabei auf die
Benutzung der Anzapfungen ($ 5) verziehten
und außerdem dafür Sorge tragen, daß die bei
der Dreieckschaltung auftretenden wesentlich
höheren Spannungsdifferenzen zwischen den
Anzapfstellen der drei Schenkel keine Störun-
gen hervorrufen.
Zu $5. Anzapfungen sind in vielen
Fällen aus betriebstechnischen Gründen er-
forderlich. Sie auf der Unterspannungsseite an-
zubringen, ist der. größeren Wicklungsquer-
schnitte und des hohen Prozentsatzes wegen,
den die Spannung einer Windung auf dieser
ausmacht, unzweckmäßig.
Durch die Anzapfungen + 4%, und — 4%, sind
3 Stufen geschaffen, durch die besonderen
Verhältnissen, wie großer Abfall in den Unter-
spannungsleitungen zum Verbrauchsapparat
oder höhere Spannung in der Nähe der Zentrale,
genügend Rechnung getragen werden kann. In
Spezialfällen wird sich empfehlen, einen beson-
deren kleinen Spartransformator auf der Unter-
spannungsseite zwischenzuschalten, von denen
wenige für Netze mit vielen Transformatoren ge-
nügen, wobei der Vorteil der Auswechselbarkeit
der Einheitstransformatoren erhalten bleibt.
Es wird als ein berechtigtes Verlangen an-
gesehen, daß diese normalen Schaltstufen ohne
Abheben des ganzen Deckels betätigt werden
können, wobei es freigestellt bleibt, ob die
Anzapfungen an besonderen Durchführungs-
isolatoren sitzen oder ob sie durch Spezialum-
schalter im Innern von außen betätigt werden.
Diese Stufen können nicht während des Be-
triebes bedient werden; die Öl- und Trennschal-
ter müssen vorher auf der Oberspannungsseite
geöffnet werden und, falls mehrere Transforma-
toren im Netz parallel arbeiten, auch die
Schalter der Unterspannungsseite.
Zu $$ 6, 7, 8. In diesen Paragraphen
sind die technischen Daten für die Einheits-
transformatoren — prozentuale Kurzschluß-
spannungen, prozentuale Wicklungsver-
luste, Eisenverluste in Watt — festgelegt.
Zulässige. Abweichungen von diesen Werten
sind angegeben. Derartige Abweichungen sind
aus rein fabrikatorischen Gründen erforderlich.
Es ist bekannt, daß Maschinen und Transfor-
matoren selbst bei Massenfabrikation in ihren
technischen Daten nie genau übereinstimmen.
Die in den Tabellen angegebenen Werte stellen
bezüglich der Eisen- und Wicklungsverluste ein
‚Optimum dar, daß sich durch Besonderheiten
der Fabrikation um die angegebenen prozen-
tualen Toleranzen verschlechtern kann. Aber
auch diese relativ Bw ichungen setzen
voraus, daß Material (legierte Bleche, Kupfer)
von den Qualitäten zur Verfügung steht, wie
sie in der Vorkriegszeit üblich waren. Treten,
was unter den jetzigen Verhältnissen nicht aus-
geschlossen ist, weitere Verschlechterungen des
578
aktiven Materials ein, so werden die als zu-
lässig festgesetzten Abweichungen von den
Daten der Tabelle nicht genügen.
Die Differenzen der Kurzschlußspannung
(+ 10.% und — 20 %) tragen den Verschie-
denheiten der Fabrikate der verschiedenen
Fabriken und den in der Fabrikation unver-
meidlich auftretenden kleinen Maßdifferenzen
ineden Wieklungen Rechnung. Transforma-
toren mit Leistungen, wie sie bei Einheits-
transformatoren vorkommen, laufen häufig
nicht über Sammelschienen, sondern über Netz-
strecken parallel. Hierbei darf der Unter-
schied der Kurzschlußspannungen bekannt-
lich viel größer sein als bei direktem Parallel-
lauf. — Es mag in Erinnerung gebracht wer-
den, daß man vom Parallellauf bei Trans-
formatoren nur sprechen darf, wenn so-
wohl die Oberspannungsseiten als die
Unterspannungsseiten zweier oder
mehrerer Transformatoren parallel ge-
schaltet sind. Wenn lediglich eine Wick-
lungsseite von Transformatoren parallel und
die andere auf getrennte Netze arbeitet, so
sind ‚keinerlei Vorsichtsmaßregeln bezüglich
der Schaltgruppe, des Übersetzungsverhält-
nisses und der Kurzschlußspannungen erforder-
lich, denn dann ist kein Parallellauf vorhanden.
. Aus technischen Gründen konnten die
Kurzschlußspannungen der Einheitstransfor-
matoren gleicher Übersetzung und ver-
schiedener Leistung nicht überall gleich ge-
wählt werden.* Es ergeben sich aber keine
Schwierigkeiten beim Parallellauf; die größte
Differenz in der Lastaufnahme wird nicht mehr
als ca 5% betragen.
Durch Kurzschlußspannung und Wick-
lungsverlust, der den Spannungsabfall bei in-
duktionsfreier Vollast bedingt, ist die Regu-
lierung des Transformators gegeben. Der all-
gemeine Ausdruck für den Spannungsabfall
eines Transformators ist bekanntlich:
22=70,, 0080.06, Bin rm nl
wenn & den Spannungsabfall beim Phasenver-
schiebungswinkel 9, e,, den Spannungsabfall
bei induktionsfreier Last, e, den rein induk-
tiven Spannungsabfall bedeutet. Zwischen der
Kurzschlußspannung e, und den Spannungsab-
fällen e,, und e, besteht die Beziehung:
“2 208 2
Be 2
Die Formeln 1 und 2 behalten ihre Gültig-
keit, wenn &, e,, €, €, nicht die absoluten,
sondern die prozentualen “ Spannungsabfälle
bedeuten. Die in $ 7 angegebenen Werte der
prozentualen Wicklungsverluste lassen sich in
Watt ausrechnen, wenn man sie auf die Leistung
der betreffenden Transformatoren bezieht. Ein
Transformator. von 100 kVA mit einem pro-
zentualen Wieklungsverlust von 2% hat also
2000 W Wicklungsverlust. Die Werte der pro-
zentualen Spannungsabfälle bei induktions-
freier Vollast sind zahlenmäßig identisch mit
dem prozentualen Wicklungsverlust. Der er-
wähnte 100-kVA-Transformator hat also 2%
induktionsfreien Spannungsabfall.
In den nachstehenden Tabellen ist unter
Verwendung der Daten der $$ 6 und 7 für sämt-
liche Einheitstransformatoren ausgerechnet,
welche Spannungen bei Benutzung der drei
Schaltstufen (Anzapfungen) auf der Unterspan-
nungsseite bei der Nennleistung und verschie-
denen nacheilenden Phasenverschiebungswin-
keln (cos g = 1, 0,8, 0,6, 0) unter der Voraus-
setzung auftreten, daß die Oberspannungen
die normalen Werte haben. Man sieht aus-die-
sen Tabellen, daß sich für alle Belastungsarten
Schaltungen finden lassen, bei denen noch ein
erheblicher Spannungsverlust in den Zuleitun-
sen zu den Verbrauchsapparaten der Unter-
spannungsseite auftreten kann, ohne daß die
Spannungen 220 oder 380 V an der Verbrauchs-
stelle unterschritten werden. — Bei den Trans-
formatoren kommen an den Unterspannungs-
klemmen- zustande:
Hauptreihe Stufe II minimal 220 bzw. i
maximal 226 bzw. :
Hauptreihe Stufe III minimal 229 bzw.
maximal 236 bzw.
Sonderreihe Stufe II minimal 222 bzw.
maximal 227 bzw.
Sonderreihe Stufe III minimal 231 bzw.
maximal 236 bzw.
Die Stufe I (Anzapfung + 4%) wird im
wesentlichen benutzt werden, wenn die Ober-
spannung den normalen Wert übersteigt.
Zu $ 9. Bei der Abnahmeprüfung von
Transformatoren besteht die Unsicherheit,
für welche Übersetzung die garantierten
Verluste und Kurzschlußspannungen gelten
sollen. Es wird festgelegt, daß die in $ 6 und 7
angegebenen Werte gelten, wenn die der höch-
sten Oberspannung entsprechenden Klemmen
benutzt werden. Die Oberspannungswicklung
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 29.
?
22. Juli 1920.
&
muß also beider Messung der Kurzschluß- | tuale Kurzschlußspannung. — Die Daten der
spannung. und des Wicklungsverlustes auf
Stufe I geschaltet sein; es ist dann die gesamte
Wicklung aktiv. Die Messung erfolgt bekannt-
lich in der Weise, daß eine Wicklung kurzge-
schlossen und der anderen der Nennstrom zuge-
führt wird. Die Wattmeterablesungen werden
prozentual auf die Nennleistung umgerechnet
und ergeben den prozentualen Wicklungsver-
lust; die Voltmeterangabe an den Klemmen der
Wicklung, der der Nennstrom zugeführt wird,
wird prozentual. auf die entsprechende Nenn-
spannung umgerechnet und ergibt die prozen-
Wicklungsverluste in $ 7 gelten für den
betriebswarmen Transformator, bezogen auf
20° Raumtemperatur. Es ist vorgeschlagen
worden, die Wicklungsverluste auf die nach den.
Verbandsnormalien zulässige Höchsttemperatur
der Transformatoren zu beziehen. Da aber be-
sonders die Einheitstransformatoren kleinerer
Leistung diese Temperaturen nicht annähernd
erreichen, so würden sich Wirkungsgrade er-
rechnen, die ungünstiger sind, als sie der Trans-
en in irgendeinem Betriebszustand be-
sitzt.
Zahlentafel x :
der Unterspannungen der Einheitstransformatoren bei Vollast und verschiedenen Leistungsfaktoren.
1. Hauptreihe.
Leerlaufs-Unterspannung: 231 V.
a) Oberspannung: 5000, 6000. 10.000 V.
® cay—|l cos @ = 08 cos 9 = 06 co p =
Stufe Stufe Stufe Stufe
kVA I u II =.=T Si IT I I TIL I 12747
) 215 224 233 212 :2:9221 230 213 222 230 216 225 234
10 215 224,..27238 213 221 230 213 222 231 216 225 234
20 216 225 234 215 222 231 213 222 231 216 225 234
30 216 225 234 214 222 231 213 222 23 215 224 233
0 216 226 235 214 223 232 214 223 232 216 225 234
75 217 226 285 210.2,:093 3238 Da 2290.08 216 225: 934
100 217 026 236 24.23 32 214: 2238. 932 215 24 933
2 b) Oberspannung: 15000 V.
) 215 224 233 212 221 230 21 220 229 214 223 232
10 215 224 233 212 221 229 2 220 229 214 223 232
2) 216 225 234 213 222 230 212 21 250 214 223 232
30 216 225 = 234 213 222 230 212 221 230 214 223 232
3. 216 226 235 213 222 231 213 2322 230 214 223 232
75 217 226 235 214 223 231 215 222 231 215 224 233
100 2% 226 236 214 223 232 213 222 231. 215 224 233
II. Hauptreihe.
Leerlaufs-Unterspannung 400 V.
a) Oberspannung: 5000, 6000, 10000 V.
cos pp —= | co8 @ = 0,8 co8 @ = 0,6 co p =
Stufe Stufe . . Stufe E Stufe
kVA I I III I IL LI I II II I II III
5 371 386 402 367 382 398 367 383. ,58987 372 389 404
1V 372 387 403 367 383 398 ‘368 383 398 373 388 404
20 373 388 404 368 334 399 368 384 399 372 389 404
30 373 389 404 369 384, 400 369 384 399 373 388 404
50 374 390 405 369 385 400 369 335 400 372 389 404
75 375 390 406 370 386 401 370 335 401 372 389 404
100 376 391 407 371 336 402 370 336 401 372 389 404
b) Oberspannung: 15000 V. ig
b) 371 336 402 365 381 396 366 381 396 371 386 402
10 572 387 405 366 332 397 366 581 397 371 386 402
20 373 388 404 367 382 397 366 382 397 371 386 402
30 375 389 404 367 383 398 367 382 397 371 386 402
50 574 390 405 368 384 399 368 383 398 371 386 402
75 375 390 406 369 384 400 368 334 399 371 387 402
100 376 391 407 370 385 400 369 384 400 371 387 402
Il. Sonderreihe.
Leerlauf-Unterspannung: 231 V.
a) Oberspannung: 5000, 6009, /10 000 V.
COS.@ = cos p =.0,5 cos po = 0,6 608 9.0
Stufe Stufe Stufe Stufe
kVA I I II il I II I I TI I II Ill
5 216 225 234 214 223 232 214 223 232 216 225 23
10 SA 226 235 214 223 232 214 223 232 216 225 2
15 217 227 236 215 224 232 214 225 232 216 225 23
25 218= 297 236 215 224 233 215 224 25: 216 225 23
37,8 218 227 236 215 224 233 215 224 233 216 226 23
50 218 227 236 216 225 234 215 224 233 DIET 226 23
b) Oberspannung: 15000 V.
5 216 225 234 214 223 231 213 222 231 216 225 234
10 : 217 226 235 214 223 232 214 223 232 2216 225 234
15 217 227 236 214 223 232 214 293 232 216 225 234
25 218 927 236 215 224 232 215 224 233 216 225 234
87,8 218 227 236 215 224 233 215 224 233 216 225 234:
50 218 227 236 215 224 233 215 224 233 216 225 234
IV.Sonderreihe.
> Leerlauf-Unterspannung: 400 V
a) Oberspannung: 5000, 6000, 10 006 Ne
COSIpr IL cos p =.0,8 co8s p = 0,6 COI ==
Stufe Stufe Stufe > Stufe
kVA I I Ill I I III Tl III I 11 III
5 373 389 404 370 385 401 369 385 400 875 390 406
10 374 390 406 370 386 401 370 336 401 374 390 405
15 375 391 406 371 386 402 371 386 402 374 389 405
25 376 392 407 371 387 402 371 386 402 374 389 405
3 7,5 376 392: 408 - 372 388 +03 372 387 405 74 390 405
30 377 392 408 373 388 404 373 383 404° 375 391 406
b) Oberspannung: 15000 V.
5 373 389 404 369 384 400 369 385 400 374 389 405
10 374 390 406 370 385 401 369 385 400 373 389 404
15 375 391 406 370 586 401 370 385 401 373 388 404
25 376 392 407 371 836 402 370 386 401 375 388 404
37,0 376 392 408 372 387 402 371 386 402 373 389 405
50 377 392 408 372 388 405 371 387 402 (374 390 406:
r L ” w
ATIETEN
TE a
Mn Be erD Ale,
Nr
=
r
22. Juli 1920. bo
Die Eisenverluste im Sinne dieses
Paragraphen sind als die Wattaufnahme des
Transformators anzusehen, die entsteht, wenn
der Unterspannungswicklung bei offener Ober-
spannungswicklung die Nennunterspannung
zugeführt wird.
Zu $10. In den Verbandsnormalien ist fest-
gesetzt, daß auf dem Leistungsschild die
Übersetzung des Transformators angegeben ist;
die Übersetzung ist als das Verhältnis der Span-
nungen bei Leerlauf definiert. Bei Berechnung
der Stromstärke ist es zweifelhaft, ob die Span-
nung bei Leerlauf oder Belastung mit der Nenn-
leistung einzusetzen ist. Es wird bestimmt, daß
der Nennstrom oberspannungsseitig aus der
Nennleistung und der höchsten Nennoberspan-
nung (Stufe I), der Nennstrom unterspannungs-
seitig aus der Nennleistung und der Leerlauf-
unterspannung berechnet wird.
Die Angabe der HET bzw. SET mit der
Jahreszahl der Normen für Einheitstransfor-
matoren soll jederzeit die Festlegung ermög-
lichen, daß der Transformator ein Einheits-
transformator ist, welcher Reihe er angehört
und welche Normen beiseiner Herstellung gültig
waren.
Nachstehend sind Beispiele für Schildauf-
schriften je eines Einheitstransformators der
Haupt- und Sonderreihe gegeben:
ass CROD NR BEE
| 10400 kVAL50__]
II 10000|| 400 | —
Il_9600 ex%L__35__]
Ca]
A [2rs 11722] [ASCal
o Br ie
seo 7ER NR gran?
| 10400 kVAL25_]
I 10000|| 400 | — [_50 _]
Il 9600 ex% 34]
[36.1 ]
[139 ] [ASGC]
Zeitweise 50kVA
A
©
®
Zu $ 11b. Wie erwähnt, entsprechen die
Transformatoren der Sonderreihe den früher
als „überlastbar‘ bezeichneten Transformatoren
für die Landwirtschaft. Es war damals üblich,
die Transformatoren mit zwei Nennleistungen
(5/10, 25/50 kVA) zu bezeichnen. Mit der dop-
pelten Nennleistung sollen die Transformato-
ren nur einige Wochen im Jahr beansprucht
werden. Es wird mit Rücksicht auf diese zeit-
lich stark begrenzte hohe Beanspruchung eine
um 10° höhere Temperatur zugelassen als in
den Verbandsnormalien, wobei die doppelte
Leistung 9 bis 12 h lang nach vorausgegan-
gener Dauerlast mit der Grundleistung auftre-
ten darf. Eine Gefahr der Verkürzung der Le-
bensdauer von Isolation und Öl kann dabei als
ausgeschlossen gelten.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Zu $ 12. In den Verbandsnormalien sind
Bestimmungen über die Überlastbarkeit von
Transformatoren getroffen. Außer diesen Be-
stimmungen, die ohne Rücksicht auf die Erwär-
mung gelten, ist hier noch festgesetzt, welche
Überlastungen zulässig sind, ohne daß die in
den Verbandsnormalien festgesetzten Tempe-
raturerhöhungen ‚überschritten werden. —
Die zeitweiligen Überlastungen sind noch zu-
lässig nach einem 10-stündigen Betrieb mit
Halblast. — Die Überlastungsfähigkeit.der
Einheitstransformatoren der Sonderreihe ist
eine besonders hohe, entsprechend den Verhält-
nissen der Betriebe, für die diese Transforma-
toren bestimmt sind. (Siehe zu $ 21.)
Zu $13. Die Richtlinien der Wechselstrom-
Hochspannungsapparate des V.D.E. beziehen
sich nicht auf Transformatoren. Sinngemäß soll
aber die Bestimmung der Serie der Oberspan-'
nungsdurchführungen bei den Einheits-
transformatoren jetzt ebenfalls nach diesen
Richtlinien durchgeführt werden.
Im Sinne des $ 4 der Richtlinien für Hoch-
spannungsapparate ist unter Kurzschlußstrom
nicht der erste beimEinsetzen des Kurzschlusses
auftretende Stromstoß, sondern der Strom im
stationären Zustande des Kurzschlusses ver-
standen. Der Kurzschlußstrom eines Trans-
formators berechnet sich als der Quotient von
100.und der prozentualen Kurzschlußspannung,
multipliziert mit dem Vollaststrom. Ein Ein-
heitstransformator für 100 kVA bei 5000 V hat
also auf der Oberspannungsseite den Kurz-
. 1 3 .
schlußstrom ne . 11,4 = 304A. Bei Einheits-
transformatoren können aufder Oberspannungs-
seite nur Kurzschlußströme unter 1000 A zu-
standekommen; es werden also -die dieser
Stromstärke in $ 5 der Richtlinien, Tabelle I, zu-
geordneten Serien von Durchführungsisola-
toren in Frage kommen.
Zu $ 15. Die Herausführung des Null-
punktes auf der Oberspannungsseite hat bei
Transformatoren bis 100 kVA praktisch keine
Bedeutung. Sie würde eine unnötige Ver-
größerung des Kastens und der Ölmenge im
Gefolge haben. Dagegen wird die unterspan-
nungsseitige Neutrale bei allen Einheitstrans-
formatoren herausgeführt. Voll belastbar ist
diese Neutrale jedoch nur bei 400 V Unter-
spannung (vgl. zu $ 4).
Zu $ 16. Bis 50 Amp sind Eisenbolzen für
die Anschlüsse zugelassen. Dagegen sind
Eisenmuttern nicht gestattet, damit eın Zu-
sammenrosten von Bolzen und Muttern nicht
stattfinden kann. ;
Es ließ sich leider nieht ermöglichen, ein
einheitliches Gewinde für die Anschlußbolzen
in bindender Form vorzuschreiben. Einige Fir-
men haben in ihren Werkstätten metrisches
Gewinde eingeführt, während die überwiegende
Anzahl von Firmen bei Bolzen von vn an
Whitworth-Gewinde benutzten. Die Frage
des einheitlichen Gewindes hat jedoch gerade
bei Transformatoren-Anschlüssen keine sehr
erhebliche Bedeutung.
Bestimmungen über die freie Bolzenlänge
schienen empfehlenswert, damit die Zuleitun-
gen unter allen Umständen bequem angeschlös-
sen werden können.
Heft 29.
579
Zu $ 17. Damit Einheitstransformatoren-
verschiedener Herkunft in der Anlage ohne
weiteres gegeneinander ausgetauscht werden
können, mußte eine Bestimmung über die
Reihenfolge der Ober- und Unterspan-
nungsklemmen und ihre relative Lage fest-
gelegt werden. ;
Zu $ 18. Es wurde als eine nicht zulässige
Ersehwerung der Montage angesehen, wenn
Ausdehnungsgefäße von Transformatoren
bis 100 kVA besonders aufgestellt werden
müssen. Daher wurde die konstruktive Ver-
einigung von Einheitstransformator und Aus-
dehnungsgefäß vorgeschrieben, sofern ein sol-
ches überhaupt mitgeliefert wird.
Zu $ 19. Da Ölstandgläser vielfach
beim Transport abgebrochen werden, sollen sie
an Einheitstransformatoren nicht angebracht,
sondern durch Überlaufschrauben, Hähne oder
Meßstäbe ersetzt werden.
Zu $ 21. Bei Transformatoren, die mit
wechselnder Belastung beansprucht werden, ist
nicht das Ampermeter maßgebend dafür, ob
sie gut ausgenutzt werden, sondern das Ther-
mometer. Das Thermometer ersetzt ein re-
gistrierendes Ampermeter und erspart die
mühselige Auswertung des Registrierbogens.
Denn wesentlich ist nur, daß die Belastung sich
so verteilt, daß die Temperatur nicht die zu-
lässige Grenze überschreitet. Es können aber
mit Rücksicht auf die Temperatur unter Um-
ständen noch höhere Überlastungen zuge-
lassen werden, als sie in $ 11 und 12 angegeben
sind, wenn nämlich vor Eintritt der Über-
lastung der Transformator längere Zeit hin-
durch mit weniger als halber Nennlast im Be-
trieb war; der kalte Transformator verträgt der
hohen Wärmekapazität des Öles wegen außer-
ordentlich hohe Überlastung. Die Berück-
sichtigung dieser Eigenschaft gestattet an vielen
Stellen die Wahl kleinerer Transformatoren-
einheiten, als sie bis jetzt gewählt worden sind.
Am geeignetsten für die thermische Über-
wachung von Öltransformatoren sind Maximal-
thermometer. Es ist daher vorgeschrieben, daß
bei Einheitstransformatoren Thermometer sich
anbringen lassen müssen, die zur Bestimmung
der Öltemperatur während des Betriebes dienen.
Die Einführungsöffnung muß an der Unter-
spannungsseite vorhanden sein; man wird sie
passend als Tasche (unten geschlossenes Rohr)
ausbilden, die einige Zentimeter in das Öl hin-
einragt; in die Tasche wird von außen etwas
Öl hineingegossen. Damit Thermometer ver-
schiedener Konstruktionen eingeführt werden
können, ist vorgeschrieben, daß die lichte Weite
des Rohres nicht unter 12 mm betragen darf.
Zu $ 22. Es ist aus technischen Gründen
nicht statthaft, daß Einheitstransformatoren
ohne Öl stehen oder transportiert werden. Die
Wicklung und Isolation nimmt ohne Öl Feuch-
"tigkeit auf, die sich auch durch nachträgliche
Trocknung nicht restlos entfernen läßt. Außer-
dem wird am Herstellungsort das Öl meistens
im Vakuum in kleinere und mittlere Transfor-
matoren gefüllt, damit keine Lufträume im
Innern der Wicklung zurückbleiben. Am Auf-
stellungsort sind Vakuumöfen im allgemeinen
nicht vorhanden; daher sollen Einheitstrans-
formatoren schon in der Fabrik mit Öl gefüllt
werden.
RECHTSPFLEGE.
Patentschutz in Amerika.
Da der Friedensvertrag von Versailles
von Seiten der Vereinigten Staaten von Nord-
amerika immer noch nicht ratifiziert worden
ist, so herrscht eine erhebliche Unsicherheit
bezüglich der Weiterverfolgung und Ein-
reichung von Patentanmeldungen. Da die
amerikanischen Patentanwälte im Laufe des
Krieges mit den feindlichen Staatsangehörigen
nicht verkehren durften, so sind zahlreiche
amerikanische Anmeldungen infolge Nicht-
beantwortung eines Bescheides oder wegen
_
Niehtzahlung der Schlußtaxe verfallen. Trotz-
dem offiziell noch kein Friedenszustand be-
steht, ist es den amerikanischen Anwälten
jetzt wieder gestattet, mit den bisher feindlichen
Staatsangehörigen zu verkehren. Das Patent-
amt setzt auch die Prüfung der Anmeldungen
feindlicher Ausländer bereits fort und nimmt
Br eR® auf Wiedereinsetzung von verfallenen
Anmeldungen entgegen.
Die Frage, bis zu welchem Termin An-
träge auf Wiedereinsetzung gestellt und An-
meldungen mit der Priorität aus den Kriegs-
jahren eingereicht werden können, ist noch un-
eklärt. Man scheint aber in Amerika den
tandpunkt zu vertreten, daß hierfür der
10. I. 1921 bzw. der 10. VII. 1920 nicht in
Frage kommt. Dem Repräsentanten-Hause
ist nämlich am 19. IV. 1920 eine Bill zuge-
gangen, in der folgende Bestimmungen vor-
gesehen sind:
1. Prioritätsrechte, die am 1. VIII. 1914
noch nicht abgelaufen waren, und die seit
diesem Tage entstanden sind, können inner-
halb 6 Monaten, gerechnet von der Annahme
der Bill, geltend gemacht werden. _Vorbe-
dingung ist, daß mit dem Lande, dem der
Anmelder angehört, Gegenseitigkeit besteht.
Auf Grund einer solchen Anmeldung dürfen
aber Ansprüche gegen die Regierung der
Vereinigten Staaten nicht geltend gemacht
werden. Amerikanische Bürger, die in gutem
Glauben bereits im Besitz von Patenten oder
Anmeldungen waren, dürfen in ihren Rechten
nicht gestört werden.
2. Gebühren und Verfügungserledigungen,
für welche die Frist am 1. VIII. 1914 noch
nicht abgelaufen war, oder die nach diesem
Zeitpunkt fällig wurden, können im Laufe
eines Jahres nach Annahme der Bill bei dem
Patentamt eingereicht werden, ohne daß ein
Zuschlag zu den Gebühren nötig ist. Auch für
diese Vergünstigung ist rg en Be-
dingung. Interferenceverfahren, bei denen
die endgültige mündliche Verhandlung bereits
stattgefunden hat, werden nicht wieder auf-
genommen.
3. Durch die nachträgliche Anmeldung
wird das Recht eines amerikanischen Bürgers
nieht beeinträchtigt, die etwa von ihm bereits
in Benutzung genommene Erfindung weiter
zu benutzen.
4. Anmeldungen, die seit dem 1. VIII,
1914 eingereicht und nur von dem amerika-
nischen Patentanwalt ausgefertigt worden
sind, sollen als rechtsgültige Unterlagen be-
trachtet werden, sofern im Laufe eines Jahres
von dem Erfinder unterzeichnete Unterlagen
nachgereicht werden.
5. Während das amerikanische Patent-
amt z. Zt. solche Eide, die von der spanischen
Botschaft legalisiert sind, zurückweist, und
einen neuen, vor einem amerikanischen Konsul
abgelegten Eid verlangt, ist in der Bill be-
stimmt, daß Eide, die vor Vertretern der-
jenigen Regierung vollzogen sind, welche die
amerikanischen Interessen vertrat, als gültig
zu betrachten seien. Z. Zt. befindet sich noch
kein amerikanischer Konsul oder ein anderer
zur Abnahme von Eiden berechtigter Beamter
der Vereinigten Staaten in Deutschland. Die
amerikanische Militärmission ist zum Legali-
sieren der Eide nicht berechtigt. Da die
spanische Botschaft verhältnismäßig hohe Ge-
bühren für die Legalisierung verlangt, emp-
fiehlt es sich bis auf weiteres, bei Neuanmel-
dungen die Unterlagen einfach zu unter-
schreiben und den Eid später vor einem ameri-
kanischen Konsul nachzuholen.
Patentanwalt Geisler.
Gewerblicher Rechtsschutz im In- und Auslande.
Einer Bekanntmachung des Reichspatent-
amtes zufolge ist gemäß Entschließung der,
Ausschüsse für Schutzdauerverlängerung
bei Patenten (für Zusatzpatente sind besondere
580
Elektrotechnische Zeitschriitt. 1920. Heit 29
Verlängerungsanträge erforderlich) und Ge-
brauchsmustern, dıe zur Zeit des Inkraft-
tretens des Gesetzes, betreffend eine ver-
längerte Schutzdauer usw., vom 27. IV. 19201)
erloschen sind, die Frist zur Einreichung der
Anträge auf Verlängerung der Schutzdauer
bereits am 13. VII. 1920 abgelaufen. Für die
Berechnung der sechsmonatigen Frist wird
Entsprechendes zu gelten haben. —
Nach der ‚‚Ind.- u. Hand.-7Ztg.“ haben
9 Verbandsstaaten der Internationalen Union
zum Schutz des gewerblichen Eigentums, u.zw.
Deutschland, Frankreich, die Niederlande, Po-
len, Portugal, Schweden, die Schweiz, die
Tschechoslowakei und Tunis, ein Abkommen
zur Wahrung und Wiederherstellung
der von dem Kriege in Mitleidenschaft
;ezogenen Päatent-, Muster- und Mar-
enrechte unterzeichnet. —
Schweden hat die Jahrestaxen für
Patente erheblich erhöht. Außer der Anmelde-
gebühr ist eine Ausfertigungsgebühr von 50 Kr
und 10 Kr für Stempel innerhalb zweier Monate
nach Bekanntmachung zu zahlen. Die Ge-
bühr für das 2. u. 3. Jahr beträgt 40 Kr, für
das 4. u. 5. Jahr 60 Kr, steigend bis zu 300 Kr
im 14. und 15. Jahr. —
Es wird beabsichtigt, für den Freistaat
Danzig ein besonderes Patentamt einzu-
richten. —
In Estland können Patente erworben
werden. Die erteilende Behörde ist die Patent-
abteilung des Handelsministeriumsin Reval. —
In Jugoslawien befindet sich ein Gesetz
zum Schutz des gewerblichen Eigentums in
Vorbereitung.
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus_dem Leserkreise erbeten.)
Hochschulnachrichten. Der ehemalige Di-
rektor des Physikalischen Staatslaboratoriums
in Hamburg, Prof. Dr. A. Voller, ist am 8. Juli
im 78. Lebensjahre gestorben. — Der Privat-
dozent Dr. O. Föppl, Aachen, ist als o. Prof.
für Mechanik an die Technische Hochschule
Braunschweig berufen worden.
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er-
messen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.)
Elektrischer Betrieb der deutsch-österreichischen
Staatsbahnen.
Auf die Erwiderung des Herrn TRAUT-
VETTER auf S. 383 der „ETZ‘ 1920 muß ich
wie folgt zurückkommen. Es ist sehr zu be-
grüßen, daß die preußisch-hessische Eisen-
bahnverwaltung, entsprechend meinen früheren
. Vorschlägen, von dem bisherigen, starren
Grundsatze der Verwendung des nieder-
periodigen Wechselstromes abzugehen willens
ıst, Jch bin in meinem Vortrage für den Dreh-
strom nicht eingetreten. Gleichwohl erachte
ich ihn für den Bahnbetrieb als eine der vor-
teilhaftesten Bahnstromarten. Bis auf den
Nachteil der zweipoligen Fahrleitung, dem ich
kein allzu großes Gewicht beilege, lassen sich
meines Erachtens alle von mir angeführten
Bedingungen, auch die Bedingung des verlust-
losen Anfahrens, die unter Umständen wegen
des anzustrebenden maximalen Arbeits-
wirkungsgrades der Bahnanlage sehr wichtig
ist, und die ich auf $. 382 der „ETZ“ anzu-
führen vergessen habe, vielleicht in nicht allzu
unvorteilhafter Weise erfüllen. Der Erfinder-
tätigkeit würde, zum Wohle des technisch-
wirtschaftlichen Fortschrittes, bei der Ent-
scheidung für den Drehstrombetrieb ein aus-
edehnteres und verheißungsvolleres Feld der
Wirksamkait eingeräumt werden als bei der
Entscheidung für den einphasigen Wechsel-
strom. Auch scheint mir, die restlos befrie-
digende Lösung der Frage der gleichmäßigen
Belastung aller Drehstromphasen zur zwei-
holigen ahrleitung hinzudrängen. Die von
er preußisch-hessischen Eisenbahnverwaltung
gegenwärtig geplanten Triebfahrzeuge mit
asynchronen Käfigankermotoren für 50-peri-
odıgen Einphasenstrom in Verbindung mit dem
Flüssigkeitsgetriebe lassen Zweifel über die
Vorteilhaftigkeit des eingeschlagenen Weges
auftauchen. Wie dürfte es mit dem Arbeits-
wirkungsgrad der Bahnanlage bestellt sein,
über dem noch geheimnisvolles Dunkel
schwebt ?
1) Vgl. „ETZ* 1920, 8. 477
Auf S. 80 der „ETZ“ 1920 ist ein Bericht
über die neueste preußisch-hessische Einheits-
lokomotive enthalten, der besagt, daß diese
gekennzeichnet ist durch Triebachsen, von
denen jede mittels Zahnrädern von einem
Motor angetrieben wird. Der „ETZ‘“ konnte
man aber schon früher entnehmen, daß die
allerneueste preußisch-hessische Einheits-
lokomotive ganz anders geartet ist. Wenn es
jedem überlassen bleibt, „nach eigener Fasson
selig zu werden‘, dann mag es nicht ausge-
schlossen sein, daß die österreichische und viel-
leicht auch die reichsdeutsche Elektrizitäts-
wirtschaft ‚‚seliger‘‘ werden könnte, wenn man
sich für die zweipolige Fahrleitung entscheidet.
Ich meine, daß diese ganz ernstlich in Er-
wägung gezogen werden sollte, obzwar mir
selbst die einpolige Fahrleitung sympathischer
wäre. Es ist immer vorteilhafter, sich über die
Arbeiten anderer auf dem Laufenden zu
halten. Man kann dann auch lernen, wie man
etwas nicht machen soll. Wenn die Versuche
mit der allerneuesten Einheitslokomotive er-
geben sollten, daß diese Lokomotive nach-
ahmenswert ist, dann dürfte sie nachgeahmt
werden.
Daß die erheblichen Belastungsschwan-
kungen in Bahnkraftanlagen besondere Strom-
kreise erforderlich machen sollen, trifft nicht
zu. Wir brauchen nur auf Flüssigkeitsanlasser
und den gegenwärtigen Stand der Regulier-
technik zu verweisen. Die Stromrückge-
winnung bei Drehstrombetrieb dürfte in Öster-
reich, nicht aber in Deutschland von nicht
unwesentlichem Nutzen sein. Es würde mich
befriedigen, wenn meine Pläne auch von’ an-
deren, berufeneren Fachmännern und auch
auf anderen als auf den von mir vorgeschla-
genen Wegen verwirklicht würden. Den bis-
herigen Erörterungen über meine Pläne habe
ich entnehmen müssen, daß die von mir vor-
ee Wege von meinen verschie-
enen, sachlichen Gegnern eine verschiedene
Auffassung erfahren haben.
Wien, 26. V. 1920. Wilhelm Wittek.
Verbesserung des Leistungsfaktors bei Wechsel-
strombahnen.
In dem Aufsatz.von J. KOSZISER „ETZ‘“
1920, 8. 327, ist auf die Patentschrift 201629
vom 15. III. 1908, welche eine „Einriehtung
zur selbsttätigen Einstellung der Phasen-
verschiebung in Wechselstromnetzen in Ab-
hängigkeit von der Netzstromstärke‘‘ betrifft,
nicht Bezug genommen. Dieses Patent,
welehes der gemeinsamen Tätigkeit von Herrn
Osnos und mir entstammt, hat bereits den
von Herrn KOSZISEK beschriebenen °Kom-
mutator-Phasenschieber für Einphasenstrom
zum Gegenstand.
Baden (Aargau), 2. VI. 1920.
J. Jonas.
LITERATUR.
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher.
Elektrotechnische Bezugsquellenfür Werk-
statt und Kontor. Nachweisung leistungs-
fähiger Lieferanten des Elektrizitätsgewerbes und
verwandter Geschäftszweige. 144 S. in 80, Ver-
lag von L. Banzhaff, Berlin 1920. Preis 10 M.
DiePrivateisenbahnenin Bayern, Eine Betrach-
tung nach der geschichtlichen, technischen und
wirtschaftlichen Seite, Von Baurat Th. Lechner.
Mit 1 Titelbild und 100 Textabb. Viund 232 S,
in 80. Verlag von R. Oldenbourg, München und
Berlin 1920. Preis geb. 25 M.
ae
KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Jubiläen. — Die 1894 von der Allgemeinen
Elektrieitäts-Gesellschaft gegründete A. G.
Straßenbahn und Elektrizitätswerk
Altenburghatzu ihrem 25jährigen Jubiläum
(1. Juli) eine Denkschrift herausgegeben,
derzufolge das Unternehmen im Laute seiner
Tätigkeit die Jahreseinnahme aus Licht, Kraft
und Zählermieten von 24 843 M in 1895/96
auf 1,13 Mill. M in 1919/20 und aus dem
Bahnbetrieb bzw. von 69 900 auf 0,17 Mill. M
steigern und im Durchschnitt 6,7 % Dividende
verteilen konnte. Die von ihm ins Leben ge-
rufene Überlandzentrale.-,,Altenburger Land!
kraftwerke‘ versorgt jetzt} 100 Ortschaften
und 2 Städte mit elektrischer Arbeit.
22. Juli 1920.
a nn
Außenhandel mit Metallen usw. — Die
Vollversammlung des Metallwirtschafts-
bundes hat beschlossen, die Ausfuhr aller
aus deutscher Bergwerksproduktion stammen-
den Reinmetalle bis zu 50% der Erzeugung
vom Mai, Juni, Juli und August 1920 den
deutschen Hüttenwerken zu gestatten. Die
Einfuhr von Rohmetallen ist erlaubt, in-
sofern der zu bezahlende Preis nicht über dem
maßgebenden Weltmarktpreis liegt. Halb-
fabrikate dürfen in all den Fällen anstands-
los exportiert werden, wo der Ausfuhrpreis
nicht niedriger ist als der Inlandpreis. Näheres,
auch über Altmetalle usw., im ‚„Reichsanz.“
1920. Nr. 151272
Verzollung in den V. S. Amerika. — Nach
Mitteilung des Deutsch-Amerikanischen Wirt-
schaftsverbandes, Berlin, ist gemäß Entscheidung
des Schatzamtes in Washington als Umrech-
nungskurs.für die Verzollung bis zum Ok-
tober eine feste Parität von 2,75 ets/M an-
zusetzen. Damit steht der Wert des Dollars bis
Oktober mit 36,36 M fest.
Aus der Geschäftswelt.e. — Ausland.
Unter der Firma „Compania Hispano-
Americana de Electricidad‘ ist nunmehr,
wie die „Ind. u. Hand.-Ztg.‘ mitteilt, das neue
spanische Aktienunternehmen gegründet wor-
den, in das die Deutsch- Überseeische
Elektrieitäts- Gesellschaft übergeht. Das
Kapital beträgt 120 Mill. Pes.
Warenmarkt. — Metallpreise. Die No-
tierungen der Vereinigung für die deutsche
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission
des Berliner Metallbörsenvorstandes (letztere
verstehen sich ab Lager in Deutschland) lauten
in M/100 kg:
Metall 16. VII, | 13: VI.
Elektrolytkupfer {wire
bars), prompt, cif Hamburg,
Bremen, Rotterdam . 5 1672 1623
Raffinadekupfer99/99,3%, |1100—1125| 1100
Originalhüttenweichblei . 475 475
Originalhüttenrohzink,
Preis im freien Verkehr . 625 620
Plattenzink (remelted) von
. handelsübl. Beschaffenheit 430 420
Originalhüttenaluminium ;
98/99°%/yin gekerbt.Blöckchen 2200 12200—2300
dsgl. in Walz- oder Draht-
barren -..,, „un ame 2600 2600 _
Zinn,Banka-,Straits-‚Billiton- |4200—4300|4100—2400
Hüttenzinn, mind. 99 0/ N — —
Reinnickel 98/99, . . 13690—3800/3600— 3800
Antimon-Regulus. . . 725 725
: 725
Silber in Barren ca. 900 fein 870 M/kg fein.
An der Londoner Metallbörse wurden
nach ‚Mining Journal‘ am 9. VII. 1920 für
l ton (1016 kg) notiert: er
SOooo0o0o090 2
N Siars
*Kupfer: best selected . 108 O0 O0 bis105 0
ser, electrolyt. . 16 0 0 „110 0
= wire bars. .. 18 0 0 „1l0 0
i = standard, Kasse 89 15 0 „ % 0
Ba: » .8Mon. 925 0, 9210
Zinn: standard, Kasse. . 258 10 0 „239 0
= r 3 Mon. 263 10 0 „ 264 0
antrat een 27600 70 230 0
Blei: span.oder nichtengl.
Weichblei. ... 3315 0 „ 3510 0
». gew. engl. Bloeckblei 365 00, — — —
Zink: gew. Sorten. ... 200, 310 0
n„ remelted...... ‚400, — —- —
»„ engl Swanse .. 3100, — — —
Antimon: engl. Reg. .. 60/63 £ net.
Aluminium: 98 bis 99%, 165 £ (Inland);
\ 185 £ (Export).
Nickel: 98 bis 990%), gar. 230 £ (In- u. Ausland).
Quecksilber: nom. für
die 75 lbs.-Flasche. .. 20£ bis 20 £10a.
Platin: je Unze nom... . 360 ®.
Für den 15. VII. 1920 verzeichnete der‘ „Berl.
Börs.-Cour.‘“ ‚folgende Preise in £/t: Kupfer,
Kasse 90,37; desgl. 3 Mon. 92,37; Elektrolyt
106 bis 111; best selected 103 bis -105; Zink
41,00 bis 42,50; Zinn, Kasse 265,87; desgl.
3 Mon. 271,75; Blei 34,00 bis 35,50. In New
York stellte sich am gleichen Tage Elektrolyt-
kupfer loko auf 19 ets/lb.
* Netto.
Bezugsquellennachweis.
Frage 22. Wer liefert Akkumulatoren,
deren Elektroden als Teller oder Schüsseln aus
gebildet sind ? 1
Abschluß des Heftes: 17. Juli 1920.
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin,
)
2 681
Elektrotechnische Zeitschrift
| (Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/4.
41. Jahrgang.
26. Jahresversammlung ds VDE.
Wir machen hierdurch unsere Leser auf
die Mitteilungen des Verbandes Deutscher
Elektrotechniker (S 595) über seine in der
Zeit vom 23. bis 27. September in Hannover
stattfindende 26. Jahresversammlung auf-
merksam. Die ‚Schriftleitung.
Über die Arbeitsweise und Beanspruchung
von Gleichstrom - Hochspannungsmaschinen
beim Betrieb von Funkensendern!),
Von Karl Willy Wagner.
(Mitteilung a. d. Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.)
Übersicht. Der Durchschlag einer Gleich-
strommaschine fir 10000 V beim Betrieb mit einem
Funkensender mit rotierender Funkenstrecke gab
den Anlaß, die Betriebsvorgänge in einer derartigen
Anordnung theoretisch und experimentell’ zu unter-
‚suchen. ' Es ergab sich, daß die Isolation der Ma-
schine durch Resonanzerscheinungen, Wanderwellen
und dur die Vorgänge beim Unterbrechen des
Sendens Beansprucht wird. Durch zwei in der Ar-
beit angegebene Schutzschaltungen lassen sich die
Resonanzüberspannungen ganz beseitigen, die Aus-
‚schaltüberspannungen wesentlich herabmindern und
die Wanderwellen kräftig dämpfen.
I. Gegenstand der Untersuchung.
— 1. Beschreibung der Anordnung,
Gleichstrom - Hochspannungsmaschinen
sind zum Betriebe von Funkensendern in der
drahtlosen Telegraphie schon frühzeitig vorge-
schlagen worden?). Eine sehr bekannte Anord-
nung ist die von Marconiin seinen transatlan-
tischen Stationen Clifden und Glace Bay zu-
erst verwendete (Abb. 1)®). Eine Gleichstrom-
Abb. 1. Gleichstrom-Hochspannungsmaschine und Funken-
sender in der Anordnung nach Marconi.
maschine G lädt über Drosseln D einen Kon-
densator K. Dieser wird durch die Funken-
strecke F periodisch über eine Induktionsspule
L entladen. Die Entladung hat die Form einer
gedämpften Schwingung. Diese überträgt sich
durch die mit L magnetisch gekoppelte Spule
L, auf den Strahlerkreis. ;
Die Entladung im Kreise KL setzt ein,
sobald der Raum zwischen den feststehenden
Elektroden F, und F, dureh einen Zahn des
") Diese Arbeit ist im Herbst und Winter 1915 ausge-
führt worden, kann aber erst jetzt veröffentlicht w+rden.
% H. Th. Simon und M. Reich, Über die Erzeu-
gung hochfrequenter Wechse!ströme und ihre Verwendung
u eäipten Telegraphie; „Phys. Zeitsehrift” 4, 1988,
2 » Zenneck. Lehrhuch der drahtl Tel
phie, Art. 118, Abb. 256, B. 246 (2. Auflage 1918) Bra
Berlin, 29. Juli 1920.
Rades R zum größten Teil überbrückt worden
ist, - Die Entladungsfolge ist daher durch die
Umdrehungsgeschwindigkeit des Zahnrades R
bestimmt. Die Telegraphierzeichen werden
durch die in der. Abbildung gezeichnete
Taste gegeben. Da sich gezeigt hat, daß
die Maschine bei diesem Betriebe starken
Überspannungen ausgesetzt ist und dabei leicht
durchschlägt, hat Marconi ihr eine Hochspan-
nungsbatterie B parallelgeschaltet; sie hält die
Spannung an den Maschinenklemmen zwang-
läufig konstant.
Später hat Marconi die Akkumulatoren-
batterie, deren Betrieb und Instandhaltung
sehr umständlich und kostspielig ist, wegge-
lassen und die auf die Maschine entfallende
Überspannung dadurch in mäßigen Grenzen
gehalten, . daß er die Maschineninduktivität
durch Kompensationswindungen möglichst ver-
kleinert hat.
Abb. 2 zeigt eine Anordnung, die von
E. v. Lepelin der Großstation Königswuster-
hausen eingerichtet worden ist und dort eine
Abb. 2. Gleichstrom-Hochspannungsmasehina und Funken-
sender in der Anordnung nach v. Lepel.
Zeitlang benutzt wurde.‘ Sie unterscheidet sich
von der Marconischaltung hauptsächlich da-
durch, daß in dem Schwingungskreis ein zwei-
ter Kondensator K, verwendet wird, der mit
einem Drehumschalter UU, verbunden ist.
Dieser ist zugleich als Funkenstrecke ausgebil-
det; außerdem ist in dem Kreise noch eine fest-
stehende Löschfunkenstrecke verwendet. In
der gezeichneten Lage des Umschalters sprechen
die Funkenstrecken an, und der vorher aus der
Maschine geladene Kondensator K entlädt sich
über Fin den Kondensator K,. Das geschieht
in Form einer gedämpften Entladeschwingung;
ihre Energie überträgt sich auf den mit L
magnetisch gekoppelten (in Abb. 2 nicht ge-
zeichneten) Strahlerkreis. Die Entladeschwin-
gung ist: beendet, sobald die beiden Kondensa-
toren K und K, die gleiche Spannung angenom-
men haben. Dann bleibt der Schwingungskreis
stromlos, bis der Drehumschalter eine halbe
Umdrehung zurückgelegt hat. Jetzt wird der
Kondensator K, dadurch, daß die Funkenstrek-
ken erneut ansprechen, mit verkehrter Polarität
in den Schwingungskreis geschaltet. Eine neue
Entladeschwingung setzt ein, die abermals den
Spannungsausgleich zwischen K und K, be-
wirkt. Die Entladungsfolge ist durch die Um-
drehungsgeschwindigkeit des Umschalters be-
stimmt. In der Zeit zwischen zwei Entladungen
wird jedesmal der Kondensator K aus der
Stromquelle wieder aufgeladen und ihm die La-
dung ersetzt, die er vorher beim Ausgleich mit
K, verloren hat.
Zum Telegraphieren dient die Taste T'; ihr
ist ein Kondensator O, parallel geschaltet, der
den Unterbrechungsfunken verkleinern soll.
Ein kleiner Widerstand vor dem Kondensator
Heft 30.
veıhindert, daß beim Betätigen der Taste im
Kreise T C,„ hochfrequente Entladeschwin-
gungen mit großer Stromstärke auftreten, die
die Tastkontakte verschmoren würden.
Die Kapazität C stellt entweder einen
Schutzkondensator dar, oder, falls ein solcher
nicht vorhanden ist, die Eigenkapazität der
Ankerwicklung.
Die beschriebene Anordnung v.Lepels hat
gegenüber der von Marconi den Voiteil, daß
der Funke von selbst erlischt, sobald der La-
dungsausgleich beendet ist; während bei Mar-
coni die Gefahr besteht, daß sich in der. Funken-
strecke ein Gleichstromlichtbogen bildet,
2. Anlaß und Ziel der Untersuchung,
Zum Betriebe der Anordnung nach Abb. 9,
ist in Königswusterhausen die der Physikalisch-
Technischen Reichsanstalt gehörige Gleich-
strommaschine für 10.000 V!) verwendet wor-
den, nachdem eine andere Hochspannungs-
gleichstrommaschine dort durchgeschlagen war.
Auch die Maschine der Reichsanstalt schlug im
Herbst 1915 nach ganz kurzer Betriebszeit
durch. Eine besondere Schutzkapazität C war
dabei nicht benutzt worden. Dieser Vorgang
gab den Herren Lindemann, Rogowski und dem
Verfasser den Anlaß, den vermutlichen Ursa-
chen des Durchschlags nachzugehen. Der Ver-
fasser stand zunächst unter dem Eindruck, daß
Wanderwellenschwingungen., die duıch die Ent-
ladung im Schwingungskıreis in dem aus den
Drosseln D und der Maschinenwicklung be-
stehenden Kreise angeregt werden, die Ursache
waren. Herr Rogowski machte auf eine
zweite Gefahrenquelle aufmerksam: Wenn
die Frequenz» der Entladungsfolge ‘oder eine
ihrer Oberfrequenzen übereinstimmt mit der
Eigenfrequenz des elektrischen Schwingungs-
kreises aus Maschineninduktivität und Kon-
densator C, so können an den Maschinen-
klemmen hohe Resonanzüberspannungen
auftreten. Um ein Urteil über die prak-
tische . Bedeutung der verschiedenen Ge-
fahrenquellen zu gewinnen, war es nötig, die
Arbeitsvorgänge in der fraglichen Anordnung
etwas genauer zu verfolgen. Herr Rogowski hat
das in der Weise durchgeführt, daß er die Diffe-
rentialgleichungen der Anordnung aufstellt und
ihre Lösung unter den hier vorliegenden Neben-
bedingungen gewinnt. Er wird darüber beson-
ders berichten. Ich habe versucht, mir durch
einige einfache physikalische Überlegungen
Klarheit über die Hauptpunkte des Arbeitsvor-
ganges zu verschaffen und bin dabei zu densel-
ben Ergebnissen gelangt. Die Rechnung hat
gezeigt, daß es allerdings nicht der vorher
genannte Kreis ist, der im Resonanzfall zu
hoher Spannung an den Ma:schinenklemmen
führt, sondern daß die Anregung in einer
Eigenfrequenz des gesamten Ladestromkreises
geschehen muß, der die Maschineninduktivi-
tät und die Induktivität der Vorschaltdrossel,
sowie die Kapazitäten der Maschine und des
Hauptkondensators enthält. Hiervon handeln
die Abschnitte 8 und 5 des zweiten Teils dieser
Arbeit. Daran schließen sich einige Be-
reehnungen über die beim Unterbrechen des
Kreises (beim Telegraphieren) auftretenden
Überspannungen.
Durch Rechnen allein läßt sich der Verlauf
der Erscheinungen, namentlich im Falle der
1) Beschrieben von W. Linke in der „ETZ“ 1915,
8. 549.
4
682 Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 30. 29. Juli 1920.
Da nun ferner die Gleichspannung E nach der
hier durchgeführten Konstruktion genau in der
‚Mitte zwischen V, und Y,„ liegt, muß
rn =0bE, Meine
periode abreißen. Die Dauer T des Ausgleichs
beträgt nur wenige Perioden der hochfrequen-
ten Schwingung und ist im Vergleich zu denim
folgenden betrachteten langsamen Vorgängen
als verschwindend klein anzusehen. .
b) Die Ladung des festen Kondensators.
von der Spannung P%, auf V.
Die Ladung des Kondensators aus der Ma-
schine über die Drosseln D ist eine schwingende.
Der Schwingungskreis besteht aus derKapazität
K und der Induktivität 7,+Z, des Ankers und
der Drosseln. Die Kapazität O kann beim Lade-
vorgang ihrer Kleinheit wegen zunächst außer
Betracht bleiben. Es handelt sich um eine sehr
langsame Schwingung. Die Kapazität K sei
beispielsweise zu 1/3 wF angenommen; die In-
Resonanz mit einer der Oberfrequenzen im ein-
zelnen schwer übersehen. Es erschien mir daher
nützlich; die Vorgänge auch experimentell mit-
tels des Oszillographs zu untersuchen. Diese
Versuche dienten ferner auch der Erforschung
der elektrischen Vorgänge beim Einsetzen
und beim Aufhören eines Zeichens beim
Schließen und Öffnen der Taste (also beim wirk-
lichen Telegraphieren). Die Versuche sind in
einer der wirklichen Anordnung nachgebildeten
Laboratoriumsschaltung ausgeführt worden.
Über ihre Hauptergebnisse ist im dritten Teil
dieser Arbeit berichtet. Sie haben u. a. gezeigt,
daß die Maschine durch den Ausschaltvorgang
beim Öffnen der Taste am stärksten gefährdet
wird, sofern man nicht den Tastkondensator C,
sein.
_ . Im betrachteten Falle war E = 8000 \V,
woraus sich
Y. =4000 Volt, 9a = 12000 Volt
ergibt!). I
Die Einsatzspannung der Funkenstrecken ist
gleich
Vr,tWhe=2E.
Der Ladestrom I und die Kondensator-
spannung V verlaufengemäß dem Ausgeführten
größer macht als den Hauptkondensator K.
Die Versuche gaben die Anregung dazu,
zwei verschiedene neue Schutzschaltungen aus-
zubilden, durch deren Anwendung die Reso-
nanz- und Ausschalt-Überspannungen wesent-
lich herabgesetzt werden, und die zugleich auch
die Wanderwellenschwingungen dämpfen.
II. Theorie.
3 Kurze Beschreibung des Arbeitsvorganges.
a) Die hochfrequente Entladeschwin-
B5 gung. =
Es sei V, die Spannung am Kondensator K
vor dem Einsetzen des Entladefunkens, V, die
Spannung beider Kondensatoren nach beende-
tem Ladungsausgleich. Dann muß, sofern der
Kondensator K, während einer halben Um-
drehung des Drehschalters keine Ladung infolge
von Isolationsfehlern verliert, die Spannung
von K, beim Einsetzen der neuen Entladung
mit —V, in Rechnung gesetzt werden. Der
Ausgleich geht bei der hohen Frequenz des
Schwingungskreises so schnell vor sich, daß in
dieser kurzen Zeit dem Kondensator K keine
nennenswerte Rlektrizitätsmenge aus derS$trom-
quelle zugeführt wird. Die Gesamtmenge vor"
und nach dem Ausgleich muß also gleich groß
sein. Nun ist vor dem Ausgleich die Ladung
von K gleich K V„. die Ladung von K, gleich
—K,V.. mithin die Gesamtladung KV,
—KıV,.. Nach beendetem Ausgleich ist die
Gesamtladung
(EK+&,) Ve.
Folglich ist
KV —KVe=(K+K)V,
; K
oder leere ET (1
In der v. Lepelschen Anordnung war K = K,,
d. h.
1
V. —_ Sr 1 . (la
Die Anordnung Marconis ist in gewissem Sinne
einer v, Lepelschen Anordnung mit K, =»
gleichwertig; dies ergibt
Ve (1b
Für die Anordnung nach v. Lepel, die im
folgenden vorausgesetzt ist, zeigt Abb. 3 den
Abb. 3 Verlauf der Spannungen an "den Kondensatoren
während der Entladung.
ak Eupr Te
Verlauf der Spannungen an den Kondensatoren
während der Entladung. Dabei ist ein solcher
Kopplungsgrad zwischen dem Sehwingungskreis
und dem Strahlerkreis angenommen, daß in
dem System gekoppelte Schwingungen ent-
stehen, die durch die Wirkung der Löschfunken-
strecke nach der ersten halben Schwebungs-
duktivitäten seien
L,=24 Henry, L,=36 Henry,
somit Lı+ L;= 60 Henry.
Hieraus ewgibt sich die Schwingtungsfrequenz
im Ladekreis
ya Se
he mnVlKu+o)”
(2
Da der Kondensator durch den Drehumschalter
250-mal in der Sekunde entladen wird, besteht
der Ladevorgang nur aus einem kleinen Teil der
Periode der Ladeschwingung?). Durch die fol-
gende Überlegung läßt sich feststellen, welcher
Teil das ist.
' In Abb. 4 sind die Kurven des Stromes I
und der Kondensatorspannung Y der Lade-
schwingung dargestellt. DieDämpfung spielt für
Abb. 4. Ladeschwingung. „Nur der zwischen den Zeiten
tı und t, liegende Teil der Kurven wird tatsächlich
durchlaufen. i
die hier durchzuführenden Betrachtungen keine
Rolle und ist daher vernachlässigt. Der Lade-
strom eilt der Spahnung in der Phase um 90°
voraus. Die Spannung schwingt um den Mittel-
wert E, der gleich der EMK der Gleichstrom-
maschine ist.
Von der gesamten Schwingung wird wäh-
rend einer Ladeperiode nur der zwischen den
Ordinaten und t, liegende Teil wirklich durch-
laufen. Da die Entladezeit im Vergleich zur
Ladezeit verschwindend kurz ist, schließen
sich die Ladeperioden praktisch unmittelbar
aneinander an. Der Strom Jy, am.Anfang t,
einer Ladeperiode muß gleich dem Strom I
am Ende t, der unmittelbar vorhergegangenen
Ladeperiode sein, weil die Induktivität +,
plötzliche Stromänderungen nicht zuläßt. Das
heißt, die Ordinaten i, und t, müssen symme-
trisch zur Ordinate i„ des Strommaximums
liegen. Die Schwingungsamplitude endlich er-
gibt sich aus der Bedingung, daß in der durch
die Geschwindigkeit des Drehschalters gege-
benen Ladezeit ,—t, die Spannung Y von dem
Anfangswert V, auf 7, = 3 V, steigen soll.
) Zu Ehren des, großen Physikers Heinrich
Hertz nenne ich die bisher nicht benannte Einheit der
Frequenz ı Hertz.
i 2) Diese Art der Bemessung des Ladestromkreises
ist der y. Lepelschen Anordnung eigentümlich, Dagegen
stimmt Marconi den Ladestromkreis auf die Entladungs-
folge ab. ö Re
35,6 Hertz!).
nach den in Abb. 5 gezeichneten Kurven. Die
Abb. 5. Der von der Maschine. gelieferte Strom (obere
Kurve) und die am Hauptkondensator K entstehende
ß .; Spannung (untere Kurve). -
Spannung hat eine dreieckige Form mit unten
angesetzten Spitzen. Diese entsprechen der
schnellen Entladeschwingung (Abb. 8); in dem
hier gewählten Zeitmaßstab erscheint ‘sie auf.
einen Zeitpunkt zusammengedrängt. :
4.- Wanderwellen, ® ;
In einem größeren Zeitmaßstab hat der
Spannungsverlauf am Kondensator in der Zeit
zwischen zwei Ladungen etwa diein Abb. 6 dar- -
gestellte Form. Am Beginn der Entladung
Entladı
Ladung =——— ee Ladung .
j
j
|
|
!
]
]
ı
ı
!
l
}
Abb. 6. Form der durch die Entladung in Gang gesetzten
Wanderwellen. Ex
stürzt die Spannung in der Zeit z einer halben
Periode der Hochfrequenzschwingung von dem
Werte V„ auf einen negativen Wert, der etwa
0,2 bis 0,3 Eist, d.h. um einen Betrag 7, =1,7
bis 1,8 E. Dann steigt sie wieder schnell an.
Durch diese raschen Spannungsänderungen
‚wird eine entsprechend gestaltete Wanderwelle
in der Richtung des Pfeils (rechts oben)in Gang
gesetzt. Sie dringt in die Drosseln D ein und
überträgt sich auf die Ankerwicklung. : Wenn
die Drosseln und der Anker einfache Kabelleiter
mit gleichförmig verteilter Kapazität wären, so
würden sich die Wellenin ihnen unverzerrt aus-
breiten, und man könnte nach den bekannten
Regeln die dabei eintretende Beanspruchung
der Windungen auf Durchschlag berechnen. n |
Wirklichkeit werden die Wellen verzerrt,
namentlich durch die gegenseitige Kapazität
der Spulenwindungen. Dabei wırd die Welle
verflacht und die Beanspruchung wesentlich ge-
mildert?).. Wie hoch sich die wirklich eintre-
tende Beanspruchung stellt, läßt sich kaum -
übersehen. Einen wirksamen Schutz gegen
‘) In der Anordnung nach Marconi ist Are 0
V=2E. .
”) K. W. Wagner, „ETZ“ 1916, 8.426. 440, 56, 0
4
29. Juli 1980.
Wanderwellen gewährt eine der Maschine vor-
geschaltete eisenlose!) Drossel mit kleiner Erd-
kapazität oder ein der Maschine parallel ge-
schalteter nicht zu kleiner Kondensator. Der
. Kondensator bringt aber, wieim nächsten Ab-
schnitt ausgeführt wird, andere Unzuträglich-
keiten mit sich; die Schutz drossel ist daher vor-
zuziehen. Wichtig ist, daß sie möglichst geringe
Erdkapazität habe; zu dem Zwecke hat Herr
v. Lepel zuletzt statt einer einzigen mehrere
hintereinander geschaltete Luftdrosseln ver-
wendet.)
5. Resonanz.
a) Elementare Theorie.
Unsere Betrachtungen im Abschnitt 3 hat-
ten ergeben, daß durch das Wechselspiel der
Ladungen und Entladungen am Kondensator K
eine Wechselspannung von dreieckiger Foım
entsteht, deren Grundfrequenz der sekundlichen
Entladungszahl entspricht. Diese Wechselspan-
nung wirkt auf den aus den Drosseln D, dem
Maschinenanker und der Parallelkapazität C
bestehenden Stromkreis. Der Stromkreis ist
schwingungsfähig; stimmt nun seine Eigenfre-
quenz entweder mit der Grundfrequenz der
Dreiecksspannung oder mit einer ihrer Oberfre-
quenzen überein, so wird die Rigenschwingung
kräftig angeregt. -Sofern die Widerstände nie-
dig sind, hat man Resonanzüberspannungen
zu befürchten.
Bei den Versuchen in Königswusterhausen
‚war der Maschine kein Schutzkondensator pa-
rallel geschaltet. C stellt also im vorliegenden
Falle lediglich die Eigenkapazität der Anker-
wicklung dar. Sie werde beispielsweise zu C —
0,875 . 108 Farad angenommen. Auf jeden
Fall ist C im Vergleich zu K verhältnismäßig
klein; man kann daher in erster Näherung die
Eigenfrequenz des Resonanzkreises so berech-
nen, als ob K unendlich groß wäre. Dann ver-
hält sich K wie ein Generator ohne inneren Wi-
derstand und mit einer zackenförmigen EMK
nach Abb. 5. Der Resonanzkreis selbst ist unter
dieser Voraussetzung der Deutlichkeit wegen
in Abb. 7 noch besonders herausgezeichnet.
L, =24 4
L3=36 Hl
Abb. 7. Resonanzkreis bei der vereinfachten Betrachtungs-
weise.
Man sieht, daß die Eigenschwingung in einem
Ladungsausgleich des Kondensators C über die
beiden parallelen Stromwege L, und 1, besteht.
Die Gesamtinduktivität ist
L, 2,
L+ZL, '
Die Kreisfrequenz o, der Eigenschwingung ist
demgemäß aus der Formel
Pa a
@; ee en. dd
zu berechnen. Mit denin Abb. 7 angegebenen
Zahlenwerten erhält man
0, = 2820,
h=5-=450 Hertz, ... (6
d. h, bei einer Entladungsfolge von 450 in der
Sekunde hat man Resonanz mit der Grund-
schwingung. Bei 225 Entladungen gerät die
zweite Harmonische in Resonanz, bei 150 Ent-
ladungencdie dritte Harmonische, und so weiter.
ı) Die Vorschaltedrosseln D in Abb. 1 und 2 sind
große Spulen mit Eisenkern, deren Schutzwirkung gegen
Wanderwellen infolge ihrer Bauart nicht sichergestellt
ist und die auch nicht für diesen Zweck bestimmt sind.
Bouthillon berichtet in den „Annales des Postes, T&l6-
graphes et Töl&ephones“ (Bd. 7, 1918, 8 100), daß auch Mar-
eonı neben den großen Hauptdrosseln besondere kleine
Luftdrosseln zum Schutz der Maschine gegen Wander-
wellen benutzt. } } x
: 2) Vgl. den Nachtrag am Schluß dieser Arbeit.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 30.
683
Die Resonanzüberspannung ist
U an ro
der Schwingunesstrom betı ägt
IR),
(ige, a k (7
wobei\E, die Stärke derjenigen harmonischen
Spannungskomponente ist, für welche Resonanz
besteht. Der Wirkwiderstand R ergibt sich
folgendermaßen.
Der von a, b (Abb. 7) aus gesehene Schein-
widerstand betıägt
R=jo,L,+R,+ .
E l
a ne
2 I; at Rı
Nun ist!) bei der Resonanzfrequenz (1-0
L, 0)? ein Vielfaches von @;2 R,? C?; ferner ist
auch. R?C/L, neben 1—-o2L,C zu ver-
nachlässıgen; daher gilt sehr angenähert
: @L
R=j (o, L,+ FT, c)
R,
+R+ (1—02L,0)? ö
Das erste Glied verschwindet für die Resonanz-
frequenz (Gl. 4); der Rest bedeutet den Wirk-
widerstand R. Berücksichtigt man noch, daß
nach Gl. (4)
E
1-02 u, 0=—-
en 1d8
ist, so folgt
Mi L}’ 8
R=R+R 75 (
1
Für die dreieckige Spannungskurve nach
Abb. 5 ergibt sich durch Zerlegen nach Fourier
‘der Wert der n-ten Harmonischen zu
E
er
Für die Grundsehwingung ist n = 1 zu setzen.
"Die Höhe der Resonanzüberspannung ist
durch die Größe des Wirkwiderstandes wesent-
lich bestimmt. Mit Rücksicht auf die Eisen-
verluste (Hysterese und Wirbelströme) ist die
Zeitkonstante der Ankerwicklung und auch die
der Drosseln bei einer Frequenz von der Größen-
ordnung 450 Hertz sicherlich nicht höher als
0,01 s einzuschätzen. Die Widerstände R, und
R, betragen demnach mindestens
24
Br 0,01 — 2400 Ohm,
36
Ra 001 = 3600 Ohm.
Daraus folgt
36 \?
R=2400. Yu + 3600 = 9000 Ohm.
Für die Grundsehwingung ist
E 8000
En=: —- —-— 2548, Volt,
Hieraus erhält man den Schwingungsstrom
En 2548 _ f
i= 7 =9000 0,283 Amp.
und die Resonanzüberspannung
Ü=L,0,i= 36.2820 .0,283 = 23 700 Volt.
Das ist eine obere Grenze. Ist die Zeitkonstante
niedriger als 0,01 s, so fällt R entsprechend
größer und Ü entsprechend kleiner aus.
Bei den Versuchen in Königswusterhausen
ist mit nicht mehr als 250 Entladungen in der
Sekunde gearbeitet worden. In unserem Zah-
lenbeispiel wäre bei dieser Entladungsfolge Re-
sonanz mit der Grundschwingung demnach
nicht zu befürchten, wohl aber bei 225 Entla-
dungen Resonanz mit der zweiten Harmoni-
schen. Für diese beträgt die Spannung E, die
Hälfte der Grundschwingung, d. h. 1974 V;
!) Man überzeugt sich davon durch Einsetzen der
Zahlenwerte.
mithin sind Resonanzüberspannungen bis zum
Betiage von etwa 14500 V im ungünstigsten
Falle zu erwarten. Sie überlagern sich der
Gleichspannung von 8000 V, so daß mit einem
Anwachsen der Spannung am Anker zeitweise
bis auf 22500 V gerechnet werden muß.
b) Genaue Berechnung der Eigenfre-
quenz.
Im Abschnitt 3 haben wir die Ladeschwin-
gung ohne Rücksicht auf das Dasein des Kon-
densators C berechnet, während im Abschnitt 5
bei der Berechnung der Resonanz der Einfluß
der Kapazität K außer Betracht gelassen ist.
Wir wollen noch kurz zeigen, -daß der durch
diese Vernachlässigungen begangene Fehler in
beiden Fällen gering ist. Der vollständige Lade-
und Resonanzkreisist in Abb. 8 wiedergegeben.
Abb. 8. Zur Berechnung der beiden Hauptschwingungen
des Stromkreises. Die langsame Eigenschwingung be-
stimmt im wesentlichen den Ladevorgang; die schnelle
tritt nur im Resonanzfalle stärker hervor.
Er bildet ein gekoppeltes Schwingungssystem.
Seine Eigenfrequenzen erhält man, indem man
den Scheinwiderstand für irgend einen ge-
schlossenen Umlauf berechnet und ihn dann
gleich Null setzt. Z. B. ergeben sich für den
durch einen Pfeil angedeuteten Umlauf die
Scheinwiderstände des Kondensators K
as
More
der Spule Z, jwL,,
der Parallelschaltung ZL,,C
1 3904;
i Fre
er
zusammen:
JoL,
Hieraus erhält man die Stammgleichung
w#— an +b=0. (10
i Ben et IK
N N A LE 2174,
er
Durch Auflösen der Gl. (10) ergeben sich die
beiden Eigenfrequenzen f} und f, aus
Eerf’=o’=]\ a ar
nis (11
Die Ausrechnung mit den vorher benutzten
Zahlenwerten liefert die Beträge
fı = 35,4 Hertz \
f.= 450 Hertz J I
Sie unterscheiden sich nieht merklich yon den
in den Abschnitten 3 und 5 durch elementare
Betrachtungen gewonnenen Werten Gl. (2)
und (5).
Das Laden geschieht im wesentlichen mit
der langsamen Eigenfrequenz des gekoppelten
Systems, während.die schnelle Eigenfrequenz
nur dann hervortritt, wenn sie in Resonanz mit
der Frequenz der Entladungsfolge steht.
(12
6. Ausschaltüberspannungen beim
‘ Telegraphieren.
Bei der Anordnung v. Lepels werden die
Zeichen mittels der Taste T gegeben (Abb. 2).
Solange die Taste niedergedrückt ist, geht das
vorher .geschilderte Spiel der abwechselnden
Ladungen und Entladungen des Kondensators
K vor sich. Dabei liefert die Maschine einen
684 _
nahezu reinen Gleichstrom I (Abb, 5). Läßt
man die Taste T’ los, so schaltet sich der Unter-
brechungskondensator C, in Reihe mit dem
Hauptkondensator Be Diesem wird die Gleich-
stromzufuhr abgeschnitten; dadurch wird das
regelmäßige Spiel der Ladungen und Entladun-
gen von K unterbrochen.
Mit dem Gleichstrom I ist eine beträcht-
liche Menge magnetischer Energie verknüpft,
die in den Induktiyitäten L, und L, aufgespei-
chert ist. Bei der Stromunterbrechung ergießt
sich diese Energie auf die Kapazitäten C und O5
und lädt sie zu hohen Spannungen auf. Der
* Kondensator K kann keine hohe Spannung an-
nehmen, weil er durch die Funkenstreckeimmer
wieder entladen wird. Wir dürfen ihn daher in
den folgenden Überlegungen durch einen Kurz-
schluß ersetzt denken.
Der Ausgleichsvorgang bei der Stromunter-
brechung spielt sich de ‚mgemäßi in demin Abb. 9
wiedergegebenen Kreise ab. Vor dem Öffnen der
Taste T fließt in den Drosseln L, und L, der
Gleichstrom I. Nach dem Olfnen der Taste ver-
wandelt sich dieser Stiom in einen Schwingungs-
strom, der die Kapazitäten O und CO, auflädt.
Der Stromkreis nach Abb. 9 ist ebenso wie der
Stromkreis nach Abb. 8 ein gekoppeltes Gebilde
mit zwei Eigenfrequenzen. Dementsprechend
besteht die Ausgleichsschwingung aus zwei
Komponenten von verschiedener Frequenz.
Da sich ohne Rechnung schwer übersehen läßt,
wie sich die in dem Kreise anfänglich vorhan-
‘ dene magnetische Energie auf die beiden
Schwingungskomponenten verteilt, wollen wir
diean den beiden Kondensatoren Cund (, Auf-
tretenden Überspannungen rechnerisch ermit-
teln.
Zu diesem Zwecke führen wir den Unter-
brechungsvorgang in ein Einschaltproblem über
und wenden die Regel von Heaviside anl).:
Die plötzliche Unterbrechung des Stromes I
denken wir uns herbeigeführt durch die plötz-
liche Überlagerung eines Stromes — I in dem‘
Stromzweige, der die Taste enthält. Wir fragen
nach den Wirkungen, die ein derartiger, plötz-
lich auftretender Strom in den übrigen Teilen
des Stromkreises hervorruft. :
Um die Regel von Heaviside anwenden zu
können, muß man zunächst den erzwungenen
Vorgang ermitteln, der von einem nach dem
Zeitgesetze ert veränderlichen Strom I herrührt.
Hierzu dienen die Gleichungen des Stromkrel-
Abb. 9. Zur Berechnung der Ausschalt-Ueberspannungen,
die beim Öffnen der Telegraphiertaste entstehen.
ses. Von der Abb. 9 kann man unmittelbar die
folgenden Beziehungen ablesen:
di
V=-L}
di
—/+mM=S—l
dv nn
dt
AV
Für einen nach dem Zeitgesetze er! verlaufen-
d
den Vorgang ist or ; durch p zu ersetzen, wobei
die Gl. (18) in a et Gleichungen über-
gehen:
v=—plıi
-V +n=—pli
Sue : 4
Be... a
Ü -I=pOuV.
2) a hierüber im „Archiv f. Elektr.“, Bd. 4,
1916, 8. 15 7.
ne Rlektrotechnische Zeitschrift. ER,
Nun eliminieren wir aus diesen Gleichungen die
Ströme i,undi,und drücken Vund V„, durch 7
aus. Die einfache Rechnung eıgibt
3“
= zZ’ (15
RL
mit £
Na ar 2
+ r Ly 0, I (17
1 5
Sa ’
pl(1+ Ze+p2, c)
oder: Zu= 2 (18
L
147, +P%0C
Die Gleichungen (15) und (16) bestimmen
die Kondensatorspannungen V und V,„ für den
Fall, daß dem Kıeise ein Stiom I zugeführt
wird, der sich nach dem Zeitgesetze er ändeıt.
Dieser aufgezwungene Strom vertritt die Rolle
einer EMK. Nun besteht das Hauptmerkmal
der freien oder Ausgleichsvorgänge in elektri-
schen Stromkreisen darin, daß sie ohne die Mit-
wirkung irgend einer äußeren (elektromotori-
schen oder anderen) Kraft vor sich gehen. Da-
mit nun trotzdem V und V„endliche Werte be-
halten, muß auf der rechten Seite der Glei-
‚chungen (15) und (16) der Nenner zugleich mit
dem Zähler verschwinden. Diese Übeilegung
liefert uns die „Stammgleichungen“
Z=0r und A ==0
zur Berechnung der Exponenten p,, Pa. ....-
die den zeitlichen Verlauf des Ackeleichsyor-
gangs
AD=I
aa=— TA ga),
AB) — nn
40 = Be
V=A0 ent + Ad emt+...)
a
bestimmen.
Die beiden Gleichungen (19) ergeben die-
selben Werte p,, P%» « . -, da der Nenner auf
der rechten Seite von (18) für keinen endlichen
Wert von p unendlich groß wird.
Die Stammgleichung Z = 0 erfordert, daß
die rechte Seite von (17) verschwindet. Hieraus
erhält man für p die biquadratische Gleichung |
p+tap+b=0.. (21
Darin bedeuten a und b Abkürzungen für die |
Ausdrücke
1 Ir 1
EN ERST
1 (22
nn, £
Die Wurzeln der Gl. (21) sind sämtlich i us
när. Man setzt daher zweckmäßig
9=70,: (23
womit die Gl. (21) die Gestalt
o— an +b=0
annimmt. Sie hat genau die Foım der Gl. (10);
ihre Wurzeln sind
pP =+j®,,
=+j@)\
P3 J ur (24
Pıa=7)@,,
P=—jw
1920. Heft 30.
20 Juli 1920.
@, und @, eıgeben sich aus der Gl. a1);
jedoch unterscheiden sich die hier zu bemutzen-
den Werte a und b von den früheren dadurch,
daß C,„ an Stelle von K steht.
» Da die Stammgleichung vier Wurzeln
1 >, ps ergeben hat, besteht die rechte Seite
Br Gleichungen (20) aus je vier Gliedern. Die
Konstanten AU), ‚ B@ lassen sich mittels
der Regel von Heaviside berechnen. Sie lautet
er ; er BE (5
Pr Z (pr) ’ > Pr Zu‘ (Pr)
KR ist die „Stoßkraft“, die den Ausgleichs-
vorgang dadurch hervorruft, daß sie in einem
bestimmten Zeitpunkt (t = 0) plötzlich auftritt
und dann konstant bleibt. Im vorliegenden
Falle ist 2
AW= B(k)
a Fa
22)
... (26
zu setzen. \
Der ,„Stoßwi derstand“ Pr2'(p%) ergibt
sich, indem man die Größe Z zuerst nach p
differenziert, dann mit p multipliziert und end-
lich für p einen der Werte px (d. h. pı. Da P3
oder p,) einsetzt. Auf diese Weise erhält man
dz 1
ae er 2}
en p(o+0.+ 72 2 23
| 3 CE
Hierfür kann man mit Rücksicht auf die Be-
ziehungZ = 0 R (17)) auch schreiben
A
Paz: dp ER 1-C0Q%L,p). En
Ferner erhält man
5 dp pl q ee
a +P L,C 2
Hierin sind nun die Werte p,“. . , p, nach
Gl. (24) einzusetzen. So erhält man mit Rück-
sicht auf (25) und (26)
BÜ= I = Y(w))
BO= Ira)
ee e 2 ee (27
BO=— 171 Y@)
yund y lahm die folgenden Funktionen 3
von @ a
1
1-0 C„L,L,
Y(w)= ee.
5 (Ta
Y»o= (1+ 72 011,0) ya)
Setzt man nun diese Ausdrücke in die
Gl. (20) ein und beachtet die bekannte Formel
1 x
De e-jet) = sin ot,
so ergeben sich die endgültigen Ausdrücke zur
Berechnung der Ausschalt-Überspannungen 7
und V,:
V=4,sinwo, t+ 4,sin ot
(8
Vu = Bein mi +. Baein oyt ( :
mit den folgenden Amplitudenwerten der bei
den Ausgleichsschwingungen: Bi
A,=o, L,Iy(w,) ee N)
232
4=@L,IYp(w,) B,= 0, 11% (a) | on
Um ein Bild davon zu gewinnen, welche
Schwingungsfrequenzen in Betracht kommen
und wie hoch die Überspannungen ansteigen,
habe ich fünf Zahlenbeispiele durchgerechnet. |
Die Ergebnisse sind in der Tafel 1 zusammen-
gestellt.
“- .
-%9. Juli 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920,
Zahlentafel 1. Schwingungsfrequenzen und Überspannungen
Beispiel Cu | es e ER f,
Nr, Mikrofarad Cu Se
1 0,06667 | 0,00875 | 0,1312 79,3
2 0,03333 | 0,00875 | 0,2625 109,7
3 0,01667 | 0,00875 | 0,525 | 151,3
4 0,06667 | 0,08333 | 0,500 76,2
5 0,06667 | 0,06667 les), 72,8
!
"Dabei ist, wie früher, L, = 24 Henıy, L, —= 36
* Henry angenommen. Der Gleichstiom Z stellt
sich gerade so ein, daß er den Kondensator
K=!1/; wF in der Zeit zwischen zwei Funken
von 4000 V auf 12.000 V, d. h. um 8000 V auf-
lädt. Daraus ergibt sich bei einer Entladungs-
zahl von 250 Funken in der Sekunde
KE __0,333.10-6.8000
TA 0,004
In den ersten drei Zahlenbeispielen der
Tafel 1 ist, wie früher, € = 0,00875 uF gesetzt
und der Einfluß verschiedener Giöße des Un-
terbrechungskondensators C,unteısucht. Bei-
spiel Nr. 1, 4und 5 zeigen dagegen den Einfluß
verschiedener Werte der Maschinenkapazität C
bei festgehaltener Unterbrechungskapazität Q,.
Endlich ist der Veigleich der Beispiele Nr. 3
und 4 interessant, weil hierbei zwar die abso-
luten Größen der Kapazitäten verschieden sind,
ihr Verhältnis aber nahezu denselben Weıt hat.
In dem Beispiel Nr.4 sind die Kapazitäten vier-
_mal so gıoß als im Beispiel 3. Infolgedessen
gehen die Frequenzen und auch die Spannungen
auf die Hälfte herab.
Es zeigt sich, daß in allen Fällen die nieder-
fiequente Schwingung den Löwenanteil der
Überspannung liefeıt. Ihre Höhe ist in der
Hauptsache durch die Größe der Unterbre-
chungskapazität C„ bestimmt. Dagegen hat
die Größe von C nur geringen Einfluß auf die
Höhe der Überspannung.
Die Ergebnisse der Rechnung wurden
durch die noch zu erörternden Versuche be-
stätigt (siehe Teil III).
Esist bemerkensweıt, daß man die Schwin-
gungsfrequenzen und die Amplituden auch
durch ganz elementare Überlegungen ziemlich
genau berechnen kann.
Die langsame Schwingung besteht im we-
==
= 0,667 Amp.
sentlichen in einem Energieaustausch zwischen .
der gesamten Induktivität L,+L, und der
Kapazität C,; demnach ist
ei Be 1
ER N ANTER DE
Bei der schnellen Schwingung pendelt die
Energie zwischen der Kapazität C und den pa-
(29a
rallel geschalteten Induktivitäten L, und L,
(der Kondensator C,, wirkt in erster Näherung
wie ein Kurzschluß). Hiernach ergibt sich
MESRDEE,
A Ir A
Unmittelbar nachdem der Stıiom I durch
die Taste unterbrochen worden ist, fließt ein
Ladestrom von gleicher Stärke in den Konden-
sator C„. Für die hierdurch hervorgerufene
langsame Schwingung ist die Spannungsampli-
tude nach bekannter Regel
(29b
- = L,+ 1;
mn arB
Hiervon entfällt auf den Kondensator C die
Teilspannung
4A
(29€
Br
STIrRIRT
Die schnelle Schwingungskomponente wird
Br... (294
dadurch angeregt, daß infolge der langsamen
Schwingung dem Kondensator C eine Spannung
aufgedrückt wird, die nach dem Gesetz U =
A ‚sine, t verläuft. Für den Beginn des Vorgangs
kann man näherungsweise
beim Unterbrechen des Sendens (genaue Werte).
RE 4 B, | B;
2an Volt Volt Volt | Volt
453 8230 | — 1420 19 900 76,3
458 11700 | — 2820 27 500 321
470 17000 | — 5560 38 000 1530
240 8530 | — 2710 19 000 608
178 I 2 87200173550 18 300 1780
V=4A ot
setzen. Hierzu gehört ein konstanter Lade-
strom des Kondensators © vom Betrage
5 { daV
uU-u=0 Tr = 4,w, (&
Dieser setzt sich in einen Schwingungsstrom der
schnellen Frequenz um; zu ihm gehört eine
Spannungsamplitude
En ErES
n=6 Vu 2c
Setzt man hierin die aus den voıhergehenden
Gleichungen sich ergebenden Weite voni, — i,,
4A, und o, ein, so erhält man schließlich die Be-
ziehung!)
L, & V- 2
"Lub+b ut (bD)+Z)0
Endlich ergibt sich die Spannungsampli-
tude B, der schnellen Schwingung am Konden-
sator C', aus dem Teilstrom
4A=—I (29 e
az Hr
des zugehöligen Stromzweiges und dem Schein-
widerstand
1
9 Ou
des Kondensators. Man ahält
De : L, 1 Sr
ln) Lı;+L, ’ @;, CORE
RT Na N Be
Lı+L[s (5 C(L,+Z;,)
Die mittels der Formeln (29a) bis (29 f)
für unsere fünf Beispiele berechneten Nähe-
rungswerte sindin der Tafel zusammengestellt.
Zahlentafel 2. Schwingungs-
frequenzen und Überspannungen beim
Unterbrechen des Sendens
(29f
(Näherungswerte).
in | fi fh | 4 4, B, | B;
1 79,5| 448 | 80001 — 1420/20000 | 74,6
2 112,5 | 448 | 11300 | — 2840/28300 | 299.
3 159 448 | 16 000 | — 5680 | 40 000 | 1190
4 79,51 230 | 8000 | — 2770/20000 | 555
5 79,5 | 162 | 8000 | — 3920 | 20 000 | 1570
Diese Werte stimmen überraschend gut mit
den genauen Werten in der Tafel 1 überein.
Daraus folgt, daß die vorangehenden einfachen
Überlegungen in der Tat den Sachverhalt hin-
reichend genau wiedergeben.
Die aus den Tafeln 1 oder 2 ersichtlichen
Überspannungswerte gehen zum Teil noch über
dieim Abschnitt 5 berechneten Resonanzüber-
spannungen hinaus. Dabei ist zu beachten, ‚daß
diese als obere Grenzwerte anzusehen sind, die
sich durch die Annahme eines praktisch nicht
erreichbaren Mindestwertes für den Spulen-
widerstand ergeben haben, wogegen die Höhe
der Überspannungen beim -Unterbrechen des
Sendens vom Widerstand der Spulen kaum ab-
hängt.
(Fortsetzung. folgt.)
ı) Das negative Vorzeichen von Az (A, positiv ge-
jenen) ergibt sich ebenfalls aus einer einfachen Über-
egung.
Heit 30,
686
Richtlinien für Ölschalter,
Von F. Schrottke, Berlin.
Übersicht. Die „Richtlinien für Hochspanungs-
apparate‘ haben in der ausländischen Fachpresse
von unrichtigen Voraussetzungen ausgehende und
darum ungerechte Kritik erfahren. Der vorliegende
Aufsatz ist der Abwehr solcher Kritik gewidmet
unter Darlegung des wahren Nutzens der Richt-
linien auf Grund 6-jähriger Erfahrung.
In einem Aufsatz „Ölschalterfrage in
Schweden“, „Teknisk Tidskrift“ (Elektro-
technik) 1920, Heft 4 unterzieht Herr Sven
Norberg die in den „Richtlinien‘) des VDE
für Ölschalter gegebenen Bestimmungen einer
Kritik, und zwar auf Grund der bekannten
Ölschalterstatistik von W. Wunder?. An
sich ist Kritik sehr erwünscht, zumal die
Richtlinien gegenwärtig nach erweiterten Er-
fahrungen gründlicher Umarbeitung unter-
zogen werden. Die Tatsache jedoch und die
Art, in der sich Herr Norberg der erwähnten
Statistik bedient, fordert zum Widerspruch
heraus.
Herr Norberg schreibt (in deutscher Über-
setzung):
„Die Verhältnisse in Deutschland können
am besten übersehen werden. Hier suchte
man (1914) die Lage durch Einführung von
gewissen „Richtlinien für Hochspannungs-
apparate‘ zu bessern, die u. a. verschiedene
Einzelbestimmungen über die Abmessungen
von Ölschaltern enthalten. Kurz hiernach
wurde in der ‚Vereinigung der Elektrizi-
tätswerke“ eine statistische Untersuchung
vorgenommen, deren Ergebnis in einem
Aufsatz in ihren „Mitteilungen“ für Januar
1914 veröffentlicht wurde. Dieser Aufsatz
beginnt: x
„Verschiedene schwere an Ölschaltern
aufgetretene Störungen, welche sich selbst
auf Anlagen erstreckten, die nach den
neuesten Erfahrungen eingerichtet waren,
haben in letzter Zeit eine gewisse Beunruhi-
gung hervorgerufen.“ Die Erörterung be-
weist u. a. durch Zahlen, daß die Einfüh-
rung der erwähnten Richtlinien nicht ver-
mocht hat, die Schwierigkeiten zu be-
heben.‘“ ;
Die Richtlinien wurden bekanntlich auf
der Jahresversammlung des Verbandes Deut-
scher Elektrotechniker in Breslau Juni 1913
mit Wirkung vom 1. Januar 1914 ab ange-
nommen, nachdem Entwürfe dazu schon 1912
veröffentlicht worden waren. Die Ölschalter-
statistik von W. Wunder ist Januar 1914
erschienen. Sie entstammt einer 1913 ge-
haltenen Umfrage, umfaßt also viel zu geringe
Erfahrungsszeit, um über die Wirkung der
Richtlinien ein treffendes Urteil zu bilden;
darum ist Einspruch, daß sie überhaupt und
ausschließlich zur Urteilsbildung über die
Richtlinien herangezogen wurde, berechtigt.
Nun zur Art ihrer Benutzung. Nachdem
Herr Norberg gelegentliche Äußerungen von
Herrn Biermanns, Herrn Vogelsang und
mir erwähnt hatte, schreibt er im Hinblick
auf die in Schweden begonnenen Normali-
sierungsarbeiten (in deutscher Übersetzung):
„Es ist natürlich, daß man hierbei u. a.
einen Vergleich mit den oben erwähnten
deutschen - Richtlinien anstellt, die jetzt
seit mehr als 5 Jahren gelten und heraus-
zufinden sucht, wie diese gewirkt haben.
Aus den oben . mitgeteilten überein-
stimmenden Ausführungen der drei deut-
schen Fachleute kann man zunächst den
Schluß ziehen, ‘daß die Richtlinien nicht
vermocht haben, Explosionen von Öl-
schaltern zu verhindern. Daß durch die
Richtlinien auch Schalterfehler anderer Art
nicht vermindert sind, geht aus der er-
wähnten Statistik hervor. Folgende be-
zeichnende Zahlen können daraus ent-
nommen werden:
Die Angaben wurden erhalten aus 122 An-
lagen. Von diesen wurde von 32 (26%)
über Schalterfehler berichtet.
Von den näher untersuchten 4844 Schal-
tern wurden für 1097 Schalter. Angaben
erhalten, die für die Beurteilung ihrer Über-
einstimmung mit den Richtlinien aus-
reichten. Von diesen 1097 waren 392 oder
35% mit Fehlern behaftet. Von den 1097
genügten ferner 796 oder 72,5% nicht den
Richtlinien; 391 oder 27,5% entsprachen
ihnen oder waren größer,
1) Richtlinien für die Konstruktion und ErA ENDE von
Wechselstrom -Hochspannungsapparaten von einschließ-
lich 1500 V Nennspannung aufwärts. ® e
2) Ergebnis einer Umfrage über Störungen an Öl-
schaltern. Mitteilungen Nr.148 der „Vereinigung‘ der Elek-
trizitätswerke“, Januar 1914, Seite 9.
586
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 30.
29. Juli 1920.
Von den 796 waren endlich 279 oder 35%
fehlerhaft, und.von den 301 waren 113 oder
37,5% fehlerhaft.
Folglich erwiesen sich, praktisch ge-
nommen, die Fehlerprozente gleich für
Schalter verschiedener Art, mochte es sich
um ältere oder um neuere Ausführungen
handeln.‘
Demgegenüber ergeben sich aus W.
Wunders Mitteilungen folgende Tatsachen:
90 Betriebe (74% ‚der gemeldeten) hatten
keine Störungen an Ölschaltern. In nur 22
von ihnen (18%) war es möglich, festzustellen,
ob die Ölschalter den Richtlinien entsprachen
oder nicht. Die 22 Betriebe enthielten 911
Schalter, von denen nur 188 (21%) den Richt-
linien entsprachen, 517 (57%) waren kleiner,
und bei 206 (22%) konnte ihr Verhalten zu
den Richtlinien nicht festgestellt werden.
32 Betriebe (26% der gemeldeten) be-
richteten über Störungen an Ölschaltern. Nur
in 7 von ihnen (22%) konnte die Stellung der
Ölschalter zu den Richtlinien angegeben wer-
den. Sie hatten zusammen 431 Ölschalter!),
von denen nur 113 (26%) den Richtlinien ent-
sprachen. 279 (65 %) waren zu klein, und bei
39 (9%) war das Verhältnis zu den Richt-
linien unbestimmt.
Die Statistik führt dann 66 Störungen
an Ölschaltern auf?), deren Ursachen bei 44
mit den Richtlinien überhaupt nichts zu tun
hatten (z. B. Schaltmagnet versagt, Schutz-
widerstand durchgebrannt, schlechter Relais-
kontakt, ungenügende Ölfüllung, Isolator-
bruch usw.). In den übrigen 22 Störungs-
fällen entsprachen 7 Schalter den Richtlinien
bestimmt nicht, während über den Rest von
15 Stück nichts angegeben ist.
Ein solches Ergebnis ist statistisch über-
haupt nicht zu verwerten, zumal noch andere
wichtige Angaben, z. B. die Gesamtzahl der
Ölschalter in den 122 Berichtsbetrieben, fehlen.
Am allerwenigsten ist es aber geeignet, den
Einfluß der Richtlinien zu kennzeichnen, zu-
mal ja die Statistik zu geicher Zeit wie die
Richtlinien entstanden ist. i
Forschen wir nun nach dem wahren
Nutzen der Richtlinien, so bestätigt uns jetzt
eine mindestens 6-jährige Erfahrung, daß sie
innerhalb der für sie von vornherein gezogenen
Wirkungsgrenze sich sehr gut bewährt haben,
indem fast gar keine hierher gehörigen Stö-
rungen von Ölschaltern vorgekommen sind.
Die beobachteten wenigen Störungen?) ent-
sprangen Beanspruchungen, die über die
ichtlinien zum Teil erheblich hinausgingen.
Auf diesen guten Erfolg gründet sich der gegen
die Richtlinien erhobene Einwand, daß sie zu
scharf seien, und das Verlangen, sie zu er-
weitern.
Sie haben sich auch, wie die Entwicklung
der Hochleistungsschalter zeigt, keineswegs
als fortschrittsfeindlich erwiesen, sie haben
im Gegenteil, wenn auch als erster Versuch
der Normalisierung von Hochspannungs-
apparaten selbst noch unvollkommen, kräftige
Anregung zur wissenschaftlichen Forschung
auf dem Gebiete der Ölschalter gegeben. Herr
Norberg hat recht, wenn er Unterbrechungs-
geschwindigkeit, Zahl und Länge der Unter-
brechungstellen usw. als bedeutungsvolle Ein-
zelheiten für die Bewertung des Ölschalters
bezeichnet; aber er übersieht, daß bei Ab-
fassen der Richtlinien die vorhandenen, unter
die Richtlinien fallenden deutschen Fabrikate
in diesen Einzelheiten keine so wesentlichen
Unterschiede zeigten, daß ihre Bewertung
nach den Richtlinien von der tatsächlichen
abgewichen wäre. Sollen die R chtlinien den
Fortschritt nicht hindern, so müssen sie eben
genügend weiten Spielraum gewähren. Keines-
wegs sollten sie etwa als bequeme Konstruk-
tionsformel für Anfänger im Ölschalterbau
dienen. In erster Linie sollten sie erzieherisch
auf die Verbraucher wirken, vor leichtfertiger
Anwendung warnend und übertriebene Sicher-
heitsansprüche eindämmend. Dieses Ziel
haben sie in vollem Maße erreicht. Wenn sie
bei der gegenwärtigen Neubearbeitung auf
Grund wissenschaftlicher Forschung und nach
praktischer Erfahrung berichtigt und er-
weitert werden, so ist das in dem natürlichen
Fortschreiten unserer Erkenntnis begründet.
Zum Schlusse bitte ich Herrn Norberg,
mich nicht gewissermaßen zum Eideshelfer
für seine Beweisführung gegen die Richtlinien
zu machen. Wenn ich in einem historischen
Überblick den Ölschalter einen Brandstifter
und Dynamitard nannte, so geschah es für
einen verflossenen Zeitpunkt, zu dem wir wohl
alle noch herzlich wenig von den Eigen-
schaften des Ölschalters wußten. Ich sehe die
1) W. Wunder gibt 411 an, aber 113 + 279 +39 = 481.
2) Herr Norberg gibt 392 an, indem er die Zahl der
Störungen mit der Zahl der in 7 gestörten Betrieben ent-
haltenen Schalter verwechselt. n
..» z,B. im S.S.W.-Konzern wurden bis März 1918 6
bei 56700 Olschaltern gemeldet.
Lösung des Ölschalterproblems keineswegs
pessimistisch, sondern sehr hoffnungsfreudig
an. Wenn Herr Norberg die druckfesten
Schalter nicht als Lösung dieses Problems,
sondern nur als Herumgehen um es gelten
lassen will, so täte er gut,
dachte Problemstellung anzugeben. Für uns
war das Problem jedenfalls, den Ölschalter so
stark zu machen und ihn so anzuordnen, daß
er nicht explodiert, und daß im Falle der
Uberanspruchung sein Inhalt wie der eines
eisernen Heizofens ohne Gefahr für die Um-
gebung ausbrennen kann.
Verfügt man erst einmal über ein so
sicheres und zuverlässiges Konstruktions-
element für die Schaltanlage, dann bereiten
Relais, Antriebe, Sperrdrosselspulen usw. nur
noch die geringeren Schwierigkeiten.
Soviel zur tatsächlichen Berichtigung,
da es nicht in meiner Absicht liegt, an den
weiteren, sehr beachtenswerten Ausführungen
des Herrn Norberg Kritik zu üben.
Neuere Gesichtspunkte für den Bau von
Großkraftwerken.!)
Von G. Klingenberg, Berlin.
(Fortsetzung von S. 564.)
BD,
Ich habe schon früher gezeigt, in wie
starkem Maße die Wirtschaftlichkeit der Werke
von den spezifischen Anlagekosten und von
dem sogenannten Ausnutzungsfaktor abhängt,
und darf mir wohl als Verdienst anrechnen, die
Mittel und Wege zur beträchtlichen Herab-
setzung der Einheitskosten angegeben zu haben.
Die von mir seinerzeit aufgestellte, aber selbst
von ernstzunehmenden Fachleuten heftig be-
strittene Behauptung, daß es möglich sei,
mittlere und große Kraftwerke unter normalen
Bauverhältnissen mit einem Anlagekapital von
200 M. für das ausgebaute Kw (Friedenspreise)
und darunter zu errichten, während man
früher mit 350 bis 500 M/Kw rechnete, ist
durch eine Zahl inzwischen ausgeführter An-
lagen bestätigt worden. Auch das Großkraft-
werk Golpa hat nicht mehr als 260 M/Kw im
ersten Ausbau und 210 M/Kw im zweiten Ausbau
‚Vom Regler 801$
die von ihm ge-:
J
und Rückkühlanlage beträchtlich mehr An-
lagekapital erfordern als Steinkohlenwerke.
Von wesentlichem Einfluß auf die Anlage-
kosten des Ganzen sind die Kosten der Kessel-
häuser, bei denen dementsprechend die auf
Ersparnis gerichteten Bestrebungen anzusetzen
haben. Bei diesen hängt die Höhe des Kapi-
tals von der Größe der bebauten Grundfläche
ab. Die Höhe der hier möglichen Ersparnisse
kann deshalb etwa der Steigerung der spezi-
fischen durchschnittlichen Beanspruchung der
Kessel proportional gesetzt werden.
Ich kann heute sagen, daß der von mir
seinerzeit eingeschlagene Weg, nämlich die
durchschnittliche Beanspruchung der Heiz-
fläche zu steigern, ohne die Anfangsbean-
spruchung zu erhöhen, also gewissermaßen das
hintere Stück der Kessel abzuschneiden und
das abgeschnittene Stück durch ein kleineres,
aber viel wirksameres Stück an Vorwärmer-
fläche zu ersetzen, sich bestens bewährt hat,
und daß wir für die Höchstbelastung der Kessel
bereits bei einer durchschnittlichen Bean-
spruchung von 35 bis 40 kg in Steinkohlen-
Kraftwerken und von 25 bis 30 kg in Braun-
kohlen-Kraftwerken angelangt sind.
Der damit gleichzeitig gemachte Vorschlag,
Kessel und Vorwärmer als Einheitsaggregat
zusammenzubauen und mit dem augen
Einzelkamin (Saugzug) in unmittelbare orga-
nische Verbindung zu bringen, so daß Kessel,
Vorwärmer und Kamin gewissermaßen ein
einheitliches Bauobjekt darstellen, bedingte die
Anwendung schmiedeeiserner Vorwärmer. Diese
Einrichtung hat sich gleichfalls überall dort
bewährt, wo gutartiges Speisewasser zur
Verfügung stand. In einzelnen Fällen haben
sich dagegen Anfressungen in den Vorwärme-
rohren gezeigt. Handelt es sich gleichzeitig
um ein Brennmaterial mit großem Aschen-
anfall, so werden die für hochliegende schmiede-
eiserne Vorwärmer möglichen Aschenvorrats-
räume zu klein, und wir sind deshalb be-
strebt gewesen, auch für gußeiserne Vorwär
mer die vorgenannten Vorteile möglichst wahr-
zunehmen und auch für diese durch unmittel-
baren Zusammenbau und zweckmäßige Rauch-
Bar Blrung die kleinste Grundfläche zu er-
zielen.
In diesem Zusammenhange ist eine von
Münzinger angegebene Anordnung hervorzu-
heben (Abb. 3), die dem Ziele bereits recht nahe
—
Zum Regler 8019
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Abb 3. Vorwärmeranordnung nach Münzinger.
unter Einrechnung der Transformatorenanlage
zum Herauftransformieren gekostet, trotzdem
die Baupreise in den Kriegsjahren 1915 und
1916 bereits beträchtlich gestiegen waren und
Braunkohlen-Kraftwerke an sich wegen der
geringeren spezifischen Leistung der Kessel
und der sehr viel teureren Aschentransport-
. ı) Vortrag, gehalten im Elektrotechnischen Verein
Wien am 10. III. 1920.
5,0
m
kommt. Diese Vorwärmer bestehen aus Teilen
völlig normaler gußeiserner Vorwärmer mit
dem einzigen Unterschied, daß je zwei neben-
einanderliegende Rohrreihen verschiedene
Länge haben. Dadurch wird ein ausreichender’
Rauchgasquerschnitt zwischen den unteren
Sammelkästen erzielt. Es ergeben sich zahl-
reiche Kombinationsmöglichkeiten mit Kesseln
der verschiedensten Größe und unter den ver-
schiedensten Bedingungen. \
di
29. Juli 1980.
Wir haben ferner Vorrichtungen ausge-
bildet zur Milderung der Stöße in den Speise-
leitungen, gegen die gußeiserne Vorwärmer be-
sonders empfindlich sind, und glauben, mit
diesen die Steigerung des Betriebsdruckes auf
20 bis 23 at wagen zu können.
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Elektrotechnische Zeitschrift.
rohrkesseln ausgerüstet worden, die sich vor-
züglich bewährt haben, nachdem die in
einzelnen älteren Anlagen mit dem Sy-
stem gemachten Erfahrungen bei dem Ent-
Ar N: Kessel berücksichtigt worden sind
. 4).
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Abb. 4. Schnitt durch Kessel und Vorwärmer des Kraftwerks Golpa.
Sollten aber die Bestrebungen, durch ge-
eignete Behandlung des Speisewassers die
inneren Anrostungen zu beseitigen, Erfolg
haben, so würde die ausnahmslose Rückkehr
zu schmiedeeisernen Vorwärmern woh' vor-
teilhafter sein, die zurzeit nur unter bestimm-
ten Voraussetzungen besonders günstig ar-
beiten. :
Zurzeit sind allerdings noch keine Vor-
richtungen bekannt geworden, welche die
aggressiven Eigenschaften des Speisewassers
sicher beseitigen. Die Angaben zahlreicher
Veröffentlichungen und Prospekte stimmen mit
der Wirklichkeit meist nicht überein. Die
Betriebsleiter merken oft erst nach Monaten,
daß die mit viel Kosten beschafften Auf-
bereitungsanlagen den Anforderungen nicht
gerecht werden.
Müssen wegen reichliehen Aschenfalls ohne-
hin gußeiserne Vorwärmer aufgestellt werden,
so ist im Zusammenhang damit zu überlegen,
ob für den gerade vorliegenden Fall Kammer-
oder Steilrohrkessel vorzuziehen sind. Steil-
rohrkessel bauen zwar etwas höher, sie stellen
jedoch an die Reinigung von Flugasche bei
weitem nickt die gleichen Ansprüche und
erlauben zudem, Fundamente einfacher und
übersichtlicher durehzubilden. Auch die Be-
anspruchung der feuerfesten Ausmauerung
fällt bei diesen Kesseln-sehr gut aus. Kommen
Treppenrostezur Anwendung, solassen diesesich
besser als in Zweikammer-Wasserrohrkesseln
anordnen. Es ergibt sich eine sehr gute und
einfache Gestalt des Feuerraumes. Auch die
Verankerung und der Zusammenbau mit dem
Vorwärmer läßt sich in einfacher und zweck-
mäßiger Weise lösen. Man wird deshalb ge-
neigt sein, diesen Kesseln in Braunkohlen-
Kraftwerken den Vorzug zu geben. Das Groß-
kraftwerk Golpa ist ausschließlich mit Steil-
Der richtigen Ausgestaltung der Frisch-
dampfleitungen wird in vielen Kraftwerken
leider immer noch nicht die erforderliche Be-
achtung zuteil. Als ich im Jahre 1910 im
Märkischen E. W. mit der Höchstgeschwindig-
keit des Dampfes (die eintritt, sobald sämtliche
Kessel einer Reihe vollbelastet auf die zuge-
hörigen Dampfleitungen arbeiten) auf 80 m/Sek
heraufging, hat man vielfach die Anwendung
so großer Geschwindigkeiten für unmöglich
oder verlustbringend erklärt. Der Sprung
von den damals üblichen 25 m auf 80 m
war allerdings ein sehr großer. Man über-
sah aber vielfach, daß die Anwendung so
hoher Dampfgeschwindigkeiten den Einbau
von Schiebern mit
Ventilen) zur fast selbstverständlichen Voraus-
setzung hatte. Derartige Schieber sind zum
erstenmal im Märkischen E. W. in Deutsch-
land zur Anwendung gekommen, und die mir
entgegengehaltenen Messungen über den auf-
getretenen Druckverlust bzw. über unzu-
lässige Druckdifferenzen sind denn auch ledi&-
lich auf die Ventile und daneben auf höchst
lattem Durchgang (statt:
1920. Heft 30.
687
unzweckmäßige Anordnung der Leitungen zu-
rückzuführen.
Ich habe inzwischen feststellen können,
daß die Anwendung der großen Dampfge-
schwindigkeiten nur Vorteile, aber keine Nach-
teile gebracht hat. Das Maß der zulässigen
Höchstgeschwindigkeit hängt lediglich von
der Länge des Kesselhauses ab. So ist bei-
spielsweise in den sehr langen Kesselhäusern
(80 m) des Großkraftwerkes Golpa immer noch
eine Höchstgeschwindigkeit von 55 m vor-
handen. Anstände sind auch hier nicht auf-
getreten.
Ablab >
N zum
Honoenstopf
Ahb. 6. Wasserabscheider des Kraftwerks Golpa.
Wesentlich für den guten Betrieb der
Dampfleitungen ist neben der richtigen Be-
messung die richtige Führung. Besonders zu
überlegen ist in jedem Einzelfalle die Lage
der Fixpunkte. Sorgt man dafür, daß die Zu-
leitung zu den Dampfturbinen durch Ab-
zweigung von Hauptsammelsträngen erfolst,
so läßt sich ein vorzüglicher Selbstschutz gegen
Wasserschläge ohne weiteres erzielen (Abb. 5).
Die vielfach Delfebte Anordnung, die Dampftur-
bine mit der zugehörigen Kesselreihe durch einen
Strang unmittelbar zu verbinden und lediglich
für Reservezwecke Brücken zwischen den ein-
zelnen Dampfsträngen einzubauen, ist deshalb
in der Regel als unvorteilhaft zu verwerfen und
nur dann zulässig, wenn gegen den Übertritt
von Wasser in die Dampfleitungen zuver-
lässige Schutzeinrichtungen vorgesehen sind.
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Abb.5. Rohrleitungsschema des Kraftwerks Golpa.
$ Augelgelenkkompensafor
+ festounkt
ro Absperrschieber
U Wesserabscheider
0) Wellrohrkompensafor
Selbsttätige Abschlußorgane sind hierunter
jedoch nicht zu verstehen, weil auf sichere
Wirkung nicht gerechnet werden kann, da
sie manchmal monate- oder jahrelang ihre
Zuverlässigkeit nicht zu zeigen brauchen.
Die Anwendung von Automaten mit beweg-
lichen Teilen ist dann stets bedenklich, wenn sie
nur im Fehlerfalle in Betrieb genommen
werden.
Gut bewährt hat sich die Aufstellung
verhältnismäßig großer Wasserabscheider im
Keller des Kesselhauses vor der Wand des
Maschinenhauses (Abb. 5und 6), wenn sie gleich-
zeitig als Fixpunkte aus ebildet, und wenn
die Dampfleitungen von oben eingeführt wer-
588
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heft 30.
> Vz
29. Juli 1920.
den (Abb. 7). Werden diese untereinander
durch eine Sammelleitung verbunden, die
sich sektionsweise durch vom Maschinen-
oder Kesselhausflur betätigte Schieber ab-
sperren läßt und werden die zu den Turbinen
führenden, verhältnismäßig kurzen Dampf-
leitungen von dieser Sammelleitung abge-
zweigt, so sind die geschilderten Vorbe-
dingungen für guten Betrieb und geringe Ver-
luste erfüllt. Die für hohe Dampfgeschwindig-
keiten an sich geringen konstanten Verluste
lassen sich leicht auf weniger als 1% der
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Abb. 7. Rohrleitungskompensator des Kraftwerks Golpa.
durchfließenden Wärmemenge verkleinern, wenn
für beste Isolation insbesondere der Flanschen
und Schieber gesorgt wird. Im Kraftwerk
Golpa sind denn auch Wasserschläge an
den Turbinen völlig unschädlich verlaufen,
trotzdem anfangs infolge mangelnder Schu-
lung des Personals die Kessel mehrmals
bis zu den Sicherheitsventilen überspeist
Platz für Pumpen- und Mannschaffsroume
DUTDDGUT
Abb. 8.
TODD DODO
nn. — ARauchgasfüchse
I Mannschaftsräume
Abb. 10.
und große Wassermengen in die Dampfleitun-
gen geworfen wurden.
Müssen aus besonderen Gründen ge-
mauerte Kamine aufgestellt werden (z. B. in
Braunkohlenkraftwerken zur Verhinderung der
Belästigung der Umgebung durch Flugasche),
so ist ihre Lage und die Führung der
Füchse gleichfalls von großem Einfluß auf die
Amlagekosten. Vergleichende Untersuchungen
haben gezeigt (Abb. 8 bis
11), daß die beste Lösung
sich ergibt, wenn die Kamine
in den zwischen den Kessel-
häusern ohnehin erforder-
lichen oder wünschens-
. werten Höfen aufgestellt
und je etwa 4 Kessel be-
nachbarter Kesselreihen (ins-
gesamt also 8)an einen Ka-
min angeschlossen werden. Diese Anordnung
ist im Kraftwerk Golpa durchgeführt wor-
gestellt werden, so daß ein Durchgang zu
ebener Erde in zwei Richtungen entstebt.
In der Ausgestaltung der Maschinenhäuser
lassen sich so große Ersparnisse, wie sie in
Kesselhäusern möglich sind, naturgemäß nicht
erzielen. Die ı
Raumes wird am günstigsten, wenn Turbinen-
modelle gewählt werden, deren Leistung der
für jede der normalen Umdrehungszahlen
größtmöglichen nahekommt. Nach dem heuti-
gen Stande der Technik sind diese Grenz-
leistungen für 50 Perioden und 3000 ‚U. i.
d. M. etwa 20 000 Kw, für 1500 U. 1. <d. EN,
etwa 30 bis 35 000 Kw und für 1000 U. i.d.M.
etwa 50 bis 60 000 Kw. - ;
Ob ‘und wieweit es möglich ist, diese
Grenzleistungen anzuwenden, hängt von den
Bedingungen des Einzelfalles, insbesondere
von der Zahl der erforderlichen Reservema-
schinen ab.
Das Großkraftwerk Golpa sollte zunächst
Abb.213. Maschinenhaus des Kraftwerks Golpa.
den (Abb. 12). Da die Füchse zum Zwecke
automatischer Entaschung ohnehin hochgelegt
werden müssen, kann der Kamin auf Füße
ANRTATATATATATE
——— fouchgasfüchse
7 = Monnschaftsräume
U = Pumpenräume
Abb.9.
Hesselhaus
Maschinenhous
Abb. 11.
Abb. 8 bis 11. Vergleich verschiedener Arten der Kesselaufstellung und Fuchsführung.
nur eine Leistung von 60 000 Kw erhalten, es
sind demgemäß für den ersten Ausbau 4 Ma-
schinen von je 15000 Kw (23000 KVA) auf-
gestellt worden. Als die Erweiterung auf
120 000 Kw beschlossen wurde, lag kein Anlaß
vor, von der einmal gewählten. Type abzuwei-
chen, so daß das Kraftwerk jetzt 8 Maschinen
dieser Leistung besitzt. Wäre der volle Aus-
bau von aha sicher gewesen, so wäre
wahrscheinlich eine etwas größere Maschinen-
leistung (etwa 6 Maschinen von je 20000 Kw)
zur Aufstellung gelangt. Im allgemeinen muß
gesagt werden, daß die Werksleiter in zu vor-
sichtiger Einschätzung zukünftiger Entwick-
lung geneigt sind, zu kleine Einheiten zu e
wanhlen.
Handelt es sich um große Leistungen,
so empfiehlt es sich meistens, von der sonst
üblichen Parallelaufstellung der Turbinensätze
senkrecht zur Achse des Maschinenhauses ab-
zugehen und statt dessen die Turbinen in der
Maschinenachse so aufzustellen, daß ihre Kopf-
seiten (Dampfseite) einander zugekehrt sind
(Abb. 13). Im Keller des Maschinenhauses ent-
stehen dann große luftige, mit dem Kran leicht
zu bedienende Räume für die Kondensations-
pumpen, deren Wartung, Belichtung und Be-
lüftung sehr einfach wird. Das Maschinenhaus
wird entsprechend schmäler, die Krane leich- =
ter und kürzer. Liegen die Kesselhäuser
senkrecht zum Maschinenhaus, eine Anord-
nung, die sich bei großen Leistungen immer
zwangsläufig ergibt, so ist es gleichzeitig. fast
immer möglich, die Länge des Maschinen-
hauses in annähernde Übereinstimmung mit
der Summenbreite der Kesselhäuser zu bringen
(Abb. 12), woraus wiederum die einfachste Füh-
rung der Rohrleitungen und der Kondensations-
kanäle folgt. Die Dachbinder lassen sich
leicht und einfach ausgestalten. Werden flache
Dächer gewählt, so können ohne Mehrkosten
Doppel-T oder Blechträger angewandt werden,
wodurch das Aussehen der Dachkonstruktion
wesentlich gewinnt.
Im. allgemeinen ist man geneigt, besonders
dort, wo mit starker Verunreinigung der Luft
mit Flugasche zu rechnen ist (Braunkohlen-
kraftwerke), die Dächer mit steiler Neigung
auszubauen, von der Erwägung ausgehend,
daß die Selbstreinigung der Dächer, insbe-
sondere der in sie eingebauten Glasflächen,
durch den Regen sich leichter vollzieht als
bei flachen Dächern. Ich halte diesen Stand-
ET
Ausnutzung des umbauten °
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29. Juli 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920.
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Abb. 12.
punkt nicht für richtig und ziehe wenig ge-
neigte, begehbare Dächer mit steil eingebauten
Oberlichtern bei weitem vor (Abb. 14). Die
Gründe hierfür sind folgende:
FAbb. 14. Blick auf die Dächer des Krafıwerks
1.8Die Spülung hängt meines Erachtens
nicht von der Neigung, sondern lediglich von
der Regenmenge ab. Genügt die Neigung,
so daß das Wasser überhaupt leicht abfließt,
BO Ernügt auch die Spülung bei flacher Neigung.
2. Das flache Dach ist der Revision leichter
zugänglich. Die Reinigung der Glasflächen
kann von außen in einfachster Weise erfolgen.
3. Im Falle eines Dachbrandes ist die
Ablöschung in vielisicherer Weise möglich als
bei steilen Dächern.
6
Heft 30.
I erenagrn _
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689
haus nur schwer . abzufangen
ist. Aus diesem Grunde müssen
auch die in die Dachflächen
‚eingebauten ÖOberlichter ver-
hältnismäßig steil ausgeführt
werden, damit das Schwitz-
wasser sich von den Glastlächen
nicht ablöst und an diesen
herunterläuft, sodaß es -auf-
ft gefangen werden kann.
4. Der umbaute Raum wird
am kleinsten, die Anlage-
kosten dementsprechend die
geringsten.
Aus vorstehenden Ausfüh-
1 rungen folgt, daß neben den
angegebenen Mitteln wesent-
liche weitere zur Erhöhung
der Wirtschaftlichkeit nicht
bestehen. Die auf wärmetech-
nischem Gebiete bestenfalls zu
erzielenden Ersparnisse sind
verhältnismäßig gering, sie
erlauben den thermischen Ge-
samtwirkungsgrad nur um
wenige Prozente zu verbessern
301,72
ae
Lageplan des Kraftwerks Golpa.
| Dieser Vorteil hat sich bei dem Kraftwerk
Golpa als ausschlaggebend herausgestellt. Als
etwa ein Jahr nach der Betriebseröffnung der
Dachstuhl des zweiten Kesselhauses in Brand
eg
nn
Golpa mit Oberlichtern und Lüftungsanlagen. En
eraten“war, konnte der Brandherd Tüber "die
lachen Dächer von verschiedenen ‚Seiten an-
gegriffen werden, so {daß -größerer.. Schaden
vermieden. wurde.
Es bietet sich zwar die Möglichkeit, auch
die Dachstühle feuersicher auszuführen und
etwa die Dächer mit Betonplatten abzu-
decken. Kann man sie jedoch nicht sehr gut
isolieren, so bildet sich im Falle von Tempe-
'raturwechsel an den Dachflächen Tropfwasser,
das sowohl im Kesselhaus wie im Maschinen-
| BEN
® ® | S | S N und sind ihrer Natur nach auf
>44 r 'S EN bereits bestehende Kraftwerke
De | E DE EN zudem meistens nicht anwend-
© ® ® | 68 bar. Das gilt für gegebene Be-
| 1%] PN lastungsverhältnisse. Es fragt
Aühltürme ®. | I sich deshalb, ob nicht- durch
N IL Veränderung der Belastungs-
N N 1 verhältnisse größere Vorteile
S N mladetron zu erreichen sind.
N RR A | IV.
ee Ich habe schon früher auf
Milde Wosserfig 600mm Te -t die starke Abhängigkeit aller
Sochsenburglig 379,90 | preisbildenden Werte von dem
Plorz für Fabriken Ausnutzungsfaktor hingewie-
sen. Ich kann mir deshalb ge-
statten, an dieser Stelle auf
diese Veröffentlichungen zu ver-
weisen, und will mich darauf
beschränken, nur kurz die wich-
tigsten der durch die Verkupp-
lung benachbarter Kraftwerke
erzielbaren thermischen und
wirtschaftlichen Vorteile her-
vorzuheben.
1. Wärmetechnische Er-
sparnisse. Man hat mir ent-
gegengehalten, daß die durch
Verkupplung erzielbare Ver-
besserung der Belastungskurve
nur eine unbeträchtliche sei.
Hierauf ist zunächst zu erwidern, daß
sich meine Erwägungen weniger auf die Ver-
besserung des Belastungsfaktors als auf die
Verbesserung des Ausnutzungsfaktors er-
streckten, und daß in der Entgegnung diese
beiden Werte offenbar verwechselt worden
sind. Aber auch die Verbesserung des Be-
lastungsfaktors ist unter Umständen eine ganz
beträchtliche, wie ich bei der Zusammen-
stellung der Summenkurven von Großstädten
(Bau ‚großer Elektrizitätswerke, Bd. II) ge-
zeigt habe. Die größten wärmetechnischen
Vorteile ergeben sich jedoch durch die Be-
triebsumgestaltung in der Summe der Werke,
die durch leistungsfähige Verkupplungsleitun-
gen miteinander verbunden werden können,
und zwar in zweierlei Richtungen:
Einmal wird man kleine unwirtschaftlich
arbeitende Werke völlig stillegen und ihre
Stromlieferung benachbarten mittleren oder
großen Werken übertragen. Auch in mitt-
leren Werken wird man ganze Arbeits-
schichten zu Zeiten schwacher Belastung
ihres Versorgungsbezirkes ausfallen lassen kön-
nen und ihn zugunsten des thermischen
Gesamtwirkungsgrades auf benachbarte grö-
ßere umschalten. Ob und wieweit es dabei
notwendig ist, einzelne Maschinen und Kessel
zum Zwecke der Momentanreserve warm zu
halten, hängt lediglich von dem Grade der
Verkupplung ab. Man wird ganz davon ab-
sehen können, wenn die Verkuppelung soweit
durchgeführt ist, daß selbst der Ausfall einer
oder mehrerer Leitungen die Versorgung des
betreffenden Bezirkes nicht gefährdet. 3
Man kann heute schon sagen, daß die
neuzeitliche Vervollkommnung der Schutz-
einrichtungen die Abschaltung der fehlerhaften
Strecke bewirkt, ‚ohne daß andere dadurch
beeinflußt werden. i e g
In Verbindung damit sei auf die später
zu erörternde Ausbildung der Ringnetze hin-
ewiesen.
E Noch größere wärmewirtschaftliche Vor-
teile lassen sich in vielen Fällen in der zweiten
Richtung, nämlich durch Belastungsverschie-
bung erzielen, indem der größte Teil der
Leistung, insbesondere die durchlaufende Be-
lastung, denjenigen Werken zugewiesen wird,
die wegen günstiger Kohlenlage (Braunkohlen-
590
Elektrotechnische Zeitschriitt. 1920. Heft 30
werke, Abfallwärme) am wirtschaftlichsten
arbeiten.
In diesem Zusammenhange sei nochmals
die Verbindung mit Wasserkraftwerken betont,
deren Ausbaugrundsätze eine wesentliche Um-
gestaltung erfahren, wenn die Verkupplung
mit Dampfkraftwerken durchgeführt ist. Ich
komme später auf die durch Veränderung der
Preise eingetretene ziffermäßige Bewertung
dieser Vorteile zurück.
In wirtschaftlicher Hinsicht bietet die
Verkupplung zunächst nur Zukunftsvorteile.
Der Reservefaktor darf in der Summe der
verkuppelten Werke wesentlich kleiner als in
Einzelwerken sein. Will man in Einzelwerken
für den Fall des Schadhaftwerdens der größten
Maschine den Anforderungen des Verbrauches
noch voll gerüstet gegenüberstehen, so ergeben
sich theoretisch außerordentlich große Reserve-
faktoren, wie folgende Überlegung zeigt.
Die erste Einrichtung eines Kraftwerkes
möge aus zwei Maschinen von je 1000 Kw
bestehen. Das Kraftwerk müßte sonach er-
weitert werden, wenn der Belastungszuwachs
zu einer Gesamtbelastung von 1000 Kw ge-
führt hat. Während der Anlaufszeit steigt die
Belastung von 0 bis 1000 Kw. Die mittlere
Belastung während dieser Zeit ist also 500 Kw,
die mittlere Reserve 1500 Kw, der mittlere
Reservefaktor 2000/500 = 4.
Wird die Anlage jetzt um 1000 Kw ver-
größert, so darf die Belastung bis zur nächsten
Erweiterung auf 2000 Kw ansteigen. Die
mittlere Belastung ist somit 1500 Kw, der
Reservefaktor wird 3000/1500 = 2.
Kommt man aber zu der Überzeugung,
daß es wegen günstiger Belastungsaussichten
richtiger ist, mit größeren Maschinensätzen
zu erweitern und statt einer 1000- jetzt eine
200C6-Kw-Maschine aufzustellen, so steigt der
Reservefaktor auf 4000/1500 = 2,67.
Wird die nächste Erweiterung wiederum
mit einer 2000-Kw-Maschine ausgeführt, so
steigt die Belastungsmöglichkeit der Anlage
auf 4000 Kw. Die mittlere Spitzenbelastung
Be somit 3000 Kw, der Belastungsfaktor
wird 2.
Durch jeden Typenwechsel wird der Be-
lastungsfaktor ungünstig, durch die Erhöhung
der Zahl der Maschinen günstig beeinflußt bis
zu dem Zeitpunkt, wo wegen der großen Zahl
der in Betrieb befindlichen Maschinen mehr
als die Leistung der größten in Reserve gehalten
werden muß. Das dürfte etwa von 6 Maschinen
gleicher Leistung ab der Fall sein, weil die
Zeit für die Überholung eines Maschinensatzes
im Falle größerer Reparaturen dann verhält-
nismäßig zu lang ‚wird.
Vorstehende Überlegung ist zunächst eine
rein theoretische. In der Praxis werden die
angegebenen hohen Reservefaktoren nicht er-
reicht, weil der Werksleiter durch kurzzeitige
Überlastung der Maschinen, durch Belastungs-
beschneidung während der Spitzenzeit und ins-
besondere durch Verlegung der Überholung
auf Zeiten schwacher Belastung des Werkes
es in der Hand hat, eine beträchtliche Über-
schneidung der einzelnen Zeitabschnitte her-
beizuführen. Immerhin zeigt sich aber, daß
der Reservefaktor von Einzelkraftwerken not-
wendigerweise sehr hoch sein muß, eine Fol-
gerung, die dureh die Statistik bestätigt wird.
Durch die Verkuppelung wird nun der Zu-
stand eines Kraftwerkes mit einer sehr großen
Maschinenzahl erreicht und es wäre deshalb
theoretisch die Beschränkung des Reserve-
faktors auf denjenigen Wert durchaus denkbar,
der sich aus der durehschnittlichen Überholungs-
zeit ergibt. Das wäre etwa der Wert 1,2 bis
1,25. Wie weit man diesem nahekommen
kann, hängt von der Zahl der in der Summe
der verkuppelten Werke vorhandenen Ma-
schinen ab, die nach der Verkuppelung als für
den Betrieb des Ganzen noch verwendungs-
fähig angesehen werden können. Herausfallen
würden also die Maschinen der kleinen still-
gesetzten Werke und diejenigen kleinen Ma-
schinen in mittleren Werken, die als zu klein
oder als zu unwirtschaftlich oder wegen Raum-
anforderung aus dem Gesamtbetriebe aus-
gemerzt werden müssen. Immerhin zeigt
die Überlegung, daß durch die Verkuppelung
der Werke auch an brauchbaren Maschinen
eine beträchtliche Leistung noch frei wird, die
insbesondere zur Spitzendeckung herange-
zogen werden kann, weil hierfür weniger wärme-
wirtschaftliche als finanzwirtschaftliche‘ Er-
Benson maßgeblich sind.
Ich habe deshalb aus Anlaß der Beratung
des Sozialisierungsgesetzes in Deutschland
auch vorgeschlagen, die Verbesserung der Elek-
trizitätswirtschaft besonders in wärmetech-
nischer Hinsicht durch Zusammenfassung der
Werke nach wirtschaftlichen Gebieten anzu-
streben und die Erzeugung in diesen Be-
zirken nach vorstehenden Grundsätzen auf
dem Wege der Selbstverwaltung zu regeln.
Diesem Vorschlage haben sich auch fast sämt-
liche Sachverständige, die hierüber gehört
worden sind, angeschlossen. Merkwürdiger-
weise hat jedoch die Regierung gegen das fast
einstimmige Urteil aller Sachverständigen die-
sen Weg nicht beschritten und insbesondere
gerade diejenigen Werke (unter 5000 Kw Ge-
samtleistung) ausgeschlossen, bei denen die
Verbesserung der Wirtschaft am dringlichsten
ist. —
(Fortsetzung folgt.)
Das bayerische Torfsyndikat.
Um die Bewirtschaftung des Torfes der
lähmenden staatlichen Bevormundung und
bureaukratischen Reglementierung zu entziehen
und der privaten Unternehmungslust wieder
einige Freiheit zu verschaffen, bat sich vor
einiger Zeit ein „Bayerisches Torfsyndi-
kat, G. m. b. H.“ mit dem Sitz in München
gebildet. Zweck des neuen Unternehmens ist
der Verkauf des auf den Syndikatswerken ge-
wonnenen Brenntorfes im Verein mit dem
reellen Handel. Alle Neben- und Veredelungs-
produkte sind von der Bewirtschaftung durch
das Syndikat freigelassen, um dem Eıfin-
dungsgeist und der freien Initiative in der
Nutzbarmachung neuer Erfindungen und tech-
nischer Fortschritte keine Fesseln anzulegen.
Auch werden die inneren Verhältnisse der
Werke vom Syndikat in keiner Weise berührt;
die Gestaltung der Betriebsführung bleibt
nach wie vor Sache der vollkommen selb-
ständig bleibenden Unternehmer, die in ihrem
eigenen Interesse das Bestreben haben werden,
möglichst rationell und vorteilhaft zu wirt-
schaften.
- Eine weitere Aufgabe des Syndikats ist
möglichste Förderung der Torfwirtschaft, um
sie für spätere Zeiten, wenn die Konkurrenz
der Kohle wieder in Erscheinung tritt, lei-
stungsfähig zu machen. Durch Errichtung
einer Vermittlungsstelle für maschi-
nelle Beschaffung sollen die Mitglieder
unter möglichst günstigen Bedingungen ver-
sorgt und durch Anlage einer gewissen Material-
reserve eine rasche Belieferung erreicht werden,
um unliebsame Störungen während der Pro-
duktionsperiode zu vermeiden.
Die Syndikatsmitglieder sind verpflichtet,
den auf ihren Werken gewonnenen Brenntorf
dem Syndikat zur Verfügung zu stellen. Frei-
gegeben von dem Verkauf durch das Syndikat
sınd:
1. der eigene Bedarf der Torfwerke zum Torf-
betriebe (Eigenverbrauch);
2. der eigene Wirtschaftsverbrauch der Syn-
dikatsmitglieder und ihrer Teilhaber bis zu
einer Gesamtmenge von 200 t (l t= 20
Zentner);
3. die für den eigenen Hausbrand der Ange-
stellten und Arbeiter abzugebenden Mengen;
4. die auf Fahrzeugen ohne Benutzung des
Eisenbahnweges an unmittelbare Verbrau-
cher abgehenden Mengen bis zu einem
Jahreshöchstabsatz von 100 t (sog. Land-
absatz);
5. der Bedarf für angeschlossene industrielle
und gewerbliche Unternehmen, für die der
Torfstich nach seiner bisherigen Benutzung
und nach seiner zukünftigen Bestimmung
die Versorgungsquelle für Brenntorf bildet
(Selbstverbrauch von Brauereien, Fabriken
“ usw.);
6. die Erzeugung aus gemeindlichen Torf-
stichen, soweit diese zur Versorgung von
Gemeindeanstalten und Gemeindeangehöri-
ae dient; £
7. diejenigen Torfmengen, die infolge mangeln-
der Marktfähigkeit nicht oder nur schwer
zu verkaufen sind und deshalb vom Syn-
dikat zum eigenen Verkauf durch den
Unternehmer freigegeben werden.
Der gesamte übrige Verkauf der Syndi-
katsmitglieder muß durch das Syndikat gehen.
Ein aus Mitgliedern des Syndikats be-
stehender Preisaussechuß wird jeweils auf
Grund der Gestehungskosten gewisse Normal-
hreise (sog. „Syndikatspreise‘‘) aufstellen und
er Regierung zur Genehmigung vorschlagen.
Um die Interessen der Allgemeinheit zu
wahren, sind in dem Preisausschuß je ein Mit-
ee des Handels, der Verbraucher, der Ar-
eitnehmer und des Torfwirtschaftsrates ver-
treten.
Angesichts der Wichtigkeit der Preis-
frage ist weiterhin vorgesehen, daß gegen die
Beschlüsse des Preisausschusses von seiten
der Syndikatsmitglieder Berufung an einen
Berufungsausschuß eingelegt werden kann,
der unter dem Vorsitz eines von der Staats-
regierung zu ernennenden Unparteiischen zu
tagen hat.
„Haben die vorgeschlagenen Syndikats-
preise die obrigkeitli
iche Genehmigun e-
funden, so werden sie durch das Sr 8-
29. Juli 1920.
ministerium für Landwirtschaft im Staatsan-
zeiger veröffentlicht. Von diesem Augenblick
an gelten sie als Höchstpreise im Sinne des
Gesetzes nicht nur für die Syndikatsmitglieder,
sondern auch für alle Außenstehenden, unter-
scheiden sich aber von den übel empfundenen
Höchstpreisen der Vorjahre dadurch, daß sie
ihres ‚‚starren Charakters‘ entkleidet sind
und je nach Gestaltung der Produktionsver-
hältnisse auf Antrag des Syndikats einer
Revision unterzogen werden können.
Die Geschäfte des Syndikats
durch zwei Geschäftsführer besorgt. Über
ihnen steht ein von der Hauptversammlung
der Gesellschafter gewählter Hauptaus-
schuß. Der bayerische Torfwirtschaftsrat!)
hat das Recht, in den Hauptausschuß einen
Vertreter mit beratender Stimme ohne Stimm-
recht zu entsenden.
Die Beschlüsse der Gesellschafter werden
in Hauptversammlungen gefaßt, die vom
Hauptausschuß einberufen werden und jähr-
lich zweimal zusammentreten müssen. Das
Stimmrecht der Syndikatsmitglieder in der
Hauptversammlung bemißt sich nach dem
Syndikatsabsatz des Vorjahres.
Zunächst hat jeder Gesellschafter,in der
Hauptversammlung eine Stimme. Außerdem
wird für jede volle 500 t-Menge Versand an
Brenntorf im Vorjahre eine Zusatzstimme ge-
währt. Für im Bau oder in der Vergrößerung
begriffene Werke ist eine besondere Regelung
getroffen. Es ist also sorgfältig darauf Be-
dacht genommen, daß jedes Syndikatsmit-
| glied soviel Stimmen erhält, als den Leistungen
seines Torfwerkes entspricht. Damit aber
nicht einzelne große Torfwerke eine gewisse
Vorherrschaft bekommen, ist zugleich be-
stimmt, daß kein Gesellschafter mehr als
15% der Gesamtstimmen auf sich vereinigen
kann.
Um das Syndikat in die Lage zu ver-
setzen, seine Verkaufsdispositionen richtig und
rechtzeitigtreffen zu können, istvorgeschrieben,
daß jedes Syndikatsmitglied allmonatlich der
Geschäftsführung eine Aufstellung über‘ die
gewonnenen Torfmengen einzureichen hat.
Das Syndikat ist verpflichtet, die ihm von
den Gesellschaftern angebotenen Torfmengen
zu übernehmen und binnen angemessener
Frist zu verkaufen. Für die Qualität und die
richtige Verladung des gelieferten Torfes sind
die Syndikatsmitglieder verantwortlich. Als
Höchstgrenze für Wasser- und Aschegehalt
gilt 32% des Gewichtes. Sind die Erzeugnisse
eines Gesellschafters infoge mangelnder Markt-
fähigkeit nicht oder nur schwer zu verkaufen,
so kann der Hauptausschuß die Verpflichtung
zur Übernahme und zum Verkauf dieser Er-
zeugnisse ablehnen. 3
Das Syndikat läuft bis zum 31. III. 1923
unkündbar; sodann erstreckt sich seine Dauer
auf je ein weiteres Jahr, falls nicht eine Kün-
digung durch einen Gesellschafter erfolgt. Die
Kündigung kann nur auf den Schluß eines
Geschäftsjahres mit einjähriger Frist, daher
zum erstenmal am 1. IV. 1923 auf den 31. III.
1924 ausgesprochen werden.
Wie aus dem Gesellschaftsvertrag un-
zweideutig hervorgeht, handelt es sich bei
dieser Gründung um eine auf Selbstverwaltung
der Erzeuger beruhende Verkaufsgemein-
schaft, die den Verkehr mit Torf in geregelte
Bahnen lenken soll. Etwaige geplante behörd-
liche Eingriffe sind damit aufgehoben und die
Selbständigkeit der bayerischen Torfwirtschaft
gewahrt worden.
rung hat bei verschiedenen Sitzungen zum
Ausdruck gebracht, daß sie ein Verkaufs-
syndikat der Erzeuger für. eine geeignete
Grundlage halte, um eine Regelung des Ver-
kehrs mit Torf unter Wahrung der berechtigten
Interessen der Verbraucher herbeizuführen.
Um auch auf die Außenseiter einen gewissen
Druck zum Beitritt auszuüben, wird die Lan-
desbrennholzstelle eine Vorschrift erlassen,
daß alle Frachtbriefe für den Bahnversand von
Brenntorf durch das bayerische Torfsyndikat
einzureichen sind, so daß künftighin auch der
Bahnversand der Nichtmitglieder vom Torf-
syndikat überwacht werden kann. Weiterhin
ist beabsichtigt, auch die kleineren Torfer-
zeuger auf dem Wege des genossenschaftlichen
a dem Syndikat anzuglie-
ern.
? Wenn auch vorläufig noch, vornebmlich
in den Kreisen der Kleinerzeuger, der Syndi-
katsgedanke auf Widerspruch stößt, so wird
doch einmal die Zeit kommen, wo infolge
niedergehender Konjunktur die günstigen Wir-
kungen des Syndikats auch von seinen jetzigen
Gegnern, die seine augenblickliche Notwendig-
keit geflissentlich bestreiten, anerkannt werden
wird. Dr. H. Trometer,
ı) Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 132.
werden
ern Bde
De Pre
Frau
Die bayerische Staatsregie-
=
3
E
29. Juli 1920,
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Der heutige Zustand der Kraftwerke der
New Yorker Hoch- und Untergrundbahnen. —
Es bestehen 2 Kraftwerke, das eine in der
59. Straße, das andere in der 74. Straße. Sie
liefern Drehstrom von 11000 V an die Unter-
werke. Die entfernt liegenden Unterwerke
werden mit 17 000 V gespeist. In den Unter-
werken wird auf Gleichstrom von 600 V um-
geformt.
Das Kraftwerk der 59. Straße ent-
hielt früher 11 Corliss-Verbundmaschinen von
je 7500 kW mit je einem liegenden und einem
stehenden Zylinder. Dann wurden zwischen
diesen Maschinen 5 stehende Curtis-Nieder-
druck-Turbodynamos der GEC von je 7500 kW
aufgestellt, die mit dem Abdampf der Corliss-
Machinen betrieben werden. Die andern
6 Corliss-Maschinen wurden nicht mit zu-
sätzlichen Turbodynamos ausgerüstet, weil
inzwischen die Hochdruck-Dampfturbine weiter
entwickelt wurde. Man hat dagegen von diesen
restlichen 6 Corliss-Maschinen 3 ganz entfernt
und dafür 3 Hochdruck-Horizontal-Turbo-
dynamos der GEC von je 30 000 kW aufge-
stellt, die maximal auch mit 35 000 kW Br
lastet werden dürfen. Die übrigen 3 Corliss-
Maschinen stehen heute noch, werden indessen
- anstatt mit 7500 nur mit 5000 kW belastet,
weil die Dampflieferung des Werkes das nicht
anders zuläßt. Die Gesamteinrichtung des
Werkes besteht also aus:
5 Corliss-Maschinen, jede mit ihrer
Abdampf-Turbodynamo verbun-
bunden; der Satz 15 000 kW 75000 kW
3 liegende Hochdruck Turbody-
niamos von je 30 000 kW . 2 ERDE
3 Corliss-Maschinen von je 5000k W 15 000 „,
Sa.: 180000 kW
In dem Kraftwerk der 74. Straße,
in welchem Westinghouse-Maschinen verwendet
werden, stehen:
l liegende Westinghouse - Parsons,
Turbodynamo von .... 8000 kW
3 Corliss-Maschinen wie in der 59.
Straße ohne Abdampfturbine,
jede mit 5000kW .. . ... 15000 „
1 liegende Westinghouse - Parsons-
Turbodynamo, bestehend, aus 3
Elementen =10:0002 ;
3 liegende Westinghouse - Parsons-
Turbodynamos von je 30 000kW 90600 „,
Sa.: 183 000 kW
Die Amerikaner bezeichnen diese Strom-
‚ erzeugungsanlage der New Yorker Hoch- und
Untergrundbahnen als größtes Kraftwerk der
Erde. Daes sich hier aber nicht um ein einziges
Kraftwerk, sondern um zwei vollständig ge-
trennt voneinander bestehende, wenn auch
durch Verbindungsleitungen gekuppelte, Kraft-
werke handelt, kann man nur von einer Kıaft-
werksgröße von 180000 bzw. 183 0005kW
sprechen.
Ausbau der Wasserkräfte des Mains. —
Die preußische Landesversammlung hat nach
der „Frankf. Ztg.‘“‘ den Gesetzentwurf über
die Bereitstellung weiterer Mittel für den
Ausbau der Wasserkräfte des” Mains
in dritter Lesung angenommen. Damit er-
hält die Staatsregierung die Ermächtigung,
zum Ausbau der infolge der Mainkanalisierung
bis Aschaffenburg * entstehenden Staustufen
bei Mainkur, Kesselstadt und Groß-Krotzen-
burg für die Gewinnung elektrischer Arbeit
und zur Herstellung einer Verbindungsleitung
mit dem staatlichen Kraftwerk im oberen
Quellgebiet der Weser nunmehr 31,773 Mill. M
zu verwenden.!)
Leitungsbau.
Neue Form vom Schlitzklemmen für die
Verspannung von Freileitungen. — Verspan-
nungen elektrischer Leitungen haben bekannt-
lich den Zweck, die so lästigen Längsbewegungen
vonFreileitungen aufzuheben, um dem imLaufe
der Zeit entstehenden Verschleiß des Bundes
zu beseitigen. Auf Grund statistischer Mit-
teilungen über Störungen und Schäden können
rd 25% der Drahtbrüche auf gelöste bzw.
gerissene Bunde zurückgeführt werden. Die
Leitungen rutschen vom Isolator ab und ver-
ursachen Erd- bzw. Kurzschlüsse. Dies zu
verhindern, ist eine der Hauptaufgaben der
Verspannungen.
Um ein Lockerwerden der Bunde zu ver-
hüten, müssen derartige Bunde eine besonders
haltbare und einwandfreie Klemme erhalten.
ı) Vgl. „ETZ“ 1920, 8.513.
Eiektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heft 30.
RUNDSCHAU.
Diesem Zweck soll die unter D.R. G. M.
726 318 geschützte, abscherfeste Schlitz-
klemme (Unikum-Klemme) entsprechen; sie
besteht im wesentlichen aus einer Schlitz-
klemme mit darüber gelagerter, freibeweg-
licher Hülse H, welche durch Anzug einer
Schraube 8 gleichzeitig alle Drähte fest-
"Abb. 1.
klemmt (Abb. 1. In der Abb. 2 sind
einige Ausführungsarten derartiger Leitungs-
verbindungen angegeben, welche die ange-
‘strebten Verspannungen bezwecken. Eine Be-
schädigung des Leitungsseiles durch Anzug der
AN
SI |
JZAASSS
Abh. 2.
Schraube ist ausgeschlossen, da die Schraube
nur den Anzug der Hülse H gegen den
Schlitz verfolgt. Die Klemmung erfolgt zen-
tral. Die Eigenart dieser Klemmenkonstruktion
bietet Gewähr dafür, daß eine Lockerung bzw.
ein Selbstlösen der Anzugschraube nicht ein-
tritt.
Für stärkere - Querschnitte dürfte die
Doppelanordnung (2 Hülsen und 2 Schrauben)
in einer längsgeschlitzten Klemme von Vorteil
sein.
Ob bei derartigen Verspannungen die
Verwendung von flexiblen Drähten für die
Bunde angebracht ist, müßten Versuche er-
Ben: welehe nicht allzu teuer ausfallen
dürften.
Diese Aufhängungsarten dürften die ge-
hegten Ansprüche auf erhöhte Betriebssicher-
591
heit rechtfertigen und zur Einführung bei
Überlandzentralen geeignet erscheinen.
R. Zipser, Leipzig.
Melßgeräte und Meßverfahren.
Untersuehung von Meßtransformatoren
mittels des Wechselstromkompensators. Die
Schwierigkeit, Wechselstromvoltmeter mit
einer Empfindlichkeit von !/oo Volt zu
erhalten, hat C.. Gall auf die Verwendung
des Wechselstromkompensators für die Un-
tersuchung von Meßwandlern geführt, der
übrigens in Deutschland bei der Reichsan- “
stalt und den meisten Spezialfirmen bereits seit
längerer Zeit für diesen Zweck in Verwendung
ist. Die Genauigkeit der Meßtransformatoren
ist definiert durch das Übersetzungsverhältnis
bei den verschiedenen Belastungen und die
Phasenverschiebung zwischen Primär- und Se-
kundärstrom bzw. Primär- und. Sekundärspan-
nung. Diese beiden Größen werden nach dem
beschriebenen Verfahren lediglich mit 3 Span-
nungsmessungen- für jede einzelne Belastung
ermittelt. Die Messungen kontrollieren sich
selbst, da die 3 Spannungen die Seiten eines
Dreiecks bilden, dessen Winkel mittels des
Kompensators auch direkt gemessen werden
können. Auch zum Vergleich von Meßwand-
lern mit Normaltransformatoren kann man den
Kompensator verwenden. Die Fehler in den
Ablesungen werden dadurch noch geringer, je-
doch erscheint diese umständlichere Methode
bei Benutzung eines Kompensators nicht not-
wendig, da die direkt erreichbare Genauigkeit
vollkommen genügt. x
An einem Stromwandler mit dem UÜber-
setzungsverhältnis 1 : 10 wird das Meßverfah-
ren beschrieben. Mit der Primärwicklung in
Reihe wurde ein induktionsfreier Widerstand,
Bauart Drysdale-Tinsley, von
AP 0,01 2 geschaltet. Ein ähnlicher
Widerstand von 0,12 war an die
Klemmen der Sekundärwick-
lung gelegt; die Spannungen an
den Widerständen werden so an
den Kompensator geführt, daß
sie sich nahezu aufheben, da ja
die Widerstände im umgekehr-
A ten Verhältnis zur Stromstärke
stehen. Der Winkel zwischen den
Spannungsabfällenin den Wider-
ständen ist, da diese induktions-
frei sind, gleich der Phasenver-
schiebung zwischen den Strömen
selbst. Diese beiden Spannungen
P, und P, sowie ihre Differenz
A P werden mittels des Kom-
; pensators gemessen (Abb. 3).
Die Ablesung des Fehlwinkels Ay an dem
Phasenschieber des Kompensators kann mit
einer Genauigkeit von 0,2° geschehen oder noch
genauer, falls eine Mikrometerschraube vorhan-
den ist. Da die genaue Kenntnis des Winkels
von Wichtigkeit ist, ermittelt man ihn zweck-
mäßig mit noch weit größerer Genauigkeit aus
der einfachen Beziehung zwischen den Winkeln
und Seiten eines Dreiecks.
SD
[IS]
Abh. 3.
. APsinv
/ = aresin —————.
Aygzarcs P,
Oder wenn Ay, wie gewöhnlich, sehr klein ist,
APsiny
Ayuzııs 2 ;
ü ’ P, 3
woraus der Fehler dy an Ag, der von einem
Fehler dy an yw herrührt:
573APecosy
2
d.h. ein Fehler in Ay, der aus einem Fehler in
dem beobachteten Werte von» berechnet wird,
ist proportional cos y und daher im allgemeinen
viel kleiner als der Fehler in w. .
Die Werte von.A P und P, lassen sich nach
Angabe des Verfassers mit 0,1%, und bei einiger
Übung sogar mit 0,05% Genauigkeit ermitteln.
In einer Zahlentafel wird ein Beispiel für die
u gegeben.
dig wy,
ei Untersuchung eines Spannungs-
transformators wird an die Primärwick-
lung ein induktionsfreier Spannungsteiler
En. |
692 Elektrotechnische Zeitschrift, 1920, Heft 30. 29. Juli 1920.
\
wichtig ist, daß dieser auch kapazitäts-
frei ist) gelegt und die Sekundärwicklung
sowie der Kompensator nach Abb. 4 an
einen Teil desselben angeschlossen. Dieser wird
so gewählt, daß P, und P, möglichst nahe ent-
gegengesetzt gleich sind. Aus den 3 Ablesungen
von P,, P,;, und A P bei verschiedenen Werten
der Primärspannung läßt sich das Überset-
zungsverhältnis und der Fehlwinkel ähnlich
wie beim Stromwandler ermitteln. (‚The Elec-
triecian“, Bd. 83, 1919, S. 603.) Gw.
Ölprüfvorrichtung. — In „Engineering“
Bd. 109, 1920, S. 509 wird eine Ölprüfvorrich-
tung von A. G. M. Michell, Melbourne, be-
schrieben. Eine Metallvollkugel wird in eine
hohle Halbkugel von nahezu gleichem Halb-_
messer unter Zwischenschaltung einer dünnen
Schicht des zu untersuchenden Öles gelegt.
Das Ganze wird dann in eine solche Lage ge-
bracht, daß die, Vollkugel frei herausfallen
kann, wenn die Ölhaut sich unter entsprechen-
der Verdickung auf einen genügend kleinen
Durchmesser zusammengezogen hat. Die Zeit
für diesen Vorgang wird gemessen und die ab-
solute Zähigkeit proportional dieser Zeit mittels
der Konstanten des Instrumentes berechnet.
Der Apparat besitzt eine unübertreffliche Ein-
fachheit, der physikalische Vorgang jedoch ist
kompliziert und durch Nebeneinflüsse, wie
Kapillarität u. a. gestört. Das Ergebnis hat
also nur bedingte Genauigkeit, denn auch die
Geschicklichkeit des Experimentators spielt
eine bedeutende Rolle. Für vergleichende Ver-
suche in der Werkstatt mag der Apparat wohl
ein gutes Hilfsmittel abgeben. Es muß aber
auch hier darauf hingewiesen werden, daß die
Brauchbarkeit eines Öles nicht allein von der
Zähigkeit abhängt, sondern ganz wesentlich
noch durch andere physikalische Eigenschaften
bestimmt wird. Für eine rationelle Ölwirt-
schaft gehören aber solche Versuche nicht in
die Werkstatt, sondern an eine Zentralstelle,
wo man Zeit und geschulte Kräfte für derartige
Untersuchungen hat. Für solche Untersuchun-
en, die einen wissenschaftlichen Charakter
aben, ist es aber ratsam, Vorgänge zu wählen,
die man rechnerisch verfolgen kann, wenn auch
die Apparatur etwas umfangreicher wird. Das
einfachste ist dann noch immer die Beobach-
tung des Durchgangs durch ein Kapillarrohr.
GaD,
Verkehr und Transport. ce
Verfahren und Schaltungen zur Nutzbrem-
sung von Wechselstromlokomotiven.!) — Die
bisher bekanntgewordenen Schaltungen zur
Nutzbremsung von normalen Finphasen-
Reihenschlußmotoren, wie solche als Antriebs-
motoren bei elektrischen Fahrzeugen heutzu-
tage Verwendung finden, können in 2 Gruppen
eingeteilt” werden, je nachdem der Motor
während der Bremsperiode als Reihenschluß-
generator oder als fremderregter Generator
arbeitet. Die Schaltungen der ersten Gruppe
haben den Nachteil, daß zur Unterdrückung
von- schädlichen, eigenerregten Strömen der
Hauptstromkreis große Ohmsche Dämpfungs-
widerstände erhalten und die Erregerwicklung
über einen relativ großen Zwischentransfor-
mator gespeist werden muß. Dadurch wird
die Schaltung sowohl technisch als auch wirt-
schaftlich höchst unvollkommen und hat aus
diesem Grunde nur bei einer Bahnanlage
(Französische Südbahn) Verwendung gefun-
den. Die Schaltungen der zweiten Gruppe
sind technisch wesentlich vollkommener und
wurden in neuester Zeit von mehreren Firmen
mit Erfolg weiter ausgebaut. Die Haupt-
schwierigkeit dieser Methode besteht, da nur
Einphasenst om zur Verfügung steht, in der
Beschaffung einer passenden Erregerspan-
zung und damit Erzielung einer brauchbaren
Phase der Anker-EMK. Behn-Eschenburg
(M. Oerlikon)?)speist die Erregerwicklung direkt
vom Netz, wodurch die Anker-EMK ungefähr
um 90° (elektrisch) rn der Netzspan-
nung verschoben wird. Die Parallelschaltung
mit der letzteren erfolgt unter Zwischenschal-
tung einer Drosselspule, die die Differenz der
beiden Spannungen aufzunehmen hat. Die
Schaltung. ist von den bisher bekanntge-
wordenen die einfachste und hat den Vorteil,
daß alle Fahrzeugmotoren zur Nutzbremsung
herangezogen werden. Sie hat den Nachteil,
daß die Drossel, die bezüglich Raumbedarf
und Gewicht etwa ?/, des Leistungstransfor-
mators ausmacht, einerseits das Gewicht der
Lokomotive beträchtlich erhöht, anderseits
den schon ohnedies sehr mäßigen Netz-
leistungsfaktor noch weiter verschlechtert und
schließlich die Fahrzeugmotoren mit wattlosen
Strömen belastet. Die letzteren haben zur
Folge, daß auch während der Bremsperiode,
1) Vgl. ETZ. 1918, 8. 318 u. 8. 329. _
M ») Vergl ETZ. 1918, S. 481, 1919, 8. 94, 128 u. 219, 1920,
5. 438. 2
obgleich hierbei nur mit einem Bruchteil des
normalen Drehmomentes gearbeitet wird, die
Motoren stark erwärmt werden. Van Cauwen-
berghet) entnimmt die Erregung dem auf
dem Fahrzeug aufgestellten Kompressor-
motor, der in der Schaltung eines Einphasen-
Nebenschlußmotors bei Anbringung einer Hilfs-
wicklung leicht als Phasenumformer dienen
kann. Natürlich muß er entsprechend seiner
neuen Nebenfunktion größer bemessen werden.
Die Anker-EMK ist bei dieser Methode prak-
tisch phasengleich
so daß eine direkte Parallelschaltung möglich
ist. Die Heranziehung des für die Betriebs-
sicherheit so wichtigen Kompressormotors zur
Nutzbremsung ist eine schwache Seite dieser
sehr bemerkenswerten Methode. Osn os?)
(AEG) benutzt bei einer Ausrüstung mit 2 oder
mehreren Motoren einen der Motoren zur
Phasenbeeinflussung im Erregerstromkreis der
als Reihenschlußgenerator arbeitenden Ma-
schine. Die Verhältnisse werden noch klarer
und die Schaltung einfacher, wenn die eine
Maschine (bzw. Gruppe) als reine Erreger-
maschine, die andere (bzw. Gruppe) als reiner
fremderregter Stromerreger verwendet wird.
Auch hier wird die richtige Phase der Anker-
EMK erreicht. Die praktisch noch nicht aus-
geführte Schaltung (Abb.5) wurde auf dem
Abb.5. Vollständige Sehaltung zur Nutzbremsung eirer
Zweimotoren-Lokomotive.
Prüfstand der AEG gründlich untersucht. Die
Beschreibung der Wirkungsweise, die Mit-
teilung der erhaltenen Meßresultate sowie
ein Vergleich mit der Schaltung von Oerlikon
bilden den eigentlichen Gegenstand einer
sehr objektiven Arbeit von Monath. Die
Prüfung ergab, daß eine Nutzbremsung grund-
sätzlich möglich ist. Die Bremskräfte sind
mittels Stufenschalters im Erregerstrom- und
Hauptstromkreis in einfacher Weise regelbar
und zeigen einen für den Bahnbetrieb wün-
schenswerten stabilen Verlauf (Abb. 6). Der
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Letstungsfäkter
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Bremskrajf am Iriebr
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70 OFEN Ele} 40
Lokomötivgeschwindigkeif In. kım/R
Abb. 6. Bremskraft, Gesamtwirkungsgrad und Leistungs-
faktor in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit (Erreger-
und Ankerspannung konstant).
Leistungsfaktor ist ebenfalls in gewissen
Grenzen einstellbar und erreicht im Gegensatz
zu der Oerlikon-Schaltung sehr hohe Werte.
Man kann sogar. bei hohen Drehzahlen Vor-
eilung erzielen, wodurch also auch der Netz-
leistungsfaktor durch die Nutzbremsung ver-
bessert wird. Der gesamte Wirkungsgrad der
Bremsung dürfte, nach den’ Versuchsergeb-
nissen geurteilt, im praktischen Betriebe, in
der Größenordnung von 70% liegen. Als
Nachteil der neuen Schaltung muß hervorge-
hoben werden, daß nur ein Teil der Fahrzeug-
motoren zur Nutzbremsung herangezogen wird,
während der Rest für die Erregung sorgen
muß. Damit werden die Arbeitsbedingungen
der einzelnen Motoren sehr verschieden, was
bei der Auswahl der Type zu beachten ist.
Die Nutzbremsung hat im allgemeinen
nur auf weiten Strecken mit langen und häu-
2) Ve ETZ, 1912, S 1076.
2) DRP. 186881
mit der Netzspannung,-
figen Steigungen, also vorwiegend im Gebirge,
Bedeutung. Die dabei zurückgewonnene
Energie kann, wie aus den Messungen’an aus-
geführten Gleich- und Drehstrombahnen her-
vorgeht, je nach der Steigung ganz be-
trächtliche Prozentsätze erreichen und damit
den Gesamtwirkungsgrad der Bahnanlage ver-
bessern. Voraussetzung istnur, daß die zurück-
Bomoniene Energie für andere Stromver-
raucher verwertet werden kann, was in den
meisten Fällen nur bei weitverzweigten An-
lagen möglich ist. Als wesentlicher Vorteil
der Nutzbremsung im allgemeinen muß die
Schonung der Radreifen, Schienen und des
Oberbaues hervorgehoben werden. Für Bahnen,
die vorwiegend im Flachland verlaufen, ist
die Ausrüstung der Fahrzeuge mit Nutz-
bremseinrichtungen nicht zu empfehlen, da
der geringe Energiegewinn beim Anhalten die
Verwickelungen der Schaltung und das Mehr-
gewicht des Triebfahrzeuges nicht rechtfertigt.
(Monath, Elektr. Kraftbetr. u. Bahnen. Bd. 17,
1919, 8. 209 u. 217). -J: Ko.
Znr Elektrisierung der belgischen Eisen-
bahnen. — Die belgischen Eisenbahnen sollen
nach einer‘ im belgischen Abgeordnetenhaus
gegebenen Feststellung in drei Bauabschnitten
elektrisiert werden. Das Programm umfaßt
zunächst die doppelgleisige Linie Brüssel
Nord-Antwerpen Central, auf der für den
Personenverkehr
züge vorgesehen sind, u. zw. zunächst täglich
38 (Eilzüge, gewöhnliche und langsam fahrende)
in jeder Richtung, die je 550 Personen
befördern. Vor dem Kriege liefen hier täglich
34 Züge. Nach Verbesserung der Bahhanlage,
einschl. der Wiederherstellung des Bahnhofes
Malines und. der Arbeiten auf der Strecke
Schaerbeek - Hal, will man den Personen-
verkehr steigern und dann auch den Güter-
transport elektrisch bewältigen. Auf den
luxemburgischen und den mit diesen in
Verbindung stehenden Linien werden für den
Nahverkehr ebensolche Triebwagenzüge ein-
gerichtet, für den internationalen und den
Fernverkehr aber Züge mit elektrischen Loko-
motiven. Die mittlere Geschwindigkeit der Eil-
und internationalen Züge soll 70 bis maximal
90 km/h "betragen; zwischen» Brüssel und
Arlon fahren die Dampfzüge jetzt nur mit
62 km/h. An dritter Stelle ist die Elektrisie-
rung der verschiedenen Zweigstrecken in
der Umgebung von Brüssel beabsichtigt,
weil die wachsende Bedeutung des Verkehrs
sie erfordert.
Elektrisierung der Linie Stockholm- Goten-
burg. — Die ‚„Weltw. Nachr.‘“ teilen nach
„Svenska Dagbladet‘“ mit, daß die erste
Kammer des schwedischen Reichstages den
Regierungsvorschlag genehmigt habe, der für
die Elektrisierung der Staatsbahnlinie Stock-
holm-Gotenburg einen Betrag von 23 Mill.
Kr vorsieht.
Beleuchtung und Heizung.
Einzelbeleuchtung an Werkzeugmaschinen
mit niedervoltigen Lampen!). — S. Ram hattein
einem kürzlich veröffentlichten Bericht darauf
hingewiesen, daß Unglücksfälle durch Elektrisie-
rung in elektrisch beleuchteten Werkstätten bei
Anwendung von’ Niederspannungslampen ver-
mieden werden könnten. C. T. Wilkinson
schlägt daher vor, bei Einzel- und Gruppen-
antrieb von Werkzeugmaschinen mittels In-
duktionsmotoren im Motor eine kleine Trans-
formatorspule- vorzusehen, welche für die Ein-
‚zelbeleuchtung eine Spannung von 12 V zur
Verfügung stellt. Diese Spannung wird ge-
wählt, da sie vollkommen ungefährlich ist und
die Verwendung der sehr wirtschaftlichen und
dauerhaften Halbwatt-Metallfadenlampen er-
möglicht. Außerdem läßt sich die Allgemein-
beleuchtung bei Einzelbeleuchtung der Werk-
zeugmaschinen wesentlich niedriger halten, und
die gekennzeichnete Beleuchtungsart ergibt
außer den hierdurch möglichen Ersparnissen
(wobei die Kosten für die installierte Lampe
durch Fortfallder besonderen Zuleitungen zuden
Maschinen sich sehr gering stellen) noch zwei
weitere erhebliche Vorteile. Erstens fallen, wie
erwähnt, besondere Zuleitungen, welche die
Bewegungsfreiheit des Maschinenbedienungs-
personals behindern, fort. Dann aber wird auch
eine Unabhängigkeit der Einzelbeleuchtung von
der Allgemeinbeleuchtung erzielt, so daß bei
etwaigem Versagen der letzteren die Werkstätten
sich nicht ganz im Dunkeln befinden und eine
Notbeleuchtung nicht vorgesehen oder wenig-
stens nicht in Anspruch genommen zu’ werden
braucht. Das gekennzeichnete System wurde in
einem von der britischen Admiralität Kontrol-
lierten Betrieb eingerichtet und hat sich sehr gut
bewährt. Die Enden der 12 V-Transformator-
1) Nach „Electrical Review“ Bd. 86, 1920, 8. 548.
ausschließlich Triebwagen- -
29. Juli 1920,
spule sind mit einem Steckkontakt verbunden,
von dem aus mittels biegsamer Leitung die ver-
stellbare Arbeitslampe gespeist wird. Die
Kosten für die installierte Lampe betrugen die
Hälfte derjenigen der gebräuchlichen Einzel-
beleuchtungsart (3 £) und lassen sich durch
5 Anwendung einer Spezialanschlußklemme noch
weiter Fer aan Liehtschwankungen infolge
der wechselnden Motorenbelastung haben sich
in der Praxis nicht ergeben. Um auch Licht
beim Aufspannen der Werkstücke bzw. beim
Einstellen der Werkzeuge zu erhalten, wird die
5 Einzellampe entweder vorübergehend von der
benachbarten Werkzeugmaschine aus gespeist,
oder es wird eine Motorkupplung vorgesehen,
so daß der Motor weiterläuft, während die Ar-
beitswelle stillsteht. ah.
Berg- und Hüttenwesen.
Herstellung von Haematit-Roheisen und
Elektrostahl im elektrischen Scehmelzofen. —
O0. Hasler weist unter Beigabe statistischer
Unterlagen über die Herstellungskosten für
Haematit-Roheisen und Stahlguß aus Abfall-
eisen im Elektroschmelzofen für die Jahre
1914 und 1918 nebst den vermutlichen Werten
für 1920 darauf hin!), daß die Wirtschaftlich-
keit des Elektroschmelzverfahrens nicht in so
starkem Maße vom Strompreis abhängig ist,
wie dies von den beteiligten Industriekreisen
noch vielfach angenommen wird. Unter Be-
tonung der großen volkswirtschaftlichen Be-
deutung der Verarbeitung von Abfalleisen in
einem Industrieland wie der Schweiz, ohne
eigene Roheisenproduktion, spricht er die
Erwartung aus, daß bei einem normalen Preis-
verhältnis zwischen Haematit und Grauguß
nicht nur die Herstellung von Haematit und
Stahlguß, sondern auch die Herstellung von
Grauguß im elektrischen Ofen lohnend sein
und den Kupolofen mit Koksfeuerung immer
mehr verdrängen werde Lienhard gibt in
einer Entgegnung zu, daß es wohl nicht an-
gängig sei, bei Beurteilung der Wirtschaft-
lichkeit des Verfahrens einzig das theoretische
Verhältnis zwischen der Heizkraft des Schmelz-
koks und des elektrischen Stromes zu be-
trachten, hebt aber den Umstand hervor, daß
der Kupolofen intermittierend arbeitet, der
elektrische Schmelzofen dagegen unbedingt
kontinuierlich im Betriebe gehalten werden
muß, so daß es daher in diesem Falle doch auf
den Strompreis ankomme, ob eine nach dem
elektrischen Verfahren arbeitende Gießerei
auf die Dauer zu bestehen vermag. V. E.
Elektrische Antriebe.
Ein Fischereifahrzeug mit elektrischem
Schraubenantrieb. — iston beschreibt ein
von der General Electric Co. mit elektrischem
-Schraubenantrieb versehenes Fischereifahr-
zeug „Mariner‘, das Ende 1919 in Dienst ge-
stellt worden ist. Es handelt sich um ein Holz-
schiff mit 500 t Wasserverdrängung, 10 Knoten
Geschwindigkeit und 6000 Seemeilen Aktions-
radius. Das Schiff hat zwei Achtzylinder-Vier-
. takt-Dieselmotoren mit 350 Umdr/min und
eine Schraube, die bei 200 Umdr/min 400 PS
aufnimmt. Die Kraftübertragung von den bei-
den Dieselmotoren auf die Schraube geschieht
elektrisch, u. zw. durch Gleichstrom von 250 V.
An jedem Dieselmotor hängt eine Kompound-
maschine mit Selbsterregung von je 165 kW,
125 V. Die beiden Maschinen sind hintereinan-
dergeschaltet und speisen den Sehraubenmotor.
Der Antrieb. kann sowohl vom Maschinenraum
als auch vom Steuerhaus aus geregelt werden.
Bei kleiner Fahrt wird der eine Dieselmotor
stillgesetzt und der Antrieb von der anderen
Seite aus mit 125 V betrieben. Das Anlassen,
Umsteuern und Regeln geschieht durch Ver-
wendung einer Schützensteuerung mit Meister-
walze. , , R
Man kann für den elektrischen Schiffs-
' sehraubenantrieb im allgemeinen sehr viel
| übrig haben und doch der Meinung sein, daß
| die vorstehend geschilderte Lösung abwegig ist.
Warum haben die Amerikaner hier die elek-
| trische Kraftübertragung zwischen Diesel-
motor und Schraube eingeschaltet? Der Ver-
fasser des Aufsatzes spricht nur ganz allgemein
von der der elektrischen Kraftübertragung eige-
nen Beweglichkeit, die einen geringen Brenn-
— stoffverbrauch besonders bei verminderter
Schiffsgeschwindigkeit verursache sowie gleich-
bleibende Drehrichtung und Winkelgeschwin-
digkeit des Dieselmotors und ein rasches Stop-
hen des Schiffes ermögliche. Er weist auf die
öglichkeit des elektrischen Antriebes der
Sehiffshilfsmaschinen, insbesondere der Netz-
' winde, mit einem Kraftbedarf von 65 PS hin.
‚ Aber das alles ist nicht überzeugend, denn das
' Sehiff konnte auch mit einem umsteuerbaren
|
1) Bulletin des S,E.V. Bd. 10, 1919, S.141 u. 312.
Elektrotechnische Zeitschrift,
Dieselmotor von 400PS ausgerüstet werden, wo-
durch die rd 20%, betragenden Verluste der
elektrischen Übertragung vermieden worden
wären. Und wenn dieser Motor auch für 200
Umdrehungen statt für 350 hätte gebaut wer-
den müssen, so ist der Gewichtsaufwand in
diesem Falle immer noch nicht so groß wie bei
der gewählten Lösung, bei der 2 Dynamo-
maschinen und 1 Elektromotor zusätzlich auf-
gestellt wurden. Die Schiffshilfsmaschinen
konnten ja auch bei rein mechanischem Antrieb
der Schraube durch eine besondere kleine elek-
trische Station elektrisch betrieben werden,
wie das auf anderen Motorschiffen geschieht.
Auch die Möglichkeit der direkten Steuerung
des Fahrzeuges vom Steuerhause aus ist bei
einem so kleinen, langsam fahrenden Schiffe
von geringer Bedeutung. Es bleibt als einziger
einigermaßen stichhaltiger Grund für das ge-
wählte System die Überlegung, daß beim Ver-
sagen des einen Dieselmotors das Schiff von
der anderen Seite aus bequem mit verminder-
ter Geschwindigkeit weitergefahren werden
kann. Aber auch dieser Gesichtspunkt recht-
fertigt meiner Ansicht nach die gewählte An-
ordnung nicht. Man konnte ja auch 2 Schrau-
ben mit je einem Dieselmotor wählen. Außer-
dem haben die deutschen U-Boote doch deut-
lich gezeigt, daß der Dieselmotor betriebssicher
genug gebaut werden kann.
Wenn man aber schon eine Gleichstrom-
Kraftübertragung wählte, so mußte man doch
um ihre Vorzüge auszunutzen, Leonardschal-
tung anwenden, für die alle Vorbedingungen
gegeben waren. Warum die Amerikaner sie
nicht gewählt haben, ist nicht zu verstehen.
(General El. Rev. Bd. 23, 1920, $. 455.)
Stauch.
Hochseejacht
Der in Rochester,
1914 gebaute Schoner ‚„Elfay‘‘ von 50 m
Länge, 10 m Breite und 7 m Tiefgang ist, wie
wir dem „Journal of Commerce“, Liverpool,
1920 entnehmen, kürzlich mit
einer Hilfsmaschine versehen worden. Sie be-
steht aus einem 6-zylindrigen Winton-Diesel-
motor von86kW (115PS)Leistung, welcher mit
einer Westinghouse-Dynamo von 75kW Leistung
direkt gekuppelt ist. Letztere treibt die Schiffs-
schraube an und wird in der üblichen Weise ge-
dient ein mit einer
Ölmotor
von 18,6 kW (25 PS), der auch zum Laden der
Akkumulatorenbatterie benutzt wird, wenn
der große Maschinensatz nicht in Betrieb ist.
Das Fahrzeug ist für sehr lange Vergnügungs-
fahrten bestimmt,und es sind daher für 3200km
ausreichende Betfiebsstoffbehälter eingebaut
An Deck ist eine 7,5 kW (10 PS)-
Winde mitelektrischem Antrieb aufgestellt, fer-
ner dienen zwei kleinere elektrische Winden zur
Bedienung der Segel. Auch sämtliche Pumpen
vom 11. III.
steuert. Als Aushilfe
Dynamo von 15 kW gekuppelter
worden.
Ventilatoren usw. werden elektrisch betrieben.
Alle Räume sind elektrisch beheizt und be-
leuchtet, und eine Funkausrüstung ist vorge-
sehen. W.
Fernmeldetechnik.
Die Aufgaben der deutschen Funkstellen. —
Nachdem die durch den Friedensvertrag dem
deutschen Funkverkehr auferlegten Be-
schränkungen weggefallen sind, findet der
Funkverkehr wieder im vollen Umfange und
in stärkerer Ausgestaltung als vor dem Kriege
statt. Die Küstenfunkstellen nehmen den
Verkehr mit den auf See befindlichen Schiffen
wahr. Die Hauptfunkstelle Norddeich über-
mittelt Sturmwarnungen, Wetternachrichten,
Nachrichten für Seefahrer an die Schiffe,
während die Großfunkstellen Nauen und Eil-
vese dem früheren, von den Kabeln ausge-
führten überseeischen - Telegrammverkehr
dienen. Nauen sendet außerdem täglich um
1 Uhr das international vereinbarte Zeit-
signal aus, ferner deutsche Pressemeldungen,
die auf diese Weise auf schnellstem Wege bis
in weit entfernte Länder gelangen. Eine be-
sonderes wichtige Rolle spielt die Haupt-
funkstelle Königs - Wusterhausen. Sie ist
die Zentralstelle für den inneren und für den
Funkverkehr mit’den europäischen Ländern;
sie vermittelt ferner einen von der Außen-
handelsstelle ausgehenden Funkwirtschafts-
dienst und demnächst probeweise einen von
mehreren Nachrichtenbureaus auszusenden-
den Funkpressedienst. Außerdem werden von
ihr dreimal täglich Wetternachrichten ge-
funkt, die für die deutschen Wetterdienst-
stellen und die Flughäfen bestimmt sind. Die
Funkstellen des Reichsfunknetzes, deren Zahl
ständig zunimmt, und die mit den Telegraphen-
ämtern vereinigt sind, dienen dem Telegramm -
verkehr zwischen den wichtigsten Orten
Deutschlands und. treten hauptsächlich bei
Überlastung und Unterbrechungen der Tele-
graphenlinien in Erscheinung.
1920. Heft 30.
mit elektrisechem Antrieb.
im Jahre
683
BT TH
Das unterirdische Fernsprechnetz in Italien.
— Die ersten unterirdischen Fernleitungslinien
wurden in Italien im Jahre 1898 gebaut. Seit-
her sind für diesen Zweck 22 Mill. L ausgegeben
worden, und trotzdem sind die Linien für den
zu bewältigenden Verkehr unzureichend. Im
Jahre 1912 beabsichtigte der Minister Ca-
lissano, eine große Linie von Turin bis Neapel
über Bologna, Florenz und Rom, mit Abzwei-
gungen nach Mailand, Genua, Venedig und Li-
vorno zu schaffen. Das bestehende Netz um-
faßt aber z. Zt. im wesentlichen nur Zweig-
linien, wie dies daraus hervorgeht, daß 800
Stromkreise nur eine Länge von etwa 40000 km
haben, die mittlere Länge somit nur 50 km be-
trägt. Trotz der länglichen Gestalt der Halb-
insel sind nur 14 Stromkreise für große Ent-
fernung vorhanden, von denen 6 eine Entfer-
nung von 300 — 500, 6 eine solche von 500 -:-
700 und 2 eine Entfernung von 700 -- 1000 km
überbrücken. Der Plan des Ministers ist dem-
nach noch weit davon entfernt, in die Tat um-
gesetzt zu sein.
Die königliche Kommission hat die zu-
lässige Dämpfung für Fernsprechstromkreise
auf #1 = 3,5, die der Fernleitung allein (ohne
die Sprechstellenapparate, Teilnehmerleitung
und Amtseinrichtung) auf Bl = 2,5 festgesetzt,
wohingegen sich Amerika mit einem Dämp-
fungswert ßl = 4 begnügt. (L‘Industrie El6e-
trique Bd. 29, 1920, S. 178 nach ‚Elettrotec-
nicar.), Kr.
Charakteristische Kurven für die beim
drahtlosen Sendebetrieb benutzten Frequenz-
verdoppler. — T. Minohara sucht die gün-
stigsten Betriebsbedingungen für Frequenz-
verdoppler, wie sie in der drahtlosen Sende-
technik nach der von Joly und Vallauri
angegebenen Schaltung verwendet werden,
aus der Kurvenform für die Sekundärspannung
aufzubauen. Das Neuartige seiner Methode
besteht darin, daß er diese Kurven unmittel-
bar auf die Kurven für die Magnetisierung der
Eisenkerne zurückführt. Er kommt dabei zu
folgenden Ergebnissen: 1. Wenn die Schwin-
gung der sekundären Spannung sinusförmig
ist, so ist die Größe der in Bewegung gesetzten
Energie begrenzt durch die Tatsache, daß das
Verhältnis des primären Wechselstromes zu
dem Erreger-Gleichstrom nicht über einen
gewissen Wert (etwa 1,66) hinausgehen kann.
2. Im Gegensatz hierzu ist in dem erregten
Kreise für den Fall, daß man die Gleichstrom-
erregung gleich der primären Effektivinten-
sität macht, die sekundäre elektromotorische
Kraft nicht mehr sinusförmig; sie enthält
vielmehr eine ‚stark hervortretende zweite
harmonische, deren Amplitude dabei ihren
Höchstwert erreicht. Eine große Zahl von
Oszillogrammen zeigt, daß die Theorie gut
mit den durch die Versuche gewonnenen Er-
gebnissen übereinstimmt. (Revue Gener. de
l’Electricite, Bd. 7, 1920, S. 283). Rp;
Werkstatt und Baustoffe.
Organisation wirtschaftlicher Höchstlei-
stungen. — Die gesteigerten Löhne, die vor-
aussichtlich nie wieder auf ihren früheren
Stand zurücksinken werden, machen es erfor-
derlich, Methoden der wissenschaftlichen Be-
triebsführung in die Fabrikation einzuführen,
mit deren Hilfe wir, genau so wie die Ameri-
kaner, imstande sein werden, erstklassige Pro-
dukte in der wirtschaftlichsten Weise und so
in auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähiger
Güte und Preisstellung zu erzeugen. Es ist des-
halb zu begrüßen, wenn Vorträge, wie der von
Senstim Öberschlesischen Bezirksverein deut-
scher Ingenieure in Kattowitz!) gehaltene,
diesen Gegenstand in interessanter Weise be-
handeln, vor allem, weil durch Hinweis auf das
in Amerika bei sehr schwierigen Arbeiterver-
hältnissen und höheren Löhnen als bei uns, be-
reits tatsächlich Geleistete der Weg gezeigt
wird, auf dem wir hoffen können, allmählich
wieder in die Reihe der Weltversorger einzu-
treten. Senst kennzeichnet die grundlegenden
Faktoren der Fordschen Fabrikationsorgani-
sation?) unzweifelhaft richtig, wenn er das voll-
kommen durchgearbeitete Transportsystem —
der Rohmaterialien, der Teilfabrikate bis zum
Fertigprodukt — und die Kettenmontage als
besonders bemerkenswert hervorhebt. Beide
haben als leitenden Gedanken die Erzielung
höchster Wirtschaftlichkeit und beruhen im
wesentlichen auf rein organisatorischen Maß-
nahmen, bei denen alle Möglichkeiten von
Versagern und entsprechende Maßnahmen zu
deren Unschädlichmachung vorgesehen sind;
bei der Kettenmontage, bei welcher bis zu 29
in einer Reihe aufgestellte Arbeiter an den vor-
ı) „Die Herstellung des Ford-Automobils“, Mitt.
d. Oberschles. Bezirksvereins deutsch. Ingen. und des Ober-
schles. Elektrotechn. Vereins, Bd. 11, 1920, 8. 47.
zur) ler. ea Dun FLINUN. 8 62°.
694
Elektrotechnische Zeitschrift. 1926. Heft 30.
überrollenden Arbeitsstücken gleichzeitig Teil-
arbeiten ausführen, tritt aber in besonders
augenfälliger Weise der durch die Organisation
der Arbeitsvorgänge ausgeübte Zwang zur Er-
zielung der genormten Leistung in die Erschei-
nung. Dabei ist der Entwurf der Organisation
noch nicht die schwerste Arbeit; diese beginnt
vielmehr erst, wenn die Arbeiter veranlaßt wer-
den sollen, danach zu arbeiten. Hierzu gehört
außer 'Takt-, vor allem Gerechtigkeitsgefühl,
Ehrlichkeit und soziales Empfinden auf seiten
des Arbeitgebers, sowie ein Verständnis der
menschlichen Psyche. Besonders schwierig ist
auch die Frage der Abwechslung, um geistiger
Ermüdung oder Abstumpfung vorzubeugen.
Es ergibt sich hier eine Reihe schwieriger
Fragen, die aber durchaus lösbar sind, und bei
denen empirische, aus Zeit- und Bewegungs-
studien entwickelte Methoden uns rascher för-
dern werden als tiefsinnig theoretische.
Wie bei jeder Massenfabrikation spielt auch
im Fordschen Betriebe der Transport des Ma-
terials in allen seinen Bearbeitungsstadien eine
für die Kostenbildung und das Produktions-
tempo ausschlaggebende Rolle. Er ist — an
den Ergebnissen gemessen — mit sehr gutem
Erfolge organisiert, nicht nur durch Bereit-
stellung der entsprechenden mechanischen
Hilfsmittel, wie Anschlußgleise an sämtliche in
Betracht kommende Bahnlinien, Einschienen-
bahnen in allen Teilen des Betriebes, welche
zur Bewegung ganzer Wagenladungen benutzt
werden können, sondern vor allem durch den
Ersatz der teuren und unübersichtlichen Fahr-
stühle durch Brückenkrane, die unmittelbar
unter den zwischen den fünfstöckigen Fabrik-
gebäuden aufgebrachten Hallendächern laufen
und den gesamten Zwischenstockwerksverkehr
vermitteln. Dieser geht in der Weise vor sich,
daß aus jedem Stockwerk, gegen die der an-
deren Stockwerke versetzt angeordnete Lade-
brücken in den Hallenraum frei herausragen,
von welchen die zu bewegenden Güter durch
den Kran abgehoben, oder auf welche sie nieder-
gesetzt werden. Dabei wird durch sorgfältig für
jeden Kran und für jede Ladebrücke ausge-
arbeitete Stundenpläne dafür gesorgt, daß eine
gegenseitige Behinderung nicht eintritt. Die
Eisenbahnwagen fahren direkt in die Halle ein,
so daß das Be- und Entladen in arbeitsparen-
der Weise ohne Zeitverlust vor sich gehen kann.
Eine weitere, in großzügiger Weise angewen-
dete Beförderungsart wird durch Rutschen
gegeben, die z. B. zur Herabbeförderung der
fertigen Karosserien nach dem Fabrikhof Ver-
wendung finden. Dabei treffen sie dann gerade
zu dem Zeitpunkte ein, wenn das fertiggestellte
Untergestell zu ihrer Aufnahme bereit ist. Das
Bemerkenswerteste bei Ford ist jedoch die
Kettenmontage. Hierbei sind die Arbeiter,
welche eine bestimmte Reihe von Arbeiten vor-
nehmen, z. B. den Zusammenbau einer Kupp-
lung, in einer Reihe aufgestellt, an welcher sich
eine die Arbeitsstücke tragende Kette vorbei-
bewegt. Die einzelnen Teilarbeiten erfordern
gleiche Zeit, müssen aber anderseits auch tat-
sächlich in dieser Zeit ausgeführt werden, da
die Kette nicht wartet. Im angeführten Falle
führen jetzt 14 Arbeiter den Zusammenbau in
5 Min. aus, so daß bei 8-stündiger Arbeitszeit
alle 22 sek. eine Kupplung fertiggestellt wird.
Daß bei Ford die Anwendungen von Spezial-
maschinen bis zum äußersten durchgeführt ist,
beweist u. a. eine Bohrmaschine für den Zy-
linderblock, welche 50 Bohrspindeln besitzt.
Hier wird durch zweckmäßige Konstruktion,
bestes Material, unterwiesene Bedienung oder
automatische Vorrichtungen, sowie peinlichste
Überwachung erreicht, daß die Maschinen tat-
sächlich mit 100% Wirkungsgrad arbeiten, in
ähnlicher Weise etwa, wie man das bei guten
Schraubenautomaten auch bei uns für selbst-
verständlich hält. W
Elektrische Warmbehandlung von Stahl-
teilen zwecks Härtung. — Die amerikanische
Firma Snead & Co. in Jersey City, Ver.
Staaten, hat ein Verfahren entwickelt, durch
welches die Härtung von Stahlrohren, -stangen
und -schienen in der Weise vorgenommen wird,
daß die Arbeitsstücke in senkrechter Lage durch
elektrischen Strom auf eine geeignete Tem-
peratur erhitzt werden und dann sofort in
einen darunter angeordneten Behälter gleiten,
welcher das Härteöl enthält. Es werden so
z. B. dünnwandige Rohre bis zu 7 m
Länge gehärtet, eine Leistung, die früher
überhaupt unmöglich war. Ein besonderer
Vorzug des Verfahrens besteht darin, daß
Formänderungen der Arbeitsstücke nicht ein-
treten. Man hat festgestellt, daß das Material
sich bis zur Erreichung der richtigen Härte-
temperatur ausdehnt, sich dann auf kurze
Zeit zusammenzieht, um bei weiterer Eı-
wärmung sich wieder auszudehnen.
Diese Eigenschaft wird benutzt, um den Arbeits-
vorgang zu einem ganz selbsttätigen zu machen,
indem die lineare Ausdehnung des am oberen
Ende eingespannten Arbeitsstücks einen Zeiger
bewegt, der-durch seine rückläufige Bewegung
nach Eintritt der ‘kritischen Temperatur die
Lösung der Stromzuführungsklemmen be-
wirkt, so daß der glühende Stahlteil durch
eigne Schwere in das Härtebad fällt. Die Er-
wärmung erfordert 20 s bis etwa 1 min je
nach Querschnitt; als Stromdichte hat sich
eine Belastung mit 12,5 A/mm?- als zweckmäßig
herausgestellt. Bei Stahlrohren kann man
mit einem Energieverbrauch von 0,22 kW/kg,
bei Stahlstangen mit einem solchen von
0,13 kW/kg rechnen. Bei Röhren, namentlich
dünnwandigen, deren Härtung, wie erwähnt,
dies Verfahren überhaupt erst ermögiicht,
können während des Glühprozesses schwache
Stellen und sonstige Unregelmäßigkeiten in
der Wandung an der Ungleichförmigkeit der
Färbung erkannt werden. Wegen der kurzen
Zeitdauer des Glühzustandes tritt Zunder-
bildung fast gar nicht auf. (‚Automotive
Manufacturer‘ Bd. 62, 1920, S. 21). W.
Jahresversammlungen, Kongresse,
Ausstellungen.
Technisches Vorlesungswesen Groß-Berlin.
— Vom 6. bis 14. September d. J! wird im
psychotechnischen Laboratorium der Tech-
nischen Hochschule Charlottenburg ein Kur-
sus stattfinden zur Einführung in die Metho-
den und Ergebnisse der Psychotechnik, mit
besonderer Berücksichtigung der Lehrlings-.
prüfung. Neben Vorlesungen über psycho-
technische Prüfverfahren sowie Vorführungen
praktischer Untersuchungen und Übungen im
psychotechnischen Laboratorium wird eine
Reihe von Werkschulen und psychotechnischen
Prüfständen der Berliner Industrie besichtigt
werden. Nähere Auskunft erteilt die Ge-
schäftstelle des Technischen Vorlesungswesen
Groß-Berlin im Hause des Vereines deutscher
Ingenieure, Berlin NW _7, Sommerstraße 4a.
Eine Überseewoche in Hamburg. — So
wenig günstig das Ausstellungs- und Messe-
Amt der Deutschen Industrie die Aussichten
einer Hamburger Messe beurteilen mußte, so
zweckmäßig erscheint ihm jetzt die Anregung
zu einer internationalen Überseewoche
in dem führenden Exporthafen Hamburg.
Sie ist als eine mit besonderen Mitteln durch-
geführte Ausfuhrpropaganda gedacht, die, mit
Unterstützung der beteiligten Industrien, aus
dem Auslande alte und neue Kundenscharen
nach Hamburg ziehen soll. Selbstverständ-
liche Voraussetzung für den Erfolg ist nach
Ansicht des Amtes ein enges Zusammen-
arbeiten der Hamburger Exporteure mit der
Industrie, deren Erzeugnisse sie früher ausge-
führt haben. Auch erscheint eine Verstän-
digung mit letzterer darüber notwendig, daß
von vornherein ein gewisser Teil der Produk-
tion für die aus Hamburg zu erwartenden
Uberseeaufträge reserviert bleibt; denn nur
wenn lieferfähige Ware verkauft werden kann,
wird der Ausländer vor Enttäuschungen be-
wahrt bleiben und die Überseewoche sich zu
einer dauernden Einrichtung gestalten lassen.
Energiewirtschaft.
Kraft- und Wärmewirtschaft in Württem-
berg. — Die „Zeitschr. d. V.d. I.“ teilt folgende
Richtlinien mit, die der Württembergische
Revisions-Verein für Kraft- und Wärme-
wirtschaft aufgestellt hat:
Betriebe, die während des ganzen
Jahres nur Kraft benötigen, Wärme jedoch
bloß zur Raumheizung während der kalten
Jahreszeit, werden entweder dauernd die Kraft
beziehen und Brennstoff nur für Winterheizung
verbrauchen, oder sie werden während der
Heizzeit die Heizwärme zuerst zur Kraft-
erzeugung verwerten, wobei jedoch nur in
dem Maße Kraft zu erzeugen sein wird, als
Abwärme für Heizung verwertet werden kann,
mit der ebenfalls keine Verschwendung ge-
trieben werden darf.
2. Betriebe, die während des
Jahres sowohl Kraft als auch Wärme zur
Warenherstellung bedürfen, werden zweck-
mäßig nur soviel Kraft selbst erzeugen, als
Abwärme verwertet werden kann, etwaiger
Mehrbedarf an Kraft wird zu beziehen sein.
3. Betriebe, die während des ganzen
Jahres viel mehr Wärme als Kraft zur Waren-
herstellung oder für Arbeitsmaschinen ver-
brauchen, müssen nach Möglichkeit den Waren-
oder Arbeitsdampf nach oder gebotenenfalls
auch vor seiner Verwendung in den betreffenden
Einrichtungen zur Krafterzeugung ausnutzen,
wobei die "iberschüssige Kraft als Abfall-
kraft denjenigen Betrieben zuzuführen ist,
die nur Kraft für ihre Erzeugnisse be-
nötigen. Hierbei werden kleine und mittlere
Dampfbetriebe, in denen Abfallkraft zu ge-
ganzen
winnen ist, mit
die nur Betriebskraft
zu verbinden sein, z. .B.
an das elektrische Ortsnetz.
nahegelegenen Beieben,
"benötigen, elektrisch
durch Anschluß
Große Dampf- -
betriebe mit einem regelmäßigen erheblichen
Gewinn an Abfallkraft werden für deren Ver-
wertung an das nächstgelegene größere Ver-
teilungsnetz anzuschließen sein.
Aus der polnischen Elektrizitätswirtschaft.
—. Nach einer polnischen Meldung teilt der
„Überseedienst‘‘ mit, daß die mit 20 Mill. M
arbeitende A. Sila i Swiatlo, Warschau,
sämtliche deutschen Gesellschaften gehören-
den Aktien des Elektrizitätswerkes Sosnowice
und damit den maßgebenden Einfluß in der
Elektrizitätswirtschaft des Dombro-
waer Kohlenreviers erlangt habe. Weiter
sei von ihr die UÜberlandzentrale Pruszkow
(bisher Eigentum der Gesellschaft für elek-
trische Unternehmungen) angekauft und deren
Ausbau in Angriff genommen worden; sie
soll von einer neuen Aktiengesellschaft mit
10 Mill. M betrieben werden. Das genannte
polnische Unternehmen habe sich ferner an
der Errichtung neuer Elektrizitätswerke be-
teiligt und hege auch: die Absicht, eine Reihe
elektrischer Vorortbahnen zur Verbindung
Warschaus mit seiner Umgebung herzustellen.
Studien über Krafterzeugung und -vertei-
lung in den V. S. Amerika. — Eine vor kurzem
vom Parlament angenommene und vom Prä-
sidenten gezeichnete Sundry Civil Bill sieht
0,125 Mill. $ für das Geological Survey vor
zu dem Zweck, die Krafterzeugung und
-verteilung in den Vereinigten Staaten zu
prüfen und Methoden für die weitere Aus-
nutzung der Wasserkräfte sowie für
eine Untersuchung der wirtschaftlichen Mög-
lichkeiten auf dem Gebiete der Brennstoffe,
der Arbeit und des Materials zu studieren, die
sich aus dem Betrieb eines zusammenfassenden
Systems der Erzeugung und Verteilung elek-
trischer Arbeit für Verkehr und Industrie in
dem Industriegebiet von Boston-Washington
ergeben. Das Geological Survey wird hierfür
demnächst ein Programm zusammenstellen und
möglicherweise außenstehende Ingenieure zur
Mitarbeit heranziehen. (‚Electrical World‘““.)
Industrie und Handel.
Die Forderungen der interalliierten Über-
wachungsausseh sse eine schwere Gefahr für
Deutschlands geistiges Eigentum. — Unter
diesem Titel ist schon in der „ETZ“ 1920,
>. 402 auf die schweren Gefahren hingewiesen
worden, die der deutschen Industrie infolge
der vom Interalliierten Marine-Über-
wachungsausschuß geltend gemachten
Forderungen bezüglich Auslieferung von
Zeichnungen, Patentschriften, Studien, Hand-
büchern usw. drohen.
die bedeutendsten deutschen Fachverbände,
darunter der Verband Deutscher Elektro-
techniker und die Vereinigung der Elektrizi-
tätswerke, diesem durch den Friedensvertrag
nicht gerechtfertigten Ansinnen gegenüber
Stellung genommen und schärfsten Ein-
spruch gegen das Vorgehen des Überwachungs-
ausschusses erhoben.
Preisbewegung an der Londoner Metall-
börse im 1. Halbjahr 1920!). — Die mit Aus-
nahme von Aluminium und Antimon im
Februar bzw. März begonnene rückläufige Be-
wegung der Londoner#:Metallpreise (Zinn,
Kupfer, Zink, Blei) hat sich, wie Abb. 7 zeigt,
in den weiteren Monaten des 1. Halbjahres
‚1920 mit Unterbrechungen fortgesetzt und
teilweise (Zinn) den Charakter eines erheblichen
Sturzes angenommen. Von Dr. W. K. Weiß,
Berlin, ist diese Preisgestaltung kürzlich in
„Technik und Wirtschaft“) näher behandelt
worden. Er erblickt die Ursache des Rück-
ganges bei Elektrolytkupfer in Zwangver-
käufen schwach gewordener, von Kreditkün-
digungen bedrohter Firmen und in einem das
Geschäft lähmenden wilden Streik. Der Sturz
des Zinnpreises, welch letzterer infolge großer
Baissespekulation schon bis Mai einen starken
Abfall erfahren hat, war im weiteren Verlauf
durch die Auflösung des Londoner Zinnsyn-
dikates begründet, das die Preise künstlich
in die Höhe getrieben hatte. Da*man bei
z. Zt. etwa 25000 t Vorrat in London eine
erneute Senkung befürchtet, ist der Markt
für dieses Metall sehr zurückhaltend. Auch an
Rohblei sollen die englischen Vorräte rd
25 000 t ausmachen, während man die Lager-
bestände in Europa, Australien und Amerika
gegenwärtig auf etwa 100 Mill. tschätzt. Nach
Beilegung des Streiks in den australischen
Gruben werden weitere Verschiffungen er-
wartet. Aluminium hatte auf dem Weltmarkt
) Vgl. „ETZ“ 1920, S. 360.
N Bd. 13, 1920, S. 405.
Nunmehr haben auch.
are
,
n
”
ar
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 30.
bis jetzt noch immer langsam steigende Ten-
denz, die nach Weiß für die deutschen Notie-
rungen durch den Valutarückgang mehr als
ausgeglichen wurde, so daß dieses Metall
Aprit
März
Mai Je
il Zirur
en 4— 4
300 — 4 1 --
230 +
2380| -
I
270 En.
260 | =
250 ©
Aluminium
TE ==: =IE it
z T n2
0 —-
200
Aupfer
9” in er
62
7
Dlei
30
L-
Januar Februar März
April Mai Juri
Abb. 7. Preisbewegung an der Londoner Metallbörse
im 1. Halbjahr 1920.
in Deutschland seit Februar auf die Hälfte
des Preises gesunken ist. Die Londoner Notie-
rung von Antimon befindet sich seit Mai in
stufenweise rückläufiger Bewegung!).
Die Kohlefadenlampe in der amerika-
nischen Ausfuhr. — Ihre spezifizierten Mittei-
lungen über einzelne Gruppen des elektro-
technischen Exportes der V. S. Amerika?) hat
„Eleetrical World‘‘ weiter durch bezügliche
Angaben über die Kohlefadenlampen er-
gänzt, deren Ausfuhr 1919 dem Wert nach
0,203 Mill. $, d. s. nur etwas mehr als 4%, des
gesamten Glühlampenexportes, betrug. Der
onatsdurehschnitt stellte sich auf, nahezu
17 000 $, der Höchstwert — im Mai — auf
rd 44 100 $, wovon der größte Teil auf China
entfiel. Als Empfänger steht wiederum
Kanada, u.zw. miteinem Wert von rd 60000 $,
an der Spitze. Ihm folgen China mit rd. 37 000,
Australien mit rd 27 000 $. Der Export er-
r Vgl. hierzu auch „ETZ“ 1920, 8.549 ff.
2) Vgl. „ETZ* 1920, 8.496, 536.
streekte sich weiter auf Argentinien, Peru,
Chile und Niederländisch Indien. Europa hat
1919 von der Union keine Kohlenfadenlamipen
erhalten. Nahezu 66% der ganzen Ausfuhr
blieben auf dem amerikanischen Kontinent.
Vom italienischen Markt für elektrotech-
nische Ausrüstungsstücke (Fittings). — Nach
einem Bericht des englischen Konsuls in Turin
nimmt die italienische Nachfrage nach elek-
trotechnischenAusrüstungsstücken (Fit-
tings) aller Art stark zu, und es haben sich
verschiedene örtliche Gesellschaften für deren
Herstellung gebildet (die mit 2 Mill. Lire
arbeitende Cinzio Barosi in Mailand fabriziert
elektriselie Heiz- und Kochapparate). Mit
Waren dieser Art ist der Markt überfüllt, so
daß mit einer ernsten heimischen Konkurrenz
gerechnet werden muß. Dagegen fehlt es
in Italien sehr an zuverlässigen elektrischen
Beleuchtungsgegenständen, und es wird
längere Zeit dauern, diesen Bedarf zu decken.
Der Berichterstatter nimmt an, daß Frank-
reich, Deutschland und die Schweiz auf diesem
Markt erscheinen werden, sobald es ihre Pro-
duktionsverhältnisse wieder zulassen ; außerdem
schicken sich neue in Mailand gegründete
Unternehmungen an, diesem Mangelabzuhelten,
und es besteht auch eine gewisse Einfuhr aus
den V. S. Amerika, Spanien und Japan. So-
lange das Angebot der Nachfrage nicht ent-
spricht, finden alle Gegenstände dieser Art
sofort Absatz, doch ist der Markt bekannt-
lich von der Jahreszeit abhängig; im Sommer
gering, wird er für Innenanlagen im August,
für Außeninstallationen im Frühjahr wieder
lebhafter. Nach Ansicht des Konsuls würden
diesem Handelszweig ein britisches Export-
haus mit örtlichen Vertretungen, Reisenden
usw. oder aber besondere in Italien zu
schaffende Unternehmen am besten dienen.
Hauptsache ist, daß die Waren fertig zum so-
fortigen Gebrauch und zu mäßigen Preisen
geliefert werden. Die Zahlung erfolgt im all-
gemeinen bei Empfang oder 30, bis 60 Tage
nach Eingang der Rechnung. Über etwaige
staatliche oder örtliche Vorschriften hinsicht-
lich der Typen geben die Distriktsbeamten
Auskunft, doch ist zu beachten, daß für den
Verkauf von Glühlampen an das Publikum
ein Staatsmonopol besteht, demzufolge diese
einer Steuer von 25% mit einem je nach
Kerzenstärke und Qualität wechselnden Zu-
schlag unterliegen.
Vom ungarischen Glühlampenmarkt. —
Nach einem Bericht der ‚Weltw. Nachr.‘“
beträgt jetzt infolge der schlechten Währung
die Ausfuhr von Glühlampen aus Ungarn,
besonders nach der Schweiz und Schweden,
mehr als die Hälfte der. Gesamtproduktion,
während die Einfuhr aus Ländern mit höherer
Valuta, ja selbst aus Österreich z. Zt. nahezu
ausgeschlossen sei.
Der Maschinenbedarf Chinas und die eng-
lische Industrie. — In einem Bericht des
Handelsattach&es bei der englischen Gesandt-
schaftin China finden sich folgende bemerkens-
werten Ausführungen: Die industrielle Ent-
wicklung hat natürlich einen großen Be-
darf an fremden Maschinen hervorge-
rufen, der wegen des durch den Krieg ver-
ursachten Ausbleibens der Lieferungen aus
Europa und zuletzt auch aus Amerika neuer-
dings sehr erheblichen Umfang angenommen
hat. Aus allen Teilen Chinas kommen Auf-
träge und Anfragen für Textilmaschinen,
Eisenbahnmaterial, elektrische Lieht- und
Kraftanlagen, Kraftwagen usw., denen die
technischen Firmen nur in beschränktem Maße
entsprechen können, weil es \schwierig ist,
feste Kerr cNlare und Lieferungsgarantien
von der z. Zt. voll mit heimischen Aufträgen.
beschäftigten englischen Industrie zu erhalten.
Das ist besonders zu bedauern mit Rück-
sicht auf die außerordentliche Entwicklung
des technischen Handels Chinas, mit der man
im Laufe der nächsten Jahre zu rechnen haben
wird, und in Hinsicht auf die heftige Kon-
kurrenz Amerikas, Deutschlands und Japans.
Es wäre zu wünschen, daß ‘die englischen
Fabrikanten in anbetracht der Zukunft
wenigstens einige chinesische Aufträge be-
vorzugten, um den Chinesen britische Produkte
näherzubringen. Man mul) berücksichtigen,
daß Maschinen in China noch relativ selten
sind, und daß jede vollständige Einrichtung,
z. B. einer elektrischen Lichtanlage, dort
wesentlich mehr Aufmeiıksamkeit erregt als
in Ländern, wo die Industrie bereits höher
entwickelt ist; sie bietet überdies die
beste Propaganda nicht nur für den ‚Fabri-
kanten der Gegenstände, sondern allgemein
für die Erzeuger im Ursprungslande. In
Sehanghai, Tientsin, Hankau und anderen
Häfen besteht z. B. eine außerordentlich schnell
wachsende Nachfrage nach Kraftwagen, und
der reiche Chinese wird, nahezu jeden Preis
für eine bekannte europäische Marke zahlen;
seit dem Waffenstillstand ist aber noch nicht
ein englischer Wagen nach Schanghai ge-
kommen, obgleich chinesische Agenten die Er-
zeuger dringend gebeten haben, Wagen, gleich-
gültig in welcher Preislage, als Reklame her-
überzuschicken. Das Ergebnis ist, daß ameri-
kanische Motorwagen massenweise ins Land
kommen, zu Phantasiepreisen verkauft werden,
und daß in allen größeren Städten amerika-
‚nische Garagen aus der Erde wachsen.
Der englische Außenhandel mit elektro-
technischen Erzeugnissen im 1. Halbjahr 1920.
— Der Wert der Einfuhr elektrotechnischer
Waren und Apparate (ohne Maschinen) betrug
im ersten Halbjahr 1920 0,594 Mill. £ gegen
0,666 im Vorjahre, hat sich also um rd. 72 000 £
verringert. Der Export stellte sich dem Wert
nach, soweit es sich um Produkte des Ver-
einigten Königreichs handelt, auf 5,246 Mill. £,
während. er in dem entsprechenden Zeitab-
schnitt des Jahres 1919 nur 2,157 Mill. £ aus-
machte. Hier ergibt sich sonach eine Zunahme
des Wertes um 3,089 Mill. ££ Dazu kommen
dann noch 65450 £ als Wiederausfuhrwert
fremder und kolonialer Erzeugnisse gegen-
über-51 491 £ in 1919.
Interessengemeinschaft deutscher Elektro-
Großhändler und -Exporteure (E. V.), Berlin.
— Wir haben schon kurz über die Gründung
einer Interessengemeinschaft deutscher
Elektro-Großhändler und -Exporteure
(„Idege‘‘) berichtet!), bezüglich derer jetzt
nähere Angaben vorliegen. Die satzungs-
mäßigen Aufgaben der neuen Vereinigung
bestehen in der Verfolgung aller Vorgänge
des Geschäfts- und Wirtschaftslebens von
allgemeinem Interesse, die den Elektro-Groß-
und -Exporthandel betreffen, in der Fühlung-
nahme mit den zuständigen Behörden und
Amtsstellen zum Zweck der Beseitigung vor-
handener und entstehender Mißstände sowie
der Sicherung einer ausreichenden Vertretung
und Heranziehung des Elektro-Groß- und -Ex-
porthandels bei wirtschaftlichen und gesetz-
geberischen Maßnahmen, im Schutz des Elek-
tro-Exporthandels gegen exportfeindliche ge-
setzliche und behördliche Maßnahmen, der
Herbeiführung und Sicherung der Zusammen-
arbeit aller Kreise des Elektrohandels mit den
Fabrikanten der Elektrotechnik zum Aus-
gleich . wirtschaftlicher Gegensätze unter be-
sonderer Wahrung der Interessen des Handels
und schließlich in der Beratung der Mitglieder
in den allgemeinen den Elektrohandel und
-export betreffenden Fragen der Gesetzgebung,
der Rechtspflege, des Verkehrs-, Steuer- und
Zollwesens. Ein wirtschaftlicher Geschäftsbe-
trieb des Vereins, dem bereits über 100
Beitrittsgesuche vorliegen, ist ausgeschlossen.
Die Geschäftsstelle befindet sich bei Rechts-
anwalt H. Stern, Berlin SW 48, Friedrich-
straße 234.
ı) Vgl. „ETZ* 1920, S. 480.
L———————————
F]
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Potsdamer $tr. 86.
ernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9820 u. 9306.
Tagesordnung
für die
XXVI. Jahresversammlung
des Verbandes Deutscher Elektrotechniker
in Hannover
vom 23. bis 27. September 1920.
Donnerstag, den 23. September.
Vormittags 8% Uhr: Sitzung des Vorstan-
des im Kleinen Saale des alten Rat-
VEREINSNACHRICHTEN,
am Markt. Eingang: Markt-
hauses
straße.
Nachmittags 2 Uhr: Sitzung des Aus-
schusses im Kleinen Saale des alten
Rathauses am Markt. Eingang: Markt-
straße. ;
Abends 81, Uhr: Begrüßung der Teil-
nehmer ım Festsaale des alten Rat-
hauses, gegeben von der Elektrotechni-
schen Gesellschaft Hannover. ‚Ein-
gang: Köbelinger Straße.
Da mit Rücksicht auf die Platzver-
hältnisse den Teilnehmern kein Essen
gereicht werden kann, werden sie ge-
beten, vorher anderweitig zu essen.
Freitag, den 24. September.
Vormittags 9 Uhr pünktlich: Erste Ver-
bandsversammlung im Festsaale des
alten Rathauses. Eingang: Köbelinger
Straße.
I. Ansprachen.
Il. Vortrag des Herrn Ministerial-Di-
rektors Dr.söng. e. bh. Sympher
über: „Flußwasserkräfte und
Elektrizitätsversorgung‘.
III. Geschäftliches:
a) Auszug aus dem Bericht des
Generalsekretärs über die Arbei-
ten seit der letzten Jahresver-
sammlung. (Der ausführliche
696
Bericht erscheint vor der Jah-
resversammlung in der „ETZ‘).
b) EinsetzungneuerKommissionen.
In den Tagen vom 24. bis 28. Septem-
ber einschließlich wird eine Ausstellung
von Zeichnungen über Wasserkraftan-
lagen veranstaltet, die von allen Teil-
nehmern der ,,Elektrischen Woche“ in der
Zeit von. vormittags 9 bis nachmittags
6 Uhr besichtigt werden kann.
Nachmittags 2 Uhr: Besichtigung indu-
strieller Anlagen. Abfahrt der Straßen-
bahnen wird von der Geschäftsstelle in
Hannover bekanntgegeben werden.
Gruppe 1: Städt. Elektrizitätswerk,
Drehstromwerk Herrenhau-
sen.
ey 2: Straßenbahnzentrale Glock-
see.
55 3: Hannoversche Maschinen-
fabrik A. G. vorm. Georg
Egestorff, Hannover-Linden
(Hanomag).
4: Gebr. Körting A. G., Han-
nover-Körtingsdorf.
ae 5: Hannoversche Waggonfa-
brik A. G., Hannover-Linden
(Hawa).
Abends 7% Uhr: Gemeinsamer Besuch
der „Schauburg‘.
Sonnabend, den 25. September.
Vormittags 9 Uhr: Zweite Verbandsver-
sammlung im Festsaale des alten Rat-
hauses, Eingang: Köbelinger Straße.
I. Geschäftliches:
a) Satzungsänderungen.
b) Wahlen zum Vorstand und Aus-
schuß.
c) Bestimmung des Ortes der näch-
sten Jahresversammlung.
II. Behandlung des Hauptthemas:
„Schutzeinrichtungen und Be-
trieb von Großkraftübertra-
gungen.‘ Einleitung durch Herrn
Geh. Baurat Prof. Dr. Dr.-Sng. e. h.
Klingenberg. Vorträge der Herren
Schrottke und Tröger.
Nachmittags 2% Uhr: Dritte Verbands-
versammlung im Festsaale des alten
Rathauses, Eingang: Köbelinger Straße.
I. Berichte:
a) Herr Dr.=äng. e. h. Graf Arco,
Berlin: „Die drahtlose Nach-
richtenübermittelung für
UÜberlandwerke.‘“
b) Herr Direktor G. Grabe, Berlin:
„Die Entwicklungsmöglich-
keiten der Selbstanschluß-
Fernsprechämter‘“ mit Vor-
führung besonderer Vor-
tragsmodelle.
II. Vorträge:
a) Herr Prof. Dr. K. W. Wagner,
Berlin: „Das Mehrfach-Fern-
sprechen und -Telegraphie-
ren auf Leitungen mit
Hochfrequenz.“
b) Herr Reg.-Baumeister a. D. Bar-
tel, Hannover: ‚„Torfkraft-
werke‘.
Abends 7 Uhr: Zwanglose Zusammen-
kunft in der Stadthallen-Restauration,
Kaiser-Franz-Joseph-Platz.
Da die Verpflegung der Teilnehmer in
der Stadthalle nicht möglich ist, werden
sie gebeten, vorher anderweitig zu essen.
Sonntag, den 26. September.
Gemeinsame Veranstaltung für alle an der
„Elektrischen Woche“ beteiligten Vereine
und Verbände:
Vormittags 9 Uhr: Versammlung in der
Stadthalle, Kaiser-Franz-Joseph-Platz.
I. Ansprachen.
II. Vortrag des Generalsekretärs Dr.-
Söng.e. h. Dettmar: „Die Prüf-
stelle des VDE.“
„Streifzüge im Film durch
das Arbeitsgebiet des Elek-
trotechnikers‘“, erläutert durch
Direktor P. Schuster, Osnabrück.
Nachmittags ab 2% Uhr: Kaffeezusam-
menkunft im Tiergarten.
Nachmittags 6 Uhr: Orgelkonzert im
Kuppelsaale der Stadthalle, Kaiser-
Franz- Joseph-Platz, dargeboten von der
Stadt Hannover.
Montag, den 27. September.
Vormittags 8% Uhr: Fahrt nach Minden
zur Besichtigung des Weserabstieges
(Kanalbrücke, Pumpwerk, Sparschleuse,
II:
Elektrotechnische Zeitschrit, 1920. Heft 30.
Porta Westfalica). Rückfahrt wird von
der Geschäftsstelle in Hannover
kanntgegeben werden.
Programm für die Damen.
Donnerstag, den 23. September.
Abends 8%, Uhr: Siehe allgemeines Pro-
gramm.
Freitag, den 24. September.
Vormittags 9 Uhr: Besichtigung der
Sehenswürdigkeiten der Stadt Han-
nover (Neues Rathaus usw.).
Nachmittags 21, Uhr: Kaffeezusammen-
kunftin den oberen Räumen der Stadt-
halle, Kaiser-Franz-Joseph-Platz, mit
Musikvorträgen, dargeboten von der
Stadt Hannover.
Abends 7% Uhr:
gramm. 2
Sonnabend, den 25. September.
Vormittags 9 Uhr: Nach Wahl: entweder
Besichtigung, von Hildesheim und Um-
gebung oder Be des Kinder-
erholungsheimes in Mecklenheide.
Abends 7 Uhr: Siehe allgemeines Pro-
gramm.
Sonntag, den 26. September.
Vormittags 9 Uhr: Besichtigung des Pro-
vinzialmuseums.
Vormittags 104, Uhr: Teilnahme an der
Versammlung in der Stadthalle, Kaiser-
Franz-Joseph-Platz: ‚Streifzüge im
Film durch das Arbeitsgebiet des Elek-
trotechnikers‘‘, erläutert durch Direktor
P. Schuster.
‘ Nachmittags ab 21, Uhr:
nes Programm.
Nachmittags 6 Uhr:
Programm.
Siehe allgemeines Pro-
Siehe allgemei-
Siehe allgemeines
Montag, den 27. September.
Vormittags 8% Uhr: Siehe allgemeines
Programm. -
Verband Deutscher Elektrotechniker (e. V.)
Der Vorsitzende: Der Generalsekretär:
Dr.H.Voiet Dr.=3ng. G. Dettmar.
Der Ortsausschuß gibt noch folgendes be-
kannt:
Der Preis der ersten Teilnehmerkarte
(Hauptkarte) beträgt 30 M, für alle weiteren
Karten (Nebenkarten) 20 M. Nebenkarten sind
nur zulässig für Mitglieder von Familien, für
die schon eine Hauptkarte gelöst ist. Die Teil-
nehmerkarte (Haupt- und Nebenkarte) berech-
tigt zur Teilnahme an sämtlichen in der Tages-
ordnung vorgesehenen Veranstaltungen; die
Fahrkosten nach Minden (Montag, den 27.
Sept.) sind jedoch ausgeschlossen.
Die Geschäftsstelle (auch Wohnungsnach-
weis und Auskunftsstelle) befindet sich am
Mittwoch,den 22. und Donnerstag, den 23. Sept.
in der Vorhalle des Hauptbahnhotes (Ausgang
nach dem Ernst-August-Platz); sie ist geöffnet
am Mittwoch von 12 Uhr mittags bis 9 Uhr
abends, am Donnerstag von-9 Uhr morgens bis
7 Uhr abends. Von diesem Zeitpunkte ab be-
findet sich die Geschäftsstelle im alten Rathause
Am Markt, Eingang Marktstraße, am Sonntag
in der Stadthalle. Sie vermittelt während der
Tagung den Brief- und Telegrammverkehr.
Die Teilnehmerkarten können bei der Geschäfts-
stelle in Empfang genommen werden. Karten,
die bis zum 1. September bestellt und bezahlt
sind, werden den Teilnehmern kostenfrei zuge-
stellt. Die Einsendung der Beiträge wird er-
beten an das Postscheckkonto der Elektro-
technischen Gesellschaft‘ ee V. Hannover
Nr. 12 903. \
Es ist dringend erwünscht, daß die
Anmeldungen baldigst erfolgen. :
Soweit die Teilnehmer nicht vorziehen,
sich ihre Zimmer selbst in Hotels zu be-
schaffen, wird der Wohnungsausschuß für Unter-
bringung der Teilnehmer sorgen, wenn ihm
rechtzeitig die Wünsche ezüglich Per-
sonenzahl und Tage des Aufenthalts
bekanntgegeben werden. . Wenn auch ge-
nügend Betten und Zimmer dem Woh-
nungsausschuß zur Verfügung stehen, wobei
in der Mehrzahl auf Privatlogis zurückgegriffen |
wird, so empfiehlt er doch allen Mitgliedern, die
Verwandte und Bekannte in Hannover haben,
sich bei diesen als Gast anzumelden. (Doppel-
bestellungen müssen aber unbedingt vermieden
werden!) Zuschriften wegen Beschaffung von
Zimmern sind zu richten an Herrn Dipl.-Ing.
Rebentisch, Hannover, Eichstr. 42. Alle
sonstigen, die Jahresversammlung betreffenden
Anfragen sind zu richten an Herrn Ing. C. A.
Schaefer, Hannover, Hildesheimer Str. 220.
be-
x
‘29. Juli 1920,
Betrifft Elektrische Woche.
In der „ETZ‘ 1920, Heft 29, S. 575 wurde
die Tagesordnung für die „Elektrische Woche‘
in Hannover veröffentlicht. Nachträglich hat
nun die Deutsche Beleuchtungstechnische Ge-
sellschaft beschlossen, in Verbindung mit der
„Elektrischen Woche‘ eine Mitgliederversamm.-
lung abzuhalten. Diese wird am Mittwoch,
den 22. September, nachmittags stattfinden.
Verband Deutscher Elektrotechniker,
Der Generalsekretär. =
Dr. sing. G. Dettmar.
Betr. Kommission für Drähte und Kabel.
Die Kommission für Drähte und Kabel
gibt nachstehende Änderungen und Zusätze zu
den Bestimmungen für-die Übergangszeit be- _
kannt:
a) In der Fußnote auf Seite 321, Heft 16
der „ETZ“ 1920 wird der Satz: „Auch aus
Heeresbeständen erworbene Leitungen, die von
den Normalien abweichen, sollen, sofern im
übrigen die Errichtungsvorschriften damit er-
füllt werden können, nieht von der Verwen-
dung ausgeschlossen werden‘, gestrichen.
b) Zu den Normen für Leitungen zum An-
schluß ortsveränderlicher Stromverbraucher
werden neue Normen für „Handlampenleitun-
gen‘ zugefügt. -
Normen für Handlampenleitungen.
Handlampenleitungen für leichte me-
chanische Beanspruchung in Werkstätten und
Wirtschaftsräumen in Niederspannungsanlagen
Bezeichnung: XKHH und KHK Kupfer-
leiter.
Die Handlampenleitungen sind in Quer-
schnitten bis 16 mm? zulässig. Die Bauart des
Leiters und die Beschaffenheit der Isolierhülle
ist die gleiche wie bei den Werkstattschnüren.
Die Gummihülle jeder einzelnen Ader ist
mit imprägniertem Band oder c;uer Papierum-
wicklung zu bedecken. Zwei oder mehr solcher
Adern werden mit Füllmaterial rund verseilt,
gemeinsam mit Band oder Papier umwickelt
und mit einer imprägnierten Hanfbeklöppe-
lung (KHH) oder mit einer Umklöppelung aus
geteerter Kordel (KHK) versehen.
Die Leitungen müssen derart beschaffen
sein, das 100 m lange Ringe nach 12 stündigem
Liegen unter Wasser % Stunde lang eine
Spannung von 1200 V Wechselstrom aushalten
| können.
c) Die Bleimantel-Wandstärken der
Kabel werden, wie in nachstehenden Tabellen
angegeben, erhöht:
Einleiter - Gleichstrom - Bleikabel bis
750 V.
Leitungs- Dicke des Leitungs- Dicke des
querschnitt Bleimantels querschnitt Bleimantels
mm? mm mm? mm
1,0 14: 70 1,4
13 1,1 95 1,4
2,8 1,1 120 1,5
4,0 1,2 150 1,6
6 152 185 af
10 1,2 240 1,8
16 1,2 310 1,9 °
25 152 400 2,0
a) 183 500 2,1
50 a 31 625 2,3
800 2,4
1000 2,6
Konzentrische und verseilte Mehrleiter-
leikabel.
Durchmesser Durchmesser
der Kabelseele Dicke des | der Kabelseele Dieke des
Ne Bleimantels Amir gen Bleimantels
mm mm mm mm
10 1,2 38 2,2
12 11383 41 2,3
14 1,4 44: 2,4
16 1,4 47 2,6
‚18 1,8 50 2,7
20 1,6 54 2,7
23 1,7 58 2,9
26 1,8 62 2,9
29 1,9 66 Sp!
32 2,0 70 3
235) 35]
Ir
.@) Die in den „Normalien für isolierte
Leitungen in Starkstromanlagen“ (ETZ 1914,
S. 367 u. 604) enthaltene Belastungstabelle
für Bleikabel wird für höhere Spannungen
und stärkere Querschnitte ergänzt. Es ist be-
absichtigt, die Belastungswerte für Spannun- |
gen über 10000 V in den Normen für isolierte
Leitungen endgültig einzuführen. Da jedoch
die vorgeschlagenen Ziffern noch nicht als fest-
liegend betrachtet werden können, stellen die
in nachstehender Tabelle verzeichneten _Werte
vorläufig nur Richtlinien dar.
u
Y
29. Juli 1920.
sowie bereits
_ Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heit 30.
Es wird gebeten, Abänderungswünsche,
‚bei vorliegende Erfahrungen der
Kommission zu unterbreiten.
Belastungstabelle für verseilte Drei-
leiterkabel mit Papierisolation.
BR, über 20m übe über 2
er er aber 10000 üb Do Y
Ba TA I & Di
e15=.22 ;; _ _ —
2,5 29 ,, = —. —.
40.372 = E :
6 415, = _ -
10 65° ‚,, 60 A — =
16 SD, su — =
Bde. 105. 95 A ®
Board 5 125 ;, EDS, —
BREI65 =. 166.5 135 125 A
70 200 ., 190, 170... 160.,,
95 240 „ 225 ,, 200 ,, 185 ,,
120. 280 2 260. 230 . 215 .
Bas >00. "2 250 .
185° 360. \,, 340 ,, 300%
240 420 ,, BOB 350 ,,
0 300... 100: > =
400. 570 ,, nn m nn
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär.
Dr.-Sng. G. Dettmar.
Kommission für Schwachstrom-
Beeinflussung. °
Die Kommission für Schwachstrom-Beein-
flussung hat „Leitsätze zum Schutze von Fern-
sprech-Doppelleitungen gegen die Beeinflussung
durch Drehstromleitungen‘‘ aufgestellt, die
nachstehend nebst Erläuterungen bekanntge-
geben werden. An den Arbeiten der Kommis-
sion waren beteiligt die Herren: Adler, Bark-
hausen, Brauns, Dettmar, Ebeling, Franke,
Betr.:
. Grallert, Heilfron, Korff, Lienemann, Marguerre,
Molly, Petersen, Schering, Schlemmer, Schrott-
ke, Tetzlaff, Wechmann, Zipp. Äußerungen
zu diesem Entwurf, welcher der Jahresver-
sammlung in Hannover zur Annahme vor-
gelegt werden soll, bitten wir bis zum 15. August
an unsere Geschäftsstelle zu richten.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär.
Dr.-Sng. G. Dettmar.
Leitsätze
zum Schutze von Fernsprech-Doppelleitungen
gegen die Beeinflussung durch Drehstrom-
leitungen!).
A. Anlagen bis 1000 V Betriebsspannung.
1. In Anlagen ohne Nulleiter kann der
Nullpunkt des Stromerzeugers oder der Trans-
formatoren ohne besondere Vorsichtsmaßnah-
men geerdet werden. Wenn bei größeren
Netzen, welche von mehreren örtlich getrenn-
ten und sekundär parallel geschalteten Trans-
formatoren gespeist werden, störende Ausgleich-
ströme auftreten, so muß das Netz in geeigneter
Weise unterteilt werden.
2. In Anlagen mit isoliert verlegtem Null-
leiter kann dieser ohne weiteres geerdet werden.
Ist der Nulleiter blank verlegt, so sind Stö-
zungen nicht zu befürchten, wenn der übliche
Spannungsabfall in Installationen auch für den
_ Nulleiter eingehalten wird?).
B. Anlagen über 1000 V Betriebs-
spannung.
3. Bei Erdung des Nullpunktes sind Vor-
kehrungen gegen Störungen durch Ströme
und Spannungen der dreizahligen Harmoni-
schen zu treffen.
Der Widerstand der Erdung soll so be-
messen sein, daß der bei Erdschluß auftretende
Kurzschlußstrom möglichst klein bleibt.
4. Hochspannungs-Freileitungen sind in
möglichst großem Abstande von Fernsprech-
leitungen zu führen. Wenn Parallelführung
nicht zu vermeiden ist, so sind folgende Maß-
nahmen nötig:
a) Der Abstand zwischen Hochspannungs-
leitungen und Fernsprechleitungen soll
so groß oder die Länge des Parallelver-
laufs so klein sein, daß durch Schaltvor
gänge während des Bestehens von Erd-
schlüssen im Hochspannungsnetz keine
gefährliche Spannung?) in den Sprech-
leitungen entstehen kann.
b) Die Hochspannungsleitungen sollen auf
den Parallelstrecken verdrillt werden,
wenn sie bei fehlerfreiem Zustande stö-
rende Influenzströme®) in den Sprech-
leitungen erzeugen.
ec) Um im Falle b) den störenden Einfluß der
unausgeglichenen Spannungen (Rest-
spannung)‘t) zu beseitigen, sind alle
Netzstrecken zu verdrillens), sofern der
Parallelverlauf mit derselben
leitung länger als 10 km ist.
d) Die Freileitungen des gesamten Hoch-
spannungsnetzes sollen soweit von Baum-
zweigen, Blättern und anderen geerdeten
Körpern entfernt sein, daß Berührungen
zwischen diesen und den Leitern vermie-
den werden und daß Äste und Zweige
nicht in die Hochspannüngsleitungen
fallen können.
e) Zum Schalten von Hochspannungslei-
tungen sollen Schutzschalter oder ähn-
liche zur Unterdrückung von Strom-
stößen geeignete Einrichtungen verwendet
Sprech -
werden. astschalter sind möglichst zu
vermeiden. Das Einschalten und Aus-
schalten von Hochspannungsstrecken,
welche mit Fernsprechleitungen parallel-
laufen, hat möglichst während der Be-
triebspausen des Netzes oder während
der Betriebsruhe in den Fernsprechlei-
tungen zu erfolgen. Dies gilt auch für
die erstmalige Unterspannungsetzung®)
neuer Strecken.
f) Es sind Einrichtungen zu treffen, durch
welche das Betriebspersonal auf Erd-
schlüsse möglichst schon im Entstehen
aufmerksam gemacht wird. Solche Ein-
richtungen sollen an verschiedenen Punk-
ten des Netzes vorgesehen werden, so-
fern dadurch die Fehlereingrenzung er-
leichtert wird.
Leitungen mit Erdfehlern
baldmöglichst abzuschalten?) oder
zur Fehlerbeseitigung zu erden, sofern
dadurch keine erheblichen Störungen im
Fernsprechbetrieb auftreten.
Erläuterungen.
l. Die Leitsätze beschränken sich auf
Fernsprech-Doppelleitungen, da die Schwierig-
keiten, welche bei Fernsprech-Einzelleitungen
auftreten, am besten durch deren Umwandlung
in Doppelleitungen vermieden und Telegraphen-
leitungen im allgemeinen durch Drehstroman-
lagen nicht gestört werden.
2. Der übliche Spannungsabfall beträgt
2%. Im allgemeinen genügt es, dem Nulleiter
ein Viertel der Leitfähigkeit eines Außenleiters
zu geben.
3. Als gefährlich gilt eine Spannung, wenn
sie einer Fernsprechleitung einen Energiebe-
trag von mehr als 10-2 Voltcoulomb (Joule)
mitteilt. Damit dieser Energiebetrag nicht
überschritten wird, muß, wenn z Drähte am
Fernsprechgestänge verlaufen und / die Länge
des Parallelverlaufs in km ist, sein:
l.Vew?<1,13 (2-4 2,7). 10°.
Dabei ist die Annahme zugrunde gelegt, daß
bei Schaltungen in Drehstromleitungen mit
Erdfehler die Spannung gegen Erde in einem
einzelnen Hochspannungsleiter den doppelten
Scheitelwert der effektiven Betriebsspannung,
d.i. 2,8 E, erreichen kann. Unter Ve(w) ist die
wirksame effektive Leerlaufspannung in den
Schwachstromleitungen bei Phasenerdschluß
zu verstehen. Sie ist
br
Vo a ee
x(1— m) (1— ma) (1 — ms)... Volt.
Hierin bedeuten:
«a den durchschnittlichen Abstand der bei-
den Linien in m,
b die Durchschnittshöhe der Masten der
Hochspannungslinie in m,
ce die durchschnittliche Stangenhöhe der
Fernsprechlinie in m.
Durch die Faktoren (1—m,) usw. wird die
spannungssenkende (schirmende) Wirkung von
geerdeten Nachbarkörpern ausgedrückt, u. zw.
ist zu setzen beim Vorhandensein eines Erd-
seiles (Blitzschutzdraht): m, = 0,25, für ge-
schlossene Baumreihen in unmittelbarer Nähe
der Linien m,, ... My; ... usw. je = 0,3, wenn
die Drähte nicht höher als 2 m über den Bäu-
men geführt sind. In allen anderen Fällen sind
die Größen m = 0 zu nehmen. Aus der Bedin-
gungsgleichung läßt sich für eine geplante Par-
allelstrecke / der einzuhaltende Abstand «a
oder für einen geplanten Abstand a die zu-
lässige Länge I des Parallelverlaufs berechnen.
Letztere ist unbegrenzt, wenn sich V e(w) <
100 V ergibt. Die durchschnittliche Ansprech-
spannung von 300 V der Spannungssicherungen
in den Fernsprechleitungen wird in diesem
Falle nicht erreicht, da der Schaltvorgang nur
eine Spannungsspitze von 2,8. 100 = 280 V
erzeugt. 5 k
Die Wirkungen von zwei am gleichen Ge-
stänge geführten Hochspannungsleitungen sind
der Wirkung einer einzigen gleichzuachten,
da nicht anzunehmen ist, daß in zwei gleichen
Phasen der, beiden Systeme zu genau der &lei-
chen Zeit Überspannungswellen vorkommen.
897
m
4. Die Sprechleitungen stehen unter der
Einwirkung der Ströme und der Spannungen
der Hochspannungsleiter. Die Stromwirkun-
gen können im allgemeinen vernachlässigt
werden. Bei den Spannungen hat man zu unter-
scheiden zwischen den ausgeglichenen und den
nicht ausgeglichenen Spannungen (Rest-
spannung).
Die ausgeglichenen Spannungen sind die
Komponenten der Phasenspannungen gegen
Erde, die gleiche Größe und eine solche Phase
gegeneinander haben, daß ihre Vektorsumme
Null ist.
Die Restspannung ist die Vektorsumme der
Phasenspannungen gegen Erde. Sie entsteht
durch Verschiedenheit der Erdkapazität der
Phasendrähte. Um die Störwirkung der Span-
nungen zu bewerten, genügt es, die Influenz-
wirkung zu berechnen, die durch die ausge-
glicehenen Spannungen hervorgerufen wird.
Störungen durch diese sind nicht zu er-
warten, wenn die Störungsgröße
ı
V, <
ist.
Hierin ist D= Va +(b-+ c).
Mit Vw) ist die effektive Leerlaufspan-
nung (Influenzspannung) der Fernsprechlei-
tung, bei erdfehlerfreier Hochspannungsanlage
bezeichnet.
c.Öö
— .(1— ms) (1— ms) Volt.
2 =
0.17;
Vw EZ RD
Darin ist ö das Mittel aus den gegenseiti-
gen Abständen der Phasendrähte und D, =
Va:-+(b— c)?®. Der Faktor (1 — m,) ist fort-
gelassen, weil bei fehlerfreier Drehstromleitung
die Influenzspannung durch Blitzschutzdrähte
im allgemeinen nicht verringert wird. Es ist
beabsichtigt, für Anlagen über 35kV den
Grenzwert für %k zu erhöhen, sobald ausrei-
chende Erfahrungen dies zulassen.
Wenn die Hochspannungslinie zwei Dreh-
stromleitungen enthält, so ist die Influenzspan-
nung-für die Leitung, welche mit der höheren
Spannung betrieben wird, zu berechnen und
um 50% der Influenzspannung aus der ande-
ren Leitung zu erhöhen.
Au: jede gleichmäßige Parallelstrecke muß
mindes,ens eine volle Verdrillung — Umlauf —
entfallen.
Eine gleichmäßige Parallelstrecke ist eine
solche, auf welcher die Anordnung und die
Abmessungen der Hochspannungsleiter sich
wesentlich ändern und die Abstandsunter-
schiede zwischen den beiden Linien 10% nicht
überschreiten. Ein Verlauf an derselben Straße
gilt als gleichmäßige Parallelstrecke.
Ein Umlauf ist ein Abschnitt, in welchem
jeder Leiter im gleichen Drehsinne und in glei-
chen Zwischenräumen zweimal seinen Platz ver-
ändert. Wird die Fernsprechlinie innerhalb des
Umlaufs überkreuzt, so sollen die Phasendrähte
vor und hinter der Kreuzung die gleiche Lage
zur Fernsprechlinie erhalten. Die Verdrillungen
verlaufen dann auf den beiden Seiten in ent-
gegengesetztem Drehsinne.
Bei Abständen bis zu 40 m zwischen den
beiden Linien darf die Entfernung zwischen
2 Verdrillungspunkten desselben Umlaufs nicht
mehr als 1 km betragen, so daß auf höchstens
je’ km ein voller Umlauf kommt. Eine einzelne
Parallelstrecke unter 2km Länge braucht nicht
verdrillt zu werden. Sind. mehrere getrennte
P:rallelstrecken unter 2 km vorhanden, so
bleiben die Strecken unter 1 km unverdrillt,
die übrigen erhalten je einen Umlauf.
Bei Abständen über 40 m kann der Um-
lauf bis zu 6 km, die unverdrillte Einzelparallel-
strecke bis zu 4 km lang sein. Bei mehreren
getrennten Parallelstrecken unter 4 km Länge
dürfen die Strecken unter 2 km unverdrillt
bleiben.
An der Verbindungsstelle zweier Umläufe
fällt der Drillschritt aus.
5. Mindestens ein voller Umlauf ist er-
forderlich auf 72 km bei dreieckiger Anordnung
der Hochspannungsleiter, auf 36 km bei ande-
ren Anordnungen. Eine dreieckige Anordnung
ist eine solche, bei welcher die Dreieckshöhe
größer ist als die Hälfte der längsten Seite.
Abzweiglinien, welche kürzer sind als ein
voller Umlauf, sind auf die Hauptlinien anzu-
rechnen. : e
An der Verbindungsstelle zweier Umläufe
fällt der Drillschritt aus.
Es empfiehlt sich, bei Herstellung neuer
oder bei Umbau bestehender Netze die Ver-
drillungen von vornherein vorzusehen, auch
wenn zunächst keine Parallelstrecke in Aussicht
steht. Bei Erweiterung vorhandener Netze
müssen, wenn durch die neu hinzukommenden
Parallelstrecken Störungen in den Fernsprech-
leitungen verursacht werden, die sich durch
598
Elektrotechnische Zeitschritt.
1920. Heft 30.
- 29. Juli 1920.
—_—_— ———{———PF{{>ÖPÖÄÖFÖF$’®Ö®b@b@bRmamBmnmmmaeReR@R@RDnmmnmnmnmRÖÄRÖRÖRÖRÖRÖz_——eaeaea--R-®mmeeWa—
Verdrillung auf der Parallelstrecke selbst nicht
beseitigen lassen, die übrigen Netzteile nach-
träglich verdrillt werden. In diesem Falle ist
die Länge der Umläufe mit dem Besitzer der
Fernsprechleitungen zu vereinbaren.
6. Mit dem Besitzer der Fernsprechan-
lagen ist der Zeitpunkt der erstmaligen Unter-
spannungsetzung neuer Hochspannungsleitun-
gen oder Leitungsteile, welche mit Fernsprech-
eitungen parallellaufen oder unmittelbar an die
Parallelstrecke anschließen, zu vereinbaren,
damit die Sprechleitungen in dieser Zeit mög-
lichst nicht benutzt werden. _
7. Wenn während der Fernsprechbetriebs-
zeit Hochspannungsleitungen zum Auffinden
von Fehlern geschaltet werden müssen, so ist
den Betriebsstellen der Fernsprechleitungen,
die mit irgendwelchen Teilen des Netzes pa-
rallel laufen, der Zeitpunkt vorher mitzuteilen,
damit diese Leitungen mit Vorsicht bedient
werden. Welche Betriebsstellen zu benach-
richtigen sind, ist mit dem Besitzer der Anlage
zu vereinbaren.
Anhang.
Als Besitzer der Fernsprechleitungen im
Sinne der Leitsätze gelten bei Reichs-Fern-
sprechleitungen die Ober-Postdirektionen, bei
Bahn-Fernsprechleitungen die Eisenbahndirek-
tionen. Bei beabsichtigter Parallelführung
zwischen Hochspannungsleitungen und Fern-
sprechleitungen sind-der zuständigen Behörde
oder der von ihr bezeichneten Dienststelle ein-
zureichen: i
a) ein Lageplan der Parallelstrecke (minde-
stens 1 : 25 000),
b) ein Querschnittsbild für die Hochspan-
nungsleitungen und die Fernsprechlei-
tungen mit Angabe des mittleren Ab-
standes auf der Parallelstrecke (1 : 100),
e) Berechnungen über die Einwirkungen
auf die Fernsprechleitungen nach 3
und 4),
d) ein Lageplan des gesamten Hochspan-
nungsnetzes mit Angabe der Verdrillungs-
punkte sowie Querschnittsbilder der
Leiteranordnung auf den einzelnen
Strecken.
en
SITZUNGSKALENDER.
Deutsche Physikalische Gesellschaft.
30. VII..1920, abends 7Y, Uhr, Physikalisches In-
stitut der Universität, Berlin, Reichstagsufer 7:
1. Vortrag ©. Hertz: „Über die Absorptionsgrenzen
bei der L-Serie.“
2. Vortrag W. Deutschmann: „Über die spe-
zitische Drehung optisch aktiver Flüssigkeiten.“
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.)
A. Righi f. — In Bologna starb kürzlich der
Professor der Physik an der Universität Bologna,
Augusto Righi. Ein Zufall führte Righi schon
als Schüler der physikalischen Wissenschaft zu.
Er fand in einer Bibliothek, wo er seine Frei-
stunden regelmäßig verbrachte, weil seine
Wohnung zu entfernt von der Stadt war, um
sie in den Pausen aufzusuchen, eines Tages
ein Buch, in welchem ein Kapitel über Elek-
trizität durch Reibung aufgeschlagen war.
Dieser Tag bildete den Anfang seiner ruhm-
reichen Laufbahn. Da es damals in Bologna
noch keine Vorlesungen über Physik gab,
studierte er Maschinenbau und machte sein
Exarnen als Ingenieur. Bald nahm er aber
sein Lieblingsstudium wieder auf, wurde
Assistent von Prof. Villari und nach kurzer
Zeit Lehrer der Physik am Technischen In-
stitut in _ Bologna; dann wurde er Professor
an der Universität. Palermo; 1885 war er in
derselben Eigenschaft in Padua und erhielt
dann seine definitive Anstellung an der Uni-
versität Bologna. Hier entfaltete er seine
Haupttätigkeit; seine bahnbrechenden Ar-
beiten gingen fast sämtlich aus dem Labora-
torium in Bologna hervor. Er veröffentlichte im
ganzen 200 Abhandlungen, von denen viele
für Italien völlig neue Probleme behandelten.
Es seien nur einige genannt: „Über magne-
tische Strahlen in verschiedenen Gasen‘,
„Über die Verbreitung des Stromes in einem
Elektrolyten, der in einem Magnetfeld liegt“,
„Über die Bewegung der Ionen und Elek-
tronen in einem Magnetfeld und über einige
sich daraus. ergebende Phänomene‘‘, „Über
die Ionisation der X-Strahlen im Magnet-
feld“, Unter seinen Abhandlungen seien noch
genannt: „Die Optik der elektrischen Schwin-
‘s z r r E [23
gungen“, „Die Telesraphie ohne Draht
( Unter Mitarbeit von Dessau), ‚Die unter
der Einwirkung des Magnetismus sich er-
gebenden elektroatomischen Erscheinungen“
(1918). Von Righis Büchern wurden einige auch
ins Deutsche übersetzt, z. B. „Die moderne
Theorie der physischen Erscheinungen‘. Righi
arbeitete am liebsten allein, nicht etwa aus
kleinlicher Eifersucht, sondern weil es seiner
schweigsamen Natur entsprach, nur mit posi-
tiven Ergebnissen hervorzutreten. Er ar-
beitete bei wichtigen Versuchen ohne jegliche
Hilfskraft in seinem Laboratorium, sogar die
feinen Glasröhrchen, die er zu seinen Ver-
suchen über die elektrischen Entladungen in
verdünnten Gasen brauchte, verfertigte er
selbst; er hatte es in der Glasbläserei zu einer
außerordentlichen Fertigkeit gebracht. Die
Entdeckung der Telegraphie ohne Draht steht
auch in gewisser Verbindung mit Righi, denn
die von Marconifür seineersten Versuche benutz-
ten Generatoren für elektrische Wellen stammten
aus Righis Laboratorium, ebenso trugen die
von ihm ausgeführten Versuche über draht-
lose Telegraphie viel zur Förderung der ersten
Arbeiten Mareonis bei.
E. Biedermann 7. — In Charlottenburg
starb im Alter von 63 Jahren Regierungsbau-
meister a. D. Dr.-Qng. E. Biedermann, ein
bekannter
steller.
eisenbahntechnischer Fachschrift-.
Oeısted-Jubiläum. In diesen Tagen sind
100 Jahre verflossen, seit H. Chr. Oersted
den Elektromagnetismus entdeckt hat. Man
plant in Dänemark aus diesem Anlaß große
Feiern. Unter anderem wird vom 31. VIII.
bis 3. IX. 1920 ein Oersted-Kongreß abgehal-
ten werden, auf dem zum ersten Male die
Physiker, Chemiker und Elektrotechniker von
ganz Skandinavien versammelt sein ‚werden.
Hochschulnachrichten. Der Direktor der
(sesellschaft für Elektrostahlanlagen, Pipl.-
öng. V. Engelhardt, Charlottenburg, ist
zum außerordentlichen Honorarprofessor in
der Abteilung für Chemie und Hüttenkunde
der Berliner Technischen Hochschule ernannt
worden. — Der a.o. Prof. für Physik an der Uni-
versität Göttingen, Dr. R. Pohl, wurde zum
ordentlichen Professor und Direktor der Ab-
teilung für Experimentalphysik am physikali-
schen Institut daselbst ernannt. — Der frühere
o. Professor an der Universität Straßburg,
Dr. E. Cohn, wurde zum ordentlichen Hono-
rarprofessor der theoretischen Physik an der
Universität Freiburg i. Br. ernannt. — Dr.
E. Riesenfeld, bisher a. o. Prof. und Direktor
des technologischen Indstituts an der Frei-
burger Universität, ist zum a. o. Professor und
Abteilungsvorsteher am physikalisch-chemi-
schen Institut der Universität Berlin als
Nachfolger von Prof. A. Eucken ernannt
worden. —= An der Technischen Hochschule
Karlsruhe habilitierte sich Dr.=-Sng. Halberts-
ma für das Fach der Lichttechnik. Seine
Probevorlesung betraf ‚Die neuere Ent-
wicklung des Scheinwerfers.‘“
Auszeichnungen. — Die Technische Hoch-
schule Karlsruhe hat Herrn Ingenieur F. A.
Haselwander, Offenburg, die Würde eines
Dr.=öng. ehrenhalber verliehen und zwar in
Würdigung seiner für die spätere technische
und wirtschaftliche Entwicklung der elek-
trischen Energieübertragung so bedeutsam ge-
wordenen erfinderischen Tätigkeit auf dem Ge-
biete der Mehrphasenströme, insbesondere des
verketteten Dreiphasenstromes.
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er-
messen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.)
Über Schüttelerscheinungen des Parallelkurbel-
getriebes elektrischer Lokomotiven.
Um Begriffsverwirrungen zu vermeiden,
sehe ich mich veranlaßt, zu der Arbeit DÖRYS
auf. S. 313, darauf aufmerksam zu machen,
daß die allgemeine Bezeichnung ‚‚pseudo-
harmonisch‘ von G. Duffing zunächst für
rein elastische Schwingungen angewendet
wurde, welche der Differentialgleichung
02%
ap Tre - BR —-YQB=R(t)
gehorchen. Die Schüttelschwingungen, welche
DÖRY betrachtet, beziehen sich dagegen auf
die Differentialgleichung der gewöhnlichen
harmonischen Schwingung, deren Geltungs-
bereich aber infolge der durch das Lagerspiel
hervorgerufenen Unstetigkeit nicht über eine
anze Periode sich erstreckt. Nun ist jedoch
ei Parallelkurbelgetrieben an einer in Be- |
wegung befindlichen Lokamotive die Elasti-
zität zeitlich veränderlich, und es wird daher die
Schwingung bei vernachlässigtem Lagerspiel
durch eine Differentialgleichung von der Form
)
a +F MW .2e=ZR)
beschrieben (Siehe ‚Schweizerische Bauzei-
tung‘‘ September 1919 und März 1920). Die
Schüttelschwingung darf daher nur als ‚‚pseu-
doharmonisch‘ bezeichnet werden, wenn man
diesem Ausdruck seine Allgemeinheit beläßt,
die er im Wortlaut mitführt; man würde dann
”
aber besser für die von Duffing beschriebenen
Schwingungen eine andere Bezeichnung wählen.
Auf Grund obiger Darlegung ist es mir ferner
unklar, wie Herr DÖRY (in Abwesenheit von
Dämpfung) die maximale Amplitude im Re-
sonanzfall berechnet. 5
Zürich, 20. V. 1920.
Dr. Karl E.' Müller.
Erwiderung. :
Auf S. 74 seines Buches (,„Erzwungene
Schwingungen bei veränderlicher Eigenfre-
quenz usw.“, Sammlung Vieweg, Heft 41/42)
hat Duffing der von ihm beschriebenen Be-
wegung den. Namen „pseudoharmonische
Schwingung‘ beigelegt. Herr MÜLLER schlägt
vor, von dieser Bezeichnung abzuweichen. Da
es sich dabei um eine Polemik wegen eines Na-
mens handelt, hielt ich es für richtig, den
Namengeber, Herrn Duffing, zu befragen,
dessen Ansicht ich mit seiner freundlichen Ge-
nehmigung nachstehend wie folgt wiedergebe:
„Es wäre eine Sache des Übereinkommens,
ob man die Bezeichnung pseudoharmonische
Schwingung auch auf Schüttelschwingungen
ausdehnen will. Ich könnte von meinem
Standpunkt nichts dagegen einwenden, da
diese Schwingungen ;
1. veränderliche Eigenfrequenz besitzen,
2. bei unendlichem Ausschlag in die harmo-
nische Schwingung übergehen,
3. bei unendlich kleinem Spiel mit den har-
monischen Schwingungen identisch sind für
jeden Ausschlag.
Vielleicht ließe sich noch durch einen Zu-
satz in der Bezeichnung der Punkt 2 hervor-
heben im Gegensatz zu den von mir beschriebe-
nen Schwingungen, die bei verschwindendem
Ausschlag in die harmonische Schwingung
übergehen. Ein solcher Vorschlag würde meine
unbedingte Zustimmung finden, da dann jede
Begrifisverwirrung ausgeschlossen ist, die ich
aber auch ohne dies nicht fürchte.“
Berlin, 29. VI. 1920.
Dr. Iwan Döry.
Die Ausnutzung des Reibungsgewichtes elek-
trischer Lokomotiven. -
Unter obigem Titel veröffentlicht A. W,
ZUIDWEG auf Seite 425 der „ETZ“ 1920 eine
Arbeit in deren ‚Übersicht‘ er hinsichtlich
der Reibungsziffer auf „unrichtige Werte und
Begriffe in der Literatur‘ hinweist. Im Text-
teil beanstandet er dann besonders “die
Poire&eschen Reibungszahlen der ‚Hütte‘,
wie sie der Unterzeichnete in sein 1915 er-
schienenes Buch ‚Die Maschinenlehre der
elektrischen Zugförderung‘‘ aufgenommen hat.
Zuidweg gibt für diese Reibungsziffern die
Formel (8. 426):
235.v—0,35.v2
Gr
laut welcher, übrigens im Einklang mit Poiree,
die Reibungsziffer u, nicht nur von der Fahr-
geschwindigkeit v, sondern auch vom Rei-
bungsgewicht Gr abhängig sein soll. Es
scheint mir nicht unwichtig, darauf hinzu-
weisen, daß die Richtigkeit dieser Formel
durch das vorliegende Beobachtungsmaterial
nur sehr schwach begründet ist.
obachtungspunkten ließen sich drei Kurven
4 = /(v) bilden, von denen zwei (Kurven
l und 2 der Abb. 2, S. 426), denen dasselbe
Gr = 3400 kg zugrunde liegt, bereits 17 Punkte
wegnehmen, während für die dritte Kurve
(Kurve 3 der Abb. 2, S. 426), mit Gr = 8400 kg,
nur noch zwei Punkte übrigbleiben. Wie soll
nun diese Kurve, und insbesondere ihre für
die Gleichung entscheidende Nullstelle, die
nach Zuidweg den Wert k — 0,13 hat, genau
sein? Damitfallen aber seine Schlüsse hinsicht-
lich der Abhängigkeit der Ziffer u, vom Ge-
wicht Gr haltlos zusammen. Obwohl ein
solche Abhängigkeit vermutlich besteht, wie
auch eine Abhängigkeit des u, nicht nur vom
Wk
Von 19 Be-.:
s
% Li
_
Zustand, sondern auch von der Elastizität der
Schienen, von der Radgröße usw. besteht,
dürfte daher aus den Poirdeschen Zahlen
wirklich nur der Zusammenhang von pn, und
v, wie ihn die „Hütte“ gibt, als einiger-
maßen zutreffend gefolgert werden können,
Ohne auf weitere, ebenfalls kontroverse
Einzelheiten in ZUIDWEGS Arbeit eintreten zu
wollen, unterstütze ich seine Schlußfolgerung
der Wünschbarkeit weiterer Versuche.
Zürich, 16. VI. 1920. W. Kummer.
Erwiderung.
Die Bemerkungen des Herm Dr. W.
KUMMER, die Formel von $. 426 betreffend,
stehen mit meiner Diskussion dieser Gleichung
nicht in Widerspruch. Diese Formel ist ab-
geleitet worden aus dem von Poirse aufge-
stellten Wert für die Zugkraftverringerung.
Die Koeffizienten sind gleichfalls von ihm an-
gegeben und nicht von mir, wie KUMMER
meint. Meine Behauptung, daß wir für grund-
legende Rechnungen Werte verwenden, welche
den heutigen Verhältnissen durchaus nicht
entsprechen, hat er mit dieser Zuschrift nicht
widerlegt.
Haag, 10. VII. 1920.
A. W. Zuidweg.
LITERATUR.
Besprechungen.
Die Statik der Schwerlastkrane. Werft-
und Schwimmkrane und Schwimmkranpon-
tons. Von W. L. Andr6e. Mit 305 Textab-
bildungen. 166 S. in 8°. Verlag von R. Ol-
denbourg
geb. 13,20 M >
Zur Berechnung statisch unbestimm-
ter Systeme. Das B—U-Verfahren. Von
W.L. Andr6e. Mit 348 Abbildungen. Ver-
lag von R. Oldenbourg, Berlin-München
1919. Preis geb. 12,10 M.
Im Anschluß an das in der „ETZ“ 1917,
S. 531, besprochene Werk des Verfassers ‚Die
Statik des Eisenbaues‘“‘, welches sich mit der
Lösung von Aufgaben aus der allgemeinen Pra-
xis befaßt, wird in den vorgenannten beiden
Werken eine Fortsetzung veröffentlicht, u. zw.
in ersterem 23 Aufgaben aus dem Sondergebiet
der Schwerlastkrane, insbesondere von Werft-
und Schwimmkranen, :sowie Schwimmkran-
ontons, und in dem letzteren unter besonderer
nwendung des Belastungsumordnungsverfah-
rens (B-U-Verfahren) statisch unbestimmter
Systeme 39 recht lehrreiche Beispiele aus der
- Praxis. Dasletztgenannte Verfahren ist ein ver-
einfachendes Mittel bei vielfach statisch unbe-
stimmten, symmetrisch ausgebildeten Tragwer-
ken. Der Ansicht des Verfassers, daß Systeme
unsymmetrischer Art in der Praxis selten vor-
kommen, kann nichtganz on oa mergen:
ebensowenig, daß das Verfahren bei unsymmetri-
schen Konstruktionen zweckmäßig sei; immer-
hin ist das Anwendungsgebiet, wie die Beispiele
zeigen, ein hinreichen es so daß der Wert
der Arbeit dadurch nicht beeinträchtigt wird.
Namentlich bei Aufgaben aus dem Gebiete des
Eisenbaues, bei Rahmen jeder Art, bei ring-
förmigen Trägern und bei Tragwerken aus sich
kreuzenden, Beth eskonden rägern, auch bei
'Einflußlinien beweglicher Lasten mehrfach
statisch unbestimmter Träger ist es gut an-
wendbar. Die Lösung aller Aufgaben zeigt ganz
erhebliches Geschick in der Behandlung ver-
wickelter, statischer Aufgaben. Ein Vorzug ist
auch darin zu sehen, daß der Verfasser so che
Aufgaben in übersichtlicher Form mit den ein-
fachsten Mitteln der Statik löst. Seine Darstel-
lung ist überall schlicht und klar. Im übrigen
gilt hier das in der Besprechung über das ein-
angs erwähnte Werk des Verfassers bereits
Be Es handelt sich um Beispiele, die sonst
in der Literatur wenig und gar nicht sich er-
örtert finden. Deshalb ist ihre Vorführung dem
Praktiker sehr willkommen, da sie die Wege
erheblich erleichtert. Darum kann auch hier
nur kurz wiederholt werden, daß es sich auch
in den beiden neuen Veröffentlichungen um
vorzügliche Hilfsmittel für den entwerfenden
Statiker des Industriebaues handelt.
Karl Bernhard.
Die Elektrizitätsversorgung der deut-
schen Front im Weltkriege und ihre
Bedeutung für das kämpfende Heer.!)
Von Dr. Walter Straus. Mit 22 Abb. 96 8.
in 8°. Verlage von Hachmeister & Thal,
Leipzig 1919. Preis 5 M.
Als wir paar Ingenieure 1914 die Elektri-
sierung der Westtront vermittelst der Groß-
!) Von der Techn. Hochschule zu München ge-
nehmigte Dissertation, n: 217
Elektrotechnische Zeitschrift.
. München und Berlin 1919. Preis
stände in
1920.
kraftwerke unternahmen, ahnte kein Mensch,
welche Bedeutung diese grundlegende Arbeit
hatte. Später, mit unseren Erfolgen, zeigte
sich größeres Verständnis bei maßgebenden
Stellen. Die Stromversorgung des Heeres war
1916/17 schon von solcher Wichtigkeit, daß ihr
Ausfall eine Sa sestzoplie werden konnte. In
vorliegender Schrift behandelt der Verfasser
Erzeugung, Verteilung, Verwertung des- Stro-
mes und schildert den Werdegang der militäri-
schen Organisation. Ein Drittel er Arbeit ist
dem elektrischen Verhau gewidmet, das im
Westen aber nur bescheidene Verwendung fand.
Technisch-wissenschaftlichen Wert besitzt die
Arbeit nicht, weder eine neu® technische Auf-
gabe ist gelöst, noch exaktes statistisches Mate-
rial beigebracht, sie hat mehr geschichtlichen
Wert, es ist alles festgelegt, was die Elektrotech-
niker der Frontleisteten. Da die Arbeit (Disser-
tation) noch im Kriege erschien, sind Ortsan-
gaben, Netzbezeichnungen usw. nicht gemacht,
auch nichtin der später erschienenen Broschüre.
Neue elektrotechnische Probleme warenimFelde
selten zulösen, es galt, mit gegebenen Mittelnden
Zweck zuerreichen, schnelles Handeln, festes Zu-
reifen, Nichtzurückweichen vor Schwierig-
eiten führte nur zum Ziele. Die Elektrisierung
des Heeresgebietes vom Graben bis in die Etappe
war zumeist „Stegreiftechnik‘, alles wurde ge-
wagt, nur der erfahrene Praktiker war auf die
Dauer Herr der Lage. Beim: Durchlesen der
Arbeit fällt mir manches auf, das erörtert wer-
den könnte, der knappe Raum gestattet in-
dessen nicht, sich hier damit zu beschäftigen.
Der Verfasser hat mit Fleiß und Geschick
seine Erfahrungen niedergelegt, es war an der
Front leicht, sich über alles zu unterrichten.
Die Elektrotechniker der einzelnen Heere muß-
ten zusammenarbeiten, da die benachbarten
Netze alle am gemeinsamen Speisestrange hin-
en. Durch die Elektrisierung der Fronten
am die Elektrotechnik in enge Berübrung mit
allen Volksschichten. das hrachte Vor- und
Nachteile. In manche Kreise ist mehr Ver-
ständnis für unsere Tätigkeit gekommen. In-
folge der militärisch-teehnischen Organisation
machten sich auch vielfach Personen breit, die
sich kraft eines militärischen Ranges berufen
fühlten, aber wenig befähigt waren, technische
Führer zu spielen zum Schaden für die Sache,
zum Verdruß für die Unterstellten. Die Schrift
bringt für den Frontelektrotechniker nichts
Neues, denen, die sich ein Bild von der an der
Front geleisteten elektrotechnischen Arbeit
machen möchten, wird sie zur Lektüre emp-
fohlen, denn sie enthält alles: Wissenswerte.
Cramer.
Chemische Technologie der Legierun-
- gen. Von Dr. P. Reinglass. I. Teil. Die
Legierungen mit Ausna"'me der Fisen-Koh-
lenstoff-Legierungen. Mit 212 Abb.,. 24 Ta-
feln und zahlreichen Tabellen. IX und 483 8,
in 8°. Verlag von Otto Sramer. Leipzig 1919.
Preis geh. 38 M, geb. 43 M.
Unmittelbar gehen den Elektrotechniker
von all den tausend Legierungen eigentlich nur
die für Vorschaltwiderstände nnd Normalwider-
Frage kommenden Legierungen
Manganin usw.an. Von seinem wichtigsten Me-
talle, dem Kupfer, verlangt er im Gegenteil
größte Reinheit, weilschon geringe Mengen an-
derer Metalle die Leitfähigkeit stark herab-
setzen. Insoweit aber der Elektrotechniker In-
genieurist, sindihmauch Messing, Bronzen usw.
wichtig. Aus dem vorliegenden, schön ausge-
statteten Buch wird er entnehmen, daß die
zahlreichen wissenschaftlichen und technischen
Arbeiten auf diesem schwierigen Gebiete schon
hente sehr viele praktisch wertvolle Ergebnisse
geliefert haben. U.a. ist durch die Metallogra-
phie der Einfluß, welehen Hämmern, Kaltwal-
zen, Abschrecken, Wideranlassen auf die Härte
und Festigkeit der Metalle ausüben, aufgeklärt
worden, Reinglass zeigt ander Hand vonausge-
zeichneten Sch liffbildern, wie z. B. beim Walzen
von Messing die oktaedrischen Mischkristalle
(Kupfer löst Zink auch in festem Zustande) in
lange dünne Streifen ausgezogen und bei sehr
starkem Druck schließlich zertrümmert werden.
Beim Erhitzen auf 300° verschwinden die ver-
zerrten Kristalle nnd werden durch sehr kleine
dicht aneinanderliegende Kriställehen ersetzt;
bei weiterem Erhitzen wachsen die Kristalle
wieder, indem einige Kristalle ihre- Nachbarn
aufzehren. Die ersten hundert Seiten des Bu-
ches behandeln allgemein die Konstitution der
Legierungen und ihre Erforschung durch Mikro-
photograrhie und Schmelzdiagramm, die Eigen-
schaften (Dichte, Schmelzpunkt, Leitfähigkeit,
Schwindung, Härte, Zugfestigkeit usw.) und
ihre Messung, sowie die Herstellung der Legie-
rungen. Im besondern Teile nehmen, entspre-
chend ihrer praktischen Bedeutung, die Legie-
rungen des Alıminiums (8. 104 bis 169) und des
Kupfers (8. 178 bis 361) den weitesten Raum
ein. Stets wird die technische Herstellung und
Verwendung der betreffenden Legierung beson-
Heft 30.
‚, dung der Vorrichtungenkörper in bezu
6598
ders berücksichtigt. Alle „D RP“, welche sich
auf Legierungen beziehen, werden mit ihrem
Patentanspruch wörtlich, mit der Beschreibung
im Auszuge angeführt. Im Vorworte nennt der
Verfasser als Ziel seines Buches: es soll den
Techniker auf die Errungenschaften der wissen-
schaftlichen Metallographie hinweisen und den
Wissenschaftler auf die vielfach noch unbe-
hobenen Schwierigkeiten der Legierungstechnik
aufmerksam machen. Das ausgezeichnete
Buch, welches einen gewältigen Stoff in guter
Ordnung darbietet, sei zum Lernen /und zum
Nachschlagen bestens empfohlen.
ä K. Arndt.
Vorrichtungsbau. Bearbeitungsvorschriften
und ihre Einzelelemente für die rationelle
Serien- und Massenfabrikation. Von ER.
Bussien und Ferd. Friedrichs. VIII und
188 S. in 80. Mit 247 Abb. u. 16 Tafeln.
Verlag von M. Krayn. Berlin 1919, Preis
geb. 15 M.
Das Gebiet des Vorrichtungenbaus ist
bisher literarisch wenig behandelt worden,
trotz der großen Bedeutung, die dieser Son.
derzweig der Technik für die Industrie hat.
Welchen großen Wert ein gutes Handbuch
für ein engeres Fachgebiet für den darin Tätigen,
besonders aber für den Anfänger hat, braucht
nicht erst betont zu werden. Im Vorrichtungen-
bau war das Fehlen einen solchen Buches
um so fühlbarer, als hier wie sonst wohl in
keinem anderen Industriezweige von dem
Konstrukteur eine genaue Kenntnis der Ar-
beits- und Werkstattvorgänge gefordert wer-
den muß. Wenn nun auch das beste Buch
diese Kenntnis nicht ohne weiteres vermitteln
kann, diese vielmehr durch eigene Anschauung
und Erfahrungen erworben werden muß,
so ist es doch möglich, Richtlinien für die ver-
schiedenen vorkommenden Fälle aufzustellen,
Erfahrungsergebnisse der Allgemeinheit dienst-
bar zu machen und wertvolle Hinweise für die
Lösung vorkommender Arbeiten zu geben.
Die Verfasser vorliegender Arbeit haben sich
in dankenswerter eise bemüht, die für die
Konstruktion von Einspannvorrichtungen we-
sentlichen Gesichtspunkte zusammenzustellen ;
sie gehen dabei folgerichtig von der Auf-
stellung einer genauen Arbeitsfolge für die zu
bearbeitenden Teile aus, geben zum Teil recht
wertvolle, durch Beispiele erläuterte Anlei-
tungen für die BIeSHNrete Konstruktion der
Vorrichtungen und bringen eine Reihe von
Konstruktionselementen und Normalien. Vieles
yon dem, was über Konstruktion gesagt ist,
ist für jeden Vorrichtungenkonstrukteur be-
herzigenswert; dazu gehört das über Auehln
au
Aussparungen der ände,
HADEInSNDE von Versteifungsrippen und be-
quemes und schnelles Einlegen und Entfernen
der Arbeitsstücke Geäußerte. Anderes ist da-
gogen recht anfechtbar; so ist z. B. der wieder-
olte Hinweis darauf, daß sich die Spanneisen
beim Anziehen der Schrauben nicht verziehen
dürfen, irreführend zu nennen; es kommt gar
nicht darauf an, ob sich die Spanneisen ver-
ziehen; die Hauptsache ist, daß dies nieht dem
Vorriehtungenkörper und dem Arbeitsstück
widerfährt. Die Anschauungen der Verfasser
über die Rentabilität der Vorrichtungen wer-
den nicht überall geteilt werden; wenn in
einem der angezogenen Beispiele gesagt wird,
daß sich für eine Automobilfabrik die An-
schaffung von Vorrichtungen für sämtliche
Teile eines Wagens lohnt, von dem nur 25 Stück
im Jahre gebaut werden, so dürfte das kaum
zutreffen. Die Anschaffungskosten der Vor-
richtungen sind doch viel größer, als daß bei
einer so geringen Stückzahl der Fabrikate von
einer Rentabilität gesprochen werden kann.
Vieles des sonst Gebrachten stellt Erfahrungs-
ergebnisse aus einem Großbetriebe dar und
trifft in der allgemein gehaltenen Form, in der
es gesagt ist, für andere Großbetriebe nicht zu
und erst recht nicht für mittlere und kleine
Betriebe. Das ist der Fall bei den Angaben
über, die Organisation der Herstellung der
Vorriehtungen und bei Angaben über die Art
des zu verwendenden Materials für einzelne
Teile. Im ganzen ist das;Buch zu empfehlen.
Otto Müller.
Die Wechselstrom-Bahnmotoren. Kom-
mutatormotoren für einphasigen Wechsel-
strom. Von Reg.-Baumeister M. Gerst-
meyer. Mit 105 Textabb. VI und 193 S.
in 8°. Verlag von R. Oldenbourg. München
und Berlin. 1919. Preis geh. 14 M.
Bei der fortschreitenden Elektrisierung
der Vollbahnen und der Annahme des ein-
phasigen Wechselstromsystems durch ver-
schiedene Staaten gewinnt der Einphasen-
Kommutatormotor für immer weitere Kreise
von Ingenieuren Interesse. In dem vorliegen-
den Buch unterzieht sich der Verfasser der
Aufgabe, diesen Kreisen, unter Voraussetzung
Anlagefl ächen,
600
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heit 30,
29. Juli 1920.
der Grundlagen der Elektrotechnik, eine in
sich abgeschlossene Darstellung der Kommu-
tatormotoren zu geben. Eine kurze Inhalts-
übersicht mag den Rahmen zeigen, in dem das
Werk gehalten ist. Ausgehend von einer all-
gemeinen Beschreibung der Motoren, ihrer
Wirkungsweise, Bauart und Darstellung der
Wechselstromvorgänge in Vektorform, wer-
den die theoretischen Grundlagenm’der Motoren
behandelt. So wird die Größe der induzierten
EMK’in ruhenden und in einem Wechselfeld
EmDaeL Wieklungen eingehend abgeleitet.
Die Erzeugung magnetischer Wechselfelder
die Berechnung der Selbstinduktion und Streu-
ung, die Bildung des Ankerdrehmomentes und
die Vorgänge bei der Stromwendung werden
ausführlich besprochen. In 3 weiteren Kapiteln
werden alsdann die Haupttypen der Kommu-
tatormotoren, der Reiben chlußnötor! der
Repulsionsmotor und der Repulsionsmotor mit
Ankererregung hinsichtlich der möglichen
Schaltungsarten und ihrer - Betriebseigen-
schaften eingehend dargestellt. Ein weiteres
Kapitel beschäftigt sich mit der Größenbe-
stimmung, der Ausnützung des Materials und
dem Einfluß der Verluste und der Stromwen-
dung. In einem Schlußkapitel wird die Frage
der Nutzbremsung bei Reihenschlußmotoren
und bei NebenschlnBraoloren mit Fremd- und
Ankererregung behandelt. Die anschauliche,
klare Darstellung, die in ihrer Übersichtlich-
keit und Reichhaltiekeit mustergültigen Fi-
guren, die Fülle der | ıktischen Hinweise und
die stete Hervorhebu. ıg des Wichtigen wird
dem Buch sicher viele Freunde erwerben. Im
Interesse des Leserkreises, für den das Buch in
erster Linie bestimmt ist, würde sich eine
Kürzung mancher Ableitungen bei einer Neu-
auflage empfehlen. Die Ausstattung des
Buches ist in jeder Beziehung mustergültig.
F. Hillebrand.
Die Leistungen kriegsverletzter In-
dustriearbeiter und Vorschläge zur
ee Eine
volkswirtschaftlich - ärztliche Studie unter
Zugrundelegung von Erfahrungen in La-
zaretten und im Kleinbauwerk der Siemens-
Schuckertwerke G. m.
bei Berlin. Von Dr. med. et phil. H. Fr.
Ziegler. 188 S. in 4°. 28 Zahlentafeln,
20 graph. Darstellungen und 20 Abb.
Verlag von A. Bagel. Düsseldorf 1919.
Preis brosch. 20 M.
Dr. med. Ziegler hat über seine Erfah-
rungen in der Kriegsbeschädigtenfürsorge
Anfang 1919 ein Buch herausgegeben, das zu
den gründlichsten Schriften gehört, die in der
Kriegsbeschädigtenfürsorge vorliegen.
Zunächst werden allgemein die Richt-
linien der Invalidenfürsorge und Beschaffung
von Arbeitsmöglichkeiten in industriellen Be-
trieben besprochen, dann wird insbesondere
über die Ergebnisse berichtet, die bei den
Siemens-Schuckertwerken bis dahin vor-
liegen. Der Verfasser weist auf die Wichtig-
keit des Zusammenarbeitens von Arzt und
Ingenieur hin, die gemeinsam durch Arbeits-
therapie heilen und zu beruflicher Tätigkeit
überleiten sollten. Insbesondere wird auch
noch auf die guten Erfolge der Vermittlungs-
stelle für Schwerkriegsbeschädigte hinge-
wiesen, die seit mehreren Jahren in der Pro-
vinz Brandenburg besteht.
In einem statistischen Teil berichtet
Ziegler über Erhebungen, die er persönlich
im Kreise Lennep angestellt hat, um Aus-
-kunft zu bekommen über die Berufsverhält-
nisse und Berufsberatung bei den Kriegsbe-
schädigten. Als Grundlage für seine Statistik
benutzt er die Angaben der Personalkarte
für Kriegsbeschädigte, die ihm für seine
Arbeit in dem erwähnten Kreise zur Verfügung
gestellt wurden. Allerdings handelt es sich
dabei um das Verhältnis im begrenzten Gebiet
einer einzelnen Fürsorgestelle, so daß im ganzen
von Ziegler nur etwa 1000 Kriegsbeschädigte
bearbeitet wurden, unter denen sich etwa
220 Schwerbeschädigte befanden. Die sta-
tistischen Ergebnisse, zu denen der Verfasser
kam, dürfen daher nicht zu sehr verallge-
meinert werden, stiminen aber in mehreren
Punkten mit einer umfassenderen Statistik
der Schwerbeschädigtenfürsorge überein, die
ich fast zu gleicher Zeit für die gesamte Pro-
vinz Brandenburg durchgeführt habe.
Unter den Kriegsbeschädigten sind 65,3%,
durch äußere Verletzungen beschädigt, der
Rest ist durch innere Krankheiten betroffen.
Zum Vergleich dazu sei bemerkt, daß für die
Provinz Brandenburg unter den Schwer-
beschädigten etwa 63% als äußerlich Verletzte
anzusehen waren. Ferner fand Ziegler, daß
von den Kriegsbeschädigten ungefähr 13%
zu den Lungenkranken gehörten, während
sich bei der Brandenburger Zusammenstellung
b. H., Siemensstadt |
ergab, daß 11,8% der Schwerbeschädigten
zu den Lungenleidenden gehörten; 1,9% waren
als arbeitsunfähig anzusehen.
Besonders eingehend behandelt der Ver-
fasser dann die Ergebnisse, die in dem schon
genannten Fabrikbetriebe mit Kriegsbeschä-
erzielt wurden. Er erläutert seine
Zahlen durch ganz außerordentlich ausführ-
liche und gute graphische Darstellungen über
Stundenverdienst und en, ”
Da sich seit Herausgabe der Zieglerschen
Arbeit die Arbeitsverhältnisse indessen so
außerordentlich geändert haben, so wird es
leider nicht mehr möglich sein, alle Beobach-
tungen, die damals gemacht sind, heute noch
praktisch zu verwerten. Insbesondere haben
sich dadurch die Einstellungsbedingungen be-
kanntlich außerordentlich verschoben, daß
inzwischen ein Reichsgesetz herausgekommen
ist, durch welches jeder Arbeitgeber ver-
pflichtet ist, in gewissem Verhältnis zu seiner
Arbeiterzahl Schwerbeschädigte einzustellen.
Ein gewisses Bedenken habe ich schließ-
lich dagegen, daß die Leistungen der Kriegs-
beschädigten mit denjenigen von Arbeite-
rinnen verglichen werden. Dadurch werden
leicht falsche Schlüsse gezogen; die Kriegs-
beschädigten aber selbst pflegen die Gleich-
stellung mit den Arbeiterinnen vielfach als
eine gewisse Zurücksetzung anzusehen.
Wer sich genauer mit der Kriegsbeschä-
digtenfürsorge, inbesondere mit ihrer Ent-
wicklung etwa bis zur Revolutionszeit be-
schäftigen will, dem kann das Studium dieser
umfangreichen und außerordentlich gründ-
lichen, vorzüglich ausgestatteten Arbeit durch-
aus empfohlen werden.
Dr. Beckmann.
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
- Rücher.
Die Amerikanisierung Europas. Von Ingenieur
G. W. Meyer. IV u. 91.S in 80%. Technischer
Verlag, Bodenbach a. E. 1920. Preis 10 M.
Die Funkentelegraphie im Inlandverkehr
des Einzelstaates. Von E. Winkler. 478.
in 80. Verlag von Karl Harbauer, Wien und
Leipzig 1920. er
Kaufmännische und technische Fabrikbe-
triebskunde. Von Heinrich Trillich., VIu.
233 S. in 80, Verlag der kaufmännischen Biblie-
thek G. m. b. H., Leipzig 1920. Preis 10 M.
Sonderabdrucke.
Neue Apparate zur Strahlungsmessung. Von
W. Voege. „Physikalische Zeitschrift“, 21. Jahr-
gang 1920, S. 238 bis 296. Verlag von S. Hirzel,
Leipzig.
On integers which satisfey the equation
Bey? +z23=0. Von W. Richmond.
„Transactions of the Cambridge Philosophical
Society“, Bd. 22, Nr. 19.
Theorie der Hochspannungsisolatoren. Von
Dr.-Qng. A. Schwaiger. Verbands-Mitteilungen
der Dresdner Bezirksvereine. Verlag von E. H.
Meyer, Dresden.
Neue Zeitschriften.
„La T.S.F. Moderne“. Revue mensuelle redigse
par une groupe d’ing6rieurs radios. Organ officiel
de la Societe Frangaise de Radiotelegraphie et de
Preparation militaire et du Cercle belge d’Etudes
radiotelögraphiques. Bd. 1, Heft 2, Mai 1920.
Verlag Paris VII, Avenue de Saxe 11. Monatlich
ein Heft, Preis im Ausland 27 Fr.
KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Ein Reichsverband elektrotechnischer Spe-
zialgeschäfte. — Unter dieser Bezeichnung hat
sich, wie uns der Geschäftsführer mitteilt, ein
neuer, das gesamte deutsche Reich umfassen-
der Verein gebildet, der die bestehenden Ver-
bände durch einen engeren Zusammenschluß
der elektrotechnischen | Spezialgeschäfte er-
gänzen soll. Er will vor allem das Pfuscher-
tum, die wilden Neugründungen und das
Schiebertum bekämpfen. Jedes ee muß
sich eine Prüfung seiner Geschäftsführung
darauf gefallen lassen, ob ein vollwertiges Spe-
zialgeschäft in Frage steht oder nicht, wobei
es sich nicht um ein reines Installationsge-
schäft zu handeln braucht. So wird, wie es
in der Zuschrift heißt, die. Bezeichnung ‚‚Mit-
glied, des Reichsverbandes elektrotechnischer
Spezialgeschäfte‘ bald für den Lieferanten
und Kunden ausschlaggebend bei der Ein-
schätzung des Betriebes sein. Die Statuten
sollen in einer gelegentlich der Leipziger Messe
Für die Sehriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von Jullus8pringer in Berlin.
stattfindenden Hauptversammlung festgelegt
werden. Von ihnen wird man das Urteil über
diese Gründung, an der sich die Vereinigung
der elektrotechnischen Spezialfabriken nicht
beteiligt hat, abhängig machen müssen; vor-
läufig scheint uns kein hinreichendes Bedürfnis
vorzuliegen.
Aus der Geschäftswelt. — Inland. Die
Kraftwerk Sachsen-Thüringen A. G.
hat das Elektrizitätswerk Klosterlausnitz an-
ekauft. — Unter den Neugründungen ist die
er Gas- und Elektrizitätswerke Wil-
helmshaven - Rüstringen G. m. b. H,,
Wilhelmshaven, zu erwähnen, die mit 0,9-Mill.
M eingetragen wurde. — Ausland. In Brüssel
ist die Soci6te Belge pour la fabrica-
tion des lamps &lectriques LBE mit
2 Mill. Fr. Kapital gegründet worden.
Warenmarkt. Porzellan. Die so-
enannten ‚Eltfabriken‘‘ (Vereinigung von
abriken für Elektro - Installations - Gegen-
stände, Berlin) knüpfen an eine Äußerung
des Verbandes deutscher elektrotechnischer
Porzellanfabriken an, derzufolge die Preise
fürPorzellannichtherabgesetzt werden könnten,
nachdem erst kürzlich wieder die Löhne und
Rohmaterialpreise eine Erhöhung erfahren
hätten, und bemerken, daß unter diesen Um-
ständen die speziell Installationsmaterial her-
stellende Industrie an einen Preisabbau, wie
ihn Händler und Installateure wünschen, nicht
herantreten könne. Metallpreise. Die
Notierungen der Vereinigung für die deutsche
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission
des Berliner Metallbörsenvorstandes (letztere
verstehen sich ab Lager in Deutschland) lauten
in M/100 kg:
Metall 23. VII, 20. VII.
Elektrolytkupfer (wire | £
bars), prompt, cif Hamburg, ö
Bremen, Rotterdam . . . 1705 _ 1679
Raffinadekupfer 99/99,30%/, 1200 |1125—1150
Originalhüttenweichblei 475—490 475
Originalhüttenrohzink,
Preis im freien Verkehr „ | 630—640 | 610—615
Plattenzink (remelted) von
handelsübl. Beschaffenheit | 430 425
Originalhüttenaluminium
98/99%yin gekerbt.Blöckchen 2150-2200 2150—2200
dsgl. in Walz- oder Draht-
barron. - rt 2600 2600 I
Zinn,Banka-,Straits-‚Billiton- |4350—4450 4250—4350
Hüttenzinn, mind. 990 _ | —_
Reinnickel 98/99), . 500—3600 3500—3600
Antimon-Regulus. . . . 725 | 700 A
Silber in Barren ca. 900 fein | "=
für 1 kg fein . 950 84) 3
An der Londoner Metallbörse wurden
nach „Mining Journal‘ am 16. VII. 1920 für
l ton (1016 kg) notiert:
Ser d = eh
*Kupfer: best selected . 1064 0 O biw1l06 0 0
r electrolyt.. 16 0 0 „111 0 0:
R wire bars . . .. 109 .0..0°,.111 0. 0
* : standard, Kasse 90 0 0 0502
Ps „...3Mon 92109, RE
Zinn: standard, Kasse... 267 15 O0 „268 0 0.
% „ °.3Mon. 272 15.0 „ 273 0.0
»„ straite .. ... 0. ..282 0.0 „288 0-0
Blei: span.oder nichtengl. K
Weichblei.... 3100,3500
„.. gew. engl. Bleckblei 35100, — — —
Zink: gew. Sorten. . 450,250
= remelted .....:. 400 ,, — — —
„ engl. Swanseae .. 43 0 0 ii
60/63 £ net.
165 £ (Inland);
185 £ (Export).
230 £ (In- u. Ausland).
Antimon: engl. Reg. . .
Aluminium: 98 bis 99),
E
Nickel: 98 bis 990/, gar. 2
Quecksilber: nom, für
die 75 lbs.-Flasche. .. 20£10s bis 21 £.
Platin: je Unze nom. . . 360 ».
Für den 22. VII. 1920 verzeichnete der ‚Berl.
Börs.-Cour.‘“ folgende Preise in £/t: Kupfer,
Kasse 91,12; desgl. 3 Mon. 93,37; Elektrolyt
107 bis 112; best selected 107 bis 108; Zink
41,50 bis 43,25; Zinn, Kasse 263,75; desgl.
3 Mon. 268,50; Blei 35,25 bis 36,00. In New
York stellte sich am gleichen Tage Elektrolyt-
kupfer loko auf 19 cts/lb. 3
* Netto.
Bezugsquellennachweis.
Frage 23. Werliefert Edelgase, wie Argon,
Neon, Helion, für den Export? Er
Abschluß des Heftes: 24. Juli 1920.
601
Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24.
41. Jahrgang.
Die Abwärmeverwertung bei Dampfkraft-
werken.
Von M. Gerekr, Nürnberg!).
Übersicht. Nach einem Überblick über die dem
Dampfkraftbetrieb eigentümlichen Wärmeverluste wird
die künstliche Vortrocknung wasserhaltiger Brennstoffe
mit Abwärme und deren wirtschaftliche Aussichten be-
handelt. Die Fragen der Staubfeuerung, der Torfver-
wertung und der restlosen Vergasung der Brennstoffe
und der Nebenproduktengewinnung werden dann kurz
gestreift und schließlich die heute vorhandenen Möglich-
keiten besprochen, mit denen die Betriebsmittel unserer
Dampfkraftwerke zum Zwecke der Wärmeersparnis ver-
bessert werden können.
Während die Verbrennungskraftmaschinen
(Gasmaschinen und Dieselmotoren) die Ssoge-
nannte Abwärme in verhältnismäßig hoch-
wertiger Form (kleine Mengen praktisch reiner
Abgase von 400 bis 500° und geringe Mengen
Kühlwasser von 50° und mehr) liefern, fällt
die Abwärme der Dampfkraftwerke in tech-
nisch sehr geringwertiger Form an, u. zw. als
große Mengen verschmutzter Rauchgase von
niedriger Temperatur (150 bis 200°) und große
Mengen Abwasser von höchstens 40% bei
Rückkühlanlagen und noch weniger bei Frisch-
wasseranlagen. Deswegen entwickelte sich
die Abwärmeverwertung bei Verbrennungs-
kraftanlagen?) sehr schnell, als die Steigerung
der Wärmepreise eine Verbesserung der Wärme-
wirtschaft erzwang. Dazu kam der günstige
Umstand, daß die Abwärmeverwerter ver-
hältnismäßig einfache Vorrichtungen (Röhren-
kessel) waren, die sich zwanglos in den Ab-
wärmestrom der Verbrennungsmaschinen ein-
bauen ließen, ohne den Betrieb der Maschinen
selbst und der um sie herum gegliederten
Werkanlagen nennenswert zu beeinträchtigen.
Dem Bemühen der Hüttenwerke, an Wärme
zu sparen, kamen die Bestrebungen der
Maschinenfabriken entgegen, den Nachteilen
der Verbrennungskraftmaschinen gegenüber
der übermächtigen Entwicklung der Dampf-
turbinen durch Verbesserungen wirtschaftlicher
Art entgegenzuarbeiten, die mit verhältnis-
mäßig geringem Kapitalaufwand zu erzielen
waren.
So erklärt sich der ungemein schnell
Ss re Einbau von Abwärmeverwertern
bei den Großgasmaschinenanlagen unserer
Hüttenwerke. Dort, wo Hochofen- und Koks-
ofengase zur Verfügung stehen und gewaltige
Energiemengen verbraucht werden, ist der
wirtschaftliche Wettbewerb zwischen den Gas-
maschinen mit Abwärmeverwertung und den
Dampfturbinen mit gasgeheizten Kesseln ein-
wandfrei zugunsten der ersteren entschieden,
während die Dampfturbinen meist nur zur
Übernahme der Spitzenbelastung und zur Ab-
pufferung sowie als Reserve dienen.
Bei den Dampfkraftwerken (Überland-
werke, städtische Elektrizitätswerke und Bahn-
kraftwerke) ist die Abwärmeverwertung durch
die ungünstige Form, in der die Abwärme zur
Verfügung steht, sehr erschwert. Dies be-
weisen auch die geringfügigen praktischen Er-
folge auf diesem Gebiet, obwohl die drückende
Kohlennot uns zur angespannten Anstren ung
aller Kräfte zwingt, Kohlen zu sparen und die
verbrauchten Kohlen mögliehst gut auszu-
nützen.
Unter der Abwärme eines Dampfkratt-
werkes verstehen wir im weitesten Sinne den
Unterschied der in Gestalt von Brennstoff
dem Kraftwerk zugeführten Wärme und der
in nutzbar abgegebene elektrische Arbeit um-
geformten Wärme. Die hierdurch bestimmte
Gesamtmenge an Abwärme verteilt sich auf
die folgenden Einzelwerte:
1. Die auf dem Kohlenlager und in den
Bunkern auftretenden Verluste durch Ver-
stauben, Verwittern und Entgasen der Kohle
an der Luft.
ı) Verfaßt unter Benutzung von Unterlagen der
Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg A.G.
Näheres vgl. Hauptstelle für Wärmewirtschaft des
V.d. l.: „Sparsame Wärmewirtschaft“, Heft 2, P. Meyer,
„Verbesserung, der Wärmewirtschaft durch Abwärme-
verwertung bei Verbrennungskraftanlagen“,
Berlin, 5. August 1920.
2. Die Verluste durch unverbrennliche
oder wärmeverzehrende Bestandteile des
Brennstoffes, insbesondere Asche und Wasser.
3. Die Verluste durch unverbrannte Be-
standteile der Schlacke, der Flugasche und der
Rauchgase.
4. Die fühlbare Wärme der Abgase am
Schornsteinende und der Schlacken.
5. Die Strahlungs- und Undichtigkeits-
verluste der Dampfkessel, Rohrleitungen,
Kraftmaschinen und Nebenbetriebe (Sicker-
verluste).
KgNMSSER WE/kg
40 1 A0noo A
FLAECHE A VERLUSTE DURCH VERDAMPFEN DES WASSERGEHALTES BEZOGEN AUFAkg
g 9000
| FLRECHE B VERLUSTE BEZOGEN AUF Akg WASSERHALTIGEN BRENNSTOFF
8 + 8000 % BEZOGEN AUF Akg TROCKENMASSE
THEORETISCHER HEIZWERT DES WASSERFREIEN
Kar | BRENNSTOFFES IN WE/kg
6. + 6ooo
5000
4000
3000
BARER HEIZWERT DES
2000
30
4
a easart
u
= =)
vH
=
F
MOOR
= AURICH
SCHWANDORF
zo
ZSCHORNEWITZ
FALKENAU
LEUNA
BOEHMISCHE BRAUNKOHLE
ROHER NASSER TORF KOLBER
UERITKONLE |
RHEINISCHE BRAUNKOHLE
VEREINIGTE VILLE -KOEL!
SAECHSISCHE BRAUNKOH!
LUFTTROCKENER TORF AuRI!
Abb. 1. Wärmeverluste beim Verfeuern wasserhaltiger Brennstoffe
durch Verdampfen des Wassergehaltes in der Feuerung mit Frischwärme.
6. Der Eigenverbrauch der Nebenbe-
triebe (Speisepumpen, Kondensationspump-
werke, Hebevorrichtungen, Anlagen für künst-
lichen Zug usw.).
7. Die im Kühlwasser abgeführte Wärme
des entspannten Abdampfes.
8. Die Kühlluft der elektrischen Genera-
toren, Transformatoren und Regulierwider-
stände innerhalb des Kraftwerkes.
Die unter 1 angedeuteten Verluste sind
praktisch sehr bedeutend, sollen aber hier
unberücksichtigt bleiben, da sie hauptsächlich
von örtlichen Verhältnissen, wie Anfuhr, Aus-
ladung, Stapelung und Förderung des Brenn-
stoffes ins Kesselhaus, Bedarf an Reserve-
brennstoff aus Betriebsgründen und ähnlichen
Gesichtspunkten abhängen. Während Stein-
kohle beim Lagern nur eine mehr oder weniger
merkbare Einbuße an Heizwert erleidet, zer-
fällt mitteldeutsche Rohbraunkohle in kurzer
Zeit an der Luft zu einem geringwertigen Grus
und kann deswegen nur wenige Tage gelagert
werden. Bei Briketts und lufttrockenem Torf
ist dieser Nachteil nicht beobachtet worden.
Die Wärmeverluste nach 2 sind von der
Güte der Aufbereitung der Steinkohle auf den
Zechen abhängig. Durch die verschlechterte
Auslese der Klaubeberge sind bekanntlich in
neuester Zeit große Schwierigkeiten in den
Kesselbetrieben verursacht, besonders bei
hochbelasteten Kesseln, ganz abgesehen von
der geldlichen Schädigung der Abnehmer und
von der, zwecklosen Belastung der Eisenbahn.
Dieser UÜbelstand kann nur durch eine Besse-
rung der Betriebsverhältnisse unserer Zechen
gemildert werden, die strenge darauf achten
sollten, nur die hochwertigen Kohlen weithin
zu versenden und die anfallenden minderwer-
tigen Brennstoffe in der Nähe des Ge-
winnungsortes zu verbrauchen. Tatsächlich
geschieht oft das Gegenteil.
Künstliche Vortrocknung der
braunkohle mit Abwärme,.
Anders liegt der Fall bei den mit Roh-
Roh-
braunkohle arbeitenden Großkraftwerken, die,
IASSERHALTIGEN BRENNSTOFFES
IRIMETRISCH GEMESSEN IN WE/k
0 50 60 En :
UNUBEIERBERBEGSNavemnn=
L
Heft 31.
unmittelbar bei den Gewinnungsstellen der
Kohle liegen und diese in ihrem grubenfeuchten
Zustande verfeuern. Dabei wird ein recht
erheblicher Teil der in der Trockenmasse
steckenden ‚Frischwärme‘“ des Brennstoffes
zum Verdampfen des Wassergehaltes verzehrt,
ehe überhaupt Wärme nutzbar an die Heiz-
flächen der Kessel abgegeben wird. Um welche
Wärmemengen es sich hier handelt, ist aus
Abb. 1!) zu entnehmen. Ein großer Teil dieser
Verluste kann dadurch gespart werden, daß
die Rohkohle vor dem Verfeuern vorgetrocknet
wird, wozu die aus dem
Rauchgasvorwärmer mit
etwa 200° bei Vollast aus-
tretenden Heizgase her-
angezogen werden können.
Durch Ausnützung eines
Teiles ihrer fühlbaren
Wärme, die durch Heiz-
flächen nicht mehr zu
erfassen ist, und ihres
Sättigungsvermögenskön-
nen die Heizgase durch
unmittelbare Einwirkung
auf die Rohkohle der-
selben erhebliche Wasser-
mengen entziehen und da-
durch die entsprechende
Menge Frischwärme spa-
ren. Wenn beispiels-
weise das Großkraftwerk
Zschornewitz mit einer
derartigen Einrichtung
zum Vortrocknen der
Rohkohle versehen würde,
so kann der Wasser-
gehalt der Rohkohle auf
diesem Wege von rd 50 %
auf rd 25% herunter-
gesetzt werden, was eine
‘Brennstoffersparnis von
rechnerisch rd 10%, ent-
sprechend täglich etwa
700t Rohbraunkohle, er-
zielen würde.
In Abb. 2ist die Veränderung des Wasser-
gehaltes und des Heizwertes der Rohkohle
bei dieser Art der Vortroeknung mit Abwärme
dargestellt, wobei eine Abgastemperatur von
TROCKENMASSE
TROCKEN-
GEHALT
THUERINGISCHE BRAUN-
KOHLENBRIKETTS
SRECHSISCHE STEINKOHLE
ANTHRACIT
KESSEL - WIRKUI
0
0
40 20 25265 30 50 53
WASSERGEHALT DER KOHLE IN %
Abb. 2. Veränderung des Wassergehaltes und des Heiz-
wertes von Rohbraunkohle durch Vortrocknung der Roh-
kohle mit den eigenen Abgasen.
40
180° und ein Kesselwirkungsgrad von 75 bis
80% angenommen ist. Der Beharrungszu-
stand tritt bei einer Vortroeknung auf etwa
26,5% Wassergehalt ein, wobei der Heizwert
der Kohle 4091WE/kg beträgt. i
Bei der Anlage Leunawerke der Badi-
schen Anilin- und Soda-Fabrik würde diese
Ersparnis rechnerisch sogar rd 1200 t täglich
bei Vollastbetrieb betragen. Ähnlich liegt der
Fall bei den übrigen Großkraftwerken mit
Rohbraunkohlenfeuerung.
Diesen Ersparnissen stehen natürlich die
nicht unerheblichen Kapitalkosten der Trocken-
vorriehtungen und deren Betriebskosten so-
!) Näheres vgl. M. Gercke, „Verbesserun
Wärmewirtschaft durch Abdampfverwertung bei Dampf-
kraftanlagen“ in „Sparsame Wärmewirtschaft" Heft 2.
Vgl. hierzu auch die theoretischen Grundlagen der tech-
nischen Wärmelehre und die wärmetechnischen Grundlagen
des Dampfkraftbetriebes,
der
802
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heft 31.
6. August 1920.
wie die allenfalls Jerforderlichen ?Anlagen für
künstlichen Zug gegenüber. Immerhin dürfte
aber in erheblicher Nutzen übrig bleiben, der
den Einbau dieser Vorrichtungen bei Neu-
anlagen rechtfertigt. Bei vorhandenen ’An-
lagen wird die Unterbringung derselben .oft
unüberwindliche Schwierigkeiten machen. 3 #
Abb. 3 zeigt die schematische Anordnung
eines Hochleistungs - Wasserrohrkessels- mit
ER
KESSEL MIT ÜBERHITZER UND
Steinkohle, Halbkoks, Braunkohle, Lignit und
Torf arbeiten werden, während diese Brenn-
stoffe in natürlichem ‚Zustande je eine besondere
Feuerungsbauart erfordern, die für einen
ROHKOHLEN - BUNKER
\ SPEISEWASSERVORWÄRMER
ASCHEN-ABFUHR
Treppenrostfeuerung für Rohbraunkohle, ferner
mit UÜberhitzer, Speisewasservorwärmer und
dahinter geschaltetem Trommeltrockenapparat.
Für größere Leistungen kommt die Anord-
nung eines Gurttrockners nach Abb. 4 in Frage.
Gleichstromanordnung ist vorgesehen, um
eine Zersetzung der Rohkohle durch die Ein-
wirkung ,der Feuergase hintanzuhalten.
EN SPEISEWASSERVORWÄRMER
‚KESSEL MIT ÜBERHITZER UND (
Fr
& &
Ah TROMMEL-
TROCKNER
künstliche Entwässerung oder Trocknung dur:
Frischwärmebehandlung, Osmose, Drucken
wässerung oder sonstwie ebenso wie die grube
feuchte Rohbraunkohle unmittelbar währer
des ganzen Jahres zu verarbeiten. Hierv«
sind wir bei dem heutigen Stande der Techn
leider noch weit entfernt und haben auch m
dem bisher angewendeten Arbeitsverfahre
keine Aussicht, das Ziel zu erreichen. Auß:
vielen kleinen und größeren Torfunterne!
mungen, die die Gewinnung von Trockento
zu Hausbrand- oder Fabrikheizungszwecke
ji mit und ohne Veredelung des gewonnene
ANTRIEB
Wechsel "des Brennstoffes nicht eingerichtet
werden kann. Die zur, Herstellung des Kohlen-
staubes dienenden Trocken, Mahl- und För-
dervorrichtungen lassen sich dagegen leichter
‘den verschiedenen Brennstoffen anpassen.
ASCHEN-ABFUHR
= EEE TI EEE EI BRENNER TESTS BIEDUIEEEIR
zuR
SAUGZUGANLAGE
U.ZUM FUCHS
Abb. 4. Wasserrohrkessel mit Gurttrockner zum Vortrocknen von Rohbraunkohle durch die Abwärme der Abgase.
Kohlenstaubfeuerung.
Ein Teil der-Troekenkohle wird während
der Trocknung als Kohlenstaub von den Heiz-
gasen mitgerissen werden und muß in einer
Staubkammer ausgeschieden und aufgefangen
werden. Erhebliche Mengen Staub und Gries
bröckeln auch beim Umladen und Verfeuern
von Braunkohlenbriketts ab und fallen unver-
brannt durch die Spalten der Kettenroste in
den Aschenfall. Dieser troekene Kohlenstaub
wird zweckmäßig fein gemahlen und mit
Preßluft-Staubfeuerungen verbrannt und kann
vielleicht vorteilhaft zum Deeken der Be-
lastungsspitzen verwendet werden, wenn die
vorhandenen Kessel außer den normalen
Feuerungen Zusatzstaubfeuerungen erhalten.
Die Frage der Kohlenstaubfeuerungen
spielt jetzt in den deutschen und mehr noch
in den ausländischen Fachzeitschriften eine
roße Rolle. Es ist zu wünschen, daß diese
rage bald eine praktische Lösung finden möge,
da sie viele Betriebsschwierigkeiten unserer
für hochwertige Kohlen eingerichteten Kraft-
werke lindern könnte, die sich heute mit allen
möglichen Ersatzbrennstoffen der verschie-
densten Art mühsam behelfen müssen. Denn
es ist anzunehmen, daß die Staubfeuerungen
annähernd gleich gut mit trockenem Staub aus
| Torfverwertung.
Während des Krieges hat eine Reihe von
Elektrizitätswerken und Gaswerken geplant,
in der Nähe gelegene Torfmoore zu erwerben
und dort ein von der Kohlenzufuhr unab-
hängiges Kraftwerk mit Torffeuerung zu bauen
oder den dort gewonnenen Brennstoff zur
Entlastung der städtischen Betriebe zu ver-
wenden. Dabei war meist an die Vergasung
des Torfes auf Kraftgas und Nebenprodukte
gedacht und die Hoffnung gehegt, mit Torf
gleiche oder ähnlich günstige Ergebnisse zu
erhalten, wie die während des Krieges ent-
standenen Großkraftwerke mit Rohbraun-
kohlenfeuerun erzielt haben. Diese Er-
wartungen sind überall enttäuscht worden und
haben in. keinem Falle zur Inangriffnahme
eines Torfkraftwerkes geführt, weil bereits
die überschläglieh durchgeführten Berech-
nungen die Unwirtschaftlichkeit dieses Be-
triebes ergaben. Dasselbe Schicksal wird
m. E. den neuerdings!‘ in der Literatur emp-
fohlenen Torfkraftwerken beschieden sein, SO-
lange es nicht gelingt, den rohen Torf ohne jede
Vorbehandlung durch Lufttrocknung oder
) Vgl. De.=$ng. E. Philippi: „Torfkraftwerke und
N By engEo uktenanlagen“. Berlin 1919 („BETZ 1919, 8. 522 #,)
-und F,Bartel:„Tortkraft“, Berlin 1918,
Abb. 3. Wasserrohrkessel mit Trommeltroekner zum Vortrocknen von
Rohbraunkohle durch die Abwärme der Abgase.
KOHLE
N
STAUB-
luftrockenen Torfes anstreben, ist daher trot
unserer schwierigen Brennstofflage noch keinein
ziges Großunternehmen der Torfwirtschaft ent
standen, obwohl der fast überall in ungeheure)
Massen vorhandene Rohstoff dazu den le
haftesten Anreiz, bieten sollte und ob wohl d
Abtorfung noch dazu wertvolles Kulturlan«
liefert. Wie die Ergebnisse des einzigen deut
schen Großkraftwerkes mit Torffeuerung in
Auricher Wiesmoor beweisen, ist es bei den
heutigen Stand der Technik nicht möglich
soviel Torf durch Lufttroeknung zu erzeugen
wie das Kraftwerk verbraucht. Zusatzfeue
rung mit Steinkohle ist stets unentbehrliel
gewesen. Auch durch Verwertung der Abwärm«
des Kraftwerkes ist keine Aussicht auf Besse
rung dieses Zustandes vorhanden, weil die zı
verdunstenden Wassermassen des Rohtorfei
zu groß sind im Verhältnis zu dem Wärme
wert der Trockenmasse.
4
Vergasung der Brennstoffe und Neben.
produktengewinnung.
Lebhafte Bedenken müssen auch geger
die neuerdings vielfach angewendeten Schlag:
worte: „‚Restlose Vergasung der Brennstoffe‘
und „Gewinnung der Nebenprodukte‘ erhoben
werden. Meist wird außer den technischen
Schwierigkeiten des Generatorenbetriebes deı
geringe Durchsatz und,der ungünstige Wir-
kungsgrad der Generatoren übersehen. Auch
wenn ein Teil der Wärmeverluste beim Ver-
gasen der Brennstoffe durch den guten Wir-
kungsgrad der neuzeitlichen Gasfeuerungen
wieder hereingeholt werden kann, bleibt der
Gesamtverbrauch an Brennstoff immer wesent-
lich höher als bei unmittelbarer Verbrennung.
Dazu kommt die Umständlichkeit des Be-
triebes der vielen Generatoren von geringem
Durchsatz und die wirtschaftlich zweifelhafte
Lage der Stiekstoffgewinnung aus den Gene-
ratorgasen gegenüber den neuzeitlichen Groß-
verfahren der Luftstickstoffbindung. \
‘Aus diesen Gründen kann der restlosen
Vergasung der Brennstoffe auch bei weit-
gehender Ausnutzung der Abwärme keine
gute Aussicht bei unseren Großkraftwerken
eröffnet werden. Re S
Die Zukunft muß lehren, ob die Entteerung
der Brennstoffe nach dem Verfahren von
Wilkenst) oder nach anderen Verfahren sich
wirtschaftlich gestalten läßt und eine Ge-
winnung der wertvollen Kohlenöle
Verfeuerun des Brennstoffes
Praktisch 55
2) Vgl. „Mitt. d. Vereinig. d. EL-W.* Bd. 18, 1919, 8.186
P@
5. August 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920.
Die Betriebsmittel der Dampfkraft-
werke.
Wie allgemein bekannt ist, haben wir bei
dem heutigen Stand der Technik keine große
Aussicht mehr, die Wirkungsgrade der neu-
zeitlichen Betriebsmittel unserer Dampfkraft-
werke: Dampfkessel, Rauchgasvorwärmer,
Rohrleitungen, Dampfturbinen, Generatoren,
Hilfsvorrichtungen und Schaltanlagen um er-
hebliche Werte zu verbessern. Nur bei den
Dampfturbinen sind vielleicht noch einzelne
Prozente herauszuholen. Eine weitere Steige-
rung des Dampfdruckes und der Überhitzung
ist bei den heute verfügbaren Baustoffen nicht
ratsam, auch kann eine weitere Vergrößerung
der Einheiten weder bei den Dampfkesseln
noch bei den Turbogeneratoren aus Gründen
der Betriebssicherheit gutgeheißen werden.
Es ist ange als kein wünschenswerter Zu-
stand, daß Riesenkessel von 1000 m? Heiz-
fläche und mehr durch das Durchbrennen oder
Undichtwerden eines eingewalzten Kessel- oder
UÜberhitzerrohres oder daß Turboeinheiten von
50 000 kW durch das Platzen einiger Konden-
satorrohre außer Betrieb gesetzt werden, und
daß durch den Ausfall dieser Betriebseinheiten
oße Versorgungsgebiete in Verlegenheit ge-
racht werden können. In dieser Beziehung
ist die Entwicklung unserer Großkraftwerke
zweifellos bereits über das Ziel hinaus in das
.Gebiet der Superlative nach amerikanischem
Muster geraten. Ein Zurückschrauben der
Leistungseinheiten auf Grund eines sachlich
zu prüfenden Kompromisses zwischen den
Herstellern und Abnehmern wird hier not-
wendig sein.
Vorwärmung des Speisewassers auf
Siedetemperatur unter Anwendungdes
Arbeitsverfahrens der Wärmepumpe.
. „ Nieht unerhebliche Ersparnisse an Wärme
sind bei großen Anlagen noch zu.erzielen, wenn
es gelingt, die Lücke des Wärmestromes, die
zwischen der’Endtemperatur.des Speisewassers
hinter dem Rauchgasvorwärmer (100 bis 110°
bei Vollast) und der Siedetemperatur des
Kesselspeisewassers’(200° bei 15 at Überdruck)
klafft, durch Vorwärmung des” Speisewassers
mit Abwärme auszufüllen.
Eine weitere Ausnützung der Abgase unter
180 bis 200° ist\wegen der geringen Wärme-
ee tungen mit Heizflächen wirt-
schaftlich nieht möglich. Demnach kann die
SATTDAMPE
3 WASSERROHRKESSEL
JE 300 QM. HEIZFLÄCHE
AB ATM. BETRIEBSDRUCK MS
Danach wird das so annähernd bis auf die Siede-
temperatur vorgewärmte Speisewasser durch
ne der Strömungsenergie des
Wasserstrahls in Druck in den Kessel ge-
speist. 1 kg Speisewasser, das. den Vorwärmer
mit 100° kann theoretisch bei 15 at
. 00 — 100
Überdruck 600
aufnehmen, tatsächlich
= 0,167 kg Abdampf
wird nur eine geringere
an2— mn)
| ||E entteerungsvenrit
ANTRIEB,
Fey ”
Heft 31.
603
Abdampf- und Zwischendampf-
verwertung.
Auf die Abwärmeverwertung im engeren
Sinne!) soll hier nicht weiter eingegangen wer-
den. Ebenso wenig soll hier das Sondergebiet
der Zwischendampfentnahme (Anzapfma-
schinen) und der vereinigten Kraftheizungs-
anlagen?) der gleichzeitig Kraft und Wärme
verbrauchenden Gewerbebetriebe näher be-
handelt werden, weil diese
Sonderfälle für die elek-
trischen Kraftwerke nur
ausnahmsweise in Betracht
kommen.
Aus. demselben” Grunde
soll auch die sogenannte
Wärmepumpe), die neuer-
dings die allseitige Auf-
merksamkeit der Fachkreise
erregt hat, nur kurz ge-
streift werden, da diese wär-
mesparende Vorrichtung ver-
schiedene Gewerbebetriebe
aus Selbsterzeugern zu'Groß-
| ELEKTROMOTOR ZUSATZ-DAMPFTURBINE
a)
ZZGL GEL EGGBEGCGGGGÜGG EC
‚FRISCHDAMPFLEITUNG
‚ABDAMPFLEITUNG
SrAUSPUFF INS FREIE
=)
Abb. 6.1{Dampfbraupfanne mit\ Wärmepumpe.
Sättigung mit Abdampf erzielt werden, zumal | abnehmern für elektrischen Strom ümwandeln
auch die zum Betrieb der Hochdruckkreisel-
pumpe und des: Strahlapparates erforderliche
n
NIEDERDRUCK- | ||
SPEISELEITUNG
31100 Kg/STD. 17 ATM.
N
STRAHLAPPARAT
HOCHDRUCKKREISEL-
ne
RAUCHGASVORWÄRMER
HAUPTTURBINE 72 00 PSe,
HE Ya ka
kann. Abb. 6 zeigt die Anordnung einer der-
artigen Wärmepumpe in ihrer Anwendung zum
Betriebe einer Dampfbraupfanne. Der aus
der Würze erzeugte Brüdendampf von 1 at ab-
solut wird, von dem: Turbokompressor ange-
saugt und in verdichtetem Zustand in den
Heizdampfraum der Braupfanne ; gedrückt,
wodurch die ganze latente Wärme des Heiz-
dampfes im Kreislauf immer, wieder verwendet
GENERATOR 5000 KW
S
S N
/\
IE
ta nen nee een
S KONDENSATLEITUNG 35°
N ARE ’
SATM.325°
I
} ! U KÜHLWASSERSAUGLEITUNG
-LJ
Abb. 5. Dampfturbinanlage mit Vorwärmung des Speisewassers auf Siedetemperatur (schematische Anordnung).
Endtemperatur des Speisewassers in Ober-
flächenvorwärmern nicht weiter gesteigert wer-
den. Dagegen scheint ein anderer Weg gang-
bar zu sein:
Abb. 5 zeigt die schematische Anord-
nung einer Dampfturbinenanlage, bei der eine
Einrichtung zum Vorwärmen des Speisewassers
auf Siedetemperatur vorgesehen ist, und. bei
der die im Betriebe erforderlichen Ausgleichs-
behälter, Zusatzpumpen und deren Armaturen
der Einfachheit halber fortgelassen sind. Dabei
wird das im Kondensator niedergeschlagene
Kondensat mit etwa 35° in den unter Nieder-
druck stehenden Rauchgasvorwärmer gedrückt
und dann mittels einer Hochdruck-Kreisel-
umpe und eines injektorartig wirkenden
ee in den Kessel gefördert.
Dabei saugt der Wasserstrahl Abdampf be-
liebiger Herkunft an und mischt sich mit dem-
- selben unter Verdichtung des Dampfwasser-
gemisches bis zur Kondensation des Dampfes.
Arbeit in Form von Wärme dem Speisewasser
zugeführt wird. Der wirtschaftliche Nutzen
des Verfahrens ist demnach der Unterschied
zwischen der Arbeitsleistung, die der so ver-
arbeitete Abdampf bei seiner Dehnung von der
Kesselspannung bis auf die Abdampfspannung
liefert, und der Arbeitsleistung, welche die
Verdichtung des Dampfwassergemisches ver-
zehrt, sowie der Strahlungsverluste. Rechne-
risch ergibt sich bei einer bestimmten Anlage
eine Wärmeersparnis von 8,7%. Versuche zur
Nachprüfung dieses Wertes sind im Gange.
Die praktische Anwendung dieses Verfahrens
wäre so zu denken, daß seeignete Großkraft-
werke mit einer Auspuffturbine ausgestattet
werden, die so geregelt wird, daß ihr Abdampf
von dem Speisewasser des Kraftwerkes bei
der gerade vorliegenden Belastung gerade auf-
genommen wird.!)
1) Über Regelung der Gegendruckturbine vgl. „Spar-
same A eg ehatke, Heft 2, S. 20.
wird. Die unvermeidlichen Verluste an Strah-
lungs- und Flüssigkeitswärme werden durch
den Abdampf der Zusatzturbine gedeckt, die
mit dem Turbokompressor und dem Elektro-
motor unmittelbar gekuppelt ist und so regu-
. ,„») Hierunter soll die ran des Abdampfes der
Förder-und Walzenzugmaschinen, der Kolbenkompressoren,
Dampfhämmer und Schmiedepressen der Eisenhütten,
Stahlwerke und Kohlenzechen usw. mit Dampfspeichern
und Abdampf- und Zweidruckturbinen verstanden werden.
er den heutigen Stand der Technik auf diesem Gebiete
vgl. M. Gercke a. a. O. B ? h
2) Näheres vgl. dieselbe Veröffentlichung, wie unter ®),
ferner Drucksache M 27 III: „Abdampf- und Zwischendampf-
verwertung“ der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg A.G.
») Näheres vgl. „Sparsame Wärmewirtschaft“, Heft 2,
„Die Wärmepumpe“, in, „Ztschr., f. d. ges. Turbinenwes.“,
Bd. 16, 1919, S. 192; E. Höhn, Zürich, „Das Dörren von Obst
und Gemüse in der Industrie“, in „Ztschr. d. Dampfkessel-
untersuchungs- u. Versicherungs-A.G.“, Wien, Bd. 44, 1919,
S.9; „Ztschr. d. Bayer. Rev.-Ver.“, Bd. 28, 1919, 8.189; Dein-
lein, „Die Wärmepumpe“, in „Ztschr. d. Bayer. Rev.-Ver.“,
Bd. 24, 1920. S. 7;_ „Ztschr. d. ade I“, Bd. 68, 1919, S. 1074;
Dahme. „Die Wärme umpe* in „Ztschr. f. Dampfkessel
u. Maschinenbetrieb“, Bd./43, 1920, 8. 158 u, 162.
604
liert wird, daß ihre Abdampfleitung und der
damit verbundene Heizdampfraum der Brau-
pfanne sowie der Druckstutzen des Turbo-
kompressors unter gleichbleibendem Dampf-
druck gehalten werden.
Auf der württembergischen Saline Jagst-
feld ist seit einiger Zeit eine Wärmepumpe
schweizer Bauart im Betrieb, die bei Ver-
wendung von Wasserkraftstrom zum Antrieb
des Dampfverdichters angeblich etwa 95%
des früher zum Beheizen der Salzsiedepfannen
verbrauchten Brennstoffes ersparen soll.!)
Auf diesem Wege gelingt es, mit Auf-
wendung mechanischer Energie ein Viel-
faches der Wassermenge zu verdampfen, die
man durch unmittelbare Beheizung mit der
zum Erzeugen dieser Arbeitsmenge erforder-
lichen Wärmemenge verdampfen könnte.
Zweifellos wird sich dieses bemerkenswerte
Arbeitsverfahren auch auf andere Gewerbe-
betriebe ausdehnen lassen und den Elek-
trizitätswerken eine Reihe unerwarteter Strom-
abnehmer zuführen, wodurch vielleicht erheb-
liche Kohlenmengen' gespart werden können.
Vakuumdampfheizung und Warnm-
wasserheizung.
In diesem Zusammenhang seien auch die
Vakuumdampfheizung und die Heizung mit
dem warmen Abwasser der Kondensations-
anlagen erwähnt, die beide in Einzelfällen
vorteilhaft anwendbar sind und vielleicht in
späteren Zeiten sich so entwickeln lassen,
daß die Dampfkraftwerke außer der elek-
trischen Arbeit auch Warmluft und Heiß-
wasser liefern können.
Die Vakuumdampfheizung beruht darauf,
daß Warmluft in einem Lufterhitzer zwischen
der Niederdruckstufe der Kraftmaschine und
dem Kondensator durch Ausnutzung der Ab-
wärme erzeugt und in die zu heizenden Räume
eingeblasen wird.
PS Bei Neubauten großer Eisenbetonbau-
werke bietet sich vielleicht die Möglichkeit,
statt der‘üblichen Rundeisenarmierungen an
passenden Stellen Rohre anzuwenden, die
durehstoßbar und entleerbar eingerichtet wer-
den und während der kalten Jahreszeit ständig
von dem warmen Abwasser der Kraftanlage
durchflossen werden. Das ganze Bauwerk
kann dadurch einheitlich und wirksam auf eine
mäßige Grundtemperatur durchwärmt und
gegen das Eindringen der Kälte isoliert werden
und®wirkt so wie eine Art Rückkühlanlage
ohne Verdunstungsverluste Für kalte Tage
muß außer dieser Grundheizung noch eine
Zusatzheizanlage vorgesehen werden.
An Bedenken wirtschaftlicher und tech-
nischer Art gegen diese Vorschläge wird es
nicht fehlen. Die Tatsache muß aber hervor
gehoben werden, daß die Anlagekosten der-
artiger wärmesparender Hilfsmittel als werben-
des Kapital zu betrachten sind, während ver-
brauchte Wärme unwiederbringlich verloren
ist.
Aus demselben Grunde muß den Elek-
trizitätswerken auch die Beschaffung aller be-
währten Überwachungs- und Meßvorrichtungen
mit selbsttätiger Aufschreibung der gemessenen
Werte dringend empfohlen werden, auch wenn
es sich nur um kleinere Anlagen handelt und
wenn die Anschaffung und der Einbau” der
Apparate heute mit großen Unkosten verbun-
den ist. Nur durch eine strenge Überwachung
der Abgastemperaturen und des Kohlensäure-
gehaltes der Heizgase sowie der Speisewasser-,
Kohlen- und Schlackenmengen im Vergleich
mit’den erzeugten Strommengen sind Mängel
der Anlage an Hand der Betriebsstatistik so-
fort zu erkennen und schnell zu beseitigen.
Die Großkraftwerke, welche alle diese
Hilfsmittel wohl bereits ausnahmslos besitzen,
sollten ferner -Heizerschulen einrichten, um
eine möglichst große Zahl von tüchtigen
Kesselhausmeistern und Lehrheizern auszu-
bilden, die außer dem handwerksmäßigen
Kesselbetrieb auch den inneren Zusammen-
hang ‚bei der Umsetzung der chemischen
Energie des Brennstoffes in den das Kraft-
werk durchfließenden Wärmestrom und die
dabei auftretenden Verluste und deren Messung
und Bekämpfung möglichst gut beherrschen.
Über den Nebeneinanderverlauf von Dreh-
strom- und Fernsprechleitungen.
Von ©. Brauns, Berlin.
Soll eine Drehstromanlage hoher Span-
nung in der Nachbarschaft oberirdischer Fern-
sprechleitungen errichtet werden, so ist zu
prüfen,
) Ausführung der Maschinenfabrik Eßlingen.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1926. Heft 31.
5. August 1920
N N TI TE — —
1. ob auf die Sprechstromkreise kein ge-
; Energie
übertragen wird, wenn in der Hochspannungs-
fährlicher Betrag an elektrischer
anlage Überspannungen eintreten, und
2. ob die Verständigung in den Ferns rech-
eein-
trächtigt wird, wenn die Hochspannungsan-
leitungen nicht durch Influenzströme
lage fehlerfrei ist.
l. Gefährdung.
Als gefährlicher Energiebetrag ist eine
aufgespeicherte elektrische Arbeit von mehr
als 102 Voltcoulomb (Joule) für den einzelnen
Draht in der Fernsprechlinie anzusehen. Wenn
eine Ladung mit diesem Energieinhalt durch
den Fernhörer zur Erde abfließt (z. B. bei
Einzelleitungsbetrieb oder bei Doppelleitungs-
Ansprechens
gesundheits-
Die elektrische
betrieb infolge ungleichzeitigen
der Blitzableiter), so entstehen
schädigende Knallgeräusche.
Arbeit ergibt sich aus dem Quadrat der 'In-
fluenzspannung V’, und der halben kilo-
metrischen Erdkapazität O0, des Einzeldrahtes.
Als Influenzspannung gilt die Spannung, die
in der Schwachstromleitung auftritt, wenn
bei Phasenerdschluß Leitungsteile der Hoch-
spannungsanlage an- oder abgeschaltet werden.
Abb. 1.
Nach Gleichung 37 auf 8. 178 der Tele-
graphen- und Fernsprechtechnik 1920 ist die
Influenzspannung bei Erdschluß in einer Hoch-
spannungsphase
; De N bie.
4 04 — 0,45 Sure are.
wobei die Betriebsspannung E =Y 3 V gesetzt
worden ist. Die Abstände werden am besten
in m ausgedrückt.
Bei der Anschaltung von Leitungs-
strecken tritt nun die Spannung an den Schalt-
kontakten gewöhnlich in dem Augenblick
über, wo sie ihren Scheitelwert 1,4 E besitzt.
Auch bei der Abschaltung besteht infolge
Rückzündung oft derselbe Zustand. Durch
Reflexionen an den Leitungsenden wird die
Spannung auf das Doppelte erhöht. ‚ Während
des Ausgleichsvorganges kann somit die In-
fluenzspannung Y’, auf den 2.1,4—2,8-fachen
Betrag anwachsen. Damit keine gefährliche
Aufladung der SchwachstromleitungJeintritt,
muß also sein
(I
2,8. Va)? 191< 10-2 Volleoulomb;
2,5.10-3
end a:
Mit I ist die Länge des Nebeneinanderver-
laufes in km bezeichnet. Befinden sich Z
Drähte (Leitungen) mit der Gesamt-Erdka-
pazität O2 in der Fernsprechlinie, so wird
ee A
EAN LER N Kalle
IVu?< REKEN
Die Erdkapazität O, beträgt durchschnittlich
6.109 F/km. Das Verhältnis 02/0, ist aus
der Schaulinie Abb. 4 8. 214 Heft 18 der
„ETZ“ 1915 ersichtlich. Es liegt meist zwi-
schen 1 und 3 und steigt für die praktisch
möglicheJHöchstzahl von Leitungen an einem
Gestänge%bis auf etwa 3,3. Man kann aus
diesem Verhältnis und dem Zahlenwert von
0, die Beziehung gewinnen:
Uhl (Z+27)106. . . (U
Für Y',, ist die wirksame Leerlaufspan-
nung V’y (w) gesetzt worden; sie ergibt sich
aus dem nach Gl. I berechneten Y’,, unter
Berücksichtigung der eintretenden Span-
nungssenkungen nach der Gleichung
V'oa (w) = V’oytw) (L— mı) (1.— m;) (L— m3)
wobei bewertet wird durch
m, die spannungssenkende (schirmende)
Wirkung eines in der Hochspan-
nungslinie mitgeführten Erdseils,
mM; „und m, die spannungssenkenden (schir-
menden) Wirkungen von Baumreihen
(I
in der Nähe der Stark- und Schwach-
stromlinie.
Sind keine spannungssenkenden Leiter
vorhanden, so sind m,, m, und m, gleieh Null
zu setzen. Das Vorhandensein eines Erd-.
seiles wird berücksichtigt dadurch, daß man
mı=0,25 setzt. Die Bewertung der Wirkung
von Baumreihen muß sehr vorsichtig erfolgen ;
es muß damit gerechnet werden, daß ein zu .
einem bestimmten Zeitpunkt vorhandener
Baumschutz später ganz oder teilweise weg-
fallen kann. Wenn die Baumkronen in der
Höhe der Leitungen ein geschlossenes Ganzes
bilden, so können m, und m, zu 0,5 angesetzt
werden; im allgemeinen empfiehlt es sich, zur
Erreichung der unbedingt erforderlichen Sicher-
heit nicht über 0,3 hinauszugehen. ä
Ergibt sich nach Gl. I und III Yy,w <
100!) Volt, so ist das Ansprechen eines Blitz-
ableiters nicht zu erwarten und daher das
Auftreten von Knallgeräuschen nicht zu be-
fürchten. Die Berechnung nach @. II braucht
alsdann nicht ausgeführt zu werden.
Die Wirkung von zwei am gleichen Ge-
stänge geführten Drehstromleitungen ist der
Wirkung einer einzigen gleichzuachten, da
nicht anzunehmen ist, daß in zwei gleichartigen
Phasen der beiden Anlagen zu genau der
gleichen Zeit Überspannungswellen auftreten
2. Störung.
Der Grad der Störung der Sprechver-
ständigung wird bestimmt durch die Kurven-
form und durch die Stärke des Influenzstroms,
die beide von der Spannungskurve der Hoch.
spannungsleitung abhängen. Diese enthält
eine große'Zahl von Oberschwingungen ver-
schiedener Amplitude. # Die Kurven weichen
je nach der Bauart der Generatoren und der
elastung “der Leitungen von einander ab.
Eine _Normalkurve zugrunde zu legen ist
nieht” angängig. Die gesamte Störwirkung
kann aus den Einzelwirkungen der verschie-
denen Oberschwingungen nicht errechnet wer-
den. Diehöheren Harmonischen stören schon
bei viel geringeren Stromstärken als die Har-
monischen niederer Frequenz. Man geht daher g
zweckmäßig von einer Harmonischen mittlerer 4
Frequenz aus, die auch sonst im Fernsprech-
betriebe bei Eichungen, Dämpfungsmessungen
und Vergleichen benutzt wird, nämlich von
der Frequenz ® = 5000, welche etwa der 17. "N
Oberschwingung der Netzfrequenz entspricht.
Bei vorsichtiger Schätzung darf ange- |
nommen werden, daß bei Drehstromfreilei- i
tungen dieY' Amplituden der höheren Ober-
schwingungen im allgemeinen 1 bis 4% der
Grundwellenamplitude nicht überschreiten, die
niedrigeren dagegen 7 bis 8%, erreichen. Die
Gesamtwirkung soll nun in der Weise be-
wertet werden, daß bei der Berechnung die
mittlere Frequenz ® = 5000 mit einer mitt-
leren Amplitude von 5% der Grundwellen-
amplitude (» = 314) zugrunde gelegt wird. ”
Nach Messungen und Erfahrungen. wird
nun in langen Sprechleitungen die Verständi-
gung schon beeinträchtigt, wenn ein Wechsel-
strom der Kreisfrequenz 5000 die Stärke, von
5.10-6 A überschreitet. Da für jede Schwin- #
gung der Influenzstrom proportional dem “
Produkt aus Spannung und Frequenz ist, so f
ergibt sich für die Grundwelle (wo — 314),
deren Spannung das 20fache und deren Fre-
quenz rd ein 17tel der Schwingung ® = 5000
beträgt, als Grenzwert der Strom. von ve #
5.106 = 6.10-6 A. Die Überschreitung dieses
Wertes deutet also an, daß Störungen des
Fernsprechbetriebes durch höhere Harmo
nische zu erwarten sind.
Zur Berechnung des Influenzstroms dient
die Leerlaufspannung bei fehlerfreier Dreh-
stromanlage. Sie beträgt nach Gl. 20 a.a.0.
mit Einsetzung der Betriebsspannung (E=
V3V).
cö f
D,Ds AV
. Die Größen D, und D, ersieht man aus der
Zeichnung; sie sind
D=Ve+B+gR,
D,=Va+(b—- 0%.
a) Einzelleitung.
. „Per durch den Fernsprecher zur Erde
fließende Influenzstrom kann dem Kurzschluß-
strom gleichgesetzt werden. Dieser ist E
Ju zol y (w) C z6ol Ya (w) 10 A. (V 1
Wird beim Vorhandensein eines einzigen
Stromweges mit Erdrückleitung
You — 0,17 Es
ı)._ Dies entspricht für den Fall der Schaltwelle einer
an dem Blitzableiter auftretenden Spannung 2,8 x 100 = 280V,
während die durchschnittliche Ansprec spannung der
Boaunungesicherungen in den Fernsprechleitungen 300 V
Tägt. e
5. August 1920.
Ju>6.10-6A,
so ist mit Störungen der Sprechverständigung
zu rechnen. Der Stromkreis muß zur Doppel-
leitung ausgebaut werden. Sind Z, geerdete
Leitungen am Gestänge, so gilt die Grenzbe-
dingung
Ju<h7 (Zıt237)10-6A . (V
Zusammen mit Gl. V erhält man für © = 314
[ar (wS 09 AZ H+27). . (VII
Für die weiteren Berechnungen muß
unter Berücksichtigung der Gl. IIL an die
Stelle von V,, die wirksame Leerlaufspannung
Vom) gesetzt werden, bei deren Berechnung
in diesem Falle jedoch der Senkungsfaktor
es für einen etwaigen Blitzschutzdraht
außer Betracht bleibt, weil die resultierende
Influenzwirkung der drei Phasen durch den
Blitzschutzdraht wenig beeinflußt wird.
Von der Erde isolierte Stromkreise (Dop-
pelleitungen) bleiben dabei unberücksichtigt,
weil sie in der Nachbarschaft geerdeter Lei-
tungen nur geringe Influenzströme aufnehmen.
b) Doppelleitung.
Zur Berechnung des Influenzstroms J;;
in der Doppelleitung dient Gl. 22, die unter
Benutzung der Beziehungen
a(a@+0b?+c)= D, Dy? (angenähert),
sine = 2a
E=y3V
lautet:
Uns, co 017. 2xc.d =.
Js a DD; .10
=401,. Vor tw). 10-9 A. (VI
1
Der Strom J,, darf nicht größer als 6.10-6
A werden. Man erhält dann mito =0,öm,d.i.
die größte Schleifenbreite einer Viererleitung,
deren Stammleitungen untereinander ver-
laufen, und » = 314
L
D,:Yuw)=<9.
„Befinden sich in der Hochspannungslinie
zwei Systeme, so ist die Influenzwirkung des
mit der höchsten Spannung betriebenen
Systems zu berechnen; dann sind 50% der
Influenzwirkung des zweiten Systems zuzu-
schlagen.
- „Wenn die Bedingung unter IX nicht
erfüllt ist, so muß die Hochspannungsleitung
auf Parallelstrecken von mehr als lkm Länge
verdrillt werden. Ein Verdrillungsabschnitt,
d. i. eine Strecke, auf welchem jeder Leiter
im gleichen Drehsinne zweimal seinen Platz
zu wechseln hat, darf nicht länger als 3 km
sein. Bei Abständen über 40 m kann er bis 6 km
lang sein. Wo zwei Verdrillungsabschnitte zu-
sammenstoßen, ist kein Platzwechsel nötig.
Die Verdrillung auf der Parallelstrecke kommt
aber nur dann zur Geltung, wenn die Span-
nungen der Drehstromphasen gegen Erde
gleich groß sind, was bei der Leiteranordnung
in einer wagerechten oder senkrechten Ebene
niemals, bei der Anordnung in den Ecken eines
leichseitigen Dreiecks nur angenähert der
all ist. Um Spannungsgleichheit zu erzielen,
müssen auch die außerhalb der Parallel-
strecke verlaufenden Hochspannungsstrecken
verdrillt werden. Für wagerechte und senk-
rechte oder fast senkrechte Anordnungen sind
Verdrillungsabschnitte von 36 km erforder-
lich, bei dreieckiger Anordnung dürfen sie
bis auf 72 km vergrößert werden. Auch hier
bleiben die Platzwechsel an den Stoßstellen
der Verdrillungsabschnitte fort.
Die nach I und IV errechneten Leerlauf-
Spannungen treten im allgemeinen nicht in
e Erscheinung, sie werden durch geerdete
Leiter im Bereich der beiden!Linien — Blitz-
schutzdrältte an der Hochspannungslinie,
Bäume und Häuser, geerdete Einzelleitungen
„an der-Schwachstromlinie — gesenkt (Tele-
R- BERDBSS und Fernsprechtechnik 1919, 8. 134).
. Eine weitere wesentliche Senkung der Leer-
laufspannung trifft durch die überschießen-
den Leitungsstreeken ein. Diese EranBuegs-
| senkungen sind so groß, daß im allgemeinen
| nicht mit dem Ansprechen der Blitzableiter
gerechnet zu werden braucht.
Es soll eine Drehstromleitung mit 60 000 V
Betriebsspannung und
L der nebenstehenden
Mastausrüstung errichtet werden.
Beispiel.
Die Lei-
tung läuft auf 8 km parallel mit einer Schwach-
' stromlinie aus 8,5 m langen Stangen mit 5
| Fernsprech-Doppelleitungen, einer Einzellei-
|
}
g und einer Morseleitung.
Welche Bedingungen sind zu stellen ?
Elektrotechnische Zeitschrift,
Da 12 Drähte in der Schwachstromlinie
vorhanden sind, so ergibt sich nach Gl. II
Porta en Br: 2,7) 105 <46 V.
Das Vorhandensein des
Blitzschutzseiles wird be:
rücksichtigt dadurch, daß
in Gl. III m, = 0,25 ge-
setzt wird; m, und m;
sind Null. Hiernach be-
rechnet sich aus Gl. III
die zulässige Leerlauf-
spannung zu
o Bliteseil
TERN
SERIEN
@ Diese Spannung darf sich
aus der Gleichung I erge-
ben; in ihr sind bekannt:
V'ua = 609 V; E = 60000 V;
b= 18m; ce =7 m; (Höhe der Schwach-
stromleitungen über dem Erdboden);
mithin wird
a0 .18.7—373=53,5m.
609
Für diesen Abstand ist
D,=y5®?+(18+7%2=59m,
D, = y50?+ (18 — 72? = 545m.
Als Leiterabstand ö wird das Mittel der drei
Sr r8_ 4 genom-
men. Nach Gl. III und IV erhält man dann
als wirksame Leerläufspannung
0,17..60000.7.4
59.54,5
Der Influenzstrom in der Sp-Leitung wird
danach
Jua=6.314.12.89.10-9 = 2010.10-6A.
Bei zwei geerdeten Stromkreisen (1 Sp-Lei-
tung und 1 Morseleitung) dürfte er nach
Gl. VII nur sein
Ju<17(@+27)10-5=8.10-5A.
Jede Verständigung wäre ausgeschlossen.
Für die Doppelleitung wird
gegenseitigen Abstände
Vo (w) — =8gVE,
l 8 =
2, uw. 9-12
Der ohne Verdrillung zulässige Betrag wird
also überschritten.
Es sind daher folgende Bedingungen zu
stellen: F
l. Zur Verhütung von gefährlichen Auf-
ladungen ist die Hochspannungslinie in min-
destens 53,5 m Abstand von der Fernsprech-
linie zu errichten;
2. die Sp-Einzelleitung muß zur Doppel-
leitung ausgebaut werden; \
3. bei dem Abstande von 53,5 m sind auf
der 8 km langen Parallelstreeke in der Hoch-
spannungslinie zwei Verdrillungsabschnitte her-
zustellen. Die Verdrillungsmaste müssen in
folgenden Abständen gesetzt werden: 1!/,, 1!/;,
22/» 1/, 1/, km.
- Die anschließenden Strecken müssen
(wegen senkrechter Leiteranordnung) für je
36 km eine volle Verdrillung mit je zwei Ver-
drilungsmasten erhalten.
Über die Arbeitsweise und Beanspruchung
von Gleichstrom-Hochspannungsmaschinen
beim Betrieb von Funkensendern!).
Von Karl Willy Wagner.
(Mitteilung a. d. Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.)
(Schluß von $. 585.)
III. Versuche.
7. Beschreibung der Versuchsanordnung,
Aus verschiedenen Gründen war es nicht
angängig, in der Sendestation die erforderlichen
Aufnahmen mit dem Oszillographenzumachen.
Deshalb wurden die elektrischen Verhältnisse
der Sendeanordnung durch ein Versuchsmodell
') Diese Arbeit ist im Herbst und Winter 1915
Ban ührt worden, kann aber erst jetzt veröffentlicht
werden.
im Laboratorium nachgebil det.
die Schaltung.
spricht der EMK des Generators; L, und R,
stellen die Induktivität und den Widerstand des
Ankers dar. L,und R, sind die entsprechenden
BY
3
Abb. 10. Versuchsschaltuog zum Studium der Vorgänge
mit dem Oszillographen.
Größen der Drosseln Din Abb. 1oder 2. C stellt
die Kapazität an den Klemmen des Generators
dar; also die Eigenkapazität des Ankers, ge-
gebenenfalls vermehrt um die Schutzkapazität.
Kist der Hauptkondensator; er wird durch das
umlaufende Zahnrad F, das die rotierende Fun-
kenstrecke nachbildet, in regelmäßigen Zeit-
abständen entladen. Die Zähne sind, ent-
sprechend der kurzen Dauer des Funkens, ganz
schmal; die Zahnlücken sind mit isolierendem
Stoff ausgefüllt. In der Zeit zwischen zwei Ent-
ladungen wird der Kondensator aus E über
L,, Rıund L,, R, stets wieder frisch aufgeladen.
Die Induktivitäten L, und L, waren aus Pupin-
spulen von Siemens & Halske zusammenge-
stellt; es sind Spulen mit einem feinzerteilten
Kern aus besonders gutem Eisen, die infolge-
dessen eine hohe Zeitkonstante aufweisen
(L/R = rd 0,02), u. zw., was die Hauptsache
ist, auch bei den hier in Betracht kommenden
Wechselstromfrequenzen. -Um den Einfluß des
Widerstandes auf die Höhe der Resonanz-
Überspannungen festzustellen, wurden Wider-
stände R, und R, hinzugeschaltet.
Die Öszillographenschleifen 8, und $, die-
nen zur Aufnahme der Ströme i, und i,; die
Schleife S, (mit dem Vorschaltwiderstand r,)
zeichnet die Spannung an den Maschinenklem-
men aund b auf; die Schleife S, (mit dem Vor-
schaltwiderstand r,) die Spannung am Haupt-
kondensator.
Die wirkliche Anordnung arbeitet mit
großen Induktivitäten, verhältnismäßig kleinen
Kapazitätenundhoher Spannung. Für die Ver-
suche war es bequemer, große Kapazitäten mit
niedriger Spannung zu laden. Eine einfache
Überlegung lehrt, daß bei einer gegebenen Fun-
kenfolge der Vorgang der gleiche bleibt, wenn
man die Kapazitäten in einem beliebigen Ver-
hältnis vergrößert und die Induktivitäten und
Widerstände in demselben Verhältnis verklei-
nert. Hierbei bleiben nämlich die Eigenfre-
quenzen, Zeitkonstanten und Dämpfungsdekre-
mente unverändert.
Für die Versuche erwiesen sich die folgen-
den Größen als besonders geeignet!)
K = 80 uF (40 Stück parallel geschaltete Pa-
pierkondensatoren zu je 2 wF),
L, = L, = 0,186 Henry mit je 8,5 Ohm.
Nimmt man hierzu noch C = 7 uF, so hat man
eine Anordnung, in der die Vorgänge zeitlich
ebenso verlaufen, wie in einer andern Anord-
nung mit
Ki = ur; C= 0,0291 uF;
L,=1L,= 44,7 Henry mit R,= R, =2040 Ohm,
Diese Werte von K, L, und L, entsprechen etwa
denin den wirklichen Großfunkenstationen vor-
kommenden Größenordnungen. Von der Bau-
art der Maschine hängt es ab, ob der angenom-
mene Wert C die Eigenkapazität der Maschine
darstellt oder ob man sich noch einen besonde-
ren Kondensator parallel zum Anker geschaltet
denken soll, Die Widerstände R, und R, sind
1) Auf Grund der übrigen, zufällig vorhandenen
Hilfsmittel. Doch wurden auch Versuche mit erheblich
abweichenden Werten ausgeführt und dabei der vorher
genannte Abbildungssatz bestätigt gefunden.
606
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920.
Heft 31.
5. August 19820.
DD m + — — _ _— — _ —————— — — — — — — — — — — — — — ee as
niedriger als die bei den vorliegenden Fre-
quenzen praktisch in Betracht kommen-
den Werte; sie sind absichtlich so niedrig ge-
wählt, damit die Resonanzerscheinungen gut
hervortreten.
8. Resonanzüberspannungen beim Geben eines
Dauerstrichs.
Die erste Reihe von Oszillogrammen wurde
in der Anordnung nach Abb. 10 aufgenommen.
Die beidenEigenfrequenzen sind nach den Aus-
führungen unter Nr. 5 sehr angenäheıt:
nz 1 —= 29,1 Hertz,
2 Y0,372.80.10-6
2 E = 196 Hertz,
= 97y0,094.7.10-6
Der Vorgang mit der Frequenz f, bestimmt
im wesentlichen die Ladung des Kondensators
we & B=F 7 =00220
Abb. 11a.
K. Resonanzüberspannungen sind zu erwarten,
wenn die Funkenfrequenz f oder ein ganzzahli-
ges Vielfaches davon mit f, übereinstimmt.
Das Rad F hat 20 Zähne; mithin stimmt
DR 588 Umdr/min die Funkenfre-
quenz mit der Eigenfrequenz f, überein.
In den Abb. 11a bis 11i bedeutet die
obere Kurve jedesmal die Spannung Vx am
Hauptkondensator; die untere Kurve ist die
Spannung Vc an den Maschinenklemmen!).
‘) Leider ist in dieser Versuchsreihe die Kurve Vx
nicht ganz korrekt herausgekommen, weil die zugehörige
O sziliographenschleife mit einem zu dickflüssigen Öl ge-
füllt und ınfolgedessen zu stark (überaperiodisch) ge-
dämpft war; daher wird der steile A'htall der Spannun
beim Kurzschluß des Kondensators K durch das Zahnra
nicht richtig wiedergegeben. Ahgesehen von dieser
kleinen Unstimmigkeit, die erst rach Abschluß der Ver-‘
suchsreihe bemerkt und deren Ursache alsdann behoben
wurde, ist die Kurve Vx richtig.
EAINEA NA:
IAHHRHHrF
IRITAYDTRSATE
NAT:
Abb. 11i.
Abb. 11a bis 11j. Resonanzüberspannungen beim Geben eines Dauerstrichs. Die obere Kurve bedeutet die Spannung
am Hauptkondensstor, die untere Kurve die Spannung an den Maschinenklemmen. Die einzelnen Bilder zeigen den
Einfluß der Funkenfrequenz
in Beziehung zur Eigenfrequenz 7%, Bilder 118 und 11i außerdem den Einfluß des Wider-
standes im Stromkreis,
Das Verhältnis der Funkenfrequenz f zur
Eigenfrequenz f, ist in jedem Bild angegeben.
Beim Bild 11a ist die Funkenfrequenz in
Resonanz mit der Eigenschwingung. Der
Gleichspannung E am Kondensator Ü über-
lagert sich eine Resonanzschwingung mit der
Amplitude 3 E. Die größte Überspannung be-
trägt 4 E. Ein so beträchtlicher Wert kann mur
zustande kommen. werın die Widerstände klein
sind. Im vorliegen len Fall betrug der Wider-
stand der ‚Spulen 8,5 Ohm, ihre Zeitkonstante
somit
>L 2220186
? FAR DB
Um den praktisch in Frage kommenden Ver-
hältnissen näher zu kommen, wurde bei der Auf-
nahme des Bildes 111 der Spulenwiderstand auf
18,5 Ohm erhöht, entsprechend einer Zeitkon-
stante 0,01 s. Dabei vermindert sich die Ampli-
tude der Resonanzschwingung auf 1,38 E, in
Übereinstimmung mit den theoretischen Dar-
legungen in Nr. 5, wonach die Resonanzampli-
tude dem Spulenwiderstand umgekehrt pro-
portional, d. h. der Zeitkonstante direkt pro-
portional ist. In der-Tat ist sehr angenähert:
3E _ 002
1388E 7 001
In den Bildern 11 cc, 11 d usw. steht die Eigen-
=-0,022°8.
frequenz f, in Resonanz mit einer der Ober-
schwingungen der dreieckigen Spannungskurve
Vx. Die Resonanzüberspannung beträgt im
Falle der ersten Oberschwingung (Bild 11e)
noch 2,9 Eund nimmt mit steigender Ordnungs-
zahl der Oberschwingung ab.
Die Schärfe der Resonanz tritt beim Ver-
gleich der Bilder 11b und 11e deutlich vor
Augen; bei der Aufnahme 11c entsprach die
Funkenfolge genau dem Resonanzfall; bei der
Aufnahme 11 b war sie nur 5% zu hoch.
Bei den letzten Bildern der Reihe, so vor
allem bei den Bildern 11g und 11h, tritt aller-
dings die Resonanzwirkung mehr und mehr zu-
rück, weil die beim Entladungsstoß angeschla-
gene Eigenschwingung während der langen
Ladeperiode stark herabgedämpft wird, bevor
der neue Stoß einsetzt. Bei diesen beiden Bil-
dern erreicht bzw. überschreitet der Zeitraum
zwischen zwei Funken bereits die Periode der
Ladeschwingung, deren Verlauf aus der oberen
Kurve Vx gut ersichtlich ist.
9. Vorgänge beim Geben von Telegraphier-
zeichen.
Zum Studium der Vorgänge beim Tasten
wurde in die Leitung bd zum Hauptkonden-
sator (Abb. 10) ein Kondensator CO, geschaltet
j und parallel dazu
eine auf der Trommel-
welle des Oszillogra
phen sitzende Schalt-
walze T' angeschlossen
‚. (Abb. 19). T ent-
spricht der. Taste und
schließt den Strom-
kreis währendeines hal-
ben Trommelumlaufs;
während der zweiten
Hälfte des Umlaufs bleibt der Stromkreis ge-
öffnet. Dadurch erhält man auf dem licht-
empfindlichen Papierstreifen den Vorgang
beim Einsetzen und bei der Unterbrechung
des Zeichens.
C., betrug in allen Fällen, in denen nichts
Abb. 12. Tastkondensator
und Tastwalze.
anderes angegeben ist, 15 uF (= 0,188 K). Br
Bei der Aufnahme der Bildreihe 18a bis
13c war die Funkenfolge in Resonanz mit der
Eigenschwingung f,. Die obere Kurve Ve be-
deutet jedesmal die Spannung an den Maschi-
nenklemmen; die mittlere Kurve i, den zum
Hauptkondensator K fließenden Strom, die
untere Kurve Vx die Spannung am Hauptkon-
densator. Vc und i, sind gleichzeitig aufge-
nommen, Vx später, u.zw. mit derselben Span-
nungsschleife wie Ve. Da das Funkenrad F
nicht synchron mit der Oszillographentrommel
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6. August 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920.
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Abb. 14a.
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Ablı 13b. Abb. 14b.
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Abb. 18e. Abb. 14e.
“ Abb. 18a bis 18c. Strom- und Spannungsverlauf für ein'}
_ vollständiges Zeichen. Funkenfrequenz in Resonanz mit
der Eigenfrequenz fs. Einfluß verschiedener Größe des NFERERT ERSTE
Verlustwiderstandes. Io a 2
Abb. 14d.
Abb. 14e.
Abb. 14a bis 14e. Strom- und Spannungsverlauf für ein
Heft 31.
" {luß der Funkenfolge auf den Vorgang.
607
0,0019 verkleinert ; hierbei-gehen die Überspan-
nungen herab, allerdings auch die Ladespan-
nung V.
In der Ausschaltschwingung am Ende des
Zeichens sind die beiden in Nr. 6 berechneten
Teilschwingungen gut zu erkennen.
Vor der Aufnahme der nächsten Bildreihen
wurden die Zeitkonstanten der Generatorwick-
lung und der Drosseln auf r = 0,0093 s ge-
bracht. In dieser Größenordnung dürften die
größten (d. h. hinsichtlich der Spannungsgefahr
ungünstigsten) Werte liegen, mit denen mann
der Praxis zu rechnen hat.
Die Bilderreihe 14a bis 14 e zeigt den Ein-
Im
Bild 14a besteht Resonanz mit der Grund-
schwingung, in den Bildern 14e, d und e mit
der zweiten, ‘dritten und sechsten Harmoni-
schen der Spannung Vx. Hinsichtlich des letz-
ten Bildes gilt die bereits für das Bild 11g ge-
machte Bemerkung. Beim Bild 14 b besteht
keine Resonanz.
Dasselbe gilt von den Aufnahmen 15a
und 15b. Sie sind mit der Funkenfolge
—=196 gewonnen, jedoch mit veränderten
Werten der Kapazität C an den Maschinen- ,
klemmen. Bei der Aufnahme 15a war C —=(,
bei 15.b war C = %0 uF; hier wird also mit
einer Funkenfolge gearbeitet, die weit über der
Resonanz liegt. In beiden Fällen entspricht der
Verlauf voni,und Vx der Form nach genau dem
einfachen Bild, das in Nr. 3b entwickelt wor-
den und durch die Abb. 5 veranschaulicht ist.
Eine erhebliche Überspannung tritt wieder
beim Ausschalten auf. Dadurch, daß man dem
Anker eine hinreichend große Kapazität pa-
rallelschaltet, kann man die Resonanzgefahr
bei der betriebsmäßigen Funkenfolge vermei-
den; das Unterbrechungsrad darf dann freilich
| nur bei abgeschalteter Maschine angelassenund
abgestellt werden. Die Ausschalt- Überspannung
na ARE
Abb. 16a.
Su
KARIN
Abb. 16b.°
u
im Bild 13 b festgelegt, wobei E =
Abb. 15b.
Abb. 15a und 15b. Strom- und Spannungsverlauf für ein
vollständiges Zeichen. Einfluß der Maschinenkapazität.
lief, wird der Einschaltvorgang, zu dem Vx ge-
hört, im allgemeinen gegen den Vorgang Vo; iz
in der Phase verschoben sein.
#7 Der Spannungsmaßstab ergibt sich aus dem
Abstand E der Nullinie und der Linie der Gene-
ratorspannung (Bild13a). Die Empfindlichkeit
der Stromschleife ist durch die Maßlinie 0,06 A
8 V war.
Die Zeitkonstante der Generatorwicklung
betrug # = 0,018.
‚von Ohmschem Widerstandauf,
vollständiges Zeichen. Einfluß der Funkenfrequenz fin
Beziehung zur Eigenfrequenz f. Resonanz mit verschie-
denen Harmonischen der Kondensatorspannung.
Die Aufnahme 18a ist mit kleinem Spu-
lenwiderstand (z, = 0,020) ausgeführt. Das
Bild zeigt sehr schön das Aufschaukeln der Re-
sonanzschwingung an den Maschinenklemmen.
Die Resonanzüberspannung beträgt 2,7 E; die
größte Überspannung tritt jedoch bei der Un-
terbrechung des Sendens auf, nämlich rd 8,7.E.
Bei den Aufnahmen 13 b und 13c wurde die
Zeitkonstante der Drossel durch Hinzuschalten
=0,0047 und
1 1
EAN ENEN AM
—
Abb. 160.
Abb. 16a bis 16d. Strom- und Spannungsverlauf für ein
vollständiges Zeichen. Resonanz der Funkenfrequenz mit
” der Eigenfrequenz’/s. Einfluß der Tastkapaziiät auf die
Höhe der Ausschalt-Überspannung:
808
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Heit 31.
wird durch die Größe von C kaum beeinflußt,
was mit den theoretischen Ergebnissen des Ab-
schnitts 6 übereinstimmt.
Die Bilderreihe 16a bis 16c soll den Ein-
fluß der Tastkapazität C„ auf die Höhe der
Überspannung beim Unterbrechen klarstellen.
Sie nimmt nach den Ausführungen in Nr. 6 zu,
wenn C„ kleiner wird, und beträgt nach Abb.
16a bis 16e
bie, =15pF..Ü-29E
Ole 9.4 U = 8878
gen:
10. Wirkung verschiedener Schutzmaßnahmen.
Das beste Mittel gegen die Resonanzüber-
spannungen ist — wenn man die Resonanzge-
fahr nicht durch Verstimmen beseitigen kann —
ein hinreichender Dämpfungswiderstand. Ihn
in den Hauptstromkreis einzuschalten, ist aller-
dings meistens nicht angängig." Im vorliegen-
den Falle bieten sich folgende Wege, die Reso-
nanzschwingung kräftig zu dämpfen, ohne die
nützlichen Funktionen der Anordnung nennens-
wert zu stören.
a) Man schaltet parallel zu den Klemmen
a, b der Maschine zwei Kapazitäten CO, und (,
und gibt der einen (C,) einen Vorschaltwider-
stand Rc (Abb. 17). Da die Kapazität
C=C,-+ O,selbst alsganzesdieLadung des Kon-
densators K kaum beeinflußt, gilt das erst recht
von dem vor einem Teile der Kapazität geschal-
teten Widerstand Rc. Man macht zweckmäßig
etwa C, = Czund Rc
C, stellt für die Resonanzschwingung eine er-
hebliche Belastung dar. Der widerstandsfreie
es Der Zweig Rc,
Abb. 17.
Abb. 18.
Abb. 17 und 18. Anordnungen zum Schutz der Hoch-
spannungsmaschine gegen Wanderwellen, Resonanz- und
Ausschalt-Überspannungen,
Kondensator C, bietet den nötigen Schutz
gegen Wanderwellen mit steiler Stirn.
b) Man schaltet parallel zu einem Teil L/,
(etwa der Hälfte) der Drosselspule L, einen
Ohmschen Widerstand!) w vom Betrage w =
oa L’,(Abb. 18). Die Parallelschaltung » L’,,
dämpft die Resonanzschwingung, während der
freie Teil von L, den Schutzwall gegen steile
Wellenstirnen bildet.
Die Versuchsreihe Abb. 19a bis 19 d ist
mit der Schutzschaltung a (Abb. 17) aufgenom-
men, wobei C, =3 uF, 0, =4 uF, Rc = 200
{ „hat den Wert 203 Ohm. Die
@, Up
Aufnahmen 19a, b und e sind mit der Funken-
frequenz f = f, = 196 gemacht. Das Bild 19a
ist mit dem Bild 16a zu vergleichen, das unter
denselben Bedingungen, nur ohne Schutzwider-
stand gewonnen worden ist. Man sieht, daß
dieser eine Resonanzüberspannung überhaupt
nicht mehr aufkommen läßt und die Ausschalt-
überspannung von 2,9 E auf 2 E herabsetzt.
Die beiden folgenden Bilder sind mit kleineren
u erhalten worden. Bild 19c
mit CO, = 1 uF ist mit dem Bild 16c zu ver-
gleichen. : Hier wird die Ausschaltüberspannung
nur wenig, von 8,7 E auf 8,5 E vermindert.
Eine zu kleine Tastkapazität ist in vieler Be-
ziehung ungünstig.
Bei der Aufnahme 19 d hatte CO, wieder
seinen normalen Wert von 15 uF; die Funken-
folge war auf dieHälfte herabgesetzt ; es herrscht
Ohm war. :
1) Eine Einrichtung dieser Art, allerdings mit ab-
weichender Bemessung, hat auc . Böhm als Schutz
Eike, Resonanzüberspannungen empfohlen („Archiv f.
lektr.“ Bd. 5. 1917, 8. 383; „ETZ* 1919, 8. 146).
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Gar
TEN, vYY
Abb. 19e.
—
Abb. 19b.
Gar
WINE
9272222 Ze 77
Abb, 19d,
Abb. 19a bis 19d. Strom- und ee nungsverlänf für ein vollständiges Zeichen. Durch die Schutzanordnung nach
Abb 17 werden die Resonanzüberspannungen beseitigt, die Ausschalt-Überspannungen wesentlich verkleinert.
also Resonanz mit der zweiten Harmonischen.
Die- entsprechende Aufnahme ohne Schutz-
widerstand ist das Bild 14c. Auch hier besei-
tigt derWiderstand die Resonanzüberspannung;
die Ausschaltüberspannung bringt er auf einen
unschädlichen Wert herab.
Den Einfluß eines Widerstandes (100 2)
parallel zu einer Hälfte der Induktivität L,
zeigen die Bilder!) 20 a und 20 b. Die Funken-
folge entsprach der Resonanz mit der Eigen-
schwingung f, Die Resonanzüberspannung
wird durch den Widerstand etwa auf die Hälfte,
herunterdrücken. Auch mit derartigen Anord-
nungen wurden Oszillogramme aufgenommen,
die das Gesagte bestätigen. Ihre Wiedergabe
würde zu weit führen, wie überhaupt die mit-
geteilten Kurven nur einen kleinen, besonders
bemerkenswerten Teil des vorliegenden Ma-
terials darstellen.
(Nachtrag bei derKorrektur.)HerrRogowski
hat mich darauf aufmerksam gemacht, daß die
Tastkapazität C, in der Funkanlage Königs-
wusterhausen gleich 2 K war, und daß infolge-
dessen in diesem Falle keine gefährlichen Aus-
- Abb. 20a.
Abb. 20b.
“Abb. 208 und 20b. Strom- und Spannungsverlauf für ein vollständiges Zeichen. Wirkung einer Schutzanordnung
nach Abb. 18 im Resonanzfalle.
die Ausschaltüberspannung von 4 E auf 3,7 E
vermindert. Die Widerstandsschutzschaltung
nach Abb. 18 scheint hiernach nicht so wirksam
wie die Kondensatorschutzschaltung nach
Abb. 17 zu sein. Der Unterschied liegt aber
wohl nur an der Bemessung?). In derselben
Weise wie ein zu einem Teil der Drosselspule
parallel geschalteter Widerstand w würde die
folgende Schutzvorrichtung wirken: Man ver-
sieht den Eisenkern, der die Drosselspule 7,
trägt, mit einer zweiten Wicklung, die man auf
einen Widerstand schließt. Durch Wahl der
Streuungsverhältnisse und der Belastung dieses
„Transformators‘ kann man die gewünschte
Schutzwirkung einstellen. Eine solche Wir-
kung ist übrigens auch zu erwarten, wenn man
die Drosselspule Z,auf einen massiven Eisen-
kern wickelt; die in dem Kern entstehenden
Wirbelströme übernehmen in diesem Falle die.
dämpfende Wirkung?).
Durch die gleichzeitige Anwendung der
beiden Schutzschaltungen nach Abb. 17 und 18
kann man die Überspannungen noch weiter
1) Bei diesen Aufnahmen sind Spulen Z,, Z, mit an-
‘deren Widerständen als zuvor benutzt worden; ihre Zeit-
konstante, die nicht näher bestimmt worden ist, dürfte
etwa z= 0,015 etragen.
as Vgl. hierzu die bereits erwähnte Arbeit von
öhm.
%) K.W. Wagner, „Archiv f. Elektr.“ Bd. 4, 1916,
S. 183, Abschnitt 12.
schaltüberspannungen auftreten konnten. In
der Tat ergibt die Berechnung der Schwin-
gungsamplituden nach Abschnitt 6 die Werte
B, = 6320 Volt, B,= 0,744 Volt,
A, = 2528 Volt, A = 141,6 Volt
bei einer Gleichspannung von 8000 Volt.
Die bei meinen Versuchen gemachte An-
nahme (,, = 0,2 K beruht auf einer Mitteilung
von befreundeter Seite über die Dimensionie-
rung der Marconi-Anordnung, die ich aber bis
jet=t nicht weiter nachprüfen konnte.
Nach einer Mitteilung, die mir vor kurzem
Herr v. Lepel gemacht hat, der seinerzeit
Leiter der, Funkstätion Königswusterhausen
war, ist dort die Maschine der Reichsanstalt
infolge unmittelbarer Einwirkung der Hoch-
frequenz, also durch Wanderwellenvorgänge,
durchgeschlagen.. Die Untersuchung ergab
nämlich, daß die Luftdrossel, die die Maschine
vor der Wirkung der Hochfrequenz schützen
sollte, durchgeschlagen und kurzgeschlossen
war. Die Eisendrosseln hatten infolge ihrer
Bauart soviel Kapazität, daß sie dem Über-
tritt der Hochfrequenz zur Maschine keinen
nennenswerten Widerstand boten. Der Durch-
schlag der Luftdrossel hatte kurz vorher be-
reits den Durchschlag einer anderen Maschine
zur Folge gehabt. Nachdem die Luftdrossel
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5. August 192v. Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heit 31. 809
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so umgebaut war, daß sie nicht mehr durch-
schlagen werden konnte, (es wurden mehrere
hintereinander geschaltet) ist eine dritte Ma-
schine zu 10000 Volt monatelang, zeitweise
mit erhöhter Spannung, ohne irgendwelche
Störung zum Betrieb der Funkstation benutzt
worden. Dieser Vorfall bestätigt- die auch
anderwärts gemachte Erfahrung, daß es un-
bedingt erforderlich ist, die Betriebsstrom-
quellen von Funkstationen (Maschinen und
Transformatoren) gegen hochfrequente Sch win-
gungen und Wellen wirksam zu schützen.
Neuere Gesichtspunkte für den Bau von
Großkraftwerken!).
Von G. Klingenberg, Berlin.
(Fortsetzung von 8. 590.)
V
In den letzten Jahren ist die Frage
heiß umstritten gewesen, ob es zweckmäßig
sei, der Kohle vor ihrer Auswirkung als Wärme-
träger die sogenannten Nebenprodukte zu
entziehen. Von den Förderern des Vergasungs-
mn ist immer wieder behauptet worden,
ie unmittelbare Verfeuerung der Kohle stelle
gewissermaßen einen Raubbau dar, die Ver-
geudung der sogenannten Nebenprodukte (Teer
und Ammoniak) sei wirtschaftlich nicht zu
rechtfertigen. Für die Errichtung von Gene-
ratorenanlagen wurde gleichzeitig eine Pro-
paganda entfaltet, die in einzelnen Fällen zu
einer ziemlich kritiklosen Errichtung solcher
Anlagen geführt hat.
ch habe deshalb im Jahre 1916 die
Vor- und Nachteile des Generatorenbetriebes
für Kraftzwecke einer eingehenden Unter-
suchung unterzogen unter Ausschaltung
derjenigen Fälle, in denen aus anderen
technischen Gründen entweder die Erzeu-
gung von Gas oder die Erzeugung von
- Koks ohnehin erforderlich ist, und bin dabei
zu folgendem Ergebnis gelangt:
1. Gasgeneratorenbetrieb für Kraftzwecke
läßt sich wirtschaftlich nur rechtfertigen,
wenn Gewähr dafür geboten ist, daß die Be-
lastung sehr gleichmäßig ist.
2. Der Gasgeneratorbetrieb stellt so-
wohl technisch wie finanziell eine wesentliche
Komplikation der Anlage dar. Zu Friedens-
preisen gerechnet, wachsen die Anlagekosten
für Dampfturbinenanlagen und für Kolben-
asmaschinen-Anlagen aufmehr alsdasDoppelte
er reinen Turbinenkraftwerke an. Die ge-
ringe Leistung?des einzelnen Generators zwingt
zur Aufstellung einer sehr großen Anzahl
von Einheiten, die Kohlenhandhabung und
ihre Bedienung erfordert wesentlich mehr
Arbeitskräfte als die reiner Dampfkraftwerke.
Der mögliche Gewinn für das zusätzliche An-
lagekapıtal ist unter den günstigsten Voraus-
setzungen selbst rechnerisch nur ein sehr
mäßiger. ;
3. Verfügt man nicht über sehr gleich-
mäßigen und gleichkörnigen Brennstoff, so
verursacht die Merhehze dung des Brenn-
stoffes beträchtliche Arbeit und Kosten.
Die geringe Leistung des einzelnen Gene-
rators und die beträchtlichen Anlagekosten,
zu denen der weitere Nachteil einer wesent-
lichen Vergrößerung der bebauteu Grundfläche
hinzutritt, stehen danach in unmittelbarem
ursächlichen Zusammenhange.
In der Zwischenzeit sind denn auch
zwar einzelne Anlagen ausgeführt, aber nicht
erfolgreich in Betrieb genommen worden,
wenigstens nicht, soweit solche Anlagen, sich
lediglich auf die Erzeugung von Elektrizität
erstrecken. Bei der Durcharbeitung einzelner
Projekte hat sich vielmehr gezeigt, daß die
geschilderten Nachteile sich eher vergrößern
als verkleinern, und daß die in vorstehen-
den Ziffern noch nicht berücksichtigten Kosten
- der Einrichtungen für die Vorbehandlung des
Brennstoffes überall dort noch größere Be-
träge verschlingen, wo man nicht mit Sicher-
heit auf die Zufuhr eines ren Brenn-
stoffes rechnen konnte. Das war aber bei den
von mir durchgerechneten Projekten stets
der Fall.
Die damaligen. Erörterungen waren auf
Friedenspreisen aufgebaut, es waren ins-
besondere für die Anlagekosten, für die Brenn-
stoffkosten und für den Wert der Neben-
produkte Friedenspreise zugrunde gelegt.
Es fragt sich nun, ob durch die inzwischen
eingetretene Wertverschiebung eine wesentlich
1) Vortrag” ee im Elektrotechnischen Verein
n Wien am 10. 11I. 1920.
andere Beurteilung eintreten muß. Dabei ist
zu beachten, daß inzwischen in der Erzeugung
sogenannter Tieftemperaturteere sehr beträcht-
liche Fortschritte gemacht worden! sind.
; Man kann ungefähr annehmen, daß alle
industriellen Anlagewerte im Verhältnis des
Kohlenpreises gestiegen sind. Dieses Verhalten
ist erklärlich und natürlich, weil in allen An-
lageteilen der Wert der Kohle’als maßgebender
Faktor enthalten ist. Er steckt nicht nurjun-
mittelbar in den für die Herstellung der An-
lage erforderlichen Baustoffen (beispielsweise
im Eisen, im Zement, in den Ziegeln usw.),
sondern auch wiederum mittelbar in den zu
ihrer Herstellung erforderlichen Maschinen und
Einrichtungen. Das Verhältnis wird zwar
durch den Wert der Arbeitslöhne gemildert,
die bis jetzt nicht in gleichem Maße gewachsen
sind. Diese Änderung wird jedoch wieder
ausgeglichen durch stärkere Preissteigerun
anderer Baumaterialien (z. B. von Glas un
Kupfer), bei denen das Verhältnis wiederum
ungünstigerist. Die Durchführung von Kosten-
anschlägen bestätigt jedenfalls vorstehende
Regel. So mußte man im Januar 1920 beispiels-
weise mit zehnfachen Kohlenpreisen und mit
zehnfachen Anlagepreisen rechnen. Ein großes
Kraftwerk kostet heute (Jan. 1920) 2000 M/Kw
gegenüber 200 M/Kw im Frieden.
In meinen damaligen Rechnungen würde
sich also nichts geändert haben, und die Er-
gebnisse könnten bestehen bleiben, soweit sie
sich auf Anlagekosten und Kohlenpreise be-
ziehen, man müßte lediglich alle damals an-
geführten Zahlen mit einer einheitlichen Zahl
(für Januar 1920 mit 10) multiplizieren.
Ganz aus der Relativität herausgefallen
sind aber inzwischen die Werte für die Neben-
produkte, insbesondere für Teer, der heute
einmal an sich, soweit er als Tieftemperatur-
teer gewonnen wird, einen wesentlich höheren
inneren Wert besitzt, dessen Preis aber außer-
dem infolge der Knappheit einen sehr hohen
Konjunkturaufschlag erfahren hat. Durch
diese Tatsachen würde die damalige Rechnung
eine völlige Umgestaltung erfahren, und ihre
Ergebnisse müßten sich beträchtlich zugunsten
der Vergasung der Brennstoffe verschieben.
Soweit die Ursache hiervon auf die Kon-
junkturverhältnisse zurückzuführen ist, muß
allerdings davor gewarnt werden, hieraus
ohne weiteres praktische Folgerungen zu ziehen.
Es ist meines Erachtens vielmehr anzunehmen,
daß allmählich derjenige Ausgleich wieder
einsetzt, der durch das Verhältnis der tatsäch-
liehen Herstellungskosten bewirkt wird. Die
Erfahrung hat bisher stets gezeigt, daß ein
Mißverhältnis zwischen Konjunkturgewinn und
Herstellungskosten durch gesteigerte Produk-
tion immer bald beseitigt worden ist. Ferner
muß betont werden, daß die damals durch-
geführten Rechnungen die Herstellung der ver-
schiedenen Anlagen in dem gleichen Zeitraume
zur Voraussetzung hatten. Soll jetzt aber die
wirtschaftliche Zweckmäßigkeit von Neuein-
richtungen erörtert werden, so treten Neu-
werte mit Altwerten in Wettbewerb, und
wenn auch, wie wir später sehen werden, hin-
sichtlich der Abschreibungen kein wesentlicher
Unterschied besteht, so bleibt doch die Diffe-
renz der Verzinsung, welche die Neuanlagen
mit dem Zehnfachen und mehr belastet.
Zuverlässige Wirtschaftlichkeitsrechnun-
gen lassen sich heute leider nicht ausführen,
weil während der Zeit,’die für die Durchführung
der Rechnungen erforderlich ist, sich alle
preisbildenden Werte so stark verschieben, daß
die Rechnung nach ihrer Durchführung in-
zwischen schon falsch geworden ist; im großen
und ganzen darf man auch heute noch sagen,
daß sich die Neueinrichtungfvon Generator-
ESS dann lohnt, wenn die Erträgnisse aus
den Nebenprodukten nicht nur für Unkosten,
Verzinsung und Abschreibungen ausreichen,
sondern daneben noch einen beträchtlichen Ge-
winn lassen, und wenn außerdem der Preis
des erzeugten Gases, auf gleiche Wärmewerte
bezogen, nicht teurer wird als der jeweils zur
Verfügung stehende Brennstoff. Es darf eben
nicht vergessen werden, daß die®Einrichtung
einer (Gasgeneratorenanlage tatsächlich die
Hinzufügung einer großen chemischen Fabrik.
zum Kraftwerke bedeutet, die als wirtschaft-
ie Unternehmen für sich betrachtet werden
muß.
Als Hauptnachteil der heutigen Gas-
generatoren haben sich der geringe Durchsatz
des einzelnen Apparates, die starke Abhängig-
keit der Ausbeute von der Betriebsführung
sowie von Belastungsschwankungen, die Not-
wendigkeit der Vorbereitung des Brennstoffes
herausgestellt. Neuere Bestrebungen zielen
demgemäß vorwiegend dahin, diese Nachteile
zu beseitigen. Man hat zunächst versucht,
nach dem alten Prinzip wesentlich größere
Generatoren (bis zu 11 m Durchmesser) zu
konstruieren. Meines Erachtens verspricht
dieser Weg wenig Erfolg, weil bei den größeren
. sich zu sehr der
Apparaten die Gefahren ungleichmäßigen Ab-
brandes, des Durchbrennens der deckenden
Kohlenschicht an einzelnen Stellen, die Schwie-
rigkeit der Entaschung nur noch wachsen. Der
grundsätzliche Nachteil aller bisherigen Ge-
neratoren liegt eben darin, daß die durch
Luft- und Wasserdampfzufuhr beeinflußte Ver-
brennungszone ein technisch zu rohes und
8 ontrolle entziehendes Mittel
ist, um den Vergasungsprozeß der darüber
liegenden Kohle in wirtschaftlichster Weise
zu beeinflussen. Es kommt hinzu, daß die
mit dem Quadrat des Durchmessers veränder-
liche Kontaktfläche zu einem Mißverhältnis
zwischen der Größe des Generators und seiner
Leistung führt.
i Neuzeitliche Bestrebungen sind denn auch
in erster Linie darauf gerichtet, diese Mängel
zu beseitigen. Man versucht, die Kontakt-
fläche zu vergrößern und’die Kontaktzeit ab-
zukürzen, indem man den Brennstoff beispiels-
weise rotierende Trommeln durchlaufen läßt,
die nach Art der Zementfabrikation den Brenn-
stoff lamgsam umwälzen. Die Wärme wird
entweder durch Außenbeheizung oder durch
Innenbeheizung mittels überhitzten Dampfes
zugeführt. Letzteres Verfahren hat den Vor-
teil einer sehr genauen, wenig Überwachung
erfordernden ein und läßt
deshalb eine der theoretischen nahekommende
Ausbeute an Nebehprodukten erwarten. Schwie-
rigkeiten dürfte noch die Wiedergewinnung der
in dem Dampf enthaltenen Wärme bereiten,
die möglicherweise den thermischen Wirkungs-
grad des Prozesses herabsetzt. Immerhin
sind die eingeschlägenen Wege als aussichtsvoll
zu bezeichnen, und es ist nicht ausgeschlossen,
daß es gelingt, in einem einzelnen Aggregat
beträchtlichen Durchsatz und ersprießliche
Ausbeute zu erzielen und'gleichzeitig Anlage-
und Bedienungskosten herabzusetzen.
Noch größere Beachtung verdienen die
auf die Konstruktion brauchbarer , Gastur-
binen gerichteten Bestrebungen. Uber die
Entwicklung der von der Firma Thyssen
gebauten Holzwarth-Turbine ist der Öffentlich-
keit bis jetzt nur wenig bekannt geworden,
eine 1000 -Kw-Turbine soll gelaufen sein,
eine 10 000-Kw-Türbine sich im Bau befinden.
Die konstruktiven Schwierigkeiten dieses Sy-
stems, dasnach dem Prinzip der Verbrennungs-
kammer arbeitet, der ein #Gasluftgemisch
mittels Kompressoren en wird, und-
deren Abgase nach eingeleiteter- Explosion und
Expansion wie bei der Dampfturbine unmittel-
bar auf Schaufelkränze wirken, liegen vor-
zugsweise in der hohen Temperatur, der Rad-
und Leitschaufeln ausgesetzt werden müssen;
ihre Lösung dürfte eine Materialfrage sein.
Als aussichtsvoll zu bezeichnen sind ferner
neuere Bestrebungen, die auf eine Art Kom-
bination der Humphrey-Wasserkolbenmaschine
mit einer Wasserturbine abzielen, bei der also
als Energieträger ein Zwischenmittel, nämlich
Wasser, verwandt wird, sodaß die Schaufeln
weder thermisch noch dynamisch außerge-
wöhnlichen Beanspruchungen ausgesetzt sein
würden.
Sollte in absehbarer Zeit die Umgestaltung
des Generatorbetriebes zugleich mit der Aus-
bildung einer brauchbaren Gasturbine verwirk-
licht werden, so dürfte daraus eine völlige Um-
estaltung der thermischen Ernergieerzeugung
olgen, da die Anlagekosten dann eher niedriger
als höher als die der Dampfkraftwerke werden
und neben dem Anfall der Nebenprodukte die
N ser thermischen Wirkungsgrades
einhergeht. Es träte dann ein Fall ein, der in
der Geschichte der Technik wiederholt zu ver-
zeichnen war, nämlich der, daß durch gleich-
zeitige Umwälzungen auf zwei Nachbarge-
bieten sich neue starke und lebensfähige Kom-
binationen ergeben.
VI.
Die rasch und sprungweise ansteigenden
Arbeitslöhne und Materialkosten führen zu
der Untersuchung, wie hoch sich die Anlage-
kosten einer Wasserkraft äußersten Falles be-
laufen dürfen, wenn sie unter den heutigen
Verhältnissen noch mit’ Dampfkraft aussichts-
reich in Wettbewerb treten soll,
Unter der Annahme, daß die heutigen
Löhne gegenüber dem Jahre 1914 etwa das
Fünffache und die Materialkosten das Zehn-
fache betragen, werden nachstehend die An-
lage- und Betriebskosten gleichgroßer DARET
und Wasserkraftanlagen gegenübergestellt
Dabei ist zu bemerken, daß weitere Steige-
rungen der grundbildenden Werte die Ver-
schiebung der Ergebnisse in der ermittelten
Richtung noch verstärken
Die Rechnung behandelt 3 Fälle:
A. Herstellung und Betrieb im Frieden
(Friedensanlagen);
B. Herstellung und Betrieb im Krieg
(Kriegsanlagen);
610
31,
5. August 1920.
GC. Herstellung im Frieden und Betrieb
im Krieg (Gemischtanlagen).
Es sollen jeweils 3 Ausbaugrößen von
20 000, 5000 1000 Kw untersucht werden.
Unter ‚Friedensanlagen‘“ sind Werkeä ver-
standen, die etwa vor dem Jahre 1916, also
noch zu den früheren billigen Preisen erstellt
wurden. Mit ‚„Kriegsanlagen‘‘ sind Werke
bezeichnet, deren Anlage- und Betriebskosten,
unter der Nachwirkung des Krieges stehen.
A. Herstellung und Betrieb im Frieden.
(Friedensanlagen).
Ausbaugröße
20000 5000 1000
Kw Kw Kw
1. Dampfkraftanlagen,
a) Anlagekosten I f.
1-Kwn2 Jahre 2MIEE150 200 300
b) Verzinsung 55 Yo .„ 825 11,— 16,50
c) Erneuerung5 % :,„ 750 10,— 15,—
d) Kleinmaterial, Was-
ser, Steuern usw.0,2%/9y —,30 —,40 —,60
e) Personalkosten 2% „ 3— 4- 6
f) Reparaturen 1% .„ 150 2%—- 3—
g) Gesamtkosten f.
1 Kw u. Jahr «20,55% 27,40741,10
h) Preis der Kohle im
Kesselhaus f.1Tonne „ 18,— 18— 18-
i) somit Kosten
1 Kwstd bei
Betriebs- Kohlen-
dauer verbrauch
8000 Std. 09 kgPf 18 1,96 2,18
5000, Std. 1,0: , =, 2,210... 2,30 02,62
2500 Std. 1,15. , 5 2,89 ae are!
1000 Std. 14 „ „457 526 6,68
2. Wasserkraftanlagen.
a) Anlagekosten II f.
1-Kw u. Jahra.2, 5 2M 92600 800 1000
b) Verzinsung 55 %) .„ 83,— 4,— 55,—
ce) Erneuerung 5 %. . 24,— 323,— 40,—
d) Kleinmaterial . . .„ —-;20 —,30 —,40
e) Personal 0,2%), 0,3%,
0,4. 0,.. re a 70 a
f) Reparaturen 05% :„ 3,—-— 4—- 5—
g) Gesamtkosten f.
1ı Kwu. Jahr. . ..„ 61,40 . 82,70 104,40
h) somit Kosten f.
1 Kwstd bei
8000 Std... .. .; Pf. 0,77 1,03 1,30
5000 Std... © % „128. 1,68. 2,09
2500 Std. . = 17 945.,.708,81. 004.18
1000 Std. . „..614 827 10,44
B. Herstellung und Betrieb im Krieg
Kriegsanlagen).
Annahme: 10-fache Materialpreise, 5-fache Löhne.
Ausbaugröße
20000 5000 1000
Kw Kw Kw
1. Dampfkraftanlagen.
a) Anlagekosten III £.
1 Kwu. Jahr . . . M 1500. 2000 . 3000
b) Verzinsung 5,5 %% . „ 82,50 110,— 165,—
c) Erneuerung 5 Yu ..„ 75,— 100,— 150,—
d) Kleinmaterial .. .„ 3— 4—- 6—
e) Personalkosten . .„ 15,— 20,— 30,—
f) Reparaturen 8-fach .„ 13,— 16,— 24,—
g) Gesamtkosten f.
ı Kwu. Jahr. . ., 18750 250,— 375,—
h) Preis der Kohle im
Kesselhausf.1Tonne „ 180,— 180,— 180,—
i) somit Kosten £.
1 Kwstd bei
Betriebs- _Kohlen-
dauer verbrauch x ;
8000 Std. 0,9 kg Pf 18,54 19,32 20,89
5000 Std. 1,0: „ „ 2175 2:23,— 25,50
2500 Std. 1,15 „ „. 28,20 „,80,70 35,70
1000 Std. 14 „ „ 43,95 50,20 62,70
2. Wasserkraftanlagen.
a) Anlagekosten IV £.
1Kwu.Jahr, 7-fach M 4200 5600 7000
b) Verzinsung 5,5 0%. „ 231,— 308,— 385,—
ce) Erneuerung 4%, . „ 168,— 224,— 280,—
d) Kleinmaterial 5 a
e)- Personal sur... , 6,0 19,090
f) Reparaturen 7-fach „ 21,— 238,— 35,—
g) Gesamtkosten f.
1Kwu. Jahr . .„ 428,— 575,— 724,—
h) somit Kosten f.
1 Kwstd bei -
:8000.Std. 2°. = P2295;35 7,19 9,05
5000 Std. R 8,56 11,50 14,48
2500 Std. „117,126 908, 928,96
1000 Std. „. 42,80 57,50 72,40
C. Herstellung im Frieden, Betrieb
im Krieg (Gemischtanlagen).
1, Dampfkraftänlagen.
Ausbaugröße
20000 5000 : 1000
Kw Kw Kw
a) Anlagekosten I £.
1Kwu. Jahr. . .M. 150. ‚200° 300
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heit
Ausbaugröße
20000 5000 1000
Kw Kw Kw
b) Verzinsung 5,5 %o
v.Anlage-l. .....M2 8257711, —216:50
ce) Erneuerung 5 %)
v. Anlage II... , 75,— 100,— .150,—
d) Kleinmaterial. . .„ 3 4 6—
e) Personalkosten . . „ 15,— 20, 30,—
f) Reparaturen / 12,— 16,— 24,—
g) Gesamtkosten f.
ı Kwu. Jahr. . . „ 113,%5 151,— 226,50
h) Preis der Kohle im
Kesselhausf.1 Tonne „ 180,— 180,— 180,—
i) somit Kosten f.
1 Kwstd bei
Betriebs-- Kohlen-
dauer verbrauch
8000 Std. 0,9 kg Pf 17,62 18,09 . 19,03
5000. Std. 1,02 „= ,.220,267221,022. 92:58
2500 Std. 1,15 „ „ 2523 26.74 29,76
1000 Std. 1,40 „ „. 36,52 40,30 47,85
2. Wasserkraftanlagen.
a) Anlagekosten II f.
1 Kw u. Jahr. . 600 800 1000
b) Verzinsung 5,5 %
v. Anlage Il . . n.83,— 44,— DBb,—
c) Erneuerung 4 %)
v. Anlage IV. 108,224, — 280, —
d) Kleinmaterial . .,„ &—- 3—- 4
e) Personal." .r N. ,.,,..6- 12— 20,—
f) Reparaturen 228, 35, —
g) Gesamtkosten f. \
1 Kw u Jahr 2 72
230,— 311,— 394,—
h) somit Kösten f£.
1 Kwstd bei
8000Betriebsstd. .„ 2,88 3,89 4,93
5000 , EN 24:60... 6,92..7,88
2500 5 292035 19.442 215,76
1000 2 23,— 31,10 39,40
Die -Ergebnisse sind in Abb. 15 für die
Ausbaugrößen 20000 und 5000 Kw zeichne-
risch aufgetragen. Die Gruppe A: Herstellung
/ Energiekosten
in
Dampf- u. Wasserkraflanlagen.
20000 KW
RS
RS
S
Aı - Dampfkraft \
NE = Mask) Friedensanlage
Br - Dampfkraft
B2- Wasserkraft Kriegsanlage
——
EN
SQ
S | Cr = Dampfkraft Bert
S | Pos Wirssehn ar! Gemischtanlage
SS N
0. |
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on ee ng
—i. 1,23]
7000 2000 3000 4000 5000
Berriebsstunden ——
Kosten per KW Std
In obiger Zusammenstellung steckt aller-
dings insofern noch ein Risiko, als der Kohlen-
preis im. Laufe der kommenden Jahre sinken
kann, wodurch die Dampfkraftanlagen sich
wirtschaftlich den . Wasserkraftanlagen wieder
nähern. Die Berücksichtigung dieses Faktors
dürfte am deutlichsten veranschaulicht werden
durch Ermittlung jener Kohlenpreise, bei
welchen sich unter sonst gleichbleibenden
übrigen Annahmen die Energie-Erzeugungs-
kosten für Dampf- und Wasserkraftanlagen
gleichstellen.
ls ergibt sich:
B. HerstelWung und Betrieb im Krieg.
(Kriegsanlagen.)
Dampfkraft- und Wasserkraftanlage er-
geben gleich hohe Betriebskosten, wenn die
Kohlenkosten im Kesselhaus f. d. Tonne be-
tragen: >
Betriebsstund. 20 000 Kw 5000 Kw 1000 Kw
8000 33 45 48
5000 48 65 70
2500 84 113 121
1000 172 m232 250
0. Herstellung im Frieden und Betrieb
im Krieg. (Gemischtanlagen.)
Dampfkraft- und Wasserkrattanlage er-
geben hohe Betriebskosten, wenn die
Kohlenkosten im Kesselhaus f. d. Tonne be-
tragen: :
Betriebsstund. 20 000 Kw 5000 Kw 1000 Kw
8000 16 22 23
5000 23 32 3#
2500 41 56 58
1000 34 114 120
d. h. eine im Frieden hergestellte Dampf-
kraftanlage von 20 000 Kw mußte bei 8000, Be-
triebsstunden die Kohle für 16 M;f. d. tlein-
kaufen, um den Strom zum gleichen Preis zu
erzeugen wie eine unter denselben Verhält-
nissen gebaute gleichgroße Wasserkraftanlage.
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1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 8000
Betriebsstunden — =
Abb, 15. Vergleich von Wasser- und Dampfkrafianlagen.
und Betrieb im Frieden kommt heute nicht
mehr in Frage, sie stellt lediglich Vergleichs-
material dar und muß durch Gruppe C: Her-
stellung im Frieden und Betrieb im Kriege, er-
setzt werden.
Die Auftragungen zeigen, daß die im Krieg
erbaute Wasserkraftanlage billiger Strom zu
erzeugen vermag wie die im Frieden gebaute
Dampfkraftanlage. Hierbei ist aber der Um-
stand noch nicht berücksichtigt, daß die für
Friedensverhältnisse angenommene Kohlen-
menge heute in der Regel nicht mehr genüst,
weil jeder Kraftwerkbesitzer sich die für seinen
Betrieb wirtschaftlich geeignetste Kohle nicht
mehr wählen kann, sondern oft mit schlechter
und teuerer Kohle vorlieb nehmen{muß und
infolgedessen mit größeren Kohlenmengen und
höheren Preisen f. d. Kwstd zu‘rechnen hat.
Infolge dieses: Umstandes. verschiebt?sich das
Bild, noch mehr zuungunsten der Dampf-
kraftanlage.
Der Kohlenpreis im Frieden ist mit 18 M
pro t angenommen, gegenwärtig mit 180 M.
Nimmt man beispielsweise an, daß der Kohlen-
preis auf 84 Mf.d. t zurückgeht, so wird eine
im Krieg hergestellte 20 000-Kw-Dampfkraft-
anlage nur bei weniger als 2500 Betriebsstunden
und eine im Frieden hergestellte Dampfkraft-
anlage nur bei weniger als 1000 Betriebsstunden
den Strom billiger herstellen können als die
gleichgroße Wasserkraftanlage.
Die Rechnung ist durchgeführt für mittel-
deutsche Verhältnisse; in Süddeutschland mit
ungünstiger Kohlenbeschaffung stehen die
Wasserkraftanlagen in einem noch günsti-
geren Verhältnis zu?den Dampfkraftanlagen.
„. Löhne und Materialpreise werden, wie
früher angeführt, wahrscheinlich immer in
einem ziemlich festen Verhältnis zueinander
stehen. Die; Fol e wird sein, daß? bei weiter
ansteigenden* Löhnen ! und?Kohlenpreisen die
Überlegenheit der "Wasserkraftanlagen noch
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6. August 1920.
’
2. a TEN 7 2 a Ds ze
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zunimmt und. daß daher der Ausbau von
Wasserkräften ohne Rücksicht auf die wirt-
schartlichen Verhältnisse und selbst wenn diese
sich noch beträchtlich ungünstiger gestalten,
mit aller Tatkraft gefördert werden muß.
Darf das vorstehend festgestellte gleiche
Verhältnis der Kohlen- und Anlagepreis-
steigerung auch fernerhin als richtig angenom-
men werden, was wahrscheinlich ist, so folgt
aus der Untersuchung das zunächst wider-
sinnig klingende Ergebnis: „Die Wirtschaft-
lichreit der Wasserkraftanlagen wird um so
besser, je teurer sie sind.‘
VI.
Die steigende Größe der Anlagen, die Er-
höhung der Betriebsspannung, die Ausdehnung
der Netze stellen dem Ingenieur immer neue
Aufgaben im Kampf gegen die im Betriebe
auftretenden elektrischen Erscheinungen. Ich
werde kurz auf die bekanntesten, die Über-
spannungen und Überströme, eingehen und
die Wege angeben, die nach dem heutigen
Stand der Technik zu ihrer Bekämpfung ein-
geschlagen werden. _
Der Aufgabe, Überspannungserscheinun-
en zu verhindern, hat die Technik bisher in’
recht
‚sprochen. Die Schutzmittel vermochten häufig
selbst den auftretenden Beanspruchungen nicht
standzuhalten, sie richteten infolgedessen z. T.
Schäden an, die ohne ihre Anwendung mög-
licherweise vermieden worden wären. Es ist
sogar nicht zu bestreiten, daß Schutzeinrich-
tungen häufig geradezu den Anlaß zu Über-
spannungserscheinungen bildeten. Die bisher
erlaneten Kenntnisse waren nicht ausreichend,
um diese schwierigen Aufgaben methodisch zu
behandeln. Man klammerte sich an einige
geläufige Begriffe, ohne ihre Tragweite zu
übersehen und eine zuverlässige rechnerische
Behandlung durchzuführen.
So wenig die positiven Fortschritte wissen-
schaftlieher Art unterschätzt werden dürfen,
die auf diesem Gebiete gerade in den letzten
Jahren gemacht worden sind, so sehe ich doch
als das Hauptergebnis dieser Forschungsar-
beiten die Erkenntnis an, daß die Mannig-
faltiekeit der bei der elektrischen Kraftüber-
tragung auftretenden Erscheinungen eine viel
größere ist, als vorausgesehen wurde. Sie ist
nieht nur bedingt durch die Verschiedenheit
der Anlagen, durch Leistung, Ausdehnung,
Spannung, Art der Maschinen und der Über-
tragung, ein und dieselbe Anlage ist noch
außerdem einem steten Wechsel der Erschei-
nungen unterworfen je nach der Zu- und Ab-
schaltung von Anlageteilen und der Art und
den Schwankungen der Belastung während des
Betriebes. So erklären sich auch die vielfach
widerspruchsvollen Angaben über die Be-
währung gewisser Schutzeinrichtungen. Bei:
spielsweise kann eine vorgeschaltete Drossel-
spule, wenn die Betriebsverhältnisse dafür
günstiger liegen, einen Schutz gegen Über-
spannungen darstellen, während die nach
gleichen Gesichtspunkten bemessene Drossel-
spule in einer anderen Anlage Überspannungen
hervorruft, also geradezu schädlich wirkt.
Nieht selten findet man auch, daß an einer
Stelle besondere Schutzvorrichtungen einge-
baut werden müssen, die den Zweck haben,
d:e dureh andere Schutzvorrichtungen an dieser
Stelle hervorgerufenen Überspannungen un-
- schädlich zu machen. l
Ich werde nun kurz zu einer Besprechung
der Sehutzeinrichtungen übergehen, wie sie
heute in größeren Kraftübertragungsanlagen
verwandt werden, um anschließend daran einen
Überblick zu geben über die Ziele, die auf die-
sem Gebiete verfolgt werden müssen.
Die Schutzeinrichtungen kann man unter-
scheiden in solche, welche vorbeugend wirken,
und solche, welche Überspannungserscheinun-
gen unschädlich machen sollen. Bedauerlicher-
weise ist der Prophylaxis auf diesem Gebiet
weit weniger Beachtung geschenkt worden
als dem eigentlichen Heilprozeß: darauf ist
es zurückzuführen, daß Einrichtungen vor-
beugenden Charakters nur in spärlicher Zahl
bekannt sind.
- Ein schwacher -Anfang ist in dieser Rich-
‚tung gerecht worden bei den Schaltern, die
jetzt fast durchweg mit einer Widerstands-
stufe versehen werden.
zur Erleichterung des Schaltvorganges selbst
dienen, so darf doch hierin ein wirksames
Mittel erblickt werden, um die durch das Schal-
ten im Netz hervorgerufenen Erschütterungen
zu mildern.
Ein bedeutender Erfolg in vorbeugender
Hin sicht ist in den letzten Jahren durch den
Einbau der Erdschlußspule erzielt worden, die
nach den Ei von Professor Petersen
hergestellt wird. Sie beruht auf der Erkenntnis,
daß besonders in ausgedehnten Anlagen mit
hoher Spannung in, dem häufig : auftreten-
den Fall des Überschlages ‚zur „Erde
.
Wr
Elektrotechnische Zeitschrift.
unsicherer und unsteter Weise ent- |
Mag sie gleichzeitig
_
1920.
Heft 31.
6ll
die kapazitive Leistun
den Isolator mit starken Feuererscheinungen
entlädt, die den Isolator zerstören und
außerdem starke oszillatorische Spannungs-
bewegungen im Netz hervorrufen. Die Erd-
schlußspule, welche aus einer im Sternpunkt
des Netzes eingebauten Drosselspule besteht,
ist so bemessen, daß sie im Falle des Fehlers
in einer Leitung den Kapazitätsstrom der
anderen beiden Leitungen kompensiert, 80
daß der Überschlag nach Erde lediglich
die Verlegung des Leitungspotentials bedeutet,
die ebensowenig Folgen "hervorruft, als wenn
beispielsweise der eine Pol eines isolierten
Gleichstromnetzes an Erde _ gelegt würde.
Während der nachfolgende Ladestrom ohne
Erdschlußspule den Schluß längere Zeit auf-
recht erhält, erlischt derselbe bei geschützten
Netzen in 'allerkürzester Zeit und ohne Nach-
wirkung auf das übrige. Hiermit ist in ein-
facher Weise eine der Hauptquellen von Stö-
rungen im Leitungsbetriebe endgültig beseitigt
worden.
In’dem”wichtigsten Teil der Anlagen, den
Kraftwerken, sind für die Errichtung der Ab-
wehrmittel gegen Überspannungen vier Fälle
der Schaltung zu unterscheiden. 1. Generator
und Transformator bilden eine Einheit „Sam-
melschienen und Ölschalter nur auf der Hoch-
spannungsseite“. 2. Die Generatoren sind
niederspannungsseitig auf eine Sammelschiene
geschaltet, von der die Anschlüsse zu den Trans-
formatoren abgehen ; die Fernleitungen zweigen
nur von der Hochvolt-Sammelschiene ab. 3.
Schaltung wie unter 2, jedoch mit dem Unter-
schied, daß gleichzeitig von der Niedervolt-
Sammelschiene Fernleitungen abgehen. 4. Die
Generatoren arbeiten über eine Niedervolt-
Sammelschiene und ohne Umformung auf die
abgehenden Leitungen.
Bei Spannungsumformung, also in den
ersten drei Fällen, besteht die Gefahr, daß ein
Durchschlag innerhalb des Transformators
Hochspannung in die Niedervoltwicklung und
damit in den Generator übertreten läßt und
letzteren beschädigt. Um dieses zu verhüten,
ist der
Generator im Nullpunkt über einen
Widerstand zu erden, der so zu bemessen ist,
daß die a am Nullpunkt des Generators
bei der größtmöglichen von der Hochspannungs-
seite übertretenden Stromstärke die betriebs-
mäßige Phasenspannung nicht übersteigt. Sind
die Generatoren niederspannungsseitig parallel
geschaltet, so genügt ein einziger Wi erstand,
der mit Hilfe einer neutralen Schiene nach
Bedarf auf die verschiedenen Generatoren ge-
schaltet werden kann. Sind’die Generatoren
mit Rücksicht auf abgehende Niederspannungs-
een durch Erdschlußspule gesichert, so
wird der Widerstand parallel zur Erdschluß-
spule angeschlossen und mittels einer Durch-
der Leitungen sich über | schlagssicherun
im Widerstandskreis ver-
indert, daß der Widerstand normalerweise
die Wirkung der Erdschlußspule beeinträchtigt.
Die Gefährdung der Generatoren durch
Sprungwellen sucht man durch unmittelbar
vorgeschaltete Kapazität zu verhindern. In
manchen Fällen reicht die Kapazität der
Zwischenkabel hierfür bereits aus. Sie sollen
etwa den zehnfachen Betrag derjenigen Ka-
Be besitzen, welche der vorgeschaltete
ransformätor hat, von der Erwägung aus-
ehend, daß in diesem Fall die auf den Trans-
ormator stoßende Srumuawele auf !/o ihrer
Höhe abgeflacht wird. Es ergeben sich dabei
Beträge von etwa 0,07 bis 0,1 uF in mitt-
leren Anlagen. Sind einzelne Fernleitungen
unmittelbar an die Niederspannung ange-
schlossen, so ist dieser Teil der Sammelschiene
möglichst von derjenigen Hälfte, welche die
no nk zu den Transformatoren
vermittelt, durch Schutzdrosselspulen mit Über-
brückungswiderständen zu trennen und dafür
zu sorgen, daß die Generatoren nur an die
N Hälfte angeschlossen werden. Wo
ies nicht möglich ist, schützt man jede ab-
e Leitung, und zwar sowohl Kabel wie
reileitung, durch Drosselspule und Über-
brückungswiderstand. Das gleiche Schutz-
mittel kommt auch für die Hochvoltseite der
Transformatoren zur Anwendung. Über den
Wert des Drosselspulenschutzes sind in jüng-
ster Zeit Zweifel aufgetaucht; ich werde hier-
auf bei Betrachtung der in Zukunft einzu-
schlagenden Wege zurückkommen.
Die Sekundäranlagen sind in gleicher Weise
zu schützen wie die Primäranlagen. Auch
hier ist die Niedervoltwicklung zweckmäßig
über einen*Widerstand zu erden, wenn wert-
volle Anschlußteile durch‘ Übertritt von der
Hochvoltseite aus at sind.
Der mechanische Schutz der Generatoren-
wieklungen, insbesondere der Köpfe, gegen
Überströme hat dem Konstrukteur große
Sorge bereitet, da es schwer war, die Wick-
lung gegen die bei Kurzschlüssen auftretenden
sehr großen Kräfte hinreichend zu versteifen.
Diese Gefahr darf heute als überwunden gelten.
Besondere Schutzmaßnahmen werden in dieser
Beziehung nicht mehr verlangt. Den gefähr-
lichsten Feind des Generators bildet das Feuer.
Der geringste, durch Spannungsübertritt her-
vorgerufene Schluß verursacht bei erregter
Maschine einen Flammenbogen, der durch die
starke Ventilatorwirkung bis in die kleinsten
Teile des Generators fortgetragen wird und
die Wieklung in kürzester Zeit zerstört. Die
Reparaturkosten für derartige Schäden sind
unter den heutigen Verhältnissen erheblich.
Kein Betriebsleiter sollte die Ausgaben für die
eringen Mittel scheuen, mit denen man der
Ausbreitung des Feuers entgegentreten‘ kann.
"Abb. 16. Ölschalterkammern im Kraftwerk_Golpa.
612
Elektrotechnische Zeitschriitt, 1920. Heft 31.
5. August 1920.
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Auf Vorschlag des Rheinisch-Westfälischen
El. W. wird zu diesem Zweck in der Neutralen
ein bei starken UÜberströmen augenblicklich
ansprechendes Relais angebracht, das den
Hauptschalter auslöst und gleichzeitig die Er-
regung des Generators durch Widerstands-
vorschaltung vermindert. Die Beseitigung der
Ursache ist jedoch nicht ausreichend, es muß
außerdem für schnellen Abschluß der Venti-
lation gesorgt werden. Zuldiesem/Zweck emp-
fehlen wir das Anbringen einer; selbsttätigen
Abschlußklappe, die innerhalb weniger Se-
kunden den Luftkanal zu schließen erlaubt.
Wird noch eine Kohlensäurelösehungleingebaut,
so dürfte sich der. .Schaden auf das Mindest-
maß verringern lassen. E
Die Beherrschung der Überströme in den
Transformatoren darf für die bisher geplanten
Anlagen als gelöst gelten. Ähnlich steht es
zurzeit mit den Ölschaltern, soweit es sich
um hohe Spannungen handelt. Sollte die
weitere Vergrößerung der Anlagen neue Schwie-
rigkeiten bringen, so dürfte in der Wider-
standsstufenschaltung ein zuverlässiges Mittel
nungswirkung zu vermindern, sie bedeuten
aber kaum mehr als der Versuch, die Gefahren
für ein Schiff dadurch unwirksam zu machen,
daß man Öl auf die Meereswogen, gießt. Bei
uns hat sich daher immer mehr die Überzeugun
gefestigt, daß man, anstatt unzulänglicheMitte
auf die Beruhigung der Wellen zu verwenden,
nach den Grundsätzen des Schiffbaues derartige
Verstärkungen der Anlagen vornehmen sollte,
a i sie ae Beanspruchungen gewachsen
sind.
Hiergegen wird eingewendet werden: die
Beanspruchungen der aschinen, Apparate
usw. dorok Überspannungen sind so groß, daß
die Befolgung des Satzes an wirtschaftlichen
Gründen scheitern muß. Dieser wohl mehr
dem Gefühl entsprechende Einwand erweist
sich jedoch;bei genauer Nachprüfung als’nicht
stichhaltig, zumal unter den heutigen Ver-
hältnissen, wenn die wirtschaftlichen Folgen
von Betriebsstörungen voll in Ansatz gebracht
werden. Zunächst darf festgestellt werden, daß
die Fälle, in denen die ausreichende Sicherheit
mit einem ungewöhnlichen Aufwand an Bau-
Abb. 17. Freileitungsausführungen"im: Kraftwerk Golpa.
zu ihrer Behebung vorhanden sein. Zur Ver-
hütung größerer Brandschäden sollten in jedem
Fall Transformatoren und Ölschalter in ge-
trennten, feuersicheren Kammern untergebracht
werden, die möglichst so anzuordnen sind, daß
die Einfahrtseite unmittelbar ins Freie führt
(Abb. 16 und 17). Sollen ältere Anlagen an
Großkraftwerke angeschlossen und! gegen
Überströme gesichert werden, und reicht hier-
zu die Streureaktanz der Anschlußtransfor-
matoren nicht aus, so sind besondere Re-
aktanzen in die Schaltanlage einzubauen,
deren Größe jeweils nach den ungünstigsten
Kurzschlußmöglichkeiten und der Kurzschluß-
leistung der vorhandenen Anlagen zu be-
rechnen sind. Um Spannungserhöhungen durch
diese Reaktanzen zu vermeiden, werden sie
A nn in jeder Phase durch einen
Widerstand überbrückt. .
Während bisher stets der mit der Ver-
ößerung der Anlagen wachsenden Wirkung
er Uberströme entgegengetreten werden
konnte und gleiches auch für die Zukunft er-
wartet werden darf, sind die Aussichten hin-
sichtlich der u uhnıE der Überspannungs-
erscheinungen weniger befriedigend. Abgesehen
von Erdschlußspulen und dem Erdungswider-
stand besitzen wir keine völlig zuverlässig
wirkenden-Mittel. Die verschiedenen Einrich-
tungen tragen wohl dazu bei, die Überspan-
material und Kosten — ich denke hierbei in
erster Linie an unmittelbare Blitzschläge —
erkauft werden muß, nur außerordentlich
selten vorkommen.
Sieht man hiervon ab, so scheint es wohl
möglich, die Hauptteile der Anlagen, nämlich
Isolatoren, Schalter, Transformatoren und
Generatoren, so spannungssicher zu bauen,
daß sie ohne besondere Schutzeinrichtungen
den Überspannungserscheinungen standhalten.
In den Transformatoren und Generatoren
muß allerdings die Isolation der Wicklung
gegen Eisen verstärkt werden, ebenso die
er Windungen gegeneinander. Die theore-
tischen Überlegungen zeigen, daß unter ge-
wissen Umständen die Spannungsdifferenz
von Windung zu Windung auf die volle Be-
triebsspannung ansteigen kann, ein Ergebnis,
das durch die Erfahrung bestätigt wird. Was
in dieser Beziehung zu erreichen ist, mag
folgendes Beispiel zeigen. Gelegentlich einer
größeren Anfrage auf 100 000- V-Tansforma-
toren, für die weitgehende Garantien zu leisten
waren, hat die AEG die Frage der Verstärkung
der Isolation zwischen den Winäurges beson-
ders eingehend studiert. Dabei stellte sich her-
aus, daß man imstande
zwischen{den Windungen für die volle Phasen-
spannung — Prüfzeit 5 Sekunden — und die
Isolation der Anfangs- und Endwindungen
tung
ist, die Isolation
sogar für die verkettete Spannung zu steigern.
Die Kosten eines derartigen Transformators
stellen sich etwa um 15% höher. Auch für
Generatoren wurde dieselbe Untersuchung
durchgeführt. Für eine Maschine von etwa
10 000 Kw und 5000 V bedingt die Erhöhung
der Isolationsprüfung auf 20000 V_ gegen
Eisen und von Windung zu Windung eine Preis-
erhöhung von 40 bis 50% des Generatoren-
preises, was etwa 15%, des Preises eines voll-
ständigen Turbogeneratorsatzes entspricht. Die
Verteuerung mag an sich beträchtlich sein,
immerhin bewegt sie sich in Grenzen, ‘die zu
dem Vorgehen in der Bee utoten Richtung
ermutigen. Wird durch die verbesserte Kon-
struktion auch nur ein Durchschlag verhindert,
so dürften die Mehrkosten in den meisten
Fällen schon gedeckt sein.
Die Zukunft muß zeigen, ob die zu-
nächst grob gegriffene Verstärkung der Iso-
lation den praktischen Ansprüchen genügt.
Immerhin vermag ich soviel zu sagen, daß
in solchen Fällen, in denen der Besteller
die Mehrkosten für eine verstärkte Isolation
übernimmt, die Bedingungen für den Einbau
von Überspannungs-Schutzeinrichtungen we-
sentlich gemildert werden dürfen. Ich bin
ferner der Ansicht, daß der neubeschrittene
Weg in Zukunft zu einem Verzicht der bisher
bekannten Schutzeinrichtungen führen wird
mit Ausnahme der wenigen bewährten Mittel,
deren vorbeugenden Charakter ich am Eingang
dieses Abschnittes hervorgehoben habe. Diese
Überzeugung habe ich bei der Errichtung des
Großkraftwerkes Golpa vertreten können. Die
Anlage ist in vollem Bewußtsein der angesichts
des Umfanges des Werkes besonders großen
Tragweite dieses Entschlusses wohl mit Über-
stromschutz, jedoch ohne jeglichen Über-
spannungsschutz errichtet worden. Lediglich
Petersen-Spulen sind nachträglich hinzugefügt.
Nach der jetzt vorliegenden vierjährigen Be-
triebserfahrung kann festgestellt werden, daß
Uberspannungsfehler nicht häufiger und ihre
Folgen nicht schwerer gewesen sind, als in den
anderen stark geschützten Anlagen,
(Fortsetzung folgt.)
Neuartiges Stahlhärteverfahren unter Be-
nutzung elektrischer Glühöfen.
Die Leeds & Northrup Co. in Philadelphia
hatsich, wie, The American Drop Forger“, Bd. 6,
1920, 8. 129 berichtet, ein Verfahren schützen
lassen, welches siein ihrem Betriebe bei der Här-
tung von Stahlteilen anwendet. Sie benutzt da-
bei die Erscheinung, daß sich bei gleichmäßiger
Wärmezufuhr innerhalb des mit Arbeits-
stücken beschickten Glühofens beim Er-
reichen der Umwandlungstemperatur des
Stahles infolge des durch die Struktur--und
chemischen Änderungen bewirkten Energie-
verbrauches eine deutliche Verlangsamung des
Temperaturanstieges bemerklich macht. Ein
im Glühofen in unmittelbarer Nähe der Ar-
beitsstücke angeordnetes Thermoelement speist
einen Ba npheson und das Auftreten
des charakteristischen Knies in der Tem-
peraturkurve dient als Anhalt, um die Här-
im genau richtigen Moment vorzu-
nehmen. Zur Erzielung. der für hochwertige
Arbeit erforderlichen feinstufigen Regelung
der Temperatur werden durch seitlich angeord-
nete Widerstandselemente elektrisch beheizte
Glühöfen verwendet, welche sich den früher
benutzten Gasglühöfen als erheblich über-
legen gezeigt haben. Zahlreiche Versuche mit
Gewindebohrern ergaben, daß diese sowohl neu,
als auch nach mehrfachem Nachschleifen
25 bis 50% höhere Leistungsfähigkeit besaßen.
Die Öfen werden bei einer Anfangstemperatur
von etwa 760° © beschiekt. Durch die Wärme
aufnahme der Arbeitsstücke sinkt die Tem-
Po auf etwa 470° C, um dann langsam
is zum Umwandlungspunkt anzusteigen, auf
welchem sie einige Zeit verweilt. Die Kurve
des Registrierapparates macht den Vor ang
deutlich sichtbar und gestattet, die Här ung
aan im richtigen Zeitpunkt vorzunehmen,
er von der Form und Größe der Arbeitsstücke,
dem Härtemittel und den vom Stahl
derten Eigenschaften abhängt. Gegenüber
den gebräuchlichen Methoden besitzt die ge-
schilderte offenkundige Vorzüge, denen gegen-
über die höheren Betriebskosten der elek-
trischen Glühöfen keine Rolle spielen. Infolge
der Selbsttätigkeit ist der Vorgang von der
Genauigkeit der verwendeten Pyrometer un-
abhängig. ah. =
gefor-
FEN NEE
IT A een ee
5. August 1920.
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Die Arbeitsmethoden des Load Braenen).
— F. Gillooly gibt in Electrical World Bd.
74, 1920, 8. 864 einige Einzelheiten über die
Arbeitsmethoden des Load dispatcher — Be-
triebswart hat man das Wort zu verdeutschen
esucht — der Philadelphia Electrie Co.,
ie, wie früher von uns mitgeteilt, über ein
sehr ausgedehntes Netz mit außerordentlich
verschiedenartiger Belastung verfügt. Die
für den Load dispateher wichtigsten Auf-
zeichnungen enthält das Betriebstagebuch,
aus welchem er die Belastungsverhältnisse
an jedem beliebigen Tage der Vorjahre er-
mitteln und danach seine Maßnahmen treffen
kann. Ergänzt wird dieses Buch durch die
Tagebücher der Unterwerke, obgleich deren
wesentlichste Angaben im Betriebstagebuch
enthalten sein werden. Schließlich geben ihm
die verschiedenen Jahreskurven für die Ge-
samtbelastung und die Belastungen der Unter-
werke, ferner seine Karteien über Schalter,
Relaiseinstellungen, vorgenommene Ande-
rungen und Reparaturen sowie seine Pläne
und Zeichnungen wertvolle Unterlagen. Die
erforderlichen Angaben gehen dem Load
dispateher fortlaufend auf telephonischem
oder anderem Wege zu, so daß sein Personal
in der Lage ist, alle Aufzeichnungen, Kurven
usw. auf dem laufenden zu erhalten. Auf
Grund dieser Unterlagen und seiner eingehen-
den Kenntnis der Betriebseinriehtungen und
Verhältnisse entwirft der Load dispatcher bzw.
sein Stab von Mitarbeitern den Belastungs-
lan für jedes seiner Kraftwerke, der dann
aufend den wechselnden Betriebsbedingungen
et wird, sofdaß durch geeignete Ver-
teilung der Belastung auf die einzelnen Werke
und die vorübergehende Stillsetzung der un-
wirtschaftlich arbeitenden nicht nur die best-
erreichbare Nutzung der Gesamtanlage, son-
- dern auch ein zufriedenstellender Leistungs-
faktor gewährleistet bleibt. Dabei ist durch
die Notwendigkeit der Einholung einer Er-
laubnis vom Load dispatcher, ehe irgend ein
Teil der Betriebseinrichtung angelassen oder
stillgesetzt bzw. ein- oder ausgeschaltet oder
repariert werden darf, erreicht, daß tatsäch-
lich alle wichtigen Betriebsvorgänge zur
Kenntnis der Zentralstelle gelangen. Außer
Karteien für die Aufzeichnungen in Karten-
form werden für Formulare z. B. die Tages-
berichte, Losblattbücher verwendet, deren
Inhalt nach Ablauf des Jahres fest einge-
bunden wird. Inzwischen sorgen monatliche
Inhaltsverzeichnisse dafür, daß bestimmte
Betriebsvorgänge leichter aufgefunden werden
können. Die Philadelphia Electrie Co. ver-
wendet für den Dienst in der Abteilung des
Load dispateher höhereBetriebsbeamte, welche
Geduld, N und Dispositions-
talent besitzen und Bau- und Betriebspraxis
in Kraftwerken erworben haben. Der Dienst
ist in drei 8-Stundenschichten geteilt, und
es sind stets mindestens zwei verantwort-
liche Beamte anwesend. ie
Elektromaschinenbau.
Geblätterte Niederspannungsableitungen für
Ofentransformatoren. — Bei Ofenströmen von
10.000 bis 50 000 A müssen infolge der Haut-
Bene die Querschnitte bedeutend größer
gewählt werden als es nötig wäre, wenn man
mit einheitlicher Stromdichte rechnen könnte.
Wie beträchtlich der Einfluß _ der Hautwir-
kung ist, geht aus nachstehender Zusammen-
stellung hervor:
Kupfer- scheinbarer Widerstand
Durchmesser ohmscher Widerstand
an 25 Per | 60 Per
"25 1 1,14
50 1,25 1,75
Eine gute Lösung der Schwierigkeit stellen
röhrenförmige Leiter dar, die aber ihres er-
höhten Raumbedarfs wegen nur ’beschränkte
Anwendung finden können. Noch besser
ist es, den Leiter in breite Bänder aufzulösen
und diese in einem gewissen Abstand zu halten.
Ist hierdurch die größtmögliche Wirtschaftlich -
_ keitin bezugtauf Strom wärmeverluste erreicht,
so muß aber auch die Leitungsführung eine
solche sein, daß die Selbstinduktion so gering
wie möglich ausfällt. Zu diesem Zweck baut
man die Niederspannungsleitungen von Ofen-
transformatoren aus Bändern, welche nach
Austritt aus dem Transformator parallel ver-
9 8. auch „ETZ“ 1900, 8. 1121}; 1920, S, 288.
Elektrotechnische Zeitschrift,
RUNDSCHAU.
laufen, in der Weise auf, daß die nebenein-
anderliegenden, von einander isolierten Bän-
der verschiedene Polarität besitzen. Falls
der Transformator dicht beim Ofen aufgestellt
ist, so kann man die Dreieckschaltung an den
Transformatorenklemmen vornehmen, muß
dann aber darauf achten, daß die biegsamen
Anschlußkabel des Ofens parallel geführt, bei
größeren Längen auch verdrillt werden,
damit die Induktanzen sich möglichst gleich
bleiben und keine Überhitzungen in einigen
Kabeln auftreten. Daß geringe Selbstinduktion
guten Leistungsfaktor und damit auch ge-
ringere Anschaffungs- und Betriebskosten der
Ofenanlage bedingt, braucht nicht besonders
hervorgehoben zu werden. (Eleetrical World
Bd. 75, 1920, S. 991), W.
Apparatebau.
Neuer Hörnerschalter mit Bedienungsge-
stänge für elektrische Bahnanlagen. — Bisher
war es üblich, den Überspannungsschutz und
den Schalter für die Streckentrennung elek-
trischer Bahnfahrleitungen getrennt anzu-
ordnen. Die AEG bringt einen neuen Hörner-
schalter mit Bedienungsgestänge für die
Streekentrennung von Bahnfahrleitungen auf
den Markt, eine Bauart, die eine Vereinigung
von Schalter und Überspannungsschutz dar-
stellt (Abb. 1 u. 2). Diese Ausführung bietet
Abb. 2.
den Vorteil der Verminderung der Gesamt-
kosten und vereinfachter Überwachung. Eine
weitere Neuerung besteht noch darin, daß
zwischen den zu trennenden Fahrleitungen
eine Drosselspule angeordnet ist, die im ein-
Abb. 3.
1920, Heft 3
1. 813
geschalteten Zustande (Abb. 1) bei Entstehung
von Überspannungen höherer Frequenz den
Übertritt der Wellen von einem Leitungsab-
schnitt zum andern verhindert und ihre
sichere Ableitung über die Hörner zur Erde
bewirkt. Der Überspannungsschutz bleibt
auch bei ausgelegten Schaltmessern wirksam.
Die beiden Außenhörner des Überspannungs-
schutzes sind an die Enden der beiden Lei-
tungsstrecken angeschlossen, das mittlere
Doppelhorn ist an Erde gelegt. Die Betäti-
ung des Hörnerschalters erfolgt durch ein
estes Gestänge, dessen Handhebel verschließ-
bar ist, und dessen Stellung sofort erkennen
läßt, ob sich der Schalter im ein- oder ausge-
schalteten Zustande befindet; auch in der
Dunkelheit ist daher ein leichtes und sicheres
Arbeiten möglich. Der Schalter ist für eine
mittlere Stromstärke von 200 A eingerichtet.
Vor der Inbetriebsetzung werden die Schalt-
messer und Schaltfedern mit reiner Vaseline
gut eingefettet, um ein Festbrennen der Be-
rührungsflächen zu vermeiden und eine leichte
Beweglichkeit des Schalters zu gewährleisten.
Durch Hinzufügen zweier Stützisolatoren
zu dem Schalter (Abb. 3) kann der Anschluß
eines Speisekabels oder bei Anwendung eines
Unterbrechers mit getrennt gespeistem Mittel-
stück die Speisung dieses Mittelstückes be-
wirkt werden. In das Speisekabel ist noch eine
besondere Drosselspule einzuschalten, damit
die ‚Hörner des Streckentrennschalters auch
als Überspannungsschutz für das Speisekabel
wirken. (AEG-Mitteilungen, 1920, Nr. 5.)
Meßgeräte und Meßverfahren.
Das _Koronavoltmeter, ein natürliches
Normalinstrument. — J. B. Whitehead und
T. Jsshiki beschreiben im Journal Am. Inst. of
El. Eng. Bd. 39, 1920, S. 441,
ein verbessertes Koronavolt-
meter, das für die Messung
& der Scheitelspannung hochge-
S spannter Wechselströme bis
etwa 150kW bestimmtistund
einen Meßfehler von unter1%
Ri besitzen soll. Es besteht, wie
Abb. 4schematisch zeigt, aus
einem zylind.uischen, gasdich-
ten Gehäuse, in dessen Achse
der auswechselbare ‚Korona-
stab‘‘ aus poliertem und ver-
nickeltem Werkzeugstahl an-
gebracht ist. Konzentrisch
G\ zum Koronastab sind 2 von
S einander isolierte Metallrohre
S vorgesehen, von denen das
innere perforiert und an Erde
gelegt, das äußere massiv und
mit dem einen Pol der zu
MM messenden Spannung ver-
bunden ist (Abb. 5). Der
Koronastab ist auf einen
e—=—_7 unteren Isolator gelagert
Erd und wird oben durch einen
Abb. 4. Das Korona- zweiten, oberen Isolator ge-
halten, der aus dem Ge-
häuse herausragt. Das Innere
des Gehäuses ist durch die Handlöcher A
und B zugänglich, bei M ist ein Thermometer,
bei/ einMikrophon eingebaut. Gbedeutetin den
Abbildungen die Galvanometerzuleitung bzw.
voltmeter.
Abb. 5. Schaltung des Koronavoltmeters.
das Galvanometer selbst. F ist der Korona-
stab, O und D sind die erwähnten Metallrohre.
Der Messung liegt die empirische Formel für
die Koronabildung
B
= 1+-——|],
REN ( a V s;)
zugrunde, wo E die Spannung in kV/em, r den
614
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Drahthalbmesser in cm und ö die relative Dichte
des Gases bedeuten. Zur Festellung des Auftre-
tens der Koronabildung wird ein Telephon und
ein Galvanometer benutzt, da die direkte Ab-
lesung unbequem ist und keine sehr genauen
Resultate ergibt. Der charakteristische Ton
beim Eintreten der Koronabildung wird durch
das eingebaute Mikrophon übertragen. Das
Galvanometer spricht mit einem Meßfehler
von unter 0,1% sofort an, wenn infolge der
Koronabildung die zwischen den Rohren D
und © befindliche Luft ionisiert und somit
ein Stromweg geschaffen wird. Bei den Ver-
suchen wurden Drucke von 25 bis 139 cm Hg
im Inneren des Gehäuses verwendet, und durch
außerordentlich zahlreiche: Messungen mit
Koronastäben von verschiedenen Durch-
messern zwischen 1 und 12 mm wurde die
Gültigkeit der oben angeführten empirischen
Formel bestätigt gefunden. Negative Korona
zeigt sich zuerst bei en 2,295 nach der
Formel:
BE ERICH
STH
positive zuerst bei Te 2,295 nach der
Formel:
E 8,541
== 83,03 —n
ö r ydr
Der Einfluß der Frequenz auf die Koronabil-
dung wurde für ein Intervall von 20 bis 90 Per
zu 2,4% bestimmt, wobei z. B. die Span-
nung bei 25 Per‘um 0,8% höher ist als bei
60 Per, wenn Korona auftritt. Die größte
Genauigkeit und Empfindlichkeit wird er-
zielt, wenn D (Abb. 2) mit dem negativen
Pol verbunden ist. Das Koronavolt-
meter ist ein natürliches Normalinstrument
für Hochspannung, da es in weiten Grenzen
hohe Spannungen zu messen gestattet, wenn
zweitVariable gegeben sind: die Gasdichte und
der Durchmesser des Koronastabes.
Als Vorteile ihres Koronavoltmeters er-
wähnen die Verfasser zunächst, daß es von
Beeinflussungen frei ist. Dann ist die Meß-
genauigkeit mindestens 0,5% gegenüber 2%
bei der Verwendung der Funkenstrecke. Der
Aufbau und die Handhabung sind äußerst
einfach; unbekannte Spannungen lassen sich
bequem messen. Alle Teile sind geerdet, das
Instrument gibt stets die gleichen Resultate,
und die Koronastäbe nutzen sich nicht ab.
Das Koronavoltmeter, mit welchem die Ver-
fasser die Versuche durchführten, war bis
200 kV brauchbar, doch bauen sie z. Zt. ein
solches für 400 kV. Die folgenden Zahlen
lassen die Abhängiekeit der Koronaspannung
vom Durchmesser des Leiters und dem Gas-
druck erkennen:
Durch- | Karo
messer des Gasdruck | Gasdichte ae
Leiters | | | spannnng
En a cmHg | Ü kV
4,766 18,0 47.2072). .0,6360 32,71
r 18,7 39,97 0,4835 26,42
br 20,3 26,65 0,3563 20,61
3,142 |7. 22,4 |. 115,29 1,5301 | 52,24
H 22,8 96,10 1,2739 45,00
” 21,85 76,00 1,0107 | 31530.
25 22,9 55,20 0,7315 * 28,98
Y 11.0 ,283,4 45,19 0,5978 | 24,89
a 35,66 0,4802 | 21,15
3,060 26,0 | 115,48 1,5144 _| 40,88
ss 26,7 96,05 1,2566 35,25
n 20,0 | 76,08 1,0174 29,97
W.
Photoelektrisches Photometer.!) — A. H.
Compton schlägt in
Ill. Eng. Soc. vom 10. II. 1920 vor, eine photo-
B.
2 \ılılı
Iılı--
elektrische Zelle in Verbindung mit einer Ver-
stärkerröhre als Photometer zu benutzen, um
höhere Stromstärken für die Ablesungen zu
ı) Nach „Electrical World“ Bd. 75.1920, S. 1000.
den Transactions of the
erhalten. Die photoelektrische Zelle kann
natürlich nur in Verbindung mit einem passend
gewählten Filter benutzt werden, das Propor-
tionalität ihrer Empfindlichkeit mit der
Augenempfindlichkeit herbeiführt, hierzu ist
vor allem eine Verminderung der Strahlung im
blauen Teile des Spektrums erforderlich. In
der Abbildung ist die Verstärkerröhre bei
PGF angedeutet, die Elektrode C derlichtemp-
findlichen Zelle wird als lichtempfindliche
Kathode benutzt. Lx.
Verkehr und Transport.
Statistik der elektrischen Bahnen und
Drahtseilbahnen im Königreich Sachsen!). —
Nach .-der vom Kommissariat für elektrische
Bahnen in Dresden aufgestellten Statistik be-
trug im Jahre 1919 die gesamte Betriebslänge
der dem Personenverkehr dienenden Straßen-
und Drahtseilbahnen in Sachsen 375,63 km
(378,81 km i. V.). Es wurden bei insgesamt
1441 Triebwagen (1503 i. V.) mit 64 974,20
Motoren-PS (69 669,2 i. V.) und 1208 Bei-
wagen (1205 i. V.) ohne Postbeförderung
39,190 Mill. Triebwagenkilometer (40,252 Mill.
i. V.) und 34,445 Mill. Anhängewagenkilo-
meter (31,636 Mill. i. V.) geleistet und
432,755 Mill. Personen (459,877 Mill. i. V.)
befördert. Dies entspricht für den Tag 107 372
Triebwagenkilometern (110 281 i. V.), 1,186
Mill. Personen (1,260 Mill. i. V.) und 11,04
Personen auf 1 Triebwagenkilometer (11,42
i. V.). Die Zahl der Unfälle betrug”507 (700 i.
V.), die der verletzten Personen 443 (710i. V.).
Beschädigungen. durch elektrischen Strom
haben im Betriebsjahre nicht? stattgefunden
(wie i. V.).] Für den Güterverkehr'betrug die
Betriebslänge 184,24 km (110,72 i. V.). Es
wurden von 23 Lokomotiven (24 i. V.) mit
1556,0 Motoren-PS (1606,0 i. V.) 88 516 Zug-
kilometer- geleistet (88 712 i. V.) und 0,196
Mill. t. befördert. f (0,220 Mill. t i. V.), d. s.
242,5 Zugkilometer (281,6 i. V.), bzw. 536,2 t.
(604,0 i. V.) für den Betriebstag”und?2,21 t
auf 1 Zugkilometer (2,48 i. V.). Gr.
Beleuchtung und Heizung.
Elektrischer Wassererhitzer zur Ausnut- .
zung überschüssiger Wasserkrafitenergie. — Mit
Wasserkraft arbeitende Zellstoff- und Papier-
fabriken benötigen großer Mengen Heißwasser,
das unter Ausnutzung der Betriebspausen und
Zeiten geringeren Kraftbedarfs durch elektri-
sche Erwärmung bereitet werden kann. H. A.
Winne beschreibt einen Wasssrerhitzer für
1000 kW?2), der mit Drehstrom" von?50;V ge-
speist wird. Dieser besteht aus 3 Rohrschlan-
gen aus Eisenrohr von 37 mm 1. W., die pa-
rallel unter Zwischenfügung dreier Ventile in
die Wasserleitung eingebaut sind (Abb. 7).
Austritf
Heit 31.
5. August 1920.
auf -2/; zu ermäßigen. Der Wirkungsgrad des
Erhitzers mit dem Transformator wird zu .0,9
angegeben. Se.
Landwirtschaft,
Elektrische Bodenfräser in der Landwirt-
schaft. — Unter diesem Titel berichtet Herr
Direktor R. Werner der Siemens- Schuckert-
werke G. m. b. H. in Nr. 267 der Mitteilungen
der Vereinig. der El. W. Er schildert den bis-
herigen Verlauf der Versuche, die zur genauen
technischen und landwirtschaftlich-wissen-
schaftlichen Durchprobung auf dem Gute
Gieshof im Oderbruch vorgenommen worden
sind. Die Fräser werden für Benzin und elek-
trischen Antrieb in Größen von 30, 10 und
3 PS gebaut. Die 30-P S-Fräser leisten Y,ha/h, _
Über die Leistungen der kleineren Fräser sind
keine Angaben gemacht. Der Stromverbrauch
beträgt
bei einer Arbeitstiefe von 8 bis 11 cm 47 kWh/h
bei einer Arbeitstiefe von 19 bis 22 cm 86 kWh/h
bei einer Arbeitstiefe von 22 bis 25 cm 98 kWh/h
Beim Fräsen‘ weicheren Bodens beträgt? der
Stromverbrauch bei 13 bis 15 cm Tiefe
44 kWh/h. Im Durchschnitt kann damit ge-
rechnet werden, daß für 1 ha 56 kWh ver-
braucht werden.-. Berücksichtisgt man, daß
für jedes unter dem Pflug befindliche ha im
gewöhnlichen landwirtschaftlichen Betriebe für
Licht und Kleinkraft nur 20 kWh verbraucht
werden, so ergibt sich die Möglichkeit einer
bedeutenden Steigerung des. ländlichen Ver-
brauches an elektrischer Energie durch Anwen-
dung der elektrisch betriebenen Fräser. Der
Benzolverbrauch für den durch Explosions-
motor angetriebenen” Fräser beträgt 20 kg
bei 20 cm Tiefe für den Hektar auf leichtem
Boden und 30 kg auf schwererem Boden.
Diese Zahlen stimmen ungefähr mit den Ver-
brauchszahlen der heute bekannten Motor-
pflüge überein, so”’daß an sich durch Ver-
wendung’ der Fräser keine wesentliche Er-
sparnis erreichbar erscheint. Sie ist aber doch
vorhanden,"denn nach dem Sachverständigen-
urteil bekannter Praktiker, zu denen sowohl
Herr Professor Dr. Holdack als auch Herr
August _Fischer-Henkhausen gehören,
macht die Bearbeitung des Bodens durch
fräsende Werkzeuge die Anwendung von
Eggen, Grubbern und Walzen unnötig, die
beim Anwenden eines Pfluges zur Bodenbe-
arbeitung unbedingt notwendig sind. Noch
ist man nicht in die Massenfabrikation der
Fräser eingetreten, sondern man ist damit be-
schäftigt, ihre technische und landwirtschaft-
liche Brauchbarkeit bzw. evtl. Überlegenheit
über andere Bodenbearbeitungsmaschinen
nachzuweisen. Werner stellt am Schluße
seiner Mitteilungen folgende Leitsätze auf:
1. Der Fräser ist für, Stückleistungen von
50,.30, 10 und 3 PS, sowie in dazwischen
liegende Größen herstell-
bar. Jeder, auch der
kleinere Landwirt kann
die für seinen Besitz geeig-
te
>
neten Fräser kaufen, ohne
daß er nötig hat, sich
einer Pfluggenossenschaft
zur Anschaffung eines
| en :
ı&ir- Asbest 3
gemeinschaftlichen gro-
ßen Pflugsatzes anzu-
schließen.
2. Von gefrästem Bo-
den wird man dank der
feinen Krümelung im all
gemeinen bessere und vor
allem sicherere Ernten er-
Abb. 7.
Die Stromleitung erfolgt durch die Rohrwan-
dungen und das Wasser, u. zw. von der Mitte
jeder Schlange aus nach beiden Enden. Die
Schlangen sind zur Verringerung der Wärme-
verluste in eine gemauerte Kammer von 3 x
1,2 x 0,9 m isoliert eingebaut, auf deren einer
Schmalseite die 3 Stromzuführungen eintreten.
Der wassergekühlte Transformator ist um-
schaltbar, um durch Verringerung seiner Se-
kundärspannung die Aufnahme des Erhitzers
!) Statistik für 1918 vgl.“,ETZ“ 1919, S. 514.
2) Nach „General Electric Review“,;Bd. 22, 1919, S. 1030.
|
warten können als von
gepflügtem, zumal die
Erträge in sehr trockenen
und sehr nassen Jahren
in viel geringerem Grade
schwanken werden.
den Boden in einem ein-
zigen, in anderen Fällen
in zwei Arbeitsvorgän-
en saatfertig, gestattet
ie Einbringung einer
Zwischenfrucht nach der
Halmfruchternte am glei-
h "2:27. „chen Tag der Ernte und
gibt damit die Möglichkeit der Gründüngungs-
und Futtergewinnung in bisher nicht ge-
kanntem Umfange.
4. Der Fräserist als Hackfräserzum Häufeln
und Behacken von Kartoffeln, Gemüse und
Rüben, ja sogar der Halmfrüchte verwendbar.
5. Der Fräser wird sich in den unter 1. ge-
nannten verschiedenen Typen mit Benzin-
antrieb oder elektrischem Äntrieb gleichmäßig
gut und betriebssicher herstellen lassen, je-
doch bedarfgdie#Anordnun namentlich der
großen Fräser für elektrischen Antrieb noch
Sammelschierert
Der Fräser macht !
|
|
STE ET ag
Ri an
Zr
w 2
2
Ri;
2%
ko]
Re Tea
4
‘ Elektromagnetspule und der Leerweg durch
5. August 1920.
Elektrotechnische Zeitschrit,
1920.
des weiteren Studiums und der Vervoll-
kommnung. :
6. Infolge der Teilung in kleinere” Ein-
heiten” belastet der Elektrofräser die? Kraft-
werke und Leitungsnetze länger, gleichmäßiger
und stoßfreier während der Pflügezeit! März-
Ber Men ferner wieder von Ende Juni bis
ovember, und außerdem als Hackfräser noch
mit halber Last hauptsächlich von Ende April
bis zum halben Juni. re
7. Der Verbrauch an elektrischer Arbeit
wird durch elektrisches Fräsen des Bodens in
Überlandgebieten von seither 5 kWh/Morgen
auf 15 bis 25 kWh/Morgen bei günstiger Ver-
teilung der Beanspruchung der Kraftwerke
erhöht. Der Elektrofräser verspricht deshalb,
von fundamentaleri Bedeutung für die Ren-
tabilität der Überlandwerke zu’ werden.
Es wird der Wunsch ausgesprochen, daß
es en möge, die Fräser derartig billig
herzustellen, daß sie zur allgemeinen Anwen-
dung kommen und jedem, auch den kleinsten
deutschen Bauern, ermöglichen. mit Erfolg
an der Steigerung der Selbsterzeugung unserer
Nahrungsmittel mitzuarbeiten. ee
le Hansa ; Ü Krohne..
\ Elektrische Antriebe.
er
Elektrische Nietmaschine. — Die
da sie der. Gefahr des Einfrierens nicht ausge-
setzt ist, wird die Maschine’aber’auch von an-
Abb. 8. Elektrische Nietmaschine.
stellt ist, besitzt die Form eines Hufeisens, an
dessen Schenkeln Nietstempel und Gegenhalter
angebracht sind. Der Antrieb des Nietstempels
erfolgt durch einen drehbaren Hebel A, mit
dem ersterer durch einen Stift gelenkig ver-
bunden ist. Der Hebel wird durch die an einem
Elektromagnetkern befestigte Rolle B bewegt,
wobei der Arbeitsweg durch die Wirkung der
Federn bewirkt wird. Die Schaltung ist in
Abb. 9 gezeigt. Zur Vornahme der Nietung wird
1 Zweiter Schalter
Ak
& Eraverbindung
" Anschlußkontakt
Abb. 9. Schaltung der elektrischen Nietmaschine.
der Schalter nach Einbringen des Nietes ge-
schlossen; |jnach einigen Sekunden ist die
Stauchung erfolgt. Die Nietmaschine ist mit
einer Aufhängung versehen, die sie in allen
Lagen zu verwenden gestattet, außerdem besitzt
der Rahmen angegossene Flächen, um die Ma-
schine mit wagerechtem oder senkrechtem Maul
auf einem'Untersatz befestigen zu können. Ein
Niet von%17:mm Durchmesser beansprucht
nach Einsetzen zum ‚Vernieten eine Zeit von
Heit 31,
615
Mada
Engineering Co. in Liverpool (England) stellt
eine versetzbare, elektrisch betriebene Niet-
maschine her, welche Niete von 6 mm bis 32 mm
Durchmesser verarbeitet. Nach ‚„Engineering‘‘
Bd. 109 1920, S. 625, ist sie besonders für solche
- Anlagen”gedacht, denen weder Preßluft noch
Wasser, wohl aber elektrischer Strom zur Ver-
fügung steht. Infolge ihrer Beweglichkeit, und
vielfach mit größtem Nutzen
nicht verborgen. geblieben;
3 Sek bei einem Energieverbrauch von 16 A bei
230 V, so daß 1 kWh für 300 Niete ausreicht.
Durch Einfügen weiterer Schalter in die
Stromzuleitung (Abb. 2) kann die Nietma-
ie von mehreren Punkten aus bedient wer-
en.
»
Fernmeldetechnik.
; Über Erdtelegraphie. — „L’Industrie Elec-
trique“ Bd. 29, 1920, 8. 119, bringt einen
Auszug aus einem Bericht des Bull. de la Soc.
d’encouragement pour l’industrie nationale,
Nov./Dez. 1919, über die von unseren Gegnern
während des Krieges entwickelte und viel
benutzte Erdtelegraphie. Danach hat General
Ferri& den von Preece bereits 1892 prak-
tisch durchgeprobten Gedanken, ‚die Erde
als}Leiter für Wechselströme zur Übermitte-
lung von Zeichen zu benutzen, wieder aufge-
griffen und soweit# durchgebildet, daß das
System zum telegraphischen Verkehr auf
einige km Entfernung verwendet werden
konnte. Der Grundgedanke ist folgender:
An der Sendestelle wird ein Kabel von etwa
50 m Länge auf dem Erdboden ausgelegt,
seine Enden werden auf einfachste Art und
Weise geerdet. In das Kabel wird eine Strom-
quelle für Wechselstrom, dessen Perioden-
zahl in den Bereich der Schwingungszahlen
musikalischer Töne (500 bis 1000 i. d. Sek.)
fällt, eingeschaltet mit einem Schlüssel, der
die beliebige Unterbrechung des Wechsel-
stromes gestattet. Die Empfangsstelle be-
steht aus einem gleichen Kabelende, das mög-
lichst parallel dem ersten ausgelegt und wie
dieses geerdet wird. In dieses Kabelende ist
ein Fernhörer geschaltet, mit dem die Wechsel-
stromzeichen abgehört werden können. Die
Aufnahme ist auf die abgegebene Entfernung
nur möglich bei starker Verstärkung der emp-
fangenen Zeichen.
Die Erdtelegraphie trat an die Stelle der
Funktelegraphie in den Fällen, wo die Her-
stellung und Unterhaltung von Antennen in
den vordersten Kampflinien unmöglich war.
Ihre Durechbildung für die Praxis bereitete
ziemliche Schwierigkeiten wegen der-erheblichen
Energiemengen, die zum Senden erforderlich
sind und die nur von Sammlern"geliefert wer-
den konnten. Als Wechselstromquelle diente
ein Induktionsapparat, dessen Unterbrecher
auf 300 bis800 per/s eingestellt werden konnte.
Der Empfänger arbeitete mit" dreifacher Ver-
stärkung. Bi en
* Auch auf deutscher Seite ist die Erd-
telegraphie nach denselben Grundgedanken
verwendet
Das ist unseren" Gegnern natürlich
daher in dem
Aufsatz der auch sonst bei jeder Gelegenheit
wiederholte Vorwurf,“ die‘ Deutschen hätten
die französischen Erfindungen nachgemacht.
Die Erdtelegraphie ist auf deutscher und
französischer Seite zu ungefähr der gleichen
Zeit aufgetaucht; deutscherseits könnte daher
den Franzosen mit derselben * Berechtigung
nachgesagt werden, daß sie deutsche Gedanken
aufgegriffen hätten. Es steht fest, daß auf
unserer Seite die Erdtelegraphie sich auf den
Erfahrungen, die mit den im Felde gebräuch-
liehen Abhörvorrichtungen gemacht worden
waren, aufgebaut hat, für die Deutschen lag
also jedenfalls keine Veranlassung vor, auf
dem genannten Gebiete eine Anleihe bei den
Feinden zu machen. Rp.
worden!).
Einführung des Wählerbetriebes in London.
— Das General Post Office in London hat sich
entschlossen, in der City von London ein
Wähleramt mit 500-teiligen Wählern nach dem
System der Western EI. Co.?) einzurichten.
Das’Amt soll erstmalig eine Aufnahmefähig-
keit von 3000 bis 4000 Leitungen erhalten.
Außerdem soll in Fleetwood mit etwa 1000
Leitungen das Relaissystem von Betulander
erprobt werden. (Times, 15. VII. 20). Kr.
Die Entwicklung des Blockplanes aus der
Verschlußtafel und aus dem Schaltplan. —
Einer früheren Abhandlung über die allgemei-
nen Grundlagen für die Lösung vorstehender
Aufgabe und die Anwendung z. T. bekannter,
z. T. neuer Methoden auf die Entwicklung
des Blockplans der Streekenblockanlagen
zweigleisiger Bahnen hat R. Edler eine
zweite folgen lassen, in der er die Schaltungen
in den Blockendstellen und in den zuge-
hörigen Befehlsbloekwerken unter Einbezie-
hung der Fahrstraßenfestlegung auf den preu-
Bisch-hessischen und den österreichischen Bah-
nen erörtert. Er geht von einem bestimmten
Beispiel aus:” Wärterstellwerk mit Endfeld,
Sienalverschlußfeld und zwei Signalfestlege-
feldern für die Einfahrt, Befehlsblockwerk mit
ı) Vel. .ETZ* 1917, 8. 311, 589
2) „EITZÜ 1920, 8. 888.
den dazugehörigen Signalfreigabefeldern. Aus
den Schaltbedingungen der Verschlußtafel
werden sogen. Stromwegliniengruppen abge-
leitet, die noch nach dem Gesichtspunkt des
Ausschlusses gefährlicher Stromwege (Verwen-
dung der Sperrnummern der Lischkeschen
Schaltlehre) geprüft und vereinfacht werden.
Die” geordnete, ergänzte und gekürzte Strom-
wegliniengruppe führt zur Schalttafel und zum
Blockplan. Es wird dann noch gezeigt, wie der
Schaltplan nach der Darsteilungsweise von
Pfeil, dessen unmittelbare Herleitung aus den
Schaltbedingungen der Verschlußtafel ein er-
hebliches Maß von Übung erfordert, aus der
Stromwegliniengsruppe zwanglos entwickelt
werden kann.
Die Schaltungen für die Fahrstraßen-
festlegung in, den Stellwerken* der
österreichischen Bahnen unterscheiden
sich wesentlich von denen der preußisch-hessi-
schen dadurch, daß dort im Wärterstellwerk
für jedes Streekengleis nur ein Signalfestlege-
feld vorhanden ist; dieses verschließt alle zu-
gehörigen Signalhebel in der Haltlage. Die
Fahrstraßenhebel sind in der Grundstellung
frei. Durch Blorkung des Fahrstraßenfestlege-
feldes wird, wie bei den preußisch-hessischen
Bahnen, der betreffende Fahrstraßenhebel fest-
gelegt. _Im DBefehlsblockwerk, ist dement-
sprechend für jedes Streckengleis ein Signal-
freigabefeld und ein Fahrstraßenauflösefeld an-
geordnet. Wir haben es also hier mit der Grup-
penblockung zu tun. Um zu erzwingen, daß der
Wärter den vom Fahrdienstleiter gewollten
Fahrstraßenhebel umlegt, sind Fahrstraßen-
wähler (im Befehlsblockwerk) und Fahrstraßen-
anzeiger (im Wärterstellwerk) mit je einer be-
sonderen Verbindungsleitung für jede Fahr-
straße vorgesehen. Diese Leitungen werden
derart geschaltet, daß das Fahrstraßenfestlege-
feld nur nach Umlegen des. riehtigen Fahr-
straßenhebels geblockt werden kann. Erst
durch diese Blockung aber wird der Signalhebel
frei. Die für diese Anordnung üblichen ver-
schiedenen Schaltungen werden abgeleitet und
miteinander verglichen. Auch für die preußisch-
hessische Anordnung mit Einzelblockung, die
hier als bekannt vorausgesetzt wird, werden
sodann Stromwegliniengruppe und Blockplan
dargestellt. _ Die Abhandlung zeichnet sich
durch besondere Klarheit und Gründlichkeit
aus und bietet durch den Vergleich der öster-
reichischen mit der preußisch-hessischen An-
ordnung manche Anregung. Ihre Gedanken-
gänge weisen darauf hin, daß die genaue Kennt-
nis der Blockschaltungen nieht nur Sache des
Blockingenieurs, sondern auch des Betriebs-
fachmannes ist. Beiden, und auch dem Studie-
renden sei die Arbeit angelegentlichst empfoh-
len. (Zeitschrift f. d. ges. Eisenbahn-Sicherungs-
wesen, 1919, Nr. 19 bis 24, 8. 97 ff.) Rx.
Physik und Theoretische Elektrotechnik.
Die kürzesten mit Vakuumröhren herstell-
baren Wellen. — An den Telefunken-Kathoden-
röhrengeneratoren wird vielfach das Entstehen
ganz kurzer Wellen (oft unter 100 m) beob-
achtet. Sie lassen sich in der Praxis meist leicht
beseitigen, aber es ist oft schwer, ihr Entstehen
zu erklären oder ihre Wellenlänge zu berechnen.
Eine Art solcher kurzer Wellen, wohl die kür-
zesten, die an der Röhre auftreten, untersuchen
M. Barkhausen und K. Kurz und geben für
sie eine sehr interessante Erklärung!). Legt
man an das Gitter einer möglichst symme-
trisch gebauten Röhre, d. h. einer Röhre mit
einem Heizfaden in der Mitte, zylindrisch.
Anode und Gitter, eine stark positive Span-
nung, z. B. 100 bis 400 V, verbindet die Anode
mit einem mehr oder weniger negativen Poten-
tial und über ein Amperemeter mit der Ka-
thode, so treten in dem System Schwingungen
von einer Wellenlänge von 100 bis 200 m auf;
ja man kam sogar bis auf eine Welle von 43 m
erunter. Die Welle wird kleiner mit zuneh-
mender Heizung sowie mit zunehmendem
Gitterpotential, außerdem ist sie annähernd
roportional dem Abstand zwischen Anode und
Da thode, Barkhausen und Kurz sehen die
Entstehungsursache dieser Wellen im Hin- und
Herpendeln der Elektronen um das Gitter. Die
Elektronen werden zunächst von dem stark
positiven Gitter angezogen, gehen aber teil-
weise durch dasselbe hindurch, da es sehr fein
drähtig ist und sie durch die elektromotorische
Kraft des Gitters eine sehr hohe Geschwindig
keit erhalten haben, kommen in den Bereich der
etwas negativen Anode, werden dort abgebremst
und suchen nun wieder das Gitter von der an-
deren Seite aus zu erreichen, gehen nun wieder
meist am Gitter vorbei mit annähernd dersel-
ben Geschwindigkeit wie beim ersten Durch-
gang, kommen in den Bereich der Kathode,
werden abgebremst und beginnen denselben
1) Physikalische Zeitschrift Bd. 21, 1920, 8. 1.
618
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Heft 31
Weg von neuem. Die Durchgangsgeschwindig-
keit der Elektronen durch das Gitter, ihre
maximale Geschwindigkeit, läßt sich leicht be-
rechnen. Sie ist nur bedingt durch die Gitter-
spannung Ey, undergibtsich zuv = 6.107.VYE,.
Der gesamte, von den mehrfach hin- und her-
endelnden Elektronen während einer vollen
A lirgnär durchlaufene Weg geht von an-
genähert Kathode (Geschwindigkeit Null) durch
Gitter bis angenähert Anode (wieder Geschwin-
digkeit Null) durch das Gitter zurück zur Ka-
thode, d. h. er ist gleich dem doppelten Ab-
stand zwischen Kathode und Anode = 2d. 2d
wird also durchlaufen in der Zeit 4 wennn die
Anzahl der Schwingungen in der Sek ist. Die
mittlere Geschwindigkeit, mit der die Strecke
2 d durchlaufen wird, ist v/,, also ist 2d = =:
3.1010
Da allgemein n = ‚ ergibt sich, für
v der obige Wert eingesetzt,
24.10
VEs
So haben also gewissermaßen die Elektronen
in der Röhre eine mechanische Eigenschwin-
gung von einer Schwingungszahl n, die sich
aus den Dimensionen der Röhre und aus der
Gitterspannung ergibt. Entsprechend dieser
rhythmischen Bewegung der Elektronen im
Innern der Röhre entstehen nun auch wieder
Schwankungen im Anodenpotential, und es
treten im äußeren Anodenkreis Hochfrequenz-
schwingungen auf. Bedingung für den ganzen
Vorgang ist freilich, daß im Innern der Röhre
irgendeine unbekannte automatische Steue-
rung vorhanden ist, die eine gewisse Ordnung
in die Pendlungen der Elektronen bringt.
Geradezu erstaunlich ist, daß bei Berücksichti-
gung einer Korrektur entsprechend dem nega-
tiven Anodenpotential die nach obiger Formel
errechneten Werte für die Wellenlänge nur um
10 bis 20% von den beobachteten abweichen.
Es wurde versucht, diese kurzen Wellen
auch zur Fernübertragung auszunutzen. Durch
Anlegen von 25 bis 50 cm langen Drähten (ent-
sprechend A/4) an Gitter und Anode entstand
=
ein Hertzscher Oszillator'(Abb. 10). Der Empfän-
er war ein ähnliches Drahtgebilde mit einem
etektor in der Mitte. Bei 440 V Gitterspan-
nung wurde ohne Verstärker eine Reichweite
von 600 m erzielt. A.M.
Industrie und Handel.
Das Kohlenabkommen von Spa. — I. Nach
Teil VIII (Wiedergutmachungen), Anlage V des
Vertrages von Versailles hat Deutsch-
land an Frankreich 10 Jahre lang jährlich
7 Mill. t Kohle zu liefern und außerdem eine
Menge gleich dem Unterschied zwischen der
Jahresförderung der durch den Krieg zer-
störten Bergwerke des Nordens und des Pas
de Calais vor dem Kriege und der Förderung
der Bergwerke dieses Beckens in dem in Be-
tracht kommenden Jahre. Letztere Lieferung
darf jährlich während der ersten 5 Jahre nicht
mehr als 20 Mill. t, während der folgenden nicht
mehr als 8 Mill. t betragen. An Belgien
sind 10 Jahre lang jährlich 8 Mill. t abzugeben,
an Italien als Höchstmenge vom Juli 1919
bis Juni 1924 durchschnittlich 6,9 Mill. t im
Jahr und in den 5 folgenden Jahren je 8,5 Mill. t.
Außerdem kann der Wiedergutmachungsaus-
schuß für Luxemburg eine jährliche Kohlen-
menge verlangen, diedem Verbrauch dieses Lan-
des an deutscher Kohle vor dem Kriege ent-
spricht (etwa 1 Mill.t). Der Preisstellt sich für
Lieferungen auf dem Land- und Binnenwasser-
wege wie der von den deutschen Reichsan-
gehörigen gezahlte deutsche Preis frei Grube,
zuzüglich der Fracht bis zur Grenze; er darf
den Preis der britischen Ausfuhrkohle frei
Grube und bei belgischer .Bunkerkohle den
holländischer Bunkerkohle nicht übersteigen.
Die Beförderungstarife dürfen nicht höher
sein als die niedrigsten für gleichartige Trans-
ae in Deutschland. Bei Lieferung auf dem
eewege ist der Preis entweder der deutsche
Ausfuhrpreis fob deutsche Häfen oder der
englische Exportpreis fob englische Häfen,
u. zw. immer der niedrigere. An Stelle von
je 4‘\t Kohle kann die Entente 3 t Hüttenkoks
verlangen. :
Insgesamtergibtsich danach aus dem Frie-
densvertrag für die Alliierten ein’Anspruch auf
etwa 38 Mill. tim Jahre. Ihre Forderung betrug
indessen zunächst 2,4Mill.tmonatlich ;aber auch
die hätte, wie der Hauptbeteiligte an den Ver-
handlungen, Minister Dr. Simons, im Reichs-
tagsausschuß sagte, das deutsche Wirt-
schaftsleben vernichtet. Unser Angebot,
die monatlichen Lieferungen mit 1,1 Mill. t zu
beginnen und allmählich auf 1,8 Mill. t zu stei-
gern, wurde abgelehnt. Um eine Besetzung des
Ruhrreviers zu vermeiden, hat unsere Dele-
gation schließlich nachstehendes Abkommen
angenommen: Die deutsche Regierung ver-
pflichtet sich, vom 1. VIII. 1920 an auf
6 Monate den Alliierten monatlich 2 Mill. t
Kohle (von der Wiedergutmachungskommission
genehmigt) zur Verfügung zu stellen. Der
Gegenwert wird von den alliierten Regierungen
auf das Reparationskonto angerechnet,
u. zw. zum deutschen Inlandpreis (vgl. oben
Lieferungen auf dem Land- und Binnenwasser-
wege). Außerdem wird als Gegenleistung für
die den Alliierten zuerkannte Befugnis, sich
nach Klassen und Qualitäten eingeteilte
Kohlen liefern zu lassen, eine vom Empfänger
in bar zu zahlende Prämie von 5 Gold-
mark zum Erwerb von Nahrungsmitteln für .
die deutschen Bergarbeiter verwendet. Wäh-
rend der Dauer dieser Kohlenlieferungen treten
dieKontrollmaßregeln derartsofortin Kraft,
daß eine ständige Delegation der Wiedergut-
machungskommission in Berlin eingesetzt wird,
der die Pläne über die allgemeine Verteilung
der Förderung unter Angabe der Einzelheiten
über die Herkunft und die Qualitäten einer-
seits und die zur Sicherung der Lieferungen
an die alliierten Mächte bestimmten Anord-
nungen anderseits von den deutschen Behörden
innerhalb angemessener Frist zur Genehmigung
vorzulegen sind. Solcher bedürfen auch Ande-
rungen der Pläne, durch die eine Verminde-
rung der Lieferungen an die Alliierten herbei-
geführt werden könnte. Verletzungen dieser
Grundsätze hat die Wiedergutmachungs-
kommission, der die deutsche Regierung in
regelmäßigen Zwischenräumen von der Aus-
hranz der die Kohlenlieferungen betreffen-
den Anordnungen durch die zuständigen Be-
hörden Rechnung legen muß, .den Mächten
mitzuteilen. Über die Verteilung der
oberschlesischen Kohle wird alsbald
zwischen den Alliierten ein der Genehmigung
der Reparationskommission unterliegendes Ab-
kommen durch eine Kommission getroffen,
in der Deutschland vertreten, sein wird.
Letzteres gilt auch bezüglich ‚einer in Essen
zusammentretenden Kommission,
und Wege finden soll, um die Lebensbedin-
gungen der Bergarbeiter bezüglich der
Ernährung und Kleidung und im Hinblick
auf eine bessere Ausbeutung der Berg-
werke zu heben. Die alliierten Regierungen
sind bereit, Deutschland während des oben
erwähnten sechsmonatigen Zeitraumes einen
Vorschuß in Höhe des Unterschiedes zwischen
dem gezahlten Preis und dem Ausfuhrpreis
der deutschen Kohle fob deutsche Häfen bzw.
dem englischen Exportpreis fob englische
Häfen zu gewähren, u. zw. den jeweils” ge-
ringeren dieser Preise nach Maßgabe der an-
geführten Bestimmung des Vertrages von
Versailles. Die am Schluß eines jeden Monats
je nach der Zahl der gelieferten Tonnen und
dem mittleren fob-Preis der Kohle während
dieses Zeitraumes zu gebenden Vorschüsse
(beginnend schon am Ende des ersten Monats
für spätere Verrechnung, ohne die genauen
Zahlen abzuwarten) werden gemäß Artikel
235 und 251 des Friedensvertrages gewährt
und erhalten den _unbedingten Vor-
rang vor allen anderen Forderungen
der Alliierten gegen Deutschland. Wenn
am 15. XI. 1920 die Gesamtlieferung für
August, September und Oktober die 6 Mill. t
nicht erreicht hat, würden die Alliierten zur
Besetzung eines neuen Teiles deut-
schen Gebietes, des Ruhrreviers oder
irgendeines anderen, schreiten. Diesen $ 7
des am 16. Juli_ gezeichneten Abkommens
hat die deutsche Delegation nicht durch ihre
Unterschrift anerkannt.
Über die Beurteilung, die das ‚Kohlenab-
kommen gefunden hat, und seine Bedeutung für
die Industrie soll hier noch kurz gesprochen wer-
den. Heutelassen wir der Wichtigkeit wegen zu-
nächst eine von dem wirtschaftspolitischen Aus-
schuß des vorläufigen Reichswirtschafts-
rates beantragte und von diesem mit großer
Mehrheit angenommene Resolution folgen:
Der Reichswirtschaftsrat erblickt in dem Koh-
lenabkommen von Spa, das unter der von den
Ententevertretern angedrohten Besetzung des
Ruhrreviers angenommen werden mußte, eine
Belastung des deutschen Wirtschafts-
lebens, deren Folgen unabsehbar sind.
die Mittel |
Wenn die durch das Abkommen bedingte ver-
schärfte Kohlenknappheit nicht zu einer Ka-
tastrophe für Land und Volk führen soll, so
muß sofort eine ungewöhnlich
treten. Sie hat eine Kraftanstrengung der
Bergarbeiter zur Voraussetzung, die bei den
derzeitigen Ernährungsverhältnissen nicht ge-
leistet werden kann. Das erforderliche hohe
Maß an Arbeitskraft, Arbeitsfreude und Ar-
beitsintensität macht die. genaue Kennt-
nis der wirtschaftlichen Verhältnisse des
Kohlenbergbaues zur dringenden Notwendig-
keit, damit die Bergarbeiter und Angestellten
mehr als bisher zur klaren Einsicht der Ver-
hältnisse im Bergbau gelangen und zu mit-
verantwortlichen‘ Trägern der nach gemein-
wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu ordnenden
Kohlenwirtschaft werden.
Der Reichswirtschaftsrat wird zur Art
und Form der Sozialisierung des Kohlen-
bergbaues umgehend Stellung nehmen, so-
bald der Bericht der Sozialisierungskommission,
der bis spätestens 1. .. 1920 erwartet
wird, vorliegt. Zur Durchführung der ein-
gegangenen Lieferungsverpflichtungen sind die
nachstehenden Maßnahmen erforderlich: Die
Mehrabgabe von rd 0,9 Mill. t Kohlen monat-
lich kann nur durch erhöhte Förderung er-
zielt werden. Vorübergehend wird Über-
arbeit der Bergleute unvermeidbar sein.
Sie ist im Einverständnis mit den Bergarbeiter-
organisationen zu regeln. Die Lebenshaltung
der Bergarbeiter ist mit allen Mitteln zu heben.
Die Erzeugungsfähigkeit der heimischen Land-
wirtschaft ist, namentlich auch durch bessere
Versorgung mit Düngemitteln, zu steigern.
Die Ansiedlung in den Bergrevieren ist
unter Zurückstellung aller sonstigen nicht
unbedingt notwendigen Bauten in verstärktem
Maße zu betreiben mit dem Endzweck,,, daß
in kürzester Frist das Verfahren von Über-
schiehten im Bergbau ganz oder teilweise
aufhören kann. In jedem Kohlenrevier wird
eine Kommission aus drei Arbeitgebern und
drei Arbeitnehmern zur Prüfung der be-
triebstechnischen und bergtechnischen
Verhältnisse eingesetzt. Insbesondere soll
es ihre Aufgabe sein, auf eine möglichst
gute Beschaffenheit der Kohle hinzu-
wirken.
deraufgaben und zum Studium der Neuerungen
im ausländischen Bergbau vergrößern. Eine
sofortige gründliche Durcharbeitung der
Kohlenverteilung nach volkswirtschaft-
lichen und verkehrstechnischen Gesichts-
punkten und schärfste Maßnahmen zur Siche-
rung ihrer Durchführung sind erforderlich.
Insbesondere ist die uswertung der
Kohlen in der Gas-, Wasser- und Elek-
trizitätswirtschaft durch einheitliche Maß-
nahmen zu regeln. Vorbedingung hierzu ist
die Gliederung des Reichsgebiets in Wirt-
schaftsgebiete, die lediglich nach 'wirt-
schaftlichen und verkehrspolitischen Gesichts-
punkten vorzunehmen ist. Die weitgehendste
Verwendung von Braunkohle ist durch-
zuführen. Die Betriebe müssen, wo angängig,
hiernach umgestellt werden.
Die weitere Ausnutzung
kräfte ist unverzüglich in Angriff zu nehmen.
Die Verkehrseinrichtungen zu Wasser und zu
Lande sind der erhöhten Kohlenförderung an-
zupassen. Die Wärmewirtschaft ist in allen
Betrieben gewerblicher und industrieller Art
mit allen Mitteln zu’ fördern und zu heben.
DieIndustrien werden angehalten, auf demWege
der Selbstverwaltung geeignete Einrichtungen
zu schaffen. Zur Erfüllung derin Spa übernom-
menen Verpflichtung ist die während der Ver-
handlung in Spa in Aussicht gestelltezureichen-
de Belieferung der deutschen Wirtschaftsgebiete
mit oberschlesischer Kohle zu sichern.
Es wird Aufgabe der kommenden Ver-
handlungen in Genf sein, deren Vorarbeiten
und Durchführung in enger Gemeinschaft mit
dem Reichswirtschaftsrat geschehen müssen,
die allgemeinen Wiedergutmachungsleistungen
Deutse
ziehung zu der deutschen Kohlenerzeugung zu
bringen. ' Der” Reichswirtschaftsrat ruft alle
-Kreise des deutschen Volkes auf, an der Er-
füllung des von Deutschland unterzeichneten
Abkommens von Spa tatkräftig mitzuwirken.
5. August 1920.
starke
Steigerung der Kohlenproduktion ein-
er n ing
Die Kommission kann sich für Son-
der Wasser-
AP Bern Ki
ands in die natürlich- gegebene Be-
Die wirtschaftliche und soziale Lage der
deutschen Elektroindustrie. — Gelegentlich
einer kürzlich im Siemens-Hause abgehaltenen
Vollsitzung der ‚„‚Arbeitsgemeinschaft für die
deutsche elektrotechnische Industrie“ hat
Direktor Henrich (SSW) die wirtschaftliche Fr
und soziale Lage der deutschen Elektroin-
dustrie geschildert. Ein ausführlicher Bericht
über den interessanten Vortrag wird leider ein
wenig erfreuliches Bild der gegenwärtigen Si-
tuation ergeben.
%
Er
\
I #
- Ich wollte hierdurch darau
- wichtig ist und
wie ich bemerken möch
Nachteil, den der Herr Vortragende nicht
=
6. August 1920.
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein.)
fünscheitten an den Elektrotechnischen Verein sind an die
/ sc
äftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68,
t Kurfürst Nr. 9320, zu richten.)
Nachtrag zum Sitzungsbericht vom 16. XII.
1919).
Diskussion zum Vortrag des Herrn Obering.
Schenkel;
„Stromrückgewinnung bei
strombahnen‘.?)
Herr Monath: Neu war für mich und viel-
Wechsel-
leicht auch für den größten Teil der Anwesen-
den in dem sehr interessanten Vortrag in
erster Linie die letzte Schaltung, die in der
Literatur noch nicht bekannt geworden war,
die Kreuzschaltung der SSW. Ähnlich. wie
die Schaltung der AEG erlaubt auch die
SSW-Schaltung, mit hohem Leistungsfaktor
auf einem ziemlich weiten Geschwindigkeits-
bereich zu arbeiten. In sehr geistreicher Weise
ist bei dieser Schaltung 4 durch gemischte
Erregung jedes einzelnen Motors erreicht
worden, dal tatsächlich einerseits die großen
Drosselspulen fortfallen, die bei der Oerlikon-
Schaltung nötig sind, und daß anderseits der
Leistungsfaktor” auf diesen großen Wert ge-
bracht wird. Der Leistungsfaktor ist tatsäch-
lich für die ganze Nutzbremsschaltung von
außerordentlicher Bedeutung. Der Herr Vor-
tragende hat den Aufsatz von Behn-Eschen-
burg in der Schweizer Bauzeitung erwähnt,
in dem die Versuchsfahrten mit der Gott-
hard-Lokomotive von 2000 PS Leistung auf
der Lötschbergstrecke beschrieben wurde.
Dort ist festgestellt worden, daß bei Talfahrt
durch die Energierückgewinnung ein Vorteil
von ungefähr 0% im Arbeitsverbrauch ein-
tritt. Aber die Sache bekommt ein anderes
Bild, wenn man hört, daß der gesamte Strom-
‘verbrauch in der Oberleitung dadurch nicht
heruntergegangen ist. Vergleicht man näm-
lich die kombinierte Stromstärke eines berg-
wärts und eines talwärts fahrenden Zuges, und
zwar einmal für Lokomotive ohne Nutz-
bremsung, also Bergfahrt und Talfahrt in ge-
wöhnlicher Art mit Druckluftbremse, und
hiermit die zweite Betriebsweise, daß man die
Bergfahrt ausführt und bei der Talfahrt die
Nutzbremsung anwendet, so ergibt’ sich der
zweite Verbrauch an kWh zwar um 40% ge-
ringer, aber der gesamte Verbrauch in Volt-
amperestunden für Berg- und Talfahrten ist
nicht etwa kleiner, sondern er ist bei der Nutz-
bremsanordnung sogar größer. Das erklärt
sich daraus, daß der cos auf den niedrigen
Wert von 55% sinkt. Es bezieht sich dieser
Wert des Leistungsfaktors schon auf die Ge-
schwindigkeit von 60 km und ist bei tieferen
Geschwindigkeiten noch geringer. Es ist
dieses eine Schnellzuglokomotive, aber es ist
trotzdem anzunehmen, daß häufig mit kleineren
Geschwindigkeiten als 60 km efahren wird.
v hinweisen, daß
die ung des cosp außerordentlich
aß nur die dritte und vierte
Schaltung diese Aufgabe befriedigend lösen.
Was die anderen Punkte anbelangt, so
möchte ich zuerst zurückkommen auf die ge-
stellte Frage, ob die Bremsung, des ganzen
Zuges mit der Lokomotive allein genügend
"betriebssicher ist. Der Herr Vortragende hat
die italienischen Drehstrombahnen herange-
ern: Es ist aber auch in Amerika sehr viel
auf diesem Gebiete gearbeitet worden, aller-
dings mit Gleichstromlokomotiven. Ich er-
;
"innere an die Chicago-Milwaukee-Bahn, bei
der jede Lokomotive ein Gewicht von 250 t
besitzt und die eine elektrisch betriebene
Streckenlänge von 700 km hat. Diese Lokomo-
tiven sind auch für Nutzbremsung eingerichtet,
und man hat dort, wie schon in einer Aufsatz-
reihe der „General Electrie Review‘ im .No-
vember 1916 bekannt wurde, sehr gute Be-
triebsergebnisse erzielt. Man hat Züge, die
bis zu 4000 t schwer waren, in großem Gefälle
befördert mit einer oder zwei Lokomotiven.
Die ganze Nutzbremsung ist dort auch sehr
nteressant durchgebildet. Sie ist bei Gleich-
‘strom naturgemäß viel einfacher. Wenn dort
unter den viel schwierigeren Verhältnissen bei
den großen Zuggewichten sich die Bremsung
des ganzen Zuges mit der Lokomotive allein
als genügend betriebssicher erwiesen hat, so
_ dürfen wir wohl daraus schließen,
bei uns einwandfrei gehen dürfte
daß es auch
der Sssw hat nun,
Die Kreuzschaltun
‚noch einen kleinen
Vgl. „ETZ“ 1920, 8.118.
Vgl. „ETZ* 1920, 8.541 u. 567.
Elektrotechnische Zeitschrät.
1920, Heft 31.
617
VEREINSNACHRICHTEN.
scharf genug betont hat. Er ist gezwungen,
2 Transformatoren zu verwenden, und wenn
es auch riehtig ist, daß man bei großen Loko-
motiven häufig in die Lage kommt, sowieso
zwei Transformatoren zu wählen, so gibt es
doch Fälle, in denen man vorzieht, einen
Transformator zu nehmen, der leichter ist als
2 Einheiten der gleichen Gesamtleistung. Ein
anderer Nachteil ist der, daß jeder Lokomo-
tivtransformator hochspannungsseitig für eine
größere Spannung bemessen werden muß als
für die halbe Oberleitungsspannung, denn, da
bei, Bremsung die Spannungen beider Ma-
schinen etwa um 90° gegeneinander ver-
schoben sind, so addieren sich die beiden
Vektoren geometrisch, und es ist nicht mehr
die) algebraische Summe der Transformator-
Einzelspannungen gleich der Netzspannung,
sondern größer. Interessant ist beider ganzen
Entwicklun der Kreuzschaltung, daß sie
tatsächlich in der inneren Wirkungsweise mit
der unter Nr. 3 behandelten AEG-Schaltung
ziemliche Ähnlichkeit besitzt und daß auch
bei ihr dieselben Vorteile und Nachteile
gegenüber den früheren Schaltungen auf-
treten.
Es ist noch hinzuweisen auf den Vorteil
der Stabilität verschiedener Bremsverfahren,
z. B. jenes nach Schaltung 3, denn es ist im
allgemeinen sehr wünschenswert, wenn die
Bremsung möglichst stabil ist, insofern als
man bei wachsender Geschwindigkeit des
Zuges unabhängig vom Führer ist. Wenn der
Führer nicht aufpaßt, so ist bei wachsendem
Gefälle ein Durchgehen der Maschine zu be-
fürchten, falls nicht auf jeder Bremsstufe die
Bremskraft selbsttätig mit der Fahrgeschwin-
digkeit zunimmt. Deshalb ist bei der Oerlikon-
Schaltung ein Durchgehen des Zuges nicht
ganz ausgeschlossen. Behn-Eschenburg be-
spricht auch diese Schwierigkeiten und sagt,
esist eine gewisse Geschicklichkeit des Führers
erforderlich, um sich der Lokomotivgeschwin-
digkeit jeweils anzupassen.
Herr Döry: Wenn man nach der Bedeu-
tung der Energierückgewinnung für Bahnen
fragt, so gelangt man zu dem Ergebnis, daß
dem Vorteil der Schonung der Bremsklötze
und Radbandagen und einem durchschnitt-
lich nur geringen Arbeitsgewinn, der über-
dies noch durch schwerere und größere Mo-
toren und durch zusätzliche Hilfseinriehtungen
für die Steuerung erkauft wird, betriebstech-
nisch nicht ungefährliche Bedenken gegen-
überstehen.
Einerseits ist die Sicherheit des Zuges
bei der Talfahrt der schlaffen Kupplungen
wegen gefährdet, anderseits unterliegen die
Kraftwerkmaschinen der Gefahr des Durch-
gehens.
Die en Ansicht des Herrn
Schenkel, daß die Energierückgewinnung die
Sicherheit des Zuges erhöht, ist deshalb mit
größter Vorsicht aufzunehmen.
Herr Wichert; Es ist vom Vortragenden
die Frage aufgeworfen worden, wie weit die
Geschwindigkeit betriebsmäßig erhöht werden
kann, wenn elektrische Bremsung eingeführt
wird. Der Anlaß zu der Geschwindigkeits-
begrenzung durch die Betriebsvorschriften ist
offenbar die betriebstechnische Notwendig-
keit, bei jedem Gefälle einen er Bremsweg
nicht zu überschreiten. nfolgedessen sind
die zugelassenen _Geschwindigkeiten bei
größerem Gefälle kleiner. Der Bremsweg
hängt ab außer von dem Gefälle von dem
Verhältnis des gebremsten Gewichtes zum
Gesamtgewicht des Zuges, das bei Güterzügen
meist nicht gleich 1 ist. Daher ihre kleineren
Geschwindigkeiten auch beim Bergabfahren.
Zum gebremsten Zuggewicht gehört das Ge-
wicht der Lokomotive auf jeden Fall, ob sie
elektrisch gebremst ist oder nicht, denn die
Lokomotive hat immer Luftdruckbremsung.
Es ist also nicht einzusehen, wieso durch elek-
trische Bremsung der Lokomotive die be-
triebsmäßige Geschwindigkeit der Güterzüge
erhöht werden soll. Daß dies nicht der Fall
ist, darauf deutet auch eine Mitteilung von
Mauduit von der französischen Studienkom-
mission über die italienischen Bahnen. Dort
wird mit den Güterzügen im Gefälle meines
Wissens nicht mit 50 km/h gefahren, die vom
Vortragenden erwähnte Fahrt scheint mir
eine Renommierfahrt gewesen zu sein. Außer-
dem ist bei Güterzügen der Nutzen der Rück-
gewinnung nach diesem Bericht gering, und
zwar, weil trotz der außerordentlich großen
Stabilität des Drehstrom - Asynchronmotors
der Führer nicht imstande ist, den Zug so in
der Hand zu behalten, wie dies notwendig ist,
wenn nämlich das Kraftwerk die rückgelieferte
Energie nicht mehr aufnehmen kann und
die Frequenz dadurch, daß die Umschal-
tungen, die dann nötig sind, nichtfunktionieren,
heraufgeht. Die Folge davon ist, daß prak-
tisch im Betriebe die Handbremsen trotz der
Rückgewinnung immer leicht angezogen wer-
den müssen.
Ich möchte aber darauf hinweisen, daß
ein Nutzen der elektrischen Bremsung noch
nicht erwähnt ist und nicht unterschätzt wer-
den darf, das ist die Fernhaltung des Brems-
staubes von der Lokomotive selbst. Bei den
Wechselstromlokomotiven ist in erhöhtem
Maßessehr starke Lüftung aller Ausrüstungs-
teile,nötig, und wir saugen deshalb, ohne es
vollständig verhindern zu können, auch
frischen Bremsstaub mit in die Lokomotive,
und,dieser ist außerordentlich schädlich, in-
dem er die Leitfähigkeit der Kriechwege er-
höht und dadurch Störungen und Beschädi-
gungen „der Ausrüstungsteile herbeiführen
kann. Die Fernhaltung des Bremsstaubes ist
von Nutzen vor allem bei Bergbahnen, bei
welchen die jährliche Bremsstauberzeugung
auf verhältnismäßig kurzen Strecken nach
Tonnen zu bemessen ist.
Herr Adler: Die Möglichkeit, durch die
vom Vortragenden und Herrn Dr. Monath
ersonnenen Schaltungen den Leistungsfaktor
der Triebmotoren bei der Stromrücklieferung
auf 1 zu erhöhen, stellt zweifellos einen be-
merkenswerten Erfolg dar. Doch hat die
Leistungsfaktorfrage auch andere Seiten, die
man besser überblickt, wenn man sich über
die Bedeutung des Begriffes Leistungsfaktor
im generatorischen Betriebe Rechenschaft gibt.
Im motorischen Betriebe wird dem Netz
Wirkstrom und Blindstrom entnommen. Im
generatorischen Betrieb bei unkompensierter
Maschine — wie er bei Drehstrombahnen vor-
kommt — wird Wirkstrom rückgeliefert und
Blindstrom entnommen. ‘Im generatorischen
Betrieb der vom Vortragenden beschriebenen
kompensierten Maschine wird Wirkstrom rück-
geliefert und Blindstrom weder aufgenommen
noch rückgeliefert.
Durch den Übergang vom motorischen
zum generatorischen Betrieb wird unter allen
Umständen die Wirkbelastung des Netzes
vermindert. Hingegen bleibt die Blindbe-
lastung bei der unkompensierten Maschine
ungeändert. Die Folge ist eine wesentliche
Verschlechterung des Netzleistungsfaktors.
Bei der kompensierten Maschine tritt eine
Verminderung der Blindbelastung ein, und
das ist der große Vorteil der Kompensation.
Der Netzleistungsfaktor braucht jedoch nicht
wesentlich verbessert zu werden. Ist der Netz-
leistungsfaktor im motorischen Betrieb 0,7
und der Motorleistungsfaktor gleichfalls 0,7
und wird angenommen, daß die Generator-
leistung gleich der Mae ae ist, so bleibt
der Netzleistungsfaktor ungeändert. b
Wenn eine Maschine vom motorischen
zum generatorischen Betrieb übergeht, so
kehrt sich die Richtung des Spannungsabfalls
um, der von der Wirkkomponente erzeugt
wird, d. h. es wird eine Spannungserhöhung
hervorgerufen. Bei der unkompensierten
Maschine bleibt der Spannungsabfall der
Blindkomponente bestehen. Die Folge ist,
daß bei der kompensierten Maschine die Span-
nungsschwankungen noch größer sind als bei
der unkompensierten. Das kann für den An-
schluß anderer Stromverbraucher, Wagenbe-
leuchtung usw., von Bedeutung sein.
- Ich mache ferner darauf aufmerksam, daß
man für einen allmählichen Übergang vom
moto;ischen Betrieb zum _generatorischen
sorgen muß, wenn dieser durch Steuervorrich-
tungen hervorgerufen wird. Wenn sich die
Energierichtung in einem Getriebe umkehrt,
z. B. der Zahndruck in einem Vorgelege sich
umdreht, so ist der doppelte tote Ga0g des
Getriebes zu durchschreiten. Das kann Stöße
auslösen, wie sie .bei elektromotorischen An-
trieben mit plötzlicher Bremsung durch Strom-
rücklieferung mehrfach beobachtet wurden.
Der Vortragende hat auf die Erfolge der
Rücklieferung bei den italienischen »taats-
bahnen hıngewiesen. Es verdient hervorge-
hoben zu werden, daß die wirtschaftlichen
Erfolge erreicht worden sind, obwohl es bei
einigen Linien notwendig war, ‚Wasserwider-
stände zur Vernichtung der überschüssigen
rückgelieferten Energie vorzusehen. Auch
hat man dort und an anderen Tunnelstrecken
von Drehstrombahnen einen Nebenvorteil der
Stromrücklieferung _ herausgefunden. Die
Bremsenergie wird nicht in Wärme verwandelt,
die Luft im Tunnel wird nicht durch sie er-
wärmt. i
Herr Monath: Der Vorredner hat die
Spannungsschwankungen erwähnt, die durch
618
1
das abwechselnde Arbeiten als Motor und
Generator in die Leitung hineinkommen und
die naturgemäß größer werden als ohne Nutz-
bremsung; .aas ist soweit richtig, aber erstens
sind bei Einphasen-Wechselstrom -Fahrzeugen
diese Spannungsschwankungen nıcht so ge-
fährlich, und dann muß betont werden, und
das hat der Herr Vortragende auch sehr klar
etan, daß vie Nutzbremsung nicht für jede
nlage von Vorteil sein wird. Wir dürfen
nicht an die gegenwärtigen Verhältnisse denken,
wo einige wenige Vollbahnlokomotiven auf
einigen wenigen Strecken laufen, sondern wir
müssen die Zukunft im Auge haben, wo vor-
aussichtlich hunderte von Fahrzeugen auf
zablreichen un*ereinander verbundenen
Strecken sein werden. Dann werden natür-
lıch die Spannungsschwankungen nicht diese
Bedeutung haben, da die Netze an sich, die
Unterstationen und Zentralen viel leistungs-
fähiger sind. y
Herr Schenkele Ich möchte noch ein
kurzes Schlußwort sagen und auf die Anfragen
erwidern. Was zunächst die Ausführung von
Rückgewinnungsversuchen auf den Gebirgs-
bahnstrecken Lauban-Königszelt in Schlesien
anlangt, möchte ich mitteilen, daß diese Ver-
suche tatsächlich noch nicht stattgefunden
haben, die erwähnten Berethnungen sind nur
die Vorbereitungen dazu, und ich habe sie
vorgebracht, weil mir andere Unterlagen nicht
zur Verfügung standen.
as die von mir erwähnte. sog. „Kreuz-
schaltung‘‘ angeht, so ist es richtig, daß die
Transformatoren mit einer höheren als der
halben Netzspannung beansprucht werden
und daß dies beim Entwurf der Schaltung be-
rücksichtigt werden muß. Davon rührt das
Mehrgewicht von etwa 5 t her; ohne diese
Eigenschaft würde die Schaltung überhaupt
kein Mehrgewicht haben, da Zusatzapparate
ganz fehlen.
Ich möchte zum Schluß bemerken, daß
ich den Hauptvorteil der Rückgewinnung in
der Verbesserung des Leistungsfaktors erblicke,
und daß es wohl rıchtiger ist, wenn nur solche
Schaltungen angewendet werden, die diesen
Leistungsfaktor zu erreichen gestaiten. Der
Leistungsfaktor der Einphasen - Bahnkraft-
werke bedarf dringend einer Heraufsetzung,
wodurch die Rentabilität der ganzen_Werke
erheblich steigen würde.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftsstelle: Berlin W.57, Potsdamer Str. 68.
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306.
Betr. Kommission für Porzellanisolatoren.
Von der Kommission für Porzellanisola-
toren sind Entwürfe zu Normen für Freilei-
tungsisolatoren, Stützer und Durchführungen
sowie zu Porzellanklemmen, Rollen und Tüllen
für Niederspannungsinstallationen in Innen-
räumen aufgestellt. Wir geben diese und die
dazugehörigen Erläuterungen und Prüfvor-
schriften nachstehend bekannt.
An den Arbeiten der Kommission waren
beteiligt die Herren Adler, Bay, Beschnitt,
Bundzus, Schnoes, Dettmar, Dönitz, Gröbler,
Hoffmann, Klingenberg (Vorsitzender), Lentz,
Lux, G. Meyer, Monath, Neßler, Schendell,
Schrader, Schrottke, Sprick, Thieme, Unbe-
hauen, Vogelsang, Weicker.
Die Entwürfe sollen der Jahresversamm-
lung in Hannover zur Beschlußfassung vor-
gelegt werden. Äußerungen hierzu sind bis zum
20. August an unsere Geschäftsstelle zu richten.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
Dr.-:S$ng. G. Dettmar.
Entwurf zu
Normen und Prüfvorschriften für Porzellan-
isolatoren.
A. Freileitungsisolatoren.
la. Niederspannungsisolatoren bis 500 V.
lb. Schäkelisolator bis 500 V.
2. Hochspannungsisolatoren bis 35 kV.
Erläuterungen betreffend die Normung
von Freileitungsisolatoren.
B. Stützer und Durchführungen.
.1. Porzellanstützer Form S für Hoch-
spannungsleitungen.
2. Porzellandurchführungen Form D für
Hochspannungsleitungen.
3. Riffelung für Kittstellen an Porzellan-
isolatoren.
Erläuterungen betreffend die Normung von
Stützern und Durchführungen aus Porzellan
für Hochspannungsleitungen und Apparate.
A. Freileitungsisolatoren.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 31.
Abb. 1. Starkstrom-Nied erspannungsisolatoren bis 500 V
Werkstoff: Porzellan glasiert.
Das Gewinde wird nicht festgelegt.
Be-
Maße in mm
EL Netz-
a Spannung DTD,
(76)| (40)
N1 | bis 500 V | 80 | 42
(84)| (44)
(91)| (48)
N2 |» » .»| | 50
(99)| (52)
(20)
21
(22)| (32)
(23)
24
(25)
(23) (40)
Die eingeklammerten Zahlen gelten
als Grenzmaße.
! (105)
bug ee HMO
(1 ”
FURBEn
Abb. 3. Schäkelisolatoren bis 500 Volt Netzspannung. _
Die eingeklammerten Zahlen gelten
als Grenzmaße.
Werkstoff: Porzellan, glasiert.
er 155
FR
I =
Sphnt im
-165
Abb, 4. Bügel zum Schäkelisolator (600 kg Leitungszug)
Abb. 2. Stützen zu Niederspannungsisolatoren Ni und N2.
Ay Ni N2
sungen gerade | geb. gerade | geb.
P=ke 130 | 500 | 590 | 100 | 70 | 280 60
e 100 | 100 | 100 | — 95 gasle ==
g 5|15|15| — 8 | 100 | —
Rh 45 | ‚65 5| — 45 DON
d 19 19 19 19_ 16 16 16
d; — 21 21l| — — 16| —
dy 26 43 21 — 22 34| —
da 16 22 23 I — 13 19]
a — = u 120 | — — | 105
b — — —. | 109 |’ — — | 103
c _ = — 95| — — 73
Gewinde dj" Mg“ 14 =: Yg ag" Belt
C. Vorschriften für die Prüfung
von Porzellanisolatoren bis 35 kV.
D. Isolatoren in Niederspannungs-
installationen in Innenräumen.
1. Porzellanklemmen.
2. Porzellanrollen. 1
3. Porzellantüllen.
Erläuterungen betreffend dieNormung von
Isolatoren - in Niederspannungsinstallationen
in Innenräumen.
A. Freileitungsisolatoren.
Erläuterungen betreffend die Normung von
Freileitungsisolatoren.
Allgemeines.
Als Grundsatz für die Normung von
Freileitungsisolatoren gilt, daß schon äußerlich
durch die Formgebung der Isolatoren zum
Ausdruck zu bringen ist, ob es sich um Stark-
oder Schwachstromisolatoren handelt.
-Von einer Normung der Schwach-
stromisolatoren (für Fernmelde- und Signal-
anlagen) soll abgesehen werden, da hierfür
in;erster Reihe die Reichspostmodelle in Be-
tracht kommen.
Von Starkstromisolatoren sind für Nieder-
spannungszwecke Jlausschließlich RTI-Isola-
toren (neue Bezeichnungsweise N 1 u. 2), für
Hochspannungszwecke ausschließlich Drei-
mantelisolatoren (neue Bezeichnungsweise H 6
bis 35) vorgesehen.
Außer ‚den Isolatoren sollen auch die
dazugehörigen Stützen genormt werden.
X 1. Starkstrom-
Niederspannungsisolatoren.
ER
DER An Er nn
wer
’
N
Hierfür sind ausschließlich die beiden.
Rillen-Tellerisolatoren RTI 85 (neue Bezeich-
nungsweise N 1) und RTI 95 (neue Bezeich-
nungsweise N 2) vorgesehen, und zwar der
erstere für Leitungsquerschnitte bis 35 mm?, der
£
I
letztere für alle übrigen Querschnitte. Andere
Isolatorgrößen der RTI-Type als die vorge-
nannten ‚fallen vollkommen weg. Ebenso sind
alle Krückenisolatoren ausgeschieden.
.. „Die zu normenden Isolatoren N 1 und N 2
sind auf vorstehender Zeichnung Abb. 1 dar-
gestellt. Die Stützenlöcher der Isolatoren sind
so gewählt, daß sie zu den stärksten der zu
normenden Stützen passen. Die Stützen selbst
sind in Abb. 2 zusammengestellt. Hierzu ist
im einzelnen folgendes zu bemerken: £
., Für, jeden, Isolator ist eine gerade Trag- u:
stütze, eine verstärkte Stütze für kleine
Winkelzüge| sowie.eine gebogene Stütze mit
Holzgewinde_ vorgesehen. Stützen mit Stein-
schrauben fallen vollkommen weg, da,ebenso-
gut Stützen mit, Holzgewinde einzementiert
werden können und überdies:-billiger sind.
f Für die gewählten Stützenabmessungen
waren folgende Gesichtspunkte Dielgskeuä
Für die geraden Stützen sind die gleichen Ab.
E
7a
Ä
| , 5. August 1920.
P2
D——— |
WW bezw. Sr
Abb. 5.
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 3i.
Hochspannungsisolatoren bis 35000 Volt.
Werkstoff: Porzellan glasiert.
819
messungen wie bisher üblich beibehalten
worden. Für die gebogenen Stützen wurde
die gleiche Eisenstärke wie für 'Tragstützen
ONITUrT
o
N
16 % 7362)
.
VEDSSP:
\
a N jr
N (Era | _
N
IS 41151038
nu
Die innere Durchbildung der Isolatoren, ob ein- oder mehrteilig, die Verbindung der Einzelteile
und das Gewinde wird nicht festgelegt.
Te
A ne Netzspannung Sr En ons =. -
zeichnung | D Dı | DU), 2%) H h d dı I R
B "| |
(114) | (1) |, Co) | (en | 20 | (6 | @65) | @95) | (48) | (85)
H6 500 bis 6000 V 120 95 65 70 130 70 SPA 50 9
(126) | (0) | (6 | (3) | (186) | (73) | (95) | (25) | 69 | (9,5)
cı29) | (105) | (61) | (m) | ass) | (8) | (@65) | (89,5) | (63) | (85)
H 10 lo 15 1 10.1 70= 80) 145.2 1.298. |. 31 | 56 | 29
aan) | (18) | (3) | &9 |. (152) | &6) | @9,5) | (8235) | 6 (95)
; (143) | (11a) | (6) | (76) | (157) | (91) | (26,5) | (29,5) | (57) (8,5)
Mb = 15000 „| 180- | 106 | 70.1 80 | 166 | 05 | 98 | 31 | 60 |. 9
(157) | (126) (73) (84) (173) (99) (29,5) (32,5) (63) (9,5)
cısı) | (148) - (91). | (209) | 31) | @6,5) | (80,5) | (62) | (9,5)
H25 „ 25000 „| 190 155 95 220 137 28 32 65 10
(199) (162 (99) (231) (143 (29,5) | (33,5) | (68) (10,5)
(238) | (186) (110) | (281) | (181) | (86) (41) (91) | (9,5)
H 35 „ 35000 „| 250 195 115 295 199 38 43 95 10
S ; B (262) (204) (120) | (309) (199) (40) (45) | (99) | (10,5)
Die eingeklammerten Zahlen gelten als Grenzmaße. =
1) Maße D; gelten für einteilige Ausführung.
2,.Maße D,’ gelten für zweiteilige Ausführung.
HS
{ HM
N
N}
Mn nn m
AN UUN
Abb. 6. Stützen zu Hochspannungsisolatoren H 6 bis H 35-
I Stützen- Gerade Stützen Gebogene Stützen
” abmessungen I | u
e3
IR fd
Teolatortype': H6 10bis13)10bis25 Bor 6 | Mb | 3 6 |10bis15) 10bis15| 25
Ev : ——, m —
Material. ; Flußeisen Flußeisen Ken Flußeisen Flußeisen
Bruchlast») 83 | M8 250 | 485 | 1045| 616 |1416 | 2120 | 1810 |2340| 252) 302 246 | 246
SL 60 60 60 50 95: 95 80) 100 65 | 110] 120), 120 120° | 120
b . 150| 190 250 | 325 | 150| 250 | 250|. 250 | 3235| 325| 150) 190 250 | 250
c 100| 100 100 | 120 | 1385| 135 | ı60| 180 | 165| 200|320) 320 320 | 360
d 2|. 2 Bee all 5 2 2 5 12
d, — — _ _ 5 2838| 238 98 | 34| 37| 501 60 125 80
d; 40 40 | 50 40 | 60) 60 | 70 ‚9 105, 150 125 | 185
d 2A N. Ten jr Igel age) ae Igel mar ya) | 0 8 4 .| 45
En: I u Kr 65 | 65 o| oo = 5» | 1
2 a Ta ST N aa Ba N 15 | 90
€
Die Länge des Gewindeschaftes
n.
endeten Flußstahls muß mindestens
Zug beansprucht (Eckpunkte),
bei geraden Stützen ist nötigenfalls der Traversenausbildung
entsprechend zu ändern.
1) Nicht geerdete Konsole (ohne Rücksicht auf Vogelschutz).
») Beginn der Deformatio
3) Die Festigkeit des verw
% Wird das Gewinde auf | h
durchgehender Bolzen mit Gewinde, Unterlageisen und
6000 kg betragen.
so müssen bei ee
Mutter vorgesehen werden.
Stützen an Stelle des Gewindes
40 2077, 50
Abb. 7.
gewählt, da deren Festigkeit für den größten
vorgesehenen Querschnitt von 35 mm? (Iso-
latoren N 1),bzw. 150 mm? (Isolatoren N 2)
erfahrungsgemäß ausreicht.
Die konischen Stützen sind für Winkel-
züge bestimmt, deren Größe sich je nach dem
Leitungsquerschnitt und Leitungszug ändert.
Außerdem ist’für größere Winkelabweichungen
und für Abspannzwecke allgemein der Schäkel-
isolator mit zugehörigem Bügel nach Abb. 3
und 4 bestimmt, sofern nicht Stützisolatoren
mit verstärkter Stütze genügen.
2. Starkstrom-
Hochspannungsisolatoren.
> Als solche sind ausschließlich Dreimantel-
isolatoren vorgesehen. Entsprechend den ge-
normten Betriebsspannungen elektrischer An-
lagen wurden die folgenden Isolatoren-
größen gewählt, wobei u. a. die statistischen
Unterlagen der Porzellanfabrik Hermsdorf A.G.
über die erfahrungsgemäß für eine bestimmte
Betriebsspannung meist gewählten Isolatoren-
größen zugrunde gelegt wurden. Demzufolge
würden die zusammengestellten Isolatorgrößen
in. Betracht kommen:
für 500-- 6000 V Betriebsspannung
H 6 (I 1382)
über 6000-10 000 ‚, Betriebsspannung
H 10 (I 1383)
10 000--15 000 ‚, Betriebsspannung
H 15 (I 1384)
15 000=-25 000 ‚, Betriebsspannung
H 25 (I 1387)
25 000--35 000 ‚„,„ Betriebsspannung
H 35 (I 1391)
Welche Sicherheit gegen Überschlag bei
Regen die einzelnen Isolatoren bieten, geht aus
Abb. 7 hervor.
Die Kopfrille (Scheitelrille) soll bei allen
Isolatoren sweggelassen werden, da diese für
die Leitungsverlegung wenig benutzt wird und
durch ihren Fortfall eine gleiehmäßigere Wand-
stärke des Isolatorkopfes erzielt wird.
Für die Halsrille sind die folgenden Durch-
messer zugrunde gelegt:
Für H 6 bs H 15 = 17 mm
‘0 H 25 und H 35 —:20
Die Frage, in welcher Weise die innere
2
2}
LE}
”
Durehbildung der Isolatoren zu erfolgen hat,
kann zurzeit noch nicht durch Normun en
en
gelegt werden, sondern muß, um auc
technischen Fortschritt nicht zu hemmen, den
einzelnen ausführenden Porzellanfabriken über-
lassen bleiben.
Bei zusammengekitteten Isolatoren sind
Maßnahmen vorzusehen, die das Entstehen
von Rißbildungen auch nach längerer Betriebs-
zeit ausschließen; insbesondere sind die Kitt-
flächen kalottenförmig auszubilden, scharfe
Biegungen, Krümmungen und Kanten sind
zu vermeiden, auf Ausbildung der Kittschicht
und Wahl des Kittmittels ist besondere Sorg-
falt zu legen.
Für die Stützenlöcher sind die in Abb. 6
dargestellten Stützen zugrunde gelegt.
Für die Normalisierung der Stützen selbst
waren folgende Gesichtspunkte maßgebend:
Für die verschiedenen Isolatorengrößen
sollen möglichst wenig verschiedeneFormen von
Isolatorenstützen benötigt werden. Von diesem
Gesichtspunkte wurde die Stützenlochweite der
Isolatoren so gewählt, daß für alle Isolatoren-
größen, die für mittlere Verteilungsspannungen
in Betracht kommen (H 10 bis H 25), die glei-
chen Stützen verwendbar sind.
820
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 31.
Bezüglich der Stützenlänge mußte bei
Isolatoren über 6000 V Rücksicht auf Vogel-
störungen genommen werden, indem als Min-
destabstand zwischen Leitung und Traverse
ein solcher von etwa 250 mm zugrunde zu legen
war. Für kleinere Isolatoren (H 6) ist die
Rücksichtnahme nicht erforderlich, da unter-
halb 6000 V Betriebsspannung das Stehen-
bleiben eines Erdungslichtbogens nicht zu be-
fürchten ist. Für höhere Betriebsspannungen
(H10 bis H25) sind jeweilig Stützen mit
2 verschiedenen Längen vorgesehen, in der
Annahme, daß die kurzen bzw. flach gebogenen
Stützen in Anlagen mit ungeerdeten Konsolen
Verwendung finden könnten, bei denen die
Gefahr für das Stehenbleiben eines Liehtbogens
Berineer als bei geerdeten Konsolen sein
ürfte.
Die Stärke der zylindrischen Stützen ist
so zu bemessen, daß sie für die bei maximalem
Winddruck auftretenden Züge bei den ge-
bräuchlichen Leitungsquerschnitten und Spann-
weiten ausreichen.
Die übrigen verstärkten Stützen stellen
Formen dar, diein der Praxis in großen Mengen
verwendet worden sind, wobei die stärkste
Stütze aus Flußeisen für starke Abweichungen
von der Geraden und die schwächeren ko-
nischen Stützen für mittlere Abweichungen vor-
B. Stützerund Durcehführungen.
Abb. 8. Porzellanstätzer Form S für Hochspannungs-
gesehen sind. Die stärksten aus Flußstahl her- leitungen.
Gr. a b (6 d dı ds da d, d; | de dr ds dy
Sl 41—-44 | 12 | 10 139--41| 59-—-62 | 55-58 | 39--41 137=-39| 50-53 | 43--46 | 10 5|25
Ss2 105—-109.| 15 | 13 |59--62| 78-83 | 76—-80 | 57-61 |57—-60| 66--70 | 63-68 | 20 | 16 | 42
Ss3 130—135| 15 | 14 [59-62 83--89 | 80-85 | 66-72 |157—-60|. 68-72 | 2-78 117/16 | 2
Ss4 185—-192| 18 | 16 |59-—-62| 83--94 | 85--90 | 76-82 |57-—-60| 76-81 | 84-90 | 14 | 1612
S5 245—-255| 20 | 18 |59-—-62| 95-101] 90-96 | 84-=-91 |57--60| 82-87 | 92-99 7120| 2
S1l | 41-44 | 12 | 10 |84--88|103—-109|101--106| 82--87 |82--86| 91--96 | 83--94 | 35 | 30 | 50
S22 |105--109, 15 | 13 [84--88) 103-109 /101--106| 82-37 |82--86| 91--96 | 88=-94 | 45 | 41 | 67
S33 1130--135| 15 | 14 184--88| 108--115/105-—-111| 91--98 |82--86| 93-98 | 97=-104| 42 | 41 | 67
S44 |185--192| 18 | 16 |84—-88 113—-129|110-—-116 | 101—-103 | 82-86 | 101-—-107 |109--116| 39 | 41 | 67
S55 1245--255| 20 | 18 |84--88| 120—-127|115--122| 109-117 |82--86 | 107-113 |117—-125| 32 | 45 | 67
Diese Flächen werden nicht glasiert!
Abweichungen vom Mittel sollen bei allen Maßen in gleichem Sinne erfolgen;
5. August 1920.
tungen in Innenräumen als auch für Hoch-
spannungsapparate und Transformatoren
gedacht. Die Verwendung eines einheitlichen
Isolators in allen Teilen der Anlage ist von
solcher Wichtigkeit, daß diesem Grundsatz
kleine Vorteile, die durch Verwendung von
Sonderformen an einzelnen Stellen erzielt :
werden könnten, geopfert werden müssen. Die
Stützer Abb.8 und die Durchführungen Abb. 9
sind soweit als möglich vereinheitlicht. So
sind die Kopfmaße bei beiden gleich. Auch
innerhalb derselben Isolatorart sind die Kopf-
maße bei allen Größen mit Ausnahme der
Größe 1 einheitlich! durchgeführt.
Die Durchmesser der Durchführungen in
der Mitte, und entsprechend die Fußmaße der
Stützer sind dagegen mit zunehmender Höhe
rößer gewählt aus Gründen.der elektrischen
Eoshrkeit >
als-durch, und zwar auch bei Anwendung des
dieksten Bolzens und ohne Füllmasse.
Die Spannungen, für welche die Isolatoren
verwendbar sind, werden von den in Neu-
bearbeitung befindlichen Richtlinien vorge-
schrieben werden. Die Abmessungen sind. aber
bereits den dort vorläufig festgelegten Grund-
maßen angepaßt. >
Bei den Stützern wurde von der früher
üblichen Einkittung eines Dübels innen in den
D Rei ı |i|k|n|n
59-62.) 12|7|71 68=-71 | 10 | 10 121021 4
83-—-88 | 16 |. 10 | 9 1139145 | 13 | 15 110 | 5
94--100| 18° | 12 | 12 |164—-170/ 14 | 15 |10 | 6
108—-114| 20 | 12 | 15 2233-231) 16 | 14 | 15 | 7
120--127| 20 | 12 | 16 |287—-297| 18 | 13 | 20 | 7
108—-114| 12 7 7| 68-71 |10/10|10| 4
108—-114| 16 | 10 | 9 1189--145| 13 | 15 |10 | 5
119—-126| 18 | 12 | 12 [164-=-170| 14 | 15 | 10 | 6
133—-140| 20 | 12. | 15 |223--231| 16 | 14115 | 7
145--153| 20 | 12 | 16 [|287--297| 18 | 13 |20 | 7
d. h. unterschreiten z. B. die Längenmaße das Mittel, sollen
auch die Durchmessermaße das Mittelunterschreiten. Die Kleinstmaße dürfen nicht unterschritten, die Größtmaße nicht überschritten werden
Riffelung nach-DI Norm.......... E
Bei endgültiger Festlegung
in Uebereinstimmung gebracht.
1) Nummer wird später festgelegt.
gestellten Stützen finden vorzugsweise für
Kreuzungen Verwendung.
In besonderen Prüfungsvorschriften wer-
den Bestimmungen über die an die Isolatoren zu-
stellenden Anforderungen in elektrischer, mecha-
nischer und thermischer Beziehung gegeben.
B. Stützerund Durchführungen.
Erläuterungen betreffend die Normung von
Stützern und Durchführungen aus Porzellan
für Hochspannungsleitungen und, -apparate.
Die genormten Stützer und Durchfüh-
rungen sollen Einheitsformen von. Isolatoren
für normale Innenräume geben, d.h. solche,
bei denen ein häufiges und
starkes Beschlagen der Isola-
toren, wie etwa in feuchten Kel-
lern, bei ausströmendem Dampf
und.dergl. nicht zu erwarten ist.
Die Formen sollen den ver-
schiedenen Anforderungen an
elektrische Güte, mechanische
Festigkeit, leichte Herstellbar-
keit und vielseitige Verwend-
barkeit nach Möglichkeit ge-
recht werden.
Die Isolatoren sind als
Baumaterial sowohl für Lei-
Abb 9. Porzellandurchführungen Form D für
Hochspannungsleitungen.
a b [0 d
je}
[|
d;
39-41
59--62
59-62
59-62
59-62
84-88
84-83
84-88
84-88
84-88
59--62
78-83
83-89
83-94
95-101, 90-96
103-109) 101-106
103--109| 101--106
108-115 105-111
113-120 110-116
120-127 115-122
41-44
105-109
130--135
1 50--52, 7
2
3
4 |185--192
5
1
60--62| 9
72-75
80-83
90--93
55-58
76-80
80--85
85-90
245-255
1 | 41-44 |50--52| 7
105--109|60--62| 9
130--135 |72--75
185--192| 80-83
245-255 90--93
— + — .:— Diese Flächen
werden nicht glasiert.
ds dy4 d; D e
59-6237
83-83
94--100
108-114
120--127
108-114 7
108-114
119--126
133-140
145--153
15--17
35-37
35-37
35-87
35-37
60--63
60-63
60--63
60--63
60-63
37-39
57-60
57-60
57-60
57-60
82--85
82-86
82--86
82-86
82--86
50--53
66--70
68--72
76-81
82--87
91-—-96
91--96
93-98
101—-107
107—113
Abweichungen vom Mittel sollen bei allen Maßen in gleichem Sinne erfolgen; d.h.
z.B. die Längenmaße das Mittel, sollen auch die Durchmessermaße das Mittel unterschreiten.
Die Kleinstmaße dürfen nicht unterschritten,
schritten werden.
Riffelung nach DI-Norm ....d)
ı) Nummer wird später festgelegt.
die
el h
10 | 4 132-—-140
13 | 5 |314--326
14 | 6 1376-391
16 | 7 |494—-513
13 | 7 1624-649
10 | 4 |132—-140
13| 5 1314-326
14| 6 1376-391
16 | 7 1494-513
187 624-649
unterschreiten
Größtmaße nicht über-
der Normenblätter werden die jetzt teilweise verschiedenen Maßbenennungen bei Stützern und Durchführungen
Schnitt a-b
) ET
Abb. 10. Riffelung für Kittstellen.
Fuß gänzlich abgesehen, da sich diese Anord-
nung nicht bewährt hat. Die Porzellanform ist
daher für Einkitten in einen Teller gedacht.
An den Köpfen ist die Form so gewählt,
daß die Isolatoren, insbesondere die Durch--
führungen, sowohl mit aufgesetzter Kappe als
ohne solche Verwendung finden können. Eine
genügende Haltbarkeit der Kittung ist durch
Unterschneidun
der Glasur gesichert.
...Die Kittstelle an Fuß und Flansch ist
mit'Riffelung versehen, weil diese selbst in
glasiertem Zustand sichere Kittung ermöglicht.
An den Durchführungen sind die Kitt-
stellen zwecks Verschiebung in der Ausrichtung
reichlich lang gewählt. as gute Aussehen
bleibt auch bei vorstehender Riffelung (Abb. 10)
gewahrt.
Wegen der sehr verschiedenen mechani-
schen Beanspruchungen, die in elektrischen .
Hochspannungsanlagen vorkommen, wurden
Die Durchführungen schlagen früher über
der Köpfe und Fortlasen
f
,%
Bär
WR
1
B
je:
1?
5. August 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Heit 31.
621
zwei Formen verschiedenen Durchmessers ge-
normt.
Extreme Beanspruchungen bedürfen aber
besonderer Vorkehrungen.
C. Vorsehriften für Prüfung von Porzellan-
isolatoren bis 35 KV.
Bei Lieferung von Porzellanisolatoren nach
den Normen des VDE entfallen Abnahme-
prüfungen. Porzellanisolatoren, die aus Fer-
tigungen stammen, von denen Stichproben die
nachstehenden Materialprüfungen nicht be-
standen haben, entsprechen nicht den Normen
des VDE.
Die Prüfung unter Regen ist sowohl bei
Freileitungsisolatoren als auch bei Wand-
durchführungen entbehrlich, weil durch Nor-
uns Type und Betriebsspannung festgelegt
sind.
I. Materialprüfungen.
1. Elektrische Prüfung.
Die Porzellanfabriken haben an Stich-
roben, deren Umfang ihrem Ermessen über-
assen bleibt, dauernde Erhaltung gleichmäßiger
Güte des Porzellans an Hand von Durchschlags-
Ben unter Öl zu überwachen. Zu diesen
rüfungen werden zweckmäßig Freileitungs-
Stützisolatoren benutzt. Dabei sind die bei
der Prüfung im Wasserbade (II 2) mit Wasser
in Berührung gebrachten Flächen mit leitendem
Überzuge zu versehen. Die Prüfspannung
soll, mit 70% der Überschlagspannung in Luft
beginnend, alle 5 Sek. um je etwa 5000 V
bis zum Durchschlage gesteigert werden. Als
Regel soll gelten, daß die mittlere Durchschlag-
spannung unter Öl mindestens das 1,3-fache
der Überschlagspannung in Luft des ganzen
Isolators oder des geprüften Teiles sein soll.
2. Wärmeprüfung.
Die Porzellanfabriken haben Stichproben
jeder Fertigung, deren Umfang ihrem Er-
messen überlassen bleibt, einer Wärmeprüfung
zu unterziehen. Die Prüfstücke werden dabei
mindestens dreimal hintereinander abwech-
selnd in Wasser von 75° und 15° getaucht,
wobei die Eintauchdauer ausreichen muß,
um völliges Durchwärmen und Abkühlen der
Stücke zu gewährleisten. Hiernach dürfen die
Prüfstücke keinerlei Veränderung zeigen
(Glasurrisse, Sprünge usw.). Sie müssen auch
die elektrische Prüfung unter II 2 aushalten.
3. Mechanische Prüfung.
Die Porzellanfabriken haben Stichproben
jeder Fertigung, deren Umfang ihrem Er-
messen überlassen bleibt, einer Prüfung auf
ausreichende mechanische Festigkeit zu unter-
ziehen. Dabeisind in Freileitung- Stützisolatoren
die Stützen einzukitten. Das Zugseil ist in
die Halsrille des Isolators einzulegen, der Zug
soll senkrecht zur Isolatorachse wirken. Bruch
darf erst bei den in folgender Zahlentafel ge-
gebenen Belastungen eintreten.
ng EM And ERELOE
e sammen-
Isolator Be eekilies Beledlert
kg kg
H6 ‘1300 1000
H 10 1500 1500
H15 1700 1700
H25 2100 1800
H35 2300 1900
Bei Belastung mit zwei Dritteln der
Mindestbruchlast dürfen Beschädigungen, die
die elektrische Festigkeit des Isolators beein-
flussen, nicht auftreten.
Il. Stückprüfungen.
l. Prüfung der Abmessungen und der
Oberflächenbeschaffenheit.
Die Isolatoren sind auf Einhalten der
durch die :Normen vorgeschriebenen Ab-
messungen und Form zu prüfen. Sie dürfen
keine Brandrisse aufweisen. Bei Freileitungs-
isolatoren darf das Stützenlochgewinde keine,
seinen Gebrauch beeinträchtigenden Mängel
zeigen. Die Oberfläche der Isolatoren soll
zusammenhängende Glasur aufweisen. Ver-
einzelte Fehler sind zulässig, wenn ihre Ge-
samtfläche 1 cm? nicht überschreitet.
2. Elektrische Prüfung.
Porzellanisolatoren sowie Einzelteile ge-
kitteter Isolatoren sind 15,Min lang mit einer
bis zu 5% unter der Überschlagspannung
liegenden Spannung ohne Unterbrechung zu
‘ prüfen. Erfolgen bei der Prüfung Durchschläge,
so zählt im allgemeinen die Prüfzeit erst vom
letzten Durchschlag ab. Trat ein Durchschlag
erst nach 12 Min. ein, so gilt die Prüfung
als abgeschlossen, wenn in den nächsten
10 Min. kein neuer Durchschlag erfolgt. Als
Überschlagspannung gilt die Spannung, bei
der Überschläge in kurzer Folge, etwa alle
3. Sek an verschiedenen Isolatoren auftreten.
Mit Ausnahme der Durchführungsisola-
toren Reihe I bis V und der Stützer Reihe 0
werden alle übrigen Isolatoren im Wasserbade
geprüft.
Freileitung- Stützisolatoren oderihre
Einzelteile sind bis über die Halsrille und bei
Innenteilen bis zum Kittrande ins Wasser zu
tauchen. Die Innenräume sind bis zum Kitt-
rande oder bis zum Gewindeende des Stützen-
loches mit Wasser zu füllen. Bei gekitteten
Isolatoren hat an 10% der fertig zusammen-
gesetzten Isolatoren, mindestens jedoch an
50 Stück, eine Nachprüfung nach vorstehenden
Bedingungen stattzufinden. Erfolgen beifdieser
Prüfung Durchschläge, so ist die ganze Ferti-
gung dieser Nachprüfung zu unterziehen.
Stützisolatoren für Innenräume
(Stützer) der Reihe I bis V werden bei der Prü-
fungigemäß,Abb. 11 bis zum Wulst ins Wasser
Abb. 11.
gestellt und bis etwa %, der Höhe des Innen-
raumes mit Wasser gefüllt. ww
Stützisolatoren der Reihe 0 werden gemäß
Abb. 12 mit dem Kopfe auf eine leitende Platte
gestellt und ohne Wasserfüllung geprüft.
Abb. 12.
= Die Prüfung hat mit folgenden Spannungen
zu erfolgen:
Per ER Prüfspannun
WARS 1
f er 20
“3 BEL} 25
7 er FII 30
® Il 35
k III&a ä 40]
IV 45.)
V 55
Durehführungsisolatoren werden auf
Metallstäbe, die zur Bohrung passen, gesteckt;
um die Fassungsstellen werden$Kettenzoder
D. Isolatoren für Niederspannungs-
installationen.
Abb. 15. Dreiteilige
Porzellanklemmen.
Abb. 14. Zweiteilige
Porzellanklemmen.
Abb i6. Porzellanrolle.
NT:
laldölelalje|/|rı)|r|rs|r
>4| Sollmag 24/24 lıslazlız| sl3 la 15
>| „.|80130| 7|16|28|2010| 4 12,515
96 4 36 36 8 21 32 24|12| 53,5 |1,5
| . . Jalalıol|ar|ssiasiıı 6 [a |15
b)
Toleranz n. oben u. unten je 0,5 mm für a,b, c, rı
Erläuterungen betreffend die Normung von
Isolatoren für Niederspannungsinstallationen
in Innenräumen.
Genormt wurden Porzellanklemmen, Rol-
len und Tüllen für Niederspannungsinstal-
lationen in Innenräumen, während Wand-
durchführungen, Pfeifen und Ständereinfüh-
rungen zunächst außerhalb der Normung
gelassen wurden, da es sich in diesem
Falle um Porzellane handelt, die im Freien
Abb.
Metallbänder geschlungen (Abb. 13). Die Prü-
fung erfolgt mit folgenden Spannungen:
Reihe PEUED BanBE
I 35
II 40
III 45
IEL& 50
IV 55
V 60
13-
gebraucht werden, also immerhin anderen
Bedingungen Genüge leisten müssen als Por-
zellane für Innenräume. Die Porzellane für
Installationen im Freien sollen später gesondert
behandelt werden.
. 1.Porzellanklemmen(Abb. 14u. 15) wurden
als zwei und dreiteilige festgelegt. Es ist hierbei
darauf Rücksicht genommen, daß beide Klem-
men mit ein und derselben Sorte Schrauben be-
festigt werden können, um dem Monteur ein
622
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Abb. 17. Geschlossene Mantelrolle für einzukittenden,
Heit 31.
5. August 1920.
#
Abb. 18. Offene Mantelrolle mit Schraubenbefestigung,
Gewindestift, Type GM. Type OM.
Nr. lald|elale|/ i k|l|mın|o nr |ro|ra|ra|rs| re | v2 | v8
GM24 | Sollmag |a0 2424| 7| s/ıs/alıg/aalıs, 7 32/14|a8| 15 20 ızlaı 3 15/1512
GM „ 54 | 32 30| 7) 8|16|28 23/30122/1025/18)55|3 127/21/30) 4 |3 3 8,d
GM 56 3 61/42|36| 8/10|20|32|26 |35125/12/27 21)60,3 |32/26|136|15|3 |25|4
GM97 5 76 \52|42\10/12|27|38|34!36 833) 13 |36 |21]70|4 |s8/30|a1l6 la |2 |A
Toleranz nach oben und unten je 0,5 mm.
Nr. | Ka 2a al Iim|n|o p|rı\ra|rs|rs|rs| v6 | 77 | rs | 7
— >
OM 24 |Sollmaß|40 |24|24| 7111/15 2 19[24|28| 7/22|14 4315| 8|20/17/21/)3 1,5152 |1,5
OM 23 3 54|32|30| 7/13|16 28 23/30|33110125|18/53 16110 27/22|130\)4|3 |3 13,5|3
OM 236 ns 64 |42 | 36 3 13 |20 32 26 | 35 12|27|21|60/20|12 32/26 |136|5|8 12514 |3
OM 27 5 76 | 52 | 42 |10| 16 |27 38 34 |36|45 |13 | 36 | 21 |70|23|14|38 |30)41|6 | 4 4 4
Toleranz a oben und unten je 0,5 mm.
leichteres Arbeiten zu gewährleisten. Die Be-
fen in beiden Klemmen sind
so gewählt, daß die schwächsten Drahtstärken
gut festgehalten werden können.
9. DiePorzellanrollen (Abb.16) sind in 4
verschiedene Größen und zwar den Nummern 24,
25, 26 und 27 genormt worden. Die Nummern
wurden beibehalten, weil sie innerhalb der
Installateurkreise allgemein eingebürgert sind
und man glaubte, daß eine Änderung dieser
üblichen Bezeichnung sich einmal schwer
einführen ließe und dann zu großen Irrtümern
Veranlassung geben könne. Soviel bekannt,
werden die entsprechenden Größen bei allen
in Frage kommenden Firmen unter diesen
Bezeichnungen gehandelt und verwendet. Es
wurden nur die 4 Größen gewählt, da diese für
alle in Frage kommenden Installationen aus-
reichen. Von einer balligen Form des Kopfes
wurde deshalb Abstand genommen, weil diese
Rollen vielfach als isolierende Unterlagen für
Sehaltbretter usw. Verwendung finden.
Mantelrollen(Abb.17u. 18) wurden in zwei
Ausführungen genormt und zwar als „geschlos-
sene Mantelrollen für’einzukittende Gewinde-
stifte‘ und als „offene Mantelrollen für Schrau-
benbefestigung‘“. Sie wurden ebenfalls in 4 Grö-
Ben ‚entsprechend deneinfachenRollen ‚festgelegt
underhalten dieselbenNummern wiedieeinfachen
Rollen nur mit der Vorbezeichnung GM bzw.
OM, je nachdem, obes sich um geschlossene Man-
ee für einzukittende Gewindestifte oder
offene für Schraubenbefestigung handelt. Der
einzige Unterschied der beiden Typen ist der,
daß die einen eine durchgehende Öffnung zur
Aufnahme des Schraubenbolzens erhalten, die
anderen eine Vertiefung zur Aufnahme des
einzukittenden Gewindestiftes. Äußerlich sind
die Mantelrollen gleich, mit Ausnahme der
Teile, wo Veränderungen infolge der verschie-
denen Befestigungsart notwendig wurden. Ins-
besondere sei hervorgehoben, daß die Mantel-
rollen mit gewölbtem Mantel ausgestattet
wurden, um ein Abtropfen ev. Wassers oder
sonstiger Niederschläge zu ermöglichen, ohne
daß die abtropfende Feuchtigkeit den Draht
berührt.
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.)
W. Meng. Amisdulned- 2 Jesist Herr
Baurat Walter Meng von der Leitung der
städtischen Elektrizitätswerke in Dresden zu-
rückgetreten, die er seit 1894 als Oberinge-
nieur und seit 1905 als Direktor geleitet hat.
LITERATUR
Besprechungen.
Englands Handelskrieg und die Che-
mische Industrie. Von Prof. Dr. Hesse
und Prof. Dr. Großmann. Bd. 3. Doku-
mente über die Kali-, Stickstoff- und Super-
phosphat- Tndusylis; Herausgegeben von A.
Bei allen offenen Rollentypen für Schrau-
benbefestigung ist besonders Wert darauf ge-
legt worden, den inneren Teil der Auflagefläche
auszusparen, um ein ebenes Aufliegen und gutes
Festsitzen zu ermöglichen. Bei den ge-
schlossenen Rollen mit eingekittetem Gewinde-
stift wurde von dieser Maßnahme abgesehen,
da bei dieser Verwendung die Porzellanfläche
wenig in Betracht kommt und ohne eine Aus-
sparung eine längere Befestigungsfläche für
den Gewindestift ermöglicht wird.
Kabelrollen (Abb. 19) wurden nur in 2
Größen und zwar für 30 und 40 mm Kabel-
außendurchmesser (neue Bezeichnung K1 u.
Abb. 19. Kabelrolle.
Nr. | AB
KEEEEHEEER ee
Kı1 Sollmaß an 70 50|115|)5
K2 ” 92 66 | 20.| 6,5
Toleranz n. oben u. unten je 0,5 mm für a.rı u. 5
K2) zur Normung vorgeschlagen. Beson-
derer Wert wurde auf großen Lochdurchmesser
gelegt, um bei einer größeren Anzahl anein-
andergereihter Rollen genügend starke Bolzen
zu Verwendung bringen zu können.
3.Aufstecktüllen’(Abb. 20) wurden für9,'11,
13, 5, 16 und 23 mm Rohr Gr en Besonders
Hesse, H. Großmann und W. A. Roth. Son-
derausgabe aus der Sammlung chemischer
und chemisch-technischer Vorträge. B
XXV. 204 S. in 8°. Verlag von Ferd. Enke.
Stuttgart 1919. Preis geh. 12,50 M.
Während des Weltkrieges haben Hesse
und Großmann bereits zweimal in der be-
kannten Enkeschen Sammlung Zusammen-
stellungen aus feindlichen Blättern veröffent-
licht, um: zu zeigen, welche wirtschaftlichen
Ziele namentlich die Engländer gegen uns ver-
folgen, und welche Maßnahmen unsere Feinde
für geeignet halten, um die Überlegenheit der
deutschen chemischen Industrie dauernd zu be-
siegen. Im vorliegenden Schlußbande geben
die Verfasser zunächst ausgezeichnete Über-
sichten über die Lage der Stickstoff-, Kali- und
Phosphatwirtschaft. Mit Phosphat sieht es für
Deutschland sehr traurig aus, nachdem uns die
lothringischen Erzlager und unsere Kolonien
verloren gingen.
i
wurde auf die Länge der Einführung acht ge-.
geben, die bei allen Typen gleich und zwar
20 mm lang ist; auch die Stärke der Rand-
höhe mit 5 mm ist überall gleich beibehalten
worden.
Abb. 20. Aufstecktülle.
| a b | & | d | e
Sollmaß 9 18 13 20 5
y ul 2l 15,5 20 1)
EB; 13,b 24 18 20 b)
5 16 27 20,5 20 5
5 23 36 29 20 ba
Toleranz n. oben u. unten je 0,5 mm.
Muffentüllen (Abb. 21) sind füralle vor-
kommenden Rohrgrößen genormt worden. Es
ist darauf Bedacht genommen, daß für die
größeren Modelle eine starke Wandung vor-
gesehen ist, da die Haltbarkeit bei_den bis-
Abb. 21. Muffentülle.
a b e d e
Sollmaß 9 13 16 10 3
a 11 15 18 10 3
2 13,8 18 21 10 3
& 16 21 24 10 3
5 24) 31 34 10 d
e 29 39 42 12 5
ni 36 46 49 15 6,
2 48 60 683 15 6
Toleranz n. oben u. unten je 0,5 mm.
herigen Ausführungen immerhin eine relativ
geringe ist. Es ist hierdurch nunmehr erforder-
lich geworden, daß die hierfür notwendige
Muffe dem Durchmesser der Tülle anzupassen
ist.
Von der Normung aller übrigen noch auf
dem Markt befindlichen Porzellane für Innen-
räume wurde Abstand genommen, einmal um
nicht zu viel ‘Porzellan zu normen und
ferner, da alle diese Gegenstände durch ge-
eignete Art der Montage vermieden werden
können. Hierdurch wird eine einfache und
übersichtliche Lagerhaltung erzielt. Besonders
berücksichtigt wurde bei allen Porzellanaus-
führungen, daß ein möglichst gleichartiges
Befestigungsmaterial verwendet werden kann;
so ist es zZ möglich, die Befestigungs-
schrauben der normalen Porzellanrollen auch
für die entsprechende Nummer der offenen
Mantelrollen zu verwenden.
Ein Stützisolator für Innenräume soll
später besonders behandelt werden, wenn die
Formen und Abmessungen der Freileitungs-
isolatoren endgültig festgelegt sind, um diese
dann nach Möglichkeit den vorstehend ge-
nannten anzupassen.
Es en ne ee EEE E12 67 eine große Reihe längerer und
kürzerer Aufsätze aus französischen, englischen
und amerikanischen Zeitschriften in getreuer
Übertragung. Sie zeigen recht deutlich, welchen
gewaltigen Eindruck die überraschende Ent-
wicklung der deutschen Luftstickstoffindustrie -
auf die ganze Welt gemacht hat, wie gierig
Franzosen und auch Amerikaner nach den el-.
sässischen Kalilagern trachteten, und wie sehr
die Franzosen in der Ausbeutung ihrer reichen
afrikanischen Phosphatlager durch den U- Boot-
krieg behindert wurden.
Im einzelnen waren mir besonders lesens- -
wert der Vortrag von C. Matignon „Über die
Anstrengungen der Deutschen auf dem Gebiete
der Stickstoffverbindungen‘“.($. 47 bis 74) und
der amtliche Bericht von Ch. L. Parsons über
die verschiedenen Verfahren der Stickstoffbin-
dung und ihre Bedeutung für die Kriegswirt-
schaft der Vereinigten Staaten. K. Arndt.
X
n
a
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Der
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Be ee Be N Ba
NETT ET a ef
ee
'„ Verschiedenes‘.
- 10%iges Ferro-Silieium 2690 Mjt.
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arbeiter der Metallindustrie. Von Ötto
Lipmann und Otto Stolzenberg. Mit 29 Text-
abbildungen und 7) S. in 8%, Verlag von Johann
Ambrosius Barth, Leipzig 1920. Preis 4,30 M.
KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Zuschlagsliste der Preisstelle des Zentral-
verbandes der deutschen elektrotechnischen
Industrie. — Die Zuschlagsliste Nr. 32 (grün)
der Preisstelle für August 1920 enthält
Anderungen bzw. Ergänzungen in den Be-
stimmungen über die Berechnung und hin-
sichtlich der Zuschläge bei den Nummern
1 bis 4, 8, 10 bis 23, 24, 54, 60, 79 und bei
Die erste Gruppe ist durch
Drehtransformatoren erweitert worden. Die
Preisstelle hat in ihrer Julisitzung trotz ge-
stiegener Löhne, Gehälter und Unkosten be-
schlossen, die Teuerungszuschläge für Ma-
schinen und Transformatoren um etwa 10%
herabzusetzen. Bei der Preisbestimmung dieser
Fabrikate spielt der Eisenpreis eine wichtige
Rolle. Die Verkaufspreise der übrigen Fabri-
kate dagegen konnten noch nicht ermäßigt
werden, da deren Gestehungspreise über-
wiegend von Löhnen, Gehältern und Unkosten
beeinflußt oder durch Rohstoffpreise, wie die
für Porzellan, Marmor, Isolier- und verfeinertes
Gußmaterial u. dgl., bestimmt werden, die
bisher noch nicht zurückgegangen sind.
Warenmarkt. — Roneisen. Die im
Eisenwirtschaftsbund beschlossenen Preiser-
mäßigungen gehen unter dem Druck der augen-
blicklichen Lage auf dem Eisenmarkt über die
vom 1. Juni ab wirksam gewordenen er-
freulicherweise noch hinaus. Es wurde be-
schlossen, die Roheisenpreise wie folgt zu er-
mäßigen: Haematit und kupferarmes Stahl-
eisen um 240,50 M, Gießerei-Roheisen 1 und 3
um 80,50 M, Siegerländer Stahleisen um 16 M,
Temper-Roheisen um 240 M, 50%iges Ferro-
Mangan um 635 M, 10%iges Ferro-Silieium
um 275 M. Die neuen Grundpreise ab Werk
stellen sich mithin wie folgt: Haematit 1910 M,
kupferarmes Stahleisen 1899 M, Gießerei-
Roheisen 1 1660 M, desgl. 3 1659 M, Sieger-
länder Stahleisen 1610 M, Temper-Roheisen
1960 M, 50%iges Ferro-Mangan 5655 M,
Die bis-
herigen Preise für Spiegeleisen und 30%iges
Ferro-Mangan bleiben bestehen. Die neuen
Preise sollen bis auf weiteres, mindestens aber
bis 31. 1920 Gültigkeit haben. Sollte
während dieser Zeit eine Erhöhung der Koks-
preise_eintreten, so solleine bis zu 25 M/t be-
wagende Kokspreiserhöhung die Koheisen-
preise nicht ändern; für den darüber hinaus-
gehenden Teil einer etwaigen Kokspreiser-
höhung tritt eine entsprechende Eruohung der
Roheisenpreise ein. — Quecksilber. Die
Quecksilvergewinnung in aen V. S. Amerika
betrug im 1. Vierteljahr dieses Jahres 4899
Flaschen zu je 75 lbs gegen 5751 im vorher-
gehenden Vierteljahr una 6125 Flaschen im
1. Vierteljahr 1919. Der durcnschnittliche Mo-
natspreis für die Flasche stellte sich in San
Franzisko im Januar auf 89 $, im Februar
aut 831 $ und im März aut 87 5. _ Im
Distrikt Monte Amıata in Italien sınd im
Augenblick 8 Quecksilbergruben mit einer
Beschättigungszaul von YUV Arbeitern in
Betrieb. — Jute. Die englische Kegierung
schätzt das in Indien mıt Ju.e bebaute Areal
auf 2,501 Mill. acres (rd. 4 Mıll. Morgen) gegen
2,821 (rd. 4,5 Mıll. Morgen)ım Vorjahre. Kınen
vollen Ertrag von rd. 3 Ballen je acre an-
genommen, würde sich eine Ernte von 7%, Mill.
Ballen ergeben; hierzu kommen noch 0,15 Mill.
Ballen ausMadras, wasinsgesamt also 7,650Mill.
Ballen ergeben würde. Dem steht eın schat-
zungsweiser Weltbedarf von 8,450 Mill. Ballen
gegenüber, Der Rohjutemarkt war weiter
tlau, und die Preise für August-September-Ver-
schitfung fielen bis auf 45%, &£/t. Auch derFabri-
katmarktist nach wie vorgedrückt. FürsPiund
comun Cops werden 7sje Spindel notiert. —
Gummi. Die tlaue Stimmung auf den Roh-
gummimärkten dauert unverändert fort. Ein
deutliches Zeichen dafür ist das Ergebnis der
Amsterdamer Einschreibungen des vertlossenen
Monats. Am 15. Juni wurden rd 0,55 Mill.
kg angeboten, aber nur !/, dieser Menge fand
Abnehmer, u. zw. z. T. weıt unter Schätzungs-
preisen; die Einschreibung vom 29. Juni um-
taßte eın Angebot von ewwa 0,380 Mill. kg,
von denen nur ein knappes Viertel in andere
Hände überging. Die Preise bewegten sich
in den ersten drei Wochen dieses Monats für
crepe 1 zumeist unter 2 s, also weit unter den
Durchschnittspreisen der letzten sechs Jahre.
In Fachkreisen ist man der Ansicht, daß die
allgemeine Lage auf dem Rohgummiweltmarkt
erst wieder eine wesentliche Besserung erfahren
kann, wenn die Vereinigten Staaten, die in
den letzten Jahren 60% der gesamten Roh-
gummi-Welterzeugung verbrauchten, wieder in
der Lage sind, größere Mengen auizunehmen
und ihre Stellung als Hauptverbraucher zu
betestigen. — Asbest. Nach einem Bericht
des Bureau of Mines sind in Arizonain Amerika
ausgedehnte Asbestläger entdeckt worden.
Auch in China werden zurzeit in der Mand-
schurei und in der inneren Mongolei Asbest-
läger ausgebeutet, aoch sind die Abbau-
methoden nier bisher noch primitiv und die an-
gelegten Kapitalien nur unbedeutend. — Seide.
Die Baisse auf dem Seidenmarkt macht sich
jetzt auch in Frankreich bemerkbar. »o
mußten im Departement Ardeche sowie im
gesamten Lyoner Seidenbezirk zahlreiche Zwir-
nereien stillgelegt werden. Die Krise wird
zurückgeführt auf die Einfuhr namhafter
Mengen gezwirnter Seide aus aem Ausland
sowie auf den Rückgang der Ausfuhr. In
Bulgarien ist die diesjährige Kokonernte be-
friedigend ausgefallen. Die Kokonpreise
schwanken in den verschiedenen Produktions-
gebieten zwischen 50 und 70 Levas je Kilo.
Nach Meldungen aus Amerika entdeckte man
dort eine neue Seidentaser, die von einer in
Michigan reichlich vorkommenden Sumpt-
pflanze herrührt. Die Faser wird als äußerst
fein bezeichnet und als ein vielversprechender
Beitrag zur Textilversorgung angesehen. Nach
der Pilanze, von der sie stammt, und dem
elektrisch-ozonischen Gewinnungsverfahren hat
die neue Faser den Namen ‚„Ozone‘“ erhalten. —
Harze. Nach dem im Monat Juni und Anfang
Juli zutage getretenen Preisrückgang fand
nunmehr ein Rückschlag statt. Die Preise
für französische und amerikanische Harze
zogen wieder an, und die letzten Tage brachten
erheblich höhere Preise. Auch die Kauflust
war in letzter Zeit größer, besonders war die
——
Nachfrage nach amerikanischen Harzen leb-
haft. — Amerikanische Rohstoffe für
Deutschland. In New York ist unter Mit-
wirkung einer Reihe von Deutsch-Amerikanern
mit einem Kapital von 2 Mill $ eine Hanse-
atische Corporation gegründet worden, die in
Verbindung mit dem Hanseatischen Rohstofi-
syndikat in Hamburg Rohmaterialien, vor
allem Baumwolle und andere Produkte, nach
Deutschland liefern wird. Die Geschäfte sollen
zum Teil gegen Barzahlung, zum Teil auf
Grund von Krediten ausgeführt werden. —
Frachten. Durch das Auftreten einer eng-
lischen Konkurrenz sind die Seefrachten von
Bremen nach London um etwa 25 %/, herabgesetzt
worden. ‘ Es ist auch dies ein Zeichen fur den
scharfen Rückgang des Frachtgeschäfts, ver-
ursacht durch den Überschuß an Schiffsraum
und ‚den weiter andauernden Ladungsmangel,
der eine weitere Abwärtsbewegung der Fracht-
sätze unvermeidlich erscheinen, läßt. Infolge
weiter verschlechterten Wasserstandes sind
die Elbfrachten von Hamburg nach der Mittelelbe
um 15 Pf und nach der Oberelbe um 45 bis 55 Pt
erhöht worden. — Metallpreise. Die No-
tierungen der Vereinigung für die deutsche
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission
des Berliner Metallbörsenvorstandes (letz-
tere verstehen sich ab Lager in Deutschland)
lauten in M/100 kg:
Metall 80. VII, 27. VII.
Elektrolytkupfer (wire
bars), prompt, cif Hamburg,
Bremen, Rotterdam . 5 1797 1781
Raffinadekupfer 99/99,30%/, |1225—1250|1200— 1250
Originalhüttenweichblei 485—500 | 485—500
Originalhüttenrohzink,
Preis im freien Verkehr . | 630-635 | 620-630
Plattenzink (remelted) von
handelsübl. Beschaffenheit | 425 420 —430
Originalhüttenaluminium
98/99%/yin gekerbt.Blöckchen | 2250 2250
dsgl. in Walz- oder Draht- |
barren ar 2600 2600
Zinn,Banka-,Straits-‚Billiton- |4400—4500|4400—4500
Hüttenzinn, mind. 99%, . . 4150-40) —
Reinnickel 98/99), . . 13500—360013500— 3600
Antimon-Regulu.. . ., . 725 725
Silber in Barren ca. 900 fein
fürs leke/tense rn were 950 850—885
An der Londoner Metallbörse wurden
nach ‚Mining Journal‘ am 23. VII. 1920 für
1 ton (1016 kg) notiert:
EI BARA £ sa d
*Kupfer: best selected . 106 0 O0 bis108 0 0
Fe eleetrolyt... 111°00 ,13 00
ei wire bars . . .. »11l 0.0: „11370 0
= % standard,Kase 99 5 0 „ 9110 0
6, » 3Mon. 83150, 400
Zinn: standard, Kasse... 270 0 0 „2WI10 0
5 » SM 000022758 05.02.:975.1050
ea ntraitBe nn en 285 00°, 290.0 0
Blei: span.oder nichtengl.
Weichblei . ... 3700,33 00
». gew. engl. Blockblei 35100 , „ — — —
Zink:’gew. Sorten.» .. 250,400
B remelted .... . 3500, — —- —
n engl Swansee .. 45 0 0 u
Antimon: engl. Reg. .. 60/63 £ net.
Aluminium: 98 bis 990%/, 165 £ (Inland);
185 £. (Export).
Nickel: 98 bis 990/, gar. 230 £ (In- u. Ausland),
Quecksilber: nom, für
die 75 lbs.-Flasche. . .
20£10s bis 21 £.
Platin: je Unze nom...
360 8.
Für den 29. VII. 1920 verzeichnete der ‚‚Berl.
Börs.-Cour.‘‘ folgende Preise in £/t: Kupfer,
Kasse 90,87; desgl. 3 Mon. 93,87; Elektrolyt
110 bis 115; best selected 105 bis 107; Zink
41,00 bis 42,75; Zinn, Kasse 265,25; desgl.
3 Mon. 270,25; Blei 36,87”. In New York
stellte sich am gleichen Tage Elektrolytkupfer
loko auf 19 cts/lb.
Abschluß des Heftes: 31. Juli 1920.
a een
Zuschlagsliste Nr. 32 (grün) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie für August 1920.
. (Ersatz-
Fabrikate, zu denen sie gehören.)
Diese Zuschlagsliste (grün) Nr.32 gilt für den Monat August 1920 für
solche Aufträge, die vom 1. 1. 1920 ab zu den gemäß Beschluß der Preis-
stelle erhöhten Grundpreisen erteilt werden. Für die Abrechnung von Auf-
trägen mit den bis 31. XII. 1919 giltigen Grundpreisen ist die weiße Zu-
‚schlagsliste Nr. 32 A maßgebend. ‚Für die Berechnung der Teuerungs-
zuschläge gilt für Aufträge, die vom 1. VII. 1920 ab eingegangen sind,
folgende Formel:
1. Der Preisstichtag liegt um die in Spalte A der Teuerungszuschlagsliste
ine Frist vor dem Liefertag (A-Frist); ist der Teuerungszuschlag am
tichtag niedriger als der Teuerungszuschlag zwei Monate nach Be-
stellung, so gilt der letztere.
Fi k \ Für Isolierrohr und verbandsmäßiges
Zubehör (Zeile 61 bis 66) gelten dio Bestimmungen des Iro-Verbandes,
berechnet.
und Reserveteile, soweit sie nicht besonders aufgeführt sind, werden bezüglich der Teuerungszuschläge ebenso behandelt wie die
2. Soweit in Spalte B Fristen (B-Frist) angegeben sind, wird, wenn
innerhalb dieser Frist geliefert wird, der am Bestelltag geltende Preis
Abweichend von den Bestimmungen unter 1. wird bei Dampfturbinen
und Zubehör, Ausrüstungen für Straßenbahn-Triebwagen, von Vollbahn-
Lokomotiven und Vollbahn-Triebwagen, elektrischen Lokomotiven,
Maschinen über 250 kVA (bezogen auf 1000 Umdr/min und cos
=1) und Zubehör, Transformatoren über 500 kVA und Apparate
für 50000 V und mehr der Teuerungszuschlag in der Weise ermittelt,
daß die Summe der in den Monaten vom Tage der Bestellun
bis zum Tage der Lieferung festgelegten Teuerungszuschläge uch
\ die Anzahl dieser Monate geteilt wird,
634 1920. Heit 31.
Elektrotechnische Zeitschrift. 6. Augüst 1920.
4. Als Bestelltag gilt der Tag, an dem die Bestellung soweit geklärt ist,
daß die Herstellung begonnen und ohne Verzögerung durchgeführt
werden kann.
5. Der Lieferung ist die Anzeige der Versandbereitschaft gleichzurechnen.
6. Für Aufträge, für die eine längere Lieferzeit als 15 Monate vereinbart
wird, bleiben besondere Abmachungen vorbehalten.
. ür iv
ar Se h En fe Ersatz- k
„Aus- ne), A-Frist | B-Frist a A „Aus- nk A-Frist B-Frist n
Gegenstand führung führung SESBED rung führung \
Zuschlag | Zuschlag | Mo- Mo- Zuschlag | Zuschlag | Mo- Mo-
0, %, nate | nate % % nate | nate =
*
Generatoren, Motoren, Umformer Meßapparate und Zubehör. x
und Drehtransformatoren, soweit 41. Meßinstrumente . . R 400 u 0:2 >
nicht für Sonderausführungen Zu- 42. Zähler sowie deren Verpackung _ 400 0 _ Mi
wi in der Liste aufgeführt n he 43. Meßwandler . 700 er 0) a s
1. bis 5 kW (bezogen auf 1000 Umdrehungen 680 bie) ER UE 5
2. über 5 bis 100 kW (bezogen auf 1000 Um- f ! 44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) 320 2380 1
en N J Ei 4 630 680 1 2 45. Ein- und zweiteilige Sicherungsstöpsel, 3
3. über 100 k (bezogen a auf 1000 Umdre- 730 730 Stöpselköpfe, Patronen, Paßringe bzw. %
hungen) x 2 Paßschrauben und Kontaktschrauben, i
Sonderaus führun Be ’ Größe I und IL (Klein- und Normal-Edison- x
4. Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren . 660 660 Gewinde) . 270 230 2
b. Elektrisch betriebene Werkzeugmaschi- 46. Wie 45, Br "Größe Im bis V (Groß- %
nen . . . 460 460 Edison- und Mammuth-Spezial-Gewinde) 300 260 x
6. Elektrisch betriebene Hauswasserpumpen, 1 2 47. Sicherungselsmente (Einzelsicherungen) x
Entstäubungspumpen und Kompressoren 540 360 zum N (Sie- y
7. Gesteinsbohrmaschinen und -geräte . 410 260 mens) 570 500 4
8. Vollständig ausgerüstete Motorkarren, R 48. Patronen zum " Ringbolzen-Sicherungs- N
Motorschleifen, Motortragen,Motorwagen 460 320 system (Siemens) . . 240 210 #)
Dampfturbinen. 49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen)
10. Turbosätze, bestehend aus: und Patronen zum Keilkontakt-Siche- &
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit rungssystem (Siemens) . 250 220 %
und ohne Zwischenvorgelege, und Kon- 50. Verteilungstafeln und Gruppen, soweit 1 2 h
densationsanlagen . 500 —_ nieht in Gußgehäuse . . 350 300 e
b) Turbokompressoren oder Michore: 5l. Freileitungs- und Hausanschluß- Siche-
bläsen od. Zahnradvorgelegen, Dampf- rungen, Freileitungs-Armaturen bis 600 4
turbinen und Kondensationsanlagen . 450 - —_ 2 2 Volt, soweit nicht in Gußgehäuse 350 300 E
ll. Turbogeneratoren allein n 570 _ 52. Zählertafeln, armiert . 330 290 b
12. Dampfturbinen, Zahnradvorgelege, rher | 53. Drehschalter, Steckdosen und cher 3
kompressoren und Turbogebläse allein. 400 — soweit nicht in Gußgehäuse, Porzellan- 2
13. Kondensationsanlagen ünd Wärmeaus- Abzweigdosen, -Scheiben und -Klemmen, a
tauschapparate allein 530 _ -Kabelschuhe und Verbinder u. dergl. 350 ‚300 3
ZubohsrlzunMeschinen‘ 54. Installationsmaterial in Gußgehäusen und E
14. Anlasser, Regulierwiderstände, Tret-,Web- 450 450 gußeisernes Installationsmaterial . . . 420 420
stuhl-, Sterndreieck-Schalter.. 55. Metallfassungen, Schalenhalter, Nippel .
15. Kran. und BU DEEL ed Schützen und dergleichen 360 310 1
steuerungen . . NG i .|| 56. Glühlichtarmaturen, Sinschl, assrdich 5
16. Gleitschienen, Verenkaring ; 520 520 1 2 ter Fassungen, und Handlampen 350 310 4
16a. Riemenscheiben, Kupplungen, Zabirad. 60. Installationsmaterial für Schiffe (ausschl.
vorgelege . DEE Ro ae 680 680 der zweiteiligen opel aus Gruppe 45
und: 16)R ee ed RE RER erg
Bahnmaterial.
17. Bahnmotoren und elektrische Bremsen 670 670 Isolierrohr und vorbandsmäliges Zu-
18. Fahrschalter und Stromabnehmer für behör. F
Bahnen. . 610 610 61. Verbleite Eisenrohre (Bleirohre) . TE TE ]
19. Vollständige ” elektrische Auniptuneen 62. Verzinkte Eisenrohre 5 = A
für Straßenbahntriebwagen und mit elek- 63. Feinzinkrohre (kein ' Torzinktäs Bison-
trischer Bremse versehene Anhängewagen, 1 blech) 5 s Tan Fre
ausschl. Leitungen und Montage 640 640 2 64. Messingrohre . ar} == 0 =
20. Vollständige elektrische Ausrüstungen 65. Papierrohre mitStahlpanzerschutz (Stahl-
von Vollbahn-Lokomotiven und Vollbahn- panzerrohre) 5 Sr eg
Triebwagen, einschl. Montage 650 —_ 66. Schwarze Papierrohre, Shane) Metall-
91. Elektrische Lokomotiven für Bergbau mantel mit Muffe DR: E23 er
und Industrie : 590 590 Glühlampen.
Transformatoren und Gesch nach 68. Glühlampen jeder Art (ausschl. Heiz-
29. Transformatoren ', EN 530 480 lampen): Auf die ab 28.1. 1919 Bel, nr
93. Gleichrichter mit Glaskörper, “einschl. den Preise 250 0
Zubehör Erle 470 470 Telegraphie und Forninrochwosek
23a. Ersatz- Glaskörper EORENUR 50 50 1 2 69a. Apparate für Haustelegraphie (Wecker
24. Gleichrichter mit Eisonkörpen, einschl. Tableaus, Kontakte, Zubehör) . s TE F5;
Zubehör Be 730 730 69b. Hausfernsprech-Apparate für Batterie- N
Schaltapparate lg "Mäterial für anruf und einfache Induktor-Apparate 450 450
Schaltanlagen. 69 c. Fernsprech-Apparate zum Anschluß an
25. Hebelschalter, Erdschluß- und Stromrich- Zentralumschalter und öffentliche Fern- 50 450 2 2
tungsanzeiger, Instrumenten- und Kurbel- | sprechnetze . . e 0 ni
Umschalter, soweit nicht in Gußgehäuse 490 430 69d. Zentralumschalter u. "Amtseirrichtungen 45 U
26. Selbsttätige Schalter, soweit nicht für Öl- 69 e. Wasserdichte Signal- und a = 450
füllung und nicht in Eisen- oder Gußge- Apparate. RER 2 2
häuse; Fern-, Zeit-, Zellenschalter 520 460 69f. Apparate für Telegraphie E 25 “ .
97. Niederspannungs-Streifen- und Röhren- 70. Linienwähler-Anschlußschnüre 5 = |
Sicherungen für Schalttafelbau. . . . 550 480 71. Stöpselschnüre (Privattypen) . 235 Bx N 1 1
272.Schmelzeinsätze für Niederspannungs- 72. Apparatschnüre (Privattypen) 225 ar
Sicherungen . . REEL 780 690 Bogenlampen und Zubehör.
28. Hochspannungs-Trennschalter, "Mast- 73. Bogenlampen und Armaturen für Ana
trennschalter, Streckenschalter, soweit meine Beleuchtungszwecke eb 400 Fear, 5
nieht für Öl. RA Rahmen 720 640 74. Bogenlampen für technische PAS 400 = r
29, Hochspannungs - Sicherungen) armierte 75. Scheinwerfer (ausgenommen solche für *
Stützen u.armierte Wanddurchführungen 550 480 Heer, Kriegs- und ee) 400 m 1 2 a
992.Schmelzeinsätzee für Hochspannungs- 76. Widerstände . 5 y 450 450 5
Sicherungen. . - 780 690 Fink, Aarbenvorichieuecne 400 400 4
30. Freileitungs-Hörnerschalter Dre 720 640 1 2 78. Leitungskupplungen . 5 400 Ba a
31. Konzentrische Klemmen (Zentralklem- 79. Transformatoren und Drosselspulon \ 530 = =
men). 3
32. Ölschalter (ohne on, einschl. Hilfsappe- 2 Fu en 300 = =
rate, Ölschaltkasten . : 520 460 81. Zählertafeln, unarmiert . 300 a2 2
33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen 82. Isoliergriffe . . ? 400 En B
(außer Schutz- u, ra 520 460 83. Armierte Anschlußklemmen . 350 300 3
34. Schutzdrosselspulen . . s 540 480 84. Preßteile, ausschließlich dervorgenannten ı 2 &
35. Erdungsdrosselspulen . . 520 460 (unarmiert bzw. ohne Mitlieferung von Bi
36. Motorschalttafeln, auch mit solbsttätigen no narmetalleny u Ne Die 300 8 5
Schaltern . B 520 460 Y Hi &
37. Vollständige Schaltanlaeeae Schale ersehen } &
schränke, Schaltpulte und Schaltzellen. 520 460 Transformatoren-, ‘Anlasser- ‚und Schalter-Öl: Tagespreis; ®
38. Schaltkästen, ausschl. Ölschaltkästen . 520 460 mindestens aber 1400 M für 100 kg ohne Faß. ER
. Schaltapparate u. Schaltgruppen in Guß-
2 his 7 EN “ ei i a 520 520 Verpackung (ausschließlich Verpackung für Zähler) AR j Yo ri Sa
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. 0. Zebme Di Berlin, — Yeriag von JullusßSpr f ngerin Berlin,
625
. Elektrotechnische Zeitschrif
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 189.
Schriftleitung: E. ©. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz, — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 28/84.
41. Jahrgang.
Ein abstimmbarer Fernhörer.
Von Dr. Georg Seibt, Berlin.
Übersicht. Die Membran des gewöhnlichen
Fernhörers besitzt eine nur schwach ausgeprägte
Eigenschwingung, die starke Dämpfung verhindert
das Zustandekommen schärferer Resonanzeffekte.
Nach Erörterung älterer Bestrebungen, einen ab-
stimmbaren Hörer in die Technik einzuführen, wer-
den an Hand von Analogien aus der drahtlosen
Telegraphie zwei Konstruktionsmöglichkeiten näher
besprochen: der Resonanzfernhörer mit zwei durch
eine Luftschicht gekoppelten Membranen und der
eintönige Resonanzfernhörer. Bei dem ersteren
bereitet die synchrone Abstimmung der beiden
Membranen große Schwierigkeiten. Als Nachteil
kommt die Doppeltönigkeit hinzu. Die gute Ab-
stimmfähigkeit des eintönigen Hörers wird durch
Verkleineıung der Membran und Beschwerung mit
Masse erreicht. Ein marktfähiger Hörer mit einem
Frequenzbereich von 450 bis 1400 Schwingungen
wird beschrieben.
1. Resonanz des gewöhnlichen Hörers.
Der gewöhnliche Fernhörer ist dazu be-
stimmt, die menschliche Sprache möglichst
getreu wiederzugeben. Er erfüllt diese Auf-
gabe befriedigend, wenn auch nicht voll-
kommen. Die Ursache der Unvollkommenheit
liegt in der Eigenschwingung der Membran,
die mitten in das Bereich der menschlichen
Sprachschwingungen fällt und daher bewirkt,
daß die ihr benachbarten Schwingungen mit
besserem Wirkungsgrad in Schall umgesetzt
werden, als die ferner liegenden. Bei den
Fernhörern der Reichs - Telegraphenverwal-
tung lassen sich Menbranschwingungen von
etwa 500 bis 800 Per/s nachweisen. An einem
älteren Hörertyp habe ich das Dämpfungs-
dekrement ermittelt!). Es ergab sich zu 0,27.
Der äußere Durchmesser der Membran war
86 mm. Die Einspannung am Rande erfolgte
über 7mm, so daß eine frei schwingende Fläche
von 72 mm Durchmesser verblieb. Die Blech-
dicke betrug 0,32 mm.
. Das gemessene Dekrement entspricht dem-
enigen der stark strahlenden Luftleiter, die
in den ersten Zeiten der drahtlosen Telegraphie
verwendet wurden. Aus den mit diesen Luft-
leitern er Erfahrungen wissen wir,
daß sich bei solcher Dämpfung Resonanz-
'effekte zwar herstellen lassen, daß sie aber
nicht allzu scharf ausgeprägt sind.
Beim Fernhörer kann man durch folgen-
den einfachen Versuch ein erstes Urteil
darüber erlangen, bis zu welchem Grade die
Resonanz der Membran sich entwickelt. Man
legt den Hörer an eine kleine Wechselstrom -
maschine und bringt diese sehr schnell auf
Drehzahl oder aber bremst sie von höchster
Drehzahl plötzlich ab, und zwar derart, daß
ein Tonbereich von 200 bis 1500 Schwin-
ungen in einigen Sekunden durchlaufen wird.
in geschulter Beobachter kann dann zwar
einen Resonanzeffekt feststellen, der je nach
der Art der Membran mehr oder weniger aus-
geprägt ist; im_ allgemeinen erscheint aber
- das Maximum der Lautstärke außerordent-
lich flach.
Zu etwas übersichtlicheren und quanti-
tativen Ergebnissen gelangt man nach der
in der drahtlosen Telegraphie für Lautstärke-
messungen üblichen Parallelohm - Methode.
Man legt zu dem Zweck den Fernhörer an die
Wechselstrommaschine, schaltet einen Ohm-
schen Widerstand parallel und stellt den-
selben bei verschiedenen Periodenzahlen der-
art ein, daß der Ton im Hörer jedesmal gerade
verschwindet. Der reziproke Wert des Wider-
standes kann dann, wenn er klein bleibt
gegenüber dem Widerstande des Hörers, als
ein vergleichsweises Maß für die Empfind-
ı\ Der Versuch wurde im Telegraphen-Versuchsamt
im Jahre 1904 ausgeführt Das Schwingungsbild wurde
mit einem Siemen»’schen Ozllagsaphen aufgenommen,
dessen Meßschleife durch den Fernhörer ersetzt war, Auf
die Membran war _ein kleiner Spiegel in passender Weise
aufgesetzt: Das Dekrement wurde aus dem Abfall der
Amplituden errechnet. Es ist übrigens anzunehmen, daß
beim Anhalten des Hörers an das Ohr das Dekrement
wesentlich ansteigt. ’
langt wird,
Berlin, 12. August 1920.
lichkeit des Hörers bei verschiedenen Perioden-
zahlen angesehen werden.
Ich untersuchte auf diese Weise mehrere
Membranen von verschiedener Dicke. Die
frei schwingende Fläche war bei allen 52,5 mm.
Es gaben sich die in der Zahlentafel 1 wieder-
gegebenen maximalen Lautunterschiede.
Zahlentafel 1.
Membrandicke Verhältnis der Lautstärken
mm bei günstigster und ungün-
stigster Periodenzahl.
0,15 3,3
0,39 8,0
0,43 16,0
Von einer graphischen Widergabe der bei
den verschiedenen Periodenzahlen erhaltenen
Lautstärken sehe ich ab, einmal weil die
Methode an sich nicht auf große Genauigkeit
Anspruch erheben kann, und zweitens weil
die Beobachtungen durch das Auftreten von
Oberschwingungen der Maschine getrübt waren.
Immerhin können die in der Zahlentafel 1
angegebenen Werte bis auf etwa 30 % als zu-
verlässig angesehen werden.
‚ Als Endergebnis dieser orientierenden
Versuche kann festgehalten werden, daß der
übliche Fernhörer durch Resonanz der Mem-
bran zwar ein gewisses Bereich von Schwin-
gungen hervorhebt, daß die Unterschiede aber
nicht gar zu sehr ins Gewicht fallen, insbe-
sondere nicht bei den in der Praxis gebräuch-
lichen, dünneren Membranen von 0,155 mm
Dicke. -
2. Ältere Vorschläge zur Konstruktion
eines Monotelephons.
So wünschenswert nun auch bei der
Sprachübermittlung die Gleichmäßigkeit der
Wiedergabe der Schwingungen ist, so kennt
die Technik doch auch zahlreiche Fälle, in
denen im Gegenteil nach einem Hörer ver-
der auf ein enges Bereich von
Schwingungen möglichst kräftig anspricht und
andere ausscheidet.
Mercadier war wohl der erste, der sich
die Aufgabe gestellt hatte, einen solchen
Hörer zu bauen. Er beschreibt in dem
DRP 49213 (1888) ein System der Mehrfach-
telegraphie, dessen Eigenart darin besteht,
daß über eine Leitung mehrere Wechselströme
von verschiedener Periodenzahl gesandt und
am Empfangsort getrennt aufgenommen wer-
den. Die Selektionsfähigkeit des für den Emp-
fang in Aussicht genommenen Telephons wollte
er dadurch. herstellen, daß er die Membran
nieht am Rande festklemmte, sondern nur
an drei Punkten, die an den Ecken eines gleich-
seitigen Dreiecks Lane unterstützte. Die-
jenige Schwingung, die in den drei Punkten
eine Knotenlinie ausbildete, sollte besonders
gut wiedergegeben werden. Dieses „Mono-
telephon‘, wie Mercadier es nannte, konnte
indessen keinen Eingang in die Praxis finden,
und zwar weder für den von ihm vorgesehenen,
noch für einen anderen Zweck.
Eine andere Anregung zur Konstruktion
von Monotelephonen ging, von der drahtlosen
Telegraphie aus. Schon in ihren ersten An-
fängen tauchte der Plan auf, neben der Ab-
stimmung der Hochfrequenzkreise eine zweite
Abstimmung auf die Funkenfrequenz einzu-
führen. nter anderen Empfangsmitteln
wurde auch hier das Telephon mit abstimm-
barer Membran vorgeschlagen. Man erhoffte
damit erhöhte Störungsfreiheit gegen fremde
Stationen und atmosphärische Entladungen
zu erreichen.
Den entscheidenden Anstoß zur Kon-
struktion von Resonanztelephonen und vor
allem zum zähen Festhalten an dem Problem
empfing die Technik aber erst aus den Be-
dürfnissen der Erdtelegraphie. Nachdem die
Westfront mit tausenden von Erdstromsen-
dern ausgerüstet war, drohte eın allgemeines
Durcheinander einzureißen. Überall wurde
mit dem Ton 1300 gearbeitet, so daß die dicht
aneinander liegenden Stationen sich zu stören
begannen. Die nächst liegenden Abhilfs-
mittel waren offenbar die Einführung ver-
schiedener * Periodenzahlen für die Sende-
ströme und eines selektiven Aufnahmeorgans
Heft 32.
beim Empfänger. Von neuem bot das Mono-
telephon verlockend seine Dienste an. Da
mein Unternehmen an der Lieferung der Erd-
stromsender in umfänglichem Maße beteiligt
war, hielt ich es für meine Aufgabe, an der
Beseitigung der Störungen mitzuarbeiten.
3. Analogien aus der drahtlosen Tele-
graphie.
Bei der Umschau nach einer geeigneten
Konstruktion von Monotelephonen konnten
die Erfahrungen der drahtlosen Telegraphie
in ausgiebiger Weise zur Hilfe gezogen werden.
Wie früher, als die elektrischen Schwingungs-
Ba noch im Dunkeln lagen, vielfach
mechanische Modelle benutzt wurden, um
die elektrischen Erscheinungen dem Ver-
ständnis näher zu rücken, so konnten jetzt um-
gekehrt Analogien aus der inzwischen hoch
entwickelten Hochfrequenztechnik herange-
zogen werden, um den Gedanken den Weg zu
ebnen und das bisher vergeblich bearbeitete
Problem des Resonanztelephons zur Lösung
zu bringen.
Legen wir uns die Vorfrage vor, wie das
gewöhnliche Telephon umgestaltet werden
muß, um seine Abstimmfähigkeit zu steigern,
so drängt sich sofort der Vergleich mit einer
ln für Arahtlöse Telegraphie
au
"Es entsprechen einander:
a) die Membran dem Lutftleiter,
b) das magnetische Feld der Polschuhe dem
elektromagnetischen Feld, das die Antenne
erregt,
c) die Schallabgabe der Membran an das Ohr
der Energieabgabe des Luftleiters an den
Detektor.
Unter den mannigfachen Empfangsmetho-
den der drahtlosen Telegraphie haben sich nun
im Laufe der Jahre zwei grundsätzlich ver-
schiedene Anordnungen herausgeschält, die
geeignet sind, die Abstimmschärfe zu steigern.
Entweder schaltet man in den Luftleiter
eine große, möglichst verlustfreie Selbstinduk-
tion L, ein (Abb. la) und führt durch einen
Verkürzungskondensator (, die Wellenlänge
auf den gewünschten Wert zurück, oder aber
man koppelt mit dem Luftleiter einen zweiten
Kreis Il (Abb. 1b) und läßt den Detektor erst
durch dessen Schwingungen erregen. Je loser
die Kopplung und je ee die Dämpfung
des Zwischenkreises II ist, um so abstimm-
fähiger ist, die Gesamtheit der Anordnung.
Der Übergang zum Resonanztelephon er-
gibt sich nun auf Grund der oft angestellten,
einfachen Erwägung, daß bei elektrischen und
mechanischen Schwingungssystemen Selbst-
induktion und Masse einerseits und Kapazität
und Elastizität anderseits analoge Begriffe
darstellen. Man muß also auch beim Fern-
hörer die Abstimmschärfe entweder durch
Vermehrung der Masse der Membran oder aber
durch Kopplung mit einem zweiten Gebilde
steigern können.
4. Der zwei
Resonanzfernhörer mit
Membranen.
Bei näherem Zusehen ergibt sich, daß der
zweite Weg wenig empfehlenswert ist. Würde
man etwa an der Hörermuschel ein abge-
stimmtes Rohr befestigen, so erhielte man eine
unhandliche, für den praktischen Gebrauch
ungeeignete Anordnung. Stellt man der
ersten, vom Magnetsystem erregten ‚Mem-
bran M, eine zweite M, gegenüber (Abb. 2),
so ergeben sich folgende Nachteile:
826
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920,
Heit 32,
12. August 1920.
Man erhält ein Gebilde mit zwei Schwin-
gungen, die erst bei sehr loser Kopplung, d. h.
sehr beträchtlichen Luftabständen, ineinander
übergehen. Die Zahlentafel 2 gibt ein Bild
davon, wie die Schwingungen sich spalten.
Benutzt wurden zwei Membranen von 0,35 mm
Dicke und einer frei schwingenden Fläche von
52,5 mm Durchmesser. Die Eigenschwin-
gungen vor der Kopplung waren 870 und 880.
Nebenbei sei bemerkt, daß das elektrische
Analogon des abgestimmten Telephons mit
zwei durch eine Luftschieht getrennte Mem-
branen in aller Strenge nicht durch Abb. 1b,
sondern Abb. le dargestellt wird. Der Konden-
sator CK entspricht der die Kopplung be-
wirkenden Luftschicht. Die Auflösung in die
beiden Kopplungsschwingungen erfolgt nach
einem anderen Gesetz als bei der magnetischen
Kopplung. Interessant ist, daß nicht nur bei
extrem loser, sondern auch bei vollkommen
fester Kopplung die resultierende Schwingung
gleich der ursprünglichen ist. Der Theorie
nach tritt in letzterem Falle noch eine unend-
lich schnelle Schwingung auf, die in der
Praxis natürlich verschwindet.
Zahlentafel 2.
Luftabstand Schwingungszahlen.
mm i
I 945 1530
2 930 1300
3 880 1180
4 905 1120
5 920 1080
6 910 1040
8 850 960
12 910 955
Man erkennt aus der Zahlentafel, daß man
nit dem Luftabstand über 12 mm hinausgehen
müßte, um die Kopplungsschwingungen zum
Verschwinden zu bringen. Einerseits würde
damit die Bauhöhe und das Gewicht des
Fernhörers in unerwünschter Weise zunehmen,
anderseits würde der Wirkungsgrad sinken.
Der rein der Anordnung liegt
aber in der Schwierigkeit, die Tonhöhe der
beiden Membranen synchron zu ändern. Die
Verhältnisse liegen hier nicht so einfach, wie
bei der analogen Empfängerschaltung der
drahtlosen Telegraphie, bei der man den De-
tektor nach Belieben bald an die Antenne,
bald an den lose gekoppelten Zwischenkreis
anlegen und jedes System für sich abstimmen
kann. Man ist, beim Fernhörer an das Ab-
hören von der zweiten Membran aus gebunden
und muß daher den Synchronismus beim
Abstimmen jederzeit aufrecht erhalten.
Es ist mir bekannt, daß von anderer Seite
der Versuch gemacht worden ist, der mecha-
nischen Schwierigkeiten, die in der Doppel-
membrankonstruktion liegen, Herr zu werden.
Es sind wohl auch einzelne Resonanztelephone
mit zwei gekoppelten Membranen gebaut
worden, die im Laboratorium einige Zeit be-
friedigend arbeiteten. Ich selbst aber konnte
an Hand einer größeren Zahl von Modellen
im ganzen nur die Unzulänglichkeit der Kon-
struktion feststellen.
Es soll hiermit nicht gesagt sein, daß der
Konstruktion jegliche Existenzberechtigung
abgeht. Sie mag in Sonderfällen gute Dienste
leisten, z. B. wenn eine bestimmte Sender-
schwingung ein für allemal gegeben ist und
daher auf Veränderung der Ei enschwingung
des Hörers verzichtet werden kann.
5. ‚Theoretische Grundlage des ein-
tönigen Resonanzfernhörers.
Die ungünstige Beurteilung der Zwei-
membrankonstruktion, zu der ich durch die
ersten Versuche gelangt war, veranlaßten
mich, der zweiten Methode, die zum eintönigen
Hörer führt, von vornherein meine volle Auf-
merksamkeit zuzuwenden. Auch hier waren
recht erhebliche und nicht ohne weiteres
vorauszusehende Schwierigkeiten zu über-
winden.
Die grundlegenden Erwägungen sind fol-
gende:
Die Schwingung einer Telephonmembran
läßt sich in erster Annäherung als die Be-
wegung eines von einer elastischen Kraft zu-
rückgehaltenen Massenpunktes in einem dämp-
fenden Medium darstellen.
Das Dämpfungsdekrement ist durch einen
Ausdruck von der Form nr gegeben. Hierin
bedeuten M die Masse des bewegten Teils,
v die Schwingungszahl und e einen Faktor,
der die verschiedenen, Energie verzehrenden
Vorgänge zum Ausdruck bringt, in erster
Linie die Schallabgabe an die Luft, dann die
innere Reibung der bewegten Massen, die
Reibung der bewegten Luft an festen Wänden,
die Entstehung von IAıftwirbeln und die
Abgabe von Bewegungsenergie an benach-
barte körperliche Gebilde, z. B. die Weich-
teile des menschlichen Ohres.
Ein naheliegendes Mittel, das Dämpfungs-
dekrement zu vermindern und damit die
Resonanzfähigkeit zu erhöhen, besteht ge-
mäß obiger Formel in der Vermehrung der
Masse der bewegten Teile. Wenn man auf der
Mitte einer gewöhnlichen Telephonmembran
ein Gewicht befestigt, z. B. von etwa 208, so
findet man in der Tat, daß die Dämpfung er-
niedrigt wird. Mit Hilfe eines passend abge-
änderten Siemensschen Oszillographen kann
man ohne weiteres feststellen, daß der Cha-
rakter der Eigenschwingung sich zugunsten
einer verminderten Dämpfung geändert hat.
Die durch die Vermehrung der Masse bewirkte
Vertiefung der Eigenschwingung kann durch
eine steifere, z.B. dickere, Membran leicht aus-
geglichen werden. Man könnte geneigt sein,
anzunehmen, daß die Vermehrung der Masse
ein Mittel darstellt, um die Dämpfung der
Membran ganz nach Belieben bis zu den
kleinsten Beträgen herabzusetzen. Hierin
liegt indessen ein Trugschluß. Es ergibt sich
vielmehr mit zunehmender Masse sehr bald
eine kritische Grenze, über die hinaus die
Dämpfung nicht mehr ab-, sondern wieder
zunimmt.
Die Ursache liegt in einem Vorgange, auf
den im folgenden eingegangen werden soll,
weil seine Erkenntnis von einschneidender
Bedeutung für die Konstruktion des eintönigen
Besosan era wurde.
Wenn die Membran eines gewöhnlichen
Telephons sehr stark beschwert ist, so darf
man nicht mehr die Annahme machen, daß
das Gehäuse einschließlich des Magnetsystems
und der Muschel in Ruhe verbleibt. ° Diese
bisher stillschweigend gemachte Voraussetzung,
die berechtigt ist, solange die Masse der Mem-
bran gegenüber der des Gehäuses und des
Magnetsystems vernachlässigt werden darf, ist
dann nicht mehr zutreffend. Es ist vielmehr
mit der Tatsache zu rechnen, daß dann das
Magnetsystem, die umschließende Dose und
die Muschel in Schwingungen versetzt wird.
Hiermit ist aber ein außerordentlicher Energie-
verbrauch verbunden, der die Dämpfung ver-
mehrt.
Zur näheren Erläuterung und Veran-
schaulichung der Schwingungszustände sei
auf die Abb. 3 u. 4 verwiesen. Abb. 3 stellt
Abb. 4.
einen Schnitt durch eine gewöhnliche Membran
und eine zugehörige Dose dar. Das Magnet-
system ist der Einfachheit wegen fortgelassen.
Die punktierten Linien zeigen den Verlauf
der Durchbiegung der schwingenden Membran.
Abb. 4 zeigt, in welcher Weise das Schwin-
eu has sich ändert, wenn die Membran in
der Mitte mit einer Masse belegt ist, die gegen-
über den Massen an den Rändern, d. h. der
Dose und des zugehörigen Magnetsystems,
nicht mehr vernachlässigt werden darf. Man
erkennt, daß die Knotenlinie vom Rande der
Membran nach der Mitte zu verschoben ist
und der Rand samt den daran sich anschließen-
den Teilen in Schwingungen versetzt wird.
Im praktischen Gebrauch wird nun das Tele-
phon an das Ohr gedrückt und häufig noch mit
einer Hand festgehalten. Der menschliche
Körper gehört aber‘ zu den denkbar voll-
kommensten Schwingungsdämpfern. Man
überzeugt sich hiervon leicht durch einen
Versuch mit einer Stimmgabel. Während eine
Stimmgabel im freien Zustande mehrere Mi-
nuten lang ertönt, erlöschen ihre Schwin
gungen nahezu augenblicklich, wenn man
eine Zinke am freien Ende oder in deren Nähe
leicht mit dem Finger berührt. In gleicher
Weise dämpft der“ menschliche Körper die
Schwingung einer stark mit Masse belegten
Fernhörermembran, da dort, wo die Berüh-
rung stattfindet, sich eine nicht unbeträcht-
liche Schwingungsamplitude ausbilden will. #s
Wenn man sich die Frage vorlegt, wie
diese Dämpfung zu unterdrücken ist, so er-
scheint das eine von vornherein klar. Welche
Konstruktion man auch anstreben mag, die
zusätzlichen Massen der Membran müssen auf
jeden Fall klein bleiben, damit das Gehäuse
nicht mitschwingen kann. Kleine Massen, auf
eine Membran mit großer Fläche gelegt,
wirken aber wenig dämpfungvermindernd.
Man wird daher von selbst zu dem zweiten
entscheidenden Schritte geführt, nämlich auch
den Durchmesser der Membran selbst klein zu
halten. Eine kleine Membran, miteiner kleinen
Masse beschwert, birgt in der Tat die Lösung
des Problems des eintönigen Resonanzfern-
hörers.
6. Die Konstruktion des eintönigen
Resonanzfernhörers.
Nachdem die theoretischen Gesichtspunkte
geklärt waren, handelte es sich darum, dem
Hörer praktische Gestalt zu geben. Besondere
Schwierigkeiten bereitete hierbei das
finden eines Mittels, die Eigenschwingung in
möglichst weiten‘ Grenzen zu ändern. Nach
zahlreichen® Versuchen ergab sich folgende
Lösung. Es werden, wie Abb. 5 zeigt, zwei
ES
WESEN
ö
Membranen M, und M, vorgesehen, die mit-
einander fest gekoppelt sind, so daß sie ein
einheitliches. Schwingungssystem bilden. Die
Membran M, ist an ihrem Rande zwischen den
Ringen R, und R,, die Membran M, zwischen
R, und R, eingeklemmt. In der Mitte tragen
die Membranen auf beiden Seiten Gewichte.
Das Gewicht G der Membran M, ist das
schwerste. Es dient nicht nur zur Beschwe-
rung, sondern zugleich als Anker für das
Magnetsystem des Hörers. In der Mitte ist
es durchbohrt und mit Gewinde versehen. In
das Gewinde greift ein ‚‚Stössel‘“ 8 ein, der
mit einem in sein oberes Ende eingelassenen
Stahlstift gegen das Gewicht der oberen
Menbran M, drückt. Beim Drehen des
Stössels 8 werden die beiden Membranen mehr
oder weniger gegeneinander verspannt, wo-
durch die Elastizität des gesamten Systems
und damit auch seine Schwingungszahl ge-
ändert wird. Damit keine dauernden Form-
änderungen zurückbleiben, wird für die Mem-
branen bester Federstahl verwendet. Die
größte Anderung, die man mit der Vorrich-
tung erreicht, ist etwa das 1,6-fache der
tiefsten Schwingung. Wenn z. B. die tiefste
Schwingung 500 beträgt, so kann man durch
Verspannen eine Erhöhung bis zu 800 erzielen.
Eine weitere Steigerung der Spannung würde
auch beim besten Federstahl eine Formände-
rung zur Folge haben. Da dieses Änderungs-
bereich im allgemeinen nicht genügt, wurde
folgender »Kunstgriff benutzt. - Die Innen-
kanten der Ringe R, und R, wurden nicht
scharfwinkligfausgeführt, sondern sanft ab-
gerundet, wie Abb. 6 darstellt. Wenn nun
R,
M
Abb. 6.
gegen die Membran M, von unten der
Stössel drückt, so biegt sie sich durch
und wälzt sich hierbei zugleich am Um-
fang auf der leichten Rundung des Ringes
R, ab. Der Erfolg ist derselbe, als ob mit dem
Verspannen gleichzeitig eine Änderung des
Durchmessers der Membran einhergeht. Der
Kunstgriff wird sowohl an der oberen wie an
der unteren Membran angewendet. Er be-
wirkt, das das Änderungsbereich auf etwa das
3,5-fache der tiefsten Schwingung erweitert
wird. Man beherrscht nunmehr mit einer
einzigen Umdrehung ein Tonbereich von etwa
450 —- 1400 Schwingungen. Das ist ungefähr
dasselbe Verhältnis der Schwin ungsgrenzen,
die man in der drahtlosen Telegraphie mit
Auf-
a
ny
De nn
-
12. August 18%0.
einem Drehkondensator einstellen kann. Die
Abb. 7 u. 8 zeigen die endgültige Form des
Hörers. Die Einstellung der Schwingungs-
zahl erfolgt mittels eines Hartgummiknopfes,
der auf der Rückwand der Dose sitzt. Die
Abb. 8,
Abb. 7.
Schwingungszahlen sino n.„raviert und können
mittels eines kleinen, in den Hartgummi-
knopf eingelassenen Zeigers abgelesen werden.
Zwei bemerkenswerte : Einzelheiten der
Konstruktion seien noch erwälnt. Für die
bertragung der Bewegung des Einstell-
knopfes auf den Stössel ıst eine diese Teile
verbindende Blattfeder vorgesehen, die für
Torsiousbewegungen starr ıst, dagegen dıe
hin- und hergeuende Bewegung des Stössels
mitmacht. Die Anordnung gewährt den Vor-
zug, daß man während des Abhörens ein-
stellen kann, ohne den Scuwingungsvorgang
zu stören. Interessant ist ferner dıe Anhäulung
der Massen an dem oberen Teile des Hörers.
Das Magnetsystem, bestehend aus den per-
manenten Magneten und den Polschuhen, ist
nielit, wie beim gewöhnlichen Hörer, auf dem
Boden der Dose befestigt, sondern möglichst
dieht an denjenigen Stellen, wo die Membranen
eingespannt sind. Es liegt hierfür ein gewich-
tiger physikalischer Grund vor. Wie bereits
früher erwälınt wurde, sollen die Ränder der
Membranen möglichst in Ruhe verbleiben, da-
mit keine Schwingungsenergie in die übrigen
Teile des Hörers eindringt und sich von dort
aus auf die dämpfenden Körperteile überträgt.
Das beste Mittel, die Ruhe am Rande der Mem-
branen zu wahren, ist aber Anhäufung von
Massen. Eine aequivalente Maßnahme ist
aus der drahtlosen Telegraphie bekannt, wo
man den Antennen bekanntlich eine Erdver-
bindung von möglielst großer Fläche gibt,
um das Potential an der Verbindungsstelle
tunlielist stark lıerabzusetzen und die Verluste
durch Erdströme zu verringern.
Für den Unterschied in der Abstimm-
schärfe zwischen dem neuen und dem gewöhn-
lichen Hörer gibt Abb. 9 ein gewisses Maß.
=
re
Sal
Kalle
II HERNE EN EN BEER
a KEREH
SEE
100 750 800
‚Perioden [sek —
@
ZI
|
u /
= ern
orRauBe
40 500 550 600
Abb. 9.
Die Kurven wurden wie folgt gewonnen. Die
Wechselstromsirene erregte den zu unter-
suchenden Hörer. Der Schall wurde auf einen
zweiten Hörer übertragen, dessen Membran
durch besondere Maßnahmen besonders stark
gedämpft war. An die Wicklung des letzteren
waren ein Detektor, ein Blockierungskonden-
sator und ein empfindliches Galvanometer
angeschlossen. Beobachtet wurden die Gal-
vanometerausschläge und die Schwingungs-
zahlen. Kurve I gibt die Abhängigkeit beim
gewöhnlichen, Kurve II beim neuen Hörer an.
urch die Beendigung des Krieges ist
der Zweck, dem der Resonanzfernhörer ur-
- sprünglich dienen sollte, in Fortfall gekommen.
ie Erdtelegraphie ist in den Schlummer zu-
rückversunken, aus dem sie Herr Arendt für
kurz& Zeit erweckt hatte. Ein dauernder Ge-
650
_ winn scheint aber der mühevollen Arbeit nicht
_ versagt zu bleiben.
_ neuem die drahtlose Telegraphie,
Schon meldet sich von
die den
Resonanzfernhörer beim Schwebungsempfang
_ zur Störbefreiung mit Vorteil glaubt ver-
- wenden zu können, und zweifellos wird der
- Hörer in vielen anderen Fällen, z. B. bei
_ Wechselstrommessungen, gute Dienste leisten,
namentlich dort, wo Oberschwingungen und
_ sehädliche Nebengeräusche ausgeschieden wer-
den sollen.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Heft 32,
627
Die Berechnung der Stirnstreuung von Gleich-
stromankern für die Ermittlung der Strom-
wendespannung.
Von Prof. Dr. techn. Franz Unger,
Braunschweig.
Übersicht. Es wurde für den einseitigen Spulen-
kopf eine Streuleitfähigkeit pro cm Leiterlänge nach
Gl. (36) zu:
Is
ea - Is 3
gefunden. Berücksichtigt man die in den Luftschlitzen
liegenden Teile der Wicklung, so erhält man nach
Gl. (45) für die Streuleitfähigkeit eines Spulenkopfes
den Ausdruck:
Aue EILSH) N
Für Sehnenwicklung erhält man eine etwas andere
Streuleitfähigkeit, da man anstatt der Polteilung die
Spulenweite einführen muß. Der Ausdruck dafür ist
in Gl. (49) niedergelegt worden und lautet:
As’ = (la +1,10) 0,35 (108 es 2).
w
In der Zeitschrift „Elektrotechnik und
Maschinenbau“ von 1918, S. 161, habe ich
einen Aufsatz unter dem gleichen Titel ver-
öffentlichtt. Aus dem Felde zurückgekehrt,
habe ich einen Fehler darin gefunden und
diesen in derselben Zeitschrift 1919, S. 208,
bereits beriehtigt. Die in dem erwähnten
Aufsatze abgeleiteten Ergebnisse galten nur
unter der Voraussetzung, daß die Ober- und
Unterstäbe zweier unter benachbarten Bürsten
kurzgeschlossener Spulen nichtin einer und der-
selben Nut liegen. In der Praxis tritt häufig
der Fall ein, daß die erwähnten Ober- und
Unterstäbe in einer und derselben Nut liegen.
wodurch eine erhöhte gegenseitige Induktion
der achsialen Teile der Spulenköpfe eintritt.
Wie dieser Fall auf die Nutenstrenung ein-
wirkt, behalte ich mir vor in einem späteren
Aufsatze zu besprechen. An dieser Stelle soll
nur der Einfluß dieser gegenseitigen Induktion
auf die Stirnstreuung und in weiterer Folge
se die Stromwendespannung behandelt wer-
en.
Die in den Luftschlitzen liegenden Teile
der Spulen rufen ein Streufeld hervor, das
ebenfalls besonders berücksichtigt werden
muß. In weiterem Verlaufe dieses Aufsatzes
soll gezeigt werden, daß die bisher übliche
Reehnungsweise, nach der die Länge dieser
Spulenteile einfach zur Länge der Stirnköpfe
zugeschlagen wird, nieht zulässig ist.
Es sei die Länge der geraden achsialen
Stücke der Spulenköpfe mit b pezeichnet
kn >
FE
Abb. 1. Spulenkopf.
(Abb. 1)... Die im Mittel kurzgeschlossene
Windungszahl einer Spule ist
1
a A. nen ©
ke Sa (1
wo :w = Windungszahl pro Lamelle, b' =
Bürstenbreite und tx = Kommutatorteilung
bedeuten. Die größte kurzgeschlossene Win-
dungszahl ist dann
b’
Wkmax. — W +): (1a
Der Strom in einem Leiter ist
Ra
age!
wenn Ja den Ankerstrom, 2a die Anzahl
paralleler Stromzweige bedeutet. Die Durch-
flutung einer Spule ist dann
AW=wr L r (2
2a
Die mittlere Durchflutung einer Nut unter
der Voraussetzung, daß sich Ober- und Unter-
stäbe zweier, unter benachbarten Bürsten im,
Kurzschluß liegender Spulen in einer Nut be-
finden, ist:
AWn =2AW= 2, UT Da (3
Denken wir uns b’ und tx; auf den Ankerum-
fang bezogen, so erhalten wir
AWn =b".B, (3a
wo B = Strombelag = Amperestäbe für 1 cm
Ankerumfang.
Der Querschnitt des im Mittel kurzge-
schlossenen Leiterbündels einer Spule sei
qr, der Querschnitt eines Leiters = q, so er-
halten wir bei einem Kupferfüllfaktor von k;
gn=wr-L, en ea!
und wenn wir die Querschnittsfläche des kurz-
geschlossenen Bündels durch eine Kreisfläche
gleichen Flächeninhaltes ersetzen, den äqui-
valenten Halbmesser r zu:
_1/9% _1/q we
‚-yBE-yEE.
Ist q in mm? gegeben, so ist rin em:
01V“.
7:.0;1 a Far
Wir wollen erst die Streufelder berechnen,
die durch die achsialen Teile der Spulenköpfe
erzeugt werden. Es soll wie in der eingangs
erwähnten Abhandlung die Rechnung für
einen einseitigen Spulenkopf durchgeführt
werden und da die Stücke b
in einem Spulenkopfe zwei-
mal vorkommen, so wollen
& wir in die Gleichungen gleich
Abb. 2 Ersatzquer-
8: hnitt des Leiter-
bündels.
(44
die Länge 2b einführen. Das
„innere Streufeld‘‘ rechnet
sich dann wie folgt:
In ss 22 sinds die
Stücke b der Spulenköpfe
(Ober- und Unterstab) in
einem Kreisquerschnitt zu-
sammengefaßt gedacht. Die
gesamte Durchflutung dieses Bündels (A Wr)
ist dann nach Gl]. (3) zu finden. Wir können
somit ähnlich wie in der früheren Abhandlung
schreiben:
ad, =0,4n2 ur en
2OTE
Je oc?
3a r2
,
wo n=01 yp=.4 =YV2r
in em bedeutet. Dieses Feld erzeugt in den
umschlungenen ee eines Spulenkopfes
eine EMK der Selbstinduktion:
2 22
d eı — m Wk Tr? d ®, ° 10-8 Volt,
wo T = Dauer der Kommutierung bedeutet.
Es ist dann:
2 Ja b 5
— 7 .w ; 3w e — 8,23
de, T vor (047 we) OR 10 zedx
und
2 TEEN DD
BEE TE 7 DER Rr —$8
4= gr Wk (94x00 En) 3 „10 Volt. (5
Wir erhalten somit:
Ja 25
9, =04Anwr nn. m 025, sure . (6
und die magnetische Leitfähigkeit für dieses
Feld wird:
Arn.008. a (7
Das „äußere Streufeld‘‘ der achsialen Stücke
kann nach Abb. 1 berechnet werden. Es ist
a2 4 Ja, dc
ee
Ja b dx
NW Im re
Va. &
Integriert man in den Grenzen &, =yY2 und
%, = Tp, So erhält man:
D)
d,=04nwr AL EREL ne EEE
. nu v2r
und die Leitfähigkeit 4, wird:
ne (in 035). eo
un (Mm
In Gl. (6) und (8) ist nicht die gesamte Durch-
flutung des Bündels AWn, sondern die Durch-
flutung eines Spulenkopfes AW eingesetzt
worden, weil die übrigen Stücke des Spulen-
kopfes nur Felder erzeugen können, die ihrer
eigenen Durehflutung entsprechen, mit anderen
Worten, weil nur die achsialen Teile eine EMK
der gegenseitigen Induktion aufweisen können.
Wir können somit die Streufelder der
schrägen Teile I (Abb. 1) genau so rechnen,
wie in der Abhandlung vom 7. IV. 1918 und
erhalten dann das ‚innere Streufeld“ #;:
= 04n we I. ——. (10
i
628 Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 32. 12. August 1920.
A . D————————————— — A Tee
und die Leitfähigkeit 4;: Wir wollen nun an Stelle der Längen b, d | EEE :
ä x und 4, die mittlere Länge einer Serie Das Verhältnis = schwankt zwischen den
A:= 1,0250 a1 dung ls einführen. Für fast alle Maschinen | Werten:
8:77: ge “ana Ra kann man auch mit großer Annäherung setzen: B
Es wurde wieder gleich mit 21, gerechnet, da bzwd. ......%6 u Lehaneb
in einem Spulenkopfe zweimal die Stücke I Man kann auch b in Abhängigkeit von Is 2 : ls
vorkommen. darstellen: Berechnet man für verschiedene Werte von =.
Das „äußere Ban erhält es eben- L=2R.D WE i (27 h . I, 5 S
20, "wie In Ador! Ursprung nz; wo z irgend eine Zahl bedeutet. Wir erhalten ala> Abazissen ls AVerl2 ] ( und. trägt Be
> de dann: als Ordinaten auf, so erhält man die in Abb. 3
9, =0,4n Wr ER ve —4b _x-2 % 08 dargestellten Punkte, die man innerhalb der
N b SR
obigen Grenzen mit genügender Genauigkeit
x [in Pal hl: = In en 1], er durch eine Gerade verbinden kann, deren
T 2 3
Sue
; | Er @ 2 1 V( —2 j ( %p )' (29 Gleichung lautet:
und die Streuleitfähigkeit 4;: Lı x—2 x ls Is
Setzen wir diese Ausdrücke in Gl. (25) ein, so Yarel: ee
N u [in brb b La In b+tb _ 1] . (13 | erhalten wir:
Ju 7 [A ls y 3
BB I Tp 2 ls ve > =) lg
—2 ls “y( n ) (7) + re E ) Br +7
Tr
Schließlich kann man noch das ‚innere Streu- h ] 1
feld“ der Kröpfungen d finden. Auch hier ist | A, =— (in Ne —091)+
TXT /h Tp
die Länge 2d einzuführen und wir erhalten: x 20 ’ v( »2) (7 )
H a
Ja 2d x IR
re e- Re [
x — 2°
oder die Leitfähigkeit 4; +In ; Ve) & ) “ 5. np nern,
R Se 22,
a A a x e
& A x—2\2 (10)?
+21 )-)
Von einem „äußeren Streufeld‘ der Kröp- _ bs ( A ) ls Er ls rg: RO s
fungen kann man absehen, weil, wie schon Be nm 7 in T we an 22 Mu r ei Tp s% 29\2 47912
in der früheren Abhandlung erwähnt, zwischen =V( = ) er (3
. Ä b 8
Ober- und Unterstab nur eine schmale Spalte
offen bleibt. Somit haben wir sämtliche Streu-
leitfähigkeiten, alle auf die gleiche Durch- 12-212 {%\? x 0,75 (x — 2) — 0,85
flutung AW = und bezogen. : x nlı+2]/( -(2)} m —2 Za2rıs x F
Demnach erhalten wir die gesamte Streu-
leitfähigkeit 45:
ıi+x =, Tp 2
2b rer T U 9,3 i —4 1 2—2 oc -(7) c—A2 (1p\?
M= 025 + °- (In? — 035) + 4.0250 = uliog og a ee: ® 2)
=)
Fr x Tp x Ve )-)
2 Afın a = 2 ir ar —1]+°2.0,18, n i
2
x 0,75 (© — 2) — 0,05
As = (m ®-01)+4 — lg ._, 1082 ee 0. 8
®
x & RE BIT : In ar: 0,75] 2 a ö
r 2 3 A Für normale Maschinen können wir, wie im früheren Aufsatze erwähnt, setzen © = 13
(16 | bis = 25. Wir wollen als sicheren Wert x = 15 annehmen und erhalten dann:
Es sollen nun die Längen 1, und I, durch I, bzw. Zu _ 912
b ausgedrückt werden. Aus Abb. 1 läßt sich — 2 ==0807; (° >) = 0,75.
cos « bestimmen: TE wird BAsn:
TE ? 3
cosa = mean m: (17 5 | 5 1+15/0o75- (3?) En
} Nie 1 Yı- En A=57 lei log + 0,7331log + 0,867 —_..n log I: +15 Vor - (72) ]
en > an er er 8
sina=y1l—-co?a=, 4 (23. (18 | | ) 1/0 (% le}
sin & A V ( 1% )' ;
tige = =—/4—I—-1. .. (19 gE
Ka, —0,867 log > 0,867 log 30 — FI n 7 on,
Wir erhalten somit die Längen I, und I, wie Br
folgt:
3
Die lı= w) (0 1+ 15 / 0,75 — (7) Bee
Tp A _ 233 Is Is Is Tp)? i
K=5 la log" 40,733 log —°- + 0,867 EL 210g] 1415 0,75 — (72) — 1,616
p 8
EB eo! /or-(72)
cosa Tp . (81
l Re, p) Wenn wir in Gl. (25) b gegen Is ganz vernachlässigen, erhalten wir ls = 21 und:
nes [tghen]. en
rege L=5, 110g © +08 +1og]/ı _ () 0,028) N
N V:- (72) +20
a I 1 A ei (03 also dieselbe Gleichung, wie in der ursprünglichen Abhandlung. Wir wollen in Gl. (31).
3 2b die Glieder mit zu einem Gliede zusammenfassen, das wir mit y= (22) bezeichnen.
lg 2 2b p p
= a 2
2 3 V a (>) ; ’ 1-+ 15 |/ 0,75 — (32) a
h y=t() =0733 108 2 +0,07 Ver 108 [1+15075- (72) |:
Setzen wir diese Ausdrücke in Gl. (16) ein, so f z 15 Vos- “ - 1%
erhalten wir: Is
M= 2b (in = -0,) ne Setzt man diese Gleichung in Gl. (31) ein, so
n T Ri erhält man:
I 2 END) _ 23 I ls ]
\ 12) +2] = 1 Ya-(7?) 2b : = [108-2 +2, 1,9% . (86
1 Bern
ne 4 3, %p\2 a 2b a en | Wir können somit als Streuleitfähigkeit eines
L, V: ur (7) Kumsge oblonsengn Spulenkopfes pro cm Länge
setzen:
Ne) ” I U U 2
ng Pr Die einfachere Gl. (32) gibt nach einer ähn-
h V+- () an I V+4- (7) +2b & 2b 2b ; d lichen Umformung Er einfache Formel,
waren In ER + SET uw. ——— In — 0,75 +0,25 (25 | sie lautet: :
sr T
1, y: [e: ) uy a 2 Rs = 0,97 [108-4091] . (87
+
ı wo I, die
12. August 1820.
Es sind nun die Gl. (31) und (32) punkt-
weise berechnet worden und ebenso wurde die
Gl. (36) ausgewertet. Diese drei Schaaren von
Schaulinien wurden in Abb. 4 zur Darstellung
41
97
GE 70 7125 030 185
I
Abb: 3: Die Funktion (2):
D
T
Bar ken:
Auzape=
B 2 = =
lee
Br
un
il
R
7
BE;
NN
sis
\
Fe
=
=
1
es
2]
Ri
Sa
Bere
Dez)
Om 7m 15 70 135 140 145
Abb. 4. Die Streuleitfähigkeit nach Gl. (81) — —,
(82) — » — und (86) —.
Rs]
wa
Bi
Bi
Ei
u
”
z
gebracht und beweisen hinlänglich die Genauig-
keit der Näherungsgleichung (36). In Abb. 5
ist nach Gl. (31) die Streuleitfähigkeit als
Funktion von - Man
ersieht aus diesen Schaulinien, daß es durchaus
_ angezeigt ist, jeweils aus den Abmessungen
der Maschine die Stirnstreuung zu bestimmen
und daß letztere ziemlich großen Schwan-
kungen unterworfen ist.
Der erste Klammerausdruck in Gl. (25)
stellt aber noch eine andere Größe dar, die
bisher immer nur geschätzt und niemals ge-
rechnet wurde: die Streuung der Wicklungs-
teile, die in den Luftschlitzen der Ankerpakete
liegen. Man hat diese Streuung bisher meist
so berücksichtigt, daß man die gesamte Breite
. der Luftschlitze zur mittleren Windungslänge
, eines Spulenkopfes hinzufügte und mit der-
selben Streuleitfähigkeit rechnete, wie für
den Spulenkopf selbst. Betrachten wir in
Abb. 6 die Lage des kommutierten Spulen-
Be Felle)
EEEEENFZZ
et. —
2:
dargestellt worden.
\AN
N
N
\N
o 30 40 50 60 70 80 90 700
I
Abb. 5. Die Streuleitfähigkeit als Funktion von ce) °
' bündels zu den Polen, so sehen wir, daß die
Leitfähigkeit für das sog. „innere Streufeld‘“
nach Gl. (7) berechnet werden kann, wobei
wir aber anstatt 2b die Größe I setzen müssen,
gesamte Luftschlitzbreite darstellt,
wir können also schreiben: =
I
Elektrotechnische Zeitschrift.
M=2.098.. N N
1920.
Die Leitfähigkeit für das „äußere Streu-
feld‘‘ müssen wir nach Gl. (9) berechnen, doch
ist hier zu berücksichtigen, daß wir wieder
an Stelle von 2b die Länge Iy setzen müssen,
auch dürfen wir nicht von — Y2r bis
% = % integrieren, da ja alle Kraftlinien,
die die Polhörner erreichen, sich über das
Poleisen schließen und daher nicht mehr als
Streulinien betrachtet werden dürfen, sie
Abb. 6. Streuung im Luftschlitz.
gehören ja zum Hauptkraftfluß. Aus Abb. 6
ergibt sich, daß man mit genügender Genauig-
keit %, = ua setzen kann, wo & = Pol-
_ Polteilung
bedeckung = Polbreite h® en Inte-
BL euren sind jetzt mit x, = V 2r und
X, = » (1-0) Omzusetzen. Wir erhalten dem-
nach für die „äußere Streuleitfähigkeit‘‘ den
Ausdruck:
nn = ee) N (in rm N (39
x 2y2r Ri r 1—«
Die Streuleitfähigkeit A, für die in den Luft-
schlitzen liegenden Spulenteile ergibt sich
aus der Summe der beiden Streuleitfähig-
keiten, also:
the: Tp
NN m (025 + 1m 2 in 2% .. (40
Bei den Gleichstrommaschinen schwankt
die Polbedeckung & zwischen den Werten:
«=0,6 bis 0,75.
Die kleineren Werte kommen häufiger vor,
besonders bei Wendepolmaschinen. Da für
kleinere Werte von & auch der Ausdruck
2 v2 kleiner, somit die Streuleitfähigkeit
In ——
1—a
größer wird, so wollen wir den Wert « = 0,6
für die Rechnung beibehalten und erhalten so
29,57 1025 re ay2 )
= lee Elle 5
28 RE )
= (108 2 — 0741).
Um einen Vergleich mit den Gl. (35) und (36)
zu ermöglichen, wollen wir anstatt log Fr die
Ausdrücke log - und log = einführen und
schreiben also: 5
33 2 Mi )
== 1 (108 1082-071). (Gi
In Abb. 7 sind die Werte log - als Funktion
4 p
0,18
916
OM
012
00
908
15 120 7
. I
Abb. 7. log = als Funktion von () 5
D p
von - aufgetragen worden und man sieht,
p
daßinnerhalb der Grenzen 2. — 1,20 bis 1,45
p
der Ausdruck log. durch eine gerade Linie er-
setzt werden kann, deren Gleichung lautet:
ls l;
y =log— =0,327 ——0,81l.. » (42
Tp Tp
Heft 32.
629
Setzen wir diesen Ausdruck in Gl. (41) ein, so
erhalten wir:
2,9 l
uh=7 1 (108 20327 = 0,430),
E17 7 Tp
l
Av = 0,733 Io (108 — a 0,33 Is = 0,48) y
7 Tp
oder wenn wir wieder die Leitfähigkeit für 1 cm
Luftschlitz mit A, bezeichnen:
ä 1
u = 0,733 (108 —- — 0,83 Rn 0,43) .. (48
7 Tp
In Abb. 8 ist diese Gl. (43) in Kurvenform
dargestellt für Werte von a = 30 bis 100 und
U
-& _— 1,20 bis 1,45. Da die Kurven auf einem
Tp x
schmalen Streifen beisammenliegen und diese
0 30 90 50 60 70 80 90 700
Abb. 8. Die Streuleitfähigkeit im Luftschlitz.
ganze Rechnung ja nur beiläufige Werte er-
geben soll, so wollen wir — — 1,20 in die
Gl. (43) einführen und erhalten dann:
Deore (198-205) ern
Vergleicht man die so gefundenen Werte
der Leitfähigkeiten mit den Werten, die
Gl. (36), bzw. die Kurven in Abb. 5 ergeben,
so findet man, daß man für die Spulenteile
in den Luftschlitzen etwa die 1%,-fache Leit-
fähigkeit einzusetzen hat, wie für die Stirn-
köpfe, man kann also mit genügender Genauig-
keit auch für die in Luft liegenden Teile der
kurzgeschlossenen Ankerspulen die Gl. (36)
verwenden, nur muß man dann als Länge .
1,5 u, setzen. Demnach läßt sich die Streu-
leitfähigkeit für einen Stirnkopf + Luft-
schlitzlänge schreiben:
a ill; +1,5 Io) As, ee (45
wo
bedeutet.
Die EMK der Selbstinduktion für den
ganzen in Luft gebetteten Teil der kommu-
tierten Spule kann man nun folgendermaßen
berechnen. Die kommutierte Spule hat zwei
Wickelköpfe, daher ist ihre gesamte magne-
tische Leitfähigkeit in Luft = 243‘. Durch
Vergleich von Gl. (2) mit Gl. (3a) finden wir,
daß man die Durchflutung einer Spule auch
darstellen kann in der Form:
EPRANE:;
A4W=w., = GIER . une (46
oh),
As = 0,37 (108 - E= =
v
Dann stellt aber der Ausdruck 0,4 nwk ya die
MMK einer Spule dar. Somit kann man die
EMK der Selbstinduktion zwischen den
Bürstenkanten für den ganzen in Luft liegen-
den Teil der kommutierten Spule in der Form
darstellen:
er = F 097 (04 TUE ze) 2As'.10-8 Volt (47
oder er =" 7 Qamb' B.2As'.1078 h (474
In Gl. (47) ist unter er der Mittelwert der EMK
der Selbstinduktion (Reaktanzspannung) zu
verstehen, da die Gl. (46) nur für die im Mittel
kurzgeschlossene Windungszahl gilt. Handelt
es sich darum, den Maximalwert der Reak-
tanzspannung zu bestimmen, So muß man die
kurzgeschlossene Windungszahl nach Gl. (la)
bestimmen und erhält dann für die EMK der
Selbstinduktion den Ausdruck:
(dr de]: eg
= [ptre (+1) 5=|24,'.10 ® Volt. (43
630
Elcktrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 32.
12. August 1920.
Im allgemeinen rechnet man mit dem
Mittelwerte der Reaktanzspannung, es kann
also für gewöhnlich die Gl. (47) gebraucht
werden.
Zum Schluß sei noch darauf hingewiesen,
daß die so abgeleiteten Gleichungen nur dann
gelten, wenn es sich um eine Durchmesser-
wicklung handelt.
Bei Sehnenwicklung liegen die Ober- usd
Unterstäbe der unter benachbarten Bürsten
kurzgeschlossenen Spulen nicht in einer Nut,
die Streuleitfähigkeit der achsialen Spulen-
teile wird daher geringer werden, als in Gl. (7)
gerechnet. Das Gleiche gilt für die in den
Luftspalten liegenden Wicklungsteile. - Auch
tritt anstelle der Polteilung m die Spulen-
weite Tw. Rechnen wir somit die EMK der
Selbstinduktion nach Gl. (47) oder (48), so
erhalten wir etwas zu große Werte. Die
richtiggestellte Gl. (39) der eingangs erwähnten
Abhandlung ist unter’ der Vernachlässigung
der gegenseitigen Induktion der achsialen
Wieklungsteile entstanden, sie entspricht also
annähernd dem Falle der Sehnenwicklung,
wenn wir anstatt 1» die Größe tw einführen.
Wir erhalten in diesem Falle für die gesamte
Streuleitfähigkeit den Ausdruck:
s = (ls + 1,5 I) 0,35 (108 e aut
To
2). (49
Setzen wir diesen Ausdruck in Gl. (47)
oder (48) ein, so erhalten wir die EMK der
Selbstinduktion für Sehnenwicklung.
Neuere Gesichtspunkte für d:n Bau von
Großkraftwe ken.!)
Von & Klingenhe:g,
(Furt: et ung von N Gı2
vIM.
Der Entwurf des Se altbildes eines Kraft-
werkes sollte so gestaltet werden, daß der
plötzliche Kurzschlußstiom keinen größeren
Wert als etwa 50 000 Amp entnelımen kann.
Treten größere Ströme auf, so wird einmal die
elektro-dynamische Gegenkraft im Schalter so
hoch, daß die üblichen elektrischen Schalter-
antriebe versagen, außerdem steigt aie Er-
wärmung und die mechanische Beanspruchung
der einzelnen Teile über die zulässige Grenze.
Soll dieser Wert auch in größeren Kraftwerken
nicht überschritten werden, so müssen gegebe-
nenfalls besondere Generatorreaktanzen ein-
gebaut werden, wenn der Generator nicht un-
mittelbar mit dem zugehörigen Transformator
verbunden ist und nur auf der Oberspannungs-
- seite parallel geschaltet wird. In solchen Fällen
dürfte die Gesamtreaktanz in der Regel zur
Innehaltung dieses Wertes ausreichen. Es
ist dann nur notwendig, den Nebenbetrieben
besondere Reaktanzen zu geben, weil für deren
wesentlich schwächere Leistung die oben an-
gegebene Grenze noch zu hoch ist. Rechnet
man mit einer Eigenreaktanz des Generators
von etwa 15%, so genügt für diesen Zweck
eine Zusatzreaktanz von etwa 7%.
Der Einbau solcher Reaktanzspulen übt
auf den Betrieb des Kraftwerkes einen sehr
günstigen Einfluß aus, weil die im Netze etwa
entstehenden Kurzschlußstöße wesentlich ge-
mildert werden. Leider wird der Einbau von
Sonderreaktanzen in die einzelnen abzweigen-
den Leitungen durch den großen Platzbedarf
und die großen Kosten sehr behindert, und
zwar desto mehr, je höher die Spannungen und
je größer die Leistungen sind. Es empfiehlt
sich deshalb manchmal, die abgehenden Lei-
tungen in Gruppen zusammenzufassen und nur
die einzelnen Gruppen durch Reaktanzspulen
zu schützen.
Man hatte eine Zeitlang auf den Einbau
von Maximalrelais für die Generatoren ver-
zichtet und sich auf den Einbau von Rück-
stromrelais beschränkt, die nur den fehler-
haften Generator abschalten sollen, von der
Erwägung ausgehend, daß die abzweigenden
Leitungen durch deren Schalter rechtzeitig
unterbrochen werden und daß Sammelschienen-
kurzschlüsse zu den größten Seltenheiten ge-
hören. In neuerer Zeit wird dieser Standpunkt
wieder verlassen, einesteils, weil man nicht
lediglich von der Zuverlässigkeit der Rück-
stromrelais abhängen will, andernteils, weil
Sammelschienenkurzschlüsse besonders infolge
falschen Ziehens der Trennschalter doch häu-
figer aufgetreten sind, als vermutet wurde.
Man baut in der Regel unabhängige Maximal-
Zeitrelais ein, deren Auslösezeit nicht unter
6 bis 12 Sek liegt, so daß der Abzweigschalter
normalerweise den Kurzschluß im Netz früher
abtrennt. Bilden Generator und Transformator
eine geschlossene Einheit (ohne Generator-
3erlin
i 1) Vortrag gehalten im Elektroteehnischen Verein
in Wien am 10, III. 1920.
sammelschienen) und wird demgemäß nur auf
der Oberspannungsseite parallel geschaltet, so
empfiehlt sich der Schutz durch Differential-
Relais, die zwischen der Neutralen des Gene-
rators und der Oberspannungsseite des Trans-
formators liegen. Derselbe Schutz kann natür-
lich auch für den Generator allein bzw. für den
Generator einschließlich der zugehörigen Ver-
bindungskabel angewandt werden. Auf die
Zweckmäßigkeit der hiermit zu verbindenden
Schutzschaltung für den Erregerstromkreis
(Einschaltung eines Widerstandes in diesen)
wurde schon früher hingewiesen.
Sollen die Transformatoren allein geschützt
werden (z. B. in Unterwerken), so geschieht
dies am besten durch die Verbindung eines
Maximal- und Differentialsehutzes. Wird letz-
terer nach dem Wattmeterprinzip ausgeführt,
so erreicht man besondere Empfindlichkeit,
so daß die Abschaltung auch dann erfolgt,
wenn beispielsweise durch Fehler im Eisen de
Transformators sich der Beginn einer größeren
Arbeitsaufnahme entwickelt.
Die einfachste Verbindung des Generators
und der Schaltanlage ist die blanke Kupfer-
leitung, die gut auf Isolatoren verlegt und
durch Abkleidung vor zufälliger Berührung
geschützt wird. Sie ist aber nur in den
seltensten Fällen ausführbar und wird manch-
mal zur unmittelbaren Verbindung des Gene-
rators mit dem zugehörigen Transformator
angewendet. Im Goldenbergwerk wurde sie
für die 16000-Kw- und für die 50 000-
Kw-Turbinen durchgeführt. Sie ist ferner
für das Kraftw rk Hirschfelde vorgesehen,
welches der sächsische Staat zurzeit bauen
läßt. Am häufigsten erfolgt die Verbindung der
Generatoren mit der Selaltanlage oder mit
den Transformatoren, (wenn diese im Seclalt-
ause stelien,) dureli Kabel, die, wie erwäl:.nt,
für Freileitungsnetze »leiel zeitig einen guten
Überspannungsseliutz der Generatoren dar-
stellen. Die Verlegung geschieht auf 3 ver-
schiedene Arten.
legung in der Erde, wo sie in der üblichen Weise
durch Ziegelsteine vor mechanischen Besclhädi-
gungen geschützt werden. Will man die Kabel
unter ständiger Überwachung halten, so werden
sie je nach der örtlichen Lage des Kraftwerkes
und.der Schaltanlage in unterirdischen Kanälen
oder im Innern einer Kabelbrücke verlegt. In
diesem Falle wird die Juteumspinnung wegen
der Feuersgefahr fortgelassen. Kabelmuffen
sollten jedenfalls vermieden werden, weil sie
immer den wundesten Punkt der Kabelstrecke
darstellen. Auch die Endverschlüsse müssen
mit besonderer Sorgfalt angebracht und über-
wacht werden. Bei Aluminiumkabeln ist be-
sonders auf die Verbindungsstellen außerhalb
der Endverschlüsse zu achten.
IX.
In früheren Veröffentlichungen habe ich
bereits darauf aufmerksam gemacht, daß das
Schalthaus zum Zwecke übersichtlicher Lei-
tungsverlegung an der Längsseite des Kraft-
werkes in einem Abstande von etwa 10 m er-
richtet werden sollte. Diese Anordnung ist
aus örtlichen Gründen nicht immer aus-
führbar, so muß beispielsweise der Aufbau der
Schaltanlage von Wasserkraftanlagen in der
Regel dem Gelände angepaßt werden.
Nebenstehende Abbildungen zeigen ent-
Die einfachste ist die Ver- |
Selbst in Dampfkraftwerken können die
Schalthäuser nicht immer an der Längsseite de
Maschinenhauses errichtet werden, wie die An-
lage Golpa zeigt (Abb. 12). Auch hier wurde das
Schalthaus mit Rücksicht auf die Lage der
abgehenden 100 000-V-Leitungen und auf die
zahlreichen Kühltürme senkrecht zum Kraft-
werk errichtet. Die Durehrechnung ergab, daß
die langen Kabelverbindungen sich immer
noch billiger stellten als die Rohrleitungen
und Kanäle zwischen Maschinenhaus und
Kühltürmen. Bi
Der Aufbau der Schaltanlagen hat in den
letzten Jahren durch den Fortfall der kost-
spieligen und viel Platz erfordernden Über-
spannungsvorrichtungen eine bedeutende Ver-
einfachung erfahren. Der Unterschied wird
besonders deutlich durch Abb. 22, welche die
—
ya ir er a
RETTET IE
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| 32 Mefer)
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33,00 a
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Abb. 22. Vergleich mehrstöckiger mit zweistöckiger Bauart
äußeren Dimensionen eines Schalthauses mil
und ohne Blitzschutz wiedergibt.
Das Schalthaus Golpa bildet gewisser-
maßen ein Mittelding zwischen den üblichen
Schalthäusern und den im Freien aufgestellten
Schaltanlagen, denn die Ölschalter können hieı
als fast im Freien stehend angesehen werder
(Abb. 16). Die in Golpa gewählte Freileitungs-
ausführungsart stellt eine gute architektonische
wel dar (Abb. 17 u. 23). Sie wurde übrigen:
im Goldenbergwerk bereits im Jahre 1913 an:
gewendet.
Der zweistöckige Aufbau des Schalthauser
Golpa ist auch der Schaltanlage des Stickstoff
werkes Chorzow und des Aluminiumwerke:
Lauta zugrunde gelegt, allerdings arbeiter
diese Anlagen nur mit einer Spannung vor
5000 bis 6000 V. Abb. 24 und 25 zeigen
sprechende Ausführungsformen (Abb. 18.bis 21). | einen Schnitt durch das zweistöckige Schalt
Abb. 18 bis 21. Entwürfe von Schaltanlagen für Wasserkraftwerke.
5 FE
HET
ee
|.
je
12. August 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920,
Heft 32.
6831
‚ haus Chorzow und das fünfstöckige Schalt-
. haus eines Elektrizitätswerkes mit der gleichen
Einrichtung.
Abb. 23, Kraftwerk Golpa,-Trennschalter_und”Freileitungsausführungen.
Man sieht ohne weiteres, wie überlegen
der zweistöckige Aufbau dem mehrstöckigen
j® Br entuch Bedienung und Übersichtlich-
eit ist.
-
9
SSLNIIII
SI
N
KIN
li
Abb. 25.
Abb. 24 und 2. Vergleich zweistöckiger mit mehr-
stöckiger Ausführung.
Sowohl in Lauta wie in Golpa sind die
_ Trennschalter dreipolig ausgeführt. Eig6nartig
_ und neu ist in Lauta die Bedienung der
Trennschalter von der Seite, so daß das Be-
triebspersonal auch beim Öffnen der Trenn-
_ sehalter unter Last durch den auftretenden
"Liehtbogen nicht verletzt werden kann,
A Abb. 26 stellt ein Kraftwerk dar, bei dem
_— im Gegensatz zu Golpa — die erforderlichen
Schalteinrichtungen auf einer Längsseite
des Maschinenhauses angeordnet sind. Hierbei
ist angenommen, daß der erzeugte Strom mit
einer Spannung von 60 000 und 100 000 V ver-
teilt wird und somit zwei zweistöckige Schalt-
häuser erforderlich werden. Der Aufbau der
elektrischen Apparate erfolgte
in der gleichen Weise wie
in Golpa. Das 100 000-Volt-
Schalthaus ist jedoch etwas
schmaler gehalten, weil die
beiden 100 000-Volt-Freileitun-
gen, wie der Grundriß und
Abb. 27 zeigen, durch einen
Vorbau ins Freie geführt wer-
den. Außerdem befindet sich
in dem 100 000-Volt-Schalthaus
auf der einen Längsseite noch
eine Sammelschiene, durch wel-
- chedieNullpunkte der Transfor-
matoren über Trennschalter mit
einer Petersen-Erdschlußspule
verbunden werden können.
Was oben über die Schalt-
häuser der Kraftwerke gesagt
wurde, gilt auch für den Aufbau
der zahlreichen Schalt- und
Transformatorenstationen, die
jetzt errichtet werden. Der
einfachste Fall ergibt sich, wenn
nur eineFreileitung in dieTrans-
formatorenstation eintritt und
die Niederspannungskabel di-
rekt vom Transformator zu
einer vorhandenen Anlage ge-
führt werden. Ein solches für
das Märkische E. W. in Ebers-
walde geplantes Transformato-
renhaus zeigt Abb. 28.
- Wird der Strom mitverschie-
denen Hochspannungen verteilt,
so empfiehlt sich diein Abb. 29
wiedergegebene Anordnung.
Das rechtsstehende Gebäude
ist zur Aufnahme der 100 000-
V-Apparate mit den zu’gehö-
rigen Transformatoren _be-
«= stimmt, das linksstehende Ge-
bäude enthält die Apparate für die 60 000-V-
Verteilung.
Handelt es sich um größere Verteilungs-
SE
stationen mit Doppelsammelschienensystem, so
können für den Aufbau die 100 000-V-Schalt-
häuser der Kraftwerke Golpa und Hirschfelde
ohne weitere Änderungen benutzt werden.
. ‚Bei den bis jetzt erwähnten Anlagen sind
die Ölschalter in einer Reihe im Gebäude zur
Aufstellung gelangt. Die Freileitungen ver-
lassen das Schalthaus auch nur auf der einen
Längsseite.
100000 Koll.
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Abb. 28. Transformatorenhaus für das Märkische E. W.
“In größeren Schalt- und Zwischenstationen
müssen dieLeitungen, oftaus örtlichen Gründen,
auf der einen Seite ein-, auf der anderen Seite
wieder austreten. Die einreihige Anordnung
der Ölschalter erfordert für solche Fälle ein
verhältnismäßig langes und auch kostspieliges
Gebäude. Um die Länge des letzteren zu be-
schränken, bleibt nielıts anderes übrig, als eine
zweireiliige Anordnung der Ölschalter zu wäh-
len. Der Aufbau bietet keine Se wierigk.ıten,
solange nur ein einfaches Sammelsc) ienen-
system verwandt wıd. Für Doppelsamm«l-
schienensy=-temie werden diese Seliwierigkeiten
am bosten bos®it’get, indem man die iı. Abb. 30
dargestellt‘ Anordnung wällt. Das eine Sam-
melse'ienen-y t m liegt in der Mitte, das an-
dere fü rt in Huf-isenform um das erstere her-
um. :D« » npol en Trennsebalter sind vom Öl-
schalterbedienungsgang aus sichtbar und kön-
nen von dort oder ım Sammelschienenraum ge-
schaltet werden. Trotzdem, ist der Sammel-
schienenraum von den Ölschalterkammern
feuersicher bzw. rauchsicher abgeschlossen.
Als Sammelschienenisolatoren sind in Abb.
16 bis 29 vorwiegend Stützisolatoren gezeich-
net. Der Aufbau der Schalteinriehtung würde
sich aber aucl bei der Verwendung von Hänge-
isolatoren nicht ändern, weil diese an den Dach-
bindern befestigt werden können (Abb. 30).
Der Sammelschienenraum muß allerdings etwas
höher gehalten werden, weildie Ketteder Hänge-
isolatoren länger ist als die Höhe eines Stütz-
isolators. Dadurch steigen die Gebäudekosten
und es fragt sich,. ob diese Mehrausgaben
berechtigt sind oder nicht. Man darf nicht
vergessen, daß zum Sammelschienensystem
nicht nur die Stützisolatoren, sondern auch
Abb. 27. Architekturentwurf für Abb. 26 mit Vorbau für Freileitungsausführungen.
632
die Trennschalter, Durchführungsisolatoren und
Ölschalter gehören. Die Trennschalter und Öl-
schalter sind mechanisch sogar noch stärkeren
Beanspruchungen ausgesetzt als die Stütz-
isolatoren der Sammelschienen, und ein Über-
schlag an den .Isolatoren „der erstgenannten
FELIETEIEEIEIELEIFERTEEED,
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Nee
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Elektrotechnische Zeitschrift,
Schaltanlage durch die Anwendung von Hänge-
isolatoren nennenswert erhöht werden kann.
Die außerordentliche Steigerung der Bau-
materialpreise hat mich zur erneuten Prüfung
der Frage veranlaßt, ob die Aufstellung der
Apparate im Freien nach amerikanischem Vor-
pad der in geschlossenen Gebäuden nicht vor-
zuziehen ist. Die Durchrechnung verschiedener
Projekte hat jedoch zu dem Ergebnis geführt,
daß
auch injheutiger Zeit die in geschlossenen
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Apparate ist gleichbedeutend mit einem Sam-
melschienenkurzschluß bzw. einer Betriebs-
störung. Es hat demnach also praktisch keinen
Zweck, für die Sammelschienen bessere Iso-
latoren zu verwenden als für die Trennschalter
und Ölschalter. An und für sich spricht natür-
lich nichts gegen die Verwendung
von Hängeisolatoren. Wie aus mei-
nen früheren Veröffentlichungen
hervorgeht, habe ich diese in der
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Zentrale Vereeniging in Südafrika H__
ebenfalls verwendet. Man soll sich
nur nicht der Hoffnung hingeben,
daß die Betriebssicherheit der
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Abb. 39. Schalthaus für 109090 V mit Freileitungsausführung nach beiden Seiten,
Abb. 29. Schalthaus für 6000 und 100000 V.
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Gebäuden untergebrachten Schaltanlagen nicht
teurer werden. Dieses Ergebnis darf aber nicht
verallgemeinert werden. Sind in einzelnen Fäl-
len die Gebäudekosten gegenüber ihrer Ein-
richtung hoch (das ist häufig bei kleineren An-
lagen,mit,einfacher Ausstattung der Fall), so
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1920. Helt 32.
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N.
12. August 1920.
kann dieFreiluftanlage wirtschaftlicher werden.
Bleibt man aber bei der Aufstellung in Gebäu-
den, so ist noch zu überlegen, ob nicht der ein-
stöckige Aufbau billiger wird. In der Regel ist -
dies nicht der Fall. Die für Hochspannungs-
anlagen erforderliche Gebäudehöhe von 9 bis
10 m verlangt aus Gründen.der Zugänglichkeit,
der Betriebssicherheit und der besseren Über-
sicht das Einziehen einer Zwischendecke. Der
während des Krieges mit einer in der Nähe
von Köln errichteten Transformatorenstation
gemachte Versuch, die Zwischendecke fortzu-
lassen, muß als fehlgeschlagen bezeichnet wer-
den. Es war nicht möglich, die mit einem Dop-
pelsammelschienensystem ausgerüstete 25000-V-
Schaltanlage betriebssicher zu bedienen, so daß
man nachträglich gezwungen war, wiederum
Laufbühnen einzuriehten.
Bei den oben dargestellten Entwürfen der
Schaltstationen sind die Transformatoren und
Ölschalter durch den Einbau von Durchfüh-
rungsisolatoren von den übrigen Räumen ge-
trennt, um letztere vor Verqualmung im Falle
von Defekten zu schützen. Wenn die günstigen
Erfahrungen der letzten Jahre mit dem 100000-
V-Material weiter anhalten, so wird man künf-
tig mit dem Einbau von Durchführungsisolato-
ren sparsamer umgehen können.
Nach vorliegenden Erfahrungen” scheint
das re Versagen zusammengesetzter Iso-
latoren, die in irgendeiner Form unelastisch
fest miteinander verbunden?sind, darauf zu-
rückzuführen zu sein, daß Temperaturdiffe-
renzen (die einmal negativ, einmal positiv
sein können, je nachdem der Isolator von außen
erwärmt oder abgekühlt wird) Beanspruchun-
gen in den außenliegenden oder innenliegenden
Schichten der Scherbenoberfläche hervorrufen,
die größer sind, als der Festigkeit bzw. Elastizi-
tät des “Materials entspricht. Mit anderen
Worten: Temperaturbeanspruchungen wirken
dann besonders schädlich, wenn entweder das
Material nur verhältnismäßig geringe Festig-
keit hat oder wenn es verhältnismäßig unelas-
tisch ist. Porzellan ist ein. Material, welches
wegen seiner geringen Festigkeit und.Elasti-
zität großen innermolekularen Beanspruchun-
gen außerordentlich schlecht standhält. Die
inneren Kräfte sind im Falle von Temperatur-
ungleichheiten um so größer, je größer die
Wandstärke der Masse ist, an deren äußeren
Schichten diese Temperaturdifferenzen auf-
treten. Ein fest zusammengekitteter, aus
mehreren Teilen bestehender Porzellankörper
verhält sich in dieser Hinsicht mechanisch
ebenso wie ein Porzellankörper von zu großer
Wandstärke, wenn eben das Zwischenmittel
entweder von Anfang an oder im Laufe der
Zeit unelastisch gewesen oder geworden ist.
Diese Tatsachen erklären das verschiedene
Verhalten zusammengekitteter Isolatoren. Es
ist trotzdem durchaus denkbar und wird durch
die Erfahrung bestätigt, daß einzelne gut ge-
halten haben. Das muß der Fall sein, wenn
entweder ein besonders gutes, gegen innere
Beanspruchungen sehr widerstandsfähiges Por-
zellan oder wenn zufälligerweise ein Zement
verwandt worden ist, der aus irgendwelchen,
heute noch unbekannten Ursachen seine Elasti-
zität sehr lange bewahrt hat. Es ist übri-
gens wahrscheinlich (wenn auch nicht sicher),
daß die Elastizität des Zementkittes von
seiner Feuchtigkeit abhängt und daß frisch
eingebrachter Zementkitt, der gegen Aus-
trocknen durch die Form der Porzellankör-
per"sehr gut geschützt ist, weil nur ein ring-
förmiger, sehr kleiner Spalt.
mit der Luft in Verbindung
steht, seine Elastizität ‘sehr
lange bewahrt. Das völlige
Austrocknen findet erst nach
Jahren statt, und zwar um
so später, je dünner die Ze-
mentschicht ist.
Dies’Verhalten würde eine
naturgemäße Erklärung da-
für geben, daß Isolatoren
SSISIISIIISISSS
RR
erfahrungsgemäß viel rascher
' zerstört werden. Treffen gün-
stige Umstände zusammen,
| beispielsweise die Verwen-
gu sehr festen und da-
ei
schen Porzellans und gleich-
zeitig die Anwendung einer
sehr dünnen Zementschicht,
so ist es durchaus möglich
(wie die Erfahrung zeigt), daß
mit solchen Isolatoren auch
gute Ergebnisse erzielt wer-
den. Immerhin muß fest-
potehl werden, daß man.
bezüglich der Eigenschaften
des Porzellanes und er
Stärke der Zementschicht
(ebenso betr. innerer Gleich-
Leere re
TER
mit starker Zementschicht
verhältnismäßig elasti-
2,
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Prag 7
12. August 1920.
mäßigkeit) einmal stark vom Zufall abhängt
und daß zweitens in jedem Falle die Bean-
spruchungen in unmittelbarer Nähe der über-
Bau! zulässigen Grenzen liegen. Das
im Maschinenbau allgemein gültige Prinzip,
mit der tatsächlichen Beanspruchung weit un-
terhalb der Festigkeitsgrenze zu bleiben, wird
bei diesen Konstruktionen außer Kraft gesetzt.
Die Erkenntnis, daß die Unelastizität der
Zementschicht zu einem Teil die Ursache der
Zerstörung ist, hat nun zu dem Bestreben ge-
führt, durch künstliche Mittel die Elastizität des
Zwischenmittels zu steigern, indem Lack-
überzüge, elastische Einlagen u. ä. hinzugefügt
wurden. Es ist aber um so mehr zu bezweifeln,
daß durch solche Mittel wirklich eine Abhilfe
geschaffen wird, als nicht feststeht, wie lange
die Elastizität solcher Zwischenmittel tatsäch-
lich erhalten bleibt. Da wiederum die Isola-
torenkörper ständigen einseitigen Beanspru-
chungen durch Zug ausgesetzt sind, steht zu
erwarten, daß das elastische Zwischenmittel
an den Stellen, wo die Kräfteübertragung statt-
findet,weggedrückt wird, so daß schließlich
doch die Zementschicht wieder zur Anlage
kommt. Die freie Ausdehnung des Porzellan-
körpers wird dann aber?verhindert, weil!der
der Zugriehtung folgende Körper wegen der
sehr großen Reibung an den zusammenhängen-
den Öberflächen sich im Falle der Temperatur-
veränderung nicht wieder rückwärts bewegen
kann, dies um so weniger, als die Reibungs-
winkeläbei den vorliegenden Konstruktionen
stets sehr flach ausfallen. Es wird 'also jedes-
mal, ganz abgesehen von den inneren Span-
nungen, die schon infolge von Temperatur-
differenzen in den einzelnen Scherben auf-
treten, bei jeder Zusammenkittung noch eine
zusätzliche Beanspruchung hinzukommen, die
sich eben aus der Tatsache ergibt, daß über-
haupt Kitt zur Anwendung gelangt ist. Könnte
man Isolationsmaterialien sehr großer Elasti-
zität verwenden, beispielsweise Materialien von
der Elastizität des Eisens, so würden alle diese
Bedenken fortfallen.
Hieraus ergeben sich nun die techni-
schen Folgerungen, die an zusammenge-
setzte Isolatoren gestellt werden müssen,
unter der Voraussetzung, daß nun einmal mit
der Verwendung eines in mechanischer Hinsicht
ungeeigneten Materials, wie Porzellan, gerech-
net werden muß.
1. Die Scherbenstärke muß möglichst
leichmäßig sein. Massenanhäufungen sind tun-
ichst zu vermeiden.
Schon bei der Herstellung bzw. beim Aus-
trocknen der vorbearbeiteten Porzellankörper
an der Luft (vor dem Brennen) ist die Anhäu-
fung”’großer Massen an einzelnen Stellen un-
erwünscht. Wird nämlich der Austrocknungs-
rozeß zu rasch durchgeführt, so können hier-
B schon Haarrisse entstehen, die sich der
späteren Beobachtung völlig entziehen.
2. Die Scherbenstärke so!l nicht größer
sein, als es elektrische und mechanische Bean-
spruchung erfordert.
3. Werden mehrere Porzellanscherben zu
einem Körper verbunden, so sollen die Ver
bindungen so ausgeführt werden, daß der
einzelne Scherben sich gegen den andern frei
ausdehnen und zusammenziehen kann.
Hierzu ist zu bemerken, daß bei doppelt
so starkem Material wahrscheinlich wesentlich
höhere Beanspruchungen als die doppelten auf-
treten, weileinmal.an sich die Beanspruchungen
ungünstig sind und zweitens die Dwurch-
wärmung des dünneren Scherbens rascher er-
folgt, so daß die Temperaturdifferenzen an den
Oberflächen kleiner ausfallen. Auch in dieser
Hinsieht (Verhinderung gleichmäßiger Durch-
wärmung) wirkt jede Kittschicht ungünstig.
Aus vorstehendem geht hervor, daß selbst
sehr scharfe Prüfbestimmungen, die für den
Anfangszustand genügt haben, keinen Rück-
schluß auf die Dauerhaltbarkeit zulassen. Die
Prüfung wird stets an frisch zusammengekitte-
ten lIsolatoren vorgenommen, und es ist
ohne weiteres erklärlich, daß selbst Prü-
fungen auf große Temperaturunterschiede
gute Ergebnisse gezeigt haben, solange
eben der frische Zementkitt infolge der
‘vorhandenen Feuchtigkeit (oder aus an-
deren Ursachen) noch elastisch gewesen ist.
Solche Prüfungen lassen deshalb keinen Rück-
schluß auf die Lebensdauer zu. Im Gegenteil:
Gerade die Tatsache, daß meistens nach erst
4jähriger Betriebszeit (selten früher, manchmal
1 oder 2 Jahre später) Isolatoren, die anfäng-
lich gut gehalten haben, zerstört worden sind,
und daß sich bei der mikroskopischen Unter-
suchung im Porzellan feine Haarrisse gezeigt
haben, läßt auf Strukturveränderungen der
Kittmasse schließen. Es wäre sonst nicht ver-
ständlich, daß gerade Isolatoren, die besonders
oße Abmessungen aufwiesen, die also elek-
Tach und mechanisch besonders niedrig be-
ansprucht waren, häufig eine viel geringere
„
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 32.
633
Lebensdauer hatten als kleinere Typen für
die anuehe Betriebsspannung.
ieses Verhalten führt ebenfalls zu der
Folgerung, daß weder äußere mechanische
Kräfte noch elektrische Beanspruchungen die
Ursache der Zerstörungen gewesen sind, daß
vielmehr die Ursachen nur in inneren
Kräften zu suchen waren, was nach vorstehen-
dem ohne weiteres verständlich ist.
Für Anlagen bis etwa 50 000 V, in ver-
einzelten Fällen auch bis zu 70 und 80 000 V,
hat sich immer mehr der Stützisolator nach
dem sogenannten Deltatyp eingeführt, der
zuerst von der Bora Hermsdort her-
ausgebracht wurde. Er ist für höhere Span-
nungen aus mehreren Teilen zusammengesetzt,
die fast ausschließlich mittels einer Zement-
sandmischung zusammengefügt werden. Durch
die Herstellung aus mehreren Teilen wurde
eine höhere Durchschlagsfestigkeit erreicht,
weil der dünnere Scherben besser und gleich-
mäßiger hergestellt und jeder einzelne vor dem
Zusammenbau einer Güteprüfung unterworfen
werden kann. Einige Fabriken haben auf die
Kittung » verzichtet, sie brannten die einzeln
getrockneten, nach Eintauchung in dick-
flüssige Glasur zusammengesetzten Teile?zu-
sammen. Die Glasur bildet also das Binde-
mittel. Es entstehen hierbei leicht zwischen
den einzelnen Isolatorenteilen kleinere oder
größere Hohlräume, die wohl in einigen Fällen
nachteiligen* Einfluß auf die Festigkeit des
Isolators hatten, ihm jedoch, wie die Praxis
lehrt, nichts schadeten, trotzdem theoretisch
das Vorhandensein von Hohlräumen ungünstig
ist. —
Für höhere Spannungen, etwa von 50 000V
ab, haben mit wenigen Ausnahmen überall
Gliederisolatoren Verwendung gefunden, und
zwar sind es hauptsächlich 2 Typen, die beide
von Amerika stammen, der Kappenteller-
isolator und der Hewlett-Isolator. Zur Ver-
bindung der einzelnen Glieder der Kappen-
tellerisolatoren dienen entsprechend geformte
Klöppel und Fassungen, die aus Schmiede-
eisen resp.» Temperguß hergestellt wurden.
Diese Teile wurden mittels einer Zement-
mischung am lIsolator befestigt. Bei den
Hewlett-Isolatoren erfolgte die Befestigung
mittels Seilschlingen, also ohne Verwendung
von irgendeiner Kittmasse. Je nach der
Höhe der Betriebsspannung wurde nun die
Anzahl der einzelnen Glieder festgelegt. Bei
der Bestimmung der notwendigen Anzahl
Isolatoren für die einzelnen Glieder ist zu be-
rücksichtigen, daß die der Leitung zunächst-
liegenden Isolatoren am stärksten beansprucht
werden. Durch den Aufbau von Ketten aus
Isolatoren verschiedener Kapazität hat man
diesen Nachteil zu beheben versucht. Auch
wurden an den Aufhängeklemmen Hörner an-
gebracht, die eine bessere Spannungsverteilung
an den Ketten herbeiführen. Für Betriebs-
spannungen bis zu 120 000 V kommt man je-
doch ohne solche Hilfsmittel aus, auch ohne
die Zahl der Glieder übermäßig zu steigern.
Es wurden in deutschen 100 000-V-Anlagen
in der Regel 6 bis 7 Kappenhängeisolatoren
und 8 bis 10.Abspannisolatoren verwendet,
wobei die Abspannisolatoren meistens beson-
dere Formen zeigten.
Ä (Schluß folgt.)
Zwei „Fibeln“ der gewerblichen „Psycho-
technik“.!)
Von Dr. Willy Hellpach, a. o. Prof. d. Psycho-
logie a. d. Technischen Hochschule in Karlsruhe.
Moede und Piorkowski sind (im Bunde
mit Prof. Schlesinger, Charlottenburg) die
Pioniere der gewerblichen Experimentalpsy-
chotechnik in Deutschland. Dieses Verdienst
wird ihnen gerade der nicht streitig machen,
der an der Einbürgerung der Arbeitswissen-
schaft und ihrer Anwendungen persönlichen
Anteil hat. Mit der Durchforschung der Arbeit
ist die abendländische Menschheit dazu ge-
kommen, sich ihres eigentlichen, charakteris-
tischen Lebensinhaltes wissenschaftlich bewußt
zu werden. Die gleichzeitigen Bahnbrecher der
Arbeitsforschung sind seit Ende der achtziger
ı) Die eingehende Besprechung der beiden unten
genannten Werke hat uns veranlaßt. sie in Form eines
Artikels zu veröffentlichen, weil sie neben den kritischen
sehr bemerkenswerte Ausführungen über die Entwicklung,
die Aufgaben und-Methoden der jungen psyehotechnischen
Wissenschaft enthält. Die von ihr behandelten Neuer-
scheinungen sind: „Die Experimentalpsychologie
im Dienste des Wirtschaftslebens.“. Von Dr.
Walter Moede. Mit 40 Textabb. 5 Schemata, 1 Tabelle
und 2 Tafeln. IV und 111 Seiten in 8°. Verlag von Julius
Springer, Berlin 1919. Preis brosch. 4,80 M + 10% T.-Z.
ie psychologische Methodologie der wirt-
schaftlichen Berufseignung.“ Von Dr. Curt Pior-
kowski. 2.verm. Aufl. XI und 106 S. in 8°. Verlag von
Johann Ambrosius Barth, Leipzig 1919. Preis 7,20 M. D.S.
”
DI m a mn Dunn a ESS AEBEBABESEEN OENSEBESERE
Jahre der IrrenarztKraepelin mitseiner Schule
in Deutschland, der vorwiegend unter er-
ziehungshygienischen, teilweise auch unter
psychiatrischen Motiven stand, und der In-
enieur Taylor in Amerika (samt den
einen), der von vornherein die Verbesserung
der gewerblichen Leistung im Auge hatte.
Kraepelins Untersuchungen, an Wissen-
schaftlichkeit alles weit hinter sich lassend,
was die Taylorbewegung jemals zuwege ge-
bracht hat, sind etwa seit der Jahrhundert-
wende nicht mehr vorwärtsgekommen; noch
heute bilden ihre Ergebnisse, Begriffsbil-
dungen und Verfahrensweisen den Grundstock
der Arbeitskunde, obwohl sie in vielem Ein-
zelnen überholt erscheinen; auch Untersucher
wie Moede und Piorkowski stehen, übrigens
eingestandenermaßen, mit beiden Füßen auf
dem Boden der von Kraepelin ersonnenen Ex-
perimentaltechnik. (Der wichtigen und wert-
vollen Leistung, die vor Kraepelin noch der
Italiener Mosso, der den Ergographen ein-
führte, getan hat, soll nicht vergessen
werden, aber an Systematik und Konsequenz
steht sie hinter jener Kraepelins weit zu-
rück; sie selber fußte übrigens wieder auf den
Leistungsstudien, die in der Schule des Leip-
ziger Physiologen Ludwig unternommen wor-
den waren und dort bereits das Kroneckersche
Gesetz hatten finden lassen). An praktischer
Werbekraft wiederum erwies sich der Ameri-
kaner%Taylor dem Europäer Kraepelin weit
überlegen. Er war von vornherein ‚„Tech-
niker“, dem die Anwendung, nicht bloß die
Anwendbarkeit seiner Untersuchungen am
Herzen lag; uns Deutsche befällt angesichts
des Begriffes scientific, mit dem er um sich
wirft, nicht selten ein Lächeln; es gibt Stellen,
wo seine Science an die Christian Science,
ein” amerikanisches Gewächs, zu erinnern
scheint, wo sie den höheren Erfolg behauptet
und damit vielleicht erreicht, aber nicht eben
wissenschaftlich erzeugt. Die Taylorbewegung
schlug erst ein Jahrzehnt nach der Jahr-
hundertwende nach Europa herüber; Mün-
sterberg,&Wallichs und Schlesinger wur-
den ihre ersten Apostel. Seit 1906 hatte ich
an der Karlsruher technischen Hochschule
die Arbeitswissenschaft als regelmäßiges Lehr-
fach gepflegt; das Interesse war — bei Stu-
dierenden, Staat und Gewerbe — anfangs
äußerst gering; gerade wer. diese Zeit durch-
lebt hat und sich manchesmal wie gegen eine
tote Mauer reden spürte, ermißt die Wirkung,
die von den Taylor-Pionieren ausging. Alles
Licht hat seine Schatten, das Taylor-Licht
hat sehr kräftige, Sie kamen mit ihm: eine
oft voreilige Fixigkeit der Anwendungsge-
wißheit bei sehr unfertigen wissenschaftlichen
Resultaten, eine lässige Sorglosigkeit in der
(manchmal recht sinnreichen) Methodik, eine
etwas laute, gelegentlich vorlaute Propa-
ganda, welche wie überall so auch in der von
ihr selber gepflegten Psychologie der Reklame
die irrationalen Gegenwirkungen nicht richtig
in ihrei Rechnung einstellt, — aber viel
schwerer als alles dies wiegt: ein exklusiv
mechanisch-statisches Denken gegenüber der
damit niemals entscheidend zu packenden
Dynamik und Genetik des Seelenlebens, über-
haupt der praktischen psychophysischen Per-
sönlichkeit.
Diese Nachteile treten auch in den
beiden Schriften gelegentlich hervor, welche
Piorkowski und Moede als eine Art
„Fibeln‘“ der deutschen gewerblichen Psycho-
technik herausgegeben haben; bei Pıor-
kowski entschieden stärker als bei Moede,
dessen Denkstatik sich eigentlich erst in der
seinem Vortrag folgenden, wörtlich mitabge-
druekten Diskussion, namentlich in der Ab-
fertigung der Linkeschen Einwände enthüllt.
Moede gibt im Vortrag selber alles, was eine
solche Darbietung überhaupt nur leisten kann:
eine mit höchstem Geschick durch innern Auf-
bau und durch sprachliche Form werbende
Skizze dessen, was das psychologische Expe-
riment im gewerblichen Leben bedeutet. Auf
so gedrängtem Raume kann er naturgemäß
nur Stichproben der praktischen‘ Methodik
bieten. Entsprechend seinem ganzen persön-
lichen Interessenkreise stellt er die Aufgabe
der Menschenauslese, der rationali-
sierten Berufsberatung, obenan; ihr sind fast
dr des Vortrages gewidmet, während die
ause celebre des Taylorsystems, die Rationa-
lisierung des Arbeitsverfahrens, sowie die
Psychotechnik des Güterabsatzes sich mit
Streiflichtern begnügen müssen. Moedes
methodischer Einfallsreichtum erweist sich
übrigens gerade dabei. Die starke Wirkung,
die er ohne Zweifel ausgeübt hat, beruht
darauf, daß er seine Einfälle sofort zu
praktizieren weiß; wobei er allerdings einen
wirklich amerikanischen Optimismus in bezug
auf die Unanfechtbarkeit von Verfahren
und Ergebnis sein glücklich Eigen nennt.
Moedes Verdienst ist, x durch diese Eigen-
634
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 32.
schaften gewerbliche Kreise in einem vorher
unerreichten Umfang für das tätige Interesse
an diesen Problemen und ihrer Bearbeitung
gewonnen zu haben; dieses Verdienst wird
ihm die Geschichte der angewandten Seelen-
kunde nicht schmälern. Seine Gefahr ist, daß
er der Praxis zuviel verspricht, und daß die
unausbleiblichen Enttäuschungen sich durch
Rückschläge an der angewandten Psychologie
überhaupt rächen können; die noch größere
freilich, daß hier Einführungen und Einrich-
tungen ohne Anseliung ihrer etlischen Trag-
weite rein technisch inszeniert, ja überstürzt
werden. Wenn die heutige sehr unrationelle
Berufsverteilung der Massen ihre schweren
Nachteile und Gefalıren hat, so fürchten wir,
daß die Überschraubung der Rationalität in
der Berufsauslese noch schwerere mit sich
bringt, und (falls nieht etwa die kreißenden
Berge nur ein Mäuslein gebären, ein Luxus,
den sich eben die notwendige Sparsamkeit
unserer nächsten Epoche versagen müßte)
daß das Verhältnis des Meuschen zu
seiner Arbeit, aus dessen Besserung und
Reinigung allein eine wirkliche Überwindung
der heutigen Arbeitsweltkrise erwartet werden
kann, noclı fragwürdiger wird, indem der sitt-
liche Gesamtmensch noch exzentrischer aus
seinem Totalzusammenhang mit der Leistung
entrückt, damit arbeitswurzellos, noch mehr
atomisiert, mechanisiert und statisiert wird,
und daß mit alledem die Leistungskrise des
Abendlandes (die eine Lebenskrise des Abend-
landes ist, eben weil Leistung der Haupt-
lebenswert der abendländischen Menschleit
geworden ist) unter dem täusebenden Schein
einer äußerlieien Korrektur sich innerlich
vertieft und versclärft und damit wirklielı
zur Selbstverniebtung der abendländischen
Kultur — ihrem wahren Untergang, nicht
dem Spenglerschen -- führt.
Man lese nur Piorkowski, 8. 17ff.
(Kap. II) (um aus der überreichen, aber im
einzelnen gar zu skizzenhaften Vielseitigkeit
des Inhaltes dieser Schrift ein Wesentliches
herauszugreifen). Er unterscheidet 5 Auf-
merksamkeitstypen, jeder davon befähigt zu
einer andern Berufsausübung am besten; es
werden ganz spezialisierte gewerbliche Ar-
beitertypen genannt, die den Aufmerksam-
keitstypen entsprechen. Die Ermittlung des
Aufmerksamkeitstyps am 14-jährigen hätte also
diesen dem entsprechenden Beruf zuzuweisen.
An anderer Stelle (S. 22) räumt P. selber ein,
daß die Ansichten der Forselier z. B. über die
Übbarkeit der Reaktionstypen auseinander-
gehen, freilich (S. 31) verschleiert er die Bilanz
schon sehr einstitig zugunsten der Stabilität
der ursprüngliel.en Veranlagung, aber jeder auf-
merksame Leser spürt: wissenschaftlich ge-
klärt ist die Frage keineswegs. Und darauf-
hin sollen wir eine öffentliche, womöglich ob-
ligatorische Berufseignungsprüfung schaffen,
die den Knaben mit rlıytl.mischem Aufmerk-
samkeitstyp fürs ganze Leben an die Misclhı-
maschine in der Wollspinnerei stellt, den mit
kurz und scharf konzentrierbarer Aufmerk-
samkeit zum Stahlgießer, den mit fluktuie-
render zum Portier destiniert? _ Moede und
Piorkowski verfallen in denselben Fehler
hinsichtlich der Übung, den Taylor hinsicht-
lich der Ermüdung beging: sie gleiten über das
entscheidende Moment des Problems, über
seinen Stichversuch, mit Tröstungen und Ver-
tröstungen hinweg, die alles andere als ‚ra-
tional“ sind. Wenn die „Hoxie-Kommission“,
welche die Wirkung des scientific management
in den Industriebetrieben der USA zu unter-
suchen hatte, feststellen mußte, daß sie in
keinem einzigen Falle auf eine den Namen
„wissenschaftlich“ verdienende Ermüdungs-
ermittlung gestoßen sei, so ist die Behandlung
des Übungsproblems auch bei unseren Au-
toren von Wissenschaftlichkeit weit entfernt.
Gewiß, man soll nicht über Zwirnsfäden
der Bedenklichkeit stolpern, und wer immer
nur auf Einwände achtet, kommt in der
Forschung so wenig wie im Leben weiter.
Aber hier handelt es sich um keine Zwirns-
fäden, sondern um den Kern der ganzen
Rationalisierungsfrage. Ist der ‚Beruf‘ wirk-
lich nichts anderes als die Anwendung einer
eng umschriebenen psychophysischen Einzel-
fähigkeit zum Behufe des wirtschaftlichen
Nutzens? Und ist diese Einzelfähigkeit in
irgendeinem Lebensaugenblick, und gär an
der Pubertätsschwelle, so manifest und stabil,
daß man sie als geeignete Berufsgrundlage
ermitteln kann, wobei wir von ‚Stabilität‘
auch sprechen müssen, wenn die Anlage durch
ein immer gleiches Übungsquantum sich auf
ein voraus berechenbares Ergebnis steigern
läßt? Diese Fragen sind heute rundweg zu
verneinen. Die Erforschung des steigernden
und umbildenden Einflusses der Schulung
(was von bloßer Übung streng zu scheiden
ist) auf irgendeine psychophysische Einzel-
funktion steht in ihren allerersten Anfängen,
und es wäre geradezu frivol, darauf weit-
dem Stichwort der „Rationalisierung“ laufen;
Wege
Tebera hoffnungslos abführen müßte, denn
es hieße den tiefsten Kräften,
augenblicklichen Arbeitskıisen wirksam sind,
wirklicher Berufswertigkeit seiner Leistung,
zuwider wirken, nicht den besten Mann auf
den richtigen Platz zustellen, sondern die meß-
barste Einzelfunktion an einem Platz zu ver-
wenden, benutzen, auszubauen: die gewerb-
liche Arbeiterschaft hat sehon instinktiv recht,
wenn ihr noch immer in diesem Sinne der
Name Taylor ein Symbol feindseliger An-
schläge aul sie bedeutet. Es wäre der Weg zur
Verniehtung des gelernten, d. h. geschulten,
d. h. erzogenen Arbeiters zugunsten der „Fin-
übung‘‘ einer vorhandenen Einzelfähigkeit
zur Fertigkeit. Man sagt es ja schon UuVer-
blümt: man möchte die FellscLläge, Ent-
täuschungen, Mühsale der Lehre vermeiden,
als ob dann überhaupt noch eine Lehre, d. h.
ein Erziellungswerk zum Beruf, übrig bliebe.
Ich finde die halbwegs veıläßlichen Statistiken
über den Berufsweclhsel, sofern er erwiesener-
maßen Berufsunbrauehbarkeitzur Ursache hat,
gar nicht so erschreckend wie manche Fanatiker
der rationalen Berufsauslese; wenn z. B. in
einer guten österreichischen Zählung sich
ergab, daß von soundsoviel Handelsange-
stellten im Laufe eines Jahrzehnts rd '/s
wegen Berufsunbrauchbarkeit ausscheiden
mußten, so ist es mir sehr wahrscheinlich, daß
dieses Risiko von 20% in 10 Jahren kaum
wesentlielı gedrückt werden kann. Wollen
wir einen echten Beruf im Lebeuskreise der
gewerblichen Arbeit überlaupt behalten, so
Inüssen* wir auch eine Erfahrungs- und Selbst-
erfahrungsauslese behalten, und wieviele von
denen, die dem Lehrer (Lehrer im weitesten
Sinne) Mühe bereiten, die nicht schon alles
„können“ und nur noch ein bischen „üben“
müssen, sondern die lernen müssen, die
geschult werden müssen, wieviele von denen
besonders tüchtige Könner, wieviele guter
Durchschnitt, wieviele mäßiger Durchschnitt
werden und wieviele als endgültig unterwertig
für jenen Beruf sich erweisen mögen: das ent-
zielt sich heute wirklich jeder Kenntnis. Und
wer uns erzällen will, man wüßte etwas davon,
dem getrauen wir uns rundweg zu antworten:
Es ist nicht wahr,und man soll auch die Wissen-
schaft kein falsches Zeugnis reden lassen.
Dies bedeutet aber nicht, daß von der
rationalen Berufsauslese überhaupt nichts
übrig bliebe. Zweierlei Aufgaben sind in
Angriff zu nehmen und gerade dadurch zu
lösen, daß man ihrer Bearbeitung voreilige
praktische Anwendungsgelüste fernhält. Zum
ersten: wir brauchen eine Täfel der psy-
chophysischen Berufsdefekte, d. h. jeuer
Hypofunktionen oder Afunktionen, die ‚gleiclı
der Farbenuntüchtigkeit durch keinerlei Übung
und Schulung zu ändern, jedenfalls nieht
wesentlich zu ändern sind. Nur Experiment
und Erfahrung zusammen können dies leisten,
und für mindestens ein Jahrzehnt scheint
mir dabei das „unwissentliche Verfahren‘‘ not-
wendig zu sein: es werden die experimentell
geprüften Lelulinge von den Firmen über-
nommen, ohne daß die Firma irgendeine
Kenntnis von dem Inhalt des Prüfungsproto-
kolls erhält; das Berufsschicksal jedes einzelnen
ist in einjährigen Aufzeichnungen für ein Jahr-
zehnt genau zu beobachten, und einer neutralen
Stelle, die jenseits der Berufseignungsprüfer
und des Gewerbes steht, ist die Verarbeitung
des beiderseitigen Materials zu übertragen.
Nur so kann sich an zureichendem Material ob-
jektiv erweisen, was unkorrigierbare Mängel,
was korrigierbare, was kompensierbare Mängel,
was erhebliche, was unerhebliche Vorzüge für
einen Beruf sind. Zu lange Zeit! Taylor hat
vor nichts so gewarnt wie vor Überstür-
zungen; immer wieder kokettiert er, möchte
man sagen, mit soundsovielen Jahren, die
seine Studien in einer Einzelfrage in Anspruch
genommen haben, und in diesem Punkte möge
er uns ein Vorbild sein. Mit Fixigkeit können
Dinge, die an das sittlich Innerste des Men-
schenschicksals rühren, wahrhaftig nicht „or-
ganisiert‘‘ werden. _ Zum zweiten: unsere
Kenntnis der Übungstypen und Übungs-
chancen, der ändernden und der ausgleichen-
den Übung, des Verhältnisses “von Ubung
und Schulung muß gefördert werden. Steht
und fällt die Angelegenheit der Arbeitsver-
fahrensrationalisierung (soweit überhaupt ihre
Rationalität reicht) mit dem Ermüdungs-
problem, und zwar mit dem Problem der Er-
müdungskontinuität, der sogen. „Abnutzung“
des Menschen von Tag zu Tag, Monat zu
Monat, Jahr zu Jahr, Lebensalter zu Lebens-
alter, so steht und fällt die Angelegenheit der
Berufsauslese (soweit wiederum überhaupt
tragende Einrichtungen zu gründen, die unter
es wäre doppelt frivol, weil es uns von dem
der Gesundung unseres gewerblichen
die in den
dem Sehnen des gewerblichen Arbeiters nach
12. August 1920.
ihre Rationalität reicht) mit dem Übungs-
problem. Von diesem wie von jenem müssen
wir viel mehr Verläßliches wissen, dann kann
in der Gestaltung der gewerblichen Arbeit —
„dem besten Mann das beste Verfahren‘ —
die richtige Auswägung der rationalen und der
irrationalen Anteile unternommen werden. Auf
beiden Seiten wird der Psychologe mitarbeiten
müssen; auf beiden sage ich, denn es gibt
auch eine Psychologie des Irrationalen, die
freilich (ähnlich der Geschichte) niemals expe-
rimental, ‚„messend‘‘ sein kann und doch die
Erkenntnis von Zusammenhängen zum Gegen-
stande hat; und mitarbeiten sage ich, denn
es gibt auch eine rein empirische Rationali-
tät, die sich nicht dem Experiment und der
Berechnung unterwirit; es wäre eine reizvolle
Aufgabe, zu zeigen, daß sie sogar in den (z. B.
teelnischen) Mechanismen schon ihre Rolle
spielt, und in den Organismen ist ihre Rolle
sehr beträchtlich, vielleicht dominant.
An diesen Aufgaben wird auch die
„Riehtung‘‘ fruchtbar mitzuwirken haben, die
durch unsere beiden Autoren "verkörpert ist.
Sie wissen es selber woLll: auf der einen Seite
werden ein wenig überschwengliche Erwar-
tungen in sie gesetzt, auf der andern wird
eine etwas krittelige Opposition gegen sie ge-
nährt. Beides triftt daneben. Jelı möchte mir
aus dem Gesamtbilde der praktischen Psycho-
logie unserer Tage die Figuren Moede und
Piorkowski nicht wegdenken. lur frischer
Wagemut, ihre methodische Findigkeit, ihre
schwer übertrefiliche Werbegabe tun uns
durchaus not. Nur, man darf nıe einer „Rich-
tung“ das Feld allein lassen. Gegen Monopole,
geistige Konzerne, gegen Zentralisierung muß
die Forschungs- und Anwendungsarbeit jeder-
zeit geschützt werden. Auch die Industrie
darf sich nicht auf eine „psychoteehnische“
Richtung einschwören. Sie muß liberal genug
sein, auch Forscher, die von ganz andern
Gesichtspunkten ausgehen und auf ganz an-
deren Linien vorwärtsschreiten, gewähren zu
lassen, ja zu fördern. Von der in der deut-
schen Wissenschaft etwas eingefressenen Ge-
wohnheit der Meinung, daß einer ein Trottel
oder ein Schuft sein müsse, wenn er etwas
andres tue, wollen wir doch endlich ganz frei
werden. Auch Einwand und Widerspruch, ja
Widerstand, wo das nötig wird, bleibe sach-
lieh motiviert und anständig praktiziert. Uns
gefällt manches nicht, was von unseren beiden
Autoren ausgeht, und wir werden es immer
frei heraus sagen. Sie verrichten eine be-
stimmte Aufgabe, aber diese Aufgabe hat ihre
Begrenzung. Wenn sich darüber alle, auf die
es ankommt, klar werden, dann wird auch
diese Leistung ihren Segen haben, einen
desto reineren, je einsichtsvoller sie sich selber
bescheidet. Dies gilt übrigens für jeden und
jedes. Gerade die Wiederaufrichiung der
deutschen Arbeit ist ein Werk, das jegliches
Einzelmaß, persönliches, metlodisches, ma-
terielles, übersteigt. Sie muß von vielerlei
Geistern auf vielerlei Wegen mit vielerlei
Mitteln geleistet werden. Keiner Karls daß
er den echten Ring habe; aber jeder trachte,
dem seinen den höchsten Gehalt an Wirkungs-
kräften zu verleihen. Diese Weisheit den
größten deutschen Rationalisten, der wie kein
anderer schon die Schranken aller Rationalisie- -
rung sah, möge uns Wirtschaftspsychologen
begleiten, wo unsere Wege sich trennen.
Vom Ritom-Kraftwerk der Gotthardbahn.
— Der Kraftstollen des Ritomkraftwerks!), das
bekanntlich die Gotthardbahn speist, hatte schon
vor der Betriebseröffnung am 1. VII. 1920 Wasser
verloren, doch konnte die Betriebseröffnung
stattfinden. ‚Der Wasserverlust steigerte sich
jedoch von im ganzen 300 l/s auf ı50 ls an
vielen Stellen auf über 100 Länge, nachdem eine
Abrutschung von etwa 2000 m’ bewaldeteten
Gehängeschuttes erfolgt war. Im Stollen finden
sich auf etwa 2000 m Länge feine Längsrisse,
die außerordentlich gleichmäßig verlaufen. Bei
der Feinheit der Risse ist die Größe des Wasser-
verlusts schwer verständlich. Nach einer vor-
läufigen Annahme wird die elastische Nach-
giebigkeit der Stollenwand als Ursache ange-
nommen, die dem Bestreben des ovalen Stollen-
profils sich unter Druck zum Kreisprofil zu
dehnen nicht den nötigen Widerstand entgegen-
setzte. Zwecks baldiger Wiederaufnahme des
Betriebes wird am Ritomsee ein Überlauf des
Stollens in den dortigen Grundablaß hergestellt. |
Die Wiederinbetriebnahme des Ritomwerkes '
dürfte etwa Mitte August erfolgen. ah.
») „ETZ*, 1918, 8. 284.
Mitteilung zu:
12. August 1920.
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Strompreise für die Eisenbahn. — Man
schreibt uns: In früheren Jahren wurde den
Eisenbahn-Direktionen für den Stromver-
brauch der Eisenbahn ein z. T. nicht uner-
heblicher Rabatt eingeräumt. Da, wo wirklich
große Verbrauchsstellen in Frage kamen, schien
eine derartige Bevorzugung der Eisenbahn als
Großabnehmer wohl berechtigt, die Eisen-
bahn hat aber diese Vergünstigung vielfach
auch für die kleinsten Verbrauchsstellen be-
ansprucht, und da eine Einigung unter den
Elektrizitätswerken nicht bestand, ist sie mit
dieser ganz unberechtigten Forderung auch
durchgedrungen. Nachdem aber die Erzeu-
gungskosten des Stromes sich ganz wesentlich
erhöht und auch sonst sich die Verhältnisse,
unter denen früher selbst kleineren Ab-
nehmern ein Rabatt gewährt werden konnte,
bedeutend geändert haben, ist von verschie-
denen Elektrizitätswerken angeregt worden,
den Eisenbalın-Direktionen besondere Rabatte
auf die Normalpreise nicht mehr einzuräumen,
zumal die Eisenbahn auf ihre Tarife auch keine
Rabatte gewährt und vom 1. X. 1920 an auch
die Sondertarife, die bisher für Kohlentrans-
porte gewährt wurden, in Fortfall kommen
sollen. Die Rabattberechnung ist auch in der
heutigen Zeit mit viel zu kostspieliger Schreib-
arbeit verbunden. Aus all diesen Erwägungen
heraus wäre es wünschenswert, wenn alle
Elektrizitätswerke einheitlich die Ein-
räumung von Rabatten an die Eisenbahn ab-
lehnen und den Verbrauch der Eisenbahn
nach den örtlichen Normaltarifen berechnen
würden. Eine kurze Äußerung zu dieser Frage
in der „ETZ‘ seitens der größeren und mitt-
leren Werke wäre sehr zu begrüßen. W
Leitungsbau.
Über das Imprägnieren von Holzmasten
mittels des sogenannten Impfverfahrens. — Über
dieses Verfahren geht uns seitens des E.-W.
Obererzgebirg Schwarzenberg i. Sa. folgende
Das Verfahren, das dem
Frankenwerk G. m. b. H., Kissingen, Zweig-
bureau Dresden, patentrechtlich geschützt ist
— die Patentinhaberin nennt ihr Verfahren
„Cobraverfahren‘“ —, besteht darin, daß in
die nicht frisch geschlagenen Hölzermittels einer
ebenfalls geschützten, sehr zweckmäßig kon-
struierten und leicht transportablen Maschine
dureh Einführung eines eigenartig konstru-
ierten Dornes, der ber seinem Rückgang die
Lymphe im Holzinneren austreten läßt, die
Imprägnierungsmasse direkt, annähernd vom
Kern des Holzes bis Peripherie des Stammes,
zugeführt wird. Bemerkenswert ist, daß hierbei
die Struktur des Holzes nicht zerstört wird,
wie dies bei evtl. Anbohren geschehen würde,
sondern die Fasern werden nur verdrängt und
legen sich bei Rückgang des Dornes wieder
in die alte Lage; an Schnittproben ist dies zu
erkennen. Es konnte an den Sehnittflächen
der mit dem Cobraverfahren behandelten
Stämme festgestellt werden, wie die Lymphe
sich im Inneren des Holzes ausbreitet; um den
Stich bilden sich Kreise von 60 bis 70 mm
Durchmesser. Durch geeignete Anordnung der
Impfpunkte wird eine derärtige Aneinander-
reihung der Ausbreitungskomplexe der Lymphe
erreicht, daß die Stämme von der Peripherie
bis annähernd in die Mitte des Stammes im-
prägniert sind. Unseres Erachtens scheint
dieses Verfahren berufen, der Imprägnierungs-
technik für Leitungsmaste eine andere Rich-
tung zu geben; es bringt unserer Meinung nach
eine erhebliche Ersparnis an Konservierungs-
mitteln, da es nur notwendig ist, die innerhalb
der kritischen Zonen Ben Holzteile zu
imprägnieren, während bei dem bisherigen
Tauch- und Vakuumverfahren auch die weniger
oder nicht der Zerstörung ausgesetzten Holz-
teile mitimprägniert werden mußten und
hierfür Konservierungsmittel nicht aufge-
wendet werden zu brauchen. Übrigens ist
dieses Verfahren in der „Elektrotechnischen
Umschau“ wissenschaftlich behandelt.
Apparatebau.
Fernsteuerschalter für Bühnenbeleuchtung.
— Fürdas Illinois-Theater in Chieago ist kürzlich
eine neue Beleuchtungsanlage fertiggestellt
worden, an welcher besonders die verwendeten
Fernsteuerschalter von Interesse sind !). Die
Anlage wird mit Gleichstrom betrieben und der
!) Eleetrical World. Bd. 74, 1919, S. 747.
Elektrotechnische Zeitschrift,
I a onnana ehe
1920. Heit 32.
RUNDSCHAU.
Höchststrombedarf beträgt 2000 A. Die An-
schlußkabel sind in einen, unter der Bühne
belegenen, feuersicheren Kellerraum und an ein
Schalttafel geführt, auf welchem der Haupt-
schalter, die Hauptsicherungen und die Zäh-
ler angeordnet sind. Daneben befindet sich
eine Verteilungstafel mit Schaltern für solche
Stromkreise, welche nicht von der Bühne aus
bedient werden, wie Ankleidezimmer-, Fassa-
den- und Notbeleuchtung, Motoren usw. In
dem Kellerraum ist ferner, arschließend an die
Verteilungsschalttafel, ein Gestell aus Winkel-
eisen angebracht, an das dreißig normale,
© Cutler- Hammer - Betäti-
gungsschalter für je 100 A angebaut sind. Alle
Verbindungen sind rückseitig und bestehen aus
für 100 A bemessenen Kupferschienen. Die
Betätigungsschalter stehen mit einer, auf der
Bühne aufgestellten Fernsteuertafel nach dem
Schema der Abb. 1 durch Leitungen von nur
o—t Ü Q 0 Q =
an m S| I 0C23 [EIER
0 Q D 0
CM.\ \WM| W£ \ | #£Wr 7
D D Q 0
Re) rm (| e)
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o L 0 1 0
SE = 3] ne
0 0 Q
ARM\RR VEM:
0
00000
S
DD
O.M = Generalgruppenschalter.
W.M. = Gruppenschalter. weiß.
W.F. = Rampen'eleuchtung, weiß.
W.B. Nr.1= Kulissenbeleuchtung Nr. 1, weiß.
R.M. = Grupp»nschalter, rot.
R.F. = Rampenbeleuchtung, rot.
R.B. Nr. 1= Kulissenbeleuchtung, rot.
0.C. = Ausschalt-
C.C. = Einschalt-
Aub. 1. Verbindungen zwischen Kernsteuertafel
und Betätigungsschaltern.
N spule des Betätigungsschalters.
2 mm Durchmesser in Verbindung, wodurch
sich sehr erhebliche Ersparnisse an Leitungs-
material ergeben. Jeder Betätigungsschalter
enthält eine Einschalte- und eine Ausschalte-
spule. Erstere bewirkt das Einlegen und Ver-
riegeln, die andere die Entriegelung und damit
die Auslösung des Schalters. Die Fernsteuer-
tafel, die übrigens nur ein Viertel der Ab-
messungen der. früberen Bülinenschalttafel be-
sitzt, enthält in sechs Reihen 68 kleine Hand-
griffe, von denen je zwei übereinander liegende
einen Betätigungsschalter steuern. Zwischen
29 Handgriffpaaren befindet sich je eine Signal-
lampe, welche anzeigt, ob Jie betreffende Lei-
tung unter Strom steht oder nieht. Fünf Hand-
gupDasıe haben keine Signallampe; essind die
er Gruppensteuerschalter (Meisterschalter),
welche esermöglichen, beliebige Lampengruppen
im geeigneten Augenblick gleichzeitig zur
Einschaltung zu bringen. Die zwei Handgriffe
jedes Steuerschalters, von denen der obere die
Einschaltung und der untere die Ausschaltung
des entsprechenden Betätigungsschalters be-
wirkt (s. Abb. 1), können nach oben oder nach
unten umgelegt werden. Umlegen nach unten
schließt den Steuerstromkreis nur, solange
der Griff festgehalten wird, und setzt den Be-
tätigungsschalter in dem einen oder anderen
Sinne in Bewegung. Umlegen nach oben
schließt zunächst den Steuerstromkreis noch
nicht; dies geschieht erst dann, wenn der zu-
ehörige Gruppensteuerschalter betätigt wird.
nfolge dieser Anordnung können beliebige
Lampengruppen zu größeren Gruppen zusam-
mengestellt und zu irgend einer Zeit mittels
einer Schaltbewegung zu- oder abgeschaltet
werden. Irrtümer sind kaum möglich, da die
Signallampen stets über den Zustand der
Stromkreise, d. h. ob ein- oder ausgeschaltet,
Auskunft geben. Die Fernsteuerschalter mit
ihren zwei Handgriffen und der Signallampe
sind als selbständige Einheiten ausgebildet und
können nach Bedarf in beliebiger Zahl neben-
und übereinander zu Tafeln jeder Größe zu-
sammengebaut werden. Die Einheiten sind vorn
durch eine Blechplatteabgeschlossen, welehe mit
Ausschnitten für die Handgriffe und die Signal-
lampe versehen ist und alle. stromführenden
Teile abdeckt. Im vorliegenden Falle werden
die Fernsteuerschalter von einem Rahmen
umschlossen, auf dessen oberer Leiste zwei
Lampen zur Beleuchtung der Tafel ange-
bracht sind. Über diesem Rahmen haben
zwanzig Lichtregler in zwei übereinander an-
geordneten Reihen, mit Betätigungshebeln in
einer Reihe, Platz gefunden. Die Sicherungen
für alle Stromkreise, die nicht im Keller ge-
sichert sind, befinden sich noch höher in einem
Schrank aus Stahlblech, der durch eine eiserne
Leiter erreicht und von einer Plattform aus
bedient wird. ah.
Meßgeräte und Meßverfahren.
Neue Vorrichtung für Eichzwecke. — A.
Knopp beschreibt eine Vorriehtung die für
Strommesser- und Zählereichungen bei Gleich-
oder Wechselstrom entwickelt wurde. Der
Verfasser nennt sie Stromwage, obwohl sie
eigentlich keine Wage ist. Sie beruht auf
dem Prinzip, daß gleiche Amperewindun-
gen in demselben Eisenkern gleiche Magneti-
sierungen hervorrufen. Heben sich letztere
also bei Gegeneinanderschaltung der erregen-
den Spulen auf, so beweist das, daß gleiche
Amperewindungen wirksam sind, und aus dem
gegebenen Verhältnis der Windungszahlen
kann, falls eine der Stromstärken bekannt ist,
die andere gefunden werden. Bei Wechsel-
strom ist, die Messung noch einfacher, da beim
Speisen der Primärwicklung mit einer kon-
stanten, bekannten Stromstärke unter Zu-
hilfenahme von primären und sekundären
Anzapfungen alle für Eichungen erforder-
lichen Stromstärken sekundär direkt erhalten
werden können. Dabei kann, infolge der
außerordentlich kleinen, für Eichzwecke se-
kundär entnommenen Energiebeträge, das Über-
setzungsverhältnis als tatsächlich konstant und
dem Quotienten der Windungszahlen pro-
portional angesehen werden. Der Apparat
ist also ein Stromwandler, dessen Primär- und
Sekundärwicklung geeignete Anzapfungen be-
sitzen, so daß primäre Erregung mit einer
einzigen gemessenen Stromstärke genügt, um
durch Änderung des Übersetzungsverhältnisses
sekundär alle für die Eiel punkte erforderlichen
Stromstärken einzustellen. Auch Stromwandler
können mittels dieser Vorrichtung auf Über-
setzungsverhältnis und Pi.asenverschiebung
geprüft werden. Abb. 2 zeigt die Anordnung
f
N Rx \
/ N \ \ |
/ \
| mAmMW
Abb. 2. Schaltung bei der Eichung von Waitmatern.
bei der Vornahme von Eichungen an Watt-
metern oder Zählern. (,Eleetrical World“
Bd. 75, 1920, S. 993). hl.
Beleuchtung und Heizung.
Explosions-Erscheinungen bei Glühlampen.
— Bei Spiraldrahtlampen einer bestimmten
Firma für 40 W 110 und 220 V!) wurde häufig
beobachtet, daß unter normalen Betriebsver-
hältnissen ganz plötzlich Glühlampen unter
lautem Knall auseinanderplatzten. Hierbei
trat stets ein heftiger Kurzschluß ein, der oft
so stark war, daß in den betreffenden Stark-
stromkreisen die Sicherungen durchschmolzen.
Aus diesem Anlaß würden mit einer größeren
Anzahl 40 W 110- und 220-V-Spiraldraht-
lampen verschiedener Firmen Dauerbrennver-
suche bei Nennspannung vorgenommen. Zur
Verwendung kamen dabei nur ganz neue
Lampen. Die Versuchsanordnung war so ge-
troffen, daß die Spannung auf + 1% konstant
gehalten werden konnte; die Stromart war
wie im Betrieb Gleichstrom. Der Lampenab-
stand wurde so reichlich bemessen, daß eine
1) Es handelt sich hier um solcha 40-Watt- 110- und
220-Volt-Spiraldrahtlampen, die ohne nähere Kezeichnun-
gene DB mıt oder ohne Gasfüllung, in den Handel gebracht
werden.
636
gegenseitige Erwärmung der Lampen nicht
eintrat.
Bei dem Dauerbrennversuch zeigte sich
nun, daß plötzlich ohne jede erkennbare
nähere Ursache von den 110- und 220-V-
Lampen ee einige Lampen aus der
beanstandeten Lieferung in der oben beschrie-
benen Weise auseinanderplatzten. Nach der
Versuchsanordnung war ein plötzliches An-
steigen der Spannung nicht möglich, auch
zeigten die angeschlossenen Voltschreiber von
Siemens & Halske neuster Bauart keinerlei
Spannungserhöhung, die man wohl vermutet
hatte. Da sich derartige Vorkommnisse bei
Lampen ein und desselben Ursprungs —
während der üblichen Brenndauer bis etwa
1000 h — öfters wiederholten, wurden diese
Lampen in Entfernungen bis zu 6 m aufge-
hängt, aber auch dann trat der erwähnte
Übelstand in genau gleicher Weise wieder ein.
Die Explosionen selbst wurden nun darauf
zurückgeführt, daß sich der Gaszustand
in der Lampe beim Brennen ändert
und beim Brennen einen Zustand
erreicht, der zu Selbstentzündung An-
laß gibt, was sich auch durch den. nach-
folgenden Versuch zu bestätigen scheint.
Bei einer Reihe ganz neuer Lampen wurde
die Glasgloeke mit einer harten Feile angeritzt.
Hierauf wurden diese Lampen, dem üblichen
Dauerbrennversuch unterworfen, dabei zeigte
sich, daß die Lampen z. T. sofort, z. T.
nach mehreren Stunden bzw. Tagen sämtlich
in genau derselben weiter oben beschriebenen
Weise zerstört wurden, während Lampen deren
Glas zu tief eingeritzt wurde, normales Durch-
glühen des Spiraldrahtes und milchweißen
Beschlag der inneren Glasglocken zeigten.
Demnach haben diese Lampen einen gewissen
Gaszustand, bei dessen Erreichung sie selbst-
tätig_ explosionsartig auseinanderplatzen.
Das gemeinsame Explodieren von Lampen
wird darauf zurückzuführen sein, daß mehrere
Lampen, die den erwähnten Gaszustand nahe-
zu erreicht haben, schon durch die geringen
Erschütterungen einer verhältnismäßig weit
entfernt explodierenden Lampe bzw. durch
die dadurch eintretende Spannungsschwankung
zum Mitexplodieren veranlaßt werden. Auf
diese Weise sind etwa 30 Stück von 100 Prüf-
lampen aus der beanstandeten Lieferung
innerhalb einer Brennzeit von etwa 1000 Stun-
den zerstört worden, während bei den gleich-
zeitig mituntersuchten Lampen anderer Liefer-
firmen überhaupt nur ganz vereinzelt Explo-
sionen vorgekommen sind.
Es sei noch besonders erwähnt, daß sämt-
liche Versuchslampen unter gleichen Verhält-
nissen brannten und die Dauerbrennversuche
sämtlich zugleich begonnen wurden, es sich
also immer um gleichmäßig beanspruchte Lam-
pen handelte.
Um weiter festzustellen, ob erhöhte Span-
nung die Explosionserscheinungen vermehren
würde, wurde ein Versuch mit 220-V-Spiral-
drahtlampen, der zu einem anderen Zweck
vorgenommen werden sollte, dementsprechend
erweitert. Die Vermutung, daß sich die Ex-
losionen vermehren würden, hat sich in keiner
eise bestätigt, Den vorhandenen Betriebs-
mitteln entsprechend, wurden die Brennspan-
nungen 235, 250 und 300 V gewählt und für
jede Spannung wurden je 10 Lampen ver-
schiedener Firmen verwendet. Die Ergebnisse,
die im allgemeinen interessieren, seien nach-
folgend zusammengestellt.
Eure; Fabrikat & Fabrikat B
irhöhun Tinge- nge-
Brenn- Rn! Nutz- en er Nutz- re z
Span spannung re Nutz- Ebren Nutz-
nung |Pin o, auer in | Yrenn. |dauer in| prenn-
Stunden |qauerin‘, Stunden |auerin‘%
ao | 1406 | 5] ao8o | =
235 + 6,8 713 | —523 | .1076 | — 49,3
250 + 13,6 480 | — 68 620 | — 70,3
300 + 36,4 31 | — 9 41 | — 9
0. Kümpel, Kiel.
Verkehr und Transport.
Elektrischer Betrieb auf der Orleans-
"Bahn.\) — Zwecks Elektrisierung ihres Be-
triebes hat die Orl&ans-Bahn, wie die
„Frankf. Ztg.‘“ berichtet, die Genehmigung
zur Anlage der erforderlichen sieben Kraft-
werke an der oberen Dordogne sowie_an
deren Zuflüssen, z. B. der Rhue, erhalten. Von
dem etwa 7800 km langen Gesamtnetz der
Gesellschaft sollen 3350 km elektrisiert werden,
u. zw. alle Strecken zwischen Chäteauroux,
Limoges, P6rigneux und Agen a. d. Garonne
(mit zwei Ausläufern nach Poitiers und An-
oul&me) bis an die Grenzen des Netzes der
Südbahn und der P. L. M.-Bahn im Süden
1) Vgl. „ETZ“ 1919, 8. 539, 1920, 8. 40.
[4
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 32.
und Osten. Für den Anfang schätzt man den
Kraftbedarf auf 280 Mill. kWh, für später
nach Zunahme des Verkehrs auf das Doppelte.
Die jährliche Kohlenersparnis etwa
1,5 Mill. t betragen. -
Die ganze Elektrisierung wird mit hoch-
gespanntem Gleichstrom durchgeführt.
soll
Chemie.
Erfahrungen mit elektrolytischen Eisen-
niedersehlägen. — _Elektrolytisch gefälltes
Eisen zeigt eine Reihe von Mängeln, über die
E. Hughes in „Electrical Review‘, Bd. 86,
1920, S. 681 berichtet. Er unterscheidet die
folgenden: kleine Löcher, Rauhigkeiten, Ein-
schlüsse von Fremdkörpern, Risse und Struk-
turverschiedenheiten. Die kleinen * Löcher
sind auf an der Kathode auftretende” Wasser-
stoffbläschen zurückzuführen, welche den Auf-
bau einer glatten Oberfläche‘ nicht zulassen;
es muß also dafür gesorgt werden, daß mög-
lichst wenig Wasserstoff entsteht bzw. daß
der entstehende durch mechanische Mittel
entfernt wird. Die Rauhigkeiten verdanken
ihre Entstehung häufig winzigen, im Elektro-
lyten schwebenden Teilchen, welche sich auf
der Kathode absetzen und ebenfalls die Ent-
stehung einer glatten Oberfläche verhindern.
Haben sich alle die Teilchen im Laufe der
ee abgesetzt, so wird die Oberfläche
der Kathode wieder glatt, bleibt aber uneben.
Rauhigkeit kann auch ihren Grund in der
Verwendung von Anoden aus stark kohlen-
stoffhaltigen Eisen haben. Die Einschlüsse
bestehen meist aus Risenoxyd und -hydroxyd,
Wasserstoff, Kohlenstoff oder Kohleneisen
(Karbid). Ob die Sprödigkeit des Eisennie-
derschlages, die manchmal beobachtet wird,
auf den Einschluß von Wasserstoff zurückzu-
führen ist, ist eine Streitfrage. Kohlenstoff-
gehalt scheint”beim Elektrolyteisen ' keine
Strukturänderung zu bewirken. Risse treten
beim niedergeschlagenen * Eisen häufig” auf
und bilden einen sehr erheblichen Nachteil
desselben. _Auch die mannigfachen Unter-
schiede in der kristallinischen Struktur sind
als ein solcher zu bezeichnen. Sie können
jedoch durch ein geeignetes Verfahren bei der
Elektrolyse ausgeglichen werden. Verfasser
ist der Ansicht, daß die elektrolytische Ver-
eisenung bei‘ richtiger Ausführung in be-
deutend größerem Umfange als es gegenwärtig
der Fall ist, mit Nutzen angewendet werden
könnte, da sie die wirtschaftliche Wiederher-
stellung abgenutzter Eisen- und Stahlteile
ermöglicht. “
B. H. Thomas teilte in einem Vortrage
vor der Institution of -Automobile Engineers
(Engineering, Bd. 109, 1920, S. 655) nähere
Einzelheiten über” die Herstellung elektro-
lytischer Eisenniederschläge zur Wieder-
brauchbarmachung ” abgenutzter ° Fisen- und
Stahlteile, z. B, im”Automobilbau”mit. Hier-
nach werden die zu behandelnden Arbeits-
stücke zunächst mit Benzin abgewaschen,
dann etwa”’12 Stunden lang in kaustischer
Sodalösung gekocht und mittels’ Drahtbürsten
gereinigt. In ein frisches Sodabad gebracht,
werden sie 3 Min. lang bei Zimmertemperatur
als” Kathoden unter Verwendung einer
Eisenblechanode elektrolytisch behandelt..' Die
Teile werden hierauf in fließendem Wasser
gewaschen und in’einer 25proz. Schwefelsäure-
lösung als Anoden der Einwirkung eines
Stromes ausgesetzt, dessen Dichte, anschei-
nend in allen Fällen, auch bei der später
geschilderten eigentlichen Vereisenung, 0,033
A/dm?2 beträgt. Um ein besonders gutes
Festhaften des Niederschlages zu erzielen,
werden die Arbeitsstücke, bevor sie in
das Schwefelsäurebad gelangen, in eine
50proz. Salpetersäurelösung getaucht. Nach
diesen Vorbereitungen wird die elektrolytische
Vereisenung in einer neutral erhaltenen Lösung
von Ammoniumferrosulfat vorgenommen, wo-
bei die zylindrische Anode aus schwedischem
Eisendraht besteht und so angeordnet ist, daß
sie die Arbeitsstücke umgibt; sie wird dauernd
auf- und niederbewegt, wobei durch besondere
Vorrichtungen eine Bewegung des” Elektro-
lyten” herbeigeführt”wird. Die Arbeitsstücke
sollen fortgesetzt von ‘der Lösung bespült,
und es soll namentlich das zur Neutralisie-
rung _zugesetzte Ferrokarbonat gleichmäßig
verteilt in Suspension erhalten werden. Der
Strom muß konstant gehalten werden und die
Temperatur muß 20° C betragen. Die Stärke
des Niederschlages beträgt dann 0,005 mm/h.
Derartig verstärkte und darauf im Einsatz-
härteverfahren behandelte Teile zeigten im
Dünnschliff unter dem Mikroskop keine Trenn-
linie zwischen dem ursprünglichen Material
und dem Niederschlag, woraus hervorgeht, daß
der Kohlenstoff durch die niedergeschlagene
Schicht hindurch bis in "das ursprüngliche
Material dringt.” hl.
12. August 1920.
Jahresversammlungen, Kongresse,
Ausstellungen.
18. Jahresversammlung des Verbandes
deutscher Elektro - Installations-Firmen e. V. —
Die 18. Jahresversammlung des Verbandes hat
am 14. VI. 1920 zu Münster i. W. in Anwesen-
heit zahlreicher Gäste und von über 300 Mit-
en stattgefunden. Nach dem vom Syn-
ikus Rechtsanwalt Stroinsky erstatteten
Geschäftsbericht hat der%Verband im Jahre
1919 die Zahl seiner bis dahin in den 17 Jahren
des Bestehens gewonnenen Mitglieder ver-
doppelt. Auch in 1920 hält dieser außerordent-
liche Zuwachs (über 900 neue Mitglieder im
ersten halben Jahre) an. Der Elektroin-
stallateur-Verband Mittelbaden ver-
teilte die gesamten Installationsaufträge im An-
schluß an das staatliche Murgwerk unter seine
Mitglieder (auch an die Installationsbureaus
der Großfirmen) zu behördlich festgesetzten
Preisen und ersparte so die Akquisitionskosten
und die unnützen Wegestunden bei Arbeiten
der gleichen Firma in verschiedenen Orten,
indem einer Firma! nur bestimmte Orte zuge-
teilt wurden. Dieser neue Weg des Ausbaues
neu angeschlossener landwirtschaftlicher
Gebiete wurde nach diesem Vorbilde auch
von der Überlandzentrale Gardelegen, im
Kreise Kulmbach und in Oberbaden gewählt.
Die mit der Vereinigung der Elektrizitätswerke
vereinbarten allgemeinen Grundsätze für die
Zulassung von Installateuren zur Aus-
führung von Anschlußanlagen an die Elek-
trizitätswerket) führten an verschiedenen Orten
Deutschlands dazu, daß die Konzessions-
pflicht für Elektroinstallateure eingeführt
wurde. Die Hauptpfandstelle des Ver-
bandes trat mit Unterstützung der Vereini-
gung der Elektrizitätswerke und des Bundes
der Elektrizitäts-Versorgungsunternehmungen
in Kraft. * Sie löst die bisherigen Einzel-
hinterlegungen bei den Elektrizitätswerken
ab, soweit sich” (was bereits, vielfach ge-
schehen ist) die Werke anschließen. Wegen
des Konjunkturumschwunges ist der Ver-
band in jüngster Zeit in eingehende Verhand-
lungen mit den Lieferantenverbänden zwecks
teilweiser Annullierung der Aufträge und
Streckung” der Restaufträge eingetreten. In
einem Bericht über Lehrlingswesen, Fortbil-
dungsschule und Schulwerkstätten forderte
G. Montanus, Frankfurt a. M., daß die ge-
setzlichen Rechte der Handwerks- und Ge-
werbekammern nicht verkürzt werden dürften.
Direktor Wölcke, Leipzig, gab wertvolle An-
haltspunkte für den Abschluß von Tarifver-
trägen mit Arbeitern und Angestellten (beide
Vorträge werden in der „Elektrizität“ abge-
druckt). ” Die Versammlung _bewilligte einen
Jahresbeitrag für die vom VDE neu einzu-
richtende Prüfstelle, forderte, daß die im
Jahre 1909 von der Vereinigung der Elektri-
zitätswerke aufgestellten Leitsätze zu Vor-
schriften für die Herstellung elektrischer An-
lagen mehr durchgeführt würden, und beauf-
tragte die Geschäftsstelle, eine_Preisliste
ohne Preise herauszugeben. Verschiedene
Bezirksvereine und Ortsgruppen haben sich
eigene Geschäftsführer eingestellt. Die daraus
sich ergebende Umorganisation des Verbandes
soll in einer Ausschußsitzung des letzteren
innerhalb der ‚„‚Elektrischen Woche‘ in Han-
nover am 24. IX. 1920 beschlossen werden.
Gleichzeitig mit der Jahresversammlung
wurde die ordentliche Hauptversammlung der
in enger Beziehung zu dem Verbande stehenden
Einkaufsvereinigung für elektrotech-
nische Bedarfsartikel (Frankfurt a. M.)
en Ihr Umsatz hat 1919 über 28 Mill.
M betragen (14,5 i. V.).
Über die nunmehr geltenden Grundsätze
für die Palsnuae von Installateuren
zur Ausführung von Anschlußanlagen
an Elektrizitätswerke hat Direktor Ely
in den „Mitt. d. Vereinig. d. El.-W.‘2) be-
richtet. Dem von uns „ETZ“ 1919, S. 690
wiedergegebenen Entwurf ist danach im all-
gemeinen von den Elektrizitätswerken zuge-
stimmt worden. _ Geäußerte Bedenken er-
streckten sich in der Hauptsache auf die all-
gemeine Zulassungsberechtigung, wenn ein
Installateur bereits bei irgendeinem Werk die
Zulassung erwirkt hat. Von verschiedenen
Seiten wurde die Ansicht geäußert, daß ein
Unternehmer, der in einer kleineren Stadt für
die dort in Betracht kommenden. Arbeiten
zugelassen werden könne, nieht auch ohne
weiteres als den in großen Stadtbezirken aus-
zuführenden Anlagen gewachsen angesehen
zu werden brauche; der Unterschied zwischen
Stadt- und Landbezirken sei außerordentlich
roß. Was die technischen Bedingungen be-
ifft, so war man der Auffassung, daß Zu-
1) Vgl. „Elektrizität“ Heft”39 v. 16. V. 1920.
2) Bd. 19, 1920, S. 139.
‚bürgerlichen Ehrenrechte,
x
I
12. August 1920.
lassungen auf Probe angesichts einer ge-
nügenden Anzahl zur Verfügung stehender
Installateure in der Regel nicht genehmigt
werden sollten und daher auch eine bezügliche
Bestimmung in die technischen Forderungen
nicht aufzunehmen sei.
In dem jetzt endgültigen Wortlaut der
Grundsätze heißt es nun unter A 2, daß bei
der Zulassung von inländischen Installa-
teuren die Bedürfnisfrage ausscheiden müsse,
Der Antrag auf Zulassung (A 3) kann sich nur
auf Vorlage eines Gewerbescheines oder der
handelsgerichtlichen Eintragung grün-
den. Die zeitweise Zulassung von Installa-
tionsfirmen, die nicht mindestens einen Fach-
mann als Inhaber aufweisen (A 4), ist an die
Bedingung geknüpft, daß sie einen allen An-
forderungen entsprechenden Fachmann als
voll beschäftigten verantwortlichen Be-
amten eingestellt haben. A 5 lautet jetzt: „Es
darf kein begründeter Anlaß vorliegen,
die Zuverlässigkeit des Installateurs,
auch abgesehen von dem Gesichtspunkt
des technischen Gefahrenschutzes, zu
bezweifeln.“
Nach den technischen Forderungen für
die Zulassung, die der definitive Wortlaut auf
zwei Punkte beschränkt, soll die Zulassung
nunmehr gemäß B 2 an Elektroinstallateure
und selbständige Meister verwandter
Gewerbe mit dem
prüfung im Installationsfach für elektrische
Anlagen erteilt werden.
Es Een Bestimmungen über die Ent-
ziehung der Zulassung, die künftig ein-
tritt bei 1. Betrug, Betrugsabsicht, Betrugs-
hilfe gegen das Werk, 2. wiederholt verur-
sachter Lebens- und, Feuersgefahr, 3. Lehr-
lingsarbeiten ohne Überwachung und Nach-
rüfung und 4. bis 9. bei Aberkennung der
5 Offenbarungseid,
Konkurs, falschen Angaben für die Zulassung,
_ Fortfall der Voraussetzungen für letztere oder
aus einem sonstigen wichtigen Grunde. Unter
C beigefügte Übergangs- und Ergän-
zungsbestimmungen besagen, daß bereits
bestehende Zulassungen durch die neuen
Grundsätze nicht berührt werden und deren
Ergänzung den einzelnen Elektrizitätswerken
überlassen bleibt. Ely betont zum Schluß die
Notwendigkeit, daß Werke,
zessionspflicht noch nicht eingeführt haben,
dies schleunigst unter Berücksichtigung der
vorgenannten Grundsätze tun.
Deutsche Beleuchtungstechnische Gesell-
September, nachm. 4 Uhr,
findet in Hannover in Verbindung mit der
„Blektrischen Woche‘‘!) die 7. Jahresversamm-
lung der Gesellschaft statt. Auf der Tagesord-
nung stehen Beratungen über Satzungsände-
rung, Leitsätze für Innenbeleuchtung, Schaf-
fung einer Vereinszeitschrift. Dr. H. Lux hält
einen Vortrag: „Die erträglichen Helligkeits-
schait. — Am 22.
unterschiede auf beleuchteten Flächen “,
Energiewirtschaft.
Gewinnung und Verwertung minderwertiger
Brennstoffe. — In der jetzigen Zeit der Brenn-
stoffknappheit ist es sehr vielversprechend,
"sich eingehend mit der Gewinnung und Ver-
wertung minderwertiger Brennstoffe zu be-
schäftigen, und dies tut Wirth in dankens-
werter Weise hinsichtlich der Abfallstoffe
des Kohlenbergbaues. Er zeigt an einem
ausführlichen Beispiel mit schematischer Dar-
stellung den Gang der Aufbereitung bei Stein-
kohlen und führt den Sortenfall für Fettkohle
wie folgt an: ®
5 % Stückenverkauf,
„ Nüsseverkauf,
Nüsse zum Mahlen für Kokerei,
Feinkohlen für die Kokerei
trockener Staub für Kokerei,
Schlamm,
Mittelgut,
18 ‚„, Waschberge,
2 ‚, Leseberge.
Der ungefähre Anteil ist demnach 10% zum
Verkauf, 66% zur Kokerei, 24%, Abfallprodukte.
Gute, reine Schlämme können bisweilen der
Kokskohle beigemischt werden, doch nicht
immer läßt sich die Aufbereitung so weit-
gehend durchführen; denn es ist eine jeweils
zu entscheidende Frage, ob die größere Rein-
heit des veredelten Gutes oder der gesteigerte
Sortenanfall die erheblichen Kosten des Ver-
fahrens lohnt. Besonders bei lettereichen
Kohlen wird dies oft nicht eintreten, weil die
Schlämme zu minderwertig sind. Die Abfall-
"stoffe enthalten nicht nur einen hohen Aschen-
ehalt, sondern auch viel Feuchtigkeit, so daß
er Transport dieser meist ausgeschlossen ist
und nur eine Verwendung an Ört und Stelle
in Frage kommt. Der Verfasser rügtmit
ı) Vgl. „ETZ* 1920, S. 575.
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 32,
Nachweis der Meister-
die eine Kon-
Recht, daß die volkswirtschaftliche Bedeutung
einer guten Aufbereitung mit Verwendung der
Abfallstoffe auf den Anlagen selbst meist zu
lässig behandelt wird, ‚weil eben genug vor-
handen ist.“ Außer den genannten AÄbfall-
stoffen entfällt auf den Kokereien noch eine
erhebliche Menge von Feinkoks (fälschlich
und irreführend Koksasche genannt). Allein
für das rheinisch-westfälische _Kohlengebiet
schätzt man die Mengen an diesen Stoffen
zusammen So hoch ein, daß man leichthin
50 000 PS damit erzeugen könnte. j
Im zweiten Teil werden die Feuerungs-
einrichtungen beschrieben, die bisher bei
diesen Abfallstoffen erprobt wurden. Es sind
dies insbesonders die Planroste von Kudlitz
und Kridlo, die Hydro-Wirbelfeuerung,
die Roste von Hermann und Wilton (Eva-
porator Ges.) sowie die Wanderroste von
Nyeboe & Nissen, Walther & Co. und
Dürr & Co. Eine zusammenfassende Über-
sicht von mit solehen Feuerungen erzielten
Verdampfungsversuchen wird gegeben. Leider
sind es in der Hauptsache die bereits bekannten,
1910 und 1911 im Auftrage des Bergbaulichen
Vereins durchgeführten und von Dobbel-
stein im ‚„Glückauf‘ veröffentlichten Ver-
suche. Man müßte doch annehmen, daß in
den dazwischenliegenden 10 Jahren neue Er-
fahrungen gesammelt und Fortschritte in den
Konstruktionen gemacht wurden. In den Be-
schreibungen sind wohl solche erwähnt, aber
für den Techniker überzeugend sind doch
stets nur Resultate. Eingehender behandelt
ist die Staubfeuerung, die neuerdings er-
höhte Beachtung erlangt. Dieses Verfahren
scheint dasjenige zu sein, daß für die Ver-
arbeitung sehr feinkörniger Stoffe eine brauch-
bare und wirtschaftliche Lösung erwarten läßt,
wenn es auch erst im Anfange der Entwick-
lung steht. Leider sind für solche Feuerungen
keine umfassenden Versuchsergebnisse ge-
bracht. Gestreift wird auch das Problem der
Vergasung, welches zweifellos in Zukunft
mehr Bedeutung erlangen wird, einerseits für
die Nutzbarmachung der aschenreichen Ab-
fallstoffe, wobei alle Rostfeuerungen nicht ent-
sprechen, und anderseits möglicherweise für
ie gasarmen, am Rost völlig tot liegenden
Kokslöschesorten, wenn man die mit Erfolg
gewiesenen Wege der Hochdruckvergasung
wieder aufnimmt und weiter vervollkommnet.
(Zeitschr. d. V. d. I. Bd. 64, 1920, 8. 20 He
7
Industrie und Handel.
Das Kohlenabkommen von Spa. — II. Die
Entschließung des vorläufigen Reichs-
wirtschaftsrates!) gibt in knapper Form die
Beurteilung wieder, die das Abkommen in die-
sem hier zweifellos in erster Linie zuständigen
Parlament erfahren hat. Spa konnte kein Er-
folg werden, somdern nur ein Ergebnis, und die-
ses war nach Dr. Rathenau einmal die Abwehr
einer schweren Gefahr (Besetzung des Ruhr-
reviers) und dann die Tatsache, daß in der
Villa Fraineuse zum ersten Male zwischen den
„auch jetzt noch verfeindeten‘ Ländern Be-
sprechungen mit einer Tendenz zur Sachlich-
keit stattgefunden haben. Wesentliches Ver-
dienst hieran dürfen neben dem Außenminister
die in ihrem Urteil über das Abkommen aller-
dings nicht einigen Sachverständigen in An-
spruch nehmen, von denen der Arbeiterführer
Hu6 mit eindrucksvollen Worten die Notwen-
digkeit internationaler Zusammenarbeit als
Rettung aus der Kohlennot?), die Bereitschaft
der Bergleute zur Mitwirkung beim Wiederauf-
bau, aber auch deren festen Willen betonte, die
Frage der Kohlenförderung nicht über ihren
Kopf hinweg am Diplomatentisch entscheiden
zu lassen. Eine Reihe von Erklärungen be-
teiligter Gewerkschaften usw. hat diese Stel-
lungnahme der durch die Verhandlungen von
Spa natürlich erregten Belegschaften deutlich
unterstrichen. Bessere Ernährung und Beklei-
dung der Arbeitnehmer, erhöhte Besiedelung
der Bergbaugebiete (bisher betrug die Ver-
stärkung 65000 Mann), Heranziehung leistungs-
fähiger und -williger Kräfte sind dringendes
Erfordernis. In Vorbereitung befindliche Ver-
handlungen mit den Arbeitnehmern sollen zu
einer Erneuerung des Überschichtenabkom-
mens führen, dessen Resultat der Reichsar-
beitsminister durch die Angabe kennzeichnete,
daß an Neben- und Überschichten im Januar
0,342 (Arbeiteranteil?0,74), im Mai aber 1,724
Mill. Std. (Arbeiteranteil/3,69) verfahren worden
seien. Schlechte Ernährung hat die Teilnahme
neuerdings abflauen lassen. Der Minister hält
es ferner für verfehlt, in der Durchführung des
Spa-Abkommenslediglich ein Problem der berg-
- 4) Vgl. ETZ 19%. 8.616. h -
2) Die Rerichte der Delegationen zum internationalen
Bergarbeiter-Kongreß in Genf basieren alle auf dieser
Anschauung.
637
mn.
männischen Mehrleistung zu erblicken, der
Bergbau müsse auch nach der technischen
Seite hin gehoben werden. Neue Vorrich-
tungsarbeiten sind erforderlich, und ebenso
lassen sich in der Betriebsorganisation
noch viele Maßnahmen treffen, die das Produk-
tionsergebnis fördern können. Schließlich müs-
sen auch die für die Vorarbeit des Bergbaues
notwendigen Industrien ihre Leistung steigern,
und die Frage des Abtransportes ist im wei-
testen Umfange zu prüfen. Daß diese bei den
Verhandlungen in Spa nicht genügend berück-
sichtigt worden sei, wurde von dem Vertreter
der Arbeitnehmer der Binnenschiffahrt beson-
ders bemängelt. Eine Mehrleistung von 40%,
derSchiffahrt (60% entfallen auf die Eisenbahn)
könne nur dann bewältigt werden, wenn auch
den Binnenschiffern wesentliche Verbesserun-
gen der Lebenshaltung zugestanden werden.
Eine Erhöhung der Förderung Oberschlesiens
steht nach Ansicht des Bergrats Hilger nicht
in Aussicht. Von der deutschen Delegation war
eine garantierte Belieferung mit monatlich 1,5
Mill. t gefordert worden, doch haben die Alliier-
ten in einem Protokoll vom 16. Juli lediglich
die Zusage gemacht, daß die Wünsche Deutsch-
lands von der Kommission für die oberschlesi-
sche Kohlenverteilung in ehrlicher Weise be-
rücksichtigt werden sollen. Für die deutsche
‚Industrie bedeutet das Kohlenabkommen
eine außerordentliche Härte; sie ist nach K. F.
v. Siemens in allen ihren Teilen der Haupt-
leidtragende und konnte doch schon jetzt
der großen Nachfrage wegen des Kohlenman-
gels nicht genügen. Die Folge war Arbeits-
losigkeit und Preissteigerung der Erzeugnisse.
Immerhin fingen die Grundlagen eines geregel-
ten Wirtschaftslebens allmählich an, sich neu
zu bilden. Die Produktion hob sich, und unsere
Valuta zeigte seit mehreren Monaten eine ge-
wisse Stabilität. Nun drohen neue Schwierig-
keiten. Die Kohlenversorgung der Industrie
hat gegen den Friedensverbrauch 60% nieht
überschritten. Die Bau-, Kalkwerk-, Zement-
und Ziegelindustrien sind in ihrer Erzeugung
bis auf 25, ja 10% herabgegangen, und es fragt
sich, wie bei der nunmehr noch geringeren Koh-
lenbelieferung Baustoffe überhaupt hergestellt
werden können. Deutschland braucht das Aus-
land für Lebensmittel und Rohstoffe und be-
nötigt dafür Tauschmittel zum Export, den
aufrechtzuerhalten Lebensbedingung ist. Die
Bergarbeiter müssen sich für einige Zeit außer-
gewöhnlichen Anstrengungen unterwerfen, aber
auch dazu durch Erfüllung ihrer berechtigten
Wünsche in die ze. versetzt werden, soweit
es die Wirtschaftlichkeit der Betriebe und die
notwendige Vermehrung der Produktion ge-
statten.
Die Mehrforderung der Entente von 0,9
Mill. t macht eine Umorganisation der
Kohlenlieferung notwendig. Geheimrat
Stutz hat im Reichskohlenrat bezügliche
Pläne dargelegt. Nach seinem Vorschlag sollen
zunächst an Steinkohle 1,536 Mill.t aus dem
Ruhrrevier (die Entente hat 1,72 verlangt),
0,064 aus dem Aachener Bezirk, 0,264 aus
Schlesien, 0,140 aus dem Kölner Bezirk und
0,06 Mill. t aus Mitteldeutschland für die En-
tente bereitgestellt werden. Die Gaswerke
können nur noch 70% der Belieferung von
1917/18 erhalten, und auch die Versorgung der
Elektrizitätswerke muß abermals eine Ein-
schränkung erfahren, obwohl hier’ weitere Er-
sparnisse kaum möglich erscheinen. Die Aus-
fuhr (im Mai 0,232 Mill. t) soll auf 0,106 Mill. t
vermindert werden und nur noch den Ländern,
mit denen Verträge bestehen (Schweiz, Hol-
land, Tschechoslowakei, die aber Braunkohle ab-
gibt), zugute kommen. Die ganzen uns auf-
gedrungenen Kohlenersparnisse hat
neben den Hüttenwerken (schon heute
werden Betriebseinschränkungen und Still-
legungen gemeldet) die Industrie zu tra-
gen. Sie wird jetzt nur noch 3,406 Mill. t Stein-
kohle und 0,407 Mill. t Braunkohle erhalten
(im Mai 4,047 bzw. 0,583), d. i. eine kaum er-
trägliche Herabsetzung um 16%, des Bedarfs.
Dabei müssen die Brennstoffersparnisse
immer weiter getrieben, in der Wärmewirt-
schaft tunlichst Fortschritte erzielt werden.
Da die Verhältnisse im Braunkohlenbergbau
etwas günstiger liegen, ergibt sich das Erforder-
nis, die Industrie möglichst auf Feuerung
mit Rohbraunkohle umzustellen, was aller-
dings nennenswerte Zeit beansprucht; außer-
dem ist beim Versand der Braunkohle in größe-
ren Mengen mit Transportschwierigkeiten zu
rechnen. Wo ausreichende Versorgung ‚mit
Torf und Holz möglich ist, will der Reichs,
kommissar die Kohlenbelieferung sperren;
schlimmstenfalls sollen Anlagen zeschlossen
werden, deren Kessel und Rost®@ den mo-
dernsten Anforderungen der Technik nicht.
entsprechen. Auch der Lichtverbrauch
in den Großstädten, vor allem in Berlin, wird
stärker einzudämmen sein. Geheimrat Stutz
ist sowohl hinsichtlich einer Zunahme der Koh-
638
m
lenförderung im allgemeinen!) wie insbeson-
dere bezüglich intensiverer Heranziehung von
Braunkohle (ihr Bezug soll während der näch-
sten 3 Jahre auf 150 km ganz freigegeben wer-
den) sehr skeptisch und hält es für notwendig,
die in dieser Beziehung hochgespannten Hoff-
nungen richtigzustellen, um bitteren Ent-
täuschungen vorzubeugen.
Seitens der Entente, die die 2 Mill. t.mo-
natlicher deutscher Lieferung zu 1,55 an Frank-
reich, 0,215 an Belgien, 0,2 an Italien und
Be q Das Ruhrrevier hat im 1. Halbjahr 1920 rd 41 Mill.t
gefördert gegen 31,6t im Vorjahre, doch ist bei, dıeser
Steigerung um rd 30% die Wirkung der großen Streiks von
1919 zu berücksichtigen.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Potsdamer Str. 86.
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306.
Auszug aus der Tages’rdnung für die „Elck-
trische Woche“ in Haınover vom 22. lis
29. S pt. 1920.})
Mittwoch, den 22. September:
Deutsche Beleuchtungstechnische Gesell-
schaft, Mitgliederversammlung.
Donnerstag, den 23.’ September:
VDE, Vorstand und Ausschuß.
Zentralverband, Preisstelle und Fach-
gruppen.
Eltfabriken, Vorstand und Mitgliederver-
sammlung.
Elektrobund, Mitgliederversammlung.
Freitag, den 24. September:
VDE, Hauptversammlung und Besichti-
gungen.
Zentralverband, Mitgliederversammlung.
Installateurverband, Ausschuß.
Sonnabend, den 25. September:
VDE, Hauptversammlungen.
Verband der Reparaturwerke, Hauptver-
sammlungen.
Sonntag, den 26. September:
Gemeinsame Veranstaltung für alle Ver-
eine und Verbände.
Versammlung in der Stadthalle, Vortrag
und Filmvorfülirung.
Kaffeezusammenkunft im Tiergarten.
Orgelkonzert in der Stadthalle.
Montag, den 27. Scptember:
Straßen- und Kleinbalınverein, Aus-
seluß C.
Elektro-Gıoß ändler, Vorstand und
Hauptv rsamımlung.
Sp:zial - Fabr ken, Vorstand und Haupt-
versammlung.
Vereinigung der Hochschullehrer.
Dienstag, den 28. September:
Elektro-Großhändler, Hauptversammlung.
Großhändler-Einkaufs-G. m. b. H.
Mittwoch, den 29. September:
Großhändler-Einkaufs-G. m. b. H.
Verband’ Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär.
Dr.=äng. G. Dettmar.
Betr. Kommission für Maschinen und Trans-
formatoren.
Bestimmungen für die Übergangszeit.
Nachstehend wird ein Beschluß der Kom-
mission für Maschinen und Transformatoren
bekanntgegeben, nach welchem für die Über-
gangsbestimmungen die Verwendung von Alu-
minium und Kupfer bei Wicklungen von Ma-
schinen und Transformatoren ab 1. IX. 1920
neu geregelt wird.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär
I.V. Zimmermann.
Oberingenieur.
Normalien
für die
Verwendung von Aluminium und Kupfer bei
den Wicklungen von Maschinen und Trans-
formatoren.
Zur Ersparnis von Kupfer sollen elektri-
sche Maschinen und Transformatoren bis auf
weiteres gemäß nachstehenden Angaben be-
wickelt werden.
+ Eur Maschinen und Transformatoren
bleiben bis auf weiteres diein den $$ 18 und 21
v ') Die ausführliche Tagesordnung ist abgedruckt
ETZ“ 1920, Heft 29, 8. 575 und Heft 30, 8. 596,
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 32.
0,035 Mill. t an Luxemburg verteilen will, ist
inzwischen in Boulogne beschlossen worden,
die Wiedergutmachungskommission mit der
Gewährung der zugesagten Vorschüsse und
der Regelung aller an die Kohlenlieferung sich
knüpfenden Kreditabkommen zu betrauen.
Deutschland soll ihr am. 1. September für
60 Mill. Goldmark am 1. V. 1921 rückzahlbare
und mit 6% verzinsliche Schatzanweisungen
übergeben, durch deren Verkauf sie sich Geld
verschaffen wird. e
Wie in den Verhandlungen des Reichs-
wirtschaftsrates und auch des Reichstages
mehrfach ausgesprochen worden ist, hängt die
Erfüllung des Kohlenabkommens, das uns für
VEREINSNACHRICHTEN,.
der Maschinennormalien angegebenen Tempe-
raturgrenzen um 10° erhöht. Die durch $ 19
festgelegten Werte dürfen nicht überschritten
werden.
Bei Motoren bedeutet die Herstellung der
Wieklung aus Aluminium im allgemeinen eın
technisches Hindernis für die Innehaltung der
normalen Anschlußbedingungen. Diese Mo-
toren fallen deshalb unter $ 9 der Anschluß-
bedingungen. \ :
Angaben über die Ausführung der Wicklungen
von Maschinen und Transformatoren.
a) Asynehrone Drehstrommotoren.
erhalten Wieklungen aus Aluminium oder
Kupfer. {
Spannungsgrenzen: 100 bis 6000 V.
Käfigwieklungen können auch in Zink aus-
geführt werden.
b) Asynehrone Einphasenstrom-
motoren
erhalten Kupferwicklungen.
e) Drehstromgeneratoren und
-Synchronmotoren
erhalten Kupferwicklungen. Dampfturbo-
generatoren können auch mit Aluminium-
wicklungen ausgeführt werden.
d) Einphasenstromgeneratoren
und -Synehronmotoren.
Wie Drehstromgeneratoren und
chronmotoren.
-Syn-
e) Gleicehstrommaschinen
erhalten Kupferwicklungen.
f) Umformer
rl,alien Kupferwicklungen.
2) Transformatoren. .
Die W cklungen von Thransfoımatoren
können in Aluminium der Kupfer ausgeführt
weıden.
Bei Ofentransformatoren mit mehr als
2000 A Gesamtstromstärke werden die Wick-
lungen in Kupfer ausgeführt.
h) Drehstromtransformatoren
erhalten Kupferwicklungen.
i) Wechselstrom-Kollektormotoren
erhalten Kupferwicklungen.
k) Motoren für kurzzeitigen Betrieb
($ 4 der Masch.-Norm.)
erhalten Kupferwicklungen.
l) Drosselspulen.
Für Drosselspulen gelten die Angaben
über Transformatoren.
Betrifft: Kommission für Zähler.
Die von der Zähler-Kommission in Ver-
bindung mit der Physikalisch-Technischen
Reichsanstalt aufgestellten und in Heft 21
der „ETZ“ 1914, $. 601 bekanntgegebenen
„Leitsätze für die Bedingungen, denen Elek-
trizitätszähler und Meßwandler bei der Be-
glaubigung genügen müssen“, sollen laut
Schreiben der Physikalisch - Technischen
Reichsanstalt II. 1727/20 mit Gültigkeit vom
1. Januar 1921 als amtliche Vorschriften er-
lassen werden. Einsprüche gegen den in Aus-
sicht genommenen Zeitpunkt sind unserer
Geschäftsstelle baldigst mitzuteilen.
Die Physikalisch-Technische Reichsanstalt
wird zu den Bestimmungen über die Beglau-
bigung von Elektrizitätszählern sowie zu
den bereits erlassenen Bestimmungen über
die Beglaubigung von Messwandlern die nach-
stehend abgedruckten Erläuterungen heraus-
geben. Diese haben der Zählerkommission be-
reits vor dem Kriege vorgelegen. Nach den in-
zwischen gemachten Erfahrungen sind einige
Änderungen eingefügt worden. Es_ ist beab-
siehtigt, die Erläuterungen ebenfalls der Jahres-
versammlung des V.D.E. in Hannover zur
Stellungnahme zur Kenntnis zu bringen.
12. August 1920.
Export, Tausch und Verbrauch monatlich nur
noch 6,5 Mill. t beläßt, in erster Linie von dem
Pflichtgefühl und der Leistungsfähigkeit der |
im Bergbau und Verkehrswesen Beschäftigten
ab; es darf nieht mehr vorkommen, daß die
Belieferung und mitihr die Allgemeinheit durch
Streiks einzelner Gruppen, wie es erst kürzlich
wieder in &olpa der Fall war, geschädigt wird.
Nächstdem ist es aber auch eine ernst zu neh-
mende Aufgabe der Industrie, und nicht zu-
letzt der elektrotechnischen, auf jede erdenk-
liche Weise zur Verbesserung der Betriebsein-
richtungen in den Gruben und der Transport-
anlagen beizutragen. Hohe Prämien sollten
zu wirkungsvollen Erfindungen reizen.
Wir bitten, etwaige Abänderungswünsche
an unsere Geschäftsstelle zu richten.
Verband Deutscher Elektrotechniker. '
Der Generalsekretär:
Dr.-Ing. E. Dettmar. 2
Erläuterungen zu den Bestimmungen über die
Beglaubigung von Elektrizitätszählern.
I. Die bisher bestehenden Bestimmungen
haben folgende Umänderungen erfahren:
1. Die Fehlergrenzen, die bisher nur bis
zu */o der Nennlast Gültigkeit hatten, sind
bis zu !/) Nennlast ausgedehnt worden; da-
gegen wurde die Bestimmung für die Be-
lastung !/,; der Nennlast fallen gelassen.
Diese Änderung bedeutet für kleine Belastungen
eine wesentliche Verschärfung gegen früher;
der Fehler darf bei !/) der Nennlast für Gleich-
stromzähler künftig nur + 9% betragen, wäh-
rend bisher für !/g der Nennlast ein Fehler von
+ 25% zugelassen war.
3. Die Bestimmungen über die Fehler-
grenzen, die beim Überschreiten der Nenn-
stromstärke gültig sind, sind neu aufge-
nommen worden. Eine Notwendigkeit hierzu
ergab sich aus folgenden Gründen:
Die Verkelhirs-Fehlergrenzen werden ge-
mäß den Ausführungsbestimmungen des Ge-
setzes, betreffend die elektrischen Maßein-
heiten auf den „‚Höchstverbrauch, für welchen
der Zäliler bestimmt ist“, bezogen. Die ge-
setzlich zulässigen Verkehrsfeller riel:ten
sieh also niel.t naclı dem Nennverbrauch des
Zällers, sondern nach dem größten in der
Anlage vorkommenden Verbrauche, in welelıer
der Zä ler installieıt ist. Dieser Verbrauch
ist als der Höcistverbiaueli bei der Fest-
stellung, ob in einem bestimmten Fall ein
Zä ler die Verkelirsfel lergrenzen inneLält,
maßgebend. Bei der Beglaubigung da-
egen laudelt es sie]: darum, festzustellen, ob
er Zä} ler gewissen höl.eren Ansprüchen an
die Meßgenauigkeit genügt. Die Beglaubi-
gungsfehlergrenzen werden daher zweckmäßi
nieht auf den variablen „Höchstverbrauch‘“,
sondern auf den Nennverbrauch bezogen,
der vom Fabrikanten durch entsprechende
Aufschriften auf den Zähler festgelegt ist.
Da jedoch in der Praxis mit Überschreitungen
des Nennverbrauches gerechnet werden muß,
und da auch in diesem Falle die Forderung
gestellt wird, daß die Fehler des Zählers inner-
halb gewisser Grenzen bleiben, so war es er-
forderlich, auch für die Überlastung des
Zählers Fehlergrenzen festzusetzen. Diese
Fehlergrenzen mußten dabei für den Fall des
Überschreitens der Nennstromstärke fest-
gelegt werden, da bei einseitiger Belastung
von Dreileiterzäblern und‘bei induktiver und
kapazitiver Belastung von Wechselstrom-
zählern die Nennstromstärke überschritten
werden kann, ohne daß der Nennverbrauch
überschritten wird.
3. Die Bestimmung über den Anlauf der
Zähler ist neu aufgenommen; die für den Vor-
und Rücklauf zugelassenen Werte haben eine
nur unwesentliche Verschärfung erfahren.
4. Die Fehlergrenzen der Wechselstrom-
zähler sind wesentlich verändert worden.
Die Formel, welche die zulässigen Fehler in
Prozenten des jeweiligen Verbrauches angibt,
lautet nach den früheren Bestimmungen be-
rechnet:
3+03 ZN 42189
(Pn, P Nennleistung und jeweilige Leistung).
Es war ursprünglich beabsichtigt, eine
Verschärfung der Fehlergrenze dadurch her-
beizuführen, daß man lediglich, das Zusatz-
glied 2 tgp in 1t9Y umwandelte:
B
3403 Z +89 RA CR
Es ergab sich jedoch die Notwendigkeit,
die Größe des Zusatzgliedes dem tatsächlichen
Verhalten des Zählers besser anzupassen, in-
4 Aus ach dl > cc
\
12. August 1920.
dem man es von der jeweiligen Stromstärke
abhängig machte. Die Gründe hierfür sind
die folgenden:
Für die Messung hochgespannter Wechsel-
ströme sowie für die Messung niederge-
spannten Wechselstromes von höherer Strom-
stärke werden Zähler in Verbindung mit Meß-
wandlern benutzt: Die den Meßwandlern
eigentümlichen Fehler, die sich zu den Fehlern
der Zähler addieren, machten es bisher not-
wendig, daß jeder Zähler mit bestimmten Meß-
wandlern zusammen geprüft und beglaubigt
werden mußte, wollte man sicher sein, daß
die Angaben des Zählers innerhalb der Be-
gläubigungstehlergrenzen lagen. Die Zähler-
abrikanten sowohl wie die Elektrizitäts-
werke haben jedoch ein dringendes Interesse
daran, daß die Zähler für sich und die Meß-
wandler für sich beglaubigt werden und daß
ein beliebiger beglaubigter Zähler in Zu-
sammenschaltung mit beliebigen beglaubigten
Meßwandlern ohne weitere Prüfung ein be-
glaubigtes Meßgerät darstellt, d. h. daß die
Angaben des Zählers innerhalb der Beglaubi-
gungsfehlergrenze liegen. Dieses Ziel war nur
zu erreichen, indem man erstens die Beglaubi-
een dem Verhalten des Zählers
ei Phasenverschiebung besser anpaßte, als
es bisher der Fall war, und indem man zweitens
die Beglaubigung soleher Zähler, die in Ver-
bindung mit beglaubigten Meßwandlern ein
beglaubigtes Meßgerät darstellen sollen, eine
engere Beglaubigungsfehlergrenze aufstellte.
(Vergl. 34).
- Aus mannigfachen Beratungen un Vor-
schlägen ergab sich die Form«l 2
RN JN\,,
3+02 4 +(1+02 N )ıgo ara
als die geeignetste. Sie st It also die all-
gemeine für Weehsel-tromzä Ir gültige
Fe’ lergrenze dar, Das Aitt Adltionselicd,
welehes die: bei P asnverselicbung auf
tretenden Feller ds Zä..l-rs borücksiehtigt,
hat einen von der jeweiligen Stromstärke ab-
hängigen Faktor erl.alten, gemäß der Erfalı-
rung, daß die Fehler der Zäl ler bei Pliasenver-
schiebung mit abnelımender Stromstärke zu-
nehmen. In dem zweiten Glied, welches im
wesentlichen die Reibung berücksichtigt, ist
der Faktor 0,3 in 0,2 umgewandelt worden, da
bei Wechselstromzählern die Reibung wegen
des Fehlens schleifender Stromzuführungen zu.
dem beweglichen System geringer ist als bei
Gleichstromzählern. Das erste Glied ist un-
verändert geblieben.
Die neu aufgenommene Bestimmung, daß
die Fehlergrenzen für Leistungsfaktoren kleiner
als 0,2 keine Gültigkeit haben, ist dadurch
gerechtfertigt, daß die Innehaltung der Fehler-
grenzen bei großen Phasenverschiebungen
namentlich für Drehstromzähler schwer zu
erreichen ist, daß eine einwandfreie und
einigermaßen genaue Prüfung mit den ge-
wöhnlichen zur Verfügung stehenden Mitteln
nicht möglich ist, und daß Belastungen mit
einem Leistungsfaktor unter 0,2 in der Praxis
verhältnismäßig selten vorkommen und nur
einen kleinen Bruchteil des gesamten vom
Zähler angezeigten Verbrauches ausmachen.
5. Das in der Formel für die Bereehnung
von Fehlergrenzen von Wechselstromzählern
auftretende Glied ig @ wird hergeleitet aus dem
Leistungsfaktor. Solange bei Mehrphasen- und
Mehrleiterzählern die Belastung symmetrisch
ist, solange also die an die einzelnen Phasen
bzw. Leiter angeschlossenen Stromverbraucher
mit gleichem Leistungsfaktor arbeiten, ist die
Berechnung des tg p eindeutig; bei schiefer Be-
lastung dagegen ist der Leistungsfaktor nieht
definiert. Es war daher nötig, um auch bei
schiefen Belastungen Fehlergrenzen für den
Zähler angeben zu können, eine Regel für die
Berechnung des Zusatzgliedes mit tgp in
solchen Fällen in die Bestimmungen mitauf-
zunehmen. (Eine physikalische Bedeu-
tung kommt dem nach dieser Regel berech-
neten tg nicht zu). Ferner ist im Gegen-
satz zu den früheren Bestimmungen, die sich
auf den Leistungsfaktor in den Verbrauchs-
leitungen (Netzleitungen) beziehen, jetzt
auf den Leistungsfaktor in den Phasenlei-
tungen Bezug genommen, weil alle Messungen
bei der Prüfung des Zählers in diesen vorge-
nommen werden. Bei schiefer Belastung _er-
eben sich hierbei Abweichungen in dem
inne, daß für igp ein etwas größerer Wert
erhalten wird; die Abweichungen sind jedoch
unbedeutend.
II. Für die Berechnung der Fehlergrenzen sind
nachstehend einige Erläuterungen gegeben.!)
Die Anwendung der Formel ist an einer
Reihe von Beispielen erläutert worden.
!) Für diejenigen Fälle, die am häufigsten vorkom-
men, werden Kurventafeln herausgegeben werden, aus
welchen dann die in diesen Fällen zulässigen Fehler ohne
weiteres entnommen werden können.
Elektrotechnische Zeitschrift,
1. Der Nennverbrauch bzw. die Nenn-
leistung ergibt sich aus den auf dem Zähler-
gehäuse oder Zifferblatt aufgeschriebenen
Spannungen und Stromstärken, der Nenn-
spannung und der Nennstromstärke. Ist ein
Spannungsintervall angegeben, z. B. 100 bis
120 V, so gilt als Nennspannung für die Be-
rechnung der Fehlergrenze die kleinere, für
die Ermittlung des Leerlaufs des Zählers die
größere Spannung.
Bei Zählern für Gleichstrom und ein-
phasigen Wechselstrom ist die Nennleistung
das Produkt aus Nennspannung und Nenn-
strom.
Bei Drehstromzählern ohne Nulleiter
pflegt als Nennspannung die verkettete Span-
nung zwischen je 2 Polen des Drehstrom-
systems angegeben zu werden, als Nennstrom
die Stromstärke in den Netzleitungen. In
diesem Falle ist die Nennleistung gleich dem
Produkt aus Nennspannung, Nennstrom und
Bei Zählern für Drehstromsysteme mit
Nulleiter ist häufig sowohl die verkettete Span-
nung als die sogenannte Sternspannung
(Spannung zum Nulleiter) auf dem Zähler an-
gegeben. Die Nennleistung ist gleich dem
dreifachen Produkt aus Sternspannung und
Nennstrom.
Bei Dreileitersystemen ist auf dem Zähler
entweder die Spannung zwischen den Außen-
leitern oder die Spannung zwischen einem
Außanlsiter und dem Mittelleiter als Nenn-
spannung angegeben. Die Nennleistung ist
im ersten Falle das Produkt aus Nennspannung
und. Nennstrom, im zweiten Falle das doppelte
Produkt aus Nennspannung und Nennstrom.
2. Die Fe! ler sind, stets in Prozenten des
tatsäc lie! en Verbranel es, nielt in Prozenten
des vom 7Zä' ler angezeigten Verbrauel'es zu
beree!nen. Sind die Angaben des Zä!lers zu
groß, so ist der Fehler mit dem positiven
Zeieben zu versehen, sind sie zu klein, mit dem
negativen. Beträgt z. B. der tatsächliche
Verbrauch 100 kWh, während der Zähler nur
90 kWh anzeigt, so beträgt der Fehler der
Zahlenangabe — 10%.
3. Beispiele:
Jn die Nennstromstärke,
J die jeweilige Stromstärke,
En die Nennspannung,
Pn die Nennleistung,
P die jeweilige Leistung,
cos p der Leistungsfaktor,
k der Belastungsgrad des Zählers, d. i. der
Quotient aus der jeweiligen "Wirk-
leistung und der Nennleistung,
F der Beglaubigungsfehler.
A. Gleichstromzähler.
Die Formel für die Fehlergrenze lautet
unter Anwendung obiger Zeichen
+FN=3+
a) Wattstundenzähler für 110 V, 10 A.
Pn = 10. 110 W.
EsseiJ= 5A. Dann ist P = 550 W und
550
I 110 > 0,5, also
F=+(+ 3, )h=+360%
Die Fehlergrenzen sind definiert bis zu einer
Leistung von
1 5
0 PN — 55 W .
Der'Anlauf muß erfolgen bei einer Belastung
1 3
von 700 Pn =11W, der unbelastete Zähler darf
B.
in der Stunde nicht mehr als 500 —= 2,2Wh vor-
oder rückwärts laufen.
b) Dreileiterzähler für 2x110 V, 10 A.
En=220 V Jn=10A,
Pn=2200 W, -
J, und J, seien die Ströme in den Außenleitern,
Jo =+ (Jı—-J,) der Strom im Nulleiter.
dh4=d A,
N
a
i ‚11045.
Dann ist k = og = 05.
Der Beglaubigungsfehler wie oben + 3,6%.
It ,=hb=5A, J=0,
5.110
80 ist k = 3200 * 0,25,
0,3
der Beglaubigungsfehler + (3 +92 .) =+4,2%.
1920. Heit 32.
639
Für J=8A,
J=2 A,
J=6 A
ee E 8.110+2.110
ergibtsich: k a an =0,5,also.M =
Ist „=J=0,5 A,
un ”
- 1
so ist P=110.0,5=55< 30: 2200, eine Fehler-
grenze also nicht mehr definiert.
c) Amperestundenzähler für 2 A bei 110 V,
DPN=.220W.
ber 1
Bei einer Belastung mit 30 In =MlA ist
P=0,1.110=11-W.
Für diesen Fall sind Fehlergrenzen nicht mehr
festgesetzt, weil die anzuzeigende Leistung
unter 15 W liegt.
_ Der Anlauf des Zählers muß erfolgen bei
1
100 Pn=2,2 W oder 0,02 A.
B. Weechselstromzähler.
0,2 JN
er ONE
+F%=3+-+(1402- N )ıg0
a) Zähler für einphasigen Wechselstrom
En=220 V, Jn=10 A
Pn=2200 W.
Es sei
J=8 A, cosg=1 Dann ist
8.220
k= 3200 —=(,8
0,2) x
BD erger 0,8 320
Es sei
J=2 A; cosg=0,3. Dann ist
220.2.0,3
4 2200 2,2 9:06,
ee:
Er FIT
ig p=3,18, also
0,2
+Ep=34+7, tr 02.5).3,18
?
=3+3,33+ 6,36 = 9,69%,
Der Anlauf des Zählers muß erfolgen bei 220 V,
0,1 A, cosg =|1.
b) Drehstromzähler für 3.220 V, 10 A
Pn=220.10.3=3810 W.
"Die in den Phasen- (Netz-) Leitungen fließenden
Ströme seien mit J, Js, J,, die Verbrauchs-
ströme bei Dreieckschaltung der Belastung
mit Ji9, Jg Js bezeichnet.
Es sei
Ja=5 A cosp = 0,5,
I ER) ” = 0, ’
Ja=5 „ „ .
Dann ist
Kel0l A,
Je 8,66 A,
Ess
Die Wirkleistung ist 220.(5.05+5.05
+5) = 2200 W, also
2200
k= 3810 7 0,58.
Die Scheinleistung ist 127 . (10 + 8,66 + 5)
0)
= 3005 W, also der Leistungsfaktor 3005 = 0,73
und typ = 0,9.
Für J ist in obige Formel der Mittelwert
der in den Netzleitungen fließenden Ströme
einzusetzen:
10+8,66-+5
J= nee — 7,89
Daher
02 10
PO, = a Ber
EEN=3T g55 +(1402 109).09
=34035+112 45%.
Es sei
Js=5A ecospy=]1,
Js=5A cosp=l1,
I ZULA,
Dann ist
=5B A
J,=8,66 A,
Die Wirkleistung ist 2200 W, also
2200
— 3810 =0,58.
Die Scheinleistung ist 127 (5 -+ 8,66 + 5)
—=2370 W.
Also der Leistungsfaktor
2200
3370 =0,93 und iggQ = 0,4.
640
Daher Pe
5
0,2 10
N Ö Et
+ r=3+ 0 +(1402555)-04
—=3-+035-+053= 3,9%.
Es sei
Ja=5 A cosp = 0,6,
Ja=5A cosp = 0,6,
Ja—0.
Dann ist
Jı=5 A,
J,=8,66 A,
a
Die Wirkleistung ist 1320 W, also
1320
Die Scheinleistung ist 2370 W.
Der Leistungsfaktor ist
1320
5370” 0,56; also tg = 1,5.
0,2 10
0 RS , _
—= 340,57 +1,98
= 5,65 %.
c) Drehstrom - Vierleiterzähler für 3x
220/127 V, 10 A. Die verkettete Spannung
zwischen (1,2), (2,3), (3,1) ist je 220 V, die
Sternspannung 127 V.
Pn=3.127.10=3810 W.
Es sei
Jo=8 A cosgp = 0,8,
J urn, Jer dung Dann ist J,=J;=0;
=J, ==>
1ı=4d0
J 8
Für J ergibt sich Jr datde —
Die jeweilige Leistung ist 127.8=816 W.
BieRa rn
3810 92T;
0,2
10
+F=3 + (1402597) 075
—3-10,74+ 1,31 = 5,05%.
k= tg p = 0,75
Es sei
Jo=1l1A cosgp=];
Jo=Jo=JI2=J3=Ja=0.
Die jeweilige Leistung ist 127.1 W, also kleiner
1
als 0 .3810=190,5 W.
Für diese Belastung ist keine Fehlergrenze
mehr gültig.
Erläuterungen zu den Bestimmungen über die
Beglaubigung von ‚Meßwandlern.
Bisher wurden Meßwandler nur in Ver-
bindung mit Zählern derselben Firma zu-
sammen beglaubigt. Die ausgedehnte und
vielseitige Verwendung der Meßwandler so-
wie die hohen Anforderungen an die Richtig-
keit dieser Apparate und die Leistungsfähig-
keit guter Konstruktionen in dieser Hinsicht
ließen eine Beglaubigung der Meßwandler für
sich durch die Reichsanstalt und die Prüf-
ämter erwünscht erscheinen. Die Zähler-
kommission des Verbandes Deutscher Elektro-
techniker und die Reichsanstalt haben nun
in gemeinsamer Arbeit die obigen Bestim-
mungen ausgearbeitet.
Ebenso wie bei den Zählern muß der Be-
glaubigung eines einzelnen Meßwandlers eine
eingehende Prüfung der Eigenschaften des
Systems in der Reichsanstalt vorhergehen.
Fällt diese Systemprüfung befriedigend aus,
so wird durch eine Bekanntmachung im Reichs-
anzeiger und in der Elektrotechnischen Zeit-
schrift das System zur Beglaubigung durch die
Prüfämter im Deutschen Reiche zugelassen
und ihm das Systemzeichen A mit einer ein-
geschriebenen Nummer beigelegt. Wird nun
ein Meßwandler dieses Systems in einem mit
der erforderlichen Befugnis ausgestatteten
Prüfamt untersucht und genügt er den obigen
Bedingungen, so wird er beglaubigt und mit
einem Beglaubigungsschild versehen.
Zu Allgemeines.
Zur Erkennung des Wandlers und zu
seinem richtigen Gebrauche sind die unter
a bis d vorgeschriebenen Aufschriften not-
wendig. Als Frequenzbereich und Höchstbe-
lastung dürfen nur diejenigen Werte aufge-
schlagen werden, die bei der Systemprüfung
zugelassen sind, nicht etwa die Werte, bei
denen der einzelne Wandler zufällig gerade
noch den obigen Bedingungen genügt; es ist
nicht möglich, bei der Beglaubigung des ein-
zelnen Wandlers so viele Versuche anzustellen,
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
als zur Kenntnis seiner Eigenschaften bei den
nicht in der Systemprüfung untersuchten Ver-
hältnissen notwendig sind; bei der Beglaubi-
ng können nur Stichproben gemacht wer-
en. Von dem beglaubigenden Prüfamt wer-
den d’e Einrichtungen zum Abschluß der
wesentlichen Teile des Wandlers, des Eisens
und der Wickelungen plombiert, und die Be-
gIABDIE DIE gilt nur solange, als diese Plomben
unversehrt sind. Die Abschlüsse sind deshalb
so einzurichten, daß die Klemmen des Wand-
lers zugänglich bleiben. Ein Abschluß der
Sekundärklemmen, der etwa von dem Strom-
lieferer plombiert werden kann, ist von dem
erstgenannten Abschluß zu trennen.
Zu B.I. Stromwandler.
Die sekundären Belastungen beziehen sich
auf den Nennwert des Sekundärstromes, also
5 A. Eine Belastung von 15 VA bei dem
Leistungsfaktor 1 stellt also ein Drahtwider-
stand von 0,6 Q dar, dieser Widerstand ist
als Belastung‘auch bei der Prüfung mit ge-
ringen Stromstärken beizubehalten. Gemessen
wird die Abweichung des Übersetzungsver-
hältnisses von seinem Sollwert und die Ab-
weichung der Phasenverschiebung zwischen
rimärem und sekundärem Strom von 180°.
iese Phasenabweichung bringt bei Leistungs-
messungen einen Fehler hervor. Für die Be-
glaubigung genügen folgende Stichproben:
a) Prüfung auf Einhaltung der Fehler-
grenzen nach unten mit der höchsten Frequenz
des Frequenzbereiches unter einer Belastung
von 0,1 @& bei 5 A Sekundärstromstärke
gleich 2,5 VA bei 1 A Sekundärstromstärke.
b) Zur Prüfung auf Einhalten der Febler-
grenzen nach oben. Mit der niedrigsten Fre-
quenz des Frequenzbereiches unter der sekun-
dären Höchstbelastung mit dem Leistungs-
faktor 1
bei 5 A Sekundärstromstärke,
beil A Mn
bei 0,5 A 5
Mit der niedrigsten Frequenz des zugelassenen
Frequenzbereiches unter einer sekundären Be-
lastung von 15 VA mit dem Leistungsfaktor 1.
Beispiel: ;
1. Aufschrift: 40 bis 60 Per,
Höchstbelastung 30 VA,
a) Frequenz 60, Belastung 0,1 Q
b) = 40, 5 1,203
c) „ 40, ” 0,3 „
in Reihe mit einer Selbstinduktion von 0,00206
Henry.
Beispiel:
2. Aufschrift: 50 Per,
Höchstbelastung 15 VA,
a) Frequenz 50, Belastung 0,1 Q
b) EL} 50, „ 0,6
e) ale, 150, 4 0,3088
in Reihe mit einer Selbstinduktion von 0,00165
Henry. Dabei ist der Ohmsche Widerstand der
Selbstinduktionsspule in den Widerstand von
0,3 Q einzurechnen.
Natürlich ist es angängig, einen Wandler,
dessen System zur Beglaubigung in dem Fre-
quenzbereich 40 bis 60 zugelassen ist, mit der
Aufschrift 50 Per zu versehen und dem-
gemäß nur bei der Frequenz 50 zu prüfen
und beglaubigen zu lassen.
Vor der Prüfung ist der Stromwandler zu
entmagnetisieren; die Sekundärspule des
Wandlers wird dazu bei offenem Primärkreise
mit einem Wechselstrom von 0,2 A beschickt,
der langsam und gleichmäßig auf mindestens
0,008 A geschwächt und demnach ausge-
schaltet wird. Das gleichmäßige Schwächen
des Stromes geschieht zweckmäßig durch Vor-
schalten von Schleif-Widerständen nach Ruh-
strat, deren Drahtbewickelung stufenweise ab-
nehmende Drahtstärke hat, oder durch
Schwächen der Erregung und Auslaufenlassen
des Wechselstromgeneratorss. (Die angege-
gebenen Grenzwerte der Entmagnetisierungs-
stromstärke sind durch eine Untersuchung
zahlreicher Wandler von Dr. Engelhardt in der
VA ermittelt, eine Veröffentlichung erscheint
in der „ETZ“.) Eine Prüfung auf Remanenz
und des Einflusses der Tage der Zuleitungen
auf die Angaben des Wandlers ist bei der Be-
glaubigung nicht notwendig; diese Versuche
werden bei der Systemprüfung angestellt.
Die Spannungsprobe bezweckt, einen etwa
vorhandenen Isolationsfehler aufzudecken, be-
vor die Messungen ausgeführt werden. Die
Beglaubigung gibt keine Gewähr in sicher-
heitstechnischer Beziehung, sondern betrifft
nur die Meßgenauigkeit des Apparates. Jedoch
ist es zweckmäßig, die Spannungsprobe den
betriebsmäßigen Anforderungen soweit wie
möglich anzupassen. Bei Stromwandlern wie
bei anderen Hochspannungsapparaten hängt
Heit 32.
trotechniker hat daher in
12. August 1920.
die Jpapung be SUAT EU INNE im Betriebe nicht
nur von der Betriebsspannung, sondern auch
von dem Kurzschlußstrom an der Verwen-
dungsstelle ab. Der Verband Deutscher Elek-
seinem Normalien-
buch folgende Richtlinien für die anzuwenden-
den Prüfspannungen nach Betriebsspannung
und Leistung gestaffelt aufgestellt.
(Normalien des VDE.)
Ist nun diese Serienbezeichnung auf dem
Stromwandler angegeben, so hat bei der Be-
glaubigung die Spannungsprobe mit der ent-
sprechenden Prüfspannung zu erfolgen.
Zu II. Einphasige Spannungswandler.
Die sekundäre Belastung ist nach der
San De zu bemessen. Soll die Prüfung
eines Spannungswandlers mit 100 V Sekun-
därspannung bei einer Belastung mit 300 VA
mit dem Leistungsfaktor 1 erfolgen, so ist
ein Widerstand von 333 _ @ an die sekun-
dären Klemmen zu legen, der unverändert ge-
halten wird, während die Messung bei den se-
kundären Spannungen 80, 100 und 120 V
vorgenommen wird.
Für die Beglaubigung genügen folgende
Stichproben: Ar
a) Prüfung auf Einhaltung der Fehler-
renze nach unten: bei der höchsten Frequenz
es Frequenzbereiches bei unbelastetem Wand-
ler bei dem 0,8-fachen der Nennspannung.
b) Zur Prüfung auf Einhaltung der Fehler-
grenzen nach oben: bei der niedrigsten Fre-
quenz des Frequenzbereiches unter der höchsten
sekundären Belastung
1. mit dem Leistungsfaktor 1
bei dem 0,8-fachen
bei dem 1,0-fachen
bei dem 1,2-fachen der Nennspannung.
2. mit dem Leistungsfaktor 0,5
bei dem 1,2-fachen der Nennspannung.
Beispiel:
1. Aufschrift: 50008, Höchstbelastung 30VA,
sekundäre Spannung 100 V.
a) Frequenz 50, Leerlauf,
b,) Frequenz 50, Belastung 333 _Q Draht-
widerstand,
b,) Frequenz 50, Belastung 167 Q in Reihe
mit einer Selbstinduktion von 1,15
Henry. Der Ohmsche Widerstand der
Selbstinduktionsspule ist in den Wider-
stand von 167 Q einzurechnen.
Beispiel:
2. Aufschrift: 40 bis 60, Höchstbelastung:
30 VA, sekundäre Spannung 110 V.
a) Frequenz 60, Leerlauf,
b,) Frequenz 40, Belastung 403 Q,
b,) Frequenz 40, Belastung 2010 + 1,11 Henry.
Bei der Spannungsprobe von Spannungs-
wandlern kommt der Kurzschlußstrom am
Verwendungsort nichtin Frage.
Zu III. Mehrphasige Sp annungswandler.
Bei dreiphasigen Spannungswandlern
brauchen die Sternpunkte nicht herausgeführt
werden, die Prüfung erfolgt dann für die ver-
kettete Spannung bei wechselseitiger Erdung
SS Phasenklemmen auf der Hochspannungs-
seite.
Ist aber der Sternpunkt auf der sekundären
Seite herausgeführt, so muß, um die Messung
ausführen zu können, der Sternpunkt auch auf
der Primärseite herausgeführt werden, da er für
die Prüfung des Übersetzungsverhältnisses und
des Winkels der Sternspannungen zugänglich
sein-muß, wenn er auch im Betriebe nicht an-
eschlossen wird. Die Ausführung dieser Prü-
ung ist notwendig, da es vorkommen kann,
daß ein Wandler in den verketteten Span-
nungen die Fehlergrenzen _einhält, in den
Sternspannungen jedoch nicht. Es ist aber zu
verlangen, daß ein beglaubigter Apparat in
allen an ihm möglichen ordnungsmäßigen
Schaltungen richtig ist, d. h. die Fehlergrenzen
innehält.
Die Prüfung in den Sternspannungen er-
folgt bei geerdetem Nullpunkt, die Fu
in den verketteten Spannungen bei abwechseln
eerdeten Phasenklemmen. Bei letzterer Er-
ung, die durch einen Erdschluß auch im Be-
triebe vorkommen kann, hat der primäre Null-
unkt die volle primäre Sternspannung gegen
s Gehäuse, seine Klemme muß also dem-
entsprechend isoliert sein.
Die Stichproben sind bei denselben
Punkten auszuführen, die bei den einphasigen
Spannungswandlern aufgeführt sind. Die Be-
lastungen an den verketteten Spannungen sind
gleichmäßig anzuschließen.
12. August 1920.
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein.)
Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die
Gesehäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68,
AmtKurfürst Nr. 9320, zu richten.
Elektrotechnischer Verein E. V.
Der Elektrotechnische Verein hat im
Jahre 1901 Leitsätze über den Schutz der
Gebäude gegen den Blitz!) aufgestellt, welche
auf der Te resversammlung des Verbandes
Deutscher Elektrotechniker 1901 vom VDE
angenommen, worden sind.?) Die starke Teue-
rung der jetzigen Zeit hat die Erwä-
gung nahegelegt, ob zur weiteren Verbilli-
gung der Blitzableiter der Querschnitt des
Eisens, das für die Blitzableiteranlagen ver-
wendet wird, wesentlich geringer gewählt
werden darf. Die mit eisernen Leitungen in
Blitzableiteranlagen gemachten Erfahrungen
lassen es unbedenklich erscheinen, den Quer-
schnitt des Eisens nicht stärker als den des
Kupfers zu nehmen. Der Ausschuß des Ver-
eins empfiehlt daher, den Leitsatz Nr. 5 wie
folgt zu fassen:
„Verzweigte Leitungen aus Eisen oder
Kupfer sollen nicht unter 25 mm?, unver-
zweigte nicht unter 50 mm? stark sein.
Zink ist mindestens vom dreifachen,
Blei vom sechsfachen Querschnitt des
Eisens zu wählen. Der Leiter soll nach
Form und Befestigung sturmsicher sein.
Eisenseile aus Drähten von weniger als
3,3 mm Durchmesser sind unzulässig.“
; Außerdem scheint es zweckmäßig, das
Erfordernis einer Zeichnung und einer
Prüfung der Anlage, welches in den Erläute-
rungen und Ausführungsvorschlägen gestellt
wird, auf Gebäude von besonderer Wichtig-
keit zu beschränken, damit nicht für jede, aue
die kleinste Blitzableiteranlage diese umständ-
lichen und kostspieligen Anforderungen zu
erfüllen sind. Der Ausschuß hat vom Verein
den Auftrag erhalten, die Erläuterungen und
usführungsvorschläge nach diesen Grund-
sätzen durchzusehen und in diesem Rahmen
auch sonstige ihm zweckmäßig scheinende
Vorschläge für die Fassung der Erläuterungen
und Ausführungsbestimmungen zu machen.
Die Angelegenheit wird in einer der Ver-
einssitzungen des nächsten Winters besprochen
werden.
Im Auftrage des Vorstandes:
Strecker.
AEF.
Ausschuß für Einheiten und Formelgrößen.
Der Ausschuß für Einheiten und Formel-
größen stellt die folgenden drei Entwürfe:
I. Spannung, Potential- und elektromotorische
Kraft, V. Wechselstromgrößen und XIX Mag-
netischer Schwund gemäß $ 4 Abs. 3 seiner
Satzung (abgedruckt „ETZ.“ 1907, 8. 614) zur Be-
ratung und lädt die beteiligten Vereine ein, ihm
das Ergebnis ihrer Beratung bis Ende dieses
Jahres mitzuteilen. Zur gleichen Frist kann
auch jedes Mitglied der beteiligten Vereine sich
zu den Entwürfen äußern,
Berlin, Mai 1920.
Entwurf I.
Spannung, Potential und elektro-
motorische Kraft,
(Erster Entwurf veröffentlicht 1908; vgl. „ETZ.“
1908, S. 745.)
I. Allgem. Begriff der Spannung.
1. Ein mit der Elektrizitätsmenge Q geladener
kleiner Körper lege im elektrischen Felde einen
Weg s zurück. Dabei leisten die Feldkräfte an
dem Körper eine mechanische Arbeit A. Dann
schreibt man dem Weg s eine elektrische
Spannung U=A4/Q zu.
Die elektrische Spannung hat denselben Zah-
lenwert und dasselbe Vorzeichen wie die Arbeit
am Träger der Einheit der positiven Elektrizi-
tätsmengze.,
Bemerkung: Die Spannung bezieht sich
auf ein Linienstück. -
Unter einer Spannungs differenz ist
die Differenz zweier Spannungen zu verstehen.
Sie bezieht sich auf zwei Linienstücke.
2. Fällt der Endpunkt des Weges mit seinem
Anfangspunkt zusammen, so heißt der Weg ein
geschlossener. Die zugehörige Spannung be-
zeichnet man als Umlaufspannung ‘D-
I. Wirbelfreies elektrisches Feld.
3. Verschwindet in einem Raumteil die elek-
trische Umlaufspannung für alle möglichen ge-
n „ETZ“ 1901, 8. 989.
%) „ETZ“ 1901, 8. 801.
Strecker.
’Elektrotechnische Zeitschrift,
1920.
schlossenen Wege, die man auf stetige Weise in
einen Punkt zusammenziehen kann,
DV=0,
so nennt man das elektrische Feld in diesem
Raumteil wirbelfrei,
4. In einem: wirbelfreien Felde erhält man
gleiche Spannungen für alle zwischen zwei
Punkten gezogenen Wege, die man auf stetige
Weise ineinander überführen kann, ohne das wir-
belfreie Gebiet zu verlassen. Diese gemeinsame
Spannung kann man somit als Differenz zweier
den Endpunkten zuzuschreibenden Zahlenwerte
auffassen. Sie werden die elektrischen Po.
tentiale der Endpunkte genannt. Und zwar
gilt das Potential Pa des Ausgangspunktes als
Minuend, das Potential Pe des Ankunftspunktes
als Subtrahend.
U Ve So 324 .
Im wirbelfreien Felde kann also die elektrische
Spannung als Potentialdifferenz auf-
gefaßt werden.
Für einen Feldpunkt kann man das Po-
tential beliebig festsetzen; dann ist es für die
übrigen Punkte bestimmt,
Das Potential bezieht sich auf einen Punkt,
die Potentialdifferenz auf zwei Punkte.
5. Herrscht in einem wirbelfreien Felde zwi-
schen verschiedenen Punkten A und B eines
stromlosen ruhenden Leiters eine Spannung, so
schreibt man dem Leiter eine eingeprägte
elektromotorische Kraft Ee zu Sie
stimmt nach ‚Dimension und Zahlenwert mit
jener Spannung überein, hat aber das entgegen-
gesetzte Vorzeichen.
Ee = — UAB=-+ Opa.
6. Die algebraische Summe der Spannung
zwischen den Enden A und B eines linearen
Leiters und der dem Leiter eingeprägten elek-
tromotorischen Kraft ergibt den Ohmschen
Spannungsabfall in dem Leiter (Ohm-
sches Gesetz):
RI=EeAB-+ Us.
I ist die Stromstärke im Leiter, R sein Wider-
stand. I soll als positiv gerechnet werden, wenn
der Strom von A nach B fließt,
Für eine geschlossene Leiterschleife ist die
algebraische Summe aller Ohmschen Spannungs-
abfälle gleich der algebraischen Summe aller
eingeprägten elektromotorischen Kräfte (Gesetz
von Kirchhoff).
DE1=Ne 5
IIl. Elektrisches Wirbelfeld.
7. Ist in einem elektrischen Felde die Span-
nung für benachbarte Wege zwischen denselben
Endpunkten verschieden, so nennt man das Feld
ein Wirbelfeld. In einem derartigen Felde
lassen sich also die Spannungen nicht mehr als
die Differenzen von Potentialen der Feldpunkte
auffassen,
8. In jedem elektrischen Felde ist die Umlauf-
spannung für einen beliebigen geschlossenen
Weg gleich der Abnahme, die der umschlungene
magnetische Induktionsfluß ® in der Zeiteinheit
erfährt:
BEER
OD= er:
Dies ist die umfassendste Form des Induktions-
gesetzes.
9. Für eine geschlossene Schleife aus linearen
Leitern ist die algebraische Summe der Ohm-
schen Spannungsabfälle gleich der Umlaufspan-
nung, vermehrt um die algebraische Summe der
eingeprägten elektromotorischen Kräfte,
DEI=SU+NE
Die Größe — d®/dt spielt hiernach bei der Berech-
nung des Stromes dieselbe Rolle wie die einge-
prägien elektromotorischen Kräfte Sie wird in
diesem Zusammenhange auch als induzierte
oder
elektromotorische Kraft EB: be-
zeichnet, en
K=-77:
Erläuterungen.
Von K. W. Wagner.
A. Allgemeines,
Die Bezeichnungen Potential, Spannung und
elektromotorische Kraft werden in der Elektro-
technik in verschiedener Bedeutung benutzt. Das
ist zweifellos ein Mißstand; daß er in weiten
Kreisen als solcher empfunden worden ist, lehren
Heft 32.
641
die ausgedehnten Erörterungen, die sich über
diesen Gegenstand in Fachzeitschriften ent-
sponnen haben,
Der vorstehende Entwurf enthält Vorschläge
zu einem einheitlichen (Gebrauch der genannten
Bezeichnungen, Die hier gegebenen Defini-
tionen sind in möglichst engem Anschluß an
das geschichtlich Gewordene und zurzeit Ge-
bräuchliche aufgestellt. Sie sind daher nicht et-
was „Neues“, Fremdartiges, das sich erst ein-
bürgern soll, sondern lediglich die konsequente
Durchführung der in der Elektrotechnik sehr
geschätzten Nahewirkungsvorstellungen,
Die Definitionen des Entwurfs beschränken
sich auf wenige knappe Sätze, Ihre Aufstellung
ist die Frucht sehr umfangreicher Beratungen,
in denen ein reiches Material zu Tage zefördert
worden ist. Da die Kenntnis dieses Materials
für eine sachgemässe Beurteilung des Entwurfs
unerläßlich erscheint, ist es bei der Abfassung
der vorliegenden Erläuterungen verwertet wor-
den. Der Umfang der Erläuterungen ist da-
durch allerdings ziemlich groß geworden.
B. Einzelnes.
Zu 1. In der allgemeinen Definition er-
scheint die elektrische Spannung als Attribut
eines Weges. In der Tat kann man nicht von
der Spannung zwischen zwei Punkten schlecht-
weg sprechen, wenn verschiedene Wege zwi-
schen diesen Punkten verschiedene Werte der
Arbeit und somit auch verschiedene Spannungen
ergeben. Nur, wenn die Spannung denselben
Wert annimmt für alle möglichen Wege, die
man zwischen zwei Feldpunkten ziehen kann,
dart man die Spannung auch als Eigenschaft
dieser beiden Punkte selbst betrachten, In die-
sem speziellen Falle läßt sich die Spannung zu-
gleich als Differenz der den genannten Punkten
zuzuschreibenden Potentiale auffassen.
Zu 3. Es ist hierbei vorausgesetzt, daß man
bei dieser Deformation des Weges das Innere des
betrachteten Raumteiles nie verläßt, Dieser sei
z. B. das in Abb. 1 dargestellte Ringgebiet, das
den HEisenkern K eines Transformators um-
schlingt. Wenn man keine magnetische Streu-
ung hat, d. h. wenn ein
magnetisches Wechsel-
feld nur in dem Raum-
teil X vorhanden ist, so
ist das elektrische Feld
in dem äußeren Ring-
gebiet wirbelfrei. n
ihm ist ein Weg sa ge-
zeichnet und angedeu-
tet, wie er auf stetige
Weise in den Punkt P
zusammengezogen wer-
Abb. 1. Ringgebiet um den den kann. Beim Weg
Eisenkern eines Transfor- Sb 1St dies nicht nuzE
Malone lich. Hiermit hängt zu-
s sammen, daß auf dem
Weg so die elektrische Umlaufspannung von Null
verschieden ist. (Vgl. jauch die ‚Erläuterungen
zu Nr. 7.)
Zu 4. Wirklich beobachten und messen kann
man immer nur die als Spannungen erscheinen-
den Potentialdifferenzen, niemals die Potentiale
selbst. Das Potential ist lediglich eine mathe-
matische Hilfsgrößee Das geht schon daraus
hervor, daß man das Potential um einen beliebi-
gen konstanten Betrag vermehren oder vermin-
dern darf, ohne daß es seine Bedeutung einbüßt.
Man kann z. B. einer beliebigen Stelle im Felde
einen beliebigen Wert des Potentials zuschrei-
ben. Erst durch diesen Akt der Willkür wird
das Potential für die übrigen Punkte des Feldes
völlig bestimmt.t)
Zu 5. Die wichtigsten eingeprägten elek-
tromotorischen Kräfte sind die der galvanischen
und der Thermoelementee Ganz allgemein kann
man sagen, daß eingeprägte elektromotorische
Kräfte immer nur in solchen Leitern auftreten,
die in physikalischer oder chemischer Hinsicht
nicht homogen sind. Es kann vorkommen, daß
beim Durchgang eines Stromes durch solche Lei-
ter sich ihre physikalische oder chemische Be-
schaffenheit ändert (z. B. kann sich die Kon-
zentration des Elektrolyts einer galvanischen
Zelle oder die Wärmeverteilung in der Lötstelle
eines T'hermoelementes bei der Stromentnahme
ändern). Auch für solche Fälle trifft die hier
gegebene Definition der eingeprägten elektro-
motorischen Kraft zu, sofern man unter dem
„stromlosen“ Zustand den Zustand unmittelbar
») Legt man insbesondere der unendlich fern ge-
dachten Begrenzung des Feldea den Potentialwert 0 bei,
so ist das Potential eines Punktes » aus der Formel
Bey
zu berechnen. Die Summierung ist auf sämtliche Elek-
trizitätsmengen Q@ des Feldes zu erstrecken; r bedeutet
den Abstand der betreffenden Menge Q@ vom Punkte «.
Hierbei sind den wahren, auf den Leitern befindlichen)
Ladungen die scheinbaren Ladungen gleichzuachten, die
infolge der Influenz an der Grenzfläche verschiedener
dielektrischer Körper zum Vorschein kommen.
642
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heft 32.
12. August 1920.
m m
nach einer plötzlichen ‘Stromunterbrechung ver-
steht,
Der Name „elektromotorische Kraft“ ist
im Laufe der Zeit in verschiedener Bedeutung
ebraucht worden. Früher wurde ‘er vielfach
ür das Linienintegral der Feld-
stärke benutzt, das wir jetzt als Spannung
bezeichnen. Bei Max well und anderen eng-
lischen Autoren bedeutet „eleetromotive
foroe“ meist die elektrische Feld-
stärke. Dagegen definiert Maxwell in
Art. 233 des 1. Bandes seines Lehrbuches der
Elektrizität und des Magnetismus die EMK der
Danielzelle als Potentialdifferenz bei offener
Zelle. Dieser Definition hat sich der vor-
lieeende Entwurf in Übereinstimmung mit
neueren Autoren (Cohn, Abraham u. a.)
im wesentlichen angeschlossen. Es wird da-
von ausgesangen. daß nach den Geseizen der
Elektrostatik zwischen verschiedenen Punkten
eines ruhenden stromlosen Leiters im: allge-
meinen keine Spannung besteht. Eine Aus-
nahme hiervon machen nur diejenigen Leiter,
in denen bei seeigneter Verbindung mit an-
deren Leitern dawernd elektrische Ströme
zirkulieren können. Das Kennzeichen dieser
Leiter ist, daß sie auch in stromlosem Zu-
stande im Innern ein elektrostatisches Feld
führen; der zugehörigen Feldstärke entgegen
wirkt eine gleich große „eingeprägte“ . Feld-
stärke: ihr Linieniniegral ist die eingeprägle
EMK (Vgl. Abb. 2).
Die hier gegebene
Definition beschränkt
sich absichtlich auf die
N > eingeprägten EMKe und
NT will diesen Begriff nur
g dort benutzen, wo der
\8 Mechanismus des elektri-
’ schen Vorganges durch
KARIEERESESETERTTERLEGE die elektromagnetischen
Abb 2. - Galvanische zZ. Grundgesetze allein
Der audwezögene Pfeil «bi Zlcht beschrieben wer-
die'Richtun ‚der eingaprng- den’ kann; Dadurch,
ten RMK an; die gestrichel- daß ; man in’ solchen
ten Linien bedeut n dieelek- Fällen die eingepräg-
trischen Feldlinien. ten EMKe einführt, ge-
lingt es, die Betrach-
tungen rein: elektromagnetisch durchzüführen
d. h. ohne daß man - genötigt ist, Hilfsvor-
“stellungen aus der Molekularphysik, der
Thermodynamik oder aus anderen (Gebieten
heranzuziehen (Vgl. M. Abraham, „Theorie
der Elektrizität“, Bd. I. $ 56, 3. Aufl. 1907
und $ 49, 4. Aufl. 1912 und 5. Aufl. 1918).
Bei der Entladung eines Kondensa-
tors ist der Vorgang ein rein elcktrischer;
daher ist es überflüssig, hier eine EMK ein-
zuführen. Nach der Definition des newen Ent-
wurfes ist dies übrieens auch nicht angängig,
da die Spannung beim Kondensator nicht zwi-
schen Purkten desselben Leiters auftritt.
Die Influenzmaschine wirkt wie ein
Kondensator, dessen Belegungen auseinander-
gezogen werden; sie besitzt daher gleichfalls
keine EMK (sondern eine Spannung). Da-
gegen tritt bei der Reibungs-Elek-
trısiermaschine in der Berührungs-
fläche der Platte mit dem Reibzeug eine «in-
geprägte EMK auf; die Reibungs- und Be-
rührungs-Elektrizität beruht nach den neueren }
Anschauungen auf einem .elektrolytischen
Vorgang, der eine lektrolytisch leitende
Oberflächenschicht bedingt!) ; diese spielt hier
die Rolle‘ des Leiters, von dem in der De-
finition die Rede ist.
. Gedanklich kann man freilich mit einer
eingeprägten EMK auch dort arbeiten, wo
eine solehe nach-der Definition nicht vorliegt.
Wenn man sich z. B. um: die elektrischen Vor-
gänge innerhalb eines Teiles des elektrischen
Systems nicht kümmern will, so, kann man
diesen Teil als einen zusammenhängenden
Leiter betrachten; besteht dann zwischen
seinen Enden eine Spannung, wenn kein
Strom hinein- oder herausfließt, so kann man
diese Spannung wie eine eingeprägte EMK
behandeln. Wer also in diesem Sinne von der
EMK einer Inflwenzmaschine spricht, sieht
für den Augenblick von dem wirklichen Vor-
gang der Stromerzeugung in dieser Maschine
ab und denkt sich an ihrer Stelle eine galva-
nische Batterie). Eine derartüge Hilfsvor-
stellung liest besonders dann nahe, wenn die
Stromquelle (tatsächlich oder gedanklich)
unzugänglich ist, also etwa in einem Kasten
eingeschlossen ist, aus dem nur die Klemmen
hervorragen. Dann kann man die Klemmen-
spannung bei- Leerlauf und Belastung messen
und daraus „EMK“ und „inneren Widerstand“
als reine Rechengrößen bestimmen. Dieser
1) Vgl. ..B.Mascart und Jouhert, „Lehrhnch
Br Ba und des Magnetismus“, Berlin 1886, Bd. 1,
rt. 198,
°) Man vergleiche hierzu die Bemerkungen hei E.
Cohn „Dax elektromagne:ische Feld“, Leipzig 1900, S. 383,
letzter Absatz und S 334. sowie bei Maxwell „Lehrbuch
der Elektrizität und dvs Magnetismus“, Art 49.
Rechnung liegt die oben erwähnte Hilfsvor-
stellung zu Grunde,
Der Hauptunterschied zwischen der frü-
heren und der jetzigen Fassung der Definition
der EMK ist der folgende. Früher war beab-
sichtigt, einen allgemeinen Begriff zu defi-
nijeren, der sowohl die eingeprägten als auch
die induzierten EMKe enthält. Es hat sich
aber gezeist, daß ein solcher Oberbegriff nicht
physikalisch definiert werden kann, weil die
beiden Größen verschiedene physikalische
Dinge sind, die nicht viel mehr als den Namen
gemeinsam haben. Der Oberbegriff hat also
wesentlich sprachliche Bedeutung. In dem
früheren Entwurf hat man versucht, diesen
Schwierigkeiten dadurch zu entgehen, daß eine
metaphysische Definition der EMK gegebrn
wurde; „Elektromotorische Kraft ist die Fä-
higkeit «eines Systems, Spannungen zu er-
zeusen“. Da aber die EMKıe physikalische
Größen sein sollen, sollte man sie auch phy-
sikalisch definieren. Dies war jedoch. aus den
anzegebenen Gründen nur durch getrennte’ Defi-
nition der eingeprägten und der induzierten
EMKe möglich. Hierbei ist danach gestrebt wor-
den. die Behandlung dieser beiden Größen formal
möelichst gleichartig durchzuführen. (Vgl. auch
uie Erläuterungen zu 9.)
Zu 6. Spricht man das Ohmsche Gesetz
in dieser Form aus, so eelten die folgenden
»infachen Vorzeichenregeln:
1. Eine Spannung hat dasselbe Vorzeichen
wie der Strom, wenn das elektrische
Feld in Richtung des Stromes wirkt;
2. eine elektromorische Kraft hat dasselbe
Vorzeichen wie der Strom, wenn dieser
bei einer Steirerune der elektromotto-
rischen Kraft ebenfalls wächst.
Das Ohmsche Gesetz wird häufig auch
in der Form
RI=E.AB— UBA RI=Uapß— EeBA
angeschrieben. Hierbei wären die vorstehen-
den Vorzeichenregeln durch entsprechend ab-
seänderte zu ersetzen. Es empfiehlt sich aber
nicht. diese Formeln in einer allgemeinen
Darstellung zu verwenden, da beide zu un-
erwünschten Folgerungen führen, z .B. ergibt
lie erste von ihnen für einen Netzzweig ohne
eingeprägte EMKe den Satz. daß die Summe
der Ohmschen Spannungsabfälle gleich der
negativen Spannung zwischen den Enden
des Zweiges ist; nach der zweiten Formel
wird für eine geschlossene Schleife bei Gleich-
strom die Summe aller Spannungsabfälle
gleich der negativen Summe der EMKe.
Diese Sätze sind nicht vereinbar mit den Vor-
zeichenregeln 1 und 2, deren Beibehaltung
erwünscht ist.
Die Anwendung
Nr. 6 werde
erläutert.
Man denke sich aus Zellen (Abb. 2) eine
Batterie mit einer EMK von 100 V zusammen-
gestellt. Der innere Widerstand sei 0,1 8.
Bei einer Stromentnahme von 20 A ergibt
sich die Klemmenspannung UAB aus
.20.0,1=100+ UAB,
UABZ—-BV.
Das Vorzeichen ist negativ, weil die Spannung
vom negativen Pol A zum positiven Pol B ge
rechnet ist.
Für den Fall, daß die Batterie mit 20 A
geladen wird, lautet die Gleichung unter Nr. 6
(—20:.01=100+ UAB,
Up = —102V
: Der Ladestrom ist mit dem negativen Vor-
zeichen einzuführen, weil er von B nach A
fließt. Besser ist es hier, den positiven Pol mit
A, den negativen mit B zu bezeichnen. Dann
ist der Strom positiv, die EMK. negativ zu rech-
nen und die Gleichung in der Form
2.0,1=— 1004 UA
anzuschreiben. Sie ergibt
"_ Ui =+1RV.
Die Klemmenspannung ist jetzt
zum negativen Pol gerechnet.
oder
der Gleichung unter
an dem folgenden Beispiel
vom positiven
Das Kirchhoff.sche Gesetz ist nur eine be-
sondere Form der Aussage, daß die Umlaufspan-
nung für.jede Leiterschleife im wirbelfreien
Felde verschwindet:
Zu 7. Das elektrische Feld ist z, B. immer
dann ein Wirbelfeld, wenn es von einem verän-
derlichen Magneifeld durchdrungen wird, wie
2. B. in der Nähe starker Wechselströme oder
im Luftspalt eines Wechselstrommotors, oder in
der Umgebung einer Antenne für drahtlose Te-
legraphie. Auch in Körpern, die sich durch ein
Magnetfeld hindurch bewegen, ist das elektrische
Feld im allgemeinen ein Wirbelfeld. In leiten-
den Körpern bilden sich dann entsprechende
Wirbelströme aus.
- Es kommt häufig vor, daß das veränderliche
Magnetfeld und damit auch das elektrische Wir-
belfeld einen mehrfach zusammenhängenden
(ringartig gestalteten)kaum
einnimmt, z. B. im Eisen-
kern eines Transformators
(Abb. 3). Der übrige wirbel-
freie Teil des elektrischen
Feldes hat dann die Eigen-
schaft, daß darin nicht alle
Wege zwischen zwei Punk-
ten dieselbe Spannun
liefern. Dies trifft viel-
I mehr nur dann zu, wenn
d der geschlossene Umlauf,
Abb. 3. Verschiedene den man mittels zweier
Wege in dem Raum solcher Des bilden kann
ausserhalb eines das Wirbelfeld nicht um-
Eisenkerns. schlingt. Im anderen
‘Falle ist der Spannungs-
unterschied der beiden Wege proportional
der Zahl der Umläufe um das Wirbelfeld: in
Abb. 3 liefern die Wege sı, s2, s; verschiedene
Spannungen Ua, Us, Us; die beiden s, liefern
die gleiche Spannung Us. Ist ® der magne-
tische Induktionsfluß im Transformatorkern, so
wird 1
B-U=277:
ao
Als
im übrigen ist der Spannungsunterschied völlig
unabhängig von der besonderen Form der Wege;
demzufolge lassen sich die Spannungen auch
jetzt noch als Potentialdifferenzen auffassen
wenn man jedem Feldpunkte eine (unendliche)
Reihe von Zahlenwerten zuschreibt als Potential
(unendlich vielwertiges Potential).
Es sei z B. das Potential des Punktes a in
Abs, 3 gleich dem (willkürlich festgesetzten)
Werte Pa. Die auf einem Wege $ı, der den
Eisenkern nicht umschlingt, gemessene Span-
nunz zwischen b und a sei U. Dann ist das
Potential des Punktes b entweder mit
U—U=2
Ph == Pat U,
oder mit P=Pat
oder mit Pe =Pa+t Be
d®
oder mit P,=Pa+ U+m AT
einzusetzen, je nachdem aus dem Potential ?s die
Spannung auf dem Wege sı, oder auf dem Wege
x9, oder auf dem Wege s;, oder auf einem den
Kern m-mal umschlingenden Wege berechnet
werden soll.
Zu 8 Im Induktionsgesetz wird die Art des,
Weges, auf den sich die Umlaufsspannung be-
zieht, keiner Beschränkung unterworfen. Er
kann insbesondere ganz oder teilweise innerhalb
von Leitern oder an ihrer Oberfläche entlang,
oder durch das Dielektrikum verlaufen.*)
Bei der hier ausgesprochenen Form des In-
duktionsgesetzes sind entsprechend dem allge-
meinen Gebrauch positiver Umlaufsinn des
Weges und positive Richtung des magnetischen
Feldes in derselben Weise einander zugeordnet,
wie der Drehsinn und Fortschreitungssinn einer
rechtsgängigen Schraube.
Zu 9. Um diesen Satz auch bei unge-
schlossenen Leitern benutzen zu können, denke
man sich die Schleife durch Spannungszeiger zu
einer geschlossenen ergänzt,
Wenn man z. B. das Induktionsgesetz auf ein
Stück Doppelleitung anzuwenden hat, denkt man
sich die Hinleitung mit der Rückleitung durch
Spannungsmesser verbunden. und zwar je einen
am Anfang und einen am Ende des betrachteten
Stückes. Durch die Spannungsmesser mit ihren
Zuleitungen wird ‘das Stück Doppelleitung zu
einer geschlossenen Leiterschleife ergänzt, auf
die man das Induktionszesetz anwenden kann.
Man beachte, daß der Satz mit der Beschrän-
kung auf lineare Leiter ausgesprochen wird.
Auch für diese ist er nur angenähert richtig; er
gilt nämlich nur insoweit, als man die Wirkung
des magnetischen Feldes im Drahtinnern ver-
nachlässigen darf. Nur dann kann man von der
Umlaufspannung längs der Schleife schlechtweg
sprechen. d. h, ohne genauere Angabe darüber,
ob der Weg im Leiterinnern oder an der Leiter-
oberfläche, und an welcher besonderen Stelle des
Innern oder der Oberfläche liegen soll. 3
Eine strenge Definition des Ohmschen Span-
nungsabfalles linearer Leiter. im elektrischen
Wirbelfelde ist nur durch Energiebetrachtungen
1) Ein Baispiel für die Anwendung des Induktions-
gesetzes auf einen vollständig im Diel ktrikum verlaufen-
den Weg findet sich auf S. 1094 der „ETZ“ 1913 unter 3.
Di
a a a I En
12. August 1920.
ni,
und nur für
gestreckter Leiter“ von A
und F. Emde, „ETZ.“ 1909 S. 1155 und 1184.)
ar A ee
selbst durchdringt, nur einen Bruchteil in Rech-
nung setzen darf, und daß dieser Bruchteil von
er Frequenz abhängt, ;
Endlich sei noch hervorgehoben, daß der
Sinn dieser Definition nicht dahin geht, die
Größe — d®/dt, die Abnahme des magnetischen
Induktionsflusses in der Zeiteinheit, ganz all-
gemein als induzierte EMK zu bezeichnen.
Das soll vielmehr nur dort geschehen, wo —
# d®/di dieselbe Rolle spielt, wie eine eingeprägte
- EMK, d. h. wenn man den Kirchhoffschen Satz
in der gewohnten Form auch auf lineare Leiter
anwenden will, die von einem veränderlichen
magnetischen Fluß durchsetzt werden. Man
- denkt sich hier die Wirkung der Flußschwan-
- kung auf die Stromverteilung ersetzt durch die
Wirkung eines galvanischen Elementes. In
dieser Weise hat man den Induktionsvorgang
0 Tee
a
früher wohl allgemein aufgefaßt (Vor-
- stellung I).
3 Die neuere (Maxwellsche) Vorstellung sucht
das Wesentliche des Induktionsvorganges in dem
elektrischen Felde, das mit jeder zeitlichen Aen.
derung des magnetischen Feldes verknüpft ist,
Die Beziehung zwischen den beiden Feldern fin-
det ihren Ausdruck in der zweiten Maxwellschen
- Hauptgleichung (Nr. 8 des Entwurfes). Der
- „induzierte“ Strom ist nach dieser Vorstellung
_ mehr eine Art Nebenerscheinung; er verdankt
sein Dasein dem zufälligen Umstande, daß ein
- geschlossener Leiter in dem elektrischen Felde-
- liegt. Die Strömung im Draht ist diesem Felde
nach bestimmten, vom Induktionsgesetz unab-
hängigen Vorschriften zugeordnet (Vorstel-
fung. Ih).
d Der’ Unterschied!)”zwischen den"beiden |Vor-
- stellungen I und II werde an einem Beispiel
- erläutert. (Abb. 4).
Y
| | | Oo
R
4 Abb, 4.
——> Strömungslinie
----— elektrische Feldlinie.
R
Abb. 4 und 5. Induktionsvorgang.
Ein Eisenzylinder E mit zeitlich veränder-
lichem Magnetfluß induziere den konzentrisch
zu ihm angeordneten Kupferring R,
a) Vorstellung I. Die induzierte EMK
hat man sich aus Symmetriegründen gleichmäßig
auf den Ring verteilt zu denken, wie in Abb. 4
angedeutet. Bei dieser Anordnung fließt im
Ring ein Strom, aber es besteht außerhalb des
Ringes kein elektrisches Feld.
b) Vorstellung II Es entsteht rings
um den Eisenzylinder ein elektrisches Feld, die
Feldlinien sind konzentrische Kreise um die
Zylinderachse,. (Abb. 5.) In dem leitenden
Ring gehört zu diesem Felde eine Strömung:
- ihre Stärke ist die gleiche wie unter a).
Die Erfahrung lehrt, daß ein elektrisches
Feld der unter b) beschriebenen Art in dem Luft-
raum außerhalb des Ringes vorhanden ist. Wir
schließen daraus, daß zwar beide Vor-
stellungen zu dem richtigen Wert
des induzierten Stromes führen,
daß aber nur die Vorstellung I
außerdem das richtige elektrische
Feld im Außenraum liefert,
Der Widerspruch zwischen den beiden Vor-
stellungen I und II besteht, allgemein gespro-
“ chen, darin, daß die erste stets, die zweite nie-
mals ein überall wirbelfreies elektrisches Feld
ergibt.
Vom physikalischen Standpunkt ist hiernach
die Vorstellung I zu verwerfen, Der auf diese
Vorstellung zegründete Begriff der induzierten
EMK wird damit gegenstandslos. Es wäre daher
nur folgerichtie, ihn gänzlich auszumerzen. Dem
steht jedoch entgegen, daß das Wort „induzierte
EMK“ in Verbindung mit mehr oder minder
klaren physikalischen Vorstellungen im all-
gemeinen Gebrauth ist. Es fragt sich nun: Ist
es möglich, die induzierte EMK im Einklang mit
der Vorstellung II zu definieren? Drei Vor-
" schläge wurden erörtert.
f Man kann unter der induzierten EMK ver-
- stehen:
fie
A ‘) Vgl. hierzu auch die Ausführungen von W.Ro-
£owski im „Archiv für Elektrotechnik", Bd. 4, S, 56.
Elektrotechnische Zeitschrift,
periodische Vorgänge möglich. (Vgl.
die „Definitionen der elektrischen Eigenschaften
Diesselhorst
Dabei zeigt es sich, daß man zur Berechnung
der induzierten elektromotorischen Kraft von dem
magnetischen Induktionsfluß, der den Leiter
1920.
Heit 32,
643
1. die Umlaufspannung im wirklichen elek-
trischen Felde;
2. die Umlaufspannung im reinen Wirbelanteile
des elektrischen Feldest) ;
3. die zeitliche Aenderung des Induktionsflusses.
Der Vorschlag 1 hat den Nachteil, daß
der Sitz der so definierten EMK in der Haupt-
sache außerhalb des induzierten Drahtes liegt
nämlich dort, wo das elektrische Feld am stärk-
sten ist. In einem Stromkreis aus Transforma-
torwieklung und Voltmeter würde z. B. die in.
duzierte EMK zum allerzrößten Teil im Volt-
meter zu suchen sein,
Der Vorschlag 2 vermeidet diesen Nach-
teil. Diese induzierte EMK bezieht sich jedoch
auf eine fiktive Feldkomponente; es kommt
noch hinzu, daß die geforderte Zerlerung des
elektrischen Feldes zu viel theoretisches Rüst-
zeug voraussetzt, als daß man sie der Allgemein-
heit zumuten dürfte.
Außerdem geht ein wesentlicher Vorteil der
neuen Feldauffassung verloren, die Einheit-
lichkeit des Feldes. Wir sind froh, daß wir
durch Maxwell von der Unterscheidung .des Fel-
des in einen statischen und einen dynamischen
Anteil losgekommen sind. Es würde unbedingt
einen Rückschritt bedeuten, wenn man das eine
Feld wieder in zwei fiktive Komponenten zer-
legen wollte.
Nach Vorschlag 3 wird die induzierte
EMK eine magnetische Größe; ihr Sitz liegt,
ähnlich wie bei Vorschlag 1, außerhalb des in-
duzierten Drahtes,
Wegen dieser Nachteile konnte keiner der
drei Vorschläge zur Annahme empfohlen
werden.
Die im vorliegenden Entwurf zegebene De.
finition der induzierten EMK. lehnt sich in der
Form an die Vorstellune I an. Damit steht
nicht im Widerspruch. daß der Entwurf im übri-
gen ganz auf dem Boden der Vorstellung II
steht. von der wir gesehen haben. daß sie die
physikalisch allein zulässige ist. Denn dadurch,
daß die Definition der induzierten EMK auf
lineare Leiterkreise beschränkt wird und na-
mentlich durch ihre besondere Fassung ist zum
Ausdruck gebracht, daß die induzierte
EMK nur eine Rechengröße von be-
schränktem Anwendungsbereich
ist.
Die vorstehenden Definitionen der EMKe wer-
den der geschichtlichen Entwicklung gerecht und
decken sich mit der Auffassung namhafter
Autoren.
G. 8. Ohm (Die galvanische Kette, Berlin
1827) nennt das, was wir heute EMK nennen,
„die Summe aller Spannungen“.
von Helmholtz (Ueber die Erhaltung
der Kraft, Berlin 1847. Neudruck Leipzig 1889)
spricht von der EMK eines galvanischen Ele-
mentes ohne besondere Erklärung. Die indu-
zierte E wird genau wie in Nr, 9 des vor-
liegenden Entwurfes definiert. Es wird zuerst
die Gleiehung
d®
DEN ER dt
abgeleitet, und dann heißt es weiter: ..Wir
können die Größe — d®/d £ als eine neue EMK
bezeichnen. als die des Induktionstromes, (S. 64
bis 65 der Urschrift, S, 47 bis 48 des Neudrucks.)
J. Cl. Maxwell (Lehrbuch der Elektrizi-
tät und des Magnetismus. Berlin 1883) definiert
(Bd. I, Art. 233) die EMK der Daniellzelle als
Potentialdifferenz bei offener Zelle (Vgl. Nr.-5
des Entwurfs). hl
Im Artikel 530 ist zuerst nur vom induzierten
Strom die Rede (wie bei Faraday); dann
erscheint unvermittelt die induzierte EMK,
Offenbar ist hier wie bei Helmholtz die indu-
zierte EMK als eine besondere Art von einge-
prägter EMK. gedacht.
E. Maseart und J Joubert (Lehrbuch
der Elektrizität und des Magnetismus, Berlin
1886) definieren in Art. 187 die EMK bei der
Berührung verschiedener Metalle als Potential-
differenz. d. h, ebenso wie Maxwell.
In Art. 514 heißt es: ‚Man sieht, daß die
Ableitune d®/dt die Rolle einer elektromoto-
rischen Kraft spielt, die E entgegenwirkt, und
die fähix üst, einen Strom hervorzumfen, der
dem Hauptstrom entgegengesetzt ist, so daß
der resultierende Strom I noch dem Ohmschen
Gesetze genügt, welches wir in der Form
schreiben
Die Größe d®/dt heißt „die elek-
tromotorische Kraft. der Induk-
tion“.
Diese Ausführunsen stimmen fast wört-
lich mit den beiden letzten Sätzen der Nr, 9
des vorstehenden Entwurfs überein.
(Fortsetzung folgt.)
‘ Der Vorschlag rührt von Herrn W.Lenz her;
„Archiv für Elektrotechnik“, Bd. 2, 8. 67.
Zentralverband der deutschen elektro-
technischen Industrie EV.
Tätigkeit der Normenausschüsse des Zentral-
verbandes im Juni 1920.
Normenkommission für drahtlose
Telegraphie.
(Vorsitzender Direktor Rosenbaum.)
I. Der Vereinheitlichung der Mittelfre-
quenz-Wechselstromgeneratoren für - gewöhn-
liche Schiffsstationen soll folgendes zugrunde
gelegt werden:
1. Die aussetzend beanspruchte Ankerwick-
lung ist für eine Dauerleistung von etwa
65% der Nennleistung, die Feldwicklung
für eine dreistündige Einschaltdauer zu be-
messen.
2. Der Bemessung ist ein Leistungsfaktor von
0,75 zugrunde zu legen, sofern nicht anders
vereinbart.
3. Normale Wechselspannungen sind: 220 V
bei Maschinen de Me 5,0 kVA Nenn-
leistung, 110 oder 220 V bei Maschinen
unter 0,5 kVA Nennleistung.
4. Als normale Frequenz gilt 500. |
5. Normale Erregerspannungen sind: „Bei
Hauptstationen 110 V (,Halbnormal“ 65
und: 220 V), bei Notstationen 32 und 65 V.
6. Normale Drehzahlen sind: 1500, 3000,
4200 Umdr/min.
7. Bei _Gleichstrom-Antriebsmotoren soll die
Drehzahlerhägung von Nennleistung bis
Leerlauf 10% nicht überschreiten. Die
Drehzahlen solcher Motoren sollen um 25%,
durch ° Feldschwächung erhöht werden
können.
8. Die „‚Selbstinduktion“ wird aus dem Kurz-
schlußstrom ermittelt, der bei jener Er-
regung auftritt, die im Leerlauf die Nenn-
spannung liefert. Sie wird in cm ausge-
drückt.
9. Isolierung für feuchte Räume. Spannungs-
probe nach VDE.-Regeln.
Normale Ausführung: Offen mit zwei La-
gerschilden; mit einem oder zwei Wellen-
stümpfen. Die Maße der Wellenstümpfe
sollen den allgemeinen Motorngrmen ent-
sprechen. Die Länge des der Antriebsseite
abgewendeten Wellenstumpfes wird ge-
normt. Sitz und Bezeichnung der Klemmen
nach den allgemeinen Motornormen. Bei
der Wahl der Lager ist auf die Aufstellung
an Bord Rücksicht zu nehmen.
II. Es wird beabsichtigt, den Begriff
„Leistung“ einer Station zu umschreiben, um
eine Grundlage für den einheitlichen Verkauf
zu schaffen. Bis jetzt sind zur Kennzeichnung
der Leistungsfähigkeit verwendet worden:
Nennleistung des Generators, Antennenleistung
und Reichweite.
Fachgruppe „Drähte und Kabel“.
(Vorsitzender Dr. H. Cassirer.)
Gummiisolierte Leitungen. Die Um-
stellung der Fabrikation auf die geplanten
neuen VDE.-Normen soll beschleunigt werden.
Bleikabel. |
a) Die jetzt üblichen Bleimantelstärken sollen
erhöht werden. Für unarmierte und ar-
mierte Kabel sollen die gleichen Blei-
mäntel verwendet werden.
Die Papierstärke soll genormt werden,
u. zw. für folgende Spannungen: 750,
3000, 5000, 6000, 10 000, 15.000, 25 000 V
und die üblichen Querschnitte.
c) Für die üblichen Querschnitte soll die zu-
lässige Strombelastung bei 20000 und
30 000 V unter Berücksichtigung der bei
diesen Spannungen auftretenden Erschei-
nungen in einer Tabelle zusammengestellt
werden.
Die Fachgruppe wird Anträge für a) bis c
der VDE-Kommileion für. Drähte: dd Kabel
vorlegen.
aaembestsitunr. Der ‚VDE.-
Kommission für Drähte und Kabel wird die
Normung einer Handlampenleitung vorge-
schlagen. Sie soll in der Leiterart den Werk-
stättenschnüren entsprechen. Zwei solche
Adern werden mit Füllmaterial rund ‚verseilt,
gemeinsam mit Band umwickelt und mit im-
prägniertem Hanf oder geteerter Kordel um-
klöppelt. 3
Normengruppe ‚‚Meßwandler‘“.
(Vorsitzender Oberingenieur Schwenn.)
Es wird ein Entwurf „Regeln für die Be-
wertung und Prüfung von Meßwandlern“ er-
örtert, der der VDE.-Kommission für Meß-
wandler vorgelegt werden soll. Die Regeln be-
stehen aus Definitionen und Bestimmungen.
Die Definitionen haben den Zweck, die im
Handel verwendeten; Begriffe: Übersetzungs-
10.
b)
644
fehler, Belastbarkeit, Isolierungsart sowie .die
auf dem Schild verzeichneten Größen genau zu
ee ir um Mißverständnisse zu vermei-
den.
. Die Bestimmungen erstrecken sich auf
Übersetzungsfehler, Phasenfehler, Belastbar-
SITZUNGSKALENDER.
Brennkrafttechnische Gesellschaft. (Fach-
aussch. f. d. Faserstoff- und Papierind.) 17. VIII. 1920,
nachm. 4 Uhr, Berlin, Potsdamer Str. 21a:
1. Fehlerquellen in der Wärmewirtschaft der
Textilindustrie.
2. Elektrische Dampferzeugung.
3, Wärmeverbrauch beim Kochen, Bleichen und
Färben nebst Abwärmeverwertung.
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.)
Friedrich Bussmann f. Am 4. Juli d. J.
verschied an den Folgen eines Herzleidens
nach längerem Krankenlager, doch unerwartet,
der langjährige Direktor der ‚Siemens‘ Elek-
trische Betriebe A.-G., Ingenieur Friedrich
Bussmann, kurz nach Vollendung seines 46.
Lebensjahres. Eine große Kraft wurde mit
ihm ausgeschaltet, deren hervorragenden tech-
nischen und organisatorischen Fähigkeiten die
deutsche Elektrotechnik ihre bedeutenden
Erfolge verdankt, welche sig während des
Krieges an der Westfront erzielen konnte.
Gleich nach der Mobilmachung stellte Buss-
mann sich der Heeresverwaltung freiwillig
zur Verfügung, und er wurde im November
1914 als Sachverständiger zur 6. Armee be-
rufen, um für diese die Elektrizitätsversorgung
einzurichten. Die Mängel und Fehler in der
Organisation, welche unseren erst während
des Krieges geschaffenen, nicht planmäßigen
und mit abkommandierten Mannschaften ar-
beitenden Starkstromabteilungen anhafteten
und die mit erheblichen Nachteilen für die
Schlagfertigkeit unserer upper verbunden
waren, hatte Bussmann frühzeitig erkannt,
und es gelang ihm, durch Vortrag an maß-
gebender Stelle die Heeresleitung von der
Notwendigkeit einer einheitlichen Organisa-
tion aller Starkstromabtejlungen und ihrer
Zusammenfassung zu überzeugen. Mit der
Durchführung dieser Aufgabe und der Bear-
beitung sämtlicher die Elektrizitätsversor-
gung an der Westfront betreffenden Ange-
egenheiten beauftragt, wurde Bussmann Ende
1916 zum Generalintendanten des Feldheeres
und kurz darauf zum Beauftragten des General-
a nach Maizieres-Charleville als
eeresreferent berufen. In dieser Stellung
konnte Bussmann seine außergewöhnliche
Begabung als Organisator entfalten und für
das Vaterland nutzbar machen. Schon im
April 1917 war die Aufstellung der neuen
lanmäßigen _Starkstromabteilungen nach
ussmanns Vorschlag durch das Kriegs-
ministerium genehmigt; die einzelnen Kom-
Ba hatten hiernach ihren gesicherten
annschaftsbestand und wurden bodenständig.
Anschließend erfolgte die Errichtung eines
besonderen Ersatztruppenteils in der Heimat
für die Ausbildung des Nachwuchses, und
Bussmann hatte weiter einen Entwurf aus-
gearbeitet für die spätere Einreihung von
De Starkstromabteilungen in das
riedensheer. Gleichzeitig wurde der Bau
eines 45 000-V-Netzes in Angriff genommen
und auf den hauptsächlichsten Strecken be-
schleunigt durchgeführt, um den Zusammen-
schluß aller Kraftwerke an der Westfront vom
Meer bis zu den Vogesen zu ermöglichen
zwecks gegenseitiger Unterstützung und Aus-
hilfe sowie zur Aufschließung bisher unver-
sorgter Gebiete. Zur Entlastung der Heimat
und Vermeidung unnötiger Beanspruchung der
Eisenbahn erfolgte in Nordfrankreich mit etwa
1250 französischen und belgischen Arbeitern
die Einrichtung einer Instandsetzungswerk-
statt für Motoren und Transformatoren, und
das ebenfalls dort errichtete Sammellager für
elektrische Maschinen wurde in großzügigster
Weise bald zu einem Starkstrom-Heerespärk
ößten Umfangs erweitert. Schließlich war
ie Heranziehung der in Belgien gelegenen
:oßen Kraftwerke zur weiteren Sicherung der
lektrizitätsversorgung der Front und Nutz-
barmachung für unsere Heeresbetriebe im
esamten besetzten Gebiet, deren Energie-
Bat inzwischen ganz gewaltig gestiegen war,
ins Auge gefaßt. Die Vollendung dieser Arbeit
wurde jedoch durch den Waffenstillstand auf-
gehoben.
Längst schon war für Bussmann die
wirtschaftliche Seite seiner ihm ursprünglich
rein militärisch gestellten Aufgabe mit in den
-Vordergrund getreten, und für die Lösung der
Im Entwurf ist eine Einteilung der Meß-
wandler nach Genauigkeitsklassen vorgesehen ;
die Klassifikation gibt auch einen Anhalt für
den Verwendungsbereich.
hierbei auftretenden Fragen: standen ihm die
langjährigen ausgezeichneten Erfahrungen aus
seiner Friedenstätigkeit zur Verüpun Bei
der Durchführung seiner Gedanken und Pläne
stellten sich Bussmann z. T. ganz außergewöhn-
liche Schwierigkeiten entgegen, für seine zähe
ostfriesische Eigenart gab es jedoch keine
Hindernisse, wenn es galt, ein nach reiflicher
Überlegung als richtig erkanntes Ziel zu er-
reichen. Mit unermüdlicher Schaffensfreudig-
keit hat Bussmann sich in selbstlosester Weise
in den Dienst der großen Sache gestellt, und
seine Begeisterung ging auch auf seine Mit-
arbeiter über, die er durch seine Schwungkraft
mit fortzureißen wußte. Die deutsche Elek-
trotechnik, deren Kriegsgeschichte aufs engste
mit Bussmanns Tätigkeit im Felde verknüpft
ist, und der er dort zu dem ihr gebührenden
Ansehen verholfen hat, schuldet ihm unaus-
löschlichen Dank.
j Otto Schaefer, Dortmund.
KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Aus der Geschäftswelt. — Inland. Am 17.
VIII. findetgelegentlich derHerbst-Mustermesse
in Leipzig eine Propagandaversammlung der
Interessengemeinschaftdeutscher Elek-
tro-Großhändler und -Exporteure (E.
V.)statt. — Der Gegenstand der Elektrische
Lieht- und Kraftanlagen A. G., Berlin,
kann auch aufdasNachrichtenwesen und die Me-
tallindustrie, einschließlich verwandter Betriebs-
zwejgeund Hilfsindustrien, ausgedehnt werden.
In Ratingen wurde das Rheinische
Draht- und Isolierrohrwerk G.m.b. H.,
Lintorf, eingetragen.
Warenmarkt. — Kohle. Gegen die For-
derung des Rheinisch-Westfälischen Kohlen-
syndikats hat das Reichskabinett eine weitere
Erhöhung der Steinkohlenpreise abgelehnt.
Dagegen ist vom Reichskohlenverband der Preis
für mittel- und ostdeutsche Braunkohle um
9 M, für Briketts aus dem rheinischen Gebiet
um 12 M und für Rohbraunkohle um 6 M/t ab
1. VIII. herabgesetzt worden. Die Gültig-
keitsdauer des Kohlensteuergesetzes vom 8. IV.
1917 wurde bis 31. III. 1921 verlängert. —
Eisen und Stabl. Laut Beschluß des
Eisenwirtschaftsbundes gelten ab 1. VIII. bis
mindestens 1. XI. 1920 folgende Werkpreise:
Rohblöcke 2140 M, Knüppel 2365 M, Platinen
2410 M, Formeisen 2740 M, Stabeisen 2840 M,
Walzdraht 3160 M, Grobbleche 3595 M,
Mittelbleche 4060 M, Feinbleche (1 mm und
darüber) 4195 M und desgl. unter 1 mm 4260 M,
Bandeisen 3185 M, Universaleisen 175 M;
für je 1 M Kohlenpreiserhöhung über 20 M steigt
der Walzeisenpreis um 3,50 M/t. Als Aufpreis
für Siemens-Martinqualität werden 65 M be-
rechnet. Isolierrohr. Die Verkaufsstelle
Vereinigter Isolierrohr-Fabrikanten, Berlin, hat
für Lieferungen im August folgende Aufschläge
zu der Preisliste vom 1. VII. 1920 festgesetzt:
für Blei- und Feinzinkrohre nebst Zubehör
250%, für gestrichene Rohre 200%, . für
Messingrohre nebst Zubehör 125%, für schwarze
Papierrohre 280% und für Stahlpanzerrohre
nebst Zubehör 370%. — Metallpreise. DieNo-
tierungen der Vereinigung für die deutsche
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission
des Berliner Metallbörsenvorstandes _(letz-
tere verstehen sich ab Lager in Deutschland)
lauten in M/100 kg:
Metall 6. VII. 3. VII.
Elektrolytkupfer (wire
bars), prompt, cif Hamburg,
Bremen, Rotterdam . . 1944 1809
Raffinadekupfer 99/99,3%/, |1375—1425| 1300
Originalhüttenweichblei 520—530 | 490—500
Originalhüttenrohzink, -
Preis im freien Verkehr . 675 650
Plattenzink (remelted) von |
handelsübl. Beschaffenheit
Originalhüttenaluminium
98/99%/yin gekerbt.Blöckchen [2400 —2500 2250-2350
dsgl. in Walz- oder Draht- |
baren . 2 2.2.2... 2750-2800, 2600
Zinn,Banka-,Straits-‚Billiton- |4650— 4700 4400—4500
Hüttenzion, mind. 990/, — | 4250
Reinnickel 98/999, » 650—3700 3500— 3600
Antimon-Regulus. . . . soo | 750
Silber in Barren ca. 900 fein |
für Ikg fein . .. . 11075—1090) 975—990
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 32. 12. August 19820.
keit, BEWELEUnE: Isolierfestigkeit, Kurz- Die Belastbarkeit soll wie folgt gekennzeich-
schlußsicherheit, Klemmen, Aufschriften usw. | net werden: bei Stromwandlern durch den
Primärstrom und den Scheinwiderstand des
Sekundärkreises; bei Spannungswandlern durch
die Primärspannung und durch die Abgabe.
An der Londoner Metallbörse wurden
nach „Mining Journal‘ am 30. VII. 1920 für
1 ton (1016 kg) notiert:
£bnltd I \
*Kupfer: best selected . 107 0 O0 bis109 0 0
* P: electrolyt.. 110 00 „116 0 0
5 wire bars... 18 0 0 „116 0 ©
x h standard,Kase 9 5 0 „ 9210 0
* n s 3Mon 9410 09 „ 915 0
Zinn: standard, Kasse. . 268 5 0 „ 263 10 0
e 5 3Mon. 9735 0 „27310 0
2 BÄRRÄER ne te tele er 2808000 289 00
Blei: span. oder nichtengl. E
Weichblei . - . .:.87. 5.:0° , :82.1020
»„.. gew. engl. Blockblei 39 10 0 „ — — —
Zink: gew. Sorten... . 4150, 4 15 0
R remelted . ... » 80.0: 0.582200
Fr engl. Swansea 400, ——
Antimon: engl. Reg. . . 60/63 £ net.
Aluminium: 98 bis 990/, 165 £ (Inland);
185 £ (Export).
Nickel: 98 bis 990), gar. 230 £ (In- u. Ausland).
Quecksilber: nom, für
die 75 lbs.-Flasche. .. 20£10s bis 21 £.
Platin: je Unze nom... . 420 s.
Für den 4. VIII. 1920 verzeichnete der „Berl.
Börs.-Cour.“ folgende Preise in £/t: Kupfer,
Kasse 94,75; desgl. 3 Mon. 96,87; Elektrolyt
111 bis 116; best selected 107 bis 109; Zink
42,75 bis 44,50; Zinn, Kasse 275,37; desgl.
3 Mon. 279,87; Blei 38,62 bis 38,75. In New
York stellte sich am gleichen Tage Elektrolyt-
kupfer loko auf 19 ets’/Ib.
Aktienkurse. — Die Berliner Börse hat
im Juli 1920 folgende Kurse notiert:
Bi
©
Gesellschaften S
a
2
Accumul.-Fabr., Berlin. . . . |370,—| 405,— |370,—
A.G. £. El.-Anlg., Berlin .. - — — _
KR,EG.Berhnır ur arte 269,—| 313,— 290,25
Bergmann, Berlin ...... 201,—| 250,—|247,—
BE. W.oBerlins er aan 164,-— 199.— 199,
r „ Vorz.-A.. . . | 98,25, 9950, 99,50
Brown, Boveri, Baden (Schweiz) |790,— 830, — 840, —
Continent. Ges., Nürnberg . . — — —
4 n Verz.-A. |100,—| 119,50 110,—
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln. . |147,50, 183,— 1163, —
„ Niederl. „ B 185,— | 204.25 —
„ Südam. x S 188,—| 224,75 205, —
„ Übers. El.-G., Berlin. . |745,—| 780,—| —
? TER Vorz.-A.|150,13 151, —
„ Kabelwerke, Berlin . 179,75 215, —!206,—
Elektra, Dresden. . - - - . . [108,50 107,—|105,—
El. Lieht- u. Kraft., Berlin . . |118,13, 135,— 125,25
Elektr. Liefer.-Ges.,. Berlin . .
E. W. Liegnitz
Bank f. el. Untern., Zürich . . |240,—| 280,—| —
Felten & Guilleaume Carlsw.. |885,—| 435,—|405.25
Ges. f. elektr. Untern., Berlin. |140,—| 165,—|153,50
Hackethal, Hannover. ... - 230,—| 29%. — 280, —
Hamburgische E.W.. ... .» 125,—| 133,50)127,—
Körtings Elektr.-W., Berlin. . |160,—| 197,59 182, —
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M.. |160,—| 215.— 189,—
C. Lorenz, Berlin ..... 326,—| 369,50/36 1,50
Dr. Paul Meyer, Berlin. . . . |146,—| 172,—1164,50
Mix & Genest, Berlin . . 140,—| 161,—|155,75
Neckarwerke, Esslingen . [118,—| 143,— 141,50
H. Pöge, Chemnitz. .... » 210,50 280.— 1263,—
Rhein. EL-A. G., Mannheim. . |140,—| 148,50, —
M. Schorch & Cie., Rheydt . |274,—| 292,75 282, —
Sachsenwerk, Dresden . . . . |273.—| 320,—|294,50
Schuckert & Co., Nürnberg. . |16650, 205,—|192,—
„Siemens“ EI. Betr., Berlin. . | 9,—| 100,— 97,—
Siemens & Halske, Berlin . 1251,—| 367,— |251,—
Stettiner B!W.. 2 „aus = = =
Teleph.-F. Berliner, Hannover. |204,50| 219,— 209, —
Fabr.isol. Drähte (Vogel), Berlin |255,—| 285,—|265,—
Bezugsquellennachweis.
Frage 24. Wer liefert Vorrichtungen,
um Glühlampen mit normalem Edisongewinde-
sockel in den Fassungen gegen Diebstahl zu
sichern.
Frage 25. Wer gibt Verfahren an zur ein-
wandfreien Säuberung leicht angerosteten Dy-
namoblechs ?
Frage 26. Wer liefert a
toren für 110 bis 220 V und 0,5 bis 3 A:
Frage 27. Welche Fabrik liefert Disko-
Beleuchtungskörper ?
Frage 28. Wer liefert Tinol-Lötpasta?
* Netto.
Abschluß des Heftes: 7. August 1920. Ä
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von JuliusSpringer in Berlin.
q
%
Elektrotechnische Zeitschrift
645
Bi (Zentralblatt für Elektrotechnik)
‘Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz.
41. Jahrgang.
25 Jahre Vorschriften
des Verbandes Deutscher Elektrotechniker.?)
Von Geh. Reg.-Rt. Dr. €. L. Weber, Berlin.
Übersicht. Schrittweiser Aufbau der Vorschrif-
ten von 1895 bis 1903. — Umgestaltung infolge des Ge-
setzes von 1895. — Neufassung 1914. — Ergebnisse und
Beziehungen zu den Behörden. — Praktische Hand-
habung. — Wirtschaftliche Wirkungen im Inland und
für den Export. — Verhütung von Unfällen. — Organi-
sation. — Äußere Gestalt der Vorschriften. — J etziger
Stand des Ausbaues und nächste Aufgaben. — Allge-
meine Gesichtspunkte. — Die Vorschriften als Beispiel
vorbildlicher Selbstverwaltung. —
Am 22. I. 1895, also vor genau 25 Jahren,
hat der Elektrotechnische Verein in seiner
ordentlichen Sitzung eine Erörterung veranstal-
tet über den von seinem Ausschuß aufgestellten
Vorschlag zu ‚‚Sicherheitsvorschriften für elek-
trische Starkstromanlagen gegen Feuersge-
fahr“.
Damit wurde der Grundstein gelegt zu
den jetzt geltenden Vorschriften des VDE
für Errichtung und Betrieb elektrischer Stark-
stromanlagen. In 25jähriger ununterbrochener
Arbeit sind sie Schritt für Schritt ausgebaut,
erweitert, verbessert und den Fortschritten
der Technik angepaßt worden. Normalien,
Richtlinien, Leitsätze für zahlreiche Einzelge-
biete haben sich angeschlossen.
Der kürzlich erschienene Wegweiser durch
die Arbeiten des VDE zählt 42 derartige
Vereinbarungen auf, die zur* Zeit Geltung
haben. Aber damit sind wir nicht nur von
einem Abschluß dieser Arbeiten weit entfernt,
sondern der gegenwärtige Zeitpunkt zeigt uns
vielmehr den Anfang einer unübersehbaren
Entwicklung auf dem Gebiete der Typisierung,
Normalisierung und Spezialisierung.
Und diese Bestrebungen beschränken sich
nicht mehr auf die Elektrotechnik, sondern
bewegen z. Zt. fast alle Gebiete der Industrie.
Wenn auch diese letzteren Bestrebungen
nicht unmittelbar aus den Errichtungsvor-
schriften herausgewachsen sind und in erster
Linie nicht wie jene die Sicherung gegen Le-
bens- und Feuersgefahr zum Ziele haben, son-
dern der Hauptsache nach wirtschaftliche
Zwecke verfolgen, so würde man doch nicht
gewagt haben, an so schwierige und ' weitrei-
' chende Aufgaben heranzutreten, wenn wir
nicht die 25 jährige Schule hinter uns hätten,
in der wir an den Errichtungs- und Betriebs-
vorschriften gelernt haben, daß derartige Ar-
beiten Erfolg versprechen und wie man sie an-
zupacken hat. -
Alle diese Tatsachen und Zusammenhänge
rechtfertigen einen Überblick über die Ent-
wicklung unserer Vorschriften. Nicht um in
froher Befriedigung’uns zu freuen, wie wir es
so herrlich weit gebracht haben, oder um zu
schwelgen in der Erinnerung an überstandene
‚Kämpfe und überwundene Schwierigkeiten,
sondern um aus der Vergangenheit zu lernen
im Hinblick auf die Aufgaben, die uns in Ge-
genwart und Zukunft gesetzt sind.
Eine solche rückschauende Betrachtung
ist in der Tat eine Pflicht. Vor allem Pflicht
der Dankbarkeit gegenüber denjenigen, die in
unermüdlicher Arbeit oft im Gegensatz zu
eigenen * Interessen und Wünschen an dem
Aufbau mitgewirkt haben. Pflicht ferner der
Selbstkritik, um so weit möglich uns Rechen-
schaft zu geben, ob stets die richtigen Wege
mit"brauchbaren Hilfsmitteln verfolgt und ob
nicht etwa unfruchtbare Abwege eingeschlagen
worden sind. Pflicht endlich gegen die jünge-
ren Berufsgenossen, um ihnen den Zusammen-
hang mit dem Geschaffenen und das Verständ-
nis dafür zu vermitteln und ihnen die Mitarbeit
- beim Fortsetzen des Werkes zu erleichtern.
Unter diesem Gesichtspunkt wäre es
- durchaus am Platze, an eine ausführliche
‘ quellenmäßige, geschichtliche Darstellung der
Entwicklung der Anschauungen und Maßnah-
men über den Schutz der Anlagen heranzu-
’ 1) Vortrag gehalten in der Sitzung des Elektrotech-
hischen Vereins vom 27. I. 1920. Vgl. „ETZ* 1920. 8. 218.
Berlin, 19. August 1920.
treten, ähnlich wie im Jahrb. d. V.D. Ing. die
Geschichte der Dampfkesselüberwachung dar-
gestellt ist.
Der Überblick, den ich versuchen will,
kann nicht alle Richtungen erschöpten; er soll
nur ohne streng gegliederten Aufbau einige ge-
au tlehe und sachliche Marksteine hervor-
eben.
Dem unbefangenen Leser wird sich die
Frage aufdrängen: Was war denn vorher ?
Die Elektrotechnik hatte schon seit An-
fang der 80er Jahre nach den elektrotechnischen
Ausstellungen in Paris, München und Wien
und nach Errichtung der Berliner Elektrizitäts-
werke einen größeren Umfang angenommen
und es gab bereits zusammengestellte Richt-
linien dafür, wie elektrische Anlagen mit Rück-
„Sicht auf die Sicherheit für Lebens- und Feuers-
gefahr sachgemäß auszuführen seien. Aber sie
waren nicht einheitlich und es fehlte ihnen die
Anerkennung in einem weiteren Kreise. Solche
Anerkennung genossen damals nur behörd-
liche Vorschriften. Nun hatten sich zwar die
Behörden schon frühzeitig bemüht, die neu er-
standene Elektrotechnik nach den Mustern,
die in anderen Gebieten technischer Tätigkeit
vorlagen und wie sie für die Elektrotechnik in
anderen Staaten eingeführt wurden, mit Aus-
führungsvorschriften zu beglücken. Es waren
wiederholt Kommissionen von Hochschulleh-
rern und andere Sachverständige mit dem Auf-
stellen solcher Vorschriften beauftragt worden.
Doch gelang es dem Einfluß angesehener Fach-
genossen, namentlich eines Werner v. Siemens,
den Erlaß gesetzlicher Bestimmungen hinaus-
zuschieben unter Hinweis auf die Hemmung,
die solcheEinschränkung auf die gesunde, aber
noch nicht übersehbare Entwicklung der jungen
Technik ausüben würde. Die Tätigkeit der
Elektrotechnik war also zunächst den Behör-
den gegenüber überwiegend abwehrender Art
und auch der Elektrotechnische Verein hat sich
an diesem Abwehrkampf beteiligt!), der auch
den Anstoß zur Gründung des VDE gegeben hat.
DiedamaligeAnschauungderelektrotechnischen
Kreise hat Wilh. v. Siemens im Januar 1893
zutreffend gekennzeichnetmit den Worten: Eine
vorzeitige gesetzliche Regelung würde leicht
zu bedenklichen Irrtümern führen. Die deutsche -
Elektrotechnik neigt im Allgemeinen nicht
zur Leichtfertigkeit und wird hierin durch ein
etwas verwöhntes Publikum unterstützt.
Auch hege ich die Überzeugung, daß man
innerhalb der ausführenden Elektrotechnik
sich vor Augen halten wird, daß die Frage
der öffentlichen Sicherheit stets sorgfältiger
Beachtung bedarf. „ETZ‘“ 1893, S. 35.
Neben diesen rein abwehrenden Bemühun-
gen hatte aber das Bedürfnis bereits zu positi-
ver Tätigkeit angeregt. Es waren die Vor-
schriften des Wiener elektrotechnischen Vereins
im Jahre 1888 entstanden ; ebenso die Vorschrif-
ten der Berliner Elektrizitätswerke und anderer
Elektrizitätswerke, ferner die Vorschriften der
Feuerversicherungsgesellschaften.
Es fehlte also keineswegs an sachlichen
Grundlagen für den Inhalt brauchbarer Vor-
schriften. Wohl] aber fehlte die Einheitlichkeit
und das Ansehen, das jeder Vorschrift nötig ist,
um zur Geltung zu kommen. So geschah es
häufig, daß ein Sachverständiger auf Wider-
stand stieß, wenn er etwa im Auftrag einer ört-
lichen Feuerpolizeibehörde oder einer Feuer-
versicherungsgesellschaft beim Prüfen einer
Anlage Einzelheiten beanstandete oder be-
stimmte Forderungen stellte. Wenn er sich auf
eine der erwähnten Vorschriften berufen
wollte, wurde dieser die Anerkennung verwei-
ert. Die betroffene Partei verschanzte sich
Hinter ihr eigenes besseres Sachverständnis.
Die Folge war allgemeine Unsicherheit und
eine Kette von Streitfällen. Dabei war nicht
zu verkennen, daß der lebhafte Wettbewerb
bereits da und dort mangelhafte Installations-
mittel auf den Markt brachte, die eine Gefahr
bildeten und das Vertrauen zu der jungen
Elektrotechnik zu untergraben drohten. So
empfand man immer lebhafter das Bedürfnis,
das Vorhandene zusammenzufassen und ein-
heitlich zu ordnen. Die Elektrizitätswerke
hatten im Juli1892 eine Kommission eingesetzt,
) „ETZ' 1892, 8.6834.
&
—_ Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24.
Heft 33.
um ihre Vorschriften zu vereinheitlichen (vgl.
Gunderloch, „ETZ“ 1893, 8. 40). Doch ge-
langte ein Ergebnis nicht zur Kenntnis weite-
rer Kreise. Der Verband Deutscher Privat-
feuerversicherungsgesellschaften ließ im Jahre
1892 die in seinem Bereich geltenden Vorsichts-
bedingungen durch eine kleine Kommission,
der ich angehörte, in neue Fassung bringen.
Aber auch diese Arbeit stieß auf Widerspruch,
dem der Leiter des Elektrizitätswerkes Hanno-
ver, Dr. Gusinde in der „ETZ“ Ausdruck
gab!), wobei er selbst einen Entwurf zu Vor-
schriften aufstellte (,,„ETZ“ 1894, S. 520). Eine
Erörterung dieser Vorgänge im Ausschuß des
Elektrotechnischen Vereins hatte den Erfolg,
daß dessen zuständige Fachklasse mit dem
Entwurf einer Vorschrift beauftragt wurde.
Dr machte sich alsbald im Herbst 1893 ans
erk.
In diese Zeit fällt die Gründung des VDE
Schon auf der zweiten Tagung in Leipzig 1894
wurde von Gunderloch beantragt, allgemein
gültige Vorschriften für die Ausführung elek-
trischer Anlagen aufzustellen.?2) Doch fehlte
dem V.D.E. damals noch eine geregelte Ar-
beitsverfassung, so daß die gewählte Kommis-
sion zunächst nicht in Tätigkeit trat.
In diese Lücke trat nun der Elektrotech-
nische Verein mit seiner nahezu fertigen Vor-
arbeit ein, um dem Verbande den Weg zu eb-
nen und eine Aussprache im weiteren Kreise
zu ermöglichen. Der ausgearbeitete Entwurf
wurde in der „ETZ‘ 1894, $S. 699 veröffent-
licht und in der Vereinssitzung vom 24. I. 1895
unter reger Beteiligung hervorragender Mit-
glieder, namentlich auch des Herrn Wilh. v.Sie-
mens ausführlich erörtert. Auf Grund dieser
Verhandlung wurde durch eine erweiterteKom-
mission eine zweite Fassung aufgestellt; als-
dann wurde eine vom VDE gebildete Kom-
mission mit der des Vereins verschmolzen, wo-
durch eine dritte Fassung zustande kam, die
der Jahresversammlung von 1895 zu München
zur Annahme vorgelegt werden sollte („ETZ“
1894, 8.699, 1895, S. 104, 123, 126, 180, 319).
Trotz dieser weitläufigen Vorbereitung er-
hoben sich aber dort neue Schwierigkeiten.
In der lebhaften Besprechung nahm ich Anlaß,
darauf hinzuweisen, daß bei weiterem Zögern
ein Eingriff der Behörden unvermeidlich sei,
indem ich sagte®): „Ich möchte zum Schluß
noch darauf hinweisen, daß der Verband ge-
gründet worden ist, um u. a. die Ein-
wirkung der Behörden auf die Entwicklung der
Elektrotechnik wenn auch nicht zu verhindern,
so doch in gute Wege zu leiten. Wenn sie nicht
durch freiwillige Vereinbarung Normen schaf-
fen, auf Grund deren der Konsument seine An-
lagen sichern kann, dann ist es nicht zu ver-
meiden, daß über kurz oder lang die Staatsbe-
hörde das Bedürfnis fühlt, selbst Vorschriften
zu erlassen, und ob diese dann so gründlich und
für die Industrie annehmbar werden, ist eine
große Frage. Wir sind ja bisher ohne Vor-
schriften durchgekommen. Allein es ist un-
möglich, daß dieser Zustand auf die Dauer be-
stehen bleibt. Wir sehen aus der Entwicklung
‚ anderer Genossenschaften, daß die Feststellung
von Normen auf Grund der Erfahrung überall
' das Ergebnis einer gesunden Entwicklung der
Technik ist. .Der Zeitpunkt, daß derlei Nor-
men nötig werden, ist gekommen und ich
möchte den Antrag des Referenten warm emp-
fehlen.“ Daraufhin kam mit Mühe der Beschluß
zustande, der einer abermals verstärkten Kom-
mission Vollmacht gab, nach nochmaliger Ver-
handlung die sich ergebende Fassung ohne er-
neute Vorlage an die Jahresversammlung in
Geltung zu setzen. Die Bedingungen waren,
daß alle dem Verband angehörigen Vereine mit-
wirkten, daß die Beratung außerhalb Berlins
stattfinde und daß alle Beschlüsse einstimmig
gefaßt wurden.
Dieser Forderung konnte dann Ende No-
vember 1895 in Eisenach unter Buddes Vor-
sitz Genüge getan werden. Es war ein schwe-
res Stück Arbeit, denn es gab noch viele Zweifel
zu beseitigen und harte Widerstände zu über-
winden. Nur der gewandten Leitung des Vor-
N „ETZ“ 1894, 8. 298.
2) -„ETZ“ 1894, 5. 680.
8) „ETZ" 1895, 8.59.
sitzenden war es zu danken, daß der allerdings
allseitig vorhandene gute Wille nach Verständi-
gung zum Durchbruch kam und eine befriedi-
gende Lösung herbeiführte. Diese Eisenacher
Tagung wird allen Teilnehmern unvergeßlich
bleiben. Der Bericht findet sich in der „ETZ‘
1895, 8. 783 u. 1896, S. 454.
Die langwierigen Vorverhandlungen!) hat-
ten schließlich doch das Gute, daß weiten Krei-
sen die Notwendigkeit der Vorschriften zum
Bewußtsein gekommen war, daß die an den
Beratungen Beteiligten über viele Einzelheiten
neue Anschauungen kennen gelernt hatten.
Die Vertreter der einzelnen Vereine konnten in
diesen den Sinn und Zweck des ganzen Werkes
wie der einzelnen Bestimmungen auf Grund
ihrer Teilnahme an den Verhandlungen erläu-
tern und so erheblich beitragen zum Verständ-
nis und zum Überwinden der immer noch zahl-
reichen Gegnerschaft. ö 2
Dem gleichen Zweck dienten die „Erläute-
rungen“, die ich im AINBR? der Kommission
und des Verbandsvorstandes verfaßte. Sie
sindi. J. 1896 zum erstenmale als kleines Heft-
chen hinausgegangen ; seither sind sie der Ent-
wieklung der Vorschriften folgend ebenfalls zu
größerem Umfang herangewachsen. Ich glaube
und hoffe, daß sie einigermaßen nützlich ge-
wesen sind, wenn es auch nicht möglich war,
alle Fragen des schwierigen Gegenstandes in
ihnen erschöpfend und völlig einwandfrei zu
klären.
Die Eisenacher Vorschriften behandelten
nur die Anlagen mit Niederspannung bis 250 Ss
die damals als Hausinstallationen die wichtig-
ste Rolle spielten.
Bereitsi. J. 1896 wurde es notwendig, Vor-
schriften für Hochspannung aufzustellen, weil
bei den jetzt zahlreicher werdenden Überland-
zentralen die Frage der öffentlichen Sicherheit
mehr hervortrat. Es galt, den zuständigen
Aufsiehtsbehörden zu zeigen, daß auch dafür
von der Elektrotechnik selbst Vorsorge ge-
troffen sei.
Auch hier konnte der Elektrotechnische
Verein nützliche Vorarbeit leisten, die er der
Jahresversammlung von 1896 zur Verfügung
stellte, so daß i. J. 1897 vorläufige Regeln für
Anlagen mit Hochspannung für 1000 V und
mehr und i. J. 1898 Vorschriften für diesen
Spannungsbereich zustande kamen.?) Zur sel-
ben Zeit wurde den Niederspannungsvorschrif-
ten ein Anhang beigefügt, der Sonderbestim-
mungen für die sogenannten schwierigen Be-
triebe, d. h. für solche Anlagen enthielt, die
wegen großer Feuchtigkeit oder der Anwesen-
heit ätzender Stoffe eine erhöhte Gefahr bieten.
Derartige Umstände hatten damals mehrfach
Unglücksfälle veranlaßt. Die zwischen den
Spannungsgrenzen 250 und 1000 V vorhandene
Lücke wurde i. J. 1899 durch Vorschriften für
mittlere Spannungen ausgefüllt. In den Jahren
1900 bis 1901 kamen im Anschluß daran die
Vorschriften für elektrische Straßenbahnen und
straßenbahnähnliche Kleinbahnen sowie die für
Theater und Warenhäuser zunächst als vor-
läufige Regeln heraus. „ETZ‘ 1899, 8.562,
1900 8. 652, 663, 665.
Man ersieht aus diesem Vorgehen, wie man
bemüht war, tastend und schrittweise jeweils
nur dem Bedürfnisse zu folgen und niemals vor-
greifend über die Gebiete hinauszugehen, die
bereits durch längere Erfahrung einigermaßen
geklärt waren.
Als die aufgestellten Vorschriften für die
einzelnen Spannungsgebiete sich eingelebt und
im Ganzen bewährt hatten, schritt man dazu,
die inzwischen zutage getretenen Mängel zu be-
seitigen und das Werk dahin zu vereinfachen,
daß nur noch 2 Spannungsstufen unterschieden
wurden. Dies war 1903 erreicht. Dabei wurden
auch die für Bergwerke nötigen Sonderbe-
stimmungen eingegliedert und zum erstenmal,
Vorschriften für den Betrieb elektrischer
Anlagen angefügt. „ETZ‘ 1902, S. 507, 1903,-
128, 141, 153. Auch die ersten Normalien für
Leitungen wurden i. J. 1903 vereinbart. PSHITZE
1903, S. 687.
Das Aufstellen der Bergwerksvorschriften
geschah in unmittelbarem Zusammenarbeiten
mit den Oberbergämtern, die die Vorteile eines
engen Anschlusses an die allgemeinen Vor-
schriften gern anerkannten und durch rege An-
teilnahme und sachgemäße Unterstützung we-
sentlich zum befriedigenden Abschluß dieses
Teiles der Arbeit beitrugen.
1) Die verschiedenen bisher erwähnten Kommissionen
waren zusammengesetzt wie folgt: f
die Kommission des Elektrotechn. Vereins: v. Dobro-
wolsky, Feußner, Golz, Naglo.Ntrecker, Triebel, Uppenborn,
Weber, Wedding. „ETZ“ 18958. 104: NY
die Kommission des VDE: Dihlmann. Fisehinger,
Gunderloch., Hagen, Uppenborn. Hommel, Jordan, Meyer,
Gusinde, Voigt, Wilking, Budde. Jordan, Roß. von Gais'erg,
SInzewski. Soeder, Zesener, Seubel, Weber, Feußner,
Uppenborn, Kallmann, Passavant. Kapp. „ETZ“ 1895, 8.123:
. „die Eisenacher Kommission: Budde, Diehlmann,
Fischinger, Gusinde, Heinke. Jordan (Bremen), Kapp,
Lange, May. Passavant, Peschel, Roß, Seubel. Strecker,
Tellmann,
2) „ETZ“ 1896, 8.454; 1897, 8.812, 470; 1898, 8.539,
hmann, Voigt, Weber. Wilking. „ETZ“ 189, 8.783.
°
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 33.
neue Gefahren auftauchten. Obwohl
1899, 8.
ren, einer solchen zu unterwerfen.
ziehen sollte. Der Entwurf dazu sah einschnei-
forderlich erkannt war und darauf abzielten,
sen wegzunehmen und in die Hand der Be-
hörden zu legen. „ETZ‘ 1905, S. 80, 129, 363.
Die Vertreter der elektrotechnischen und
der anderen beteiligten Industrien suchten
daher durch Vorstellungen zu erreichen, daß
die Vorschriften des VDE als, technische
gewählt würden und daß die Überwachung
selbst auf solche Anlagen beschränkt werde,
von Menschen in Frage kommen oder beson-
dere Feuers- und Lebensgefahr durch die Art
des Betriebes begründet ist. Nach lebhaften
Verhandlungen z. T. recht hartnäckiger Art
wurde das Ziel erreicht. Neben der eifrigen
Vertretung durch die Herren Budde und Passa-
vant hatten wir diesen Erfolg namentlich dem
verständnisvollen Eintreten des damaligen Un-
terstaatssekretärs im Reichspostamt, Herrn
Sydows zu verdanken., „ETZ‘ 1905, DAITLIL,
1906, S. 275, 596.
Doch bedurfte es abermals einer Umge-
staltung der Vorschriften. Es mußte danach
gestrebt werden, sie in ihren bindenden. Be-
stimmungen möglichst allgemein zu fassen, den
in Maßen und Zahlen ausgedrückten Forderun-
gen aber eine weniger zwingende Form zu ge-
ben. So ist die Unterscheidung von Vor-
schriften und Regeln zustande gekommen,
die seither beibehalten wurde und die jetzige
Fassung kennzeichnet. Die Umgestaltung war
i. J. 1907 vollendet und wurde von der Jahres-
versammlung des VDE. angenommen.!) Sie
wurde von den einzelnen deutschen Regierun-
gen als technische Richtschnur für die behörd-
lichen Anforderungen anerkannt. Nach 12 Jah-
ren fast ununterbrochener Arbeit war also i. J.
1907 ein gewisser Abschluß erreicht. ‘
Für die wichtigsten Arten elektrischer An-
lagen waren die Forderungen festgelegt, die zur
Sicherung gegen Lebens- und Feuersgefahr als
notwendig. und ausreichend erachtet wurden.
An ihrer Aufstellung waren die fabrizierenden
und installierenden Firmen ebenso beteiligt,
wie die Elektrizitätswerke und die Industrie-
kreise, die sich elektrischer Anlagen in großem
Umfange bedienen, ferner die mit ihrer Beur-
teilung betrauten Überwachungsvereine und
Behörden. Die Vorschriften der Feuerver-
sicherungsgesellschaften und seit 1905 die der
Berufsgenossenschaften waren angeschlossen.
Die Beziehungen zu den Behörden waren in be-
friedigender Weise geregelt.
(Schluß folgt.)
Höchsttemperatur an Wicklungen.
(Mitteilungen aus dem Versuchsfeld der AEG.-
‚Großmaschinenfabrik.)
Von Dr.:Ang. Kurt Lubowsky, Berlin.
Übersicht Die Vidmarsche Formel zur Bestim-
mung der Höchsttemperatur aus der mittleren und käl-
testen Temperatur wird an einer langen Hochspannungs-
statorspule nachgeprüft. Das Ergebnis deckt sich mit
der Beobachtung von Rogowski und Vieweg an run-
den Spulen, wonach die kälteste Temperatur unmittel-
bar auf den Leitern zu messen ist. Da die Thermometer-
messung infolgedessen für die Mehrzahl der Fälle aus-
scheidet und eine Messung mit Thermowiderstand bzw.
Element notwendig ist, so erscheint das Anwendungs-
gebiet der Formel beschränkt, da dann die Höchsttem-
peratur unmittelbar bestimmt werden kann.
Die von Vidmar?) angegebene Formel
berechnet die Höchstübertemperatur eines
durch Joulesche Verluste aufgeheizten Körpers
als Differenz der doppelten mittleren Über-
temperatur, welche durch Strom und Span-
1) „ETZ“ 1907, 8.747, 882 u. 908.
2 "Elektrotechn. und Maschinenb.“ Bd. 86, 1918, 8, 65.
»
Aber kaum war man so weit gelangt, als
man
nicht versäumt hatte, die einzelnen Vorschriften
jeweils den Regierungen zur Kenntnis zu brin-
gen und diese auch ihre Zustimmung ausge-
sprochen und sie anerkannt hatten, sBETZE
561, drängten die Behörden von
neuem darauf, auch diejenigen Anlagen, die bis-
her von unmittelbarer Staatsaufsicht frei wa-
Trotz dringlicher Gegenvorstellungen der
Industrie, der Elektrizitätswerke und anderer
beteiligter Kreise kam in Preußen das Gesetz
vom 8. Juni 1905 betr. die Kosten der Prüfung
überwachungsbedürftiger Anlagen zustande,
das zwar zunächst nur ein Rahmengesetz war,
aber eingehende Polizeiverordnungen nach sich
dende Maßnahmen über Anmeldepflicht und
Überwachungspflicht vor, die weit über das
hinausgingen, was bis dahin als sachlich er-
die Bestimmung über den sachlichen Inhalt
der Vorschriften den elektrotechnischen Krei-
Grundlage für die behördliche Überwachung
bei denen entweder größere Ansammlungen »
19. August 1820.
nung zu messen ist, und der kältesten Wick-
lungsübertemperatur, die durch unmittelbare
Temperaturmessung festzustellen ist.
„
73 = in bb
Hierin ist 2
t, = Höchst-Übertemperatur,
t„,— Mittlere Übertemperatur,
to = Niedrigste Übertemperatur an der Ober-
fläche.
'* Als Ergärzung zu den ae Ver-
suchsergebnissen!) werden im folgenden Beob-
achtungen an der langen Statorspule eines
Hochspannungsgenerators mitgeteilt. Die Ver-
suchsanordnung wurde nach Abb. 1 getroffen.
FAbb. 1. Versuchsanordnung.]
u = De Er en 2 ar]
BEE} Um’die' Verhältnisse für die innere Tempe-
raturdifferenz möglichst ungünstig zu gestal-
ten, wurden die Längsseiten der Spule, welche
normal in den Eisenkörper des Stators einzu-
betten wären, in luftdicht abgeschlossene Holz-
kammern gelegt und die Spulenköpfe mit je
einem Ventilator gekühlt. An den bezeichneten
Punkten I bis VII liegen Thermometerwider-
stände unmittelbar auf den Kupferleitern der
Spule, d. h. unter der Mikanitumpressung.
Außerdem wurde an den Punkten I,, /,, V und
VI außerhalb der Mikanitumpressung je ein
Thermometer vorschriftsmäßig aufgelegt. Die
Ergebnisse der Punkte IV und VII wurden
nieht berücksichtigt, da die Anschlußstellen
und Zuführungskabel auf dieser Seite eine be-
trächtliche Wärmeableitung ergaben. Für den
Vergleich zwischen mittlerer, höchster und
tiefster Temperatur sowie zwischen 'Thermo-
meter und Widerstandsmessung wurden nur
die Längsseiten und
herangezogen.
der rechte Spulenkopf
Kurvenblatt 2 zeigt Tempera-
turläufe: N
1. der mittleren Übertemperatur aus Strom
und Spannung, |
3. der Höchst- Übertemperatur (Mitte der
Längsseite) mit Thermowiderstand und
Thermometer,
3, der Minimal-Übertemperatur (Spulenkopf)
mit Thermowiderstand und Thermometer.
Das Schaubild 2 ergibt ein Temperatur-
gefälle für den stationären Zustand im ikanit
von etwa 20°. Zwischen der heißesten und käl-
00:
2 | Era 1\Thecmogidets
80 7
I
70 one Strom uoparım
60 =
% Q 1 Em „ (Ähermorne
PM) 9 in. (Ihermonic Z
30 - -
20 19 Ir "henmormeier‘)
LA
0 20 40 60 20 40 60 20 40 60 20 40 60 20 40 60 20 40 60 min
7 2 2) 4 5 6%
q
Abb. 2. Vergleich der Versuchsergebnisse für drei
Meßmethoden.
testen Stelle beträgt das Temperaturgefälle fast
50°. Der Mehrbetrag der tatsächlichen Höchst-
temperatur über die mittlere (durch Strom und
Spannung gemessene) Temperatur ergibt sich
zu 24°. Das Schaubild 2 gilt für eine Belastung
von 300 A unter Kühlung der Spulenköpfe.
Weitere Temperaturläufe wurden. bei 300
und 200 A mit und ohne künstliche Kühlung
aufgenommen (Zahlentafel 1, 2 und 3). In
allen Fällen wurde entsprechend dem prakti-
schen Betriebe nicht die sekundliche Wärme-
menge, sondern der Strom konstant gehalten.
Wie Rogowski und Vieweg („Archiv für
Elektrotechnik“ Bd. 8, 1919, 8. 329) bereits
mıtteilten, ist entgegen der Angabe von Vid-
mar für i, nicht die außerhalb der Isolation ge-
messene Temperatur, sondern die unmittelbar
am Wiceklungskupfer gemessene Temperatur
maßgebend. Die in der Anlage zusammenge-
stellten Messungen bestätigen diese Beobach-
2) Archiv für Elektrotechnik, Bd. VII, 1918 8. 40,
VIII 1919, IX 1920 (Rogowski, Vieweg, Jahrb). h
Mi
N
-
um 1800 (Ubersetzungs-
19. August 1920.
BB Zahlentafel 1
1 86,6 | 109,1 | 8,08 | 75,1 97,6
2 14,68 | 88,8.113,5-] 8,26 | 762 100,9
3 /12,35 | 362 | 582 | 7,01 | 3235 | 51 ‚0
4 112,5| 3,2 | 582 | 7,00 | 28, 53,1
5 ]15,.2 | 1038 | 121,3 | 8,51 | 91,9 115,1
11,62
14,09
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 33.
a eh. 5
nen I ne ONWareT iin Hergebn
kalt | 10,68 | — | 185 | 616 | — | 185 1015| — |
Zahlentafel 2:
Mit Thermometer gemessen
ae Gekühlter "Mittlere Temperatur der Spule
ängsseite
Raum derigpele Spulenkopf :
tn no Bemerkungen Nr.
Breit- Schmal-, Breit- | Schmal-| „, Span-| Wider- | Über- [Mittlere
seite | seite | seite | seite PM | nung | stand Seh a
ee werde 2 % m
a ee ee RES R EEEREE S EEE ER REES
22,5 85,5 83,5 45,0 42,7 300 | 1,446 | 0,00843 64,6. 87,1 (300A)| 1
24,7 91,0 | 89,0 | 55,5 43,2 300 |1,455 | 0,00486 64,4 891 | it Kühl (300A) 2
22,0 | 48,5| 47,5 | 32,1 | 31,2 | 200 [0,856 | 0,00428 | 28,5 50,5 | (mr Suhlung (ang A) 3
25,0 50,5 | 50,0 39,0 36,0 200 10,850 | 0,00426 | 24,2 49,2 | (200A) 4
23,2 Ra 97,0 | 59,5 65,5 300 | 1,51 0,00504 70,9 101,1 | ohne Kühlung (300 A) 5
Zahlentafel 3. ;
N Mit Widerstandselement gemessen ge- be- i R
Sr R tüÜ R t_Ü messen rechnet Differenz | Bemerkungen Nr,
R I In & vı | v7, Ve t,,
22:5 14,49 | 86,6 | 109,1 7,88 39,7 62,2 | 109,1 | 112,0 + 2,9 En A Belastung 1
24,7 14,68 | 88,8 | 113,5 7,95 | 40,4 | 65,1 | 113,5 113,1 + 0,4 Köpfe gekühlt 2
22,0 12,35 | 36,2 | 58,2 7,26 | 16,9 | 38,9 58,2 | 62,1 + 3,9 NER A Belastung 3
25,0 12,35 | 33,2 | .58,2 7,3 15,3 | 40,3 | 58,2 | 58,1 — 0,1 Köpfe gekühlt 4
23,2 15,2 /102,8 |121,3 8,4 58,7 | 77,2 | 121,3 |125° + 3,7 | 300 A ohne Kühlun 5
(Hierin ist max. und tr über 0 angegeben.)
tung. Zwischen der mit Thermowiderstand
gemessenen und der lt. Formel berechneten
Höchsttemperatur besteht eine mittlere Diffe-
renz von 2,16° und eine größte Abweichung
von 3,9°,
Diese Bestätigung, welche die Außenmes-
sung der tiefsten Temperatur mittels Thermo-
meter in den meisten Fällen ausschließt, weist
auf den Einbau von Thermowiderständen oder
Thermoelementen hin. In diesem Falle er-
scheint aber die Bestimmung der mittleren
Temperatur aus Strom und Spannung sow'e
der niedrigsten Temperatur unter Anwendung
der Vidmarschen Formel ein Umweg, um zur
Höchsttemperatur zu gelangen, da man von
vornherein die Höchsttemperatur unmittelbar
an der heißesten Stelle mit Thermowiderstand
bzw. Element feststellen könnte.
Inwieweit dieser Vorschlag reif zur allge-
meinen Berücksichtigung in der Praxis ist,
hängt davon ab, wie groß die Summe der vor.
liegenden Erfahrungen über die Lage des Tem-
peraturmaximums bei normalen und anorma-
en Maschinen ist. _
Über den Einfluß der remanenten Magneti-
sierung auf die Angaben von Stromwandlern
und über deren Beseitigung.
Von V. Engelhardt, Berlin-Friedenan.
(Mitteilung a. d. Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.)
Übersicht. Es wird zunächst nachgewiesen, daß
durch remanente Magnetisierung das Übersetzungsver-
hältnis eines Stromwandlers und der Phasenwinkel ver-
größert werden. Die Änderung beträgt bei Belastung
mit Nennstromstärke 0,1 bis 0,3%, bzw. 0 bis 14‘. Bei
!/ın Last betrug die größte Anderung des Übersetzungs-
verhältnisses 1,8% und die größte Anderung des Phasen-
winkels 85’.
Weiterhin wird durch die Messung des Leerlauf-
stromes in der Brücke gezeigt, daß die remanente Magne-
tisierung in praktisch vollkommen ausreichender Weise
dadurch entfernt werden kann, daß man den Wandler
auf der Sekundärseite bei offenen Primärklemmen mit
einem Wechselstrom von höchstens 0,2 A beschickt, den
man stetig bis etwa 0,003 A abnehmen läßt.
Die Verwendung des Stromwandlers als
Meßgerät setzt voraus, daß Primär- und Se-
kundärstrom in einem bestimmten, unver-
änderlichen Verhältnis stehen und um 180°
in der Phase gegeneinander verschoben sind.
Praktisch ist diese Voraussetzung nur in mehr
oder weniger guter Annäherung erfüllbar. Ab-
weichungen vom Nennwert des Übersetzungs-
verhältnisses und von der Phasenverschiebung
und Winkelfehler)
‘triebes,
werden durch verschiedene Ursachen hervor-
gerufen, von denen die zur Magnetisierung
des Eisenkerns aufgewandte Stromkomponente
(Magnetisierungsstrom) von vorwiegender Be-
deutung ist. Da die Beziehung zwischen auf-
gedrückter Spannung und Magnetisierungs-
strom nicht linear ist, so verändern sich Über-
setzungsfehler und Winkelfehler mit der Pri-
märstromstärke und dem sekundär ange-
schlossenen Wirk- und Blindwiderstand. Zeit-
lich sind bei guten Wandlern diese Fehler aber
außerordentlich konstant, solange das Eisen
der Wandler nicht remanent magnetisiert
wird. Durch eine remanente Magnetisierung
wird nämlich die Beziehung zwischen aufge-
drückter Spannung und Magnetisierungsstrom
eine andere. Eine solche remanente Maeneti-
sierung des Wandlers kann entstehen durch
Öffnen des Sekundärkreises während des Be-
durch einen heftigen Stromstoß oder
durch eine Gleichstromkomponente im Wech-
selstrom.
Die Tatsache des Einflusses einer rema-
nenten Magnetisierung auf die Wandlerfehler
ist bekannt, über seine Größenordnung herr-
schen jedoch vielfach noch unsichere Vor-
stellungen. Nach Agnew und Fitsch!) be-
tragen die durch remanenten „Magnetismus
hervorgerufenen Änderungen im Übersetzungs-
verhältnis bei der Nennstromstärke nur etwa
+ 0,1%, bei einem Zehntel derselben aber bis
+10% und die, Veränderung des Winkels bis
zu + 140. Ähnlich große Fehler glaubt
Wirz?) annehmen zu können.
Ferner ist bekannt, daß man den re-
manenten Magnetismus eines Stromwandlers
beseitigen kann, indem man ihn mit Wechsel-
strom bis zu dem Grade magnetisiert, bis zu
dem er beim Erhalten des remanenten Magne-
tismus magnetisiert war, und dann den Wech-
selstrom stetig bis auf O0 sinken läßt. Bei
Wandlern für große Stromstärken wird dabei
aber die Isolation der Sekundärwicklung ge-
fährdet.
Zweck der vorliegenden Arbeit ist darum:
l. Den Einfluß der Remanenz auf verschiedene
Wandlerformen zu untersuchen und
2. festzustellen, auf welche Weise man ver-
fahren muß, um einen magnetisch gewor-
. denen Wandler zu entmagnetisieren.
Es wurden ältere und neuere Wandler-
formen, solche mit Dynamoblech und solche
mit legiertem Blech, untersucht. Zahlentafel I
gibt eine Liste der benutzten Wandler.
Die Übersetzungs- und Winkelfehler der
Wandler wurden im Kompensationsapparat
nach Schering und Alberti®) untersucht,
und zwar im unmagnetischen Zustand und
2 „Bull. Bur. of Standards“, 1910, Nr. 130, 8.296.
2) „Archiv für Elektrotechnik“, 6, 1918, 8. 72.
®) Tätigkeitsbericht der Sr Techn. Reichsanstalt
1916, „Zschr. f Instrkde.*, 3%, 1917, 8.98
7 | 729 | 13,88 | 79,7 11089 | 84 | 587 | 722 | 1807 | 351
185285 | — | 185 [1041| — 185|62 — |
» Ergebnisse der Widerstandselemente.
‘8,1 | 100,6 | 3,32 | 37,8 | 60,3 | 13,02 5 | 820178 | 97 | a2 | ‚6 | 24,4 | 46,9
78,0 | 112,7 | 3,38 | 41,0 | 65,7 | 13,16 60,7 | 85,4 | 7,95 | 40,4 | 651 11,72 | 25,1 | 49,8
11,61 | 33,0 | 51,5 | 3,07 | 16,1 | 34,6 | 11,57 | 74,8 46,8 | 7,26 | 16,9 | 38,9 | 11,0 10,4 | 32,9
30,2 | 55,2 | 3,05 | 11,3 | 36,3 11,63 | 23,2 48,2 | 7,30 | 15,3 | 40,3 | 11,09 19,5 | 34,5
33,8 | 117,0 | 3,46 | 49,7
18,5 | 10,43
Zahlentafel ı,
= en TEA EEE
Ampere- ©, = os
in- BBE SE
r.| Am dungs- 85 ie Blech- Bemer-
pere | zahl bei Sea 22 sorte kungen
enn- =/8
strom 2
cm cm
ee en ee a FE
1| 10/51 450 18 | 35,5 [Dynamo | Mantel-
. | transfor-
mator
2| 250/5| 1200 53 | 18,9 e
3 | 500/5| 1500 54 20 Mi
43000/5| 3000 | 55 | 6,2 e Schienen-
wandler
5| 10/5) 600 37 9 | Legiert
6| 150/5| 1200 53 | 18,9 N
7 | 500/51 500 36 | 109 E Schienen-
wandler
8 |3000/5| 3000 68 | 27,5 ” Schienen-
wandler
nach Magnetisierung der Wandler mit 4A
Gleichstrom von der Sekundärseite aus. - Die
Ergebnisse zeigt Zahlentafel 2. In derselben
ist die sekundär angeschlossene Belastung der
Stromwandler, wie üblich ITMEAVEAN bezogen
auf die Nennstromstärke angegeben, d. h.
der sekundär angeschlossene Widerstand war
so gewählt, daß er bei 5A der unter VA an-
gebenen Belastung entsprach. Bei cos 9=0,5
war eine entsprechende Induktionsspule als
Belastung eingeschaltet.
Man sieht zunächst, was auch Agnew
und Fitsch!) fanden, daß sowohl der Über-
setzungs- als auch der Winkelfehler durch die
Remanenz im allgemeinen nach der positiven
Seite verschoben werden. Nur bei den
Schienenwandlern, die meist an sich schon
ee Winkelfehler haben, kommen aller-
ings sehr kleine, schon an den Grenzen der
Meßgenauigkeit liegende negative Verschie-
bungen des Winkelfehlers vor. Der Einfluß
der Remanenz ist um so größer, je kleiner die
Stromstärke im Verhältnis zur. Nennstrom-
stärke ist.
Zahlentafel 2a gibt die Ergebnisse der
Untersuchungen, die in der Physikalisch-
Technischen Reichsanstalt von den Herren
Schering und Reichardt für die Zähler-
kommission des Verbandes Deutscher Elek-
trotechniker über den Einfluß der Remanenz
auf die Angaben von Wandlern gemacht
worden sind. Die beiden Wandler waren voll-
kommen gleichartig gebaut und unterschieden
sich nur dadurch, daß der eine Wandler einen
Kern aus Dynamoblech, der andere einen
solchen aus legiertem Blech hatte. Man sieht
aus der Tabelle, daß bei Kernen aus legiertem
Blech die Remanenz unter sonst gleichen Be-
dingungen von geringerem Einfluß ist als bei
Kernen aus Dynamoblech.
Nach Zahlentafel 2 beträgt bei Nenn-
strom die Änderung des Übersetzungsver-
hältnisses durch die Remanenz bei den unter-
suchten Wandlern 0,0—0,2%2) und nur in
einem Falle 0,3%, die des Winkels höchstens
14, was in guter Übereinstimmung mit den
Ergebnissen von Agnew und Fitsch steht.
Bei !/ı des Nennstroms und starker sekun-
därer Belastung werden aber die von den ge-
nannten Verfassern angegebenen hohen Werte
bei keinem der untersuchten Wandler er-
reicht. Das Übersetzungsverhältnis wird um
0,1 bis 1,8% der Winkel um 0 bis 85‘ ge-
ändert. ,
Es wurde festgestellt, daß der Einfluß
starker Remanenz in gewisser Weise von der
Amperewindungszahl und vom magnetischen
Widerstand abhängt. Im folgenden ist das
Verhältnis von Eisenweg-l zum Eisenquer-
schnitt q bei einigen Wandlern berechnet, d.h.
eine Zahl, welche mit E> multipliziert den
magnetischen Widerstand ergibt. Außerdem
wurden die Amperewindungszahl sowie die
größten Anderungen im Übersetzungs- und
Winkelfehler in die Zahlentafel aufgenommen.
17 1.62 297,
2) Die beiden Schienenwandler dürften hiervon keine
Ausnahme machen, da sie schon bei Jn/2 keine größeren
Abweichnungen zeigen.
848
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Helt 33.
Zahlentafel 2. Fehler des Uebersetzungsverhältnisses a in Prozent und Winkelfehler d in
Minuten beim entmagnetisierten und magnetisierten Wandler.
Primäre Stromstärke bezogen auf den
Nennwert Sekundäre ennstrom JN
Nr ‚des Ueber- Belastung ur Ber Se Tee
en |. stand Inn Inn In. Jn
VA | eosp a f) a | h) ek a Ö
n 1 ohne Rem. alsal 92 1,3 von 722 — |-19 34
ne Ä init Rem: | 0,9 | +138&| = 1.00 7.112 1,6 48
B 0. R. —03 | +165.| —05 | +130 | — rot
, Bes“ 15 | 1 E | Iosl Hol oo) tie = | — 20140
8C
ee a a En a En 1er
” ım.R. +139|+427|+25|+&82| — BE ee)
E les 0.R +95 |+2aı | +24 |+16| — See
Ok) m.R. 128 +0|425 +235| — =, 494.4 12
ie 0. R. +2. | +2 | 4241436) — ers
2| Dynamo- | 15 | 1 mn. Kia Kata ana
blech
Ah EoR 0. R. 1938| -+ 80 +36 1427|. — ZB re7
x a m.R. 135/14+40|\+321+3| — 224 10
3 1 DER: a Bar etelo _ _ +18|+ 6
A m.R. +14 >27 |+18314.242|° 110
[9]
j e 0. R. +18) E81 +12] +21 |- — ll +10
3 Bert: 15°) 1 nR:litltal43is +21 = | = +44
ech ;
Il or Brekr: +18 5 |+1,5 | L2 | = el
2 m.R. 118.80) Lean — [+18] + :8
Se 0. R. 407|—-38|+02 5|—0,1 331, — —
bs m.R. +16 = 20)405|2.261. 00.22, =
d
IR = 0. R. 1081-3 |+03 | = 007 720 =,
4 we 15, 1 mr. \+26| 27 14061-381400, — 20 Be
blec
sang 0. R. +09 | — 30 | +03 51-0|-2| — =
; : m.R. +117\-38|)+405|1— 25 +00|—22| — =
er o. R. 10,3 71/+00 50 en ar),
8 m.R. 06 | +106 | +04 +80| — et
/d
De ODER. 1,0 | +154 0,7 ı14| — — [+03 + 50
5 N re ER 16 | 220 | +21 -+170 1.04 | + 6
lecl
: Fe o.R ap. Fr ep 2e 0 et
2 2% m. R 5,2 | +100 3,9 Ba _ 12|+3
BET o..R. 0,1 0,3 |+0| — 120312
150,5 = m. R 2.04 | -- 86 |-- 00. 2802|: _ 02) 40
{D}
: = A 0. R 0,1 43.102.) 2 30 0,8 20
6 | Legiertes | 15 | 1 m. +02)16|+02| © 034 97
Blech
Bros 0. 0,6 3|+02|+35| — SE
„2 m. R It 41 | +06 35 -0O1 +14
Ss 0. R. 0,2 29 0,2 21) — I OR
> mR 1202|7,.88| 082,405 | 02
[9] 9)
5 E BER. — 0,2 45 | — 0,2 35 02,218
7 | Legiertes | 15 | 1 nRslooro 0 ea
Blech
15 05 eo: BR. +0,5 29 10,4 fe 23 ! 0,0 10
7 = m.R. au, 40 |4+07|\+34| — N FOR 18
Eh; 0 Bea aeon 520,6. Ss] 08 io =
3000/5 _ m. R. 171014.1|7072 | -— 11 | +04 \— 14 | — _
ou [9] |
$ 72 % 0. R. 109)+ 4|+07)—- 2403| - 17 —
8 er 15 715) ern losae ee
ech
wo o. R. 0,8 51+0,6 1e085 le =
“ m.R. u) 7 0,8 | ea da — =
b *) Bei den Schienenwandlern
nicht ganz erreicht werden.
Wandler_Nr......-2 3,..4 De
l/g (= w>< magne-
tischer _Wider-
stand
Amperewindun-
gen/cm ei
Nennstrom . .22,7 27,8 54,4
Größte Änderung
des Überset-
zungsverhält -
nisses in I - .
Größte Änderung
des Winkelfeh-
lers 19’ 16’ 39’ 20° 20° 5
Die Wandler 4 und 5 mit besonders großem
magnetischen Widerstand zeigen einen be-
sonders starken Einfluß des remanenten Mag-
netismus auf den Übersetzungsfehler.
Weiterhin werden die Einflüsse der. Re-
manenz mit steigender Amperewindungszahl
kleiner. Nur der Wandler 4 macht hiervon
ı
4,1 28 03 A
16,2 22,6 13,9 44,2
07 08 09 1,7 05 05 02
or
a ee,
3600/5 A konnte die Nennstromstärke von 3000 A mit der vorhandenen Einriehtung
‘Angaben über die
eine Ausnahme, was auf den eben besprochenen
magnetischen Widerstand zurückzuführen ist.
Bei Wandlern mit großem magnetischen Wi-
derstand oder kleiner Amperewindungszahl
ist aber der Magnetisierungsstrom groß im
Verhältnis zum Primärstrom, und deswegen
ist auch der Einfluß der Remanenz auf, den
Übersetzungsfehler bedeutend. Das UÜber-
setzungsverhältnis wird bei induktiver sekun-
därer Belastung (cos $=0,5), der Winkel-
fehler bei induktionsloser Belastung am
stärksten geändert. „Es ist anzunehmen, daß
Veränderungen des Übersetzungsverhältnisses
um 10%, wie Agnew und Fitsch sie fanden,
nur bei ganz schlechten Wandlern mit wenig
Eisen und Kupfer vorkommen. Leider finden
sich bei den genannten Verfassern keine näheren
Wandler. Wandler mit
wenig Eisen und Kupfer werden als Meß-
geräte heutzutage wegen der auch ohne Re-
ne} sehr großen Fehler kaum noch ver-
wandt,
19. August 1920.
Der Einfluß remanenter Magnetisierung
ist also bei guten Wandlern klein, darf aber
bei sehr genauen Messungen immerhin nicht
vernachlässigt werden. Ein Wandler muß
daher, sobald er auf irgendeine Weise Te-
manente Magnetisierung _ bekommen hat,
erst entmagnetisiert werden. Zu dem Zweck
wurde bisher gefordert, in den Wandler pri-
mär oder sekundär bei offener Gegenseite
einen Weehselstrom von der Nennstromstärke
zu schicken und diesen bis auf 0 abnehmen
zu lassen. Bei Wandlern mit großem Über-
setzungsverhältnis müssen dabei aber, falls
man von der sekundären Seite entmagneti-
siert, sehr hohe Spannungen aufgedrückt
werden, oder diese gefährlichen Spannungen
werden der sekundären Wicklung induziert,
falls man von der Primärseite her entmagne-
tisiert. Diese Schwierigkeiten legten es nahe,
einmal die Bedingungen genau zu unter-
suchen, unter denen völlige Entmagnetisie-
rung eintritt.
Da die Remanenz einen ‚verhältnismäßig
geringen Einfluß auf das Übersetzungsver-
hältnis hat, ist es bequemer, dieRemanenz nicht
durch Messung des Übersetzungsverhältnisses
festzustellen, sondern durch die Messung des
Leerlaufstromes, der ja, bei gegebener Magne-
tisierungsspannung, in erster Linie durch
remanenten Magnetismus beeinflußt wird. Der
Leerlaufstrom wurde nach dem Brückenver-
fahren!) bestimmt. _ Die Sekundärwicklung
des Wandlers wurde, bei offener Primär-
wicklung, mit einem Selbstinduktionsnormal
verglichen und zur Abgleichung der Wider-
stände vor den -Wandler ein Meßwiderstand
geschaltet. Als Nullinstrument diente ein
elektromagnetisch abstimmbares Vibrations-
galvanometer?). Die an die Brücke angelegte
Wechselspannung wurde konstant gehalten
und betrug 2V bei 50 Per/s. Die Periodenzahl
wurde mit der Stimmgabel genau eingestellt?),
indem der durch die Sehwingungen einer
magnetischen Stimmgabel von 50 Per/s in
einer Spule hervorgerufene Strom dem Meß-
strom im Galvanometer überlagert und dann
die Maschine so eingestellt wurde, daß sich
sanz langsame Schwebungen ergaben. Es hat
für vorliegende Untersuchung keinen Zweck,
die Komponenten des Leerlaufstromes wirk-
lich auszureehnen, da bei einer gewissen, an
den Enden der Brücke eingestellten kon-
stanten Spannung jeder Magnetisierung eine
andere Magnetisierungsspannung entspricht-
Im folgenden ist darum nur eine Widerstands-
größe R,*) angegeben, welche direkt der Leer-
Taufinduktivität A proportional ist. Ein solches
willkürliches Maß genügt für den vorliegenden
Zweck vollkommen, weil es sich nur darum
handelt, festzustellen, wann die Remanenz be-
seitigt ist. =
Die remanente Magnetisierung wurde
durch Beschicken der sekundären Wieklung
mit Gleichstrom erzeugt. Um bei den folgen-
den Versuchen einerseits stets die obere
Grenze der Remanenz zu erreichen und an-
derseits nicht mit unnötig hohen Gleich-
stromstärken zu arbeiten, galt es zunächst.
festzustellen, bei welcher Gleichstromstärke
zum erstenmal die obere Grenze erreicht war.
Zu dem Zweck wurde das R, für den rema-
nenzfreien. Wandler bestimmt und dann diese
Messung wiederholt, nachdem der Wandler
mit immer stärker werdendem Gleichstrom
behandelt worden war. Selbstverständlich
wurde darauf ee daß der Gleichstrom
jedesmal im selben Sinne durch den Wandler
ving. Die bei der Messung an die Brücke ge-
legte Weehselspannung ‚betrug 2 V. Die Er-
gebnisse zeigt Zahlentafel 3.
Die erste Vertikalreihe zeigt die ange-
wandte Gleichstromstärke, während die Reihen
unter den einzelnen Wandlertypen links, die
dieser Stromstärke entsprechenden Ampere-
windungen pro cm Kraftlinienweg und rechts
die Widerstandgröße R, geben. Die Versuche
mit den höheren Stromstärken, welche eine,
wenn auch kurz dauernde, starke Überlastung
der Wieklung bedingen, wurden nicht bei
allen Wandlern durchgeführt, nachdem bei
den zuerst untersuchten Wandlern sich deut-
lich gezeigt hatte, daß eine weitere Steige-
rung des magnetisierenden Gleichstroms keine
Veränderungen mehr bedingt.
Die untenstehende kleine Zahlentafel 4
enthält die graphisch interpolierten Gleich-
stromstärken und Amperewindungszahlen,
welche nötig sind, um sich dem Endwert von
R, (bei 5 A) auf 5% anzunähern.
Diese Ergebnisse zeigen, daß, außer bei .
dem ganz alten Wandler Nr. 1 und dem
Wandler Nr. 7, mit einem großen Eisen-
1). Schering und Engelhardt, Tätigkeitsbericht der
phys. techn. Reichsanstalt. 1918, „Zschr. f. Instrkde.“ 39,
1919, 8.187. k :
2) Schering und Schmidt, „Zschr. £. Instrkd.“, 88
1918, 5
R Schering und Engelhardt, ebenda S. 189.
Schering und Engelhardt, ebenda 8. 137.
19. August 1920.
m genauen u nn
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920,
Heit 33.
649
Zahlentaf el 2a. Vergleich von Wandlern mit Dynamoblech und Wandlern mit legiertem Blech. | Wechselstrom zur sicheren Entmagnetisie-
rung mindestens geben muß. Der entmagneti-
sierende Wechselstrom wurde durch
i Primäre Stromstärke bezogen auf d Herab-
euer Sekundäre Maghe- nee ee setzen der Erregung und durch Vorschalten
es Ueber- | Belastung inaher G von Widerständen vor den Wandler bis zu
Arie > ed Jn/10 JIn/5 In Jn einem gewissen Wert geschwächt, dann abge-
tnisses art 5 5 i ze : schaltet und daraufhin das R,- gemessen.
= = & e h Stufenweise wurde die Te
3 immer geringer gewählt; schließlich wurde
- | 2565| ı u en En 7135 di % | ah: 61| +01| +41 | durch Auslaufenlassen der Maschine der Strom
5/5 mit Rem. 0 r 4411 4-09 | 1107 0,5 67 |+02| +4 | stetig bis auf den Wert 0 abgeschwächt. Die
Pe. E Ergebnisse zeigt Zahlentafel 5.
la| Dynamo- | ı5 1 0. R. 153 220| +1,9 158 | +1,00 | +94 | +05 | — 60 ; Kae {
m.R. 2,8 255 21 191 1.2 10; 06 0 Unter i stehen die Werte, bis zu denen der
blech N a ;5 Dal a alt En 27 Wechselstrom geschwächt wurde, die Spalte
15 03 OCR. 4541 +103) #38 | +61 | +21 | -- 31 | +12 | 18 AW/em gibt die zugehörige Amperewindungs-
2 m.R. | 7721 4192| +51\+15| +27 — #6) +15 | — % zahl pro cm Kraftlinienweg. Soviel lehrt die
Zahlentafel jedenfalls, daß es zur völligen Ent-
i | fernung des Magnetismus nötig ist, zu außer-
25 | ı 0 : a N le 32 | —05 +25 | ordentlich kleinen Stromstärken herunterzu-
5/5 m..N. 03) 758| -08|+51| -04|+0| —-04| + 3 gehen. Allerdings ist das unbequeme Aus-
ent i ; SR ER Bst 0275| 02 15 03 | + 40 | Jaufenlassen der Maschine nicht erforderlich,
egiertes 5 Res N u { ' | T = denn eine Schwächung auf 0,003 A genügt
Ra _— 89 | — 02 D N „Y ’
Blech ms R 1,0,9.17€102 DE 3:89 ), r 70 u 22 um den Endwert von R, zu erreichen. In den
15 05 DER: +53 )4+6| 101-2 49 06 | +38 | +08 | + 22 folgenden Versuchen wurde darum die
u „2 m.R. +15 2644| 121433 08 | + 38 05 1297 Schwächung des entmagnetisierenden Stromes
| | | : stets auf diese Weise vorgenommen.
Zahlentafel 3. Magnetisieren mit Gleichstrom.
Wandler 1 2 3 4 ) 6 7 8
Ampere | AW/cem R3 | AW/em Rz; |AW/em | Rz |AW/em | Rs, |AW/em | Rs AW/em R3 | AW/cm ; Rz AW/cm | R3
0,009 0,000 5,8 0,009 53,6 0,000 70,8 0,000 111,3 0,600 6,7 0,000 42,9 0,000 42,3 0,000 163
0,01 0,05 5,4 0,045 51,6 0,056 68,9 0,109 110,6 0,032 6,6 0,045 42,8 0,139 40,6 0,088 158
0,1 0,5 5,5 0,45 45,1 0,556 55,4 1,09 741 0,324 6,2 0,45 38,2 1,359 39,0 0,882 139
0,2 1,0 5,4 0,90 36,3 1,012 | 48,0 2,18 67,3 | 08648 | 5,8 0,90 33,3 2,78 32,8 1,764 | 128
0,5 2,5 4,3 2,25 32,4 2,78 43,3 5,45 65,4 | 1620 | 47 2,25 29,1 6,95 27,0 4,410 | 123
1,0 5,0 4,0 4,5 323,0 5,56 42,7 | 109 65,1 3.24 4,4 4,5 282 3,9 25,0 8,82 122
2,0 10,0 3,8 9,0 312 | 10,12 43,1 | 21,8 66,1 6,48 4,4 9,0 284 | 278 58.71 1764 122
50 = 3,7 225 31,7 | 27,8 43,1 | 545 67,4 | 16,20 4,4 2,5 28,6 | 69,5 233 | 44,10 | 122
30, ( 35 135 31,3 166,3 42,3 == = = = = Tome FH
50,0 — — _ _ _ — _ 162,0 4,4 == == — == = —
Dem nn U 0
Dynamoblech Legiertes Blech
Zahlentafel 4 Die zur Erreichung der
oberen Grenze der Remanenz erforderliche
Gleichstromstärke.
Wandler Ampere
1 1,5
Dynamo- 2 0,4
blech 3 0,3
4 0,1;
5 0,6
Legiertes 6 0,4
® Blech 7 e
8 O,1lg
querschnitt etwa 2 AW/em zur Erzielung
hoher Remanenz genügen.
SE der Wandler mit 4 A Gleichstrom, wie es
0
Bei einer Behand-
lern der Höchstwert der Remanenz sicher
erreicht.
Nun handelt es sich um die Frage, welche
Wechselstromstärken man zum FEntmagne-
tisieren anwenden muß, d. h. bei welcher
höchsten effektiven Stromstärke man be-
ginnen und bis zu welcher niedrigsten Strom-
4 stärke man heruntergehen muß.
Die letzte Frage wurde zuerst entschieden.
Zu diesem Zweck wurden die Wandler
mit 4A Gleichstrom magnetisiert und dann
auf der sekundären Seite mit Wechselstrom
beschickt, dessen Stärke bei den kleinen
Wandleın dem Nennstrom (5A) gleichkam
und bei den Schienenwandlern so gewählt
wurde (0,5 bis 1A), daß eine Spannung von
300 V an den Sekundärklemmen nicht über-
schritten wurde, jedenfalls lag die Stromstärke
stets weit über dem Wert, den man nach den
20 us
je
u
=“
Bu 1 a a u N}
DO SH I OL
Es galt nun, die praktisch am meisten
ins Gewicht; fallende Frage zu lösen: Bei
welchem Höchstwert des Entmagnetisierungs-
stromes muß man beginnen, damit man sicher
alle Remanenz beseitigt? Zur Lösung dieser
Aufgabe wurden die Wandler mit 4 A Gleich-
strom magnetisiert, dann sekundär mit einer
gewissen Wechselstromstärke beschickt und
diese allmählich zu dem vorhin festgelegten
Wert,von 0,003 A heruntergedrückt. Danach
wurde das AR, bestimmt. Die Ergebnisse
finden sich in Zahlentafel 6.
Links unter J stehen die Wechselstrom-
stärken, mit denen die Entmagnetisierung be-
gonnen wurde. Unter den einzelnen Wand-
lern sind links die Amperewindungen pro cm
Kraftlinienweg gegeben, welche dieser Strom-
stärke .J entsprechen und rechts die Wider-
standswerte R,... Vergleicht man die größte
Änderung des Übersetzungsverhältnisses (bei
"im folgenden geschah, ist also bei allen Wand- | weiter unten (S. 650) folgenden Versuchen dem | Jn.ıo) durch die Remanenz mit der ent-
Zahlentafel 5. Zum Entmagnetisieren nötige kleinste Stromstärke.
Tandler 1 2 3 4 5 6 AR 8
u ee [Aw ln] | AW | N | AW In,
cm em cm cm cm em cm cm
= | er
0,16 | 0,80 |53| 0,1 0,45 | 45,01ca0,06 | 0,336, 57,1| 9,1 1,09 | 68,8] 0,1 0,324 62] 0,1 0,45 |39,9| 0,1 11,89 3890| 0,1 | 0,88 [147
ca0,06 | 0,30 5,41620,01 | 0,0451 49,6[620,01 | 0,056] 66,2[ca0,01 | 0,109| 104,5|c20,01 | 0,0321 6,6ca0,01 | 0.045 42,11 0,05 [0,095 39,81ca0,01 | 0,083|160
ca002 | 0,10 |5,9|< 0,01 |< 0,045] 50,0|< 0,01 |< 0,0561 67,3|< 0.01 |< 0,109| 103,0|< 0,01 |< 0,032] 6,7< 0,01 |< 0,045 42,6| 0,01 10,139 | 41,6< 0.01 |< 0,088] 165
ca0,003| 0,015 | 5,9/ca 0,0031 0,013 53,8[ca0,0031 0,017] 71,564 0,003| 0,033! 111,6[e20,003| 0,010] 6,7\ca0.003| 0013| 43,8/ca 0,003] 0,042 1413 ca0,03 | 0,026|166
0,000| 0,000 |5,8| 0,000] 0,000) 53,7| 0,000| 0,0001 71,6| 0,000| 0,000) 111,5| 0,000] 0,000] 6,7| 0,000) 0,000, 43,4| 0,000| 0,000 |41,4| 0,000) 0,0001163
eg Te u EEEEEEESSEESEEEEEEEEEEEEEEEEEE EEE
Dynamoblech Legiertes Blech
A \
Zahlentafel 6. Entmagnetisierungsstromstärke.
EN.» |. 1 2 3 BER 5 6 7 k 8
| J AW/cm Rz AW/cm | R3 AW/cm | Rz AW/em R; AW/cm Rz AW/em| .Rz AW/cm | Ra AW/em | R3
= Rem*) 5, Rem 31,7 Rem 42,6 Rem 66,5 Rem 4,4 Rem 28,5 Rem 25,0 Rem | 12
ca 0,01 0,05 4,4 0,04 34,1 er en 0,11 | 101,8 0,08 4,4 0,04 34,0 0,139 26,1 0,09 121
ca 0,03 — —_ 0,14 46,9 0,17 61,5 0,33 | 105,5 = E= 0,14 38,7 0,417 27,4 0,27 151
0.1 0,5 5,6 = = 0,56 67,8 1,09 | 111,6 0,82 6,0 0,45 42,8 1,39 35,8 0,88 163
0,2 1,0 5,8 0,9 53,9 1,01 70,5 2,18 | 112,7 0,65 6,6 0,9 44,0 | 2,78 42,0 1,76 166
0,5 2,5 6.0 2.25 54,1 2,78 ı| 70,6 5,45 | 113,8 1,62 6,7 2,25 44,4 4,17 41,9 4.41 167
L 5 6,0 4,5 54,3 5,56 71,2 10,9 113,6 3,24 6,7 4,5 44,5 5,97*) | 42,5 En: —
2 10 6,0 9,0 54,5 10,1 71,) 21,8 113,0 6,48 6,7 9,0 44,2 _ = _ =
3 15 6,0 13,5 54,4 16,7 71,2 32,7 113,7 9,7 6,7 13,5 44,4 — _ li
4 20 5.9 18,0 55,0 22,2 zabı 43,6 113,4 12,9 6,7 18,0 44,4 — —_ a
5 25 5,9 22,5 54,3 27,8. 70,3 _ _ 16,2 6,7 22,5 44,1 = _ - _
| mn nie mern m sort nn
*) Bei voller Remanenz.
Dynamoblech
*) Bei 0,45 A,
| mes me nn an nn en
Legiertes Blech
650
sprechenden Änderung von R;, so erhält man
Zahlentafel 7.
Zahlentafel 7.
Größte Änderung Änderung von Rz
Wandler des ÜV durch rem. | durch rem. Magneti-
Nr Magnetisierung sierung !)
% %
1 + 1,8 — 36
2 \ —- 07 — 41
3 -- 0,3 239
4 220,9 —39
B) —- 1,7 — 34
6 0,5 33
7 30,8 — 45
8 —+:02 — 25
Eine Änderung von R, um 5% dürfte demnach
in allen Fällen nur einer sehr kleinen Anderung
des Übersetzungsverhältnisses entsprechen.
Man kann als Stromstärke, die zum Entmag-
netisieren mindestens notwendig ist, also die-
jenige nehmen, bei der sich der Widerstand R,.
is auf 5% von seinem Wert in remanenzfreiem
Zustand nähert. Man erhält dann durch
graphische Interpolation Zahlentafel 8:
Zahlentafel 8. Zum völligen Entmagneti-
sieren nötige Stromstärke und Spannung.
Wandler BaNDErE | Aw/em | Volt
etwa | 3
[ 1 0.152 0.42.0,75 10
Dynamo- )2 0,12 0,55 62
blech | 3 0,09 0,50 60
4 0,06 0,65 54
| 1) 0,17 0,55 11
Legiertes )6 0,09 0,4027
Blech | 7 0,12 1,67 48
8 0,05 0,44 72
Die letzte mit Volt überschriebene Spalte
gibt die der danebenstehenden Amperewin-
dungszahl entsprechende Spannung. Die Er-
gebnisse zeigen, daß die zur Entmagnetisie-
rung nötige Amperewindungszahl bei Dyna-
moblech im allgemeinen etwas größer ist als
bei legiertem Blech. (Der Wandler 7 mit
großem Eisenquerschnitt macht eine Aus-
nahme.) Sie hält sich aber bei allen Wandlern
in bescheidenen Grenzen, so daß mit Sicher-
heit aus der Zahlentafel hervorgeht:
Um eine . praktisch völlig ge-
. nügende Entmagnetisierung zu er-
halten, genügt es, bei allen unter-
suchten Wandlern mit einer Strom-
stärke von 0,2A und darunter auf der
sekundären Seite zu beginnen. Es ist
aber keinesfalls nötig, über 100 \V.
liegende Spannungen anzuwenden.
Selbst wenn man alle Wandler mit 0,2 A
behandelt, treten noch keine bedenklichen
Spannungen auf. Dabei ist es ganz gleich-
gültig, wie einige Probeversuche. zeigten, ob
vorher 4 A oder 50 A Gleichstrom durch den
Wandler gegangen waren.
Neuere Gesichtspunkte für den Bau von
Großkraftwerken?).
Von G. Klingenberg, Berlin.
(Schluß von 8. 633.)
Maßgebend für die Bestimmung der für
eine gegebene Betriebsspannung erforder-
lichen Isolatorengröße ist die UÜberschlags-
spannung unter Regen bezw. Nebel. Der
Sicherheitsgrad wird nicht für alle Betriebs-
spannungen gleich hoch gewählt; die Prüf-
spannung beträgt für 10000 V etwa das 5,3-
fache, für 15 000 V etwa das 4-fache, für
35000 V etwa das 2,8-fache der Betriebs-
spannung.
Der Sicherheitsgrad gegen Durchschlag,
also das Verhältnis zwischen Durchschlag
unter Öl zur Überschlagsspannung in Luft ist
etwa 1,6. Aus fabrikationstechnischen Gründen
werden die Kappenisolatoren nicht mit mehr
als etwa 25 mm Scherbenstärke ausgeführt
(bei größerer Scherbenstärke trocknen die
Isolatoren zu langsam, innere Spannungen
können leicht zu Rißbildungen führen); hier-
durch ist die Durchschlagsfestigkeit der Isola-
toren bestimmt, sie beträgt bei gutem Por-
zellan ca. 150 000 V. Wird nun ein Sicherheits-
grad gegen Durchschlag von 1,6 gewünscht,
so muß demnach der Isolator so gebaut sein,
daß er trocken in Luft bei 90 000 V über-
1) Mit 5 A Gleichstrom. }
2) A ee im Elektrotechnischen Verein
in Wien am 10.
Elektrotechnische Zeitschriit, 1920. Heft 33.
19. August 1920.
schlägt. Unter Regen wird der Isolator dann bei
etwa 45 bis 50 000 V überschlagen. Die Rück-
sicht auf diese niedere UÜberschlagsspannung
ist, wie vorerwähnt, bestimmend für die An-
zahl der Glieder in einer Kette.
Sorgt man durch geeignete Vorrich-
tung dafür, daß der betreffende Isolator
auch in trocknem Zustande bereits bei
50000 V, also bei der gleichen Span-
nung wie unter Regen, überschlägt, so
würde man sich mit gleichem Sicherheitsgrad
mit 80 000 V Durchschlagsspannung begnügen
können oder man könnte den Isolator so bauen,
daß die Überschlagsspannung unter Regen
90 000 V beträgt, und würde damit einen
wirtschaftlicheren Isolator erhalten. Der
Durchmesser eines solchen , Tellerisolators
müßte natürlich größer sein als der bisher
gebräuchliche (etwa 280 mm). Um die Über-
schlagsfestigkeit im trocknen Zustande und
unter Regen gleich zu halten, ist es notwendig,
die Flächen des Isolators, die unter Regen
naß werden, von vornherein metallisch zu
überbrücken. Dies kann durch einfache
Sehutzbügel, oder durch Metall-
Abb. 31,
Abb. 31. Hängekette mit Schutzbügel.
schirme
der
erreicht werden. Die Kapazität
Isolatoren wird offenbar durch die An-
bringung von Schutzbügeln oder Schirmen |
verändert; die diesbezüglichen Versuche sind
nicht abgeschlossen. Es ist aber anzunehmen,
daß man für 150 000 V auch mit 7 Hänge-
isolatoren großen Durchmessers und für 200 000
Volt mit 8 bis 9 auskommen kann.
Abspannisolatoren verhalten sich unter
Regen viel ungünstiger als Hängeisolatoren,
weil ein größerer Teil der wirksamen Isolier-
fläche naß wird. Es ist deshalb für diese
schwieriger, den verlangten Sicherheitsgrad
unter allen Verhältnissen zu erzielen. UÜber-
schläge, die infolge völligen Verschneiens auf-
treten können, sind kaum ganz zu vermeiden.
Die Abnahme in den Porzellanfabriken
erstreckte sich bisher auf Prüfung der Güte
des Materials und auf mechanische und elek-
trische Festigkeit. Die Bruchflächen der Scher-
ben müssen ein gleichmäßiges Gefüge zeigen;
es dürfen keine Luftblasen zu sehen sein, das
Material darf nicht porös sein, was durch Be-
tupfung mit einer leichtfließenden farbigen
Flüssigkeit festgestellt wird. Das Material
darf nicht spröde sein, der Isolator muß
Widerstandsfähigkeit gegen Schlag und Stoß
besitzen; Normen hierfür sind jedoch bisher
nicht festgelegt worden.
Es wird ferner gefordert, daß die Durch-
schlagsfestigkeit eines Isolators sich nicht
ändern darf, wenn der zu prüfende Isolator
24 Stunden im Wasser gelegen hat.
Alle Gliederisolatoren der Kappentypen
werden vor der elektrischen Prüfung mecha-
nisch bis etwa 2000 kg geprüft. Mit einigen
werden Zerreißversuche gemacht; in der Regel
sind 2500 kg Festigkeit für Hängeisolatoren
und 3500 bis 4000 kg für Abspannisolatoren
vorgeschrieben. Hewlett - Isolatoren werden
im allgemeinen nicht mechanisch geprüft, nur
mit einzelnen Stücken werden Stichproben
gemacht. Die elektrische Prüfung wird
in der Weise ausgeführt, daß die Isola-
"sunde Isolatoren beschädigt werden,
toren in größerer Anzahl, 50 bis 80 Stück,
gemeinsam einer 50-periodischen Wechselspan-
nung Y, Stunde lang ausgesetzt- werden. Die
Spannung wird so hoch gewählt, daß die
Isolatoren vereinzelt überschlagen. Man braucht
hierbei Rücksicht auf eine bestimmte Kurven-
form der Prüfmaschine nicht zu nehmen, was
erforderlich sein würde, wenn ‚eine feste
Prüfspannung unterhalb der Überschlags-
festigkeit der Isolatoren vorgeschrieben wäre.
Um die Durchschlagsfestigkeit der Isola-
toren nachzuprüfen, werden etwa %% der
trocken geprüften Isolatoren durchgeschlagen,
wobei die Spannung allmählich nach einer be-
stimmten Regel gesteigert wird, etwa alle
5 Sekunden um 10 000-V.
Bei der Prüfung der Isolatoren auf vor-
genannte Art zeigt sich nun, daß mit steigender
Dauer der Prüfungen noch weitere Isolatoren
durchschlagen werden, ohne daß Materialfehler
festzustellen sind. Demnach kann nicht be-
hauptet werden, daß diese Prüfungsart absolute
Gewähr für das Ausmerzen von Material-
fehlern bietet. Man hat deshalb verschiedene
andere Prüfungsmethoden versucht, besonders
in Amerika, wo Isolatorendefekte in noch
weit höherem Maße als bei uns vorgekommen
sind. Für die Prüfungen wurde z. B. hoch-
frequenter Wechselstrom verwendet, ferner
sind Stoßprüfungen mit hochfrequentem Wech-
selstrom ausgeführt worden, um eine weit
höhere Spannung als die normale kurzseitig
auf den Isolator zu werfen. Auch in Deutsch-
land sind ähnliche Versuche im Gange. Be-
sonders aussichtsvoll scheinen solche zu sein,
bei denen eine hohe Gleichspannung schlag-
artig auf den Isolator wirkt. Hierbei werden
die Isolatoren thermisch nicht beansprucht,
im Gegensatz zu Prüfungen mit Hochfrequenz,
bei der die Gefahr besteht, daß ge-
die Zeitdauer der Prüfung nicht genau
kontrolliert wird. Die jetzigen schwierigen
wirtschaftlichen Verhältnisse behindern leider
außerordentlich die Vornahme der notwendigen
Versuche zur Verbesserung der Prüfmethode
und zur Entwicklung guter Isolatorenkon-
struktionen. - £
An zusammengekitteten Stützisolatoren
wenn
traten in den letzten 4 bis 6 Jahren umfang-
reiche Störungen auf, die auf die vorerwähnten
Ursachen zurückzuführen sind. Neuerdings
sind zur Abstellung dieser Mängel Kehekror
tionen entworfen, bei denen die Armaturteile
ohne Kitt an den Isolatoren befestigt werden.
Abb. 32 bis 34 zeigen einige neuere Kon-
struktionen, die jedoch noch nicht eingebaut
werden konnten.
A
Abb. 32 bis 24. Tellerisolatoren mit mechanischer
Befestigung der Armaturen.
Spezialfabrik ein neuer Isolator eingeführt
worden, dessen Armatur mittels Blei im Isolator
befestigt ist (Abb. 35). Auch diese Isolatoren
sind. nicht lange genug im Betriebe, so daß
In Amerika ist von einer
dern
=, De
2
19. August 1920.
5
vorliegt. >
Bei einigen der in Abb. 33 u. 34 ange-
führten Konstruktionen wird das Porzellan auf
Zug beansprucht. Bisher hatte man sich immer
y BDoHt, Porzellan anders als nur auf Druck zu
beanspruchen. Vielleicht haben die Erfahrun-
gen, die in der drahtlosen Telegraphie mit
sogenannten Klöppelisolatoren gemacht worden
sind, dazu nen: daß man der Bean-
. spruchung des Porzellans auf Zug nicht mehr
so ablehnend wie früher gegenübersteht.
|
Abb. 35. Tellerisolatoren amerikanischer Ausführung.
Eine Konstruktion, bei der die auf Zug
beanspruchten Teile aus Hartpapier hergestellt
sind, ist in Abb. 36 dargestellt. Isolatoren ähn-
N
a 2:
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Er
Abb. 36. Gliederisolator mit Papierträger.
licher Konstruktion sind auch in Amerika ver-
wendet worden. In Deutschland sind auf einer
Strecke etwa hundert Versuchsisolatoren dieser
Konstruktion aufgehängt, die seit Jahren ohne
"Störung in Betrieb sind. Der Krieg hat
‚die weitere Entwicklung dieses Isolators ver-
hindert, weil die Beschaffung der Lacke für die
Herstellung der Rohre große Schwierigkeiten
verursachte.
n Für. Hewlett-Isolatoren liegen in euro-
päischen Anlagen gute Erfahrungen vor. Dieser
' Isolator ist elektrisch nieht so günstig wie die
' Kappenisolatoren; es treten bei höherer
"Spannung Glimmerscheinungen in den Ka-
nälen auf. Da die Isolatoren aber im nor-
malen Betriebe nicht so hoch beansprucht
"werden, so ist dieser-Mangel offenbar nicht
wesentlich. Nachteilig ist dagegen die größere
Länge der Ketten. Abb. 37 bis 40 zeigen
einige Mastbilder aus 100000 V-Anlagen.
Die Ausgestaltung der Leitungsnetze wird
vornehmlich durch das Bestreben beherrscht,
den Einflußkreis örtlicher Fehler zu ver-
‚kleinern. Sie werden demnach in der Regel
als Radialsystem derart ausgelegt, daß ein
‚Fehler in den at möglichst nur
‚diese, ein Fehler in den Zuleitungen schlimm-
stenfalls den dahinterliegenden Teil abschaltet,
so daß selbst ein in der Nähe des Kraftwerkes
liegender Fehler nur den von der zugehörigen
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920,
ein Urteil über die Bewährung noch nicht Speiseleitung versorgten Netzteil stromlos
macht. Durch Doppel- oder Reserveleitungen
sucht man obendrein die Wirkung eines der-
artigen Ereignisses möglichst zu mildern. Auch
Ringnetze werden in der Regel offen betrieben
und nur im Fehlerfalle derart geschlossen
Eee en
ss
IE REZE
Abb. 37. Spreekreuzung 100 000 V.
bzw. an anderen Stellen geöffnet, daß nur das
fehlerhafte Leitungsstück unversorgt bleibt.
Auf den großen Vorteil geschlossener Ring-
netze, nämlich den des besseren Spannungs- |
FT un —
Abb. 38. Elbkreuzung‘.100 000 V.
ausgleiches und der wirtschaftlicheren Anlage,
wird im Interesse größerer Betriebssicherheit
bewußterweise verzichtet, die Vermaschung
der Netze vermieden, wejl durch die Ver-
maschung jeder Schluß zu einem vielfachen
wird und zur Abschaltung; soleher Leitungs-
%
Heft 33
re 2 ten
SEN 3 EI ET RE |
851
strecken Anlaß gibt, die, an sich gesund, aber
durch den Verbrauch schon hochbelastet, jetzt
durch die zur Fehlerstelle fließenden Aus-
0m eine Überbelastung erfahren und
emgemäß unter Umständen früher abschalten
als die Fehlerstrecke.
Dieses nachteilige Verhal-
der Ringnetze läßt sich
teilweise beseitigen, wenn nach
je ” dem im „Bau großer Elek-
er trizitätswerke‘“, Bd. 2, $. 30 ge-
machten Vorschlage die Speise-
leitungen auf Querschnitt, die
Abzweigleitungen auf Höchst-
ströme und. die Verbindungs-
leitungen mit anderen Netz-
teilen (Ausgleichsleitungen) im
Schnittpunkt auf Ausgleichs-
strom gesichert werden. Im
Fehlerfalle werden sich dann
zunächst die nur schwach
gesicherten Ausgleichsleitun-
gen auftrennen, wodurch
der schadhafte Nezteilt in
ein Radialsystem verwandelt
wird.
Gelingt es, Schutzeinrich-
tungen einzubauen, die der-
art wirken, daß der gesunde
Netzteil in Betrieb bleibt und
nur die fehlerhafte Teilstrecke
abgeschaltet wird, so gelan-
gen die Ringnetze zu erneuter
Bedeutung und sind dann in
vielen Fällen den Radialnetzen
bei weitem überlegen. Es
tritt dann sogar die gegen-
teilige Wirkung ein.. Der Be-
trieb wird um so sicherer, je
weiter die Vermaschung ge-
trieben wird, weil alle an
Ringteile angeschlossenen Ver-
braucher durch örtliche Fehler
überhaupt nicht gestört wer-
den, sofern ihr Abzweig in das
Schutzsystem mit einbezogen
wird. Das dürfte aber bei’
allen wichtigeren und größeren
Verbrauchern der Fall sein.
Vorstehendem Zwecke die-
nen die sogenannten Selek-
tivschutzsysteme. Das einzige,
welches bisher eine gewisse Bedeutung erlangt
hat, ist das Differentialschutzsystem von Merz
und Price, das, in Deutschland durch den Ver-
fasser eingeführt, in den mitihm versehenen An-
lagen durchaus befriedigt hat. In dem größ-
ten deutschen mit diesem System ausgestat-
teten Leitungsnetz, dem Kabelnetz des EW.
Westfalen, ist das Schutzsystem noch mit
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SZ
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DEREN:
KAX.: A
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Abb. 39. Verdrillungsmast 100 000 V.
der automatischen Fehlermeldung von Koch
verbunden, die den Ort des Fehlers dem Kraft-
werk selbständig meldet. Sein größter Nach-
teil sind hohe Anlagekosten, die durch Ver-
wendung eines besonderen Hilfskabels eut-
stehen, das die an den beiden Enden der
652
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920.
Helt 33.
19. August 1920.
Teilstrecke differential geschalteten Strom-
wandler miteinander verbindet. Unangenehm
ist die Beseitigung des Einflusses des kapa-
zitiven Ladestromes, der das Gleichgewicht
stört; sie ist um so schwieriger, je länger
die Teilstreeken werden. Für Freileitungs-
A
A
Ansprechen eines Relais und mittelbar zur
Betätigung der Schaltapparate benutzt wird.
Die Änderung des Kabels ist, wie die
Zeichnungfeines Einfachkabels (Abb. 41) und
die Ansicht eines Drehstromkabels (Abb. 42)
zeigen, geringfügig und beeinflußt die Ab-
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A,
Abb.}40. Postkreuzung. 100 0002V.
Tr g
strecken ist, (außer in’den Anlagen ‚der Viktoria
Falls Power Co.in Südafrika,) das Differential-
schutzsystem meines Wissens bisher nicht
verwandt worden.
Die Nachteile des Differentialschutz-
systemes werden durch die kurz geschilderten
Selektivschutzsysteme von Pfannkuch und
Biermanns vermieden. Das erstere ist nur
für Kabelnetze bestimmt, das letztere soll vor-
zugsweise in Freileitungsnetzen Anwendung
finden.
Ausgehend von der Überlegung, daß der
durch einen mechanischen Defekt oder sonstige
Überanstrengungserscheinungen gleich welcher
Art veranlaßte elektrische Durchbruch der
Isolationsschicht von Kabeln seinen „Anfang
stets an der Stelle nimmt, wo die elektrische
Beanspruchung an sich am höchsten ist — das
ist an der Leiteroberfläche —, ist die Schaltung
so gewählt worden, daß die in unmittelbarer
Nachbarschaft des Leiters liegenden Isolations-
schiehten dauernd auf ihre Unveränderlichkeit
kontrolliert werden. Zu diesem Zwecke werden
die in der äußersten Lage liegenden Drähte
jedes Leiters durch Umspinnen mit Papier
gegeneinander und gegen den Kern des Leiters
schwach isoliert. Zwischen benachbarten
Drähten der Decklage wird dann betriebs-
mäßig eine Spannungsdifferenz unterhalten,
indem die Stromübertragung in ihnen unter
einer geringfügig veränderten Betriebsspan-
nung erfolgt. Die geradzahligen und ungerad-
zahligen isolierten Drähte werden am Kabel-
anfang und -ende zu Gruppen zusammenge-
faßt und die Betriebsspannung der einen
Gruppe gegenüber der Spannung des Kernes
‘ ein wenig erhöht, die der andern ein wenig er-
niedrigt. Die Spannungsänderung ist von der
Größenordnung 20 bis 50 V. Da das Isolier-
material beim Zerfall unter dem Einfluß elek-
trischer Uberanstrengung seine isolierenden
Eigenschaften verliert und leitend. wird, so
wird die Überbrückung zwischen benachbarten
Drähten in mehr oder minder kurzer Zeit
herbeigeführt. Die Spannungsdifferenz muß
deshalb an dieser Stelle verschwinden, sie
löst einen übergelagerten Strom aus, der zum
[
— Aerwieiter
m ger fir die Sicher heifssthellung
m normaler Pusführung.
geeigneten AusfüMr UN
Abb. 41. Einfachkabelschutz (System Pfannkuch).
messungen und Kosten nur in verschwinden-
dem Maße.@ Ein Gesamtbild der Sicherheits-
schaltung (Abb. 43) läßt die Aufteilung des
einzelnen Leiters in drei Teilquerschnitte —
in den Kern und die heiden isolierten Gruppen
der Decklage — erkennen und zeigt weiter
Abb. 42. Drehstromkabelschutz (System‘ Pfannkuch),
schematisch die Apparate, mit welchen die
Veränderung der Betriebsspannung in den iso-
lierten Gruppen herbeigeführt wird. Letztere
sind Serien-Transformatoren, welche durch den
Gesamtstrom erregt werden (Wicklung P) und
äußerlich die Gestalt von Stromwandlern
haben. Mittels der mit 8 bezeichneten beiden
gegenläufigen Sekundär-Wicklungen wird die
geschilderte Transformation der Betriebsspan-
nung bewirkt. Zur Beeinflußung der Relais
dienen besondere niedervoltseitig angeordnete
Aabel genen Leiterquerschnitte auch an
1... Aerteaegugnen der nutzbaren Stromübertragung
7727777 teilnehmen. a j
2. Die Schaltung .ist [unab-
hängig von der Richtung der Ener-
ae gieströmung und wird an sich
durch Uberstrom nicht beeinflußt.
son ger Belastung ,
WalrdngIgeSchatimg.
Abb. 43 'Schaltunzsschema,
Wicklungen, die verschiedene Ausführungen
erhalten können. In der rechts dargestellten
Abbildung ist das Relais bis zu einem gewissen
Grade abhängig von der Gesamtstromstärke
und wird deshalb sowohl durch übergelagerte
Ströme wie dureh übermäßiges Anwachsen | der Stations-Einrichtungen, Maschinen und
des Lagerstromes beeinflußt; es besitzt .des-
halb neben der Sicherheitswirkung noch Maxi-
malwirkung. Wird letztere nicht gewünscht,
so kommt die links dargestellte Schaltung in
Betracht, bei der Abhängigkeit vom Lade-
strom nicht mehr besteht. Man kann beide
Schaltungen vereinen, was unter, Umständen
Vorteile bietet. Um das Verständnis der Schal-
tung durch Bezugnahme auf die wirkliche Aus-
führung zu erleichtern, ist in Abb. 44 eine
Abb: 44. Schaltungsschema.
mehr bildmäßige Darstellung einer einseitigen
Stationsschaltung ausgeführt, an welcher die
äußere Form der Apparate, insbesondere des
Schutzwandlers und des. Trennschalters (Abb.
45), zu erkennen ist. Letzterer muß, wenn er
Abb. 45. Trennschalter.
wie in der Darstellung zwischen Stromwandler
und Kabel angeordnet wird, die gleiche Quer-
schnitts-Unterteilung aufweisen wie der Kabel-
leiter. Abb. 46 und 47 geben äußere Teil-
ansichten einer fertigen Isolation am Ende
eines geschützten Drehstromkabels und lassen
erkennen, daß sich dieselbe von der üblichen
nur in ganz geringfügiger Weise unterscheidet
Die Hauptvorzüge der Schaltung sind
folgende: — = a
1. Sie erfordert keinerlei Hilfsleitung, wie
z. B. das bekannte Differentialschutzsystem,
da alle in die Schaltung einbezo-
Sie kann also durch außerhalb des
Scehutzbereiches eintretende _Stö-
rungen nicht [zum ansprechen ge-
bracht werden und ist mithin ein-
wandfrei selektiv. a
3. Der Hauptvorzug der Schaltung
besteht darin, daß sie einen Fehler
schon während seines Entstehens wahrnimmt
und die Abschaltung des schadhaften Kabels so
früh zeitigbewirkt, daßein Kurz- oder Erdschluß
überhaupt nicht zustande kommt. Dadurch
werden die mechanischen Überanstrengungen
19. August 1920.
Transformatoren und des Kabels selbst durch
die dynamische Wirkung der Kurzschluß-
ströme vermieden und außerdem die Zerstö-
rung im Kabel auf ein so geringes Maß be-
schränkt, daß die Beurteilung der Fehlerstelle
erleichtert und der Reparaturaufwand erheb-
lieh verringert wird. Es braucht kaum erwähnt
zu werden, daß sich die Schaltung infolge
der Eigenart ihrer Anordnung selbsttätig auf
Betriebsbereitschaft kontrolliert und daß sie
von fremden Energiequellen unabhängig ist.
Von Bedeutung ist, daß die Unterteilung der
Leiter in drei Teilquerschnitte die Fehlerorts-
bestimmung außerordentlich erleichtert und
genauer macht, daß ferner infolge des guten
Kontaktes der unmittelbar nebeneinander
liegenden Drähte der isolierten Gruppen die
Voraussetzungen zur Fehlerbestimmung in
denkbar bester Weise gegeben sind und daß
die lästigen Maßnahmen des Ausbrennens
Een seht entwickelter Durchschlagsstellen fort-
fallen. ö
Abb. 46. Drehstromkabel (System Pfannkuch).
Abb. 47. Kabelverschluß.
Diesen Vorteilen steht allein der Nachteil
zegenüber, daß die Schaltung eine besondere
Konstruktion des Kabels voraussetzt und des-
halb in bestehenden Anlagen nicht anwendbar
ist. Für neue Anlagen spielt die Konstruk-
tionsänderung, wie schon erwähnt, keine er-
schwerende Rolle, da sie sich der üblichen
Fabrikation anpaßt und die Herstellung der
Garnituren, insbesondere der Lötstellen, ge-
löst ist. Die Sicherheitsschaltung ist geeignet,
die Betriebssicherheit von Kabelanlagen be-
trächtlich zu erhöhen, sie dürfte berufen sein,
bei der in nächster Zukunft bevorstehenden
Entwicklung von Kabeln höherer Betriebs-
spannung eine bedeutende Rolle zu spielen.
Der Biermannssche Selektivschutz eignet
sich, da er ebenfalls keine Hilfsleitungen be-
nötigt, in gleicher Weise für Freileitungen und
Kabel. Er stützt sich auf die Entwicklung
zweier neuer Überstromzeitrelais, deren eines
vom Strom und deren anderes von der Span-
nung abhängig ist. Ihre Arbeitseigenschaften
unterscheiden sich wesentlich von den bisher
bekannten Relaistypen.
Das vom Strom abhängige Relais besteht
aus einem Zweiphasen-Ferrarismotor, bei dem
die Sättigungsverhältnisse so gewählt sind,
daß der eine der beiden gegeneinander um 90°
verschobenen Kraftlinienflüsse einen bereits
beim normalen Betriebsstrom magnetisch stark,
der andere dagegen einen magnetisch schwach
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
gesättigten Weg vorfindet. Dadurch wird er-
reicht, daß das auf.den Rotor ausgeübte Dreh-
moment (das dem Produkt beider Kraft-
linienflüsse proportional ist) nur etwa linear
mit dem das Relais durchfließenden Strome
anwächst, weil nämlich der eine der beiden
Kraftlinienflüsse infolge des gesättigten Eisens
nicht mehr nennenswert anwachsen kann. Mit
zunehmendem Drehmoment wächst die Ge-
schwindigkeit der Relaisscheibe, so daß die
Auslösezeit des Relais umgekehrt proportional
mit der Stromstärke abnimmt. Dieser Ab-
hängigkeitscharakter wird, und das ist ein
wesentlicher Vorzug des Relais, infolge der
anderseits sehr geringen Sättigung des zweiten
magnetischen Weges, bis zu sehr hohen Strom-
stärken gewahrt. Abb. 48 zeigt eine Strom-
Zeitcharakteristik des Relais; in der Ab-
sek. Ssek-1
30 06
n
iS
O2
— Auslösezeit
&
EFEEEEEEFEER
o 2 8 &
— Auslösestrom
#00 Amp.
a
—
uslösestrom
Abb. 48.
bildung ist ferner die reziproke Auslösezeit
des Relais in Abhängigkeit von der Strom-
"stärke aufgetragen, da diese Darstellungsweise
besser den linearen Abhängiskeitscharakter
erkennen läßt. x
Das von der Spannung abhängige UÜber-
strom-Zeitrelais wurde aus einem unabhängigen
Überstrom-Zeitrelais entwickelt, indem der
Windflügel des Zeitelementes einfach durch
eine kleine Aluminiumscheibe ersetzt wurde,
die zwischen den Polen eines an der Netzspan-
nung liegenden Dämpfungsmagneten rotiert.
Um die Zeitcharakteristik des Relais zu ver-
bessern, wurde in Reihe mit der Spannungs-
wicklung ein Eisendrahtwiderstand geschaltet.
Abb. 49 zeigt die so erzielte Abhängigkeit der
Sek.
on 2 2» mm 0 90 mo 90 90 0%
der Betriebssponnung
Abb. 49,
Auslösezeit von der Spannung. Die Span-
nungs-Zeitcharakteristik hat eine sehr brauch-
bare Form, da gerade im Gebiete niedriger
Spannungen ein besonders steiler Verlauf der
Kurve erwünscht ist.
Außer auf den eben beschriebenen Relais
beruht der neue Selektivschutz auf einer
Schaltung, der die Erkenntnis einiger allge-
meiner Gesetze zugrunde liest. Treffen in
einem Knotenpunkte mehrere Leitungen zu-
sammen und tritt auf einer derselben ein
Fehler ein (Abb. 50a), so werden, wenn an
den gesunden Leitungen Stromerzeuger liegen,
beide auf die fehlerhafte Stelle arbeiten; in
der kranken Leitung fließt also ein stärkerer
Strom als in den beiden gesunden Leitungen.
Als Stromerzeuger in diesem Sinne gelten
aber auch Synehron- und Asynchronmotoren
da beide Maschinengattungen im Falle eines
Kurzschlusses die in ihnen aufgespeicherte
magnetische Energie verlieren und demzufolge
ihre Kurzschlußströme nach der Fehlerstelle
hin entsenden.
. Abb. 50b zeigt drei parallel geschaltete
Leitungen. Der angedeuteten Fehlerstelle
fließt nieht nur über die fehlerhafte Leitung
selbst der Strom zu, auch die gesunden Lei-
tungen beteiligen sich an der Stromlieferung
nach der Fehlerstelle hin. Aus der Abbildung
ist zu erkennen, daß in der fehlerhaften Lei-
tung ein stärkerer Strom fließt als in den
beiden gesunden Leitungen. Dasselbe ist
auch bei zwei parallelen Leitungen der Fall,
wenn, wie Abb. 50c andeutet, an beiden Enden
Stromerzeuger im weiteren Sinne des Wortes
angeschlossen sind oder wenn die beiden Lei-
tungen ein Teil eines Ringnetzes sind.
Es ist ein allgemein gültiges Gesetz, daß
die ee in der Nähe der Kurz-
schlußstelle am kleinsten ist und daß die
Spannung um so mehr zunimmt, je weiter
Heft 33. .
man sich von der Kurzschlußstelle in Richtung
der Stromerzeuger entfernt. Werden also die
Schalter in einem Netz durch spannungsab-
hängige Relais betätigt, so werden bei einem
Kurzschluß stets nur die der Kurzschlußstelle
benachbarten Schalter auslösen, vorausgesetzt
natürlich, daß die Zeitcharakteristik eine
zweckmäßige Form hat. Dies gilt indessen
nicht für die Schalter einer oder derselben
Station, denn innerhalb derselben ist der
Spannungsabfall zu gering, um eine Differen-
zierung der Auslösezeit herbeizuführen. Bei
Verwendung von spannungsabhängigen Relais
allein würden also stets auch die der Fehler-
stelle benachbarten Stationen mit abgeschaltet
werden (Abb. 50d).
Um hier Abhilfe zu schaffen, kann man
das vorhergehend abgeleitete Gesetz der
Stromverteilung bei Kurzschluß zu Hilfe
nehmen. Wie Abb. 50d erkennen läßt, fließt
im allgemeinen in der fehlerhaften Leitung ein
stärkerer Strom als in den ankommenden
Leitungen der benachbarten Stationen.
Schaltet man also in Reihe mit den spannungs-
abhängigen Relais noch stromabhängige Relais,
und zwar derart, daß das spannungsabhängige
Relais nach seinem Ansprechen erst das strom-
abhängige Ralais freigibt, dieses also erst
danach abzulaufen beginnt, so hat man damit
in vielen Fällen ein Mittel gewonnen, um im
Fehlerfalle den richtigen Schalter zum Aus-
lösen zu bringen.
Für parallele Leitungen trifft man zweck-
mäßig die Anordnung so, daß das spannungs-
abhängige Relais von der Differenz der in je
zwei Leitungen fließenden Ströme durch-
flossen wird. Solange die Leitungen gesund
sind, führen beide denselben Strom und die
Differenz beider ist auch bei außerhalb der-
selben auftretenden Kurzschlüssen Null. Erst
wenn innerhalb des geschützten Systems ein
Fehler auftritt, wird, wie die Abb. 50b u. 50e
erkennen ließen, die gleichmäßige Stromver-
teilung gestört, und das Relais wird zum An-
sprechen gebracht. Die Schutzanordnung
wirkt also differentialschutzartig.
Abb. 50e gibt nun eine schematische
Darstellung des neuen Selektivschutzes, sie
bezieht sich auf einen irgendwo ans einem Netz
Abb. 50a bis 50e.
Schaltschema des Schutzsystems Biermanns.
herausgenommenen, aus zwei parallelen Lei-
tungen bestehenden Leitungsabschnitt. In
Reihe mit den Sekundärwicklungen der Strom-
wandler St liegen zunächst die stromabhän-
gigen Relais A und die aus zwei gegeneinander
geschalteten Hälften bestehende Primärwick-
lung des Hilfstransformators HT. Seine Se-
kundärwicklung arbeitet auf das spannungs-
abhängige Differentialrelais DR, dessen Span-
nungswicklung über zwei parallel geschaltete,
von den beiden Ölschaltern Oe betätigte Ar-
beitskontakte an den Meßtransformator HT
angeschlossen ist. Solange beide Leitungen
in Betrieb, also beide Ölschalter eingeschaltet
sind, ist die Spannungswicklung abgeschaltet,
das Relais DR also sofort wirkend. Die An-
ordnung arbeitet nun folgendermaßen:
Bei einem Kurzschluß - außerhalb des
durch die Sammelschienen 85 eingegrenzten
Leitungsabschnittes spricht die Schutzanord-
nung überhaupt nicht an, da die Sekundär-
wicklung des Hilfstransformators keinen Strom
führt. Bei einem Kurzschluß innerhalb des
geschützten Leitungsbereiches spricht das
Relais DR sofort an und gibt nun die Relais A
frei; da die fehlerhafte Leitung den größten
Strom führt, spricht das zugehörige Relais
zuerst an und schaltet sie ab, während die ge-
sunde Leitung in Betrieb bleibt, da ihr Relais
noch nicht abgelaufen ist. Ist nur eine der
Leitungen in Betrieb, so spricht das Relais DR
bei jedem Kurzschluß an, sorgt aber dafür,
da seine Dämpfungswicklung eingeschaltet ist,
daß die Relais A der der Fehlerstelle benach-
barten Stationen zuerst freigegeben werden.
Deren Stromabhängigkeit bewirkt nun «die
654
richtige Auswahl unter den Schaltern ein und
derselben Station.
Das betrachtete Beispiel schließt somit
den Fall der Einfachleitung ein. Die Anord-
nung kann auch sinngemäß auf drei und mehr
arallele Leitungen übertragen werden, man
bt nur mittels eines Hilfstransformators die
Ströme je zweier Leitungen miteinander zu
vergleichen.
Der Biermannssche Selektivschutz arbeitet
in den meisten Fällen einwandfrei. Ein Ver-
: sagen kann in einigen wenigen Fällen nur in-
Sofern eintreten, als einmal eine Station fälsch-
licherweise mit abgeschaltet wird. Da in
diesem Falle die ankommenden gesunden Lei-
tungen aber unter Spannung bleiben und da-
mit sofort erkennbar sind, kann die Störung
auf sehr kurze Zeit beschränkt werden.
Schutz arbeitet um so sicherer, je mehr ver-
mascht ein Netz ist, weil in diesem Falle die
Wahrscheinlichkeit,. daß die fehlerhafte Lei-
tung den größten Strom führt, am größten ist.
Das Tarifwesen der Überlandzentralen.
Von Fr. Schmidt, Gröbers b. Halle a./S.
Die Rentabilität der UÜberlandzentralen
welche sich nicht erheblich auf industrielle Ab-
nehmer stützen konnten, war vor dem Kriege
in der Hauptsache deshalb eine schlechte, weil
die meisten dieser Unternehmungen noch gar
nicht lange bestanden und die Zahl der ÄAb-
nehmer und damit die Besserung der Rentabili-
tät noch von der Zukunft zu erwarten war. Die
Jahre seit 1914 haben nun für die Überland-
zentralen zwar eine sprunghafte und große Zu-
nahme der Anschlüsse und Anschlußwerte ge-
bracht, aber die erhoffte Besserung der Ren-
tabilität ist damit nicht eingetreten, weil die
Erweiterungen der Betriebseinrichtungen die
erheblichsten Geldmittel beanspruchten. Die
Überlandzentralen sahen sich daher genötigt,
nicht nur zur Deckung der gestiegenen Betriebs-
kosten, sondern außerdem mit Rücksicht auf
die sehr hohen Erweiterungskosten die Strom-
gelder erheblich zu erhöhen, ohne damit mehr
zu erreichen, als gerade das Leben zu fristen.
Lichtstrompreise von 3 M und Kraftstrom-
preise von 1,50 M für 1 kWh sind fast zur
Regel geworden. Damit ist man selbst bei der
heutigen Geldentwertung zu einer Preishöhe
gekommen, die den Verbrauch — und damit
wiederum die Rentabilität — auf das ungün-
stigste beeinflussen muß. Ganz schlimm sind
in dieser Beziehung die Überlandzentralen dar-
an, welche im Ausbau oder in der Entstehung
begriffen sind. Sg
Das Tarifgebaren der Überlandzentralen
muß daher zunächst von dem Gesichtspunkte
aus betrachtet werden, daß eine Einschränkung
des Verbrauchs verhindert wird. Weiter ist
dann darauf zu sehen, daß die Tarife und das
Bereehnungs- und Einziehungswesen so ein-
fach wie möglich gestaltet werden, um dadurch
an Verwaltungsaufwand zu sparen. Eine Ein-
schränkung des Verbrauchs läßt sich dadurch
verhindern, daß man für die Einheit des An-
schlußwertes jedes Abnehmers eine bestimmte
Mindestabnahme bezahlt verlangt. Das wird
sich aber in Zeiten, wo durch behördliche An-
ordnungen der Verbrauch einzuschränken ist,
schwer durchführen lassen. Die Forderung einer
bestimmten Mindestabnahme für das Kilowatt
des Anschlußwertes ist von dem Gesichtspunkte
aus durchaus gerechtfertigt, daß nach dem An-
schlußwerte die Betriebseinrichtungen des Un-
ternehmens geschaifen werden mußten und der
Abnehmer zunächst soviel an Gebühr zu zahlen
hat, daß damit der Kapitaldienst seines Anteiles
an den Betriebseinnahmen gedeckt werden
kann. Die Bezahlung einer bestimmten Mindest-
abnahme erreicht in gerechter Weise das Ziel
nur unvollkommen. Er erscheint daher richti-
ger, zunächst für jedes Kilowatt des Anschluß-
wertes eine Jahresgebühr zur Aufbringung des
Kapitaldienstes festzusetzen. Beispiel: Anlage-
kapital 20 Mill. M, Anschlußwert 10 000 kW,
Zinsen 5%, Abschreibungen 215%, zusammen '
7%% oder 1,5 Mill. M. Auf jedes Kilowatt ent-
fallen hiervon 150 M. Die Anschlußwerte für
Kraftanschlüsse lassen sich ohne Schwierig-
keiten genau ermitteln, a ist das für
Lichtanschlüsse nicht möglich, und es bestehen
hier in der Praxis die verschiedensten Gebräu-
che. Bei dem einzelnen Verbraucher schwankt
nicht nur die Zahl der Lampen der Beleuch-
tungskörper, sondern auch die Leuchtkraft der
benutzten Lampen. Es wäre wünschenswert,
wenn man allgemein nach festen Regeln den
Lichtanschlußwert ermittelte. Eserscheint mir
zweckmäßiger, den Anschlußwert nach den
Brennstellen zu ermitteln, u. zw. für jede
durch einen einfachen Schalter bediente Brenn-
stelle. Mehrfachsehalter zählen entsprechend
mehrfach, Wechselschalter aber einfach. Jede
Der
=
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heit 33.
Brennstelle wird beim einfachen oder Wechsel-
schalter zu 25 W gerechnet, bei Mehrfachschal-
tern entsprechend mehrfach. Jede feste Steck-
dose rechnet als eine Brennstelle.
mehreren Lampen, so ist die Bewertung mit zu-
sammen 25 W oder 50 W bei Doppelschaltung
zu niedrig. Es dient aber anderseits zum Aus-
gleich, daß die einfachen, meist nur mit Lam-
pen von 8 bis 10 W versehenen Brennstellen
in Fluren, Klosetts usw. mit 25 W bewertet
werden. Mit Rücksicht darauf, daß, auf das
Kilowatt des Anschlußwertes bezogen, die Vor-
teile undAnnehmlichkeiten eines Lichtanschlus-
ses größer sind als die eines Kraftanschlusses,
wird man den Einheitssatz des Anteiles an den
Kapitaldienstkosten der Lichtanschlüsse höher
bewerten als den der Kraftanschlüsse. In obigem
Beispiel sollen die 10 000 kW Anschlußwert mit
3000 kW auf Licht- und mit 7000 kW auf Kraft-
anschlüsse entfallen. Für jedes Kilowatt Licht-
anschlußwert ist das Doppelte von der Gebühr
des Kraftanschlusses zu zahlen, also rd 220 M
gegenüber 120 M für Kraft. Für die Brennstelle
von 25 W wären dann 5,50 M zu zahlen. Jeden-
falls ist nach den Verhältnissen jedes Werkes
die Gebühr so auf Licht und Kraft zu verteilen,
daß sie für den Anschlußwert der Motoren in
den richtigen Grenzen bleibt.
Mit einer solehen Gebühr wären die Un-
kosten des Unternehmens für den Kapitaldienst
Es sind nun aber weiter zu decken
die Kosten für Verwaltung, Unterhaltung und
Strom bezug. Die
Kosten für Verwaltung und für Unterhaltung
gedeckt.
Stromerzeugung bzw.
des Leitungsnetzes stehen ziemlich fest und wer-
den nur von der Höhe der Lohnsätze und Ma-
terialpreise beeinflußt. Die Kosten der Erzeu-
gung bzw. des Strombezuges sind dagegen ab-
hängig vom Verbrauch. Um eine feste Grund-
lage zur Deckung der Unterhaltungs- und Ver-
waltungskosten und der gleichbleibendenTrans-
formierungsverluste zu haben — Unkosten, die
durch den Verbrauch zu decken sind —, muß
man mit einem bestimmten Mindestverbrauch
rechnen und für jedes Kilowatt Anschlußwert
eine entsprechende Mindestabnahme an Be-
nutzungsstunden verlangen. Da die Kapital-
dienstkosten bereits durch die feste, vom Ver-
brauch unabhängige Gebühr gedeckt sind, kann
die Anzahl der Mindestbenutzungsstunden so
bemessen werden, daß sie von behördlichen
Einschränkungsvorschriften nicht berührt wird.
Der Preis für die Kilowattstunde des Mindest-
verbrauches wird in einer Höhe festgesetzt, daß
dadurch nach Möglichkeit die Verwaltungs- und
Unterhaltungskosten und ein anteiliger Betrag
der Stromerzeugungs- bzw. Einkaufskosten ge-
deckt werden. Der über den Mindestverbrauch
hinausgehende Verbrauch wird dann mit einem
erheblich niedrigeren Betrage bezahlt. Ein
Unterschied im Preise zwischen Licht- und
Kraftstrom findet nicht statt. Die günstigere
Behandlung des Kraftverbrauchs gegenüber
dem Lichtverbrauch drückt sich in de unter-
schiedliehen Bemessung der Leistungsgebühr
und der Benutzungsstunden aus. Im Falle des
obigen Beispiels beträgt der Verbrauch für
9000 kW mit 200 Benutzungs-
stunden Ar ESEMITER UN
1000 kW Großabnehmer mit
1500 Benutzungsstunden . 1,5 „ „
3,3 Mill. kWh
Leitungs- und Transformie-
rongsverlust Free 3710 nz
Einkauf . 4,3 Mill. kWh
Die Verwaltungs- und Unter-
haltungskosten betragen . 1,500 Mill. M
Stromeinkauf: 4,3 Mill. kWh
zur je=b0-.Rise 2,100
3,650 Mill. M
Die Großabnehmer zahlen
fürl1,5 Mill. kWh ers Pers 05
Bleiben für die übrigen Ab-
nehmerk nz 29ER
Mindestabnahme 200 Benu-
tzungsstunden für Licht- u.
150 für Kraftanschlüsse. Es
kommen dafür ein:
3000x 200=0,6 Mill. kWh
Liehtverbrauch
6000 x 150=0,9 Mill. kWh
Kraftverbrauch
zus.
1,5 Mill. EWh zu je
$ u .. 2,250 Mill. M
Der darüber hinausgehende Verbrauch mit
1,3—1,5 Mill. = 0,3 Mill. kWh hat zu decken
2,525 — 2,250 Mill. = 0,25 Mill. M. Dafür wird
der Preis auf 1 M für die Kilowattstunde fest-
gesetzt. Ein Gewerbetreibender, der 5 kW
Kraft angeschlossen hat und damit 2500 kWh
verbraucht, würde bezahlen: Zunächst die
Leistungsgebühr und dann für 5.150750 kWh
je 1,50 M und für 2500— 750—=1750 kWh je IM.
Wie man hieraus ersieht, ersetzt eine solche
Tarifgestaltung die meist groben und umständ-
Hängt in
einer Brennstelle ein Beleuchtungskörper mit
ar 9. August 1920.
lichen Benutzungsstunden-Rabatte in ein-
fachster Weise. Reine Lichtstromabnehmer
können Bügeleisen oder Kochtöpfe an die Licht-
leitung anschließen. Entweder verbrauchen sie.
für Licht die Mindestbenutzungsstunden nicht
oder der Heizstromverbrauch geht darüber hin-
aus. In beiden Fällen ist der Heizstrom billiger
als der Lichtstrom. Da eine Leistungsgebühr
für die Heizkörper nicht gezahlt wird, verbilligt
sich dadurch der Heizstrom weiter. Bügeleisen
und Kochtöpfe werden meist außerhalb der
Liehtspitzenbelastung benutzt; der Gebrauch
kann den Werken nur willkommen sein.
Das Berechnungs- und Einziehungswesen
läßt sich nunmehr sehr einfach gestalten. Nach
dem Anschlußwerte wird die Leistungsgebühr
festgesetzt und daneben nach Anschlußwert,
Benutzungsstunden und Einheitspreis die Zah-
lung für Mindestabnahme. Der sich hieraus er-
gebende Jahresbetrag ist in vier gleichen Teilen
am Beginn jedes Vierteljahres — also im voraus
— zu zahlen. Die Zähler werden nur einmal am
Jahresschluß abgelesen. Ist der Verbrauch
größer gewesen, dann erhält der Verbraucher
eine Nachrechnung über den Mehrverbraüch.
Eine Zählermiete ist in der Leistungsgebühr
mitberücksiehtigt. Welche Kosten durch den
Fortfall der monatlichen Zählerablesungen, der
Berechnung der Zahlung und Ausschreibung
der Rechnungen gespart werden, kann man sich _
leicht ausrechnen.
Dadurch, daß für Licht- und Kraftver-
brauch ein Preis besteht, spartein Verbraucher
von Licht und Kraft Installationskosten und
das Werk die Kosten für einen zweiten Zähler.
Ich möchte hierbei nochmals auf meine in der
„ETZ“ 1915, 8. 561, gegebene Anregung hin-
weisen, für kleinere Lichtabnehmer den Pau-
schaltarif einzuführen. Eine große Anzahl von
Elektrizitätswerken hat seither vom Pauschal-
tarif aus Mangel an Zählern Gebrauch gemacht
und ist damit meist zufrieden. Einer Strom-
verschwendung wird man jetzt durch den Hin-
weis der Verbraucher auf den Umstand begeg-
nen können, daß bei der Lebensdauer und dem
Preise der Metalldrahtlampen jede Stunde un-
nützes Brennen 2 Pf Lampenkosten verursacht.
Eine Reihe von Überlandzentralen hat für
landwirtschaftliche Abnehmer Mindestentnah-
men nach dem Umfange des bewirtschafteten
Landes festgesetzt. Wenn damit ebenfalls das
Ziel einer Rentabilität erreicht wird, so ist zu
beachten, daß es einer fortlaufenden Kontrolle
zur Ermittlung des Umfanges des bewirtschaf-
teten Landes bedarf.
Förderung der Windkraftausnutzung. —
Der Ausschuß für wirtschaftliche Fertigung
(AWF) hat sich infolge eines dem Verein
deutscher Ingenieure im vorigen Jahre zuge-
gangenen Antrags mit der Frage der Wind-
kraftausnutzung befaßt. Das Charakteristische
dieses Antrags war der Vorschlag, das durch
Windkraft‘ geförderte Wasser in hochliegenden
Teichen aufzuspeichern, um einmal das Wasser
direkt für bodenkulturliche Bewässerungs-
zwecke zur Verfügung zu haben und gleich-
zeitig das hochgeführte Wasser an Stelle des
elektrischen Akkumulators für Kraftzwecke
zu benutzen. Die entwickelten Gedanken-
gänge des AWF gipfeln hauptsächlich in den
Punkten:
1. Wie sind dieWindstärkenverhältnisse in den
einzelnen Gegenden zu den verschiedenen
Tages- und Jahreszeiten?
2. Feststellung der Mittel, um die Windkraft
in möglichst wirtschaftlicher Weise in die
gewollte mechanische Arbeit umzusetzen.
3. Nutzbarmachung der Resultate in erster
Linie für die Landwirtschaft, u._zw. be-
sonders dort, wo der Arm der Überland-
zentrale nicht hinreicht. Hierbei Wahl der
geeignetsten Aufstellungspunkte. In Nord-
deutschland sind die Windverhältnisse im
niit günstiger als in Süddeutsch-
and.
Für die Weiterarbeit wird dann ein um-
fassendes Programm in teehnisch-landwirt-
schaftlicher und wirtschaftlicher Beziehung
aufgestellt.
Diese Vorarbeiten hat der AWF dem
„Ausschuß für Technik und Landwirtschaft“
zur Verfügung gestellt. Die künftige Mitarbeit
will der AWF nur noch auf die Frage der
Typung und Normung der Windmaschinen
erstrecken. (,‚Mitteil. des Ausschusses für wirt-
schaftliche Fertigung‘ 1920, Heft 10/11).
Lbe.
Ben"
19. August 1820. Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 33.
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Erbauung eines staatlichen Hochspannungs-
netzes in Nord-Frankreich. — Die französische
Kammer hat im Oktober 1919 einen Gesetz-
entwurf angenommen, der den Staat ermäch-
RUNDSCHAU.
Um ähnliche Störungsfälle zu vermeiden,
empfiehlt Torchio Isoliermaterial von erwiese-
ner Verläßlichkeit, angemessene Unterteilung
des Kupfers, Versetzung der Leiter in den Wick.
lungen und reichliche Lüftung der ganzen Ma-
ER Kriegsbesch. Leitg. .
Rrehb. dtsch. Leit. Bei
schine. Die Betriebstemperatur des Kupfers
sollte auf 100° C oder we-
nig mehr beschränkt wer-
Kraftwerk. den. Ein zu großer Spiel-
—— Staatsnetz: 1290 kV. raum für die Betriebstempe-
45 u.65 kV. ratur führt zu Störungen.
Dynamos in Wasser-
Arlone 77 Vorh. 65 kV-Leitg. kraftwerken, die mit gleich-
Er Geplante Leitung. malbiger Pelastiing” Een
Sue ‚100 kV-Leitune. ten, hat Glimmer für hohe
=; H& } Temperaturen eine unbe-
ER F kann € grenzte Haltbarkeit, wäh-
BE Stan ; &% rend er unter ähnlichen Ver-
en Vouziers ” hältnissen bei Dampf-Tur-
BE bodynamos im aussetzen-
Erakege ER Pe. E den Betriebe versagt. Die
N
NAT Sachälerıs
j
9/ 3
Kehambley A Goudrefing
! | Prüfspannung für Wieklun-
gen sollte auf 3-mal die volle
LS Spannung plus 1000 V er-
Nancy te. 3 eSareme höht werden. Glimmer- und
: NL RRSGE Asbestisolation in Streifen-
et gccarat .- D 5
RER 5 form für die Magnetwick-
N Me ey > = lungen ist zuverlässiger als
! I \ Be BE ei r BEE =
Bub ER rlschiben former Ben, Er Ban; Isolation aus Faserstoffen.
; ; Bar Kemmer) an sColmar Massive Felder sind den ge-
in Nordfrankreich. Er Müner 1 s
: BEN Be blätterten oder selbst den
4 +
Slangres Lu 7 N Yarumpuse aus Platten aufgebauten Vor-
5 N zuziehen. Bei der Zufüh-
N rung von Kühlluft ist große
tigt, in dem gesamten ehemaligen Kampfgebiet Wicklung niederschlägt. (‚‚Journ. A. I. E. 102
Ww.
von der Schweizer Grenze bis nach Lille!) ein
Hochspannungsnetz zu erbauen und die Bedin-
gungen für den Betrieb dieses Netzes festzu-
setzen. Hierzu sollen unter staatlicher Beihilfe
zunächst die zerstörten Kraftwerke wieder auf-
gebaut bzw. die von den Deutschen für Kriegs-
zwecke eingerichteten Kraftwerke entsprechend
ausgestaltet werden. Von den Netzen sollen in
‚erster Linie erbaut oder wiederhergestellt wer-
den die 45 000-V-Leitungen, wie sie aus dem
beigefügten Plan ersichtlich sind, während die
übrigen Höchstspannungs-und Verbindungslei-
tungen später errichtet werden sollen. Die
Arbeiten sollen entweder vom Staate selbst
oder durch konzessionierte Unternehmer aus-
geführt werden. 135 Mill. Fr sind hierfür vor-
gesehen. Der Betrieb soll den zu einer Gesell-
schaft zusammengeschlossenen Unternehmern
übertragen werden, die entweder als Staats-
beauftragte oder als Konzessionäre auftreten.
Für die Benutzung des Netzes werden die nähe.
ren Bestimmungen und Preise in dem Beding-
nisheft festgelegt. Die Statuten der Betriebs-
gesellschaft müssen von der Regierung geneh-
migt werden. Auch muß der Staat in dem Ver-
waltungsrat vertreten sein. Sein Präsident
wird von dem Arbeitsminister ernannt. Sgl.
Elektromaschinenbau.
Übersicht über die Betriebsstörungen der
großen Turbodynamos. — An Hand von Be-
richten über 55 Betriebsschäden an Turbo-
dynamos, die in den Ver. Staaten im Betrieb
stehen und Leistungen von 5000 bis 30000 kW
haben, gibt Ph. Torchio eine nach Art der
Schäden geordnete Übersicht. Die kleineren
Maschinen sind 12 bis 16 Jahre alt, die größeren
haben neuzeitliche Bauart.
Die Störungen, von welchen mehrere an
demselben Maschinensatz vorkamen, sind fol-
gende:
l. Allgemeine Schäden:
Feuchtigkeit . . 3
Nicht feststellbar 3
6
2. Ankerstörungen:
Mechanische Beschädigung 3
Erwärmung der Wicklung _. 17
Erwärmung des Eisens . 2;
Gelockerte Lamellen ... . 1
Feuchtigkeit der Kühlluft 3
Bruch der Stirnschilde . Re
Erwärmung der Verbindungsstelle der
Wacker N 7
NIchtieststellbangeer no nero
sl
3. Feldstörungen: n
Lose Verbindungen car. 2... 2:23
Erdschlu "EB IE en
Erdschluß durch Sammelschienenkurz-
SahleB.- - er
Lockerung der Dämpferwicklung ... 2
16
1) Genie Civil Bd. 75, 1919, $. ag6,
Sorgfalt erforderlich, damit
sich keine Feuchtigkeit und
kein Kondensat auf der
Juni 1920, S. 548).
Verkehr und Transport.
Vergleich der verschiedenen Lokomotiv-
förderungen in Gruben. — Zur Erlangung von
Unterlagen über den Anteil der verschiedenen
‚Grubenlokomotivarten in der unterirdischen
Gesamtkoblenförderung des Ruhrbezirks im
Jahre 1919 hatte der Dampfkessel- Über-
wachungsverein der Zechen im Oberbergamts-
bezirk Dortmund an alle Zechen einen Frage-
bogen gesandt, aus dessen Beantwortung wir
die nachstehenden, sehr bemerkenswerten An-
gaben entnehmen:
655
Sich hier ein zweiter Lichtbogen bildet
(Abb. 2b), der aber infolge der Abkühlung
durch die -Rohrwand und seine eigne zu-
nehmende Länge bald abreißt (Abb. 2c). Nun
verdichtet sich der Wasserdampf wieder, und
die Flüssigkeit im Rohr kehrt allmählich
Abb. 2. Überspannungssch utzapparat.
auf die Höhe derjenigen außerhalb des
Rohres zurück, wobei die erwähnte kleine
Öffnung den Druckausgleich vermittelt. Bei
atmosphärischen Entladungen wird sich der
Vorgang insofern etwas anders abspielen, als
nach Ausgleich der schnell verlaufenden at-
mosphärischen Überspannung der durch sie
eingeleitete Kurzschluß die oben geschilderte
Kette von Geschehnissen hervorruft. (Genie
Civıls Bd 76, 1920,78. 536 nach Electrical
World v. 14. II. 1920). nl.
Werkstatt und Baustoffe.
Neuere Moll-Stumpfschweißmaschinen. —
Das Stumpfschweißen von Stäben, besonders
solcher von rundem Querschnitt, im Schmiede-
feuer erhitzt, erfordert eine große Geschick-
lichkeit. Die Festigkeit an der Schweißstelle
ist bei dieser Schweißung sehr verschieden.
Auch sind Fehlausführungen nicht selten, so
daß manche Schweißung mehrere Male ge-
macht werden muß. Für die Güte der Aus-
Bersrderd Leistung Mittlere Betriebs-
rder :
- k ive 7 n ER. einer kosten auf 1Nutz/t km
Art der Lokomotiven Zahl Kohle insgesamt Pelsmoliee 1919 1914
t Nutz/tkm | Nutz/tkm Pf | Pf
Elektrischer Fahrdralt . . . ... 881 26 748 979 77 386 717 | 87 840 45,2 10,40
Druckluft re 624 14 983 629 27 756 770 44 482 19,86 | 16,95
Benzol re 721 13 826 248 23 038 499 | 31 954 84,27 | 19,67
Akkumulatoren: 0. 0 00 55 1 326 006 3 743 053 | 68058 | 96,60 15,20
zusammen 2281 56 920 862 | 131 925 039 = =: =
Es geht daraus hervor, daß die elektrischen
Lokomotiven nicht nur an sich in der über-
wiegenden Mehrzahl sind, sondern daß eine
‚elektrische Lokomotive um 174 bzw. 100%
mehr als die Benzol- und Druckluftlokomotive
leistet und dabei nur 48 bzw. 45%, von deren
Betriebskosten erfordert. (Glückauf 10. VII.
1920, S. 551.) Z.
Apparatebau,
Neuer Überspannungsschutz. — CHE:
Bennet hat einen neuartigen billigen Über-
spannungsschutz entwickelt, der dem gleichen
\weck dient wie der seit Jahren bewährte
elektrolytische Blitzableiter. Er ist für alle
gebräuchlichen Spannungen bis 120 kV typen-
mäßig durchgebildet worden und besteht, wie
Abb. 2 zeigt, aus einem gut geerdeten, mit
einer geeigneten, schwach leitenden Flüssig-
keit gefüllten, zylindrischen Metallgefäß, in
welches ein nach oben bis auf eine ganz kleine
Öffnung abgeschlossenes, an einem Hoch-
spannungsisolator befestigtes Rohr aus Por-
zellan oder dgl. senkrecht eintaucht. Letzteres
enthält in seinem oberen Teil eine mit der
Hochspannungsleitung durch eine Hörner-
funkenstrecke in Verbindung stehende Kolben-
elektrode. Das Gefäß ist mit Flüssigkeit
so weit gefüllt, daß die Elektrode nur wenig
eintaucht. Sobald Überspannungen den an
den Hörnern eingestellten Wert überschreiten,
bildet sich an letzteren ein Liehtbogen sowie
an der Elektrode durch Stromwärme Wasser-
dampf. Dieser ‚treibt die Flüssigkeit durch
seinen Druck in der Röhre nach unten, so daß
führung kann keine Gewähr übernommen wer-
den. Dabei erfordert diese Arbeit viel Brenn-
stoff und einen hohen Kraftbedarf für das
Herdgebläse. Die Arbeiter haben bei dieser
Arbeit unter der Hitze, Rauch und Staub, be-
sonders im Sommer, sehr zu leiden. Verwickelte
Schmiedestücke werden lieber aus einem Stück
hergestellt, als daß einzelne Teile ausge-
schmiedet und diese dann zusammengeschweißt
werden. Alle diese Mängel vermeidet die Stumpf-
schweißmaschine. Das untersuchte Gerät be-
steht aus einem Wechselstromtransformator
von 75kVA. Es können 5 verschiedene Stufen
eingeschaltet werden, die ein Übersetzungs-
TER ane von 22,0 :3,6 oder 4,03 oder 4,4
oder 5,18 oder 5,8 V ergeben.
Die zu schweißenden Enden werden
zwischen Backen gepreßt, die gleichzeitig die
Klemmen der Sekundärspulen des Transfor-
mators sind. Damit die Backen nicht zu heiß
werden, werden sie durch Wasser gekühlt.
Der Wasserverbrauch war bei der Messung
etwa 861/h. Eine Klemmbacke kann gegen
die andere verschoben werden, damit die
Stoßstellen der beiden miteinander zu ver-
bindenden Schweißstücke recht fest zusammen-
gepreßt werden können. Dies ist sowohl beim
Beginn als auch während der erzeugten
Schweißhitze nötig. Durch einen Fußtritt
wird der Transformator auf der Primärseite
eingeschaltet. Ebenso erfolgt die Ausschal-
tung durch einen Fußtritt nach Fertigstellung
der Schweißung. Hierdurch entstehen keine
Leerlaufsverluste. In Zahlentafel I sind die Mes-
sungsergebnisse eingetragen undin Abb. 3 bild-
lich dargestellt. Der Strom wurde unter Zwi-
| schenschaltung eines Stromtransformators mit
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 33.
856
Zahlentafelı. Betriebsergebnisse von Stumpfs chweißmaschinen.
; q ; Schweißstücke
Nr Sek. | Amp. | Volt | kVA | kW | kWh | cos p En use 2
| | Stufe mm cm?
1 1,0 |240 |.024 | 0,155 0,647 | 1 Leerlauf En
2 10,7 |102 | 236 |24,05 119,5 | 0,057 0,799 N 195 2,84 | Schweißeisen
3 1,25| 240 | 0,30 | 0,188 0,627 2 Leerlauf i
4 | 25 lı54 [232,2 |35,8 |243 | 0,166| 0,6655) 2 | 2 4,91 | Flußeisen
5 | 582 158,8 | 229,9 |36,5_ 22,56 | 0,357 | 0,606) 2 150x<16| 8 ®
6 1,6 |240 | 0,384) 0,225 0,587) 3 Leerlauf
7 ! ss |206,7 | 227,4 |46,95 |27,80 | 0,259| 0,553) 83 [50x16| 8 B En
8 58 199,4 | 230,1 | 45,88 | 27,06 | 0,436 | 0,590 3 355 9,62 | Fluß- und Schweißeisen
9 2,18] 240 0,523] 0,275 0,526 4 Leerlauf }
10 |124,2 255,4 | 219 |55,93 28,692] 0,942 | 0,488 4 42 @ | 13,85. Flußeisen
11 2,95) 240 0,708) 0,363 0,514 5 Leerlauf
12 \1432 |324° | 216,9 |70,3 34116] 1,346 0485| 5 | 509 | 19,64 Er
einem Übersetzungsverhältnis von 400 :1 A
mit einem dazu geeichten Amperemeter ge-
messen.Die Leistung wurde unter Zwischen-
schaltung eines anderen Transformators (Über-
059 kW Wh Sek
08 KVA 160
07 70 1 1 74. 140
as
06 60 12 120
05 50 10 100
WA f
04 40 : . 08 80
30.— 06 60
20 E T 04 40
10 f N 02 20
D 2
N) IE: Ds ZU Dar
2 4 6 a | T214316
Abb. 3.
I8 20
setzung 600/5 A) mit einem Wattmeter für 5. A
und zur Kontrolle die Arbeit durch einen
Wechselstromzähler ermittelt. (Abb. 4). Um
auch Teilumdrehungen der Motorscheibe des
Zählers ermitteln zu können, wurde die Haube
Ausschalfer
zum Fußiritt
7 Schweißmaschine
Er Schweißstücke
Abb. 4.
des Zählers bei der Messung entfernt. Der
Kilowattstunden-Verbrauch ist bei gleichem
Stoff und gleichem Querschnitt abhängig von
dem Zustand der Stoßfläche und von dem
Druck der Stoßflächen gegeneinander. Auch
ist die Wahl der Stufe des Transformators
nieht ohne Einfluß auf den kWh-Verbrauch
(Siehe Zeilen 5 und 7 der Zahlentafel 1). Die
AR Werte sind Mittelwerte mehrerer
Schweißungen, die unter gleichen Verhältnissen
vorgenommen wurden. Der Stromverbrauch
ist äußerst gering, so daß bedeutende Er-
sparnisse an Zeit, Brennstoff, Kraft und Geld
gegenüber dem Schweißen im Schmiedefeuer
erzielt werden, wenn viele Schweißungen vor-
kommen, wie es z. B. in Ausbesserungs- und
Eisenbahnwerkstätten der Fall ist. Abb. 5
stellt die vordere Ansicht der beschriebenen
Maschine dar, welche von der Mollwerke
A. G., Chemnitz, herrührt. Die Firma fertigt
auch andere auf dem gleichen Prinzip be-
ruhende Maschinen an. Abb. 6 zeigt die An-
max Energieaufnahme 16 kVA.
max. Nietdurchmesser 20 mm.
Abb. & Moll-Nieterhitzmaschine Type N WM.
sicht einer Nietwärmemaschine. Es wird erst
der im Bilde links, dann der rechts gezeigte
Niet erhitzt. Arbeiten die Nieter schnell, so wird
die höchste Übersetzung, arbeiten sie lang-
samer, so wird eine der 4 niedrigeren Über-
max. Fnergieaufnahme 75 kVA.
max. Schweißquerschnitt 2300 mm?.
Abb. 5. Moll-Stumpfschweißmaschine Type St M
max. Energieaufnahme 10 kVA.
max. Gliedstärke 8 mm.
Abb. 7. Moll-Kettenschweißmaschine Type KM.
f
19. August 1920.
setzungen eingeschaltet. Die Niete erhitzen
sich auch, wenn sie in der Eile etwas schräg
gestellt werden.
Abb. 7 zeigt eine Kettenschweißmaschine,
Abb. 8 eine Blechschweißmaschine. Abb, 9
zeigt eine an 4 Stellen geschweißte. Brems-
Energieaufnahme 8 bis 50 kVA.
Abb. 8. Blechnahtschweißmaschine Type PMJL.
Abb. 9. Elektrisch geschweißte Brenisdreieckswelle
geschweißt auf Type St M 7.
dreieckswelle. Die Biegeprobe zeigt, daß die
Bruchstellen nicht an der Schweiß-, sondern
an anderen Stellen aufgetreten sind. Wie
viele Proben ergeben haben, wird durch die
Scehweißung im allgemeinen die Güte des Bau-
stoffes an der Schweißstelle verbessert.
Th. Vaillant.
Fernmeldetechnik.
Vollendung des Ostpreußenkabels. — Am
4. VII. 1920 ist in Königsberg durch einen Fest-
akt die neue Seekabelverbindung Leba-Ten-
kitten, das von Felten & Guilleaume herge-
stellte längste Fernsprechkabel der Welt,
dem Betrieb übergeben worden.
‚Jahresversammlungen, Kongresse,
‚Ausstellungen.
Deutsche Ostmesse Königsberg 1920. —
-Das Meßamt der Stadt Königsberg ist durch den
Transportarbeiterstreik veranlaßt worden, die |
für den 15. VIII 1920 angekündigte deutsche
Ostmesse nunmehr vom 26. IX. bis 1. X. 1920 -
abzuhalten.
Gewerblicher Rechtsschutz für die Frank
furter Herbstmesse. — Für die in Frankfurt a.M.
vom 3. bis 9. X. 1920 stattfindende internationale
Messe tritt wiederum der Schutz von Erfindun-
gen, Muster- und Warenzeichen in Kraft.
19. August 1820
Verschiedenes.
Die Reform der höheren Verwaltung. —
Ein von fünf großen Verbänden mit insge-
samt über 400 000 Mitgliedern beauftragten
Ausschuß hat „Richtlinien für Vorbildung und
Auswahl der Beamten für den höheren öffent-
lichen Dienst‘ ausgearbeitet, die allen den
Regierungsstellen und Parlamenten im Reich
und in den deutschen Ländern vorgelegt
worden ist. In diesen Richtlinien finden die
langjährigen ernsten Bestrebungen der Männer
zusammenfassender Verbände verschiedener
Geistesrichtung, Techniker, Aerzte, Richter,
Volkswirte u. a. eine gemeinsame Äußerung.
Der Reiehsbund Deutscher Technik
mit 75 Ortsgruppen und 210 angeschlossenen
Körperschaften, insgesamt 200 000 Mitgliedern,
der Deutsche Ärztevereins-Bund
mit 32 000 Mitgliedern
der Preußische Richterverein
mit 8000 Mitgliedern
der Reichsausschuß der akademischen Berufs-
stände
mit 135 angeschlossenen Körperschaften und
insgesamt 180 000 Mitgliedern
der Reichsverband der Deutschen Volkswirte
(Deutscher Volkswirtschaftlicher Verband)
mit 3000 Mitgliedern.
Wir bringen hier die Richtlinien zum Ab-
druck.
Richtlinien
für Vorbildung und Auswahl der Beamten für
den höheren öffentlichen Dienst.
1. Für den höheren öffentlichen Dienst des
Reiches, der Länder und der Selbstverwal-
tungskörper muß die gesamte geistige Kraft
des Volkes zusammengefaßt und nutzbar ge-
macht werden.
Das Reich und die Länder, sowie auch die
Selbstverwaltungskörper haben für ihren Dienst
den Anspruch auf die besten Kräfte aus allen
Kreisen des Volkes.
2. Der Beamte soll charakterfest und un-
bestechlich, berufs- und verantwortungsfreudig
sein und. nur das Wohl der Allgemeinheit im
Auge haben. Er soll für seinen Beruf auf die
vollkommenste Weise vor- und ausgebildet
werden.
Die Tüchtigkeit eines Beamten darf nur
beurteilt werden nach seinen geistigen Fähig-
keiten und Eigenschaften, seinen Kenntnissen
und Leistungen.
3. Die Vorbildung für den höheren Dienst
wird in der Regel durch ein abgeschlossenes
Hochschulstudium, verbunden mit praktischer
Tätigkeit, gewonnen.
Dabei sind zur Vorbildung für die all-
gemeine Verwaltung alle Studienfächer, deren
Gegenstand für die Verwaltung von Bedeutung
ist, mit gleichem Rechte zuzulassen. \
Für die Sonderzweige der Verwaltung ist
die durch die gegebenen Prüfungen des Sonder-
faches abgeschlossene Hochschulbildung Vor-
aussetzung.
4. Das Ziel der Vorbildung ist die Ent-
wicklung und Festigung des Verstandes, des
Charakters und Willens, des Urteils und freien
Blickes auf Grund eingehender Kenntnisse
und Fertigkeiten auf einem enger umgrenzten
Gebiet (Berufsstudium) und guten Überblicks
auf den Gebieten menschlichen Wissens und
Könnens, die für den höheren Dienst von be-
sonderer Wichtigkeit sind.
5. Die Zulassung zum Vorbereitungsdienst
der allgemeinen höheren Verwaltung, der der
Berufsausbildung des Beamten zu dienen hat,
ist an das Bestehen der ersten Verwaltungs-
prüfung geknüpft.
Die Abschlußprüfungen der Universitäten,
der Technischen Hochschulen, der Landwirt-
schaftlichen Hochschulen, der Handelshoch-
schulen und anderer für geeignet befundener
Hochschulen sind als Teile der ersten Verwal-
tungsprüfung anzuerkennen. Es sind Be-
stimmungen zu erlassen, in welchem Umfange
diese Prüfungen noch in der ersten Verwal-
tungsprüfung zu ergänzen sind; Verständnis
für das wirtschaftswissenschaftliche und das
rechtswissenschaftliche Gebiet ist von allen
Prüflingen zu verlangen.
Es werden auf breiter Grundlage Prü-
fungsbehörden eingesetzt, welche diese Be-
stimmungen ausführen, die Prüfungsräte bilden
und das ganze Prüfungswesen überwachen.
6. Der Vorbereitungsdienst in der höheren
allgemeinen Verwaltung dauert in der Regel
drei Jahre.
Es werden Bestimmungen über die Ge-
staltung des Vorbereitungsdienstes erlassen.
Die bei Selbstverwaltungskörpern und im freien
Erwerbsleben gebotenen Ausbildungsmöglich-
Elektrotechnische Zeitschriit. 1920, Heft 33.
keiten sind weitgehend zu berücksichtigen.
Die vor der ersten Verwaltungsprüfung der
Gewinnung von praktischen Lebenserfah-
rungen gewidmete Zeit kann auf den Vorbe-
reitungsdienst angerechnet werden.
Der Vorbereitungsdienst wird durch die
„zweite Verwaltungsprüfung‘ abgeschlossen.
7. In die höheren Stellen aller Verwal-
tungszweige des Reiches, der Länder und der
Selbstverwaltungskörper sind auch Personen
jeder Vorbildung, die durch Leistungen ihre
Eignung nachgewiesen haben, zu berufen.
Für die Berufung in die Sonderzweige der
Verwaltung ist fachliche Bewährung Voraus-
setzung.
Die berufenen Personen sollen ohne Rück-
sicht auf Dienstalter eine ihrer Tätigkeit ent-
‚sprechende Stellung erhalten.
8. Zu Referenten oder Mitgliedern einer
Behörde sollen nur vollkommen durchgebildete
und erfahrene Fachmänner ausgewählt werden.
Jedem ist die seiner Fachrichtung ent-
sprechende Tätigkeit zuzuteilen, die er selb-
ständig und verantwortlich ausübt. Die Refe-
renten oder Mitglieder der Behörde sind unter-
einander gleichberechtigt.
9. Zu leitenden Stellen oder zum Leiter
einer Behörde sind nur Persönlichkeiten zu
berufen, die die Befähigung zur Geschäfts-
leitung bewiesen haben. - Fach- und Berufs-
richtung geben hierbei nicht den Ausschlag.
Berlin, 1. Juli 1920.
Ausschuß für Verwaltungsreform.
Dr. Streeker, Ministerialrat im Reichspost-
ministerium, ordentl. Honorarprofessor an der
Techn. Hochschule, Vorsitzender.
Conradt, Regierungsbaumeister im Mini-
sterium der öffentlichen Arbeiten — Dr.
Daffis, Landgerichtsrat — Dahl, Zivilin-
dan, Sanitätstat — Dr.
bronner, Diplom-Kaufmann, Referent im
Reichswirtschaftsministerium — Dr. Paehler,
Senatspräsident im Reichsversicherungsamt —
Dr. Pinkerneil, Beratender Volkswirt —
Plehwe, Syndikuss — Dr.:Sng. Siedler,
Regierungsbaumeister a. D., Architekt B. D.
A. — de Thierry, Geheimer Baurat, ordentl.
Professor an der Techn. Hochschule — Dr.
Wohlmannstetter, Regierungsratim Reichs-
wirtschaftsministium — Wolff, Staatsan-
waltschaftsrat.
Änderung der Teuerungszuschläge auf die
Prüfungsgebühren der Elektrischen Prüf-
ämter. — Die gemäß Ziffer 12 der Ge-
bührenordnung für die Elektrischen Prüf-
ämter vom 12. XII. 1919 zu erhebenden
Teuerungszuschläge sind auf Grund des
$ 10 des Gesetzes, betr. die elektrischen Maß-
einheiten, vom 1: I. 1898 ab 1. VIII. 1920 wie
folgt neu festgesetzt worden:
Zu Ziffer 1 u. 2: Gebühren für Gleich-
strom- und Wechselstromzähler .
jedoch für Zähler unter 23kW. . 20
Zu Ziffer 3bis 5: Gebühren für Strom-
messer, Spannungsmesser, Lei-
stungsmesser ohne Meßwandler .
Zu Zifer 6:fGebühren für Leistungs-
messer in Verbindung mit Meß-
wandlern RE £ 30055,
Preisausschreiben der Adolf-Ernst-Stif-
tung. — Von der Adolf-Ernst-Stiftung an der
Technischen Hochschule Stuttgart ist auf
1. Juli 1920 folgendes Preisausschreiben er-
lassen worden: „Es soll durch eine kri-
tische Untersuchung dargelegt werden,
unter welchen Verhältnissen und in
welchem Umfange- Elektrohänge-
bahnen geeignet sind, den Transport
von Lasten wirtschaftlich - zu ge-
stalten. Dabei sollen die für die Konstruk-
tion, für die Ausführung und für den Betrieb
maßgebenden Gesichtspunkte sowie die bei
den heutigen Bauarten noch vorhandenen
Lücken deutlich hervortreten.““
Der Preis für die beste Lösung beträgt
105%
3000 M. Bezüglich der Bestimmungen gibt
die Adolf-Ernst-Stiftung der Techn. Hoch-
schule in Stuttgart Auskunft.
Energiewirtschaft.
Wahrung der Kohlenschätze in England. —
Zu dieser Frage hat Sir Dugald Clerk in
der Vereinigung der Zivilingenieure einen aus-
führlichen Vortrag gehalten (,‚Engineering‘‘ Bd.
109, 1920, S. 543, 591 ff.), der in mancher Hin-
sicht auch die Aufmerksamkeit unserer Leser
verdient. Die Kohlenvorräte Englands sind
‚Zahlentafel einen
657
— obwohl an Umfang gewaltig — nur für
kurze Zeit ausreichend; von der Förderung
1913 ausgehend und eine jährliche Zunahme
um 2% rechnend, würden sie in 250 Jahren
erschöpft sein. England steht hierin ungün-
stiger als die meisten anderen europäischen
Länder da. Von einer Förderung von 287,4
Mill. t im Jahre 1913 wurden ?/; im Inlande
verbraucht, u. zw. für:
Eisenbahnen... 2,0... STE MT t
üstenschiffahrt . ee
Kebrıkbetriebeß Er Fe Re,
Bergwerke) .n. nem 20:04:
Eisen- und Stahlindustrie 3 TEN
Metall- u. Mineralindustrie DD
Ziegeleien, Glas-, keramische und
chemische Industrie .. ... 575
Gasanataltenu re
Hiansbrand ar. vr cr se
Zusammen: 189 Mill. t
Der Verbrauch für Krafterzeugung beträgt
nach Bonerd40%. Ein Berichtdes Ausschusses
zur Wahrung der Kohlenschätze rechnet den
Verbrauch für Kraft einschließlich Eisen-
bahnen mit 80 Mill. t und kommt zu dem
Schluß, daß 55 Mill. t davon gespart werden
könnten, wenn die Einzelanlagen außer Be-
trieb kämen und der Staat die Verteilung von
16 Großkraftwerken aus vorsehen würde.
Clerk kritisiert diesen Bericht, welcher
sowohl hinsichtlich der für Krafterzeugung
verbrauchten Kohle als auch der daraus er.
zeugten Kraftmenge auf Schätzungen beruht
und daher den gegenwärtigen "Brennstoffver-
brauch ebenso wie die mögliche Ersparnis
falsch berechnet. Auf Grund eingehend wieder-
gegebener Berechnungen kommt Clerk für die
Krafterzeugung, einschließlich 12,5 Mill. t für
Bahnen, auf 48,7 Mill. t und nach der Statistik
auf einen Brennstoffverbrauch von 1,77 kg/PSh
im Mittel. Neuere ausführliche Berichte ver-
schiedener Fachvereine der Hauptindustrien
führen ihn zu einer ähnlichen Ziffer von 1,83 kg.
Auf Grund dieser rechnet Clerk eine mögliche
Ersparnis von 29,9 Mill. t jährlich auf die er-
wähnten 48,7 Mill t, wobei für die Großkraft-
werke ein Brennstoffverbrauch von 0,7 kg/PSh
angenommen ist. Unter Berücksichtigung der
Elektrisierung der Bahnen errechnet sich dann
bei günstigster Annahme — obwohl der Autor
diese Frage mit anderen .Elektroingenieuren
nicht so hoffnungsvoll beurteilt — ein jährlich
möglicher Gesamtgewinn von 37,5 Mill.t Kohle
gegenüber 55 Mill. t des Ausschußberichtes.
Besonders ausführlich beschäftigt sich der
Vortrag mit der Frage, ob der vom Ausschuß
vorgeschlagene Ersatz von Gas durch Elek-
trizität für Heiz- und Kochzwecke wirt-
schaftlich möglich sei, wenn elektrische Arbeit
billig zur Verfügung stünde. Clerk gibt zur
wärmetechnischen Beurteilung die in Zahlen-
tafel 1 genannten Werte, die sich auf eingehende
Untersuchungen im Jahre 1918 gründen. Der
Wirkungsgrad der Gaserzeugung beträgt da-
nach 46%, die Leitungsverluste sollen 5% sein.
Der Wirkungsgrad der Heizeinrichtungen ist
durchschnittlich 42%, derjenige der Gas-
kraftmaschinen 25%. Für die Erzeugung elek-
trischer Arbeit setzt er 8,5% Wirkungsgrad
.an, die Leitungsverluste auf kurzen Strecken
sind mit 10% gerechnet; der Wirkungsgrad
elektrischer Heiz-, Koch- und Schmelzeinrich-
tungen wird mit 59%, derjenige des elektro-
motorischen Antriebs mit 90% angegeben.
Alles andere geht aus der Zahlentafel hervor.
Selbst unter Zugrundelegung eines Brenn-
stoffverbrauchs von 0,7 kg/PSh in Zukunft
würde der Wirkungsgrad der Erzeugung nur
13%, daher der Gesamtwirkungsgrad zu
Heizzwecken 13. 0,9. 0,59 — 6,9 %, oder der
Brennstoffverbrauch 18,3 : 6,9 — 2,65-mal so
groß wie bei Gasheizung sein. Bei einem Ver-
brauch der Gaswerke von 18,8 Mill. t jährlich
würde die Umstellung auf elektrische Heizung
also einen Mehrverbrauch von 31 Mill. t mit
sich bringen, was den Gewinn der zentralen
Erzeugung von Kraft fast ganz aufzehren
müßte. Auch ein Ersatz der Hausbrandkohle
durch elektrische Arbeit würde gemäß der
Mehrverbrauch an Brenn-
stoff erfordern und sei daher unzweckmäßig.
Übergehend zu Vorschlägen, die zu so-
fortigen Brennstoffersparnissen führen
können, werden die neuen Bestrebungen der
Gasindustrie erwähnt, die dazu führen sollen,
anstatt 46% in Zukunft 75% vom Heizwert
der Kohle dem Verbraucher zuzuführen. Zu-
leich rechnet man damit, den Wirkungsgrad
der Heizeinrichtungen von 42 auf 55% zu
steigern. Betrachtet man dagegen den nie-
drigen Wirkungsgrad der direkten Feuerung
bei Kesseln, Warmwasserbereitungen, Koch-
herden und Stubenöfen mit 20% und den-
jenigen der offenen Feuer (Kamine) mit 8%,
so zeigt sich die Möglichkeit erheblicher Er-
sparnisse beim Übergang zur
Gasfeuerung.
Gegenüber einem mit 20% durchschnittlich
858
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Heft 33.
19. August 1920.
Zahlentafel 1. Wärmetechnischer Vergleich zwischen Gas und Elektrizität für
das Jahr 1918 nach Ulerk.
FREE EEE
Vergleichsbasis Gas Elektrizität Vergleichsziffer
|
Wärmeinhalt der aus 1 kg | Bei der Destillation | Bei der Krafterzeu-
Brennstoff erzeugten Mengen | werden gewonnen gung werden durch-
im Koks 40% \ schnittlich nutzbar
im Teer 6 „ gemacht vom Kohle-
im Gas 25 „ heizwert
71% >
Verlust bzw.
Aufwand 29%
daher Wirkungsgrad 5
ee =46% 8,5% a
Wärmeausnutzung beim | Leitungsverlust 5% Leitungsverlust 10 %
Heizen | Wirkungsgrad Jar ae NR UNgBETET DIR,
aher Gesamt- , daher Gesamt-
| wirkungsgrad , wirkungsgrad 18,3
46.0,95.0,42=18,3% 85:0,9.0599 =45% | ,, — rd. 4
Wärmeausnutzung bei Leitungsverlust 5% Leitungsverlust 10%
Kraftbetrieb ‚ Wirkungsgrad 25°, Wirkungsgrad 90 „
, daher u | er ea
ı wirkungsgra wirkungsgra 9
46..0,95.025=10,9% | 85.09.09 6,8% m 1,6
| )
l
Leuchtkraft ‚ IkgKohleentspricht 1kgKohleentspiicht 203 _ 0.84
203 Cph. | 241 Cph. Sa
Brennstoffverbrauch bei | 100 _ 9,977
gleicher Nutzleistung | 100 t | 265 t 265°
hoch angenommenen Wirkungsgrad. lassen sich
dann 75.0,55 = 41% erzielen, somit die Hälfte
der Hausbrandkoble, d.i. 17,5 Mill. t, ersparen.
Weiter würde eine eingehende UÜber-
wachung der Kesselanlagen für andere als
motorische Zwecke zusammen mit einer ent-
sprechenden Modernisierung mindestens eine
Ersparnis von 4,4 Mill. t jährlich bringen.
Des ferneren wird das Problem der Gas-
kraftmaschine angeschnitten; z. Zt. sollen
etwa 1 Mill. PS an solchen vorhanden sein.
Der Nutzeffekt dieser habe sich von 16% im
Jahre 1876 auf 30 bis 35% im Jahre 1920 er-
höht und sei bis auf 45% in naher Zukunft zu
steigern. Dagegen sei der Wirkungsgrad der
Dampfkraftmaschinen nur von 8% auf 20%
(bei den besten Maschinen und Vollast) ge-
bracht worden, und ein Wirkungsgrad von
28% (nach Parsons) könne nicht übertroffen
werden; auch größere Maschineneinheiten
führen hier nicht zur einer Verbesserung, wie
Zahlentafel 2 zeigt. Ein großer Vorteil der
Zahlentafel 2 Dampfverbrauch von
Turboaggregaten nach Clerk.
Dampf: 31,5 kg/cm?, 400°.
Vakuum: 737 mm bei 762 mm Barometer-
stand.
Kühlwasser: 15,59.
Stromart: Drehstrom, 50 Per, 11000 V.
Leistungsfaktor 0,9.
Dampfverbrauch
kW Type Umdr/min in kg/kWh
bei Vollast
10 000 Tandem 3 000 4,05
40 000 2 1500 3,90
50 000 ae 3,98
70 000 „ | „ 3,88
100 000 * E 3,82
Gaskraftmaschine liege darin, daß auch kleine
Einheiten (wie z. B. von 50 PS) einen gleich
hohen Wirkungsgrad hätten. Auf die Kom-
bination von Kraft- und Heizbetrieben über-
nn stellt Clerk fest, daß auch in diesem
all die Gaskraftmaschine überlegen sei, weil
die Ausnutzung der Auspuffgase den Wirkungs-
rad nicht beeinträchtige und so bei einer
bwärmeverwertung bis zu 60% des Kohle-
heizwertes nutzbar gemacht werden könnten.
Die hohen Wirkungsgrade an Dampfkraft-
maschinen würden nur bei weitestgehender
Kondensation erzielt, und in solchem Falle
muß man auf die Ausnutzung des Abdampfes
zu Heizzwecken verzichten. Wählt man
Maschinen ohne Kondensation mit rd 10%
Wirkungsgrad, so lassen sich aus dem Ab-
dampf mittels Heizvorgänge noch 35% ge-
winnen, insgesamt also 45%, gegenüber 19%
bei den besten Dampfturbinen. Eine Verbin-
dung der elektrischen Zentralen — welche
Licht und Kraft liefern — mit Niederdruck-
dampfheizwerken würde daher weit höhere
Ersparnisse liefern als der Plan der Großkraft-
werke, wobei man auch die Schwierigkeit der
Beschaffung von reinem Kondensationskühl-
wasser ausschalten könne.
Sodann greift Clerk noch einen vor
30 Jahren von Lord Kelvin gemachten V.or-
schlag auf, den umgekehrten Carnotschen
Kreisprozeß für Heizung zu benutzen. Wie
bekannt, ist der mögliche Wirkungsgrad dieses
Kreisprozesses durch die Temperaturen be-
stimmt, so daß derselbe bei kleinem Tempera-
turintervall sehr gering ist. Läßt man aber
eine solehe Maschine im umgekehrten Sinn
laufen, d. h. treibt man sie elektrisch oder
motorisch an, so würde mit einem theore-
tischen Wirkungsgrad von beipielsweise 800%
Luft von 36° zu Heizzwecken gewonnen werden
können. Selbst wenn man den tatsächlichen
Wirkungsgrad nur zu 400% annimmt, bliebe
genug Anreiz zur Betätigung auf diesem inter-
essanten Gebiet, das nur praktische, aber keine
theoretischen Schwierigkeiten biete.
Schließlich wird die Ausnutzung der
Wasserkräfte gestreift, die auf 1 Mill. PS ge-
schätzt wurden. Mit Rücksicht auf die Be-
lastungsschwankungen wären diese Wasser-
kräfte wohl imstande, 3 Mill. PS der Kraft-
werke zu ersetzen und so erhebliche Brenn-
stoffersparnisse einzubringen.
Clerk befürwortet die freizügige Ent-
wicklung und einen unbeeinflußten Wett-
bewerb zwischen Gas und Elektrizität und
lehnt jeden künstlichen Eingriff durch Regie-
rungsmaßnahmen ab. Die übertriebene Stan-
dardisierung sei typisch deutsch und. habe
dieses Land zum Ruin gebracht, als es dem
organisierten Individualismus des britischen
Reiches im Kampfe entgegentrat (!?).
Ohne auf die Ersparnisrechnungen Clerks
näher einzugehen, mögen dem Referenten
einige Hinweise erlaubt sein. Der Wirkungs-
grad, der Gasheizeinrichtungen schwankt nach
hiesigen Erfahrungen zwischen 30 und 60%;
die Annahme von 42% im Mittel erscheint
daher zutreffend. Zahlentafel 1 zeigt aber,
daß der Vorteil der Gasverwendung zur Kraft-
erzeugung bereits verschwindend klein, der der
Beleuchtung gar nicht mehr vorhanden, son-
dern ins Gegenteil verkehrt ist. Da die Be-
nutzung von Gas zu Leuchtzwecken auch
heute noch etwa 30% (in England wohl noch
mehr) ausmacht, stellt sich eine zusammen-
fassende Vergleichsreehnung anders. Eine
Erhöhung des Wirkungsgrades von 42 auf 55%
erscheint unwahrscheinlich, besonders im Zu-
sammenhang mit der weitgehenderen Aus-
nutzung der Brennstoffe. Denn die Ziffer von
75% sagt doch nichts anderes, als daß der
Koks in Wassergas übergeführt und ein Ge-
misch von Leuchtgas und Wassergas dem Ver-
braucher zugeführt werden soll.
kungsgrad einer solchen Doppelgasherstellung
ist etwa 70% im günstigsten Fall, davon gehen
8% für den gewonnenen Teerheizwert und
5% für Fernleitung ab. Dabei wird der Heiz- -
Der Wir--
wert des Gasgemisches höchstens 3000 WE
sein (gegenüber 5400 WE im bisherigen Leucht-
gas). enn man auch das Gas nach dem
Heizwert bezahlt, was in England, aber leider
noch nicht in Deutschland eingeführt ist, so
muß man ferner berücksichtigen, daß die Be-
nutzung des ärmeren Gases in vielen Anwen-
dungsfällen einen geringeren Nutzwirkungs-
grad mit sich bringen wird. Rechnet man nur
eine geringe Minderung auf 40%, so kann der
Verbraucher insgesamt 23% des Kohleheiz-
wertes auswerten. Das ist nur wenig mehr als
die 20%, welche für den Hausbrand ange-
nommen wurden. Wir wissen aber aus den
Veröffentlichungen de Grahls u. a., daß
wesentlich höhere Wirkungsgrade, bis zu 40%
und darüber, bei Zentralheizungen und Warm-
wasserbereitungen erzielt werden können. So
kommt man immer wieder zu dem treffend
geprägten Satz: „Koche mit Gas, heize mit
Koks, leuchte elektrisch.“ Hinsichtlich der
Krafterzeugung dürfte der elektrische An-
trieb wohl soviel Vorteile bieten, daß er nicht
nur wirtschaftlich, sondern auch brennstoff-
wirtschaftlich den Wettbewerb aufnehmen
kann, besonders wenn sich die Krafterzeu-
gung rechtzeitig die Vorteile zunutze macht,
die dieneue Entwicklung der Gaskraftmaschine
(Gasturbine) zu bieten verspricht.
Der Vortrag von Clerk, der in der Fach-
presse Englands vielfach Kritik gefunden hat,
ist zwei Monate später von der Institution
of Electrical Engineers zum Gegenstand
einer Aussprache gemacht worden!). In ihr
wiederholte Clerk den Teil seiner wärmetech-
nischen Berechnungen und betonte, daß er
beiden Energiearten gerecht zu werden wün-
sche. Er verkenne nicht die außerordent-
lichen Vorteile des elektrischen Antriebs, ver-
weise aber darauf, daß in England etwa
1 Mill. PS Gasmaschinen aufgestellt seien, und
daß die Gasmaschine besonders bei gleich-
mäßiger Vollast Vorteile habe. Er habe sich
gegen den Bericht des Ausschusses gewandt,
weil die als Ersparnis errechnete Summe
falsch sei; er wisse nicht, wie der Fehler zu- -
stande kam, aber augenscheinlich habe der
Ausschuß keine richtige Vorstellung von der
Wärmewirtschaft eines modernen Gaswerkes
gehabt. Die Gasindustrie, welche mit einem
Kapital von 200 Mill. £ arbeite, sei keine ab-
sterbende.
Wordingham führte aus, daß er sich
seit Jahren bemühe, die Rivalität zwischen
Gaswerken und .Elektrizitätswerken auszu-
gleichen, und daß diese seine Meinung nur
noch verstärkt worden sei. Die Tatsachen,
welche Clerk vorgebracht habe, müßten mit
wissenschaftlicher Gründlichkeit geprüft wer-
den. Seiner Meinung nach sei Elektrizität
keine Kraftquelle, sondern ein Trieb-
mittel, eingeschaltet zwischen Brennstoff
und dem Verbraucher. Als solches dürfe es
nichtnach dem Wirkungsgrad beurteilt werden,
sondern nach seiner Bequemlichkeit und Nütz-
lichkeit. Die Gasmaschinen könnten nicht so
ein- und ausgeschaltet werden wie ein Elek-
tromotor. Was nütze die Brennstoffersparnis
beim Gasmaschinenantrieb, wenn sie beim
Leerlauf wieder verloren gehe. Wenn er die
Richtigkeit der Zahlen Clerks voraussetze,
erscheine es ihm als der richtigste Weg, das
Gas in den Umsetzungsweg einzuschalten und
keine Kohle für die Erzeugung der elektrischen
Arbeit zu gebrauchen, sondern Gas.
Prof. Cobb wies darauf hin, daß die Ent-
wicklung der Gasindustrie durch gesetzliche
Vorschriften gehindert war; diese seien aber
geändert worden. Der Wirkungsgrad der Gas-
erzeugung sei gut, und die Leitungsverluste
wären gering. In volkswirtschaftlicher Hin-
sicht bringe daher das Gas Vorteile gegenüber
elektrischer Kraft, selbst wenn man die Vorzüge
letzterer für den Verbraucher berücksichtige.
Elektrizität sei im allgemeinen für
Heizzwecke falsch angewendet. Die
Brennstoffausnutzung der meisten modernen
Kraftwerke sei nicht zufriedenstellend, und es
wäre falsch, enorme Kapitalien für einheitliche
Großkraftwerke auszugeben, die die normale
Entwicklung hindern könnten. Niemand ver-
mag die Eatwieklane irgendeiner Industrie
vorauszusagen, deshalb müsse jeder die volle
Entwicklungsfreiheit gesichert werden.
Merz, Vizepräsident des Ausschusses zur
Wahrung der Kohlenschätze, bemerkte, daß
dieser in erster Linie die Krafterzeugung in
seinem Bericht berücksichtigt habe; lediglich
einige Hinweise auf Heizzwecke seien gegeben
worden. Er wies die Behauptung zurück, daß
die Errichtung von 16 Großkraftwerken emp-
fohlen worden sei; lediglich die Einteilung
des Landes in passende, zusammengeschlos-
sene Distrikte, Vereinheitlichung der Stromart
u. ä. sei befürwortet worden; die Distrikte
ı) Vgl. „Electrical Review“ Bd. 87, 1920, S. 26.
19. August 1920.
sollten nicht jeweils von einem Kraftwerk aus
versorgt werden, was sich allein wegen der
Leitungsverluste verbiete. Wirkungsgrade
von 17 bis 18% seien in dem Bericht zugrunde
gelegt; solche werden schon jetzt von vielen
‘ Werken erreicht, u. zw. bei minderer Brenn-
‚stoffgüte. Merz stimmte Wordingham bei,
daß nicht die Brennstoffrage allein Berück-
siehtigung finden dürfe. Es handle sich vor-
züglich um die beste Ausnutzung der Arbeit.
Da die Kraftkosten in der Industrie nur 5
bis 10% der Gestehungskosten ausmachten,
sei es wichtig, Kraft bezw. Triebmittel in
einer handlichen Form zur Verfügung zu
stellen. Letzten Endes erhebe sich die Frage:
Ist es besser, Löhne bei der Gewin-
nung der Brennstoffe zu sparen oder
Arbeitslöhne bei der industriellen Ar-
beit im allgemeinen? Es sei unmöglich
gewesen, Vorschläge zur Ersparnis von Brenn-
stoffen zu machen, wenn dabei die Kraft in
einer nicht erwünschten Form zur Verfügung
stehe. Die Gasmaschinen erfordern geschulte
Bedienung. Ein Wirkungsgrad von 20 bis 25%,
kann nur unter günstigen Verhältnissen er-
reicht werden. Elektrizität werde mehr und
“ mehr ein Mittel zur Verteilung der Energie;
aber für deren Herstellung verspreche das Gas
Vorteile, wenn solche auch bisher nur in
wenigen Fällen erreicht worden wären. Beide
Industrien würden sich zusammen entwickeln,
um an Löhnen und beschwerlicher Arbeit zu
sparen.
Highfield wiederholte, daß weder die
Wärmeausnutzung allein noch die Kosten
ausschlaggebend für die Entwicklung gewesen
seien. Bei normalen Marktpreisen und 100%
Wirkungsgrad könne man mit einem Aufwand
von 1 d mit Elektrizität etwa 1,1 kg, mit Gas
5,7kg, mit Kohle aber 27 bis 30 kg Wasser ver-
dampfen. Jede Energieform habe ihr beson-
deres Anwendungsgebiet. Das Haupthindernis
für die Entwicklung der Gasindustrie sei darin
zu suchen, daß man keine Maschineneinheiten
von über 2000 bis 3000 PS bauen könne.
Sparks wiesnach, daß in dem Bericht des
Ausschusses tatsächlich Fehler enthalten seien,
aber auch die Ausführungen Clerks enthielten
falsche Berechnungen und Schlüsse. So sei die
Vergleichszahl bei Krafterzeugung nach Clerks
eigenen Unterlagen richtig 13,6:12,8 (?), also
nur 7% zugunsten des Gases, was unbedeutend
sei. Für Beleuchtung sei die Vergleichszahl
richtig 1:2,15, also wesentlich zum Vorteil der
Elektrizität. Im übrigen wären die Elektrizi-
tätswerke froh, wenn ihnen die Gasmaschinen
zu einer Verminderung ihrer Wärmeverluste
verhelfen würden. Patchell polemisierte
gegen Clerk mit seinem sog. Angriff auf die
Gasindustrie und bemängelte an seinen Ziffern,
daß für den Vergleich richtiger ein Wirkungs-
grad von 18 oder 18,5 für die Erzeugung elek-
trischer Arbeit anstatt 8,5% (vgl. Zahlen-
tafel 1) eingeführt werden müsse. Crompton
sprach über die Wirkungsgrade von Gas und
Elektrizität bei Heizvorgängen und kam zu
dem Schluß, daß bei örtlichen Erhitzungs-
zwecken Elektrizität im Vorteil sei. Außer-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit
33.
859
dem beklagte er die Verschwendung von Gas
durch die Hausangestellten und verwies auf
neuere Gasheizapparate.
In einem kurzen Schlußwort verteidigte
Clerk seine Stellungnahme gegen den Bericht,
der verschiedentlich den Ersatz: von Gas
durch Elektrizität anregee Er will noch
schriftlich auf die Kritik im einzelnen zurück-
kommen. Tr. °
Industrie und Handel.
Arbeitsweise und Wirkung der Außen-
handelsstelle der Elektrotechnik und der Außen-
handelskontrolle. — Um durch eine allge-
meine Aussprache aller daran beteiligten
Kreise eine Aufklärung über die Arbeitsweise
und Wirkung der Außenhandelsstellen und
Außenhandelskontrolle herbeizuführen, hat die
Außenhandelsstelle der Elektrotech-
nik am 4.VIII. eine Sitzung abgehalten, zu der
Handelskammern, die in Frage kommenden
Behörden, die Vertreter der Händler- und
Exporteur-Organisationen und eine Reihe von
Firmen aufgefordert waren, die, sei es als
Händler, sei es als Fabrikanten, ein besonderes
Interesse an. der gemeinsamen und verständ-
nisvollen Regelung der Ausfuhrfragen und
Ausfuhrpreise haben. Der Leiter der Außen-
handelsstelle, Oberingenieur Brandt, gab einen
kurzen Überblick über die Entstehung, Zu-
sammensetzung, bisherige Arbeitsweise und
Wirkung der Außenhandelsstelle. Ober-
ster Grundsatz sei gewesen, sich den verän-
derten Verhältnissen möglichst schnell anzu-
passen und auf eine Vereinfachung des Ge-
schäftsganges stets bedacht zu sein. Die
beantragte Herabsetzung der sozialen Ab-
gabe sei durch die Sonderkommission des
Reichswirtschaftsrates für eine Reihe elektro-
technischer Erzeugnisse bewilligt worden (vgl.
S. 664). Für eine von verschiedenen Seiten
angeregte völlige Aufhebung der Außen-
handelskontrolle sei die Zeit nach Ansicht
des wirtschaftspolitischen Ausschusses des
Reichswirtschaftsrates noch nicht gekommen,
da eine Stetigkeit in unserer Wirtschaft noch
nicht eingetreten sei (s. unten).
Die Vertreter der Produzenten betonten,
daß der Vorstand des Zentralverbandes der
deutschen elektrotechnischen Industrie kürz-
lich erneut beschlossen habe, die Außenhandels-
stelle in ihrer jetzigen Form auf jeden Fall
beizubehalten. Bestimmend sei für ihn der
Gedanke gewesen, daß durch einen kommenden
Abbau der Preise die Spanne zwischen Inland-
und Auslandpreis nicht wieder die Ursache
eines deutschen Ausverkaufs und eines Dum-
ping werden dürfe. Der Vertreter des Zen-
tralverbandes des deutschen Großhandels er-
klärte sich im Prinzip mit der Handhabung der
Außenhandelskontrolle in der bisherigen Weise
einverstanden.- Er wies ganz besonders darauf
hin, daß Vereinfachung des Geschäftsganges
und weiterer Abbau der zeitraubenden Einzel-
Durehführungsbestimmungen dauernd ange-
strebt werden müsse. Von der Arbeitnehmer-
seite trat man für die Aufrechterhaltung der
Außenhandelskontrolle voll ein. Ihre Auf-
hebung würde Rohstoff- und Halbzeugin-
dustrie zur Forderung gleicher Maßnahmen
veranlassen müssen. Somit würde die für
unsere Fertigindustrie lebenswichtige Über-
wachung der Preise und Mengen der
auszuführenden Rohstoffe und Halbzeuge
wegfallen. Es würde der Zustand eintreten,
daß das Ausland unsere Rohstoffwaren z. T.
billiger kaufen könne als das Inland. In die
Kette des Produktionsprozesses dieser Fertig-
waren würde von vornherein ein Glied einge-
schaltet, das uns bei denjenigen Waren, bei
"welchen Rohstoffe den Hauptanteil bilden,
konkurrenzunfähig auf dem Weltmarkt macht.
Bei den heutigen labilen Verhältnissen sei eine
planmäßige Wirtschaft notwendig, um der-
artige Schädigungen für unsere Industrie zu
unterbinden.
Zum Schluß erwähnte Herr Brandt noch,
daß die Außenhandelsstelle jetzt einen Aus-
landsnachrichtendienst einrichte, der mit
Unterstützung von Produzenten und vor allem
auch Exporteuren den interessierten Kreisen
die Möglichkeit geben solle, sich dauernd über
die Lage und Veränderungen auf den einzelnen
Auslandsmärkten unterriehten zu können.
Um die Grundlage für eine Reform der
Außenhandelskontrolle zu schaffen, hat
sich der wirtschaftspolitische Ausschuß des
vorläufigen Reichswirtschaftsrats kürzlich nach
Mitteilungen seines Vorsitzenden!) auf eine
Anzahl Richtlinien geeinigt. Nach diesen
ist eine planmäßige Außenhandelskontrolle für
die meisten Warengruppen bis auf weiteres
nicht zu entbehren, geboten erscheint aber, die
Prüfungsstellen enger in die fachlichen Außen-
handelsstellen einzugliedern. Besonderes Ge-
wichtist hinsichtlich der Einfuhr zum Schutze
der heimischen Arbeitsmöglichkeit vorläufig
auf Fernhaltung ausländischer, durch nach
Beschaffenheit und Preis gleichwertige deutsche
Erzeugnisse ersetzbarer Fertigwaren zu legen.
Bezüglich der Ausfuhr soll geprüft werden,
für welche Waren oder Warengruppen zeit-
weilig tatsächliche Ausfuhrfreiheit hergestellt,
die vorgängige Preisprüfüng bei entsprechende
Sicherheit bietenden Versendern durch eine
nachträgliche ersetzt und von dem Erfordernis
der Lieferwerksbescheinigung abgesehen wer-
denkann. Die Ausfuhrim Konsignationsverkehr
ist grundsätzlich zugelassen und tunlichst zu
erleichtern. Bei der Ausfuhrkontrolle soll
dahin gewirkt werden, daß die Ausfuhrpreise
nicht in erheblicherem Maße und für längere
Dauer unter den Inlandpreisen bleiben.
Schließlich verlangt der Ausschuß, daß für
die Beurteilung von Ausfuhrgeschäften, soweit
es sich um Preis und Lieferungsbedingungen
handelt, grundsätzlich der Zeitpunkt des Ge-
schäftsabschlusses, nicht der des Ausfuhran-
trages oder der Bewilligung maßgebend sei, und
daß die Vertragstreue im Außenhandelsverkehr
gewahrt bleibe.
1) Vgl. „Deutsche Industrie“ v. 7. VIII. 1920.
Öl (1 u ze Se sl a
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftsstelle: Berlin W.57, Potsdamer Str. 68.
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9820 u. 9306.
Auszug aus der Tagesordnung für die XXVI.
Jahresversammlung in Hannover vom 23. bis
"27. September 1920.)
Donnerstag, den 23. September.
81, Uhr: Vorstandssitzung, Altes Rathaus.
2 Uhr: Ausschußsitzung, ,, +
8% Uhr: Begrüßungsabend, ‚, R
Freitag, den 24. September:
9 Uhr: Erste Verbandsversammlung,
Altes Rathaus: Aussprache über Vor-
trag des Herrn Minist.-Dir. Dr. Sym-
her „Flußwasserkräfte und
lektrizitätsversorgung‘“, Ge-
schäftliches.
2 Uhr: Besichtigung industrieller An-
ee
7% Uhr: Besuch der Schauburg.
Sonnabend, den 25. September:
9 Uhr: Zweite Verbandsversammlung,
Altes Rathaus: Geschäftliches, Vor-
träge der Herren Schrottke und Trö-
ger über ‚Schutzeinrichtungen und
Betriebvon Großkraftübertragungen“.
21, Uhr: Dritte Verbandsversammlung,
Altes Rathaus: Berichte des Herrn Dr.-
t) Die ausführliche Tagesordnung ist abgedruckt
„ETZ* 1920, Heft 30, 8. 59. ’
VEREINSNACHRICHTEN.
Sng. GrafArcoüber „Die drahtlose
Nachrichtenübermittelung für
Überlandwerke‘ und des Herrn
G. Grabe über „Die Entwicke-
lungsmöglichkeiten der Selbst-
anschluß-Fernsprechämter.“
Vorträge des Herrn Prof. Dr. K. W.
Wagner über: ‚Das -Mehrfachfern-
sprechen und -telegraphieren auf Lei-
tungen mit Hochfrequenz‘“ und des
Herrn Reg.-Baumeister a. D. Bartel
über ‚Torfkraftwerke‘“.
7 Uhr: Zwanglose Zusammenkunft in
der Stadthallen-Restauration.
Sonntag, den 26. September:
9 Uhr: Versammlung aller an der
„Elektrischen Woche‘ beteiligten
Vereine und Verbände in der Stadt-
halle.
Ansprachen, Vortrag des General-
sekretärss Dr. G. Dettmar über:
„Die Prüfstelle des VDE‘,
„Streifzüge im Film durch das
Arbeitsgebiet des Elektrotech-
nikers‘, erläutert durch Direktor P.
Schuster.
Anschließend hieran Filmvorführung:
„Beschäftigung Kriegsblinder
in der Industrie“ durch Herrn
Direktor Perls von den Siemens-
Schuckertwerken.
2%, Uhr: Kaffeezusammenkunft im Tier-
garten. '
6 Uhr: Orgelkonzert im Kuppelsaale
der Stadthalle.
Montag, den 27. September:
81, Uhr: Fahrt nach Minden zur Be-
sichtigung des Weserabstieges.
Baldige Anmeldung ist dringend
erwünscht insbesondere mit Rück-
sicht auf die Beschaffungvon Zimmern.
Betrifft: Aussprache über die Vorträge und Be-
richte auf der Jahresversammlung in Hannover.
Mitgliedern, die sich an der Aussprache
über nachstehend aufgeführte Vorträge und
Berichte gegebenenfalls beteiligen wollen, wer-
den auf Wunsch Fahnenabzüge derselben kurz
vor der Jahresversammlung zugesandt. In
Frage kommen hierfür die Vorträge der Herren
Schrottke und Tröger über „Schutzein-
riehtungen und Betrieb von Groß-
kraftübertragungen‘, des Herrn Prof. Dr.
K. W. Wagner über „Das Mehrfach-
Fernsprechen und -Telegraphieren auf
Leitungen mit Hochfrequenz‘“ und des Herrn
Regierungs-Baumeister Bartel über „Torf-
kraftwerke‘ sowie die Berichte des Herrn
Dr.-Sng. Graf Arco über „Die drahtlose
Nacntiohsenübernfstaluen für Über-
landwerke‘ und des Herrn G. Grabe über
„Die Entwiekelungsmöglichkeiten der
Selbstanschluß-Fernsprechämter“. _
Es wird gebeten, der Geschäftsstelle mit-
zuteilen, von welchem Vortrage bzw. Berichte
eine Fahne gewünscht wird.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
Dr.-Sng. G. Dettmar:
660
Betr.: Elektiische Woche und Jahres-
versammlung des Verbandes.
In der’ ,ETZ‘ 1920, Heft 29, S. 575 und
Heft 30, S. 595 sind die Tagesordnungen für
die „Elektrische Woche‘ bezw. die ‚‚Jahres-
versammlung des Verbandes“ in Hannover
veröffentlicht worden. In Heft 32, S. 638
sowie in diesem Heft sind weitere Auszüge
aus diesen Tagesordnungen enthalten. Nach-
träglich ist nun noch eine Erweiterung des
Programmes dieser Veranstaltungen vor-
genommen worden, indem am Sonntag, den
26. September im Anschluß an die ‚Streifzüge
im Film durch das Arbeitsgebiet des Elektro-
technikers‘“, erläutert durch Herrn Direktor
P. Schuster, eine weitere Filmvorführung
„Beschäftigung Kriegsblinder in der Industrie‘,
erläutert durch Herrn Direktor Perls von den
Siemens-Schuckertwerken, stattfinden wird.
“ Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
i. V. Zimmermann, Oberingenieur.
Betr.: Ausschuß für Bedienungselemente.
Der Ausschuß für Bedienungselemente hat
Entwürfe zu Normen für Griffdorne, Knöpfe
für Hochspannungsschalter sowie feste isolierte,
Handgriffe aufgestellt, die nachstehend be-
kanntgegeben werden. An den Arbeiten des
Ausschusses waren beteiligt die Herren: _Alt-
mann, Behnk, Büchner, Carl, Bessler, Eich-
Zahlentafel |.
Scharfe Karten
$ ind, zu vermeiden
Entwurf
für
Griffdorne.
Maße in mm.
Gewindedurchmesser „d*
Metr. Gew. | Whitw. Gew. “ b
& |
6 | 12 36
6 | 12 50
6 12 56
8 15 45
8 15 75
10 17 56
10 17 90
Ip" 22 64
Ip" 22 112
dg 27 80
Sg” 27 125
3/7, u 3 95
3 32 140
Metrisches Gewinde nach DIN 12.
Whitworth-Gewinde nach DIN 12.
Beispiel für die Bezeichnung eines Griffdornes
von 6 mm Durchmesser und 56 mm Länge
Griffdorn 6><56 DIN 580.
Elektrotechnische
Zeitschriit. 1920. Heft 33 &
Zahlentafel 3.
Entwurf
für
feste isolierte Handgriffe.
Maße in mm. ne ER
BI:
Gewindedurch- Zugehöriger
messer „d* a b 0 e f g h i k 1 m re
Metr. Gew.|Whitw.Gew. DIN 580
6 48 22 40 3 12 16 15 13 1,5 10,5 0,5 6>< 50
6 58 28 50 8 12 20 16 16 1,5 10,5 0,5 6>< 56
8 74 36 64 10 15 25 20 20 2 13 0,5 8.75
10 93 45 80 12- 17 32 25 25 2 15 05 10>x< 90
1a" 115 56 100 15 22 40 32 32 2,5 19,5 05 | 1a" ><112
Bjg‘' 130 64 112 13 27 45 56 36 2,5 24,5 0,5 | 58" ><125
3," 145 | 70 125 20 32 50 40 40- b} 29 0,5 | 34" ><140
Withworth-Gewinde nach DINorm 12.
Metrisches Gewinde nach DI Norm 13.
Die angegebenen Maße sind Höchstmaße; Abmaße sind bis 3%, nur
Werkstoff des Griffes: Isolationsmaterial 3.
nach unten zugelassen.
1. Prüfspannung nach den Vorschriften des VDE.
-2. Die Ausbildufg der Anlagefläche des Griffhalses mit dem Durchmesser ‚i* bleibt den
Herstellerfirmen überlassen; sie können z.B. wie in der Nebenfigur dargestellt, einen Ansatz
des Griffdornes von der Länge „m“ aus der Anlagefläche herausstehen lassen.
3. Das Material soll bei Temperaturen bis 100° keine den Gebrauch beeinträchtigenden Ver-
änderungen erleiden.
4. Jeder Griff ist mit einem Ursprungszeichen zu versehen.
staedt, Hausberg, Honsberg, Leifer, Lux,
Molly, Reyher, Saemann, Schulze, Sommer-
feld, Storch, Sebö v. Szin.
Die Normen sollen der Jahresversamm-
lung in Hannover zur Annahme vorgelegt
werden. Einsprüche sind bis zum 30. August
an unsere Geschäftsstelle zu richten.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
SBLSVF:
Zimmermann, Oberingenieur.
AEF.
Ausschuß für Einheiten und Formelgrößen.
(Schluß von 8. 643.)
E. Cohn (das welektromagnetische Feld,
Leipzig 1900) geht in Kap. II, $S 1 aus von
der eingeprägten Pelldstärke, als der Feld-
stärke im Innern eines Leiters bei Stromlosig-
keit. Daraus folgt dann ($ 3) für einen
linearen Leiter der entsprechende Begriff der
eingeprägten („inneren“) (EMK.
Auch Cohn definiert, Kap. V, S 1, S. 303,
die induzierte EMK ausdrücklich nur für
einen linearen Leiter. Den Sätzen 1 und 2
auf Seite 303 entsprechen senau die Sätze 8
und 9 des Entwurfs. Insbesondere heißt es
in Satz 2: „Die Form des Ohmschen Gesetzes
kann aufrecht erhalten werden, wenn man
Zahlentafel 2%
Entwurf
für
Knöpfe
Maße in mm.
für Hochspannungsschalter.
Gewindedureh- | | Zugehöriger
messer „d“ a b sl FE f g h i k 1 m ia
Metr. Gew.| Whitw.Gew. | DIN 580
6 86.036.498 1.80%) 12 °).:887| 16, 16200150, 410,5 10,8 6><36
8 45 1-45 | 36 9#1,1041 7:36 7.72009.2900 B0R2 13 0,5 845
10 BB: 1 Phb- Ab. tl 10:2)- 46,7.206 2 Ob 15 05 | 10x56
a 0) 66°} 56 14 22 56 32 32 25 | 195 | 05 | 12"><64
Sg 800 75.164 | 16 | 97 | 64 | 36 | s6 | 25 |.245 | 05 | 56" ><80
84.129021 VBal. 708.120 75:82. 1°.70° 1 540 340.1 8 29 0,5 | 3495
I I
Whitworth-Gewinde nach DI Norm 19.
Metrisches Gewinde nach DINorm 13.
Die angegebenen Maße sind Höchstmaße; Abmaße sind bis 3% nur nach unten zugelassen’
Werkstoff des Griffes: Isolationsmaterial 3.
1. Prüfspannung nach den Vorschriften des VDE. . 5
2. Die Ausbildung der Anlagefläche des Griffhalses mit dem Durchmesser „i“* bleibt den
Herstellerfirmen überlassen; sie können z. B. wiein der Nebenfigur dargestellt, einen Ansatz
des Griffdornes von der Länge „m“ aus der Anlagefläche herausstehen lassen
3. Das Material. soll bei Temperaturen bis 100° keine den Gebrauch beeinträchtigenden Ver-
änderungen erleiden.
4. Jeder Griff ist mit einem Ursprungszeichen zu versehen,
©
der durch die Struktur des Kreises fest ge-
Sebenen inneren EMK noch die Größe — d ®/dt
hinzufügt. Wegen dieser formalen Analogie
bezeichnet man sie gleichfalls als EMK, näm-
lich als die .induzierte EMK“,
Bei M. Abraham (Theorie der Elektri-
zität, Bd. 1, Leipzig 1907) lautet die Überschrift
des S 56 „die elektromotorischen
oder eingeprägten elektrischen
Krater Derselbe Ausdruck wiederholt
sich später im Text noch mehrmals. Abraham
identifiziert also die eingeprägte EMK mit der
EMK. schlechthin. Ganz konseqwent heißt es
dann in $ 65 auf Seite 244: „Wir können die
induzierte EMK zunächst als eingeprägte EMK
ıim- Sinne des $ 56 einführen“ (ähnl. S..221 der
4. Aufl, 1912).
Die: allgemeine Auffassung «eht demnach
dahin, daß die EMK schlechthin mit der
eingeprägten EMK identisch ist. Die
Größe — d ®/dt ist streng genommen keine
elektromotorische Kraft. Nur insofern,
sie in linearen Leiterkreisen formal dieselbe
Rolle spielt, wie die eingeprästen Kräfte,
kann man mit ihr wie mit den wingeprägrten
elektromotorischen Kräften rechnen; in die-
sem besonderen Zusammenhange wird sie als
induzierte EMK bezeichnet.
Entwurf V. Wechselstromgrößen.
(Erster Entwurf veröffentlicht 1909, zweiter
Entwurf 1913. Vgl. „ETZ“ 1909, S, 861; 1911,
S.- 479: 1913, S. 95651915, S. 487.)
A. Begriffe und Namen.
In einem Stromkreise seien gemessen!) :
I der effektive Strom,
E die effektive Spannung zwischen zwei
Punkten,
N ‚die zwischen diesen Punkten verbrauchte
(mittlere) Leistung.
Dann werden genannt:
1.2 a) e12,Strom,
b) w=N/E Wirkstrom,
c) B =V1i?—(N/E)% Blindstrom,
a)E Spannung,
b)Zw=N/I Wirkspannung, 5
c)E6=YVE?—(N/D? Blindspannung,
3. a) Ns=E.I Scheinleistung,
b) N Leistung, ae |
:c) M=V(E.I2— N? Blindleistung,
4. a) R=E/I Scheinwiderstand,
b) iw=N/P Wirkwiderstand,
c) Rb= V(E/I?—(N/12)2 Blindwiderstand
a) G=I/E Scheinleitwert,
b) Gw= N/E? Wirkleitwert,
. 6) GB= V(UE%— (N/E32 Blindleitwert,
6. a) F=N/(E.I) Leistungsfaktor (Wirk-
faktor),
b) B=V1i—(N/JEN? Blindfaktor.
‚,.» Soweit die für diesen Entwurf gewählten Formel-
zeichen noch nicht vom AEF besonders festgesetzt sınd,
gelten sie nur vorlänfig und sind nicht bindend.
[ot
19. August 1920.
Ferner werden genannt:
der mit Gleichstrom gemessene Widerstand
des Leiters: Gleichwiderstand,
der Widerstand, der durch Multiplikation mib
der Zeit und "dem Quadrate des Stromes die
in dem Leiter entwickelte Wärme bestimmt:
Echtwiderstand.
B. Bedeutung der Größen in den wichtigsten
Fällen,
I. Sinusförmiger Wechselstrom.
Strom der Spannung Re OD
‘ Zwischen den Enden «eines Stromkneis-
teiles herrsche die Spannung e=E.sinot;
in ihm fließe der Strom i=T.sin (wo t-+ p).
Hierin bedeuten. und heißen:
o=2nf=Kreisfrequenz,
f = Frequenz,
p = Winkel der Phasenverschiebung.
dann
Er=HI=ZR,,
Rw Rp
Rs Rs
Rs, Rw und /% sind unabhängig von Strom und
Spannung, dagegen abhängig von der Frequenz.
Auf Grund dieser Gleichungen kann für
einen einzelnen Stromkreis und für jeden Teil
einer Verzweigung bei gegebener Spannung
der Strom nach Größe und Phase aus Wirk-
und Blindwiderstand berechnet werden.
In Stromkreisen, in denen die Kapazitäts-
wirkung oder die Induktivitätswirkung über-
wiegt, können die Blindgrößen auch als Ka-
pazitäts-- oder Induktionsgrößen ibezeichnet
werden. So kann z. B. für eiften Stromzwieig,
der Kapazität und Induktivität in Reihen-
schaltung enthält, der Blindwiderstand
Es ist
=D = sin:
et
IE Fre oL
schlechthin Kapazitäts-- oder Induktivitäts-
widerstand genannt werden, je nachdem der
eigentliche Kapazitätswiderstand (4 oder
der eigentliche Induktivitätswiderstand (® L(
überwiegt.
Wechsel-
Strom der Spannung pro-
portional.
EI; Natel srmTg ser
strom;
Die Spannung
ae
e— I Er.sin (not x%n)
erzeugt einen Strom
- en
= > In.sio (no E +).
. Jeder Spannungsschwingung ordnet sich
eine Stromschwingung derselben Frequenz
derart zu, daß für diese Schwingungen jedes-
mal alles gilt, was unter I für sinusförmige
Wechselströme ausgesagt ıst. Es ist also:
EST Reik DeseanRye Bin. Rıt;
_ But r Rbı
c08s pp, = RR sın 9, = a \ A
worin PA =ZW—H
1
und Rbı = 020 [Ey
Ef Re,, nsshrRen. Eoi=l,. Res,
na r Ro2
08 = TR ny=7,
worin 9=W-—)
und RI ST 20L
usf.
Aus den. einzelnen Spannungsschwingun-
gen und den Widerstandserößen läßt sich der
nichtsinusförmige Strom und sein Effektiv-
wert berechnen. Die im Teil A definierten
Widerstandsgrößen sind jetzt nicht nur von
der Frequenz des Wechselstromes, also der
Grundschwingung, sondern auch von den Ober-
schwingungen, also von der Schwingungsform
abhängig.
III. Nichtsinusförmiger Wechsel-
strom; Strom der Spannung nicht
‚proportional.
"Die Spannung
te
e= YEn.sin(mot+x,)
n
= >27 ‚sinn tt um),
jedoch ist der Strom nicht der Spannung pro-
portional, weil Wirk-, Induktivitäts- und Ka-
pazilätswiderstand (z. B. infolge der Hiyste-
rese des Eisens und der Anomalien im Die-
lektrikum) von Strom und Spannung abhängie
sind. Es läßt sich dann nicht mehr zu jeder
Spannungsschwingung wine Stromschwingung
so zuordnen, daß (wie unter II) für jede ein-
zelne Schwingung die unter I aufgestellten
Beziehungen gültig wären.
IV. Ersatzwechselstrom
(Ersatzstrom),
Nichtsinusförmige Weechselströme werden
in praktischen Fällen oft als sinusförmig be-
handelt. Mit Ersatzwechselstrom
(schlechthin Ersatzstrom) soll der sinus-
förmigie Wechselstrom benannt werden, der
dieselben Etfektivwerte für Stromstärke und
Spannung und dieselbe Frequenz wie der nicht-
sinusförmige Wechselstrom hat. Ver Winkel
der Phasenverschiebung wird seinem Betrage
nach der Gleichung cos g = F (s. A, 6a) ent-
nommen.
Bericht
über die zu Entwurf V „Wechselstromgrößen“
eingegangenen Außerungen.
Von J. Teichmüller.
Die zu dem Eniwurde, wie er in seiner ersten
Fassung in der „ETZ* 1919, S. 861, abgedruckt
ist, eingegangenen Aeußerungen sind zu einem
Teile schon durch den zweiten Entwurf zu Teil
A und seine Begründung (s. „ETZ“ 1913, S. 956)
erledigt. Im übrigen ist folgendes zu berichten:
Dem Eniwurfe ist’ seitens der Vereine und
Einzelpersonen große Aufmerksamkeit gewidmet
worden; die weitaus meisten Aeußerungen be-
ziehen. sich allerdings auf die Namen und Zei-
chen, Nur der Bezirksverein Franken-Oberptfalz
des Vereins deutscher Ingenieure wendet sich
gegen tatsächliche Feststellungen; er behauptet,
der Wirkwiderstand (damals Leistungswiderstand
genannt) sei entgegen der im Entwurf ausge-
sprochenen Behauptung unabhängig von der Fre-
quenz. Diese Einwendung beruht auf einem Irr-
tum; denn der Wirkwiderstand ist nur in den
Sonderfällen von der Frequenz unabhängig, wo
der Strom sich gleichmäßig über den Leiterquer-
schnitt verteilt, und die gesamte elektrische Arbeit
ausschließlich innerhalb des Leiters selbst in
Wärme umgewandelt wird. — Einem von Herrn
Moser vorgebrachten Vorschlage, in der Glei-
chung ?©=/.sin(wt—g) an Stelle des nega-
tiven das positive Vorzeichen vor @ zu setzen,
also ?=1.sin(wt-- @) zu schreiben, ist schon
im zweiten Entwurfe Rechnung getragen worden.
Der Winkel @ ist dann bei nacheilendem Strome
negativ: P=— Q1,beivoreilendem POs1uVv:P=- 2
zu setzen. ;
Zahlreiche Einwendungen sind gegen ‘die vor-
geschlagenen Namen erhoben worden.
Dem Württembergischen Elektrotechnischen
Verein erscheint der Ausdruck „Ersatzsirom“ für
äquivalenter Sinusstrom überflüßig, aber immer-
hin wünschenswert; der Bezirksverein Mann=
heim des VDI hält es für ratsam, „Ersatzstrom“
nicht anzunehmen; er befürchtet Irrtümer, Der
AEF ist nicht der Ansicht, daß diese Besorgnis
die übrigens auch in keiner anderen Zuschrift
zutage tritt, berechtigt ist. Da der ersetzende
Sinusstrom dem zu ersetzenden Strome tatsächlich
nicht äquivalent ist, so wurde an dem Vorschlage
„Ersatzstrom‘“ festgehalten.
Vom Hamburger und Mannheimer Bezirks-
verein des VDI, ferner vom Karlsruher undWürt-
tembergischen Elektrotechnischen Verein werden
Einwendungen gegen die Wörter „einwellig“ und
„mehrwellige“ erhoben, Die drei erstgenannten
Vereine befürchten Verwechselungen mit ein-
phasig und mehrphasig, der letztgenannte sagt,
daß ein Bedürfnis für den überaus mißverständ-
lichen Ausdruck einwellig und mehrwellig nicht
recht klar sei und sinusförmig und nichtsinus-
förmig zweckmäßiger erscheine ‘Der AEF hat
sich nach ausführlicher Erörterung entschlossen,
den Einwendungen Rechnung zu tragen und in
den neuen Entwurf die Wörter sinusförmie und
nichtsinusförmige aufgenommen.
Gegen das Wort Kreisfrequenz erklären sich
der Schleswig-Holsteinische Bezirksverein des
VDI, der Kieler, der Württembergische und der
Mannheim-Ludwigshafener Elektroteehnische
Verein. Sie wünschen alle, daß statt dessen
„Winkelgeschwindigkeit“ beibehalten werde. Dem
ist zgegenüberzuhalten, daß es doch gewiß zweck-
mäßig ist, die besondere Winkelgeschwindigkeit
des eine Sinusfunktion der Zeit darstellenden
Umlaufvektors (oder der Zeitlinie) von der Win-
kelgeschwindigkeit eines wirklichen Körpers,
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 33. 661
erzeugt einen Strom z. B, eines Generatorankers auch durch den
Namen von vornherein zu unterscheiden.
Der Württembergische Elektrotechnische Ver-
ein bezweifelt, daß Induktivität schöner sei als
Induktanz. Der AEF hatte aber das in der Li-
teratur schon seit langer Zeit viel gebrauchte
Wort Induktivität nicht wegen etwaiger größerer
Schönheit, sondern wegen seines Gleichklanges
mit Kapazität, der der verwandten Bedeutung ent-
spricht, vorgeschlagen.
Viele Einwendungen beziehen sich auf Formel-
zeichen. Da diese in dem Entwurfe ausdrück-
lich als nicht bindend und späteren Abmachun-
gen nicht vorgreifend hingestellt sind, braucht
heute nicht weiter auf diese Einwendungen ein-
gegangen zu werden. — Etwas anders steht es
mit cp. Dieses Zeichen war in dem ersten Ent-
wurfe nicht einfach für den Leistungsfaktor ge-
braucht, sondern in Gegenüberstellung zu dem
bei sinusförmigem Strome angewendeten cos @ als
allgemeines, für alle Fälle gültiges Zeichen ver-
wendet. Die Gleichstellung &'= cos konnte
deshalb mehrmals zur Erklärung von Beziehun-
gen benutzt werden, Das ist von der Mehrzahl
der Einsprechenden, den Bezirksvereinen Fran-
ken-Oberpfalz und Mannheim des VDI, vom Elek-
trotechnischen ‚Verein Mannheim-Ludwigshafen
und vom -Württemberzischen Elektrotechnischen
Verein übersehen worden. Herr Niethammer
schreibt zu der Frage: „Wenn auch anzuer-
kennen ist, daß das Verhältnis Watt: Volt-
ampere bei mehrwelligen Strömen nicht mehr
streng durch den Cosinus eines Winkels darge=
stellt werden kann, so kann ich doch der Ver-
kümmerung von cos in cp nicht beipflichten.
Für die meisten praktischen Fälle kann man
doch graphisch mit dem Winkel p und dem cos p
unter Benutzung gewisser Ersatzwerte arbeiten“.
Der AEF .hatte sich aber doch gerade die Auf-
gaben gestellt (und konnte nicht wohl anders
vorgehen), die Begriffe zunächst scharf zu be-
stimmen und darnach auf die in der Praxis üb-
lichen Abschwächungen und Uebertragungen ein-
zugehen und die Grenzen ihrer Zulässigkeit fest-
zulesen- Das ist besonders in Abschnitt IV
geschehen. Es ist dort deutlich wesagt,
daB und wie die Einführung des Er-
saizstromes und die Gleichseızung von cp und
cos miteinander in Verbindung stehen, also
mehr gesagt, als Herr Nieilhammer-im Gegensatze
dazu auszusprechen glaubt. Es dürfte aber darin
auch allen Einwendungen gegen cp soweit es als
allgemein gültiges Zeichen für den aus den ge=
messenen Größen N, E und I gebildeten Aus-
druck N/(E.I) gemeint ist, die Spitze abge-
brochen sein; denn weil man sich in der Praxis
immer auf den Boden des Abschnittes IV stellt,
so wird man in praktischen Formeln — auch
nach den Vorschlägen des AEF — immer cos ,
wie üblich, für den Leistungsfaktor setzen dürfen.
Eine andere Frage ist, ob das Zeichen als
solches glücklich gewählt war. Hier ist der AEF
inzwischen einem Vorschlage der Frankfurter
Elektrotechnischen Gesellschaft ‚tür den oft ge-
brauchten Leistungsfaktor einen einfachen Buch-
staben einzuführen“, gefolgt und hat dafür F
in dem neuen FEntwurfe vorgeschlagen. Das
Zeichen ist aber, wie viele in dem Entwurf ge-
brauchten, nur als vorläufig anzusehen; es wird
erst dann endgültig festgesetzt sein, wenn der
AEF es in seine Listen aufgenommen hat und
diese angenommen worden. sind.
Viele Stimmen regen sich gegen neue Namen
an Stelle von Wattstrom und wattloser Strom.
Hierüber ist inzwischen sehr ausführlich verhan-
delt worden. Den Wünschen, die „eingebürger-
ten und verständlichen Namen“ (wie der Ober-
schlesische Elektrotechnische Verein schreibt)
beizubehalten, ist der AEF soweit wie möglich
dadurch entgegengekommen, daß er ausdrücklich
ausgesprochen hat, daß der AEF es nicht als
seine Aufgabe ansieht und auch zar keine Hand-
habe dafür hat, die beiden Namen gegen den
Willen der Allgemeinheit durch irgend einen
Zwang zu beseitigen, daß er es aber wohl für
seine Pflicht halten mußte, denen, die an den
alten Namen Anstoß nehmen, einwandfreie Namen
zur Verfügung zu stellen. Daß der AEF hierin
recht gehandelt hat, zeigen nicht nur ausdrück-=
liche Zustimmunsen, sondern auch zahlreiche
Vorschläge von Namen und schließlich nicht zum
wenigsten die teilweise Einbürgerung der in den
{rüheren Entwürfen vorgeschlagenen Namen in
die Literatur. Die beiden: Berichter und später
der AEF haben alle Vorschläge ernstlich er-
wogen, haben aber keine Aenderung für zweck-
mäßig erachtet, als allein die Ersetzung des
‚Werk-“ durch „Wirk-“; die Begründung hierzu
wird in den Erläuterungen. gegeben. Der Vor-
schlag des Herrn Blondel, ergastisch und hor-
mastisch zu sagen, widerspricht den Ansichten
des AEF und zweifellos auch der deutschen Elek-
trotechnik in jeder Hinsicht.
Besondere Beachtung verdienen die eingehen-
den Verhandlungen im Elektrotechnischen Verein
am 16, XII, 1913 Ueber diese Vrerhand-
lungen ist in der „ETZ“* 1915, S, 487, ausführ-
662
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920,
Heft 33.
19. August 1920.
TE [eb
lich berichtet worden; es genügt hier, auf jene
Veröffentlichung zu verweisen. Vgl, auch AEF
1915, Nr. 264.
Der Vollständigkeit wegen sei noch folgender
Einspruch des Württembergischen’ E. V. ange-
führt: Der Verein vergleicht und begründet sein
Festhalten am Namen Wattstrom mit dem Fest-
halten am Worte Elektrötechnik, obwohl die
Elektrotechnik doch auch nichts mit dem Bern-
stein (woher das Wort stamme) zu tun hätte,
Es kann zum Schluß festgestellt werden, daß
der Kern des Entwurfs V von keinem der Ein-
wände berührt wird. Die Definitionen können
als angenommen gelten. Ueber die Zweckmäßie-
keit der Namen wird am sichersten die Zukunft
entscheiden,
Erläuterungen zu Entwurf V.
Von .J. Teichmüller und R. Richter,
Das Bestreben, den Wechselstrom ähn-
lich zu behandeln wie den Gleichstrom, vor
allem für die Effektivwerte von Strom und
Spannung ein dem Ohmschen Gesetze gleich-
artiges Gesetz zu erhalten, hat zur Ent-
stehung und Verbreitung der Begriffe der
„Wechselstromwiderstände‘“ geführt. Die
Einführung dieser Begriffe hat mancherlei
Unklarheiten und Ungenauiskeiten im Ge-
folge gehabt. Diese durch festbestimmte,
klare Begriffe und winheitliche Namen zu be-
seitigen, hat der AEF als‘:seine Aufgabe
angesehen.
Die Schwierigkeit der Aufgabe liest
darin, daß das „Ohmsche Gesetz für Wech-
selstrom“ durchaus nicht allgemein für jeden
beliebigen Wechselstrom gilt. Im Ohmschen
Gesetze ist der Widerstand die Proportionali-
tätskonstante zwischen Strom und Spannung. Der
Scheinwiderstand im Wechselstromkreise ist aber
nur solange eine Proportionalitätskonstante
zwischen den Eiffektivwerten von Strom und
Spannung, als die Kurvenform der Spannung
unverändert bleibt und Induktivität, Kapazität
und Wirkwiderstand unabhängig von Strom und.
Spannung sind. Wenn dagesen Induktivität.
Kapazität und Wirkwiderstand von Spannung
oder Strom abhängig sind, so gibt es keinen
Proportionalitätsfaktor zwischen Strom und
Spannung mehr und damit auch keine
Wechselstrom-,Widerstände“ im Sinne des
Ohmschen Gesetzes, Dieser Fall liegt aber
schon wegen der Verwendung von Eisen
in der Technik fast immer vor das
nach dem Vorbilde des Ohmschen Ge-
seizes gebildete Gesetz der Abhängiekeit
zwischen effektiver Stromstärke und effiek-
tiver Spannung ist also fast immer nur in
Annäherung richtig, mag diese Annäherung,
weil der magmetische Kreis in den meisten
Fällen Luftschichten enthält, häufige auch
sehr groß sein.
Man stand somit vor der Entscheidung,
entweder
&) der geschichtlichen Entwicklung ent-
sprechend die Wechselstromwiderstände streng
also nur für reinen Sinusstrom zu definieren
und ihre Anwendung auf die annähernd sinus-
förmigen Ströme der Technik auszudehnen, oder
b) die Definition der Wechselstromwider-
stände allgemein für Wechselströme beliebiger
Kurvenform auf die Messung von Strom-
stärke, Spannung und Leistung zu gründen
und zu zeigen, wie die so &efundenen Größen
auf reine oder angenähert sinusförmige
Schwingungen rechnerisch anzuwenden sind.
Mit Rücksicht auf die Gewohnheiten und
Bedürfnisse der Technik hat sich der AEF
für das zweite Verfahren entschieden und
. demgemäß zuerst, im Teile A, die Begriffe
für Weechselströme "beliebiger Kurvenform
aus den gemessenen Werten von Strom,
Spannung und Leistung erklärt, dann aber,
in einem zweiten Teile B, auf die Bedeutung
der so festgelegten Größen in den wichtigsten
Fällen und vor allem auf die Einschränkung
ihrer Anwendung in der — analytischen und
graphischen Rechnung ausdrücklich hin-
gewiesen. Für das Ganze eilt die dem Teile
A zugrunde gelegte Annahme, daß es sich um
Vorgänge zwischen zwei Punkten eines
Stromkreises handle also um 'Einphasen-
strom. _Auf Mehrphasenstrom sind die ge-
troffenen Festsetzungen sinngemäß zu über-
tragen. -
Die Aufgabe ist eine der ältesten, die
sich der AEF gestellt hat; der erste Ent-
wurf ist schon im Jahre 1909 veröffentlicht
worden. Bei seiner Behandlung in der
Oeffentlichkeit und in den Vereinen hat sich
merkwürdigerweise ermeben, daß die eigent-
liche Absicht des Entwurfes vielfach miß-
verstanden wurde; man hat sich fast nur mit
dem Namen der Begriffe beschäftigt, die Be-
griffsbestimmungen aber fast gar nicht be-
achtet. Wo sie aber beachtet wurden, haben
sie im wesentlichen Zustimmung gefunden ;
der Entwurf kann in dieser Hinsicht deshalb
als angenommen gelten.
Namen von einigermaßen verbreiteter
Geltung hatte man bis (dahin nur in den
amerikanischen auf „anz“ endisenden Namen
gehabt. Diese leiden an zwei Mängeln: Im
Deutschen liegt auf ihrer letzten, bei allen
gleichen Silbe der Ton, wodurch die Unter-
scheidbarkeit verringert wird; besonders aber
bilden sie kein leicht zu behaltendes System,
müssen vielmehr in ihrer Bedeutung mühsam
erlernt werden. Das jetzt mehr als früher
hervortretende Bestreben,
Namen abzulehnen, spricht gleichfalls gegen
sie. Es waren also neue Namen zu bilden.
Die zuerst vorgeschlagenen fanden so wenig
Beifall, daß sich der AEF entschließen
mußte, andere vorzulegen. Das geschah in
einem zweiten Entwurfe vom Jahre 1913, der
sich nur auf Teil A erstreckte. Dieser Ent-
wurf unterschied sich von dem ersten außer-
dem dadurch, daß die Zahl der aufgenom-
menen Begriffe vermehrt und alle syste-
matisch zusammengestelli waren. Das Be-
dürfnis nach einer solchen systematischen
Zusammenstellung aller in Betracht kom-
menden Begriffe hatte sich während der Ver-
handlungen herausgestellt. Es haben sich
allerdings auch Stimmen gegen eine Erweite-
rung der im 1. Entwurfe enthaltenen Be-
griffsbestimmungen wrhoben; der AEF hat
aber trotzdem geglaubt, an dem im Entwurfe
vom Jahre 1913 vorgeschlagenen Begeriffis-
systeme festhalten zu sollen, da es ja jedem
freisteht, sich nach Belieben aller oder nur
eines Teiles (der vorgeschlagenen Begriffe
und Namen zu bedienen.
Das gewählte System der Namen beruht
auf der Zerlegung der meßbaren Größen in
zwei Komponenten, wie sie bei der allgemein
üblichen graphischen Darstellung
wird. Hierbei ist jedesmal die wirksame,
d. i. die emergietragende Komponente durch
den Vorsatz Wirk-, die andere durch den
Vorsatz Blind- bezeichnet, während die Re-
sultierende den Vorsatz Schein- erhalten hat;
beim Strom (la) und Spannung (2a), mußte
der Vorsatz Schein- natürlich wegfallen, bei
Leistung (3b) würde der Vorsatz Wirk- zum
mindesten überflüssie sein. Für die Wahl
dieser Vorsätze war teilweise ihre Form be-
stimmend; sie sind kurz, nämlich einsilbig,
lassen sich leicht aussprechen und unter-
scheiden; vor zusätzlichen Eisenschafts-
wörtern (wie z. B. in „scheinbarer Wider-
stand“) haben sie den Vorzug, daß in den
Fällen, wo zur weiteren Kennzeichnung des Be-
griffes DBeiwörter hierangezosen werden
müssen, sprachlich unschöne Häufungen von
Eigenschaftswörtern vermieden werden. Dem
Sinne nach erklärt sich der Vorsatz Schein-
als Verkürzung des gebräuchlichen „schein-
bar“ und bedarf daher weiter keiner Er-
klärung. Zur Bezeichnung der „wirksamen“
Komponente war früher „Werk“ vorgeschlagen
worden und zwar mit der Begründune, daß ses
in der nmeweren technischen Literatur mehr
und mehr in ähnlicher Bedeutung im Sinne
von Arbeit gebraucht werde, und daß es an
„wirksam“ anklinge. Gesen diese Vorsilbe
ist geltend gemacht worden, daß sie in der
Zusammensetzung Werkspannune und Werk-
strom zu Zweideutigkeiten Anlaß gäbe. Das
wird nun mit „Wirk-“ vermieden, das sich
zwanglos als Verkürzung von wirksam
erklären läßt. „Blind-“ wurde in Erinnerung
an seine längst übliche Verwendung in der
technischen und der Umgangssprache in der
Bedeutung von „nicht wirksam“ oder auch
„nicht eigentlich“ oder auch „nicht im eigıent-
lichen. Sinne wirksam“, wie in „Blindmutter“,
„blindes Fenster“ oder „blinder Schuß“ u. a.
gewählt. Ein „blinder Passagier“ ist auch
ein Passagier wie die anderen; aber er trägt
zu den Kosten der Fahrt nichts bei, er ist
sozusagen ein „wattloser“ Passagier.
Gegenvorschläge, die während der Bear-
beitung der Aufgabe seingesangen waren,
sind ernsthaft geprüft worden, konnten aber
nicht für besser befunden werden. So ist
z. B. vorgeschlagen, worden, das Wort Blind-
leistung durch Pendelleistung zu ersetzen,
weil mit dieser Bezeichnung die Vorstellung
der hin- und herpendelnden Feldenereie ver-
bunden sei. Dieser Vorschlag ist schon ver
der Veröffentlichung des Entwurfes vom
Jahre 1913 in den Beratungen des AEF
erörtert worden. Man hätte sich vielleicht
entschließen können, das einsilbigse Vorwort
Blind dem zweisilbigen Pendel zu opfern,
wenn die in Teil A definierte Blindleistung
mit der Leistung der Feldenergie idenwsch
wäre. Die Blindgröße hat aber im allgie-
meinen überhaupt keine einfache physi-
kalische Bedeutung, sondern ergibt sich
immer nur als zweite Kathete des nechtwink-
fremdsprachliche-
benutzt
ligen Dreiecks, das durch die Scheingröße und
Wirkgröße als die beiden physikalisch be-
stimmten Größen festgeleet ist. Die Leistung
der Feldenergie
n= a2
|
x I En In. sin pn
n=|
;st im allgemeinen kleiner als die Blindleistung
Nb=V(E.D?—N?,
und nur in einigen Sonderfällen, z. B. bei
Sinusförmiger Spannung und sinusförmigem
Strome wird -
E.Isiopg= N».
. In den Zusammensetzungen Wirkstrom und
Blindstrom ist ein Ersatz für die alten N amen
Wattstrom und wattloser Strom gefunden
worden. Diese Namen mochte der AEF nicht
aufnehmen, weil sie sprachlich unrichtie ge-
bildet sind (die Einheitsbezeichnung ist für
die Begriffsbenennung gesetzt); außerdem
hatte der eine davon den Nachteil, ein schlep-
pendes Eigenschaftswort zu verwenden. Die
Namen Wattstrom und wattloser Strom sind
nun freilich mit der geschichtlichen Ent-
wicklung der Wechselstromtechnik so eng
verknüpft, daß man den, Widerspruch gegen
die Einführung neuer Namen, wie er von
verschiedenen Seiten erhoben worden ist,
wohl verstehen kann. Demgegenüber hat es
aber der AEF für seine Pflicht gehalten,
den zahlreichen Gegnern der alten Namen
ein gut gewähltes System sprachlich «in-
wandfreier Namen zur Verfügung zu stellen.
Den Namen Leistungsfaktor durch Wirk-
faktor zu ersetzen, wie es dem Systeme nach
folgerichtix gewesen wäre, und dadurch aus-
merzen zu wollen, schien nicht zweckmäßig;
um aber keine Frage offen zu lassen, ist
„Wirkfaktor‘ in dem Entwurfe in Klammern
hinzugefügt worden. a
Die in dem Begriffssystem des Teiles A
verwendeten Vorsilben Schein-, Wirk- und
Blind- können nach Bedarf sinngemäß ohne
weiteres auch mit anderen Bezeichnungen als
Strom, Spannung und Leistung verknüpft
werden. Will man z. B. zwischen abeesehener
und zugeführter Leistung unterscheiden und
die hierfür vom Verbande Deutscher Elektro-
techniker vorgeschlassenen Bezeichnungen
Abgabe und Aufnahme verwenden, so kann
man von Schein-, Blind- oder Wirkabgabe und
Schein-, Blind- oder Wirkaufnahme oder
Blindabgabe und Blindaufnahme sprechen.
Der Name Gleichwiderstand ist im Ein-
klang mit dem Namen Gleichstrom gebildet ;
er kann als Ausdruck dafür aufgefaßt wer-
den, daß diese Größe gleich mäßige Verteilung
der Stromdichte über den sanzen Querschnitt
des Leiters voraussetzt. _ Beim Eehtwider-
stand ist die Stromdichte infolge der Strom-
verdrängung (Hautwirkung) nicht gleich-
mäßig verteilt. Für Gleichstrom ist also der
Echtwiderstand eleich dem Gleichwider-
stande, dem „Widerstande“ bei Gleichstrom.
In Wechselstromkreisen dagesten ist zu unter-
scheiden zwischen Gleichwiderstand, Eceht-
widerstand und Wirkwiderstand. Der Eeht-
widerstand ist hier immer größer als der
Gleichwiderstand und der Wirkwiderstand im
allgemeinen noch größer als der Echtwider-
stand, weil die in einem Stromkreise umge-
setzte Arbeit im allgemeinen größer ist, als
es Leiter selbst umgesetzte Arbeit (Vgl.
40).
Die winfache Bezeichnung Widerstand,
die in der Literatur bisher verschieden, bald
für Scheinwiderstand, bald für Gleichwider-
stand, Echtwiderstand oder Wirkwiderstand
gebraucht wurde, ist bei den Namen für die
Weechselstromwiderstände wanz vermieden
worden. Dasselbe gilt von der Bezeiehnung
effektiver Widerstand, womit bisher sowohl
der Echtwiderstand als auch der Wirkwider-
stand bezeichnet worden ist. Das Wort
effektiv kann nunmehr für die sogen. quadra-
tischen Mittelwerte swindeutig verwendet
werden, und die einfache Bezeichnung Wider-
stand steht nach Bedarf zur Abkürzung irgend
eines der Wechselstromwiderstände nach wie
vor zur Verfücung.
‚Der Einteilung des TeilesB ist wie bei den
Begriffsbestimmungen im Teile A ebenfalls
die Messung zugrunde gelegt worden, indem
nach Proportionalität und Nichtproportionali-
tät zwischen Strom und Spannung unter-
schieden wurde. Induktivität, Kapazität und
Wirk widerstand sind im allxemeinen (auch in
dem Falle I) infolge von Hautwirkung und
anderen Ursachen von der Frequienz ab-
hängig. So sind auch die Widerstände Rı, ‚Re
usw. (in B, II) im allgemeinen vonein-
ander verschieden und nur in besonderen En:
Fällen einander gleich und e„leich dem mit
Gleichstrom gemessenen Gleichwiderstand.
lv. August 1920.
Die Einführung der Kapazitäts- und In-
duktivitätsgrößen an Stelle der Blindgrößen
ist im allgemeinen in Strenge nur dann statt-
haft, wenn Stromstärke und Spannung sinus-
förmig verlaufen. In praktischen Fällen wird
man jedoch vielfach auch in zusammenge-
setzten Stromkreisen mit nichtsinusförmigiem
Strome von Kapazitäts- oder Induktivitäts-
größen sprechen können, je nachdem Kapazi-
tätswirkung oder Induktivitätswirkung uberwiegt.
Die Blindgrößen werden nach der De-
finition rechnerisch als Quadratwurzeln aus
der Differenz von Quadraten der gemessenen
Größen gewonnen. Es kann manchmal
erwünscht sein, einer Wurzelgröße verschie-
dene Vorzeichen beizulegen, um z. B. bei
einem Blindwiderstande zwischen Kapazitäts-
und Induktivitätswiderstand zu unterschei-
den (Vgl, B, I, letzten Abschnitt),
Die früher vorgeschlagenen Bezeichnungen
„einwellig“ und „mehrwellig‘“ an Stelle
von „sinusförmig“ und ,„nichtsinusförmig‘
sind auf den Widerspruch von mehreren Seiten
hin schließlich fallen gelassen worden. Statt des
früher gebrauchten Wortes Welle ist jetzt
„Schwingung“ gesetzt, weil dieses Wort für die
zeitlichen Zustandsänderungen besser paßt
als Welle, womit immer die Vorstellung einer
örtlichen Ausbreitung verknüpft wird. Dement-
sprechend sind „Grundschwingung“ und „Ober-
schwingungen“ (Schwingungen höherer Ordnung)
unterschieden. Bei der mathematischen Be-
trachtungsweise empfiehlt es sich, - die Grund-
schwingung als 1. Schwingung, die 1. Ober-
schwinzung als 2, Schwingung usf. zu be-
zeichnen,
Die gemeinsame Bezeichnung für Grund-
schwineung und Oberschwingungen, nämlich
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920,
Sinusschwingungen, wird man im all-
gemeinen in „Schwingungen“ schlechthin ab-
kürzen, wenn man ihre Zugehörigkeit zu
einem Systeme ausdrücken will, dann (aber auch
nur dann) gebührt ihnen der ausführliche Name
„harmonische Schwingungen“; seine aus Eng-
land und Amerika weingedrungene Abkürzung
„Harmonische“ empfiehlt sich nicht, 'weil ihr
gerade das kennzeichnende Hauptwort fehlt.
Nichtsinusförmige Weechselströme werden in
praktischen Fällen oft als sinusförmio: behan-
delt, Der sinusförmige Wechselstrom, der die-
selben Effektivwerte für Stromstärke und
Spannung und dieselbe Frequenz wie der
nichtsinusförmige Wechselstrom hat, wurde
früher als „äquivalenter Sinusstrom“ be-
zeichnet, Aequivalenz liest aber nicht
vor‘). Deshalb wird für diesen Strom der
Name „Ersatzwechselstrom“ oder schlechthin
„Ersatzstrom‘“ vorgeschlagen. Das Verhälten
von Wechselstrommaschinen ist weniger durch
den Effektivwert des nicht sinusförmigen Wech-
selstromes als vielmehr durch seine Grundschwin-
sung bestimmt. Deshalb wird im Elektromaschi-
nenbau der nichtsinusförmige Wechselstrom
häufig auch durch seine IGrundschwingung er-
setzt. Auf diesen Fall soll aber die Bezeichnung
Ersatzstrom 'nıcht ausgedehnt werden,
Entwurf XIX. Magnetischer Schwund.
Die Abnahme, die eine Zahl von Kraftlinien-
windungen in der Zeiteinheit erfährt, heißt
:magnetischer Schwund., Als Einheit für ‚den
magnetischen Schwund kann z. B, die absolute
. U) Siehe Orlich „Die Theorie der Wechselströme*,
Leipzig 1912, Abschn. II.
Heit 33,
663
elektromagnetische CGS-Einheit oder
dienen.
Volt
das
Begründung.
Von Fr. Emde und W. Jaeger,
In der Physik und in der Elektrotechnik
kommt es meist nicht auf den magnetischen In-
duktionsfluß selbst an, sondern auf seine Aende-
rung mit der Zeit. Zunahme der Kraftlinienzahl
und induzierter Strom sind einander zugeordnet,
wie Fortschreitung und Drehung einer Links-
schraube. Da man aber für die Festsetzung der
Vorzeichen meist die Rechtsschraube zugrunde
legt, so muß man sagen, daß ein positiver Strom
entsteht, wenn "die Kraftlinienzahl abnimmt,
Wenn man, um eine kurze Ausdrucksweise zu
ermöglichen einen Namen einführt, so ist es daher
vorteilhaft, ihn sogleich für die Abnahme des
Flusses zu wählen, nicht für die Zunahme. Die
Einführung eines besonderen Namens rechtfertizt
sich durch das häufige Vorkommen des Begriffes.
Die Kraftlinienzahl ändert sich oft durch
mehrere Ursachen. Dann will man gewöhnlich
die Einzelwirkungen für sich betrachten. Z. B.
ändert sich der Fluß, den eine Ankerwindung
eines Wechselstrommotors umfaßt, teils weil das
Magnetfeld pulsiert, teils weil die Windung an
der Ankerdrehung teilnimmt. Entsprechend kann
man unterscheiden zwischen Ruheschwund und
Bewegunsschwund oder zwischen Transforma-
tionsschwund und Rotationsschwund. In anderen
Fällen wird man den resultierenden oder Gesamt-
schwund zerlegen in den Schwund der Selbst-
induktion und den Schwund der gegenseitigen
Induktion,
man dem Leerlaufschwund den Belastungs-
schwund gegenüberstellen. bei Transformatoren
dem Hauptschwund den Streuschwund,
seen
PERSÖNLICHES.
ıMitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.)‘
E. R. Simon f. Am 24. Juli starb in Ber-
lin nach kurzer schwerer Krankheit Herr E. R.
Simon, Gründer und Gesellschafter der Firma
Norddeutsches Elektromotorenwerk, Ham-.
burg.
W. Lynen $. In München starb im Alter
von 58 Jahren der langjährige Vertreter der
Maschinenbaukunde und der Kinematik an
der Technischen Hochschule, Reg.-Baumstr.
a. D. o. Prof. Wilhelm Lynen.
John Perry 7 — Aus London kommt die
Kunde, daß dort am 4. August Prof. Dr. John
Perry im Alter von 70 Jahren gestorben ist.
Perry, der sich dem Studium der Physik und
angewandten Mathematik gewidmet hatte, war
längere Zeit Assistent bei William Thomson
und kam dann als Professor der Ingenieur-
wissenschaften an die Ingenieurschule nach
Tokio. Nach England zurückgekehrt, war er
längere Zeit als Zivilingenieur tätig und wirkte
darauf an verschiedenen Hochschulen als
Professor für Maschinenbau und Elektrotechnik.
Sein Buch über technische Mechanik, sowie
seine Arbeiten und Untersuchungen über die
Dynamomaschine, über elektrische Eisen-
bahnen, über Konstruktion von Meßinstru-
menten "haben in Fachkreisen verdiente An-
erkennung gefunden (,,Voss. Ztg.‘“11. VIII. 20).
Hochsehulnachriehten. Dr. A. Gehrts,
Physiker im Wernerwerk der Siemens & Halske
A.-G. hat sich an der Technischen Hochschule
Berlin für Atomdynamik habilitiert:
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
er Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er-
En der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.)
Die Möglichkeiten der Windausnützung und ihre
Bedeutung für die Energiewirtschaft.
Der anregende Aufsatz von Dr. LIEBE auf
S. 501 der „ETZ“ 1920, gibt mir Anlaß, auf
einen Vorschlag hinzuweisen, den ich in
meinem Aufsatz „Het gebruikmaken van de
windkracht voor de opwekking van elec-
trischen stroom‘‘ in der Zeitschrift ‚De In-
genieur‘“ 1920, Heft 26 machte.!)
Aus den von Dr. LIEBE dargelegten Grün-
den ist die Ausnützung der Abfallenergie des
_ Windes dadurch so erschwert, daß der Energie-
fluß unstetig ist und in weiten Grenzen
schwankt. Die Ausnützung kann sich nur
lohnen, wenn die Baukosten der Windkraft-
anlagen niedrig gehalten werden können. Aus
diesen Gründen kann in unseren Gegenden
die Windkraft zur Stromerzeugung in größerem
ı) Vgl. auch den Bericht in der „Zeitschr. d. Vereins
deutscher Ingenieure“, 1919, Heft 34, 8. 815, Pos. 4.
| die Windkraftwerke als
Umfange nur herangezogen werden, wenn man
Zusatzwerke einer
größeren Zentrale benutzt, also lediglich zur
Verminderung des Kohlenverbrauchs. Die
ganze im Winde steckende ausnutzbare Energie
wird ins Netz gepumpt. Es findet keine Auf-
speicherung statt, sondern der energetische
Vorgang ist einer kaufmännischen Buchung
vergleichbar. Der Stromverbrauch der Ab-
nehmer ist die Passivseite des Netzes, die
Windenergie bildet einen Aktivposten.
In den meisten Fällen wird Drehstrom-
erzeugung verlangt werden. Als Generatoren
kann man (asynchrone) Induktionsmaschinen
verwenden. Die synchrone Drehzahl der In-
duktionsmaschine ist durch die Netzfrequenz
festgelegt. Der Schlupf hängt von der Ab-
abe des Windrades, ab. Ist diese — z. B.
bei 3 m/s Windgeschwindigkeit — so groß,
daß sie die Leerlaufverluste der Induktions-
maschine deckt, so nimmt der Maschinensatz
Synehrongeschwindigkeit an. Bei steigender
Windgeschwindigskeit und. wachsender Ab-
gabe wird der Schlupf negativ; bei Wind-
geschwindigkeiten unter 3 m/s treibt die In-
duktionsmaschine das Rad. Der Drehzahl-
bereich für die Generatorwirkung ist eng.
Es ist daher eine Vorrichtung nötig, die
beim Unterschreiten einer Grenzgeschwindig-
keit (die etwas über der synchronen liegt) die
Induktionsmaschine abschaltet und sie bei
deren Überschreiten wieder einschaltet. Die
erste Aufgabe ist auch durch ein Unterstrom-
relais lösbar. Die Vorrichtung kann entweder
von der Drehzahl des Windrades oder von der
Drehzahl eines Windgeschwindiskeitsmessers
(Anemometer) abhängig gemacht werden.
Ganz ähnlich ist das Verhalten eines
Gleichstromgenerators, dessen Feldwicklung
an einem Netz gleichbleibender Spannung
liegt. Die Leerlaufsdrehzahl der Nebenschluß-
maschine entspricht der synehronen Drehzahl
der Induktionsmaschine; doch ist sie durch
Veränderung der Erregung änderbar.
Außer den angegebenen Vorrichtungen
sind auch Einrichtungen nötig, die die Anlage
gegen Überlastung Spannungsrückgang und
plötzliche Windstöße schützen.
Die geschilderte Anordnung
folgende Vorteile:
1. Der Induktionsgenerator ist ein gewöhn-
licher Drehstrommotor mit Kurzschluß-
anker, also die einfachste und billigste elek-
trische Maschine.
2. Es ist nicht nötig, ein Maschinenhaus zu
errichten. Die ganze Anlage kann im Turm
aufgestellt werden; dadurch wird die lange,
senkrechte Welle vermieden und der An-
schluß an eine Freileitung vereinfacht.
3. Die Räder können an beliebigen, geeigneten
Orten aufgestellt werden. Es können meh-
‘ rere Räder so nahe beieinander aufge-
stellt werden, als es mit Rücksicht auf die
Windströmung zulässig ist. Die Schaltvor-
richtungen können für alle benachbarten
' Räder gemeinsam sein. Es kann z. B. die
anemometrische Schaltvorrichtung bei
besitzt
nn nn. nn nn nn nn
EEE
einem Transformator aufgestellt werden
und dessen Sekundärwicklung beherrschen.
Das Ein- und Ausschalten aller Induktions-
generatoren, die an der Sekundärleitung
hängen, erfolgt lediglich durch An- und
Abschalten dieser Leitung.
4. Das Windrad braucht keine Vorrichtung
zur Vergleichmäßigung der Drehzahl.
5. Akkumulatorenbatterien sind unnötig.
Durch den Netzanschluß wird die Frage
der Aushilfe bei Windstille und Betriebs-
defekt gelöst.
Die Nachteile der Anordnung sind:
1. Die Drehzahl der üblichen Windräder ist
gering; ‚es muß daher ein Vorgelege mit
großer Übersetzung vorgesehen werden.
2. Das Windrad mit Induktionsgenerator ist
durch die Induktionskupplung gezwungen,
mit annähernd gleichbleibender Umfangs-
geschwindigkeit zu laufen; die Geschwin-
digkeit des Windes schwankt aber in weiten
Grenzen. Es ist noch nicht genügend be-
kannt, wie die gebräuchlichen Windräder
unter diesen Verhältnissen arbeiten, bzw.
ob der Wirkungsgrad des Rades dadurch
stark leidet.
Dr. LIEBE gibt auf Seite 503, Spalte 1,
Pos. 2 an, daß ‚ein glatter Windturbinen-
betrieb nur möglich ist, wenn die Dreh-
zahl mit der Belastung schwankt.“ Liegen
Erfahrungen für Betrieb bei gleichbleiben-
der Drehzahl bereits vor?
Auch die dänischen Erfinder Falk,
Jensen und Vinding befürchten, daß
das Windrad bei gleichbleibender Drehzahl
schlecht arbeitet. Sie haben daher vorge-
schlagen, die Induktionsmaschine entweder
mit Polumschaltung zu versehen oder eine
Kommutatormaschine zu verwenden. Doch
glaube ich nicht, daß diese Verfeinerungen
in Betracht gezogen werden müssen, ehe
man sich nicht davon überzeugt hat, daß
die Arbeitsweise bei gleichbleibender Dreh-
zahl unbefriedigend. ist.
Bei Gleichstrom kann man die Drehzahl
in einfacher Weise dadurch verändern, daß
man eine Gegen-Compoundwicklung an-
bringt.
3. Induktionsgeneratoren verbrauchen Blind-
strom zur Eigenerregung und können nicht
den von den Stromverbrauchern benötigten
Blindstrom abgeben. Der Leistungsfaktor
des Drehstromnetzes wird dadurch herab-
gesetzt.
Die Bedeutung dieses Nachteils und die
Mittel zu seiner Behebung müssen von Fall
zu Fall geprüft werden. Bei Gleichstrom-
erzeugung fällt dieser Nachteil fort.
Die von Dr. LIEBE angegebenen Ziffern
dürften einen Versuch mit der von mir vor-
geschlagenen Anordnung rechtfertigen. Der
Versuch soll an einem vorhandenen Rad, das
in der Nähe eines bestehenden Drehstrom-
oder Gleichstromnetzes steht, vorgenommen
werden und soll folgende Fragen aufklären:
a) Welche Jahresausbeute in kWh ist zu er-
warten ?
Bei Wechselstromgeneratoren kann .
vw;
664
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heft 33.
19. August 1920.
b) Wie verhält sich ein Rad, dessen Drehzahl
sich nur in engen Grenzen ändern kann?
ce) Wie oft werden im praktischen Betrieb
die Schalt- und Schutzvorrichtungen an-
sprechen ? E. Adler.
Erwiderung. Er
Die von Herrn Dr: ADLER schon früher
aufgeworfene Frage, die Windkraftanlage mit
dem Kohlekraftwerk zu kombinieren, um das
bei den jeweiligen Windverhältnissen Erreich-
bare aus dem Wind herauszuholen und nur
die Fehlmenge an Kilowattstunden aus der
Kohle zu gewinnen, erscheint auch mir sehr
beachtlich, mindestens im Interesse der Kohlen-
ersparnis überhaupt. Immerhin dürfte es zur-
Zeit noch auf Schwierigkeiten stoßen, unter
Einreehnung des Kapitaldienstes mit einer
solchen Doppelanlage wirtschaftlicher zu ar-
beiten als mit dem reinen Kohlekraftwerk.
Denkt man sich die Belastungskurve als gerade
Linie Tag und Nacht, so würde das für die
Volleistung gebaute Windkraftwerk in mitt-
lerer Windlage doch nur etwa !/, der gesamten
Arbeitsfläche decken, da man die auf die Voll-
leistung bezogene Lieferungsdauer mit un-
gefähr 1500 bis 2000 h jährlich angeben kann.
Die Kohle müßte also immer noch für #/; des
Arbeitsbedarfs aufkommen. Nun entspricht
aber in Wirklichkeit die Belastung nicht einer
Geraden, sondern weicht je nach der Jahres-
zeit und besonders je nach der Tageszeit er-
heblich ab. Man müßte demnach die Wind-
anlage entweder nur für die Minimalbelastung
bauen oder man muß mit'in Kauf nehmen,
daß, soweit zu Zeiten geringer Belastung
volle Windleistung auftritt, diese ohne Akku-
mulierung doch wieder nicht voll ausnutzbar
wäre. Die Verwendung des Drehstromasyn-
ehrongenerators mit Kurzschlußanker für den
vorstehenden Zweck in ähnlicher Weise, wie
er für kleine Wasserkraftanlagen eingerichtet
worden ist, hat ebenfalls etwas Bestechendes.
Es ist indessen schwer durchführbar, bei
Windbetrieb die Arbeitsgewinnung bei kon-
stanter oder nahezu konstanter Drehzahl vor-
zunehmen. Die mit der Nebenschlußmaschine
gesammelten Erfahrungen, die sich ja ohne
weiteres für die Asynehronmaschine anwenden
lassen, gehen dahin, daß sie für die Windtur-
bine nach Eklipse, deren Regulierung durch
Schrägstellung des ganzen Rades mittels einer
seitlichen Hilfsfahne erfolgt, nicht verwendbar
ist. Der steile Anstieg des Drehmomentes der
Nebenschlußmaschine bei zunehmender Wind-
stärke strebt der Regulierung entgegen und
verhindert ihr Funktionieren, ‚so daß bei
starken Winden ganz erhebliche Überlastungen
auftreten. Daher sind solche Anlagen bisher
stets der Zerstörung anheimgefallen, oder sie
waren so einger chtet, daß erst bei einer recht
hohen Windgeschwindigkeit Nutzarbeit ge-
wonnen wurde. Aber auch für andere Turbinen-
systeme, die durch Verstellung der einzelnen
Schaufeln reguliert werden, hat sich die Neben-
schlußmaschine “nicht bewährt. Abgesehen
von der Herabsetzung des Wirkungsgrades der
Turbine bei dem Betrieb mit unveränderlicher
Drehzahl kann auf eine fühlbare Tourenelasti-
zität bei starkem und böigem Winde nicht
verzichtet werden. Liebe.
LITERATUR.
Besprechungen.
Herstellen und Instandhalten elektri-
scher Licht- und Kraftanlagen. Ein
Leitfaden auch für Niehttechniker. Unter
Mitwirkung von G. Lux und Dr. €.
Michalke verfaßt und herausgegeben von
S. Frhr. v. Gaisberg. Mit 66 Textabb.
9. umgearb. u. erw. Aufl. X u. 133 S. in
16°. Verlag von Julius Springer, Berlin
1920. Preis 4,80 M.
Das Buch schließt sich dem bekannten
Taschenbuch für Monteure des Verfassers an,
soll aber nur für den Laien bestimmt sein,
und enthält eine Beschreibung der wesent-
lichen Teile elektrischer Anlagen im An-
schluß an Elektrizitätswerke. Da die 9. Auf-
1ag® nach kaum Jahresfrist der vorhergehenden
folgte, ist also auch jetzt noch ein Bedürfnis
für diese Schrift vorhanden, deren Inhalt den
beabsichtigten Zweck aufs beste erfüllt.
R. Zaudy.
Vergesellschaftung industrieller Be-
triebe. Von S. Herzog. ‚Aus Technik
und Wirtschaft‘, Bd. 3. Verlag von Rascher
& Co., Zürich 1919.
Das 98 Seiten umfassende Buch ist als
3. Band der vom Verlage Rascher & Co,
Für die Schriftleitung verantwortlich: @. O. Zeh me in Berlin. — Verlag von JuliusBpring erin Berlin.
Zürich, herausgegebenen Einzeldarstellungen
aus dem Gebiet der Technik und der. Wirt-
schaftswissenschaften im Jahre 1919 er-
schienen. Es enthält Betrachtungen über
„Vergesellschaftung, dem Schlagworte einer
gewalttätig anstürmenden Zeit.“ Der Ver-
fasser vertritt die Ansicht, daß eine zwangs-
weise Vergesellschaftung ein Unding sei, daß
sie aber durch ein Sichzusammenfinden von
einsichtigem Kapital, von Willen zur Arbeit
und Befähigung zu ihr auf friedlichem Wege
erreicht werden kann und erreicht werden
muß, als einziger Weg, die Schäden des bis-
herigen Systems zu beheben.
Die Begriffe Arbeitgeber und Arbeit-
nehmer müssen in dem einen ‚Mitarbeiter‘
zusammenfließen. Jeder Mitarbeiter muß
Willen zur Arbeit bekunden und Befähigung
zu ihr besitzen. Nach Maßgabe seines aufge-
brachten Arbeitswillens und seiner Arbeitsbe-
fähigung ist jeder einzelne gewinnberechtigt.
Der kapitalgebende Mitarbeiter hat, weil er
Risikoträger ist, Anspruch auf erhöhten Ge-
winnanteill. Die bestimmende Macht ist die
Gesamtheit der Mitarbeiter; die ausführende
Macht geht aus dieser Gesamtheit hervor und
formt sich nach arbeitstechnischen Gesichts-
punkten. Die Mitarbeiter fügen sich im eigenen
Interesse den Anforderungen dieser Macht.
In 8 Kapiteln: Betrieb, Verdienst und
Lebenserhaltung, Herrensein, Unterordnung,
Arbeitsausmaß, Selbstwille, Verantwortlich-
keit und Mitbestimmung ist versucht worden,
die vorstehend angeführten Hauptleitsätze zu
begründen und die Möglichkeit ihrer Durch-
führung nachzuweisen. Daß letzteres dem
Verfasser gelungen, den Eindruck wird man
aus dem Buche wohl kaum gewinnen; immer-
hin sind seine Ausführungen als ein Beitrag
zur Klärung einer kleinen Auslese aus der un-
geheuren Menge der sich hier aufdrängenden
Fragen durchaus. lesenswert.
ER Thierbach.
KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Außenhandel. — Die Ausfuhrabgabe
(soziale Gebühr) beträgt jetzt für Isolatoren
aller Art (auch Glocken) aus Steingut oder
Porzellan (733a), ferner für Isolationsrollen
und -knöpfe, Spulen, Taster, Schalter und
ähnliche zur Isolierung dienende Montierungs-
teile aus Steingut und Porzellan ohne Ver-
bindung mit anderen Stoffen und nicht als
Bestandteile zerlegter elektrotechnischer Vor-
richtungen ausgehend (912e) 5%. Bei Draht
aus seltenen Erden oder Metallen als Leucht-
oder Haltedraht für Glühlampen (871b) ist
sie auf 10% festgesetzt, für anderen auf 1% er-
mäßigt, für Draht (Litzen, Geflechte usw.) aus
unedlen Metallen oder deren Legierungen
(überzogen; umwickelt usw.) zum Gebrauch
in der Elektrotechnik (890a) gestrichen worden.
Die Abgabe beträgt nunmehr weiter für
Dampf-, Gasturbinen in Verbindung mit
Dynamomaschinen (894i) bis 1dz 4%, darüber
bis 5 dz 3%, darüber 1%, für Dynamo-
maschinen, Elektromotoren, Um-
former (Quecksilberumformer 912e), Trans-
formatoren (auch mit Ölfüllung) und
Drosselspulen (907a bis d) bis 1 dz 4%,
darüber bis 5 dz 3%, darüber 1%, für fertig
gearbeitete Anker und Kollektoren sowie
andere Teile von nicht vollständigen elek-
trischen Maschinen (Ersatz- und Reserveteile
usw.) (907e) 3%; für Ersatzplatten (Elek-
troden) (908a, b) hat man sie ebenso wie für
zur Verlegung in Wasser und Erde geeignete
Kabel (909),aufgehoben. Für Telegraphen-
werke und deren Bestandteile (9123) werden
jetzt 4%, für Fernsprecher und -stationen,
Vermittlungseinriehtungen und elektrische Be-
standteile dieser (912b) 2%, für elektrische
Sieherungs- und Signalapparate, Läute-
werke (912c), Vorriehtungen für die draht-
lose Telegraphie und Telephonie (912d)
sowie (elektrische) zum Heizen und Kochen,
Heizlampen (9121) und Bestandteile aller
dieser Gegenstände 1% erhoben. Keine Ab-
gabe liegt mehr auf Isolierröhren für elek-
trische Leitungen aus Papier oder Pappe und
Verbindungsstücken dafür, auch in Ver-
bindung mit unedlen Metallen (912m). Wir
verweisen gelegentlich dieser Herabsetzung auf
ein von der Außerhandelsstelle der Elektro-
technik herausgegebenes Merkblatt über die
soziale Abgabe, das alle wissenswerter An-
-gaben und auch die bisher gültigen Tarif-
sätze enthält. — Die Ausfuhrgebühr wird für
eine Bewilligung immer in ihrem vollen Be-
trage erhoben, doch besteht die Möglichkeit
einer Stundung durch die Zollstellen.
Blei: span. oder nichtengl.
- Für den 12. VIII. 1920 verzeichnete der ‚Berl.
= Die
Einsehränkung der Belieferung mit elek-
trischer Arbeit. — Als Folge des Abkommens
von Spa macht die Kohlenwirtschaftsstelle in
den Marken darauf aufmerksam, daß nicht nur
Anträge auf Mehrbelieferung mit elek-
trischem Strom in der Zeit von 7 Uhr
vorm. bis 4 Uhr nachm. künftig im allge-
meinen abgelehnt, sondern auch noch die
Abend- und Nachtstunden mehr wie bisher
zur Arbeit herangezogen werden müssen.
- Aus der Geschäftswel. — Ausland.
Unter finanzieller Beteiligung des tschecho-
slowakischen Staates sowie der Landes- und
Kreisverwaltungen ist in Budweis die „Süd-
böhmische Elektrizitätswerke A.G.“ mit
10 Mill. K gegründet worden. )
Warenmarkt. — Kalziumkarbid. Die
Bekanntmachung des Preußischen ‘Kriegs-
ministeriums (Waffen- und Munitionsbe-
schaffungsamt) vom. 12. I. 1917, betreffend
Beschlagnahme und Bestandserhebung von
Kalziumkarbid, ist ab 1. VIII. aufgehoben
worden. — Metallpreise. Die Notierungen der
Vereinigungfürdie deutscheElektrolytkupfer-
notiz bzw. der Kommission des Berl’iner Me-
tallbörsenvorstandes (letztere ‘verstehen sich
ab Lager in Deutschland) lauten in M/100 kg:
Metall | 13. VII, | 10. VIII
Elektrolytkupfer (wire
bars), prompt, cif Hamburg,
Bremen, Rotterdam . . . 1952 1974
Raffinadekupfer 99/99,30/, |1400—1450 1400 —1450
Originalhüttenweichblei 550— 560 550
Originalhüttenrohzink,
Preis im freien Verkehr .
Plattenzink (remelted) von
handelsübl. Beschaffenheit | 475 —485
Originalhüttenaluminium
98/990/gin gekerbt.Blöckchen
dsgl. in Walz- oder Draht-
baren . 2 2°2.2.2..12800—2850 2800—2850
Zinn,Banka-,Straits-‚Billiton- |4825— 4,75 48 )0—4900
Hüttenzinn, mind. 99%, . . _ _
Reinnickel 98/99%, : . . 8650-3700 365093700
Antimon-Regulus.. . . . 800 800
Silber in Barren ca. 900 fein .
für 1 kg fein - 11160 —117011175—1190
An der Londoner Metallbörse wurden
nach ‚Mining Journal‘ am 6. VIII. 1920 für
1 ton (1016 kg) notiert:
710—720 | 710—720
480—500
2500 —26u0 2500 —2600°
Weichblei ..... _ 37
„ gew. engl. Blockblei 40
Zink: gew. Sorten. ... 4
».. zemelted...... 25
n. engl Swanseae ..
Antimon: engl. Reg. . .
Aluminium: 98 bis 990/,
Nickel: 98 bis 990/, gar.
Quecksilber: nom, für
die 75 lbs.-Flasche. . .
Platin: je Unze nom., .
nm
de)
[0 2}
ren
oOnonm _oO00X
ZIaS nd ENes TA
*Kupfer: best selected . 108 0 O bis109 0 0
* " electrolyt.. 11100 , 17.0.8
& wire bars... 114 0 0 „117.0 0
* x standard,Kasse 94 10 0 „ 15 0
a „ .3Mon 9% 0-7, 1,9 0508
Zinn: standard, Kasse. . 283 0. ., 23400
» ä 3Mon. 283 0: 4.283 10
uralten 2 ee 0 „30 0 0
0
0
0
0
0)
suusa
W>
=
en
or
Ibel.l
60/63 £ net.,
165 £ (Inland);
185 £ (Export).
230 £ (In- u. Ausland).
20£10s bis 21 £.
520 8.
Börs.-Cour.‘‘ folgende Preise in £/t: Kupfer,
Kasse 93,37; desgl. 3 Mon. 95,37; Elektrolyt
112 bis 117; best selected 108 bis 109; Zink
41,75 bis 43,25; Zinn, Kasse 276,75;
3 Mon. 283,75; Blei 36,75. In New York
stellte sich am gleichen Tage Elektrolytkupfer
loko auf 19 ets/lb.
* Netto.
Bezugsquellennachweis.
Frage Nr. 29. Wer liefert Gehäuse für
gepreßte Schalttafelinstrumente ?
Berichtigung.
Unter Vereinsnachrichten, AEF, Aus
schuß für Einheiten und Formelgrößen,
„ETZ“ 1920, 8. 642, muß in der 3. Spalte
unten die Seitenzahl in der Fußnote 1054
statt 1094 heißen.
Abschluß des Heftes: 14. August 920.
665
Elektrotechnische Zeitschrif
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1 894.
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24.
TH m
41. Jahrgang. Berlin, 26. August 1920. Heft 34.
mm VI
2 x N Brecherhauses geschieht durch 2 Ketten- | Kessel ist unmittelbar mit einem gußeisernen
Die elektrischen Einrichtungen des Kraft- | bahnen von 1900 m Länge. (Abb. 1) Jededieser | Rauchgasvorwärmer von je 320 qm Heiz-
werkes Golpa. beiden Bahnen fördert in 8 Stunden 48 000 hl, | fläche zusammengebaut und hat einen liegenden
so daß, falls eine Kette ausfällt, die andere in | Überhitzer. Zwischen den Kesselhäusern
- Von Heinrieh Probst, Berlin. zwei Arbeitsschichten noch den vollen Tages- | stehen 9 Schornsteine von 100 m Höhe und einer
bedarf zu decken imstande ist. Bei vollem | oberen lichten Weite von 5m. (Abb. 2) In den
In der Zeitschrift des Vereins Deutscher i ;
Ingenieure Jahrgang 1919, Nr. 44/46, hat NE ENTER Io EIER ORERTERETESTTTRERRESTRIEEETTTTHET TER ESEEEZETER
Klingenberg eine Arbeit über das Groß- i 2 se“ ER we N
kraftwerk Golpa veröffentlicht, die einen i LER ! ; ER
Auszug aus dem demnächst im Verlage von ; ar
Julius Springer erscheinenden 3. Bande seines Bags Sage
Werkes „Bau große: Elektrizitätswerke‘‘ dar-
stellt. Sie behandelte im wesentlichen in sehr
gekürzter Form grubentechnische und dampf-
technische Einrichtungen des Werkes. Die
elektrischen Einrichtungen wurden nur ge-
streift.
Einer Anregung der; Schriftleitung folgend,
möchte ich im Nachstehenden den dampf
technischen Teil der Anlage nur kurz Be
rühren und dafür etwas eingehender über die
elektrischen Einrichtungen berichten. Hier-
für hat mir Herr Geheimrat Prof. Dr. Klin-
genberg den inzwischen fertiggestellten Text
seines Buches und die Abbildungen zur Ver-
fügung gestellt, sodaß die nachstehenden Aus-
führungen ebenfalls als ein Auszug aus dem
zweiten Teile des Buches anzusehen sind.
Der dampftechnische Teil des Kraft-
werks. 5
Das Kraftwerk Golpa wurde in der Nähe TIER
der Braunkohlenfelder der Grube Golpa er- Abb.1. Die Hauptkettenbahn vom Brecherhaus aus gesehen.
richtet und hat mit dem Eigenverbrauch des , ;
Kraftwerkes und der Grube 800 Mill. kWh | Betrieb kommt alle 14,4 s ein] Wagen im | Höfen zu den Kesselhäusern wurden 3 Pumpen-
jährlich zu erzeugen. Hiervon beanspruchten | Brecherhause an. Letzteres liegt 40 m von | räume eingebaut, die gleichzeitig als Verbin-
die 'Reichsstickstoffwerke in Piesteritz 500 | der Stimseite des Kesselhauses entfernt und dungsgang zwischen zwei Kesselhäusern dienen.
Millionen und die in der Nähe des Kraft- | hat einen Kraftbedarf von 330 PS. Vom | Die Kessel werden also von zwei von einander
werkes errichtete Salpetersäurefabrik 250 Mill. |_Brecherhause aus werden die Kohlen durch unabhängigen Stellen gespeist. Der Grund
kWh. Den Rest verbrauchten die Nebenbe- | zwei Stahlbänder in einen Verteilungsturm | der Aufstellung _der Kesselhäuser und der
triebe des Kraftwerkes sowie die Grube Golpa. | und von dort aus durch Längsgurt- und Quer- | Schornsteine in der oben angedeuteten Weise
Auf letzterer wurde ein zweistöckiges Um- | gurtförderer in die Bunker der verschiedenen | ist in dem Buche von Klingenberg an Hand
formerhaus errichtet, welches mit 3 Einanker- | Kesselhäuser transportiert, oder sie werden zahlreicher Beispiele in der ausführlichsten
umformern von 1000 kVA bei 1100 Volt den | vom Brecherhause aus auf einen Lagerplatz | Weise geschildert. : z
Strom für die Bagger. und Lokomotiven_er- | befördert. ) . Das Maschinenhaus hat eine Länge von
zeugte. In den 4 Kesselhäusern, die mit der einen | 195m bei einer Breite von 16m. Der Ma-
Die im Tagebau gewonnene und für das | Stirnseite senkrecht zum Maschinenhaus | schinenhausfußboden und der Heizerstand lie-
Kraftwerk bestimmte Braunkohle hat einen | stehen, gelangten 64 Steilrohrkessel mit einer | gen auf gleicher Höhe. (Abb. 3) Die 8 aufgestell-
Heizwert von 2100 bis 2400 WE./kg, sodaß | Heizfläche von je 500 bis 550 m? zur Auf- | ten AEG.-Turbinen arbeiten mit einem Dampf-
die erforderliche Kohlenmenge 30 Mil. hl pro | stellung. In jedem Kesselhaus sind 2 Reihen | druck von 13,5 at bei einer Dampftemperatür
Jahr oder 7000 t täglich beträgt. Die Beförde- | von je 8 Kesseln untergebracht. Der Bunker | von: 340° C. Die Leistung jedes Generators
rung dieser Kohlen von der Grube bis zu | befindet sich über dem in der Mitte desKessel- beträgt 22 000 kVA bei 6000 Volt und 50 Pe-
dem in der Nähe des Kraftwerkes errichteten }) hauses liegenden Bedienungsgang. Jeder | rioden. Jede Turbine hat 2 Kondensatoren
4
Hl
i
ö
Abb, 2. Nordseite des Kraftwerks; vorn Scha'thaus für 110 kV,
868
\
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 34.
26. August 19x20.
von je 1500 qm Kühlfläche. 4 von diesen Tur-
binen haben jede einen turbo- und einen elek-
trisch angetriebenen Pumpensatz, bestehend
aus je einer Kühlwasser, Luft- und Konden-
satpumpe. Die Maschinenteile können an der
freien Stirnwand der Halle ins Maschinenhaus
schutz der Maschinen erforderlichen Strom-
wandler direkt an die Generatorklemmen mon-
tiert. „ Die Maximalrelais schalten im Falle
einer Überlastung des Generators einen Wider-
stand in den Erregerstromkreis der. Erreger-
maschine ein, so daß der Generator trotz des
Abb. 3. Blick in das Maschinenhaus.
eingefahren und unmittelbar mit einem Kran
abgehoben werden. Die Spannweite der bei-
den Kräne beträgt 15,5 m. Ihre Tragfähigkeit
40 t. Die Luftfilter von 2200 m3/min sind für
jeden Generator gesondert in Anbauten unter-
gebracht, die an der Längsseite des Maschinen-
hauses errichtet wurden. Eingebaute Sicher-
heitsklappen verhindern das Übergreifen eines
Filterbrandes auf die Generatorenwicklungen.
Zur Rückkühlung des Wassers dienen 11 Kühl-
türme von 35 m Höhe und 2 Klärteiche von
je 2250 m? bei 3m Tiefe. Die Lage des Schalt-
hauses wurde durch die Lage dieser Kühltürme
bestimmt. Es ist nicht, wie sonst üblich, an der
Längsseite des Maschinenhauses, sondern an
der Stirnseite errichtet. Eine genaue Durch-
rechnung ergab, die zu den Kühltürmen führen-
denKühlwasserleitungen kürzer, die Maschinen-
kabel dagegen länger zu nehmen, zumal die
letzteren gleichzeitig einen guten Generator-
„ehutz darstellen.
Das Schaltbild des Kraftwerkes.
Auf die 25km entfernt liegende Stick-
stoffabrik Piesteritz sollten von den 8 auf-
gestellten Generatoren 5 arbeiten, während
die übrigen 3 Maschinen für die Deckung des
Strombedarfs der in der Nähe des Kraft-
werkes errichteten Salpetersäurefabrik be-
stimmt waren. Der letzteren wurde der Strom
durch Kabel von 6000 Volt zugeführt, während
der für die Stickstoffabrik bestimmte Strom
mit einer Spannung von 80000 Volt über
4 Fernleitungen weitergeleitet wurde. Von
diesen 4 Fernleitungen wurden zunächst nur
3 Stromkreise verlegt.
Nach Wegfall der Salpetersäureherstellung
wurde zur Milderung der Kohlennot die frei-
werdende Leistung nach Berlin geführt. Die
für die Kraftübertragung nach Piesteritz
mente Spannung von 80 000 Volt war für
ie Fernleitung nach dem 120 km entfernten
Berlin zu. niedrig. Die Schaltanlage mußte
deshalb in einen Teil für 80 000 Volt und einen
für 110 000 Volt getrennt werden. Diese Unter-
teilung wäre natürlich unterblieben, wenn von
Anfang an die Stromversorgung Berlins ge-
plant gewesen wäre.
Wer mit den Anschauungen Klingenbergs
vertraut ist, wird sich nicht darüber wundern,
daß er auch beim Entwurf des Schaltbildes
Golpa die Forderung aufstellte: ‚‚Betriebs-
sicher, aber so einfach, als möglich.‘‘ Diese
Forderung konnte, soweit die 3 Maschinen für
die Salpetersäurefabrik in Frage kamen, in
geradezu idealer Weise erfüllt werden.
Von den Klemmen dieser 3 Generatoren
aus wurden ohne Zwischenschaltung eines
Ölschalters dreifach verseilte im Erdboden ver-
Fehlens eines Maschinenölschalters nieht be”
schädigt werden konnte. Die eingebauten
Zinkschienen und Klemmen gaben im Be-
triebe mehrmals Gelegenheit dazu, die Zweck-
Nach der Kalkstickstof-Fabrik
5 Transformatoren 82500/6100 Volt
mäßigkeit dieses Generatorenschutzes prak-
tisch zu erproben.
Nicht ganz so einfach, aber ähnlich ge-
staltete sich das Schaltbild, welches für die
auf die Stiekstofffabrik arbeitenden Maschinen
aufgestellt wurde. Dieses Schaltbild ist be-
reits von Klingenberg in der „ETZ‘ 1916 be-
schrieben und braucht deshalb hier nur kurz
gestreift zu werden. (Abb. 4
Die Nebenbetriebe des Kraftwerkes und
der benachbarten Grube verbrauchen nur
einen verhältnismäßig kleinen Teil der Ge-
samtleistung, nämlich 6000 kVA bei 6000 V
Spannung. Mit anderen Verbrauchern in der
Nähe des Kraftwerkes brauchte beim Ent-
wurf nicht gerechnet zu werden. Da also der
Hauptbedarf auf der 80000-Volt-Seite lag, war
es nicht nötig, die Maschinen auf der 6000-
Volt-Seite parallel zu schalten. Es wurde viel-
mehr jeder Generator mit einem Transfor-
mator gleicher Leistung starr verbunden, so-
daß die Parallelschaltung auf der 80 000-Volt-
Seite erfolgt. Durch diese Schaltung werden
die 6000-Volt-Schalter für dieGeneratoren und
Transformatoren überflüssig, und außerdem
vermeidet man am sichersten die Gefahren
der plötzlichen Kurzschlußströme. Würden
nämlich 5 Generatoren von 22000 kVA auf
der 6000-Volt-Seite ohne Reaktanzspulen pa-
rallelgeschaltet, so erreicht der plötzliche Kurz-
schlußstrom den Wert von 150 bis 200 000 A,
eine Stromstärke, die den Apparaten und Lei-
tungen aus thermischen und dynamischen
Gründen auch vorübergehend nicht zugemutet
werden darf.
Mit Rücksicht darauf, daß Erfahrungen
über den Betrieb von Karbidöfen solcher
Größe nicht vorlagen und daher mit häufigen
Kurzschlüssen gerechnet wurde, erhielten die
Generatoren noch eine Zusatzreaktanz von
7%%.. Aus diesem Grunde wurde auch das
Doppelsammelschienensystem der 80 000-Volt-
Seite nach dem Vorschlage Klingenbergs so
eingerichtet, daß ein Generator mit einer der
Nach Berlin u. Bitterfeld
—
v u un
n Sammelscı hiehen 110000 löll &
\
3 Transformatoren 110000/6100 Volt.
I a IV 12 u} ur 17/74
Era = ou
NIEREN 77 ee Ela
7 7 7 7 E 7 7 Hifsschiene 7 7 7
Z 6700 Poll
va
ZU0 HN,
17 all
BvR NV Vv u | m. 1777
A & Generatoren 16000 KW 6600 Volt c05. 9 - 0,75
+ Hondensationsmoloren.
7.0 ZT
System I
System I
2
N)
Pumpstalion %
er 325Volt { Drehsirom.
220/830
Gl
Volt. 1? 120 Demente
In IM
&
KW HH.
b
jammelschienen 220 Volt Gleichstrom r
y JF
ar
2 Yale OHR = 00KVR
(4
ammelschienen für den Eigenbedarf
des Kraftwerkes und der Grube
6100 Volt
NET,
Sammelschienen
25 Volt Drehstrom
Natbeleuchlung .
nt Ion der Gleichstrammaschine
"4 Lichlabzweige
9 Drehstrommaschine.
10 Drehstrommotor.
7 Kabelendverschluß. 11 Gleichstrommotor. 15 Erdungsdrosselspule.
8 Kabel. 12 Schalthebel. 16 Umschalter.
Anmerkung: Der besseren Übersichtlichkeit wegen ist die apparative Ausstattung der verschiedenen Stromabzweige
im allgemeinen nur in einem Zweig vollständig eingezeichnet.
Abb, 4. Schaltbild des Kraftwerkes,
legte Kabel zu dem im Ofenhause der Sal-
petersäurefabrik montierten Gruppensammel-
schienen geführt. An diese wurden mittelst
Trennschalter 4 Ölschalter . angeschlossen ,
welche die Lichtbogenöfen vor Überlastung
schützten. Für den Fall jedoch, daß an den
Maschinenkabeln oder an den aus Zink be-
stehenden Sammelschienen Kurzschlüsse ent-
stehen sollten, wurden die für den Maximal-
13 Batterie. a
‚14 Trennstücke.
1 Trennschalter.
2 Ölschalter.
8 Stromwandler.
4 Drosselspule.
5 Reaktanzspule.
6 Transformator.
‚26. August 1980.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1020 Heft 3
687
4 Freileitungen direkt verbunden und auf eine
besondere, der Leistung einer Maschine ent-
sprechende Ofengruppe in der Stickstoff-
fabrik geschaltet werden konnte.
Der für die Nebenbetriebe des Kraft-
'werkes und für die benachbarte Grube er-
forderliche Strom von 6000 V Spannung wird
einem Generator an den Klemmen der Haupt-
reaktanzspule unter Vorschaltung einer
weiteren Reaktanzspule für eine Durchgangs-
leistung von 6000 kVA und 5% Reaktanz-
spannung entnommen.
Die für die Nebenbetriebe notwendige
Schaltanlage hat ebenfalls ein Doppelsammel-
schienensystem erhalten, damit auch während
des Betriebes eine Kontrolle ohne Gefahr aus-
geführt werden kann.
Hinter den oben erwähnten beiden Reak-
tanzspulen eines Generators zweigt eine Lei-
tung ab, welche unter Zwischenschaltung eines
Transformators den Motor für die Konden-
sationspumpen speist. Dieser Motor läuft
daher weiter, selbst wenn das 80 .000- oder
6000-Volt-Netz durch Auslösen der Ölschalter
spannungslos werden sollte.
Der Zufall könnte es nun wollen, daß z. B.
Generator I und der Transformator, der zur
Maschine V gehört, gleichzeitig ausfallen,
während der zur Maschine I gehörende Trans-
formator und Generator V betriebsfähig ge-
blieben sind. Um in solchen Fällen die Ver-
bindung irgend eines Transformators mit
irgend einem Generator zu ‘ermöglichen, ist
eine Hilfssammelschiene auf der 6000-Volt-
Bee Kür die Leistung einer Maschine ange-
ordnet.
Für den ‘Überstromschutz sind Genera-
toren und Transformatoren mit unabhängigen
Maximalzeitrelais und mit Rückstromrelais
ausgestattet. Die Freileitungen haben eben-
falls unabhängige Zeitrelais mit entsprechend
kürzerer Zeiteinstellung erhalten. Alle Relais
sind Niederspannungsinstrumente, die von
Strom- und Spannungswandlern gespeist wer-
den. Die in den Freileitungen eingebauten
Stromwandler treten äußerlich nicht in die
Erscheinung, weil die 6 Durchführungsisola-
toren der Ölschalter als Stromwandler ausge-
bildet sind. Mit entspreehend erhöhtem Span-
nungsanfall kann jede Freileitung statt des
Normalstromes von 135 A. den doppelten
Strom ohne schädliche Erwärmung übertragen.
Trotz diser Stromänderung brauchen die
Relais nicht anders eingestellt zu werden, weil
die Sekundärspulen der Stromwandler je nach
der zu übertragenden Stromstärke auf der
Schalttafel durch Steekkontakte parallel bzw.
hintereinander geschaltet werden könenn. Die
Erregung der Generatoren wird durch Ein-
schalten eines Widerstandes in den. Erreger-
stromkreis geschwächt, wenn die Maximal-
oder Rückstromrelais ansprechen und den
Ölschalter abschalten.
Diese Einrichtung hat bekanntlich den
Zweck, eine bei plötzlicher Entlastung der
Turbine etwa auftretende Spannungserhöhung
zu vermeiden bzw. einen etwa entstehenden
Brand der Generatorwicklungen einzudämmen.
Im Kraftwerk Golpa sitzen sämtliche
Stromwandler für den Maximalschutz und
für die Meßinstrumente im Maschinenhaus-
keller in der Nähe der Generatorklemmen und
nicht, wie sonst üblich, in der Schaltanlage.
Die Stromwandler für die Rückstromrelais
befinden sich dagegen im Schalthaus und zwar
auf der 80 000- bzw. 110 000-Volt-Seite jedes
Transformators.
Der Überstromschutz und die Schaltung
der Nebenbetriebsschaltanlage ist in bekannter
Weise ausgebildet. -
Der an die Stiekstoffabrik bzw. an Berlin
gelieferte Strom wird auf der 80 000- bzw.
110 000-Volt-Seite gemessen. Zu diesem Zweck
sind die Strom- und Spannungstransforma-
toren für die Zähler mit Rücksicht auf die
beabsichtigte Unterteilung des Betriebs auf
der Hochspannungsseite jedes 22000 kVA-
'Transformators eingebaut. Die Spannungs-
transformatoren bestehen aus 3 Einphasen-
transformatoren, deren Nullpunkt an Erde
gelegt ist, so daß sie gleichzeitig als Erd-
ontrolle verwendet werden können. Nach der
ersten Betriebszeit zeigte sich schon, daß das
Stickstoffwerk ein verhältnismäßig ruhiger
Konsument war. Infolgedessen wurden alle
für das Stickstoffwerk bestimmten Maschinen
des Kraftwerkes auf der 80 000-Volt-Seite pa-
rallelgeschaltet und von der Unterteilung des
Betriebes wurde praktisch wenig Gebrauch
gemacht.
a (Schluß folgt.)
Über Scheinwerfer mit Fernantrieb.
Von Ing. Alexander Zimmermann,
Wilhelmshaven.
Die Grundforderung für einen Scheinwer-
fer ist, daß sich der Scheinwerferstrahl in jede
gewünschte Richtung einstellen läßt. Aus die-
ser Forderung ergeben sich ohne weiteres die
Bedingungen für den mechanischen Aufbau des
Scheinwerfers. Daher erhält die Trommel:
1. eine Drehbewegung um die vertikale
Achse (Horizontal- oder Drehbewegung)
und
2. eine Auf- und Abwärtsbewegung (Verti-
kal- oder Kippbewegung).
Normalerweise war bei den früher ge-
bräuchlichen Scheinwerfermodellen eine Er-
höhung des Scheinwerferstrahles um 60° und
eine Senkung von 30° von der Horizontalen als
Grundstellung aus gerechnet möglich, so daß
jeder Punkt innerhalb des Raumes bis auf einen
Basiskegel von 120° und einen Zenithkegel von
60°, beleuchtet werden konnte (Abb. 1 u. 2).
Abb. 2. Scheinwerfer, altes Modell.
Die Ho:izontalbewegung ließ eine Drehung des
ganzen Scheinwerfers um 860°, die Vertikalbe-
wegung eine Kippung von insgesamt 90° zu.
Die neueren Scheinwerfermodelle wurden
so eingerichtet, daß die Erhöhung des Schein-
werferstrahles statt 60° jetzt 90° betrug. Die
Trommel mußte sich also soweit durchschwen-
kenlassen, bis die Achse derselben dielotrechte
Stellung eingenommen hatte (Abb. 8 u. 4).
Zenith
S
Vrorızont
Abb. 4. Durchschwenkbarer Scheinwerfer
Die Senkung von 80° wurde beibehalten. Außer
dem Basiskegel von 120 ließ sich nunmehr jeder
Punkt des Raumes anleuchten, eine Forderung,
dieu.a. der Luftabwehrdienst im Kriege stellte,
Die Scheinwerfer der letzteren Art werden als
durchschwenkbare Scheinwerfer be-
zeichnet, weil eine weitere Ausladung der Trag-
arme für die Trommel ein Durchschwenken der-
selben bis zur lotrechten Stellung gestattet, was
bei den älteren Modellen nicht der Fall war.
Bei normalen Scheinwerfermodellen läuft
der Drehtisch a (Abb. 5) in Kugeln gelagert auf
er
an
Abb. 5. Scheinwerfer mit direktem Handantrieb.
dem feststehenden Untersatz b. Auf dem Dreh-
tisch befestigt sind die Antriebshandräder für
die Drehbewegung e und die Kippbewegung d.
Die Drehbewegung des Scheinwerfers wird ein-
geleitet durch Drehen des Handrades c, dessen
Bewegung über ein selbstsperrendes Schnecken-
getriebe auf ein Ritzel eübertragen wird. Dieses
steht in Eingriff mit einem Zahnkranz, welcher
im Untersatz fest angeordnet ist. Die Kippbewe-
gung wird durch Drehen des Handrades d über
ein selbstsperrendes Schneckengetriebe vom
Ritzel f auf das mit der Trommel verbundene
Segment g übertragen. Das Segment selbst be-
sitzt zwei Anschläge zur Begrenzung der End-
lagen. Da die Beleuchtung eines bestimmten
Punktes oft für längere Zeit erforderlich wird,
sind zur Fixierung der betreffenden Trommel-
stellungen Feststellvorrichtungen für die Dreh-
und Kippbewegung vorgesehen, die übrigens
auch bei Nichtverwendung des Scheinwerfers
angezogen sein müssen.
Mit vorstehender Einrichtung zur Einlei-
tung der Bewegungen waren früher Scheinwer-
fer aller Größen ausgerüstet. Hierbei waren
dann:
1. die Bedienungsstelle (für Schein-
werferlampe und Blenden),
9. die Leitstelle (für das Richten des
Scheinwerferstrahls) und
3. die Kommandostelle (für Leitung
des Manövers)
an einem Platze, nämlich am Scheinwerfer
selbst vereinigt (Abb. 6). Bei dieser Anordnung
Erklrung:
Bedienungsstelle
® © Leitstelle
® © © Kommandostelle
Abb. 6. Handantrieb.
war die Leitung des Manövers insofern er-
schwert, als sich die Kommandostelle in unmit-
telbarer Nähe des Scheinwerfers selbst befin-
denmußte. Da aber in vielen Fällen der Schein-
868
werfer besonders exponiert aufgestellt ist, wie
z. B. auf Schiffen, so erweist sich wegen der
räumlichen Entfernung eine Vereinigung der
Kommandostelle mit der Leitstelle als nicht sehr
zweckmäßig. In diesem Falle wird vielfach ein
Ausweg gefunden, indem von der Kommando-
stelle derLeitstelledurch mechanische oder elek-
trische Telegraphen (bzw. Sprachrohre bei klei-
neren Eintfernungen) die einzelnen Befehle über-
mittelt werden (Abb. 7).
®
Orr m
Abb. 7. Handantrieb mit Telegraph.
Sehr bald ergab sich die Forderung, die
Leitstelle vom Scheinwerferaufstellungsort un-
abhängig zu machen. Es mußte für diesen Fall
eine zweifache Bewegungsfernübertragung (für
Dreh- und Kippbewegung) eingerichtet werden,
Da der Drahtseilantrieb keine genügenden Ga-
rantien bot, sind diese Aufgaben durch den
GestängefernantriebfürmittelgroßeSchein-
werfer und kleinere Entfernungen und den Mo-
torantriebfür große Scheinwerfer und größere
Entfernungen gelöst worden (Abb. 8. u. 9). Es
Abb. 9. Fernantrieb mit Motor.
ist hierdurch erreicht, die Leitstelle an einer für
die Beobachtung günstigen Stelle, unabhängig
von der Scheinwerferaufstellung unterzubrin-
gen.
Bei einem noch weiteren Ausbau wird die
Kommandostelle von der Leitstelle getrennt
und übermittelt die erforderlichen Befehle tele-
graphisch zur Leitstelle (Abb. 10). Die Ausfüh-
OT
Abb. 10. Fernantrieb mit Telegraphen.
rung einer derartigen Unterteilung ist beson-
ders zweckmäßig für den Fall, daß einer Kom-
mandostelle mehrere Scheinwerfer unterstellt
sind und dieselben gleiche oder verschiedene
Bewegungen ausführen sollen.
Außer den genannten Fernleitungen und
Telegraphen steht die Bedienungsstelle am
Scheinwerfer selbst in ständiger telegraphi-
scher Verbindung mit der Leit- oder Kom-
mandostelle zur Entgegennahme von Befehlen
für die Bedienung der Blenden. Zum Teil sind
die Telegraphen zur Regelung der Beleuchtung
und der Bewegungen miteinander vereinigt.
Bei Scheinwerfern mit Gestängefern-
antrieb fallen die beim Handantrieb auf dem
Drehtisch vorhandenen Antriebshandräder für
die Dreh- und Kippbewegung fort. Die Bewe-
gung wird jetzt an der bei der Leitstelle aufge-
stellten Riehtsäule eingeleitet (Abb. 11). Die
Handräder der betreffenden Scheinwerferbe-
Elektrotechnische Zeitschrift,
PR
1920.
wegungen sind am Säulenkopf angebracht und
übertragen ihre Bewegung auf ein Doppelfern-
gestänge mit der Übersetzung 1:1 bis zum
Scheinwerferuntersatz.
An dem 'Säulenkopf sind außerdem noch
Anzeigevorrichtungen angebracht, um den je-
weiligen Stand des Scheinwerfers ohne weiteres
durch Ablesen an den Skalen erkennen zu kön-
nen. Die Bewegung des Gestänges wird im
Säulenkopf durch Schneckenübersetzung auf
die Zeiger der Anzeigevorrichtung übertragen.
Abb. 11. Abb. 12. Richtsäule mit
Visierkopf.
Richtsäule.
Bei den in der Marine gebräuchlichen
Scheinwerferrichtsäulen ist auf dem Säulenkopf
noch eine Visiereinrichtung angebracht, welche
bei Drehen des Handrades für die Schwenkbe-
wegung eine dem Scheinwerfer synchrone
Drehung mitmacht. Der Scheinwerferstrahl
folgt also allen Bewegungen des Visiers (Abb.
12).
Eine weitere Vervollkommnung würde es
darstellen, wenn man das Visier mit an der
Kippbewegung teilnehmen ließe, Sollte dann
irgend ein Punkt angeleuchtet werden, so
brauchte man nur durch Drehen der Handıäder
das Visier auf den bestimmten Punkt zu rich-
ten, um beim Öffnen der Blende den Punkt
durch den Lichtstrahl sicher zu treffen.
Das Gestänge der Fernbewegung wird un-
ter Zwischenschaltung von Kreuzgelenkkupp-
lungen und Ecklagern je nach Erfordernis, bis
zum Scheinwerferuntersatz geführt (Abb. 13)
Abb. 13. Gestängeleitung für Fernantrieb.
und hier mit den Bewegungsorganen des Schein-
werfers verbunden. Das Gestänge d für die Kipp-
bewegung tritt zentral durch den Drehtisch a
(Abb. 14)"und setzt sich unter Zwischenschal-
tung von Kegelrädern durch den Tragarm der
Scheinwerfertrommel bis zum Antriebsritzel f
fort. Letzteres steht in Eingriff mit dem Seg-
ment g. Das Gestänge c für die Drehbewegung
trägt am Ende ein Ritzel e, welches mit dem
innerhalb des Drehtisches angebrachten Zahn-
kranz in Eingriff steht. Beide Ferngestänge
lassen sich durch die zugehörigen Kuppelungen h
und © am Scheinwerfer selbst abkuppeln, wo-
bei die Dreh- und Kippeinrichtungen durch
Klemmvorrichtungen festgesetzt werden, da
Heft 34.
26. August 190.
sonst die Trommel unter Umständen durch ihr
eigenes Gewicht abrauschen könnte,
Damit der Bedienende der Richtsäule |
schon beim Drehen der Handräder ein Gefühl
über die Größe der hervorgerufenen Bewegung
Art EEE EEE %G
S cl S
N
EN
Abb. 14. Scheinwerferuntersatz mit Fernantrieb.
erhält, kann die Übersetzung von der Richt-
säule zum Scheinwerfer so gewählt werden, daß N
beispielsweise bei einer Umdrehung des Hand-
rades an der Richtsäule der Scheinwerfer sich
um 5° dreht, bzw. hebt oder senkt. Hieraus er- ie
gibt sich dann ein zahlenmäßiger Wert für die N
Rn 5 1 ;
o \ h et a #
Ru von selbst zu 360 oder 75: Diese Ä
Übersetzung wird dann zum Teil in den Kegel-
räderpaaren, in der Hauptsache aber im Seg- |
ment bzw. im Zahnkranz untergebracht.
Bei der praktischen Ausführung dieses Ge-
stängeantriebes stellten sich unvorhergesehene
Fehler ein.
Wirdan der Riehtsäule durch das Hand-
rad ce das Gestänge für die Schwenkbewegung
gedreht, so wird am Scheinwerfer ein Drehen
des Tisches a eintreten. Da nun auf dem Dreh-
tische die Antriebsorgane für die Kippbewe-
gung befestigt sind, so müssen dieselben an der 2
Drehung des Tisches teilnehmen, befinden sich
ihrerseits aber in Ruhe. Weil aber das Kegel-
rad k (Abb. 14) mit dem Kegelrad Lin Eingriff
steht, so muß letzteres ebenfalls mit an der
Drehung teilnehmen; es wird also mit andern
Worten beim Betätigen der Schwenkeinrich-
tung das Gestänge für die Kippbewegung rück-
wärts mitgeschleppt, so daß an der Richtsäule
das Handrad der Kippbewegung eine Gegen-
bewegung ausführt.
Trotzdem man das meist nicht sehr lange
Gestänge in Kugellagern laufen läßt, besitzt es
doch so viel Lagerreibungswiderstand, daß die
oben geschilderte Mitschleppung des Gestänges
nicht eintritt. Die Folge davon ist, daß das
Kegelrad sich dem drehenden Drehtisch gegen-
über als fest mit dem Untersatz b verbunden
verhält. Beim Drehen des Tisches von der
Säule aus wickelt sich also das Kegelrad k auf
dem Kegelradlab, dieDrehung des Kegelrades k
überträgt sich notgedrungen auf das Ritzel f,
d.h.,sobaldan der Richtsäule geschwenkt wird,
tritt ein unbeabsichtigtes Kippen des Schein-
werfers ein, ohne daß die Leitstelle an der Zei-
gervorrichtung der Richtsäule feststellen kann,
3 eine Bewegung der Trommel stattgefunden _
at.
Abgesehen hiervon macht sich der Fehler
ganz bedeutend bemerkbar, wenn z. B. ein
Gegenstandin 1000 m Entfernung angeleuchtet
ist und nun eine Schwenkung des Scheinwerfers
erforderlich wird; dann wird die Trommel sich
um einige Grade heben bzw. senken, so daß das
Ziel längst aus dem Leuchtbereich verschwun-
den sein kann. Da die Übersetzung vom Hand-
rad der Richtsäule bis zum Kegelrad 11: 1 ist,
und bei einer Handradumdrehung die Schein-
werferbewegang 5° beträgt, so ist der Kipp-
26. August 1920.
fehler bei einer Umdrehung des Drehtisches
ebenfalls 5%. Bei 1000 m Entfernung ergibt sich
so schon bei einer Umdrehung ein Höhenunter-
schied von rund 90 m.
Eine ‚einfache ‚Abhilfe dieses Fehlers wäre
es, im Untersatz des Scheinwerfers in die Ge-
stängeleitung der Kippbewegung eine Kupp-
lung einzubauen, die immer geöffnet sein müßte
_ und nur dann eingekuppelt wird, wenn an der
Richtsäule das Handrad für die Kippbewegung
betätigt wird (Abb. 15). Jedoch stehen dieser
Abb. 15. Untersatz mit Kupplung.
Ausführung auf mechanischem und elektri-
schem Wege andere Schwierigkeiten gegenüber,
auf welche an dieser Stelle nicht weiter einge-
gangen werden kann.
Eine weitere Lösung könnte gedacht wer-
den, durch ein Getriebe vom Schwenkgestänge
im Untersatz aus das Kippgestänge soweit zu-
rückzudrehen, bis die Fehlerbewegung wieder
aufgehoben ist. Zu dieser Lösung wäre aber ein
bedeutender Kraftaufwand an den Handrädern
der Richtsäule nötig, der zu einer Vergrößerung
der Handräder selbst und einer Herabsetzung
des Wirkungsgrades führen würde.
Letztere Lösung sowie die folgende würden
weiterhin eine Umkonstruktion der Scheinwer-
feruntersätze erforderlich machen. Bei Abb. 16
Abb. 16. Untersatz mit Zahnstange.
wirdals Zwischenglied zweier Ritzel 1und 2eine
auf einer Spindel auf- und abwärts verschieb-
bare runde Zahnstange verwandt. Bei Drehung
des Drehtisches läuft das mit diesem verbun-
dene obere Ritzel 2 frei um die Zahnstange
Abb. 17. Untersatz für korrigierte Fehlerbewegung.
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 34.
herum, ohne eine Bewegung auf die Kippein-
richtung zu übertragen, während das Ritzel 1
seine Stellung unverändert beibehält,
Als geeignetere Lösung ist wohl die patent-
amtlich geschützte Binrichtung der Abb. 17 an-
zusehen. Durch eine Verbindung eines Wende-
getriebes mit einem Planetengetriebe ist es er-
reicht, einem Zwischengliede a durch eine Über-
setzung des Planetengetriebes von 1:2, die
halbe Geschwindigkeit des Drehtisches zu
geben. Das mit dem Zwischengliede a verbun-
dene Kegelrad b rollt aber weiterhin bei Dreh-
ung von a vom Drehtisch aus, auf dem mit der
Gestängeleitung verbundenen feststehenden
Kegelrad cab, und erteilt der Welle deine dem
Drehtisch synehrone Bewegung. Da mın das
Kegelrad e genau wie die weiteren, auf dem
Drehtisch befestigten Antriebsteile der Kipp-
bewegung die gleiche Drehgeschwindigkeit be-
sitzt, kann ein Abwickeln der beiden Kegel-
räder nicht mehr eintreten, die Entstehung
eines Kippfehlers ist somit also ausgeschaltet.
Die Betätigung des Kippantriebes wird unab-
hängig vom oben beschriebenen Vorgange über
das Wendegetriebe allein aufrecht erhalten
(Abb. 18). Die gesamte Vorrichtung läßt sich
[Zzzas
1
VII.
N
SH
N
N
ZZ,
ZINS
gl
il
N
Al
ERS
N
5
N
IS
1
9,
2z£/
Es
ZZ)
Abb. 18.
ohne konstruktive Änderungen des Scheinwer-
fers in jedem Untersatz nachträglich einbauen.
Bei Scheinwerfern mit Motorfernan-
trieb kommt eine Fehlerbewegung nicht zu-
stande, da die starre Gestängeverbindung durch
eine elektrische Leitung ersetzt ist.
Die Steuerung der Antriebsmotoren ge-
schieht am zweckmäßigsten durch Anlaßwalzen,
welche sich an der Leitstelle befinden. Auf
eine besondere Kontrollvorrichtung für die
Scheinwerferstellungen kann hierbei in den
meisten Fällen verzichtet werden, da es sich in
der Regel um größere stationäre Scheinwerfer
handelt, wie z. B. zur Beleuchtung von Hafen-
einfahrten oder Kanalschleusen, die während
der Nachtzeit in Betrieb gesetzt werden müssen
und bei denen sich die Leitstelle in unmittel-
barer Nähe des Scheinwerferaufstellungsortes
befindet. Es ist hierbei nur Sorge dafür zu
tragen, daß die Endlagen der Höheneinstellung
nicht überschritten werden können,
In Zusammenhang mit den vorbeschriebe-
nen Fernantriebseinrichtungen an Scheinwer-
fern steht eine der Firma Carl Zeiß in Jena
durch D.R.Gebrauchsmuster geschützte Ein-
richtung, die zum Ablenken eines Strahlenbün-
dels dient, welches von einem Scheinwerfer aus-
geht. Bei dieser in Abb. 20 gezeichneten Ein-
richtung, die insbesondere zur Verwendung auf
Schiffen bestimmt ist, wird der Scheinwerfer
selbst im Innern des Schiffes bzw. am Fuße des
Mastes fest aufgestellt und trägt keinerlei Be-
wegungsorgane. Das von dem Scheinwerfer aus-
gehende Strahlenbündel wird nun unter Ver-
wendung eines Planspiegels durch das Innere
des Mastes hindurch auf einen zweiten an der
Mastspitze beweglich angeordneten Planspiegel
geworfen und von diesem ins Freie abgelenkt.
Der Scheinwerfer ist somit durch seinen ge-
schützten Aufstellungsort vor allem den Witte-
rungseinflüssen entzogen und bei Instand-
setzungen auch besser zugänglich. Da die Be-
wegung des oberen Planspiegels d vom Fuße des
Mastes oder von einer Leitstelle aus eingeleitet
werden kann und auch das bislang bei: Aufstel-
669
lung des Scheinwerfers auf dem Maste daselbst
erforderliche Bedienungspersonal von der EXPO-
nierten Stellung entfernt werden kann, so be-
deutet diese Neuerung einen erheblichen Fort-
schritt auf dem Gebiete des Scheinwerfer-
wesens.
Eine Schwierigkeit in der Anordnung der
Bewegungseinrichtung für den Planspiegel be-
steht darin, daß die erforderliche Vertikal- und
Horizontalbewegung voneinander unabhängig
erfolgen muß. Die technische Lösung dieser
Schwierigkeit ist von der Firma Zeiß, Jena, wie
folgt erreicht worden.
N
III | |:
Abb. 19. Abb. 20. Scheinwerfer mit Spiegel-
übertragung.
Am Fuße des Mastes a (Abb. 19 bis 22) be-
finden sich die Antriebsräder für die Drehbewe-
gung g und die Kippbewegung p. Durch
Drehen des Handrades g wird über einan der
Außenseite des Mastes geführtes Gestänge ein
Abb. 21.
Körper b, der im Kopfe des Mastes in Kugeln ge-
lagert ist und der die Tragarme des Planspie-
gels d trägt, bewegt. Die Kippbewegung wird
gleichfalls durch die Ferngestänge auf einen in
b eingeschobenen weiteren Körper e, welcher
einen Kegelzahnkranz trägt, übertragen. Bei
Drehung des Körpers e wird das Segment f,
welches mit dem Zahnkranz in Eingriff steht,
bewegt und der ‚Planspiegel d schwingt um
seine horizontale Achse.
Bei Drehung des Handrades g sind nun
beide Ferngestänge durch Kegelräder derart
miteinander gekuppelt, daß beide Körper b
und esich stets um gleiche Winkel drehen. Die
Anordnung mußte so getroffen werden, um das
670
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920.
Heft 34.
26, August 1920.
Zustandekommen einer Fehlerbewesung in
ähnlicher Weise wie es bei den Scheinwerfern
auftritt, zu verhindern, Die Betätigung des
Kippantriebes wird hierbei dureh ein in die
Ferngestängeleitung des Kör-
pers e eingeschaltetes Rä-
derwerk (Abb. 22) auf-
recht erhalten. Steht das
Handrad g still und wird p
gedreht, so dreht sich auch
die Trommel » mit der in
derselben befindlichen Zwischenwelle k. Das
auf der Welle k befestigte Stirnrad I wälzt sich
auf dem feststehenden, mit dem Handrad g ver-
bundenen Stirnrad R ab und überträgt die Be-
wegung über die weiteren Stirnräder m und i
auf den Körper e, wodurch die gewünschte Ver-
tikaleinstellung erzielt wird. Wird das Hand-
rad g gleichzeitig mit p zum Einstellen eines
geforderten Drehwinkels gedreht, so wird dem
Stirnrad i durch Drehung des Rades h vom
Handrad gaus eine zusätzliche Drehung erteilt,
wodurch die gleichzeitige Kipp- und Drehbe-
wegung des Planspiegels d unter selbsttätiger
Korrektion der Fehlerbewegung erreicht wird.
Hochfrequenztelephonie inÜberlandzentralen.
Von Dr. @ewecke, Oberingenieur der Gesell-
schaft für drahtlose Telegraphie m. b. H.,
Berlin S.
Über;icht. Es wird die Benutzung der Hoch-
spannungsnetze von Überlandzentralen zur draht-
losen Telephonie zwischen Zentrale und Unter-
stationen des Netzes mittels hochfrequenter elek-
trischer Wellen beschrieben. Versuche haben ge-
zeigt, daß selbst bei schweren Störungen im Lei-
tungsnetz die telephonische Verständigung auf-
rechterhalten blieb. Im Anschluß daran wird, die
erste in Deutschland in Betrieb genommene, von
der Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m. b.H.
errichtete Telephonie-Verbindung längs der 135 km
langen Hochspannungs-Fernleitung Golpa-Rummels-
burg beschrieben. Die Kosten einer solchen An-
lage sind von einer gewissen Entfernung der Sprech-
stellen ab unter denen eines Drahttelephons, die
Betriebskosten bei Verwendung des ohne Kathoden-
röhren arbeitenden Anrufs gering. Eine tragbare
Station, die es ermöglicht, bei Störungen von jedem
Punkt des Netzes aus mit der Zentrale zu sprechen,
macht die Verwendung der drahtlosen Telephonie
besonders wertvoll.
Über die Wichtigkeit einer eigenen Tele-
phonieanlage für Überlandzentralen biguchen,
zumal bei den heutigen Verhältnissen im staat-
lichen Telephonverkehr, keine Worte verloren
zu werden. Daher ist das lebhafte Interesse
begreiflich, daß von Seiten der Überlandzen-
tralen der jetzt auftauchenden Möglichkeit
einer drahtlosen Telephonie in ihren Werken
entgegengebracht wird, und das nicht von der
drahtlosen Industrie erst geweckt werden
mußte. Praktisch lösbar ist diese Aufgabe aber
erst durch die Verwendung der Kathodenröhre
als Schwingungserzeuger, die Telefunken durch
das sogenannte „Rückkopplungspatent‘ von
A. Meißner (D. R. P. 291 604) grundsätzlich
geschützt ist, und die während des Krieges zur
Entwicklung von brauchbaren Sendern für
ungedämpfte Schwingungen geführt hat.
Im folgenden sei zunächst das Grundsätz-
liche der Hochfrequenztelephonie besprochen
und sodann eine vollständige Anlage in ihren
Einzelheiten beschrieben. Da die Sprechstellen
sämtlich durch das Leitungsnetz der Überland-
zentrale verbunden sind, so macht man hier
mit großem Nutzen ‚von der Telephonie längs
Leitungen mit den sogenannten ‚„Drahtwellen‘“
Gebrauch, im Gegensatz zu dem bei der draht-
losen Telegraphie und Telephonie normaler-
weise üblichen Arbeiten mit „Raumwellen‘“.
Es werden in der Nähe der Hochspannungs-
leitung elektromagnetische Wellen erzeugt,
die sich längs der Leitung fortpflanzen und einen
Empfänger, der auf die Wellenlänge der
Schwingung abgestimmt ist, zum Mitschwin-
gen bringen. Die außerordentlichen Vorteile
dieser Drahtwellen sind leicht ersichtlich.
Während sich die Raumwellen nach allen Rich-
tungen — bei geringen Entfernungen in halb-
kugelförmiger Weise, bei größeren Abständen
zum mindesten noch flächenartig — ausbrei-
ten, so daß also von der ausgesandten Energie
an die Empfangsstelle ein außerordentlich
kleiner Bruchteil gelangt, erleiden die längs
des Drahtes ausgesandten Wellen nur verhält-
nismäßig ganz geringfügige Verluste, und gehen,
nur in der gewünschten Richtung, zu dem für
sie bestimmten Empfänger hin. Außer der
Energieersparnis ist also mit Drahtwellen eine
bedeutend vergrößerte, bei Raumwellen nicht
zu erreichende Störungsfreiheit verbunden.
Im allgemeinen wird man zweckmäßig
den einen Pol des Hochfrequenzgerätes mit der
Gesamtheit der Hochspannungsleitungen kop-
peln, etwa durch einen auf eine gewisse Strecke
parallel mit der Fernleitung gespannten Draht,
und den anderen Pol an Erde legen. Sollten
dann selbst alle Leitungen bis auf eine reißen,
so findet doch keine Störung des Telephonbe-
triebes statt, wie durch weiter unten beschrie-
bene Versuche nachgewiesen wurde. Bei dieser
Schaltungsart setzt sich die Dämpfung der
Energieübertragung aus 3 Teilen zusammen:
a) Dämpfung in den Leitungsdrähten,
b) im Erdboden,
c) Strahlungsdämpfung.
Der erste Teil ist in der folgenden Zahlentafel
für eine aus 3 Kupferdrähten von 50 mm?
Querschnitt bestehende Drehstromleitung von
100 und 200 km Länge, für Wellenlängen von
500 m bis 10 km, ausgerechnet, wobei von
folgenden Formeln Gebrauch gemacht wurde:
Verhältnis der Ströme am Anfang und
Ende der Leitung
La
— zeßl
Ve
2.9
nz,
—_L
MC
Der Wechselstromwiderstand R ergibt sich aus
dem Gleichstromwiderstand und dem Wider-
standsverhältnis bei Wechselstrom und Gleich-
strom
met
e=rkyf,
wor der Drahtradiusin em, k für Kupfer 0,0752
und / die Frequenz ist.
Zahlentäfel l.
eßl epßl
I f 2 100 km 200 km
0,5 km| 600000 | 23,55 2,03 4,05
1 ) 300 000 16,75 1,65 DEI.
2 = 150 000 11,95 1,435 2,05
3 .. 100 000 9,75 1,33 1,80
5 „| 60000 | 7.62 1,26 1,58
10 = 30 000 5,47 1,19 | 1,42
Zahlentafel 1 zeigt, daß bei Leitungen
von so verhältnismäßig kurzer Länge und der-
artig hohem Leitwert eine Verringerung der
Verluste durch eine Erhöhung der Wellenlänge
über 2000 m — soweit es die Leitung selbst
betrifft — nicht nennenswert ist. Begründet
ist das in dem Verlauf der e-Funktion bei so
kleinen Exponenten.
Die geringe Änderung derselben mit dem
Exponenten ergibt noch einige weitere wert-
volle Folgerungen. Nimmt man z. B. bei
% = 2000 anstatt 50 mm? Querschnitt einen
solehen von 35? bzw. 70? an, so ö
ändert sich dabei el! nur von
1,44 auf 1,52 bzw. 1,35. Das
entspricht einer Änderung der
Lautstärke von nur etwa 10%.
Desgleichen macht eine grö-
ßere oder kleinere Leitungs-
länge für die Dämpfung in
der Leitung sehr wenig aus.
Nun haben aber eingehende
Versuche eine sehr starke
Schwächung der Lautstärke bei -
Vergrößerung der Stationsentfernung
von 30 auf 50 und weiter auf 100 km
ergeben, während für die Leitung
allein, wie sich aus dem Vergleich
der ßl- und e$l-Werte ergibt, eine
solche von 30 bzw. 70%, eintritt, die
im Telephon bei den in Frage kom-
menden Lautstärken kaum hätte be-
merkt werden können. Es muß also
der erheblichere Teil der Dämpfung
im Erdboden liegen. In welcher
Weise er sich mit der Wellenlänge
ändert, ist unbekannt; Versuche dar-
über sind im Gange. Allerdings wird
durch Dämpfungsmessungen der Ver-
lust im Erdboden allein nicht ermit-
telt werden können, da nach Abzug
der Leitungsdämpfung noch die Strah-
lungsdämpfung in dem Rest enthal-
ten ist; eine Formel für dieselbe ist
aber nicht bekannt. _
Die angestellten Überlegungen
haben also ergeben, daß der größte
Teil des Widerstandes für die Ener-
gieübertragung jedenfalls nicht in
der Leitung liegt. Daraus ergeben sich einige
Bachlige Folgerungen für die Betriebssicherheit
der Übertragung, die durch eingehende Ver-
suche bestätigt wurden. Zunächst war die
Frage zu klären, wie sich die Übertragung
bei Unterbrechung eines Teiles der Leitungen
verhält. Die Versuche ergaben eine kaum
merkliche Schwächung, wenn von den 3 vor-
handenen Leitungen 2 unterbrochen waren.
Des ferneren wurde die Leitung an irgend
einer Stelle zwischen den beiden Enden ge-
erdet. Es zeigte sich, daß auch hier die Schwä-
chung nicht so war, daß die Verständigung da-
durch merklich gestört worden wäre. Das
ist verständlich, wenn man bedenkt, daß durch
Verbindung der Leitung mit dem Erdboden
— etwa durch Anlegen an den Gittermast —
ja die im Erdboden verlaufenden Stromlinien
nicht vollständig über den Kurzschluß und die
Leitung zurückgeführt werden, sondern immer
noch zu einem großen Teil um die Erdungs-
stelle herum zu der weiterhin an die Leitung
geschlossenen Gegenstation gelangen. Die Ver-
hältnisse lassen sich, wenn man zunächst die
Strahlung vernachlässigt, in einfacher Weise
nach den Kirchhoffschen Gesetzen behandeln.
Die Strahlung spielt dabei — wenigstens bei
kürzeren Wellenlängen — eine unterstützende
Rolle. Auch der Durchgang der Leitungen
durch ein Transformatorenhäuschen, der etwa
als eine, kapazitive Erdung aufzufassen ist,
hat die Übertragung nicht merklich geschwächt,
wie angestellte Versuche ergaben.
Von Interesse ist noch die Frage, wie die
Leitungstelephonie in einem sehr verzweigten
Netz durchzuführen sein wird. Naturgemäß
teilt sich die Hochfrequenzenergie an den Ver-
zweigungsstellen der Hochspannungsleitungen,
falls nicht besondere Maßnahmen getroffen
werden, die das verhindern. Will man lediglich
einen oder einige bestimmte Wege für die tele-
phonische Verbindung vorschreiben, so ist
dieses durch besondere Mittel ohne Schwierig-
keiten möglich. Andernfalls muß man bei Be-
messung der Energie diese Verzweigung, deren
Einfluß sich ja leicht übersehen läßt, berück-
sichtigen. Es ist übrigens vielleicht gar nicht
zu empfehlen, der Telephonverbindung nur
einen bestimmten Weg vorzuschreiben, da es
als ein besonderer Vorteil anzusprechen ist,
daß es möglich sei, von jeder Stelle desNetzes
aus sich mit der Zentrale in telephonische Ver-
bindung setzen zu können. Tragbare Geräte
dafür sind — wie weiter unten noch ausgeführt
wird — durchgebildet.
Die grundsätzliche Schaltung einer Hoch-
frequenztelephonieanlage zeigt Abb. 1. Durch
die Antenne A, überträgt der Röhrensender
ungedämpfte Schwingungen auf die Hochspan-
nungsleitungen. Die Stärke der übertragenen
Energie wird beim Sprechen gegen das Mikro-
phon M im Rhythmus der Sprache beeinflußt,
indem an den Sekundärklemmen des Trans-
formators Tr Wechselspannungen erzeugt wer-
den, die das Potential des Gitters der Röhre,
4
&
26. August 1920.
damit ihren Emissionsstroem und damit die
ausgesandte Energie steuern.
Für die Heizung der Röhre ist eine Batterie
B, vorgesehen. Die Anodenspannung für die
Röhre liefert ein Umformer b. der entweder
vom Lichtnetz oder von der Heizbatterie B,
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 34.
tionen vorhandenen Batterien ausreicht —
kann naturgemäß auch der Umformer erspart
werden. In einer Reihe von Überlandzentralen
ist das der Fall.
Der Anruf besteht aus einem wenig er-
schütterungsempfindliehen und daher unverän-
Abb. 2. Drahtlose Telephoniesiation in Rummelsburg.
gespeist wird. Der unten im Bild dargestellte
Empfänger ist ebenfalls ein Röhrenempfänger.
Die von dem Sender der Gegenstation ausge-
sandte, im Rhythmus der Sprache schwankende
Hochfrequenzenergie wird über die Fernleitung
und von da mittels kapazitiver Kopplung durch
rem:
ERSTERE
Y
ee a a re
derlichen Detektor D und einem Relais R, das
einen Klingelstromkreis schließt. Der Detektor
mit Relais liegt am Empfängerschwingungs-
kreise; der Schalter 8, ist dabei geöffnet, die
Audionröhre also ungeheizt, ebenso ist der Schal-
ter 8, offen. Die Betätigung des Anrufs erfolgt
D
BEER ET UEN ROT Te Ver ra er Ve TE
Abb. 3. Kopplung der Hochfrequenzgeräte mit der Hochspannungsleitung.
Draht A. dem Empfänger zugeführt. Zur
Heizung der Audionröhre dient eine Batterie B,
von einigen Volt, die eventuell mit B, vereinigt
werden kann; die Anodenspannung wird von
der Anodenbatterie B, von etwa 80 V geliofert.
Der Verbrauch dieser letzteren ist außerordent-
lich gering. Es genügt eine Batterie geringer
Kapazität, die in längeren Zeiträumen frisch
aufzuladen wäre. Sämtliche Batterien können
in einer Zentralbatterie zusammengefaßt wer-
den, und — falls die Spannung der in den Sta-
in der Weise, daß lediglich das Mikrophon der
anrufenden Station von seiner Gabel abgehoben
wird, also ganz wie beim normalen Drahttele-
phon. Sobald dieses geschieht, wird hier der
Schalter S, des Senders geschlossen und damit
dieser in Tätigkeit gesetzt. Auf der Gegen-
station kommen Hochfrequenzwellen an, er-
regen, da sie auf den Empfangsschwingungs-
kreis abgestimmt sind, den Detektor, bringen
das Relais zum Ansprechen, das seinerseits den
Stromkreis der elektrischen Glocke schließt.
671
Durch Abheben des Mikrotelephons auf dieser
Station bringt der Teilnehmer seine Glocke zum
Schweigen, indem durch Abheben von der Gabel
der Schalter $; sowie auch 8, und $, geöffnet
werden. Sender und Empfänger sind jetzt
eingeschaltet und der Gegensprechverkehr
kann beginnen. Die Handhabung der Apparate
unterscheidet sich also in keiner Weise von dem
normalen Postverkehr.
In der praktischen Ausbildung wird Sen-
der, Empfänger und Anruf in einen gemein-
samen kleinen Schrank eingebaut, während der
Hörer entweder als Tischtelephon — wie in
Abb. 2 gezeigt — oder auch als Wandapparat
ausgebildet und von dem Hochfrequenzgerät
in,beliebiger räumlicher Entfernung aufgestellt
werden kann. Zu der Abb. 2 ist noch zu be-
merken, daß dort das dargestellte Gerät, das
die eine Station der Fernsprechanlage Golpa—
Rummelsburg ‚zeigt, eine der ersten Ausfüh-
rungen bildet und daher noch ungebührlich
groß ist; die zurzeit in Arbeit befindlichen Appa-
rate werden bereits ganz wesentlich kleiner.
Die Energiequellen, Batterien und Umformer,
können ebenfalls — je nach den örtlichen Ver-
hältnissen — in beliebiger Entfernung vom Ge-
räteschrank aufgestellt werden.
In Abb. 3 ist die Kopplung des Senders und
Empfängers mit der Hochspannunssleitung zu
sehen. Die beiden Kopplungsdrähte sind die
urtersten am letzten Maß rechtwinklig zum
Schalthaus abbiegenden Drähte.
Eine Hochfrequenztelephoniestation be-
steht demnach aus folgenden Teilen:
l. Sender,
2. Empfänger,
3. Sprechapparat mit Anruf-Läutewerk,
4. Umformeraggregat,
5. Heizbatterie,
6. Anodenbatterie für das Audion,
7. Drahtleitung zum Koppeln mit der
Antenne,
8. Einrichtung zum Laden der Batterien.
Ein Verstärker!) kann infolge der außer-
ordentlich guten Energieausnutzung der An-
lage entbehrt werden.
Die Gesellschaft für drahtlose Tele-
graphie erzielt bei dem von ihr für die
135 km lange Fernleitung Golpa—
Rummelsburg aufgestellten Gerät mit
einer Sendeenergie von 10’bis 20W
ohne jede Verstärkung eine vollkom-
men. ausreichende Lautstärke von we-
nigstens 5 Parallelohm bei einem
4000 Q2-Telephon, die derjenigen bei
normalem Stadtverkehr entspricht.
Auch das Erdnetz fällt bei der Trelephonie
längs der Leitungen fort, es genügt Anschluß
an den Gittermast. Die Antenne ist — wie
oben beschrieben und in Abb. 1 und 3 ersicht-
lich — zu einer einfachen Drahtleitung, die
parallel zur Hochspannungsleitung von einem
bis zum nächsten Mast geführt ist, zusammen-
schrumpft.
Das Wichtigste ist aber, daß zur Anruf-
bereitschaft keineswegs der Betrieb eines Ver-
stärkers und das dauernde Brennen von Emp-
fängerröhren nötig ist. Die Verwendung eines
Detektors zum Anruf macht das alles entbehr-
lich. Infolge der geringfügigen Verluste und
damit großen Empfangsenergie kann ein ziem-
lich empfindlicher und daher sehr konstanter
Detektor (Karborund, Molybdän und ähnliches)
verwendet werden. Die Behauptung, daß
für den Ersatz der Kathodenröhren im Jahr
mehrere 1000 M für jede Sprechstelle aus-
gegeben werden müssen, ist also hinfällig ?).
Bei der Berechnung der Betriebskosten wird
man vielmehr für den }Röhrenersatz folgende
Werte zugrunde legen dürfen: Als mittlere
Gesprächsdauer wird 1, h täglich angenommen,
was jedenfalls für die meisten Anlagen schon
weit zu hoch gegriffen sein dürfte, d. h. Sende-
und Empfangsröhren müssen im Jahre etwa
183 h brennen. Für die modernen Sende-
röhren dieser kleinen Type kann eine Lebens-
dauer von durchschnittlich 1000 h angenommen
werden, für die Empfangsröhren eine solche von
3000, das würde als Ersatzkosten für 2 Sende-
röhren und 2 Empfangsröhren nach den heuti-
gen Preisen eine jährliche Ausgabe von etwa
120 M bedeuten; hierzu kommen noch die
ne für Verzinsung und Amortisation der
Sprechstellen. Die Kosten für den Stromver-
brauch sind in den selbsterzeugenden Werken
so niedrig, daß sie in der Kostenberechnung
vernachlässigt werden können.
Bei einer sogenannten ‚„Hochspannungs-
Telephonanlage‘‘, das ist eine Anlage, deren
Drahtleitung auf dem Hochspannungsgestänge
mit, verlegt ist, mit der die drahtlose Telephonie
in Überlandzentralen eventuell zu konkurrieren
hätte, sind als Betriebskosten einzusetzen die-
jenigen für die Unterhaltung der Sprechstellen
und der Leitung, sowie die Kosten der Verzin-
1) Vgl. die Zusammenstellung „ETZ“ 1920, S. 126.
9 Vgl. „ETZ“ 1920, S. 126.
672
Elektrotechnische Zeitschrit.
R
1920.
Heft 34.
Bene RE a a ae FE N
rn ERS ae fi
26. August 1920.
sung und Amortisation der beiden. Infolge der
enormen Kosten einer Drahtleitung stellt sich
— selbst für kleine Entfernungen — der Be-
trieb einer drahtlosen Telephonieanlage erheb-
lich günstiger; nur bei ganz kurzen Entfernun-
gen und einer großen Anzahl von Sprechstellen,
deren Kosten ja bei Drahttelephonie geringer
sind, als bei drahtloser, würde die erstere bil-
liger sein. Aber selbst dann sollten nicht die
wirtschaftlichen, sondern die Gesichtspunkte
der Betriebssicherheit ausschlaggebend sein.
Denn während bei Störungen im Netz,
z. B. durch Kurzschluß zwischen zwei Pha-
sen oder Erdschluß im Drahttelephon die
durch den intermittierenden Liehtbogen ent-
stehenden Wanderwellen derartig unerträgliche
Geräusche geben, daß eine Verständigung —
wenigstens nach Kenntnis des Verfassers —
nicht möglich ist, kann — wie bereits oben dar-
gelegt — ein Kurzschluß zwischen 2 Phasen
sowie Erdschluß und teilweise Unterbrechung
der Leitung die Verständigung mit Draht-
wellen überhaupt nicht gefährden,
Eine Gefährdung des Fernsprechverkehrs
längs der Hochspannungsleitungen durch Ge-
witter ist ausgeschlossen; wenn überhaupt
von einer Gefährdung gesprochen werden
kann, so ist sie hier geringer als bei der
Drahttelephonie, da ja die Kopplungsleitung
weder in direkter Verbindung mit der Fern-
leitung, noch mit dem Stromkreise, der das
Telephon enthält, steht. Hier scheint eine
Verwechslung mit den in der drahtlosen Tele-
phonie üblichen Hochantennen vorzuliegen !).
Zum Schluß sei noch einiges über das Ge-
rät gesagt: die Bedienung der Apparate ist die
denkbar einfachste. Das Telephonieren ge-
schieht — wie bereits oben erwähnt — genau
wie beim Posttelephon. Der Aufbau der Hoch-
frequenzapparate ist entsprechend den an sie
zu stellenden Anforderungen sehr stabil. Allen
durch Feuchtigkeit und anderen Witterungsein-
flüssen möglichen Störungen ist begegnet, denn
Telefunken hat bei der Konstruktion von draht-
losen Apparaten für Heer und Marine, die in
Schützengräben, Flugzeugen, Unterseebooten
weit größeren Beanspruchungen ausgesetzt
waren, eine große Erfahrung gewonnen,
die den Telephoniegeräten in vollem Um-
fange zugute kommt. Der einzige, dem nor-
malen Verschleiß unterliegende Teil, der also
von Zeit zu Zeit zu ersetzen wäre, ist die Ka-
thodenröhre. Das Auswechseln derselben er-
fordert keine größere Fachkenntnis, als die, die
nötig ist, um eine Glühlampe auszutauschen.
Das Aufladen der Batterien, das bei der zu-
grunde gelegten Kapazität nur nach Ablauf von
Wochen zu geschehen hat, läßt sich in Elek-
trizitätswerken bei entsprechender Organisation
unschwer durchführen. Besondere Beamte
für die Kontrolle und Instandhaltung der Appa-
rate sind unnötig. Der den Apparat benutzende
Teilnehmer sieht selbst, falls er keine Verstän-
digung hat, ob eine Röhre defekt ist und kann
den Schaden beheben.
Außer den ortsfesten Apparaten werden,
worauf hier nur kurz hingewiesen sei, auch
bewegliche gebaut, u. zw. eine etwas größere
Station für weit ausgedehnte Netze, die auf dem
Auto mitgeführt wird, und eine kleinere, die
für den Transport mit dem Fahrrad gedacht ist.
Abb. 4 zeigt links das tragbare Gerät, das
den gesamten Sender- und Empfängerteil sowie
den Niederfrequenzkreis enthält, und das in
einem Tornister auf dem Rücken getragen wer-
*
Abb. 4. Tragbares Gerät für Hochfrequenz-Leitungstelephonie,
den kann; der rechts in der Abbildung sicht-
bare Kasten enthält die Stromquellen und kann
vorn auf dem Fahrrad untergebracht wer-
den. Die Kapazität dieser Stromquellen ist
so gewählt, daß eine Unterhaltung von ins-
!) Siehe „ETZ* 1920. 8. 127.
gesamt % h möglich ist, eine Zeitdauer,
die für den gedachten Zweck völlig ausreicht.
Eine Gefährdung dieser Apparate, und ins-
besondere der eingebauten Kathodenröhren,
durch Erschütterung beim Transport ist
ausgeschlossen; auf den Unterseebooten, in
Flugzeugen sowie im Eisenbahnbötrieb habe
die Röhren weit stärkere Erschütterungen er-
tragen, ohne zu Grunde zu gehen. Auf die
Bedeutung einer derartig leicht beweglichen
und in wenigen Minuten aufgebauten und in
Tätigkeit gesetzten Station für UÜberlandzen-
tralen braucht nicht weiter hingewiesen zu
werden. &
Alle etwaigen Befürchtungen über die Be-
triebssicherheit” des Funktionierens, die Be-
ständigkeit der Apparate sowie die Einfachheit
ihrer Bedienung sind nach dem vorstehenden
demnach als völlig grundlos anzusehen., Eine
Reihe von Anlagen sind bereits von Tele-
funken in Betrieb gesetzt und die Praxis wird
nun bald an diesen Anlagen ihre Erfahrungen
sammeln können, und in dieser Angelegenheit
das letzte und entscheidende Wort zu sprechen
haben, ob mit der Einführung der Drahtwellen-
Telephoniemit Röhrensendern und -empfängern
eine neue Epoche für die Sprechverbindungen
bei Elektrizitätswerken angebrochen ist.
Über Verwendung von Asynchrongeneratoren.
Von W. Zederbohm.
Übersicht. In den letzten Jahren ist das In-
teresse für den Ausbau kleiner Wasserkräfte und
der Nutzbarmachung aller Arten Abfallenergie mit
Verwendung des Asynchrongenerators äußerst rege
geworden. Die wichtigsten, dieses Gebiet behan-
delnden Arbeiten werden zusammenfassend be-
sprochen.
Die dureh den Krieg hervorgerufeneBrenn-
stoffknappheit hat wieder das Augenmerk auf
Kraftquellen gerichtet, deren Ausbau in frühe-
ren Jahren wegen der geringen Energie, die sie
liefern konnten, nicht lohnenswert erschien.
Man sah früher einen größeren Vorteil darin,
alle erreichbaren Energiequellen zu sammeln
und die gesammelte Energie in großen Kraft-
werken auszunutzen. So baute man zum Teil aus
diesem Grunde große Talsperren zur Sammlung
einzelner kleiner Wasserkräfte, und man ging
an den Ausbau sehr großer Dampfkraftwerke
an den Orten der Kohlengewinnung.
Steinmetz!) glaubt nun, daß die Ent-
wicklung in dieser Weise nicht weitergehen
sollte, sondern daß viele kleine Kraftquellen
‚eines Landes, z. B. die vielen kleinen Wasser-
kräfte im Osten Amerikas, einzeln ausgebaut
und die von ihnen erzeugte elektrische Energie
erst wieder gesammelt werden sollte. Das
Gleiche kann in den Städten geschehen, wo-
eine große Anzahl Dampfanlagen rein zum
Zwecke der Dampferzeugung vorhanden sein
müssen, an die man Abdampfgeneratoren an-
schließen und deren Energie ebenfalls wieder
in einem großen gemeinsamen Netz sammeln
kann. Steinmetz sagt, daß die immer mehr
steigenden Leistungen eines einzigen Kraft-
werkes eine ungeheure Menge Kontrolleinrich-
tungen der Kessel, der Dampfmaschinen, der
Generatoren, der Schalter usw. nötig machen,
daß die Kosten eines solchen Kraftwerkes, be-
sonders bei den jetzigen Preisen, leicht so hoch
werden können, daß die Errichtung so großer
Kraftwerke sich nicht lohnen dürfte.
Es ist ganz selbstverständlich, daß auch
in Deutschland die gleiche Frage lebhaft erör-
tert wird?2), und verschiedene Verfasser
weisen darauf hin, daß an vielen Stellen Süd-
und Mitteldeutschlands, an denen große In-
!) Steinmetz, „General El. Rev.“ Bd. 22. 1919, S. 565,
und „ETZ* 1920, S. 400.
SV Zander, Schrader, Reindl, „ETZ“ 1919,
gl.
| 8. 437, 503; 1920, 8. 11.
dustriegebiete erst auf der Grundlage der klei-
nen und mittleren Wasserwerke entstanden
sind, die Besitzer solcher Kraftquellen wesent-
liche Vorteile bei der augenblicklichen Kohlen-
not haben.
Die Vorbedingung allerdings für die Wirt-
schaftlichkeit derartiger vieler kleiner Anlagen
ist, daß sie außerordentlich einfach im Aufbau
und in der Bedienung sein müssen, so einfach,
daß möglichst eine dauernde Bedienung über-
haupt nicht nötig wird. Steinmetz und auch
Adler!), der den gleichen Gedanken verfolgt
und die gleiche Ansicht wie Steinmetz ver-
tritt, sehen nun in der Verwendung des Asyn-
chrongenerators, dessen umlaufender Teil aus
einer kurzgeschlossenen Wicklung besteht, die
einzige Möglichkeit, eine große Einfachheit und
hohe Betriebssicherheit zu gewährleisten. Einen
einzigen Nachteil nur hat der Asynehrongene-
rator, und der ist von verhältnismäßig schwer-
wiegender Bedeutung. Er kann ohne Zusam-
menarbeiten mit synchronen Maschinen nicht
als Generator arbeiten und liefert im Zusam-
menarbeiten nur Wattleistung. Die für jedes
Netz erforderliche wattlose Leistung — sieht
man von Netzen mit reiner Glühlampenbela-
stung oder Belastung mit induktionsfreien Ma-
schinen (Einankerumformer, Synehronmoto-
ren) ab — sowie die für die Erregung des Asyn-
chrongenerators aufzubringende wattlose Ma-
gnetisierungsleistung, die die gleiche ist wie beim
Arbeiten des Asynchrongenerators als Asyn-
chronmotor, muß von der taktgebenden Syn-
chronmaschine geliefert werden. Adler glaubt,
um diese Schwierigkeiten herumzukommen, in-
dem er die Maximalleistung einer an ein Syn-
chronwerk angeschlossenen Asynchrongenera-
tor-Anlage auf 10% der Leistung aller Ma-
schinen des Synehronwerks begrenzt. In die-
sem Falle wird die vom Synehronwerk zu lie-
fernde wattlose Leistung noch nicht so groß,
daß der Leistungsfaktor der Maschinen zu
schlecht und die Gesamtleistung die Leistung
der Synchronmaschinen übersteigt.
Die von Adler angegebenen Beispiele rei-
chen aber nicht aus, um einen klaren Einblick
in die Verhältnisse zweier parallelarbeitender
Kraftwerke, von denen das eine mit Asynchron-
generatoren betrieben wird, zu erhalten. Hier
hat Spitzer?) durch die analytische Unter-
suchung dieser Verhältnisse eine gute Über-
sicht geschaffen. Die Leistung des Synchron-
generators ergibt sich aus der erforderlichen.
Netzleistung und der zu wählenden Leistung
des Asynehrongenerators durch die Formel
S=YVN?+ A?—2NA cos(a+tp),
in der N die Leistung des Netzes in KVA,
A die Leistung des Asynchrongenerators eben-
falls in KVA (Ständerleistung), & der Phasen-
verschiebungswinkel des Asynchrongenerators
und 9 der des Netzes bedeuten. Aus Abb. 1
15 &
A | 005
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0 0203 00 05,06 07 08 09 %0
Be,
Abb. 1.
BI Synchrongenerator, A = Asynchrongenerator,
N = Netz.
sind die Leistungsverhältnisse des Synehron-
und Asynchrongenerators deutlich ersichtlich.
Ist der Leistungsfaktor des Netzes = 1, also
beispielsweise bei Belastung mit Synchron-
1) „Elektrotechn. u. Maschinenb.“ Bd. 37, 1919, S. 221. 1
’) „Blektrotechn. u, Maschinenb.“ Bd. 37, 1919, 8.425.
FR
br
1
2
>
“ men.
26. August L9RO.
maschinen, so hat der Synehrongenerator nur
die wattlose Leistung für die Erregung des
Asynchrongenerators zu liefern. Die Gesamt-
leistung des Synchrongenerators ist also für
die verschiedenen Leistungsgrößen des Asyn-
chrongenerators direkt den Kurven zu entneh-
Soll beispielsweise der Asynchrongene-
rator die halbe Netzleistung liefern, der Syn-
chrongenerator die andere Hälfte und ist der
Leistungsfaktor des Asynchrongenerators 0,9,
so muß der Synehrongenerator für eine Lei-
stung von 0,55 der gesamten Netzleistung be-
messen sein, ebenso wie der Asynchrongene-
rator. Für Verhältnisse, wie sie in den mei-
sten Netzen vorkommen werden, also einen
Netzleistungsfaktor von etwa 0,7 und einen
Leistungsfaktor des asynchronen Generators
von etwa 0,85, gibt die Kurve cos («+ y)
= 0,2 Aufschluß. Bei einem Leistungsverhält-
nis des Asynehrongenerators zur Netzleistung
von 0,25 wird die Leistung des Synchrongene-
rators ein Minimum von 0,975 der Netzleistung.
Der Leistungsfaktor des Synchrongenerators
läßt sich unter Benutzung dieser Kurven sehr
schnell errechnen. Die Waitleistung des Netzes
ist 1. cos = 0,7, die des Asynehrongenera-
tors 0,25.cosı& = 0,213, verbleibt die vom
Synehrongenerator zu liefernde Wattleistung
zu 0,487. Die Gesamtleistung des Synchron-
generators ist 0,975, sein Leistungsfaktor 0,5.
Wenn die Leistung des Asynchrongenerators
0,4 der Netzleistung überschreitet, muß auch
die Leistung des Synchrongenerators größer
als die Netzleistung werden. Man ersieht aus
den Kurven ganz klar, daß bei den heutigen
Netzverhältnissen die Leistungsfähigkeit der
gesamten Anlage durch Aufstellung eines Asyn-
chrongenerators auf keinen Fall, sofern der Lei-
stungsfaktor der Anlage sich nicht durch Hin-
zutritt von Verbrauchern induktionsfreier Be-
lastung verbessern läßt, vergrößert werden
kann. Man muß sogar zufrieden sein, wenn die
vorhandenen Synehronmaschinen zur Leistung
des wattlosen Bedarfs ausreichen. Das ist im
großen und ganzen der Fall, wenn man sich,
wie Adler vorschlägt, mit der Leistung des
Asynehrongenerators auf etwa 10% der Lei-
stung des Synchronwerkes beschränkt. Wenn
auch die Leistung der Ständerwieklung für noch
größere Leistungsverhältnisse von Asynchron-
generatoren zur Netzleistung ausreicht, so wird
doch in den seltensten Fällen die Erregerwick-
lung imstande sein, die erforderlichen Ampere-
windungen für niedrigere Leistungsfaktoren
als 0,7 zu liefern, falls die Synehrongenera-
toren nicht besonders dafür gebaut sind.
Wohl aber ist durch den Einbau von Asyn-
chrongeneratoren eine Brennstoffersparnis mög-
lich, wenn die Generatoren selbst durch Abfall-
energie: Abdampf, Wasserkräfte usw. betrie-
ben werden können. Bei vorhandenen Anla-
gen wird wegen der Beschränkung auf die kleine
Leistung der Asynchrongeneratören die Erspar-
nis nur eine geringe sein; bei neu einzurichten-
den Anlagen kann man auf die eigentümlichen
Verhältnisse Rücksicht nehmen und Asyn-
ehrongeneratoren größerer Leistung einbauen.
Die oben geschilderten nachteiligen Ver-
hältnisse der Asynchrongeneratoren veranlas-
sen Rosenberg!) zu der Frage, ob es denn
überhaupt Asyncehrongeneratoren sein müssen,
um die Verwertung von Abfallenergie zu er-
möglichen. Er vertritt die Ansicht, daß man in
dem Hilfswerk einen Synehrongenerator auf-
stellen kann, der imstande ist, das Hauptwerk
nicht nur von Wattleistung, sondern auch von
wattloser Leistung gleichzeitig zu entlasten und
zur Leistungserhöhung der ganzen Anlage bei-
trägt.. Die geringe Verteuerung der Anlage
durch den Synehrongenerator wird reichlich
dureh die Vorteile der Lieferung wattlosen
Stromes ausgeglichen, so daß also als letzter
fraglicher Punkt nur die Einfachheit des Auf-
baues und der Bedienung übrig bleibt. In der
Tat ist ja der Asynehrongenerator im Aufbau
viel einfacher, er braucht keine Schleifringe
und keine Erregermaschine, aber es laufen
Tausende von Gleichstrommaschinen ohne be-
sondere Wartung und Bedienung und ohne we-
sentliche Anstände. Man kann die Erreger-
maschine des Synehrongenerators für eine
mittlere Spannung fest einstellen, so daß bei
voller Belastung der Generator den gewünsch-
‚ ten wattlosen Strom abgibt. Die Spannung
selbst wird von der Zentrale geregelt, und die
Hilfsgeneratoren laufen mit fester Erregung.
Die Regelung der Leistung geschieht natürlich
bei dem Synehrongenerator genau so selbst-
tätig wie bei dem Asyncehrongenerator durch
die Wasser- bzw. Dampfzufuhr, da die Dreh-
zahl durch die Frequenz des Hauptwerkes ein-
deutig bestimmt wird. Ebensowenig wie man
bei Asyncehrongeneratoren einen Turbinenreg-
ler braucht, braucht man ihn natürlich bei Syn-
ehrongeneratoren. Als Nachteil der Synchron-
generatoren wird weiter angegeben, daß das
ı) „Elektrotechn. u. Maschinenb.* Bd, 37, 1919, $. 353.
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920. Heft 34. 673
Parallelschalten mit dem Netz sich ganz bedeu-
tend schwieriger gestalten sollte als beim Asyn-
chrongenerator. Während man den Asynchron-
generator nur ungefähr auf die synchroneDreh-
zahl bringen und dann mit einem Schalter ans
Netz legen kann, muß man bei Verwendung
eines Synehrongenerators möglichst umständ-
lich synchronisieren. Rosenberg betont ganz
richtig, daß man den Synehrongenerator genau
so einfach an das Netz legen kann wie den
Asynehrongenerator. Es ist natürlich dann
nötig, ihn mit einer Dämpferwicklung zu ver-
sehen. Das asynchrone Anlassen von Syn-
chronmotoren hat bereits eine solche Verbrei-
tung gefunden, daß das Parallelschalten von
Syncehronmaschinen auf die oben geschilderte
Weise heute ebensowenig Schwierigkeiten
macht wie das Parallelschalten von Asynchron-
generatoren mit einem Synchrongenerator.
Es ist nun möglich und von verschiedenen
Seiten vorgeschlagen worden, z. B. auch von
Adler, den Asynehrongenerator durch Anbau
eines Phasenschiebers zur Lieferung von watt-
losem Strom geeignet zumachen. Das erfordert
dann Ausführung des Asynehrongenerators mit
Schleifringläufer, Aufstellung des Phasenschie-
bers — Kollektormaschine oder Kappscher Vi-
brator — zu dem in den meisten Fällen noch ein
Transformator gehört. Die Anlage wird hier-
durch nicht vereinfacht. Und man gibt. den wohl
einzigen Vorteil des Asynehrongenerators, den
ee einfachen Käfigläufer, aus der
and.
Aus dem Obenstehenden kann gefolgert
werden, daß zur Verwertung von Abfallenergie
asynchrone Generatoren herangezogen werden
können, wenn deren Leistung selbst verhältnis-
mäßig klein ist, vielleicht nicht über 250 kVA,
und wenn ihre Leistung im Verhältnis zum
Hauptwerk nicht zu groß wird, etwa, wie
Adler vorschlägt, nicht größer als 1007 In
allen anderen Fällen sollte man Synchrongene-
ratoren verwenden.
In Amerika ist man allerdings zu weit
größeren Leistungen geschritten. Einige der
bekanntgewordenen Anlagen werden nach-
stehend angegeben:
Fünf Asynchrongeneratoren für 7500 kW
in der Zentrale der Interborough Rapid Tran-
sit Co., New York!), angetrieben durch Ab-
dampfturbinen zur Speisung von Einanker-
umformern.
C. M. Ripley?) und auch L. $. Moore?)
beschreiben mehrere Anlagen in den Oststaaten
der Ver. Staaten. Ein Generator von 1400kW,
207 Umdr/min, 60 Per der Pacific Power- and
Light-Corporation in Naches-Valley, North-
Jakima, Washington. Die Leistung des Gene-
rators ist größer als die Leistung der Wasser-
kraft, der Generator kann also niemals über-
lastet werden. Die Anlage läuft ohne regel-
mäßige Bedienung, sie wird nur täglich einmal
besucht. Der Ladestrom der sehr ausgedehnten
Leitungsanlage trägt zur Lieferung des watt-
losen Stromes für den Asynchrongenerator bei.
Es ist hier sogar möglich gewesen, bei abge-
schalteten Synehrongeneratoren durch den
Ladestrom allein die Magnetisierung des Asyn-
ehrongenerators aufrecht zu erhalten, aller-
dings ist dann Spannung und Frequenz nicht
mehr bestimmt, sondern mit der Leistung ver-
änderlich. Im Winter bei Eisgang läuft der
Asynehrongenerator als Motor, um den Lade-
strom der Leitung zu vernichten. Ein 1000k VA
Generator, 50 Per, für 450 Umdr/min, ein
425 kVA-Generator für 240 Umdr/min der
San Joaquin Light- and Power-Co. Kleinere
Generatoren für 100 und 200 PS Turbinen-
leistung der Greenfield Eleetrie Light- and
Power-Co.
In Europa sind wohl eine Reihe verschiede-
ner kleiner Anlagen ausgeführt, aber es ist we-
nig darüber berichtet worden. Bekannt ist die
Anlage am Rheintalschen Binnenlandkanal?).
Leistung des Hauptwerkes 3 x 250 kVA, Syn-
chrongeneratoren, 2 Nebenwerke mit je 2 x 250
kVA Asynchrongeneratoren. Auch hier war
maßgebend, 3 weit auseinander liegende klei-
nere Energiequellen in ein gemeinsames Netz
arbeiten zu lassen und einfache, betriebssichere
Maschinen bei geringer, wenig sachverständiger
Bedienung zu haben.
Weiter beschreibt Fleig?) eine kleine
Wasserkraftanlage von 30 kVA im Parallelbe-
trieb mit einem UÜberland-Kraftwerk.
25 Jahre Vorschriften
des Verbandes Deutscher Elektrotechniker.!)
Von Geh. Reg.-Rt. Dr. €. L. Weber, Berlin.
(Schluß von 8. 646.)
Mit bewußter Absicht wurde nun danach
gestrebt, eine längere Ruhezeit eintreten zu
lassen. Es sollten Form und Inhalt sich mög-
lichst einleben; es sollten Erfahrungen gesam -
melt, die Wirkung der Vorschriften beobach-
tet und etwa vorhandene Mängel und Lücken
im Laufe der Zeit klargestellt werden. Das ist
auch durch eine Reihe von 7 Jahren vollständig
geglückt. Sie haben gezeigt, daß die Art des
Aufbaues und der Umfang sowie die Fassung
des Inhalts dem Bedürfnis entsprach und für
den praktischen Gebrauch geeignet war.
Selbstverständlich konnte diese Zeit der
Ruhe nicht über eine gewisse Zahl von Jahren
hinaus erstreckt werden. Denn die Technik
selbst steht nicht still. Neue Bedürfnisse und
geänderte Bedingungen führen zu neuen Hilfs-
mitteln. Die Verbreitung der elektrischen An-
lagen in immer weitere Kreise verlangt neue
Maßnahmen. Aber die Erfahrungen konnten
in Ruhe gesammelt, die nötigen Änderungen
mit Überlegung vorbereitet werden. Als man
i. J. 1913 an eine Durchsicht und Überprüfung
herantrat, ergab sich allerdings die über-
raschende Zahl von rd 1100 Abänderungsan-
trägen. Der vorbereitende Arbeitsausschuß
und die Errichtungskommission selbst hatten
daher eine umfangreiche Arbeit zu bewältigen
und unerwarteter Weise kam es wegen mancher
Einzelheiten zu scharfen, aber immer nur rein
sachlichen Erörterungen.
Der mit etwa 25 Mitgliedern in Berlin wir-
kende Arbeitsausschuß hatte etwa ein Dutzend
Sitzungen nötig; die Gesamtkommission tagte
im Dezember 1913 drei Tage in Nürnberg und
im April 1914 2 Tage in Eisenach. Trotzdem
wurde auf der Jahresversammlung im Mai 1914
zu Magdeburg das Ergebnis nochmals in Frage
gestellt und nur nach lebhafter Aussprache
zum Beschluß erhoben.?) Wäre das nicht ge-
lungen, hätte man in die nun folgende Kriegs-
zeit mit überalterten Vorschriften eintreten
müssen, so würden wohl die ganzen Vorarbei-
ten für die Neufassung inzwischen verloren ge-
gangen oder wertlos geworden sein. ‘Auch hätte
man auf die nicht mehr zeitgemäßen Vorschrif-
ten unmöglich die zahlreichen Ausnahmebe-
stimmungen aufbauen können, die während des
Krieges durch den Mangel an wichtigen Roh-
stoffen notwendig geworden sind.
Auch abgesehen von den Ausnahmebe-
stimmungen hat man während der Kriegszeit
beim Beurteilen elektrischer Anlagen in er-
heblichem Maße den ungünstigen Verhält-
nissen, dem Mangel an geschulten Arbeits-
kräften und anderen Schwierigkeiten Rech-
nung tragen und Nachsicht üben müssen. In-
folgedessen war es nicht möglich, über alle Ein-
zelheiten der letzten Fassung der Vorschriften
ein abschließendes Urteil zu gewinnen. Zwar
läßt sich bereits übersehen, daß erhebliche Miß-
stände aus den Vorschriften nicht erwachsen
sind. Aber den so vielfach geänderten Verhält-
nissen wird doch in absehbarer Zeit durch eine
erneute Durchsicht der Vorschriften Rechnung
getragen werden müssen. Die schon jetzt er-
sichtlichen Aufgaben sollen zum Schluß beson-
ders besprochen werden.
Im Anschluß an den Rückblick über die
bisherige Geschichte der Vorschriften erhebt
sich die Frage: wieweit haben sie ihre Aufgaben
erfüllt.
Wie schon erwähnt, ist das Eingreifen
der Behörden, das man anfangs hart-
näckig bekämpfte, nicht völlig verhindert wor-
den. Aber der mit der Abwehr angestrebte
Zweck wurde vollständig erreicht. Das Ein-
greifen der Behörden wurde soweit hinausge-
schoben, daß inzwischen die Elektrotechnik
festen Fuß gefaßt und bestimmte Richtlinien
sich selbst vorgezeichnet hatte. Der sachliche
Inhalt der Vorschriften ist von der Elektro-
technik selbst festgestellt und ihre wei-
tere Ausgestaltung ist von den Behör-
den dem VDE amtlich- eingeräumt
worden.
Ein Erlaß des Preuß. Handelsministers v.
18. 8. 1919 sagt: „Ich habe bereits in mehreren
Erlassen den Behörden empfohlen, bei Hand-
habung staatlicher Hoheitsrechte die Vor-
schriften des VDE als technische Richtschnur
zu benutzen. Im allgemeinen ist es nicht er-
wünscht, von den Verbandsvorschriften abzu-
weichen, es sei denn, daß gewichtige Gründe
dafür sprechen. Die Industrie legt mit Recht
den größten Wert auf die Einheitlichkeit der
Vorschriften und ihrer Durchführung. Sollten
1) Vortrag gehalten ın der Sitzung des Elektrotech-
nischen Koran vom 27.1. 1920. Vgl. „ETZ* 1920, 8.218
29) „ETZ“ 1914, S. 478, 510, 720, 83.
1) „Elektrotechn. u. Maschinenb.* Bd. 31, 1913, 8. 119.
2) ©. M. Ripley, „Gen. El. Rev.“ 1919, S, 968.
3) L. J. Moore, .‚El. World“ Bd. 74, 1919, S. 1148
‘) Pasching, „BETZ“ 1907, S. 1005, 1035.
») Fleig, „Mitteilungen d. Ver. d. El. W.* 1918,
B.3211- 2
674
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Heft 34
4
26. August 1920.
aber die Auffassungen der Sachverständigen
über erforderliche Schutzmaßnahmen von de-
nen des Verbandes abweichen und insbesondere
Verschärfungen der Verbandsvorschriften für
erforderlich erachtet werden, so erscheint es
zweckmäßig, vor dem Erlaß entsprechender
Anordnungen der vorgesetzten Behörde Be-
richt zu erstatten. In wichtigen Fällen ist
meine Entscheidung herbeizuführen.‘
Um diese Stellung des Ministers zu wür-
digen, ist zu bedenken, daß ja jede Ortsbehörde
die Befugnis hat, zur Sicherheit gegen Feuer-
oder Lebensgefahr weitgehende Maßnahmen
anzuordnen, so daß einer großen Vielgestaltig-
keit alle Wege von Rechts wegen offen stehen.
Gegen die so mögliche Verwirrung und Un-
sicherheit bietet der erwähnte Erlaß_des Mi-
nisters eine wirksame Schranke.
Zum Geschäftsbereich des Preuß. Handels-
ministers gehören namentlich die Gewerbeauf-
sichtsbeamten und die Bergwerke. Bezüglich
der Straßenbahnen und der ihnen ähnlichen
Kleinbahnen hat sich der zuständige Minister
der öffentlichen Arbeiten bei der Neuordnung
der Bau- und Betriebsvorschriften i. J. 1905
bereit erklärt, die vom V.D.E. aufgestellten
Vorschriften als Norm anzunehmen und auf sie
zu verweisen.
Im Bereich der Vollbahnen sind die Vor-
schriften über Kreuzungen von Starkstrom-
anlagen mit Bahnanlagen sowie die Bedingun-
gen für fremde Starkstromanlagen auf Bahn-
gelände im Einverständnis mit dem V.D.E.
aufgestellt worden. Auch die Reichspostver-
waltung hat sich bei ihren Bestimmungen über
ührung von Starkstromleitungen oberhalb
von Telegraphen- und Fernsprechleitungen mit
dem VDE ins Einvernehmen gesetzt, wie
überhaupt die Reichspostverwaltung ständig
in der Kommission für Errichtungs- und Be-
triebsvorschriften vertreten ist. Daß auch
mit den Feuerversicherungsgesellschaften und
den Berufsgenossenschaften enge Beziehungen
und sachlicher Einklang der Vorschriften her-
gestellt wurde, ist bereits erwähnt worden.
Da die Anerkennung der Vorschriften des
VDE in gleicher Weise wie von der Preußi-
schen auch von den anderen Landesregierungen
erlangt worden ist, so ist in dieser Hinsicht
durch den V.D.E. sogar eine höhere Einheit-
lichkeit erreicht, als sie sonst in Deutschland
besteht.
Es ist noch’ zu”betonen, daß "das"Einver-
nehmen mit den Behörden sich seit einer Reihe
von Jahren auch praktisch vollauf bewährt
hat. Somit ist die Geltung der Vorschriften
und der Einfluß des VDE auf ihren Inhalt
fest begründet.
Bezüglich der Handhabung der Vor-
schriften im einzelnen ruht das Schwergewicht
der Prüfung und Überwachung elektrischer
Anlagen hinsichtlich der Großindustrie bei den
Überwachungsvereinen, die meistens am
N angegliedert
sind. Die wichtigsten sind in der Kommission
für Errichtungs- und Betriebsvorschriften ver-
treten; mehrere haben durch vielfache Anre-
gung und Mitarbeit zur Weiterbildung der Vor-
schriften wesentlich beigetragen. Ich nenne
den Überwachungsverein im Oberbergamts-
bezirk Dortmund und den oberschlesischen
Überwachungsverein.
Für das weite Gebiet elektrischer Anlagen
in Handel und Kleingewerbe und in Wohnun-
gen liegt die Handhabung der Vorschriften bei
den Elektrizitätswerken, die ja auf die sach-
gemäße Ausführung der Anschlußanlagen ach-
ten. müssen. Ihre Sondervorschriften haben
sich allenthalben eng an die des V.D.E.' ange-
schlossen und nur wenige Einzelheiten enthal-
ten noch Abweichungen.
Aber bevor noch diese Stellen in die Lage
kommen, ihre Tätigkeit zu üben, haben’ die
Vorschriften ihre Wirkung’getan bei der Indu-
strie, die elektrische Maschinen, Vorrichtungen,
Leitungen usw. herstellt. All diese Teile
elektrischer Einrichtungen sowie die Gebrauchs-
gegenstände, Lampen, Heiz- und Kochappa-
rate, Meßgeräte, Installationswaren aller Art
werden schon bei ihrer Erzeugung?den Vor-
schriften angepaßt. Ferner arbeitet nach den
Vorschriften ein Heer von Monteuren und Ar-
beitern, die von den Installationsfirmen bei
ihrer Berufsausbildung schulmäßig zum Be-
achten der Vorschriften herangebildet werden.
So ist in der Tat die ganze deutsche Elek-
trotechnik in all ihren Zweigen mit den Vor
schriften aufs innigste durchtränkt. Nur so
kann sich ihre Wirkung zur Erhöhung der
Sicherheit voll entfalten.
Sachlich wirken die Vorschriften vor
allem ganz unabhängig von ihrem Inhalt durch
ihre Einheitlichkeit für alle beteiligten Kreise
im Gebiet des Deutschen Reiches. SER,
Einheit der Vorschriften für alle Elektrizi-
tätswerke, Behörden, herstellende Industrien
und Abnehmer bedeutet Einheit in der Erzeu-
gung, im Handel und Verkehr. In jedem Liefe-
rungsvertrag ersetzt die einfache Formel: ‚nach
Maßgabe der Vorschriften des VDE“ hun-
derte von einzelnen Vereinbarungen, erspart
Rückfragen und sichert vor Beanstandungen,
verhütet Streit und Prozesse. Die volle Trag-
weite dieser Bedeutung ist erst nach und nach
klar erkannt worden. Sie hat aber der jetzt in
weiterem Umfang in Gang kommenden Nor-
mung die Wege geebnet. Es ist anerkannt, daß
die Einheit der Bauformen in keinem Gebiet
der Industrie bereits jetzt soweit gediehen und
durehgeführt ist, wie in der Elektrotechnik.
Das ist hauptsächlich den Vorschriften zu ver-
danken.
Der Einfluß der Vorschriften geht aber
auch über die Grenzen Deutschlands hinaus,
er förderte erheblich unseren Export. Ich
habe dies bereits i. J. 1898 auf der Jahresver-
sammlung des Vereins zu Frankfurt a. M. be-
tont und ausgeführt: „Wenn wir auf Grund un-
serer Vorschriften überall gutes Material liefern
und nachweisen können, daß in unseren An-
lagen weniger Unglücksfälle vorkommen als
anderswo, dann wird sich unser Material auch
im Ausland einen guten Namen erwerben und
dadurch wird die deutsche elektrotechnische
Industrie einen vorteilhaften Aufschwung neh-
men.“ „ETZ“ 1898, S. 540.
Daß derartige Erwartungen sich erfüllt
haben, hat kürzlich auf der Jahresversamm-
lung in Stuttgart Herr Direktor Hissink be-
stätigt mit den Worten: „Der VDE hat der
deutschen Industrie durch die grundlegenden
Arbeiten seiner Vorschriften einen erheblichen
Vorsprung vor dem Auslande gesichert. Die
meisten Länder haben diese Vorschriften an-
genommen; in gleicher Weise wird die einheit-
liche Gestaltung von Maschinen, Transforma-
toren und Apparaten vorbildlich wirken.‘
“ Dabei handelt es sich nicht nur um Export
von Waren, sondern auch um Aufträge zur Er-
richtung ganzer Werke im Auslande, wie sie
uns ja vor dem Kriege in weitem Umfang zu-
geflossen sind.
Im einzelnen den Erfolg der Vorschriften
in bezug auf Verminderung der Unfälle und
Brandfälle festlegen zu wollen, wäre ein ver-
gebliches Beginnen, denn es fehlt die Vergleichs-
größe. Als solche müßte man sich ja eine Elek-
trotechnik vom heutigen Umfange denken, in
dem Zustande, wie er ohne die Vorschriften zu-
stande gekommen wäre. Das ist unmöglich.
Soweit sich ein Urteil aus dem Vergleich mit
den Unfällen aus anderen Ursachen oder mit
denjenigen in anderen Gebieten der Technik
gewinnen läßt, hat Dettmar in der „ETZ“
1913 eine höchst dankenswerte Zusammen-
stellung gegeben, auf die hier nachdrücklich
verwiesen werden mag.
Damit die Vorschriften mit der Praxis in
Fühlung bleiben und der lebendigen Entwick-
lung der Technik sich anpassen, ist die Kom-
mission für Errichtungs- und Betriebs-
vorschriften vom VDE zu einer ständigen
Einrichtung gemacht. Sie hat die Aufgabe,
die Wirkung der Vorschriften dauernd zu ver-
folgen, in größeren Zeiträumen die nötig er-
scheinenden Änderungen und den Ausbau der
Vorschriften auszuarbeiten und der Jahresver-
sammlung des Vereins zur Annahme vorzu-
schlagen. Für schwierige Einzelgebiete beste-
hen Unterausschüsse. Ein ständiger Arbeits-
ausschuß bearbeitet Fragen, die über die Aus-
legung einzelner Vorschriften auftauchen.
Wicehtigere Entscheidungen dieser Art werden
in der „ETZ‘ regelmäßig bekannt gegeben. Ein
enges Zusammenarbeiten dieses Ausschusses
mit der erzeugenden Industrie und mit den
Kreisen der Verbraucher sowie den verschiede-
nen Überwachungsstellen, nicht minder auch
mit den einzelnen Unterausschüssen, die die
verschiedenen Normalien usw. bearbeiten, ist
notwendige Voraussetzung für ein gedeihliches
Wirken des ganzen Aufbaues. Dieses Zusam-
menarbeiten wird durch die Geschäftsstelle des
V.D.E. und durch den Geist ihres Leiters, des
Generalsekretärs, gewährleistet.
Es ist nicht möglich, im Rahmen dieser
Betrachtung einen Überblick zu geben über
den sachlichen Inhalt der Vorschriften,
über ihre Gliederung und über die Beziehun-
gen, die zwischen ihren einzelnen Teilen sowie
zu den verschiedenen Normalien, Leitsätzen
und empfohlenen Maßnahmen bestehen. Wer
dem Gegenstand fern steht, wird vielleicht den
Mangel eines formgerechten einheitlichen Auf-
baues als störend empfinden. Doch ist dies nur
ein Schönheitsfehler. Das ganze Werk ist in
seiner jetzigen Gestalt ein getreues Abbild der
Entwicklung unseres Faches und es wäre ein
Fehler, wenn man im Suchen nach äußerer Ge-
schlossenheit die Gefahr auf sich nehmen wollte,
am sachlichen Inhalt auch nur geringfügige Ver-
luste zu erleiden. Das schließt nicht aus, daß
mit zunehmender Klärung der technischen Ver-
hältnisse auch die Vorschriften enger zusam-
mengefaßt und einheitlicher gestaltet werden.
Vorläufig ist unser Fachgebiet noch in so leb-
hafter Bewegung, daß es reichliche Arbeit er-
fordert, der Forderung des Tages zu genügen,
dabei aber auch diejenige Zurückhaltung zu
üben, die vorzeitiges Erstarren im Buchstaben
vermeidet.
Was den augenblicklichen Stand des Aus-
baues der Vorschriften betrifft, so behandeln
die zuletzt eingefügten Zusatzbestimmungen in
den Betriebsvorschriften die Arbeiten in Prüf-
feldern und Laboratorien.
Zur Zeit ist ein Sonderausschuß befaßt mit
der Neuordnung der Vorschriften für aus-
setzende Betriebe, insbesonders die Bemessung
der hierfür bestimmten Leitungen, Schmelz-
sicherungen und Selbstschalter.
DringendeBerücksichtigung erheischen fer-
ner die besonderen Verhältnisse in landwirt-
schaftlichen Betrieben, die sich durch erhöhte
Feuersgefahr, geringere Sachkenntnis der Be-
dienungsmannschaften und daraus folgende
rauhe Behandlung kennzeichnen. Dabei ist zu
beachten, daß wegen der Abgelegenheit vieler
landwirtschaftlicher Betriebsstätten vom Sitz
der elektrotechnischen Berufe diese Einrich-
tungen der Selbsthilfe oder dem Eingriff Un-
berufener besonders stark preisgegeben sind.
Hier wird die Frage gestellt, ob Sondervor-
schriften erforderlich sind oder ob vermehrte
Unterweisung, etwa mit Hilfe von Merkblät-
tern ausreicht. R
Auch mit dem Aufbau elektromedizinischer
Apparate und mitihrer Handhabung wird sich
die Kommission des Verbandes zu beschäftigen
haben.
Änderungen der Vorschriften in geringerem
Umfange werden sich schon jetzt aus der Ein-
führung von weiteren Normalien, z. B. aus der
Abstufung der Drähte nach Durchmessern an-
statt nach Querschnitten ergeben.
Ferner ist die Frage zu beantworten,
welche von den Ausnahmebestimmungen, die
der Krieg nötig gemacht hat, dauernd über-
nommen werden sollen und in welchem Tempo
die anderen abzubauen sind. Und wie die An-
lagen zu behandeln sind, die nach den erleich-
terten Kriegsbedingungen errichtet wurden und
nicht sofort verbessert werden können.
Endlich harrt der ganze Komplex der
Bahnvorschriften einer neuen Bearbeitung, da
die jetzige Fassung noch aus dem Jahre 1906
stammt. e
Ein vollständiger Überblick über Art und
Umfang der bevorstehenden Arbeiten kann
zur Zeit noch nicht gegeben werden, da die Ge-
samtkommission wegen des erschwerten Ver-
kehrs noch nicht zusammentreten konnte.
Ihre erste Sitzung seit Abschluß des Krieges ist
für Mitte Februar in Aussicht genommen!). Auch
sie wird zunächst und in erster Linie einer all-
gemeinen Aussprache dienen, aus der sich er-
geben muß, welche Erfahrungen in den letzten
Jahren gemacht worden sind und wo-und in
welchem Umfange zunächst Änderungen oder
Ergänzungen in Angriff zu nehmen sind. 3
Dagegen sei aufeinen allgemeinen Gesichts-
punkt zum Schluß nochmals hingewiesen.
Im Zusammenhang mit der bereits be-
rührten Frage nach einheitlicher Gestaltung
der Vorschriften ist zu betonen: Der Natur der
Sache nach kann nurein Teil der in den Vor-
schriften enthaltenen Bestimmungen dauernd
Geltung haben. Nur ein Teil befaßt sich mit
objektiven Feststellungen über die notwendige
Beschaffenheit elektrischer Einrichtungen und
ihrer Hilfsmittel; der andere Teil hängt ab vom
Verhalten derjenigen, die die Einrichtungen
benutzen und handhaben. R
an kann wohl in Zahlen angeben, wie
hoch eine bestimmte Leitung belastet werden
darf, ohne daß ihre Temperatur eine gewisse
Grenze überschreitet. Wie stark Leitungen und
Gestänge sein müssen, um dem Wind- und
Schneedruck standzuhalten, u. dgl. Aber nicht
dauernd festlegen läßt sich, wo und in welchem
Maße Abwehrmittel nötig sind, um unsachge-
mäßen Gebrauch zu verhüten, das hängt ab
von der, Sachkenntnis, den Gewohnheiten und
der Erziehung der Menschen, die die Einrieh-
tungen umgeben und mitihr umgehen und von
der Vervollkommnung der Hilfsmittel, die die
fortschreitende Technik zur Verfügung stellt.
Die erreichte Sicherheit ist gewissermaßen
darstellbar als Quotient aus objektiver Güte
der Hilfsmittel und subjektiver Beanspruchung
im Gebrauch. . Sicherheit — Sehutzmitielg
e Unverstand
Ein normal hoher Betrag des Zählers kann in
seiner Wirkung völlig aufgehoben werden durch
einen wesentlich größeren Nenner. Wie umge-
kehrt auch ein an sich wenig Schutz bietendes
NEE REN
Ber
ee SZ. Zu „4
y
Beim Aufstellen von Vorschriften sind da-
her die geforderten Schutzmittel und Maßnah-
') Vgl. „ETZ“ 1920, Heft 18, 8. 361.
n
26. August 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heft 34
675
men anzupassen an das Maß von Kennt-
nissen, Umsicht und Sorgfalt, das von den
Menschen erwartet werden kann, die sich im
Bereich der Einrichtungen befinden und sie ge-
brauchen. Rh
Dabei ist zu beachten, daß ein Ubermaß
von Schutzmitteln unter Umständen den Be-
trieb erschwert und so die Gefahr von anderer
Seite her erhöht. Wenn anderseits der erfah-
rene Fachmann mit weniger und einfacheren
Schutzmitteln auskommen kann, so darf doch
auch von ihm nicht verlangt werden, daß‘er
überall und jederzeit seine Aufmerksamkeit
nur auf die vorhandene Gefahr einstellt. Be-
rufsmäßig muß sie in erster Linie dem Betriebe
gewidmet sein. Daher ist im Interesse er-
höhter Berufsleistung und der Ersparnis an
Zeit und geistiger wie körperlicher Arbeit die
Gefahr durch objektive Mittel auszuschließen.
Aus diesem Grunde und wegen des Ein-
dringens elektrischer Einrichtungen in immer
weitere Kreise der Bevölkerung sind alle Teile
der Anlage tunlichst so zu gestalten, daß ihre
Handhabung immer einfacher und immer ge-
fahrloser wird.
In dieser Richtung hat sich auch bekannt-
lich die Entwicklung der Technik bewegt und
in den vergangenen 25 Jahren außerordent-
liche Fortschritte gemacht. Zu einem erheb-
lichen Teil, wenn auch bei weitem nicht aus-
schließlich, unter dem Einfluß der Vorschriften.
Beispiele dafür sind: die Verbannung der Holz-
leistung und ihr Ersatz durch andere Verle-
gungsarten, die Verbesserung und Normalisie-
rung der Leitungen, die unverwechselbaren
Sicherungen, die Ausbildung der Schalter und
Fassungen, Ausgestaltung der Handlampen,
Verbannung des Holzes aus den Steuerwalzen,
das Schutzverfahren mittels Erdung u. a. m.
Vielfach haben die Vorschriften nur das zu er-
strebende Ziel angegeben, während die Mittel,
mit denen es erreicht wird, durch Normalien
festgelegt wurden. Mehr und mehr trittin den
letzten Jahren die Notwendigkeit hervor, für
einzelne. Geräte und Hilfsmittel eine Prüfung
des Gesamtaufbaues einzuführen, wie dies
durch die Kennfäden der normalen Leitungen
schon seit Jahren geübt wird und neuerdings in
Stuttgart, insbesondere mit Bezug auf Heiz-
apparate, beschlossen worden ist, nachdem die
Errichtung einer solchen Prüfstelle schon seit
1899 in Frage stand.
In gleicher Front aber mit derartiger Ver-
besserung aller Hilfsmittel muß die Erziehung
aller an den elektrotechnischen Einrichtungen
beteiligten Kreise voranschreiten. Unablässige
Arbeit muß der Belehrung und der Hebung des
Verständnisses für die richtige Handhabung
der Einrichtungen und der Vorschriften gewid-
met werden. Nicht nur in den breiten Schich-
ten der Bevölkerung, sondern auch in den
Kreisen der Arbeiter, der Monteure, der Inge-
nieure der Fabrikation wie des Betriebes und
der Überwachung.
Gut aufgebaute Vorschriften, sorgfältig
durchgearbeitete Mittel zur Einrichtung elek-
trischer Anlagen und richtiges Verständnis für
ihren sachgemäßen Gebrauch sind drei Eck-
pfeiler, auf denen das Gebäude hochqualifizier-
ter Elektrotechnik beruht. Sie bedingen den
Fortschritt, damit die Sicherheit und die Wert-
schätzung der deutschen Elektrotechnik und
ihrer Erzeugnisse.
Das enge Ineinandergreifen dieser drei
Faktoren ist nötig, damit die Vorschriften ihre
volle Wirkung entfalten können.
Jedes Gesetz bleibt toter Buchstabe, so
lange nur eine einseitig befehlende Stelle und
eine passiv gehorchende Masse sich gegenüber-
stehen.
Es wird zum lebendigen Quell regsamen
Fortschrittes, wenn es von der Gemeinschaft
der Beteiligten als Lebensnotwendigkeit emp-
funden und zur Norm gemeinsamen Wirkens
gemacht wird.
Daß solche Gemeinschaftsarbeit unter
einem sogenannten Obrigkeitsstaat Fuß fassen
und Raum gewinnen konnte, hat die Entste-
hung, Entwicklung und bisherige Verwaltung
unserer Vorschriften erwiesen. Wir haben aber
auch gesehen, wie schwer die ersten Anfänge
waren und wie die Widerstände und Reibun-
gen in dauernder Arbeit immer aufs neue be-
kämpft werden müssen. Leider haben wir im
alten wie im neuen Staat nicht allzu viele Bei-
spiele ähnlicher Selbstverwaltung, die sich die-
sem Vorgang an die Seite stellen können. Wäre
der Sinn dafür weiter verbreitet und besser aus-
Feet so wäre uns wohl manche bittere Er-
ahrung erspart geblieben. Solche Selbstver-
waltungen auch in anderen Gebieten unseres
staatlichen Lebens aufzurichten und auszu-
bauen und mit dem Geiste echter Gemeinsam-
keit zu durchtränken, bleibt auch im neuen
Volksstaat ein Ziel, aufs innigste zu wünschen.
Nahe liegt hier ein Vergleich mit der jetzt leb-
haft erörterten Neuordnung der Elektrizitäts-
wirtschaft. Auch in dieser Frage stehen die
elektrotechnischen Kreise zur Zeit noch im
Stadium der reinen Abwehrtätigkeit gegen
staatliche Eingriffe, obwohl sie selbst eine Reihe
von Wünschen haben, die nur durch Regelung
im großen zu befriedigen sind. Wäre es nicht
angezeigt, auch hier die passive Abwehr durch
aktives Vorgehen zu ersetzen und aus dem Be-
stehenden heraus selbst eine Organisation in
Angriff zu nehmen, der der Staat seine Aner-
kennung nicht versagen könnte. Wirkungs-
voller Aufbau in Fragen, die weite Kreise von
Personen und vielgestaltige Dinge umfassen,
gelingt nur durch sachliches Zusammenwirken,
das unbefangen den Tatsachen und Bedürf-
nissen der Wirklichkeit gerecht wird, nicht aber
auf vorgefaßte Meinungen und unfruchtbare
Theorien sich versteift. Die Arbeit ist vielfach
im einzelnen ermüdend. Das richtig erkannte
Ziel muß über Widerstände und Reibungen
hartnäckig verfolgt werden; geschieht das, so
gewährt die Arbeit Erfolg und Befriedigung.
Dieser Gedanke muß unsere weiteren Be-
strebungen leiten. Auch für sie gelten die
Dichterworte:
„Beschäftigung, die nie ermattet,
Die langsam schafft, doch nie zerstört,
Die zu dem Bau der Ewigkeiten
Zwar Sandkorn nur zu Sandkorn reicht,
Doch von der großen Schuld der Zeiten
Minuten, Tage, Jahre streicht.
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Eine Karte der Elektrizitätsversorgung
Deutschlands. — Wie uns die Vereinigung der
Elektrizitätswerke mitteilt, ist sie zurzeit
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Abb. 1. Einteilung der Kartenblätter.
„damit beschäftigt, in Gemeinschaft mit dem
Bund der Elektrizitätsversorgungsunterneh-
mungen Deutschlands eine Karte der Elek-
trizitätsversorgung Deutschlands her-
auszugeben, und zwar zunächst in Form von
4 Einzelblättern im Maßstabe 1:600 000
(Format ohne Rand etwa 35x 60, 95x 75,
95x 90 bzw. 95x 65 cm). Die Einteilung
der Kartenblätter ist aus Abb. 1 zu er-
sehen. Bei der Unsicherheit der Preisge-
staltung und der Auflage läßt sich ein end-
gültiger Preis noch nicht angeben. Die Ver-
einigung nimmt an, daß vielleicht an mehreren
Stellen ein Interesse an dem Bezuge einer
solchen Karte besteht und bittet daher schon
heute um Aufgabe des Bedarfes.. Die Preise
stellen sich voraussichtlich wie folgt: Der
komplette Satz zu 4 Stück auf 180 M, das
Blatt A auf 36 M, die Blätter B, C und D auf
RUNDSCHAU.
60 M. Die Kartenblätter stellen eine Verkleine-
rung der Originalkarten dar, die im Maßstabe
1:300 000 (Größe ohne Rand ca. 53 x 71 cm)
gezeichnet sind. Es ergibt sich daher die Mög-
lichkeit, auch Karten in diesem größeren
Maßstabe herzustellen. Ein Einzelblatt der
iR zunächst für diese Ausfüh-
rung ins Auge gefaßten
Sektionen 8, 9, 11, 12, 13,
15, 16, 17 und 18 (vgl.
Abb.1) würde voraussicht-
lich etwa 40 M kosten. Na-
türlich können auch die
andern Einzelsektionen ge-
liefert werden, doch ist
bei diesen voraussichtlich
mit einer geringeren Auf-
lage zu rechnen und daher
auch mit einem höheren
Preise, der möglicherweise
Die Vereinigung bittet um
baldmögliche Angabe, wel-
che der Blätter und wie-
viele von jedem gewünscht
werden, und bemerkt
dabei, daß eine Herab-
setzung der Preise erfol-
gen würde, falls der Um-
fang der Bestellungen ihre
Schätzung wesentlich über-
steigen sollte, anderseits
müßte aber auch mit
der Möglichkeit einer Er-
höhung bei Unterschrei-
tung derselben gerechnet
werden. Ve. 9"
Betriebserfahrungen im Elektrizitätswerks-
betriebe. Am V.d. J. fand in Berlin
eine technische Betriebsversammlung der Ver-
einigung der Elektrizitätswerke unter dem
Vorsitz von Herrn Dr. Pasavant statt, um
durch Aussprache statt der bisher üblichen
brieflichen Umfrage Betriebserfahrungen zu
sammeln. Zu dieser Versammlung waren
auch Vertreter‘ der Fabrikationsfirmen zu-
gezogen worden. Als erster Tagespunkt wurde
die Isolatorenfrage behandelt. Bericht-
erstatter Direktor Schendell, Stolp, be-
handelte die Frage der Rißbildungen!) an
mehrteiligen gekitteten Hochspannungsisola-
toren. Die Ansicht der verschiedenen Fach-
leute ging dahin, daß die Rißbildung wohl in
der Hauptsache in dem verschiedenen Wärme-
ı) „ETZ*, 1919, 8. 173.
Wien
°
50 bis 60 M betragen wird..
ausdehnungskoeffizienten zu.,suchen sei, den
Porzellan und Kitt besitzt (bis zum dreifachen
Wert), daß aber heutzutage durch geeignete
Mischung der Wärmeausdehnungskoeffizient
des Kittes derart herabgesetzt werden kann,
daß für die Zukunft keinerlei Befürchtungen
mehr vorliegen.
Als Berichterstatter zu Leitungen
sprach Direktor Korff, Gröba. Auf Grund
der Erfahrungen beim Elektrizitätsverband
Gröba gab Dir. Korff an, daß für Kupfer eine
höchste Beanspruchung von 16 kg/mm? zu-
lässig sei. Querschnitte über 25 mm? seien als
Seil auszuführen, wobei Spannweiten bis
250 m zulässig seien. Als Verbinder empfehlen
sich Niet- und Schraubenverbinder und die
SS-Kerbverbinder, die sich vorzüglich be-
währten. Abspannmaste mindestens alle 1 km.
Korff empfiehlt unter Berücksichtigung
der Koronaverluste für
60 000 V 35 mm? Kupferleitungen bei 2m
Phasenabstand,
100000 V 70 mm? Kupferleitungen bei
2,5 m’Phasenabstand,
150 000 V 150 mm? Kupferleitungen bei
3,0 m Phasenabstand.
%%
Bei Aluminium _ Phasenabstände m
größer. Für den Leitungsbau neben Eisen-
masten noch Schleuderbetonmaste, die keinerlei
Anstrich benötigen. Keinerlei Schutzbügel
oder Schutznetze. Das Erdungsseil wurde
beim E.-V. Gröba vielfach ohne feststellbare
Nachteile unterhalb der Leitungen verlegt.
Jährlich zweimalige Revision der Maste
(Verbindungsklemmen, Isolatoren). Für Alu-
minium gibt Korff folgende Leitsätze an:
Mastabstände bei 15 KV-Netzen 50 m. Quer-
schnitt mindestens 35 mm?. Phasenabstand
1,1 m. Keine legierten Aluminiumseile, da-
gegen Aluminium-Eisenseil (Fischinger) oder
Aluminium-Stahlleitungen. _
Überstrom und Überspannungs-
schutz behandelte Direktor Monath, Lud-
wigsburg. Die Hauptgesichtspunkte sind:
Begrenzung des plötzlichen Kurzschlußstroms
durch Unterteilung des Betriebes und Frhöhung
der Gesamt-Reaktanzspannung; Einbau von
Reaktanzspulen und Verwendung von Ge-
neratoren mit großer Reaktanz ; Einrichtungen
zum, Abschalten von Hochvoltringleitungen
bei Kurzschlüssen (Selektiv-Schutz von SSW;
Spannungsabfall-Relais von Voigt & Häfiner).
Ähnliche Einrichtung empfiehlt Prof. Di.-ng.
W.Petersen.
876
Die Überspannungen durch reine Reso-
nanz im Netz seien sehr selten. Vorbeugungs-
mittel möglichst reine Sinuskurven. Über-
spannungen als Folge von einpoligem Schalten.
Kipperscheinung. Überspannungen als Folge
von intermittierenden Kurzschlüssen, Rück-
zünderscheinungen. In Netzen von 10 bis
15 kV tritt bis zu 30 bis 50 A Erdschlußstrom
der Erdschlüsse als intermittierend auf, dar-
über hinaus bleibt er stehen und kann je nach
den Verhältnissen zu weiteren Verwicklungen
führen. Bei Wanderwellen mit steiler Wellen-
front Spannungsbeanspruchungen an Ma-
schinen- und Transformatorenanlagen. Man
muß versuchen, das Entstehen der Über-
spannung zu verhindern. Es werden ver-
schiedene Systeme angegeben, insbesondere
die Petersensche Erdschlußspule.
Das Kapitel Erdung wurde von Prof.
Zipp, Cöthen, behandelt. An Hand von
Lichtbildern wird der Begriff des Ausbrei-
tungswiderstandes und die Spannungsver-
teilung in der Nachbarschaft stromdurch-
flossener Erdungen erläutert und an Hand von
Messungsresultaten der mittlere Erdungs-
widerstand zu 30 2 angegeben. Bei einem
15-kV-Netz von 600 km Ausdehnung müsse
man mit 25 A Erdschlußstrom rechnen, was
bei 30 2 Widerstand der Erdung 750 V Be-
rührungsspannung ergibt, ein Wert, der zahl-
reiche Unfälle in der Nachbarschaft von Er-
dungen ohne weiteres erklärt. Als Verbesse-
rungsmittel gilt in erster Linie das Erdungs-
sell, das bei einzelgeerdeten Masten - eine
Schaltung darstellt, die selbst bei hohen
Einzeiwerten einen sehr reduzierten Gesamt-
widerstand ergibt. Auch die Unterdrückung
des Erdschlußstromes durch die Petersen-Er-
dungsspule ist ein Vorbeugungsmittel, doch
nur bei richtiger Abstimmung mit Netz-
kapazität. Verbesserungen der Einzelerdungen
durch Ausführung als Oberflächenerdung. Ab-
schaltung von Transformatoren bei eintreten-
dem Erdschluß. Als gut kann eine Erdung
bezeichnet werden, wenn bei vollem Erd-
schlußstrom das Spannungsgefälle auf 2 m
nicht mehr als 125 V beträgt. In der Aus-
sprache wurde hingewiesen, daß im VDE
neue Erdungsvorschriften in Vorbereitung sind.
Jedenfalls sollen Hoch- und Niederspannungs-
erdungen getrennt ausgeführt werden. ;
Als letzter Punkt behandelte Dir. K orff,
Gröba, Freileitungsapparate und Trans-
formatorenstationen. Infolge der sehr
fortgeschrittenen Zeit konnte dieser Punkt
nur kurz behandelt werden. Zuverlässige
laufende Kontrolle der Ölschalterrelais, An-
wendung von Erdschlußsirenen. Hochspan-
nungseinführungen: Rohglasscheiben mit über
die Leitung geschobenem Porzellanrohr durch
Korkpfropfen abgeschlossen. Statt Stütz-
isolatoren werden in. den Staaten bereits
Hängeisolatoren mit gutem Erfolg verwendet.
Überspannungsapparate nur solche, die ein
Mindestmaß von Aufsicht erfordern. Im E.-
Werk Gröba sind von 1000 Transformatoren-
stationen 450 als Maststationen ausgeführt.
Die günstigen Resultate ermutigen, Mast-
stationen bis 50 kVA auszuführen. Trans-
formatoren sind mit Ölkonservator auszu-
führen. Eingangsspulen mit verstärkter Wick-
lung. Isolatoren für Mastschalter sollen stets
aufgehanft sein, zur Vermeidung von Rissen.
Zuverlässiges Betriebstelephon und Dienst-
ordnung. Ne,
Ausnutzung argentinischer Wasserkräfte. —
Wie uns mitgeteilt wird, haben die nach den
ersten Berichten der argentinischen Regierungs-
Studienkommission vorläufig aufgestellten Be-
rechnungen für die Iguazu-Fälle!) 0,5 Mill.
PS und für den Salto Grande des Uruguay
0,1 Mill. PS ergeben. Der letztere wäre für
eine Kraftübertragung nach Buenos Aires viel
leichter zu verwerten, weil diese eine Länge
haben würde, wie sie heute bereits von ähn-
lichen Anlagen erreicht ist. — Die Westbahn
(Ferrocaril del Oeste) wird demnächst die
Resultate ihrer Vorstudien bezüglich einer
weiteren größeren Wasserkraft am Fluß Atuel
veröffentlichen, deren Leistung aber wohl kaum
an er der beiden vorgenannten heranreichen
dürfte.
Ein chilenischer Auftrag für die Elektro-
industrie. — Die Compafia General de Electri-
cidad Industrial, bereits Besitzerin einer ganzen
Anzahl von Elektrizitätswerken in Chile, baut
beiPuente de Cristo am Maipo, südöstlich
von Santiago, ein Wasserkraftwerk, in dem
zunächst 3, später 5 Maschinengruppen von
je 5000 PS — 4500kVA — mit Transformatoren
(auf 60000 V) und zugehöriger Schaltanlage
installiert werden sollen. Bei dem inter-
nationalen Wettbewerb, an dem größere
europäische und amerikanische Firmen teil-
genommen haben, ist, wie wir hören, der
!) Vgl. „ETZ* 1919, S. 672; 1920, 8. 382.
A \
n
{
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 34.
———aa ,—_ _—
Auftrag dem italienischen Hause Gio An-
saldo & Co. erteilt worden, weil es niedrigere
Preise forderte und kürzere Lieferzeit garan-
tierte als die deutsche Konkurrenz.
Leitungsbau.
Kurventafeln zur angenäherten Berech-
nung von Hochspannungsleitungen. — A.
Evans von der Arkansas Light and Power Co.
hat Kurven für Drehstrom-Freileitungen auf-
gestellt, welche eine der drei Größen:
Länge, Belastung und Querschnitt abzulesen
AW
3600
3400
3200 4 r
3000 |
2800 6600 Volt
2800 Leistungsfaktor=085
2400 Eu a eh AIR = 72 Au
2N
r
2200 - H 1 "
2000
\
|
&
7800
7600
7400
7200
7000
-
800 SEE 1 =
ie
nl Il
02276 98.0 BMG am
Leitungslänge
Abb. 2. Kurventafel zur angenäherten Berechnung von
Hochspannnngsleitungen. e
gestatten, wenn die beiden anderen bekannt
sind. Die Berechnung erfolgte unter Annahme
eines Leistungsfaktors von 0,85 und eines
Spannungsabfalls von 10%. Für Arbeiten,
bei denen große Genauigkeit nicht gefordert
wird, sind diese Kurven vollkommen aus-
reichend. In der Quelle werden 5 Kurven,
nach Art der in Abb. 2 dargestellten, gegeben,
und zwar für:
Spannung Länge Belastung
Volt km kW
2300 bis 9 bis 900
6600 5 Taae, 3600
22 000 2 Ab. ,, 3600
33 000 > N 9000
66 000 » 1550702921000
(„Eleetrical World‘ Bd. 75, 1920, 8. 1138.)
ah.
Meßgeräte und Meßverfahren.
Eine Schaltung zum Messen der Geschwin-
digkeit von Eisenbahnzügen. — Zur Kontrolle
der vorgeschriebenen Geschwindigkeit beim
Befahren von Brücken oder Gleisbögen sind
sowohl über sehr kurze (z. B.10 und 30 m) wie
auch über größere Abstände Meßvorrichtungen
in Gebrauch. In letzterem Falle dient dazu
oft ein Morse-Schreibgerät in Verbindung mit
Schienenkontakten (sog. Pedalen), die infolge
der Durchbiegung einer Schiene oder einer
Querschwelle beim Befahren durch einen
Zug geschlossen und am Anfang bzw. am
Ende der Strecke angebracht werden, auf der
die Geschwindigkeit gemessen werden soll. Ist
dieLänge desZuges größer als der Abstand, über
den die Geschwindigkeit zu untersuchen ist, so
kann beim Anbringen der Kontakte über den ge-
nau zu kontrollierenden Abstand die Geschwin-
digkeit nicht gemessen werden, weil die beiden
Zeichen auf dem Bande des Schreibgerätes in-
einanderfließen. Legt man anderseits die
Kontakte über größeren Abstand voneinander,
so wird die Geschwindigkeit über eine größere
Strecke als nötig gemessen und dadurch
die Meßgenauigkeit beschränkt. Nach den
Mitteilungen von J. H. Verstegen in „De
Ingenieur‘ Nr. 25,1920 sind diese Übelstände
durch eine Schaltung beseitigt, die an der
Eisenbahnbrücke über den Königshafen in
Rotterdam in Gebrauch und wie folgt einge-
richtet ist: Der Schienenkontakt ist am Ende
der zu kontrollierenden Eisenbahnstrecke mit
einer sog. isolierten Schiene, d.i. einer in elek-
trischem Sinne von dem übrigen Gleis ge-
schiedenen Schiene angefüllt in Verbindung mit
einem gewöhnlichen Relais. Der Schienen-
kontakt am Anfang der Gleisstrecke, über die
die Geschwindigkeit gemessen werden soll, ist
26. August 1920.
dann mit einem Doppelrelais zu verbinden,
dessen Anker so zwischen 2 Elektromagneten
‚angebracht ist, daß er durch eine Feder in dem
angezogenen Stande nach diesem$ Magnet ge-
halten wird, auch wenn der Stromlauf dieses
Magneten unterbrochen ist. Die Wirkung ist
nach Abb. 3 nun derart, daß durch das Be-
öchreibopparat
zu messender Teil Big
Abb. 3. Stromlaufschiene des Geschwindigkeitsmessers.
fahren des ersten Schienenkontaktes der Strom-
lauf für den linken Magneten des Schreib.
gerätes geschlossen wird, infolgedessen der
Anker davon nach links angezogen und der
Stromlauf für das Schreibgerät dadurch ge-
schlossen wird, somit ein Zeichen auf dem
Bande erscheint. Der Stromlauf des Schreib-
gerätes bleibt geschlossen, und somit Ver-
bleibt das Zeichen auf dem Bande, einerlei
ob der Zug den ersten Schienenkontakt ganz
überfahren hat oder nicht, bis der zweite
Schienenkontakt (an der isolierten Schiene)
erreicht ist, weil der Anker des Doppelrelais
nach links angezogen bleibt, wenn auch der
SiS dar des linken Magneten unterbrochen
wird.
Sobald der zweite Schienenkontakt und
die isolierte Schiene befahren werden, wird ein
Stromlauf durch das gewöhnliche Relais über
den Schienenkontakt via den durch den Zug
verursachten Kurzschluß der isolierten Schiene
mit der gegenüberliegenden eingeerdeten
Schiene gebildet. Der Anker dieses Relajs
wird nun angezogen, wodurch der Stromlauf
des linken Magnetes des Doppelrelais unter-
brochen wird (einerlei ob der Zug den ersten
Schienenkontakt ganz überfahren hat oder
nicht) und ein Stromlauf für den rechten
Magnet des Doppelrelais gebildet wird. Der
Anker davon wird somit nach rechts gezogen
und dadurch der Stromlauf des Schreib-
gerätes unterbrochen, so daß das Zeichen
auf dem Bande endist. Sobald der Anker des
gewöhnlichen Relais via den zweiten Schienen-
kontakt angezogen ist, wird ein zweiter Strom-
lauf für dieses Relais durch den Kurzschluß‘
des Zuges auf die isolierte Schiene geschlossen,
wodurch dieser Relaisanker angezogen bleibt,
solange der Zug über die isolierte Schiene fährt,
wenn auch der Schienenkontakt unterbrochen
ist. Esist deshalb nicht möglich, daß bei Unter-
breechung des zweiten Schienenkontaktes,
während der erste noch geschlossen ist,
wiederum Schließung des Stromes für das
Schreibgerät stattfindet. Sobald der Zug
die isolierte Schiene verläßt, fällt der Relais-
anker ab, wodurch der rechte Magnet des
Doppelrelais stromlos wird und der ursprüng-
liche Zustand hergestellt ist.
Bei dieser Schaltung erscheint somit ein
Zeichen auf dem Bande während der Zurück-
legung des Abstandes zwischen den beiden
Schienenkontakten, unabhängig von diesem
Abstande und von der Länge des Zuges.
Die Länge des Zeichens auf dem Bande dee
Schreibapparates ist nun das Maß für die
mittlere Geschwindigkeit: Die Stromquelle
besteht aus einer kleinen Akkumulatoren-
batterie. j NER,
Elektrische Antriebe.
Elektrisch angetriebene Hilfsmaschinen an
Bord von Schiffen. — Wie L. Miller mitteilt,
ermöglichen elektrisch angetriebene Hilfsma-
schinen eine Kohlenersparnis von 8 bis 10%
und unterliegen nicht der Gefahr der Be-
schädigung durch Frost. Sie haben sich nur
langsam eingeführt, weil der Dampfantrieb
billiger ist als eine gegen Bedienungsfehler
ausreichend geschützte elektrische Ausrüstung.
Auch ist man im Schiffswesen besonders kon-
servativ. Der Verfasser macht folgende An-
gaben, die einen Anhalt für die neueste eng-
lische Praxis geben: N
Stromart. Man verwendet entweder
Gleichstrom-Dreileitersystem 2110 V oder
ns
26. August 1920.
Drehstrom 220V; Drehstrom von 50 Per wird
für Öltankschiffe bevorzugt. Der Nullpunkt des
Drehstromgenerators ist über einen Strom-
zeiger und einen Widerstand an den Schiffs-
körper angeschlossen. Der Widerstand ist
durch eine Sicherung kurzgeschlossen. Er-
reicht der Nulleiterstrom eine bestimmte Höhe,
so schmilzt die Sicherung, schaltet den Wider-
stand ein, und eine rote Signallampe leuchtet
auf.
Ladewinden. Es werden zwei Arten
von Winden verwendet: Rein elektrische und
elektro-hydraulische. Die rein elektrischen
Winden werden bei Gleichstrom mit 'Haupt-
schlußmotor, Schützensteuerung, magneti-
schem Bremslüfter, Überdrehzahlschutz, Fuß-
bremse und Rutschkupplung ausgerüstet. Die
Steuerung ist manchmal für elektrische Senk-
bremsung eingerichtet. Die Rutschkupplung
soll Beschädigungen verhindern, wenn Last
oder Haken sich in der Lukenwand fanger.
Motor und Meisterwalze müssen wasserdicht
gekapselt sein. Schützen und Widerstand
werden unter Deck angebracht; sie brauchen
im allgemeinen nur mit Tropfwasserschutz ver-
sehen sein. Bei der Bedienung der Ladewin-
den halten sich die Arbeiter noch sehr an die
bei Dampf üblichen Verfahren und nutzen die
Vorteile der elektrischen Steuerung nicht aus.
Die elektro-hydraulischen Winden bestehen
aus einem Gleichstrom- oder Drehstrommotor
für unveränderliche Drehzahl, der durch ein
Williams- Janney-Getriebe die Winde treibt;
Anlassen, Regulieren, Umsteuern und Bremsen
erfolgen hydraulisch.
Verholspille. Auch diese werden ent-
weder mit rein elektrischem oder elektro-
hydraulischem Antrieb ausgeführt. Es soll
eine selbsttätige Verzögerungseinrichtung vor-
gesehen sein, die bei Überschreiten eines be-
stimmten Seilzuges die Wickelgeschwindig-
keit herabsetzt. Die Verzögerung erfolgt elek-
trisch oder durch Rutschkupplung. Schutz-
art wie bei Ladewinden.
Ruder. Die Betätigung des Ruders
durch eine Gleichstromsteuerung mit Rück-
führung ist mehrfach versucht worden. Neuer-
dings verwendet man jedoch das Williams-
Janey-Getriebe.
Kesselzug. Ventilatoren mit regel-
barem Motor. Meistens ist Kapselung not-
wendig. Die Reglerwalze wird manchmal
an den Motor angebaut. N
Ölpumpen. Zum Antrieb der Ölpumpen
auf Öltankschiffen werden Zentrifugalpumpen
mit Kurzschlußmotoren verwendet.
sind geschlossene Maschinen mit Rohran-
schluß und Fremdlüftung. Im Innern des
Motors herrscht ein Luftüberdruck, so daß keine
Neigung zum Einsaugen von Öldämpfen be-
‚steht. Die Druckknopfsteuerung für Pumpen-
motor und Lüftermotor ist derart verriegelt,
daß im Lüftungssystem Luftüberdruck herr-
schen muß, ehe der Pumpenmotor Strom er-
hält; dadurch soll die Gefahr der Entzündung
von Öldämpfen beseitigt werden, die während
des Motorstillstandes in das Lüftungssystem
gelangen. ;
Schutzart. Der Verfasser empfiehlt,
dem Schutz von Motor und Steuergeräten. be-
sondere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Über
Motoren und Steuergeräte, die auf Deck an-
gebracht sind, siehe oben. Generatoren für
Dieselantrieb sollen geschlossen mit Rohran-
schluß ausgeführt werden. Bei den übrigen
Antrieben ist auf Kohlenstaub, Wasser- und
Öldämpfe und Einwirkung der Ladung auf
die elektrische Ausrüstung Rücksicht zu
nehmen. Besondere ‚‚Seewasserimprägnie-
rung‘ der Isolation. Motoren für Schiffe, die
in den Tropen verkehren, sind für geringe
Übertemperatur zu bemessen. Besonders
nötig ist Vorsicht bei Deckmotoren, die der
Sonne ausgesetzt sind.
Installation. Drehstrominstallationen
werden mit Dreifach-Papierkabel mit Blei-
mantel und doppelter Drahtbewehrung aus-
geführt. An Motorschaltern, Steuergeräten
usw. sind Endverschlüsse anzubringen, die
eine ununterbrochene metallische Verbindung
aller Gehäuse herstellen. Gummiader in
Panzerrohr hat sich wegen des Schwitz-
wassers nicht bewährt.
Aufstellung. Alle Motoren müssen eine
Verstellung von 15° gegen die Wagerechte ver-
tragen. Es ist üblich, die Maschinen so aufzu-
stellen, daß ihre Achse annähernd parallel zur
Schiffslängsachse ist, damit Kreiselwirkung
beim Schlingern des Schiffes vermieden wird.
Bei nicht allzu großer Wucht der bewegten
Massen ist die Kreiselwirkung nicht erheblich.
(„BEAMA“, Juni 1920).
Fernmeldetechnik.
Deutsche Großfunkstationen. — Neben den
zahlreichen deutschen Funkstellen für den
Elektrotechnische Zeitschrift.
a ee 02ER
Dies
1920.
Inlandverkehr bestehen in Deutschland drei
Großfunkstationen — Nauen, Eilvese und
Königswusterhausen — für den Ausland- und
Überseeverkehr. Die Großstation Nauen, die
ein Gelände von insgesamt 300 ha bedeckt,
ist die größte im Betrieb befindliche Funk-
station der Erde. Ihre Leistungsfähigkeit ist
so groß, daß sie mit den entferntesten Punkten
der Erde — z. B. Australien und Südsee-Inseln
(20000 km entfernt!) — in funktele-
graphische Verbindung treten kann. Die drei
genannten Großstationen verfügen zusammen
über 6 Groß-Sendeanlagen, deren technische
Einrichtungen infolge Fehlens genügend zahl-
reicher und leistungsfähiger Gegenstationen
im Auslande noch längst nicht voll ausgenützt
werden können und im Falle einer Erweiterung
der ausländischen Funknetze und des Baues
entsprechender Auslandstationen noch auf
lange Zeit hinaus auch einem wesentlich
stärkeren Funkverkehr gewachsen sein werden.
Neuer teehnischer Betriebszweig der deut-
schen Telegraphenverwaltung. — Die ständig
wachsende Ausdehnung der Funkeinrichtungen
und die Einführung der Hochfrequenztele-
graphie und -telephonie auf Leitungen in der
Reichstelegraphenverwaltung verlangt einen
Stamm technisch ausgebildeter Beamten, die
in der Wirkungsweise der hochfrequenztech-
nischen Einrichtungen und in den ihnen zu-
grunde liegenden physikalischen Vorgängen
gründlich ausgebildet sind. Zu diesem Zweck
hat das Reichspostministerium besondere Lehr-
gänge . beim Funkbetriebsamt eingerichtet,
in denen fachkundiges Lehrpersonal an der
Hand von Musterapparaten und sonstigen
Lehrmitteln den Unterricht erteilt. An der
Ausbildung nehmen im Wechsel höhere und
mittlere Beamte der Reichstelegraphenver-
waltung teil, die sich nach Neigung und Be-
fähigung für diesen netien Dienstzweig eignen.
Die Kurse sind mit Besichtigungen der Groß-
funkstellen, der Hochfrequenzbetriebseinrich-
tungen, der Reichstelegraphenverwaltung und
der funktelegraphischen Industrieunterneh-
mungen in Berlin und Umgebung unter sach-
kundiger Führung verbunden. Zukünftig sollen
alle neu eintretenden Anwärter für den höheren
und mittleren Telesraphendienst von vorn-
herein in der Hochfrequenztechnik in der-
selben Weise wie für die übrigen Zweige des
Telegraphen- und Fernsprechdienstes ausge-
bildet werden.
Fernübertragungskabel Stockholm — Gothen-
burg. — Um den wachsenden Fernsprechver-
kehr zu bewältigen, hat die Kgl. schwedische
Telegraphenverwaltung eine Kabellinie mit
Fernübertragungen Stockholm—Gothen-
burg, Stockholm—-Malmö und Falkö-
ping - Jönköping geplant. Der Reichstag
hat kürzlich die nötigen Mittel für die erste
Ausbaustufe Stockholm — Gothenburgbewilligt.
damit dieser Teil der Anlage vor der Rlektri-
sierung der Staatsbahnstrecke Stockholm-
Gothenburg fertig wird. Das Kabel wird in
Göteborg in
Helt 34.
677
ten Teil die Verstärkerröhren mit einem Gitter,
im vorliegenden dritten Teil behandelt er die
Röhren mit mehr als einem Gitter. Besonders
wichtig sind die Schutznetzröhren und die
Raumladungsnetzröhren ; beide haben außer
dem Steuergitter noch ein zweites Gitter, an
das eine konstante positive Spannung gelegt
wird. Das Schutznetz liegt zwischen Anode
und Steuergitter, das Raumladungsnetz zwi-
schen Kathode und Steuergitter. Beide An-
ordnungen geben eine wesentlich höhere Ver-
stärkung, als Röhren mit nur einem Gitter,
u. zw. einmal durch Verbesserung der Schutz-
wirkung %k oder des Empfindlichkeitsverhält-
nisses, das andere Mal durch Verbesserung der
Gitterempfindlichkeit des Anodenstromes. Für
Eingitterröhren erhält man im Durchschnitt
etwa die Verstärkungszahl 14, unter ähnlichen
Betriebsverhältnissen erhält man für Schutz-
netzröhren 29 bis 37 und für Raumladun gsnetz-
röhren technisch bequemer Konstruktion die
Zahl 28. Zu noch viel höheren Verstärkungen
(xr etwa 950) kommt man mit Dreigitterröhren
mit Steuergitter, Schutz- und Raumladungs-
netz. Auch verschiedene andere Schaltungen
werden dann noch vom Verfasser besprochen,
mit denen man ebenfalls gute, wenn auch im
allgemeinen nicht ganz betriebssichere Ver-
stärkungen erzielen kann. (‚Archiv für Elek-
trotechnik‘“‘, Bd, 8, 1919, 8. 299). Alb.
Jahresversammlungen, Kongresse,
Ausstellungen.
Der deutsche Verein für den Schutz des
gewerblichen Eigentums wird in der zweiten
Hälfte des Oktober einen Kongreß für ge-
werblichen Rechtsschutz veranstalten.
In Aussicht genommen ist folgende Tagesord-
nung.
I. DieForderung der Einsetzung eines stän-
digen Sachverständigenausschusses für
gewerblichen Rechtsschutz bei dem
Reichsjustizministerium.
Il. Fragen zur Reform des Patentrechts:
1. Das Patenterteilungsverfahren (Not-
gesetz, Einzelprüfer);
2. die fünfjährige Präklusivfrist.
III. Technische Richter in Patentsachen.
IV. Die Reform des Warenzeichenrech ts.
V. Internationales Recht: Der Beitritt zu
den Madrider Abkommen, betreffend die
internationale Markeneintragung und
betr. die Bekämpfung der falschen Her-
kunftsbezeichnungen.
Von ausländischen Ausstellungen. — Nach
einer Mitteilung des Ausstellungs- und Messe-
Amts der Deutschen Industrie war die Elektro-
technik auf der 3. schwedischen Messe in
Gothenburg (Juli 1920) vermutlich wegen
Überlastung mit Aufträgen zwar nur durch
50 Aussteller, aber mit Qualitätswaren ersten
Ranges vertreten.
Erwähnt werden u. a. Mo-
0 m 20 30 «0 50 60 70 80km
| h
RER EEE a BI RER RA |
DEN
Stockholm
Abb. 4.
der Landstraße verlegt (Abb. 4) und mit Ver-
stärkeranlagen in Enköping, Västeıäs, Örebro,
Töreboda und Alingsäs ausgerüstet. Im Kabel
sind Leiter sowohl für den Verkehr zwischen
den Stationen längs der Strecke als zwischen
Stockholm und Gothenburg enthalten. Für die
Ausführung kommt papierisoliertes Duplex-
kabel mit Bleimantel und Kupferleiter von
1,29 bzw. 0,9 mm Durchmesser in Betracht.
Zur Erhöhung der Sprechverständigung werden
in Abständen von je 2,67 km Pupinspulen und
die bereits genannten Verstärker (zweier ver-
schiedener Typen, insgesamt 350 Stück) vor-
gesehen. Die Zahl der Leiter, die auf den
Teilstrecken verschieden ist, wurde mit Rück-
sicht auf den geschätzten Bedarf im Jahre
1931 festgelegt. Beim ersten Ausbau werden
jedoch Pupinspulen nach dem Bedarf im Jahre
1926, Verstärker nach dem unmittelbaren
Bedarf eingerichtet. Der Auftrag wurde der
Western Eleetrie Co. mit 3,2 Mill. $ über-
schrieben. Ha.
Über Hochvakuumverstärker. — W
Schottky hat im ersten Teil seiner Arbeit die
Verstärker im allgemeinen behandelt, im zwei-
toren für Landhäuser, Zündapparate für Ex-
plosionsmotoren, die auch zur Ausfuhr, ge-
langen, elektrische Ausrüstungsstücke, Öfen,
Kocher, Bügeleisen. Aufmerksamkeit hat ein
leicht zu handhabender, nur aus schwedischem
Material hergestellter Apparat erregt, der, an
der Wasserleitung befestigt, gestattet, dieser
je nach Belieben warmes oder kaltes Wasser
zu entnehmen. — Auf. der schweizerischen
Ausstellung für das Bäckereigewerbe
in Vevey (Juni 1920) sind u. a. mit Elek-
trizität geheizte Bäckerei- und Konditoröfen
gezeigt worden. Erwähnung findet ein Heiz-
körper, der es bei geringfügigem Umbau er-
möglicht, jeden mit Dampf oder direkter
Feuerung geheizten Backofen ohne Anderung
der Herdfläche für elektrischen Betrieb ein-
zurichten.
Internationale Ausstellung für Baukunst,
Gent 1921. — Im Frühjahr 1921 soll in Gent
eineinternationale Ausstellung für Bau-
kunst, Bauweise und verwandte In-
dustrien stattfinden. Das Programm um-
faßt u. a. auch Beleuchtungsanlagen und jede
Art Anwendung der Elektrizität.
678
Verschiedenes,
Ausbildungskurse für Oberheizer. — In der
Zeit vom 31. V. bis 26. VI. 1920 fanden in
Essen Oberheizerkurse statt, die von der Ab-
teilung für Wärme- und Kraftwirtschaft beim
Dampfkessel - Überwachungs - Verein der
Zechen im Oberbergamtsbezirk Dortmund zu
Essen, der Wärmestelle des Vereins deutscher
Eisenhüttenleute, Düsseldorf und der Vereini-
gung der Elektrizitätswerke von Rheinland
und Westfalen unter Mitwirkung des Ministe-
riums für Handel und Gewerbe veranstaltet
waren. Nur durch schnelle Maßnahmen kann
bei der zu erwartenden Kohlennot die In-
dustrie vor völligem Erliegen bewahrt bleiben.
Die Zahl der Heizer ist zu groß, der Wechsel
zu stark, als daß die Einrichtung von Heizer-
kursen genügenden Erfolg verspräche. Daher
wurde diese neue Art von Ausbildungskursen
geschaffen. Die in den Kursen für ihren
schweren und verantwortungsvollen Beruf
vorgebildeten Oberheizer haben die Aufgabe,
in ihren Betrieben die neu eingestellten Heizer
anzulernen und die Tätigkeit sämtlicher Heizer
dauernd zu überwachen. Sie haben ferner da-
für Sorge zu tragen, daß die Kesselanlagen in
gutem Zustande bleiben und daß die Reini-
gung der Kessel in Zeitabständen erfolgt, die
durch die Beschaffenheit des Wassers und des
Brennstoffes sich als notwendig erweisen.
... Die Kurse gliederten sich in Vorträge und
Ubungen. Die ersteren wurden in der Haupt-
sache gehalten von dem Leiter der staatlichen
Heizerkurse, Herrn R>gierungs-Oberingenieur
Spitznas, dessen reiche Erfahrungen vom
Ministerium für Handel und Gewerbe bereit-
willigst in den Dienst der Sache gestellt wur-
den. Es war beabsichtigt, die Teilnehmerzahl
für jeden einzelnen Kursus auf 50 zu be-
schränken. Die Anmeldungen liefen aber so
zahlreich ein, daß sich die Kursusleitung ver-
anlaßt sah, für jeden Kursus annähernd 100
Teilnehmer zuzulassen. Um trotzdem eine
eingehende Belehrung der Teilnehmer auch
bei den Übungen zu gewährleisten, wurden
8 verschiedene Gruppen gebildet, deren Füh-
rung 8 Ingenieure sowie 8 Lehrheizer und
Techniker der drei veranstaltenden Vereini-
gungen übernahmen. Die Auswahl der, be-
suchten Anlagen wurde so getroffen, daß die
Teilnehmer mit sämtlichen, im Bezirk vor-
kommenden Kohlensorten, auch mit minder-
wertigen Brennstoffen, mit allen Feuerungs-
arten und allen Kesselsystemen vertraut ge-
macht wurden. 6 Zechen und das Rheinisch-
Westfälische Elektrizitätswerk in Essen hatten
ihre Anlagen gern für die Übungen zur Ver-
fügung gestellt. Der erste Versuch zur Ab-
haltung der Oberheizerkurse ist als wohl-
gelungen zu betrachten. Der Erfolg wird nicht
ausbleiben.
Zwei weitere Oberheizerkurse, die eben-
falls von den drei obengenannten Vereinigungen
veranstaltet werden, finden in der Zeit vom
20. IX. bis 16. X. statt.
Weggerechtsame in den Vereinigten Staaten.
— ©. R, Harte im Electrie Ry Journal Bd.55.
1920, S. 1301, tritt dafür ein, daß der In-
genieur sich mehr um den rechtlichen Teil
seines Arbeitsgebiets kümmert und nicht wie
bisher fast ausschließlich z. Kontrakts-
fragen dem Juristen überläßt. Er zeigt an
dem Beispiel der für den Bau einer Hoch-
spannungsleitung erforderlichen Vorarbeiten,
wie der leitende Ingenieur vorzugehen hat,
um möglichst reibungslos und mit geringen
Kosten zum Ziele zu gelangen. Das bezieht
sich besonders auf die öffentlich-rechtlichen
Fragen des Erwerbs von Weggerechtsamen, der
Enteignung und der Konzessionserteilung.
Was zunächst den Antrag bei der obersten
UÜberwachungsbehörde, die Pläne und Gut-
achten betrifft, so rät Harte rege Zusammen-
arbeit zwischen Ingenieur und Rechtsbeistand
an. Dabei muß dann zunächst darauf ge-
achtet werden, daß die erwirkten Rechte
nicht so bis ins einzelne festgelegt sind, daß
nicht die Durchführung der. später oft nötig
werdenden Abweichungen vom Projekt un-
möglich wird. Herrscht freilich eine dem
letzteren feindliche Atmosphäre, so muß die
Trace an Hand fester Marken in solcher
Weise bestimmt sein, daß man auch einer
Gerichtsentscheidung gefaßt entgegensehen
kann. In den meisten Staaten der Union
beraumt die lokale Aufsichtsbehörde auf An-
trag der Baufirma, welche die staatliche Bau-
erlaubnis schon erlangt haben muß, einen
öffentlichen Termin i welchem das
Projekt bekanntgegeben wird und Einwände
von Interessenten sofort erhoben werden
können. Hier ist es ntın sehr wesentlich, daß
die in dem Antrag mitgeteilten Tatsachen
Über das Projekt sowie etwa noch mündlich
abgegebene weitere Erklärungen den richtigen,
. dem
}
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 34.
vertrauenerweckenden Ton treffen, vor allem
aber nicht den Unternehmer in lästiger Weise
binden. Der Einwand der Lebensgefährlich-
keit wird kaum noch gemacht, aber das all-
gemeine Bestreben der Landeigentümer geht
dahin, keine Maste auf ihren Grundstücken
zu haben. Die beantragte Linienführung wird
von der lokalen Aufsichtsbehörde im allge-
meinen stets gutgeheißen, außer wenn nachge-
wiesen wird, daß durch eine Änderung ernste
Beschwerden vermieden werden können. Hat
die lokale Aufsichtsbehörde den Bau sank-
tioniert, dann beginnt die Hauptarbeit: die
Erwerbung der Weggerechtsamen, die auf
dem Wege der freien Vereinbarung mit den
Landeigentümern von einem besonders tüch-
tigen und vor allem gewissenhaften Vertreter
des Unternehmers bearbeitet werden muß.
Nichts rächt sichmehr, als wenn dieser Mann
durch unsaubere Machenschaften, Einschüch-
terung oder mündliche Versprechen, welche
die Baufirma später nicht einlöst, seinen
Zweck zu erreichen sucht. Natürlich darf der
Unternehmer-Vertreter den Vorteil seiner
Firma nicht aus dem Auge lassen; er muß sich
bemühen, streng sachlich und gerecht vorzu-
gehen. Gewöhnlich werden dem Vertreter,
der die Weggerechtsamen erwirbt, genaue
Lagepläne der Türme, Masten usw. übergeben
und für die Verhandlungen mit den Land-
eigentümern ist es zweckmäßig, diese Pläne
so zu zerschneiden, daß auf jedem Abschnitt
nur das Gelände je eines Besitzers gezeigt
wird. Die Verhandlungen mit ihm werden
dadurch wesentlich vereinfacht. Ein Exemplar
dieses Teilabschnitts wird später zweckmäßig
dem abgeschlossenen Vertrage beigefügt. Die
Wegerechte werden meist so erworben, daß
zunächst eine den gesetzlichen Anforderungen
genügende Option durch Unterschrift und
unter Zahlung einer kleinen Gebühr — ge-
wöhnlich 1 Dollar — getätigt wird, durch
welche man sich für 30 oder 60 Tage das betr.
Recht sichert und in der der dafür zu zahlende
Preis festgesetzt ist. Inzwischen kann der
Besitztitel des Verkäufers untersucht werden.
Sollte es unmöglich sein, ein bestimmtes
Wegerecht zu erwerben, so ist es besser, eine
andere Linienführung zu wählen als mit dem
Bau zu warten, bis die Enteignung ausge-
sprochen ist. Man soll deswegen auch die
Optionen nicht eher in Verträge verwandeln,
ehe man nicht Wegerechte für die gesamte
Linie erlangt. hat. ber die Linienführung
muß dem Ingenieur die alleinige Entscheidung
vorbehalten bleiben, genau so, wie bei der
Erlangung der Konzession der Jurist aus-
schlaggebend sein wird. Immerhin sollte
jeder von ihnen das Arbeitsgebiet des anderen
kennen. Das ist schon deswegen nötig, damit
sich in dieKontrakte nicht Fehler einschleichen,
die deren Wert stark beeinträchtigen oder sie
gar nichtig machen. Ein bindender Vertrag
muß folgenden 6 Punkten genügen:
1. ein gutgläubiges Angebot und seine
Annahme muß vorliegen,
2. es muß tatsächlich
eine Zahlung er-
folgen,
3. es muß ein schriftlicher Vertrag vor-
handen sein,
4. die Parteien müssen vertragsfähig sein,
5. der Vertrag muß auf Tatsachen be-
ruhen,
, 6. der Vertrag muß gesetzlich zulässig
sein.
Besonders wichtig ist, daß der Vertreter
der Baugesellschaft, der die Wegegerechtsame
kauft, nicht aus Ersparnisgründen eine Option
ohne tatsächliche Zahlung tätigt, da sie dann,
(amerikanischen) Gesetz nach, nicht
bindend ist und jederzeit widerrufen werden
kann. Auch bezüglich der Vertragsfähigkeit
der Gegenseite ist große Vorsicht nötig, und
es ist vorgekommen, daß ein Mann, der bis
dahin allgemein als geschäftsfähig galt, plötz-
lich auf Veranlassung von Freunden und Ver-
wandten unter Kuratel gestellt wurde, sobald
er sich mit einer wohlhabenden Unternehmer-
firma in Geschäfte einließ. In solchen Fällen
ist ein Vergleich stets die billigste Lösung.
Gesellschaften dürfen in den meisten Fällen
Verträge, die sich auf Land beziehen, recht-
lich gültig abschließen, doch muß sehr
darauf geachtet werden, daß die Unter-
schrift von dem vom Gesetz vorgeschrie-
benen Beamten der Gesellschaft geleistet
und das Siegel nicht vergessen wird.
Ebenso muß der Käufer sich vergewissern,
daß der Verkäufer zur Leistung der Unter-
schrift berechtigt ist. Andernfalls ist der Ver-
trag nichtig. Sind beim Erwerb der Option
dem Verkäufer große Versprechungen gemacht
worden, dann wird man meist einige Kon-
zessionen zugestehen müssen, um nicht in
Verruf zu geraten. Über die Wegerechtsver-
handlungen mit dem einzelnen Eigentümer
läßt sich allgemein Geltendes schwer sagen.
26. August 1920.
Man muß sich vor Eintritt in dieselben jeden-
falls schon über den Wert des betr. Rechts
klar sein und möglichst unter demselben ab-
schließen. Die beste Methode besteht darin,
mit den leicht zu behandelnden Eigentümern
zuerst abzuschließen und sich dann die schwie-
rigeren vorzunehmen, die, mit dem guten
Beispiel ihrer Nachbarn vor Augen, im all-
gemeinen geneigter sein werden, mit sich
reden zu lassen. Schlimmstenfalls muß ihnen
eine höhere Quote geboten werden, obgleich
dies Verfahren eigentlich den anderen gegen-
über eine Ungerechtigkeit darstellt. Al.
Industrie und Handel.
. Außenhandelskontrolle. — Auf die neuer-
dings wiederholte Behandlung dieses Gegen-
standes in interessierten Kreisen, insbesondere
auch im Reichsverband der deutschen In-
dustrie, bezugnehmend!), teilt uns die Außen-
handelsstelle der lektrotechnik fol-
gendes mit: Es kann nicht verkannt werden,
daß die bisherige Außenhandelskontrolle
dem deutschen Wirtschaftsleben durch die
Preisprüdung und die Preisvorschriften sehr
erhebliche Mehreinnahmen zugeführt hat. Für
das Gebiet der Elektrotechnik wird man diese
auf mindestens 1 Milliarde M schätzen können.
Es ist außerdem verhindert worden, daß die
deutschen Rohstoffe und Halbfabrikate, welche
für die Verfeinerungsindustrie unbedingt not-
wendig sind, noch mehr in das Ausland ab-
wanderten, als dies auch so schon geschehen
ist. Die Knappheit an Waren und die Un-
möglichkeit, genügende Rohstoffe und Halb-
fabrikate zu erhalten, wäre im Frühjahr noch
viel größer geworden, wenn die Außenhandels-
kontrolle der Ausfuhr der im Inland zur Weiter-
verarbeitung benötigten Dinge nicht einen
Riegel vorgeschoben hätte. Auch jetzt wirkt
die Außenhandelskontrolle außerordentlich
günstig bezüglich der Einfuhr. Ein freier
Import würde uns mit einer Menge von Er-
zeugnissen überschwemmen, die wir im Inland
selbst herstellen können, und zur weiteren
Schließung so mancher Fabrik beitragen. Eine
Freigabe nur der Ausfuhr und Beibehaltung
der Einfuhrkontrolle ist jedoch nicht möglich.
Es darf bei all diesen Maßnahmen nicht ver-
gessen werden, daß noch eine Gegenseite vor-
handen ist, und daß dies die verschiedenen
Staaten des Auslandes sind, die natürlich,
wenn Deutschland eine freie Ausfuhr zulassen
wollte, die Einfuhr aber verbietet, zu Gegen-
maßregeln greifen würden.
Bei dieser Gelegenheit sei daran erinnert,
daß die Preisprüfung solche gesetzlichen Maß-
nahmen gegen die billige deutsche Einfuhr
von Seiten des Auslandes ebenfalls verhindert
hat. Wäre im vorigen Jahr die Ausfuhr-
regelung nicht vorgenommen worden, so hätte
das Ausland mit Sicherheit Schutzzölle auf
die Einfuhr der billigen deutschen Waren ge-
legt, und die Milliarden, die durch die Preis-
prüfung nach Deutschland hereingeholt worden
sind, wären im Auslande verblieben und ebenso
auch zur jetzigen Zeit der Einfuhrzoll auf
deutsche Erzeugnisse, weil das Ausland die
Zölle wohl nicht so schnell aufheben würde.
Aus all diesen Gründen kam man trotz
der Unbeliebtheit, der sich die Außenhandels-
kontrolle in vielen Kreisen erfreut, in der
Sitzung des Reichsverbandes der deutschen
Industrie zu dem Ergebnis, man müsse es den
einzelnen Industriezweigen überlassen, für ihre
besonderen Gebiete bei der Regierung die-
jenigen Schritte zu tun, die sie für die Weiter-
entwicklung ihrer Industrie für erforderlich
halten. Es kann z. B. sehr wohl möglich er-
scheinen, für gewisse Zweige (Textilindustrie
usw.) vollkommene Ausfuhr-, vielleicht auch
Einfuhrfreiheit zu erklären und doch für andere
Gebiete die jetzige Regelung beizubehalten.
Selbstverständlich muß die Aufhebung aller 1
dieser Bestimmungen oberstes Gebot bleiben,
und die damit betrauten Stellen müssen dau-
ernd die Wirtschaftslage verfolgen und alle
Erleichterungen, die möglich sind, tunlichst
schnell einführen. Auf diese Weise wird ex er-
reichbar sein, den Apparat der Außenhandels-
kontrolle, wie er jetzt aufgebaut ist, für alle 4
Zufälligkeiten der nächsten Monate wirksam
zu behalten und doch die Aufhebung des ganzen
Systems vorzubereiten. ! Ben
Bei der Beurteilung der ganzen Frage darf
nicht vergessen werden, daß die Arbeitnehmer-
kreise sehr stark für die Beibehaltung einer
Außenhandelskontrolle eingenommen sind. Es
schwebt hier der Gedanke der Wissellschen
Planwirtschaft vor. Diese Planwirtschaft dürfte
allerdings, so lange sie nicht eine weltwirt-
schaftliche Planwirtschaft ist, genau so wenig
durchführbar sein wie eine Sozialisierung in
Deutschland allein. Aber zu der vollkommen
ı) Vgl. auch „ETZ“ 1920, S: 659.
A ET
n
»
h
*
/
26. August 1920.
freien Wirtschaft, wie sie vor dem Kriege ge-
herrscht hat, und die z. T. für den weltwirt-
schaftlichen Zusammenbruch verantwortlich zu
machen ist, werden wir wahrscheinlich nicht
wieder zurückkommen können.
Auslandsnachrichten der Außenhandels-
stelle der Elektrotechnik. — Die veränderten
wirtschaftlichen Verhältnisse bedingen eine
viel genauere Prüfung der Auslandpreise, als
dies bisher seit Kriegsende notwendig war.
Die starke Nachfrage nach deutschen Erzeug-
nissen hat aufgehört, und wenn Deutschland
nach dem Auslande Geschäfte machen will,
muß es die Preise, die in dem betreffenden
Lande für die einzelnen Erzeugnisse gelten,
seinerseits einhalten. Um nun sowohl der
Industrie als auch dem Handel Unterlagen
für die Preisbemssung im Auslande zu geben,
hat die Außenhandelsstelle der Elektro-
technik neuerdings einen Nachrichten-
dienst eingerichtet. Sie ernennt eigene Be-
richterstatter in den verschiedenen Ländern,
u. zw. möglichst so, daß sie über die einzelnen
Fachgebiete von zwei verschiedenen Seiten
Nachricht erhält, damit persönliche An-
sichten möglichst ausgeschaltet werden. Die
so aus dem Auslande in die Außenhandelsstelle
zusammenfließenden Preisberichte werden hier
zusammengestellt und der Industrie und dem
Handel zugänglich gemacht. Vorläufig befindet
sich der ganze Dienst noch in der Ausbildung,und
es wird daher fürs erste davon abgesehen, die
Preismitteilungen einzelnen Firmen zu über-
mitteln. Sie werden den Fachgruppen, In-
dustrie- und Handelsverbänden und sonstigen
Vereinigungen, soweit diese bei der Außen-
handelsstelle bekannt sind, zugestellt, und es
bleibt diesen überlassen, sie an ihre Mitglieder
zweckentsprechend weiterzugeben. Die Zu-
kunft muß lehren, ob diese neue Einrichtung
den nötigen Anklang findet und ob sie tat-
sächlich wertvolles Material für alle Fach-
gebiete zusammentragen kann. Ist dies der
Fall, so ist beabsichtigt, sie noch erheblich
auszudehnen. Und vielleicht kann dann auch
später dazu übergegangen werden, genau wie
dies beim Eildienst des Auswärtigen Amtes
geschieht, die Nachrichten im Abonnement an
einzelne Firmen zu versenden.
Der Transformatorenexport der V. &
Amerika im Jahre 1919. — Die Ausfuhr der
V. S. Amerika an Transformatoren hatte
1919 einen Wert von 3,788 Mill. $ bei einem
monatlichen Durchschnitt von 0,316 Mill. $;
dieser Betrag ist aber von September an stark
unterschritten worden. Nach ‚‚EleetriealWorld“
gingen 14% im Wert von 0,538 Mill. $ nach
Brasilien. Es folgen Japan mit 0,366, Austra-
lien mit 0,272 und Chile mit 0,241 Mill. 8.
22% der Transformatoren-Ausfuhr, u. zw. für
0,838 Mill. $, haben Frankreich, Italien, Nor-
wegen, Portugal und Spanien aufgenommen.
Der Anteil Südamerikas war erheblich und
erreichte hier bei 7 Staaten mit 0,984 Mill. $
etwa 26% des Gesamtwertes, von dem ferner
15% im Wert von 0,547 Mill. $ Kanada,
Mexiko und Kuba erhielten. In den ersten
5 Monaten des laufenden Jahres belief sich
Se Ehe von Transformatoren auf 1,483
ıll, .
Brennstoffersparnis in der Industrie. — Ein
Bericht der Geschäftsführer des Reichskohlen-
rates und des technisch-wirtschaftlichen Sach-
verständigenausschusses für Brennstoffver-
wertung bei ersterem betont, daß man sich
noch sehr wenig der Verschwendung be-
wußtsei, dieungenutztes Entweichen von
Abdampf und Abwärme — durch Kon-
densations- und Undichtheitsverluste —, un-
Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heft 34.
vollkommene Verbrennung, bzw. Ausnutzung
der Feuergase in Kesseln, Öfen, Gaserzeugern
usw. hervorrufen, und die das Vielfache an
Wärmeaufwand von dem verschlinge, was
die wärmetechnisch nach Möglichkeit ver-
besserten Maschinen ersparen. Diese in der
Wärmebilanz hervortretenden Verluste zu
beseitigen, hat die Wärmestelle Düssel-
dorf für die Eisenwerke und die Hauptstelle
für Wärmewirtschaft im Interesse anderer
Industrien unternommen. Der Bericht er-
wähnt die Entwicklung der. Heizerkurse, die
Tätigkeit der Dampikessel-Überwachungsver-
eine und entsprechender Körperschaften auf
diesem Gebiete, die durch besondere wärmetech-
nische Abteilungen bei den Kohlenwirtschafts-
stellen vertreten werden. Der Erfolg der Ge-
meinschaftsarbeit des Sachverständigenaus-
schusses mit den industriellen Spitzenverbän-
en ergibt sich aus der Gründung von Wärme-
stellen in verschiedenen Industriegruppen, die
weiter ausgebaut werden sollen. Zu den Auf-
aben, die außerdem verfolgt werden, gehören
ie chemische Ausnutzung der Kohle
und die möglichst weitgehende Umstellung
der industriellen Feuerungen auf die
Verwendung _minderwertiger Brennstoffe.
Neuer gesetzlicher Zwangsmaßnahmen oder
weiterer bezüglicher Organisationen bedarf es
nach Ansicht des Ausschusses nicht.
Die Beschäftigung im Juni 1920. — Die
elektrotechnische Industrie. kämpft, so
berichtet das ‚,Reichs-Arbeitsbl.‘‘, bei dem heu-
tigen Stande der Valuta mit außerordentlichen
Ausfuhrschwierigkeiten. Die inländischen
Erzeugungspreise liegen bereits vielfach über
dem Weltmarktpreis, so daß ein Wettbewerb
mit dem Ausland nicht mehr möglich er-
scheint. Es ist zu bedenken, daß gerade die
Elektroindustrie starken Anteil an der vor dem
Kriege vorhandenen aktiven Zahlungsbilanz
hatte — bestritt die deutsche doch 40% der
gesamten Welterzeugung. In der Kabel-
industrie war die Lage besonders schlecht,
günstiger in der Schwachstromtechnik.
Von den Zahlennachweise gebenden 104 Be-
trieben der elektrischen Industrie wurden
84 715 Arbeiter beschäftigt. Davon waren
53 208 oder fünf Achtel in befriedigend, ziem-
lich 16 000 in gut bzw. sehr gut und fast eben-
soviele in nicht ausreichend mit Arbeit ver-
sehenen Unternehmungen tätig. Die Aus-
sichten werden im großen und ganzen nicht
wesentlich anders beurteilt als der Beschäfti-
gungsgrad in der Berichtszeit; schlechtere ge-
wärtigten 28 Betriebe mit etwas über 6000
Arbeitern, bessere nur 10 mit rd. 3000 Be-
schäftigten. Für ungefähr 18000 Arbeiter ge-
stalteten sich die Arbeitsverhältnisse günstiger
als im Mai. Von einzelnen Kabel- und Iso-
lierrohrwerken, Betrieben für elektrische
Bedarfsartikel, sogar von elektrischen Ma-
sehinenfabriken wurde die Krise als derart
bezeichnet, daß sämtliche oder fast sämtliche
Firmen ihre Aufträge zurückgezogen haben.
Auslandabsatz ist nach dem Bericht einer
Kabelfabrik wegen der Ausfuhrabgabe un-
möglich. Arbeiterentlassungen haben sich nicht
vermeiden lassen. Eine Isolierrohrfabrik weist
darauf hin, daß Roh- und Hilfsstoff wie Brenn-
stoff selbst im Überfluß vorhanden sei, seit
6 Wochen aber ein völliger Umschwung be-
obachtet werde; Aufträge würden nicht mehr
erteilt, die alten Bestellungen annulliert, so
daß _ Betriebseinschränkungen vorgenommen
werden müßten. Unternehmungen, die elek-
trische Heiz- und Kochapparate herstellen,
arbeiten auf Lager. Ein Werk hatte darunter
zu leiden, daß es keine Ausfuhrerlaubnis er-
hielt. Es wurden Arbeitseinschränkungen auf
679
24 und 32 bzw. 46 Stunden in der Woche ge-
meldet. Nur eine einzige Elektromaschinen-
fabrik mit gegen 100 Arbeitern erwähnte teil-
weise Überstundenarbeit. Sehr gut scheint
nach den eingegangenen Berichten vorerst
noch die Lage für die Dynamobürsten-
fabriken zu sein, obwohl sich auch hier
schlechter Bestellungseingang geltend machte.
Ebenso kennzeichneten Fabriken für Meß-
instrumente den Tätigkeitsgrad als vor-
läufig sehr gut. Seitens der Schwachstrom-
technik wurde vorwiegend gute oder sehr
gute Beschäftigung gemeldet, zumeist ist
46%, oder 48 Stunden in der Woche gearbeitet
worden. Nur ganz wenige Betriebe hatten
im Bau von Fernsprechapparaten und Tele-
par lediglich genügenden bzw. nicht voll
efriedigenden Geschäftsgang, wie angeführt
wird, wegen Nichtabnahme der Aufträge und
Ausfuhrbehinderung infolge der hohen Roh-
stoffpreise, Löhne und der sozialen Abgabe.
Die Glühlampenfabrikation war teils sehr
gut, teils aber nur befriedigend oder nicht voll
befriedigend, sogar ungenügend beschäftigt.
Hier machte sich z. T. Roh- und Hilfsstoff-
mangel bemerkbar. Und wenn auch eine An-
zahl von Fabriken den Achtstundenarbeitstag
hat einhalten können, so finden sich doch Ver-
kürzungen der Betriebszeit auf 32 bzw. 40%
Stunden angegeben. Für das Installations-
gewerbe wurde die Lage als befriedigend,
teilweise aber auch als nicht genügend ge-
schildert. Die Arbeitsdauer ist nach ver-
schiedenen Berichten auf 36 oder 48 Stunden
herabgesetzt worden.
Beschlüsse der Internationalen Handels-
kammer. — Der erste, von einem französischen
Organisationskomitee unter der Führung E.
Schneiders vorbereitete Kongreß der auf
Vorschlag amerikanischer Handelsgremien ge-
bildeten InternationalenHandelskammer
hatin Paris eine Reihe von Beschlüssen gefaßt,
von denen diewichtigsten auch hier erwähntsein
mögen. Zunächst soll durch einen Ausschuß
die Möglichkeit der Bildung eines Ausland-
kreditbureaus geprüft werden, das dem inter-
nationalen Handel zu helfen bestimmt ist.
Pflicht aller Handeltreibenden und der Alli-
ierten sei es, den Einkäufern aus den verbün-
deten Ländern während der Wiederaufbau-
periode möglichst viel Kredit zu gewähren.
In den Zolltarifen letzterer will die Kammer
eine einheitliche Bezeichnung angewendet
sehen, und sie wünscht ferner die Bildung
einer technischen Kommission zwecks Ver-
einheitlichung der verschiedenen Zollgesetz-
gebungen. Die Außenhandelsbeschränkungen
seien möglichst bald abzubauen. Sodann wird
die Gründung eines internationalen statis-
tischen Bureaus empfohlen und es als Pflicht
aller Produzenten erklärt, die Erzeugung der
für die Weltwirtschaft wichtigen Rohstoffe mit
allen Mitteln zu steigern. Die Ausnutzung der
Wasserkraft müsse schnellstens verstärkt und
der Verbrauch mineralischer Heizmittel nach
den neuesten wissenschaftlichen „Forschungen
sparsamst gestaltet werden. berschüssige
Rohstoffe sollen während der Wiederaufbau-
zeit vorzugsweise den Verbündeten reserviert
bleiben. Ländern mit schlechten Devisen-
kursen wird aufgegeben, die Einfuhr von weni-
ger wichtigen Waren zu verringern, ihren Ex-
port aber tunlichst zu erhöhen. Der Kongreß,
an dem allein Frankreich, England, die V. S.
Amerika, Italien und Belgien teilnahmen, und
der, wie die sehr allgemein gehaltenen Be-
schlüsse zeigen, nur recht wenig ‚‚internatio-
nalen‘‘ Geist erkennen ließ, hat vorläufig
Paris als Sitz der Kammer bestimmt.
EEE
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Betr. Kommission für Erriehtungs- und Be-
: triebsvorschriften.
Von der Kommission für Errichtungs- und
Betriebsvorschriften sind die seit dem 1. VII.
1912 gültigen „Leitsätze für den Anschluß von
Schwachstromanlagen an Niederspannungs-
starkstromnetze durch Transformatoren oder
Kondensatoren (mit Ausschluß der öffentlichen
Telegraphen- und Fernsprechanlagen)‘“ einer
Nachprüfung unterzogen, und esist, soweit es
sich um Anschluß durch Transformatoren
handelt, ein Neuentwurf in Form von ,„Vor-
schriften‘“ aufgestellt worden, weil genügende
Erfahrungen bezüglich des Anschlusses dieser
Apparate vorliegen und sich eine schärfere
Fassung als notwendig herausstellte. Da der
Anschluß von Kondensatoren in der Praxis
bisher nicht durchgeführt werden konnte, so
wurden diese in dem neuen Entwurf nicht be-
VEREINSNACHRICHTEN,
rücksiehtigt. Gleichzeitig wurde ein Entwurf
von „Leitsätzen für den Anschluß von Appa-
raten und Einrichtungen, welche eine leitende
Verbindung zwischen Starkstrom-und Schwach-
stromleitungen erfordern‘, aufgestellt, weilauf
dem Markt derartige Konstruktionen erschie-
nen sind, für welche zur Wahrung der erforder-
lichen Sicherheit besondere Anhaltspunkte ge-
geben werden mußten. Als „Vorschriften“
konnten diese noch nicht aufgestellt werden,
weil eine genügende praktische Erfahrung noch
nieht vorliegt.
Die Entwürfe, welche der Jahresversamm-
lung in Hannover unterbreitet werden sollen,
werden nachstehend veröffentlicht.
Außerungen dazu bitten wir spätestens
bis zum 4. September an unsere Geschäftsstelle,
Berlin W 57, Potsdamer Str. 68, zu richten.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der. Generalsekretär
i. V.: Zimmermann,
Oberingenieur.
Entwurf zu
Vorsehriften für den Anschluß von Schwach-
stromanlagen an Niederspannungs-Starkstrom-
netze durch Transformatoren.
l. Zwischen den Starkstrom- und den
Schwachstromleitungen darf eine leitende Ver-
bindung nicht bestehen.
2. An allen Apparaten und Einrichtun-
gen, welche den Anschluß von Schwachstrom-
anlagen an Niederspannungsstarkstromnetze
vermitteln, müssen die Anschlüsse für die
Starkstrom- wie für die Schwachstromseite
elektrisch und räumlich zuverlässig vonein-
ander getrennt und leicht zu unterscheiden
sein.
3. Die Starkstromklemmen müssen der
Berührung entzogen und plombierbar sein.
4. Die Bestimmungen des $ 10 der ‚„Er-
riehtungsvorschriften‘‘ des Verbandes Deut-
scher Elektrotechniker finden Anwendung.
5. Die Starkstrom- und die Schwach-
stromleitungen müssen in den Installationen
680
unterscheidbar und in einem angemessenen
Abstand voneinander verlegt sein.
6. Kleintransformatoren, die zum Betrieb
von Schwachstromanlagen dienen, müssen als
solche gekennzeichnet werden und entweder
derart gebaut oder mit solchen Schutzvor-
richtungen versehen sein, daß bei dauerndem
Kurzschluß der Sekundärklemmen die Wick-
lungen bei Verwendung von
Draht mit Isolierung durch Emaille nicht
mehr als 120° Q,
Draht mit Isolierung durch Seide nicht mehr
als 100° G, Y
Draht mit Isolierung durch Baumwolle nicht
& mehr als 90° G
Übertemperatur, gemessen dureh Widerstands-
zunahme, annehmen.
Die Primär- und Sekundärwieklungen
müssen auf getrennten Spulenkörpern befestigt
sein.
Beide Wieklungen sind durch iso-
lierende Zwischenlagen oder ähnliche
Mittel so voneinander zu trennen, daß
auch bei Drahtbruch eine elektrische
Verbindung nicht entstehen kann.
8. Die sekundäre Spannung bei offenem
Transformator darf das Doppelte der Nenn-
spannung nicht überschreiten und höchstens
40 V betragen.
9. Die Isolation der beiden Wick-
lungen gegeneinander und gegen Kör-
per muß mindestens eine effektive
Wechselstromspannung von 1000 V
mit praktisch sinusförmiger Kurve
eine Minute lang aushalten.
10. Auf den Kleintransformatoren müssen
Primärspannung, Frequenz, Sekundärstrom-
stärke, Sekundärspannungen und Leerlaufsver-
brauch in Watt bezogen auf die Primärspan-
nung verzeichnet sein.
Die angegebene Stromstärke muß der
höchsten angegebenen Sekundärspannung ent-
sprechen.
Entwurf zu
Leitsätzen für den Anschluß von Apparaten und
Einrichtungen, welche eine leitende Verbindung
zwischen Starkstrom- und Schwachstromlei-
tungen erfordern.
Alle Apparate und Einrichtungen zum
Betriebe von Schwachstromanlagen, welche eine
leitende Verbindung mit der Starkstromleitung
erfordern, müssen folgenden Bedingungen ge-
nügen:
1. Eine leitende Verbindung zwischen
Schwach- und Starkstromleitung ist nur
zulässig, wenn sie sich auf die Zeit be-
schränkt, während welcher die Schwach-
stromanlage betätigt wird.
. Der Anschluß ist nur in solchen Installa-
tionen zulässig, in denen ein Pol oder der
Mittelleiter betriebsmäßig geerdet ist.
3. Die Erdung der Schwachstromanlage muß
durch eine besondere nicht ausschaltbare
und ungesicherte Leitung hergestellt sein.
4. In keinem Teil der Schwachstromanlage
darf eine höhere Spannung (Nennspan-
nung) als 40 V auftreten.
. Von den „Vorschriften für den Anschluß
von Schwachstromanlagen an Niederspan-
nungs-Starkstromnetze durch Transfor-
matoren“ finden sinngemäß Anwendung
die Punkte 2, 3, 5, 6 und 10.
DD
Or
Betr.: Kommission für Koch- und Heizgeräte.
Die Kommission hat die auf der Jahres-
versammlung 1914 angenommenen ‚‚Normalien
für Koeh- und Heizapparate in Niederspan-
nungsanlagen‘‘ (veröffentlicht „ETZ“ 1914,
S. 341 u. 574) einer Umarbeitung unterzogen
und insbesondere Normen zu emer Geräte-
kupplung für elektrische Koch- und Heiz-
geräte aufgestellt. Der neue Entwurf zu
„‚ Vorsehriften für Koch- und Heizgeräte‘‘ wird
nachstehend bekanntgegeben. Er soll der
Jahresversammlung in Hannover zur Be-
schlußfassung vorgelegt werden.
An den Arbeiten der Kommission waren
beteiligt die Herren: Adler, Aschmann, Coulon,
Böttcher, Dettmar, Dietz, Fäßler, Khern,
Markau, Molly, Montanus, Naujoks, Nuess,
Perls, Schneider, Schulz, Schuster, Städtefeld,
Voigt, Wolff.
Einsprüche gegen den Entwurf sind bis
zum 1. September an unsere Geschäftsstelle
zu richten.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
I. V.: Zimmermann, Oberingenieur.
Entwurf
zu „Vorschriften für Koch- und Heizgeräte“.,
A. Einleitung.
$ 1. Die Vorschriften sind gültig vom
1. April 192] ab.
Elektrotechnische Zeitschrift.
Heit 34.
1920.
$ 2. Die Vorschriften gelten für alle
elektr. beheizten Geräte mit Ausnahme der-
jenigen, die, wie z. B. Heißluftduschen, unter
den Geltungsbereich anderer - Vorschriften
fallen.
$ 3. Geräte, welche mit den nach Ab-
satz F. vorgesehenen Aufschriften gekenn-
zeichnet sind, müssen den nachstehenden Vor-
schriften entsprechen.
B. Begriffserklärungen.
$ 4. Nennspannung ist die auf dem Gerät
angegebene Spannung in V.
Nennspannungsbereich umfaßt die Span-
nungsgrenzen, imnerhalb deren die Geräte
betriebsmäßig verwendbar sind.
Nennaufnahme ist die dem Gerät in
betriebswarmem Zustande bei der Nennspan-
nung zugeführte Leistung in W, Nennstrom-
stärke die unter den gleichen Umständen zu-
geführte Stromstärke in A:
$ 5. Heizkörper ist der Geräteteil, in
dem unmittelbar die elektrische Energie in
Wärme umgesetzt wird und der aus dem Heiz-
leiter und seiner Einfassung besteht.
Auswechselbare Heizkörper sind solche,
die ohne Werkzeug vom Heizgerät getrennt
werden können, z. B. Heizpatronen.
Abnehmbare Heizkörper sind solche, die
nur mittelst Werkzeug, EIER u
aber ohne Löt- oder Niet-
arbeiten abnehmbar sind.
Alle übrigen Heizkör-
per gelten als eingebaut.
$ 6. Innere Verbindun-
gen sind Leitungen zwi-
schen Heizkörpern unter-
einander oder zwischen
Heizkörper und Anschluß-
stelle am Heizgerät.
Die Kupplungsleitung
verbindet das Heizgerät
mit der festverlegten Zu-
leitung.
Die Gerätekupplung
besteht aus Gerätestecker
fürelekrr. Koch-u. Heizgeräte.
MICHF regelbor
Mg Di RM
26. August 1920.
$ 10. Der Anschluß darf bei Apparaten
bis 250 V und bis zu einer Aufnahme von
2 kW durch eine Gerätekupplung, in anderen
Fällen nur durch Verschraubung, Lötung oder
eine gleichwertige feste Verbindung erfolgen.
$ 11. Bei Geräten bis 250 V und bis zu
einer Aufnahme von 2000 W bei höchstens
10 A darf die Gerätekupplung auch zum Ein-
oder Ausschalten dienen. In allen anderen
Fällen müssen die Stromkreise Moment-
schalter erhalten, und zwar soll der Schalter
am Gerät angebracht sein. Nur wo dieses
durch die Raumverhältnisse oder die Betriebs-
weise unausführbar ist, darf er im festver-
legten Teil der Leitung nahe der Abzweigstelle
liegen.
5 12.. Bei Verwendung von Regelschaltern
müssen die Schaltstellungen durch Worte oder
Zahlen bezeichnet sein. Dabei muß der höheren
Aufnahme die höhere Zahl und der Ausschalt-
stellung die Zahl Null entsprechen.
$ 13. Zum Einschalten von Geräten mit
mehr als 750 W Nennaufnahme, deren Ein-
schaltstromstärke sonst mehr als das Doppelte
der Nennstromstärke betragen würde, muß
ein Anlasser verwendet werden. 3
$ 14. Die Gerätekupplung ist in ihren
Grundabmessungen nach nachstehendem Maß-
und Schaltbild auszuführen.
Gerätekupplung
08 = 10. mm Wond'storAe
"N
S Honuswinkel
JTeIgesIellt
Vontaktstijte
WEHT geSCHFZI
SH
3
ni eye a der
und Gerätedose. Geräte-
stecker ist der mit Stiften
ausgerüstete Kupplungs-
teilam Gerät, Gerätedose
der mit Anschlußbuchsen
ausgerüstete an der Kupp-
lungsleitung befestigte
Kupplungsteil.
$ 7. Ortsfest sind die
Geräte, die mitihrem Ver-
wendungsort so verbun-
den sind, daß sie nicht
ohne besondere Maßnah-
Aufweitung freigegestellt
regelbor
| 08: Zo mm Wandstörke
S Honuswinhel
STergestelt
Montaktstijte
mehr geschlitzt
y Misbidlung der
26 —— Aufweitung Jreigestellt
men oder Werkzeuge von
ihrem Platze entfernt und
anderweitig benutzt wer-
den können. Alle anderen
Geräte gelten als ortsver-
änderlich.
$ 8. Anheizwirkungs-
gradist das Verhältnis der
bei der Nennaufnahme
dureh Anwärmung des Ge-
rätes nebst Inhalt von
der Normaltemperatur von
20°C auf die Betriebs-
temperatur nutzbar ge-
wonnenen Wärmemenge,
umgerechnet in elektr. Ar-
beit, zu der dem Gerät
in der gleichen Zeit mit
der Nennaufnahme zuge-
führten elektrischen Ar-
beit.
Dauerwirkungsgrad ist
das Verhältnis der im
betriebsmäßigen Dauer-
zustand bei der Nenn-
aufnahme nutzbar ab--
gegebenen Wärmemenge,
umgerechnet in elektrische Arbeit, zu der
in der gleichen Zeit zugeführten elektrischen
Arbeit. b
Unter Siedezeit ist die Zeitdauer zu ver-
stehen, in der das mit der Nennmenge Wasser
gefüllte Gerät ohne Vorwärmung von Gerät
oder Inhalt mit der Nennaufnahme von der
Normaltemperatur von 20° C auf die Siede-
temperatur gebracht wird.
C. Allgemeine Bestimmungen.
$ 9. Ortsfeste Geräte mit einer Auf-
nahme bis einschl. 1,5 kW und ortsveränder-
liche Geräte überhaupt sind für Betriebsspan-
nungen von mehr als 250 V nicht zulässig.
Im übrigen sollen höhere Spannungen
als 250 V vermieden werden. Andernfalls sind
stets ortsfeste Anschlüsse zu wählen, d. h. die
Geräte sind ohne bewegliche Kupplunsgslei-
tungen mit der festverlegten Zuleitung zu
verbinden.
regelbor
Kontaktbuchsen Jedernd
und nach den Seiten beweglich‘
Schwach
Abb. 1.
Bei Verwendung der Geräte in Küchen
ist ein leicht lösbarer schnurloser Anschluß
zu erstreben.
$ 15. Die Erdung der Geräte muß in
Räumen, in denen sie nach den Errichtungs-
vorschriften notwendig ist, zwangsläufig vor
Unterspannungsetzen erfolgen.
Für Betriebsspannungen über 250 V sind
sämtliche Geräte gemäß $ 3 der Errichtungs-
L
vorschriften zuverlässig zu erden.
. $ 16. Alle Kupplungsleitungen müssen an
beiden Enden der äußeren Sehutzhülle mit A
Zugentlastungen, wie Knoten, Schellen oder
dgl., versehen sein.
$ 17. Kupplungsleitungen in Niederspan- 2
den Normen für isolierte
nungsanlagen haben
Leitungen
sprechen.
Als Leitungsader ist nur Kupfer zu ver-
in Starkstromanlagen zu ent-
wenden; es sind nur runde oder ovale Mehr-
\W
De I
Een
u
ua
u re ee BR
wi ,
26. August 1920. Elektrotechnische Zeitschritt. 1920, Heft 34 681
r. u
fachschnüre, aber keine verseilten Mehıfach-
schnüre zu benutzen.
$ 18. Die Enden der Litzen müssen in
sich _verlötet oder mit einer besonderen Um-
kleidung versehen sein, die das Abspleißen
einzelner Drähte zuverlässig verhindert.
$ 19. Anschlüsse und Verbindungsstellen
sind derart anzuordnen, daß sie äußerer Be-
schädigung und schädlichen Einflüssen nach
Möglichkeit entzogen sind. Sie müssen mecha-
nisch fest und gegen Lockerung genügend ge-
sichert sein.
$ 20. Innere Verbindungen müssen so
geführt und befestigt sein, daß sie durch Er-
wärmung oder Erschütterungen nicht ge-
lockert werden und mit den Gehäuseteilen
nicht in leitende Berührung kommen können.
Eiserne Verbindungen sind vor Rost zu
schützen.
$ 21. Die spannungführenden Teile müssen
von den nicht spannungführenden Metallteilen
und insbesondere von metallenen Gehäuse-
teilen dauernd zuverlässig isoliert sein.
$ 22. Die Hüllen und Abdeckungen span-
nungführender Teile müssen mechanisch
_ widerstandsfähig, stoßfest und besonders zu-
verlässig befestigt sein.
D. Prüfung.
$ 23. Es müssen die Heizwiderstände in
betriebswarmem Zustande gegen die Metall-
teile des Gerätes und die Adern der Kupp-
Iungsleitungen gegeneinander dem 2%-fachen
der Nennspannung, mindestens aber 750 V
Wechselstrom, 5 min lang widerstehen können.
Die dazu benutzte Stromquelle soll eine
Leistung von wenigstens 0,5 kW besitzen.
Bei der fabrikationsmäßigen Einzelprü-
fung kann diese Durchschlagprobe durch
sekundenlanges Unterspannungsetzen mit der
3-fachen Nennspannung, mindestens aber
1000 V Wechselstrom ersetzt werden.
$ 24. Die Geräte müssen eine halbe
‚Stunde lang mit dem 1,4-fachen der Nennauf-
nahme gebrauchsmäßig betrieben werden
können.
In Geräten für Flüssigkeitserhitzung, je-
doch mit Ausnahme der Durchlauf-Erhitzer,
muß an Stelle der vorstehenden Prüfung mit
‚dem 1,4-fachen der Nennaufnahme viermal
hintereinander mit dazwischenliegender Ab-
kühlung auf die Normaltemperatur von 20° C
der Nenninhalt zum Sieden gebracht werden
können.
Nach diesen Versuchen müssen die Geräte
noch die in $ 23 vorgeschriebene Spannungs-
prüfung aushalten.
E. Sonderbestimmungen.
$ 25. Bei Geräten, welche im Gebrauch
üblicherweise gespült werden, muß der Heiz-
körper warmwasserdicht abgeschlossen sein.
$ 26. Durchlauf-Erhitzer müssen so ein-
gerichtet sein, daß Dampfbildung unter er-
höhtem Druck hieht möglich ist.
$ 27. Heizkissen müssen durch Tempe-
raturbegrenzer in solcher Zahl und Verteilung
geschützt werden, daß sie auch nicht teilweise
eine gefährliche Temperatur annehmen können.
F. Aufschriften.
s 28. Heizkörper müssen Ursprungs-
zeichen und Ohmzahl tragen.
Auf dem Gerät ist anzugeben:
Ursprungszeichen (und Fertigungsnummer),
Gewährleistungszeichen für Erfüllung der
VDE-Vorschriften,
Zeichen für die bestandene Systemprüfung
der Prüfstelle des VDE,
Nennspannung und Nennaufnahme für
den betriebswarmen Zustand.
Für „die Nennaufnahme ist ein Spiel von
= 10% zulässig.
Bei Drehstrom ist die verkettete Span-
‚nung anzugeben und die Schaltung der Heiz-
körper durch das Stern- oder Dreieckzeichen
anzudeuten.
Betr. Kommission für Fernmeldeanlagen.
Die Kommission hat Entwürfe zu Nor-
men: „Rundklemmen für Mutteran-
schluß“ und „Rundklemmen für Lötan-
schluß‘ aufgestellt, die nachstehend bekannt-
gegeben werden. Die Normen sollen der Jah-
resversammlung in Hannover zur Beschlußfas-
sung vorgelegt werden. Einsprüche sind bis
zum 1. September an unsere Geschäftsstelle
zu richten.
Verband Deutscher Riektiotechniker.
Der Generalsekretär.
I. V. Zimmermann,
Oberingenieur.
GT
Zahlentafel l.
Entwurf: Rundklemmen für Mutteranschluß zur Befestigung an Metall, Holz
und. Isolierstoff (DINORM 34).
A. Rundklemme für B. Rundklemme für C. Rundklemme für über 11 mm Stärke des
1--3 mm Stärke des Metalles. 6--10 mm Stärke des Holzes Holzes bzw. Isolierstoff'es.
bzw. Isolierstoffes.
E32 see
N RN De
NN Pe
S SauS Löcher für ale
| Nasen bohren
17
Aa
Beispiel für die Bezeichnung einer Rundklemme Form A mit 6 mm
Gewindedurchmesser: Rundklemme A 6 DIN 34.
Zu einer vollständigen Rundklemme gehören:
Gewinde- — rasen
durch- |Stück- an Bezeichnung eines Normteiles
gens Ar Te
Su SSBer zahl j Form A Form B | Form ©
en ee en ne Er ROrn, OF m
1 Bolzen *4x<15 DIN34 | G4><15 DIN 34 G 4>x<2%0 DIN 34
1 Isolierscheibe H4DIN 34
1 Kordelmutter K4DIN 3% KA4DIN 3% K4DIN 34
1 Isolierbuchse L4DIN 34
4 l Federring 4,5 DIN 127 4,5 DIN 197
1 Unterlegscheibe 42 DIN 126 |
1 Sechskantmutter 4 DIN 439 4 DIN 439 4 DIN 439
2 Sechskantmuttern 2,6 DIN 439 2,6 DIN 439 2,6 DIN 439
1 Kegelstift 0,8><6 DIN ı 08>x6 DIN ı 0,8>x<6 DIN ı
1 Bolzen G 6><18 DIN 34 G 6>=<18 DIN 34 G 6>x23 DIN 34
1 Isolierscheibe | H 6 DIN 34 | |
1 Kordelmutter K6 DIN 34 K6 DIN 34 K6 DIN 3
1 Isolierbuchse L6 DIN 34
6 1 Federring | 7 DIN 127 | 7 DIN 127
1 Unterlegscheibe 6,5 DIN 1%
1 Sechskantmutter 6 DIN 439 6 DIN 439 6 DIN 439
2 , Sechskantmuttern 4 DIN 439 4 DIN 439 | 4 DIN 439
1 Kegelstift 12<8. DIENST 1>x8DINı 12=8 DIN 1
Zahlentafel 2.
Entwurf: Rundklemmen für Lötanschluß zur Befestigung an Metall, Holz und
Isolierstoff (DINORM 35).
A. Rundklemmen für B. Rundklemmen für ©. Rundklemmen für über 11 mm Stärke des
1--3 mm Stärke des Metalles. 6.10 mm Stärke des Holzes Holzes bzw. Isolierstoffes.
bzw. Isolierstoffes.
SIIITNI
NN dei Befestigung >—_—
N ar Holz keine &_—_Ii
Löcher für are SI
Nasen DOHTEN.
RE Erz
DRBH
HBSH
Beispiel für die Bezeichnung einer Rundklemme Form A mit 6 mm
Gewindedurchmesser: Rundklemme A 6 DIN 35.
Zu einer vollständigen Rundklemme gehören:
Gewinde- — - — ae Sg a8
durch- Stück-| NIEREN Bezeichnung eines Normteiles 4
he: zahl ven Form A Form RB Form C
|
1 Bolzen M4x<15 DIN355 | M4Ax<15 DIN35 M4x<2% DIN 55
l Isolierscheibe H 4 DIN 34 n
1 Kordelmutter KADIN 34 RKA4DIN 3 K4DIN 34
4 1 Isolierbuchse L4DIN 3 | 12
l Federring 4,5 DIN 127 | 45 DIN 127
l Unterlegscheibe 4,2 DIN 126 |
1 Sechskantmutter 4 DIN 439 4 DIN 439 4 DIN 439
1 Kegelstift [2 08x6DIN1 08><6: DIN 47272082856 DEN 1
1 Bolzen M6><18 DIN 35 | M6><18S DIN 35 | M 6x<23 DIN 35
1 Isolierscheibe H6 DIN 34 | ,
1 Kordelmutter K 6 DIN 34 K6DIN 34 K6 DIN 34
1 Isolierbuchse L6DIN 34 2 e
6 1 Federring 7 DIN 127 7 DIN2127
1 Unterlegscheibe 6,5 DIN 126
1 Sek nuler 6 DIN 439 6 DIN 439 | 6 DIN 439
1 Kegelstift { IS DIN 1 1>x<8 DINı 1x8DIN1
|
682
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 34.
26. August 1920.
Einzelteile.
Zahlentafel 3.
Entwurf: M. Bolzen (zu DINORM 55).
Scheibe mit
Bolzen vermietet
Beispiel für die Bezeichnung eines Bolzens zur Rundklemme Form 4A
oder B mit En Gewindedurehmesser und 18 mm Länge: Bolzen M 6 x18 DIN 35.
Mäße in mm
FR Rund- Rund: |
Aa“ Form A ac Iı a c dd) d& | e a: g h k m n
und B| | |
messer dı ———— | | |
4 15 20 8 9 1,25 6 12 1,6 2,5 0,8 8,D 2 2,5 1,25
6 si saIn|1s!a2 siı8 |a5| 4 10108 26 |: 35 | 1,75
Werkstoff; Messing.
Zahlentafel 4.
Entwurf: G. Bolzen (zu DINORM 34).
Scheibe mit
Bolzen vernietet
di;
Beispiel für die Bezeichnung eines Bolzens zur Rundklemme Form 4A
oder B mit a Gewindedurchmesser und 18 mm Länge: Bolzen @ 6 x18 DIN 34.
Maße in mm
Rundkl | |
Gewindedurch- IJunaklemme Kundkommel es, | dı | da | g | h | k
messer d 1 1 | | |
4 15 | 20 8 | 9 | 1,25 2,6 | 6 | 12 | 2,5 | 0,8 | 3,5 | 2
6 Tu le Ira Be
Werkstoff: Messing.
Zahlentafel 5. Zahlentafel 7.
Entwurf: Patywurt:
IN 15% Isolier- im, Isolier-
scheibe Dachee
15 %
1
Beispiel für die Bezeichnung einer Isolier-
scheibe zur Rundklemme mit mm Gewinde-
durchmesser: Isolierscheibe H 4 DIN 34.
Maße in mm
Beispiel
buchse zur Rundklemme mit 4 mm Gewinde-
für die Bezeic! nung einer Isolier-
Isolierbuchse L 4 DIN 34.
Maße in mm
durchmesser:
Gewindedurchmesser d dı | ds Gewinde- |
Prrage er durch- a | dı da da h | m n
Ä 14 | 45 messer d
6 20 6,5 Be |
4 a a I SH I 7 11
Werkstoff: Isolierstoff. 2 | a ne a
Zahlentafel 6.
Betr.: Änderung unserer Satzung.
Wegen Raummangels kann der Abdruck der
Entwurf: Satzungsänderungen erst in Heft 35 erfolgen.
K.KRordel- | Arms EEE EEE EEE TERTEETEETE
Be RECHTSPFLEGE.
DINORM :
34). Zur Erhaltung und Wiederherstellung gewerb-
licher Schutzrechte.
Als ein Zeichen der Entwicklung und För-
derung der früheren internationalen Be-
ziehungen auf dem Gebiete des gewerblichen
Rechtsschutzes und der Anbahnung des Ver-
ständnisses für die wirtschaftliche Abhängig-
keit der Völker voneinander ist das inter-
Beispiel für die Bezeichnung einer Kordel-
mutter zur Rundklemme mit 6 mm Gewinde-
durchmesser: Kordelmutter K 6 .DIN 34.
Maße in mm
Bewindes j nationale Abkommen anzusehen, das am
dasche d u, | a b h t k 30. VI. 1920 über die Erhaltung oder Wieder-
ee ; RE herstellung der durch den Weltkrieg betroffenen
gewerblichen Eigentumsrechte geschlossen
4 12 | 65 | 913 | 7 | | 0.65 | worden ist und die ee Ausübung der
6 18. \.85. | 13-|Sa.1g0 4 160% durch den Weltkrieg betroffenen gewerblichen
| » | | ; Schutzrechte gewährleisten soll.
} Ä . Gemäß Artikel 308 dee Friedensvertrages
waren die Prioritätsfristen, die im Artikel 4
des im Jahre 1911 in Washington revidierten
internationalen Pariser Abkommens vom
20. III. 1883 für die Einreichung oder Ein-
tragung von Patent-, Muster- und Woaren-
zeichengesuchen vorgesehen sind, soweit sie
nicht am 1. VIII. 1914 bereits abgelaufen
waren, für alle Angehörigen der vertrag-
schließenden Mächte bis zum 10. VII. 1920
verlängert. Diese Fristverlängerung hat nun-
mehr durch das erwähntezwischen Deutschland,
Frankreich, den Niederlanden, Polen, Portugal,
Schweden, der Schweiz, Tschechoslowakei,
Tunis abgeschlossene Abkommen eine weitere
Erstreckung bis zum Ablauf von sechs Mo-
naten nach Inkrafttreten des Abkommens er-
fahren.
Das Abkommen soll ratifiziert werden und
die Urkunden sollen innerhalb einer Frist von
längstens drei Monaten in Bern hinterlegt
werden. Das Abkommen tritt für die Vertrags-
mächte am Tage der Errichtung des Protokolls
über die Niederlegung der Ratifikationsurkun-
den, für andere dem Abkommen. beitretende
Mächte am Tage der Niederlegung ihrer Ur-
kunde in Kraft. ;
In gleicher Weise werden die in Art. 307
des Friedensvertrages vorgesehenen Fristen
zur Erhaltung oder zum Erwerb von gewerb-
lichen Schutzrechten durch Nachholen ver-
säumter Handlungen, Zahlungen und anderer
Verpflichtungen um ein Jahr vom Inkraft-
treten des Abkommens an verlängert. End-
lich verlängert das Abkommen auch noch die
in Art. 307, Abs. 3 festgesetzte Frist für die
Benutzung eines Patentes oder für den Ge-
brauch einer Marke und bestimmt, daß ein
Patent, Muster oder eine Marke wegen bloßer
Niehtausübung oder eben Zune nicht
vor Ablauf von zwei Jahren nach Inkraft-
treten des Abkommens ungültig wird. Alle
sonstigen Bestimmungen des Friedensver-
trages zugunsten des gutgläubigen Vorbe-
nutzers sowie alle Vorbehalte, Ausnahmen
oder Einschränkungen, die der Friedensver-
trag vorsieht, oder Sonderverträge und Gegen-
seitigkeitsbestimmungen der einzelnen Signa-
tarländer werden von diesem Abkommen
nicht berührt. .
PatentanwaltDr. B. Alexander-Katz.
Gewerblicher Rechtsschutz in Kuba. —
Die Londoner Handelskammer hat kürzlich
diejenigen Firmen, die in Kuba Geschäfte be-
treiben und eine Handelsmarke oder paten-
tierte Artikel führen, auf die Notwendigkeit
hingewiesen, diese sofort eintragen zu lassen,
weil die Patente und Marken andernfalls nicht
den Schutz der kubanischen Gesetze genießen.
Diese beruhen auf dem Grundsatz der Priori-
tät der Eintragung und schreiben einen vor-
herigen Gebrauch der Handelsmarke nicht vor.
Der Preis für die Eintragung oder Hinterlegung
ausländischer Marken beträgt 30 $. Ausländer
machen ihre Anträge zweckmäßig mittels einer
vorschriftsmäßig vom kubanischen Konsul be-
stätigten Vollmacht für eine in Kuba ansässige
Person. Patente werden im allgemeinen auf 17,
Handelsmarken auf 15 Jahre bewilligt.
Zur Schutzdauerverlängerung bei Patenten
und Gebrauchsmustern. — Für die Ent-
scheidung über Anträge auf Verlängerung der
Schutzdauer werden bei dem Reichspatent-
amt 10 weitere Ausschüsse gebildet!), so
daß deren Gesamtzahl nunmehr 12 beträgt.
Dem 1. Ausschuß sind Kraft- und Arbeits-
maschinen, dem 6. neben Berg- und Hütten-
wesen auch die Beleuchtung, dem 8. Elektro-
technik und dem 9. Physik als Fachgebiete
überwiesen.
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG,
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er-
messen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.)
Die elektrische Festigkeit der Isoliermaterialien.
In der Besprechung des Lehrbuches der
‚, elektrischen Festigkeit der Isoliermaterialien
(„ETZ‘““ 1920, S. 478) werden die Gleichungen
von der Form c.p=i als dimensional ‚falsch‘
bezeichnet, was ich als Vorwurf eines groben
Fehlers auffassen muß. Zur Beruhigung der
Leser meines Buches erkläre ich, daß diese
Gleichungen unter den im Buch aus-
drücklich erwähnten Voraussetzungen (8. 47
des Buches) richtig sind und damit auch alle
Folgerungen, welche auf diesen Gleichungen
aufgebaut sind, wie der aufmerksame Leser
selbst schon erkannt haben wird. Kurzgesagt
gelten diese Gleichungen für die Ladung des
Kondensators mit Gleichstrom und die Lade-
zeit (= lsek. Ich gebe zu, daß ein Leser, der
das Buch nur flüchtig durchsieht, an dieser
Gleichung Anstoß nehmen kann, und es
!) Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 478.
co
Ei;
|
|
„ zität, p
Yu
26 August 1420.
Elektrotechnische Zeitschrift.
‘1920.
Heft 34.
683
wäre vielleicht besser gewesen, alle Gleich-
ungen, für welche die angegebenen Be-
dingungen Voraussetzung sind, durch be-
sondere Indexe kenntlich zu machen. Bezüg-
lich der Definition der elektrischen Feldstärke
verweise ich auf S. S und 13 des Buches. Ich
benütze diese Gelegenheit, die Leser meines
Buches darauf aufmerksam zu machen, daß
mir bei den Abb: 45 u. 46 ein Versehen unter-
laufen ist. Ich werde bei einer demnächst
erscheinenden Veröffentlichung Gelegenheit
haben, das Versehen zu berichtigen.
Karlsruhe, 26. VI. 20. Schwaiger.
Erwiderung.
Die Tatsache, daß die Gleichung Op =i
dimensional unrichtig ist, wenn (© die Kapa-
die Spannung und i den Strom eines
Kondensators bedeuten, wird durch die Be-
merkungen des Herrn Prof. Dr. SCHWAIGER
zu meiner Besprechung seines ‚‚Lehrbuches
der elektr. Festigkeit‘ nicht geändert. Die
ei Gerade
——4
Gleichung muß stets lauten O
bei „Gleichstrom‘‘ nimmt ein Kondensator
nur Strom auf, wenn sich die Spannung an
ihm noch ändert. Die Frage der Dimensionen
sollte gerade in einem Lehrbuche, das sich
an die Praxis wendet, so konsequent und so
einheitlich wie nur möglich behandelt werden.
Zürich, 7. VII. 1920. Kuhlmann.
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.)
Dr. Hugo Cassirer }.
In Dr. Hugo Cassirer, der am 9. VII.
wenig über 50 Jahre alt, einem schweren
Herzleiden erlag, hat die Deutsche Elektro-
SE
technik, insbesondere aber die Draht- und
Kabelindustrie, einen ihrer führenden Männer
verloren. Dr. Hugo Cassirer wurde am 5. XII.
1869 zu Breslau geboren. Er studierte in
Berlin Chemie. Im Jahre 1892 trat er in die
Kabelfabrik seines Onkels Otto Bondy in
Wien ein, mit der speziellen Aufgabe betraut,
die chemische Zusammensetzung der Isolier-
massen von Hochspannungskabeln ausfindig
zu machen. ‘Die Tätigkeit in dieser Fabrik
führte ihn aber sehr bald von der spezifisch-
chemischen Beschäftigung ab, und er widmete
sich eingehend der Kabelfabrikation. Da in
der Fabrik von Bondy .eine eigene Gummi-
fabrik nicht bestand, ging Dr. Cassirer nach
England und arbeitete als Volontär bei John-
son & Philipps, um auch in der Gummiver-
arbeitung eingehende Kenntnisse zu erwerben.
Im Jahre 1896 nach Berlin zurückgekehrt,
gründete er unter der Firma Dr. Cassirer & Co.
eine Kabel- und Gummifabrik, zunächst in
gemieteten Räumen in der Schönhauser Allee.
Die Firma begann in bescheidenem Rahmen
zunächst lediglich mit der Fabrikation von
isolierten Leitungen, wobei aber von vorn-
herein ein eigenes Gummiwerk eingerichtet
wurde. Im Jahre 1898 wurde das inzwischen
ständig sich erweiternde Unternehmen nach
dem Grundstück in Charlottenburg, Kepler-
straße, verlegt, wo es sich jetzt noch befindet.
Gleichzeitig wurde auch die Fabrikation
von Starkstrom- und Fernsprechkabeln auf-
genommen. Zu Ende des Jahres 1919 wurde
die Firma in eine Aktiengesellschaft umge-
wandelt. Dr. Hugo Cassirer hat es verstanden,
aus kleinen Anfängen sein Unternehmen
zu einem der angesehensten Werke der Draht-
und Kabelindustrie emporzuführen. Er war
einer der seltenen Männer, die ausgezeichnetes
technisches Wissen und Können mit wirt-
schaftlichem Weitblick und kaufmännischer
Klugheit verbanden. In den kleinsten Einzel-
heiten der fabrikatorischen Praxis war er
ebenso bewandert wie in der großzügigen Be-
handlung wirtschaftlicher Fragen. Während
des Krieges stellte er sein Unternehmen in den
Dienst der Landesverteidigung und neben den-
jenigen Fabrikaten, die dem eigentlichen Ar-
eitsgebiet der Firma entsprachen, gingen aus
seinen Werkstätten große Mengen von Kriegs-
material anderer Art hervor. ° Über sein
engeres Fachgebiet hinaus wurde gerade in
den schweren Zeiten des Krieges und der
Übergangswirtschaft sein kluger Rat überall
da gesucht, wo es sich um die Mitarbeit an
schwierigen wirtschaftlichen Aufgaben handelte.
Kaum eine Vereinigung oder ein Gremium
innerhalb der elektrotechnischen Industrie
ab es, in dem Dr. Cassirer nicht an leitender
telle mitwirkte. So gehörte er u. a. dem
Vorstand des Zentralverbandes der deutschen
elektrotechnischen Industrie an, zu gleicher
Zeit war er Vorsitzender von dessen Fach-
gruppe für Drähte und Kabel, er war Vor-
»tandsmitglied der Vereinigung der elektro-
technischen Spezialfabriken, Aufsichtsrats-
mitglied der Kriegsmetall - Aktiengesellschaft
seit ihrer Gründung und Ausschußmitglied
des Metallwirtschaftsbundes. Eine besonders
fruchtbare Tätigkeit entfaltete er in der Draht-
und Kabelkommission des VDE. An der
Fortentwicklung und Durchführung der Nor-
malien für isolierte Leitungen und an der
Konstruktion der vielfachen durch die Kriegs-
verhältnisse notwendig gewordenen Ersatz-
leitungen in den Übergangsbestimmungen war
er führend beteiligt. Den drei großen Ver-
bänden der Kabel- und Leitungsdrahtin-
dustrie gehörte er als Mitglied des Vorstandes
bzw. des Verwaltungsrates an.
Als ein Mann von ungewöhnlicher Tat-
kraft und ausgeprägtem Temperament, reich
an Wissen und klug im Urteil, liebenswürdig
im Wesen und anregend im Verkehr, so wird
Dr. Hugo Cassirer ‘in der Erinnerung der
vielen engeren und weiteren Fachgenossen
fortleben, deren größte Wertschätzung auch
als Mensch sich der Verstorbene in langjähriger
gemeinsamer Arbeitin Wirtschaft und Technik
erworben hat. Apt.
Dr. Hugo Cassirer 7.
Hochschulnachrichten. Prof. Dr. Max
Reich ist zum Nachfolger von H. Simon
auf den Lehrstuhl für angewandte Elektrizität
an der Universität Göttingen berufen worden.
Reich war 1899 bis 1900 Assistent am Berliner
physikalischen Institut, kam dann an das
physikalische Institut des Physikalischen Ver-
eins in Frankfurt a. M. und 1902 an das Göt-
tinger physikalische Institut, Abteilung für an-
gewandte Elektrizität. Ostern 1905 erhielt
Reich die Venia legendi in Jena und kehrte
1908 nach Göttingen zurück als Leiter der
dem Institut für angewandte Elektrizität an-
egliederten radioelektrischen Versuchsanstalt
ür Marine und Heer. — Prof. Dr. Ludwig
Prandtlist als Nachfolger von Dr. Föppl auf
den Lehrstuhl für Mechanik an der Münchener
Technischen Hochschule berufen worden.
Geh. Rat Prof. David-Wien, Professor der
Physik an der Universität Würzburg, hat den
Ruf als Nachfolger Röntgens an die Mün-
chener Universität angenommen. Er wird im
Sommer 1921 seine Lehrtätigkeit in München
beginnen.
LITERATUR.
Besprechungen.
Die Feldschwächung bei Bahnmotoren.
Von Dr.-Sng. L. Adler. Mit 37 Textabb.
44 S. in 8°. Verlag von Julius Springer,
Berlin 1920. Preis 4,20 M.
Die Schrift, welche auf Anregung des
Vereins Deutscher Straßenbahn- und Klein-
bahn-Verwaltungen entstanden ist, bringt eine
Zusammenstellung derjenigen Gesichtspunkte,
die sich als maßgebend für die Anwendung
der Feldschwächung der Gleichstrom-Bahn-
motoren erwiesen haben. Die Vorteile der
Feldschwächung sind zweierlei Art, erstens
eine Ausdehnung des Drehzahlbereiches eines
Motors und dadurch eine Vergrößerung der
Verwendbarkeit. Je nach den geforderten
Leistungen beim Anfahren und bei Höchst-
geschwindigkeit kann unter Umständen durch
die Verwendung der Feldschwächung die Wahl
eines kleineren Motors möglich werden.
Zweitens läßt sich eine Energieersparnis beim
Anfahren erzielen, indem auf einigen Anfahr-
stufen statt der sonst erforderlichen Dreh-
zahlregelung mit Vorschaltwiderständen eine
solche mittels Feldschwächung eingeführt
wird. Die Widerstandsverluste auf den be-
treffenden Anfahrstufen fallen dann fort.
‚Um diesen Vorteil recht auszunützen, ist auch
auf Reihenschaltung der Motoren eine Feld-
schwächungsstufe vorzusehen. Der Ver-
fasser zeigt, daß gerade dies bei Straßenbahnen
besonders wirksam ist. Die Energieersparnis
fällt um so mehr für den Wattstundenver-
brauch der Fahrzeuge ins Gewicht, je kleiner
die Haltestellenentfernungen sind. Ist letztere
so groß, daß die Fahrt nicht mehr in einem
einmaligen Beschleunigen und Auslaufenlassen
des Fahrzeuges bestehen kann, daß vielmehr
wegen der einzuhaltenden Höchstgeschwindig-
keit mehrmaliges Einschalten und Auslaufen-
lassen erforderlich wird, oder besitzt die Strecke
Steigungen, so verliert die Energieersparnis
durch die Feldschwächungsstufen schnell an
Bedeutung für den gesamten Energieverbrauch
eines Fahrzeuges. Die Nachteile der Feld-
schwächung sind Vermehrung der Steuerungs-
apparate und größere Empfindlichkeit der
Motoren im Betriebe. Der Verfasser behandelt
die Mittel zur möglichsten Überwindung der
auftretenden Schwierigkeiten. Das Bestreben
des Verfassers, die undeutschen Worte ‚„shunt‘
und ‚shunten‘“ zu verdrängen und durch
„Feldschwächung“ und Feldschwächungs-
widerstand‘‘ zu ersetzen, verdient volle Aner-
kennung. Es wäre aber auch wünschenswert
gewesen, das ebenfalls undeutsche Wort
„Touren“ zu ersetzen, was durch ‚Drehzahl‘
leicht möglich ist. ‚Nicht beistimmen kann
man dem Vorschlag des Verfassers, das Ver-
hältnis Feldstrom: Ankerstrom als Feld-
schwächungsgrad zu bezeichnen, denn das
widerspricht dem klaren Sprachgebrauche,
nach welchem mit Grad der Schwächung die
Zahl, um wieviel geschwächt werden soll, be-
nannt wird. Es ist m. E. nicht erforderlich,
wegen eines Ausdruckes, der nur von wenigen
Spezialisten häufiger gebraucht wird, ein neues
Wort einzuführen. : Hierdurch würde nur der
Gebrauch als Schlagwort begünstigt und das
Auftreten von Schlagworten in den Fragen,
die mit der Feldschwächung zusammenhängen,
liegt weder im wohlverstandenem Interesse
der Firmen noch der Bahn verwaltungen.
Gerstmeyer.
Streifzüge in das Gebiet der Mathe-
matik und Geometrie. Ein Hilfsbuch
für Lehrer und Schüler fachverwandter
Lehranstalten zur Belebung des Studiums
und zur Benutzung beim Selbstunterricht
gesammelt von Dr. L. Klein. Heft 1.
Zur Kreislehre (Über Näherungskonstruk-
tionen für algebraisch unlösbare Aufgaben
aus der Kreislehre) über das sogenannte Vi-
vianische Fenster. II und 43 S. in 8°. Preis
1 Kr. — Heft 2. Über eine Verallgemeine-
rung des Feuerbachschen Kreises. II und
32 S. in 8%, Preis 1. Kr. — Heft 3. Über
die Trisektion des Winkels (Anhang über
das sogenannte Delische Problem). 78 >.
in 8°, Preis 1,50 Kr. — Heft 5. Zur Ver-
messungskunde, Nachträge zu früheren
Heften, über die Ludolphische Zahl, zur
Ausgleiehsrechnung. Verlag von Julius Küh-
kopf. Korneuburg 1917. Preis 7 Kr.
Der Verfasser hat die altberühmten Pro-
bleme der antiken Geometrie zum Ausgangs-
punkte für eine Reihe selbständiger Einzel-
darstellungen gewählt, um Lehrern und Lieb-
habern der Mathematik einen reichhaltigen
Stoff zum Selbstunterricht über solche Gegen-
stände der reinen und angewandten Mathe-
matik in die Hand zu geben, denen im ge-
ordneten Lehrgange naturgemäß nur ein be-
schränkter Raum zugemessen werden kann.
Die erste Stelle und den breitesten Platz
nimmt das Problem der Kreisquadratur ein
(Heft 1 Teil I und II, Heft 5 Nachträge); hier
wird zunächst eine Übersicht über die ge-
schichtliche Entwicklung des Problems ge-
geben und über seine Unlösbarkeit mit Zirkel
und Lineal berichtet; alsdann werden zahl-
reiche Näherungskonstruktionen vorgeführt
und auf ihre Genauigkeit hin untersucht; den
Beschluß bildet eine eingehende Diskussion der
Methoden zur numerischen Berechnung der
Zahl nr. Eine ähnliche Behandlung finden die
Probleme der Kreisteilung und der Winkel-
teilung (Heft:1, Teil III und Heft 3) unter ein-
684
gehender Erörterung konstruktiver Näherungs-
methoden sowie mechanischer Apparate zur
Dreiteilung des Winkels; hieran schließt sich
eine kurze Besprechung des Delischen Pro-
blems. Der Apollonischen Berührungsaufgabe
in Ebene und Raum ist das Heft 4 der Streif-
züge gewidmet, das indessen bisher noch nicht
im Druck erschienen ist. Weitere Abschnitte
befassen sich mit neueren Gegenständen und
bringen unter anderem die Ergebnisse eigener
Untersuchungen des Verfassers; es handelt
sich hier um gewisse Eigenschaften des Vivia-
nischen Fensters (Heft 1, Heft 3 und Heft 5)
und um eine von Steinerschen Sätzen aus-
gehende projektive Verallgemeinerung und
Dualisierung des Neunpunktekreises im Drei-
ecke (Heft 2 und 5); ferner um eine wichtige
spezielle Aufgabe der Vermessungskunde (Heft
2) sowie endlich um die Anwendung der Aus-
BO SE auf die Beurteilung von
Schießergebnissen. Die zahlreichen Figuren
sind sehr sorgfältig entworfen ; die ansprechende
Darstellung läßt überall den in der Praxis er-
fahrenen Techniker spüren und legt Zeugnis
von dem emsigen Fleiße des Verfassers ab;
demgegenüber fallen einige sachliche Unge-
nauigkeiten und der Mangel einer planmäßigen
Stoffanordnung nicht allzustark ins Gewicht.
Das kleine Werk ist wohlgeeignet, Interesse
an den behandelten Gegenständen zu wecken
und eigne Forschungen des Lesers anzuregen.
P. E. Böhmer, Dresden. f
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher.
Die Übersichtsbuchführung. Von H. Meyer-
heim. 2. umgearb. und verm. Aufl. 338. in 80
Handelspraktischer Verlag, Berlin 1920. Preis 3M.
Der Ingenieur-Kaufmann. Von A. Wöbcken.
212 S. in 80, Verlag R Oldenbourg, München
und Berlin 1920. Preis 22 M, geb. 26 M.
Lehrbuch zur Vorbereitung für die Ab-
legung der Gehilfen und Meisterprüfung
im elektrotechnischen Installations- Ge-
‚werbe. Von F. Bode. 4. Aufl. 317 S. in 8°,
Verlag der Hauptstelle des Verbandes der Elektro-
technischen Installations-Firmen in Deutschland
E. V., Frankfurt a. M. 1920. Preis für Mitglieder
8,50 M, für Nichtmitglieder 10 M.
Neue Zeitschriften.
Internationale Propaganda für Qualitäts-
erzeugnisse, eine Monatsschrift, betitelt
„Qualität“. Schriftleitung und Ausstattung:
C. E. Hinkefuß, Geschäftsstelle: Internatio G. m,
b. H., Verlagsgesellschaft, Berlin-Charlottenburg,
[Die Zeitschrift stellt sich die Aufgabe, für den
Qualitätsgedanken in der Fertigung, für Veredelung
industrieller und gewerblicher Erzeugnisse zu
wirken, Produzenten und Verbraucher davon zu
überzeugen, daß „wahrhaft schön nur das vom
Beiwerk befreite Zweckmässige“ sei. Um dieses zu
‚grreichen, will sie sich selbst als Qualitätserzeugnis
präsentieren, und das uns als Doppelnummer vor-
liegende Gründungsheft (15 M) soll den Beweis
liefern. Es fragt sich aber, ob es überhaupt ge-
rechtfertigt ist, der genannten Aufgabe eine eigene
Zeitschrift zu widmen. Nicht gerechtfertigt er-
scheint uns auf alle Fälle bei der herrschenden wirt-
schaftlichen Notlage die fast prätentiöse Ausstattung
(Format nahezu 50>35 cm mit entsprechender
Schriftgröße auf Kunstdruckpapier, kostspieliger
Mehrfarbendruck usw.), die auch von dem als
Förderer des Qualitätsgedankens in dem Gründungs-
heft gefeierten Ernst Abbe wohl kaum gutgeheißen
worden wäre. Das Jahresabonnement (12 Nummern)
kostet 120 M.]
KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Außenhandel. — Nach einer Mitteilung des
Schutzvereins für Handel und Gewerbe im
Saargebiet bedürfen die von Handelskam-
mern usw. ausgestellten Ursprungszeug-
nisse keiner Beglaubigung durch ein
französisches Konsulat oder durch deutsche
Zoll- und Steuerbehörden mehr. — Der Ar-
beitsausschuß des Metallwirtschaftsbun-
des hat, vorbehaltlich der Zustimmung der
Vollversammlung, beschlossen, die Einfuhr von
Ferrovanadium und von Ferrochrom bis
max. 1,5% C vorläufig freizugeben. Der Metall-
wirtschaftsbund soll berechtigt sein, bis 30 t
Wolfram im Ferrowolfram monatlich zum
Import zuzulassen, soweit er dies für er-
forderlich hält; darüber hinaus nur, wenn die
deutschen Erzeuger den Verbrauch nicht zu
angemessenen Preisen, Bedingungen und Liefer-
terminen decken können.
Eilektrotechnische Zeitschrift.
{
!
Aus der Geschäftswelt.
Aufsichtsrat der Allgemeinen Elektriei-
täts-Gesellschaft hat beschlossen, einer
außerordentlichen Generalversammlung die Er-
höhung des Aktienkapitals um 250 Mill. M
6%ige kumulative Vorzugsaktien mit ein-
fachem Stimmrecht vorzuschlagen, die vom
1. I. 1925 an mit 115% einzulösen, die Gesell-
schaft sich vorbehält. Im Falle der Liquidation
nehmen sie mit gleichem Prozentsatz am Li-
quidationserlös teil. 175 Mill. M sollen sofort
ausgegeben werden. Bei Annahme des Vor-
schlages wächst das Aktienkapital des Unter-
nehmens demnächst auf 550 Mill. M an. — In
Berlin ist die Elektrieitätsgesellschaft
Fema A.-G. (Betrieb von Unternehmungen
und Geschäften der elektrotechnischen und
dieser verwandten Industrien) mit 0,3 Mill. M
eingetragen worden, in Ulm die Gesellschaft
für elektrische Apparate m. b. H. mit
0,1 Mill. M, in München die unter Mitwirkung
der Bayerischen Stickstoffwerke gegründete
Bayerische Kraftwerke A. G. (Ausbau und
Verwertung von Wasserkräften, Erwerb, Bau
und Betrieb von Elektrizitätswerken usw.) mit
1 Mill.M. — Unter der Bezeichnung Kaplan-
Turbinen-Konzern, Berlin, hat sich eine
Vereinigung bekannter in- und ausländischer
Maschinenfabriken gebildet, um das aus-
schließliche Ausführungs- und Vertriebsrecht
für die Kaplan-Turbine in einer Reihe von
Ländern zu übernehmen.
WARENMARKT.
Eisen und Stahl. — Bei Wolfenbüttel
ist neuerdings mit der Eisenerzgewinnung be-
gonnen worden. Die Untersuchung der Erze
hat ergeben, daß sie hochprozentig sind und
denen von Briey und Longwy nicht nachstehen.
Das für Deutschland bestimmte 36% ige Eisen-
erz von Briey wird mit 25 bis 26 Fr/t ab Con-
flans angestellt, während die für das lothrin-
gische Erz geforderten Preise zwischen 18 und
21 Fr/t schwanken. — Draht. Die Draht-
Konvention hat die Preise für gezogenen Draht
von 4400 auf 3900 M, für Schrauben- und Nie-
tendraht von 4850 auf 4300 M und für verzink-
ten Draht von 5600 auf 5000 M/t ermäßigt.
— Schrott. Am Schrottmarkt überwiegt ent-
gegen anderen Meldungen aus der letzten Zeit
immer noch bei weitem das Angebot, da die
schrottverbrauchenden Werke ihren Bedarf
auf längere Zeit gedeckt haben. Anderseits
kommen von der Eisenbahnbehörde und aus
Kriegsbeständen große Mengen von Schrott
immer noch auf den Markt. Auch veräußern
vielfach Kapitalisten, die aus Steuergründen
und aus Spekulation große Mengen von Schrott
gehamstert hatten, angesichts des Preissturzes
ihre Bestände. Die Preise für Kernschrott be-
trugen am 1. VI. 725, am 1. VII. 600 und am
1. VIII. 500 M/t gegen 300 M am 1. IX. 1919
und 2100 M am 1. III. 1920. — Gummi.
Die Lage am Rohgummimarkt hat sich im
Laufe des Juli nicht gebessert. Die Preise be-
wegten sich weiter nach unten und erreichten
am 3. VIII. mit 1 s9d/Ib für Crepe I und
1s 8d/lb für Smoked Sheets den bisher nied-
rigsten Stand des Jahres. Man hofft, daß eine
Belebung des Marktes, den Vorjahrsverhält-
nissen entsprechend, von September ab ein-
treten wird, zumal große Verschiffungen nach
den V.S. Amerika erfolgt sein sollen. Der
Londoner Rohgummimarkt hat sich seit An-
fang August wieder etwas befestigt. Am 18.
VIII. wurden dort für Crepe I 1s 1134 d/lb,
für Sheets 1 s 10%, d/lb gezahlt.- Im ersten
Halbjahr 1920 sind in Para 9208 t Gummi ver-
schifft worden; davon gingen u. a. in die V.S.
Amerika 6312 t, nach England 2286 und nach
Deutschland 100 t. — Jute. Nachdem sich
unter dem Eindruck des amtlichen Erntebe-
richtes für Jute in London während der letzten
Zeit eine gewisse Belebung des Geschäftes be-
merkbar gemacht hatte, ist jetzt wieder ein
Rückschlag eingetreten. Der Preis für August/
September-Ware ist auf 41 £/t zurückgegan-
gen; noch gegen Ende des vorigen Monats be-
trug er 45 £/t. — Flachs. In Süddeutschland
hat die Flachsgewinnung seit 1917 erheblich
zugenommen. ährend 1917 9800 Ztr. ge-
erntet wurden, schätzt man die diesjährige
Gesamtablieferung auf 50 000 Ztr. Am eng-
lischen Flachsmarkt ist die Lage nach wie vor
gespannt. In letzter Zeit trafen, nachdem die
ziemlich kleinen Mengen, die aus Rußland ein-
Beier werden konnten, bereits in den Ver-
rauch übergegangen sind, verhältnismäßig ge-
ringe Verladungen aus Australien in eng-
lischen Häfen ein. Für eine der letzten Sen-
dungen, die etwa 15 betrug, wurden 325 £/t
gezahlt. Australien ist bemüht, auf Veran-
b: E. 0, Zehme in Berlin. —
1920. . Heft 34.
— Inland. Der
Verlag von Julius 8pringer in Berlin.
26. August 1920.
lassung der britischen Regierung den Flachs-
bau möglichst zu fördern. — Hanf. Nach Be-
richten der italienischen Regierung werden in
nächster Zeit die ersten Hanflieferungen aus
der neuen Ernte auf den Markt gelangen. Die
Preise werden sich voraussichtlich auf über
1000 Lire/dz stellen. — Seide. Am Mailänder
Seidenmarkt verlief die letzte Zeit ruhiger; zu
wichtigen Abschlüssen ist es nicht gekommen.
Rohseiden wurden wie folgt bezahlt: Exquis
Org. 19/21 405 Lire, Extra Org. 20/22 385 Lire,
Mailänder Trame 26/30 355 Lire, Webgrögen
365 Lire, gute Zwirngregen 9/11 bis 10/12
345 Lire/dz. Der japanische Seidenmarkt hat
sich seit Ende Juni stark erholt. In Yoko-
hama werden wieder bedeutende Umsätze er-
zielt und die Preise stehen sehr fest. Auch in
New York, hat sich der Rohseidenmarkt in
letzter Zeit wieder wesentlich lebhafter ge-
staltet. Die Preise ziehen für alle Sorten an.
— Schellack. Seit Juni haben die Schellack-
preise in London wieder angezogen. Damals
notierte man für Fair N. T. spot 590 bis 600
s/cwt. Am 7. VIII. war die Notierung auf
675 s/ewt gestiegen. — Soda. Nach einer
Mitteilung des italienischen Kolonialministeri-
ums sindin der Umgegend von Fezza in der Pro-
vinz Tripolis wichtige Sodalager aufgefunden
worden. — Metallpreise. Die Notierungen
der Vereinigung für die deutsche Elektrolyt-
kupfernotiz bzw. der Kommission des Berli-
ner Metallbörsenvorstandes (letztere ver-
stehen sich ab Lager in Deutschland) lauten in
M/100 kg:
Metall | 20. VIIL | 16. VIII.
|
Elektrolytkupfer (wire
bars), prompt, cif Hamburg,
Bremen, Rotterdam . . 2146 1982
Raffinadekupfer 99/99,3%/, 1500 1450
Originalhüttenweichblei . 620 560
Originalhüttenrohzink,
Preis im freien Verkehr . 750 720
Plattenzink (remelted) von
handelsübl. Beschaffenheit 520 490—500
Originalhüttenaluminium
98/99%/,in gekerbt.Blöckchen 2300 12600—2700
dsgl. in Walz- oder Draht-
baren . . 2.2.2.2... 12950—3000 2800—2850
Zinn,Banka-,Straits-,Billiton- 5150 4875
Hüttenzinn, mind. 990) A _ —
Reinnickel 98/99%, . 4000 13650—3700
Antimon-Regulus , e 900 850
Silber in Barren ca. 900 fein
für 1 kg fein . . « 11300 —1320|1185—1195
An der Londoner Metallbörse wurden
nach ‚Mining Journal“ am 13. VIII. 1920 für
I ton (1016) kg) notiert:
, ER Wet £ a d
*Kupfer: best selected . 104 0 O0 bis106 0 0
1 2, electrolyt.. 112 00,16 00
2 wire bars. .. 15 0 0 „16 0 0
2 n standard,Kasse 9 10 0 „ 9 15 0
Rue: »„ ._8Mon 9% 5°0;,,.9%610 0
Zinn: standard, Kasse. . 27615 0 „2700
n - 3Mon. . 283 10 0 „28 0 0
„.straitae 0.220007 2852020 22700
Blei: span. oder nichtengl.
Weichblei.... 3550 ,„ 3515 0
». gew. engl. Blockblei 3 00, — — —
Zink: gew. Sorten. ... 4110 0 „543: 078
». „zemelted'.. . 22 35-00 , 136.020
m. engl Swanea .. 400, zZ
60/63 £ net.
165 £ (Inland);
185 £ (Export).
230 £ (In- u. Ausland).
20£10s bis 21 £.
20 8.
Antimon: engl. Reg. . .
Aluminium: 98 bis 990/,
Nickel: 98 bis 990/, gar.
Quecksilber: nom, für
die 75 Ibs.-Flasche. . .
Platin: je Unze nom... .
In New York notierte Elektrolyt-
kupfer am 20. VIII. 1920 loko 19 ets/Ib.
* Netto.
Bezugsquellennachweis,
Antwort auf Frage 24 in Heft 32,
„ETZ“ 1920. Vorrichtungen zur Sicherung von
Glühlampen gegen Diebstahl liefert Ingenieur
Alf. Bock, Duisburg-M., Kückendellstr. 1.
Berichtigung.
In dem Bericht über die Elektrizitäts-.
versorgung Dänemarks — ‚„ETZ‘ 1920,
S.417— müssen bei den Tarifsätzen statt Öre
holl. Cents gesetzt werden, was wir nach-
träglich zu ändern bitten. -
En TE
Abschluß des Heftes: 21. August 1920,
685
lektrotechnische Zeitschrift
| (Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Sehriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24.
41. Jahrgang.
Fernsteuerung in Drehstromanlagen.
- Von H. Roth, Danzig-Langfuhr.
Übersicht. Es wird eine Fernsteuerung be-
schrieben, die bei Drehstromanlagen gestattet, ohne
besondere Schaltleitungen eine große Anzahl von
Schaltern wahlweise zu- oder abzuschalten. Dazu
wird benutzt ein dem Drehstrom überlagerter zer-
hackter Gleichstrom ‘unter Benutzung der Resonanz
zwischen diesem Gleichstrom und der Eigenschwingung
eines als Empfänger ausgebildeten kleinen Gleich-
stromankers. °
Es ist allgemein bekannt, daß man Wech-
selströmen Gleichstrom überlagern kann, für
die Einführung des Gleichstroms müssen zwei
neutrale Punkte vorhanden sein. Hiervon wird
bei der Prüfung von Drehstromtransformatoren
auf Erwärmung durch die sogenannte künst-
liche Belastung, wie dies Abb. ] zeigt, ausgiebig
HHHH—
I Fu
ı v
4 er
[a En
L£) er
Abb. 1. Drehstrom mit überlagertem Gleichstrom.
Gebrauch gemacht. Wird beim Gleichstrom
die Erde als Rückleitung benutzt, wie dies die
punktierten Erdleitungen andeuten, so kann
diese Überlagerung auf beliebig weite Strecken
vorgenommen werden, ohne daß dazu beson-
dere Fernleitungen erforderlich werden. Hier-
mit kann demnach von dem Elektrizitätswerk
aus ein kleiner Gleichstrommotor mit perma-
nenten Magneten in
zu einer Rechts- oder Linksdrehung veranlaßt
werden, wenn noch die Stromrichtung des
Gleichstroms mittels Unschalter gewählt wer-
den kann. Dies würde die "einfachste Fern-
steuerung sein, sie ist aber nur brauchbar für
einen einzigen Apparat. oder für mehrere, die
gleichzeitig gesteuert werden sollen. Außerdem
ist dabei noch hinderlich, daß leicht ungewollte
Schaltungen auftreten könnten, z. durch
abirrende Gleichströme, herrührend von Über-
spannungen. '
Wird dagegen verlangt, daß von mehreren
angeschlossenen Apparaten immer nur ein be-
stimmter ansprechen soll, so muß statt des
normalen Gleichstroms ein zerhackter (Abb. 2)
S
SS
S
Zeit
Abb. 2. Zerhackter Gleichstrom.
verwendet und für jeden Apparat eine andere
Zeitdauer 7 gewählt werden, wobei 7 verhält-
nismäßig groß ist gegenüber der Zeitdauer des
Wechselstroms und durch ein verstellbares Pen-
del genau eingestellt werden kann. Die sämt-
lichen angeschlossenen Gleichstromanker wer-
den durch diese Stromstöße zu Schwingungen
veranlaßt; wird jedem Anker eine andere Eigen-
schwingung gegeben, so werden im allgemeinen
diese Schwingungen ganz unregelmäßige sein,
da die Stöße sich teilweise in ihrer Wirkung auf-
heben, nur wenn die Eigenschwingung des An-
kers mit der eingestellten Zeitdauer 7 überein-
stimmt, d. h. wenn die beiden Schwingungen in
Resonanz sind, wird jeder Stromstoß den Anker
ınehr beschleunigen und einen größeren Ablen-
kungswinkel gegenüber der Nullage hervor-
rufen. Werden 2 Kontakte, der eine im rech-
ten, der andere im linken Drehsinn,in gleichem
Winkelabstand von der Nullage angebracht, so
muß infolge der Eigendämpfung immer der
Kontakt, der in Richtung des Antriebsdreh-
momentes liegt, zuerst von einem an der Achse
des Ankers angebrachten Hebel erreicht wer-
irgendeinem Unterwerk :
Berlin, 2. September 1920.
den; durch Änderung der Stromriehtung ist es
daher möglich, von 2 Kontakten einen ganz
bestimmten als ersten zu berühren, die ganze
Apparatur muß dann nur noch so entwickelt
werden, daß diese erste Kontaktbildung allein
den weiteren Schaltvorgang bestimmt.
Nach diesem Prinzip werden im städtischen
Elektrizitätswerk Danzig, dessen Betriebsinge-
nieur Wurmbach auf diese Fernsteuerung ein
Patent erhalten hat, zunächst 2 Maximalöl-
schalter des mit 3000 V betriebenen Kabel-
netzes von dem Werke aus gesteuert, Diese
Schalter liegen in Ringleitungen und müssen
fast täglich geschaltet werden, um die Wirt-
schaftlichkeit des Kabelnetzes zu verbessern.
Nach Überwindung der Kinderkrankheiten
sind die Apparate seit etwa 1 Jahr in einwand-
freiem Betrieb mit folgender Einschränkung:
Ist im Kabelnetz ein größerer Erdschluß vor-
handen, so kann natürlich eine Fernbetätigung
nicht erfolgen, da dann der im Werke zur Erde
geleitete Gleichstrom nicht durch die Erdlei-
tungen der kleinen Gleichstromanker zurück-
fließt, sondern sich den günstigeren Weg über
den Erdschluß aussught. Da in Kabelnetzen
Erdschlüsse selten vorkommen, ist dieser Nach-
teil hier nicht von großer Bedeutung, unange-
nehmer ist er in Freileitungsnetzen, da dadurch
die Schaltung gerade dann versagt, wenn zur
Beseitigung dieses Erdfehlers Umschaltungen
der einzelnen Strecken am notwendigsten' sind.
Aber trotzdem wird man auch hier von
dieser Fernsteuerung oftmals guten Gebrauch
machen können, z. B. wenn es sich um Schalter
handelt, die betriebsmäßig häufig geschaltet
werden müssen, die also nicht in.der Haupt-
sache als Maximalschalter gebraucht werden,
wie dies z. B. beim Zusammenschluß mehrerer
Werke vorkommt, um Strecken zum Zwecke
besserer Spannungshaltung umschalten zu
können. Der Übelstand wird auch weniger hin-
derlich sein, wenn durch Umschalten der feh-
lerhaften Strecke auf eine besondere Sammel-
schiene das Hauptnetz wieder reingemacht
oder wenn eine Einrichtung getroffen werden
kann, die länger andauernde Erdschlüsse auto-
matisch vom Netze abtrennt.
Die im Elektrizitätswerk Danzig benutzte
Schaltung ist in Abb. 3 angegeben. Zu dem
Geber P, einem Pendel mit verschiebbarer
Linse, führt von der Gleichstromquelle über
einen Umschalter U, der zum Wählen der
Stromrichtung dient, die Leitung über ein Zeit-
relais R, das einen Stromschluß von bestimmter
einstellbarer Dauer herbeiführt, sobald die
Wicklung dieses Relais durch einen Druckknopf
einen kurzen Stromstoß von der Gleichstrom-
quelle erhalten hat. Wenn also Schalter T,
Relais R eingeschaltet und Geber P in Bewe-
gung gesetzt ist, so fließt der zerhackte Gleich-
strom über Widerstände W, und W,, die Dreh-
stromfernleitung und über die Empfänger E
(umgearbeitete Danubia-Zähler, bei denen
durch zwei sich entgegenwirkende Spiralfedern
eine feste Mittellage geschaffen ist und außer-
dem mit Hilfe verschieden starker Federn den
Ankern verschiedene Eigenschwingungszahlen
gegeben sind) zur Erde und von hier über die
Erde im Werke nach der Gleichstromquelle zu-
rück. Mit Widerstand W,| kann die Gesamt-
stromstärke und mit W, die Stromstärke jedes
Empfängers eingestellt werden; zu den Emp-
fängern P ist noch ein induktionsfreier Wider-
stand W, von etwa 8 © parallelgeschaltet, so-
wohl um Wechselströmen einen bequemen Ne-
benweg zu schaffen als auch um die Eigen-
dämpfung zu vergrößern. Stimmt die Eigen-
schwingung von E mit der des Gebers P über-
ein, so wird durch den mitschwingenden Hebel-
arm H je nach der Stromriehtung zunächst
Kontakt mit K, oder mit K, hergestellt, hier-
durch wird über das Zeitrelais ZR, oder ZR,
von einer Wechselstromgquelle ein Strom ent-
sandt und dadurch emtweder ZR, oder ZR, zum
Ansprechen gebracht. Damit wird aber die
Stromführung zu beiden Zeitrelais unter-
brochen, so daß also erst nach selbsttätiger
Rückstellung des eingeschalteten Relais, d.h.
nach Ablauf einer bestimmten, einstellbaren
Zeit eine neue Schaltung möglich ist. Die Re-
lais ZR, oder ZR, legen mit den Kontakten K,
oder K4 ihrerseits die Wechselstromspannung
Heft 35.
an den Steuermotor und bewirken damit das
Ein- oder Ausschalten des Ölschalters.. Damit
keine fehlerhaften Nachschaltungen vorkom-
men können, muß das Zeitrelais R früher abge-
laufen sein als die Zeitrelais ZRı oder ZR,.
Gleichstrom-
weile
Abh. 3. Schaltplan.
Bei Netzen mit Erdschlußspulen (4) wird
man den Gleichstrom über einen Umschalter
(b) ohne Unterbrechungsstelle in die Leitung
zwischen Drossel und Erde einschalten können;
im normalen Betriebe;wird dann, wie Abb. 4
Gleıchstromgquelle
a
Re
Abb. 4. Einführung des Gleichstromes bei Netzen
mit Erdschlußspule,
zeigt, die Erdschlußspule sofort an Erde liegen,
die Umschaltung über die Gleichstromquelle
wird nur vorgenommen, wenn irgendein Öl-
schalter gesteuert werden soll. Damit bei Erd-
schlüssen einer Phase der Wechselstrom nicht
über die Gleichstromquelle fließt, muß eine
empfindlich eingestellte Funkenstrecke c dem
Schalter parallel liegen. Praktisch ausgeführt
wurde diese Schaltung noch nicht.
Die beiden bisher in Danzig eingebauten
Empfänger haben eine Eigenschwingung von
55 und 82 i. d. Min, Kontakt wird hergestellt
bei einer Ablenkung von etwa 170°, die Lauf-
zeit des Zeitrelais ‚X beträgt etwa 2 min. Unter
der Annahme, daß vollständige Resonanz her-
estellt ist, wird der Kontakt um so schneller
erührt werden, je größer der Ankerstrom ist.
Bei dem Apparat mit 55 Eigenschwingungen
ergibt sich diein Abb. 5 dargestellte Abhängig-
20
stoße
70
Erforderliche Strom.
ı_ Millompere_ |
[7] 50 700
Abb. 5. Erforderliche Stromstöße bis zur Kontakt-
bildung bei veränderlicher Stromstärke.
keit; durch den in Abb. 3 vorgesehenen Wider-
stand W, ist die Stromstärke auf etwa 30 mA
eingestellt. Würde die Stromstärke eingestellt,
die in der vorgesehenen Zeit (2 min) noch eben
zur Kontaktbildung führen würde, d.h. die
kleinstmögliche, dann würde bei der kleinsten
Abweichung der Pendelschwingungszahl von
der Eigenschwingungszahl des Ankers der Appa-
rat nicht mehr ansprechen können, da ein Teil
der Stromstöße in diesem Falle ein Gegendreh-
moment erzeugen würde. Damit der Kontakt
Wechselstrom-
686
sicher in der vorgeschriebenen Zeit berührt
wird, ist es zweckmäßig, die Stromstärke so
hoch zu wählen, daß die halbe Zeitdauer aus-
reicht; in diesem Falle wird aber bei kleinen
Abweichungen von der Resonanz die ganze
Zeitdauer noch zur Kon-
taktberührung ausreichen 77
können. 6 zeigt, .
wie bei dem behandelten 0
Apparat diePendelschwin-
gungszahl sein kann, wenn
statt des bei Resonanz
notwendigen Stromes von
26 mA die Stromstärke #
auf höhere Werte ein-
gestellt wird; es er-
gibt sich, daß bei 30 20 #0. ,60
mA die Einstellung der Abb.6. Grenzkurven
Be ZWwi- der Schwingungszahlen
schen 54 und 56 liegen in Abhängigkeit von der
kann. Die Abweichun- Stromstärke.
“gen sind hierdurch ein-
mal so groß, daß keine besonders feine Ein-
stellung notwendig ist, und zweitens doch wie-
der so empfindlich, daß eine große Anzahl von
Apparaten mit einem Pendel von etwa 1 m
Länge so gesteuert werden können, daß unge-
wollte Einschaltungen nicht möglich sind.
Zum Sehluß soll noch erwähnt werden,
daß auf dem gleichen Prinzip auch eine Fern-
telegraphie möglich ist. Dazu wird der an-
kommende Gleichstrom über ein Milliampere-
meter mit doppelseitigem Ausschlag und über
ein Zeitrelais geschickt, das ein Läutewerk in
Tätigkeit setzt. Auch hiervon wird im Elektri-
zitätswerk Danzig Gebrauch gemacht zur Ver-
ständigung über gewünschte Belastungsände-
rungen mit der Überlandzentrale Straschin-
Prangschin, die ihre überschüssige Wasserkraft-
energie der Stadt Danzig liefert.
Resonanz
Pendelschwingungszahl 1.dımn
Milliampere
Die Poulsen-Lorenz-Anlage in
Königswusterhausen.!)
Die Poulsenanlage in der von der Reichs-
Telegraphenverwaltung betriebenen Haupt-
funkstelle Königswusterhausen besteht aus
zwei von der ©. Lorenz A. G., Berlin-Tempel-
hof, gebauten Poulsensendern, dieinAbb.1bis3
dargestellt sind. Der kleine 4 kW-Poulsen-
sender besitzt rd 40 A in der Antenne, während
der 32 kW-Poulsensender bei Benutzung der
150 m hohen großen Antenne eine Antennen-
energie von 80 bis 120 A besitzt. Da in Königs-
wusterhausen sämtliche Sender, um ein gleich-
zeitiges Senden zu ermöglichen, mit!Zwischen-
kreis betrieben werden, ermäßigt sich bei
diesen Sendern die genannte Antennenenergie
um etwa die’ Hälfte.
Die vom Lichtbogen erzeugte Hoch-
frequenzenergie muß im Sinne der Morse-
zeichen vom Luftleiter ausgestrahlt werden.
Der zugeführte Betriebsstrom läßt sich nicht,
Abb. 2. Gesamtansicht des 32 kW-Poulsen-Senders.
wie bei den Funksendern, unmittelbar
tasten, da der Bogen hierbei stets erlöschen
würde. Im Betriebe hatten sich bisher haupt-
sächlich zwei Tastverfahren herausgebildet,
von denen das eine auf einer Verstimmung
der Antenne beruht, während das zweite den
Bogen auf einen künstlichen Belastungskreis
im Rhythmus der Morsezeichen umschaltet.
Beim Tasten mit Tastkreis wird die, Energie
bei nicht gedrückter Taste in einem zweiten
Schwingungskreis, der bezüglich seines Ener-
gieverbrauchs ungefähr gleich dem Antennen-
schwingungskreis ist, vernichtet. Bei ge-
drückter Taste wird der Tastkreis kurzge-
ı) Nach Thurn „Die Poulsenanlage bei der Haupt-
funkstelle in Königswusterhausen“ in „Telegraphen- und
Fernsprechtechnik*, Nr. 3 u. 4, 1920. ;
a ee un
schlossen.. — Beim Tasten mit Verstimmung
wird in den Morsepausen durch den Luft-
leiter gleichfalls Energie ausgestrahlt. Nur
haben die ausgestrahlten Schwingungen eine
andere Wellenlänge, so daß die Empfangs--
7
l I$p2)
Mm
— “u
ji AI Il:
PR
2. September 1020.
Fa sowie die Gleichstrom-. und
ochfrequenzschaltorgane gemeinsam auf
einem teiliepn Eisenrohrgerüst unterge-
bracht. Das linke Feld enthält die Gleich-
stromschalt- und -meßorgane, das rechte die
: ochfrequenzschaltorgane und das
mittlere den Lichtbogengenerator mit
seinen Zusatzapparaten. Der Schwin-
gungserzeuger (die Poulsen-Lorenz-
Lämpe) ist in einem Metallgehäuse,
der sogenannten ' Flammenkammer,
untergebracht, in welcher zwischen
2 Elektroden der Lichtbogen brennt.
Ihr doppelwandiger Mantel wird
durch das Wasser gekühlt, das einem
unterhalb des Telegraphierraumes be-
findlichen Behälter entnommen und
durch eine kleine _ außerhalb des
Senders sitzende Zentrifugalpumpe
der Flammenkammer zugeführt wird.
ern
I
Im?
a Magnetspulen.
db Luftdrahtdrossel.
e Flammenkammer.
c Sendervariometer. ;
Ahb. ı. Seitliche Rückansicht des 4 kW-Poulsen-Senders.
stelle infolge ihrer Abstimmung auf die ‚„Sen-
derwellenlänge‘“‘ die „Verstimmungswelle‘
nicht hören kann. Dieses von amerikanischen
Poulsenstationen angewandte Tastenfmit Ver-.
stimmung hat sich für große Energien_als un-
geeignet erwiesen, da dadurch
eine Beunruhigung des Bo-
gens hervorgerufen wird. Die
Poulsengeneratoren in Königs- |
wusterhausen werden seit län- |I
gerer Zeit nicht mehrfmit Ver- u
stimmung getastett. — Das IN
neueste Tastverfahren durch
Vergrößerung der Dämpfung,
Ds
N
das in Königswusterhausen angewendet wird,
beruht darauf, daß das Tasten durch vollkom-
mene Unterdrückung des Antennenstromes bis
zum Nullwert geschieht. Die neue Tasteinrich-
tung gestattet sehr schnelles Handtasten under-
forderlichenfalls auch automatisches ‚Schnell-
tasten. Bei diesem Tastverfahren, bei dem
nur kleine Energieumschaltungen erforder-
lich sind, so daß außer der eigentlichen Taste
keine weiteren beweglichen Teile erforderlich
sind, wird noch der weitere Vorteil erreicht,
daß während der Zeichenpausen die aufge-
nommene Energie auf einen Leerlaufswert
zurückgeht, so daß der mittlere Wirkungs-
grad bedeutend vergrößert wird.
Bei dem in Abb. 1 dargestellten 4 KW-
Poulsen-Lorenzsender sind der Schwin-
d Luftdrahtverlängeruug.
Dann durchfließt das asser den
ee Das er-
hitzte Wasser gelangt von hier in
den vorgenannten Behälter zurück,
in dem die Rückkühlung erfolgt.
Diese Wasserkühlung genügt zur Ab-
führung der Verlustenergie vollauf,
so daß selbst bei langer Betriebsdauer
keine unzulässige Erwärmung auftre-
ten kann.
Die positive (hintere) Elektrode
des Senders bestand bei der bis-
herigen Ausführungsform aus einem
feststehenden Hohlkörper aus Kup-
fer. Die negative (vordere) Elektrode
ist auswechselbar und besteht aus
einem Stück Rundkohle, d.as in einer
besonderen Hülse, dem Kohlenhal-
ter, gehalten wird. Zur. Erzielung
eines gleichmäßigen Abbrandes, der
für die Konstanz der Schwingungen
unerläßlich ist, wird die Kohle lang-
sam um ihre Längsachse gedreht.
‚Dies erfolgt durch einen vor der
Flammenkammer sitzenden Motor.
Neuerdings bestehen beide Elektro-
den aus drehbaren Kohleelektroden.
Der notwendige Wasserstoff wird
in Form von Spiritus aus einer Spi-
ritustropfeinrichtung der Flammen-
kammer zugeführt, wo er infolge
der dort herrschenden hohen Tempe-
ratur verdampft. Die Regelung des Zu-
flusses geschieht durch den Spiritustropfer,
fder mit dem Vorratsgefäß und Schwingungs-
er ‘durch entsprechende Rohre ver-
‚bunden ist. ?
Abb. 3. Seitliche Rückansicht des 32 kW-Poulsen-Senders-
| bo
lie
kernen aus. Die Kerne sind aus schwedischem
‚Flußeisen hergestellt; sie sind unterhalb der
Flammenkammer durch einen Eisenbügel mag-
netisch kurzgeschlossen. Auf dem Eisenkern
befinden sich beiderseits je 6 Magnetspulen,
die durch den Lichtbogenstrom erregt werden.
Uber 2 der rechten Magnetspulen ist das so-
genannte magnetische Nebenschlußrelais mon-
tiert, das die selbsttätige Zündung des Licht-
bogens von dem in den Magnetkernen_ er-
regten Magnetismus abhängig macht. Diese
elektromagnetisch ‚wirkende, selbsttätige Zün-
dung tritt beim Übergang von Empfang auf
Senden in Tätigkeit. Der Vorgang bei der
Das Magnetfeld, in welchem der Licht
en brennt, bildet sich zwischen zwei seit-.
in die Flammenkammer ragenden Eisen-
:90° miteinander bilden.
schieht hauptsächlich
werden,
sitzen und von 220 V Gleichstrom gespeist
__ werden.. Zur Kühlun
Taum aufgestellten
8. September 1920.
— __ ——m
Zündung ist folgender: Nach Anziehen des
Blockrelais erhält die Zündspule über den noch
geschlossenen oberen Kontakt des magne-
tischen Nebenschlußreglers Strom. Die Kohlen-
elektrode wird hierdurch gegen die Kupfer-
elektrode gedrückt, d. h. die Lichtbogenstrecke
wird kurzgeschlossen, also der Hauptstrom
eingeschaltet. Der hierdurch erregte Magnetis-'
mus in den Magnetschenkeln läßt das magne-
tische Nebenschlußrelais in Tätigkeit treten,
das überbrückende Eisenblech wird also an-
gezogen, der Zündspulenstrom unterbro:hen
und der untere Kontakt für das Relais zum
Kurzschließen des Lichtbogen-Vorschaltwider-
standes geschlossen. Der Übertragungshebel
‘ (Zündhebel) schnellt durch Federdruck zurück,
und es bildet sich zwischen den Elektroden
der Lichtbogen aus. Die Spule des Relais zum
Kurzschließen des Lichtbogenwiderstandes er-
hält Strom und zieht den Anker an. Hier-
durch wird der Teil des Lichtbogenvorschalt-
widerstandes kurzgeschlossen, der durch die
Stellung des Handrades vor dem Zünden be-
dinst war. ;
In mehreren ölgefüllten Kupferkästen
innerhalb des Senders ist eine Kondensatoren-
kombination untergebracht, deren Anschlüsse
mit dem Generator und der Hochfrequenz-
schalttafel verbunden sind. Die aus Kupfer-
blechbelegungen bestehenden Blockkonden-
satoren sollen den Gleichstrom vom Schwin-
gungskreis absperren und den Schwingungen
einen möglichst geringen Widerstand bieten;
sie sind im Verhältnis zu den Kapazitäten des
Schwingungskreises elektrisch sehr groß ge-
wählt, während die spezifische Beanspruchung
des Dielektrikums (Glimmer) sehr niedrig ist,
so daß nur sehr geringe Verluste in ihnen
auftreten. Die Tastkondensatoren dienen
zur Aufnahme der vom Lichtbogen erzeugten
Hochfrequenzenergie während der Morse-
pausen, wodurch Belastungsschwankungen des
Lichtbogens durch die Zeichengebung ver-
mieden werden. Die in den Tastkondensa-
toren fließende Hochfrequenzenergie setzt sich
in ai um, die durch das Öl abgeführt
wird.
Der 32-kW-Poulsen-Lorenz-Sender
(Abb. 2 u. 3) wandelt den hochgespannten
Gleichstrom von etwa 1000 V in Wechselstrom
sehr hoher Frequenz um. DerHauptteil ist die
. Flammenkammer, an deren Vorder- und Rück-
seite schräg nach unten gerichtet die beiden
Elektroden herausragen; rechts und links sind
die für das magnetische Gebläse erforderlichen
Magnetkerne mit den Erregerspulen angesetzt.
Die Flammenkammer ist zweiteilig kasten-
förmig ausgebildet; der oben befindliche,
doppelwandige Teil ragt tief in den unteren
hinein. An den Seiten treten die Magnet-
kerne in das Innere ein. Nach unten zu ver-
engert sich der Innenraum in. Form eines
rechteckigen Rumpfes bis zu der Gegend, wo
der Lichtbogen sitzt. Oberhalb der Einsatz-
öffnungen für die beiden Elektroden zeigt der
Körper die Gestalt eines liegenden Halb-
zylinders mit zu den Magnetkernen parallel
gerichteter Achse. Da dieser obere Teil dem
ganzen von dem Lichtbogen herrübrenden
Wärmeanprall ausgesetzt ist, wurde er doppel-
wandig mit zwischenliegender Wasserzirku-
lation hergestellt. -
Die beiden Elektroden treten unter einem
Winkel von 45° gegen die Wagerechte in die
Kammer, so daß sie selbst einen Winkel von
Beide Elektroden
werden durch einen kleinen Motor mit einer
' Geschwindigkeit von 3 bis 4 Umdrehungen
in der Minute gedreht. Neuerdings soll auch
diese Kupferelektrode durch. eine Kohlen-
. elektrode ersetzt werden.
Zu beiden Seiten der Flammenkammer
sind die in einer Achse liegenden Magnetkerne
angesetzt, welche im Innern der Kammer bis
dicht an den Lichtbogen heranreichen. Das
von Pol zu Pol übertretende Kraftfeld ist so
eingeriehtet, daß der Lichtbogen nach oben
"abgelenkt wird. Da die Magnetkerne an sich
schon ein ansehnliches Gewicht besitzen und
außerdem noch die Erregerspulen zu tragen
haben, sind sie an dem der Kammer abge-
legenen Ende noch durch eiserne Stützen
getragen, welche gleichzeitig die Aufgaben
haben, als Kraftlinienweg zu dienen. Den
gleichen Zweck erfüllt-auch die Fundament-.
latte, so daß der eisenerfüllte Weg bis auf
die Liehtbogenstrecke ein vollständiger ist.
Kraftlinienfeldes ge-
durch den Speisestrom
des Lichtbogens, indem der Strom in jedem
Zweig vor Erreichung der Elektrode erst die
Magnetspulen durchfließt. Es kann außerdem
noch durch 6 Kupferbandspulen verstärkt
welche dicht neben der Kammer
Die Erregung des
wird von zwei im Keller-
entilätoren Luft in senk-
# en
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920. Heft 35.
887
bares
erlaubt
Ei
noch Bitterfeld
nach Berlin
.—-
!
h=
nach Piesterit:
!
!
!
#
&
die Ei
es,
=)
—
rechten Röhren nach oben geführt und durch
ulengruppen hindurchgetrieben. ß
er die sonstigen Hilfsapparate. wie z.B.
Vorschalt-Widerstände, Drosselspulen, Block-
relais, Sendespulen, Tastrelais,,. selbstanzeigen-
der Wellenmesser,
darf auf die Ausführungen in meiner eingangs
genannten Abhandlung hingewiesen werden.
‚ Hinsiehtlich der drahtlosen Telephonie
mit Hilfe des Poulsengenerators, über die dem-
nächst von anderer Seite ausführlich an dieser
Stelle berichtet werden wird, sei nur soviel
bemerkt, daß es der Firma C. Lorenz A. G.
inzwischen gelungen ist, mit ihrer neuesten
Telephonieanordnung ein praktisch gut brauch-
drahtloses i
stationen zu ermöglichen; die bisherige Mei-
nung, das Lichtbogensystem sei für Tele-
phonie mit größeren
eignet, ist durch die
widerlegt worden.
auch mit großen Antennenleistungen mit dem
; Liehtbogensender
triebssicher zu telephonieren. Das neue System
Schwingungsprüfer usw.
Fernsprechen für Groß-
eistungen weniy ge-
weitere Entwicklung »
Es ist heute möglich,
be-
ohne Schwierigkeit
mit einem einzelnen einfachen
n
Mikrophon durch eine besondereBeeinflussungs-
schaltung die Sprachschwingungen auf An-
engen zu übertragen, deren Größe
praktisch unb
eschränkt ist. Die Sprache
6000 Vol Hil}s-
sarımelschienen
72000 7500
ni ai
Iransformatorenfeld
— 20900 -
EITTHWMINTTITTT 202 Ba | 777
|
|
|
|
| s
| m
S
| S
Ss
Q
S
S
700 830
A >)
o) \o) JE
80.000 Voltonlage
ARRSIEE
x
x
Arms mr er in
!
M NN Na
DSL 1 RISSRSN on KASSTTÄSSSISCIIIIIIIIURÜ IÜÜNONTRNE NUN am N
N P
Im gperater N Verbindungsgang l
raum N
wird auch bei” diesen großen Leistungen un-
verzerrt wiedergegeben. Bei dieser neuen
Telephonieanordnung können auch die neu-
zeitlichen Empfangsapparate mit Audion für
den Empfang ohne weiteres verwandt werden.
Die Wellenschwankungen sind so gering, daß
eine Schwierigkeit bei Benutzung der Audion-
empfänger nicht eintritt.
H. Thurn.
Die elektrischen Einrichtungen des Kraft-
werkes Golpa.
Von Heinrich Probst, Berlin.
(Schluß von S. 667.)
Die Anordnung der Schaltanlage.
Der einfache Aufbau der vorhin be-
schriebenen elektrischen Teile hatte zur Folge,
daß auf dem Grundstück des Kraftwerkes die
Schaltanlage am wenigsten in die Erschei-
nung tritt.
Die im Schaltbild dargestellten Apparate
verteilen sich in der Hauptsache auf 3-Räume
Im ersten Raum, und zwar im Maschinenhaus!
keller, sitzen die Stromwandler für die 6000 V-
Seite, die Reaktanzspulen, Meßtransformato-
ren, Kabelendverschlüsse und die Ölschal-
ter für die Pumpenmotore. Den zweiten
Raum bildet ein Anbau an der Kopfseito des
Maschinenhauses, der die Bedienungstafel, die
Batterie, die Ladeumformer‘und die 6000 V-
Schaltanlage mit den Stationstransformatoren
enthält. Der dritte, weitaus größte Raum be-
steht aus einem Gebäude von 100 m Länge,
das aus örtlichen Gründen senkrecht und nicht
parallel zur Längsachse des Maschinenhauses
errichtet und mit ihm durch eine Brücke ver-
bunden ist. Dieser Raum enthält die 22 000
kVA-Transformatoren und die Schaltapparate
der 80 000 bzw. 110 000 V-Seite (Abb. 5).
SSSSSSSSSEIIIIIIIIINTXUIIIICCCNN JJLLKIJKIL IL LLNLLXLLIL.I— TG
EZ.
8 80 000- bzw. 110 000-V-Schalthauses.
688
In den oben erwähnten drei Räumen sind
die Leitungen und Apparate in der folgenden
Weise untergebracht. Im Keller des Maschinen-
hauses führen die von den Klemmen der
Generatoren abzweigenden blank verlegten
Leitungen über Stromwandler und Reaktanz-
spulen zu einem kleinen Anbau im Filterhaus,
der die Spannungstransformatoren für die
Meßinstrumente, den Schnellregler und die
Endverschlüsse für die Maschinenkabel ent-
hält. Auf der einen Seite des Turbinenfunda-
mentes stehen die oben erwähnten Reaktanz-
spulen, auf der anderen der für eine elektrische
Fernsteuerung eingerichtete Ma netregulator.
Auf dem Maschinenhausflur befindet sich neben
jeder Turbine eine Säule mit einer optisch- |
Reparaturraum gebracht werden. _ Die Öl-
schalterkästen sind im Gegensatz zu der Lauch-
hammeranlage fest mit dem Deckel ver-
schraubt und nicht zum Herablassen in der
Kammer eingerichtet, jedoch ermöglichen die
Pransportrollen eine leichte Montage und
Demontage und damit. auch eine leichte Kon-
trolle der inneren Teile des Ölschalters (Abb. 7).
Die Ölschalter unterbrechen jede Phase an 2
Stellen innerhalb sogenannter Löschkammern,
und trotz zahlreicher durch äußere Ursachen
nieht weit vom Kraftwerk in den Freileitungen
entstandener Kurzschlüsse hat in einer Be-
triebszeit von 5 Jahren nicht eine einzige
Löschkammer auch bei Einschaltung auf be-
stehende Kurzschlüsse versagt.
EN
.so.o..uees®e® So
Abb. 6. Tafel mit Meßgeräten und Schaltpulte
akustischen Vorrichtung,”die eine Verständi-
gung zwischen Turbinenwärter und Schalt-
hauswärter ermöglicht. Außerdem trägt die
Säule ein Wattmeter, welches dem Turbinen-
wärter die Belastung des Generators jederzeit
kenntlich macht.
Die 6000 und 500 V-Ölschalter sind im
Erdgeschoß, die zugehörigen Sammelschienen
in dem _darüberliegenden % Zwischengeschoß
des oben erwähnten Anbaus untergebracht.
Auch die Ladeumformer und die 220 V-
Batterie für die Betätigung der Schalt-
apparate und für die Notbeleuchtung sind
im Zwischengeschoß aufgestellt. Auf Ma-
schinenhausflurhöhe stehen die Meßinstru-
mententafeln, Schaltpulte, Relais, Zähler-
tafeln und die Batterie- und Umformertafeln.
Auf den in halbrunder Form aufgestellten
Generatorfeldern sitzen nur die 'Meßinstru-
mente, während die’zugehörigen BEbBUBEOE
schalter und die Signalvorrichtungen für die
Betätigung der. Schaltapparate auf einem
Schaltpult untergebracht sind, das in einem
Abstand von einem Meter vor der’ Meßinstru-
mententafel steht (Abb.'6). Senkrecht zur letz-
teren sind die Felder für die Synchronisierappa-
rate und für/die Schnellregler aufgetellt. Infolge
der räumlichen Entfernung der Schnellregler
von den Schaltpulten wird der Schalttafel-
wärter nach dem Vorschlage von Jackwirth
durch eine auf dem Schaltpult montierte
Signallampe über den jeweiligen Betriebs-
zustand des Schnellreglers informiert. Der
Schalttafelwärter braucht auf diese Weise
nicht unnötig hin und her zu laufen, denn die
Ein- und Ausschaltung des Tirrillreglers kann
vom: Schaltpultfeld aus erfolgen. Die mittel-
bar beleuchtete Betätigungstafel ist durch
eine Glaswand vom Maschinensaal abgetrennt,
damit der Schalttafelwärter durch das Ge-
räusch der Maschinen nicht gestört wird. In
dem Betätigungsraum sind außerdem noch
die für eine gegenseitige leichte Verständigung
erforderlichen Fernsprecherzellen unterge-
bracht. Hinter der Meßinstrumententafel be-
findet sich ein Raum mit. den Batterie-,
Zähler-, Relais--und Umformerschalttafeln und
den registrierenden Instrumenten.
Däs zweistöckige Hauptschaltgebäude ent-
hält im Erdgeschoß die 80 000 bzw. 110 000 V-
Ölschalter, deren Anordnung in Golpa inso-
fern eigenartig und neu ist, als die Türen der
Ölschalterkammern nach dem Freien in einen
Gang führen. Von hier. aus können die Öl-
schalter mittels Transportwagen in einen an
der freien Stirnseite des Schalthauses liegenden
In dem Gang, in dem im Erdgeschoß die
Ferntriebe der Ölschalter untergebracht sind,
befinden sich an der Decke die Camposdrossel-
Abb. 8. Rückseite der Ölschalterkammern und Einführung der 110 kV-Freileitungen in das Schalthaus-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heit 35.
2. September 1920.
spulen. Kanäle im Fußboden nehmen die zu!
Bedienungstafel ' führenden Betätigungslei-
tungen auf.
In den Transformatorenkammern befin-
den sich die Strom- und Spannungstransfor-
matoren für die 80 000 bzw. 110 000 V-Seite
Auch die Petersen-Erdschlußspulen der 80 000
in den Transformatorkammern
Die Erdschlußspulen
V-Seite sind
untergebracht. der
Abb. 7. Dreipolige Ölschalterkammer, 110 000.:V.
(Im Vordergrund die aufgeklappten Türen.)
110 000 V-Seite sind dagegen zusammen mit,
den erforderlichen Trennschaltern ‚in einer
besonderen Kämmer. aufgestellt. In einem
kleinen Aufbau oberhalb der Transformator-
kammern sind die 6000 V-Hilfssammelschienen
mit den erforderlichen Trennschaltern und
Ausdehnungsstücken montiert.
Das Obergeschoß des Schalthauses ent-
hält die Doppelsammelschienen der 80 000
bzw. 110 000 V-Seite sowie die erforderlichen
dreipoligen Trennschalter. Von diesem Raum
führen auch die Fernleitungen über Trenn-
und Erdungsschalter ins Freie (Abb. 8). Die
Durchführungsisolatoren der Freileitungen sind
durch einen kleinen Vorbau gegen atmos hä-
rische Einflüsse geschützt und von einer ale-
rie aus leicht zugänglich.
52% Sämtliche Stützisolatoren der 80 000 V-
Anlage bestehen noch aus Porzellan, die der
Trennschalter und Sammelschienen der 110000
V-Anlage sind aus Geax hergestellt (Abb. 9).
Die,Porzellanisolatoren haben zwar zu Störun-
gen keinen Anlaß gegeben, Geax-Isolatoren sind
jedoch mechanisch widerstandsfähiger und
2. September 1920.
Abb. 9. 110000 .V-Sammelschienenraum mit Geax-Isolatoren für Trennschalter.
y und Sammelschienen..
daher besonders für Trennschalter geeignet.
Die Geax-Isolatoren haben sieh bisher gut
bewährt, obgleich sie teilweise in ungeheizten
Räumen stehen und somit starken Tempera-
turschwankungen ausgesetzt sind (Abb. 10).
_ Abb. 10. Trennschalter mit Geax-Isolatoren.
Die Transformatorenanlage für 80 000 V
und 110000 V.
Die auf der einen Längsseite des Schalt- |
hauses in feuersicheren Kammern aufgestellten
Transformatoren können über eine Dreh-
‘scheibe entweder in den Reparaturraum des
Maschinenhauses oder aber auf das Bahn-
anschlußgleis geschafft werden.
Jeder Transformator hat eine Leistung
von 22 000.kVA und bei Dreieck-Sternschal-
tung ein Übersetzungsverhältnis von 6300/
84 200 V bzw. 6300/110 000 V. Die aus senk-
rechten runden Schenkeln bestehenden Kern-
transformatoren haben doppeltkonzentrische
Wieklungen und ihre Spulen sind durch be-
sondere Formstücke druckfrei gelagert und
voneinander isoliert. Dadurch wird die Un-
‘ veränderlichkeit ihrer Lage und eine sehr gute
Festigkeit gegen Kurzschlüsse erzielt. Ein be-
triebsfertiger Transformator wiegt einschließ-
lich Ölfüllung 73t, hat eine Grundfläche von
4150 x 1660 mm und ist bis zur Spitze der Isola-
toren 6000 mm hoch (Abb. 11). Trotz dieser
Höhe konnten die Transformatoren mit Ol ge-
füllt auf einem Sonderwagen an ihren Aufstel-
lungsort gebracht werden, zwar nicht in ihrem
eigenen Ölgefäß, sondern in einem besonderen
Hilfskasten. Die Ölkästen
sind so kräftig versteift,
daß die Transformatoren
an Ort und Stelle voll
evakuiert werden können.
Die Transformatoren wer-
den nur mit gefiltertem
Öl gefüllt. Eine Ölkoch-
vorrichtung ist also nicht
vorhanden. Die Verlust-
wärme wird außerhalb der
Transformatoren durch
besondere Schlangen von
220 m? Kühlfläche, die
in gemauerten Behäl-
tern von rd 24 m? In-
halt in einem Wasser-
bade ruhen, abgeführt.
Diese Behälter sind zwi-
schen je zwei Transforma- |
689
warmen Öles abhängt, sind weitgehende Vor-
sichtsmaßregeln durch den Einbau einer Signal-
anlage getroffen, um Unregelmäßigkeiten so-
fort feststellen zu können. Jeder Transfor-
mator hat ein im Schaltraun des Maschinen-
hauses untergebrachtes, Fernthermometer.
Außerdem sind. in die Ölumwälzleitung eine
Rückschlagklappe und ein Kontaktthermo-
meter eingebaut, die bei gestörtem Ölumlauf
oder bei Überschreiten der Höchsttemperatur
auf der Schalttafel im Maschinenhaus eine
Huppe und eine Lampe einschalten.
Die Bedienung der eben erwähnten Signal-
anlage ist sehr einfach. Gleichzeitig mit dem
Ertönen der Huppe erscheint die Signalscheibe
am Relais. Die Huppe wird durch Nieder-
drücken des Druckknopfes wieder ausge-
schaltet. Nachdem dann der Transformator
in Ordnung gebracht wurde, schaltet sich die
Signalanlage selbsttätig wieder ein.
torkammern im Freien untergebracht, und
daneben in, einem abgeschlossenen Raum
stehen die Ölumwälzpumpen. Jeder Trans-
formator hat eine besondere Pumpe, die das
Öl durch die Schlange drückt. Eine ausge-
a
Abb. 11., Transformator 22000 kVA, 6300/1100000 V.
mauerte Grube unter jedem Transformator?|
fängt das Öl auf, wenn ein Transformator-
kasten undicht wird, und leitet es in einen
Sehmutzölbehälter. In diesen Behälter wer-
den auch die Transformatoren bei Feuersge-
fahr durch’ Schieber, die vom Hof aus geöffnet
- werden, entleert.
Wenn ein Transformator, nach einer Re-
paratur oder dgl. wieder mit Öl gefüllt werden
soll, wird er durch einen mit Preßluft be-
triebenen Strahlsauger evakuiert. Gleichzeitig
wird das Öl durch Kurzschließen der Trans-
RR erwärmt. Da die Sicher-
heit-des ganzen Betriebes in hohem Maße vom
ordnungsmäßigen Arbeiten der Ölumwälz-
pumpen und- von der guten Abkühlung des
Abb. 12. Freileitungen 80000/110000 V.
Gegen Brandgefahr wurden umfassende
Maßregeln getroffen. Die Transformatoren
stehen in gemauerten, feuerfesten Zellen, deren
eiserne Türen unmittelbar ins Freie führen.
Auch der Einbau besonderer selbsttätiger
Feuerlöscheinriehtungen war vorgesehen. T
gelangte jedoch nicht zur Ausführung, weil
sich inzwischen bei anderen Anlagen ihr Wert
als zweifelhaft herausgestellt hatte. Sie setzen
nämlich voraus, daß die Türen der Trans-
formatorkammern bei einem Brande dicht
schließen. Dies ist indes, wie ich bereits in
meiner Rundschau in der „ETZ‘ erwähnte,
nicht der Fall, weil die Türen fast stets im
Augenblick des Entstehens eines Brandes so
heftig aufgeschleudert werden, daß sie sich
gänzlich verbiegen und in ihre ursprüngliche
Lage nicht mehr zurückkehren.
Die Fernleitung.
Die Gesamtlänge der Leitung. vom Kraft-
werk Zschornewitz bis zudem neben dem
Kraftwerk Rummelsburg der Städtischen
Elektrizitätswerke Berlin errichteten Trans-
formatorenwerk beträgt 128,7 km. Die Lei-
tung benutzt bis nördlich der Elbe das. im
Jahre 1915 errichtete zweite Gestänge der
80 000 V-Übertragung nach den Reichsstick-
stoffwerken in Piesteritz, auf dem seinerzeit
nur ein Stromkreis, u. zw. der dritte, angebracht
worden war (Abb. 12). Während die nach Pieste-
ritz führenden 25 km langen Leitungen aus
. Kupferseil von 70 mm? bestehen, wurde die
gesamte 100 000 V-Leitung aus Aluminium-
seil mit einem Querschnitt von 120 mm? aus-
geführt. Nur an der Elbekreuzung und an den
anschließenden Spannfeldern sind die schon
beim ersten Ausbau mitverlegten Leitungen
aus Bronze- bzw. Kupferseil geblieben.
Die Maste der Strecke Zschornewitz—
Piesteritz haben im allgemeinen einen Höchst-
abstand von 200 m, der im Überschwemmungs-
ebiet der Elbe auf 300 m erhöht wurde. Die
net der Elbkreuzung beträgt 295 m,
die der Spreekreuzung 211 m.. Die Spann-
weite der Übertragung Piesteritz— Berlin ist
im allgemeinen 250 m. Um bei diesem Mast-
abstand keinen übermäßig großen Durch-
hang zu bekommen, wurden die Vorschriften
des schweizerischen elektrotechnischen Ver-
'eins zugelassen, die bei 30° C ohne Zusatzlast
eine fünffache Sicherheit verlangen, und noch
über die während des Krieges für Aliminium-
690
seil’ zugelassene- Höchstbeanspruchung ‚von
8 kg/mm? hinausgehen. Dies entspricht — bei
5° C und der den deutschen Freileitungs-
normalien entsprechenden Zusatzlast — einer
Beanspruchung von 9,3 kg/mm?. .Der größte
Durchhang: bei 250 m Spannweite ist 8,8 m,
die Masthöhe ‚über Erde 25 m.
Die in: Abständen von rd 2,5 km ange-
ordneten Abspannmaste können zwei Drittel
des einseitigen Leitungszuges aufnehmen, Als
Isolatoren wurden Hewlettisolatoren und
Kappenisolatoren verwendet.
Die Ketten der Tragmasten haben je
6 Hängeisolatoren, die der Abspannmaste je
8 Abspannisolatoren. ‘Die Hewlettisolatoren
einer Kette sind durch Seilschlingen aus ver-
zinktem Eisenseil mit Spezialverbindern, die
einen einfachen und schnellen Zusammenbau
ermöglichen, zusammengeschlossen. Lediglich
auf dem letzten rd 2 km langen Teil der Fern-
leitung Zschornewitz—Bitterfeld, mit einer Ge-
samtlänge von 15,4 km, haben die Ketten
8 Hängeisolatoren bzw. 10 Abspannisolatoren
erhalten zur größeren Sicherheit gegen den
Einfluß: der Säuredämpfe aus den naheliegen-
den chemischen Fabriken. Der Leiterabstand
beträgt ° 3250 mm, die kürzeste Entfernung
wischen den beiden Leitungssystemen
5904 mm, der Mindestabstand der strom-
führenden Leitungen vom Erdboden ist im
freien Felde 6 m, über Straßen und Fahrwegen
7 m. Sämtliche Kreuzungen von Bahnen und
Reiehsposthauptleitungen haben bruchsichere
Aufhängung. der Hochspannungsleitungen
durch “ Doppelspannketten; . untergeordnete
Postleitungen und: Fernsprechanschlüsse wur-
den an den Kreuzungen verkabelt.
Die Fernübertragung Zschornewitz—Bitter-
feld hat nur 1 Stromkreis (3 Leitungen) und
nur 1 Erdungsseil, ist aber im übrigen ebenso
ausgeführt, wie die nach Berlin,
Die Maste wurden von vornherein für
die Anbringung von ‘2 Stromkreisen einge-
richtet, doch wurde zunächst nur ein Kreis
verlegt. Um beim Anbringen des zweiten
Systems Jie gegenseitige Beeinflussung zu
vermeiden, wurden die Leitungen nach einer
Vereinbarung mit dem Reichspostamt drei-
malig verdrillt. Hierfür wurde .die Leitung
Piesteritz-Berlin in 9 annähernd gleiche
Strecken unterteilt, an deren Enden Maste mit
besonders für die Verdrillung ‚ausgebildeten
Querarmen stehen.
2. Ordentliche Mitgliederversammlung
des Zentralverbandes der deutschen elektro-
‚technischen Industrie
am 24. VI. 1920 zu Berlin‘),
Der Vorsitzende, Herr €. F. v. Siemens, ge-
denkt zunächst zweier dem Zentralverband (ZV)
durch den Tod entrissener Mitglieder, Prof.
Raps und Direktor Kerst, ferner dreier
Männer, die ihre ganze Lebensarbeit für die
Entwicklung der Elektrotechnik eingesetzt
haben, Prof. Hartmann, Baurat Dihlmann
und Wilhelm v. Siemens. Er begrüßt sodann
die zahlreich erschienenen Mitglieder, die Ver-
treter der Behörden sowie die der befreundeten
« Verbände und leitet die Tagesordnung mit
folgenden Worten ein: Wir treffen uns in einer
schweren Zeit, jain einer schweren Stunde. Wir
‘stehen am Anfang einer Wirtsch aftskrisis,
‚an.der das Reich für lange Zeit zugrunde gehen
kann, Da heißt es, in allererster Linie das End-
zielim Auge zu behalten, die Erhaltung unserer
Wirtschaft, die die Grundlage für unser ganzes
staatliches Leben ist. Wenn wir aber das er-
reichen wollen, dann müssen wir die eigenen
kleineren Wünsehe und Interessen des Tages
‘vor den großen Aufgaben zurückstellen. Wir
müssen uns klar darüber sein, daß das Wohl
eines jeden Gliedes abhängig ist von dem Wohl
des: ganzen Körpers. Ich hoffe, daß dieser
Geist auch unsere Verhandlungen beseelen
wird. ; EHER
Allgemeiner Geschäftsbericht.
Herr v. Raumer: Die Entwicklung unseres
ZV.hat weiter erfreuliche Fortschritte gemacht.
‘Unser Mitgliederstand war am 31. XII. 1918
287, am 31. XII..1919 340 und ist jetzt 388.
“Hiervon sind 72 Firmen mit weniger als 30 An-
gestellten, die übrigen 316 Firmen beschäftigen
"336 000 Arbeiter und Angestellte, eine Zahl,
. "die insofern nicht uninteressant ist, weil sie
‘zeigt, daß bei der. wesentlich geminderten
Produktion die Zahl der Arbeiter und Ange-
“stellten in den Betrieben erheblich zugenommen
hat. Rt ;
“ Unser ZV hat auch den Verhältnissen
Rechnung getragen, ‚die sich in den besetzten
.. Gebieten ergeben. „Die Firmen im ‚besetzten
1) Teilweise gekürzter Bericht.
. sämtliche Mitglieder interessierende Frage wird
-Elektrotechnische Zeitschrift,
Gebiet haben sich zu einer „Rheinischen
Gruppe der -Elektroteehnik“ zusammen-
geschlossen. Das ist aber keine Sonderbe--
strebung, sondern nur eine Vereinigung zur
Vertretung der dortigen, von hieraus nicht
wägbaren Interessen. Die Mitglieder dieser
Vereinigung sind weiter unsere Mitglieder, und
wir stehen mit ihnen in derselben Fühlung-
wie mit allen andern. ; BT
Wir haben versucht, in diesem Jahre den
Ausbau unserer jungen Organisation
zu erweitern, und wir haben zunächst eine
Stelle gegründet, die eine wesentliche Lücke
in unserem Verbandsleben ausfüllen soll. Sie
hat den Titel Normenstelle bekommen.
An der Spitze dieser Normenstelle steht Herr
Dr. Adler. Die Jahresversammlung des VDE
vom. Jahre 1919 hat eine Neuorganisation
seiner Kommissionen vorgenommen und einen
technischen Hauptausschuß gebildet, der dazu
dienen sollte, die gesamten Fragen von einem
größeren Standpunkte aus zusammenzufassen,
das Parallelarbeiten der einzelnen Kom-
missionen zu ermöglichen. In diesem Haupt-
ausschuß sind unsererseits die Herren Direktor
Hissink, Baurat Meyer und Dr. Adler,
Wir waren nun zweckmäßigerweise gezwungen,
eine Parallelorganisation für die Vorarbeiten -
zu schaffen, die uns vom Verbande überwiesen
werden. Dazu ist die Normenstelle geschaffen
worden und ein Normenausschuß. Aber
der Zweck dieser Normenstelle geht über ihren
Namen hinaus. Sie soll nicht nur Einfluß
nehmen auf die deutschen Vereinheitlichungs-
bestrebungen, sondern sie soll uns auch mit
den internationalen Bestrebungen auf diesem
Gebiete in Verbindung halten. Sie soll die
Fühlung aufnehmen und aufrechterhalten mit
den technischen und wirtschaftlichen _Be-
strebungen im Auslande. Sie soll weiter dem
technischen Zeitschriftenwesen ihre Aufmerk-
samkeit widmen, sich auch z. B. an den redak-
tionellen Arbeiten der „ETZ‘“ beteiligen. Sie
soll sich weiter mit allen denjenigen Aufgaben
beschäftigen, die uns auf dem Gebiete der
Forschung: obliegen, Aufgaben, die wir ja, je
mehr wir auf. Qualitätswirtschaft angewiesen
sind, um so weniger vernachlässigen dürfen.
So steht z. B. z. Zt.\ zur Erörterung die
Schaffung eines liehtteehnischen Institutes.
Weiter kommen Fragen zur Erörterung wie
die der Forschung auf dem Gebiete der Isolier-
stoffe. Hier liegt ein ganz großes Feld der. Be-
tätigungfürdenZV. Ichmöchteauchnoch aufdie
Aufgaben hinweisen, die uns auf dem Gebiete
der fachlichen Fortbildung von Ingenieuren und
Arbeitern obliegen, in der Praktikantenaus-
bildung usw. Hier wird sich ein ganz neues,
großes Betätigungsgebiet des ZV entfalten,
und ich setze auf‘ diese Abteilung große
Hoffnungen. ;
Wir haben — das möchte ich in diesem Zu-
sammenhange erwähnen — uns als ZV an
einer Schöpfung ‘des VDE beteiligt, an der
Prüfstelle. Diese Prüfstelle soll die ihr vor-
gelegten elektrotechnischen Erzeugnisse, mit
denen in erster Linie der Laie zu tun hat,
daraufhin prüfen, ob sie den Normen des Ver-,
bandes entsprechen. Es soll sich diese Prüfung
zunächst erstrecken auf Koch- und Heiz-
apparate, Auf Klingeln,. Transformatoren und
Installationsgegenstände. Wir werden uns an
den erstmaligen Kosten der Prüfstelle mit
einem einmaligen Beitrage von 30 000 M be-
teiligen.
Eine weitere Aufgabe, die der ZV sich
stellte, war die Frage der Vertretung un-
serer Interessen beim Wiederaufbau.
Ein entsprechendes Referat über diese sicher
Herr Dipl.-Sng. Busse halten. Er ist dazu
berufen, die Wiederaufbaustelle zu leiten,
also unsere Mitglieder in allen Fragen, die
irgendwie mit dem Wiederaufbau oder mit dem
Verkehr mit der Entente zu tun haben, zu
beraten, Diese Wiederaufbaustelle wird in
engster Fühlung auch mit unserer Preisstelle
arbeiten. FI
Im vorigen Jähre gehörte zu den dem ZV
affilierten Organisationen noch die Zentral-
stelle für die Ausfuhrbewilligung. sie
ist jetzt vollkommen vom Verbande losgelöst,
nachdem im. Januar
in eine Außenhandelsstelle umgewandelt wor-
den ist. Die Personalunion war in. gewissem
Umfange dadurch hergestellt, daß ich Reichs-
bevollmächtigter dieser Außenhandelsstelle bin.
Diese Außenhandelsstelle arbeitet in engster
Fühlung mit unserer Industrie, und diese enge
Fühlungnahme hat nach meinem Eindruck‘
bewirkt, daß der Bureaukratismus, der ‚sich
in einer ganzen Reihe von Außenhandels-
stellen unangenehm bemerkbar macht, voll-.
kommen vermieden ‘worden ist. Wir arbeiten
.mit dem dritten, z. T. mit dem sechsten Teil
-der Kräfte anderer Außenhandelsstellen. Ich
glaube, daß unser System, das sich wie das
RL 2 FE? eS er
1920. Heit 35.
‘glaube auch, daß, wenn alle Außenhandels-
| viele Klagen nicht gekommen sein würden.
"In Beginn d.‘J. ist dazugekommen die Ver-
d. J. diese Zentralstelle .
2. September 1920.
System des ganzen ZV auf der Nutzbarmachung
‘der in der Industrie selbst tätigen Kräfte auf-
‘baut, sich durchaus bewährt hat, und ich
stellen nach diesem System gearbeitet hätten,
Die Rohstoffbesehaffung war in dem
vorigen Geschäftsjahr noch ein Gegenstand
sehr ernster Tätigkeit unseres ZV.. Im Sep-
"tember 1919 ist aber die Bewirtschaftung und
die Verteilung von Sparmetallen, die Ver-
teilung von Baumwollgarnen und Baumwoll-
erzeugnissen aufgehoben worden, und die
Tätigkeit unserer Rohstoffstelle erstreckt
sich seit Ende vorigen Jahres nur noch auf
die Verteilung von Leinenzwirn, Flachsgarn,
Kunstseide, Harz und verwandten Produkten.
teilung von Benzin, Benzol, Solventnaphtha,
Paraffin und Cumaronharz. Ich gehe auf diese
Dinge etwas näher ein, weil der ZV genötigt
gewesen ist, zur Erfüllung der besonderen bei
der Paraffin- und rg lese ‘an ihn her-
antretenden Aufgaben eine G. m. b, H. ins
Leben zu rufen. Von der „Rohstoff-Ein-
kauf des Zentralverbandes der deut-
schen elektroteehnischen Industrie G.
m.b. H.“ hat der ZV 9, der Anteile, während
das übrige Zehntel unter vier Firmen verteilt
ist, u. zw. unter solche Firmen, deren Ver-
treter die Arbeit in der Rohstoffstelle wesent-
lich mit erledigen. Geschäftsführer dieser G. m.
b. H. ist Herr Luther. Die Geschäftstätigkeit
dieser Gesellschaft entwickelte sich in den
ersten Monaten sehr rege, ließ dann aber in-
folge des wirtschaftlichen Umschwunges nach.
Immerhin kann man feststellen, daß sie bisher
sehr günstige Abschlüsse tätigen konnte und
in der Lage war, den Firmen Paraffin erheb-
lich billiger als zu den Freihandelspreisen zu-
zuweisen. Auch hier ist die Organisation im
wesentlichen auf der tätigen Mitarbeit der
Vertreter der Firmen aufgebaut, und auch
hier halten wir uns von jedem Bureaukratis-
mus fern. ;
Im Zusammenhang mit dieser Rohstoff-
frage möchte ich einige Worte über die Eisen-
frage sagen, die in dem letzten Jahre unsere
ganze Wirtschaft und damit auch unsere
Preispolitik wesentlich bestimmt hat. Die
Mißstände, die auf diesem Gebiet bestanden
haben, brauche ich nicht zu wiederholen.
Heute haben wir nur zu erörtern, ob das Mittel,
das die Regierung zur Behebung dieses Miß-
standes ergriffen hat, ein taugliches Mittel ist.
Die Regierung hat den Eisenwirtschafts-
bund ins Leben gerufen. Ich möchte hier fest-
stellen, daß die Vertreter unserer Industrie sich
von vornherein auf das entschiedenste gegen
diese Organisation ausgesprochen haben, weil
sie vorausgesagt haben, daß man auf diesem.
Wege jedenfalls nicht das erzielen werde, was
wir brauchen, nämlich Ware, u. zw. Ware
‘zu angemessenen Preisen. Die Entwicklung
hat bewiesen, daß wir recht haben. Was sollte
nun die Aufgabe des Eisenwirtschaftsbundes
sein® Die Festsetzung angemessener Preise
‚und Lieferungsbedingungen, Sicherstellung des
dringenden Inlandbedarfs, Regelung der Ein-
und Ausfuhrfragen und Regelung der Schrott-
wirtschaft. Ja, wie geht es nun in solchem
Wirtschaftsbunde zu? Die Vertretung ist in
(der Weise geregelt, daß 12 Verbraucherunter-
‚nehmer, 6 Handelsunternehmer und 17 Er-
zeugerunternehmer darin sitzen, daneben 35
Arbeitnehmer, die sich in der gleichen Weise
verteilen. Nun haben die bisherigen Sitzungen
eins gezeigt, was auch in den Zeitungen fest-
gestellt ist: die Arbeitnehmer der Erzeuger
sind sehr leicht geneigt, jeder Preiserhöhung
zuzustimmen, weil sie davon eine leichtere
‚Vertretung von Lohnforderungen erwarten,
und die Händler gehen mit den Erzeugen
.Hand in Hand. Das Problem, in heutiger Zeit
Preise durch Mehrheitsbeschlüsse festzustellen,
ist im Eisenwirtschaftsbund ad absurdum ge-
führt. Wie soll man es auch machen? Kann
denn irgend jemand die Verantwortung dafür
übernehmen, die Preise festzustellen, der nicht
die Verantwortung für den Betrieb trägt, der
die Ware herstellt? Infolgedessen ergibt sich
in dem Eisenwirtschaftsbunde das Bild: die
Erzeuger verlangen einen Preis, die Händler
gehen in ihren Interessen vollkommen paralle
mit dem Erzeuger, und der Verbraucher sitzt
.da und ist gar nicht in der Lage zu sagen: ich
halte den und den Preis für angemessen. I
folgedessen kommt bei diesem ganzen Eisen
wirtschaftsbunde nur das heraus, daß d
Preispolitik der Eisenindustrie, die man son
auf dem Wege freier Verhandlungen beein.
flussen und angreifen konnte, jetzt durch
den Beschluß eines behördenartigen Körpers
legitimiert wird. Es ist die Wehrlosmachung
des Verbrauchers. Wir sind der Meinung, daß
in normalen Zeiten die Preisbildung sich durch
diejenigen Momente bestimmt, die, solange di
u "
2. September 1980.
4
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heft 35.
Welt besteht, die Preise bestimmt haben: das
‘ ist.die Konkurrenz mit dem Auslandmarkt.
Tr:
Aber auch in unnormalen Zeiten kann man
nur den Weg der Verständigung beschreiten
und behördlich nur durch die Drosselung der
Ausfuhr einwirken. Wir hatten versucht, diesen
Weg der Verständigung zu beschreiten, waren
auch auf gutem er aber das Reichswirt-
schaftsministerium mußte diesen Wirtschafts-
bund loswerden, konnte nicht warten, und so
waren diese freien Verhandlungen zum Tode
verurteilt. Wir können nur hoffen, daß‘ die
Einsicht von der Zwecklosigkeit solcher Orga-
een bald zu ihrer Aufhebung - führen
wird’
Ich möchte hier noch eine kleine Anmer-
. kung machen. Bei den Verhandlungen über die
Ba SE Sue
Bildung des Eisenwirtschafsbundes im Reichs-
wirtschaftsministerium im April d. J.. wurde
von seiten eines Hauptvertreters der Planwirt-
schaft verlangt, daß nach Bildung des Eisen-
wirtschaftsbundes gleiche Organisationen
für. die Eisen verarbeitenden
strien, also auch für unsere Industrie ge-
schaffen würden, die sich dann vor allem mit
der Festlegung der Preise in einem. Gremium
von Erzeugern, Händlern und Verbrauchern
zu befassen hätte, also eine behördliche Rege-
lung unserer Preisbildung. Jeh möchte bloß
einige Daten für die Öffentlichkeit geben, die
zeigen, wie weltfremd diese Ideen sind. Die
„General Eleetrie Co.‘ hat einmal festgestellt,
daß es etwa 5000 verschiedene Individuen von
Drehstrommotoren gibt, die durch verschie-
dene Kombinationen der Leistung, Spannung,
Umdrehungszahl, Frequenz und mechanischen
Preislisten, und von Siemens-Schuckert (ohne
Siemens & Halske) weiß ich, daß .die Preis-
liste 2100 Seiten umfaßt. Und eine solche
‚spezialisierte Industrie will man in einem
Wirtschaftsbunde zusammenfassen und dort
von Erzeugern, Händlern und Verbrauchern
die Preise bestimmen lassen. Diese Idee ist
nicht nur praktisch unausführbar, sondern
auch im höchsten Grade überheblich, nämlich
insofern, als sie nur von jemandem ausge-
sprochen werden kann, der für sich in An-
spruch nimmt, alle die komplizierten Faktoren
des Wirtschaftslebens umfassend zu beherr-
schen. Das kann kein Mensch. Wenn wir
einen solchen Mann-hätten, so würden wir ja
unser ganzes Wirtschaftsleben ordnen können
‘wie der liebe Gott. Wir müssen aus den Er-
fahrungen der letzten Jahre doch endlich so-
viel gelernt haben, daß wir sehen, wie die Wirt-
schaft an der Organisation zu ersticken droht,
und daß die Organisation des Wirtschafts-
lebens überhaupt eine Arznei darstellt, die nur
bei ganz gewissenhafter Dosierung den Wirt-
schaftskörper nicht tötet. Solche Uberspan-
nungen des Organisationsgedankens ertöten
nur alle gesunden Organisationsbestrebungen,
. die aus der Wirtschaft selbst organisch heraus-
wachsen. .
Es würde verlocken, in diesem Zusammen-
hange noch auf eine Reihe von anderen Wirt-
schaftsfragen einzugehen. Ich möchte mir
das heute aus mehreren Gründen versagen,
und nur noch weniges über die Arbeitsweise
in unserem Verbande ausführen. Unser Ver-
band — das glaube ich ohne Überhebung aus-
sprechen zu können — hat sich von dem Ver-
bandsbureaukratismus vollkommen freigehal-
ten, u. zw. deswegen, weil das Beamtentum in
unserem Verbande nur das Gerüst darstellt,
innerhalb dessen sich die lebendige Arbeit der
Industriellen selbst auswirkt. Ich glaube kaum,
daß es einen zweiten Verband in Deutschland
gibt, in dem das ganze Verbandswesen so auf-
gebaut ist auf die unbedingte Selbstverwal-
tung der Industrie, auf die unbedingte Lösung
aller Fragen nur durch die Sachverständigen-
kreise selbst. Und wenn ich für den Verband
eine Hoffnung aussprechen kann, so ist es die,
daß unser ZV sich von dieser einzigen Grund-
lage gesunder Arbeit, nämlich der wirklich
selbstverwaltenden Arbeit der schaffenden
Kreise, niemals |
hoffe ich für unsern Verband, der ja in
diesen, beiden Jahren einen wirklich außer-
ordentlich erfreulichen Aufschwung genommen
hat, der wirklich eine Zentralorganisation der
gesamten deutschen Elektrotechnik geworden
ist, daß er sich in diesem Sinne weiter entwickelt
und unsere Industrie zusammenhält über
Perioden der Krisen, wie sie uns jetzt drohen.
Die Preisstelle.!) -
. Herr Henrich: Der für die weitere Existenz-
möglichkeit der Elektroindustrie im Vorjahre
unbedingt notwendige Zusammenschluß in
eine Preisstelle hat im letzten Jahre _er-
freuliche Fortschritte gemacht. Die Sonder-
vereinigungen,: Preisverbände, Kartelle der
1) Das Referat ist ausführlich in dem Bericht des
ZzV über die Mitgliedorversammlung wiedergegeben.
Li
Indn:
entfernen möchte. Dann
Elektroindustrie haben sich ihr fast ausnahms-
los. angegliedert, und durch den Beitritt von
weiteren Einzelmitgliedern hat sich die Zahl
der Außenstehenden wesentlich verringert.
Die seit dem 1. I. 1920 erfolgenden Veröffent-
liehungen in verschiedenen elektrotech-
nischen Zeitschriften werden als eine Art
offizieller Preisnotierung der Elektrotechnik
auch von Firmen angesehen, die der Preis-
‚stelle nicht angehören.
. „Der Umfang des zu verarbeitenden Mate-
rials machte die Gründung von ‚„Preis-
gruppen“ erforderlich, die sich zum Teil in
Untergruppen teilten und parallel zu den ver-
schiedenen Verbänden ihre fachlichen Inter-
essen zu vertreten haben.
Die linksrheinischen Firmen, deren vor-
heriger enger Zusammenhalt mit dem ZV
sich durch die mit der feindlichen Besetzung
verbundene Beschränkung in der Freiheit
des Handels und Verkehrs immer mehr lockern
mußte, schlossen sich in der „Rheinischen
Gruppe der Elektrotechnik‘‘ eng zu-
sammen, um gemeinsam über die Maßnahmen
zu beraten, welche sie unter dem Zwange
der Verhältnisse und unter möglichster Ein-
haltung der dem ZV und der Preisstelle gegen-
über bestehenden Verpflichtungen ergreifen
mußten.
‘ Die Preisstelle hat diese erfreuliche Zu-
nahme an Umfang und Bedeutung zu ver-
zeichnen, obwohl Satzungen immer noch nicht
vorliegen, obwohl die Mitglieder an die ge-
faßten Beschlüsse nur moralisch gebunden
sind, Konventionalstrafen für Übertretungen
und Kündi sfristen für ae ;
Ders netchei Nie ANE hat Stwa)16-Bandas un ündigungsfristen für den Austritt nicht
bestehen. Sie wurde bisher allein durch das
Band.des Vertrauens und des Gemeinsinns
zusammengehalten. Dieses Band. hätte aber
dem wuchtigen Drücken des schweren Wirt-
schaftssturmes unserer Zeit nicht standhalten
können, wenn es nicht geknüpft wäre durch
eine zielbewußte Mäßigung und enge Begren-
zung der verfolgten Preispolitik.
Die Tatsache des Gedeihens einer so lose
aufgebauten Vereinigung während so schwerer
wirtschaftlicher Erschütterungen ist der äußere
Beweis dafür, daß die Preispolitik der Preis-
stelle nur der dringendsten Lebensnotwendig-
keit sämtlicher angeschlossenen Firmen nach-
gekommen ist, und von einer Überschreitung
dieser Grenzen und gar von monopolistischen
ERS EU BSSELÖE NEN gar keine Rede sein
ann.
Niemand konnte bei dem Übergang zu
gleitenden Preisen ahnen, wie wahnwitzig
die Preise steigen und welch enormer Be-
lastungsprobe dieser Gedanke ausgesetzt wer-
den würde. Heute ist aber erwiesen, daß der
gleitende. Abschlußpreis die einzige Möglich-
“keit bot, über die Zeit sprunghafter, von Tag
zu Tag emporschnellender Rohstoffpreise zu
kommen, daß der allmähliche, rechtzeitig be-
gonnene Ausbau dieses Gedankens die elek-
trotechnische Industrie vor so manchen Ge-
waltsprüngen bewahrt hat, wie sie in anderen
Industrien zum Schaden des deutschen An-
sehens vorgekommen sind.
Die abnorme Preissteigerung ist an sich
völlig ungesund. Wenn es die äußeren Ver-
hältnisse gestatten, die Preise abzubauen, so
entspricht das den eigensten langgehegten
Wünschen der Preisstelle. Jegliche‘ Gelegen-
heit dazu wird mit Freude auf der Stelle er-
griffen werden. Schon in früheren Perioden
bestand das/Bestreben, die Preise über längere
Zeiträume hinaus konstant zu halten, der
Zwang der äußeren Verhältnisse ließ es aber
immer wieder zu einer Preissteigerung kommen.
Auch in jüngster. Zeit sind in Vorahnung des
- Kulminationspunktes der Preisentwicklung die
Preise seit März konstant gehalten worden,
obgleich die übrigen Industrien ihre Preise seit
dieser Zeit noch in die Höhe schraubten.
Die Preispolitik der Elektrotechnik war
deswegen auch nur wenigen Angriffen ausge-
setzt; bei der Fülle technisch verschieden-
artiger Produkte und der Fülle von Varianten
in der geschäftlichen Behandlung dieser Pro-
dukte mußte naturgemäß eine generelle Be-
handlung in wenigen einzelnen Fällen zu Härten
führen, die aber immer nach Möglichkeit ge-
mildert wurden. Weit entfernt, der Kund-
schaft Vorschriften diktieren. zu wollen, ist
von den friedensmäßigen Geschäftsusancen
nur abgewichen worden, wenn es galt, in
bitterer Notwendigkeit unter dem Druck
äußerer Verhältnisse die Existenzfähigkeit zu
wahren. /
Daß sich die Preisforderungen nur in sehr
mäßigen Grenzen bewegt haben, mögen die
Abbildungen zeigen: ;
Abb. 1 zeigt die Preisänderungen ver-
schiedenster elektrotechnischer Materialien
vom 1. Januar 1919 ab bis in den letzten Monat
hinein, u. zw. auf gleiche Basis umgerechnet
in prozentualen Zuschlägen zum Friedenspreis.
891
Sie enthält die Preisänderungen für Maschinen,
Transformatoren; Telephon- und Telegraphen-
apparate, Zähler, Meßinstrumente und Schalter.
Eingetragen sind die Teuerungszuschläge aus
den Zuschlagslisten. Für Leitungen ist die
hauptsächlich in Frage kommende Leitung
K@GÜ le gewählt. Die Linienzüge zeigen starke
Abweichungen. Je nach den iverschie-
denen Anteilen an'Lohn, Material und
2400
2000
[ransformätoren, |
7600
7400
7200
7000
&00
600
+00
AR
-+ Ag |
"/ elephon und
raphenapkarale
0723 5 6798-90 N BT 23 65
6
7913
Abb. 1- Die Änderung: der Preise
elektrotechnischer Erzeugnisse, dargestellt durch die
Bewegung der prozentualen Teuerungszuschläge.
7920
Unkosten, aus denen sich die ein-
zelnen Selbstkostenpreise zusammen-
setzen, und je nach der verschieden-
artigen Änderung dieser Anteile be-
dingen .sich ganz ' naturgemäß auch
verschiedene Endpreise. Man findet daher
bei Fabrikaten, die mehr Lohn enthalten,
geringere Aufschläge, z. B. bei Meßinstrumenten
und Lampen, deren Preise nur um etwa 700%
gestiegen sind. Damit allein sind jedoch die
starken Divergenzen nicht erklärt; die Kurven
zeigen vielmehr, daß die Preispolitik keine
einheitliche war. Unter dem Druck der Ab-
nehmerkreise blieb die Steigerung verschiedent-
lich ünter der Höhe, die sich durch die Roh-
materialsteigerung- als notwendig ergibt. Be-
sonders deutlich ‚zeigt sich das bei. Schwach-
stromapparaten und Zählern. Als die Preis-
892
stelle die Preissteigerung bei den hauptsäch-
lichsten Fabrikaten einstellte, lagen die Zähler
und Schwachstromapparate so tief unter den
notwendigen Preisen, daß eine Preiserhöhung
nicht aufzuhalten war.
Abb. 2 zeigt, wie die Preisstelle selbst seit
März die Preissteigerung eingestellt hat, wäh-
rend zu gleicher Zeit die Eisenpreise weiter
anzogen, wie aus den Kurven für hochlegierte
3060
tb
7086
GEH SET EISOH RA REITEN)
j 1973 7920
Abb. 2. Steigerung .des Preises elektrischer Maschinen
im4Verhältnis[zum”Anwachsen der/Materialpreise.
Bleche, Stabeisen, Dynamobleche und Band-
eisen zu ersehen ist. Nicht gezeichnet sind die
Preissteigerungen, die für Siemens-Martin-Stahl
bis Juni 4300%, für Stahlguß im Durchschnitt
4000%, für 'Maschinenöl 5660%, für Isolier-
material 4500 bis 5000% und für Jakonet-
band 5350% betrugen. Ferner gingen die
Löhne und Gehälter ebenfalls in die Höhe.
Es fielen nur die von der Valuta unmittelbar
abhängigen Werte, Kupfer, Zink und ‚Blei.
Die Ersparnis an Kosten für Kupfer, Blei und
Zink hat bei weitem die Erhöhung der Eisen-
preise nicht gedeckt. Trotzdem sind die Teue-
rungszuschläge seit März konstant auf 2500%
ehalten worden. Die Preisstelle ist diesen
Weg gegangen in vollem Bewußtsein dessen,
daß er zunächst der Elektroindustrie viele
Millionen Ausfall bringen würde; sie wollte den
Markt beruhigen, ihn vor einemf%Pendeln
Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heit 35.
zwischen Spitzenpreisen und Preisstürzen be-
wahren.
Aus den Kurven geht ferner hervor, daß
die Preissteigerung für sämtliche von der
elektrotechnischen Industrie verarbeiteten
Rohmaterialien während des ganzen Jahres
1919 stets ‘wesentlich höher war als diejenige
für Fertigfabrikate.
Das Auslandgeschäft war besonders
schwierig, der schlechte Stand der Mark
durfte weder zu einem Dumping noch zu
einem Ausverkauf Deutschlands führen; es
wurden also vom Ausland grundsätzlich die
Preise gefordert, diein dem betreffenden Lande
als Marktpreise gelten konnten. Das Ausland-
geschäft hat uns die .allerschwersten Aufgaben
und allergrößten Überraschungen gebracht.
Die vielfachen Sitzungen-der Valutakom-
mission unter Leitung von Herrn Birnholz
geben ein sprechendes Bild.
Herr Ziehl hält es für richtig, zunächst
einmal die Preise festzuhalten und langsam
abzubauen, u. zw. deshalb, weil große, zu
hohen Preisen gekaufte Mengen Material auf
Lager seien; die Mitglieder der Preisstelle
müßten treu zusammenhalten und nicht in
Preisunterbietungeneintreten. In bezugaufeine
Produktionssteigerung lasse sich noch manches
in den Betrieben verbessern. Als Beispiel dafür,
daß die Leistung der Arbeiter ganz ge-
an, daß in seiner Spezialfabrikation von Elek-
tromotoren und Dynamos bis zu 50 kW, die
vor dem Kriege durchschnittlich etwa 300
Maschinen je Monat anfertigte, heute — ohne
nennenswerte Änderungen an den - Konstruk-
tionen und Berechnungen — kaum diese Menge
mit rund der doppelten Arbeiterzahl ‚herge-
stellt werde. Zuzugeben sei, daß die Arbeit jetzt
nicht so glatt vonstatten gehe, weilesan Material
fehle ad dessen Qualität nicht mehr die frühere
sei. Indessen erblicke er den Hauptgrund für
das Nachlassen der Leistung darin, daß nicht
mehr der alte Geist in den Arbeitern stecke;
es werde in den Werkstätten zu viel politisiert.
Von den Betriebsräten habe man eine Besse-
rung erwartet, sei aber bisher sehr enttäuscht
worden. Sie wären berufen, die Produktion
heben zu helfen, doch habe er davon noch
nichts bemerkt. Dagegen müßte infolge der
zahlreichen gesetzlichen Regelungen, die ihrer-
seits wieder umfangreiche Organisationen er-
fordern, sehr viel unnötige Arbeit geleistet
werden, Instanzarbeit, die sich durch die ganze
Fabrik hin übertrage. Daher komme es auch,
daß man, obgleich die Arbeitslöhne nominell
um etwa das Siebenfache gestiegen seien, Te-
lativ genommen, in Wirklichkeit für die Ar-
beitseinheit;etwa das Vierzehnfache der frü-
heren Zeit aufwenden müsse. Diese Leistungs-
minderung verursacht Mangel an. Fertig-
erzeugnissen, und N steigen die
Materialpreise. Hier sei der Hebel anzusetzen,
um die Produktion zu erhöhen, ohne daß der
Stundenverdienst der Arbeiter effektiv her-
untergesetzt zu werden braucht. Natürlich
müßten diese en durch eine Re-
ierung unterstützt werden, die Verständnis
ür den Wirtschaftsaufbau ‚hat, und deren
Glieder in Würdigung der schwierigen Wirt-
schaftskrisis mit tatkräftigem Beispiel vor-
angehen.
Herr Dr. Sarfert weist im Anschluß an
die Ausführungen des Referenten über die
Steigerung der Preise für Dynamobleche bis zu
15 000 M/t darauf hin, daß 15 t dieser Bleche
in geschlossenen Wagen verladen werden und
nur rund 2 m3 beanspruchen, die mithin jetzt
0,225 Mill. M kosten. Dabei sei zu berück-
sichtigen, daß unter der Stanze etwa 40%
abfallen, wofür die Hüttenwerke eine im Ver-
gleich zum Preise der Bleche belanglose Ver-
gütung gewähren. Der Einkaufspreis des
Dynamoblechs für eine elektrische Maschine
betrage somit . ohne irgendwelche Verar-
beitungskosten 25 M/kg, also mehr, als gegen-
wärtig für amerikanische Elektrolytkupfer-
barren bezahlt wird. Es sei daher höchste Zeit,
daß das Grundübel, die übertriebenen Eisen-
preise, schnell und gründlich beseitigt werde.
Herr Dr. EN ae führt als Grund
für die Absatzminderungauch den Umstand an,
daß viele Elektrizitätswerke den Elektro-
installateuren selbst für kleine Motoren der
en Kohlenversorgung wegen die An-
schlußerlaubnis verweigern. ech solche bei
eintretender Erleichterung der Kohlenver-
hohen Preisen ein Absatz erzielen.
Herr Hahnemann ist der Ansicht, dab
die Preisstelle in ihrer Preispolitik nicht allein
von sachlichen Überlegungen der reinen Preis-
festsetzung ausgehen könne, sondern auch
Rücksicht auf die Konsumenten, deren Lage
und Meinung, auf die Lieferanten, im wesent-
lichen diejenigen der Rohstoffe, nehmen
EN re An f
gierungsmaßnahmen.
lediglich die äußeren Vorgänge auf sich wirken
nehmern wie den Lieferanten, den Regierungs-
waltig zurückgegangen sei, führt Herr Ziehl |
sorgung erteilt würde, ließe sich auch mit den.
2. September 1920.
müsse, anderseits auf die Arbeitnehmer und
deren zu erwartende Forderungen, auf die
geringen Verbilligungsaussichten, den Abbau
der Löhne und schließlich auch auf die Re-
Als Wirtschaftler und
Industrielle dürften die Mitglieder des ZV nicht
lassen, sondern sie müßten versuchen, auf die
öffentliche Meinung insofern Einfluß zu neh-
men, daß sie ihr Vorgehen sowohl den Ab-
stellen wie den Arbeitnehmern erklären. Herr
Hahnemann macht daher den Vorschlag, der
Preisstelle eine Publikationskommission bei-
zugeben. Weiter müsse sich die Elektro-
industrie als Wirtschaftskörper dürchsetzen
und erreichen, daß wir in Wirtschaftsfragen
“uch von Wirtschaftlern regiert werden. Seiner
Meinung nach sei die ganze Frage, warum wir
den Krieg bekommen und verloren haben und
uns jetzt in so ernster Lage befinden, dadurch
zu lösen, daß man wieder die Achtung des
fachlichen Könnens in das deutsche Volk trage;
dann werde dieses ganz selbstverständlich von
sich aus verlangen, wo es notwendig ist, von
Wirtschaftlern regiert zu werden. Das sei die
große Aufgabe einer zunächst der Preisstelle
anzugliedernden Publikationsstelle, bezüglich
erer man zu überlegen habe, ob sie nicht eine
selbständige Stellung im ZV einnehmen solle.
Herr Dr. Passavant (Gast) bestätigt, daß
der Anschluß an die Elektrizitätswerke im
Laufe des letzten Viertel- bis halben Jahres
in ganz erschreckender Weise zurückgegangen
sei, u. zw. speziell der von kleineren Abnehmern
sowohl für Licht wie füriKraft; bei ersteren
hauptsächlich deswegen, weil nach einer Ver-
ordnung des
werke zur Beurteilung vorgelegt werden müsse
und abgelehnt werde, wennin den betreffenden
Räumen Gasleitungen vorhanden sind. Dieser
Schutz der Gaswerke habe weder Nutzen für
die Allgemeinheit noch für. die Kohlenwirt-
schaft; wenn in Berlin in einem Jahre
20000 Wohnungsanlagen von 3 bis 4 Zimmern
neu angeschlossen : würden, so bedeute das
nur etwa 2 Mill. kWh Jahresverbrauch ent-
sprechend 3 bis 4000 t Kohlen, die sich aber
leicht ersparen ließen durch Überschalten von
vielleicht 4 bis 5 unrentabel arbeitenden
en Eigenanlagen auf das Leitungsnetz
er Elektrizitätswerke, was vielfach in letzter
Zeit geschehen sei. Es sei überhaupt ein
schwerer Fehler gewesen, daß unsere ganze
Kohlenwirtschaft nicht von vornherein groß-
zügiger gearbeitet, sondern Bean habe, mit
kleinen Mitteln durch Druck auf den kleinen
Abnehmer vorgehen zu müssen, statt große
wirtschaftliche Anlagen unter scharfe Prüfung
zu 'nehmen. Sie habe dabei weiter nichts er-
reicht, als eine Verärgerung in allen Klassen
der Bevölkerung. Herr Dr. Passavant wäre
dem’ ZV dankbar, wenn dieser die Eingabe,
welche die Vereinigung der Elektrizitätswerke
demnächst wieder in der Anschlußfrage an die
maßgebenden Stellen richten werde, mit allen
Kräften unterstützen wollte.
Herr Kräcker hält es ebenfalls für drin-
gend notwendig, daß die Industriellen Ein-
fluß auf die politischen Parteien nehmen,
Werte kennen lerne. Für diese und die indu-
striellen Güter, die wir noch besitzen, hätten die
politisch maßgebenden Kreise nicht das _ge-
bände wie den ZV aufzufordern, den Wert der
Technik und die Zusammenhänge zwischen
Technik und Wirtschaft allen Kreisen immer
wieder vor Augen zu führen. Man könne es
letzten Endes den Arbeitnehmern nicht ver-
denken, daß sie bei der großen Sorge um Leben
und Zukunft sich etwas mehr mit den Be-
trieben, mit den Stätten, die ihr Leben und
das Leben ihrer Familien bedeuten, beschäf-
tigen. Aus diesem rein ethischen Gedanken
heraus sei auch das Betriebsrätegesetz ent-
standen, dessen System man nicht als etwas
Überflüssiges behandeln dürfe. Techniker und
Industrielle müßten für ein enges Zusammen-
arbeiten der Arbeiter und Angestellten mit
den Unternehmern energisch in der Öffentlich-
keit wirken, um dem Schicksal vorzubeugen,
Arbeiterb&wegung der deutschen und auch der
Weltindustrie bereiten könne.
Vorsitzender diese Diskussion mit dem Hin-
weis, daß gerade die leitenden Kräfte des ZV
in vorbildlicher Weise für die Erfüllung der
aus dem Kreise der Mitglieder geäußerten
Wünsche wirken wollen; es wäre anzustreben,
Kenntnissen der Praxis der politischen Arbeit
zur Verfügung stellen.
Reichskohlenkommissars jeder
Lichtanschluß dem Vertrauensmann der Gas-.
damit das Volk endlich den Begriff technischer
ringste Verständnis. Es sei Pflicht, solche Ver- _
das eine einseitig gerichtete Angestellten- und
- Herr Dr. Sieg schließt als stellvertretender
daß auch andere Herren sich ebenso mit ihren
‘ wirtschaftlichen ‚Interessen‘ vertretung haftet
2. September 1920.
Die technischen Arbeiten des Zentral-
verbandes.!)
‚. Herr Dr.-3ng. Adler: Bei der vorjährigen
Mitgliederversammlung stand das Vereinheit-
lichungswesen im Mittelpunkt des Interesses.
Sie erinnern sich gewiß der bemerkenswerten
Vorträge, die die Herren Baurat Meyer,
Hissink und Kubierschky darüber gehal-
ten haben.?)
Das Vereinheitlichungswesen nimmt heute
in den Arbeiten des ZV einen breiten Raum
ein. Einige Fachgruppen beschäftigen sich
selbst mit der Vereinheitlichung, andere
haben besondere Normengruppen oder Normen-
kommissionen gebildet. Insgesamt hat der ZV
heute 17 soleher Kommissionen. Außerdem
arbeiten unsere Mitgliedsfirmen in den vielen
Kommissionen des VDE rege mit und sind auch
an den Arbeiten der zahlreichen Ausschüsse des
Normenausschusses der Deutschen Industrie
(NADI) und anderer Vereinigungen beteiligt.
Dabei ist aber Doppelbearbeitung vermieden.
. Die Vereinheitlichungstätigkeit hat also
einen bedeutenden Umfang erreicht. Das er-
klärt sich aus der Notwendigkeit, das in
sorgloseren Zeiten Versäumte nachzuholen.
.. Der Zweck meines Referats ist die Er-
örterung der Frage: Welches Interesse hat ein
Verband elektrotechnischer Fabriken an der
Behandlung technischer Angelegenheiten, ins-
besondere ein Zentralverband, der alle Zweige
der Elektroindustrie umfaßt? Ich will also
versuchen, das Feld für technische Verbands-
arbeit zu skizzieren und außerdem den Unter-
schied zu zeigen, der zwischen dem Zentral-
verband und den kleineren Sonderverbänden
einzelner Fabrikantengruppen besteht.
Zur Beantwortung dieser Fragen will ich
Ihnen einige allgemeine Gedankengänge ent-
wickeln, die sich aus meiner laufenden Arbeit
ergeben haben. Ich bitte, sie zu prüfen und
durch Anregungen zu erweitern; denn man
kann über so allgemeine Fragen nur dadurch
völlige$Klarheit gewinnen, daß man sie sinn-
fällig macht, indem man sie auf die besonderen
Verhältnisse der einzelnen Zweige unserer
Industrie anwendet und sie für jedes einzelne
Unternehmen stellt. Ich bitte also jeden von
Ihnen, sich zu fragen: Welches Interesse hat
meine Firma daran, daß sich der ZV mit
technischen Arbeiten beschäftigt?
.. Diese Frage scheint mir deshalb der Er-
örterung wert, weil sich unser junger ZV
zunächst nur wirtschaftliche Ziele stellte.
Die Behandlung technisch-kommerzieller
Fragen konnte zurückgestellt werden; für die
Arbeiten technisch-wissenschaftlicher Ziele
stand aber der VDE zur Verfügung, der
im Gegensatz zum ZV kein Verband von
Firmen, sondern eine Berufsvereinigung von
Personen ist.
Daß ein Feld zur technischen Gemein-
schaftsarbeit der Fabriken besteht, zeigt der
Entwicklungsgang der älteren ausländischen
Zentralverbände. Diese sind immer ‚‚tech-
nischer‘‘ geworden und haben dadurch an
Einfluß und Prestige gewonnen. Einer rein
eben — mit Recht oder Unrecht — ein ge-
wisses Odium an. Auch die in der deutschen
Elektroindustrie früher gebildeten Konven-
tionen und Sondervereinigungen haben tech-
nische Kommissionen gebildet.
Diese Entwicklung ist verständlich, wenn
man über die Zwecke der Verbandsbildung
nachdenkt. Der. Industrieverband ist eine
Vereinigung von Fabriken, die sich zusammen-
gefunden haben, um gemeinsam Geschäfts-
politik zu treiben. Das Ziel der Politik ist es,
das Geschäft gesünder und glatter zu machen.
Das soll geschehen, indem einerseits nach
innen Verständigung und Ausgleich herbei-
geführt wird, andererseits durch Schaffung
einer geschlossenen Front nach außen.
Die technischen Arbeiten haben dasselbe
Ziel wie die wirtschaftlichen: Das Geschäft
soll gesünder und bequemer werden. Nur die
Mittel sind andere ; und ebenso, wie wirin der
wirtschaftlichen Geschäftspolitik interne und
externe Angelegenheiten unterscheiden, gibt
es innere und äußere technische Geschäfts-
politik. Es läßt sich ja auch keine scharfe
Grenze. zwischen wirtschaftlichen und tech-
nischen Angelegenheiten ziehen. Meistens
handelt es sich nur um verschiedene Gesichts-
winkel in der Behandlung derselben Angele-
genheiten. ’
Eineinterne Angelegenheit -— der Haupt-
gegenstand der technıschen Verständigung
unter den Fabrikanten — ist die eigentliche
Normung, nämlich die Festlegung. von be-
stimmten Maßen. Die;Normung ist deshalb
eine interne Angelegenheit, weil die Abnehmer
1) ne aus dem der Mitgliederversammlung er-
statteten Bericht.
») Vgl. ETZ 1919 S. 426 und 439ff.
Elektrotechnische Zeitschrift.
lert genießen.
sie allen Normalisierungsbestrebungen volle
scheidet.
1920,
an ihren Einzelheiten kaum interessiert sind,
so stark ihr Wunsch auch ist, daß überhaupt
genormt wird.
Die Abnehmer sind es, die die Vorteile
der Vereinheitlichung sofort und ungeschmä-
Es ist daher erklärlich, daß
Sympathie entgegenbringen; ja, sie ergreifen
sogar die Initiative, wenn — naclı ihrer An-
sicht — die Fabrikanten nicht schnell genug
vorgehen.
Für die Fabrikanten ist die Normalisierung
viel opfervoller; denn jede Umstellung — und
wenn sie nochso zweckmäßig ist — bringt Kosten
und Störungen mit sich, die erst nach längerer
Zeit überwunden werden. Trotzdem ist unsere
Industrie weitsichtig genug, diese Opfer auf
sich zu nehmen, weil ihr daran liegt, gesündere
Verhältnisse vorzubereiten, auch wenn sie erst
nach längerer Zeit hergestellt werden können.
Allerdings zwingen uns die jetzigen widrigen
Zeiten dazu, die Normung mit Vorsicht zu
betreiben. Vorhandenes muß, wenn irgend
möglich, ‘berücksichtigt werden, und lange
Übergangsfristen sind unvermeidlich. Es wäre
unter den jetzigen Verhältnissen unverant-
wortlich, aus wissenschaftlichen oder aus Schön-
Bag liden zu normalisieren.
n der Typung sind die Abnehmer
in viel höherem Grade interessiert als an der
Normung. Denn sie müssen verlangen, daß
die Stufung der Typen und deren Eigenschaften
ihren Bedürfnissen entsprechen und daß auf
bestehende Anlagen genügend Rücksicht ge-
nommen wird.
Es war deshalb zweckmäßig, daß wir von
vornherein in enger Fühlungnahme mit unseren
Abnehmern, d. h. mit den Elektrizitätswerken,
Installateuren, Großkonsumenten und Händ-
lern, gearbeitet haben, umsomehr, als sich in
unserer Industrie Normung und Typung nicht
scharf trennen lassen — wie schon in den vor-
jährigen Vorträgen betont worden ist.
Wenn es sich um Abnehmer außerhalb
der Elektrotechnik handelte, also um die Ma-
schinenfabriken und die Großkonsumenten,
so haben wir die geeignetste Form der Zu-
sammenarbeit von Fall zu Fall gewählt.
Für die Zusammenarbeit mit unseren
Kunden innerhalb der Elektrotechnik haben
wir einen einheitlichen und einfachen Ge-
schäftsgang dadurch geschaffen, daß alle unsere
Arbeiten beim VDE münden und die Normen
durch den NADI verbreitet werden. Durch
das dankenswerte Entgegenkommen aller be-
teiligten Stellen ist eine praktische Zusammen-
afbeit ohneüberflüssige Bureaukratieermöglicht
worden.. Im VDE sind alle Interessentenkreise
vertreten. Das ist ein großer Vorteil; denn
man kann wirkliche Normen nur schaffen,
wenn man alle Interessenten erfaßt., Doppel-
normen sind nicht nur lästig; sie sind sogar
schädlicher als der normungslose Zustand.
Daß wir richtig vorgegangen sind, zeigt
der Vergleich mit anderen Ländern; dort ist
die Normung teils von den Fabrikantenver-
bänden und teils von den Vereinigungen der
Abnehmer ausgegangen. Es kommen Doppel-
normen und Kompetenzstreitigkeiten vor.
Solche sind bei uns dadurch fast völlig ver-
mieden worden, daß wir unsere interne Nor-
mung im Rahmen der VDE-Organisation frei-
willig der Überprüfung durch die ‚Abnehmer
unterworfen haben, ohne allzu ängstlich auf
unser Prestige bedacht zu sein.
Das Hauptgebiet für externe technische
Betätigung bilden die technischen Vorschriften
und Regeln, deren Bearbeitung zwar auch zum
Vereinheitlichungswesen gehört, die aber mit
der Normalisierung nur in losem Zusammen-
hang stehen. Diese Vorschriften sind unsere
technischen Lieferbedingungen. Sie haben
vielleicht eine noch größere Tragweite als
kommerzielle Lieferbedingungen; denn diesen
liegen staatliche Gesetze und allgemein übliche
Handelsusancen zugrunde. Die technischen
Vorschriften aber haben den Charakter von
Gesetzen, die man sich selbst auferlegt hat.
An den ‘technischen Vorschriften und
Regeln sind unsere Abnehmer in hohem Maße
interessiert; denn es handelt sich darum, eine
Abgrenzung zwischen dem Wünschenswerten
und dem Erreichbaren zu finden, die dem je-
weiligen‘Stand der Technik entspricht. Das Vor-
schriftenwesen ist]deshalb beim VDE konzen-
triert, dessen Kommissionen so zusammen-
gesetzt sind, daß sie eine angemessene Ver-
tretung/ aller Interessentenkreise verbürgen.
Das ist eine Einrichtung, die sich seit
Jahren bewährt hat und sich vorteilhaft von
der Organisation in anderen Ländern unter-
Dort ist durch das Fehlen einer mit
genügend Autorität ausgestatteten Zentral-
instanz eine gewisse Zersplitterung eingetreten.
Es ist vorgekommen, daß zwei Sätze von Vor-
schriften entstanden sind, offizielle und Fabri-
kantenvorschriften. Die Industrie mußte daher
Heft 35.
eine Verständigun
Für die Verhandlungen mit der Abnehmer-
schaft ist es natürlich ein Vorteil, sich über das
Maß des Erreichbaren vorher ‘verständigt zu
haben. Aber vor allem handelt es sich darum,
dieses Maß, d. h. das angestrebte Qualitäts-
niveau,
Erfahrungen
haben, wollen sich nicht durch solche herunter-
drücken lassen, die weniger Mühe aufgeweridet
in jedem einzelnen Fall um die Geltung ihrer
Vorschriften kämpfen.
Aber auch bei unserer Organisation bedarf
das Vorschriftenwesen der Ergänzung durch
der Fabrikanten unter sich.
festzustellen. Firmen,
die größere
und Fortschritte
aufzuweisen
haben. Die von den Fabrikantenverbänden
ausgearbeiteten Entwürfe‘ stellen daher das
Höchstmaß dessen dar, was sich bei Serien-
fabrikation mit Sicherheit erreichen läßt.
Das ist eine Beruhigung für die Abnehmer,
die zwar gelegentlich der Aufstellung der Vor-
schriften scharf prüfen werden, ob ihre Be-
dürfnisse angemessene Berücksichtigung ge-
funden haben, die aber das Vertrauen haben
können, daß ihre Erfüllung eine derartige
Qualität der Fabrikation verbürgt, daß im
allgemeinen besondere Vereinbarungen über
flüssig werden.
Vorschriften, die von den Abnehmern
ausgehen ohne genügende Beteiligung der
Fabrikanten, werden leicht zu scharf, indem
Leistungen, die vereinzelt erreicht worden
sind, zur Norm erhoben werden. Das ist ein
unbefriedigender Zustand; denn Gesetze, die
nicht erfüllt werden können, bleiben unbe-
achtet; dafür haben wir doch in den letzten
Jahren auf anderen Gebieten Beispiele genug
gesehen.
Die Mitarbeit der Industrie am Vor-
schriftenwesen bedingt, daß ein großer Teil
der Entwurfsarbeit von den Fabrikanten-
verbänden zu leisten ist. Dafür sprechen auch
praktische Gründe ; denn die Industrie verfügt
über einen größeren technischen Apparat als
andere Interessenten. /
Die Fabrikanten haben auch einen anderen
wichtigen Grund, sich mit der Schaffung von
technischen Vorschriften zu beschäftigen; denn
die sichtbare Kennzeiehnung des Qualitäts-
niveaus durch die Vorschriften ist ein wert-
volles Hilfsmittel für das Auslandgeschäft.
Wenn unsere Vorschriften gut und vollständig
sind, so werden sie auch in Zukunft trotz
ähnlicher Arbeiten, die in anderen Ländern
geschaffen und durch besondere Propaganda-
einrichtungen verbreitet worden sind, das
Vertrauen in gute deutsche Arbeit ermöglichen
und steigern. i
Das bringt mich auf die Besprechung eines
anderen Gebietes für die technische Betätigung
des ZV, nämlich der internationalen Ver-
einheitlichung. Unsere Ziele sind ganz klar.
Wir müssen exportieren, um zu leben.
Der Export wird durch die politischen und
wirtschaftlichen Schranken, durch die sich
die Länder voneinander absperren, unver-
meidlieh behindert; aber es sollen nicht zu-
sätzliche Schranken durch technische Vor-,
schriften und Normen entstehen.
Die internationale industrielle Verein-
heitlichung hat eine tiefere wirtschaftliche
Bedeutung. Die Vereinfachung der Fabrika-
tion, die sie ermöglicht, wird dazu beitragen,
das Mißverhältnis zu beseitigen, das zwischen
Erzeugung und Bedarf besteht, das eines der
Hauptübel ist, an dem alle Länder kranken.
Auch führt sie zur ‘Wiederanknüpfung_ zer-
rissener Fäden internationalen Verkehrs und
wirkt daher völkerverbindend. Beide Ziele
hat Mr. Balfour, der sich schon vor 20 Jahren
als Premierminister der Normalisierungsbestre-
bungen annahm, klar erkannt.
Die deutsche Industrie hat aus den ange-
gebenen Gründen das größte Interesse daran,
unter Rücksichtnahme auf ähnliche Auslands-
arbeiten ihre Vorschriften aufzustellen. Unsere
deutschen Abnehmer sind an internationalen
Arbeiten weniger interessiert. Der Ausland-
dienst ist daher das gegebene Arbettsfeld
für den Fabrikantenverband.
Die Konzentration im Verband hat zu-
nächst den praktischen Vorteil, daß die erheb-
lichen Kosten vermindert werden, die die Auf-
rechterhaltung internationaler Beziehungen er-
fordert. Auch ist es natürlich dem Ausland
gegenüber von Vorteil, geschlossen aufzutreten,
umsomehr, als heute in fast allen Ländern Ver-
einheitlichungsorganisationen bestehen.
‚ Die internationale technische Vereinheit-
lichung ist schon vor dem Kriege angebahnt
worden, obwohl sie damals nicht die Bedeutung
hatte, die ihr heute zukommt. Die Verfahren,
deren sie sich bedient, sind:. Austausch von
Arbeitsplänen und Entwürfen, gegenseitige
Kritik und größere gemeinsame Arbeiten.
Diese Verfahren müssen auch heute an-
ewendet werden; doch haben sich die Zeiten
inzwischen geändert. An international en Ar
694
% =
EN ER NRRENERU < cr
BA ch. Re
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heft 35.
N Fa hu Br &
m nn _ , ———— — — — — TB
beiten nehmen wir nicht teil. Es ist noch
nicht abzusehen, ob die Wiederbeteiligung
Deutschlands an solehen möglich und wün-
schenswert sein wird. Die Länder, die sich vor
dem Kriege unserer Arbeiten gern bedienten,
haben sich industriell und damit auch technisch
teilweise von uns emanzipiert. Auch sind in
den letzten Jahren in fast allen Staaten Vor-
schriften und Normen entstanden, die mit-
unter von unseren erheblich abweichen. Hier
die Übereinstimmung zu erzielen, wird daher
schwerer sein als vor dem Kriege, wo dies
nicht ernstlich versucht werden brauchte.
Wir müssen uns also des internationalen
Verkehrs mit Eifer annehmen. Es ist uns
auch bereits gelungen, mit den elektrotech-
nischen Vereinheitlichungsorganisationen in
Sehweden, der Schweiz, Holland und Österreich
einen regelmäßigen freundschaftlichen Ge-
dankenaustausch anzubahnen.
Die nationale technische Entwicklung
leidet durch vernünftige internationale Verein-
heitlichung keineswegs. Im Gegenteil, sie kann
sich ungehemmt dem wirklichen Fortschritt
zuwenden, ohne durch unnötige Individualisie-
rung in der Erzeugung und im Vertrieb be-
hindert zu werden. |
Man darf sich allerdings über die Mög-
lichkeiten internationaler Vereinheitlichung
keine Illusionen machen. ' So- schön es wäre,
wenn alle Länder die gleichen Normalspan-
nungen hätten, oder wenn man sich auf eine
“einzige Gewindeform einigen könnte, so un-
wahrscheinlich ist es, daß ein solcher tech-
nischer Völkerbund in absehbarer Zeit zu-
stande kommen wird.
Ein anderes Gebiet für die technische
Betätigung des ZV ist die Förderung der fach-
lichen Ausbildung unserer Ingenieure und
Arbeiter. Es ist deshalb ein Gebiet der Ver-
bandstätigkeit, weil Kollektivmaßnahmen er-
forderlich sind. Selbstverständlich wird bei
Verfolgung derartiger Arbeiten der ZV nicht
selbständig vorgehen, sondern — um Doppel-
arbeit zu vermeiden. — sich in die bestehenden
Organisationen eingliedern, insbesondere in den
Deutschen Ausschuß für Technisches Schul-
wesen. Es wird sich lediglich darum handeln,
den spezifischen Bedürfnissen der Elektro-
industrie Geltung zu verschaffen.
Ein weiteres Gebiet ist die Förderung von
Forschungsarbeiten, die hinsichtlich Umfang
und Ziel über den Rahmen einzelner Unter-
nehmungen hinausgehen. Ich denke z. B. an
systematische Arbeiten über den synthetischen
Aufbau von Isolierstoffen oder über Metalle, —
also Aufgaben, die in das Grenzland zwischen
Elektrotechnik und Chemie oder Elektrotechnik
und Physik fallen.
Die Kosten, die heute durch größere For-
schungsarbeiten entstehen, sind derart, daß
auch hier Gemeinschaftsarbeit nötig ist. Na-
türlich soll es sich nicht etwa um die Einrich-
tung eines gemeinsamen Laboratoriums han-
deln, sondern unser Verband soll nur den
organisatorischen Rahmen für die planmäßige
‚Stellung und Verteilung der Aufgaben auf
vorhandene Institute bieten und die Durch-
führung der Arbeiten überwachen. Die Haupt-
schwierigkeit bei der Einrichtung derartiger
Organisationen bietet die Auswahl geeigneter
Persönlichkeiten.
In meinen bisherigen Ausführungen habe
ich mich darauf beschränkt, zu versuchen, die
Notwendigkeit und Nützlichkeit der Bearbei-
tung bestimmter technischer Angelegenheiten
durch einen Verband von Fabriken darzu-
legen. Ich habe aber noch nicht erörtert,
welche Rolle der Zentralverband, der alle
Zweige der Industrie umfaßt, zu spielen be-
rufen ist.
Durch die Zentralisierung wird zunächst
eine rationelle Arbeitsteilung verbürgt. Auch
wird eine Ben Befruchtung der Ar-
beiten verschiedener Fachgruppen ermöglicht;
denn aus jeder Sonderarbeit lassen sich ge-
wisse allgemeine Gesichtspunkte ableiten und
auf andere Gebiete anwenden. Besonders
wertvoll erweist sich die gemeinsame Organisa-
tion, wenn es sich um Arbeiten handelt, an
denen mehrere Fachgruppen. beteiligt sind.
Ich habe früher gesagt, daß zunächst der
Verbraucher aus der Normung mehr Nutzen
zieht als der Erzeuger und daß er daher auf
Normung drängt. Das zeigt sich auch im
Verkehr der Fachgruppen untereinander, wenn
diese im Verhältnis Verbraucher zu Erzeuger
stehen. Beim Vereinheitlichen können Inter-
essengegensätze entstehen, zu deren UÜber-
brückung die gemeinsame Zugehörigkeit zum
großen Verbande beiträgt. Ri
Auch für die Verbindung mit den wirt-
schaftlichen Arbeiten des ZV erweist sich die
Zusammenfassung als nützlich.
Diese Gründe waren es auch, die Herrn
Baurat Meyer seinerzeit veranlaßten, die
Einrichtung einer Normenstelle beim ZV an-
zuregen. Bei deren Betrieb waren wir bemüht,
jede entbehrliche Einrichtung zu vermeiden,
umsomehr als die foreierte Normalisierung
hoffentlich nur eine vorübergehende Erschei-
nung darstellt. Sie ist ein notwendiges Übel,
entstanden aus der unnötigen Vielseitigkeit
und Zersplitterung, die in üppigeren Zeiten
verschuldet wurde. 3
Ehe ich meinen Bericht schließe, möchte
ich mit ein paar Worten eine nichttechnische,
vielleicht etwas heikle Frage streifen. Die
technische Zusammenarbeit ist, wie jede Ge-
‚meinschaftsarbeit, ein Geben und Nehmen,
besonders wenn es sich um Vereinheitlichung
handelt, die vielfach nur durch Kompromiß
zustande kommen kann. Die Fabriken werden
sich daher gewiß immer wieder die Frage vor-
legen, ob Leistung und Gegenleistung im
richtigen Verhältnis stehen.
Über den Nutzen der Vereinheitlichung
möchte ich mich nicht mehr verbreiten. Pro-
fessor Adams, der frühere Präsident des Ame-
rican Institute of Electrical Engineers, hat
gesagt, daß der erreichte, Grad industrieller
Vereinheitlichung ein Maß für den Zivilisations-
grad eines Staates ist. Dieser Satz wird einigen
von Ihnen vielleicht zu weitgehend scheinen,
oder sie werden sich wenigstens die Frage
stellen, ob man unter den drückenden Ver-
hältnissen der Gegenwart die Opfer. bringen
kann, die eine an sich wünschenswerte Ver-
besserung erfordert. /
An diese Herren möchte ich den dringenden
Appellrichten, sich nicht durch die täglichen
Sorgen den Blick in die Zukunft trüben zu
lassen. Die deutsche Elektrotechnik hat doch
immer eine bemerkenswerte Weitsichtigkeit
bewiesen, und sicher hat das zu ihren unge-
heuren Erfolgen beigetragen.
Die Frage, die ich erörtern will, ist aber
eine andere. Es handelt sich nieht darum, ob
die Opfer, die man bei der Vereinheitlichung
bringt, an sich gerechtfertigt sind, sondern
bei jeder Zusammenarbeit ergibt sich die Frage,
ob die Opfer gerecht auf alle Mitglieder ver-
teilt sind bzw. ob Einsatz und Ausbeute bei
allen gleich ist. Diese Frage stellt sich hier
besonders ein, weil unsere Industrie aus so
verschiedenartigen Unternehmen zusammen-
gesetzt ist, nämlich aus großen Firmen, mitt-
leren und kleineren, oder wie man richtiger
sagen würde, aus Universalfabriken, gemisch-
ten und Spezialfabriken.
Die großen Unternehmen geben häufig
mehr technische Erfahrungen preis als die
kleineren, — man muß das offen anerkennen.
Auch tragen sie durch die Übernahme eines
Teils der zeichnerischen und schriftlichen Ar-
beiten Kosten, über deren Höhe man sich erst
ein Bild macht, wenn man die heutigen Ge-
stehungskosten einer einzigen Pause oder
eines einzigen Briefes nachrechnet. Ihren
Nutzen finden die großen Firmen darin, daß
erst durch die Vereinheitlichung — wie ich
früher darlegte — eine Qualitäts- und Ver-'
gleichsbasis hergestellt wird, die die Vorteile
des vielseitigeren technischen Apparates und
der Massenfabrikation zur Geltung bringen
kann. Denn was nützt die Fähigkeit eines
‚Unternehmens zur Massenherstellung gleicher
Dinge, wenn der Markt die verschiedenartigsten
Anforderungen stellt ?
Aber auch die kleineren Firmen finden
ihren Vorteil. Für sie spielt die Entlastung
von technischer Routinearbeit, die Möglich-
keit, Einzelteile von Unterlieferanten zu be-
ziehen, eine größere Rolle, und schließlich ist
es auch erheblich billiger, 20 Modelle zu erzeugen
als 40, wenn auch der Gewinn nicht so groß ist
wie beim Übergang von 100 auf 20.
Wenn man die Geschichte des Vereinheit-
lichungswesens in einzelnen Industrien ver-
folgt, so findet man immer wieder, daß anfangs
die Arbeiten durch Eifersüchteleien und Ge-
heimniskrämerei behindert wurden. Wenn
aber mit offenen Karten gespielt wird, keiner
dadurch Unruhestiftet, daßerauch ungenormtes
Material liefern will, also jeder das Seine zum
Gelingen des Ganzen beiträgt, so stellt sich
der Nutzen bald ein.
Auch hinsichtlich der Vertretung der
Fabriken dureh ihre Ingenieure sind Licht und
Schatten gleichmäßig auf große und kleine
Firmen verteilt. Die großen Firmen haben
spezieller ausgebildete und daher manchmal
besser informierte Herren. Die kleineren Fir-
men entsenden aber Vertreter, die durch ihre
Vertrautheit mit mehreren Einzelgebieten im
Vorteilsind. Jeder holt daher aus den Verhand-
lungen das Gleiche heraus, oder er kann
wenigstens das Gleiche herausholen. Am
meisten lernen die, dieameifrigsten mitarbeiten.
Es liegt daher im Interesse aller Firmen, ihre
besten Ingenieure recht eifrig an den Verein-
heitlichungsärbeiten teilnehmen zu lassen, ja,
sie zu entlasten, um ihnen die Mitarbeit zu
ermöglichen.
Das Geben und Nehmen der Zusammen-
arbeit liegt auch der internationalen Verein-
N
‚Strömung angesaugt werden würde. Br:
lich ist es jedoch möglich, die Fenster geöffnet
-wohner durch Geräusch eintritt.
des Unterwerks ist übrigens als Warteraum
eingerichtet, dem ein rentabler Erfrischungs-
heitlichung zugrunde, Durch die Veröffent-
‚liehung unserer Normen ersparen wir der aus-
ländischen Konkurrenz manche Entwicklungs-
arbeit. Die internationale Vereinheitlichung
ist ja überhaupt ein zweischneidiges Schwert;
denn sie. fördert zwar unsere Ausfuhr, erleich-
tert jedoch auch die Einfuhr ausländischer
Erzeugnisse. Ist aber unsere Industrie nicht
stark genug, dieses Risiko zu übernehmen ?
Ich glaube, Ihnen gezeigt zu haben, daß 2
roßes Feld für die technische Betätigung
ein
des ZV vorliegt. Gemeinsam ist den geschil-
derten Arbeiten, daß sie keine Tagesfragen be-
handeln, sondern vorbereitender Natur sind.
Man kann eben eine gewisse Planmäßigkeit
iR ‚September 1920. & 2
“r
heute nicht mehr entbehren, auch wenn man
die offizielle Planwirtschaft ablehnt. Das Ein-
zelunternehmen, das unter dem Druck von
Tagesfragen steht, hat im ZV die gegebene
Organisation zur Behandlung von Aufgaben
weiterer Perspektive. ,
Doch nur durch die Beteiligung aller
Firmen wird es möglich sein, unseren Bestre-
bungen gebührende Geltung zu verschaffen.
Ich schließe daher meinen Bericht- mit der
Bitte an Sie, den ZV wie bisher durch eifrige
kameradschaftliche ° Arbeit zu unterstützen
und es ihm dadurch zu ermöglichen, die Inter-
essen der gesamten Elektroindustrie und damit
Ihre eigenen zu fördern. ’
(Schluß folgt.)
Geräuschloses Bahnunterwerk mit
rotierendem Umformer.))
. In Birmingham (Ver. St. A.) war in
guter Wohngegend ein Bahnunterwerk er-
richtet worden, das durch sein Geräusch die
Anwohner zu Beschwerden veranlaßte.
wurde deshalb zum Bau eines neuen Unter-
werkes geschritten, bei welchem man durch. 3
geeignete Anordnungen den rotierenden Um-
former von 1000 kW Leistung schon in
einer Entfernung von 5m vom Gebäude nicht
mehr hören kann. Man war. der Ansicht,
daß das Geräusch des Umformers hauptsächlich
durch die das Gebäude verlassende Transfer-
matorenkühluft übertragen wurde, stellte des-
halb zunächst den rotierenden Umformer in
einem nach außen tür- und fensterlosen Raum
auf ein besonderes Fundament und saugt die
Kühlluft durch eine auf dessen Dach ange-
brachte Laterne, deren Lufteinlaßöffnungen
zwecks Filterung der Luft und zur Abhaltung
des Regens mit feiner Kupfergaze verkleidet
sind, mittels eines in der Grube unter dem
Umformer aufgestellten Ventilators an (Abb. 1).
Transformatoren- und
5 / Schaltraum
Abb: 1.
Die Luft wird durch einen Kanal unter dem
Fußboden und durch die 3 Einphasentranstfor-
matoren gedrückt, in denen die Schalldämp-
fung erfolgt, und entweicht dann durch eine
zweite Laterne auf dem Dach des Transfor-
matorenraums. Um die Türen und Fenster
des Transformatorenraums geschlossen hal- °
ten zu können, sind in seinen Wänden in‘
‚Fußbodenhöhe 8 Ventilationsöffnungen von
‚30x45 cm Aussenmaß vorgesehen, wobei man
damit rechnete, daß die Außenluft infolge der
im Innern des Gebäudes aufsteigenden
Tatsäch-
zu halten, ohne daß eine Belästigung der An-
Ein Anbau
raum angegliedert wurde.
!) „Eleetrie Railw. Journal“. Bd. 55, 1920, S. 506.
"Ba
ärme- 7
za‘ ; “ar 3 . > A x er)
2. September 1820.
$
y
F
“
ar
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Eine 230 km-Hochspannungsleitung für
110 kV in Europa. — In den Jahren 1918/19
ist zwischen dem lothringischen Dampfkratt-
werk Vincey und dem Schweizer Wasser-
kraftwerk Gösgen eine Hochspannungs-Fern-
leitung errichtet und im August 1919 in
Betrieb genommen worden.!) Die Strecke
ist 230 km lang; Abb. 1 zeigt die Linien-
SI Unterwer
wen Börtnungen
@lten”) Wasserkraff-
0 0 20 30 40 Zr? weit Werk Dösgen
r
Abb. 1. Linienführung der Hochspannungsleitung.
führung. Die Leitung ist für eine Be-
triebsspannung von 110 kV gebaut, doch wird
sie vorläufig, um den sofortigen Anschluß des
lothringischen Werkes zu ermöglichen, welches
Strom mit 70kV abgibt, mit letzterer Spannung
Abb. 2. Unterwerk Delle.
betrieben. Die nach dem Unterwerk Pouxeux
übertragene Leistung beträgt rd 14 700 kW bei
einem Leistungsfaktor von 0,8 und einem Span-
nungsabfall von etwa 15%. Im Werk Gösgen
nutzen 6 Masehinensätze von je 5590 kW das
17 m hohe Gefälle der Aare bei 350 m’
sekundlicher Wassermenge aus und erzeugen
Drehstrom von 8000 V 50 Per. Der für
Frankreich bestimmte Teil der Energie wird,
wie erwähnt, vorläufig der ernleitung
mit 70 kV zugeführt. Die Leitung auf franzö-
sischem Gebiet ist 183 km lang, führt meist
durch gebirgiges und bewaldetes Gelände und
war, da die endgültige Strecke möglichst ge-
radlinig verlaufen sollte, ziemlich schwierig
: festzustellen. Die Fernleitung erreicht ihren
= höchsten Punkt in Belfahy, 825 m, und ihren
ei tiefsten bei Morvillars, 339m ü. M. 19,7 m hohe
Gittermaste haben Verwendung gefunden,
welche an drei wagerechten Armen und
achtgliedrigen Kettenisolatoren ein Kupfer-
kabel von 78 mm? Querschnitt ‚tragen;
das Erdungskabel besteht aus 7 verzink-
ten Stahldrähten, hat 40 mm? "Querschnitt
und ist auf den Mastspitzen verlegt. Jeder
Mast ist an eine kupferne Erdplatte an-
geschlossen. Die Spannweite beträgt normal
180 m, stellenweise jedoch 300 m, auf Schwei-
zer Gebiet sogar bis über 500m. Die Isola-
toren sind braunglasiert,'haben 25 em Durch-
messer die Trockenüberschlagspannung eines
8 gliedrigen Isolators wurde zu 350 kV ermit-
telt. Wo Zugbeanspruchungen auftreten, be-
3 steht der Isolator aus 9 Einheiten. In einzelnen
„Fällen ist, um das seitliche Ausschwingen der
Kupferkabel zu beschränken, eine zweite Iso-
_ latorenkette an fdiesen angebracht, i welche
“ nach unten hängt undfan geeigneten Quer-
| armen befestigt ist. Die Maste wurden, in drei
Teile zerlegt, befördert, wobei die Teile inein-
ander gesteckt waren. Auf französischem Ge-
VR
1) „Revue Generale de l’Eleetrieite“, Bd. 7, 1920, 8. 589.
ES TE
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 35.
RUNDSCHAU.
biet sind für die Fernleitung 542 Maste von zu-
sammen 850 t Eiengewicht aufgestellt, und
200 t Kupfer-, 29 t Stahlkabel und 19 000 Iso-
latorenelemente verbraucht worden. Das Unter-
werk Pouxeux bietet nichts Bemerkenswertes.
Das Unterwerk Delle (Abb. 2) verbindet den
schweizerischen mit dem französischen Lei-
tungsabschnitt; esist mit Rücksicht auf die spä-
tere Aufnahmeeiner weiteren Fernleitunggebaut
und enthält alle Apparate, welche zur Parallel-
schaltung der Kraftwerke Gösgen und Vincey,
der Abschaltung und der Messung der an die
Fernleitung abgegebenen Energie dienen. Ge-
gen Feuersgefahr sind keine besonderen Vor-
‚kehrungen getroffen, außer daß vorgesehene
Kanäle das Ablassen des Transformatorenöls
ermöglichen. Der üblichen europäischen Praxis
entsprechend sind die Transformatoren im Ge-
bäude aufgestellt. Die Parallelschaltung der
230 km voneinander entfernten Kraftwerke
läßt sich ohne Schwierigkeiten vollziehen.
hl.
Elektromaschinenbau.
Umkehr und Verlust’ des remanenten Mag-
netismus_ bei Erregermaschinen. — Die be-
kannte Erscheinung, daß Erregermaschinen
insbesondere solche mit Wendepolen sich nach
erfolgter Aberregung überhaupt nicht oder mit
verkehrter Polarität erregen, erklärt J. Kelen
auf folgende Weise: Bei der für funkenfreien
Gang notwendigen Bürstenstellung wird durch
das Ankerfeld proportional der Belastung das
Feld geschwächt; die Maschine nimmt also den
Charakter einer Gegenkompoundmaschine an,
was sich bei Wendepolmaschinen in noch höhe.
rem Maße zeigt. Bei entgegengesetzter Bür-
stenverschiebung hat die Maschine
Kompoundeigenschaften i erhalten.
Wenn nun die Wendepole nicht
ganz Tichtig bemessen sind, so
stehen die. Bürsten bei funken-
freiem "Gang nicht genau in der
Mitte des Wendefeldes, sondern ge-
gen dieses$versetzt. Die Maschine
zeigt also im normalen Betrieb
Gegenkompound-Eigenschaften. Wird
beim Aberregen der Maschine die Er-
regerwicklung kurzgeschlossen, so
‚ verschwindet der Erregerstrom und
der Hauptstrom, letzterer aber lang-
samer; es kann somit ein Zeitpunkt
eintreten, in der die magnetisierende
mes größer wird als die des Erreger-
stromes, dieMaschine so mit umpolari-
siert wird. Allmählich verschwindet
die Spannung der Maschine, nach-
dem sie kurz vorher einen nega-
tiven Wert durchlaufen hat, der unter&Um-
ständen hoch genug sein kann, die vorhandene
Remanenz zu vernichten oder sogar eine ent-
gegengesetzte Magnetisierung zu erzeugen.
Gelten die in Abb. 3 verzeichneten Betriebs-
Abb. 3,
Abb. 4.
größen für einen beliebigen Zeitpunkt t wäh-
rend der Aberregung und, des Kurzschlusses der
Erregerwicklung und, werden die entsprechen-
den Werte während des Betriebes mit dem In-
dex Null versehen, führt man ferner die Ver-
hältnisgrößen e = E/Ey; ti = J/J, und =
JIulIno ein, so ermittelt der Verfasser für diese
— eine geradlinige Spannungscharakteristik
E =ec(J„-%J) vorausgesetzt — die Werte
ve ne (B Te-UBT— ve-th]
Ar ar „Ir—new- (-BT.e-w7) dl
in = e-tlt
T ist die Zeitkonstante des Hauptstromkreises,
t die des Erregerkreises, & bestimmt die Größe
der Gegenkompoundierung und ß= 1— a Jo/JIns
Abb. 4 zeigt den Verlauf dieser Verhältnis-
größen nach der Zeit.
Wirkung des erregenden Hauptstro-
695
Die Umpolarisierung (e= 0) tritt zu
einem Zeitpunkt ein
BITIU T—rı m
= BT—r ‚hazpt
Man kann die Umpolarisierung durch ge-
ringe Bürstenverschiebung oder, durch Ver-
kleinerung der Zeitkonstante 7 (Einschaltung
von Widerstand in den Hauptstromkreis vor
Aberregung) oder gründlicher durch Abände-
rung der Wendepole vermeiden. (Elektrot. u.
Maschinenb., Bd. 38, 8. 225.) dht.
Meßgeräte und Meßverfahren.
Vibrationsgalvanometer nach Agnew. —
P.H. Agnew beschreibt in ‚Journal Am. Inst.
of El. Eng. Bd. 39, 1920, 8. 158 ein von ihm ent-
wickeltes Vibrationsgalvanometer. Es besteht,
wie Abb. 5 zeigt, im wesentlichen aus einem,
Abb. 5. Vibrationsgalvanometer nach Agnew.
vom Felde des Meßstromes beeinflußten, pola-
risierten Stahldraht, dessen Länge und Durchz
messer sich zur Erzielung einer der Frequen
gleichen Eigenschwingungszahl aus der Nähe-
. Durchmesser
rungsformel: Frequenz — 65000 Länge
ergibt, wobei Durchmesser und Länge in em
auszudrücken sind; für Klaviersaitendraht be-
trägt die Konstante etwa 70 000. Für 60 Per
z. B. muß ein Draht von 0,1 mm Durchmesser
und 33mm Länge verwendet werden; bei 25Per
ergibt sich für einen Draht gleicher Länge ein
Durchmesser von 0,04 mm. Der Vibrations-
draht, vom Verfasser ‚‚Vibrator“ genannt, wird
zweckmäßig mit einem ganz dünnen Ölüberzug
versehen, um Oxydation zu verhindern und in
ein vorn offenesGlasrohr eingeschlossen(Abb.6);
Abb. 6. Vibrator und Feld.
er ist mit seinen freien Enden zwischen den
pyramidenförmigen Polschuhen eines Elektro-
magnets, .dessen geblätterter Kern aus Sili-
ziumstahlblech hoher Permeabilität besteht,
und durch dessen Wicklung der Meßstrom
fließt, angeordnet. Die Empfindlichkeit ist
dem Quadrat der Permeabilität des Elektro-
magnetkerns proportional und von der Größen-
ordnung von 5. 10-5A. Dabei beträgt die Am-
plitude der Schwingungen etwa 5 u und ist bei
50- bis .100-facher Vergrößerung bequem er-
kennbar. Die Ablesung erfolgt mittels vertikal
angeordneten Fernrohres. Zur leichterenHand-
habung und Auswechslung ist der Vibrator an
einem flachen Stück Stahl befestigt, welches
miteinem kleinen Handgriff versehen ist. Eine
besondere Befestigung des Stahlstücks am Pof-
schuh des Magnets ist unnötig, da der Magne-
tismus dasselbe festhält. Der Resonanzbereich
ist etwa +1%. Verfasser weist darauf hin,
daß Vibrationsgalvanometer bisher wenig in
den Fabriklaboratorien benutzt werden, haupt-
sächlich wegen ihrer schwierigen Handhabung,
Elektrotechnische Zeitschrift
/
n
.
trotzdem sie für Wechselstrommessungen, bei
denen ‚Nullmethoden angewendet werden kön-
nen, hohenjWert besitzen. Sein Instrument ist
seit über 3 Jahren für die laufenden Messungen
im Bureau of Standards, Washington, im Ge-
brauch. W.
Leitungsbau.
er Einfluß von Wärmeunterschieden auf
Hängeisolatoren. — Prof. Ryan hat in den
letzten 4 Jahren Versuche mit Hängeisolatoren
angestellt, aus denen hervorgeht, daß dauern-
der Temperaturwechsel für an Isolatoren auf-
tretende Mängel von sehr großer Bedeutung ist,
und daß in elektrischer Hinsicht die Güte des
Porzellans eine erheblichere Rolle spielt als die
Konstruktion. Die Hängeisolatoren sind in den
letzten Jahren bedeutend besser geworden,
doch zeigen die oben erwähnten Versuche
(Zahlentafel 1), daß Prüfmethoden entwickelt
Zahlentafel 1. Prüfung von Hängeisolatoren.
an
‚1920. - Heft 35.
”.
WER
Verkehr und Transport.
Elektrische Zugförderung auf den schle-
sischen Gebirgsbahnen. — Die im Jahre 1914
nahezu fertiggestellten Arbeiten zur Ein-
richtung elektrischer Zugförderung auf dem
schlesischen Gebirgsbahnnetz!) fanden nach
Ausbruch des Weltkrieges eine jähe Unter-
brechung. Wenn auch versucht wurde, die
Bauarbeiten fortzusetzen, so mußte doch unter
dem Zwauge der Kriegsnotwendigkeiten bald
davon Abstand genommen werden. Bei dem
bald auftretenden Mangel an wichtigen, für
die Munitionserzeugung notwendigen Metallen |
mußte auch das in den Fahrdrähten enthaltene
Kupfer für Kriegszwecke geopfert werden. So
wurde der Fahrdraht auf den Streeken Gottes-
berg — Lauban, Hirschberg — Grünthal und
Ruhbank—Liebau mit Ausnahme der Bahn-
höfe Hirschberg und Ruhbank wieder ab-
gebaut und der Militärverwaltung abgeliefert.
Nur die im Gebiete des Waldenburger Berg-
RE BEE DEE EEE _ emenuroo gl
Isolator . .
Herstellungsjahr 1202 U. >, Welse 5
Zahl der für den Versuch benutzten Isolatoren .
Versager vor der Behandlung im Freien .
Im Dezember 1916 zur Behandlung im
Vorhandene ee ee
Versager, nach 195-tägiger Behandlung im
Freien (Juni 1917) .
Prozentsatz der Versager
Freien san a ee
Im Juni 1917 für Versuche vorhanden
Von den Versuchen zurückgezogen . . ».. .
Behandlung im Freien fortgesetzt an (Juni 1917)
Versager, nach 115-tägiger Behandlung imFreien
(Oktober 1917) Han wa ae ee
Prozentsatz der Versager nach Behandlung im
Freien sr a et ea SER sen rege er
Behandlung im Keller begonnen an (Juni 1917)
Versager, nach 115-tägiger Behandlung im Keller
Prozentsatz der Versager nach Behandlung im
Koller. AA RS eh >
Im Oktober 1917 für Versuche vorhanden
Von den Versuchen zurückgezogen ... 2... -
a im Keller fortgesetzt an (Oktober
Freien
nach Behandlung im
Versager nach 750-tägiger Behandlung im Freien
(Dezember 1919) .
Prozentsatz der Versag
Freien . .
Behandlung im
1917
er nach Behandlung im
Keller fortgesetzt an (Oktober
Versager nach 750-tägiger Behandlung im Keller
Prozentsatz der Versager nach Behandlung im
Keller ao Aue naar
Zahl der Isolatoren, die der Behan
unterworfen wurden :
Im ganzen zurückgezogen . » ee.
Zahl der Isolatoren, die den Prozentsätzen zu-
grunde Hegen. 1. a an je un er re
Gesamtzahl der Versager
Prozentsatz der Versager 6
Die durehschnittliche D
lung im Freien
werden müssen, die in einer kurzen Zeitspanne
die Wirkungen des dauernden Temperatur-
wechsels herbeizuführen gestatten. Die Prü-
fungsergebnisse wurden mit Isolatoren ver-
schiedener Art und verschiedenen Fabrikats
erzielt, die teils schon im Betrieb benutzt wur-
den, teils neu waren. Daß der größte Teil der
Versager bei Isolatoren auf den Einfluß des
Temperaturwechsels zurückzuführen ist, wird
u.a. durch das Verhalten der Gruppen 1—3 A,
L A, BL und D bewiesen, welche bei den Ver-
suchen denselben hohen Versagerprozentsatz
von 12,5 bis 15% ergaben, wie schon früher
im Betriebe. Wie aus der Zahlentafel zu er-
sehen ist, geht die Zahl der Versager bei Be-
handlung, der&Isolatoren im Keller, vornehm-
lich nach einer 2-jährigen Behandlung, ganz
erheblich gegenüber der Behandlung im Freien
zurück, z. B. bei Gruppe 1-3 A von 43,8%
auf 4,35%. Hierdurch erklären sich die guten,
unter Dach an gewissen Isolatoren gemachten
Erfahrungen, während dieselben Isolatoren-
typen sich im Freien gar nicht bewährten. Die
mit G bezeichneten Isolatoren sind insofern
bemerkenswert, als sie im Jahre 1907/08 her-
gestellt waren und bis zum Jahre 1914 in einer
100-kV-Freileitung‘Dienst taten. Ihre mecha-
nische Konstruktion ist schlecht, und trotzdem
ergeben sie nur 3,6% Versager. Die Isolatoren
der Gruppe F bestehen nicht aus Porzellan,
sondern aus einer im flüssigen Zustand_ge-
formten Schmelzmasse; sie,sind nach den Ver-
suchsergebnissen offenkundig unbrauchbar. |
(„Electrical World“ Bd. 75, 1920, S. ar
ah.
i x) Die Hälfte dieser-Isolatoren war der Behandlung
im Keller durehschnittlich 865 Tage ausgesetzt.,
2) Versagten bei wiederholten, kurz nacheinander er-
folgenden Prüfungen.
auer der Behandlung im Freien betrug 1060 Tage.
Alla Au LAN Ben BIO E
1912 1912 1912 1916 1913 1913 1917
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5,6 58,2 60,3 0 651 25,0 523,6
landes gelegenen Strecken, auf denen der
elektrische Betrieb im Sommer des Jahres 1914
aufgenommen worden war, wurden auch weiter-
hin elektrisch betrieben, aber auch dabei mach-
ten sich die Wirkungenides Krieges störend
bemerkbar, da es bei dem Mangel an fach-
kundigem Personal leider nicht möglich war,
die - Betriebsergebnisse in demig,wünschens-
werten Maße auszuwerten. Die Arbeiten an
den in Auftrag gegebenen Lokomotiven wurden
nach Ausbruch des Krieges zunächst, So gut
es ging, fortgesetzt, kamen aber auch bald zum .
Erliegen, so daß der elektrische « Betrieb im
Waldenburger Gebiet auf die wenigen, bis
zum Beginn des Krieges’gelieferten elektrischen
Fahrzeuge angewiesen blieb. Leider konnten
auch infolge des Kriegesjdie für den elektrischen
Betrieb erforderlichen besonderen Werk-
stätteneinrichtungen zunächst nicht in dem
nötigen Umfange geschaffen werden.
Im Sommer desiJahres 1918 wurde unter
dem Zwange der steigenden Kohlennot die
beschleunigte’ Durchführung des elektrischen
Betriebes in dem früher gedachten Umfange
in Aussicht genommen. Wenn auch alsbald
mit den Arbeiten begonnen wurde, so gelang es
doch nicht, sie in dem wünschenswerten Maße
zu fördern. Der unglückliche Kriegsausgang,
die Revolution und ihre Folgeerscheinungen
wirkten dann hesonders ungünstig auf den
Fortgang der Arbeiten ein. Die wachsenden
Schwierigkeiten in der Beschaffung der Bau-
stoffe und die Unstetigkeit in den Lohnver-
hältnissen bereiteten immer neue Hindernisse.
Trotz dieser Schwierigkeiten ist es gelungen,
den elektrischen Betrieb inzwischen bis. Hirsch-
ı) Vgl. „ETZ“ 1919, S: 346.
berg auszudehnen, so daß jetzt auf der 77 km
langen Strecke Königszelt— Hirschberg und
der 35 km langen Strecke Niedersalzbrunn —
Halbstadt elektrisch ‘gefahren wird. Im Sep-
tember d. J. wird auch die Strecke Ruhbank —
Liebau fertiggestellt werden. Auf dem Rest
der Hauptstrecke Hirschberg—Lauban sind
die Arbeiten im Gange und werden voraus-
sichtlich bis zum Frühjahr des nächsten Jahres
abgeschlossen sein. Die Fertigstellung der
Strecke Hirschberg— Grünthal war zunächst
wegen der hohen Kosten zurückgestellt, wird
aber nunmehr auch in: Angriff gemommen.
Die Unterwerke in Niedersalzbrunn und in
Ruhbank sind im Betriebe, d die in
Hirschberg. und Lauban zw
aber noch nicht dem Betrieb übergeben worden
sind. Die Hochspannungssp@l
fertiggestellt bis auf einen kurzen Strecken-
abschnitt bei Lauban, der
ebenfalls in Betrieb ge
Da in absehbarer
G H J Qı Qs S Gesamt
1908 1916 1916 :1916 1916 1912 —
50. "a 094 47 240 1020088
b) 0) d.R 0 3.2.1 12
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3.64 981 212 9 2,
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57 TEN 9 91 91. 807 R
2 D) N) 152) 6, 40.
56.2278,72299 76 851) 767
2 3 4 25 48 256
3.6. 23.7. »Ad 32,9 56,5 33,3
weiterer elektrischer Lokomotiven gerechnet
werden kann, so wird der Umfang des elek-
trischen Betriebes noch im Laufe dieses
Jahres beträchtlich gesteigert werden können.
Es ist{damit zu rechnen, daß innerhalb des
nächsten Jahres das gesamte niederschlesische
Gebirgsbahnnetz in der ursprünglich geplanten
Ausdehnung im wesentlich elektrisch etrieben
werdenswird. Nur die Strecke Hirschberg—
Schmiedeberg—Landeshut wird vorläufig nicht
ausgerüstet werden, da die geringe Verkehrs-
dichte die Aufwendung der z. Zt. sehr hohen
Anlagekosten für die Streckenausrüstung nicht
rechtfertigt. Usbeck,
Beleuchtung und Heizung.
Brennweitentoleranzen bei Scheinwerfer-
Parabolspiegeln. — Der Glasparabolspiegel is
natürlich nicht mathematisch genau. Wenn
man-von seiner Brennweite spricht, 80 meint
man damit einen Mittelwert aus den verschie-
denen Brennweiten,‚welche die konzentrischen
Zonen ergeben, in die man den Spie el bei
seiner optischen Untersuchung unterteilt. Bei
er Beurteilung» der Brauchbarkeit ‚eines
Spiegels muß man deshalb gewisse Ab-
weichungen von der mittleren Brennweite zu- z
lassen. Man kann z. B. vorschreiben, daß die
zonenweise ermittelten Brennpunkte in einer
kleinen Kugel mit bestimmtem Halbmesser-
liegen müssen. Da indessen die Bedeutung
der einzelnen Spiegelzonen für das Zustande-
kommen der Beleuchtung des entfernten Ob- -
jektes sehr verschieden ist, so ist es richtiger,
die Brennweitentoleranz abhängig, zu machen
von dem zur einzelnen Zone gehörigen Winkel
des Fahrstrahles gegen die Spiegelachse. Um
Ze
x
2. September 1920.
diese Gesetzmäßigkeit zu ermitteln, errechnet
der nicht genannte Verfasser zunächst den
Beitrag, den die unendlich schmale Zone mit
dem Fahrstrahlwinkel p zur Gesamtintensität
.des Scheinwerferstrahles bzw. zur Beleuchtung
des entfernten Objektes liefert, und kommt zu
dem Ergebnis, daß maßgebend hierfür der
Ausdruck u ER -
sin p
Y= (1 + cos p)?cos p
ist. Trägt man y als Funktion von g auf, so
erhält man eine ‘parabelähnlich rasch an-
steigende Kurve, welche deutlich zeigt, daß
die Spiegelmitte bedeutungslos ist, die Zonen
vielmehr.erst mit ihrer Annäherung an den
Spiegelrand von rasch zunehmender Wichtig-
keit werden.
Eine bestimmte Zone, die bei mathema-
tisch genauem Spiegel den Fahrstrahlwinkel p
hätte, hat in Wirklichkeit einen anderen Öff-
nungswinkel, der sich von p um den Betrag ß
unterscheiden möge. Diese Winkelabweichung
ß muß um so kleiner gehalten werden, je
größer y ist. Wir setzen also
AR (1-+ cos p)?cos
Be ar Sera
| worin K eine Konstante bedeutet.
, Will man die Brennweitentoleranz, d.h.
die zulässige Abweichung 4f der Brennweite
vom Sollwert festsetzen, so muß man setzen:
PET (1+cosp)cosp
sin?
Die oben erwähnte Differentialgleichung über
den Beitrag der unendlich schmalen Zone ®
zur Beleuchtung des
liefert integriert zwischen den Grenzen
p=0,9=p die Gesamtbeleuchtung. Dabei
muß natürlich das Emissionsdiagramm der
Lichtquelle bekannt sein. Die Integration
‘ wird zweckmäßig graphisch vorgenommen.
‘ ziemlich mühsame
x
Zu den Ausführungen des Verfassers über
‘die Brennweitentoleranzen ist zu sagen, daß
die mit dem Öffnungswinkel zunehmende Be-
deutung der Spiegelzonen in Deutschland seit
Jahrzehnten erkannt und bei der Herstellung
der er ebanmieget berücksichtigt worden
ist. ‚Auch die Berechnung der Verteilung der
Beleuchtung am entfernten Objekt ist bereits
Gegenstand einer deutschen Untersuchung
gewesen!), (L‘Industrie Electrique, Bd. 29,
1920, S. 115 nach Elettrotecnica vom 25. I.
1920). Sich.
Fernmeldetechnik.
"Aufzeichnung von Kabelfehlern. — Über
die in Telegraphen® und Fernsprechkabeln
auftretenden Fehler, die Erneuerung von Teil-
strecken usw. werden in der Regel Tagebücher
geführt, die in ihrer Gesamtheit eine Lebens-
geschichte der Kabel darstellen. Diese Form
der Fehleraufzeichnung erfordert aber eine
Arbeit, wenn die im Laufe
einer längeren Reihe von Jahren auf einer be-
stimmten Teilstreecke vorgekommenen Fehler
und ausgeführten Instandsetzungsarbeiten aus
irgendeinem Grunde festgestellt werden
müssen. W. Schönau von der Großen Nor-
dischen Telegraphengesellschaft schlägt daher
vor, die Tagebücher in Form von handlichen
Taschenbüchern mit harmonikaartig auszieh-
baren Blättern anzulegen, die Millimeterein-
teilung haben. Das Kabel wird als durch-
gehende Linie eingezeichnet, so daß jeder cm
Papierlänge 1 km Kabel entspricht. Alle für
-die Kabellage wesentlichen Punkte (Kabel-
art, Tiefenlage, Merkpunkte usw.) sind ent-
sprechend einzutragen; darunter kommen in
besonderen Linien, die parallel ee werden,
die etwa später ausgewechselten Stücke mit
Angabe der Fehlerursache, des Befundes usw.
Auf diese Weise läßt sich das Verhalten jeder
beliebigen Teilstreeke auf einen Blick über-
sehen. Störungen besonders stark unter-
worfene Teilstrecken treten hervor, wodurch
die Unterhaltungsarbeiten wesentlich
leichtert werden. (Eleetrieian, 1920, S. 0)
Tr,
Die Wahrscheinlichkeitstheorie für Tele-
phonverkehrsaufgaben. Eine sehr wich-
tige Aufgabe bei der Netzunterteilung in
Anzahl gleichzeitiger
Verbindungsbelegungen
Abb. 7. Schaulinie des Gleichzeitigkeitsverkehrs.
1) Vgl. „Dingl. polytechn. Journ.“ vom 8. L 1919.
Elektrotechnische Zeitschrift.
entfernten Objektes -
er-
Orts - Fernsprechnetzen oder bei der Ein-
richtung von Wählerämtern, bei denen sich
der Verkehr zwischen den verschiedenen Wäh-
lergruppen auf Verbindungsleitungsbündeln
abwickelt, ist die Bemessung der für die
einzelnen Verkehrsriehtungen erforderlichen
Gruppen von Verbindungsleitungen. Hierfür
gibt es schon eine Reihe von empirisch oder
theoretisch mit Hilfe der Wahrscheinlichkeits-
rechnung aufgestellten Formeln!). In der
Regel wird man in bestehenden Netzen so
vorgehen, daß man den Gleichzeitigkeits-
verkehr durch‘ Schreibstrommesser in geeig-
neter Weise für eine größere Zahl von Ver-
bindungswegen in der Hauptverkehrszeit auf-
zeichnen läßt. Man erhält dann eine Schau-
linie nach Abb. 7, aus der sich die Höchstzahl
der erforderlichen Verbindungswege ohne wei-
teres ergibt und aus der die mittlere Belegungs-
dauer des Bündels und der einzelnen Ver-
bindungswege durch Planimetrieren der um-
grenzten Fläche und Berücksichtigung der
Beobachtungszeit beziehungsweise der Zahl
der. beobachteten Leitungen errechnet werden
kann. Ragnar Holm, Stockholm, benutzt
nun diese Kurve, um mit Hilfe der Wahr-
scheinlichkeitsrechnung einige weitere Auf-
gaben zu lösen, wobei besondere Annahmen
über die Schwankungen in der Anrufdichte
(normale Dispersion) gemacht werden. Für die
Bemessung der Verbindungsleitungsbündel ent-
wickelt der Verfasser die in Abb. 8 dargestellten
70 20
1920. Heft 35.
Für Wählerämter ohne Stromstoßauf-
speicherung stellt der Verfasser besondere Be-
rechnungen über eine mittlere Rufpausen-
frequenz an, wobei er unter Rufpause die
Zeitspannen verstanden wissen will, die ent-
stehen, weil, wenn ein Gespräch eben aufhört,
in Wirklichkeit nie sofort ein neues beginnt
(S. 423). Diese Definition ist unklar, da durch
sie eine wesentliche Unterscheidung zwischen
Wählerämtern mit Stromstoßaufspeicherung
und solchen ohne eine solche gemacht werden
soll, gleichgültig, ob diese Aufspeicherung im
Amte (Stromstoßumformer oder halbselbst-
tätiger Betrieb) oder bei der Sprechstelle
(Nummerschalter mit Hebeleinstellung) er-
folgt. Gemeint ist die Zeit, die z. B. bei einem
Selbstanschlußamt mit zehnteiligen Nummer-
schaltern bei den Sprechstellenapparaten ver-
streicht, wenn sich ein I. Gruppenwähler auf
einen freien II. Gruppenwähler eingestellt hat,
d. h. die betreffende Verbindungsleitung belegt
hat bis zum Beginn der Einstellung dieses
II. Gruppenwählers. Es handelt sich um eine
Zeitspanne, die von dem mehr oder weniger
schnellen Einstellen der Verbindung durch den
Teilnehmer abhängt, die aber in den Bele-
gungsschaulinien der Verbindungsleitungen
(Abb. 7) mitgefaßt wird. Zum Schluß werden
an einigen Beispielen die Anwendungsmöglich-
keiten der errechneten Formeln und der oben
dargestellten Schaulinie gezeigt. Zahlreiche
Literaturhinweise erleichtern den Vergleich mit
Del
0 © 20
Pe]
50 560 0 0 0 %:
Abb. 8. Sehaulinien für die Beziehungen zwischen Verkehrs- und Leitungszahl bei verschiedenen Verlustziffern.
Schaulinien, von denen die eine die Zahl der
erforderlichen Verbindungsleitungen (2) als
eine Funktion der mittleren Belegungszeit (y)
für die Zeiteinheit erkennen läßt bei einer
Verlustwahrscheinlichkeit (V’yz) von 0,004, die
andere bei 0,001. Unter Verlustwahrscheinlich-
keit ist das Verhältnis der infolge Besetztseins
der Verbindungswege nicht zustandegekom-
menen Rufe zu der Gesamtzahl der Rufe (auf
1000 Rufe 4 bzw. 1) zu verstehen.
Ferner untersucht der Verfasser die Ein-
wirkung der Staffelung und Verschrän-
kung bei der schaltungsmäßigen Zusammen-
fassung der Zugangswege zu den Verbindungs-
leitungsbündeln und kommt zu dem aus dem
Battiobe bekannten Ergebnis, daß die Ver-
schränkung eine gleichmäßige Ausnutzung der
Wählerkontakte bewirkt, daß aber eine Ver-
minderung der Verluste nur eine Verschränkung
über verschiedene Gruppen bringen kann, und
zwar nur dann, wenn mehrere im Mittel un-
gleich belastete Verbindungsgruppen verkettet
werden. Für Staffelungsberechnungen ist es
falsch anzunehmen, daß die für mehrere Wähler-
uppen gemeinsamen Vorratsleitungen einen
em normalen Dispersionsgesetz folgenden Ver-
kehr erhalten. ?
Bei den Untersuchungen über die Wahr-
scheinlichkeit des Besetztseins der Lei-
tung eines Teilnehmers ergibt sich, daß bei
einem Teilnehmer, der oft angerufen wird, die
Häufigkeit des Besetztzeichens etwa propor-
tional dem Quadrat des an ihn gerichteten
Verkehrs ist. Wird ein solcher Teilnehmer ver-
anlaßt, eine zweite Leitung zu nehmen, so
wird die Zahl der Besetztfälle für beide Lei-
tungen zusammengenommen nur halb so
roß sein wie bei der Einzelleitung. Dieser
Ürscheinung wird im praktischen Betriebe viel
zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt, bedingt
sie doch gerade in der Hauptverkehrszeit einen
außerordentlich hohen Aufwand an nutzloser
Arbeit (bis zu 30% aller Verbindungen), denen
gegenüber die in der dargestellten Schaulinie
angenommenen Verluste infolge unzureichend
bemessener Verbindungswege keine Bedeutung
haben.
1) „ETZ“ 1913, Heft 46; „Telegraphen- u. Fernsprech-
technik“ 1914, Heft 1 und 7. f
anderen auf diesem Gebiete schon vorliegenden
Arbeiten (Archiv für Elektrotechnik, Ba. 8,
8.413). Kr.
Navigieren von Schiffen mittels Leit-
kabeln. — Marriott beschreibt in der Revue
Generale de l’Electrieite, Bd. 7, 1920, 8. 127
eine Methode, welche das: Navigieren von
Schiffen, namentlich in gefährlichen. Fahr-
rinnen und beim Einfahren in den Hafen, er-
leichtern soll. Ein Kabel ist in der betr. Fahr-
straße ausgelegt und verankert. An seinem
einen Ende ist der Leiter freigelegt, so daß
Erdung erfolgt. Das andere Ende ist mit
einem Summer verbunden, durch den Strom-
impulse in das Kabel gesandt werden. Bei
einem der Versuche befand sich auf dem
Schiff eine Abhörvorrichtung, die aus 2 auf
einen Rahmen aufgebrachten Spulen (10 H)
und ein Paar Kopfhörern bestand. Der die
‘Spulen tragende Rahmen konnte um eine,
in seiner eigenen Ebene liegende Achse ge-
dreht werden, die parallel der Längsrichtung
des Schiffes angeordnet war. Durch seine
Verstellung konnte im Telephon ein Laut-
maximum erzielt und aus der Neigung der
Spule auf den Ort des Kabels geschlossen
werden. In der Quelle werden weitere Ver-
suche mit ähnlichen Anordnungen beschrieben
und Anwendungsmöglichkeiten z. B. für die
selbsttätige Steuerung von Torpedos be-
sprochen. hl
Bereehnung des Durchgriffs von Doppel-
gitterverstärkerröhren. I. — Das elektrische
Verhalten der Verstärkerröhren steht in eng-
ster Beziehung zu einer bloß von den Elektro-
dendimensionen abhängigen, in der Röhren-
dynamik meist ‚„Durchgriff‘“ genannten‘ Kon-
stanten. Diese gibt an, in welchem Maße
bei gegebener Spannung die Anode durch die
Gitter hindurch, im Vergleich mit dem Steuer-
gitter, zu dem auf der Kathode mündenden
Kraftfluß beiträgt. Sie ist für einige einfache
Elektrodenanordnungen von J. Cl. Maxwell,
M. Abraham und M. v. Laue berechnet wor-
den. In neuester Zeit wendet sich die Entwick-
lung der Verstärkerröhren vornehmlich der
Hochvakuumröhre mit mehreren Gittern zu. A.
Schirmann berechnet denDurchgrifffüreinen
698
be RE
‚ Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heit 35.
besonderen Fall von Doppelgitterröhren. DieAn-
a Elektroden, welche zylinderförmig
sind, geht aus Abb. 9 hervor. Es sei besonders
YJ
Abb. 9.
darauf hingewiesen, daß die beiden Gitter die
gleiche Zahl (n) von Drähten haben, und daß
diese auf denselben Vectorradien liegen. Die
Grundgleichungen werden dann in Polarkoor-
dinaten aufgestellt. Durch die Beziehung:
ZHIiY— (at iy)R
wird die XY-Ebene auf die xy-Ebene abge-
bildet und dadurch die Rechnung besonders
vereinfacht. Verfasser erhält so Gleichungen
für die Potentiale, für die Ladungen auf den
Leitern, für die Spannungen zwischen den Lei-
tern und für den Durchgriff. Die Formeln wer-
den dann noch an einem Zahlenbeispiel durch-
geführt. (‚Archiv für Elektrotechnik“ Bd. 8,
1920, 8. 441). Alb.
Reichsfunknetz. — Das in der Entstehung
begriffene Reichsfunknetz dient der Entlastung
der Telegraphenleitungen und zur Aushilfe bei
Betriebsstörungen in diesen Leitungen. Der
Ausbau schreitet ständig fort. Vor kurzem
ist in Bayern die’Funkleitstelle München in
Betrieb genommen worden, die in der Lage
ist, mit folgenden Orten in Verkehr zu treten:
Dortmund, Darmstadt, Konstanz, Düsseldorf,
Frankfurt (Main), Leipzig, Stuttgart usw.
Durch die letztere Funkleitstelle ist Württem-
berg schon vor mehreren Wochen an das Reichs-
funknetz angeschlossen worden.
Funkentelegraphie zwischen den euro”
päischen Großstädten. — Auf der internatio”
nalen Verkehrskonferenz, die vor kurzem in
Paris stattgefunden hat, wurde bezüglich der
Funktelegraphie im besonderen verabredet,
zwischen den Funkstellen der europäischen
Großstädte einen regelmäßigen Funkverkehr
einzuriehten. _ Die Funktelegraphie ist all-
seitig als eine Ergänzung der Drahttelegraphie
anerkannt worden,“so daß die bestehenden
internationalen Verträge auch auf sie anzu-
wenden sind. Um Mißbrauch vorzubeugen,
haben die Vertreter aller Verwaltungen 'be-
schlossen, bei ihren Regierungen dahin zu
wirken, daß Privatfunkstellen nur mit Ge-
nehmigung und unter Aufsicht der Regierung
zugelassen werden sollen.
Physik und theoretische Elektrotechnik.
Ein Maß für die dielektrischen Verluste in
Kabeln. — Die dielektrischen Verluste in Ka-
beln hängen von der Stromart, der Höhe der
Spannung, den Abmessungen des Kabels und
von den Eigenschaften des Dielektrikums ab.
Um die für einen bestimmten Fall gemessenen
Verluste unter ein einheitliches Vergleichsmaß
zu bringen und dadurch Vergleichswerte zur
Beurteilung verschiedener Kabelisolierstoffe
zu gewinnen, schlägt Del Mar (Chefingenieur
der Habirshaw Electrie Cable Co.) vor!), das
Produkt K aus der Dielektrizitätskonstante &
und dem dielektrischen Leistungsfaktor cos @
zu beträchten?): \
RE ELCOB DNA sl
. Istz. B. für eine getränkte Papierisolation
die größte vorkommende Dielektrizitätskon-
stante € = 3,5, so kann K zwischen O0 und$3,5
liegen. Je kleiner K, um so besser ist die be-
treffende Isolation hinsichtlich der dielektri-
schen Verluste. Die folgende Tafel zeigt für
einige verschiedenartige Papierkabel die Werte
von K bei vier Temperaturen:
ı) W.A. del Mar, Journ. A. J. E.E. 1920, Bd. 39, 8. 55
..) Wegen der Bedeutung der Größe K tür die Be-
urteilung der Leistungsfähigkeit von Fernsprechkabeln
siehe in döm Aufsatz .Dielektrische Eigenschaften von ver-
schiedenen Irolierstoffen* von K. W. Wagner im Archiv |
f. Elektrot. Bd 3 1914 die Ausführungen ‘auf 8.93 bis 9.
Statt X ist dort die Größe /, VYetg d = Ye cosy verwendet.
lichen.
2. September 1920.
KabelN.
Tempe- £
1 Tr av ey
ratur I |
‚50° C [0,093 0,12 | 0,30 | 0,22 | 0,31 | 0,31
70 0,32 | 0,43 | 0,55.|.0,65 | 0,78 | 0,90
90 0,67 | 0,89 | 1,57 | 1,59 | 1,68. | 1,80
110 1,13 | 1,51 | 2,98 | 2,93 | 2,96 | 2,93
Man sieht, daß bei den vier letzten Kabeln
und bei 110° C die Isolation sich schon fast wie
ein Ohmscher Leiter verhält, indem der Ver-
luststrom den Ladestrom stark überwiegt.
Man kann die Zahl K für ein: Dreileiter-
kabel auf folgende Weise durch Wechselstrom -
messungen gewinnen. Abb. 10 möge die Anord-
re
Abb. 10. Teilkapazitäten Abb. 11. Zur Mersung der
eines symmetrischen Drei- Kapazität zwischen zwei
leiterkabels (Drehstrom-) Leitern eines Drehstrom
kabelßs). kabels.
nung der Leiter mit den verschiedenen Teil’
kapazitäten O0. zwischen den Leitern und Os
zwischen Leiter und Bleimantel veranschau-
Bedeutet
I den Ladestrom eines Leiters für die Längen-
einheit;
I. den Teil von I, der zur Ladung einer Kapa-
zität O0. dient;
I; den Teil von I, derzur Ladung der Kapazi-
tät Os dient;
E die verkettete Spannung in kV,
oa = 2a f die Kreisfrequenz,
so ist
ITELVBEL ID
IE =.) 0: E £
Is ee?) 0% Ejy3
folglich ü
. KEV3oE (Get Ya Chan
In den letzten Gleichungen erhält man die
Ströme in mA, wenn man die Kapazitäten in
wF und Ein kV mißt. +
geneinheit des Kabels betragen
w=YV3EIcosp .».:...:(&
Aus (3) und (4) erhält man
wzoE?!(8Cec+ (8) c08p. .
Rechengrößen. Durch Messungen am Kabel
lassen sich immer nur Kombinationen aus
ihnen bestimmen. Es trifft sich glücklich, daß
man die in Gl. (5) vorkommende Kombination
unmittelbar durch eine Messung der Kapazität
zwischen zwei L&itern ermitteln kann. Diese
Kapazität, die wir O} nennen wollen, setzt sich
in der aus Abb. 11 ersichtlichen Weise aus den
Teilkapazitäten zusammen.
diesem Bilde den Wert
G,=1lh &% +1 Cs
Man entnimmt
1,804 Cs),
oder E
ERESNE N ei
Aus (5) und (6) folst
ww W201 COBD e T
Setzt man oO = um aer De (8
wo also Ü die Kapazität zwischen zwei Leitern
eines Kabels gleicher Bauart mit der Dielek-
trizitätskonstante 1 bedeutet, und benutzt die
Definition (1) der Kennzahl K, so ergibt sich
aus (7)
a 3 % —_ ul
w=z2o®E?2C.K oder ETomo' (9
(w in Watt/km, E in kV, O in u F/km).
Die Gl. (9) dient zur
Berechnung der Kenn-
zahl K, wenn man die
dielektrischen Verluste
ww bei einer bestimmten
Frequenz f = w/2n und
bei einer bestimmten
Spannung E gemessen
hat, und wenn man die
Anordnung der Leiter
im Kabel kennt.
Del Mar gibt eine
Tafel, aus der man den
Wert von O für Kabel
verschiedener Bauart
Br
|
Jake
Abb.’12. Abmessungen des
__. » Kabelquerschnitts.
wie folgt berechnen
Die dielektrischen Verluste w für die Län-
Die Teilkapazitäten 0. und Os sind reine
n
entnehmen kann. Auf die Wiedergabe d
Tafel ist hier verzichtet, da sie die Länge
und Querschnittsmaße in amerikanischen Ein-
heiten enthält: Aus den Abmessungen des
Kabelquerschnitts (vgl. Abb. 12) kann man O
0.012066 uF a 5 Be"
(= Go N ne (9 |
mit E
waevs. ‚62 —@
a "vurmara ee
oder, mit d= ev3.
we 3m a
a y9U Fr3D La on
E: W..Was
Der Wechselstromwiderstand von massiven
Eisenleitern. — Nach einer kritischen Würdi-,
gung der das gleichende Gebiet betreffenden
Arbeiten von Rayleigh, Stefan, Thom-
son, Zenneck, Kennelly, Achard und
Dana leitet K. Zickler in neueren Ar-
beiten!) einfache Gleichungen für die Berech-
nung der Widerstandserhöhungen massiver
Eisenleiter ab. Bezeichnet Ru den bei der
Periodenzahl v’ und der eff. Stromstärke J
vorhandenen Wechselstromwiderstand des Lei-
ters vom aktiven Querschnitt F em? und dem
Umfang U cm dieses Querschnittes, ist u,
die magnetische Permeabilität für die mitt-
lere eff. Randfeldstärke H, und e der spezi-
fische elektrische Widerstand des Leiters in
ie) en bezeichnet endlich R, den Gleich-
stromwiderstand des Leiters bei derselben
Temperatur, dann errechnet man zunächst eine
Hilfsgröße z
PN
#2.
wobei ug der aus der Magnetisierungskurve der
Sg
betreffetden Eisensorte zu entnehmenden ma-
gmetischen 1 Permeabilität der mittleren eff.
{ sAst., \
Randfeldstärke Hr =" 75 ” zuentsprechen
hat, und erhält für die Widerstandserhöhung
die beiden Gleichungen . { a
Ro 2140846; a, A
Ro 1
— 0,758, y13B# 0183; xS1, 3
deren letzte für # > 3 übergeht in die Gleichung .
R t x h 3 Pr on
a
für ‘die Hilfsgröße
Beim kreisförmigen Querschnitt ergibt sich x
h “=. HL, “ j
Re ee
und für die mittlere eff. Randfeldstärke R
0.2.7 5,
Iren
Es wird mit Recht hervorgehoben, daß
in früher bekannt gewordenen Arbeiten durch-
weg angenommen wurde, die magnetische
Permeabilität habe den gleichen Wertin allen
Punkten des Querschnittes und die Wider-
standserhöhung werde ausschließlich durch
Wirbelstromverluste bedingt. _ Für magneti-
sierbares Leitermaterial sind diese Annahmen
unzulässig, und an Hinweisen auf die sehr
verwickelten Permeabilitätsverhältnisse bei
Eisenleitern hat es in der Literatur nicht nn
fehlt. . Aus theoretischen und experimentelle
Arbeiten sind Gesetze bekannt geworden, denen
. .
Rj
x
N;
2, 7 j
. wordener Arbeiten geprüft.
Be
geführte Regel an,
& N
Br. September 1920.
Bleri-d,
EN
vermeiden gewesen.
re Be
7 |
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920. Heft 35.
899
der Randfeldstärke in die Rechnung einge-
führt. Dies gelingt, wenn ein aus Versuchs-
ergebnissen leieht abzuleitendes empirisches
Gesetz zu Hilfe genommen wird. Für den
Leistungsfaktor ergab sich als Mittelwert für
verschiedene Effektivwerte des Stromes und
der Spannung.
c08p = VEz =0871,
und dieser Wert ist als Konstante in die
Gleichungen eingeführt. Die Anwendbarkeit
der vorgeschlagenen einfachen Formeln wurde
unter Heranziehung verschiedener bekanntge-
Die Überein-
stimmung ist als gut, z. T. als sehr gut zu be-
zeichnen, denn fast durchweg blieb der Fehler
für praktische Verhältnisse erträglich. Zickler
weist darauf hin, daß diese Übereinstimmung
nicht befremden kann, weil ‘bei der Auf-
stellung der Formeln Meßergebnisse verwertet
worden sind. Die Prüfung der Verwendbar-
keit der Gleichungen erstreckt sich in der
ersten. Arbeit auf Leiter von kreisförmigem
Querschnitt, und. am Schlusse ist die .Ver-
mutung ausgesprochen, daß die Gültigkeit
auch bei Eisenleitern beliebiger Querschnitts-
form bestehen bleibe. In der zweiten Arbeit
sind zum Bestätigen dieser Vermutung Ver-
ae uunnsen an Hand der Arbeit von
ennelly, Achard und Dana “durchgeführt.
Diese Rechnungen beziehen sich auf mehrere
Eisenbahnschienen verschiedenen Profils und
auf Leiter von kreisring- und halbringförmigem,
sowie geschlitzt-kreisringförmigem Querschnitt
(sog. Spaltrohre), wie sie für Kontaktschienen
bei elektrischen Bahnen verwendet werden.
Im Verlaufe der Rechnungen ergaben sich
weitere einfache Formeln, die für Sonder-
zwecke Interesse haben. Bei Vergleichen der
entwickelten und hinsichtlich ihres Einflusses
bildlich veranschaulichten Formeln mit solchen
anderer Autoren treten die Einfachheit und die
bequeme Handhabung der Ergebnisse Zieklers
deutlich hervor. M.-W.
Verschiedenes.
Eine neue Handregel. — Zu der auf S. 456
von P. Schiemann mitgeteilten neuen, be-
sonders einfachen und einprägsamen Hand-
regel bemerken W. Dollinger, Bingen und
O0. Müller, Cöthen, daß diese von ihnen im
Unterricht schon seit langer Zeit benutzt-
werde. Erstgenannter weist auf eine Vor-
veröffentlichung in Dr. Kraetzers ‚Grundriß
der Elektrotechnik‘, II. Teil, S. 29 hin. Weiter
verweist W. Volkmann, Berlin-Steglitz auf
eine von ihm auf S. 222 seiner „Anleitung zu
den wichtigsten physikalischen Schulver-
suchen“ (Berlin-Mückenberger, 1912) ange-
‚gebene Handregel. H.Dabisch, Lüdenscheid
gibt eine auf die Umdrehung der Erde zurück-
und endlich bemerkt
J. Sumec, Brünn, daß er dieselbeRegel bereits
1906 in „Elektrotechn. u. Maschinenb.‘,
8. 601 (abgedruckt im ‚Archiv d. Math. u.
Phys.‘ Leipzig-Berlin, 1907, S. 361) bekannt
gegeben habe.
Unfälle durch Elektrizität auf den ober-
schlesischen Industriewerken.!) — W. Vogel,
Kattowitz O.-S., berichtet über die von der
elektrotechnischen Abteilung des Oberschle-
sischen Überwachungsvereins im Berichtsjahr
1919/20 festgestellten Unfälle durch elek-
trischen Strom.
Von 19 Unfällen ereigneten sich 4 in
elektrisch betriebenen Lokomotivstrecken mit
250 V Betriebsspannung. Ein Bergarbeiter
herührte durch Zufall den Fahrdraht an einer
“ Stelle, an welcher durch das ständige Nach-
drücken des Hangenden die Fahrdrahthöhe
sich von 1,8 auf 1,6 m verringert hatte. —
Bei einem anderen Unfall in einer Lokomotiv-
strecke war aus unaufgeklärtem -Grunde der
Fahrdraht gerissen und hatte beim Herab-
fallen von der im Zuge mitfahrenden Beleg-
schaft 3 Arbeiter getroffen, von denen zwei
dureh den Strom getötet und einer vorüber-
gehend betäubt wurden. — Der 5. Unfall in
einer Niederspannungsanlage ist auf Schleich-
strom avs einer Lokomotivstrecke mit eben-
falls 250 V zurückzuführen und soll wegen
seiner Eigenart weiter unten noch näher be-
schrieben werden. Dem Auftreten derartiger
Schleichströme ist von allen Gruben mit
elektrischer Lokomotivförderung die größte
Aufmerksamkeit zuzuwenden.
Von den 10 Unfillen durch Hochspan-
nung, mit Spannungen zwischen 500 bis
10 000 V sind 9 als Betriebsunfälle durch Ver-
kettung besonderer Umstände zu bezeichnen.
3 hiervon wären bei mehr Vorsicht wohl zu
Der 10. Unfall ist die
1) Vgl. auch „ETZ“ 1918, 8. 39.
Folge eigener grober Fahrlässigkeit und steht
außer Zusammenhang mit dienstlichen Ob-
liegenheiten. Bei 2 Untersuchungen mußte
nach Maßgabe der örtlichen Verhältnisse die
Schuld des elektrischen Stromes an den Un-
fällen als nieht begründet erklärt werden.
Auf elektrischen Strom war auch der Tod
von 3 Pferden zurückzuführen. — In einem
Fall war ein 120 V führender, isolierter
Fahrleitungsdraht herabgefallen. Als das Pferd
auf diesen Draht trat, erhielt es den todbringen-
den Schlag. — Im zweiten Fall wurden zwei
Pferde gleichzeitig getötet, als sie in Bereich
des von einem schadhaft gewordenen Öl-
schalter ausgehenden Erdstromes gerieten.
Dieser Ölschalter für 500 V Betriebsspannung
war von einem Diebe seines Inhaltes beraubt
worden. Ein bei der Ausführung mitbenutzter
Eisendraht hatte durch Zufall die Verbin-
dung von einer Anschlußklemme nach einer
zur Zeit nicht fehlerfreien Erdverbindung her-
gestellt, von der dänn der gefahrbringende
Stromübertritt zur Erde ausging.
Der bereits erwähnte Unfall durch
Schleichstrom von einer elektrischen Lokomo-
tivförderstrecke ereignete sich in einem Kohlen-
bergwerke bei Abteufarbeiten für einen Blind-
schacht durch vorzeitiges Losgehen einer
elektrisch gezündeten Patrone und verdient
vollste Beachtung für alle Gruben mit elek-
trischer Lokomotivförderung. Der Schacht
hatte bereits eine Teufe von etwa 70 m er-
reicht. Die Förderung erfolgte mittels eines
Kübels, der von einem am Blindschacht
‚stehenden Haspel mit Drehstrommotor ange-
trieben wurde. Unmittelbar neben dem För-
derhaspel führte die mit Gleichstrom von 250 V
betriebene Lokomotivstrecke vorbei. Der Um-
former für den Betrieb dieser Lokomotiv-
strecke stand in etwa 2000 m Entfernung von
dem Blindschacht. Für die Sprengarbeiten
wurden jedesmal 6 Bohrlöcher mit Patronen
für elektrische Zündung besetzt. Die 6 Zünder
waren in Reihe geschaltet. Jeder Zünder war
für etwa 1 bis 1,5 V Zündspannung bemessen.
Als Stromquelle für die Zündung diente der
Anschluß an die Drehstromverteilung mit
etwa 120 V Spannung. Erst nach Stromschluß
von 2 in Reihe geschalteten Unterbrechungs-
st-llen konnte der Starkstrom in die Zü.d-
leitung ühertreten. Es waren somit die bisher
üblichen Vorsichtsmaßregeln getroffen. Trotz-
dem ging eines Tages ein Schuß vorzeitig los
und forderte leider den Tod eines Menschen.
Die Untersuchung ergab, daß die elektrische
Lokomotivstrecke sich in einem durchaus
guten Zustand befand. Es hatte sich aber von
dem Lokomotivgleise aus über Förderhaspel,
Förderseil bis zum Kübel einerseits, und dem
Umformer oder einer anderen Stelle des
Gleises auf unkontrollierbarem Wege bis zum
Sumpf im Blindschacht anderseits eine schlei-
chende Stromverteilung gebildet, die zwischen
Förderkübel und Sumpf bis zu etwa 15 V
Spannung aufwies. Diese 15 V wurden beob-
achtet, wenn die Lokomotive bei höchster
Beanspruchung bei vollbelastetem Zuge in der
Nähe des Blindschachtes anzog. Durch irgend
einen Zufall bei der Herstellung der Verbin-
dungen für die Zündung muß die Lage einge-
treten sein, daß diese 15 V Schleichspannung,
oder ein Teil davon, in einen Zünder übertreten
und ihn zur Zündung bringen konnten. Die
Richtigkeit dieser Vermutung ließ sich da-
durch beweisen, daß man zwischen dem För-
derkübel und einer Blechplatte im Sumpf einen
Zünder einschaltete, der bei Anfahren des
Zuges zur Entzündung kam. Zur Verhütung
weiterer Unfälle wurde zunächst die elektrische
Zündung eingestellt und durch eine solche
mittels Zündsehnur ersetzt. Weitere Maß-
nahmen sind noch in Erwägung. Auf jeden
Fall ist beim elektrischen Zünden in der Nähe
von Lokomotivstrecken Vorsicht ee
Energiewirtschaft.
Das neue Wasserkraftgesetz der V. 8.
Amerika. — Das am 11. VI. 1920 vollzogene
Wasserkraftgesetz, das die Unvollkommen-
heiten der aus den Jahren 1890, 1899, 1906,
1908 und 1910 stammenden gesetzgeberischen
Maßnahmen beseitigen und einen einheitlichen
Rechtsboden schaffen soll, ist das Ergebnis
achtjähriger Arbeit. Es ruft einen Bundes-
ausschuß ins Leben, der aus den Kriegs- und
Ackerbauministern und dem des Auswärtigen
bestehen. Dieser Ausschuß regelt sämtliche
Angelegenheiten, die sich auf die Nutzung der
Wasserkräfte beziehen, soweit der Bundes-
regierung darauf ein Einfluß zusteht. Insbe-
sondere kann er- vorläufige Konzessionen auf
3 Jahre erteilen, um den Beteiligten Gelegen-
heit zu geben, alle Fragen einer auszubauen-
1) Vgl. hierzu „ETZ“ 1920, S. 556.
den Wasserkraft zu prüfen, Entwürfe auszu-
arbeiten und die erforderlichen finanziellen
Vorbereitungen zu treffen. Der Ausschuß kann
ferner im Anschluß an diese vorläufige Kon-
zession eine Lizenz auf 50 Jahre gewähren,
nach deren Ablauf dem Staat das Recht zu-
steht, die Wasserkraftanlage gegen Erstattung
des hineingesteckten Kapitals zu erwerben.
Auch kann dem alten Lizenzinhaber eine neue
Lizenz ausgestellt oder Übertragung auf einen
anderen Unternehmer zugelassen . werden.
Letzterer hat ebenfalls das hineingesteckte
Kapital zu erstatten. Der Ausschuß kann auch
in Fällen, in denen ihm dies geeignet scheint,
die Ausführung eines Projekts dem Staate vor-
behalten oder, bei sonst gleichen Bedingungen,
staatliche und städtische Körperschaften bei
der Lizenzerteilung bevorzugen. Der Aus-
schuß, welchem ein sachverständiger Ingenieur
zur Seite steht, soll zum Bau von Wasserstau-
anlagen ermutigen, um ganz allgemein eine
möglichst gleichbleibende Kraftleistung zu
gewährleisten, _ Überschwemmungen zu ver-
hindern und in trockenen Gegenden die Be-
wässerung zu fördern, wobei dem Wasser erst
seine Kraft zu entziehen ist. Schleusen und
Staudämme in schiffbaren Flüssen sollen den
Schiffbarkeitsbereich vergrößern. Die Lizenz-
inhaber stehen unter staatlicher Aufsicht, und
ihre Tarife und Betriebsvorschriften bedürfen
der Genehmigung. Auf Übertretungen des
Gesetzes stehen strenge Strafen. Der bisherige
unsichere Rechtsboden für Wasserkraftan-
lagen hat, bewirkt, daß mit der Nutzung von
über 2 Mill. PS zurückgehalten wurde, durch
welche mehr als 6420 km zusätzliche Wasser-
wege im Oberlauf der Flüsse den bestehenden
hätten hinzugefügt werden können. Diese
Flußregulierungen, die sonst der Staat auf
seine Kosten auszuführen gehabt hätte una
deren Kosten man auf 800 Mill. $ schätzen
kann, werden jetzt von den Unternehmern
und ohne Kosten für den Staat vorgenommen
werden, wodurch sich gleichzeitig eine Ver-
besserung der Wassertransportverhältnisse er-
gibt. Leider kommt das neue Gesetz etwas spät
und zu einer Zeit, in welcher durch die hohen
Materialpreise und Löhne der Ausbau von
Wasserkräften 2- bis 3-mal so teuer ist (in den
Vereinigten Staaten) als vor dem Kriege.
Infolge von Opposition aller Art wurde das
gegenwärtige Gesetz, das schon bald nach dem
Jahre 1910 in Angriff genommen worden war,
immer wieder zurückgestellt, und noch kurz
vor der endgültigen Annahme sind im Senat
besonders die. nachstehenden Gesichtspunkte
dagegen geltend gemacht worden: 1. daß es in
dringenden Fällen zu umständlich sei, wenn
ein Einzelstaat sich erst an die vorgesehene
bundesstaatliche Instanz zw wenden hätte,
ehe einzelstaatliches Vorgehen möglich würde,
2. daß, falls die Bundesregierung auf Über-
nahme einer abgelaufenen Lizenz verzichte,
neue Lizenzen an Unternehmer jeweils nur
auf die Dauer eines Jahres erteilt werden
sollten, und 3. daß die Bedingungen solcher
neuen Lizenzen von der Bundesregierung fest-
zusetzen Seien und dem Reflektanten bei
Nichteinverständnis das Recht zustehen müßte,
richterliche Entscheidung anzurufen. Der
Text des Gesetzes rührt von O. C. Merrill
her, dem z. Zt. leitenden Ingenieur des Forst-
wesens der Union, der als sachverständiger
Berater von den beteiligten Ministerien in
Aussicht genommen sein soll. (,Electrical
World‘ Bd. 75. 1920, 8. 1328, 1467). W.
Wahrung der Kohlenschätze in England.!)
— Die angekündigte Stellungnahme Clerks
zu der Kritik an seinem Vortrag enthält wenig
Erwähnenswertes?). Er stellt fest, daß seine
Zahlen nicht berichtigt wurden, insbesondere
nicht diejenigen über Heizung, gibt aber zu,
daß die Verwendung von Elektromotoren wegen
der leichten An- und Abschaltung wirtschaft-
lich wäre, wo nur kurze Betriebsperioden
in Frage kämen; seine Zahlen sollen indessen
die Verhältnisse in Dauer- oder hochbelasteten
Betrieben zeigen. Clerk legt dar, daß der von
Merz für Gasmaschinen genannte Wirkungs-
grad von 20 bis 25% irrig sei; 30% bei Vollast
sei heute nichts Außergewöhnliches, schon
1905 habe man 27% bei Vollast und 20% bei
Drittellast erreicht. Er verweist auf eine Ver-
öffentlichung Patchells, wonach der Gesamt-
wirkunsgrad einer gasbetriebenen Elektrizi-
tätszentrale von nur 500 PS Leistung zu 19,9%
festgestellt wurde. Obwohl er beistimme, daß
nicht der wärmetechnische Wirkungsgrad
allein für die Wahl einer Antriebsart entschei-
dend sein dürfe, habe doch die Praxisin vielen _
Fällen erwiesen, daß Gasmotoren mit Leucht-
gas vorteilhaft seien. Seine bzw. der Gasindu-
strie Stellungnahme sei durch die Propaganda
begründet, die seit 1910 planmäßig für eine
allgemeine Einführung von Elektrizität als
1) Vgl. „ETZ* 1920, S. 657.
2) „The Electrieian“, Bd. 85, 1920, 8. 110.
700
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920,
m __ —daha—
Quelle für Licht, Kraft und Heizung be-
trieben wurde. Er sei gleichfalls der in der
Aussprache mehrfach zum Ausdruck gekom-
menen Meinung,
der beiden Industrien anzustreben ee
I:
Industrie und Handel.
Die wirtschaftliche und soziale Lage der
deutschen Elektroindustrie. — Nach Direktor
Henrichs Vortrage in der Vollsitzung der
„Arbeitsgemeinschaft für die deutsche elek-
trotechnische Industrie‘‘!) kam der Produk-
tionswert der deutschen Elektroindustrie
1913 mit 1300 Mill. Goldmark — man be-
achte, daß er beträchtliche Erzeugungswerte
anderer Industrien enthält — dem der Roh-
eisenhütten (1087 Mill. M) ungefähr gleich (für
die Walzwerke wird er zu 2347, für den Stein-
kohlenbau zu 2135 Mill. M angegeben) und
überragte nicht unwesentlich den Wert unserer
Weizenernte (931 Mill.M). Die Zahl der Be-
schäftigten, 1907 etwa 0,1 Millionen, ist in
der Zwischenzeit auf mehr als das Anderthalb-
fache gestiegen. Innerhalb der elektrotechni-
schen Weltproduktion (4,1 Milliarden Gold-
mark) stand Deutschland 1913 bei einem Anteil
von rd 40% nur um etwa 100 Mill. Goldmark
hinter den V. 8. Amerika, seinem einzigen eben-
bürtigen Konkurrenten zurück. Diese über-
ragende Stellung verdankt die deutsche Elek-
troindustrie nicht etwa der Gunst ihrer Stand-
orte, sondern der Initiative, dem wissen-
schaftlichen und wirtschaftlichen Kön-
nen einiger weniger Männer, die mit dem
Triebe des Forschers und dem Wagemut des
Unternehmers das breite Fundament für unsern
heutigen Bau geschaffen haben. „Wir Nach-
ebenen sollten uns bewußt bleiben,
aß solch eine Entwicklung möglich |
gewesen ist mit den alten Wirtschafts-
methoden, die von vielen Seiten, vor
allem aber von Kathederwirtschaft-
lern, bekämpft wird, welche ihren Be-
fähigungsnachweis, praktisch Wirt-
schaft führen zu können, bisher nicht
erbracht haben. Pflicht und Verantwor-
tungsgefühl gebieten mir (Henrich) ausdrück-
lich, vor Wirtschaftsexperimenten zu
warnen, für deren Überlegenheit über
die bisherigen Methoden noch nicht
der geringste Beweis vorliegt.‘
Die Bedeutung der deutschen Elektro-
industrie liegt hauptsächlich im Ausfuhrge-
schäft, dessen Wert 1913 310 Mill. M betrug
(Einfuhr 11, Verbrauch 950 Mill. M) und sich
in Europa (218 Mill. M) vorwiegend auf Eng-
land (35 Mill. M) und Rußland (32 Mill. M), in
Amerika (54 Mill. M) auf Argentinien (21 Mill.
M), in Asien (26 Mill. M) auf Japan und Korea
(11 Mill. M) erstreckte. Außerdem unterhielt
die deutsche Elektroindustrie in allen größeren
Ländern Europas eigene Fabriken, so daß etwa
75% der gesamten europäischen Produktion
unter deutschem Einfluß stand. Das hat sich
heute wesentlich geändert. Die ausländischen
Firmen konnten ihre Erzeugungsstätten sehr
erweitern, große Kapitalien aufnehmen, mit
Hilfe der Kriegsgewinne sich eine starke finan-
zielle Grundlage schaffen und machen uns nun
überall die Absatzmärkte streitig. Das gilt
besonders für die V. 8. Amerika, die 1913
höchstens 8% ihrer Produktion ausführten,
während Deutschland etwa 25 bis 30% expor-
tierte. Hinzu kommt, daß unsere inländischen
Erzeugungspreise bei dem heutigen Valutastand
bereits über den Weltmarktpreisen liegen und
die deutsche Elektroindustrie z. Zt. im Aus-
en ohne Verlust nicht mehr konkurrenzfähig
ist. .
Die Entwicklung der Dinge vom wilden
en über den Ausverkauf zur gegen-
wärtigen Geschäftslosigkeit ist bekannt. Im
einzelnen betrachtet, sieht es wohl am schlech-
testen in der Kabelindustrie aus, wo sich
alle im Kartell zusammenlaufenden Bestellun-
en leicht übersehen lassen. Soweit diese aus
eutschland stammen, beliefen sie sich für
Starkstromkabel im ersten Halbjahr 1920 auf
nur 30%, des Friedenswertes und dürften für
das zweite günstigstenfalls25% ausmachen. Die
Zurückhaltung erklärt sich durch die gegen-
über dem Frieden auf das Zwanzigfache er-
höhten Preise, zu denen ihre Netze auszubauen,
die Elektrizitätswerke wegen der dann kaum
vermeidbaren weiteren Steigerung der Strom-
preise sich scheuen. Daher umfassen die Auf-
träge,im wesentlichen nur unaufschiebbare An-
schlüsse für die im volkswirtschaftlichen In-
teresse arbeitenden Industrien. Von den seit
Anfang Dezember 1919 bis Anfang Juni 1920
aus dem Ausland eingegangenen Bestellungen
entfielen ungefähr 75% auf Schwachstrom-
und 20 bis 25% auf Starkstromkabel. Das Ver-
1) Wirtschaftliche Mitteil. a. d. Siemens-Konzern* v.
10. VII, 1920.
daß ein“ Zusammenwirken
trauen in die pünktliche deutsche Lieferung hat
aber durch den siebenwöchigen Berliner Metall-
arbeiterstreik im Herbst 1919 und neuerdings
durch die Arbeitsruhe nach dem Kapp-Putsch
erheblich gelitten. 1919 erhielt die deutsche
Kabelindustrie noch umfangreiche Aufträge
zu Weltmarktpreisen, heute will der Ausland-
kunde im allgemeinen, wenn er das Risiko der
Lieferungsverzögerungen infolge neuer Un-
ruhen tragen soll, wenigstens einen Ausgleich
darin sehen, daß er uns 10% niedrigere Preise
limitiert, als unsere Auslandskonkurrenz ihm
anbietet. — Ähnlich schlecht ist die Lage im
Leitungs-, Kleinmotoren-und Installa-
tionsgeschäft, begründet vor allen Dingen
darin, daß den im Privatbesitz und im „ge-
mischten, kommunalen und Privatbesitz‘ be-
findlichen Überlandzentralen die Sozialisie-
rung droht. Diese Gefahr läßt jede, Unter-
nehmungslust schwinden, und Henrich be-
fürchtet im Fall der Verstaatlichung einen
dauernden Rückgang der Bestellungen aus
diesem wiehtigen Absatzgebiet. Nicht die be-
absichtigte Verbilligung der Stromtarife werde
eintreten, sondern eine dauernde, der weiteren
Ausdehnung der elektrischen Kraftübertragung
Einhalt tuende Verteuerung. Die bisher als
richtig und volkswirtschaftlich vorteilhaft an-
gesehene zentrale Versorgung großer Gebiete
von einer Stelle aus wird immer mehr an Wert
verlieren, solange es möglich ist, daß kleinere
Arbeitergruppen durch Streiks große Industrie-
zweige gegen den Willen der in ihnen Beschäf-
tigten zur Arbeitslosigkeit zwingen. Die Er-
fahrungen von Golpa werden manchen In-
dustriellen veranlassen, zur Einzelstromversor-
gung zurückzukehren, um seine Arbeiter und
sich vor Einstellung des Betriebes zu bewahren.
200000
ei
Wochenstunden Soll
» » » » »
» » » » 2)
Heft 35.
narnpaass - Verringerung derWochenstunden durch Verfügung über Kohlenverbrauch
» » » » » » 5 n
2. September 1920.
natürlich auch auf diesem Gebiet die Bestel- >
lungen zurück. ar
Zu ‚diesen äußeren, durch die Absatzver-
hältnisse bedingten Schwierigkeiten kommen
innere der einzelnen Firmen; ihr finanzieller
Status ist scharf angespannt. Wie bekannt, E
kann in der Elektrotechnik das Kapital im
Laufe eines Jahres wegen der großen, für die
Fabrikation unbedingt notwendigen Vorräte
an Roh-, Teil- und Fertiglägern sowie wegeu
der langen Herstellungsdauer höchstens einmal
umgesetzt werden. Waren im Frieden bei
einem Produktionswert von 1,3 Milliarden M
Kapitalien in fast gleicher Höhe notwendig,
so müssen heute dafür, wenn man auch nur
mit einer durchschnittlichen Verteuerung vom
15-fachen Betrage rechnet, ungefähr 20 Milliar-
den M aufgebracht werden. Sie zu beschaffen,
ist gänzlich ausgeschlossen, zumal auch die
Kapitalsbildung durch die neue Steuer-
gesetzgebung stark eingeschränkt wird, und
da selbst Kapitalserhöhungen in früher für
unmöglich gehaltenem Ausmaß bei weitem
nicht ausreichen, haben Gesellschaften, die
vordem über viele flüssige Geldmittel verfüg-
ten, jetzt bereits einen teuren und star
drückenden Bankkreditin Anspruch nehmen
müssen. Die Frage der Kapitalsbeschaffung ist
noch immer ungelöst, und verschiedene Firmen
denken bereits an eine Einschränkungihres
Betriebes, weil sie die flüssigen Mittel für
Löhne, Gehälter und Rohmaterjal nicht mehr
aufbringen können.
Im Kriege ist die Produktion elektro-
technischer Erzeugnisse hauptsächlich wegen
der Heeresaufträge, seit der Revolution infolge
der geringen Arbeitslust und der häufigen
Streiks zurückgegangen. Abb. 13 zeigt das
Wochenstundenbewegung vom I.Januar I919. bis 23. Juni I920.
treikstunde
» Krankenstunden
» _Urlaubsfunden. 3 4
>
ge
120000
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40000 19 A
#7 9 9 1.Spartakus Unruhen.
| 7 2. ung Liebknecht.
15a 19 9.Sympathiestreik Eisner
4.Polifischer Streik.
Lohnwoche 20 24 28 32 36 +0 44 48 s2 4
N
— Im Straßenbahngeschäft haben die
Lohnforderungen zu großen Tariferhöhungen
geführt, die manches Unternehmen zum Still-
stand brachten, und die finanzielle Lage der
Straßenbahnen ist so ungünstig, daß man trotz
starker Reparaturbedürftigkeit des rollenden
Materials nur in äußerst verzögertem Maße an
Neubeschaffungen denkt. — Die besonders
stark auf den Export angewiesene Glühlam-
penindustrie stößtim Auslande teilweise auf
sehr lebhafte Konkurrenz; im Inlande wird der
Bedarf z. Zt. reichlich befriedigt, nachdem die
Mißwirtschaft des Verschiebens infolge einer-
seits des Ausfuhrverbotes, anderseits der Va-
lutabesserung nachgelassen hat. Schwierig-
keiten im Ale wie in anderen Geschäfts-
zweigen haben sich bisher noch nicht gezeigt.
Die Lampenindustrie ist aber abhängig von der
gesunden wirtschaftlichen Existenz der Installa-
teure und Großhändler in Elektromaterial und
wird natürlich sehr leiden, wenn sich die Kredit-
verhältnisse in diesen Kreisen ungünstig ent-
wickeln. — Von dem Wohlergehen der, gleichen
Abnehmerkreise und der Lage der Überland-
zentralen hängt auch der Absatz in Leitungs-
material und Isolierrohr ab. Hier wird
es notwendig sein, durch Erleichterung von
Abnahmepflicht und Zahlungsbedingungen die
Lebensfähigkeit der Abnehmerkreise zu er-
halten. — Die Situation des Apparatebaues
erscheint nicht ganz so gespannt. Aufträge
liegen noch für mehrere Monate vor, die Liefer-
termine werden aber infolge des Fehlens von
Porzellan und Isoliermaterial zu sehr in die
Länge gezogen. — Auch die Beschäftigung in
den Akkumulatorenfabriken ist nur noch
für wenige Monate gesichert. : Neubestellungen
haben erheblich nachgelassen. — Gut kann
augenblicklich die Beschäftigung in der
Schwachstromtechnik genannt werden ; sie
reicht noch für etwa ein Jahr,gdochygehen
Abb.
9. Verkehrstreik.
H 10. Zettelabreisser Streik.
11. Lohnstreik.
12. Betriebsratwahl.
13. Kapp-Streik.
Ss
=
|
KISS
Ba SS
= =
IN
1} 20 24 28 32 38 +0 *4 “8
1920
13.
aus der gesetzlichen Arbeitszeit von 46%
Wochenstunden und der Belegschaftszahl bei
einem Berliner Werk von. Siemens-Schuckert
sich ergebende Arbeitsstunden-Soll und dessen
Verringerung durch Streiks sowie durch Koh-
113/74
7778
Abb 14.
1920
2. September 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920,
Heft 35.
ol
lenfeiertage, Krankheit und Urlaub. Von
Januar bis Dezember 1919 sind nur 63% der
möglichen Arbeitsstunden geleistet worden.
Der Lohnausfall eines ungelernten Arbeiters
betrug in dieser Zeit 1920, der eines Drehers
2400 und der eines Schnittbauers 2640 M.
Insgesamt sind den rd 3000 Arbeitern allein
dieses Werkes infolge nicht verfahrener Ar-
beitsstunden etwa 2,5 Mill. M Arbeitsverdienst
entgangen. Wie Abb. 14 erkennen läßt, ist die
Gesamtproduktion der %* Siemens-Schuckert-
werke bei wenig veränderter Belegschaft je
Kopf von 4400 kg im Frieden auf jetzt 2250 kg
gefallen, während anderseits der Lohnanteil
je Kilogramm fertigen Fabrikates auf gleicher
Rochnungsbais von 43 Pf schon 1919 auf 2M
gestiegen war und z. Zt. von Henrich zu mehr
als 4 geschätzt wird, Verhältnisse, die sich
nach seiner Ansicht ohne allzugroße Fehler
auf die ganze deutsche Elektroindustrie ver-
allgemeinern lassen dürften.
Die absolut gegenüber der Friedenszeit
gewaltig gewachsenen Unkosten (Gehälter,
unproduktive Löhne, Kapitaldienst, Steuern,
Valutaverluste, Frachten usw. sowie unvorber-
gesehene Einbußen) belasten relativ bei der
auf 50% eingeschrumpften Erzeugung das ein-
zelne Fabrikat um das Vielfache der Vor-
kriegszeit, und in dieser Steigerung der nur
durch starke Vermehrung der Produktion ver-
ringerbaren relativen Unkosten liegt die Haupt-
quelle unserer heutigen unwirtschaftlichen Ar-
beitsweise, die wesentliche Ursache der man-
gelnden Konkurrenzfähigkeit. Die hohen rela-
tiven Unkosten, Löhne und
haben die Verkaufspreise auf ein von der
Elektroindustrie selbst als ungesund empfun-
denes Niveau getrieben, das je nach dem Fa-
brikat zwischen dem 8- bis 26-fachen Friedens-
betrag liegt!). Da sie aber in der Hauptsache
durch die Einkaufspreise der verarbeiteten
Halbfabrikate bedingt sind, die ihrerseits wie-
1) Vgl. „ETZ“ 1920. S. 691.
Materialpreise |
Millionen
280
260 | /
240 | | Ri
Arbeitslohn A und
220 Unternehmergewinn U
im Siemens-Konzern
200 ix
780
=
760 r
740
7202 S
700
80
der durch die an letztere je nach Güte und Ver-
arbeitungszustand gebundenen Löhne bestimmt
werden, kann ihr Anwachsen niemals für die
Erhöhung der Löhne innerhalb der Elektro-
industrie maßgebend sein, zumal die Verteue-
rung besonders wichtiger Materialien, wie
Kupfer, Zinn, Gummi, Schellack, absolut von
der Valuta abhängt.. Es sind vielmehr die
Lebensmittel, die wesentlich die Löhne be-
stimmen, und sie sind keineswegs in solchem
Maße gestiegen wie die Materialien. Bedeutend
weniger aber noch als Löhne und Gehälter
haben die an den Kapitalseigner ausgeschütte-
ten Gewinnbeträge zugenommen, wie Abb. 15
nachweist. Während die Arbeitnehmer. vom
Siemens-Konzern im Laufe der letzten elf Ge-
schäftsjahre Lohn und Gehalt sowie freiwillige
und gesetzliche soziale Leistungen (A) in ra-
pidem Anstieg bezogen haben, verschwindet
eine Gewinnausschüttung von 10 bis 12% (U)
völlig hinter jenen Summen und machen bei
der heutigen Geldentwertung so niedrige Be-
träge aus, daß, wenn den Kapitalseignern nur
die Hälfte ihrer Dividende belassen würde,
durch Verteilung des Restes auf jede Arbeits-
stunde lediglich 7 bis 8 Pf entfielen!), Nach
Henrich, der im Interesse des Wiederaufbaues
von den Arbeitnehmern Verständnis für die
wirtschaftlichen Realitäten fordert, be-
findet sich die deutsche Elektroindustrie in der
Abbauperiode, die jedoch, soll sie nicht zur
Katastrophe führen, langsam und stetig vor
sich gehen müsse. An einen Abbau der Löhne
könne man in den nächsten Monaten noch nicht
denken, aber auch bei derheutigen Lage des Aus-
landgeschäftes keine sozialen Abgaben zahlen,
wenn die Verkäufe mit Verlusten abschließen.)
1) Vgl. auch „ETZ“ 1919, 8. 220.
2) Wenn ein englisches Fachblatt glaubt. daß Aus
führungen wie dieser Vortrag auch den Zweck verfolgen
den Beobachtern in anderen Ländern Sand in die Augen
zu streuen, so sind es wohl Unkenntnis der deutschen
Verhältnisse und die Gepflogenheiten seiner eigenen
dustrie, die es zu solcher Annahme verleiten. D. 8.
r
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftsstelle: Berlin W.57, Potsdamer Str. 68.
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306.
Auszug aus der Tagesordnung für die „Elek-
trische Woche‘ in Hannover vom 22. bis
29. Sept. 1920.')
Mittwoch, den 22. September:
Deutsche Beleuchtungstechnische Gesell-
schaft, Mitgliederversammlung.
Donnerstag, den 23. September:
VDE, Vorstand und Ausschuß.
Zentralverband, Preisstelle und Fach-
gruppen.
Eltfabriken, Vorstand und Mitgliederver-
sammlung.
Elektrobund. Mitgliederversammlung.
Freitag, den 24. September:
VDE, Hauptversammlung und Besichti-
gungen.
Zentralverband, Mitgliederversammlung.
Installateurverband, Ausschuß.
Sonnabend, den 25. September:
VDE, Hauptversammlungen.
Verband der Reparaturwerke, Hauptver-
sammlungen.
Sonntag, den 26. September:
Gemeinsame Veranstaltung für alle Ver-
eine und Verbände.
Versammlung in der Stadthalle, Vortrag
und Filmvorführung.
Kaffeezusammenkunft im Tiergarten.
Orgelkonzert in der Stadthalle.
‘Montag, den 27. September:
Straßen- und Kleinbahnverein, Aus-
schuß ©.:
Elektro-Großhändler, Vorstand und
Hauptversammlung.
Spezial - Fabriken, Vorstand und Haupt-
versammlung. -
Vereinigung der Hochschullehrer.
Dienstag, den 28. September:
Elektro-Großhändler, Hauptversammlung.
Großhändler-Einkaufs-G. m. b. H.
Mittwoch, den 29. September:
Großhändler-Einkaufs-G. m. b. H.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär.
Dr.-Sng. G. Dettmar.
1) Die ausführliche Tagesordnung ist abgedruckt
„ETZ“ 1920, Heft 29, 8. 575.
0a WO Terz Mrs Tor rg
Abb. 18.
VEREINSNACHRICHTEN.
Betrifft: Änderung unserer Satzung.
Es hat sich als notwendig herausgestellt,
einige Paragraphen unserer Satzung zu än-
dern, und zwar müssen solche Änderungen
vorgenommen werden in $ 3 und 4 mit Rück-
sicht auf den Friedensvertrag, in $ 5, weil eine
Erhöhung der Beiträge unerläßlich ist, und
in $ 24, weil der Termin für die Jahresver-
sammlung in Zukunft eine freie Vereinbarung
mit Rücksicht auf die „Elektrische Woche“
ermöglichen muß. Da nun die vorhandenen
Satzungen aufgebraucht sind und somit ein
Neudruck notwendig wird, erschien es zweck-
mäßig, gleichzeitig auch eine Reihe von Un-
schönheiten und Unstimmigkeiten in der
Satzung zu beseitigen und diese einer Neube-
arbeitung zu unterziehen. Durch mehrfache
Änderungen und ann im Laufe der
letzten 10 Jahre sind einige Unstimmigkeiten
entstanden. So z. B. zwischen den $$ 4 und 5,
zwischen den $$ 20 und 27 usw. Es sind des
weiteren einige völlig veraltete Bestimmungen
in den Satzungen enthalten, z. B. in $29 und 30.
Weiterhin war die Satzung schon von Anfang
an sprachlich mangelhaft (Inversionen usw.).
Es erschien daher zweckmäßig, alle diese Un-
stimmigkeiten und Unschönheiten anläßlich
des Neudruckes zu beseitigen. Der Vorstand
hat daher die Satzung einer Durchsicht unter-
zogen und wird der Jahresversammlung in
Hannover den nachstehend abgedruckten ver-
besserten Wortlaut zur Beschlußfassung unter-
breiten. Zur Vereinfachung wird jedoch nach-
stehend ‚eine Zusammenstellung der sach-
lichen Änderungen gegeben und eine kurze
Begründung für diese hinzugefügt.
In $:3 und 4 ist statt ‚elektrotechnische
Vereine Deutschlands‘ bzw. „elektrotech-
nische Vereine, welche ihren Sitz in Deutsch-
land haben‘ mit Rücksicht auf den Friedens-
vertrag (Verein in Saarbrücken und eventuell
in Oberschlesien) gesagt „Deutsche Elektro-
technische Vereine‘.
In $4und 5 sind die sogen. korporativen
Mitglieder jetzt einheitlich bezeichnet, während
in der augenblicklich gültigen Satzung ver-
schiedene Bezeichnungen benutzt sind.
In $ 5 ist eine einschneidende Änderung
dahingehend vorgesehen worden, daß ein
Teil A J ehe während des Jahres
durch den Ausschuß festgesetzt werden kann.
Es hat sich bei den jetzt häufigen Anderungen
der wirtschaftlichen Lage als unausführbar
erwiesen, daß der Beitrag 1Y, bis 14 Jahre
vorher festgelegt wird. Dadurch, daß während
des Jahres auf die wirtschaftliche Entwicke-
lung bisher nicht Rücksicht genommen werden
konnte, entsteht im laufenden Geschäfts-
jahre ein großer Vermögensverlust.
In den $$ 7, 10, 18 und 23 bis 31 sind die
Bezeichnungen ‚,‚Jahresversammlung‘‘ und
„Verbandsversammlung‘ bisher nicht ein-
heitlich gebraucht worden. -In dem neuen
Entwurf ist dies geschehen.
In $ 14 ist in dem Entwurf die Zahl der
Vereinsmitglieder, auf die je ein Ausschuß-
mitglied entfällt, noch nicht angegeben, da
hierüber noch Verhandlungen im Ausschuß,
der am Tage vor der Jahresversammlung in
Hannover eine Sitzung hat, stattfinden werden.
Auf Grund’der dort gefaßten Beschlüsse wird
der Jahresversammlung zur Beschlußfassung
vorgelegt werden, ob die bisherige Zahl 150
beibehalten oder ob sie erhöht wird. Eben-
so wird die Zahl der von der Jahresver-
sammlung direkt zu wählenden Ausschuß-
mitglieder noch auf Grund der Beschlüsse der
Ausschußsitzung der Jahresversammlung unter-
breitet werden.
In $ 19 ist vorgesehen, daß der Vorstand
auch während des Jahres Kommissionen bilden
kann, was sich im Laufe der letzten Jahre
mehrfach als notwendig erwiesen hat. Es
würde eine erhebliche Verzögerung vieler
Arbeiten bedeuten, wenn die Bildung von
Kommissionen während des Jahres ausge-
schlossen bliebe.
Der letzte Absatz der bisherigen Fassun
des $ 20 ist weggeblieben, da sein Inhalt durch
den $ 21 vollkommen gedeckt ist. i
In $ 23 ist im 3. Absatz jetzt gesagt
„Zustimmung“ statt ‚Genehmigung‘, da der
bisherige Ausdruck unzutreffend war. Eine
Genehmigung bedeutet nämlich nur eine Vor-
lage nach Abschluß des Vertrages, während
gemeint war, daß der Vertrag vor Abschluß
dem Ausschuß vorgelegt wird. Die Juristen
pflegen aber das als Zustimmung zu be-
zeichnen.
In $ 24 ist die Festlegung des Zeitpunktes
für die Jahresversammlung jetzt beseitigt
einerseits mit Rücksicht darauf, daß es sich
schon als notwendig erwiesen hat, in anderen
als den bisher in der Satzung, vorgesehenen
Monaten die Jahresversammlung abzuhalten,
anderseits mit Rücksicht auf die beabsichtigte
Beibehaltung der „Elektrischen Woche“. Es
muß dann dem Verbande ermöglicht sein, den
Termin auf Grund von Vereinbarungen mit
den anderen Vereinen und Verbänden zu
wählen.
In $ 29 ist jetzt die Unterzeichnung der
Niederschrift über die Jahresversammlung nur
durch den Vorsitzenden und den General-
sekretär vorgesehen, was ausreichend sein
dürfte. Die bisher geforderte Mitunterzeich-
nung durch die beiden stellvertretenden Vor-
sitzenden erscheint nicht notwendig.
702
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920, Heft ‚35,
4° ii BREUER RER NETRREN RT BAR a a a a
KNIE, a Und f ch N ;
a END
In $ 30 ist eine Angabe über den Festaus-
schuß weggelassen worden. Die bisherigen
Bestimmungen waren unausführbar. Eine
Festlegung solcher Einzelheiten in der Satzung
ist übrigens nicht notwendig.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Vorsitzende: Der Generalsekretär:
Dr. H. Voigt, Dr.-Sng. G. Dettmar.
Entwurf zu einem neuen Wortlaut der Satzung.
I. Name und Sitz.
$1l.
Der Verein, dessen Eintragung in das
Vereinsregister des Amtsgerichts Berlin-Mitte
am 15. Dezember 1902 erfolst ist, führt den
Namen:
„Verband Deutscher Elektrotechniker
Eingetragener Verein.‘
Sitz des Vereins ist Berlin.
II. Zweck.
S79,
Durch den Verband soll ein Zusammen-
‚schluß der deutschen Elektrotechniker herbei-
geführt sowie eine ständige Vertretung und
Förderung der deutschen Elektrotechnik ge-
schaffen werden. 3
Die Erreichung dieses Zweckes wird an-
gestrebt:
1 durch eine alljährlich in einer Stadt
Deutschlands stattfindende Versammlung
der Verbandsmitglieder, die den Mei-
nungsaustausch über schwebende Fragen
durch Vorträge und Besprechungen för-
dern soll. Dabei soll den Mitgliedern
ferner durch gesellige Veranstaltungen
Gelegenheit gegeben werden, einander
persönlich näherzutreten ;
2. durch Zusammenfassung der deutschen
elektrotechnischen Vereine;
3. durch die Bemühungen der Organe des
Verbandes;
4. durch eine Verbandszeitschrift und son-
stige Veröffentlichungen;
. durch sonstige die Zwecke des
bandes fördernde Mittel.
III. Mitgliedschaft.
Ss 4.
Mitglied des Verbandes kann jeder in
Deutschland Wohnende, sowie jeder Deutsche
sein, der auf dem Gebiet der Elektrotechnik
und verwandter Berufszweige ein wissen-
schaftliches oder praktisches Interesse hat,
; Der Antrag um Aufnahme ist schriftlich
an die Geschäftsstelle des Verbandes zu
richten. Über die Aufnahme entscheidet der
Vorstand. Zurückgewiesenen steht die Be-
rufung an den Ausschuß frei.
Behörden, Vereine, Gesellschaften und
Handelsfirmen können gleichfalls die Mitglied-
schaft erwerben.
Der Verband schließt mit geeigneten
deutschen elektrotechnischen Vereinen Ver-
träge ab, auf Grund deren diese Vereine dem
Verbande angehören. Der Vorstand ent-
scheidet, ob ein Verein geeignet ist. Dem ab-
gewiesenen Verein steht die Berufung an den
Ausschuß offen. Mitglieder der zum Verband
‘gehörigen Vereine sind Mitglieder des Verban-
des, wenn sie nach Abs. 1 und 3 dieses Para-
graphen aufnahmefähig sind und die Ver-
bandszeitschrift beziehen. Der Verband ver-
kehrt mit diesen Mitgliedern außer auf den
Verbandsversammlungen nur durch die Ver-
eine. Mindestens ein Mitglied jedes dieser
Vereine muß dem Ausschuß angehören. Dieses
Mitglied hat die Verbindung zwischen seinem
Verein und dem Ausschuß zu pflegen.
Ss 5.
Der Jahresbeitrag besteht aus dem Grund-
beitrag und einem Zuschlag. Der Grundbei-
trag wird von der Jahresversammlung. fest-
gesetzt, während der Zuschlag, der für das
erste und zweite Halbjahr verschieden sein
kann, vom Ausschuß auf Antrag des Vor-
standes festgesetzt wird. Der. Grundbeitrag
ist für unmittelbare Mitglieder des Verbandes,
für Mitglieder der zum Verband gehörigen
Vereine sowie für Behörden, Vereine, Gesell-
schaften und Handelsfirmen verschieden hoch.
. Für jedes im Ausland wohnende Mitglied
wird außerdem ein Auslandszuschlag erhoben,
dessen Höhe vom Vorstand festgesetzt wird.
Jedes Mitglied erwirbt durch Zahlung des
Jahresbeitrages das Recht, an den Verbands-
versammlungen teilzunehmen und Anspruch
auf Zusendung der Verbandszeitschrift. Der
Vorstand erläßt über die Einziehung der Bei-
träge die .erforderlichen Vorschriften.
Qu
Ver-
‚beschlusses
RR Er LER
“ Der Vorstand kann beschließen, daß die
Mitgliedschaft erlischt, wenn der Jahresbei-
trag nicht rechtzeitig gezahlt wird.
‘ Glaubt der Vorstand, daß das Verbleiben
eines Mitgliedes im Verbande den Verbands-
interessen schädlich ist, so beschließt der
Ausschuß auf Antrag des Vorstandes über
etwaige Ausschließung dieses Mitgliedes.
Diesem steht dann die Berufung an die nächste
Jahresversammlung frei.
Der freiwillige Austritt kann nur zum
Ablauf eines Geschäftsjahres und nur nach
vorher erfolgter Anzeige geschehen.
IV. Organisation.
7
Die Organe des Verbandes sind: -
1. Vorstand,
2. Ausschuß,
3. Kommissionen,
4. Geschäftsstelle,
5. die zum Verbande gehörigen Vereine,
6. Verbandsversammlung.
V.(Vorstand.
BE
Der Vorstand besteht aus dem Vor-
sitzenden, zwei stellvertretenden Vorsitzenden
und sechs weiteren Mitgliedern.
89.
Die Mitglieder des Vorstandes werden von
der - Jahresversammlung durch einfache
Stimmenmehrheit auf zwei Jahre gewählt.
Wiederwahl ist zulässig.
210,
Dem Vorstande liest die Leitung des
Verbandes ob. Die Beschlüsse der Verbands-
versammlungen und des Ausschusses sind für
ihn bindend. Er ladet zu den Verbandsver-
sammlungen ein und leitet sie.
Er legt der Jahresversammlung Rechnung
ab, nachdem die Prüfung der Bücher durch
Revisoren, die für jedes Jahr auf der Jahres-
TersangrımnE gewählt werden, stattgefunden
1at.
Der Vorsitzende oder einer seiner Stell-
vertreter ist der gesetzliche Vertreter des Ver-
bandes. Sn
Scheidet ein Mitglied des Vorstandes vor
oder während seiner Amtsdauer aus, oder wird.
ein Mitglied des Vorstandes für längere Zeit
an der Ausübung seines Amtes verhindert, so
wählt der Ausschuß einen Ersatzmann für die
Zeit bis zur nächsten Jahresversammlung.
$ 12.
Die Sitzungen des Vorstandes finden an
dem von dem Vorsitzenden oder von seinem
Stellvertreter bestimmten Ort statt. Sie
müssen auf schriftlichen Antrag von mindestens
zwei Vorstandsmitgliedern einberufen werden.
Der geschäftliche Verkehr unter den Mitglie-
dern des Vorstandes erfolgt außerdem schrift-
lich. Jedes Mitglied hat das Recht, Rund-
schreiben zu Händen des Vorsitzenden zu
erlassen. Zur Gültigkeit eines Vorstands-
ist die Zustimmung von fünf
Mitgliedern ausreichend, unter der Voraus-
setzung, daß den übrigen Mitgliedern des Vor-
standes rechtzeitig Gelegenheit zur Abgabe
ihrer Stimmen gegeben war. %
Die Beschlüsse des Vorstandes sind den
se und Ausschußmitgliedern schrift-
lich mitzuteilen. ’
19%
Dem Vorstand steht der Ausschuß zur
Seite, ohne dessen Zustimmung grundsätzliche
Entscheidungen nicht getroffen werden dürfen.
VI. Ausschuß.
$ 14.
Der Ausschuß besteht:
. aus den Mitgliedern des Vorstandes;
2. aus den Mitgliedern, welche die zum Ver-
band gehörigen Vereine ernennen; .
3. aus den Mitgliedern, die von der Jahres-
versammlung gewählt werden. h
Jeder zum Verband gehörige Verein er-
nennt auf je angefangene ... seiner Verbands-
mitgliederzahl ein Ausschußmitglied. . Der
Verein ist berechtigt, Stellvertreter für seine
Ausschußmitglieder für Fälle der -Verhinde-
rung zu ernennen,
Die Jahresversammlung ist berechtigt, bis
zu .. Ausschußmitglieder zu wählen.
So. ;
—
Die Amtsdauer der Ausschußmitglieder |
beträgt 2 Jahre; Wiederwahl ist zulässig. Vor
Beginn oder während des Geschäftsjahres aus-
scheidende Mitglieder können für die Zeit bis
zur nächsten Jahresversammlung vom Aus.
schuß durch Zuwahl ersetzt: werden. War
jedoch das ausscheidende Ausschußmitglied
von einem Verein in den Ausschuß entsandt,
so ist dieser Verein berechtigt, die Zuwahl
‚vorzunehmen.
$ 16.
Die Verhandlungen des Ausschusses sind
in der Regel schriftliche, doch tritt der Aus-
schuß in jedem Jahre wenigstens einmal in
Verbindung mit der Jahresversammlung auf
Einladung des Vorstandes und unter dessen
Vorsitz zu einer Sitzung zusammen. Außer-
ordentliche Sitzungen des Ausschusses müssen
auf schriftlichen Antrag von mindestens 8 Mit-
gliedern anberaumt werden. Den Ort dieser
Sitzungen bestimmt der Vorstand.
3517,
Die Beschlüsse des Ausschusses werden
nach Stimmenmehrheit gefaßt; bei Stimmen-
gleichheit entscheidet die Stimme des Vor-
sitzenden.
Der Ausschuß ist beschlußfähig, falls
alle Mitglieder ‘wenigstens 10 Tage vorher
unter Angabe der Tagesordnung geladen
worden sind und mindestens die Hälfte der
Ausschußmitglieder anwesend ist. Über An-
gelegenheiten, die nicht auf der Tagesordnung
standen, dürfen Beschlüsse nur gefaßt werden,
wenn 3% der Anwesenden sich für sofortige
Beschlußfassung erklären.
Der Vorsitzende bestimmt bei
lichen Abstimmungen die Frist zur Abgabe
der Erklärung.
$ 18.
Der Ausschuß ist zuständig zur Beratung
und Entscheidung NR.
1. über alle grundsätzlichen Maßnahmen des
Verbandes; s
2. über Anträge und Vorschläge des Vor-
standes sowie von Mitgliedern des Aus-
schusses oder Verbandsmitgliedern;
3. über Anträge und Vorschläge, welche die
Verbandsversammlungen dem Ausschuß
unterbreiten.
VII. Kommissionen.
58419:
Zur Vorbereitung und Behandlung be-.
stimmter Aufgaben und Fragen werden von
der Jahresversammlung Kommissionen ge-
wählt. Ihr Mandat erstreckt sich, sofern bei
der Wahl nichts anderes bestimmt wird, auf
die Dauer je eines Jahres.
Der Vorstand kann in besonderen Fällen
die Aufgaben erweitern, schon bestehenden
2. September 1920. ;
Schritte
Kommissionen neue Aufgaben zur Behand-
lung überweisen oder neue Kommissionen
bilden. ee :
Die Kommissionen erstatten ihre Berichte
an den Vorstand und durch diesen an den
Ausschuß oder an die Jahresversammlung.
8.20. Napk
Jede Kommission ‘wählt ihren Vorsitzen-
den. Der Vorsitzende des Verbandes oder ein
von ihm als Vertreter bezeichnetes anderes’
Mitglied des Vorstandes und der .General-
sekretär sind kraft ihres Amtes Mitglied jeder
Kommission. 3 u:
Die Sitzungen werden im Auftrage des
Vorsitzenden der Kommission vom General-
sekretär einberufen. ’
Gemeinsame Bestimmungen für Vor-
stand, Ausschuß und Kommissionen.
$ 21.
Die Mitglieder des Vorstandes, des Aus-
schusses und evtl. der Kommissionen erhalten
für die zu den Sitzungen und sonstim Interesse
des Verbandes und auf seine Veranlassun
gemachten notwendigen Reisen, Reise- un
Tagegelder, soweit die vom Vorstande hierfür.
bestimmten Mittel ausreichen. Das gleiche
gilt mangels anderer Abmachung für den
Generalsekretär und die anderen Beamten der
Geschäftsstelle. Der Vorstand bestimmt die
Höhe der Reise- und Tagegelder.
$ 22.
Vorstand und Ausschuß treten ihre Amts-
tätigkeit mit Beginn des auf die Wahlfolgenden Re
Geschäftsjahres an. Hat eine Jahresversamm-
lung nicht stattfinden können, so bleiben die
sonst ausscheidenden Mitglieder des. Vorstan-
des und Ausschusses bis zum Schluß. des
‚nächsten Geschäftsjahres im Amt. Die Amts-
dauer der Kommissionen läuft von einer
Jahresversammlung bis zur. nächsten. Kom-
missionen können nur durch Beschluß der
Jahresversammlung aufgelöst werden.
VIII. Geschäftsstelle.
$ 23.
Der. Vorstand bestimmt die Art und An-
zahl der. Beamten der Geschäftsstelle sowie
2. September 1920.
deren Geschäftsordnung; er setzt die Ver-
tragsbedingungen und die Gehälter fest.
Der Leiter der Geschäftsstelle führt den
Titel Generalsekretär. Er nimmt im Auftrage
des Verbandes und im Sinne der Verhand-
lungen und Beschlüsse des Vorstandes, Aus-
schusses und der Verbandsversammlungen die
Verbandsinteressen wahr.
Der Vertrag mit dem Generalsekretär
bedarf der Zustimmung des Ausschusses.
Der Vorstand wählt zur Vertretung des
verhinderten Generalskretärs für jedes Ge-
schäftsjahr einen ständigen Vertreter aus den
Mitgliedern des Vorstandes, Ausschusses oder
aus den Beamten der Geschäftsstelle.
Der Generalsekretär oder sein Vertreter
haben in den Sitzungen und Versammlungen
des Vorstandes und Ausschusses beratende
Stimme. 3
Das Geschäftsjahr läuft vom 1. Januar
bis 31. Dezember.
IX. Jahresversammlung.
$ 24,
Der Vorstand bestimmt den Zeitpunkt
der Jahresversammlung. Die Einladung soll
wenigstens 6 Wochen vorher in der Verbands-
zeitschrift veröffentlicht werden.
$ 25.
Anträge auf 'Satzungsänderung sind vier
Wochen vor der Jahresversammlung bei der
Geschäftsstelle einzureichen und müssen zwei
Wochen vor der Jahresversammlung in der
Verbandszeitschrift veröffentlicht werden. An-
träge, die keine Anderung der Satzung be-
zwecken, können auch ohne vorherige An-
meldung auf der Jahresversammlung zur Ab-
stimmung kommen, wenn zwei Drittel der
anwesenden Ausschußmitglieder damit ein-
verstanden sind.
$ 26.
Die Tagesordnung der Versammlung wird
vom Vorstand festgesetzt und mindestens
drei Wochen vorher bekanntgemacht.
Alle der Beschlußfassung der Jahresver-
sammlung zu unterbreitenden Beratungsgegen- :
stände werden von dem Ausschuß vorberaten
und in spruchreifer Form mit dem Anträg auf
Annahme oder Ablehnung vorgelegt.
8.27.
Die Jahresversammlung entscheidet über
alle Anträge mit Stimmenmehrheit. Satzungs-
änderungen sind jedoch nur zulässig, wenn
sich die Mehrheit des Ausschusses und drei
Viertel der anwesenden Mitglieder dafür er-
klären.
Jedes Verbandsmitglied hat eine Stimme.
Die in $ 4, Abs. 3 genannten juristischen Per-
sonen werden durch ihren gesetzlichen oder
satzungsmäßigen Vertreter oder durch einen
Angestellten mit schriftlicher Vollmacht auf
der Jahresversammlung vertreten. Dieser
Vertreter kann neben der Stimme der von ihm
vertretenen juristischen Person auch seine
ersönliche Stimme abgeben, wenn er persön-
ich Mitglied des Verbandes ist.
Der Leiter der Versammlung kann mit
Zustimmung der anwesenden Vorstandsmit-
lieder auch Nichtmitgliedern den Zutritt zur
en gestatten.
1920.
$ 28.
Der Vorstand kann bei dringender Ver-
anlassung in Übereinstimmung mit dem Aus-
schuß eine außerordentliche Verbandsver-
sammlung einberufen. Die Einladung muß
mindestens 2 Wochen vorher unter Angabe
der Tagesordnung erfolgen. Eine außerordent-
liche Verbandsversammlung ist ebenfalls ein-
zuberufen, wenn es mindestens ein Drittel
aller Verbandsmitglieder unter Angabe der
Beratungsgegenstände verlangt.
$ 29.
Der Generalsekretär nimmt über jede Ver-
bandsversammlung eine Niederschrift auf. Sie
ist vom Vorsitzenden und vom Generalsekre-
tär zu unterzeichnen und in der Verbandszeit-
schrift zu veröffentlichen. In ihr ist auch über
die gehaltenen Vorträge zu berichten, unter
Umständen durch Wiedergabe.
$ 30.
Der Ort der nächsten Versammlung wird
auf jeder Jahresversammlung bestimmt.
$ 31.
Zu _Ehrenmitgliedern des Verbandes
können Mitglieder ernannt werden, die sich
um den Verband oder um die Zwecke, die er
verfolgt, besondere Verdienste erworben haben.
Die Ernennung erfolgt auf gemeinsamen An-
trag des Vorstandes und des Ausschusses
durch die Jahresversammlung.
$ 32.
. Der Ausschuß bestimmt bei der Auflösung
des Verbandes über die Verwendung des vor-
handenen Vermögens.
Betrifft: Kommissionen für Errichtungs- und
Betriebsvorschriften und für Freileitungen.
Die Kommission für Errichtungs- und
Betriebsvorschriften und die Kommission für
Freileitungen haben beschlossen, unter Berück-
sichtigung des derzeitigen Mangels an Roh-
stoffen, insbesondere von Leitungsmaterial,
nachstehende Änderungen des $ 20 Regel 3 der
Errichtungsvorschriften sowie der zurzeit gül-
tigen „Normalien für Freileitungen‘‘ Bezüglich
des geringsten zulässigen Querschnittes, für
Freileitungen als Bestimmung für die Über-
gangszeit vorzunehmen:
„Für Freileitungen für Niederspannung
in ÖOrtsnetzen werden bei kleineren Mastent-
fernungen bis zu 35 m Kupferleitungen von
6 mm?® Querschnitt und Leitungen aus Alumi-
niumseil von 10 und 16 mm? Querschnitt bis
auf weiteres zugelassen.“
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär. |
I. V.: Zimmermann, Oberingenieur.
‚ Deutsche Beleuchtungstechnische Gesell-
schaft. Vortragsreihe zur Ausbildung
von Beleuchtungsingenieuren — Die Vor-
träge finden während der Woche vom 13. bis
18. September in der Technischen Hochschule
in Charlottenburg, Berliner Str. 171/72,
Hörsaal 141, statt.. Folgende Vorträge und
Ubungensi nd vorgesehen. Sie beginnen pünkt-
lich zu den angegebenen Zeiten:
Heft 35.
703
Montag, den 13. September,
8,30 Uhr vorm.: Die a Bedeutung
der Beleuchtungstechnik (Geheim-
rat Dr. Wedding).
9 bis 10,30 Uhr vorm.: Wissenschaftliche
Grundlagen der Lichterzeugung
(Dr. A. Meyer).
11 bis 12,30 Uhr vorm.: Photometrie
Geheimrat Dr. Wedding).
3,30 Uhr nachm.: Übungen in Photo-
metrie.
Dienstag, den 14. September,
9 bis 10,30 Uhr vorm.: Elektrische Lam-
pen (Dr. A. Meyer).
ll bis 12,30 Uhr vorm.:
Bertelsmann).
5 bis 6,30 Uhr nachm.: Hygiene der Be-
leuchtung (Prof. Dr. Korff-Peter-
Gaslampen (Dr.
sen).
Mittwoch, den 15. September,
9 bis 10,30 Uhr vorm.: Petroleum-,
Spiritus-, Benzol- und Azetylen-
lampen (Dr. Lux).
11 bis 12,30 Uhr vorm.: Ausbildung von
Reflektoren (Dr. Bloch).
Donnerstag, den 16. September,
9 bis 10,30 Uhr vorm.: Projektierung von
Beleuchtungsanlagen, Berech-
nung, der Beleuchtung (Dr. Bloch).
11 bis 12 Uhr vorm.: Beleuchtung von
Wohnungen und Bureaus, Ver-
kaufsräumen und Fabriken (Dr.
ux).
5 Uhr nachm.: Übungen im Projektieren
und Berechnen der Beleuchtung.
Freitag, den 17. September,
9 bis 10,30 Uhr vorm.: Beleuchtung von
Kirchen und Schulen, Festsälen
und Theatern (Dr. Lux).
11 bis 12,30 Uhr vorm.: Beleuchtung von
Bahnanlagen und Fahrzeugen
(Reg.- und Baurat Wechmann).
5 bis 6,30 Uhr nachm.: Leuchtgerät mit
Optik (Scheinwerfer- und Pro-
jektionsapparate (Dr. Gehlhoff).
8,30 Uhr nachm.: Diskussionsabend
über Beleuchtungsfragen.
Sonnabend, den 18. September, °
9 bis 10,30 Uhr vorm.: Elektrische
Straßenbeleuchtung (Ober - Ing.
Mylo).
11 bis 12,30 Uhr vorm.: Straßenbeleuch-
tung mit Gas (Dr. Bertelsmann)
Während der Vortragswoche findet im
Elektrotechnischen Laboratorium der Tech-
nischen Hochschule eine beleuchtungstech-
nische Ausstellung statt. Ihre Besichtigung
kann während der freien Stunden und an den
Nachmittagen erfolgen. Ferner wird den Teil-
nehmern an der Vortragsreihe die Besichtigung
von Anlagen, die für sie von besonderem Inter-
esse sind, ermöglicht werden. Soweit die Teil-
nehmergebühren nicht bereits entrichtet wur-
den, werden die Teilnehmer gebeten, die Ge-
bühr baldmöglichst auf das Konto der Deut-
schen Beleuchtungstechnischen Gesellschaft bei
der Deutschen Bank, Berlin W 8, Behrenstr.
9/13 (Postscheck-Konto Berlin Nr. 1000)
einzuzahlen. Nach Eingang des Betrages von
80 M für Nichtmitglieder und 60-M für Mit-
glieder der Deutschen Beleuchtungstechnischen
SITZUNGSKALENDER.
Deutsche Beleuchtungstechnische Gesell-
schaft. Vom 13. bis 18. IX. 1920, Technische Hoch-
schule, Charlottenburg: Vorträge zur Ausbildung von
Beleuchtungsingenieuren.
Weiteres siehe offizielle Ankündigung.
Verein deutscher Ingenieure (Ausschuß für
technische Mechanik). 13. IX. 1920,’ nachm. 5 Uhr,
Technische Hochschule, Charlottenburg, Hörsaal 358h:
Vortrag Prof. Dr. G. Wallenberg: ‚Konforme Ab-
bildungen.‘“ ä
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.)
Auszeichnungen, Die Technische
Hochschule Karlsruhe hat Herrn Dr. Gg.
Hirzel, Leipzig, dem Verleger der Physika-
lischen Zeitschrift in Anerkennung seiner Ver-
dienste um die Herausgabe chemischer und
physikalischer Werke insbesondere auf dem
Gebiete der Erdölforschung die Würde eines
Drt.=$ng. ehrenhalber verliehen.
LITERATUR.
Besprechungen.
Die heutige industrielle Elektrochemie.
at Von Dr. F. Winteler. ‚Technik und In-
| dustrie‘“‘, Jahrg. 1918, Heft 17/24.
Der Verfasser stellt einleitend fest, daß die
Wasserkräfte der Schweiz z. Zt. noch sehr
ungenügend ausgenutzt werden, Im besondern
tadelt er, daß bei den vorhandenen Kraft-
werken die nachts und in den Mittagsstunden,
im Sommer und an Feiertagen oder überhaupt
bei zu groß erstellten Werken überschüssige
Kraft großenteils verloren geht. Ein Teil der
Nachtkraft wird freilich schon in Öfen zum
Brotbacken, ein Teil der Tageskraft in Haus-
haltsküchen aufgenommen; aber der Haupt-
bedarf an Heizstrom ist im Winter, wo leider
die Schweiz Wassermangel hat. Winteler hofft
nun, daß die Elektrochemie jene Überschüsse
aufnehmen wird. Er schlägt z. B. vor, im
Sommer, wo viel Wasserkraft zu Gebote steht,
Karbid herzustellen und dieses im Winter in
Kalkstickstoff oder andere chemische Er-
zeugnisse zu verwandeln, oder im Sommer ge-
wonnenes Aluminium zur Winterszeit zu ver-
walzen. Nach der Formel von Thierbach
rechnet er aus, wie groß die Baukosten einer
elektrochemischen Anlage auf die kW sein
Gesellschaft erfolgt Zusendung der Teil-
nehmerkarte. :
dürfen, damit sich der Betrieb während
weniger Sommermonate durch die billigere
kWh gegenüber einem Dauerbetriebe verlohnt.
Des weiteren beschreibt der Verfasser die ver-
schiedenen elektrochemischen Verfahren,
welche für den Großbetrieb in der Schweiz
in Frage kommen. Für die elektrothermischen
Verfahren spricht, daß in der Schweiz heut-
zutage elektrisch erzeugte Kalorien wesentlich
billiger sind als Kohlenkalorien. Bei der Kar-
biderzeugung ist freilich ein Nachteil, daß die
Schweiz die hierzu notwendigen Kohlen aus
der Fremde beziehen muß.
Nicht alle Angaben? des Verfassers er-
scheinen mir richtig. Z. B. gibt er an (8. 23),
mit Kalküberschuß hergestelltes Karbid er-
gebe wasserstoffhaltiges Azetylen; ich habe bei .
meinen vor 20 Jahren hierüber angestellten
Untersuchungen auch bei großem Kalküber-
schuß keinen Wasserstoff im Azetylen nach-
weisen können. Karborundum ist keine „Le-
gierung“, sondern eine chemische Verbindung
von Silizium mit Kohlenstoff. Die Lonza A. G.
stellte vor dem Kriege jährlich gegen 3400 t
Karborundum, nicht „Silundum‘ her (S. 29).
Das Aluminium wird aus dem Bade nicht ab-
gestochen, sondern ausgeschöpft. Magnesium
schmilzt nicht bei 750°, sondern schon bei
633°. Auch die Behauptung des Verfassers,
die Schweiz schicke von ihrer Kraft etwa
100 000kW ins Ausland, zur Verstärkung der
704
ihr 'an. und für sich gemachten Geschäfts-
konkurrenz, möchte ich anfechten. Von der
Wasserkraft des Rheins zwischen Bodensee
und Basel gehört natürlich nur die Hälfte
der Schweiz, die andere Hälfte dem anderen
Uferstaat Deutschland, wie das ja auch beim
Bau der Kraftwerke Laufenburg, Whylen usw.
vertraglich festgelegt ist. Die Schweiz ver-
schenkt also nichts. Im Gegenteil ist es für
die deutschen Abnehmer jetzt sehr bitter, daß
sie den Strom in Schweizer Währung bezahlen
müssen.
Unter den vielen wertvollen Daten, welche
der Verfasser beibringt, möchte ich folgende
Ausbeutezahlen hier wiedergeben, weil sie
wenig bekannt sind. Bei der Ferrosilizium-
erzeugung erhält man im 1000 kW-Ofen in
24 Stunden 2725 kg Ferrosilizium mit 50%
oder 1350 kg mit 75%, oder 1000 kg mit 90%
Siliziumgehalt. Um Graphit im elektrischen
Ofen herzustellen, werden auf die Tonne etwa
6000 bis 7000 kWh gebraucht; eine erhebliche
Graphitierung wird schon mit 1000 kWh er-
reicht. Auch einige schematische Abbildungen
von Apparaten werden den meisten Lesern
neu sein (Abb. 19, Natriumherstellung aus
Kochsalz, Abb. 24, Chloratherstellung).
Zum Schluß betont Winteler kräftig die
Notwendigkeit, alle Schweizer Krafterzeuger
und Kraftverbraucher zu einer Interessenge-
meinschaft zusammenzuschließen, in welcher
der Staat Hauptmitglied wäre. Diese Gemein-
schaft solle die Erschließung der Wasserkräfte
und die Verwertung der elektrischen Energie
großzügig regeln.
Das gewandt geschriebene Büchlein mit
seinen reichen zahlenmäßigen Unterlagen sei
bestens empfohlen. K. Arndt.
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher.
Der Gewerbliche Strafprozeß oder: Wie kann
man bei einer Anklage vor den Wucher-
gerichten Nachteile verhüten? Von F.
Großmann. 39 S. in 80. Verlags - Gesellschaft
m. b. H., Hannover 1920. Preis 2,70 M.
Vorlage zum Gesetz betreffend die Ein-
führung der elektrischen Zugführung auf
den Staatsbahnen der Republik Öster-
reich. 19 Tafeln, 79 S. in 4°, Österreichische
Staatsdruckerei, Wien 1920.
KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Zuschlagsliste der Preisstelle des Zentral-
verbandes der deutschen elektrotechnischen
Industrie. — Die Zuschläge der August-Zu-
schlagslisten Nr. 32 und 32 A bleiben für
September unverändert bestehen. Wir
verweisen daher auf den Abdruck der Zu-
schlagsliste Nr. 32 (grün) in „ETZ“ 1920,
S. 623/24, die nunmehr auch als Nr. 33 gilt.
Eine Fachgruppe „Handel und Export‘ bei
der Außenhandelsstelle der Elektrotechnik. —
Der Außenhandelsausschuß dieser Stelle hat
auf deren Vorschlag beschlossen, eine Fach-
gruppe „Handel und Export“ zu bilden,
die ihr ebenso wie die technische Fachgruppe
bei Beratung der Preisbildung für Lieferungen
nach dem Auslande zur Seite stehen soll. Sie
wird paritätisch mit Arbeitgebern und
-nehmern besetzt sein und den Wünschen des
Handels entsprechen, bei der Preisfestsetzung
mitzuwirken sowie bei der Bestimmung der
Richtlinien für die Außenhandelsstelle gehört
zu werden. An letzteren, wie sie bisher be-
folgt wurden, ist nach Entschließung des Aus-
schusses bis auf weiteres festzuhalten.
Erhöhte Arbeitszeit in einer amerika-
nischen Elektrofabrik. — Nach einer Mittei-
lung des Deutsch-Amerikanischen Wirtschafts-
verbandes hat die Leitung der General
Motor Co. in: Anderson (Ind.) sich mit
ihrer Belegschaft auf eine Verlängerung
der Arbeitszeit (bisher zwei 8-stündige
Schichten) geeinigt. Diese beträgt künftig
91, Stunden und läuft von 6.45 Uhr vorm.
bis 4.15 Uhr nachm (Sonnabends Halbschicht
bis 12.15 Uhr nachm.). Als Mittagspause
können die Arbeiter eine ganze Stunde in
Anspruch nehmen, erhalten aber für die aus-
gefallene Zeit keine Vergütung. Wird die Ar-
beit nur kurz unterbrochen, so erfolgt die Be-
DALIUNE auf der Basis von 10 Stunden täg-
ich.
Deutsches Handels-Archiv. — Die Her-
ausgabe des „Deutschen Handels - Ar-
u _ — — —_ — _ + — —_—_
chivs‘ ist jetzt vom Auswärtigen Amt über-
nommen worden. Alle fü
Außenhandel wichtigen
Auslandes sollen darin unter Fortfall der bis-
herigen Jahresberichte möglichst vollständig
und schnell veröffentlicht werden.
nummern sind von der Schriftleitung (Berlin
NW. 7, Bunsenstr. 2) erhältlich.
für den deutschen
Bestimmungen des
Probe-
Ein Preisausschreiben zur Behebung der
Kohlennot. — Für die Bearbeitung des Themas:
Wege und Ziele der deutschen Brenn-
stoffwirtschaft hat die „Deutsche Bergwerks-
Zeitung‘ ein Preisausschreiben erlassen und
Preise im Gesamtbetrage von 50000 M ausge-
setzt. Es handelt sich um praktische Vorschläge
zur Behebung der gegenwärtigen Brennstoffnot,
und prämiiert können sowohl Arbeiten werden,
die das Problem ganz allgemein von der tech-
nischen oder organisatorischen Seite anfassen,
wie auch solche, die auf einem Sondergebiet
nach einer bestimmten wärmewirtschaftlichen
Richtung hin oder für einen bestimmten In-
dustriezweig bzw. eine bestimmte Verbraucher-
gruppe Lösungen liefern. Die Arbeiten müssen
bis zum 15. XL. 1920 beim Verlage der genann-
ten Zeitung (Essen, Herkulesstr. 5) eingereicht
Bei die auch die näheren Bedingungen mit-
teilt.
Aus der Geschäftswelt. — Inland. In
Frankfurt a. M. wurde die Emag Elektri-
zitäts-A. G. mit 3 Mill. M eingetragen (Fort-
führung des bisher von der Emag Elektrische
Meßinstrumente-, Apparate- und Schalttafel-
bau G. m. betriebenen Fabrikations-
und Handelsgeschäftes). — Die Arnold Adler
Gesellschaft für Betriebseinrichtung und Elek-
trieität m. b. H., Chemnitz, hat ihre Firma in
Adler-Elektromotorenfabrik m. b. H.
geändert. — Die Abteilung „Elektrotechnik“
der Dr. Hederich & Co. &. m. b. H., Berlin-
Cassel firmiert jetzt selbständig Hederico-
gesellschaft Herbert M. R. Hederich & Co.,
Frankfurt a. M. (elektrische Werkzeuge und
Werkzeugmaschinen). — Ausland. Die vor
kurzem in New York gegründete Technö-
Service Corporation übernimmt, wie uns
mitgeteilt wird, nicht nur den An- und Verkauf
von europäischen Erfindungen, sondern auch
die Vermittlung von Geschäften mit amerika-
nischen Firmen, die Vertretung auswärtiger
Häuser, Finanzierung durch ihre Mutterge-
sellschaft (Concord Finance Corporation),
Fabrikation, Ausführung usw.
WARENMARKT.
Heiz- und Kochapparate. — Die ver-
Kochapparate E. V., Berlin, machen darauf
aufmerksam, daß nach dem Kriege verschie-
dene Firmen die Herstellung elektrischer Heiz-
und Kochapparate aufgenommen haben, die
nicht genügende Erfahrungen auf diesem Son-
dergebiet besitzen. Die Verbraucher sollten
sich daher beim Einkauf nieht nur vom Preise
leiten lassen, sondern auch, schon mit Rück-
sicht auf etwaige spätere Reparaturen, auf
die Feststellbarkeit des Erzeugers achten.
Die namhaftesten Firmen Deutschlands, die
der Vereinigung angehören, hätten zu dem
Zweck ihre Produkte mit Fabrikmarke ver-
sehen. — Kupfer. Der Kupferblechverband hat
die Verkaufspreise um 200 M auf 3065 M/dz
erhöht. — Wolfram. Die ausländische Nach-
frage nach chinesischem Wolfram ist im
Steigen begriffen. In Kanton werden z. Zt.
etwa 30 $/Pikul (60 kg) bezahlt. Erze.
Infolge des Ausfuhrverbots der französischen
Regierung ist noch immer eine
unzureichende Ausfuhr von Minette aus
Frankreich festzustellen. Auch Luxemburg
liefert infolge des französischen Einflusses
nur unzulängliche Mengen Minette, daher
sind seitens der deutschen Industrie Maß-
nahmen getroffen worden, um sich stärker
in schwedischen und spanischen Erzen einzu-
decken. In Irthlingborough ist kürzlich ein
neues Eisenerzlager erbohrt worden, dessen
Erzinhalt auf 55 Mill. t’geschätzt wird. Man
erwartet eine Mindesttagesförderung von
2000 t. — Baumwolle. Die Meinung von einer
sehr günstigen amerikanischen und ägyptischen
Baumwollernte ist durch private amerikanische
Schätzungen weiter befestigt worden. Infolge-
dessen fielen die Baumwollpreise an den ame-
rikanischen Börsen sowohl wie in Liverpool
stark. Die Rückgänge in New York betrugen
350 bis 414 Punkte, in Liverpool bis 185 Punkte.
Dieser starke Preisfall konnte in der Bremer
Baumwollpreisnotierung nicht gleichfalls zum
Ausdruck kommen, weil hier ein gleichzeitiges
einieten Fabrikanten elektrischer Heiz- und
durchaus
SE ON Di BEE BR re ET Bee a
N aaN; ö BE
Hickteotechulsche Zeitschrift. 1920. Heft 35.
N nun — — —[ [ — [ —— [=
Für die Schriftleitung verantwortlich: W. O, Zehme in Berlin. — Verlag von Ju llusäprimger in Berlin.
Reinnickel 98/99%% : : . |. 4000 4000
Antimon-Regulus . . . . | 850-900 | 850
"Silber in Barren ca. 900 fein
fürikefen . .. . 1310 1310-1335
2
2. September 1920.
starkes Fallen der deutschen Valuta. ein-
stärkeres Gegenmoment bot. Die Bremer No-
tierung für amerikanische Baumwolle fully
middling
am 21. VIII. auf 52,50 M/kg, ging in den
letzten Tagen jedoch wieder etwas zurück
und notierte am 24. VIII. 49 M/kg. Die
Nachfrage richtet sich seit einiger Zeit mehr
auf die neue Ernte. Es wird hauptsächlich per
Lieferung zu Oktober, November und De-
zember gekauft. Eingeführt wurden
seit dem: 1. VIII. 21 771 Ballen. Die sicht-
baren Baumwollvorräte der Welt stellten sich
am 20. VIII. auf insgesamt 3,3 Milliarden
Ballen aller Sorten. — Seide. Auf dem New
Yorker Markt macht sich lebhafte Kauflust
bei steigenden Preisen bemerkbar. — Holz.
Der gesamte deutsche Holzmarkt steht unter
dem Einfluß der Wirkungen, die von größeren.
Holzlieferungen nach Frankreich und Belgien
ausgehen könnten. Die Entente stellt, ähn-
lich wie in der Kohlenfrage, übergroße Anfor-
derungen an die deutsche Holzwirtschaft, die
diese nicht zu erfüllen imstande ist, wenn sie
nieht einen ungeheuerlichen Raubbau an den
Wäldern treiben wollte. Dem Preisabbau am
Holzmarkt suchen immer noch einzelne Forst-
verwaltungen entgegenzuwirken, indem sie
die Zuschläge bei Untergeboten verweigern.
Abschlüsse in Stammware wurden in geringem
Umfange zur Auffüllung einiger Läger ge-
troffen. Trotzdem übersteigt im Augenblick
immer noch das Angebot die Nachfrage. —
Leder. Das Reichswirtschaftsministerium hat
sämtliche Landespreisstellen im ganzen Reich
angewiesen, alle Häute- und Lederauktionen
zu überwachen und jede Zurückhaltung von
Waren als Preistreiberei zu verfolgen.
Terpentin. Die Preise für Terpentin fielen in
Savannah vom 16. auf den 17. VIII. von
1,56 auf 1,40 cts/lb, um bis 21. VIII. wieder
auf 1,45 zu steigen. In New York war der
Preissturz ähnlich von. 1,69 auf 1,60 ets/lb.
Bis 21. VIII. blieb der Preis dort fest mit
1,60 ets/lb. — Metallpreise. Die Notierungen
der Vereinigung für die deutsche Elektrolyt-
kupfernotiz bzw. der Kommission des Berliner
Metallbörsenvorstandes (letztere verstehen sich
ab Lager in Deutschland) lauten in M/100 kg:
eG
Metall
| 2. VIL. B 24. VIIL
Elektrolytkupfer (wire
bars), prompt, cif Hamburg,
Bremen, Rotterdam . . . 2099 2170
-
Raffinadekupfer 99/99,3%/, |1550—1600) 1600
Originalhüttenweichblei . | 610-630 | 620630
Originalhüttenrohzink, ;
' Preis im freien Verkehr . | 770—780 780
Plattenzink (remelted) von re
handelsübl. Beschaffenheit 520—540 | 540—550
Originalhüttenaluminium | 5 ;
98/99%/yin gekerbt.Blöckchen 12700 —2860| 2775
dsgl. in Walz- oder Draht- ; 1
baren 2 2.2.2.2.2 » 12850—295012925—2975
Zinn,Banka-,Straits-,Billiton- |4950—5160 5090-5100 °
Hüttenzinn, mind. 99% . /
An der Londoner Metallbörse wurden
nach ‚‚Mining Journal‘ am 20. VIII. 1920 für
1 ton (1016) kg) notiert:
} £ 5 d £&::8 dem
*Kupfer: best selected . 105 O0 O bis17 0 0
RE electrolyt.. 111 00 ,18 00
x wire bass... 15 0 0 „118 0 ©
EENEENGE standard, Kasse 93 10 0 „ 9315 0
BEN, „..3Mon. 95 5.0, 910 07
Zinn: standard, Kasse. . 27010 0 „21 00°
$ 3 Mon. 27800 „2810 0
n alte 6... 278 0020
- Blei: span.oder nichtengl. A
Weichblei. .... 3515 0 „ 365 0°
„ gew. engl. Blockblei 3 50 „ ——
Zink: gew. Sorten. ... 426, 226°
s 2 sremelted' . 2... %.85..0:..0,.,
n„ engl Swaneae .. 8300, -— — —
Antimon: engl. Reg. . . 52/55 £ net. =
Aluminium: 98 bis 99%/,
Nickel: 98 bis 990/, gar.
Quecksilber: nom. für
die 75 lbs.-Flasche. . .
Platin: je Unze nom.. .
165 £ (Inland);
230 £ (In- u. Ausland).
20£105s bis 21 £.
620 8.
In New York notierte Elektrolyt-
kupfer am 27. VIII. 1920 loko 19 cts/lb.
* Netto. RN BR ”
Abschluß des Heftes: 28. August 1920.
good couleur and staple loko stieg
in Bremen
185 £ (Export).
Elektrotechnische Zeitschrift
705
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24.
Berlin, 9. September 1920.
Heft 36.
41. Jahrgang.
Die mechanischen Eigenschaften des Por-
zellans und exakte Prüfungsmethoden zu
ihrer Bestimmung.
Von Du.söing. Ernst Rosenthal, Selb und
Dr.süäng. Felix Singer, Selb.
Übersicht. Keramische Massen für elektrische
Isolierzwecke müssen nicht nur bestimmten elek-
trischen Forderungen genügen, sondern auch be-
sonders gute Eigenschaften in mechanischer Be-
ziehung besitzen. Die bisherigen Untersuchungs-
methoden genügen nicht zur wirklichen Qualitäts-
ermittlung. Die nachfolgenden Ausführungen schil-
dern eine Reihe zum Teil neuer Prüfungsmethoden
keramischer Massen, - die. Prüfungsergebnisse der-
‘selben für Porzellan und Spezialversuchsmassen und
veranschaulichen den Weg, der vom Standpunkt des
Keramikers zum Zwecke der Qualitätssteigerung be-
schritten wird, rn
Die mechanischen Eigenschaften des Por-
zellans sind für alle daraus für die Elektro-
technik hergestellten Gegenstände von größter
Bedeutung. Druck-, Zug- und Biegefestigkeit
dieses Materials spielt bei den Isolatoren eine
mindestens ebenso bedeutende Rolle wie die
elektrische Durchschlagsfestigkeit gegen hoch-
gespannte Ströme, denn die meisten Fehler-
erscheinungen, welche auf diesem Gebiete
bisher beobachtet wurden, sind in mechanischen
und nicht in elektrischen Zerstörungen zu
suchen.
Die Festigkeiten, welche von Porzellan-
isolatoren verlangt, werden, sind zum Teil von
außerordentlicher Größe. Die Freileitungs-
isolatoren müssen die schweren Kupfer-, Alu-
minium- oder Eisenleitungen tragen und sollen
den wechselnden Stößen und Schwankungen
gewachsen sein, welche Schnee- und Reiflasten,
Sturm und Ungewitter in den Leitungen
hervorrufen. Besondere mechanische Festig-
keit wird von den Abspann- und Fußisolatoren
für drahtlose Telegraphie verlangt. Ebenso
von Schaltern in der Hoch- und Niederspan-
nungstechnik.
Die Festigkeit eines Materials!) wird be-
dingt durch die Kohäsionskraft der Moleküle,
bzw. der Molekülaggregate; als Maß für die
Festigkeit gilt die Kraft, welche erforderlich
ist, die Kohäsionskraft zu überwinden. Je
nach der Beanspruchungsweise spricht man
von Zug-, Druck-, Biege-, Kniekungs-, Ver-
drehungs- und Schubfestigkeit. Die Bean-
spruchungen der ersten vier genannten Arten
von Festigkeit erzeugen Normalspannungen
im beanspruchten Querschnitt, und die letzten
zwei bringen Schubspannungen hervor. Jede
Spannungsänderung im Material hat eine mehr‘
oder weniger große Formänderung des Körpers
zur Folge, welche bleibend oder
gehend sein kann. Die vorübergehende Form-
änderung wird im allgemeinen als ‚elastische‘
bezeichnet, und sie ist es hauptsächlich, welche
die praktische Verwendungsfähigkeit eines
Materials bedingt. Dieselbe hängt neben der
absoluten Höhe der einzelnen Festigkeits-
zahlen auch von der Art und Dauer der Be-
eu ab. Man unterscheidet da
(vgl. Tetmajer: Angewandte Elastizitäts- und
Festigkeitslehre): 1. Statische Festigkeit, wenn
die Belastung ruhig anwachsend gesteigert
„wird (Zerreißversuch, Biegeversuch usw.);
2. Stoßfestigkeit, wenn plötzliche stoßweise
-Krafteinwirkung stattfindet (Schlagversuch);
3. Schwingungsfestigkeit, wenn die Trennung
der Teile durch stoßfreie, wiederholte An-
strengung von großer Häufigkeit bewirkt wird
(Dauerversuch). Der Unterschied zwischen
der statischen und der Stoßfestigkeit eines
Stoffes wird umso größer und gegensätzlicher,
„je spröder das Untersuchungsmaterial, d. h.
je geringer die mögliche Formänderung bei
der Beanspruchung. ist‘. Nun gelten alle kera-
mischen Materialien als recht spröde, und ihre
Verwendbarkeit und ihr Wertsind umso größer,
je mehr es gelingt ihre Zähigkeit zu erhöhen.
Der Name ‚‚Porzellan‘ ist nicht die Bezeich-
nung für einen einheitlichen, absolut charak-
) Vgl. Wawrzıniok, „Materialprüfungswesen“.
vorüber-
terisierten Stoff mit bekannten oder wenigstens
gleichmäßigen Eigenschaften (wie z. B. Elek-
trolyt-Kupfer), vielmehr umfaßt die allgemeine
Definition des Porzellans alle keramischen
Massen mit dichten Scherben von weißer
Farbe, glasig muscheligem Bruch und Trans-
parenz in dünnen Schichten, hergestellt aus
Kaolin, Quarz und Feldspat durch Verarbei-
tung der plastischen Massen und nachfolgen-
dem Brennen bis zur Sinterung. Da die
Grenzen der Zusammensetzung der gebräuch-
lichen Porzellane sehr weit gezogen sind!),
für Hart- für Weich-
porzellan porzellan
Tonsubstanz 42 —66 % 25—35 %
Feldspat 17—37 % 20—35 %
Quarz 12-30 % 41-45 %
sind auch die notwendige Brennhöhe zu ihrer
Versinterung und alle ihre Eigenschaften ver-
schieden. Aus diesem Grunde umfassen die
* genannten Porzellanzusammensetzungsgrenzen
eine große Anzahl verschiedener Spezialmassen
mit sehr mannigfachen Zwecken und Eigen-
schaften, deren Kombination in einer Ideal-
masse bisher noch nicht geglückt ist. Daher
muß man für besondere Zwecke die diesen
Ansprüchen geeignetste Masse wählen und
verwenden. Wohl allen Porzellanverwen-
dungen gemeinsam ist die Forderung der Ho-
mogenität und Spannungsfreiheit von Masse
und Glasur. Singer?) hat die näheren Um-
stände des Anpassens von keramischen Massen
und Glasuren eingehend beschrieben,
dem bereits Rieke und Steger?) für Porzellan
Panliee Untersuchungen über die Brauch-
arkeit und Grenzen der gebräuchlichen Gla-
suren die theoretischen Gründe festgelegt
| hatten, warum die auch schon bisher benutzten
Massen und Glasuren sich praktisch bewährten.
Eine der interessantesten Eigenschaften des
Porzellans, die Temperaturwechselbeständig-
keit, ist eingehend untersucht worden). Hier-
bei wurde festgestellt, daß für diese Eigen-
schaft nicht nur die Form und Formgebung
maßgebend ist, sondern auch die Zusammen-
setzung. der Porzellanmasse und die Zuge-
hörigkeit der verwendeten Glasur?). Die Aus-
arbeitung geeigneter Spezialuntersuchungs-
methoden für Porzellan bezweckt neben der
exakten Feststellung der Materialeigenschaften
die notwendige Unterscheidung der einzelnen
Sorten und Marken. Hierdurch sollen einmal
die Auswahl für Spezialzwecke erleichtert
und anderseits die Zusammenhänge zwischen
Materialzusammensetzung und zugehörigen
Eigenschaften ermittelt werden. Auf Grund
dieser ‚systematischen Arbeiten wird eine all-
emeine Qualitätssteigerung von keramischer
Seite her erstrebt.
Die besonderen Schwierigkeiten in der
exakten Prüfung keramischer Materialien liegen
zuerst in der Herstellung der benötigten -Ver-
suchsstücke. Bekanntlich schwinden kera-
mische Massen während des Trocknens und
Brennens rd 15 bis 20 %.
nicht nur geringe Verziehungen und Ab-
weichungen vonder ursprünglich beabsichtigten
Form, sondern auch innere Spannungen, die
die Materialeigenschaften erheblich beeinträch-
tigen. Deshalb ist beim Vergleich keramischer
Massen nicht nur die absolute Durchschnitts-
höhe einer Festigkeitsziffer von Interesse,
sondern auch die Gleichmäßigkeit aller sie
hervorrufenden Grundzahlen, denn aus ihnen
läßt sich der Schluß auf die Sicherheit der
Masseverarbeitung in der Dreherei ziehen,
die die Grundlage der Kontinuität des daraus
produzierten Fabrikates ist.
1) Vgl. Kerl, „Handbuch der gesamten Tonwaren-
industrie“. - BE LE
2) Singer, „Über die Zusammengehörigkeit, kera-
mischer Massen und Glasuren“, Vortrag, gehalten in der
Sitzung der technisch-wissenschaftlichen Abteilung des
Verbandes keramischer Gewerke am 15. VI. 1917 in Berlin.
® Kieke und Steger, „Über den Einfluß des Ton-
erdekieselsäureverhältnisses auf das Verhalten von Por-
zellanglasuren“. Sprechsaal 1915, 8. 381. :
*) Ernst Rosenthal, „Die. technischen Eigen-
schaften des Porzellans“. Dissertation, Berlin 1915 und
Felix Singer, „Über Rosenthalporzellan für chemische
und technische Zwecke“. Vortrag, gehalten auf der Haupt-
versammlung des Vereins Deutscher Chemiker in Cassel,
am 28. IX. 1918,
nach ‘
Dadurch entstehen.
Die Bestimmung der Druckfestigkeit!)
bei stoßfrei gesteigerter Belastung bedingt die
mathematische Genauigkeit der Versuchs-
körper. Dieselben werden aus spannungsfrei
gedrehten Porzellankörpern nach den Metho-
den der optischen Präzisionsmechanik ge-
schnitten und geschliffen. Die geringste Ab-
weichung von der im allgemeinen benutzten
Würfelform verursacht bei sich langsam stei-
-gerndem Druck allmählich Absplitterungen
einzelner Kanten, die den ursprünglich ge-
messenen Gesamtquerschnitt verringern und
dadurch die Genauigkeit der begonnenen
Messung zunichte machen. Aus diesem Grunde
wurde versucht, zwischen Porzellan und der
hydraulischen Druckmaschine elastischere Me-
tallzwischenlagen -einzuschalten, die zwar ab-
solute Ziffern ausschließen, jedoch gleichmäßige
und gute Vergleichswerte ergeben, auf die es
vor allem ankommt. Danach beträgt die
Druckfestigkeit von Porzellan wohl allgemein
durehsehnittlich ca. 4000 bis 5000 kg/em?.
Nach dem heutigen Stand dieser Unter-
suchungsmethoden besitzt die Feststellung
der reinen Druckfestigkeit keinen besonderen
Wert zur charakteristischen Beurteilung kera-
mischer Massenunterschiede. i
Noch größere Schwierigkeiten bietet die
genaue Messung der reinen Zugfestigkeit, weil
sich hierbei fast niemals zusätzliche Bean-
spruchungen vermeiden lassen. Deshalb stellen
die bisher von uns gefundenen Zugfestigkeits-
ziffern!) für unsere Isolatorenmasse H mit
261 kg/cem? wohl nur annähernd die richtigen
Werte vor, können aber zurzeit keinen An-
spruch auf absolute Korrektheit erheben.
Genauere Untersuchungen sind noch nicht
abgeschlossen. Dagegen kann man wohl be-
haupten, daß die in der Literatur?) sich häufig
wiederholenden, sechs- bis achtfach so hohen
Zahlen der Wirklichkeit nicht entsprechen.
Wesentlich genauer ist die Ermittlung
der Biegefestigkeit möglich. Friese?) schreibt
darüber für ein bestimmtes Porzellan: ‚Aus
einer großen Zahl von Beobachtungen, die
zur Ermittelung des Elastizitätsmoduls an-
gestellt worden waren, ergab sich eine Bie-
gungsfestigkeit (Biegungsmoment durch Wi-
derstandsmoment) zwischen 420 und 560 kg/
em? im Mittel also 490 kg/cem?“. Rosenthal-
porzellan wurde vom Staatl. Materialprüfungs-
amt in Berlin-Dahlem untersucht. Hierbei
ergab sich, daß die Spezialmassen für elektro-
technische Zwecke eine Biegungsfestigkeit von
540-590 kg/cm? besitzen, während die Spezial-
masse für Tafelgeschirre die Durchschnitts-
ziffer 640 kg/cm? ergibt und für die Sonder-
masse für Laboratoriumsporzellan eine Bie-
gungsfestigkeit von 410 kg/em? gefunden
wurde. Eine Versuchsmasse 6292, die den
amerikanischen Porzellanen nachgebildet war,
‚ergab 520 kg/cm?, während eine weitere Spezial-
versuchsmasse (Nr. 6412) die außergewöhnlich
hohe Biegefestigkeit von 980 kg/cm? besitzt.
Es zeigen sich also sehr beträchtliche und
recht interessante absolute Unterschiede der
Biegefestigkeiten der einzelnen Massen, die
noch charakteristischer werden durch die
Gegenüberstellung der Biegefestigkeitsziffern
im Schlagversuch (s. u.).
Die Torsionsfestigkeit des Porzellans wurde
bisher noch-nicht bestimmt. Diese Ermitte-
lung ist bei tadellos geschliffenen Versuchs-
körpern verhältnismäßig leicht möglich. Eine
-von der Porzellanfabrik Rosenthal & Co. A.-G.
in Selb ausgeführte Versuchsmasse (Seger-
porzellan Nr. 6833) ergab bei quadratischer
Querschnittsform eine Torsionsfestigkeit von
430 kg/em?. (Die Torsionsfestigkeit von Guß-
eisen gleieher Querschnittsform ist 2228 kg,
cm?, von Beton 35,7. kg/em?.)
Über die Fortpflanzungsgeschwindigkeit
des Schalls im Porzellan schreibt Friese?):
„Schallgeschwindigkeit. Diese ist schwankend
wie der Elastizitätsmodul von dem sie ab-
hängig ist, kann aber mit genügender An-
ı) Diese. Untersuchungen wurden im Staatlichen
Materialprüfungsamt in Berlin-Dahlem ausgeführt. f
») Friese, „Das Porzellan. als Isolier- und Kon-
struktionsmaterial in der Elektrotechnik“, S. 41.
Ö Friese, „Das Porzellan als Isolier-
struktionsmaterial in der Elektrotechnik“, S, 42.
und Kon-
706
nn
näherung im Mittel zu 4900 bis 5200 m/sec
angenommen werden. Wäre die Ermittelung
dieser Zahlen immer in einfacher Weise mög-
lich, so könnten sie ein gutes Kriterium für
die Beurteilung der Güte des Porzellans ab-
geben, denn je unedler und elektrisch minder-
wertiger dieses ist, desto geringer die Schall-‘
geschwindigkeit, die bei schlechten Porzellanen
bis auf Werte von 3600 m/sec herabsinken
kann. Da die Schallgeschwindigkeit eine
Funktion der Tonhöhe ist, die das Porzellan
beim Anschlagen gibt, so kann auch hieraus
mit einiger Übung ein Schluß auf die Qualität
gezogen werden; je heller und reiner der Ton
ist, desto wertvoller das Porzellan.“ Auf
Grund dieser Schilderung war es besonders
interessant, die Schallgeschwindigkeit ver-
schiedener Spezialmassen zu ermitteln, mit den
von Friese genannten zu vergleichen und in
Parallele zu den übrigen festgestellten Zahlen
zu setzen. Die Physikalisch-technische Reichs-
anstalt in Charlottenburg führte die Messung
der Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Schalles
in Porzellanstäben nach dem Verfahren der
Kundtschen Staubfiguren mit einer Genauig-
keit von etwa 1% aus und hat folgende Werte
festgestellt:
Fortpflanzungs-'
Bezeichnung geschwindigkeit
Rosenthalporzellan für Isolatoren 5630 m/s
Rosenthalporzellan f. Laboratoriums-
geräte KR AE S EREISOTTES
Segerporzellanmasse Nr. 6833 . 5340 m/s
Spezialversuchsmasse Nr. 6048 . . 6680 m/s
zum Vergleich: 2
Hermsdorfer Porzellan n. Friese 4900-5200 m/s
Schlechtes Porzellan nach Friese . 3600 m/s
Aus dieser Zusammenstellung ergibt sich also,
daß ein Zusammenhang zwischen der Fort-
pflanzungsgeschwindigkeit des Schalls und
den mechanischen Eigenschaften des Por-
zellans zurzeit noch nicht nachzuweisen ist.
Aus der bisherigen Zusammenstellung läßt
sich erkennen, daß die Festigkeitswerte für
Porzellan bei konstant und stoßfrei gesteigerter
Belastung recht gute sind, denn teilweise wird
die Festigkeit von Gußeisen erreicht. Nor-
malerweise hält Porzellan auch alle gestellten
Anforderungen in dieser Beziehung ohne
weiteres aus, fällt dagegen gelegentlicher Be-
anspruchung durch stoßweise Belastung zum
Opfer. Diese Art der Beanspruchungen ver-
dient daher das größere Interesse und die exakte
Durcharbeitung. Praktisch kommen vor
allem zweierlei Schlagbeanspruchungen vor,
erstens stoßweise Druckbeanspruchung,
zweitens stoßweise Biegung. Für beide Be-
lastungen wurden gemeinsam mit dem Staatl.
Materialprüfungsamt in Berlin praktische Prü-
fungsmethoden ausgearbeitet. Zur Bestim-
mung der Schlagdruckfestigkeit wurde das
Normalfallwerk von Martens verwendet. Ein
Bärgewicht bestimmten Gewichtes wurde so
hoch gehoben, daß es den zurechtgeschliffenen
Porzellanversuchskörper beim Herabfallen ge-
rade zerschmetterte. Aus der Fallhöhe und
der verbrauchten Arbeit läßt sich die spezifische
Schlagarbeit berechnen. Von besonderem
Interesse ist hierbei, daß die Prüfungsergeb-
nisse der einzelnen Massen auch dann sehr gut,
auf die Einheit umgerechnet übereinstimmen,
wenn man Porzellanversuchskörper verschie-
dener Größe und verschiedener Form zur
Untersuchung benutzt. Nach den Stribeck-
schen!) Ergebnissen mit dem Pendelschlag-
werk?) war dies nicht ohne. weiteres anzu-
nehmen.?) Es wurde festgestellt (untersucht
wurden durch diese Vergleichsprüfungen die Iso-
latorenmasse G und H und die Weichporzellan-
masse 6833), daß die Benutzung von Probe-
körpern von 3 cm? Inhalt spezifisch die gleichen
Zahlen: ergibt wie die Benutzung von Ver-
suchsstücken von 100 cm? Inhalt (Wand-
stärke 4 bis 5 cm). Diese gute Übereinstim-
mung der Ergebnisse veranschaulicht auch
die Qualität der Masse in bezug auf die Gleich-
mäßigkeit ihrer Verarbeitung und die Homo-
genität des gebraunten Porzellanscherbens.
Dies geht auch noch aus der Beobachtung her-
vor, daß .das Vorhandensein der Brennober-
fläche oder. ihre Entfernung durch Schnitt
und Schliff, also eine Auslösung latent an-
genommener Spannungen?) keinen Einfluß
auf die Schlagdruckfestigkeit von Porzellan
ausübt. Porzellan läßt sieh in dieser Be-
ziehung nicht mit Hartglas vergleichen°), bei
welchem die Aufhebung der Oberflächenspan-
? ) R. Stribeck,
Ahnlichkeitsgesetz,“
genieure, 1915, 8..57.
: ?) G. Berndt, „Die Helaumen: der Kerbschlagprobe,
Technische Rundschau, Berlin 1920, Nr. 8, S. 57 bis 59
ierauf kommen wir noch in einer besonderen
ee zurück.
*) G. Benischke, „Zerstörungserscheinungen an
Hochspannungsisolatoren“, . ETZ* 1919, Nr. 39, S. 486 ‘bis 87.
„ R enischke, „Zerstörungserscheinungen an
Hochspannungsisolatoren“, „ETZ“ 1920, Nr. 2, S. 37 bis 88.
x
„Die Kerbschlagprobe und das
Zeitschr. des Vereins deutscher. In-
Elektrotechnische
Zeitschrift. 1920. Heft 36.
nung zur Zertrümmerung des gesamten Stückes
führt. :
spez. Schlagar-
Bezeichnung beit emkg/em3
Isolatorenmasse @ . 98
Isolatorenmasse H 105 .
Tafelgeschirrmasse _. RER 112
Laboratoriumsporzellanmasse 117
Segerporzellanmasse 6833 69
Chamottehafenmasse!) . ... ... 8
Chamottemasse. XX!) . . ...... 7
Spezialversuchsmasse 6412 146
Zur Bestimmung der Schlagbiegefestigkeit
dient ein Pendelhammer bekannten Ge-
wichts?), der aus einer bestimmten Höhe herab-
fällt und in seiner tiefsten Lage auf den auf
zwei Metallschneiden festen Abstandes auf-
liegenden Porzellanstab auftrifft. Die Größe
des Pendelhammers und der Durchmesser des
gewählten Porzellanstabes müssen so be-
schaffen sein, daß das aus bestimmter Höhe
herabfallende Pendel den Probestab ohne
weiteres zerschlägt. _ Hierbei wird eine be-
stimmte Arbeit verbraucht und dem schwin-
genden Pendel entzogen. Der Rest der kine-
tischen Energie des Pendels wird bei dem Hin-
überschwingen des Pendels nach der anderen
Zahlentafelı.
9. September 1920.
Porzellan keine verwendbaren Vergleichswerte.
Dagegen läßt sich die Qualität verschiedener
Materialien wohl durch ihren Widerstand gegen
den Sandstrahl nach dem Garyschen Ver-
fahren beurteilen. Die Proben werden trocken
dem unter 3 Atmosphären Dampfdruck stehen-
den Sandstrahl des Gebläses 2 Minuten lang
ausgesetzt. Zur Erzielung gleichmäßiger Be-
anspruchung wird die kreisrund abgeblendete
Angriffsfläche der Probe mit Hilfe eines
Planetenradgetriebes langsam über”den Sand-
strahl hin und her bewegt. Die Angriffsfläche
hat gwöhnlich 6 em Durchmesser, d. h. 28 em?
Flächeninhalt. Nun wird der Gewichtsverlust
der einzelnen Materialien im Durchschnitt
bestimmt. Durch Division dieser Ziffer durch
das Raumgewiecht erhält man‘den Materialver-
lust in cm?. Zwei Untersuchungsbeispiele ver-
anschaulichen den
schiedener Massen: -
R Materialverlust
Bezeiehnung .
in cm?
Isolatorenmasse (Fr 2,4
Isolatotenmasse Hr u an 38
Spezialversuchsmasse Nr. 6412 . 179
Zahlentafel 1 zeigt nun einen kleinen Aus-
schnitt zusammengehöriger Ergebnisse: we
Mechanische Eigenschaften von Porzellan.
| Material-
| | 3 Schlag- Fortpflan- verlust in
Bezeichnung der f Piss augtesbig- ne | Tan, BIoRe: fan ie erde
Nr Asse EN > SRLIGREN | keit ne ‚ festigkeit | keit des | strahlge-
| Es Schalles | bläsever- -
kg/em? | kg/eın? | kg/em? | cmkg/cm? | emkg/cm?| cmkg/em® m/see, art
1 | Isolatorenmasse G eg Es 481 590 0,90 98 2,4
“2 | Isolatorenmasse H | 5000k 17.2961 500 540 0,95 105 5630 3,3
3 | Tafelgeschirrmasse ’R8| |. 640 1,36 112
4 | Laboratoriumspor- | 12.7500, |
zellanmasse . . . | 410 1,23 117 5930
5 | Hermsdorfer Hart- |
porzellan ....... 4750 | 2 490 5050
6 | Hartporzellan Nr. | ES
Pe 520 0,08
7 \Segerporzellan- | F
masse Nr. 6833 . ı 430 == 1,00 69 5340
8 | Spezialversuchs-
masse Nr. 6412 980 2,4 146 1,7
*9 | Spezialversuchs-
masse Nr. 6048 1,61 6680
10 | Chamottehafen-
MASSE 0,34 8
11 | Chamottemasse XX | 0,33 7
l
Seite wieder in potentielle Energie verwandelt
und durch Mitnahme eines Zeigers gemessen.
Je größer der Widerstand und die Zähigkeit
des verwendeten Materials sind, desto mehr
Schlagarbeit wird zur Zerstörung des Probe-
körpers aufgewendet, und desto weniger weit
schwingt der Pendel nach der anderen Seite
aus. Daraus errechnet sich dann die spezifische
Schlagarbeit der einzelnen Materialien:
Verbrauchte
Schlagarbeit,
spezifisch
Bezeichnung
0,90 emkg/cm?
Isolatorenmasse G
H
” £ (0,95 ”
Tatelzeschirrmasse =... . 111,86 4
Laboratoriumsporzellanmasse . | 1,23 5
Spezialmasse Nr. 6292. . . . . | 0,08 a
Spezialversuchsmasse Nr. 6412 | 2,40 5
Segerporzellanmasse Nr. 6833 . | 1,00 7
Chamottehafenmasse !) 0,34 (5
Chamottemasse XX |) 0,35
Masse Nr. 6048 1,61
Die Zahlen dieser und der vorhergehenden
Zahlentafel sprechen für sich und veranschau-
lichen den Wert der geschilderten Prüfungs-
methoden. Hierbei ist lediglich darauf hinzu-
weisen, daß wohl die Tafelgeschirrporzellan-
masse höhere Ziffern für die Schlagdniek, und
die Schlagbiegefestigkeit aufweist. wie die
Isolatorenmassen G und 4, daß jedoch die letz-
teren sich in besonderer Weise für die Her-
stellung “diekwandiger Qualitätswaren eignen.
Ein besonderes Interesse verdient die
Untersuchung der Härte, wobei diese Eigen-
schaft nach Martens (Materialienkunde) als
der Widerstand zu definieren ist, dem ein
Körper dem Eindringen eines anderen (här-
teren) Körpers entgegensetzt. Die auf Grund
dieser Härtedefinition üblichen Härteprü-
fungsverfahren, nämlich. das Eindringungs-
verfahren (Eindruck- und Einhiebverfahren)
und das Ritzverfahren, ausgeführt in’ sehr
zahlreichen Variationen, geben beim spröden
1) Diese Untersuchungen grobkeramischer Massen
dienen lediglich sehr interessanten Vergleichszwecken und
zeigen das Verhalten poröser Massen. Während die Schlag-
druckfestigkeit dieser Chamottemassen auf etwa den
zwölften Teil der Ziffern für normales Porzellan sinkt,
bleibt das Verhältnis der Prüfungsziffern beider Materialien
für die Schlagbiegungsfestigkeit etwa wie 1:8.
2) $. Anm. ?) in Sp. 1.
außerordentlich interessant, denn sie zeigt, dal)
‘es nicht genügt, wenn ein neues Material in
einer Richtung untersucht wird und hierbei
einen
selben können außerordentlich schlechte andere
Eigenschaften, die nicht weniger wichtig sind,
gegenüberstehen. Charakteristisch zeigt sich
das bei der obigen Versuchsmasse ‘Nr. 6292,
die wir den in Amerika gebräuchlichen Iso-
latorenmassen für Spezialzwecke nachzubilden
versucht hatten; bei. dieser Masse steht einer:
normalen Biegefestigkeit eine auffallend.kleine
Schlagbiegefestigkeit gegenüber, die eine prak-
tische Verwendbarkeit dieser sonst scheinbar
gut geeigneten Masse ausschließt. Vergleiche
zwischen den Massen G und H einerseits und
Nr. 6833 anderseits zeigen, daß die letztere
wohl eine etwas bessere Schlagbiegefestigkeit
besitzt als die ersten,
festigkeit jedoch so außerordentlich viel
schlechter ist, daß die sonst äußerlich gleiche
Qualität eine praktische Verwendung
dieser Segerporzellanmasse für mechanisch
stark beanspruchte Artikel ausschließt. Ein,
gleicher Unterschied läßt sich auch aus dem
Vergleich der Schallfortpflanzungsgeschwin-
- digkeitszahlen erkennen.
x
Betriebserfahrungen im Mehrfachfern-
sprechen und Mehrfachtelegraphieren mit
Hochfrequenz.')
Von Karl Willy Wagner, Berlin.
(Mitteilung aus dem Telegraphen-Versuchsamt.)
Übersicht. Nach günstigem Ausfall der mit
den Hochfrequenzeinrichtungen zum Mehrfachfern-
sprechen und Mehrfachtelegraphieren auf Leitungen
ausgeführten Versuche wurde das neue Verfahren
im Betriebe erprobt. Zurzeit ist es auf folgenden
Linien eingerichtet: a) Eine Leitung Berlin-Han-
nover (300 km) und eine Leitung Berlin Frankfurt
a. M. (600 km) dienen zum Dreifach-Fernsprechen.
b) Auf einer Leitung Berlin—Magdeburg (150 km)
ist eine normale Gesprächsverbindung, und daneben
1) Mitgeteilt in
s der Sitzung des Elektrotechnischen
Vereins am 18. V. 1920. |
Qualitätsunterschied ver--
Die vorliegende Gegenüberstellung ist
uten Prüfungsbefund ergibt, denn dem-
daß die Schlagdruck- :
E
u
=
ns
Ä
“
in
>
‘ tungen ausgeführt.
- frequenzschwingungen; über
> haben.
9. September 1920.
sind zwei hochfrequente Hughes-Telegraphenver-
bindungen eingerichtet. ce) Eine Leitung Berlin—
Frankfurt a, M. (600 km) wird siebenfach ausgenützt.
Auf ihr sind sechs hochfrequente Siemens-Schnell-
telegraphenverbindungen im Betriebe, außerdem
dient die Leitung zum Fernsprechen in normaler
Schaltung. Die sechs Telegraphieverbindungen lei-
sten im regelrechten Dauerbetriebe bis 4000 Buch-
staben in der Minute auf dieser einen Leitung. Das
ist eine bisher nirgends erreichte Höchstleistung.
Bei achtstündiger Arbeitszeit ergibt das eine Tages-
leistung von 16000 Telegrammen mit 10 Wörtern
zu 6 Buchstaben, wobei noch angenommen ist,
daß nur die Hälfte der Arbeitszeit zur Übertragung
der Telegramme wirklich ausgenutzt wird.
Die Erfahrungen im Betriebe haben gezeigt,
‚daß sich mittels des Hochfrequenz-Verfahrens zu-
verlässige und in jeder Hinsicht vollwertige neue
Absatzwege ohne den Bau neuer Leitungen schaffen
. lassen, Die Reichs-Telegraphenverwaltung wird da-
her das neue Verfahren nach und nach auf einer
Reihe der wichtigsten Verkehrslinien einrichten
und erwartet davon eine wesentliche Verbesserung
der Verkehrsverhältnisse. E
Vor einem Jahre berichtete ich über die
„Vielfachtelephonie und -telegraphie mit
schnellen Wechselströmen‘“). Ich habe da-
mals mit einem geschichtlichen Rückblick
über die bis dahin bekanntgewordenen Be-
strebungen-und Versuche begonnen, dann nach
wissenschaftlichen und technischen Gesichts- .
punkten erörtert, welche Aussichten und Mög-
lichkeiten auf diesem Gebiet vorliegen und
endlich über einige erfolgversprechende
praktische Versuche berichtet, die damals bei
der Reichs-Telegraphenverwaltung teils aus-
geführt, teils in der Ausführung begriffen
waren. Wir haben seitdem zur Klärung der
zahlreichen Probleme, die sich auf dem Ge-
biet der Nachriehtenübertragung mittels Hoch-
frequenz auf Leitungen darbieten, eingehende
Untersuchungen nach verschiedenen Rich-
Die Arbeiten haben sich
u. a. auf folgende Dinge erstreckt:
1. Versuche mit einer Reihe verschiedener
zen und Anordnungen, sowohl für
das Hochfrequenzfernsprechen als auch für die
Hochfrequenztelegraphie; 5
2. Versuche über die physikalischen Vor-
gänge in den Sendern und den Empfängern bei
der Hochfrequenztelephonie; über die beste
Art der Übertragung der Sprache auf die Hoch-
das Aussieben
am Empfänger; das Zustandekommen der
Sprache im Audionkreis; elektrische Kom-
binationstöne; : e=
3. Untersuchung der Sprachverstärker;
4. Versuche über die unmittelbare Hoch-
frequenzverstärkung; -
5. Entwicklung von Zwischenverstärkern;
6. Hochfrequenzmessungen an Leitungen
und Kabeln verschiedener Bauart; Bestim-
"mung- der Dämpfung und des Wellenwider-
standes; Messung der dielektrischen Verluste;
Versuche über Induktion, Mit- und UÜber-
sprechen. ’ .
Esist bei der Fülle und dem Umfang der
hier vorliegenden Aufgaben begreiflich, daß
diese Untersuchungen nicht abgeschlossen sind.
Sie haben uns aber bereits ein reiches Material
und wertvolle Unterlagen für die Weiterarbeit
geliefert.
Es ist nieht meine Absicht, von den Er-.
gebnissen dieser Versuchstätigkeit zu be-
richten; das soll für später vorbehalten bleiben.
Ich möchte vielmehr einige praktische Be-
triebserfahrungen mitteilen, die wir in der
Reichs-Telegraphenverwaltung mit der Hoch-
frequenz-Mehrfachtelephonie und mit der
Mehrfachtelegraphie inzwischen gemacht
I. Mehrfachfernsprechen.
Wir hatten bereits am Anfang vorigen
Jahres auf einer Bronzeleitung mit 3 mm
starken Leitern zwischen Berlin und Hannover
(rd 300km) Versuche mit drei gleichzeitigen
Gesprächen ausgeführt. Diese Versuche hatten
zwar unter den Bedingungen der Praxis statt-
gefunden, d. h. es konnte schon damals ein
beliebiger Fernsprechteilnehmer in Berlin auf
-dem üblichen Wege über das Ortsamt und das
Fernamt eine der Hochfrequenzverbindungen
nach Hannover benutzen, um mit einem be-
liebigen Teilnehmer in Hannover zu sprechen.
Zwischen dem gelungenen Versuch und dem
praktischen Betriebe liegt indessen, wie man
weiß, meist noch ein weiter und mühe-
voller Weg. Ihn zurückzulegen hat im vor-
liegenden Falle noch einige Monate Arbeit ge-
kostet. Von den Betriebsapparaten muß man
“ verlangen, daß sie nicht nur im Laboratorium
“und unter der liebevollen Aufsicht des Phy-
sikers oder des Ingenieurs gehen, sondern daß
2) Abgedruckt in der „ETZ“ 1919, 8. 333 u. 391,
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heit 36.
sie auch unter den rauheren Bedingungen des
Betriebes und in der Hand von sche ge-
schultem Personal noch zuverlässig arbeiten.
Ihre Bedienung und Wartung muß so einfach
sein, daß sie von den Betriebsbeamten rasch
erlernt werden kann; außerdem sollen die
Apparate überhaupt wenig Bedienung er-
fordern ; als Ziel ist zu erstreben, daß man sie
lediglich bei Dienstbeginn einzuschalten und
bei Dienstschluß auszuschalten hat. Hierbei
spielt die Frage der Wirtschaftlichkeit eine
maßgebende Rolle. Bei den heute so außer-
ordentlich gestiegenen Personalkosten wird die
Wirtschaftlichkeit durch den Umfang der
nötigen Bedienung entscheidend beeinflußt.
Daneben müssen auch die sonstigen Un-
kosten und der Verschleiß niedrig gehalten
werden.
Außer diesen allgemeinen Gesichtspunkten
waren im vorliegenden Falle noch folgende zu
beachten. Die Hochfrequenzeinrichtung war
so auszugestalten, daß die Hoechfrequenzver-
bindung am Fernplatz genau so bedient werden
kann wie eine normale Verbindung. Es mußte
also z. B. für jede Verbindung eine eigene An-
rufmöglichkeit geschaffen werden.
“Ferner war es notwendig, ohne Zuhilfe-
nahme einer neuen Leitung eine Verbindung
zwischen den Hochfrequenzämtern in Berlin
und in Hannover zu schaffen, damit sich die
beiderseitigen Beamten, z.B. in Störungsfällen,
Jederzeit sogleich verständigen können. Die
Überwachungsbeamten müssen ferner die in
Störungsfällen notwendigen Umschaltungen
rasch vornehmen können.
Anfang Oktober 1919 waren wir soweit,
daß die Einrichtung zum Dreifach-Fern-
sprechen zwischen Berlin und Hannover dem
‚ Verkehr übergeben werden konnte. Die Ein-
richtung wird seitdem täglich während 8 bis
10 Stunden benutzt und hat sich als ein in
jeder Hinsicht brauchbares und zuverlässiges
Betriebsmittel erwiesen. Wir befördern auf
jedem der drei Absatzwege je nach der Ver-
kehrsdichte täglich bis 120 (meistens drin-
gende) Gesprächseinheiten zu 3 Minuten. Die
Güte der Sprache in den beiden Hochfre-
quenzwegen läßt nichts zu wünschen übrig; die
Lautstärke haben wir so eingestellt, daß sie
derjenigen in der normalen (Niederfrequenz-)
Verbindung gleichkommt. Hier entspricht die
Lautstärke einer Leitungsdämpfung von
Bl=1;3, h. einer sehr guten Verständi-
gung. Die Hochfrequenzgespräche zeichnen
“sich dadurch aus, daß sie nieht durch Lei-
tungsgeräusche gestört werden. Wir haben
nach Ausweis der Betriebstagebücher mehrfach
den Fall gehabt, daß die normale Fernsprech-
verbindung infolge von starken Geräuschen
(bei unvollkommenem Erdschluß der Leitung)
außer Betrieb gesetzt werden mußte, während
die Hochfrequenzverbindungen betriebsfähig
blieben.
Die Hochfrequenzapparate befinden sich
in einem besonderen Raum, dem Hochfre-
quenzamt, also vollkommen getrennt vom
eigentlichen Fernamt. Die Trennung war not-
wendig, um die Einrichtungen und die Be--
triebsweise des Fernamts unverändert auch
für die Hochfrequenzverbindungen verwenden
zu können. Sie erfordert aber anderseits eine
organische Eingliederung des Hochfrequenz-
‚amtes in das vorhandene Betriebssystem. Die
erforderlichen Einrichtungen und Schaltungen
sind vom Telegraphendirektor Höpfner und
dem Telegraphensekretär Fiedler entworfen
und durchgebildet worden. Die glückliche
Lösung dieser Aufgabe hat in hohem Maße
dazu beigetragen, das Hochfrequenzfern-
' beim Übergang
707
sprechen zu einem zuverlässigen und beque-
men Betriebsmittel zu gestalten, und hat seine
Bruce Einführung wesentlich erleichtert.
ie Hochfrequenzapparate stehen unter der
Abb. 1. Laboratoriumsausführung eines Röhrensenders
mit zwei 10 Watt-Röhren, für Wellen von 200 bis 20.000 m.
Aufsicht eines Betriebsbeamten, dem eine
Gehilfin beigegeben ist. Die Apparate brauchen,
nachdem sie einmal eingestellt sind, nur
selten etwas nachgestellt zu werden; selbst
von einer Leitung zu einer
anderen ist eine$Nachstellung nicht erforder-
Abb. 2b.
Versuchssender für Hochfrequenztelephonie
und -telegraphie.
Abb. 9, Rehelfsmäßig zusammengestellter Empfänger für Hochfrequenztelephonie.
\ - . x r
fi
708 | Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 36. 9. September 1920.
Wir verwenden gegenwärtig im Betriebe Ei
immer noch die für die Versuche benutzten
Laboratoriumsapparate der Gesellschaft für
drahtlose Telegraphie (Telefunken) in der von
uns gemeinschaftlich mit dieser Firma ent-
wiekelten Schaltung. ° Abb. 1 zeigt die von
ich. Daher werden die z. Zt. mit der Über-
wachung und Wartung beauftragten Beamten
auch noch eine größere Zahl von Apparaten
betreuen können.
IB
|
bag
“
ö i u
a Abb. 7d. Audion und Emplängerröhren mit Doppelgitter
i Be ; E rechts die Anordnung der Elektroden und ein Eisendraht-
—e \ Se \ BE widerstand (Telefunken).
“15,she 4
Abb. 7b 19 Watt-Schwingungsrohr von Telefunken. Be „verwendete erste . laboratoriumsmäßige
Ausführung eines Schwingungserzeugers mit
| zwei Kathodenröhren zu 10 W. Mit diesem $
Abb. 4
Abb. 8. Dreis'ußger Hochfrequenzverstärker
für Telegraphie (Versuchsausführung).
Sender kann jede beliebige Wellenlänge
zwischen 200 und 20000 m (Frequenzen
Abb. 5. Ben SE ; zwischen 15 2 ee 2 Mu ng air
r x IR = Ne REST werden. Von diesen Sendern, die sowohl für
a N a 10nie = S & + das Hochfrequenzfernsprechen als auch für die E:
PO EN Abb. 7c. Verstärkerröhre’von Telefunken. Hochfrequenztelegraphie verwendet „werden 7
Seit einigen Tagen wird das Hochfre-
quenzfernsprechen ferner auf einer rd 600 km \
langen Leitung von Berlin nach Frankfurt a. M,
er
em
2
f
N
|
Abb 6. Sende- und Emp’angsverslärker (Sıemens & Halske.
im Betriebe erprobt, nachdem die Versuche
auch auf dieser längeren Strecke eine gute 5
Sprecehverständigung ergeben haben.
ae
Abb. 9, Überlagerer (Telefanken)t
P BR. I
/ x N
RS
i AR PER Eisennizersia BG
ST ng Be
- ‚Abb. 10. Audion (Telefunken).
Abb 7a, Verschiedene Sende-, Empfangs- und Yerstärkerröhren (Telefunken und Siemens & Halske
- < N
9. September 18920.
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920.
Heit 36.
709
sind im ganzen 7 Stück im Betrieb. Sie sind
seinerzeit für Laboratoriumsversuche erbaut
worden. Als weiterer Bedarf eintrat, wurden
für den vorliegenden Zweck besondere Ver-
suchssender erbaut, deren Einrichtung aus
Abb. 2a u. 2b hervorgeht.
Abb. 11. Dreistufiger Niederfrequenzverstärker
für Telegraphie (Telefunken).
Die ersten Hochfrequenzempfänger haben
wir aus einzelnen Spulen und Kondensatoren
zusammengestellt. Von dieser aus Abb: 3 er-
sichtlichen Ausführung sind 7 Stück im Be-
trieb. Dann wurden Versuchsempfänger der
in Abb. 4u. 5 dargestellten Ausführung erbaut.
Als Verstärker für die Sprache dient ein bei
uns gebräuchlicher normaler Siemensscher Ver-
‘stärker (Abb. 6). _Abb. 7a bis 7d. zeigen die
verschiedenen in der Hochfrequenztelephonie
und -telegraphie benutzten Kathodenröhren.
Auf Grund der im Betriebe gewonnenen
Erfahrungen sind - Betriebsapparate ent-
worfen worden, die z. Zt. bei Telefunken
gebaut werden. Als wir seinerzeit nach dem
günstigen Ausfall der Versuche mit dem Drei-
fach-Fernsrrechen nach Hannover vor der
Frage standen, ob. wir unsere Versuchs-
einrichtungen für eine noch größere Zahl von
Gesprächen ausbauen sollten, oder ob es nicht
besser sei, zuerst das Erreichte praktisch zu
erproben, haben wir uns für das letztere ent-
schieden. Grundsätzlich besteht keine Schwie-
rigkeit, 10 oder'noch mehr Hochfrequenzge-
spräche auf eine Leitung zu legen ; es ist ledig-
lich eine Frage der Geldmittel, die man für
einen solchen Paradeversuch ausgeben will.
Man kann einen derartigen Versuch kaum
anders bezeichnen, weil man die Einführung
des Hochfrequenzbetriebes in die Praxis ge-
. wiß nicht damit beginnen wird, daß man alle
Gespräche auf eine einzige Leitung packt.
Man wird vielmehr, schon der Betriebssicher-
heit ‘wegen, die Gespräche nach Möglichkeit
auf die vorhandenen Leitungen verteilen.
Unsere heutige Lage erlaubt uns nicht, Mittel
für Paradeversuche aufzuwenden. Uns brennt
die Verkehrsnot unter den Nägeln, und unser
ganzes Bestreben kann sich daher lediglich
daraufrichten, ihr nach Möglichkeit abzuhelfen.
Nach den vorliegenden Erfahrungen glauben
wir in der Hochfrequenz-Mehrfachtelephonie
ET EDER
Siemenssches Elektronenrelais für ITochfrequenztelegraphie.
ein Mittel gefunden zu haben, die Not im Fern-
verkehr wesentlich zu mildern.
II. Mehrfachtelegraphie.
Die Mehrfachtelegraphie mit Hochfre-
quenz ist in vieler Hinsicht technisch ein-
facher als das Mehrfachfernsprechen. Wenn
wir trotzdem bei der Telegraphie uns erst
später dazu entschlossen haben, vom Versuch
im Laboratorium zur praktischen Erprobung
überzugehen, so liegt das einfach daran, daß
das Bedürfnis zwar groß, aber doch nicht ganz
so brennend ist wie in der Fernsprecherei.
Hier wie dort ist übrigens die Not am ärgsten
auf den großen Verkehrslinien. Das war für
uns der Grund, den ersten praktischen Ver-
such auf einer unserer Hauptverkehrsadern,
der rd. 600 km langen Linie Berlin-Frank-
furt a.M. zu machen. Der Telegrammverkehr
auf den großen Linien ist ein Massenverkehr,
der durch Maschinentelesraphen bewältigt
wird, bei uns hauptsächlich durch den
Siemens-Apparat. Er arbeitet mit Doppel-
strom, und zwar werden die Zeichen mit nega-
tivem Strom gegeben; der positive Strom dient
als Trennstrom. Beim Hochfrequenzbetrieb
schicken wir die vom Siemens-Geber ge-
lieferten positiven und negativen Stromstöße
nicht in die Leitung, sondern lassen sie auf ein
Relais wirken, das im
Takt der Zeichen den
Hochfrequenzsender an
| die Leitung legt. Am
anderen Ende der Lei-
tung werden die Hoch-
frequenzströme VveI-
stärkt und betätigen
ein Elektronenrelais,
das beim Eintreffen der
Hochfrequenzströme
dem Siemens-Empfän- «+
ger (negativen) Zeichen-
strom, sonst (positiven)
Trennstrom zuführt.
Dabei .kann die Ver-
stärkung der Hoch-
frequenzströme entwe-
der eine reine Hochfre-
quenzverstärkung sein,
oder man benutzt Über-
lagerer, _Audionkreis
und Niederfrequenzver-
stärker. Beide Verfah-
ren sind beiuns mitErı- = °»
folg angewandtworden.
Ein zweifacher $Sie-
mensbetrieb mit Hoch-
frequenz wurde im De-
zember vorigen Jahres
‚auf einer Fernsprech-
leitung zwischen Berlin
und Frankfurt a. M. eingerichtet und dient
seit Anfang Januär zur Abwicklung des Tele-
grammverkehrs. Er ist täglich durchschnitt-
lich 8 bis 9 Stunden im Gange und leistet in
“dieser Zeit je nach der Verkehrsdichte bis
2000 Telegramme; das sind etwa 30% des
gesamten Telegrammverkehrs zwischen Berlin
und Frankfurt.
u
|
Die Siemens-Apparate selbst stehen im
Telegraphenamt im Betriebssaal; die Hoch-
frequenzsender und -empfänger sind in einem
Abb. 14.
besonderen Raum untergebracht. In Berlin
laufen die hochfrequenten Ströme von hier
aus zunächst durch I km gewöhnliches Fern-
sprechkabel (mit 0,3 mm starken Leitern)
nach dem Fernamt, wo sie die Fernsprech-
leitung nach Frankfurt erreichen. Diese dient
Abb. 15.
Einrichtung für den".Betrieb des Hughestelegraphenfmit Hochfrequenz
(Deutsche: Telephonwerke).
€
nach wie vor zum Fernsprechen; der Sprech-
betrieb merkt nichts davon, daß die Leitung
außerdem zum mehrfachen Telegraphieren
ausgenutzt wird.
Nachdem sich die beschriebene Einrich-
tung im Betriebe als leistungsfähig und zuver-
lässig bewährt hatte, sind wir daran gegangen,
sie zu einer Sechsfachtelegraphie; auszubauen.
ei
10
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 36.
Auch dieser Schritt ist gelungen, und so haben
wir seit etwa drei Wochen auf einer 4 mm
starken Bronzeleitung Berlin-Frankfurt neben:
der gewöhnlichen Gesprächsverbindung gleich-
zeitig noch sechs verschiedene Telegraphen-
verbindungen, die sämtlich mit Schnelltele-
graphen betrieben werden. Auf diesen sechs Ver-
bindungen zusammen können betriebsmäßig
bequem 4000 Buchstaben in der Minute be-
fördert werden. Dies ergibt bei 8-stündiger
Betriebszeit eine tägliche Leistung von 16 000
Telegrammen zu 10 Wörtern von durchschnitt-
lich 6 Buchstaben, wobei angenommen ist,
daß nur die Hälfte der Zeit zur Übermittlung
von Telegrammen tatsächlich ausgenutzt wird.
Auf dem Gebiet der mehrfachen Schnell-
telegraphie mit Hochfrequenz verdanken wir
die erzielten Erfolge ebenfalls der Zusammen-
arbeit mit der Firma Telefunken, die auch die
— einstweilen nur behelfsmäßigen — Apparate
erbaut hat. Die Schwingungserzeuger sind
dieselben wie beim Hochfrequenzfernsprechen
(Abb. 1 bis 2b). Abb. 8 bis 13 zeigen die
wichtigsten auf der Empfangsseite verwen-
deten Apparate, u. zw.: I
Abb. 8 den dreistufigen ° Hochfrequenzver-
stärker,
Abb. 9 den Überlagerer,
Abb. 10 das Audion,
Abb. 11 den dreistufigen Niederfrequenzver-
stärker,
Abb. 12 und 13 das Elektronen-Relais. ° Die
beiden in Abb. 13 sichtbaren Doppel-
gitterröhren steuern das auf der Vor-
derseite (Abb. 12) befindliche Relais,
welches dem Siemens-Empfänger den
Zeichen- und Trennstrom zuführt.
Zum Schlusse möchte ich noch eine von
den Deutschen Telephonwerken erbaute Ein-
richtung erwähnen, die in den allerletzten
Tagen versuchsweise in den Betrieb gegeben
worden ist. Es handelt sich um einen mit
Hochfrequenz arbeitenden zweifachen Tele-
graphenbetrieb mit Hughesapparaten auf der
etwa 150 km langen Strecke Berlin-Magde-
burg. Benutzt wird eine Bronzeleitung mit
4 mm dieken Drähten oder ein Vierer aus
3 mm dicken Drähten; die Leitung dient
außerdem noch gleichzeitig zum Fernsprechen
mit den gewöhnlichen Sprecheimrichtungen.
Den Hochfrequenzzusatz zu dem normalen
Hughestelegraphen zeigen Abb. 14 u. 15. Auch
diese Einrichtung hat bisher durchaus be-
friedigend gearbeitet.
Die günstigen Ergebnisse und Erfah-
rungen, die wir mit dem Hochfrequenzbetrieb
in der Praxis, sowohl beim Fernsprechen als
auch beim Telegraphieren, gewonnen haben,
lassen uns hoffen, daß auch der Hochfrequenz-
betrieb uns ein Helfer sein wird in der überaus
schwierigen Aufgabe, den Fernsprech- und
Telegrammverkehr wieder auf die alte Höhe
zu bringen.
Überwachung der Transformatorenverluste.
Von Willibald Fuhrmann, Tetschen a. E.
Übersicht. Es wird eine Kontrollschaltung
unter Verwendung von Voltmetern und Glühlampen
angegeben, die bei parallel geschalteten Transfor-
matoren die Stellung der Primär- und Sekundär-
schalter zu erkennen gestattet zum Zwecke, un-
nötige Leerlaufverluste zu vermeiden.
Zur Erzielung einer größtmöglichen Wirt-
schaftlichkeit von mit Transformatoren ar-
beitenden elektrischen Anlagen, bei denen
die Belastung innerhalb größerer Zeitabstände
stark schwankt, sollte man zur Vermeidung
unnötig hoher Leerlaufverluste die Leistung
der Transformatoren möglichst den jeweiligen
Belastungen anpassen. Es ist dann erforder-
lich, daß zwei oder mehr Transformatoren
von unter Umständen verschiedener Leistung
zur A gelangen. Damit nun tat-
sächlieh auch die Eisenverluste auf das Min-
destmaß beschränkt werden, ist es selbstver-
ständlich nötig, das der oder die zur Deckung
des gerade erforderlichen Energiebedarfes nicht
nötigen Transformatoren primär und sekun-
där abgeschaltet und diese Abschaltungen
auch tatsächlich durchgeführt und überwacht
werden. -Über diesen Gegenstand ist von Dr.
Br. Thierbach in der „ETZ“ 1915, 8. 121
eine Arbeit veröffentlicht worden, nach welcher
zur Kontrolle der Leerlaufverluste ein Zeit-
zähler verwendet wird.
Im folgenden soll eine Schaltung ange-
geben werden, bei welcher statt eines Zeit-
zählers ein Voltmeter mit verschiedenen Emp-
findliehkeiten zur Anwendung BeART: Die
Änderung der Empfindlichkeit wird durch
die Betätigung der Primär- und Sekundär-
schalter bewirkt, so daß jede Stellung der-
"stante besitzen.
selben einer bestimmten Empfindlichkeit bzw.
Konstanten entspricht. Dies wird dadurch
erreicht, das dem Voltmeter zwei verschieden
große Widerstände vorgeschaltet werden,
welche je nach der Stellung der Schalter.
‘sämtlich oder teilweise eingeschaltet oder kurz-
geschlossen sind.
Abb. 1 zeigt eine solche Schaltung für
eine mit zwei Transformatoren arbeitende
Abb. 1.
Anlage. Das Voltmeter V liegt unter Vor-
schaltung der Widerstände W, und W, direkt
an den Klemmen des Transformators. Die
Betätigung der Hilfsschalter K, und K, zur
Ab- und Zuschaltung der Vorschaltwiderstände
erfolgt zwangläufig durch die Hauptschalter.
Die Hilfsschalter lassen sich leicht mit den
Wellen der Hauptschalter in Verbindung
bringen und meist auch nachträglich an vor-
handene "Schalter anbauen. Im schlimmsten
Falle muß eine verlängerte Welle eingesetzt
werden.
Beispielsweise sei für den normalen
Tagesbetrieb der Transformator I in Betrieb,
während für den schwächeren Nachtbetrieb
der Transformator II mit kleinerer Leistung
und entsprechend geringerem Leerlauf vor-
gesehen ist. Soll während der Zeiten schwacher
Belastung der Transformator II die Strom-
lieferung übernehmen, so muß zwecks Er-
sparung der Leerlaufsverluste der Transfor-
werden. Würde, wie in der Zeichnung dar-
gestellt, nur der Primärschalter geöffnet wer-
den, so wird der im eingeschalteten Zustand
dieses Schalters durch den Hilfsschalter K,
kurzgeschlossene Widerstand W, vor das
Voltmeter geschaltet. Der Widerstand W,
hingegen ist, da der Sekundärschalter _ge-
schlossen ist, durch K, kurzgeschlossen. Das
Voltmeter wird daher einen dem vorge-
schalteten Widerstande W} entsprechenden
Ausschlag ergeben bzw. ‘eine andere Kon-
Dieser Ausschlag ist alsö_be-
dingt durch die gezeichnete Stellung der Pri-
mär- und Sekundärschalter und zeigt an, daß
zwar die Primärwicklung des Transformators
vom Netze abgeschaltet ist, dagegen die Se-
kundärwicklung vom Transformator II noch
Spannung erhält und folglich auch noch die
Leerlaufverluste im Transformator I über
werden müssen.
Falls nur sekundär abgeschaltet wird,
on hingegen eingeschaltet bleibt, so wird
urch den Sekundärschalter und den mit ihm
gekuppelten Hilfsschalter K, der Wider-
stand W, vor das Voltmeter geschaltet, wäh-
rend durch den
Hilfsschalter K, der Widerstand kurzge-
schlossen ist. Das Voltmeter wird dann einen
anderen Ausschlag ergeben wie in der ge-
zeichneten Schaltung, da der Widerstand W,
verschieden von dem Widerstand W, ist. Ist
primär und sekundär abgeschaltet, so ist das
Voltmeter stromlos und schlägt nicht aus.
In der normalen Betriebsstellung end-
lich sind W, und W, kurzgeschlossen, un
dementsprechend wird dann das Voltmeter
den höchsten Ausschlag ergeben, welcher dem
normalen Betriebe entspricht. Um in gleicher
Weise die umgekehrte Kontrolle zu ermög-
lichen, ist auch für den zweiten Transformator
eine solche Voltmeterschaltung vorzusehen.
Bei dieser beschriebenen Schaltung er--
reicht man neben der Kontrolle der Schalter-
stellungen gleichzeitig auch eine solche über
die Höhe der Sekundärspannungen, unter
Berücksichtigung der zu
Stellungen der Schalter gehörigen Konstanten
des Voltmeters. : EI
Will man auf die Messung der Spannung
verzichten, so kann man statt des Voltmeters
und der Vorschaltwiderstände je eine Glüh-
lampe von verschiedenen Spannungen ver-.
Diese werden je nach Stellung der
wenden.
Hilfsschalter K, und K, entweder dunkel oder
je nach Kurzschl
verschiedener Helligkeit brennen.
.dann auch die Möglichkeit, die Zeitpunkte der
- schaft, zu der sich der Verband durchgerungen
mator I primär und sekundär abgeschaltet.
den Transformator II durch das Netz gedeckt.
Primärschalter bzw. den
den jeweiligen |
uß der einen oder beiden mit |
Werden statt der gewöhnlichen Volt-
meter registrierende verwendet, so ergibt sich
Ein- und Ausschaltungen der Transformatoren
festzulegen. Die Betriebsleitung erhält da-
durch unanfechtbares Beweismaterial, welches
sie in den Stand setzt, Unregelmäßigkeiten
und Nachlässigkeiten des Personals zu ver-
folgen und dieses zur Verantwortung zu
ziehen. Eine solche Kontrolle ist insbesondere
dann auf ‘das schärfste durchführbar, wenn
gleichzeitig zur Aufzeichnung der von den
Transformatoren abgegebenen Leistungen oder
Stromstärken neben Zählern auch registrie-
rende Watt- oder Amperemeter verwendet
werden..
2. Ordentliche Mitgliederversammlung
des Zentralverbandes der deutschen elektro-
technischen Industrie ne
am 24. VI. 1920 zu Berlin).
(Schluß von 8. 694,)
Herr Geheimrat Dr. Klingenberg: In dem
Bericht des Herrn v. Raumer und des Hermm
Dr. Adler ist wiederholt auf die enge Zu-
sammenarbeit des ZV mit dem VDE hinge-
wiesen worden. Ich möchte die Ausführungen
ganz kurz ergänzen. Es ist wohl vielen von
Ihnen bekannt, daß die ursprüngliche Zu-
sammenarbeit zwischen den beiden Verbänden
sich nicht ganz reibungsfrei vollzogen hat.
Im VDE war insbesondere die Befürchtung
aufgetaucht, daß seine Bedeutung durch die
neu einsetzende Tätigkeit des Zentralverbandes
herabgemindert werden würde, eine Befürch-
tung, die dann auch auf der Jahresversamm-
lung in Stuttgart zu sehr klarem Ausdruck ge-
kommen ist.?2) Es hat sehr eingehender und
langwieriger Verhandlungen bedurft, bis im
VDE diese Befürchtung als beseitigt gelten
konnte. Es ist zweifellos eine große Errungen-
hat, daß die Jahresversammlung besehloß,
von dem Rechte, Kommissionen selbst zu be-
nehnen, zeitweise Abstand zu nehmen, um —
dem im Verbande gebildeten technischen
Hauptausschuß die Bildung der Kommissionen
zu übertragen, u. zw. mit der Maßgabe, daß
in den Kommissionen der ZV neben den an-
deren Vereinen, die schon früher mit dem
VDE gearbeitet haben, eine ausreichende Ver-
tretung finden sollte. So ist denn in den etwa
25 bis 30 Kommissionen des VDE in allen
denjenigen Kommissionen, die sich mit Fabri
kation befassen bzw. zu den Fabrikations-
gebieten in Verbindung stehen, für eine recht
kräftige Vertretung des ZV vorgesorgt word
Wir können heute feststellen, daß diese
sprüngliche Reibung als vollkommen beseit
gelten kann, und daß die Arbeiten sich vol
ständig reibungsfrei vollziehen. Das
zweifellos eine große Errungenschaft, und ie
begrüße es außerordentlich, daß jetzt ein Zu
stand eingetreten ist, der nicht nur für de
VDE als befriedigend bezeichnet werden kann
sondern der im Gegensatz zu den Verhält
nissen in anderen Ländern, wie eben ausge-
führt ist, auch für die deutsche elektrotech-
nische Industrie durchaus willkommen ge
heißen werden muß.
Herr Baurat D. Meyer (Gast) hebt im
Namen des dem VdI angeschlossenen NADI
die Verdienste des VDE um die Normung her-
vor und charakterisiert die Mitarbeit des ZV
auf diesem Gebiet als mustergültig, Wenn
irgendwo die Arbeit der im praktischen Leben 7
stehenden Wirtschaftler und Tochniker, unbe-
einflußt von behördlicher und anderer Be-
vormundung, unbedingte Vorbedingung sei,
so bei der Normung; denn hier gilt es, bieg-
same und dehnbare Bestimmungen zu schaffen,
die nicht mit Gesetzeskraft festgelegt werden
— sonst würden sie den technischen Fort-
schritt hemmen —, sondern jederzeit nach
Maßgabe dieses Fortschrittes geändert und.
ausgebaut werden können. Dafür, daß diese
Arbeit eine so ausgezeichnete Vertretung im
ZV gefunden habe, auch im Namen des NADI
zu danken, empfindet Herr Meyer als Pflicht
Herr Dr. Passavant erklärt als Vorsitzen
der Elektrizitätswerk
1) Teilweise gekürzter Bericht.
.2) Vgl. „ETZ“* 1919, S. 69. :
TB WI
“ - Mit dieser Zeit trat die Preisprüfun
9. September 1980.
Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heft 36.
7ıı
Verbrauch an Elektrizität nach den im Kriege
gemachten Erfahrungen in ‘absehbarer Zeit
eine vorläufig noch kaum zu übersehende Zu-
nahme erwarten lasse. Die Zeit sei wohl da,
daß als einzige praktische Energiequelle für
unsere Wirtschaft die Elektrizität in Frage
komme, mit Ausnahme der Verteilung von
Wärme, die, wenigstens in gewissem Umfange,
den Gasanstalten überlassen bleiben erde
Wenn nun ein starker Verbrauch einsetze,
käme alles darauf an, den Konsumenten die
Entnahme elektrischer Arbeit nach Möglich-
keit zu erleichtern, die jetzt noch in der In-
-stallation bestehenden Schwierigkeiten weitest-
gehend zu beheben und dahin zu wirken, daß
letztere selbst verbilligt werde; das gelte
augenblicklich vor allem für die Landwirt-
schaft, die unter der Verschiedenheit der Ma-
terialien außerordentlich leide. Er selbst habe
als Leiter der Städtischen Elektrizitätswerke
Berlin erfahren, welch trostlose Zustände da-
durch in einer Verwaltung einreißen können,
daß in ihren einzelnen Anlagen Material der
verschiedensten Herkunft vorliegt, die ein-
zelnen Apparate nicht austauschbar sind und
die eine Unterverwaltung dieses, die andere
jenes Material für sich fordert. Man müsse
unbedingt der Gastechnik folgen, die bereits
seit langen Jahren ihre vollkommen durch-
normalisierten Apparate besitze. Von einer
verständigen Normung lasse sich auch eine
Verbilligung erwarten, weil mit ihr eine große
Menge nutzloser Konstruktionsarbeit ausge-
schaltet wird und dafür eine weit stärkere
Betonung der Fabrikation und der Massen-
erzeugung eintreten kann. Man hoffe ferner,
daß die Apparate bei der Normung in dem
Sinne ausgebildet werden, daß sie möglichst
wenig Montagearbeit verlangen. Alles, was
normalisiert werde, müsse überdies unter dem
Gesichtspunkt, höchste Betriebssicherheit zu
erreichen, entworfen werden. Was eine mangel-
hafte Arbeit bedeute, habe man in den Kriegs-
jahren durchgekostet, wo der Zwang bestand,
nicht ganz einwandfreie Rohstoffe zu verwen-
den. Es sei zu wünschen, daß der jetzt hoffent-
lich einsetzende Gesundungsprozeß möglichst
abgekürzt werde. Die verschiedenen Normali-
sierungskommissionen sollten ihre besondere
Aufmerksamkeit auch darauf richten, daß die
neuen Apparate den Ersatz einzelner Teile
tunlichst erleichtern und die Notwendigkeit
beseitigen, bei einem relativ kleinen Defekt
gleich- den ganzen Apparat fortwerfen zu
müssen.
diesen ernsten Zeiten ganz besonders dringende
erhebliche Materialersparnis erzielen lassen.
Für die Arbeiten der Prüfungsstelle habe die
Vereinigung der Elektrizitätswerke ebenfalls
einen namhaften Beitrag gezeichnet; sie
- wünsche, daß deren Arbeit baldmöglichst auf-
genommen werde.
Nach Ansicht des Herrn Dr,-ng. Dettmar
treffen die Ausführungen des Herrn Dr.
Adler durchaus das, was er in langen Jahren
als Vorsitzender der Maschinennormalien-Kom-
mission an Erfahrungen gesammelt habe. Eine
weit über die aller anderen Gesichtspunkte
hervorragende Bedeutung komme der Rück-
sichtnahme auf die Interessen der Händler,
der Installateure und der verschiedenen Ver-
braucher zu, und das gerade verlange, der
Gemeinschaftsarbeit ganz besondere Aufmerk-
samkeit zu widmen. Mit der jetzigen Organi-
sation habe man in dieser Beziehung, das
Richtige getroffen, und nach seiner UÜber-
zeugung werde sie zu großem Erfolg’führen.
Daß im abgelaufenen Geschäftsjahr noch ver-
hältnismäßig wenig erreieht worden sei, er-
kläre sich aus:der Neuheit der Organisation
selbst und durch die Unruhe der letzten
Monate; indessen stehe eine so große Zahl von
Arbeiten vor dem Abschluß, daß erheblich
größere Resultate in Kürze vorliegen würden.
Ausfuhrfragen.
‘Herr Brandt: Die volle Arbeit der bis-
herigen Zentralstelle und seit Januar d. J.
Außenhandelsstelle der Elektrotech-
"nik konnte überhaupt erst im Herbst
agr Jahres aufgenommen werden; denn
is
strömungen bei der Regierung, und erst
seit der Zeit datiert die mehr oder weniger
scharfe Durchführung der Ausfuhrverbote.
in Kraft.
Ausfuhrverbot für Glühlampen und Installa-
tionsartikel datiert z. B. erst seit November
vorigen Jahres. Trotzdem oder vielmehr
vielleicht auch gerade wegen dieser Verhält-
nisse hat die Ausfuhr seit Mitte vorigen Jahres
sehr stark zugenommen. Es konnte eine
- ständige Zunahme der Ausfuhrwerte beob-
achtet werden, die natürlich nicht unbedingt
- eine Zunahme der wirklichen Menge ist. Unsere
Mark sank dauernd, und infolgedessen stiegen
natürlich die Auslandwerte. Mit dem Sinken
der Mark traten die Bestrebungen ein, in frem-
Dadurch würde sich auch eine in
ahin waren ziemlich starke Freihandels-
der Währung zu verkaufen. Die Elektro-
technik hat sich allerdings davon freigehalten,
auf der ganzen Linie einen absoluten Zwang
auszuüben. Eine ganze Reihe anderer Außen-
handelsstellen sind dazu übergegangen, den
Verkauf in fremder Währung zum absoluten
Zwang zu machen. Wegen der wechselnden
Verhältnisse, und weil man auch einmal einen
Umschwung erwartete, der jetzt eingetreten
ist, ist man seinerzeit bei der Elektrotechnik
hierzu nicht übergegangen, und die Richtigkeit
dieser Maßnahme ist wohl jetzt durch die Ver-
hältnisse bewiesen. Es wurde und wird auch
etzt noch in der ganzen Ausfuhrpolitik die
olitik der mittleren Linie verfolgt, damit man
einen möglichst geraden Kurs halten kann
und nicht bei den Schwankungen des. Wirt-
schaftslebens nach rechts und nach links
pendeln muß.
Das Verfahren selbst ist im Laufe der
Zeit erheblich vereinfacht worden, und wir
haben auch davon abgesehen, übermäßige
Schärfe hineinzubringen. Es sind die Doppel
der Fakturen nicht verlangt worden, keine
eidesstattlichen Versicherungen, kein vorge-
schriebener Zwang der Devisenablieferung usw.
Selbstverständlich ist, wenn man diesen Zwang
‚nieht ausübt, manche Schiebung und manche
Hintergehung der Außenhandelsstellen mög-
lich. Wir sind jedoch von dem Grundsatz aus-
gegangen, daß es besser ist, es schiebt einer
ruhig einmal eine Ware, als daß der gesamte
Handel und die gesamte Industrie durch über-
mäßige Vorschriften und übermäßig bureau-
kratische Handhabung geknebelt werden.
Gegen Ende des vorigen Jahres trat dann
eine sprunghafte Steigerung der Anträge ein.
Wir haben im Dezember mit ungefähr 200
Mill. M im Monat abgeschlossen. Im Anfang
dieses Jahres ging die Steigerung weiter. Sie
hat sich in den ersten 3 Monaten im Durch-
schnitt auf 350 Mill. M und in den zweiten
3 Monaten im Durchschnitt auf 400 Mill. M
gehalten. Im Juni ist allerdings ein sehr
starkes Nachlassen zu beobachten, welches
nicht bloß durch die wirtschaftlichen Verhält-
nisse, sondern infolge der Einführung der
sozialen Abgabe eingetreten ist. Die soziale
Abgabe hat bewirkt, daß die Firmen all das,
was irgendwie noch erledigt werden konnte,
im April und Mai eingereicht haben. Es kann
weiter beobachtet werden, daß die Ausfuhr-
mengen nach den naheliegenden Ländern ab-
nehmen. Es tritt dort allmählich auch eine
Füllung ein, erfreulicherweise kann jedoch nach
den ferner gelegenen Ländern in den letzten
Monaten eine starke Zunahme verzeichnet
werden, so besonders nach Übersee. Man sieht
in der ganzen Entwicklung: Es hat ungefähr
3, Jahr gedauert, bis wir überhaupt dazu ge-
kommen sind, seit dem Anfang vorigen Jahres
in nennenswertem Maße wieder auszuführen.
Es hat dann noch weiter ein halbes Jahr ge-
dauert, bis man den Überseeverkehr wieder
aufnehmen konnte. Aber es scheint doch, als
wenn jetzt die erfreuliche Tatsache zu, be-
merken ist, daß auch der Handel nach Über-
see und nach den ferner gelegenen Ländern
in erheblicherem Maße wieder zunimmt.
‘Im April des Jahres gelang dann der
Regierung die Schließung des Loches im
Westen. Hierdurch ist es erst möglich ge-
worden, die Ausfuhrbestimmungen in wirklich
durchgreifender Weise über das ganze Reichs-
gebiet zur Anwendung zu bringen. Es hat, um
die Schwierigkeiten im Westen zu vermeiden,
der Reichskommissar einen Delegierten in
Köln ernannt, und auch von unserer Seite
ist ein Beauftragter in Köln ernannt worden,
u. zw. der Geschäftsführer des Rheinischen
Verbandes des ZV, so daß alle Bein
aus dem besetzten Gebiet direkt in Köln
erledigt werden können. Ich möchte her-
vorheben, daß die Außenhandelsstelle der
Elektrotechnik in dieser Beziehung die erste
gewesen ist, die mit diesem System vorge-
gangen ist. Bei uns funktionierte es sehr gut,
hoffentlich folgen andere nach, damit die
Klagen gerade aus dem besetzten Gebiet über
bureaukratische Erschwernisse etwas nach-
lassen.
Eine Schwierigkeit ist in der letzten Zeit
eingetreten durch das Gesetz über die soziale
Abgabe. Die Bestimmungen des Gesetzes
werden allgemein bekannt sein, so daß ich
nicht weiter darauf einzugehen brauche. So
richtig die Verfügung im Herbst des vorigen
Jahres gewesen wäre, so unglücklich war der
Zeitpunkt, an dem sie herauskam, und heute
bedeutet diese Vorschrift eine außerordentliche
Erschwerung der Ausfuhr selbst. Sie ist auch
in gewisser Beziehung direkt sinnwidrig. Es
heißt, es soll von dem Ausfuhrgewinn ein Ab-
schlag gezahlt werden. Ganz abgesehen davon,
daß auf der ganzen Linie, wie ja aus den
Kurven und den Zahlen, die Herr Henrich
mitteilte, hervorgeht, von einem besonderen
Ausfuhrgewinn überhaupt nicht mehr die Rede
seinkann, bestehen noch eine ganze Reihe von
Ländern, nach denen wir einen Überpreis über-
Kaypt nicht genommen haben, z. B. Öster-
reich und die östlichen Länder, die Länder mit
schlechter Valuta usw. Von vornherein ist also
nach diesen Ländern ..die soziale Abgabe keine
Abgabe von einem Übergewinn, sondern eine
tatsächliche Ausfuhrabgabe.
Es sind nun sofort alle Außenhandels-
stellen gemeinschaftlich beim Reichswirt-
schaftsministerium vorstellig geworden, um
die Härten der Vorschriften zu mildern und
einige Erleichterungen zu erreichen. Ich hoffe
daß heute oder morgen eine Verfügung ver-
öffentlicht werden wird, in der die Termine
hinausgeschoben werden, u. zw. der Termin
vom 1. Juli als letzter Termin für die Abliefe-
rung ohne soziale Gebühr auf den 1. August!).
Damit ist ja schon eine gewisse Erleichterung
erreicht, und es steht zu hoffen, daß es in den
Verhandlungen mit dem Reichswirtschafts-
ministerium gelingt, dieses ganze Verfahren
noch weiter den Zeitverhältnissen anzupassen.
Es ist von vornherein der Antrag gestellt
worden, die Abgabe zu mildern bzw. für solche
Fabrikationsgebiete, für welche heute von
einem Ausfuhrgewinn oder Überpreis über-
haupt nicht mehr gesprochen, werden kann,
mehr oder weniger ganz zu erlassen. Das
Reichswirtschaftsministerium hat es dem be-
sonderen Rat, der bei ihm besteht, über-
wiesen, und dieser hat wieder einen sechs-
köpfigen Ausschuß. ernannt, der aus drei
Herren von der Arbeitgeberseite und drei
Herren von der Arbeitnehmerseite besteht.
Leider ist dieser Ausschuß zu dem Entschluß
gekommen, nur solchen Anträgen stattzu-
geben, die ganz detaillierte Aufstellungen
über die Gestehungspreise geben. Es ist an
die Fachgruppen vor kurzem von seiten des
ZV ein Rundschreiben gerichtet worden, in
welchem diese Aufstellung aufgegeben ist,
nach der die Preise detailliert werden sollen.
Es ist gesagt: Die Rohmaterialien, ein-
mal inländische, zweitens ausländische, die
produktiven Löhne, unproduktiven Löhne,
also die ganzen Gestehungskosten von Anfang
bis zu Ende. Wie man sich in diesem Aus-
schuß die Sache vorstellt, wie es für eine In-
dustrie, von der Herr v. Raumer erwähnt,
daß die AEG 16 Bände Preislisten hat, mög-
lich ist, sei es auch nur für die einzelnen
Gruppen, die Gestehungskosten in. dieser Weise
festzustellen, ist mir einigermaßen unklar.
Noch unklarer ist mir, wie dieser Ausschuß
mit dieser Arbeit fertig werden will; denn wenn
im gesamten deutschen Wirtschaftsleben wirk-
lich diese Preise eingereicht werden, so braucht
er mindestens ein halbes Jahr, bis er notdürftig
damit durch ist und dann sind die Preise un-
ültig. Es ist zu hoffen, daß die Bestrebungen,
ie Gafact hinausgehen, daß man auf die
jetzigen Zeitverhältnisse Rücksicht nimmt, und
daß man die ganze soziale Abgabe, weil sie im
Augenblick nicht mehr berechtigt ist, außer
Hebung setzt, vielleicht in der nächsten Zu-
kunft von Erfolg sein werden. Infolge dieser
sozialen Abgabe hat natürlich im Mai eine
außerordentliche Steigerung der Anträge statt-
gefunden, im Juni ist allerdings ein sehr starker
Rückschlag zu bemerken. Es ist nun die Frage,
ob?dieser Rückschlag wirklich ein Rückgang
der Konjunktur ist oder ob er formell nur
darin besteht, daß eben die Anträge schon im
Mai alle eingereicht waren. Es wird beides zu-
treffen.
Wenn man sich ein Bild darüber machen
will, welche Mengen wir wirklich ausgeführt
haben, so kann dies aus den Zahlen allein nicht
geschehen; denn eine Zahl von 350 Mill. M im
Monat erscheint ungeheuer, in Wirklichkeit
ist es gar nicht so viel. Wir haben heute die
Geldentwertung auf ein Zehntel, dann sind
es bloß 35 Mill. M, und dann müssen wir mit
einer Weltmarktteuerung von 2.bis 3 rechnen,
also schrumpft der Umsatz auf vielleicht
12Mill.M, verglichen mit den Friedensmengen,
ein. Wir haben uns die Mühe gegeben, einmal
festzustellen, wie sich die Mengen verhalten.
Das ist nun sehr schwer möglich, da die Reichs-
statistik nur bis zum Jahre 1912/13 reicht und
nur über das ganze Jahr Angaben macht und
wir natürlich für das jetzige Jahr nur bis März
die Unterlagen im statistischen Amt haben.
Nach meiner Schätzung haben wir im, Jahre
1919 wohl’ nieht' mehr als 25% der Friedens-
. menge ausgeführt, selbst wenn man die großen
Mengen, dieunkontrolliert herausgegangen sind,
berücksichtigt. Für das deutsche Wirtschafts-
leben Bilden auch diese in irgendeiner Weise
einen Vorteil, wenn sie nicht nur herausge-
gangen sind, sondern auch das Geld hereinge-
kommen ist. Dieses ist bei den Mengen, die
verschoben worden sind, allerdings eine andere
Frage. In der ersten Hälfte dieses Jahres hat
sich der Umsatz ganz bedeutend gehoben, und
ı) Inzwischen erfolgt.
712
Elektrotechnische Zeitschriit, 1920. Heit 36.
9. September 1920.
a ee Te TTAÜ1 a
wir dürfen wohl der Menge nach auf etwa 40%
des Friedens gekommen sein. Ich glaube, das
ist ein Ergebnis, mit dem man unter den heuti-
gen Verhältnissen durchaus zufrieden sein kann,
und welches darauf hindeutet, daß die deutsche
Wirtschaft es trotz unserer schwierigen Lage
doch noch verstanden hat, Auslandgeschäfte
in sehr erheblichem Umfange zu machen.
Die Aufgaben der Außenhandels-
stellen haben sich mit den wirtschaftlichen
Verhältnissen natürlich geändert. Jetzt, wo
ein bedeutender Preisunterschied zwischen
dem Inlande und dem Auslande nicht mehr
vorhanden ist, ist es nicht mehr von so großer
Wichtigkeit, die Preise auf ihre angemessene
Höhe zu prüfen. Denn sie werden von sich aus
mehr oder weniger angemessen sein. Die
Außenhandelsstelle betrachtet es jedoch als
ihre Aufgabe, jetzt auch wieder bremsend zu
wirken und eine Panik zu verhüten. Man kann
z. B. in Händlerkreisen sehr stark beobachten:
Die Leute haben sich voll gekauft, sie sitzen
mit Ware voll und glauben, nun das Ventil
öffnen zu können, indem sie zu möglichst
billigen Preisen in das Ausland verkaufen.
Eine solche Taktik würde sehr wenig Erfolg
haben. Wir werden die Kaufkraftin dem Aus-
lande dadurch -niceht erhöhen; denn dort ist
genau dieselbe Zurückhaltung der Käufer zu
bemerken wie hier bei uns. Es muß also ver-
hindert werden, daß nunmehr das Gegenteil
eintritt und jetzt plötzlich geschleudert wird.
Nach dieser Richtung ist die Außenhandels-
stelle tätig.
Weiter beginnt jetzt schon ein starkes An-
gebot auf Einfuhr gewisser Waren, z. B.
Leitungen und neuerdings auch Glühlampen,
die aus dem Auslande zu teilweise, für Lei-
tungen Zu erheblich niedrigeren Preisen ein-
geführt werden sollen. Bisher haben wir diese
Einfuhr abbremsen können. Wir können sie
natürlich nur dann abbremsen, wenn die
deutsche Industrie der veränderten Lage selbst
Rechnung trägt und ihre Inlandpreise so weit
herabsetzt, daß sie den Auslandpreisen ent-
sprechen; denn die Außenhandelsstelle ist
Reichsstelle und hat das Interesse der ge-
samten deutschen Wirtschaft zu vertreten.
Wenn nun die geschlossenen Grenzen dazu
führen würden, daß der Inlandpreis künstlich
hochgehalten werden kann, so würden natür-
lich dagegen aus politischen Kreisen sehr starke
Wirkungen eintreten, und die Außenhandels-
stellen würden gezwungen sein, dann einfach
die Einfuhr für gewisse Artikel für einige Zeit
einmal zu gestatten, bis sich die Preise wieder
ausgeglichen haben. Ich glaube aber, daß
dieser Fall gar nicht eintreten wird, denn die
deutsche Industrie ist vernünftig genug, selbst
die Regulierung vorzunehmen. Gerade für
Leitungen sind bereits bedeutende Anpassungen
an den Weltmarktpreis in Aussicht genommen.
Es muß weiter darauf hingewiesen werden,
daß auch noch aus einem anderen Grunde der
Inlandpreis nicht dauernd über dem Welt-
marktpreis liegen darf. Im Friedensvertrag
ist ein ‚Paragraph aufgenommen, nach wel-
chem Deutschland am Dumping verhindert
werden kann. Wenn also etwa durch die
Erfahrungen im Auslande bekannt würde,
daß man in Deutschland mit Absicht und auf
die Dauer den Auslandpreis niedriger hält als
den Inlandpreis, so ist mit Sicherheit zu er-
warten, daß von seiten unserer freundlichen
Gegner Gegenmaßnahmen ergriffen werden,
wie es ja auch entschieden ein Verdienst der
viel angefeindeten Außenhandelskontrolle ist,
daß wir im Ausland noch nicht mit Zöllen
auf deutsche Waren bedacht worden sind.
Wäre im vorigen Herbst der freie Handel ein-
geführt worden und wären im vorigen Herbst
die deutschen Waren zu außerordentlich nie-
drigen Preisen herausgegangen, dann hätten
wir heute in allen Ländern ohne Zweifel einen
Einfuhrzoll, auf deutsche Waren, und dann
wäre der Ubergewinn, der vom Herbst bis
zum Frühjahr gemacht worden ist, in die
Taschen der Ausländer geflossen und nicht
in die Taschen der deutschen Wirtschaft, und
die Ausfuhrzölle bzw. die Einfuhrzölle auf der
anderen Seite würden heute auch noch be-
stehen.
Eine weitere Aufgabe, die jetzt von der
Außenhandelsstelle neu aufgenommen wird,
ist der Ausbau der Auslandnachrichten.
Damit in besserem Umfange wie bisher Preise
des Auslands, Preisstellung und Preislage des
Auslands den hiesigen Firmen mitgeteilt wer-
den können, ist ein besonderes System in Aus-
arbeitung, nach dem wir uns eigene Korre-
spondenten in den verschiedenen Ländern
halten, und ich hoffe, daß wir bereits in einigen
Monaten Ihnen mit besseren Unterlagen dienen
können, als es bisher geschehen ist.!)
In dem ersten halben Jahr 1920 hat die
Elektrotechnik an der Gesamtausfuhr einen
1) Vgl. „ETZ*, 1920, 8. 679.
höheren Anteil alsim Frieden, etwa 10 bis 11%
gegenüber von 3,5%. Ich glaube und hoffe
bestimmt, daß die deutsche Wirtschaft und die
deutsche Industrie auch weiter in dieser Rich-
tung fortzufahren in der Lage sind; denn was
das Auslandgeschäft anbelangt, sind nach
allen diesen Anläufen, die wir in den ersten
11, Jahren unserer neuen Friedenswirtschaft
gemacht haben, die Aussichten nicht so trübe,
wie sie vielleicht von einigen Seiten gemalt
werden.
Daß die Preise elektrotechnischer Er-
zeugnisse bereits an die Weltmarktpreise heran-
reichen, macht sich, wie Herr Kommerzienrat
Sehuchardt ausführt, am meisten bei kleinen
Materialien, z. B. Fassungen, Sicherungen usw.,
fühlbar. Während des Krieges sind im Aus-
land zahlreiche Fabriken für elektrotech-
nisches Material entstanden, und infolge-
dessen hat Deutschland jetzt mit einer außer-
ordentlich starken Konkurrenz zu rechnen.
Ein Export läßt sich heute gar nicht mehr
finden. Die im Ausland z. B. für Fassungen
zu erzielenden Preise liegen heute tatsächlich
noch unter den Gestehungskosten. Die
Fabriken können: keine Gewinne mehr heraus-
rechnen, arbeiten jetzt im Gegenteil mit Scha-
den. Dazu kommt neuerdings die soziale Ab-
gabe. .Wenn weitergearbeitet werden soll, sind
Schritte notwendig, um diese zu beseitigen.
Auf der anderen Seite ist der Inlandbedarf
z. Zt. vollständig geschwunden; die Grossisten
haben die Abnahme gänzlich gesperrt, und
wenn nun auch der Auslandmarkt fortfällt,
stehen die Fabriken vor dem Schließen. Herr
Schuchardt stellt deshalb eine Resolution
anheim, in der gebeten wird, die soziale Abgabe
gänzlich fallen zu lassen und den Termin für
alle bewilligten Ausfuhranträge möglichst über
den 1. August hinaus zu verlängern, damit die
Exportaufträge noch erledigt werden können.
Herr Fistl hält es, an die Worte des Vor-
redners anknüpfend, für notwendig, im Inter-
esse einer weniger schematischen Preisfest-
setzung Informationen aus dem Ausland zu
sammeln; das sei Aufgabe, der von ‚Herrn
Brandt erwähnten Nachrichtenstelle, und
den dadurch gegebenen Anregungen müßte
die Außenhandelsstelle schnellstens Folge
leisten. Er führt zwei Fälle an, die diese nach
ER Meinung nicht schnell genug erledigt
abe.
Herr Ziegenberg lobt demgegenüber das
Zusammenarbeiten zwischen Preisprüfung und
Außenhandelsstelle auf dem Spezialgebiet der
Taschenlampenbatterien und Elemente; die
Spezialindustrien sollten mit der Außen-
handelsstelle bzw. der Preisprüfungsstelle enge
Fühlung nehmen. Mit für die wichtigste der
Mitteilungen des Herrn Brandt hält Herr
Ziegenberg die, daß die Außenhandelsstelle
ausländische Korrespondenten anstellen will.
Um auf die Dauer exportieren zu können,
müsse man mit den ausländischen Fabrikaten
in Qualität und Preis konkurrieren, und da die
Spezialindustrien das größte Interesse daran
hätten, daß bei den jetzt ebenfalls stark
schwankenden ausländischen Preisen zwischen
Einreichung und Erledigung eines Ausfuhran-
trages nicht viel Zeit verstreiche, empfiehlt er,
alle Mitteilungen von ausländischen Kunden,
Vertretern usw. sofort der Außenhandelsstelle
bekanntzugeben.
Herr Kupferschlag empfiehlt im Anschluß
an eine von Herın Fistl zur Sprache ge-
brachte Unterschreitung des Ausfuhrpreises
bei Lieferung in die Schweiz, daß die Außen-
handelsstelle auch eine Kontrolle über die
Preise ausübe, zu denen die von verschiedenen
deutschen Fabriken unter eigenem Namen im
Ausland . unterhaltenen Verkaufsstellen die
Ware absetzen; es bestehe die Möglichkeit, daß
diese billiger verkaufen, als der in Deutsch-
land geltende Preis gestatte.
’ In seiner Erwiderung begründet Herr
Brandt zunächst das in manchen Fällen noch
nicht genügend schnelle Arbeiten der Außen-
handelsstelle damit, daß diese sich jnner-
halb acht Tagen mit unverändertem Personal
auf die soziale Gebühr umstellen mußte; in
kurzer Zeit werde sich das erheblich bessern.
Die von Herrn Fistl erwähnten Einzelfälle
sollten geprüft werden; die Außenhandels-
stelle setze indessen keine Preise fest, das sei
vielmehr Sache der Fachgruppen, und diese
würden von ihr über die Preislage unter-
richtet.
Herr Kommerzienrat Schuchardt kommt
nochmals auf die Höhe der für gewisse Artikel
nach der Schweiz berechneten Preise zurück
und erklärt, daß er nicht für eine Ermäßigung
hätte eintreten können. Man habe dort von
jeher Fassungen usw. in bedeutendem Um-
fange fabriziert und vermöge jetzt, viel billiger
herzustellen als Deutschland, zumal auch die
Löhne niedriger seien. Sodann hätten ver-
schiedene Herren in Schweden und Däne-
mark festgestellt, daß deutsche Messing-
werke das Material nach &eıh Auslande wesent-
lich billiger lieferten, als es die deutsche In-
dustrie kaufe. Es wäre daher sehr wichtig,
wenn auch bezüglich der. Ausfuhrpreise für
Halbmaterial, Rohmaterial, wie z. B. Messing,
eine Kontrolle ausgeübt werde. Er wies weiter
darauf hin, daß die ausländische Elektro-
industrie von den deutschen Porzellanfabriken
sämtliche Konstruktionen ohne weiteres be-
kommen habe, u. zw., wie er glaube, ohne
Matrizenkosten zu bezahlen.
beispielsweise die schweizerische Industrie, sehr
schnell zu produzieren, weil sie die Schrauben-
fabrikation bereits hatte, die Herstellung aller
Stanzteile, Fassungsgewinde usw. ihr nicht
schwer war und die Fabrikation schon nach
kurzer Frist erfolgen konnte. Wären dagegen
von den Porzellanfabriken die fertigen Modelle
aus deutschen Matrizen nicht geliefert worden,
so hätte es Jahre bedurft, um die ausländische
Industrie überhaupt lieferungsfähig zu machen.
Auf einen vom stellvertretenden Vor-
sitzenden unterstützten Vorschlag des Herrn
Brandt erklärt sich Herr Schuchardt da-
mit einverstanden, daß die von ihm ent-
worfene Resolution (s. oben) dem Vorstand
als Material übergeben wird.
Herr Dipl-.Sng. Kind teilt mit, daß der
ZV mit dem Verband deutscher elektrotech-
nischer Porzellanfabriken schon in Verbindung
So vermochte +
g
stehe, insbesondere wegen der von diesem
herausgegebenen neuen Lieferungsbedingungen, ‘
die verlangen, daß die elektrotechnischen‘
Fabriken zwar die Matrizen bezahlen, nachher
aber kein Anrecht mehr darauf haben sollen...
Gerade dieserhalb hätte der ZV Einspruch er-
hoben. Da dieser in dem für Festlegung der
Ausfuhrquoten und -preise maßgebenden Me-
tallwirtschaftsbund vertreten sei, werde sich
die Angelegenheit
regeln lassen.
Die Wiederaufbaustelle des Zentralverbandes.
Herr ®Dipl.-Sng. Busse: Durch den Frie-
densvertrag sind dem deutschen Reich Ver-
pfliehtungen auferlest, die großenteils nur
durch Lieferung von Waren erfüllt werden
können. Das Wiederaufbauministerium hat
in Übereinstimmung mit dem Reichsverband
der deutschen Industrie beschlossen, die Be-
schaffung dieser Waren den einzelnen In-
dustrieverbänden zu übertragen. Die Fach-
gruppen des Reichsverbandes gründeten daher
Wiederaufbaustellen, die die eingehenden An-
‘fragen an die Industrieihrer Fachgruppe weiter-
leiten und den gesamten technischen Brief-
der Messingbleche wohl
[2
wechsel erledigen. Bei den Aufträgen für den
Wiederaufbau. muß unterschieden _ werden
zwischen der Vermittlung freier Aufträge
der französich-belgischen Industrie und der
Anforderung von Regierungslieferungen =
(Zwangsaufträge), die durch die „Commission
de Reparation‘ in Paris der deutschen Regie-
rung übermittelt werden.
Für die Vermittlung der freien
sischen Interessenten einlaufenden Anfragen
an ein Bureau, da
deutschen Industrie in Personalunion mit der
deutschen Kommission für die Rückgabe von
Maschinen in Frankfurt am Main gegründet
das die einzelnen Anfragen an die
hat, und
Wiederaufbaustelle der zuständigen Fach-
gruppe in Berlin weitergibt.
Frankfurter Bureau. überwiesen,
dem französischen Bureau zuführt. Ob die
Bestellung von dem französischen Interessenten
direkt an den deutschen Fabrikanten geleitet
wird oder wiederum an die einzelnen Bureaus, SE
ist eine Frage, die z. Zt. noch offen steht.
Die alliierten Regierungen haben sich in
dem Friedensvertrage das Recht ausbedungen,
im Falle der Nichtlieferung der verlangten _
. Waren Ersatz in den einzelnen Fabriken be-
schlagnahmen zu lassen, u. zw. bis zur. Höhe
. von 30% der Einrichtung eines jeden Werkes. °
Die deutsche Regierung hat nun, um diesen °
Anforderungen nötigenfalls nachkommen zu
Aufträge
hat Frankreich in Wiesbaden dem ‚Service
de Restitution‘‘ das Bureau Central d’Achats
angegliedert. . Dieses leitet die von franzö-
je
: Die Angebote -
werden durch die Wiederaufbaustelle dem
welches sie -
das der Reichsverband der
können, in dem Ausführungsgesetz zum Frie- 4
densyertrage vom 31. VIII. 1919 die Bildung
von Leistungsverbänden vorgesehen mit
dem Recht zur Anforderung von Leistungen und
zur Vornahme von Beschlagnahmen und Ent-
Da diesen Leistungsverbänden
: der allergrößten
und. einschneidendsten Bedeutung für die»
deutsche Industrie übertragen sind, hat die
Regierung es der Industrie überlassen, selbst
eignungen.
Rechte und Befugnisse von
Vorschläge über die Organisation dieser Lei
stungsverbände zu machen. In einer
:
2
zu
diesem Zweck vom Reichsverband der deut- E
- Leistungsverband mit den im Gesetze über
9. September 1920.
Elektrotechnische Zeitschrit,
1920.
schen Industrie veranlaßten Sitzung am 10. IV.
1920 ist die Frage eingehend ‚erörtert worden.
Es wurde entschieden vor der Schaffung neuer
Zwangsorganisationen gewarnt und vorge-
schlagen, für die Beschaffung von Gegenstän-
den, die zur Erzeugung oder Anwendung elek-
trischer Arbeit dienen, dem ZV die Aufgabe
eines Leistungsverbandes zu übertragen. . Die
Interessen der deutschen Bundesstaaten könn-
ten .dadurch gewahrt werden, daß in den
Verwaltungsausschuß der Wiederaufbaustelle
des AV die Industrien der Bundesstaaten Ver-
treter entsenden. Die Interessen der dem ZV
angehörenden Firmen werden durch den Ver-
waltungsausschuß gewahrt, der aus Vertre-
tern der Industrie gebildet wird, Die Inter-
essen der außerhalb des ZV stehenden Fir-
men können dadurch gewahrt werden, dab
diejenigen Firmen, die sich an den Regie-
rungsaufträgen beteiligen wollen, sich beim
Leistungsverband zur Eintragung in eine Liste
anmelden. Die in die Liste eingetragenen
Firmen würden nieht nur zu den freien, son-
dern auch zu den Zwangsaufträgen heranzu-
ziehen sein. : :
Der ZV hat sich der Regierung als
die Ausführungen des Friedensvertrages vor-
gesehenen Befugnissen zur
stellt. Das Wiederaufbauministerium hat den
Leistungsverband anerkannt und wird ihm
die gesetzlichen Befugnisse übertragen, so-
bald die Verhandlungen mit der Entente so-
weit gefördert sein werden, daß mit Bestimmt-
heit auf die Durchführung der Lieferungen
zu rechnen ist. e
Gleichzeitig haben die Regierungen der
deutschen. Bundesstaaten mit ihren Industrien
wegen ‘der Errichtung von Landesauftrag-
stellen verhandelt. Diese Landesauftrag-
stellen sind als Selbstverwaltungskörper ge-
dacht, sollen nur eine vermittelnde Tätigkeit
ausüben und der bei der Reichsregierung zu
gründenden Reichsausgleichstelle angegliedert
werden. Die Vertreter des ZV vertraten den
Standpunkt, daß für die deutsche elektrotech-
nische Industrie eine derartige neue Stelle
überflüssig sei, weil fast sämtliche deutschen
Fabrikanten der elektroteehnischen Industrie
im ZV organisiert seien. Da jedoch bei außer-
preußischen Bundesstaaten derartige Landes-
auftragstellen bereits gegründet sind, wurde
beschlossen, der Regierung vorzuschlagen, aus
den preußischen Mitgliedern des Reichsver-
bandes einen preußischen _Industrieausschuß
zu bilden und diesen mit der Vertretung der
Interessen der preußischen Industrie bei der
Landesauftragstelle zu beauftragen. Da die
Aufgaben der preußischen Landesauftragstelle
sich zum großen Teil mit den Aufgaben der
Wiederaufbaustellen und der einzelnen Lei-
stungsverbände decken werden, hat der ZV den
Leiter der Wiederaufbaustelle als seinen Ver-
treter in dem zu bildenden Preußenausschuß
des Reichsverbandes bestimmt.
Wie sieh nun die Auftragserteilung: ge-
stalten wird, und in welehem Umfange Auf-
träge an die deutsche Industrie zur Vergebung
gelangen werden, muß die nächste Zukunft
zeigen.
Nachdem Herr Opitz erklärt hatte, daß die
Geschäftsführung mit größter: Sparsamkeit
gehandhabt worden und die Wirtschaftspolitik
im ZV sehr gesund und vorsichtig sei, wird auf
Antrag des Herrn Dr. Guggenheimer dem Vor-
stand und der Kassenführung Entlastung
erteilt. Zu der beantragten Satzungsänderung,
den Mitgliedsbeitrag je Kopf der Arbeiter
und Angestellten auf 4 M. zu erhöhen, teilt
der Vorsitzende auf einen Einwand des Herrn
Lesser mit, daß die großen Firmen sich damit
bereits einverstanden erklärt hätten. Herr
Kommerzienrat Spielmeyer macht darauf auf-
merksam, daß andere Verbände sogar 6 und
8 M je Kopf der Beschäftigten erhöben, und
Herr Opitz erinnert daran, daß die bisher je
Arbeiter als Mitgliedsbeitrag gezahlten 1,50 M
Goldmark gewesen seien; die vorgeschlagene
Beitragshöhe stelle sich sogar noch sehr günstig,
wenn man beachte, daß jetzt die Angestellten
und auch alles übrige nach dem heutigen Geld-
wert bezahlt werden müßten. Die Versamm-
lung nimmt darauf die erste Satzungsände-
rung einstimmig an und ebenso die zweite,
derzufolge künftig alljährlich innerhalb sechs
Monaten nach Schluß des Geschäftsjahres die
ordentliche Mitgliederversammlung statt-
zufinden hat. ‘ Bu
In den Vorstand werden die ausschei-
denden Mitglieder C. F. v. Siemens, Baurat
Dr. P. Meyer, Direktor Wolf, Dr. Mein-
hardt wiedergewählt, als Stellvertreter die
Direktoren Henrich, Götze, Stern und
Geheimrat Schlüpmann. An Stelle des ver-
storbenen Professors Raps wählt die Ver-
sammlung Dr. Franeke und als dessen Stell-
vertreter Direktor Grabe. In den Vorstands-
Verfügung - ge-.
rat werden Direktor Werner wieder und in-
folge Auflösung der Fachgruppe 19 (Metall-
industrie) Generaldirektor Platz und Direktor
Peierls neu gewählt.
Zum letzten Punkt der Tagesordnung
(Verschiedenes) bittet Hexr Gobiet, Vor-
sorge zu treffen, daß keine Firmen in den ZV
kommen, die sich nicht mit der Fabrikation
beschäftigen. _ Schließlich wird im Einver-
ständnis mit Herrn Hahnemann dessen An-
trag: Der Preisstelle ein ständiges Veröffent-
liehungsorgan anzugliedern,
a) zur Unterstützung der sachlichen Preis-
politik nach der Seite der Abnehmer, der
Rohstofflieferanten, der Regierung und der
Abeitnehmer,
b) zum Vorgehen auf wirtschafts-politischem
Gebiet unter späterer selbständiger Aus-
gestaltung,
ebenfalls dem Vorstand als Material zugewiesen.
Herr Hahnemann stellt “ anheim, die
Folgerungen daraus zu ziehen, wenn er eine
allgemeinere Basis für dieses Organ wünsche.
Die Bewegung der Wechselkurse.
Die fremden Wechselkurse oder Devisen-
kurse, die, auf der Goldparität fußend, in
normalen Zeiten in allen Ländern mit Gold-
währung ein verhältnismäßig stabiles Aus-
sehen hatten, weil durch natürliches Angebot
und Nachfrage hervorgerufene kleinere und
kleinste Abweichungen sehr schnell durch
die internationale Devisenarbitrage wieder
ausgeglichen zu werden pflegten, sind durch
den Weltkrieg weitgehend beeinflußt worden.
Die Teilung von ganz Europa in die beiden
einander feindlichen Gruppierungen der Mittel-
mächte und der Entente, zu denen dann noch
die Gruppe der Neutralen tritt, hat zunächst
den direkten Wechselverkehr zwischen den
einzelnen Ländern der einander- feindlichen
Gruppen völlig unterbunden und kaum auf
Umwegen über die Plätze der Neutralen hin
an sich mehr oder minder unerlaubte Trans-
aktionen ermöglicht. Aber auch der Devisen-
verkehr zwischen feindlicher und neutraler
Macht und zwischen befreundeter Macht und
neutraler Macht ist schon infolge des stark
gehemmten Handelsverkehrs erheblich ge-
sunken oder hat sich in ganz einseitigem Sinne
bewegt, um so mehr, als bekanntlich ja jeder
Geldverkehr. und jeder private Geschäfts-
verkehr in jedem der kriegführenden Länder
unter die Kontrolle der Staatsgewalt gekommen
ist, die ihrerseits weitgehend durch Kriegs-
dispositionen (Anleihen, Wirtschafts-- und
Heeresorganisation) den ganzen Geld- und
Wechselverkehr an sich zog. Zeitweilig waren
an der Berliner Börse alle Devisennotierungen
selbst mit befreundeten und neutralen Ländern
unterdrückt. Erst im Laufe des Krieges
haben dann wieder nach und nach Devisen-
notierungen stattgefunden, die auch nicht der
freien -Marktbildung unterlagen, sondern meist
sog. Devisenzentralen ihr Dasein verdankten
und überaus scharf kontrolliert wurden, wobei
schon jeder spekulative Verkehr ausge-
schlossen blieb. Das wechselnde Kriegsglück,
die finanzielle Abhängigkeit der einzelnen Län-
der einer befreundeten Gruppe voneinander
haben die Devisenkurse schon gleich nach Aus-
bruch des Krieges auf das allerempfindlichste
beeinflußt, und da keine Arbitrage möglich
war, sind teils diese finanziellen Abhängig-
keiten, teils aber auch weitgehende Beein-
flussungen des Handelsverkehrs, vor allem
einseitige Richtung dieses Verkehrs, Ursache
für ganz enorme Ausschläge der Wechselkurse
gewesen, die in Friedenszeiten gänzlich uner-
hört waren. ‘Die Mittelmächte, die, durch Eng-
lands Seemacht blockiert, bald keinerlei
nennenswerte Ausfuhr mehr hatten, ander-
seits aber auf gesteigerte und dazu noch über-
aus erschwerte, kostspieligste. Einfuhr von
Lebensmitteln bei den Neutralen angewiesen -
waren, "mußten nicht zuletzt aus diesem
Grunde ihre Wechselkurse gegenüber den Neu-
tralen sich bald überaus verschlechtern sehen.
Dasselbe galt, wenn auch lange nieht so weit-
gehend, für die Länder, die den freien Welt-
markt zur Verfügung ‚hatten, also für die
Entente. Hier hat allerdings die finanzielle
Abhängigkeit des einen Landes von dem
andern die Wechselkurse zugunsten oder un-
gunsten der Verbündeten beeinflußt. Selbst
das mächtige England hat gegenüber dem
über unerschöpfliche wirtschaftliche Hilfs-
mittel verfügenden Nordamerika die Segel
streichen müssen, wurde Schuldner der Union
auch auf dem Gebiete der Kriegsfinanzierung,
und der unerschütterliche Sterlingkurs, hat
sich noch nach Ende des Krieges in der Über-
Ba emeNt weitgehend zu Englands Ungunsten
in den Vereinigten Staaten bewegt, von der
‘schaffen,haben nament-
Heit 36. 713
Verschlechterung der französischen und italie-
nischen Devisen in London oder auch in New
York ganz zu schweigen.
Der für Deutschland und die Mittelmächte
unglücklich verlaufene Krieg und die dann
Bestimmungen des
folgenden Friedensver-
400
X aa I 0 mW V vo VomIE X aa I ZUOVWVWM
AA Aa L 4 DL 7 I To
1918 1919 1920
Abb.1a. Entwicklung der (fremden Wechselkurse in Eerlin.
(15Wien,"2.Rom, 3. Newi York, 4. Paris, 5. Londor, 6. Prag.)
trages, die unsere Wirtschaft völlig lahm
lesten, die Ausfuhr unterbanden’ oder aber zu
einer Art Ausverkauf Deutschlands führten,
während diesem anderseitsfungehemmt wert-
lose Genußmittel und zweifelhafte Fertig-
fabrikate neben teuer-
sten notwendigen Le- 1900
bensmitteln geliefert 4
wurden, ohne daß es
el
gelang, demgegenüber
den Mengen hereinzu- 770077
Rohstoffe in genügen-
lich im Laufe des Jahres 7500
1919 die schon durch
den Kriegstark erschüt-
terte deutsche Valuta
weiter in Grund und
Boden ruiniert. Zu den 7400
Ein- und Ausfuhrver-
hältnissen, die durchaus 7300 1
zu unseren ungunsten
lagen, kam aber vor al-
lem auch die ungeheure Ve aa dl I
innere Jnflation, die Pa-
piergeldwirtschaft ohne 7700 Ft
gleichen, diedurch man- \
cherlei Mißstände be- 7900 |
günstigt wurde und A \
selbst heute nicht un-
terbunden ist, sondern WA |
immer größeren Um-
fang annimmt. Wir som a
gingen aus dem Krieg IE
mit einer Schuld von 7ool ff:
über 160 Milliarden M, ’E '@
600
1500 —-
—r
500
#
I rrL
re x
200£= Y Bu.7] } Da Hr
100; es
ZoONMIUUNVUWWWEZHMIIONVW
1918 1999 1920
Abb. 1b. Entwicklung der fremden Wechselkurse in”Berlin.
(1. Kopenhagen, 2. Stockholm, 3. Schweiz, 4. Spanien.)
die dann weiter auf über 260 Milliarden M ge-
stiegen ist, von denen auch bis heute nur etwa
100-Milliarden M durch die Kriegsanleihe fun-
diert sind, während der andere Teil eine
schwebende Schuld darstellt. Inzwischen hat
die Revolutionsbewegung und die Vernichtung
714 ‚Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 36. 9. September 1920.
und Zerschlagung von deutschem Heeres-
material unser Nationalvermögen weiter ver-
ringert, unsere Volkswirtschaft weiter ver-
armen lassen.
3800
M
» 300 — .
3000 LE zur Ba = + + + Tg | —
2500 |
2000
1500
nen
MI TUWVWWMKXKOMITOVVM
1918 8 1913 1920
Abn. 1e. Entwicklung der fremden Wechselkurse
in Berlin. (Amsterdam.)
Die schon{vor dem Friedensvertrag ein-
getretene Valutaverschlechterung hat aber
auch aus dem Grunde sich noch gesteigert,
weil mit den alle Lebensmöglichkeiten aus-
schaltenden Bestimmungen desiVertrages von
Versailles eine Baissespekulation in deutscher
Mark im Ausland einsetzte und deutsche
Ausfuhrprodukte nicht mit hoher “Auslands-
valuta, sondern mit wertloser Markvaluta be-
zahlt wurden. Unerhörte Mißstände in den be-
Yu =,
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350 — at Sie x ie chemie
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150 Zt a Zi
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ZZUMIZZUDVDVVUWWRZAUXMIIZIDVDVWM
ge, ee ee
7918 1919 = 19280
Abb. 2a.
(1. London, 2. Wien,'3. Prag.)
| Pr
ZUM I NUN VUWMEXNMINUWVW
198 7999 1920
Abb. 2b.
(1. Amsterdam, 2. Kopenhagen, 3. Stockholm, 4. Paris,
} 65. Zürich, 6. New York ) -
Abb. 2a und b. Entwicklung des Standes der Mark
an den wichtigsten fremden Börsenplätzen.
setzten Gebieten, das Fehlen einer normalen
Zollgrenze im Osten und namentlich im Westen
haben einem unerlaubten Hinein- und Heraus-
schieben von 'Waren Tür und Tor geöffnet,
was weiterhin für die Valuta von den ver-
hängnisvollsten Folgen begleitet war. Erst
in den letzten Monaten, eigentlich erst seit der
Zeit, in der unsere Feinde ernsthafte An-
strengungen machen, im Interesse ihrer eignen
Volkswirtschaft und zur Sicherung der Forde-
Zahlentafel 1. Entwicklung der fremden Wechselkurse in Berlin und des Mark- \
‚kurses im Ausland (Stand jeweils am Ende der Monate).
1918
Xu
1919 1920
Platz ;
Parität
A eve) vr | zus) een
en Ca s5| 3700. 2085| 13601457,
100 holl. . | 16834 | 3461,| 345%, 505%, 5304| so2y.| 1185| 1865| 3700 136014574,
Brüssel, 100 Fr. . 81,00 4 DA Su ae 0 1 348 :
Budapest, 100 K . | 85.00 | 54,00) 48,50 48,50 — | —
Ohristiania, 100 Kr | 112% | 233] 235 330 304 asın 70294 1das| 1700 1100 &27y 670
elsingfors, ’ 2
100 finn. M. .| 81,00 | sız,| 92% ıss| _ 105 136% 137 150] 437%
Kopenhagen, 100 Kr | 1124, | 220%| 2234, 3174, 321% 455% 660 960) 1490 97 6251 665
London, M/£!) 0,831 — | — — — — .| 130% . 189] 342) 222% 152) 158
Madrid, 100 Pes . | 81,00 | 152%! 159%) 193%, 273,5 382° 610) 940) 1738 975 632% 650
New York, 1$.. 420 | — — — = =. 49341 100%) 574, 38% Aal),
Paris, 100 Fr... | 8,0| — | — — — — 848% 459| 705 3845| : 314 322
Prag, 100K ...| 835,0| — — —_— | — | %,15 82,75|100,50 89,50) 87,62) 84,50
Rom, 100 Lire . . | 81,00 — 368] 542% 260, 231% 227
Stockholm, 100Kr. | 119% |243%| 246 342 349%, Bılyı| 745! 192518674, 1227| 850) 895
Wien, 1roxfalt - - | 85,00 | 54,00] 48,50) 48,50 46,50 42,50 30,75 34,75| 40,25) 21,00) 20,00) 24,50
ö neu. .1 501 — I = | — | = 1 — 128,00). 26,60] 38,00, 27,75| 26,50) 24,40
: i Markkurs (100 M=). : ö
Amsterdam, \ 2: ;
holl. Gld . . | 59,26 | 29,50) 24,47) 21,20 18,50) 12,40 8,45) 5,42] 2,72] 4,851 7,40 6,95
Kopenhagen, Kr . | 88,89 | 47,00| 39,00: 35,60 32,251 20,50, 15,15| 10,65] 7,25 10,50, 16,10 15,25
London, M/SI). 0 20,28 I a ee 125 . 185] 340] . 218 151|158,74 -
New «York >40 8 DIN Tee a N 3,31| 2,06] 1,00) 1,74. 2,57) 2,85.
Paris, Fr 2, 5.2.1186 ae). —. 0821251992031 TA 20 a a0
Prag: RK’. -....02°251117856.1 28 45H — 1 5810 .21189,281126,007104,901410,261 110,75:.r 12:00
Stockholm, Kr . . | 88,89 | 43,00| 36,25 32,00 29,50) 19,25| 13,75) 9,50] 5,40, 8,24 12,00 11,25
Wien, Kr 4 117,56 |186,90| 208,90 201,50, 213,35 247,50 360,00, 370,00 293,00 392,00, 438,50 450,00
17,90, 11,50 6,15) 9,80) 14,30) 13,25
Zürich, Fr . . . . 1123451 60.25| 44,50 40,50. 42,50, 26,80
| |
Zahlentafel 2. Kurs der Geldeinheiten jeweils am Ende der genannten Jahre.
100 Deutsche Mark: n
1920 E;
Platz Parität 1914 1915 1916 1917 1918 1919 — €
| . | Mai | uni re
Amsterdam, holl. Gld.| 59,26 54,25 42,35 41,20 47,10 29,50 | 5,42%, | 7,321, 70000
Budapest, K a 117,56 — 146,75 | 156,20 | 155,75 | 186,90 _ 2 I 2
Kopenhagen, Kr. . 88,89 ? 69,00 61,50 64,00 ' 46,50 10,65 | 16,25 16,10. oe
London, M/& . . 70,43 — en — ...—\ 185,75 | 144,00 151. 7
New York, $ . 23,82 22,06 19,03 — Fe 2,06 2,61 2,57. ie
IBarıS.S Hirte: 123,45. —_ oo De 221% 33% | - 314 Fe
Rom,:Lire = 123,45 | 116,75 — — — — a 44,25 Br
Stockholm, Kr 88,89 87,75 68,25 | 57,50 60,00 43,00 9,50 | 12,75 12,00 7
Wienak sr 117,56 —_ 146,75 | 156,20 | 155,75 | 186,90 | 370,00 | 433,50 |, 438,50 2
Zürich, Fr 123,45- | 114,75 99,00 | 84,80 86,00. 60,25 : :11,50. | 15,25 |’ 14,30 4
ER
1 Pfund Sterling: er a
11,98 | 10,79 |° 11,68 | 10,95 | 11,151 10,04 | 10,64 | 11138
1816 | 1932| 1740| 1741| 1540| 17,65 | 19,65| 23.00 Aal
46) 1060| Am — : 391 30
Amsterdam, holl. Gld.
Berlin, Fr
Kopenhagen, Kr
New York, ;
Paris, Er 3% 25,22 | 25,08 | 27,75 27,80 | 27.22 | 25,97 | 41,48 | 49,87 | 48,10
Stockholm, Kr 18,16 | 19,321 1705 | 16,05 | 14,42 | 16,28 | 17,65 | 18,00 | 17,90
Zürich, Pr. © 25,22 | 25,45 | 24,90.) 24,15 | 30,85 | 22,97 | 21,25.) 21,75 | 21,78
1 Amerikanischer Dollar: TE ee
| 2,46 2,26 2,44 2,32 2,34 | 2,67 | 2,74 2,831
— — |. 5,53 — = 43,75 | 37,25.) 38,50
5,20 5,9 6,12
2,85
Berlin, M 4,20
3,73 ? i
ee 4,86 4,73 4,76 4,76 | = 4,76 3,83 3,85 | 3,9515
3,18
5,18
Kopenhagen, Kr
London, $/£ ..
Paris; ansehe
Stockholm, Kr .
Turichseft ee:
5,16 5,85 | 5,83 5,70 | . 5,45 ' 10,99 |. 12,80 | 12,15
? 4,66 40
„44
5,20 525 | 5,07 | 4,38 | 4,82 5,58 5591549
100 Schweizer Franken: Se Se
Sen 47,30 | 43,45 | ‚48,70 | 53,10 | 48,75 | 47,80 | 48,95 | 51,10
Amsterdam, holl. Gld.
Berlin, M.. 8, = 117. |: 119% |: 173%/g 885 | 702% | 697%
London, Fr/£ . 25,22 | 25,50 | 24,90 | 24,05 | 20,80 |: 23,02 = 21,82 —
New York $ 5,1 — — u 4,80 = 5,55 == i
Paris, «Fra. 100 98] 112% | 115 | 1309 | 113% 194 232. | .2204%
72,00 = 68,06 |» 68,78 | 68,13 | 71,31 83,00 | 84,00 | 83,50
Amsterdam, holl. i
Stockholm, Kr.
Wien, Kl... 95,30 ? 149,25 183,50 188,50 323,70 2975: |, - 2790 2790
E 100 Holländische Gulden . :
Berlin,M=7.2035 . 1168,75 — = 239 221 346-| 1865 1360 1360
Kopenhagen, Kr ...| 150,67 | 161,90 | 153,85: | 140,60 | 127,48 | 146,49 | 175,00 | 170,00 | 217,50
London,holl.Gld./£.. .| 12,07 | 11,99 | 10,85 | -11,68 | 10,95 | 11,12) 10,22°) 10,60 | 11,13
New York," 9 ,24240,19 40% 43%, 40/5 ı 431% ADd/g 37.| 36,30 35,60
Paris ohr2 er 208,30 208 257 2938-, 252 233 40, 504 ABS ma
Stockholm, Kr 150,67 | 161,90 | 153,85 | 140,60 | 127,48 | .146,49 | 175,00 | 170,00 | 161,06
Zürich, Fr . . 208 | 212% 230 | 205% | 189%, | 20444 | 210 | 204% | 1954
100 Schwedische Kronen: > =
Amsterdam, holl. Gld. 66,67 62,00 63,60 | 71,60 78,50 68,80 57,50 59,00 62,50
Berlin, .M 2%, 2. San Bo 191. 1972| 243% 1095 8022| 850
Kopenhagen, Kr . .| 100 ? ? 2 |. 22./.109,10 | 117,00 1.197,25) 185,25
London, Kr/2-. ... |. 1816-1 19,30 3752. 5 1645) 14,171 1620. =. 12 20 Re we
New. York. 2. 1 Be] er SEI 29,10:1.x20,80;| ss
Paris, Fr\..°....00.| 198,801 131.1 22168 176) 194147 169 2971. 285) apa,
Zürich, ORT 222,008 138:80 132 ‚146 147% L 147 | 140% ; 119% 120 | .121,50°
100 Österreichische Kronen: _ ee
Amsterdam, holl. Gld.| 50,4 42,75 |. 30,00 25,80 | . 30,40.| 15,15 LAS PT, 99
Berlin, Y | 85,00 = — .|. 64,00 |. 64,25 | 54,00 | 26,00 | .29,00 | 26,50 -
Kopenhagen, Kr. . .| 7,61 “? 49,00 | 38,50 | ” 40,00. | 28,00 — a a!
Stockholm, Kr . . .| 75,61 63,94 | 48,63 | 36,15 | 3233| 22,20. — |. —
Zürich, Fr...» x. ..1.108,01.1.290,75 7.6700: 53,37 52,75 |: 30,50 3151425 |
1) Die_Notierungen in London geben die ausländischen Einheiten für 1 &
9. September 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 36.
715
rungen des Friedensvertrages über die Reor-
ganisation der deutschen Finanzen grundsätz-
liche Entscheidungen zu treffen, hat die Mark
wiederum eine Aufwärtsbewegung von ihrem
tiefsten Stande angenommen, der sich durch-
schnittlich auf 4 bis 5 Pf stellte. Vorüber-
gekenn ist dieses Ansteigen in den letzten
onaten durch innere Putschbewegungen zum
Stillstand gekommen. Anderseits hat es
durch den endgültigen Zusammenbruch der
Warenhochspekulation in feindlichen und neu-
tralen Ländern eine Stärkung erfahren und
den Wert der Mark gegenüber seinem tiefsten
Stande im Januar und Februar 1920 um et-
was mehr als 100% gebessert. Aber auch
noch heute ist die Mark im Durchschnitt nicht
viel mehr wert als 1! bis 12-Pf. Ja, in
der letzten Zeit läßt sich eine erneute Ver-
schlechterung der Valuta beobachten, die ihren
Grund darin hat, daß, inner- und außerpoli-
tische Beunruhigungen auch das deutsche
Wirtschaftsleben nicht erstarken lassen, und
daß insbesondere die osteuropäischen Vorgänge
und die Befürchtung des Übergreifens auf
Deutschland die amerikanische Haussespeku-
lation zu Abgaben von Markyaluta veranlaßt
haben. Die Zahlentafel 1 zeigt zunächst die Ent-
wicklung der fremden Wechselkurse in Berlin
seit Ende 1918, d. h. seit Schluß des letzten
Kriegsjahres. Zum Vergleich geben wir die
übliche Parität, der gegenüber an den neutralen
Plätzen die Verschlechterung zur Zeit des
Kriegsendes etwa 60 bis 70% betrug. In den
ersten 4 Monaten 1919 hatte diese Verschlech-
terung dann weitere Fortschritte gemacht und
Ende Mai 1919 die fremden Wechselkurse der
Neutralen (die der Feinde wurden noch nicht
notiert) auf etwa das 3- bis 3%-fache des
normalen Paristandes herabgedrückt. Eine
‚leichte Besserung trat im Juni während der
Friedensverhandlungen ein, die aber sehr bald
einem erneuten Sinken Platz machte. Von da
ab geht es in rapidem Tempo abwärts bis Ende
Februar 1920, wo die fremden Devisen den
Paristand um das 15-, ja um mehr als das
20-fache überschritten hatten und, wie oben
bemerkt, die Mark unter den Stand von 5 Pf
sank. Seitdem ist dann eine durchgreifende
Besserung hervorgetreten, die in den letzten
Wochen wieder einer Verschleehterung wich.
Die fremden Wechselkurse, welche anzeigen,
wieviel Mark man mit einer außerdeutschen
Währungseinheit kaufen kann, schlugen eine
rückläufige Bewegung ein, während umge-
kehrt die Mark an den fremden Plätzen stieg.
Hier wird mit Ausnahme Londons angezeigt,
wieviel fremde Währung man mit einer Mark-
einheit zu kaufen imstande ist. Zahlentafel 2
gibt an, wie am Ende eines jeden der letzten
Jahre die einzelnen Währungen an den haupt-
sächlichsten der fremden Plätze notierten. Es
sind berücksichtigt der Stand der Mark, des
englischen Pfundes, des amerikanischen Dol-
lars, des Schweizer Franken, des holländischen
Gulden, der österreichischen und schwedischen
Krone. An den durch Lücken gekennzeichneten
Terminen haben Notierungen noch nicht oder
nicht mehr stattgefunden bzw. waren sie uns
nicht zugängig. Die Abbildungen la bise zeigen
die Entwicklung der fremden Wechselkurse in
Berlin, die Schaubilder 2a und b die Entwick-
lung des Standes der Mark an den wichtigsten
fremden Börsenplätzen (London, Wien, Prag,
Amsterdam, Kopenhagen, Stockholm, Paris,
Zürich und New York) jeweils am Ende der
Monate Oktober 1918 bis Juni 1920.
J. Mendel.
Apparatebau.
Einfacher Fernschalter. ° Abb. 1 zeigt
einen Fernschalter, welcher dazu dienen
soll, irgendwelche Ströme geringer Stärke
von beliebig vielen Punkten aus von Hand
oder durch mechanisch betätigte Kontakt-
vorrichtungen (Schaltuhren usw.) ‚ein- und
auszuschalten. Die Abbildung zeigt einen
senkrecht angeordneten Hufeisenmagnet, zwi-
schen dessen nach vorn ragenden Schenkeln
der Anker in der Weise drehbar gelagert
ist, daß der Drehpunkt sich an dem unteren
Schenkel befindet und die Bewegung nach bei-
den Seiten durch einen sich in einem Schlitz
bewegenden Anschlag begrenzt wird. Die Wick-
lung ist auf dem Jochstück angebracht und.
wird durch Betätigung der Kontaktvorrichtun-
gen erregt, wobei ein Trockenelement aus-
-_ reieht. Stromschluß bewirkt, daß der Anker
sich in die Mittellinie zwischen den Polschuhen
einstellt. Beim Öffnen des Stromes fällt der
Anker entweder nach rechts oder nach links, je
nachdem, ob er von links oder rechts aus. die
Mittellage annahm. Dies wird dadurch be-
wirkt, daß ein leicht drehbares, in seiner Bewe-
‘ gung durch Anschläge begrenztes Eisenplätt-
chen am vorderen, oberen: Ende des Ankers sich
sofort bei der Erregung des Magnets und noch
- ehe eine Bewegung des Ankers eintritt; jeweils
an den dem Pol zunächst ‚gelegenen Anschlag
anlegt und so ein kleines Übergewicht schafft,
durch dessen Wirkung der Anker bei. unerreg-
tem Elektromagnet nach der Seite überkippt,
die seiner bisherigen Bewegungsrichtung ent-
gegengesetzt ist. Dabei wird dann auf der
rechten Seite ein Federkontakt entweder ge-
schlossen oder geöffnet, der in dem zu beein-
flussenden Stromkreis liegt.“ (‚Electrical Re-
view‘‘, Bd. 86, 1920, S. 743.) . W:
2
Meßgeräte und Meßverfahren.
Verlustmessungen bei Hochspannung. —
Abb. 2 zeigt eine in der Physikalisch-Tech-
nischen Reichsanstalt ausgearbeitete Brücken-
methode, Verluste bei Hochspannung zu
messen. Es ist 0, der Verlustkondensator,
0, ein verlustfreier Kondensator, R, und R
kapazitäts- und induktionsfreie Widerstände,
(0, eine variable Kapazität. Die Hochspan-
nung liegt zwischen A und B, Punkt B
ist geerdet. _ Der verlustfreie Kondensator
(0%, ist ein Zylinderkondensator
- von Petersen angegebenen Bauart mit Luft
nach der
als ein. Unterwerk mi
RUNDSCHAU.
als Dielektrikum. Als Nullinstrument dient
ein Vibrationsgalvanometer nach Schering
und Schmidt. Vorteil
der Methode ist, daß
die Widerstände R;
und AR, und die Ka-
azität O, in gut meß-
aren Grenzen blei-
ben und die Methode
bis zu den höchsten
Spannungen genaue Er-
gebnisse liefert. Er-
probt wurde die Me-
thode bis zu Span-
x nungen von 100 000 V.
An. 2 Beispielen wird die Methode erläutert:
Bestimmung der Leerlaufverluste eines Dreh-
stromkabels und Untersuchung eines Durch-
führungsisolators aus Hartpapier. (A. Semm,
Archiv für Elektrotechnik Bd. 9, 1920, S. =
Abb. 2.
Verkehr und Transport.
. Erfahrungen mit selbsttätigen Unterwerken
bei Bahnen mit hochgespanntem Gleichstrom.
—, Die Betriebsergebnisse des selbsttätigen
Unterwerkes der mit hochgespanntem Gleich-
strom von 2400 V betriebenen Güterbahn
Butte-Anaconda Mo, V. St. A., sind durchaus
befriedigend. Im ersten Jahre fanden nur 4,
im -zweiten Jahre nur 3 Betriebsunter-
brechungen statt, und alle waren sehr unter-
geordneter Natur. Bei Errichtung des Werkes
hatte man die Wahl zwischen einem einzigen
Unterwerk im Schwerpunktder Belastung, 2Un-
terwerken mit Überwachung und 2 mit selbst-
tätigem Betrieb. Man wählte ein Unterwerk
mit Überwachung und eins mit selbsttätigem
Betrieb. Während ein nicht selbsttätiges Unter-
werk jährliche Bedienungskosten in Höhe von
5110 $ erfordert hätte, betrugen die gesamten
Betriebskosten des selbsttätigen Werkes, welche
ursprünglich auf 620 $, davon 364 $ für Über-
wachung und 256 $ für Materialien, geschätzt
waren, im ersten Jahre nur 355,8 $, im zweiten
Jahre nur rd 250 $. Die Überwachung allein
kostete im ersten Jahre rd 290 $ und im
zweiten Jahre nur 230 $. Im Durchschnitt
erforderte das Unterwerk nur rd 5 Arbeits-
stunden i. d. Woche für Überwachung, Rei-
nigeung usw. Bemerkenswert ist, daß das
selbsttätige Unterwerk weniger von den Fol-
gen von Netzkurzschlüssen zu leiden hatte
als das mit gleichen Maschinen ausgestattete,
bediente Unterwerk. Man schreibt diesen Um-
stand der günstigen Wirkung,.der Vorschalt-
widerstände zu, welche bei Überlastung des
Umformers zwischen Umfermer und Speise-
leitung stufenweise selbsttätig eingeschaltet
werden. Die Umformer sind mit den bereits
bekanntgewordenen Schutzwänden zwischen
den Bürstenstiften zur Vermeidung des Rund-
feuers versehen. Bemerkenswert ist noch,
daß in dem bedienten Unterwerk trotz der
Überwachung einmal ein Lager ausbrannte,
während in dem selbsttätigen Werk die
Lager’ mit Temperatursicherungen ausgerüstet
sind, durch welche bei derartigen Vorkomm-
nissen der Umformer außer Betrieb gesetzt
wird. Das selbsttätige Unterwerk hat sich
also nicht nur als vollkommen. lebensfähig,
sondern auch als billiger und betriebssicherer
Bedienung erwiesen.
(Gen. El. Review, Bd. 22, 1919, 8: 552 u. El.
Railw. Journ., Bd. 55, 1920, 8. 202.) deR.
Eisenbahnelektrisierung in Italien. — Be-
reits früher!) konnten wir über ein Programm
der italienischen Regierung zur Elektrisierung
der Staatsbahnen berichten. Einige dieser
Linien sind inzwischen auch schon elektrisiert
worden. Jetzt steht diese Frage in Italien
wieder im Mittelpunkt des Interesses. Wäh-
rend „Avanti“ am 8. Mai eine Eingabe des
sozialistischen Abgeordneten Umberto Bianchi
an die-Kammer veröffentlicht, in der dem heu-
tigen kapitalistischen Staat die Fähigkeit ab-
gesprochen wird, eine großzügige Ausnutzung
der Wasserkräfte, der Torflager und der übrigen
minderwertigen Brennstoffe zur einheitlichen
und wirtschaftlichen Elektrizitätsversorgung
des Landes durchzuführen, berichtet ‚‚Popolo
Romano‘ am 26. 6. 1920 über tatsächliche Ar-
beiten des Staates auf diesem Gebiete. Bei
dem Obersten Rat für öffentliche Wasserwirt-
schaft ist eine besondere Abteilung eingerich?
tet, die die Elektrisierung der Bahnen und die
Anlase von Wärmekraftwerken zur Ausnut-
zung der Braunkohlen bearbeitet. Um Klarheit
über den Kraftbedarf der Eisenbahnen zu er-
halten, hat die Staatsbahnverwaltung ein
Höchstprogramm für die Elektrisierung der
Bahnen aufgestellt. Dieses Programm umfaßt
zunächst die Linien: Ovada— Sampierdarena,
Genua — Spezia, Florenz— Pistoia— Bologna,
Bologna — Faenza — Florenz, Orte— Foligno,
Rom-— Neapel, Tivoli— Sulmona, Neapel—
Gragnano, Savona— San Giuseppe, Brenner —
Verona, Triest—Piedicolle, Chiasso— Monza —
Mailand mit einer Gesamtlänge von 1332 km.
— Eine zweite Gruppe soll später folgen
und eine dritte der Privatindustrie zum Bau
und Betrieb überlassen werden. Diese, wohl
dem Schweizer Vorgehen nachgeahmte, Grup-
peneinteilung fand den lebhaften Beifall der
Techniker, da das Projekt bei seiner Bedeutung
ernsteste Überlegung erfordert und vorläufig
hinsichtlich des Gesamtumfanges der beab-
sichtigten EletrisierungdieAngaben der Königl.
Kommission genügen, wonach der endgültige
Ausbau 2000 km umfassen und sich auf
Strecken mit starken Steigungen und großem
Kohlenverbrauch beschränken soll.
Am 6. Juli beantwortete der Minister der
öffentlichen Arbeiten, Peano, eine Anfrage
im'Senat und betonte, daß die Beschleunigung
der Arbeiten für die Elektrisierung der Bahnen
dringend erforderlich sei. Das Gesetz Bonomi
bedeute einen großen Fortschritt, da es die
verschiedenen Dienststellen, die sich bisher
mit der öffentlichen Wasserwirtschaft befaßten,
zu gemeinsamer Arbeit zusammenschließe,
und es ferner anordne, daß elektrische
Wasserkraftwerke mit einem Zuschuß von
40 1/PS zu den Anlagekosten subventioniert
werden sollen. Der Minister wies darauf hin, daß
Drehstrom in Oberitalien sich gut bewährt
habe. Es empfehle sich daher, ihn bei den-
jenigen Neuanlagen anzuwenden, deren Aus-
führung am dringendsten ist, mit dem Vor-
behalt, bei späteren Ausführungen gegebenen-
falls eine andere :Stromart zu wählen, die sich
in der Zwischenzeit als besser erwiesen habe.
Es könne unter Umständen von Nutzen sein,
auf die Mitarbeit von Privatunternehmungen
bei der Elektrisierung der Bahnen zurück-
zugreifen, wobei dem Staat der Bau der
Streckenausrüstung überlassen werden könnte.
In dieser Frage solle jedoch gegenwärtig eine
Entscheidung in keiner Weise vorweggenommen
werden. Es komme nur darauf an, daß die
ı) Vgl. „ETZ* 1910, 8. 708.
716
Elektrotechnische Zeitschrilt. 1920. Heit 36.
Bam
9. September 1920.
Ta Ten a Enge Fe ee
Behörde, die die Elektrisierung überwachen
solle, ihrer Aufgabe gewachsen sei. Sobald
sie fertig organisiert sein werde, könne sie mit
den Privatgesellschaften in Verhandlungen
treten. Peano schloß miteinem Hinweis auf die
Zweckmäßigkeit der Beschaffung des elek-
trischen Materials durch die italienische In-
dustrie. j
Das Bestreben, eine endgültige Entschei-
dung bezüglich der Stromart im gegenwärtigen
Zeitpunkt zu vermeiden, hat offenbar auch,
einem Bericht des Giornale di Milano vom
4. VIII. 1920 zufolge, vor kurzem die zweite
Abteilung des Obersten Rates für die Wasser-
wirtschaft, die sich mit dieser Frage zu be-
fassen hatte, bestimmt, eine Entschließung an-
zunehmen, wonach zunächst die Eisenbahn-
linien in Norditalien bis zur Strecke Pisa-
Florenz-Faenza einschließlich in der bisherigen
Ausführung mit Drehstrom niedriger Fre-
quenz elektrisiert werden, während in Süd-
italien Gleichstrom zur Anwendung kommen
soll und zwar zunächst so bald wie möglich
_ auf der Strecke Benevento-Foggia. Gleich-
zeitig sollen auf den Strecken Rom-Tivoli und
Rom-Anzio Versuche mitDrehstrom höherer
Periodenzahl gemacht werden: Die durch
dieses Programm umgrenzten Arbeiten sollen
unter Leitung der Eisenbahnverwaltung aus-
geführt werden, um Zeitverluste, die durch
Einrichtung einer besonderen Behörde für die
Elektrisierung der Bahnen entstehen könnten,
zu vermeiden. Gthe.
Elektrische Antriebe.
Elektro - hydraulische Schere. Die
Teenessee Coal, Iron & Railroad Co. hat sich für
ihre Walzwerke in Fairfield eine Elektro-
hydraulische Schere bauen lassen, welche
imstande ist, Blöcke und Platten bis zu 305 mm
Dicke und 1,12 m Länge in einem Gange
zu zerschneiden. Die Messeröffnung der
Schere beträgt bis zu 660 mm und ist, ebenso
wie der Druck der Messer, leicht regelbar. Der
Antrieb erfolgt durch einen 500-kW-Motor, der
mit 86 Umdr/min läuft und vorübergehende
Überlastungen von 250% verträgt. Der Motor,
der nach der Ilgner-Ward Leonard-Schaltung
angeordnet und mit einen Motorgenerator mit
Schwungrad elektrisch gekuppelt ist, bewegt
mittels Zahnrad und Zahnstange einen. hy-
draulischen Kolben, und der so erzeugte Über-
oder Unterdruck wird durch das Druckwasser
auf den Arbeitskolben der Schere über-
tragen. (Genie Civil“, Bd. 77, 1920, 8.53). Al. :
Fernmeldetechnik.
Entwieklung des deutschen Funkverkehrs.
— Während am 1. VI. 1919 insgesamt 27 Funk-
stellen im öffentlichen Verkehr tätig waren,
waren am 1. VI. 1920 bereits 55 im Betriebe
und eine größere Zahl in Vorbereitung. Der
Funkverkehr mit dem Ausland ist durch die
hierfür bestimmten beiden Großfunkstellen
und eine Hauptfunkstelle bisher nach den Ver-
einigten Staaten von Amerika, Spanien, Nor-
wegen, Schweden, Ungarn und Holland auf-
genommen worden und befindet sich in Vor-
bereitung mit Frankreich, Italien, der Schweiz,
der Tschechoslowakei und Rumänien. Die
Zahl der von deutschen Funkstellen verar-
beiteten Funktelegramme betrug im März
1919 3866 Telegramme mit 136 103 Wörtern
und hat sich im Laufe des Jahres auf 104 977
Telegramme mit 1 778 344 Wörtern im Monat
März 1920 gesteigert. In keinem anderen
Lande hat die Verwendung der Funktelegra-
phie im öffentlichen Verkehr auch nur an-
nähernd gleichen Umfang angenommen.
Drahtlose Telegraphie über den Stillen
Ozean. — Wie dem „Japan Advertiser‘‘ vom
3. IV. 1920 aus Seattle geschrieben wird, ist
die ‚Radio Corporation of America‘ damit
beschäftigt, in dem drahtlosen Verkehr zwi-
schen Nordamerika und den Ländern Ost-
asiens neue Verbesserungen einzuführen. _Der
Präsident dieser Gesellschaft, E. J. Nally,
hat der Handelskammer von Seattle mitge-
teilt, daß die Aufnahme des Betriebes nach den
Hawaiischen Inseln und nach Japan sofort
erfolgen soll. Die Gesellschaft hat die Mar-
conistationen in der Union übernommen. An
der Westküste der Ver. Staaten soll eine
mächtige drahtlose Station errichtet werden,
wahrscheinlich in der Nähe von Seattle. Die
Geschäftsleute von Seattle begrüßen diese
Fortschritte freudig, denn es fehlt an ge-
nügenden und leistungsfähigen Kabelverbin-
dungen, so daß die Telegramme bisher große
Verzögerungen erlitten. Das kanadische Kabel
von Vancouver nach Australien, welches
längere Zeit für den Dienst mit herangezogen
wurde, ist gerissen, so daß man über Europa
telegraphieren muß. (,Ausland-Nachrichten-
dienst für Schiffahrt‘‘ vom 31. V. 1920). Rp.
Neue Großstation in Nordamerika. — Wie
jetzt bekannt wird, hat die Radio Corporation
of America auf Long Island bei Rocky Point
etwa 2400 ha Land für die Errichtung einer
drahtlosen Station, die die größte der Welt wer-
den soll, angekauft. Sie soll 20Mill. $kosten und
imstande sein mit Frankreich, Italien, Polen,
Skandinavien, Deutschland und Argentinien
zu verkehren. Die bedeutendste, jetzt im Be-
triebe befindliche Station ist Nauen; sie wird
von der bei Bordeaux entstehenden Anlage,
die 8 Türme von etwa 245 m Höhe erhält, über-
troffen werden, aber Rocky Point wird noch
Bordeaux weit überragen. (‚Electrician“ Bd.
84, 1920. S. 620). Rp.
Neue Behörde für das Funk wesen in Britisch
Ostindien. — Nach Electrician Bd. 84, 1900,
S. 579 ist in Britisch Ostindien ein Reichs-
Funkausschuß gebildet, in dem der General-
direktor der Posten und Telegraphen den
Vorsitz übernommen hat, und der sich im
übrigen aus Mitgliedern des Funkwesens, des.
Armeehauptquartiers, der militärischen Ope-
rationsabteilung, der Königlichen Luft- und
Seestreitkräfte zusammensetzt. Rp.
Jahresversammlungen, Kongresse,
Ausstellungen,
Die Elektrotechnik auf der Leipziger
Herbstmesse 1920. — Wenn auch die Früh-
jahrsmesse offiziell als die erste Technische
Messe bezeichnet wurde, so lag es in der Un-
gunst der innerpolitischen Verhältnisse — der
Beginn der Technischen Messe fiel bekannt-
lich mit dem Kapp-Putsch zusammen — daß
diese nicht zur Entfaltung kommen konnte,
und es war somit die Aufgabe der Herbstmesse,
den Nachweis der Existenzfähigkeit der T. M.
zu erbringen. ,
Es ist ohne weiteres anzuerkennen, daß
die Industrien, die die T. M. beschickten, da-
mit ein glänzendes Zeugnis ihrer Leistungs-
fähigkeit ablegten, und daß eine solche Muster-
schau wohl geeignet ist, dem deutschen Wirt-
schaftsleben weitere Absatzgebiete im In- und
Auslande zu erschließen. Mit der Trennung
der Technischen Messe von der Allgemeinen
Mustermesse hat aber das Meßamt einen
unglücklichen Griff getan. Die zeitliche Ver-
schiebung beider Messen läßt sich auf die Dauer
nicht durchführen; - die Unzufriedenheit der
Meßbeschicker kam allerorts zum Ausdruck,
wozu nicht zuletzt die Ungunst der augen-
blicklichen Absatzverhältnisse beigetragen hat.
In verschiedenen Versammlungen der Meß-
aussteller wurden Entschließungen gefaßt, die
nächste Technische Messe nur dann zu be-
schicken, wenn sie mit der Allgemeinen Muster-
messe zusammenfällt.
Was die Elektrotechnik anbelangt, so
war diese in den Hallen E. u. VII auf dem
Ausstellungsgelände untergebracht, doch auch
in anderen Meßhäusern waren elektrotech-
nische Erzeugnisse zu finden. Bei einer Zu-
sammenlegung beider Messen müßte darauf
gedrungen werden, daß auch die Stände, die
besonders zur Mustermesse bis jetzt noch über
eine Reihe von Meßhäusern Leipzigs verteilt
liegen, auch nach dem Ausstellungsgelände
kommen, und damit eine branchenmäßige
Unterteilung streng durchgeführt wird. Die
bisherige ‘Verteilung verlangt von dem Ein-
käufer einen Aufwand von Zeit, der ihm vom
werbetechnischen Standpunkte nicht
mutet werden darf. i 3
Das Gesamtbild der Elektrizitätshallen,
legt übrigens den Gedanken nahe, daß die
elektrotechnische Industrie ihre Beteiligung
vielmehr auf die
Technische Messe zugeschnitten hat (die Mehr-
zahl aller Firmen dürfte auch auf beiden
Messen vertreten sein), es herrschten nämlich
wesentlich Erzeugnisse der Massenfabrikation
vor.
Die Leistungsfähigkeit der deutschen Elek-
troindustrie hinsichtlich der Erzeugung von
großen und größten Maschinen, von Apparaten
für Hochspannungsanlagen und von all den
wuchtigen Erzeugnissen, die auf großen Aus-
stellungen der Vorkriegszeit. zu sehen waren,
kann mit Rücksicht auf den Zweck der Messe
auf einer Messeschau nicht sinnfällig zum Aus-
druck kommen; daß die Elektroindustrie mit
vollem Recht den Zweck der Messen darin
sieht, den Absatz für ihre Massenerzeug-
nisse zu erweitern, zeigen die zur Schau ge-
stellten Erzeugnisse. Die deutsche Elektro-
technik hat darin dargetan, daß sie ihren
Platz auf dem Weltmarkte "behauptet; die
Schau führt den Einkäufern des Auslandes die
Güte deutscher Waren deutlich vor Augen.
Ein Rundgang durch die Elektrizitäts-
halle zeigte neben den‘ normalen ' Erzeug-
und Poliermotoren für
‘zu sehen.
leistungsbohrmaschine der Siemens-Schuckert-
zuge-
Mustermesse als auf die.
-Die Eigenheit der Konstruktion, die sich die
nissen des Elektromaschinenbaues an Motoren;
Anlaß- und Regelungsapparaten, Ventilatoren,
das Anwendungsgebiet der Elektrotechnik für =
den Handwerker und das Kleingewerbe, ins-
besondere elektrisch angetriebene. Werkzeug-
maschinen, Bohrgeräte, Schleifmaschinen, Bohr-
Eisen- und Holzbe-
arbeitung. Auf die elektrischen Antriebe
der Werkzeugmaschinenhalle sei hier ver-
a IORae
wiesen, die noch ein weites Betätigungsfeld 8
für den Elektrotechniker
darstellen: Nach, 5
oberflächlicher Schätzung dürften nur etwa
!/, dieser Maschinen mit Einzelantrieben ver-
sehen sein, und auch hier erfolgte der Antrieb
meist durch einen normalen Motor mit gleich-
bleibender Drehzahl. Die angetriebene Werk-
zeusmaschine hatte dann meist die normale
Form für Einscheibenantrieb, als Zwischen-
übertragung waren Riemen mit oder ohne
Spannrollen, Ketten oder ähnliche Mittel vor-
gesehen. “Bei allen übrigen Maschinen erfolgte
der Antrieb .von einer Transmission aus. Die
organische Verbindung von Maschine. und
Elektromotor, der unmittelbare elektrische.
Antrieb, der es gestattet, die Vorzüge des elek-
trischen Antriebes voll auszunutzen, war be-
dauerlicherweise nur an wenigen Maschinen
Unter den unmittelbar angetriebenen
Werkzeugmaschinen wurde eine „Elmo‘“-Hoch-
werke gezeigt, die bei einem Gewicht von
45 kg Löcher bis 80 mm Durchmesser in Stahl
von 60 kg Festigkeit bei 10 mm Lochtiefe/min
bohrte. Die kleineren Handbohrmaschinen
sind als Antriebsorgan zu einem Universal-
werkzeug, dem sog. „Elmo-Werkzeug‘‘ heran-
gezogen, das als kleine Drehbank oder zum
Fräsen, Feilen, Bohren, Sägen von Metall und
Holz Verwendung findet. 4
Installationszeug war in auffallend
großem Umfange vertreten, und zwar insbe-
sondere Kleinzeug: Dosenschalter, Rohrdosen,
Abzweigscheiben und Klemmen, ferner Siche-
rungselemente in den gängigsten Typen,
Sicherungsstöpsel des D-Systems, eisenge-
kapselte Installationsgegenstände. Von einer
großen Anzahl neu entstandener Firmen wur-
den vor ‚allem Dosenschalter angeboten, die
sämtlich mit Rechts- und Linksschaltung ver-
sehen waren und zumeist an Stelle von‘ Por-
zellansockeln solche aus Isolierstoff aufweisen.
Die innere Konstruktion war beiallen Schaltern
fast gleicher Art. Mehrfachstöpsel waren in
3 Ausführungen vertreten. Sie stellten einige
der wenigen Neuheiten dar, die überhaupt an
Kleinzeug angeboten wurden. Beachtenswert —
war ein Anschlußstecker, bei dem die Kon-
taktstifte mit eingelassenen Haltefedern aus
Stahldraht versehen waren. ‚Als Neuheit in
bezug auf die Herstellung von Fassungen sind
die ,Sava‘-Fassungen hervorzuheben, bei
denen die sonst üblichen Porzellan-Schutzringe °
durch elastisch nachgiebige Metallschutzringe
bzw. Kragen ersetzt sind. Auf dem Gebiete
der größeren Installationsgegenstände sind
besonders Zählersicherungs- und Verteilungs-
tafeln verschiedener Konstruktion als neu zu
nennen, ferner aber auch verschiedene Arten
eisengekapselter Verteilungsanlagen. Die
SSW brachten das Diazed-Sicherungs-Systemin
Stromstärken von 2 bis 200 A und in den ver-
schiedenen Kombinationen zu Uzed-Zähler-
tafeln, Verteilungsgruppen usw. zur Schau. Ein
Großm.odell eines Zeta-Schalters ließ dessen be-
währten Schaltmeehanismus, sowie diedurch die
Zweiteilung dieses Schalters erzielte bequeme
Anschlußmöglichkeit und die einfache Aus-
wechselbarkeit der Feder erkennen. Ziemlich.
mannigfaltig waren Glühlampen-Armaturen
und Tischlampen vertreten, darunter auch
solehe mit sogenanntem Reinlicht. Vielfach
angeboten wurden außerdem Stanz- und
Drehteile zur Massenherstellung der verschie-
densten gängigen Sicherungs-, Schalter- und
Fassungsarten. a
"Einen breiten Raum nahmen ferner Koch-
und Heizapparate ein, die in den verschie-
densten Ausführungsformen und Größen ge-
zeigt wurden; auch elektrische Öfen waren in R
den mannigfachsten Ausführungen zu sehen.
Als Neuheit dürfte hier eine Konstruktion zu
bezeichnen sein, die bei mäßiger Energieauf-
nahme Räume bis zu 200 m? bohaizen kann.
Dee
bewährten Arten der bestehenden Zentral-
heizungen zum Vorbild nahm. und zu ver-
bessern. suchte, erreicht nach Angaben der
Hersteller eine gleichmäßige Oberflächentem-
peratur von 75° bei milder Wärmeausstrah-
lung und Vermeidung von Staubversengung.
Die ausgestellten Temperierbäder der SSW
zeigten, daß die Elektrizität auf dem Wege
ist, den Dampf auch aus den Schokolade-
fabriken zu verdrängen. \
Besondere Aufmerksamkeit beanspruchten
die von der AEG ausgestellten -Quecksilber-
N
ö
9. September 1920.
dampf-Gleichrichter, elektrischen Signier-
maschinen, im Betriebe vorgeführten Schweiß-
maschinen und eine Papierzerreißmaschine
der „Santo G. m. b. H.“ mit ihrer Massen-
produktion von Papierwolle.
Pöge Elektr. Aktienges., Chemnitz, führten
im Betriebe eine Liehtdynamo für Automobil-
beleuchtung mit konstanter Spannung bei den
verschiedenen Drehzahlen vor, ferner einen
- elektrischen Anwurfmotor zum Anlassen von
Explosionsmotoren und einen für verschiedene
Leistungen und Läuferspannungen und
-ströme verwendbaren: ‚„Universal-Drehstrom-
Anlasser‘, sowie mehrere andere Schalter der
verschiedensten Zwecke.
Das Sachsenwerk hatte in der Hauptsache
seine neuen Fabrikate auf dem Gebiet der
Hochspannungsapparate ausgestellt, an denen
völlig zylindrisches glattes Porzellan ohne
Rillen oder Wulste verwendet ist.
Libesny &Co., G. m. b.H., Barlin, stellten
ihre neuesten Gleichstrom - Klingel - Transfor-
matoren ‚Index -Condeetoren‘ und ,„Consta-
toren‘ aus. Erstere kontrollieren ‘selbsttätig
durch ein‘ Schauzeichen den Isolationszustand
der Schwachstromanlage, letztere sind zum
Betriebe von wichtigen Schwachstromanlagen
bestimmt, bei denen selbst beim Ausbleiben
des Starkstromes keine Betriebsunter brechung
eintreten darf(Sicherheits-, Uhrenanlagen usw.).
Die gleiche Firma stellte -auch neuartige Heiz-
körper“ sog. „Chromotan-Heizkörper‘‘ aus, die
als selbständige Ersatzteile in schadhaft ge-
wordene Heizgeräte eingesetzt werden können.
Die Ersatzstoffe des Krieges sind fast durch-
weg den bewährten Friedensstoffen gewichen,
wenn. auch in Einzelfällen sich der Ersatz
bewährt hat und beibehalten wurde, falls er,
ohne die Güte der Erzeugnisse zu beeinträch-
tigen, eine “Verbilligung derselben herbei-
führte. hlig.
Verschiedenes.
Ein bedeutsamer Sehritt zur Hochschul-
reform. — Die Charlottenburger Abteilung für
Maschinenbau hat für die am 1. Oktober 1920
neueintretenden Studierenden, zunächst für
die ersten beiden Semester, Einrichtungen
getroffen, die hochbedeutsam erscheinen, weil
sie die beiden wichtigsten Forderungen der
Hochschulreform: i
1. Verbesserung des Wirkungsgrades des Stu-
diums, E
2. Entlastung des Wochenstundenplanes durch
Vereinigung der Pflichtstunden
‚gleichzeitig berücksichtigen und damit einen
entscheidenden Sehritt vorwärts zur Lösung
der für die Heranbildung des Ingenieur-Nach-
wuchses brennenden Reformfrage tun.
- Der Wirkungsgrad steigt, wenn alle Stu
dierenden mit möglichst gleicher Vorbil-
dung ihr Studium beginnen, und, wenn sie
außerdem gleich bei Beginn eine Übersicht
über den Umfang und die Schwierig-
keit der kommenden Arbeiten erhalten.
Gleichmäßige Vorbildung soll durch
einen Vorkurs erreicht werden, der pünktlich
am 1. Oktober 1920 beginnt, und insbesondere
den Abiturienten der Gymnasien und Real-
gymnasien die Möglichkeit bietet, ihre Kennt-
nisse in Physik, Chemie, Mathematik und dar-
stellender Geometrie auf das für das Mit-
kommen an der Technischen Hochschule vor-
ausgesetzte Mindestmaß zu bringen. Jedem
aber, der sich in den genannten Fächern
schwach fühlt, sei die Teilnahme am Vorkurs
dringend empfohlen,
Die Studien-Ubersicht vermittelt eine
neue Vorlesung: der Maschinenbau. Diese
Einführungsvorlesung ist nur für das erste
Semester bestimmt und hat den Zweck, an
dem Beispiel des Fabrikbetriebes den ge-
samten Zusammenhang der Lehrgebiete des
Maschinenbaues zu erläutern.
Sie zerfällt in 11 Einzelvorlesungen:
1, die wirtschaftlichen Zusammenhänge zwi-
schen Gestaltung, Fertigung
schaftlichem-Erfolg, erläutert an einer tech-
nischen Anlage,
2. Stoff- und Fertigungskunde,
3. Wärmewirtschaft,
4. Krafterzeugung, 2 »
5. Kraftverteilung,
6. Arbeitsmaschinen,
7. Verkehrs- und Transportwesen,
8. Bauliche Anlagen,- ;
9. Mathematisch - mechanische Grundlagen
des Maschinenbaues,
10. Stellung der Maschinenindustrie in der
Volkswirtschaft,
11. Rechtsgrundlagen des Wirtschaftslebens.
An diesen 11 Vorlesungen sind 11 Fach-
leute beteiligt, die auf den einzelnen Gebieten
besonders sachverständig sind. In diesem
Winter 1920/21 heißen die beteiligten Herren:
und wirt-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heit 36.
zu 1 Schlesinger, zu 7 Kammerer,
zu 2 Heyn, zu 8Franz,
zu 3 Drawe, zu ‘9 Eugen Meyer,
zu 4 Josse, zu 10 Wolf,
zu 5 Walter Reichel, zu 11 Isay.
zu 6 Riedler,
Jeder der Professoren hält einen Vortrag
von 11%, Stunden. An diesen Vortrag schließen
sich wohl vorbereitete Besichtigungen muster-
gültiger Berliner Fabriken und Anlagen.
Es erscheint uns sicher, daß dieser erste
Versuch Erfolg haben wird, und daß die ver-
ringerte Stundenzahl unserem Ingenieur-Nach-
wuchs die seit langem erwünschte Bewegungs-
freiheit zur Pflege der schönen Künste und
der notwendigen Leibesübungen schaffen wird;
wir hoffen, daß ein zielbewußter Ausbau des
begonnenen Reformplanes auch für die übrigen
Semester die Technische Hochschule jede in
ihrer Eigenart zu den idealen Ausbildungs-
stätten machen wird, die wir zur überragenden
Stellung unserer Ingenieure im kommenden
Welt-Wettkampf so dringend. brauchen.
Reorganisation des ‚‚Nela“ Laboratoriums.
— Das von Dr. E. P. Hyde im Jahre 1908
organisierte physikalische Laboratorium
der National Electrie Lamp Assoecia-
tion nahm bei der Vereinigung mit der General
Eleetrie Co.im Jahre 1913 den Namen ‚‚Nela‘-
Laboratorium an. Bis zum Jahre 1914 be-
schäftigte sich dasselbe mit rein wissenschaft-
lichen Beleuchtungsfragen; sein Arbeitsbe-
reich wurde aber dann durch Einrichtung einer
kleinen Abteilung für praktische Anwendungen
erweitert. Diese Abteilung wird jetzt als be-
sonderes Laboratorium mit eigenem Gebäude
abgezweigt und unter der Leitung von
Luckiesh seine Arbeiten mit einem größeren
Stab von Physikern und sonstigen Mit-
arbeitern fortsetzen. Der Professor der Physik
an der Universität Yale, Dr. E. Fox Nichols
übernimmt die Leitung des Laboratoriums für
theoretische Forschung, welches im. alten
Gebäude mit erweitertem Arbeitsgebiet tätig
sein wird. Die beiden Laboratorien bilden zu-
sammen das ‚„Nela - Forschungslabora-
torium‘, unter Oberleitung von Dr. ER
Amerikanische Zeitschriftenschau . —
Unter dem Titel ‚Industrial Arts Index‘ er-
scheint eine amerikanische Zeitschrift!), die
die Aufsatztitel von 115 amerikanischen tech-
nischen Zeitschriften nach alphabetisch ge-
ordneten Stichwörtern nachweist. Die Form
der Nachweisungen ist aus folgendem Beispiel
ersichtlich: Hunting and parallel operation of
synchronous machines. V. Karapetoff. diags
Sibley J 34:3—8 Mr. 20. Der Nachweis ent-
hält also den Standort (Sibley Journal -of-
Engineering, Band 34, Seite 3), das Erschei-
nungsdatum (20. März 1920), den Umfang
(Seite 3—8) und die Angabe, daß der Aufsatz
einige Diagramme, aber keine Bilder enthält. -
Natürlich wird ein Aufsatz unter mehrere
Stichworte eingereiht. Es sind 90 Stichworte
vorgesehen, die mit ‚‚electrie‘‘ beginnen. Die
schwierige Aufgabe ihrer Auswahl ist recht
geschickt gelöst. Einige Stichworte sind durch
Untertitel ergänzt, z.B. das Stichwort ‚„Elek=
trische Öfen‘ durch die Untertitel: Literatur,
Regelung, Elektroden, Stromversorgung. Da-
durch, daß auf systematische Anordnung (De-
zimalsystem oder dgl.) verzichtet wurde, ist
der Index ohne jede Vorbereitung benutzbar.
Der Bezug der gut gedruckten ‚Zeitschrift kann
allen Stellen empfohlen werden, die sich mit
der Zusammenstellung von Literaturnach-
weisen beschäftigen (Bibliotheken, Schriftlei-
tungen, literatischen Bureaus der Industrie-
firmen, Schulen usw.). Im Jahre erscheinen 10
Hefte; der Preis ist nicht angegeben. Die
H. W. Wilson Company besorgt auch die an-
geführten Zeitschriftenhefte.
Energiewirtschaft.
Riehtlinien für die Erzielung sparsamer
Brennstoffwirtschaft bei Dampfkraftanlagen.?)
— Die von Direktor K. Heilmann unter
Mitwirkung von Prof. Brabbee, Prof.
Dubbel und der Wärmestelle Düsseldorf
zusammengestellten Richtlinien sollen den
Betriebsleitern und Meistern von Dampf-
kraftanlagen — hauptsächlich der kleineren
und mittleren Werke — die Nutzanwendung
der Wärmewirtschaftslehre zum ‚eigenen Ge-
brauch und zur Belehrung und . Überwachung
der Betriebsmannschaften (Heizer und Ma-
sehinisten) veranschaulichen und dienen daher
1!) Industrial Arts Index. A Cumulative Index to
Engineering, Trade and Business Periodicals., Published
by the H. W. Wilson Company, 953—964 University Avenue,
ew York City.
2) Herausgegeben von der Hauptstelle für Wärmewirt-
schaft. 8 8. mit 10 Textabb. Verlag des Vereins deutscher
Ingenieure, Berlin:1920. Preis 2 M, >
717
als wertvolle Ergänzung der in jedem Betriebe
vorhandenen ‚Wartungsvorschriften für die
Betriebsmittel der Dampfkraftanlagen‘‘, die
von den liefernden Firmen zur Anlernung der
Bedienungsmäannschaften mitgeliefert werden.
Diese enthalten meistens keinerlei Hinweis
auf die wirtschaftliche Bedeutung der vorge-
schriebenen Bstriebsführung und auf die
wärme- und geldwirtschaftlichen Folgen von
Verstößen gegen die Vorschriften und be-
schränken sich meist auf die Aufzählung der
erforderlichen Bedienungshandgriffe, die ein-
zuhaltenden Drücke und Temperaturen und
die Maßnahmen zur Beseitigung von Stö-
rungen an den Betriebsmitteln. Dem Zweck
entsprechend sind die vorliegenden Richt-
linien gedrängt und allgemein verständlich
abgefaßt und mit praktischen Beispielen er-
läutert. :
.. Abschnitt I (Anlage) gibt einen kurzen
Überblick über den wirtsehaftlichen Einfluß
der Kondensation, der Überhitzung, der Speise-
wasservorwärmung und besonders der Ab-
wärmeausnutzung auf den Wärmeverbrauch
und auf die Betriebskosten der Dampfkraft-
und -heizungsanlagen.
Abschnitt II (Betrieb) befaßt sich mit
der Betriebsführung der Dampferzeugungs-
anlage unter den Stichworten: Kesselfeue-
rung, Kesselreinigung, Speisewasserreinigung,
Isolierung, Verluste durch Undichtigkeiten,
Wiederbenutzung des Kondensates, Abdampf-
entölung, Dampfpumpen, Betriebskontrolle
und Verständigung zwischen Betrieb und
Kesselhaus.
Durch die übersichtliche Anordnung der
Stichworte, soll der Betriebsleiter zu einer
ständigen Überwachung der einzelnen ‚‚Wärme-
leckstellen‘‘ veranlaßt werden, die sonst leicht
im Drange der Geschäfte übersehen und ver-
gessen werden können.
In den anschließenden Erläuterungen
werden die wichtigsten Einzelheiten der Stich-
worte noch eingehender behandelt, wobei
Schaubilder die Verteilung der Erzeugungs-
wärme von 1 kg Dampf von 350° bei verschie-
denen Spannungen sowie die Schornsteinver-
luste bei verschiedenen Abgastemperaturen
und Luftüberschüssen und ferner die Wan-
dungstemperaturen eines Dampfkessels ohne
und mit einem 5 mm starken Kesselsteinbelag
darstellen.
Besonders ausführlich wird in Schau-
bildern und Zahlentafeln dann noch auf
die Abwärmeausnutzung von Dampfkraft-
anlagen mit und’ohne Zwischendampfentnahme
und bei. verschiedenen Anordnungen einge-
gangen und vergleichsweise auch der Wärme-
verbrauch anderer Wärmekraftmaschinen ge-
zeigt. j
Trotz der auf die kurze und klare Ab-
fassung der Richtlinien und auf die Schau-
bilder verwendeten Sorgfalt ist doch nicht zu
verkennen, daß der darin verarbeitete Stoff
zu umfangreich und vielseitig ist, und daß der
tatsächliche Sachverhalt infolge der überall
verschiedenen Betriebsverhältnisse in _der
knappen Form von allgemein gültigen Richt-
linien nicht erschöpfend aufgeklärt werden
kann. Daraus folgt, daß die Betriebsleiter
außer dem fleißigen Studium der Richtlinien
auch die fachmännische Untersuchung und
Überwachung der Anlagen auf den Stand der
Wärmewirtschaft und die Ausnutzung aller
Wärmesparmöglichkeiten nicht versäumen
sollten, und daß hierzu die Revisionsvereine
und sachverständige Zivilingenieure heranzu-
ziehen sind, wenn Zweifel über den Gütegrad
der- Betriebsmittel auftauchen, _ Noch. viel
mehr gilt dies bei geplanten Neubauten oder
Umbauten von Kraftanlagen oder bei der
Prüfung der Frage, ob der Anschluß einer
Fabrik an eine Überlandzentrale oder der Be-
trieb einer eigenen Dampfkraftanlage wirt-
schaftlich vorteilhafter ist. Die obigen Richt-
linien werden hierbei viele wertvolle An-
regungen geben und sollten daher eine mög-
liehst weite Verbreitung in den Kraftanlagen
und auch bei den Studierenden des .Maschinen-
baufaches finden. Wenn auch für unsere
Großkraftwerke die Abwärmeausnutzung für
Heiz- und Gewerbebetriebszwecke nicht in
Frage kommt, so enthalten doch die allge-
meinen Abschnitte der Richtlinien viele be-
herzigenswerte Mahnungen, die auch den Be-
triebsleuten der Großkraftwerke nicht oft
genug eingeschärft werden können.
M. Gercke.
Umstellungssorgen unserer Brennstoffwirt-
sehaft. — Die bereits seit den Kriegsjahren
einsetzende Umstellung von Industriefeuerun- -
gen auf minderwertige Brennstoffe hat
einen starken. Anstoß dadurch erhalten, daß
unsere vermehrte Zwangslieferung von Stein-
kohle dazu nötigt, den Ausfall durch minder-
wertige Brennstoffe zu ersetzen. Das Fehlen
718
allgemeiner Erfahrungen auf diesem Gebiete
kann leicht zu übereilten und unzweckmäßigen
Schritten bei der Umstellung führen. Aus
dieser Erkenntnis heraus ist in vielen Kreisen,
die Rat suchen oder solchen erteilen sollen,
der Wunsch laut geworden, sobald als möglich
einen lebendigen Austausch der bisherigen Er-
fahrungen herbeizuführen. Die Hauptstelle
für Wärmewirtschaft veranstaltet daher,
im Einvernehmen mit dem Reichskohlenrat,
anläßlich der Hauptversammlung des Val
am 16., 17. und 18. IX. 1920 eine Tagung,
auf welcher die folgenden Fragen durch kurze
Berichte und gründliche Aussprache geklärt
werden sollen: >
Umstellung von Dampfkesselfeuerungen auf
Braunkohle,
Verwendung von Braunkohle für Industrie-
öfen,
Verwendung von Torf für Dampfkessel-
feuerungen,
Halbgasfeuerungen,
Kobhlenstaubfeuerungen,
Ersparnisprämien in der Wärmewirtschaft,
Möglichkeit von Ersparnissen im Zentral-
heizungsbetriebe.
Eine Ergänzung der im Meinungsaus-
tausche zu behandelnden Fragen bilden Vor-
träge von Dr. Aufhäuser, Hamburg: Neuere
Ansichten über Brennstoffe und Verbrennung.
Die Tagung findet in der Technischen Hoch-
schule, Charlottenburg, Saal 301, statt. Pro-
gramme und Teilnehmerkarten zum Preise
von 50 M sind bei der Geschäftstelle des Tech-
nischen Vorlesungswesens, Berlin NW.7, Som-
merstr. 4a, erhältlich.
Industrie und: Handel.
Was kann Deutschland leisten? — Die
Frage der Wiedergutmachung ist in Spa nicht
erörtert worden. Die Alliierten wollen sie
nunmehr in Genf behandeln, und die Brüsseler
Finanzkonferenz wird sich mit den Grund-
lagen der Verhandlungen zu beschäftigen haben.
Daß es zu solchen diesmal von Anfang an
kommt, ist ebenso unabweisliche Bedingung
für die Gesundung Europas wie klarste Ein-
sicht der Entente in Deutschlands wirtschaft-
liche Verhältnisse. Diese zu vermitteln,
waren schon für Spa ‚drei Denkschriften
bestimmt, die jetzt der Öffentlichkeit vereinigt
vorliegen!), Die außerordentlich lesenswerte
Publikation umfaßt eine Denkschrift des
Reichsfinanzministeriums über die Steuer-
belastung in Deutschland, eine zweite der
Regierung über die Zahlungsfähigkeit Deutsch-
lands für die Wiedergutmachung und schließ-
lich das besonders bemerkenswerte, von 23
hervorragenden Sachverständigen er-
stattete Gutachten über Deutschlands
wirtschaftliche Leistungsfähigkeit. In
diesem schildern die Verfasser zunächst die
wirtschaftlichen Wirkungen der Waffenstill-
standszeit und die Minderung der deutschen
Produktivkräfte durch den Vertrag von
Versailles. Bezüglich der Industrie wird u. a.
dargelegt, daß die Volkswirtschaft nicht als
ein sStarres, mechanischer Durcehreehnung zu-
gängiges Gefüge angesehen werden dürfe,
sondern ein Gebilde des Lebens darstelle, für
das ein quantitativ gering scheinender Abzug
bereits weitgehende Störungen des Gesamt-
organismus nach sich ziehen kann. Zu-
sammenhänge, wie sie sich z. B. in England
aus dem Verhältnis der sogenannten ‚‚Schlüssel-
industrien‘‘ zum ganzen Wirtschaftsleben er-
geben, können nach Ansicht der Sachver-
ständigen niemals durch Zahlenangaben .er-
schöpft, sondern nur dem für die Tatsächlich-
keiten der Wirtschaft schon geschulten Blick
nähergebracht werden. Die durch den Frie-
den verursachten Einbußen Deutschlands,
das allein nach dem Vertrage von 67,5 Mill. Ein-
wohnern über 5.oder 7,5 % verloren hät, lassen
u.a. folgende Ziffern erkennen: An Eisenerzen
verliert es aus einem Gesamtvorrat von etwa
2,3 Milliarden # (einschl. Luxemburg) rd 1,9
Milliarden t; von der früheren Gesamtförderung
(nahezu 36 Mill, t) verbleiben nur etwas über
20%. Bei dem ungünstigsten’ Fall einer Ab-
tretung Oberschlesiens würden von dem rd
410 Milliarden t ausmachenden Gesamtvorrat
an Steinkohle noch 227,5 Milliarden t zur
Verfügung stehen, und nach dem Verlust der
Saarkohle in Höhe von nahezu. 9% der Ge-
‚ samtförderung ergäbe der‘ Verlust Ober-
schlesiens eine weitere Verringerung dieser um
25%. Die Roheisenerzeugung war 1919 bereits
von 19,3 Mill. tin 1913 auf 6,3 Mill. t zurück-
gegangen, die Rohstahlproduktion von rd
19 auf rd 8 Mill. t. 80%, der deutschen Zink-
erzgewinnung würden mit Oberschlesien ver-
ı)* Was kann Deutschland leisten?* Drei un-
veröffentlichte Regierungsdokumente nebst Auszug aus
N nu über Spa. Verlag v. Reimar Hobbing. Ber-
in 1920. ® i
Weitere wichtige Faktoren sind
die Auflockerung der deutschen Wirt-
schaftseinheit durch die Besetzung, die
Zerstörung der Handels- und Binnen-
schiffahrt sowie der Fischerei und die des
Außenhandels durch Fortnahme der Kolo-
nien und des deutschen Eigentums in den
ehemals gegnerischen Staaten bei einem Wert
der deutschen Auslandsanlagen vor dem Kriege
von schätzungsweise über 20 Milliarden Gold-
mark, denen der ideelle Wert der werbenden
Unternehmungen hinzugerechnet werden muß.
Das Gleichgewicht der deutschen Wirtschaft
ist aufgehoben, und ihre Bilanz wird auf ab-
sehbare Zeit, noch ohne Berücksichtigung der
Lasten ans dem Friedensvertrag, in einem
Grade passiv sein, den man mit einer hohen
Milliardenzahl zu bewerten haben wird. Nach
einer Schilderung des Zustandes der deutschen
Finanzen und der steuerlichen Belastung
unserer Volkswirtschaft behandelt das Gut-
achten die Voraussetzungen zur Fest-
stellung des Wiedergutmachungsbe-
trages. Eine Wiederholung des von der
deutschen Friedensdelegation in Versailles ge-
machten Angebots bis zu 100 Milliarden
Goldmark sei deshalb nicht mehr angängig,
weil die damals dafür angenommenen Voraus-
setzungen nicht erfüllt worden sind und die
äußere. wie innere Wirtschaftslage Deutsch-
lands sich unter erheblicher Mitschuld der-bis-
herigen Gegner wesentlich verschlechtert habe.
Nach Auffassung der Sachverständigen müssen
sich die Bemühungen aller Beteiligten auf die
Lösung der einzigen wirklich großen Fragen,
d. h. die der Kohlenlieferungen und der Be-
teilisung Deutschlands am Wiederaufbau
Frankreichs im eigentlichen Sinne konzen-
trieren. Ein neues Angebot erscheint aber
nur möglich, wenn bei der Ausführung des
Friedensvertrages von einer Reihe von Vor-
aussetzungen ausgegangen wird, unter denen
das Gutachten für Deutschland Meistbe-
günstigung im Wege der Gegenseitigkeit, wirt-
schaftliche Gleichberechtigung und Rechts-
sicherheit im Ausland, Nichtanwendung der
Repressalienklausel, unantastbare Wirtschafts-
hoheit im Inland, Einheit als Zollgebiet,
freien Verkehr mit Ostpreußen, Milderung der
Okkupationslasten und Überlassung des: zu
loren gehen.
seiner Existenz notwendigen Schiffsraums
fordert. Aber selbst nach Erfüllung aller
Voraussetzungen bleibe
Deutschlands Lage
ungeklärt und gefährdet.
Der Außenhandel Großbritanniens mit elek-
troteehnischen Erzeugnissen im ersten Halb-
jahr 1920. — Die Ausfuhr elektrotechnischer
Erzeugnisse (Waren, Apparate, Maschinen) ist
im 1. Halbjahr 1920 gegen den entsprechenden
Zeitabschnitt des Vorjahres dem Wertnach um
Zahlentafeli. Der Außenhandel Großbritanniens mit elektrotechnischen ,
Erzeugnissen im 1. Halbjahr 1920. = %
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 36.
m v1 Ve vmzcC ev Ve jjVvyTygG FG TEr bh
er
9. September 1920.
3,399 Mill. £ gewachsen, die Einfuhrindesen
nur um 0,139 Mill. £ und die Wiederausfuhr
um 0,018 Mill. £. Im einzelnen zeigt Zahlen-
tafel 1 das Ergebnis; Transformatoren fehlen
diesmal in der Statistik. Ein vom ‚Board of
Trade Journal‘ veröffentlichter Vergleich dr
Außenhandelswerte von Waren und Apparaten
mit denen des 1. Halbjahres 1913 ergibt bei -
einem Gesamtimport von damals 0,746 Mill. £
als nach. dem Durchschnitt von 1913 ge- .
schätzten 'Einfuhrwert 0,251 Mill. £, eine
Steigerung dieses Mittelwertes gegen 1913 um
136,7% und eine Abnahme der Menge um
66,4%. Der deklarierte Ausfuhrwert betrug
1913 2,683 Mill. £, der nach dem Durchschnitt.
von 1913 geschätzte jetzigeWert 2,113 Mill. £,die
| mittlere Werterhöhung 148,3% und die Ver-
ringerung der Menge 21,2%. ‚
Aus der schweizerischen Elektroindustrie.
— Der Verwaltungsrat von Brown, Boveri
& Cie., Baden,- bemerkt in seinem Jahres-
bericht für 1919/20 nach Hinweis auf. eine
Kapitalserhöhung um 20 Mill. Fr (einschl.
Beteiligung der. Vickers Lim., London, mit
7 Mill. Fr), daß die Gesamtziffer der Aufträge
für die schweizerischen Fabriken mit rd
75 Mill. Fr den bisher erreichten Höchstbetrag
darstelle und auch der starke Kurssturz der
fremden Währungen den Bestellungseingang
vorläufig noch nicht habe beeinträchtigen
können. Dagegen sind die Gewinnmargen
gegen die Kriegszeit nicht unbedeutend zu-
rückgegangen, ohne daß es möglich war, die
Verkaufspreise selbst zu erniedrigen; sie
mußten im Gegenteil mehrfach hinaufgesetzt
werden. Abgesehen von der Verteuerung der
Rohmaterialien, deren Beschaffung der Be-
richt als eines der schwierigsten Probleme -
des heutigen Betriebes bezeichnet, wirken die
Personalverhältnisse und die starke Verkür-
zung der Arbeitszeit steigernd auf die Kosten. -
Die Erhöhungen der Gehälter und Löhne haben
die Verteuerung der Lebensbedingungen mehr
als ausgeglichen, doch wollen sich namentlich
die Arbeiter unter dem Einfluß ihrer Organi-
sationen und deren Funktionäre damit nicht
begnügen. Wäre ihr Wunsch nach weiterer
Besserstellung, so sagt die Verwaltung, ge-
paart mit dem Streben nach erhöhter Leistung,
so könnte man dagegen kaum etwaseinwenden
und ließe sich ein solches Ziel in gewissen
Grenzen bei verstärkter Produktion und unter
günstigen- Konjunkturverhältnissen auch wohl
erreichen; aber trotz aller gegenteiligen
Prophezeiungen ist eine auch nur die
Verkürzung der Arbeitszeit ausglei-
chende Zunahme der Leistung nirgends
festzustellen. Die Beschäftigung der 7
einzelnen Abteilungen war nicht ganz gleich-
mäßig, und trotz der großen Auftragsziffer
\ Wiederausfuhr' =
Ein- Ausfuhr Einfuhr und Verbrauch
Erzeugnisse vr en ® Än FR z
1920 u deme | 1920 ne
1. Telegraphen- und Fern- ALLER L a
sprechapparate. ..... £ 556149. + 399520) 70010 |— 65590| 11122 + 8308
2. Isolierte Telegraphen- u. N = e
-Fernsprechdrähten.-kabel | „ 11529520 |+1112198) 36839 — 4170 _— 1189
3. Andere, aber gummiiso- : Be -
lierte Drähte und Kabel | „ 7476382 |+ 459141| 11104 |+ 8138 182 | — 6706
4. Drähte und Kabel mit RS : :
ee Stück 1 man # 0 88 3.010 Ma se eg 0,32 Mil 7 0.302
= tück | 1,752 Mill. ; y UV, ell. 2,
5. Elektrische Kohlen. . . . \ £ 2 51.636 48 199 a 2 46 ai 0 +) 22 2
x tück | 7,826 Mill. 0,439] 0, el. — i = 70,0
b. Giuhlampen se ae er 36458| 19353 —185943| 3387 | — 2586
7. Bogenlampen und Schein- | Stück 1109 761 1079 + 10. — —_—.5
werfen Sr, ce 8973 + 2421 2840 |+ 2840 — ei.
8. Teile von solchen (außer
Kohlenstäbe)........ A 53955 |—- 1916| 6601 -— 80003 239 .|-+..239°
9. Elemente, Sammler. ... r 223565 |— 17860) 32763 |+ 73883 22°) — 2228
10. Zähler, Meßinstrumente. . 5 185159 + 894341 36872 + 17617 3373 | + 2893
11. Transformatoren. .. ... ® — == == = a = 3
12. Schalttafeln (nicht für Te- z= : Sn
legraphenu.Fernsprecher) " 44055 + 27050 993 2 -Ea 37 13 |+ 18
13. Nicht näher bezeichnete : Z SER
Waren und Apparate. . . E35 783147 |+ 251721| 304157 |+ 9007| 835563 | + 460
Elektrische Warenund. ; SEN Be SEN Be ER
Apparate insgesamt . £ 15246130 |+3089212]) 594468 — 71679] 65450 | +13 95
tons sa 12 AIERT
14. Bahnmotoren. N £ 19311 |- 5.562 a
15. Stromerzeugerundandere f tons 2659 + 642 2205 |+ 10838 =. 20: N)
Motoren, ns ee 552618 |+ 192909,f 499030 |-+ 210971 14689 |'+ 4323
16. Nicht näher bezeichnete f| tons 2018 |— 008 ag BEE
elektrische Maschinen . . £ | 387237 |+ 122724 x F ARE;
Elektrische nn tons | 4778 + 24 2205 1038 DO
neninsgesamt . . . £ |. 959166 + 310071] 499030 210971]. 14689 | + 4323
') Darunter Unterseekabel für 1.087201 £ (+ 795188 g.V.). ®) Darunter Unterseekabel für 50 £ (+ 50 g. V.).
9. September 1920.
mußte in einzelnen Zweigen teilweise sogar
mit verringerter Zeit gearbeitet werden. Der
Schweiz kommt nach Ansicht der Verwal-
tung unter den heutigen Verhältnissen und mit
Rücksicht auf die Rlektrisierung der Bahnen
eine größere Bedeutung als Absatz-
gebiet zu wie früher; die Inlandaufträge
dürften etwa 30% der Gesamtzitfer erreichen.
Da die Nachfrage nach Transformatoren,
besonders solehen größerer Leistung, dauernd
sehr bedeutend ist, wird die Gesellschaft ihre
Fabrikationseinrichtungen dafür wesentlich er-
weitern. Diejenigen für elektrische Lokom o-
tivausrüstungen genügen jetzt der Liefe-
rung von 40 bis 50 großen Lokomotiven im
Jahr. Allein für die zerstörten französischen
Kohlenminen hat das Unternehmen Aufträge
auf 63 Fördermaschinen mit einer Motoren-
leistung von je rd 430 PS, die allerdings zum
größten Teil in Frankreich hergestellt werden
müssen. Als besondere Neuheiten werden in
dem Bericht die Ausführung der ersten,
vollständig automatisch arbeitenden
Umformerstation des Kontinents in
Riehen bei Basel für die Straßenbahn Basel-
Lörrach und ein Elektrometall-Schmelz-
ofen für Rotguß genannt, der sich beim
elektrischen Schmelzen zinkhaltiger Legie-
rungen sehr gut bewährt und angesichts des.
gegenwärtigen Mangels an Koks und Schmelz-
tiegeln für alle Metallgießereien große Bedeu-
tung haben soll. .—
Die Ende Juni abgeschlossene Bilanz der
Bank für elektrische Unternehmungen,
Zürich, ergibt nach Heranziehung sämtlicher
Reserven einen Passiv-Saldo von 6,667 Mill. Fr
(4,13 i. V.) und die nur gemäß einer Verord-
nung des Bundesrats unter die Aktiven einzu-
stellenden „ungedeckten Valuta-Kursverluste‘
sind auf 49,344 Mill. Fr angewachsen (18,51 i.
V.). Angesichts dieses durch die Entwertung
der ausländischen Valuten, insbesondere der
Markdevise, verursachten ungünstigen Bilanz-
resultates hält sich der Verwaltungsrat nicht
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft
36. 719°
mehr für befugt, Kapitalrückzahlungen vor-
zunehmen, und ersucht deshalb die Inhaber
der demnächst fälligen Kassenscheine und Obli-
' gationen um Stundung bis zur Vorlage eines
umfassenden Reorganisationsplanes. Wie
mitgeteilt wird, sieht dieser vor, die Obliga-
tionen und Kassenscheine sowie die sonstigen
Schulden durch mit kumulativer Dividende
von 6% ausgestattete rückkaufbare Vorzugs-
aktien zu ersetzen, die Unterbilanz mittels
Herabsetzung des Aktienkapitals (75
Mill. Fr) auf ein Viertel des Nominalbetrages
zu beseitigen, den demgemäß auf jede Aktie
abgeschriebenen Betrag durch einen Genuß-
schein ohne Nennwert, aber mit Anspruch
auf Gewinnbeteiligung, nach Befriedigung der
Vorzugs- und Stammaktien mit 6%, zu er-
setzen und .das Rechtsverhältnis für den
Liquidationsfall analog zu ordnen. Die Einzel-
heiten der Sanierung sollen mit Begründung
in dem Geschäftsbericht für 1919/20 mitge-
teilt werden.
=
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Potsdamer Str. 86.
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306.
Auszug aus der Tagesordnung für die xxXVI.
Jahresversammlung in Hannover vom 23. bis
27. September 1920.)
Donnerstag, den 23. September.
81, Uhr: Vorstandssitzung, Altes Rathaus.
2 Uhr: Ausschußsitzung, ‚,
81% Uhr: Begrüßungsabend, ‚,
„
„
Freitag, den 24. September:
9 Uhr: Erste Verbandsversammlung,
Altes Rathaus: Ansprache; Vortrag
des Herrn Minist.-Dir. Dr. Sym-
her „Flußwasserkräfte und
lektrizitätsversorgung‘‘, Ge-
schäftliches.
2 Uhr: Besichtigung industrieller An-
Beer
71% Uhr: Besuch der Schauburg. z
Sonnabend, den 25. September:
9 - Uhr: Zweite Verbandsversammlung,
Altes Rathaus: Geschäftliches, Vor-
träge der Herren Schrottke und Trö-
ger über ‚„Schutzeinrichtungen und
Betriebvon Großkraftübertragungen‘“.
2% Uhr: Dritte Verbandsversammlung,
2 Altes Rathaus: Berichte des Herrn Dr.=
Sng. GrafArcoüber „Die drahtlose
Nachrichtenübermittelung für
Uberlandwerke“ und des Herrn
G. Grabe über „Die Entwicke-
lungsmöglichkeiten der Selbst-
anschluß-Fernsprechämter.“
Vorträge des Herrn Prof. Dr. K. W.
Wagner über: „Das Mehrfachfern-
sprechen und -telegraphieren auf Lei-
tungen mit Hochfrequenz‘“ und des
Herrn Reg.-Baumeister a. D. Bartel
über ‚Torfkraftwerke‘“. :
Uhr: Zwanglose Zusammenkunft in
. der Stadthallen-Restauration.
Sonntag, den 26. September:
9 Uhr: Versammlung aller an der
„Elektrischen. Woche‘ beteiligten
re und Verbände in der Stadt-
alle.
Ansprachen, Vortrag des General-
sekretärs Dr. G. Dettmar über:
„Die "Prüfstelle des . VDE“,
„Streifzüge im Film durch das
Arbeitsgebiet des Elektrotech-
nikers‘, erläutert durch Direktor P.
Schuster.
Anschließend hieran Filmvorführung:
„Beschäftigung Kriegsblinder
in der Industrie‘ durch Herrn
Direktor Perls von den Siemens-
Pr
Y
- Sehuckertwerken. x
. 21%, Uhr: Kaffeezusammenkunft im Tier-
garten.
r, 6 Uhr: Orgelkonzert im “ Kuppelsaale
‚der Stadthalle.
Montag, den 27. September: E=
81, Uhr: Fahrt nach Minden zur Be-
sichtigung des Weserabstieges.
Baldige Anmeldung ist dringend
erwünscht insbesondere mit Rück-
sicht auf die Beschaffungvon Zimmern.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
Dr.-öng. G. Dettmar.
t) Die ausführliche Tagesorduung ist abgedruckt
„ETZ* 1920, Heft 30, 8. 59.
VEREINSNACHRICHTEN,
Bericht
über die Tätigkeit des Verbandes seit der letzten
Jahresversammlung.
. Wenn auch die durch den Krieg unter-
brochene normale Tätigkeit des Verbandes
schon vor der Jahresversammlung in Stuttgart
z. T. wieder aufgenommen worden war, so
konnte dies damals jedoch nur in geringem
Umfange geschehen, da die Arbeiten für die
Übergangszeit die vorhandenen Kräfte noch
ziemlich stark beschäftigten. Außerdem war
auch die allgemeine Lage Ende 1918 und in der
ersten Hälfte 1919 noch eine so unsichere, daß
die Arbeiten der Kommissionen vor der Jahres-
versammlung in Stuttgart noch sehr einge-
schränkt werden mußten. Z. T. hat die Un-
sicherheit der politischen Lage auch noch auf
die erste Hälfte der Berichtszeit zurückgewirkt,
so daß auch diese noch vielfachen Einschrän-
kungen unterlag, und erst in der zweiten Hälfte
des Arbeitsjahres konnten die Kommissionen
ungestört tätig sein. Daß aber trotz der sch wie-
rigen Verhältnisse, die noch bis zum März 1920
vorlagen, die Tätigkeit eine umfangreiche ge-
wesen ist, ersieht man daraus, daß die Zahl der
abgehaltenen Sitzungen außerordentlich groß
ist. Es hielten ab der Vorstand 4 Sitzungen,
der Ausschuß 1 Sitzung und die Kommissionen
und Unterkommissionen 198 Sitzungen. Letz-
tere Zahl liegt weit über der höchsten (116), die
in dem bisher arbeitsreichsten Jahre des Ver-
bandes, nämlich dem Jahre 1913/14 erreicht wor-
den war. Erschwerend für die Tätigkeitkamnoch
hinzu, daß in der Berichtszeit die Geschäfts-
räume des Verbandes verlegt worden sind, wo-
durch unter den heutigen schwierigen Verhält-
nissen eine immerhin beträchtliche Unter-
brechung der Arbeiten bedingt wurde. Die
Jahresversammlung in Stuttgart hatte sich
sehr eingehend mit-der Frage der Soziali-
sierung der Elektrizitätswirtschaft befaßt und
ihre Ansicht in einer Entschließung niederge-
lest, die den zuständigen Behörden und der
Nationalversammlung zur Kenntnis gebracht
worden ist. Es wurde des weiteren dem in Stutt-
gart gefaßten Beschlusse entsprechend sofort
nach Ar Jahresversammlung ein Ausschuß aus
Vertretern aller beteiligten Fachverbände ein-
gesetzt, der den Gesetzentwurf begutachtet
und entsprechende Vorschläge gemacht hat.
Wie schon vor der Jahresversammlungin Stutt-
gart die Fachkreise nicht gehört worden sind,
so wurde auch diesmal wiederum keinerlei
Rücksicht auf die Außerung des erwähnten Aus-
schusses genommen. Das Sozialisierungsgesetz
wurde unter ausschließlicher Berücksichtigung
politischer Verhältnisse gegen die Ansichten
fast aller beteiligter Fachverbände leider doch
am 31. XII. 1919 in Kraft gesetzt. Als nun
in diesem Frühjahr der in dem erwähnten Ge-
setz vorgesehene Beirat gebildet werden sollte,
| geschah dies wiederum, ohne daß das Reichs-
schatzministerium sich mit dem Verbande als
dem allgemein anerkannten Vertreter der ge-
samten deutschen Elektrotechnik in Verbin-
dung gesetzt hatte. Sehr energische Beschwerde-
schreiben erzielten keinen Erfolg und auch eine
Beschwerde an den Reichskanzler nicht. Nach-
dem vor einigen Monaten die Leitung des
Reichsschatzministeriums gewechselt hat, wur-
den sofort die Verhandlungen wegen Vertre-
tung des Verbandes im Beirat für die Elektrizi-
tätswirtschaft wieder aufgenommen. Eskonnte
aber leider keine Änderung mehr erzielt wer-
den. Es ist aber zu hoffen, daß die neue Re-
gierung das Verfahren der früheren soweit ir-
gedn möglich Sachverständige von der Mit-
arbeit bei der Sozialisierung der Elektrizitäts-
wirtschaft auszuschließen, verlassen wird. Der
neue Herr Reichsschatzminister hat uns in Aus-
sicht gestellt, außer den Mitgliedern des Bei-
rates auch noch weitere. Sachverständige her-
anzuziehen.
Das Reichspostministerium hat auf unse-
ren Antrag hin die „Vorschriften bei Kreuzung
und Näherung von Starkstrom- und Schwach-
stromleitungen‘‘ gemildert.!) Dasselbe ist auch
geschehen hinsichtlich der Kreuzungen von
Starkstromanlagen mit Bahnen?) seitens des
Preußischen Ministeriums der öffentlichen Ar-
beiten.
Die schon seit langen Jahren bestehenden
freundschaftlichen Beziehungen zu anderen
technischen Vereinen und Verbänden wurden
auch im letzten Jahre wieder gepflegt, und es
kam so eine Reihe gemeinschaftlicher Arbeiten
zustande. Die guten Beziehungen, die schon
von jeher zwischen dem Verein Deutscher In-
genieure und unserem Verbande bestanden
haben, führten im vorigen Jahre zu der ge-
meinschaftlichen Begründung (auch mit dem
Verein Deutscher Eisenhüttenleute) der ‚‚Tech-
nischen Auslandszeitschrift‘‘, die am Anfang
des Jahres 1920 zu erscheinen begonnen hat.
Sie hat besonders im Auslande sehr befriedigt,
und es ist zu hoffen, daß dieses gemeinschaft- .
liche Unternehmen ein erfolgreiches sein wird.
Auf Vorschlag des Vorstandes des Vereins
Deutscher Ingenieure ist nun das freunschaft-
liche Verhältnis dadurch noch enger gestaltet
worden, daß unser Verband aufgefordert wor-
den ist, zwei Vertreter in den wissenschaftlichen
Beirat des Vereins Deutscher Ingenieure zu
entsenden. Als solche wurden vom Vorstand
die Herren Klingenberg und Dettmar ge-
wählt. Es schweben weiterhin augenblicklich
Verhandlungen, um den Mitgliedern des Ver-
bandes dieselben Vorzüge bei dem Bezug der
Zeitschrift ‚Betrieb‘ zu sichern, wie sie die
Mitglieder des Vereins Deutscher Ingenieure
genießen. Bei dem vom Verein Deutscher In-
genieure gebildeten Ausschuß ‚Technik und
Landwirtschaft‘ hat der Verband mitgewirkt,
und er wird auch fernerhin die bedeutenden In-
teressen, die die Elektrotechnik in der Land-
wirtschaft hat, dort vertreten.
Seit einigen Monaten schweben Verhand-
lungen, um eine anerkannte Vertretung der
Landwirtschaft bei den Arbeiten unserer Kom-
missionen zu erhalten. Leider konnten sie nur
langsam vorwärts kommen, weil das Reichs-
ministerium für Landwirtschaft umgebildet
worden ist und auch die. gesetzliche Berufsver-
tretung der Landwirtschaft vollkommen neu
organisiert wird. Das neue Landwirtschafts-
kammergesetz ist erst im August in Kraft ge-
treten, so daß erst die allmähliche Entwick-
lung der verschiedenen landwirtschaftlichen
Organisationen abgewartet werden muß, bevor
ein Ergebnis erreicht werden kann.
Auch mit dem Deutschen Verband tech-
nisch-wissenschaftlicher Vereine wurde im letz-
ten Jahre wieder sehr ersprießlich zusammen-
gearbeitet, u. zw. in der Weise, daß wir in den
von ihm gebildeten Ausschüssen
für technisch-statistische Fragen,
für technisches Büchereiwesen,
für Verbesserung der naturwissenschaft-
lichen Unterrichtsmittel,
Vereinheitlichung des Verkehrswesens,
akademische Bildungsfragen,
für Verwaltungsreform in Preußen und
für technische Literatur
vertreten waren. Auch die weitere Bearbeitung
der vor dem Krieg bereits begonnenen Schieds-
erichtsordnung ist von einem besonderen, an
Ei Deutschen Verband angegliederten Aus-
schuß wieder aufgenommen worden, und er hat
für
für
1) „ETZ“ 1920, S. 78.
„ETZ“ 1920, 8. 421.
720
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 36.
9. September 1920.
seine Arbeit nunmehr fertiggestellt. Sie -ist
unter der Bezeichnung ‚Schiesdgerichtsord-
nung vom .21. IV. 1920 des Deutschen Aus-
schusses für das Schiedsgerichtswesen, ge-
bildet vom Deutschen Verband technisch-
wissenschaftlicher Vereine‘, jetzt herausge-
geben worden und kann von der Geschäfts-
stelle des Ausschusses, Berlin NW.7, Sommer-
Straße da zum Preise von.2 M für das Heft
bezogen werden.
Der Ausschuß für Gebührenordnung(AGO)
hat gleichfalls die durch den Krieg unter-
brochenen Arbeiten unter unserer Beteiligung
wieder aufgenommen und sie zum Abschluß
gebracht. Die neue Gebührenordnung der Ar-
chitekten und Ingenieure enthält jetzt auch
gesonderte Bestimmungen über Leistungen bei
maschinellen und elektrischen Anlagen. Sie ist
im Verlage von Julius Springer unter der Be-
zeichnung „Gebührenordnung der Ingenieure
1920‘ zu beziehen.
Auch an den Beratungen. des Deutschen
Ausschusses für technisches Schulwesen und
des Ausschusses für Einheiten und Formel-
größen haben wir uns im letzten Jahre wieder
beteiligt.
Auf Vorschlag des Elektrotechnischen Ver-
eins wurde kürzlich ein Ausschuß zur Erfor-
schung elektrischer Unfälle gebildet, u. zw.
unter Mitwirkung der Berliner Medizinischen
Gesellschaft, der Deutschen Pathologischen
Gesellschaft, der Deutschen Physiologischen
+esellschaft, der Gesellschaft für vergleichende
Pathologie und pathologische Anatomie, des
Verbandes der Deutschen Berufsgenossen-
schaften und des Zentralkomitees für das
Rettungswesen in Preußen. Auch wir haben
uns daran beteiligt und die Herren Brunen-
busch, Passavant, Schrottke und Vogel
als unsere Vertreter in diesen neuen Ausschuß
entsandt.
Die Technische Nothilfe haben wir tun-
lichst unterstützt und die zum Verband gehöri-
gen Vereine gebeten, auch ihrerseits das gleiche
zu tun.
Es hat sich als notwendig herausgestellt,
einige Teile unserer Satzung zu ändern. Danun
im Verlaufe der letzten Jahre mehrfach Ande-
rungen vorgenommen werden mußten, erschien
es zweckmäßig, die Satzung einmal einer völli-
gen Neubearbeitung zu unterziehen. Der Ent-
wurf zu dem neuen Wortlaut-nebst einer kur-
zen Erläuterung hierzu ist „ETZ“ Heft 35,
S. 701, abgedruckt gewesen, so daß daraus
alles wesentliche zu ersehen ist. .
Die nach dem Kriege wieder aufgenom-
menen Arbeiten betreffend Schaffung einer
Prüfstelle sind jetzt so weit abgeschlossen, daß
diese Neueinrichtung des Vrebandes ihre Tätig-
keit vor kurzem aufgenommen hat. Uber die
Einzelheiten wird anläßlich der gemeinsamen
Veranstaltung bei der Elektrischen Woche in
Hannover noch ausführlich berichtet werden,
so daß hier nur darauf hingewiesen werden
braucht.
Der Redaktionsausschuß der „ETZ‘“, der
während der Kriegszeit nicht gearbeitet hat,
nahm seine Tätigkeit wieder auf und wurde
durch Zuwahl einer größeren Anzahl von
Herren verstärkt. Er hat außerdem einen
engeren Ausschuß gebildet, der öfter zusam-
menkommt und laufende Angelegenheiten mit
Verlag und Schriftleitung behandelt. Der Re-
daktionsausschuß hat mit Erfolg eine ganze
Anzahl Verbesserungen bei der „ETZ“ veran-
laßt und weitere befinden sich in Vorbereitung.
Besonders erwähnt sei noch, daß in Aussicht
genommen ist, vom 1. I. 1921 ab das Format
der „ETZ“ auf das im allgemeinen bei tech-
nischen Fachzeitschriften übliche zu bringen.
Die großen Schwierigkeiten, in denen alle
technischen Zeitschriften sich infolge des un-
geheuer gestiegenen Papierpreises befinden,
hatte sich naturgemäß auch bei der „ETZ‘ be-
merklich gemacht und dazu geführt, daß ein
Verlust von außerordentlicher Höhe zu ent-
stehen drohte. Da dieser eine solche Größe er-
reichte, daß seine Beseitigung durch Erhöhung
der Mitgliederbeiträge und Abonnements kaum
noch erreicht werden konnte, erschien es not-
wendig, eine Hilfe seitens der Industrie zu er-
bitten, die auch gewährt wurde. Dadurch war
es möglich, den jetzigen Umfang der „ETZ“
zunächst beizubehalten, ohne die Beiträge der
Mitglieder allzusehr steigern zu müssen, Her-
vorgehoben sollen auch hier noch die Schwie-
rigkeiten werden, die bei der „ETZ‘ wie bei
allen technischen Zeitschriften bezüglich der
Unregelmäßigkeit der Postbestellung im letz-
ten Jahre eingetreten sind. Leider haben sich
die Verhältnisse bei der Post so verschlech-
tert, daß die Mitglieder vielfach über unregel-
mäßige Zustellung zu klagen häben. Jede
Woche gehen eine große Zahl der aufgegebenen
Exemplare der Zeitschrift verloren. Die Mit-
glieder müssen daher jetzt mehr als früher
selbst auf den regelmäßigen Eingang der Hefte
achten und .bei unregelmäßiger Lieferung so-
>
fort bei dem zuständigen Postamt Beschwerde
führen. Bei den außerordentlich hohen Papier-
preisen muß die Auflage der Zeitschrift be-
schränkt werden, so daß die Nachlieferung ver-
lorengegangener Hefte vielfach unmöglich ist,
namentlich nach längerer Zeit.
Um die Studierenden schon -vor. Eintrtit
in die Praxis mit den Arbeiten des Verbandes -
möglichst bekannt zu machen, ist im Laufe des
letzten Jahres eine Preisermäßigung der vom
Verbande herausgegebenen Drucksachen für
‚Studierende eingeführt worden und es ist beab-
sichtigt, vom Januar 1921 ab auch die „ETZ“
den Studierenden zum Vorzugspreise. zu lie-
fern. Die Einzelheiten hierüber befinden sich
noch in Beratung und werden später bekannt-
gegeben werden. 2
Die Jahresversammlung in Stuttgart hatte
dem Vorschlage betreffend Bildung eines Tech-
nischen Hauptausschusses zugestimmt, und die-
ser ist dann gleich nachher ins Leben gerufen
worden. Bei seinem ersten Zusammentritt hat
er alle bisher bestehenden Kommissionen mit
Ausnahme der Kommission für Errichtungs-
und Betriebsvorschriften neu gebildet, u. zw.
nach den auf der letzten Jahresversammlung
festgelegten Gesichtspunkten.!) Da hiernach
zur Bildung der Kommissionen das Zusammen-
wirken einer ganzen Reihe von Vereinen und
Verbänden notwendig war, hat es längere Zeit
gedauert, bis sie gebildet waren und ihre Ar-
beiten aufnehmen konnten, so daß der größte
Teil derselben erst Anfang Februar mit den
Sitzungen beginnen konnte. Wenn trotzdem,
wie anfangs dieses Berichts erwähnt wurde,
noch fast 200 Sitzungen der Kommissionen
und Unterkommissionen stattgefunden haben,
so war dies nur möglich unter außerordent-
licher Inanspruchnahme aller Beteiligten. Trotz
der kurzen Zeit, die dann noch zur Verfügung
stand, ist es aber doch gelungen, noch eine
ganze Reihe von Arbeiten so rechtzeitig fertig-
zustellen, daß sie der Jahresversammlung in
Hannover unterbreitet werden können. as
nähere wird bei den einzelnen Kommissionen,
über deren Tätigkeit nunmehr berichtet wer-
den soll, erwähnt werden.
Nachstehend soll nun bei jeder Kommission
zunächst ihr Arbeitsprogramm, so wie es
„ETZ‘““ 1920, S. 361, bekanntgegeben war, ab-
gedruckt und im Anschluß daran gesagt wer-
den, wie weit dieses Programm Erledigung ge-
funden hat bzw. in welchem Zustande sich die
einzelnen Arbeiten befinden.
1. Kommission für Errichtungs- und
Betriebsvorschriften:
a) Durchsicht der Vorschriften für den An-
schluß von Schwachstromanlagen an Nie-
derspannungs-Starkstromnetze.
b) Merkblatt für landwirtschaftliche Anlagen.
ce) Vorschriften für aussetzende Betriebe.
d) Durchsicht der Errichtungs- und Betriebs-
vorschriften. =
e) Durchsicht der Bahnvorschriften.
Die Kommission hat, wie schon im vori-
gen Jahre, an dem Abbau der Ausnahmebe-
stimmungen durch Schaffung der Übergangs-
bestimmungen gearbeitet. Von dem vor-
stehenden Programm ist die Arbeit unter a)
fertiggestellt und „ETZ‘‘ 1920, S. 679 veröffent-
licht worden. Sie soll der Jahresversamm-
lung zur Beschlußfassung vorgelegt werden.
Die Arbeit unter b) mußte zurückgestellt wer-
den, da die Verhandlungen über die Vertretung
der Landwirtschaft wie vorstehend ausgeführt,
sich hinausgezögerthaben. Es ist aber zu hoffen,
daß sie in kurzer Zeit wird zu Ende geführt
werden können. Seitens des Verbandes sind
alle Vorarbeiten fertiggestellt. Die Vorschrif-
ten für aussetzende Betriebe befinden sich in
Beratung in einer besonderen Unterkommission.
Sie sind sehr umfangreich und können infolge-
dessen erst in einigen Monaten ihren Abschluß
finden. Die unter d) erwähnte Arbeit soll erst
im nächsten Jahre in Angriff genommen wer-
wenn die Durchsicht einer Reihe von
anderen wichtigen Verbandsarbeiten weiter
fortgeschritten ist. Die Neubearbeitung der
Bahnvorschriften wird von der neugebildeten
Bahnkommission, über die weiter unten be-
richtet wird, zu übernehmen sein. Im übrigen
sei auf den besonderen Berieht der Kommission
für Errichtungs- und Betriebsvorschriften, der
„ETZ“ 1920, S. 361 abgedruckt war, hinge-
wiesen. }
den,
2. Kommission für. Freileitungen:
a) Durchsicht der Normen für Freileitungen.
b) Durchsicht der Kreuzungsvorschriften.
Die Durchsicht der bestehenden Bestim-
mungen über Freileitungen ist soweit fort-
geschritten, daß der erste Entwurf der Neu-
fassung in kurzer Zeit wird veröffentlicht wer-
den können. Näch Verarbeitung der Äuße-
rungen wird ein zweiter Entwurf aufgestellt
1) „ETZ“ 1920, S. 185.
o
ON
f) Prüfvorschriften für sämtliche Isolatoren-
unterbreitet werden. Die übrigen im vorste-
.henden Programm erwähnten befinden sich in
a) Durchsicht der „Normen für isolierte Lei-
c) Normung von Leitungen zum Anschluß von
mungen.
und der Jahresversammlung 1921 zur Be-
schlußfassung vorgelegt werden. Bezüglich
der Kreuzungsvorschriften sind Verhandlun-
gen mit: dem Reichsverkehrs-Ministerium, das
nunmehr die Angelegenheit einheitlich für
ganz Deutschland bearbeiten wird, aufgenom-
men worden und es ist beabsichtigt, die Be-
ratungen jetzt sehr zu beschleunigen, nachdem
der erste Entwurf für die neuen Bestimmungen
über die Freileitungen fertiggestellt ist. Es
war leider nieht möglich, die Kreuzungsvor-
schriften vorher energisch in Angriff zu nehmen,
da die Freileitungsbestimmungen einen zu
großen Einfluß darauf haben und deren Ände-
rung zu stark auf die Bestimmungen über
Kreuzungen zurückwirkt.
-3. Kommission für Fahrleitungen:
a) Schleifleitungen und Stromabnehmer für
Straßen und Kleinbahnen.
b) Schleifleitungen und Stromabnehmer für
Grubenbahnen. ;
c) Schleifleitungen und Stromabnehmer für
Industriebahnen und Bagger.
d) Schleifleitungen und Stromabnehmer für
. Transport- und Hebezeuge.
Diese Kommission, die erst im letzten
Jahre eingesetzt worden ist, hat drei Unterkom-
missionen, für die Hauptgebiete der Straßen-
und Kleinbahnen, der Gruben- und Industrie-
bahnen und der Transporteinrichtungen, Hebe-
zeuge usw. gebildet, die mit der Ausarbeitung
eines Entwurfes von Bestimmungen für Fahr-
und Schleifleitungen und Stromabnehmer be-
it sind, der später veröffentlicht werden
wırd. '
4. Kommission für Erdung:
a) Durchsicht der Leitsätze für Schutzerdun-
gen.
b) Leitsätze für Erdung bei Niederspannungs-
anlagen.
Die Arbeiten der Kommission können
erst mit Erfolg weitergeführt werden, wenn um-
fangreiche Versuche, die an einem großen Lei-
tungsnetz durchgeführt werden, erledigt sind.
Diese Versuche werden voraussichtlich im
Herbst dieses Jahres abgeschlossen werden.
5. Kommission für Überspannungs-
schutz:
a)
' rate. |
) Anleitung für den Bau überspannungs-
‚sicherer Anlagen. *
) Richtlinien für den Überstromschutz von
Maschinen und Apparaten. |
Richtlinien für den Überstromschutz von
Leitungen und Leitungsnetzen.
Je eine Unterkommission für UÜberspan-
nungsschutz und für Überstromschutz haben
Richtlinien vorbereitet, die voraussichtlich in
kurzer Zeit schon werden zur Außerung ver-
öffentlicht werden können. Die Arbeiten wer-.
den in engem Zusammenhange mit der Kom-
C
u
mission für Hochspannungsapparate durchge-
führt und es ist zu erwarten, daß der Jahres-
versammlung 1921 einige Ergebnisse werden
vorgelegt werden können.
6. Kommission für Porzellan-
isolatoren:
a) Normen für Freileitungsisolatoren.
by=5; „ Niederspannunssisolatoren in
Innenräumen. :
ce) Normen für Stützer und Durchführungen.
Stützer für Meßwandler.
x
) ” 2)
‚„ Stützer für 60000 u. 100000 V.
arten. ; e,
Die Arbeiten unter a) bis c) und unter f)
sind fertiggestellt und „ETZ“ 1920, S. 618 ver-
öffentlicht worden. Sie werden der Jahresver-
sammlung in Hannover zur Beschlußfassung
Vorbereitung und es ist ihre Fertigstellung für
die Jahresversammlung 1921 zu erhoffen.
7. Kommission für Drähte und
Kabel:
. tungen‘. =
b) Normung von Kabelgarnituren.
Heizapparaten.
d) Festlegung von
ausgußmasse.
e) Erweiterung der Belastungstabellen
Bleikabel bis 30 000 V.
f) Normenblätter über Belastungstabellen.
Anforderungen an Kabel-
Die Hauptarbeit der Kommission bestand
in dem Dr Abbau der Übergangsbestim-
ie
heraufgesetzt. Der Gummigehalt der Isolier-
hülle von Leitungen wurde erhöht und es ist
nunmehr beabsichtigt, möglichst bald wieder
zu Drähten zu kommen, deren Güte der vor
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für
Stärke der Bleimäntel wurde E
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KaDE 27 NEN wer
Richtlinien für Überspannungs- Schutzappa- ei
9. September 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920,
dem Kriege üblich gewesenen entspricht. ‚Den
Bedürfnissen entsprechend wurde für die Über-
gangszeit zunächst noch ein neues Handlam-
penkabel geschaffen („ETZ‘‘ 1920, S. 596).
Sobald die Lage des Rohstoffmarktes es
erlaubt, wird die Arbeit unter a) durchgeführt
werden. Die Normung von Kabelgarnituren
befindet sich in Vorbereitung, ebenso die Fest-
legung von Anforderungen an Kabelausguß-
masse. Die Belastungstabelle für Bleikabel bis
30 000 V. ist zunächst als Übergangsbestim-
mung herausgegeben. Es ist beabsichtigt, diese
Werte bei der späteren Durchsicht der Normen
für isolierte Leitungen mit zu verwerten. Es
befinden sich ferner Arbeiten in Vorbereitung,
die auf eine Festlegung einer einheitlichen Iso-
lationsstärke für Kabel von Spannungen bis
20 000 V hinzielen.
8. Kommission für Maschinen
und Transformatoren:
a) Durchsicht der Maschinennormen.
b) Durchsicht der: Anschlußbedingungen.
c) Einheitstransformatoren.
d) Normen über Maschinenleistungen, Dreh-
zahlen usw.
e) Normale Drähte und Isolationsstärken.
Die Kommission hat die Übergangsbestim-
mungen stark abgebaut, und es ist damit zu
rechnen, daß auf diesem Gebiete bald wieder
normale Zustände eintreten werden. Die Haupt-
arbeit der Kommission, die Durchsicht der Ma-
schinennormen, hat sich als eine so umfang-
reiche Arbeit herausgestellt, daß mit-deren
Fertigstellung frühestens im Jahre 1921 zu
rechnen ist. Ein besonderer Ausschuß tagt
schon seit langer Zeit wöchentlich und hat das
Material so weit überarbeitet, daß es bald mög-
lich sein wird, einen ersten Entwurf zu ver-
öffentlichen. Bei den Arbeiten hat sich ge-
zeigt, daß es notwendig ist, mehr Versuchsergeb-
nisse zur Verfügung zu haben, und es wurde
. daher ein besonderer „Forschungsausschuß für
Maschinen und Transformatoren‘ gegründet.
Die Anschlußbedingungen können erst einer
Durchsicht unterzogen werden, wenn die Ar-
beiten über die allgemeinen Maschinennormen
weiter gefördert sind und wenn die Kommission
für Anlaß- und Steuergeräte in ihren Arbeiten
. weiter fortgeschritten ist.
Die Bestimmungen überEinheitstransfor-
matoren sind fertiggestellt und ‚„ETZ“ 1920,
S. 576 veröffentlicht worden. Sie werden der
Jahresversammlung in Hannover zur Be-
schlußfassung vorgelegt werden. Für die Ar-
beiten unter d) und e) sind Vorbereitungen im
Gange, so daß deren Abschluß bis zum näch-
At Jahre “ voraussichtlich erwartet werden
ann.
9. Kommission für Installations-
material:
) Durchsicht der Vorschriften für Installa-
tionsmaterial.
) Normung der Installationssysteme.
) Normung des Verbindungs- und Verlegungs-
materials.
) Normung von Verteilungstafeln.
) Normung von Beleuchtungskörpern.
f) Richtlinien für Preislisten von. Installa-
tionsmaterial.
g) Aufstellung von Prüfformularen.
Die Übergangsbestimmungen sind im letz-
ten Jahre weiter abgebaut worden. Es ist zu
hoffen, daß sie mit dem Ablauf des Jahres 1920
im wesentlichen werden wegfallen können.
Die Arbeiten unter a) bis f) befinden sich
durchweg noch im Zustande der Vorbereitung.
Als Grundlage für die weitere Tätigkeit der
Kommission soll die Normung der Installa-
tionssysteme dienen, die jetzt so weit vorberei-
tet ist, daß die für die einzelnen Arbeiten ein-
gesetzten Unterkommissionen weiter arbeiten
können. Das Ergebnis der sehr umfangreichen
Arbeiten dieser Kommission wird sein, daß die
bisherigen Vorschriften für Installationsmate-
rial einer tiefgreifenden Umgestaltung unter-
zogen werden und daß der neue Entwurf für die
weitere Entwicklung der Installationstechnik
von größter Bedeutung sein wird.
Die Aufstellung von Prüfformularen, mit
der schon vor dem Kriege begonnen war, wird
weitergeführt und es sind die Formulare für
Schmelzsicherungen und für Dosenschalter
fertiggestellt. Sie sollen für die Arbeiten der
Prüfstelle des V.D.E. schon als Grun. lage die-
nen.
10. Kommission für Schaltapparate:;
a) Durchsicht der Vorschriften für‘ Schalt-
apparate,
b) Erweiterung der Vorschriften auf Luft-
Selbstschalter (Automaten), schwere Stecker
Akkumulatorenapparate und Schaltkästen.
e) Aufstellung von Normen für Streifensiche-
rungen einschl. der Kontaktblöcke.
Bezüglich der Übergangsbestimmungen
gilt das gleiche wie unter 9 gesagt.
Die Durchsicht der Vorschriften für
Schaltapparate ist soweit gefördert, daß ein
neuer Entwurf zu denselben voraussichtlich in
einigen Wochen wird veröffentlicht werden
können, so daß zu hoffen ist, daß die neuen V or-
schriften der Jahresversammlung 1921 zur
Beschlußfassung werden unterbreitet werden
können. ;
1l. Kommission für Anlaß- und
Steuergeräte:
a) Vorschriften für Bewertung und Prüfung
von Anlaß- und Steuergeräten.
b) Normung von Läuferspannungen.
Die Arbeit unter a) ist soweit vorbereitet,
daß in einigen Monaten ein Entwurf wird be-
kanntgegeben werden können. In diesem sind
ein Teil der früher zu den Schaltpaparate-V or-
schriften gehörigen Bestimmungen nunmehr
mit enthalten. Die Normung der Läuferspan-
nungen ist zunächst noch nicht in Angriff ge-
nommen und wird auch erst behandelt werden
können, wenn die Hauptarbeit unter a) im we-
sentlichen fertiggestellt sein wird.
12. Kommission für Hochspannungs-
apparate:
Durchsicht der Richtlinien für Hochspan-
.. nungsapparate.
B>züglich der Übergangsvorschriften gilt
gleichfalls das unter 9 Gesagte.
Die -Hauptarbeit der Kommission, - die
Durchsicht der bisherigen Richtlinien, wurde
zunächst durch eingehende Beratung einer
Unterkommission betreffend Kurzschlußstrom
vorbereitet. Eine besondere Unterkommission
für die Durchsicht der alten Richtlinien hat die
wichtigsten Punkte bereits bearbeitet und hier-
bei auch Übereinstimmung mit den neuen
Normen für Porzellan herbeigeführt. Weiter-
hin waren die Arbeiten über die im vorigen
Sahre beschlossenen Normen für Spannungen
über 100 V zu berücksichtigen und es wurde in
Aussicht genommen, die Normung der Ölschal-
ter bis zu 100 000 V auszudehnen und verschie-
dene Schutzarten für Ölschalter zu berücksich-
tigen. Weiterhin soll bei der Durchsicht der
alten Richtlinien das Gebiet der Meßwandler
aus dem Geltungsbereich ausgeschlossen und
die Regelung dieses Gebietes der Kommission
für Meßinstrumente übertragen werden. Der
Entwurf zu neuen Richtlinien wird voraussicht-
lich in einigen Monaten veröffentlicht werden
können. ä
13. Kommission für Zähler.
a) Normen für Zähler.
b) Erläuterungen zu Leitsätzen für die Bedin-
gungen, denen Elektrizitätszähler undMeß-
wandler bei der Beglaubigung genügen
müssen.
e) Bestimmungen über Sonderzähler. (Höchst-
verbrauchsmesser, Überverbrauchszähler,
und Ähnliches.)
Regeln für Bewertung und Prüfung von
Zählern.
Die Normen für Zähler sind fertiggestellt
und in der „ETZ‘‘ 1920, S. 537, nebst Erläute-
et von Herrn Strelow veröffentlicht wor-
den.
Die bereits vor dem Kriege begonnene
Arbeit unter b) ist, nachdem sie nochmals
einer Durchsicht unterzogen worden ist, „ETZ“
1920, 8. 638 veröffentlicht worden und soll
der Jahresversammlung zur Kenntnis ge-
bracht werden. Die Leitsätze selbst werden
von der Physikalisch-Technischen Reichsan-
stalt mit Gültigkeit vom 1. I. 1921 ab als Vor-
schriften erlassen werden. Zu e) sind zunächst
die Blindverbrauchszähler behandelt worden,
doch befindet sich diese Angelegenheit noch in
vorbereitendem Zustand, so daß noch nicht
gesagt werden kann, wann ein Abschluß erzielt
wird. Die Arbeit unter d) ist noch nieht in An-
griff genommen. e:
Dem bisherigen Programm soll in Zukunft
noch die Normung von Einzelteilen von Zäh-
lern hinzugefügt werden.
14. Kommission für Koch- und Heiz-
geräte:
a) Schaffung eines Einheitssteckers.
b) Durchsicht der bestehenden Normen und
Umwandlung in Vorschriften.
ec) Normung und Typung von Koch- und
Heizgeräten.
Die bereits vor dem Kriege in Angriff ge-
nommene Arbeit, betreffend Schaffung eines
Einheitssteekers wurde zu Ende geführt; dem-
gemäß mußten auch die Normalien für Koch-
und Heizapparate einer Neubearbeitung unter-
zogen werden. Die neuen Normen Sind „BETZ“
1920, 8. 680, veröffentlicht worden und werden
der Jahresversammlung in Hannover zur An-
nahme vorgelegt werden.
Betreffs Typung von Koch- und Heizge-
räten sind von den Fabrikanten bereits Vor-
arbeiten unternommen worden, zu denen eine
d
—_
Heft 36.
nehmen konnte.
21
\
Unterkommission bereits mehrfach Stellung
1 Ein Abschluß ist jedoch erst
im Laufe des Jahres 1921 zu erwarten.
15. Kommission für Meßinstrumente:
a) Vorschriften für Schalttafel-Meßinstru-
mente. i
b) Vorschriften für Meßwandler.
c) Normen für. Meßinstrumente.
d) Normen für Meßwandler.
Die Kommission hat einen vom Zentral-
verband der deutschen elektrotechnischen In-
durstrie vorgelegten Entwurf zu a) eingehend
behandelt und es befindet sich jetzt ein neuer
Entwurfin Vorbereitung, der nach nochmaliger
Beratung voraussichtlich wird veröffentlicht
werden. Auch ein Entwurf für Meßwandler ist
bereits vorgearbeitet und wird von einer Unter-
kommission weiter behandelt. Auch dieser
Entwurf wird wohl in einigen Monaten zur
Veröffentlichung gelangen können. Die Ar-
beiten unter ec) und e) sind noch nicht in An-
griff genommen und es kann diese erst ge-
schehen, wenn die Arbeiten unter a) und b)
weiter gefördert sind.
16. Kommission für Lichttechnik.
a) Normung der Abmessungen von Glühlam-
pen.
b) Bezeichnung und Beschriftung von Glüh-
lampen.
ce) Bewertung elektrischer Lichtquellen.
d) Normung von Zubehör zu Glüh- und Bogen-
lampen (Armaturen).
e) Durchsicht der Prüfvorschriften.
f) Aufstellung eines Merkblattes für Beleuch-
tung:
Für die Bewertung elektrischer Licht-
quellen sind die Vorarbeiten im Gange, deren
Abschluß für den Herbst dieses Jahres zu er-
warten ist, so daß damit dann Grundlagen für
die weiteren Arbeiten der Kommission ge-
geben sind. Ebenso befinden sich die Arbeiten
unter d) und f) in Vorbereitung und es ist be-
absichtigt, die Arbeiten der früheren Licht-
kommission den jetzigen Anschauungen ent-
sprechend umzuarbeiten und zu einer einheit-
lichen Arbeit zusammenzufassen.
17. Kommission für Isolierstoffe:
Klassifizierung von Isolierstoffen.
Die Kommission ist damit beschäftigt, die
Frage zu prüfen, ob die 1914 aufgestel,ten Prüf-
vorschriften einer Umarbeitung bedürfen. An
der bereits vor dem Kriege begonnenen Klassi-
fizierung der Isolierstoffe wird weiter gear-
beitet und es sind hierfür eine Reihe Unter-
kommissionen eingesetzt worden. Herr Dr.
Bültemann, Dresden, ist im Auftrage der
Kommission damit beschäftigt, die vorhandene
Literatur über Isolierstoffe kritisch zusammen-
zustellen, damit sie für dei weiteren Arbeiten
der Kommission nutzbar gemacht werden kann.
18. Kommission für Erdstrom:
a) Prüfung der Frage, ob eine Durchsicht der
Erdstromvorschriften nötig ist.
b) Studium der Korrosionen an Kabeln und
Schutzerdungen.
Die Prüfung der Frage unter a) hat er-
geben, daß kein Anlaß vorliegt, die früher auf-
gestellten „Vorschriften zum Schutze der Gas-
und Wasserröhren gegen schädliche Einwir-
kungen der Ströme elektrischer Gleichstrom-
bahnen, die die Schienen als Leiter benutzen‘,
zu ändern. Die Kommission beabsichtigt sich
nunmehr der Arbeit unter b) zuzuwenden.
19. Kommission für Fernmelde-
anlagen.
IS
a) Durchsicht der Leitsätze für die Errichtung
elektrischer Fernmeldeanlagen.
b) Durchsicht der Normen für isolierte Lei-
tungen in Fernmeldeanlagen.
ce) Vorschriften und Normen für galvanische
Elemente.
d) Normen für Bestandteile der Schwach-
stromteehnik (Rundklemmen, Stecker, Stöp-
“sel usw.). -
e) Festlegung von schematischen Darstellun-
en.
f) Denen in der Fernmeldetechnik.
Da die Lage auf dem Rohstoffmarkte noch
nieht vollständig geklärt ist, wurde die unter b)
aufgeführte Durchsicht der Normen für 180-
lierte Leitungen erst vor kurzem in Angriff ge-
nommen. Im Anschluß daran kann erst die
Durchsicht der Leitsätze erfolgen. Vom Ver-
bande der Fabrikanten elektrischer Taschen-
lampenbatterien und galvanischer Elemente
sind Vorarbeiten für die Typung von galvani-
. schen Elementen nebst Vorschriften für die
Abnahme geleistet und eine Unterkommission
hat hierzu bereits Stellung nehmen können.
Besonders umfangreich waren die Arbeiten
betreffend Normung für Bestandteile der
Schwachstromtechnik. Der Entwurf zu Rund-
122
klemmen, der in der „ETZ‘ 1920, S. 681, ver-
öffentlicht ist, wird der Jahresversammlung
zur Beschlußfassung vorgelegt. Als weitere
Arbeiten sind unter anderm in Aussicht genom-
men die Normung von Steckern und Kabel-
schuhen. Der Unterausschuß zur Festlegung
von schematischen Darstellungen hat seine Ar-
beiten abgeschlossen. Die umfangreiche Arbeit
ist z. Zt. innerhalb der Kommission in Behand-
lung. Eine endgültige Fertigstellung wird vor-
aussichtlich Ende dieses Jahres erfolgen. Die
Arbeiten betreffend Benennungen in der Fern-
meldetechnik konnten bisher noch nicht auf-
genommen werden.
20. Kommission für Beeinflussung
von Schwachstromleitungen:
Leitsätze zur Verhinderung von Störungen in
Fernsprechleitungen.
Die bereits im Jahre 1914 begonnenen
„Leitsätze zum Schutze von Fernsprech-
Doppelleitungen gegen die Beeinflussung durch
Drehstromleitungen‘“ wurden nochmals durch-
beraten und fertiggestellt. Sie sind „ETZ“
1920, S. 597, veröffentlicht worden und werden
der Jahresversammlung zur Beschlußfassung
vorgelegt werden. Als weitere Arbeit beab-
sichtigt dieKommission nunmehr entsprechende
Leitsätze betreffend die Beeinflussung durch
Wechselstromleitungen in Angriff zu nehmen.
21. Kommission für Benennungen:
a) Aufstellung .einheitlicher Benennungen.
b) Systematik der Elektrotechnik.
e) Warenverzeichnis der Elektrotechnik.
Die Kommission hat die grundsätzlichen
Gesichtspunkte für ihre Arbeiten in einigen
Sitzungen aufgestellt und beabsichtigt nun-
mehr die einzelnen Gebiete durchzuarbeiten.
Bevor dies geschehen kann, und bevor die Ar-
beit unter c) in Angriff genommen werden
kann, war es notwendig, eine Systematik der
Elektrotechnik zu machen. Hierfür wurde eine
besondere Unterkommission eingesetzt, die in
mehreren Sitzungen einen Entwurf jetzt soweit
aufgestellt hat, daß er in einigen Wochen zur
Stellungnahme bekanntgegeben werden kann.
Zu den vorstehend aufgeführten 21 Kom-
missionen sind in den letzten Wochen noch
4 Kommissionen hinzugekommen, deren Bil-
dung sich soeben noch vollzieht. Es sind dies
die Kommissionen für Hochfrequenztechnik,
für Bahnen, für Praktikantenausbildung und
für Elektrizität auf Schiffen. Ihre Tätigkeit
können diese Kommissionen im wesentlichen
erst nach der Jahresversammlung in Hannover
aufnehmen.
Zur Ergänzung der. im vorigen Jahre be-
schlossenen ‚‚Normen für die Betriebsspannung
elektrischer Anlagen über 100 V‘‘ war ein Aus-
schuß eingesetzt worden, der die gleiche Arbeit
für Spannungen unter 100 V durchführen sollte,
Dieser Ausschuß hat seine Aufgabe erledistund
zunächst einen Entwurf veröffentlicht, zu dem
sehr viel Äußerungen eingegangen sind, die
wieder verarbeitet wurden und zu einem zwei-
ten Entwurf führten. Dieser ist „ETZ‘ 1920,
S. 443, abgedruckt und wird der Jahresver-
sammlung in Hannover zur Beschlußfassung
vorgelegt werden. Es war im vorigen Jahre
schon in Aussicht genommen worden, daß diese
Arbeit später mit der im vorigen Jahre fertig-
gestellten zu einem Ganzen vereinigt werden
soll, zu „Normen für Spannungen“. Dies wird
nach der Jahresversammlung zur Ausführung
kommen.
Vor wenigen Wochen ist vom Vorstand ein
neuer Ausschuß für Normung von Kabel-
schuhen eingesetzt worden, dessen Bildung sich
eben erst vollzogen hat. Er wird seine Ar-
beiten, die sich sowohl auf das Starkstrom-,
wie auf das Schwachstromgebiet erstrecken,
erst nach der Jahresversammlung aufnehmen
können. =
Vom Zentralverband der deutschen elek-
trotechnischen Industrie ist uns ein Entwurf
zu Normen für „Lieferrollen für Feindrähte‘‘
übergeben worden, der in der „ETZ‘“, Heft 28,
S. 558 zur Äußerung veröffentlicht war. Er
wird der Jahresversammlung zur Beschluß-
fassung vorgelegt werden:
Der Ausschuß für Bedienungselemente hat
Normen für feste isolierte Handgriffe nebst
dazugehörigen Griffdornen sowie Knöpfe für
Hochspannungsschalter aufgestellt, die „ETZ“
1920, S. 660, veröffentlicht sind. Sie sollen der
Jahresversammlung zur Beschlußfassung vor-
gelegt werden. In Aussicht genommen sind
ferner Normen für Steigbügelgriffe. Handräder
usw.. =
Der Ausschuß für Untersuchungen über
die Blitzgefahr hat zur Herbeiführung einer
Verbilligung und damit einer größeren Verbrei-
tung der Blitzableiter die bisherigen Leitsätze
und Erläuterungen dazu einer Durchsicht
unterzogen. Seine Vorschläge gehen dahin,
den Querschnitt der Blitzableiter z. T. zu ver-
kleinern und die Notwendigkeit von Plänen und
vollständigen Prüfungen auf größere Anlagen
einzuschränken. Die Beschlüsse dieses Aus-
schusses sind „ETZ“ 1920, S. 641, veröffent-
licht worden und es wird unserer Jahres-
versammlung empfohlen werden, ihnen bei-
zutreten.
Da die Arbeiten der jetzt bestehenden
25 Kommissionen und der verschiedenen Aus-
schüsse jetzt einen außerordentlich großen Um-
fang angenommen haben, ist in Aussicht ge-
nommen, in Zukunft ungefähr monatlich Be-
richte über die Tätigkeit der Kommissionen und
Ausschüsse in der „ETZ‘‘ zu erstatten, u. zw.
jeweilig immer. nur das zu bringen, was gerade
von Bedeutung ist. Dadurch soll eine Anteil-
nahme weiterer Kreise an den Arbeiten erreicht
werden. Es ist beabsichtigt, von November ab
diese Berichte laufend zu veröffentlichen.
Die Zahl der Mitglieder des Verbandes hat
sich erfreulicherweise seit der letzten Jahres-
versammlung bedeutend gehoben. Sie beträgt
z.:24t. 6341 gegen 5695 im vorigen Jahre und
6011 im Jahre 1914.
Auf die 22 zum Verband gehörigen Vereine
verteilt sich die Zahl der Mitglieder wie folgt:
Eigene Mitglieder Er 202
Elektrotechnischer Verein Berlin 1772
Elektrotechnischer Verein Aachen . 97
Elektrotechnischer Verein Breslau . 112
Elektrotechnischer Verein Dresden . 374
Elektroteehn. Gesellschaft Frankfurt . 419
Elektrotechnischer Verein Hamburg . 238
Elektrotechn. Gesellschaft Hannover . . 158
Elektrotechn. Gesellschaft Darmstadt . 52
Elektrotechn. Gesellschaft Köln . P 174
Elektrotechn. Vereinigung Leipzig . . . 303
Elektrotechn. Gesellschaft Magdeburg 1
Elektrotechnischer Verein Mannheim 224
Elektrotechnischer Verein München 217
Elektrotechn. Verein am Niederrhein . 95
Elektrotechn. Gesellschaft Nürnberg 166
Oberrheinischer Elektrotechn. Verein
Karlsruher re Se ae 157
Oberschlesischer Elektrotechn. Verein . 198
Elektrotechn. Verein des Rheinisch-West-
fälischen Industriebezirks . . . .. .. 527
Elektrotechn.. Verein an der Saar . . . 5].
Schleswig-Holsteinischer Elektrotechni- -
Scher. Vereins re eh
Thüringer Elektroteehn. Verein . ... . 122
Württembergischer Elektrotechnischer
Verein ER NEE ERS RTEN
6341
Durch den Tod haben wir die nachstehend
aufgeführten Mitglieder verloren:
Achtthaler, Georg, Postverwalter, München,.
Dachauerstr. 94 5
a en. Kommerzienrat, Ensheim ı. d.
alz.
Aschke, L., Verantwortl. Schriftleiter der
Zeitschrift f. „Dampfkessel u. Maschinenbe-
trieb‘‘, Berlin.
Braun, Franz,-Dr. phil., Frankfurt a. M.,
Hohenzollernplatz 85. ?
Brudermanns, Betriebsinspektor, Rheydt.
Cassirer, Hugo, Dr. phil. Chemiker, Char-
lottenburg.
Dihlmann, C., Baurat im Siemens-Schuckert-
Konzern, Siemensstadt. 5
Dolivo-Dobrowolsky, Michael, Dr.öng. e.h.
Darmstadt.
Esch, R., Obering., Mannheim.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 36.
ln nn ns
— re Se. FOR
9, September 1920
Estel, Fritz, Dipl.-Sng., Berlin. = ?
Goldschmidt, A. M., Ing., Geschäftsführer
der Brandenburgischen Carbidwerke, Berlin.
Heubach, Ottokar, Kommerzienrat, Dir. der
a Heubach, Lichte b. Wallen-
orf. i >
Horstmann, G., Ing., Karlsruhe. r 2
Junghans, Arthur, Geheimrat, PDr-dng.,
Schramberg. 2
Karsch, Arno; Ing., Berlin.
Kempter, Heinrich, Direktor,
Panoramastr. 19.
Leitgebel, B., Baurat, Breslau, Kleinburg-
Straße 21. : ”
Lorenz, E., Oberingenieur, Stuttgart, Wil-
helmplatz 13! =
Lüddeckens, Otto, Ing., Breslau,
Wilhelmstr. 187.
Meyer, Karl, Civiling., Dortmund. .
Ochs, Carl, Charlottenburg.
Otto, Carl, Baurat, Dir. d. Großen Berliner
Straßenbahn, Charlottenburg. 2
Rabels, Hans, Ing., Nauen ji. d.
straße. Se =
Raps, A., Dr. phil. Prof., Direktor der Siemens
& Halske A.-G. Wernerwerk, Siemensstadt.
Rendel, Gustav, Zivilingenieur, Frankfurt
a. M., Holzgraben 12.
Roenne,, Hermann, Ing., Charlottenburg.
Schilling, Ernst, Dir., Dortmund.
Schmitt, Friesenheim-Ludwigshafen.
Scholz, H., Obering., Breslau, Forcken-
beckstr. 8 -
Schorer, Th., Gerichtschemiker und Apothe-
ker, Lübeck. = SE
Schröder, Roman, ®Dipl.-$ng., Direktor des
Elektrizitätswerks Luxemburg, Luxemburg.
v. Siemens, Wilhelm, Dr.-Qng., Geh. Regie-
Tungsrat, Siemensstadt. e
Skirk; Carl, Elektrotechniker, Nowawes.
Tellmann, Wilhelm, Dir., Magdeburg, Träns-
berg 47/50.
Tepelmann, Bernhard, Dr., Verlagsbuch-
händler, Braunschweig. }
Weber, Leonhard, Dr. Prof., Geh, Regierungs-
rat, Kiel.
Durch dieallgemeine schwierige wirtschaft-
liche Lage hat sich leider auch die Finanzlage
des Verbandes gegenüber der vergangenen Zeit
außerordentlich verschlechtert. Während wir.
uns bisher in jedem Jahre noch beträchtlicher
Überschüsse erfreuen konnten, haben wir im
Geschäftsjahr1919. einen Verlustvon 88122,43M
zu verzeichnen. Von letzterem sind 34 579 M
auf Verluste an Effekten zurückzuführen. Der
übrige Teil des Verlustes rührt hauptsächlich
davon her, daß die Ausgaben für Gehälter und
die allgemeinen Unkosten für Reisen und
Bureau außerordentlich gestiegen sind. Dem-»
gegenüber steht eine Verringerung des Ge-
winnes an der „ETZ“. Da bei der letzten Jah-
resversammlung man sich schon darüber klar
sein mußte, daß die Finanzlage eine schlechtere
werden wird, wurde eine Erhöhung der Beiträge
der persönlichen Mitglieder von 20 auf 32 M,
und der korporativen Mitglieder von 30 au
100 M beschlossen. Leider hat sich aber dies
Maßnahme bei weitem nicht als ausreichend
erwiesen, da die wirtschaftlichen Verhältnisse
sich noch sehr viel ungünstiger gestaltet habe
als man damals erwarten konnte. Die Folg
davon ist, daß auch in dem laufenden Ge
schäftsjahr wieder mit einem großen Verlus
gerechnet werden muß. - Esist eben z. Zt. nich
‚möglich, einen der wichtigsten Einnahmeposten
Stuttgart,
Kaiser
Mark, Damm- 7
FR
gliederbeitrages auch während des Geschäfts-
jahres vom Ausschuß in gewissem Umfang
vorgenommen werden kann. Man muß jetztin
der Lage sein, sich der Änderung der wirt-
schaftlichen Verhältnisse schneller anpassen zu
können, als dies bei der alten Satzung möglich
‚war. DIn
‚Um eine weitere Steigerung der Einnahme
zu erzielen, ist der Preis des Drucksachen-
abonnements von 20 M für das Jahr kürzlich
auf 50 M erhöht worden. Sr
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. |
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er-
messen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.) -
Gleichstrommotoren für stark veränderliche
Spannung.
In dem Aufsatz auf $. 525 der „ETZ“
1920 stellt sich der Verfasser im Laufe seiner
Ausführungen die Aufgabe, den Anteil der
Hauptschlußwindungen y zu berechnen, wenn
die Zahl der Gegenwindungen X = © wird.
Er setzt in die in Frage kommende Gleichung
1,4 (1—-y)(H+X)+y.2/.(H+X)=15H+X.
X= mein; H bedeutet die AW-Zahl bei
220 V. |
Man erhält also: B 3
1,4 (1 y) (H+©)+y.2/3.(H+©)=1,5H+oo.
Der Verfasser schreibt nun wörtlich:
„Da hierin H gegenüber vernachlässigt werden
kann, ergibt sich 1,4 (1—y).o+y.?,o =
oder 3,
1,4 (1—-y)+2/; y= 1, daher y=0,545=54,5%.“
. Dieses Rechnungsverfahren ist indessen
mindestens formal unrichtig.- Ebensowenig,
wie eine Gleichung beiderseits durch Null ge-
I‘
%
T—6—66 ——
kürzt werden darf, darf sie beiderseits du
© geteilt werden. Es handelt sich hier um
eine Grenzwertrechnung, und es hätte richtig
wie folgt verfahren werden müssen: Wenn
in der obigen Gleichung X sich der Grenze ©
nähert, dann verschwindet der Wert H gegen
lässigt werden. Die Gleichung geht dann i
die näherungsweise richtige Gleichung
14.(1-y) X+y. 2. X-X
über. _Diese- Gleichung kann unbedenklie
durch X gekürzt werden, weil es im Gegens
zu dem vollständig unbestimmten fikti
9. September 1920.
> eine in allen 3 Gliedern gleiche sehr große
Zahl ( z. B. 1000 000) bedeutet. Man erhält
dann wie der Verfasser
1,4 (1—-y)+ ?/,-:y = 1 usw.
Daß das Resultat dasselbe ist trotz des
falschen Verfahrens, darf nicht wundernehmen,
da sich genügend Beispiele aus der Logik und
der Mat ematik dafür beibringen lassen, daß
auch aus falschen Prämissen Richtiges er-
schlossen werden kann. x
Aachen, 17. VII. 1920.
F\. E. Taussig.
Erwiderung. j :
Die Ausführungen des Herrn TAUSSIG
sind richtig; ich hatte die formal unrichtige, in
diesem speziellen Falle aber zu richtigem Er-
ebnis führende Berechnungsweise gewählt, um
iese kleine mathematische Nebenbereehnung
möglichst kurz erledigen zu können.
Z. Zt. Münstereifel, 14. VIII. 1920.
H. Roth.
Einzelbeleuchtung an Werkzeugmaschinen mit
niedervoltigen Lampen.
Auf S. 592 finde ich ein Referat aus
„Bleetrical Review‘‘ 1920, S. 548, worin zwecks
Vermeidung von Unglücksfällen an Werk-
zeugmaschinen die Einzelbeleuchtung mit 12
V-Lampen vorgeschlagen wird. Diese niedrige
Spannung wird in einer in den Motor einge-
wickelten Transformatorspule erzeugt. ie
Verwendung sehr niedriger Spannungen an
besonders gefährdeten Stellen des Betriebes
wird von mir schon seit Jahren befürwortet
und ist auch in vielen Betrieben zur Durch-
führung gelangt, allerdings leider meist erst
dann, nachdem schwere Unfälle vorgekommen
waren. Zu diesem Zwecke lasse ich an den
betreffenden Stellen kleine Transformatoren
anbringen, die meist wie Bogenlampenwider-
stände an der WanÄ oder auf Verteiltafeln be-
festigt werden können und die vorhandene
Spannung von 110 oder 220 V auf 15 V bringen.
Mehrere Lampen werden, wenn notwendig
oder zweckmäßig, an ein besonderes Netz an-
geschlossen, welches durch einen entsprechend
größeren Transformator versorgt wird. Die
vorgeschlagene Einwicklung von besonderen
Transformatorspulen in jeden Motor erscheint
dagegen doch verschiedene Nachteile zu be-
sitzen, wie die Abhängigkeit vom Betriebe des
betreffenden Motors, die Anbringung einer be-
sonderen Motorkupplung, welche die Vorzüge
des Einzelantriebes zum Teil hinfällig macht,
besondere Ausführung der Motoren, woraus
sich erhöhte Kosten und verlängerte Liefer-
zeiten gegenüber normalen, reihenmäßig' her-
gestellten ergeben. Aus diesen Gründen dürfte
doch die Verwendung kleiner Einzeltransforma-
toren vorteilhafter ‚sein. Leider war es nun
schon in der Vorkriegszeit schwierig, solche
kleine Transformatoren zu erhalten, und ist
dies heute unter dem Einflusse der sattsam
bekannten schwierigen wirtschaftlichen Ver-
hältnisse fast zur Unmöglichkeit geworden.
Es ist aber sicher eine lohnende Aufgabe für
Transformatorenfabriken, sie listenmäßig her-
zustellen, insbesondere in Anlehnung an die
bereits eingeführte Fabrikation von Klingel-
transformatoren. :
Tetschen a. E.;- 31. VLI. 1920.
W. Fulir mann.
LITERATUR.
Besprechungen.
Vorlesungen über elektrische Akkumu-
latoren. Mit Einführung in die elektro-
‚chemische Theorie. Von Prof. Dr. H. Pa-
weck. 101 S. in 8°. - Verlag von Franz
Deuticke. Wien 1919. Preis 4 M.
Wie der Titel besagt, soll das vorliegende
Buch nicht nur eine Beschreibung der elektri-
schen Akkumulatoren sein, sondern auch eine
Einführung in die elektrochemische Theorie,
u. zw. im weitesten Sinne, indem auch die
Grundlagen der theoretischen Chemie darin be-
sprochen sind. Über die Berechtigung eines
solchen Buches läßt sich streiten. Nach An-
gaben des Vorworts ist es für Studierende der
Elektrotechnik bestimmt. Ob es nun möglich
ist, einen solchen, bei welcheın dem Buche ge-
eV
mäß keinerlei Kenntnisse der Chemie voraus-
gesetzt werden, in einigen Vorlesungen soweit
zu bringen, daß er die theoretischen Ausfüh-
rungen, z. B. die Nernstsche Formel, begreift,
scheint etwas fraglich. Auch können die für
einen Elektrotechniker nötigen theoretischen
Der
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920.
Kenntnisse über den Akkumulator, wie viele
andere Werke zeigen, ihm in einer viel mehr
elementaren Form übermittelt werden, so daß
etwa ein Drittel des Buches für ihn wegfallen
könnte. Anderseits ist für den Elektrochemiker
und Physiker, der sich Spezialkenntnisse über
den Akkumulator aneignen will, der allgemein
theoretische Teil des Buches erst recht über-
flüssig. Dagegen soll nicht geleugnet werden,
daß es der Verfasser verstanden hat, eine ver-
hältnismäßig leicht verständliche Einführung
in die Elektrochemie zu geben, so daß der
theoretische Teil dieses Buches für diesen Zweck
nur zu empfehlen ist.
Der praktische Teil, welcher die Kapitel
enthält: Entwicklung des Gebietes, insbeson-
dere der Tudor-Akkumulatoren, stationäre und
transportablle Akkumulatoren, Plattenkon-
struktionen und ihre Verwendungszwecke (ta-
bellarisch), Einbau der Platten, Gefäße, Säure-
füllung, Automobilzellen, Lade- und Entlade-
kurve, EMK, Stromdichte, Kapazität, Güte-
verhältnis in Ah und Nutzeffekt in. Wh,
Zellenerkrankung und -behandlung, Nachweis
von Verunreinigungen, Überblick über die Ver-
wendung, Raum- und Gewichtsverhältnisse der
Akkumulatoren bietet naturgemäß nichts Be-
sonderes gegenüber den vielen Büchern über
Akkumulatoren. In dem Kapitel über die Ver-
wendung des Akkumulators vermisse ich bei
Kapazitätsbatterien die Erwähnung des Zellen-
schalters, bei Pufferbatterien diejenige der Zu-
satzmaschine, und bei Verwendung der trans-
portablen Akkumulatoren für Automobil- und
Lastwagenbetrieb fehlt eines der wichtigsten
Gebiete, nämlich die Droschken. Die Angaben
sind im allgemeinen richtig, wenn ich mich auch
mit verschiedenen Einzelheiten nicht einver-
standen erklären kann. So spielen z. B. die
Selbstentladung des Bleischlamms gegen das
Gitter, diejenige durch Bleisuperoxydteilchen
auf der negativen Platte und diejenige durch
Ausbildung einer Konzentrationskette für die
Praxis absolut keine Rolle. Die Darstellungs-
weise ist eine gute, wäre aber noch besser, wenn
der Verfasser eine Anzahl Inversionen und an-
scheinend spezifisch österreichische Ausdrücke
wie „Fahrbetriebsvehikel‘‘ vermieden hätte.
Dr. Straßer.
Lehrbuch der Technischen Mechanik.
Von Prof. M. Grübler. Bd. 2. Statik der
starren Körper. Mit 222 Textabb. XII.
u. 280 S. in 8°. Verlag von Julius Springer.
Berlin 1919. Preis 18 M.
Das Buch vermittelt diejenigen Kennt-
nisse über Statik, die ein Ingenieur, einerlei
ob Maschinenbauer oder Brückenbauer, unbe-
dingt besitzen muß, damit er-sich mit Erfolg
in seinem besondern Arbeitsgebiet betätigen
kann. Es werden in klarer Darstellung folgende
Gegenstände behandelt: Physikalische Grund-
lagen, Kraftbegriff, Maßsysteme; die Eigen-'
schaften der statischen Momente und Träg-
heitsmomente entsprechend ihrer Wichtigkeit
auf breiter Grundlage unter Erläuterung an
zweckmäßigen konkreten Beispielen. Gleich-
gewicht der Kräfte am frei beweglichen Punkt
und nicht frei beweglichen Punkt, Gleich-
gewicht an einem in seiner Beweglichkeit be-
schränkten starren ‚Körper und am _ frei
beweglichen starren Körper; ein besonderes
Kapitel ist den Querkräften und Biegungs-
momenten an einem Träger gewidmet, wie
sie durch diskrete oder stetig verteilte
Belastungen hervorgerufen werden.
Es folgt dann weiter die allgemeine Re-
duktion der Kräfte auf eine Dyname und
Zerlegung der Dyname in Seitenkräfte mit
vorgeschriebenen Wirkungslinien.
Den Schluß bilden Betrachtungen über
das Gleichgewicht der Kräfte an nicht frei
beweglichen starren Körpern, an unbeweg-
lichen und beweglichen Verbindungen starrer
Körper, wobei auch das Fachwerk in kurzen
Zügen gestreift wird.
Das letzte mit ‚Theorie der Reibung“
überschriebene Kapitel ist mehr als Anhang
aufzufassen, da es unvollständig ist und mit
dem Übrigen nur in losem Zusammenheng
steht.
Der auf weniger als 300 Seiten darge-
botene Stoff ist in einer solchen Form gegeben,
daß sein Studium dem angehenden Ingenieur
keinerlei Schwierigkeiten bereitet, und daß
die kleine Mühe des Studiums durch einen
greifbaren Erfolg belohnt wird.
Bezüglich des allgemeinen ee
den der Verfasser bei seinen Ausführungen
einnimmt, sei bemerkt, daß die Behandlung
der Statik des starren Körpers nach zwei
wesentlich verschiedenen ‚Methoden erfolgen
kann, welche bez. durch die Namen von
Poinsot und Lagrange gekennzeichnet wer-
den. .Über desen Punkt findet man ein vor-
‚zügliches Referat in der ‚Theorie des Kreisels
von Klein u .Sommerfeld, Teubner 1897,
Heft 36.
123
Bd. I, S. 82, auf welches hier verwiesen sei,
mit der Bemerkung, daß in{dem vorliegenden
Buche die Methode von Lagrange bevorzugt
wurde. Gewiß hat eine solche Bevorzugung
nichts Unberechtigtes, namentlich in Anbe-
tracht des Umstandes, daß die Methode von
Lagrange (begründet auf den Arbeitsbegriff)
ohne Veränderung auch für deformierbare
Körper gilt. Anderseits ergibt die rein geo-
metrische Betrachtung nach Poinsot einen
solchen Grad von Anschaulichkeit und Über-
sicht, daß ihre Wiedergabe (etwa in der Art
wie bei „Webster, Dynamik, Teubner 1904,
S. 205°) nur den pädagogischen Wert eines
Lehrbuches erhöhen kann.
Auf 8. 153 behandelt der Verfasser den
Ersatz eines Kräftesystems durch zwei Einzel-
kräfte, deren Wirkungslinien sich kreuzen,
wofür bisher eine besondere Benennung (eng-
lisch: Veetor-eross) im deutschen Schrifttum
nieht existierte, und benennt dieses Gebilde
„Dyade“. Nun bezeichnet aber das Wort
„Dyade‘‘ schon seit langer Zeit (Gibbs Wilson
Vektor-Analysis 1902, S. 260) eine Ope-
ration der Vektor - Analysis, die von .zwei
beliebigen Vektoren abhängt, die aber mit
dem in Rede stehenden Gebilde nicht das Ge-
ringste zu tun hat. Die Bezeichnung „Dyade“
müßte daher ihrem bisherigen Zweck vorbe-
halten bleiben.
Die Ausführungen 8. 275 über den
Riementrieb lassen sich nur als Rechen-
exempel aufrecht erhalten und würden durch
ihre Abwesenheit den Wert des Buches nicht
herabmindern. ;
Den vielen Vorzügen des Buches können
diese Ausstellungen keinen Abbruch tun; es
kann als wertvoller Zuwachs der Literatur
über Mechanik betrachtet werden.
Georg Duffing.
Illustrierte Technische Wörterbücher.
Von A. Schlomann. Bd. 13. Baukonstruk-
tionen. In 6 Sprachen: Deutsch, Englisch,
Französisch, Russisch, Italienisch, Spanisch.
Mit 2600 Abb. XV und 1030 S. in 8°. Ver-
lag von R. Oldenbourg. München u. Ber-
lin 1919. Preis geb. 25 M.
Der Band 13 umfaßt die Mathematik, Me-
chanik, die Baustoffe, den Grund-, Stein-,
Holz-, Eisen- und Brückenbau, die Vorberei-
tung und Leitung von Brückenbauten und be-
sondere Bauten wie Baracken, Luftschiffhallen,
Wolkenkratzer und Gewächshäuser. DasWör-
terbuch behandelt also nicht das gesamte Ge-
biet des Bauwesens, es haben infolge der durch
den Krieg bedingten Verhältnisse u. a. der
Straßen-, Kanal-, Hafen- und Wohunugsbau
keine Berücksichtigung finden können. Das
Wörterbuch wird auf den einschlägigen Gebie-
ten wertvolle Hilfe leisten, sowohl beim Über-
tragen in die oben erwähnten Sprachen, wie
beim Lesen ausländischer Bücher. Wer die
Schwierigkeiten kennt, technische Werke in
anderer Zunge zu studieren, wird dies zu wür-
digen wissen. Die üblichen Wörterbücher bie-
ten da wenig Auskunft. Technische Worte und
Bezeichnungen sucht man in ihnen meist ver-
gebens, und selbst wenn man eine fremde
Sprache schulmäßig beherrscht, muß man den
Sinn manchen Ausdrucks und mancher Rede-
wendung mehr oder minder erraten. Besonders
wertvoll für das Verständnis sind die beigege-
benen Abbildungen. Sind schon die Benennun-
gen im Bauwesen nicht immer eindeutige, so ist
es in fremder Mundart um so schwerer, die
richtigen Begriffe zu erkennen.
Die in dem Buche geleistete Arbeit ist-
eine bedeutende. Ausstattung, Papier, Druck
und Abbildungen sind gut. Ein Verzeichnis der
Mitarbeiter ist beigegeben. Mattern.
Die wirtschaftliche Bedeutung des Ma-
terialprüfungswesens der Technik.
Von Dr. Gustav Schulze. 99 S. in 8°. Ver-
lag von Bonness & Hachfeld, Potsdam 1919.
Preis 6,60 M.
“ Alseiner der ersten Nationalökonomen, die
sich eingehender mit der Materialprüfung be-
fassen, bespricht der Verfasser deren wirtschaft-
liche Bedeutung sowohl für die Privat- als auch
für die Volkswirtschaft. Er, legt seinen Be-
trachtungen zahlreiche, geschickt gewählte Bei-
spiele aus den verschiedenen Gebieten des Ma-
terialprüfungswesens zugrunde. Die Ausfüh-
‚rung über die Wichtigkeit der Materialprüfung
in wirtschaftlicher Hinsieht enthält für den
Techniker — namentlich für den auf diesem
Sondergebiet tätigen Ingenieur und Chemiker
— nichts Neues; verdienstvoll ist aber auf alle
Fälle der hier wohl zum ersten Male unter-
nommene Versuch, den Gegenstand vom volks-
wirtschaftlichen Standpunkte aus wissenschaft-
lich systematisch zu behandeln. Graäefe.
724
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher.
Der Arbeiternachwuchs in der deutschen
Maschinenindustrie. Von Dr. rer. pol. E. W,
Seyfert. V und 103 8. in 89, Verlag Julius
Springer, Berlin 1920. Preis 10 M.
Die Formstoffe der Eisen-
gießerei, ihr Wesen, ihre Prüfung und
Aufbereitung. Von Carl Irresperger. Mit
241 Textabb. V und 2458. in 30. Verlag Julius
Springer, Berlin 1920. Preis 24 M.
Berechnung elektrischer
Von E. G. Weyhausen und P. Mettenberge.
Mit 39 Textabb. IV und 90 S. in 8°. Verlag
Julius Springer, Berlin 1920. Preis 14 M.
und Stahl-
Doktordissertationen,
H. Hoffmann. Über die Verwendung von Spulen
an Stelle von Antennen beim Empfang in der
drahtlosen Telegraphie. Verlag M. Krayn, Ber-
lin 1920.
G. E. Haefely. Studien an Durchführungen unter
spezieller Berücksichtigung der Luftmanteldurch-
führung. Technische Hochschule, Darmstadt 1920.
F:;: Kade. Elliptische Drehfelder in asynchronen
Motoren. Technische Hochschule Darmstadt 1919.
Sonderabdrucke.
R. Stebich. Die Ursachen -von Überspannungen
in Hochspannungsanlagen und deren Schutz durch
die Funkdrosseln. Technische Rundschau. und
Anzeiger. 1.- Jahrg. Nr. 20. Zu beziehen von
G. W. Meyer, Bodenbach a. Elbe. Preis 5 M.
Dr. Franz Stecher von Sebenitz. Verfahren zur
Berechnung der elektrostatischen Einwirkung von
Drehstromlinien auf benachbarte Schwachstrom-
leitungen. „Österreichische Wochenschrift für
den öffentlichen Baudierst“, 21. Jahrg., Heft 38.
Drucksachen und Preislisten.
Das Ansetzen und Erhalten der Beutel-Elemente. —
Der Anker-lsolierlack und seine Anwendung. —
Das Buntfärben von Glühlampen und anderen
Glasgegenständen. — Metallporzellankitt „G* nnd
seine Anwendung in der Massenfabrikation. —
Vom Mattieren der Glühlampen. — Chemikalien
für die Elektrotechrik und deren praktische Ver-
wendung. — Positiv oder Negativ? — Etwas über
das Aufarbeiten von Beleuchtungskörpern. Her-
ausgegeben von Paul Groddeck, Hamburg 30.
Preisliste Nr. 20. Herausgegeben von der Süd-
deutschen Elektrizitäts-Gesellschaft m.
b. H., Gauting 11 bei München.
Liste 1920 elektrotechnischer Artikel aller Art. Her-
ausgegeben von Otto Laakmann, -Frankfurt
a. Main. 5
Gußeiserne Motorschaltkästen. — Motorschalttafeln.
— Hebeschalter. — Gußeiserne Motorkraftsteck-
dosen und Hausanschlußsicherungen. Herausge-
geben von Sämann & Domnitz, Leipzig.
KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Außenhandel. — Die Außenhandelsstelle
der Elektrotechnik teilt mit, daß am 15. IX.
neue, bei ihr schon jetzt erhältliche Vor-
drucke B und im Anschluß daran auch
solche der Bezeichnung A eingeführt werden;
von da an dürfen Anträge nur noch auf diesen
neuen Bewillisungsscheinen ausgestellt werden.
Die Außenhandelsstelle hat für September ein
neues Merkblatt und einen Neudruck des
Flugblattes ‚Soziale Abgabe‘ herausgegeben,
die beide die jetzt ermäßigten Tarifsätze für
letztere enthalten. — Wie das Ausstellungs-
und Messe-Amt der deutschen Industrie be-
kanntgibt, wird eine entrichtete Ausfuhr-
abgabe nunmehr auf Antrag zurücker-
stattet, wenn zur Vorführung auf auslän-
dischen Ausstellungen, Messen oder
Märkten exportierte und von dort unver-
kauft zurückgelangende Waren innerhalb eines
Jahres, bei Ausfuhr nach außereuropäischen
Ländern innerhalb’ zweier Jahre wieder ein-
geführt werden; die Stelle, welche die Aus-
fuhrbewilligung erteilt, kann diese Frist auf
Antrag verlängern.
Ausschreibungen. — Die ‚Weltwirtsch.
Nachr.‘‘ machen darauf aufmerksam, daß die
chilenische Gesandtschaft in Paris (Avenue
du Bois de Boulogne 23) um Einreichung von
Angeboten auf Lieferung und Installa-
tion elektrischer Kraftin der ersten Zone
der chilenischen Eisenbahnen ersucht.
Versiegelte Angebote sind vor dem 1.11.1921
einzureichen.
Für die Bchriftleitung verantwortlich: RB. O. ZehmeinB
‚Elektrotechnische Zeitschrift,
Förderanlagen.
1920,
Aktienkurse. — Die Berliner Börse hat
im August 1920 folgende Kurse notiert:
Gesellschaften
Accumul.-Fabr., Berlin. . . . |359,—| 430,— |430,—
A.G. f. EL-Anlg., Berlin . — — —_
A. E.G., Berlin ...... . [280,—| 305,—1290,—
Bergmann, Berlin ...... 226,75) 247,75242,—
B..E. W., Berlin... 2.2. 0% . 1198, —| 220,—1214,—
& Vorz.-A.‘. . . | 97,75| 100,—| 98,50
Brown, Boveri, Baden (Schweiz) |820,— 930,— —
Continent. Ges. Nürnberg . . _ —_— lo
n = Vorz.-A, [104,— | 110,25 109,50
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln. . |157,—| 175,—|167,25
„ Niederl. „ ä 181,—| 260, —j236,—
m Sudamıer a 1199,75) 222,75/212,—
„ . Kabelwerke, Berlin 195,—| 253, —|248, —
Elektra, Dresden. ...... 100,—| 110,—|107,—
El. Licht- u. Kraft., Berlin . . |123,12) 150,— |142,—
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin . 175,50, 198,—]195,—
B.ZWiLiegnitzun rn ner 90,2 190, —
Bank f. el. Untern., Zürich . . |218,—| 230,—| —
Felten & Guilleaume Carlsw... |402,—| 430,— 1430, —
Ges. f. elektr. Untern., Berlin. |150,12) 164,—|158,— -
Hackethal, Hannover... . » 267,—| 319,— 319, —
Hamburgische E.W.. ... . 127,150, 1,
Körtings Elektr.-W., Berlin. . |174,—| 190,— |190,—
W. Lahmoyer, Frankfurt a. M.. |185,—| 199,75 193,50
©. Lorenz, Berlin ....:.» 348,—| 374,— 374,—
Dr. Paul Meyer, Berlin. . . . [160,—| 180,—|180, —
Mix & Genest, Berlin . . 145,25) 184,—|184, —
Neckarwerke, Esslingen 130,—| 142,—|142,—
H. Pöge, Chemnitz. ... .-.. 263,—| 319,— 315, —
Rhein, El.-A. G., Mannheim. . |140,—| 170,— 168, —
M. Schorch & Cie., Rheydt 270,—| 304,—| —
Sachsenwerk, Dresden . . . . 1286,—| 320,— 320, —
Schuckert & Co., Nürnberg. . |191,75, 210,— 1205, —
„Siemens“ El. Betr., Berlin. . | 95,—| 9,—| 98, —
Siemens & Halske, Berlin 234,75, 259,75 259,25
Stettiner.E: Wr. 0... 2.0... = a =
Teleph.-F. Berliner, Hannover. |215,50, 240,— 233,25
Fabr.isol. Drähte (Vogel), Berlin |268,—
324, — 324, —
WARENMARKT.
Isolierrohr. — Die Verkaufsstelle ver-
einigter Isolierrohr-Fabrikanten, Berlin, hat
für Lieferungen im September folgende Auf-
schläge zu der Preisliste vom 1. IX. festge-
setzt: für verbleite Eisenrohre, Bogen und
Muffen von 11 mm 140%, bei anderem Durch-
messer 160%, für Feinzinkrohre und Zubehör,
soweit vorrätig, wie oben, aber mit 10% Extra-
rabatt vom Nettobetrage, für Stahlpanzer-
rohre und Zubehör 350%, Messingrohre und
Zubehör 75%, für schwarze Papierrohre ohne
Metallmantel 250%. -— Isolierter Leitungs-
draht. Die Teuerungszuschläge der Verkaufs-
stelle vereinigter Fabrikanten isolierter Lei-
tungsdrähte bleiben für September unver-
ändert. — Kohle. Ein Antrag des Rheinisch-
Westfälischen Kohlensyndikats auf Erhöhung
des Steinkohlenpreises um 9 M/t ist abgelehnt
worden; nur dem: Niedersächsischen Kohlen-
syndikat wurde eine Steigerung um 10 M/t zu-_
gestanden. — Schrott. In der letzten Zeit war
die Nachfrage wieder lebhaft; infolgedessen
konnte sich am Schrottmarkt eine. festere
Stimmung durchsetzen, die die Preise auf
einen höheren Stand brachte. In Norddeutsch-
land werden für Kernschrott z. Zt. etwa 730
bis 800 M/t verlangt, während er in Süd-
deutschland schon für 650 bis 680 M/t zu
haben ist. — Kalk. Der Mitteldeutsche Kalk-
bund ermäßigte infolge Herabsetzung der
Zement- und Braunkohlenpreise die Preise
für Stückenkalk um etwa 10%, so daß jetzt
200 M/t berechnet werden. Auch die Ver-
einigung Ostdeutscher Kalkwerke setzte den
Preis für gebrannte Kalkprodukte ab Sep-
tember um 18 M/t herab. — Holz. Nach den
neuesten Preisberichten wurden in den staat-
lichen Oberförstereien je Raummeter im Wald
bezahlt: für Kiefer.I 300 bis 336, II 161 bis
278, III 141 bis 251, IV 121 bis 198 M und für
Fichte I 195 bis 420, Il 160 bis 384, III 140
bis 322, IV 120 bis 235 M. — Seide. Für italie-
nische Seide war das Interesse infolge des
Sinkens des Lirakurses besonders lebhaft,
und die Preise gingen stark in die Höhe. Für
Organzin extra 20/22 werden augenblicklich
420 Lire gezahlt, für Mailänder Trame 26/30
380 Lire, für Webgregen exquis 400 Lire und
für feine Zwirmgıegen 9/11 365 Lire/dz. —
Leim. Die beabsichtigte Umorganisation der
Leimwirtschaft auf Basis der Selbstverwal-
tungskörper wird nicht durchgeführt werden F
Dagegen ist die Aufhebung der Zwangswirt-
schaft für Ende September zu erwarten. —
Heft 36,
| Handelsbörse auf derselben Höhe wie an der
Reoinnickel BI
Platin: je Unze nom. , . 620 =.
erlin. — Verlag von Julius Bpringer in Berlin.
; 3
9. September 1920.
Baumwolle. An der New Yorker Baumwoll-
börse sind die Preise infolge der schlechten
Witterungsberichte gestiegen. Die Bremer
Notierungen gingen im Laufe der vergangenen
Woche weiter zurück und stellten sich am.
31. VIII. für fulli middling good 'colour and
staple auf 47 M/kg. Die’ Preise für Baumwoll- =
garne und -gewebe hielten sich an der am 1.IX.
in. Stuttgart abgehaltenen Industrie- und
letzten Börse, an der die Preise stark. auf-
wärts gegangen waren. — Flachs. Während
vor dem Kriege der Doppelzentner für etwa
70 M erhältlich war, stellt sich heute der Welt-
marktpreis, soweit man von einem solchen
bei den geringen in Betracht kommenden
Mengen überhaupt sprechen kann, auf etwa
60 M/kg, also auf nahezu das 100-fache. Für
die - inländische Flachsproduktion bestehen
Höchstpreise, die nur ungefähr !/, des gegen-
wärtigen Weltmarktpreises betragen. — Jute,
Am englischen Jutemarkt ist eine leichte Er- 7
holung eingetreten, da es den Spinnereien in
Dundee gelungen ist, einen Teil ihres Uber-
flusses an die deutschen Spinnereien abzu-
stoßen. Immerhin lagern in den -englischen
Häfen noch mindestens 0,2 Mill. Ballen, die
im Augenblick nicht abzusetzen sind. Der 7
Preis für Rohjute zog in letzter Zeit von
41] auf 48 £/t an. — Metallpreise. Die Notie-
rungen der Vereinigung für die deutsche
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission
des Berliner Metallbörsenvorstandes (letztere
verstehen sich ab Lager in Deutschland) lauten
in M/100 kg: -
Metall | B..1X%
Elektrolytkupfer (wire
bars), prompt, cif Hamburg, : =:
Bremen, Rotterdam . : 2136 2118
Raffinadekupfer 99/99,3%), |1525—1550 1525 - 1550 ni
Originalhüttenweichblei . | 610-620 | 600-620
Originalhüttenrohzink, e:
Preis im freien Verkehr . 700 750—770
Plattenzink (remelted) von N
handelsübl. Beschaffenheit | 520—530 | 515-530
Originalhüttenaluminium- a
98/990/yin gekerbt.Blöckchen 12700 —2800 2700— 2800
dsgl. in Walz- oder Draht-
Darren. 2. ala ee
Zinn,Banka-,Straits-,‚Billiton-
Hüttenzinn, mind. 990, -
2850—2950.2850— 2950
4975—5000 5050-5100
4900 A
3900—4000 3900—4000
Antimon-Regulus . . . . | 825-850 | 850-900
Silber in Barren ca. 900 fein | . ; 3
für 1 kg fein . 11290—1310|1280— 1290
An der Londoner Metallbörse wurder
nach „Mining Journal‘ am 27. VIII. 1920 für
I ton (1016 kg) notiert. FENG
sa
S - £ 8:.d
*Kupfer: best selected . 105 O0 0 bis107 0 0°
* = electrolyt.. 111 0 0 „117 -
© wire bars. .. 116 0 0 „ 117
u n standard, Kasse 94 5 0 „ 9
En == 48 Mon: 95.15.10...965
Zinn: standard, Kasse. . 27415 O0 „275
S 2 3Mon. 282.8: 0, „: 282
EU BtLaun ern ee 232 0 0 „28
Blei: span.oder nichtengl. z >
Weichbleiw: .2. 3517 67, 286,
„ . gew. engl. Blockblei 3 0 0, —
Zink: gew. Sorten. ... 49 00, 4
„ -zemelted . ........ 850.0: ,.—
„ „engl Swanse .. 2100,
"52/56 Ent
165 £ (Inland); s
185 £ (Export).
230 £ (In- u. Ausland).
20£108 bis 21 £.
Antimon: engl. Reg. . .
Aluminium: 98 bis 99%,
Nickel: 98 bis 99/, gar.
Quecksilber: nom, für
die 75 Ibs.-Flasche. . .
In New York notierte Elektrol
kupfer am 2. IX. 1920 loko 19 cts/lb.
* Netto.
st
Bezugsquellennachweis.
Frage Nr. 30. Welche Firmen liefern
elektrische Wärmeöfen für in einem Dam
hammerwerk zu verschmiedende Blöcke un
Knüppel ? = er
Berichtigung. ER
In Abb. 3 „Neuere Mollstumpfschwe
maschinen‘‘ ‚,ETZ'* 1920, 8. 656 steht
untere Zahlenreihe um 1 Quadrat zu we
nach links. Anstatt 2 muß es O0 usw. heißen.
"Abschluß des Heftes: 4. September 150,
. arbeiten des Freileitungsbaues.
SR
.. „gegen:
725
Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 189.
Schriftleitung: E. ©. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24,
41 . Jahrgang.
Berechnung gegliederter eiserner Gestänge
für Freileitungen.
Von Oberingenieur Feuer, Berlin.
Übersicht. Nachstehend wird eine praktische
Formel entwickelt zur Bestimmung der Tragfähig-
keit von Freileitungsmasten, ferner eine Berech-
nungsart dargelegt zur sparsameren Bemessung von
Traversen.
Die Zeitumstände erfordern es, die ‚‚sichere“
Bauweise, die darin besteht, das Baumaterial
reichlieher als unbedingt notwendig zu be-
messen, um nur dadurch einer umständlichen
Berechnung aus dem Wege zu gehen, zu ver-
lassen und Mittel und Wege zu suchen, die
bei einfacher Berechnung zu sparsamer Dimen-
sionierung einzelner Bauteile führen. }
Die Festlegung der eisernen Gittermaste,
insbesondere derjenigen für Post-, Bahn- und
Flußkreuzungen, gehört zu den umständ-
lichsten und am meisten zeitraubenden Vor-
Durch Ver-
nachlässigung derjenigen Momente, die auf
das Gesamtergebnis nur geringen Einfluß
haben, läßt sich die. Berechnung der Trag--
fähigkeit_ von Gittermasten derart verein-
fachen, daß dieselbe auch von weniger ge-
übten Rechnern vorgenommen ‚werden kann,
und zwar auf Grund folgender Überlegung:
I. Berechnnng von Masten.
Bei. einem Gittermast nach Abb. 1 sollen
bedeuten:
die Masthöhe über Ein- \
spannstelle in cm,
b die Mastbreite an der
Einspannstelle in cm,
b, die Mastbreite in Höhe
- .. der - Kraft Z in cm,
ı die Knicklänge eines
Ecekeisens in cm,
den Querschnitt eines
Eckeisens in cm’,
Juin. das Trägheitsmoment
eines Diagonalstabquer-
schnittes in cm‘,
8 die Schenkelbreite eines
Eekeisens in cm,
h, die Höhe der Angriffs-
‚punkte des nutzbaren
Br über Einspann-
stelle in em,
Z dennutzbarenZuginkg,
W den Winddruck auf den
Mast in kg, -
Wx den Winddruck auf die
Kopfausrüstung in kg,
n . den verlangten Sicher-
k heitsgrad.
Abb. 1.
Die Stabkraft in einem Eckeisen beträgt
sodann: :
£ I\.
fr (3100 wg z)
m ;
S=
wobei i den Trägheitsradius eines Eckeisen-
querschnittes darstellt. NER ‚
Das Moment der Stabkräfte beträgt:
\ M=2.8 (b— 28),
wobei unter & der Schwerpunktabstand des
Eekeisenquerschnitteg von Profil-Außenkante
zu verstehen ist.
M= k (3100 =-11,41 =) {5— 28).
Es kann mit großer Annäherung gesetzt werden
i=0,3.s und E=0,1/+09
=* 27 11,41 R Du
HM (3100 Er )®-027-18
,_.6200f ı\
Das Moment der äußeren Kräfte beträgt da-
M=Z.+W.2+ WERD ara
Berlin, 16. September 1920.
Ferner kann mit genügender Genauigkeit an-
genommen werden:
W = (0,26 + 0,014 f) h
Nach Einsetzen in Gl.(2)und durch Vergleich
von Gl. (1) mit (2) ergibt sich: N
6200 f N
an (100123) -- 02-18)
— (0,13 -£0,007 f) x rn ee (3
0.
Zur Vereinfachung kann we I gesetzt werden.
: N)
In Gl. (3) ist das lotrechte Gewicht des
Mastes, der Kopfausrüstung und Leitungen
noch nicht berücksichtigt worden ; es empfiehlt
sich daher, den Koeffizienten 6200 auf 6100
zu ermäßigen, um zum Teil den fehlenden Be-
trag zu ersetzen.
Nach Einsetzen in Gl. (3) folgt endlich:
_ 5100 f
RL
a (1- 0,0183) B-02f-18)
ZEBL OWN A WET
Für Trag- und Eckmaste istlaut Normalien
des VDE n=2 und Wx = 0 für Post- und Fluß-
kreuzungen n= 2,5, für Bahnkreuzungsmaste
RE
Wx muß von Fall zu Fall je nach Aus-
bildung der Querträger ermittelt werden.
Gleichung (I) kommt bis auf 2—-3% Ab-
weichung dem genau gerechneten Werte für Z
nahe, und zwar in dem Sinne, daß das nach
G1.(T) errechnete Z kleiner herauskommt als das
genau ermittelte.
Es wäre noch zu erwähnen, daß Gl. (I)
lediglich den Einfluß der Eckeisen berück-
sichtigt und setzt voraus, daß die Diagonal-
stäbe ausreichend bemessen sind. . Für die
Wahl letzterer genügt die praktische Formel:
Z + WE bo
1000 100
h b+bd]
+ 0013 40,007 N). ; u
b
in. =nN.0,42
Jmin. N 0,4 100 [|
Hierbei ist der gewünschte Sicherheitsgrad,
%n=3 bei Trag-, Eck- und Postkreuzungs-
masten und n=4 bei Bahnkreuzungsmasten.
Beim Absetzen des Eckeisenprofiles muß
sinngemäß für jede Stoßstelle das Profil nach
G1l.(I)u. Gl.(II) überprüft werden. Für die Aus-
bildung von Stoßstellen ist die Kenntnis der
in einem Eckeisen auftretenden Stabkraft von
Bedeutung. Nach Vorerwähntem beträgt diese
Stabkraft
8 3100% DE
‚sm (1008) 2 Sehr
Gleichungen (T), (I) und (ID ermöglichen raschen
Entwurf von Neukonstruktionen wie auch die
Überprüfung vorhandener Maste und eignen
sich insbesondere zum Nachweis für Behörden,
da hierdurch viel Zeit für die Anfertigung um-
ständlicher statischer Berechnungen sowie für
behördliche Köntrolle derselben gespart wird.
II. Berechnung von Masttraversen.
Es werden im Freileitungsbau mit Stütz-
isolatoren die Traversen außer der lotrechten
Belastung ©, herrührend vom Gewicht der
Leitung und dem einseitigen Horizontalzug
Z bei einseitig gerissenem Seil, noch durch
ein Drehmoment Z.h beansprucht infolge
exzentrischer Lage des Horizontalzuges
(Abb. 2). Der Einfluß dieses Drehmomen-
tes wurde bisher durch die Wirkung eines
Kräftepaares P ersetzt, angreifend in je
einem Ende der beiden Randeisen. Diese
Reehnungsart läßt die Wirkung der Hori-
zontalverbände außer acht und führt infolge-
dessen zu unnötig schweren Randeisen. Die
tatsächliche Kraftverteilung ergibt sich aus
Heft 37.
folgender Betrachtung: Der Kopf der Tra-
versen wird durch die Endlaschen zu einem
rechteckigen Rahmen und behält nach der De-
formation unter Einwirkung des Drehmomen-
tes annähernd die Form des Rechteckes (siehe
Abb. 2.
Abb. 8). Da ein Moment keine Vorwärtsbewe-
gung verursachen kann, so muß der Schwer-
punkt 0 des Rahmens auch nach der Defor-
mation in derselben Lage verbleiben. Jeder
Punkt des Rahmens beschreibt einen Kreis-
bogen mit dem Schwerpunkt 0 als Zentripunkt.
Um sich Klarheit zu verschaffen, welche
Kräfte auf die Randeisen gewirkt haben muß-
ten, um diese von Ruhelage in die punktiert
gezeichnete Lage zu versetzen, muß man die
Einzelbewegungen der Randeisen verfolgen.
Die Schwerpunkte S der Randeisen haben sich
trotz der Steifigkeit und gegen den Widerstand
dieser Randeisen um & verschoben, was auf
Vorhandensein zweier lotrechter Kräfte P
schließen läßt. Ferner haben die Schwer-
punkte T der Laschen einen Weg 7 zurückge-
legt trotz der Steifigkeit der Horizontalver-
bände und der Widerstandsfähigkeit der |-
Eisen gegen Torsion, was wieder die Folge
zweier Horizontalkräfte H sein muß.
Es erhellt aus dieser Überlegung, daß das
Moment Z.nh sich in 2 Kräftepaare aufgelöst
hat.
EEE ER NS:
Der Verdrehungswinkel @ ist-für sämtliche
Punkte des Querschnittes der gleiche, es muß
daher
RR
a2” 5/2
& ist die Durchbiegung des einseitig eingespann-
ten Randeisens infolge der Kraft P am Ende
des Trägers:
oder bE=an.:. .. (2
P1?°
$= 37°
726
wobei I die Länge des Freiträgers, E das Elasti-
ztätsmodul und J das Trägheitsmoment des
U-Eisens bedeutet.
n ist die Durchbiegung des Dreieckver-
bandes ABC oder die horizontale Verschiebung
des Punktes CO, als Folge der Längenänderung
der Stäbe AC und BC.
Nachdem AC bedeu-
tendgrößere Abmessun-
gen besitzt als BO, so
ist die Längenänderung
des Stabes AC gegen- A N\_ BC
über derjenigen von re A
BO gering und kann u
vernachlässigt werden. ABbeA.
Nach der Defor-
mation kommt laut Abb. 4 Punkt © näch Or;
BC =dund B' = dA — BO"
wobei BC die Diagonallänge vor und BC die
Diagonallänge nach der Deformation bedeutet.
Die ’Kreisbögen ©'C"' und CC" mit den
Zentripunkten B bzw. A sind durch Senk-
rechte_C'C"' bzw. CO" ersetzt.
Stabkraft in BC:
D »
COS«
Verlängerung:
Da’ Bar, ech
Ef” Efcosa” Efcos?«e
f ist der Querschnitt des Diagonalstabes BO.
cosa@a Efcosda '
Nach Einführung der Werte für & und 7
in die Gl. (2) erhält man:
= 0Q4=
bPP2 240
3EJ T Ef cos:«
oder
BAR: 302J
HT bf(lcosap'* 9...
Ein Teil der Horizontalkräfte H wird wohl von
der Steifigkeit der U-Eisen gegen Torsidn auf-
genommen; da es sich aber um nur geringe
Verdrehungen handelt, so wird dieser Teil von
H, der vom Torsionswiderstand aufgehoben
wird, gering und kann außer acht gelassen wer-
den. Aus Gl. (8) geht hervor, daß bei a —0
auch & =0 wird ode P=0, d. h. bei Zu-
sammenziehen der beiden Randeisen an einem
Ende und dreieckförmiger Ausbildung der Tra-
verse, das Drehmoment Z.n durch nur ein
Kıäftepaar H.b aufgehoben wird. Ebenso
wirdbeibdb—=0auch H =0,d.h. daß bei Fort-
fall der Horizontalverbände bzw. bei Ausbil-
dung mur eines Verbandes dem Drehmoment
nur ein Kräftepaar Pa widerstehen wird. Ist
a=0unddb=(, so wird P=0 und H=0
und das Drehmoment wird durch den oben ver-
‚nachlässigten Widerstand der U-Eisen gegen
Torsion aufgenommen. G]. (1) und (8) genügen
zur Ermittlung der Kräfte Pund Hundin wei-
terer-Folge zur Dimensionierung der Rand-
eisen.
Zu bemerken ist noch, daß die Bean-
spruchungen der Randeisen, hervorgerufen
durch das Biegungsmoment, infolge P stets
entgegengesetzte Vorzeichen haben als die Be-
anspruchungen infolge H; es genügt daher, die
Randeisen nach dem Moment von P und den
Diagonalverband nach der Kraft H zu be-
messen.
Gl. (8) gibt dem Konstrukteur die Mög-
lichkeit, das Verhältnis a durch passende Wahl
des Querschnittes f der Diagonalen zu beein-
flussen und auf gewünschtes Maß zu bringen.
Zur Erläuterung diene folgendes Beispiel:
Q=180kg, 1=1,50m,' Z = 800 kg,
h=0,40m a=0,5 m.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 37, ER
Nach bisherigem Rechnungsverfahren wäre das
Moment für die Randeisen:
vos
MS y ee
= 18541370. = 1505 mike.
tabkraft sg 50-15 7
Stabkrafl S= 0357 = 3430 kg.
Zu wählen wäre UNP 16 mit F = 24 cm? und
Wı=ltbrem>; i
_ 3130. 150500.
094 116
=1443+12% = 1438 kg/em?.
Nach dem neuen Verfahren genügt UNP 14
mit F= 20,4 cm? |
J = 605. cmt, W = 86,4 em?
und für Diagonalstab a 85.35.6 mit
T-= 3,37. em.
0,35
leose = 1,5 ee
» ,v0,852+ 1,52
| EI ohım
Aus Gl. (8) °
P __. 3.352.605 r
H 7 1387.38 7 108
P=105H
eingesetzt in Gl. (1)
1,045 27.035 + H. 0,14 = 800.04,
0,506 27 = 320,
H=632 kg.
P= 1,045.632 = 660 kg,
M=660.1,5 a. _
= 990 + 135.= 1125 mkg,
Sr
Keen 05 3450 kg ?:
= 2230, , 12.250
204 86,4
= 168 + 1302 = 1470 ke/em?.
Die Kondensatormaschine, ein neuer elektro-
statischer ERRENDEN hochgespannten Gleich-
stroms.
Von Dr. H. Wommelsdoif, Berlin.
Mein zusammenfassender : Bericht vom
Jahre 1914 über die Kondensatormaschine an
dieser Stelle!) ist noch
durch die‘ Mitteilung
einer inzwischen be-
reits im Handel?) er-
schienenen neuen Form
zu ergänzen. Ich kon-
struierte diese zunächst
in der Absicht, für
Lehrzwecke eine Form
zu schaffen, bei der
alle Teile] möglichst
offen zutage liegen und
jederzeit überschaut
werden können. Das
mußte den Vorteil mit
sich bringen, im ver-
dunkelten Zimmer an
der Leuchterscheinung
der gut zu unterschei-
denden aus- und ein-
strömenden Elektrizi-
tät die Wirkungsweise
der Kondensatorma-
schinen wie auch der
Influenzmaschinen im
allgemeinen anschau-
lich vorführen zu kön-
Pr > v \ # ee
27 - (= 5
16. September 1920.
Zweck wurde vollständig erreicht, gleich-
zeitig aber auch eine A
‘ı die weitere für die technische Verwendbar
keit wichtige Vorteile mit sich brachte,
An der in Abb. 1 u. 2 dargestellten Kon
densatormaschine mit 1 bzw. 2 rotierenden
Scheiben liegen alle wichtigen, an der In
fluenzierung beteiligten Organe wie ‘ }
Scheiben und die 4 Felder frei zutage, sind
> Pie
>SerAbb 2
also unmittelbarjzur Hand. Nach Lösen einer.
einzigen Handschraube läßt sich jedes der
Felder, die im übrigen in einer Rille des festen _ %
Gestelles # gelagert sind, einzeln zur Seite
drehen und dadurch das Innere restlos zu-
gänglich machen.
Handschraube wird das Feld ganz abnehm-
bar. Nach Entfernung der, vorderen beiden
Felder läßt sich wiederumfdie Scheibe von ae
Hieraus ergibt sich,
der Welle abschrauben. 4
daß die Montage und Demontage der, Kon-
densatormaschinen denkbar einfach ist. Die
Anordnung hat aber noch einen weiteren Vor-
teil gegenüber den Ausführungen von 1912;
das ist das Fehlen jeglichen Isolationsmaterials
zwischen den Feldern. Durch vergleichende
' Versuche stellte ich fest, daß das bisher dort
‘vorhandene Isolationsmaterial in Gestalt von
Scheiben, welche die Felder tragen, bei der
ype Abb. 1 nicht nur überflüssig, sondern.
rekt nachteilig ist. Diese Flächen wurden
au
di
nen. Dieser angestrebte
!) H. Wommelsdorf;
„ETZ“ 1914, S. 61
2) Die Fabrikation der
Kondensatormaschine liegt
in den Händen der Ber-
liner Elektros- Gesellschaft,
Berlin-Schöneberg, Mühlen-
straße 10.
die. ©
Durch Lösen einer zweiten
16. September 1920,
durch überströmende Elektrizität stark ge-
laden und zogen infolgedessen den Staub aus
der Luft an, so daß sie sich nach und nach mit
einer hygroskopischei Schmutzschicht be-
deckten, welche allmählich die Leistung der
Maschine herabsetzte. _Es ist ohne weiteres
klar, daß gerade an dieser Stelle eine Staub-
schicht verhängnisvoll wirken muß, da sie
allmählich einen leitenden Weg zwischen den
Feldern herstellt. _Aus diesem Grunde ist es
erforderlich, bei Influenzmaschinen wie auch
bei der alten Type die Flächen häufig bzw.
eriodisch Zu reinigen, wozu noch erschwerend
hinsukemint, daß gerade diese Flächen wegen
ihrer Unzugänglichkeit usw. am schwersten
sauber zu halten sind. Wir sehen also, daß bei
der neuen -Maschinenform nicht nur das
Reinigen gerade der ausgedehntesten, am
‘schwersten erreichbaren Flächen ganz fort-
fällt, sondern daß auch die Reinigung: der
übrigbleibenden Flächen infolge ihrer un-
mittelbaren Zugänglichkeit und — wenn er-
forderlich — auch ihrer leichten Demontage
überaus erleichtert wird. /
Zur Beschreibung der neuen Maschinen
möchte ich noch ergänzend hinzufügen, daß
die Stromabnahme der von beiden Seiten in-
tluenzierten absolut glatten Scheibe wie bei
der Ausführung von 1912 am -Umfange!)
(D. R.P.) mittels leicht auswechselbarer, sehr
haltbarer weicher Bürstchen in einer Rille
der Scheibe bewerkstellist wird.
Die zur Influenzierung notwendigen Me-
tallamellen (Sektoren) sind nicht wie bisher
auf die. Oberfläche der Scheiben geklebt,
sondern allseitig in das Isolationsmaterial ein-
ebettet (einvulkanisiert), eine Erfindung, die
azu beigetragen hat, die Leistung der Kon-
densatormaschine zu steigern. Genaueres über
die Art der Einbettung (vermittels einer
Zwischenschicht zwischen benachbarten Sek-
toren) ist aus meiner Patentschrift Nr. 176 415
vom Jahre 1905 sowie aus meiner diesbezüg-
liehen Annalenarbeit?) zu ersehen. Mit der
Einbettung der Sektoren in die Isolations-
masse und der Stromabnahme am Umfange
in einer völlig glatten Rille fiel auch jede
Sektorenabnutzung, wie sie den alten Influenz-
maschinen eigen ist, fort.
Auch die statischen Felder sind ganz von
Isolationsmaterial umgeben; sie schützen zu-
leich von beiden Seiten die 4 durch Guck-
öcher kontrollierbaren, zum Ausstrahlen nei-
enden Bürsten der Konduktoren und Felder.
um Schutze gegen Staub wird außerdem den
Kondensatormaschinen überall; wo es er-
forderlich erscheint, ein seidener Überzug bei-
egeben, der Elektroden sowie Lagerung frei
äßt und daher ständig — auch während :des
Betriebes — über der Maschine bleiben kann.
Bemerkenswert ist auch der drehbare
Polarisator mit Schalter zum Einstellen eines
Luftwiderstandes, der bei richtiger Einregu-
lierung zur Vergrößerung der Leistung "wie
auch zur, Herbeiführung eines Polwechsels
dient?). Übrigens läßt sich die Kondensator-
maschine Abb. 1 zwecks Demonstration auch
ohne die beiden Felder der Vorderseite als
Influenzmascehine mit eingebetteten Sek-
toren?), sogenannte Starkstrommaschine, mit
entsprechender Minderleistung betreiben.
Für Vorträge gibt es z. Zt. kaum etwas
Dankbareres. Allein der eigenartige Gleich-
stromlichtbogen, der. kontinuierliche, durch
mehrere Etagen hörbare Funkenstrom bei
Einschaltung. der beiden Leydener Flaschen
usw. bietet eine Fülle des Interessanten. Das
Wichtigste an der Kondensatormaschine ist
natürlich der Umstand, daß sie Gleichstrom
"yon 100 000 bis 250.000 V’liefert. Als Maßstab
für die enorme Spannung beachte man, daß
die in Zahlentafel 1 angegebene Funkenlänge
Elektrotechnische. Zeitschrift. 1920. Heft Ey
727
Kugel: von 50 mm Durchmesser gemessen
wurde, also nieht wie bei Induktoren üblich,
zwischen Platte und Spitze. Alles übrige
Wissenswerte enthält die Tabelle, in der zum
Vergleich auch die entsprechenden Werte der
vordem fast ausschließlich im Handel befind-
lichen Influenzmaschinen nach Holtz zweiter
“Art!) (Wimshurst) hinzugefügt wurden.
Die eingangs genannten Verbesserungen
werden sicherlich dazu beitragen, die Kon-
densatormaschine, die jetzt viel kräftiger und
zugänglicher geworden ist, deren Behand-
ung weiter vereinfacht wurde, die — mit
einem Worte gesagt — viel technischer ge-
worden 'ist, über die Kreise der Laboratorien,
Lehranstalten usw. hinaus den Weg auch zu
den in der Praxis stehenden Elektrotechnikern
zu bahnen.
Versuche zur Uebermittlung von Nachrichten
mit drahtloser Telephonie.
Von Dipl.-Sng. W. Hahn, Telegraphendirektor.
(Mitteilung aus dem Funk-Betriebsamt des Reichspost-
ministeriums.)
. Üb.rsicht. Nachdem der Zweck der Versuche
dargelegt, und die technischen Einrichtungen der
beteiligten Funkstellen erwähnt sind, werden die
Beobaehtungen der Funkstellen des Reichsfunk-
netzes und diejenigen der Marinefunkstellen mit-
geteilt. Sodann wird das Ergebnis dieser im April
und Mai d. J. ausgeführten Versuche besprochen
Die Übermittlung von Nachrichten, die
gleichzeitig mehreren, an verschiedenen Orten
befindlichen Stellen zugehen sollen, wie z. B.
Wetter-, Börsen- und Pressemeldungen, ge-
schieht zweckmäßig auf drahtlosem Wege.
Da nun den Empfängern: dieser Nachrichten
im allgemeinen kein funktechnisch ausgebil-
detes Personal zur Verfügung steht, also der
Übermittlung der Nachrichten durch Morse-
zeichen auf den Empfangsstellen Schwierig-
keiten entgegenstehen, ist vom . Reichspost-
ministerium unter anderem geplant, diese
Nachriehten auf drahtlos-telephonischem Wege
zu übertragen. Das Funkbetriebsamt ist daher
‘beauftragt worden, entsprechende Versuche in
größerem Umfange auszuführen, um ein Bild
über die Brauchbarkeit der Übertragung mit
drahtloser Telephonie zu erhalten.
Nachstehend soll nun das Ergebnis eines
Teils, d. h. der in den Monaten April und Mai
d. J. ausgeführten Versuche, mitgeteilt wer-
den. Zu den Versuchen wurden sämtliche zur-
zeit im Betrieb befindlichen Funkempfangs-
stellen der‘ Reichstelegraphen - Verwaltung
herangezogen. Ferner haben sich in dankens-
werter Weise die Marine-Funkstellen daran
beteiligt. ;
Als Sendestelle diente die. der Reichstele-
graphen-Verwaltung gehörige Hauptfunkstelle
Königswusterhausen b. Berlin. Zum Aus-
senden der Worte wurde ein Lichtbogensender
der Firma C: Lorenz A. G., Berlin-Tempel-
hof in der. von ihr entwickelten Telephonie-
Anordnung benutzt, der auf eine 150 m hohe
Antenne arbeitete. Die Wellenlänge betrug
3700 m; die Antennenstromstärke schwankte
beim Sprechen ungefähr zwischen 10 und 30 A.
1 Die Empfangsstellen. des Reichs-Funk-
netzes sind mit Audionempfängern und Ver-
stärkern ausgerüstet. Die Antennen dieser
Funkstellen sind unter -Ausnutzung örtlicher
Verhältnisse innerhalb der Stadtteile . auf
Dächern angebracht. Die Verwendung von
Rahmenäntennen kommt für Presseempfang
Zahlentafel ll.
Influenzmaschinen nach
—Holtz zweiter Art ıWims-
N r hurst , bisher fast aus-
' ER schließlich im praktischen
Kondensatormaschinen
(neue Ausführung nach Abb. 1 u. 2)
Gebrauch
* Durchmesser der rotierenden - \
Scheihen: as 22 2 m 26 33 55 41 26 35 45 6») DD 55
Anzahl der rotierenden Scheiben en 2 8 1 1 1 1 2 7
Größte erreichbare Funkenlänge
INLMINZ0a RN R 100 | 140 220 170 190 250 300 350 350 350
Größte erreichbare Stromstärke | - ;
-in -Milliampere ca”... . ... 0,015 | 0,08 | 0,07 | 0,11 0,4 0,5 0,65) 0,75 1,3 4
Kraftbedarf in2P8r7327..2.72°3 1/g Us 1/5 ip 1/g 2
bei den drei größten Typen von 55 em Schei-
bendurchmesser zwischen Platte und einer
i = Wommelsdorf: „Annalen der Physik“, Bd. 39,
} H. Wommelsdorf: „Annalen der Physik“, Bd. 23,
1907, 8. 609.
d = Wommelsdorf: „Physikalische Zeitschrift“, Bd.6,
‚1 HR
4
1905, &
£ H Wommelsdorf: „Annalen der Physik“, Bd. 28,
1907, 8. 609 und Bd. 24, 1907. 8. 488.
1912,
nur in bestimmten Fällen in Frage, da die
Versuche des Funkbetriebsamts ergeben haben,
. daß diebeim Rahmenempfangerforderliche große
Empfangs-Verstärkung infolge der Störungen
1) W. Holtz. „Pogg- Ann.“ Bd. 180, 1867, 8.128 und 168;
J.€. Poggendorff. „og: Ann.“. Bd, 136, 1869, S. 171; Bd. 150,
1873, S. I. Uber die au fallend geringe Leistung der mehr-
lattigen Influenzmaschinen dieses Systems vergleiche den
Behl meiner Annalenarbeit Bd. 89, 1912, 8. 1201.
. der
ne
durch die zahlreichen elektrischen Anlagen
innerhalb der Städte nur selten anwendbar ist.
Durch die Versuche sollte im wesentlichen
festgestellt werden:
x 1. ob die Lautstärke ausreicht, um die
Sprache bis zu den am weitesten. entfernt
liegenden Funkstellen übermitteln zu können,
2. auf welche Weise’ auf der Sendeseite
‚gesprochen werden muß, damit die Empfangs-
stellen möglichst einwandfrei aufnehmen
können und
. 9. ob sich besser Herren- oder Damen-
stimmen für die Übertragung eignen.
‚. Da es bei der Übertragung der Sprache
nicht nur auf absolute Lautstärke, wie bei der
Übertragung von Morsezeichen, sondern auch
auf eine klare Übermittlung der gesprochenen
Worte ankommt, spielt bei der drahtlosen
Telephonie — von technischen Bedingungen
abgesehen — die individuelle Eignung nicht
nur der sprechenden Person, sondern auch in
hohem Maße der auf der Empfangsseite tätigen
Person eine große Rolle. Infolge dieser durch
die Versuche festgestellten Tatsache fielen
mitunter die Ergebnisse der Empfangsstellen
sehr verschieden aus. Hierauf wird später noch
näher eingegangen.
Bei der Übermittlung der Telegramme
wurde so verfahren, daß zuerst der ganze Satz
vorgelesen wurde und darauf nochmals wort-
weise zum Mitschreiben. Schwierige Wörter
(Namen und Fremdwörter) wurden buch-
stabiert. Dies Verfahren hat sich bewährt.
In folgendem sind die Ergebnisse zu-
sammengestellt und zwar zuerst diejenigen
Postfunkstellen, dann diejenigen der
Marine-Funkstellen.
Ergebnisse der Funkstellen des
Reichsfunknetzes.
a) Lautstärke.
Die Funkstellen empfingen, wie bereits
ne alle mit Antenne und Audionemp-
änger.
"Nach den Meldungen aller Funkstellen
kann die Lautstärke als gut bezeichnet werden.
b) Mittelwert der aufgenommenen Zahl
der. Worte.
Die Angaben der Funkstellen über die
Art der Verständigung sind, wie bereits er-
- wähnt, mitunter sehr widersprechend. Das-
selbe gilt für die-Aussagen, ob Herren- ‚oder
Damenstimmen sich besser für die Über-
tragung eignen.
Zur Sichtung des umfangreichen Materials
— esliegen im ganzen etwa 300 Berichte vor —
und um ein einigermaßen objektives Bild zu
‚bekommen, wurde für jede‘ Funkstelle ein
Mittelwert berechnet als Quotient aus der
Summe der ana: Telegramm wort-
zahlen und der Anzahl (der Versuchstage. Bei
Berechnung dieses Mittelwertes aus 10 Ver-
suchstagen wurden nür diejenigen Tage ‘aus-
geschieden, bei denen infolge Störung am
Empfangsapparat überhaupt keine Aufnahme
möglich war, dagegen wurden Ausfälle dureh
Luftstörungen sowie durch Störungen fremder
Funkenstationen nicht ausgeschieden. Dieser
Mittelwert stellt also die aufgenommene Wort-
zahl für den Versuchstag dar.
Die Berechnung wurde getrennt durch-
geführt für Herren- und Damenstimmen.
Zahlentafel ı.
Summe der aufgen. Wortzahlen
Zahl der Versuchstage
Herrenstimmen Damenstimmen
Mittelwert =
„ [7
SQ Fünketelle. eh) 3 Punzsteite ,|Mittel-
Be Rei |
1|Cuxhaven 100 1| Cuxhaven 100
%| Hannover 923|| 2) Swinemünde | 94
3 Friedrichshfn. | 90,2|| 3! Friedrichshfn. | 84,5
4 Leipzig 90 4| Hannover 80,3
5| Dresden 89 5 Düsseldorf 73,5
6 Swinemünde | 79 6 Konstanz 72,3
7 Düsseldorf 76 7\ Dresden 71
8 Konstanz 75 ||8'H.T.A. Berlin | 64,2
9; Elberfeld 65,61), 9, Hamburg 57,5
10 | Braunschweig) 61,5 ||10| Elberfeld 56,7
11:H.T.A. Berlin | 61 ||11 Breslau 56
12 | Dortmund |: 56,5 1112| Dortmund 53,4
13: Hamburg 56 |113 | Leipzig 44
14 Danzig 53,3 1114| Braunschweig | 36,5
15 Breslau 52,3 1115. Stettin 32,4
16 Stettin 49,2\116 Liegnitz 32,4
17 Liegnitz 49,2|117 Danzig 23,6
13 Magdeburg 39,5|118 Königsberg 17,6
19 Essen 36,9|119. Magdeburg 13,5
20 Königsberg 22,8 20 | Essen 3,4
In beistehender Zahlentafel 1 sind die
Werte zusammengestellt. Cuxhaven hatte in
beiden Fällen den besten Empfang erzielt.
--Es wurde daher der gefundene Mittelwert für
728
diese Funkstelle jeweils gleich 100 gesetzt und |
für die anderen Funkstellen die gefundenen
Mittelwerte proportional umgerechnet. In
Cuxhaven sind praktisch alle Worte aufge-
nommen worden, so daß die Zahl 100 auch
angenähert die Aufnahme aller Worte zum
Ausdruck bringt.
Wie sich aus der Zusammenstellung er-
gibt, ist zwischen Herren- und Damenstimmen
kein großer Unterschied festzustellen ; des:
diejenigen Funkstellen, die die Herrenstimmen
gut aufnehmen konnten, haben auch die
Damenstimmen im allgemeinen gut gehört.
d Swinermürde
IX Honstane
y®,» Friedrichshafen.
I SER =
HUREN
Maßstab: 9 mm = 100 Worte.
Abb. 1. Mittelwert der aufgenommenen Zahl der Worte.
In Abb. 1 sind die Funkstellen ihrer un-
gefähren Entfernung nach eingezeichnet und
bei jeder der Mittelwert für Herren- un
Damenstimmen (nach Zahlentafel 1) graphisch
wiedergegeben. Es sind hierbei 100 Worte
gleich 9 mm; Herrenstimmen ausgezogen,
Damenstimmen gestrichelt gezeichnet.
ce) Besondere Beobachtungen und Ver-
‚suche einzelner Funkstellen.
Konstanz hatte am 14. V. 20 anstatt mit
Audion mit Detektor- und Dreifachverstärker
empfangen. Die Lautstärke wurde hierdurch
geringer, doch konnte noch aufgenommen
werden.
An mehreren Empfangsstellen wurde ver-
sucht, die fernsprechtechnischen Schwierig-
keiten auf dem Gebiete der Sprach-Aufnahme-
fähigkeit der beteiligten Beamten zu ermitteln.
Es wurde festgestellt, daß eine beim Wolff-
bureau tätig gewesene Fernsprechbeamtin
trotz kleinerer Lautstärke den ganzen Text
spielend aufnahm. An zweiter Stelle kam eine
andere Fernsprechbeamtin. Am schlechtesten
war die Aufnahme eines Funkbeamten, der
an Telephonie nicht gewöhnt war.
Ergebnisse der Marine - Funk-
stellen.
Außer den Funkstellen Wilhelmshaven,
Kiel, Neumünster, Nordholz, Borkum und
Pillau hat auch die Inspektion des Torpedo-
und Minenwesens in Kiel an den Empfangs-
versuchen teilgenommen.
Die eingelaufenen Berichte sind sehr aus-
führlich gehalten und bilden eine wertvolle
Ergänzung der von den Postfunkstellen ge-
sammelten Erfahrungen.
a) Lautstärke. Detektorempfäng.
Auch von den Marinefunkstellen wurde die
Lautstärke als gut angegeben.
‘ Bei mehreren Funkstellen wurden Ver-
gleiche zwischen Audion- und Detektoremp-
fang angestellt. Da die Lautstärke beim
Audionempfang größer ist, konnte z. B. Bor-
kum und die -Torpedo-Inspektion in Kiel bei
dieser Empfangsart die Worte noch ohne Ver-
stärker verstehen; bei: Detektorempfang war
dies nicht möglich, trotzdem sehr gute An-
tennen verwendet wurden. Neumünster gibt
die Lautstärke beim Empfang mit Detektor
und Dreifachverstärker mit „sehr gut“ an.
Ohne Verstärker’ war trotz der großen Antenne
keine Aufnahme möglich. Nordholz hatte am
28. IV. 1920 trotz erheblicher Gewitterstö-
„ungen gut aufnehmen können; am 30. IV.
we,
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit
1920 wurden die Worte auch mit Detektor
ohne Verstärker (50 m hohe Antenne) ver-
standen, trotzdem sie sehr leise waren. Auch
Pillau hatte mit Detektor und Zweifachver-
stärker guten Empfang. Es konnte am 30. IV.
1920 das Gespräch mit 4 Telephonen bis auf
wenige Worte einwandfrei aufgenommen wer-
den.
b) Aufgenommene Worte.
Für diese Funkstellen war es nicht mög-
lich, einen Mittelwert aus der Zahl der aufge-
nommenen Worte zu bilden, da nicht genügend
viele Unterlagen hierzu vorlagen.
Düsseldor;
Damenstimme.
— —— Herrenstimme.
Zahlentafel 2.
Aufgenommene Zahl der Worte am 15.4. 20.
Telegr. Nr. 1: 100 Worte .Telegr. Nr. 2: 100 Worte
Abb. 2. Aufgenommene Zahl der Worte am 18, IV. 1920.
Herrenstimme: Damenstimme:
3 Funkstelle SH 3 Funkstelle SH
= <e||S <E
1 Cuxhaven 100 || 1:Swinemünde 100
3| Hannover 100 || 2! Dresden 100
3/Swinemünde | 100 || 3 Elberfeld 100
4 | Leipzig 100 || 4 Königsberg 100
5 | Magdeburg 100 || 5, Magdeburg 100
6 Nordholz 100 || 6; Nordholz 10
(Marine) ; (Marine) IS
7|Borkum F.S. | 100 || 7) Borkum R.A. | 100
(Marine) i (Marine) |
8| Friedrichshfn. | 99- || 8| Borkum F.S. 99.
9. Düsseldorf 96 (Marine)
10 Breslau 85 9| Friedrichshfn. | 97
11.| Elberfeld '7ı 110, Düsseldorf | 97
12| Borkum R.A.| 58 ||11| Cuxhaven 94
(Marine) 12) Breslau 93
13 | Hamburg 58 ||13|) Dortmund 93
14 | Konstanz 56 ||14 Neumünster | 84
15 | Königsberg 55 (Marine) IS
16 | Neumünster 55 1115: Konstanz 80
(Marine) 16| Hannover „18
17 | Kiel F.S. 54 ||17 Stettin 68
(Marine) 18 Leipzig 67
18|H,T.A. Berlin| 34 ||19) Hamburg 59
19 Essen 22 20 Liegnitz ‚52 -
20 Dresden 11 [121 Kiel F.S. 43
21 | Liegnitz 9||- (Marine) :
22| Dortmund — 1192] H.T.A. Berlin | 27
93, Stettin — ||23| Essen 124
anfangs gut,
In beistehender Zahlentafel 2 und Abb. 2
sind jedoch für einen Versuchstag (15. IV.
1920) zusammen mit den Postfunkstellen die
aufgenommenen Zahlen der Worte, soweit be-
kannt, graphisch aufgetragen, wieder
getrennt
-für Herren- und Damenstimmen. \
An diesem Tage wurden zwei Telegramme
von je 100 Worten übermittelt. Das erste
Telegramm wurde von einem Herren ge-
sprochen, das zweite von einer Dame.
. Wie verschieden die Brauchbarkeit der Her-
ren- bzw. Damenstimme sowie das gewählte
Tempo der Übermittlung beurteilt worden ist,
sei für diesen Versuchstag an einigen Beispielen
gezeigt.
Nachricht wurde von einer männlichen
Stimme tadellos übermittelt, eine zeitweise
funkende Militärstation wirkte trotz der stark
. Betriebe vom Funkbetriebsamt trotzde
So berichtete Magdeburg: „Die erste SEEN
hörbaren Telegraphierzeichen nur _ wenig
störend. Die von einer weiblichen Stimm
gesprochene zweite =Mitteilung war in
folge ungenügender Sprechtechnik der betre
fenden Dame weniger leicht aufzunehmen.‘
Im Gegensatz hierzu berichtet die Funk
stelle Konstanz: „Am besten war der Emp-
fang bei der weiblichen Stimme. Durch den
höheren Ton der weiblichen Sprache sind die
Zeichen besser verständlich und unterscheiden
sich auch: schärfer von Geräuschen und son-
stigen Störern als Laute in tiefen - Lagen.‘
| Im Berieht der Marinefunkenstation Pillaun
kım
BT
00
Maßstab: 6 mm
= 100. Worte.
lautet es: ‚Die männliche Stimme war an-
fangs gut, wurde aber später sehr undeutlich,
besonders dann, wenn die Vokale schnell ge-
sprochen wurden. Die weibliche Stimme war
im allgemeinen besser zu verstehen, das sau-
sende Nebengeräusch trat in dem höheren
Ten der weiblichen Stimme nicht so störend
auf.‘ Dagegen heißt es im Bericht der Marine-
Funkstelle Kiel (Ostseestation): ‚Lautstärke
war in beiden Fällen gut. Das Sprechen deı
männlichen Stimme war in jeder Hinsicht a
‚gezeichnet, Aussprache klar und deutlich,
Tempo war für Abnahme sehr günstig. We
im Journalauszug einige :Worte fehlen, so lag
dies an örtlichen Störern. Das Sprechen de
nicht besonder
stehen für Aufnehmer mit Ausnahme der ört
liehen Störer nicht mehr.“ ° :
Zusammenfassung der Ergebnisse
a) Die Lautstärke auf den Empfangs-
stellen wurde durchweg als ausreichend be-
zeichnet. & Sur, ee
b) Die Art der Übermittelung der Tel
gramme in der Weise, daß zuerst der ga
Satz vorgelesen wurde und darauf zum Mit-
schreiben die einzelnen Worte diktiert wurden,
“wobei schwierige Wörter buchstabiert wurd.
hat sich bewährt. ze
6) Bei der Verwendung einigermaßen ge
übter Personen scheint bei der Übertra
zwischen Herren- und Dameästimmen
Unterschied zu bestehen. ER
d) Der Detektorempfang ohne Verst
war in den Empfangsstellen, die damit Veı
suche gemacht hatten (über 250 km Entfe
nung), trotz der verwendeten hohen Ante
mit einer Ausnahme vollständig unbraue
Versuche mit‘ Detektorempfang werden,
wegen seiner Billigkeit und Einfachhei
gesetzt. Brett
.. e) Zur Aufnahme der teleph !
Übermittlungen, also der gesprochenen Wor'
ist eine gewisse Übung von Vorteil, und e@
1920.
Elektrotechnische Zeitschrift.
Heft 37.
729
daher zweckmäßig, zum Empfang solche Per-
sonen heranzuziehen, die bereits einige Zeit
zwecks Entgegennahme von Nachrichten am
Fernsprecher tätig waren.
f) Außer Luftstörungen machten sich be-
sonders die mit gedämpften Sendern arbeiten-
den Stationen störend bemerkbar und ist
der Ausfall von Worten bei der Aufnahme
zum größten Teil auf diese Störer zurückzu-
führen.
. „Von seiten des Reichspostministeriums
wird schon mit Rücksicht auf den ungestörten
Betrieb im Reichsfunknetz das Arbeiten mit
gedämpften. Sendern immer mehr - einge-
schränkt, so daß diese Störer mit der Zeit
verschwinden werden.
Beitrag zur Schwaigerschen Netzberechnung.
Von Ad. Thomälen, Karlsruhe.
Übersicht. Das von Schwaiger in dieser
Zeitschrift 1920 8. 227 angegebene zeichnerische
Verfahren zur Berechnung von Leitungsnetzen soll
dahin ergänzt werden, daß die Ströme, die bei
allein belasteten Knoten den Strecken aus den
Speisepunkten zufließen, ohne jede Zwischenrech-
nung unmittelbar abgelesen werden können.
Das Netz sei durch Abb. 1 gegeben, wobei
die Speisepunkte I bis VI in beliebiger Weise
zusammenfallen können. Die Strecken sind
mit 1 bis 8, die Knoten mit a, b, c bezeichnet.
Abb. 1. Leitunganctz.
Die Strecken sind in bekannter Weise ent-
lastet worden und die Knoten dadurch mit
den Strömen Ja, Jd und Je belastet. Diese
Ströme sind in Abb..2 von O, aus fortlaufend -
auf der wagerechten Achse aufgetragen. In
den Endunkten F,. F, und F, sind Senkrechte
errichtet.
Nach dem Frickschen Verfahren werden
die Knoten schrittweise. entlastet. Um zu-
nächst den Knoten a zu entlasten, werden die
nebeneinander geschalteten Strecken 1 u. 2
mit den Widerständen Rı und AR, zu einer Er-
satzstrecke mit dem Widerstand R, zusammen-
gefaßt. Nach Schwaiger werden dabei die
Strecken durch Gerade dargestellt, deren
Steigung dem Verhältnis der Länge zum
Querschnitt oder dem Widerstand propor-
Bra
/N
| m
tional ist. Die Geraden sind in Abb. 2 mit den
Nummern der Strecken bezeichnet. Man legt
zunächst durch 0, die Gerade 1, welche eine
in beliebiger Höhe durch @ gelegte Wagerechte
in A schneidet. Von A aus fällt man ein Lot
- auf die wagerechte Achse und zieht durch den
Fußpunkt die Gerade 2, welche die durch @
7
gelegte Wagerechte in © schneidet. Der
Strahl 0,0 bilde mit der Wagerechten den
Winkel «. Dann ist
1 1 es 1 1
Icon tg BR. D9
Demnach ist tg« gleich dem Widerstand R,
der aus den Strecken 1 u. 2 gebildeten Verzwei-
gung, d. h. O0 stellt, genau wiein dem Schwai-
gerschen Aufsatz, die Ersatzstrecke für diese.
Verzweigung dar. Diese Ersatzstrecke ist im
Knoten a mit der Strecke 7 in Reihe geschaltet.
Die Belastung des Knotens a ist nın zum
Teilnach rückwärts auf die vereinigt gedachten
Speisepunkte I und II, zum Teil nach vor-
wärts auf den Knoten 5b zu werfen, Für die
Bestimmung beider Teile hat Schwaiger die
zeichnerische Lösung gegeben. Sie soll im
folgenden dahin abgeändert werden, daß die
auf den Knoten b zu werfende Belastung in
der Abbildung nicht links, sondern rechts
erscheint, so daß sie sich von selbst zu
der ursprünglichen Belgstung des
Knotens D hinzufügt. Um dies zu er-
reichen, wird diein Reihe geschaltete Strecke 7
durch eine Gerade dargestellt, deren Ge-
fälle gleich dem Widerstand der Strecke ist!).
Die Gerade 7, die durch F} gezogen ist und mit
F,0; den Winkel B=arctg R, bildet, stellt
auf diese Weise die Strecke 7 dar. Sie schneide
den Strahl 0,0 in D,, und der Fußpunkt des
Lotes durch D, sei O,. Dann ist
O;Fı _ c0tß _ Ra
095.2: c0t 2 ER,
Da 0,0, -+0,F, gleich Ja ist, so wird
Ra
OF} = Ja TER
Demnach ist O,F, die auf den Knoten 5b zu
' werfende Belastung, \ während 0,0, die nach
rückwärts auf die Speisepunkte zu werfende
Belastung ist. Die Gesamtbelastung des
Knotens 5 ist dann O0,Ff}-+ Jd = OF, d.h.
O,ist der Anfangspunkt für die Zeich-
nung zur Entlastung des Knotens b.
Die Abbildung entwickelt sich dabei nicht,
wie a. a. OÖ, nach oben und rechts, sondern
ausschließlich nach rechts.
Wir verbinden nun O, mit dem Punkt E,,
in welchem der Strahl 0,0 die in F', errichtete
Senkrechte schneidet. Die Steigung dieser
Verbindungslinie sei tgy. Dann ist nach der
Zeichnung
tgy=tga+tgß=Ra+ R-.
O,E, stellt also die Ersatzstrecke 7’ dar für die
Sehaltung, die von b aus über die Strecke 7
und den.Knoten a zu den vereinigten Speise-
punkten I und II führt.
Für die folgende Zeichnung zur Entla-
stung des Knotens b ist willkürlich die durch
@ gehende Wagerechte beibehalten. Man ver-
einigt dann die nebeneinander liegenden
Streeken 7’; 3 und 4 in bekannter Weise zu
43
IB
\/
X,
Ak
Yz
Un
Abb. 2. Darstellung der zufließenden Ströme.
einer Ersatzstreeke, die durch 0,0 dargestellt
wird. Sie ist mit der Strecke 8 in Reihe ge-
schaltet. Man zieht also wie früher von F',
aus eine Gerade, die mit F,0, den Winkel
1) Vgl. Schwaiger, Lehrbuch der elektrischen Festig-
77
keit der Isoliermaterialien, Berlin 1919, S. 77.
ö=arctg Rz; bildet und den Strahl 0,0 in D,
schneidet. Der Fußpunkt O, des Lotes von D,
auf die wagerechte Achse ist dann wieder der
Anfangspunkt der Zeichnung für die Ent-
lastung des Knotens b. Wenn dann weiter der
Strahl 0,0 die in F, errichtete Senkrechte in
E, schneidet, so stellt O,E,, wie früher, die
Ersatzstrecke 8' dar für die Schaltung, die in
Bild 1 von, c über die Strecke 8 nach links
führt.
Endlich werden, wie früher, die auf den
Knoten ce geworfene Belastung durch O,F%,
und die nach rückwärts auf die Speisepunkte
geworfene Belastung durch 0,0, dargestellt.
Die Gesamtbelastung des Knotens c, der
jetzt allein belastet ist und allein sein früheres
Potential beibehalten hat, ist jetzt O,P;.
- Dieser Strom fließt durch die nebeneinander
geschalteten Strecken 8, 5 und 6 zu. Wir
zeichnen also in bekannter Weise die Gerade
0,0, welche die Ersatzstrecke für diese drei
Strecken darstellt und die in F, errichtete
Senkrechte in EP, schneidet. Zur Vervollstän-
digung ziehen wir dann noch die Strahlen
O,B und O,B und können nun dazu übergehen, .
die aus den Speisepunkten zufließen-
der Ströme darzustellen.
Dazu ziehen wir durch den Sehnittpunkt
E, eine Wagerechte. Die Abschnitte, die auf
ihr durch das Strahlenbündel O0, abgeschnitten
werden, verhalten sich wie die Leitwerte der
Strecken 8‘, 5 und 6. Sie stellen also, da ihre
Summe gleich der Gesamtbelastung O,F, des
Knotens c ist, unmittelbar die Ströme dar,
die dem allein belasteten Knoten ec
über die Strecken 8, 5 und 6 zufließen.
Von diesen ist Jg’ ein Strom, der in der
Strecke 8 bei entlastetem Knoten Ö fließt.
Dazu ist nach der Theorie der Leitungen der
Strom 0,0, hinzuzufügen, der bei Entlastung
dieses Knotens nach rückwärts auf die Speise-
punkte geworfen war. Die Summe ist dann
der Strom, der dem belasteten Knoten b
über die Strecken 7', 3 und 4 zufließt.
Wir brauchen indessen den Strom Js‘ gar
nicht abzulesen oder zu 0,0, hinzufügen, da
er sich in der Zeichnung von selbst
zu 0,0, hinzufügt. Die Summe ist, wie
früher, im Verhältnis der Leitwerte der Strecken
7', 3und 4 zu teilen. Wir loten also den Punkt,
in dem die durch E, gelegte Wagerechte den
letzten schrägen Strahl des Bündels 0,
schneidet, senkrecht nach unten auf den
ersten Strahl des Bündels O0, und ziehen von
dort aus eine Wagerechte. Auf ihr schneidet
das Strahlenbündel O, die Ströme J-', J, und
J; ab. In derselben Weise fahren wir fort und
erhalten dadurch die Ströme J, und J,. Wie
man sieht, sind die Ströme J-' und Jg‘ nur für
die Beweisführung nötig gewesen, so daß sie
bei der wirklichen Ausführung ganz wegfallen.
Auch die wirklichen Ströme der Strecken
7 und 8 lassen sich nach Größe und Vor-
zeichen aus Abb. 2 ablesen. Ebenso ergibt
sich, daß die Spannungsverluste der Knoten
den Abständen der oberen, gebrochenen
Linie von der wagerechten Achse proportional
sind. Jedoch wird man diese Größen bei der
endgültigen Ermittlung der Stromverteilung
und Spannungsverluste bei belasteten Strecken
nieht nötig haben.
780
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heft 37.
16. September 1820.
Herstellung einer elektrischen Transport-
hahn in einer Salpeterfabrik in Chile während
des Krieges.
Von J, Oesterreicher, Taltal (Chile).
Die Mehrzahl aller in Chile ‚befindlichen
Salpeterfabriken benutzt zur Abfuhr der aus-
gelaugten Gesteinsmassen nach den Abwurf-
halden kleine Muldenkipper, die von Maul-
tieren gezogen werden. An diesem Betrieb
halten die "meisten Werke noch heute mit
großer Zähigkeit fest, obwohl er in betriebs-
technischer, besonders aber in wirtschaftlicher
Beziehung ganz bedeutende Nachteile mit
sich bringt. Nichtsdestoweniger konnten die
Werke gut damit auskommen, solange die
Futterkosten gering waren und die Abwurf-
halden nur kleine Abmessungen aufwiesen.
Zwar hat es an Versuchen, Drahtseilbahnen
für diese Zwecke einzuführen, nicht gefehlt,
aber die hohen Anlagekosten dieses Transport-
mittels haben bisher wohl in erster Linie einer
allgemeinen Verwendung hinderlich im Wege
gestanden. Dazu kam noch der Krieg, der
so manches schwebende Projekt dieser Art
endgültig vereitelte.
Auch in der „Oficina Chile‘, der größten
Fabrikanlage der Deutschen Salpeterwerke A.
G., Taltal, die allein etwa 6000 t monatlich
erzeugt, begnügte man sich mit der altge-
wohnten Transportart :bis zum Jahre 1912.
Sodann. sind elektrisch betriebene Schräg-
aufzüge errichtet worden, um eine größere
Abwurfhöhe, somit ein langsameres Anwachsen
Abb. 1.
der Haiden zu erzielen. Diese Lösung konnte
jedoch auf die Dauer nicht befriedigen, denn
zu der inzwischen teurer gewordenen Maul-
tierbenutzung, auf die man notwendiger-
weise nieht verzichten konnte, kamen: noch
die bedeutenden Ausgaben für die Aufzüge
hinzu. Die Unzuverlässigkeit des Bedienungs-
personals trug viel zum vorzeitigen Verschleiß
der:teueren Stuhlkabel bei und machte auch
häufige Ausbesserungen des maschinellen Teiles
notwendig. Solche Arbeiten waren mit Rück-
sicht auf den Tag- und Nachtbetrieb äußerst
störend, weil sie stets große Zeitverluste ver-
ursachten. 3
Abfuhr der ausgelaugten Masse
(Ripio) nach beiden Seiten des Fabrikgebäudes
unabhängig voneinander erfolgt, so faßte
Da_ die
man den Plan, die Ripioabfuhr nach einer
Seite mittels Lokomotiven durchzuführen.
Man entschloß sich, gestützt auf die guten Er-
fahrungen in ähnlichen europäischen Be-
‚trieben, vorerst 3 Benzolmaschinen anzu-
schaffen, um deren Brauchbarkeit praktisch
zu erproben. „
Die mit diesen Fahrzeugen gesammelten
Erfahrungen befriedigten jedoch in keiner
Beziehung. Zwar stellten sich die Betriebs-
kosten etwas günstiger als bei der früheren
Betriebsart, aber die Betriebssicherheit ließ
viel zu: wünschen übrig. Es waren dauernd
Reparaturen an den Maschinen erforderlich,
und obgleich immer nur eine Lokomotive im
Dienst stand, genügten kaum die beiden andern
für Reservezwecke.
Der Ausbruch des Weltkrieges verhinderte
die Anlieferung der für die Benzolmaschinen
dringend erforderlichen Reserveteille und
brachte dadurch die Werke in größte Ver-
legenheit. Das gleichzeitige Ansteigen der
Futterkosten. für die Maultiere sowie die son-
stigen Preise für alle Betriebsmittel erzwangen
eine rasche Entscheidung der ganzen Frage, die
zugunsten der Einführung von elektrischen
Lokomotiven ausfiel.. Es wurde beschlossen,
den Bau solcher Fahrzeuge in der eigenen
Reparaturwerkstatt, der eine Gießerei ange-
gliedert ist, durchzuführen, und zwar unter
weitgehendster Benutzung von vorhandenem
Altmaterial. Vorerst sollte der Bau nur einer
Lokomotive in Angriff genommen werden, um
sich erst von der Brauchbarkeit des neuen
Fahrzeuges ‘praktisch zu überzeugen. -
Nach einer Bauzeit von etwa 5% Monate
konnte die erste Lokomotive als Ersatz
der Benzollokomotiven in. Dienst gestellt
werden; sie erwies sich bereits nach einigen
Tagen als vollwertiger Konkurrent. Die vielen
Vorteile, wie. einfache Bedienung, Betriebs-
sicherheit, große Anzugskraft usw., die den
elektrischen Lokomotiven eigen sind, maehten
sich sehr.angenehm bemerkbar, so daß unbe-
denklich die Herstellung der beiden andern
Lokomotiven in Angriff genommen werden
konnte.
Die von den SSW für die Schrägauf-
züge gelieferte elektrische Ausrüstung fand
bei den neuen Lokomotiven Verwendung, ohne
daß sich beim späteren Betrieb: irgendwelche
Schwierigkeiten ergeben hätten. Der Aufbau
der Maschinen mußte dem vorhandenen
großen Zahnradvorgelege angepaßt werden,’
wodurch die etwas plumpe äußere Form
(Abb. 1 u. 2) zu erklären ist. Der Drehstrom-
motor von 500 V, 50 Per, 25/32 PS. und
570 Umdr/m arbeitet direkt auf das Vorgelege,
auf dessen Welle auch ein Kettenrad aufge-
keilt ist; die Übertragung von da auf die
Triebachse. ‚vermittelt eine Gallsche Kette.
Die beiden Radsätze sind durch Pleuelstangen
gekuppelt. Das Gewicht der Lokomotive be-
trägt 7,3 t, die Spurweite 91 cm, die Fahrge-
schwindigkeit 7 km/h. Für Beleuchtungs-
zwecke dienen. 5 in Reihe geschaltete Glüh-
lampen von 110 V. Für die Scherenstromab-
nehmer mit Rollenkontakt nahm man anfangs
Hartbronzerollen, die jedoch später, und
zwar mit bestem Erfolg, durch gußeiserne er-
setzt wurden. Angestellte Versuche mit
Stromabnehmerbügeln, Walzen, ferner mit
gekrümmten Bügeln ergaben ungünstige Re-
sultate. Die 3 Stromabnehmer sind genau in
der Mitte der Lokomotiven, 550 mm vonein-
ander entfernt, auf ‚Hartholzbalken montiert,
so daß auch Kurven mit größerer Gesehwin-
digkeit — wie solche ‘bei der Talfahrt
und abgeschaltetem Motor sich ergibt —
durchfahren werden können, ohne Entglei-
sungen befürchten zu müssen.
sieht auf die Sorglosigkeit des Bedienungs-
personals und die damit gemächten schlechten
Erfahrungen hat man alle Teile an den Loko-
motiven besonders schwer und widerstands-
fähig konstruiert.
Für die Oberleitung der 1,2 km langen.
Strecken benutzte man die alten verzinkten
Stahlkabel von 20 mm Durchmesser der
früheren Schrägaufzüge, indem man die ein-
zelnen Stücke durch Längsspleiße verband.
Das gänzliche Fehlen passender Isolatoren
| machte sich bei der Montage der Oberleitung
unangenehm bemerkbar und zwang zu Kon-
struktionen, die nicht nach den Verbandsvor-
schriften bewertet werden dürfen. So bestehen
die Seilhalter aus 2 Winkeleisenstücken des
80-mm-Profils, zwischen die das Seil mittels
einer 34°-Schraube festgeklemmt wurde
(Abb. 3). Eine gehobelte Nute trägt zum besse-
ren Halt des Seiles‘bei. Zur Befestigung der
Profils verwendet: worden.
. des Ripios nicht hinderlich im Wege steht.
5 € er
| 5 Muldenkippern, wird mittels eines Seiles ge-
Mit Rück-
'| weichstellen, ferner wegen der
‚hat, sich im Betriebe sehr gut bewährt.
Halter an den geteerten, hölzernen Quer-
trägern dienen zwei halbzöllige Schrauben. Alle
stromführenden Teile würden durch Weich-
gummiplatten und Hülsen vom Holz isoliert.
Da Regenfälle sehr selten. vorkommen und
nur in geringer Menge‘ auftreten, 5
nach den bisher gemachten Erfahrungen diese
Isolierung. Die schwierig herzustellenden Luft-
weichen hat man durch geeignete. Führung
der. Gleise gänzlich vermieden. Als Bogen-
träger und Auslegermasten dienen alte Dampf-
heizungsrohre, die in großer Anzahl zur Verfü-
gung standen. Die normale Höhe der Oberlei-
tung über Schienenoberkante beträgt 3,6 m, die
geringste beiäder‘ Einfahrt in das Fabrikge-
bäude 3,3 m.“ Aus konstruktiven : Gründen
sind für die Stromzuführung innerhalb des
meussraseuensane.‘
Abb. 3. Oberleitungsisolator.
Gebäudes Eisenbahnschienen eines kleinen
Die größte Stei-
gung der Strecke beträgt 1,5%, der kleinste
zu durchfahrende Kurvendurchmesser 15 m.
Die ausgelaugten, sandig-lockeren Ge-
steinsmassen werden im feuchten Zustand
abgefahren, daher eignet sich das am Rande
der Halden verlegte Abwurfgleis nicht gut
zum - Befahren durch Lokomotiven, . die
u. U. abstürzen könnten. Häufig auf-
tretende, starke Erdbeben verursachen gleich-
falls Erdrutsche. Außerdem wäre die immer
wieder notwendige Umlegung des Abwuuf-
gleises, mit Rücksicht auf die schwere Dreh-'
stromoberleitung, unpraktisch. Ein besonderes
Lokomotivgleis ist deshalb schon beim Ben-
zolbetrieb in Benutzung gewesen und jetzt
nach Elektrisierung der Strecke .beibehalten
worden (Abb. 4). Bei einfacher Oberleitung
und. besonders gebauten Lokomotiven — mit
seitlich verlegtem Schwerpunkt?”— kann man
allerdings mit einem gemeinschaftlichen Gleis-
auskommen, wenn dem *die Beschaffenheit
Abb. 4.
Der normale Wagenzug, bestehend aus
zogen, das an einer Laufrolle, unter Zwischen:
schaltung einer Zugfeder, befestigt ist. Die
Rolle läuft in einem wagerechten Schienen-
rahmen, der ungefähr die Breite der Lokomo-
tive einnimmt, und stellt sich während der
Fahrt jeweils in die Zugriehtung ein. Diese E
Konstruktion war notwendig wegen der Aus-
eigung der
vorhandenen Wagen zum Entgleisen,
Der seit vielen. Monaten geführte regel-
mäßige Tag- und Nachtbetrieb hat die große
Überlegenheit der elektrischen Lokomotiven.
gegenüber den Benzollokomotiven sowohl in
wirtschaftlicher als auch praktischer Be-
ziehung durchaus erwiesen., Die gesamte
Ripioabfuhr- wird von 3 elektrischen Loko- =
motiven (einschließlich der Reserve) bewältigt,
während man für die gleichen Verhältnisse 5,
ak aber 6 Benzollokomotiven nötig _
ätte. ee
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genügt
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Er
16. September 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Heft 37.
731
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Die Elektrisierung Ostpreußens. — In einer
Darstellung der früheren Pläne und jetzigen
Möglichkeiten für die Elektrisierung der
Provinz Ostpreußen!) teilt Landesbaurat
Lowes mit,
außerordentlichen Erhöhung aller Material-
preise und Löhne vorläufig die Elektrisierung
nicht ganz zurückstellen wolle, nach tech-
nischen und wirtschaftlichen Überlegungen
der folgende erste Ausbau durchgeführt werden
müsse: An der unteren Alle‘ etwa 55 km von
der Stadt Königsberg, werden zwei hinterein-
ander liegende Wasserkraftwerke erbaut, deren
Gefälle dureh die Errichtung von Staudämmen
im Flußlauf und Aufstauen des Flusses zu
ewinnen ist, u. zw. das eine in der Nähe des
Städtchens Friedland als Spitzenwerk für
eine maximale Leistung von 10 500 kW und
ein maximales Gefälle von 14 m, das zweite,
dessen Staubecken zugleich als Ausgleichs-
becken für ersteres dient, 25 km unterhalb bei
Woöhnsdorf, als Laufwerk für eine
maximale Leistung von 1700 kW mit einem
maximalen Gefälle von 6,5 m. Bei 33 m?/s
Mittelwasser stehen in den beiden Kraft-
werken, die mit der Drehstrom-Dampfzentrale
der Stadt Königsberg von 15 000 kW einge-
bauter Leistung zusammenarbeiten sollen,
jährlich etwa 35 Mill. kWh zur Verfügung.
Zur Verbindung der Kraftwerke und für die
Speisung der Verteilungsnetze ist der Bau
eines Oberspannungsnetzes von etwa 640 km
Länge in Aussicht genommen, und im An-
schluß an dieses sollen etwa 5700 .km Mittel-
spannungsnetz mit 2000 Transformatoren-
stationen gebaut werden. Aus diesen Netzen
können versorgt ‚werden: Königsberg mit
Straßenbahn und Industrie, ein großer Teil
der Provinzstädte mit seinen Industrien und
dem Kleingewerbe, die Bahnhöfe, Ziegeleien,
Mühlen usw. sowie die Landwirtschaft zu etwa
30 % der in der Provinz vorhandenen Morgen
Ackerland. S
Jeder Stromabnehmer, der einen direkten
Anschluß an das Mittelspannungsnetz erhält,
“muß das Gebäude zur Aufnahme des Trans-
foımators und der Schaltapparate auf eigene
Kosten nach Angabe der Uberlandzentrale
Ostpreußen A, &. herstellen lassen oder einen
sonstigen geeigneten Raum dafür zur Verfü-
- gung stellen. Ferner hat er einen Zuschuß &
fonds perdu zu den Kosten für seine Zuleitung
zu geben. Die Ortsnetze in den Landgemein-
den und Städten, soweit letztere von dem Bau
eigener Netze Abstand nehmen, werden von
der Überlandzentrale gebaut und betrieben,
jedoch sollen die Baugelder dafür möglichst
durch die Gemeinden der Überlandzentrale als
verzinsliches Darlehn zur Verfügung gestellt
werden. Diese Maßnahme verspricht eine Er-
leichterung der Beschaffung der übrigen großen
Bausummen auf dem Kapitalmarkt.
Trotz der Schwierigkeiten, die die Ma-
terialbeschaffung heute macht, muß versucht
werden, diesen Ausbau bis Ende 1926 fertig
zu stellen, wobei mit der Inbetriebnahme der
Wasserkraftwerke Ende 1923 gerechnet ist:
Die Versorgung des westpreußischen bez
stimmungsgebietes wird gesondert be-
handelt und muß weiteren Verhandlungen
zwischen den Beteiligten, dem Reich und dem
Lande Preußen vorbehalten bleiben.
Zur Leistungsfaktorfrage in Frankreich.?)
Nach einem Hinweis darauf, daß in Frankreich
die in der Beurteilung dieser Frage zuständigen
Fachkreise einstimmig die Notwendigkeit wirk-
'samer Maßnähmen gegen das „‚fressende Übel‘
des sich ‘ fortgesetzt verschlechternden' Lei-
stungsfaktors der Energieverteilung betonen,
wird berichtet, daß auf Grund der Vorarbeiten
der im Jahre 1917 gebildeten ‚Commission du
dephasage‘“ und des „Comite, d’6leetrieite“ nun-
mehr das Ministerium der Öffentliehen Arbei-
ten den weiteren Verfolg der. Angelegenheit in
die Hand genommen hat.°) Hieraus geht her-
vor, welehe Bedeutung man in Frankreich der
Bekämpfung der zunehmenden Phasenverschie-
bung beimißt. Dieser Wertung entsprechend
wurde auch in der dortigen Fachpresse der
letzten Jahre eine größere Anzahl von Arbei-
ten*) über diesen Gegenstand veröffentlicht,
jedoch ohne daß bezüglich der Klärung der ver-.
wiekelten physikalischen Grundlagen der
Scheinverbrauchsmessung ein Fortschritt er-
zielt oder gegenüber den älteren Untersuchun-
\ Vgl: „ET7Z“ 1920, 8. 114..414.
Nach ..Revue G6n. de I’Electr.*. Bd. 7, 1920, S. 643.
% Vgl. „Revue G@n.de l’Electr.“, Bd.6, 1920, S. 66.
*) Vgl z. B. Lumiöre Rlectrique, Aug. 1916, Nr. 32, 33
34; „Revue G&n. de l’Electr.‘‘,; Bd. 4, 1918, 8. 102.
aß, falls man angesichts der:
RUNDSCHAU.
gen!) angestrebt worden wäre. Anerkennung
verdient dagegen die Aufklärungsarbeit, die zu
leisten sich Abhandlungen, wie die hier be-
sprochene, zur Aufgabe gemacht haben. Vor
allem wird versucht, das Verständnis der Groß-
verbraucher elektrischer Arbeit für die Not-
wendigkeit der genannten Maßnahmen zu
wecken, und auf die Erkenntnis hingearbeitet,
daß solche Vorkehrungen auch im wohlver-
standenen Interesse der Abnehmer liegen. In
dieser Absicht erfolgt zunächst eine 'ausführ-
liche Darlegung der Ursachen schlechten Lei-
stungsfaktors und seines nachteiligen Einflus-
ses auf Spannungsabfall, Stromwärmeverluste
sowie Wirkungsgrad der Stromerzeuger und
Leitungen. Sodann veranschaulicht der Ver-
fasser an Hand einfacher Beispiele die Verteue-
rung der Anlagekosten des Kraftwerks und be-
leuchtet insbesondere den nicht seltenen Fall,
daß der bei der Planung zugrunde gelegte cos p
später erheblich unterschritten wird. Hieran
‚schließt sich eine Besprechung der allgemeinen
und der besonderen Maßregeln zur Verbesse-
rung des cos p: zweckmäßige Anpassung der
Motorgröße an den Leistungsbedarf der Ar-
beitsmaschinen, möglichste Vermeidung der
Leer- oder schlechten Belastung, Verwendung
von. Synehronmotoren, von Phasenschiebern
(bei Motoren > 50 kW) und statischen Kon-
densatoren oder gleichzeitig mehrerer dieser
Vorrichtungen. Nach diesen Erläuterungen
werden die Tarifmaßnahmen erörtert, die den
industriellen Abnehmer zur verständnisvollen
Mitarbeit an der Verbesserung des Leistungs-
faktors veranlassen sollen, sowie die Umstände
angedeutet, die bei Abschlüssen mit Großab-
nehmern von Fall zu Fall zu beachten sind.
Auch die Regelung des Parallelarbeitens?) meh-
rerer Kraftwerke findet Erwähnung.
Als geeignetste Grundlage für eine meß-
technische Erfassung des Scheinverbrauches
wird das Zeitintegra] über die Summe
"A(EJcos9)+B(EJsin p)
erachtet, ein Ausdruck, den auch die Commis-
sion du dephasage sich zu eigen gemacht haben
soll. Die Bildung der Summe würde in beson-
deren Fällen auf Grund der Angaben zweier
getrennter?) Meßgeräte erfolgen, während im
allgemeinen die Verwendung eines Komplex-
wattstundenzählers?) empfohlen wird. Ob und
in welcher Weise hierbei die mit der Entwick-
lung des liefernden Kraftwerkes einhergehende
Änderung der Beiwerte A und B und ihres Ver-
hältnisses (B wird zu % bis I
Berücksichtigung findet, bleibt offen. Außer-
dem wäre anzumerken, daß vom streng physi-
kalischen Standpunkt aus die Integration der
Blindleistungen E J sin @ (gleicherweise deren
Addition bei Mehrphasenstrom) im allgemeinen
unzulässig’) ist und nur dann brauchbare
Näherungswerte liefert, wenn die Wirkleistung
E.J cos p sowie der Leistungsfaktor nur wenig
um ihre Mittelwerte schwanken, eine Voraus-
setzung, die wohl selten gegeben sein a
chh.
Meßgeräte und Meßverfahren.
Fre quenzmesser für schwache Tonströme.°)
— Die exakte Erforschung der Vorgänge und
Eigenschaften von Fernsprechleitungen und
Schwachstromapparaten setzt im allgemeinen
die genaue Kenntnis der Frequenz der bei den
verschiedenen Messungen verwendeten ‘Wech-
selströme voraus. A. Larsen’) beschrieb
hierfür ein geeignetes Gerät, dessen Prinzip
auf einer Kompensations-Schaltung beruht.
Dasselbe Prinzip legt Dr. Seibt, der Kon-
struktion eines ähnlichen, besonders kompen-
diösen Apparates, zugrunde. Das Gerät um-
faßt in seiner neuesten Ausführung ein Fre-
quenzbereich von etwa 450 bis „2000 Per/s
und zwar unterteilt in drei Stufen. ‘ Durch
eine eigenartige Anordnung der Induktions-
spulen ist eine doppelte Ablesegenauigkeit
erzielt worden, d. h. die Ablesung der Fre-
quenzen geschieht an einer Skala von 180°
gegenüber bisher nur 90%. Geeicht wird das
Gerät sowohl zur direkten Ablesung der Fre-
quenz, als auch für genauere Zwischenwerte
mittels Gradskala und Kurvenblatt. Der
eingebaute Glimmerkondensator ist von größter
1) Z.B. von Arno in „Lumiöre Blectr.*, Bd. 14, 1911,
S. 25, Bd. 17, 1912. 8. 281.
2) Vgl „ETZ“ 1918, S. 93, 105; 1919, 8. 125.
3) ‘Vgl. „Elekt. Anzeiger“, 1913, S 999, und „ETZ* 1915,
8. 505. ;
4) Ein ähnliches Meßgerät ist bereits 1912 durch das
D. R. P.243861 bekannt geworden.
5) Vgl. „ETZ“ 1910, 8. 331. !
6) 8. auch Jahrbuch der drahtlosen Telegraphie und
Telephonie, Band 15, 1920, Heft 4, 8. 321,
7) ETZ 1910, 8. 1039,
A angegeben).
Präzision in bezug auf Konstanz. Gegen
Teniperatur- und Druckänderung ist er infolge
seiner eigenartigen Konstruktion absolut unab-
hängig, sodaß die Eichung des Apparates ein-
deutig festgelegt ist. Als Indikator wird bei
der. Messung, ein gewöhnliches Telephon be-
nutzt. Bei richtiger Einstellung der Frequenz
erhält man ein sehr scharfes Tonminimum,
sofern reiner Sinusstrom verwendet wird. Bei
Wechselströmen komplizierterer Kurvenform
wird zum Aussieben der Oberwellen mit Vor-
teil ein einstellbares, stark selektives Telephon
derselben Firma benutzt, um ebenfalls ein
gutes Tonminimum zu erhalten. Dr. W
Verkehr und Transport.
Die elektrische Zugförderung auf der Rhä-
tischen Bahn. — Nachdem die Verwaltung dei
Rhätischen Bahn im. Jahre 1910 sich ent-
schlossen hatte, die neue Strecke Bevers—
Schuls versuchweise für elektrische Zug-
förderung einzurichten, und dieser Versuch
erfolgreich verlief, ist der Ausbau auch der
anderen Strecken stufenweise vorgenommen
worden. Im Juli 1913 wurde der elektrische
Betrieb auf den Engadiner Linien aufge-
nommen. Die Bahn arbeitet mit Einphasen-
Wechselstrom von. 11000 V Fahldrahtepen.
nung und 16?/,Per/s, der aus dem Drehstrom
von 23000 V und 50.Per/s der Kraftwerke
Brusio durch Umformer gewonnen wird. Die
sroßen Nöte, in welche die schweizerischen
Bahnen während des Weltkrieges durch den
empfindlichen Kohlenmangel und die ständige
Steigerung der Kohlenpreise. gerieten, ver-
anlaßten die KRhätische Bahn, trotz der
Schwierigkeiten der langen Lieferfristen usw.,
im Frühjahr 1918 die elektrische Zugförde-
rung auch aufder Strecke Bevers— Filisur ein-
zurichten. Sie wurde im April 1919 in Betrieb
Brusio
Abb. 1.
genommen. Im Anschluß hieran folgte die
Einsiehtung der Strecken Filisur— Thusis und
Filisur—Davos. Seit Januar d. Js. ist auch
auf letzterer Strecke der Dampfbetrieb durch
den elektrischen ersetzt worden. Wie In-
genieur Lang in ‚„‚Schweiz. Bauz.‘“ Bd.75, 1920,
S. 217, mitteilt, ist wegen der großen Wärme-
unterschiede auch für die neuen Strecken
die Vielfachaufhängung des Fahrdrahtes mit
selbsttätiger Nachspannung beibehalten
worden. Von einem Hilfstragdraht ist, wie
schon auf der Strecke Bevers— Schuls— Taarasp,
abgesehen worden, da sich die Leitung ohne
Hilfsdraht als ebenso vorteilhaft und betriebs-
sicher erwiesen hat, wie die mit Hilfsdraht.
Mit Rücksicht auf die hohen Eisenpreise ent-
schied man sich, an Stelle eiserner Maste solche
aus Lärchenholz zu verwenden, das sich als
verhältnismäßig widerstandsfähig erwiesen hat,
auch wenn von einer Tränkung abgesehen
wird. Die Grundblöcke aus Beton wurden
jedoch derart ausgestaltet, daß sie gestatten,
späterhin die hölzernen Maste ohne Schwierig-
keiten herauszunehmen und durch eiserne
zu ersetzen. Die hölzernen Maste sind in Aus-
sparungen der Grundblöcke hineingestellt, mit
Steinen gut verkeilt und mit Kies und Sand
verstampft. Die doppelte Isolation der Fahr-
leitung ist beibehalten worden. Als Isolatoren
wurden die bewährten Glocken- und Doppel-
glocken-Isolatoren verwendet, die jedoch ver-
suchsweise in größerer Anzahl aus Glas her-
gestellt wurden, u. zw. von der Firma Bigler,
Spichiger & Co. in Biglen.
Es wird von Interesse sein, zu verfolgen,
ob sich diese Isolatoren bewähren. Bisher
haben bekanntlich gegen die Verwendung von
132
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heit 37.
16. September 1920.
m nn mm
Glasisolatoren in Deutschland Bedenken be-
standen, die sich in der Hauptsache darauf
gründen, daß Isolatoren aus Glas infolge der
durch die Herstellung bedingten Baustoff-
spannung und bei starker mechanischer Be-
anspruchung, oder auch unter dem Einfluß
rascher Wärmeschwankungen leichter springen
als solche aus Porzellan. Sollte ein geeigneter
Baustoff, der in dieser Hinsicht weniger emp-
findlich ist, gefunden werden, und auch die
Preislage kein Hindernis bilden, so. haben
zweifellos Porzellanisolatoren gewisse Vorteile,
u. a. den, daß Mängel, z. B. Blasen, die das
einheitliche Gefüge des Isolators beeinträch-
tigen, sofort sichtbar sind, und mangelhafte
Isolatoren schnell, ausgeschieden werden
können.
Die Entfernung der Maste beträgt auf
gerader Strecke 60 m. Als Tragseil wurde ein
solches aus. Eisen von 40 mm? Querschnitt
und als Fahrdraht ein 8-förmiger Kupferdraht
von 100 mm? Querschnitt gewählt. Klemmen
und Verbindungsstücke bestehen aus feuer-
verzinktem Eisen. Zur Vermeidung des Span-
nungsabfalls und zur Erhöhung der Betriebs-
sicherheit wurde gleichlaufend zur Fahrleitung
auf den Fahrleitungsmasten eine Kupfer-
speiseleitung von 50 mm? Querschnitt ver-
legt. Bei Tunnels wurde entweder ein Um-
gehungsgestänge errichtet, oder es wurde die
Speiseleitung als Kabel in Holzkanälen an den
Tunnelwandungen aufgehängt. Auf allen
Bahnhöfen wurde durch Schalteinrichtungen
für die Möglichkeit gesorgt, im Falle von Stö-
rungen oder für Unterhaltungsarbeiten Lei-
tungsabschnitte ohne Beeinträchtigung des
Betriebes der angrenzenden Strecke abzu-
schalten. 'Zur besseren WRückleitung des
Stromes sind die Schienenstöße ‘durch ver-
zinkte eiserne Schienenverbinder verbunden.
Von Interesse ist noch, daß sich mit der
geringen Anzahl von 15 Lokomotiven der Be-
trieb bisher befriedigend hat a
dn.
Halbminutliche Wagenfolge bei einer Vor-
ortstraßenbahn. — Die Philadelphia Rapid
Transit Co. hat nach dem Willow Grove Park
eine Straßenbahnlinie eingerichtet, die sie in.
der schönen Jahreszeit im Halbminutenver-
kehr betreibt. Die Strecke enthält 5 schwierige
Gleisabschnitte, die durch Kurven und hüge-
liges Gelände unübersichtlich werden und
besondere Sicherheitsmaßnahmen erfordern.
Früher wurde ein besonderer Wachdienst an
diesen Stellen aufrechterhalten, im Jahre 1917
jedoch baute man selbsttätige Signale ein,
welche zusammen 16 getrennte Blockstrecken
von 62 bis 450 m Länge umfassen. Außer als
Sicherheitsmaßnahmen dienen sie auch zur
Regelung der Wagenfolge. Man wählte die
bekannten Nachod -Signale, Modell HD, die
in Verbindung mit einem Fahrdrahtkontakt
wirksäm sind. Zeigt das Signal ein grünes
Licht und eine grüne Scheibe, so ist der Block-
abschnitt frei, und der Wagenführer darf
weiterfahren. Dabei betätigt die Rolle den
Fahrdrahtkontakt, welcher dann das Signal
auf rotes Lieht und rote Scheibe umstellt.
Zur Kontrolle befindet sich am ersten Mast
hinter dem Signal, in der Fahrtriehtung ge-
rechnet, eine weiße Scheibe, die bei Intätig-
keittreten des Rotsignals aufleuchtet. Der
Wagenführer muß darauf achten, ob dies er-
folgt; andernfalls darf er nur äußerst vor-
sichtig weiterfahren. Muß er außerhalb einer
Haltestelle anhalten, so hat der Schaffner
sofort etwa 60m zurückzugehen und zur War-
nung der folgenden Wagen die vorschrifts-
mäßigen Flaggensignale auszuführen. Zeigt
ein Signal ein rotes Licht, so soll der Wagen-
führer 3 Minuten warten und dann sehr vor-
sichtig weiterfahren. Falls das Wetter un-
sichtig ist, oder Rauch, Bäume, Kurven oder
Hügel die Aussicht erschweren, muß der
Schaffner zu Fuß vorausgehen, u. zw. in
solchem Abstande, daß der Wagen keinerlei
Gefahr laufen.kann. Der Wagenführer hat in
solchem Falle fortgesetzt seine Glocke zu be-
tätigen. Auch im Falle der Stromlosigkeit der
Fahrleitung zeigen die Signale die rote Farbe.
Die Wagen sollen dann aber nicht die Fahr-
drahtkontakte betätigen. Hinter den Signal-
linsen sind 2 Lampen eingebaut, von denen
die eine als Aushilfe dient und selbsttätig
eingeschaltet wird, wenn die andere versagt.
Die Wagenführer sind angewiesen, nur mit
äußerster Vorsicht weiterzufahren, wenn zwar
die grüne Scheibe erscheint, das grüne Licht
jedoch nieht. (‚Eleetr. Ry. Journ.‘‘, Bd. 55,
1920, . 8.1305). hl. |
Berg- und Hüttenwesen.
Drehstrom . oder Gleichstrom zum An-
trieb von Walzenstraßen. — Zur wirtschaft-
lichen Energieerzeugung und Verteilung und
zur Schaffung günstige. arbeitender elektro-
nennenswerte
motorischer Betriebe stehen auf Hüttenwerken
zwei Wege zur Verfügung, die Verwendung
von Gleichstrom und die Wahl von Drehstrom,
wobei jedoch für den letzteren gewisse Ma-
schinenarten, wie insbesondere die großen
Umkehrwalzenstraßen und die Materialbahnen
praktisch ausscheiden, so daß bei diesen eine
Umformung des Drehstromes in Gleichstrom
nicht zu umgehen ist. Für alle übrigen Ar-
beitsmaschinen kommen beide Stromarten in
Betracht. Sie haben jede ihre Vor- und Nach- |
teile, und eine allgemeine Entscheidung, da-
hingehend, daß für alle Fälle die eine oder die
andere Stromart den undedingten Vorzug ver-
dient, ist nicht möglich. In einem Vortrag,
den C. A. Ablettin dem Iron and Steel Institute
in London im Mai dieses Jahres gehalten hat,
unternimmt dieser ‚es jedoch, den Nachweis
der unbedingten Überlegenheit des Gleich-
stromes zu führen. Zu diesem Zwecke be-
handelt er die einzelnen Arten der Walzen-
straßen, soweit sie hinsichtlich des elektrischen
Antriebes von einander abweichen, und setzt
die wirtschaftlichen und betriebstechnischen _
Vorzüge des Gleichstrommotors gegenüber
dem Drehstrommotor ausführlich auseinander,
ohne dabei jedoch den Gründen, die für Dreh-
strom. sprechen, genügend Beachtung zu
schenken. Für solche Walzenstraßen, die
wegen der Verschiedenartigkeit der auf ihnen
zu bearbeitenden Fabrikate ihre Grunddreh-
zahl häufig wechseln müssen, um stets das
Höchstmaß an Leistung hergeben zu können,
eignet sich in .der Tat der Gleichstrommotor
besser als der Drehstrommotor. Mit Hilfe
eines vor der Feldwicklung liegenden Regel-
widerstandes kann ° seine. Drehzahl ohne
Energieverluste in weiten
Grenzen geregelt werden, und jede so einge-
stellte Drehzahl ändert sich bei wechselnder
Belastung des Motors nur sehr wenig, während
beim asynehronen Drehstrommotor,, sobald
mit Hilfe eines im Rotorstromkreis liegenden
Widerstandes gearbeitet wird, starke Wider-
standsverluste auftreten, von den großen Ab-
messungen und Kosten des Regelwiderstandes
ganz abgesehen, und die Drehzahl bei einge-
schaltetem Widerstand in hohem Maße von
der Größe der Last beeinflußt wird. Um beide
Nachteile zu. vermeiden, muß man schon zu
teuren Regelsätzen greifen, wenn die Vorteile
des Gleichstrommotors einigermaßen erreicht
werden sollen.
Ist die Straße, wie das bei den meisten,
ständig in gleicher Richtung laufenden An-
lagen der Fall ist, mit schweren Schwung-
massen ausgerüstet, um Antriebsmotor und.
Kraftwerk nach Möglichkeit zu entlasten, so |
bietet der Gleichstrom-Verbundmotor den Vor-
teil eines selbsttätigen Abfalles der Drehzahl
ohne Verluste in Widerständen, während beim
asynchronen Drehstrommotor ein dem Sinken
der Drehzahl entsprechender Verlust im.
Schlupfwiderstand auftritt. Der Gleichstrom-
motor läßt sich für viel niedrigere Drehzahl
bauen als der Drehstrommotor, kann also unter
"Umständen mit der langsam laufenden Walzen- '
straße gekuppelt werden, während bei jenen
stets ein Zahnrad oder ein sonstiges Vorgelege
erforderlich ist, in dem erhebliche Energiever-
luste auftreten. Bei schwungradlosen Um-
kehrstraßen, für deren Antrieb nur das Ilgner-
System in Betracht kommt, tritt, sobald der
Umformermotor ein Gleichstrommotor - ist,
kein erheblicher Widerstandsverlust auf, da
der Schlupfwiderstand, der den erforderlichen
Abfall der Drehzahl von etwa 15% herbei-
führt, im Magnetstromkreis des Motors-liegt,
also mit nur geringen Verlusten arbeitet,
während derin den Rotorstromkreis geschaltete
Schlupfwiderstand des asynchronen Dreh-
strommotors den Wirkungsgrad um = Prozent
bei einem größten Abfall der Drehzahl von
X-Prozent herabdrückt. Nun weist Ablett
aber noch mit Recht darauf hin, daß vielfach
das Stromrelais, das die Schwungradarbeit
des Umformers regelt, nicht in die Zuleitung
zum Drehstrommotor, sondern in das Kraft-
werk oder an anderer Stelle derart gelegt
werden kann, daß die Drehzahl des Schwung-
rades von dem Energieverbrauch einer größeren
Zahl von Motoren abhängig gemacht wird, so
daß die Kraftwerksbelastung noch gleich-
mäßiger wird, als wenn lediglich der Energie-
verbrauch der Umkehrstraße allein geregelt
würde. Ist nun der Umformermotor ein Gleich-
strommotor, so kann dieser auch als Genera-
tor Schwungradenergie ins Netz geben, wäh-
rend bei einem Drehstromnetz eine derartige
Energieabgabe des Motors nicht möglich ist,
sondern die Grenze bei Null liegt. 2“
Endlich betrachtet Ablett noch die Frage,
ob, wenn die Möglichkeit gegeben ist, das
Walzwerk außer an das eigene Kraftwerk noch
an ein Überlandwerk anzuschließen, sei es, um
Reserve für den Fall von Störungen im eigenen
Kraftwerk zu schaffen, sei es, um über-
schüssige Energie zu verkaufen, sich hieraus
wirtschaftliche Vorteile für das Walzwerk
ergeben können, und kommt zu dem Schluß,
daß dies nicht der Fall ist. Die Reserve-
maschinen würden im eigenen Kraftwerk
besser. und billiger untergebracht, und über-
schüssige Energie stehe in der Regel nur in
denjenigen „Tagesstunden zur Verfügung, in
denen das Überlandwerk sie weniger nötig hat.
Diesen Vorteilen des Gleichstromes gegen-
über- müssen aber die Vorzüge des Dreh-
stromes doch schärfer betont werden, als es
Ablett in seiner Untersuchung tut. Zunächst.
hat die niedrige Spannungsgrenze des Gleich-
stromes in den modernen Werken derart große
Energieverluste im. Netz und so hohe Leitungs-
kosten zur Folge, daß die Vorzüge der Wirt-
schaftlichkeit der Drehzahlregelung, die beim
Gleichstrommotor gegeben sind, dadurch -
meistens vollkommen wieder ausgeglichen
werden, zumal es sich bei großen Werken in
der Regel derart einrichten läßt, daß die
Notwendigkeit der Einstellung verschiedener
Drehzahlen durch. die Aufstellung mehrerer
Straßen für die verschiedenen Eisensorten
behoben oder auf ein geringes Maß herabge-
setzt wird, wie dies Ablett auch von den
amerikanischen Werken erwähnt. Ferner sind
trotz der kräftigen und widerstandsfähigen
Bauart der gegenwärtig für Hüttenwerksbe-
.triebe gebauten Gleichstrommotoren doch die
Unterhaltungskosten mehrerer 100 Gleich-
strommotoeren wegen der großen Zahl der -
Kommutatoren usw. nicht unerheblich größer,
. als diejenigen der gleichen Zahl Drehstrom-
motoren, und auch die Gefahr von Störungen
ist bei jenen größer als bei diesen, Vorteile,
deren zahlenmäßige Bewertung für die Pro-
jektierung neuer Anlagen allerdings schwer
möglich ist, die aber deshalb doch nicht ganz
außer acht gelassen werden dürfen. Endlich
spricht für Drehstrom sehr häufig die Auf-
stellung‘ von Elektrostahlöfen, für die sich
Gleichstrom nicht verwenden läßt, so daß in
einem Gleichstromnetz eine Umformung in
Wechselstrom oder Drehstrom nötig sein.
würde. Kurz, es ist nicht möglich, ein für alle
Fälle zutreffendes Urteil hinsichtlich der
Überlegenheit der einen oder der anderen
'Stromart zu fällen, es bleibt nichts anderes
übrig, als eine Prüfung. von Fall zu Fall vor-
zunehmen. Dabei ist es natürlich durchaus
nicht ausgeschlossen, daß für englische Werke
das Ergebnis der sachlichen Prüfung häufiger
zugunsten des- Gleichstromes ausfällt als bei
den Werken anderer Länder. BE
Bemerkenswert ist endlich an dem Auf-
satz von Mr. Ablett'noch folgendes. Er sucht
zwar recht eingehend eine kritische Würdi-
gung der zweckmäßigsten Stromart für Hütten-
und Walzwerke zu geben und erwähnt dabei
auch kurz die Praxis amerikanischer Werke,
nebenbei auch noch diejenige der ‚kontinen-,
» talen Werke‘, die Praxis und die Erfahrungen
deutscher Werke aber läßt er unbeachtet,
und bei der Behandlung des Antriebes der
Umkehrstraßen wird der Name Ilgner nicht
erwähnt, obgleich doch die großen deutschen
Werke in der Ausbildung elektrischer Antriebe
für Walzenstraßen vorangegangen sind, und
Ilgener den Antrieb von Umkehrstraßen zum
erstenmal - ausgeführt und seine Einzelheiten }
ausgebildet hat. Es muß als ein erheb-
licher und bedauerlicher Mangel an
Objektivität eines englichen Ingenieurs be-
zeichnet werden, daß er’es trotz der Ausführ-
lichkeit seiner Darlegungen nicht über sich
gewinnen kann, die doch gewiß bemerkens-
werten deutschen Anlagen zum Vergleich
heranzuziehen und dem deutschen Ursprung
des elektrischen Antriebes großer Walzen-
straßen die ihm gebührende Gerechtigkeit
widerfahren zu lassen. (‚„Engineering‘‘ Bd. 109, -
1920, .S. 664). Ph. Tat
Fernmeldetechnik. x
Mehrfach-Telegraphie und -Fernsprechen R
über offene, blanke Leitungen. — Während des
‘Krieges ist der Bedarf an isoliertem Draht
(Feldkabel) außerordentlich hoch gewesen.
Nach amerikanischen Quellen erforderten allein
die Bedürfnisse des amerikanischen Heeres
September 1918 Monatslieferungen von
60 000 km. - Diesen Bedürfnissen konnten die
amerikanischen Fabriken nicht entsprechen,
während die Lieferung blanker Leitungen keine
Schwierigkeiten: bereitet hätte. Es wurden
daher Versuche angestellt, in welchem
Umfange blanke Leiter bei Verwendung von
Hochfrequenz Ersatz bieten konnten. G. ©.
Squier berichtet, daß es gelungen ist, mit
einem_blanken Leiter von 2 mm Durchmesser, _
der im Potomac-Fluß bei Washington ausge-
legt wurde, das Fort Washington in Maryland
mit dem Fort Hunt in Virginia auf eine Ent-
?
bl nail2 7 nz
ie
16. September 1920.
fernung von etwas über 1 km durch Telegraph
und Fernsprecher zu verbinden, wobei eine
Frequenz von 600 000 benutzt wurde. (The
Electrieian, Bd. 84, S. 641.) Kr.
‘Über den Üborlagerungsempfang.!) Beim
Interferenzempfang, wie er heute in der Tech-
nik zum Empfang ungedämpfter Schwingun-
gen in Verwendung ist, handelt es sich nicht
mehr um eine Wechselwirkung zweier Hoch-
frequenzkraftfelder, also eine Wirkung Jı. J,
die durch Steigerung des lokalen Stromes Ja
beliebig erhöhtwerden kann; dadurch vielmehr,
daß der Empfangsstrom J, und der.lokale Über-
lagerungsstrom Ja über einen Gleichrichter
geführt werden, ergeben sich nun ganz andere,
nur durch die. Eigentümlichkeiten dieses
Gleichrichters charakterisierte Beziehungen.
Entsprechend den experimentellen Unter-
suchungen von Meißner und Scheiffler gilt
für alle Detektoren:
1. Die Empfangslautstärke nimmt für jede
beliebige Empfangsintensität mit Vergröße-
rung des Überlagerungsstromes J, nur insofern
zu, als dadurch die Empfindlichkeit des
Detektors für den Empfang gesteigert wird,
d. h. der Empfang dadurch in den Bereich der
größten Detektorempfindlichkeit geschoben
wird. Ist der Bereich größter Empfindlichkeit
erreicht, so nimmt, ganz unabhängig von der
Größe des Empfangsstromes J}, die Lautstärke
mit zunehmendem J, nieht mehr zu, und das
Verhältnis Empfangsstrom zu Überlagerungs-
strom steht in keiner Beziehung zueinander.
Es gilt hier nicht das Gesetz: die Lautstärke ist
proportional Jı. Ja. Abb. 2 zeigt die betref-
20) #060. 80 WOJg
350600 300. 1200‘ Det Str
‚Abb. 2.
“
fende Kurve für den Karborund-Detektor.
Ganz unabhängig davon, ob der Empfangs-
strom im Verhältnis 1.: 10 und mehr geändert
wird (Hörbarkeiten 200, 600, 1000 und 1800)
_ nimmt von einer bestimmten Größe des Uber-
lagerungsstromes an (Punkt A) die Empfangs-
intensität nicht mehr zu.. Sucht man. den
Punkt A in der Detektorcharakteristik Abb. 3, so
Se
Sk
pP Spannung
20.40 60 80 7100 7120
Überlagerungssirom Ja
Abb. 3.
findet man ihn dort, wo der Detektor die größte
Empfindlichkeit hat, d. h. in dem Bereich, in
welchem, bei gegebenem AJ (Abszisse) die
größte Änderung des Detektorstromes (Ordi-
nate) erzielt wird. Kurve 1 ist die Stromkurve
des Detektors in Abhängigkeit vom zugeführ-
ten Hochfrequenzstrom J,. Karve 2 ist die
Tangente an dieser Kurve — die Empfind-
lichkeit. Erst bei, größerer, Überlagerungswir-
kung, wenn der Überlagerungsstrom so groß
1) Zeitschrift Fi Fernmeldetechnik, Werk- und Ge-
rätebau 140, Heft 2!
1920.
ist, daß der Detektor an ein Galvanometer
einen Gleichstrom von etwa, 4!/;, MA ab-
geben würde, sinkt infolge der Überlastung des
» Detektors gleichförmig für alle Lautstärken die
Empfangswirkung. Beim Audion tritt dieses
Absinken nichtein, wenn der Gitterwiderstand
des Audions größer als 2.106 2 (Abb. 4) ist. Bei
Abb. 4.
kleineren Widerständen tritt dagegen hier das.
Absinken früher ein als bei den anderen Detek-
toren (Abb. 5). Obige Beziehungen gelten ganz
I
S
S
Hörbarkeit
Abb. 5.
unabhängig davon, ob der Empfangsstrom sehr
schwach, kaum hörbar oder groß, !/ıo oder
Yıogp des günstigsten Überlagerungsstromes
ist. Der Knickpunkt A in der Hörbarkeits-
kurve liegt immer an derselben Stelle.
2. Der Empfang (die Hörbarkeit) nimmt
zu angenähert proportional mit dem Emp-
fangsstrom J,), beim Audion etwas weniger als
proportional. Bei größeren Empfangsströmen,
Hörbarkeit über 3000, sinkt die Empfindlich-
keit der ganzen Anordnung (die Messung nach
der Parallel-Ohm-Methöode ist dann nicht mehr
zulässig). 5
Bei Empfang gedämpfter Schwingungen
mit Detektor und Überlagerung tritt voll-
kommene Zerstörung des Funkentones und
Zischen ein. Diese Tonzerstörung ist bedingt
durch das ganz ungleichmäßige Einsetzen der
Funkenwellenzüge gegenüber den, gleichförmig
verlaufenden Schwingungen der Überlagerung,
d. h. die Funken setzen bald gleichphasig, bald,
ungleichphasig mit der Überlagerung ein, und
es entstehen dadurch ganz ungleichmäßige
Erhöhungen und Verminderungen des resul-
tierenden Stromes und unregelmäßige Strom-
stöße durch das Telephon (Zischen). Man kann
jedoch beim Audion und auch bei jedem ande-
ren Detektor, vorausgesetzt, es wird eine
Hochfrequenzverstärkung vorgeschaltet, die
Erhaltung des Funkentones und die mit der
Überlagerung verbundene Verstärkerwirkung
erzielen, wenn folgende Bedingungen eingehal-
ten werden: ,
1. Die Überlagerungsintensität ist so einzu-
stellen, daß der Empfang in der Haupt-
sache an der unteren Unsymmetriestelle
der Röhrencharakteristik (Punkt B, ideali-
siert, Abb. 6) zur Wirkung? kommt, d.h.
eine sehr kräftige Überlagerung ist er-
forderlich. an. 22.
:2. Es muß die Überlagerung verstimmt sein
gegen den Empfang, so daß während jedes
Funkens eine Schwebung und somit eine
Umkehrung der Phase zwischen Empfang
und Überlagerung entstehen kann.
Elektrotechnische Zeitschrift, Heft 37.
3. „Es dürfen die gedämpften Wellenzüge nicht
zu lang sein, damit sie im Empfang nicht
ineinanderlaufen und sich stören. Die Ton-
erhaltung ist nur möglich bei Wellen unter
1000 m (d < 0,04, 1000 Funken).
Abb. 6.
Abb. 6 gibt angenähert eine Erklä-
rung ‘ der Erscheinung... Kurve « und a
zeigen die Änderung des Anodenstromes bei
der Einstellung des Überlagerers auf Ton-
erhaltung. In Kurve b wirkt der Empfang
gleichphasig mit dem Überlagerer. Es bleibt
der mittlere Anodenstrom b' (Telephonstrom)
konstant. Kommt der Empfangsstrom, um
180° in der Phase verschoben gegen den UÜber-
lagerer an (Kurve C), so steigt der Anodenstrom
(c”). Man erhält also bei ungleichphasigem
Einsetzen einen positiven Stromstoß im Tele-
phon. Durch entsprechend stärkere Verstim-
mung zwischen Überlagerungsfrequen_ und
Empfangsfrequenz kann jedoch bewirkt wer-
den, daß auch bei gleichphasig einsetzenden
Wellenzügen nach kurzer Zeit durch Schwe-
bung ein positiver Stromstoß im Telephon ent-
steht. Zum Schluß des Aufsatzes wird die
konstruktive Entwicklung des Überlagerers ge-
schildert. A. M.
Jahresbericht der schweizerischen Tele-
graphen- und Telephonverwaltung für 1919. —
Gegen das,Vorjahr hat sich die Zahl der Tele-
graphenanstalten (2410) nicht geändert, es
sind nur unwesentliche Verschiebungen in den
Klassen’zu,verzeichnen.‘ Dagegen haben .die
Fernsprechanstalten wesentlich zugenommen.
Es bestanden Ende 1919 792 Zentralstationen
gegen 683 im Vorjahre und außerdem 92 Um-
schaltestellen. Im Berichtsjahre sind 330
neue Fernleitungen hinzugekommen. Für
den Fernverkehr standen 1844 Leitungen
mit 94 056 km Länge (78 553 km oberirdisch
und 15503 km Kabel) zur Verfügung. Von
diesen wurden 407 mit 14 565 km Länge in
Doppelsprechschaltung und 10060 km mit
Schaltungen zum gleichzeitigen Telegra-
phieren betrieben. An die Ortsfernsprech-
netze waren insgesamt 107453 Anschluß-
leitungen mit 138843 Apparaten (11,7%
Zugang gegen 1918) angeschlossen. Der
gebührenpflichtige Telegrammverkehr weist
mit .8054819 Telegrammen eine außer-
ordentliche Steigerung (43,46%) auf, die zum
größten Teil auf den gesteigerten Verkehr mit
dem Auslande entfällt; dieser ist
infolge der Rückkehr normaler Beziehungen
mit den Nachbarländern um 77,55% ge-
stiegen.‘; Der Verkehr innerhalb der Ortstern-
sprechnetze umfaßte 84 416 329 Gespräche
(Zunahme 11,52%), außerdem sind 33 614 094
Ferngespräche (Zunahme 21,63%) geführt
worden, worin 120 990 abgehende zwischen-
staatliche Gespräche enthalten sind. Diesem
gesteigerten Verkehr entsprechen Mehrein-
nahmen dem Voranschlag gegenüber, die trotz
großer Aufwendungen an Teuerungszulagen
für das Personal (12 768 346 Fr) einen erheb-
lichen Betriebsgewinn ergeben. Den Ein-
nahmen im Betrage von 49 335 070 Fr stehen
Ausgaben von 46 532 451 Fr. gegenüber. Der
Betriebsgewinn mit 2802619 Fr. stellt sich
um 1226200 Fr günstiger als im Voranschlag
errechnet worden war. An den Einnahmen ist
der Telegrammverkehr mit 10,754j108 Fr,
der Fernsprechverkehr mit 19 646 652 Fr
beteiligt. Bemerkenswert ist, daß auch die
schweizerische Telephonverwaltung dem
starken Anschlußbegehren wegen Apparat-
mangels in verschiedenen Netzen bis zum Ende
des Berichtsjahres nicht hat entsprechen
können und daß sie Gesellschaftsanschlüsse
mit 2 bis 4 Sprechstellen zugelassen hat. Ende
1919 waren 1181 derartige Anschlußleitungen
mit 3132 Apparaten angeschlossen. Kr.
Funkspruchempfang auf Liehtbildstreilen.
— 6. A. Hoxie berichtet über einen von
ihm erfundenen Apparat, der dazu bestimmt
ist, die von einer Antenne aufgefangenen
elektromagnetischen Wellen im Lichtbild fest-
zuhalten. In den Anfangsjahren der Funktele-
graphie war der Schreibempfang mittels
734
Elektrotechnische Zeitschrift, ‚1920. Heft 37.
Morseapparat gebräuchlich und anwendbar.
Mit den erhöhten Anforderungen an Reich-
weite und Schnelligkeit im Geben und Auf-
nehmen von Funksprüchen mußte zum Hör-
empfang übergegangen werden, der seine er-
heblichen Vorzüge, daneben aber auch Nach-
teile besitzt. Das menschliche Ohr ist jeder
technischen ‚Einrichtung überlegen durch seine
Fähigkeit, bestimmte Zeichen aus anderen
Zeichen’ und Geräuschen herauszuhören. Da-
egen ist eine Nachprüfung des einmal Ge-
hörten nicht möglich; bei Unstimmigkeiten
müssen die Funksprüche wiederholt werden.
Neuerdings geht man wieder zum Schreib-
empfang über und erzielt mit diesem dank er-
heblich vervollkommneterer Empfangsver-
fahren bemerkenswerte Ergebnisse, besonders
auch in der Schnelltelegraphie. Lodge und
Muirhead haben bereits Funktelegramme auf
photographischem Wege mittels des Saiten-
galvanometers aufgenommen. Aus ihren Ge-
danken heraus entwickelte sich der „Licht-
schreiber‘‘, der in die Praxis aber keine Auf-
nahme gefunden hat. Hoxie hat nun an dem
Liehtschreiber nur das Saitengalvanometer
FE RE RELETTENTEEURTLNT ren
ER IEEDENTERE,
al R zu
ER Pi pres |
Abb. 7. Lichtbildaufnahme von Norddeicher Telegraphier-
zeichen (Strich).
durch einen kleinen, frei aufgehängten Spiegel
ersetzt, der einen auffallenden Lichtstrahl auf
das lichtempfindliche Papier reflektiert. Der
Spiegel bewegt sich der elektrischen Er-
regung der Antenne entsprechend. Auch die
Anwendung dieses Gedankens ist nicht neu.
Bereits 1914 sind z. B. in Emden die Zeichen
der Hauptfunkstelle Norddeich mit dem
Oszillographen aufgenommen, Abb. 7 und 8
Abb. 8. Lichtbildaufnahme von Norddeicher Telegraphier-
zeichen (Teile des Zeitsignals).
zeigen einige derartige Aufnahmen, die den
Vorzug solcher Lichtbildaufnahmen er-
kennen lassen, daß nämlich, wie. besonders
aus Abb. 2 hervorgeht, die Zeichen deutlich zu
erkennen sind, trotz mannigfacher auftretender
Störungen. Der Lichtschreiber hat sich nicht
einbürgern können, weil seine Behandlung
in der Praxis zu schwierig war, ob dem neuen
Gerät von Hoxie in dieser Beziehung mehr
Glück blüht, ist füglich zu bezweifeln, da
auch ihm die Schwierigkeiten der Entwick-
lung und Fixierung des Lichtbildes anhaften.
Umschau (Bd. 24, 1920, $. 11) Rp.
Physik und theoretische Elektrotechnik,
Kritische Frequenz und Eigenfrequenzen
‚einlagiger Spulen. — Jede Spule ist als ein Ge-
bilde mit verteilter Kapazität und Induktivität
anzusehen. Leitet man Wechselstrom durch
die Spule, so gewinnt die Kapazität mit wach-
sender Frequenz immer mehr an Bedeutung.
Besonders in der Hochfrequenztechnik ist es
‚deshalb wichtig, eine richtige Darstellung für
eine Spule zu besitzen. Bisher sind zwei prin-
zipiell verschiedene Auffassungen eingehender
behandelt_worden, die Ergebnisse derselben
stehen in einzelnen Punkten im Widerspruch
zueinander. Rüdenberg, Böhm und Was-
her fassen eine Spule als einen Kettenleiter
auf und finden, daß jede Spule mit erheblicher
Erdkapazität eine Reihe von Eigenschwingun-
gen besitzt. Diese streben einer oberen Grenze,
er kritischen Frequenz, zu. Je kleiner die
Erdkapazität der Spule ist, desto mehr häufen
sich die Eigenfrequenzen in der Nähe der kriti-
schen, so daß die Spule im Grenzfall vernach-
lässigbarer Erdkapazität nur eine einzigeEigen-
schwingung besitzt, die mit der kritischen Fre-
quenz‘ übereinstimmt. 2
hat Rogowski mit Hilfe der erweiterten Tele-
graphengleichung die Eigenschaften einer Spule
aus zwei Windungen behandelt, die er als eine
ineinandergeschaltete Doppelleitung ‚auffaßt.
Lenz hat den Fall einer Spule mit sehr vielen
Windungen. behandelt. Beide Rechnungen
führen zu zwei Gruppen von Eigenfrequenzen.
Bei den Eigenfrequenzen ‚erster Art‘ gerät die
Spulein Stromresonanz, bei den Eigenfrequen-
zen „zweiter Art‘ tritt Spannungsresonanz ein.
Gothe mißt in der vorliegenden Arbeit die
Eigenfrequenzen verschiedener Spulen, die
durch einen ungedämpften Röhrensender zum
Schwingen angeregt werden. Mit Hilfe eines
Meßkreises, wie er in der drahtlosen Telegraphie
üblich ist, werden die magnetischen Felder
längs der Spule aufgenommen, durch Variation
des Senders die Resonanz aufgesucht und die
Welle des Senders gemessen. Für den Fall ver-
nachlässigbarer Erdkapazität findet er eine
Grundschwingung und eine große Zahl Ober-
schwingungen (bis zu 30 Oberschwihgungen).
Sie streben beiallen Spulen einem harmonischen
Verhältnis zu. Eine obere Grenze oder eine
Häufung, wie sie beim Vorhandensein einer
kritischen Frequenz auftreten müssen, kann
Verfasser nicht finden, auch werden EFigen-
schwingungen noch weit oberhalb der durch
Rechnun® bestimmten kritischen Frequenz
festgestellt. Die Eigense! wingungen lagen an-
nähernd so, wie es nach den Rechnungen von
Rogowski und Lenz zu erwarten ist. Auch die
Schwingungen erster und zweiter Art waren
deutlich zu unterscheiden.
gungen erster Art liegt in der Spulenmitte ein
Strombauch, bei den. Schwingungen zweiter
Art ein Stromknoten. Ferner wurde. noch der
Einfluß der Erdkapazität und der Einfluß von
Eisen untersucht. (‚Archiv für Elektrotech-
niks, Bd’ 1X, 1920, 8:1). AD.
Verschiedenes.
Preisausschreiben des Instituts Montefiore.
— Das EBlektrotechnische Institut Montefiore
in Lüttich (Rue Saint Gilles 31) erläßt für das
Jahr 1921 ein internationales Preisausschreiben
im Betrage von etwa 4500 Fr. Preisgekrönt
wird die beste Originalarbeit über die wissen-
schaftlichen Fortschritte und die technischen
Anwendungen der Elektrizität. Populäre oder
Sammelschriften sind "ausgeschlossen. Die
einzureichenden Arbeiten müssen französisch
oder englisch abgefaßt und gedruckt oder mit
der Maschine geschrieben eingereicht werden.
Werkstatt und Baustoffe.
; Elektrische Versuchsschmelzöfen. Die
as Göttinger Elektro-Schaltwerk Hecke &
0.5
Nernstund Tammann gebaute Schmelzöfen
für metallurgische Versuchszwecke auf den
Markt, bei denen, wie Abb. 9 zeigt, ein Kohle-
Abb. 9.
rohr a als Heizkörper dient. Es trägt an seinen
beiden Enden Verstärkungsringe b, die zwi-
schen je. zwei Kohlebacken e durch Eisenringe d
mit Druckregulierschrauben e festgeklemmt
werden. Die Ansätze f dienen zum Anschluß
der Stromzuleitung und gleichzeitig zur Be-
festigung des Ofens.. Der Raum zwischen
Kohlerobr aund Asbestmantelg ist mit Magne-
sit ausgefüllt. Der Ofen, derin 3 Hauptabmes-
sungen (130, 200, 300.mm Länge bei 110, 200,
300 mm größtem Durchmesser ausgeführt wer-
den, sind so eingerichtet, daß Kohlerohre von
14 bis 44 mm innerem Durchmesser eingebaut
werden können. RE
>
Im Gegensatz hierzu '
Bei den Schwin- |
Göttingen, bringt nach Angaben von.
Engineers“ Bd. 30, 1920, S. 445.
ER SR” Ed:
16. September i8820.
Die Öfen erzielen Temperaturen bis 2000°C
und darüber und arbeiten im Anschluß an einen
Transformator mit primär und sekundär unter-
‚teilten Wicklungen. Die Abzweige der Primär-
wicklung sind, wie Abb. 10 zeigt, zu einem Stu-
‚Gleichstromnetz
Transformator
Abb. 10. .
fenschalter geführt, die feinere Einstellung de
Stromstärke wird durch einen Regulierwider-
stand RW vorgenommen. Die beiden Sekun-
därspulen können je nach Bedarf durch starke
Schienen parallel oder hintereinandergeschal-
tet werden. Bei /f wird der Ofen in horizon-
taler oder vertikaler Lage angeschlossen. Der
Schaltplan in Abb. 10 enthält noch einenGleich-
strom-Wechselstrom-Umformer, der aber nur
in Frage kommt, wenn ein Wechselstromnetz
nicht zur Verfügung steht. Abb. 11 zeigt den
Abb. 11. RE
Transformator"mit angebauten’APparaten und
Ofen. Es können”auch mehrere Öfen an den-
selben. Transformator in Reihen- oder Parallel-
schaltung angeschlossen werden. Die Trans-
‚formatorleistung kann für 0,5 bis 40 kW bei
u Sekundärspannung bemessen wer-
en- t2. EP IR
Das Porzellan der Hochspannungsisola-
toren. — Zu ziemlich gleicher Zeit wird in Be
Deutschland und Amerika in umfangreicher
Weise an den mechanischen Eigenschaften '
‚ des Porzellans gearbeitet. Die hierbei erzielten
Ergebnisse sind in der Gegenüberstellung des
deutschen und amerikanischen Porzellans be-
sonders lehrreich und für Vergleichswerte
“wichtig. DBetrefis der amerikanischen Por-
zellane für Hochspannungsisolatoren. bespricht
Peaslee, ohne auf die Form der einzelnen
Isolatoren einzugelen, einige physikalische
Eigenschaften der Porzellanmasse ‘an sicht),
besonders ihre mechanische Festigkeit, ihre
Widerstandsfähigkeit gegen plötzlichen Tem-
peraturwechsel, ihre Porosität, Homogenität- -
und Leitfähigkeit bei steigender Temperatur.
Die Druckfestigkeit des von ihm untersuchten -
') „Journal of the American Institute of Electrical
16. September 19820.
Porzellans beträgt 2840 kg/cem? und die Zug-
festigkeit 106 kg/cm?. Die letzten deutschen Ver-
öffentlichungen auf diesem Gebiet haben hierfür
Ziffern von 5000 kg/em?Druckfestigkeit und 261
kg/em? Zugfestigkeit ergeben. Für besondere
amerikanische Spezialmassen gibt Peaslee eine
Druckfestigkeit von 4614 kg/em®? und eine
Zugfestigkeit von 887 kg/em? an. _ Während
jedoch die genannte Druckfestigkeitszahl im
Bereiche der Möglichkeit liegt, muß die Zug-
festigkeitsziffer angezweifelt werden. Nicht
nur weil sie erheblich‘ größere Werte ergibt
als die Prüfungen deutscher Porzellane, son-
dern weil sie in einem Verhältnis zur Druck-
festigkeitsziffer steht, das allen bisherigen
Prüfungsbeobachtungen spröder Stoffe, wie
Porzellan, Glas, Zement usw., "widerspricht,
während die obigen Ziffern Peaslees (2840:106)
in diesem normalen Verhältnis stehen. Außer-
dem gibt die Prüfungsmethode selbst nicht
die Möglichkeit eines wirklich genauen Ver-
gleiches, da ohne detaillierte Beschreibung mit-
geteilt ist, daß zur Erzielung gleichwertiger
Ziffern Blei- oder Löschpapier zwischen die
Prüflinge und den Prüfapparat gelegt ‚wurde.
Solange diese Methode nicht prinzipiell aus-
gearbeitet ist, lassen‘ sich endgültige Ver-
gleiche nicht festlegen. Bei dieser Gelegenheit
sei nur auf den grundsätzlichen Unterschied
der Prüfung keramischer Massen durch kon-
stante und stoßweise Belastung hingewiesen.
Ernst Rosenthal und Felix Singer haben |
inihrer kürzlichen Veröffentlichung der ,„ETZ“
(S. 705) : ‚Über die mechanischen Eigenschaften
des Porzellans und exakte Prüfungsmethoden zu
ihrer Bestimmung“ eine den amerikanischen
Porzellanmassen nachgebildete Spezialmasse
untersucht und eine Biegefestigkeit, die nur
etwas unter den Ziffern für deutsches Por-
zellan liegt, festgestellt, während die Schlag-
biegefestigkeit nur ein Bruchteil der deutschen
keramischen Masse beträgt. Da Porzellan im
allgemeinen der Beanspruchung durch kon-
stante Belastung ohne weiteres genügt und
nur stoßweise Belastungen zum Bruch führen,
ist in immer steigendem Maße die Stoßprüfung
als Qualitätsnachweis keramischer Massen
zu fordern, und erst die allgemeine Durch-
führung dieser‘ Untersuchungen wird exakte
„Vergleiche und Gegenüberstellungen _ ver-
schiedener keramischer Materialien ermög-
liehen. Die bisherigen Prüfungsziffern "ameri-
kanischer Porzellane veranschäulichen jedoch
bereits den erheblichen Vorsprung der deut-
schen Qualitätsprodukte. ,
ss Peaslee führt sodann aus, daß bei normal
verglastem Porzellan innere Veränderungen
bei Beanspruchungen durch Druck erst beim
Zubruchegehen des Materials auftreten und
daß Druckbelastungen bis zu diesem Moment
keine bleibende Veränderung, oder Qualitäts-
verschlechterung der Masse hervorruft. Die
Prüfung der Widerstandsfähigkeit der Isola-
toren gegen plötzlichen Temperaturwechsel
durch beliebig - häufig aufeinanderfolgendes
Eintauchen in kochendes und. Eiswasser prä-
zisiert die Prüfung dieser Materialeigenschaft
nieht genügend, denn es kommt darauf an,
daß jeweils die gesamte Dicke des Scherbens
die obere oder untere Grenztemperatur an-
genommen hat, was bei der sehr schleehten
Wärmeleitfähigkeit des Porzellans und den
häufig benutzten großen Wandstärken sehr
geraume Zeit in Anspruch nimmt. Die Schil-
derung, daß die ersten Sonnenstrahlen an
einem frostigen Tage häufig die Auslösung des
Isolatorenspringens durch zu große Tempe-
raturweehselbeanspruchung waren, dürfte auch
für europäische Porzellane nicht bekannt sein,
da, wie bereits Winkelmann und Schott!)
nachgewiesen haben, das plötzliche Erhitzen
spröder Massen eine weit geringere Bean-
spruchung vorstellt, als das plötzliche Ab-
kühlen. Hiermit übereinstimmend dürfte es
wohl vorkommen, daß schlechte Porzellan-
isolatoren bei plötzlichem Gewitterregen an
einem schwülen Tage gesprungen sind, nicht
aber bei plötzlicher Erwärmung, speziell nicht
durch sehr langsame Temperatursteigerung
durch die Sonnenstrahlen.
® Die eingehenden Ausführungen _ Peaslees
gber Porosität von Porzellan besitzen im Ver-
üleich zu den europäischen Porzellanen nur
einen sehr bedingten Wert. In Deutschland
wird. die Forderung eines absolut dichten
Scherbens so-grundsätzlich gestellt und von
allen Qualitätsfabriken auch erfüllt, daß Dis-
kussionen hierüber fast gar nicht entstehen,
während Peaslee die Forderung des absolut
dichten Scherbens gleichfalls erhebt, unter
der Schilderung, daß gewisse amerikanische
Porzellanfabriken_der Meinung sind, daß ab-
solut diehtes Porzellan überhaupt nicht her-
stellbar ist. In diesem Zusammenhang be-
sitzen auch die Kontrollmethoden auf Poro-
sität für europäische Verhältnisse in höherem
ı) „Ann.d. I}2:31 v.(Iene Td. &1, 189, 8. 781.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Maße Anwendungsmöglichkeit auf das poröse
Steingut als Be Posseflan, ER
.. Die Leitungsfähigkeit von Porzellan nimmt
mit steigender Temperatur zu. Peaslee stellt
nnn in einer Kurve die Leitungsfähigkeit von
normalem amerikanischem Porzellan und einer
neuen Porzellanmasse gegenüber, die jedoch
absolute Ziffern nicht enthält und deshalb
einen Vergleich mit europäischen Massen un-
möglich macht.
Am interessantesten sind die Ausfüh-
rungen Peaslees über Alterserscheinungen an
Porzellan. Er schildert, daß bei normalem
amerikanischem Porzellan unter dem Mi-
kroskop ein erheblicher Teil des Quarzes in
Kristallform in einem gläsernen Magma ein-
gebettet erscheint, ve schildert nun . die
Wirkung von Druck auf diese Quarzkristalle,
sowie die Wirkungen eines elektrostatischen
Wechselfeldes ‘auf dieses Gefüge, das die
Kristalle in vibrierende Bewegung bringt, ihre
Spaltflächen lockert und dadurch dem Por-
zellan eine gewisse Porosität' verleiht. Ohne
nachzuprüfen, wie weit diese Beobachtungen
richtig sind, trifft die grundlegende Beobach-
tung wohl nur für amerikanische Porzellane
zu, denn bei europäischen Porzellanen ist die
Beobachtung von Quarzkristallen im gar ge-
brannten Porzellan bisher noch nieht gemacht
worden, und die zahlreich veröffentlichten
Dünnschliffe, die immer wieder und wieder auf
die Beobachtungen von nadelförmigen Silli-
manitausscheidungen hinweisen, veranschau-
- liehen dies besonders.
In den Schlußfolgerungen seines Auf-
satzes führt Peaslee aus, daß das Isolator-
problem vor allem auf keramischem Gebiet
zu .lösen sei, speziell durch Qualitätssteige-
rung der keramischen Massen. Die Schilde-
rung der amerikanischen Massen veranschau-
licht, speziell im Vergleich mit den europäi-
schen Massen, die Richtigkeit dieser An-
schauung ganz besonders. Aber auch für
europäische Porzellane gelten die gleichen
Forderungen der Qualitätssteigerung der kera-
mischen Massen an sich.
Beleuchtung und Heizung.
Der elektrische „Revel“-Kessel zur Er-
zeugung kleinerer Frischdampfmengen. — In
Spinnereien, chemischen Fabriken und ähn-
lichen Betrieben erfordert die Fabrikation
Frischdampf, der vielfach in mit Kohle
oder Holz beheizten Kesseln erzeugt wird.
Bei Benutzung von Nachtstrom oder beson-
derer Stromtarife kann die elektrische Hei-
zung in Betracht kommen. Eine Ausführungs-
form eines geeigneten Kessels zeigt Abb. 12.!)
ANA ANUNNN|
Ruin
IN
Br\
a
z uw\:
Abb. 12. Der elektrische „Revel“-Kessel.
1) „Schweiz Bztg.“, Bd. 76, 8. 42.
Heft 37.
735
Der Kessel von 2,5 m Bauhöhe und 6,20 m
äußerem Durchmesser hat zwei feststehende
Tauchelektroden, die je nach dem Wasser-
stand mehr oder weniger tief eintauchen.
Die Regelung der Stromaufnahme erfolgt
durch Veränderung der Höhe, des Wasser-
spiegels.. Der abgebildete Kessel erzeugt bei
500 V Klemmenspannung 550 kg/h, bei 200
bis 280 V, 250 bis 300 kg/h. Er ist für 15at
gebaut. Bei Hochspannung sind die Ab-
messungen des Kessels etwas größer; die
Leistung beträgt mit 3000 V 800 kg/h bei
15 at Kesseldruck. Bei Versuchen wurde ein
Wirkungsgrad von über 95% erzielt, d. h.
nahezu 1,3 kg Normaldampf/kWh bei.nur 3%
Dampfnässe. ' Weitere Ergebnisse des Ver-
dampfungsversuches zeigt die nachstehende
Zahlentafel:
Zahlentafel.
Elektrische Messungen.
Mittl. Spannung, korrigiert. . . . .V 219
„ Stromstärke, korrigiert. . . . A 384
»„ . Leistung, korrigiert(Zähler) kW 867
E RE Nee. KH: ;146,7
Verdampfung.
Mittl. Kesselüberdruck. . . .. .. .at 6,42
„.. Speisewassertemperatur. . . IC 10
„ Abwassertemperatur am Re-
gulierventil» + % 2... De 14
Wärmeeinheiten/kg Dampf . . kgcal 652,6
Verdampfte Bruttowassermenge
(gesamt) uni eek 461
Verdampfte Bruttowassermenge/h . „. 1842
Desgl: für Normaldampf .. ..... . ,„ 188,4
Von 1kWh erzeugte Bruttodampf- ;
MEDEOE ES wre re rar een 1,256
Desgl.-für-Normaldampf. .-.. . 2. , 1,284
Gesamtwassergehalt des Dampfes . . 13,50
Wassergehalt Se GER,
Zugeführte Speisewassermenge . . kg 7715
Hiervon durch Regulierventil ab-
BOlührt a en ee 5810,D
In Dampf verwandelte Speise-
WASSELMOHOSE eg 461,0
Von 10° auf 149 erwärmte Abwasser-
" menge. U RD ET 310,5
Wirkungsgrad.
Zur Dampferzeugung nutzbar ge-
machte Wärme : 461 ><652,6 = kgeal 300 848
Vom Abwasser "aufgenommene
Wärme 310,9 4 are 1242
Elektrisch erzeugte Gesamtwärme = 302.090
“theoretische
Gesamtwärme: 367860 .= ,. 315.620
Wirkungsgrad der Verdampfung . % 95,3
Zur Wassererwärmung umgesetzt . „ 0,
Gesamtwirkungsgrad . . . .. 5 95,7
Verst en En 4,3
DauerzdesiKersuchs 0.0. ser. 225
W.
Energiewirtschaft.
Reichselektrizitätswirtschaft. — Der Bei-
rat für die Reichselektrizitätswirt-
schaft hat in einer Sitzung die Versorgung
der mitteldeutschenEnergieverbrauchs-
zentren, namentlich Berlins, Leipzigs und
Dresdens, mit Grundbelastungsstrom aus den
auf Braunkohle gegründeten Reichswerken in
Zschornewitz, Spremberg und Lauta sowie die
süddeutschen Wasserkraftbauten des Reiches
ausführlich besprochen. Über das nach $ 1
des Elektrizitätsgesetzes bis zum 1. IV. 1921
von der Regierung einzubringende Gesetz
zur allgemeinen Regelung der Elektri-
zitätswirtschaft berichteten Geheimrat
Köpcke, Dresden, als Vertreter staatlicher,
Direktor Ebbecke vom Märkischen .Elek-
trizitätswerk, Berlin, als Vertreter kommu-
naler und Direktor Breul, Berlin, als Ver-
treter der privaten Elektrizitätswirtschaft.
Nach Erörterung der eingehenden Referate
wurde zur sachverständigen Beratung des
Reichsschatzministers bei den bevorstehenden
gesetzgeberischen ' Arbeiten ein Ausschuß
von 13 Mitgliedern eingesetzt. Der Gesetz-
entwurf soll möglichst noch in diesem Jahre
dem Reichswirtschaftsrat zugehen, um An-
fang 1921 bei den gesetzgebenden Körper-
schaften eingebracht werden zu können. Fer-
ner wählte die Versammlung zur Beratung
des Reichsschatzministers in Fragen der mittel-
deutschen Elektrizitätswirtschaft und der süd-
deutschen Wasserkräfte je einen weiteren Aus-
schuß.
Die Sozialisierung des Kohlenbergbaues. —
In ihrem Bericht vom 15. II. 1919 hatte die
erste Sozialisierungskommission!) die Not-
wendigkeit eines staatlichen Eingıeifens in die
Verhältnisse der Kohlenwirtschaft jm Interesse
der Allgemeinheit damit begründet, daß die
1) Vgl. „ETZ“ 1919, S. 136.
7386
Kohle. die Grundlage unseres gesamten Wirt-
schaftslebens bilde und das herrschende Mo-
nopol der Kohlenindustrie bzw. der Gruben-
besitzer an diesem wichtigsten Rohstoff mit
dem Wesen des modernen Staates unvereinbar
sei. Diese Ansicht hat sich in den heute mal}-
gebenden Kreisen inzwischen nicht nur nicht
geändert, sondern unter dem Druck früherer
Zusagen und wirtschaftlich-sozialer Vorgänge
dahin verstärkt, daß nunmehr eine zweite, er-
weiterte Sozialisierungskommission mit neuen
Vorschlägen für die Sozialisierung des
K ohlenbergbaues hervortritt. Wie damals
stehen sich wieder zwei’ Anschauungen gegen-
über, von denen die eine (2.), von Dr. Rathenau,
v. Siemens usw. vertretene an den im Reichs-
tag nicht zur Entscheidung gekommenen, die
Regelung der Kohlenwirtschaft vom März
1919 ändernden Gesetzentwurf des Reichs-
wirtschaftsministeriums!) anknüpft. Dieser
Vorschlag willdas Privateigentum.und die
Privatinitiative vorläufig erhalten,
dem von drei Ausschüssen beratenen Reichs-
kohlenrat aber als Zentralsyndikat die tech-
nische und wirtschaftlicheOberleitung derWerke
sowie den Vertrieb unter ‚Angliederung der
Syndikate zuweisen. Die Zechen sollen ihm
ihre gesamte Förderung zu den buchmäßig fest-
gestellten Selbstkosten überlassen und außer
dem Ersatz dieser, einschließlich angemessener
Abschreibungen und Rückstellungen, von ihm
die Zinsen und Tilgungsquoten der auf den
Unternehmungen lastenden Schulden, dieZinsen
und Tilgungsquoten für Neuinvestitionen, die
normalen festen Zinsen für das verantwortliche
Betriebskapital und schließlich tarifmäßig fest-
gesetzte Prämien für gesteigerte Produktivi-
tät sowie für Betriebsverbesserungen erhalten.
Solche Vergütungen sind auch für die Arbeit-
nehmer vor gesehen, während sich die Gruben
bei schuldhaft verminderter Erzeugung, ent-
sprechende Abzüge gefallen lassen müssen.
Betriebsverbesserungen und -erweiterungen
kann der Reichskohlenrat verlangen oder auf
Antrag genehmigen, wobei entweder er oder der
Unternehmer die nötigen Beträge zur Ver-
fügung stellt. Letzterer soll überdies berechtigt
sein, auf eigenes Risiko Investitionen durch-
zuführen, die, wenn sie sich bewähren, ebenso
wie vorgenehmigte Anlagen, ev. sogar höher,
zugunsten des betreffenden Werkes angerechnet
werden müssen. Auf diese Weise bleibt dem
Unternehmer nur die Verbesserung des Be-
triebes in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht
als Betätigungsfeld seines Gewinnstrebens.
Dem Reichskohlenrat ist Stillsetzung oder
Zusammenlegung von Betrieben gegen ange-
messene Entschädigung vorbehalten. Private
dürfen keine neuen Kohlenfelder erschließen.
Ein Teil der diesen Vorschlag unterstützenden
Mitglieder der Kommission betrachtet diese
Organisation indessen nur. als Provisorium,
das in spätestens 30 Jahren zur Vollsoziali-
sierung ausgestaltet werden soll, sofern sich
bis dahin eine soziale Wirtschaftsgesetzgebung
zu ausreichender Tragfähigkeit gefestigt hat.
Zur Überführung in die öffentliche Hand dient
ein inzwischen aus den Einnahmen der Kohlen-
wirtschaft angesammelter Tilgungsfonds.
Der andere (1.) Vorschlag (Lederer,
Hu& usw.) verlangt diese Vollsozialisie-
rung sofort durch Enteignung der
.Grubenbesitzer gegen Entschädigung "mit
jest verzinslichen Obligationen. Nach Ansicht
der Vertreter dieses Planes soll die Allgemein-
heit alleiniger Träger aller Besitzrechte des
Kohlenbergbaues sein und durch die deutsche
Kohlengemeinschaft und. deren Organe (Reichs-
kohlenrat und Reichskohlendirektorium) ver-
treten werden, denen damit auch die Ein-
setzung der Betriebsleiter und die technische
Verantwortung zufällt. Hier ist ein Produk-
tivitätsprämientarif nur für die Betriebsleiter
und Arbeitnehmer vorgesehen; eine Verstaat-
lichung mit ihren Gefahren des Fiskalismus
und der Bureaukratisierung findet, wie der
Vorbericht sagt, nicht statt, vielmehr werden
auch die staatlichen Zechen durch den Über-
gang auf die Kohlengemeinschaft dieses Cha-
rakters entkleidet.
Kein Zweifel, daß
Arbeiterschaft sich
1) Vgl. Vgl.
Teil
den zuletzt ge-
ein erheblicher
der für
„ETZ* 1920, S. 474.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftsstelle: Berlin W.57 Bodaner Eh 68.
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u.
Betrifft: Jahresversammlung des VDE in
x Hannover.
Unter Bezugnahme auf die in der „ETZ‘
Heft 30, Seite 595, veröffentlichte Tagesord-
Elektrotechnische Zeitschrift.
ee er Pe een
1920.
nannten Vorschlag, d. h. für die sofortige Voll-
sozialisierung aussprechen wird, kein Zweifel
aber auch, daß seine Durchführun unserem
schon so kranken Wirtschaftsleben den Todes-
stoß versetzen kann. »ie bedeutet ein Expe-
riment, wie es sich Deutschland in seiner heu-
tigen Lage bei der. Kohle wohl am aller-
wenigsten leisten darf, und würde sehr‘: wahr-
scheinlich gerade das nicht erreichen, worauf
es bei uns wie in anderen Ländern jetzt zu-
nächst und an erster Stelle ankommt:
auf Jahre hinaus gesicherte Höchstpro-
duktion. Für diese scheint der Vorschlag -
Rathenau-Siemens, der in der Kommission
mit sehr knapper Majorität angenommen sein
soll, immerhin einige Gewähr zu bieten, wenn
es gelingt, die Arbeit in den Gruben so öko-
nomisch zu gestälten, wie es die physische
Verfassung der heute und in der nächsten Zu-
kunft. verfügbaren Kräfte erlaubt. |
Regelung der Elektrizitätslieferung in Spa-
nien. — Wie wir der „Ind.- u. Hand. -2tg.‘*
entnehmen, bestimmt eine kürzlich veröffent-
lichte Verordnung folgendes: 1. Kein Unter-
nehmen, das elektrische Arbeit erzeugt oder
verteilt und. zu seinem Betriebe einer Kon-
zession .oder sonstigen Erlaubnis des Staates,
der Provinzen oder Gemeinden bedarf, oder
eine.
das für seine Leitungen Gebrauch von im
öffentlichen Eigentum stehendem Gelände
macht, darf die Abgabe elektrischen
Stromes an Private so wenig wie an In-
dustrielle verweigern, noch auch die Zulei-
tung an solche Abnehmer aufheben, die ihren
Zahlungsverpflichtungen- pünktlich nachkom-
men, sofern das. Unternehmen technische
Mittel hat, den Strom zu liefern. 2. Diese
Stromabgabe ist nach genauen Preisen der
Tarife zu bezahlen, die z. Zt. der Veröffent-
lichung dieser Verordnung in Kraft sind. Ohne
vorherige Erlaubnis der Regierung, die bei
dem Zivilgouverneur der zuständigen Provinz
zu beantragen ist, dürfen diese Tarifpreise
nicht erhöht werden. 3. Innerhalb von 14
Tagen nach der Veröffentlichung der Verord-
nung sind alle Unternehmungen, auf die der
Art.. 1 Anwendung findet, verpflichtet, die
z. Zt. der Veröffentlichung in Kraft befind-,
lichen Tarife zum Zwecke einer offiziellen
Prüfung durch die zuständigen Kontroll-
beamten der Provinz einzureichen. Die Prüfer
sind verpflichtet, den Zivilgouverneuren alle
Abweichungen mitzuteilen, die ihnen in den
Tarifen im Vergleich zu den allgemein üblichen
auffallen. 4. Wenn sich ‘ein Unternehmen
weigert, elektrischen Strom abzugeben, hat
der Prüfer zu untersuchen, ob die Weigerung
technisch begründet ist. Entbehrt sie solchen
Grundes, dann hat der Gouverneur die Abgabe
zu den laufenden Tarifpreisen unter. Aufer-
legung einer Strafe von 100 bis 200 Pes für
das Unternehmen obligatorisch zu machen.
Kommt dieses trotzdem der Anordnung nicht
nach," so hat der Gouverneur der General-
direktion für Handel und Industrie Meldung
zu erstatten. Diese wird dann unter der tech-
nischen Leitung des Prüfers und auf Kosten
des Unternehmens die Abgabe des Stromes
sicherstellen. 5. Wenn Zweifel über den anzu-
wendenden Tarif entstehen, ernennt der
Generaldirektor für Handel und Industrie
einen bei seiner Behörde angestellten Ingenieur,
der an Ort und Stelle die nötigen Ermitte-'
lungen feststellt, die Vertreter des Unter-
nehmens wie der Gemeinde und der Handels-
und Industriekammern anhört und dann dem
Generaldirektor über den anzuwendenden
Tarif Bericht erstattet.!)
Industrie und Handel, S
Vom elektroteehnischen Markt Norw egens.
— In einem von ‚Eleetrical Review‘ auszugs-
weise wiedergegebenen Bericht bemerkt ©. L.
Paus,Handelssekretär derenglischen Vertretung
in Christiania, daß vor dem Kriege etwa 75%
-des norwegischen Handels mit elektrotech-
nischen Erzeugnissen sich in deutschen Händen
befanden. Englischerseits war tatsächlich nur
eine Firma an diesem Markt ernstlich beteiligt,
u. u. Zw. hauptsächlich mit großen, dem norwegi-
Y Vgl. auch „ETZ* 1920, S. 535.
VEREINSNACHRICHTEN,
nung für die Jahresversammlung in Hannover ;
geben wir hiermit bekannt, daß die in den
Tagen vom 24. bis 28, September einschließlich
veranstaltete Ausstellung von Zeichnungen
über Wasserkraftanlagen in der Kuppel-
ee des neuen Rathauses u
wir
|
Helit 37.
16. September 1920.
schen Bedarf besonders angepaßten Maschinen.
Daß die britische Einfuhr nicht beträcht-
licher war, erklärt Paus damit, daß das normale
Kleinmaterial den norwegischen Vorschriften
nicht entspricht. Der gesamte elektrotech-
nische Handel Norwegens hatte annähernd
einen Wert von 60 Mill. Kr, von denen etwa
45 auf Deutschland, 5 auf die heimische In-.
dustrie, je 4 auf Schweden und die Schweiz
und 2 Mill. Kr auf England entfielen. Während
des Krieges war es Deutschland möglich, unge-
fähr bis zum Sommer 1916 seine Stellung zu
behaupten, die sich in der Folge aber wesent-
lich ungünstiger gestaltete, besonders in Bezug
auf schwere Maschinen, und schon 1915 konnte
es keine Kabel mehr liefern. Bis Ende 1919
haben die. Verhältnisse dann eine derartige
Veränderung erfahren, daß der Jahreswert
des elektrotechnischen Handels sich mit
25 Mill. Kr auf die heimische Industrie, mit
18 auf Schweden, 14 auf Amerika, 10 auf
Deutschland, mit 4 auf England und mit
2 Mill. Kr.auf die ‚Schweiz verteilte. Die V. S.
Er erschienen damals zuerst als Kon-
kurrenten auf dem Markt und importierten
alle Arten Material, während sich die nor-
wegische Erzeugung selbst wesentlich auf
kleinere Typen von Apparaten beschränkte,
Deutschland jedoch im . Lampengeschäft
' führend blieb, wenngleich auch Holland daran
teilnahm. Nach Schätzungen kamen im Handel
mit kleinen Maschinen auf Deutschland etwa
‚60% und auf die norwegischen Fabriken 40%.
‚Zur Zeit der Berichterstattung (Ende 1919)
. waren vorwiegend die ae Regierung,
die Material für Bahnen und Kraftübertragung:
brauchte, sowie öffentliche Körperschaften
Auftraggeber, letztere im Interesse der Licht-
und Wärmelieferung an Haushaltungen und
für Kraftabgabe an die Kleinindustrie. Manche
Anlagen dieser Art konnten in jener Zeit erst
‚in Angriff genommen werden, teils wegen der
bis dahin üblen Lage der Industrie und Furcht
vor ‚finanziellen Schwierigkeiten, teils wegen
der Ungunst der amerikanischen Valuta. In
Norwegen besteht, so äußert sich Paus, große
Nachfrage nach Maschinen für ‚höhere Span-
nung als 50 kV, elektrische Bahnanlagen,
Kleinmaterial und Kabel, besonders auch für
Heizapparate und Beleuchtungsmittel. Diese
lieferte in der Hauptsache Deutschland, jene
fast ausschließlich Amerika und die Schweiz.
In den letzten sechs bis acht Monaten von
1919 hat die deutsche Industrie beträchtliche
Aufträge für alle Arten elektrotechnischer
Waren einschl. Kabel buchen können, doch
machte sich schließlich eine Abneigung gegen
weitere Abschlüsse mit deutschen Firmen
geltend, weil die Liefertermine nicht befrie-
digten. Paus fordert die englischen Produ-
zenten auf, sich in Norwegen geeignete Ver-
tretungen zu schaffen, Fabrikate zu liefern,
die- den dortigen Vorschriften entsprechen,
und einen Stab sachverständiger Monteure _
‘für Installation und N: der zu
liefernden Maschinen usw. zu halten. S
Die Ausfuhr elektrischer Ventilatoren : aus
den V. S. Amerika im Jahre 1919. — Im Jahre
1919 haben die V. S. Amerika insgesamt 76 457
elektrische Ventilatorenim Wert von 1,421
Mill. $ exportiert, u. zw. bei einem monat- \
lichen Durchschnittsbetrage dieses Handels von
0,118 Mill. $, hinter dem indessen nach einer
Steigerung i im Mai auf 0,270 Mill. $ die Ausfuhr
während der zweiten Jahreshältte mehr und
mehr zurückblieb.
nach ‚„Eleetrical World“ Britisch-Indien mit
einem "Wert von 0,322 Mill. $- oder:28%, 80=
dann wiederum Kanada mit 0,289 und China
mit 0,278 Mill $ in Betracht. "Nicht Un S
m.
lieher Abnehmer war auch Argentinien
ersten Vierteljahr 1920 hat der Wert
des _Ventilatorenexportes gegen den ent-
sprechenden Zeitabschnitt des Vorjahres merk-
lich abgenommen. Er betrug nur 0,224 Mill. $
gegen 0,567 i.
in diesem Quartal ver-
gleichsweise von 1,028 auf 1,241, die von In-
stallationsmaterial von 0, 592 Auf 1,032 Mill. $
gewachsen ist. Im ganzen hat sich der elek-
trotechnische Ausfuhrwert der Union inner-
halb der ersten drei Monate 1920 gegen 1919
von 22,165 auf 21, 805 Mill. $ en ET ee :
„Elektrische Woche“.
Die Interessengemeinschaft Deutscher
Elektrogroßhändler und Exporteure E. V.
und der Installations - Technische Verband
haben mitgeteilt, daß sie auch noch im
Rahmen der „Blektrischen Woche‘“ihre Haupt-
versammlungen in Hannover abhalten werden.
Wir weisen nochmals darauf hin, daß für
gn Teilnehmer, die, ‚bis zum 15. ‚Sept, 2
Betrifft:
Als Verbraucher kamen
V., während die Ausfuhr von
Dynamomaschinen
18 September 1920.
ihr Zimmer noch nicht bestellt haben, der
Wohnungsausschuß keine Garantie für Be-
schaffung der Zimmer übernehmen kann.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
- Der Generalsekretär:
Dr.zäng. G. Dettmar.
Betrifft; Kommission für Errichtungs- und Be-
triebsvorschriften.
Die Kommission für Errichtungs- und
Betriebsvorschriften hat die auf Grund der
Veröffentlichung des ersten Entwurfes zu
„Vorschriften für den Anschluß von Schwach-
stromanlagen an Niederspannungs-Starkstrom-
netze durch Transformatoren‘ und zu ‚„Leit-
sätzen für den Anschluß von Apparaten und
Einriehtungen, welche eine leitende Verbin-
dung zwischen Starkstrom- und Schwach-
stromleitungen erfordern“ (s. „ETZ“ 1920,
H. 34, $. 679) eingegangenen Vorschläge durch-
beraten und gibt nachstehend den endgültigen
Entwurf zu diesen ‚Vorschriften‘ bzw. ‚‚Leit-
sätzen‘‘ bekannt, welcher der Jahresversamm-
lung in Hannover zur Annahme vorgelegt
werden wird. =
Verband deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär.
Dr=äng. G. Dettmar.
Entwurf zu ; Eee
Vorschriften für den Ansehluß von Fernmelde-
anlagen an Niederspannungs - Starkstromnetze
durch Transformatoren (mit Ausschluß der
öffentlichen Telegraphen- und Fernspreehan-
De lagen). s
1. Zwischen den Starkstrom- und den
Fernmeldeanlagen darf eine leitende Verbin-
dung nicht bestehen. =
%. An allen Geräten und Einrichtungen,
die den Anschluß von Fernmeldeanlagen an
Niederspannungs - Starkstromnetze vermitteln,
müssen die Anschlüsse für die Starkstrom- wie
für die Schwachstromseite elektrisch * und
räumlich zuverlässig von einander getrennt
und leicht zu unterscheiden sein.
3. Die Starkstromklemmen müssen der
Berührung entzogen und plombierbar sein.
4. Die Bestimmungen des $ 103 der
„Erriehtungsvorschriften ‘“ des Verbandes
Desweet Elektrotechniker finden Anwen-
ung. =
a Die Starkstrom- und die l'ernmelde-
leitungen müssen in der ganzen Anlage elek-
trisch und räumlich zuverlässig von einander
getrennt und leicht zu unterscheiden sein.
6. Kleintransformatoren, die zum . Be-
trieb von Fernmeldeanlagen dienen, müssen
als solehe gekennzeichnet werden und entweder
derart gebaut oder mit solchen Schutzvor-
richtungen versehen sein, daß bei dauerndem
Kurzschluß der Sekundärklemmen und Nenn-
Primärspannung die Übertemperatur der Wick-
lungen folgende Werte nicht überschreitet:
Draht mit Isolierung durch Emaillack 120° C
Draht mit Isolierung durch Seide 100° ©
Draht mit Isolierung durch imprägnierte
Baumwolle : 90° 6
Die Übertemperatur ist nach den ‚„Masehinen-
normalien des Verbandes Deutscher Elektro-
techniker‘‘ aus der Widerstandszunahme zu
ermitteln.
7. Die Primär- und Sekundärwicklungen
müssen auf getrennten -Spulkörpern befestigt
Bein?
Beide Wieklungen sind durch isolierende
Zwischenlagen oder ähnliche Mittel so von ein-
ander zu trennen, daß auch bei Drahtbruch
2 elektrische Verbindung nicht entstehen
ann.
8. Die Spannung an -der offenen Sekun-
därwicklung darf das Doppelte der Nennspan-
nung.nieht überschreiten und höchstens 40 V
betragen.
9. Die Isolierfestigkeit ist nach den
„Maschinennormalien des Verbandes deutscher
Elektrotechniker‘ zu prüfen; Prüfspannung
1000 V.
10. Auf den Kleintransformatoren müssen
Primärspannung, Frequenz, Sekundärstrom-
stärke, Sekundärspannungen und Leerlaufs-
verbrauch in Watt bezogen auf die Primär-
spannung verzeichnet sein.
Die angegebene Stromstärke muß der
höchsten angegebenen Sekundärspannung ent-
sprechen. BER “= £
Entwurf zu
Leitsätzen für den Anschluß von Geräten und
Einriehtungen, welche eine leitende Ver-
bindung zwischen Starkstrom- und Fernmelde-
anlagen erfordern (mit-Ausschluß der öffent-
lichen Telegraphen- und Fernsprechanlagen).
Alle Geräte und Einrichtungen zum Be-
triebe von Fernmeldeanlagen, die eine leitende.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Belt 37.
Verbindung mit der Starkstromleitung erfor- |
dern, sollen folgenden Bedingungen genügen :
1. Eine leitende Verbindung zwischen
Fernmelde- und Starkstromleitung ist nur zu-
lässig, wenn sie sich auf die Zeit beschränkt,
während der ‘die Fernmeldeanlage betätigt
wird.
2. Der ‚Anschluß ist nur in solehen An-
lagen zulässig, in denen ein Pol oder der Mittels
leiter betriebsmäßig geerdet ist.
3. Die Erdung der Fernmeldeanlage soll
durch eine besondere nicht ausschaltbare und
ungesicherte Leitung hergestellt sein.
4. In keinem Teil der Fernmeldeanlage
darf eine höhere Spannung (Nennspannung)
als 40 V auftreten. n
5. Von den „Vorschriften für den An-
schluß von Fernmeldeanlagen an Nieder-
spannurgs - Starkstromnetze durch Trans-
formatoren (mit Ausschluß der öffentlichen
Telegraphen- und Fernsprechanlagen)‘“ finden
sinngemäß Anwendung die Punkte 2, 3, 5,
6 und 10
Betrifft: Kommission für Porzellan-Isolatoren.
Die Kommission für Porzellan-Isolatoren
hat die auf Grund der Veröffentlichung des
ersten Entwurfes zu ‚Normen und Prüfvor-
schriften für. Porzellan-Isolatoren‘‘ einge-
gangenen. Einwände durchberaten und gibt
im nachstehenden einen „Zweiten Ent-
wurf‘ zu den genannten Normen bekannt.
Dieser zweite Entwurf soll der Jahresversaınm-
lung in Hannover vorgelegt werden. Bezüg-
lich der Mantelrollen, die im zweiten Entwurf
fortgelassen worden sind, soll die Jahresver-
sammlung gebeten werden, die Kommission
zur endgültigen Normung der Mantelrollen
zu ermächtigen.
An:den Arbeiten der Kommission waren
beteiligt die Herren Adler, Bay, Beschnitt,
Bundzus, Schnoes, Dettmar, Dönitz, Gröbler,
Hoffmann, Jehnke, Klingenberg (Vorsitzender),
Lentz, Lux, G. Meyer, Monath, Neßler,
Schendell, Schrader, Schrottke, Sprick, Thieme,
Unbehauen, Vogelsang, Weicker.
. Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
Dr.-äng: G. Dettmar.
7,weiter Entwurf zu
Normen und -Prüfvorschriften für
Isolatoren.
A. Freileitungsisolatoren.
1. Stützenisolatoren und Schäkelisolator für
Betriebsspannungen bis einschl. 500 V.
3. Stützenisolatoren für Betriebsspannungen
über 500,V bis einschl. 35 000 V. :
3. Erläuterungen. :
B. Stützer und Durehführungen.
l. Stützer Form S.- s
2. Durchführungen Form D.
3. Riffelung für Kittstellen.
4
©
Porzellan-
. Erläuterungen.
. Isolatoren für Niederspannungs-
installationen in Innenräumen.
1. Klemmen.
2. Rollen.
3. Tüllen.
4. Erläuterungen.
D. Vorschriften für die Prüfung von
Isolatoren für Betriebsspannungen
über 500 V bis einschl. 35000 V.
A. Freileitungsisolatoren.
1. Stützenisolatoren und Schäkeliso-
lator für Betriebsspannungen bis ein-
schließlich 500 V
Abb, 1. Stützenisolatoren für Betriebsspannungen
bis einschl. 500 V, E
Werkstoff: Porzellan glasiert.
Das Gewinde wird nicht festgelegt.
Verwendbar:
N, für Querschnitte bis 35 mm?
IN ge, 98 I AR) nahe,
Be- ra, Maße in mm
. Betriel's-
zeich-| & —
nung | Srenmug |D |D | Hlala| | R
Sasse
" sncahı | (76)| (40)) (81) (18)) (201 (80)| (5,5)
N2 : 80 | 42| 85 | 9 21 31 6
(84) (44) | (89), (0 | (22)| (32)| (6,5)
ar (91)| (48) (91)| (@1)| (23)| (36)) (8,5)
na |biseinsehl| 95] 50| 05 | 22 | 24| 38| 9
99)| (52)| (99)| (23)| (25)| X40)| (9,5)
Die eingeklammerten Zahlen gelten als Grenz-
maße,
Abb. 2. Stützen zu Isolatoren N2 und N3.
Kate se Ns
sungen gerade | geb. gerade | geh.
|
Bezeichnung] NS4 | NS5|NS6| NS7 |NSS NSYINS 10
P=ke | 70 | 280 | 60 | 130 | 500 | 590 | 100
e N 30 lass 40 |. 40 16
g 857.110071,, = e5 | 115 | 115 —
h 45 50:1. 45 652 50De
d 16 16 16 19 19:| -19 19
d, et 16 Er 25: 21 Pit | Ser
dy 22 34 | — 26.1. 42 Aare
da 15 19-] == 16 22 25 —
a — = 105 a 8 Ag == 120
b 95 95 | 100 | 100 | 100 | 100 | 106
e _— | — al -—|—- | — 95
Gewinde Nat 3“ Er dg | Mg“ | 1. BT
Werkstoff: Flußeisen, handelsüblieh.
Rostsieherer Anstrich.
Abb.’3. Schäkelisolator für Betriebsspannungen
bis einschl. 5(0 V.
Werkstoff: Porzellan, glasiert.
Verwendbar: für Querschnitte bis 120 mm®.
Er
738 - Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 37. 16. September 1920.
955 N = 2. Stützenisolatoren für Betriebsspännungen über 500 V bis einschließlich 35000 V.
Eee
-165-
- 125 0
Alb. 4. Bügel zum Sohäkelisolator (890 kg Leitungszug). Dy . :
Ve ar nr Abb. 5. Stützenisolatoren für Betriebsspannungen über 5000 V bis einschl. 35600 V.
men. Werkstoff: Porzellan glasiert nach den Prüfvorschriften des VDE. £
3. Erläuterungen. Die innere Durchbildung der Isolatoren, ob ein- oder mehrteilig, die Verbindung der Einzelteile
Kuren und das Gewinde wird nicht festgelegt. >...
i ; Arrauerz
En . : Muße in mm
Als Grundsatz für die Normung von Be- : re ze =
Freileitungsisolatoren galt, daß schon äußerlich | zeichnung | Betriebsspannung D D, |29|23®)| Ha Bed di | SE:
durch die Formgebung der Isolatoren zum | RE gr
oder Sch raenee 500 bie Bo | |. [em | Ken |. aan. |.(er | es) | @al] us | Jan)
Von der Normung der Schwächstrom: H6 ‚200 bis 6 000 V 120°: 95 693 70 130 70 ge: 28 al 80 | > 9,
isolatoren (für Fernmelde- und Signalan- 1126) | 09) | (69 | (73) | (186) | (78) | (8,5) | 835) | (6) | (9,5)
lagen) \wird abgesehen, da hierfür in erster \ (129) | (105) | (67) | (76) | (138) | (78) | (26,5) (29,5) | (53) | (8,5)
Reihe die Reichspostmodelle in Betracht H10 „ 10000 „| 135 110 70 80. 145 82 93-1 81 55 9
kommen. (141) | (115) | (73) | &M) | (159) | (&6) | 95) | a5) | (m) (MB
Von Starkstromisolatoren sind für Nie- x : AR De
derspannungszwecke ausschließlich RTI-Iso- _ (143) |. (114) | (67). | (76) | (157) | (91) | (26,5) | (9,5) (57) 8,5)
latoren (neue Bezeichnungsweise N 2 u. 3), für H15 ».. 15.0007, 150 120 70:| 80 165 951° 28 31 60 e)
Betriebsspannungen über 500 V = Sach (157) | (126) | (73). (84) | (173) | (99) | (29,5) | (32,5) (63) |. (9,5)
35000 V sschließlich Dreimantelisolatoren :
(möne ee H bi 35) vorge- (181) |. (148) 91 | (209) | 31) | 265) | 80,5) | (6) 1 3
‘ sehen. Ferner ist ein kleiner Stützenisolator | H2% 20000 > 1902 Ish 3 220 | 187 | 28 32 65 1 ES
für bedeckte Räume (neue Bezeichnungsweise (199) | (162 (99) | (231) | (148) | (29,5) | (83,5) | (68) | (10, >
N 1) zur späteren Normung bestimmt. (238) | (186) (110) | @81) | (181) | (36) (41) (91) (9 5)
Außer den Isolatoren sind auch die dazu- Va Er 2 }
Be © H „35000 „|. 250 | 195 115 | 205 | 190 .| 38 43. | 9 10
gehörigen Stützen genormt worden.. 35 |. : (262) | (204) | (120) | (809) | (199). | (40) (45) | (9) | (105)
l. Stützenisolatoren für Betriebsspan- Die eingeklammerten Zahlen gelten als Grenzmaße.
x ee Die ’ SsoBE 2 r *) Maße D; gelten für einteilige Ausführung.
Hierfür sind die beiden Rillen-Teller- **, Maße D;,’ gelten für zweiteilige Ausführung.
isolatoren RTI85 (neue Bezeichnungsweise
N 2)und RTI 95 (neue Bezeiehnungsweise N 3)
vorgesehen. Von der Normung der Krücken-
isolatoren wird abgesehen.
Die genormten Isolatoren N2 und N3
sind auf vorstehender Zeichnung Abb. 1 dar-
gestellt. Die Stützenlöcher der Isolatoren sind
so gewählt, daß sie zu den stärksten Stützen
passen. Die Stützen sind in Abb. 2 zusammen-.
gestellt. Hierzu ist im einzelnen folgendes zu &
bemerken: : }
Für jeden Isolator ist eine gerade Stütze
(4), eine verstärkte Stütze für kleine Winkel-
züge (B) sowie eine gebogene Stütze N mit
Holzgewinde vorgesehen. : Stützen mit Stein-
schrauben sind nicht genormt worden, da
ebensogut Stützen mit Holzgewinde ein-
zementiert werden können und überdies billiger
sind.
Für die Wahl der Stützenabmessungen
waren folgende Gesichtspunkte maßgebend:
SrnneungnCENN TE RN
— BEHRHENNERENHN
=
Abb. 6. Stützen zu den Isolatoren H 6 bis H 35.
te 5 : h : Stützen- - Gerade Stützen - =
Für die geraden Stützen-sind die gleichen Ab- bogene Stü
messungen wie bisher üblich behalten abmessungen I | II er Sn
worden. Für die gebogenen Stützen wurde ; E 10bis ... 2
die gleiche Eisenstärke wie für die geraden | Isolatortype . | H610bis15N) 10bis®5 35 | 6 10 bis 25 35 6 | 15) 10bis15 25
Stützen gewählt, da deren Festigkeit für den - On
BE a ı Querschnitt erfahrungs- Bezeichnung |HSı|l HS2 | HS 3 |HS4|as5 |HS6 HS7| Hs s HS 9/HS10/ HS ı1 HS 12) HS 13 HS14
semäb ausreicht. : r - ö Se:
“Die konischen Stützen sind für Winkel. | Material . . Flußeisen Flnßeisen sah Flußeisen) Flußeisen
‚züge bestimmt, deren Größe sich je nach dem | Bruchlast) . 1288 | 228 | 250 | 435 |10451.616 [1416 2120 ,181019340| 252 | 309° 246 | 246
Leitungsquerschnitt und Leitungszug ändert. Er] 860 60 - 60 50 | 91 95 | 80) .100 | 65| 110| 120 |- 120 120 | 120
Anßerdem ist für größere Winkelabweichungen ee 190 250 1.325 | 150) 250 ı 250) 250 | 325| 325| 150 | 190 | 250. | 250
und für Abspannzwecke allgemein der Schäkel- 822000800 100 -| 120.| 135| 135 | 160|. .180 | 165| 200 | 320 | 320 | 320 \360-
isolator mit zugehörigem Bügel nach Abb. 3 dr 201809 22 25 32. |. 92.=925 | 95 25 |27.39,12 39.1 799 25 25 25
und 4 bestimmt, sofern nicht Stützisolatoren d 3.8 ER = he ].981528 7° 28): 28 |. 84].2971. 50:1.,.60 | 80% 00
mit verstärkter Stütze genügen. % A „20 40 50 ; 40-] 40 0 ‚eo, 70 28 105 | 150 |. 165 | 185
n BAUEN z/,n n 20 1/1 n n 7, At 1/,rr "
2. Stützenisolatoren für Betriebsspan- Be DEREK 2 is = 11a Rn 5 u = UR, : = 2 > E nr
nungen über 500 V bis einschl. 35 000 V. PS er =: I NEE NDE SEN N 55 70 | 90 | 9
Entsprechend den VDE Normal-Betriebs-
spannungen wurden die folgenden Isolatoren- | Die Länge des Gewindeschaftes bei ‚geraden Stützen ist nötigenfalls der Traversenausbildung
größen gewählt, wobei u. a. die statistischen „entsprechend zu ändern. &
Unterlagen der Porzellanfabrik Hermsdorf Werkstoff: Flußeisen, handelsüblich; rostfreier Anstrich. :
über die erfahrungsgemäß’ für eine bestimmte ‚> Nicht geerdete Konsole (ohne Rücksicht auf Vogelschutz). Et ER RER
Betriebsspannung meist gewählten Isolatoren- ‚) Beginn der Deformation. | rt
größen zugrunde gelegt wurden. Demzufolge .) Die Festigkeit des verwendeten Flußstahls muß mindestens 6000 kg betragen. er
in : “ Wird das Gewinde auf Zug heansprucht (Eckpunkte ‚80 müssen bei geboge tü indes
kamen folgende Isolatorgrößen in Betracht: | durchgehender Bolzen nit Gewinde, Unehaleien a Mario vorgesehen werden : en en ze ad
I.
16. September 1820.
für 500-—- :6 000 V Betriebsspannung
H 6 (J 1382)
über 6 000--10 000 V Betriebsspannung
H 10 (J 1383)
10 000--15 000 V Betriebsspannung
© H 15 (J 1384)
15 000--25 000 V Betriebsspannung
H 25 (
J 1387)
„25 000--35 000:.V Betriebsspannung
H 35 (J 1391)
Bei Festlegung der Isolatorgrößen sind
normale Verhältnisse vorausgesetzt; gegebenen-
falls ist die Höhenlage über dem Meeres-
spiegel und die Nähe chemischer Fabriken usw.
entsprechend zu berücksichtigen.
4 Welche Sicherheit gegen Überschlag bei
Regen die einzelnen Isolatorengrößen bieten,
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Heft 37.
739
von Rißbildungen auch nach längerer Betriebs-
zeit ausschließen. Die Kittfläche am Kopf ist
nach einer Kugelfläche zu formen. Die Kitt-
schicht soll nicht zu diek sein, vorstehende
Kittränder sind zu entfernen. Besondere Sorg-
falt ist auf geeignete Zusammensetzung des
Kittes zu legen.
‚Die Stützenlöcher sind so gewählt, daß für
die Isolatorengrößen H 10 bis H 25, die für
mittlere Verteilungsspannungen in Betracht
kommen, die gleichen Stützen verwendbar
sind. -Die Stützen sind in Abb. 6 zusammen-
gestellt. 5
Bezüglich der Stützenlänge mußte bei
Isolatoren H 10 bis H 35 Rücksicht auf Vogel-
störungen genommen werden, daher wurde ein
Mindestabstand zwischen Leitung und Tra-
zugrundegelegt.
die stärkste Stütze aus Flußeisen ist für starke
Abweichungen von der Geraden und die
schwächeren konischen Stützen sind für mittlere
Abweichungen vorgesehen. Die stärksten aus
Flußstahl hergestellten Stützen finden vor-
zugsweise für Kreuzungen Veıwendung.
B. Stützer und Durehführungen.
4. Erläuterungen.
Die genormten Stützer und Durchfüh-
rungen sollen Einheitsformen von Isolatoren
für normale Innenräume geben, d. h. solche,
bei denen ein häufiges und starkes Beschlagen
der Isolatoren, wie etwa in feuchten Kellern,
bei ausströmendem Dampf und dergl. nicht zu
erwarten ist.
Die Formen sollen den verschiedenen An-
geht aus Abb. 7 hervor. are u ER lokaler Tetris diese KORG LUUEen an elektrische Güte, mechanische
; Rückerchtnahine nicht. erfor estigkeit, leichte Herstellbarkeit und viel-
5 derlich, da bis 6000 V Betriebs- seitige Verwendbarkeit nach Möglichkeit ge-
spannung das Stehenbleiben | Teeht werden. ü
eines Erdungslichtbogens nicht | „. Die Isolatoren sind als Baumaterial sowohl
N zu befürchten ist. “Bei Iso- | für Leitungen in Innenräumen als auch für
SZ latoren H 10 bis H 25 sind | Hochspannungsspparate und Transformatoren
Sp, Stützen mit 2 verschiedenen gedacht. Die Verwendung eines einheitlichen
Ss Längen vorgesehen, in der An- Isolators: in allen Teilen der Anlage ist von
NNS nahme, daß die kurzen bzw. | Soleher Wichtigkeit, daß diesem Grundsatz
SB flach gebogenen Stützen in An- kleine Vorteile, die durch Verwendung von
SiI7 | lagen mit ungeerdeten Kon- Sonderformen an einzelnen Stellen erzielt
\ ten Verwendung finden kön- | werden könnten, geopfert werden müssen. Die
NZ ae nen. bei denen die Gefahr für | Stützer Abb. 8 und die Durchführungen Abb. 9
& das Stehenbleiben. eines Licht- | sind soweit als möglich vereinheitlicht. So
5 bogens geringer als bei geerde- sind die Kopfmaße bei beiden gleich. Auch
Sr ten Konsolen sein dürfte. innerhalb derselben Isolatorart sind die Kopf-
2 Die Stärke der geraden | maße bei allen Größen mit Ausnahme der
S3 Stützen (A) ist so bemessen, | Größe 1 einheitlich durchgeführt.
N daß sie für die bei größtem Die Durchmesser der Durchführungen in
2 Winddruck auftretenden Züge | der Mitte, und entsprechend die Fußmaße der
5 bei den in Frage kommen- | Stützer sind dagegen mit zunehmender Höhe
7 den Leitungsquerschnitten und größer gewählt aus Gründen der elektrischen
Spannweiten ausreichen. Festigkeit.
ORION EEZOTE BEE U EHRT: Die Stützen B u. © stellen Die Durchführungen schlagen früher über
8 Abb. 7. Formen dar, die in der Praxis | als durch, und zwar auch bei Anwendung des
Br : vielfach verwendet wurden; | dieksten Bolzens den der Isolator aufnehmen
Die Kopfrille (Scheitelrille) ist bei allen :
Isolatoren weggelassen worden, da sie für ae
die Leitungsverlegung wenig benutzt wurde und Riffeun
u. a. durch ihren Fortfall eine gleichmäßigere F
Wandstärke des Isolatorkopfes erzielt wird. .
Die Frage, in welcher Weise die innere
‚Durchbildung der Isolatoren zu erfolgen hat, ; 3
kann zurzeit noch nicht durch Normung fest- ! |
gelegt werden, sondern muß, um den tech- |
nischen Fortschritt nicht zu hemmen, den r
einzelnen ausführenden Porzellanfabriken über-
lassen bleiben:
Bei zusammengekitteten Isolatoren sind :
Maßnahmen vorzusehen, die das Entstehen
| Abb. 9. Durchführungen Form D.
1 Bed d, d, dz | d; Diehl],
D1 | 41-44 |50-52| 7139--41| 59-62 | 55--58 |15--17|37--39| 50-53 | 59-62 | 7110 1|176--186| 4
D2 |105—-109|60--62| 9|59--62| 78-83 | 76--80 |35--37 |57--60| 66-70 | 83-83 | 1013 1314-326) 5
:ı D3 1130-135 |72--75| 12 5962| 83-89 | 80-85 |35--37/57--60| 68-72 | 94--100| 12 | 14 |376--391 6
D4 |185—-192|80-+-83| 15 159--62| 83-94 | 85-90. 1385-37 |57--60| 76-81 |108--114| 12 | 16 1494--513| 7
D5 1245=-255 | 90-93 | 16 |59--62| 95-101) 90--96 |35--37 |57--60| 82-87 |120--127|12 | 18, 624-649) 7
D 11 | 41-44 |50--52| 7 [84-88 103-109 101--106 | 60-63 82-86 | 91--96 |108--114| 7 10 176--186| 4
D 22 |105-109,60--62| 9 |84--83| 103-109) 101-106 |60--63 |82--86 | 91-96 |108--114| 10 | 13 |314—-326| 5
D 33 |130=-135 |72--75 | 12 |84--88| 108---115| 105--111 |60--63 82-86 | 93-98 120=-127| 12 | 14376--391| 6
D 44 | 185-192 80-83 | 15 |84+-88 | 113—-120/ 110--116 |60--63 |82--86 | 101-107 | 133-140 | 12 | 16 1494-513] 7
D 55 [245-255 | 90-93 16 |84--88 | 120--127| 115-122] 60--63 82-86 | 107--113 | 145-153 | 12 | 18 | 624--649| 7
Werkstoff: Porzellan
glasiert mit Ausnahme der durch — — :— gekennzeichneten.
Abweichungen vom Mittel sollen bei allen Maßen in gleichem Sinne erfolgen; d.h. unterschreiten
z.B. die Längenmaße das Mittel, sollen auch die Durehmessermaße das Mittel unterschreiten.
Die Kleinstmaße dürfen nicht
schritten werden.
Riffelung nach DI-Norm.....)
Abb. 8. Stützer Form 8. “ 9) Nummer wird später festgelegt. h
Gr. a b Ic d dı | % d; d, 7 a a FE FE:
-S1 41--44 | 12 | -7 |39=-41| 59-62 | 55-58 | 39-41 1837-39 .50-—-53 | 43-46 | 10 BI
s3 .[105=109| 12 | 9 189=-62|,78--83 | 76-80 | 57-61 157—60| 66--70 | 63-68 | 20 | 16 | 42
s3 130-135 | 12 | 12 159-652 83-89 | 80-=85 | 66--72 157—-60| 68--72 | 72-78 | 17 | 16 | 2
Ss4 185--192| 18 | 15 |159--62| 83-94 | 85-90 | 76-82 157—-60| 76-81 | .84--90 | 14 | 16 | 9
85 1245-255) 20 | 16 1859-62) 9101 90--96 | 84--91. |57—-60| 82-87 | 92-99 | 7120|
Sıl 41-44 | 12 | 7 |84—88|103=-109 101-106, 82-87 \82-—-86| 91-96 | 83-94 | 35 | 30 | 50
S%2 1105-109) 12 |: 9 |84--88| 103--109|101—-106| 82-87 |82--86| 91-9 | 88-94 | 45 | 41| 67
S33 1130-=-135| 12 | 12 184--88| 108-115 1105=-111| 92-99 |82--86| 93-98 | 97—-104| 42 | 41 | 67
S44 |185-=-192| 18 | 15 |84—-88| 113-129 1110-116 | 101—-108|82--86 101--107,109=-116| 39 | 41 | 67
S55 |245--255| 20 | 16 |84--88| 120-127 115=-122109=117 82-86 107-113 117—-125| 32: | 45 | 67
Werkstoff: Porzellan glasiert mit Ausnahme der durch — — — gekennzeichneten.
Abweichungen vom
auch die Durchmessermaße das Mittel unterschre
-Riffelung nach DI Norm......
....
2). Nummer wird später festgelegt.
ittel sollen bei allen Maßen in gleichem Sinne erfolgen; ‘d. h. unterschreiten z. B.
iten. Die Kleinstmaße dürfen nicht unterschritten, die Größtmaße nicht
*
unterschritten, die Größtmaße nicht über-
59--62 | 7 |10 | 12 | 75-79 | 10 | 10 | 4,10
83-88 | 10 | 13 | 16 1139144 13 | 15 | 5 | 10
94—-100| 12 | 14 | 18 1164-—-170| 14 | 15 6,10
108=-114| 12 |-16: | 20 |225—233| 16 |.14 | 7115
120--127\ 12 | 18 | 20 |287--298| 18 | 13 7120
108=-114| 7 |. 10: | 12 , 755—73. | 10 | 10 | 4 | 10
108=-114|: 10 | 13 | 16 1189--144| 13 | 15 5| 10
120--127\.12 | 14. | 18 |1164—-170| 14 | 15 6 | 10
133--140| 12 | 16 | 20 1225--233| 16 | 14 | .7 | 15
145-153 .12 | 18 | 20 1297-7298 18 ).13.| 7:20
®
die Längenmaße das Mittel, sollen
überschritten werden
740
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 37;
2 a Se ” ar. v u Ye ER ee
16. September 1920. U
kann, und.des dünnsten praktisch vorkommen-
den von 10 mm 5, sowie ohne Füllmasse.
Die Spannungen, für welche die Isolatoren
verwendbar sind, werden von den in Neu-
bearbeitung befindlichen Richtlinien für die
Konstruktion und Prüfung von Hochspan-
nungsapparaten vorgeschrieben werden. Die
Abmessungen sind aber bereits den dort vor-
läufig festgelegten ‚Grundmaßen angepaßt.
Bei den Stützern wurde von der früher
üblichen Einkittung eines Dübels innen in den
Fuß gänzlich abgesehen, da sich diese Anord-
Schnitt a-b
Abb. 10. Riffelung für Kittstellen.
nung nicht bewährt hat. Die Porzellanform ist
daher für Einkitten in einen Teller gedacht.
An den Köpfen ist die Form so gewählt,
daß die Isolatoren, insbesondere die Durch-
führungen, sowohl mit aufgesetzter Kappe, als
ohne solehe Verwendung finden können. Eine
genügende Haltbarkeit der Kittung ist durch
Unterschneidung der Köpfe und Fortlassen
der Glasur gesichert. >=,
Die Kittstelle an Fuß und Flansch ist
mit Riffelung versehen, weil diese selbst in
glasiertem Zustand sichere Kittung ermöglicht.
An den Durchführungen sind die Kitt-
stellen zwecks Verschiebung in der Ausrichtung
reichlich lang gewählt. Das gute Aussehen
bleibt auch bei vorstehender Riffelung (Abb. 10)
gewahrt.
Wegen der sehr verschiedenen mechani-
schen Beanspruchungen, die in elektrischen
Hochspannungsanlagen vorkommen, wurden
zwei Formen verschiedenen Durchmessers_ ge-
normt.
Extreme Beanspruchungen bedürfen aber
besonderer Vorkehrungen.
C. Isolatoren für Niederspannungs-
isolatoren.
4. Erläuterungen.
Genormt sind Porzellanklemmen, Rollen
und Tüllen für Niederspannungsinstallationen
in Innenräumen, während Wanddurehfüh-
rungen, Pfeifen und Ständereinführungen zu-
nächst außerhalb der Normung gelassen
wurden, da es sich in diesem Falle um Por-
Abb 13. Porzellanrolle. R.
Werkstoff: Porzellan, glasiert mit Ausnahme
der Fuß- und Innenfläche., Toleranz BE
Nr. | im?
R24| Sollmag 24 22 ı8 72417 8 3 ba 2 |il4
R30| „8028122 7,80 20 10) 4 3,5 2 |- 10
R 36 5 36,33 26 | 8362412 6.145 2 |: 2
R42| - „ . 142) 8880 10.122814 21570
8 4,5
“immerhin anderen Bedingun-
D. Isolatoren für Niederspannungsinstallationen-
in Innenräumen. er
zellane handelt, dieim Freien
gebraucht werden, also
gen Genüge leisten müssen
als Porzellane für Innen-
räume. ‘ Die Porzellane für
Installationen im Freien
sollen später gesondert be-
handelt werden.
1. Klemmen (neue
Bezeichnungsweise K2 und
Kr. Abb: Il me 12) S8ind
Ab». 12. Klemme K3.
Werkstoff: Porzellan glasiert mit Ausnalme der Fuß- und
Innenflächen. Verwendbar für Querschnitte bis 2,5 m?.
".»1.0leranz 32:39,
Abb. 11. Klemme #2.
als zwei und dreiteilige festgelegt. Es ist hierbei
darauf Rücksicht genommen, daß beide Klem-
men mit ein und derselben Sorte Schrauben,
welche später genormt werden sollen befestigt
werden können, um dem Monteur ein leichteres
Arbeiten zu gewährleisten. Die Befestigungs-
brücken in beiden Klemmen sind so gewählt,
daß die schwächsten Drahtstärken gut fest-
gehalten werden können.
2. Die Rollen (neue Bezeichnungsweise
R24, R30, R36 und RA42 Abb. 13) sind in 4
verschiedene Größen genormt worden, die für
alle in Frage kommenden Installationen aus-
reichen. Von einer balligen Form des Kopfes
wurde Abstand genommen, weil u. a. diese-
Rollen vielfach als isolierende Unterlagen für
Schaltbretter usw. Verwendung finden.
Kabelrollen (neue Bezeichnungsweise
K 70-u. K 90 (Abb. 14) sind nur in 2 Größen,
für 30 und 40 mm Kabelaußendurchmesser fest-
ZA,
Abb. 15. Aufstecktülle.
Werkstoff: Porzellan außen glasiert.
Toleranz: £3%.
Ds NER
5 Abb. 16. Muffentülle. MT für Falzrohr. -
Werkstoff: Porzellan innen und Rand glasiert
x
)
d.
j
D,
:D
Toleranz: »E SW. 8
Abb. 14. Kabelrolle K. Gr DI|D,.DIATn :
Werkstoff: Porzellan glasiert. Toleranz: + 3%-| MT 9 | Sollmaß| 9 13 116.113 10 | 3
Fr i - MT 11 5 113: 19 1518 BR 10 1
Gr |p|dla]#In/r | ms; 13,5|1 18 | 21 | 18 | 10 | 3
Kalt er emiı . aeeaeeeene
K70] Sollmal 40 16/0 l5|5 [mm | 3.925, 10|5
K 90 » [9050 126/64 1»0| 6 | mroo „520 86 1789 FE 39]
8 == MT.36 S 36 1.44.47 | 2 15 6.
gelegt. Besonderer Wert wurde auf den 8 2 En al
Lochdurchmesser gelegt, um bei mehreren
aneinandergereihten Rollen starke Bolzen zur
Verwendung bringen zu können. LER
. 3 Aufstecktüllen neue (Bezeichnungs-
weise AT9, AT11 usw. bis AT 23) (Abb. 15)
sind für 9, ‚11, 13,5, 16 und 23 mm Falzrohr
vorgesehen. SEN MER
Muffentüllen (neue Bezeichnungsweise
MT 9, MT
alle vorkommenden Falzrohrgrößen gemormt |
worden. Bei letzteren ist darauf Bedacht ge- |
nommen, daß für
starke Wandung vorgesehen ist, da die Halt-
barkeit bei
immerhin eine relativ geringe war. Es ist | gelegt. Weitere Prüfung
‚hierdurch nunmehr erforderlich geworden, a
| die hierfür notwendige Muffe dem Durch- -
messer der Tülle anzupassen ist.
D. Vorschriften für Prüfung von Isolatoren für
Ehren sungngen” BE 500 V bis einschl.
_Porzellanisolatoren, die den Norman a
len, müssen Fertigu
16. September 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 37.
aufgeführten (z. B. Regenproben u. dgl.) sind
daher entbehrlich. > 2
I. Laufende Materialerprobungen.
Die Porzellanfabriken haben laufend Stich-
proben vorzunehmen, um die gleichmäßige
Güte des Porzellans festzustellen. Diese Stich-
proben umfassen: N
1. elektrische Prüfung.
Zu dieser Prüfung werden zweckmäßig
Freileitungs-Stützenisolatoren oder deren Teile
auf Durchschlag unter Öl geprüft. Die bei
der Prüfung im Wasserbade (II. 2.) benetzten
Flächen werden mit einem leitenden Überzug
versehen. Die Prüfspannung wird mit etwa
70% der Überschlagsspannung in Luft be-
ginnend, alle 5 Sekunden um je etwa 5000 V
bis zum Durchschlag gesteigert. Die: mittlere
Durchschlagsspannung unter Öl muß mindestens
das 1,3fache der Überschlagsspannung in Luft
des ganzen Isolators oder des geprüften Teiles
sein. Dabei wird vorausgesetzt, daß die Über-
° schlags- und die Durchschlagsprüfung unter
den gleichen Bedingungen insbesondere mit
demselben Transformator ‘und in derselben
Transformaterenschaltung vorgenommen wird.
Die übrigen Bedingungen, unter denen die
Prüfung vorzunehmen ist (Wellenform, Fre-
quenz, Regelung, Spannungsmessung u. dgl.)
wird in der in Vorbereitung befindlichen
VDE Vorschrift für Durehschlagsprüfung fest-
gelegt werden.
2. Wärmeprüfung.
Die Prüfung wird an den Isolatoren ohne
Stützen vorgenommen. Die Prüfstücke werden
. dreimal abwechselnd in kaltes und warmes
Wasser getaucht. Die Temperaturen der
Wasserbäder sollen betragen:
; = warmes kaltes
ad Bad.
für gekittete und einteilige
. Isolatoren ee 900 150
zusammenglasierte Isolatoren 65° 150
Die Eintauchdauer muß ausreichen um völliges
Durchwärmen und Abkühlen der Stücke zu
gewährleisten. Nach der Prüfung dürfen die
Prüfstücke keinerlei Veränderung zeigen (Gla-
surrisse, Sprünge, u. dgl.). Sie müssen auch
die elektrische Prüfung (II. 2.) aushalten.
3. Mechanische Prüfungen.
_ Diese Prüfung wird nur an Freileitungs-
stützen-Isolatoren vorgenommen. Die Isola-
toren sind mit eingekitteten Stützen zu
prüfen. Das Zugseil ist in die Halsrille anzu-
legen, der Zug soll senkrecht zur Isolatorachse
wirken. Der Bruch darf erst bei den in folgen-
der Zahlentafel angegebenen Belastungen ein-
treten. :
Mindestbruchlast
einseitig zusammen-
Tsolator“ . „oder Fre net
Ie26 1300 1000
H 10 1500 1500
H 15 1700 1700
H'25: - 2100 1800
H 35 2300 1950
Nach Belastung mit zwei Drittel Mindest-
- bruchlast während 15 Mnuten müssen die
-Isolatoren die elektrische Prüfung unter II 2
aushalten.
4. Prüfung der Saugfähigkeit.
Bei frischen Bruchflächen der Prüfstücke
wird eine Lösung von 1 g Fuchsin in 100 g
Methyl-Alkohol aufgetragen und darauf mit
ungefärbtem Methyl-Alkohol abgespült.
Farbenlösung darf keine nennenswerten Spuren
hinterlassen. Im Zweifelsfalle ist durch Zer-
schlagen der Prüfstücke festzustellen, ob das
Färbemittel in das Porzellan eingedrungen ist
oder ob es nur durch Kapillarwinkung an der
körnigen Oberfläche festgehalten wiıd.
ll. Stückprüfung.
Die Porzellanfabriken haben an jedem Stück
zur Aufdeckung von Fabrikationsfehlern fol-
j gende Prüfungen anzustellen.
1. Prüfung der Abmessungen und der
Oberflächenbeschaffenheit.
Die Isolatoren sind auf Einhaltung der
durch die Normen vorgeschriebenen Ab-
messungen und Form zu prüfen. Sie dürfen
keine Brandrisse aufweisen. Bei Freileitungs-
Isolatoren darf das Stützenlochgewinde keine
Mängel zeigen, die die Gebrauchsfähigkeit
beeinträchtigen. Die Oberfläche soll glatt und
glänzend, die Glasur zusammenhängend sein.
Vereinzelte Fehler sind zulässig, wenn ihre
Gesamtfläche 1 em? nicht überschreitet
2. elektrische Prüfung.
- Alle Isolatoren sowie einzelne Teile ge-
kitteter Freileitungsisolatoren sind während
15 Minuten mit einer Prüfspannung zu prüfen,
die mindestens 95% der Uberschlagsspan -
nung beträgt. Erfolgen bei der Prüfung
Durchschläge, so zählt im allgemeinen die
Prüfzeit erst vom .letzten Durchschlag ab.
Tritt ein Durchschlag erst nach 12 Minuten
ein, so gilt die Prüfung als abgeschlossen, wenn
in den nächsten 10 Minuten kein neuerlicher
Durchschlag erfolgt. Als UÜberschlagsspan-
nung gilt die Spannung, bei der Überschläge in
kurzer Folge — etwa alle 3 Sekunden — an
verschiedenen Isolatoren auftreten.
Mit Ausnahme sämtlicher Durchführungen
und der Stützer Sl und S 11 wird die Prüfung
im Wasserbade vorgenommen und zwar
a) Freileitungsstützen-Isolatoren oder ihre Ein-
zelteile sind bis über die Halsrille und bei
Innenteilen bis zum Kittrande in Wasser
‘zu tauchen. Die Innenräume sind bis zum
Gewindeende des Stützenloches bzw. bis
zum Kittrande mit Wasser zu füllen. Bei
gekitteten Isolatoren soll diese Prüfung
an 10% der fertigen Stücke einer Ferti-
gung, mindestens jedoch an 50 Stück statt-
finden. Erfolgen Durchschläge, so ist die
74al
und mit etwa drei Viertel der Höhe des
Die Innenraumes mit Wasser gefüllt. Stützer
S 1 und S 11 werden gemäß Abb. 18 mit
dem Kopfe auf eine Metallplatte gestellt
und ohne Wasserfüllung geprüft.
Abh. 17.
Abb. 18.
ce) Durehführungen werden gemäß Abb. 19
auf Metallstäbe, die in die Bohrungen
passen, gesteckt, um die Riffelfläche werden
Ketten oder Metallbänder geschlungen.
Die übrigen Bedingungen, unter denen die
Prüfung vorzunehmen ist (Wellenform, Fre-
Abb. 19.
“
ganze Fertigung der Nachprüfung zu unter-
ziehen.
Stützer von Größe S 2 ab werden gemäß
b)
Abb. 17 bis zum Wulst ins Wasser gestellt
quenz, Regelung, Spannungsmessung u: dgl.)
wird in der in Vorbereitung befindlichen VDE-
Nase für Durchschlagsprüfung
festge-
legt werden.
SITZUNGSKALENDER.
Verein Deutscher Ingenieure. 60. Haupt-
vers. 20. IX. 1920, vorm. 9 Uhr, Aula der T.H, Charl.:
1. Vortrag Dipl.-Ing. W. v. Moellendorff: „Wir
kungsgrad’. Z
2. Vortrag Direktor Jung, Berlin, und Obering. Han -
ner, Nürnberg: „Die Wirtschaftlichkeit der Werk-
stattsarbeit.”
Deutscher Ausschuß für techn. Schulwe-
sen und Arbeitsgemeinschaft deutscher Be-
triebsing. 21. IX: 1920, vorm. 9 Uhr, Aula d. T. H.
Charl.: Vortrag Baurat Dr.-Nng. G. Lippart: „Die Mit-
wirkung d. Ingenieure und d. Industrie an Ausbildungs-
und Erziehungsaufgaben.’’ en
Deutsche Gesellschaft für Metallkunde.
1. Hauptvers. T. H. Charl.: :
.1. 21. IX. 1920,.vorm. 91, Uhr, Saal 241 H.:
a) Vortrag Prof. Dr. Fraenkel, Frankfurt a. M.:
„Vergütbare Aluminium-Legierungen.”
b) VortragObering. Czochralski, Frankfurt a. M.:
„Schwärzung von Aluminium durch Leitungs-
wasser.” as : ;
ce) Vortrag Obering. Steudel, Dessau: „Einfache
Materialprüfungsvorrichtungen.”
2. 21. IX. 1920, nachm. 3 Uhr, Saal 241 H:
a) Vortrag Dr. Masing, Berlin: „Rekristallisation.” _
b) Vortrag Dr. Schön: „Das Wachstum der Kri-
stalle’”’” (mit Lichtbildern). :
c) Vortrag Dr-Qrg E..H. Schulz, Dortmund:
„Beitrag zur Frage des Ersatzes des Kupfers
durch andere Metalle.’
3, 22. IX. 1920, vorm. 94, Uhr, Saal 241 H: Ä
a) Vortrag. Dr. Mäkelt, Bitterfeld: ‚„Metallersatz
bei chemischen Vorgängen.” - x
b) Vortrag Prof. Dr. Guertler: „Systematische
Ausblicke in die Möglichkeiten-künftiger Legie-
rungskunst.” ;
4. 23. IX. 1920:Voraussichtlich Besichtigung der An-
lagen der Hirsch-, Kupfer- und Messingwerke, A.G.,
Eberswalde. - .
: Deutsche Gesellschaft für Bauingenieur-
wesen. 21. IX. 1920, vorm. 10, Uhr, Ingenieurhaus:
| 1. Vortrag Geh. Oberbaurat Schmick: „Die Wasser-
kräfte und ihr wirtschaftlicher Wert.”
‚2. Stadtbaurat a. D. Beuster: ‚Die Bauwirtschaft der
Übergangszeit." $
Arbeitsgemeinschaft Deutscher Betriebs-
ingenieure, gemeinsam mit dem Beirat des Nor-
menausschusses der Deutschen Industrie,
I 8.22. IX.1920, vorm. 10 Uhr, Ingenieurhaus: „Einfüh-
rung der Normen in die Praxis.”
Deutsche Beleuehtungstechnische Gesell-
sehaft. 7. Jahresvers. 22. IX. 1920, nachm, 4 Uhr,
Hannover, ‘Hotel „Zum Königlichen Hof”, Ernst
August Platz:
1. Vortrag Dr. H: Lux: „Die erträglichen Helligkeits-
unterschiede auf beleuchteten Flächen.”
9. Vortrag Prof. Teichmüller: „Die Beziehungen der
Elektrotechnik zur Lichttechnik.”
3. Vortrag Dr.-Ing. Halbertsma: „Altes und Neues
vom Reflektor.”
Hafenbautechnische Gesellschaft. 2. Haupt-
vers. in Hamburg, patriotisches Gebäude.
1.223,1%,.1920:
a) Vortrag Dr. W. Cuno, Hamburg: „Der Eintritt
der Vereinigten Staaten in die Seeschiffahrt.”
b) Prof. F. W. Schulze, Danzig: „Der Danziger
Hafen.”
c) Reg.-Bmstr. a..D. Bock, Köln:
baupläne der Stadt Köln.”
d) Prof. Weihe, Charlottenburg: ‚‚Leistung und
Wirtschaftlichkeit maschineller Fördermittel in
Häfen.”
24. IX, 1920: Voraussichtliche Rundfahrt im
Hamburger und_Altonaer Hafen, sowie Besichti-
„Die Hafenneu-
Do
742 Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Het 37. 16. September 1920
gung der Anlagen der Deutschen Werft und ihrer
Neubauten.
3. 25. IX. 1920: Besichtigung des Neuen Hafens und
der Erweiterungsbauten des Fischerhafens in Cux-
haven.
Auskunft erteilt die Geschäftsstelle der Gesellschaft.
Hamburg 14 (Freihafen) Dalmannstr. 1.
Installations-Teehnischer Verband. Haupt-
vers. Hannover, Marktplatz, Z. 13.
1. 25. IX. 1920, vorm. 11 Uhr, Vortrag: F. Hoppe,
Berlin: „Technische Ausbildung und Fortbildung
der Elektropraktiker.” (Mit anschl. Aussprache).
26. IX. 1920, vorm. 9 Uhr, Stadthalle Hannover:
a) Vortrag Dr.-Sng, Dettmar: „Die Prüfstelle des
VD
Die Schutzrechte Deutscher in Japan.
Das japanische Patentamt veräußert
z. Zt. die von deutschen Anmeldern vor dem
10. I. 1920 eingereichten Patente und Patent-
anmeldungen an Japaner. ‘Bei dem Verkauf
wird ein Mindestpreis zugrunde gelegt, der
amtlich ermittelt worden ist. Der erlangte
Kaufbetrag wird einbehalten, es wird indessen
dem Patentinhaber ein gewisser Betrag (bis
zu 10 000 Yen) herausgezahlt. Von dem ein-
behaltenen Betrage soll später dem Patent-
inhaber etwa die Hälfte zurückgegeben werden.
Hat ein Patent einen Wert unter 10 000-Yen,
so wird der erzielte Kaufpreis voll ausgezahlt.
Ist ein Patent unverkäuflich, so bleibt es in
Geltung. Es erscheint möglich, japanische
Staatsangehörige mit dem Ankauf von
Patenten Deutscher zu beauftragen und diese
Patente später zurück zu erwer en. Waren-
zeichen und Gebrauchsmuster bleiben den
deutschen Inhabern erhalten.
Hochschulnachriehten. — Als Nachfolger
von Prof.‘ Dr. Röntgen, München,- wurde 6
Geh. Rat Prof. Dr. Wilhelm Wien!),, Würz-
burg, auf den Lehrstuhl für Physik der Uni-
versität berufen. — Der Privatdozent an der E
Universität Berlin, Prof. Dr. James Franck,
"wurde zum ord. Prof. der theoretischen Physik
an der Universität Göttingen berufen. — Der
a. 0. Prof. an der Universität Breslau, Dr.‘
Erich Waetzmann, wurde zum ord. Prof. &
der Physik an der gleichen Hochschule er-
nannt. | 3
1)
*
Direktor Philipp Lenze vom städt. Gas-
werk Berlin ist zum Generaldirektor der städt.
Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke in.
‚Düsseldorf, und der bisherige stellv. Direktor
des städt. Elektrizitätswerkes Heinrich Rückel
zum Direktor der städt. Gas-, Wasser- und
Elektrizitätswerke gewählt worden.
b) Direktor P. Schuster: „Streifzüge im Film
durch das Arbeitsgebiet des Elektrotechnikers.”
Vereinigung der Elektrizitätswerke. Haupt-
vers. 21. und 22. IX. 1920, vorm. 9 Uhr, Goslar,
Bahnhofshotel, Kaisersaal: =
1, Vortrag Petersen: „‚Überstrom- und Überspan-
nungsschutz sowie Sicherheitsgrad bei großen Elek-
trizitätswerken“, E
2. Vortrag Scholtes: ‚„Aschen- und Schlackenbesei-
tigung in Großkraftwerken‘“, :
3. Vortrag Kreyssig: „Zur Frage der Kohlenverga-
sung“.
. Vortrag Bohnenberger: „Neuerungen an Feuer-
brüäcken und Rostanlagen, System Steinmüller“.
. Aussprache über Kohlen‘ragen usw.
Hauptstelle für Wärmewirtsehaft. Feue-
rungstechn. Tagung, Techn Hochsch. Charl. Saal 301:
1. 16. IX. 1920:
a) vorm. 9l/) bis 1 Uhr, Referat: „Umstellung von
Dampfkesselfeuerungen auf Braunkohle —
Verwendung von Vorrosten zur Umstellung
vorhandener Feuerungen auf minderwertige
Brennstoffe.“ (Aüssprache.)
b) nachm. 4 bis 5l/, Uhr, Referat: „Ersparnis-
prämien in der Wärmewirtschaft.“ (Aussprache)
e) nachm. 5%, bis 7Uhr, Vortrag: Dr. Aufhäus er,
Hamburg: „Neuere Ansichten iiber Brennstoffe
und Verbrennung.“ 2
2. 17. IX. 1920:
a) vorm. 9 bis 101/, Uhr, Referat: „Verwendung
von Torf für Dampfkesselfeuerungen.“
(Aussprache)
Wiedereinsetzung in den vorigen - Stand in
Schweden.
Am 16. VII. 1920 ist in Schweden ein
Gesetz erlassen worden, nach dem es möglch
ist, schwedische Patentanmeldungen, die in
der Zeit vom 29. VII. 1914 bis 30. VI. 1920
wegen Nichterledigung von Verfügungen ver-
fallen sind, auf Antrag in den vorigen Stand
wieder einzusetzen. Der Antrag muß bis zum
10. I. 1921 eingereicht und von einer Gebühr
von 20 Kr begleitet sein. .
Es können auch schwedische Patente, für
die in der Zeit vom 29. VII. 1914 bis 30. VE
1920 die Gebühren nicht gezahlt wurden, und
die infolgedessen erloschen sind, auf Antrag
wieder.in Kraft gesetzt werden. Der Antrag
muß vor dem 10. I. 1921 eingereicht werden.
Bis zu diesem Tage müssen auch die fällig
ewordenen Jahresgebühren entrichtet sein.
uschläge werden nicht erhoben. : ;
Für Ausländer ist. Gegenseitigkeit Be-
dingung.
_BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
er Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er-
Bene der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.)
DS
Messung kleiner Widerstände mit Magnet-
ä Isolations-Induktoren. ,
Die Ausführungen des Herrn Fuhrmann
auf S. 452 gipfeln in Feststellungen und An-
regungen, die in der Praxis bekannt sind, bzw.
deren Ausführung seit vielen Jahren in Ubung
steht. Besonders sei dabei auf die wertvollen
Arbeiten hingewiesen, die Dipl.-Ing. Hille-
feld schon vor etwa 13 Jahren in seinem dafür
überaus günstigen Wirkungskreise beim Ober-
schlesischen UÜberwachungsverein Kattöwitz,
Elektroteehn. Abteilung, mit einem vollen
Erfolg abschloß. Dahingehende ausführliche .
Verlautbarungen sind enthalten in: Druck-
schrift 105 der Weston Instrument-Company,
Berlin-Schöneberg, vom April 1909; W.; Vogel:
Praktische Erfahrungen mit der Erdung als :
Schutzmittel in elektrischen Starkstrom anlagen
auf den Industriewerken Oberschlesiens, —
Dezember 1912. — Verlag des Oberschlesischen
OT
Patentanwalt Gei sler.
b) vorm. 103/; bis 11/, Uhr, Referat: „Verwendung 2 Überwachungsvereins Kattowitz, Elektrotechn.
von Braunkohle für Industrieöfen. Halbgas- e Abteilung; ferner: Isolationsmessungen mit
feuerungen.* (Aussprache) . PE RSÖNLICHES, Weston Normal-Instrumenten von R. Kühnel
ce) nachm.5 bis 61/, Uhr, Vortrag: Dr. Aufhäuser,
und J. Schalkhammer im Selbstverlag der
Weston-Company (April 1914) und Druck-
schrift 130 der Weston-Company „Meßein-ı
richtung für hohe und niedrige Widerstände
(Hillefeld-Einrichtung)“, _ Ausgabe 1914. —
Es erscheint unverständlich, daß Herr Fuhr-
mann, der die Hillefeldsche Meßeinrichtung
> ‘Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.)
Hamburg: „Neuere Ansichten über Brennstoffe
und Verbrennung.“
3. 18. IX. 1920;
a) Ibis 109%/,Uhr, Referat: „ Kohlenstaubfeuerung“.
(Aussprache)
b) 11. bis: 11/5 Uhr, Referat: „Möglichkeit von
Ersparnissen im Zentralheizungsbetriebe.“
W. Tellmann }. Am 13..VIII.. starb nach
langem, schwerem Leiden in Geuz bei Cöthen
in Anhalt der frühere Direktor des Maede-
burger Elektrizitätswerkes Wilhelm ell-
mann im Alter von 63 Jahren. Tellmann ge- | in der Durchbildung der Weston-Company
(Aussprache) hörte zu den Pionieren der Elektrotechnik. | kennen muß, da er die beiden Namen erwähnt,
Sein schon früh erwachtes Interesse für Natur. | trotzdem erst auf einem Umweg zu Tatsachen
wissenschaft und Technik bestimmte ihn, | Kommt, welche, wie erwähnt, längst bekannt BD
die technische Laufbahn einzuschlagen. Nach- | sind, und mit Vorschlägen schließt, die bereits m
RECHTSPFLEGE dem er am Polytechnikum Hannover und an | vor ungefähr 12 Jahren ihre erste, seither
bestbewährte Ausführung fanden. Außer bei
vielen Kraftzentralen, Berg- und Hüttenwerken, u
Sachverständigen usw. steht die ‚Hillefeld-
Schaltung in Ausführung der Weston-Company,
Berlin, dieeigentlich Herr Fuhrmann beschreibt,
bei allen größeren elektrotechnischen Abteilun-
gen der Überwachungsvereine in Deutschland _
als unentbehrliches Meßgerät seit vielen Jahren
in Verwendung. ER
Wien u. Christofen (Nieder-Österr.),
. 14. VII. 1920. ö S
der Gewerbeakademie Berlin, der späteren
Technischen Hochschule, seine theoretische
Ausbildung empfangen hatte und noch ein
Semester lang als Assistent bei Professor Slaby
tätig gewesen war, ging er zur Praxis über.
Bei der Firma Beckmann in Barmen, bei der
er im Jahre 1884 eintrat, sah er sich den
ersten damals in der Praxis auftretenden
Fragen der elektrischen Energieerzeugung und .
-verteilung gegenübergestellt. Seine hier
erworbenen elektrotechnischen Kenntnisse
Patentverlängerung im Auslande.
Von den Auslandstaaten haben bisher nur
Belgien, Dänemark und Frankreich Bestim-
mungen, "betreffend Verlängerung der Patent-
dauer, erlassen.
In Belgien verlängern sich sämtliche
Patente ohne weiteres. Jahresgebühren sind
während des Krieges nicht fällig geworden.
Eingezahlte Gebühren werden als Voraus-
führten zu einer Anstellung bei der Aktien- J. Schalkhammer u. Rob. Kühnel.
zahlungen betrachtet. Der Termin, von dem | gesellschaft Helios in Köln, für die er die Pro- Erwide : Be {
ab Jahresgebühren wieder zu zahlen sind, ist jektierung und den Bau elektrischer Anlagen FRIEETUNg.
noch nicht bestimmt.
: In meiner Arbeit handelt es sich darum,
bekannte Tatsachen, nämlich die Widerstands-
messung durch Strom- und Spannungsmes-
sungen bzw. nach den Gesetzen der Strom-
verzweigungen ganz allgemein auf die Messung
der Widerstände von Erdleitungen und Aus-
breitungswiderständen zu zeigen, und zwar
‚in einer solchen Form, daß sie mit Hilfe der Be
in den meisten größeren Betrieben und Unter-
nchmungen vorhandenen normalen Instru-
mente in praktisch brauchbarer Weise aus-
geführt werden können. Es wird dies in meiner
Arbeit auch ausdrücklich bemerkt. Daß dies
‚schon seit langem üblich ist, wie dies die Herren
Schalkhammer und Kühnel behaupten,
‚ist mir weder aus der maßgebenden Literatur
noch aus meiner langjährigen und ausgedehnten
Praxis bekannt, ausgenommen die sogenannte
Hillefeld-Schaltung, die schließlich nichts an-
deres ist als die Messung von Widerständen
nach altbekannten Methoden mit besonders
hierfür eingerichteten. Instrumenten. Meine
Arbeit hingegen zeigt, daß diese Messungen
ganz allgemein mit normalen Instrumenten
ausführbar sind, sofern die Leistung des.
Magnetinduktors und die Empfindliehkeit‘ des.
Milliamperemeters entsprechende "Werte. be
son ref 8.683 wurde infolge Druckfehlers Prof. David“
Wien gesetzt. -
ım In- und Auslande ausführte, So baute er
u.a. für die Stadt Köln das erste Elektrizitäts-
werk, dessen Betriebsleitung ihm im Jahre
1890 von der Stadt übertragen wurde. 1899
folgte er dem Rufe der „AEG“ als Direktor
des Magdeburger Elektrizitätswerkes; er be-
hielt diese Stellung auch bei, als das Werk
im Jahre »1906 durch die Stadt übernommen
wurde. Unter seiner Leitung hat sich das
Werk aus kleinen Anfängen heraus zu einem
großzügigen, neuzeitlich eingerichteten Unter-
nehmen entwickelt. Seine zunehmende Kränk-
lichkeit, die auf einen leichten Schlaganfall,
den er erlitt, zurückzuführen ist, zwangen ihn
zu Beginn des Jahres 1919 in den Ruhestand
überzutreten. Nur kurze Zeit durfte er sich
desselben in ländlicher Einsamkeit im Kreise
seiner Familie erfreuen. Tellmanm. gehörte
zu den Gründern der. Elektrotechnischen
Gesellschaft zu Magdeburg, dessen Vorstand
er bis zu seinem Fortzuge aus Magdeburg an-
den er auch eine Reihe von
ahren als Vorsitzender leitete. Auch durch
seine Tätigkeit im Ausschuß des VDE und
in dessen Kommissionen hat er sich durch
seine ruhige, sachliche Art viel Freunde er-
worben. Sein Andenken wird in der Elektro-
technik, der bis zuletzt sein Interesse galt,
in Ehren gehalten werden. K,
In Dänemark ist ein begründeter An-
trag für die Patentverlängerung erforderlich.
Gegenseitigkeit bei Ausländern wird verlangt.
Die Gegenseitigkeit mit Bezug auf Deutsch-
land ist noch nicht erklärt. Die Erklärung
dürfte aber in nächster Zeit erfolgen, da das
deutsche Gesetz keine Ausnahmebestimmungen
mit Bezug auf Ausländer enthält.
In Frankreich ist ebenfalls ein be-
gründeter Antrag erforderlich. Nach den
bisher eingegangenen Mitteilungen eines fran-
zösischen Vertreters werden bei der Patent-
verlängerung voraussichtlich nur französische
Staatsangehörige berücksichtigt werden, da
das Gesetz hauptsächlich für diejenigen fran-
zösischen. Patentinhaber geschaffen worden
ist, die infolge Einziehung zum Heeresdienst
oder infolge Zerstörung ihrer Anlagen durch
den Krieg in Mitleidenschaft gezogen wurden.
n England ist die Verlängerung um
5 oder 10 Jahre im Patentgesetz selbst vor-
gesehen. ‚Sie ist aber äußerst schwierig zu er-
langen.
In Österreich befindet sich ein Gesetz,
betreffend Patentverlängerung, in Vorberei-
tung, und auch in Ungarn ist Aussicht vor-
handen, daß ein entsprechendes Gesetz er-
lassen wird.
16. September 1820,
sitzen. Die Druckschriften der Weston In-
strument-Company hingegen sind lediglich Ge-
brauchsanweisungen für Spezialkonstruktionen
mit ganz bestimmten Konstanten dieser Firma,
ohne daß in diesen davon gesprochen wird,
daß diese sogenannte Hillefeld-Schaltung eine
allgemein bekannte Schaltung darstellt, dieauch
mit anderen Instrumenten möglich ist. Dies
würde ja auch dem Zwecke dieser Prospekt-
und Reklameschriften zuwiderlaufen und daß
diese Schaltung keine Neuerung ist, beweist,
daß sie lediglich unter Gebrauchsmusterschutz
gestellt war, der sich nach dem Patentgesetz
nur auf konstruktive Einzelheiten beziehen
kann. Ferner ist noch zu bemerken, daß die
Instrumente nach dem Quotientenprinzip der
Firma 8! u. H. die Messung kleiner Wider-
stände noch bequemer und sicherer ermög-
lichen als die sonstigen bekannten Methoden,
also auch nach der sogen. Hillefeld-Schaltung.
Reparaturen an solehen Spezialinstrumenten
sind aber zurzeit, besonders.im Auslande, mit
solchen Umständlichkeiten und Zeitverlusten
verbunden, daß ich mich veranlaßt sah, nach
Möglichkeiten zu suchen, um solche Messungen
auch mit normalen Instrumenten auszuführen
und allen Fachgenossen den Weg zu zeigen, wie
man sich unter Umständen von solchen Sonder-
konstruktionen unabhängig machen kann. Zur
Bemerkung, daß ich im letzten Absatz meiner
Arbeit genau das vorschlüge, was Fig. 11 der
Druckschrift Nr. 128 darstellt, erwähne ich,
daß ieh unter einem Zusammenbau der er-
forderlichen Instrumente einen solchen ver-
stehe, bei dem es nur erforderlich ist, den zu
messenden Widerstand anzuschließen, was bei
dieser sogenannten Hillefeld-Schaltung nicht
der Fall ist, wie dies die Abb. 11 und 13 zeigen,
Was nun die angebliche Übereinstimmung des
dritt- und zweitletzten Absatzes meines Ar-
tikels mit einer Arbeit des Herrn Vogel
anbelangt, so ist eine solehe nur dem Sinne
nach festzustellen. Es muß schließlich jeder,
der die Schaltung praktisch anwendet, auf den.
Einfluß der Erdströme kommen und sie in
einer Form zur Sprache bringen, die bei der
mehr oder weniger in allen technischen Ab-
handlungen üblichen und notwendigen kurzen
Ausdrucksweise naturgemäß ähnlich denen sein
wird, die bereits andere Autoren bei Behand-
lung des gleichen Themas verwendet haben.
Ich hoffe, daß trotz der seit zwölf Jahren be-
kannten sogenannten Hillefeld-Schaltung auch
die in meiner Arbeit gegebenen Anregungen
mancher in der Betriebspraxis stehenden
Kollegen wertvoll sein werden.
Vetschen.a. Rss WEL20.
Willibald Fuhrmann.
- Die Beseitigung der Kohlennot.
Als Ergänzung zu dem in obiger Arbeit ent-
haltenen ‚Merkblatt‘ für die Ersparnis elek-
trischer Arbeit möchte ich auf eine anscheinend
wenig beachtete Möglichkeit der Krafter-
sparung hinweisen, welche in der Verwendung
von gutem Schmieröle für die Transmissionen
und Arbeitsmaschinen . besteht. Welchen
Einfluß das Öl auf den Energieverbrauch
haben kann, soll nachstehende eigene Erfah-
“ zung bezeugen. In einer von mir eingerichteten
Fabrik mittlerer Größe, welche die Antriebs-
kraft aus einem Elektrizitätswerke bezieht,
zeigte sich im Jahre 1918, als nur mehr min-
derwertiges, unter 100 C sehr diekflüssiges
Öl erhältlich war, bei unverändertem Betriebe
ein durch Registrierwattmeter festgestelltes
Ansteigen der Belastung um 30%; bezeichnen-
derweise ergab sich zwischen Sommer und
Winter ein durch tägliche Ablesung der
Zähler nachgewiesener Unterschied des täg-
lichen Energieverbrauches bis zu 20%,
welcher nur dem ‚bei niedriger Temperatur
sehr dickflüssigen Ole zuzuschreiben war. Es
möge noch bemerkt werden, daß die Anord-
nung der Transmissionen die denkbar ein-
fachste war (kurze, gerade, in Kugellagern
laufende Stränge, von je einem Motor ange-
trieben, wenig Vorgelege mit Ringschmier-
lagern, größere Arbeitsmaschinen ‚mit Einzel-
antrieb) und trotzdem die Leerlaufsarbeit der
Transmission einschließlich der Leerscheiben
an den Vorgelegen bzw. Maschinen 45 bis 50%,
. der Arbeitsleistung betrug.
Wien, 5. VIII. 1920,
Ing. R. Kitschelt.
.
LITERATUR.
Besprechungen.
Projektierung, Bau und Betrieb elek-
trischer Kraftwerke und die damit im
Zusammenhang stehenden Fragen wirtschaft-
licher Natur. Von G. Sattler. 2. Aufl,
'Elektrotechnische Zeitschrift,
1920,
änzlich umgearb. und erw. von G. W.
eyer. VII u. 288 S. in 8% Verlag von
em & Thal, Leipzig 1919. Preis
12-M.
Das vorliegende Buch, welches auf nur
288 Seiten ein vielseitiges Material zusammen-
stellt, wird vielen Lesern, die sich allgemein
über Elektrizitätswerke unterrichten wollen,
willkommen sein. Man muß sagen, daß mit
großem Fleiß aus den verschiedensten Teilen
der Projektierung und des Baues von Elektri-
zitätswerken sowie der Leitungsnetze das Wich-
tigste behandelt worden ist. Der Verfasser ist
teilweise auf die Darstellung von elementaren
Einzelheiten eingegangen. Der wirtschaftliche
Teil ist jedoch wohl etwas zu kurz gekommen.
Der Verfasser hat in manchem , Abschnitt
oder in Fußnoten — entgegen dem sonst üb-
lichen Verfahren, Literatur zusammenfassend
anzugeben — einen Literaturnachweis angefügt.
Dies bietet einen gewissen Vorteil. Zu empfeh-
len ist jedoch für etwaise weitere Auflagen, die
benutzten Formeln laufend zu numerieren.
Auch die Benutzung der einheitlichen Formel-
zeichen, soweit sie in den Veröffentlichungen
des VDE vorliegen, sollte Verfasser heran-
ziehen. Bezüglich der Abbildungen bin ich der
Ansicht, daß so entbehrliche Bilder und Dar-
stellungen, wie Fundamentschrauben, Veranke-
rung, Riemenantrieb usw. (Abb. 13, 19, 20,
164, 210, 219, 220, 232 usw.) zu vermeiden sind,
ebenso wie unklare, fast nichts besagende Bil-
der (Abb. 250, 253). Das Buch würde dadurch
nur an Interesse gewinnen.
Der Inhalt des Werkes istin 24 Abschnitte
eingeteilt, u. zw. so, daß die mehr theoretischen
Fragen mit der Erörterung der praktischen
Ausführung Hand in Hand gehen. Dies macht
das Buch leicht lesbar und für weite Kreise ver-
ständlich. Gefällig bearbeitet, teilweise mit Bei-
spielen ausgestattet, wird es von allen Lesern
gern in die Hand genommen werden. Verfasser
beginnt mit den Eigenschaften der Dynamo-
maschinefür Gleichstrom, behandelt die Akku-
mulatorenund Meßapparate, geht dann auf den
Wechselstrom näher ein, wobei auch.das Paral-
lelschalten von Wechselstromdynamos nicht
vergessen bleibt, schreitet dann über die
Schaltanlage zu den Kraftwerken, denen zum
Schluß Untersuchungen über die Wirtschaft-
lichkeitelektromotorischer Antriebe in Fabriken
folgen. Bezüglich der Elektrizitätswerke selbst
behandelt der Verfasser diese nach Antriebsart
unterteilt. Eine Behandlung der Überland--
werke ist jedoch leider nicht erfolgt.
Der Grundcharakter des Buches ist, ein
Führer zu sein für technische Beamte und für
Besitzer von Elektrizitätswerken. i
Hermann Osten.
Graphische Darstellung in Wissen-
schaft und Technik. Von Prof. Dr.
M.v. Pirani. Sammlung Göschen. Nr. 728.
Mit 58 Abb. 126 S. in 16°. Verlag von G.
J. Göschen. Berlin u. Leipzig 1919. Preis
1,80 M. FON
Jn dem kleinen Buch gibt der Verfasser
an Hand von zahlreichen Beispielen und figür-
lichen Darstellungen die. wichtigsten Grund-
lagen der graphischen Methoden unter be-
sonderer Berücksichtigung der Bedürfnisse
der Physiker und der Ingenieure. Das Werk
ist in drei Abschnitte gegliedert. Der erste
beschäftigt sich mit Größen mit unbekanntem
theoretischen Zusammenhange: hier handelt
es sich u. a. um graphische Darstellung stetiger
Kurven, von denen nur eine Anzahl von
Punkten durch Beobachtung oder Versuch
ermittelt sind. Der zweite Abschnitt ist der
Darstellung bekannter Zusammenhänge, theo-
retisch in vollständiger Weise definierter
Kurven gewidmet. Das dritte, letzte Kapitel
behandelt die Rechentafeln. Das nützliche
Büchlein sei jedem, der mit praktischen Rech-
nungen zu tun hat, warm empfohlen.
L. Lichtenstein.
Das Preußische staatliche Material-
prüfungsamt, seine Entstehung und
Entwicklung... Von Prof. Dr. Rudeloff.
„Mitteilungen aus dem Materialprüfungs-
amt zu Berlin-Lichterfelde-West.‘ 1919.
Heft 3/4.
Das Materialgrüfungsamt ist im Jahre
1904 durch die Vereinigung der mechanisch-
technischen Versuchsanstalt, der Prüfungs-
station für Baumaterialien und der chemisch-
technischen Versuchsanstalt entstanden. Zur-
zeit gliedert es sich in 6 Abteilungen: 1. Abt.
für Metallprüfung, 2. Abt. für Baumaterial-
prüfung, 3. Abt. für Papierprüfung und Textil-
prüfung, 4. Abt. für Metallographie, 5. Abt.
für Chemie, 6. Abt. für Ölprüfung. Im vor-
stehenden Aufsatz schildert der Leiter des
Amtes die Entwicklung der einzelnen Abtei-
lungen in den Zeiträumen von 1904 bis 1914 und
von 1914 bis in die neueste Zeit unter beson-
derer Berücksichtigung der aus den einzelnen
Heft 37.
743
Abteilungen hervorgegangenen Forschungs-
arbeiten. Trotz der schwierigen Personalver-
hältnisse während des Krieges ist gerade in
den letzten ‚Jahren die Forschungstätigkeit
neben der rein gutachtlichen Tätigkeit immer
mehr in den Vordergrund getreten. Auf die
wertvollen, aus dem Amt hervorgegangenen
Arbeiten kann hier aus Platzmangel nicht ein-
gegangen werden; näheres ist aus der Original
abhandlung zu ersehen. Bauer.
Zur Sozialisierung der Elektrizitäts-
wirtschaft. Von Dr. H. Speckhardt,,
zb onafsliohe Studien, Heft 3.)
.in 8°. Verlag von E. Eberin ‚ Berlin
1920. Preis 10 M z SOMFT-Z: 5
Das Schriftehen schildert nach einer
kurzen Einleitung die Entwicklung der Elek-
trizitätswirtschaft, die Kraftquellen der Elek-
trizitätserzeugung, dann die Bedeutung der
Elektrizität in den verschiedenen Zweigen der
Volkswirtschaft, die bisherigen behördlichen
Maßnahmen in den verschiedenen deutschen
Staaten, das frühere Verhältnis des Reiches
zur Elektrizitätswirtschaft, die möglichen
Formen des staatlichen Eingriffs, insbesondere
das staatliche Monopol, und gibt dann eine
mehr allgemein gehaltene Studie über Selbst-
verwaltungskörper und deren Anwendung auf
die Elektrizitätswirtschaft. Der Selbstver-
waltungskörper soll zunächst dargestellt wer-
den durch einen sogenannten „Blektrizitäts-
rat“, gebildet von Staat, Arbeiterschaft,
Technik und Wissenschaft sowie Abnehmer-
kreisen. Daneben soll 'ein Direktorium aus
Fachleuten gebildet werden unter Anlehnung
an privatwirtschaftliche Einrichtungen. Die
Befugnisse der einzelnen Organe sowie die
Rechte des Staates werden nur ganz allgemein,
fast ohne Bezugnahme auf die Elektrizitäts-
wirtschaft, erörtert.
. „Daß die Vorschläge des Verfassers durch
die Ereignisse inzwischen überholt sind, würde
dem Wert des Buches keinen Abbruch tun,
"wenn die Grundlagen der heutigen Elektrizi-
tätswirtschaft und die Gesichtspunkte zu ihrer
Beurteilung klar und einwandfrei herausge-
arbeitet wären. Das ist aber nicht der Fall.
Der Verfasser scheint in der einschlägigen
Literatur einigermaßen belesen zu sein, selbst
aber keinerlei. praktische Erfahrungen auf
diesem Gebiete oder auch nur nähere Fühlung
damit zu besitzen. Er hätte vor allen Dingen
einen Satz beherzigen sollen, den er selbst in
diesem Buche niedergeschrieben hat (Srlol):
„Eine Universal-Kenntnis kann heute von
niemand vorausgesetzt werden, es. gibt nur
Spezial-Kenntnis des Einzelnen und seiner
Sache, die er eine lange Reihe von Jahren,
evtl. sein ganzes Leben hindurch betätigt,
genau kennt und beherrscht.‘ Leider scheint
dies bei dem Verfasser nicht zuzutreffen, denn
sonst hätte er nicht wiederholt das Märchen
von der Gefährlichkeit der Elektrizität auf-
tischen oder offenbare Unrichtigkeiten be-
richten dürfen, so z. B., daß der Sächsische
Staat bei der Elektrizitäts-Lieferungs-Gesell-
schaft bis zu 49%, des Gesamtkapitals beteiligt
sei, oder aber oberflächlich die längst als
Schlagwort erkannte Gefahr einer Monopoli-
sierung der Elektrizitätswirtschaft durch einige
Großfirmen hervorheben dürfen, und alles
dies vielfach in einem recht schlechten Deutsch.
Man fragt sich, welchem Zweck ein "solches
Buch dienen soll. Den Fachkreisen bringt es
nichts Neues. Zur allgemeinen Aufklärung
aber kann oder vielmehr soll es nicht bei-
tragen, weil vieles nur von außen, gewisser-
maßen im Vorübergehen, und daher undeutlich
und zum Teil verzerrt gesehen ist. Solche
Bücher, die nur dem Ehrgeiz eines Heraus-
gebers oder der Geschäftstüchtigkeit eines
Verlegers entspringen ohne auf besonderer
Sachkenntnis des Verfassers zu beruhen, blieben
besser ungeschrieben. Siegel.
Gesetz, betreffend die Sozialisierung
der Elektrizitätswirtschaft, vom 31.
XII. 1919. Nach amtlichen Quellen er-
läutert von Wilh. Coermann. VIu. 718.
in 16°. Verlag von R. Oldenbourg, München
und Berlin 1920. Preis 6 M.
Gesetz, betreffend die Sozialisierung
der Elektrizitätswirtschaft, vom 31.
XII. 1919, ausführlich erläutert von Dr.
Heinrich Stern, Rechtsanwalt in Berlin,
und Dipl.-Sng. Konrad Aron, bei der AEG
Berlin, Verlag von Franz Vahlen. - Preis
8.60 M
Das Buch von Coermann enthält, außer
einer übersichtlichen Einleitung, in der Haupt-
sache eine geschickte Verwertung der amt-
lichen Materialien. Stern und Aron geben
eine ständige und z. T. sehr eindringende Er-
läuterung mit praktischen Beispielen. Be-
sonders wertvoll sind die ausführlichen Dar-
legungen über den Begriff der „angemessenen
44
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 37.
18. September 1920.
Entschädigung‘, insbesondere über die An-
gemessenheit von Abschreibungen zu den
$2u.6(S. 25 bis 28, 55 bis 64).
Dr. W. Esslinger.
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher.
Abriß der neuesten Wirtschaftsgeschichte
des Kupfers. Von Dr. F. W. Francke.
u. 206 8. in 80, Verlag von Duncker & Humblot,
München u. Leipzig 1920. Preis 32 M.
Über psychologische Berufs-Eign ungs
prüfungen für Verkehrsberufe Von Dr
phil. A. Schackwitz. Mit 1 Abb. IV u. 1818,
in 80%. Verlag von Julius Springer, Berlin 1920.
Preis 33 M.
Kurzer Leitfaden der Elektrotechnik für
Unterricht und Praxis in allgemeinver-
ständlicher Darstellung. Von R. Krause
und Prof. H. Vieweger. Mit 375 Textabb.
4. verb. Aufl. XI u. 267 S. in 80. Verlag von
Julius Springer, Berlin 1920. Preis geb. 20 M.
Die Entwicklungsgrundzüge der industri-
ellen spanabhebenden Metallbearbei-
tungstechnik im 18. und 19. Jahrhundert.
Von ®Dr.-jng. B. Buxbaum. Vu. 70 8. in 80.
Verlag von Julius Springer, Berlin 1920. Preis 9 M.
Kraft- und Wärmewirtschaft in der Indu-
strie.e Von M. Gerbel. Mit 9 Textabb.
2. verb. Aufl. IV u. 102 S. in 80. Verlag von
Julius Springer, Berlin 1920. Preis 12 M.
Führung der Berliner Hoch- und Unter-
grundbahn durch bebaute Viertel. Von
Geh. Baurat P. Wittig. Mit 77 Textabb, 56 S.
in 40%. DerZirkel, Architektur-Verlag G.m.b.H.,
Berlin 1920 Preis geb. 18 M.
Handbuch zum Umsatzsteuergesetz vom
24. XII. 1919 für das Beleuchtungs-, In-
stallations-, Metall- und Glasfach. Von
Dr. jur. F. Neuendorf. IV u. 85 S. in 80. Ver-
lag: Zentralstelle des Beleuchtungsfaches für Ge-
A und Steuerbearbeitung, Berlin 1920. Preis
10 M.
Die Metalle und ihre Verbindungen. Ven
Prof. Dr. J.Koppel. Heft 1. Alkalimetalle, Erd-
alkalimetalle, Magnesiummetalle. Mit 8 Textabb.
1448.in 160. Preis 2,10 M + 100%) T.Z. Heft 2,
Kupfergruppe, Aluminiumgruppe, Titangruppe.
Bleigruppe Mit 1 Abb. II u. 133 $. in 160,
Preis 2,10 M-+ 100%) T.Z. Heft 3. Vanadium-
gruppe, Chromgruppe, Mangan, Eisengruppe,
Platingruppe. Mit 5 Textabb, II u. 143 8. in 160.
Preis 2,10 M + 100°), T. Z. Vereinigung Wissen-
schaftlicher Verleger Walter de Gruyter & Co.,
Berlin und Leipzig 1920.
Über Relativitätsprinzip, Äther, Gravi-
tation. Von P. Lenard. Neue verm. Ausgabe.
35 8. in80. Verlag von S. Hirzel. Leipzig 1920.
Preis 5 M.
Wahl und Aufgaben der Betriebsräte, der
Arbeiterräte und der Angestelltenräte
sowie der Betriebsobleute, Von Dr.-H.
Schulz. 2. verb. u. erw. Aufl. VI und 194 S.
in 80, Ver'ag von Julius Springer, Berlin 1920.
Preis 11 M.
Sonderabdrucke.
Von Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. E. Josse. Neuzeit-
liche Verwertung und Bewertung der
Wärme. „Zeitschrift für das gesamte Turbinen-
wesen“ 1920. Zu beziehen durch die Hauptstelle
für Wärmewirtschaft Berlin NW, 7, Sommerstr. 4a.
Oberingenieur Seufert. Berechnung von Schau-
bildern zur Abgafanalyse. „Zeitschrift des Ver-
eins deutscher Ingenieure“ 1920, S.505. Preis?2M.
Listen und Drucksachen.
Preisliste M 18a über Anlaßwalzen mit Ölfüllung.
Herausgegeben von den Siem ens-Schuckert-
Werken, Berlin-Siemensstadt.
Liste Nr. 58 über Drehstrom-Motoren mit Kupfer-
wicklung und Kugellager in friedensmäßiger Aus-
führung. Herausgegeben von Diedr. Keune,
Fröndenberg a. d. Ruhr und Niederzwehren bei
Cassel.
Preisliste D 1920. Herausgegeben von Fritz Al-
brecht, Hannover, Großhandlung elektrotech-
nischer Bedarfsartikel. >
Gleichstrom-Klingel-Transformator Condector.
Gleichstrom-Automat Constator. — Chromotan-
Heizkörper. Herausgegeben von Arthur Libesn y
& Co. G. m. b. H., Berlin S. 14.
Stromspar-Beleuchtungskörper. Herausgegeben von
denPh ysikalischen Werkstätten, Göttingen.
Zeitschriften.
Archiv für Elektrotechnik, Bd. 9, 1920, Heft 2/3,
enthält folgende Arbeiten: L. Dreyfus, Das
asynchrone Anlaufmoment der Synchronmaschine.
Fr. Leyerer, Über Wechselstromselbsterregung
——— BEE EEE
VIIT
'befreit.!)
von Gleichstrommaschinen. W. Rogowski,
Neue Vorschläge zur Verbesserung des Kathoden-
strahloscillogıaphen. Rogowski und G.
Glage, Einige Versuche mit einem verbesserten
Kathodenstrahloscillographen. — Bd. 9, 1920,
Heft 4, enthält folgende Arbeiten: K. Heegner,
Über den Zwischenkreisröhrensender. E. Gum-
lich, Die: magnetischen Eigenschaften von un-
gleichmäßigem Material. G. Hommel, Über die
Fehlerkurven des Pendelzählers. J. Biermanns,
Über ein Vibrationswattimeter.
KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Wozu neue Fabriken für elektrotechnisches
Installationsmaterial ? Dr. .W..“Niefind,
Berlin, macht im ‚‚Elektrot. Anz.“ auf die Geld-,
Zeit- und Kraftvergeudung aufmerksam, die
es nach seiner Ansicht bedeutet, wenn ange-
sichts der Geschäftsstockung, insbesondere der
Schwierigkeiten, mit denen der Ausfuhrhandel
z. Zt. zu kämpfen hat, neue Fabriken
Herstellung von elektrotechnischem
Installationsmaterial gegründet oder an-
dere Produktionsstätten hierfür eingerichtet
werden. ‚Wohin‘, so schreibt er, ‚mit den
Erzeugnissen neuer Fabriken, wenn die alten
Firmen ihre Fabrikate nicht einmal absetzen
können und deshalb teilweise längst mit Feier-
schichten arbeiten, ihre Produkte auf Lager neh-
men oder aber die völlige, wenn auch vorüber-
gehende Schließung ins Auge fassen ?“
Pläne der Vereinigung bayerischer Elek-
trizitätswerke. — Die Vereinigung strebt eine
einheitliche Strompreisregulierung nach
abgestuftem Tarif an, will die bereits beste-
hende Maschinen- und Material-Vermittlungs-
stelle ausbauen und ein Geldbeschaffungs-
institut auf genossenschaftlicher Grundlage
errichten. Die Geschäftsstelle befindet sich
jetzt in Grabenstätt (Oberbayern). Er
Außenhandel. — Isolationsgegenstände
aus Glimmer oder Mikanit für die Elek-
trotechnik (9121) sind von der Ausfuhrabgabe
Nach Mitteilung der ‚Weltw.
Nachr.‘‘ ist der argentinischen 2. Kammer
ein Anti-Dumping-Gesetzentwurf zuge-
gangen, der im Interesse der heimischen Indu-
strie-für ausländische Waren, die mit ähnlichen
heimischen konkurrieren können und zu einem
niedrigeren Preise eingeführt werden als der
z. Zt. der Ausfuhr im Ursprungslande gültige
Verkaufspreis nebst Fracht, Zoll usw., einen
Zuschlagszoll in Höhe des Unterschiedes zu-
züglich 30% vorsieht. — Derselben Quelle zu-
folge besteht in Spanien große Nachfrage
nach kleinen Gleichstrommotoren von 0,5 bis
5 PS, 110 und 120 V, ferner für entsprechende -
Drehstremmotoren 50 Per, 125 bis 210 bzw. 150
bis 285 V. Schnelle Lieferungsmöglichkeit er-
forderlich.
WARENMARKT.
Erze. — Die Versorgung mit Erzen reicht
seit einiger Zeit wieder vollkommen aus. An
Stelle der dringenden Nachfrage z. Zt. der Erz-
knappheit ist jetzt wieder ein großes Angebot,
namentlich in ausländischen Erzen, zu Preisen
am Markt, die bei den ermäßigten Fracht-
sätzen wesentlich niedriger sind als bisher.
Inländische Erze aus dem Siegerland und aus
dem nassauischen Revier stehen gegenwärtig
in ausreichendem Umfange zur Verfügung.
Bei der durch die Einschränkung der Kohlen-
zuteilung an die Hüttenwerke stark rück-
gängigen Roheisenherstellung ist sehr wahr-
scheinlich mit einem weiteren starken Ab-
flauen des Erzmarktes und infolgedessen auch
mit einer Ermäßigung der inländischen Erz-
preise zu rechnen. Holz. Der Verband
Deutscher Bau- und Nutzholzhändler hat für
den gesamten Bau- und Nutzholzhandel
Deutschlands eine Holzbörse eingerichtet; die
erste fand am 2.-IX. in Berlin statt. Man will
die Börsentage in regelmäßigen Abständen
wiederholen. — Wolle.
waren 12000 Ballen angeboten, von denen
jedoch infolge schlechter Auswahl nur 4500
Ballen verkauft wurden, u. zw. in der Haupt-
sache an belgische Fabrikanten. Für Fein-
wolle wurden gegenüber der letzten Auktion
um 5% höhere Preise bezahlt. Auf der Berliner
Wollversteigerung, die am 27. VIII. stattfand,
ı) Vgl. „ETZ“ 1920, S. 664. C
zul
. En: 0 £ 8
*Kupfer: best selected . 106 O0 0 bis107 0.
Ben electrolyt.. 111 00 ,117 0
5 wire bare... 116 0 0 „17 0
sr Bo standard, Kasse 95 15 0 „ 9% ©
wi. 2 8 Mon. ..97:, 0% O0 A
Zinn: standard, Kasse... 267 0 0 „267 10
5 £ Mon. . 7410 0 „275 0
n. SBtrRlLB VIE. 16, ar 270,8. 0,2027
Blei: span.oder nichtengl.
\ = Weichblei.. . . ... 86 10.0.8632
'„.. gew. engl. Blockblei 38 100 „ — —
‘Zink: gew. Sorten... .. 3715 0,5395
„on sremelted...3...,, 30 KON OF ern
n engl. Swanse .. 0100, -——
Antimon: engl. Reg. .. 52/55 £ net.
Bei der letzten Ant-
werpener Versteigerung australischer Wolle |
war die Stimmung vom Anfang bis zum Schluß E
lebhaft. Besonders starke Nachfrage herrschte
nach Merinowollen, die nicht ausreichend vor- ;
handen waren. Schwach gefragt waren Kreu-
zungswollen; lange A/AA-Wollen wurden zu
120 bis 140M, fabrikgewaschen, verkauft, voll-
schürige mittlere A-Wollen zu 100 bis 120 M,
-B-Wollen zu 90 bis 100 M, C-Wollen zu 75 bis
90 M und D/E-Wollen zu 50 bis 60 M/kg. —
Gummi. Die Rohgummipreise konnten sich bis
Mitte August etwas erholen, doch war die
Besserung nicht von langer Dauer; denn in
der letzten Woche gingen die Preise wieder
auf den tiefen Stand von Anfang August zu-
rück. Am 1. IX. wurde in London für Crepe I
1 s 9 d/lb und für Sheets 1 s 73, d/lb notiert.
Dies ist der niedrigste Preisstand seit Januar
d. J. Infolge des verminderten Gummiver-
brauchs der amerikanischen Automobilindustrie
stieg der Uberschuß der Gummiproduktion über
den Verbrauch seit 1918 bis auf 0,140 Mill t.
Daher erklärtes sich, daß der Markt für Gummi
derartig gedrückt ist.— Harze und Schellack
verkehren seit Anfang August in festerer
Haltung und vermochten den Preisnachlaß
der voraufgegangenen Monate z. T. wieder
einzuholen. — Teer. In den letzten Tagen ist
eine wesentliche Belebung in der Nachfrage
nach Teerprodukten eingetreten. Prima Stein-
kohlenteerpech stieg auf 190 M/dz, und für
Heizöle wurden bereits wieder Preise von
260 bis 270 M/dz bezahlt. — Terpentin. Die
Abwärtsbewegsung der Preise für Terpentin
hielt in letzter Zeit weiter an.
notierte man in New York 1,521,
Savannah 1,394, bis 1,404, $/Gallone (4,51). —
Metallpreise. Die Noti®&rungen der Vereini-
gung für die deutsche Elektrolytkupfernotiz
bzw. der Kommission des Berliner Metall-
börsenvorstandes (letztere verstehen sich ab =
Lager in Deutschland) lauten in :M/100 kg:
Metall 10-1X: | MER
Elektrolytkupfer (wire |
bars), prompt, eif Hamburg, ;
Bremen, Rotterdam . . . 2217 2138
Raffinadekupfer 99/99,3%/,
Originalhüttenweichblei 630—640 | 610—620
Originalhüttenrohzink, BRSIE:
. Preis im freien Verkehr . | 770-780 750
Plattenzink (remelted) von
handelsübl. Beschaffenheit | 540—550 | 520—530
Originalhüttenaluminium
98/990/yin gekerbt.Blöckchen
dsgl. in Walz- oder Draht-.
batren ia rs arnG
Zinn,Banka-,Straits-‚Billiton- 5200 —5250 50005100
Hüttenzinn, mind. 990%, . . 15100—5150,4900—4950
Reinnickel 98/99%, . . . |4000—4050 3900—4000
Antimon-Regulus. . . . 850 | 825-850
Silber in Barren ca. 900 fein | - |
für 1 kg fein . . .. ..11410—142011310—1320
- An der Londoner Metallbörse wurden
nach. ‚Mining Journal“ am 3. IX. 1920. für
1 ton (1016 kg) notiert: 3
b7o0 — 2800 2709 —2800
Aluminium: 98 bis 990/
Nickel: 98 bis 99%, gar.
Quecksilber: nom. für
die 75 Ibs.-Flasche. . .
Platin: je Unze nom...
18 £&
620 8.
In New York notierte Elektrolyt- ee;
kupfer am 9. IX. 1920 loko 18,75 ets/lb.
; Netto.
Bezugsquellennachweis. =
Frage Nr. 31. Wer übernimmt das Auf-- =
polieren wenig eingelaufener Edelstein-Fuß-
lager für Zähler? — Wer weist ein Schleif-
mittel zur eigenen Vornahme des Aufpolierens
gering beschädigter Edelsteinlager nach?
‚Abschluß des Heftes: 11. September 190%.
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von Jullus Spri 2 gerin Berlin.
$ und in
2850—29502850—2950
Am 28. VIIL-
1625—165011500— 1550
Iloloa ooo0o00o00a.
745
Elektrotechnische Zeitschrift
EIERN (Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 189.
Schriftleitung: E. ©. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24.
Berlin, 23. September 1920.
41. Jahrgang.
Heft 38.
FlußwasserkräfteundElektrizitätsversorgung
in Deutschland.!)
Von Ministerialdirektor Dr.=Sng. e. h. Sympher,
Berlin.
Übersicht. Die bessere Verwertungsmöglich-
keit unregelmäßiger Wasserkräfte infolge der neue-
ren Gesetzgebung, die hohen Kosten der Kohlen
und sonstigen Brennstoffe, sowie die Notwendig-
keit, den vorhandenen Kohlenvorrat zu schonen,
begünstigen den Ausbau von Flußwasserkräften für
die Elektrizitätsversorgung Deutschlands außeror-
dentlich. Dadurch wird die Möglichkeit zur bes-
seren Schiffbarmachung von Flüssen und damit zur
Förderung des Wasserstraßenverkehrs in bisher un-
geahnter Weise geboten. An einigen Beispielen,
insbesondere an der Kanalisierung des Neckars, des
Mains und der Donau wird dies näher erläutert.
In neuester. Zeit entwickeln sich bei uns
so weitgehende Beziehungen zwischen Wasser-
wirtschaft und Elektrizitätsversorgung, daß
Ihr Vorstand es für zweckmäßig gehalten hat,
einen besonders wichtigen Zweig dieser Be-
ziehungen, nämlich die Ausnutzung der Fluß-
wasserkräfte, einer Erörterung auf Ihrer
Hauptversammlung zu unterziehen. Gern
bin ich als Wasserbauingenieur Ihrer Auf-
forderung gefolgt, darüber einleitend zu be-
richten, denn der Gegenstand ist nicht nur
von Belang für die Elektrotechnik, sondern
fast noch wichtiger für den Ausbau unserer
Wasserstraßen, dem sich dadurch ganz neue
Möglichkeiten bieten. Entsprechend dieser
einleitenden Bemerkung möchte ich den
Gegenstand meines Vortrages auf schifibare
Flüsse begrenzen und die vielfachen sonstigen
Beziehungen, die zwischen der Wasserwirt-
schaft und Elektrizitätsversorgung bestehen,
nur soweit streifen, wie es unbedingt nötig ist.
M. H.! Wasserwirtschaft und Elektrizi-
tätsversorgung haben von Anbeginn der
letzteren immer zusammengehört, und der
Vorgang, der den ersten praktischen Beweis
einer Überlandsversorgung geliefert hat, be-
traf die Verwendung einer Flußwasserkraft.
Der Anregung Oskar v. Millers entsprechend,
wurde 1891 die in Elektrizität verwandelte
Wasserkraft von Lauffen am Neckar nach
Frankfurt a./M. geleitet, um hier 175 km vom
Erzeugungsort tausend Glühlampen zu speisen
und rehstrommotoren zu betreiben, von
denen einer die Pumparbeit für einen 10 m
hohen Wasserfall leistete. Im ganzen wurden
200 PS mit drei blanken Kupferdrähten als
Drehstrom von 15000 bis 20 000° V Spannun
überführt, wobei der Leitungseinlaß nur 15%
und die Gesamtnutzwirkung fast 75% betrug.
Von Anfang an ein voller Erfolg! Und
nun war die Bahn für eine bessere Verwertung
der Woasserkräfte frei, da ihre Ausnutzung
nicht mehr an den oft abgelegenen Ort ihrer
Erzeugung gebunden war. Trotzdem traten
in der späteren Entwicklung die in Deutsch-
land zur Elektrizitätserzeugung verwendeten
Wasserkräfte gegenüber der Dampfkraft zu-
nächst zurück. Bei uns sind gewaltige, an
einer Stelle zusammengefaßte Kraftquellen,
namentlich an Wasserfällen größerer oder
durch überliegende Seen ‚gleichmäßig ge-
stalteter Flußläufe, wenig vorhanden. Wo sie
daher erst künstlich geschaffen: werden mußten,
bedurfte es großer Anlagekosten, die aber in
der Regel doch nicht bewirkten, daß die je-
weilig vorhandene Leistung dem zeitigen Kraft-
bedarf genau angepaßt werden konnte. Mangel
und Überfluß wechselten mit einander ohne
Ausgleichsmöglichkeit ab, so daß die letztere
in der Regel nur durch eine Dampfaushilfe be-
schafft werden konnte. Dadurch entstanden
doppelte Anlagekosten, denen die Ersparnis
an Brennstoff nicht immer die Wage hielt.
So kam es, daß selbst an kanalisierten Flüssen,
wo die Ausgaben für die eigentlichen Stau-
werke schon zum Nutzen der Schiffahrt ge-
leistet werden mußten, also die Krafterzeu-
gung nicht belasteten, die Gefälle meist un-
1) Vortrag, gehalten auf der Jahresversammlung des
Harpanden Deutscher Elektrotechniker in Hannover am
24 . 1920. >
enutzt blieben. Von Einfluß darauf war auch
ie Form der Stauanlagen, für die aus Er-,
sparnisrücksichten in den letzten Jahrzehnten
meist Nadelwehre gewählt wurden. Diese haben
aber den Nachteil, daß sie schon bei drohen-
der Eisgefahr niedergelegt werden müssen und
im allgemeinen erst wieder aufgerichtet werden,
wenn die Frostgefahr vorbei ist. Das bedeutet
Aufhebung des Staues und der Kraftgewin-
nung während einiger Wintermonate, in denen
erfahrungsgemäß der Bedarf an Licht und
Kraft besonders groß ist.
Die hier geschilderten Mängel der Fluß-
wasserkräfte haben ihren Wert lange Zeit
ebenso zurücktreten lassen, wie es bei den
Schiffahrtstraßen gegenüber den Eisenbahnen -
der Fall war. Auch hier ließen die unzweifel-
haften Vorzüge der letzteren gegenüber den
Nachteilen der Wasserwege hinsichtlich wech-
selnder Leistungsfähigkeit, zeitweiliger völliger |
Unterbrechung und geringerer Schnelligkeit
fast in Vergessenheit geraten, daß doch die
Billigkeit des Schiffsgüterverkehrs bei ge-
eigneten Einrichtungen so groß ist, daß da-
neben die Nachteile und Unbequemlichkeiten
wohl in den Kauf genommen werden können.
Erst als der Wettbewerb dazu zwang, die
letzten Gewinnmöglichkeiten auszunutzen,
wandte man sich auch wieder den Wasser-
straßen zu, deren Verkehr sich von Jahr zu ‘
Jahr steigerte und heute im Gütertausch
Deutschlands nicht mehr entbehrt werden
kann. Die gleiche Bu elchung hin jetzt
die Wasserkräfte zu nehmen. an kann zwar
ebensowenig wie bei der Binnenschiffahrt
erwarten, daß die Erzeugung von Elektrizität
durch Wasserkraft in Deutschland eine
führende Rolle einnehmen wird, man kann
aber hoffen, daß die fortschreitende Ausnutzung
der uns durch Niederschläge und Abfluß stets
erneut wieder geschenkten Naturkraft in erheb-
lichem Maße die Brennstoffwerke entlasten wird.
Schon vor dem Kriege sind auch in
Deutschland Flußwasserkräfte für die all-
gemeine Elektrizitätsversorgung "ausgebaut,
insbesondere durch die preußische Wasser-
bauverwaltung. Ziemlich gleichzeitig mit dem
von Bremen am Hemelinger Wehr erbauten
Kraftwerke wurde ein solches in Dörverden
errichtet, wo landwirtschaftliche Bedürfnisse
den Einbau eines Wehres in die Weser ver-
langten. Durch Gesetz vom 9. Juni 1913
wurden die Mittel für eine Wehr-Schleusen-
und Kraftwerkanlage bei Münden am Zu-
sammenfluß von Weser und Fulda bewilligt.
Die Anlagen sind in etwas geänderter Form
in der Ausführung begriffen. An der Lippe
wurde in Hamm ein Kraftwerk bei der Neu-
kanalisierung des Flusses errichtet; am Main
die bereits im Bau begriffenen drei neuen
en Wehr- und Schleusenanlagen ober-
alb Offenbach umgeändert und mit Kraft-
turbinen ausgerüstet. Mit einer Reihe von
Städten und Kreisen in Westpreußen wurden
endlich Verträge wegen Bau von Elektrizitäts-
werken neben den soeben vollendeten Wehr-
und Schleusenanlagen der kanalisierten Nogat
abgeschlossen. Von besonderer Bedeutung
sind einige bereits ausgebaute Flußwasser-
kräfte am Oberrhein oberhalb Basel, an denen
Deutschland allerdings bisher nur mit der
Hälfte der Waserkraft in Augst-Wyhlen und.
Laufenburg beteiligt ist. ER
“Nachdem durch Fernübertragung _die
technische Grundlage für ausgedehntere Ver-
wendung der Wasserkräfte gegeben ist, sind es
besonders drei Umstände, die diese Verwendung
von jetzt ab besonders begünstigen. Diese sind
1. bessere Verwertungsmöglichkeit der Wasser-
kräfte infolge des Reichsgesetzes über die
Sozialisierung der Elektrizitätswirtschaft,
2. die hohen Kosten der Kohlen und sonstigen
Brennstoffe,
3. die Notwendigkeit, den in Deutschland vor-
handenen Kohlenvorrat zu schonen.
M. H.! Das ‚Gesetz, betreffend die So-
zialisierung der Elektrizitätswirtschaft vom
31. XII. 1919“ ist ein Ergebnis der Neuzeit,
dem man, sachgemäße Ausführung voraus-
Bet in der Hauptsache zustimmen kann.
baut sich auf Grundgedanken auf, die von
führenden Persönlichkeiten schon vor und
während des Krieges über die weitere Ent-
wicklung der Elektrizitätswirtschaft vertreten
wurden, deren Verwirklichung aber an all-
zuvielen Bedenken zu scheitern drohte, die
schon manchen Fortschritt verhindert haben.
In dem uns heute beschäftigenden Sonder-
falle werden erst die Bestimmungen dieses
Gesetzes eine restlose und günstige Verwen-
dung der gesamten, von einer Stauanlage zu
gewinnenden Wasserkraft ermöglichen. Uber
Ziele und Inhalt des ursprünglichen Entwurfes
zum Elektrizitätsgesetz!) hat Herr Geheimer
Baurat Block in Ihrer vorjährigen Hauptver-
sammlung berichtet. Heute beschränke ich
mich auf die tatsächlich Gesetz gewordenen
Bestimmungen, welche von ausschlaggebender
Bedeutung für die Möglichkeit restloser Ver-
wertung der Wasserkraft, insbesondere der
Flußwasserkräfte sind. Sie lauten:
SE92:
Das Reich ist befugt,
1. das Eigentum oder das Recht der Aus-
nutzung von Anlagen, welche zur Fort-
leitung von. elektrischer Arbeit in einer
Spannung von 50000 V und mehr be-
stimmt sind und zur Verbindung mehrerer
Kraftwerke dienen,
2. das Eigentum oder das Recht der Aus-
nutzung von Anlagen zur Erzeugung elek-
trischer Arbeit (Elektrizitätswerk) mit einer
installierten Maschinenleistung von 5000 kW
und mehr, welche im Eigentume privater
Unternehmer stehen, und nicht ganz über-
wiegend zur Erzeugung elektrischer Arbeit
für eigene Betriebe dienen,
3. privaten Unternehmern zustehende Rechte
zur Ausnutzung von Wasserkräften für die
Erzeugung elektrischer Arbeit mit einer
Leistungsfähigkeit von 5000 kW und mehr,
welche nicht ganz überwiegend zur Er-
neunE elektrischer Arbeit für eigene Be-
triebe bestimmt sind, einschließlich des
Eigentums an den in Ausübung dieser
Rechte errichteten Anlagen und des Rechtes
auf Benutzung technischer Vorarbeiten
gegen angemessene Entschädigung zu über-
nehmen.
ee lieh avenarelnlete ne 'slm a-/al u. ;0,.00 en ul ma uLe 6 ahehietg we, ale
(Abs. 2).
Bei gemischtwirtschaftlichen Unterneh-
mungen, bei denen die Beteiligungen von Pri-
vaten gegenüber den Beteiligungen der Län-
der, Gemeindeverbände und Gemeinden am
1. X. 1919 25% oder mehr betragen, hat das
Reich das Recht, Anlagen und Rechte der
im $ 2 Abs. 1 Ziffer 2 und 3 genannten Art zu
übernehmen.
Oasen Kendekrereieintelche ai ale abe nuuhe IM 8) 8 07 en.e neun, a lelin
$8.
Das Reich kann verlangen, daß Anlagen
zur Fortleitung elektrischer Arbeit und Elek-
trizitätswerke, auch wenn sie nicht unter
$ 2 Abs. 1 Ziffer 1 und 2 fallen, in Gesell-
schaften, an denen das Reich beteiligt ist,
eingebracht werden, wenn den Interessen der
Gemeinwirtschaft nicht durch Austausch elek-
trischer Arbeit genügt werden kann. Hin-
sichtlich der beim Inkrafttreten dieses Ge-
setzes bestehenden oder in Ausführung be-
griffenen sowie der künftig mit Zustimmung
des Reiches errichteten staatlichen und kom-
munalen Anlagen der im $ 2 Abs. 1 Ziffer 1
bezeichneten Art können die Länder, Ge-
meindeverbände und Gemeinden dasselbe Ver-
langen an das Reich stellen, solange die An-
lagen vom Reiche nicht gemäß $ 2 übernommen
werden. Die bisherigen Eigentümer der ein-
zubringenden Anlagen sind unter Berück-
siehtigung des Wertes der Anlagen an der Ge-
sellschaft angemessen zu beteiligen.
ET ESEL SC NE Re a Re Fr ARTEN RI EZ ML ZU 00)
= Dieses Gesetz gibt, wie es vielfach üblich
ist, nur die Befugnis, das auszuführen, was
im Gesetz angegeben ist. Es kann aber in der
Regel und dieses Mal bestimmt angenommen
1) Vortrag, gehalten auf der Jahresversammlung des
Verbandes Deutscher Elektrotechniker in Stuttgart am
24. X. 1919. Vgl. „ETZ* 1919, 8. 533.
746
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920, Heit 38.
Fe
23. September 1920.
werden, daß von der Befugnis auch Gebrauch
gemacht wird. Danach muß man sich also
denken, daß innerhalb absehbarer Zeit
1. das Reich von Hochspannungsleitungen
überzogen sein wird, an das alle, nicht nur
für den eigenen Gebrauch arbeitenden
Elektrizitätswerke angeschlossen sind und
. im ganzen Reich räumlich abgegrenzte Ge-
sellschaften gebildet werden, in welche die
meisten Elektrizitätsunternehmungen aller
Art ihr Eigentum einbringen und an denen
sie fortan Teilhaber sind. An allen diesen
Gesellschaften wird auch das Reich be-
teiligt sein, wobei es aber keineswegs nötig
ist, daß es über die Mehrheit der Anteile
und Stimmen verfügt.
Das Reich und die Gesellschaften werden
daher in der Lage sein, die Erzeugung der für
die Allgemeinheit bestimmten Elektrizitäts-
mengen zu regeln, die in den einzelnen ange-
schlossenen oder sonst zur Lieferung von
Strom zugelassenen Werken erzeugte Arbeit
in das gemeinsame Netz aufzunehmen und
ausgleichend zu verteilen. Besonders vorteil-
haft wird das für Wasserkraftanlagen und
hauptsächlich für Flußkraftwerke sein. Den
letzteren strömt das Wasser zu, wie es von
oben kommt, selten in ausreichender Weise
durch See-.oder Talsperrenausgleich geregelt.
In trockener Zeit ist zwar Gefälle, aber wenig
Wasser vorhanden, bei Hochwasser viel Wasser,
aber kein Gefälle, bei Mittelwasser dagegen
gutes Gefälle und Überschuß an Wasser, so
daß die Freigerinne ungenutzte Mengen ab-
laufen lassen müssen. Ebenso war es bisher
des Nachts, da dann meist geringer Kraft-
bedarf vorhanden war. Man half sich, soweit
nötig, in der Regel dadurch, daß man auf
weitgehende Ausnutzung verzichtete oder daß
man bei größerem Ausbau das Absatzgebiet
und die Verbrauchsmöglichkeit zu steigern
suchte und in den Zeiten des Mangels für
Dampfaushilfe sorgte. Trotzdem mußte man
aber viel Wasser fortlaufen lassen, wenn man
die daraus gewonnene Kraft nicht ausnahms-
weise als wenig einbringenden Überschuß-
strom abgeben konnte. Das wird jetzt auf-
hören, sobald das gemeinsame Starkstrom-
netz vorhanden sein wird. Aus diesem wird,
auf das ganze Reich ausgedehnt, selbst zu
Zeiten geringen Bedarfes, insbesondere auch
des Nachts, so viel Strom abgegeben werden,
daß dabei alle von Flußwasserwerken er-
zeugten Kräfte untergebracht werden können.
Überschußstrom wird es später nicht mehr
geben und innerhalb des gemeinsamen Netzes,
das eine große Zahl bedeutender Wärmekraft-
werke anschließt, bedarf es in Zukunft be-
sonderer Dampfreserven für Wasserkraft-
werke nicht mehr. Die in letzteren erzeugte
Elektrizität wird damit der in Brennstoff-
werken gewonnenen im wesentlichen gleich-
wertig; sie kann geschätzt werden nach den
Ersparnissen, die einerseits an Kohlen, Be-
triebsstoffen, Unterhaltung und Bedienung,
anderseits an Neubaukosten in dem Umfange
gemacht werden, wie auf den Bau von Dampf-
kraftwerken verzichtet werden kann. _ Dies
wird um so mehr sein, je größer die Mindest-
leistung der Wasserkraftwerke zu den Zeiten
eingeschätzt werden kann, in denen man mit
der höchsten Spitzenleistung der gesamten
Elektrizitätsversorgung rechnen muß, also im
November und Dezember während der frühen
Abendstunden. Hochwassertage, an denen
viele Flußkraftwerke gar nicht arbeiten,
können dabei außer Betracht bleiben, denn es
ist anzunehmen, daß sie nicht bei allen Strom-
gebieten zusammenfallen. Wichtig ist es aber,
die Niedrigwassermengen zu erhöhen. Das
weist auf Talsperren hin, die im Rahmen der
Wasserwirtschaft zu verschiedenen Zwecken,
namentlich auch zur Verbesserung der Schift-
barkeit durch Erhöhung der Niedrigwassermen-
gen, eineimmer steigende Bedeutung gewinnen.
Schafft das Elektrizitätsgesetz die Mög-
lichkeit der restlosen Verwertung der gesamten
Wasserkraft, so wirkt als zweiter günstiger
Umstand der hohe Preis der Kohlen. Vor dem
Kriege scheiterte der Ausbau neuer, in der
ersten Anlage teurer Wasserwerke oft an dem
Umstande, daß die Herstellung der Dampf-
anlagen billig und die Ausgabe für Heizstoffe
mäßig war. Besonders die stets fortschreitende
Ausgestaltung großer Dampiturbinen ver-
lieh den Dampfwerken vielfach ein entschei-
dendes, finanzielles Übergewicht. Die jetzigen
hohen Kohlenpreise haben darin eine Änderung
herbeigeführt, und wenn auch die Anlage-
kosten der Wasserkraftwerke ebenfalls eine
Steigerung auf das Vielfache erfahren haben,
so bleibt diese Steigerung doch gegen die-
jenige bei den Kohlen erheblich zurück. Unter
den jetzigen Kohlenpreisen lohnt es sich also,
eine große Menge von ‚Wasserkräften auszu-
bauen, an deren Verwertung man früher ver-
gebens gedacht hat. Nur ein Bedenken schwer-
wiegender Art bleibt bestehen. Werden heute
DD
Anlagen mit großer Überteuerung geschaffen,
so belasten die hohen Kosten bis zum Ablauf
der Tilgungsfrist dauernd das Erzeugnis mit
erheblichen Zinsen und Tilgungsbeträgen,
während bei fallenden Kohlenpreisen die
Wärmekraftanlagen schon wieder in der Lage
sein werden, billig zu liefern. Nun ist aber
nach Lage der Verhältnisse leider damit zu
rechnen, daß die Brennstoffpreise auf lange
Jahre hinaus hohe bleiben werden. Das be-
dingt schon der Friedensvertrag, der zur Auf-
bringung der gewaltigen Wiedergutmachungs-
kosten hohe Abgaben auch von Kohlen be-
dingt und uns ferner zwingt, von unserer
ohnehin knappen Kohlenförderung einen er-
heblichen Teil den früheren Feinden abzu-
geben, ganz unabhängig davon, daß diese die
gesamte Saarkohle mindestens 15 Jahre lang
mit Beschlag belegt haben und daß die Zu-
kunft Oberschlesiens noch unsicher ist. Für
einen langen Tilgungszeitraum werden daher
diese im allgemeinen bedauerlichen, für den
Ausbau der Wasserkraftwerke aber günstigen
Umstände andauern. \
Diese werden noch verstärkt dadurch,
daß der Verlauf des Krieges, seine Begleit-
erscheinungen und seine Folgen uns gelehrt
haben, welchen Schatz wir in unseren Kohlen-
flötzen besitzen und daß es dringend notwendig
ist, ihren Bestand so weit zu schonen, wie es
irgend möglich ist. Auch hier spielen die Ge-
fahren, welche das Saargebiet und Ober-
schlesien bedrohen, eine große Rolle. Man
wird daher noch mehr als früher darauf be-
dacht sein müssen, die im Wasser verfügbare
und sich stets erneuernde Naturkraft heran-
zuziehen, statt Kohle zu verwenden, auch
wenn dabei ein geldlicher Vorteil nicht er-
zielt werden sollte. °
Die Erkenntnis, daß in Zukunft alle ge-
winnbare Wasserkraft ohne Beschränkung
durch Ort, Eigentumsverhältnisse und Un-
regelmäßigkeit zu hohen Preisen Absatz fin-
den kann, führt nun zur Verwirklichung einer
ganzen Reihe von Wasserstraßenplänen,
für deren Zustandekommen die Forderungen
des Verkehrs und die aus diesem zu erwarten-
den Einnahmen keine ausreichende Unterlage
bieten. j
Das für alle Beteiligten überraschendste
Beispiel zeigte bei näherem.
Entwurfsunterlagen der Plan zur Kanalisie-
rung des Neckars von Mannheim bis Plo-
chingen oberhalb Stuttgart. Seit vielen
Jahren bemüht man sich in Württemberg um
eine Schiffbarmachung des Flusses bis Eß-
‘lingen und in weiterem Verlauf um Fortfüh-
rung des Wasserweges bis zur oberen Donau.
Viele Pläne sind schon gemacht, aber an eine
Verwirklichung war schwer zu denken. Der
Verkehr allein wäre nicht groß genug gewesen,
um mit eerträglichen Abgaben die hohen Kosten
für Bau, Unterhaltung und Betrieb zu decken.
Erhebliche Zuschüsse aus allgemeinen Landes-
mitteln schiemen aber nicht zu erwarten zu
sein. Etwas besserten sich die Aussichten, als
ein hochherziger und weitblickender Groß-
industrieller Stuttgarts, Dr.-Sng. Bosch, zum
Bau 13 Mill. M zur Verfügung stellte und als
in das Wasserstraßen- und Schiffahrtsabgaben-
gesetz vom 24. XII. 1911 die Bestimmung
aufgenommen wurde, daß die Überschüsse
aus etwa einzuführenden Rheinschiffahrts-
abgaben auch für die Kanalisierung des
Neckars von Mannheim bis Heilbronn be-
stimmt sein sollten. Die Einführung von Ab-
gaben auf dem Rhein stieß allerdings auf den
lebhaften Widerspruch Hollands, und es wäre
nicht abzusehen gewesen, wann dieser Wider-
spruch hätte beseitigt werden können. Da
wurde neuerdings der Gewinn aus Flußwasser-
kräften’in den Vordergrund gerückt. Auf rd
200 km Länge besitzt der Neckar von Plo-
chingen bis zur Mündung in den Rhein ein
Gefälle von rd 160 m, das nach dem vor-
läufigen Regierungsentwurf mit 34 Staustufen
von 2,6 bis 8,5 m Gefälle überwunden werden
soll. Weitere Untersuchungen sollen prüfen,
ob die Zahl der Stufen noch etwas vermindert
werden kann. Schleusen von 110 m Länge,
12 m Breite und 3m Tiefe sind neben Walzen-
wehren vorgesehen und werden den Verkehr
von 1200 t-Schiffen gestatten.
Die Ausgaben für die Kanalisierung ohne |
Berücksichtigung der Kraftgewinnung betra-
gen 115 Mill. M an einmaligen Bau- und
1 400 000 M an jährlichen Betriebs- und Unter-
haltungskosten. -Einschließlich 5,5% für Ver-
zinsung und Tilgung ergibt das eine Jahresaus-
gabe von rd 7,8 Mill. M, denen an Schiffahrts-
abgaben, wenn diese so hoch wie bei dem Ems-
Weser-Kanal bemessen werden, nur 4,4 Mill.M
gegenüberstehen würden. Es ergibt sich also
ein jährlicher Fehlbetrag von 3,4 Mill. M, und
damit würde die Ausführung selbst dann zwei-
felhaft sein, wenn man nicht mit den gewalti-
gen ‚Baukostenüberschreitungen der Jetztzeit
zu rechnen hätte.
Eingehen auf die
Ganz anders wird die Sache, sobald man,
die Wasserkräfte ausbaut und verwertet. Nach
vorsichtiger Annahme können nach Abzug
aller Verluste jährlich 300 Mill. kWh nutzbar
zu einem Durchschnittspreise von 3,33 Pf,
auch für Vorkriegsverhältnisse angenommen,
abgegeben werden. Das ergibt eine Jahres-
einnahme von rd 10 Mill. M, denen an jähr-
licher Verzinsung und Tilgung von 35 Mill. M
Anlagekapital rd 1,9 und an Betriebs-, Unter-
haltungs- und Erneuerungskosten rd 1,5, ins-
gesamt also 3,4 Mill. M als Selbstkosten der .-
Krafterzeugung gegenüberstehen. Das ergibt
einen Jahresüberschuß von rd 6,6 Mill. M, der
ausreicht, um das ganze Baukapital der Schiff-
fahrtanlagen zu verzinsen und zu tilgen und -
noch einen kleinen Überschuß zu liefern. Die
Verkehrsabgaben brauchen also nur die für die
Schiffahrtanlagen erforderlichen Betriebs- und-
} Sie können
niedriger als beim Ems-Weser-
Unterhaltungskosten zu decken.
also erheblie
Kanal angenommen oder zur Deckung weiterer
Kosten verwendet werden, die entstehen, wenn
demnächst der Neckarkanal über die schwäbi-
sche Alb bis zur oberen Donau verlängert wer-
den sollte. Dafür liegen die Verhältnisse nicht
so günstig wie für die Kanalisierung des Flus-
ses, denn die baulichen Schwierigkeiten und
Kosten sind groß, ohne daß größere Wasser-
kräfte gewonnen werden können. 3
Lediglich die günstige Verwertung der
Flußwasserkräfte hat den Entschluß ermög--
licht, trotz der mannigfachsten Schwierig-
keiten und gewaltigen Kosten, welche heute
dem Bauen entgegenstehen, die erste Rate für
die Neckarkanalisierung in den Nachtragsetat
des Reiches für 1920 aufzunehmen. Die zu-
nächst geforderten 10 Millionen wurden von
der Nationalversammlung einstimmig und fast
ohne Aussprache genehmigt. 2 :
Dieser überraschende Erfolg Württem-
bergs hat Bayern nicht ruhen lassen. Auch
dort verfolgt man seit Jahrzehnten einen Plan
zur Verbesserung der bereits durch den Main
und den Ludwigskanal vorhandenen Verbin-
a zwischen dem Rhein -und der Donau.
ue
und eine Reihe verschiedener Linien haupt-
sächlich zu dem Zweck in Vorschlag gebracht,
die durch die Krümmungen des Main bedingte
große ar des Wasserweges abzukürzen.
Aber auch hier drohte der Plan an den hohen
Baukosten und an den trotz erheblicher Ver-
kehrshoffnungen zu geringen Einnahmen an
Schiffahrtabgaben zu scheitern. Hier tritt
nun die Verwertung der reichlich zu gewinnen-
den Flußwasserkräfte ebenfalls helfend ein.
Es handelt sich dabei um ziemlich verwickelte
Fragen, die ich versuchen will, Ihnen in mög-
lichster Kürze nahezubringen. Bayern will
also einen für 1200 t-Schiffe benutzbaren
Schiffahrtweg von Aschaffenburg, bis wohin
der Main bereits im wesentlichen mit ausrei-
chenden Abmessungen kanalisiert'ist, bis zur
Reichsgrenze bei Passau schaffen. Der zur
Ausführung empfohlene Entwurf sieht die Be-
nutzung des Mains von Aschaffenburg bis
Wernfeld nördlich Würzburg vor und schneidet
die folgende Mainschleife, an der Würzburg
und Kitzingen liegen, durch einen Kanal im
Werntal ab, der östlich Schweinfurt wieder an
den Main anschließt, Bis Bischberg unterhalb
Bamberg wird wieder der Fluß benutzt, immer
durch Einlagen von Wehren und Schleusen
hinreichend vertieft. Von hier aus beginnt
der eigentliche Kanal, der über Nürnberg, die
Wasserscheide bei Hilpoltstein und Beilngries
in das Tal der Altmühl führt, die schon jetzt als
kanalisierter Fluß einen Teil des Ludwiskanals 4
bildet und unterhalb Kelheim in die Donau
mündet. Letztere ist bis Regensburg zu kana-
lisieren; hier schließt bis Hofkirchen eine zu
regulierende Stromstrecke an, während das
oberhalb Passau liegende Kachlet durch eine
9 m hohe Gefällstufe überstaut wird. Von Pas-
sau bis zur Reichsgrenze ist die Donau aus--
reichend schiffbar. Würzburg soll durch Kana-
lisierung der 35 km langen Mainstrecke Wern-
hier sind vielfache Entwürfe gemacht
I.
feld— Würzburg an die durchgehende Linie E
angeschlossen werden. Im ganzen beträgt die
Länge der letzteren von Aschaffenburg bis
Passau 607 km. Der eigentliche Kanal sollte
durch einen in die Scheitelhaltung mündenden
age aus dem Lech mit natürlichem Ge-
fälle Speisewasser_ erhalten. Die gesamten
Baukosten sind zu 533 Mill. M, die Betriebs-
und Unterhaltungskosten zu 3 500 000 M ver-
anschlagt, beides ohne Kraftwerke. Das ergibt
bei 5%,% Zinsen und Tilgung eine Jahresaus-
gabe von 22,8 Mill., denen nach günstiger An-
nahme 8 Mill. M Einnahmen an Schiffahrt-
abgaben gegenüberstehen. Durch L
ziehung der Flußwasserkräfte, welche bei
36 Mill. M Anlagekosten einen Reingewinn von
die Heran-
5,4 Mill. M abwerfen sollten, war ein finanziell
gunstigen Ergebnis auch nicht zu erzielen. Und
06
Flußwasserkräfte in der neuen Verwendungs-
werden es voraussichtlich wieder die
23. September 1920.
form sein, welche das Unternehmen verwirk-
lichen werden. Um dafür einen geeigneten
Plan aufstellen zu können, wurde das Gesamt-
unternehmen in seine baulich und wirtschaft-
lich trennbaren Teile zerlegt mit dem Ziele,
zunächst nur das auszuführen, was finanziell
tragfähig ist, und das Fehlende später bei wei-
terer Entwicklung folgen zu lassen. Vorläufi-
ges Ziel mußte dabei sein, von Westen möglichst
bis Nürnberg und von Osten wenigstens bis
Regensburg zu gelangen. Das ist in der Tat
gelungen, wobei für den Wert der Flußwasser-
kräfte die gleichen Einzelannahmen gemacht
wurden, wie beim Neckar.
Das erste Stück des Mains von Aschaffen-
burg bis Würzburg erwies sich bei der erneuten
Denün: als finanziell berechtigt; die
Einnahmen der Flußwasserkräfte decken alle
Ausgaben, auch diejenigen für die Sehiffahrt-
anlagen. Dagegen erwies sich die Abkürzungs-
linie Wernfeld— Haßfurt als sehr unwirtschaft-
lich. Baut man aber statt dessen die Main-
schleife über Kitzingen aus und verwertet die
dort gewinnbaren Wasserkräfte, so erweist sich
die ganze Strecke Aschaffenburg— Bamberg
als ausbauwürdig, u. zw. lediglich infolge
der Wasserkraftverwertung ohne Inanspruch-
nahme von Schiffahrtabgaben. Nicht ganz so
einfach ist es allerdings mit dem Kanalstück
Bamberg— Nürnberg. Auch dieses wird finan-
ziell sichergestellt, wenn ihm der beim Ausbau
der Donauwasserkräfte unterhalb Kehlheim zu
machende Überschuß an Elektrizitätseinnah-
men zugute gerechnet wird, und wenn dem
Lech soviel. Wasser entnommen werden darf,
daß eine Kraftausnutzung an den Kanal-
schleusen zwischen Nürnberg und Bamberg
möglich und außerdem dadurch eine Steige-
rung der Leistungen an den Mainstauen be-
wirkt wird. Die Entnahme von Lechwasser
würde also trotz der hohen Kosten des Zu-
bringers für das Kanalunternehmen sehr gün-
stig sein, u. zw. nach zwei Richtungen: erstens
zwecks Vermehrung der Einnahmen und zwei-
tens zwecks Beschaffung des Speisewassers.
Sieist aber rechtlich noch nicht sichergestellt,
denn möglicherweise werden gegen die Ent-
nahme der in Frage kommenden 30 cbm/s sei-
tens der unterliegenden Donaustaaten Ein-
sprüche erhoben. Zieht man nun die Einnah-
men aus Schiffahrtabgaben heran, so ist nach
den bisherigen Untersuchungen der Kanalbau
bis Nürnberg auch ohne Lechwasser gesichert;
das Speisewasser muß dann aus dem Main bis
Nürnberg hinaufgepumpt oder, was noch zu
untersuchen ist, in hochgelegenen Talsperren
aufgespeichert werden.
Die Strecke Nürnberg— Kehlheim ist so
teuer, daß sie auch unter Zuhilfenahme aller
Überschüsse der anderen Strecken ohne Schiff-
fahrtabgaben finanziell nicht zu begründen ist.
Wird dies aber bei der jetzigen Geldnot des
Reiches gefordert, so bleibt nur weiter zu un-
tersuchen, ob die auf der Donaustrecke Ulm —
Kehlheim zu gewinnenden Wasserkräfte so
viel Überschuß erbringen, daß dann nicht nur
die gesamte Schiffahrtstraße ER NR
Passau hergestellt, sondern auch die Donau bis
hinauf nach Ulm kanalisiert werden kann. Eine
so großartige Lösung der bayerischen Wasser-
straßenfrage, wie sie ohne die Elektrizitätsver-
wertung der Flußwasserkräfte nie hätte ge-
dacht werden können! Einstweilen ist es zwar
noch nicht so weit, denn die genaue Prüfung
steht noch aus. Gesichert scheint aber der
Ausbau des Kanals bis Nürnberg und der
Donau von Kehlheim bis Passau mit oder ohne
Heranziehung von Lechwasser, wobei in letzte-
rem Falle rd 700, im ersteren rd 1000 Mill.kWh
jährlich gewonnen werden. Mit Lechwasser
und Kanalisierung bis Ulm erhöhen sich diese
Zahlen voraussichtlich auf weit mehr als andert-
halb Milliarden kWh.
M. H! Ich habe mich bei diesen neuen
Kanalisierungsplänen etwas länger aufgehalten,
weil sie so recht zeigen, in = aleR inniger Wech-
selwirkung die Hebung der Binnenschiffahrt
und die Ausnutzung der Flußwasserkräfte
stehen. In der Regel müssen zur, Erreichung
des gemeinsamen Zieles beide Zwecke zusam-
menwirken, um durch hinreichende Einnah-
men die finanzielle Grundlage zu schaffen, und
vielfach wird die Elektrizitätsgewinnung dabei
die stärkere Stütze sein.
Weitere Entwürfe bezwecken die Gewin-
nung von Elektrizität an Inn und Isar, wobei
die Möglichkeit späterer Schiffbarmachung
dieser gefällereiehen Flüsse noch hinzukommt.
Hierfür schätzt Hallinger, wohl etwas reich-
lich, einen Kraftgewinn, der mindestens an
200 Tagen zur Verfügung steht, von rd 800000
PS oder 580000 kW, die jährlich rd 4,3 Mil-
liarden kWh ergeben würden. Die genauen
Entwürfe zum Ausbau dieser Wasserkräfte
werden teils von der bayerischen Regierung,
teils von Gesellschaften, an denen das Reic
beteiligt ist, bearbeitet.
Elektrotechnische Zeitschrift.
In ähnlicher Weise wird die Schiffbar-
machung des Rheins oberhalb Basels geplant.
Ein Wettbewerb, der 1913 ausgeschrieben war,
dessen Erledigung durch den Krieg aufgehalten
wurde, nunmehr aber beendet und entschieden
ist, soll geeignete Vorschläge gezeitigt haben,
wie die Hinaufführung des Schitfsverkehrs bis
zum Bodensee zu erreichen und zu finanzieren
ist. Eine wirtschaftliche Begründung dazu
habe ich auf Wunsch der Beteiligten im Mai
1914 verfaßt, bei der auch die Strecke. von
Straßburg bis Basel einbezogen war. Auch
hier spielte die Gewinnung von Wasserkräften
zur _Blektrizitätsgewinnung eine bedeutende
Rolle, obgleich damals die Verwertungsmög-
lichkeit wegen der am Rhein oberhalb Basel
entstandenen und entstehenden sch weizerischen
Anlagen und der dadurch sehr gedrückten
Absatzpreise sehr viel geringer war als heute.
Im ganzen sollten nach vorsichtiger Schätzung
unterhalb Basel 1,8 und oberhalb Basel 1,2
zusammen also 3 Milliarden kWh neu gewon-
nen werden. Die Erzeugung unterhalb Basel
ist nach dem Friedensvertrage wahrscheinlich
für Deutschland verloren.
Im Rheingebiet wird das Zusammenwirken
von Schiffahrt und Elektrizität noch an ande-
ren schiffbaren Flüssen von Nutzen sein Kön-
nen, insbesondere an der Mosel und unteren
Saar, deren Kanalisierung seit langem ange-
strebt aber wegen mancher een.
Bedenken bisher nicht, verwirklicht wurde.
Widersprüche in den Interessen der Eisenindu-
strie Rheinland-Westfalens und Lothringen-
Luxemburgs dürften z. Zt, wohl ausgeräumt
sein; ob neue durch den Übergang Deutsch-
Lothringens an Frankreich und durch‘ die Be-
setzung auf dem linken Rheinufer entstanden
sind, läßt sich noch nicht übersehen. Das Be-
denken aber, das durch den übrigens sehr
starken zukünftigen Verkehr die Verzinsung
der Baukosten nicht sichergestellt sei, kann
nicht mehr erhoben werden, nachdem durch
Umarbeitung des Entwurfes festgestellt ist,
daß allein an der Mosel auf deutschem Gebiet
rd 400 Mill. kWh gewonnen werden können.
Ihnen werden an der Saar noch etwa 100 Mil-
lionen hinzutreten.
Am Main und an der Lahn werden von der
A.G. vormals Lahmeyer & Co. in Frankfurt
Untersuchungen angestellt über die Aus-
nutzung der dortigen Flußwasserkräfte an den
bestehenden, gegebenenfalls umzubauenden
Wehren. Je nach dem Ergebnis dieser Unter-
suchungen wird sich ergeben, ob und welchen
Vorteil die Schiffahrt von den neuen Anlagen
haben wird. An der Lahn wird wohl mit einiger
Sicherheit darauf gerechnet werden können.
Dann werden wenigstens bescheidene Wünsche
der dortigen Bevölkerung in Erfüllung gehen
und weitergehende der Zukunft vorbehalten.
Auch in Norddeutschland werden eine
ganze Reihe von Plänen bearbeitet, welche in
Verbindung mit der besseren Schiffbarmachung
von Flüssen Krafterzeugung erstreben, ob-
gleich hier Vorbedingungen und Kraftmengen
nicht so günstig wie in Süddeutschland sind.
Im Wesergebiet kommt ein Umbau der bis-
herigen Fuldakanalisierung in Frage, wobei die
vorhandenen Schleusen in der Zahl vermin-
dert und durch größere ersetzt werden sollen.
Ferner sind Vorarbeiten zum Ausbau von zwei
oder drei weiteren Staustufen oberhalb Cassel
eingeleitet. Die Gesamtmenge der an der
Fulda zunächst zu gewinnenden Kraft: wird
auf rd 70 Mill. kWh geschätzt, deren Wert zur
Dear der entstehenden Kosten ausreichen
wird.
Früher war beabsichtigt, die ganze Weser
zu kanalisieren, um sie Dee schiffbar zu
machen. Man hat, namentlich wegen der
hohen Kosten, den Gedanken fallen gelassen
und sucht das Fahrwasser durch Regelung zu
verbessern und zu vertiefen. Dazu sollen als
wesentliche Hilfe große Talsperren im Quell-
gebiet Zuschußwasser liefern, das die niedrigen
Flußstände aufhöht. Wird damit auch kaum
je die Tiefe erreicht werden, wie dies bei Kana-
lisierung möglich oder für den glatten Über-
gang von Kanalschiffen ohne Leichterung er-
wünscht ist, so hat die Regelung doch den einen
Vorzug, daß der Aufenthalt an den Schleusen
eines kanalisierten Flusses wegfällt. Eine Ka-
nalisierung der ganzen Weser kann jetzt um
so weniger noch in Frage kommen, als Unter-
suchungen darüber eingeleitet sind, im oberen
Quellgebiet noch andere große Talsperren zu
erbauen, um die Fahrwassertiefe des Stromes
weiter zu erhöhen, so daß sie wenigstens unter-
halb Minden nie geringer als 1,80 m sein wird.
Dagegen kann erwogen werden, von Münden
bis unterhalb Carlshafen, wo das Gefälle be-
sonders stark ist und wo auch mit Zuhilfe-
nahme von .Talsperren kaum je_ 1,80 m
dauernde Tiefe zu erzielen sein werden, Stau-
stufen einzulegen, an denen etwa 100 Mill.kWh
gewonnen werden können. Diese Kraftmenge
vermehrt sich noch, wenn im Werra- und
1920. Heft 38.
747
Fuldagebiet weitere Talsperren gebaut werden
Der auf der oberen Weser nicht unerhebliche
Personendampferverkehr erleidet durch die
Schleusen zwar einen unerwünschten Auf-
enthalt; dieser muß daher durch Vermeidung
jeden Wartens an den Schleusen abgekürzt
werden und wird vielleicht dadurch voll aus-
geglichen, daß die Dampfer im großen, wenig
Geschwindigkeit aufweisenden gestauten Fluß-
querschnitt schneller fahren können als jetzt.
Weitere Flußwasserkräfte sollen an den
Wehren der kanalisierten oberen Oder gewonnen
werden. Auch hier sind die betreffenden Vor-
arbeiten bereits eingeleitet und teilweise zu
einem gewissen Abschluß gelangt. Es handelt
sich dabei um etwa 100 Mill. kWh.
Endlich wird ‚beabsichtigt, die Wasser-
kräfte am Masurischen Kanal und an der Alle
in Ostpreußen für die Blektrizitätsversorgung
des Landes nutzbar zu machen. Man rechnet
dabei auf einen Gewinn von etwa 20 Mill. kWh.
Bei dieser Gelegenheit sei im Anschluß an
eine eingangs gemachte Bemerkung noch er-
wähnt, wie vorteilhaft es auch für die Schitf-
fahrt ist, wenn die Verwertung der an Wehren
vorhandenen Wasserkraft es bedingt, daß
zum Aufstauen des Flusses nicht Nadel-, son-
dern andere bewegliche Wehre verwendet wer-
den. Die Schiffahrt leidet unter den Nadel-
wehren ebenso wie die Kraftgewinnung. Am
Main unterhalb Offenbach, an der Fulda unter-
halb Cassel, an. der mittleren Saar, an der
oberen Oder und an anderen mit Hilfe von
Nadelwehren schiffbar gemachten Flüssen ruht
daher der Verkehr in 3 Regel mehrere Mo-
nate im Winter, auch wenn noch keine Eis-
sperre eingetreten ist, vielleicht auch im ganzen
Jahre nieht eintritt. Bleiben im Vertrauen auf
die Witterung die Wehre stehen, so kann es bei
unvorhergesehenem. Frost kommen, daß sie
nicht mehr niedergelegt werden können, und
starke Zerstörungen oder Schäden am an-
grenzenden Gelände werden die Folge sein.
So war es beispielsweise vor längeren Jahren
an der Fulda bei Cassel, wo ein derartiger Vor-
fall große Kosten und Schiffahrtsstörungen
hervorrief. Eine lebhaft: befahrene Wasser-
straße kann Unterbrechungen des Verkehrs
von soleher Dauer nur schwer ertragen, sie
müssen jedenfalls auf das unbedingt Nötige
beschränkt werden, und erwünscht ist es des-
halb, wenn auch die Elektrizitätsgewinnung
auf solche Arten von beweglichen Wehren hin-
drängt, die fast dauernd im Winter stehen
bleiben können und nur bei Eisgang und Hoch-
wasser auf einige Tage beseitigt werden müs-
sen. Geeignete bewegliche Wehre sind beson-
ders Schützenwehre, Walzenwehre und Seg-
mentwehre, wie sie beispielsweise in Dörverden,
Hemelingen am Main und in Cassel trotz höhe-
rer Baukösten angewendet sind.
Nicht erwähnt habe ich die Wasserkräfte,
welche an nichtschiffbaren Flüssen und beim
Bau von Talsperren verwertet werden können.
Der heutige Vortrag sollte sich auf die Nutz-
barmachung von Flußwasserkräften im Zu-
sammenwirken mit Verbesserung der Schiff-
fahrtverhältnisse beschränken. Vielfach ste-
hen indes die Talsperrenbauten eng mit der
besseren Schiffbarmachung der Flüsse oder
mit der Speisung von Kanälen in Beziehung,
so z. B. die seit 1914 in Betrieb genommene
große Talsperre der Eder, die im Bau befind-
liche an der Diemel, die mit der Vollendung
des Mittellandkanals in Verbindung stehenden
Harztalsperren an Bode, Oker, Ecker und im
Leinegebiet, die von der Staatsbauverwaltung
und der Firma Zeiß- Jena geplanten großen
Saaletalsperren, die bereits in Angriff ge-
nommene Talsperre in der Neiße bei Ott-
machau usw. Eine genaue Ermittlung aller
an schiffbaren und nicht schiffbaren Flüssen,
einschließlich der Talsperren zu gewinnenden
Wasserkräfte Deutschlands ist eingeleitet.
Ohne derem Ergebnis vorgreifen zu wollen,
glaube ich doch sagen zu können, daß insge-
samt auf jährlich 10 Milliarden kWh gerechnet
werden kann, die durch Wasserkraft zu erzeu-
gen sind, d.h. auf etwa die vierfache Menge
von Elektrizität, die im Jahre 1912 in den der
öffentlichen Versorgung dienenden Dampf-
kraftwerken abgegeben wurde.
Sie sehen, meine Herren, welche enge
Wechselbeziehungen zwischen der besseren
Schiffbarmachung der deutschen Flüsse und
der Elektrizitätsversorgung des Landes schon
jetzt bestehen und sich in Zukunft noch weiter
entwickeln werden. Beide Teile haben davon
ihren Vorteil; denn einerseits werden gewal-
tige Mengen elektrischen Stroms gewonnen
und anderseits kann durch dessen Verwertung
unser Wasserstraßennetz fast kostenlos in bis-
her ungeahnter Weise ausgebaut werden.
Das ist der große Gedanke, der mit der
Ausnutzung der Flußwasserkräfte für die
Elektrizitätsversorgung verknüpft ist.
«
748
Lichtbogenfreie Schalter für Wechselstrom.
Von Wilhelm Höpp,
Oberingenieur der AEG, Apparatefabrik,
Berlin.
Übsrsicht, In vorliegender Arbeit wird eine
Theorie zur angenäherten Vorausberechnung derjenigen
Stromstärken gegeben, bei welchen noch ein selbst-
tätiges Verlöschen des Wechselstromlichtbogens erfolgt,
ohne daß er in die Länge gezogen werden muß. Sie fußt
auf der‘ Vorstellung, daß in einer Funkenstrecke nur
dann eine Liehtbogenentladung zustande kommen kann,
wenn eine bestimmte, von der Stromstärke abhängige
Zündspannung zur Verfügung steht. Es wird ein ein-
faches, zeichnerisches Verfahren für die Ermittlung
der Grenzströme angegeben, welches eine genügende
Übereinstimmung mit den Meßergebnissen liefert. Die
Folgerungen aus dieser Theorie haben zur Ausbildung
„lichtbogenfreier” Schalter für Wechselstrom geführt,
die eine größere Betriebssicherheit verbürgen, als die
bisher üblichen. Die gegebene Theorie gilt im Prinzip
auch für Stromunterbrechung unter Öl mit dem Unter-
schied, daß’ die Konstanten andere Werte annehmen.
Einleitung. In einer Arbeit über Unter-
brechungslichtbögen im Jahre 1913!) habe ich
in dieser Zeitschrift über Versuche mit Gleich-
und Wechselstromlichtbogen berichtet, worin
unter anderem der Einfluß der Schaltung und
des Leistungsfaktors auf die Licehtbogenbildung
beschrieben wird. Im Anschluß daran werden
in vorliegender Untersuchung die Stromgrenz-
werte für liehtbogenfreie Unterbrechung rech-
nerisch und zeichnerisch abgeleitet, wobei ein
guter Einblick in die Vorgänge bei der Unter-
brechung von Wechselstrom gewonnen wird.
Tatbestand. Im Gegensatz zu einem
Gleichstrom-Lichtbogen, der, um zu verlöschen,
auf eine bestimmte Länge ‚ausgezogen‘ werden
muß, verlischt bekanntlich ein Wechselstrom-
Lichtbogen bei jedem Stromrichtungswechsel.
Beim Kohlelichtbogen tritt dabei, wenn der
Elektrodenabstand gering ist, sofort wieder
eine „Neuzündung‘ ein, so daß auch hier ein
Ausziehen erforderlich wird. Aber auch hierbei
tritt das Verlöschen schließlich bei einem Strom-
nullwert ein. Ähnliches gilt für den Hoch-
spannungs-Lichtbogen unter Ol. x
Beim Metallichtbogen-sind die Vorgänge
prinzipiell nicht verschieden von denjenigen im
Kohleliehtbogen, jedoch ist ein ausziehbarer
Liehtbogen viel schwerer, d. h. nur unter ge-
wissen Bedingungen zu erzielen, und bei Wech-
selspannungen bis etwa 1000 V genügen .z. B.
bei induktionsfreier Belastung nur 1 bis 2 mm
Entfernung zwischen Kupferelektroden, um
den Stromkreis liehtbogenfrei zu unterbrechen.
Physikalischer Vorgang.?) Der Grund
für dieses günstige Verhalten ist bekanntlich
im wesentlichen in der guten inneren Wärme-
leitfähigkeit der Metallelektroden zu suchen,
welche bewirkt, daß die Temperatur der Elek-
troden bei der Stromabnahme in jeder Halb-
welle sehr schnell abfällt, so daß die Leitfähig-
keit der Funkenstrecke stark sinkt, u. zw. unter
geeigneten Bedingungen so stark, daß die an-
steigende Spannung der nächsten Halbwelle
nicht mehr in der Lage ist, die Funkenstrecke:
zu durchschlagen und den Lichtbogen erneut
zu zünden. Die erforderliche Zündspannung
ist um so höher, je rascher die Elektroden ab-
kühlen, und ist am höchsten bei kalten Elek-
troden. Sie wird dann gleich der gemeinhin
mit „Durchschlagspannung“ bezeichneten
Spannung.
Nun ist aber die Temperatur der Elektro--
den offenbar um so höher, je größer die Strom-
stärke im Augenblick der Elektrodentrennung
ist, und je länger ein Anheizen stattfindet, und
es wird für den Trennungsaugenblick offenbar
einen ungünstigsten Zeitpunkt geben, der etwa
kurz hinter dem Stromnullwert liegen wird,
weil dann bei der noch kleinen Elektrodenent-
fernung ein Lichtbogen genau wie bei Gleich-
strom entsteht. Dieser heizt die Elektroden
dann fast während der Zeitdauer
Halbwelle an.
Mit dieser Möglichkeit muß aber prak-
tisch immer gerechnet werden, und dann sind
wir berechtigt, eine ganz bestimmte, zunächst
noch unbekannte Temperaturabhängigkeit von
‚der effektiven Belastungsstromstärke anzu-
nehmen, wie es weiter unten geschehen ist.
Wir sehen also, daß die erforderliche Zünd-
spannung erstens von der Stromstärke abhän-
gig ist und zweitens mit der Zeit bis auf den
Grenzwert der Durchschlagspannung für kalte
Elektroden anwächst.
Mathematische Formulierung der
Aufgabe, Wir benutzen zur Formulierung des
Problems zunächst einmal die einfachsten Ge-
setzmäßigkeiten und können den Tatsachen
der ganzen
„ „ETZ* 1913, 8.83 u. 56.
”) Vergl. auch H. Th. Simon, Ph. Z. 1905, 8. 297.
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920, Heft 38,
dann durch nötigenfalls erforderliche Abände-
rungen, die sich aus dem Vergleich mit den
Messungen ergeben, in geeigneter Weise Rech-
nung tragen. a:
Fe Über den zeitlichen Verlauf der erforder-
lichen Zündspannung wissen wir zunächst nur,
daß sie sich asymptotisch dem bereits erwähn-
ten Grenzwert für kalte Elektroden nähert,und
können für den anfänglichen Verlauf nur ver-
muten, daß sie sehr rasch ansteigen wird, etwa
nach Abb. 1. Wir wissen ferner aus der Erfah-
rung, daß ein Gleiehstrom-Liehtbogen unter-
halb einer gewissen Mindestspannung selbst bei
/
/
/
©
\ => —>t:
Abb.1. Zeitlicher : Verlauf Abb. 2. Geradliniger Ver-
der „erforderlichen“ Zünd- lauf der erforderlichen
spannung nach dem Ver- Zündspannung.
löschen des Lichtbogens.
sehr hoher Stromstärke nicht bestehen kann;
um so mehr wird daher bei Wechselstrom un-
abhängig von der Stromstärke im Zeitpunkt
= 0 bereits eine Mindestspannung oy' erfor-
derlich sein. Esist auch denkbar, daß der zeit-
liche Verlauf nach einer anderen Kurve vor sich
geht, aber es ist zweckmäßig, für unsere Be-
trachtungen zunächst einen geradlinigen An-
stieg in Ansatz zu bringen, und dazu genügt die
Form: j
e,=o-+ &o (1-+.at), le (1
worin oo + e,, den von der Stromstärke ab-
hängigen Anfangswert der erforderlichen Zünd-
spannung, t die Zeit und a den Riehtungsfaktor -
oder den zeitlichen Anstieg i.d. sek bedeuten.
e,, wird mit zunehmender Stromstärke klei-
ner, und wir wollen für diese Abhängigkeit von
der Stromstärke versuchsweise die einfachste
Form benutzen, um das zum Ausdruck zu brin-
gen, indem wir ansetzen: Ras
—_
ne re
ko bedeutet eine Konstante und J die effektive
Wechselstromstärke, u. zw., da wir nur die
Grenzwerte ermitteln wollen, eben den gesuch-
ten Grenzwert der Stromstärke, bei dem ge-
rade noch das selbsttätige Verlöschen des
Lichtbogens eintritt. Wir erhalten also für die
in jedem Zeitpunkt erforderliche Zündspan-
nung die Beziehung:
Te,
EN ie
Das ergibt den in Abb. 2 dargestellten gerad-
linigen Verlauf mit dem Anfangswert e, =
für den konstanten Zeitabschnitt ti‘ — 3
Der Verlauf der wirklich zur Verfügung stehen-
den Spannung hängt aber, wie im Folgenden
gezeigt wird, von der Form der Wechselspan-
nungskurve und der Anordnung von Wider-
stand R, Induktivität L und Kapazität © im
Stromkreis ab. - n &
Reihenschaltung von Z und R Es
sei zunächst nur Z und R in Reihenschaftung
vorhanden (Abb. 3). Dann ist bei sinusförmiger
Abb. 3. Reihenschaltung von Induktivität und Widerstand.
Wechselspannung der zeitliche Verlauf der
pannung an der Funkenstrecke-F, vom Zeit-
punkt des Stromnullwertes an gerechnet, ge-
geben durch
e=Epin(+Y) .....
wo @ die zeitliche Voreilung der Spannungs-
welle gegenüber der Stromwelle ist (Abb. 4).
Nun kann aber eine Neuzündung des Bo-
gens offenbar nur eintreten, wenn die zur Ver-
fügung stehende Spannung e‘ in irgend einem
Zeitpunkt größer ist oder wird, als die erforder-
283. September 1920. _ =
liche Zündspannung e,, und im Grenzfallnur
dann, wenn diese Spannungen gerade noch ein-
ander gleich sind. Das tritt ein, wenn die Zünd-
spannungsgerade e, die Sinuswelle der zur Ver-
0
| Y4
BE ? ee tz
2 II 5
Abb. 4. Grenzfall ‚der Neuzünudung bei Berührung der
Kurven der erforderlichen und der wirklichen Spannung.
fügung stehenden Spannung tangiert (Abb. 4),
u. zw. im Zeitpunkt t=1,.
In diesem Fall erhalten wir die Bedingungs-.
gleichung für die Grenze der Lichtbogenbildung
aus Gl. (3) und (4): SE, FR
HF Aatot)=Hsmltte). ..6
k
J
Wird der Winkel g von = 0 an ver-
größert, so rückt der Berührungspunkt P auf
der Sinuskurve weiter nach unten und fällt
schließlich bei dem Grenzwinkel , in die Ordi-
natenachse (Abb. 4), d. h. es wird von hier ab
der Zündwinkel t, = 0, und der Verlauf der
Zündspannungskurve ist jetzt belanglos. Der
Zündwinkel bleibt für größere p ebenfalls gleich
Null, und dann folgt für alle zwischen diesem
Grenzwert =, bis g = 90° aus Gl (5):
ko _
ge Ä
Mit e = E,/V2, o=0,/V2 und k = ko/V2 kann
man für den speziellen Fall g = 90° also bei
reiner Induktivlast schreiben:
5 k
U eye a ll
E,8lnp 0... 3
Das Produkt J, . e ergibt eine gerade Linie von
der Form: ;
JL.e=k-+JL.o ERRICh
Wie weit diese Gleichüng die wirklichen Ver-
hältnisse wiedergibt, geht aus dem Vergleich
mit den Meßergebnissen in Abb. 5 hervor, in
Bee
2 ee BE
v
20000
S
| 10000
REERFSSREREE
020 40 60180700 120 140 160 10020 -
Abb. 5. Vergleich zwisehen Messung ünd Berechnung
3 nach Gl (8). N
welche die gemessenen Werte durch kleine
Kreise eingetragen sind. Ersichtlich genügt die
Gleiehung für die prinzipielle Darstellung voll-
kommen, während bei der zahlenmäßigen Be-
rechnung im Bedarfsfall entsprechende Kor-
rekturen vorgenommen werden können. Von
wesentlich praktischer Bedeutung ist der Wert _
der Konstante 0, wie weiter unten angegeben -
ist. : Be
Für die Winkel zwischen 9, unda= 909
folgt aus Gl. (6) zunächst, daß die schraffierten
Strecken in Abb. 6 den Wert %,/.J darstellen,
2c ein Maß für die reziproken Stromstärken
sind. 3 R
- Für den Winkel zwischen g=0.-und
P=9, ist dagegen e, = ko/J durch den
Schnittpunkt der Zündspannungsgeraden mit
der Ordinatenachse bestimmt (Abb.‘ 6), und.
wenn man diese Konstruktion für verschiedene
kleine Winkel wiederholt, in der Weise, daß
man die Ordinatenachse gegen die feststehende
Sinuskurve verschiebt, so ergibt sich eine neue
Begrenzungskurve für %ko/J, die je nach der
Größe von 1/a ein mehr oder weniger scharfes
Knie mit der Sinuskurve bildet. 2
Wir sind nunmehr in der Lage, auch die
Gl. (5) auf ihre Gültigkeit und Bereich durch
23. September 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920,
Heit 38,
749
Vergleich mit den Versuchsergebnissen nach- | kleine Kreise eingetragen, während die einge-
zuprüfen, etwa in der Form:
k
ein a
Sr)
wobei e konstant gehalten wird.
Abb. 6. Zeichnerische Ermittlung der Grenzstromstärken
in Abhängigkeit von der Phasenverschiebung.
Es ist die entsprechende Messung verhält-
nismäßig leicht durchzuführen für . größere
Phasenwinkel $, denn man erhält dann ent-
weder sofort einen ‚weit ausziehbaren Licht-
bogen bei geringer Überschreitung der Grenze
oder überhaupt keinen Lichtbogen, auch dann
nicht, wenn die Schaltgeschwindigkeit ziem-
lieh ungleich gemacht wird. Für die kleineren
Winkel g wird jedoch die Beobachtung schwie-
rig, denn jetzt werden die Stromgrenzen von
der Elektrodenentfernung abhängig, wie die
Versuchsergebnisse in Abb. 7 zeigen. DerEnt-
ladungsvorgang ändert in diesem Bereich sein
0 20
40 60 80 100 120 140 160 7180 200
—>/Amp
Abb. 7. Abhängigkeit der Grenzströme von der Funken-
strecke bei induktionsfreier Last.
Aussehen, und es handelt sich mehr um einen
Schweißvorgang. Bei 2 mm Elektrodenab-
stand erhält man ungefähr die doppelte Strom-
stärke, als bei lmm, was bei großerPhasenver-
schiebung nicht der Fall ist, denn dann erhält
man stets denselben Grenzwert, ob man 1 oder
2 mm oder einen noch größeren Elektroden ab-
stand wählt. -
Der Vergleich zwischen Rechnung und
Messung ergibt, daß Gl. (9) für einen weiten Be-
reich Gültigkeit hat und die Konstante 1/a nur
einige Winkelgrade betragen kann, was ja auch
durch die bekannte Tatsache gestützt wird,
daß die Leitfähigkeit einer Metallfunkenstrecke
nach der Stromunterbrechung außerordentlich
as Teer /
BIN
Bee
Ale
0 000 110
——>AMRp
Abb. 8. Abhängigkeit der Grenzsetröme vom Leistungs-
faktor bei Eisenelektroden. Vergleich zwischen Messung
und Rechnung.
rasch abfällt. In Abb. 8 sind die bei 600 V und
50 Per gemessenen Werte für Eisenelektroden
in Abhängigkeit vom Leistungsfaktor durch
zeichnete Kurve im unteren Stromgebiet der
Gl. (9) entspricht nach der Formelt):
3 600
600 sin — 150
Für das obere Stromgebiet, wo die Neuzündung
nicht mehr im Stromnullwert, sondern später
erfolgt, ist die Grenzstromstärke:
Zi k(1-+at,)
= Den eorekor
was natürlich bequemer aus dem Diagramm
nach Abb. 6 ermittelt werden kann, wenn der
obere Grenzwert für g = 0, d.h. für induktions-
freie Belastung und somit 1/a für einen be-
stimmten Elektrodenabstand nach Abb. 6 an-
genommen wird.
„Praktische Folgerungen). Von- der
größten praktischen Bedeutung ist der Wert o,
denn unterhalb dieser Minimalspannung ist ein
Wechselstrom-Lichtbogen von einigen mm
Länge nicht aufrecht zu erhalten, auch dann
nicht, wenn es sich um reine Induktivbelastung
handelt. Da bei Kupferelektroden und 50-
periodigem Wechselstrom diese Minimalspan-
nung ebenso wie bei Eisenelektroden etwa
150 V beträgt, so genügt es zum Beispiel
bei 500 V Drehstrom, da die Phasenspannung
weniger als 2x 150 V beträgt, in jeder
Leitung zwei Unterbrechungsstellen hinter-
einander zu Schalten, um unter allen Um-
ständen ein lichtbogenfreies Ausschalten zu
ermöglichen, wenn man durch irgend eine
Art Langsamschaltung?) dafür sorgt, daß
J=f(cosy)= (10
(11
der Lichtbogen innerhalb der ersten Halb-
‚periode nach der Trennung der Kontakte nicht
unnützerweise in die Länge gezogen wird oder
sonstwie die Lichtbogenbildung nicht begün-
stigt wird. In Abb. 9 ist ein nach diesen Ge-
hergestellter
sichtspunken eisengekapselter
Abb. 9. Lichtbogenfreier‘ gußeisengekapselter Drehstrom-
ausschalter der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft.
Hebelschalter für 500 V und 200 A der AEG
dargestellt. Entgegen der Ausführung. bei
Gleichstrom sind die feststehenden Kontakte
ganz nahe aneinander gerückt, ohne daß Steh-
feuer zwischen ihnen zu befürchten wäre.
Abb. 10 gibt die zugehörigen Grenzstromstär-
ken für lichtbogenfreies Ausschalten bei reiner
0 20 40 60 80 100 120 WO 160 180 200
Amp
Abb. 10. Schaltleistung des Schalters nach Abb. 9.
Induktivlast an, woraus hervorgeht, daß der
Schalter als sehr betriebssicher bezeichnet
werden kann, denn selbst bei Drehstrommoto-
1) Die Konstante k=6000 nach Abb. 5 gibt für
Ströme unter 20 A keine genügende Anpassung an die
Meßwerte, weshalb 3600 gewählt wurde,
Vergl. auch „ETZ“ 1918, S. 57.
s) D.R.P. Nr. 289097
ren mit kleinen Umdrehungszahlen beträgt der
Statorstrom, falls dieser Be offenem Rotor-
kreis ausgeschaltet wird, weniger als 40%, des
Vollaststromes, während bei dieser ungünstigen
Induktivbelastung des Schalters, also 80 A,
noch eine Spannung von 580 V lichtbogenfrei
abgeschaltet werden kann.
Parallelsechaltung von Widerstand
und Induktivität. Nachdem die vorange-
gangenen Betrachtungen einen Einblick in den
Zündvorgang gegeben haben, können wir jetzt
in ähnlicher Weise den zweiten wichtigen Fall
untersuchen, wenn ZL und R nicht die Reihe,
sondern parallel zueinander geschaltet sind
R
E
L
Eo:sin(t#9)
Abb.11. Parallelschaltung von Widerstand und Induktivität
(Abb. 11). Dann ist im Augenblick des Strom-
nullwertes, also zur Zeit ti = 0, die an der Be-
lastung wirkende Spannung gerade
%Yp=Eysinp. ne
und, da inzwischen die Elektroden weit genug
getrennt sind, so ist die Netzspannung für die
Folgezeit abgeschaltet und das System L, R
sich selbst überlassen, so daß sich die Selbst-
induktion L nach dem bekannten Exponential-
gesetz:
t
FIETE
eL=%yp.E ee ld
entladen wird. Die an der Funkenstrecke wir-
kende Spannung ep„ist für die Folgezeit nur
noch gleich der Differenz aus der Netzspannung
E, sin (t + @) und dieser abklingenden Span-
nung nach Gl. (13), also
m
er = Esin(t+9)— Eysin p.e . (14
deren Verlauf für eine kleine, mittlere und
große Phasenverschiebung in den Abb. 12 bis 14
vergleichshalber dargestellt ist. Je kleiner die
Zeitkonstante 7’ = L/R ist, um so steiler ver-
läuft die Wellenstirn der Spannung e; an der
Funkenstrecke, um im Grenzfall R = © senk-
recht zu verlaufen. Esist dann nicht mehr an-
gängig, den Verlauf der Zündspannungslinie in
irgend einem Bereich außer Acht zu lassen, denn
nunmehr ist in jedem Falle im Augenblick des
Stromdurchganges durch den Nullwert auch
die an der Funkenstrecke zur Verfügung ste-
hende Spannung gleich Null, und daher kann
die Neuzündung überhaupt nur in einem späte-
ren Augenblick erfolgen, nämlich dann, wenn
die Kurve der erforderlichen Zündspannung,
die auch jetzt wieder als eine ansteigende, ge-
rade Linie angenommen werden soll, die zur
Verfügung stehende Spannung schneidet bzw.
noch gerade berührt. Aus dieser Betrachtung
geht hervor, daß bei Parallelschaltung von L
und R die Zündung des Bogens erschwert wird,
und wir haben daher einen anderen Verlauf der
Grenzstromkurven zu erwarten. Bei denselben
cos p-Werten muß J größer ausfallen mit Aus-
nahme der Grenzwerte für cosp—=(0 und
cos = 1, weilin dem einen Fall janur Lund
im anderen nur R vorhanden ist, genau wie bei
Reihenschaltung, so daß also der Anfangs- und
der Endwert zusammenfallen müssen, wie das
Meßergebnis Abb. 8 zeigt.
Die rechnerische Bestimmung der Grenz-
ströme führt auf transzendente Gleichungen,
die nur durch Näherungsrechnung oder zeich-
nerisch lösbar sind, und daher gelangt man
schneller zum Ziel, wenn man den zeitlichen
Verlauf der Spannung an der Funkenstrecke
direkt aufzeichnet und. die Zündspannungs-
rade als Tangente an diese zieht, wie das in
en.Abb. 12 bis 14 angedeutet ist. Der rezi-
proke Wert der Strecke ko/J stellt wieder ein
Maß für die Stromstärke dar. Ausgehend von
dem Wert J= J, für p = 90° können nun
über den Winkelgraden die aus der Messung er-
rechneten %o/J-Werte eingezeichnet werden.
Die Tangenten an die ep-Kurven durch diese
Sehnittpunkte müssen, falls der geradlinigeAn-
stieg der Zündlinie tatsächlich zutrifft, immer
die gleichen Strecken t' = 1/a ergeben. Das
trifft sehr nahe zu, wenn 0% = 0 gesetzt wird,
wie aus Abb. 15 hervorgeht. Die berechneten
J-Werte sind als kleine Kreise um die gemesse-
nen Wertein Abb. 8 eingetragen. Nur mit dem
Wert o = 0 ist die gute Übereinstimmung zu
erzielen. Es ist aber nicht zu erwarten, daß die
Zündspannungskurve die angenommene, ein-
fache Gesetzmäßigkeit aufweist, aber das
kommt auch praktisch nicht in Betracht.
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920.
Heit 38,
283. September 1920.
mo
Abb. 12.
Abb. 18.
Zünddiagramme für kleinere, mittlere
Parallelsehaltung von Z und R.
Die praktische Folgerung aus Vorstehen-
dem ist die, daß bei Wechselstrom in vielen
Fällen dureh Parallelschaltung Ohm-
scher{Widerstände zu einer Induktivi-
tätZdie.Liehtbogenbildung vollständig
90°?
er
Abb. 15. Kurve der reziproken Stromstärken für Parallel-
schaltung von L und R.
vermieden werden kann. In welchen wei-
ten Grenzen das gerade für das wichtigste Elek-
trodenmaterial, das Kupfer, der;Fall ist, zeigt
die Abb. 16, in welcher die beiden! Kurven für
0 20 40 60 80 700 120 140 760 180 200
© —>Amp
Abb. 16. Abhängigkeit der Grenzströme vom Leistungs-
faktor bei Kupferelektroden.
Reihen- und Parallelschaltung für 600 V und
50 Per verzeichnet sind. Es wird nunmehr
auch verständlich, warum das Ausschalten
eines voll belasteten Drehstrommotors wesent-
lich leichter ist, als die Unterbrechung des
Statorkreises bei offenem Rotor.
Einfluß einer großen Kapazität. In
ähnlicher Weise wie vorgehend entwickelt,
kann auch ein Rückschluß gezogen werden über
den Einfluß einer großen Kapazität, etwa beim
Abschalten einer sehr langen Hochspannungs-
Freileitung in bezug auf die Liehtbogenbildung.
Bei der Schaltung nach Abb. 17 ist im Augen-
Ba
ee
FE
Abb. 17. Reihenschaltung von Kapazität und Widerstand.
blick der Stromunterbrechung die Kapazität
auf einen von p abhängigen Wert
(15
aufgeladen, den sie bei guter Isolation -für die
Folgezeit aufrecht erhält!),. An der Funken-
ee = Fy:sinp=konstant. . »
h 1) Beischlechter Isolation oder Widerstandbelastung
fällt die Kondensatorenspannung nach dem bekannten
Exponentialgesetz ab.
Alb. 14.
und große Phasenverschiebung bei
strecke wirkt daher die Ditfe-
renz ep aus der Wechselspan-
nung und ‘dieser konstanten
Kondensatorspannung(Abb.18).
Die Neuzündung erfolgt noch so
lange, bis die Zündgrade diese
Differenzspannungswelle tan-
giert, woraus der Wert ko/.J wie
früher abgelesen werden kann.
Unterbrechungsvorgang
beiHochspannung. BeiHoch-
spannung, wird allgemein, also
auch bei Ölschaltern, durch Ver-
größerung der Funkenstrecke
die Steigung der Zündgraden
- solange erhöht, bis letztere die
Welle der Spannung an der Funkenstrecke
nicht mehr schneidet bzw. tangiert, und es geht
aus dieser Betrachtungsweise hervor, daß je
nach der Schaltung von R, L und (© während
der Kontakttrennung mehrfache Neuzündung
oder ein ‚kontinuierlicher Liehtbogen auftritt.
Da bei Ölschaltern der Einfluß der Netzkon-
stanten ein ähnlicher sein wird, wie bei Luft-
schaltern, ist die Leistungsfähigkeit eines Öl-
schalters nach der gegebenen Auffassung we-
sentlich durch die Steilheit der Zündspannungs-
kurve bestimmt, weil man danach streben wird,
die Brenndauer möglichst auf eine halbe Pe-
riode abzukürzen. Setzt man beim Ölschalter
Abb. 18. Zünddiagramm bei Reihenschaltung von C und R.
ebenfalls bestimmte Konstanten ©, ko und
l/a voraus, so lehrt ein Blick auf Abb. 18,.daß
die Abschaltung von Kapazitätsbelastung nicht
wesentlich schwieriger sein wird, als reine
Widerstandsbelastung, denn die Neigung der
Zündspannungsgeraden ist nicht sehr verschie-
den für die verschiedenen Winkel , und daher,
ist auch die Strecke k,/J ziemlich konstant.
Das bedeutet aber, daß auch die erforderliche
Liehtbogen-Abreißlänge im Ölschalter nicht
wesentlich verschieden sein wird bei reiner:
Widerstands- und reiner Kapazitätsbelastung.
Am schwierigsten dürfte auch hier die Aus-
schaltung von reiner Induktivlast sein.
Sicherungsmaßnahmen
gegen gefahrbringende Berührung in
elektrischen Niederspannungsanlagen.
Von W. Vogel, Kattowitz O.-Schl.
Übersicht Mit Einführung der höheren Span-
nung in Drehstrom-Ortsnetzen, von 3><380 V verket-
teter Spannung und mit 220 V Spannung gegen Erde, ist
eine Zunahme der tödlichen Unfälle an Menschen und
Vieh eingetreten. Diese Vermehrung der Unfälle ist
aber nicht eine notwendige und stillschweigend zu
duldende Begleiterscheinung der erhöhten Spannung,
sie ist vielmehr eine Folge von Mängeln’ an den elek-
trischen Einrichtungen, von Mängeln, die bei 125 V-
Anlagen nicht oder nicht so deutlich in die Erscheinung
getreten sind. Wenn man mit der höheren Betriebs-
spannung arbeiten will, so müssen auch alle Einrich-
tungen und Sicherheitsmaßnahmen der erhöhten Span:
nung angepaßt werden. Die Mittel zur Erzielung einer
für die Bedienung und für den Betrieb sicheren Ein-
richtung”hängen vor allen Dingen von der Anpassung
an die besonderen Verhältnisse ab. Die Erfahrungen
und Beobachtungen des Verfassers im oberschlesischen
Industriegebiet geben Hinweise für die Wahl der Aus-
rüstungsteile und für die Ausführungsart.
A. Allgemeines.
Für die Niederspannungsverteilung von
Drehstrom in Ortsnetzen wurde in den letzten
Jahren die Spannung von 3x 380 V zwischen
den Außenleitern und von 3x 220 V gegen den
;eerdeten Nulleiter eingeführt, gegenüber den
isher meist üblichen Außenspannungen von
220 und 125 V. In Gleichstromnetzen beträgt
die Spannung zwischen den , Außenleitern
meistens 440 V, gegen Null oder Erde # 220 V.
Durch die Erhöhung der Spannung wird die
Gefahr, bei Berührung spannungführender
Teile verletzt zu werden, vergrößert, weshalb .
dem Aüsbau der elektrischen Einrichtungen
mehr Sorgfalt als bisher zugewendet werden
muß. Bei Beobachtung bestimmter, leicht
durehführbarer Vorsichtsmaßregeln, und bei
Verwendung einwandfreier Einrichtungsgegen-
stände läßt sich die Gefahr, die durch die Ver-
wendung der höheren Spannung hervorgerufen
ist, zuverlässig beseitigen. Schäden für Men-
schen, Tiere und auch Sachen können dann
nur noch entstehen, wenn unsachgemäß oder
fahrlässig mit den elektrischen Einrichtungen
umgegangen wird. Die Sicherheitsvorschriften
des V.D.E. für die Errichtung der Stark-
stromanlagen geben die Richtschnur für die
Ausführung. Trotzdem ist aber bei Vergleich
von zwei Anlagen die eine von der anderen
in der Ausführung oft außerordentlich ver--
schieden. Der Grund für diese Verschiedenheit
ist darin zu suchen, daß der eine Auftraggeber
für eine gute Ausführung auch eine höhere
Zahlung leistet, daß aber für einen anderen
Besteller der billigste Preis allein den Aus-
schlag gibt. Dadurch wird aber nicht nur das
Aussehen, sondern besonders auch der Grad
der Sicherheit beeinflußt. :
Introckenen Wohn- und Geschäfts-
räumen, namentlich in solchen mit isolieren-
dem Fußboden (Holz oder Linoleum), bringt die
erhöhte Spannung bei Benutzung guter Be-
standteile und bei regelrechter Ausführung der
Anlage keine Gefahr mit sich. Schalter und
Geräte sollen feste Gehäuse zum Schutze gegen
Berührung spannungführender Teile haben.
Als Leitungen verwendet man Gummiäder-
leitungen mit Schutzrohr oder Rohrdrähte.
Die Schutzhülle der Leitungen muß stets in
die Schutzgehäuse der Schalter usw. hinein-
gesteckt sein, so daß freiliegende Leitungs-
drähte in Reichhöhe bis zu 2 m Höhe nirgends
vorkommen. Blanke oder isolierte Drähte auf
Rollen oder Klemmen sind gänzlich zu ver-
meiden. -
Infeuchten Räumen (Feuchtigkeit her-
vorgerufen durch Wasser, Dampf oder Chemi
kalien) und in Räumen, die einen gut ge-
erdeten Standpunkt bieten (Eisenkon-
struktion, Boden aus Eisenbeton, Blechbelag
und dgl.), sind schon bei 110 V Spannung
besondere Vorsichtsmaßregeln zu beachten.
Die fest angeschlossenen Lampen sind tunlichst
außerhalb Reichhöhe anzubringen. Diese Maß-
nahme hat den Vorzug, daß das Auswechseln
der Lampen nur mit Hilfe einer besonderen
Vorrichtung (Tritt, Stuhl, Leiter oder dgl.)
möglich ist, die, aus Holz angefertigt, einen
isolierten Standpunkt bietet.
Für Betriebsstätten jeder Art, Lager,
Werkstätten, Fabriken usw.liegt das beste Mittel
zur Verhütung von Gefahr in der durchweg
geschützten Bauart der elektrischen Lei-
tungen, Maschinen und Geräte. Die Leitungen
müssen in ihrem ganzen Verlauf, auch an den
Einführungen in die Schalter, Motoren, Schalt-
kästen, Anlasser usw., geschlossen verlegt sein,
in Rohr, als Kohrdraht: Panberzden oder Kabel.
Frei verlegte Drähte auf Rollen, Klemmen usw.
sind, abgesehen von wenigen Sonderfällen,
z. B. in hohen Hallen, zu leicht verletzbar.
Die spannungführenden Teile müssen der Be-
rührung entzogen und von den Gehäusen sicher
und dauerhaft isoliert sein. Die Gehäuse selbst
‚sind bei kleineren Geräten, aber auch nur bei
diesen, aus Isolierstoff, bei größeren Geräten
und Maschinen aus Eisen oder anderen Metallen
herzustellen. Sie müssen in ihrem Aufbau den
jeweiligen Einflüssen gewachsen sein. Aber
auch die besten Einrichtungen leiden unter den
ständigen Einwirkungen des Betriebes. Ihre
Schutzgehäuse und Eisenkörper können dann
eine Spannung annehmen, die bei Übertritt
auf den menschlichen oder tierischen Körper
gefährlich werden kann, wenn sie nieht durch
eine planmäßige und gut angelegte
Erdungsleitung abgeleitet wird.
Zu den Räumen, in denen die elektrischen
Niederspannungseinrichtungen gefahrbringend
werden können, gehören:
1. in Haushaltungen: Küche, Bad, -
Waschküche, ganz besonders Räume mit
Eisenbetonfußboden und mit vielen Rohr-
systemen für Wasser, Heizung, Gas, Staub-
sauger und del. & «
2. in gewerblichen und industriellen
Betrieben: Woaschanstalten,
stalten, Brauereien, Brennereien, Zucker-
fabriken, Schlachthäuser, Gerbereien usw.,
überhaupt Betriebe mit Einwirkungen
durch Chemikalien und Feuchtigkeit,
ferner Maschinenfabriken, Hüttenwerke
und, dgl., auch die‘ Einriehtungen im
Freien.
3. in Bergwerken: Die Betriebsräume
über und unter Tage.
Badean-
v2
”
%
23. September 1920.
4. inlandwirtschaftlichen Betrieben:
Die Viehställe jeglicher Art, Molkereien,
Brennereien, Pumpwerke usw. sowie auch
die Einrichtungen im Freien.
5. in allen Betrieben,die Benutzung
ortsveränderlicher Maschinen und
%eräte. Hierher gehören Handlampen,
Haushaltungs- und andere Geräte, Heiz-
und Kochgeräte, Werkzeuge und Arbeits-
maschinen, die mittels biegsamer be-
weglicher Zuleitungen mit Strom ver-
sorgt werden.
B. Grundsätze für die Erdung.
Zur Durehbildung der Erdung in einer An-
lage werden zunächst die spannungslosen
metallischen Schutzgehäuse einer elek-
trischen Maschine, eines Gerätes oder einer
Leitung usw. gut leitend miteinander ver-
bunden und dann über die Erdungsleitung
in eine oder mehrere Erdungsplatten mit
großer Ausbreitungsfläche im Erdreich an-
geschlossen. Die Erdungsplatten liegen nach
Möglichkeit im feuchten Boden, am besten
im Grundwasser. Die Erdungsleitungen und
die Erdplatten haben dafür zu sorgen, daß die
aus der Leitung auf sie übertretende Spannung
einen heftigen Überlastungsstrom zur Folge
hat, wodurch die zugehörigen Sicherungen aus-
lösen und den gestörten Teil der Anlage ab-
schalten. Bei zu geringem Strom für das
Durchschmelzen der Sicherungen müssen sie
die Spannung von der Fehlerstelle aus all-
mählich nach Null verschwinden lassen, so
daß diese an keiner Stelle mehr in gefahr-
bringender Höhe auftreten kann. Soll die
Erdung zuverlässig arbeiten, so muß der Wider-
stand der Erdleitungen sehr gering sein. Im
Fall eines Fehlers und eines Stromübertritts
zur Erde, auch bei dem größten zu erwartenden
Strom, soll die Spannung zwischen zwei gleich-
zeitig erreichbaren Punkten ein bestimmtes
Maß, etwa 30-40 V, nicht überschreiten.
Schon des öfteren haben Spannungen von 70 V
bei Wechselstrom den Tod verursacht. Eine
Stromstärke von mehr als 0,2 A gilt bereits
als gefährlich für den menschlichen Körper.
Nach Einwirkung chemischer Einflüsse ist der
Widerstand des menschlichen Körpers sehr
gering. Es sind Widerstände zwischen den in
Salzwasser aufgeweichten Händen von etwa
700-1000 Q@. gemessen worden. Die eben
gegebenen Zahlen mögen als Richtpunkte für
die Durehführung der Erdung, dienen.
Für Verteilungsnetze mit geerdetem
Nulleiter ergibt sich von selbst der Gedanke,
alle spannungslosen Teile der elektrischen Ein-
richtungen mit dem Nulleiter metallisch zu
verbinden. Doch darf man sich auf den Null-
leiter allein nicht verlassen. Hat er nämlich
einen geringen Querschnitt bei großer Länge
oder in sich noch eine schlechte Verbindungs-
stelle, so können an ihm Spannungsunterschiede
von gefahrbringender Höhe auftreten. Eür
eine einwandfreie „Nullung“ ist deshalb der
mehrmalige Anschluß an die übrigen Erd-
leitungen zu fordern.
Für den Ausbau einer sicheren Erdung
bleibt im allgemeinen folgendes zu beachten:
In Gebäuden mit Eisenkonstruktionen,
Rohrleitungen und dgl. kann man nıe ver-
hindern, daß die Metallkörper und Schutz-
gehäuse der elektrischen Einriehtungen mit
den Eisenteilen in Berührung kommen. Ja,
man bevorzugt diese mit Recht zur Befesti-
ung. Noch weniger lassen sich die metallischen
Bauteile von Erde trennen, denn alle Ma-
schinenfundamente, Rohrleitungen, Regen -
rinnen usw. sind ja durchweg mit ihnen ver-
bunden. Immer hat dieser und jener Teil mit
Erde leitende Verbindung. Hieraus ergibt sich
dann von selbst der Schluß, zur Herbeiführung
eines guten Erdungsweges die, metallischen
Bauteile selbst als Wege zur Erde zu benutzen.
Soweit es nicht schon für die Bauausführung
geschehen ist, sind zur Vervollkommnung der
eben genannten Erdungswege, alle Eisenteile
eines Gebäudes sowohl unter sich als auch mit
den vorhandenen Rohrleitungen für Wasser,
Dampf, Druckluft, Gas, Heizung usw. mößg-
lichst oft und gut leitend zu verbinden.
Auch der Nulleiter ist in dieser Verbindung
mit einzuschließen, ebenso auch die Blei- un
Eisenmäntel der Kabel. Die Muffen in: den
Kabelleitungen sind für die Erdungsleitung zu
überbrücken. Je zahlreicher und je inniger
alle diese Verbindungen sind, desto zuver-
lässiger ist die Erdung. Rohrleitungen, Ma-
sehinenfundamente und dgl., die ja schon
zum großen Teil in der Erde liegen, bilden
gleichzeitig sehr wirksame Erdplatten. Be-
sondere Erdplatten werden nur dann nötig,
wenn die vorgenannten Erdungswege als nicht
ausreichend zu erachten sind. Für besondere
Erdplatten verwendet man vorteilhaft Alt-
material mit großem Querschnitt, das in ab-
sehbarer Zeit nicht durchrostet, wie_ 2.
Kesselbleche, Maschinenteile, Eisenschienen,
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Eisenschienen senkrecht oder schräg nach
man auf diese Weise ein maschenförmiges, in
sich vielfach geschlossenes Erdungs-
netz im Gebäude hergestellt, so hat man im
allgemeinen weiterhin nur nötig, die Schutz-
gehäuse und Metallkörper der elektrischen Ein-
richtungen auf dem kürzesten Wege mit diesem
Netze leitend zu verbinden. Beim Fehlen des
Werkstatt mit mehreren Motoren, Schalt-
kästen usw. ist eine Erdung nieht etwa in der
Weise herzustellen, indem man mit kurzen
Längen der Reihe nach von einem Stück zum
anderen und schließlich an Erde geht, sondern
es sind die einzelnen Gegenstände parallel
an eine oder mehrere durehgehende starke
Hauptleitungen, die auf kurzem Wege zur
Erde führen, anzuschließen.
. Etwaige Verbindungen in den Erdungs-
leitungen und mit den eisernen Gebäude-
konstruktionen, Rohrleitungen usw. sind durch
kräftige metallische Verschraubungen mit mög-
lichst breiten Berührungsflächen herzustellen.
Da sich Verschraubungen durch Erschütte-
rungen lockern, so sind sie nachträglich noch
sorgfältig zu verlöten. Wo die Verhältnisse
es gestatten, werden die Verbindungen an den
Erdungsleitungen am sichersten als Schwei-
Bungen bei breiter Berührungsfläche hergestellt.
Der Querschnitt der Erdungsleitungen
ist den zu erwartenden Höchstströmen anzu-
passen. Reichen die durch die Gebäudeteile
gegebenen Querschnitte nicht aus oder er-
scheinen sie nicht zuverlässig genug, so sind
sie durch Hinzufügung besonderer Erdungs-
leitungen zu ergänzen, welche mit den bereits
gegebenen Erdungsleitungen mehrfach leitend
zu verbinden sind. Das gleiche gilt für
die Nulleiter. Elektrische Sicherungen oder
Sehalter dürfen im Nulleiter keineswegs vor-
handen sein. Auch in den Abzweigen auf den
Verteilungstafeln sind für die einzelnen Ab-
zweige Sicherungen und Schalter nur in den
Außenleitern zulässig. In Anlagen mit Außen-
leitern bis zu 25 mm? Kupferquerschnitt sollte
man den Erdungsleiter oder Nulleiter in gleicher
Stärke wie den Querschnitt eines Außenleiters
verlegen. Denn unter Umständen muß der
Erdleiter ja den gleichen Strom führen wie der
Außenleiter. Die Mäntel der Isolierrohre und
Rohrdrähte können wegen der vielen in ihnen
vorkommenden federnden Verbindungen nicht
als vollgültige Null- oder Erdleitungen ange-
sehen werden. Man benutze vielmehr, von der
äußersten Lampe beginnend, eine besondere
Ader als Erdleiter oder verlege neben dem
Rohrdraht einen besonderen Erddraht, mit
dem ‘dann die Beleuchtungskörper und die
einzelnen Stücke der Mäntel durch Lötung zu
verbinden sind.
Als Baustoffe für den Erdungs- und Null-
leiter kommen in der Regel Kupfer oder Eisen
in Anwendung, ein blanker Kupferdraht nicht
unter 4 mm? Eisen sollte mindestens den
doppelten für Kupfer benötigten Querschnitt
haben, wenn nicht mit Rücksicht auf Strom-
stärke, auf mechanische Festigkeit und auf
das Rosten stärkere Quersehnitte zu bevor-
zugen sind. Wegen seines höheren Wertes ist
Kupfer ein begehrter Gegenstand für Diebe.
Kupfer ist bei schwächeren Querschnitten be-
sonders gegen Beschädigungen zu schützen,
während die kräftige Eisenleitung den Schutz
in sich selbst trägt. Die besonderen Erdungs-
leitungen und die Nulleitungen sind zweck-
mäßig als blanke Leitungen zu verlegen und
durch farbigen (roten) Anstrich besonders zu
kennzeichnen.
Von der Güte einer Erdleitung überzeugt
man sich durch Messen des iderstandes
zwischen dem Gehäuse jeder elektrischen Ein-
richtung und vielen beliebigen Punkten im
weiten Umkreise. Eine derartige Messung darf
innerhalb der Betriebsräume nirgends mehr als
1 @ Widerstand ergeben. Für Anlagen im
Freien darf er, abgesehen von den Sonderfällen,
die auch besondere Maßnahmen erfordern,
nicht wesentlich größer sein.
Hat man die ale: nach den vorstehen-
den Grundsätzen durchgeführt, so ist die
Gefahr, bei Berührung spannungführen-
der Teile verletzt oder getötet zu werden,
allerdings um so größer. Es ist daher Aufgabe
aller Fabrikanten, Installateure und Betriebs-
führer, darauf hinzuwirken, daß die dem Be-
triebe zu übergebenden Einrichtungen so gebaut
sind, daß alle spannungführenden Teile sicher
geschützt und erst nach absichtlicher Frei-
legung zugänglich sind. Für das Öffnen der
Apparate soll ein besonderes Hilfsmittel, wie
z. B. ein Schlüssel, Schraubenzieher, usw. er-
forderlich sein, um ein unbefugtes Öffnen zu
erschweren. .
In weleher Ausführung nun die oben be-
schriebenen Erdungsmaßnahmen durchzu-
Heit 38.
Rohrstücke usw. Nach Maßgabe der örtlichen
und Grundwasserverhältnisse wird man die
unten verlaufend in den Boden bringen. Hat
oben beschriebenen Erdungsnetzes in einer
751
führen sind, hängt von den gegebenen örtlichen
Verhältnissen ab und muß von Fall zu Fall
reiflich erwogen werden.
. . Für den Anschluß der elektrischen Ein-
richtungen an das Erdungsnetz bleibt noch
zu beachten:
. Vor der Inbetriebnahme jeder elek-
trischen Einrichtung muß die Erdverbindung
stets der erste Anschluß sein. Bei Außer-
betriebsetzung darf sie stets erst nach Abnahıne
der Stromleitungen als letzte entfernt werden.
Diese Forderung gilt auch für Ausbesserung,
Prüfung usw., namentlich aber für vorüber-
Kae Einrichtungen, wo man allerdings sehr
häufig das Gegenteil beobachtet. Auf den
Verstoß hiergegen sind manche Unfälle zurück-
zuführen.
Für Hochspannungsanlagen gelten im
großen und ganzen die gleichen Grundsätze,
doch erfordert der Ausbau eine eingehendere
Prüfung der örtlichen Verhältnisse.
Beiortsveränderlichen Handgeräten
und Werkzeugen ist bei vielgebrauchten Stük-
ken, namentlich aber in rauhen Betrieben, die
Erdung nicht nur für den Bau, sondern noch
mehr für die Instandhaltung schwierig. In
gewissen Einzelfällen wird deshalb die Herab-
setzung der Spannung sehr zu erwägen
sein, ein Ausweg, der in Dreh- und Wechsel-
stromnetzen ja ohne besondere kostspielige
Umstände gangbar ist. Im Laufe der weiteren
Erörterung wird auf die Herabsetzung der
Spannung noch im einzelnen hingewiesen
werden. Sie hat aber auch eine gewisse all-
gemeine, wirtschaftliche Bedeutung, die hier
kurz berührt werden soll. Mit dem Ausgang
des Krieges ist der Unterschied zwischen mein
und dein sehr verwischt. Das Mitnehmen der
Glühlampen aus den Beleuchtungskörpern in
den Werkstätten und in vielen, der Allgemein-
heit ee ich verkehrsschwachen Stätten
gehört heute zur täglichen Übung. Es werden
so viele Lampen gestohlen, daß die Werkstatt-
besitzer kaum genügend Lampen herbeischaffen
können. Eine Anzahl von Betrieben der Groß-
industrie ist deshalb schon aus diesem Grunde
dazu übergegangen, die Lampenspannung her-
abzusetzen. Die aus den erkstätten mit-
genommenen Lampen für 30-70 V versagen
in den Haushaltungen ihren Dienst. Sie sind
somit das Stehlen nicht mehr wert. Die be-
sonderen Kosten für die Einrichtungen kleiner
Niederspannungsnetze nebst den dazugehörigen
Transformatoren fallen unter diesen Umständen
gegenüber den heutigen Lampenkosten nicht
sehr ins Gewicht.
C. Handlampen und Werkstattlampen.
Man macht vielfach einen Unterschied
zwischen Hand- und Werkstattlampen. Als
Handlampen betrachtet man solche, die mittels
Stecker befestigt sind und an ganz beliebiger
Stelle gebraucht werden können, als Werkstatt-
lampen dagegen diejenigen, die wohl ebenfalls
an einer beweglichen Zuleitung hängen, am
anderen Ende jedoch fest mit der sonstigen
Leitungsanlage verbunden und deshalb in
ihrer Verwendung auf einen bestimmten Ar-
beitsplatz beschränkt sind. Beide Lampen-
sorten haben die bewegliche Leitung und
den Gebrauch in der Hand gemeinsam.
Sie bieten gerade dadurch die Veranlassung
für etwaige Unfälle und müssen deshalb auch
gleich behandelt werden.
Die Hand- und Werkstattlampen und ihre
beweglichen Anschlußleitungen erfahren ohne
Ausnahme eine schonungslose Behandlung. Da
sich hieran nichts wird ändern lassen, so sollte
man für den Gebrauch nur widerstandsfähige
Ausführungen zulassen. In außerordentlich
vielen Fällen muß man aber gerade das Gegen-
teil feststellen. Die Erdung der Handlampen
über Leitung und Stecker läßt sich wohl aus-
führen, ist aber schwer zu kontrollieren und
in Ordnung zu halten. Für die Erdun erhält
die Leitung eine besondere Ader oder eine
Umflechtung aus Draht, die ihrerseits gegen
mechanische Verletzungen _ besonders zu
schützen ist. Hierdurch wird die bewegliche
Leitung weniger biegsam und findet bei den
Arbeitern weniger Beifall. Eine eiserne Schutz-
hülle aus Metallschlauch wird noch schwerer
und ist deshalb noch weniger beliebt. Für einen
Erdanschluß muß der Stecker besonderen
Erdungskontakt haben, der so ausgebildet ist,
daß er beim Einsetzen die Erdverbindung zu-
erst, also vor den stromführenden Leitungen,
an das Netz anschließt. Beim Herausnehmen
des Steckers wird dann die Erdungsleitung
zuletzt unterbrochen. Die größere Sorgfalt,
die die Herstellung und Wartung dieser Lam-
en erfordert, läßt das Widerstreben der Ver-
Bräucher und Fabrikanten gegen die az
von Hand- und ea Den erklärlich
erscheinen. Die Erdung gibt auch noch folgen-
des zu bedenken. Wird eine der stromführenden
Adern beim Gebrauch unterbrochen, so ver-
sagt die Lampe ihren Dienst und wird gegen
A "u « EN E
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PR
752°” Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 38. 23. September 1920.
natürliche Erdplatten sind hier nur die Wasser-
haltungen nebst den Rohren und die geerdeten
Schienenrückleitungen von elektrischen Loko-
motivstrecken anzusehen. ie gewöhnlichen
Fördergleise auf der Sohle, ebenso etwa vor-
handene Druckluftleitungen sind als nicht ein-
wandfrei zu erächten, da die Verbindungsstellen
nicht zuverlässig leiten.
Unter Tage muß man sich deshalb vielfach
mit besonderen Erdungsleitungen und be-
sonderen Erdungsplatten behelfen. Die Sumpf-
anlage für eine Pumpe und die Wasserseige
sind hier die Träger des Grundwassers. Wegen
‚der öfteren Entschlämmung ist die Wasser-
seige mit Vorsicht zu benutzen. Etwaige bei
dieser Arbeit gefundene Hindernisse sind stö-
rend und werden von den Arbeitern entfernt.
Als. brauchbare Erdplatte empfiehlt sich ein
altes kräftiges Kosseiblech: das sich in der Form.
den lichten Abmessungen der Wasserseige an-
schmiegt und bei den Reinigungsarbeiten dann
kein Hindernis bietet.
Die Eisen- und Bleimäntel der Kabel sind
stets mitzubenutzen und ihre Muffen be-
sonders sorgfältig zu überbrücken. Verlaufen
in den gleichen Strecken auch elektrische Lo-
komotivförderungen mit Schienenrückleitung,
so sind die Mäntel der Kabel bei ungenügenden
Schienenverbindungen leicht der Zerstörung
durch den Strom der Lokomotivstrecke aus.
gesetzt. Denn bei zu hohem Leitungswider-
stande in der Schienenrückleitung würde der
Lokomotivstrom dann die Kabelmäntel zu
hoch belasten können. Dieser Umstand mahnt
zur Vorsicht und erfordert eine gute Instand-
haltung der Schienenrückleitung. Wegen der
zerstörenden Einflüsse der sauren und salzigen
brauch in der Küche muß auf das nachdrück-
lichste verlangt werden, sobald in der Küche
der Boden aus Eisenbeton besteht, der stets
einen gut geerdeten Standpunkt bietet, oder
sobald die Leitungen für Gas, Wasser, Heizung
und dgl. in der Nähe der Kochstelle vorbei-
führen.
Eine bewegliche Leitung für den Anschluß
eines Heiz- und Kochgeschirrs für Küchen-
gebrauch sollte nicht länger als 0,5 m sein, denn
das Küchenpersonal übt nun einmal den
Brauch, für das Einlassen von Wasser ‘das
Kochgerät selbst in die Hand zu nehmen
und unter den nächsten Wasserzapfhahn zu
halten. Alle Vorschriften hiergegen werden
daran nichts ändern. Wird hierbei bei längerer
Anschlußleitung der elektrische Anschluß nicht
unterbrochen, so ist für die Bedienung zwischen
der Hand am Kochgerät und zwischen der
Hand am Wasserhahn stets der kurze und
gefährliche Weg zur Erde gegeben. Dieses
vermeidet man, wenn die Leitungen so kurz
sind, daß beim Fortnehmen des Gerätes von
seinem Arbeitsplatz die Leitung zuvor gelöst
werden muß. Die Nachteile der kurzen Leitung
muß man durch eine genügend große Anzahl
von Steckdosen wieder gut machen, um die
Kochgeräte an verschiedenen Arbeitsplätzen in
Benutzung nehmen zu können. Noch zweck-
mäßiger dürfte es sein, Kochgeräte und An-
schlüsse für den Küchenbetrieb so auszu-
führen, daß das Hilfsmittel einer beweglichen
Leitung vollständig in Fortfall kommen kann.
Für die kleineren, außerhalb der Küche in
den Wohnräumen benutzten Geräte, wie z. B.
Teekocher, Wärmeplatten, Kaffeemaschinen
usw. ist von einer derartigen Forderung ab-
zusehen, da diese Apparate mehr Schonung in
der Behandlung erfahren und dann auch in
trockenen Räumen mit isolierenden Fußböden
gebraucht werden.
Ein elektrisches Bügeleisen sollte man
nur in einem Raume mit isolierendem Fuß-
boden benutzen und den Anschluß der Zu-
leitung tunlichst von oben bewirken, gegebenen-
falls mit Hilfe einer hängenden Anschlußdose,
die nach -Bedarf hoch oder niedrig gestellt
wird. Die herabhängende Zuleitung soll nicht
länger sein, als unbedingt für den Gebrauch
notwendig ist. Bei längerer herabhängender
Leitung oder bei Anschluß von der Seite her
wird die Leitung durch das ständige Hin- und
Herbewegen an der Kante des Plättbrettes,
des Tisches usw. leicht durchgescheuert und
führt dann zu Unzuträglichkeiten.
Einen elektrischen Massageapparat,
eine Heißluftdusche,einen Brennscheren-
wärmer oder dgl. sollte man nie in der Bade- .
stube oder in der Nähe eines Waschbeckens
mit Wasserleitungsanschluß benutzen. Die
Anschlußdosen hierfür sind deswegen abseits
von Wasserleitung, Heizung usw. anzubringen.
F. Werkstätten für Gewerbe und
Industrie.
Großindustrie wie Kleingewerbe führen
ihre Bauten fast durchweg in Eisenfachwerk
aus oder als Mauerwerk mit Zwischenböden
aus Eisenbeton oder mit Eisenträgern. Gerade
auf diese Böden kommt es nun bei der Beur-
teilung der Gefahr in erster Linie an. Deshalb
sind die oben für die Erdung erörterten Punkte
von besonderer Bedeutung.
Die Lampen sind tunlichst gruppenweise
zu Schalten und die Schalter auf die Verteilungs-
tafeln zu setzen. Finzelschalter sollen auf
das Allernotwendigste beschränkt werden. Der
Gebrauch von Hand- und Werkstättenlampen
und von beweglichen Werkzeugen ist bereits
vorstehend behandelt worden. Beleuchtungs-
körper mit Fassungen aus Porzellan oder
anderen Isolierstoffen” bieten eine erhöhte
Sicherheit gegen Stromübertritt beim Aus-
wechseln der Lampen.
eine neue ausgetauscht. Wird aber der Er-
dungsanschluß allein unterbrochen, so ist beim
Gebrauch der Handlampen in der Regel nichts
zu bemerken. Erst eine gründliche Unter-
suchung und Messung kann dieses feststellen.
Diese Untersuchungen werden aber erfahrungs-
gemäß nur sehr selten ausgeführt, so daß man
vielfach mit unterbrochenen Erdungsan-
schlüssen arbeitet, bis eine- Störung an den
Leitungen einen Teil des Erdunssmantels
unter Spannung setzt und dann nicht selten
Unfälle verursacht. Zweckmäßiger und vor
allen Dingen sicherer dürfte für kritische Fälle
die Herabsetzung der Spannung auf
etwa 30 V mittels eines besonderen Volltrans-
formators (kein Spartransformator!) sein. Für
den Gebrauch bei Dampfkesseluntersuchungen
wird man z. B. im Kesselhaus einen solchen
Transformator aufstellen und von ihm aus be-
sondere Leitungen durch das Kesselhaus ziehen.
Die Zuführungsleitungen sind mit besonderen
Abzweigdosen zu besetzen, in welche die
Stecker der gewöhnlichen Art nicht passen.
Für größere Werkstätten mit vielen Hand.
und Werkstattlampen wird es sich lohnen,
mehrere Stromkreise mit niedriger Betriebs-
spannung einzurichten. Übt man im Gebrauch
der Handlampen eine derartige Vorsicht, so
könnten für ihren eigenen Bau gewisse Er-
leichterungen zugelassen werden.
D. Ortsveränderliche Geräte
und Maschinen.
Das soeben für Hand- und Werkstatt-
fampen Gesagte gilt im erhöhten Maße auch
sür andere Geräte, Handwerkzeuge und Ma-
echinen, und zwar nicht nur für diese, sondern
grst recht für die Leitungen. Die Gebrauchs-
Segenstände sind mit festen, metallischen
b.chutzgehäusen auszustatten. Schwierigkeit
asetet die Ausführung der Leitung. Für die
zer Hand des Arbeiters anvertrauten Werk-
euge und Geräte mit metallischem Schutz-
Zehäuse bleiben neben einer gut durchgeführten
Isolierung im Innern die Erdung aller äußeren,
ja wie überhaupt aller spannungslosen Metall-
teile unerläßlich. Diese Erdung muß unbe-
dingt von dem Werkzeug über die Leitung
nach der Anschlußdose erfolgen, wie sie bei
den Handlampen bereits erwähnt ist. Die
Einführungsstellen im Handgerät und Stecker
erfordern besondere Sorgfalt. Eine wiederholte
und gewissenhafte Kontrolle des Zustandes der
Leitungen ist deshalb geboten.
Für den Anschluß großer Maschinen, z. B.
für Bagger, Abteufpumpen und dgl. ver-
wendet man als Leitung besonders konstruierte
Leitungstrossen, die den erhöhten Ansprüchen
im besonderen Maße Rechnung tragen.
Da erfahrungsgemäß längere Leitungen
eher schadhaft werden als kürzere, so sollte man
die einzelnen Leitungslängen für den Anschluß
der beweglichen Geräte und Maschinen auf das
nötigste Maß beschränken. Es empfiehlt sich,
die schadhaft gewordenen einzelnen Leitungs-
längen nicht auszubessern, wenigstens nicht
oberflächlich am Verwendungsort, sondern für
sie stets einwandfreie Ersatzstücke in Bereit.
schaft zu halten. Unterläßt man dies, so fangen
die Arbeiter selbst an, Nothilfe zu üben. Die
unsachgemäße Ausführung bietet dann natur-
gemäß leicht die Ursache für Unfälle.
E. Haushaltungen und Geschäfts-
räume.
In Räumen mit isolierendem Fußboden
(Holz, Linoleum) sind gegenüber den all-
gemeinen Vorschriften besondere Vorsichts-
maßregeln kaum notwendig. Es ist jedoch zu
empfehlen, mit Steckdosen und Schaltern von
den etwa vorhandenen Heiz- und Wasser-
leitungen fernzubleiben.
In Bad, Küche, Waschküche, in
feuchten Kellern und dgl. sind Be-
leuchtungskörper und ortsfeste Lampen außer-
halb Reichhöhe anzubringen. Schalter, An-
schlußdosen und sonstige Geräte sind grund-
sätzlich außerhalb zu befestigen. Der Badende,
die Waschfrau usw. sind somit stets ge-
zwungen, für die Bedienung des Schalters aus
dem gefahrbringenden Bereich herauszugehen.
Der Gebrauch der Koch- und Heiz.
geräte für die Küche stellt eigene Anforde-
rungen für Einrichtung und Betrieb. Da man
bei regelrechtem Gebrauch der Kocheeräte
mit Metallmänteln ständig in Berü hrung
kommt, so bleibt nichts anderes übrig, als
ihre spannungslosen Teile von den spannung-
führenden gut zu isolieren und außerdem ge-
hörig zu erden, und zwar vom Gerät aus über
die bewegliche Zuleitung und Anschlußdose zur
fest verlegten Leitung. Diese Maßnahme wird
nötig, da selbst bei best ausgeführten Geräten
schon durch das Überlaufen von salzigem oder
saurem Wasser und dgl. die Isolierbuchsen
leicht überbrückt werden, und dann der Mantel
unter Spannung kommt. Die Durchführung
und Instandhaltung der Erdung für den Ge-
Erdungen unter Tage laufend einer aufmerk-
samen Prüfung zu unterziehen.
Einen besonderen Rang in bezug auf Ge-
fahr nehmen die Lokomotivförderstrecken
mit 220--250 V Spannung ein. Der Fahrdraht
liegt für gewöhnlich 1,8 m hoch, also stets in
Reichhöhe. Der Belegschaft ist das Betreten
der elektrischen Lokomotivfördersrecke ver-.
boten. Sie hat die für die „Fahrung‘‘ einge-
richtete Strecke zu benutzen. An den Kreu-
zungen mit der Förderstrecke und an der Ver-
lade- und Verschiebestelle sind Lampen mit
Warnungsschriften anzubringen. Langes Werk-
zeug, wie z. B. Bohrstangen und dgl. darf
nicht auf der Schulter getragen werden, um
einer Berührung mit dem Fahrdrahte vor-
zubeugen. Da. die Berührung des blanken
Fahrdrahtes in Lokomotivstreecken mit Wech-
selstrom in den meisten Fällen, dagegen in
Gleichstromstrecken selten zu einem ernsten
Unfalle führt, und da ferner der Wechselstrom -
betrieb gegenüber dem Gleichstrom wirt-
schaftliche und technische Vorteile nicht auf-
"zuweisen hat, so sollte man für neue Strecken
| einrichten und die noch vorhandenen Wechsel-
stromstrecken nach und nach auf Betrieb mit
Gleichstrom umändern.
Der Bohrbetrieb im Bergbau unter
Entwurf Rechnung zu tragen ist. Die Hand-
bohrmaschine ist bei den außerordentlich rohen
Betriebsverhältnissen unter Tage ständigen und
heftigen schädlichen Einflüssen ausgesetzt.
andererseits aber auch für den Gebrauch als
Handwerkszeug ein möglichst geringes Ge-
wicht. Diese beide Forderungen stehen im
gewissen Gegensatz. Man muß daher einen
Ausgleich finden. In erhöhtem Maße gilt
diese Forderung für die bewegliche Zuleitung.
Herzerren, durch Schläge, Stöße und dgl.
mehr hat sie außerordentlich zu leiden, und
G. Bergwerke. wird deshalb auch leicht schadhaft. Versagt
Für die Bergwerke, sowohl über Tage als
auch unter Tage, sind die Forderungen für die
Werkstätten voll und ganz zu erfüllen. . Er-
schwerend tritt hierzu ‘noch der Umstand,
daß die Arbeits- und Verkehrsstellen niedrig,
eng, dunkel, häufig von salzigem und saurem
Gewässer durchtränkt und unter Tage fast
durchweg dunstig sind. Da- fast alle Be-
leuchtungskörper in Reichhöhe liegen, sind sie.
in besonders fester und guter Ausführung zu
wählen. Die Schutzgläser sollen stets die
Fassung diehteinschließen. Einzelschalter sind,
a ja immer fast alle Lampen gleichzeitig
brennen müssen, überflüssig. Die Schalter
können somit auf den Verteilungstafeln sitzen.
s Leitungen sind ausschließlich bewehrte
Kabel am Platze. Leitungen in Rohren nehmen
bald Schaden, da die Feuchtigkeit sich in den
Rohren dauernd festhält. !
Unter Tage sind die durch die Bauten
gegebenen Erdungswege nur in ge-
rıngem Maße vorhanden. Als zuverlässige
die Maschine abgelegt und durch eine andere
mit guter Leitung ersetzt. Die Verletzung der
Erdleitung allein führt aber keine für den
Betrieb fühlbare Störung herbei und wird
deshalb nicht bemerkt. Die Erdung über die
Zuleitung ist somit sehr unzuverlässig. In
Erkennung dieses Umstandes ist man in Ober-
schlesien dazu übergegangen, als Betriebs-
spannung höchstens 125 V zu verwenden und
die Maschinen nicht mehr zu erden, wohl aber
den Nullpunkt der Sondertransformatoren,
so daß als Höchstspannung gegen Erde etwa
70 V vorkommen können. Doch auch diese
Maßnahme beseitigt nicht die Klagen. Die
Unfälle mit tödlichem Ausgang reden noch
einer weiteren Herabsetzung der Spannung das
Re vielleicht auf 50 V mit etwa 30 V gegen
rde. :
H. Stallungen.
Die Empfindlichkeit des Viehes gegen
elektrische Spannungen erfordert besondere
Wässer der Gruben auf die Metalle sind die
den Weehselstrombetrieb überhaupt nicht mehr
Tage hat seine Eigenheiten, denen schon beim .
Man verlangt deshalb von ihr hohen Wider.
stand gegen Schäden von innen und außen, -
Durch das Schleifen auf der Sohle, durch
scharfe Biegungen, durch ständiges Hin- und
eine Leitungsader für die Stromzufuhr, so wird .
g
erfolgen.
23. September 1920.
Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heft 38.
753
"
Maßnahmen zu seiner Sicherheit. Als sicherster
Weg dürfte sich für die Stallräume eine Herab-
setzung der Gebrauchsspannung für die
Beleuchtung empfehlen. Von dem Hauptvertei-
lungsnetz zweigt man unter Zwischenschaltung
entsprechend bemessener Transformatoren für
die einzelnen Viehställe oder für Gruppen von
solchen je nach Zweckmäßigkeit und Bedarf
kleinere Verteilungsnetze für 30 V Spannung
ab. Es wird einer solehen Einrichtung vielleicht
die Unwirtschaftlichkeit der Anlage entgegen-
gehalten werden. Gegenüber dem Werte des
Viehbestandes dürften aber die Mehrkosten
doch nur eine untergeordnete Rolle spielen.
Bei Betrieben mit der ortsüblichen
Normalsp SIERUL von 220 oder 125 V gegen
Erde ist, entsprechend den Gefähren durch
Stromübertritt auf das Vieh, dem Ausbau der
elektrischen Einrichtungen erhöhte Aufmerk-
samkeit zuzuwenden. Es seien an dieser Stelle
besonders hervorgehoben:
Die Einwirkungen von Nässe, Dünger,
Jauche und Stalldunst machen sich schon
nach verhältnismäßig kurzer Zeit durch Zer-
störung der Leitungen und Geräte fühlbar. Nieht
nur die elektrischen Geräte, sondern auch alle
Leitungen, auch solche von geringerer Länge,
sollen deshalb nieht in den Stallräumen selbst
liegen. Alle Leitungen sind auf den Boden
oder in den Nebenräumen (Geschirrkammer,
Futterkammer oder dgl.) oder auf der
Außenseite der Gebäude zu verlegen. Durch
Panzerrohre oder durch die Bewehrung der
Kabel sind die Leitungen den mechanischen
und chemischen Einflüssen zu entziehen.
Die Beleuchtungskörper werden als kurze
Decekenpendel oder als kurze Wandarme von
den außerhalb liegenden Leitungen mittels
wasserdichter Wand- und Deckendurchfüh-
rungen abgezweigt. Sie liegen sämtlich außer-
halb Reichhöhe. Beleuchtungskörper mit Por-
zellanausrüstungen und Schutzgläsern ver-
dienen den Vorzug vor solchen in einfacher
Ausführung.
Schalter und Steckdosen sind in den 'Stall-
räumen vollständig überflüssig und deshalb zu
vermeiden. Das Schalten der Lampen kann
bei entsprechender Einteilung der Strom-
kreise von der nächsten Verteilungstafel- aus
Den oben behandelten Anforderungen an
die Erdung sei hier noch folgendes hinzugefügt:
Die Futterraufen, Futterrinnen und. son-
stigen Metallteile schließe man an eine durch-
laufende ununterbroehene Erdungsleitung aus
Eisenband oder Eisenstäben nicht unter
200 mm? an. In die Jauch- und Ablaufrinnen
sind, ebenfalls in sich, ohne Unterbrechung in
der Leitung, Eisenschienen oder kräftige
Formeisen einzulegen, die in absehbarer Zeit
nicht durchrosten. Die vorgenannten Erdungs-
leitungen werden mit den übrigen Eisen-
konstruktionen des Stallgebäudes, mit der
Wasserleitung und den etwaigen besonderen
Erdplatten gutleitend verbunden. Für etwaige
Hilfsleitungen sind mit Rücksicht auf das
Durchrosten ebenfalls Stab- oder Flacheisen-
stangen nicht unter 200 mm? Querschnitt zu
benutzen. Auf. diese Weise ist es möglich,
Stallungen zu schaffen, die dauernd frei von
schädlichen Spannungen bleiben. Eine der-
artige Bauweise dürfte eine höhere Sicherheit
bieten als die Mitbenutzung selbsttätiger Ab-
schalter, die ja obne ständige Betriebsüber-
wachung kaum in Ordnung sein werden.
Für die übrigen Betriebsstätten auf den
Gehöften finden die bereits für andere Be-
triebe erörterten Maßnahmen sinngemäße An-
wendung. Maschinen und Geräte sind tun-
lichst außerhalb der eigentlichen Stallräume
aufzustellen. Entsprechend den Einwirkungen
von Staub, Feuchtigkeit usw. müssen - sie
Schutzgehäuse erhalten. Da die Arbeiter nicht
nur in den Ställen, sondern auch fast überall
in den Nebenräumen barfuß gehen, so darf die
Erdung nirgends als gleichgültig oder über-
flüssig betrachtet werden.
Schlußwort.
Die Durchführung der Erdung als Schutz-
mittel in der Torstohend beschriebenen Art
erfordert in den neuzeitigen Gebäuden für
Fabriken, Werften, Hüttenwerke, _ Berg-
werke und dgl. Ausgaben eigentlich nur
für die zusätzlichen Verbindungen zwischen-
dem Eisenfachwerk der Gebäude und den
verschiedenen Rohrsystemen, da die not-
wendigen Erdungswege und Erdungsplatten
fast immer im reichlichen Maße vorhanden
sind. In älteren Gebäuden werden manche
Ergänzungen durch Hinzufügen von Ver-
bindungen aus Eisendraht, Bandeisen oder
auch wohl Stabeisen notwendig werden. Im
oberschlesischen Industriebezirk, wo ja das
zur Ergänzung notwendige Eisen zum großen
Teil auch in Form von Schrott zur Verfügung
steht, hat man in allen Industriewerken und
Nebenbetrieben mit dieser gründlichen Art der
alte Wirtschaftswelt zu retten verm ocht.
Erdung die besten Ergebnisse erzielt, mit
gleichem Erfolge auch für Hochspannungs-
anlagen. Dieser Erfolg ist aber nur dadurch
möglich, daß auch- im übrigen dem Ausbau
und der Instandhaltung der. elektrischen Ein-
riehtungen die nötige Sorgfalt zugewendet wird.
Ein englischer Nationalökonom über die wirt-
schaftlichen Folgen des Friedensvertrages.
Von Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Chr. Eckert.
Übersicht. Europa, ja die ganze Welt leidet
unter dem Druck des Friedens von Versailles. Die-
ses unselige Machwerk wohl mit am schärfsten kri-
tisiert, die Revision am energischsten gefordert zu
haben, ist das Verdienst des Engländers J. M.
Keynes, auf dessen ausgezeichnetes Buch über
die wirtschaftlichen Folgen des Vertrages der Auf-
satz hinweisen soll.
Der deutsch - französische Krieg von
1870/71 hat Deutschland bis zum Friedens-
schluß 1900 Mill. M gekostet. Frankreich be-
rechnet 1875 seine Gesamtlasten der Krieg-
führung und Besatzung auf 9,3 Milliarden Fr
gleich 7,4 Milliarden M. Seit Beginn des 20.
Jahrhunderts sind mit Erhöhung der internatio-
nalen Spannungen neue Berechnungen darüber
angestellt worden, was ein Weltkrieg unter
veränderten Zeitverhältnissen wohl kosten
werde. Alle Voraussagungen sind weit hinter
dem zurückgeblieben, was Wirklichkeit ge-
worden ist. ‚Und doch führten die Vorüber-
legungen bereits zu so hohen Zahlen, erschien
der Aufwand eines neuen Großkrieges so ge-
waltig, daß es fast zum Glaubenssatz der
wirtschaftlichen Praktiker wie der Theore-
tiker wurde, ein Krieg könne nicht länger als
4 einige Monate dauern. Als dann die Zusammen-
stöße auf dem Kontinent tatsächlich erfolgten,
als das Ringen in Europa und draußen Jahr
um Jahr dauerte, als die Lehre vom ‚„Durch-
halten‘‘ allgemeine Geltung erhielt, da wurde
von den Kriegsenthusiasten immer wieder auf
die Irrmeinung vom allein denkbaren kurzen
Krieg triumphierend hingewiesen. Aber doch
hatten jene recht, die von der Unmöglichkeit
des langen Kriegs gesprochen hatten. Sie
hätten nur insofern ihre Prophezeiungen etwas
verdeutlichen müssen, als sie betonen mußten,
daß ein neuzeitlicher Krieg ohne unsagbare
Schäden für Sieger wie Besiegte, ohne furcht-
bare Erschütterung des Weltgefüges nur kurze
Frist dauern könne. Wir sind die Opfer einsei-
tiger Technik geworden. Mit Hülfe ungeahnter
Fertigkeiten und Kunststücke gelang es, nicht
nur die Massenvernichtung zu steigern, son-
dern auch finanziell und wirtschaftlich durch
ein virtuoses System der Papier- und Pump-
wirtschaft den Krieg bis zum völligen Zu-
sammenbruch der Besiegten, der schwersten
Schädigung der sogen. Sieger durchzuführen.
So wenig wie der Zirkustrick geschickter
Artisten ein Beweis gegen die sonst geltenden
Schwergewichtsverhältnisse ist, so wenig hat
gerade dieser Krieg die Unrichtigkeit unseres
früheren nationalökonomischen Denkens er-
weisen können. Eine baldtunlichste Verstän-
digung nach schnellen Hieben hätte allein Se
Bin
wirklicher ökonomischer Gewinn wäre auch
dann für keinen der Kämpfer gekommen.
Heute sind selbst bei den Staaten, die politisch
am meisten errungen haben, die wirtschaft-
lich am wenigsten opferten (Vereinigte Staaten
von Amerika, England und Japan) die früher
gezähmten Massen in Bewegung geraten, sind
solehe Wertverschiebungen in. Erscheinung
getreten, daß schwere Störungen der Wirt-
schaftsordnung zu gewärtigen bleiben.
Die Logik der Tatsachen hätte geboten,
den örtlich und zeitlich überdehnten Kampf
durch einen Frieden ausgleichender Gerechtig-
keit zu beenden, die gegenseitigen Beein-
trächtigungen nicht mit anderen Methoden
und Mitteln fortzusetzen. Nur dadurch ward
Heilung der Schäden, allmählicher Wieder-
aufbau zu erwarten. Statt dessen haben sich
die Alliierten entschlossen, die Besiegten mili-
tärisch zu erdrosseln, politisch zu demütigen,
wirtschaftlich auszubeuten in einer Weise, die
nie zum Ziel führen kann. Der Friede von
Versailles wird späteren Geschlechtern als
Muster wirtschaftlicher Einsichtslosigkeit er-
scheinen. .
Daß die Einsicht von der Unmöglichkeit
und Unwürdigkeit des Versailler Friedens bei
uns, die unter seinen unerträglichen Härten lei-
den, sogleich vorhanden war, ist kein Wunder.
Beachtenswertist dagegen, daß in England und
auch in der Union diese Erkenntnis nicht nur
urn sondern auch Widerhall gefunden
at.
Dozent
. Änderungen der
Wohl das wertvollste Werk, das bis jetzt
zur Geschichte und Kritik des Friedens von
Versailles geschrieben ist, stammt aus der
Feder des Engländers John Maynard Keynes.
Keynes hat sein Buch im Herbst 1919 ver-
öffentlicht. Es ist anfangs dieses Jahres in
französischer Ausgabe, erschienen, liegt jetzt
auch in deutscher , Übertragung vor unter
dem Titel: „Die wirtschaftlichen Folgen
des Friedensvertrages‘).
Der Verfasser bringt eine ausgezeichnete
Aktivlegitimation zu seinen Ausführungen
mit. Er ist nach Lebensgang, nach wissen-
schaftlicher Leistung,nach persönlicher Kenner-
schaft der Geschehnisse zum Wort berufen
wie kaum ein anderer. Keynes war seit 1910
in Cambridge, hatte durch seine
Studien zur indischen Volks- und Finanzwirt-
schaft seinen Blick schon in der Vorkriegszeit
geweitet. Während des Völkerkampfes hat
er als Mitarbeiter im englischen Schatzamt
an der Finanzierung des Krieges einfluß-
reichen Anteil gehabt und wurde so ein Sach-
kenner der einschlägigen Fragen, wie wenige
in Paris zur Stelle gewesen. Keynes hat den
englischen Schatzkanzler auf der Friedens-
konferenz und im Obersten Wirtschaftsrat
vertreten, aber am 7. VI. 1919 seine Amter
niedergelegt, als er erkannte, daß wesentliche
geplanten Friedensbedin-
gungen, die er für geboten hielt, nicht zu er-
reichen sein würden. Sein Buch, das viel-
genannt, aber in seinem Inhalt noch wenig
bekannt ist, sollte, wie der Wortlaut des Frie-
densvertrages selbst, in weitesten Kreisen
bei uns aufmerksame Beachtung finden.
Keynes ist in Frankreich als ‚Prodeut-
scher‘ verschrieen. Er darf gegen diesen Vor-
wurf unempfindlich sein, denn gleich die erste
Seite seiner Einleitung bringt den nachklingen-
den Satz: „Durch krankhafte Täuschung und
rücksichtsloses Selbstbewußtsein getrieben,
stürzte das deutsche Volk die Fundamemte,
auf denen wir alle lebten und bauten‘. Keynes
fährt dann allerdings nicht minder offen-
herzig fort: „Aber die Wortführer des
französischen und des britischen Volkes ha-
ben das Wagnis unternommen, den Um-
sturz zu vollenden, den Deutschland begann,
durch einen Frieden, dessen Verwirklichung
das empfindliche, verwickelte, durch den
Krieg bereits erschütterte und zerrissene
System, auf Grund dessen allein die euro-
päischen Völker arbeiten und leben können,
noch weiter zerstören muß, statt sie wieder-
herzustellen.‘“
Was Keynes Verstand und Herz bewegt,
das ist nicht der Gedanke an Deutschland,
nicht einmal an England allein, sondern das
ist Glaube und Hoffnung für Europa. Dieser
Mann, der nüchtern Schlüsse zieht, sachlich
wie nur je ein Volkswirt überlegt, wie ein
Mathematiker rechnet, wie ein Künstler die
Gedanken formt, ist zugleich ein visionärer
Schauer in die Zukunft, ein Virtuose der
Porträtzeichnung von einer Darstellungskraft,
wie sie nur von wenigen politischen Schrift-
stellern erreicht und übertroffen wird.
Nach der einleitenden Milieuschilderung
des Weltgeschehens, das. sich in Paris seit
dem Frühjahr 1919 abzuspielen begann, bringt
das nächste Kapitel die Darstellung Europas
vor den Krieg. Malthus ist Lehrmeister bei
diesen Gedankengängen. Keynes geht aus
von den tiefen Einflüssen wachsender Be-
völkerungsmassen. Faktoren der Unsicherheit
bedrohten den als normal betrachteten Zu-
stand. Sehr fein ist die Analyse des Seelenzu-
standes der Gesellschaft in der Vorkriegszeit:
„Die neuen Reichen des 19. Jahrhunderts
waren nicht zu großen Ausgaben erzogen und
hatten die Macht, die ihnen die Kapitals-
anlage gab, lieber als die Freuden des unmittel-
baren Verbrauchs.‘ „Sie sparten und
sammelten wie die Bienen,‘ ‚zum Vorteil der
ganzen Gemeinschaft,‘ wenn sie sich dessen
auch nieht bewußt gewesen. Die Kapitalisten-
klasse hatte zwar theoretisch die Freiheit, den
Kuchen, den sie mit Hülfe der Arbeiter ge-
backen hatte, zu verzehren; aber stillschwei-
gende Bedingung schien, daß jeder in Wirk-
lichkeit nur sehr wenig davon aufaß und sich
mit den Freuden der ‚Sicherheit‘ und der
„Erwartung‘ begnügte. „Das Geheimnis des
Kuchens bestand darin, daß er niemals ver-
zehrt werden durfte, weder von dem einzelnen
noch von seinen Kindern nach ihm.“ „In
Wirklichkeit war der Kuchen im Verhältnis
zum Appetit der Verzehrer sehr klein und
niemand, wäre er ganz verteilt worden, wäre
dadurch viel besser daran gewesen. Wenn der
Kuchen nicht aufgescehnitten wurde, sondern
immer weiter wachsen durfte, ..... kam viel-
leicht ein Tag, da es am Ende für alle langen
würde und da die Nachwelt zum. Genusse
1). Übersetzt von _M. J. Ronn und €. Brinkmann.
Verlag von Duncker & Humblot, München und Leipzig 1920.
754
Heit 38
23. September 1920.
mm mm
unserer Arbeit kommen könnte.“ „Zwei Ge-
fahren hatte diese Aussicht: Wenn die Be-
völkerung die Kapitalansammlung immer wie-
der überholte, konnte unsere Selbstverleug-
nung statt Glück nur immer neue Massen her-
vorbringen, oder der Kuchen konnte schließ-
lich doch vor der Zeit im Kriege, dem Zer-
störer aller solcher Hoffnungen, verzehrt wer-
den.“ ‚Der Krieg hat allen die Möglichkeit
des Genusses und vielen die Nutzlosigkeit der
Entbehrungen gezeigt; der Bluff ist entdeckt.
Die arbeitenden Klassen sind vielleicht nicht
länger willens, auf soviel zu verziehten, und
die kapitalistischen Klassen, die nicht mehr
voll Vertrauen in die Zukunft sehen, suchen
vielleicht rücksichtsloser ihre Freiheit zu ge-
nießen, auszunutzen, so lange sie leben, und
beschleunigen so die Stunde ihrer Enteig-
nung.‘‘ Die unsichere Lage einer übermäßigen
Bevölkerung, deren Lebensunterhalt auf eine
verwickelte und künstliche Organisation an-
gewiesen ist, die seelische Unstetigkeit der
arbeitenden und der kapitalistischen Klassen
und die Unsicherheit des europäischen Rechts
auf die Lebensmittelzufuhren der neuen Welt,
verbunden mit einer vollständigen Abhängig-
keit von ihnen kennzeichnet Keynes als die
wirtschaftlichen Besonderheiten des Europa
von 1914.
Meisterhaft ist das 3. Kapitel über die
Konferenz, das durch einige Ausführungen des
5. Kapitels (deutsche Ausgabe $S. 114 ff.), die
Lloyd Georges Wandlungen im Wahl-
kampf veranschaulichen, ergänzt wird. Auf
der Pariser Bühne erscheinen als der han-
delnde und als der leidende Gegenspieler
Clemenceau und Wilson. Clemenceau war
nach Keynes und gewiß auch in Wirklichkeit das
weitaus hervorragendste Mitglied des Vierer-
rats, ‚Er allein hatte einen Gedanken, und
nur er übersah alle seine Folgen.‘ ‚‚Er fühlte
für Frankreich, wie Perikles für Athen: —
seinen einzigartigen Wert, nichts anderes da-
neben.‘‘ ‚Er hatte eine Täuschung — Frank-
reich — und eine Enttäuschung” — die Mensch-
heit, die Franzosen und nicht am wenigsten
seine Beratungsgenossen eingeschlossen.‘‘ Seine
Grundsätze für den Frieden lassen sich so
ausdrücken: Zunächst glaubte er fest, ‚„‚daß
der Deutsche nichts als Einschüchterung ver-
steht und verstehen kann,‘ daß er kein Ehr-
gefühl, kein Mitleid besitzt. Deshalb darf man
niemals mit einem Deutschen verhandeln, man
muß ihm diktieren. Im jahrhundertealten
Kampf zwischen dem Ruhm Deutschlands und
Frankreichs hatte sich für Clemenceau ein
bedeutsames Kapitel geschlossen. ‚Die Klug-
heit erforderte ein gewisses Maß von Lippen-
dienst vor dem ‚Ideal‘ närrischer Amerikaner
und heuchlerischer Engländer. Aber es wäre
töricht zu glauben, daß, wie die Welt wirklich
ist, für Dinge wie den Völkerbund viel Raum
in ihr ist oder irgendein Sinn in dem Grund-
satz der Selbstbestimmung, es sei denn als klug
ersonnene Formel zur Ordnung des Gleich-
gewichts der Mächte im eigenen Interesse.‘
Clemenceau überließ es hauptsächlich den
andern, jene Mittelchen zu finden, die von
Zeit zu Zeit notwendig wurden, um die Be-
denken zu beschwichtigen oder das Gesicht
des Präsidenten Wilson hinsichtlich der 14
Punkte zu wahren. Wenn jemals, sagt Keynes,
„das Handeln eines einzelnen den Ausschlag
gibt, so ist der Zusammenbruch des Präsiden-
ten eines der entscheidenden sittlichen Er-
eignisse der Geschichte gewesen.‘
Keynes schildert Wilson als einen ehr-
lichen Mann, der kühne und gemessene Worte
gefunden hatte, aber der großen Aufgabe, die
er sich gestellt, in keiner Weise gewachsen war.
„Als der Präsident Washington verließ, genoß
er in der ganzen Welt ein Ansehen und einen
sittlichen Einfluß, der in der ganzen Geschichte
ohne Beispiel war.‘‘ Dabei war die wirkliche
Macht in seiner Hand. ‚‚Die amerikanischen
Heere standen auf der Höhe ihrer Ergänzung,
Manneszucht und Ausrüstung. Europa war
von den Lebensmittelzufuhren der Vereinigten
Staaten völlig abhängig, und finanziell war es
fast noch vollkommener in ihrer Hand.“
Wenn Präsident Wilson trotzdem so völlig
versagte, hatte dies seine Ursache darin, daß
er nicht die überragende Geisteskraft besaß,
„um von Mensch zu Mensch am Beratungs-
tisch mit den abgefeimten gefährlichen Zau-
berern fertig zu werden, die . das große
Spiel vom Nehmen und Geben spielten.‘ Er
hatte nichts vorbereitet und nichts entworfen,
brachte zu den Verhandlungen nichts mit, wie
seine nebelhaften und unvollständigen Ge-
danken. Sein Geist war langsam und be-
nommen. Unberaten, ohne Unterstützung
durch die Klugheit seiner Begleitung blieb er
allein mit viel scharfsinnigeren Männern, als er
selbst gewesen. „Man konnte den Präsidenten
durch gefälliges Wesen und den Anschein
des Entgegenkommens aus seiner Stellung
herauslocken; dann verpaßte er den rechten
Elektrotechnische Zeitschriit. 1920.
Augenblick, um einzugreifen, und ehe er
merkte, wohin man ihn bekommen hatte, war
es zu spät.‘ „Daneben verstand man es bal E
ihn als Parteigänger der Deutschen erscheinen
zu lassen und ihn dem Vorwurf der Deutsch-
freundlichkeit auszusetzen, für den er leider
bis zur Torheit empfänglich war.“ Statt
wenigstens, selbst mit Opferung des Buch-
stabens, soviel wie möglich vom Geist seiner
14 Thesen zu retten, wurden die 14 Punkte,
ohne daß er von dem Wortlaut abließ, eine
Urkunde für Glossen und Interpretationen.
Wilson war schließlich selbst mit verantwort-
lich dafür, daß die Deutschen gar nicht ange-
hört wurden. j
Das 4. Kapitel gibt dann die Charakteri-
sierung des Friedensvertrages. Jeder Satz
von Keynes rechtfertigt den Widerstand der
Deutschen, die sich nicht bedingungslos, son-
dern auf Grund vereinbarter Bedingungen über
den allgemeinen Charakter des Friedens er-
geben hatten. Zweck der Friedenskonferenz
sollte ja nur sein, die Einzelheiten der Anwen-
dung der Friedensbedingungen, wie sie in den
Ansprachen des Präsidenten Wilson formuliert
waren, zu erörtern.
„Nachdem Deutschland sich im Ver-
trauen auf das Abkommen wehrlos gemacht
hatte, erforderte es die Ehre der Verbündeten,
‚auch ihre Verpflichtungen zu erfüllen und,
wenn es Zweideutigkeiten enthielt, aus ihrer
Lage keinen Vorteil. zu ziehen.‘ Aber, wie
Keynes mit tiefer Ironie bemerkt, ‚‚die ge-
wöhnlichsten Tugenden des einzelnen fehlen
oft den Wortführern der Völker. ‘‘ 2
Das ‚weise und großherzige” Weltpro-
gramm‘ Wilsons „war am 5. XI. 1918 aus
dem Gebiet des idealistischen Sehnens heraus-
getreten und zum Teil eines feierlichen Ab-
kommens geworden, das alle Großmächte der
Welt unterzeichnet hatten. Trotzdem war es
im Sumpfe von Paris verloren gegangen; sein
Geist vollkommen, sein Buchstabe zum Teil
aufgegeben, zum Teil verdreht.‘‘ Der deut-
schen Delegation gelang es in Paris nicht, ‚‚in
heißen und prophetischen Worten die Eigen-
schaft bloßzustellen, die dies Ereignis haupt-
sächlich von allen seinen geschichtlichen Vor-
gängern unterscheidet — seine Unaufrichtig-
keit.“
Keynes beschäftigt sich im folgenden
nicht vornehmlich mit der Gerechtigkeit des
Friedensvertrages, sondern prüft ihn auf seine
Klugheit und seine Wirkungen. Er untersucht
die HauptstützenimWirtschaftssystem Deutsch-
lands vor dem Krieg, den UÜberseehandel, die
auf Kohle und Eisen gegründeten Industrien,
das Verkehrs- und Zollsystem und stellt die
These auf, daß der Friedensvertrag die syste-
matische Vernichtung aller drei, vornehmlich
der beiden ersten Faktoren bezwecke. Er er-
kennt mit der Klarheit des geschulten Volks-
wirtschaftlers, daß die auf Kohle und Eisen
bezüglichen Bestimmungen verhängnisvoller
sind für Deutschlands innere Industriewirt-
schaft als für seine Finanzwirtschaft. Nur die
äußerste Maßlosigkeit, ja technische Unmög-
lichkeit der Forderungen des Friedensvertrags
könne am Ende die Lage noch retten. Neben
diesen vernichtenden Bestimmungen erscheinen
Keynes die Sätze über das Verkehrs- und.
Zollsystem Deutschlands als ‚‚Nadelstiche,
Eingriffe und Belästigungen, nicht so sehr ver-
werflich wegen ihrer bestimmten Folgen, als
unehrenhaft für die Alliierten im Lichte ihrer
eigenen Beteuerungen.‘“
Bei den wirtschaftlichen Bestimmungen
des Friedensvertrages sei wenig übersehen,
was Deutschland in der Gegenwart berauben'
oder seine Entwicklung in der Zukunft unter-
binden konnte. Dabei soll Deutschland noch
Werte in einem Umfang und in einer. Weise
liefern, die Keynes in einem besonderen Ka-
pitel über „Wiedergutmachung“ erörtert. In
ihm erhebt sich Keynes zu der Großzügigkeit
des Denkens, die einzelne Engländer
immer wieder in der Geschichte gezeigt haben,
stellt er schlankweg die Forderung auf, daß
England auf Schuldforderungen an Frank-
reich verzichten müsse, da dieses den
größten Anspruch auf Großmut habe. Dann
aber beginnt er die Materialverluste abzu-
schätzen und kommt zu dem Ergebnis, daß
vor allem Belgien seine Ansprüche außer-
ordentlich übertreibt, zumal dort die Feind-
seligkeiten sich nach Ablauf der ersten Kriegs-
wochen auf eine kleine Ecke des Landes be-
schränkten, die wenig tätiges Gewerbe ent-
hielt. Belgiens Forderungen an Deutschland,
die nach gelegentlichen Äußerungen mehr als
das gesamte schätzungsweise vorhandene Vor-
kriegsvermögen des ganzen Landes betrugen,
seien einfach unverantwortlich. Am Schluß
dieser besonders beachtenswerten Ausfüh-
rungen kommt Keynes zu der Formulierung,
daß es ‚‚weiser und gerechter gewesen wäre, von
der deutschen Regierung bei den Friedens-
verhandlungen die Verpflichtung zu einer Ge-
. Jahres vereinbaren Betrag erhält.
En er
samtabfindung von 40 Milliarden Goldmark
ohne weitere Prüfung von Einzelheiten zu ver-
langen.‘“ Aber diese Frage wurde nach seiner
Überzeugung eben nicht nach sachlichen Ge-
sichtspunkten entschieden.
Keynes glaubt nicht, „daß bei Abschluß
des Waifenstillstandes verantwortliche Stellen
in den verbündeten Ländern irgend eine Ent-
schädigung von Deutschland über die Kosten
der iedergutmachung für unmittelbare
Materialschäden hinaus, herrührend aus der
Besetzung verbündeten Gebiets und aus dem
Unterseebootkrieg, erwarteten.“ Eine Fort-
setzung des Kriegs auf sich zu nehmen, um
eine Geldzahlung zu verlangen, hätte als un-
politisch gegolten. Aber schon ‚einen Monat
später war die Atmosphäre völlig verändert.‘
Die Alliierten ‚hatten entdeckt, wie hoff-
nungslos die deutsche Lage in Wirklichkeit
war, eine Entdeckung, die einige, wiewohl
nicht alle, vorausgesehen, auf die aber keiner
mit Sicherheit zu rechnen gewagt hatte.“
Die Alliierten dachten aus dieser Sachlage-
mehr herauszuschlagen, als sie”sich ursprüng
lich festgesetzt hatten. Ihr darnach zielendes
Vorgehen geißelt Keynes mit den Worten:
„Wenige Verhandlungen ‘der Geschichte können
so verdreht, so elend, so völlig unbefriedigend
für alle Teile verlaufen sein. Ich bezweifle, ob
irgend jemand, der an jenen Erörterungen
größeren Anteil nahm, ohne Schamgefühl auf
sie zurückblicken kann.‘
Keynes erkennt auch das entscheidende
Moment, das noch über die Maßlosigkeit der
Forderungen hinaus die Beziehungen zwischen
den Alliierten und Deutschland dauernd ver-
giften muß, solange keine Abänderung ein-
tritt. „Es ist ein großer Unterschied zwischen
der Zahlung einer bestimmten* Summe, die
zwar groß ist, die Deutschland jedoch zahlen
kann und wobei es noch etwas für sich be-
halten darf, und der Festsetzung einer Summe
„weit über seine Zahlungsfähigkeit hinaus, die
dann nach dem Belieben eines fremden Aus-
schusses nur soweit herabgesetzt wird, daß
er jedes Jahr den höchsten mit der Lage dieses
Das erste
ließe Deutschland noch immer einen schwachen
Ansporn zu Unternehmung, Tatkraft und
Hoffnung; das andere zieht ihm Jahr für Jahr
ins Unendliche bei lebendigem Leibe die Haut
‘ab. Und so geschickt und umsichtig diese
Operationen auch ausgeführt werden, welche
Rücksicht dabei auf das Leben des Patienten
genommen werden möge, es wäre eine Politik,
die bei wirklicher Anwendung und überlegter
Durchführung das Urteil der Welt bald für
eine der scheußlichsten Handlungen erklären
würde, die grausame Sieger in der ganzen Ge-
schichte der Kulturwelt begingen.‘“
Demgegenüber untersucht Keynes
Deutschlands _ wirkliche Zahlungsfähigkeit.
Nach ausführlichen Berechnungen dessen,
was an übertragbarem Vermögen in Form von
Gold, Schiffen, ausländischen Sicherheiten,
Wert deutschen Eigentums in abgetretenen
Gebieten, Jahreszahlungen in Bargeld und
Waren aus dem geschlagenen, zerstückelten,
überanstrengten Deutschland herauszuholen
ist, kommt Keynes zu dem Endresultat, daß
selbst die von ihm für möglich gehaltene Zah-
lung von 40 Milliarden für Deutschland noch
weit schlimmere Folgen haben müsse, als die
von 4 Milliarden für Frankreich 1871. ‚Eine
Zahlungsfähigkeit von 160 oder auch nur 100
Milliarden liegt bei vernünftiger Schätzung
nicht im Bereich der Möglichkeit.‘
Hinsichtlich des Wiedergutmachungsaus-
schusses findet er die deutschen Einwendungen
nicht übertrieben, daß die deutsche Demo-
kratie in dem Augenblick vernichtet werde,
in dem das deutsche Volk sie nach schwerem
Ringen aufzurichten im Begriff war, ‚‚ver-
niehtet von denen, die während des ganzen
Krieges nicht müde geworden sind zu be-
haupten, daß sie uns die Demokratie hätten
bringen wollen.“ | » , re a
Das Resultat der bis dahin geführten
Untersuchung gipfelt in den Sätzen: ‚Die
Politik der Versklavung Deutschlands für ein
Menschenalter, der Erniedrigung von Millionen
lebendiger Menschen und der Beraubung eines
ganzen Volkes sollte abschreckend und ver-
werflich sein, selbst wenn sie möglich wäre,
selbst wenn sie uns reicher machte, selbst
wenn sie nicht den Verfall der ganzen euro-
päischen Kultur zur Folge hätte.
predigen sie im Namen der Gerechtigkeit.
Bei den großen Wendungen der Geschichte,
bei der Auflösung der verwirrten Völkerschick-
sale ist Gerechtigkeit nichts so Einfaches
Und wäre sie das auch, so dürften doch Völker
aus religiösen und sittlichen Gründen nicht an
den Kindern ihrer Feinde die Missetaten ihrer
Eltern oder ihrer Beherrscher rächen.‘
Endlich kommt Keynes im 6. Kapitel aug
‚ die Schilderung Europas nach dem Friedens.
vertrag, mit trefilichen Ausblicken und ziel
v
Manche
23. September 1920.
“icheren Beobachtungen beispielsweise zum
Inflationsproblem, und im 7. Kapitel gibt er
die Rettungsvorschläge. Ausgangspunkt für
alle Besserung sei die gründliche Revision
des Friedens von Versailles. Darnach
müsse die Verrechnung der Schulden. unter
den Verbündeten folgen, des weiteren eine in-
ternationale Anleihe und Währungsreform,
endlich die Neuregelung der Beziehungen
Mitteleuropas zu Rußland.
Die Zukunftsforderungen, die Keynes for-
muliert, sind heute von der Verwirklichung
noch’ weit entfernt. Er ist sich der Ansprüche,
die er damit selbst an die Sieger stellt, wohl
bewußt. Er übersieht auch nicht die Einwürfe,
die gerade von amerikanischer Seite gemacht
werden können, und er sieht die Möglichkeit
‚amerikanischer Hülfe nur in enger Verbin-
Elektrotechnische Zeitschrilt.
1920.
dung mit der Notwendigkeit einer europäischen
Friedenspolitik. Besonders nachdenklich wird
stimmen, daß auch er in absehbarer Zeit
die wirtschaftliche Wiedererstarkung Ruß-
lands von der Zurückführung deutscher Unter-
nehmungen und Organisationskraft abhängig
weiß, und daß er es im Interesse der Alliierten
liegend erachtet, den Tag zu beschleunigen,
wo Deutsche in den russischen Städten und
Dörfern die wirtschaftlichen Antriebe wieder
in Tätigkeit setzen können.
Vom 28. VI. 1919 bis zum 17. VII. 1920,
von der Unterzeichnung in Versailles bis zum
Schlußprotokoll in Spa ist wenig geschehen,
um die nicht nur vom Standpunkt der Ge-
rechtigkeit, sondern auch der Klugheit ge-
stellten Forderungen Keynes in die Wirklich-
keit überzuführen. Nicht allzu hoffnungsvoll
Heit 38.
755
nee us ins u en >
dürfen wir sein, nicht erwarten, daß die weit-
sichtigen Ideen dieses und anderer führender
Wirtschaftspolitiker sich bald schon dureh-
setzen. Nur wenn England ohne Rücksieht
auf seine besonderen Interessen, für die es
Frankreich zu brauchen glaubt, sich ent-
schlossen für die Lösung der mitteleuropäischen
Probleme selbst einsetzt, dürfte der Weg zur
Wiedergesundung der zerschlagenen und ver-
feindeten europäischen Nationen, die doch
noch einmal sich verständigen müssen, ge-
funden werden.!)
ı) Wie das „Berl. Tagebl.“ mitteilt, hält Keynes
verschiedenen Einwendungen gegenüber seine An«icht un-
erschütterlich aufrecht und die Revision des Friedens-
vertrages für das einzige, unvermeidliche Mittel, dem Wie-
deraufbau Europas eine solide Basis zu geben.
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. |
Die neuen Kraftwerke am Niagara. — Nach
dem im Jahre 1911 in Betrieb genommenen
neuen Kraftwerk der Ontario Power Co.!)
weitere# Kraftwerke
am Niagara sind zwei
daselbst entstanden?)
RUNDSCHAU.
maschinen gekuppelt und werden durch je
ein Druckrohr von 107 m Länge und 4,72 m
Durchmesser gespeist. Der Wasserzufluß wird
‚durch Johnson-Ventile geregelt, wie sie auch
in den älteren Niagara-Anlagen Verwendung
fanden.
Das andere neue Kraftwerk (Abb. 2),
über dessen Wasserzuführung wir bereits auf
Das eine ist das von der Hydraulic
Power Co. im Jahre 1918 begonnene, welches
Anfang dieses Jahres in Betrieb genommen
wurde. (Abb. 1). Es liegt auf der amerika-
0 % Bahr
[EEE
—— fisenbahrn
Werkbahr BRoens le:
N
vıeues Wasserkrafr =
elektriziteitswerkg = a
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7 ES
N
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A Hydraulic Power Co. (1666). B Niagara Falls Power Co
1909). € Hydraulic Power Co.(1906). D Hydraulic Power
Co. (1918). E Canadian Niagara Power Co. (189%). F On-
tario Power Co. (1901 bis 1910). @ Electrical Development
Co. (1908). H Hydro-Electric Power Commission (1921)
K Beim Kanalbau für H ausgeschachtetes Material.
Abb. 3. Die Kıafımerke am Niagara.
nischen Seite und hat’ 3 Maschinensätze von
zusammen 93 500 kW (125000 PS). Die
stehenden Turbinen, sind mit den Drehstrem-
1) „ETZ, 1911, S. 91-
„Le Gönie,Civil“, Bd. 76, 1920, S. 565:
1 Transformatoren. 2-Stromerzeuger.
Abb.1. Kraftwerk der Hydraulic Power Co.
(1918).
S. 437 berichtet haben, [gehört der
lebenden und toten Objekten durch die feine
Flugasche eine größere ist als die jetzige Rauch-
und Rußplage, ehe man aus diesem Grunde
die Pulverkohlenfeuerung ablehnt. Zur Kosten-
frage der Zerkleinerung der Kohle gibt Barn-
hurst aus der Praxis stammende Zahlen! nach
denen die Zerkleinerung und Trocknung in
einer kleinen Anlage 41,5 eent/amerikanische
Ventilbaus:
Druckleitung:
Maschinen
Hochspannungsraun.
Transformatoren.
6 Niederspanunungsraum.
Abb. 2. Kraftwerk der Hydro-
Electrie Power Commission (1921).
aux —
Hydroelectrie Power Commis- 2_%
sion und wird bei Queenstown
oder Quenston errichtet. Es liegt
auf der kanadischen Seite, ist noch im
Bau und soll teilweise, d. h. mit 224 000 kW
(300 000 PS) im Laufe des Jahres 1921 in
Betrieb genommen werden. Im Ganzen
sollen 745 000 kW (1 Mill. PS) genutzt werden.
Die Turbinen sollen je 43 900 kVA leisten,
doch sind für den späteren Ausbau solche von
74 500 (100 000 PS) in Aussicht genommen.
Der Drehstrom wird mit 25 Per/s erzeugt und
auf 110 kV transformiert. Die Druckrohre,
zunächst 5, davon eins für die Erregung, sind
137 m lang und haben einen Durchmesser von.
je 4,25 m. Wie’bei den übrigen Anlagen wird
der Wasserzufluß durch Johnson-Ventile ge-
regelt. Hydraulische Geschwindigskeitsregler
halten die Drehzahl innerhalb 0,5% konstant;
sie sprechen in 3 Sek. an. Zur schnellen Still-
setzung der Turbine nach Abstellung des
Wassers ist der Läufer mit einem Ring ver-
sehen, welcher mit Hilfe radial angeordneter
u Preßkolben abgebremst werden
ann.
Die Lage der verschiedenen Niagara-
Kraftwerke geht aus Abb. 3 hervor. W.
Kohlenpulverfeuerung. — Der Aufsatz von
Anderson, über den wir in der „ETZ‘ 1920,
S. 473 berichteten, hat zu einer Korrespondenz
eführt.!) Die Ausführungen Barnhursts von
er Fuller Co. sind beachtlich. Er knüpft an
die Ausführungen eines anderen Korresponden-
ten, Marsh von der Green Engineering Co.,
East Chicago, an, dem er zunächst als Ver-
treter einer Fabrik selbsttätiger Rostbe-
schickungseinrichtungen Unparteilichkeit und
Sachkenntnis abspricht. Marsh stand auf dem
Standpunkt, daß man Kohle nicht erst vorbe-
handeln (pulvern) und sie dann doch mit allen
ihren Kohlenwasserstoffen verbrennen sollte.
Er tritt für Gewinnung der Nebenprodukte ein.
Barnhurst meint, daß es jedenfalls richtiger
sei, Kohlenpulver an Stelle von Stückkohle zu
verfeuern. Marsh hatte es als bedenklich be-
zeichnet, daß Anderson keine genauen An-
gaben über den Aschenanteil machte, der aus
dem Kamin entweicht. Barnhurst bestätigt
jetzt Andersons Behauptung, daß die ent-
weichende Aschenmenge den Anwohnern keine
Belästigungen verursacht, wozu Berichter be-
merken möchte, daß zunächst festzustellen
wäre, ob die Belästigung bzw. Schädigung von
ı) „Eleotricel World“, Bd. 75. 1920, S. 1485 und $, 1139.
hatte 25 bis
Anderson
50 cent/t angegeben, während Marsh behauptet
hatte, die Kosten kämen auf über 1 $/t zu
Nettotonne beträgt.
stehen. Mittlerweile schreitet die Einführung
von Kohlenpulverfeuerungen rüstig fort und
wird auch z. B. auf den Eisenbahnen der Ver.
Staaten in größerem Umfange als Lokomotiv-
heizung benutzt. Die brasilianischen Eisen-
bahnen, welehe früher jede Tonne Kohle aus
Nordamerika beziehen mußten, da die im
Lande vorkommende Kohle für gewöhnliche
Kesselheizung zu geringwertig ist, sind durch
die schon vor zwei Jahren erfolgte Einführung
der Kohlenpulverfeuerung für ihre Lokomo-
tiven der Lösung des Kohlenproblems näher
gekommen.
e Bemerkenswert sind auch die Ausfüh-
rungen von Rau in „Electrical Ry Journal“
Bd. 55, 1920, $. 1094, der soeben für die Phi-
ladelphia Rapid Transit Co. eine größere
Feuerungsanlage für Kohlenpulverfeuerung ein-
gerichtet hat. Die genannte Gesellschaft be-
zieht den größten Teil des benötigten Stromes
aus einem fremden Kraftwerk und erzeugt
nur den für die Spitzenbelastung erforder-
lichen selbst. Zur Verringerung der immer
noch beträchtlichen Kohlenmengen, dienament-
lich die abgedämpften Feuer bei der ver-
wendeten Rostbeschiekung von Hand bean-
spruchten, wollte man zu einer anpassungs-
fähigeren, den jeweiligen Betriebsverhältnissen
entsprechenden Feuerungsart übergehen und ge-
langte so zu der Pulverkohlenfeuerung, da
Ölfeuerung des hohen Preises des Brennstoffs
wegen nicht in Frage kam und da mit Pulver-
kohle dieselbe Regelbarkeit erzielt werden
kann und sehr verschiedenartige und auch
minderwertige Kohle verwendbar ist. Das
Kraftwerk der Gesellschaft, welehes für Pulver-
kohle eingerichtet wurde, ist für 10 000 kW
vorgesehen und mit eigner Pulverisierein-
richtung ausgerüstet. Es besitzt z. Zt. 20 B.&
W.-Kessel von je 375 PS und wurde bisher
mit Anthrazit-Kohle betrieben. Für die
Kohlenpulverfeuerung wird eine geringwertige
Kohle benutzt, von der ausreichende Mengen
zur Verfügung stehen. Die Kohle wird in
einem 100 t fassenden Behälter getrocknet,
dann in über der Mühle belegene Bunker be-
756
fördert, von denen aus es durch Zubringe-
schneeken in die Raymond-Mühlen gelangt,
welche 3 t/h zu Pulver, das zu 95% durch ein
25-Maschen/cm?-Sieb geht, zerkleinert. Die
Mühlen benutzen das Prinzip der Lufttren-
nung, wie auf S. 473 beschrieben. Der Luft-
strom befördert das Kohlenpulver in Sammel-
behälter, von denen aus es durch Schwerkraft
in die auf einer Wage angeordneten Zufüh-
rungsbehälter gelangt, welche die Kessel-
trichter speisen. Die Zubringung zu den
Brennern, in denen das Kohlenpulver mit Luft
gemischt wird, geschieht wieder durch Trans-
portschneceken ; die Luft befördert dann das
Pulver in die Mischkammer, in welcher
während des Eintritts in die Brennkammer
die zur vollständigen Verbrennung erforder-
liche Zusatzluft hinzugefügt wird. Der Ver-
fasser erwartet, daß die Ersparnisse die Kosten
der Umänderung innerhalb von zwei Jahren
decken werden und berechnet für den Be-
trieb mit abgedämpften Feuern allein eine
Ersparnis von 3000 t Kohle/Jahr. -W.
Strompreise für die Eisenbahn. — Der
hier kürzlich gegebenen Anregung!) folgend,
schreiben die Städt. Werke Ettlingen
(Baden), Abt. Elektrizität: Wie für Lichtab-
nehmer haben wir auch für die Eisenbahn
Vorzugspreise und Rabatt aufgehoben, weil
1. wir mit den übrigen Lichtabnehmern mit
gleichem Stromverbrauch und gleichem An-
schlußwert Auseinandersetzungen _ erhalten
würden und schließlich die Strompreise für
alle Abnehmer ermäßigen müßten, 2. die
Eisenbahnverwaltungen den Städt. Werken
auch keine Ermäßigungen der Frachtkosten
für Kohle u. dgl. zugestehen und 3. bei der
Benutzung der Bahnkörper in der Regel Ver-
ordnungen erlassen, die den Bau der Lei-
tungen wesentlich verteuern.
Versorgung der früher besetzten Gebiete
Nordirankreichs mit elektrischer Arbeit. — Wie
die „Ind.- u. Hand.-Ztg.‘““ mitteilt, ist durch
ein französisches Gesetz die Anlage einer
anscheinend sehr weit ausgedehnten Über-
landversorgung in den früher
Gebieten festgelegt worden. Das Kraftwerk
sollin Hirson a.d. Aisne, nahe der belgischen
Grenze, errichtet und für den Betrieb der An-
lage von einer Gruppe elektrotechnischer
Unternehmungen eine Aktiengesellschaft ge-
gründet werden, in deren Aufsichtsrat auch
Vertreter der Regierung, aber keine Mit-
glieder des Parlaments aufzunehmen sind.
Die Kosten hat man auf 135 Mill. Fr veran-
schlagt; sie sollen teils vom Staat in Form
eines jährlich zu bestimmenden Kredits, teils
von den Interessenten getragen werden.
Elektromaschinenbau.
Regelbare Gleichstrom-Nebenschlußmoto-
ren. — F. Niethammer behandeltin einer Ar-
beit?) die Überschlagsgefahr und die Eisenver-
luste bei Gleichstrom-Nebenschlußmotoren, die
durch Feldschwächung im Verhältnis 1: 6
geregelt werden. Als Ursache beider Erschei-
nungen wird das Querfeld des Ankers erkannt.
Unter der Annahme, daß das Hauptfeld recht-
eckig, und das Ankerquerfeld dreieckig mit
einem ebenfalls dreieckigen Sattel in der Pol-
lücke verteilt sei, werden einige Annäherungs-
formeln für die mittlere und die höchste La-
‘ mellenspannung, für die Klemmenspannung
am Anker und die höchste an ihm meßbare
Spannung und für die Eisenverluste bei Last
und Leerlauf ermittelt. Für einen ungünstigen
Fall wird gezeigt, daß die höchste am Anker
meßbare Spannung dreiundeindrittel mal so
hoch werden kann wie die Klemmenspannung,
und die höchste Segmentspannung 7,5 mal so
hoch wie die mittlere. Der Eisenverlust bei
Vollast und höchster Drehzahl kann zehnmal
so hoch werden als der Eisenverlust bei Leer-
lauf und bei niedrigster Drehzahl. Ent-
sprechend kann der Wirkunssgrad von 90 %,
auf 80 % herunterfallen. Hierbei ist noch
nicht in Rechnung gezogen, daß das Anker-
querfeld Flußschwankungen von der doppelten
Frequenz zur Folge hat. Als Mittel gegen Über-
schlag werden erkannt: Große Lamellenzahl
am Kommutator, geringe Ankerrückwirkung,
Erhöhung der Feldamperewindungen. Als
Mittel gegen Überschlag und große Eisenver-
luste wird die Ausführung der Maschinen mit
einer Kompensationswicklung supiablen.
SESCh.
Verkehr und Transport.
Entwurf einer Untergrundbahn in Rom. —
Es ist eine Ringlinie mit 22 Haltestellen in
Aussicht genommen, die im Westen dem Lauf
RI Vgl. „ETZ“ 1920, 8.685.
1) „Elektrotechnik und Maschinenbau‘, 38. Jahrgang,
1920, S- 18.
Elektrotechnische Zeitschrift.
besetzten.
1920.
des Tiber, im Osten der Viale della Regina
folgt, sowie zwei Durchmesserlinien, diein dem
von der Ringlinie umschlossenen Gebiet unge-
fähr von Norden nach Süden und von Osten
nach Westen verlaufen, während sie außerhalb
des Ringesim Nordwesten der Stadt zusammen
laufen. Es sind dies die Linien von Ponte No-
mentano nach Viale Giulio Cesare mit 15 Sta-
tionen und die von 8. Croce nach Via Leone IV
mit 12 Haltestellen. Eine besondere Ausbil-
dung sollen die Bahnhöfe an den Kreuzungs-
punkten der Durchmesserlinien mit der Ring-
z
2
Eisenbahn, nach _Viferbo."
q |
Abb. 4. Entwurf einer Untergrundbahn in Rom.
linie erhalten ; zwei Bahnhöfe der Durchmesser-
linien nahe ihrem Kreuzungspunkt sollen durch
einen unterirdischen Gang verbunden werden,
um bequeme Umsteigemöglichkeiten zu schaf-
fen. Selbsttätige Zugsicherung ist geplant.
Tunnels, Bahnhöfe und Signale erhalten elek-
trische Beleuchtung durch Akkumulatoren.
Der zum Betrieb der Bahn erforderliche Gleich- |
strom soll in besonderen Umformerwerken er-
zeugt werden, die von den vorhandenen Elek-
trizitätswerken der Stadt Wechselstrom be-
ziehen. Die Bahn soll mit 1,45 m.Spur und
Oberleitung ausgeführt werden. Die aus Trieb-
und Anhängewagen zusammengesetzten Züge
sollen nur eine Klasse führen. Die Gesamt-
anlagekosten für 1 km in Millionen Lire be-
trugen bei der Pariser Untergrundbahn 5,94,
bei der Berliner Untergrundbahn 7,24, bei eini-
gen Londoner Bahnen 4,5, bei derjenigen in
Glasgow 2,4. Setzt man voraus, daß die heuti-
gen Baukosten etwa 2,5-mal so hoch sind wie
vor dem Kriege, so kann man für Rom die Bau-
kosten auf 10 Mill. Lire/km schätzen, da die
Kosten geringer sein werden als in Paris und
sich denen von Glasgow nähern können. Bei
einer Streckenlänge von 35 km wäre also ein
Anlagekapital von 35 Mill. Lire erforderlich.
Die Finanzierung könnte wie in Paris erfolgen,
wo die Stadt die Tunnels und die Gleisanlage
gebaut hat, während der Bahngesellschaft der
Ausbau und der Betrieb überlassen wurde.
Dabei konnte die Konzessionsdauer kürzer ge-
halten werden, als wenn die Bahngesellschaft
die ganze Anlage erstellt hätte. Beim: Bau der
Nordsüdlinie wollte die Stadt Paris sich da-
gegen keine neuen finanziellen Lasten aufer-
legen und erteilte die volle Konzession bis 1950;
dabei steht der Stadt Paris jederzeit das An-
kaufsrecht zu, und sie erhält eine feste Abgabe
von 2 Mill. Lire von der Bahngesellschaft außer
der Gewinnbeteiligung. Natürlich wird Rom,
in welcher Form die Konzession auch erteilt
wird, keine Abgabe von einem Privatunterneh-
men fordern können, im Gegenteil bei den ge-
genwärtigen Kosten müßte der Staat den Bau
durch Bewilligung des höchsten nach dem
Eisenbahngesetz zulässigen Bauzuschusses
unterstützen. Da Rom eine städtische Verwal-
tung besitzt, die das Straßenbahnnetz betreibt,
so könnte dieselbe Verwaltung auch den Be-
trieb der Untergrundbahn übernehmen, wo-
durch die Möglichkeit gegeben wäre, Umsteige-
fahrscheine von der So aBeabakz zur Unter-
grundbahn einzuführen. Vorausgesetzt, daß
die Kapitalbeschaffung erleichtert wird und
alle Vergünstigungen für den Bau bewilligt
werden, könnte der Fahrpreis ungefähr dem
egenwärtigen Straßenbahntarif entsprechen
ei angemessener Verzinsung des Anlagekapi-
tals. 7 Gthe,
Heft 38.
" Qualität
'volkswirtschaftliche.
= 23. September 1920.
Berg- und Hüttenwesen.
Die volkswirtschaftliche Bedeutung der
Elektrostahlerzeugung für Deutschland. —
Die sowohl für den Stahlerzeuger als
auch für den in Elektrizitätswerken beschäf-
tigten Elektrotechniker sehr lesenswerte Ver-
öffentlichung befaßt sich zunächst mit dem
Standpunkt der Elektrostahlerzeugung vor-
dem Kriege. Die Frage der Güte des Erzeug-
nisses überragte bis zu diesem Zeitpunkte die
Frage der Wirtschaftlichkeit.
Das Anwendungsgebiet zerfiel
in 3 große Gruppen:
1. Die Erzeugung von
Edelstahlausinländischen
Rohstoffen mit oder ohne
Vorschaltung‘ eines metallur-
gischen Schmelzofens, und zwar
als Ersatz für den Tiegelofen.
Die Erzeugung von Tiegelstahl
wurde immer mehr in den Hin-
'tergrund gedrängt. 2
2. Die Veredelung vonin
den bekannten hüttenmänni-
schen Einrichtungen erzeug-
tem Handelseisen imelektri-
schen Ofen unter Ausnützungder
in den großen Hüttenwerken
vorhandenen Gasüberschüsse.
eg
e
57
----.- 44
nach
ER 3. Erzeugung von Stahl
BL für Sonderzwecke, insbe-
ir " sondere Stahlformguß, im An-
- . schluß an Überlandzentralen.
Der Verfasser geht dann
über zu der durch den ‚Frie-
N densvertrag verursachten Ande-
rungder Verhältnisse, Abtretung
BES, wichtiger Erzgebiete, Kohlennot.
„ verkürzte Arbeitszeit, geringere
Arbeitsleistung; Zwangsausfuhr
von Kohle und damit bedingte
größte Sparsamkeitin der Koh-
Ionwirtschaft. Er steht ferner
auf dem Standpunkt, daß
durch die’ geänderten Ver-
- hältnisse die deutsche Eisen-
industrie nicht mehr wird damit rechnen
können, Handelseisen auszuführen, sondern,
daß die Einbuße an Exportmöglichkeiten zu
einer weiteren Steigerung der Qualitäts-
stahlerzeugung führen - wird. Auch für den
inneren Bedarf müsse man sich auf erhöhte
einstellen. Die notwendigen Er-
neuerungsarbeiten bei den Eisenbahnen, die
unbedingte Forderung der Neubelebung des
Schiffbaues und das Wiederaufleben der Bau-
tätigkeit für menschliche Wohnungen stellt
derartige Anforderungen an Baueisen, daß man
trachten muß, durch Erhöhung der mecha-
nischen Eigenschaften an Eisen zu sparen.
Daß der Elektroofen solche Qualitäten
zu liefern vermag, steht außer Frage. Er kann
also alle Sorten erzeugen, welche über die An-+
forderungen, die man an gewöhnliches Handels-
eisen stellt, hinausgehen. Dabei sind die wirt-
schaftlichen Gesichtspunkte teils privatwirt-
schaftliche, also reineSelbstkostenfragen, teils
Als solche kommen in
Frage Unabhängigkeit in der Rohstoffbe-
schaffung vom Auslande und die rationellste
Ausnützung der inländischen ‚Rohstoffe und
Betriebsmittel. Der Elektroofen zieht weitere
Grenzen für die Verwendungsmöglichkeit min-
derwertigen Schrotts, und wird es noch eine
Aufgabe der nächsten Zukunft sein, auch die
Möglichkeit der Verwertung minderwertiger
Erze im elektrischen Hochofen zu unter-
suchen. &
- .. Von großer Bedeutung ist die Elektro-
EahlenzevEung in Deutschland auch für die:
Ausnützung der vorhandenen Kraftquellen.
Bei den derzeitigen ungünstigen Verhältnissen
muß man mehr als je auf restlose Ausnützung
der Energien hinarbeiten. Nach dieser Rich-
tung kommt nicht nur selbstverständlich die
möglichste Ausnützung der Wasserkräfte in
Frage, sondern auch die u weitgehende
Ausnützung der Brennstoffe und der daraus
- gewinnbaren Nebenerzeugnisse.
Der Verfasser untersucht dann bezüglich
der wirtschaftlichen Bedeutung die oben ange- -
führten 3 Arbeitsgebiete des - Elektroofens.
Der Ersatz des Tiegelofens ist eine schon so
gut wie geklärte Frage. Sie ist volkswirt-
schaftlich besonders von Wichtigkeit mit
Rücksicht auf den geringen Aufwand an
Brennstoffen. Ein moderner Tiegelofen
braucht 175 bis 200% Brennstoff gegenüber
dem erzeugten Stahl, der Elektroofen 800 bis
900 kWh, sodaß sich nur ein Brennstoffver-
brauch von rd 90% ergibt. Es läßt sich also
der Kohlenverbrauch auf 45 bis 50% des
Kohlenverbrauches im Tiegelofen herabsetzen.
Vor dem Kriege betrug unsere Tiegelstahler-
zeugung immerhin trotz des andauernden
Rückganges noch 60 bis 70 000 t. Es können
a ei Du
a
‘von gleicher Güte wie
stehen.
. übersehen.
Is a 22 REFER
23. September 1920, E
lektrotechnische Zeitschrift.
1920. Heft 38.
757
— 0007000 Elektrofechnische Zeitschrift. 1920. Het 8, 77
also jährlich 60 bis 70000 t Kohle erspar
werden, welche Menge zwar an und ren
gering ist, aber doch berücksichtigt werden
Weniger einfach liegt der Vergleich bei
der Verwendung der Elektroöfen in der Groß-
eisenindustrie, wenn ar ER Elektrostahl
D { “ andelsware erz
will. Hier zieht der Elektroofen dem Martins
ofen gegenüber den kürzeren. Ein moderner
Martinofen braucht etwa 25% Kohle, der
Elektroofen für Herstellung von Handelsware
50 bis 60% Kohle. Es wäre also nur die An-
wendung von Wasserkraft wirtschaftlich.
Auch eine Ersatz des Thomas-Verfahrens, bei
welchem der Phosphor direkt Energie liefert,
ist nicht denkbar. Für die Durchführung des
Roheisenfrischens im Elektroofen liegen noch
keine endgültigen Zahlen vor, da die bezüg-
lichen Versuche durch den Krieg unter-
brochen wurden. Es wird aber mit 300 bis
400 kWh/t zu rechnen sein, so daß auch eine
derartige Arbeitsweise im Elektroofen für die
Herstellung von Handelsware entfällt. Aller-
dings erzeugen große Hüttenwerke die elek-
trische Energie in der Regel nicht durch Ver-
brennung von Kohle, sondern durch Aus-
nützung der überschüssigen Hochofen- und
Koksofengase. Wenn man diese Gase direkt
im Martinofen verwenden kann, so wird natür-
lich auch bei Erzeugung der Energie aus Gasen
der Elektroofen für Erzeugung von Handels-
ware nicht konkurrenzfähig sein. Man muß
also auch hier die Qualitätsverbesserung be-
rücksichtigen. Der Martinofen wird aber mit
Hochofengas allein nicht arbeiten können, son-
dern es muß auch Koksofengas zur Verfügung
£ Steht nur letzteres zur Verfügung, so
dürfte der Elektroofen sich als wirtschaftlicher
erweisen.
. Die Selbstkosten der einzelnen hütten-
männischen Verfahren sind heute kaum zu
Vor dem Kriege konnte man
Thomasstahl elektrisch raffinieren und mit
niedrigeren Kosten ein dem Martinstahl min-
. destens gleichwertiges Produkt erzeugen. Nach
dem Friedensschluß ist Thomasroheisen stark
gestiegen, während die Schrottpreise nicht im
gleichen Verhältnis teurer wurden, so daß
Martinstahl billiger ward als Thomasstahl.
Die Schrottpreise sind dann nachgefolst, so
daß wieder das alte Verhältnis hergestellt sein
dürfte. Jedenfalls sind die Verhältnisse noch
zu schwankend, um sie ziffernmäßig aus-
drücken zu können.
Durch den Kohlenmangel, Einschränkung
der Kokerei und teilweisesAusblasen von Hoch-
öfen verfügen die Hüttenwerke in der Regel
nieht mehr über die früheren Gasmengen. Man
kann also kaum erwarten, daß die Entwick-
lung der Elektrostahlindustrie in den großen
Hüttenwerken den Aufstieg, den sie vor dem
Kriege genommen hat, fortsetzt. Hoffentlich
werden die Verhältnisse wieder so, daß diese
günstigen Bedingungen wieder vorliegen.
. Die Erzeugung von Sonderstahl in
kleineren Anlagen, besonders für Stahlform-
gußzwecke, hält der Verfasser vorläufig für
das wichtigste Anwendungsgebiet des Elektro-
ofens. Er steht da in Konkurrenz mit dem
Martinofen und dem Kleinkonverter. Letzterer
wird durch den Roheisenmangel und durch den
Bedarf des schwer zu beschaffenden Schmelz-
kokses eingeengt. Die kleinen Martinanlagen
brauchen 40 bis 80% Kohle, so daß ein zu-
lässiger Stromverbrauch von 400 bis 800 kWh/t
sich ergibt. Da selbst kleinere Elektroöfen
mit 600 bis 800 kWh/t auskommen, so dürfte
der Elektroofen Aussicht auf verbreitete An-
wendung haben. Bei Wasserkraft oder anderen
billigeren Energiequellen würde die wirtschaft-
liche Bedeutung des Elektroofens noch mehr
steigen.
Noch zu berücksichtigen ist die Trans-
portfrage. Es wird sich gewiß empfehlen,
Elektrostahlanlagen dort aufzustellen, wo
großer Bedarf an dem Erzeugnis vorliegt, also
z. B. Teile von landwirtschaftlichen Maschinen
in landwirtschaftlichen Gegenden, und gleich-
zeitig das reichlich entfallende Abfalleisen an
demselben Orte zu verarbeiten. Es werden da-
durch 2 Transporte gespart. Bei unserer der-
zeitigen Transportnot liegt dies nicht nur im
volkswirtschaftlichen Interesse, sondern wird
auch für den Erzeuger von Vorteil sein, da wir
mit unseren Transportschwierigkeiten wohl
noch auf eine lange Reihe von Jahren rechnen
müssen. Selbst wenn an Ort und Stelle keine
elektrische Energie vorhanden ist, so belastet
das Heranführen von Strom die Eisenbahnen
nicht, wie es die Koble tut. Der Verfasser
bringt dann die ausführliche- Zahlentafel 1
- über die für den Schmelzbetrieb erforderlichen
.Roh- und Betriebsstoffe vergleichsweise für
den Kleinkonverter, Martinofen und Elektro-
ofen, wobei von der Voraussetzung ausgegangen
wird, daß für 1000 t fertige Gußstücke 1500 t
Rohstahl erforderlich sind und daß der Be-
darf des Gebietes dem abfallenden Schrott
gleich ist.
Zahlentafel l.
Bi Martin- | Elektro-
on- "
verter ofen ofen
t Bet
Angenommene Erzeu-
gungan fertigen Stahl-
formgußstücken. . . 1000 1000 1000
Dazu erforderlich an
Kohstaneep str an 1500 1500 1500
Unter Berücksichtigung
des Abbrandes nötige :
Einsatzmengen ... 1800 1650 1575
Einsatz besteht aus Roh-
BIBENK. ee 800 300 75
Eigene Trichter . 500 500 500
BEHTOtb Er 500 850 1000
1800 1650 1575
Mithin heranzuführen:
Roheisen=7 u rei, 800 300 75
Nicht verbrauchter
Schrottentfall muß ab-
geführt werden . . . 500 150 =
Heranzuführender
Brennstolta sus. 0.e Koks 200 |Kohle 600 —_
Blektrodemi 2.2 0.2. —_ _ 25
Zuschläge ..er 2.0. 300 300 150
Feuerfeste Baustoffe. . 200 150 100
Gesamtsumme 2000 1500 350
An Hand dieser Zahlentafel erbringt der
Verfasser den Nachweis, daß, z.B. als Absatz-
gebiet Oberbayern mit München als Fracht-
grundlage angenommen, für jede Tonne Be-
darf an Stahlgußstücken beim Schmelzen im
Elektroofen an Ort und Stelle 660 tkm
Frachten gespart werden. Er errechnet daraus
einen Vorsprung von 264 M/t.
Es folgt darauf eine in einer Zahlentafel 2
niedergeleste Berechnung der Selbstkosten
für einen Heroult-Ofen von 6 t Einsatz,
31/, Hitzen in 24 h, also einer Jahreserzeugung
von 6000 t bei 300 Arbeitstagen.
Zahlentafel 2.
Ver- | Kosten | Kosten
- und :ieb z ü
Roh- und Betriebsstoffe al für 100 kg ; en
: MM AM
Einsatz: Roheisen . 50 kg| 200,00 | 100,00
Schrott und
eigene Abfälle [1000 ‚, | 150,00 1500,00
Zuschläge: Erz 10.201035 112° 19,00 3,00
Kalk. . 40 ,,| 16,00 6,40
Sander, =r.2. 19,6; 3,00 0,25
Flußspat. . 5,159 22:00 1,10
Desoxydation: Koks. . 5 ,„, 20,00 1,00
Ferro- g
mangan 6 ,, 1000,00 | 60,00
Ferıo-
silizium 6 ,‚, | 450,00 | 27,00
Elektrodenverbrauch 2075; 1 279.002:255,00
Stromverbrauch . . . . 1600kWh! 0,20 | 120,00
Ofenerhaltung und Zu-
Stellung eranerenn 20,00
Lohnesa ee 30,00
Verzinsung und Ab-
schreibunsum an =... 25,00
| 1948,75
Bei einem Kraftpreise, von 20 Pf. für die
kWh kommt der Verfasser zu nicht ganz
2000 M/t Selbstkosten, während der Stahl-
werksverband neuerdings für Rohblöcke einen
Preis von 2650 M festgesetzt hat.
Der Verfasser geht dann noch über auf
die Frage der Erzeugung von synthetischem
Roheisen im Elektroofen, welche Frage in
anderen Ländern schon sehr ernstlich erwogen
wird. Die Herstellung von synthetischem Roh-
eisen hat technische Vorzüge, insbesondere
größere Sicherheit in dem Erreichen der ge-
wünschten Zusammensetzung, Verringerung
des Schwefels, während der Kupolofen den
Schwefelgehalt erhöht und einen vergrößerten
Brennstoffaufwand hat. Auf die mehr den
Metallurgen interessierende Arbeitsweise sei
verwiesen. Die Herstellung von synthetischem
Roheisen wird insbesondere für den Nacht-
betrieb empfohlen, solange die Gießerei selbst
nicht gießt. j 3
Zum Schlusse untersucht der Verfasser
die Frage, wie weit sich der Elektroofen an
große Zentralen anschließen läßt, ohne den
Betrieb zu stören, und ob er einen Belastungs-
ausgleich für ungleichmäßig belastete Netze
bieten kann. Der Verfasser vergleicht in dieser
Beziehung zunächst die verschiedenen Systeme
von Lichtbogenöfen gegenüber dem Heroult-
ofen. Dem reinen Strahlungsofen, welcher für
den Elektrotechniker bezüglich Stroment-
nahme am günstigsten wirkt, wird hütten-
männisch zu geringe Ofenhaltbarkeit vorge-
worfen. Den Öfen mit Polplatten im Herd,
welche ebenfalls Stromschwankungen herab-
mindern, wird vergrößerter Stromverbrauch
und Unsicherheit im metallurgischen Betrieb
vorgeworfen. Der Heroult-Ofen hätte diese
Mängel nicht und habe bei der Anwendung als
Drehstromofen unter Benützung von Elektro-
denregulatoren genügende Regelmäßigkeit in
der Stromentnahme auch bei Anschluß an
Zentralen. Es werden Kurven über die Tages-
belastung einer UÜberlandzentrale gebracht.
Der Elektroofen kann daher allgemein als
geeignete Vorrichtung bezeichnet werden, um
ungleichmäßige Stromentnahmen in einer Zen-
trale auszugleichen, umsomehr als er ununter-
brochen im Betrieb ist. Der Verfasser bringt
als Beispiel, daß die Mindestbelastung einer
Zentrale von 15 000 kW Leistung, welche bei
geringster Stromentnahme nur 16% der
Höchstentnahme abgibt, durch ein Elektro-
stahlwerk mit drei 10 t-Öfen und einer durch-
schnittlichen Zentralenbelastung von 4000 kW
auf 35% steigen könne. Lasse man eine ge-
wisse Erhöhung des Strombedarfes im Elek-
troofen durch geringe Stromzufuhr zu, so
könne man den Elektroofen sogar als Puffer
verwenden.
Wenn auch die Ausführungen des Ver-
fassers durch das Interesse, welches er an der
Verbreitung des Heroult-Lindenberg-Ofens hat,
bei manchen Vergleichen mit anderen Systemen
etwas einseitig gefärbt erscheinen, so kann man
trotzdem, wie eingangs erwähnt, der Ver-
öffentlichung ihre sehr zeitgemäße Wichtig-
keit nicht absprechen. (Mitt. d. Vereinig. d.
El.-W., 1920. S. 69).
V. ‚Engelhardt.
Beleuchtung und Heizung.
Elektrische Raumheizung in London. — Die
Innenstadt von London mit ihren Tausenden
von Geschäftsräumen hat die besten Vorbedin-
gungen für eine ausgedehnte Anwendung elek-
trischer Raumheizung. Der englischen Gewöh-
nung entsprechend sind vornehmlich Lampen-
öfen von 1,5 kW aufgestellt. Deren Anschluß-
wert betrug bei der „City of London Electric
Lighting Company“ 1903 600 kW, 1908 2000 kW,
1914 5000 kW, 1919 11400 kW. Im. Jahre 1908
wurden 1 Mill., 1914 2 Mill. und 1919 5 Mill. kWh
dafür abgegeben zu einem Preise von 11/, d/kWh.
Die „Charing Cross Eleetrieity Supply Company“
beziffert ihren Anschlußwert an Heizöfen in der
„City“ 1919 zu 4000 kW mit 2 Mill. kWh Ver-
brauch. Die Anzahl der jetzt in der „City“ be-
nutzten elektrischen Heizöfen wird auf 10.000 ge-
schätzt, ihre Vermehrung auf das Dreißigfache
wird für möglich erachtet. An einem kalten
Wintertag bringt die elektrische Raumheizung
eine erwünschte Mehrbelastung des Elektrizi-
tätswerks von 10000 kW in den Tagesstunden.
Nachteilig. für den Belastungsfaktor ist deren
Beschränkung auf die kältere Jahreszeit, und
daß sie beim Zusammentreffen ungünstiger Wit-
terungsverhältnisse unter Umständen zur Licht-
belastung hinzutritt. („The Eleetrician“ 2
Fr
Elektrische Antriebe.
Kraftfluß von der Kraftquelle bis zumWerk-
zeug. — Der Ausschuß für wirtschaftliche Ferti-
gung veranstaltete am 24. u. 25. Juni 1920 im
Vereinshaus Deutscher Ingenieure eine Vor-
tragsreihe über den Kraftfluß von der Kraft-
quelle bis zum Werkzeug, die bei den Hörern
reges Interesse begegnete. Direktor Hellmich
vom Verein Deutscher Ingenieure wies in
einer Einführung sehr treffend auf die Bevor-
zugung hin, die die Krafterzeugungsanlagen
in der technischen Literatur und beim tech-
nischen Studium finden. In der Tat werden
die Rekordziffern im Dampfverbrauch mit
Eifer verfolgt, während die Energieverluste
auf dem Wege von der Kraftquelle bis zum
Fertigerzeugnis stark vernachlässigt werden.
Die Notwendigkeit, in Zukunft mit Kohle und
andren Energieträgern möglichst Haus zu
halten, zwingt aber dazu, alle Verlustquellen
zu erforschen. Diesem Ziel war die Vortrags-
reihe gewidmet, der weitere Veranstaltungen
folgen sollen.
Die ersten Vorträge behandelten Trans-
missionen, für die eine sorgfältige Verlegung
und regelmäßige Untersuchung als notwendig
bezeichnet wurde. In der Aussprache wurde
der Mangel geeigneter Meßmethoden hervor-
gehoben; Instrumente mit ablesbaren Kenn-
zeichen für den Zustand und Wirkungsgrad
der Transmissionen sind nicht vorhanden.
Einen breiteren Raum nahmen die Vor-
träge über den elektrischen Antrieb von
Werkzeugmaschinen ein. Öberingenieur
Gaze von der Allgemeinen Elektrieitäts-
Gesellschaft griff auf die großen Veröffent-
lichungen von Lasche 1899 und 1900 in der
Zeitschrift des Vereins Deutscher. Ingenieure
zurück; die damaligen Voraussagen haben
sich in den „AEG“-Betrieben in mehr als
zwanzigjährigem Betrieb als riehtig erwiesen.
Der Einzelantrieb gestattet eine dichtere
Maschinenaufstellung, die Arbeitsgeschwindig-
keit und -güte werden größer. Erinnert wurde
an die Parallelversuche einer Werkstatt für
Massenfabrikation, deren 16 Maschinen eine
Woche lang im Gruppenantrieb, eine andere
Woche lang im Einzelantrieb angetrieben
wurden, wobei sich im Tagesdurchschnitt der
Kilowattstundenverbrauch beim Einzelantrieb
nur zu 88% desjenigen bei Gruppenantrieb
ergab. Bei einer zehnstündigen Überschicht
mit nur 3 Maschinen ging dieser Prozentsatz
auf 51% zurück. Die Erklärung hierfür gibt
der Leerlaufsverlust der Transmission, der
bei allen Belastungen eine konstante Größe
darstellt, während beim Einzelantrieb Leer-
laufsverluste überhaupt nicht auftreten. Die
Gefahrlosigkeit des elektrischen Antriebs tritt
bei Verwendung gekapselten Installations-
materials klar zutage, das zudem die Verlegung
der Leitungen sehr vereinfacht. Ein weiterer
wichtiger Vorteil des Einzelantriebes ist die
bequeme Meßbarkeit des Stromes, der ent-
weder abgelesen oder auf registrierenden
Amperemetern festgehalten werden kann. Auch
auf Zählermessungen wurde verwiesen. Diese
allgemeinen Vorzüge des Einzelantriebes sind
von der Stromart unabhängig und gelten
daher für Drehstrom und Gleichstrom. In den
AEG-Werkstätten werden in der Mehrzahl
Asynchronmotoren verwendet, die in der
Bauart ideal einfach, aber als Kurzschluß-
motoren überhaupt nicht, als Regulieranker-
motoren nur mit Verlusten regelbar sind. Die
mit diesen Motoren betriebenen Maschinen
sind trotzdem sehr bemerkenswert; an vielen
wurde der Zusammenbau organisch gut durch-
geführt. Oftist dies nicht möglich. Es wurden
daher Säulenkonstruktionen verwendet, an
denen der Motor mit Vorgelege und die Stufen-
scheibe an- oder aufgebaut ist, während die
eigentliche Werkzeugmaschine in ihrer Normal-
konstruktion, wie für Deckenvorgelege, ver-
wendbar bleibt. Bei dieser Kompromiß-
konstruktion muß aber auf die ursprünglichen
Vorzüge des Einzelantriebes größere Arbeits-
dichte, Arbeitsgeschwindigkeit und Arbeits-
güte teilweise verzichtet werden. Seit der
Einführung des elektrischen Einzelantriebes
in den AEG-Werkstätten hat der Gleichstrom-
motor durch die Einführung der Wendepole
eine bedeutende Verbesserung erfahren, die
eine weitgehende verlustlose Drehzahlregelung
bei konstanter Leistung und bei funkenfreiem
Gang des Kollektors ermöglicht. _ Diese wert-
volle Eigenschaft für den Einzelantrieb von
Werkzeugmaschinen läßt in Drehstroman-
lagen eine teilweise Umformung in Gleich-
strom zweckmäßig erscheinen, wobei mittels
des Einankerumformers zugleich die dringend
wünschenswerte Verbesserung des cos. @ er-
reicht wird. Die konstruktive Vereinfachung
der Werkzeugmaschine durch Fortfall der
Stufenscheiben, Riemenumleger, Räderge-
triebe, Deckenvorgelege bringt eine erhebliche
Materialersparnis mit sich. Das gleiche war
beim elektrischen Kran der Fall; der Antrieb
des Hub-, Katzenfahr- und Kranfahrwerks
durch je einen umsteuerbaren Motor ließ mit
einem Schlage alle Schwierigkeiten verschwin-
den, die dem älteren Antrieb durch einen
einzigen Motor gleicher Drehzahl und Dreh-
richtung anhaften. Bei der Werkzeugmaschine
wird der Einfluß ein noch viel größerer sein,
da die Drehzahlregelung als weiterer wichtiger
Vorzug hinzukommt. £
Oberingenieur Pollok der AEG ging
alsdann eingehend auf den Einfluß des
Gleiehstromreguliermotors bei Werk-
zeuemaschinen ein. Bei der spanabheben-
den Maschine ist deren Ausnützung am größten,
1. wenn die jeweils für das Material und Werk-
zeug zulässige höchste Arbeitsgeschwindig-
keit ausgeübt wird,
wenn sich die günstigste Arbeitsgeschwin-
digkeit und der günstigste, Vorschub ohne
Unterbrechung, ohne viel Uberlegung, ohne
Zeitaufwand und ohne Gefahr herbeiführen
läßt,
3. wenn das Verhältnis zwischen Haupt- und
Vorschubbewegung stets das günstigste ist
und
4. wenn die Zeit zum Aufspannen, Messen und
für Nebenarbeiten am geringsten ist.
Die geringste Drehzahl ist nötig, wenn
härtestes Material vom größten Durchmesser
geschruppt wird, die größte Drehzahl ist zu-
lässig,”wenn weichstes Material von kleinstem
Durchmesser” geschlichtet wird. * Für den er-
wünschten Regelbereich ist die Abstufung
durch die Stufenscheibe und Rädervorgelege,
D
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
die in ihrer Wirkung einer Drehzahltreppe
gleicht, zu grob; die Abstufung beim regulier-
baren Motor m ttels vielstufigen Nebenschluß-
reglers gleicht einer Drehzahlrampe. Mit
letzterem wird man daher stets viel näher an
die jeweilige Höchstgeschwindigkeit heran-
kommen und die Maschine viel besser, aus-
nützen. Die zweite Forderung läßt sich bei
mechanischer ‚Abstufung nicht erreichen, da
sie Vorsicht, Übung und Studium der Schalt-
tabelle erfordert; bei der elektrisch einzeln
angetriebenen Maschine steuert der Arbeiter
die Maschine von seinem Standort aus, ohne
dabei das Werkzeug aus dem Auge zu ver-
lieren. Nur die Möglichkeit, sofort auf eine
geringere Geschwindigkeit herunterzugehen,
ermutigt den Arbeiter, die höchste Geschwin-
digkeit anzuwenden. y
Beim Bohren tiefer Löcher ist nach Über-
winden der Gußkruste anfangs eine größere
Geschwindigkeit zulässig, die aber beim Tiefer-
gehen wegen der hinderlichen Bohrspäne
ermäßigt werden muß. Bei vielen Arbeiten,
z. B. beim Gewindeschneiden bedingt der An-
schnitt und Austritt des Werkzeuges im
Interesse seiner Haltbarkeit und sauberer
Arbeit eine geringe Geschwindigkeit, die im
Schnitt selbst erhöht werden könnte. Das
Gleiche ist bei Werkstücken mit Aussparungen
der Fall. Beim Plandrehen muß die Geschwin-
digkeit am äußeren Umfang am geringsten
sein, kann aber dann bei Annäherung an den
kleiner werdenden Durchmesser immer mehr
gesteigert werden. Alles dies läßt sich bei
feinstufiger Regulierung vom Stand des Ar-
beiters ohne weiteres ermöglichen.
Das vorteilhafteste Planbearbeiten, auch
der Geschwindigkeitswechsel bei Revolver-
bänken, läßt sich auch selbsttätig bewirken.
Es wird dabei auf eine von H. Kienzle be-
schriebene selbsttätige Revolver-Drehbank von
Brown & Sharpe verwiesen, die auf der Welt-
ausstellung in Turin 1911 als Rekordleistung
eine Gewindeführungsbuchse in 225 s her-
stellte. Kienzle beschaffte sich alsdann die
gleiche Bank, rüstete sie mit einem regel-
baren Gleichstrommotor aus und .erzielte die
Herstellung der gleichen Büchse in 165 s,
ersparte also über 36% an Zeit, wobei das
Werkstück noch sauberer ausfiel. Da die
Büchse nur geringe Unterschiede im Durch-
messer aufwies, so würde bei anderen Stücken
die Überlegenheit des Gleichstromantriebes
noch viel augenfälliger werden.
Die dritte Forderung läßt sich ohne
weiteres durch Beobachten des Amperemeters
erreichen, das den Arbeiter die für den An-
triebsmotor zulässige Beanspruchung jeder-
zeit erkennen läßt.
Für die Hobelmaschinen hat sich der
Antrieb mit umkehrbarem Gleichstrom-Regu-
liermotor schon völlig eingebürgert. Be-
merkenswert war auch eine Stoßmaschine, die
bei 200 mm Hub 20 Arbeitshübe, also 40 Hub-
Wechsel i. d. M. ausführt; ein beredter Be-
weis für die Sicherheit des Motors und der
Umsteuerungsorgane.
Es wurden alsdann Meßergebnisse von
2 Drehbänken gleicher Leistung und Herkunft
mitgeteilt, wovon eine einen Gleich-
stromreguliermotor und Räderkasten
für 4 Geschwindigkeiten, die andere
einen Drehstrommotor und einen Rä-
derkasten mit 16 Geschwindigkeiten
besitzt. Letztere wies bei Leerlauf
einen Mehrverbrauch von 120 bis
140 %, bei Belastung — Abdrehen
von Siemens-Martin-Stahl von 140mm
auf 126 mm — einen solchen von
82%, auf.
Auf die Erwähnung weiterer Vor-
züge des Gleichstrom-Reguliermotors
muß in diesem knappen Rahmen ver-
ziehtet werden.
Da die Werkstätten und Werk-
zeugmaschinenfabriken das gleiche In-
teresse haben, die geeigneteste Span-
nung zu kennen, so sei daran erin-
nert, daß für Gleichström die Span-
nungen 220 und 440 V vom VDE als
Normalspannungen festgelegt sind.
Große Vorteile hinsichtlich der
Leitungsanlage bietet bei. Gleich-
strom bekanntlich das Dreileiternetz
2-220 V, wodei die kleineren Motoren an 220,
die größeren an 440 V angeschlossen werden.
Die Grenze für die 220- V-Motoren wird bei
15 kW liegen; hierüber schweben zur Zeit Er-
wägungen innerhalb der zuständigen tech-
nischen Verbände. Der Bau kleinerer Werk-
zeugmaschinen mit 220 V-Motoren auf Vorrat
ist dann in greifbarere Nähe gerückt.
Der Drehstrom-Kollektormotor, der die
Umformung in Gleichstrom entbehrlich machen
könnte, ist dem Gleiehstrom-Regulieımotor
leider nicht gewachsen. Neben anderen Nach-
teilen ist er teuerer und im Wirkungsgrad un-
günstiger, als der Gleichstrom-Reguliermotor
\
Heit 38.
SEEN ER 2
1 Mikrophon.
2 Nachübertrager.
3 Vorübertrager.
4 Vorstärkerlampe.
23. September 1920
einschließlich des anteiligen Preises und Wir-
kungsgrades des Einankerumformers.
Eine bisher systematisch wenig erforschte
Maschinengattung sind _ schwere Stanzen,
Scheren und Pressen, bei denen vorwiegend
eine geradlinige Bewegung mit stark wechseln-
der Belastung auftritt. Meist werden diese
Maschinen mit schweren Schwungrädern be-
haftet, die nur dadurch zur Wirkung kommen
können, daß die Maschine bei Leerlauf schneller
läuft, als bsi Vollast. Mit Drehstrom läßt sich
dies nur durch einen Schlupfwiderstand er-
reichen, der aber dauernd Strom verzehrt. Bei
Gleichstrom wurden bisher Motoren _ mit
Hauptstrom- oder Kompoundwieklung ver-
wendet. Die selbsttätige Drehzahlsteigerung
dieser Motoren bei Entlastung ist aber gering.
Der Nebenschlußmotor mit Arbeitsregler regelt
dagegen die Drehzahl völlig selbsttätig im
Bereich von 1:3 bis 1:4, so daß die Kraft ver-
zehrenden Schwungräder überflüssig werden.
Der Motor sucht bei Leerlauf rasch seine
höchste Geschwindigkeit zu erreichen, durch-
läuft also die Leerwege möglichst schnell und
sinkt bei einsetzendem Widerstand rasch auf
Der Motor
die niedrigere Drehzahl herunter.
fällt mithin viel kleiner aus, da die Massen-
kräfte im weitesten Maße zur Mitarbeit heran-
gezogen werden; Schwungräder sind dabei
entbehrlich.
Das gleiche Prinzip läßt sich auch auf
hydraulische Pressen anwenden, die bei den
größten Ausführungen sogenannte dampf-
hydraulische Treibapparate aufweisen, deren
Unwirtschaftlichkeit, falls keine bequeme Ab-
dampfverwertung möglich ist, bekannt ist.
In der anschließenden Besprechung wurde
übrigens erwähnt, daß in Amerika schon der-
artige elektrohydrauliche Pressen in Betrieb
sind. Die letzten Vorträge behandelten den
Arbeitsbedarf der Werkzeugmaschinen, die
Ausnutzung der Arbeitskraft und die sach-
gemäße Betriebsführung.
Die lebhafte Besprechung, die die Vor-
träge auslösten, waren ein Beweis für das
große Interesse, das besonders dem elektrischen
Antrieb entgegengebracht wurde. Es wurden
aber auch eine große Zahl anderer Gebiete
berührt, z. B. Kugellager, Stahlbänder und
zahlreiche andere Fragen, für die Erfahrungen _
or-
aus dem Betriebe mitgeteilt wurden. Die
träge werden vom Ausschuß für wirtschaft-
liche Fertigung gedruckt und dadurch weiteren
Kreisen zugänglich gemacht werden. Ge.
Fernmeldetechnik.
Lautsprecher der Western Electrie Co. —
Für die Mitteilung von Sport- und sonstigen
Nachrichten an eine große Zuhörerschaft, für
das Abrufen von Zügen usw. beabsichtigt die
Western El. Co. einen Lautsprecher auf den
Markt zu bringen. Dieser besteht aus einem
Mikrophon, das in
tragern geeigneter Wicklung und Verstärker-
lampen nach der Schaltung der Abb. 5 auf
eine Reihe parallel geschalteter Hörer arbeitet.
Ita
5 Anodenbatterie.
6 Parallel geschaltete Vorstärkerlampen.
Bauart.
Abb. 5. Stromlauf im Lautsprecher.
Das Mikrophon arbeitet zunächst über den
Mikrophonübertrager und einen Spannungs-
regler auf eine der üblichen Kathodenröhren. 4
Die so verstärkten Ströme gelangen über eine
Reihe parallel geschalteter Kathodenröhren,
deren Anzahl von der Zahl der zu speisenden
Hörer
Nachübertrager zu den
werden nicht Hörer der üblichen Bauart ver-
wendet, bei denen dieElektromagnete unmittel-
bar auf die Membran einwirken, sondern Hörer
nach Abb. 6. Wie die Abbildung erkennen
läßt, ist das Magnetsystem an einem Joch be-
Verbindung mit Über- E
abhängt und einen entsprechenden _
Hörerstromkreisen.
Um Resonanzerseheinungen zu vermeiden,
7 Parallel geschaltete Hörer besonderer
‚ aufzustellen.
23. September 1920.
festigt, das mit dem groß ausgebildeten Schall-
rohr starr verbunden ist. Die horizontal ge-
lagerte Hörermembran steht durch einen
7
o| Anker
Abb.6. Hörer besonderer Form für Lautsprechanlagen.
Metallstempel mit dem schwingenden Teil
des Magnetsystems in Verbindung. Abb. 7
2 nn m dA N
Abb. 7. Ausgeführte Versuchsanlagen.
gibt ein Bild von der Ausführung der Laut-
sprecher am Ort der Verwendung. („The
Eleetriecian“, 1920, S. 300.) Kr:
Drahtlose Telephone für Flieger, Stationen
auf der London-Paris-Linie. — Das bıitische Mi-
nisterium für Luftverkehrswesen hat eine Mit-.
teilung (Nr. 61) an die Flieger erlassen in Anbe-
tracht der Vorkehrungen, die zur Verkehrs-
kontrolle der Luftlinien mittels drahtloser
Telephonie getroffen sind und der dabei zu
beobachtenden Bestimmungen. In der Mit-
teilung wird bekanntgegeben, daß drahtlose
Telephonstationen in Croydon und Lympne
für die. London-Paris- und London-Brüssel-
Linie betriebsfertig eröffnet sind. Die fran-
zösischen Behörden haben gleiche Stationen
in St. Inglevert, Valeneiennes, Paris (Le
Bourget) errichtet und die belgischen Behörden
sind im Begriff, eine Station in Brüssel (Evare)
Stationen für die London, Bir-
mingham, Manchester Glasgow-Linie werden
in Kürze zu Castle Bromwich, Didsbury und
Renfrey eröffnet werden. Die Kontrolle aller
britischen drahtlosen Telephon - Stationen,
einschl. der Stationen, die unter. Lizenzertei-
lung auf privaten Flugplätzen errichtet sind,
wird von der Croydon-Station ausgeübt. Das
drahtlose Telephon wird vorerst dazu benutzt
werden, Auskünfte über ein Flugzeug, das zur
Fahrt rüstet, oder sich auf der Fahrt befindet,
einzuholen und zweitens um die Wetterver-
hältnisse auf der Reiselinie dem abs mit-
zuteilen. Einzelheiten über den nruf und
die Bedienung des Apparates werden in der
Mitteilung bekanntgegeben. („The Times“ v.
4. VI. 1920). Rp.
Versuche mit telegraphischer Bildübertra-
gung. — Vor kurzem sind mit gutem Erfolge
auf dr Strecke Paris— Lyon Versuche für tele-
raphische Bildübertragung nach dem Ver-
ahren von Belin angestellt worden. Für eine
Textübermittlung von 300 bis 400 Worten sind
4 bis 5 min erforderlich gewesen. Man hofft,
diese Zeit dureh weitereVerbesserungen auf die
Hälfte herabsetzen zu können.
heiten des Verfahrens werden nicht bekannt
gegeben. Es ist beabsichtigt, einen praktischen
Versuch in Italien zwischen Rom und Mailand
anzustellen. („Le Temps“, 1920, 18/7). Kr.
Elektrotechnische Zeitschrift.
Se
Die Einzel-
1920.
Heit 38.
759
nn ne
Physik und Theoretische Elektrotechnik.
Erzeugung hoher Gleiehspannung ohne
Transformator. — Die „ETZ“ brachte kürz-
lieh Mitteilungen über die im. D.R.P. 310356
beschriebene Anordnung zur Erzeugung hoher
Gleichspannungen (Abb. 8).!) Es bedeutet W
Abb. 8.
eine Wechselstromquelle geringer Spannung,
© Kondensatoren und V Ventilröhren. Nach
dem*Anspruch des genannten D.R.P. besteht
die Neuerung dieser Anordnung darin, daß
„die nach Aufladung des Kon lekeniors am
Unterbrecher (Ventilröhren) entstehende er-
höhte Spannung zur Ladung eines weiteren
Kondensators über einen weiteren Stromunter-
brecher benutzt wird“. Die Erläuterung des
Vorganges lese man an der genannten Stelle in
der „ETZ“ nach. H. Greinacher hat nun
neue Schaltungen angegeben, die durch ver-
vielfachte Anwendung dieses Grundgedankens
entstehen.?) Das allgemeine Schaltbild seiner
Abb. 9.
Anordnungen ist in Abb. 9 dargestellt, u. zw.
damit der Anschluß an die vorgenannten Lite-
raturstellen deutlicher hervortritt, nicht in der
von ihm selbstgewählten Darstellungsform,
sondern in der Darstellungsform jener beiden
Literaturstellen. Die Bezeiehnungen in beiden
Abbildungen sind jedoch dieselben, wie in der
entsprechenden Abb. 3 der Greinacherschen
Arbeit. Es bedeuten K und K‘ die Klemmen
der Wechselstromquelle, (9—0s, sowie Oo
—(' Kondensatoren und endlich Zo—Z;,
sowie Zy —Zy' elektrische Ventile. Wie er-
sichtlich, entstehen die neuen Schaltungen
dadurch, daß das in Abb. 1 gegebene Schalt-
bild nieht nur unterhalb der Stromquelle W
angeordnet ist, sondern nochmals oberhalb
derselben, und daß zur Ladung weiterer Kon-
densatoren über weitere Stromunterbrecher
nieht nur diean einer Ventilröhre auftretende
erhöhte Spannung benutzt wird. An Hand
der früher in der „ETZ‘ gegebenen Erläute-
rungen läßt sich leicht verfolgen, daß der
Kondensator 0, die dreifache, der Konden-
sator (C, die fünffache maximale Spannung
der Wechselstromquelle erhält. Wie dort, so
läßt sich auch hier das Verfahren bis zu rech-
1). Vgl. „ETZ* 1919, 8. 33. , 2 n
ı) H.Greinacher, „Bulletin d. Schweiz. elektrotechn.
Vereins“ Bd. 11, 1920; S. 59.
nerisch beliebig hohen Spannungen fortsetzen
Greinacher gibt außerdem noch eine Reihe an-
derer Varianten der Schaltung an, insbeson-
dere noch solche für geradzahlige Verviel-
fachung der Spannung, und führt endlich eine
Anzahl von Versuchsergebnissen an, die die
Richtigkeit der Überlegungen bestätigen.
M. Schenkel.
Allgemeiner Maschinenbau.
Ersparnisse durch gute Isolierung von
Dampfleitungen. — In einer Mitteilung der
Abteilung für Wärme- und Kraftwirtschaft
beim Dampfkessel-Überwachungs-Verein der
Zechen im Oberbergamtsbezirk Dortmund!)
werden bemerkenswerte Angaben über die
jährlichen Wärmekosten nackter Dampf-
leitungen und über die durch sorgfältige
Isolierung erzielbaren Ersparnisse ge-
macht. Der stündlicheWärmeverlusteiner nack-
ten eisernen Rohrleitung beträgt bei etwa, 190°
Dampftemperatur, entsprechend 12 at Uber-
druck, und 25 m/s Dampfgeschwindigkeit rd
2500. WE/m?, was bei ununterbrochenem Tag-
und Nachtbetrieb, 360 Arbeitstagen im Jahr,
einem Kohlenpreis von 200 M/t frei Kessel-
haus und einem Wirkungsgrad der Kessel-
anlage (ohne Überhitzer und Vorwärmer) von
annähernd 60% an jährlichen Wärmekosten
für 1 m? der Leitung ohne die Kondensatver-
luste rd 1000 M ergibt. Bei überhitztem
Dampf von 300° verdoppelt sich dieser Be-
trag, während er bei Abdampf von etwa 100°
auf rd %/ıo obigen Wertes zurückgeht. Eine
Zunahme der hierbei zu 25 m/s angenommenen
Dampfgeschwindigkeit steigert bei überhitztem
Dampf die Verluste nur unwesentlich. Auch
die Wärmeverluste an Flanschen, Verbin-
dungs- und Abzweigstücken, Ventilen usw.
spielen eine erhebliche Rolle und verursachen
beispielsweise für ein nacktes T-Stück ein-
schließlich zweier Flanschenpaare bei 400 mm
liehtem Rohrleitungsdurchmesser unter oben
genannten Betriebsverhältnissen jährliche Koh-
lenkosten von 4200 M. Dementsprechend
sind auch die durch gute Isolierung er-
reichbaren und mit deren Stärke wachsenden
Ersparnisse beträchtlich. Sehon eine Aul-
tragstärke von 20 mm schafft bei Rohrdurch-
messern von 300 bis 400 mm Wirkungsgrade
von 83%, eine solche von 60 mm bis über
90%. Hier macht die Abteilung besonders auf
die Notwendigkeit des Ausbesserns hinsicht-
lieh der Isolierung beschädigter Leitungs-
stellen aufmerksam. Für die verschiedenen
Rohrdurechmesser besteht ein wirtschaftliches
Höchstmaß der Auftragstärke derart, daß
diese für 100 mn Durchmesser 40 und steigend
bei 400 mm 70 mm betragen soll. Für Kessel-
böden und Dampfdome, wo die Wärmever-
Iuste ebenfalls sehr ins Gewicht fallen, werden
als zweekmäßige Isolierstärke 60 mm genannt.
Nachträgliche Flanschenisolierung macht sich
bei ‚großen Durchmessern bereits in einem
Monat, bei kleinen etwa in einem Vierteljahr
bezahlt, und die Kosten für die Isolierung an-
geführter Kesselteile, die sich z. B. für einen
Finflammrohrkessel auf. 300 M, für einen
Dampfdom auf 150 M stellen, werden in etw&a
2 Monaten ausgeglichen. Bezüglich des
Wärmeschutzes erweisen sich die ver-
schiedenen gebräuchlichen Isolierstoffe als
ziemlich. gleichwertig, doch scheint bei sehr
hohen Überhitzungen Kieselgur weniger ge-
eignet. An Stelle der sehr teuren Schnur aus
Asbest hat sich neuerdings solche aus
Schlackenwolle bewährt, und statt Hanfum-
wicklung wird heute Zellstoff verwandt. In
nieht erschütterungsfreien Rohrleitungen ‚birgt
das Überziehen der Isoliermasse mit einem
Drahtnetz die Gefahr, daß letzteres in die sehr
poröse Wärmeschutzmasse einschneidet. Bei
der Isolierung von Flanschen und Ventilen,
für die die vor dem Kriege benutzten doppelten
Blechkappen z. Zt. wegen der Schwierigkeit
des Bezuges und des hohen Preises kaum in
Betracht kommen dürften, muß natürlich
darauf geachtet werden, dab das Tropfwasser
ohne Schädigung des Auftrages Ableitung
findet. Angesichts dieser gerade jetzt sehr
großen Bedeutung des Wärmeschutzes von
Dampfleitungen empfiehlt die Abteilung
größeren Werken das Bereithalten eines be-
sonderen Wärmeschutztrupps für die Isolie-
rung und deren dauernde Instandhaltung.
Verschiedenes.
Aus dem Jahresbericht des Bayerischen
Revisions-Vereins für 1919°). — Wie der Vor-
stand bemerkt, schreitet die Elektrisierung
Bayerns, allgemein betrachtet, so rüstig fort,
ı) Vgl. „Glückauf“ Rd. 56, 1920, S. 365.
2) Vgl. Zeitschr. d. Bayer. Rev.-Ver, Bd. 24, 1920, 8.59
760
als der Mangel an Baustoffen und guten Ar-
beitern sowie die hohen Preise es zulassen.
Auch die Strompreise sind natürlich der Teu-
rung gefolgt, man bezahlte 1919 stellenweise
schon bis zu 3 M/kWh. Die elektrotech-
nische Abteilung des Vereins zählt nun-
mehr bald an die 1000 ihrer regelmäßigen
Überwachung unterstellte Anlagen. Aus dem
technischen Sonderbericht geht hervor, daß
Quecksilbergleichrichter bisher in Bayern kaum
Verwendung gefunden haben. Weiter wird
gesagt, daß sich für Stromverteilungsgen ossen-
schaften in Gebieten, wo die Überlandzen-
tralen kein Interesse haben, Leitungsnetze
selbst zu bauen, immer die Notwendigkeit
ergebe, eine große Anzahl kleiner Transfor-
matoren aufzustellen, die insgesamt einen viel
zu großen Leerlaufverlust verursachen ; diese
errechneten sich bei einem Allgäuer Unter-
nehmen solcher Art fast ebenso hoch wie der
gesamte Stromverbrauch der Abnehmer. Die
Bestrebungen, Richtpreise für die Ausführung
von Inneninstallationen festzulegen, werden
von der Abteilung unterstützt, doch erscheint
es ihr schwierig, alle Installateure zu deren
Anerkennung zu bringen. Die vielen ‚‚wil-
den‘, ohne sgenügende - Fachkenntnisse ar-
beitenden Installateure seien, wie der Bericht
ausführt, nicht nur z. T. Außenseiter bezüg-
lich der Preise, sondern heute schon eine Ge-
fahr für die Sicherheit der Anlagen. Man
finde sie nicht nur bei Eigenanlagen am Werk,
sondern auch auf Bestellung Dritter würden
zu hohen Preisen Einrichtungen ausgeführt,
die oft eine unmittelbare Feuersgefahr bilden.
Während vor dem Kriege allgemein das Be-
streben herrschte, die Gebrauchsspannung
tunlichst niedrig zu halten, namentlich wenn
es sich um die Stromversorgung von Gebieten
mit überwiegend landwirtschaftlichen Be-
trieben handelte, mache sich jetzt die Ten-
denz geltend, mit der Gebrauchsspannung so
hoch wie möglich zu gehen. Veranlaßt sei
dieser Umsehwung durch die erheblich ge-
ringere Leitfähigkeit der heute fast aus-
schließlich zur Verwendung gelangenden Eisen-
leitungen. Da mit der Steigerung der Ge-
brauchsspannung die Feuersgefahr in zu-
nehmendem Maße wächst, sind nach Ansicht
der Abteilung für. die neuen Anlagen nicht
nur wegen der Ersatzstoffe, sondern auch
wegen der hohen Spannung regelmäßige fach-
männische Besichtigungen noch mehr not-
wendig als sonst.
Ein Forschungsinstitut für Aluminium und
seine Legierungen. — Die Zeitschrift ‚Stahl
und Eisen‘) bringt nähere Angaben über
ein Laboratorium der Aluminium Castings
Co. in Cleveland, das, wie sie schreibt, infolge
seiner Vielseitigkeit, "seiner vorzüglichen Ein-
richtungen und derBedeutung seiner Mitarbeiter
berufen erscheint, unmittelbar als Forschungs-
institut für Aluminium und seine Legierungen
zu wirken. Es gliedert sich in drei Abteilungen,
von denen sich die erste theoretisch und prak-
tisch mit dem Schmelzen und Legieren des
Metalls, die zweite) mit der praktisch-wirt-
schaftlichen Verwertung der gewonnenen Er-
kenntnisse und die dritte mit der Aufstellung
von Normalwerten und deren Einführung in
die Praxis beschäftigt. Eine von unserer
Quelle wiedergegebene . Skizze des Arbeits-
planes läßt die offenbar sehr durchdachte
Organisation des ausschließlich von der Ge-
sellschaft unterhaltenen Institutes erkennen.
Zum fünfzigjährigen Bestehen der Tech-
nischen Hochschule zu Aachen. — Die Mittel,
die der Staat für die Ausbildung unserer jungen
Akademiker, unserer besten Hoffnung “für
Deutschlands Wiederaufstieg, gewährt, reichen
in keiner Weise aus, um den gesteigerten An-
forderungen gerecht zu werden. In dieser Zeit
des Entbehrens begeht dieTechnische Hoch-
schule zu Aachen am 24. X. 1920 die Feier
ihres 50-jährigen Bestehens. Ihr an diesem
Tage eine Gabe zu überreichen, die es ihr er-
möglicht, ihren Schülern eine den Forderungen
der Jetztzeit entsprechende vollwertige Aus-
bildung zuteil werden zu lassen, vereinten sich
zahlreiche industrielle Unternehmungen und
führende Männer unseres Geistes- und Wirt-
schaftslebens in der Gesellschaft von
Freunden der. Aachener Hochschule.
Die Gesellschaft wendet sich jetzt an die alten
und jungen Studenten, die sich von der Aache-
ner Hochschule ihr wissenschaftliches Rüst-
zeug. für das Leben geholt haben, und an alle,
denen das Gedeihen von Wissenschaft und
Technik am Herzen liegt, mit der Bitte, Mit-
glied zu werden, um dadurch die Bestrebungen
der Gesellschaft zu unterstützen. Im besetzten
Gebiet, an des Reiches Westmark gelegen,
bedarf die Aachener Hochschule in besonderer
Weise der Förderung. Es geht um Deutsch-
1) Bd. 40, 1920, S. 1014.
Elektrotechnische Zeitschrift,
lands Jugend, Deutschlands Zukunft. Daher
darf keiner zurückbleiben, alle müssen helfen,
indem sie Mitglied der Gesellschaft werden.
(Anfragen und Anmeldungen sind zu richten
an die „Gesellschaft von Freunden der Aache-
ner Hochschule‘ (Geschäftsstelle des Vereins
Deutscher Eisenhüttenleute),
Düsseldorf,
Eichendorffstraße 27.) 2
Energiewirtschaft.
Die Zusammensetzung des Beirats der
Elektrizitätswirtschaft. — Die kürzlich zum
ersten Mal abgehaltenen Besprechungen des
Beirats für die Elektrizitätswirtschaft!)
dürften es unseren Lesern erwünscht erscheinen
lassen, die Mitglieder dieses besonders für das
nunmehr vorzubereitende, am 1. IV. 1921 fällige
Gesetz zur Regelung der Elektrizitätswirtschaft
wichtigen Gremiums kennen zu lernen. Nach
einer uns vom Reichsschatzministerium freund-
lichst überlassenen Liste setzt sich der Beirat
“wie folgt zusammen:
Vom Reichstag abgeordnet (5): Kah-
mann, Oettinghaus, ten Hompel, Leopold,
Albrecht (Hannover); — vom Reichsrat abge-
ordnet (5): Ministerialdirektor v. Meyeren
(Preußen), Unterstaatssekretär Dr. Huber
(Bayern), ständ. Stellvertreter Ministerial-
rat Hans Schneider, Geh. Legationsrat Dr.
Poetzsch (Sachsen), Ministerialdirektor Schäffer
(Württemberg), Gesandter Wirkl. Geh. Rat Dr.
Nieser (Baden), Stellvertreter Ministerialrat
Dr. Feeht und Amtmann Dr. v. Bayer-Ehren-
berg, Karlsruhe; — von Arbeiter- und An-
gestelltenorganisationen abgeordnet (5):
P. Umbreit (Allgemeiner Deuscher Gewerk-
schaftsbund), H. Klebe (Zentralverband der
Maschinisten und Heizer), Bischoff (Bund der
technischen Angestellten und Beamten), H.
Kummer (Zentralverband der Angestellten),
F. Wieber (Christl. Metallarbeiterverband); —
als Sachverständige der Reichsregierung(4):
Geh. Kommerzienrat Arnhold, Kommerzienrat
Manasse, Staatskommissar O. v. Miller, Polizei-
präsident Gerstein; — als Sachverständige
der Länder (4): Oberregierungsrat Staedtler
(Bayern), Geh. Baurat Köpcke (Sachsen), Ober-
ingenieur Helmle (Baden), Professor A. Sengel
(Hessen); — als Sachverständige der Provin-
zen, Gemeindeverbände und@Gemeinden
abgeordnet (4): Direktor Ebbecke, Märkisches
E..W. (Preußen), Direktor B. Monath, E. W.
Altwürttemberg - (Württemberg), Direktor
Frank, Überlandwerk Braunschweig (Braun-
schweig), Direktor Bannwarth, E.W. Ham-
burg (Hamburg); — als Sachverständigeder Zen-
tralarbeitsgemeinschaft(4):DirektorBreul
(El. Lieht- und Kraftanlagen A. G.), Direktor
Henke (Rheinisch-Westfälisches Elektrizitäts-
werk), Kommerzienrat Mamroth (Allgemeine
Elektrieitäts-Gesellschaft), Direktor Werner
(Siemens-Schuckertwerke); — als Sachverstän-
dige des Deutschen Landwirtschaftsrates
(4): Oberingenieur Kettner (beim Landeshaupt-
mann der Provinz Pommern), Direktor Vietze,
Oberingenieur Leonpacher, Rittergutsbesitzer
Obendorfer; — vom Deutschen Industrie-
und Handelstag abgeordnet (2): R. Blohm,
Geh. Regierungsrat Dr. Oppenheim; — vom
Deutschen Handwerks- und Gewerbe-
kammertag abgeordnet (2): G. Montanus,
Frankfurt a. M., Bäckerobermeister Biener.
Im ganzen handelt es sich also um 39 Mitglie-
der, eine Zusammensetzung, die insofern zu er-
heblichen Bedenken Veranlassung gibt, als
beispielsweise der Deutsche Städtetag gar keine
Berücksichtigung gefunden hat und, wie wir
den ‚Mitt. d. Vereinig. d. El.-W.‘, die sich ein-
gehender mit den Aufgaben des Beirats be-
schäftigen?), entnehmen, von dieser Korpora-
tion auch nur der Vorsitzende nachträglich
von dem neuen Reichsschatzminister als Sach-
verständiger zugezogen worden ist.
Hilfe im Kampf gegen die Kohlennot. —
Das Gleißen unserer schwarzen Diamanten
hat seine dämonische Gewalt auf unsere Feinde
ausgeübt und uns das „Abkommen“ von Spa
beschert, nach dem selbst bei der äußersten
Sparsamkeit im Verbrauch der uns gebliebenen
Kohlenreste weitere Stillegungen von Betrieben
und weitere Brotlosmachung von Arbeiter-
massen sich nicht werden verhindern lassen.
Aber noch sind nicht alle Machtfaktoren im
deutschen Wirtschaftshaushalt erschöpft. Der
Wiederaufbau verlangt vor allem eine Neube-
lebung der Produktion und hierzu die voll-
kommene Erfassung der uns zu Gebote stehen-
den Rohstoffe. Ein sich unaufhörlich erneuern-
der, daher reichlich vorhandener und greif-
barer Vorrat an Rohstoff, an Rohkraft findet
sich im fließenden Wasser, in der preiswerten
weißen Kohle. Die Notwendigkeit ihrer Aus-
i) Vgl. „ETZ“ 1920, S. 736.
?) Bd. 19, 1920, 8. 197. |
1920. Heit 38.
-stützung gefunden,
‚schiedener Industriezweige nicht folgen konnte,
‚im Bau befindlichen Werke ergibt sich für das
23. September 1920.
beutung braucht nicht mehr erörtert zu werden,
denn der Ausbau der Wasserkräfte und
ihre intensive Ausnutzung sind bei der heır-
schenden Kohlenknappheit zum Gebot der
Stunde geworden. Jetzt gilt es vielmehr, dem
Unternehmer die Wege zu ebnen und
die Mittel anzugeben, um die von der
Natur gebotenen Kraftquelleu — auch
die mittleren und kleinen Wasser-
kräfte — richtig erschließen und rest-
los ausnutzen zu können.
.. Es ist daher besonders zu begrüßen, daß
sich der deutsche Wasserwirtschafts-
und WasserkraftverbandE. V.in Berlin-
Halensee!) die Förderung des Ausbaues und
der Ausnutzung der Wasserkräfte zu seiner
vornehmsten Aufgabe gemacht hat. Wie wir
hören, hat er hierbei regierungsseitige Unter-
i deren weitestgehende Ge-
währung im Hinblick auf die zu erwartende
bedeutende Kohlenersparnis im allseitigen
Interesse liegen und dankbar empfunden wer-
den würde. ER
Für unsere Fachgenossen beachtenswert
ist, daß den im Verbande bestehenden Fach-
ausschüssen für Wasserwirtschaft, Wasserrecht,
Wasserkraft und Wasserbau ein weiterer für
Elektrotechnik angegliedert werden soll,
für den die führenden elektrotechnischen Ver-
bände und Großfirmen bereits Mitglieder vor-
geschlagen haben. Da dem unter der Leitung
des Geheimrats Prof. Dr-$ng.h.e. E. Reichel
stehenden Verbande neben einer großen An-
zahl von Handelsfirmen und Einzelpersonen
160 wirtschaftliche Vereine, Handelskammern
und Städte als Mitglieder angehören und in
seinen Ausschüssen hervorragende Fachleute
der einzelnen Sondergebiete vereint werden
konnten, erscheint eine fördernde und sach-
kundige Behandlung der vorliegenden Auf-
gabe gewährleistet; ‘hierzu rechnet der Ver-
and auch seine Mitwirkung bei der ein-
schlägigen Gesetzgebung. &
Entkohlung der Asche. — Zu den Bestre-
bungen in der Ausnutzung des Brennstoffes bei
seiner Umwandlung in mechanische und elek-
trische Arbeit sind neuerdings auch noch die in
der Wiedergewinnung der in den Feuerungs-
rückständen enthaltenen Werte getreten. Die
Asche enthält je nach Art des Brennstoffs, der
Kesselfeuerung und ihrer Bedienung noch eine
nicht unerhebliche Menge unverbrannter Teile.
Dieser Betrag kann sich bei Steinkohlen Auf
10 bis 20% und noch mehr des Aschengewichts
belaufen. Das Grusonwerk der Friedr.: Krupp
.G. hat nun neuerdings eine Vorrichtung
durchgebildet, die darauf ausgeht, die eisenhal-
tigen Bestandteile der Schlacken auf magne-
tischem, also trockenem Wege, abzusondern.
Die dabei ausgeschiedenen Brennstoffe werden
also in trockenem Zustande zurückgewonnen
und können sofort wieder verfeuert werden.
Kraftwerke mit ungünstigen Betriebsverhält- si
nissen können dadurch erhebliche Ersparnisse
erzielen. Die Lichtenberger Gaswerke (Berlin)
haben auf Grund von Versuchen die Beschaf-
fung dieser ‚‚Magnetscheider Ulbrich“ be-
schlossen. Neben der Wiedergewinnung der
brennbaren Stoffe hat sich bei den Versuchen
auch eine nutzbringende Verwendung der ver-
bleibenden Schlackenmengen zur Herstellung
von Schlackensteinen ergeben. Die Steine
haben das Gewicht von Ziegelsteinen und eine
hohe Druck- und Bruchfestigkeit. £
Aus der Elektrizitätswirtschaft Japans. —
Wie die „Auslands-Nachr. der SSW‘“*) mit-
teilen, war 1918 in japanischen Elektrizi-
tätsunternehmungen ein Betriebskapi-
tal von 812 Mill. Yen’) (1909: 168; 1913: 300)
angelegt. Das eingezahlte Kapital aber ist
seit 1909 von 120,4 auf 64,7 Miöll. Yen und
der Reingewinn der Unternehmungen von 12
auf 94 Mill. Yen gewachsen. Diese Angaben
berücksichtigen indessen noch nicht die Be-
triebskapitalien zahlreicher staatlicher und
privater Kraftwerke, die die elektrische Arbeit
nur für eigene Zwecke verwenden. Die Lei-
stung der in Betrieb befindlichen Kraftwerke
betrug 1914 nahezu 726 000 kW und für rd
390 000 kW waren Anlagen im Bau. Da die
Kohlenversorgung dem nach Kriegsausbruch
sprunghäft sich steigernden Energiebedarf ver-
und die Kohlenpreise gewaltig anzogen, nahm
der Konsum aus Wasserkraft gewonnener elek-
trischer Arbeit sehr erheblich zu, und die Lei-
stung der Kraftwerke erhöhte sich demzufolge
1918 auf rd 984 000 kW, wovon 597 000 auf
Wasserkraft- und 387 000 auf Wärmekraftbe-
triebe entfielen. Einschließlich der damalsnoch
genannte Jahr die Gesamtleistung zu 1,822
I) Vgl. „ETZ* 1920. 8. 496. er :
2) Bd. 2, 1920, S. 201, nach „The Japan Financial and
Economic Monthly*. x ;
®) ı Yen = 2,09 Goldmark. j
233. September 1920.
Mill. kW. Von den 984000 kW entfielen
421 000 auf Licht und Kraft (230 000 im Bau),
1580 kW auf Bahnbetrieb (5163 im Bau) und
164 000 kW auf beide Verbrauchsarten (47 000
im Bau). 240 000 kW stellen die Leistung ver-
schiedener für ihren eigenen Bedarf arbeiten-
der Privatwerke (270 000 im Bau), 26 000 kW
die entsprechender staatlicher Anlagen dar
(24 000 im Bau). Gegen 1914 war die Zahl der
angeschlossenen Lampen im Jahre 1918 von
7,7auf 12,2Millionen d.i. um 53% gestiegen, der
Kraftstromkonsum sogar von 0,392 auf 1,067
Mill. PS. Hier steht die Maschinen- und Eisen-
industrie mit 0.283 Mill. PS an erster Stelle; es
folgen die Berg- und Hüttenindustrie mit
0,248, die chemische mit 0,181, die Farben-
industrie mit 0,160 und die Nahrungsmittel-
industrie mit 0,094 Mill. PS. Wie schließlich
bemerkt wird, schätzt man die durch volle
Ausnutzung der Wasserkräfte in Japan erziel-
Aare rn Leistung insgesamt auf rd 3,7
1il, .
Industrie und Handel.
550 Millionen M Aktienkapital bei der AEG.
— Die hier schon kurz angekündigte bedeu-
tende Erhöhung des Aktienkapitals um
zunächst 175, dann insgesamt 250 Mill. M!) ist
nunmehr von einer a. o. Generalversammlung
genehmigt worden. Die AEG tritt danach mit
‚550 Mill. M (1914: 155 Mill.M) an die Spitze
der deutschen Großunternehmen. Der
Präsident, Dr. W. Rathenau, wiesin der Be-
gründung des Antrages darauf hin, daß die Ge-
sellschaft, die früher mit rd 300 Mill. M Be-
triebskapital arbeitete, jetzt bei den zwar nicht.
der Menge nach aber geldlich außerordentlich
vergrößerten Umsätzen zur Aufrechterhaltung
des Absatzes mit wesentlich höheren Ziffern
rechnen müsse. Nach eingehenden Erwä-
gungen erscheine es im gegenwärtigen Zeit-
" pnnkt »uicht wünschenswert, mit einem
großen Betrage von Obligationen an den Markt
heranzutreten?), zumal es immer Grundsatz
der Gesellschaft gewesen sei, Aktien und Obli-
gationen im Verhältnis von 1: 1 auszubalan-
cieren. Mit der Emission der neuen Vorzugs-.
aktien solle die Basis für eine weitere Ausgabe
von Obligationen für den Fall des Bedürfnisses
- geschaffen werden. Hinsichtlich des Stimm -
‚ rechtes habe die Verwaltung eine von der
herrschenden Meinung abweichende Auffas-
sung und befürchte bei dem großen Aktien-
kapital des Unternehmens keine UÜberfrem-
dung, weil wohl kaum ein größerer Besitz an
einzelne Auslandaktionäre gehen könne, ohne
daß die Gesellschaft Kenntnis davon erhalte.
Die Verwaltung habe sich daher für das einfache
Stimmrecht ausgesprochen. Für die Ausgabe
von Vorzugsaktien sei der Wunsch maßgebend
gewesen, das Aktienkapital nicht zu verwässern
und einen Typ zu schaffen, der sich der Obli-
gation nähere und den Rückkauf für den Fall
ermögliche, daß erhebliche Veränderungen im
Wirtschaftsleben eintreten bzw. die Verhält-
nisse der Gesellschaft es gestatten. Zugunsten
der Qualität der Vorzugsaktien spreche der
Umstand, daß mehrere gemeinnützige Un-
ternehmungen den Wunsch, solche zu er-
halten, geäußert hätten. Von der Befugnis,
weitere 75 Mill. M auszugeben, werde man vor-
aussichtlich in absehbarer Zeit Gebrauch
‘machen müssen, weil, soweit sich die Verhält-
"nisse, übersehen lassen, vorläufig auf eine
Entspannung der Lage nicht zu rech-
nen sei. An einen Verkauf der Aktien an das
Ausland sei nicht gedacht worden, auch
schwebten keinerlei Verhandlungen wegen ihrer
Unterbringung außerhalb Deutschlands.
Bezüglich der Geschäftslage der
Abschluß der AEG ist noch nicht fertig — führte
- Dr. Rathenau aus, daß die allgemeine Depres-
sion nicht ganz spurlos an dem Unternehmen
vorübergegangen sei und schon eine Reihe von
Umstellungen notwendig gemacht habe, der
weitere voraussichtlich folgen dürften. Die
Einschränkung des Absatzes erstrecke sich
mehr auf reine Verbrauchsartikel als auf Be-
triebseinriehtungen, wie Maschinen, Transfor-
matoren usw. Der Auftragsbestand be-
friedige, der Beschäftigungsgrad sei aus-
reichend. Das Geschäft werde erschwert durch
die Preise einiger schwerindustrieller Halb-
fabrikate, z. B. der Bleche, für die noch immer
das 40-fache des Friedenspreises gefordert
werde, trotzdem keiner der Komponenten die-
ses Artikels sich auch nur annähernd in dem
Maße verteuert habe. Die hohen Preise der
' Halbfabrikate schädigten sowohl das in-
ländische wie das Geschäft mit dem Auslande
stark. Der Wirkungsgrad der Arbeithabe
1) Vgl. „ETZ* 1920. S. 681. : ä
2) Von der Siemens & Halske A.G. werden z. ?t,
60 Mill.M. 4‘, prozentige Teilschuldverschreibungen auf
‘den Markt gebracht. A
sich zwar gebessert, bleibe aber noch wesentlich
hinter dem der Friedenszeit zurück, was aller-
dings nicht allein durch die Verringerung der
Arbeitszeit, sondern auch durch psychologische
Verhältnisse verursacht werde, denen man in
Zukunft Rechnung tragen müsse,
führungen Rathenaus erfahren eine Ergänzung
inseinem Aufsatz ‚„Produktionspolitik‘ (,,Voss.
Ztg.‘‘), auf den wir noch zurückkommen.
Die Förderung des deutschen Handels
durch internationale Funkverkehrsverträge. —
Der Diktatfrieden von Versailles hat Deutsch-
land seiner Kabelverbindungen nach
Spanien, Afrika, Südamerika und nach den
Vereinigten Staaten beraubt und dadurch na-
türlich auch die Länder geschädigt, dieHandels-
beziehungen mit Deutschland unterhalten. Der
deutsch-amerikanische Verkehr ging vor dem
Kriege über zwei deutsche Kabel: Emden —
Azoren— New York, die auf amerikanischer
Die Aus--
Flektroteriheche Zeitschrift. 1920. Heit 38
Seite von der Commereial Cable Co., auf deut- |
scher von der Reichstelegraphenverwaltung, ‘
also unter Ausschaltung fremder Kontrolle be-
dient wurden!). Der Verkehrsumfang betrug
jährlich 7,6 Mill. Wörter. Eines der Kabel ver-
bindet jetzt England mit Kanada, das andere
ist in Frankreich gelandet und Amerika da-
‘ durch gezwungen, seinen ganzen Verkehr mit
Nordeuropa über London zu leiten. Was dort
mit den Telegrammen geschieht, entzieht sich
der Kenntnis der miteinander verkehrenden
Länder. Um diesem unerträglichen Zustand
abzuhelfen, mußte die Funkentelegraphie her-
angezogen werden, und es besteht bereits seit
einiger Zeit ein beschränkter Funkverkehr
zwischen der amerikanischen Marinefunkstelle
Annapolis und Nauen. Da erstere indessen
für den deutschen Verkehr nur teilweise ver-
fügbar war und überdies keine Telegramme für
Länder außerhalb der Union annahm, war es
immerhin doch notwendig, einen wesentlichen
Teil der Nachrichten nach wie vor über London
zu leiten. Nun ergaben Versuche zwischen
Nauen und der der Radio Corporation of
America gehörenden Großfunkstelle Marion
die Möglichkeit eines Duplexverkehrs mit
großer Wortgeschwindigkeit, und der ameri-
kanische Handelsminister verfügte daraufhin,
daß Annapolis am 1. VIII. 1920 den Privatver-
kehr an die Radio Corporation abgeben sollte,
der vor, dem Kriege englisch beeinflußten
Marconigesellschaft, die dann von der General
Eleetrie Co. national amerikanisch reorgani-
siert worden ist?). Mit dieser in Verbindung zu
treten, hatte die deutsche Reichstelegraphen-
verwaltung keine Bedenken, stellte jedoch die
Forderung, daß das Unternehmen vor Auf-
nahme des Telegraphenverkehrs mit Deutsch-
land eine formelle Erlaubnis der deutschen Re-
gierung einholen müsse. Nunmehr haben be-
zügliche Verhandlungen zu dem Resultat ge-
führt, daß die Radio Corporation unter ge-
wissen Bedingungen vom Tage der Aufhebung
des Kriegszustandes mit der Union an formell
zum Verkehr mit Deutschland zugelassen wird.
| Bis dahin wird dieser ohne besondere Verein-
barung abgewickelt. Die neue Verbindung
schafft seit 1914 zum ersten Mal wieder die
Möglichkeit, Telegramme unter Vermeidung
der Londoner Weltzensur nicht nur nach Nord-
amerika, sondern auch nach Mittel- und Süd-
amerika, Japan, China usw. abzusenden und
aus diesen Ländern zu empfangen. _ Ebenso
können die Vereinigten Staaten durch Vermitt-
lung der deutschen Funkstellen unabhängig
vom englischen Kabelnetz mit Deutschland
und seinen Nachbarländern verkehren. Auch
ist allen europäischen Staaten ohne eigene
Verbindung mit Amerika Gelegenheit gegeben,
sich des deutschen Funkverkehrs zu bedienen.
Deutschland ist technisch auf die Durchfüh-
rung einer Doppelverbindung vorbereitet, und
es war daher der Reichstelegraphenverwaltung
nur erwünscht, daß gleichzeitig auch die Radio
Communication NewYork sich bereit fand,
eine Großfunkstelle bei New York zu bauen
und ebenfalls für den Verkehr mit Deutschland
zur Verfügung zu stellen. Die Verhandlungen
dieser Gruppe mit der Telefunkengesellschaft
haben das besonders für die deutsche Industrie
günstige und die deutsche drahtlose Technik
ehrende Ergebnis gehabt, daß die neue ameri-
kanische Riesenstation sich in ihrer Ausführung
an die deutsche Station Nauen anlehnen und
teilweise Spezialmaschinen und Apparate deut-
scher Herkunft verwenden wird. Die Reichs-
telegraphenverwaltung hofft, daß die neue
amerikanische Funkstelle bereits Mitte 1921
fertig sein und ein günstiges Verkehrser-
gebnis liefern wird, damit auch diese zweite
Funklinie zum öffentlichen Verkehr en
lassen werden und zur Entwicklung der
deutsch - amerikanischen Handelsbeziehun-
gen beitragen kann. '
ı) Vgl. „ETZ“ 1919, 8. 184.
2) Vgl. „ETZ“ 1920, S. 497.
61
Im Anschluß hieran sei eine vor kurzem
von Vertretern der Compagnie universelle
de telegraphie et tel&phonie sans fil, Paris,
abgegebene Erklärung erwähnt, daß diese
Gesellschaft auf Grund des .Friedensver-
trages ($ 299 B) von ihrem Erwerbsrecht an der
deutschen Funkstation Eilvese Gebrauch
machen wolle, Es handelte sich darum, daß, wie
wir 8. Zt. berichtet haben!), die Hochfrequenz-
Maschinen A.G., Berlin, 1912 ihre Ausland-
patente der französischen Gruppe verkauft und,
zu. jener Zeit noch nicht in einem Vertragsver-
hältnis zum Reich stehend, dieser auch das
Recht eingeräumt hat, die damalige Versuchs-
anlage Eilvese bis 31. XII. 1914 zu überneh-
men. Der Krieg hat die Ausübung dieses Rech-
tes verhindert, was nun nach Wiederinkraft-
setzung des bezüglichen Abkommens durch den
Friedensvertrag nachgeholt werden. sollte.
Diese dem deutschen Funkwesen drohende
Gefahr ist, wie soeben amtlich gemeldet wird,
indessen durch Verhandlungen beseitigt wor-
den. Die französische Gesellschaft verzichtet
nicht nur auf die Ubernahme von Eilvese, son-
dern hat auch die Entschädigungsforderungen
erheblich verringert und ihre gesamten Rechte
abgetreten. Eilvese bleibt damit im deutschen
Besitz und wird unter Aufsicht eines Reichs-
kommissars von der neu zu gründenden „Eil-
vese G.m.b.H.‘“ verwertet, deren , Gesell-
schaftskapital die A.G. „Drahtloser Übersee-
Verkehr (Nauen)“ und die _Hochfrequenz-
Maschinen A.G. aufgebracht haben. Gleich-
zeitig ist eine Patentvereinbarung auf pa-
ritätischer Grundlage zustande gekommen,
nach der die Deutschen gewisse französische
Erfindungen in Deutschland und die Franzosen
gewisse deutsche Erfindungen in Frankreich
benützen dürfen.
Maßnahmen gegen Abbruch, Stillegen und
unvollkommene Ausnutzung wirtschaftlicher
Betriebe.. — Die duch die Wirtschaftskrisis
heraufbesehworene, infolge des Kohlenabkom-
mens von Spa wachsende Gefahr umfassender
Betriebseinschränkungen und Arbeitslosi&keit
hat vor kurzem im Anschluß an einen An-
trag des Vertreters der industriellen Arbeit-
nehmer Wissel zur produktiven Erwerbs-
losenfürsorge innerhalb des sozialpolitischen
und des wirtschaftspolitischen Ausschusses des
Reichswirtschaftsrats zu darüber hinaus aller-
dings noch nicht gültigen Beschlüssen geführt,
die, soweit sie allgemeiner Art sind und Maß-
nahmen zur Verhütung und Behebung
des Abbruches, des Stillegens und der
unvollkommenen Ausnutzung wirt-
schaftlicher Betriebe fordern, weitgehen-
des Interesse beanspruchen. Verschiedene von
der Arbeitgeberseite gestellte Abänderungs-
anträge sind bei der Abstimmung abgelehnt
worden.
Die beiden Ausschüsse verlangen u. a., daß
der Abbruch von Betrieben‘ oder die
wesentliche Einschränkung der Produktions-
mögliehkeit eines Betriebes durch Verkauf
bisher benutzter Produktionsmittel aus ihm
heraus unter Anmeldepflicht gestellt und von
einer Genehmigung abhängig gemacht werde.
Der Verkauf von Betriebsmitteln aus dem Be-
triebe heraus ins Ausland soll gleichfalls einer
solchen unterliegen. Die Stillegung von
Betrieben trotz der Möglichkeit, Betriebs-
stoffe und -mittel zu beschaffen, wollen sie im
einzelnen Fall durch einen Sachverständigen-
ausschuß unter Zuziehung von Unternehmern
und Arbeitnehmern auf ihre volkswirtschaft-
liche Berechtigung prüfen lassen. Diesem Aus-
schuß sei das Recht zu geben, Maßnahmen zur
Fortführung des Betriebes bei einer öffent-
lichen Stelle in die Wege zu leiten. Als solche
sind in Aussicht zu nehmen: a) die Erteilung
von öffentlichen Aufträgen durch Ver-
mittlung der beteiligten Fachorganisationen
zur Hebung des Absatzes bei gleichzeitiger
Auferlegung besonderer Absatzbedingungen
und Feststellung bestimmter Lohnsätze, Preis-
beschränkung auf die nach gewissen Grund-
sätzen zu berechnenden Selbstkosten zuzüglich
der notwendigen Abschreibung und begrenzter
Kapitalverzinsung, Vertrieb der Erzeugnisse
nach gemeinwirtschaftlichen Gesichtspunkten
und Verpflichtung zur Auferlegung entspre-
chender Beschränkung an die Abnehmer und
Unterabnehmer; b) die Verpflichtung der unter
öffentlicher Aufsicht stehenden Rohstoffgesell-
schaften, die ihrer Bewirtschaftung unterlie-
genden Rohstoffe den Verbrauchern zu
der Marktlage entsprechenden Preisen
abzugeben; c) die Gewährung von Be-
triebskapitalundd) von Ausfuhrerlaub-
nissen unter gleichzeitiger Fürsorge für den
notwendigen Inlandbedarf. Bei Abbrüchen
sowie bei Stillegung trotz Beanstandung oder
Verbot der dazu in Aussicht genommenen Stelle
sei dieser oder einer vorhandenen Berufsleitung
') Vgl. „ETZ* 1918, 8. 663.
762
Elektrotechnische Zeitschrüt,
1920. Heit 38,
23. September 1920
— —_ | — ZZ ee, _—— — ————_ — m ==
das Recht zu geben, den Betrieb im In-
teresse der Allgemeinheit selbst oder
dureh einen Dritten weiterzuführen, zu ver-
pachten oder zu enteignen. Auf dem Wege
einer Vereinheitlichung der Wirtschafts-
ressorts und Verbindung der nachgeordneten
Stellen soll die Behördenzersplitterung in der
Zentral- und Mittelinstanz möglichst schnell
beseitigt werden. Rohstoffe und sonstiger
Bedarf der heimischen Wirtschaft sind, soweit
notwendig, für das Inland durch Ausfuhr-
verbote und -kontrolle sicherzustellen.
Sodann wollen die Ausschüsse während der
durch den Krieg erzwungenen Kurzarbeit
den Arbeitern für die: ausgefallene Arbeits-
stunde einen noch zu bestimmenden Prozent-
satz des tarifmäßigen Mindestlohnes aus Mit-
teln der Erwerbslosenfürsorge vergütet haben
und in der Erwartung, daß die vorgeschlagenen
Mittel die völlige Arbeitslosigkeit stark ein-
schränken, die formale zeitliche Begrenzung
der geldlichen Erwerbslosenunterstützung auf
26 Wochen für die Zukunft fallen lassen.
Ferner müsse geprüft werden, welche Hem-
mungen einem angemessenen Abbau der
Preise aus der stark entwickelten aber un-
kontrollierten privaten Strafjustiz der Ver-
bände erwachsen, und welche gesetzlichen ad-
ministrativen Maßnahmen dagegen in Betracht
zu ziehen seien. Schließlich “sollen, da das
Kohlenabkommen von Spa eine Umstellung
der Industrie bedingt, damit Arbeit, Roh-
stoffe und Kapital nicht mehr für die Erzeu-
gung wirtschaftlich unwichtiger Waren, son-
dern zugunsten des Exportes und des notwen-
digen Inlandbedarfes verwendet werden können,
die dazu erforderlichen Maßnahmen baldmög-
lichst in die Wege geleitet werden.
Wie das Reichswirtschaftsministerium mit-
teilt, hat es den Entwurf einer Verordnung
fertiggestellt, die ungerechtfertigten Stillegun-
gen und Abbrüchen der Betriebe, soweit "das
nach den z. Zt. geltenden gesetzlichen Bestim-
mungen angängig erscheint, vorbeugen soll.
EEREETTERENTERE DELETE BETT EEPETTZEREENS TREE
VEREINSNACHRICHTEN.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Betrifft Flachkohlebürsten.
Vom Zentralverband der deutschen elek-
trotechnischen Industrie ist ein Entwurf für
Normen - zu Flachkohlebürsten aufgestellt
worden, den wir nachstehend bekannt geben.
Wünsche sind bis zum 30. Oktober 1920 an
unsere Geschäftsstelle zu richten.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär.
Dyz
Dr=öng. G. Dettmar.
Entwurf.
Toleranzen.
Breite 5 SE ?
Länge I = == Höhe Ah
5 =16mm | über 16 mm
Toler: anz für den Halter 0 bis +0,15 0 bis + 0,1 | obis +01
„ die Bürste ’ . 10,2 bis — 0,35|— 0,1 bis — 0,2 — 0,'5 bis — 0,3 keine Vorschrift
Spiel zwischen Halter und Bürste 0,2 bis 0,5 0,1 bis 0,3 | 0,'5 bis 0,4
Qualitätsbezeichnung h 17
Salz fl I
RATEN KK K | KG G mM | Mm.
symbol |
{
VE 2 mass
M
Harte Kohle Harte Kohle Halb-
Stoft l. Qualität |2. Qualität
hle
aM DER T gr SSR Br ee a nach DINorm.
SITZUNGSKALENDER.
Brennkraftteehnische Gesellschaft. 1. X. 1920,
vorm. 1L1/, Uhr, Aula der Technischen Hochschule
Ü karlatteburg‘
1. Vortrag Obering. Kaiser:
und Weltpolitik“.
3. Vortrag Prof. Dr. G Stauber:
Brennkraftturbinenbaues“.
„Brennstoffversorgung
„Der Stand des
RECHTSPFLEGE.
Befreiung von Verträgen.
Die auch für die Elektroindustrie wichtige
Frage, ob ein aus einem Vertrage Verpflichteter
infolge veränderter wirtschaftlicher Verhält-
nisse von diesem Vertrage loskommen kann,
beschäftigt das Reichsgericht immer von
neuem. "Schon diese Tatsache läßt erkennen,
wie verschieden die Instanzengerichte in allen
derartigen Fällen geurteilt haben. Man er-
sieht daraus weiter, daß durch die bisherige
Rechtsprechung des Reichsgerichts noch keine
eindeutige Lösung des Problems gegeben ist.
Man kann aus seinen verschiedenen Entschei-
dungen endlich entnehmen, daß das oberste
Gericht gar keine allgemein gültige Lösung
des Problems geben wollte.
Es ist hier nicht der Ort, auf den Streit
in der juristischen Literatur über die in Be-
tracht kommenden Reichsgerichtsurteile näher
einzugehen. Es sei nur kurz gesagt, daß sich
hauptsächlich zwei Ansichten gegenüberstehen.
Die eine Partei fordert unbedingtes Fest-
halten an einmal geschlossenen Verträgen
Sie stützt sich dabei auf den alten Rechtssatz
Zahlentafel 1.
Flachkohlebürsten.
Her Nummern und Maße.
R nn Niedere Bürsten Mittelhohe Bürsten Hohe Bürsten
Lange IR, chleiffläche VER & >
Ix<b in cm? Nr. Höhe A in mm Nr. Höhe kA in mm Nr. Höhe hin mm
6,4 5 0,32 — —_ 21 16 2 | u
6,4 6,4 0,4 _ — 22 16 ee 7
10 5 0,5 = = 4l 20 — | —
10 6.4 0,64 en —_ 42 2) —_. | _
10 3 0,8 _ | — rn 3:43 20 = =
10 10 1 = - +4t 20 — —
16 6,4 1 — — 62 257 7 I
16 bo) 1,25 630 16 65 25 == | en
16 10 1,6 2 _ 64 25 a en
16 12,5 2 x an 65 95 N
16 16 2,5 —_ 66 25 = —
20 8 1,6 73.02 | 20 73 32 = | —
20 10 2 = 74 32 + | =
20 12,5 2 = — 75 32 — —
20 16 3,2 = _ le 32 _ —
20 20 4 — | — 77 32 =
25 3 2 == | — 3 40 33 h 64
25 10 2.5 Sn 25 34 ‚40 84h 64
25 12,5 DZ — — 85 40 85h 64
25 16 4 — 86 40 S6h 64
25 20 5 - — 37 40 87h 64
25 25 6,4 — = 38 40 = 85h 64
32 3 DD = — - — 9h 64
32 10 2 9n 32 94 50 — —
32 12,5 4 — — 95 50 95h 64
32 16 5 == = 96 50 —_ —
32 20 6,4 _ ne 97 50 Eu 2
32 5 8 == E= 98 50 — —
40 10 4 104 n 40 104 64 E= ! —_
40 12,5 5 — ns "105 64 —_ n
40 16 6,4 106 n 40 106 64 ._ —
40 20 8 De = 107 64 — =
40 25 10 — — 108 64 — _—
40 32 12 — == 109 64 — —
50 12,5 6,4 — == 115 80 — Fe
& a graphitische
etallhaltige Metallhalıige
Kohle mit weniger Kohle mit 70%
als 70% Metall- |und mehr Metall-
ehalı gehalt
Hoch-
Kohle
daß Verträge unter allen Umständen zu EEE EN.
seien, und behauptet, ein Abweichen von
dieser Regel müßte unerträgliche Rechtsun-
sicherheit zur Folge haben. Die andere Partei
sagt dagegen: „ultra _posse nemo obligatur“
und verlangt eine Lockerung des starren
Prinzips der Vertragstreue, wenn sich die wirt-
schaftlichen Grundlagen des Vertrages durch
Krieg und Revolution geändert haben.
Die Interessen der Industrie neigen bei
ihren Lieferungsverträgen wohl mehr der
zweiten Partei zu. Mit Unrecht aber. Denn es
kann jeder, der aus dem einen Vertrage be-
rechtigt ist, aus einem anderen Vertrage ver-
pflichtet sein. Er wird dann aber natürlich
mehr das Prinzip der Vertragstreue vertreten.
Man geht vielleicht nieht fehl, wenn man
sagt, daß das Reichsgericht in kluger Weise
die Mitte zwischen den beiden entgegenge-
setzen Ansichten eingehalten hat. Leider wer-
den vielfach einzelne Sätze aus den Reichs-
gerichtsentscheidungen herausgerissen und
zum Beweis der einen oder anderen Ansicht
angeführt. In der Tagespresse liest man häufig
solehe kurzen Bemerkungen. Dies Verfahren
ist grundfalsch. Denn der einzelne Satz eines
Reichsgerichtsurteils kann wohl allgemein
lauten, gilt aber immer nur für den besonderen
Fall. Das Reichsgericht selbst betont das in
fast jedem Urteil von neuem. Es sagt immer
wieder, daß die Frage, ob ein Vertrag zu.
halten sei oder nicht, nach der Lage des
Einzelfalls zu entscheiden sei. Das Reichs-
gericht legt also den größten Wert auf die
Tatfrage, d. h., um diesen Begriff dem
Nichtjuristen klar und treffend deutlich zu
machen, das Reichsgericht sagt: es kommt
darauf an, ob. Ich weiß hierbei, daß diese
Erklärung die unschöne Nebenbedeutung hat,
der Jurist wolle sich mit ihr um eine Dee
Entscheidung ‚‚drücken.‘“
Man kann dem erwähnten Grundsatz des
Reichsgerichts als den ungewöhnlichen Ver-
hältnissen entsprechend zustimmen, oder ihn
als bequem verwerfen.
scheidet der oberste Gsrichishot. nach ihm.
Es ist also daran festzuhalten, daß es
eine allgemein richtige Antwort auf die Frage,
ob ein aus einem Vertrage Verpflichteter in-
folge veränderter. Verhältnisse von dem Ver-
trage loskommen kann, nieht gibt. Es kommt
eben — im besten Sinne des Wortes — auf
die Vertragsgattung an, auf die Vertrags-
parteien und endlich und hauptsächlich auf
die besonderen Umstände 2 betreffenden
Falles.
Ferner ist zwischen zwei Hauptfällen
scharf zu unterscheiden: Es kann sich einmal
um die zeitliche Verschiebung einer bestimmten
Leistung handeln. Beispiel: ein Bauverbot
oder die Beschlagnahme bestimmter Waren
oder dgl. hemmt die Erfüllung des Vertrages,
und es entsteht Streit darüber, ob die ursprüng-
liche Leistung nach dem völligen Umschwung
aller wirtschaftlichen Verhältnisse nachgeholt
werden muß. Es kann sich im anderen Falle
nicht um eine Nachholung der
handeln, sondern darum, daß die Leistung
zwar zur festgesetzten Zeit, aber wieder unter
völlig veränderten wirtschaftlichen Verhält-
nissen bewirkt werden muß. Beide Fälle er-
fahren durch das Reichsgericht eine ver-
schiedene Entscheidung, immer aber mit der
Einschränkung, daß es letzten Endes auf die
besondere Würdigung der näheren Umstände
des in Rede stehenden Falles ankomme.
Es erscheint verlockend, das Gesagte mit
neueren Entscheidungen des Reichsgerichts
zu beweisen. Ich vermeide es aber mit voller
Absicht. Denn die einzelnen Stellen aus den
Urteilen würden, aus ihrem Zusammenhang
herausgerissen, wieder nur schiefe und unvoll-
ständige Bilder geben.
Es sei nur darauf hingewiesen, daß das
IUEIC HESSEN es erst neuerdings wieder aus-
nischen gnsiee
2
AR
Auf jeden Fall ent- =
Leistung
aA;
* schied im 67. L
städtischen Elektrizitätswerkes
- werkes in
23. September 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heit 38.
763
Aero hat, es sei unbedingt notwendig,
ie Verhältnisse jedes einzelnen Falles zu
prüfen. (Urteil v. 8. VII. 1920. III 89/20,
„Berl. Tagebl.“ v. 9. VIII. 1920).
Die Elektroindustrie interessieren natur-
gemäß vor allem die Entscheidungen über Be-
freiung von. Lieferungs- und Werklieferungs-
verträgen. Die Stromlieferungsverträge schei-
den aus, da sie durch die Verordnung vom
1. II. 1919 geregelt sind. Andere Verträge
können aber nach dem Gesagten nicht unter
Hinweis auf eine in einem ähnlichen Fall er-
gangene Reichsgerichtsentscheidung anulliert
werden. Es bedarf vielmehr eines eingehenden
Studiums aller in Betracht kommenden
Reichsgerichtsurteile und einer sorgfältigen
Würdigung des ganzen Streitfalles. Der Aus-
gang eines Rechtsstreits wird trotzdem un-
sicher bleiben. Dazu sind die Ansichten über
die Begriffe „Treu und Glauben‘, „‚außer-
ordentliche Preissteigerung‘‘, ‚‚größere Um-
wälzung auf wirtschaftlichem Gebiet‘ und
viele andere mehr zu verschieden. Ein Ver-
gleich wird immer zweckentsprechender sein,
zumal wenn man die jahrelange Dauer und
die großen Kosten eines Rechtsstreits in Er-
wägung zieht.
In Österreich hat man zur gütlichen Bei-
legung oder zur schiedsgerichtlichen Entschei-
dung von Streitigkeiten aus Lieferungsver-
“ trägen durch Gesetz vom 4. IV. 1919 ein be-
sonderes Einigungsamt in Wien errichtet. In
Deutschland ist es bisher zu einem ähnlichen
generellen Gesetz noch nicht gekommen, ob-
wohl der Wirtschaftsrat beim -Reichswirt-
schaftsministerium im Februar d. J. den
Erlaß einer solchen Verordnung beantragt
hatte. (vergl. „ETZ“ 1920, 8. 302).
Dr. Pourroy
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.)
Benno Leitgebel $. — Am 29. Juli ver-
ebensjahre das Ehrenmitglied
des Elektroteehnischen Vereins Breslau, Herr
Baurat Direktor Benno Leitgebel. Als
Sohn eines Rittergutsbesitzers am 24. XII.
1853 zu Scheitnig bei Breslau geboren, vol-
lendete der Verstorbene seine technischen
Studien teils an der Gewerbe-Akademie in
Berlin, teils an der Technischen Hochschule
Charlottenburg und legte 1878 die Prüfung
als Regierungsbauführer, und 1899 diejenigen
als Regierungsbaumeister ab. In den Jahren
1878 bis 1884 zunächst im Staatsdienst beim
Bau der Berliner Stadtbahn und bei der Kgl.
Eisenbahndirektion Berlin tätig, übernahm
Leitgebel nach einigen Jahren privater, prak-
tischer Tätigkeit am 1. I. 1888 die Leitung des
in. Lübeck.
Am:17..X. 1890 wurde er zur Leitung des Elek-
trizitätswerkes Breslau berufen. Die Einrich-
tung und Entwicklung eines elektrischen Kraft-
k der damaligen Zeit, wo die sich
schnell entfaltende Elektrotechnik immer
wieder neue einschneidende Verbesserungen
mit sich brachte, war keine leichte Aufgabe.
- Aber Leitgebels umfassendes Wissen, seine
reichen Erfahrungen und sein starkes Können
- wurden dabei der vielen Schwierigkeiten Herr
und setzten ihn instand, die gegründeten An-
lagen zu den heutigen modernen Betriebs-
werken zu entwickeln. Die wertvolle Aus-
nützung der inmitten der Stadt noch zur Ver-
fügung stehenden Oder-Wasserkräfte er-
kennend und auf deren vorteilhafte Zusammen-
arbeit mit den Dampfkraftwerken hinweisend,
hat er auch schon lange auf die Einrichtung
eines Wasserkraftwerkes hingearbeitet und
hierfür die erforderlichen grundlegenden Vor-
arbeiten durchgeführt. Trotz der großen Last
seines Amtes fand Leitgebel noch Zeit, sich
den gemeinnützigen Bestrebungen der Hallen-
schwimmbad - Aktien - Gesellschaft und der
städt. Krankenkassen langjährig an leitender
Stelle zu widmen. Auch als Vertrauensmann
des Reichskohlenkommissars für den Stadt-
kreis Breslau stellte er seine ganze Kraft
zur Verfügung. Auch der EV Breslau ver-
dankt seiner unermüdlichen, uneigennützigen
Schaffensfreudigkeit seine Entstehung. Am
10. März 1905 wurde in einer konstituierenden
Versammlung die Gründung des (Elektrotech-
nischen Vereins zu Breslau unter Leitgebels
Leitung vollzogen. Bis noch vor kurzer Zeit
bekleidete er das Amt des 1. Vorsitzenden.
Unter seiner Leitung tagten die Vereinigung
der Elektrizitätswerke im Juni 1905 und der
Verband Deutscher Elektrotechniker 1913 in
Breslau. Die gediegene Art, in der es dabei
Leitgebel verstand, dem Verein nach außen
und innen in stets vornehmer Weise vorzu-
gehen, trugen für das Ansehen und{die Ent-
wicklung unseres Vereins wesentlich bei. Auch
an äußeren Ehrungen fehlte es nicht in seinem
arbeitsreichen Leben. So wurde ihm 1918 der
Charakter als Baurat verliehen. Der Elektro-
technische Verein Breslau ernannte ihn 1915
zu seinem Ehrenmitgliede.
Die Mitglieder des Elektrotechnischen
Vereins Breslau verlieren in dem Verstorbenen
einen regen Förderer ihrer Bestrebungen.
Eine Persönlichkeit, erfüllt von Pfliehttreue
und Gerechtigkeitsgefühl, ein Mann mit
reichem Wissen, zielbewußtem Streben und
ein leuchtendes Vorbild vornehmen Wesens
wird er in unserer Erinnerung dauernd weiter-
leben. Hlt.
. Hochschulnachrichten. — Prof. Dr. Karl
Wieghardt von der Wiener Technischen
Hochschule ist zum o. Professor der tech-
nischen Mechanik an der Technischen Hoch-
schule zu Dresden berufen worden. — An der
Technischen Hochschule Stuttgart haben sich
Dr. Hans Reichenbach für Physik und
Dr.-Sng. Winfried O0. Schumann für Hoch-
spannungstechnik und theoretische Elektro-
technik habilitiert.
Auszeichnungen. — Der ord. Professor der
Experimentalphysik an der Eidgenössischen
Technischen Hochschule Zürich, Dr. Peter
Deby:, und der ord. Professor der theoreti-
schen Physik an der Universität München,
Geh. Hofrat Dr. Arnold Sommerfeld, wur-
den zu korrespondierenden Mitgliedern der
physikalisch-mathematischen Klasse der Preu-
Bischen Akademie der Wissenschaften ernannt.
— Die Königl. Dänische Gesellschaft der Wis-
senschaft wählte zu auswärtigen Mitgliedern
in ihre naturwissenschaftlich-mathematische
Klasse den Professor für theoretische Physik
am Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin, Dr.
Albert Einstein, den ord. Professor für theo-
retische Physik an der Universität Berlin, Geh.
Reg.-Rat Dr. Max Planck, den ord. Professor
für Experimentalphysik an der Universität
Erlangen, Geh. Hofrat Dr. Eilhard Wiede-
mann und den ord. Professor für allgemeine
und Experimentalchemie an der Universität
München, Dr. Rich. Willstätter.
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
(Der Abdruck ner Briefe erfolgt nach dem Er-
messen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.)
Über Hochleistungsschalter.
. Auf 8. 325 der „ETZ“ 1920 wird für die
Ölschaltertraverse die nachstehende Bewe-
gungsgleichung aufgestellt:
Mm.SS+Ro=K-P,
Das erste‘ Glied der linken Seite der
Gleichung, ebenso die beiden Glieder der
rechten Seite stellen Kräfte dar, das zweite
Glied der linken Seite hat jedoch die Dimen-
sion: „Kraft>< Geschwindigkeit‘, paßt also
nieht in die Gleichung hinein, welche dadurch
falsch wird. Die daraus durch Integration
abgeleiteten Bewegungsgleichungen werden da-
dureh natürlich ebenfalls unrichtig. Als Bei-
spiel greife ich die Gl. (6) heraus:
—K 1 K "PL 2. —Bt
54m): P Beet P I
hierin bedeutet v9” die Anfangsgeschwindig-
keit (t =0)und% eine von den Abmessungen
des Ölschalters abhängige Konstante. uf
der linken Seite steht eine Geschwindigkeit,
auf der rechten Seite stellt das erste Glied
den Quotienten zweier Kräfte dar, das 2. Glied‘
nach Auflösung des Klammerausdrucks wieder
eine Geschwindigkeit, das 3. abermals einen
Quotienten zweier Kräfte und das 4. ebenfalls.
Auch in @. 7 sind m. E. die Dimensionen
nicht richtig:
at 2 ne72
s=;| kJ)t
+ MK-R.n-h.D). le — v]
$ bedeutet hierin den von der Schalter-
traverse zurückgelegten Weg. Zum Schluß
noch eine Gleichung für die Zeit zur Ermitt-
lung des Zeitpunktes, in welchem die Schalter-
traverse durch die elektrodynamische Gegen-
kraft zum Stillstand abgebremst ist:
M = ae
0 R ‚In.
Die Dimensionsunstimmigkeiten in den
beiden letzten Gleichungen sind ohne «weiteres
zul,erkennen. Inwieweit die Rechnungser-
gebnisse sich durch die Richtigstellung der
obigen Differentialgleichung ändern, das aus-
zuführen gestattet der zur Verfügung stehende
Raum nicht und sei dem Verfasser des Artikels
überlassen.
Aachen, 17. VII. 1920,
F. E. Taussig:
Erwiderung.
Ich dachte voraussetzen zu können, daß
man die Bedeutung-des Koeffizienten R ohne
weitere Erklärung verstehen würde. Die
Zuschrift des Herrn TAUSSIG zeigt, daß ich
mich in dieser Annahme geirrt habe. Durch
die Versuche von Lasche u. a. wissen wir,
daß die Reibungszahl u geölter, gleitender
Flächen stark von der Geschwindigkeit ab-
hängt und in gewissen Grenzen sogar pro-
portional mit dieser zunimmt. Ich setzte die
hauptsächlich auf die Kontaktreibung zurück-
zuführende hemmende Kraft also gleich R. v
an, wo R selbstverständlieh die Dimension
mn hat und in Analogie zum elek-
trischen Widerstand als Reibungswiderstand be-
zeichnet werden kann. R.vhat also die Dimen-
sion einer Kraft und die Differentialgleiching
ist selbstverständlich richtig. Daß die An-
nahme eines konstanten R nur eine erste An-
näherung darstellt, habe ich ausdrücklich
hervorgehoben.
Berlin, 10. VIII. 1920. J. Biermanns.
LITERATUR.
Besprechungen.
Lehrbuch der Elektrotechnik. Heraus-
egeben von Esselborn. Bd. 1: Allgemeine
Elektrotechnik, Elektrotechnische Meßkunde,
Elektrische Maschinen und Apparate. Bear-
heiter von -K.. Kischer, . Hohage,
G. W. Meyer. Mit 813 Textabb. u. Sach-
register. XVI u. 681 8. in 8°. Bd. 2: Elek-
trische Zentralen, Hochspannungsanlagen
und Leitungsnetze, Elektromotorische An-
triebe, Elektrische Beleuchtung, Elektrisches
Signalwesen, Telegraphie und. Fernsprech-
wesen, Drahtlose Telegraphie. Bearbeitet
von K.Fink, F. Heintzenberg, K.Meller,
G. W. Meyer, K. Mühlbrett, G. Sch midt.
Mit 851 Textabb. u. Sachregisterr. XVlIu.
582 S. in 8°. Verlag von Wilhelm Engel-
mann, Leipzig 1920. Preis geb. zusammen
72.M + 50% T.z.
Das Buch ist offenbar zufolge dem
Wunsche des Verlages entstanden, der neben
Lehrbüchern des Tiefbaues, des Hochbaues
und des Maschinenbaues von dem gleichen
Herausgeber auch ein Lehrbuch der Elektro-
technik besitzen wollte. Der Stoff ist der nach
Art und Umfang in der Fachliteratur nieder-
gelegt. Der Charakter der Darstellung ist
im wesentlichen beschreibend.. Nach dem
Vorwort stammt die Abfassung des Buches
noch aus der Zeit vor dem Kriege, der Satz
aus den ersten Jahren des Krieges. Auf diese
Entstehungszeit deutet an vielen Stellen eine
gewisse Breite. des Textes und die gute Aus-
stattung. Auch das Papier ist von einer Güte
der Vorkriegszeit. Das Buch ist in 9 Kapitel
gegliedert, deren jedes seinen besonderen
Bearbeiter hat. Die Kapitel I Allgemeine
Elektrotechnik, II Elektrotechnische Meß-
kunde, III Elektrische Maschinen und Apparate
bilden den ersten Band, die Kapitel IV Elek-
trische Zentralen, Hochspannungsanlagen und
Leitungsnetze, V Elektromotorische Antriebe,
VI Elektrische Beleuchtung, VII Elektrisches
Signalwesen, VIII Telegraphie und Fern-
sprechwesen, IX Drahtlose Telegraphie den
zweiten Band. Das letzte Kapitel ist erst
nach dem Kriege bearbeitet, was bei den
Fortschritten gerade auf diesem Gebiete dem
Buche sehr zum Vorteil gereicht. Man darf
wohl sagen, daß es den Bearbeitern der meisten
Kapitel gelungen ist, eine gediegene Über-
sicht über ihr Teilgebiet zu geben. Kapitel III
wäre vorteilhafter in je ein Kapitel von den
Maschinen und von den Apparaten unterteilt
worden. Die Theorie der Maschinen könnte
an mehreren Stellen ausgeglichener behandelt
sein. Wenig geraten ist der Abschnitt über
die Wechselstrommotoren mit Kommutator.
Das Kapitel V ist etwas zu kurz fortgekommen,
alles was auf das Disponieren der Kraftwerke
und Leitungen Bezug hat, fehlt, aber auch
das Gebotene läßt an vielen Stellen zu wün-
schen übrig. In Kapitel V ist der Abschnitt
über elektrische Bahnen völlig unzureichend,
um dem Leser auch nur ein annäherndes Bild
von dem Gegenstand zu geben.
Gerstmeyer.
764
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heit 38.
Die Maschinistenschule. Vonz.RO!
Morgner. Verlag von Julius Springer,
.Berlin 1920. Preis 8 M.
Der Verfasser, welcher die Heizer-, und
Maschinistenkurse in Chemnitz leitet, hat das
Buch als Ergänzung der in demselben Verlage
bereits in 2. Auflage erschienenen ‚,‚Heizer-
schule‘‘ herausgegeben. Wie diese zeichnet es
sich durch klare, gemeinverständliche Dar-
stellung und zweckmäßige Textfiguren be-
sonders aus. Die theoretischen Erörterungen
sind auf das Allernotwendigste beschränkt;
sie erscheinen im allgemeinen ausreichend,
wenngleich manche Frage, deren Beantwor-
tung zum Verständnis der Vorgänge nament-
lich in der Dampfturbine erforderlich wäre, in
dem gegebenen Rahmen offen bleiben muß.
Dafür sind die praktischen Betrachtungen über
den Betrieb und die Instandhaltung ‘ von
Dampfkraftmaschinen um so reichhaltiger und
ausführlicher. Sie werden durchgehends an
konstruktive Besprechungen der einzelnen
Maschinenteile angeknüpft. Auf die Haupt-
abschnitte über Kolbendampfmaschinen und
Dampfturbinen. folgen kurze Abhandlungen
über Oberflächenkondensation, Rückkühlan-
lagen, Abdampfverwertung, über Schmieröle,
Zubehörteile zu Dampfkraftanlagen und
schließlich Erläuterungen einschlägiger tech-
nischer Fachausdrücke. Form und Inhalt
des Buches machen es durchaus geeignet, zur
Ertüchtigung des _Maschinistenstandes und
damit zur Erhöhung der Sicherheit und der
jetzt mehr als je bedeutenden Wirtschaftlich-
keit unserer Dampfkraftanlagen beizutragen.
Es wäre daher zu wünschen, daß das Buch in
Maschinistenkreisen eine recht weite Ver-
breitung finden möchte.
0. Heimrich?
Die Abschätzung des Wertes indu-
strieller Unternehmungen. Von Dr.
F. Moral. VIII und 149 S.in 8°. Verlag von
Julius Springer, Berlin 1920. Preis 12 M,
geb. 14,40 M.
Die Berechnung des Wertes heißt hier fach-
männische Abschätzung des Tauschwertes in-
dustrieller Unternehmungen, der als Kaufpreis
berechtigterweise gefordert und gewährt wer-
den darf. Dieser Tauschwert umfaßt den Tax-
wert des Anlage- und des Betriebsvermögens
zuzüglich gewisser immaterieller Werte, die sich
nicht als besonders veräußerliche selbständige
Werte darstellen, wie beispielsweise Kundschaft,
Ruf, Organisation, Auftragsbestand, Pro-
duktionsverfahren usw. Der Verkaufswert der
Unternehmung errechnet sich somit aus einer
Verbindung von Vermögenswert und Ertrag.
Grundlagen für die technische Beurteilung sind:
der Standort, die Wirtschaftlichkeit und die
Produktivität der Betriebsanlagen, die Selbst-
kosten, insbesondere die Arbeitslöhne.
Der Berechnung des Wertes der Unterneh-
mung sind einige 20 Seiten gewidmet, die übri-
gen Ausführungen beziehen sich auf jene Grund-
lagen, ergänzt durch einen kurzen Überblick
über die für die kaufmännische Begutachtung
des Kaufwertes erforderlichen Gesichtspunkte.
Hier scheint mir der schwächste Teil des an sich
guten Buches zu liegen. Die Zahl der prakti-
schen Beispiele wäre in einer Neuauflage be-
trächtlich zu vermehren. Sonst gibt das Buch
eine recht gute Übersicht über die fachmänni-
schen Grundlagen der Wertberechnung und für
den Einzelfall einen wertvollen Wegweiser,
welche technisch-wirtschaftlichen Momente bei
der Abschätzung zu berücksichtigen sind.
Leitner.
KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Betriebsgemeinschaft Rheinisch- Westfäli-
sches Elektrizitätswerk— Roddergrube. — Zwi-
schen dem Rheinisch- Westfälischen Elek-
trizitätswerk, Essen, und der Braun-
kohlen- und Briketwerk Roddergrube
A. G., Brühl, ist auf 90 Jahre ein Betriebs-
gemeinschaftsvertrag geschlossen worden,
der den Brennstoffbedarf des Goldenberg-
Werks und damit trotz der nachteiligen Folgen
des Abkommens von Spa die Versorgung des
niederrheinischen Industriegebietes mit elek-
trischer Arbeit sichert. Dem Abkommen zu-
folge kann das Rheinisch-Westfälische Elek-
trizitätswerk, das künftig die Geschäfte führen
wird, die Roddergrube (45 Mill. M Aktienkapi-
tal) nach 10 Jahren zu 315 Mill. M erwerben ;
wenn diese alsdann die Übernahme verlangt,
beträgt der Kaufpreis 292,5 Mill. M.
Meßwesen. — Wie das Meßamt für die
Mustermessen in Leipzig mitteilt, hat dessen
Aufsichtsrat grundsätzlich beschlossen, die
Technische Messe und die Allgemeine
Mustermesse wieder zu vereinigen, wenn
die maßgebenden Verbände der technischen
Industrien sieh damit einverstanden erklären.
Außenhandel. — Nach dem ‚‚Reichsanz.‘
istin Moskau ein Volkskommissariat für
auswärtigen Handel als einziges techni-
sches Vollzugsorgan für die Ein- und Ausfuhr
gebildet worden. Es leitet alle aus dem Aus-
lande eintreffenden Waren an die zuständigen
Wirtschaftszentren weiter und soll auch Han-
delsbeziehungen anknüpfen.
- Aus der Geschäftswelt. — In Nürnberg ist-
die Bayerische Elektro-Apparaten-Bau
G. m. b. H. mit 0,2 Mill. M eingetragen worden
(Massenerzeugung von elektrischen Kochappa-
raten, Bügeleisen, elektrischen Kolben, Koch-
platten usw.), in Bamberg das hier schon er-
wähnte!) Uberlandwerk OberfrankenA.G.
mit 4 Mill. M (s. „Reichsanz.‘‘ 1920, Nr. 204),
in Dresden die Siemens Electrowärme-
G.m.b. H. mit 1Mill.M (Fabrikation und Ver-
trieb von Elektro-Heizungsanlagen und -Hei-
zungsapparaten sowie von elektrischen Heiz-
und Kochgeräten) und in Hamburg die Deut-
sche Zähler-Gesellschaft m. b.:H. — In
Bremen wurde die August Pentermann
Großhandlung (und Vertretungen) für Elektro-
technik und Maschinenbau gegründet. — Die
bisherige Reinlicht-Industrie G. m. b. H.,
München, ist unter der Firma Reinlicht-
Werke A. G. in eine Aktiengesellschaft umge-
wandelt worden. — Nach der ‚„Fınkf. Ztg.‘ hat
die Gute Hoffnungs-Hütte 8 Mill. M Aktien der
Maschinenfabrik Eßlingen übernommen
und. mit dieser einen 10-jährigen Vertrag ge-
schlossen.
WARENMARKT.
Erze. — Die französische Regierung hat
die Ausfuhr lothringischer 'Minette nach
Deutschland wieder freigegeben?). — Baum-
wolle. Unter dem Eindruck weiterer un-
günstiger Wetterberichte und auf anregende
Telegramme von den überseeischen Börsen
blieben die Preise am New Yorker Baumwoll-
markt in der vergangenen Woche fest, die
Umsätze jedoch nach wie vor gering. Für loko
Ware wurden am 10. IX. 32,25 ets/kg notiert.
In Liverpool neigten die Preise nach unten.
Die Umsätze standen in keinem Verhältnis zu
den täglichen Zufuhren aus Übersee. Umge-
setzt wurden täglich durchschnittlich 5000
Ballen, während die Zufuhren sich zwischen
8000 und 10000 Ballen bewegten. Versuche,
von Liverpool aus ägyptische Baumwolle in
größerem Maßstabe nach Deutschland ein-
zuführen, haben bis jetzt trotz verhältnis-
mäßig starken Preisrückganges nur wenig
Erfolg gehabt. Auch Griechenland zeigt sich
im Bezug ägyptischer Baumwolle sehr zurück-
haltend, so daß im großen und ganzen die
Verschiffungen von Alexandrien nach dem
Kontinent bisher gegenüber den normalen
Jahren einen recht empfindlichen Rückgang
aufweisen. An der Bremer Baumwollbörse
konnten sich die Preise im Laufe der letzten
Woche wieder erholen. Amerikanische Baum-
wolle fully middling, good colour and staple
loco notierte am 10. IX. 48 M/kg und am 13.
IX. 53 M/kg. — Kunstbaumwolle. Die Reichs-
Hadern A. G., Berlin, bringt vom 19. bis 22. X.
ihre gesamten Restbestände, etwa 5,5 Mill. kg
Kunstbaumwolle, etwa 3 Mill.kg Jutelumpen
und etwa 0,250 Mill. kg Fäden zur Versteige-
rung. — Seide. Auf dem New Yorker Roh-
seidenmarkt hat sich die Kauflust weiter
gesteigert, infolgedessen dauert auch die Preis- _
erhöhung an. Der italienische Seidenmarkt
läßt nach der Krisis im Frühjahr seit Mitte
Juni eine dauernde Besserung erkennen, so
daß im Augenblick die Märktlage fast normal
genannt werden kann. Die nordamerika-
nischen Käufer fehlen zwar noch, dafür ist
aber eine rege Nachfrage nach Rohseide
seitens der europäischen Spinnereien zu ver-
zeichnen. Die Tatsache, daß auf dem italie-
nischen Markt sich seit einiger Zeit keine
Lager mehr ansammeln, beweist, daß zwischen
Angebot und Nachfrage ein richtiges Ver-
hältnis besteht. Im Verlauf der letzten vier
Wochen haben sich die Preise um10% ge-
bessert. Die Preissteigerung ist, abgesehen von
der Haltung der Spinnereibesitzer, hauptsäch-
lich auf die veränderte Lage der Preise für
N) Vgl: „ETZ“ 1920, 8. 364.
2) Vgl. „ETZ* 1920, 8. 704.
23. September 1920.
asiatische Seiden zurückzuführen. Japanische
Rohseide stieg nämlich seit Juli in Lyon um
über 40 Fr, was eine erhebliche Abschwächung
der asiatischen Konkurrenz bedeutet. — Jute.
Die Nehfrage nach Jute war zuletzt in Dundee
ziemlich lebhaft. Gute
Ernte wurden mit 47 £/t für August/Sep-
tember-Verschiffung bezahlt. — Ersatzspinn-
stoffe. Laut Bekanntmachung im ‚,Reichsanz.
1920, Nr. 201, wird die Zuständigkeit der
Reichswirtschaftsstelle fürErsatzspinnstoffe auf
alle als Textilrohstoffe in Betracht kommenden
natürlichen Neufasern, insbesondere auf Typha,
Nessel, Ginster, Weide, Torffasern ausge-
dehnt. — Terpentin. Sowohl in Savannah wie
in New York ist eine weitere leichte Preis-
senkung zu verzeichnen. Am 3. IX. notierte
Terpentin in Savannah 1,37 $ und in New
York 1,49 $/Gallone. — Benzin und Benzol.
Im Reichswirtschaftsministerium fand am
3. IX. eine Sitzung von Vertretern aller Benzin
und Benzol verbrauchenden Kreise statt, um
zur Aufhebung der Zwangswirtschaft Stellung
zu nehmen. Für völlige Aufhebung der Be-
wirtschaftung traten nur ‘die Motorfahrzeug-
industriellen und das Personenkraftfahrge-
werbe ein. Die Neigung, Benzol ebenfalls dem
freien Verkehr zu überlassen, war beträchtlich
geringer. Auch betreffs des Benzins wurde fast
allseitig der Vorbehalt geltend gemacht, daß
eine strenge Preiskontrolle dringend nötig
sei. — Cumaronharz. Laut Bekanntmachung
im „Reichsanz.‘“1920, Nr. 199, sind die Höchst-
preise für Cumaronharz vom 1.1
Kraft gesetzt worden, und der Handel damit
ist also frei. — Metallpreise. Die Notierungen
der Vereinigung für die deutsche Elektro-
lytkupfernotiz bzw. der Kommission des
Berliner Metallbörsenvorstandes (letztere ver-
stehen sich ab Lager in Deutschland) lauten in
M/100 kg:
Metall | 17. IX. | 14. IX.
Elektrolytkupfer (wire
bars), prompt, eif Hamburg,
Bremen, Rotterdam „ . 2623 2304
Sun eg Ian
Raffinadekupfer 99/99,30%/, 12000—2950 1725 - 1775
Originalhüttenweichblei 710—730 | 680—700
Originalhüttenrohzink,
Preis im freien Verkehr . | 900—910 | 830 -850
Plattenzink (remelted) von
handelsübl. Beschaffenheit | 620—630 | 580—590
Originalhüttenaluminium
98/990%/yin gekerbt.Blöckehen [3200 - 33/0 2909. -3000
dsgl. in Walz- oder Draht-
baren . 2 2.22..202. 5450-3550 3050— 3100
Zinn,Banka-,Straits-‚Billiton- |6300— 6400 5600 57,0
Hüttenzinn, mind. 99%), - 63.0 5350
Reinnickel 98/99%/, » . 14800 - 5900 4100—4200
Antimon-Regulus.. . . 950—1009. 925— 950
Silber in Barren ca. 900 fein Bi
für 1 kg fein . . . » 11590—1600|1510— 1530
An der Londoner Metallbörse wurden
nach „Mining Journal‘ am 10. IX.1920 für
1 ton (1016 kg) notiert: :
Ilolo oo000000MR%
£ a d EZ |
*Kupfer: best selected „. 107 O0 O0 bis108 0
* & electrolyt.. 112 0 0 „18.0
„ .- wire bars. ...117 0° 07,.11870
* H standard, Kasse 97 0 0 „ 97 5
et „.=3Mon. 97:5 .0,.,5,97.10
Zinn: standard, Kasse . . 269 10 0 „ 270 0
= 3Mon. . 27510 0 „276 0
sen Bitrate: 40001527 0:20 27D
Blei: span.oder nichtengl.
Weichblei .... 3510 0 „ 3 0
„.. :gew. engl. Blockblei 3 0 0 „ — —
Zink: gew. Sorten... .. 3915 0 „ 4 ©
„.. .remelted .-. . .. 500, ——
2 engl. Swanseae .. 41100, -——
Antimon: engl. Reg. .. 52/55 £ net.
Aluminium: 98 bis 990%), 165 £ (Inland);
x 185 £ (Export).
Nickel: 98 bis 990), gar. 230 £ (In- u. Ausland),
Quecksilber: nom, für ee
die 75 Ibs.-Flasche. .. 18 £.
Platin: je Unze nom. , . 620 ».
In New York notierte Elektrolyt-
kupfer am 15. IX. 1920 loko 17,75 ets/lb.
* Netto.
Bezugsquellennachweis.
Frage 32. Wer liefert remanenzfreies
Eisen für Elektromagnete ?
Frage 33. Wer liefert Sicherungs- und
Signalanlagen System Thielmann ?
Abschluß des Heftes: 17. September 1520.
Für die Hohriftieitung verantwortlich: RB. CO. Zehme In Berlin. — Verlag von JallusAprimger in Berlin.
Qualitäten neuer
X. ab außer . |
7665
Elektrotechnische Zeitschrift
| (Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 189.
Schriftleitung: E. C, Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24.
41. Jahrgang.
Berlin, 30. September 1920.
Heft 39.
Die Ausnutzung der Flußwasserkräfte.
Von Geheimer Baurat Block, Berlin.
Zufolge Aufforderung durch den Vorstand
des Verbandes Deutscher Elektrotechniker wird
nachstehend der Vortrag des Herrn Ministe-
rialdirektors Dr.-S$na Sympher!) in der Haupt-
versammlung vom 24. September vom Stand-
punkt des Maschinen-, Elektro- und Betriebs-
ingenieurs ergänzt. Es können dabei meist nur
Andeutungen und Anregungen gegeben wer-
den, weil die erschöpfende Behandlung aller
Punkte, die beim Entwurf, Bau und Betrieb
von Flußkraftwerken zu beachten sind, den
Rahmen eines kurzen Aufsatzes weit über-
schreiten würde. Vorausgeschickt sei, daß es
nach den Erfahrungen des Verfassers unbe-
dingt erforderlich ist, daß beim Entwurf einer
Flußkanalisierung mit Kraftgewinnung — um
sölehe soll es sich im folgenden vorzugsweise
handeln, nicht um den Ausbau einzelner Was-
serkräfte an Flußläufen — der Maschinen- und
Elektroingenieur von Anfang an beteiligt wer-
den, damit wirklich organisch zusammen-
passende und wirtschaftlich arbeitende Stau-
und Kraftanlagen-entstehen. Bisher ist dieser
Gesichtspunkt leider, zuweilen zum Schaden
der Kraftanlage, nicht genügend beachtet
worden, doch ist das in der historischen Ent-
wieklung begründet.
Wenn Niedriggefälle-Wasserkräfte an schiff-
baren Strömen ausgebaut werden sollen, so
werden dabei auch die Interessen der Schiff-
fahrt und der Landeskultur wesentlich be-
rührt, und es gilt, einen gerechten Ausgleich
beim Widerstreit dieser Interessen herbeizu-
führen. Die der Schiffahrt und der Wasserkraft
sind insofern gleichlaufend, als es für beide von
Vorteil ist, das gesamte vorhandene Gefälle
eines Flusses soweit als irgend möglich zusam-
menzufassen, es also derart aufzuteilen, daß
nur wenige Staustufen mit hohem Gefälle
errichtet werden. Für die Schiffahrt ergibt sich
daraus eine geringe Zahl von Schleusen, daher
wenig Zeitverlust; die geringe Anzahl der Kraft-
werke hat außer der Ersparnis an Bau- und
Betriebskosten den großen Vorzug, daß, wenn
bei zunehmenden Wassermengen das Gefälle
sich verringert, immer noch günstige Verhält-
nisse bestehen bleiben. Bei 5 m Höchstgefälle
‚hat ein Ansteigen des Unterwassers um 1,5 m
infolge größerer Wasserführung des Flusses
z. B. keine Verringerung der Wasserkraft zur
Folge, da der Gefälleverlust durch die Vermeb-
rung der Wassermenge mindestens ausgeglichen
wird, bei 2,5 m Höchstgefälle hingegen bleibt
in diesem Falle keine Nutzleistung mehr übrig,
und das Kraftwerk kommt zum Stillstand.
Wenn jetzt die Flüsse planmäßig unter gleich-
zeitiger Kraftgewinnung kanalisiert werden,
wird man beim Entwurf der Schiffahrtsstraße
hierauf gebührende Rücksicht zu nehmen
haben. Früher, wo die Wasserkraftausnutzung
als Nebensache betrachtet wurde und oft nach-
träglich hinzukam, wie z. B. bei den Main-
Staustufen zwischen Offenbach und Aschaffen-
burg wurde dieser Gesichtspunkt vernachläs-
sigt; die Folge davon ist, daß bei dieser die
Kraftwerke etwa 60 Tage im Jahre wegen
höherer Wasserstände still liegen werden.
Hohe Gefälle bei einer Flußkanalisierung an-
zuwenden, bringt indessen auch Nachteile mit
sich; denn sie rufen in der Regel, wenn nicht
besondere, häufig sehr kostspielige Maßnahmen
getroffen werden, durch Erhöhung des Grund-
wasserstandes und durch Drängewasser Schä-
digungen der Landeskultur hervor, die schon
zur Verhütung hoher Ersatzforderungen zu
vermeiden sind; denn dadurch kann der Aus-
bau der Wasserkraft unwirtschaftlich werden.
Um die zweckmäßigste Zahl der Stauwerke zu
ermitteln, sind daher eingehende wirtschaft-
liche, wasserbau- und betriebstechnische Vor-
arbeiten anzustellen, die leider häufig zu dem
Ziele führen, daß mehr Stauanlagen errichtet
werden, als im Interesse der Schiffahrt und
Kraftgewinnung erwünscht ist. i
Ein Widerstreit der Interessen der Kraft-
ausnutzung und der Schiffahrt besteht eigent-
fe. SB BEE
ı) Der Vortrag ist auf S.745 der „ETZ“ 1920 abgedruckt.
| gabe erwiesen.
lich nur dann, wenn die Kraftwerke nicht
neben den Stauwehren im Flußlaufe selbst
liegen, sondern zusammen mit den Schleusen
unter Abschneidung von Flußschleifen in
Seitenkanälen untergebracht werden, die
gleichzeitig der Schiffahrt dienen. Die wirt-
schaftliche Kraftgewinnung Crängt dazu, zum
Zwecke der Baukostenersparnis den Kanalquer-
schnitt möglichst klein zu gestalten; hieraus
ergeben sich aber natürlich große Wasserge-
schwindigkeiten, die bei der Bergfahrt lei-
stungsfähige Schleppdampfer erfordern und
bei der Talfahrt, besonders leerer, Schiffe in
Gefahrfällen das Werfen der Anker notwendig
machen. Dadurch wird die Sohlendichtung der
Kanäle beschädigt, die deshalb mit hohen
Kosten durch Steinabdeckung geschützt wer-
den muß. Früher gestattete man aus diesem
Grunde in den Schiffahrtskanälen höchstens
30 cm/s Geschwindigkeit, bei der Neckar- und
Mainkanalisierung sollen 70 cm "zugelassen
werden. Von einigen Seiten wird sogar 1 m
Geschwindigkeit für anwendbar gehalten. Die
Frage ist noch nicht endgültig geklärt, da Be-
triebserfahrungen bisher vollständig fehlen.
Sehr wichtig ist die richtige Wahl der Aus-
baugröße für die Flußwasserkräfte; während
man früher, ohne weitere Untersuchungen an-
zustellen, in der Regel auf die Wassermengen
ausbaute, die an 270 Tagen im Jahre minde-
stens vorhanden waren, also an nur 95 Tagen
nicht erreicht wurden, d. h. nicht einmal das
Mittelwasser ausnutzte, haben es die Kohlennot
und Kohlenpreissteigerung jetzt mit sich ge-
bracht, daß man auch viel größere Wassermen-
gen mitwirtschaftlichem Erfolge ausbauen kann.
Die Rechnungen für den Neckar und den
bayrischen Main haben gezeigt, daß man un-
bedenklich Wassermengen ausnutzen darf, die
nur an 80 bis 100 Tagen im Jahre vorhanden
sind, ja an der Fulda hat sich, allerdings bei
einem verhältnismäßig hohen Gefälle und am
Wehr im Flusse selbst die Verwertung der
45tägigen Wassermenge rechnungsmäßig als
die wirtschaftliehste Lösung der gestellten Auf-
‚Die Überlegenheit auch sol-
cher teurer, neuerrichteter Wasserkraftanlagen
über neuzeitliche, mit den Vorkriegspreisen ge-
baute Großdampfkraftwerke wird von einem
gewiß als unparteiisch zu bezeichnenden Fach-
mann, nämlich Professor Klingenberg, in
seinem Vortrag vor dem Elektrotechnischen
Verein in. Wien am 10. III. 1920 einwandfrei
festgestellt.!)
"Die Lage der Kraftwerke zu den Stauanla-
gen richtet sich natürlich nach den örtlichen
Verhältnissen, bei der Anordnung in Seiten-
kanälen werden sie meist neben den Schleusen
errichtet, weniger häufig ober- oder unterhalb.
Im Flusse sind bisher zwei Anordnungen aus-
geführt worden, die übliche in der Verlänge-
rung der Wehre am Ufer, die seltenere inner-
halb des Wehres als sogenannter Turbinen-
pfeiler nach dem Vorschlage des verstorbenen
Oberbaurats Prüsmann. Aus betrieblichen
Gründen ist sie weniger zu empfehlen, weil sich
die Nebenanlagen, wie Schalthaus, Werkstatt
usw. auf dem Pfeiler im Fluß schwer unter-
bringen lassen und das Herein- und Heraus-
schaffen der Maschinen auf dem Wasserwege
erfolgen muß.
Die Ausnutzung der Flußwasserkräfte ist
wegen der großen Wassermengen und. ver-
gleichsweise geringen Gefälle an sich ein kost-
spieliges Unternehmen, es gilt daher, an Bau-
kosten für die wasserbaulichen und maschi-
nellen Einrichtungen möglichst zu sparen.
Von der Verringerung der Kosten der
Wasserbauten soll hier nicht gesprochen wer-
den. Beim maschinellen Teil hat es sich, nach-
dem Verfasser wohl zum ersten Male beim
Wasserkraftwerk in Dörverden damit vorge-
gangen ist, als zweckmäßig herausgestellt,
möglichst große Turbineneinheiten, u. zw. mit
einfachen Laufrädern zu wählen. Dortselbst
wurden mit bestem Erfolge gegen den Wider-
spruch erster Turbinenbauanstalten einfache
Laufräder von 35 m?/s Schluckfähigkeit bei
2,5 m Gefälle eingebaut, die allerdings 3,7 m
Einlauf- und 4,55 m Auslaufdurchmesser und
ı) Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 561 ff.
Kegelräder von 6,56 m Teilkreisdurchmesser
erhalten haben, so: daß zu ihrer Beförderung
besondere Genehmigung der Eisenbahndirek-
tion wegen Überschreitung des zulässigen Lade-
profils notwendig war. Da das. gewöhnliche
Sommerwasser nur etwa 70 m® beträgt, so
schlucken zwei Turbinen in diesen Zeiten das
gesamte Weserwasser. Am Main sind Tur-
binen von derselben Schluckfähigkeit bei nur
1,8 m Gefälle eingebaut. Bei Verwendung so
großer Maschineneinheiten ist sorgfältig darauf
zu achten, daß die Vorbecken an den Kraft-
werken eine möglichst große Oberfläche und
möglichst großen Inhalt bekommen, da sonst bei
plötzlichen Änderungen in der Belastung Spiegel-
schwankungen von mehr als 0,5 m entstehen,
die bei geringen Gefällen die Arbeit der Regler
an den Turbinen außerordentlich erschweren.
- Turbinen mit wagerechter Welle, die ein-
tach und leicht zahlreiche Laufräder und damit
zum unmittelbaren Antrieb von Generatoren ge-
eignete Umdrehungszahlen zu wählen gestatten,
sind leider wegen des Hochwasserrückstaus
und der dadurch bedingten hohen Lage des
Maschinenhausflurs selten zu verwenden, oder
sie müssen mit angesaugtem Oberwasser ar-
beiten, was im Betriebe wegen der Gefahr des
Abreißens der Wassersäule nicht erwünscht
ist. Die senkrechte Bauart der Turbinen ist
daher für den hier behandelten Zweck die üb-
liche, u. zw. nicht mit frei im Wasser hängen-
den Laufrädern, sondern mit wagerechten Spi-
ralen aus Eisenbeton und ebensolchen Saug-
rohren. Vom Einbau senkrechter Mehrfach-
turbinen, die noch beim Wasserkraftwerk He-
melingen des Bremischen Staates verwendet
werden, ist man wegen der hohen Kosten der
tiefen Gründung abgekommen, aber auch des-
wegen, weil die durch die Laufrädervermehrun®
erreichbare Umdrehungszahl den wunmittel-
baren Antrieb von Schirmdynamos mit erträg-
liehen Abmessungen in der Regel noch nicht zu-
läßt. Neuzeitliche Flußkraftwerke bestehen also
gewöhnlich aus einer, meist geraden, Zahl von
Turbinen mit senkrechter Achse, die zu je zwei
oder drei durch Kegelräder gekuppelt, nor-
male Generatoren mit wagerechter Welle an-
treiben. Bei stark veränderlichem Gefällen ver-
wendet man gleichzeitig Turbinen, die für ver-
schiedene Konstruktionsgefälle entworfen sind,
also Normaleefälle- und Hochwasserräder, da-
mit sich im Durchschnitt des Jahres ein mög-
lichst guter Wirkungsgrad der Kraftanlage er-
gibt. So sind in Dörverden, wo das Gefälle
zwischen 4,18 m und 0 schwankt, zwei Turbinen
für 3,5 m Gefälle mit 31,25 Umdr/min und zwei
Turbinen für 1,35 m Gefälle mit 25 Umdr/min
eingebaut. Die ersteren laufen bei niedrigeren
Gefällen nur mit 22,7 Umdr/min und anderer
Übersetzung. Je eine Turbine von einer Art
arbeitet, mit einer der anderen Art zusammen-
gekuppelt, auf einen Generator, der mit 125
Umdr/min läuft. Die früher üblichen, auch
in Dörverden noch ausgeführten Kegelradge-
triebe mit Holzkämmen an den großen Rädern,
bei welehen man nicht gern Übersetzungen von
mehr als 1:5 verwendete, sind jetzt meist zu-
gunsten von eisernen Getrieben mit Pfeilver-
zahnung und selbsttätiger Ölschmierung, so-
genannten Citroenrädern, verlassen, mit denen
man bis 1: 7 und mehr übersetzt, also günsti-
gere Verhältnisse für die Generatoren erreicht.
Wesentlich erleichtert ist der Ausbau nie-
driger Gefälle mit großen Wassermengen durch
die neuen Erfindungen der Schnelläuferbau-
arten von Kaplan und anderen. Während es
beim Kraftwerk Dörverden, das im Jahre 1911
entworfen wurde, noch fast gewagt erschien,
Turbinenlaufräder mit einer spezifischen Dreh-
zahl — das ist der Drehzahl einer geometrisch
ähnlichen Turbine, welche bei 1m Gefälle 1 PS
leistet — von 230 bis 280 zu verwenden, sind
am Main Laufräder mit einer spezifischen Dieh-
zahl von 320 bei höchstem, 530 bei niedrigsten
Gefälle eingebaut, für welche bei guter Beauf-
schlagung hohe Wirkungsgrade von der lie-
fernden Firma gewährleistet sind. Bei 1,5 m
Konstruktionsgefälle laufen die Turbinen mit
33 Umdr/min gegen 25in Dörverden und treiben
Generatoren von 167 Umdr/min an. Das Wesen
der Schnellänferturbinen besteht in der eigenar
tigen Schaufelung und in der großen Spaltweite,
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 39.
die z. B. bei den Turbinen am Main 1 m stätt
weniger Zentimeter bei gewöhnlichen Franeis-
turbinen dieser Größe beträgt. Bei Beauf-
schlagung unter % nimmt der -Nutzeffekt der
Schnelläufer infolge der Stoßwirkung des Was-
sers rasch ab, was aber für die Ausnutzung der
Flußwasserkräfte in der Regel ohne Bedeutung
ist; denn es wird stets eine größere Zahl von
Turbinen eingebaut, auf die sich — bei gerin-
gem Woasserzulauf unter Abschaltung einer
oder mehrerer Einheiten — ‘die Last so ver-
teilen läßt, daß die im Betriebe befindlichen
gut beaufschlagt sind. (Bei Mühlen in kleinen
Bächen mit stark veränderlicher Wasserfüh-
rung sind diese Schnellänfer natürlich nicht zu
empfehlen.)
Die Bauart der elektrischen Einrichtungen
der Flußkraftwerke unterscheidet sich in nichts
von der anderer Elektrizitätswerke und gibt
daher zu Bemerkungen keinen Anlaß.
Flußkraftwerke wurden früher mit Recht
gegenüber Dampfzentralen und Hochgefälle-
anlagen mit natürlichen oder künstlichen Spei-
chern (Talsperren) als minderwertig bezeichnet,
weilihre Leistung je nach der Veränderung der
Wassermenge und des Gefälles stark wechselt.
Wenn die Schiffahrt aufrechterhalten werden
soll, darf das Stauziel am Wehr nicht ernie-
drigt werden, weil dadurch am oberen Auslauf
des Staues die Wassertiefe sich verringert und
die Schiffe auflaufen können. Wenn in einem
kanalisierten Flusse eine Anzahl von Kraft-
werken hintereinander liest, ist besonders
hierauf zu achten, weil ein Zurückhalten des
Wassers an einer Stufe die Wassertiefe der
untergelegenen Haltung verringert. Geringes
Anstauen am Tage und Abmahlen unter den
Normalstau am Abend an einzeln gelegenen
Flußkraftwerken zwecks Vermeidung der In-
anspruchnahme einer Dampfreserve wird man
natürlich zeitweise vornehmen, . soweit da-
durch die Schiffahrt nieht nennenswert beein-
trächtigt wird.
Bei gleichbleibender Wassermenge wird
ständig dieselbe elektrische Arbeit erzeugt, die
also nachts im Überschuß vorhanden ist und
bei Tage nicht ausreicht. Die Aufspeicherung
der Nachtkraft in elektrischen oder hydrau-
lischen Akkumulatoren ist wegen des schlech-
ten Wirkungsgrades und der hohen Baukosten
der Pumpanlagen und Hochbehälter in der
Regel unwirtschaftlich. Sogenannte Tages-
speicher, in denen das während der Nacht zu-
fließende Wasser am oberen Ende der kana-
lisierten Flußstrecke gesammelt und am Tage
als Zusatzwasser abgelassen wird, werden we-
gen der hohen Kosten, der Schwierigkeit der
Betriebsführung und der unvollkommenen
Wirkung in seltenen Fällen Erfolg haben.
Wegen der im Verlaufe des Jahres stark
veränderlichen und zeitweilig bei Hochwasser
ganz ausfallenden Leistung sind große Aus-
hilfsanlagen erforderlich, die sofort auf An-
fordern zur Verfügung stehen müssen und durch
ihre Bau- und Betriebskosten die Wirtschaft-
lichkeit der Niedriggefällekräfte stark beein-
trächtigen. Wenn mit Hilfe des Reichs-Elektri-
zitätsgesetzes der Zusammenschluß der Kraft-
werke in größeren Bezirken erfolgt ist, steigt
hingegen der Wert der Flußwasserkräfte, weil
die großen Versorgungsgebiete auch unstän-
dige Kräfte ohne weiteres voll aufnehmen
können, derart, daß sie den übrigen Kraft-
werken fast als gleichwertig anzusehen sind,
wie schon im Vortrage des Herrn Dr.-Ing.
Sympher ausgeführt ist. Diese Tatsache wird
nur deshalb hier nochmals erwähnt, um daran
einige Bemerkungen über die Einrichtung und
Durchführung des Betriebes zu knüpfen.
Der finanzielle und volkswirtschaftliche
Erfolg des Ausbaues der Flußwasserkräfte wird
wesentlich davon abhängen, ob es gelingt,
alles zufließende Wasser, soweit es die Turbinen
überhaupt schlucken können, restlos als nutz-
bare elektrische Arbeit zu verwerten. Theore-
tisch muß jeder Tropfen Wasser in dem Augen-
blick in den Turbinen verarbeitet werden, in
welchem er zufließt, sonst geht er ungenutzt
über das Wehr. Im gemeinsamen Betriebe
der nicht aufspeicherbaren Flußwasserkräfte
mit Dampf- und aufspeicherbaren Wasserkraft-
anlagen muß also erreicht werden, daß der je-
weilige Bedarf an elektrischer Arbeit zunächst
durch die Flußkraftwerke gedeckt und nur der
ungedeckte Rest von den übrigen Kraftwerken
geliefert wird; erstere ‚haben also die Grund-
belastung zu übernehmen. Wenn die Turbinen
in der üblichen Weise mit selbsttätigen Reglern
ausgerüstet werden, wird sich eine solche Last-
verteilung nicht ohne weiteres erreichen lassen;
es werden vielmehr alle zusammenarbeitenden
Kraftwerke annähernd in gleichem Verhältnis
zu ihrer im Betriebe befindlichen Maschinen-
leistung in Anspruch genommen werden. Das
einfache Mittel, die Flußkraftwerke mit etwas
größerer Periodenzahl arbeiten zu lassen, ist
wohl wegen der großen Zahl der zusammen auf
ein Netz arbeitenden Zentralen im Betriebe
nicht dauernd durchführbar. Das Aufschnei-
den der Netze und die Zuweisung eines beson-
deren Versorgungsgebietes an jedes Flußkraft-
werk oder alle zusammen ist nicht möglich,
weil wegen der Belastungsänderungen der Um-
fang der angeschlossenen Gebiete fortwährend
geändert werden müßte. Ich möchte deshalb
als Ausweg vorschlagen, die selbsttätigen Reg-
ler an den Turbinen fortzulassen und dieselben
wie gewöhnliche Mühlentriebwerke von Hand
auf die jeweils zufließende Wassermenge ein-
zustellen, die sich im allgemeinen während
eines Tages kaum ändert. Die Belastungsstöße
sind dann ausschließlich von den sonstigen in
demselben Netz arbeitenden Zentralen aufzu-
nehmen; da die Stöße im Verhältnis zur arbei-
tenden Maschinenleistung natürlich größer
werden als bei der sonst üblichen Lastvertei-
lung, so müssen an die Regulierfähigkeit der
Maschinen in den Spitzenwerken besonders
hohe Anforderungen gestellt werden, die sich
aber mit den vorzüglichen Reglern der heutigen
Dampf- und Hochgefälle-Wasserturbinen wohl
unschwer erfüllen lassen. Diese Schwierig-
keit, welche beim Zusammenarbeiten von
Grundbelastungs- und Spitzenwerken, z. B.
Golpa und Berlin, übrigens ebenfalls, wenn
auch nicht in demselben Maße besteht, wird
sicherlich durch weitere Fortschritte und Er-
fahrungen im Betriebe überwunden werden.
Falls die nur Handregelung besitzenden
Turbinen sich nicht einfach parallel schalten
lassen sollten, was nicht zu befürchten ist, be-
sonders wenn selbsttätige Vorrichtungen hier-
für verwendet werden, so müßte die Parallel-
schaltung von den Dampfzentralen und den
mit selbsttätigen Reglern auszustattenden
Hochgefälle-Kraftwerken aus erfolgen.
"Um das Durchgehen der Turbinen ohne
Regler bei plötzlichen Entlastungen, z. B. in-
folge von Kurzschlüssen zu verhindern, müssen
sie mit Schnellschlußvorrichtungen ausgerüstet
sein, für welche brauchbare Bauarten schon
vorhanden sind. :
Sehr einfach läge die Sache, wenn man die
Schwierigkeiten des Parallelbetriebes _
Verwendung asynehroner Generatoren in den
Flußkraftwerken überwinden könnte; das ist
aber leider wegen der Verschlechterung des
Leistungsfaktors, vor allem aber deswegen aus-
geschlossen, weil die Leistung der Flußkraft-
werke im Verhältnis zu den mit ihnen auf das-
selbe Netz arbeitenden Spitzenwerken in der
Regel viel zu groß ist und der erforderliche
wattlose Magnetisierungsstrom daher nicht ge-
liefert werden kann; auch wird die Erregung
der Maschinen in den übrigen Kraftwerken
ohne Umbau wohl nicht reichlich genug sein,
um den Spannungsabfall durch den verschlech-
terten Leistungsfaktor ausgleichen zu können.
In einer größeren Reihe hintereinander gele-
gener Wasserkraftwerke wird es aber vielleicht
möglich: sein, einige mit asynchronen Genera-
toren auszurüsten.
Die vollständige Ausnutzung der Fluß-
wasserkräfte verlangt sehr große Versorgungs-
gebiete, die im Interesse der Sicherheit am
zweckmäßigsten mit rinsförmig im Betriebe
geschlossenen Leitungsnetzen bedient werden;
hierzu ist es notwendig, die Relais der selbst-
tätigen Schalter noch weiter zu verbessern.
Diese kurzen Ausführungen seien mit der
Bitte an die Fachwelt des Turbinenbaues und
der Hochspannungstechnik geschlossen, im In-
teresse der Förderung der für unseren Wieder-
aufbau so außerordentlich wichtigen Ausnut-
zung der Wasserkräfte die vorstehend berühr-
ten noch nicht ganz geklärten Fragen zu unter-
suchen und die Ergebnisse zu veröffentlichen.
Untersuchungen über den Bahnbetrieb mit
Gleichstromspeisung der Netze der Straßen-
: und Stadtbahnen !).
Für die richtige Bemessung sämtlicher
Anlageteile einer elektrischen Bahn ist die
Kenntnis des Energiebedarfs Voraussetzung.
Da dieser infolge der Eigenart des Betriebes
fortlaufend örtlichen und zeitlichen Schwan-
kungen unterworfen ist, muß man mit Mittel-
werten arbeiten, die möglichst genau bestimmt
sein müssen.
l. Bestimmung des spezifischen Watt-
verbrauches. :
Kommt es lediglich auf die Bestimmung
des mittleren Wattverbrauches einer Bahn
an, so kann man in der Weise vorgehen, daß
man die mechanische Energie bestimmt, die
nötig ist, den Zug auf volle Geschwindigkeit
zu bringen, und ferner die Arbeit, die gegen die
Fahrwiderstände geleistet werden muß. Ist
der mittlere Wirkungsgrad ‘des Antriebes be-
"kannt, so kann man daraus die erforderliche
!) Nach Rev. G6n. de l’Eleetricite, Bd. 7, 1920, S. 179.
durch.
elektrische Arbeit berechnen. Der Reehnungs-
gang gibt Gelegenheit, alle Faktoren kritisch
zu beleuchten, die den spezifischen Wattver-
brauch beeinflussen. Wir setzen voraus, daß
die Bahn ohne Energierückgewinnung arbeitet.
Während der Beschleunigungsperiode dient
die von den Motoren aufgenommene Energie _
z. T. zur Überwindung der Fahrwider-
stände, z. T. wird sie in Form von lebendiger
Kraft im Fahrzeug aufgespeichert und während
der Auslauf- und Bremsperiode aufgezehrt.
Im folgenden sind alle Arbeitsgrößen auf It
Zuggewicht bezogen. Bezeichnet W;-+ Wy
die Widerstandsarbeit für eine Hin- un
Rückfahrt über die Strecke L km, so ist der
entsprechende spezifische Wattverbrauch
WW,
Ww= ee in Wattstunden/tkın.
Die in den Bremsperioden 'vernichtete Energie
beträgt - :
OR eu
WR = L =
wenn die Bremsung bei der Geschwindigkeit
v, einsetzt, die Zahl der Haltestellen auf einer
Hin- und Rückfahrt gleich 2 n ist und j = 1,1
einen Koeffizienten darstellt, der den Einfluß
der rotierenden Massen berücksichtigt. Die
Gleichung setzt voraus, daß die Bremsung
stets bei der gleichen Geschwindigkeit und
mit der gleichen Verzögerung erfolgt, und daß
außer vor den Haltestellen nicht gebremst
wird. Im folgenden wird ferner angenommen,
daß die Anfahrt stets mit derselben Beschleuni-
gung erfolgt und gleich lange dauert. Die
gesamte dem Fahrzeug mitgeteilte, mechanische
Energie ist Wm=Ww-+ We. Für eine
Stadtbahn beträgt Won von Wm. Um die
Wm entsprechende elektrische Arbeit zu er-
mitteln, muß nun noch der mittlere Wirkungs-
grad der Motoren festgestellt werden. Während
des Laufes mit voller Spannung ändert sich
der Wirkungsgrad nur wenig, so daß man
einen Mittelwert n», dafür einsetzen kann.
Während der Anfahrperiode ist der Wirkungs-
grad veränderlich, infolge der. Änderung der
Klemmenspannung der Motoren und der Ver-
luste in den Widerständen. Die Zugkraft wäh-
rend der Anfahrperiode kann man als kon-
stant annehmen; dann wächst die Geschwindig-
keit und die Leistung der Motoren proportional
der Zeit. In Abb. 1 stellt OA die abgegebene
’
=
N 5
Ss A
>
Zeit
Abb. 1. :
Leistung dar. Die Verluste in den Motoren
zerfallen in einen konstanten und einen ver-
änderlichen Teil, nämlich die Wärmeverluste
in den Wicklungen und die Eisenverluste.
Letztere wachsen in grober Annäherung pro-
portional der Geschwindigkeit, also der Zeit.
Macht man BO gleich den Wicklungsverlusten
und BA, || BA, dann gibt die Gerade BA,
die von den Motoren aufgenommene Energie
‚wieder, wenn die Ordinaten zwischen den Ge-
raden BA, und BA, gleich den veränderlichen
Verlusten sind. Die Flächen BOD und
DEA, stellen die Verluste in den Wider-
ständen dar. Dabei ist OO = DE. Nimmt
man an, daß die festen Verluste in den Mo-
toren bei voller Spannung und Vollast gleich
den veränderlichen sind, so läßt sich der Wir-
kungsgrad der Anfahrperiode aus Abb. 1 ab-
leiten als
1
+
le
en al
Für Stadt- und Hauptbahnen mit
nv = 0,87 wird na = 0,56,
für Straßenbahnen mit 3
MA
Y = 0,84 wird na = 0,55.
Übersetzung ergeben nun Motoren verschie-
30. September 1920.
Bezeichnet WA die Nutzarbeit der Motoren
während der Anfahrt, so ist Wm — WA die
Arbeit während des Laufes mit voller Span-
nung.
Die entsprechenden elektrischen Arbeiten
4 WM — WA in Wh/tkm. Der
sind: Kr und
mittlere Wirkungsgrad einer Hin- und Rück-
fahrt ergibt sich damit zu
Wnm
METWA Wm— Wi
na na Nr .
Für Stadtbahnen findet man Werte von
n nahe 0,75 bei Ausrüstungen mit 2 verlust-
losen Fahrstufen. Diese Schaltung wird selbst
bei Ausrüstungen mit 4 Motoren verwandt,
obwohl dabei 3 verlustlose Stufen möglich
wären, weil das Dogma besteht, daß es nicht
zulässig sei, mehr als zwei Motoren, die unab-
hängige Achsen antreiben, in Reihe zu schalten.
Amerikanische Lokomotiven mit 12 Motoren -
in Reihe sowie die Versuche auf der Nord-
Südbahn mit 4 Motoren bei 1200 V in Reihe
haben dieses Dogma widerlegt, da sich keinerlei
Schwierigkeiten aus dieser .Schaltung ergeben
haben. Bei Anfahrt mit 4 Motoren in Reihe,
würde der mittlere Wirkungsgrad auf etwa
0,8 steigen:
Bei einem vorhandenen Motor muß die
Anfahrbeschleunigung so hoch als möglich ge-
wählt werden, um den mittleren Wirkungs-
grad zu verbessern. Denn einer hohen Anfahr-
beschleunigung entspricht eine hohe Zug--
kraft und damit eine geringere Drehzahl des
Motors bei voller Spannung. - Die Wider-
stände können also früher abgeschaltet werden,
und die Anfahrperiode mit ihrem schlechten
Wirkungsgrad wird verkürzt... Wendepol-
motoren mit ihrer hohen Überlastbarkeit
gestatten, hierin sehr weit zu gehen. Leider
aber zwingt uns das stufenweise Anfahren,
die Beschleunigung auf einen ziemlich niedrigen
Wert zu begrenzen, und wir müssen annehmen,
daß die praktische Grenze hierbei. bereits
erreicht ist. Bei der Auswahl eines Motors
ist zu beachten, daß die Leistung des Motors \
bei voller Spannung für eine gegebene Zug-
kraft am Radumfang umso kleiner ist, je
größer das Übersetzungsverhältnis der Zahn-
räder ist, Man wählt daher für eine Stadtbahn
dieses Übersetzungsverhältnis so hoch, als
die mechanische Beanspruchung und der ver-
fügbare Raum es gestatten. Bei gleicher
dener Leistung bei höchster Materialausnutzung
verschiedene Geschwindigkeiten bei voller
Spannung, und zwar hat der Motor mit der
größeren Leistung auch die höhere Geschwin-
digkeit. Ist nun die Geschwindigkeit bei voller
Spannung een und die Übersetzung
durch obige Überlegung bestimmt, so ist damit
die Motorleistung gegeben. Es folgt daraus,
daß die Anfahrverluste sehr schnell mit der
Leistung des eingebauten Motors wachsen.
Anderseits sinken die Unterhaltungskosten
mit der Motorleistung. Will man bei starken
Motoren die Anfahrverluste vermindern, so
muß man daher die Zahl der widerstandslosen
Fahrstufen vermehren, auf die hohe Material-
ausnutzung im Motor verzichten oder endlich
das Übersetzungsverhältnis durch Anwendung
verbesserter Getriebe erhöhen.
Die Reisegeschwindigkeit hat einen großen
Einfluß auf den spezifischen Wattverbrauch.
Denn bei einer gegebenen Zahl von Halte-
stellen läßt sich die Reisegeschwindigkeit über
einen bestimmten Wert hinaus nur dadurch
steigern, daß man die Höchstgeschwindigkeit
und infolgedessen auch die Geschwindigkeit
am Ende der Anfahrt und zu Beginn des
Bremsens heraufsetzt, wodurch nach den vor-
ausgegangenen Darlegungen der spezifische
Wattverbrauch erheblich gesteigert wird. Bei
Stadtbahnen kann man daher aus wirtschaft-
lichen Gründen die. mittlere Reisegeschwindig-
keit bei Haltestellenabständen von 400 bis
500 m kaum über 20 bis 22 km/h treiben.
Den Wattverbrauch der Anfahrperiode
kann man erheblich vermindern durch An-
wendung der Feldregelung. Das Verfahren
setzt die Verwendung von Wendepolmotoren
voraus. _Es scheint sich oe wr weiter
auszubreiten. Bei der Pariser Nord-Südbahn
hatten die Versuche damit so guten Erfolg,
daß es bei den jetzt im Bau begriffenen Aus-
rüstungen angewendet wird. :
Das betrachtete Verfahren zur Bestim-
mung des spezifischen Wattverbrauches er-
möglicht die Aufstellung einer vollständigen
Bilanz des Energieverbrauches. Zahlentafel 1
ibt als Beispiel dafür die Werte für eine
tadtbahn, und zwar für eine Linie (1) mit
schwierigem und eine Linie (2) mit mittel-
schwerem Höhenplan. ‘ Als „verausgabte
mechanische Arbeit‘ wurde der Teil der Ge-
samtarbeit bezeichnet, der sich nicht ‚wieder-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 39. 787
Linie 3 läßt sich leicht finden, wenn das
Profil der Strecke und die für jeden Strecken-
abschnitt in Rechnung zu stellenden . Wider-
gewinnen läßt. Durch mechanische Verbesse-
rungen könnte dieser Teil noch herabgesetzt
werden.
Zahlentafel l. Arbeitsverbrauch auf einer Stadtbahn ohne Rückgewinnung.
Anfahrt auf Widerstände. Zwei widerstandslose Fahrstufen.
Linielil Linie2
Vorteilung deg Arböitsverbrauches (schwieriges Profil) | (mittelschweres’ Profil)
Wh/tkm % Wh/tkm %
© Horizontale und gerade Strecke 2 | 12,3 77,5 12,3 83,
IE Kurven N 3,6 22,5 2,4 16,2
oB Mecha- Verausgabte mech. Arbeit . SL 15,9 .-| 100 14,7 | 100
In .
5S Nächg=n >] Gefälle, echte rear er 188 116,5 a
=d Arbeit am | Beschleunigungsarbeit a 15,3 96,5 15,3 104,5
Ru: Radreifen | Mechan. Arbeit, die zum Teil wieder- | |
Ö x gewonnen werden kann Re 33,8 213 23,3 159
o® Gesamte mech. Arbeit DRS 3 49,7 313 38 259
3 Verluste in den Motoren RrE 7,7 48,6 5,9 40,1
25 Elek- ® » ». Widerständen . : 8,3 52,3 6,5 | 428
42 trische Beleuchtung und Kompressoren Sr]: Een Erd;
De Verluste Verluste in den Leitungen ara, 8,3 5
ms SummederVerlusteu. Nebenverbrauch 20,3 T23E 716588 2112,32
ö | Gesamtverbrauch re [TO a | 545 | am
standswerte (rollende Reibung, Kurven- und
Rechnung den Motor gewählt, so kann man Steigungswiderstände, Luftwiderstand) be-
mit Hilfe der Charakteristik des Motors, des | kannt sind. Die vom Anfang der Strecke an
ae Fahrplanes und des Streckenprofiles eleistete Nutzarbeit An setzt sich an jeder
ie Arbeitsbedingungen für den Motor in folgen- Stelle der Strecke zusammen aus Aw und der
der Weise nachprüfen und gleichzeitig. die aufgespeicherten Bewegungs-
energie. Letztere ist gleich
1 1000 ,
AB 5. bL. I 5°
= 56v%. Kenntman (Abb.
Hat man auf Grund einer vorläufigen
im © Fahrzeug
0 200 400 600 leistung
RS}
N 3) für einen bestimmten
> Punkt der Strecke den
00 Wert von An = aB und
"S
den von Aw = a4, so ist
AB=56v?2. Damit ist
v® bekannt. Die Motor-
charakteristik liefert den
zugehörigen Wert der Zug-
kraft Z. Zwischen‘ dieser
und An besteht die Be-
ziehung: dAn = Z .ds;
dAAN . ;
= 0 tg x. Wir ken-
nen damit die Riehtung
der Tangente an die Kurve
An im Punkte B. Für
die Zeitkurve gilt die
Gleiehung dt = =, de.
v
Die Richtung der Tan-
gente an die Zeitkurve
ist also gegeben durch
5000
a ni Man riehtetsich
85" nun ein Kurvenblatt ent-
sprechend Abb. 4 ein und
trägt darin als Funktion
der Zugkraft auf:
. die Geschwindig-
kg/ft keit v aus der Charak-
Q ’ . . .
3% Sratorn teristik des Motors,
2. AB =.560),
Se ZEFIR
5 I 7700 A-1650 a 4
=1000 R-300 =200 4.tgY=
Abb..2. 5. die aufgenommene
Arbeit Aa.
Arbeitsaufnahme für jede Stelle der Strecke
ermitteln. Die Aufgabe ist in Funktion des
zurückgelegten Weges (s) darzustellen (Abb. 2).
1. die Fahrgeschwindigkeit v (km/h),
2. die Fahrzeit t (Sekunden),
3. die Arbeit der Fahrwiderstände Aw (in
kgm/t Zuggewicht),
4, die Nutzarbeit der Motoren An (in
kgm/t Zuggewicht), -
5. die von den Motoren aufgenommene
elektr. Arbeit Au (in kWh).
kgm/t
S
S
Ss
5000
0 70 20.30 40 50 60 70 80 30 100 Tookg/t
Zugkraff am Radumjang
Abb. 4. Züge von 145,9 t ausgerüstet mit 18 Motoren!
von 92 kW.
Man geht nun vom Anfangspunkt der
Strecke aus und zeichnet zunächst für die
ganze Strecke die Kurve Aw = fs ein. Dann
konstruiert man die Kurven vo= fs, An= fs
t— fs für die Anfahrperiode unter der An-
788
nahme konstanter Beschleunigung (g) aus
128
den Beziehungen v = Y2gs, t= /“° und An
— Aw+56v?. Für eine bestimmte Anfahr-
zugkraft ist die Geschwindigkeit am Ende der
Anfahrt bekannt; damit hat man die Lage
der Ordinate « B der Abb. 3. Man sucht nun
auf dem Kurvenblatt die Ordinate der Kurve
56 v?, die gleich AB ist, und zieht in den
Schnittpunkten der Ordinate mit den Kurven
tg& und tgy Tangenten an diese Kurven. Da-
durch erhält man die Richtung der Tangenten
an die Kurven Aw und t im Endpunkt der
Anfahrstrecke. Man wählt nun eine Ordinate
in einem benachbarten Streekenpunkt in
solchem Abstand, daß man für diesen die
Kurven mit ihren Tangenten zusammenfallend
annehmen kann, und wiederholt die Kon-
struktion der Tangenten für die Schnittpunkte
der ersten Tangenten mit der zweiten Ordinate.
Man erhält so die Kurven An und t Stück für
Stück und kann auf jeder Ordinate die zuge-
hörigen Punkte der v-Kurve ermitteln. Die
Zeitkurve trägt man der besseren Übersicht
wegen nach unten auf, ebenso die Kurve tg y
im Kurvenblatt. Gleichzeitig-zeichnet man
im unteren Teil des Fahrdiagrammes über
der Zeit die Werte der vom Motor aufge-
nommenen elektrischen Arbeit Aa auf. Von
dem Augenblick an, wo der Strom abgeschaltet
wird, geht die Kurve Ax in eine Horizontale
über. Die Bremsung findet mit einer be-
stimmten Verzögerung y, statt, die gegeben ist.
Die Linie Aw geht bei Beginn des Bremsens
in die Linie Apr über (Abb. 5), die unter dem
Winkel tgß=y, = ea
zontale geneigt ist. Beim
Stillstand am Ende der
Strecke muß An = Apr
sein, da die Bewegungs-
energie gleich Null gewor-
den ist. Den Punkt, an dem
die Bremsung einsetzen
muß, findet man also als
Schnittpunkt M der Kurve
Aw mit der Geraden Az,
die unter dem Winkel ß
gegen die Abszissenachse
dureh den Schnittpunkt D der Ordinate im
Endpunkt der Strecke mit dem horizontalen
Teil der Kurve An gezogen wird. Unbe-
stimmt ist hierbei nur noch der Höchstwert
von An, d.h. der Punkt, an dem die Motoren
abgeschaltet werden. Dieser Punkt muß
so gewählt werden, daß die verlangte Reise-
geschwindigkeit miteinem Minimum an Energie.
erreicht wird. Der mittlere Wirkungsgrad
kann aus den Kurven ebenfalls abgenommen
werden. Die von den Motoren aufgenommene
elektrische Energie erhält man durch Plani-
metrieren der Kurve Aa, die abgegebene
mechanische Arbeit wird durch die Ordinate
der Kurve Anin dem Punkte dargestellt, wo
gegen. die Hori-
Abb. 5.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft
Zeit (Superpositionsmethode). Die Spitzen-
werte kann man der Summenkurve direkt
entnehmen, durch Planimetrieren bestimmt
man den algebraischen Mittelwert. Den
quadratischen Mittelwert konstruiert man dann
in bekannter Weise.
Man kann auch leicht für einen einzelnen
Zug auf der Linie den Spannungsabfall vom
Speisepunkt bis zum Stromabnehmer als
Funktion der Zeit in Gestalt einer Kurve auf-
zeichnen, Der Widerstand zwischen beiden
Punkten ist ihrem Abstand porportional und
daher aus der Weg-Zeit-Linie zu entnehmen, die
Stromstärke aus der Strom-Zeit-Kurve. Istnur
ein Zug auf der Strecke, so ist der Span-
nungsabfall am Endpunkt gleich demjenigen
am Stromabnehmer. Sind mehrere Züge auf
der Strecke, so erhält man den gesamten
Spannungsabfall durch Superposition der Span-
nungsabfälle für die einzelnen Züge.
Die Aufgabe erscheint bedeutend schwie-
riger, wenn eine Strecke vorliegt mit vielen
Anfahrten und sehr unregelmäßigem Betrieb,
der um einen mittleren Fahrplan gewisser-
maßen hin- und herpendelt. Man legt dann
meist diesen mittleren Fahrplan zugrunde.
Es können aber Zweifel darüber bestehen, ob
man dabei nicht zu günstig rechnet. Man
konnte sich daher bei der Projektierung einiger
wichtiger Unterwerke vor einigen Jahren die
Aufgabe stellen, eine andere Methode zu ver-
wenden, die im Gegenteil von vollständiger
Unregelmäßigkeit des Fahrplanes ausgeht und
unter einer Reihe von vereinfachenden An-
nahmen die Wahrscheinlichkeit für das zeit-
liche Zusammentreffen des Strommaximums
bei allen Zügen der Strecke zu ermitteln ge-
stattet. _ Unter vereinfachten Bedingungen
wurden Kurven (Abb. 6) berechnet, für die
max de
Jmittel 6 06
Jeßp- Imirtel
Jmittel 5 3
4
3
2
Abb. 6.
Wahrscheinlichkeit des Auftretens bestimmter
Stromwerte bei verschiedenen Zugzahlen und
' Spannungsabfall, bezogen auf I km Strecken--
_ menge,
=+sn s SU Be
En
30. September 1920.
von Interesse, weil bei der gegenwärtigen
Entwicklung der Überlandnetze eine Bahn-
gesellschaft ihren Strombedarf meist durch B |
Anschluß an diese wird decken können. Bei
den Verhandlungen über den Strombezug ist
die Kenntnis der zu erwartenden Spitzenwerte
wegen des Tarifes von Wichtigkeit, ebenso
diejenige der erforderlichen Energiemenge.
III. Berechnung der Rückleitungs-
kabel.
Die französischen Erdstromvorschriften
verlangen, daß an keiner Stelle der Bahn der
länge, den Wert von I V/km übersteigt. Sind
keine größeren Metallmassen in der Nähe der
Schienen vorhanden, so kann ein größerer
Spannungsabfall zugelassen werden unter der
Voraussetzung, daß keine Störung in Tele-
graphen-, Telephon- und Eisenbahnsignal-
Leitungen daraus entsteht. Nimmt man bei
der Vorausberechnung der Rückleitung an,
‚daß der Gesamtstrom durch die Schienen und
Kabel geht, und daß keine Abirrungen von
Teilströmen in die Erde eintreten, so liegt
hierin eine gewisse Sicherheit, daß der er-
rechnete Spannungsabfall im Betriebe auch
eingehalten wird.
Ist A BAAbb. 7) on Sa dr
von der Länge ], das in der einen oder anderen
Z,+15
Abb. .
\
Richtung mit der mittleren Geschwindigkeit ©
durchfahren wird, so nimmt der Zug dabei
$
eine Elektrizitätsmenge auf a=—. J, dienach
A fließt. Für einen Punkt A’ im Abstande i‘
von B ist die vorüberfließende Elektrizitäts- E
menge g’ = 2 J. Für einen beliebigen Punkt
ist also die vorüberfließende Elektrizitäts-
menge porportional seinem Abstand
Diese Betrachtung gilt ebenso für die Strom-
die von verschiedenen Zügen auf.der
Strecke aufgenommen wird. Treffen in BJ,
Amp. von einem Nachbarabschnitt ein und ist
die mittlere auf der Strecke A B verbrauchte
Stromstärke = J,, so ist die Stromstärke in
A=J,+J,; für einen Punkt zwischen AundB
©
kann-man sie berechnen, wenn man annimmt,
daß das Anwachsen des Stromes von J, auf
Jı+J, nach einer geraden Linie erfolgt. Den
Wert 8 die „kilometrische Stromstärke“, den
die Motoren abgeschaltet werden. Das Ver- | daraus das Verhältnis der Spitzenwerte zum | wir weiter unten brauchen, kann man leicht
hältnis beider Werte unter Berücksichtigung | Strommittel bei verschiedenen Zugzahlen ab- | nach folgendem Schema ermitteln:
1 2 3 4 5 6 2 8 9 10 1
| Mittlere Stromstärke
| ” . y, N OR , . w
E \ x Spezif. Betriebs- Anzahl der | Zugkilometer 5 kWh/Tag Leistung Rt
x Ss ’ er | ä y veaw i esamte ee
Unterwerk re | E Be Verbrauch dauer Züge für den Tag Fe w-22FTwM p- W a EXolt für1 km
: win Wh/tkm 4 F DLFT ir = 2051000 SR Pia Fe
(km) (h) ih (e) ar kw) IE ER
der Maßstäbe ergibt den mittleren Wirkungs- | geleitet. Die Abb. 6 zeigt, wie die Spitzen- | Der größte Spannungsabfall findet sich .
grad. (Bemerkung des Berichters: Der Ver- werte mit der Zahl der auf der -Strecke | in.der Regel an den Speisepunkten. Die
lauf der Kurve An in Abb. 2in der Brems- befindlichen Züge rapide abnehmen. Das Messungen desselben werden daher auch meist
periode weicht von der Ableitung nach Abb. 5
ab. Es ist nicht wie in Abb. 5 die Wider-
standsarbeit um die Bremsarbeit vermehrt
worden, sondern letztere ist von An abge-
zogen. Beide Verfahren kommen auf das-
selbe hinaus.)
Die Genauigkeit der Methode ist ziemlich
groß, da Fehler in der Konstruktion eines
Kurvenpunktes sich bei. der Konstruktion
des nächsten Punktes wieder ausgleichen.
Die Methode wurde auf einer großen Anzahl
von Linien erprobt und ergab gute Überein-
stimmung mit der Wirklichkeit.
II. Bestimmung der Mittelwerte und
der Spitzen im Verhältnis zu den
Mittelwerten.
Die Kenntnis dieser Werte ist für die
Bemessung der Kraftwerke und Unterwerke
äußerst wichtig. Im Falle eines regelmäßigen
Fahrplans ist die Ermittlung dieser Größen
sehr einfach. Man setzt die Stromdiagramme
der einzelnen Züge unter Berücksichti ung
ihres zeitlichen Abstandes zusammen und er.
hält so eine Kurve des Gesamtstromes über der
Verfahren ist rein theoretisch, denn es be-
rücksichtigt nicht, daß eine vollständige Un-
regelmäßigkeit im Zugverkehr unmöglich: ist,
da die aufeinanderfolgenden Wagen gezwungen
sind, sich in ihrer Geschwindigkeit nach ein-
ander zu richten. x
.. Bei einem ganz regelmäßigen und streng
eingehaltenen Fahrplan gibt es Umstände,
die das Zusammentreffen einer großen Zahl
von Anfahrten begünstigen. Ist die Fahrzeit
zwischen zwei Stationen auf der ganzen
Strecke gleich, und ist die Zugfolgezeit ein
Vielfaches dieser Fahrzeit, so treffen sämtliche
Anfahrten zusammen.
diese Bedingungen nie streng erfüllt, aber oft
mit großer Annäherung Die Folge davon ist
dann übermäßig häufiges Ansprechen der
Automaten in den Unterwerken. Nimmt man
nun bei der Vorausberechnung mit Hilfe der
Superpositionsmethode absichtlich die Ver-
hältnisse für ein ‚Zusammentreffen mehrerer
Anfahrten günsti an und bemißt die An-
lagen entsprechend, so dürfte man hinreichend
sicher gehen. Eine eingehende Betrachtung
dieser Verhältnisse ist auch aus dem Grunde
' Bliebe die Stromstärke über
so wäre die zulässige Stromstärke für Ein
wenn P, das Ge-
der zulässige Span-
In Wirklichkeit sind |
der Strecke am
dort gemächt.
ergibt sich sehr einfach, sobald man
1 € : ie zu-
lässige Stromstärke für die Schienen
kennt.
fachgleis J,= 0,7 P;.e,,
wicht der Schienen je 1 m, &
nungsabfall je 1 km ist, der Widerstand des
Stahles 17 1. 2/em beträgt und
den Widerstand der Schienenstöße inzu-
gerechnet werden. Nun bleibt der Strom aber
von 1 km nicht konstant. Der
auf die Länge
fall auf einem Streekenabschnitt
ä der den Widerstand w, be-
und selbst mit
stärke i, belastet ist,
‚hat den Wert w,
Ce)
Gruppen von Werten für. F, T und
I
in den Spalten 5 und 9 darstellen.
ee
REUNER RENNER,
Die Lage der Speisepunkte
1 km konstant, S
10% für--
vom Nachbarabschnitt J, A aufnimmt -
der kilometrischen Strom-
. Dieser Wert darf höchstens=e; sein.
') Wechselt die Zugfolge auf dem gleichen Abschnitt
gleichen Tage, so erhält man mehrere
W. Man setzt dann
sr, Wobei =W und 27 die Summen der Einzelwerte
von‘ B. 7 m
ie
* Daraus folgt J, + 1 = =
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920,
Heit 39,
2 Die größte Strom-
stärke in diesem Abschnitt ist Jı +i- Wäre
die Stromstärke über 1 km konstant, so dürfte
sie höchstens betragen J, — Damit wird
1
Jtü=Jot TE Die zulässige mittlere Strom-
stärke darf also um . größer sein als das oben
berechnete Jo. Der Betrag = hat große Bc-
deutung für die stark belasteten Linien der
Straßenbahnen der Großstädte
Die Anschlußpunkte für die Speisekabel
findet man nun als diejenigen Stellen, wo die
mittlere Stromstärke die zulässige Grenze
überschreitet. Abb. 8 gibt ein Beispiel der
Unterwerk A
| Kilometer unter dem zulässigen Wert &
bleiben muß oder höchstens gleich e& sein
darf, findet ihren Ausdruck in folgender
Gleichung:
2 . (d— 1)
w; e WW, EWR 62.
ee &
| Hieraus folgt: 3 =ı7—- 1
2.
und eA=5] n
Abb. 9 gibt den Wert — als Funktion
von L weider.
Man sieht, daß der Spannungsabfall sehr
‚schnell dem Werte (5 + +) e,; zustrebt. Nehmen
Unterwerk B
Abb. 8.
7
Anwendung obigen Verfahrens. Man beginnt
an einem Ende der Strecke und trägt als
Ordinaten über der Streckenlänge die mittlere
Stromstärke auf. Übersteigt diese an einer
Stelle den zulässigen Wert, dann schließt man
dort ein Speisekabel an. Man fährt in der-
selben Weise fort. Dabei kann man _den
Strom entweder zum gleichen oder zum
nächsten Speisekabel führen. Die Stromver-
teilung nach Abb. 8, Abschnitt A, ergibt die
kürzesten Speisekabel. Die angenommene
Stromverteilung kann man durch Widerstände
in den Rückleitungskabeln erzwingen. Man
berechnet den Widerstand, den die Rücklei-
tungskabel haben müssen, indem man einen
höchsten Spannungsabfall annimmt, den man
in ihnen zulassen will’ Aus dem Widerstand
ergibt sich der Querschnitt der Kabel. Bei
der Berechnung kann man praktisch den
Schienenwiderstand vernachlässigen, sobald
kein Abschnitt des Netzes mehr als zwei
Speisepunkte besitzt. Bei kurzen Kabeln er-
gibt obiger Rechnungsgang Querschnitte,
die hinsichtlich Erwärmung ungenügend sind.
Man wählt dann den feuersicheren Querschnitt
entsprechend der Stromstärke und gibt dem
Kabel einen Vorsehaltwiderstand. {
Die wirtschaftliche Bemessung der Speise-
kabel wird verhältnismäßig einfach, wenn man
den Querschnitt der Fahrschienen als gegeben
annimmt. Letzterer wird ja auch in der Tat
durch die mechanischen Anforderungen be-
stimmt. Dann liegt die Länge der Speisekabel
fest, da die Lage der Speisepunkte nach obigem
gegeben ist, und die Aufgabe läuft darauf hin-
aus, den wirtschaftlichsten Querschnitt der
Kabel zu finden. Handelt es sich um ein
einziges Rückleitungskabel, das einen vom
übrigen Netz elektrisch getrennten Strecken-
abschnitt speist, so kann man den wirtschaft-
lichen Querschnitt nach der Regel von Kelvin
berechnen. Hat jeder Abschnitt des Netzes
2 Speisekabel, die beide den gleichen Strom
führen, so ergibt sich die wirtschaftliche
Stromdichte in den beiden Kabeln zu:
za 72
5 |/ tm, ,=5 lit,
2 2
(I, und 1, = Länge der Speisekabel, X = Preis
der Volumeneinheit Kupfer, « = Verzinsungs-
und Abschreibungsfaktor, D = jährliche Be-
triebsdauer, P = Preis der Energieeinheit, o =
spezif. Widerstand des Kupfers). R
Der Spannungsabfall in den Speisekabeln
wird dabei: x
<= os ti.
worin
Den gesamten Spannungsabfall in einem
Streckenabschnitt kann man in folgender
Weise ermitteln: Unter der Annahme, daß am
Ende des Abschnittes von der Länge I die
kilometrische Stromstärke gleich Null ist,
während sie auf dem Abschnitt selbst i, be-
trägt, berechnet sich der Spannungsabfall auf
diesem Abschnitt bei einem kilometrischen
Die Bedin-
gung, daß der Spannungsabfall im letzten
2 ER
Widerstand w, zu ea = wä, 7:
wir an, daß die gesamte Strecke aus n Ab-
schnitten-je von der Länge I, besteht, daß die
Speisekabel die Strecke entlanggeführt sind,
ON EZEBENEB BIT
Alb. 9,
und daß es einen direkten Anschluß zwischen
den Fahrschienen und der Sammelschiene (über
einen Widerstand) gibt, dann wird der Span-
nungsabfall in den Schienen & — n 3 = N
Derjenige in den Speisekabeln beträgt:
= ae m
Rn
ee
602
Daraus. folgt
6 (n—1)n@n—|]) eu)
eK 607
es : n.Le
Mit den Preisverhältnissen der Vorkriegs-
zeit ergab sich im allgemeinen für ö ein Wert
von ca. 0,5 A/mm?, so daß wir fürn =2 er-
halten E
eK 958 .1,.2, —l
a... 9%. U
und fürr = 3
Abb. 10.
für & = 1 V stellt Abb. 10 den Wert = als
Funktion von ! dar.” Man kann leicht ableiten,
daß für ek = 30 V sich fürn — 2eine Streeken-
länge von 4,8 km mit Rückleitungskabeln
alle 2,4 km, fürn = 3 eine Streckenlänge von
3,9 kın mit Rückleitingskabeln alle 1,3 km
ergibt. Diese Verhältnisse entsprechen einem
Werte
— zw 10.
es
.. Die bisher beschriebene Rechnungsweise
für die Rückspeisekabel ist häufig und mit
bestem Erfolge angewandt worden. Die dabei
angestrebte Stromverteilung ergibt die ge-
ringsten Kosten für die Kabel. Sie liefert aber
nicht den kleinsten Spannungsabfall. Letzteren
erhält man bei einer Stromverteilung nach
Abb. 11, bei der jedes Speisekabel von beiden
Gleis
&
S
Ss
a 5
8 S
ES R
S
ni
Abb. ı1
Seiten her Ströme aufnimmt. Man erhält dabei
eine geringere Anzahl von Speisekabeln, aber
eine beträchtlich höheres Kupfergewicht. Es
ist nieht unbedingt erforderlich, diese Auf-
wendung zu machen; äber in besonderen
Fällen kann es zweckmäßig sein, so zu ver-
fahren, um die Speisepunkte möglichst genau
auf gleiche Spannung zu bringen. Dabei ist
zu beachten, daß diese Spannungsgleichheit
nur im Mittel vorhanden ist, und daß noch
erhebliche Unterschiede auftreten können, ent-
sprechend den Stromschwankungen in den
Speisekabeln. Will man die Spannungsgleich-
heit auch hinsichtlich der Momentanwerte er-
reichen, so muß man Saugemaschinen vor die
einzelnen Rückspeisekabel schalten, die den
Spannungsabfall in ihnen ausgleichen. Dieses
Verfahren ist recht kostspielig. Die Sauge-
maschinen müssen geradlinige Charakteristik
haben, und ihre Zusatzspannung muß genau
dem. Spannungsabfall im zugehörigen Kabel
entsprechen, sonst ist ihr Wert zweifelhaft.
In den meisten Fällen wird man durch das
zuerst beschriebene Verfahren gemäß Abb. 8
gute. Erfolge erzielen. Spezialfälle, wie z. B.
starke Unterschiede in der gleichzeitig vor-
handenen Verkehrsdichte auf verschiedenen
Strecken, die von ein und demselben Unter-
werk gespeist werden (Sonntagsverkehr), er-
fordern eine besondere Prüfung.
Die Kosten, die die Vorschrift des Span-
nungsabfalls von 1 V/km .verursacht, sind
recht beträchtlich. Sie bestehen in den Kosten
1. für Tilgung und Verzinsung des in den
Rückleitungskabeln festgelegten Kapitals,
2. für die Energieverluste in den Kabeln.
Davon gehen ab die Energieersparnisse infolge
verminderter Verluste in den Schienen.
Letzterer Betrag ist gering und wird durch
die Unterhaltungskosten der Kabel ungefähr
aufgewogen. In ausgeführten Netzen mit
600 V Fahrdrahtspannung findet man im
Durchschnitt 30 V Spannungsverlust in den
Rückleitungskabeln. Der. Energieverlust be-
trägt also 516: Die Kosten unter 1. erreichen
in der Regel den gleichen Betrag, so daß die
Gesamtkosten für das Rückleitungsnetz un-
gelähr 10% der Stromkosten des ganzen Netzes
ausmachen. Bei der Wirtschaftlichkeitsrech-
nung nach der Kelvinschen Formel spielt die
Jährliche Betriebsdauer eine Rolle in dem
Sinne, daß die Stromdiehte umso größer ge-
wählt werden muß, je kürzer die Betriebs-
dauer ist. Da Überlandbahnen in der Regel
kürzere Betriebsdauer und längere Strecken
haben, so findet man bei ihnen in den Rück-
leitungskabeln meist größere Energieverluste
als bei Straßenbahnen. Durch Erhöhung der
Fahrdrahtspannung könnten diese Verluste
vermindert werden, doch steht die Einführung
der Überlandbahnen in die Städte und ihre
Durchführung durch Ortschaften dieser Maß-
nahme hinderlich im Wege. Tätsächlich hat
man seit langer Zeit beobachtet, daß die
Stromkosten bei Überlandbahnen im Ver-
hältnis höher sind als bei Straßenbahnen.
Vorstehende- Ausführungen deuten eine der
Ursachen hierfür an.
IV. Verschiedene Gesichtspunkte für
die Untersuchung der Schienenrück-
leitung.
Die französischen Vorschriften stehen den
deutschen, amerikanischen und englischen
nicht nach. Die Störungen der Schwachstrom-
leitungen lassen sich durch Verdopplung der
Leitungen beseitigen. Hinsichtlich desSchutzes
der Hokrleltansen ist es verfehlt, einen Höchst-
wert von 1,5 V für die Spannungsdifferenz
zwischen den Schienen und dem Rohrnetz
vorzuschreiben, was viele Bahnnetze in
langjährigem Betriebe beweisen. Die Anfres-
sungen an den a a sind abhängig
von der Stromdichte im Erdboden an den be-
treffenden Stellen. Die Schwierigkeit ihrer
Messung verhindert es, die Stromdichte in den
Vorschriften zum Maßstab zu nehmen. In
der Regel wird der Pluspol an die Fahrleitung
und der Minuspol an die Rückleitung ange-
schlossen. Man hat bereits oft vorgeschlagen,
es umgekehrt zu machen. Die Stromdichte
im Erdboden ist stets am größten an den An-
schlußpunkten der Rückspeisekabel. Man hat
an diesen Stellen auch meist die stärksten
Anfressungen der Rohrleitungen gefunden.
Es wäre daher für die Rohrleitungen günstig,
wenn der Strom von den Schienen zu den
Rohrleitungen fließen würde und nicht um-
gekehrt, wie es bei der jetzigen Praxis der Fall
ist. Anderseits- soll die Gefahrzone ausge-
dehnter sein, wenn der Pluspol an den Schienen
lieet. Man müßte die Vorschriften so fassen,
daß eine schematische Anwendung vermieden
und eine Berücksichtigung der Besonder-
heiten jedes einzelnen Falles ermöglicht wird.
In den Bestimmungen müßte für bestimmte
Werte _ des Schienenwiderstandes die einem
Spannungsabfall von 1 V/km entsprechende
zulässige Stromstärke J, für die kilometrische
Stromstärke © = 0 vorgeschrieben werden, die
bei der zusätzlichen kilometrischen Strom-
stärke i, um 4 A überschritten werden darf.
Die mittlere Stromstärke in den Rückleitungs-
kabeln sollte durch Amperestundenzähler wäh-
rend einer bestimmten Zeit gemessen werden.
Sodann sollte der Spannungsabfall in den
Schienen zu beiden Seiten der Speisekabel auf
eine kurze Strecke, etwa 200 m, festgestellt
werden. Teilt man den Strom des zugehörigen
Rückleitungskabels entsprechend diesen Span-
nungsabfällen, so erhält man die zum Speise-
punkt aus beiden Richtungen fließenden
Ströme. Auf diese Weise kann man die Strom-
verteilung im Netz nachprüfen, die kilome-
trische Stromstärke ermitteln und den Nach-
weis erbringen, daß die zulässige mittlere
Stromstärke eingehalten wird. Dem Bericht- |
erstatter erscheint dies Verfahren immerhin
recht umständlich, so daß für seine Einfüh-
rung wohl nur geringe Aussichten vorhanden
sein dürften.
V. Oberleitungsnetz.
Aus mechanischen Gründen wählt man
für eine wenig belastete Strecke einen Fahr-
drahtquerschnitt von mindestens 50 mm? und
für eine stark belastete einen solchen von
75 mm? Man kann nun nach der Kelvinschen
Formel wieder die wirtschaftliehste mittlere
Stromdichte, die "diesen @Querschnitten ent-
spricht, ausrechnen. Für die Verhältnisse der
Vorkriegszeit erhält man wieder ö — 0,5 A/
mm?. Der Höchstwert der‘ Stromdichte, wie
er am Speisepunkt auftritt, darf dabei den
Wert Y3öd nicht überschreiten. Man erhält
also Ömax = 0,86. Damit darf. aus wirt-
schaftlichen Gründen .die Stromstärke am
Speisepunkt nicht größer sein als
Jmax = 86 A für eine Strecke mit 2 Fahrdrähten
von 50 mm,
Jmax = 129 A füreineStreeke mit 2 Fahrdrähten
von 75 mm?,
Diese Werte sind ziemlich reichlich und würden
eine gute Ausnutzung der Oberleitung ge-
statten. Der zulässige Spannungsabfall setzt
dieser Ausnutzung aber meist eine niedrigere
Grenze. 5 :
Bezeichnet w den spezifischen Wattver-
brauch, M das Zuggewicht in t, f die Zahl der
Züge pro Stunde in jeder Richtung, E die
Spannung zwischen Fahrdraht und Schienen,
so ist die mittlere Stromstärke auf einer
Strecke L gleich
2.7.W.M.L
en er Be:
Um den wirtschaftlichen Bedingungen zu
genügen, soll dieser Wert < Jmax sein. Der
zulässige Spannungsabfall p.FP stellt einen
Höchstwert dar und bezieht sich auf den End-
punkt der Strecke. Er setzt sich zusammen
aus dem mittleren Spannungsabfall der Strecke
und einem zusätzlichen Spannungsabfall in-
folge Anfahrens von Zügen, z. B. eines Zuges
am Ende der Strecke. Der: mittlere Span-
nungsabfall ist gleich 0. Ömax. zer spezif.
Widerstand). Bezeichnet A die Anfahrleistung
eines Zuges, so ist der zusätzliche Spannungs-
verlust bei Anfahrt eines Zuges am Ende der
Strecke gleich o
beider Fahrdrähte.
Beziehung:
‚ worin q der Querschnitt
Daraus erhält man die
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 39.
LIFRU
© .Ömax. - a +0 q FE EP.EBERED
Aus der Gleichung (1) für Jmax und der
vorstehenden ergeben sieh für die Strecken-
länge Z die Werte
Ömax. .q ‚E nd
I af.w.M . . . . . (3
und \
‚E? =
L, — pP BR . . . (4
o o
g: A+ SB; Ömaxı 47
- Die ‚günstigsten Verhältnisse erhält man,
wenn beide Bedingungen erfüllt sind, d. h.
L, = L, ist. Damit ist dann ein bestimmter
Wert für E festgelegt. Diesem Wert entspricht
anderseits aber nach Gleichung (3) eine be-
stimmte Streckenlänge. Es kann der Fall
eintreten, daß der so bestimmte Wert der Span-
nung einen zu geringen’ Wert für L ergibt,
so daß die Zahl der Unterwerke übermäßig ver-
größert werden müßte, was natürlich unwirt-
schaftlich wäre. Man muß daher.L und E
meist größer annehmen, als. aus obigen Be-
dingungen folgt. Abb. 12 stellt Z, und L,
in Funktion von E dar. Für Werte von HE, die
über dem Optimum O A liegen (Fall 2), wird
L,>L,. Das bedeutet, daß der zulässige Span-
nungsabfall stets eingehalten wird, wenn die
Bedingung der wirtschaftlichen Stromdichte
erfülltist. Man wird daher FE. aus Gleichung (3)
bestimmen, indem man für L, die längste
Speisestrecke im Netz einsetzt. Liegt der Wert
des Spannungsoptimums bereits so hoch, daß
die Betriebsspannung niedriger gewählt werden
muß, so muß man die Länge der Speisestrecke
aus Gleichung (4) als Z, bestimmen (Fall 1).
Man muß sieh also mit einer mäßigen Aus-
nutzung des Kupfers begnügen, um den an-
genommenen Spannungsabfall einzuhalten.
Die Spannung von 600 V zeigt sich als
sehr geeignet für Straßenbahnen unter nor-
Zahlentafel 2.
vr: N
7.5
Sinne geändert haben, dürften die Folge:
rungen wieder Gültigkeit haben, sobald sich
die Marktverhältnisse stabilisiert haben wer-
den. 2.
VI. Bemerkungen über Energierückge-
3 E winnung.
Die Bewegungsenergie ‘des Fahrzeuges,
die beim Anhalten durch die Bremsen. ver-
nichtet werden muß, kann zum Teil zurück-
ewonnen : werden, ebenso die Arbeit der
Sehwerkraft, die bei der Talfahrt in Gefäll-
strecken - infolge Anwendung der Bremsen
verloren geht. Dabei ist zu beachten, daß in
Gefällstrecken erst gebremst zu werden
braucht, wenn die Beschleunigung unzulässig
hoch wird. Derartige Strecken sind bei
Straßenbahnen nicht häufig. Ein Teil der
Energie wird durch mechanische Verluste
aufgezehrt, ein weiterer durch elektrische
Verluste in den Vorrichtungen zur Rückge-
winnung. In erster. Linie stehen hier die Ver-
luste in den Motoren. Da es erwünscht ist, die
Nutzbremsung bis zum Stillstand durchzu-
führen, so sind besondere Hilfsmaschinensätze
nötig, die es ermöglichen, die veränderliche
Spannung der Motoren auf die Netzspannung
umzuformen.
lich auch als Anlaßmaschinen zur verlustlosen
Anfahrt benutzt werden. Aber die Energie-
ersparnisse bei der Anfahrt decken- nur zum
Teil die zusätzlichen Energieverluste, die
durch diese Maschinen ‚verursacht werden.
Die Beanspruchung der Motoren zu einer
Zeit, wo sie im Betriebe ohne Rückgewinnung
stromlos sind, zwingt dazu, ihre Leistung zu
vergrößern, womit ihr Gewicht und ihre Ver-.
luste wachsen. Die Anlaßmaschinen besitzen
außerdem ein größeres Gewicht als die Anlaß-
widerstände. Die Vergrößerung des toten
Gewichtes muß also den Wirkungsgrad der
Rückgewinnung erheblich herabsetzen. Zahlen-
tafel 2 gibt den Wattverbrauch für die ‚in
Zahlentafel 1 betrachtete Linie 2 wieder. bei
Arbeitsverbrauch bei Nutzbremsung bis zum Stillstand auf einer
Stadtbahn mit mittelschwerem Betrieb (Linie 2 der Zahlentafel 1).
Verteilung desArbeitsyerbrauches
Wh/tkm % Wh/tkm %,
© Horizontale und gerade Strecke 12 2183 83,8 12,3 83,8
a5 Kurven N 2,4 16,2 : 16,2
a5 Mecha- Verausgabte mechanische Arbeit . . 14,7 10) | 14,7 100
- . =
a2 nische Gefällstrecken . . . ; 72 49 1a 49
a Arbeit am Beschleunigungsarbeit En 1 6,8 | 1 6,8
Pets) gung
E Radreifen | Mechan. Arbeit, die teilweise wieder- | SE |
een gewonnen werden kann ER 8,2 55,8 82 55,8
Be ‘© Gesamte mechanische Arbeit .13:,92,9 155,8 22,9 155,8
3.8 Verluste in den Motoren Be 8,7 59,2 8,7.-:1.:.259,2
u Elek- £ » ». Anlaßmaschinen E 11,4 77,5 19 129,5
ar trische Beleuchtung und Kompressoren ; | 1,5 10,2 | 1) 10,2
© Verluste Verluste in den Leitungen ER 1,4 9,5 14 9b
= SummederVerlusteu.Nebenverbrauch | 23 E7156,£2] 280,6 © 2] 7 208,4
9: Gesamtverbrauch , =. ls ae 45,9 312,2 53,5-.° | 3642
Ersparnis gegenüber Betrieb ohne Rückgewinnung, absolut 8,6 _ 1,0 -
5 in/„des EnergieverbrauchesohneRückgewinnung |. 15,8 | 1,8
malen Bedingungen. Für Überlandbahnen | Betrieb mit Rückgewinnung. Wird die Anlaß-
wäre es vorteilhaft, eine höhere Spannung an-
zuwenden. Dabei muß allerdings geprüft
werden, ob die Vorteile der höheren Spannung
nicht durch erhöhte Ausgaben für bessere
Abb. 122;
Isolation der Ausrüstungen aufgewogen wer-
den. Dies ist nicht anzunehmen, und einer
Erhöhung der Spannung steht nichts im
Wege, sobald die Konstrukteure genug Er-
fahrungen mit Ausrüstungen für 1200 oder
1500 besitzen.
.,. Den Betrachtungen liegen die Preisver-
hältnisse vor dem Kriege zugrunde. Da aber
alle bestimmenden Faktoren sich im gleichen
mit Zusatzmasehine mit Umformer
maschine als Umformersatz für die volle
Leistung ausgeführt, so kann man auf keine
Energieersparnis rechnen. Es werden nur
die Unterhaltungskosten der mechanischen
Bremsen gespart. Wird sie dagegen als Zusatz-
maschine geschaltet, so kann man eine be-
merkenswerte Energieersparnis erzielen. Es
ist allerdings nicht sicher, daß letztere aus-
reicht, die Kosten des Einbaus der Hilfs-
maschinen zu verzinsen und zu tilgen. Immer-
hin zwingt das Interesse der Allgemeinheit
dazu, in Fällen, wo Wärmekraft benutzt wird,
‚alle Anstrengungen zu machen, um unnötigen
Energieverbrauch auszuschalten. Neben den
wirtschaftlichen Wirkungen der Nutzbremsung
müssen aber noch die technischen Schwierig-
keiten, die dabei auftreten können, gewürdigt
werden. Verwendet man Motoren mit Neben-
schlußcharakteristik oder mit Fremderregung
und läßt sie unmittelbar auf das Netz zurück-
periode die Netzspannung plötzlich abfällt
oder ein Kurzschluß im Netz -auftritt, die
Bremskraft und der Strom in den Motoren
ebenso plötzlich einen aus mechanischen und
elektrischen Gründen gefährlichen Weıt: an-
nehmen.
allgemeinen bei Zahnradbahnen, bei denen
die Energierückgewinnung eine viel größere
Bedeutung besitzt als bei Bahnen mit mäßigem
Gefälle, auf die Anwendung von Gleichstrom
verzichtet. Es ist vorgekommen, daß bei
Zahnradlokomotiven mit Gleiehstromneben-
schlußmotoren bei
80. September 1920. 5
Diese Maschinen können natür- -
Aus diesen Gründen hat man im
Zufälligkeiten der oben.
EN TR URNENEL UN GER RE DENT
RL Ne ra
k
ee re
‚arbeiten, so kann, falls während der Brems-
|
|
30. September 1920.
geschilderten Art im Netz die heftige Brems-
wirkung zu einer Entgleisung des Zahnrades
geführt hat. Bei Adhäsionsbahnen ist die
Gefahr natürlich geringer, da die’ Brems-
wirkung durch das Gleiten der Räder begrenzt
wird. Diese Gefahr besteht übrigens nur beim
Gleichstrombetrieh. Bei Verwendung von
Induktionsmotoren auf der Lokomotive könnte
nur ein Abfall der Netzfrequenz eine ähnliche
Wirkung auslösen. Eine solche Frequenzver-
minderung kann aber wegen der Schwung-
massen nie so plötzlich auftreten wie ein
Spannungsabfall oder ein Kurzschluß. _ Da
außerdem ein Induktionsmotor keine Selbst-
erregung besitzt, so kann bei einem Kurz-
schluß im Netz lediglich die Bremswirkung
aufhören. In der Tat ist der Drehstrombe-
trieb mit Nutzbremsung seit vielen Jahren auf
zahlreichen Bahnen mit starkem Gefälle so-
wohl bei Reibungsbahnen als auch bei Zahn-
radbahnen mit bestem Erfolg verwandt worden
und macht den Eindruck großer Sicherheit.
Bemerkt sei, daß bei Betrieb mit Einphasen-
Wechselstrom die Nutzbremsung in der Schal-
tung von Behn-Eschenburg, die die Selbst-
erregung unterdrückt, anscheinend dieselbe
Sieherheit bietet wie der Drehstrombetrieb,
so daß sie einen großen Fortschritt darstellt,
der zugunsten des Einphasensystems spricht.
Man muß die Frage der Rückgewinnung ver-
schieden beurteilen, je nachdem es sich um
Nutzbarmachung der Bremsarbeit auf langen
Gefällstreecken handelt, auf denen die Ge-
schwindigkeit begrenzt werden soll, oder um
die Abbremsung der Züge bis zum vollständigen
Stillstand. Die erste Aufgabe erfüllt gegen-
wärtig das Drehstromsystem mit möglichster
Vollkommenheit, so daß es sich besonders gut
für Gebirgsstrecken eignet. Die zweite Auf-
sabe, die besonderes Interesse für Stadt-
bahnen bietet, kann das Drehstromsystem
nieht erfüllen, wohl aber der Gleichstrom mit
Zusatzmaschinensatz. Bremsung bis zum
Stillstand ist mit einem Imduktionsmotor,
der eng an den Synehronismus gebunden ist,
unmöglich. Sie erfordert einen Kommutator,
der die Motorfrequenz auf die Netzfrequenz
umformt. Daher ist sie beim Drehstromsystem
unmöglich, wenn man nicht die Einfachheit
und Betriebssicherheit des Induktionsmotors
aufgeben will, die den Hauptvorzug des
Systems bilden. Die Schaltung von Behn-
Eschenburg ermöglicht Nutzbremsung bis zum
Stillstand bei Einphasenbetrieb. Gfthe,
Über Entwurf, Instandhaltung und
Gebrauch von Betriebs-Fernsprechanlagen
für Überlandwerke.
Von J. Nübel, Oberingenieur der Süddeut-
schen Telephon-Apparate-, Kabel- und Draht-
werke Aktiengesellschaft Nürnberg.
Übersicht. Es werden allgemein gültige Richt-
linien für Entwurf, Instandhaltung und den Gebrauch
von Betriebs-Fernsprechanlagen für UÜberlandwerke
aufgestellt.
Die Veröffentlichung über ‚Vorarbeiten
für Hochspannungs-Freileitungen“ von Fr.
Schmidt, Gröbers b. Hallea. S., auf S. 105 der
„ETZ‘‘ 19201äßt meines Erachtens deutlich er-
kennen, daß über die für den Betrieb von Über-
landwerken so außerordentlich wichtigen Be-
triebs-Fernsprechanlagen irrige Anschauungen
bestehen. Esistkeinesfalls zu erwarten und auch
durchaus nicht nötig, daß die Betriebsleitung
eines Überlandwerkes in die Technik der Fern-
sprechanlagen, deren Freileitungen am Hoch-
spannungsgestänge geführt werden, tiefer ein-
dringt. Sie muß aber wissen, nach.welchen Ge-
siehtspunkten bei dem Entwurf zu verfahren
ist, wie sie sich vor der Inbetriebnahme davon
überzeugen kann, ob die erstellte Anlage richtig
ausgeführt ist, was sie zu tun hat, um den guten,
betriebssicheren Zustand, in welchem die Anlage
übernommen wurde, dauernd zu erhalten, und
welcher Gebrauch von der Anlage zu machen
ist. Nur bei solchen UÜberlandwerken, deren
Betriebsleitung so weit unterrichtet ist, ist die
Voraussetzung dafür gegeben, daß eine eigene
Betriebsfernsprechanlage Nutzen und Freude
bereitet, und es dürfte sich daher lohnen, die-
ses Thema zu behandeln,
Zunächst ist es wohl angebracht, auf die
eingangs erwähnte Veröffentlichung einzugehen.
In dieser wird behauptet, daß die meisten
UÜberlandwerke miteigenen Betriebs-Fernsprech-
anlagen keine Freude erlebt haben, und das soll
nach der Meinung des Verfassers daher kom-
men, „daß die an demselben Gestänge mit den
Hochspannungsleitungen aufgehängten Fern-
prechleitungen trotz Verdrillung der Drähte
starken Induktionswirkungen durch die Hoch-
spannungsdrähte ausgesetzt sind.“ Diese Be-
gründung ist technisch unriehtig. Mit dem Ver-
drillen der am Hochspannungsgestänge verleg-
ten Fernsprechleitungen wird eine Verhinde-
rung der induktiven Beeinflussung seitens der
Hochspannungsleitungen gar nicht bezweckt,
sondern es wird nur eine möglichst gleichmäßige
Beeinflussung der beiden Fernsprechdrähte an-
gestrebt. Für die Beseitigung bzw. Abschwä-
chung der in den Fernsprechleitungen auftre-
tenden Energie stehen ganz andere Mittel zur
Verfügung, die aber nicht erwähnt und, wie des-
halb angenommen werden muß, dem Verfasser
nicht bekannt sind. Wenn sich die vorerwähnte
Behauptung nur auf solche Anlagen beschränkt,
bei welehen man sich zur Sicherung des Fern-
sprechbetriebes mit dem Verdrillen der Fern-
sprechleitungen begnügt hat, so kann man wohl
zugeben, daß die Besitzer soleher mangelhaft
ausgeführter Anlagen nur wenig Freude mit
diesen erleben können. Derartige Fälle kommen
aber nur vereinzelt vor und berechtigen keines-
wegs dazu, über die Betriebsfernsprechanlagen
der ‚meisten Überlandwerke“ zu urteilen.
Weiter besagt die Veröffentlichung, daß die
Sprechapparate eines besonderen Schutzes be-
dürfen, der bei nicht sorgfältiger Pflege ver-
sagt. Vermutlich sind damit die üblichen Fun-
kenstrecken (Blitzableiter) und Schmelzsiche-
rungen gemeint, die bei Betriebsfernsprech-
anlagen ebenso wie bei allen anderen Anlagen
eine gewisse Beaufsichtigung und Instandhal-
tung insoweit erfordern, als eine schadhaft ge-
wordene Funkenstrecke instandgesetzt und
eine abgebrannte Schmelzsicherung ausge-
wechselt werden muß. Ein besonderer Nachteil
eigener Fernsprechanlagen von Überlandzen-
tralen' ist darin aber gewiß nicht zu erblicken.
Daß es Überlandwerke gibt, die mit ihrer
Betriebs-Fernsprechanlagekeine Freudeerleben,
kann allerdings nicht bestritten werden. ' Das
kommt aber nicht daher, daß diese Anlagen
unter außergewöhnlichen, oft sehr schwierigen
Verhältnissen zu arbeiten haben, denen der
heutige Stand der Technik nicht gewachsen ist,
sondern, um es geradeheraus zu sagen, es ist
hauptsächlich ein, auf dem Nichterkennen der
Wichtigkeit einer guten Fernsprechanlage be-
ruhender Mangel an Interesse seitens der Be-
triebsleitung Schuld, wenn eine Anlage sich
nicht in ordnungsmäßigem Zustande befindet,
oder von derselben nieht der richtige Gebrauch
gemacht wird, bei dem die Vorteile einer-eige-
nen Anlage erst voll in Erscheinung treten.
Damit erklärt sich auch die Tatsache, daß zu
den Anlagen, welche ihrem Besitzer keine
Freude bereiten, nicht nur technisch unvoll-
kommen oder schlecht ausgeführte Anlagen,
sondern auch solche zählen, bei welchen alle
Voraussetzungen für einen befriedigenden Be-
trieb erfüllt sind, die aber, weil die Betriebs-
leitung nicht genügendes Interesse an ihnen
nimmt, vom Personal vernachlässigt und dann
einfach nicht benutzt werden. Der allernot-
wendigste telephonische Verkehr wird, unbe-
kümmert darum, was im Laufe des Jahres für
Kosten daraus erwachsen, mittels des staat-
lichen Telephons. so gut es eben geht, erledigt,
und die Betriebsleitung findet sich mit diesem
Zustande ab, wie mit einem unabwendbaren
Geschick. In solchen Fällen ist der Rat, den
Fr. Sehmidt in seinem eingangs erwähnten
Aufsatze gibt, wenn möglich mit der zuständi-
gen Postverwaltung ein Abkommen zu treffen,
nicht ganz von der Hand zu weisen. Weil aber
durch ein solehes Abkommen die Bedürfnisse
des Betriebes eines Überlandwerkes bei weitem
niemals gedeckt werden können, und dabei in
der Regel auch wesentlich höhere, laufende
Kosten erwachsen, als die Instandhaltung und
Amortisation einer eigenen Fernsprechanlage
erfordern, so sollnachstehend versucht werden,
allgemein gültige Richtlinien für die Anschaf-
fung, Unterhaltung und den Gebrauch eigener
Betriebsfernsprechanlagen aufzustellen.
Zunächst muß für den Entwurf besondere
Sorgfalt aufgewendet werden, denn die Fern-
sprechanlage kann nur dann die Organisation
des Betriebes wirksam unterstützen, wenn
sie. dieser angepaßtist. Zur Projektierung sollen
nur solche Firmen herangezogen werden, welche
nachweislich über praktische Erfahrungen ver-
fügen, da die Betriebsleitung andernfalls nicht
die nötige Unterstützung findet. Betriebs-
fernsprechanlagen für Überlandwerke bilden ein
Spezialgebiet der Fernsprechtechnik, und nicht
jede Firma der Schwachstrombranche ist auf
ihm bewandert und verfügt über das erforder-
liche. besonders geschulte, erfahrene Personal.
Die Projektierung der Anlage muß, abgesehen
von Besonderheiten, welche von Fall zu Fall
zu berücksichtigen sind, im allgemeinen so er-
folgen, daß die Anlage einerseits der Betriebs-
leitung die Möglichkeit gibt, von ihren Bureaus
und Privatwohnungen aus in bequemer Weise
eine ständige Kontrolle über das, innerhalb
des Versorgungsgebietes bedienstete Personal
auszuüben und dasselbe zu diesem Zweck so-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 39, 77ı
wohl an den Dienststellen, als auch in den Pri-
vatwohnungen zu erreichen, anderseits es dem
Personal ermöglicht, sich jederzeit mit der Be-
triebsleitung in Verbindung zu setzen, um Mel-
dungen zu erstatten und über besondere Vor-
kommnisse zu berichten. Außerdem muß auch
von allen stationären Punkten aus eine Ver-
ständigungsmöglichkeit mit dem auf freier
Strecke arbeitenden Personal und der Anschluß
größerer Stromabnehmer an das eigene Fern-
sprechnetz vorgesehen sein. Der Stromabneh-
mer braucht nur in der Lage zu sein, die Be-
triebsleitung anzurufen, er soll aber den dienst-
lichen Verkehr des Überlandwerkes möglichst
nicht belauschen können. In vielen Fällen wird
auch eine Einrichtung von Interesse sein, welche
der Direktion bzw. der Betriebsleitung ge-
stattet, hin und wieder den telephonischen Ver-
kehr, unbemerkt mit anzuhören. Im übrigen
gilt der Grundsatz, bei der Festsetzung der
Zahl der Sprechgelegenheiten nicht zu sparen,
denn der Preis der Sprechapparate macht nur
einen sehr kleinen Prozentsatz der Anlage-
kosten aus, die im wesentlichen durch die Lei-
tungsanlage bedingt werden. Je mehr Sprech-
gelegenheiten geschaffen werden, um so inten-
siver wird das in die Leitungsanlage investierte
Kapital ausgenutzt.
Ist eine Betriebs-Fernsprechanlage erstellt,
so hät es die Betriebsleitung in der Hand, sich
bei der Übernahme derselben in weitem Um-
fange davon zu überzeugen, ob die Anlage tech-
nisch riehtig ausgeführt ist. Die meisten Be-
triebsvorgänge, welche auf die Fernsprechan-
lage von Einfluß sind, wie Erdsehluß im Hoch-
spannungsnetz, Übertritt von Hochspannung
in eine oder beide Fernsprechleitungen, Erd-
schluß der Fernsprechleitungen u. dergl. lassen
sich zu diesem Zwecke leicht künstlich herbei-
führen. Ebenso läßt sich der Grad der induk-
tiven Beeinflussung der Fernsprechleitungen
bei normalem Zustand und während des Be-
stehens eines Erdschlusses im Hochspannungs-
netz durch Messungen genau feststellen. Ergibt
sich hierbei, daß die induktive Beeinflussung
der Fernsprechleitungen noch so groß ist, daß
Störungen des Fernsprechverkehrs zu erwarten
sind, so läßt sich durch eine Vermehrung der
für die Absaugung der induzierten Energie aus
den Fernsprechleitungen zur Verfügung stehen-
den Mittel stets ein befriedigender Grad von
Betriebssicherheit gewährleisten.
Die Betriebsleitung des Überlandwerkeshat
also ‘die Möglichkeit, nur eine solehe Fern-
sprechanlage zu übernehmen, bei welcher die
Voraussetzungen für einen befriedigenden Be-
trieb gegeben sind. Wenn nachher die neu er- '
stellte Anlage wenigstens während des ersten
Halbjahres, und insbesondere während der
ersten Gewitterperiode beobachtet wird, und
zur Gewinnung einer besseren Übersicht an
allen Hauptpunkten des Versorgungsgebietes
Störungsbücher geführt werden, in welche
jeder fühlbar werdende Mangel und hauptsäch-
lich jede vorkommende Störung mit Datum
und ausführlicher Angabe, wie und an welchen
Orten sich dieselbe bemerkbar machte, wenn
möglich, auch welche Ursache der-Störung fest-
gestellt werden konnte, eingetragen werden, so
lassen sich auch noch solche Mängel innerhalb
der Garantiezeit beseitigen, die bei der Über-
nahme niehtin Erscheinung getreten sind. Die
Anlage wird durch ein derartiges Zusammenar-
beiten zwischen dem UÜberlandwerk und der
erstellenden Firma innerhalb der ersten Be-
triebsmonate in kurzer Zeit vollkommen in
Ordnung, d. h. betriebssicher und den prakti-
schen Bedürfnissen genauest angepaßt sein.
Nun tritt an die Betriebsleitung die Auf-+
gabe heran, für die Erhaltung des guten Zu-
standes der Anlage Sorge zu tragen. Bei der
Wahl der diesbezüglichen Maßnahmen muß
berücksichtigt werden, daß vom Personal eine
richtig erstellte und seitens der Betriebsleitung
richtig angewendete U
zumeist als eine sehr lästige Einrichtung emp-
funden wird, durch welche alle Dienststellen
der Betriebsleitung nahegerückt und einer
ständigen Beaufsiehtigung unterworfen werden.
Nicht nur daß das Personal aus eigenem An-
trieb nichts für die Instandhaltung der Anlage
tut, muß damit gerechnet werden, daß die An-
lage fälschlicherweise als Bao: bezeichnet
wird, wenn eine vorgeschriebene telephonische
Meldung unterlassen wurde oder eine Betriebs-
stelle, welche seitens der Betriebsleitung ange-
rufen wird,sich abernichtmeldet, weil der betref-
fende Wärter nicht auf seinem Posten ist. Sogar
- absichtliche Beschädigungen der Sprechstellen-
einrichtungen kommen nicht selten vor, um die
lästige Kontrolle zu vereiteln, oder einen Ent-
schuldigungsgrund für Versäumtes zu schaffen.
Es muß also seitens der Betriebsleitung die In-
standhaltung der Fernsprechanlage erzwungen
werden, und das kann in folgender Weise ge-
schehen. Die Betriebsleitung bestimmt aus dem
vorhandenen, Personal einen Vertrauensmann,
der für die Überwachung und Instandhaltung
772
der Anlage verantwortlich gemacht wird, und
dem ein geeigneter Monteur unterstellt ist, der
zweckmäßig von der Firma, welche die Anlage
erstellt hat, entsprechend ausgebildet wird.
Vorkommende Störungen müssen sofort dem
Vertrauensmann oder der Betriebsleitung ge-
meldet und unverzüglich innerhalb kürzester
Zeit behoben werden. Jeden Tag, am besten
früh morgens zu bestimmter Stunde, müssen die
wichtigsten Sprechstellen besetzt werden und
den Anruf.der Betriebsleitung abwarten, sich da-
raufhin melden und bei dieser Gelegenheit et-
waige Mängel, welche sie an der Fernsprech-
anlage wahrgenommen haben, anzeigen. Da-
raufhin muß von jeder in der Zentralstelle ein-
laufenden Leitungsstrecken von irgend einer
Sprechstelle aus die Betriebsleitung angerufen
werden, um festzustellen, daß diese von der
Strecke aus erreichbar ist.
Die Betriebsleitung muß immer den Stand-
punkt einnehmen, daß für die Erhaltung des
guten Zustandes der Betriebs-Fernsprechanlage
das Personal verantwortlich ist. Sie darf daher
auch niemals Entschuldigungen mit dem Hin-
weis auf eine Störung der Fernsprechanlage
gelten lassen. Jeder solche Fall muß eingehend
untersucht, und, wenn sich wirklich eine Stö-
rung vorfindet, derjenige, welcher die Störung
nicht rechtzeitig, d. h. bevor dem Betrieb da-
durch ein Nachteil erwachsen ist, beseitigt oder
der zuständigen Stelle gemeldet hat, zur
Rechenschaft gezogen werden. Mutwillige Be-
schädigungen der Fernsprechanlage müssen mit
Entlassung bestraft werden.
Wenn in dieser Weise verfahren wird, wird
die Betriebs-Fernsprechanlage, wie Beispiele be-
weisen, stets in Ordnung und der Betriebslei-
tung von größtem Nutzen sein. Sie überbrückt
die Entfernungen, welche trennend zwischen
den einzelnen Dienststellenliegen. Die Betriebs-
leitung ist in der Lage, vom Sebreibtisch aus
das ganze Versorgungsgebiet zu übersehen, sie
läßt sich den Stand der Meßinstrumente regel-
mäßig melden, überzeugt sich durch unver-
muteten Anruf, daß das Personal sich an den
angewiesenen Arbeitsplätzen befindet, und ist
über den Fortgang der Arbeiten auf freier
Strecke stets auf-dem Laufenden. Der größte
Nutzen liegt aber darin, daß das Personal auch
auf solchen Plätzen, welche vom Sitz der Be-
triebsleitung sehr weit entferntliegen, sich einer
ständigen Aufsicht bzw. Kontrolle bewußt ist.
Daß die genannten Vorteile nur mit einer eige-
nen, den Betriebsbedürfnissen genau angepaß-
ten und jederzeit zur Verfügung :stehenden
Fernsprechanlage, deren Leitungen am Hoch-
spannungsgestänge verlaufen, daher an jedem
Punkt der Strecke für den Anschluß tragbarer
Sprechapparate zur Verfügung stehen, und
welche von jedem Transformatorenhaus aus
eine Verständigungsmöglichkeit mitallen Punk-
ten des Versorgungsgebietes bietet, versteht sich
wohl von selbst. Die Benutzung des Staats-
telephons mit seinen oft weit von der Leitung-
straße abgelegenen Sprechstellen kann hierfür
keinen Ersatz bieten, ganz abgesehen davon,
daß der staatliche Betrieb sich auf kleineren
Plätzen nur auf gewisse Tagesstunden erstreckt,
und nachts, wie auch während eines Gewitters
eingestellt wird. Während eines Gewitters ist
die Verständigungsmöglichkeit für den Dienst
eines Überlandwerkes aber gerade von größter
Wichtigkeit.
Die Kosten der Instandhaltung einer eige-
nen Fernsprechanlage sind nicht Tioch, wenn
dieselbe von Anfang an regelmäßig und sach-
gemäß erfolgt. Der Monteur, dem die Instand-
haltung anvertraut wird, kann für den größeren
Teil seiner Arbeitszeitnoch zu anderen Arbeiten
herangezogen werden. In der Hauptsache be-
schränkt sich doch die Instandhaltung auf die
Mikrophonelemente und die den Sprechstellen-
einrichtungen vorgeschalteten Sicherungen,
Ausästen der Leitungen sowie auf die Ausbesse-
rung von Leitungsschäden.
- Aus vorstehendem geht hervor, daß es nur
auf die Betriebsleitung ankommt, wie ihre
Fernsprechanlage beschaffen ist. Eine Anlage,
bei welcher die Voraussetzungen für einen be-
friedigenden Betrieb von Anfang an nicht ge-
geben sind, dürfte nicht übernommen werden.
Findet die Ubernahme statt, so muß die Be-
triebsleitung durch die Organisation einer mög-
lichst genauen Beobachtung dafür sorgen, daß
etwaige kleinere Mängel noch innerhalb der
ersten Betriebsmonate behoben werden. Ist
die Anlage dann völlig in Ordnung, dann muß
wiederum die Betriebsleitung in energischer
Weise darüber wachen, daß dieser Zustand
dauernd erhalten wird. Niemals darf die In-
standhaltung der Anlage dem guten Willen des
Personals überantwortet werden, denn dann ist
mit Bestimmtheit damit zu rechnen, daß die
Anlage ständig unter Störungen leidet. Jede
Störung, abgesehen von solchen, welche durch
elementare Ereignisse, Übertritt von” Hoch-
spannung oder dergl. verursacht sind, muß zu-
nächst als Folge mangelhafter Pflichterfüllung
N,
-
- Elektrotechnische Zeitschriitt. 1920, Heft 39.
seitens des für den Zustand der Anlage verant-
wortlichen Personals aufgefaßt werden. An den
ohnehin sehr geringen Kosten, welche durch
eine ordnungsmäßige Instandhaltung der Fern-
sprechanlage erwachsen, darf nicht gespart
werden, denn jede Störung, welche infolge nicht
rechtzeitiger Feststellung und Beseitigung zu
kritischer Zeit eine schnelle telephonische Ver-
ständigung unmöglich macht, kann leicht einen
Schaden bringen, demgegenüber die jährlichen
Instandhaltungskosten nur eine Kleinigkeit be-
deuten, d. h. es geht in solchen Fällen ein Vor-
teil verloren, den man bei gutem Zustande der
Anlage durch schnelle Verständigung gewinnen
könnte. Ä
Der Gedanke, für Betriebs-Fernsprechan-
lagen von UÜberlandwerken die drahtlose Tele-
phonie anzuwenden, um alle die Schwierigkei-
ten, welche sich aus der Führung der Fern-
sprechleitungen am. Hochspannungsgestänge
ergeben, zu vermeiden und den weitaus größten
Teil der Erstellungskosten durch den Fortfall
der Leitungsanlage zu sparen, ist heute noch
illusorisch. Ich habe mich darüber in meiner
Veröffentlichung ‚‚Ist die drahtlose Telephonie
als Verkehrsmittel für. Überlandzentralen ge-
eignet?“ auf 8. 125 der „ETZ“ 1920 geäußert.
Dagegen wird die Hochfrequenztelephonie auf -
Leitungen in vielen Fällen mit Vortsil als
Verkehrsmittel zwischen den wichtigsten Be-
triebsstellen eines Uberlandwerkes anwendbar
sein. Es werd°®n li>rbei die Hochspannungs-
leitungen für die Übertragung der Sprache
benutzt. 7
Über die Bewertung des wattlosen Ver-
brauchs beim Verkauf elektrischen Stromes
und seine Messung.
Von Rudolf Kopp, Leutzsch bei Leipzig.
Übersicht. Die Literatur der letzten Jahre be-
schäftigt sich bezüglich der wattlosen Ströme in erster
Linie mit dem wirtschaftlichen Einfluß bei parallel
arbeitenden Werken und ganz großen Kraftstromver-
brauchern. Die für diese Verbrauchergruppe vorge-
schlagenen Tarifzähler lassen sich mit Rücksicht auf
die hohen Beschaffungskosten für mittlere und kleinere
Stromabnehmer nicht verwenden. Da aber gerade bei
diesen mangels technischen Verständnisses bei der Aus-
wahl der Elektromotoren schwerwiegende Fehler be-
gangen werden, so sind Abwehrmaßnahmen gegen den
ungünstigen Einfluß phasenverschobenen Kraftstromes
bei allen Stromabnehmern von gleicher Wichtigkeit.
Die vorliegende Abhandlung gibt eine kurze Zu-.
sammenfassung über die bisher auf dem Markt befind-
lichen Tarifapparate und beschreibt einen Wirkver-
brauch-Blindverbrauchszähler der Körting & Mathiesen
A.G., Leutzsch-Leipzig, der unwesentlich teurer als ein.
gewöhnlicher Wattstundenzähler ist und in einwand-
freier Weise den Kostenanteil.für die Erzeugung der
wattlosen Energie proportional zur jeweilig verursach-
ten Phasenverschiebung bei jedem einzelnen Strom-
abnehmer festzustellen gestattet. =
; Einleitung.
Mit der wachsenden Steigerung des An-
schlusses: von Industrieanlagen an Ein- und
Mehrphasen-Wechselstromwerke ist der Ein-
fluß des gegen die Spannung zeitlich verschobe-
nen Stromes auf ihre Wirtschaftlichkeit von
einschneidender Bedeutung geworden, so daß
sich die Betriebsverwaltungen dieser Werke
nicht länger versagen können, auch dem nicht’
Arbeit leistenden Strome die gebührende Auf-
merksamkeit zu schenken. Die Abgabe einer
bestimmten Wattleistung bedingt bei nach-
eilend verschobenem Strome nicht nur die Auf-
stellung einer größeren Anzahl von Generato-
ren und Transformatoren, sondern auch größere
Stromverluste in diesen und im Leitungsnetz,
wodurch sich die Selbstkosten f. d. nutzbar ab-
gegebene Kilowattstunde erhöhen.
Zahlenmäßiger Einfluß der Phasen-
verschiebung auf die Wirtschaftlich-
keit von Kraftwerken.
Da über die Notwendigkeit der Erfassung
der mit der Phasenverschiebung”wachsenden
Selbstkosten immer noch Bedenken bestehen,
so sei zunächst eine Untersuchung darüber an-
gestellt, um welchen ungefähren Betrag sich
die Selbstkosten für die erzeugte Kilowatt-
stunde durch die Phasenverschiebun erhöhen,
um beurteilen zu lernen, ob der auf die Erzeu-
gung des wattlosen Stromes fallende Kosten-
anteil besondere betriebs- oder verwaltungs-
technische Maßnahmen rechtfertigt. or
Angenommen, ein Kraftwerk habe Dreh-
strom nach einer 1 km entfernt liegenden Trans-
formatorenstation zu liefern, so berechnet sich
‘der Querschnitt einer Leitung zu
4» K L(100 = P a) 100 -
E} 08? 5 (100 — P as) Pay
80. September 1920,
P
wenn
4, die auf der Sekundärseite der Transfor-
matoren zur Verfügung zu stellende Ener-
gie in kVA, x
Asa die auf ihrer Primärseite notwendige
= Energie, ;, +/2
0 den Arbeitsverlust in den Transforma-
toren in % von A
Pa, den Arbeitsverlust
% von Ay, :
Ey, die Spannung zwischen zwei Linienleitun-
‚gen auf der Primärseite der Transforma-
* Lorenz il iS =
3 den Phasenverschiebungswinkel dort-
j selbst,
2 ? “
in der Fernleitung in
K = 17,5Q den Widerstand f. 1 km und.
mm? Kupferleitung und
den Querschnitt einer Leitung in mm?
bedeutet. - :
Setzt man in die Querschnittsgleichung
für Ag = 14500 kVA, Z= 100 km, 5 —
100 000 V, ‚p,,= 3% Pa, =5%, 80 ergeben
sich für cos = 1 bis cos = 0,3 die in der
Zahlentafel 1 aufgeführten Leitungsquer-
schnitte. Diesen Querschnitten sind die Kosten
der Fernleitung unter Zugrundelegung der
Einheitspreise in den letzten Friedensjahren!)
gegenübergestellt. a
Zaählentafel ı.
Kosten für 100 km -
er Leitungsquerschnitt : an
Fe | des Kupfers in mm? Be
1 3x 50 0,850
0,9 3x 70 0,970
0,8 3x 70 0,970
0,7 3x:95° | 1,200
0,6 3%x70+ 3x 50 | 1,540
0,5 2 (3x 95) ‘1,950
0,4 23235298) 23) 2,550
0,3 =0,1.3.x 95) | 4,440
Da die Wattleistung der Generatoren und
Transformatoren ihre Begrenzung findet durch
die zulässige Höchststromstärke ihrer Wick-
lungen, so ist es notwendig, auch die Leistungs-
fähigkeit dieser Teile der Anlage bei Phasen-
verschiebung zu erhöhen. Die gegen induktions-
freie Belastung erhöhte Leistung in kVA ergibt
multipli-
sich, indem man die erstere mit COS
ziert. Nimmt man den Friedensgrundpreis der
Zentralenleistung ohne Generatoren und Schalt-
anlage f. 1 kVA zu 150 M, denjenigen der Lei-
stung der Generatoren und Schaltanlage zu
70 M/kVA, den der Transformatorenleistung
zu 100 M/kVA an — Zahlenwerte, die bei Span-
nungen von 100 kV eher zu niedrig als zu hoch
egriffen sind —, nimmt man ferner die Kosten
ür Gebäude, Kohlenförder- und Kesselanlage,
Rohrleitung und Dampfmaschine bzw. Dampf-
turbine in allen Fällen als konstant bleibend
zu 150 M/kVA beiinduktionsfreier Belastung an,
so lassen sich aus den sich hierbei ergebenden
Herstellungskosten die in Abb. 1 angegebenen
Kapitalkosten f. 1kVA bei cos = 1 erforder-
licher Zentralenleistung ableiten.
Dung und
un\ Work
82%)
27,
N
S
4
2a
Verz,
Unter!
7 02 08 07 06 05 04 03
Alıb. 1. Kapitalkosten f. 1 kW in Abhängigkeit
h vom Leistungsfaktor.
. Die Kurven zeigen, daß es sich bei Ver-
\ zinsung und Rückstellungen um recht ansehn-
liche Beträge handelt, die für das nutzbar ab-
gegebene Kilowatt mit steigender Verschiebung
beträchtlich anwachsen und bei der Preisbil-
dung der kWh eine ausschlaggebende Rolle
spielen. Die durchschnittlichen Selbstkosten für
‚die erzeugte kWh ergeben sich nach bekannten
- Regeln zu: ’ Far,
EL
ka He
Bd. 1.
%
- 4) Vgl. Klingenberg, Bau großer Elektrizitäts-
werke,
3 S
- kosten f. 1 kWh
30. September 192u.
wenn
k die Durchschnittskostenf.dieerzeugtekWh
b die festen Kosten f. das erzeugte kW,
T die jährliche Benutzungsdauer der Gene-
ratorenhöchstleistung. und
c die beweglichen Betriebskosten f. 1 kWh
bedeuten.
Letztere setzen sich aus den Heizkosten
und den Kosten für Verwaltung, Betriebsfüh-
rung, Reparaturen, Versicherungen usw. zu-
sammen.
Die Kosten des Heizstoffes betrugen 1913
bei modernen Großdampfwerken im Durch-
sehnitt etwa 1,3 Pf/kWh, — heute wesentlich
mehr. Nachdem aber bei den Kapitalkosten
mit den Anschaffungswerten vor dem Kriege,
mangels eines Maßstabes für die zukünftige
Wertschätzung, gerechnet werden mußte, müs-
sen wir uns auch für die beweglichen Betriebs-
kosten an die Durchschnittswerte vor dem
Kriege halten, um das Verhältnis zwischen
festen Kapitalkosten und beweglichen Betriebs-
kosten nicht zu verzerren. .
Für Verwaltung usw. waren f. 1 kWh etwa
0,9 Pf in Rechnung zu stellen, so daß die ge-
samten beweglichen Betriebskosten mit etwa
2,2 Pf/erzeugte kWh in Rechnung gestellt
werden können.
Unter Zugrundelegung dieses Einheits-
_satzes und der errechneten Beträge für Kapital-
verzinsung wurden in der Annahme, daß die
für cos = 1 bestimmte Generatorenhöchst-
leistung einmal 1500 und ein zweites Mal 3000
Stunden im Jahre abgegeben wird, die Selbst-
kosten f. 1 erzeugte kWh bei cos = 1 bis
cos = 0,3 berechnet und in Abb. 2 die pro-
70
60
20
710
S
STeinerung der Erzeugungskästen prb erzengke kWh
%
C0S
1 09.08 07 06 05 0# 03
Abb. 2. Erzeugungskosten f. 1 kWh in Abhängigkeit
vom Leistungsfaktor.
zentuale Steigerung der Selbstkosten f. die er-
zeugte kWh, verursacht durch die Phasenver-
schiebung für 1500 und 3000 Benutzungs-
stunden im Jahre eingetragen.
Es ergibt sich, daß sich die Erzeugungs-
mit der Phasenverschiebung
wesentlich erhöhen; die Zunahme beträgt von
cos = 1 bis cos = 0,5 bereits 20 bis 30%,
je nach der Benutzungsdauer der Generatoren-
höchstleistung. In Wirklichkeit wachsen die
Erzeugungskosten mit zunehmender Phasen-
verschiebung noch mehr, da bei den vorliegen-
den Darlegungen das Sekundärnetz außer Be-
trachtung geblieben ist. Dessen Herstellungs-
kosten wachsen aber mit steigender Verschie-
bung ebenfalls im Verhältnis “o,: 9; bei gleich-
bleibenden Verlusten, an. Die Kapitalkosten
werden also durch das Niederspannungsnetz
noch eine weitere nicht unwesentliche Er-
höhung erfahren. Es kann aber davon abge-
sehen werden, den Einfluß der Phasenverschie-
bung auf diesen Teil der Anlage durch ein Bei-
ie zahlenmäßig zu belegen, denn es genügen
bereits die Zahlenwerte der Abb. 2 als Beweis
dafür, daß der Kostenanteil für die Erzeugung
des wattlosen Stromes besondere betriebs- oder
verwaltungstechnische Maßnahmenrechtfertigt.
Nieht überflüssig ist es noch darauf hin-
zuweisen, daß die Rentabilität eines Elektrizi-
tätswerkes durch einen schlechten Leistungs-
faktor noch weit ungünstiger beeinflußt wird,
als im Beispiel gezeigt ist, wenn das Verhältnis
zwischen den Arbeitsmaschinen und den elek-
trischen Maschinen anders projektiert worden
ist, als die späteren Belastungsverhältnisse es
erfordern, da in diesem Falle auch die An-
triebsmaschinen und die Kessel nicht voll aus-
genutzt werden, die Kapitalkosten sich also
auch für diesen Teil der Anlage erhöhen.
Verwiesen sei noch auf die Abhandlung
von Bußmann(,„ETZ“ 1918, 8. 93), in welcher
der ungünstige Einfluß der Phasenyerschiebung
auf die Wirtschaftlichkeit parallel arbeitender
Werke mit gegenseitiger Belieferung behandelt
wird. Wir werden auf diese Ausführungen noch
zurückkommen.
Elektrotechnische Zeitschrift.
Maßnahmen zur Verbesserung der
Phasenverschiebung.
Eine der ältesten Methoden, die Phasen-
verschiebung eines Netzes zu verringern, ist
die Anwendung übererregter Synehronmo-
toren. Bekanntlich entsteht zwischen Gene-
rator und Syncehronmotor ein Ausgleichstrom,
wenn deren EMKe verschieden sind. Dieser
Ausgleichstrom kompensiert die Phasenver-
schiebung nur bei einer bestimmten Größe und
Verschiebung, also nur bei einer bestimmten
Leistung des Synehronmotors.
Die Praxis hat nun gezeigt, daß die Auf-
stellung besonderer Synehronmotoren zur Pha-
senkompensierung wegen zu großer Kapital-
und. Betriebskosten nur in den seltensten Fällen
wirtschaftlich ist. Außerdem bleibt der Nach-
teil, daß mehr oder weniger komplizierte An-
wurfschaltungen nötig sind, und daß das Außer-
trittfallen der Synehronmotoren zu recht un-
liebsamen Betriebsstörungen führen kann.
Zur Verbesserung der Phasenverschiebung
hat man ferner in den Generatorstromkreis
Kondensatoren eingebaut. Da aber der Frie-
denspreis eines Kondensators f. IkVA rd 50 bis
60 M betrug, und. ferner die Kompensations-
wirkung sich lediglich auf den Generator, nicht
auch auf das Netz und die Transformatoren
erstreckt, so stehen auch dieser MethodeGründe
wirtschaftlicher Art entgegen, denn nur dann,
wenn die Mittel zur Entlastung vom wattlosen
Strom sich auf alle Teile der Anlage erstrecken
und billig sind, wird das Problem der Phasen-
kompensation praktisch von Interesse sein.
Mehr Aussicht auf Erfoig dürften Maß-
nahmen haben, die auf Verbesserung der
Motoren hinwirken. Bereits 1895 hat Le-
blane den Vorschlag gemacht, den Leistungs-
faktor von Induktionsmotoren durch Einfü-
gung einer EMK von der Schlupffrequenz in
den Rotorkreis zu verbessern. Da aber den
Hilfsmaschinen zur Erzeugung dieser EMK der
Nachteil komplizierter Anordnung und ungün-
stiger Kommutierungsverhältnisse anhaftet, so
hat der Vorschlag von Leblanc wenig Beach-
tung gefunden.
Neuerdings haben Kapp!) und Scher-
ius?) gezeigt, wie sich die beiden Nachteile
vermeiden lassen. Auf deren Arbeiten sei
verwiesen. Nach Angabe der Verfasser wird
durch die Phasenkompensatoren der Preis der
Motoren nicht unwesentlich erhöht. Es ist da-
her anzunehmen, daß die Stromabnehmer der-
artigen Motoren dann den Vorzug vor norma-
len Motoren geben werden, wenn den Mehran-
schaffungskosten ausreichende Betriebsvor-
teile gegenüberstehen.
Verkauf elektrischer Energie unter
Berücksichtigung des Kostenanteils
für Erzeugung der wattlosen Energie
und die hierzu erforderlichen Meß-
geräte.
Solche Betriebsvorteile sind gegeben,wenn
die Elektrizitätswerke sich entschließen, den
Strompreis nach der Größe der verursachten
Phasenverschiebung abzustufen. Mit dieser
Forderung werden wir in das Gebiet der Tarif-
bestimmungen geführt. Abgesehen von der er-
zieherischen Wirkung derartiger Tearifforde-
rungen bilden. dieselben den einzig möglichen
Weg, in gerechter Weise den Kostenanteil für
die Erzeugung der wattlosen Energie im Ver-
hältnis zur jeweiligen Phasenverschiebung auf
die einzelnen Konsumenten zu verteilen. Wür-
den sämtliche Abnehmer für jedes zur Ver-
fügung gestellte kW an der Phasenverschiebung
in gleicher Weise beteiligt sein, so ließen sich
auch die Kosten dafür auf die verbrauchten
kWh gleichmäßig verteilen. Da aber nicht.ein-
mal die Abnehmer gleicher Konsumentengrup-
pen die Betriebsmittel zur Erzeugung des
wattlosen Stromes annähernd gleichmäßig be-
anspruchen, so läßt sich eine gleichmäßige Ver-
teilung der Kosten auf die einzelnen Abnehmer
nicht rechtfertigen.
Tarifbestimmungen, welche die Verkaufs-
bewertung der elektrischen Energie nicht nur
nach nutzbarer Arbeit, sondern auch nach
wattloser Leistung vorsehen, haben eine weit-
aus größere Berechtigung als solche, die bei-
spielsweise eine Preisstaffelung. lediglich nach
der Zeit oder nach dem Höchstverbrauch ver-
langen, denn, während die letzteren Maßnah-
men nur für die verhältnismäßig kurze Zeit des
Zentralenmaximums bedingt werden, macht
sich der ungünstige Einfluß der Phasenverschie-
bung während der vollen Betriebsdauer gel-
tend, allerdings während der Hauptbelastungs-
zeit in verstärktem Maße.
Wenn bisher derartige Tarifbestimmungen
nicht in größerem Umfange Eingang in die
Praxis gefunden haben, so liegt dies teils an der
Verkennung des ungünstigen Einflusses der
ı) Kapp, „Blectrician“, Bd. 69. 1912, 8. 257; „ETZ“
1912, 8. 778; 1918, 8. 931; 1914, $. 713, 9815 1919, 8. 408."
2) Scherbius, „ETZ“ 1915, S. 299.
für x = 6° trifft dies noch zu.
Phasenverschiebung auf die Wirtschaftlichkeit
der Elektrizitätswerke, teils an dem Mangel
geeigneter Meßgeräte, die den Blind,‚verbrauch
neben dem Wirkverbrauch registrieren. Als ge-
eignet sind derartige Meßgeräte zu bezeichnen,
wenn:
1. Wirkleistungs-und Blindleistungs-Trieb-
system auf einen gemeinsamen rotierenden Teil
wirken ;
2. die Verschiebung zwischen den wirk-
samen Strom- und Spannungsfeldern in der
Massenerzeugung der Geräte keinen Schwierig-
keiten begegnet;
3. das Drehmoment, verursacht durch den
wattlosen Vollaststrom, in einfacher Weise in
ein beliebiges Verhältnis zum Höchstdreh-
moment bei induktionsfreier Last gebracht
werden kann, um die durch den wattlosen Strom
bedingten Angaben den jeweiligen Selbst-
kosten anpassen zu können;
4. bei allen Werten des Verbrauchsstromes,
der Spannung und der Phasenverschiebung das
Meßgerät innerhalb der gesetzlichen Fehler-
grenzen der Aufschrift des Leistungsschild.es
entsprechend registriert, das Meßgerät also
eichfähig ist;
. 5. der Eigenverbrauch innerhalb normaler
Grenzen verbleibt;
6. die Herstellungskosten diejenigen eines
normalen Wattstundenzählers nur unwesent-
lich überschreiten ;
7. bei Anlagen, die zeitweise oder dauernd
voreilenden Strom in das Netz geben, die Meß-
geräte bei zunehmender Verschiebung weniger
angeben, als der reinen Wattleistungentspricht;
8. die Meßgeräte in Mehrleiter- und Mehr-
phasenanlagen wie normale Wattstundenzähler
geschaltet werden können,
Es werde zunächst untersucht, wie weit
die bisher bekannten Zähler diesen Bedingun-
gen gerecht werden.
Hierbei läßt es sich im Interesse der zu-
sammenhängenden Darstellungsweise nicht ver-
meiden, auf bereits bekannte technische Grund-
lagen näher einzugehen.
Einer der ältesten Vorschläge zur Her-
stellung eines Zählers, dessen Angaben vom
Leistungsfaktor abhängen, rührt von Be-
nischke her („ETZ“ 1899, S. 454). -Vorge-
schlagen wird, Zähler zu verwenden, deren
Nebenschlußstrom.um einen kleinen Winkel
gegen die Klemmenspannung verschoben ist.
Verschiebt man den Strom {im Spannungskreis
eines elektrodynamischen Zählerss um einen
Winkel x, oder das wirksame Spannungsfeld,
eines Ferrariszählers um (90° + x) gegen das
Hauptstromfeld, so sind die Angaben dieses
Zählers für die Zeiteinheit gegeben durch die
Gleichung:
A=EJ«o0s (px)
wobei im Klammerausdruck das Minuszeichen
für nacheilenden, das Pluszeichen für voreilen-
den Strom gilt.
Wählt man den Winkel x sehr klein, etwa
2 bis 3°, so zeigt der Zähler bei induktionsfreier
Last die Wattbelastung richtig an. Ja selbst
Durch ent-
sprechende Abgleichung des Winkels x läßt sich
die Bewertung des wattlosen Stromes in ver-
hältnismäßig weiten Grenzen ändern. Bei vor-
eilendem Strom werden die Angaben dieser
Zähler um den gleichen Prozentsatz kleiner, als
sie bei nacheilendem Strom größer als die reine
Wattleistung sind. ; voreilender Strom wird also
günstiger berechnet.
Diesen Zählern haften aber folgende Nach-
teile an:
1. Die genaue Einstellung der Verschie-
bung von 3° und weniger macht nicht unbe-
deutende praktische Schwierigkeiten bei der
Masseneichung. Es ist wohl einfach, Winkel-
grade genau zu bestimmen, wenn sich das Watt-
meter in Umkehrpunkten befindet, also Winkel
von 0° und 90°, bei jeder anderen Winkelgröße
hingegen muß man mehrere Instrumente (Watt-
meter, Voltmeter und Amperemeter) gleich-
zeitig ablesen. Die hierbei vorzunehmenden Um-
rechnungen können von Mädchen, die heute in
den Fabrikeichräumen vorherrschen, nicht ver-
langt werden. Aber auch von männlichen
Durehschnittseichern wird man am besten
derartige Arbeiten nicht ausführen lassen, da
auch diesen die erforderliche Vorbildung und
vielfach die notwendige Gewissenhaftigkeit zur
Ausführung umständlicherer Rechnungen fehlt.
"2, Ist das Nebenschlußfeld eines Ferraris-
zählers um beispielsweise 90° + 3° gegen das
wirksame Hauptstromfeld. verschoben, und er-
hält das Zählwerkschild eines solchen Zählers
die Aufschrift:
EJcos(@+ 30%) kWh,
so würde vielleicht keine allzu große Schwierig-
keit bestehen, bei Ergänzung der gesetzlichen
174
Elektrotechnische Zeitschriit. 1920, Heit 39,
80. September 1920.
Bestimmungen dahin zu wirken, daß ein sol-
cher Zähler für den Verkehr als eichfähig be-
funden wird; es bleibt aber der Nachteil, daß
die Zähleraufschriftt dem Verständnis des
Laien nicht zugänglich gemacht werden kann.
Die gleichen Mängel, in noch erhöhtem
Maße, haben die Zähler nach ‚Prof. Arno.
Arno nimmt an, daß die Phasenverschiebung
in Kraftanlagen im allgemeinen zwischen 30°
und 54° schwankt. Wählt man nun den Win-
kel x im Nebenschlußkreis eines dynamo-
metrischen Zählers zu 42°, so daß —xin den
Grenzen + 12° liest, so würde, da cos (P—X)
in diesem Falle um nicht mehr als 2,2% von 1
abweicht, der Zähler die scheinbare Leistung
mit einer Höchstgenauigkeit von 2,2% messen.
Arno sagt nun weiter: Die wirkliche Leistung
eines Wechselstromkreises ist
A» =BJc0sp
die scheinbare
As ed:
Soll die von einem normalen Wattstundenzäh-
ler nicht registrierte Energiedifferenz
EJ(1—cosg)
zu einem Bruchteil = - EJ(1—cosg) zum
Ausgleich der höheren Kapitalkosten und
größeren Verluste mit in Rechnung gezogen
werden, so müßte ein solcher Zähler für die
Zeiteinheit registrieren:
EJ(1— cos g)
n
nmEJcosg + EJ—EJcosp
a7: n '
VEN
n
A=ZEJcosp+
= - EJ+ EJcosp
Für n = 1 ergibt die Formel die scheinbare
Belastung, und. da diesem n = 1 ein um 42°
bzw. um (90°--42°) gegen das Hauptstrom-
feld verschobenes Spannungsfeld entspricht,
ist für einen anderen Wert des Faktors n der
Verschiebungswinkel des Nebenschlußfeldes zu
4 4 oe
= bzw. (90 + 1) ZW wählen. Aus statisti-
schen Werten berechnet Arno den Wert n im
Mittel zu etwa 3, so daß ein Zähler für derartige
Kraftanlagen i. 1 Stunde zu registrieren hätte:
AS EI + EJ cos @kWh
Diesen Wert registriert ein dynamometrischer
2
Zähler, wenn der Nebenschlußstrom um 7
— 14° gegen die Klemmenspannung verscho-
ben ist, und ein Ferrariszähler, wenn dessen
42
wirksames Nebenschlußfeld um 90° + 3 =104°
gegen das wirksame Hauptstromfeld zeitlich
zurückbleibt.
Untersucht man, wie weit solche Zähler
den von mir aufgestellten Bedingungen ent-
sprechen, so Si
stellen:
1. Die Winkelabgleichung macht die glei-
chen Schwierigkeiten, wie bei Zählern nach Be-
nischke. Da für Wechselstromkreise nur Fer-
rariszähler benutzt werden, muß man den Auf-
bau des Nebenschlußsystems. derart treffen,
daß die verhältnismäßig sehr große Verschie-
bung des Nebenschlußfeldes um 104° ermög-
licht wird. Dies macht besonders bei Zählern
für niedrigere Periodenzahlen ganz bedeutende
Schwierigkeiten und läßt sich nur durch einen
sehr hohen Eigenverbrauch im Nebenschluß
erreichen. 5
2. Zähler dieses Systems sind meines Er-
achtens für die Bel auch dann nicht
BenEaet wenn dieselben die Aufschrift er-
alten:
n EI+ E EJ c0s kWh
bei cos = 0,866 bis 0,588.
Sowohl der prinzipielle Fehler der Meßmethode
von 2,2%, als auch der Umstand des beschränk-
ten Verwendungsbereiches steht dem ent-
gegen, denn die Physikalisch - Technische
Reichsanstalt nimmt davon Abstand, Zähler
zur Beglaubigung zuzulassen, welche nur unter
bestimmten Betriebsvoraussetzungen richtig
anzeigen.
sind folgende Mängel festzu--
3. Die Zähler lassen nicht zu, die Bewertung
des wattlosen Stromes den Selbstkosten anzu-
passen.
4. Die Zähler sind; nur für Stromkreise mit
nacheilendem Strom verwendbar, da zwischen
30° und 54° der Ausdruck -
A=EJcos(pFR). >
die scheinbare Belastung nur so lange ergibt, als
der Winkel x = 42° vom Winkel @ abzuziehen
ist. i
Zusammenfassend ist festzustellen, daß die
nach der Methode von Arno abgeglichenen
Zähler gegenüber solchen nach Benischke keine
Vorteile aufweisen.
Durch das D.R.P. 251 623 im Jahre 1911
wurde ein Verfahren zur Messung der kom-
Korn Belastung bekannt, das gestattet, die
urch wattlosen Strom verursachten Kosten
jeweils auf die Abnehmer zu verteilen, und das
gegenüber den Arno-Zählern noch den. Vorteil
der leichteren Eichung hat. Das Wesen der
Erfindung besteht darin, daß ein
Nn=—]
N
EJc0sp
registrierendes Wattstunden-Triebsystem mit
einem Amperestunden-Triebsystem, welches, J
registriert, zusammen auf ein gemeinsames
Zählwerk wirkt, wobei die Triebkerne des
Wattstunden-Triebsystems auch diejenigen des
Amperestunden-Triebsystems bilden können.
Wählt man beispielsweise n = 10, so ist die
vom Zähler i. d. Stunde registrierte Leistung
‚gegeben zu:
BR
10 J+ 0 EJcosp
Als Nachteile dieser Meßmethode sind zu
nennen:
1. Die Amperestundenzähler für Wechsel-
strom, u. zw. sowohl die mit quadratischem als
auch die mit annähernd linearem Drehmoment,
haben bei niedrigen Belastungen sehr große
Minusfehler; dieser Fehler beträgt bei 10%, der
Vollast bei quadratischem Drehmoment etwa
— 18%, bei annähernd linearem Drehmoment
etwa — 30%!). Da aber gerade bei kleinen Be-
lastungen der Betriebsmotoren, also bei kleiner
Zählerlast, große Phasenverschiebungen zu er-
warten sind, bei welchen gerade ein Interesse
vorliegt, die wattlose Energie möglichst genau
zu messen, so mangelt der vorliegenden Meß-
methode in erster Linie die erforderliche Ge-
nauigkeit.
2. Diese Zähler registrieren nicht nur bei
nacheilendem, sondern auch bei voreilendem
Strom mehr, als der reinen Wattleistung ent-
spricht, während es nach meinen Darlegungen
doch notwendig erscheint, daß die Zähleranga-
ben bei zunehmend voreilendem Strom in dem
gleichen Verhältnis kleiner werden, als sie bei
nacheilendem Strom anwachsen.
Weiter begegnen wir dem Vorschlag von
Bußmann?), auf die reinen Wattstunden Zu-
schläge bzw. Abzüge zu machen, die den watt-
losen Leistungsstunden
EJsiangT
proportional sind. Ein Meßgerät zu schaffen, |
das die wattlosen Leistungsstunden anzeigt,
scheint bis jetzt auf Schwierigkeiten gestoßen
zu sein, denn die einschlägige Literatur hat ein
solches Meßgerätfür den einfachstenFall,
daß einphasiger Wechselstrom zurVer-
fügung steht, noch nicht gebracht. Man hat
bislang. solche Zähler nur für Drehstroman-
lagen ausgebildet, wo die erforderlichen Feld-
verschiebungen dadurch erreicht werden, daß
die die Triebfelder erregenden Spulen in ganz
bestimmte Phasen des Drehstromsystems ge-
schaltet werden. Sieht man von den Vor-
schlägen für Drehstromanlagen für gleichbe-
lastete Phasen ab, da derartige Belastungsver-
hältnisse bekanntlich niemals gewiß sind, so
bleibt für den Blindverbrauchzähler nur der
Schaltungsvorschlag nach Abb. 33) übrig, in wel-
chem 1, 2 und 3 die Linienleitungen des Dreh-
stromsystems, 4 und 5 zwei von den Verbrauchs-
strömen 1und 3durchflossene Hauptstromspulen
und. 6 wie 7 Spannungsspulen darstellen, die
durch vorgeschaltete Widerstände so abge-
glichen sind, daß die Phasenverschiebung zwi-
) Sehmiedel, Wirkungsweise und Entwurf der
Motor-Elektrizitätszähler, Enke, Stuttgart 1916,
?2) Bußmann, „ETZ“ 1919, S. 105,
®) Bußmann, „ETZ“ 1915, 8. 507.
schen Spannung und wirksamen Spannungs-
feld 60° beträgt. Be EUR
Solche Zähler zeigen auch dann richtig,
wenn eine der Linienleitungen keinen Strom
ührt. :
Abb. 3. Von der Zweiwattmeter-Methode abweichende
Schaltung für Blindleistungszähler in Drehstromanlagen.
%
Anders liegen die Verhältnisse, wenn eine
der Linienleitungen vor dem Zähler unter-
brochen ist. Wird beispielsweise die Linienlei-
tung 2 vor dem Zähler abgeschaltet, so stellt
Abb. 4 das zugehörige Vektorendiagramm dar.
--2 = - Im
N
\
A)
N
U
Abb. 4. Vektorendiagramm für Blindverbrauchszähler in
Drehstromanlagen bei Ausschaltung einer Linienleitung.
Aus ihm läßt sich das Drehmoment des Zählers
zu »
D= ( D,y, Dei 5in (60 — Y)
ableiten. Für g = 0 wird
DZ 0,866 (6 ©y, Dei;
während dasselbe gleich Null sein sollte. Der
Zähler zeigt somit in diesem Falle um + 86,6%
falsch, zuviel für voreilenden, zu wenig für
nacheilenden Strom.
Für $ =:90° wird SEELE Ru
-D=(dy De; sin( — 30) = + (0 (- 0,5 97, dı3),
d.h. der Zähler zeigt für $ = 90° um 50%
falsch. Be
Ist die Linienleitung 1 oder 3 unter-
brochen, so wird von dem Zähler die wattlose
Arbeit nicht mehr registriert, da entweder die
Hauptstrom- oder die Spannungsspule der zu-
sammenwirkenden Triebsysteme stromlos ist.
Für e = 90° wird in diesem Falle der Fehler
des Zählers F 100% der Sollangabe.
Da Drehstrommotoren, nachdem
sie unter Drehstrom angelassen wor-
den sind, als Wechselstrommotoren
weiterlaufen, so besteht bei Verwen-
dung derartiger Zähler für den Ver-
braucher die Anregung,. sich einen
Vorteil durch Ausschalten einer der
Linienleitungen, zu verschaffen. Die-
ser Nachteil zeigt sich auch bei Dreh-
stromzählern für gleichbelastete Pha-
Nachdem dieser Fehler der Dreh-
stromzähler für gleichbelastete Pha-
Sen.
sen für die Reichsanstalt mitentschei-
dend war, solche Zähler nicht mehr
zur Beglaubigung zuzulassen, so wird
auch für die besprochenen Blindlei-
stungszähler!) der angegebene Mangel
bei der Prüfung zur Beglaubigungszu-
lassung in Rücksicht zu ziehen sein.
1) Stöppler, „ETZ“ 1915, 8. 508.
(Schluß folgt.)
3
&
%
i
Br
ti
GREEN NE ah
7
5
5
f
=
F
.SIeren.
30, September 1920.
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Kraftübertragung mit 150 000 V. — Die
Knoxville Power Company erbaute eine einst-
weilen nur rund 40 km lange, später aber er-
heblich zu erweiternde Kraftübertragungsan-
lage. Mit Rücksicht auf die spätere Ausdehnung
wurde die Spannung von 150 000 V gewählt.
Man beabsichtigt, die vollständige Anlage in
einzelne Betriebe von je etwa 32 000 kW auf-
zulösen, um Störungen möglichst zu lokali-
Zu diesem Zweck werden die Strom-
erzeuger von je etwa 20 000 kVA Leistung in
der üblichen Weise unmittelbar mit ihren
Transformatoren verbunden, Unterspannungs-
sammelschienen also nicht vorgesehen. Die
Hochspannungs-Sammelschienen sind so unter-
teilt, daß normalerweise eine Gruppe von zwei
Stromerzeugern und zwei Transformatoren auf
eine Leitung arbeitet. Auch in dem Unterwerk
arbeiten die Leitungen auf getrennte Trans-
formatorengruppen, welche auch unterspan-
nungsseitig nicht parallel geschaltet werden.
Die Einphasentransformatoren sind unter-
spannungsseitig in Dreieck, hochspannungs-
seitig in Stern geschaltet, der neutrale Punkt
ist geerdet. Die übertragene Leistung wird
in der Hauptsache für elektrolytische Zwecke
gebraucht. Die Hochspannungsleitung führt
zum Teil durch flaches, zum Teil durch sehr
gebirgiges Land. In der Ebene betragen die
Spannweiten etwa 250 m, im Gebirge dagegen
sind sie alle verschieden, darunter mehrere
von mehr als 600 m und eine von 1500 m.
Die höchste Beanspruchung der Stahl-Alumini-
um-Seile beträgt rund 3600 kg bei — 18°C
unter Annahme einer Eisschicht von 12% mm
rund um denLeiter und eines Winddruckes von
rund 30 kg/m? auf den Durchmesser des mit
- Eis bedeekten Leiters bezogen. ‚In der Ebene
wurden Türme für 2x3 Leitungen, im Ge-
birge dagegen für nur 3 Leitungen verwendet.
Das Gewicht der Trag- und Abspanntürme für
6 Leiter beträgt etwa 6000 kg, bei etwa 6,5
bzw. 7,5 m Standweite, das der Tragtünme
für 3 Leiter etwa 5000 kg und das der Abspann-
türme für 3 Leiter etwa 5800 kg. Bei den
Türmen mit 6 Leitern beträgt die horizontale
Entfernung ‘des oberen und des unteren
Leiterpaares je 7,2 m, die des mittleren Leiter-
paares 6,2 m. Der vertikale Abstand zwischen
den Leitern beträgt rund 3m. An den Türmen,
welche in Geländevertiefungen aufgestellt sind,
wurden die Isolatorenketten, damit bei niedriger
Temperatur infolge der herabgesetzten verti-
kalen Belastung die seitlichen Ausschwingungen
durch Winddruck nicht zu groß werden, mit
Gewichten von etwa 360 kg belastet. Ferner
wurde bei den Tragtürmen in besonders langen
Spannweiten mit Rücksicht auf die große Be-
lastung doppelte Isolatorenketten verwendet,
während bei den mittleren Traversen der
Sechsleitertürme überall doppelte Ketten ver-
wendet wurden, von welchen eine am Turm,
eine am Ende der Traverse aufgehängt wurde,
damit bei diesen kurzen Traversen ein über-
mäßiges Ausschwingen der Leitungen ver-
mieden wird. Die Isolatorketten sind mit
- Überschlaghörnern ausgerüstet (vgl. Abb. 1).
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920,
RUNDSCHAU.
Spannen des Seiles benutzt, die Aluminium-
drähte sind an der Einspannstelle abgeschält
und um die Drahtklemme herumgeführt. An
dieser Stelle werden Abspannisolatoren aus
Holz mit Porzellanverkleidung und Ölfüllung
benutzt, welche sich bei einer 110 000 V Fluß-
kreuzung bereits sehr gut bewährt haben sollen.
Bei dieser langen Kreuzung wurde statt des
Erdseilesein Stahl-Aluminium-Seil gleicher K on-
struktion wie die Hauptleiter isoliert aufge-
hängt, so daß es beim Bruch eines der beiden
Hauptleiter als Reserve benutzt werden kann.
Über die Stahl-Aluminium-Seile werden
folgende Angaben gemacht: Der Kern besteht
aus doppelt galvanisiertem Stahlseil von be-
sonders hoher Festigkeit, darüber sind hart-
gezogene Aluminiumdrähte gelegt. Die Elasti-
zitätsgrenze des Aluminiums liegt bei 1000
kg/cem?, die Bruchfestigkeit bei 1680 kg. Für
die Stahlseele betragen die Werte 9100 bzw.
11 200 kg/em?. Die Stahlseele besteht aus
19 Drähten von rund 2 mm Durchmesser, der
Aluminiumleiter aus 30 Drähten von rund 3,3
mm Durchmesser. Für die 1500 m Spannweite
wurde ein Leiter benutzt aus 61 Stahldrähten
von rund 2,5 mm Durchmesser und 22 Aln-
miniumdrähten von rund 3,8 mm Durchmesser.
Die Isolatoren sind Kappenisolatoren. Die
Kappen und Bolzen sind mit Zement auf- bzw.
eingekittet. Die Überschlagspannung der aus
10. Gliedern bestehenden Kette beträgt unter
Regen nicht weniger als 930 000 V bei Frequenz
60. Die Leitung wurde im April 1919in Betrieb
gesetzt und bis zur Abfassung des Berichtes
im Februar 1920 sind keine Störungen vor-
gekommen. deR
Apparatebau.
Regeln für Starkstrom-Schaltgeräte. — Die
Chambre Syndicale des Constructeurs de Gros
Materiel Eleetrique hat einen Entwurf von
Regeln für Schaltgeräte, Sicherungen, Wider-
stände, Drosseln, Regler und Überspannungs-
schutzgeräte ausgearbeitet. Diese Regeln sind
vergleichbar mit folgenden Veröffentlichungen
des VDE.: ‚Vorschriften für die Konstruktion
und Prüfung von Schaltapparaten für Span-
nungen bis einschl.- 750 V“, „‚Richtlinien für die
Konstruktion und Prüfung von Wechselstrom-
Hochspannungsapparaten von einschließlich
1500 V Nennspannung aufwärts‘, „Vorschriften
für die Konstruktion und Prüfung von Installa-
tionsmaterial‘“, bzw. den z. Zt. in Ausarbeitung
befindlichen neuen ‚‚Vorschriften für Schalt-
geräte und Sicherungen bis 1100 V‘‘, den neuen
„Richtlinien für Hochspannungs-Schaltappa-
rate‘ und den ‚„‚Vorschriften über Anlasser und
Steuergeräte ‘‘.
Der französische Entwurf enthält nur Re-
geln über Bewertung, Prüfung und Aufschrif-
ten, aber weder Sicherheitsvorschriften noch
Vorschriften für die Normung von Bestand-
teilen. Er umfaßt etwa 250 Paragraphen, u. zw.
etwa 60 Paragraphen Begriffserklärungen. (Ge-
rätearten, Bauart, Schutzart, Betätigungsart
usw.) und etwa 190 Paragraphen Bestimmun-
gen (Betriebsart, Erwärmung, Isolierfestigkeit,
Schaltleistung,
Schaltverläßlichkeit, Schalt-
Abb. 1. Abspannung der Leiter durch Doppelketten an den mittleren Traversen.
Vorläufig wurde ein Erdseil (Stahlseil von
12,5 mm Durchmesser) verlegt, die Verlegung
eines zweiten Seiles ist für später vorgesehen.
Die Türme der 1500 m langen Spannweite
wiegen je etwa 25000 kg. In dieser langen
Spannweite wird nur die Stahlseele zum
schnelligkeit, Schaltgenauigkeit, Aufschriften
usw.). Für Regler und Überspannungsschutz-
geräte werden’ vorläufig nur Begriffserklärun-
gen gegeben. ‚Nachstehend werden einige be-
merkenswerte Bestimmungen auszugsweise
wiedergegeben:
Heit 39.
775
l. Die Betriebsart wird in der aus folgen-
dem Beispiel ersichtlichen Weise gekennzeich-
net: Dauerbetrieb: „50 A‘; „kurzzeitiger Be-
trieb: „50A x 60 min.‘ ; aussetzender Betrieb:
Re (d.h. 10% Einschaltdauer):
„50A = era
60 min
2. Normale Nennstromstärken für alle
Gerätearten sind: 1, 3, 5, 10, 25, 50, 100, 200,
350, 500, 750, 1000, 1500, 2000, 3000, 4000 A.
Für Sicherungen gelten folgende normale Nenn-
stromstärken: 1, 2, 3, 5, 10, 15, 20, 25, 30,
40, 50, 60, 70, 85, 100, 120, 150, 180, 200,
250, 300, 350, 400, 450, 500 A.
3. Als zulässige Grenztemperaturen gel-
ten (Temperatur der Umgebungsluft höchstens
40°);
Isolierstoffe.
a) Baumwolle, Seide, Papier u. dgl.
unımpräapmiert una a rt, 95°
b) Baumwolle, Seide, Papier, Holz
u. dgl., imprägniert oder bei Ver-
wendung in einem zusammenge-
BetztenzIsolierstoff.) =... 2. 105°
ce) Baumwolle, Seide, Papier, Holz
u. del. unter Ol. N 959
det mailledrahtese se 2.0 Me 125°
e) Marmor und Schiefer . .. .. 100°
f) Hartgummi und andere gummi-
haltige Isolierstoffe, je nach der
Vulkanisation . « .- » .. 2....60-=100°
g) Isolierstoffe, enthaltend Schellack
oder Kopalharz, je nach dem Fa-
‚brikationsvorgang . » » » » ... 60-100
h) Isolierstoffe, enthaltend synthe-
tische Harze, die unter 250° nicht
verkohlen, z. B. Bakelit, Formalit
U; Rn, en a an 200°
I Mineraloler er ne Ne ee 90°
k) Porzellan, Glas, Glimmer, Asbest, x urn
Kieselerde, Kalk und alle anderen zrenzung
feuersicheren Stoffe j
essen nn tn ER ee
Bezüglich f) und g) und Isolierstoffen, die
in obiger Zahlentafel nicht genannt werden,
sind besondere Vereinbarungen zu treffen.
Blanke Metallteile.
L)E BederndezEellese. ne yes en. 80°
miRKontakteir.. a ae er 100
n) Lötstellen (Zinnlot) ER RE AKOL DL
oa Nensülbersa ne 250°
p) Schmiedeeisen . 250°
q) Kupfer . 300°
Tr) Gußeisen 300°
s) Aluminium 200°
Für Nickelstähle, Spezialstähle und Legie-
rungen, die in obiger Zahlentafel nicht genannt
werden, sind besondere Vereinbarungen zu
treffen.
4. Als Temperaturunterschied zwischen
der heißesten Stelle einer Wicklung und der
gemessenen Temperatur ist anzunehmen 15°
bei Thermometermessung und 10° bei Wider-
standsmessung.
5. Normale Nennspannungen sind: Ver-
teilung: 550, 1100, 3500, 6000, 11 000, 15 000,
16 500, 24 000. Übertragung: 30 000, 45 000,
60 000, 75 000, 90 000, 120 000.
6. Normale Nennspannungen von Hilfs-
stromkreisen sind: Gleichstrom: 65, 115 V,
Einphasenstrom: 65, 115, 200 V, Dreiphasen-
strom: 115, 200 V.
7. Die Durehschlagsprobe ist mit einer
Prüfspannung von 2 x Nennspannung + 1000V
(jedoch mindestens 2100 V) auszuführen.
8. Die Schaltleistung wird berechnet aus
der Spannung am Schaltgerät nach erfolgter
Ausschaltung und der Stromstärke im Schalt-
gerät unmittelbar vor der Ausschaltung. Bei
Angaben über die Schaltleistung ist hinzuzu-
fügen:
a) Anzahl der Ausschaltvorgänge, die stattfin-
den können, ohne daß die Betriebsfähigkeit
des Schalters leidet. .
b) Induktivität des abgeschalteten Strom-
kreises.
ec) Frequenz.
d) Polzahl. -
Wenn für a) nichts angegeben ist, so wer-
den drei Ausschaltvorgänge vorausgesetzt
"Wenn für b) nichts angegeben ist, wird rein in-
duktive Belastung bei Wechselstrom und fast
induktionsfreie Belastung bei Gleichstrom vor-
ausgesetzt. Wenn die Schaltleistung auf dem
Gerät nieht angegeben ist, so wird vorausge-
setzt, daß sie aus der Nennspannung und dem
Nennstrom zu berechnen ist.
9. Die Schaltverläßlichkeit wird ermittelt,
indem man die Versager bei mindestens
30 Schaltverrichtungen zählt. Geräte mit elek-
trischer oder pneumatischer Betätigung müssen
noch bei 80% der RA eye eng
bzw. 80% des Nenn-Betätigungs ruckes wirken.
778
10. Die Ungenauigkeit, die für das Aus-
lösen selbsttätiger Schalter zulässig ist, beträgt
+ 10% von den Strom- bzw. Spannungswerten,
die die Auslösung herbeiführen sollen. Span-
nungsrückgangsschalter und Stromrückgangs-
schalter müssen bei Spannungs- bzw. Strom-
werten auslösen, die höchstens 75% der Nenn-
werte sind.
11. Die Schaltzeit, das ist die Zeit vom
Augenblick, in dem der Schaltvorgang beginnt
bis zum Augenblick, in dem die Endstellung
erreicht ist, soll nieht überschreiten:
a) Schließen eines Schalters, der
zur Parallelschaltung von Ma-
schinen bestimmt ist .
b) Schließen oder Öffnen
handbetätigten Gerätes. . . . ls
e) Öffnen eines Selbstschalters mit
Überstromauslösung , Gleich-
eines
Strom 3, AD mern Se 15.8
d) Öffnen aller anderen Selbst-
schalter mit Schnellauslösung 1=8
Dauer hängt
e) Öffnen oder "Schließen aller | "gu den BC
selbsttätigen Geräte . der Selbsttä-
tigkeit ab:
12. Sicherungen sollen wie folgt wirken:
bis m über 10 A
A. Sollen in 10 min durch-
schmelzen bei einem
Strom von mehr als. 2,4- bis 2,3-fach.
Nennstrom
B. Dürfen nicht durch- j
schmelzen in t min bei 1,6- bis 1,7-fach.
Nennstrom
t = die zehnfache Schmelzzeit,
Versuch A. ermittelt wird.
13. Vom Ohmwert!) unveränderlicher und
änderbarer Widerstände (Rheostate) wird ge-
fordert:
a) daß sich der tatsächliche Wert zwischen 10
bis 40° vom bereehneten Wert um höchstens
+10 %
- 5%
daß er bei der höchsten Temperatur, die bei
der Erwärmungsprobe auftritt, um nicht
mehr als 20% höher ist als im kalten Zu-
stand des Widerstandes.
daß der Echtwiderstand (gemessen mit
Wechselstrom von Frequenz 50 oder schnell-
veränderlichem Gleichstrom) um höchstens
10% größer ist als der Gleichwiderstand.
14. Als Bezugstemperatur für Ohmwert-
angaben gilt 25°.
15. Die Drehrichtung von handbetätigten
Rheostaten soll sein: Uhrzeigersinn für Ver-
minderung des Ohmwertes.
unterscheidet.
[e=)
—_
©
Du
16. Der Bewertung normaler Anlasser
sollen folgende Annahmen zugrundegelegt
werden:
a) Das Widerstandsmoment der Last ist wäh-
rend des Anlaufs gleich 70% des Drehmo-
ments, das der mittleren Anlaßaufnahme
entspricht. ;
Die auf den Anlaßstellungen beim Weiter-
schalten auftretenden Stromspitzen. sind
1,3 x mittlerer Anlaufstrom.
c) Als Drehzahländerung ist anzunehmen bei:
=
—
bis 10 bis über
10 PS .100 PS 100 PS
Gleichstrom-Neben- |
schlußmotoren 5% BR 2%
Drehstrom - Induk- ;
tionsmotoren . 4,5% 3% E59
d) Als Anlaßzeit ist. 2 ie ?
anzunehmen 10 s 1928 30 8
Ein Vergleich der französischen Regeln mit
den vorhandenen VDE-Bestimmungen bietet
kein Interesse, weil sich diese — wie oben an-
gedeutet — z. Zt. in Neubearbeitung befinden.
Bei der Neubearbeitung sind vielfach ähnliche
Wege eingeschlagen worden, wie in dem fran-
zösischen Entwurf, doch ist größere Kürze an-
gestrebt worden. Der Vergleich der französi-
schen Arbeit mit ähnlichen deutschen, eng-
lischen, amerikanischen und schwedischen Ar-
beiten zeigt, wie schwer es ist, Vorschriften für
Schaltgeräte aufzustellen; denn viele Begriffe
bedürfen noch der Klärung. Die Vorschriften
für Schaltgeräte zeigen daher weniger Überein-
stimmung als die Maschinenvorschriften der
verschiedenen Länder. (‚Revue G£enerale de
l’Electricit6‘“ vom 3. VII. 1920.) BE. A.
Verkehr und Transport.
Bremsung mit Stromrückgewinnung bei
Gleichstrombahnen. — Eine neue Steuerung, die
in der Abb. 2 dargestellt ist, besteht darin, daß
!) Im Französischen wird ebenso wie im Deutschen
das Wort „Widerstand“ sowohl für das Gerät alr auch für
seine Rigenschaft verwendet; daher ist man zur Benutzung
von „Ohmwert“ gezwungen. Im Englischen wird seit
en Jahren zwischen „resistor“ und „resistance“ unter-
schieden. ;
die ‘bei dem
>
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 39,
die Fahrdrahtspannung den Motoren M lund M 2
nicht immer unmittelbar zugeführt wird. Es
ist vielmehr zwischen dem: Fahrdraht und der
Fahrschiene ein Hilfsmotor eingeschaltet, be-
stehend aus 2 mit fester Spannung erregten
Ankern D1 und D3, von denen der Anker DI U
und der Anker D 3 3%, der Fahrdrahtspannung-
entwickeln können. Diese beiden Anker sind
in der Ausführung zu einem einzigen ver-
einigt, welcher 2 Wieklungen und 2 Kollek-
toren besitzt. Die Wieklungen und der Kollek-
ter von D 1 sind für den 3-fachen Strom als
H
ee den
en =
D
= ES
ESS
”
-80. September 1920.
größert und dementsprechend auch die Hilfs-
maschinen und deren Antriebsmotoren für
größere Leistungen bemessen worden sind.
Günstiger liegen die Verhältnisse hinsichtlich
der Steuerapparate. Es sind sowohl Walzen-
anlasser als auch Schützensteuerungen von
mehreren englischen Firmen durchgebildet
worden, die sich im Betriebe bewährt haben
sollen. Für den praktischen Betrieb kommen
in England drei Arten von Steuerapparaten
in Betracht: 1. Flachbahnanlasser, 2. Straßen-
bahn - Fahrschalter, 3
Schützensteuerung.
Abb. 2. Schaltung zur Steuerung von Bahnmotoren für Energierückgewinnung.
wie die Wicklungen und der Kollektor von D 3
eingerichtet. Beim Einschalten des selbst-
tätigen Schalterss X läuft der Hilfsmotor
selbsttätig unter Vorschaltung der Wider-
stände al und a3 an, die später beim Weiter-
schalten abgeschaltet werden. Die beiden
Motoren M 1 und M 2 werden entwederin Reihe
oder parallel geschaltet, und diese Gruppen
werden entweder an die Klemmen von D 1
oder an die Klemmen von D 3 oder direkt
an den Fahrdraht gelegt. Auf diese Weise
entstehen für einen Motor die Spannungen:
Ua, 2/a> S/s */8, %/g und %; der Fahrdrahtspannung.
ie Motoren M Lund M 2selbst werden wiederum
von der konstanten Spannung des Hilfsmotors
erregt. Die Motoren laufen also als fremder-
regte Nebenschlußmotoren und geben daher
von selbst Strom zurück, sobald das Fahr-
zeug ein Gefälle -befährt. Damit Fahrt oder
Bremsung auch nach Belieben eingestellt
werden können, sitzt auf der Welle des Hilfs-
motors eine weitere Maschine 8, deren Span-
nung zu der dem Motor zugeführten jeweils
hinzugefügt oder abgezogen werden kann.
Diese Maschine hängt in der Stärke ihrer Er-
regung von der Stromstärke der Triebmotoren
ab und ist demnach in ihrer Spannung veränder-
lich. Es wird behauptet, daß diese Einrichtung
sich nicht nur für große, sondern auch für Fahr-
zeuge mittlerer und schwächerer Leistung
eignet. Ferner wird angegeben, daß das Ver-
fahren auf einer Zugförderungsanlage in Bo-
logne angewendet sei und daß sich sehr zu-
friedenstellende Ergebnisse gezeigt hätten.
Ferner soll eine Ausführung auf der Schmal-
spurbahn Modene-Paullo-Lama-Macogno im
Bau begriffen sein, die auf 60 km einen Höhen-
unterschied von 900 m zu überwinden hat und
eine maximale Steigung ‚von 60%, aufweist.
(L’Industrie Eleetrique, Bd. 29, Sn = 2
M..: Sch.
Eröffnung des elektrischen Betriebes auf
der Gotthardbahn. — Aus Bern wird dem
„Berl. Tagebl.‘“ gemeldet, daß am 15. Sep-
tember der erste elektrische Personenzug den
Gotthardtunnel
durchfuhr.
Elektrische Antriebe.
Elektrische Hilfsantriebe in englischen.
Walzwerken. — Nach einem Aufsatz von G.
Howard!) waren nur sehr wenige englische Fa-
briken bis jetzt in der Lage, einen vollkommen
geschlossenen Motor zu liefern, der den außer-
ordentlich schweren Anforderungen gewachsen
ist, welche die Walzwerks-Hilfsmasebinen, z. B.
die Anstellvorrichtung einer Umkehrblock-
straße, deren Antriebsmotor bis zu 10 bis
15 Mal in der Minute angelassen und still- |
gesetzt wird, an ihre Antriebsmotoren stellen.
Das bezieht sich: namentlich auf die neuen
Werke, bei denen mit Rücksicht auf große
Produktion die Blockgewichte erheblich ver-
) „The Eleetrieian“, 26. IX. 1919, 8. 339.
von Göschenen bis Airolo
-schreitung,
usw. sind unter Verwendung von Stromrelais
und Hilfsschaltern, die in den Erregerstrom-
kreis der Schützen geschaltet werden, in der
Flachbahnanlasser kommen nur für die Steue-
rung von Motoren kleiner Leistungen in Frage.
Sie sollen in kräftiger verbesserter Ausführung
zufriedenstellend - arbeiten.
neueren Bauart ‚Metall und Mica‘‘ bewähren.
Nach Ansicht von G. Howard wird jedoch
in England für Walzwerkshilfsantriebe immer
mehr die Schützensteuerung zur Anwendung
kommen und für Motoren für Leistungen
‚über 25 bis 30 kW wahrscheinlich nur noch
als die einzig in Frage kommende Steuerung
angesehen werden.
Die meisten Walzwerks-Hilfsmaschinen sind
in England mit Gleichstrom ausgerüstet
worden. Nach Ansicht Howards bietet der
Gleichstrom auch für diese Antriebe im Ver-.
gleich zum Drehström wesentliche Vorteile.
Einige größere neuere Anlagen hätten jedoch
auch mit Drehstrom zufriedenstellende Er-
gebnisse gehabt. Die Verwendung von Dreh-
strom habe für die Steuerung der hier in
Frage kommenden Antriebe nur dann Vor-
teil, wenn die Motoren durch einen einfachen
Statorumschalter in Verbindung mit einem
-Wirbelstrom-Anlaßwiderstand (induktiven Wi-
derstand) geschaltet werden, da in diesem
Falle an Verbindungsleitungen und an Unter-
haltungskosten Ersparnisse gemacht würden.
Der Motor soll bei Steuerung mit einem
derartigen induktiven Anlaßwiderstand mit
hohem Moment bei geringem Statorstrom an-
fahren. Praktische Ergebnisse lägen in Eng-
land jedoch nicht vor.?!)
Howard bringt in der Hauptsache Be-
trachtungen über die verschiedenen Hilfs-
antriebe eines Walzwerks, wobei er dem Weg
des Blockes vom Tiefofen durch das Walz-
werk folgt. $ €
tung des Blockes auf diesem Wege in Tätig-
keit tretenden Antriebe in
weise und erläutert an Hand von Schaltungs-
plänen die Steuerungen, die in England für
diese ‘Antriebe zur Anwendung kommen.
Entsprechend der großen Verbreitung des
'Gleichstroms in England und dem Stand-
punkt des Verfassers, wonach der Gleichstrom.
für derartige Antriebe dem Drehstrom vor-
zuziehen sei, handelt es sich hauptsächlich '
um Steuerungen für Gleichstromantriebe,
und zwar um Schützensteuerungen. Für diese
Steuerung kommt durchweg selbsttätiges An-
lassen zur Anwendung, und
Sicherheitsmaßnahmen gegen
Überfahren von. Endstellungen
üblichen Weise zur Anwendung gebracht
worden. -
Für das Anlassen namentlich von durch-.
laufenden Antrieben werden vielfach Haupt-
stromschützen verwendet, für welche
Schaltbild, z. B. in Abb. 3, dargestellt
\ % Über Versuche ist in „Proceedings ‚Am. Inst, El.
Eng.“ Nr. 277, Bd. 37, 8. 335, berichtet worden. NEE £
Straßenbahn- -
Fahrschalter sollen sich namentlich in der
Er schildert die für die Bearbei-
ihrer Arbeits-
die bekannten
Stromüber-
ein
BEE ee in a me
P-
ni:
EDER
. 80. September 1820.
ist. Die Schützen erhalten 2 Wiekl i
Nebenschlußwieklung und eine een
- _ wieklung, von denen die eine eine schließende
und die andere eine ausschaltende Kraft auf
das Schütz ausübt. Beim Einschalten des
Motors fließt durch die Hauptstromwicklune
der Schützen, welche die Schützen. auszu-
schalten versucht, ein dem nzugsmoment
entsprechend hoher Strom, so daß die Schützen
ausgeschaltet und der ganze Widerstand ein-
geschaltet bleiben. Mit zunehmender Dreh-
zahl verringert sich der Strom in der Haupt-
stromwicklung und dementsprechend schließen
die ‚Anlaßschützen nacheinander, sobald die
schließende Wirkung der Nebenschlußwin-
dungen, die zweckentsprechend abgestuft sind,
die ausschaltende Kraft der Hauptstromwin-
dungen übersteigt.
em
222
Abb. 3. Schalthild eines Schützenschaltwerks zum selbst-
tätigen Anlassen eines Kompressörmotors.
Als Motoren für aussetzend arbeitende
‚Antriebe werden in der Regel Hauptstrom-
"motoren verwendet. Für Antriebe jedoch, bei
- denen es auf schnelles und genaues‘Halten an-
kommt, werden Kompoundmotoren mit be-
'sonderen Sicherheits- und Abhängigkeitsmaß-
- nahmen ‘empfohlen, z. B. für die Anstellvor-
richtung und die Kant- und Verschiebevor-
richtung. 1
Außer den Hilfsmaschinen, die unmittel-
-bar mit den Walzenstraßen verbunden sind,
erwähnt Howard auch die hydraulischen
Pumpen und Luftkompressoren, für welche
ebenfalls selbsttätige Schützensteuerungen in
Verbindung mit dem Akkumulator bzw. mit
Kontaktmanometer empfohlen werden. Der
Auswahl und der zweckmäßigen Verlegung
der Verbindungsleitungen würden in der
Regel nicht die Aufmerksamkeit geschenkt,
die bei der Auswahl der zweckmäßigsten An-
triebe und Steuerungen für die Walzwerks-
maschinen angewendet wird. Wenn für die
Anordnung der Fundamente und bei der Ge-.
samtanlage der Werke von vornherein auf
diese Frage genügend Rücksicht genommen
werde, so machten sich etwaige Kosten für
die Anordnung besonderer Kabelkanäle gut
bezahlt.
Zu den Ausführungen Howards ist vom
Standpunkt der Entwicklung dieser Frage
in Deutschland folgendes zu sagen.
1. Flachbahnanlasser kommen in Deutsch-
land für die Steuerung von Rollgang- und
Kranmotoren seit vielen Jahren nieht mehr
zur Verwendung, sie kommen nur- für das
Anlassen und die Drehzahlregelung kleinerer
Motoren für in einer Richtung durchlaufende
Antriebe in Frage, namentlich für Ventila-
toren, Zentrifugalpumpen kleinerer Leistungen
usw.
2. Neben Anlassern der Bauart von Stra-
ßenbahn-Fahrschaltern werden in Deutsch-
- land für die Steuerung von Rollgang- und
Kranmotoren vorwiegend und mit sehr gutem
Erfolg Steuerschalter mit Druckkontakten ver-
wendet, bei denen eine Reihe von Schaltern
durch Nocken an $ werden, die auf der
Schaltwalze angebracht sind. Nach Angabe
Howards haben sich diese Steuerschalter, die
in Amerika und auf dem Festland durchge-
bildet worden seien, in England nicht ein-
geführt. z
3. Die Schützensteuerung hatgegenüber der
SteuerungmitSteuerschaltern oder Anlassern der
Banartvon Straßenbahn-Fahrschaltern den Vor-
teil, daß sie weniger Anforderungen an die
Körperkraft der Bedienungsmannschaften stellt
und daß die Beschleunigung auf volle Dreh-
zahl selbsttätig nach einem bestimmten Dia-
gramm erfolgt, unabhängig davon, ob ‘de:
Führerschalter schnell oder langsam bis zur
äußersten Stellung eingeschaltet wird; man
wird aber trotzdem für die Steuerung von der-
artigen Antrieben kein ungeschultes Personal
verwenden können, wie es Howard als Vorteil
der Schützensteuerung ausführt. Die Arbeits-
vorgänge, wie sie z. B. von Howard selbst für die
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920,
Kant- und Verschiebevorrichtung beschrieben
sind, erfordern auf alle Fälle die ganze Auf-
merksamkeit eines geschulten Maschinisten,
wenn die Steuerung richtig gehandhabt werden
soll. Die Frage, ob Bedienungsmannschaften
gespart werden können, hängt in der Haupt-
sache von zweckentsprechender Anordnung
der Walzenstraße und Hilfsantriebe sowie der
Steuerbühnen ab. Wie es auf deutschen
Hüttenwerken geschieht, kann bei zweck-
mäßiger Anordnung der Steuerschalter auf
den Steuerbühnen ein Maschinist mehrere
solche Apparate bedienen, ohne daß zu hohe An-
forderungen an die Kraft und Aufmerksamkeit
des Mannes gestellt werden‘. Eine noch weiter-
gehende Verringerung der Bedienungsmann-
schaften ist auch bei Anwendung von Schützen-
steuerung nicht möglich.. Die Schützensteue-
rung verdient jedoch gegenüber der 'Steue-
rung mit Steuerschaltern oder Anlassern der
Bauart von Straßenbahn-Fahrschalter den Vor-
zug, wenn es sich um Motoren von Leistungen
von etwa 75 kW und darüber handelt, nament-
lich wenn angestrengter Betrieb, etwa Ar-
beitsrollgänge, in.Frage kommen. Für der-
artige Antriebe dürfte sich aber besonders die
Leonardschaltung empfehlen, welche in
Deutschland bereits vor dem Kriege für eine
Anstellvorrichtung ausgeführt worden ist und
für den Antrieb der Anstellvorrichtung und
der Arbeitsrollgänge mehrerer großer Block-
straßen, die gebaut bzw. umgebaut werden
sollen, in ee gebracht worden ist. Die
Leonardschaltung bietet den Vorteil, daß der
Steuerapparat nur geringe Anforderung an
die Kraft des Maschinisten stellt, daß die Unter-
haltungskosten gering sind und daß die in den
Schwungmassen enthaltene Energie beim Ab-
bremsen zurückgewonnen wird. Der mecha-
nische Teil wird im Verhältnis zur Steuerung
mit Steuerschaltern oder Schützensteuerung
sehr geschont, so daß auch die Unterhaltungs-
kosten für den mechanischen Teil verringert
werden; es liegt dies daran, daß die Be-
schleunigung und Verzögerung beim Anlassen
bzw. beim Umsteuern nicht so plötzlich erfolgt
als beim Steuern mit Widerstandsschaltung.
Dievon Howardsosehrempfohlene Schützen-
steuerung ist hinsichtlich der Schaltung un-
übersichtlicher als die Schaltung bei Verwen-
dung von Steuerschaltern oder bei der Leonard-
schaltung. Ob durch die Verwendung von
Kompoundmotoren und von Sonderschal-
tungen für gewisse Fälle Vorteile erzielt wer-
den, mag dahingestellt sein. Mit Rücksicht
auf möglichste Beschränkung der Anzahl von
Arten und Größen für Motoren und Anlasser
welche für die Rollgang- und Kranantriebe
eines Hüttenwerkes Verwendung finden und
mit Rücksicht auf deren Austauschbarkeit
erscheint es zweckmäßiger, bei Gleichstrom
durchweg nur reine Hauptstrommotoren und
möglichst einfache Schaltungen zu verwenden.
Dadurch wird die Anzahl der Motoren, welche
zur Aushilfe gehalten werden müssen, soweit
als möglich verringert. Auch die Möglichkeit
von Störungen in der Schaltung wird ver-
kleinert und Fehler, die entstehen, können
schneller festgestellt und beseitigt werden.
4. In Deutschland hat der Drehstrom mit
der Ausdehnung der Hüttenwerke und der
entsprechenden Vergrößerung ihrer Kraft-
werke immer mehr Anwendung gefunden; die
Steuerung von Walzwerks-Hilfsantrieben mit
Drehstrom macht keinerlei Schwierigkeiten.
Für seine Behauptung, daß ein mit einem
"Wirbelstrom-Anlaßwiderstand gesteuerter Mo-
tor mit hohem Moment bei geringem Stator-
strom anfährt, gibt Howard einen Grund nicht
an; esist auch nicht ersichtlich, wie ein solcher
Beweis erbracht werden könnte. Im Vergleich
mit einem Anlasser mit gewöhnlichem, induk-
tionsfreiem Rotorwiderstand muß bei einem
gegebenen Anlaufmoment der Statorstrom bei
Verwendung eines Wirbelstromanlassers größer
sein, da durch die Selbstinduktion des Wirbel-
stromanlassers eine Vergrößerung der Phasen-
verschiebung bedingt wird. Durch die Selbst-
induktion wird das maximale Moment herab-
gedrückt, so daß es nicht möglich ist, den
Motor voll auszunutzen. In Deutschland wer-
den deshalb induktive Widerstände z. B. für
das Anlassen von Fleyer-Motoren, die Kurz-
schlußanker besitzen, verwendet zu dem
Zweck, die Anlaufzeit durch Herabdrückung
des Anlaufmoments zu verlängern. Für die
Steuerung von Rollgangsmotoren, bei denen
es auf hohes Anzugsmoment ankommt und
verschiedene Einstellung der Geschwindigkeit
möglich sein muß, kommen reine Wirbel-
stromanlasser nicht in Betracht.
5. Der Forderung, daß der Auswahl der
Verbindungsleitungen und der Verlegung der
Leitungen mehr Beachtung geschenkt werden
sollte, und schon möglichst bei dem Entwurf
der Anlage auf zweckmäßige Verlegungsmög-
lichkeiten der Verbindungsleitungen Rück-
' sicht genommen werden solite, muß in’ vollem
Heft 39,
- dingt notwendig gehalten hat.
Umfange zugestimmt werden, da dieser Frage
auch in Deutschland in der Regel nicht die
genügende Aufmerksamkeit geschenkt ng
Fernmeldetechnik.
Radiotelegraphie mit offenen oder Rahmen-
antennen. — Zwei Formen von Luftleitern
sind bei zeitgemäßen Funkanlagen gegen-
wärtig im Gebrauch. Die offene Antenne
besteht im allgemeinen aus einer Reihe von
parallel. geschalteten Drähten, die die eine
Belegung eines Kondensators darstellen; sie
sind in Reihe geschaltet mit einer geerdeten
Abstimmspule; die Erde bildet die zweite Be-
legung des Kondensators, aber dessen beide
Platten sind nicht von einander isoliert. Die
Rahmenantanne besteht aus einem, auf
einen rechteckigen oder runden Rahmen ge-
wickelten, flachen Drahtringe, der um seine
senkrechte Achse gedreht werden kann; die
beiden Enden des Drahtes sind an einen
Kondensator geführt, eine Verbindung zur
Erde besteht nicht. Beide Antennenarten
haben ihre Vorzüge. Die offene Antenne wird
im allgemeinen vorgezogen für die Über-
mittelung auf weite Entfernungen in einer
Richtung; während die Rahmenantenne be-
sonders für gerichtetes Senden und Emp-
fangen geeignet ist, da sie besser strahlt und
empfängt in der Richtung ihrer Windungs-
ebene als senkrecht dazu oder in einer Zwischen-
stellung zwischen diesen beiden Richtungen.
Die Anwendung beider Antennenarten geht
zurück bis auf Hertz, 1888, der einen
offenen Oszillator zur Erzeugung der Schwin-
gungen und einen Ring zu ihrem Empfang
benutzte. Bis 1913 ist meistens die offene
Antenne im Gebrauch gewesen, obwohl be-
reits 1907 J. A. Fleming die theoretische
Möglichkeit des Sendens mit‘ Rahmen-
antennen erörtert hat. Den Gebrauch größerer
Rahmen hat 1909 G. Pickart empfohlen,
aber erst die Untersuchungen von F. Braun
im Jahre 1913 haben die allgemeine Auf-
merksamkeit auf die Vorzüge der Rahmen-
antenne gelenkt!). Der Krieg hat dann durch
die Entwickelung der Verstärkerröhren das
Hauptanwendungsgebiet für den Rahmen ge-
schaffen. An dieser Entwickelung hat auch
Amerika kräftig mitgearbeitet; bemerkens-
wert auf diesem Gebiete ist eine vom U. S.
Signal Service _ herausgegebene Schrift
„Formeln für Radio-Übermittelung. Die
Formeln und anderes hieraus hat J. H. Del-
linger übernommen in seine Schrift ,‚‚Die
Grundlagen für drahtloses Senden und Emp-
fangen mit offener sund Rahmenantenne‘,
veröffentlicht als Scientific Paper Nr. 354
des Bureau of Standards. Als Wert der
Strahlung für die offene Antenne — gemessen
in cm längs der Erdoberfläche — gibt Del-
lingeran H = hede, worin H den Effektiv-
wert der magnetischen Feldintensität in egs=
Einheiten in der Entfernung d vom Luft-
leiter, h die Höhe des Luftleiters, .] die Strom-
intensität und A die Wellenlänge be-
deuten. Die Strahlung der Rahmenantenne
ist U Nele Nede orin N die Zahl der
10%°d £
rechteckigen Windungen von der Höhe h und
der Länge 1 angibt. Wenn die überbrückte
Entfernung 100 km übersteigt, so muß auf der
rechten Seite beider Gleichungen ein Korrek-
tionsglied F eingefügt werden, das unter an-
deren auch L. W. Austin 1911 bestimmt hat.
Die Empfangsintensität in der offenen An-
tenne ist Je — 300 he H/R, worin he die Höhe,
R der Widerstand der Empfangsantenne ist;
7 VeH
für die Rahmenantenne ist Je SEE :
worin die Bezeichnungen denen in der Formel
für H entsprechen. Versuche und Messungen
stützen Dellingers Formeln, aber. weitere Be-
stätigung ist wünschenswert. Man kann den
Formeln ohne weiteres entnehmen, daß die
Rahmenantenne der offenen in der Wirkung
nur dann gleich kommt, wenn ihre Ab-
messungen sich denen der offenen Antenne
nähern; der Widerstand einer Rahmenantenne
läßt sich freilich leichter vermindern; die da-
mit erzielte Steigerung des Wirkungsgrades
kann aber bei einer kleinen offenen Antenne
auch durch Hinzufügung eines Kondensa-
tors mit zwei großen Platten erreicht werden.
Beide Arten von Antennen werden jedenfalls
in Zukunft nicht die Abmessungen fordern,
die man noch vor wenigen Jahren für unbe-
Die Vorteile
der Rahmenantenne machen sich besonders
bemerkbar bei kurzen Wellen; sie ist aus
diesem Grunde vor allem brauchbar in der
1!) Vgl auch „ETZ*, 1920, S. 489.
778
Luftschiffahrt, und zwar sowohl zum Senden
wie zum Empfangen. (Engineering Bd. 109,
1920, 8. 467.) Rp.
Funkverbindung Deutschland-Holland. —
Deutschlands Funkverbindungen mit dem Aus-
land sind wiederum vermehrt worden. Seit
kurzem findet ein Austausch von Funktele-
grammen zwischen Deutschland und Holland
durch die Funkstellen in Düsseldorf und
Rotterdam bei ununterbrochenem Tages- und
Nachtdienst statt. Die Wortgebühren sind
dieselben wie für den Drahtweg, zur Zeit also
40 Pf. bei gewöhnlichen Telegrammen, und
20 Pf. bei Pressetelegrammen; auch sonst
gelten die gleichen Bedingungen. Die für die
Niederlande bestimmten Telegramme werden
dem Telegraphenamt in Düsseldorf zugeführt,
während der Funkverkehr mit Norwegen,
Schweden, Spanien und Ungarn sich über
die Funkleitung des Haupttelegraphenamts
Berlin abwickelt.
Physik und theoretische Elektrotechnik.
Der Temperaturkoeffizient von Manga-
nin. — Da verschiedene Beobachter große
Verschiedenheiten im Temperaturkoeffi-
zienten des Manganins festgestellt haben, hat
Dr. Rosa vom Bureau of Standards, Wa-
shington, verschiedene Sorten Manganin auf
Zusammensetzung und Temperaturkoeffi-
zienten untersucht. Einige seiner Ergebnisse
sind in Zahlentafel 1 undin Abb. 4 zusammen-
gestellt.
Zahlentafel |.
Mate- | Zusammensetzung | lempera- E ezifischer
3 . 8
Nr _| Cu | Mn| Ni | Fe | 19290 |Nikrohmeom
ı [8302| 9,93] 1,74| 0,9411,2 >10-5)34,.2><10-6
2 [87,24 10,26, 1,77. 0,5211,5 x 10-5,37,4x 10-6
3 [88,201 8,84 1,78] 0,93.0,33>< 10-5 155,6 10-6
4 [83,60] 12,03) 3,41| 1,04 0,92>< 10-3147,8>< 10-6
5 184,721 1283| 2,08 0,73/0,38>10-5/50,8>< 10-6
6 184,07] 12,98, 2,60. 0,82,0,57><10-5,51,1><10-6
Der Mangangehalt hat, wie ersichtlich,
zwar einen Einfluß auf den spezif. Widerstand,
nicht aber auf den Temperaturkoeffizienten.
Dagegen beeinflußt der Eisengehalt den Tem-
peraturkoeffizienten in erheblichem Maße.
Drähte mit niedrigem Eisengehalt zeigten
bei höheren Temperaturen keinen negativen
Temperaturkoeffizienten. Eisengehalt über 1%
verbessert den Temperaturkoeffizienten der
Legierung.
Beim Ausglühen der Drähte ist
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 39,
'gende Antwort nicht erteilt. Das Ausstellungs-
und Messeamt der Deutschen Industrie sieht
sich daher genötigt, der gesamten Industrie
von der Beteiligung an der im jetzigen
Ausmaße als überflüssig erachteten Ausstellung
abzuraten. Zu dem Programm, daß das Amt
hier als zu. weitgehend bezeichnet, sehört
neuerdings auch eine Gruppe „Energiewirt-
schaft‘, deren Einteilung wie folgt beabsich-
tigt ist: i
l. Wasserwirtschaft. a) Vorhandene Was-
serkräfte. — b) Ausbau der Wasserkräfte.
— c) Beispiele von ausgebauten Wasser-
kräften. — d).Geplante Anlagen.
2. Luftwirtschaft. a) Gewinnung der Ener-
gie durch die Luftströmungen. b) Gewin-
nung der Elektrizität aus der Luft.
3. Wärmewirtschaft. a) Brennstoffe, ihre
Verarbeitung und Veredelung. — b) An-
wendung der Brennstoffe zur Erzeugung
von Wärme, Licht und mechanischer Ener-
gie. — c) Wärmeersparnis durch Betriebs-
kontrolle, sowie Verwertung der Abwärme
und Ausnutzung der Gichtgase.
Rigaer Mustermesse 1920. — Nach Mit-
teilung des Ausstellungs- und Messeamtes der
Deutschen Industrie ist eine unter Mitwirkung
der lettländischen Regierung in Riga dem-
nächst zur Eröffnung gelangende Messe nun-
mehr völliginternationalisiert worden und steht
damit namentlich auch für die deutsche Indu-
strie offen. Da sie bereits am 26. IX. beginnen
und bis zum 15. XI. geöffnet bleiben soll, ist mit
der Messeleitung vereinbart worden, daß bei
Beginn der Messe von vornherein in öffent-
lichen Ankündigungen auf die zum 17. X. zu
erwartende Beteiligung der deutschen In-
dustrie hingewiesen wird. Trotz dieses im
Interesse einer Teilnahme deutscher Firmen
getroffenen Abkommens erscheint aber tele-
graphische Anmeldung an die Leitung der
Rigaer Mustermesse (Riga, Große Pferde-Str.25)
unter der Telegrammadresse ‚Success Riga‘
erforderlich, ‘© Gleichzeitig müssen 50% der
Platzmiete an die Firma Gerhard & Hey, G. m.
b. H., Messevertretung, Berlin C. 25, Prenz-
lauerstr. 22 (Postscheckkonto, Berlin 5714) ge-
sandt werden. Die Platzmiete beträgt
350 M/m?. Näheres beim Ausstellungs- und
Messeamt der Deutschen Industrie.
Verschiedenes.
Zum Jahrestage der Gründung der Tech-
nischen Nothilfe. — Am 30. September jährt
sich der Gründungstag der
2 Technischen Nothilfe beim
- Reichsministerium des Innern.
N
Ins Leben gerufen als Sam-
melstelle für Freiwillige aus
sämtlichen Ständen und Schich-
ten der Bevölkerung, die
Material Nr
bereit waren, im Notfall ihre
Som
Arbeitsstätte zu verlassen, um
im Dienst für das Gemein-
‘wohl lebenswichtige Betriebe
aufrecht zu erhalten, hat die
Abb. 4, Abhängigkeit des Ohmschen Widerstandes von Manganin
von der Temperatur.
mit großer Vorsicht vorzugehen, um Oxydation
zu verhindern; zum Altern ist eine fünfstün-
dige Erhitzung des Drahtes auf 150° C im Öl-
bade ausreichend. (Electrical World, Bd. 75,
1920, 8. 941). W.
Jahresversammlungen, Kongresse,
Ausstellungen. -
Mitteldeutsche Ausstellung Magdeburg
921. — Für eine im nächsten Jahre in Magde-
BurE, projektierte „Mitteldeutsche Aus-
stellung für Siedlung, soziale Für-
sorge und Arbeit‘ wird z. Zt. mit dem aus-
drücklichen Hinweise geworben, daß dieser
Plan in allen Kreisen des politischen und wiıt-
schaftlichen Lebens lebhaften Widerhall ge-
funden hätte. Demgegenüber weist das Aus-
stellungs- und Messeamt der Deutschen In-
dustrie darauf hin, daß die in diesem vertrete-
nen weiten Kreise der Industrie der Ausdeh-
nung des ursprünglich im kleinen Rahmen ge-
dachten Ausstellungsplanes zu dem gegen wär-
tigen Programm nicht zugestimmt haben. Ge-
mäß einem jüngst einstimmig erfolgten Vor-
standsbeschluß ist die Ausstellungsleitung auf-
efordert worden, von ihren weitgehenden
länen Abstand zu nehmen, da es gegenwärtig
nicht verantwortet werden kann, für derartige
Ausstellungszwecke in großem Umfange$Ar-
beitskräfte und Rohstoffe festzulegen. Die
Ausstellungsleitung hat hierauf eine befriedi-
35 20°C Organisation im ersten Jahre
des Bestehens Ausgezeichnetes_
geleistet. Ihre Bedeutung zeigt
sich im Anwachsen der Mitglie-
derzahl von 865 zu Anfang
auf über 120 000 am 1. IX. 1920. Sie verfügt
heute über mehr als 600 Ortsgruppen. Seit
ihrer Gründung wurde sie in 385 Fällen mit
20 770 Nothelfern eingesetzt, und ebenso
oft wurde sie außerdem alarmiert, ohne jedoch
in Tätigkeit zu treten. Während der 385 Einsätze
haben die Nothelfer über 520 000 Stunden ge-
arbeitet, und diese Einsätze verteilen sich u. a.
auf 58 Elektrizitätswerke, 44 Gaswerke,
19 Eisenbahnbetriebe. Außer in solchen lebens-
wichtigen Werken griff die Nothilfe aber auch
in Gruben, Bergwerken, der Schiffahrt, bei der
Post, in der Landwirtschaft, Krankenpflege, zur
Bekämpfung von Hochwasser, Bränden usw.
wirksamein. Dervolkswirtschaftliche Wert
ihrer Leistung läßt sich ermessen, wenn man
berücksichtigt, daß sie allein während des
Streiks der Binnenschiffer im Mai 1920 und des
ostpreußischen Generalstreiks im August 1920
für rd 296 Mill. M Waren der Volksernährung
erhalten konnte. Uber den Nutzen ihrer Ar-
beit im Berliner Generalstreik!) ist hier ein-
gehend berichtet worden. So begrüßen auch
wir ‘die Technische Nothilfe mit Sombarts
Worten „als Vertreterin wahrhaft so-
zialer Tendenzen, als Vertreterin von Zucht
und Ordnung in unserer Zeit der Verwilde-
rung‘ und wünschen ihr am Jahrestage ihrer
Zune für die Zukunft — möglichste
uhe. :
!) Vgl. „ETZ* 1920, 8. 415:
‘fahrungsgemäß auf 7 bis 8 Mill. M belaufen.
‚dient, daß eine deutsche Fabrik, dieihre Waren
30. September 1920.
Industrie und Handel. 3 ie
Produktionspolitik. — Von all den Gefah-
‘ren, die die deutsche Wirtschaft umlauern, gi
muß unsere Industrie eine besonders scharf im
Auge behalten, die Gefahr nämlich, infolge °
Überalterung der Produktionsmittel,
wie W. Rathenau sagt!), „aus dem Tritt der
Technik zu fallen und: als Lohnarbeiter der ”
Welt nicht mehr hochgesteigerte qualifizierte
und konkurrenzfähige Arbeit leisten zu können,
sondern uns mit schlecht bezahlter, hinter-
wäldlerischer Fliek- und Hausarbeit begnügen
zu müssen, deren Schweiß’und guter Wille sich
vergeblich müht, den Vorsprung vollkommene-
rer Mechanik auszugleichen. „Diese Gefahr er-
wächst ‘aus der Entwertung der deutschen
Währung (der. Dollar notierte in Berlin am
18.._XI. wieder 67 M gegen 38 am 1 VII. 1920), °
die esunmöglich macht, wie bisher der Wert-
minderung . unserer Produktionsmittel buch-
mäßig auf dem Wege der Abschreibung Rech-
nung zu tragen. Aber auch die zweite, einen
Erneuerungsfonds sammelnde Methode recht-
zeitigen Ersatzes unbrauchbar gewordener Be-
triebsteile vermag nur noch ihren. Zweck zu
erfüllen, wenn weit höhere als die gewohnten
Beträge zurückgestellt werden, ‚Beträge in
der Größenordnung zwischen 100 und mehre-
‚ren 100% jährlich gegenüber vormals min-
destens 5, höchstens 25 und bei nebensäch-
lichen und ganz kurzlebigen Einrichtungen ge-
legentlich 30 bis 50%.“ 2) ‚‚Nun ist es leichter
gesagt als getan, "statt 10% Abschreibungen
100% und mehr Rückstellungen zu schaffen:
diese Beträge müssen verdient werden.“
Rathenau nimmt als Beispiel ‚eine typische
Fabrikationsgesellschaft der Fertigindustrie mit
10 Mill.M Aktien- und 10 Mill. M Obligationen-
kapital, die gewohnt ist, 10%, also 1 Mill. M,
an Dividenden zu verteilen. Die Buchwerte
ihrer Betriebseinrichtungen werden sich er-
Das Bruttoergebnis betrug bisher bei einem
Umsatz von 15 Mill. M etwa 2,5 Mill. M; da-
von wurden 0,8 Mill. M für Abschreibungen,
0,7 Mill. M für Obligationszinsen,’ Reserven
und Fürsorgen, 1 Mill. M für Dividenden ver-
braucht. Wir haben gesehen, daß in Zukunft
mindestens der zehnfache Ermeuerungsbetrag
vorgesehen werden muß, also statt 0,8 Mil. M
jährlich 8 Mill..M. Bleibt somit alles übrige
beim Alten — von der bedeutenden Erhöhung
der Geschäftskosten wollen wir ganz absehen —,
so müssen fürderhin statt 2,5 Mill.M 9,7 Mill.M
verdient werden, um die Rechnung auszu-
gleichen. Um 1 Mill. M Dividende zu verteilen,
müssen statt 2,5 Mill. M nahezu 10 Mill‘ M
Bruttogewinn. bereit stehen. Der* Bruttoge--
winn muß sich mindestens vervierfacht haben.“
Da sich das, abgesehen von der Schwerindu-
strie, meist nicht annähernd erreichen läßt, die
durch die Geldentwertung dem scheinbaren
Wert, nicht der erzeugten Gütermenge ‚nach
verursachte Umsatzsteigerung proportional be-
trächtlich hinter jener zurückbleibt und der
Gewinn mit ihr überdies keineswegs Schritt
hält, fehlt es an Mitteln für Erneuerungen, und
das Unternehmen geht früher oder später an
vorzeitiger Uberalterung und Verwahrlosung
zugrunde. Umsatz und Gewinn müssen mithin
mindestens im Verhältnis der Geldentwertung
wachsen,-u. zw. nach Rathenau durch Produk-
tionspolitik. Trotz um das 7-fache (auf gleiche
Münze berechnet) höherer Löhne ist Amerika
auf dem Weltmarkt gegen Deutschland mehr
als’konkurrenzfähig, der Wirkungsgrad seiner
Arbeit ein Mehrfaches im Vergleich zum deut-
schen. ‚Das bedeutet, da der: amerikanische
Arbeiter im Durchschnitt 6 $, gleich 300 M3),
somit 250 M täglich mehr als der deutsche ver-
zu amerikanischen Preisen auf den Weltmarkt
bringt, bei gleicher technischer Leistungsfähig-
keit und annähernd gleichen, auf Dollar be-
zogenen Rohstoffpreisen in 300 Arbeitstagen
300 x, 250, somit 75 000 M pro Kopf des be-
schäftigten Arbeiters über den legitimen Fabri-
kationsgewinn hinaus verdienen müßte, Ein
Unternehmen, das 10.000 Arbeiter beschäftigt,
müßte somit außer dem üblichen Fabrikations-
gewinn 750 Mill. M, dreiviertel Milliarden, Rein-
gewinn jährlich vereinnahmen. Jeder weiß,
daß davon in Wirklichkeit keine Rede ist.“
Als Gründe dafür, und daß es vielen Fertig-
industrien schwer fällt, im Wettbewerb mit
Amerika auch nur ihre normalen Gewinnzu-
schläge aufreeht zu erhalten, nennt Rathenau
1. die Überteuerung der Halbfabrikate
(Feinbleche auf nahezu das 40-fache des Frie-.
x
Ah „Produktionspolitik“ in „Voss. Ztg.“ vom 15. IX.
1920, (Morgen). > { \
,...» Man vergl. hierzu auch den Vortrag, den Prof. Dr.
Prion, Köln, über den Einfluß der Geldentwertung auf die
finanzielle Leitung industrieller Unternehmungen gelegent-
lich der diesjährigen Hauptversammlung des Vereins deut--
scher Maschinenbau-Anstalten in Berlin gehalten hat.
°%), Anfang September. D. 8. -
_ gefahrdrohend angespannt hat.
der F
duktionspolitik,
. Vorstellung
80. September 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 39.
reises), der eine bedeutende Preiserhöhung
ertigprodukte folgen mußte. Diese wiede-
rum trug 2. zum Käuferstreik bei, der, teils
densp
_ als freiwillige Verbrauchseinschränkung, teils
als Reaktion gegen monopolistische Ausnut-
zung des Warenmangels, verbunden mit der
Kohlennot, den Beschäftigungsgrad unserer
Fabriken bedeutend verringert, die Wirt-
schaftlichkeit der Produktion geschwächt und
_ dureh Überfüllung der Läger und Verlang-
samung des Zahlungsverkehrs ihre Finanzlage
Viel wesent-
lieher aber ist 3. die Tatsache, daß der Wir-
kungsgrad der deutschen Arbeit sich, beson-
ders am amerikanischen gemessen, ungün-
stig gestaltet hat, am meisten da, wo bei in-
dividualisierter Fabrikation die Entstehung
des einzelnen Arbeitsstückes schwer. zu ver-
folgen, von Zutaten und Werkzeugen ab-
hängig ist. „Hier. waren früher neben der
"Arbeitsgewöhnung Akkord, Meisteraufsicht und
Fabrikdisziplin treibende Kräfte. Ihre UÜber-
spannung hat zur Abschaffung de facto ge-
führt, und ein Ersatz ist bisher so wenig wie in
Rußland gefunden. Mangelhafte Ernährung
und politische Verdrossenheit sprechen mit,
sind aber, wie der erheblich bessere Wirkungs-
grad der Arbeit im Kohlenbergbau zeigt, nicht
entscheidend. Von eigentlicher Arbeitssabo-
tage, wie die Syndikalisten sie vertreten, kann
nicht geredet werden. Wohl aber besteht eine
Gleichgültigkeit gegenüber dem Werk, dem
Werkzeug und Werkstück, die auf wirtschaft-
lieher und sozialer Verstimmung beruht, und
die nicht anders als durch wirtschaftliche und
soziale Reformen behoben werden kann und
muß.‘t) Für diese fordert Rathenau: Pro-
organische Wirt-
schaft, die Amerika lreute noch nicht kennt,
der es aber infolge bei ihm vorhandener physi-
scher Voraussetzungen näherkommt. Dieses
Land besitzt fast alle erforderlichen Rohstoffe
nahe beieinander oder durch vorzügliche Ver-
kehrsstraßen erreichbar. Es ist überdies auf
der Erde am reichsten und hat daher den
größten industriellen Verbrauch und Absatz.
Die dadurch bedingte gewaltige Produktion be-
wältigtesin nicht übermäßig vielen, verhältnis-
mäßig großen, gut eingerichteten und voll aus-
genutzten Werken mit dem Vorteil der Massen-
herstellung nach der Zahl begrenzter Typen,
während unsere Fabrikation zersplittert, un-
regelmäßig, durch Unterbrechung und An-
laufsarbeit gehemmt ist, Transport, Arbeit,
Zeit und Material vergeudet. ‚Was durch
Ordnung und Systematik an Ersparnis und
Mehrleistung gewonnen werden kann, über-
trifft jede Bereehnung. Das mindeste ist eine
Verdoppelung der deutschen Industrieproduk-
tion bei nahezu gleichbleibenden Kosten. Wäre
die Vorstellung dieser Wirkungen“ — Rathe-
nau zeigt diese an dem Beispiel dreier Maschi-
nenfabriken -— „ausreichend verbreitet, so
wäre die Produktionsreform nieht einen Tag
aufzuhälten.‘‘ Daß sie nicht längst in Fluß ist,
liegt nach Ansicht des genannten Verfassers
einmal an dem Widerstand einflußreicher Teile
des Handels, der einen Verlust erheblicher Ge-
winnquellen fürchtet und, indem er die falsche
erweckt, organische Wirtschaft
habe etwas mit Zwangswirtschaft zu tun, die
unorganische, ‚‚freie‘‘ verlangt. Gegen die Re-
form sträubt sich weiter ein Teil der erfolg-
reichen Wirtschaftsführer, weil er keine Lust
hat, sich mit anderen zusammenzutun und
seine. Herrschaft zu teilen. ‚Dennoch‘, so
schließt Rathenau seinen Aufsatz, „geht die
1) Hier wäre doch wohl auch die verderbliche Wir-
kung des uneingeschränkten Streikrechts zu nennen,
das die Betriebe immer wieder der Ruhe und Stetigkeit
beraubt. D. S.
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein.)
(Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die
Geschäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Btr. 68,
Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten.)
Vortragsreihe,
veranstaltet von der Technischen Hochschule
zu Berlin und dem Elektrotechnischen Verein.
„Die Isolierstoffe der Elektrotechnik“.
In der Elektrotechnik ist von jeher leb-
haft an der Vervollkommnung der Isoliermittel
gearbeitet worden, die Anforderungen an diese
‘sind ja auch auf den verschiedenen Gebieten
die verschiedenartigsten. Die Absperrung
von der ausländischen Rohstoffzufuhr wäh-
‘rend des Krieges nötigte zu angestrengtestem
Arbeiten im Auffinden von ‚Ersatzstoffen,
die zum Teil von hervorragendem Erfolg
Entwicklung diesen Weg, und rascher als man
denkt, denn die Erkenntnis läßt sich nieht
durch Interessen verdunkeln. Mag man das
Ziel organische Wirtschaft, Gilde oder Sozial-
trust nennen, hier laufen die beiden Ströme
zusammen, die unsere Entschlüsse mitreißen:
Produktionspolitik und Sozialpolitik.
Hier vereinigen sich die beiden entscheidenden
Tendenzen, gleichzeitig die Produktion zu ver-
vielfachen und dem Arbeiter Anteil an Ertrag
und Verwaltung zu sichern. Nur der Sozial-
trust,.aus organischer Wirtschaft erwachsen,
gibt dem Arbeiter und Angestellten die Mög-
lichkeit, den Ertragszufällen des Einzelwerkes
enthoben an der zentralen Stelle seines Ge-
werbes einbliekend, mitwirkend und anteil-
nehmend, sich als wirtschaftenden, für die
Gemeinschaft tätigen Faktor zu fühlen. Nur
durch diese organische und psychologische Um-
stellung kann unsere Wirtschaft ins Gleich-
gewicht kommen, kann sie produktiv und so-
zial schöpferisch, ja vorbildlich werden.‘
Die elektrotechnische Ausfuhr der Ver. St.
Amerika im 1. Halbjahr 1920. — Wie Zahlen-
tafel 1, deren Ziffern „Eleetrieal World‘ so-
“Zahlentafell. Die elektrotechnische Aus-
fuhr der V. S. Amerikas im 1. Halbjahr 19%.
. 1920 1919 | Anderung
BRENNT Mil. $|Mill.$) Mill. $
Akkumulatoren . 2... 3,335 ger -+0,138
Kohlen fürelektrotechnische |
VERCRER ER E BA TR | 0,672 | 0,857 | — 0,184
Dynamos und Generatoren .| 2,998 2,560 + 0,437
Ventilatoren. . 22.2... 0,718 | 0,996 — 0,278
Heiz- und Kochapparate . .| 0,922 0,814, + 0,108
Isolierte Drähte und Kabel. 3,684 5,590 , — 1,906
Installationsmaterial für In- Sl |
nenanlagen. %....2..7, 1,515 1,257 + 0,258
Bogenlampen ...... 0,014 0,008 | + 0,006
Kohlefadenlampen ... . . . 0,058 , 0,113, — 0,055
Metallfadenlampen . . . . 2,055 | 2,825 | — 0,770
Magnetos, Zünder usw. 1,919 | 1,680 | + 0,239
.Meßinstrumente, Zähler 1,323 | 1,667 | — 0,344
Motoren ee. 6,114 5,835 | + 0,279
Widerstände, Kontroller . .| 0,371 0,264 + 0,107
Schalter, Sicherungen usw. .| 2,183 | 1,672) + 0,511
Telegraphenapparäte . . . .| 0,378 | 0,516 | — 0,137
Fernsprecher ... 2... 1,915 1,892 + 0,023
Transformatoren ... . °. ..| 1885| 2,233 | — 0,348
N NER ISIN 4.667 14,632 | + 0,035
Insgesamt 46,724 148,608 |. — 1,884
I
eben nach den Angaben des Bureau of Foreign
and Domestie Commerce mitgeteilt hat,!) zeigt,
haben die Ver. St. Amerika im 1. Halbjahr
1920 dem Wert nach für 46,724 Mill. $ elektro-
technische Erzeugnisse exportiert, d. 8.
1,884 Mill. $ oder rd 4% weniger als 1919,
aber etwa 67% mehr als 1918. okomotiven
werden in der Aufstellung nicht berück-
sichtigt. Zu der Verringerung hat erheblich
die um 1,906 Mill. $ schwächere Ausfuhr iso-
lierter Drähte und Kabel beigetragen. Nennens-
wert kleiner als im Vorjahr war auch die Aus-
fuhr von Metallfadenlampen, Transforma-
toren, Meßinstrumenten und Zählern und von
Ventilatoren. Dagegen ist der Export von
Schaltern, Sicherungen usw., von Dynamos
und Generatoren sowie von Motoren merklich
gewachsen, u..zw. bei letzteren um 5% und um
rd 80% gegen 1918. Im Vergleich zu diesem
Jahr hat die Union um 1,3 Mill. $ mehr Dyna-
mos und Generatoren in das Ausland geliefert.
Der Export von Heiz- und Kochapparaten
nimmt ständig zu und ist mit einem Wert von
1) Bd. 76, 1920, S. 403.
VEREINSNACHRICHTEN.
wären. Es liegt so auf dem Gebiete der. Iso-
lierteehnik eine Fülle von Material vor, das
aber zum größeren Teil nur wenigen bekannt
ist. Die Veranstalter dieser Vortragsreihe
wollen in den einzelnen Gebieten der Isolier-
technik besonders erfahrene Fachleute sprechen
lassen und dadurch der Allgemeinheit eine
Übersicht über dieses wichtige Gebiet ver-
mitteln, damit in weitgehendem Maße der
richtige Isolierstoff an der richtigen Stelle ver-
wandt wird.
Es werden abgehalten:
16 Vortragsabende zu je 1% Stunden,
Montags von 6% bis 8 Uhr abends im großen
Hörsaal Nr. 141 des elektrotechnischen In-
stituts der Technischen Hochschule zu Char-
lottenburg, Eingang: Hauptportal Berliner
Straße. Erster Vortragsabend am 1. November
1920,
1. Theoretische Grundlagen
2 Abende
779
0,922 Mill. $ in der Beriehtsperiode um 13%
gegen das Vorjahr und um 230% gegen 1918
gestiegen. Nicht näher bezeichnete Produkte
nahmen an der Gesamtsumme des Ausfuhr-
wertes sehr beträchtlichen Anteil.
Finnlands Elektroindustrie. — Die Wasser-
fälle und Stromsehnellen Finnlands können bei
Mittelwasser 3 Mill. PS liefern, doch ist hier-
von nur ein verhältnismäßig kleiner Teil ver-
wendbar; beim Imatra z. B. rechnet man mit
0,180 Mill. PS, beim Pyhäkoski mit 44 000 PS
und beim Harjavallankoski mit 8000 PS, die
aber auch erst durch teure Stau- und Kanal-
bauten zu gewinnen sind. Diese für die erheb-
lich auf Wasserkraft angewiesene Großindu-
strie des Landes ungünstigen Umstände er-
klären sich aus der Länge und dem geringen
Gefälle der Stromschnellen, aus der Seichtig-
keit der Ufer, die die Anlage großer Dämme
hindert, aus den Schwankungen der Wasser-
menge, den Eismassen der nördlichen Flüsse
usw.; dazu kommen verwickelte Wasserrechts-
verhältnisse. Infolgedessen stammten von den
1913 der finnländischen : Industrie dienstbaren
0,310 Mill. PS nur rd 0,144 aus Wasserkräften.
Hiervon verbrauchten die Papier- und andere
Fabriken rd 90 000, die Pachtmühlen etwa,26 000,
die elektrischen Kraftwerke rd 8400, Sägewerke,
Spinnereien und Webereien annähernd 12000PS.
Die Elektroindustrie ist noch wenig ent-
wickelt, teils wegen der Konkurrenz des Aus-
landes und dem geringen heimischen Bedarf in
den früheren Jahren, vor allem wohl infolge
des Mangels an Unternehmungsgeist und des
ungenügenden technischen Unterrichts auf.die-
sem Gebiet. Als älteste elektrotechnischeFirma
nennen die „Auslands-Nachr. der SSW‘‘, denen
wir diese Angaben entnehmen!), die Elektrizi-
täts-A.G. Paul Wahl & Co., die 1887 in Var-
kaus und dann in Wiborg elektrische Maschinen
zu bauen begann. Sie fabrizierte auch EDp&
rate und Akkumulatoren, ging allmählich abeı
zurück und wurde in. eine Reparaturwerkstatt
umgewandelt. Erfolgreicher war die Ent-
wicklung eines von G. Strömberg 1889, in
Helsingfors gegründeten Unternehmens, das
jetzt das einzige seiner Art in Finnland ist.
Es fabrizierte lange Zeit ausschließlich kleine
Gleichstrommaschinen, liefert heute indessen
auch Wechselstrom- und Drehstrommaschinen
sowie seit 1914 Transformatoren, ohne indessen
den Bedarf des Landes mehr als zu einem ge-
ringen Teil decken zu können. Eine kleine von
Wiekström vor einigen Jahren errichtete Fa-
brik für isolierte Leitungen wurde von ihm an-
gekauft. Die 1898 auf Anregung von G. Zit-
ting gegründete Finnische Elektrizitäts-Ge-
sellschaft, an der die Allmänna Svenska Elek-
triska A.B. beteiligt war, ist‘ 1911 wesentlich
durch die Konkurrenz des Auslandes zur Auf-
lösung gezwungen worden. Das Herstellen
elektrotechnischer Porzellanteile hat die ein-
zige Porzellanfabrik des Landes (Arabia bei
Helsingfors) aufgenommen.
Finnlands ältestes elektrochemisches
Werk ist die Chloratfabrik der Finnischen
elektrochemischen Aktiengesellschaft in Tai-
nionkoski (bei Imatra), wo auch ein wenig Atz-
natron dargestellt wurde. 1913 erzeugte diese
etwas über 1 Mill. kg Kaliumchlorat und etwa
20 000 kg Ätznatron. Während des Krieges
sind zwei große Fabriken für elektrolytisches
Chlor, dieeinein Kajana, die andere in Varkaus
erbaut worden, während die Elektrometallur-
gische A.G. in Vuoksenniska Siliziumeisen
produziert und wegen des herrschenden Petro-
leummangels in Nokia Kalziumkarbid für Be-
leuchtung hergestellt hat.
1) Bd. 2, 1920, 8. 218.
fang des 20. Jahrhunderts“.
Bericht aus „Finnland im An-
3. Prüfverfahren 2 Abende
3. Natürliche Isolierstoffe (Marmor,
Schiefer, Serpentin, Holz, As-
best, Glimmer, Mikanit usw.) i
4. Keramische Isolierstoffe (Porzel-
lan, Glas) 2
Preßstoffe (Australit, Gummon,
Tenazit usw.) 2
6. Plastische Stoffe
lon, Galalith usw.)
7. Kautschuk, Guttapercha, Balata
USW. ] %
8. Papierstoffe (Papierband, Papier-
garn, Preßspan, Pertinax, Lack-
pappe, Fiber usw.) - l
9. Gespinste (Baumwolle, Seide,
Jute usw.)
10. Ausgußmassen, Imprägnier-
massen, Lacke usw. r
11. Öle l x
au
(Zelluloid, Cel-
1
Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heit
780
Das Honorar beträgt für Studierende,
Hörer und Gastteilnehmer der Technischen
Hochschule und für Mitglieder des Elektro-
technischen Vereins und des Verbandes Deut-
scher‘ Elektrotechniker 35 M, für sonstige
Nichtmitglieder 75 M.
Karten sind erhältlich:
l. im Elektrotechnischen Laboratorium der
Technischen Hochschule Charlottenburg;
2. bei der Geschäftsstelle des Technischen
Vorlesungswesens Groß-Berlin (im Hause
des Vereins deutscher Ingenieure), Berlin
NW. 7, Sommerstraße 4a;
3. bei der Geschäftsstelle des Elektrotech-
nischen Vereins, Berlin W. 57, Potsdamer
Straße 68 III. N :
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftsstelle: Berlin W.57, Potsdamer Str. 68.
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306.
Betrifft: Kommission für Freileitungen.
Die Kommission für Freileitungen hat die
zur Zeit gültigen ‚Normalien für Freilei-
tungen“ einer Revision unterzogen und unter
Beachtung der während der letzten Jahre ge-
machten Erfahrungen im Frejleitungsbau einen
Neuentwurf aufgestellt, der nachstehend be-
kanntgegeben wird.
An den Arbeiten waren folgende Herren
beteiligt: Adler, Bay, Beißbarth, Cohn,
Dettmar, Feuer, Fröhlich, Grallert,
Gröbler,- Groß, Hiller, Klingenberg,
Koepchen, Lehmann, Monath, Ob-
pacher, Oehler, Remmel, Schendell,
Schmaltz, Schrottke, Schumann,
Sorger, Strack, Vaupel, Warrelmann,
Wölke, Wunder, Zimmermann.
Wir bitten Vorschläge zu Änderungen des
Entwurfes bis zum 15. Oktober d. Js. an unsere
Geschäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer
Straße 68, zu senden.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär. :
Dr.-Sng. G. Dettmar.
Entwurf zu
Normalien für Freileitungen.*)
I, Leitungen.
a) Geltungsbereich.
Von den folgenden Bestimmungen werden
alle blanken und isolierten Freileitungen be-
troffen. Ausgenommen sind Fahr- und Schleif-
leitungen!), sowie solche Leitungen für In-
stallationen im Freien, bei denen die Ent-
fernung der Stützpunkte 20 m nicht über-
schreitet.
b) Normale Querschnitte.
Die Leitungen sollen nach folgenden
Normen?) hergestellt werden:
Quer- Seildurch-
schnitt | Drahtdurch- messer
(Nenn- | Drahtzahl -messtr3) mm
wert) | Zu mm (Nenn-
mm? | wert d)
.J
10 1 (eindrähtig) | 355.1 —
10 7 (verseilt) 1,35 4,1
16 1 (eindrähtig) 4,5 7
16 7 (verseilt) 157. | .:5,2
25 7 ne 2,15 | 6,5
ee 235 7,1
35 19 % 1,5 731
50 7 " 3,0 9,2
50 19 1 | 1,3 92
70 19 3 | 2,18 10,9
95 19 „ | 2,5 12,
120 37 y„ 2,0 14,2
150 37 | 2,25 15,9
185 37 =) | 2,5 17 a175t
240 61 u | 2,25 20,1
30) 61 fs 2,D 22,9
Eindrähtige Leitungen sind nur bis 80 m
Spannweite zulässig, eindrähtige Eisenlei-
tungen nur für Niederspannung.
Die ‘Schlaglänge soll das 12- bis 15-fache
des äußeren Seildurchmessers betragen.
Als kleinster Querschnitt ist für Kupfer
10 mm?, für Aluminium 25 mm?, für andere
Metalle ein Querschnitt von 380 kg Trag-
fähigkeit?) (Zuglast, die beim Prüfen mindestens
1 Minute lang wirken soll, ohne zum Bruch zu
führen) erlaubt.
*, Für die Errichtung von Freileitungen gelten außer-
dem die Vorschriften für die Errichtung und den Betrieb
elektrischer Starkstromanlagen, sowie die Leitsätze für
Schutzerdungen und die Leitsätze zum Schutze von Fern-
sprech-Doppelleitungen gegen die Beeinflussung durch
rehstromleitungen. -
6) -BausteHer 2. ee
1. Als normale) Baustoffe gelten Kupfer
und Aluminium, deren Beschaffenheit folgen-
den Bedingungen entspricht: 3 3
RE Zuglast, die mindestens 1 Minute lang
mm Durch- Ads wirken soll, obne zum Bruch zu führen
messer 3 -
Nennwert) ne: Kupfer Aluminium
in mm? | in kg |inkg mm?| in kg in kg/mm®
-
1,55 1,43 60 40 gs >
1,5 150% 70 % 35 19
1,7 2,27 Yu 3 — =
158 2,54 100 - 45 *
2,0 3,14 | 120 „ 60 ”
2,15 3,63 140 5 65 5
2,25 3,98 160 N 75 “
2,5 4,91 £ + 90 3
3,0 7,07 | 270 > 135 .
3,55 9,9 380 “ — B
4,5 15,9 600 ns —_ =
Außerdem sollen die Drähte bei. dem
Festigkeitsversuch in Form eines ausgeprägten
Flieskegels zerreißen$).
Die auftretenden Höchstspannungen’?)
sollen bei normalem Baustoff, u. zw. bei ein-
drähtigen Kupferleitern nicht mehr als
12 kg/mm?°, bei Kupferseilen nicht mehr als
19 kg/mm?, bei Aluminiumseilen nicht mehr
als 9 kg/mm? betragen.
Bei Aluminium mit bis zu 10%, geringerer
Festigkeit darf die Höchstspannung 8 kg/mm?
nicht überschreiten. Bei. noch geringerer
Festigkeit treten die Bestimmungen unter
2. in Kraft.
2. Andere Baustoffe?)
Beschränkungen des Abschnittes b zugelassen
mit der Maßgabe, daß im ungünstigsten Be-
lastungsfalle E
für eindrähtige Leitungen mindestens eine
4-fache, EETER
für verseilte Leitungen mindestens eine 2,5-
fache Sicherheit vorhanden ist.
Außerdem sollen die Drähte bei
Festigkeitsversuch in Form eines
zerreißen.®)
Leitungen aus Eisen oder Stahl müssen
zuverlässig verzinkt sein.s)
3. Bei zusammengesetzten Baustoffen, z.
B. Stahl-Aluminium, Stahl-Zink u. dgl., sind die
vorstehenden Bestimmungen sinngemäß an-
zuwenden. :
dem
Flieskegels
d) Durchhang.
Der Durchhangsberechnung ist das eine
Mal eine Temperatur von — 20°C ohne zusätz-
liche Belastung, das andere Mal eine Tempera-
tur von —5°Cund eine zusätzliche Belastung,
hervorgerufen durch Wind bzw. Eis, zugrunde
zu legen. Die zusätzliche Belastung ist in der
Richtung der Schwerkraft wirkend anzu-
nehmen. Diese Zusatzlast ist mit 180 Y din g-
für 1 m Leitungslänge einzusetzen, wobei d
den Leitungsdurchmesser, bei isolierten®) Lei-
tungen den Außendurchmesser in mm be-
deutet. In keinem dieser Fälle darf die Be-
anspruchung des Leitungsmaterials die unter
c) iestgesetzte Höchstbeanspruchung -über-
schreiten.?°%) Bei Ermittlung der größten
Durchhänge sind sowohl — 50°C und zusätzliche
Belastung als auch +40% C ohne Zusatzlast
zugrunde zu legen. “ (Bezüglich der Berech-
nung siehe auch „Bestimmungen für die
bruchsichere Führung
sprechleitungen‘ S. 3 u.
In Gegenden, in denen nachweislich außer-
gewöhnlich große Zusatzlasten zu erwarten
sind, muß die Sicherheit der Anlage durch
zweckdienliche Maßnahmen erhöht werden.
Als solche werden empfohlen: Verringerung des
Mastabstandes, Herabsetzung der Höchstbe-
anspruchung der Leitung bei gleichzeitiger
Vergrößerung der Leiterabstände.
Bei Leitungen verschiedenen Querschnitts
auf einem Gestänge sind die Leitungen nach
dem Durchhang des schwächsten Querschnittes
zu spannen, sobald die gegenseitige Lage der
Drähte ein Zusammenschlagen derselben mög-
lich erscheinen läßt.
Liegen die Stützpunkte nicht auf gleicher
Höhe, so wird unter Spannweite die Entfer-
nung der Stützpunkte, wagerecht gemessen,
und unter Durchhang der Abstand zwischen
der Verbindungslinie der Stützpunkte und der
dazu parallelen Tangente an die Durchhangs-
linie, senkrecht gemessen, verstandent!).
e) Leitungsverbindungen.
. „Mechanisch beanspruchte Leitungsver-
bindungen müssen mindestens 85% der Festig-
keit der zu verbindenden Leitungen besitzen.
Verbindungen mit kleinerer Festigkeit sowie
sn oindungen ‚müssen von Zug entlastet
sein!?).
sind unter den
von Hochspannungs-
freileitungen über en Bann u. Fern-.
’E
39, ‚30. September 1920.
ai) Fernmelde-Freileitungen.
Bezüglich Fernmelde-Freileitungen, welche
an einem Freileitungsgestänge für Hochspan-
vorschriften (insbesondere $ 22i und Regel 4
dieses Paragraphen.) x
Bezüglich des geringsten zulässigen Quer-. 3
schnittes !
‚unter b) sowie
vorschriften.
der Fernmelde-Freileitungen siehe
$ 20 Regel 4 der Errichtungs-
II. Gestänge. _
A. Allgemeines.
Die Gestänge sind für die höchsten, nach
ihrem Verwendungszweck gleichzeitig zu er-
wartenden äußeren Kräfte zu bemessen. Diese
sind: das Eigengewicht der Gestänge, Quer-
träger, Isolatoren, Leitungen u. dgl., der Wind-
druck, der Leitungszug und die Eislast (Schnee)
auf Leitungen und Isolatorketten.
Bezüglich der
tungen s. AbschnittId. Bei Isolatorketten ist
die Eislast mit 2,5 kg für 1 If. m Kette anzu-
nehmen. Der Winddruck ist mit 125 kg auf
1 m? senkrecht -getroffener Fläche einzu:
setzen '). Bei Leitungen und. anderen Körpern
mit Kreisquerschnitt bis höchstens 0,5 m
mittlerem Durchmesser ist die Fläche mit
50%, bei größerem mittlerem Durchmesser
mit 70% der senkrechten Projektion der wirk-
lich getroffenen Fläche einzusetzen“). Im
übrigen ist der wirkliche Winddruck zu be-
rücksichtigen; bei Fachwerk sind dieim Wind-
schatten liegenden Teile mit 50% der Vorder-
fläche in Rechnung zu stellen.
B. Ermittlung der äußeren Kräfte für
die Mastberechnung.
1. Tragmaste: Tragmaste müssen für
recht dazu berechnet werden. _ Beide Be-
lastungen sind aber nicht gleichzeitig auf-
tretend anzunehmen. _ Reehtwinklig zur
Leitungsrichtung ergibt sich die Belastung aus
dem Winddruck auf die halbe Länge sämt-
licher Leitungen der beiden Spannfelder und
auf den Mast mit Kopfausrüstung (Leitungs-
träger, Isolatoren); in der Leitungsriehtung ist. S
der Rechnung nur der Wind auf den Mast und
auf die Kopfausrüstung zugrunde zu legen. 2
Hierbei soll jedoch bei Masten von mehr als
10 m Länge über Erde als Winddruck auf die
Kopfausrüstung wenigstens 4, des Wind-
‚druckes auf die halbe Länge sämtlicher Lei-
„tungen der beiden Spannfelder in Rechnung
gestellt werden). ! x
2. Winkelmaste: Winkelmaste sind für
die Mittelkräfte der größten Leitungszüge und
außerdem für den in Richtung der Mittelkräfte
wirkenden Winddruck auf Mast mit Kopfaus-
rüstung zu berechnen. Abspannisolatorketten
gelten nicht als Teile der Kopfausrüstung. Für
Leitungswinkel zwischen 180 und 160° sind.die
bei 160° auftretenden Mättelkräfte zugrunde
zu legen, wenn nicht die tatsächlich auftreten-
den Kräfte ermittelt werden. Fallen die Mittel- Er
kräfte nicht mit einer der zu den Mastseiten
parallelen Achsen zusammen, so müssen sie in
ihre zu diesen Achsen parallelen Seitenkräfte
zerlegt und der Mast für die Summe dieser
Seitenkräfte berechnet werden 1%),
Senkrecht zu den : Mittelkräften sind
Winkelmaste wenigstens für den Winddruck
auf Mast mit Kopfausrüstung und Leitungen
zu berechnen.
3. Abspannmaste: Abspannmaste sind
wenigstens für °/,.der größten einseitigen Lei-
'tungszüge 7) und gleichzeitig für den Wind-
druck
rechnen. Dieser Winddruck ist bei gerader _
Leitungsführung senkrecht zu den Leitungen,
an Winkelpunkten in Richtung der Mittel-
kräfte wirkend anzunehmen. Abspannmaäste
‚an Winkelpunkten müssen den Bedingungen
unter 2. genügen. Außerdem müssen sie in deres
Lage sein, ?/, der größten einseitigen Leitungs-
züge in Richtung jeder den Mastseiten pa- =
rallelen Achse aufzunehmen .18) E
„Die Kopfausrüstung der Abspannmaste 2
muß den ganzen einseitigen Leitungszug auf-
nehmen können. BR
; Kreuzungsmaste, die als Abspannmaste
Verwendung finden, müssen den gleichen An-
forderungen genügen. =
4. Endmaste: Endmaste sind für den
gesamten einseitigen
wirkenden Winddruck auf Mast mit Kopf-
ausrüstung zu berechnen. Fällt der Leitungs-
zug nicht mit einer der zu den Mastseiten- ee
parallelen Achsen zusammen, so gilt die Vor-
schrift unter 2. 2 N
‚ Senkrecht zur Leitungsrichtung sind die
Endmaste wie Tragmaste zu behand Im
5. Kreuzungsmaste: Bezüglich der
Kreuzungsmaste siehe besondere Vorschriften
“
nung verlegt sind, siehe $ 22 der Errichtungs- E
Eisbelastung von Lei-
den Wind in der Leitungsrichtung und senk-
auf Mast mit Kopfausrüstung zu be-
samteı Leitungszug und gleich-
zeitig für den senkrecht zur Leitungsrichtung
r
We u DS u ci
ee
4
Eisenkonstruktionen auf
30. September 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 39.
781
6. Stützpunkte an Bauwerken, A b-
zweig-!°), Verteilungs-, Verdrillungs-
und. Schaltermaste sowie Maste von
anderem als rundem, rechteckigem
oder quadratischem Querschnittsind ent-
sprechend ihrer Verwendungsart sinngemäß zu
berechnen.
C. Beanspruchung der Baustoffe.
1. Flußeisen: Die Beanspruchung der
i Zug, Druck und
Biegung darf im ungünstigsten Falle 1500
kg/em®? die Scherbeanspruchung der Nieten
1200 .kg/em?, die der Schrauben 900 kg/em?,
der Lochleitungsdruck das Doppelte der Scher-
beanspruchung nicht überschreiten. Die auf
Druck beanspruchten Glieder müssen eine
zweifache Sicherheiti gegen Knicken haben.
Ist das Verhältnis j
! Kniecklänge in cm
I i Trägheitshalbmesser
< 105,
Be m a THE a Be ET Te EN
x
dürfen nur mit 80 kg/em? beansprucht wer-
den 22).
Bei der Berechnung ist eine Zunahme des
Stangendurchmessers von 0,7 em für das If.
m anzunehmen.
An Stelle der Rechnung der Einfachmaste
auf vorstehender Grundlage kann für gerade
Strecker und, einfache Holzmaste die Zopf-
stärke”) Z in cm entsprechend den Formeln
Z=0,65H + 0,22 YA s bei einer Beanspruchung
von 145 kg/em? und -
Z=0,65H +!0,32 YA s bei einer Beanspruchung
von 80 kg/em?
bestimmt werden. Hierin ist 7 = Gesamt-
länge des Mastes in'm, A= Summe der Durch-
messer aller an dem Mast verlegten Leitungen
in mm;s = Spannweite in m. Werte für das
zweite Glied dieser Formel für verschiedene
Werte von A und s sind nachstehend ange-
geben: \ 2
durch Winkel- oder Kreuzungsmaste schon
für Abspannung gesorgt ist. Die Leitungen
sind durch Endverbindungen zu befestigen.
In Gegenden, in denen außergewöhnlich große
Zusatzlasten zu erwarten sind, soll etwa jeder
zehnte Mast ein Abspannmast sein.
2. Abstände-der Leitungen vonein-
ander. Starkstromleitungen sollen einen
solchen Abstand voneinander und von anderen
Leitungen, z. B. von Blitzschutzseilen, erhalten,
daß die Gefahr des Zusammenschlagens mög-
lichst vermieden ist. Diese Forderung kann
als erfüllt gelten, wenn der Abstand der Lei-
tungen voneinander wenigstens 0,75 Yf+ Son’
bei Leitungen aus Aluminium dagegen min-
1 2
destens vf+ Mr jedoch bei Hochspannung
von 3000 V aufwärts nicht unter 0,8 m,
für Aluminium 1,0 m beträgt. Hierbei ist
f = Durchgang der Leitungen bei + 40°C in
"0,22 YAs, worin s— 0,32 YA s, worin s= A
ın mm | > Ri | j I 1527 SEHE ee nm
20 m) 25m | 30m | 8 m.) 40m | 45 m | 50. m | 60 m | 70 m | 80 m | 90 m 100 m | 20 m | 25 m , 80 m | 85 m | 40 m | 45 m 50 m | 60 m | 70.m | 80 m | 90 m | 100 m
8238| 3,1| 34| 3,7 39| 42) a4|:48| 571 56| 5859| 62.41 | 451 5850| 54 | 57 | 61 | 64 70 | 1.6.81: 86.|. 911° 8
10 1831| 35 | 381 41/44 |: 471.49 | 54 | 581 62 | 66 | 70| 45 | 51| 55| 60| 64| 6,8 1012158210 ,9508159,1200°.9,65].10,121.10
12.1341 38| 42| 45 | 4148| 51| 54| 591 64| 68| 72| 76| 50| 55.| 61 | 66.) 70. 7a| 78 |- 861.93 | 99 108 111 | 12
14 |87| 41145 49| 52| 55| 58| 64| 69| 74| 78| 82| 541.601 66 | zı | 76 sol 85| 98 | 1olıor 11a | 120| 14
16 |39| 44 | 48 | 52 56| 59|.62| 68| 74| 79| 841 88| 57 60 7076| 81 | s6| a1! 99 107 115 1zı 1238| 16
18 142| 47 | 51| 55.) 5859| 63 | 66 | 721 78|84|.89| 93 | 61| 68| 7A| 801 86 | 91 | 96 105 | 11,4 1.1%1 |) 129 | 13,6..18
20.144|49 | 54.58, 62) 66 |:70| 761.82) 881. 981.98| 64 | 721 '78| 85! 91 |°.96 | 101. 11,1, 180-| 198 , 13,6: 114,3 |. "20
25|49| 55 | 60| 65 70| 74| 78| 85 | 92| 98104 | 11,0] 72| 8088| 95 |10,1 | 10,7 | 11,3 | 194 | 13,4 | 14,3 | 15,2 | 16,0:| 25
301541 60| 66 711,761 81| 85| 93 110,1 [1088| 114 | 1231| 78| 88 | 9,6 110,4 | 11,1 | 1181124 | 18,6 147 | 15,7 | 166 | 175 | 30
35158) 65| 71 77| 8287| 92|1011 1091161 194/130 | 85| 95 | 10,4 | 112 | 180 | 19,7 | 184 | 14,7 | 15,8 | 169 | 180 | 189 | 35
40162 70| 76) 82| 88| 93| 981108 | 11,6 [135 | 13,2 | 18,9.) 91 | 101 | 111 180 128 13,6 | 143 | 15,7 "169 | 18.1 | 192 | 202 | 40
45:16,6 | 7,4 sl 8,7 9,3 9,9 | 10,4 | 11,4 |712,4 | 13,2 | 14,0 |. 14,8 9,6.| 10,7. | 11,8 | 12,7 | 13,6 | 14,4 | 15,2 | 16,6°| 18,0 | 19,2 | 20,4 | 21,5 45
501701 78 8,5 92 9,8 | 10,4 | 11,0 | 12,1 | 13,0 | 13,9.) 14,8 15,6. | 10,1 | 11,8 | 13,4 | 13,4.| 143 15,2 | 16,0-| 17,5 18,9 | 20,22] 21,5: 722,6 50
60.17,6| 85 | 9,3 | 10,1 | 10,8 | 11,4 | 131 | 18,2 | 14,3 | 15,2 | 16,2 | 17,0 | 11,1 119,4 | 13,6 | 14,7 | 15,7 | 16.6 | 175 | 192 |.207 | 222 | 235 248 |: 60-
70\82| 92 | 10,1 | 109 | 11,6 | 19,4 13,0 | 14,3 | 15,4 1165 | 17,5 | 18,4 | 19,0 | 13,4 | 14,7 | 15,8 | 16,9 | 181. | 18,9 | 20,7 | 224 | 240 | 34 268 | 70
80 |8,8| 9,8 | 10,8 | 11,6 | 19,5 | 18,2 | 13,9 | 15,2 | 16,5 | 17,6 | 18,7 | 19,7 | 188 | 14,3 | 15,7 | 16,9 | 18,1 | 19.2 | 202 | 992 210 25.6 | 272 "28,6 | ww
90 | 9,3 | 10,4 | 11,4 | 12,4 | 13,2 14,0 | 14,8 | 16,2 | 17,5 | 18,7'| 19,8. 20,9 | 18,6 |.15,2 | 16,6 | 18,0 | 19,2 20,4 | 21,5 |.23,5 |-25,4 | 27,2 | 28,8 | 30,4 | 90
100 [9,8 | 11,0. | 12,1 | 13,0.| 13,9 | 14,8 | 15,6 | 17,0. | 18,4 | 19,7 | 20,9 | 23,0 | 14,3 | 16,0 | 17,5 | 18,9 | 202 | 215 | 26 | 248 | 26,8 | 28,6 | 30.4 32.0 | 100
so ist nach Tetmajer zu rechnen, ist es >105, A-Maste für Hochspannungsleitungen | m und Z = Spannung in kV®). Bei Nieder-
so ist die Eulersche Formel anzuwenden. Bei
Berechnung nach Tetmajer wird der Sicherheits-
Knickspannung ,°_
grad durch das Verhältnis
Normalspannung
stimmt, worin Knickspannung = 3100 — 11,41 Se:
ist. Der Trägheitshalbmesser ist bestimmt
J
durch die Gleichung i =
Bei Berechnung nach Euler müssen die auf
Druck beanspruchten Glieder nach der Formel
für die zulässige Belastung P in kg nach
berechnet werden.
J ist in beiden Fällen das Trägheits-
moment bezogen auf die zu einem Win kel-
schenkel parallele Achse (J&), F die unge-
schwächte Querschnittsfläche des Profils in
em? und. E der Elastizitätsmodul = 2 150 000
kg/em?.
Hierbei müssen die Diagonalen eines Feldes
bei der Abwicklung der Mastseiten im gleichen
Sinn gerichtet sein. Bei nicht gleichem Sinn
ist an Stelle von JS das kleinste Trägheits-
moment (J min.) für die Eekständer einzu-
setzen 2), Bei Berechnung der Diagonalen
und. bei Stäben, die zwischen ihren Anschluß-
punkten nicht mehr gehalten oder geführt
sind, ist stets das kleinste Trägheitsmoment
(J min.) einzusetzen.
Bei Masten aus anderen Profilen als
Winkeleisen ist sinngemäß zu verfahren.
Die Abstände für die Anschlußnieten der
Diagonalen an den Knotenpunkten sind so
klein wie möglich zu bemessen.
Für sämtliche Konstruktionsteile sind An-
schlußnieten unter 13 mm Durchmesser und
Eisenstärken unter 4 mm unzulässig.
. . Die größten zulässigen Nietdurchmesser
sind durch die Profilbreiten bestimmt und
der folgenden Aufstellung zu entnehmen:
Mindestprofilbreiteinmm 35 45 55 60 70 80
Nietdurchmesser in mm 137162782207237-26
Bei Zuggliedern ist die Nietschwächung
zu berücksichtigen.
Bei vorstehenden Bestimmungen ist vor-
ausgesetzt, daß alle Eisenteile einen ausreichen-
den Schutz gegen Rosten erhalten.
2. Holzgestänge °'): Die Beanspruchung
von Hölzern, die nach einem von der Reichs-
ost- und Telegraphenverwaltung anerkannten
Mefahren gegen Fäulnis geschützt sind, oder
von besonders widerstandsfähigem Holz-
gattungen (wie z. B. Lärche) darf 145 kg/em?
nicht überschreiten. Alle anderen Stangen
müssen am oberen Ende mit wenigstens
einem Hartholzdübel versehen werden. Die
Beanspruchung auf Abscheren darf für Hart-
holz 20 kg/cm?, sonst 15 kg/em? nieht über-
schreiten. In der halben freien Länge ist eine
Querversteifung vorzusehen in einer Stärke
von mindestens dem Zopfdurchmesser der ein-
zelnen Stangen mit dicht darunter liegendem
Bolzen von mindestens 34° Durchmesser. Am
unteren Ende ist eine Zange anzuordnen, deren
Hölzer in den Mast einzulassen und mit ihm
durch Bolzen von mindestens
34° Durch-
messer zu verbinden sind.
Die Knieksicherheit nach Euler muß
4-fach sein. Das erforderliche Trägheits-
moment in cm ist dabei nach der Formel
20 P.1?, einzusetzen, wo P in Tonnen und
li = Knicklänge in Metern einzusetzen ist.
Als Knicklänge gilt die Entfernung von
Mitte Dübel bzw. Schraubenbolzen bis zur
halben Eingrabetiefe.
Bei Doppelmasten ist das doppelte Wider-
standsmoment einer Stange einzusetzen, wenn
die Maste nicht verdübelt sind. Bei ver-
dübelten Masten darf als größtes Widerstands-
moment das 4-fache Widerstandsmoment des
einfachen Mastes eingesetzt werden, wenn die
Kraftriehtung in der Ebene wirkt,‘ die in der
Längsachse der beiden Stangen liegt. Solche
Maste sind oben, in der Mitte und ünten zu
verdübeln. Von den erforderlichen Verbin-
dungsbolzen von mindestens °/3" Durchmesser
ist wenigstens je einer dicht neben den Dübeln
anzuordnen.
Folgende Zopfstärken für Maste dürfen
nicht unterschritten werden:
für Niederspannungsleitungen
„ Hochspannungsleitungen
bei einfachen oder verstrebten
10 em
Masten NS 15 cm
„ Doppelmasten 10 cm
„ A-Masten a 12 cm
Streben sollen mindestens 10cm Stärke haben.
Alle Eisenteile, soweit sie in der Erde
liegen, und alle Schnittflächen sind mit heißem
Asphaltteer zu streichen oder in gleichwertiger
Weise gegen Zerstörung zu Schützen.
3. Gestänge aus besonderen Bau-
stoffen, insbesondere aus Eisenbeton.
Gestänge aus besonderen Baustoffen dür-
fen bis zu !/; der vom Lieferanten zu garan-
tierenden Bruch- und Knickfestigkeit, guß-
eiserne Konstruktionsteile jedoch nur bis zu
300 kg/cem? beansprucht werden.)
D. Besondere Bestimmungen für die
Stützpunkte der Leitungen.
1. Allgemeines. Etwa alle 3 km soll
ein Abspannmast gesetzt werden, sofern nicht
spannungsleitungen, die dem Winde weniger
ausgesetzt sind, können die Werte der obigen
Formeln um !/, ermäßigt werden.
3. Konstruktion der Gestänge mit
Rücksicht auf Vogelschütz. Zur Ver-
meidung der Gefährdung von Vögeln sind
bei Hochspannung führenden Starkstromlei-
tungen die Befestigungsteile, Traversen,
Stützen usw. möglichst derartig auszubilden,
daß Vögeln eine Sitzgelegenheit dadurch nicht
gegeben wird. Der wagerechte Abstand
zwischen einer Hochspannung führenden
Starkstromleitung und geerdeten Eisenteilen
soll mindestens 300 mm betragen.?®)
E. Befestigung der, Leitungen.
1. Isolatoren: Für Isolatoren gelten
die von der Kommission für. Porzellanisola-
toren. aufgestellten ‚‚Normalien und Prüfvor-
schriften für Porzellanisolatoren‘‘.
2. Stützen und Verbindungsteile
der Isolatoren: Hierfür gelten die gleichen
Grundsätze wie für die eisernen Gestänge. . Bei
‘Isolatorstützen darf der Schraubenbolzen nicht
angeschweißt sein. Im übrigen gelten die von
der Kommission für Porzellanisolatoren auf-
gestellten ‚„Normalien und Prüfvorschriften
für Porzellanisolatoren.‘
3. Bunde. Der Bindedraht soll stets aus
demselben und bei Leichtmetallen aus mög-
lichst gleich hartem Material bestehen wie die
Leitung selbst. Die Bunde der Leichtmetall-
leitungen sind. ferner vor Zerrung, gleitender
Reibung?”), Vibration und Einschneiden zu
schützen.
Bei Abweichung von der Geraden ist die
Leitung so zu legen, daß der Isolator von der
Leitung auf Druck beansprucht wird.
F. Aufstellung der Gestänge.®)
Die Maste und Gestänge sind ihrer Länge
und der Bodengattung entsprechend tief ein-
zugraben. Im allgemeinen wird für Maste, die
nicht aus Fachwerk bestehen, mindestens 1);
der Mastlänge als Eingrabungstiefe gefordert.
Sie sind gut zu verrammen (in weichem Boden
entsprechend der Beanspruchung zu sichern).
undamente sind nach Fröhlich „Beitrag
zur Berechnung von Mastfundamenten‘‘ (Ver-
lag von Wilh. Ernst & Sohn, Berlin) und Er-
läuterung hierzu („ETZ‘‘ 1919, Heft 33, S. 403)
zu berechnen.
Für Fundamente, die hart an oder in
Böschungen stehen, gelten diese Bestimmungen
nicht. Es sind. dann von Fall zu Fall geeignete
Maßnahmen zu treffen, die eine genügend »
Standsicherheit- gewährleisten.
In Moorboden sind Betonfundamente nur
zulässig, wenn sie einen zuverlässigen Schutz
182
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. He
\
EN
it.39,
30. September 1920,
— — — — — — — — —_—_— —+— — — ————————————— ee Ä1[{[ö[äähhh ht
gegen die Einwirkungen der Moorsäure er-
halten.
Bei Verwendung von Platten-, Schwellen-
oder sonstigen Fundamenten, bei denen der
Mastfuß nicht vollständig mit Beton umgeben
ist, sind die in der Erde liegenden Eisenteile
mit heißem Asphaltteer gut zu streichen oder
in gleichwertiger Weise gegen Zerstörung zu
schützen. Holzschwellen sind mit fäulnis-
widrigen: Stoffen zu tränken oder ebenfalls
in gleicher Weise gegen Zerstörung zu schützen,
wenn sie nicht dauernd in feuchtem Boden
liegen oder von Natur aus der Zersetzung ge-
nügend Widerstand bieten. E
Der Beton soll aus gutem Zement, reinem
Sand und reinem Kies oder Schotter herge-
stellt werden. Auf einen Raumteil Zement
sollen höchstens vier Raumteile Sand und acht
Raumteile Kies oder Schotter oder neun
Raumteile sandiger Kies kommen. Die Bau-
stoffe dürfen keine erdigen Bestandteile ent-
halten.
Bei der Berechnung des Fundamentes
darf das Gewicht des Betons höchstens mit
2000 kg/m, das des auflastenden Erdreiches
höchstens mit 1600 kg/m3 eingesetzt werden,
G. Besondere Bestimmungen zur Er-
höhung der Sicherheit.
Soll im Sinne des $ 22h und k der Er-
richtungsvorschriften die Sicherheit der An-
lage erhöht werden, so sind besondere Vor-
kehrans zu treffen.?®)
1. Die Leitung darf nur als Seil mit
einem Mindestquerscehnitt von 16 mm, bei
Aluminiumseil von 35 mm? ausgeführt werden.
2. Für die Han der Leitungen an
den Isolatoren sind besondere Maßnahmen
vorzusehen. Als solche kommen in Frage:
Sicherheitsbügel®), doppelte Aufhängung
oder Verwendung besonders sicherer Isolatoren
in Verbindung mit besonders starkem Bund
oder besonders starker Befestigung, die ein
Durchrutschen des Seles beim Reißen in
einem Nachbarfeld verhindert®!).
3. Bei Kreuzung verkehrsreicher Fahr-
wege ist ein Mast möglichst nahe dem Kreu-
zungsweg, jedoch unter Wahrung eines ent-
sprechenden Abstandes von dem Wege zur
Verhütung von Beschädigungen durch Fuhr-
werke oder dgl. vorzusehen. i
Bei Winkelpunkten - von Hochspannungslei-
tungen sollen die Leitungen an 2 Isolatoren
so befestigt werden, daß beim Bruch eines
Isolators die Leitung nicht herabfallen kann.
Die gleichen Vorschriften gelten für
parallel verlaufende oder sich kreuzende Frei-
leitungen entsprechend $ 22h der Errich-
tungsvorschriften.
Erläuterungen
zu den „Normalien für Freileitungen‘.
1) Die grundsätzliche Verschiedenheit der
Anwendungsart von Fahr- und Schleiflei-
tungen gegenüber anderen Freileitungen (z. B.
in bezug auf die Drahtdurchmesser) ließ es
notwendig erscheinen, die Baustoff- und -Be-
rechnungsvorschriften der beiden Gebiete
völlig zu trennen.
2) (Die Tabelle wird noch der Nachprü-
fung unterzogen werden,” entsprechend den
vom Normenausschuß der deutschen Industrie
zu erlassenden Normen.) Eindrähtige Lei-
tungen sind durch Baustoffehler stärker ge-
fährdet als mehrdrähtige.. Aluminium kann
daher eindrähtig nicht zugelassen werden. Nur
Metalle mit mehr als 7,5 spezifischem Gewicht,
wie Kupfer, Bronzen, Eisen usw., dürfen
unter den Regeln der Abschnitte b und e in
Einzeldrähten aufgehängt werden. Die auf-
geführten Seilkonstruktionen entsprechen den
vom Normenausschuß der deutschen Industrie
festgesetzten Normen.
3) Leitungen, welche stark angreifenden
Dämpfen ausgesetzt sind, können bei Verwen-
dung feindrähtiger Litzen unter Umständen
efährdet sein. Daher wird es sich empfehlen,
ür solche Leitungen Querschnitte von nicht
unter 35 mm? mit Einzeldrähten von min-
destens 2,0 mm Durchmesser zu verwenden.
4) Die Zulassung von Querschnitten von
380 kg Tragfähigkeit ermöglicht beispiels-
weise auch die Verwendung von Bronze und
Eisen mit Querschnitten unter 10 mm? als
auf dem Hochspannungsgestänge verlegte
Fernmeldeleitungen. x
5) Als normale Baustoffe für Freilei-
tungen sind diejenigen Metalle anzusehen, deren
physikalische Beschaffenheit als völlig er-
forscht und nur in engen Grenzen als ver-
änderlich gelten kann, also Kupfer und Alu--
minium. \
Bei gegebenen Drahtdurchmesser er-
scheint der Stoff durch den Leitungswider-
stand, sein Bearbeitungszustand und damit
sein im Betrieb nutzbares Tragvermögen durch
die Bruchlast zur Genüge festgelegt. Um
Zweifel über die Meßart auszuschließen, wurde
bestimmt, daß die vorgeschriebene Mindestzug-
last mindestens 1 Minute lang wirken muß,
ehe sie zum Bruch führe. Die Sicherheit ein-
drähtiger Kupferleitungen ist absichtlich größer
gewählt als die verseilter Drähte.
6) Das Vorhandensein des Fließkegels ist
ein einfacheres Bewertungsmittel für die Zähig-
keit des Baustoffes als die früher geforderte
Dehnungsmessung. Als ausgeprägt soll ein
Fließkegel gelten, wenn er mindestens 30%
Querschnittsverjüngung enthält. ß
Querschnittsverjüngung ist eine Erscheinung,
die sich. dem Auge nach kurzer Übung ein-
prägt. Es wird sich also sogar die Messung in
der Mehrzahl der Fälle erübrigen, zumal die
tatsächliche Quersehnittsverjüngung der zähen
Metalle 30% merklich zu übersteigen pflegt
und somit zuverlässige Schätzungen ermög-
licht.
7) Werte für den Durchhang der Freilei-
tungen bei verschiedenen Spannweiten, Tem-
peraturen und Höchstbeanspruchungen sind in
Jaegers Hilfstabellen für Freileitungen im Ver-
lag M. Jaeger, Berlin N 31, Bernauer Straße 96,
enthalten. |
8) Andere Leitungsbaustoffe, z. B. Eisen,
Stahl sowie Legierungen, wie Bronzen, Bi-
metalle usw. sind zwar zugelassen und grund-
sätzlich denselben Festigkeitsrechnungen unter-
worfen wie Kupfer; nur wird ausdrücklich in
bezug auf Zähigkeit und chemische Beständig-
keit zur Vorsicht. gemahnt.
Bei Eisen oder Stahl muß der Zinküberzug
eine glatte Oberfläche haben, den Draht über-
all zusammenhängend bedecken und so fest
daran haften, daß der Draht in eng aneinander-
liegenden Spiralwindungen um einen Zylinder
von dem 10-fachen Durchmesser des Drahtes
fest umgewickelt werden kann, ohne daß der
Zinküberzug Risse bekommt oder abblättert.
Der Zinküberzug muß eine solche Dicke
haben, daß Drähte über 2,5 mm Durchmesser
7 Eintauchungen von je 1 Minute Dauer,
Drähte von 2,5 mm Durchmesser und darunter
6 Eintauchungen von je 1 Minute Dauer, in
eine Lösung von einem Gewichtsteil Kupfer-
vitriol in 5 Gewichtsteilen Wasser vertragen,
ohne sich mit einer zusammenhängenden
Kupferhaut zu bedecken.
wie nach jedem weiteren Eintauchen muß
hierbei der Draht mittels einer Bürste in
klarem Wasser von anhaftendem Kupfer-
schlamm befreit werden.
9) Bei Berechnung von Freileitungen mit
Schutzhülle ist das Mehrgewicht entsprechend
zu berücksichtigen.
10) Die nach den ersten Normalien bis
zum 1. I. 1914 gültige Berechnungsformel
0,015 q, die ein vielfaches des Querschnittes
als Zusatzlast bei — 5° © annahm, wurde ver-
worfen, da sie zur Sicherung kleinerer Quer-
schnitte nicht genügte, die großen Quer-
schnitte jedoch zu ungünstig belastete. Darauf
wurde 1914 die empirische Formel 190-+50d
eingeführt, welche die ungünstigsten Fälle für
Eis und Wind einbegriff und bei 35 mm?
Querschnitt, wobei Drahtbrüche infolge Über-
lastung durch Eislast oder Winddruck nicht
bekannt geworden waren, etwa die gleiche
Zusatzlast wie nach 0,015 q ergibt, für die
kleineren Querschnitte eine größere Sicher-
heit bietet, für stärkere Querschnitte dagegen
eine geringere Zusatzlast ergibt. Diese Formel
ergibt für Kupferleitungen eine Gewichtsver-
mehrung durch Zusatzlast, welche z. B. bei
‚ mm? LDeitungsquerschnitt das Doppelte,
bei 16 mm? das Vierfache, bei 10 mm? sogar
das Sechsfache des Eigengewichtes beträgt,
während diese Gewichtsvermehrung nach den
ersten Normalien bei allen Querschnitten dem
2,65-fachen Eigengewicht entsprach.
- Auch diese Formel hat sich aus tech-
nischen und wirtschaftlichen Gründen als
unzweckmäßig herausgestellt. Aus technischen,
da sie bei kleineren Querschnitten zwar eine
größere mechanische Sicherheit ergibt, die
elektrische Sicherheit aber vermindert, da
infolge der großen Durchhänge die Gefahr des
Zusammenschlagens bedenklich erhöht ist;
aus wirtschaftlichen Gründen, da bei den jetzt
gebräuchlichen großen Spannweiten: sich zu
hohe Maste ergeben. Deshalb wurde eine neue
‘Formel für die Zusatzlast eingeführt, bei deren
Verwendung sich kleinere Durchhänge er-
gaben, wodurch das Zusammenschlagen der
Leitungen vermindert, gleichzeitig aber die
mechanische Sicherheit der Leitungen nicht
zu stark herabgesetzt wird. Es wurde die
Formel 180 Yd gewählt, welche bei Quer-
schnitten über 35 mm? einen Mittelwert der
in der „ETZ‘ 1918, Heft 48, S. 475 für Berück-
sichtigung der Eislast aufgestellten Formeln
325+30,3d bzw. 416-+16,2d (je nach An-
nahme des spez. Gew. des Eises zu 0,9 bzw.
Eine solche.
Vor dem ersten so-
‘werden kann.
*
052)
eine nur wenig stärkere Beanspruchung gegen-
über der bisherigen Formel 190+50d zuläßt.
Es wurde ferner untersucht, ob. die Windbe-
lastung nicht eine höhere Zusatzlast erfordert.
Unter Zugrundelegung eines Winddruckes von
125 kg/m? und eines Abrundungswertes von
0,5 ergibt sich, wenn man nach den Angaben
meteorologischer Institute, wonach in Deutsch-
ergibt, bei Quersehnitten unter 35 mm?
land im allgemeinen nur warme Stürme vor-
kommen, diese Windlast bei + 5° C wirken.
läßt, daß die Spannung der Seile bei + 5° ©
und dieser. Windlast unbedingt unter
Spannung bei — 5° C und der gleichzeitigen
Eislast 180 Y d bleibt. i
11)‘'Spannweite © und Durchhang f bei
Stützpunkten verschiedener Höhe ergeben
sich aus der folgenden Abb. 1.
Abb. 1.
Die Leitungen sind. so zu spannen, daß die
Durchhänge nicht. kleiner oder die. Leitungs-
züge nicht größer werden als die in den Ta-
bellen (s. Erl. 7) angegebenen Werte. Dies
kann erreicht werden einmal dadurch, daß
man die Durchhänge an den. Stützpunkten
von der Rille des Isolators aus abmißt und die
Leitung entsprechend der durch diese Punkte
der
festgelegten Visierlinie spannt, oder dadurch,
daß man den erforderlichen Zug mit Hilfe -
eines Federdynamometers einstellt.
12) Die Vorschrift, daß Leitungen nicht
unmittelbar dureh Lötung miteinander ver-
bunden werden dürfen, wenn die Lötstelle
nicht von Zug entlastet ist, rechtfertigt sich
durch den Umstand, daß die Festigkeit hart-
gezogener Drähte durch die bei der Lötung
eintretende Erwärmung erheblich verringert
wird, so daß ohne Entlastung
Stellen in der Leitung vorhanden sein würden,
die zum Bruch führen können, sowie dadurch,
daß Lötstellen in hohem Maße von der Zuver-
lässigkeit der Herstellung der Lötstellen ab-
hängig sind. \
- 13) Für Windbelastung ist. auch die für
Bauwerke festgesetzte Belastung von 125 kg)
m? senkrecht getroffener Fläche zugrunde zu
legen, obgleich nach Angabe verschiedener
Wetterwarten derartige Winddrücke nicht’ be-
obachtet wurden.
14) Die Kommission
war der
schwache
7
Ansicht,
daß der Abrundungswert von 0,5 mit Rück-
sicht auf die vorliegenden Versuchsergebnisse
(s. Hütte 22. Aufl., Teil I, S. 363) auch auf.
Maste bis 0,5 m Durchmesser ausgedehnt
ß Dies ' gilt selbstverständlich
nicht für gekuppelte Maste mit Kreisquer-
schnitt, wenn der Wind senkrecht zur Ebene,
die durch die Längsachsen beider Stangen
geht, wirkt. R
15) Diese Fassung wurde gewählt, um die
Verwendung von U-Eisen-Masten aus wirt-
schaftlichen Gründen zu ermöglichen.
16) Bei quadratischen Gittermasten
zu beachten,
moment in den zu den Querschnittsseiten
parallelen Achsen liegt. In der Diagonalrich-
tung des Querschnitts ist das Widerstands-
moment ungefähr 30% geringer (vgl. Hütte,
22. Auflage, Teil I, S. 535 und Teil II, 8. 975).
Maste mit rechteckigem Querschnitt un-
gleicher Seitenlänge können in Richtung der
ist
größeren Seitenlänge am meisten beansprucht _
werden.
Die Widerstandsmomente für
Achsen rechteckiger Mastquerschnitte sind
erforderlichenfalls besonders zu ermitteln.
(vgl. Hütte, 22. Auflage, Teil I, S. 528 ff.).
17) Dieser Zug entspricht ungefähr der
beliebige
beim Spannen der Leitungen auftretenden Be-
anspruchung. z
18) Hiernach können Abspannmaste von
rundem oder quadratischem Querschnitt, die
für gerade Leitungsführung "berechnet sind,
daß das größte Widerstands-
r
REIT NER SET LEN INT NEE) a NEAR Er
Bw‘;
#
3
s
DRAN 2 NER TE NALN RE OR De
auch als solche in’ Winkeln ‚bis zu etwa 1400 1
verwendet werden.
19) Um mißverständlicher Auffassung vor-
zubeugen, wird ausdrücklich bemerkt, daß
Abzweigmaste nicht als eine Mastart für sich
anzusehen sind, sondern je nach den örtlichen
Verhältnissen entweder
maste :oder als Abspannmaste oder als Winke-
maste zu berechnen sind; es kann auch eine‘
als gewöhnliche Trag- E
TER 5 TE
f
30. September 1920. i
Verbindung beider Rechnungsarten in Betracht
kommen, z. so, daß bei der Kreuzung
zweier Leitungsstrecken der Mast in der Rich-
tung der einen Leitung wie ein Abspann- oder
Endmast, in der Richtung der andern Leitung
wie ein Tragmast behandelt wird.
20)
21) Zur Beurteilung des geraden Wuchses
von Holzmasten kann die Telegraphenbau-
ordnung der Reichspost- und Telegraphenver-
waltung als Anhalt dienen, wonach die Ver-
bindungslinie zwischen den Mittelpunkten der
Hirnflächen des Stamm- und Zopfendes
nirgends außerhalb des Stammes fallen darf.
22) Die Festigkeitsverhältnisse der Hölzer
sind von der Art des Holzes und der Behand-
lung abhängig. Imsbesondere hat auch die
Feuchtigkeit großen Einfluß. Daher wird
auch die Festigkeit der gesetzten Stangen je
nach ihrem Zustand. verschieden sein. Schon
daraus ergibt sich, daß eine sehr scharfe Rech-
nung keineinnere Berechtigunghat. Man kann
jedoch auf Grund zahlreicher Versuche die
mittlere Bruchfestigkeit des Holzes mit etwa
550 kg/cem? annehmen. Wenn man bei gegen
Fäulnis geschützten Stangen eine etwa 4-fache
Sicherheit als genügend. betrachtet, so kann
eine Höchstbeanspruchung ‚von etwa 145 ko/
cm? zugelassen werden. Den gleichen Wert
kann man für Stangen aus besonders wider-
standsfähigem Holz zulassen, auch wenn dies
nicht gegen Fäulnis geschützt ist. Dagegen
empfiehlt es sich für nicht gegen Fäulnis ge-
schützte Stangen, bei welchen mit einer bal-
digen Abnahme des tragenden Querschnitts
zu rechnen ist, einen geringeren Wert vorzu-
schreiben.
Bei Hochspannung sollen nach Mösglich-
keit gegen Fäulnis geschützte Stangen ver-
wendetiwerden. Mit Rücksicht auf die kürzere
Lebensdauer anderer Stangen muß früh-
zeitige. Erneuerung verlangt werden.
23) Unter Zopfstärke ist der
Durehmesser am Zopf zu verstehen, der sich
Umfang
aus ergibt.
-. 24) Um die Einführung anderer Gestänge-
materialien nicht zu beschränken, ist für diese
die zulässige Beanspruchung von der-zu ge-
währleistenden Bruchfestigkeit abhängig ge-
macht worden.
mittlere :
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920, Heit
=” 25) Bei besonders wichtigen Leitungen
wird empfohlen, Leitungen nicht senkrecht
untereinander anzuordnen, da die Erfahrung
gezeigt hat, daß bei plötzlicher Entlastung
einer Leitung von Eislast durch Hochschnellen
die Gefahr des Zusammenschlagens besonders
groß ist. Die Gefahr ist gleichfalls groß, wenn
Hochspannungsleitungen von verschiedenem
Querschnitt und verschiedenen Baustoffen be-
‚sondersin gleicher Höhe an einem Gestänge an-
gebracht sind. In diesem Falle empfiehlt es
sich, die angegebenen Abstände zu vergrößern.
26) Die Anbringung von Sitzgelegenheiten
für Vögel in größeren Entfernungen von den
Leitungsdrähten (z. B. durch Sitzstangen an
den Mastspitzen in Richtung der Leitungen)
ist ebenfalls zur Verhütung von Schäden für
die Vogelwelt von einigen Seiten empfohlen
worden, sollte jedoch nicht unterhalb der
Leitungen stattfinden. *)
27) Bei Aluminium und einigen anderen
Metallen kann hartes Material positiv und
weiches negativ sein, wodurch elektrolytische
Zerstörungen eingeleitet werden können. Bei
der Verwendung von Kopfbunden ist gewisse
Vorsicht nötig, weil die auf den Isolator auf-
liegende Leitung infolge von Schwingung und
gleitender Reibung leicht verletzt wird. Am
besten werden für Aluminium praktisch er-
probte Spezialbunde benutzt.
Bei Aluminiumabzweigungen von Alumi-
niumleitungen wird darauf hingewiesen, daß
durch Verwendung von Abzweigklemmen aus
anderem Metall als reinem Aluminium elek-
trolytische Zerstörungen eingeleitet werden
können. Außerdem wird empfohlen, den
Zutritt von Feuchtigkeit dureh geeignete
Mittel zuverlässig zu verhindern. Bei Kupfer-
abzweigungen von Aluminiumleitungen wird
aus dem nämlichen Grunde zur Vorsicht ge-
mahnt. Am besten werden praktisch erprobte
Spezialkonstruktionen benutzt unter Anwen-
dung des vorstehende empfohlenen Feuchtig-
keitsabschlusses.
28) Bezüglich der Aufstellung der Ge-
‚stänge ist zu bemerken, daß allgemeine Regeln
für die Befestigung im Boden sieh nicht geben
lassen. Es ist jedoch als leitender Gesichts-
punkt hervorzuheben, daß die Bodenbefesti-
gung der Festigkeit des Mastes möglichst ent-
sprechen soll. In gutem Boden und bei gerader
Leitungsführung: wird bei Holzmasten im
allgemeinen ein hinreichend tiefes Eingraben
und Wiederbefestigung des Bodens genügen,
bei winkliger Leitungsführung und in weichem
Boden wird man dagegen eine besondere Be-
festigung vornehmen müssen (vor&elegte
Schwellen oder Plattenfüße). Eisenmaste
müssen in jedem Fall mit Beton- oder Platten-
füßen versehen sein.
Von Drahtankern ist bei Hochspannungs-
masten abzuraten, weil sie zu Betriebsstö-
rungen und Unfällen Anlaß geben können.
*) Bezüglich empfehlenswerter- Ausführungen mit
Rücksicht auf den Vogelschutz sei auf die Veröfientlichung
„Elektrizität und Vogelschutz“ hingewiesen, welche kosten-
los bei der Geschäftsstelle des Bundes für Vogelschutz in
Stuttgart. Jägerstraße, sowie auch bei der Geschäftsstelle
des Verbandes Deutscher Elektrotechniker in Berlin W. 57,
ner als 68, erhältlich ist. Vgl. auch „ETZ* 1918.
5. 699.
Einige Zeit nach der Inbetriebnahme sind
eingegrabene Maste zweckmäßig nachzu-
stampfen.
29) Die Erfüllung der Forderung, daß in
den im $ 22 der Errichtungsvorschriften ange-
führten Fällen Drahtbrüche ausgeschlossen
oder die Gefahren bei Drahtbrüchen ver-
hindert werden müssen, wurde vielfach durch
Verwendung von Erdungsbügeln an den
Masten unterhalb der Leitungen zu erreichen
versucht. Die Erfahrung hat aber gezeigt, dal;
diese Bügel nicht betriebssicher sind. Weiter
hat sich ergeben, daß die Erdungsbügel den
Vögeln außerordentlich gefährlich werden.
Diese lassen sich gern auf den geerdeten
Bügeln bzw. den zur Befestigung dieser Bügel
dienenden Traversen nieder und gehen dann
bei gleichzeitiger Berührung eines Leitungs-
drahtes zugrunde. Es wird deshalb empfohlen,
‚die Erdungsbügel durch eine andere Sicher-
heitsvorrichtung zu ersetzen, z. B. durch Aus-
führung der Leitung ‚mit erhöhter Sicher-
heit‘.
30) Als Sicherheitsbügel wird die sonst als
Beidraht bezeichnete Einrichtung eines über
den Isolatorkopf lose gelegten Tragdrahtes be-
zeichnet, welcher zweckmäßig aus dem gleichen
Material wie die Stromleitungen hergestellt
und, vor und hinter dem Isolator so befestigt
wird, daß bei Isolatorbruch die beiden Lei-
tungsenden durch den Sicherheitsbügel ge-
halten und die Leitung von der Traverse auf-
gefangen wird oder, falls sie von dieser ab-
gleitet, noch mindestens 3 m-vom Erdboden
entfernt bleibt. Dies ist besonders bei Winkel-
punkten zu beachten. (Abb. 3.)
Abb. 3.
31) Hängeisolatoren sind als besonders
sichere Isolatoren anzusehen, wenn die Be-
festigung der Leitungen an den Isolatoren
unter Anwendung eines Lichtbogenschutzes,
durch den die Leitungen vor unmittelbarem
Einwirken eines den Isolator überbrückenden
Lichtbogens geschützt werden, erfolgt und
wenn die Klemmen, mit denen die Leitung an
den Isolatoren befestigt wird, derartig ein-
geriehtet sind, daß ein unzulässig weites Hin-
durehrutschen der Leitungen durch die Anj-
hängepunkte vermieden wird.
PERSÖNLICHES. A
(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.)
Physikalisch-Teehnische Reichsanstalt. Zu
Mitgliedern des Kuratoriums wurden ernannt
Geh. Baurat Prof. Dr. G. Klingenberg, Di-
rektor der AEG, und der Vorsitzende im Auf-
siehtsrat der SSW., Karl Friedrich von Sie-
mens. :
H. Andree, Beratender Ingenieur für Elek-
trotechnik, Rostock i. Meckl., ist plötzlich ver-
storben.
W. Mollier ist als Nachfolger des verstor-
benen Dr. F. Neureiter zum Direktor der Öster-
rejchischen Siemens-Schuckert-Werke ernannt
worden.
R. Paulsen, Diplomingenieur und Direktor
des städt. Elektrizitätswerks Halle a. S., ist
zum Professor an der Badischen technischen
Lehranstalt
ernannt worden und tritt dies Amt am 1. Ok-
tober an. >
G. Schanzenbach 7. Am 2. September
starb nach längerem, schwerem Leiden der Be-
gründer der Firma G. Schanzenbach & Co.
G&. m. b. H., Frankfurt a. M., Herr Gotthold
Schanzenbach.
Hochschulnachriehten, Der o. Professor
Dr. J. Stark, Greifswald, wurde als Nach-
folger von Prof. W. Wien als o. Professor der
Physik an die Universität Würzburg berufen.
er Privatdozent für Physik an der Tech-
(Staatstechnikum) in Karlsruhe.
nischen Hochschule München, Dr. M. Dieck-
mann, wurde zum a.o. Professor ernannt. —
Der Oberingenieur der AEG, Regierungsbau-
meister a. D. Dr.-Öng. R. Wentzel, Berlin,
ist als ordentlicher Professor für Eisenbahnbau
an Stelle des verstorbenen Prof. Schimpff an
die Technische Hochschule Aachen berufen
worden. — Der frühere Professor der Experi-
mentalphysik an der Universität Dorpat, zu-
letzt Honorarprofessor für Physik an der Uni-
versität Leipzig, Dr. A. von Oettingen ist
verstorben.
LITERATUR.
Besprechungen.
Kurzes Lehrbuch der Elektrotechnik.
Von Dr. A. Thomälen.. 8. verb. Aufl.
Mit 499 Textabbildungen. VIII u. 504 S.
in 8°. Verlag von Julius Springer, Berlin
1920. Preis geb. 24 M.
Die vorliegende 8. Auflage hat nach ver-
schiedenen Richtungen hin Erweiterungen er-
fahren. So ist zunächst das Kapitel der
Stromwendung umgearbeitet, wodurch es an
Klarheit und Vollständigkeit außerordentlich
gewonnen hat. Die Ausgleichvorgänge sind in
der dem Verfasser eigenen, anschaulichen Dar-
stellungsweise behandelt, ebenso die Wander-
wellen. Neu ist ferner das Kapitel Phasen-
schieber. Die Einfügung dieser Abschnitte ist
im Interesse des Werkes und seiner Leser sehr
zu begrüßen. Daß der Verfasser aber auch die
grundlegenden Gebiete beständig auf Ver-
besserungsfähigkeit prüft, erkennt man z. B.
an der Einfügung des Bildes 56, das zur Be-
rechnung des Feldes eines geraden Leiters in
der Luft die Grundlage bildet. Auch die ein-
fache Darstellung eirier Drosselspule (Bild 72)
läßt dies Bestreben erkennen. Ferner ist als
Gewinn zu betrachten die vereinfachte Dar-
stellung 141 für das Querfeld des Ankers. Die
Richtung des Kraftflusses ist zwar hier leicht
zu konstruieren; dennoch wäre ihre Angabe
gerade mit Rücksicht auf die darauffolgende
Erläuterung der Verstärkung des Feldes vor
der einen und seiner Abschwächung vor der
“anderen Polkante erwünscht. Etwas unüber-
siehtlich erscheint das Bild 170 der Rosen-
berg-Maschine. Diese Zeichnung würde ge-
winnen, wenn der Abstand der Bürsten D, B,
gegen den Durchmesser der Ankerstäbe relativ
vergrößert würde. Das gilt auch vom Bild 452.
Bei dem stetigen Anwachsen des Stoffes dürfte
der Verfasser wohl mit der Frage beschäftigt
sein, an welchen Stellen er bei späteren Auf-
lagen kürzen kann. Es möge deshalb daran
erinnert sein, daß das Dreileitersystem heute
nieht viel mehr als historischen Wert hat.
Seine Erwähnung ist berechtigt, aber es bleibt
zu erwägen, ob die Spannungsteilung (Ab-
schnitt 53) in dieser Breite behandelt werden
muß. Es dürfte genügen, zu sagen, daß man
den Mittelleiter an eine Batterie oder auch
an den gemeinsamen Pol zweier, in Reihe ge-
schalteter, Nebenschlußmaschinen anschließen
= Zar
f
9
7 A
Bo Be}
184 Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heit 39. 30. September 1920.
E &
R a 2 RER, : 5 » einer wichti - $ Auf’ dem deutschen Markte hat nach der starken
kann. Der Spannungsteiler von Dolivo-Do- | es sich um die Abwendung einer wichtige In en Een ach der a
browolsky ist zwar sehr lehrreich, aber doch | teressen schädigenden Notlage durch Nicht-
eine lebhafte Nachfrage eingesetzt, infolgedessen“
wohl kaum von praktischem Wert. Der ganze
10. u. 11. Teil, die sich mit der Wirkungsweise
erstellung der elektrischen Anlagen handelt,
ihre Zustimmung zu der Umwandlung
Gas auf
konnten die Preise nicht unerheblich in die Höhe
gehen. — Gummi. Die Gummipreise gingen in
der Gleichstrommaschinen und -motoren be- | der Beleuchtungsanlage von rummi. D mi) nn
fassen, könnten unbeschadet ihrer leichten | Elektrizität zu erteilen. Der Reichskohlen- re Te a re. B:
Verständlichkeit gekürzt werden. Jeden- | kommissar hat im allgemeinen keine Bedenken | mit 1551 d/lb für erepe 1. Sorte und 1s Ab =
falls werden in einigen der letzten Absehnitte
des Buches ungleich höhere Anforderungen
an den Leser gestellt. Diese Bemerkungen
entspringen der Auffassung, daß dem stetigen
dagegen, daß Strom an Kleinverbraucher ab-
gegeben wird. Es sei, so schreibt der Verband,
also kein Grund vorhanden, mit der Installa-
tion elektrischer Haus- und Wohnungsbeleuch-
für sheets, den bisher niedrigsten Stand im Jahre.
Die Verschlechterung der deutschen Valuta
wird nicht dazu beitragen, das Geschäft, wenig-
stens soweit Deutschland als Konsument in Frage
= = fa 5 2 h ee | N SH an ee =0e;
Anwachsen des Gebietes der Elektrotechnik | tungsanschlüsse zurückzuhalten. an a en
stark Teroerößerung des hes x ee ne ‚| der Gummiplantagenbes s g
ohne starke Vergrößerung des Buches Änderungen der Eisenbahntarife.!) — Deı Einschränkung der Erzeugung um 30% beab-
Es wäre
Rechnung getragen werden sollte. 1 hr für | Frachtberechnung nach den Sätzen | ‚„ichtisen, da der Weltmarkt überfüllk ist, —
Nberiiukeige De es f Er der Hauptklassen für Wagenladungen | perpentin. Am Terpentinmarkt ließ sich sowohl
lich selber spricht, noch ein Wort der Empfeh--| zo] künftig im Interesse wirtschaftlicherer Be-
sung mitzugeben. "G. “Rasch.
Die Wasserstoffionenkonzentration,ihre
Bedeutung für die Biologie und die Metho-
den ihrer Messung.
Michaelis. (Monographien aus dem Ge-
samtgebiet der Physiologie der Pflanzen
und der Tiere 1. Bd.). Mit741 Abb. XIV u,
210 S. in 8°. Verlag von Julius. Springer,
Berlin 1914, Preis 8 M, geb. 8,80 M.
Von Prof. Dr. Leonor,
triebsführung ein Gewicht von mindestens 15 t
für jeden verwendeten Wagen zugrunde gelest
werden. Für Güter aber, die wegen ihrer Sper-
rigkeitin Mengen von 15 t nicht in entsprechen-
den Wagen untergebracht werden können, und
für die wegen ihres geringen Wertes nicht die
volle Fracht für 15 t oder Verfrachtung zu
höheren Sätzen der Nebenklassen verlangt
werden kann, sowie für Güter, die aus anderen
in New York als auch in Savannah eine Neigung
zur Besserung feststellen. Am 10. IX. notierte
Terpentin in Savannah 1,59% $ und in New York
1,49 $ je Gallone.— Erdöl. Die Juniförderung der
Ver. St. Amerika belief sich auf 37,219 Mill.
Barrels (1 Barrel = 163,5 D, davon 36,931 Mill.
Barrels im Mai. Die Juniförderung ist die größte
monatliche Förderung, die jemals in den Ver-
einigten Staaten erreicht wurde. Die Vorräte
beliefen sich Ende Juni auf 126,674 Mill. Barrels .
5 RR 2 5 &
A inn des Weltkrieges erschienene | zwingenden Gründen in kleineren Mengen ver- | oooen 124.689 Mill. Barrels Ende Mai. Der Ver-
Werk Haba ieh gern len, weil sein In- | sandt werden und einer Frachtbegünstigung brauch betrug im Monat Juni 35,234 Mill. Barrels
halt, der in den 6 Jahren nicht gealtert hat, bedürfen, wird eine erleichternde Liste Age- gegen 37,233 Mill. Barrels im Mai. — Metallpreise.
mir besonders wertvoll erscheint. Wie | schaffen. Bei ihnen verlangt man auch weiter- | Die Notierungen der Vereinigung für die
Röntgenbehandlung, Elektrisieren und andere | bin nur ein Meistgewicht von 10 t für die An- | geutsche Elektrolytkupfernotiz bzw. der
Heilverfahren den Elektrotechniker mit dem | wendung der Sätze der Hauptklassen. In diese | Kommission des Berliner. Metallbörsenvor-
Arzte verbinden, so ist hier eine Brücke | Liste gehören u, a. Akkumulatoren. Ferner | standes (letztere verstehen sich ab Lager in
zwischen Physiologie und Elektrochemie "ge- | werden in die Allgemeine Wagenladungs- | Deutschland) lauten in M/10) kg:
schlagen. Die Tatsache, daß die basische oder | Klasse Instrumente, Akkumulatoren, Dy-
saure Reaktion der im menschlichen Körper | namomaschinen, en ne a, Metall 24. IX. 31. IX.
vorhandenen Säfte in ihrer Art und Größe für | Transformatoren un agnetzünder ver- #
das Leben wiehtig ist, hat die Physiologen ver- | wiesen. Unbrauchbare, gebr Bacher Akkumu- :
anlaßt, mit Hilfe von elektrischen Messungen latoren teile kommen in den. Spezialtarif I. Elektrolytkupfer (wire
den Grad jener Reaktion z. B. für Blut, Ge- bars), prompt, cif Hamburg,
webssaft, Harn usw. zu bestimmen. Nach der Bremen, Rotterdam . . . 2633 2848
Ionentheorie ist eine Flüssigkeit um so saurer, ZEN EIER EEE N "ER
je mehr Wasserstoffionen sie in der Raumein- WARENMARKT Raffinadekupfer 99/99,3%, 2100—2200,2000— 2100
heit enthält. Diesen Gehalt an Wasserstoffionen ; Originalhüttenweichblei . | 730—750 | 750- 775
kann man messen, indem man einen von Wasser- Originalhüttenrohzink,
stoffgas umspülten Platindraht in die betref- Eisen und Stahl. — Der Roheisen-Verband Preis im freien Verkehr . 950 890 —910
fende Flüssigkeit taucht und diese Elektrode | ist nunmehr definitiv bis Ende 1923, also um | Plattenzink (remelted) von
gegen eine Wasserstoff-Normalelektrode-schal- | drei Jahre verlängert worden. — Baumwolle. handelsübl, Beschaffenheit 650 625—640
tet, welche entsprechend aus einem Platindraht | Die amerikanischen Baumwollmärkte blieben in | Originalhüttenaluminium \
besteht, der in eine Flüssigkeit von genau be- | letzter Zeit bei mäßigen Schwankungen in ziem- 98/99%/gin gekerbt.Blöckchen 3300 -- 3400 3300: -3400
kanntem Wasserstoffionengehalt taucht. Aus | lich flauer Haltung. Eine geringe Befestigung dsgl. in Walz- oder Draht- =
dem Potential dieser galvanischen Kette er- | zu Ende der vorigen Woche ließ die Preise am baren . 2. 2.2.2... 18850—36003550—3600
gibt sich nach der bekannten Nernstschen | 17. IX. noch immer 50 bis 100 Punkte unter dem Zinn,Banka-,Straits-‚Billiton- |16400—6400 6450—6550
Formel das Verhältnis der beiden Konzentra- | Preisstand vom 10. IX. bleiben. Am Bremer Hüttenzion, mind. 990%), . . 16500—6500| 6400
tionen. Weil für wässrige Lösungen das Pro- | Baumwollmarkte konnten die Preise bei leb- | Reinnickel 98/99 Yu... . . 4800 - 5000 4800-5000
dukt der Wasserstoffionen und der die Basen | haftem Geschäft infolge der starken Verteuerung | Antimon-Regulus . . . . | 925—975 | 950—1000
kennzeichnenden Hydroxylionen eine nur von | des Dollars erheblich anziehen. In den letzten | Silber in Barren rd, 900 fein i
der Temperatur. abhängige Konstante ist | Tagen brachte die Verbesserung des Markkurses für. like feine. un. 1560—1575,1480— 1500
(bei 18° ist k = 0,73.10-14), so wird auch die | wieder ein Nachlassen der Preise. Durch eine An der Londoner Metallbörse wurden
Basizität einer alkalisch reagierenden Flüssig- | demnächst zur Veröffentlichung gelangende nach „Mining Journal‘ am 17. IX. 1920 für
keit durch die Messung ihrer Wasserstoffionen- | Bekanntmachung des Reiehswirtschaftsministers 7 5 ae er:
5 ER D n re N ee EN i : 1 ton (1016 kg) notiert: >
konzentration ermittelt. Genaue Messungen | wird die freie Finfuhr für gebleichte und ge- 2 d d
dieser Art sind nieht ganz einfach. Der Ver- krempelte Baumwolle verboten werden. Die = 2 ; Ei
fasser beschreibt deshalb eingehend die nötigen | Einfuhrerlaubnis wird von der Reichsstelle für „Kupfer: best selected . 107 0 0 bis108 0 0 ;
Apparate und ihre Handhabung. Seine zahl- | Textilwirtschaft erteilt werden. — Wolle. Die » electrolyt.. 112 00,18 00 &
reichen up sorgfältigen Messungen haben | australische Regierung hat die Ausfuhr von Wolle ne wire bars . .. 117 0 0 „118 0 0 n.
unter anderem das schöne Ergebnis geliefert, | wieder freigegeben. Bei der letzten Antwerpener SISRLR: standard, Kasse 9) 0 0 „ > 5 0. 5
daß in den verschiedenen Körpersäften Versteigerung australischer Wollen wurden etwa ARD „_3Mon. 9817 6,900 er
gerade diejenige Wasserstoffionenkonzentra- | 5 bis 10%, höhere Preise erzielt als bei der voran- | Zinn: standard, Kasse. . 277 00,27750 ee
tion herrscht, bei der das in dem betreffen- | gegangenen Versteigerung. Die Reichs-Wol- | Fr 3Mon. . 281 10 0 „28115 0 Be
den Saft arbeitende Ferment den höchsten | A. G., Berlin, ist am 1. IX. 1920 in Liquidation „ srl ...... 282 0 0 „282 10.0 5
Wirkungsgrad besitzt. Auf seine zahlreichen | getreten. — Seide. Am italienischen Seiden- | Blei: span.oder nichtengl. z E
anderen Befunde über die Selbstregelung der | markte verlief die letzte Zeit infolge der inner- Weichblei ... ... 85 15 0. „ 3b ls Oz
Säurebildung-in den Geweben usw. kann hier politischen Unruhen ziemlich still. Trotz ver- ‚„ gew. engl. Blockblei 38 0.0 a
nicht eingegangen werden. Es genüge darauf | hältnismäßig geringer Umsätze konnten sich die | Zink: gew. Sorten.... 3912 6 „ #017 6 E
hinzuweisen, daß sich hinter dem wenig | Preise für Rohseide auf ihrer alten Höhe halten. n..remelted „.,... . 86.0 00.0
lockenden Titel ein sehr wertvolles Buch von | Kokons sind etwas im Preise zurückgegangen. n, ongl. Swanses .... 4110 0 „ — ——
weiter Bedeutung birgt. K. Arndt.
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Sie stehen heute auf 80 bis 82 Lire/kg. Auf dem
Japanischen Seidenmarkte, der im letzten Früh-
Jahr einen außerordentlichen Preissturz erlebte,
haben sich die Verhältnisse infolge wieder auf-
lebender Nachfrage aus den Vereinigten Staaten
Antimon: engl. Reg. . . .. 52/55 £ net.
Aluminium: 98 bis 990), 165 £ (Inland);
185 £ (Export).
Nickel: 98 bis 990), gar.
Quecksilber: nom, für
R erheblich gebessert. Der französische Seiden- die 75 Ibs.-Flasche. ... 19 £.
Bücher. markt erfuhr nach dem bedeutenden Preisaufstieg | Platin: je Unze nom... . 620 ».
Bestimmungen über die bruchsichere Füh-
rung von Hochspannungs-Freileitungen
üb erReichs-Telegraphen-undFernsprech-
leitungen. Herausgegeben vom Reichspost-
ministerium im Mai 1920. 41 $S. ins R,
v. Deckers Verlag, G. Schenck, Berlin 1920, Preis
4,80 M.
KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Elektrische Hausinstallationen. — Um alle |
Zweifel darüber zu zerstreuen, ob an Stelle von
(rasbeleuchtung elektrisches Lieht eingeführt
werden darf, macht der Verband deutscher
in den Monaten April, Mai, Juni einen starken
Preisrückgang, der bis Ende August dauerte.
Erst Anfang September machte sich hier wieder
eine Besserung der Marktlage bemerktbar. Die
Preise sind im Augenblick fest und betragen
etwa: für Greges Öevennes 11/13 270 Fr/kg, für
Piemont und Messina 11/13 260 Fr/kg, für Piemont
und Messina 12/16 270 Fr/kg. — Jute. Die Be-
festigung am englischen Rohjutemarkt dauerte
in der letzten Zeit weiter an, Erste Marken alter
Ernte für Sept./Okt.-Verschiffung werden im
Augenblick etwa mit 41 £/t angeboten, während
für gleiche Qualitäten neuer Ernte 47 £/t gefordert
werden. Der Fabrikatemarkt in Dundee ist da-
gegen weiter schwach. Es notieren;
In New York notierte Elektrolyt-
kupfer am 23. IX. 1920 loko 18,75 cts/Ib.
* Netto. ;
I re...
Bezugsquellennachweis.
Frage 34. Wer liefert doppelseitig ge-
teertes Isolierpapier zum Aufhanfen von Por-
zellanisolatoren ?
Frage 35. Wer liefert Einrichtungen zum
Emaillieren von Kupfer- und Aluminium-
drähten ?
Frage 36. Wer liefert geeignete Lacke
zur Herstellung von Emailledrähten aus Kupfer
230 £ (In- u. Ausland).
N
ee SE a |
n % r = a N P
N . I : N Hessians 101, oz. 40" 65/, d/yard FaR: q
Elektroinstallations-Firmen e. V., Frankfurt 5. 49" er 8 und Aluminium ?
a. M., auf die Entscheidung des Reichskohlen- Tarpaulings © . 45"15 Be Frage 37: Wer liefert Vorriehtungen zum
kommissars für die Kohlenverteilung vom
20. VII. 1920 aufmerksam. In dieser wird da-
rauf hingewiesen, daß die Vertrauensleute für
Gras angewiesen sind, in allen Fällen, in denen
‘) ‚Die Tarifünderungen, über die die Handelskammer
zu Berlin in ihren „Mitteilungen“ (August 1970) Näheres
Beet werden voraussichtlich schon am 1. XI. in Kraft
reten.
elektrischen Anwärmen des Öles in Kessel-
wagen („ETZ‘ 1918, S. 27)?
Abschluß des Heftes: 25. September 1920.
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin.
785
Elektrotechnische Zeitschrift
| (Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 189.
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24.
41. Jahrgang.
Berlin, 7. Oktober 1920.
Drahtlose Nachrichtenübermittelung für
Uberlandwerke.!)
Von Dr.=$ng. e.h. Graf Arco, Berlin.
Übersicht. Beschrieben wird eine den weit-
gehendsten Ansprüchen genügende telephonische
Verbindung zwischen Überlandwerken untereinander
und ihren Unterstationen mittelst hochfreqauenter
Schwingungen, wobei auf die drahtlose Telephonie
mit freier Strahlung, die leitungsgerichtete, die spe-
ziellen Ausführungen der Gesellschaft für drahtlose
Telegraphie, die Einrichtungen der Stationen, die
‘Verbindungen der drahtlosen Stationen mit der
Drahttelephonie, die beweglichen Stationen zum
Absuchen der Strecken und die Wirtschattlichkeit
soleher Anlagen eingegangen wird,
I. Einleitung.
Das Bedürfnis nach einwandfreien tele-
phonischen Verbindungen zwischen den Über-
landwerken untereinander und mitihren Unter-
stationen istin diesen Kreisen als eine bekannte
Tatsache vorauszusetzen. Besonders beim Ein-
treten von Betriebsstörungen ist eine einwand-
freie und schnelle Nachrichtenübermittlung
von größter Wichtigkeit. Für die telephonische
Verbindung wurden bisher entweder Leitungen
der Postverwaltung oder mit deren Zustimmung
eigene Drähte auf eigenem Gestänge benutzt.
Die technisch vollkommenste Verbindung
geschieht durch besondere Kabel. Infolge der
hohen Kosten kommen aber solche Verbindun-
gen nur selten in Frage. Telephondrähte unter-
liegen häufigen Betriebsstörungen durch äußere
Einflüsse. Es ist aber vom betriebstechnischen
" Standpunkt aus besonders unangenehm, daß es
meistens dieselben äußeren. Einflüsse
sind, welche gleiehzeitig Störungen in den
Hochspannungen und in den Telephonleitungen
hervorrufen. In diesen Fällen werden die Tele-
phonanlagen gerade in dem Moment, wo sie
gebraucht, außer Betrieb kommen. Bei ‚dieser
relativ ungünstigen Situation ist es natürlich,
daß das neue Mittel der drahtlosen Telephonie
für Überlandzentralen bei den interessierten
Kreisen rege Beachtung findet.
II. Telephonie mittels schneller elek-
trischer Schwingungen.
Der Übertragungsmechanismus der ‚Tele-
phonie mittels schneller Schwingungen sei kurz
noch einmal in die Erinnerung zurückgerufen.
Das Gerüst einer solchen Anlage besteht in
einem Erzeuger für ungedämpfte Schwingun-
gen, u. zw. solcher von möglichst konstanter
Frequenz und Amplitude. Auf der Gegensta-
tion ist ein Empfangsapparat auf diese Sch win-
gungen abgestimmt, so daß die ‚Amplituden
einen maximalen Wert erhalten. Die Empfangs-
schwingungen werden über einen Gleichriehter
geführt und in Gleichstrom verwandelt. Der
elektrische Wellenzug vom Sender zum Emp-
fänger ist energetisch der Ersatz einer strom-
führenden Drahtleitung. Zur Übertragung eines
Telephongespräches wird die kontinuierlich
konstante Dauerschwingung des Senders im
Rhythmus der Sprache elektrisch modifiziert
(Abb. 1). In gleichem Verhältnis ändern sich
damit die Amplituden der Empfangsströme ın
r 1) Vortrag, gehalten auf der Jahresversammlung des
Verbandes Deutscher Elektrotechniker in Hannover 1920.
Über den gleichen Gegenstand ist bereits in der „ETZ“
1920, S- 670 r berichtet worden. D. 8.
Übertragungsmechanismus
Heft 40.
dem Empfangsapparat. Aus dem konstanten
Gleichstrom hinter dem Gleichrichter wird ein
in gleicher Weise modifizierter Gleichstrom,
der bei günstiger Bemessung des gesamten
den Mikrophon-
strömen an der Sendestelle ähnlich geformt ist,
und demnach in einem Telephon durch Ener-
gieübertragung ins Akustische die Sprache
wiedergibt.
Die Erzeugung ungedämpfter Schwingun-
gen ist sowohl durch die Ausgestaltung der
Hochfrequenzmaschine, wie durch die Erfin-
‚dung der Kathodenröhrenverstärker als Schwin-
gungserzeuger in einfacher und betriebssicherer
Weise gelöst. Für die, wie wir sehen werden,
sehr kleinen Leistungen als Verbindung: zwi-
schen ElI— We, scheint im Augenblick die Ka-
thodenröhre der geeignetste Erzeuger. An der
Empfangsstelle sind die etwas unsicheren De-
tektoren als Gleichrichter abgeschafft und
durch den Kathodenröhrenverstärker ersetzt
worden.
In der ganzen Kette dieser Energieüber-
tragung befindet sich kein Element mehr, wel-
ches die für den technischen Betrieb erforder-
liche hohe Sicherheit nicht erreichen würde.
Die eigentliche Energieübertragung wird. in
dem skizzierten Schema (Abb. 2) der drahtlosen
Starkstrem-Leitung
oe
Sende -Antenne
- — — —
Emypfangs-Anlenne
Schema der Energie .
Übertragung
Sender fi mptänge
Mikrophon Telephon
FAHENDE
Telephonie durch Antennen bewirkt, welche
an der Sendestelle die Schwingungsleistung aus-
strahlen und an der Empfangsstelle aufsam-
meln und dem Empfänger zuführen. Für eine
punktförmig strahlende Antenne würde die mit
steigender Entfernung zunehmende Sender-
leistung quadratisch wachsen, für lineare An-
tennen, die groß sind im Verhältnis zur Ent--
fernung, proportional. Bei den wirklich vor-
liegenden Verhältnissen steigt die Strahlungs-
leistung etwa in der 1,7-fachen Potenz mit der
Entfernung.
Diese immerhin rasche Zunahme der er-
forderlichen Leistung und außerdem noch die
mit zunehmender Zahl und Dichte der errich-
teten Stationen steigenden gegenseitigen Stö-
rungen machen es, daß die drahtlose Telephonie
mit freier Strahlung für einen so großen
Abnehmerkreis, wie es die immer dichter wer-
denden Überlandzentralen sind, wenig aus-
sichtsvoll war.
III. Die Leitungsgerichtete.
Um diese Schwierigkeiten zu vermeiden,
griff man auf Vorschläge zurück, welche bereits
in der Kinderzeit der drahtlosen Technik von
verschiedenen Seiten gemacht worden sind, wie
beispielsweise in Deutschland von Slaby und
in Amerika von Squier. Man fing an, vorhan-
dene Drahtleitungen dazu zu benutzen, um an
ihnen entlang die Schwingungsenergie fortzu-
leiten. Vom Standpunkt der Senderleistung
für eine bestimmte Entfernung liegen die Ver-
hältnisse bei leitungsgerichteter Telegraphie
bzw. Telephonie erheblich günstiger als bei
Raumtelephonie, und vom Standpunkt der
gegenseitigen Störungen gewinnt man unge-
heure Vorteile. Zunächst wurden telegraphische
und telephonische Freileitungen für diese Über-
tragung ausgenutzt. Dann aber richtete man
auch das Augenmerk auf die Hochspannungslei-
tungen der Elektrizitätswerke.
- Man könnte im ersten Augenblick meinen,
daß bei dieser Ausnutzung der Hochspannungs-
(Abb. 3).
leitungen der gleiche‘ Übelstand eintreten
könnte, als wenn an den Hochspannungsmasten
telephonische Verbindungsleitungen angebracht
würden, n mlich daß bei Störungen in den
Hochspannungsleitungen, also in dem Moment,
wo die telephonische Verbindung am wichtigsten
ist, diese gleichzeitig mit der Hochspannungs-
versorgung gestört sein würde.
Diese Befürchtung aber besteht nicht zu
Recht. Es ist vielmehr durch besondere Ver-
suche nachgewiesen worden, daß selbst, wenn
nicht geradesämtliche Hochspannungsleitungen
gerissen sind, immer noch unter bestimmten
Bedingungen die Hochfrequenzenergie in noch
ausreichender Stärke über diesen Defekt über-
tragen wird. Bei Anwendung bestimmter
Schaltungen kommt die Höhe der Leitungen
über Erde als Vertikalkomponente und als
Strahlungshöhe in Betracht; allerdings unter
der Bedingung, daß die Frequenz der schnellen
Schwingungen genügend groß gewählt ist. Die
nur langsame Intensitätsabnahme am Leitungs-
wege gewährt den ungeheuren Vorteil, mit viel
größeren Empfangsintensitäten und daher, mit
einem größeren Sicherheitsfaktor in der Über-
tragung arbeiten zu können, als bei freier Strah-
lung. Die große Empfangsintensität ermöglicht
einen einfachen Apparat für den Klingelanruf
und gibt ihm ebenfalls die notwendige Betriebs-
sicherheit. Atmoösphärische Störungen, sonst
der größte Feind jeder drahtlosen Übertragung,
kommen bei diesen Anordnungen teilweise
wegen überschüssiger Stärke am Empfänger,
teilweise der geringen Strahlungs- und Auf-
nahmefähigkeit des Übertragungsmechanismus
wegen, kaum in Frage. Aber gewisse neue
Schwierigkeiten werden durch das leitungsge-
richtete System hineingebracht. Es sind dies
nämlich die Verzweigung der Leitungen und
die Zwischen- und Unterstationen. Allein, auch
diese Schwierigkeiten überwindet die moderne
Technik durch neue wirksame Mittel.
Die Wicklungen von Hochspannungstrans-
formatoren, wie sie in der Zentrale und den
Unterstationen Verwendung finden, haben in-
folge der Dichte der Windungen und des Eisen-
jochs in den Spulen für schnelle Schwingungen
nieht die hohe Selbstinduktion wie für Nieder-
frequenz. Die Wieklungen bilden vielmehr hier
einen kapazitiven Kurzschluß und somit nur
einen geringen, scheinbaren Widerstand. Da-
gegen können die Blitzschutzspulen ernstlichere
Schwierigkeiten bereiten. Ihr Hochfrequenz-
widerstand läßt sich aber durch längs der Frei-
leitung angebaute antennenartige auf die Hoch-
frequenz abgestimmte Schwingungssysteme ver-
meiden, ‚die parallel zu Hochspannungsleitun-
gen als Übertragungsantennen angeordnet sind
Die Wellen biegen über diese elek-
| Überbrückung eines Abzweiges |
! . der Kraftleitung |
LET NE |
Abb. 3.
trischen „Weichen“ aus und gehen dann wieder
in die Hochspannungsleitung zurück. Die
Schwächung durch Verzweigung läßt sich ver-
'ringern, indem man entweder Blitzschutzspulen
an diesen Stellen anlegt, oder sie, ohne die Lei-
tungsführung selber zu verändern, durch in-
duktive Verbindungen für die Hochfrequenz-
schwingungen hineintransformiert.
IV. Die speziellen Ausführungen.
Die Gesellschaft für drahtlose Telegraphie
hat im letzten halben Jahre mehrere Überland-
werke mit leitungsgerichteter drahtloser Tele-
phonie ausgerüstet. Die Anlagen arbeiten ein-
wandfrei, u.zw. wesentlich störungsfreier als die
ostalischen oder gar solche, bei welchen eine
Telephonleitung an den Hochspannungsleitun-
786
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
gen angebracht ist. Die wichtigsten Anlagen
sind die Golpa-Rummelsburg und die Schichau-
Werke, Elbing; erstere über 135, letztere über
50km. Einzelheiten der ersteren Anlage zeigen
die nebenstehenden Abbildungen. Abb. 4 die
Hochspannungsleitungen und die Übertragungs-
ne]
Abb. 5. Sprechstelle Rummelsburg (geschlossen).
antenne, welche an den Hochspannungsmasten
montiert ist; 5 und 6 die Station Rummels-
burg bei geschlossenem und geöffnetem Appa-
rateschrank. An beiden Stellen führt die Hoch-
spannungsleitung Drehstrom von 500, denen
die Hochfrequenzströme. überlagert werden.
Wenn es a leicht war, den Ton,
welcher im Empfänger durch die 50 & indu-
ziert wird, auszuschalten, so machte es dagegen
Schwierigkeiten, die Wirkungen des Ein- und
Ausschaltens der Leistungen von einigen Tau-
sendkW von den Empfängern fernzuhalten. Die
Verringerung der Störung gelang hauptsächlich
dadurch, daß man die Hochfrequenzperiode
von der des Starkstromes sehr verschieden
machte, nämlich auf 150 000 bis 200.000 Per
hinaufging. Diese Störungen wurden durch ge-
wisse neue Kompensationsschaltungen des
Empfängers behoben.
Im einzelnen sieht eine solche Telephonie-
anlage folgendermaßen aus: :
V. Stationsbeschreibung.
Zur Speisung des Kathodenröhrengenera-
-tors gehören zwei Stromquellen. Die eine ver-
| Anodenenergie für die Röhre und besteht meist
aus einem rotierenden Umformer, welcher etwa
600 V Gleichstrom gibt. Die Kathodenröhre
ist dann in einer der für die Erzeugung bekann-
ten Schaltungen gemäß dem prinzipiellen Pa-
tent von A. Meißner mit einem elektrischen
Schwingungskreis verbunden,und dieser liefert
eine bezüg]. Amplitude und Frequenz absoluter
konstanter elektrischer Energie.
Aus diesem Schwingungskteis wird, die
Energie einem System zugeführt, das die Über-
tragung derselben auf die Hochspannungslei-
tung übernimmt (Abb. 7 u. 8). Als solcher
Zwischenmechanismus hat sich als am geeignet-
sten eine Art „Lecher-System‘ erwiesen, d. h.
die Anordnung von zwei Drähten, welche über
die Länge von etwa: 100 m und im Abstande
von einigen Metern parallel längs der Hoch-
spannungsleitungen an deren Masten installiert
werden. Beide Drähte sind beispielsweise durch
eine Spule mit dem Schwingungserzeugerkreise
gekoppelt. Die Übertragung auf die Hoch-
spannungsleitung hat nur dann einen guten
Wirkungsgrad, wenn diese beiden Leitungen
mit zweı Hochspannungsleitungen stärker ge-
Heit 40. :
m
sorgt den Glühfaden mit Gleichstrom von eini-
gen Ampere bei etwa 10 V. Hierzu dient eine
kleine Akkumulatorenbatterie, die, mittels auto-
matischer Schalter mit dem Leitungsnetze ver-
bunden, selbsttätig auf Ladung gehalten wird.
Die andere Stromquelle liefert die notwendige
7. Oktober 1920.
koppelt sind als mit den übrigen. Bei einer
Hochspannungsleitung für Drehstrom mit drei
Leitungen sind sie also so angeordnet, daß sie
zu zwei dieser Leitungen räumlich näher laufen
als zur dritten. Durch diesen Übertragungs-
mechanismus zwischen Schwingungserzeuger
Sende-Antenne
und Hochspannungsleitung wird nur eine ge-
ringe freie Strahlung erzeugt und ein großer
Teil der Energie wird der H ochspannungsleitung
zugeführt. Die Übertragung wird meist durch
eine el Kapazitätskopplung her-
‚estellt. 2 : x
a An der Empfangsstelle, (Abb. 9) wird ein
ähnlicher Zwischenübertrager zwischen Hoch-
Emafongs -Ankenne
Schallungsscheme
des Empfängers.
Br
Eu
2 Telephen
Relais
Anruf
Abh. 9,
spannungsleitung und Empfangsapparat ange-
Vorder ST damit der Ep egen Aunene
störungen gut geschützt. Ein solches ‚„Lecher-
System‘ hatnämlich nur einegeringeAufnahme-
fähigkeit für im Raume vorhandene elektro-
magnetische Schwingungen. Die aufgenom-
mene Energie wird unter Zwischenschaltung
eines Kopplungsorganes in einen elektrischen
Schwingungskreis übertragen und von dort
einer Empfangskathodenröhre als Gleichrichter
zugeführt. .Der Gleichstrom, welcher beim
Sprechen pulsiert, wird, wenn nötig, durch
Kathodenröhren - Niederfrequenzverstär-
kerverstärktund dann im Telephon ausgenutzt.
Für die Empfangsverstärker sind wiederum be-
sondere Stromquellen nötig, nämlich zur Spei-
sung des Glühfadens und für die Anodenspan-
nung. Hier kommt es ganz besonders darauf
an, einen- möglichst konstanten Gleichstrom,
ganz ohne überlagerte obere Schwingungen zu
erhalten, wie sie im allgemeinen aus Gleich-
stromdynamos vom Kollektor und den Bürsten
aus zustandekommen. Besondere Schutzein-
richtungen zum Fernhalten derselben sind er-
forderlich. ae 3
. Eine unerläßliche Bedingung für eine gute
telephonische Verbindung ist das Hin- und PR
Hersprechen ebenso wie beim gewöhnlichen IR
Drahttelephonapparat, nämlich so, daß gleich-
zeitig auf zwei Seiten gesprochen und
gehört werden kann. Die einfachere Anordnung
zeitlich nacheinander zu sprechen und zu hören,
indem man dazwischen immer den Sender und.
Empfänger umschaltet, wie in der drahtlosen
Telegraphie sonst üblich, ist unzureichend. Das. ©
sogenannte ‚Gegensprechen ‘ erfolgt dadurch,
daß Sender und Empfänger auf verschiedene
Wellen gestimmt sind, so daß ‚auf jeder Sei
mit einer anderen Welle gesprochen und mit
einer anderen gehört wird. Die Wellenunte x
schiede müssen ziemlich erheblich sein, damit
der Empfänger nicht beim Sprechen des eigenen
Senders von diesem aus gestört wird (Abb. 10
5
Schutz des Empfängers
vorderWelledes Senders
beim Degensprechen e
Drosselkreis
sender
‚Empfäng:
Abb: ‘10... Sr
Die störende ‚Welle kann durch -einen abge- x
stimmten Kreis, „Drosselkreis‘‘, welcher in ( 16. en
Leitung eingeschaltet ist, ferngehalten werden,
Eu
7. Oktober 19R0.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920, Heft 40.
787
E 000.00. .Abb. 8. Gerät der fahrbaren Station. -
Ä Die zwei verschiedenen Wellen bringen, nament- | gegeben und dadurch auf indirekte Weise, aber
lich in Anlagen mit vielen Teilnehmern, eine
ewisse Komplikation mitsich. Der Angerufene
muß stets die eine und der Anrufende die andere
Welle benutzen. Diese Wellenumschaltung läßt
sich aber auf automatischem Wege erreichen.
Die beim Einschalten der Senderöhre er-
zeugten Schwingungen werden beim Sprechen
auf das Mikrophon modifiziert. In einfachster
Weise geschieht dies dadurch, daß das Mikro-
phon direkt in die Sendeantenne geschaltet
wird, dort einen mit der. Sprache schwankenden
Widerstand darstellt, und so die Amplitude der
Hochfrequenz modifiziert. Da aber das ge-
wöhnliche Mikrophon nur sehr kleine Leistun-
en aufnehmen kann, wenn nicht die ‚Qualität
er Sprache oder die Lebensdauer des Appa-
rates sehr verringert werden soll, so eignet sich
diese einfachste Einrichtung nur für Sendean-
lagen von geringen Leistungen. Wenn aber, wie.
das bei den meisten Anlagen der Fall ist, an der
Sendestelle etwa 10 W Schwingungsleistung be-
“nutzt wird, so ist es nötig, das Mikrophon auf
das bzw. die Gitter der Erzeugerröhren wirken
zu lassen. Durch die Einwirkung der vom Mi-
krophon herrührenden Spannungsschwankun-
gen auf das Gitter, wird die Schwingungser-
'zeugung der Röhre teils gehindert, teils frei-
Abb. 6. Sprechstelle Rummelsburg (geöffnet). ;
abhängig sind. Wenn daher die Hilfsspannun-
relaisartig die Hochfrequenzleistung in die
Sprachform modifiziert.
Die modernen Kathodenröhren als Schwin-
gungserzeuger, ebenso wie diejenigen als Emp-
fangsverstärker, haben infolge des sehr hohen
Vakuums, welches zur Anwendung kommt, ab-
solut konstante Arbeitsverhältnisse, welche
auch von Temperaturschwankungen ganz un-
gen, weiche zum Betriebe für die Röhren An-
wendung finden, stets konstant gehalten wer-
den, arbeiten sämtliche Röhren gleichmäßig
und geben konstante DE UsE
Veränderungen in der Anlage treten aber
ein, z. B. durch Veränderungen des Dielektri-
kums, um die Zwischensysteme und die Hoch-
spannungsleitung herum. Die Veränderungen
können unter Umständen kleine Abstimmungs-
änderungen herbeiführen. Diese dürfen auf den
Betrieb keinen merkbaren Einfluß ausüben,
deshalb wird die Intensität so reichlich be-
messen, daß auch bei den größten vorkommen-
den Abweichungen noch genügend Intensität
für den Empfänger übrig bleibt. K
Der: Anruf, welcher beim gewöhnlichen
Telephon in einfachster Weise durch eine mit
direktem Strom betriebene Glocke erreicht
‚stelle erhalten wird.
wird, ist für drahtlose Übertragung lange Zeit
ein ungelöstes Problem gewesen. Es stehen hier
nur winzige Bruchteile der elektrischen Lei-
stung zur Verfügung, welche bei der drahtlosen
Telephonie, z. B. durch Drehen des Weckers an
der Sendestelle, erzeugt und an der Empfangs-
i Infolge der aber bei lei-
tungsgerichteter Telephonie sehr hohen Emp-
fangsintensität ist bei Anwendung eines ein-
fachen Gleichrichters immer noch soviel Gleich-
stromleistungsan der Empfangsstelle vorhan-
den, daß ein gewöhnliches Drehspuleninstru-
ment oder ein. polarisiertes Relais, allerdings
hoher Empfindlichkeit, welches mit Kontakten
versehen ist, als Relais zur. Betätigung eines
lokalen Klingelstromkreises benutzt werden
kann (Abb. 9).
Der praktische Betrieb einer solchen An-
lage geht in folgender Weise vor sich: Beim
Anheben des. Hörers schalten sich automatisch
am Sender die zum Betriebe der Erzeugerröhre
notwendigen Stromkreise ein, und beim Vor-
handensein eines rotierenden Umformers läuft
dieser an. Es beginnt die Erzeugung der Hoch-
frequenz im Sender und des Gleichstromes am
Empfänger: Dieser bewegt das dort angelegte
Anrufrelais, und die Glocke ertönt. Wenn jetzt
an der zweiten Station die Bedienung heran-
kommtund.den Hörer auch abnimmt, wird auto-
matisch dieGlocke ausgeschaltet, und die Strah-
lung dieses zweiten Senders ebenfalls einge-
schaltet. Der Angerufene meldet sich in der
üblichen Weise, und das Gespräch beginnt.
VI. Verbindung mit den Draht-
telephonen.
i Die günstigste Anlage der Station ist die-
jenige, bei der die Apparatur unmittelbar am
Ende der Zwischenantennen angeordnet wird.
In den meisten Fällen führt das dazu, die Sta-
tionen in das Transformatorenhaus unmittelbar
neben die Hochspannungstransformatoren in
den Hochspannungsraum einzubauen, oder sie
sogar direkt am letzten Mast in einem wetter-
geschützten Kasten anzuordnen. Anderseits
führen die Bedingungen der größtmöglichsten
Ausnutzung der Stationen durch das Betriebs-
personal dahin, die eigentlichen Sprechappa-
rate möglichst in einem Schaltraum der Zen-
trale, evtl. dort in Sprechzellen unterzubringen.
Der Sprechapparat und der Hochfrequenzteil
werden dann miteinander durch ein mehradri-
ses Kabel verbunden, so daß die Betätigung der
Hochfrequenzapparatur durch Fernschaltung,
evtl. über eine Entfernung von einigen hundert
Metern,-erfolst.
Um die im Verhältnis zum eigentlichen
Sprechapparat kostspielige Hochfrequenzanlage
wirtschaftlich t auszunutzen, empfiehlt es
sich, möglichst zahlreiche Sprechstellen mittels
Drahtverbindungen an sie anzuschließen. Es
ergibt sich dann stets die Aufgabe, die zwei
Hauptleitungen des Sprechapparates mit dem
Sender und dem Empfänger der Hochfrequenz-
apparatur so zu verbinden, daß die Sprech-
ströme dem ersteren zugeführt, die Empfangs-
ströme -von letzterem abgenommen werden.
Die einfachste Anordnung mit Hilfe einer
Brückenschaltung und eines Transformators
zeigt Abb. 11.. Sind mehrere Drahtapparate an-
öchemao des Anschlusses
eınes enHernten Teilnehmers
Deagel miltelsDrahtleitung
Ermptängeı
Übertrager.
Orohlleltung
zum Tellnehmer
Abb. 11.
zuschließen, so erfolgt dies am einfachsten mit
einem Klappenschrank. Der drahtlose Teil
der Stationen kann von den Elektromonteuren
des Werkes instandgehalten werden. Bisweilen
wird sich die Revision durch einen Spezialisten
empfehlen. Im allgemeinen aber handelt es
sich um die Aufgabe, die verschiedenen Akku-
mulatorenbatterien und die kleinen Umformer
zu überwachen und Röhren auszuwechseln,
wenn deren Lebensdauer abgelaufen ist.
VII. Bewegliche Station zum Absuchen
von Strecken.
Wenn die Hochspannungsleitung eine Stö-
rung erfähren hat, und die Störungsstelle an
der Leitung gefunden ist, kommt es darauf an,
während der Reparaturarbeiten eine einwand-
freie Verbindung mit der Zentrale aufrecht zu
erhalten, um die Arbeitszeit möglichst abzu-
kürzen. Für diese Zwecke hat die Gesellschaft
für drahtlose Telegraphie eine besondere kleine
Apparatur ausgebildet, die entweder auf einem
788
1
N
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 40.
7. Oktober 1920.
——_—_ — — ,— — — —— — —,—, , , , — — — — — — ——————— Ta
Personenautomobil montiert ist, oder in kleinen
Lasten tragbar ausgebildetist. DieseHilfsstation
verbindet sich auf freier Streeke mit der Hoch-
spannungsleitung durch Anlegen einer provi-
sorischen Zwischenantenne, dieim wesentlichen
ebenso ausgebildet ist wie die normale Über-
tragungsantenne. In Rücksicht auf größte Ein-
fachheit der Apparate wird aber hier auf Gegen-
sprechen verziehtet, und das Sprechen und
Hören erfolgt durch jedesmaliges Umschalten
der Antenne auf den Sender bzw. Empfänger.
VIII. Wirtschaftlichkeit.
Wenn man die Kosten zwischen einer
Draht- und einer drahtlosen Verbindung ver-
oleichen will, so wird es unbedingt notwendig
sein, bestimmte Voraussetzungen zu machen,
in der Hauptsache dahingehend, daß Verbin-
dungen annähernd gleicher technischer Quali-
tät dem Vergleiche zugrunde gelegt werden.
Der Vergleich mit einer Kabelverbindung fällt
natürlich sehr zugunsten der drahtlosen aus.
Die. Kabelverbindung ist um ein Vielfaches
teurer, ohne in technischer Beziehung eine we-
sentliche Mehrleistung selbst bei Störung der
Hochspannungsleitung zu ergeben, Im allge-
meinen soll beim Vergleich eine Drahtverbin-
dung mit Doppelleitung und an eigenem Ge-
stänge vorausgesetzt werden. Bei Postanlagen
müssen die begrenzenden Vorschriften des Post-
betriebes, stets vorkommende falsche Verbin-
dungen und die Beschränkung der Amtszeit mit
in der Rechnung berücksichtigt werden.
Bei genauer Durchrechnung einer be-
stimmten Anlage zeigt es sich, daß dann stets
für kurze Entfernung, z. B. solche bis 20 km,
die drahtlose Anlage sich teurer stellt als die»
Drahtverbindung. Dies ist hauptsächlich darin
begründet, daß die drahtlose Technik bisher
noch keine Zeit hatte, Apparate für kleine Lei-
stungen durchzubilden und billig herzustellen.
Mit steigender Entfernung wird das Verhältnis
für die drahtlose Verbindung immer günstiger.
Da die Stationen nur in einer bestimmten
Anzahl von Größen bisher re werden,
so tritt bei der Kostenberechnung für bestimmte
Entfernungen ein Sprung ein, nämlich dann,
wenn die Entfernung so groß geworden ist, daß
man gezwungen war, zur nächst größeren Type
zu greifen, und umgekehrt wird das -Verhältnis
zur Drahtverbindung bei steigender Entfernung
günstiger bis zu diesem Punkte. :
Die jährlichen Betriebskosten setzen sich
zusammen aus: Zinsen und Amortisation einer-
seits, und Unterhaltungskosten anderseits. Im
ersten Posten spricht zugunsten der Drahtlosen
der Umstand, daß die Unterhaltungs- und Re-
paraturkosten der Drahtleitung ganz in Fortfall
kommen. In den Unterhaltungskosten spielt
der Röhrenersatz die entscheidende Rolle.
Alles kommt also darauf an, die Röhren nur
dann zu brennen, wenn die Apparate benutzt
werden, und Rölıren zu liefern, die die größt-
möglichste Lebensdauer besitzen. Aus. dieser
Rücksicht heraus wird b »pielsweisc der dau-
ernd eingeschaltete An'n/sapparat wenn mög-
lich ohne Benutzung von Verstärker öhren aus-
geführt. Die Lebensdauer der Röliren ist im
Laufe der technischen ‚Entwicklung dieses
neuen und besonders wichtigen Orgares bis
heute ununterbrochen gestiegen, und auch die
heutige Lebensdauer ist noch kein letzter Zu-
stand. Sie läßt sich bei einer gegebenen Röhre
dadurch beträchtlich vermehren, daß die Tem-
peratur derselben herabgesetzt wird. Vom
Standpunkt der elektrischen Ökonomie arbeiten
die Röhren dann schlechter, aber der Mehrver-
brauch an Strom ist billiger, wie der häufige
Ersatz der Röhren. Es ist dies eine ähnliche
Beziehung, wie sie aus der Glühlampenentwick-
lung bekannt ist.
Der einwandfreieste Vergleich zwischen den
Unkosten einer Draht- und einer drahtlosen
Verbindung wird dadurch erhalten, daß ‘man
die Kosten auf das einzelne Gespräch bezieht,
indem man die gesamten Unkosten durch die
sad Gesprächszahl und -dauer im Jahre
dividiert. Diese Rechnungen zeigen viel Über-
raschendes und fallen durchaus zugunsten der
drahtlosen Verbindung aus,
Man kann im Durchschnitt rechnen, daß
bei zwanzig Gesprächen von je drei Minuten
am Tage die jährlichen direkten Betriebskosten
etwa 2% des Anlagekapitals ausmachen.
Der Kettenstromwandler,
ein Wandler für höchste Stromstärken.
Von ®r.-$ng. Gg. Keinath, Charlottenburg.
Übersicht. Es wird ein neuer Stromwandler be-
schrieben, der nach Art einer Kette aus einzelnen Glie-
dern für 1000 oder 2000 A zusammengesetzt wird, und
bei dem mit Steigerung der primären Stromstärke nur
die Zahl der Glieder vermehrt wird unter Beibehaltung
der normalen Sekundärstromstärke. Der Wandler kann
der Gestalt des Primärleiters angepaßt werden, hat
kleinen Fehlwinkel und kleinen Übersetzungsfehler und
ist praktisch nicht beeinflußbar.
Bei der Konstruktion von Stromwandlern
für sehr hohe Stromstärken sind erhebliche
Schwierigkeiten zu überwinden. Einmal ist. die
Gefahr der Beeinflussung durch vorbeifließende
Ströme zu berücksichtigen, dann ist der Quer-
schnitt des Primärleiters in den Einzelfällen in
seiner Gestalt sehr verschieden, und schließlich
entsteht beim zufälligen Öffnen der Sekundär-
wicklung eine sehr hohe Spannung, die Men-
schen gefährdetund das sofortige Durchschlagen
der Wicklung zur Folge hat.
Die günstigste Stromstärke für den Ent-
wurf eines Stromwandlers ist etwa 1000 A, und
es werden dementsprechend alle Präzisions-
Stromwandler niederer Stromstärken mit etwa
1000 bis 1200 AW ausgeführt. Die Leerlauf-
spannung eines solehen Wandlers beträgt etwa
100 —- 200 V bei 50 Per und vollem Strom.
Die Kupferverluste betragen in der Primär-
wicklung rd 20 W, in der Sekundärwicklung rd
5 W. Der Eisenquerschnitt eines solchen Wand-
lers beträgt etwa 15 — 25 em?, die Kraftlinien-
länge etwa 40 -—- 60 cm, numerisch verhalten
sich die beiden etwa wie 1: 2,5. Der Wickel-
raum ist schon immer so weit ausgenutzt, wie es
die Rücksicht auf die Isolation zuläßt, er kann
also im allgemeinen ohne Vergrößerung des
Eisenkernes nicht vergrößert werden.
Sollte nun ein solcher Eisenkern für die
doppelte Stromstärke gewickelt werden, für
2000 A, so würden fürs erste die Kupferverluste
aufs Vierfache, also auf zusam-
men 100W, steigen, ein Wert,
der kaum noch zugelassen wer-
den kann, auf keinen Fall bei
Massefüllung. Zum anderen
steigt die Leerlaufspannung mit
der doppelten Windungszahl
auf das Doppelte (200 — 400 V.).
Immerhin ‘ist es noch nicht
allzuschwer, für 2000 A eine
befriedigende Lösung zu finden.
Viel schwieriger wird dies aber,
wenn es sich um Ströme von
20 000 oder gar 50 000 A han-
delt, wie sie bei Karbidöfen vor-
kommen.-
Bis zu Stromstärken von
etwa 10000 A ist man den
Weg gegangen, daß man den
Eisenkern aufklappbar ge-
macht und um die Schienen herumgebaut
hat. Es sind dabei bereits zwei Schenkel des
Eisenkernes bewickelt, und dadurch ist die
Beeinflussung wesentlich geringer, als wenn
nur eine Spule vorhanden wäre. Die voll-
kommene Unbeeinflußbarkeit erhält man aber
erst, wenn man entweder zwei Stromwandler
astatisch anordnet, die Hin und Rückleitung
durch den Eisenkern führt (D.R.P. 254 275
der AEG) €
gleichmäßig auf dem Umfang eines kreis-
runden Eisenkernes verteilt. Das erstere _be-
dingt eine gewisse Komplikation in der Lei-
tungsführung, das letztere ist nicht leicht aus-
zuführen, weil der Kern geteilt werden muß,
um ihn über den Primärleiter zu bringen.
Eine sehr vollkommene Lösung der Aufgabe
ist die nachstehend beschriebene Anordnung,
die vom Verfasser als ‚„Kettenstromwandler‘“
bezeichnet wurde, weil der Wandler nach Art
einer Kette aus einer größeren Anzahl von
Gliedern zusammengesetzt ist und wie eine
Kette in beliebige Form gebracht werden kann.
Der neue Wandler ist aus einzelnen, ge-
raden Gliedern zusammengesetzt, die eine Se-
kundärwicklung für eine runde Stromstärke,
1000 oder 2000 A, tragen, an den Enden inein-
andergeschachtelt und durch Bolzen verbun-
den sind und deren Wicklungen alle gleich-
sinnig in Reihe geschaltet werden. Die Glieder
werden so gelegt, daß scharfe Ecken vermieden
werden, daß sich die Gestalt der Kette mög-
lichst der des Primärleiters anpaßt und von ihr
überall einen mäßigen Abstand hält. In seinem
Aufbau ist der Kettenstromwandler dem von
Rogowski angegebenen „magnetischen Span-
nungsmesser‘ ähnlich, nach seiner Wirkungs-
weise ist er aber zu den Stromwandlern zu
rechnen. } 3
Abb. 1 zeigt ein Kettenglied für 2000-A ; es
N folgende el
en:
Länge, von Bolzen zu Bolzen . 220
mm
Eisenquerschnitt netto 3x5 . 15 cm?
Windungszahll . . 2... .400
Kupfergewicht . . . . i'.. 230 kg
Widerstand eines Gliedes . . 0,6 Q@
Kupferverlust je Glied 18 -W
Eisengewicht je Glied . 2302 kg
bertemperatur bei vollem
SLomi a ae -30° C
oder die Wicklung vollkommen
ektrische und magnetische Da-'
- Ein Wandler für 40 000A erhält 20 solcher
Glieder und damit eine Länge des Kraftlinien-
weges im Eisen von 4,40 m. Das Verhältnis‘
Abb. 1. Einzelglied des Keitenstromwandlers.
Eisenquerschnitt : Kraftlinienlänge ist . hier
= 1:29, also viel kleiner als bei einem nor-
malen Wandler. Die Länge des einzelnen Glie-
des ist zwar willkürlich gewählt, aber doch so,
daß den in der Praxis üblichen Leiteranord-
nungen für derartige hohe Stromstärken ent-
sprochen wird. Das Maß ist allerdings reich-
lich, doch ist eine zu große Weite einer zu ge-
ringen vorzuziehen, weil es zu vermeiden ist,
daß der Primärleiter allzu nahe an das Eisen
des Wandlers kommt und in diesem örtliche
Wirbelstrombildung veranlaßt. ;
“ Vorversuche und Messungen wurden mit
einer kleineren Type gemacht, bei der jedes
Abb. 2. Kleiner Kettenstromwandler-für 20000 A.
Glied für 1000 A bemessen war, und die inAbb.2
mit 20 Gliedern gezeigt ist. Die Daten
waren: i j
Länge von Bolzen zu Bolzen . 100 mm
Eisenquerschnitt . . netto 6 cm?
Windungszahl. . ... . 0
Wickellänge maximal . 70 mm
Kupfergewicht . ... ... 0KE
Widerstand eines Gliedes 019.0
Kupferverlust je Glied ...4,8. W.
- Der Wandler wurde versuchsweise- aus 6,
10 und 20 Gliedern, entsprechend einer Primär-
stromstärke von 6000, 10000 und 20.000 Are
sammengestellt und Phasenfehler und Über-
setzungsverhältnis mit dem Wechselstromkom-
pensator gemessen. Da weder die genannten
hohen Stromstärken noch entsprechende Nor-
malvergleichswiderstände zur Verfügung stan-
den, wurde die Messung mit einem Primärstrom-
von nur 2000 A vorgenommen, der dement-
sprechend mittels eines biegsamen Kabels drei-,
Eisenkernes gezogen wurde. Im allgemeinen
wurden die Windungen am Umfang gleichmäßig
verteilt. Der Einfluß der ungleichmäßigen Ver-
' fünf- oder zehnmal durch die Öffnung des
teilung, entsprechend einer stark unsymme- 3
trischen Anordnung bei nur einem Primär-
leiter, wurde durch einen besonderen Versuch
festgestellt und dabei
tungen bereits sehr stark unsymmetrisch liegen
müssen, um einen Fehler von 1% zu verur-
sachen. Re,
bb. 3 zeigt für den 20000-A-Wandler mit
A
20 Gliedern die Fehlergrößen als Funktion des
#06 1amin
Vo
20 30 40 50 60
70.80 90
—— % des vollen Stromes |
Abb. 8. Phasen- und Übersetzungsfehler mit r2= 0,05 2.
efunden, daß die Lei-
N u;
700
2.
3
a
%
u ee er
deln,
genead behandelt wurde. Die dort gegebenen .
7. Oktober 1920.
Stromes bei kleinem Sekundärwiderstand. Es
tritt hier die merkwürdige Erscheinung auf,
daß bei geringer Strombelastung der Sekundär-
strom größer ist, als es dem Verhältnis der Win-
dungszahl entspricht. Nach dem Diagramm
des Stromwandlers kann diesnur beistark kapa-
zitiver-Sekundärbelastung eintreten; da eine
solche aber nicht vorhanden ist, dürfte es sich
hier um einen Fall „negativer Streuung“ han-
wie es von Rogowski!) theoretisch ein-
oraussetzungen, z. B. die große Wickelhöhe,
treffen bei dem Kettenstromwandler zu.
Mit Zunahme der sekundären Klemmen-
spannung bei vollem Strom nehmen auch
Phasenfehler und Übersetzungsfehler zu, aber
sehr langsam (Abb. 4).
Bei 10 V Klemmen-
6 8 70 18 74
—>)l K Vemmenspannung
"Abb. 4. Phasen- und Übersetzungsfehler bei
20000 A konstant.
TE NIGEE2O,
spannung beträgt der Fehler am Übersetzungs-"
verhältnis erst 0,4%, der Phasenfehler 10,5 min.
Bei induktiver Belastung des Kettenstrom-
wandlers wird, wie bei normalen Wandlern, der
Phasenfehler kleiner und der Übersetzungsfeh-
ler etwas größer. Die Leerlaufspannung
des Wandlers beträgt für 10 000 A 540 V, ist
also verhältnismäßig klein nach dem oben Ge-
sagten.
be
NE
Abb. 6. Einbau eines Kettenstromwandlers für 40000 A um die Leitungs-
führung durch eine Decke.
Schließlich zeigt noch Abb. 5 die Meßer-
gebnisse an dem 20-gliedrigen Wandler für
16 @ Sekundärwiderstand, also eine Klemmen-
spannung von 80 V bei vollem Strom. Das
Minimum des Phasenfehlers liegt bei 40%, das
des Übersetzungsfehlers unterhalb 20% des
vollen Stromes. Versuche an Wandlern mit
10 und 6 Gliedern gaben ähnliche Werte, nur
ist die Sekundärleistung geringer.
“ Die Meßresultate sind durchweg gute. Die
Belastungsfähigkeit ist so groß, daß man bei
dem 20-gliedrigen Wandler eine Leistung von
0,5 kW aus dem Wandler entnehmen kann
und doch dabei noch Präzisionsleistungs-
messer anzuschließen vermag. Es ist keines-
wegs notwendig, der Güte der Stoßfugen in
der Schachtelung der Blechpakete besonderes
Augenmerk zuzuwenden. Versuchsweise wur-
den die Bolzen so weit gelockert, daß starkes
Brummen eintrat, ohne daß dabei die Mes-
1). „ETZ“ 1908, S. 535; „Blektrotechn. u. Maschinenb.*
1018, 8. 128, 692 u. 1006; 1914, 8. 1,.2, 294 u. 296; „Archiv f.
Elektrotechn.“ 1914, Bd. 3, S. 129.
Elektrotechnische Zeitschrift.
sungsergebnisse merklich geändert wurden.
Mit dem 20-gliedrigen Wandler wurden auch
noch in den. Reichsstiekstoffwerken Chorzow
(0.8.) mit der vollen Stromstärke von 20000 A
Versuchsmessungen gemacht, welche den Ein-
fluß der Form der Kette und benachbarten
Starkstromleitungen feststellen sollten. Es
zeigte sich, daß die Rückleitung doch nicht be-
liebig nahe an den Eisenkern herangeführt wer-
den darf. Für 20 000 A muß der Leiter 20 em
vom Eisen entfernt sein, um merkliche Fehler
zu vermeiden. Wird diese Bedingung erfüllt,
so ist der Wandler praktisch nicht zu beein-
flussen.
Bei einem bestimmten Eisenquerschnitt ist
es nicht angängig, mit der Gliederzahl beliebig
hochzugehen. An dem Versuchswandler, für
den die Meßwerte oben gegeben sind, war be-
reits festzustellen, daß der Fehler infolge des
Eigenverbrauches mit der Gliederzahl langsam,
aber stetig zunimmt, weil schließlich der mag-
netische Widerstand zu groß wird. Bei 6 em?
Eisenquerschnitt ist mit etwa 30 Gliedern diese
Grenze erreicht, für Stromstärken über 30000 A
muß also der Querschnitt vergrößert werden,
wie es auch in der für 40 000 A gebauten Type
geschehen ist,
1920. Heft 40.
789
samtstrom durch Parallelschaltung ermittelt
werden. ;
.. Bei den neueren Öfen liegen die Umstände
für eine Messung der Stromstärke der Elektro-
15 _30min
%Y
rae; ;
var: ES wer]
|
05 7 je: IR
[72
| |
28 AR —
o 70 20 30 40 50.60 70 80 90
——> % des vollen Stromes
Abb. 5. Phasen- und Übersetzungsfehler mit n=6 2.
Die maximale Stromstärke für die letztere
dürfte mit etwa 40 Gliedern, entsprechend
80 000 A, erreicht sein. :
Die Veranlassung zur Konstruktion des
Kettenstromwandlers war die Aufgabe, den
Elektrodenstrom an den Karbidöfen der
Reichsstickstoffwerke zu messen, der maximal
40000 A betrug. Der Einbau eines Strom-
wandlers ist unter den dort gegebenen Um-
ständen sehr schwierig. Bei den: älteren
Öfen waren die drei Phasen oberhalb
des Ofens zu einer Ringleitung eng inein-
'andergeschachtelt, und es gingen von dieser
Ringleitunggroße Bündel von biegsamen Kupfer-
seilen zu den Elektroden. Die Seile vereinigten
sich erst an der Elektrode, und müßte man,
wenn man den Strom jeder Elektrode mit
einem einzigen Wandler messen wollte, den
Wandler direkt auf die Elektrode aufsetzen.
Dies ist aber wegen der enormen Hitze nicht
möglich, es müssen in diesem Falle mehrere
kleinere Wandler für rd 10 bis 20000 A
in der Ringleitung verwendet und der Ge-
i N
N
RT, TE
\
&
um
Abb. 7. Einbau dreier Kettenstromwandler für 30000 A in die Zuleitungen
eines Karbidofens.
den wesentlich günstiger, weil hier der Wandler
um eine Anzahl wassergekühlter Kupferrohre
herumgebaut werden kann, die in der Decke
über dem ÖOfenraum durch ein quadratisches
Loch von etwa 1 m im Geviert gehen, wo die
Temperatur nur noch etwa 100° 0 beträgt. Die
Wandler erhalten dafür eine besonders tempe-
raturbeständige Wicklung.
Abb. 6 zeigt den Einbau des 20-gliediigen
'Wandlers an dieser Stelle. Da die entwickelte
Hitze immer noch beträchtlich ist, so wurde das
Schutzblech, das den Wandler gegen Beschädi-
gung sichert, so ausgestaltet, daß es gleich-
zeitig eine Ventilation der Wicklung ermög-
licht. Abb. 7 zeigt für einen anderen Kar-
bidofen den Einbau dreier Kettenstromwand-
ler um die Zuführungsschienen zu den Elek-
troden.
Für andere Verwendungszwecke muß
selbstverständlich die Anordnung des Ketten-
stromwandlers stets den jeweiligen Verhält-
nissen angepaßt werden, doch ist dies bei dem
neuen Wandler, der von der Siemens & Halske
100
790
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 40.
Z
7. Oktober 1920.
A.G. hergestellt wird, zufolge seiner eigenarti-
gen Konstruktion viel eher möglich, als es bei
den bisher bekannten starren Typen der Fall
war.
Über die Bewertung des wattlosen Ver-
brauchs beim Verkauf elektrischen Stromes
und seine Messung.
Von Rudolf Kopp, Leutzsch bei Leipzig.
(Schluß von 8. 774.)
Unterzieht man die von Stöppler in der
„ETZ“ 1915 8. 505 angegebenen Zählerschal-
tungen noch einer weiteren Beurteilung, so er-
geben sich folgende Nachteile:
1. Die Aufgabe, in einphasigen Wechsel-
stromanlagen die wattlose Belastung zu mes-
sen, wird durch diese Zählerschaltungen nicht
gelöst. Da aber gerade bei einphasigem Wech-
selstrom die Phasenverschiebung bei Motoren-
belastung relativ größer ist als bei Drehstrom,
und außerdem die wattlose Energie eines Dreh-
stromsystems bei Ausschaltung von Betrugs-
möglichkeiten nur dann mit zwei Triebsyste-
men zu messen ist, wenn man zwei nach der
Zweiwattmetermethode geschaltete Triebsy-
steme verwendet, von denen jedes für sich die
wattlose Leistung eines Wechselstromkreises zu
messen erlaubt, so stellen die Zählerschaltungen
von Stöppler keine ideale Lösung des Pro-
blems dar.
2. Es kommen bei gewöhnlichen Dreh-
strom-Wattstundenzählern, insbesondere beim
Zusammenbau mit Stromwandlern und Span:
nungstransformatoren, sehr häufig Schaltungs-
fehler vor; diese müssen sich naturgemäß noch
vermehren, wenn die zur Messung der watt-
losen Belastung vorgesehenen Nebenschluß-
spulen an anderen verketteten Spannungen
liegen wie diejenigen, welche zur Messung der
Wattleistung vorgesehen sind.
Das Rheinisch - Westfälische Elektrizi-
tätswerk verwendet für Großkraftabneh-
mer Blindverbrauchszähler beschriebener Art
neben gewöhnlichen Kilowattstundenzählern.
Sind die Blindverbrauchsstunden größer als
75% der Wirkverbrauchstunden, so bezahlt der
Abnehmer für die diese Menge übersteigenden
Blindverbrauchsstunden einen Zuschlag von
0,5 Pff. d. Einheit der BVh ; sind die Blind. ver-
brauchsstunden hingegen kleiner als 75% der
Wirkverbrauehsstunden, so vergütet das RWE
dem Abnehmer 0,25 Pf f. d. Einheit der BVh!).
Bußmann nimmt hierbei stillschweigend an,
daß das Verhältnis
BVh
WVh
der Tangente des mittleren Leistungsfaktors
einer Zählerableseperiode gleich gesetzt werden
kann. An den theoretischen Grundlagen dieses
Tarifes übt Buchholz Kritik?), da es physika-
lisch unrichtig ist, von dem Verhältnis der
Augenblickswerte in dem Ausdrucke
eisinp
IP TI TER
einen Analogieschluß auf das Verhältnis der
zeitlichen Mittelwerte zu tun.
Verwendet man Konstruktionen, bei de-
nen die Fehlmenge und der Überschuß in jedem
Zeitpunkte besonders registriert werden, sei es,
daßBlindverbrauchszähler und Wirkverbrauchs-
zähler auf dieselbe Zählerscheibe wirken, oder
daß beide Zähler auf ein Planetengetriebe ar-
beiten?), so umgeht man die Bildung des mitt-
leren ‚Leistungsfaktors. N -
Zähler dieser Ausführungsweise lassen sich
mit Rücksicht auf den Preis nur bei Großab-
nehmern verwenden. Man wird. daher bestrebt
sein müssen, eine einfachere Konstruktion zu
erreichen dadurch, daß man auf die, besondere
Registrierung der Fehl- und der Überschuß -
mengen an Blindverbrauchsstunden verzichtet
und. die Triebsysteme. des normalen Wirkver-
brauchszählers so ausbildet, daß der Blindver-
brauch im Verhältnis seiner Wertschätzung zur
Wirkleistung gleichzeitig mit diesem an einem
einzigen Zählwerk registriert wird. Man wird
hierbei zweckmäßigerweise bei der Tarifbe-
stimmung nicht von cos = 0,8, sondern von
c08sp = 1 ausgehen. >
Der am Schlusse der Abhandlung beschrie-
bene Zähler ist unter diesen Gesichtspunkten
durchgebildet.
Der Vollständigkeit halber ist noch auf
einen Vorschlag von Buchholz?) hinzuweisen:
Buchholz setzt sich als Ziel, durch einen Fak-
tor die mittlere Güte eines Betriebszustandes
während einer Zählerableseperiode vom ener-
!) Bußmann, .„ETZ“ 1918, S. 106
2) Buchholz, „BETZ 1919 8. 101, und 118.
») Bußmann, „ETZ' 1918, S. 107
giewirtscha/tlichen Standpunkt aus zu definie- | kigen Spannungskern 1 (Abb. 5), dem auf der.
ren. Er findet denselben bei konstanter Netz-
spannung E zu: <
Er
Er \ Be era
| 3 =
EJ »[ra =
ö
worin A die wirklieh abgegebene Arbeit in kWh,
T die Zählerableseperiode und J den Effektiv-
wert des Stromes bedeutet. Den Wert
f 7:
Vafıa
, ;
nennt Buchholz den Effektivwert zweiter Ord-
nung. Ein konstanter ‚Strom dieser Größe
würde in der Zeit 7 die gleichen Verluste her-
vorrufen wie der veränderliche Strom J, dabei
aber eine größere Arbeit übertragen können.
Verwendet man also einen Amperequadrat-
stundenzähler neben einem Kilowattstunden-
zähler, so läßt sich durch Bildung des obigen
Verhältnisses aus den Angaben der Zähler ein
Maß für die Güte der Konsumform und damit
für die Staffel des Kilowattstundenpreises be-
stimmen. SEN
Durch diese Tarifform soll also nieht nur
dem mittleren Leistungsfaktor, sondern auch
dem Grad der Regelmäßigkeit der Stroment-
nahme Rechnung getragen werden, sie geht
also über die Bestrebungen der vorangehenden
Tarifformen hinaus.
Wenn es auch richtig ist, daß eine gegebene
Arbeit dann mit den geringsten Verlusten über-
tragen wird, wenn der Leistungsverlauf ganz
gleichmäßig ist, so darf anderseits nicht über-
sehen werden, daß der Zwang nach gleichmäßi-
ger Stromentnahme zu einer Verbrauchsein-
schränkung führen kann, u. zw. in Zeiten, in
denen die Elektrizitätswerke Strom gern abge-
ben möchten, und, daß in vielen Fällen die
gleichmäßige Stromentnahme bis über die
Dauer der Hauptlichtzeit hinweg als unange-
nehm empfunden wird. Es ist weiterhin noch
auf die großen Ungenauigkeiten in den Angaben
der Quadrat-Amperestundenzähler bei kleiner
Last hinzuweisen, wodurch der Wert des er-
a Gütefaktors in Frage gestellt werden
ann.
Es werde nunmehr gezeigt, auf welchem
Wege eine Vereinfachung und. Verbesserung ge-
genüber den bisher besprochenen Zählern er-
reicht werden kann. _
Der neue Zähler von Körting & Mathiesen
hat drei stromdurchflossene Spulen, die durch
Spannung und Verbrauchsstrom ein und des-
selben Wechselstromkreises erregt werden. Die
eine Spule erzeugt ein Feld, das dem Ver-
brauchsstrom proportional ist, und das gegen-
über dem von der zweiten Spule hervorgerufe-
nen, der Gebrauchsspannung proportionalem
Feld. durch erzeugte Sekundärfelder derart ver-
schoben ist, daß diese beiden wirksamen Felder
um-180° gegeneinander verschoben sind und
somitein Drehmoment erzeugen, das der Blind-
leistung proportional ist, während das von der
dritten Spule herrührende Feld- um 90° gegen
eines der beiden erst genannten Felder ver-
schoben wird, so daß durch ihr Zusammenwir-
ken ein Drehmoment entsteht, das proportio-
nal der Wirkleistung ist.
-Zu diesem Zwecke kann man entweder
zwei Spannungsfelder mit einem Hauptstrom-
feld oder zwei Hauptstromfelder mit einem
Spannungsfeld zusammenwirken lassen). Des
Abb.6. Vektorendiagramm des Wirkverbrauch-
Blindverbrauchzähler für Einphasenstrom E
(induktionsfreie Last X #nOE= 90).
geringeren Eigenverbrauches und der einfache-
ren Eichung wegen wurde letztere Anordnung
gewählt. Der Zähler besteht aus einem dreizin-
1) D.R. P. angemeldet.
induktionsfreier Belastung dargestellt.
anderen Seite der Ankerscheibe 2 ein vierzin-
a ran ge ee
kiger Stromkern 3 gegenübergestellt ist. Die _ |
Zinken-4 und 5 des Hauptstromkernes tragen
aan een en
—as
Abb. 5. Wirkverbrauch-Blindverbrauchzähler
für einphasigen Wechselstrom mit einem einzigen
Triebkernpaar.
-
die Hauptstromspulen für den Wirkverbrauchs-
zähler, die Zinken 6 und 7, den ersteren ent-
gegenwirkend — also im Wicklungssinn um
180° gewendet — diejenigen für den Blind.ver-
brauchszähler. Auf diesen Zinken sind zwei
Kurzschlußringe 8 und 9 angebracht, die Se-
kundärfelder erzeugen, welche, in Verbindung
mit einer magnetischen Brücke 10 zwischen
den Zinken 6 und 7, das wirksame Hauptstrom-
feld ®,, des Blindverbrauchstriebsystemes ge-
gen das primäre Hauptstromfeld ®',, um 90°
verschieben. Wird nun das wirksame Span-
nungsfeld. ® „ um 90° gegen die Spannung E ver-
schoben, so daß das wirksame Hauptstromfeld
®,, um 180° gegen das wirksame Spannungs-
feld ® „ verzögert ist, so entsteht durch das Zu-
sammenwirken dieser beiden Felder ein der
Blindleistung proportionales Drehmoment,wäh-
rend das zweite wirksame Hauptstromfeld
®,., sofern es bei induktionsfreier Belastung in
Phase :mit der Spannung FE gehalten wird,
durch-Zusammenwirken mit dem gemeinschaft-
lichen Spannungsfeld ein der Wirkleistung pro-
portionales Drehmoment aufweist. Die Kurz-
schlußringe 8 und 9 können noch durch an an-
derer Stelle des Kraftlinienweges vom Blindver-
brauchs-Triebkern angebrachte Ringe in ihrer
Wirkung unterstützt werden, z. B. durch Ringe
11, 12 und 13, 14 auf den beiden äußeren Schen-
keln des Nebenschlußtriebkernes. Die genaue
Abgleichung der erforderlichen Verschiebung N :
kann durch Veränderung der Stellung der Kurz-
schlußringe 11 und 12 erfolgen. Das Wirkver-
brauchshauptstromfeld wird durch die an die
Kurzschlußringe 11, 12, 13 und 14 geketteten _
Abb. 7. Vektorendiagramm des Wirkverbrauch-
Blindverbrauchzähler für Einphasenstrom
(induktionsfreie Last X?mOE<RY. - Er
Felder nicht verschoben, da dafür gesör len, Ei
daß die Kraftlinien dieses Feldes die.
nicht durchsetzen. FE
inge
Ka
r
In Abb. 6 ist das Vektorendiagramm beit
3 Das
WER ®Y
7
i
4
7. Oktober 1920,
wirksame Nebenschlußfeld ®,, folgt um genau
90° der Klemmenspannung. Das in den äuße-
ren Zinken 6 und 7 des unteren Triebkernes
durch die Hauptstromwicklung gebildete Feld
®,, ist gegenüber dem Feld ®,,, das durch die
auf den Zinken 4 und 5 angeordnete Haupt-
stromwicklung gebildet wird, um 180° versetzt.
Das Feld ®,,, ist in Phase mit dem Verbrauchs-
strom .JJ angenommen. Der vom Feld ®',, in
den Kurzschlußringen 8, 9, 11,12, 13 und. 14 in:
duzierte Strom erzeugt ein Feld ®,, das um et-
was weniger als 180° gegen das induzierende |
Feld ®',, zeitlich verzögert ist. Die Resultie-
rende ®,, der beiden Felder ®',, und ®, ist
um 90° gegen das induzierende Feld ®',, ver-
schoben. Da es nicht unerhebliche. Schwierig-
keiten macht, durch die Sekundärfelder ®,
eine zeitliche Verzögerung von 90° zu erreichen
und gleichzeitig das resultierende Feld in aus-
reichender Stärke auszubilden, wird zweck-
mäßig das wirksame Nebenschlußfeld ®,r
nicht um 90°, sondern nur um (90°—«) gegen
die Klemmenspannung E rückwärts verscho-
ben, dann braucht das Feld ®,, gegen das
Feld ®,, ebenfalls nur um (90°—«) zeitlich
verzögert zu werden, um das Feld ®,, um 180°
gegen das Feld ® „zu verschieben.
Beim Vergleich der Vektorendiagramme
Abb. 6 und 7 ist auch zu erkennen, daß bei
gleichbleibenden Feldgrößen ®',, und ®, das
resultierende Feld ®,, durch die veränderte
Anordnung größer geworden ist. Durch das
Zusammenwirken der beiden Felder ®,, und
®, wird ein der Blindleistung proportionales
Drehmoment hervorgerufen. Damit dasjenige,
welches durch die Zusammenwirkung der Fel-
der ®, und ®,, entsteht, proportional der
Wirkleistung wird, muß das wirksame Haupt-
stromfeld ®,, bei induktionsfreier Last um den
Winkel « gegen den Verbrauchsstrom J, ver-
schoben werden. Dies kann z. B. durch ein
magnetisches L_I-förmiges _Schirmblech 15
(Abb. 5) erreicht werden, das im Joch des
Hauptstrom-Triebkernes befestigt ist und des-
sen freie Enden zwischen Triebscheibe und den
Polen 4 und 5 des Hauptstrom-Triebkernes der-
art liegen, daß sie die Pole nicht berühren, aber
die Polflächen ganz oder teilweise überdecken.
Bringt man auf den beiden Schenkeln des
Schirmbleches verschiebbare Kurzschlußringe
16 und 17 an, so läßt sich durch Verstellung
dieser Ringe die gewünschte Verschiebung der
Felder um Winkel « bequem einstellen.
Abb. 8 und 9 zeigen die Vektorendia-
gramme, wenn der Strom gegen die Gebrauchs-
spannung zurückbleibt oder voreilt.
Abb. 8. Vektorendiagramm des Wirkverbrauch-Rlind-
verbrauchzählers für Einphasenstrom (induktive Last).
Bei nacheilendem Strom ist das Drehmo-
ment eines derartigen Zählers:
D=(,9,9,5in (0 —- + %9,®,,sin
de — per
wobei C, und 0, Konstanten darstellen und @
den Winkel der Verschiebung zwischen Span-
nung und Strom im Verbrauchsstromkreise.
m 1
Wird P7,.=
sich das Drehmoment zu:
D= CoEP| c0s@+ sing
Die in der Zeit 1,—t} registrierte Energie ist so-
mit gegeben zu: >
®,. gemacht, so ergibt
ta {
a=k| BJ [e000+ sin | at
t
a}
wobei K eine Konstante ist.
stungs-Triebsystem hat. ;
ment des Zählers:
D=0,d,P „sin 0%+9+ (CP, P,,sin
(180+9)= (0, P, ®,„,cosp+ CyP, d,,(— sin 9)
Wird wieder P,, = n Pre gemacht, so ergibt
sich das Drehmoment zu:
1 O2pPz| 8050 —-; sin el.
Die in der Zeit t,—t; registrierte Energie ist s0-
mit gegeben zu:
ta 5
u | eos# -—, sine |
t; ’
d. h. die Blindleistung wird. bei voreilendem
Strom von der Wirkleistung in Abzug gebracht,
bei nacheilendem. Strom zu dieser hinzugezählt.
.. Die zeitliche Verschiebung zwischen den
wirksamen Feldern dieses Zählers wird da-
durch abgeglichen, daß man zunächst die Ne-
benschlußspule und die Hauptstromspulen auf
den Kernzinken 4 und 5 unter Strom setzt und
hierauf den Verbrauchsstrom gegen die Klem-
menspannung um 90° verschiebt, also soweit,
daß ein in den Stromkreis eingebautes Watt-
meter den Ausschlag Null zeigt. In diesem Be-
lastungszustand werden die beiden Kurzschluß-
ringe 16 und 17 so lange verschoben, bis der
Zähler stillsteht. Hierauf werden die Haupt-
stromspulen auf den inneren Zinken des
Hauptstromkernes außer Strom und dafür
diejenigen auf den äußeren Zinken unter
Strom gesetzt. Nachdem der Verbrauchsstrom
in Phase mit der Klemmenspannung gebracht
worden ist, das Wattmeter .also Höchstaus-
schlag zeigt, werden die Kurzschlußringe 11
und 12 so lange verschoben, bis der Zähler wie-
derum stillsteht.
Ist der Zähler hinsichtlich der zeitlichen
Verschiebung der wirksamen Felder abgegli-
chen, so wird die Drehzahl bei’ Nennlast des
Zählers eingestellt. Außer der Nebenschluß-
spule wird, zunächst wiederum lediglich die
Hauptstromspule des Wirkleistungs-Triebsyste-
mes unter Strom gesetzt und bei cosp = 1 die
Drehzahl mit dem Bremsmagneten eingestellt.
Sodann wird die Hauptstromspule des Wirk-
leistungs-Triebsystems ausgeschaltet und dieje-
nige des Blindleistungs-Triebsystems unter
Strom gesetzt und bei cos g = 0 das Drehmo-
ment des Blindleistungs-Triebsystems so abge-
glichen, daß-es einen bestimmten prozentualen
Wert des Höchstdrehmomentes vom Wirklei-
Abb. 9. Vektorendiagramm des Wirkverbrauch-Blind-
verbrauchzählers für Einphasenstrom (kapazitive Last).
Um die Kosten, die den Elektrizitätswer-
ken aus dem wattlosen Strom erwachsen, in das
richtige Verhältnis zur Wattleistung zu bringen,
muß
Z l
®, — FE © Je
gemacht werden.
Dies wird. durch entsprechende Wahl der
Amperewindungszahlen der beiden vom Ver-
brauchsstrom durchflossenen Spulen und durch
Parallelschaltung eines regelbaren Widerstan-
des 18 zu den Hauptstromspulen des Blindlei-
stungs-Triebsystems erreicht, durch dessen An-
derung sich die Tourenzahl des Blindleistungs-
Triebsystems bei der Verschiebung von 90° im
äußeren Stromkreis genau regulieren läßt.
Die getrennte Justierung des kon-
struktiv zusammengefaßten Wirk- und
Blindleistungszählers bietet also keine
Schwierigkeiten, u. zw. sowohl hin-
sichtlich der Verschiebung der wirk-
Elektrotechnische Zeitschriit, 1920, Heit 40, ol
Bei voreilendem Strom ist das Drehmo- , samen Felder als auch in bezug auf
das Verhältnis der Nennlast-Drehmo-
mente, ;
Wird ein derartiger Zähler mit der Aufschrift
| cosp + 4 sin p kVAh
. Er !
versehen, wobei für 7 ein bestimmter Zahlen-
wert eingesetzt sein muß, so ist der Zähler als
eichfähig zu betrachten. Die Aufschrift könnte
auch lauten: Wirkleistungsstunden + Blind-
leistungsstunden.
Die Beglaubigungsfähigkeit bedingt aller-
dings noch eine Änderung des Gesetzes betref-
fend.dieelektrischen Maßeinheiten vom 1.1.1918
-da bis jetzt die Multiplikation von gesetzlichen
Einheiten mit Zahlenfaktoren unzulässig ist.
Mit Rücksicht auf das große wirtschaftliche
Bedürfnis, durch Verwendung geeigneter Tarif-
zähler den Verbrauch an wattloser Energie bei
der Preisbestimmung mitzuerfassen, wird es
notwendig werden, der Änderung des Gesetzes
nunmehr näher zu treten.
In Mehrphasenanlagen sind. Zähler mit zwei
oder mehreren Triebsystemen beschriebener
Art zu verwenden, die auf einen gemeinsamen
rotierenden Teil wirken. Da sich in Drehstrom-
anlagen ohne Nulleiter zwei Systeme nach der
Zweiwattmetermethode einbauen lassen, so hat
diese Zählergattung auch alle die Vorteile,
welehe normale Wattstundenzähler in gleicher
Schaltung haben.
Der Nebenschluß-Eigenverbrauch der er-
läuterten Zähler ist, trotz der auf dem Neben-
schlußkern angebrachten kräftigen Kurzschluß-
ringe, bis zu Gebrauchsspannungen von 380 V
kleiner als 1 Watt, das Vollast-Drehmoment der
Wirkleistung ist etwa 5 cmg, die technischen
Eigenschaften entsprechen also denen eines
normalen Wattstundenzählers.
In besonderen Fällen kann es zweckmäßig
werden, Wirk- und Blindverbrauch durch von-
einander getrennte Triebsysteme zu messen.
Diese Anordnung bietet gegenüber dem be-
sprochenen kombinierten Zähler keine Schwie-
rigkeiten in der Ausführung.
Statt ein Spannungsfeld mit zwei Haupt-
stromfeldern, kann man auch — mit dem glei-
chen Ergebnis — zwei Spannungsfelder mit
einem Hauptstromfeld zusammenwirken las-
sen, wobei zwecks Kleinhaltung des Eigenver-
brauches die eine Nebenschlußspule von einer
Spule erregt wird, die auf dem gleichen Kern
sitzt wie die zweite Nebenschlußspule Es
kann aber davon abgesehen werden, auf den
Aufbau einer derartigen Anordnung näher ein-
zugehen, da dieser Zähler hinsichtlich der
‚Eichung Schwierigkeiten macht.
Erachtet man es für zweckmäßig, die
Blindleistung bei induktiver Belastung anders
zu bewerten als bei kapazitiver Belastung, so
wird man zwei Zähler beschriebener Art an-
wenden, bei denen das Verhältnis von Wirk-
leistungs- und. Blindleistungs-Vollastdrehmo-
ment dem jeweiligen Bewertungsverhältnis ent-
sprechend gewählt ist. Soll für die Blindkilo-
wattstunde voreilenden Stromes weniger ver-
gütet werden, als für die Blindkilowattstunde
nacheilenden Stromes berechnet wird, so wird,
wenn die Vollast-Drehmomente der Wirklei-
stung beider Zähler gleich groß sind, das Dreh-
moment der Blindleistung bei dem Zähler für
die kapazitive Last kleiner gemacht als _das-
jenige bei dem Zähler für die induktive Last.
‚Damit nur immer einer der beiden Zähler re-
gistriert, wird in den Stromkreis ein Sinusrelais
eingebaut, das je nach seiner Drehrichtung ent-
weder den einen oder den anderen Zähler sperrt,
bzw. dessen Nebenschluß-Stromkreise unter-
bricht.
Sollten bei parallel arbeitenden Werken
mit Hin- und Rücklieferung die rückgelieferten
Blindkilowatt anders bewertet werden als die
bezogenen, so muß sowohl für die Hinlieferung
als auch für die Rücklieferung ein Satz Zähler
vorgesehen werden. Bei Hinlieferung dürfen
die für Stromabgabe vorgesehenen Zähler und
umgekehrt bei Rücklieferung die für den Strom-
bezug eingebauten Zähler nichtregistrieren. Die
Außerbetriebsetzung der jeweils nicht benötig-
ten Zähler geschieht durch ein Rückstromrelais.
Der beschriebene Zähler dient also
nieht nur zur Verrechnung der Wirk-
und Blindleistung bei Kraftverbrau-
ehern, wobei für die Beschaffung des
Meßgerätes wesentliche Mehrkosten
gegenüber einem normalen Wattstun-
denzähler nieht entstehen, sondern er
ermöglicht auch die Überwachung pa-
rallel arbeitender Kraftwerke. Er ist
in seiner Anwendung universell und
zeigt bei allen Betriebsverhältnissen
der Aufschrift seines Leistungsschil-
des entsprechend an.
Die restlose Erfassung unserer Wasserkräfte,
ein Gebot der Gegenwart.
Von Prof. Dr. W. Halbfaß, Jena.
Übersicht. Selbst die beste und rationellste
Ausnutzung unserer Kohlen schafft allein die Kohlen-
not nicht aus der Welt; der restlose Ausbau der
Wasserkräfte Deutschlands ist die einzige Rettung,
die ich sehe. Die in Deutschland ausbauwürdigen
Wasserkräfte sind wahrscheinlich um 1/, höher, als
sie in der letzten amtlichen Darstellung des Bau-
rats Koehn angegeben wurden, immerhin kann da-
von gar keine Rede sein, daß sie die Kohlen voll-
ständig ersetzen könnten; sie sollen nur überall da
eingreifen, wo sie ökonomischer arbeiten als Wärme-
kraftanlagen. Die Wasserkraft unserer Flüsse kann
vollständiger und viel besser ausgenutzt werden,
wenn ihr Ausbau nicht einfach mittels gewöhnlicher
Gefällstufenwerke erfolgt, sondern im Anschluß
an Stauseen oder Talsperren. In vielen Fällen
können die bisher üblichen Ansprüche an die Her-
stellung von Talsperren bedeutend herabgesetzt
werden, so daß sich auch in flacheren Gegenden ihr
Bau lohnt. Neben dem Ausbau von Großwasser-
kräften ist auch derjenige von Kleinwasser-
kräften anzustreben, welche weniger Mittel in An-
spruch nehmen und eine ungemein vielseitige Ver-
wendungsmöglichkeit besitzen. Gewisse Konflikte
mit anderen Interessentengruppen, vor allem mit
der Landwirtschaft, können leicht entstehen; doch
sind sie bei gegenseitigem guten Willen und An-
passung an die verschiedenen Zwecke der Kraftaus-
nutzung einerseits, der Landeskultur anderseits, fast
überall ohne große Schwierigkeiten zu vermeiden,
Ein besonderes Feld für die praktische Verwend-
barkeit der Kleinwasserkräfte bietet die Ausnutzung
der sogenannten Wasserkraftabfälle,namentlich durch
Anlage von Kalziumkarbidfabriken. Bei genügender
Entfaltung unserer Groß- und Kleinwasserkräfte sind
wir in der Lage, so viel Getreide und Hackfrucht
zu erzeugen, daß wir nicht nur unser eigenes Be-
dürfnis decken können, sondern sogar in der Lage
sind, davon ans Ausland abzugeben, um dafür an-
dere Lebensmittel und Rohstoffe für unsere In-
dustrie einzutauschen.
2 Mill. t Kohle, d. h. Steinkohle, monat-
lich, verlangt das in Spaa getroffene Kohlen-
abkommen mit der Entente von uns. Berg-
und Transportarbeiter haben versprochen, was
an ihnen liegt, so viel Kohlen zu fördern, daß
neben dieser ungeheuren Kohlenmenge noch
etwas übrig bleibt, um unsere Industrie
wenigstens zur Not auf dem laufenden zu
halten und den Hausbrand nicht gänzlich auf-
hören zu lassen. Ob es gelingen wird, hängt
neben dem Arbeitswillen der Arbeiter und der
Verbesserung der Transportmittel noch von
verschiedenen anderen Umständen ab. Wir
müssen der Braunkohlenförderung, die schon
jetzt diejenige in dem letzten Jahre vor dem
Kriege erheblich übersteigt, so steigern, daß
überall da, wo es nur irgend möglich ist,
Braunkohlen die Stelle der Steinkohlen über-
nehmen, wir müssen ferner die bergtechnischen
Einrichtungen der Produktion der Stein-
kohlen selbst zu fördern suchen, wir müssen
endlich den Veredelungsprozeß der Kohlen-
nutzung, d. h. ihre Vergasung, tunlichst för-
dern und verallgemeinern.
Aber alle diese Bestrebungen, so not-
wendig sie auch für unsere Wirtschaft sind,
schaffen die Tatsache nicht aus der Welt, daß
wir mit unseren wertvollsten Bodenschätzen
einen ganz wunverantwortlichen Raubbau
treiben und daß wir außerstande sind, derin der
ganzen Welt epidemischen Kohlennot wirksam
entgegenzutreten, wenn wir nicht noch zu
einem ganz anderen Hilfsmittel unsere Zu-
flucht nehmen und es mit ganzer Energie aus-
zubeuten trachten, nämlich dem schleunigen
und möglichst restlosen Ausbau unserer
Wasserkräfte.
I.
Die Leser dieser Zeitschrift brauchen nicht
darüber aufgeklärt zu werden, welchen nicht
wieder einzuholenden Vorteil die Wasser-
kraft- vor den Wärme- oder Dampfkraftwerken
unter allen Umständen dadurch besitzen, daß
ihre Substanz, das Wasser, bei der Arbeit, die
sie leistet, nicht verloren geht, während der Be-
triebsstoff letzterer im Preise rapide steigt, sich
fortdauernd vermindert, und dabei noch, trotz
aller Bemühungen der Techniker, zum größten
Teil ungenutzt in die Luft geht und sie ver-
unreinigt. Als bekannt kann ich ferner voraus-
setzen, daß zwar die erste Anlage der Wasser-
kraftwerke im Verhältnis zur Energie, die sie
leisten, sich in der Regel erheblich teurer stellt,
als diejenige der Wärmekraftwerke, daß aber
ihr Betrieb und ihre Unterhaltung dafür
wesentlich billiger sind, weil im Gegensatz zu
den rapide steigenden Kohlenpreisen, der Be-
triebsstoff so gut wie nichts kostet und die
RRY
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 40.
Unterhaltung - bedeutend weniger Arbeits-
kräfte erfordert, immer im Verhältnis der
durch sie erzielten Arbeit. Ich darf natürlich
auch nicht die Nachteile verschweigen, welche
mit Wasserkraftwerken so häufig verbunden
sind, daß nämlich ihre Kraft lange nicht in
dem Maße einer vorübergehenden Verstärkung
oder Verringerung fähig ist, wie das bei den in
dieser Beziehung weit bequemeren Dampf-
kraftwerken der Fall ist. Es erscheint daher
im allgemeinen höchst unzweckmäßig, Arbeit,
die nur eine gewisse Zeit, gebraucht wird,
lediglich durch Wasserkraft zu leisten; daher
2. B. die Schwierigkeit, sie in der Landwirt-
schaft direkt zu verwenden, wo gewisse Ar-
beiten, die mit ihrer Hilfe sonst leicht geleistet
werden können, nur in bestimmten Zeitperioden
erforderlich sind, in anderen dagegen gar nicht.
Dagegen ist der der Verwendung der Wasser-
kräfte oft gemachte Vorwurf, daß ihre Be-
triebskraft, das Wasser, oftnichtin ausreichen-
dem Maße, zuweilen auch in einem lästigen
UÜbermaß, vorhanden sei, nicht mehr stich-
haltig, sobald man nicht die natürlichen
Wasserkräfte eines Flusses verwendet, sondern
ihn mit Staubecken in Verbindung bringt, in
denen das in gewissen Zeiten überflüssige
verwandt werden kann.
IE
Die große praktische Frage, um die es
sich nun heute dreht, ist die: Reichen diein
Deutschland vorhandenen Wasserkräfte aus,
um die Kohle zu ersetzen, und wie können sie
möglichst schnell und möglichst vollkommen
ausgebaut werden ?
Die theoretisch mögliche Rohenergie des
in einem Lande abfließenden Wassers läßt sich
ermitteln, sobald ınan die Abflußmengen der
einzelnen Flüsse und ihre durchschnittlichen
Gefälle kennt; für ihre technische Ausnützung
Wasser gesammelt und für die dürren Zeiten
ist die Angabe ihrer Menge in Pferdestärken
oder Kilowatt durchaus belanglos, da es sich
für sie nur um wirklich verwendbare Wasser-
kräfte handelt. Der jüngst verstorbene be-
kannte Wasserbautechniker, Geh. Baurat
Koehn, hat sich vor einiger Zeit in einem
Gutachten an den Ausschuß der deutschen
Nationalversammlung zur Beratung des Ge-
setzentwurfs, betreffend die Sozialisierung der
Elektrizitätswirtschaft, über die Frage: Wie
viele ausbauwürdige Wasserkräfte sind in den
einzelnen deutschen Ländern vorhanden bzw.
mit Vorteil, zu gewinnen, ungefähr folgender-
maßen, geäußert. In ganz Deutschland, im
Umfang vor dem Versailler Frieden, sind vor-
handen: Ge
Mill. PS Mill. kW 2
0,551 bzw. 0,50 zwölfmonatliche Kraft
1,327 5 0,8990 neunmonatliche Kraft
1,659 » . 1,209 sechsmonatliche Kraft
2,160 = 1,450 Höchstleistung
2,500 n 1,700 installierte Leistung.
Dabei wird also die Höchstleistung zu etwa
1,7-fachen der neunmonatlichen Leistung ge-
schätzt, wobei der Verfasser zugibt, daß diese
Annahme weniger auf hydrologischen als auf
technisch - wirtschaftlichen Erwägungen be-
ruht, so daß ein höheres Verhältnis auch ganz
gut möglich erscheint.
stehen sich an der Turbinenwelle gemessen.
Von der neunmonatliehen Kraft entfallen auf
Preußen 29%, auf Bayern 50%, auf Baden
7,5%, so daß auf die übrigen Bundesstaaten
zusammen nur 13,5% kommen, wobei der
Löwenanteil jedenfalls Sachsen und Württem-
berg gebührt. In den zu Deutschösterreich ge-
hörigen Ländern schätzt Koehn die Wasser-
kraft bei neunmonatlicher Leistung auf 2,8 bis
3 Mill. PS, also auf erheblich mehr als im
deutschen Reiche. Die jährlichen Leistungen in
Kilowattstunden nimmt Koehn bei 12 Monaten
im Jahr zu 2800, bei 9 Monaten im Jahr zu
3240, bei 6 Monaten im Jahr zu 880 und bei
Höchstleistung zu 680, zusammen also zu
7600 Mill. kWh an. Wirklich nutzbringend
können hiervon im günstigsten Falle nur etwa
60 %, also 4500 Mill. kWh in Rechnung gesetzt |
werden, weil ja selbstverständlich die Verwen-
dungsmöglichkeiten selbst beidem vollkommen-
sten Betrieb nicht jedes Kubikmeter Tag und
Nacht ausnützen können, und weil sich ja die
gesamten Wasserkräfte Deutschlands zu einem
großen Teil aus ganz kleinen Kräften zu-
sammensetzen, die praktisch überhaupt kaum
ausnutzbar sind. Die Richtigkeit dieser Rech-
nung vorausgesetzt, ergeben die neunmonat-
lichen Wasserkräfte Deutschlands nach ihrem
vollen Ausbau eine durchschnittliche Aus-
nutzungsdauer von rd 5000h im Jahr. Koehn ver-
gleicht an einer anderen Stelle!) damit die fakti-
schen Leistungen der deutschen Industrie,um zu
untersuchen,ob ihre Energie durch die Wasser-
kräfte allein gedeckt werden könne. Im Jahre
) „Zeitschr. f. d. ges. Wasserwirtschaft“, 1920, 8. 5iff.
1918 sollen im ganzen 8400 Mill. kWh erzeugt
Sämtliche Zahlen ver-
sein, wovon 7000—= 83,3% aufWärmekraftwerke,
1400 — 16,7 % auf Wasserkraftwerke entfielen,
das Verhältnis war also 5:1. Etwa 16 bis 17%,
gingen durch Eigenbedarf der Zentralen, in den
Leitungen und Transformatoren verloren, also
blieben etwa 7000 Mill. kWh zur Abgabe an
Dritte zur Verfügung. Diese Zahlen, die auf
Angaben des Generalsekretärs Dettmar und
des verstorbenen Leiters der Kriegsamtsstelle
für Elektrizitätserzeugung, Prof. Kübler,
beruhen, bemängelt Koehn und glaubt, daß
die wirkliche Erzeugung mit Wärmekraft nur
rund 5600 Mill. kWh, die tatsächliche Jahres-
leistung der für die Verteilung an Dritte be-
stimmten Wasserkraftwerke nur zwischen 700
und 1100 Mill. kWh gelegen, also etwa 1/, der
‚überhaupt vorhandenen ausbauwürdigen
Wasserkräfte betragen habe. Die Gesamter-
zeugung in den Elektrizitätswerken Deutsch-
lands für 1919 wird zu 3700 Mill. kWh goe-
schätzt, wovon 3100 auf die Leistungen der
Wärmekraftwerke entfallen, der Rest, also
nur 600, auf die Wasserkraftwerke. Sehen wir
hier von einer möglichen noch intensiveren
Ausnutzung der bereits installierten Werke ab,
so würde aus den mitgeteilten Zahlen zweierlei
folgen, einmal, daß der Anteil der Wasser-
kraftwerke an der Gesamtkrafterzeugung in
Deutschland noch immer ein recht Baer
dener ist und dann, daß die überhaupt vorhan-
denen, praktisch ansnutzbaren Wasserkräfte
kaum ausreichten, um den heutigen Bedarf der
Industrie an Kraft zu decken, geschweige denn
in Zukunft ausreichen würden. Nun hat wohl
‚noch kein noch so begeisterter Anhänger der
restlosen Ausbeutung der Wasserkräfte behaup-
tet, daß die „weiße Kohle‘ imstande sei, die
„schwarze‘‘ in Deutschland vollständig zu er-
setzen, daß also Wasserkraftwerke die Wärme-
kraftwerke durchweg verdrängen können, es
liegt vielmehr in der Natur ersterer, daß sie
letztere als Reserven nie völlig werden ent-
behren können, aber wir behaupten, daß sie in
sehr vielen Fällen letztere entbehrlich zu machen.
in der Lage sind, wo es im hohen Grade un-
ökonomisch ist, mit Kohlen statt mit Wasser-
kräften zu arbeiten.
Die von Koehn mitgeteilten Zahlen be-
dürfen aber m. E. einer erheblichen Korrektur.
Zunächst ergibt sich aus dem für uns so un-
günstigen Frieden von Versailles, daß der srößte
Teil der fürBaden angenommenen Wasserkräfte,
die ja in erster Linie auf diejenigen des Ober-
rheins zwischen Basel und Mannheim zurück-
zuführen sind, für uns als verloren anzusehen
sind und daß aus den zu Deutschösterreich zu
rechnenden Ländern gerade die wasserwirt-
schaftlich wertvollsten, Südtirol und Süd-
kärnten, jetzt die wirtschaftlichen Kräfte
Italiens zu stärken berufen sein werden. Aber
anderseits liegen verschiedene Umstände vor,
welche es wahrscheinlich machen, daß die in
Deutschland vorhandenen wirtschaftlich aus-
nutzbaren Wasserkräfte größer sind, als sie .
Koehn annimmt. Zunächst wurden in seiner
Übersicht alle Wasserkräfte unter 50 PS aus-
gelassen, die natürlich in ihrer Gesamtheit
einen erkleklichen Posten ausmachen. Die
in. den Provinzen Westpreußen und Posen
vorhandenen Wasserkräfte, die Prof. Holz
in einem Bericht an den Handelsminister
vom Jahre 1902 zu 24 000 bzw. 30.000 PS
angegeben hatte, sind gänzlich außer Ansatz
geblieben, obwohl die beiden genannten Pro-
vinzen durchaus nicht vollständig Polen zu-
gefallen sind. Für Pommern sind nur 15 000 PS
angegeben, während Holz dafür 50 000 ange-
setzt hatte. Bayern figurierte in der Liste
mit 1,13 Mill. PS Höchstleistung, während der
Staatsingenieur Hensel und der Privat-
ingenieur Hallinger übereinstimmend die
faktische Gesamtleistungsfähigkeit der baye-
rischen Wasserkräfte auf 1,5 bis 1,8 Mill. PS
angeschlagen haben.
Endlich ist auch für Sachsen und Württem-
berg die Zahl der verfügbaren Wasserkräfte
ohne Zweifel zu niedrig angenommen worden.
Weit mehr noch als diese Ausstellungen
‚fallen aber noch zwei andere Umstände in
die Wagschale, welche für eine größere Summe
ausnutzbarer Wasserkräfte. sprechen, als es
nach den Darlegungen Koehns der Fall zu
sein scheint, und welche gerade bei der Be-
antwortung der Frage, auf welchem Wege
möglichst schnell eine größere und allge-
‚meinere Verwertung der Wasserkräfte er-
folgen könnte, von großer Bedeutung sind.
Koehn sieht nämlich einmal als Grenze der
praktischen Ausnutzungsmöglichkeit ein Ge-
fälle von 1:1000 bis 1:1400 und läßt weiter
die an den projektierten großen Kanalsystemen
Deutschlands, von denen doch sicher eins oder.
das andere bald ausgeführt werden wird, zu
erbauende Wasserkräfte ganz außer Betracht.
Es ist durch die neueren Untersuchungen
und Bauweisen namentlich bayrischer und
badischer Wasserbauingenieure nachgewiesen,
7. Oktober 1920. -
Es
pin
ee
I ee ee Me
7. Oktober 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920.
‚Heit 40.
793
CC —m—m„_„mamnmnmRmWmRÄSz—_— m —m——
daß auch geringere Gefälle als 1:1000 und selbst
1:1400 recht wohl bautechnisch in Frage
kommen, wenn sie in genügend großen Stufen
zusammengefaßt und die entsprechenden Stau-
werke bis zu einem gewissen Grade betonisiert
werden, um den Widerstand des natürlichen
rauhen Bodens zu verringern. Bei den Ge-
fällstufen der beabsichtigten - Kanäle, z. B.
des Donau-Main oder des Weser-Main-Kanals,
kann aber eine so große Anzahl Wasserkräfte
ausgebaut werden, daß man die Gesamtzahl
der für Deutschland in Betracht kommenden
Pferdestärken oder Kilowatt um mindestens
Y, höher veranschlagen kann, als Koehn es
getan hat. j
TAI.
. . Die Wasserkräfte unserer Ströme lassen
sich weit vollkommener ausnutzen, wenn ihr
Ausbau nicht einfach mittels gewöhnlicher
Gefällstufenwerke erfolgt, sondern im An-
schluß an Stauseen oder Talsperren.
Es gab eine Zeit, in welcher man an den
Bau von Talsperren sehr weitgehende An-
sprüche stellte; man verlangte, daß der Stau-
damm auf gewachsenem Stein sich erhebe,
daß der ntergrund absolut wasserun-
durchlässig sei u. a. m. Nun ist es ja zuzu-
geben, daß für sehr große und tiefe Talsperren
diese Forderungen durchaus zu Recht bestehen,
aber für kleinere Staubecken sind sie absolut
nicht erforderlich, vielmehr schadet es z. B.
bei Talsperren, die außer zur Kraftaufspeiche-
rung den Zweck haben, den Abfluß gleich-
mäßig zu gestalten, und insbesondere das
Niedrigwasser der Flüsse zu erhöhen, durch-
aus nicht, wenn ein Teil des Zuflusses in den
Untergrund versickert, sofern nur das in den
Untergrund gesickerte Wasser nicht an unge-
eigneter Stelle wieder zutage treten kann.
Daß bei kleineren Staubecken-der Staudamm
nicht immer auf gewachsenem Fels gebaut zu
werden braucht, zeigen Beispiele in verschie-
denen Gegenden des nordöstlichen Deutsch-
lands, in denen diese seit Jahr und Tag
tadellos funktionieren. Es ist nun eine alte,
aber nieht oft genug hervorzuhebende Tat-
sache, daß eine Talsperre, sie mag groß oder
klein sein, um so wirtschaftlicher ist, also um
so mehr den Interessen der Wasserkraftaus-
nutzung entgegenkommt, je vielseitiger die
Zwecke sind, denen sie dient. Manches Stau-
becken, das jetzt auch als Kraftspeicher für
Wasserkräfte benutzt wird, wäre nicht gebaut
worden, wenn es nicht gleichzeitig auch für
den Ausgleich der Wasserstände eines Flusses
im Interesse der Schiffahrt, für Interessen der
Landeskultur, für Trinkwasserversorgung usw.
diente.
Würde man z. B. den größten Teil der
Hochmoore in solche künstliche Staubecken
verwandeln, so würde man ebenso sehr der
gesamten Wasserwirtschaft als auch insbe-
sondere den kleinen Wasserkraftbesitzern an
den Flüssen, welehe die natürlichen Ableiter
der Moore sind, den größten Dienst erweisen.
Wie außerordentlich dankbar der Ausbau .
solcher Talsperren wirtschaftlich wirken kann,
soll hier an einem kleinen Beispiel, gezeigt
werden: o
Die neuen Projekte über Ausbau von
Wasserkräften in Württemberg zur Gewinnung
elektrischer Kraft sehen ausschließlich ge-
wöhnliche Gefällstufenwerke ohne Stauseen
oder Talsperren vor. Zu Zeiten niederen Wasser-
verbrauchs, die zumeist mit größerem Strom-
verbrauch zusammenfallen, müssen also Dampf-
kraftwerke aushelfen. Das ergibt bei Ver-
zicht auf Talsperren bei einem Ausbau von rd
40 000 PS einen Jahresbedarf von 120 000 t
Kohlen im Wert von mindestens 30 Mill. M.
Würden dagegen die überschüssigen Wasser-
mengen in Talsperren aufgespeichert und in
Trockenzeiten den Flüssen wieder zugeführt,
so würden diese die Arbeit jener 120 000 t
Kohlen übernehmen, und die 40000 PS könnten
ohne dieselben ausgenutzt werden.
Was schon kleinere Stauanlagen zu leisten
imstande sind, zeigt die schon 40 Jahre, im
Betrieb befindliche Alfeld-Talsperre im Ober-
elsaß. Sie versorgte vor dem Kriege 41 in-
dustrielle Anlagen mit Kraft und bewässerte
daneben noch über 10 km? Wiesen. Die jähr-
liche Kohlenersparnis betrug schon im Jahre
1910 50 000 M, heute also mindestens das 10-
fache. Die Anlage kostete 440 000 M und
erzielte vor dem Kriege eine durchschnittlich-
jährliche Verzinsung von 17%-
Die neun Talsperren, welehe für den beab-
sichtigten Weser-Main-Kanal gebaut werden
sollen, und von denen 6 zunächst für die
Zwecke der Kanalstrecke direkt vorgesehen
sind, sollen im Jahre mindestens 300 bis
400 Mill. kWh ergeben. Bekanntlich ist die
Weser jetzt der einzige Strom, auf dem die
Fremden absolut nichts zu sagen haben,
während der Rhein von den Franzosen und
Belgiern, die Elbe von den Tschechen, die
Oder von den Polen und Slowaken, die Weichsel
wieder von den Polen beherrscht werden.
Ein Wiederaufbau deutscher Wirtschaft, der
im Osten und Westen schon aus den ange-
führten Gründen immer wieder auf die größten
Schwierigkeiten stoßen muß, wird also vom
Wesergebiet aus noch am wahrscheinlichsten
glücklich durchgeführt werden können. Daher
muß, da gerade die Weser durch das Herz
Deutschlands und durch den Schwerpunkt
von Deutschlands gewerklichen Betrieben geht,
der Bau des Weser-Main-Kanals und der Aus-
bau der Wasserkräfte an ihm in allererster
Linie energisch betrieben werden.
.. Besonders günstig liegen die Verhältnisse
für Wasserkraftanlagen da, wo in den Fluß-
lauf natürliche Seen eingeschaltet sind, die
mit vergleichsweise geringen Kosten in Stau-
becken umgewandelt werden können, wie dies
namentlich in der Schweiz bereits im größeren
An Re ist und in Norwegen,
Deutschösterreich, Bayern und Schottland
einzelne Nachahmungen gefunden hat. Nicht
selten sind aber die einem Seebecken zuge-
wiesenen natürlichen Zuflußmengen nicht aus-
reichend, um es in ein technisch und
wirtschaftlich wirksames Staubecken umzu-
gestalten. In diesem Falle hat man mit Erfolg
wiederholt einen in der Nähe des Sees vorbei-
gehenden Fluß auf Umwegen in den See ge-
leitet und auf diese Weise sein Einzugsgebiet
erheblich erweitert. Der Nutzen für die Kraft-
gewinnung der aus dem See entfließenden Ge-
wässer liegt auf der Hand; man spart dadurch
sehr umständliche und vor allen Dingen auch
zeitraubende Neuanlagen für größere künst-
liche Talsperren. Freilich wird man auch ge-
wisse Nachteile mit in den Kauf nehmen
müssen, die vor allem auf der Brachlegung
eines mehr oder weniger großen Abschnitts
eines Flußlaufes, ferner auch einer gewissen
Benachteiligung eines ganzen Landschaftbildes
beruhen, und es hadarl sehr sorgfältiger Über-
legungen, bevor man zur Tat schreitet.
Immerhin ist aber eine schleunige und mög-
lichst wenig kostspielige Instandsetzung unserer
Flüsse für ihre Ausnutzung als Wasserkraft
so wichtig, daß man sich über nun einmal damit
verbundene unvermeidliche Härten mit einem
gewissen Ruck einfach hinwegsetzen muß.
Sehr vorteilhaft ist die Verbindung oder
Verkuppelung von Flußsystemen, deren Nie-
drigwasser bzw. Hochwasser zeitlich nicht
zusammenfallen, damit sie sich gegenseitig
unterstützen können, ohne Kohlenkraft in
Anspruch zu nehmen. So wird der Zusammen-
schluß des Inns mit den übrigen südbayrischen
Flüssen von Vorteil sein, da jener als Gletscher-
fluß über Wasserreichtümer zu einer Zeit
verfügt, da Isar und Lech an Wasserarmut zu
leiden pflegen. Aus dem gleichen Grunde er-
strebt auch das Bayernwerk eine Ringleitung,
die von München ausgeht und über Augsburg,
Nürnberg, Bamberg, Kulmbach, Bayreuth,
Regensburg, Landshut nach München zurück-
führt, eine Zusammenfassung der verschieden-
artigen Wasserführung der süd- und nord-
bayrischen Ströme.
EV.
Die eminente Bedeutung der Großwasser-
kräfte für unsere gesamte Volkswirtschaft,
welche, wenn sie schon vor dem Kriege in
Deutschland ausgebaut gewesen wären, uns
viele Milliarden gespart hätten, die wir für
Braun- und Steinkohlen ausgeben mußten,
um möglichst schnell die ungeheuren Muni-
tionsmengen zu erzeugen, brauche ich hier
nicht. auseinanderzusetzen. Da für Fernlei-
tung elektrische Energie bei etwa 400 km die
wirtschaftliche Grenze der Übertragung liegt,
so können von den Großwasserkräften Deutsch-
lands nur das Bayernwerk, die Inn- und Isar-
werke und vielleicht in späterer Zeit noch ein
Teil der badischen Rheinwasserkräfte in
Betracht kommen.
übrigen westlichen, ferner des mittleren und
des nördlichen Deutschlands sind einzeln viel
zu klein, um hier in Frage kommen zu können,
aber, wenn irgendwo, so hat hier das bekannte
Wort Recht: ‚Viele Wenig machen ein Viel“,
und gerade die bisher so verachteten Klein-
wasserkräfte sind dazu berufen, in erster
Linie den Wärmekraftwerken zu Hilfe zu
kommen und dadurch Kohlen zu sparen, ihr
Ausbau ist für den Augenblick noch weit
bedeutsamer als der Ausbau der Großwasser-
kräfte.
Das Arbeitsfeld für Kleinwasserkräfte
ist ein außerordentlich mannigfaltiges. In der
Landwirtschaft kommt zunächst das künst-
liche Trocknen der Ernte und die Herstellung
von Salpeter im Kleinen in Frage,
beide Funktionen recht gut miteinander zu
vereinigen sind. Eine Anlage von 100 PS
ist imstande, jährlich 1600 bis 2000 Ztr. Sal-
Per im Wert von mindestens 30 bis 40 000 M
erzustellen und braucht dazu als Material
‚stellun
Die Wasserkräfte des-
welche.
nur 25 bis 30 Waggons Kalkstein, etwa den
zehnten Teil jenes Wertes, wobei zur Bedie-
nung ein Mann völlig ausreicht. Die Her-
von $Salpeter im Kleinen ist deshalb
so wichtig, weil sie die Landwirtschaft von
der Großindustrie und den Transportschwie-
rigkeiten unabhängig macht, und weil zahl-
reiche, im Lande zerstreute kleinere Anlagen,
lange nicht in dem Maße Störungen unter-
liegen, wie sie bei Großbetrieben der Stickstoff-
industrie leicht eintreten können. Die damit
verbundenen Trockenanlagen rentieren aber
umso eher, als gerade in nassen Jahren, wenn
es am meisten zu trocknen gibt, viel Wasser,
ee auch viel Kraft, zur Verfügung
steht.
Ein weiteres wichtiges Arbeitsfeld ist die
Steinbruchindustrie. Namentlich . der
rheinisch - westfälische Steinbruchbeziık, wo
das Nahegebiet Melaphyr, die Eifel, das
Siebengebirge, der Westerwald und das Sauer-
land Dolomit und Diabas, die Eifel und das
Lahngebiet Kalkstein, der Hunsrück die reichen
Schieferbrüche besitzt, und wo namentlich
die Kalksteinbruchindustrie aus der Gewin-
nung von Kalkstickstoff die größten Vorteile
ziehen könnte, ist überreich an kleineren
Wasserkıäften, die bisher nur zu etwa einem
Drittel ausgenutzt waren, aber arm an Kohlen.
Seine Konkurrenzfäl gkeit gegenüber Schwe-
den, das abgesehen von seinen billigen Trans-
portmitteln rechtzeitig seine Wasserkräfte in
den Dienst der Steingewinnung und der Stein-
verarbeitung stellte, hängt geradezu von einer
energischen Ausbeutung der Kleinwasserkräfte
auf dem Lande ab.
Noch manche andere Verwendungen für
die Kleinwasserkräfte kommen in Betracht:
Erz- und Metallzerkleinerungs-, Brech- und
Pochwerke, Schmiedearbeiten, Holzverarbei-
tungsanlagen, Elektrizitäts-- und Druckluft-
erzeugung für Bohren, Sägen, Zurichten und
Schleifen u. a. m., auch manche Zweige der
elektrochemischen Industrie erscheinen für
die Zukunft dieser Wasserkräfte aussichts-
reich.
Bisher kamen für die kleinsten Wasser-
kräfte nur die alten schwerfälligen Wasser-
räder aus Holz in Betracht, durch deren
geringe Umdrehungsgeschwindigkeit man viel-
fach genötigt war, noch größere Rädergetriebe
besonders einzubauen, die einen großen Teil
der Kraft verzehrten und hierdurch den
ohnehin schlechten Ausnutzungsgrad _ der
Wasserräder von 30 bis höchstens 45% noch
mehr herabdrückten. In neuester Zeit scheint
durch die Erfindung einer doppelwirkenden,
aus dem alten Poncelet-Wasserrad hervorge-
gangenen Freistrahlturbine ein Hilfsmittel ge-
funden zu sein, welches bei der Anpassung an
schwankende Wassermengen und wechseln-
den Kraftbedarf auch die einfache, geschlossene
und gedrängte Bauart der eigentlichen Turbine
besitzt und verhältnismäßig leicht da in-
stalliert werden kann, wo Anlagen mit alten
Wasserrädern vorhanden sind.
Ve
Kleine Wasserkräfte sind zwar ihrer Natur
nach berufen, den örtlichen Bedarf zu be-
friedigen, sollen also Mühlen, Einzelhöfe,
kleinere Ansiedlungen, Hausindustrie und
Kleingewerbe mit Kraft versorgen, aber selbst
eine nur mehrere Dörfer versorgende Über-
landzentrale ist wirtschaftlich bedeutend vor-
teilhafter als kleine Einzelanlagen, und daher
sollten die bestehenden oder noch zu errichten-
den Kleinkraftanlagen unbedingt Anschluß
an Landes- oder Kreisnetze suchen.
Um diesen Zweck zu erreichen, müssen
zunächst die Gefällstreeken durch Zusam-
menschluß verschiedener Interessenten und
durch Genossenschaftsbildungen zusammenge-
schlossen werden und, sofern noch längere,
nicht ausgebaute Talstrecken in Betracht
kommen, ist ein einheitlicher Plan für ihre
Ausnutzung aufzustellen.
Hier gerät nun die Ausnutzung der Wasser-
kraft häufig in ernstlichen Konflikt mit an-
deren Interessegruppen, insbesondere mit den
Wiesenbesitzern, in manchen Gegenden auch
mit den Flößern. Es ist durchaus nicht nötig,
daß Wiesen in der Vegtationszeit tagtäglich
bewässert werden. Die Wasserkräfte sind
ebenso wie die übrigen Bodenschätze Allge-
meingut und müssen nieht nur wenigen Inter-
essenten, sondern der Allgemeinheit zugute
kommen. Verlegt man allgemein das Wässern
in trockener Jahreszeit in die Zeit von Sams-
tag. nachmittag bis Montag früh, so ist dies
im allgemeinen, falls die Bewässerung nur
intensiv genug geschieht, für die Bodenbe-
nutzung als, ausreichend anzusehen. Durch
Einrichtung der Obergräben zur Bewässerung
und der Untergräben zur Entwässerung lassen
sich Bewässerungen mit Kleinkraftausnutzung
recht gut verbinden, und die grenzenlose
Wasserverschwendung, die zum Schaden der
94
NR
Wasserkraftausnutzung an vielen Orten, aus-
genommen die Zeit zwischen der Heu- und
Grummeternte, getrieben wurde, nähme damit
endlich ein Ende. Auch die Flößer müßten
da, wo ein Fölßrecht existiert, sich bequemen,
als Wege die Werkkanäle zu benutzen, sei es
mit Hilfe elektrischer Lokomotiven, wie es
‘ für den neuen Donau-Main-Kanal vorgesehen
ist, sei es mit Pferden, wie das z. B. schon
seit langem am alten Donau-Main-Kanal ge-
schieht. :
Vor allem müßte aber die Voraussetzung
für die Erteilung‘ wasserrechtlicher Zwangsbe-
fugnisse, nämlich die Allgemeinnutzung der
Anlagen, auch durchaus bei kleinen Wasser-
kräften für den Eigenbedarf ein für alle Mal
als vorhanden angesehen werden.
VE:
Die praktische Verwendbarkeit auch der
Kleinwasserkräfte ist in ein nenes Stadium
getreten, seitdem man es verstanden hat, die so-
genannten Wasserkraftabfälle weit besser
auszunutzen, als dieses bis noch vor kurzem
geschehen ist. Bisher pflegte man die Wasser-
kraftanlagen nur so groß zu machen, daß sie
für die während. etwa 9 Monate im Jahre
sicher zur Verfügung stehenden Wasser-
mengen ausreichten. Indem man dabei also
auf die Ausnutzung der ganzen Jahreswasser-
menge aus wirtschaftlichen Gründen ver-
zichtete, war man genötigt, einen Teil derselben
in den Zeiten großen Wasserreichtums unbe-
nutzt abfließen zu lassen. Diesen Teil, eben
den Wasserabfall, könnte man natürlich ver-
werten, wenn man die Kraftanlagen so groß
baut, daß sie die voraussichtlich größere
Wassermenge noch verarbeiten kann: aber
diese Anlage würde natürlich voraussetzen, daß
man für den zeitlich sehr unregelmäßigen
Wasserkraftabfall auch wirklich Verwertung
hat. Als Verbraucher für solche unregelmäßige
Energielieferung nennt der österreichische
Ingenieur Dr. F. Gamilschegg in der Zeit-
schrift des österreichischen Ingenieur- und
Architektenvereins 1919, wie ich einer Notiz
in der Zeitschrift Prometheus entnehme, die
Kalziumkarbidfabriken. Weil ihre Erzeug-
nisse keiner weiteren Verarbeitung bedürfen
und unbegrenzt lange aufbewahrt werden
können, lassen sie ein zeitweises Abstellen und
Wiederinbetriebsetzen des Werkes ohne
Schwierigkeiten und ohne
Schädigungen zu. Die Verwendungsmöglich-
keit der im Kalziumkarbid aufgespeicherten
Energie ist sehr vielseitig. Es läßt sich be-
kanntlich nieht nur als Brennstoff für Ver-
brennungskraftmaschinen, sondern auch für
häusliche und industrielle Verbrennungskraft
verwenden, ferner spielt es für. Zwecke der
autogenen Metallbearbeitung eine große Rolle,
die es ja schon als Acetylen als Beleuchtungs-
quelle in unserer petroleumarmen Zeit längst
erobert hat. Auch die Versuche, welche man
gemacht hat, um aus ihm Alkohol und Essig-
säure zu gewinnen, scheinen im allgememen
einen günstigen Erfolg gezeitigt und damit
eine weitere Verwendungsmöglichkeit be-
wiesen zu haben.
Am meisten kommt für uns aber der Um-
stand in Betracht, daß eben ein großer Teil
der Wärmeenergie des aus dem Kalzium-
karbid gewonnenen Azetylens, aus jedem
Kilogramm Kohle ungefähr 13000 WE, nur
8000 von der Kohle, mithin 5000 von den
Wasserkraftabfällen stammt, woraus sich also
eine erhebliche Kohlenersparnis ohne weiteres
ergibt.
VM.
Zum Schluß noch einige Worte zur Be-
ruhigung der Gemüter derjenigen, die am
liebsten die Hände über den Kopf zusammen-
schlagen, weil sie nicht wissen, was sie mit den
vielen Wasserkräften, die noch in Deutschland
auszubauen sind, machen sollen. Unsere
Wohnungen können wir freilich mit Wasser-
kraft nicht gut heizen, aber schon zur Be-
schaffung des für unsere Landwirtschaft so
unbedingt nötigen Stickstoffs sind große Kräfte
vonnöten, die sehr viel billiger mittels Wasser-
kraft als Dampfkraft erzeugt werden können.
Ich habe an einer anderen Stelle darauf hin-
gewiesen, daß unsere Wasserkräfte ausreichen,
soviel Stickstoff zu erzeugen, daß unsere
Ernte in den wichtigsten Halm- und Hack-
früchten etwa das 1%-fache von der bisher er-
zielten Ernte betragen könnte, mindestens
aber einen Mehrbetrag von 3 Mill. t erreichte.
Deutschland wäre dann nicht mehr genötigt,
Getreide vom Ausland einzuführen, sondern
könnte Getreide ausführen, um dafür andere
Lebensmittel oder Rohstoffe für unsere In-
wirtschaftliche.
| folgt bei der sehr gleichmäßigen
dern langsam laufende,
dustrie zu erhalten. Und gerade hierin sehe
ich die unbedingte Notwendigkeit, jeden über-
schüssigen Wassertropfen der Kraftausnutzung
zuzuführen, daß wir die Möglichkeit, reale
Werte ins Ausland zu überführen, erheblich
7
verstärken, ja, man kann sagen, überhaupterst
möglich machen.
Wir sparen Kohlen und erzeugen gleich-
zeitig soviel Getreide, Kartoffeln und Zucker-
rüben, daß wir das Ausland damit versorgen
können, und das alles aus eigener Kraft, aus
dem Boden und seinen Schätzen, die uns der
Feind noch gelassen hat.
Die Elektrizitätswirtschaft Kolumbiens.
Die Bedingungen für den Betrieb von
Elektrizitätswerken sind in Kolumbien aus fol-
genden Gründen günstig: Die Dunkelzeit ist
das ganze Jahr hindurch fast die gleiche, weil
Kolumbien am Äquator liegt. Nach sehr
kurzer Dämmerung beginnt sie gegen 6 Uhr
nachm. und dauert bis gegen 6 Uhr vorm., die
Einnahmen aus der Lichtlieferung sind also
gleichmäßig; nur in den Monaten Dezember
und Januar, in denen der „Sommer“ vielfach
auf dem Lande verbracht wird, sinken sie in
den Städten oft auf 80% der normalen. Es
liegt ferner der ideale Fall vor, daß die Ener-
gielieferung für Kraft nieht mit der für Be-
leuchtung zusammenfällt, weil die Arbeitszeit
zwischen 61, bzw. 7 Uhr vorm, und 5 bzw.
5% Uhr nachm. liegt; nur ausnahmsweise wird
außerhalb dieser Zeit gearbeitet. Ungünstig
auf die Entwicklung der Mektrizitätswerke
wirken die sehr teuren und schlechten Ver-
kehrsverhältnisse; beim Export ist auf diese
durch eine gute und zweckentsprechende Ver-
packung Rücksicht zu nehmen.
Da die Tages-Kraftbelastung meist nicht
die Hälfte der Nacht-Lichtbelastung erreicht,
wird die Maximalbelastung durch die Lichtver-
sorgung bestimmt. Die höchste Belastung
dauert von 61 bis gegen 9 Uhr, um 101, Uhr
nachm. ist die Minimalbelastung bereits fast
erreicht. Am Sonntag-Vormittag wird nur aus-
nahmsweise Strom gegeben und diese Zeit des
Stilliegens der Zentralen zum Auswechseln von
Leitungsmasten, sowie für Revisionen und Re-
paraturen in den Kraftstationen benutzt.
Sehr viele kleine und mittlere Werke lie-
fern nur des Nachts Strom und benutzen die
Antriebskraft am Tage zum Betrieb von Ge-
treidemühlen, Zuckerrohrquetschen, Kaffee-
schäl- und Reinigungsmaschinen u. dgl. _
Die Beleuchtung wird sehr regelmäßig be-
nutzt, änderseits ist wenig Bedürfnis nach
„viel Licht‘ vorhanden. Luxusbeleuchtung
‚findet man nur ausnahmsweise in den größeren
Städten sowie in dem paradiesischen Ausflugs-
und Erholungsort La Esperanza, der eine halbe
Tagereise von Bogotä entferntinmitten Kaffee-
und Zuckerrohrplantagen liegt.
Für die Erzeugung elektrischer Arbeit
kommen in erster Linie Wasserkräfte mit ver-
hältnismäßig hohem Gefälle, aber auch Dampf-
kraftanlagen mit Steinkohlenfeuerung in Frage;
Feuerungen für Holz, sowie für Kaffeeschalen,
(Pergamino) findet man auch häufig. Generator.
gasanlagen und Ölmotoren sind selten. Die
meisten kleinen und teilweise auch mittleren
Wasserkraftanlagen für reine Liehtversorgung
arbeiten ohne automatischen Geschwindig-
keitsregulator; die Spannungsregulierung er-
Belastung nur
mittels Wasserschiebers und Nebenschlußregu-
lators von Hand. Auf zahlreichen Zuekerrohr-
und Kaffeeplantagen sind keine Turbinen, son-
oberschlächtige Wasser-
räder vorhanden, deren Umdrehung man durch
ein Holzscehott in der Wasserzuflußrinne re-
guliert; für diese geeignete Dynamomaschinen
von etwa 3 bis 6kW zu konstruieren, dürfte sich
vermutlich lohnen. S
Als Stromart werden angewandt: Gleich-
strom, ein- und zweiphasiger Wechselstrom
und Drehstrom mit 50 und 60 Per. Die Span-
nung für Lieht beträgt meist 110 oder auch
150 V. Das größte Elektrizitätswerk ist das
von Bogotä, welches für mehr als 5000 PS
ausgebaut und eine 27 km lange Hochspan-
nungsleitung für 20 000 V besitzt.
Getreidemühlen, einige Spinnereien und
Webereien, sowie eine Zementfabrik stellen die
Großindustrie dar. Kleinindustrie ist viel vor.
handen, besonders Zigaretten- und. Schoko-
ladenfabriken, Seifensiedereien, Zeitungsdrucke-
reien, Konfitüren- und Keksfabriken, zahl-
reiche Tischlereien und mechanische Werk-
Ö— nn ——L—
x
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heft 40.
7. Oktober 1920.
a ER ee
stätten mit Drehbänken, Hobel- und Bohr-
maschinen, Schmiedefeuern und kleinen Kupol-
‚öfen. Ventilatoren findet man gelegentlich im
heißen Lande, Kinematographen sind über
das ganze Land verbreitet; automatischer An-
trieb für Klaviere ist häufig. Im allgemeinen
also sehr wenig Industrie, wenn man von
Tischlereien absieht. - >
‚In den Häusern werden meist wenig Lam-
pen installiert und dann im allgemeinen in
Form von Pendeln ; am beliebtesten sind lange,
bewegliche Zugpendel; z. B. gibt es in Bogotä
etwa 1200 Installationen dieser Art mit nur
einer Brennstelle.. Es wird nur offene Ver-
legung angewandt: Draht auf Rollen oder unter
emmen und Schnur auf Rollen, u. zw. auch
für die Zuführungen zu den Schaltern. Sollen
die Leitungen über dem Fußboden geschützt
werden, so werden Holzleisten benutzt, deren
Höhe oft nur 50 cm beträgt. Als Sicherungen
dienen gewöhnlich Silber- oder Bleischmelz-
drähte in Porzellangehäusen oder auf Schiefer-
platten; Schmelzstöpsel findet man selten, weil -
diese und die Porzellansicherungselemente in-
folge der hohen Frachtsätze zu teuer werden.
Papier- und Gummirohr ist, abgesehen von
Wanddurchführungen, sehr wenig in Gebrauch.
: Die Gebäude sind ein- oder zweistöckig;
die größeren Häuser haben im Innern einen
ungedeckten Hof, um den am Hause ein offe-
ner Gang herumführt; das Dach ragt über
diesen hinaus.
Bodenraum werden mit Vorliebe für die Ver-
legung elektrischer Leitungen benutzt.
Wände sind oft aus gestampftem Lehm oder
Erde hergestellt und dann natürlich sehr diek;
die Decken bestehen aus Bambus mit Gipsver-
utz. x
z Für die Stromverteilung und Fernleitung
werden fast ausschließlich Freileitungen ange-
legt und mit Ausnahme der Küstenstädte von
Holzmasten getragen. Die Zopfstärke dieser
wählt man auch für Hochspannungsleitungen
sehr gering; Schutzvorrichtungen sind selten.
An Stelle von Transformatorenstationen wer-
den oft viele kleine Transformatoren längs der
Hochspannungsleitung im Freien aufgestellt.
Sie_sind nur hochspannungsseitig gesichert;
die ausschaltbaren Sicherungen bestehen aus
einem über ein keilartiges Porzellanstück
U-förmig gebogenen Schmelzdraht; nieder-
spannungsseitig sind auch keine Schalter vor-
handen.
5 Für den Verkauf elektrischer Arbeit kom-
men hauptsächlich der Pauschaltarif, bei größe-
ren Werken aber auch der Zählertarif in Frage.
Die verschiedenen Tarife des Elektrizitätswer-
kes von Bogotä finden sich in meinem soeben
. erschienenen Buch ‚Der Ingenieur-Kaufmann“ 2)
angegeben.
Gasanstalten sind in Kolumbien z. Zt.
nicht in Betrieb. Sax
Bogotä besitzt eine elektrische
bahn mit etwa 30 Motorwagen und eigener
Zentrale. Die Stadt Barranquilla will ihre
Munlvierbabs für elektrischen Betrieb um-
auen,
elektrischen Straßenbahn begonnen. Wegen
Gang und der stets unbenutzte -
Die
Straßen-
und Medellin hat mit dem Bau einer
des heißen oder doch stets milden Klimas wer--
den nur seitlich offene Wagen verwendet; die
Spurweiten betragen 1 m und 0,914 m.
Es befinden sich über 1000 km Eisenbah-
nen mit den erwähnten Spurweiten in Betrieb.
Die Steigungen betragen bis zu 40°%/po,. die
Reisegeschwindigkeiten erreichen
meinen nicht mehr als
Für die Einführung des elektrischen "Betriebes
sprechen die vorhandenen Wasserkräfte im
t & der Verkehr istjedoch
nieht stark. Die Antioquia-Eisenbahn, Me-
stark gebirgigen Lande,
dellin, beabsichtigt ihre beiden Teilstrecken,
welche später durch einen Tunnel vereinigt
werden sollen, zunächst durch Schienen über
den Paß zu verbinden.
60%/o0 und Kurven von etwa 20 m Radius sol-
len elektrische Lokomotiven die Züge in Ab-.
schnitten von 2 bis 3 Wagen befördern. Dieses
Projekt ist von einem ‚amerikanischen Sach-
verständigen sehr
und „La Quiebra“
Vollbahn
werden.
günstig beurteilt worden,
‚dürfte die erste elektrische
Kolumbiens (Spurweite 0,914 m)
Die finanziellen Ergebnisse der Elektrizi-
tätswerke sind sehr verschieden ; die Ursachen
für schlechte liegen in Überkapitalisierung, der
Ausführung und zu niedrigen Tarifen. Bei
einigen kleinen und mittleren Werken hat man
ae die minimale Wassermenge nicht festge-
Wassermangels stilliegen.
A. Wöbeken.
) Verlag von R. Oldenbourg, München.
im-allge-
etwa 17 bis 23 km/h.
so daß diese in der trockenen Zeit wegen =
: Auf dieser etwa 8km
langen Verbindungsstrecke mit Steigungen von
2
R
7. Oktober 1920.
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Ein Unterwerk von 15000 kVA in St.
Louis. — Die Union Eleetrie Light and Power
Co., St. Louis, hat ihres wachsenden Absatzes
wegen im Innern der Stadt ein neues Unter-
werk von 15000 kVA Leistung errichtet,
welches in mehrfacher Hinsicht bemerkens-
wert ist. Zunächst besteht das Gebäude voll-
kommen aus Mauerwerk und Eisenbeton ohne
jedes Eisenfachwerk. Die Räume wurden den
elektrischen Einrichtungen genau angepaßt,
nicht umgekehrt, wie es öfters gemacht wird.
Das Unterwerk wird aus dem 8,2 km ent-
fernten Kraftwerk durch Erdkabel mit Dreh-
strom von 13,2 kV, 60 Per gespeist, der großen-
teils auf 2600/4500 V Drehstrom mit Nulleiter
umgeformt und auf (im ersten Ausbau) acht
Vierleiter-Speisekabel von je 107 mm? mit auto-
matischer Regelung verteilt wird. Die Haupt-
transformatoren (Drehstrom) sind ohne be-
sondere Kühlung dauernd mit 2200 kVA be-
lastbar. Ihre Danuerleistung kann während der
Spitzenbelastung durch‘ Kühlschlangen auf
3000k VA gesteigert werden, wobei die Tempera-
tur nicht über 55° C steigt. Die Transformatoren
besitzen Anzapfungen an der Hochspannungs-
seite, so daß sie gegen in anderen Unter-
werken aufgestellte Transformatoren ausge-
tauscht werden können. Für die 13,2 kV-
Stromkreise sind für, 300 bzw. 800 A und
15 kV bemessene Ölschalter, der General
Eleetrie Co. eingebaut, deren Ölkessel zwecks
Vereinfachung der Leitungsführung zu je
zweien Rücken an Rücken aufgestellt und
rückseitig verbunden sind. Das Unterwerk ist.
so geschaltet, daß es in zwei (später fünf) elek-
trisch von einander unabhängige Abschnitte
geteilt werden kann. Für die 4500-V- Verteilung
ist nur ein ‘Satz Saxgıimelschienen und Öl-
schalter vorgesehen. Letztere sind bedeutend
kräftiger gebaut als üblich und besitzen selbst-
tätige Wiedereinschaltung. Diese besteht aus
einem Betätigungsschalter, welcher sofort bei
dem durch Überlastung verursachten. Öffnen
des Ölschalters ansprieht und ihn wieder
schließt. Ein mit Verzögerung arbeitendes
Wattmeter-Zeitrelais läuft beim erstmaligen
Ausschalten des Ölschalters an und gibt dem
Betätigungsschalter Zeit, den Ölschalter drei-
mal in Zwischenräumen von 3, s zu schließen,
ehe es den Betätigungsschalter stillsetzt. Die
Anordnung ist auf den Erfahrungen der Hand-.
- schaltpraxis der Gesellschaft aufgebaut.
Das Gebäude des Unterwerks (Abb. 1)
enthält außer dem Kellergeschoß 3 Stock-
werke. Im Keller befinden sich keine elek-
trischen Apparate, sondern nur Kabel. Die
Sommelschieren
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ar Elektrotechnische Zeitschriitt. 1920. Heit 40. |
RUNDSCHAU.
auf die einzelnen Stockwerke geht aus Abb. 1
hervor. Alle Durehführungen durch Decken
und Wände sind in Rücksicht auf die Feuer-
sicherheit mit feuerfestem Ton abgedichtet.
Die Zellen für die Induktionsregler sind nach
vorn offen; ihr unterer Teil ist als, Becken
ausgebildet, welches den gesamten Ölkessel-
inhalt aufnehmen kann. Für die Transforma-
toren ist für später eine ähnliche Anordnung
in Aussicht genommen. Im ersten Stock
befindet sich ein Einschienenkran von 2 t
Tragkraft, der Arbeitsstücke innerhalb seines
Bereiches versetzen und durch eine Luke von
und nach dem Erdgeschoß, zu welchem
Wagen Zufahrt haben, befördern kann. Im
ersten Stock befinden sich auch sämtliche
Schalter, Relais und Instrumente. Die Meß-
leitungen bestehen aus biegsamen, beklöppelten
Leitungen von 3,3 mm? Querschnitt für Span-
nungsmesser und Ölschalter und von 6,6 mm?
Querschnitt für die Sekundärkreise der Strom-
wandler. Sie enthalten 'verschieden gefärbte
eingewebte Kennfäden, wodurch Verwechselun-
gen ausgeschlossen sind. Die Ölschalter werden
mittelsGleichstrom betätigt, welchen eine 60-zel-
lige Batterie von 160 Ah (bei 20A Entladestrom)
liefert. Für sämtliche Befestigungslöcher für
Apparate usw. wurden bereits beim Bau ent-
sprechende Einsatzstücke vorgesehen, so daß
sich ‘ die Montage sehr billig gestaltete.
Die 13,2-kV-Leitung besteht aus Flachkupfer
von 6>x<5lmm. Bei Durchführungen werden mit
Aussparungen versehene Porzellanbüchsen ver-
wendet, welche auf jeder Seite 6 em aus der
Wand herausragen. Alle ankommenden und
abgehenden Speiseleitungen. sind. durch drei
einpelige, wattmetrische UÜberlastrelais mit
Mindestzeiteinstellung geschützt. Wegen weite-
rer Einzelheiten und des Schaltplanes sei auf
die Quelle verwiesen. . („Electrical World‘,
Bd. 75, 1920, S. 883). W. 2
Berechnung des Kurzschlußstromes in
Kraftanlagen. — Noch vor wenigen Jahren, als
Kraftwerke mit Leitungen von 10000 bis
20 000 kW zu Seltenheiten gehörten, spielten
Kurzschlüsse mit ihren Begleiterscheinungen
eine verhältnismäßig untergeordnete Rolle, da
.man noch in der Lage war, Schalter zu bauen,
die jeden auftretenden Kurzschluß anstands-
los abzuschalten vermochten. Heute aber, wo
Generatoreinheiten von 50 000 bis 100 000kVh
und Zentralen .von 100 000 bis. 200 000 kVh,
‚gebaut, und dann außerdem, wie es neuerdings
immermehr der Fall wird, mehrere solcher
Großzentralen parallel arbeiten, werden bei
Kurzschlüssen, falls letztere nicht auf irgend
eine Weise begrenzt werden, an die Schalter
Anforderungen gestellt, denen sie nicht mehr
gewachsen sind. Der Kurzschluß-
frage muß daher besondere Auf-
merksamkeit gewidmet werden. R.
F. Gooding!) führt an Hand eines
Beispieles aus, wie für jede Zentrale
mit ihren Betriebsverhältnissen ein
eingehendes Studium der verschie-
denen Kurzschlußmöglichkeiten er-
forderlich ist, wenn man zum ge-
wünschten Ziele gelangen will. Es
kommt darauf an, festzustellen,
welche Leistungen im. Falle eines
Kurzschlusses in Frage kommen, wo
die größte Energiekonzentration auf-
tritt und wie die Kurzschlußenergien
auf eine für die Schaltapparate ge-
fahrlose Größe herabgedrückt werden
können. Liegt ein System von mehre-
ren Kraftwerken vor, die auf ein ge-
meinsames Netz arbeiten, so werden
zunächst die einzelnen Werte auf
eine gemeinsame Basis gebracht so-
wohl hinsichtlich des Leistungsbetra-
ges in kW, als auch hinsichtlich der
Kurzschlußmöglichkeiten in der
a
abgeh. Speiseiig.
% r
Br = 20,69
Weise; daß bei einem Fehler die einzel-
nen Sammelschienenabschnitte prozen-
tualin gleicher Weise an der Stromlie-
ferung beteiligtsind. Die Abgleichung
wird mit entsprechenden Reaktanzen
vorgenommen. Die aufeinen gemein-
Abb. 1. Unterwerk in $t. Louis.
Hauptleitungen (107 mm?) sind flammensicher
isoliert und in, in die Betonwände und Fuß-
böden eingegossene Fiberröhren, die Meßlei-
tungen in ebensolche Eisenröhren verlest. Die
Nulleiter sind genau so isoliert wie die Phasen-
leiter, um später einen Begrenzungswider-
stand zwischen Unterwerksneutrale und Erde
einschalten zu können. Zunächst sind 2 Er-
dungen vorgesehen, bestehend aus je einer
in Holzkohle und Salz eingebetteten Guß-
eisenplatte mit 10 m? Oberfläche. Die eine
dient als Reserve. Die Verteilung der Apparate
.
samen Sammelschienenabschnitt ar-
beitenden Generatoren werden gege-
benfaällsdurch zusätzliche Reaktanzen
ebenfalls so abgeglichen, daß sie ihren Größen
entsprechend prozentual gleich an der Strom-
lieferung beteiligt sind. Ein Generator von
25 000 kVh mit 10% Reaktanz, der im Augen-
blick eines Kurzschlusses 250000 kVh er-
zeugt, würde also eine Maschine von 50 000 kVh
mit 20% oder einem Generator von 100 000kVh
(falls ein soleher gebaut würde) mit 40 %
Reaktanz hinsichtlich des Kurzschlusses gleich-
zustellen sein. Die Berechnung des Kurz-
!) „Electrical World“, Bd. 74, 1919, 8. 827.
795
schlußstromes wird zunächst ohne Sammel-
schienenreaktanzen für sämtliche Kurzschluß-.
möglichkeiten der einzelnen Kraftwerke ge-
trennt durchgeführt. Die sich ergebenden
Ströme bilden dann die Richtlinie für die Be-
stimmung der zwischen die Sammelschienen-
abschnitte zu legenden Reaktanzen. Von dem
jeweils in einem Abschnitt oder Abzweig auf-
tretenden Kurzschlußstrome hängt dann die
Größe und Abschaltleistung der zu wählenden
Schalter ab. Tritt Kurzschluß in irgend einem
Generator ein, so ist zu beachten, daß der be-
treffende Generatorschalter den gesamten
Strom zu unterbrechen hat, den die übrigen
Generatoren in die schadhafte Maschine zu-
rückliefern. Dieser Betrag ergibt sich durch
"Subtraktion des Kurzschlußstromes der fehler-
haften Maschine von dem Gesamtstrome des
zugehörigen BT A ee
mg.
Leitungsbau.
Selbsttätige Schutzschaltungen für elek-
trische Leitungsnetze. — Schutzschaltungen
zum selbsttätigen Abschalten fehlerhafter Lei-
tungsstrecken sind bisher nur für Wechsel-
strom in Anwendung. Das Differentialschutz-
system von Merz-Price?2) erfordert Stromwand-
ler an beiden Enden der Leitungsstrecke; die
Gegeneinanderschaltung ihrer Sekundärwick-
lungen in einem Hilfsstromkreis bewirkt im
Falle eines Fehlers das Ansprechen der Auslöse-
relais der fehlerhaften Strecke. Bei dem neuer-
dings im Ausland mehrfach verwendeten Teil-
leiter-(split-conductor)-System _ werden nicht
die Ströme am Anfang und Ende einer Lei-
tungsstrecke, sondern die Ströme in den beiden
Teilleitern, in die bei diesem System jede Lei-
tung aufgeteilt ist, benutzt und ihre Ungleich-
heit im Falle eines Fehlers zur Betätigung der
Auslösevorrichtung herangezogen. In der
Regel werden auch hier Stromwandler be-
nutzt, um die Betriebsspannung von den Aus-
löserelais fernzuhalten. Es können jedoch bei
diesem System, worauf P. Charpentier in
„Revue Gen. de I‘Electrieite‘‘, Bd. 7, 1920,
S. 493 aufmerksam macht, die in den Leitern
fließenden Ströme direkt, ohne Zwischen-
schaltung von Stromwandlern, zur Betätigung
der Auslösevorrichtung herangezogen werden,
indem der Auslösemagnet 2 Wicklungen er-
hält, die von den beiden Teilleiterströmen in
entgegengesetzter Richtung durchflossen wer-
den, und die nur schwach von einander isoliert
zu sein brauchen. Dies System ist daher nicht
auf Wechselstrom beschränkt, sondern kann
ebenso auch in Gleichstromnetzen, namentlich
zur selbsttätigen Abschaltung von fehler-
haften Speiseleitungen, Anwendung finden.
Jede Leitung muß dabei natürlich in 2 Leiter
aufgeteilt und außerdem in den Speisepunkten
die bisher meist üblichen Schmelzsicherungen
durch entsprechend betätigte Selbstschalter
ersetzt werden. Ebenso können in Wechsel-
und Drehstromnetzen Schalter mit aufge-
bauten Auslösern verwendet werden, die 2 von
den beiden Teilleiterströmen durchflossene
Wicklungen haben.
Wird das System von Merz-Pricee zum
selbsttätigen Abschalten von Generatoren im
Falle eines Wicklungsfehlers. benutzt, indem
die Leitungen von den beiden Wicklungsenden
über 2 getrennte, auf einem Magnetkern
liegende entgegengeschaltete Auslösespulen ge-
führt werden, so sind Stromwandler gleich-
falls entbehrlich; das System ist also wieder
für Gleichstromgeneratoren verwendbar. Die
beiden Auslösespulen müssen in diesem Falle
gegeneinander natürlich für die volle Genera-
torenspannung isoliert sein. Bei Drehstrom-
generatoren dürfen die Wicklungsenden, um
die Zwischenschaltung der Auslösespulen zu
ermöglichen, nicht direkt zum Nullpunkt ver-
einigt werden. Ob und mit welchem Erfolg
die vorgeschlagenen Schaltungen schon an-
gewendet und erprobt worden sind, gibt der
Verfasser nicht an. pe.
Meßgeräte und Meßverfahren.
Gebrauch normaler Wattmeter zur Mes-
sung der Blindleistung. — Yeaton schlägt vor,
zur Messung der Blindleistung Wattmeter zu
verwenden, welche so abgeglichen sind, daß
sie. Voltampere statt Watt anzeigen. Der
Nullpunkt liegt in der Mitte der Skala,
damit festgestellt werden kann, ob der
Strom nach- oder voreilt. Die Instrumente
können entweder nur zur Messung der Blind-
ı) Siehe auch „Schaltungen großer Energiemengen“
v.E.B. Wedmore. „Journ.Inst. Eleetr. Eng.“, Bd.56,1918, 8.269.
2). Vgl, „ETZ", 1908. 8. 381.
[)
796
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920. Heit 40.
7. Oktober 1920. &
leistung oder für gleichzeitige Anzeige der
Wattleistung eingerichtet werden. Im letzte-
ren Fallekann dem Spannungskreis durch Um-
schalter ein induktiver Widerstand vorge-
schaltet werden, der die nötige Phasenver-
schiebung hervorbringt. Die Quelle bringt
Schaltungen für Ein-, Zwei- und Drei-
phasenstrom. (,„Eleetrical World‘,
1920, S. 1476). ah.
Die Messung der Geschwindigkeit von
Eisenbahnzügen. — Wie uns die Siemens &
Halske A.-G. mit Bezug auf unsere Mitteilung
auf S. 676 mitteilt, hat sie bereits vor mehr
als 10 Jahren eine Registriereinrichtung ber-
ausgebracht, die erstmalig auf dem be-
kannten Gleisdreieck der Berliner Hoch- und
Untergrundbahn zur Anwendung kam. Es
handelte sich darum, die Fahrgeschwindigkeit
auf einer Meßstrecke zu registrieren, die kleiner
ist als die Zuglänge. Ihre Konstruktion und
Wirkungsweise geht aus Abb. 2 hervor. Zur
Erzielung sehr gut lesbarer Meßmarken bei
geringstem Papierverbrauch wird die Fahrge-
schwindigkeit in Intervallen von 1% s senk-
recht zur Streifenbewegung aufgezeichnet, die
wagerechten Abstände zwischen den einzelnen
Meßmarken zeigen die Aufeinanderfolge ‘der
Züge. Ein elektrisch angetriebenes Halb-
sekundenpendel P setzt, sobald die erste Achse
des Zuges den Schienenkontakt %k, befährt,
die Schreibvorrichtung $ mittels des Stößer-
werkes e, s, in Bewegung, indem die an der
Zahnstange Z befestigte Schreibfeder S in
Halbsekundenintervallen gehoben wird, bis
der Kontakt k, betätigt wird, in dessen Strom-
kreis der Elektromagnet e, liegt, der durch
Bd. 1d;
Sozialdemokraten auf die Seite der Unab-
hängigen, und es kam so die Wahl des Herın
Dr. I
Adler zustande, Das gleiche Ergebnis
zeitigte die Vollversammlung der Stadtver-
ordneten, in welcher bekanntlich die bürger-
liehen Parteien in der Minderheit sind, so daß
Dr. L. Adler nunmehr endgültig zum Verkehrs-
baurat von Groß-Berlin gewählt ist, vorbehalt-
lich der Bestätigung durch den Oberpräsidenten.
Es ist sehr bedauerlich, daß bei der Rege-
lung einer derartig wichtigen Frage, wie sie
die Besetzung des Postens des obersten Ver-
kehrsleiters der Reichshauptstadt darstellt,
dessen Kompetenzen weit über die Fragen des
Straßenbahnbetriebes hinausgehen sollen, die
Betätigung extremster Parteipolitik ausgeübt
wurde seitens einer verschwindend kleinen
Gruppe der Berliner Bevölkerung, der noch
dazu ein genügendes Verständnis für die an
den neuen Posten zu stellenden Anforderungen
abgesprochen werden muß. Was die Person des
Herrn Dr. L. Adler anbelangt, so ist er als Ver-
kehrsfachmann über seine bisherigen engeren
Wirkungskreise hinaus bisher kaum bekannt ge-
worden. Er istin der Bahnabteilung der AEG,
im Betriebe der Hamburger Hochbahn und
zuletzt als Oberingenieur der Großen Berliner
Straßenbahn, im wesentlichen also als projek-
tierender und Betriebsingenieur tätig ge-
wesen; mit großstädtischen Verkehrsproblemen
hat er sich unseres Wissens zu beschäftigen
bisher keine Gelegenheit gehabt. Er wird daher
seine Eignung für den ihm übertragenen wich-'
tigen Posten erst zu beweisen haben.
Die „Ein-Mann-Straßenbahnwagen“ in den
Vereinigten Staaten.!) — Die Anzahl der durch
einen Mann bedienten
Straßenbahnwagen hat
sieh in den Vereinig-
ten Staaten seit dem
Jahre 1916 ganz erheb-
lich vermehrt, so daß
jetzt von 328 Gesell-
schaften 5083 derartige
Wagen betrieben wer-
den oder im Auftrag
befindlich sind.?2). Im
Jahre 1916 betrug die
gen etwa 300. Die Mehr-
zahl (3763) sind so-
genannte ‚‚Sicherheits-
wagen“, d. h. solche,
i selbsttätig
schließenden Sicher-
' heitstüren usw. ver-
k Da — >= Richtung des Zuges
ARE
Abb. 2. Fahrgeschwindigkeits-Registriereinrichtung.
Anzug des Ankers a, mit Hilfe des Hebels v die
Sperrklinken s, und s, aus dem Bereich der
Zahnstange bewegt, worauf diese durch ihr
Eigengewicht in die Ruhelage zurückfällt.
Eine weitere Betätigung des Kontaktes k,,
während k, geschlossen ist, hat keinen Einfluß
auf die Schreibvorrichtung, weil deren. Trans-
Por während dieser Zeit durch die zurückge-
altenen Sperrklinken s, und s, verhindert
wird. Die vorbeschriebene Einrichtung hat
sich gut bewährt und ist infolgedessen bei der
deutschen Eisenbahnverwaltung bereits in
vielen Fällen zur Anwendung gekommen.
@. 8.
Verkehr und Transport.
Um die zukünftige Oberleitung des Groß-
Berliner Verkehrswesens. — Nachdem ein aus
25 Mitgliedern bestehender Ausschuß der
Berliner Stadtverordnetenversammlung den
bekannten und nach Ansicht maßgebender
Fachleute für die Oberleitung des gesamten
Berliner Verkehrswesens (Straßenbahnen,
Hochbahnen, Wasserstraßen, Automobilwesen )
hervorragend geeigneten Verkehrsmann Prof.
Dr.=ng. Giese, s. Zt. stellvertretender Direk-
tor des Zweckverbandes Groß-Berlin, gegen
die Stimmen der unabhängigen Sozialdemo-
kraten (14:10) gewählt hatte, erklärten die
Funktionäre des Personals der Großen Berliner
Straßenbahn, daß sie wegen der Wahl des ihnen
ungeeignet erscheinenden Kandidaten bzw. we-
gen des Nichtzustandekommens der Wahl des
ihnen geeigneter erscheinenden Kandidaten, des
Dr.-Ing. Leonhard Adler aus Wien, Oberinge-
nieurs der Großen Berliner Straßenbahn, einen
eintägigen Proteststreik der Straßenbahn her-
beiführen würden. Unter dem Druck dieser
Drohung beschloß der Ausschuß, erneutin die
Prüfung der Eignungsfrage der Kandidaten, zu
denen als dritter der Reg.-Baumeister a. D.
Schmidt, Oberingenieur der Hochbahngesell-
schaft hinzugekommen war, einzutreten. Bei der
erneuten Abstimmung, der sich die Vertreter
aller bürgerlichen Parteien fernhielten ‚traten die
Rz zentsatz der Ein-Mann-
LE Wagen auf alle Wa-
- „gen in dem betreffen-
den Staate gerechnet,
schwankt zwischen 2,5%, im Staate New York
und 34,6% im Staate Kansas. Nl.
» Elektrische Antriebe.
Die neueste Entwicklung des elektrischen
Walzenstraßenantriebes in England. — In
England ist der elektrische Walzenstraßen-
antrieb erst ziemlich spät eingeführt worden,
und auch die weiteren Fortschritte in seiner
Anwendung haben sich nur langsam Bahn
gebrochen. Während der erste derartige An-
trieb für Europa bereits 1890 in Schweden
eingerichtet wurde, erhielt England die ersten
elektrischen Walzenstraßenantriebe erst 14
Jahre später ‘durch sechs 375-kW-Motoren,
die eine Schienenstraße auf der Me. Kenna
Proceß Co. antreiben. Der Krieg hat dann
einen weiteren Anstoß zur Entwicklung in
dieser Richtung gegeben, und man kann heute
die installierte Gesamtdauerleistung auf 225 000
kW bewerten.) Der Dampfantrieb hatte
dagegen bei Umkehrstraßen mit Rücksicht
auf die außerordentlich schweren Beanspruch-
ungen immer noch den Vorzug. Bis zum
Kriegsausbruch hatte England nur 4 elek-
trische Umkehrstraßenantriebe, davon 2 sogar
ziemlich geringer Leistung. Jetzt beträgt
ihre Zahl 13 und die Einzelleisiung 15000 kW,
und die guten Erfahrungen ermutigen dauernd
zu weiteren Ausführungen. Die -Anforde-
rungen an die elektrischen Umkehrantriebe
können am besten im Betriebe festgestellt
werden. Bei einer Blechstraße schwankt bei-
spielsweise die Leistung zwischen 74 und
etwa 1100 kW, bei einer Drahtknüppelstraße
zwischen 134 und 400 kW und bei einer
Schienen- und Trägerstraße endlich zwischen
225 und 4700kW innerhalb 6 bis 8sek. Die im
Betrieb am häufigsten hervorgetretenen Vor-
teile gibt die Quelle wie folgt an: Wirtschaft-
lichkeit des Betriebes, geringer Platzbedarf,
Anpassung an die Betriebserfordernisse und
!) ‚Vgl. „ETZ“ 1918, 8. 100, 1469.
2) „Blectr. Railway Journ.“, Bd. 55, 1920, 8. 1105.
3) 3. a. „Genie Civil“, Bd, 74, 1919, 8. 225 ff.
GesamtzahlsolcherWa-
sehen sind. Der Pro-
Einfachheit‘ der Bedienung, Möglichkeit einer
genauen und dauernden Energieverbrauchs-
überwachung, Verbesserung der
geschwindigkeit und Kostenersparnis, wenn die
Entfernung des Kraftwerks nicht zu groß ist.
Diese Vorteile treten natürlich nicht immer
vereint auf, sondern man muß jeden einzelnen
Fall prüfen und den elektrischen Antrieb ent-
entonhend einrichten. Oft wird er beim Umbau
von Walzenstraßen gewählt, wenn auf einer
Straße verschiedene Programme erledigt wer-
den sollen, die ein Arbeiten des Antriebs mit
entsprechend verschiedenen Geschwindig-
keiten fordern, wozu sich der Elektromotor
besonders gut eignet. Britische Sachver-
ständige bekennen sich nun auch zu der An-
sicht, daß der elektrische Antrieb für alle
Walzenstraßen und für alle Betriebe den Vor-
zug verdient. Einige von ihnen machen einen
Unterschied, ob es sich um eine durchlaufende
oder um eine Umkehrstraße handelt. $
Der Ausschuß des ‚Iron and Steel In-
stitute‘‘ hat kürzlich den Mitgliedern einen
Fragebogen mit der Frage zugesandt:
„Welche Antriebsart (Dampf oder elek-
trisch) halten Sie im allgemeinen für die beste»
bei den beiden Arten von Walzenstraßen:
1.’durchlaufende Straßen (Knüppel und Han-
delseisen), ar „
2. Umkehrstraßen.?
Ohne die Zahl der eingelaufenen Antworten
anzugeben, hat der Ausschuß das Ergebnis
wie folgt zusammengefaßt:
„Für durchlaufende Walzenstraßen sind
die Antworten einstimmig zugunsten des
elektrischen Antriebes ausgefallen unter
dem Vorbehalt, daß .die Energiekosten
nicht unzulässig hoch sind. Für die Um-
kehrstraßen hat der elektrische Antrieb .
die Mehrheit der Antworten nur unter der
Voraussetzung eines genügend niedrigen
Strompreises erhalten, aber auch für den
Dampfantrieb hat*sich eine beachtens-
“ werte Minderheit ausgesprochen.‘
Die Antworten erwähnten folgende Vor-
züge des elektrischen Antriebes: gleichmäßiges
Drehmoment, unbedingte Sauberkeit, leichte
Energieverbrauchsüberwachung,
der Energieerzeugungin einem Kraftwerk, Voll-
kommenheit der Geschwindiskeitsregelung und
weiches Arbeiten, Verbesserung des Wirkungs-
grades. Man istin England auch zu der Einsicht
gekommen, daß bei durchlaufenden Walzen-
straßen der elektrische-Antrieb nicht nur bei
eigener "Stromerzeugung, sondern in vielen
Fällen auch bei Strombezug von einem frem-
den Werk am Platze ist, und daß er auch bei
Umkehrstraßen überwiegende Vorteile be-
sitzt, sofern die Energie zu einem angemessenen
Preise zur Verfügung steht. Hierzu kann be-
sonders beitragen: Die wirtschaftliche - Aus-
nutzung der Hochofengase in Gasdynamo-
sätzen und bei Dampfkraftwerken die Auf-'-
stellung großer Turboeinheiten, die gleich-
zeitig die Stromerzeugung für die in jedem
Walzwerk unentbehrlichen elektrischen Hilfs-
3 verbilligt. (Genie Civil, Bd. 75,:1919,
. 664 ; -
Fernmeldetechnik.
Entwurf von Poulsen-Liehtbogengenera-
toren!). — L. F. Fuller veröffentlicht einige
bemerkenswerte Einzelheiten über die in den -
letzten Jahren entwickelten Poulsengenera-
toren, die bei einer Lichtbogenleistung bie zu
1000 kW eine zweistündige Überlastung bis
zu 25% vertragen. Die bekannten Vorgänge
im Lichtbogen, das Auftreten der Zündspitze
u. dgl., werden erörtert, dabei wird darauf
hingewiesen, daß die Oberwellen in der An-
tenne durch eine hinreichend große Bemessung
der _ Antennen-Selbstinduktion unterdrückt
werden können. Ist das magnetische Feld, in
dem der Lichtbogen brennt, schwach, so
werden die dort gebildeten Ionen zu langsam
entfernt, was ein Herabsinken der Spannungen,
bei denen das Erlöschen und Wiederzünden
des Bogens eintritt, zur Folge hat. Ist es jedoch
sehr stark so werden diese Spannungen ab-
normal hoch; die Zeit, während der Bogen
erloschen ist, wird zu groß, die Zuführung der
Energie in den Hochfrequenzkreis sinkt und
der Antennenstrom verringert sich.
ist ersichtlich, daß es einen günstigsten Wert
für die Dichte des magnetischen Kraftflusses
‚geben muß; dieser ist direkt proportional der
Wurzel aus der dem Bogen zugeführten Gleich-
stromleistung und umgekehrt proportional der.
Wellenlänge sowie der spezifischen molekularen
Geschwindigkeit des den Bogen umgebenden
Gases. Das Gewicht eines 1000 kW-Generators
beträgt nach Angabe des Verfassers 80 t. Bei
‘) Vgl. auch „ETZ“ 1920, S. 686.
‚ Erzeugung
' an Menge und Güte, gleichmäßige Winkel-
Vereinigung .
Hieraus.
BE nn: er
7. Oktober 1920.
einem Vergleich der von Ewing und der von
°. Weiß vorgeschlagenen Polformen zeigte
sich, daß letztere eine große Zunahme der
Höhe des Magnetjochs und damit auch des
Eisengewichtes bedingt. - An dem von Ewing
errechneten, theoretisch _ günstigsten Öff-
nungswinkel der Kegelstumpfpole mußten
einige Änderungen angebracht werden. Das
Knie der Sättigungskurve soll bei Voltbe-
lastung erreicht werden und das Verhältnis
des Poldurchmessers zur Länge des Luftspaltes
gleich Y 3 sein. Bis zu 100 kW werden offene
magnetische Kreise benutzt. (Elektrotechn.
u. Maschinenb. nach „Technical Review‘‘, Bd.5.
1919, Nr. 52). Rp.
Die Brechung elektromagnetischer Wellen.t)
— Leitfähigkeit und induktive Kapazität
der Erdoberfläche sind bekanntermaßen
die Ursache für eine gewisse Absorption
der elektromagnetischen Wellen, auch hat
die Natur der Erdoberfläche. Einfluß auf die
Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Wellen.
Die Unterschiede in der Geschwindigkeit sind
zwar gering, aber sie genügen doch, um die
Richtung der Wellen zu ändern, wenn diese
z. B. die Grenze zwischen See und Land über-
schreiten. T. L. Eckersley untersucht nun
die Bedingungen für die Ablenkung und kommt
zu folgenden Ergebnissen: Ist V, die Ge-
schwindigkeit der Welle über Land, V, die
über See, i der Einfallswinkel, d.h. der Winkel
zwischen dem einfallenden Strahl und der
Senkrechten auf die Küstenlinie und r der
Brechungswinkel, so ist nach dem Huygen-
ee
EBEN N weg 2 a
O, d.h. ist ö nahezu = r, dann ist, wenn do die
Abweichung ur der wahren Richtung 8 + 90
12
Falle SEN
Aus einer großen Zahl von Beobach-
tungen, die von Öypern aus während längerer
schen Prinzip Ist Tv. nahezu
ist, dp =
Zeiten mit den Wellenlängen 800 bis 1100 m
angestellt worden sind, ist berechnet worden,
daß die Geschwindigkeit über See um 2%
größer ist als über Land. Nicht berücksichtigt
ist allerdings hierbei, daß einwandfreie Fest-
stellungen nur mit gleichen Wellenlängen ge-
macht werden können, da der Betrag der Ab-
weichung von der Wellenlänge abhängig ist.
Das Verhältnis der Geschwindigkeiten läßt
sich durch folgende Gleichung ausdrücken
1 Vo? 2% 2 2 23
: = ar Br = h cos (=)
Hl Yort+p2(k-+ ki) Ar
worin D = 2n x Frequenz, Ä
Zehen ErR
RT
4 rk, = der spezifischen induktiven. Kapazi-
tät des Erdbodens,
4x k = der spezifischen induktiven
tät der Luft,
co, = der Leitfähigkeit des Erdbodens (in elek-
trostatischen-Einheiten) ist. Ist p klein genug,
d. h. ist die Wellenlänge so groß, daß p?
(k+k,)* klein im Vergleich zu o ist, so gilt
‘02 | Pas au
at LEN. cos (IR) = eos (-—®)
u V 0% £ 2 2
aber in diesem Falle ist @, sowohl wie , sehr
klein und damit, mit anderen Worten,
Brechnug nicht vorhanden.
Eine weitere Reihe von Beobachtungen
ist von der Station Mena bei Cairo mit den in
Palästina liegenden Stationen durchgeführt
worden. Sie ergaben einen Mittelwert u=1,05;
der Unterschied gegen das Ergebnis der Beob-
achtungen von Zypern aus erklärt sich jeden-
falls daraus, daß die Wellen auf ihrem Wege
von Palästina nach Mena die ägyptische
Wüste durchschreiten müssen, deren Sand
sicher größeren Widerstand besitzt als der
Boden von Zypern. Die Beobachtungen in
Mena brachten auch einen hübschen Beweis
für die Richtigkeit der ganzen Überlegung.
Es stellte sich nämlich heraus, daß die Rich-
tungsbestimmungen für eine der gehörten
Stationen keinerlei Abweichung von der
wahren Richtung ergaben. Bei näherer Prü-
fung wurde dann festgestellt, daß ‘die Ver-
bindungslinie zwischen dieser Station und
Mena die durch den See Bardowal sehr un-
regelmäßig gestaltete Küste gerade senkrecht
schneidet; eine Brechung der Wellen kam
also hier nicht in Frage. Bemerkenswert
waren auch die Ergebnisse für die Station
Annam. _ Deren als größter Kreis gezogene
Verbindungslinie nach Mena berührt eben die
Küste; die auf dieser Linie verlaufenden
Wellen werden also nicht abgelenkt. Dagegen
Kapazi-
ı) Vgl. „Fessenden nnd die Richtungsfinder der
drahtlosen Telegraphie“, „ETZ“ 1920, 8. 420. E
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920.
werden andere Wellen, die von der geraden
Verbindungslinie abweichen und dabei über
See gehen, so gebrochen, daß sie ebenfalls die
Emfangsstelle erreichen. Die Folge muß
sein, daß das beobachtete Minimum schlecht
wird; das wurde auch tatsächlich festgestellt.
. „Eekersley weist noch darauf hin, daß Auf-
zeichnungen, die bei der Besetzung der in
Palästina gelegenen ehemals deutschen Peil-
station Tul Keram in die Hände der Englän-
der gefallen sind, beweisen, daß den Deutschen
die vorbeschriebenen Abweichungen unbe-
kannt waren. Peilungen von Port Said und
Alexandria, die Abweichungen von 6° bis 7°
hätten geben müssen, waren nahezu richtig an-
gegeben. Nach diesen der Lage nach bekannten
Stationen war also Tul Keram offenbar
orientiert, so daß die Peilungen von Inlands-
stationen immer falsch ausfallen mußten,
was nach den Aufzeichnungen auch der Fall
war. “ („The Radio Review“, Bd. 1, 1920,
8. 421 u. f.). Rp. i
Eine Jugoslawische Großfunkstation. —
In Banjieca bei Belgrad wurde seitens fran-
zösischer Unternehmer eine große Funken-
station errichtet, die nach dem System Marconi
den direkten Verkehr mit Amerika aufnehmen
soll. (Voss. 28. IX. 1920.)
Physik und Theoretische Elektrotechnik.
Bestimmung der magnetischen Koerzitiv-
kraft und ihrer Änderung durch thermische Be-
handlung des Eisens.—Daß die Koerzitivkraft
die magnetischen Eigenschaften ferromagne-
tischen Materials insofern kennzeichnet, als
eine niedrige Koerzitivkraft Vorbedingung ist
für leichte Magnetisierbarkeit und geringe
Energievergeudung bei der Ummagnetisierung
(Material für Transformatoren usw.), eine hohe
Koerzitivkraft umgekehrt für kräftiges Fest-
halten des remanenten Magnetismus (perma-
nente Magnete) ist-eine allbekannte Tatsache;
und ihre von L. A. Wild empfohlene Ver-
wendung zur Ermittelung von Änderungen!),
welche das Material in Folge von thermischer
oder mechanischer Behandlung erlitten hat,
ist gewiß sehr vorteilhaft, aber keineswegs neu.
Vom Berichter wurde bereits vor 20 Jahren
darauf hingewiesen und ein einfaches Verfahren
angegeben?), um mit Hilfe des Magnetometers
in wenigen Minuten die Koerzitivkraft von
beliebig gestalteten Stücken mit großer Ge-
naugikeit zn ermitteln, das seitdem in der
Reichsanstalt dauernd im Gebrauch ist und
sich vorzüglich bewährt hat. Der Verfasser
empfiehlt zu diesem Zweck die ballistische Me-
thode: Mit ebenen Endflächen versehene kurze
und dicke Probestäbehen vom Dimensions-
verhältnis 1:d = 6 werden, mit einer Magneti-
sierungsspule versehen, in ein Joch einge-
schoben und dort durch einen ganz kurze Zeit
dauernden Stromstoß bis zu einer Feldstärke
von etwa 1600 Gauß magnetisiert. Beim Her-
ausnehmen aus dem Joch verliert das Stäbchen
in Folge der magnetisierenden Wirkung der
Enden einen großen Teil des remanenten
Magnetismus, der zurückbleibende Rest ist
um so größer, je höher die Koerzitivkraft ist,
und kann also nach Annahme von Wild direkt
als Maß für die letztere dienen. Gemessen wird
sie durch Herausziehen aus einer kurzen, mit
einem ballistischen Galvanometer oder einem
Fluxmeter verbundenen Induktionsspule, und
zwarist die Skala des betreffenden Instruments
nicht auf Induktionslinien, sondern direkt auf
Koerzitivkraft geeicht. Selbstverständlich muß
man bei weichem und hartem Material zwei
verschiedene Empfindlichkeiten verwenden. —
Heit 40.
07
kraft in gleichem Sinn und Maß ändert.
Zumeist ist aber gerade das entgegengesetzte
der Fall, in dem die wahre Remanenz mit wach-
sender Koerzitivkraft sinkt, und umgekehrt.
Hierdurch können unter Umständen recht be-
trächtliche Fehler hervorgerufen werden, so
daß die Methode zur praktischen Verwendung
nicht empfohlen werden kann, zumal die oben
erwähnte einwandfreie magnetometrische Me-
thode in der gleichen Zeit zum Ziele führt.
Die von Wild mitgeteilten Ergebnisse seiner
Versuche über die Änderung der Koerzitivkraft
von Eisen, hartem und weichem Stahl durch
thermische Behandlung haben, ganz abgesehen
von den erwähnten Messungsunsicherheiten,
auch deshalb wenig Wert, weil nähere Angaben
über die gerade für derartige Versuche be-
sonders wichtige chem sche Zusammensetzung
des Materials fehlen. Gumlich,
Werkstatt und Baustoffe.
Das Schweißen und Schneiden mit dem
Kohlenlichtbogen. — Der Kohlenlichtbogen
wird mehr und mehr von dem Metallichtbogen
verdrängt. Das Schweißen mittels Kohlen-
lichtbogen ist das älteste elektrische Schweiß-
verfahren. Bei der früheren Verwendung haben
sich jedoch “m allgemeinen spröde und harte
Schweißnähte ergeben, da die bezüglichen Ur-
sachen beim Schweißen nicht klar erkannt
wurden. Beim Schweißen mit dem Kohlen-
lichtbogen besteht die Gefahr, daß Kohlen-
teilchen von der Kohle in das Metall wandern.
Diese Gefahr kann jedoch bei sachgemäßer
Behandlung des Lichtbogens ziemlich be-
schränkt werden, so daß sich gut bearbeitbare
Schweißstellen ergeben. Eschholz kommt in
Übereinstimmung mit den deutschen Erfah-
rungen zu dem Ergebnis,!) daß in erster Linie
beim Kohlenlichtbogen-Schweißen dafür ge-
sorgt- werden muß, daß der freiwerdende
Kohlenstoff oxydiert wird; dies kann man
durch Regulieren der Lichtbogenlänge erreichen.
Die Länge eines 250 A Lichtbogens soll bei-
spielsweise nicht unter 12 mm und die Länge
eines 500 A Lichtbogens nicht unter 20 mm
liegen. Es muß jedoch darauf geachtet werden,
daß nicht der gegenteilige Fehler gemacht und
die Lichtbogenlänge zu hoch gehalten wird.
Eine übermäßige Lichtbogenlänge verursacht
infolge von Konvektionsströmen das Durch-
dringen. der schützenden Hülle von Kohlen-
stoffdioxyd, so daß das heiße Metall rasch
oxydiert, d. h. verschmort. So soll z. B. der
250 A Lichtbogen nicht länger wie 25 und der
500 A Lichtbogen nicht länger wie etwa
40 mm gehalten werden. Die zulässige Ver-
änderlichkeit ist bei dem Kohlenlichtbogen
ziemlich groß, sodaß es dem Schweißer keine
Schwierigkeit bieten kann, eine richtige Länge
des Lichtbogens dauernd zu halten und weiches
Schweißmetall mit nur wenig Schlackengehalt
zu erzeugen. Für den Kohlenlichtbogen ver-
wendete man früher in erster Linie harte
Kohlen als Elektrodenmaterial. Herr Esch-
holz weist darauf hin, daß ein geringer Elek-
trodenverbrauch, wie auch eine weichere
Schweißung erzielt werden kann, durch Ein-
führung von Graphitelektroden. Die Gra-
phit-Elektroden sind bisher in Deutschland
weniger verwendet worden und wird es sich
empfehlen, auch in dieser Linie weiterzu-
arbeiten. Sämtliche Elektroden, aus Kohle
oder Graphit bestehend, sollen zur Fixierung
des Endpunktes des Lichtbogens angespitzt
sein. Zahlentafel 1 gibt Durchmesser von
Elektrodenmäaterial bei den verschiedenen
Stromwerten an:
Zahlentafel ı.
50 bis 150 A rd
1507559 .300,.00,% 10°, :
300 -; 500, „2 „ :
500=. ,. 750-5, -32° , i
75029, 100° 7 40 5, .
Die beschriebene Methode hat zwei,
Fehler: Einmal werden sich beim Heraus-
nehmen der Probe aus dem Joch und Einlegen
in die Induktionsspule Erschütterungen nicht
vermeiden lassen, welche bei sehr weichem
Material die übrigbleibende scheinbare Re-
manenz in ganz unkontrollierbarem Maße ver-
ringern, so. daß falsche Schlüsse auf die Koerzi-
tivkraft gezogen werden müssen. Die Methode
würde also aus diesem Grunde nur für hartes
Material brauchbar sein, gibt aber auch hier
— und das ist der zweite Fehler — nur eine
angenäherte Orientierung, denn die angenom-
mene Proportionalität zwischen Koerzitivkraft
und scheinbarer Remanenz gilt genau ge-
nommen nur unter der Bedingung, daß sich
auch die wahre Remanenz mit der Koerzitiv-
!) „The Electrician“ 1920, Bd. 84, S. 320.
») „ETZ“ 191, 8. 691 ff. 5
7 mm Kolbendurchmesser angespitzt auf rd
3 mm Durchmesser
3% e
3 ”
3
3
„
n ”
» % »
ei ” » ” »
Um eine gute Schweißunng bei Verwendung
von Kohlenlichtbogen zu erzielen, muß darauf
geachtet werden, daß das Füllzusatzmaterial
beim Schweißen sachgemäß behandelt wird.
Vor allen Dingen ist darauf,hinzuwirken, daß
beim Abschmelzen des Zusatzmaterials das-
selbe nicht auf noch unerweichte Kanten des
Schweißstückes selbst überfließt, da dies stets
schlechte Schweißstellen ergeben würde. Es
ist allgemein bekannt, daß das positive Ende
eines Kohlenlichtbogens mehr Energie ver-
zehrt als der negative Pol, so ist es selbstver-
ständlich, daß die Kohlenelektrode stets an
den Minuspol und der Pluspol an das zu
schweißende Stück zu legen ist. Eine gegen-
polige Schaltung würde im übrigen auch einen
unruhigen Lichtbogen erzeugen. Zu bemerken
ist noch die Tatsache, daß der Durchmesser
1) „Electrical World“, Bd. 74, 1919, S. 305.
798
\.
> EN
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 40.
7. Oktober 1920. 4
eines elektrischen Lichtbogens sich mit der
Quadratwurzel der Stromstärke ändert. Diese
Tatsache tritt bei Verwendung des Kohlen-
liehtbogens zum Schneiden von Metall in
Form der Schnittbreite zutage. Die Hand-
habung desSchneidens ist äußerst einfach. Der
Schweißer läßt lediglich den Endpunkt des
Lichtbogens über das zu trennende Metall
mit einer solchen Geschwindigkeit folgen, wie
dies dem Abfließen des entsprechenden Metalls
entspricht. Die Schnittgeschwindigkeit steigt
mit der jeweils verwendeten Stromstärke, die
Schnittbreite wächst, wie oben gesagt, mit
dem Durchmesser des Lichtbogens.
Das Schneiden eines 12 mm starken
Bleches bei 250 A und 200 mm Schnittlänge
erfordert beispielsweise 2% min bei einer
Schnittbreite von 12 mm, das Schneiden des-
selben Bleches mittels 650 A bei '200 mm
Länge erfordert 1 min und ergibt eine Schnitt-
breite von 20 mm. Willman Metall über 10 cm
Stärke durch den Lichtbogen zertrennen, so
“ muß darauf geachtet werden, daß die’ Elek-
trode nicht mit den Kanten des Stückes in
Kontakt kommt, wo sonst der Lichtbogen kurz
geschlossen würde. Da der Schnitt nicht glatt
wird, kann das elektrische Verfahren das Au-
togenschneiden nicht voll ersetzen; die An-
wendung ist daher auf Abbruch- und Ein-
schmelzarbeiten beschränkt. Besondere Wich-
tigkeit hat das elektrische Schneiden zum Zer-
trennen von Gußeisen, da für diese Arbeiten
die Sauerstoff-Azetylenflamme überhaupt nicht
geeignet ist; auch zum Ausbrennen von Ast-
löchern von Gebläseöfen und zum Schmelzen
von Eisen wird es in reichlichem Maße anze-
wendet. Der Kohlenlichtbogen dürfte auch
zum Verschweißen von eisenfreien Metallen,
wie Kupfer, Bronze, Messing eine zunehmende
Bedeutung gewinnen. Die diesbezüglichen
Arbeiten liegen noch in den Anfängen, jedoch
ist erkannt, daß das Vorhandensein irgend
eines Oxydationsmittels wie Phosphor hierbei
notwendig ist um gesunde, von Oxyd und Luft
blasenfreie Schweißungen zu erhalten. Auch
das Verschweißen von Metallen mit niedrigen
Sehmelzpunkten, wie Blei u. dgl. ist mit der
Kohlenelektrode durchzuführen. - Man bildet
in diesem Falle keinen Lichtbogen, sondern
hält die Elektrode nur in Berührung mit der
flüssig zu machenden Oberfläche. Die Strom-
stärke muß so groß sein, daß das Kohlen-
ende dauernd auf Glühhitze gehalten wird
‚ und diese Wärme das Metall zum Schmelzen
bringt. Die Arbeiten mit dem Kohlenlicht-
bogen sind gegenüber dem Eisenlichtbogen
nicht zu stark zu vernachlässigen. Der Kohlen-
liehtbogen behält seine Wichtigkeit zum Ver-
schweißen von Gegenständen, bei denen eine
Härtung der Schweißstelle wünschenswert ist,
wie z. B. beim Schweißen von Schienen-
köpfen, Radbandagen, bei Schweißarbeiten in
Geldschrankfabriken u. dgl. — Auch das Ver-
schweißen von Blechbehältern kann, wie oben
angeführt, sachgemäß durchgeführt werden.
So dürfte der Kohlenlichtbogen bei der Faß-
fabrıkation, wo keine zu hohen Ansprüche ge-
stellt werden, kaum durch den Eisenlicht-
bogen verdrängt werden. Schneidearbeiten,
solange sie keinen graden Schnitt verlangen,
wie bei Abbrucharbeiten, lassen sich durch
den Kohlenliehtbogen einwandfrei durch-
führen; besonders gewinnt das Verfahren an
Bedeutung beim Schneiden von verlorenen
Köpfen an Gußeisen; auch als Heizflamme
zum Anwärmen ist der Kohlenlichtbogen nicht
zu vernachlässigen. Sr.
Allgemeiner Maschinenbau.
Die Bestimmung der Dicke der Ölschicht bei
Lagern. — Die Arbeit ist im Maschinenlabo-
ratorium der Physikalisch-Technischen Reichs-
anstalt ausgeführt worden. Nach einer kurzen
Übersicht über die Theorie der Lagerreibung
wird von V. .Vieweg eine neue optische
Methode zur Messung der Verlagerung um-
laufender Wellen in Lagern beschrieben. Be-
trachtet man eine umlaufende Welle in einem
geschlossenen, ringsum geschmierten horizon-
talen Lager, so liegen beim Stillstand die
Flächen mit ihren Unebenheiten ineinander.
Beim Eintritt der Bewegung hebt sich die
Welle, und bei kleinen Geschwindigkeiten be-
rühren sich die Flächen mechanisch mit ihren
Zacken, und die Welle weicht seitlich im ent-
gegengesetzten Sinne der Drehrichtung aus
(Zustand, der halbflüssigen Reibung). Bei
einer kritischen Geschwindigkeit wird die
Schmiermittelschicht so stark, daß eine Tren-
nung der gleitenden Flächen eintritt (Aus-
klinken der Zacken). Mit zunehmender Ge-
schwindigkeit hebt sich dann die Welle weiter
und weicht seitlich im Sinne des Zapfenum-
laufes aus. (Zustand-der reinen Flüssigkeits-
reibung). Es handelt sich hierbei um Bewe-
gungen in der Größenordnung von O0 bis 100 u
bzw. 200 u bei größeren Maschinen. Die op-
tische Methode zur Messung der Verlagerung
besteht darin, daß auf der Stirnfläche der zu
untersuchenden Welle ein poliertes Metall-
plättchen mit einem Kreuzgitter (Raster) von
etwa 2 bis 4 u Strichabstand befestigt wurde.
Rotiert dieses Gitter mit der Welle, so bildet
sich bei diffuser Beleuchtung der Schnitt-
punkt der Rotationsachse mit der Gitterebene
A Welle, B Lager. C Kreuzgitter (Raster
im allgemeinen als mikroskopisch feiner, fast
schwarzer Punkt aus, während die übrige
Fläche des rotierenden Rasters fast weiß er-
scheint. Die Bewegung dieses Punktes und
Abb. 5. Rotiereuder Raster. Mn
Die Rotationsachse gebt durch den Schnittpunkt
zweier Gitterlinien. »
_ Alıb. 6. Rotierender Raster.
Die Rotationsachse geht durch die Mitte eines
Gitterfeldes. h Ä
damit die Bewegung der Welle wurde mit
einem Mikroskop mit Okularmikrometer be-
obachtet und gemessen. Abb. 3 stellt schema-
‚hergestellte,
- D Mikroskop. a Okularmikrometer. 5 Beleuchtung.
Abb. 3. Schema der Meßanordnung.
‚Bd. 8, 1920, 8. 364). Vg.
sammenbruch unabwendbar. In unserer schwie-
mögliche Maximum unserer Leistungen. auf
ist, benutzt. v. Moellen
tisch die Versuchsanordnung dar. Es wurden
zunächst selbstangefertigte Raster verwendet,
später auch regelrechte auf der Teilmaschine .
Mit diesen Rastern war es mög- 2:
lieh, die Rotationsachse einer Welle mit einer _
Genauigkeit von weniger als 1 u festzustellen.
Abb. 4, 5und 6 zeigen im vergrößerten Maßstab
die photographische Wiedergabe der der neuen ;
Methode zugrunde liegenden Art der Beob-
achtung einer Rotationsachse. Mit diesem
optischen Verfahren wurden die Verlagerungs-
kurven von Wellen bei verschiedenem Schmier-
material und verschiedenen Temperaturen auf-
enommen. Außerdem wurde die mittlere
ackenhöhe der Unebenheiten der Zapfen-
und - Lageroberfläche- bestimmt. _ Letztere
konnte dadurch ermittelt werden, daß der
Übergang in.den Zustand der reinen Flüssig-
keitsreibung, das sogenannte Ausklinken der
Zacken, durch das plötzliche Aufhören der
zitternden Bewegung des Punktes scharf ge-
kennzeichnet war. Die optische Methode
mittels rotierenden Gitters gestattet ganz all-
emein die Rotationsaehse eines Zapfens ein-
dentig festzulegen. Abgesehen von der Unter-
suchung der. Verlagerung eines Zapfens im
Lager, für welehe die Methode ausgearbeitet
wurde, dürfte das Verfahren auch noch weitere
technische Anwendung finden, z. B. für die
Bestimmung der Rotationsachse bei der dyna-
mischen Auswuchtung umlaufender Maschinen-
teile. (V. Vieweg, Archiv für Elektrotechnik,
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* “ | } 2 “ FR N yer le yon f
ERETE ee
Jahresversammlungen, Kongresse,
“= . Ausstellungen. :
BERENSE
60. Hauptversammlung des Vereins deut-
scher Ingenieure, — Unter dem- Vorsitz von
Generaldirektor Reinhardt, Dortmund, fand
®
| in Berlin am 20. bis 22. September die er
versammlung des VdI statt. In seiner
sprache führte der Vorsitzende u. a. aus:
Die anhaltenden Schwierigkeiten der wirt-
schäftlichen Lage Deutschlands lasten schwer
auch auf den technisch-wissenschaftlichen Auf-
gaben des VdI und haben ihn gezwungen, im
Berichtsjahr den Umfang dieser Aufgaben
hier und da zu beschränken. Zum Ausgleich
m
demgegenüber hat sich der Verein wit
doppeltem Eifer der vertieften Bearbeitung
und Fortentwicklung wichtiger Einzelgebiete
der Technik gewidmet, so in den Zweigen dr
Wärmewirtschaft, der Metallkunde, der land- 213
wirtschaftlichen Technik, des Bauingenieur--
wesens, des technischen Schulwesens usw.
Neugegründete Zweiggesellschaften sind hier
in einer für das Gemeinwohl ersprießlichen
Arbeit begriffen. Die deutsche Industrie hat
Verständnis für die Notlage der technischen
Wissenschaften bekundet und tritt für die
Notwendigkeit der Fortführung der wissen-
schaftlichen Aufgaben des Vereins en. De
Hauptforderung für die Gegenwart heißt:
Arbeit, vermehrte Arbeit und vermehrte
Erzeugung zu demselben Gesamtlohne..
Denn ohne vermehrte Arbeit ist unser Zu- -
rigen wirtschaftlichen Lage gilt es, den Mut
nicht sinken zu lassen. Klarheit über das
den verschiedenen Gebieten zu schaften, alle
Widerstände gegen diese höchstmögliche Lei-
stung in Gemeinschaftsarbeit aller Beteiligten
zu überwinden und die seit vorigem Jahre
sehon etwas gestiegene Arbeitsfreudigkeit wie-
der zu beleben. 2 SS
Prof. W. v. Moellendorff sprach über
das Thema „Der Wirkungsgrad“. D
Begriff „Wirkungsgrad“, der jedem Ma-
schinentechniker als Verhältnis der erzielten -
Leistung zum Leistungsaufwand geläufig
orff, um “über die
engere, sonderfachliche Begriffsauffassung hin--
aus das Gebiet der Technik mit einer Welt-
anschauung zu verbinden und, nach der regen
Entwicklung der einzelnen Zweige der Wissen-
schaft im vergangenen Zeitalter, wieder einmal-
eine Zusammenfassung des Ganzen zu bieten.
Er nennt unter Berufung auf Schopenhauer
den Wirkungsgrad den Gütemaßstab ‚aller
zweckhaft angewandten und der Kausalität
pr % n Du
a
‚gegnenden
Große Vorteile bei der -Ausbildung des
Ausschuß für
- Unterrichts ausgearbeitet.
‘Tagung der vom VädI. und
7. Oktober 1920.
unterworfenen Naturerscheinungen und ver-
langt vom Ingenieur, sich dieses Sachver-
haltes in seiner vollen Bedeutung und in seiner
Begrenztheit klar bewußt zu werden. In
unserem mechanistischen Zeitabschnitt durch-
setze die Frage nach dem Wirkungsgrad als
dem Verhältnis nutzbarer zu aufgewandter
Arbeit das ganze gesellschaftliche Leben. Es
genüge nicht, daß der einzelne Techniker bei
seiner Berufserfüllung dem ihm zufällig. be-
: Teilwirkungsgrad schlecht und
recht diene, sondern die Technik als Faktor des
sozialen Geschehens habe auf Schritt und Tritt
ihren Gesamtwirkungsgrad und ihre Abhängig-
keit von anderen Faktoren zu bedenken. Auf
der einen Seite müsse sie also mit ihren Unter-
lassungssünden im Wärmewesen usw. auf-
räumen und vornehmlich auf Arbeitsquotienten
mit langem Zeitindex achten. Auf der anderen
Seite solle sie sich hüten, technische mit wirt-
schaftlichen und politischen Aufgaben zu
verwechseln; wo in einem Geschehen subjektive
Beweggründe des Menschen hineinspielen,
könne die Technik nicht nach einem dann nur
noch angeblich objektiven Verfahren entschei-
den. Der jetzige öffentliche Einfluß der Tech-
niker sei zu gering, weil ihr Verantwortungs-
gefühl Lücken aufweise. Aber nieht durch
Übergriffe in, nicht durch Ansprüche auf die
Rechte ‚anderer, sondern durch Besinnung auf
ihre eigenen Pflichten, kurz durch eine wahr-
haft wirkungsgradliche Denk- und Handlungs-
weise werde dıe Technik zu der ihr gebühren-
den Geltung gelangen. ‚Denn zu mindestens
im Abendland mit seiner Übervölkerung, seinen
spärlichen Bodenschätzen und seiner (im
Gegensatz zu China) spezifisch mechanistischen
Begabung hänge bis auf weiteres alles davon
ab, daß die Rationalisierung, soweit sie unent-
behrlich erscheine, auch restlos rationell durch-
geführt werde. Die Technik habe niemals
Selbstzweck, aber immer möglichst vervoll-
kommnetes Mittel zum Zweck zu sein. Sie
möge sich beglückwünschen, wenn sie, frei von
Vorurteilen,
gradbesserungen, dazu beitragen dürfe, die
soziale Frage zu entwirten. i
Direktor Jung (Samson-Werk, Berlin)
und Oberingenieur Hanner (Maschinenfabrik
Augsburg-Nürnberg, Nürnberg) behandelten
die Frage der wirtschaftlichen Arbeitsgestal-
tung auf den Gebieten der Massenfertigung
und der Einzelfertigung von Gütern.
. Der zweite Verhandlungstag war den
Sitzungen der verschiedenen, an den Verein
angeschlossenen Gesellschaften und Ausschüsse
gewidmet. Im Deutschen Ausschuß für Tech-
nisches Schulwesen, der zusammen mit der
Arbeitsgemeinschaft deutscher Betriebs-
ingenieure tagte, sprach Baurat Pr-üng.
Lippart, Nürnberg, über die Mitwirkung
der Industrie an.
der Ingenieure und
Ausbildungs- und Erziehungsaufgaben.
‘Während beim früheren Werdegang des Tech-
nikers durch die Meisterlehre die ,„Kunst“
von Mund zu Mund weiter verbreitet wurde,
“ist jetzt das gedruckte Wort in Büchern und
Zeitschriften von großem erzieherischen Ein-
fluß. Unsere Büchereien stehen aber noch
nicht auf der für einen regen Gebrauch unbe-
dingt erforderlichen Höhe, sie müssen reich-
haltiger ausgestattet werden und auch der
Zeiteinteilung des Arbeiters Rechnung Be
ehr-
lings bildet die Werkschule.. Der Deutsche
Technisches Schulwesen hat
durch Berufsfachleute Lehrgänge für praktische
Unterweisung in der Werkstatt, und Lehr-
blätter für Unterstützung des gewerblichen
Neben der Aus-
bildung der Jugend erfordert auch die be-
rufliehe Weiterbildung aller in der Industrie
tätigen Facharbeiter, Meister und Ingenieure
"die gleiche Beachtung. Diesem Zwecke sollen
und Vorlesungs-
Facharbeitsgemeinschaften
ebenfalls vom
einrichtungen dienen, die
VdI geschaffen sind.
‘Dr. Heylandt berichtete über „Lehr-
lingssausbildung‘“; seine Ausführungen
waren verbunden mit einem Gang durch
-die vom Deutschen Ausschuß für Technisches
" Sehulwesen veranstaltete Werkschulausstel-
lung. Prof. C. Matschoß sprach über Prak-
tikantenausbildung, Direktor Volk über
Betriebsleitern und
Ausbildung von r
PDr.»Ing. Wedemeier über Technisches
Voriesungswesen. -
Über die anläßlich der Aha abge-
haltenen Tagungen der Deutschen Gesell-
- schaft für Metallkunde und der Deut-
sehen Gesellschaft für Bauingenieur-
wesen gehaltenen Vorträge wird an anderer
Stelle berichtet werden.
Der Hauptversammlung war vom, 16.
bis 18. September eine feuerungstechnische
anderen Vereinen
für Wärme-
begründeten Hauptstelle
mit Hilfe sachlicher Wirkungs-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 40,
199
wirtschaft vorausgegangen. Die Aufgabe
dieser Tagung war, zur Lösung verschiedener
Fragen beizutragen. die sich bei der Um-
stellung unserer Wärmewirtschaft auf Braun-
kohlen, Torf und minderwertige Brennstoffe
ergeben haben.
Verschiedenes.
3 Techniker in der Verwaltung. Der Verein
deutscher Ingenieure hat an den Reichstag und
an den Reiehskanzler eine Entschließung ge-
richtet, die darüber Klage führt, daß neuer-
liches Zurückdrängen der Techniker in die Er-
scheinung trete. Der Verein fordert: Änderung
und Handhabung der Anstellungsvorschriften
im Sinne des Beschlusses der Nationalver-
sammlung; Verbesserung der Aufstiegsmög-
lichkeit für Techniker, insbesondere Uber-
tragung der technischen Referate an Techniker,
und tritt dafür ein, daß in vorwiegend tech-
nisch gerichteten Ministerien z. B. dem Reichs-
verkehrsministerium, “mindestens ein tech-
nischer Staatssekretär angestellt werde.
Industrie und Handel.
Der neue Leiter der Außenhandelsstelle der
Elektrotechnik. — Zum Reichsbevollmäch-
tigten der Außenhandelsstelle der Elektrotech-
nik ist an Stelle des zum Reichsschatzminister
berufenen Herrn von Raumer Öberingenieur
Artur A. Brandt ernannt worden, der be-
reits seit Mai vorigen Jahres die Außenhan-
delsstelle' leitet. Seine Laufbahn als Ingenieur
begann er bei der Union Elektrieitäts-Gesell-
schaft, ging dann nach Amerika zur General
Electrie Co., Schenectady, und wurde dann
von der AEG zur Leitung ihrer Geschäftsstel-
len nach Ostasien berufen. Nochmals kehrte
er dann studienhalber nach den Vereinigten
Staaten zurück, und war später für die Sie-
mens-Schuckertwerke im Auslande tätig. Herr
Brandt beherrscht seit mehr als 20 Jahren das
elektrotechnische Exportgeschäft, und gilt als
guter- Kenner fremder Länder sowie der Welt-
wirtschaft.
Bund der Elektrizitätsversorgungs - Unter-
nehmungen Deutschlands E.V., Berlin. — Der
Elektrobund wählte in seiner Mitgliederver-
sammlung vom 23. IX. 1920 an Stelle des zum
Reichsschatzminister ernannten bisherigen Bun-
desdirektors von Raumer Herrn Regierungs-
rat Dr. Paul Heck zu dessen Nachfolger.
Zentralverband der deutschen elektro-
technischen Industrie e, V. — Unter dem Vor-
sitz des Herrn C. Fr. von Siemens fand an-
läßlich der Elektrischen Woche in Hannover
am 24. Sept. eine a. o. Mitgliederversammlung
statt. Dr. E. Adler schilderte einige Erspar-
nismöglichkeiten in der Elektroindustrie ins-
besondere knappere Leistungsbemessung, VOTr-
übergehende Steigerung der Leistungsfähig-
keit von Stromerzeugern, bessere Ausnutzung
der Isolierstoffe, Verbilligung der Freilei-
tungen, _ Erweiterung des Anwendungsbe-
reiches der Kurzschlußmotoren, Verbilligung
der Anlasser usw. Aus den Beispielen läßt sich
der allgemeine Schluß ziehen, daß in Zukunft
eine schärfere Unterscheidung der Betriebs-
verhältnisse und eine genauere Abgrenzung
des Geltungsbereichs jeder Bestimmung er-
forderlich sein wird. Es muß vermieden wer-
den, daß durch Verallgemeinerung des Gel-
tungsbereiches von einschränkenden oder ver-
schärfenden Bestimmungen eine unnötige Ver-
teuerung der Anlagen verursacht wird.
Industrie ist berufen, die Führung bei den
Sparsamkeitsmaßnahmen zu übernehmen, doch
setzt diese verständnisvolles Zusammenar-
beiten aller beteiligten Stellen, insbesondere
der Elektrizitätswerke, voraus. Der Ge-
brauchswert der Anlagen darf durch die Ver-
billigung nieht beeinträchtigt werden, und die
Grundlinien der Errichtungsvorschriften des
VDE, die die Sicherheit von Person und Sache
verbürgen, müssen unangetastet bleiben.
Dipl.-Ing. Kind berichtete über die vor
kurzem in München stattgehabten Verhand-
lungen über die Neuregelung der Handels-
beziehungen zwischen Deutschland und Öster-
reich. Er schilderte die Schwierigkeiten, die
bisher den Handelsverkehr mit Österreich er-
schwerten, und deren Behebung von der In-
dustrie gewünscht worden war. „Im Zu-
sammenhang damit gab er einen Überblick
über die bisher neu getätigten Wirtschafts-
abkommen, erwähnte die für die nächste Zeit
in Aussicht genommenen Verhandlungen und
regte eine baldige Stellungnahme der elektro-
technischen Industrie an für den Fall einer
Kündigung der noch bestehenden Handels-
verträge. Dabei machte er ausführlich auf
die Bestimmungen des Friedensvertrages so-
wie die sonst noch bestehenden Bindungen
dings in der Verwaltung ein ganz ungebühr-,
Die
aufmerksam, die die Entscheidung der bei
einer solchen Stellungnahme zu prüfenden
Frage in erster Linie beeinflussen,
In einem weiteren Bericht betonte der
neue Reichsbevollmächtigte der Außenhandels-
stelle der Elektrotechnik, Oberingenieur A. A.
Brandt, daß die Außenhandelskontrolle nur
dann als fördernd für das gesamte Wirt-
schaftsleben angesehen werden könne, wenn
ihre Durehführungsbestimmungen einfach sind
und sich durch ihre Einfachheit schnell wech-
selnden Verhältnissen anpassen. Die Ver-
wirklichung dieser Forderung ist stets von
der Außenhandelsstelle angestrebt worden.
Herr Brandt berichtete sodann weiter über
-die- Ergebnisse der bisherigen Verhandlungen
über die Ermäßigung der sozialen Gebühr
für elektrotechnische Erzeugnisse!), sowie die
Errichtung einer besonderen Fachgruppe für
Handel und Export beim Außenhandelsaus-
schuß. Er schloß mit dem Hinweis, daß nur
ein gesunder Optimismus, der zum Geschäft
und besonders zum Außenhandel nun einmal
gehöre, über die bei der Industrie bestehenden
und voraussichtlich noch andauernden Schwi'e-
rigkeiten hinweghelfen könne.
Hauptversammlung des Vereius deutscher
Maschinenbau-Anstalten. — Am 17. September
fand in Berlin unter dem Vorsitz von Dr.-ng.
Sorge die Hauptversammlung des Vereins
deutscher Maschinenbau-Anstalten statt. Nach
dem vom Geschäftsführer Dipl.=-Sna. Frölicher-
statteten. Jahresbericht ist die Mitgliederzahl
von 884 Firmen mit 381 761 Beschäftigten auf
918 Firmen mit etwa 411 000 Beschäftigten
gestiegen. Die Zahl der korporativen Mitglieder
beträgt 51. Die finanziellen Ergebnisse der
Maschinenbauanstalten sind im Jahre 1918 ge-
genüber 1917 zurückgegangen, sie sind aber
etwas günstiger als im Jahre, 1916. Der wirt-
schaftliche Niedergang wird indessen erst in
den 1919 abgeschlossenen ‘Bilanzen zum Aus-
druck kommen. Die Organisation des gesamten
Wirtschaftsgebietes des Maschinenbaues ist in
12 Fachverbandsgruppen gegliedert. Eine
Außenhandelsstelle für den Maschinenbau mit
amtlichen. Befugnissen ist gegründet worden.
Die geplante Umbildung der „Preisstelle für
Maschinenbau“ in eine Verbandsabteilung des
Vereins konnte wegen schwebender Organi-
sationsfragen noch nicht durchgeführt werden.
Um den Mitgliedern die Wiederanknüpfung
von Geschäftsverbindungen mit dem Auslande
zu erleichtern und sie über die Wettbewerbs-
verhältnisse im Auslande zu unterrichten, ist
der Geschäftsstelle eine Außenhandelsabtei-
lung angegliedert worden. Die Bildung einer
„Arbeitsgemeinschaft für den Maschinenbau‘
ist beschlossen worden. Um die Einheitlich-
keit der Politik des Vereins als des wirtschaft-
lichen Spitzenverbandes des Maschinenbaues
und der Fachverbände zu sichern und um die-
sen einen größeren Einfluß innerhalb des Ver-
eins einzuräumen, ist eine Änderung der
Satzung beschlossen worden.
Generaldirektor J. Becker, Kalk-Köln,
berichtete über die schwierige wirtschaftliche
Lage des deutschen Maschinenbaues, dadurch
bedingt, daßihm nicht nur der Auslandsmarkt
verschlossen ist, sondern daß auch das Inlandge-
schäft stockt; letzteres ist z. T. darauf zurück-
zuführen, daß ein großer Teil der Industrie-
zweige, welche zu den Abnehmern gehörten,
während des Krieges erhebliche Erweiterungen
vorgenommen haben, für die heute keine ge-
nügende Beschäftigung vorliegt; es werden
daher bereits ganze Werke stillgelegt, die ihre
Maschinen ins Ausland verkaufen und dadureh
den Absatz der Maschinenfabriken erschweren.
Japan und das Ausland. — Japan hat im
Jahre 1919in wachsendem Umfange elektrische
und Textilmaschinen ausgeführt, erstere
hauptsächlich nach China und dem Kwantung-
Gebiet, wohin über 60% der Verschiffungen
gerichtet waren. Wie stark anderseits die
Beteiligung Amerikas an der japanischen
Einfuhr gewachsen ist, ergibt sich aus den von
„Eleetrieian‘‘ mitgeteilten Ziffern, nach denen
1919 insgesamt für rd 89 Mill. Yen Maschinen
aller Art eingeführt wurden und davon für
67 Mill. Yen allein aus Amerika gegen 58 im
Jahre 1918. Das genannte englische Fach-
blatt bemerkt, daß die Stellung, die Groß-
britannien und Amerika vor dem Kriege zum
japanischen Markt einnahmen, sich zugunsten
des letzteren umgekehrt habe und es für Eng-
land sehr schwierig sei, sie wiederzugewinnen.
Zwar bestehe in Japan nach wie vor bedeutende
Nachfrage nach englischen Maschinen, doch
würden die Käufer durch die Unmöglichkeit,
befriedigende Lieferungen zu erhalten, und
dureh die andauernd hohen Preise veranlaßt,
ihren Bedarf in Amerika zu decken. Während
des Krieges von vielen Bezugsquellen abge-
schnitten, waren die japanischen Ingenieure
ı) Vgl. $ 803 dieses Heftes.
800
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heit 40.
7. Oktober 1920.
gezwungen, die heimische Industrie heranzu-
ziehen, die infolgedessen an Bedeutung und,
besonders in elektrischen Maschinen, auch
qualitativ sehr gewann. Mehrere Firmen
haben mit englischen und amerikanischen
Häusern Vereinbarungen über die Ausnutzung
der diesen gehörenden Patente in Japan ge-
troffen, und die amerikanische General Elee-
trie Co. ist an zwei großen Konzernen wesent-
lich interessiert, von denen ihre Modelle für
den japanischen Markt hergestellt werden. In
Bezug auf die Ausbildung waren die japa-
nischen Ingenieure immer erheblich von dem
Auslande abhängig; daß während des Krieges
in dieser Beziehung die Hilfe Europas fehlte,
hat viele veranlaßt, in Amerika zu studieren,
und diese bevorzugen natürlich auch weiter
amerikanische Erzeugnisse, 5
Nach einer von „Electrical Review‘ wie-
dergegebenen Mitteilung aus Tokio war der
Licehtverbrauch in Japan 1917 um 250%
größer als 1912, und man schätzt den Bedarf
an Glühlampen jetzt auf 23 Millionen. 1917
wurden annähernd 8 Mill. Glühlampen im
Wert von 2,847 Mill. Yen ausgeführt gegen
0,160 im Jahre 1912. In diesem Jahr soll die
Ausfuhr 14 Mill. Lampen betragen. 80 bis
90% aller japanischen Glühlampen fabrizieren
die der General Electrie Co. nahestehenden
Tokio Eleetrie Works.
ESTER FT TER EEE EEE
VEREINSNACHRICHTEN, _
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein.)
Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die
Geschäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68,
AmtKurfürst Nr. 9320, zu richten.
Betr. Vortragsreihe (Berichtigung).
In Heft 39 der’,,ETZ““ 1920, S. 780, Zeile 5,
ist irrtümlich das Honorar für Studierende,
Hörer und Gastteilnehmer der Technischen
Hochschule und Mitglieder des Elektrotech-
nischen Vereins und des Verbandes Deutscher
Elektrotechniker mit 35 M statt 50 M an-
gegeben worden.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68.
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9806.
Betr. Kommission für Erriehtungs- und Be-
triebsvorschriften.
Verwendung ungeschützter
rohre.
Wegen des vor einiger Zeit herrschenden
Mangels an Metallen zur Herstellung eines me-
tallenen Schutzes für Isolierrohre hatte die
Kommission für Erriehtungs- und Betriebs-
vorschriften eine Ausnahmebestimmung _er-
lassen, nach welcher bis auf weiteres von dem
nach $ 26 der Errichtungsvorschriften vorge-
schriebenen Metallüberzug der Isolierrohre und
Zubehörteile in solchen Fällen abgesehen wer-
den kann, wo es sich ausschließlich um eine
Verlegung über oder unter Putz in trockenen
Räumen fertiger Gebäude handelt.
Inzwischen haben sich die Verhältnisse
auf dem Isolierrohrmarkt und auch in der Be-
schaffung der erforderlichen Rohstoffe geän-
dert. Die Kommission hat deshalb beschlossen,
die genannte Ausnahmebestimmung aufzu-
heben, so daß von jetzt ab nur Isolierrohre und
Zubehörteile zulässig sind, welehe dem $ 26 der
Errichtungsvorschriften voll und ganz ent-
sprechen.
-Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
Dr.»Qng. G. Dettmar.
ENTTETTERTEEVE TFT IEZTEETLENENTETIEITR,
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.)
Isolier-
Hochschulnachrichten. Der Physiker
Geh. Hofrat Prof. Dr. phil. h. e., Dr.-Sng. h. ce.
H. Geitel, Wolfenbüttel, wurde zum ordent-
lichen Honorarprofessor an der Technischen
Hochschule in Braunschweig ernannt. — Dr.
W. Lenz, Privatdozent, München, hat an Stelle
des verstorbenen ordentlichen Honorarprofessors
Dr. R.H.Webereinen Ruf alsa. o. Professor für
theoretische Physik an die Universität Rostock
erhalten.
RECHTSPFLEGE.
Die Regelung des Schiedsgerichtswesens.
Wie in der „ETZ‘ 1919, S. 541, ausgeführt,
hatte es der vom Deutschen Verband technisch-
richtsordnung‘“‘,
keiten Anwendung finden soll, die gemäß Ver-
einbarung der Parteien unter Ausschluß des
ordentlichen Rechtsweges durch ein Schieds-
gericht gemäß den Bestimmungen
wissenschaftlicher Vereine ins Leben gerufene
„Deutsche Ausschuß
gerichtswesen‘ (Geschäftsstelle Berlin NW7,
für das Schieds-
SomMerstr. 44) übernommen, eine Schiedsge-
riehtsordnung aufzustellen, welche zur Ergän-
zung der $ 1025— 1047 der Zivilprozeßordnung
dienen sollte. Diese Schiedsgerichtsordnung
ist nunmehr endgültig festgestellt worden, im
Druck erschienen und kann von der oben ge-
nannten Geschäftsstelle zum Preise von 2 M
bezogen werden. Sie zerfälltin vier Abschnitte:
3572 Anmeldungen zu verzeichnen waren, ging
die Zahl im Jahre 1914 auf 2923 zurück. Der
tiefste Stand der jährlichen Anmeldungen er-
gab sich 1915 mit 1842. Dann folgte ein lang-
sames Steigen in den Jahren 1916/18, nämlich
auf 1924, 2022 und 2354. Im Jahre 1919 wur-
den 3752 Anmeldungen eingereicht, so daß da-
mit die 1913 erreichte Höchstzahl bereits über-
schritten ist. Die folgende Übersicht gibt ein
Bild der Anzahl der Patentanmeldungen, Er-
teilungen, Einsprüche und Patentversagungen
Statistik der Klasse 21.
| 23 1 114
Patentanmeldungen. ...... 3572 2923
Patenterteilungen - ...... 1133 1164
Einsprüche 2... 2.0 674 704
Patentversagungen nach der ;
Bekanntmachung. ...... 94 ‚56
Abschnitt 1, „Geltung der Schiedsge-
besagt, daß sie auf Streitig-
dieser
Schiedsgeriehtsordnung entschieden werden sol-
len. Abschnitt 2, „Zusammensetzung und Bil-:
dung des Schiedsgerichts“, gibt Anweisungen
über die Ernennung der Schiedsrichter seitens
der Parteien, über die. Wahl eines Obmanns und
über die Pflichten der Schiedsrichter bis zur
Aufnahme des Verfahrens. Unter gewissen
Voraussetzungen wird in $ 4 das Recht zur.
Ernennung eines Sehiedsrichters dem Deut-
schen Ausschuß für das Schiedsgerichtswesen
(DAS) übertragen, während nach den $s$ 1029
u. 1031 ZPO in. diesen Fällen das zuständige
Gericht den Schiedsrichter zu ernennen hat.
Abschnitt 3 regelt das Verfahren des Schieds-
gerichts bis zur Erlassung des Schiedsspruches.
Bemerkenswert erscheinen hieraus u. a. folgende
Bestimmungen:
$ 17: Der geschäftsführende Schiedsrich-
ter hat dem DAS unverzüglich die Bildung des
Sehiedsgerichts und die.Übernahme seiner Ge-
schäftsführung anzuzeigen.
$ 18: Nach Bildung des Sehiedsgerichts
hat dieses eine Entscheidung über die Höhe
eines durch den DAS einzufordernden Kosten-,
vorschusses herbeizuführen. . Dieser Vorschuß'
ist von der betreibenden Partei bei dem DAS
zu hinterlegen. Gleichzeitig ist von der betrei-
benden Partei an den DAS ein Verwal-
tungskostenbeitrag zu zahlen, der zur Deckung
der Unkosten des DAS dient, und dessen Höhe
nach einer Gebührenordnung ermittelt wird.
Der DAS, welcher dem Schiedsgericht den
Eingang der Kostenvorschüsse anzuzeigen hat,
haftet den Schiedsriehtern gegenüber für die
Bezahlung ihrer Gebühren nur bis zur Höhe
der Vorschußzahlungen. i
Absehnitt 4 endlich behandelt die Forma-
litäten bei Erlassung und Niederlegung von
Schiedssprüchen. f
Der Deutsche Ausschuß für das Schieds-
gerichtswesen empfiehlt den Mitgliedern der
angeschlossenen Vereine, in alle von ihnen ab-
zuschließenden Verträge, welche technische
und wirtschaftliche Angelegenheiten betreffen,
(z. B. Werk-, Kauf-, Leistungs-, Lieferungs-,
Konzessions- und Lizenzverträge) eine Be-
stimmung folgenden Inhalts aufzunehmen:
„Streitigkeiten aus diesem Vertrage sol-
len unter Ausschluß des ordentlichen Rechts-
weges durch ein Schiedsgericht nach Maß-
gabe der Schiedsgerichtsordnung des Deut-.
schen Ausschusses für das Schiedsgerichts-
wesen, gebildet vom Deutschen Verband
technisch-wissenschaftlicher Vereine, ent-
schieden werden.“ ; -
Ist eine solche Vereinbarung in bestehen-
den Verträgen nicht enthalten, oder besteht
überhaupt kein schriftlicher Vertrag, so sollte
eine entsprechende Vereinbarung bei Eintritt
von Meinungsverschiedenheiten oder Streitig-
keiten sogleich getroffen werden.
In Gemäßheit mit seiner Satzung wird der
DAS Schiedsrichterlisten, nach Fachrichtun-
gen geordnet, aufstellen, in welche auf Antrag
der angeschlossenen Vereine nur solche Per-
sonen aufgenommen werden sollen, die ver-
möge ihrer Kenntnisse und Erfahrungen in
Hinsicht auf den Streitfall für das Amt des
Schiedsrichters geeignet erscheinen und sich
verpflichten, dieses Amt unter den vom DAS
festgesetzten Bedingungen nach bestem Wissen
und Gewissen unparteiisch ' wahrzunehmen.
K:. Perlewitz
Aus der Statistik des Reichspatentamtes..
Nach Ausbruch des Krieges hatte die An-
zahl der jährlich eingehenden Patentanmeldun-
gen erheblich nachgelassen. Während aus dem
Gebiete der Elektrotechnik im Jahre 1913
|. 15. | 1916 | 1917 | sis | 1919
1842 1924 2022 2354 3752
816 817 977 5bl 954
509 357 282 242 416
66 | -&s7 45 26 34
nach der Bekanntmachung. Auch die Zahl der
Gebrauchsmusteranmeldungen ist im Jahre
1919 wesentlich, nämlich auf 3817 gestiegen,
während in den Jahren 1915/18 durchschnitt-
lich nur 2000 solcher Anmeldungen eingingen.
Patentanwalt B. Geisler.
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG,
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er-
messen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.)
Das Kilowatt als allgemeine Einheit der
Leistung. ;
Die wissenschaftliche Seite dieser. auf
S: 440 der „ETZ‘“ 1920 behandelten Frage
erscheint mir nicht von entscheidender Be-
deutung; denn auch Herr Professor EMDE
sagt: „Jede Einheit ist willkürlich.“ Ob die
Einheit der Leistung also 75 mkg/s oder
102 mkg/s sein soll, kann dann nur nach
praktischen Gesichtspunkten entschieden wer-
en.
Herr Prof. EMDE sagt, es sei nicht Auf-
gabe der Einheit, die Energieform zu kenn-
zeichnen. Aber wenn sie das nebenbei tut,
so ist das praktisch eine sehr große Erleichte-
rung. Wenn früher eine Gleichstrommaschine
mit PS gestempelt war, so wußte man, daß
es die Daten in ihrer Eigenschaft als Elektro-
motor waren. Jetzt muß man hinzufügen, ob
‚die Stempelung in kW als Motor oder als
Dynamo erfolgt ist. Alle Kilowattangaben
elektrischer Maschinen wurden früher als
Stromaufnahmen angesehen, jetzt muß be-
sonders gesagt werden, ob aufgenommene
oder abgegebene Energie. Die korrekte Be-
zeichnung Ne und N; ist nicht die Sprache
der Praxis, sondern die der Wissenschaft. ;
Der Landwirt, den Herr Prof. EMDE
anführt, hat nichts davon, wenn er weiß, daß
sein Motor so und soviel kW leistet, im Gegen-
teil, es führt ihn irre, denn dem Verbrauch,
welcher am Zähler gemessen wird, liegt gerade
nicht diese kW-Zahl, sondern eine andere zu-
grunde. Bei der Abschaffung des PS ist eben
die Erleichterung bei wissenschaftlichen Ar-
beiten höher bewertet worden als die im
einzelnen zwar kleine, aber vieltausendfältig
wiederholte Erschwerung in der Praxis.
wenigen wissenschaftlich tätigen Ingenieure
stehen mit ihrer Erleichterung den breitesten
Schichten der Industrie, des Handels und Ge-
werbes gegenüber, die nur die Erschwerung
‘empfinden.
dauernd kW in PS umreehnen, und diese
Stunden, welche ungleich zahlreicher sind,
als diejenigen der Wissenschaftler, müssen
auch bezahlt werden. Bisher wird nur die
mechanische Leistung bei elektrischen Ma-
schinen in KW angegeben, und in den Preis-
listen hilft man sich mit der umständlichen
Parallelführung von kW und PS.
interessant, festzustellen, inwieweit andere
Jndustrien, denen der Begriff des kW nicht
so geläufig ist, dem Beschluß von 1914 bisher
gefolgt sind. Ich habe in keinem einzigen Falle
von einer Fabrik den Kraftverbrauch von
Arbeitsmaschinen,
pen, Hebezeugen oder landwirtschaftlichen
Maschinen in kW mechanischer Leistung an-
gegeben erhalten, und es erscheint mir ganz
hoffnungslos, auf das weitere Durehdringen
des kW als Einheit der mechanischen Leistung
zu rechnen. Der Begriff des PS war zu alt
und eingebürgert, um jetzt noch beseitigt zu
werden, ähnlich wie sieh bis heute das Zoll-
system bei Gasrohr und dergleichen lückenlos
erhalten hat.
Berlin, 7. VI. 1920. R. Zaudy.
Erwiderung.
Herr ZAUDY schreibt: „Die wenigen
wissenschaftlich tätigen Ingenieure stehen mit
u
Die
Seit 1914 müssen diese Kreise -
Werkzeugmaschinen, Pum-
Es wäre. ,
7. Oktober 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heft 40.
801
ihrer Erleichterung den breitesten Schichten
der Industrie des Handels und Gewerbes gegen-
über, die nur die Erschwerung empfinden.“
Sehr richtig. Aber wie kommt dieses Para-
doxon zustande, daß die Vereinheitlichung,
die doch sonst heutzutage soviel angestrebt
wird, hier als Erschwerung empfunden wird ?
Nun, eben dadurch, daß nach wie vor In-
genieure jene breitesten Schichten mit ver-
schiedenerlei Leistungseinheiten plagen, viel-
leicht nicht gerade Elektroingenieure, aber
andere Ingenieure. Jene Schichten werden an
sich gewiß nicht das mindeste dagegen ein-
wenden, daß man ihnen alle Leistungen in der-
selben Einheit angibt und so bequem mitein-
ander vergleichbar macht.
. Nur der Vollständigkeit wegen: Die
Zeichen Ne und Ni eignen sich gewiß nicht
für den Verkehr mit der Kundschaft. Über-
haupt sollte man solche Abkürzungen nur
brauchen, wenn man damit reehnet. Es sind
Ja mathematische Zeichen. Wohl aber
dürfte dem Käufer einer Dampfmaschine die
Mitteilung, daß ihre, indizierte Leistung 100,
ihre effektive Leistung 85 kW betrage, ver-
ständlicher sein als die geheimnisvollen Hiero-
glyphen PSe und PS;. Wenn ich in meiner
Äußerung, „ETZ‘ 1920, Heft 22, S. 440, die
Zeichen Ne und N; benutzt habe, so glaubte
ich, unter Fachleuten in dieser kurzen. Weise
andeuten zu dürfen, daß die Bestimmungen
„indiziert“ und „effektiv“ nicht zur Einheit,
sondern zur Größe gehören, und wo also die
. Indexe i und e rechtmäßig anzubringen sind.
Gewiß ist die am Zähler abgelesene und be-
zahlte Arbeit größer als die vom Motor ab-
gegebene. Vielleicht nicht immer dem Ver-
käufer, aber dem Käufer des Motors ist es
ganz lieb, wenn jederzeit in einfacher Weise
überschlagen werden kann, um wieviel sie
größer ist.
Stuttgart, 10. IX. 20.. Fritz Emde.
Der unmittelbare Anschluß von Elektrostahl-
öfen an öffentliche Elektrizitätswerke.
Herr Ruß meint in seinem Aufsatz auf
S. 45 der „ETZ‘ 1920, daß, wenn ein Ofen
ein cos @ von 0,85 hat, der Kurzschlußstrom,
welcher auftritt, wenn eine oder mehrere
Elektroden im Ofen durch das Bad kurzge-
schlossen werden, nur ungefähr das Doppelte
vom Normalstrom, sei, und bei einem cos
von 0,8 noch weniger, und zwar das 1,8-fache.
Zum Beweis dieser sich leider nicht verwirk-
lichenden Behauptung wird ein Diagramm
gegeben, wodurch gezeigt werden soll, daß
beim Kurzschluß, wenn der Ohmsche Wider-
stand w gleich Null wird, durch Dividieren des
induktiven Widerstandes i in den Gesamt-
widerstand (Impedanz) r- der Kurzschluß-
strom das 1,8-fache des Normalstromes wird.
Nach diesem Diagramm ist nicht wohl zu
sehen, weshalb der Kurzschlußstrom das
1,8-fache gerade vom Normalstrom werden
sollte, denn der Normalstrom kommt in dem
Diagramm nicht vor; auch bei Teillast, z. B.
1, des Normalstromes, würde das Diagramm
bei cos @ gleich 0,8 gelten, und dann wäre
nach dieser Methode der Kurzschlußstrom,
welcher doch, wieich mıt Herrn Ruß annehmen
will, nur vom induktiven Widerstand abhängt,
das 1,67-fache (nicht 1,8-fache) vom Y, des
Normalstromes oder das 0,42-fache des Nor-
malstromes. Es darf wohl als bekannt gelten,
daß der Kurzschlußstrom eines Transforma-
‘, tors nicht abhängt von- der Phasenverschie-
bung der Belastung, womit er vor dem Kurz-
schluß belastet war. Die Stromstärke, welche
der Transformator eines Lichtbogenofens ab-
‚gibt, ist im verschwindenden Maße durch den
- induktiven Widerstand und den Ohmschen
Widerstand des Stromkreises, hauptsächlich
aber durch die gegenelektromotorische Kraft
des Lichtbogens bedingt. Verschwindet, wie
beim Kurzschluß zwischen Elektroden und
Bad, diese gegenelektromotorische Kraft, so
hängt die Kurzschlußstromstärke nur noch ab
induktiven Wider-
wogegen der eben-
leichbleibenden
es Stromkreises,
vom
stand
falls praktisch gleichbleibende Ohmsche Wider-
stand wieder klein ist. So wird, ohne besondere
Vorkehrungen, der Kurzschlußstrom auf ein
großes Vielfaches des Normalstromes, wie bei
jedem kurzgeschlossenen Transformator, an-
steigen können. Um einen Einblick in die
ungefähre Größenordnung dieses Kurzschluß-
stromes zu gewinnen, könnte man als Bei-
spiel einen Ofentransformator nehmen, weleher
durch Spezialanordnung der Wicklungen die
hohe Kurzschlußspannung von 8% hat. (Die
Kurzschlußspannung ist diejenige Spannung,
welehe hochvoltseitig auf den Transformator
egeben werden muß, um bei kurzgeschlossener
Rdervoltsere den Normalstrom durchzu-
Sie wird in % der Normalspannung
drücken.
Rechnet man für die Nieder-
angegeben.)
| rund 8-fachen des Normalstromes.
‘zum srößten Vorteil der
voltschienenanlage, Elektroden und Bad noch
die Hälfte dazu, dann wären, um den Normal-
strom durch den durch das Bad kurzge-
schlossenen Transformator zu drücken, 12%
der Normalspannung erforderlich. Bleibt die
zugeführte Netzspannung annähernd gleich,
dann wäre die beim Kurzschluß auftretende
Stromstärke das .100/12-fache gleich dem
Als be-
sondere Vorkehrungen gegen ein zu hohes An-
wachsen des Kurzschlußstromes nennt Herr
Ruß das Bauen des ÖOfentransformators mit
hoher Streuung, also hoher Kurzschlußspan-
nung, das Vorschalten von Drosselspulen und
andere Vorrichtungen zur Erhöhung des in-
duktiven Widerstandes, welche alle den prin-
zipiell richtigen Zweck haben, die Spannung
zwischen den Elektroden beim Ansteigen des
Stromes herabzusetzen, dafür aber, um eine
einigermaßen merkbare Wirkung zu erzielen,
recht groß und teuer ausfallen. Auch seien
Ofentransformatoren mit recht niedriger Span-
nung, z. B. 80 V, gebaut worden; solche An-
lagen mit niedriger Spannung müssen aber
mit großen Strömen arbeiten, um die gleiche
Leistung in den Öfen hereinzubekommen,
was eine teure Niederspannungsschienen-
anlage mit großen Querschnitten bedingt.
Als besonders vorteilhaft zur Erzielung eines
ruhigen Ganges bei Lichtbogen-Widerstands-
öfen, welche mit festem Einsatz arbeiten,
hat sich an den neuesten Elektroöfen eine
Spezialschaltung bewährt, welche im Momente
des Entstehens eines Kurzschlusses die Span-
nung auf einen Bruchteil der Normalspan-
nung herabsetzt, so daß die Stromstärke nicht
bis zum Kurzschlußwerte ansteigen kann,
sondern nur einen Bruchteil dieses Wertes
erreicht. Es ist gelungen, die Spannung
zwischen den Elektroden im Momente des
Entstehens eines Kurzschlusses, bei einer
Normalspannung von 150 V auf etwa 40 V
herabsinken zu lassen, wobei der Lichtbogen
darauffolgenden
Periode nicht abreißt, während der Strom-
stoß ganz beträchtlich gemildert wird. Eine
einfache neuartige Methode des Einsetzens in
Verbindung mit dieser Schaltung gewähr-
leistet dann, auch beim. festen Einsatz, ein
praktisch stoßfreies Einschmelzen, welches
jedes, auch das empfindlichste öffentliche
Elektrizitätswerk, befriedigen dürfte und zur
Schonung der elektrischen Anlage, sowohl im
Stahlwerk als im Elektrizitätswerk, wesent-
lich beiträgt. ö
Düsseldorf, 2. VII... 1920.
Dipl.-Qng. D. Versteegh.
Erwiderung.
Die Ausführungen des Herrn VERSTEEGH
treffen fürnormale Lichtbogenöfen mit direkter
Lichtbogenbeheizung nicht zu, während sich
der Abschnitt meines Aufsatzes unter Heran-
ziehung eines Diagrammes nur auf diese Ofen-
art bezieht und für diese ihre Geltung behält.
Entgegen der Annahme des Herrn VERSTEEGH,
kann man sich aus dem Leistungsfaktör, d. h.
aus dem Ohmschen und induktiven Wider-
stand sehr gut ein Bild über den Kurzschluß-
strom eines Lichtbogenofens machen. Ein
genaueres Bild erhält man jedoch auf Grund
der Kurzschlußspannung, die aber bekannt-
lich schwer zu ermitteln ist, weil die Elektro-
stahlöfen an, Zentralen angeschlossen sind, so
daß die zugeführte Spannung sich nicht in
den gewünschten Grenzen einstellen läßt. Da-
gegen reichen meine Betrachtungen, wie ich
sie in meinem Aufsatz entwickelt habe für
den praktischen Betrieb vollkommen aus.
Herr VERSTEEGH ist jedoch m. E. im Irrtum,
wenn er glaubt, daß die Kurzschlußspannung
einer Ofenanlage nur etwa 50% höher ist, wie
die des Transformators. Im allgemeinen
dürften die Verhältnisse so liegen, daß die
Kurzschlußspannung der Transformatoren
etwa 4 bis 6% beträgt. Die Kurzschluß-
spannung der ganzen Ofenanlage aber, also ein-
schließlich Schienen, Elektrodenzuleitungen,
Elektroden und Lichtbogenstrecken, beträgt
jedoch nach meinen Erfahrungen ein, Viel-
faches von der Transformatoren-Kurzschluß-
spannung. Ich erinnere nur. an den Na-
thusiusofen, dessen Vergrößerung der Ofen-
anlage
wärmetechnischen wohl aber einen elek-
trotechnischen Vorteil bietet, da hierbei die
Kurzschlußspannung wesentlich höher ist als
die des Transformators. Ich wenigstens rechne
immer mit einem Werte von 30 bis 40%.
Diesem Werte aber entspricht auch ein max.
Kurzschlußstrom von ungefähr 2,5- bis .3-
fachem. Sollte es mir möglich sein, auf einem
mir bekannten Elektrostahlwerk die tatsäch-
liche Kurzschlußspannung zu ermitteln, so
werde ich nicht versäumen, diese hier noch
bekanntzugeben. Soviel kann ich heute doch
schon sagen, daß mir ein 8facher Kurzschluß-
durch die Bodenbeheizung keinen
strom bei einem noch so ungünstig arbeitenden
Elektrostahlofen nicht bekannt geworden ist.
Vielleicht ist Herr VERSTEEGH in der Lage, mir
hierfür Beweismaterial zu geben. Es dürfte
sich empfehlen, wenn Herr VERST:EGH von einer
neuen Spezialschaltung spricht, die alle mög-
lichen Vorteile haben soll und alles Bekannte
in den Schatten stellt, daß er auch hierüber
genaue Angaben macht. Da mir jegliche An-
gaben fehlen, vermag ich auch nieht zu den
Ausführungen des Herrn VERSTEEGH Stellung
zu nehmen. Meines Erachtens kann es sich
nur um eine Art Drosselspule handeln, die
derartig bemessen ist, daß die Drosselwirkung
bei normaler Belastung sehr gering ist, jedoch
bei ansteigendem Strom so zunimmt, daß die
Spannung bei einem bestimmten Überstrom
auf die angegebene Höhe herabgedrosselt wird.
Ob sich eine solche Art Drosselspule in dem
gewünschten Maße erreichen läßt, muß ich
heutenoch bezweifeln, und sind die Erfahrungen
aus der Praxis abzuwarten.
Kölm a. Rh. 27. VIII. 1920. Ruß.
Einzelbeleuchtung an Werkzeugmaschinen mit
niedervoltigen Lampen.
Mit Bezug auf den Brief des Herrn
W.Fuhrmann, Tetschen, auf $. 723 teilen wir
mit, daß wir derartige Kleinbeleuchtungstrans-
formatoren schon seit. langer Zeit herstellen,
u. zw.in Größen zu 10 und 30 W.
Berlin N. 20, 13. IX. 1920.
Walter Lubach & Co.
LITERATUR.
Besprechungen.
Die Abwärmeverwertung im Kraftma-
schinenbetrieb mit besonderer Berück-
sichtigung der Zwischen- und Abdampfver-
wertung zu Heizzwecken. Eine kraft- und
wärmewirtschaftliche Studie von ®Pr.-Sng.
L. Schneider. 3. neubearb. Aufl. Mit 159
Textabb. VII und 223 S. in 8°. Verlag von
Julius Springer, Berlin 1920. Preis 16 M,
geb. 20 M.“
Das Schneidersche Buch!) ist eine w ahre
Fundgrube für die in zahllosen Büchern, Zeit-
schriften und anderen Schriften verstreuten
Unterlagen über die Abwärmeverwertung. Mit
großem Aufwand an Fleiß und Sachkenntnis
ist so ein sehr umfangreicher Stoff zusammen-
‚getragen und in allgemeinverständlicher Form
zu einer umfassenden Übersicht über alle we-
sentlichen Einzelgebiete der Wärmewirtschaft
verarbeitet. Besonders wertvoll erscheinen mir
die jedem Abschnitt folgenden Angaben über
das einschlägige Sonderschrifttum, das bis zum
Herbst 1918 ergänzt worden ist.
Nach einer kurzen Einleitung über die
theoretischen Grundlagen der Wärmewirt-
schaft von Kraftanlagen und über die ver-
schiedenen Energieträger und Brennstoffe folgt
ein mit besonderer Ausführlichkeit und Liebe
behandelter Abschnitt über die verschiedenen
Bauarten der Kolbendampfmaschinen mit vie-
len Zahlentafeln und Schaulinien des Druck-
verlaufes in den Zylindern und des Wärme-
verbrauches mit und ohne Zwischendampfent-
nahme. Gute Zeichnungen und auch verschie-
dene Abbildungen machen die Bauart und Wir-
kungsweise der Anzapfsteuerungen verschiede-
ner Firmen verständlich. Dann folgt ein nicht
ganz so eingehend behandelter Abschnitt über
die Dampfturbinen mit Abwärmeverwertung.
Auf Seite 87 ist ein kleiner Irrtum unterlaufen,
indem eine Gegendruckturbine mit zwei ein-
kränzigen Druckstufen als Curtis-Turbine be-
zeichnet ist, während man tatsächlich darunter
nur Turbinen mit mehrkränzigen Geschwindig-
keitsstufen versteht.
Als besonderer Vorzug des Schneiderschen
Buches erscheint mir die geschickte Art, wie
die den Berechnungen Zugrunde gelegten ther-
-modynamischen Wirkungsgrade mit den vor-
handenen Versuchsunterlagen ausgeführter An-
lagen in Beziehung gebracht ist. Dadurch er-
halten die manchem Leser schwer verständ-
liehen theoretischen Abhandlungen eine in der
Wirklichkeit wurzelnde Grundlage, die dem im
praktischen Betriebe stehenden Leser ver-
trauenswürdig und greifbar erscheinen werden.
Dann folgen die vermutlich aus Mangel an
Unterlagen etwas stiefmütterlich behandelten
Abschnitte über Abwärmeverwertung bei Ver-
brennungsmaschinen sowie einige Sonderab-
schnitte über Abdampf- und Dampfwasserent-
ölung, Vorwärmer, Lufterhitzer und Be
speicher und ferner über die Verwertung der
ı) Vgl. die Besprechung der 2. Auflage in der „ETZ“
1913, 5. 108.
802
Ele
ktrotechnische Zeitschriit. 1920.
Heit 40,
.
7. Oktober 1920
————— — — — — — —— — — — — — — — — — — — — — ———— — — ——————_—_—_—(„—_—Z—_Z_=__mmmmmmmm—— —oC—Cr— bo
Kühlluft elektrischer Maschinen und die Um-
wandlung elektrischer Uberschußenergie in
Wärme (elektrische Raum- und Dampfkessel-
heizung).
Das letzte Drittel des Buches ist den Ein-
zelgebieten der Abwärmeverwertung in den
chemisch - technologischen Gewerbebetrieben
und den Heizungskraftwerken unter besonde-
rer Berücksichtigung süddeutscher Verhält-
nisse gewidmet. Unter den ersteren sind die
Bierbrauereien mit besonderer Ausführlichkeit
und unter Anführung von Zahlenbeispielen be-
vorzugt behandelt. Zu Mißverständnissen kann
die aus einer Arbeit des Prof. Ganzenmüller,
Weihenstephan, entnommene und nicht zu ver-
allgemeinernde Bemerkung auf Seite 162, Ab-
satz 4 über den Einfluß der Dampfüberhitzung
und über den Dampfverbrauch von Kolben-
maschinen und Turbinen leicht Anlaß geben,
wenn nicht betont wird, daß es sich um kleine
Maschineneinheiten handelt. Sonst ist immer
bei neuzeitlichen Anlagen mit Dampfüber-
hitzung zu arbeiten, um den Wärmeverbrauch
für die Leistungseinheit zu vermindern. Bei
Kondensationsmaschinen großer Leistung (über
1000 PSe) mit und ohne Zwischendampfent-
nahme ist im allgemeinen der Wärmeverbrauch
für die Leistungseinheit bei Dampfturbinen
günstiger als bei Kolbendampfmaschinen. Nur
bei Gegendruckmaschinen liegt der Fall manch-
mal anders.
Der Wärmewirtschaftsplan einer Brauerei
auf Seite 163 erscheint wenig übersichtlich und
daher verbesserungsbedürftig.
Eine ausführliche Behandlung erfährt dann
noch das Heizungskraftwerk, insbesondere in
der Anwendung bei Krankenhäusern, Bade-
anstalten und Gast- und Geschäftshäusern,
Wegen seines wertvollen Inhalts verdient
das Schneidersche Buch die weiteste Verbrei-
tung, besonders bei den Betriebsleitern der
wärmeverbrauchenden Gewerbebetriebe.
Die Ausstattung des Buches (Einband,
Druck, und Papier) ist gut. M. Gercke.
Die Lehrlingsausbildung in der mecha-
nischen Industrie. Band 6 der Abhand-
lungen und Berichte über technisches
Schulwesen, herausgegeben vom Deutschen
Ausschuß für technisches Schulwesen. 114 S.
in 8°. Selbstverlag. Zu beziehen durch B.
G. Teubner. Leipzig und Berlin 1919.
Preis 5..M. R
Der neue Band „Abhandlungen und Be-
richte über technisches Schulwesen‘, veran-
laßt und herausgegeben vom deutschen Aus-
schuß für technisches Schulwesen, erweckt
und verdientin weitesten Kreisen, insbesondere
der Industrie, Beachtung. Der vorliegende
Band 6 „Die Lehrlingsausbildung in der
mechanischen -Industrie‘ (wobei auch Elek-
troteehnik einbezogen ist) knüpft an Band 3
vom Jahre 1912 an. Er ist um so wertvoller,
als er nicht nur neue, erst zu erprobende Vor-
schläge enthält, sondern an Hand eines
reichen Erfahrungsmateriales prüft, wie sich
die Leitsätze des Jahres 1912 inzwischen be-
währt haben. Er kommt zu dem Ergebnis,
daß dies in erfreulichem Maße der Fall ist.
In der Einleitung faßt der Vorsitzende des’
Ausschusses für gewerbliches Fachschulwesen
G. Lippart (Direktor der Maschinenfabrik
Augsburg-Nürnberg) die Ergebnisse zusammen.
Er gedenkt der Fortschritte, die gemacht sind,
und erwähnt die systematische Lehrlingsausbil-
dung durch die Großindustrie in ihren Werk-
stätten, insbesondere auch gerade bei den
elektrotechnischen Firmen. Ist doch die Zahl
der Werkschulen in 9 Jahren von 6 auf 60
gestiegen, wobei der Unterricht im allgemeinen
in die Arbeitszeit verlegt wurde. Das überaus
wichtige Problem ‚Die Gestaltung der Volks-
schule nach den Bedürfnissen der Zeit‘ be-
handelt Schmidt, Direktor des Städtischen
Handelsschulwesens Stettin. Dem jungen
Menschen fehle heute die Fähigkeit, dasWesent-
liche einer Erscheinung zu erfassen, den
eignen Verstand zu gebrauchen. Im Unter-
richt mangele Anschauung und Selbsttätig-
keit, planmäßige Erziehung der Glieder und
Sinne Die Volksschule soll in eine Unter-
stufe — für alle Bildungswege gemeinsam —
und eine Oberstufe zerfallen, der Unterricht
an praktisch Erlebtes und Geschautes an-
knüpfen, insbesondere an die Heimat, und,
planmäßig zu beobachten, vergleichen, folgen,
anleiten. An den Ergebnissen der heutigen
Volksschule wird die mangelhafte Entwick-
lung des Auffassungsvermögens, der Denk-
und Urteilskraft gegenüber der realen Welt
beanstandet. Der Unterricht soll der geistigen
-Entwieklungsstufe des Kindes, aber auch den
Anforderungen ihres zukünftigen Lebens mehr
Rechnung. tragen. Auge und Hand sind plan-
"mäßig durch Arbeitsunterricht zu üben.
Physik und Chemieunterricht sollen an Beob-
achtungen des
täglichen Lebens anknüpfen
und unter Dienstbarmachung des Arbeits-
unterrichtes zu ‚empirischer‘ Ableitung und
Erfassung der grundlegenden Gesetze und
Stärkung des Kausalitätssinnes führen. Der
Zeichenunterricht soll mit Gegenständen be-
ginnen und von Anfang an das „Gedächtnis-
zeichnen‘ üben. Im Rechenunterricht wird
empfohlen, dem Ausrechnen ein Abschätzen
voranzustellen. Das letzte Schuljahr soll auf
die Verhältnisse des bürgerlichen Lebens vor-
bereiten und durch amtliche Berufsberatung
für gelernte Berufe werben. Für die ‚‚Berufs-
beratung für den Nachwuchs der Industrie-
Facharbeiter‘‘ verlangt Thomae ‚(Schulrat
des Gewerbeschulwesens Hamburg). bereits
von dem Volksschullehrer mehr Einblick in
das Berufsleben. Die Lehrstellenvermittlung
soll einer amtlichen Berufsberatungsstelle über-
tragen werden, die zunächst an. Hand von
Personalbogen der _ Schule die allgemeine
Eignung für den gewünschten Beruf beurteilt.
Durch steten Verkehr mit den Arbeitgebern
wächst ihre Leistungsfähigkeit. ‚‚Mittel zur
Förderung des Angebotes und der Ausbildung
des Nachwuchses für die Facharbeiter der
mechanischen Industrie‘ behandelt Götte
(Preuß. Gewerbeamt Berlin). Er empfiehlt
u. a. Schaffung von Stipendien für Besuch
von Schulen, Prämiierung von Gesellen und
Meistern für besonders gute Ausbildung ihrer
Lehrlinge. Betriebe; die eine eigene ' Lehr-
werkstätte nicht unterhalten können, sollen
sich mit gleichen zum Betrieb einer gemein-
samen Lehrwerkstätte zusammentun, Eine
solehe genossenschaftliche Lehrwerkstätte
wurde in Siegen für Formerlehrlinge einge-
richtet und bewährt sich bestens. Uber „Die
gewerbliche Fortbildungsschule‘‘ und über
„Die Lehrer der gewerblichen Fortbildungs-
schule“ berichtet Kühne (Preuß. Landesge-
werbeamt Berlin). Besonders erfreulich ist
der’eingehende Bericht über ‚DieWerkschule‘‘,
erstattet von Stolzenberg (Direktor derWerk-
schule von Ludwig Loewe :& Co., Berlin).
Unter den 68 Werkschulen Deutschlands be-
finden sich solche von AEG, Bergmann, Isaria,
Reiniger, Gebbert & Schall, S. u. H., SSW
Berlin, SSW Nürnberg. Ausführliche Angaben
über Kosten, Unterrichtspläne, Lehrkörper,
Prüfungen, Jugendpflege sowie die Erfah-
rungen, welche einzelne Firmen mit ihren
Werkschulen gemacht haben, bringen ein
außerordentlich wertvolles Material. Es folgen
eine kritische Behandlung der hauptsäch-
lichen Unterrichtsstoffe und Unterrichtsver-
fahren, Vorschläge über Errichtung und Ein-
richtung von Schulen, Lehrpläne und Lehr-
mittel. Das nicht zu vernachlässigende Gebiet
„Körperliche Ertüchtigung“ behandelt Diebow
(Direktor der Landesturnanstalt Spandau)-
Über „Praktische Durchführung der Lehr-
lingsausbildung in der Werkstätte‘ berichtet.
Utzinger (Oberingenieur der Robert Bosch
A. G.). Auf Grund eines umfangreichen Frage-
bogenmaterials empfiehlt er, die Leitsätze vom
Jahre 1912 weiter bestehen zu lassen, und gibt
zur Ergänzung derselben Anregungen.
Schwarze (Regierungsbaumeister, Berlin) be-
spricht ‚Das Lehrlingswesen der Preuß.-Hess.
Staatseisenbahnverwaltung‘“. Frölich (Ge-
schäftsführer des Vereins Deutscher Ma-
schinenbau-Anstalten) ‚Die Gesellenprüfung der
Industrielehrlinge‘“. Es wird empfohlen, in
Ubereinstimmung mit dem Standpunkt von
1912 an dem Verlangen einer Abschlußprüfung
festzuhalten, -die vor Ausschüssen abzulegen
seien, in denen industrielle Sachverständige
entscheidend mitwirken. Zum Schluß be-
handelt Gustav Wagner (Fabrikbesitzer)
„Die Weiterbildung der Facharbeiter im Ma-
schinenbau‘‘, die in Fortbildungswerkstätten
erfolgen soll. So stellen die Einzelberichte
führender Männer, welche ein umfangreiches
Material zusammengetragen -und verarbeitet
haben, wieder einen wichtigen Markstein in
der Geschichte des_ deutschen technischen
Schulwesens dar und werden fördernd auf das-
selbe einwirken. Das eingehende Studium
des Heftes muß jedem dringend anempfohlen
werden, der an der Heranbildung des Lehr-
linges in unserem Fach beteiligt ist.
N J. Epstein..
Wörterbuch der Physik. Von Felix Auer-
bach. Mit 267 Abb. X. u. 466. 8. in 8°.
eu. wissenschaftlicher Ver-
leger W.de Gruyter & Co., Berlin und Leip-
zig 1920. Preis geb. 26 M.
Die Aufgabe, ein handliches,-fachwissen-
schaftliches Wörterbuch der Physik zu schaffen,
ist bei dem gewaltigen Umfang dieser Wissen-
schaft außerordentlich schwierig und daher
wohl auch in neuerer Zeit nicht mehr in An-
griff genommen worden. Im dieser Richtung
wies
Lücke auf, die der auch außerhalb seines
engeren Fachkreises durch eine große Reihe
zusammenfassender physikalischer Werke be-
kannte Verfasser dieses kleinen Bandes in
in einen ihm ferner liegenden
leichtern.
isher die physikalische Literatur eine
glücklicher Weise, und zwar nach der Art
etwa eines wissenschaftlichen Kompendiums
ausgefüllt hat. Alle wichtigen physikalischen
. Gesetze, meist mit einfacher mathematischer
Formulierung, die Theorie, Begriffe, Größen,
Apparate usw. sind in anschaulicher klarer
Ausdrucksweise aufgeführt und mit zahl-
reichen Abbildungen (die z. T. etwas im Druck
gelitten haben und wie z. B. die Abb. 38 u. 39
nieht ganz zutreffend sind) erläutert. Auch
die neusten Forschungsergebnisse und An-
schauungen sind bereits berücksichtigt. Die
Darstellung ist so gewählt, daß nur verhält-
nismäßig geringe Voraussetzungen gemacht
werden, daß sich also nicht nur der Fachmann
Physik kurz. orientieren kann, sondern z. B.
auch der Ingenieur leicht und schnell Auf-
klärung über physikalische Fragen finden“
wird, wie sie die Technik heutigen Tages so
häufig bei dem engen Zusammenhang mit der
Physik stellt.
Physikalisches Wörterbuch. Von Prof.
Dr. G. Berndt, Teubners kleine Fach-
wörterbücher Bd: 3. Mit 81 Textabb.
200 8. in 16° Verlag von B. G. Teubner,
Leipzig und Berlin 1920. Preis 10 M.
Fast gleichzeitig mit dem oben be-
sprochenen Werk ist noch ein zweites physi-
‚Kkalisches Wörterbuch erschienen, das in etwas
geringerem Umfang und in mehr populärer _
Form neben der reinen auch die angewandte
Physik behandelt. Die zahlreichen Stich-
worte sind in knapper, aber durchaus klarer
Form erklärt, wobei eine Reihe hübscher, an-
schaulicher Abbildungen das Verständnis er-
Die vielfachen Hinweise auf die
physikalischen Zusammenhänge und Erschei- -
nungen des täglichen Lebens machen seine
Lektüre besonders anziehend und anregend.
Es setzt ähnlich den Bändehen aus der
Teubnerschen Sammlung ‚‚Aus Natur und
Geisteswelt“ nur wenig Vorkenntnisse voraus
und ist daher jedem, der sich für Naturwissen-
schaften und Technik interessiert und damit
befaßt, zu empfehlen. Auch der Techniker
wird es häufig mit Nutzen verwenden können.
Eine kleine Literaturübersicht am Schlusse
des Bändchens gibt dem Leser einige Quellen
an, die sich zu einem eingehenderen Studium
der verschiedenen Gebiete der. Physik eignen.
Dr. E. Merkel.
„
3
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehallen.)
Sonderabdrucke.
Scientific Papers of the Bureau of Standards.
1918. n EN
Nr. 330. W. W. Coblentz, M. B. Longund H. Kah-
ler. The decrease in ultra-violet and total radia-
tion with usage of quartz mereury vapor lamps.
Nr. 331. M.D. Hersey.- A relation connecting the
derivatives of physical quantities.
Nr. 334. E..R. Weaver und E. E. Weibel: New
Gebiet der
forms of instruments for showing the presence and
amount of combustible gas in the air.
Nr. 335. H. Scott. »Effect of rate temperature ; er
change on the transformations in an. alloy steel.
Nr. 336... P. D. Merica.
inverse-rate method for thermal analysis.
Nr. 337. P. D. Mercia, R:G. Waltenberg und
J. R. Freeman. Constitution and metallography
of aluminium and its light alloys with copper and
' with magnesium. -
Nr. 338: W. W. Coblentz und H. Kahler. Some
optical and photoelectrie properties of molybde-
nite. E : =
A simplification of the
_
Nr. 339. 'E. F. Mueller und H. A. Burgess. Stan-
. dardization of the sulphur boiling point. 5
Nr. 340. R.M. Wilhelm und J.L. Finkelstein. A-
standardized method for the determination of soli-
“difiecation points, especially of naphthalene and
- paraffin. - :
Nr. 341. J. M. Cork. Airplane antenna constants.
Nr. 342. W. W. Coblentz und H. Kahler. Resre
flecting power of stellite and laquered silver.
Scientifie Papers of the Bureau of Standards.
51910) ; |
Nr. 343. R.L. Sanford und W.B. Kouwenhesen E%.
Location of flaws in riefle-barrel steel by magnetic
analysis.
Nr. 344. W. W, Coblentz und H. Kahler. Spec- <
tral photoelectrie sensitivity of silver sulphide and
several other substances. 5
Nr. 346. I R. Cain und E. Pettijohn. Oxygen
content by the Ledebur method of acid bessemer
steels deoxidized in various ways.
Ni. 347. P..D. Mercia, R. G. Waltenberg und
H. Scott. Heat treatment of Duralumin.
Nr. 348. H. Scott und J. R. Freeman. Use of a
modified Rosenhain furnace for thermal analysis.
Kyuiee
ee
2)
x
3
EN in
N
Anke
7. Oktober 1920.
KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Zuschlagsliste der Preisstelle des Zentral-
verbandes der deutschen elektrotechnischen
Industrie. — Die Preisstelle hat in ihrer Sep-
tembersitzung in Hannover beschlossen, die
Teuerungszuschläge für eine große Reihe wich-
tiger Erzeugnisse um 25bis 250 0/, zuermäßigen;
insbesondere sind größere Abschläge bei Ma-
schinen, Transformatoren und isolierten Lei-
tungen eingetreten. Bei einer Anzahl anderer
Fabrikate konnte ein Abbau nicht vorgenom-
men werden, da die Materialpreise und z.
T. noch gestiegene Löhne und Gehälter eine
Preisermäßigung unmöglich machten. Ein
Festhalten an den jetzigen Preisen ist nur dann
durchführbar, wenn Eisenpreise, Löhne und
Gehälter sich nicht erhöhen und die eingeführ-
ten Rohstoffe durch eine Verschlechterung der
deutschen Valuta keine weitere Verteuerung
erfahren. Die Zuschlagsliste Nr. 34 (grün) der
Preisstelle für Oktober 1920 enthält neben den
Anderungen der Zuschläge eine ganze Reihe
von Anderungen bzw. Ergänzungen in den
Bestimmungen über die Berechnung der Zu-
schläge bei den Nummern 1 bis 3, 10- bis
2 17 bis 21, 22, 37, 38 und unter ‚,Verschie-
eneg“.
- Außenhandel. — Die am 23. IX. 1920 in
Kraft tretenden neuen Sätze der Ausfuhr-
abgabe (soziale Gebühr)!) für eine Reihe von
elektrotechnischen Fabrikaten werden im
„Reichsanzeiger‘‘ Nr. 214 veröffentlicht und
sind nachstehend angegeben:
Elektr. Bogenlampen, Quecksilberdampf-
‘ lampen usw. (910a) 5%, Gehäuse für Bogen-
lampen, Quecksilberdampflampen in Verbin-
dung mit Glasglocken, Teile von Bogen-
lampen (ausgen. Kohlenstifte) (910b) 5%,
Schein werfer, lichtstreuende Reflektoren
(9106) 5%, Metallfadenlampen (911la) 7%,
Kohlenfaden-, Nernst- u. a. elektr. Glüh-
lampen (911b) 7%, elektr. Vorrichtungen f.
Beleuchtung, Kraitübertragung 1%, Bestand-
teile 5%, elektr. Vorrichtungen f. Elektro-
Iyse, Vorschalte- usw. Widerstände; sonstige
elektr. Vorrichtungen 2%, Bestandteile 5%,
Quecksilberumformer 5%, Isolationsrollen und
-knöpfe, Spulen, Taster, Schalter und ähn-
liche zur Isolierung dienende Montierungs-
teile: aus Steingut und Porzellan ohne Verbin-
dung mit anderen Stoffen und nicht als Be-
standteile zerlegter elektrotechnischer Vor-
richtungen ausgehend 5% (Isolationsglocken
u. Isolatoren s. Nr. 733a), aus Glas, Ambroin,
Hartkautschuk, Papiermasse, Harzzement
oder ähnlicher Masse ohne Verbindung mit
anderen Stoffen und nicht als Bestandteile
zerlegter elektrotechnischer Vorrichtungen
(912e) 8%, elektr. Vorrichtungen f. ärztliche
oder zahnärztliche Zwecke; Bestandteile (912f)
1%, elektr. Meß- und Registriervorrichtungen
2%, Bestandteile 3%, elektr. Zählvorrich-
tungen 3%, Bestandteile (912g) 3%, galva-
nische Elemente, elektr. u. galvanische Bat-
terien, Thermoelemente; Bestandteile 1%,
Fahrzeuge, zum Fahren auf Schienengleisen
bestimmt (912h) 3%: in und. ohne Verbin-
dung mit Antriebsmaschinen, ausgenommen
Dampflokomotiven, (913) 3%, Personenwagen ;
Straßenbahnwagen für Personenbeförderung
(9146) 3%, Wagen aller Art für Hänge- und
ähnliche Bahnen (914d) 3%.
Wie wir bereits auf S. 724 der „ETZ“
mitteilten, hat die Außenhandelsstelle der
Elektrotechnik ein Merkblatt herausge-
geben, in welchem diese ermäßigten Sätze
gleichfalls enthalten sind. Wie wir hören,
fanden am 22. IX. 1920 im Reichswirtschafts-
ministerium Beratungen über die Änderung
des Ausfuhrabgabetarifes statt. Es soll eine
Staffelung der Abgaben erfolgen,
ı) Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 664, 724, 744.
Elektrotechnische Zeitschrift.
‚auf Steinkohlenrohteer und
1920.
welche Zu- oder Abschläge zu dem vom Reichs-
wirtschaftsrat festgesetzten ermäßigten Tarif
vorsieht; diese Zu- und Abschläge sollen, ent-
sprechend einem Sinken oder Steigen der Mark
und einer Besserung oder Verschlechterung der
Ausfuhrverhältnisse und des Beschäftigungs-
grades, der Industrie bemessen werden.
WARENMARKT.
_—
Schrott. — Das Steigen der Schrott-
preise hielt noch bis Anfang voriger Woche
an. Seit dem 23. IX. scheint jedoch ein Still-
stand in der Steigerung eingetreten zu sein.
Die Preise gingen seit diesem Tage wieder
zurück und halten sich augenblicklich etwa
auf derselben Höhe wie in der Woche vom
11. bis 18. IX. Es ist jedoch wahrscheinlich,
daß die Preise im Laufe der nächsten Zeit
weiter fallen werden, da eine Berechtigung
der hohen Forderungen, wie bereits von uns
erwähnt, z. Zt. keineswegs vorliegt. — Ter-
entin. Frankreich und die Vereinigten
taaten konkurrieren im Augenblick stark in
Terpentinöl.- In Deutschland hat sich in den
letzten Monaten die Verwendung von Tetralin
weiter ausgedehnt, zumal es wesentlich billiger
ist als die ausländischen Terpentinprodukte.
Es kostet augenblicklich im Kesselwagen
7,50 M/kg, in Fässern 7,95 bis 8 M ab Fabrik,
im Gegensatz zu Terpentinöl, für welches in
Anbetracht der gestiegenen Devisen z.
bereits Preise von etwa 24 M bis 28 M/kg ver-
langt werden. — Schellack. Im August hielt
sich der Preis für T. N.-Schellack am Londoner
Markt auf 675 s/cewt. Im Laufe der ersten
Septemberwoche ging jedoch der Preis auf
640 s/ewt zurück. — Harze. An den deutschen
Harzmärkten ist die Stimmung infolge der
Verschlechterung der Mark ziemlich fest. Aus-
ländische Harze werden im Augenblick je nach
Herkunft und Farbe mit 9,25 bis 10,75 M/kg
ab Station notiert. — Gummi. Die Ausfuhr
von Rohgummi aus Brasilien und Peru nach
Europa belief sich im Mai d. J. auf 1 573 000
Pfund gegen 2061 500 Pfund im Mai des
vorigen Jahres. Am Londoner Markte konnte
sich Gummi wieder eine Kleinigkeit erholen,
und die Preise gingen bis zum 29. IX. wieder
auf 1 s 83/, d/lb für Crepe 1. Sorte und 18364, d
für sheets herauf. — Steinkohlenteer. Die
beabsichtigte Gründung einer Außenhandels-
nebenstelle für Steinkohlenteer und für Fein-
erzeugnisse der Steinkohlenteerdestillation ist’
soweit vorgeschritten, daß die Bearbeitung
der Anträge auf Ein- und Ausfuhr der in
dieses Gebiet fallenden Erzeugnisse von der
Geschäftsführung der Stelle übernommen
wird. Die Zuständigkeit erstreckt sich u. a.
Steinkohlenteer-
öle aller Art. — Seide. Auf dem Rohseiden-
markte in New York hielt die Preissteigerung
bei ziemlich reger Kauflust weiter an. Die
Preissteigerung auf dem Yokohamaer Markte
hat dort bereits zur "Festsetzung von Mindest-
preisen, u. zw. 1500 Yen/kg geführt. Auf
dem italienischen Rohseidenmarkte hat sich
die Nachfrage aus den Kreisen der Verbraucher
wieder gesteigert, trotzdem die schwankende
Valuta einem regen Geschäft hinderlich war.
. Besonders groß war der Bedarf in as
1
und bald lieferbarer Ware, wie Organsin 19
und Japan-Trame 26/30, und für Zwirngregen
9/11 wurden bereits 400 Lire und für Web-
gregen 11/13 Markenware 420 Lire/dz gezahlt.
— Baumwolle. Am amerikanischen Baum-
wollmarkte gingen in der letzten Woche die
Preise wieder erheblich zurück. Anfang dieser
Woche wurden in New York für Lokoware
26 cts/kg notiert. Am englischen Baumwoll-
markte herrscht eine ziemlich starke Baisse.
In Bremen war das Geschäft zu Anfang der
vorigen Woche ziemlich lebhaft, wurde aber
durch das Steigen der deutschen Mark im
Heit #0.
803
Laufe der Woche schleppender. ‘ In der Hoff-
nung auf eine weitere Besserung der Mark
hielten die Spinner mit Käufen sehr zurück,
so daß der Umsatz in den letzten Tagen nur
gering war. Am 28. IX. wurde für amerika-
nische Baumwolle fully middling, good colour
and staple loco 47 M/kg notiert, während am
25. IX. noch 54,50 M/kg notiert wurden. —
Hanf. In Italien wird die neue Hanfernte be-
reits in gewisser Menge auf den Markt ge-
bracht, doch halten die Eigentümer noch mit
Verkäufen zurück. Eine Partie neuen Hanfs,
feinster Sorte zum Kämmen wurde bereits
mit 1300 Lire/dz bezahlt. Für gute Qualität
Binfdadenhanf werden 1250 Lire/dz ver-
langt. — Metallpreise. Die Notierungen der
Vereinigung für die deutsche Elektrolyt-
kupfernotiz bzw. der Kommission des Berliner
Metallbörsenvorstandes (letztere verstehen sich
ab Lager in Deutschland) lauten in M 100 kg:
Metall | 1ER“ | 28. IX.
Elektrolytkupfer (wire
bars), prompt, cif Hamburg,
Bremen, Rotterdam . £ 2621 2598
Raffinadekupfer 99/99,30%/, 12050—2100 2000—2050
Originalhüttenweichblei 725-735 | 700—720
Originalhüttenrohzink,
Preis im freien Verkehr . | 940-950 | 920-930
Plattenzink (remelted) von
handelsübl. Beschaffenheit | 625—635 | 610-620
Originalhüttenaluminium
98/990/, in einmal gekerb-
ten Blöckchen . ...
dsgl. in Walz- oder Draht-
barren EEE
Zinn,Banka-,Straits-‚Billiton-
3200 — 3300 3200-—3300
3450— 3500 3400—3500
6150—6200 6125—6200
Hüttenzinn, mind. 9909 . 15900— 6000 6050
Reinnickel 98/99), . . 14400 — 4500. 4400— 4500
Antimon-Regulus . . . 900—925 ı 9U0—925
Silber in Barren rd. 900 fon
für-Ikg.fein . ..... 1460 — 1480| 1420— 1450
An der Londoner Metallbörse wurden
nach „Mining Journal‘ am 24. IX. 1920 für
1 ton (1016 kg) notiert:
£&, 8..d Era Fa
*Kupfer: best selected „ 106 O0 O bis107 0 0
* hs elaetrolyt:. 12 0 0O „18.0.0
r wire bars 5... 11722020 ,.1182020
RT standard,Kase 95 15 0 „ 96 00
Wr = #8. Mon.. ı 97.5-.03..2.97-10. .0
Zinn: standard, Kasse . I6313.=07 7, 2690770
R „ .8Mon . 274 .0°0.,2974°5.0
; siraite 0.0.0: 0.5, 2/0192 08 271 10540
Blei: span,oder nichtengl.
Weichblei,».2. 2.2734. 17062 „352.02 0
»„..gew. engl. Blckblei 3700, — — —
Zink: gew. Sorten... . 49176 „41176
£ remelted . ... . 3500, -— —
E engl. Swansea 414100, - — —
Antimon: engl. Reg. .. 52/55 £ net.
Aluminium: 98 bis 990/, 165 £ (Inland);
185 £ (Export).
Nickel: 98 bis 990/, gar. 230 £ (In- u. Ausland),
Quecksilber: nom, für
die 75 Ibs.-Flasche. .. 18 £.
Platin: je Unze nom... 620 8.
In New York notierte Elektrolyt-
kupfer am 30. IX. 1920 loko 18,75 cets/lb.
* Netto.
10 s.
Bezugsquellennachweis.
“ Frage. 38. Wer liefert 0,3 mm starke,
einseitig mit Papier beklebte Dynamobleche ?
Frage 39. Wer liefeıt Porzellanböden und
-deckel für elektrische Dosenschalter ?
Frage 40. Wer liefert einpolige Aus-
schalter, Sockel und Deckel aus Isoliermaterial,
im Deckel mit den Nummern 3850/1100?
Abschluß des Heftes: 2. Oktober 1920,
Zuschlagsliste Nr. 34 (grün) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie für Oktober 1920.
(Ersatz- und Reserveteile, soweit sie nicht besonders aufgeführt sind, werden bezüglich der Teuerungszuschläge ebenso behandelt wie die
Fabrikate, zu denen sie gehören.)
Diese Zuschlagsliste (grün) Nr. 34 gilt für den Monat Okt.ober 1920 für
solche Aufträge, die vom 1. I. 1920 ab zu den gemäß Beschluß der Preis-
rundpreisen erteilt werden. Für die Abrechnung von Auf-
trägen mit den bis 31. XII. 1919 giltigen Grundpreisen ist die weiße Zu-
1 Für die Berechnung 1
zuschläge gilt für Aufträge, die vom 1. X. 1920 ab eingegangen sind,
stelle erhöhten
schlagsliste Nr. 34 A maßgebend.
folgende Formel:
1. Der Preisstichtag liegt um die in Spalte A der Teuerungszuschlagsliste
enannteFrist vor dem Liefertag (A-Frist); ist der Teuerungszuschlag am | 4.
Stichtag niedriger als der Teuerungszuschlag zwei }
Für Isolierrohr und verbandsmäßiges
Zubehör (Zeile 61 bis 66) gelten die Bestimmungen des Iro-Verbandes. b.
2. Soweit in Spalte B Fristen (B-Frist) angegeben sind, wird, wenn | 6.
innerhalb dieser Frist geliefert wird, der am Bestelltag geltende Preis
stellung, so gilt der letztere.
berechnet.
der Teuerungs- t
in der
3. Abweichend von den Bestimmungen unter 1. wird bei Dampfturbinen
und Zubehör (Zeile 10 bis 13), Bahnmaterial (Zeile 17 bis 21), Maschinen
über 100 kVA (bezogen auf 1000 Umdr/min und cos g=1) und Zubehör,
Transformatoren über 100 kVA und Apparate für 15000 V und mehr
bzw. ApRarae der Verbandsserie III und höher der Teuerungszuschlag
eise ermittelt, daß die Summe der in den Monaten vom Tage
der Bestellung bis zum Tage der Lieferung festgelegten Teuerungs-
Monate nach Be-
werden kann.
zuschläge durch die Anzahl dieser Monate geteilt wird. \
Als Bestelltag gilt der Tag, an dem die Bestellung soweit geklärt ist,
daß die Herstellung begonnen und ohne Verzögerung durchgeführt
Der Lieferung ist die Anzeige der Versandbereitschaft gleichzurechnen.
Für Aufträge, für die eine längere Lieferzeit als 15 Monate vereinbart
wird, bleiben besondere Abmachungen vorbehalten,
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 40.
1) Vgl. Satz 3 der vorstehenden Berechnungsformel.
804
Für
De Te Ersatz-
us- er A-Frist B-Frist
Gegenstand führung führane
Zuschlag | Zuschlag | Mo- | Mo-
%, % nate | nate
Generatoren, Motoren, Umformer
und Drehtransformatoren, soweit
nicht für Sonderausführungen Zu-
schläge in der Liste aufgeführt sind.
1. bis 20kW (bezogen auf 1000 Umdrehungen) 550 550
2. über 20 bis 100 kW (bezogen auf 1000 Um- 1 2
drehungen) . 600 600
3. über 100 kW (bezogen auf 1000 Umdre-
hungen) se ae 670 670 1) 2
Sonderausführungen.
4. "Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren . 550 550 :
- 5. Elektrisch betriebene Werkzeugmaschi-
nen . 460 460
6. Elektrisch betriebene Hauswasserpumpen, 1 b)
Entstäubungspumpen und Kompressoren 540 360 :
7. Gesteinsbohrmaschinen und -geräte . . 410 260
8. Vollständig ausgerüstete Motorkarren, re
Motorschleifen, Motortragen, Motorwagen 370 320
Dampfturbinen.
10. Turbosätze, bestehend aus: 2
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit
und ohne Zwischenvorgelege, und Kon-
densationsanlagen . 2 e 465 —_ :
b) Turbokompressoren der More
bläsen od. Zahnradvorgelegen, Dampf-
turbinen und Kondensationsanlagen . 425 —_ 1) 2
11. Turbogeneratoren allein. . . . 530 _ -
12. Dampfturbinen, Zahnradvorgelege, Turbo-
kompressoren und Turbogebläse allein. 375 _ i
13. ‚Kondensationsanlagen und Wärmeaus-
tauschapparate allein . . . 2 2... 500 _
Zubehör zu Maschinen. :
14. Anlasser, Regulierwiderstände, Tret-, Web-
stuhl-, Sterndreieck-Schalter . 360 360
15. Kran- und Aufzugsapparate, Schützen-
steuerungen . „ . ee ?
16. Gleitschienen, Verankerung 5 420 420 1 2
16a. Riemenscheiben, Kupplungen, Zahnred-
vorgelege So eier ag he 550 550
Bahnmaterial.
17. Bahnmotoren und elektrische Bremsen 590 590 :
18, Fahrschalter und Stromabnehmer für
Bahnen. . . 540 540
19. Vollständige elektrische Ausrüstungen
für Straßenbahntriebwagen und mit elek-
trischer Bremse versehene Anhängewagen,
ausschl. Leitungen und Montage, ferner
vollständige elektr. Ausrüstungen von
elektr. Lokomotiven für Bergbau u. In- 1) 2
dustrie . Di re 570 570
20. Vollständige "elektrische Ausrüstungen
- von Vollbahn-Lokomotiven und Vollbahn-
Triebwagen, einschl. Montage . . . 580 —_
21. Elektrische Lokomotiven für Bergbau a
und. -Industrie 2 m. we, 520 520 -
Transformatoren und GerBeehen
22. Transformatoren . . ae 470 420
23. Gleichrichter mit Glaskörper, Eeascht:
Zubehör , . EEE 470 470
93a. Ersatz- Glaskörper SH 50 50 12) 2
24. Gleichrichter mit Eisenkörpen, einschl. ;
Zubehör... u. ae her; 670 670
- Schaltapparate 8 Mas für
Schaltanlagen.
25. Hebelschalter, Erdschluß- und oh
tungsanzeiger, Instrumenten- und Kurbel-
Umschalter, soweit nicht in Gufgehäuse 490 =
26. Selbsttätige Schalter, soweit nicht für Öl-
füllung und nicht in Eisen- oder Gußge-
häuse; Fern-, Zeit-, Zellenschalter 520 =>
27: Niederspannungs- Sorten und Röhren-
Sicherungen für Schalttafelbau. . . . 550 =
272.Schmelzeinsätze für ee
Sicherungen . . . Bike 550 550
28. Hochspannungs-Trennschalter, "Mast-
trennschalter, Streckenschalter, soweit
nicht für Öl. ERNA BAER 600 600
29. Hochspannungs- Sicherungen, arhierte
Stützen u.armierte Wanddurchführungen 550 480
29a.Schmelzeinsätze für Hochspannungs- R
Sicherungen. . Kar SE 550 550
30. Freileitungs-Hörnerschalter R 600 600 1 2
31. Konzentrische Klemmen (Zentralklem-
men). . 600 600
32. Ölschalter (ohne ön, einschl. Hilfsappa-
rate . . 5 123 520 460
83. (herspanmundge- -Schutsvorrichtungen
(außer Schutz- u. Erdungsdrosselspulen) 520 460
84. ‚Schutzdrosselspulen . . . ». 2... 540 480
85. Erdungsdrosselspulen . . erde 520 460
86. Motorschalttafeln, auch mit selbsttätigen
Schaltern . . . 2 ER 520 —
87. Gerüste u. Platten für Schallanleees mit
zugehörigen Sammelschienen, Verbin-
dungsleitungen und Kleinmaterialausschl.
Instrumente und Apparate, aber einschl. h
Zusammenpassen beim Lieferer. . . . 520 460
7. Oktober 1920.
n Für
P ee | Ersatz-
; : Aus- metall-
Gegenstand [führung | a
jr Zuschlag | Zuschlag
% %
38. Schaltkästen, Schaltschränke, Schaltpulte 520 ==
39. Schaltapparate u. Schaltgruppen in Guß-
gehäuse. run ee en 520 520
Meßapparate und Zubehör.
41. Meßinstrumente . . . en 400 =;
42. Zähler sowie deren Verpackung en —_ 400
43.:Meßwandler: Su name, 700 ==
Installationsmaterial. -
44. - Sicherungselemente (Einzelsicherungen) 320 280
45. Ein- und zweiteilige Sicherungsstöpsel,
‚ Stöpselköpfe, Patronen, Paßringe bzw.
Paßschrauben und Kontaktschrauben,
Größe I und Il (Klein- und Normal-Edison- :
i : Gewinde) . .. 270 230
:46. Wie 45, ae "Größe IT Br V (Groß-
Edison- und Mammuth-Spezial-Gewinde) 300 260
47. Sicherungselemente (Einzelsicherungen)
zum BinEB ob ea an (Sie-
mens) . . 570 500
48. Patronen zum RlesbalzenSiähordnee
system (Siemens) . .- 240 210
49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) =
und Patronen zum Keilkontakt-Siche-
rungssystem (Siemens). . . .... 250 220
50. Verteilungstafeln und Gruppen, soweit
nicht in Gußgehäuse . 350 300
5l. Freileitungs- und Hausanschluß- Siöhe- i
rungen, Freileitungs-Armaturen bis 600
. Volt,: soweit nicht in Gußgehäuse . 350 300
52. Zählertafeln, armiertt . . 330 290
53. Drehschalter, Steckdosen und "Stecker, 5
soweit nicht in Gußgehäuse, Porzellan- :
Abzweigdosen, -Scheiben und -Klemmen,
-Kabelschuhe und Verbinder u. dergzl. 350 300
54. Installationsmaterial in Gußgehäusen und :
gußeisernes Installationsmaterial . . . 420 420
55. Metallfassungen, Schalenhalter, ‚Nippel
- und dergleichen . 360 310
56. Glühlichtarmaturen, einschl. wasserdich-
ter Fassungen, und Handlampen . .- 360 310
60. Installationsmaterial für Schiffe (ausschl.
der zweiteiligen Stöpsel aus Gruppe 45 3
undAbV a er EEE 425 =
Isolierrohr und verbandsmäfßiges Zu- |
behör. ?
61. Verbleite Eisenrohre (Bleirohre) REES — —
62. Verzinkte Eisenrohre —_ —_
63. Feinzinkrohre (kein- verzinktes Eisen-
blech) ur a Sr er — —
64. Messingrohre . _ —
65. Papierrohre mitStahlpanzerschutz (Stahl-
panzerrohre) . . _ —_
66. Schwarze Papierrohre- ohne. Metall-
mantel mit: Muffe... . 2... —_— _
Glühlampen.
68. Glühlampen jeder Art (ausschl. Heiz-
lampen): Auf die ab 28.1. 1919 gelten-
den Preise 3. ...-. RER 250 250
Telegrapbie und ne
69a. Apparate für Haustelegraphie (Wecker
Tableaus, Kontakte, Zubehör) , . . — =
69%. Hausförnsprech- Apparate für: Baktarie-
anruf und einfache Induktor-Apparate 450 450
69 e. Fernsprech-Apparate zum Anschluß an
Zentralumschalter und öffentliche Fern- r
sprechnetze. . . 450 450
69d. Zentralumschalter u. Antsemzrichfüngen 450 450
69e. Wasserdichte Signal- und Sue
Apparate. . . BER ee 450 450
69f. Apparate für Telögraphie DEE Se ie 450 450
70. Linienwähler-Anschlußschnüre . . . . 125 _
71. Stöpselschnüre (Privattypen). . . . . 250 _
72. Apparatschnüre (Privattypen) . . . ." 200 _
Bogenlampen und Zubehör.
73. Bogenlampen und Armaturen für allge-
. meine Beleuchtungszwecke . . IE 400 —
74. Bogenlampen für technische Zwecke. : 400 —
75. Scheinwerfer (ausgenommen solche für | .
Heer, Kriegs- und en... Sn 400 —
16. Widerstände 2 ne ...55, ar 450 450,
77. Aufhängevorrichtungen. . » . 2... 400 ° 400
78. Leitungskupplungen . . Er 400 —
79. Transformatoren und Drosselspulen ee 470 —
Gummifreie ee He.
80. Normalplatten . . . a ET 300 —
81. Zählertafeln, unarmiert . TE 300 —
82. Isoliergriffe . . . iz 400 —
83. Armierte Anschlußklemmen SER 350 300
84. Preßteile, ausschließlich dervorgenannten
; (unarmiert bzw. ohne Mitlieferung von
Armjerungstelen) u Kenia ve, 300 ==
Verschiedenes, ;
Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Öl: Inn
mindestens aber 1000M für 100 kg ohne Faß.
Verpackung (ausschließlich Verpackung für Zähler) {
2) Bei Zeile 22 vgl. auch Satz 3 der vorstehenden Berechnungsformel.
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zeh me in Berlin, — Verlag von JuliusSpringer in Berlin,
500%, Zu-
schlag
0 % nn
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KabnEngS
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IIWERTN
‘Elektrotechnik eröffnet.
- Verhandlung stehende Fragen dienten.
Elektrotechnische Zeitschrift
805
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: E. ©. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24.
41. Jahrgang.
Berlin, 14. Oktober 1920.
XXVI. Jahresversammlung
des Verbandes Deutscher Elektrotechniker
in Hannover.
‚Die vom 23. bis 27. September d. J. in
Hannover abgehaltene Jahresversammlung des
Verbandes Deutscher Elektrotechniker bildete
den Mittelpunkt der vom 22. bis 29. September
in Hannover veranstalteten ‚‚Elektrischen
Woche‘ und wies daher trotz aller Reiseunbil-
den die ungewöhnlich hohe Besuchsziffer von
1050 Teilnehmern, worunter etwa 200 Damen,
auf. Das Programm bot viel des Anregenden,
sowohl in inneren Verbandsangelegenheiten,.
als auch Vorträgen und Besichtigungen, so daß
es manchem Teilnehmer schwer gefallen sein
wird, der gleichfalls wohl ausgefüllten Tages-
ordnung der anderen, zur „Elektrischen Woche‘
gehörigen Vereine die ihr gebührende Aufmerk-
samkeit zu widmen. -
Nachdem am Donnerstag, den 23. IX.
vormittags der Vorstand und nachmittags der
Ausschuß ihre üblichen, geschäftlichen Ange-
legenheiten dienenden, Sitzungen abgehalten
hatten, erfolgte am Abend desselben Tages die
für alle Teilnehmer der ‚„Elektrischen Woche‘
gemeinsame Begrüßung im Festsaale und Bür-
gervorstehersaale des alten Rathauses. Trotz
des ungeheuren Andranges herrschte bei dieser,
von der Elektrotechnischen Gesellschaft Han-
nover sorgfältig vorbereiteten, Veranstaltung
die fröhliche Stimmung der Zusammengehörig-
keit und des von gleichen Interessen getragenen
Gedankenaustausches. Geheimrat Prof. Dr.
Kohlrausch, Hannover, hieß im Namen der
Elektrotechnischen Gesellschaft Hannover die
Tagungsteilnehmer willkommen und sprach den
Wunsch aus, es möchte trotz der Ungunst der
Zeiten die Verbandstagung von derselben guten
Stimmung getragen werden, wie vor 21 Jahren,
als sie schon einmalin Hannover stattfand.
Die erste Hauptversammlung wurde
tags darauf, am Freitag, den 24. IX, im
Festsaale des alten Rathauses vom Veıbands-
vorsitzenden, Dr.-Sng. Voigt, Kassel, mit
einer Ansprache und dem bei dieser Gelegen-
heit üblichen Rückblick über die Arbeiten
des vergangenen Jahres auf dem Gebiete der
Redner wies auf die
große Aufgabe hin, die Industrie leistungsfähig
zu erhalten, wozu die wichtigen Arbeiten der
Normung und Typisierung sowie weitere Ze
ie
hier zum ersten Malin der Geschichte der deut-
schen Technik vollzogene Zusammenfassung
der ganzen elektrotechnischen Intelligenz und
Industrie zu einer ‚„Elektrischen Woche‘ sei
- ein glücklicher Gedanke, der diese Arbeiten we-
sentlich erleichtere. Die Elektrotechnik werde
das in sie gesetzte Vertrauen rechtfertigen.
Da die bei dieser Gelegenheit sonst üb-
lichen Ansprachen der am Sonntag, den 26. IX.
anberaumten Hauptversammlung der „Elek -
trischen Woche‘ vorbehalten waren, konnte
sofort zum ersten Vortrag geschritten werden.
Für denselben war das zur Zeit wichtige Thema:
„Flußwasserkräfte und Elektrizitäts-
versorgung‘“ gewählt, und der auf diesem
Gebiet hochangesehene Fachmann, Ministerial-
-direktor Dr.-Sng. Sympher, Berlin, gewonnen
worden. Dieser Vortrag ist bereits veröffent-
licht worden !), doch seien seine Hauptgesichts-
unkte zur Vervollständigung des Gesamtbildes
u Verhandlungen des Verbandstages hier kurz
zusammengestellt. Redner begrenzte den Ge-
genstand seines Vortrages auf schiffbare Flüsse.
Mangels großer, an einer Stelle zusammenge-
faßter Wasserkräfte sah man sich zu besonderen
Wasserbauten gezwungen, die aber trotz der
hohen Anlagekosten es doch nieht ermöglich-
ten, die jeweilig vorhandene Leistung dem
Kraftbedarf anzupassen. Ausgleich konnte nur
durch Dampfaushilfe beschafft werden. Die
Ersparnis an Brennstoffen hielt den doppelten
Anlagekosten nicht immer die Wage. Darin
habe nun das ‚Gesetz betreffend die Soziali-
sierung der Elektrizitätswirtschaft‘‘, dem man,
sachgemäße Ausführung vorausgesetzt, in der
ı) „ETZ* 1920, S. 745.
Hauptsache zustimmen könne, eine Wendung
herbeigeführt, indem es eine restlose und gün-
stige Verwendung der gesamten, von einer
Stauanlage zu gewinnenden Flußwasserkraft
ermöglicht. Dazu kämen die hohen Brennstoff-
kosten und die Notwendigkeit, den in Deutsch-
land vorhandenen Kohlenvorrat zu schonen.
Auf Grund dieses Gesetzes könne man sich das
Bild machen, daß das Reich in absehbarer Zeit
von Hochspannungsleitungen überzogen sein
-wird, dem alle öffentlichen Elektrizitätswerke
angeschlossen sind. Das Reich und die Gesell-
schaften würden in der Lage sein, die in den
einzelnen angeschlossenen oder sonst zur Lie-
ferung von Strom zugelassenen Werken er-
zeugte Arbeit in das gemeinsame Netz aufzu-
nehmen und ausgleichend zu verteilen. Das sei
für Wasserkraftanlagen und besonders für Fluß-
kraftwerke von entscheidender Bedeutung; in
diesem gemeinsamen Starkstromnetz, das eine
große Zahl bedeutender Wärmekraftwerke ein-
schließt, würden alle von jenen erzeugten
Kräfte untergebracht werden können, und be-
sonderer Dampfaushilfswerke für Wasserkraft-
werke :bedürfe es dann nicht mehr. Redner
ging dann in großen Zügen die Wasserkräfte
der einzelnen Bezirke Deutschlands durch und
teilt mit, daß eine genaue Ermittlung aller in
schiffbaren und nichtschiffbaren Flüssen ein-
schließlich der Talsperren zu gewinnenden
Wasserkräfte Deutschlandseingeleitetsei. Ohne
dem Ergebnis vorgreifen zu wollen, glaube er,
sagen zu können, daß insgesamt auf 10 Mil-
liarden kWh gereehnet werden kann, d.h.
auf etwa den vierfachen Betrag der im Jahre
1912 von den öffentlichen Dampf-Elektrizitäts-
werken abgegebenen Menge. Daneben werde
die Schiffbarmachung der Flüsse verbessert
und das Wasserstraßennetz fast kostenlos in
ungeahnter Weise ausgebaut. Nurein Bedenken
schwerwiegender Art bleibe bestehen. Die
hohen Baukosten belasten die Stromerzeugung
bis zum Ablauf der Tilgungsfrist miterheblichen
Zinsen und Tilgungsbeträgen. Da aber wohl
auf lange Zeit hinaus mit hohen Brennstoff-
preisen zu rechnen sei, könne das nicht so sehr.
ins Gewicht fallen.
In der Aussprache zu diesem Vortrage,
den Geh. Baurat Block noch nach der ma-
schinentechnischen Seite hin ergänzte!), wurde
zum Ausdruck gebracht, daß die Unterbringung
so hoher Strommengen irgendwelche Befürch-
tungen nicht rechtfertige, da der Ausbau der
Wasserkräfte langsam erfolge, und daß bei
Verbilligung der Kohle die Wasserkraftwerte so
weit abgeschrieben sein müßten, daß diese
Werke wirtschaftlich arbeiten. Im besonde-
ren wies Geheimrat Klingenberg darauf hin,
daß je teurer die Kohle, um so wirtschaftlicher
die Wasserkraft selbst bei hohen Baukosten
werde, weil beim Dampfbetrieb die Kohle im
Baustoff und als Betriebsstoff, beim Wasser-
kraftwerk aber nur im Baustoff erscheine.
Als Nebenstück zu diesem lehrreichen
Vortrage war in der Kuppelhalle des Rathauses
eine Ausstellung von Zeichnungen und
Liehtbildern von staatlichen, kommunalen
und privaten Wasserkraftanlagen veranstaltet
worden. Darin waren unter anderen das Baye-
rische Staatsministerium mit Studien über die
vorhandenen und in absehbarer Zeit ausnutz-
baren Wasserkräfte Bayerns, sowie mit Plänen
der beiden im Bau befindlichen staatlichen
Werke am Walchensee und an der mittleren
Isar, das Preußische Ministerium der öffent-
lichen Arbeiten mit zahlreichen Plänen der
staatlichen Wasserkraftwerke und das Städti-
sche Tiefbauamt Hannover mit einem Modell
eines Kraftwerkes vertreten.
Der restliche Teil der ersten Hauptsitzung
war geschäftlichen Angelegenheiten gewid-
met. Generalsekretär Dr.-ng. Dettmar gab
seinen ‘Jahresbericht über die Arbeiten des
Verbandes seit der letzten Hauptversamm-
lung ?). Die Unsicherheit der politischen Lage,
welche die Arbeit der Kommissionen vor der
Jahresversammlung in Stuttgart (1919) noch
sehr eingeschränkt hatte, habe auch noch auf
die erste Hälfte der jetzigen Berichtszeit zu-
rückgewirkt; erst in der zweiten konnten die
1) „ET7Z“ 1920, 8. 765.
2) „ETZ“ 1920, S: 719:
Heft 41.
Kommissionen ihre volle Tätigkeit entfalten.
Der Vorstand hielt 4, der Ausschuß 1 und die
Kommissionen und Unterkommissionen 198
Sitzungen (bisherige Höchstziffer 1913/14 116)
ab. Der auf Grund des Stuttgarter Beschlusses
eingesetzte Ausschuß aus Vertretern aller be-
teiligten Fachverbände hatte zu dem Gesetzent-
wurf betr. die Sozialisierung der Elektrizitäts-
versorgung ein Gutachten und Vorschläge aus-
gearbeitet; diese fanden indes regierungsseitig
ebensowenig Beachtung, wie in dem im Früh-
jahr 1920 gebildeten Elektrizitätsbeirat aner-
kannte Vertreter der deutschen Elektrotechnik
Aufnahme gefunden hätten. Erst der neue
Reichsschatzminister habe in Aussicht gestellt,
daß neben .dem Beirat noch Sachverständige
gehört werden sollten. Die freundschaftlichen
Beziehungen- des Verbandes zu anderen Ver-
einen und Verbänden wurden weiter gepflegt
und entwickelt. Der Bericht gedachte weiter
der Mitwirkung des Verbandes an der Schieds-
gerichtsordnung, der Gebührenordnung der
Architekten und Ingenieure, in dem Deutschen
Ausschuß für technisches Schulwesen, dem
Ausschuß für Einheiten und Formelzeichen
(AEF), dem Ausschuß zur Erforschung elek-
trischer Unfälle und an der Technischen Not-
hilfe. Die in den letzten Jahren mehrfach not-
| wendig gewordenen Änderungen der Verbands-
satzung ließen eine völlige Neubearbeitung ange-
zeigt erscheinen, die dem Verbandstage vor-
gelegt wird. Eine wichtige Neueinrichtung
wurde in der demnächst in Tätigkeit tre-
tenden Prüfstelle des Verbandes zum Ab-
schluß gebracht. Sie hat die Aufgabe, Waren der
Elektroindustrie aufihr Verhältnis zu den VDE-
Bestimmungen hin zu prüfen und wenn letz-
tere erfüllt sind, mit einem eingetragenen
Verbandszeichen zu versehen , Nach dem
eingehenden Bericht über die Arbeiten der
einzelnen Kommissionen teilte der General-
sekretär u. a. noch mit, daß z. Zt. 25 solcher
Kommissionen bestehen und die Zahl der Mit-
glieder des Verbandes 6341 (5695 1. J. 1919 und
60111. J. 1914) beträgt, die sich auf 22 Einzel- -
vereine verteilen.
Der Nachmittag des ersten Verhandlungs-
tages war verschiedenen Besichtigungen be-
deutender Werke und Anlagen der Hannover-
schen Industrie vorbehalten. Da die Straßen-
bahnen seit Wochen wegen Streiks stillagen,
standen für die zahlreichen Teilnehmer zu den
teilweise ausgedehnten Wegen Kraftwagen
‚aller Art bereit.
Die zweite Verbandsversammlung am
Sonnabend, den 25. IX. wurde durch einige
geschäftliche Angelegenheiten eingeleitet. Die
in dem Bericht des Generalsekretärs angekün-
digten Satzungsänderungen wurden vorgelegt
und genehmigt. Danach beläuft sich u. a. der
Mitgliedsbeitrag für die persönlichen Mitglie-
der auf 70 M für 1921. Es folgten die Wahlen
zum Vorstand und Ausschuß. An Stelle des
in den Ausschuß übertretenden Geh. Baurat
Zell wurde Direktor Scholtes in den Vor-
stand gewählt. Als Ort der nächstjährigen
Hauptversammlung wurde Essen gewählt.
Die Versammlung ging nunmehr zum
Hauptthema des Verbandstages: Schutzvor-
richtungen und Betrieb von Groß-
kraftübertragungen über. Es wurde seitens
des Geh. Baurat Prof. Dr. Klingenberg durch
eine vorzügliche Übersicht eingeleitet. Redner
wies darauf hin, daß es gelte, die Sicherheit
gekuppelter Hochspannungssysteme zu _er-
kunden. Solche dienen zur Verbindung einer
größeren Anzahl von Kraftwerken in der Weise,
daß Stromerzeugung und Abnahme beliebig
miteinander vertauscht werden können. Beim
Bayern werk seien die große zusammenhängende
Länge und die Ringform des Netzes charakte-
ristisch. Es handle sich um Schutz gegen Über-
ströme, Überspannungen, Wanderwellen,
Schwachstrombeeinflussungen, um Regelung
des Leistungsfaktors und um bestmögliche
wirtschaftliche Ausnutzung des Leitungsma-
terials. Die am Bau des Bayern werkes beteilig-
ten Firmen haben, da die Anlagen vertragsge-
1) Hierüber machte Dr. Dettmar in der gemeinsamen
Sitzung der Blektrischen Woche weitere eingehende Mit-
teilungen, über die bei Gelegenheit der „Elektrischen
| Woche“ berichtet werden wird.
806
mäß dem heutigen Stande der Technik ent-
sprechen müssen, eine Hochspannungskommis-
sıon gebildet, deren Aufgabe es sei, diesen Stand
Selbst
das Reich als größter Besteller könne über diese
Geheimrat Klin-
genberg unterstrich auch seinerseits nochmals
die bereits vom Generalsekretär gerügten Feh-
ler der Regierung, beim Erlaß des Elektrizitäts-
gesetzes die Sachverständigen ausgeschaltet zu
haben. Nur durch die, jetzt vom neuen Reichs-
schatzminister zugestandene Anhörung solcher
könne in technischer und wirtschaftlicher ‘Be-
ziehung aus dem laienhaft aufgebauten Gesetz
in öffentlichen Berichten festzustellen.
Erfahrungen nicht verfügen.
etwas Ersprießliches herauskommen.
Oberingenieur F. Schrottke, Berlin, be-
über
Großkraft-
handelte darauf in ‚seinem Vortrage
Schutzeinriehtungen der
übertragungen die Schutzfrage im einzelnen.
Er griff, um den heutigen Stand der Technik zu
zeigen, die vier wichtigsten Schutzeinrichtun-
gen heraus, u. zw. den Schutz gegen Uberspan-
nungen, Fehlerstrom, Fernwirkung und Lebens-
gefahr. Für den Überspannungsschutz sei die
äußere und innere Isolierung maßgebend, doch
könne man lediglich mit Verstärkung der
Isolierung ohne jede Schutzvorriehtungen auf
die Dauer nicht auskommen. Bei den Mitteln,
die beim aussetzenden Erdschluß zur Ver-
wendung kommen können, machte Redner die
Versammlung mit dem von R. Bauch ange-
gebenen Löschtransformator bekannt. Der
Bericht behandelte den umfangreichen Stoff
im übrigen in so gedrängter Fassung, daß auf
ihn selbst verwiesen werden muß).
Über den zweiten Teil des Hauptthemas,
die Großkraftübertragung, sprach Ober-
ingenieur Troeger, Berlin. Bisher seien in
Deutschland an 100 kV-Leitungen etwa
2150 kmim Bau bzw. zur Ausführung bestimmt.
Sie entsprächen 4000 km Einfachleitung. Da-
von seien indes nur 50 kmin rein privatem Be-
sitz, während auf das Reich 26,6%, den Baye-
rischen Staat (Bayernwerk) 47,9%, und den
Sächsischen Staat 6,8% entfallen. Das Reich
hat der Frage der Stromart für die unsere Ge-
samtverhältnisse maßgebend seien, genau zu
prüfen. Es sei fraglich, ob Drehstromübertra-
gung richtig wäre. Für die endgültige Bestim-
mung der Grenzspannung seien die niedrigsten
Fortleitungskosten für die abgegebene Kilo-
wattstunde ausschlaggebend, was sich, da die
Großkraftübertragung sich innerhalb der
Grenzen Deutschlands halte, ermitteln lasse.
Sie berechne sich annähernd zu 200 kV.
Den beiden, das Hauptthema behandeln-
den Vorträgen, folgte eine lebhafte Aussprache,
in der Prof. Dr. Petersen für einen höheren
Sicherheitsgrad der Generatoren und Trans-
formatoren, als er den z. Zt. gültigen Verbands-
vorschriften entspricht, eintrat. Dr. Roth, Ba-
den (Schweiz), machte über die von Brown,
Boveri & Cie. gewonnenen Erfahrungen ein-
gehende Mitteilungen. Biermanns, Görges,
Vogelsang, Bendmann, Bußmann und
andere Redner berichteten über ihre Beobach-
tungen und Erfahrungen in der Schutzfrage.
Am Nachmittag des zweiten Verbands-
tages kamen zunächst drei Gegenstände aus der
Schwachstromtechnik zum Vortrage. Dr.-Ing.
Graf Arco.sprach über „Die Drahtlose
Nachriehtenübermittlung für Über -
landwerke‘). Die Zusammenarbeit vieler
Uberlandwerke unter sich und mit ihren Unter-
werken mache, besonders bei Betriebsstörun-
gen, eine zuverlässige und rasche Nachriehten-
übermittlung unumgänglich. Leitungen der
Postverwaltung kämen wegen anderweitiger
Inanspruchnahme nicht in Betracht, eigene
Leitungen erforderten dagegen hohe Anlagekosten
und träten gerade bei Störungen in den Hoch-
spannungsleitungen außer Betrieb. Redner be-
handelte zuerst die Telephonie mittels schneller
elektrischer Schwingungen. Die drahtlose
Telephonie mit freier Strahlung sei aber für
einen so großen Abnehmerkreis, wie die immer
dichter werdenden Überlandwerke einen sol-
chen darstellen, wenig aussichtsvoll. Hier sei
die leitungsgerichtete Telegraphie bezw.
Telephonie günstiger, wozu: man die Hoch-
spannungsleitungen der Blektrizitätswerke
selbst verwenden könne. Die Hochfrequenz-
energie werde, wenn nicht gerade sämtliche
Hochspannungsleitungen gerissen sind, unter
bestimmten Bedingungen immer noch in aus-
reichender Stärke über Leitungsdefekte über-
tragen. Redner behandelte dann die Ausfüh-
rungsweise solcher Anlagen und zeigte zum
Schluß, daß die wirtschaftlichen Bedingungen
für solche Anlagen mit zunehmender Entfer-
nung, also bei Überlandwerken, immer gün-
stiger sich gestaltete. Man könne im Durch-
schnitt rechnen, daß bei 20 Gesprächen am
Tage von je 3 Minuten die jährlichen direkten
Betriebskosten etwa 2% des Anlagekapitals
ausmachten.
p\ Der Vortrag wird in Heft 42 veröffentlicht werden.
*) Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 785.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1926, Heit 41.
Ein zeitgemäßes Thema hatte Abteilungs-
direktor Grabe, Berlin, für seinen Vortrag
„Entwicklungsmöglichkeiten auf dem
Gebiete der
wählt.
und stellte dann die allgemeinen Bedingungen
für Wählersysteme auf, die wirtschaftlicher und
technischer Natur sind. Der Vortrag selbst
ist in diesem Heft (5.806) zum Abdruck ge-
kommen.
Prof. Dr. K. W. Wagner berichtete so--
dann in seinem Vortrage „Das Mehrfach-
fernsprechen und -Telegraphieren auf
Leitungen mit Hochfrequenz über die
von ihm geleiteten Versuche der Reichs-Tele-
graphenverwaltung zur gleichzeitigen Über-
mittlung von mehreren Telephongesprächen
oder Telegrammen auf demselben Draht. Das
neue Verfahren beruht auf der Verwendung
von Hochfrequenzstömen und ist in seinen
Grundzügen in der „ETZ.“ 1919, S. 383 und
394 beschrieben worden. Seit mehr als einem
Jahr wird die neue Betriebsweise auf einer An-
zahl von Reichsleitungen erprobt!). Wertvolle
Dienste hat sie namentlich auf den stark be-
lasteten, 600 km langen Leitungen Berlin—
Frankfurt
weilig drohenden -Zusammenbruch bewahrt.
Auf einer der Berlin — Frankfurter Leitungen
sind z. Zt. neben dem gewöhnlichen. Gespräch
noch 2 hochfrequente Zusatzgespräche einge-
richtet, auf der anderen Leitung bestehen neben
der Fernsprechverbindung noch 6 gleichzeitige
Telegraphierverbindungen, die mittels Schnell-
telegraphen bis 4000 Buchstaben
Minute übermitteln, was bisher noch nirgends
erreicht worden ist. Nach den Plänen der
Reichs-Telegraphen-Verwaltung soll das neue
Verfahren zunächst auf den Hauptverkehrs-
linien eingerichtet und dann nach Maßgabe der
verfügbaren Geldmittel weiter ausgebaut wer-
den. Die für den Betrieb erforderlichen Appa-
rate sind vom Versuchsamt gemeinsam mit
den Firmen Telefunken und Siemens & Halske
durchkonstruiert worden ; sie wurden in Licht-
bildern vorgeführt. Der Vortragende erörterte
die Vorzüge des neuen Verfahrens in betriebs-
wirtschaftlicher und betriebstechnischer Hin-
sicht und besprach eingehend die Maßnahmen,
die erforderlich sind, es den bestehenden Fern-
in jeder
sprecheinrichtungen technisch anzupassen und.
in den Betrieb organisch einzugliedern.
Den Beschluß der Vorträge des engeren
Verbandstages machte Regierungsbaumeister
. Bartel mit seinem Vortrage über Tortf-
Großkraftwerke. Nach einem Hinweis auf
die große Bedeutung des Torfes als Heiz- und
Brennstoff und die bisher zu seiner Ausbeute
durehgeführten Arbeiten und Anlagen zeigte
Redner an Hand dreier Beispiele die Ausge-
staltung von Torf-Großkraftwerken und die
Vorbereitung der Moore, die Gewinnung, För-
derung und Lagerung des lufttrockenen Torfs
zum Betriebe dieser Werke. Für ein jenseits
des polnischen Korridors im Zehlaubruch_ ge-
legenes Großkraftwerk wurde ein vollständiger
Entwurf aufgestellt, dem eine eingebaute
Leistung von 120 000 kW zugrunde gelegt
war. Zum Betriebe der Maschinen für die
Bodenkultur wurde im Jahre 1908 vom preu-
ßischen Domänenfiskus ein kleines Kraftwerk
in Betrieb gesetzt, das 1909 von den Siemens
Elektrischen Betrieben übernommen und zu
einem Überlandwerk?) ausgebaut wurde. Heute
hat das Werk eine eingebaute Leistung von
12000 kW. Es war das erste größere. Torf-
kraftwerk. Die Torfbeschaffung hat dem
Werk dauernd Schwierigkeiten bereitet, so daß
zum Teil Steinkohlen verfeuert werden mußten,
Die Schwierigkeiten sind hauptsächlich darauf
zurückzuführen, daß der Torf dem Moor zur
Herstellung der Entwässerungskanäle ent-
nommen werden mußte, daß die Gewinnungs-
maschinen noch unvollkommen waren, daß
die Förderbahn nicht genügte und die Mög-
lichkeit fehlte, größere Mengen Trockentorf zu
stapeln.
Die Jahresversammlung des Verbandes
fand am Montag, den 27. IX. mit einem Aus-
flug nach Minden ihren Abschluß. Man be-
Sichtigte nach einer Dampferfahrt auf der Weser
den sogen. Weserabstieg und die damit im
Zusammenhang stehenden Anlagen, bestehend
aus Pımpwerk, Kanalbrücke un Sparschleuse.
Infolge einer Reparatur an letzterer konnte
man die Schleuse selbst zu Fuß begehen und
auf diese Weise von ihrer Einrichtung sehr ein-
gehend Kenntnis nehmen. Zehme.
!) „ETZ* 190, Seite 706.
2) Teichmüller: „ETZ* 1912.
Selbstanschlußämter‘ ge-
Redner befaßte sich zunächst mit der
volkswirtschaftlichen Seite der Wählerämter
a (Main) geleistet und den Verkehr
zwischen diesen wichtigen Plätzen vor dem zeit-
LU
14. Oktober 1920.
Entwicklungsmöglichkeiten auf dem Gebiete
der Selbstanschlußämter!).
Von Direktor Grabe, Berlin.
Übersicht. Nach einem kurzen Überblick _
‚ über die volkswirtschaftliche Bedeutung der Wähler-
ämter werden die allgemeinsten Bedingungen für
Wählersysteme aufgestellt. Sie sind wirtschaft-
licher und technischer Natur. Zur Umsetzung dieser
Forderungen in die Wirklichkeit sind drei Auf-
gabengruppen zu betrachten: Verkehrsteilung
(Gruppierung), Konstruktion, Schaltung, die sich
teilweise gegenseitig bedingen.
rungen beginnen mit der Besprechung der Ein-
richtungen an der Teilnehmerstelle, für welche die
besonderen Bedingungen und gebräuchlichsten
Lösungen aufgeführt werden. Daran schließt sich
die Besprechung der Vorwahlstufe. Fast alle ‚Über-
legungen, die für das ganze Wählersystem nötig
sind, treten schon für die Vorwahlstufe auf. Daher
werden insbesondere die Gruppierungsfragen an
dieser Stelle ausführlich behandelt, woran sich die
‚Grundzüge der Konstruktionen und Schaltungen
anschließen. In der Gruppenwahlstufe tritt die
Nummernwahl als neues Element hinzu, deren Ein-
fluß auf die Gruppierung, Konstruktion und Schal-
tung der Wähler untersucht wird. In allen Über-
legungen werden praktisch erprobte Lösungen bzw.
Entwicklungstendenzen besprochen und teilweise
Ausblicke auf eine mögliche Entwicklung gegeben.
Einleitung. :
Im Rahmen dieses Berichtes können nur
Entwicklungstendenzen, wie sie bisher in der
Praxis zum Ausdruck gekommen sind, be-
sprochen, und nur ausnahmsweise sollen bisher
nur theoretisch behandelte Lösungen erörtert
werden. Ebenso können hier im wesentlichen
schrittenen Wege einen Maßstab bildenden
gelegt werden, dagegen nicht solche Berück-
sichtigung finden, die in allen Systemen ohne
weiteres erfüllbare rein technische Forde-
rungen darstellen. Diese sowie die haupt-
sächlichsten Selbstanschlußsysteme werden als
bekannt vorausgesetzt. - '
Als Träger der Entwicklung, praktischen
Durehbildung und Einführung traten bisher
die Automatie Electric Co., Chicago (Auteleo
Strowger-System) eingeführt seit 1899, Siemens.
& Halske (S. & H.) 1909 und Western Electric
(W. El.) 1914 hervor, letztere hauptsächlich
für halbselbsttätige und erst in letzter Zeit
für selbsttätige Anlagen. 7
. „Die Literatur über das Gebiet ist reich-
haltig. Zu erwähnen sind insbesondere:
A. Kruckow, Die Selbstanschluß- und
Wählereinrichtungen im Fernsprechbe-
Telephony.
Fernsprechanlagen mit Wählerbetrieb.
Selbsttätige und halbselbsttätige
Systeme. T-
Bis zum Jahre 1910 schien das selbst-
800000 -
=:
700000
sooooo—=
400000 =
300000 =
200000 -
700.006
QS
N
S
SS
OR
Electric Co., Chicago.
1) Vortrag,
Verbandes Deutscher Elektrotechniker in Hannover 1920.
Dr. Lubberger, Schaltungsgrundlagen der
»
tätige System allein zur Einführung bestimmt N
E%
ER
Eye,
EEE
SS
Abb. 1. Selbstanschlüsse geliefert von der Automatic a.
Die Einzelausfüh- -
nur die zum Vergleich der einzelnen be-
allgemeinen und besonderen Bedingungen fest-
triebe. # = R
A. B. Smith und W. L. Campbell, Automatie e
z
;
a
gehalten auf der Jahresversammlung de
Bl nn Klin Ki nl nn DL KL) BLZ il u u 1 En ne ne
14. Oktober ıB%u.
zu sein, dann führte S. & H. 1910 neben dem
selbsttätigen ein halbselbsttätiges System ein.
1. folgte 1914. 1
Die W.
1508 09 70 71 72 73 71 75 76 17 718 19 20
Abb. 2. Selbstanschlüssa
geliefert von Siemens & Halske A. G., Berlin.
Die Kurven in Abb. 1 u. 2 zeigen die
Entwicklung der älteren Systeme. Die W. El.
hat bisher 56 700 Anschlüsse geliefert. _ Die
beiden halbselbsttätigen Systeme unterschei-
den sich bekanntlich in ihrer Grundform da-
durch, daß bei dem $. & H.-System die Be-
amtin lediglich die Herstellung der Verbin-
dung einleitet und für den weiteren Verlanf
derselben ausscheidet, während keim W. EI.-
System jede Verbindung von der Beamtin
unter Beobachtung gehalten und nach Be-
endigung des Gespräches gelöst wird.
Betriebseigenschaften.
Während beim selbsttätigen Betrieb der
Teilnehmer unabhängig vom Bedienungsper-
sonal ohne Wartezeit sich die Verbindung
selbst herstellt und nach Schluß sofort selbst
trennt, ist er beim halbselbsttätigen Betrieb
vom Amtspersonal abhängig, und zwar beim
S.. & H.-System vor und bei der Herstellung,
beim W. EI.-System außerdem noch nach
Schluß des Gespräches in Bezug auf die Tren-
nung der Verbindung.
Nachdem für den Teilnehmer im prak-
tischen Gebrauch sich die selbsttätige Ein-
richtung als die angenehmere erwiesen hatte,
konnten für die endgültige Entscheidung über
die Betriebsart nur noch wirtschaftliche Mo-
mente sprechen. Solange Verzinsung und
Amortisation der Wähleinrichtung beim Teil-
nehmer höher als Verzinsung und Amorti-
sation der besonderen halbselbsttätigen Ein-
richtungen des Vermittlungsamtes plus den
Mehrkosten für Betriebsausgaben war, konnte
die Anwendung des halbselbsttätigen Systems
vom wirtschaftlichen Standpunkt allenfalls
vertretbar sein.
Die Wähleinrichtung beim Teilnehmer
ist aber schon. seit einigen Jahren so billig,
daß der halbselbsttätige Betrieb sich wirtschaft-
lich ungünstiger als der selbsttätige errechnet.
Das halbselbsttätige System kann daher nur
als Übergangsform gelten, deren Anwendung
zukünftig möglichst zu vermeiden ist, und
. als Hilfsbetriebsform in Ausnahmefällen für
Teilnehmer mit besonderen Betriebsbedin-
ngen und notwendigerweise für den Ver-
indungsverkehr von bestehen bleibenden
Handamtseinrichtungen mit selbsttätigen Ein-
richtungen desselben Netzes, so weit es nicht
durch selbsttätige Sondereinrichtungen auch
hier entbehrlich gemacht wird.
Das halbselbsttätige System soll aus
diesem Grunde aus den folgenden Erwägungen
ausscheiden und nur das selbsttätige be-
handelt werden.
Die allgemeinen Bedingungen, welche
einer kritischen Behandlung der vorliegenden
Fragen zugrunde gelegt werden müssen, sind
folgende:
Allgemeine Bedingungen:
1. Wirtschaftliche Gesichtspunkte.
a) Anschaffungskosten . für Wählereinrich-
tungen,
Anschaffungskosten für Gebäude,
Anschaffungskosten für Netz. h
b) Dauerhaftigkeit, Betriebssicherheit
wirtschaftlicher Faktor).
c) Pflegbarkeit.
d) Auswechselbarkeit.
e) Leichte Ausbaufähigkeit.
f) Anspruchslosigkeit im Raumbedarf.
g) .Überlastbarkeit. ;
h)#Energieverbrauch.
2. Einfachheit im Gebrauch (Unempfind-
lichkeit gegen unsachgemäßen Gebrauch.
3. Betriebssicherheit (als Qualitätsfaktor).
(als
4. Geschwindigkeit.
5. Anpassung an
formen.
6. Dozentralisationsmöglichkeit.
7. Einheitlichkeit in Apparatur.
Der Vergleich dieser Bedingungen ergibt,
daß dieselben z. T. im Widerspruch zu einan-
derstehen, und daß zur Erzielung eines Op-
timums Zugeständnisse an einer oder der an-
deren Stelle gemacht werden müssen. Die
wirtschaftlichen Faktoren müssen so abge-
glichen werden, daß sich für alle zusammen-
’soenommen ein Minimum an Kosten ergibt.
Zu la. Es wäre jedenfalls verfehlt, ledig-
lich die Anschaffungskosten für die Wähler-
einrichtungen bei der Beurteilung eines Systems
zugrunde zu legen. Einzelne Faktoren, z. B.
Gebäude lassen sich nur im Durchschnitt be-
werten, denn es kommt zum erheblichen Teil
die Verwendung alter vorhandener Räume
in Betracht, z. 'T. solcher, die wegen ihrer ge-
ringen Höhe und ihrer Lage für Handämter
ausscheiden. Der große Vorzug der Selbst-
anschluß - Einrichtungen, ihre relative An-
spruchslosigkeit an die Betriebsräume sollte
durch zu umfangreiche nieht unterteilbare
Konstruktionen oder zu große Höhe derselben
nicht in Frage gestellt werden.
Die Leitungsnetze sind im allgemeinen
unter Zugrundelegung der Handbetriebsbe-
dingungen angeordnet und in größeren Städten
nach 10 000er Gruppen dezentralisiert worden,
wenn sie nicht im Interesse des Dienstes und
wegen der Dichte der Anschlüsse zu größeren
Einheiten zusammengefaßt sind. ‘Der Hand-
betrieb bedingt aber eine unmittelbare Ver-
bindung dieser Gruppen durch Verbindungs-
leitungen, während das richtig entwickelte
selbsttätige System die Schaffung von wenigen
Zentren und den Verkehr über diese hinweg
zu Nebenzentren der jetzigen Größe (10 000)
gestattet, so daß der schwierigen F'rage der
Verbindungsleitungen neue Mittel zur Lösung
zugeführt werden.
Zu 1b. In erster Linie berührt dieser
Punkt die Amortisationsquote, außerdem aber
‘die Pflegekosten.
Die Kapitalisierung der Pflegekosten (Ge-
hälter für Mechaniker) ergibt, nach Vor-
kriegspreisen gerechnet, eine Summe, welche
in der Größenordnung der Anschaffungskosten
der selbsttätigen Einrichtung selbst liegt. Eine
Vermehrung oder Verminderung der Pflege-
kosten ist also von ausschlaggebender Bedeu-
tung. Die Sicherheiten in der Dimensionie-
rung, sowohl bei der Konstruktion als auch in
den Schaltungen, sollten also reichlich, in
entsprechender Abwägung zu- la, bemessen
werden. e
Zu le. Die Pfleebarkeit ist eine Folge so-
wohl der allgemeinen Anordnung, z. B. Er-
kennbarkeit des Sitzes von Störungen als auch
der Zugänglichkeit der einzelnen Teile der
Einrichtung nach Lage (Höhe der Anbrin-
gung) und Ausformung. Im übrigen gilt das-
selbe wie bei 1b.
Zu 1d. Die Auswechselbarkeit beeinflußt
neben der Reparaturquote unter Umständen
in erheblichem Maße die Amortisationsquote.
Zu le. Da die Betriebsverhältnisse wäh-
rend der recht langen Lebensdauer eines
Selbstanschlußamtes sich erheblich ändern
können, so sollten die Konstruktionselemente
der Amtseinrichtung nicht zu schwerfällig und
genügend unterteilbar oder verteilbar sein.
Zu 1f. Diese Anspruchslosigkeit bedingt
kleine und relativ minderwertige Räume und
trägt im allgemeinen auch le und e Rech-
nung. -
Zu lg. Im allgemeinen verdienen solche
Anordnungen bei Gruppierung, Konstruktion
und Schaltung den Vorzug, welche bei irgend
welchen anormalen Zufälligkeiten des Be-
triebes nicht versagen. Man denke hier an die
unregelmäßigen Betriebserscheinungen kleiner
Gruppen (s. Vorwahl, Anrufsucher usw., 8.
auch le).
Zu 1h. Der Energieverbrauch der Systeme
spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle, er
beträgt zur Zeit kapitalisiert etwa ein Drittel
der Anlagekosten der reinen Selbstanschluß-
einrichtungen.
Zu 2. Dies ist vom Standpunkte des Teil-
nehmers die wichtigste Bedingung, welche
die größte Berücksichtigung erfordert. Hat
doch gerade die Betonung dieser Forderung,
wenn auch ganz unberechtigterweise, eine Zeit-
lang die Einführung des Selbstanschluß-
systems bei einer Gruppe von Interessenten
in Frage gestellt. Umsoweniger dürfen aus wirt-
schaftlichen Gründen hier Konzessionen ge-
macht werden. (s. besonders Wahlvorgan
beim Teilnehmer und Vorwahl). Erschweren
fällt ins Gewicht, daß nicht der nachlässig
verfahrende Teilnehmer so erheblich gestört
wird, wie der fälschlich angerufene.
vorhandene Betriebs-
N
807
Zu 3. Das gleiche gilt hier wie bei 2 und
in betreff der Sicherheit wie bei 1b.
Zu 4. Zeit ist Geld und Wartezeiten sind
für den ‚viel sprechenden oder eiligen Teil-
nehmer Marterzeiten, jede ersparte Sekunde
bsi der einzelnen Verbindung summiert sich
im Laufe.der Zeit ganz erheblich und erspart
außerdem einen Anreiz zur Unzufriedenheit.
Zu 5. Diese Frage kann hier nicht in
vollem Umfange behandelt werden, da hier-
über’ teils Unterlagen fehlen, teils der Raum
hierfür fehlt. Es sei hier nur kurz auf die bei
den 8. A.-Systemen glücklich durchgeführte
Anpassung an die komplizierten europäischen
Nebenstellensysteme und an Fernbetrieb und
Tarifforderungen (Zählbetrieb) hingewiesen.
Zu 6. Eine weitgehende Dezentralisa-
tionsmöglichkeit spielt außer in Netzfragen
auch insofern eine erhebliche Rolle, als sie die
Dispositionen der Fernsprech-Verwaltungen der
nicht zu überschauenden Entwicklung gegen-
über erleichtert.
Zu 7. Eine Erleichterung der Dispositionen
ergibt sich hier für die Hersteller der Ein-
richtungen, außerdem eine leichtere Pflege.
Das Rüstzeug zur Lösung vorstehen-
der Aufgaben.
A. Verkehrsteilung (Gruppierung
messung der Verkehrswege),
B. Konstruktionen,
C. Schaltungstechnik.
Diese 3 Faktoren greifen so ineinander,
daß einer an Stelle des anderen treten kann.
Dies muß ganz allgemein bei der Beurteilung
der nachstehenden Ausführungen berück-
sichtigt werden.
und Be-
I. Einrichtungen für den Wahlvorgang
am Teilnehmerapparat. f ;
Besondere Bedingungen.
1. Leichte und sichere Einstellung, Ab-
lesung und Handlichkeit.
2. Möglichste Unabhängigkeit von Ein-
griffen beim Ablauf bzw. bei der Wählerein-
stellung.
3. Zwangläufige Sicherung der für die
Einstellung der Amtsapparate erforderlichen
Zeiten.
4. Möglichst grobe Konstruktion, beson-
ders leichte Zugänglichkeit, Unempfindlich-
keit gegen Staub, Feuchtigkeit, Erschütte-
rungen.
5. Jederzeitige Unterbrechung des Wahl-
vorganges ohne Störungen an Stationen und
im Amt. Die Wahleinrichtung darf bei vor-
zeitigem Anhängen nicht falsch stehen
bleiben.
6. Möglichste Erkennbarkeit des Wahl-
vorganges im Amt.
7. Korrektur von Irrtümern bis zum Auf-
ruf des gewünschten Teilnehmers.
8. Verhinderung von unbeabsichtigten
Wahlvorgängen (keine unbeabsichtigten Wahl-
oder Steuerimpulse).
9. Möglichste Unwirksamkeit von Neben-
schlüssen, Kapazitäten und störenden Wider-
ständen (Mikrophon) auch Leitungswider-
ständen.
10. Keine störenden Ströme (Stärke und
Symmetrie).
Die besonderen Bedingungen beziehen
sich auf den Wahlvorgang selbst, also nicht
nur auf den Nummernschalter allein, sondern
auch auf das Zusammenwirken desselben mit
dem Teilnehmerapparat und mit den Amtsein-
richtungen. Sie bedürfen kaum besonderer
Erläuterungen. Aus ihnen ergibt sich als ein-
heitliches Endergebnis der Entwicklung bis
heute, daß die bekannte im Jahre 1898 heraus-
gebrachte, frei ablaufende, dekadische, zehn-
teilige Fingerscheibe und die Abgabe von
Kontaktserien für die Dekaden nacheinander,
sich allgemein durchgesetzt hat. Nur ist sie
im Laufe der Zeit konstruktiv einfacher durch-
gebildet worden. Die 10 Eingriffe der Scheibe
für die Ziffern 1 bis 0 sind für die Bedienung
bequem, die Zahlen groß und leicht auffind-
bar, ebenso das Heranführen des Fingers bis
zu einem Anschlag das denkbar. einfachste
Mittel zur Erreichung größter Handlichkeit.
Die besonderen Bedingungen 1, 4, 10 sind
bei dieser Anordnung leicht zu erfüllen. Ebenso
konnte durch leicht kombinierbare Einrich-
tungen auf dem Amte den besonderen Be-
dingungen 5, 6, 7 Rechnung getragen werden.
8 ist beim Erdsystem ohne weiteres erfüllbar,
beim Schleifensystem geht diese Bedingung
mit 2 (s. unten) zusammen. 9 wird gegenüber
den Nummernschaltern mit Stromverzwei-
gungen ohne weiteres erreicht. Der variable
Mikrophonwiderstand wird durch UÜber-
brückung unwirksam gemacht.
Bezüglich der besonderen Bedingung 2%
ist zu bemerken, daß bei Beginn der Entwie
808
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920. Heft 41.
14. Oktober 1920.
lung Teilnehmerstellen mit Wahlscheiben ein-
gerichtet wurden, welche während des Ab-
laufens vom Teilnehmer nicht beeinflußt wer-
den konnten. Die Einrichtung widerspricht
der besonderen Bedingung 4 und der all-
gemeinen Bedingungen la. Die Praxis hat
ergeben, daß eine derartige Verteuerung über-
flüssig ist.
Dagegen ist bezüglich des Punktes 3 zu
bemerken, daß die sehr erwünschte zwangs-
läufige Sicherung der Einstellzeiten für die
Vorwahlstufe und die G. W.!) auf freie Lei-
tungen nur für schnellaufende V. W. Anruf-
sucher und Wähler (bzw. Aufspeicherer) er-
füllbar und in Kombination hiermit nur bei
einem Teil der Nummernschalteranordnungen
durchgeführt worden ist. Man hat dafür mit
verhältnismäßig geringen Kosten Nummern-
schalter mit senden Schaltpausen ge-
schaffen, welche sich im Großbetrieb sehr gut
bewährt haben und besondere Vorteile gerade
auch im Hinblick auf die allgem. Bed. 2 bieten.
In Deutschland ist in den großen und kleinen
selbsttätigen Ämtern bisher ein Nummern-
schalter mit Pause im Betrieb, während in den
zukünftigen öffentlichen Anlagen, dem Bei-
spiele der amerikanischen Konstrukteure fol-
gend, die Einrichtung für die Pause fortge-
lassen wird.
Man hat ferner im Hinblick auf 3 der bes.
Bed. das Andrehen der Scheibe durch eine
Sperrung verhindert, so lange der Hörer auf
dem Haken liegt, damit die Scheibe nicht an-
gedreht wird, bevor durch Vorwahl ein freier
G. W. gefunden ist, anderseits aber durch die
Amtseinrichtungen dafür gesorgt, daß diese
Verbindung innerhalb etwa !/,s erfolgt. Die
amerikanischen Systeme enthalten die Sper-
rung nicht, da zum mindesten die eigenartig
geformten Tischapparate ihre Anbringung er-
schweren.
II. Vorwahl.
Besondere Bedingungen.
1. Hoher Zugänglichkeitsgrad, d. h. mög-
lichst hohe Zahl erreichbarer G. W.
2. Schnelles Einstellen auf freien Wähler
oder Zwischenwahleinrichtung (Umrechner W,
El.) Einstellzeit !/, s.
3. Störungen in Leitungen sollen Vor-
wahlbetrieb möglichst wenig stören.
4. Schnelles Prüfen und Besetzen.
5. Vermeidung von Doppelverbindungen.
6. Vermeidung von Störungen bei zu-
fälligem Zusammentreffen von Anrufen.
7. Möglichst weit getriebene Erkennbar-
keit der Stellung.
8. Störungen in der Vorwahlgruppe sollen
möglichst wenig Elemente derselben außer
Betrieb setzen.
Zu 1. Hier stehen sich wirtschaftliche Er-
wägungen (la der allgemeinen Bedingungen)
und Betriebssicherheit gegenüber und man hat
sich dazu verstanden, einen bestimmten ge-
ringen Verlust von Verbindungen etwa 1%
pro Hauptstunde bei Autelco-und S.&H.-System
zuzulassen, beim W. El.-System eine entspre-
chende Verzögerung. Beides ist für den Teil-
nehmer unmerklich.
Zu 2. Der Teilnehmer wird sich kaum
daran gewöhnen, zwischen dem Abheben des
Hörers und der Wahl eine kurze Pause zu
machen oder gar durch Hören im Fernhörer
sich zu überzeugen, ob im Amte sich die Vor-
gänge so weit a gerpielt haben, daß er wählen
darf. Bei normal gebauten Nummernschaltern
ist die Zeit vom Abnehmen des Hörers bis
zum ersten Wahlimpuls zum Amte etwa %s.
Ist durch Vorwahl nicht inzwischen ein G. W.
bereit gestellt, so wird die erste Kontaktserie.
verstümmelt, so daß Fehlverbindungen ein-
treten. (s. bes. Bed. 3 für Nummernschalter).
Zu 3. Durch Festlegung von der Gruppe
gemeinschaftlichen Apparaten infolge von Lei-
tungsstörungen usw. dürfen die Teilnehmer
derselben Gruppe nicht im Gebrauch ihrer
Einrichtungen beengt oder gestört werden.
Zu 4. Hier handelt es sich um prinzipielle
Fehler in Konstruktion und Schaltung, abge-
sehen von Prüfvorgängen.
Zu 5. Doppelverbindungen
mieden werden.
Zu 6. Abgesehen von Fehlern nach 2 und 5
soll vermieden werden, daß der Teilnehmer
Fehlverbindung erhält.
Zu 7. Der Sitz einer
schnell erkannt werden können.
Zu _8. Hier handelt es sich um Störungen
in den V. W. oder Anrufsuchern selber, welche
durch emeinschaftliche Apparate dieser
Gruppe herbeigeführt werden könnten.
müssen ver-
Störung soll
Gruppierung der Vorwahl.
Was die Lösungen vermittels der Gruppie-
rung der Apparatur anbetrifft, so sind 6 Aus-
') V. W. = Vorwähler, G. W, = Gruppenwähler,
A.S = Anrufsucher, L\ W, = Leitungswähler.
im Hinblick auf 1b zu
führungsformen möglich, von denen
im wesentlichen ( b
angewendet wurden, 7 bisher nur für kleine
Vermittlungsanstalten; 8 praktisch nieht.
VW.
A.S.
Abb. 3
Abb. 5.
VW. ZVNW.
—— een Nee Abb. 6.
AS, IA.S.
Abb. 7.
ZAS. ZVW.
BZ Abb. 8.
ZV.W. ZA.S.
Grundformen der einfachen und doppelten Vorwahl.
Hier ist die Entwicklung bisher nicht so
einheitlich wie bei dem Nummernschalter an
der Teilnehmerstelle.
über den einfachen Vorwähler, welcher gegen-
über den ersten Ausführungen mit einem G. W.
für jeden Teilnehmer einen großen Schritt
in wirtschaftlicher Beziehung bedeutete, zur
doppelten Vorwahl, welche weitere Ermäßi-
gung der Anlagekosten durch Erhöhung des
Re zu dem 1.°G. W. er-
gıbt.
Neuerdings werden auch große Anruf-
sucher (A. S.)-Gruppen ohne doppelte Vor-
wahl angestrebt, wodurch ein genügender
Zugänglichkeitsgrad erreichbar werden würde.
Doppelter Vorwähler von 8. &H.
Durch den individuellen Vorwähler in
doppelter Vorwahl ist den besonderen Be-
dingungen am meisten Rechnung getragen.
Von den allgemeinen Bedingungen sind be-
rücksichtigt: 1b, le, 1d, Ih, 2, 3, 4,5 und ganz
besonders le, da jeder Teilnehmer einen Vor-
wähler zur Verfügung hat. Die Dezentralisa-
tion nach allg. Bed. 6 ist bis zu kleinen Unter-
zentralen von 100 Anschlüssen möglich. Es
erscheint aber fraglich, ob 1a bei den vorliegen-
den Lösungen schon bis zur letzten Möglichkeit
berücksichtigt ist. Der Vorwähler entspricht
also im großen und ganzen den Forderungen
der allgemeinen und besonderen Bedingungen.
ss entsteht nun die Frage, ob nicht durch
A. 8. erhebliche wirtschaftliche Vorteile zu
erzielen sind. Zunächst darf nicht vergessen
werden, daß durch A. $. die den Teilnehmern
zugeordneten Relais nicht erspart werden.
Diese machen aber den erheblicheren Teil der
gesamten Vorwählereinrichtungen aus, eine
Ersparnis kann also nur an einem sehr. be-
grenzten Teil der Einrichtungen, deren Kosten
nur etwa 38% (V. W. ausschließlich R- und
T-Relais) der ersten Vorwahlstufe ausmachen,
erzielt werden. |
j Bei Verwendung von A. 8, erscheint
immerhin noch die Zahl der erforderlichen
Wähler in der Vorwahlstufe geringer, und zwar
steigend mit zunehmender Größe derselben.
Dieser Ersparnis steht aber der Mehraufwand
für die besonderen Relais der A. 8. entgegen.
Die Anschaffungskosten für die A. $. würden
innerhalb der 38% in erheblicherem Maße
verringert werden, wenn man die Zahl der
. 5. nur der Bewältigung eines bestimmten
mittleren Verkehrsquantums anzupassen hätte,
ohne Rücksicht auf die mit der Verkleinerung
der Gruppen steigenden Fluktuation des Ver-
kehrs. Diese Rücksicht darf aber nicht außer
Acht gelassen werden, und es’ist die Frage, in
wie weit man hier Konzessionen machen will.
Da der A. S. mehr beansprucht wird als der
Vorwähler, ist seine Abnutzung größer, was
beachten ist. Im ein-
zelnen dürfte das Folgende gelten:
bisher
die Formen nach Abb. 3 bis 6
Sie nahm den Weg
Die A. S. sind zunächst in geringerer
Größe zur Anwendung gelangt.
in kleinen Anlagen mit schwachem Verkehr
25-teilige A. S. verwendet. Da so kleine
Gruppen erfahrungsgemäß relativ hohe Be-
triebsmaxima haben, müssen bei einem Ver-
kehr von 1000 Sekunden pro Tag und Teil-
nehmer 5 I A. S. pro Gruppe vorgesehen wer-
den, d. h. 20 I A. S. pro 100 Teilnehmer. Es
würden aber außer den mehr erforderlichen
Relais eine erhebliche Zahl zweiter Vorwahl-
elemente und wegen des verminderten Zugäng-
lichkeitsgrades auch erster Gruppen wähler hin-
zukommen, was Ersparnisse ausschließendürfte.
Die W. El. hat einen 60-teiligen A. 8. mit
einer Drehrichtung, und zur Erreichung eines ge-
nügsenden Zugänglichkeitsgrades als doppelten
A. S. nach Abb. 6 zur Anwendung gebracht.
Hierzu ist in bezug auf die besonderen
Bedingungen zu sagen:
Zu 1. Es treten hier unter normalen
Betriebsverhältnissen Gruppen von nur etwa
420 bis 480 Teilnehmern mit den I. G. W. in
Beziehung. Unter gleichen Verhältnissen wie
bei dem 25-teiligen A. S., würden hier etwa
13% I. A. S. erforderlich sein und wegen des
verringerten Zugänglichkeitsgrades dem Guns
pelten Vorwähler gegenüber erheblich mehr
1G
Zu 2. Schnelles Einstellen wäre ee. bei .
sehr schnellaufenden' Konstruktionen erreich-
dar. Diese fehlen bisher. Die angewandten
Hilfsmittel für langsam laufende A. S.:
Gleichzeitiger Anlauf aller freien A. S8.,“ver-
schiedene Ruhelagen der A. S., Verschränken
der Anschlußgruppen wirken gerade bei Be-
triebsspitzen nicht, also z. Zt. des häufigsten
Gebrauchs, so daß auf ein Amtszeichen zu-
rückgegriffen wurde, durch welches dem Teil-
nehmer angezeigt werden soll, wann er mit
dem Wählen beginnen darf. Das Amtszeichen
könnte nur vermieden werden, wenn man so
reichliche Reserven vorsieht, daß auch in den
Betriebsspitzen genügend freie A. Vor-
handen sind, um schnell zu verbinden. IT
führt aber wiederum zur Unwirtschaftlich-
keit dem Vorwähler gegenüber. t
Zu 2. Der hier geschilderte Fehler wird
bei selbsttätigem Betrieb nicht zu vermeiden
sein. |
Zu 3. Bei Leitungsstörungen wird mehr
als beim V. W. der Zugänglichkeitsgrad herab-
gesetzt, weil allen Teilnehmern zugeordnete ge-
meinschaftliche Apparate festgelegt werden.
Zu 4. Beim 2% S. wird eine anrufende
Leitung im allgemeinen erst beim Auffinden
der Leitung gesperrt. Eine Zeitlang besteht
also die Gefahr, daß eine ankommende Ver-
bindung auf eine anrufende Leitung einläuft,
was bei Vorwählern nicht der Fall ist.
Zu 5. u. 6. Bei gleichzeitigem Anlauf
können Doppelverbindungen auftreten, wenn
nicht besondere Sicherheiten dagegen ge-
schaffen werden. Die Unterlassung des gleich-
zeitigen Laufes und Aufnahme der Verbin-
dungen nacheinander ergeben große Verzöge-
rungen und verstärken den unter 2 behandelten -
Fehler, Das Abjustieren der Prüfrelais auf
Vermeidung der Doppelverbindung setzt die
wünschenswerte Sicherheit herab. (s. Schal-
tungen in Abb. 3 bis 8). - _
Zu 7. Die Erkennbarkeit des Anrufes ist
bei A. S. vermindert.
- Zu 8. Wenn in Rücksicht auf la der
allgemeinen Bedingung zu weit in der Er-
sparung von A. 8. gegriffen wird, so treten in
den A. S. schon Verkehrsklemmungen ein,
wenn in den G. W. noch freie Apparate zur
Verfügung stehen.
Die Betrachtungen hierüber sind ab-
hängig vom zu bewältigenden Verkehr. Die Her-
absetzung der Anschaffungskosten ist gegen-
über dem V. W. bei stärkerem Betrieb nicht
erreicht, da wegen starker Fluktuation kleiner
Gruppen die Anzahl der Apparate unverhält-
nismäßig groß sein muß, wenn nicht eine
Einengung der Zugänglichkeit eintreten soll
(s. bes. Bed. 1).
Nur für einen schwachen Verkehr kann
man also einen wirtschaftlichen Vorteil in der
Verwendung der A. $. annehmen.
j Zu 1b). Die stärkere Inanspruehnahme der
in der Zahl geringeren Apparate ist bei der
Amortisation zu berücksichtigen oder es
müssen schwerere wiederum teurere Kon-
struktionen angewendet werden.
Zu lc). Es sind zwar weniger Apparate
vorgesehen, aber die Übersichtlichkeit ist ver-
ringert.
Zu 1f). Stellt einen Vorteil der A. 8. dar.
. Zulg). Die Überlastbarkeit erscheint ge-
ringer als bei Vorwählern, da bei letzteren ohne
erhebliche Kosten mehr Ausgänge zu den G. W.
geschaffen werden können.
Zu 3. In diesem Falle
Überlegungen wie zu den
gungen 3.
elten die gleichen
esonderen Bedin-
S. & H. hat
Dies -
14. Oktober 1920.
Zu 4. Hier bestehen noch Bedenken über
eine Verlängerung der Herstellungsdauer, da
die geforderte Beobachtung des Amtszeichens
die Herstellung um einige Sekunden verzögert
d. h. einen erheblichen Prozentsatz der Ge-
samtdauer der Herstellung einer Verbindung
ausmachen würde.
Zu 6. Die Dezentralisation bis auf durch
Personal nicht bewachte kleinste Gruppen
ist nur ausdehnbar bei nicht dauernd laufen -
den gemeinschaftlichem Antrieb.
(Schluß folgt.)
Die Berechnung von Isolatorenstützen.
Von Max Donath, Oberingenieur der Porzellan-
fabrik Freiberg i. Sa.
Übersicht. Es werden für die Berechnung von
Isolatorenstützen wichtige Grundlagen entwickelt,
insbesondere werden nach einer neuen Theorie ein-
fache Formeln aufgestellt für die Berechnung der
Kräfte und Spannungen an den Verbindungsstellen
der Stützen mit den Tragarmen (Traversen).
Die in der Überschrift genannte Aufgabe
ist auf den ersten Blick so einfach, daß
eine Behandlung an dieser Stelle überflüssig er-
scheint. Bei genauerer Prüfung zeigen sich
aber verschiedene Schwierigkeiten; es müssen
vereinfachende Annahmen gemacht werden,
und diese bis zu einem gewissen Grade willkür-
lichen Annahmen sind wohl der Grund, daß bis
heute noch keine allseitig anerkannte Berech-
nungsart für Isolatorenstützen bekannt ist. Die
daraus entstehenden Unklarheiten und Wider-
sprüche müssen aber beseitigt werden, um so
mehr, als gegenwärtig die Normalisierung der
Stützen in Bearbeitung ist. Der Verfasser hat
sich mit den hierher gehörigen Fragen seit Jah-
ren in der Porzellanfabrik Freiberg i. S. beschäf-
tigt und die Ergebnisse dieser Arbeiten, bei
denen auch verschiedene Anregungen der
Schwesterfabrik Hermsdorf S.-A. verwertet
wurden, sollen im Nachstehenden bekanntge-
geben werden. Dabei soll nur von geraden
Stützen, die auf Tragarmen (Traversen) mon-
tiert werden, die Rede sein, da sie sich zur Auf-
nahme bedeutender Leitungszüge allein eignen.
Gebogene Stützen kommen nur für geringere
Belastungen in Frage, sie werden deshalb hier
nicht behandelt. Selbstverständlich lassen sich
die bei der Betrachtung der geraden Stützen
‘ gewonnenen Ergebnisse teilweise auch auf ge-
bogene Stützen anwenden.
Um mit dem geringsten Materialaufwand
die höchste Festigkeit zu erzielen, ist es not-
wendig, die Stützen möglichst als Körper glei-
cher Festigkeit auszubilden. Dann bestimmt
das Stützenloch im Isolator die obere Grenze
der erreichbaren Festigkeit für die dazu pas-
sende Stütze, wie noch näher gezeigt werden
wird. Da der Leitungszug, der die Stütze be-
lastet, in jeder beliebigen Richtung in einer zur
‚Stützenachse senkrechten Ebene auftreten
kann, so ergibt sich als günstigste QuerscHnitts-
form der Kreis.
In Abb. 1 ist ein Isolator mit dem oberen
Teil einer Stütze über dem Tragarm dargestellt.
a
Abb. 1.
Die Berechnung dieses Teiles bietet keinerlei
Schwierigkeiten. Soweit die Stütze in das
Stützenloch hineinragt, muß sie, um eine gute
Befestigung des Isolators zu ermöglichen, dem
Stützenloch angepaßt werden. Die Isolatoren
haben meist ein schwach konisches Stützenloch,
das sich nach dem Ausgang hin erweitert. Seine
Durchmesser sind in Abb. I mit d, und d, be-
zeichnet. Die Stützenköpfe werden zweck-
Elektrotechnische Zeitschrift.
mäßig etwa 0,5 cm kleiner gehalten als das
Loch. Der Ausgang des Stützenloches liegt
um die Strecke a unter der Mittelebene der
Halsrille, in der der Leitungszug P angreift. Um
eine bestimmte Grundlage zu gewinnen, möge
festgesetzt werden, daß der Durchmesser der
Stütze am oberen Ende gleich d, = d;—0,5cm
und im Abstande ı =a-+ 0,5 cm gleich
dı = d, — 0,5 cm sein soll. Damit ist der Kopf
der Stütze festgelegt.
In den verschiedenen Querschnitten mit
den an JE y und den Widerstandsmo-
menten
TC
Ww=yYP, ae (1
sind die Biegungsmomente
Nee en Sa
Nun gilt bekanntlich für den einseitig einge-
spannten Träger, (als solcher kann der obere
Teil der Stütze aufgefaßt werden):
SW
worin k, die zulässige Beanspruchung in kg/em?
bedeutet. Nach den Verbandsvorschriften darf
k, nicht größer als 1500 kg/em? sein. P ist in
kg, ferner sind z und yin cm einzusetzen. Beim
Körper gleicher Festigkeit ist y so zu wählen,
daß %k, in allen Querschnitten den gleichen
Wert annimmt. Bei kreisförmigem Quer-
schnitt, also in vorliegendem Falle, führt diese
Bedingung bekanntlich auf eine kubische Pa-
rabel als Begrenzungslinie für den Körper
gleicher Festigkeit. Da zu jedem Querschnitt
mit dem Durchmesser y sein Abstand x von
der Angriffsebene der Kraft P bekannt ist, so
kann unter Beachtung von Gl. (1) und (3) y
berechnet werden, falls P gegeben ist. Es wird
3
E32
I Se
Yy R, - a ld
Die Kraft P wird durch den bereits festgelegten
Stützenkopf bestimmt. Das Widerstandsmo-
ment für den Durchmesser d; ist:
Dal ae re FRE (D
und es folgt aus (3), wenn & = |, gesetzt wird,
pe
BE
aan
Wird dieses in (4) eingeführt, so entsteht:
3
Da
y= dı 1
Für x = |, ergibt sich im besonderen
3
l;
4=ayy Be et 2 CHE
Bao Gl. (7) ist die Parabel in Abb. 2 entwor-
en.
(6
Abb. 2.
Der Teil der Parabel oberhalb d; muß, wie
in Abb. 2 zu sehen, aus schon erwähnten Grün-
den durch einen Kegelstumpf mit den Durch-
messern dı und d. ersetzt werden. Aber auch
unterhalb dı wird.man sich nicht streng an
die Parabel halten, man wird sie vielmehr
durch Formen ersetzen, die sich ihr t an-
schmiegen und die leichter herstellbar sind. Es
erscheint zweckmäßig, hier ebenfalls einen
Kegelstumpf zu verwenden, u. zw. am Fuß mit
dem gleichen Durchmesser d, wie die Parabel, in
der Ebene der Kraft P mit dem Durchmesser
do’ (Abb. 3). Da einerseits der Materialauf-
wand ein Minimum werden soll, anderseits der
Durchmesser an keiner Stelle kleiner werden
darf als der entsprechende Durchmesser der
1920, Heft 41.
>
809
Parabel, wenn keine größeren Beanspruchun-
en als bei den Durchmessern d; und d, auf-
reten sollen, so muß die Mantellinıe des Ersatz-
kegels die Parabel beim Durchmesser_d, tan-
gieren.
Durch Umformen der Gl. (4) erhält man
N RR er a
en Ellen PB
Am Fuß der Stütze ist © = a und y = d,, dort
gilt also die Gleichung:
er d; 3 IC 193
u=(F) >
Die Tangente an irgend einem Punkte der Pa-
rabel findet man durch Differentiation von (9):
0.x ( y)' a kb
ee a a EL Eee ee
Y 2
d (2)
Diese Gleichung geht am Fuß über in:
dx da”. na kb.
BD Zn ae aan DB
A nr =
2 an
Anderseits ist aber nach Abb. 3:
KERN
2 2 ):
Durch Gleichsetzen von (12) und (13) und Ein-
führung von I; nach Gl. (10) entsteht:
(10
tge=b: (13
dy 2 Je kb Rz [B
(er bc.
2 2
Ga
2 SDR
a Rt
dz
Man erhält nach einigem Umformen :
di = > d;. (16
Der Durchmesser des wie vorstehend be-
rechneten kegelartigen Körpers ist, wie schon
erwähnt, an allen Stellen oberhalb da größer als
der entsprechende Durchmesser der Parabel.
Bei dı muß aber an den nach dem"Stützenloch
bemessenen, in Abb. 2 dargestellten »Kopfteil
angeschlossen werden. Man kann dies, um eine
unvermittelte Querschnittsveränderung zu ver-
meiden, wie in Abb. 3 gezeigt ist, erreichen.
8lo
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 41.
14. Oktober 1920.
Eine ausgezeichnete Anschmiegung an die Pa-
rabel wird. erreicht, wenn von dı abwärts bis zum
Sehnitt mit dem von d, aufsteigenden Kegel
ein Kegel benutzt wird, der die Parabel in dı
tangiert. Dieser schneidet die Ebene der Kraft
P in einem Kreise vom Durchmesser
2
d
Be
Die Gl. (16) ergibt sich nach demselben Ver-
fahren wie die Gl. (15), so daß auf ihre Ablei-
tung verzichtet werden kann. In Abb. 4 ist
der Teil einer Stütze dargestellt, der zwischen
d, und. d, aus zwei Kegelstümpfen besteht, die
nach (15) und (16) bemessen sind.
Die Befestigung der Stütze auf dem Trag-
arm (Traverse) kann in verschiedener Weise er-
folgen. Die einfachste und in bezug auf die
Festigkeit übersichtlichste Befestigung ist in
Abb. 5 veranschaulicht. Sie wurde vom Ver-
U
dy em
(16
Wh
ER ZZ
NSISSS
N
N N
NT,
\vz 5 h
VE NEL
Abb. 5.
fasser vor einigen Jahren vorgeschlagen, ist
wahrscheinlich aber auch von anderer Seite
schon in Erwägung gezogen worden. Die
Stütze ist hierbei einfach als Träger auf zwei
Stützpunkten, die in den Ebenen der Kräfte
P und B liegen, mit einer Einzellast A aufzu-
fassen. Dann ist bekanntlich:
Poly Biilge (17
oder
BEI =: (18
3
Ferner wird A = P + B oder bei Berücksich-
tigung von (18):
A Eli 7 7)
Für den Teil der. Stütze zwischen den Flan-
schen F} und F, bzw. zwischen den Kräften A
und B werden die Biegungsmomente:; °
Ma Bao (20
Soll auch dieser Teil als Körper gleicher Festig-
keit ausgebildet werden, so ergibt sich als Be-
grenzungslinie, wie.beim oberen Stützenteil ge-
zeigt, eine kubische- Parabel mit den Durch-
messern:
3 ——
ee
ya) en (21
Y 2y 7,
Diese Parabel ist in. Abb. 5 einpunktiert. Sie
wird zweckmäßig wieder ersetzt durch einen
Kegelstumpf mit dem Durchmesser d, bei A
un
(19
2
de= 3
SR Re >
bei B.
Der Durchmesser d, der Schraube darf nicht
kleiner gewählt werden, als er sich aus (21)
ergibt, wenn an Stelle von x‘ die halbe Flansch-
stärke, also 5 eingesetzt wird. Demnach ist
3
Me s
dı> ds V5;; :
zu wählen:
Diese Bedingung ergibt sich einfach wieder
daraus, daß der Durchmesser der Stütze an
.keiner Stelle kleiner sein darf als der ent-
sprechende der Parabeln nach (21). Die Scher-
(23
beanspruchung des Schraubenschaftes ergibt
sich aus:
SeBr4 9,
Ka = RR En (24
den Verbandsvorschriften 750
Der Lochleibungs-
Sie soll nach \
kg/em? nicht übersteigen.
druck ist:
B -
an 2 (25
Er darf höchstens 1500 kg/em? betragen.
Damit sind sämtliche Unterlagen zur Berech-
nung von Stützen nach Abb. 5 gewonnen, sie
bietet keinerlei Schwierigkeiten. Diese Art
Stützen haben jedoch in der Praxis keinen Ein-
gang gefunden, ein allgemein gültiger Grund
dafür ist schwer anzugeben.
NSSSS
Y
IN
4;
\
WOHEEEEEGEG f N > %
AITESIEETDIEDE, se za T
Meistens werden die Stützen nach der in
Abb. 6 dargestellten Weise mit den Tragarmen
der Maste verbunden. Hier ist die Berechnung
der Festigkeit der Stützen an der Einspannstelle
wesentlich komplizierter als bei den Ausfüh-
rungen nach Abb. 5. Dem Verfasser sind be-
eve Rechnungsgrundlagen von anderer
Seite für Stützen nach Abb. 6 nicht bekannt
geworden, weshalb er im Jahre 1914 in der Por-
zellanfabrik Freiberg den nachstehend be-
schriebenen Weg eingeschlagen hat.
Zunächst müssen einige An-
nahmen gemacht werden, um
die Aufgabe zu vereinfachen.
Erstens soll die Mutter nur so-
weit angezogen werden, daß
die Stütze gerade ohne Spiel
am Tragarm festsitzt; zweitens
möge der Querschnitt des Trag-
armes durch den in Abb. 7 ge-
zeigten ersetzt gedacht werden.
Der Bunddurchmesser werde
mit D, der. Durchmesser des
Schraubenschaftes mit d und
der des Schraubenloches mit d;
bezeichnet.
Zunächst ist klar, daß an
der Berührungsfläche zwischen
Bund und Tragarm nur Druck-
kräfte auftreten können, während der Schrau-
benschaft d sowohl Zug- als auch Druckkräfte
aufnehmen kann. Die Stütze wird durch das
Biegungsmoment P I, um ein Geringes schräg
gestellt, der Bund wird infolgedessen auf einer
Seite zusammengedrückt, auf der gegenüber-
liegenden Seite wird er sich vom Tragarım etwas
abheben, wie das Abb, 8 übertrieben andeutet.
TAG
%_ NM
VL
4 |
_
Abb. 8.
Abb, 9,
Sieht man von dem geringen Einfluß des
Spaltes zwischen Schraubenschaft und Schrau-
benloch ab, so erkennt man, daß in der Ebene
E-—E (Abb. 8) ein Querschnitt, wie in Abb. ‘9
schraffiert, zur Aufnahme des Biegungsmomen-
tes herangezogen wird. Unter der Vorausset-
zung der Gültigkeit des Hookeschen Gesetzes
eht die neutrale Schicht N—N durch den
chwerpunkt 5 dieses Querschnittes, links
davon werden nur Druckkräfte, rechts davon
nur Zugkräfte übertragen. Anderseits bildet
die neutrale Schicht die Grenze zwischen dem
Teil der Bundfläche, die gedrückt wird und. dem
Teile, der sich yon dem Tragarm abhebt
(Abb. 8). Es kommt also darauf an, den Ab-
stand u der Linie N— N von der Stützenmitte M
so zu bestimmen, daß der Schwerpunkt 8 des
' durch die Kreisbogen mit den Durchmessern D
und d und die Linie N— N begrenzten Quer-
schnittes auf diese Linie fällt. Dann müssen die
statischen Momente der Flächen links von
N— N und rechts von N—N in bezug auf N— N
‘einander gleich sein. Bezeichnet man wie in
Abb. 9 diese Flächen mit F und f und die da-
zugehörigen Sehnen mit V und v, so erhält man
unter Verwendung bekannter Formeln über die
Lage des Schwerpunktes von Kreissegmenten
sofort folgende Gleichung:
V3
ee :
SUN (25
Diesen Ausdruck durch reine Rechnung zu
lösen, ist sehr umständlich. Auf teilweise gra-
phischem Wege wurden folgende Werte gefun-
den: ö
a) v = 0,000 d für D=1,00.d
b) v=0,160d für D= 1,50 d
ec) v=03235d für D=2,004
d) v=0,500d für D=2351d
Daß diese Werte paarweise die Gl. (26) er-
füllen, läßt sich leicht nachreehnen. Zwischen-
werte können aus der in Abb. 10 dargestellten
(27
2,5d
2,0d
70d
0 Grad Q2d 03d OHd g5d
U Zn
Kurve entnommen werden. Für die durch (27) ®
definierten Querschnittsformen können nun
die Trägheitsmomente Ju und daraus die Wi-
derstandsmomente Wı, bezogen auf die Schwer-
achse, berechnet werden. Sie ergeben sich zu
a) Ju = 0,049 dt, Wu = 0,098 d3 für D=1I ‚00d
b) Ju= 0,117 dt, Wu = 0,178 d3 für D=1,50d
ec) Ju = 0,233 di, Wu — 0,283 d3 für D = 2,00 9
d) Ju= 0,472 dt, Wu = 0,472. d3 für D=2351d
und wurden zur Konstruktion der Kurve auf
Abb. 11 benutzt. Die am stärksten ange-
strengte Faser ist bekanntlich die, die den größ
ten Abstand von der neutralen Schicht hat.
(28
'25d
2,0d
10d
0. Ya? Q2d° 034° Qya Q5a°
Abb. 11.
Für alle Verhältnisse zwischen D=1 und
D = 2,51 ist das diein den Abb. 8 und 9 mit m
bezeichnete Faser, sie wird auf Zug beansprucht.
Sind Dund d gegeben, so kann aus Abb. 11 W
entnommen werden, womit man die Spannüng
der Faser m findet aus:
DB =
b
nn; A u Gt keit hr
&
F
CE
Fin
14. Okiober 1920.
-Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heit 41
8ll
ER
k,= W,
Bei der Berechnung neuer Stützen ist jedoch
P und l gegeben, kd = 1500 kg/em? ist durch
die Verbandsvorschriften vorgeschrieben.Dann
ist das erforderliche Widerstandsmoment:
WR EL ER, "(80
(29
Für Stützen gleicher Festigkeit muß dieses Wu
mit dem des unteren Stützendurchmessers dy
übereinstimmen, also:
BEERT: n
W.= 2 rn
ei kb 32
Es handelt sich nun darum, D und d so zu wäh-
len, daß das durch (30) bzw. (31) bestimmte
Widerstandsmoment nach der Kurve Abb. 11
erzielt wird. Es gibt aber, wie die Kurve lehrt,
unendlich viele Wertepaare D und d, die dieser
Bedingung genügen. Um die Auswahl zu er-
leichtern, kann man von dem SpezialfalleD—=d
ausgehen. Hier wird nach (28a) W = 0,098 d?.
Nun bestimmt man für die Fälle b, e und d die
Werte von d, sie mögen mit de, de und da be-
zeichnet werden, so daß in allen Fällen Wu =
0,098 d? wird. Die Rechnung ergibt:
» = 0,820 d, de = 0,703 d, d,=0,592 d ‚(32
Die zugehörigen Werte D findet man einfach
a a mit 1,50 bzw. 2,00
zw. 2,5]
D,=1,230d, De =1,403 d, D,=1,486.d. (83
Wie ohne weiteres erkennbar, wird bei gleichem
Widerstandsmoment D um so größer, je kleiner
d wird; der Grenzfall =
D=d gehört zu der 76%
Stütze nach Abb. 5,
sie hat in der Ebene 747
der Kraft A, die der ° 2
Ebene E—E in Abb. 8
entspricht, den Durch-
messer da. In Abb. 12
sind mit Hilfeder Werte 704,
aus (32) und (33) zwei
Kurven eingetragen,de- o8a.\
ren senkrecht überein- ° ?
ander liegende Punkte
jeweils zwei zusammen- G
gehörige Durchmesser
D und d derart ange-
ben, daß der durch
sie bestimmte Quer-
schnitt nach Abb.
ein Widerstandsmoment hat von gleicher Größe
wie ein Kreisquerschnitt vom Durchmesser d,.
In Abb. 13 sind drei Stützenfüße mit gleichem
(31
10. 073. 2000235
DM —
Abb. 12.
D/d=2,0.
Abb. 13.
Dd=251.
D/d=15.
Widerstandsomment, also mit gleicher Festig-
keit nach den unter (32) und (33) angegebenen
Zahlen nebeneinandergestellt, sie entsprechen
den Verhältnissen D/d = 1,50; 2,00 und 2,51.
Von diesen drei Formen ist die mittlere mit
D/d = 2,00 für normale Stützen vorzuziehen.
Die Stütze mit D/d = 1,5 hat einen relativ
großen Gewindeschaftdurchmesser d und er-
fordert, wenn man ihn nicht nochmals absetzen
will, große, teure Muttern, während. die Stütze
mit D/d = 2,5 schwierigere Schmiedearbeit be-
dingt. Ist da gegeben, so wird in dem Falle
D/d = 2, der die vorstehenden praktischen Vor-
teile bietet, wie aus Abb. 12 zu entnehmen,
einfach:
d=07d;,und-D=14d, . . ..(34
Welche Kräfte sind nun am unteren Ende der
Stütze bei der Mutter wirksam ? Diese sind bis-
her vielfach zu groß eingeschätzt worden. Die
Druckkräfte, die der Bund in der Ebene E—E
- (Abb. 8) auf seine Unterlage überträgt, werden
dort vollkommen aufgenommen, sie können
sich also bei der Mutter nicht bemerkbar
machen. Hingegen müssen die auf den Ge-
windeschaft übertragenen Kräfte durch solche,
die bei der Mutter auftreten, im Gleichgewicht
gehalten werden. Die Verteilung der Span-
nung auf den Querschnitt des Gewindeschaftes
bei E—-E ist durch die Lage der neutralen
’
querscehnitt gleichmäßig verteilte Kraft © und
eine dazu senkrechte Kraft B angreifend, so
würde bei richtiger Wahl von B und. O in der
Ebene E—E die gleiche Spannungsverteilung
im Gewindeschaft entstehen, wie sie durch die
bereits ermittelte Lage der neutralen Schicht
bedingt ist; diese Kräfte B und (© werden also
in Wirklichkeit auftreten. Die. Kraft B allein
würde im Schaft ein Biegungsmoment hervor-
rufen mit in den beiden äußeren Fasern gleich
großen, aber entgegengesetzt gerichteten Span-
nungen:
ee BF a
2 W
worin das Widerstandsmoment
N
Wed. nn .)86
einzusetzen ist. Tritt zur Kraft B noch die
Kraft 0 hinzu, die eine gleichmäßig verteilte
Spannung
‘ KEN
Ko= Dr st (37
erzeugt, so werden in den äußeren Fasern m
und mı (Abb. 8) die Spannungen:
kKn=kotkzundk „Ko Kr » (88
entstehen. Für den Fall D = 2d ist nach 27e
4 = 0,325 d; die Faser m hat hiernach den Ab-
stand u + Ä —0,825d und die gegenüberlie-
gende Faser mı, den Abstand a 0,175d
von der neutralen Schicht; die Spannungen
verhalten sich nach dem Hookeschen Gesetz wie
ihre Abstände von der neutralen Schicht.
Daher gilt
En 0825. d.
rn
oder
km = — 4,Tl Kmi -» (40
Führen wir dieses in (38) ein, so folgt nach eini-
gem Umformen:
km =2,54Kk. = 1,65 k le
C B
Diese Spannung km muß identisch sein mit
kb aus Gl. (29). Führen wir in diese noch ein
"Wu = 0,283 d, nach (28e) und benutzen ferner
die Beziehungen (35), (36), (37) und (41), so er-
gibt sich schließlich:
B=o21 PX (42
3
l;
€=110P7 EU Me
Die Kraft A (Abb. 6) ist nun auch sofort gege-
ben durch:
A=P+ B=P(14 0°). rel
Die Scherbeanspruchung des Gewindeschaftes
ist in der Ebene E—-E:
Be d?.n s (45
bei der Mutter
Bi
Bas. a8
Wird unter d’ der Gewindekerndurchmesser ver-
standen, so ist die Zuganstrengung des Gewinde-
kernes;
Kr —n Re 67 AT,
Die Lochleibungsdrücke sind
ET
bei 4: kı rt Fl (48
> en znD
beiB: Im Ans . (49
Zur weiteren Erläuterung soll nachstehend.
ein numerisches Beispiel durchgerechnet wer-
den. Auf Abb. 1 ist eine Deltaglocke J. 1384
dargestellt, wie sie die Porzellanfabrik Freiberg
i. 8. und ihre Schwesterfabrik Hermsdorf $.-A.
ausführt. Hierfür ist eine Stütze zu berechnen,
diese soll die höchstmögliche Festigkeit haben
und um Material zu sparen, annähernd als Kör-
per u Festigkeit durchgebildet werden.
Gegeben ist di = 2,8 cm, da =3,1 cm, a=5,0cm;
ls = 19,0 cm und nach Abb. 6 , = 9,2 cm,
s—=s' = 0,3 cm.
“ Lösung: Zunächst wird
dy,= 2,8 —0,5=2,3 cm,
am 31705 =260m,
1,=50+05=5, cm.
Der höchste zulässige Spitzenzug P wird mit
ko = 1500 kg/em? nach (6):
TB DIA ID
BE er Kun
Nach (8) erhält man:
8
19
= 204% > 40cm.,
Jetzt kann der obere Teil der Stütze nachAbb.3
oder 4 schon aufgezeichnet werden. Ent-
sprechend (34) ergibt sich: j
d 2 0,7.4=2,8cm
der nächst größere Schraubenschaftdurchmes-
ser ist 2,9 cm für 1!/; Zoll Gewinde. Weiter
wird.:
D= 14:4=5,6 cm
Abb. 6 stellt diese Stütze maßstäblich dar. Aus
(42) folgt:
19,0
= 021.402 2 205kg
B= 021.490 9, 2 25kg
und aus (43):
C=1,10.4001%° & 3390 kg
2,9
Dann ist nach (44):
AZ=47%+ 205 2 675kg
Die Scherbeanspruchung des Gewindeschaftes
bei’ A- wird nach (45):
675.4
IE S x 2
8 ENTER 102 kg/cm
Bei der Mutter wird sie nach (46)
205.4
kK'z » 31k b}
EST al kg/cm
Die Zuganstrengung des Gewindekernes erhält
man aus (47) (=2,4 cm):
3390 .4
ER ET o 2
Ki 575.314 > 750 kg/em
Die Lochleibungsdrücke ergeben sich bei A
nach (48)
675
2 79,9,,8,14.0,8
bei B nach (49):
Er 205
ı759,.314.08
Die Rechnung zeigt, daß die Scherbean-
spruchungen und die Lochleibungsdrücke sehr
klein werden, daß aber anderseits die Zugbean-
spruchung des Schraubenkernes erheblich ist.
Die Verbandsvorschriften lassen zwar hierfür
1500 kg/cm? zu, im Maschinenbau geht man
aber bei gewöhnlichen Schrauben nicht gern
über 600 kg/em?, weil die Festigkeit durch die
scharf eingeschnittenen Gewindegänge be-
kanntlich wesentlich verringert wird. Bei Aus-
führung der Stütze mit D/d>2 wird unter
sonst gleichen Umständen die Zugbean-
spruchung noch größer wie in dem durchgerech-
neten Beispiele, das ist ein Grund mehr, größere
Werte als D/d = 2 zu vermeiden. Wird ent-
gegen der bei der Ableitung der Formeln ge-
machten Voraussetzung die Mutter scharf an-
gezogen, so entstehen von vornherein Zug-
spannungen in der Schraube, die die durch das
Biegungsmoment allein erzeugten Spannungen
vergrößern. Es ist also zu empfehlen, ein
zweckloses starkes Anziehen der Muttern zu
vermeiden, schließlich kann man durch über-
mäßiges Anziehen jede Schraube abwürgen.
E ie Höhe des Bundes D kann rechnerisch
nicht bestimmt werden; er darf jedenfalls nicht
zu schwach sein, sonst biegt er sich um und
verfehlt seinen Zweck. Ausreichend dürfte es
sein, wenn diese Höhe wie in Abb. 6, 7, 8 und
13 -gewählt wird.
& 93 kg/cm?
k = 23 kg/cm?
RSENDESZKT SW
Es ist natürlich zweckmäßig, für gute Abrun-
dungen beim Übergang vom Bunde zum Schaft
zu sorgen.
Bisher wurden die Stützen vielfach ohne
Bund nur stark konisch ausgeführt. Das ist
aber eine Materialverschwendung. Wollte man
die eben berechnete Stütze ohne Bund aus-
führen, so müßte, um die Festigkeit nicht zu
verringern, natürlich D und d beibehalten. wer-
den. (Abb. 14) zeigt zum. Vergleich mit Abb. 6
eine solche Stütze ohne Bund. Sie wiegt
annähernd 2,3 kg,
während die Stütze nach Abb. 6, in Abb. 14
einpunktiert, nur
annähernd 2,1 kg
schwer ist.
812
Elektrotechnische Zeitschriitt. 1920. Heit
Die Herstellungskosten, ausschließlich Ma-
terial, dürften bei Verwendung zweckmäßiger
Werkzeuge und Einrichtungen für beide Aus-
führungen nahezu gleich sein, so daß die Bund-
stützen nach Abb. 6 sicher wegen der Material-
ersparnis billiger werden. Bei langen Stützen
für große Isolatoren wird die Materialersparnis
prozentual noch größer wie in diesem Beispiel.
N ne Ba
ren
Ne er
5
N
VERA, $
ET EEE Ve]
BER
Obwohl die vorstehenden Rechnungen
sich auf solche Stützen beziehen, die für einen
gegebenen Isolator die höchste Festigkeit auf-
weisen, können die angegebenen Methoden na-
türlich auch bei schwächeren Stützen ange-
wandt werden. Der Leitungszug P nach Gl.(6)
ist der größte, den man einer Stütze zumuten
darf, die für einen gegebenen Isolator so stark
wie möglich konstruiert wurde. Ist der wirk-
lich auftretende Leitungszug, der durch den
Leitungsquerschnitt, die Spannweite usw. be-
stimmt wird, kleiner als der erwähnte Grenz-
wert, so wird man schwächere Stützen verwen-
den. Insbesondere werden für Tragmaste nach
wie vor die sogenannten zylindrischen Stützen.
die nach dem Tragarm (Traverse) zu keine Ver-
stärkung des Durchmessers aufweisen, Ver-
wendung finden. Bei der Normalisierung der
Stützen werden deshalb für jeden Isolator
mehrere Stützentypen festzulegen sein, erstens
eine stärkste, zweitens eine zylindrische und
drittens vielleicht noch eine Type mittlerer
Festigkeit. Die letztere Type wird besonders
für große Isolatoren für solche Punkte in Frage
kommen, an denen der Leitungszug so groß ist,
daß einerseits zylindrische Stützen nicht aus-
reichen und anderseits die Festigkeit der stärk-
sten Stütze nicht genügend ausgenutzt, sie also
unnötig teuer und schwer wäre.
Dauerleistung, Zeitleistung, Aussetzerleistung.
Von F. Blanc, Charlottenburg.
Übersicht. Die neuerdings herausgebrachten Vor.
schläge, dieLeistung von Elektromotoren füraussetzende
Betriebe als „Aussetzerleistung” nach der Eigenart
des Arbeitsspiels zu bewerten, wozu der Begriff der „PrO-
zentualen Einschaltdauer” geschaffen wurde, macht os
erforderlich, die Abhängigkeit dieser Aussetzerleistung
vondem thermischen Verhalten desMotorszu untersuchen
und dieselbe in Beziehung zu bringen mit der bisher
üblichen, der „‚Zeitleistung’’, bei welcher der Motor vom
kalten Zustand aus nur eine gewisse Zeitlang belastet
wurde. Es wird ein analytischer Ausdruck für den
(thermischen) Überlastungsfaktor entwickelt und die
„Bewertungszeit”” bestimmt als Zeitäquivalent, wäh-
rend welcher der Motor mit der nominellen Aussetzer-
leistung als Zeitleistung belastet werden darf.
Bisher hat man die Leistung von Elektro-
motoren in Rücksicht auf 2 Betriebsarten be-
messen:
l. nach der Dauerleistung, d. h. derjenigen
ne welche der Motor dauernd Abe
kann, ohne bestimmte Erwärmungsgrenzen zu
überschreiten, sogen. Dauerbetrieb ;
die intermittierende Leistung, welche
nur eine bestimmte Zeitlang vom Motor ge-
leistet werden kann bei deneiben Erwärmungs-
bedingungen, sogen. kurzzeitige Betriebe!).
X! Normalien des VDE für Bewertung und Prüfung
von elektrischen Maschinen.
Als konventionelle EL waren 10,
"30, 60 und 90 min eingeführt.
Man ist auf Grund praktischer Erfahrun-
gen bisher mit derart charakterisierten Motoren
anz gut ausgekommen, und besonders war
iese Grundlage für die Prüfung solcher Moto-
ren für den Hersteller bequem.
Es zeigte sich aber doch, daß für den pro-
jektierenden Ingenieur Be Schwierigkeien
estanden, den Begriff der nach Zeitdauer be-
messenen intermittierenden Leistung, welche
im nachfolgenden kurz die „Zeitleistung‘“ ge-
nannt sein soll, auf praktische Fälle anzuwen-
en.
Um diese Schwierigkeit zu umgehen, oder
eine Lücke auszufüllen, sind neuerdings Vor-
schläge auf Einführung eines neuen Begriffes,
der „Aussetzerleistung‘‘, d. h. einer Leistung,
welche ein Motor im aussetzenden Betrieb nach
einem bestimmten Arbeitsspiel ohne Zeitbe-
grenzung leisten kann, gemacht worden, ‚„aus-
setzender Betrieb‘),
Das Arbeitsspiel ist dabei gekennzeichnet
durch regelmäßige Folge von Belastung und
Ruhepause des ton in bestimmten Zeit-
intervallen. Zweifellos hat dieser Vorschlag eine
Berechtigung. Es entsteht aber die Frage, wie
verhält sich die Leistung eines derart definier-
ten Motors zur Dauerleistung und zur Zeit-
leistung. i
Oelschläger?) hat diese Frage bereits
1900 beantwortet. Seine Entwicklungen sollen
aber im Nachstehenden in der Richtung ge-
nannten Vergleichs ausgebaut werden.
Unter Hinweis auf Abb. 1 sei eine Zu-
sammenstellung der benutzten Zeichen voraus-
geschickt:
ı = Temperatur bezw. Erwärmung;
Tm = maximale Erwärmung des Motors bei der
Aussetzerleistung, wenn dieselbe dauernd
aufrecht erhalten würde.
t, = maximal zulässige Erwärmung, ange-
nommen gleich der maximal eintretenden
Erwärmung im Aussetzerbetrieb ;
t, = kleinste Erwärmung am Ende der Ruhe-
Due im Aussetzerbetrieb ;
— Zeit;
a = Zeitdauer der Belastung des Motors wäh-
rend. eines Arbeitsspiels;
b = Zeitdauer der Ruhe während eines Ar-
beitsspiels ;
P = Zeitdauer eines Arbeitsspiels ;
H = „Bewertungszeit“, d. h. Zeitdauer der
Einschaltung des Motors, welche bei der
Aussetzerleistung vom kalten Zustand
aus die maximal zulässige Erwärmung t,
erzeugen würde;
T,= thermische Zeitkonstante des Motors bei
T;
auf;
thermische Zeitkonstante des Motors bei
une:
Koeffizient der relativen Einschalt-
dauer;
gr
konstante.
Abb. 1. Erwärmungs- und Abkühlungskurven
im aussetzenden Betrieb nach GI. (1).
Verhältnis Arbeitsspieldauer zu Zeit-
41. 14. Oktober 1920.
P_a+tb PER ee ,
Ama me 2er
a b b
Fe Sale m Aa = 2 (1-—e),
= == 2 =v(v=1 bei gleichen Zeitkonstanten,
2 Z. B. ‚bei ruhenden Widerständen, Trans-
formatoren). L
Man erhält hiermit die Gleichungen
für Erwärmung für Abkühlung
BEN ee,
Um Ne VL) Tee
_tta
Tı )
( ZI De
— Tm\e BR Tı . (3
und nach Umformung und Einsetzung obiger
Abkürzungen den thermischen Überlastungs-
faktor
Be !
am A
DER, u je A 5
oder
Un 1—e 2rme(2 2)
mE (4b
12) Lea
Für v—=sMedeeh PN IEPAR 7 ist
= zZ
Tn IR
I=Z—— . (4c})
3 12) 1-en2:
Dieser Faktor p zeigt an, um wieviel die Ver-
luste höher sein dürfen als bei Dauerlast, um
dieselbe maximale Temperatur zu erreichen,
wenn der Motor im aussetzenden Betrieb mit
er prozentualen Einschaltdauer ED = e%
belastet wird. Man erkennt, daß die Belastbar-
keit eines bestimmten Motors von gegebenen
Zeitkonstanten T durchaus nicht allein von der
rozentualen ED abhängt, sondern noch von
em absoluten Wert der Zeit P eines Arbeits-
spieles.
Die Verschiedenheit der Zeitkonstanten
schafft eine weitere Abhängigkeit für den Über-
1
lastungsfaktor, v
ist stets kleiner als 1,
da ein rotierender Körper schneller die Wärme
abgibt als ein ruhender, 7, ZT,
Umtdie Verhältnisse ziffernmäßig zu un-
tersuchen,\ist 7Ti'= % T,, also v = 0,5 ange-
Abb. 2. Überlastungsfaktor für v=0,5 nach @I. (4a).
nommen undin Abb. 2 p als / (Z) mit den Para-
metern
Er). 1o, 0,25, 0,35, 0,5 und 1
aufgetragen. Die Kurven laufen für großes Z
asymptotisch nach 1 und schneiden die Ordi-
natenachse für Z = 0 im Wert
m=c+(—n) 17 (da
€ = 1 bedeutet Dauerleistung. Es ist auch
leicht, aus der Kurve durch Interpolation un-
gefähr jeden ‚Wert für andere ED abzulesen, da
die Kurve vom Wert = > + (1—v) ihren
Die Zeichen sind die
‚von Oelschläger be-
Ausgangspunkt [nehmen muß, in Abb. 2 für
0,5
— 0,5, also Po = ec En 0,5.
nutzten. ‚Wie aber A. u. Sch. aufmerksam
machen, ist die Wärmeabgabefähigkeit eines
laufenden Motors und eines sti Istehenden
Motors nicht
stante 7 der
E
gleichung also
letztere T,
leich, die Temperaturzeitkon-
rwärmungs- und Abkühlungs-
‚verschieden. .Erstere sei 7,
bezeichnet. Ferner sollen folgende
Abkürzungen eingeführt werden: :
eZz
Er A 2
a a
Koeffizient der relativen Ein-
schaltdauer (p bei A. u. Sch.);
') Dr. E.Adler und Schiebeler, „ETZ* 1920, 8.
(kurz A. u. Sch. bezeichnann ER 05%
N ®) Oelschläger „ETZ* 1900, 8. 1058.
Für di
ven nach Gl. (4e)
bb. 2 aufgetragen.
„Aussetzergrundleistung‘“
sprechend 93 mit e — 0,25 2
den sich andere Aussetzerle
Ist
!) Diese
(10), (11). bei
die
Für v = 1:ist mat :
&
(5b
esen Wert sind in Abb. 3 die Kur-
ange
Gleichung entspricht den
Höp ETZ* 1920,
8. 1871,
für dieselben Parameter wie
ent-
ö geben, so fin-
istungen nach
Gleichungen (9),
desgl. ot
; „ETZ :
va zei Jasse, „Rleliroteohe u. Maschinenb.“, 1912,
14. Oktober 1920.
EEE
Ps — Pos
(6a
en
_ .(2+1) für v=0,5 und =45 fürvo=1 (6b
\ Die prozentuale Aussetzerleistung selbst
ist durch besondere Untersuchung aus dem
thermischen Überlastungsfaktor p zu berech-
nen. Man kann dieselben ungefähr proportional
Vp setzen.
7 a
Abb. 3. Überlastungsfaktor für v=1 nach Gl. (4e).
Da die Aussetzerleistung außer der pro-
zentualen ED, noch vom Verhältnis der Zeit-
dauer eines Arbeitsspieles zur Zeitkonstante
abhängt, so stellt sich die Frage nach den in
der Praxis hauptsächlichen Werten von Z| = 7.
Man findet Werte, welche etwa zwischen oi
und 0,7 schwanken, und die Werte für pliegen
innerhalb
(0,84 — 0,97) 90 bei v
(0,75 -- 0,95) po bei v
(in Rücksicht auf Erwärmung, wenn nicht an-
dere Gründe eine geringere Überlastung for-
dern)!
Die Bewertung eines Motors nach
der Aussetzerleistung auf dem Prüfstand
bringt nun Unbequemlichkeiten mit sich. Es
ist nicht einfach, den aussetzenden Betrieb
nachzuahmen und längere Zeit fortzusetzen,
bis die stationäre Temperatur erreicht ist. Es
war daher natürlich, daß man nun wieder zu-
rückblickte und für die Prüfung eine äquiva-
lente Zeitleistung vorschlug. Man hat aber den
Fehler gemacht, einige wenige Zeitdauern her-
auszugreifen und diese als Normalersatzzeiten:
zu erklären!), während doch diese Ersatzzeiten
sich erst aus der Aussetzerleistung und den
Motoreigenschaften ergeben können.
Die Erwärmung eines laufenden Motors
mit einer Zeitleistung, welche eine Endtempe-
ratur T, erzeugen würde, nach der Zeit h ist:
SR
re Tı
0,5 und
1
(7
der Überlastungsfaktor der Zeitleistung
In ;
Da = 2 (siehe Abb. 4) (8
Abb. 4. Überlastungsfaktor der Zeitleistung nach Gl. 8).
Man kann nun durch Vergleich der Abb. 2 bzw.
3 mit Abb. 4 leicht die Beziehungen zwischen
Aussetzerleistung und Zeitleistung ablesen, in-
dem man beispielsweise für dieselbe Leistung,
a des Ausschusses für aussetzende Be-
triebe, Normengruppe für Kranmotoren Sitzungsbericht
Nr. 8027/3 v. 15. V. 20.
Elektrotechnische Zeitschriit.-
1920, Heit
d. h. für das gleiche p zusammengehörigeWerte
füreZ, T
1
h entspricht dann derjenigen Zeit, welche bei
einer Leistung gleich der Aussetzerleistung die-
selbe Erwärmung erzielt und mit welcher der
Motor statt des aussetzenden Betriebes geprüft
werden könnte. Für diese Zeit — in Abb. 1=
— ist die Bezeichnung ‚‚Bewertungszeit‘“ vor-
geschlagen worden.
Analytisch ist sie gegeben durch die Glei-
chung:
und Ku. aufsucht. Das gefundene
( u
y=T, 1-—e NT (9
da in Gl. (7)
1, ZT. T=7, under H
zu setzen ist. j
Anderseits ist nach Gl. (4a):
ie ee
9 Im _ = ZW@te=en) on
also ist:
% ge Deere
—-.]l—e M= 2611
z Im Do Anluche 2%)
Bene e Zi on Zu ee)
I en E 12
e fi EEE ACHERN) (1
se 2Zr ig oh zer)
HB T, In . (13a
Brenz
Diese Bewertungszeit gibt also ein Äquivalent
auf dem Prüfstand für den wirklich vorge-
schriebenen aussetzenden Betrieb ‚und gibt ir-
gendwelche Zahlen in Minuten, wenn 7 in min
eingesetzt wird. Wenn man die Aussetzerlei-
stung einführt, so wäre es am besten, die fabri-
zierenden Firmen würden in ihren Preislisten
neben der Aussetzerleistung von 25% ED nach
Vorschlag von A. u. Sch. die äquivalente Be-
wertungszeit angeben unter der Voraussetzung
eines kleinen Wertes von 7.
Für Z=0 wird
E
A=— Tıln (1 - A (14a
H,=— Tıln =. (14b
re
Man sieht aus Abb. 5, in welcher - über Zı
1
für v = 0,5 nach Gl. (13a) aufgetragen ist, daß
die Bewertungszeit innerhalb der praktischen
Grenzen von Z 0,1 — 0,7 nur wenig größer
als H, ist, so daß man diesen Wert oder einen
etwas größeren Wert als Bewertungszeit ein-
führen könnte, wenn die Zeitkonstanten T be-
kannt sind.
Für v = 1 gehen über
ee (13b
ie
H,=-Tin(1-e). (146
Es ergibt sich demnach
für E10, 09550 85,0:50, 0/4 BED)
für v=05
In (i Pas 03 0,51 0,72 1,09
für = i
In(1—e)= 0,16 0,28 0,43 0,69
und die Bewertungszeit:
fürv=05- H etwa
= 32 55 75 115%), von Zeitkonstante 7,
fürv=1° Hoetwa
=18 30 45 75%, von Zeitkonstante 7.
Man könnte in: den Preislisten auch die
Zeitkonstanten statt der Bewertungszeit für
25% ED angeben und diese wie oben berechnen.
Es ist aber nicht en dem Kunden
mit solchen ihm unverständlichen Begriffen zu
kommen.
Andere Bewertungszeiten kann man aus
der Grundbewertungszeit Hy, berechnen nach
1—e
In Re.
Per 2
=) 0,75 RES E (LB
: 0,25
0,75 +,
41.
\
2
%
aaa =
jEHABEN Leer
EFEESe-FerHH
ERLEBT ICCH
BE-TEBEREREBEBERENRnZ IH
Tagen —
— |
Ei
An
I N
\.
eier
NV
Au
N
N
\
Eau
H
EE=H
Abb. 5. Bewertungszeit für v=0,5 nach GI. (13a),
für v=05 für o 1
no
ATZE 1-+e In(1—e)
Hd, 051 025
oder
192 1—E&
Hera als log(1—e)
H;; ge 0,22 - = 013°
HiHo\ (e=15 26535 50%, ED
v=05 - 059- 1 141 2316
v=1 057° 1 1,51 2,42
Abb. 6. Bewertungszeit für v = 1/nach GI. (13b). I]
d. h. die Bewertungszeit H bei der Aussetzer-
leistung z. B. entsprechend v = 0,5 und e =
35% ist um 41% größer als die,Grundbewer-
tungszeit Hy bei der Aussetzergrundleistung
entsprechend P%-
Eine normalisierte Darstellung der Licht-
verteilung.
Von Dr.-Qng. N. A. Halbertsma.
Übersicht. Es wird vorgeschlagen, eine ein-
heitliche Darstellung der Lichtverteilung zu ver-
wenden an Stelle der verschiedenen, bis jetzt ge-
bräuchlichen Darstellungsarten. Diese einheitliche
Darstellung auf der Grundlage einer Lichtquelle
von 1000 Lumen erleichtert wesentlich Berechnun-
gen und Vergleiche an Hand der Lichtverteilungs-
kurven.
Die Einsicht, daß für die Kennzeichnung
der Daenerzeu sung an erster Stelle der von
einer Lichtquelle ausgestrahlte Lichtstrom in
Frage kommt, den man folgerichtig in Lumen
und nicht in „sphärischen Kerzen‘ angeben
muß, hat sich in den letzten Jahren immer
mehr Bahn gebrochen. Sie wird auch bei
einer Neuregelung der Normalien des VDE
für die Bewertung der Lichtquellen be-
rücksichtigt werden müssen.
Erschöpfende Auskunft über das, was
eine Lichtquelle leistet, kann aber der Licht-
strom (und erst recht die veraltete Kennzeich-
nung durch die Lichtstärke in einer näher
vereinbarten Richtung) nicht geben. Bei der
nackten Lampe (Glühlampe, Gasglühlicht-
brenner) mag sich das weniger bemerkbar
machen, da diese selten ohne Armatur (Reflek-
tor, Glocke) benutzt werden bzw. nicht ohne
diese Zubehörteile benutzt werden sollten. Bei
Lichtquellen mit Armatur genügt es jedoch
nicht, den ausgestrahlten Lichtstrom seiner
Größe nach zu kennen, man wünscht vielmehr
auch zu wissen, wie dieser Lichtstrom sich im
Raume verteilt. Zahlenmäßig läßt sich diese
Lichtstromverteilung immer nur annähernd
wiedergeben, ob man ihn nun nach oberem
und unterem Halbraum trennt (nach dem Vor-
v
814
Elektrotechnische Zeitschrift.
E77
1920.
Heit 41.
Ne -
i4. Oktober 1920.
schlag von Heyck!) oder die Zahl der Zonen
noeh vergrößert. (u. a. Vorschlag von Ben-
ford und Mahan?), prozentuale Angabe des
Lichtstroms in den hemisphärischen Zonen:
0° bis 30°, 30° bis 60°, 60° bis 90°). Für ge-
nauere Arbeiten wird man aber auf die voll-
ständige Darstellung der Lichtverteilung in
Form einer Kurve nicht verzichten können.
Die kurvenmäßige Darstellung der Licht-
verteilung kann erfolgen: i
1. Winkelgetreu in dem üblichen Po-
lardiagramm. Dieses liefert aber bekanntlich
keine flächengetreue Darstellung des Licht-
stroms.
2. Flächengetreuin Form des Rousseau-
Diagramms, dessen Flächeninhalt ein Maß für
den Lichtstrom ist. Auf winkelgetreue Dar-
stellung der Lichtstärkekoordinaten wird hier-
bei von vornherein verzichtet. x
3. Flächengetreu im Polardiagramm
unter Verwendung einiger Kunstgriffe, wie
einer Quadratwurzel-Lichtstärkeskala und Tei-
lung des Flächenwinkels nach gleichen Raum-
winkeln (Pierce, Gebhardt). Winkelgetreu
ist eine derartige Darstellung aber nicht mehr,
und damit verfällt der wesentlichste Vorzug
des Polardiagramms. Außerdem wird die
flächengetreue Darstellung des Lichtstroms
nur erzielt durch verzerrte Wiedergabe der
Lichtstärkewerte. 3
Nur Polardiagramm und Rousseau -Dia-
gramm kommen daher für eine genaue
Darstellung der Lichtverteilung in Frage, zu-
sammen genügen sie allen Anforderungen
durch die erschöpfende Darstellung aller Ver-
hältnisse der Lichtverteilung. Allgemein ist
diese zweifache Darstellung natürlich nicht
durchführbar. Das Rousseau-Diagramm hat
z. B. für die analytische Untersuchung der
Lichtquellen sehr große Vorteile, man kann,
wie Verfasser gezeigt hat?), viele Aufgaben
nur mit Hilfe dieses „‚Liehtstromdiagramms“
lösen. Trotzdem wird, wenn wir die Frage
nach der praktischen Verwendbarkeit und
der leichten Verständlichkeit stellen, die Ent-
scheidung zugunsten des Polardiagramms
fallen. Gerade durch die Winkeltreue dieser
Darstellung gibt das Polardiagramm ein an-
schauliches Bild von der Verteilung des von
einem Punkt aus in allen Richtungen ver-
laufenden Lichtes. Natürlich ist nach wie vor
auf die fehlende Flächentreue aufmerksam
zu machen, die eine unmittelbare Ausmessung
des Lichtstroms verhindert, sowie auf die
Voraussetzung der achsialsymmetrischen Licht-
ausstrahlung, die allein es erlaubt, Erschei-
nungen, die im Raume vor sich gehen, in
einer Ebene darzustellen.
In der Tat wird das Polardiagramm unter
der Bezeichnung „Lichtverteilungskurve“ weit-
aus am meisten in der Literatur benutzt. Die
Darstellung ist jedoch in ihren Einzelheiten
so verschieden, daß es meist sehr schwer fällt,
zwei an verschiedenen Stellen wiedergegebene
Liehtverteilungskurven miteinander zu ver-
gleichen.
_..,/um Teil bestehen die Kurven aus zwei
Hälften, Abb. 1 (diese sind _Spiegelbilder in-
SH
FI,
RR
/
HRS
folge der Symmetrie ‘der Liehtverteilung),
zum Teil beschränkt man sich auf die Wieder.
gabe einer Hälfte, bald der linken, bald der
rechten. Die zweifache Darstellung der Kurve
ist überflüssig, eine Hälfte genügt und nimmt
weniger Raum ein. Im Interesse der Einheit-
lichkeit sei vorgeschlagen, hierzu .die rechte
Hälfte zu verwenden, so daß die Symmetrie-
achse der Lichtquelle das Koordinatennetz
auf der linken Seite abschließt (Abb. 2).
Wie jede andere Kurve wird auch die
Liehtverteilungskurve © punktweise aufge-
nommen bzw. aufgezeichnet. Während man
nun z. B. niemals bei der Wirkungsgradkurve
eines Motors die beobachteten Werte durch
Geraden verbinden wird, findet man Licht-
verteilungskurven, die keine Kurven, sondern
„ETZ“ 1915, S. 620.
1 zö
5 „Lransaet Ill. Eng. Soc.“ Rd. 10, 1915, 8.'593.
3) Lichttechnische Studien, Leipzig 1916; 8. 17ff.
nigung,
S IR,
ERZIELTE
durch einen gebrochenen Linienzug darge-
stellt sind (Abb. 3). Vielleicht soll damit zum
Ausdruck gebracht werden, daß über den
Verlauf der Lichtstärke zwischen den ge-
messenen Werten keine Sicherheit besteht,
aber man pflegt dieses bei anderen Kurven
auch nicht zu berücksichtigen und schützt
sich höchstens dagegen durch Vornahme zahl-
reicher Messungen an den Stellen, wo eine
Unstetigkeit der Kurve vermutet wird. Gewiß
besteht bei jeder Lichtverteilungskurve die
Möglichkeit, daß sie zwischen zwei Meß-
punkten in anderer Weise verläuft, aber da-
gegen hat man bei der Darstellung durch
einen gebrochenen Linienzug die Gewißheit,
daß die Lichtverteilung nicht so verläuft, wie
sie dargestellt ist. Aus diesem Grunde muß
man diese Darstellungsart einer Liehtvertei-
lungs,,‚kurve‘‘ ablehnen.
Abb. 3.
Dem Beifügen der Lichtstärkewerte an
den Kreisen des Polarkoordinatensystems
messe man keine übertriebene Bedeutung bei.
Entweder stellt das Polardiagramm die Licht.
verteilung eines Selbstleuchters (primäre
Lichtquelle) dar, dann ist gewöhnlich der
Lichtstrom (oder Js) angegeben oder sonstwie
bekannt, oder auch die Lichtstärke in einer
Richtung (Jr), so daß man wenigstens die
Möglichkeit hat, die Lichtstärke in einer be-
liebigen Richtung zu berechnen. Bei einer
Lampe mit Armatur soll das Polardiagramm
dagegen auch zeigen, wie die Lichtverteilung
der primären Lichtquelle durch die sekundäre
Lichtquelle (Reflektor, Glocke) geändert wird.
Daher besagt die Lichtverteilungskurve einer
Lampe mit Armatur nichts über deren Wirkung,
wenn nicht zum Vergleich die ursprüngliche
Lichtverteilung der nackten Lichtquelle oder
deren Lichtstrom angegeben ist. In diesem
Falle kommt es sogar auf die absoluten Werte
der Lichtstärke gar nicht an, vorausgesetzt,
daß die beiden Kurven im gleichen Maßstab
gezeichnet sind (Abb. 4).
Der Vergleich derartiger Lichtverteilungs-
kurven von Lichtquellen mit Zubehörteilen
bzw. der Vergleich dieser Zubehörteile in bezug
auf ihre Wirkung würde nun sehr erleichtert
werden, wenn allen Kurven eine primäre
Lichtquelle vom gleiehen Lichtstrom ZU-
grunde gelegt würde. Für eine vergleichende
Untersuchung verschiedener Reflektoren ist
das eine Grundbedingung und deshalb ist die
Reduktion aller Kurven auf einen einheit-
lichen Lichtstrom der primären Lichtquelle in’
verschiedenen Laboratorien schon in Gebrauch.
„Es ist gar nicht erforderlich, daß die
Lichtverteilung gemessen wird unter Verwen-
dung einer Lampe, die genau auf einen Licht-
strom von z. B. 1000 Lumen eingestellt ist.
Es kann vielmehr jede beliebig große Licht-
quelle benutzt werden, etwa die, für welche
ein Reflektor von vornherein bestimmt ist,
und es können auch Kurven aus älteren
Messungen entsprechend umgerechnet werden.
Schon vor etwa 10 Jahren gingen in den
Vereinigten Staaten von Amerika verschiedene
Fabriken dazu über, die Lichtverteilungs-
kurven von Reflektoren auf eine Metalldraht-
Vakuumlampe von Ja — 100 cp
(candle-
power) umzurechnen,
und als später durch
Einführung der Gasfüllungslampe diese alte B
nicht: mehr angewandt werden
Bezeichnun
Se man den ihr ungefähr ent--
konnte, na
sprechenden Lichtstrom von 1000 Lumen als
Einheitt). :
Es hat sich auch für den Gebrauch einer
einzelnen Kurve als durchaus zweckmäßig
erwiesen, die Lichtverteilungskurven auf eine
Lichtquelle von 1000 Lumen zu reduzieren.
Wird in einem Reflektor einmal eine Gas-
füllungslampe von 150 W (2500 Lumen) und
das zweitemal eine solche von 200 W (3450
Lumen) benutzt, so sind die Lichtstärkewerte
der ‚reduzierten‘ Kurve nur mit 2,5 oder
3,45 zu multiplizieren, um die wirklichen
Werte.der Lichtstärke zu erhalten. Um zu ver-
meiden, daß man der Berechnung der Licht-.
stärkewerte bei einer Lampe von 500 W etwa
eine Kurve zugrunde lest, die mit einer
kleineren Lampe von vollkommen verschie-
dener Bauart bestimmt wurde, ist es zweck-
mäßig, anzugeben, mit welcher Lampe die
Liehtverteilung ursprünglich gemessen wurde.
Diese Normalisierung der graphischen
Darstellung der Lichtverteilung steht nicht
vereinzelt dar. In der elektrotechnischen
Literatur findet man z. B. Charakteristiken von
Motoren, bei denen die Ordinaten in Pro- .
zenten der Werte bei einer näher bezeichneten
normalen Leistung, Stromstärke, Umdrehungs-
zahl angegeben sind und nicht in absoluten
Werten. nz
Der Vergleich zwischen Kurven ver-
schiedener Maschinensysteme wird hierdurch
wesentlich erleichtert. Sind die Kurven
auf Pauspapier gezeichnet, so kann man sie
übereinanderlegen und jeden Unterschied im
Verhalten!der Maschinen bequem und rasch
ermitteln.
Abb. 5 zeigt eine Lichtverteilungskurve in
der normalisierten Darstellung, wie Verfasser
sie für den Gebrauch im Laboratorium der
Inka
_ Lichtverteilungskurve Nr. 622 3
, (Tea Tea ER RN 3
ESS T
112 Art? a E35
[?s0 | — 170%]
ee
Dar,
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[LEN
A
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3
EREESE
S
ABl
NE
Kehle
N
BERN:
ERSREUSN
[N
N
N
S
u
SRIBEIN
Katalog N: —LELZ_ Fabrikat: _ Disco
Glühlampe: Osram Azo_ Watt:_300 HK: _—_
Lumen:
Dr.-Ing. Schneider & Co.
Lichttechnische Spezialfabrik — Franklurt a M,
Abtellung Laboratorium.
Abb. 5.
lichttechnischen Spezialfabrik Dr.jng. Schnei-
der & Co., Frankfurt a. M.., durchgebildet hat.
Gerade für ein derartiges Fabriklaboratorium,
in dem hunderte Lichtverteilungskurven, z. T.
einander sehr ähnliche, miteinander zu Ver-
gleichen sind, hat diese normalisierte Dar-
stellung sich als sehr zweckmäßig erwiesen.
Auf der linken Seite des Polarkoordi-
natennetzes ist Raum gelassen für eine kleine
kizze des halben Armaturquerschnittes und
für Angaben über die Lage des Lichtquell-
mittelpunktes zum Reflektor oder ähnliches.
Ferner befindet sich hier der Hinweis auf die
einheitliche Lichtquelle:
gleich ist diese Liehtverteilungskurve auf einen -
Lichtstrom der Lichtquelle von 1000 Lumen "
(= 79,6 FKo) umgerechnet.“ Auf der rechten
Seite des
.. 4. die Winkel von
die Lichtstärke gemessen ist:
2. die auf 1000 Lumen der nackten Licht-
quelle umgerechneten Werte der Licht-
stärke. Der Gebrauch dieser Tabelle ist be-
qQuemer und genauer als das Ab
Dichitärkemieten aus der Be
kurve, auf das man sonst angewiesen ist;
3. die Liehtströme in den Zonen zwischen
0° und den betreffenden Winkeln. Also nicht
die Lichtströme der einzelnen 10°
Zonen, sondern deren Summen.
') „Bull: des Engl. ar: “
Nr. 20, 1."X. 1918. 8.40. part. of National Lamp Works
„Zum leichteren Ver-
Netzes enthalten drei Spalten:
5° zu 5°, unter denen
breiten
Ba .n
14. Oktober 1920.
Diese Spalte liefert bei 90° den Licht- |
strom im unteren Halbraum (in Abb. 5 604
Lumen), bei 180° den gesamten Lichtstrom
der Armatur (704 Lumen). Die Differenz
zwischen diesen beiden Werten ist der Licht-
strom im oberen Halbraum (100 Lumen).
1000— 704 = 296 Lumen beträgt der Licht-
verlust durch die Armatur. Da der ursprüng-
liche Liehtstrom 1000 Lumen beträgt, kann
man ohne weiteres den prozentualen Anteil
des gesamten, des oberen und des unteren
Liehtstroms bilden, 70,4, 10,0 und 60,49%.
Kennt man den Winkel, innerhalb dessen
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
das Licht für die Beleuchtung ausgenutzt
wird, so kann man entweder unmittelbar oder
nach Interpolation aus der Spalte 3 den Licht-
strom in dem dazu gehörenden Raumwinkel
bestimmen. Bei 70° finden wir 473 Lumen.
Für eine Gasfüllungslampe von 500 W (10 000
Lumen) beträgt der Lichtstrom in diesem
Raumwinkel demnach 4730 Lumen. Hieraus
kann man, wenn die beleuchtete Fläche be-
kannt ist, die mittlere Beleuchtung sofort
bestimmen.
Die Darstellung nach Abb. 5 genügt
durch die Kombination einer Polarkurve, die
Heit 41.
815
nur qualitativ ein Bild von der Lichtvertei-
lung zu geben braucht und von Zahlentafeln,
die für Berechnungszwecke die Werte der
Liehtstärke und des Lichtstroms angeben,
allen Anforderungen, die an ein normalisiertes
Kurvenblatt für die Lichtverteilung gestellt
werden können.
Auch für die Vorarbeiten zu einer Nor-
malisierung der Reflektoren dürfte die Ver-
einbarung einheitlicher Kurven mit 1000
Lumen Lichtstrom der nackten Lichtquelle
und die Verwendung ähnlicher Kurvenblätter
nützlich sein.
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Elektrizitätserzeugung in den Vereinigten
Staaten.!) — Der „Geological Survey‘ der Ver-
einigten Staaten hat Angaben über die Elektrizi-
tätserzeugung der öffentlichen Elektrizitäts-
werke für die ersten fünf Monate des Jahres
1920 veröffentlicht. Die Zahlen fußen auf
statistischen Aufstellungen von etwa 3000 Be-
triebsanlagen, einschließlich . elektrischer
Bahnen und anderer Anlagen, welche zur
öffentlichen Versorgung gehören. Die ganze
Leistungsfähigkeit der angegebenen Betriebe
ist angenähert 90% der vorhandenen An-
lagen. Die durchschnittliche, tägliche Er-
zeugung der fünf Monate ist in Abb. 1 schau-
| | are
Bates Dampf u. Wasser ee
‘ N
SM. kwR S
7)
Jar. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Jarı.
Abb. 1. Mittlere Tageserzeugung der öffentlichen
Elektrizitätswerke in Amerika.
bildlich dargestellt. Das Verhältnis der durch
Wasserkraft erzeugten Kilowattstunden zum
monatlichen Gesamtbetrage ist 33 bis 42%.
Die mittlere, tägliche Stromlieferung für 1920
war 119,86 Mill. kWh und für den entsprechen-
den Zeitraum des Jahres 1919 102,68 Mill. kWh.
Das ist eine Zunahme von 16,7%. Der gesamte
Brennstoffverbrauch im Jahre 1920 war:
144,5 Mill. t Kohle; 8,4 Mill. hl Petroleum;
223 966 m? Gas. Es ist interessant zu. be-
merken, daß Montana, Washington und Kali-
fornien, während der fünf Monate 40% der
Stromerzeugung durch Wasserkraft lieferten;
bezieht man auch die Erzeugung vom Staat
New York mit ein, so lieferten diese vier
Staaten 50% der ganzen durch Wasserkraft
erzeugten Energie der Vereinigten Staaten.
(„El. Railw. Journ.“ Bd. 56, 1920, S. 422. Gg.
Selbsttätige Wasserkraft-Elektrizitätswerke.
— Belt berichtetin ‚Eleetrical World‘, Bd. 75,
1920, S. 827 ff. über Erfahrungen, die mit
selbsttätigen Wasserkraftelektrizitätswerken in
den Staaten Iowa und Kalifornien gemacht
worden sind. Die Anlage in Iowa wurde im
Oktober 1917 in Betrieb genommen. Sie ge-
hört der Iowa Railway und Light Co., be-
findet sich in Cedar Rapids und besteht aus 3
mh Ren Synehrongeneratoren für 400kW,
welche mit 60 Umdr/min bei 0,8 Leistungs-
faktor und 2300 V von Vertikalturbinen an-
getrieben werden. Sie sind an ein Netz an-
geschlossen, das von einem Hauptkraftwerk
von 20 000 kVA Leistung gespeist wird. Das
Triebwasser liefert der Cedarfluß, dem es
mittels eines Betondammes mit selbsttätiger
Zusatzstauvorrichtung, durch welche das Ge-
fälle um weitere 0,9 m vergrößert werden
kann, entnommen wird. Das Gesamthöchst-
gefälle beträgt 3m. Die jeweilige Leistung des
selbsttätigen Kraftwerkes wird den Haupt-
kraftwerks-Sammelschienen durch eine 900 m
lange Leitung zugeführt. Jedes Wasserrad des
selbsttätigen Kraftwerkes wird durch ein Kon-
taktamperemeter geregelt, welches die Be-
lastung des Generators bestimmt. Die Ge-
neratoren besitzen Schwimmerschalter, welche
so eingestellt sind, daß sie bei wenig ver-
schiedenen Wasserständen nacheinander Kon-
takt machen und die Generatoren in derselben
Reihenfolge in Betrieb setzen. Sinkt der
Wasserstand, so werden die Generatoren in
der umgekehrten Reihenfolge stillgesetzt. Die
Anordnung von Prüfdrähten, durch welche
das Arbeiten des selbsttätigen Kraftwerks im
ı) vgl. auch „ETZ“ 1920, S. 493,
Der Induktionsmotor
RUNDSCHAU.
Hauptwerk angezeigt und gegebenenfalls ge-
steuert werden konnte, hat sich in zweijährigem
Betrieb als unnötig erwiesen, da das selbst-
tätige Kraftwerk vollkommen. verläßlich ar-
beitete. Für die Erregung der Generatoren
sind 2 durch zweiphasige Induktionsmotoren
angetriebene Erregermaschinen für 100 kW
bei 125 V vorgesehen. Während der zwei-
Jährigen Betriebsdauer haben sich die Be-
dienungskosten auf einen geringen Bruchteil
von 1% des Zinsendienstes belaufen, so daß
also nur letzterer für die Energiekosten in
Frage kommt. Beim Anlassen des selbst-
tätigen Kraftwerkes wird die richtige Folge
der _Arbeitsgänge durch einen motorisch an-
getriebenen Trommelschalter bewirkt, welcher
für Einhaltung der erforderlichen Zeitspannen
zwischen den Schaltschritten sorgt. Wenn der
Schwimmerschalter Kontakt macht, läuft der
den Trommelschalter antreibende Motor’ an,
und sein erstes Segment bewirkt Stromschluß
eines Betätigungsschalterkreises und damit
direkte Einschaltung des Erregeraggregats.
Ä des letzteren ist für
diese Art Einschaltung bei 2300 V bemessen,
kommt in 2 bis 3 s auf seine Geschwindigkeit
und nimmt dabei nur etwa den 6-fachen
Normalbetriebsstrom auf. Gleichzeitig steigt
die Erregerspannung auf 125 V. Der nächste
Arbeitsgang wird durch das zweite Segment
des Trommelschalters bald nach dem Anlassen
der Erregerschiene bewirkt und veranlaßt die
ebenfalls motorisch angetriebene Wasserrad-
schütze, sich so weit zu öffnen, daß Waserrad
‚und Generator mit 10 Umdr/min, d.h. 10 Per/s
laufen können. Die Schütze öffnet sich erst
weiter, wenn. das Wasserrad 55 Umdr/min
macht; dies geschieht durch Vermittlung
eines Fliehkraftschalters. Geichzeitig wird der
nichterregte Generator mit den Sammel-
schienen verbunden, wobei eine in Reihe ge-
schaltete Reaktanz die Entstehung einer über-
mäßig” großen Stromstärke verhindert. In-
zwischen steigt die Drehzahl auf etwa 60/min,
und der Trommelschalter bewirkt die Ein-
schaltung einer schwachen Erregung, welche
aber genügt, um den Generator zu synehroni-
sieren. Weitere Drehung des Trommelschalters
veranlaßt die volle Erregung, den Kurzschluß
der Reaktanz im Generatorstromkreis und die
Abschaltung des ihn treibenden Motors, _ so
daß der Trommelschalter in der Vollbetriebs-
stellung stehen bleibt. Bei Erreichung des
Synehronismus übernimmt ein Kontaktampe-
remeter, welches an einen im Generatorstrom-
kreis liegenden Stromwandler angeschlossen
ist, die Regelung der Schütze und beeinflußt
sie so, daß der Generator seine volle Leistung
hergibt. Der Generator wird mit gleichbleiben-
der Erregung betrieben, deren Wert der Normal-
belastung entspricht. Bei niedrigem Wasser-
stand, wenn trotz ganz geöffneter Schütze
der Generator nicht die Normalleistung er-
reicht wird, wirkt er auf den Blindstrom in-
folge seiner Übererregung günstig ein. Der
ganze Vorgang des Anlassens, vom Zeitpunkt
an, in welchem die Schütze geöffnet wird, bis
zum Kurzschließen der Reaktanz, erfordert
39 s und innerhalb im ganzen 45 s liefert
der Generator seine volle Leistung. Irgend-
welche Stöße machen sich dabei nicht be-
merkbar, auch treten beim Synchronisieren
nennenswerte Pendelströme nicht auf. Bei
Wassermangel veranlaßt der Schwimmer-
schalter, daß die Betätigungsschalter im Ge-
neratorstromkreis herausfallen und den Gene-
rator so von den Sammelschienen abtrennen.
Der Schützenmotor schließt darauf die Schütze
und bewegt den Trommelschalter in die Aus-
schaltestellung, womit Generator und Wasser-
rad 'stillgesetzt werden. Stillsetzung erfolgt
auch im Falle des Heißlaufens von Lagern.
Das ferngesteuerte Wasserkraft-Elektrizi-
tätswerk, „welches die Ontario Power (Co. in
Ontario, Kalifornien, vor etwa 6 Monaten in
Betrieb genommen hat, hatte bisher zufrieden -
stellende Ergebnisse, konnte jedoch des Wasser-
mangels wegen nur 0,75% der Normalleistung
erreichen. Doch ist nach den Betriebsergeb-
nissen anzunehmen, daß es sich auch bei Voll-
last bewähren wird. Ein mit einem Peltonrad
direkt gekuppelter Drehstromgenerator für
500 kVA bei 11,5 kV 50 Per hat Aufstellung
en. gefunden. Das neue Kraftwerk liegt etwa
u 5,6 km vom Hauptwerk entfernt, benutzt
liege die ganze verfügbare Wassermenge und be-
| sondere Leitungen ermöglichen von dem Haupt-
| 5 SEIEN werk aus durch Einstellung des Wasserzu-
flusses die Leistung genau zu regeln, wobei
m 9 | | ak ein Nebendurchlaß das Wasser bei Stillstand
} 2% des Peltonrades aufnimmt. In Abb. 2 ist
| l) NIE oben der Schaltungsplan des Hauptwerkes,
| 7 unten der der selbsttätigen Anlage dargestellt.
- l 72 Die Sammelschienenspannung von 220 V im
ee 3 j El Hauptwerk wird durch 2 kleine Transforma-
RIESTER 1 EL DE DR ZIRESE toren auf 2300 V umgeformt und nach Zu-
Dr el
74
| 76 26 ne eg eds n = :
jlnle= I ! |
In? i ji
= ee B
=
1 Sammelschienen. 11 kV, 50 Per, 17 Stromwandler,
5 zu den Wechselstrom-Sammelschie-
nen, 220 V, 19 selbsttätiges Kraftwerk,
7 Kontrollsammelschienen. 220 V, 2) Spannungsregler,
50 Per, 21 Wechselstromgenerator,
9 16 Ölschalter, 22 Wusserrad,
10 Hauptkraftwerk,
11 14 Kontrolltransformatoren (11:220,
23% V, 14 :2800:220 V), - 26 Auslösespule,
18 Spannungswandler,
23 Gleichstrom-Erregermaschine,
25 am Lager angebrachter Thermostat,
97 Motor für Nebendurchlaß.
28 Düse offen,
29, 31, 83 schließen.
30, 32, 34 öffnen,
85 Motor für untere Düse
36 Motor für obere Düse,
37, 38 Düse geschlossen,
39 Kontrollsammelschienen, 2% V.
50 Per.
Abb. 2. Schaltplan der Fernsteuerung für das selbsttätige Wasserkraft-Elektrizitätswerk
der Ontario Power Co. in Kalifornien.
816
führung zum selbsttätigen Werk wieder auf
220 V gebracht. Die 3 Begrenzungsschalter
0, D und E sind in der Stellung gezeichnet,
welche sie bei Stillsetzung einnehmen, wenn
das Nebendurchlaßventil ganz geöffnet ist.
Das automatische Werk wird angelassen, in-
dem im Hauptwerk Steuerschalter 2 betätigt
wird, wodurch das Relais 2’ im automatischen
Werk erregt und der Nebendurchlaßmotor so
angetrieben wird, daß er das Nebendurchlaß-
ventil schließt. Ehe letzteres ganz geschlossen
ist, macht der Begrenzungsschalter © Kontakt
und schließt den Stromkreis eines Motors, der
Begrenzungsschalter D und dessen Nadelventil
antreibt; letzteres wird jetzt geöffnet und läßt
Wasser in das Peltonrad einströmen. Durch
Öffnung des Steuerschalters 2 kann man den
Nebendurchlaß oder die Nadelventile in jeder
beliebigen Stellung anhalten. Bei Stillstand
und niedrigen Drehzahlen wird der Fliehkraft-
schalter 3 eingeschaltet, so daß mittels des
Relais 4 der Betätigungsschalter 6 geschlossen
und der im Erregernebenschluß angeordnete
“Widerstand A kurzgeschlossen und damit das
Ansteigen der Erregerspannung ermöglicht
wird. 15 ist ein Spannungsregler, der auf
normale Spannung regelt. Der obere Kontakt
des Kontaktvoltmeters 5 wird aufgehoben, so-
bald die Spannung ungefähr den normalen
Wert erreicht und der Kurzschluß der Spule
des Betätigungsschalters 8 wird hierdurch be-
seitigt, so daß letzterer geschlossen wird und
sich dem Widerstand A parallel legt. Sobald
der Generator sich der synehronen Drehzahl
bis auf 20%, genähert hat, öffnet sich der Zentri-
fugalschalter 3 und das Kontaktvoltmeter 5
übernimmt jetzt die Regelung. Wenn der Syn-
chronismusanzeiger des Hauptwerkes angibt,
daß der Generator in Tritt gefallen ist, wird
der Ölschalter 9 von Hand geschlossen, wo-
durch das selbttätige Kraftwerk an das Netz
angekuppelt ist. Die Belastung wird nun mit
Hilfe der Steuerschalter 2 und 13 abgeglichen.
Die Begrenzungsschalter sind für ein Über-
greifen der Arbeitsgänge zwischen Neben-
durchlaßventil und zwischen dem ersten und
dem zweiten Nadelventil eingerichtet, d.h.
ehe das Nebendurchlaßventil ganz geschlossen
ist, beginnt das erste Nadelventil sich zu
öffnen; ebenso ist es bei dem ersten und
zweiten Nadelventil. Beim Stillsetzen spielt
sich der Vorgang in umgekehrter Richtung
ab. Bei niedriger, durch Kurzschluß im
Netz bewirkter Spannung veranlaßt der
Kontaktvoltmeter 5, daß Betätigungsschalter 8
herausfällt, dadurch den Widerstand A in den
Erregernebenschluß einschaltet und so den
Kurzschlußstrom des Generators auf annähernd
den normalen Wert verringert. Bei Über-
spannung und nichtangeschlossenem selbst-
tätigem Kraftwerk, macht das Kontaktvolt-
meter Kontakt, Betätigungsschalter 8 fällt
heraus, Widerstand A wird in das Erregerfeld
eingeschaltet und die Spannung des Generators
durch Verminderung der Erregung auf einen
zulässigen Wert beschränkt. Auch hier be-
wirken heißlaufende Lager durch Vermittlung
von Thermostaten ein Stillsetzen der Anlage.
Das Peltonrad ist mit Ablenkdüsen ausgerüstet,
welche bei zu hoch ansteigender Drehzahl das
Wasser vom Rad ablenken. — Bei einem in
Aussicht genommenen selbsttätigen Kraft-
werknetz, welches sehr bald errichtet werden
soll, besteht die Absicht, verschiedene Wasser-
kräfte mit kleinem Gefälle zu nutzen, doch
wird z. Zt. erst eine Anlage mit einem Dreh-
stromgenerator für 240 kVA bei 2400 V, 60 Per
und 120 Umdr/min und Transformatoren zur
Umformung auf 22 kV erbaut. Sie wird an ein
Netz angeschlossen werden, das durch 2, durch
Dampfmaschinen angetriebenen Generatoren
von 150 kVA Leistung gespeist wird. Das
Dampfkraftwerk wird dauernd betrieben und
die Wasserkraftwerke werden selbsttätig ein-
ale wenn die Netzbelastung dies er-
ordert. Der Wasservorrat der einzelnen Hilfs-
kraftwerke reicht nur für etwa 2-stündigen
Betrieb der Generatoren bei Vollast aus und
esistin Aussicht genommen, wenn erst mehrere
Anlagen im Betrieb sind, diejenige, bei welcher
der Wasserstand am höchsten ist, zuerst zur
Unterstützung heranzuziehen. Dem Schal-
tungsschema in Abb. 3 liegen die Annahmen
zugrunde, daß dem selbsttätigen Kraftwerk
aus dem Netz Hochspannung zugeführt wird,
daß die Frequenz des Hauptwerks infolge der
Belastung auf 58 gesunken ist und daß das
Wasser im Staubecken einen solchen Stand
angenommen hat, daß der Begrenzungsschalter
A offen, B jedoch geschlossen ist. Der Fre-
quenzmotor, welcher dauernd läuft, fällt dann
in der Drehzahl entsprechend den 58 Per ab
und bewirkt dadurch, daß der Fliehkraft-
schalter geschlossen wird und den Einphasen-
motor in Gang bringt, welcher das Schnecken-
getriebe antreibt. Durch einen Hebel, den die
‚Schraube bewegt, rückt nieht nur der Punkt E
nach oben, sondern mittels Seilzugs wird auch
schalter A schließt.
Elektrotechnische Zeitschriitt. 1920, Heft 4.
ein kleiner Hebel betätigt, der Ol in den Regler-
zylinder einzuströmen gestattet, so daß die
Wasserradschütze geöffnet wird. Auf diese
Weise wird das Wasserrad und mit ihm Ge-
nerator und Erregermaschine in Betrieb ge-
setzt. Wenn die Drehzahl etwa 90% der
synehronen beträgt, schaltet der Fliehkratt-
schalter 3 ein und bewirkt hierdurch zuerst
das Einschalten des Betätigungsschalters 4
und als weitere Folge auch das der Betätigungs-
schalter,5 und 6. Hierdurch ist der Generator
an die volle Netzspannung angelegt und ferner
8
14. Oktober 1920.
die beim Ansprechen das Kraftwerk stillsetzen.
Die Relais erfordern Einstellung von Hand,
ehe das Werk ermeut in Betrieb genommen
werden kann. W. :
Elektromaschinenbau.
Drehstrommotoren mit innerer Kaskaden-
schaltung. — Bei der zuerst von Görges an-
gegebenen Drehstromkaskade wird zur Er-
zielung einer zweiten Betriebsdrehzahl einer
Asyncehronmaschine in den sekundären$ Teil
dieser eine zweite, mit der ersten mechanisch
ekuppelte Asynchronmaschine eingeschaltet.
ie letztere wird entweder vom Ständer oder,
um Schleifringe zu sparen, vom Läufer aus ge-
speist.
26
4 Blitzableiter,
8 ankommende Leitung,
9 Trennschalter mit Sicherungen,
10 3 Transformatoren, -
11 Sicherungen,
12 Transformator,
13 Kontrollsammelschienen,
60 Per,
14 Spannungsregler,
15 Relais mit Handeinstellung,
16 Thermostaten desg].
17 Wattstundenzähler,
19 Amperemeter,
29 Stromwandler,
22 öffnet Schütze,
23 schließt Schütze,
24 Auslösespule,
220 V,
; 25 Feldwiderstände,
60 Per,
18 Elektromagnetspule,
21 Kontaktamperemeter,
26. Vertikales Wasserrad,
27 Generator für 240 KVA, 2400 V,
83
28 Gleichstromerregermaschine, 10 kW
123 V,
29 Frequenzmotor,
30 Anlassen,
st Stillsetzen,
32 zum Regler,
33 Schützenmotor,
34 Mutter,
35 Schneckengetriebe,
86 Anfangsstellung,
37 Anschlag,
38 Schwimmer.
Abb. 3. Schaltplan eines Wasserkraft-Elektrizitätswerks, welches bei Spitzenlast
selbsttätig in Betrieb gesetzt wird.
der Anker der Erregermaschine an die Feld-
spulen des (Generators. Der Betätigungs-
schalter 4 verbindet auch den Tirrillregulator
mit dem Feldwiderstand, so daß der Generator
erregt wird und in Tritt fällt. Der Generator
der so an die Sammelschine geschaltet ist,
übernimmt nun, gesteuert durch den Wasser -
radregler, einen Teil der Netzlast und erhält
mit Hilfe des Tirrillregulators die Sammel-
schienenspannung auf dem gewünschten Wert.
Nach Errichtung der übrigen selbsttätigen
Kraftwerke bewirkt ein Abfall der Netz-
frequenz auf 58 Per, daß der Fliehkraft-
schalter 1 in allen selbsttätigen Werken ein-
fällt und die Wasserräder in Betrieb setzt.
Der Punkt E auf dem den Schwimmer und die
Mutter verbindenden Hebel nimmt in den
einzelnen selbsttätigen Kraftwerken infolge des
verschiedenen Wasserstandes nicht die gleiche
Lage an, da die Stellung des Schwimmers G
von dem Wasserstand des Staubeckens ab-
hängig ist, und das Werk, dessen Staubecken
den höchsten Wasserstand aufweist, wird somit
zuerst an das Netz angeschaltet. Falls jetzt
infolge der dem Hauptwerk gewährten Unter-
stützung die Frequenz auf 60 steigt, so werden
alle Kontakte 1 in den einzelnen selbsttätigen
erken, mit Ausnahme der bereits ange-
schalteten, geöffnet und die Wasserräder still-
gesetzt. Damit die Stauteiche nicht ganz ent-
leert werden, tritt Stillsetzung der selbsttätigen
Kraftwerke auch bei geringer Belastung ein;
aber auch bei beträchtlicher Belastung wird
das selbsttätige Kraftwerk stillgesetzt, falls
der Wasserstand im Staubecken niedrig ist,
in dem der Schwimmer den Begrenzungs-
halt Ist ein Werk.so infolge
niedrigen Wasserstandes ausgeschieden, so
tritt ein anderes für dasselbe ein, vorausgesetzt,
daß die Frequenz auf 58 Per sinkt. Auch hier
wieder sind Lagertemperaturrelais vorgesehen,
‚schaltung wird elektrisch
für 2 im Verhältnis 3:2 stehende Grunddreh--
Läuferspeisung — die beiden Maschinen in-
einander geschoben, so entsteht eine Maschine
mit innerer Kaskadenschaltung die sich von
der ersten Anordnung — äußere Kaskaden-
schaltung
ringeres Baugewicht vorteilhaft unterscheidet.
Die beiden Wicklungssysteme im Läufer und-
im Ständer können bei gewissen Polpaarzahl-
Verhältnissen miteinander kombiniert werden,
so daß auch an Leitungsmaterial gespart
werden kann, wodurch auch die elektrischen
Eigenschaften weiter verbessert werden. Die
ersten derartigen Schaltungen sind bereits
1907 von Hunt angegeben worden und sind in
den letzten Jahren wesentlich verbessert und
erweitert worden!). Einen Überblick über die
Fortschritte und Erfolge auf diesem Gebiete
gibtein kürzlich gehaltener Vortrag von Hunt,
aus dem das Nachstehende mitgeteilt werde.
Der Drehstrommotor mit innerer Kaskaden-
besonders günstig
zahlen. In letzter Zeit hat Hunt brauchbare
Schaltungen angegeben die auch ein Dreh-
zahlverhältnis von 3:1ergeben. Weitere Dreh-
zahlstufen können Arch zusätzliche Wick-
lungen im Ständer sowie besondere Anord-
nungen der Läuferwicklung erzielt werden;
auch die äußere Kaskadenschaltung mit Hilfe
einer polumschaltbaren Hintermaschine kann
zur weiteren Vermehrung der Stufenzahl ver-
wendet werden. Wird die Ständerwicklung
einer Asynchronmaschine mit innerer Kaska-
denschaltung an passender Stelle‘mit Gleich-
strom erregt, so wird der Asynchronmotor in
einen Synehronmotor verwandel ‚ der die
) Vgl. auch „Neue Kaskadenmotoren Baua t Sa a =
eroft-Hunt*, „Zeitschr. d. V.d.L* 1918, S. 1503, „Blectrioian
Bd. 70, 1912, 8. 497, „Eleetrieian“, Bd. 69, 1912, 8. 1068. -
Denkt man sich im zweiten Falle —
— durch wesentlich besseren Lei-
stungsfaktor, besseren Wirkungsgrad und ge-
14. Oktober 19820,
wertvolle Eigenschaft hat, mit Hilfe von
Schleifringen und Anlaßwiderständen mit
hohem Anfahrdrehmoment bei mäßiger Strom-
aufnahme anzufahren. Der Übergang vom
asynchronen zum synehronen Betrieb gestaltet
sich hier besonders einfach, da die synchrone
Betriebsdrehzahl tiefer liegt als die beim An-
lassen erreichbare Drehzahl. Die Gleichstrom-
erregung gestattet eine völlige Aufhebung der
Phasenverschiebung bzw. eine UÜberkompen-
sation, so daß namentlich bei schwachen Be-
lastungen derartige Motoren gleichzeitig als
Phasenverbesserer dienen können. Die letzte
Entwicklung dieser mit Gleichstrom erregten
Kaskadenmotoren bilden die selbstsynehroni-
sierenden Drehstromgeneratoren die ohne
Synehronisieren dem Netz zugeschaltet werden
können. Sie erhalten im Ständer zweckmäßig
eine besondere Erregerwicklung und sollen
besonders für Verbrennungsmaschinenantrieb
geeignet sein. Das Anwendungsgebiet von
Drehstrommotoren mit innerer Kaskaden-
schaltung ist sehr mannigfaltig. Hauptsächlich
kommen Antriebe von Kompressoren, Venti-
latoren, Pumpen und nicht wumkehrbaren
Walzenstraßen in Betracht. Hauptsächlich
für die letzteren liegen bereits zahlreiche Aus-
führungen für Leistungen von 100 bis 750 kW
und für ein Drehzahlverhältnis 3:2 vor. Be-
sonders gut scheint der neue Kaskadenmotor
für Fördermaschinenantriebe geeignet zu sein,
indem er wesentliche Vorteile gegenüber dem
in neuester Zeit bevorzugten einfachen Dreh-
strommotor mit Schleifringläufer und Anlaß-
widerstand aufweist. Durch die Möglichkeit
mit einfachen Mitteln 2 Grunddrehzahlen zu
erhalten werden nämlich die sonst beträcht-
lichen Verluste im Anlaßwiderstand wesentlich
vermindert und die Manöverierfähigkeit erhöht.
(Nach „Electrican‘, Bd. 84, 1920, a &
x =Ro:
Leitungsbau.
Die Verwertung der Glimmwirkung elek-
trischer Leiter zum Schutz gegen Überspan-
nungen. — Es ist verschiedentlich darauf hin,
gewiesen worden, daß das Glimmen der Hoch-
spannungsleitungen, die Koronaerscheinung-
einen sehr guten Schutz gegen- Überspan-
nungen bietet, und daß es deshalb empfehlens-
wert ist, mit der Netzspannung in die Nähe
der Anfangsspannung für das Glimmen heran-
zugehen. ird dann durch eine Überspan-
nung diese Anfangsspannung überschritten,
so setzen die Koronaverluste ein, durch die bei
ihrem bedeutenden Wachstum mit der Span-
nung beträchtliche Mengen von Überspan-
nungsenergie ausgestrahlt werden. Sinkt da-
durch die Spannung wieder ‚unter die An-
fangsspannung, so hört auch die Ausstrahlung
von Energie auf. Die Schutzwirkung der
Koronaerscheinung ist also weit besser als
etwa die von Hörnern, weil durch das, An-
sprechen des Koronaschutzes lediglich Über-
spannungsenergie abgeführt wird und dabei
keine sonstige Netzenergie verloren geht. Bei
der gewöhnlich vorhandenen Länge von Hoch-
spannungsleitungen können in kurzer Zeit
beträchtliche Mengen von Überspannungs-
energie abgeführt werden ; die Geschwindigkeit
des Auftretens und Anwachsens des Glimmens
ist so groß,*daß die Erscheinung auch bei
schnell veränderlichen Vorgängen wie Wan-
derwellen wirksam wird. Die Schutzwirkung
der Korona "kann freilich für gewöhnliche
Freileitungen nur bei sehr hohen Spannungen
verwertet werden. Für den geringsten durch
die Freileitungsnormalien zugelassenen Leiter-
querschnitt von 10 mm? und für 50 em Leiter-
abstand muß die Spannung zwischen den Lei-
tungen bei Drehstrom 60 bis 70 kV betragen,
damit Glimmen_ eintritt. Für Einphasen-
strom liegen die Verhältnisse noch ungünstiger.
Für Spannungen unter 40 kV kann deshalb
bei der “Verwendung normaler Drähte selbst
beim kleinsten zulässigen Querschnitt die
Glimmwirkung als Schutz gegen Überspan-
nungen kaum in Frage kommen. Diese Ver-
hältnisse legt R. Nagel unter Eingehen auf
die bisherigen Veröffentlichungen über die
Koronaerscheinung!) dar und schlägt vor, um
die Schutzwirkung dieser Erscheinung auch
für kleinere Spannungen anwenden zu können,
die Leitungsdrähte mit Stacheln zu besetzen?).
An Spitzen tritt ja das Glimmen schon bei
ziemlich niedrigen Spannungen ein, die An-
zahl der Spitzen muß. aber sehr groß sein,
damit schnell größere Energiemengen ausge-
strahlt werden. Versuche mit einer einzelnen
frei im Raum aufgestellten Spitze und mit
zwei einander "gegenüberstehenden Spitzen
ergaben, daß die Anfangsspannung von der
Zuschärfung der Spitzen und vom gegen-
seitigen Abstand abhängt. Bei Spitzenab-
1) Zum Beispiel „ETZ“ 1919,18. 637 u. 679.
2) Archiv f“Elektrotechnik,;Bd. 8, 8. 385.
ständen über 300 mm ist die Anfangsspan-
nung ziemlich unabhängig vom Abstand der
Spitzen, sie beträgt dann bei sehr scharfen
Spitzen etwa 8 kV effektiver Wechselspannung
und bei sehr stumpfen Spitzen etwa 15kV.
An Leitungen aus Stacheldraht wird deshalb
die Anfangsspannung von einem gewissen
Leiterabstande an nur noch wenig vom Ab-
stand abhängen, die Zuschärfung der Spitzen
wird nur bei kleineren Spannungen eine Rolie
spielen. Werden die Spitzen an Drähten ange-
bracht, so wird die Anfangsspannung für das
Glimmen der Spitzen durch deren Länge,
ihren Offnungswinkel, den Durchmesser der
Leitungsdrähte und ihren Abstand von ein-
ander bestimmt. Bei mehreren Spitzen auf
demselben Drahte hat auch der Abstand der
RE von einander sowohl in einer Längs-
als auch in einer Querschnittsebene Einfluß.
Die Versuche zeigen, daß dicke Leiter zweck-
mäßig mit längeren Spitzen versehen werden
als dünne. Im allgemeinen genügt eine Spitzen-
länge von etwa 15 mm bei dünnen und von
20 mm bei dicken Leitungsdrähten. Bei
weiterer Verlängerung der Spitzen sinkt die
Anfangsspannung nur noch wenig. Für solche
Spitzen hat der Abstand der Leitungsdrähte
von einander, falls er mehr als 300 mm be-
trägt, nur noch einen geringen Einfluß auf die
Anfangsspannung. Der Abstand der Spitzen
von einander auf demselben Leiter darf nicht
zu klein werden, da sie sich sonst gegenseitig
stören. Nach den Versuchen wird der achsiale
Abstand zweckmäßig nicht unter 20 mm und
der Winkelabstand in demselben Querschnitt
nieht unter 40 Grad gewählt. Man kann so
zur Erzielung der größten Wirkung etwa
400 Spitzen auf einem Meter Leitungsdraht
unterbringen.
Es wurde dann das Verhalten von zwei
Sorten käuflichen eisernen Stacheldrahtes, so-
genannten Duplex-und Simplex-Stacheldrahtes,
untersucht. Der erstere besaß eine Seele von
zwei Drähten mit kreisförmigem Querschnitt
(zusammen 14 mm?), der letztere hatte nur
einen Draht von quadratischem Querschnitt
mit abgerundeten Ecken (ebenfalls 14 mm?).
Beim Duplex-Draht waren allel0 cm 4 Stacheln
von 12mm Länge beim Simplex-Draht alle3cm
4 Stacheln von 20 mm Länge angebracht. Die
Dicke der Stacheln betrug bei beiden Drähten
2,2 mm, sie waren unter einem Winkel von etwa
45 Grad schräg abgeschnitten und nicht beson-
ders zugespitzt. Die Anfangsspannung für das
Glimmen der Spitzen ist Bei beiden Draht-
sorten bei parallel gespannten Leitern fast gleich
groß (Abb. 4). Bei 50 cm Drahtabstand beträgt
Volt (efekti)
2000
75000
Elektrotechnische Zeitschriit. 1920, Heit 41.
817
Überspannungen aus
eines Delonschen ochspannungs - Wechsel-
strom-Gleichrichters auf 40 kV Gleichspan-
nung aufgeladener, aus zwei Kabeln bestehen-
der Kondensator wurde plötzlich an die eine
oder an die andere der beiden Doppelleitungen
angelegt. Bei jeder einzelnen Leitung war an
ihrem offenen Ende eine Luftdrosselspule ein-
ebaut. Mit einer Kugelfunkenstrecke wurde
ie Spannung am Ende jeder Doppelleitung
‚hinter den Drosselspulen und auch die an den
Watl/m
J :
Glimmserlustejem
(einfache Leitung)
Bass
| |
Jumplex- Glarner
stacheldramt Draht |
an Somm$ |
2 . 2 er
S:
R
0 , 10000 20000 30000 0000 ‚50000 60000
Volt (effektiv)
Abb. 5. Glimmverluste bei Stacheldraht
und glattem Draht.
Drosselspulen entstehende Spannung ge-
messen. Die größte Spannung unter gleichen
Verhältnissen betrug am Ende der Stachel-
drahtstrecke etwa 58 kV, am Ende der glatten
Strecke etwa 74 kV, an einer Drosselspule bei
der Stacheldrahtstrecke etwa 7 kV, bei der
glatten Strecke etwa 17 kV. Die Funken am
Ende der glatten Strecke waren kräftig, hell-
weiß, klatschend, bei der Stacheldrahtstrecke
zeigten sich nur dünne, rötliche, knisternde
Funken.
Die Versuche zeigen, daß der Stachel-
draht befähigt ist, auch bei niedrigen Hoch-
spannungen durch Koronabildung bis zu einem
gewissen Grade Überspannungen zu mäßigen
und statische Ladungen abzuführen. Die Span-
nungen, für die er geeignet ist, liegen zwischen
10 und 30 kV. Es ist natür-
lich nicht nötig, die ganze Lei-
tung als Stacheldraht zu verle-
gen, sondern es genügen an
den wichtigen Stellen gewisse
Schutzstrecken, deren Länge
70000
Erde
sich nach der Ausführung des
Stacheldrahtes richtet und nach
den Versuchen auf einige 100 m
bis 1 km geschätzt wird. Die
Nachteile, die durch den Stachel-
draht kommen können, bestehen
einmal in einem kleinen dauern-
den Leistungsverlust, wenn die
Betriebsspannung nicht tief
abstnd genug unter der Anfangsspan-
o mo 20 0 40 500 600 0 800 300mm nung für das Glimmen liegt,
Abb.4. Anfangsspannung bei Stacheldrähten, abhängig vom Drahtabstand.
sie etwa 16 kV. Die am Markt befindlichen
Stacheldrähte sind also ohne weiteres für die
sehr häufig üblichen Betriebsspannungen von
15 bis 20kV gut brauchbar, und zwar käme
wegen seiner großen Stachelzahl in erster
Linie der Simplex-Draht in Frage. Für nie-
drigere Spannungen müßten die Stacheln mehr
zugeschärft, für höhere etwas mehr abgerundet
oder kürzer gehalten werden. Die an den
Stacheldrähten durch das Glimmen ausge-
strahlte Leistung wurde an einer 86 m langen
Doppelleitung aus Simplex-Draht gemessen.
Der Abstand der Leitungen von einander be-
trug 50 em. ‘ Zum Vergleiche wurden auch
Versuche an einer gleichlangen Doppelleitung
aus glattem Eisendraht ausgeführt. Der Durch-
messer dieser Drähte war 5 mm, ihr Abstand
ebenfalls 50 cm. Bei dem Stacheldraht be-
ginnt die Ausstrahlung bei etwa 18 kV, sie
steigt zunächst langsam bis etwa 25 kV, um
dann sehr stark anzuwachsen, wie es von den
Koronaverlusten bekanntist (Abb. 5). Die ab-
geführte Leistung beträgt bei 50 kV etwa 2,5 W
je m einfacher Leitung. Beim glatten Draht läßt
sich erst von etwa 40 kV an ein geringer Aus-
strahlungsverlust feststellen, bei 50 KV sind
die Verluste etwa 25 mal geringer als beim
Stacheldraht. Temperatur und Luftdruck
waren beitallen mitgeteilten Versuchen‘ unge-
fähr normal. An beiden Leitungen wurden
dann noch Versuche über ihr Verhalten bei |
dann in einer erhöhten Be-
lastung der Gestänge durch
das Gewicht des Drahtes und
besonders durch die Zusatzlast bei Schneefall
und Reifbildung, die auch für die Festigkeit
des Drahtes selbst gefährlich werden kann.
Auch der Winddruck ist größer. Der Verfasser
hat sich die Verwendung des Stacheldrahtes
für ungeerdete Leitungen schützen lassen!).
Die Ausbildung des Stacheldrahtmateriales hat
die Felten und Guilleaume Carlswerk A.-G.,
Köln übernommen. Praktische Erfahrungen
liegen noch nieht vor.: (R. Nagel, Archiv
für Elektrotechnik, Bd., S. 335. Wadg.
Verkehr und Transport.
Elektrisierung südafrikanischer Eisen-
bahnen. — In Ergänzung unseres kurzen Be-
richtes auf S. 100 können wir nach .‚Commerce
Reports‘ Nr. 69 vom 23. III. 20 weitere Einzel-
heiten mitteilen. Die Kosten der Elektrisierung
werden insgesamt auf über 11% Mill. £ ver-
anschlagt und zwar zu 54, Mill. für den Wagen-
park, Fahrleitung, Unterwerke usw., zu 4,4Mill.
für Kraftwerke und zu rd 2 Mill. für die Ferm-
leitungen. Die 528 km lange Strecke Durban —
Gleneoe wird voraussichtlich als erster Ab-
schnitt für den elektrischen Betrieb umge-
wandelt werden. {Im ganzen sind 165 Güter-,
9 Personenzug- und 88 Verschiebelokomotiven
!) D.R.P. Nr. 307891.
818
Elektrotechnische Zeitschriit.
14. Oktobei 1920.
1920. Heit 41.
in Aussicht genommen, ferner 136 Trieb- und
127 Anhängewagen. Die geringe Zahl der
Personenzuglokomotiven erklärt sich aus dem
Umstande, daß sie nur auf der Strecke Kap-
stadt — Touws-Fluß Verwendung finden sollen,
während für die übrigen Strecken der schwie-
rigen Kurvenverhältnisse usw. wegen Güter-
zuglokomotiven für die Personenzüge in Frage
kommen. Der Fahrdraht wird an Stahlgitter-
masten’mittels Kettenaufhängung befestigt und
kann, da mit Eisbelastung nicht zu rechnen ist,
von leichtem Querschnitt sein. Die Unter-
werke werden voraussichtlich in ähnlicher Weise
angeordnet werden, wie die ‚der Chicago-
Milwaukee - St. Paul-Eisenbahn!). Die Wahl
geeigneter Örtlichkeiten für die Kraftwerke
macht einige Schwierigkeiten, da genügende
Wassermengen für die Kondensatoren schwer
zu beschaffen sind. Es ist wahrscheinlich, daß
in Kapstadt und möglicherweise auch in
Durban Kraftwerke zur gleichzeitigen Ver-
sorgung sowohl der Stadt als auch der Bahn
errichtet werden. Für die Streeke Witbank —
Germiston— Randfontein kann die erforder-
liche Energie vielleicht von der Victoria Falls
und Transvaal Power Co. bezogen werden.
Die Energie wird den Ferınleitungen als Dreh-
strom von 50 Per und 100 kV zugeführt werden.
Der Baubeginn ist noch unbestimmt, da eine
Wahl in der südafrikanischen Union bevor-
steht und das Projekt erst nach deren Be-
endigung vom Parlament beraten werden
kann.
Eine Untergrundbahn für Bilbao. — Eine
spanische Bank hat um die Genehmigung zum
Bau einer wesentlich als Untergrundbahn aus-
zuführenden Stadtschnellßahn für Bilbao nach-
gesucht. Die Gesamtanlage soll aus zwei
Strecken von 3,5 km und 1,9 km Länge be-
stehen, die z. T. dieselben Punkte, aber auf
verschiedenen Wegen verbinden. Der Fluß
Nervion wird von der einen Strecke in
einem Tunnel, von der anderen auf einer be-
reits bestehenden Brücke gekreuzt. Die Kosten
sind auf 13 Mill. Pes. veranschlagt. Für die
Gleise ist Meterspur gewählt, weil die Bahn
mit den in Bilbao einmündenden Schmalspur-
bahnen dieser Spurweite in Verbindung ge-
bracht werden soll. In verkehrsschwachen
Stunden, besonders in der Nacht, sollen auf
der Bahn Güterzüge zwischen den Schmal-
spurbahnhöfen verkehren. (,Ztg. d. Ver. Deut-
scher Eisenbahnverw.‘, Bd. 60, 1920, S. 749.)
Elektrische Straßenkehrmaschinen. — Ne-
ben den bereits im Betriebe befindlichen elek-
trischen Sprengwagen und elektrisch betriebe-
nen Straßenwaschmaschinen?) für Asphalt-
pflaster, von denen 60 Stück laufen, sind kürz-
lich von der Berliner Stadtverwaltung 40 elek-
tromobile Straßenkehrmaschinen in Auftrag
gegeben worden. Letztere werden auf Stein-
pflaster mit elektrischen Sprengwagen zusam -
menarbeiten. Die Kosten für die Umwandlung
des Pferdebetriebes in den elektromotorischen
werden auf 1,32 Mill. M geschätzt.
Beleuchtung und Heizung.
Vortragsreihe der Deutschen Beleuchtungs-
technischen Gesellschaft. — Die von der Ge-
sellschaft während der Woche vom 13./18. Sept.
in der Technischen Hochschule zu Berlin
veranstaltete Vortragsreihe zur Ausbil-
dung von Beleuchtungsingenieuren
hatte den über Erwarten zahlreichen Besuch
von über 200 Teilnehmern aufzuweisen. Unter
den Hörern waren Ingenieure von Gaswerken,
Beamte der Eisenbahn- und Postverwaltungen
sowie der Gewerbeaufsicht besonders zahlreich
vertreten. Etwa ein Drittel der Teilnehmer
waren Auswärtige, die übrigen in Groß-Berlin
ansäßig; auch mehrere Ausländer waren betei-
ligt. Sowohl die Vorträge als auch die Übungen
und Besichtigungen fanden starke Anteilnahme.
Gleichzeitig mit der Vortragsreihe wurde in den
Räumen des Elektroteehnischen Laboratoriums
der Technischen Hochschule von 12 Firmen des
Beleuchtungsfaches eine Ausstellung ihrer
neusten und wichtigsten Erzeugnisse veran-
staltet und dadurch eine wesentliche Er-
gänzung zu den Vorträgen geboten. Ein Dis-.
kussionsabend gab Gelegenheit, das in den
Vorträgen Behandelte in angeregter Weise
näher zu erörtern. In dankbarer Anerkennung
der ihr gebotenen Gastfreundschaft hat die
Gesellschaft beschlossen, einen Teil des Rein-
ertrages der Vortragsreihe‘ der Technischen
Hochschule zu Berlin zur Förderung des be-
Be el re Unterrichtes zu über-
weisen. Um vielseitigen Wünschen entgegen-
zukommen, wird die D.B.G. die Vorträge in
erheblich erweiterter Form und durch zahl-
reiche Tafeln ergänzt, als Buch im Verlage von
!) Siehe „ETZ“ 1918, 8. 251.
?) Vgl. „ETZ“ 1912, S. 434.
kommender Fälle die allgemein abgeleiteten
Gleichungen sich sehr vereinfachen, so z. B.
bei Bestimmung der elektromagnetischen In-
duktion symmetrisch angeordneter Leitungen
auf enadıder oder von Wicklungen, die auf der
Oberfläche koaxialer Zylinder liegen. Ein-
fache Formeln für die Gegeninduktivität sym-
metrisch angeordneter ruhender Wicklungen
werden gegeben und auch einige unsymmetri-
sche Wicklungsanordnungen untersucht. Die
Darstellung gilt nicht nur für Sternspannungen,
sie läßt sich auch auf Dreieckspannungen über-
tragen. Die Anwendung wird an einem Bei-
spiel gezeigt, wobei angenommen wird, daß
eine unsymmetrische Gruppe von Transforma-
toren in A/A Schaltung auf einem symmetri-
schen Kreis arbeitet, der ein balanziertes
System speist. Zum Schluß des ersten Teils
wird der Einfluß der höheren Harmonischen
gestreift. Aus den abgeleiteten Gleichungen
folgt, daß ein symmetrisches Dreiphasensystem
mit höheren Harmonischen aus Systemen von
Harmonischen mit positiver und negativer
Phasenfolge und solchen, die in allen Win-
dungen gleiche Phasen haben, besteht. Die-
letzteren umfassen die Gruppe der dritten
Harmonischen. Diese Tatsache ist für den
Maschinenbau von Wichtigkeit. Besonders ist
zu beachten, daß bei Drehstromgeneratoren,
“die mit Dämpferwicklungen ausgerüstet sind,
die 5., 11., 17. und 23. Harmonische Ströme
in den Dämpferwicklungen hervorrufen. Da
auch die Leistung in einem Wechselstrom-
system eine periodisch wechselnde Größe ist,
R. Oldenbourg herausgeben, das etwa zur
Jahreswende zu erwarten ist. Die Teilnehmer
an der Vortragsreihe und die Mitglieder der
D.B.G. erhalten das Buch zu einem ermäßigten
Preise.
Physik und theoretische Elektrotechnik.
Anwendung der Methode symmetrischer
Koordinaten zur Lösung von Problemen in
mehrphasigen Kreisen. — L. Fortescue
macht einen Versuch!), eine allgemeine Me-
thode zur Lösung von Aufgaben in mehrphasi-
gen Kreisen abzuleiten, welche dann besondere
Vorteile bietet, wenn sie auf solehe Kreise
angewendet wird, die rotierende Maschinen
enthalten. Er geht von dem Satz aus, daß
ein System von n verschiedenen Vektoren
durch n andere Systeme von gleichen Vektoren
dargestellt werden kann, die denselben Winkel
miteinander einschließen und einen gemein-
samen Ursprung haben. Diese n symmetrischen
Systeme sind die symmetrischen Koordinaten
des gegebenen Vektorensystems und definieren
es vollständig. Es werden zunächst die Glei-
ehungen für ein System von n Vektoren ab-
geleitet und hernach die Betrachtungen ‚der
besseren Übersicht halber auf ein dreiphasiges
System beschränkt.
So wird z. B. ein dreiphasiges Vektoren-
system Ea Eb Ec durch folgende (leichungen
dargestellt:
I E:t Est Bo, Eırta = taeB: so kann sie ähnlich wie Spannung und Strom
3 a 2 durch eine komplexe Variable ausgedrückt
2 Eıt+ Es + 0.%e werden. Gleichungen für die Leistung werden
3 abgeleitet. Die Kenntnis Bi ee
5 wertes der Leistung ist von Wichtigkeit. Er
E,= Eat Es+E; Lg? Est aE6+ a’E. ist ein Maß für Ge Aufheränden dynamischen
3 3 Zugkräfte, die in Mehrphasensystemen, be-
sonders beim Auftreten unausgeglichener Span- =
nungen, beim Problem der Schwingungen eine
b2zdeutsame Rolle spielen. Im zweiten Teil #
;
NG Ea+a'’E;:+ aE: (il
| Tue ws
3
der Abhandlung wird die Anwendung der Me-
thode auf rotierende mehrphasige Kreise er-
läutert. Die Verhältnisse beim symmetrisch
gewickelten Induktionsmotor, der auf einen
unsymmetrischen Mehrphasenkreis arbeitet,
werden untersucht und Gleichungen für Span- E
nungen, Ströme, Impedanzen, Leistung und 3
me Eat m = Ee ta Eat —_ + a*’BEe
+a2 ar Ent ae
hierin ist a die komplexe Wurzel der Gleichung
x — 1] somit
> Kupferverluste des Motors gegeben. Die all- %
en a an +j sin 2" ... (2 | gemein abgeleiteten Gleichungen werden auf
3 3. 3 einige Sonderfälle angewendet und liefern
interessante Ergebnisse. Wird z. B. ein Dreh-
strommotor einphasig an eine Wechselspannung
gelegt, so verhält er sich wie zwei direkte ge-
kuppelte Motoren von denen einem die Drei-
phasenspannung S! Hab aufgedrückt wird, wäh-
rend der zweite Motor mit dem ersten in um-
gekehrter Phasenfolge in Serie liegt. Die Be-
trachtungen werden auf eine Reihe von Ma-
schinen ausgedehnt, z. B. den Synchrongene-
rator und -motor. Doch werden zunächst nur
die Synehronmaschinen mit symmetrisch ver-
teilter Erregerwicklung behandelt. Verschie-
dene Belastungsfälle werden untersucht. Ein
wichtiger Fall ist die Belastung des Synehron-
generators durch einen symmetrischen Motor.
und eine unsymmetrische Last. Eine ausführ-
liche Behandlung erfahren die Phasenum-
former. Der Phasenumformer ist ene Ma-
schine, die einphasige oder pulsierende Energie
in mehrphasige oder nichtpulsierende oder um-
gekehrt mehrphasige Energie in einphasige
umwandelt. Die Umformung ist nieht voll-
ständig, d. h. das Mehrphasensystem ist nicht
balanziert, wenn es von einer einphasigen
Quelle mittelst eines Phasenumformers ge-
speist wird. Die Phasenumformer können m
Haupt- und Nebenschlußtypen eingeteilt wer-
den. Die verschiedenen rbeitsbedingungen
werden durch Vektorendiagramme veranschau-
licht und auch rechnerisch verfolgt. Erwähnt
sei schließlich der Spannungsäusgleicher. Er
dient dazu, um in einem bestimmten Punkt
eines Mehrphasensystems die Symmetrie der
Spannungen aufrecht zu erhalten. Er kann er
aus einem Induktionsmotor und einer in
Serie geschalteten Hilfsmaschine bestehen und =
hält am Ende des Netzes bei unsymmetrischer
Impedanz desselben eine balanzierte Spannung
dadurch aufrecht, daß er einen wattlosen
Strom von negativer Phasenfolge durch das
Netz treibt. In einem Anhang wird dann,
ausgehend von den Fourierschen Reihen, in.
erweitertem Maße die im Hauptteil begonnene
Untersuchung fortgesetzt über Felder und Ss
Gegeninduktivitäten von Windungen, die sym-
metrisch oder unsymmetrisch auf emem Kem,
bzw. auf den ‚Mantelflächen zweier koaxialer 2
Zylinder verteilt sind. Die abgeleiteten Glei-
chungen gelten nicht für Maschinen mit aus-
geprägten Polen. Es werden jedoch auch für =
solche Maschinen unter gewissen Vorausset-
zungen die Feldstärke und die Gegeninduk-
tivität der Wicklungen angenähert berechnet.
£ 2 ie Bor
Gl. (1) werde in gekürzter Form geschrieben.
Ea=Esaoot+Eu,+ Ea;E5 =Eao +aE,+aB;,,
i E:=Bao+aBa-+ u:Ea,.: RS ea (3
Das System Ea Eb Ee ist aufgelöst in ein
System von drei gleichen Vektoren Eao E«o
Eao und zwei symmetrischen Dreiphasen-
systeme Ea,/a’Ea,, aPa, und Ea, aEa, a®Ea,.
Das zweite System dreht im Uhrzeigersinn,
das dritte umgekehrt. Es wird ein neues
Symbol der „Folgeoperator‘ eingeführt, das
eine gekürzte Schreibweise und erleichterte
Rechnung gestattet. Es besteht aus einer
Reihe von Wurzeln der Gleichung ar —1=0
und wird mit $ und einem Index bezeichnet,
der eine bestimmte Folge von Wurzeln be-
deutet. Für ein dreiphasiges System erhält
man folgende Wurzelreihen:
D=11,1 81500, Neo DEr Ber
und das System Ea Eb Eckann folgendermaßen
definiert werden:
S(E=S’Eao+ S!. Eau, +8? Ea, Se 1 (5
Will man das System durch den Vektor Eb
oder Ec ausdrücken, so muß man auf die rich-
tige Anwendung des „‚Folgeoperators“ achten:
SEo)=S'Eao+Sta Eu + S2aE,
- S(E.)=S' Eao+tS!aEBat S?a? E2
In gleicher Weise werden die Spannungen,
Ströme und Impedanzen von Mehrphasen-
kreisen durch Gleichungen ausgedrückt. Diese
Gleichungen, die ursprünglich, wie zu erkennen,
ist, einige Ausdehnung haben, lassen sich aber
meistens sehr vereinfachen und erhalten dann
eine übersichtliche Form und charakteristische
Symmetrie. Von besonderem Interesse ist
der behandelte Fall zweier Mehrphasensysteme
mit gegenseitiger Induktivität. Die Methode
kann auf Mehrphasensysteme beliebiger Pha-
senzahl angewendet werden, wobei es sich in
den Fällen, wo die Phasenzahl keine Primzahl
ist, empfiehlt, das System in mehrere prim-
zahlige Systeme mit gegenseitiger Induktivität
zu zerlegen; ein Neunphasensystem kann da-
nach wie 3 dreiphasige Systeme behandelt
werden. Diese Methode gewinnt in gewissen
Fällen von Unsymmetrie bssonderen Wert.
Fortescue zeigt, daß für eine Reihe oft vor-
) Nach „Proc. Am. Inst. El. Eng.“ 1918, 8. 6%.
>
liche Einweihung
14. Oktober 1820.
Fernmeldetechnik.
Einweihung der Großfunkstation Nauen. —
In Gegenwart des Reichspräsidenten, zahl-
reicher hoher Beamten des Reiches, sowie her-
vorragender Vertreter der Wissenschaft, Technik
und Industrie fand am 29. September die feier-
des Erweiterungsbaues der
Großfunkstelle Nauen bei Berlin statt, die an
diesem Tage von derErbauerin, der Gesellschaft
für drahtlose Telegraphie m. b. H. (Telefunken )
an die Drahtloser Ubersee-Verkehr A. G.
(Transradio) zu Berlin überging. Hiermit tritt
nicht nur die größte, gegenwärtig überhaupt
bestehende Großfunkanlage definitiv in den
praktischen Verkehr, sondern es gelangt zu-
gleich ein technisches Problem zum vorläufigen
Abschluß einer bald fünfzehnjährigen Ent-
wicklung.
Die erste Nauener Funkstation wurde
i. J. 1906 erbaut, besaß 10 kW Strahlungs-
energie in der von einem 100 m hohen Eisen-
mast getragenen Schirmantenne und ermög-
lichte den Verkehr mit Schiffen auf dem
Ozean auf Entfernungen von 2400 km. Im
Jahre 1909 wurde die Anlage nach dem
System der tönenden Löschfunken umgebaut
und erzielte mit 35 kW Antennenenergie eine
Reichweite von rund 4500 km. Sie wurde
damit ein wichtiges Verkehrsmittel des Deut-
schen Reiches, . das seinen telegraphischen Ver-
kehr mit den Kolonien unabhängig von frem-
den Kabelnetzen sicherstellte. In den Jahren
1911/12kam es zu einer weiteren Vergrößerung
der Station auf 100kW Antennenleistung und
Aufstellung eines Mastes von 250 m und
eines zweiten von 120 m Höhe. Durch diese
Anlage wurde der Verkehr mit Togo gesichert.
Inzwischen wurde in Nauen auch ein Hochfre-
quenzmaschinen-Sender erprobt und der Bau
einer Hochfrequenzmaschine für 100 kW An-
tennenleistung beschlossen. Der Ausbruch des
. Krieges erhöhte die Bedeutung eines der-
artigen Nachrichtenmittels, und es wurde i. J.
1915 eine Hochfrequenzmaschine von 200 kW
Antennenleistung aufgestellt; i.- J. 1916
wurde mit dem Bau je eines Maschinensenders
für 400 kW und 150kW Nutzleistung begonnen,
die Anfang 1918 in Betrieb genommen werden
konnten. An die Stelle des ursprünglich be-
nutzten Fachwerksbaus $war inzwischen
ein monumentaler Backsteinbau getreten, der-
von Geheimrat Muthesius entworfen wurde
(Abb. 6) und neben den Maschinen-, Apparat
und sonstigen Betriebsräumen einen großen
Vortragssaal enthält.
Beide Anlagen sind gegenwärtig in ihrer
Endform ausgebaut, und es befinden sich
in Nauen & drei unabhängig voneinander
benutzbare Sendestationen. Die 400 kW-
Anlage#dient dem Überseeverkehr und ist an
eine in ungefähr nordsüdlicher Richtung ver-
laufende, doppelteilige. T-artige Dachantenne
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Heit 41.
819
ersteren verlaufenden Dreieckantenne ge-
schaltet werden, deren Luftdrähte zwischen
einem 35 m hohen Turm, einem 135 m und zwei
je 150 m hohen Masten fächerartig verspannt
sind. Da wir über diese Anlagen in der „ETZ“
mehrfach berichtet haben!), so mögen diese
kurzen Angaben hier genügen, wir werden
indessen auf neue, interessante Einzelheiten
demnächst zurückkommen. In Abb. 6 ist die
Ansicht der Station und in Abb. 7 ein Blick
in den Maschinensaal gegeben. e
Die jetzige Ausrüstung der Nauener
Station besitzt eine Reichweite von 20 000 km
und ermöglicht einen Verkehr über den halben
Erdumfang. Die Hochfrequenzausrüstung der
Station dient z. Zt. in erster Linie dem priva-
ten Verkehr mit den Vereinigten Staaten
und arbeitet normalerweise ausschließlich als
Sendestation mit der Gegenstation in Chat-
ham. Unabhängig davon findet gleichzeitig
der Empfang von Telegrammen von der ameri-
kanischen Sendestation Marion durch die
Empfangsstation in Geltow?2) bei Potsdam
statt, die sich gleichfalls im Besitz der Trans-
radio-Gesellschaft, Berlin, befindet. Nebenher
besorgt Nauen den Verkehr mit den Zentren
Abr.7. Blick in den Maschinensaal der Telefunkenstation Nauen.
angeschlossen, die von zwei Masten zu je | der europäischen Länder und gibt täglich eine
260 m und vier Masten von je 125 m Höhe
getragen wird. Der 100 kW-Tonfunken-
sender und der 150 kW-Maschinensender, die
den Zeitsignal- und Wetter- bzw. den euro-
päischen ienst besorgen, können wahl-
weise auf eine zweite, ungefähr senkrecht zur
europäische und eine Überseepresse ab, die
auch in Südamerika, Brasilien, Mexiko,
Java und Ostasien vielfach aufgenommen
1) Vgl. z. B. „ETZ“ 1919, S. 665 u. 68%
») Vgl. „ETZ" 1920, 8. 41.
wird. Die durchschnittliche Tageleisstung von
Nauen bewegt sich zwischen 9000 und 10 000
Wörtern, doch läßt der weitere Ausbau der
schon vorhandenen und der angebahnten Ver-
kehrsbsziehungen ganz erhebliche‘ Steigerungen
dieser Wortleistungen erwarten.
Nach Begrüßung der zur Einweihungs-
feier erschienenen Gäste durch den Vorsitzen-
den des Aufsichtsrats von Transradio und zu-
gleich Delegierten der übergebenden Tele-
Dr. Franke, wobei er
funkengesellschaft,
Abb. 6. Ansicht der Telefunkenstation Nauen.
einen kurzen Uberblick über den Entwick-
lungsgang des bedeutenden Unternehmens gab,
‘führte Graf Arco den Weg eines Radiotele-
grammes und die Einrichtung der Station im
Film vor. Sodann sprach Reichspräsident
Ebert den Mutterfirmen Telefunken, Trans-
radio, AEG und S & H, allen Mitarbei-
tern sowie den Reichsbehörden, insbesondere
dem Reichs-Postministerium, den Dank der
Reichsregierung für die Tatkraft und Mühe aus,
mit der sie in der neuen Station Nauen eine
Stütze zum Wiederaufbau Deutschlands und
ein vorbildliiches Werk geschaffen haben,
dessen Ruf und Botschaften schon in früheren
Entwicklungsstadien und durch alle Absperrun-
gen desKrieges hindurch in alle Welt hinaus,
ja bis zu den Antipoden gedrungen waren, und
das auch in der Zukunft zuversichtlich alle
seine Aufgaben als Träger des Überseeverkehrs
Deutschlands restlos erfüllen wird.
Es sprachen dann noch der Reichspost-
minister Giesberts und Ministerialdirektor
Bredow, welch’ letzterer an der Entwicklung
dieses Unternehmens in hervorragender Weise
beteiligt war und gegenwärtig Leiter des
Reichs-Telegraphenwesens ist. Herr Bredow
brachte dann durch einen Tastendruck die
große Hochfrequenzmaschine zum Anlauf
und gab einen vom Reichspräsidenten unter-
zeichneten Rundfunkspruch ‚An alle“ auf,
welcher der ganzen Welt die Eröffnung der
Station mitteilen sollte. Nachdem sodann
die Gäste einen Rundgang durch die Stations-
anlagen unternommen und sich durch ein
Frühstück gestärkt hatten, konnten bereits
eine große Anzahl inzwischen eingegangener
Glückwunschtelegramme u. a. aus New York,
Rio de Janeiro, Santiago de Chile, Danzig,
Kopenhagen, Stockholm, Deutsch-Altenburg,
Budapest, Rom, Cartagena, Bandoeng (Java),
Shanghai und Peking verlesen werden.
t2:
Die Einwirkung magnetischer Stürme auf
unterseeische Telegraphenkabel. — Kabelstatio-
nen und Kabelschiffe müssen rechtzeitig vor
dem Eintreten magnetischer Stürme gewarnt
werden. Sie werden dadurch instandgesetzt,
Störungen im Kabelbetriebe zu vermeiden.
Solche Warnungen sollen zweckmäßig auf
drahtlosem Wege erfolgen, u. zw. auf Grund
der in den magnetischen Observatorien ange-
stellten Beobachtungen. Wenn die Aufzeich-
nung magnetischer Störungen in den Obser-
vatorien, wie das durchweg üblich ist, allein
auf dem Wege photographischer Registrierung
erfolgt, würden derartige Warnungen im all-
gemeinen zu spät kommen. E. Raymond-
Barker empfiehlt daher, für den Warnungs-
820
Elektrotechnische‘ Zeitschrift.
1920.
Heft. 41.
14. Oktober 1820.
ma [_—nmRÖRÖR[ [1 [m mm ZZ —m—m—m—m—m—m———— ———————————————— — —m—m—m— ww a» pn T,_K
dienst eine besondere subjektive Beobachtung
der Magnetometer und macht Vorschläge zur
einfachen und bequemen Anstellung derartiger
Beobachtungen.!) Ghe.
Wählerversuche in London. — Die eng-
lische Regierung rechnet bei dem für London
beabsichtigten Versuch mit dem 500-teiligen
Wähler der Western El. Co. in New York?)
damit, daß die Wähler erst im Frühjahr des
nächsten Jahres von Amerika geliefert werden
können. Es wird dann noch einige Zeit ver-
gehen, bis ihr Einbau beendet ist. Jedenfalls
soll eine eingehende Prüfung der Wähler vor-
genommen werden, bevor an eine Einführung
des Systemsin England gedacht wird. (,, Times‘
10. IX. 20.) Kr.
Krane und Förderanlagen.
Zwei Befestigungsanordnungen für Kran-
fahrleitungen. — Die Abb. 8 und 9 stellen billige
Anordnungen zur Befestigung der Speisekabel
am Fahrdraht eines 10 t-Kranes, bzw. an den
Stromzuführungsschienen eines 250 t-Kranes
dar). Im ersten Fall (Abb. 8) ergab sich eine
250mm2.-”
Lage des Stromabnehmers_
"Drehpunkt
2 Stahl
Abb. 8.
Ersparnis von etwa 1500 Dollar dadurch, daß
die Speiseleitung mit der Mitte des 120 m
langen Fahrdrahts statt mit dessen Enden ver-
bunden wurde. Die Kabelschuhe sind so an
den Fahrdraht angelötet, daß der Stromab-
nehmer sie nicht beschädigen kann. — Bei der
Zuführung für den 250 t-Kran (Abb. 9), der
Pur
16" Bolzen
h 574 ’%28”
Vs" Bolzen
Kupferplatte
und
Kupferwinkel
N
N Y
S 4%1.14%1 Material:
= a 7" Sammelschienen-
ge 4 Nabel TE
von Je 500mm?
Abb. 9.
Motoren von zusammen 450 PS besaß, wurden
vier Kabel von je 500 mm? Querschnitt
mit den Stahlschienen von 27 kg/m in der
Weise verbunden, daß, um elektrisch aus-
reichenden Kontakt zu erhalten, an letztere
Kupferplatten, an diese kupferne Winkel-
stücke und hieran schließlich die Kabel-
schuhe geschraubt wurden.
Jahresversammlungen, Kongresse,
Ausstellungen,
Deutsche Gesellschaft für Metallkunde. —
Auf der in Verbindung mit der 60. Hauptver-
sammlung des VdI. abgehaltenen Tagung der
deutschen Gesellschaft für Metallkunde am
21./22. September berichtete Prof. Dr.
\) „Electrical Review*, Bd. 86, 1920, S: 298.
V “ 1920, S
®) A. „ET. . 588.
®) „Electrical World“, Bd. 75, 1920, 8. 1321.
Fraenkel über vergütbare Aluminium-
legierungen. Gewisse magnesiumhaltige
Aluminiumlegierungen, wie z. B. Duralu-
minium, zeigen die merkwürdige Erschei-
nung, nach Erhitzung auf bestimmte 'Tempe-
raturen und darauf folgende Abschreckung
im Laufe weniger Tage wesentlich fester zu
werden, ohne an Geschmeidigkeit einzubüßen.
Diese erhöhte Festigkeit verliert sich wieder,
wenn die Legierung auf eine tiefere Tempe-
ratur als die Abschreckungstemperatur ge-
bracht wird. Die beiden angedeuteten Tem-
eraturen sind von der Zusammensetzung der
More abhängig. Mit Hilfe der Messung
der wechselnden- elektrischen Leitfähigkeit
hat man die Geschwindigkeit jenes Vorganges
unter wechselnden Bedingungen untersucht.
Die Ergebnisse der Versuche haben die Ver-
mutung nahegebracht, daß es sich hierbei um
einen chemischen Vorgang handelt.
Oberingenieur Steudel berichtete über
einfache Materialprüfungsvorrichtun-
gen, die an Stelle der teuren. Spezial-
maschinen von Professor Junkers, Dessau,
während des Krieges gebaut worden sind.
Diese Maschinen sind nieht nur für normale
Festigkeitsversuche, sondern auch zum Prüfen
von zusammengesetzten Bauteilen u. dgl.
verwendbar.
Dr. Masing behandelte die Frage der
Rekristallisation, eine Erscheinung, die bei
allen Metallen unter geeigneten Bedingungen,
besonders bei erhöhter Temperatur, auftritt.
Die Kristallkörner, aus denen die Metalle be-
stehen, wachsen und verändern ihre Eigen-
schaft und ihre Gestalt. Hierdurch erwächst
einerseits eine Gefahr für Metallgegenstände,
die: höheren Temperaturen ausgesetzt werden,
anderseits die Möglichkeit, technische Eigen-
schaften im Metall zu erzeugen. Die Vereini-
gung von kleinen Körnern zu größeren und
die Entstehung neuer Körner zwischen den
bereits vorhandenen, wurden an gewalztem
Zinn und Zink untersucht. Der Vortragende
erörterte die festgestellte Gesetzmäßigkeit und
das Wesen der Erscheinungen und wandte
diese auf die Theorie der Kaltreckung von
Metallen an.
Dr.öng. E. H. Schulz lieferte Beiträge
zur Frage des Ersatzes von Kupfer durch
andere Metalle und erwähnte u. a. den
Ersatz des Kupfers für Führungstinge an
Artilleriegeschossen durch Zink und Eisen.
Beim Eisen gelang es nach Versuchen mit
Elektrolyteisen durch die Herstellung ganz
besonders weicher und reiner Spezialeisen-
sorten, insbesondere von Krupp und der Dort-
munder Union, sowie durch Anwendung einer
besonderen Wärmebehandlung nach Prof.
Wüst, auch das im Martinofen hergestellte
Eisen an Stelle von Kupfer zu verwenden.
Dr. Mäkelt sprach über Metallersatz
bei industriellen und gewerblichen. Einrich-
tungen, wo chemische Einflüsse, besonders
solche von Säuren, einen Verschleiß von
Metallen hervorrufen. Ersatzstoffe haben sich
hier oft als ebenso brauchbar oder sogar als
brauchbarer erwiesen als das ursprünglich
verwendete Metall. So hat sich z. B. Ferro-
silizium in der chemischen Industrie einen
gesicherten Platz erworben, da es gegen
Säureangriffe weit widerstandsfähiger ist als
Eisen und selbst als Blei. Ferrosilizium ist
infolgedessen an vielen Stellen zu einem
dauernden Ersatz für Blei geworden. Auch
Steinzeug hat Eingang gefunden für Zwecke,
bei denen sonst Blei oder Rotguß gebraucht
wurden. Als Zentralstelle für die systema-
tische Durcharbeitung dieser volkswirtschaft-
lich äußerst bedeutungsvollen Fragen sollte
auf Anregung des Vortragenden die
Deutsche Gesellschaft für Metallkunde dienen.
Energiewirtschaft.
Aus der englischen Elektrizitätswirtschaft.
— Das englische Elektrizitätsgesetz!), das
bekanntlich gegenüber dem Regierungsent-
wurf durch das Parlament ziemlich weit-
gehende Abänderungen im Sinne einer Ver-
ringerung des staatlichen Einflusses erfahren
hat, bildet noch dauernd den Gegenstand
eifriger Erörterungen in der Fachpresse. Bald
wird einer noch freieren und vom Staate noch
weniger beeinflußten Gestaltung der Elektri-
zitätswirtschaft das Wort geredet, bald eine
stärkere Beteiligung des Staates gewünscht,
bald ein überwiegender Einfluß der städtischen
Interessen verlangt. Zu den letzteren Ver-
öffentlichungen gehört ein. Aufsatz über die
Nationalisierung der Elektrizitätslie-
ernst von Munro?). Der Verfasser hält
zwar die Kommunalbehörden nicht für die
geeigneten Unternehmer für die Erzeugung
') Vgl. „ETZ* 1919, 9. 461; 1920, 8. 197.
2) „The Electrician“ Bd. 84, 1920, 8.598.
und Hochspannungsverteilung über weite
Strecken, möchte aber, daß sie die in ihrem
Bezirke gelegenen Kraftwerke erwerben und
sie an die Bezirks-Elektrizitätskörperschaften
verkaufen, so daß die Kommunalbehörden
darin die Aktienmajorität erhielten. Für die
Ausgestaltung der Einrichtungen der Elektri-
zitätskommissare schlägt er neben den bis
jetzt vorgesehenen Hauptkommissaren Unter-
kommissare in den verschiedenen Bezirken
des Landes vor, die die Verbindung zwischen
den örtlichen Interessenten und den Haupt-
kommissaren in London aufrecht erhalten
sollen. Außerdem empfiehlt er die Errichtung
der im ursprünglichen Entwurf vorgesehenen,
im Gesetz aber durch eine freiere Organisa-
tion ersetzten & Bezirks - Elektrizitätskörper-
schaften (BEK). Diese BEK sollten so schnell
als möglich alle Kraftwerke erwerben und die
gesamte Elektrizitätserzeugung in die Hand
nehmen. Mit den Überschüssen in gewinn-
bringenden Gegenden soll die Versorgung
ärmerer Gegenden bestritten werden. Ebenso
will Munro den Ausbau von Hochspannungs-
leitungen und den Großverkauf an Einzelab-
nehmer und Gemeinden den
tragen. Die Stromverteilung soll den bis-
herigen Unternehmern verbleiben, u. zw. in
der Hauptsache den Kommunalbehörden, den
Privatunternehmern nur, soweit es die be-
stehenden Verträge erlauben. Gegen die Über-
antwortung der Elektrizitätswirtschaft an die
zusammengeschlossenen bestehenden Kraft-
gesellschaften und andere zugelassenen Unter-
nehmer wendet er ein, daß dies einem Privat-
monopol gleichkommen würde. Zur Finanzie-
zung und Zusammensetzung der BEK sollten
Anteile ausgegeben werden, von denen .der
Staat ein Teil, im höchsten Falle !/,, über-
nehmen müßte ;’dafür sollten die Elektrizitäts-
kommissare den Vorsitzenden und gewisse
Mitglieder oder Direktoren ernennen.
hin liegt es in Munros Plan, jeder Stadt- und
Bezirksbehörde Anteile im Verhältnis ihres
Bedarfs an elektrischer Arbeit zukommen,
etwa eingebrachte Kraftwerke dieser Körper-
schaften durch Anteile bezahlen zu lassen,
deren Gesamtheit — ein Teil wäre auch der
Öffentlichkeit zugänglich zu machen — dann
durch einen Ausschuß der BEK repräsentiert
würde. Alle Finanzvorlagen und jede größere
Ausgabe der BEK sollen durch die Elektrizitäts-
kommissare bewilligt werden.
eine entsprechende Anzahl von Anteilen jähr-
‘lich für die Arbeiterschaft ausgegeben werden,
die jedoch keinen Kapitalwert darstellen,
sondern nur einen Anspruch auf Dividende ge-
währen. Solche Dividende an die Arbeiter
und Angestellten will Munro im Verhältnis
zu ihrem Einkommen alljährlich _ ausgesetzt
‘wissen; die Arbeiterschaft soll in die BEK
Vertreter ihrer Interessen entsenden. Der
Verfasser ist der Ansicht, daß die skizzierten
Anregungen zu einer solchen Elektrizitäts-
politik ausgebildet werden könnten, wie sie
das Ziel aller einstweiligen Maßnahmen sein
müsse. .. Verderblicher Wettbewerb, mangel-
hafte Überwachung, ungenügende Verstän-
digung, der Kampf um einträgliche Gebiete
und die unzulässige Vernachlässigung der
übrigbleibenden Gegenden,
finanzielle Machen-
für private Gewinne,
BEK über-
eiter-
Weiter soll
i die Ausbeutung ;
einer Angelegenheit von allgemeinem Interesse
schaften würden ihr Ende finden. Die öffent-
liche Verwaltung würde durch die öffentliche _
Kritik gewinnen, ein weites Feld für Initiative,
Energie und frisches Zugreifen bilden, und
alles, was vernünftig sei an der Idee der.
Nationalisierung, würde seiner Erfüllung ent-
gegengeführt.
en guten Glauben des Verfassers in
allen Ehren, aber schließlich ist alles, was er
bringt, lediglich Sache seiner persönlichen
Ansicht und seines persönlichen Gefühls. Er
geht nicht von Tatsachen aus, sondern von
Wünschen und Hoffnungen; er will ausschlag-
gebende Befugnisse bei der Gestaltung der
Elektrizitätswirtschaft zum
Teil in die Hände der öffentlichen Körper-
schaften legen und den privaten Erwerbssinn
und Unternehmungsgeist ausschalten. Nach
den schmerzlichen Erfahrungen, die bis jetzt
in allen Zweigen öffentlicher Verwaltung ge-
macht worden sind, scheint die Verwirk-
überwiegenden
lichung der von Munro genährten Hoffnungen
mehr als ‚zweifelhaft.
E Inzwischen gehen die berufenen Instanzen
in England an die Ausführung des Elek-
trizitätsgesetzes.
Elektrizitätskommissare als Richtschnur für
Gemeindebehörden und Personen, die
schläge für die Verbesserung der bestehenden
Versorgungsorganisationen machen wollen, ein a
Merkblatt herausgegeben, das die Gesichts-
punkte aufzählt, nach denen die Verbesse-
rungsvorschläge formuliert werden
') „The Rlectrician“ Bd. 85, 1920, 8.111.
Zunächst haben die
or
sollen?). >:
14. Oktober 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Die im einzelnen hier zu nennen, würde zu
weit führen. „The Eleetrician‘‘ sagt zu diesem
Merkblatt sehr richtig, daß eine große Anzahl
der Angaben nur unter sehr weitgehenden
Annahmen gemacht werden kann. ament-
lich solehe über die Absatzmöglichkeit und
über den späteren Kapitalbedarf für viele
Jahre können nur höchst unsicher sein. Es ist
übrigens darauf hinzuweisen, daß dieses Merk-
blatt ja nur Anhaltspünkte für Vorschläge
geben soll und nicht etwa als ein für alle Fälle
auszufüllender Fragebogen betrachtet werden
kann. Über die weitere bisherige Tätigkeit
der Kommissare ist bereits ein ausführlicher
Bericht erschienent). Danach sind schon 6 Be-
zirke für Elektrizitätsverbände abgegrenzt, und
4 weitere werden in Kürze folgen. Ferner ist
in verschiedenen Fällen Zustimmung zur Er-
richtung bzw. Erweiterung großer Kraftwerke
nach genauer Prüfung des Bedürfnisses erteilt
worden. Besonders erwähnt werden Kraft-
werkspläne mit einer Gesamtleistungsfähig-
keit von zusammen 0,13 Mill. kW mit einer
Ausdehnungsfähigkeit auf 0,56 Mill. kW.
Weiter haben die Kommissare bereits Ent-
scheidungen über Regelung von Stromart,
Wechselzahl und Spannung sowie über gegen-
seitige Stromlieferung verschiedener Bezirke
getroffen. Den Kommissaren oblag auch die
Prüfung und Genehmigung von gemeindlichen
Anleihen für Elektrizitätszwecke ; nicht weniger
als 227 Gesuche hierfür lagen vor.
Die Fachkreise beschäftigen sich wie bei
uns eifrig mit: weiteren Vorschlägen zur Ver-
besserung der Elektrizitätswirtschaäft. In einem
Aufsatz über Wasserkräfte und das Kohlen-
problem?) wird auf die Wichtigkeit des Aus-
baues auch kleiner Wasserkräfte hingewiesen
und werden allerlei uns längst bekannte Vor-
schläge zur Ersparung von Kohlen und elek-
trischer Energie gemacht
Ein anderer Aufsatz über Vereinbarungen
für die Lieferung elektrischer Arbeit an Fa-
briken?) weist auf die große Verschiedenheit
und häufige Mangelhaftigkeit der Abmachun-
gen zwischen Elektrizitätswerken und Groß-
abnehmern hin. Es werden ‘die hauptsäch-
lichsten Gesichtspunkte, die beim Abschluß
solcher Verträge zu beachten sind, besprochen
und der Wunsch ausgedrückt, daß es viel-
leicht mit Hilfe des Elektrizitätsgesetzes
möglich sei, eine größere Einheitlichkeit auf
diesem Gebiet herbeizuführen. Namentlich
wird die Buntscheckigkeit der Tarife gezeigt
und ein Tarif mit einer Leistungsgebühr, be-
zogen auf die beanspruchte Höchstentnahme,
und eine Arbeitsgebühr mit Kohlenklausel
und erforderlichenfalls mit einer Lohnklausel
empfohlen, Vorschläge, die bei uns ebenfalls
bereits zum allergrößten Teil in der Praxis
durchgeführt sind Sgl.
Industrie und Handel.
Der Stand der gegenwärtigen Außenhan-
delskontrolle. — Die schwierige Wirtschaftslage
bedingt, daß die Bestrebungen zur Aufhebung
der Außenhandelskontrolle in verstärktem Um-
fange aufgenommen sind. So hat unter ande-
rem der Senat von Hamburg den Beschluß ge-
faßt, bei der Regierung für Aufhebung der ge-
samten Kontrolle einzutreten. Man geht von
dem Standpunkt aus, daß besonders der Kom-
missionshandel, den Hamburg betreibt, durch
die Ausfuhrabgabe, selbst wenn sie gering ist,
sehr stark belastet wird, daß weiter eine abso-
lut genaue Kontrolle nicht möglich sei, und
daß es aus diesen Gründen für das deutsche
Wirtschaftsleben günstiger sei, jede Hemmung
zu beseitigen. Auch manche Industriellen treten
für die Beseitigung ein, da eine Umgehung der
Bestimmungen durch Schieber möglich ‚sei,
und man glaubt, im Auslande bei freier Fest-
setzung der Preise z. Zt. größere Abschlüsse
tätigen zu können. Diesen Bestrebungen hat
sich der 5. Ausschuß des Reichstages in
gewissem Umfange angeschlossen. Mit Rück-
sicht auf die zunehmende Arbeitslosigkeit und
den Rückgang der Bestellungen aus dem
Auslande hatte er eine weitgehende Außer-
hebungsetzung der sozialen Abgabe in Aus-
sicht genommen.
Inzwischen ist der deutsche Kurs stark ge-
sunken, die Absatzmöglichkeiten haben, soweit
der Preis in Frage kommt, hierdurch zuge-
nommen, und die Notwendigkeit der Außer-
hebungsetzung bestand nach Ansicht des wirt-
schaftspolitischen Ausschusses des Reichswirt-
schaftsrates nicht mehr, so daß er zu etwas
abweichenden Vorschlägen gekommen ist.
1. Diejenigen Reihen des Zolltarifes, für welche
die Abgabe bereits auf 0% herabgesetzt
worden ist, bleiben bis auf weiteres ab-
gabefrei.
ı) „The Eleetrician“ Bd. 86, 1920, S. 226.
2) „The Electrician“ Bd. 85, 1920, 3. 444.
») „The Electrieian* Bd, 84, 1920, 8. 660.
Heft 41.
821
2. Solche Erzeugnisse, für welche die Ausfuhr
im August unter 50% der Ausfuhr der vor-
hergehenden 12 Monate gesunken ist, sollen
ebenfalls befreit werden. (Für die Elektro-
technik ist dieser Fall nieht eingetreten.)
3. Der Abgabentarif soll nach einem bestimm-
ten Schlüssel, der sich den Kursverhält-
nissen der Mark und der Verwendung frem-
der Rohstoffe anpaßt, durch das Reichs-
wirtschaftsministerium selbsttätig herauf-
bzw. herabgesetzt werden.
Bei den Verhandlungen, die diesem Be-
schluß vorangingen, ist es zu sehr scharfen
Auseinandersetzungen zwischen den Arbeit-
nehmern und Industrie und Handel als: Ar-
beitgeberseite gekommen, u. zw. nach meiner
Auffassung nur durch ein Mißverständnis. Die
Arbeitnehmer bestehen darauf, daß von dem
Kursgewinn, welcher dem Exporteur ohne
weiteres in den Schoß fällt, eine gewisse Abgabe
an das Reich gezahlt werden müsse. Von seiten
der Arbeitgeber wurden die schweren Hem-
mungen, die der Exporthandel durch die so-
ziale Abgabe erleidet, hervorgehoben, und es
wurde deshalb die Beseitigung gefordert. Das
Mißverständnis liegt wohl darin, daß man von
seiten der Arbeitnehmer annimmt, die Gegen-
seite wolle sich von einer Abgabe vom wirk-
lich erzielten Kursgewinn befreien, während
es dieser wohl nur darauf ankommt, die
Hemmungen zu beseitigen. Man sollte daher
nach einem Ausweg suchen, der beiden Teilen
gerecht wird und der ohne Zweifel gefunden
werden kann. 3
Die Staffelung des Abgabentarifes ist
theoretisch zweifellos das Richtige. Praktisch
wird sie jedoch zu außerordentlichen Schwie-
rigkeiten führen, da besonders der Exporteur,
welcher den Kommissionsverkauf betreibt, bei
Einführung des gestaffelten Tarifes überhaupt
keine Grundlage mehr hat, von welcher aus-
gehend, er seine Preise berechnen kann. Dieser
Ansicht haben sich die Außenhandelsstellen
und der Reichsverband der deutschen Industrie
angeschlossen. Man ist an das Wirtschafts-
ministerium herangetreten die Staffelung nicht
einzuführen. Die Frage bleibt allerdings, ob
der Kommissionsverkauf, d. h. also Einkauf
zum billigstmöglichsten Preise mit Aufschlag
einer gewissen Kommission von 5 oder 10%,
unter den heutigen Verhältnissen wünschens-
wert für die deutsche Wirtschaft ist.
Bei dieser Gelegenheit sei darauf hinge-
wiesen, daß es durchaus vermieden werden
muß, dem Auslande die soziale Abgabe direkt
in Rechnung zu stellen. Dem Sinne nach soll
diese vom Valutaübergewinn bezahlt, also vom
deutschen Verkäufer getragen werden. Die
Forderungen, die vielfach an den ausländischen
Käufer gestellt worden sind, nachträglich die
Zahlung dieser Gebühr anzuerkennen, erregen
dort nur Mißstimmung gegen Deutschland und
werden rechtlich nur in den ‚wenigsten Fällen
vertreten werden können. Überhaupt sollten
sich die deutschen Verkäufer davon frei machen,
sich bei allen Gelegenheiten hinter den Außen-
handelsstellen zu verstecken. Wenn der Liefer-
termin nicht eingehalten werden kann, so ist
die Außenhandelsstelle daran schuld; wenn
nachträgliche Preiserhöhungen gefordert. wer-
den, so wird grundsätzlich die Außenhandels-
stelle hierfür vorgeschoben. Die Verärgerung,
welche im Auslande durch dieses anscheinend
rigorose Vorgehen der deutschen Regierung er-
zeugt wird, wirkt nachteiliger als der augen-
blickliche Vorteil, welchen sich der betr. Ver-
käufer durch diese Entschuldigung vielleicht
verschafft hat. In den meisten Fällen, die zur
Kenntnis der Außenhandelsstelle der Elektro-
technik gekommen sind, hat es sich herausge-
stellt, daß Verhandlungen mit der Außenhan-
delsstelle überhaupt nicht stattgefunden haben,
sondern daß der deutsche Verkäufer ohne wei-
teres die billige Entschuldigung, die Außen-
handelsstelle sei verantwortlich, gebraucht hat.
Arthur A. Brandt.
Aus Sowjet-Rußland. — Wie der ‚‚Übersee-
dienst‘ einem Bericht entnimmt, den die Ver-
waltung der Gesellschaft für elektrische
Beleuchtung vom Jahre 1886 an den ört-
lichen Volkswirtschaftsrat erstattet hat, muß
die Lage der Petersburger Werke nahezu ver-
wahrlost genannt werden. Der Verfall der tech-
nischen Einrichtungen erstreckt sich danach
auf einen bedeutenden Teil der Anlagen. Von
den Kesseln mit Kohlefeuerung ist etwa nur
die Hälfte zur Not betriebsfähig, von 6 mit
einer Einrichtung zur Holzfeuerung versehenen
sind nur 4 brauchbar, während von den 6 auf
Naphta arbeitenden Dampferzeugern noch 5
sich in gutem Zustande befinden. Der Bericht
betont die Notwendigkeit einer grundlegenden
Erneuerung der gesamten Kesselanlage, wobei
insbesondere die mechanische Kohlenzuführung
zu berücksichtigen wäre, da deren Betriebsein-
richtungen infolge Mangels an Deckfarben
an vielen Stellen bis zu 4 mm tief von Rost zer-
fressen seien. Desgleichen erfordere das Kessel-
haus und die Turbinenanlage vollständige
Erneuerung. Der Bericht läßt durchblicken,
daß allerschnellste Abhilfe dringend notwendig
sei, weil sonst die Werke zum Stillstand ge-
langen müßten. „Wasin bezug auf die meisten
Fabrikanlagen in Rußland gesagt werden kann,
ist nach Ausführung des Berichtes auch hin-
sichtlich der Petersburger Elektrizitätswerke
zu bemerken, u. zw., daß die hauptsächlichsten
Ursachen des Verfalles in der Zeit vom Februar
bis November 1917 eingetreten sind, als unter
der Kerenski - Regierung eine vollständige
Zügellosigkeit unter den Arbeitern sich breit
zu machen begann.‘
VEREINSNACHRICHTEN,
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftsstelle: Berlin W.57, Potsdamer Str. 68.
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306.
Betr.: Kommission für Drähte und Kabel.
Die Kommission für Drähte und Ka-
bel gibt nachstehende Änderungen zu den Be-
stimmungen für’ die Übergangszeit (,„ETZ‘
1920, S. 321) bekannt:
a) Kupfernormalien.
Die im Herbst 1916 herausgegebene Be-
stimmung betreffend Änderung der $$ lund 2
der Kupfernormalien (s. „ETZ‘ 1916, $S. 489)
wird am 1. IV. 192] aufgehoben. Demnach
gelten von diesem Zeitpunkt ab wieder die
„Kupfernormalien‘ (gültig ab 1. VII. 1914),
deren Fassung in der „ETZ‘ 1914, S. 366
veröffentlicht ist.
b) Leitungen mit Zinkadern.
Die Normalien für gummiisolierte Lei-
tungen mit Zinkleitern (KGZ),
Leitungen mit imprägnierter Papier-
isolierung mit Zinkleitern (KJZ)
werden am 1. I. 1921 aufgehoben. Die Her-
stellung derartiger Leitungen ist sofort ein-
zustellen.
c) Nackte Gummiadern.
Die Normalien für nackte gummiiso-
lierte Leitungen (CG und AG) werden am
1. I. 192] aufgehoben.
d) Leitungen mit imprägnierter
Papierisolierung.
Die Normalien für Leitungen mit im-
prägnierter Papierisolierung (KJC und KJA)
werden am 1. IV. 1921 aufgehoben. Die
Herstellung derartiger Leitungen ist sofort
einzustellen (vgl. b).
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär.
Dr.-ng. G. Dettmar.
EEE EEE SEE EEE EEE TEE
SITZUNGSKALENDER.
Deutscher Verein für den Schutz des ge-
werblichen Eigentums. (Kongreß für gewerbl.
Rechtsschutz). Ingenieurhaus, Berlin, Soemmerstr. 4a:
1. 21. X. 1920, vorm. 9 Uhr,
a) Vortrag Österrieth: „Sachverständigenausschuß
im Reichsjustizministerium.*
b) Vortrag Mintz: „Reform des Patentrechts: Not-
gesetz, Erteilungsverfahren.“
c) Vortrag Mittelstaedt-Seligsohn: „Präklusiv-
frist.*
d) Vortrag Guggenheimer-Axster: „Patentge-
richtsbarkeit.*
2. 22. X. 1920, vorm. 9 Uhr, Vortrag Oster-
rieth-Rosenthal: „Reform des Warenzeichen-
rechts.*
3. 23. X. 1920, vorm. 9 Uhr, Vortrag Isay:
„Internationaler Rechtsschutz.“
Reichsbund Deutscher Technik e. V.
1. 17. X. 1920, vorm. 9 Uhr, Kassel, Weinbersstr. 6,
Murhard-Bibliothek,
a) Vortrag Jentsch: „Die Technik in der öffent-
‘ lichen Selbstverwaltung.“
b) Vortrag Kröger: „Reichswirtschaftsrat und
Technik.*
ec) Vortrag zur Nedden: „Tagesfragen aus der
Kohlenwirtschaft.“
2. 18.X, 1920, nachm. 2 Uhr, Besichtigung der
Waggonfabrik Gebr. Crede & Co, Niederzwehren
bei Kassel.
RECHTSPFLEGE.
Die rechtliche Natur des Fernsprechanschluß-
Vertrages.
Der Betriebsunfall eines Fernsprechbe-
amten gab dem ReichsgerichtVeranlassung, auf
die rechtliche Natur des Fernsprechanschlu B-
822 Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, .14. Oktober 1920.
eit 41.
würde, mir aber doch unvollkommen und kom-
pliziert erscheint. - Sie empfehlen die Ein-
führung einer zweifachen Nennleistung erstens
einer „Aussetzer-Grundleistung‘‘, die der Motor
beim Aussetzer-Nennlauf mit 25% Einschalt-
dauer abgeben kann, die auf dem Leistungs-
schild angegeben sein soll, aber vom Fabrikan-
ten nur bei der Modellprobe festgestellt zu
werden braucht, und zweitens der Leistung für
einen der normalen kurzzeitigen Betriebe, also
beispielsweise der Stundenleistung, für die
jede zu liefernde Maschine zu prüfen ist. Wie
ich höre, ist dieser Vorschlag bereits in den
Kommissionsberatungen zum Teilim Sinne der
nachfolgenden Ausführungen geändert worden.
Trotzdem wird seine Bespreehung auch an
dieser Stelle erwünscht sein, um das Interesse
weiterer Kreise zu wecken. Auch Maschinen
für Dauerbetrieb werden kurzzeitige, schwere
Überlastungen leichter ertragen können, wenn
sie ein hohes Wärmeaufnahmevermögen be-
sitzen. Trotzdem wird niemand den Vor-
schlag _ machen, in den Verbandsnormalien
außer der Dauerleistung eine kurzzeitige Nenn-
leistung vorschreiben zu wollen oder gar, daß
die kurzzeitige die alleinige Prüfleistung sein
soll. Den Verfassern muß jedoch zugegeben
werden, daß Motoren für aussetzenden Betrieb
vollkommnung in den Dienst der Telegraphie
gestellt. Bei der Umwälzung ist Köhler dafür
eingetreten, daß für die Funktelegraphie
eine besondere Abteilung im Reichspostamt
eingerichtet wurde. Den nach der Demobil-
machung auftretenden Schwierigkeiten infolge
des außerordentlich starken Telegraphen- und
Fernsprechverkehrs und der durch den Krieg
abgewirtschafteten Einrichtungen und das
durch Unterernährung geschwächte Personal
suchte Köhler in nachhaltiger Arbeit und Tat-
kraft gerecht zu werden. So faßte er sogleich
zu, als die ersten Nachrichten über die Hoch-
frequenztelegraphie und -Telephonie bekannt
wurden. Einen wichtigen Teil seiner Amts-
tätigkeit bildete die Teilnahme an den inter-
nationalen Konferenzen des Welttelegraphen-
vereins, an den Funkkonferenzen in Berlin 1903
und 1906, an der Telegraphenkonferenz in
London 1903, mit der die 50-jährige Feier des
Bestehens der Unterseetelegraphie verbunden
war. 1908 war er Chef der deutschen Dele-
gation auf der internationalen Telegraphen-
konferenz in Lissabon und hatte 1912 das
gleiche verantwortungsreiche Amt auf der
großen Funkkonferenz in London, wo man
ihn zum Präsidenten der Tarifkommission
wählte, Sein Nachfolger in der Leitung des
Vertrages einzugehen. In der Rechtslehre wird
zunächst darüber gestritten, ob bei dem Ver-
trage zwischen dem Reich und den Benutzern
seiner Post-, Telegraphen- oder Fernsprech-
einrichtungen ein bürgerlich rechtliches oder
öffentlich rechtliches Vertragsverhältnis be-
gründet wird. Ferner herrscht Streit über die
Vertragsart des Fernsprechanschluß-Vertrages,
ob nämlich ein Miet-, Dienst-, Werkvertrag
oder ein gemischter Vertrag (Miet- und Dienst-
vertrag) vorliegt.
Das Reichsgericht hat den Fernsprech-
anschluß-Vertrag in früheren Entscheidungen
als bürgerlich rechtliches Vertragsver-
hältnis angesehen. Es läßt zwar die Frage
offen, ob esim vorliegenden Streitfall wieder so
entscheiden würde, man kann dies aber unbe-
denklich annehmen. _ Über die Vertragsart
des Fernsprechanschluß-Vertrages sagt der
oberste Gerichtshof, daß er nur als ein Vertrag
besonderer Art bestimmt werden kann, der
nur in einzelnen Punkten einem Mietvertrag,
in anderen einem Dienstvertrag und wieder
in anderen einem Werkvertrag ähnlich ist.
Bemerkt sei noch, daß ein Handlungs-
gehilfe der Beklagten den Unfall durch heftiges
und mehrmaliges Drehen der Kurbel des Fern-
sprechers verschuldet hat. Der Kläger — das
at um Ari aan are ie
: Y ” i u
a re nn ei rc:
Deutsche Reich — nahm die Beklagte für die
Verletzung des Beamten in Anspruch. Das
Landgericht hat verurteilt, das Berufungs-
gericht abgewiesen, die Revision des Klägers
hatte Erfolg, so daß die Sache an das Be-
rufungsgericht zurückverwiesen wurde. Der
Streitfall zeigt also auch, welche unangenehmen
Folgen die Nichtbeachtung der Vorschriften
für den Gebrauch des Fernsprechers haben
kann. (Urteil vom 20. IV. 20, II. 422/19;
RG. E. Bd.98,282341), Dr. Pourroy.
PERSÖNLICHES,
(Mitteilungen aus dem Leserkıeise erbeten.)
Rücktritt des Geheimrats Köhler, Ministerial-
direktor im Reichspostministerium. — m
1. Oktober trat der Wirkliche Geheime Rat
Köhler, nachdem er 12 Jahre lang an der
Spitze der Telegraphenabteilung des Reichs-
Postministeriums gestanden hatte, in den Ruhe-
stand. An der erfolgreichen Erledigung der
großen Aufgaben, die der gewaltige Auf-
schwung Deutschlands seit den siebziger Jahren
des vorigen Jahrhunderts bis zum Weltkriege
auch auf dem Gebiete des Telegraphen-, Fern-
sprech- und Funkwesens mit sich brachte,
kommt ihm ein hervorragender Anteil zu. Als
xeferent für die internationale und die See-
kabeltelegraphie war er an der Schaffung des
deutschen Seekabelnetzes bedeutsam beteiligt.
Zunächst als Mitarbeiter des damaligen Mi-
nisterialdirektors Dr. Sydow und von 1908 ab
als dessen Nachfolger hat er die Herstellung
deutscher Seekabel, wie sie der Stellung
Deutschlands in der Weltwirtschaft und in der
Weltpolitik gebührte, mit zäher Ausdauer und
einer Hingabe betrieben, die Deutschland in
bezug auf die Seekabelführung fast von einem
Niehts an die vierte Stelle brachte und un-
abhängige Verbindungen mit Nord- und Süd-
amerika, Afrika und Asien schuf. 1900 wurde
das erste deutsch-atlantische, 1903/04 wurde
das zweite deutsch-atlantische Kabel Emden —
Azoren— New York, 1905 das deutsch-nieder-
ländische Kabel Menado — Jap— Guam/Schang-
hai, 1905 das Kabel Konstantza— Konstantin-
opel, 1909/13 das Kabel Emden — Teneriffa —
Monrovia—Pernambuco mit einer Zweiglinie
nach Lome (Togo) und Duala (Kamerun) ge-
legt. Die internationale Regelung der draht-
losen Telegraphie im Sinne freier Entwicklung
aller Systeme hat Köhler zunächst als Mit-
arbeiter Sydows und dann als Direktor der
2. Abteilung des Reichspostamts im Verein
mit dem verstorbenen Geheimrat Schrader und
mit der deutschen Funkindustrie bedeutsam
vorangebracht, ein Netz von Küstenstationen
an der Nord- und Ostseeküste sowie in den
Kolonien errichtet und namentlich auch die
Funkverbindung auf weite Entfernung, mit,
Nordamerika und den deutschen Kolonien in
Afrika, gefördert. Durch diese Förderung war
die drahtlose Telegraphie imstande, bei Kriegs-
ausbruch zur Warnung der Schiffe und nach
Durehschneidung unserer Seekabel zur Auf-
rechterhaltung des telegraphischen Verkehrs
mit Nordamerika und darüber hinaus wertvolle
Dienste zu leisten. Im Kriege mußte die
Reichs-Telegraphenverwaltung den starken Te-
legraphen- und Fermspreehverkehr zwischen
Heer und Heimat sowie zwischen den ver-
schiedenen Fronten und der gesamten Kriegs-
wirtschaft im weitesten Sinne vermitteln.
Fernsprechverstärker, Hughesapparat und
Siemens-Schnelltelegraph wurden in den er-
höhten Anforderungen entsprechender Ver-
Telegraphen- und
K. Strecker. Der Ministerialrat im Reichs-
Postministerium, Professor Dr. Karl Strecker,
ist zum Präsidenten für das in der Bildung be-
griffene neue Telegraphentechnische
Reichsamt, welches das Telegraphen-Ver-
suchsamt, das Telegraphen-Apparatamt, das
Funkbetriebsamtund einige andere telegraphen-
technische Dienststellen zusammenfassen wird,
ausersehen worden.
G. Giles 7.
im Alter von 54 Jahren der Direktor der
nungen.
W. Trüb, bisher Oberingenieur der St. Gal-
lisch-Appenzellischen Kraftwerke, wurde zum
Nachfolger des verstorbenen Ingenieurs H.
Wagner als Direktor des Elektrizitätswerks
Zürich ernannt.
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er-
messen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.)
Die Leistungsbewertung der Elektromotoren für 3
aussetzende Betriebe. =
Es ist zu begrüßen, daß die Herren Dr.
Adler und Schiebeler in Verbindung mit
der Revision der Verbandsnormalien diese
wichtige Frage in der „ETZ“ so vielseitig be-
leuchtet und konkrete Vorschläge für die neuen.
Maschinennormalien des „VDE“ zur allge-
meinen Erörterung gestellt haben.!) Obgleich
ich diesen Vorschlägen nicht völlig beistimmen
kann, möchte ich doch die Verfasser aufs
wärmste in ihrem Bestreben auf Wiederein-
führung des Begriffes „aussetzender Betrieb“
und Festlegung entsprechender Nennleistungen
und geeigneter Prüfvorschriften unterstützen.
Die auf kurzzeitiger Prüfung beruhende Lei-
stungsbewertung nicht kurzzeitig, sondern aus-
setzend belasteter Motoren führt häufig zur
Verwendung gänzlich ungeeigneter Modelle und
lenkt den Entwurf in falsche Bahnen. Denn
beim aussetzenden Betrieb, dessen Einschalt-
zeiten nur wenige Minuten oder Bruchteile
von Minuten betragen, hängt die Erwärmung
fast ausschließlich wie beim Dauerbetrieb von
der Wärmeabgabefähigkeit, d. h. von den
Oberflächen und der Intensität der Kühlung,
nicht aber von der Wärmeaufnahmefähigkeit,
d. h. der Masse, ab. Infolge der jetzt üblichen
falschen Bewertung und Prüfung werden auch
häufig in geschlossenen Räumen große ge-
kapselte Motoren für aussetzende Betriebe Ver-
wendet, wo wesentlich kleinere gelüftete Ma-
schinen am Platze wären. Trotz der klaren Er-
kenntnis, daß der aussetzende Betrieb nach
ihrer Definition Ie in bezug auf den Wärme-
strom dem Dauerbetrieb annähernd gleieh-
wertig ist, haben nun die Verfasser gegen
Schluß ihrer Arbeit eine Berücksichtigung auch-
des Wärmeaufnahmevermögens als notwendig
bezeichnet, unter Hinweis auf amerikanische
Erfahrungen mit gelüfteten Straßenbahn-
motoren. Sie sind so dazu gekommen, einen
Vorschlag zu machen, der zwar gegenüber der
jetzigen Praxis einen Fortschritt bedeuten
) Vgl. auch den Aufsatz von Blanc auf 8.812 dieses
Heftes,
Fernspreehwesens ist Mi-
nisterialdirektor Dr. Bredow, der die Leitung
der Abteilung für Funkentelegraphie BEN
In Freiburg 2) starb
5ociet6
Generale des Condensateurs electriques, Inge-
nieur G. Giles, bekannt durch das seinen Namen
tragende „elektrische Ventil‘ zum Schutz von
Generatoren und Kabelnetzen gegen Überspan-
und anderseits die Unbequemlichkeiten der
allgemein einer Gefährdung durch kurzzeitige
schwere Überlastung eher ausgesetzt sind als
Maschinen für Dauerbetrieb, daß daher bei
den ersteren dem Wärmeaufnahmevermögen
eine relativ größere praktische Bedeutung zu-
kommt. Immerhin bleibt die Kühlung das
hauptsächliche, die Masse das nebensächliche
Moment, und die Technik hat ein Interesse
daran, daß das Prüfverfahren den wesentlichen
Erfordernissen entspricht. Trotz der einge-
wurzelten Geflogenheiten der Bestellung und
Prüfung von Motoren für aussetzenden Betrieb
ist darauf zu dringen, daß die kurzzeitige
durch eine. Aussetzerprobe ersetzt wird. Die
vorgeschlagene doppelte Bewertung erscheint
als unnötige Komplikation, die auf jeden Fall
vermieden werden sollte. Daß der Käufer in
vielen Fällen und mit Recht auf einer zwei-
fachen Prüfung bestehen wird, wenn er einen
Motor für zweifache Nennleistung bestellt hat,
ist, vorauszusehen. Ich möchte daher als
Beitrag zu dieser Erörterung einen von mir
im Jahre 1912 gemachten Vorschlag kurz
wiederholen und ergänzen: Motoren für aus-
setzenden Betrieb sollen für einen von einer
kleinen Zahl normaler Aussetzfaktoren, z. B.
1/5 Y4, Ya, %, bestellt und aussetzend geprüft
werden. Als Aussetzfaktor eines aussetzenden
Betriebes gilt das Verhältnis _ beim)
eın aus
er periodisch ist und während der Lauf-
zeit Vollast herrscht, allgemein aber das Ver-
hältn s FR dt:J®T,_ wo der Momentanstrom,
J der. Vollaststrom ist, also das quadrierte.
Verhältnis des effektiven Stromes zum Voll-
laststrom. Die Schärfe der Belastung während
der Einschaltzeit kommt in dieser Definition
also zum Ausdruck. Für die Prüfung wird die
in Wirklichkeit wenige Minuten oder Bruch-
teile von Minuten währende Laufzeit auf
10 Minuten verlängert, um einerseits dem
störenden Einfluß der Anlauf- und Auslaufzeit
Aussetzerprüfung zu verringern. ‘Dies gilt für
alle Maschinen, ausgenommen die kleinsten
Modelle, für die 10 Minuten Laufzeit zu lang- =
wäre. Demnach besteht die Prüfung aus
Perioden entsprechend der Zahlentafel 1.
Zahlentafel 1.
Aussetzfaktor Lauf Stillstand
5 10 min 40 min
Y 1 KON 30 „
- Us 1 0 ” 20 ”„
15 1055 19-5;
Der letzte Lauf soll in allen Fällen nur
5 Minuten betragen, um trotz der großen =
Zacken in der Erwärmungskurve eines solchen
Aussetzerlaufes zum Schluß ungefähr auf den
Mittelwert der letzten. Zacken zu kommen, _
welcher der im Betrieb zu erwartenden Tem. F
peratur entspricht. Völlig einwandfrei ist
natürlich auch diese Probe nicht für alle Arten
von Motoren und Betriebe, aber ‚es handelt
sich darum, eine im Prüffeld leicht ausführ-
bare Methode zu entwickeln, welche den
wichtigsten Bedingungen allgemein Rechnung
trägt. Will man nun dem Vorschlage von
Dr. Adler und Schiebeler entsprechend auch.
dem Wärmeaufnahmevermögen noch „Rech- 5
nung tragen, so könnte man das durch eine
einfache Modifikation des obigen Prüfver-
fahrens erreichen, ohne deswegen eine doppelte
Bewertung und Prüfung einzuführen. Bei-
spielsweise könnte man die Bedin ng, daß u
die Dauer des letzten Laufes nur die Hälfte _
der sonstigen Laufzeit betragen soll, fortlassen.
Dann ist die Endtemperatur um eine halbe
P
Elektrotechnische Zeitschrift. 19206. Heft
41.
823
fluß des Wärmeaufnahmevermögens. Fest-
zusetzen wäre schließlich noch das Verhältnis
des betriebsmäßig höchst zulässigen Dreh-
momentes zum Vollastdrehmoment.
Berlin, 13. Juli 1920. Robert Pohl.
LITERATUR.
Besprechungen.
Statistik für die Betriebsjahre 1915/16,
1916/17 und 1917/18. “Bearbeitet von der
Vereinigungder Elektrizitätswerkee.V., Kom-
mission II für Statistik und wirtschaftliche
Fragen. Xund 243 8. inFolio. Zu beziehen
durch die Geschäftsstelle der V. d. E.-W.,
Berlin SW 48, Wilhelmstraße 37. Kom-
missionsverlag von Julius Springer, Berlin.
Preis geb. 60 M.
Trotz der außerordentlichen Schwierig-
keiten hat es die Vereinigung der Elektrizitäts-
werke zuwege gebracht, bereits Ende 1919 die
Statistik der ihr angehörenden Elektrizitäts-
werke für die Betriebsjahre 1915/16, 1916/17und
1917/18 erscheinen zu lassen!). Das von dem
Fachmann unliebsam empfundene Ausbleiben
der Statistik während derKriegsjahre wird nun
wett gemacht durch die außerordentlich lehr-
reiche Übersicht, die die Statistik durch die An-
einanderreihung der Ergebnisse für die drei
genannten Jahre gibt. _ Diese Übersicht ist
für die Beurteilung der Entwicklung so wert-
voll, daß an dieser Stelle der Wunsch ausge-
sprochen wird, auch in Zukunft in der Sta-
tistik die Zahlen der voraufgegangenen zwei
° Jahre mit anzuführen, auch wenn, was hoffent-
lieh nun wieder regelmäßig der Fall sein wird,
die Statistik in jedem Jahre neu erscheint.
Eine weitere Neuerung besteht darin, daß die
Werke nach der Größe ihrer Stromab-
abe in dem letzten in der Statistik aufge-
ührten Betriebsjahre in Gruppen eingeteilt
sind, und zwar in vier Gruppen mit Werken
über 25 Mill. kWh, von 10 bis 25 Mill. kWh,
von 2 bis 10 Mill. kWh und unter 2 Mill. kWh
Abgabe. Ob dieser Maßstab und seine Ein-
teilung richtig und zweckmäßig gewählt sind,
sei dahingestellt, ein sicheres Urteil dürfte
z. Zt. mit Rücksicht auf die dauernde Ver-
änderung der Verhältnisse schwer zu fällen
sein.
Der Absehnitt I ‚Allgemeines‘ zeigt die
starke Zunahme der nutzbaren Strom-
abgabe, und zwar nicht bloß bei den deut-
schen Werken, sondern auch bei den der neu-
tralen Staaten. In weit geringerem Maße ist
die Höchstleistung gestiegen. Beide Erschei-
nungen sind auf die bessere Ausnutzung in-
folge der außerordentlich starken Inanspruch-
nahme der Werke für industrielle Zwecke bei
weitgehender Einschränkung der Beleuch-
tung zurückzuführen. Nennenswerte Ver-
größerungen der versorgten Gebiete haben,
wie aus den Angaben über die Einwohner-
zahlen zu entnehmen ist, nicht stattgefunden.
Bei der nutzbaren Stromabgabe steht das
- Rheinisch - Westfälische Elektrizitätswerk,
Essen, mit 772 Mill. kWh an der Spitze; es
folgen Berlin mit 462, die Elektrowerke in
Zschornewitz mit 393, die Oberschlesischen
Elektrizitätswerke mit 337, die Bergwerksdi-
rektion Saarbrücken mit 149 und Rheinfelden
mit 100 Mill. kWh. Diese 6 Werke haben somit
im Jahre 1917/18 soviel abgegeben, wie im
Jahre 1913/14 sämtliche in der Statistik auf-
geführten deutschen Werke. :
In dem Abschnitt II „Betriebsmittel
zur Stromerzeugung und Stromfort-
leitung‘ sind wesentliche Veränderungen
gegenüber früheren Jahren nicht festzustellen.
Von wenig Ausnahmen abgesehen, hat sich
die Leistungsfähigkeit der Werke aus bekannten
Gründen nur in geringem Maße erhöht. Da-
gegen zeigen die Angaben über die Leitungs-
netze, daß nicht unbeträchtliche Leitungs-
strecken an Stelle von Kupfer mit Eisen und
Zink ausgerüstet worden sind. In dem Ab-
schnitt III verhindert die schon früher be-
klagte summarische Zusammenfassung der
Anschlußwerte irgendwelche Feststellungen
von Bedeutung. Leider ist sogar die Angabe
des gesamten Anschlußwertes unterblieben.
Diese Ziffer ist jedoch bei der Beurteilung
vieler Fragen so wertvoll, daß der Vereinigung
dringend ans Herz gelegt werden muß,
wenigstens den Gesamtanschlußwert und den
hiervon auf Kraft entfallenden Teil anzugeben.
Eine derartige Feststellung dürfte bei einiger-
maßen gutem Willen. der Werke unter allen
Umständen möglich sein. Es läßt sich ledig-
lieh überall die erhebliche. Zunahme der Ab-
nehmer feststellen und dementsprechend die
1) Inzwischen ist bereits eine neue Statistik er-
schienen. D. S.
der angeschlossenen Zähler. Trotz des all-
mählich eintretenden Mangels an Zählern ist
diese Zunahme aus naheliegenden Gründen
verhältnismäßig größer als die Zunahme der
Pauschalabnehmer.
Der Abschnitt IV „Betriebsergebnisse
der Stromerzeugung‘ spiegelt die bekannte
und oft beklagte Tatsache des Ansteigens der
Kohlenpreise und des Rückgangs der Wirt-
schaftlichkeit der Feuerungsanlagen wieder.
Warum übrigens die Vereinigung in diesem
Abschnitt für die wenigen Werke, die Ver-
brennungsmotoren noch in Betrieb halten
können, 10 fast ganz unbenutzte Rubriken
über 54 Seiten, deren Raum an anderer Stelle
der Statistik sehr gut ausgenutzt werden
könnte, leer stehen läßt, ist nicht ersichtlich ;
dies sollte abgeändert werden. i
Werke, die Verbrennungsmotoren noch be-
nutzen, können besonders zusammengestellt
werden.
In Abschnitt V ‚‚Betriebsergebnisse
| der Stromfortleitung‘ zeigt sich, nament-
lich bei kleineren Werken, der Einfluß der
Liehteinschränkung in der geringen Zunahme
der für Beleuchtungszwecke abgegebenen elek-
trischen Arbeit, vielfach sogar in einer nicht
unbeträchtlichen Abnahme, während hingegen,
namentlich bei den Werken in Gruppe I, eine
außerordentliche Zunahme der für Kraft-
zwecke abgegebenen Arbeit festzustellen ist.
So stieg z. B. in. Berlin die Kraftstromabgabe
innerhalb dreier Jahre von 80 auf 171 Mill. kWh,
während die Lichtstromabgabe von 44 auf
36 zurückging. Bei den OEW stieg die Kraft-
stromabgabe von 135 auf 372 Mill. kWh, die
Lichtstromabgabe nur von 17 auf 18,4. Auch
die. für Bahnzwecke abgegebenen Arbeits-
mengen nahmen infolge der allenthalben vor-
genommenen Betriebseinschränkungen inner-
halb der drei Jahre fast überall ab.
Bei Abschnitt VI ‚Gesamtanlage-
kosten‘ muß, wie schon früher, darauf hin-
gewiesen werden, daß entweder die Angaben
der Spalte 21 (‚abgeschrieben‘) oder der
Spalte 22 (‚‚restlicher Buchwert der Anlagen“)
überflüssig sind. Ebenso haben die Angaben
der Spalten 23 u. 24 gar keine praktische Be-
deutung. Die Angaben dieser vier. Spalten
sind übrigens mit Rücksicht auf das Soziali-
sierungsgesetz nicht unbedenklich und sollten
besser fortbleiben. Aus bereits früher ange-
deuteten Gründen sind, von wenig. Ausnahmen
abgesehen, die Gesamtherstellungskosten in
den drei Kriegsjahren nur in geringem Maße
angestiegen. ER
‚Abschnitt VII „Betriebseinnahmen“
zeigt zwar entsprechend der früher festge-
stellten Zunahme im Verbrauch elektrischer
Arbeit ein zum Teil recht beträchtliches An-
wachsen der Gesamteinnahme, dem jedoch die
Bewegung der. durchschnittlichen Einnahme
je nutzbar abgegebene Kilowattstunde nicht
entspricht. Die durchschnittlichen Einnahmen
sind vielmehr vielfach zurückgegangen,, und
nur in vereinzelten Fällen, namentlich bei
kleineren Werken in kommunalem Besitz,
sind Steigerungen der durchschnittlichen Ein-
nahmen zu verzeichnen.
Demgegenüber zeigen die Angaben des
Abschnitts VIII bereits eine sehr erhebliche
Erhöhung der Gesamtausgaben, die insbe-
sondere auf die Steigerung der Kosten des
Brennmaterials und der Unterhaltung zurück-
zuführen ist, während die Steigerung der
Löhne und Gehälter in dem Berichtszeitraum
noch nichtin gleichem Maße hervortritt. Dem-
zufolge zeigen auch die Bruttoüberschüsse
der Werke, abgesehen von denjenigen Werken,
die eine besondere Steigerung des Umsatzes
aufzuweisen haben, zum Teil schon be-
ängstigende Rückgänge, die sich, wie bekannt,
in der Folgezeit !so sehr gesteigert haben, daß
ein Eingreifen der Staatsregierung durch die
Strompreisverordinung vom 1. II. 1919 er-
forderlich wurde.
Aus den Angaben der Statistik Schlüsse
auf die künftige Entwicklung -der Werke zu
ziehen, ist umso weniger angebracht, als in
den drei Jahren, über die sich die Statistik
erstreckt, von einem Beharrungszustande nicht
gesprochen werden kann und zahlreiche äußere
Eingriffe und Ereignisse die Betriebsführung
der Werke stark beeinflußt haben. Zudem hat
das Aufhören der Kriegswirtschaft und die im
Gefolge der politischen Umwälzungen einge-
tretene ungeheure Steigerung aller Betriebs-
ausgaben und Baukosten die statistischen
Grundlagen wiederum völlig verändert. Es
sei z. B. darauf hingewiesen, daß der Jahres-
umsatz früher und noch während der Kriegs-
jahre nur ein verhältnismäßig geringer Bruch-
teil des Anlagekapitals gewesen ist, während
er heute häufig dem Anlagekapital gleich-
kommt, ja es übertrifft. Zu dieser dureh die
wirtschaftlichen Verhältnisse bedingten Un-
sicherheit kommt noch der Einfluß ‘des So-
zialisierungsgesetzes, der sich bis jetzt nur in
Die wenigen \
der unheilvollsten Weise dadurch äußert, daß
es bei zahlreichen wichtigen Unternehmungen
nieht nur jede Bautätigkeit hemmt, sondern
auch alle auf technische und wirtschaftliche
Verbesserungen gerichteten Bestrebungen
lähmt. Diese Wirkung des Gesetzes steht in
einem geradezu grotesken Gegensatz zu dem in
seiner Einleitung ausdrücklich ausgesprochenen
Zwecke ‚einer besseren Versorgung des ge-
samten Reichsgebiets mit Elektrizität“. Es
wäre endlich an der Zeit, daß das Gesetz so
um- und ausgestaltet würde, daß wenigstens
seine für die Elektrizitätswirtschaft ver-
hängnisvollen Folgen beseitigt würden.
Siegel.
Das neue Arbeitsrecht. Von Prof. Dr.
jur. W. Kaskel. XVIu. 323 S. in 8°, Ver-
lag von Julius Springer, Berlin 1920.
‚Preis 32 M, geb. 39,60 M.
Selten wird man von einem Buche mit
so gutem Rechte wie von dem vorliegenden
sagen können, daß es ein dringendes Bedürfnis
zu befriedigen geeignet ist. Denn seit den
schicksalsreichen Tagen des November 1918
ist das Arbeitsrecht, nämlich die Gesamtheit
der speziell für die Arbeitnehmer geltenden
Vorschriften, an Umfang gewaltig gewachsen
und hat einen von seiner früheren Regelung
völlig abweichenden Charakter erhalten. Auch
ist es z. Zt. in einer außerordentlich großen
Zahl verschiedener Verordnungen und Gesetze
niedergelegt, die, ohne genügende Vorbereitung
erlassen, oft schon nach ganz kurzer Zeit er-
gänzt oder abgeändert werden mußten. Vor
allem fehlte es aber bisher an jeder für den
Theoretiker oder Praktiker brauchbaren Zu-
sammenstellung des Inhalts der dies neue
Arbeitsrecht bildenden Bestimmungen. Denn
die — auch unter dem Titel ‚‚Arbeitsrecht und
Arbeiterschutz‘‘, Berlin 1919 — erschienene
Denkschrift des Reichsarbeitsministers Bauer
an die Nationalversammlung gibt nur die
sozialpolitischen Maßnahmen der Regierung
bis Ende 1919 wieder, und die an sich recht
dankenswerte und tüchtige Dissertation von
Goerrig ‚Die Rechte des Arbeiters im neuen
Deutschland‘“‘, Bonn 1919, ist heute schon
veraltet, nicht völlig fehlerfrei und nicht
übersichtlich genug.
Um so froher kann man das vorliegende
Werk begrüßen, das ein Hilfsmittel für Stu-
dium und Praxis des neuen Arbeitsrechts bilden
soll. Der Verfasser, der Berliner Universitäts-
professor Kaskel, hat sich durch seinen vor-
züglichen Grundriß des sozialen Versiche-
rungsrechts, den er 1911. zusammen mit
Sitzler herausgegeben hat, und durch eine
Reihe kleinerer, unsere Erkenntnis des AÄr-
beitsrechts vertiefender Aufsätze bei seinen
Fachgenossen großes Ansehen erworben; als
Dezernent eines städtischen Arbeitsamtes, Vor-
sitzender eines Demobilmachungsausschusses,
und Leiter eines städtischen Notstandsbe®
triebes mit über tausend Arbeitnehmern hat
er auch die meisten der in seinem neuen Buche
dargestellten Vorschriften sowohl in ihrer
behördlichen Anwendung wie in ihrer Wirkung
auf einen industriellen Betrieb kennen ge-
lernt. Kaskel beschränkt sich grundsätzlich
auf das neue Arbeitsreeht. Daher sind solche
Teile dieses Rechtszweiges, für die noch ledig-
lich die im Frieden erlassenen Satzungen
gelten, wie die den Schutz von Leben und
Gesundheit der Arbeiter bezweckenden, nicht
behandelt. Dagegen bespricht die vorliegende
Sehrift auch unter Anführung der wichtigsten,
älteren Bestimmungen eingehend die Rege-
lung der Arbeitsbeschaffung, der Arbeits-
losenfürsorge, der Arbeitszeit, der Arbeitsver-
fassung und der Arbeitsstreitigkeiten; der
sechste Teil, die Neuregelung des gesamten
Arbeitsrechts einzelner Berufsstände, dürfte
für die Leser“ dieser Zeitschrift weniger in
Betracht kommen, da es sich dabei um Land-
arbeiter, Bergleute, Heimarbeiter und Dienst-
boten handelt. Absichtlich hat Kaskel die
neuen Vorschriften über das Recht der Sozial-
versicherung beiseite gelassen, die er an
anderer Stelle, nämlich in der ‚‚Zeitschrift für
die gesamte Versicherungswissenschaft“, be-
handelt hat. Tatsächlich hätte eine Ausein-
andersetzung über die Neuerungen auf diesem,
in sich abgeschlossenen Rechtsgebiete auch
den Umfang des Werkes zu sehr vergrößert.
Es sei hier aber darauf hingewiesen, daß ‚‚die
deutsche Sozialversicherung in ihrer Gestal-
tung nach dem Kriege“ von Schmittmann
(Düsseldorf 1920) in zuverlässiger und über-
sichtlicher Art dargestellt ist.
Jedenfalls dürfte: das Ziel, welches sich
Kaskel gestellt hat, die praktische Anwendung
des neuen Rechts durch eine übersichtliche
Zusammenstellung zu erleichtern, in dem
vorliegenden Buche voll erreicht sein. Außer-
dem hat es aber auch dauernden Wert. Denn
es gliedert die Rechtsgedanken, die in der
Fülle der neuen Einzelvorschriften enthalten
824
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 41.
sind, zu einem einheitlichen System und
schafft so ein wertvolles Hilfsmittel für das.
zukünftige Arbeitsgesetzbuch und die Wissen-
schaft des Arbeitsrechts, die, wie sich auch
die politischen Verhältnisse gestalten werden,
einen der wichtigsten und für die Industrie
bedeutungsvollsten Zweige der Jurisprudenz
bilden wird. Carl Koehne.
Chemische Bilderschrift. Ein neues Lehr-
verfahren. Von J. Stahl. Mit 19 Tafeln.
79 S. in 16° Selbstverlag des Verfassers,
Öberingelheim 1919. Preis 2,50 M.
Das vorliegende Heftchen bietet die
schnurrigen Versuche eines eigenbrödlerischen
Chemielehrers, welcher redlich bemüht ist,
durch Bilder seinen Schülern das Verständnis
chemischer Dinge zu erleichtern. Das Wasser-
stoffatom z. B. wird durch eine Pfeilspitze,
das Kohlenstoffatom durch ein Kreuz, das
Natriumatom durch einen schwarzen Kreis,
das Kupferatom durch ein schwarzes Herz dar-
gestellt. Durch entsprechende Zusammen-
stellung ergeben sich die Bilder der Molcküle.
Eine solche Darstellungsweise ist an sich nicht
neu, sondern schon ‚von Dalton, dem Sehöpfer
unserer Atomtheorie, benutzt worden. Wegen
ihrer Schwerfälligkeit wurde sie durch die
Berzeliussche Art, die Atome durch Buch-
staben (z. B. Wasserstoff H) wiederzugeben,
rasch verdrängt. Auch mit seinen Verdeut-
schungen Urtel für Atom, Massel für Molekel,
Sauer für Oxyd, gehakte Metalle für Metall-
hydroxyde usw. wird der Verfasser kein Glück
haben. Wie sehr auch an sich die Beseitigung
von Fremdwörtern zu erstreben ist, so haben
doch bodenständig gewordene Fachausdrücke
sich das Bürgerrecht der ganzen Welt er-
worben. Der Verfasser quält seine Schüler
unnötig, indem er sie holperige Seitenwege
führt. K. Arndt.
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher,
Die wissenschaftlichen Grundlagen der
Elektrotechnik. Von Prof. Dr.G. Benischke.
5. verım. Aufl. Mit 602 Textabb. X\Iu 6408.
in 8%. Verlag von Julius Springer, Berlin 1920.
Preis 66 M, geb. 76 M.
Wasserkraftmaschinen.Von Dipl.-Ing. L.Quantz.
3. verb. Aufl. Mit 164 Textabb. VI und 135 S.
in 80. Verlag von Julius Springer, Berlin 1920.
Preis 10 M.
Wirklichkeitsblinde in Wissenschaft und
Technik. Von E.Meyer. 55 S. in 80, Verlag
von Julius Springer, Berlin 19%. Preis 6 M.
Meßgeräte und Schaltungen für Wechsel-
strom- Leistungsmessungen., Von Öber-
ingenieur W. Skirl. Mit 215 Abb. IVu. 2788,
in 80. Verlag von Julius Springer, Berlin 1920,
Preis geb. 26 M.
Elektrotechnische Meßkunde. Von Dr.-Fna.
P.-B. A. Linker. 3, umgearb. u. erw. Aufl. Mit
408 Textabb. VI und 571 S. in 8%. Verlag von
Julius Springer, Berlin 1920. Preis geb. 54 M.
Statistik der österreichischen Elektrizi-
tätswerke und der Elektrischen Bahnen
nebst Angaben über die E.-W. der Nach-
barstaaten. Herausgegeben vom Elektro-
technischen Verein in Wien, VI u. 91 S. in 40,
Verlag Elektrotechnischer Verein, Wien 1930,
Preis 60 K,
Doktordissertationen.
W. van Rinsum. Die Wärmeleitfähigkeit von
feuerfesten Steinen bei hohen Temperaturen sowie
von Dampfrohrschutzmassen und Mauerwerk
unter Verwendung eines neuen Verfahrens der
Oberflächentemperaturmessung. Technische Hoch-
schule München 1914.
Neue Zeitschriften.
„Le Journal de Physique et le Radium-“
Unter diesem Titel erscheint eine neue franzö-
sische Monatszeitschrift, welche entstanden ist
aus der Verschmelzung des „Journal de Physique
pure et appliquee* und der Zeitschrift „Le
Radium‘. i
ee N a EU Te und Er rn
Bezugsquellennachweis.
Frage 42. Wer liefert für die Tschecho-
Slovakei serienweise Klein-Dampfturbinen zum
Antriebe von Dynamos von 100 bis 1500 Watt,
mittels Riemen oder direkt gekuppelt ?
Frage 43. Wer liefert Draht mit guter
elektrischer Leitfähigkeit zum Einschmelzen in
Glas (Platinit) ? 3 :
- Frage 44. Wer liefert Projektionslampen
in horizontaler und vertikaler Brennlage für
250 bis 6000 Kerzen, ähnlich der Nitralampe ?
KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Aktienkurse. — Die Berliner Börse hat
im September 1920 folgende Kurse notiert:
SR
Gesellschaften En ä S
IE |-
Accumul.-Fabr., Berlin. . . . |345,—| 432, |360,
A.G.£. El.-Anlg., Berlin .. . — —_ _
A..E. G., Berlin Lew 3 271,87) 306,75/293,—
Bergmann, Berlin . . . . , . 224.25) 254,—1245,—
B. E.-W,, Berlin. @, 2. 205,25) 220,— 211, —
” » . Vorz.-A.. . . | 96,25) 100,25) 97,—
Brown, Boveri, Baden (Schweiz) | — — _
Continent. Ges,, Nürnberg . _ _ _
5 2 Vorz.-A. [108,—| 144,—|130,—
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln. . 1162,25) 200,—|200,—
„ Niederl. „ £ 221,25, 245,— 230, —
‚aa Sudam. ar ; 205,—| 225,— 225, —
„ Kabelwerke, Berlin 225,—| 290,—|270,—
Elektra, Dresden. ...... 106,—| 110,50 —
El. Licht- u. Kraft., Berlin. . |134,—| 154,— 1153, —
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin . . |1183,—| 197,75195,25
E.-W. Liegnitz, 2.00 0% 2 — = =
Bank f. el. Untern., Zürich. . |130,—| 180,—| —
Felten & Guilleaume Carlsw... |406,—| 475,—| —
Ges. f. elektr. Untern., Berlin. |155,25. 175,25 175,—
Hackethal, Hannover. . . . . |295, -| 339.50 339,50
Hamburgische E.W.. .... 125,50 148,— 138, —
Körtings Elektr.-W., Berlin. . |192,—| 235,— 235,—
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M.. 180,—| 219,—1205,—
C. Lorenz, Berlin „...,.. 359,—| 460,— 359, —
Dr. 'Paul Meyer, Berlin. . . 175,—| 195,—1191,—
Mix & Genest, Berlin . . 189,—| 236,— 217,50
Neckarwerke, Esslingen 137,—| 150,50 150,—
H:. Pöge, Chemnitz. ..... 275,—| 401,— 280, —
Rhein. El.-A. G.,, Mannheim. . |155,—| 182,— 182, —
M. Schorch & Cie., Rheydt 310,—| 460,— 449, —
Sachsenwerk, Dresden ... . . 1325,—| 376,— 376,—
Schuckert & Co., Nürnberg. . [198 — 227,— 227, —
„Siemens“ EI. Betr., Berlin. . | 90,—| 130,—|118,—
Siemens & Halske, Berlin 250,—| 848,— 317, —
Stettiner, BE. W... 0 80,— 86,—| —
Teleph.-F. Berliner, Hannover. |236,—| 239,— 289, —
Fabr.isol. Drähte (Vogel), Berlin |296,—| 368,— 352,—
WARENMARKT.
Leim. — Da die Leimerzeugung sich im
e
letzten Vierteljahr soweit gehoben hat, daß sie
nieht nur den inländischen Bedarf an Leim
vollkommen deckt, sondern bereits unter Ab-
satzschwierigkeiten leidet, ist nunmehr mit
Wirkung vom 1. X. 1920 ab die Bewirtschaf-
tung des Leimes und seiner Rohstoffe, wie
Knochen- und Leimleder, aufgehoben worden.
— ‚Chlor. Laut Bekanntmachung im ‚,Reichs-
anzeiger‘“ Nr.:221 vom 30. IX. 1920 ist die Be-
schlagnahme von Chlor mit dem 1. X. aufge-
hoben worden. — Harze und Terpentin. In
Frankreich werden augenblicklich etwa folgende
Harzpreise notiert: reines Harz 205, filtriertes
schwarzes Pech 175, nicht filtriertes schwarzes
Pech 155, Kolophonium 600, Terpentinöl 210
bis 230 Fr/100 kg, frei Bahnhof des Landes.
Terpentin zeigt sowohl am New Yorker Markt
wie in Savannah eine weitere kleine Abschwä-
chung. Am 27. IX. notierte man in Savannah
1,35 $ und in NewYork 1,46 $/Gallone. —
Petroleum und Benzin. In Amerika rechnet
man mit einer weiteren Erhöhung der Ölpreise,
da Rohöl im Augenblick ziemlich knapp ist
und auf die Rohöllieferungen bereits
mien gezahlt werden. Die rumänische Regie-
rung hat beschlossen, die Petroleumausfuhr
auch ohne Kompensation freizugeben. — In
England notierte Petroleum am Schlusse des
ersten Halbjahres 1920 25%, d für 8 Ibs
gegenüber 16%, d am Schlusse des ersten Halb-
jahres 1919. Der Preis für Benzin ist in Belgien
von neuem um 10 Fr/100 1 gefallen. Das
Liter reines Benzin stellt sich dort jetzt auf
1,80 Fr. Die deutschen Preise stellen sich im
Monat Oktober für Benzin aufıd 780 M/100 kg.
Für Petroleum werden sie in diesen Tagen vom
Reiehswirtschaftsministerium neu festgesetzt
werden. — Gummi.
in der 2. Hälfte des Monats auf einen Preisstand
herunter, wie er bisher noch nie erreicht worden
ist. Erstin den letzten Tagen trat eine mäßige
Reaktion ein. Am 4. X, wurde in London no-
tiert: Crepe I. Sorte loco 1 s 61/5 d/lb, Okto-
ber/Dezember-Verschiffung 1 s 7% d/lb und
für Jan./März-Verschiffung 1 s 71, d/lb. Am
Hamburger Markt bewegten sich die Preise
zwischen 35 und 41 M/kg für prima crepe und
34 und 38 M/kg für smoked sheets. — Baum-
wolle. Am NewYorker Baumwollmarkte hat
- preis in
hohe Prä-
£ a d Ted
*Kupfer: best selected , 105 0 0 bis 106 0:20
>* E electrolyt.. 1100 ,1400°
5 wire bars... 13 0 0 „14a 00.
x E standard, Kasse 94 5 0 „ A100
.. ».8Mor. 500.510
Zinn: standard, Kasse. . 271 10 0 „241510 2 0
n RL 3 Mon. 276 10 0 „27615 O-
vostralts, . 0.0.0. 979200209 „274. DE Oe
Blei: span.oder nichtengl. :
Weichblei. .. ;: 34-7 6 „ 3450
» gew. engl. Blockblei 365150 „, — — —
Zink: gew. Sorten... . 40 5.07, Mr
n» remelted.... , 35.00 . — ——
A engl. Swanseae .. 310 0 ee.
Die Weltmarktpreise gingen
schlußstromes
BD AL
14. Oktober 1920.
sich die nachhaltige Abwärtsbewegung .. der
Preise nach einer vorübergehenden Besserung
in der 2. Septemberhälfte weiterhin fortgesetzt.
Am Liverpooler Baumwollmarkte wurden am
1. X. für „Middlingware‘“ Oktober- bis März-
Verschiffung 17,23 bis 16,28 d/lb notiert. Am
Bremer Baumwollmarkt ließ fully middling
good colour and staple von. 53,50 am 24. IX.
auf 45 M/kg am 4. X. nach. — Seide. Um die
gegenwärtige Lage der japanischen ‚Seiden-
Bdusteie zu erleichtern, hat sich die dortige
Regierung entschlossen, dem Syndikat der
Züchter, Sinner und Exporteure 50 Mill. Yen
vorzuschießen, um den Seidenpreis nicht unter
1500 Yen für den Ballen (60 kg) sinken zu
lassen. Außerdem wurde beschlossen, die Sei-
denausfuhr auf die Hälfte zu beschränken. In-
folgedessen stieg der Marktpreis bis auf 1550
Yen/60 kg bei reger Nachfrage aus Europa.
Im Frühjahr dieses Jahres betrug der Seiden-
okohama 4000 Yen/60 kg. Die Aus-
fuhr von Seide nach Europa belief sich vom
1. VII. bis 15. IX. 1920 auf 11 949 Ballen. Die
augenblicklichen Seidenvorräte stellen sich auf
41000 Ballen. Die Preissteigerung auf dem
Yokohamaer Markt hat auch die übrigen
Märkte beeinflußt und brachte am Schluß der
vergangenen Woche, namentlich in Mailand,
größere Festigkeit und höhere Preise. In Mai-
land war besonders starke Nachfrage nach vor-
rätiger und bald lieferbarer Ware, wie Organzin
19/21 und Japan Trame 26/30. Die Nachfrage
konnte jedoch nur z. T. gedeekt werden. Für
Zwirngrege 9/11 werden bereits 400 Lire und
für Webgrege 11/13, Markenware, 420 Lire für
100 kg verlangt. Auch in Kokons fand bei.
steigenden Preisen ein lebhaftes Geschäft statt.
— Metallpreise. Die Notierungen der Vereini-
gung für die deutsche Elektrolytkupfernotiz
bzw. der Kommission des Berliner Metall-
börsenvorstandes (letztere verstehen sich ab
ie le en lan
F
KT
en ” a ie u a
7
Lager in Deutschland) lauten in M/100 kg: £
5 3
Metall 8. X. 5.X. 4
Elektrolytkupfer (wire E
bars), prompt, cif Hamburg, a
Bremen, Rotterdam . . . 2579 2568 >
R %
Raffinadekupfer 99/99,30%/, [2050 —2075'2000-—2075 E
Originalhüttenweichblei 730-740 | 725—740 €
Originalhüttenrohzink, } h
Preis im freien Verkehr . | 90-930 | 920-990
Plattenzink (remelted) von 3 3
handelsübl. Beschaffenheit | 620-680 | 610 f
Originalhüttenaluminium e: i
98/99%/, in einmal gekerb- &
ten Blöckchen . . . . 13250 330013209: -3250
dsgl. in Walz- oder Draht- ®:
barren » 13400— 3450 3350—3400
Zinn,Banka-‚Straits-Billiton- 6100-6150 61756125
Hüttenzion, mind. 90%, . . — 5850-5900
Reinnickel 98/99%, . . . 14400 - 4500144004500
Antimon-Regulus . . 900 | 900.
Silber in Barren rd. 900 fein
für 1 kg fein 1475 Mr.
An der Londoner Metallbörse wurden . E
nach „Mining Joumal“ am 1. X. 1920 für -
1 ton (1016 kg) notiert: ;
Antimon: engl. Reg. . . 52/55 £ net.
Aluminium: 98 bis 990), 165 £ (Inland);
N 185 £ (Export).
Nickel: 98 bis 990), gar. 230 £ (In- u. Ausland,
Quecksilber: f Ba
nom. für
die 75 Ibs.-Flasche. ... 18 £ 10 =.
Platin: je Unze nom. , . 590 B. Be;
In NewYork notierte Elektrolyt-
kupfer am 7. X. 1920 loko 18,50 ets/Ib.
® Netto.
Berichtigung. 5
In dem Bericht „Bereehnung des Kurz- _
in Kraftanlagen“ auf S.795 der
muß es statt kVh kVA heißen. A
a u ze z
Abschluß des Heftes: 9. Oktober 190.
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zeh me in Berlin. — Verlag von Julius 8pringer in Berlin.
825
Elektrotechnische Zeitschrif
| (Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24,
41. Jahrgang.
Berlin, 21. Oktober 1920.
Die „Elektrische Woche“ 1920 in Hannover.
Der auf der Jahresversammlung des Ver-
bandes Deutscher Elektrotechniker 1919 aus-
gesprochene Wunsch die Haupt- und Jahres-
versammlungen der verschiedenen Elektro-
fachverbände zu gleicher Zeit an einem Orte
stattfinden zu lassen, ist in den Tagen vom
22. bis 29. September in diesem Jahre in
Hannover verwirklicht worden. Fast alle in
Frage kommenden Vereine, Gesellschaften
und Verbände, waren der Anregung des VDE
gefolgt, und so gruppierten sich um eine ge-
meinsame Tagung- aller die einzelnen Haupt-,_
Ausschuß- und Vorstandssitzungen. ie
einzelnen Organisationen haben zahlreiche ge-
meinsame Interessen, so daß oftmals viele
Fragen gemeinsam behandelt werden müssen.
Hierzu soll in erster Linie die ‚Elektrische
Woche‘ dienen. Waren ferner bisher die
mehreren Verbänden angehörenden Mitglieder -
gezwungen, mehrmals im Jahre zu den ein-
zelnen Tagungen eine Reise zu unternehmen,
so können sie nun ihren Pflichten durch eine
einzige Reise nachkommen, wobei an Zeit und
Reisekosten erhebliche- Ersparnisse gemacht
werden. Die gemeinsame Tagung erfüllt
ferner die große Aufgabe, daß sich die einzelnen
Vereinigungen und ihre Mitglieder unterein-
ander noch mehr kennen lernen, als es im
täglichen geschäftlichen Verkehr möglich ist.
Wie es anläßlich der gemeinsamen Tagung
in Aussicht gestellt wurde, sollen spätere
gleiche Veranstaltungen — die nächste ‚„Elek-
trische Woche‘ wird voraussichtlich in Essen
stattfinden — mit einer Ausstellung verknüpft
werden, auf der vor allem neue Erfindungen
gezeigt werden, so daß die Elektroindustrie
Gelegenheit hat, Neuerungen kennen zu lernen
und gegebenenfalls praktisch verwerten.
Die Teilnehmerzahl der diesjährigen ‚Elek-
trischen Woche‘‘ in Hannover ist mit weit
über 1000 zu beziffern.
Die umfangreichste Tagung war die des
Verbandes Deutscher Elektrotechniker über die
hier bereits kurz berichtet worden ist.!)
Nachdem am IX. vormittags die
Vereinigung von Fabriken für Elek-
troinstallationsgegenstände eine Mit-
gliederversammlung abgehalten hatte, tagte
nachmittags die Deutsche Beleuchtungs-
technische Gesellschaft. Aus dem von
dem Vorsitzenden, Geh. Reg.-Rat Prof.
Dr. Wedding erstatteten Jahresbericht er-
gibt sich eine erfreuliche Entwicklung der
Gesellschaft und eine rege wissenschaftliche
Tätigkeit. Nach Vornahme von Wahlen und
Beschlußfassung über Teilnahme an der
nächsten ‚‚Elektrischen Woche‘, wurden
Satzungsänderungen beschlossen. Besonders
hervorzuheben ist, daß als künftiges Verbands-
organ die „Zeitschrift für Beleuchtungswesen “
ewonnen ist. Gekürzte Berichte über die
Sitzungen sollen jedoch auch in der Elektro-
teehnischen Zeitschrift und im ‚Journal für
Gasbeleuchtung‘‘ veröffentlicht werden. Die
von einem Ausschuß aufgestellten Leitsätze
für Innenbeleuchtung der Gebäude, fanden die
Genehmigung der eh Hier-
mit tritt die Gesellschaft zum ersten Male mit
einer größeren Arbeit in die Öffentlichkeit, an
der auch weitere Kreise größeres Interesse
haben. Bemerkt sei, daß sieh die Leitsätze für
Lichtquellen aller Art eignen und die Grund-
lage bilden für Sonderbestimmungen für die
einzelnen Lichtarten wie: Elektrisches Licht,
Azetylen Gas u. dgl.
Interesse erregte die Mitteilung des
Sehweizerischen Vereins der Gas- und Wasser-
fachmänner, der in einem Begrüßungsschreiben
betonte, daß er an weiteren Arbeiten auf dem
Gebiete der Beleuchtung kein Interesse mehr
hätte, da dieses Gebiet in der Schweiz voll-
ständig von der Elektrotechnik beherrscht
werde.
Im Anschluß an den geschäftlichen Teil
berichtete Herr Dr. H. Lux über seine Ver-
suche und Arbeiten über die erträglichen
Helligkeitsunterschiede auf beleuch-
1) „ETZ“ 1920, 8. 805.
teten Flächen. Die von ihm skizzierte
Untersuchungsmethode gab zu einer regen
Aussprache Veranlassung, in der der Vor-
tragende auf einige Punkte hingewiesen wurde,
die bei der Fortsetzung seiner Versuche be-
sonders beachtenswert sind.
Dr.- Sg. Halbertsma sprach darauf
über Altes und Neues vom Reflektor.
Der Bund der Elektrizitätsversor-
gungs- Unternehmungen Deutschlands,
welcher am 23. IX» seine Mitgliederversamm-
lung abhielt, befaßte sich auf dieser Tagung
in der Hauptsache mit inneren Angelegen-
heiten. Außerdem erstatteten hier Herr Dr.
Siegel Berichte ab über die Aufgaben der
Elektrizitätswerks-Unternehmungen und das
Gesetz betreffend die Sozialisierung der Elek-
trizitätswirtschaft und Herr Regierungsrat
Dr. Heck über den Stand der Arbeiten be-
treffend den Entwurf eines Reichsrahmen-
gesetzes über die Kommunalisierung von
Wirtschaftsbetrieben.
Verschiedene Fachgruppen des Zentral-
verbandes der deutschen elektrotech-
nischen Industrie hatten gleichfalls wäh-
rend der „Elektrischen Woche‘ Sitzungen.
Eine außerordentliche Mitgliederversammlung
des Zentralverbandes fand am 24. IX. statt,
in der nach Eröffnung durch den Vorsitzenden
©. F. v. Siemens Herr Dr. E. Adler in einem
Vortrag die Notwendigkeit darlegte, bei der
Durchsicht und Ausgestaltung der Vorschriften
des Verbandes Deutscher Elektrotechniker
größte Sparsamkeit anzustreben.) Die
wirtschaftlichen Verhältnisse zwingen zu einer '
Verbilligung der Fertigung, Verminderun
der Dear > Ort und Stelle
und Vermeidung von Reparaturen. Sparsam-
keit war immer nötig, aber jetzt sei geradezu
Sparwut erforderlich. Redner schilderte
ferner einige Ersparungsmöglichkeiten, insbe-
sondere knappere Leistungsbemessung, vor-
übergehende Steigerung der Leistungsfähig-
keit von Stromerzeugern, bessere Ausnutzung
der Isolierstoffe, Verbilligung der Freileitungen,
Erweiterung des Anwendungsbereichs der Kurz-
Schlußmotoren, Verbilligung der Anlasser usw.
Aus den Beispielen läßt sich der allgemeine
Schluß ziehen, daß in Zukunft eine schärfere-
Unterscheidung der Betriebsverhältnisse und
eine genauere Abgrenzung des Geltungsbe-
reichs jeder Bestimmung erforderlich sein wird.‘
Es muß vermieden werden, daß durch Verall-
gemeinerung des Geltungsbereiches von ein-
schränkenden oder verschärfenden Bestimmun-
gen eine unnötige Verteuerung der Anlagen ver-
ursacht wird. Der Vortrag wird hier noch ver-
öffentlicht werden. An der Aussprache beteilig-
ten sich der Vertreter der Vereinigung der Elek-
trizitätswerke, Direktor Passavant, Geheim-
rat Klingenberg und Direktor Hissink.
Dipl.=-ng. Kind berichtete sodann über
die vor kurzemin München stattgehabten Ver-
handlungen betreffend die Neuregelung der
Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und
Österreich. Er schilderte die Schwierigkeiten,
die bislang den Handelsverkehr mit Öster-
reich erschwerten und deren Behebung von
der Industrie gewünscht worden war. Im
Zusammenhang damit gab er einen Überblick
über die bisher neu getätigten Wirtschaftsab-
kommen, erwähnte die für die nächste Zeit
in Aussicht genommenen Verhandlungen und
regte eine baldige Stellungnahme der elektro-
technischen Industrie an für den Fall einer
Kündigung der noch bestehenden Handels-
verträge, Dabei machte er ausführlich auf
die Bestimmungen des Friedensvertrages so-
wie die sonst noch bestehenden Bindungen
aufmerksam, die die Entscheidung der bei
einer solehen Stellungnahme zu prüfenden
Frage in erster Linie beeinflussen.
In einem weiteren Bericht betonte der
Reichsbevollmächtigte der Außenhandelsstelle
der Elektrotechnik, Oberingenieur A. Brandt,
daß die Außenhandelskontrolle nur dann als
fördernd für das gesamte Wirtschaftsleben
angesehen werden könne, wenn ihre Durch-
führungsbestimmungen einfach ‘sind und s80-
mit durch ihre Einfachheit sich schnell wech-
ı) „ETZ* 1920, 8.799.
Heft 42.
selnden Verhältnissen anpassen. Die Ver-
wirklichung dieser Forderung ist stets von der
Außenhandelsstelle ee worden. Herr
Brandt berichtete sodann weiter über die Er-
gebaine der bisherigen Verhandlungen über
ie Ermäßigung der sozialen Gebühr für elek-
trotechnische Erzeugnisse, sowie die Er-
richtung einer besonderen Fachgruppe beim
Außenhandelsausschuß für Handel und Ex-
port. Er schloß mit dem Hinweis, daß nur ein
gesunder Optimismus, der zum Geschäft und
besonders zum Außenhandel nun einmal ge-
höre, über die bei der Industrie bestehenden
und voraussichtlich noch andauernden Schwie-
rigkeiten hinweghelfen könne. Zum Schluß
der Sitzung wurden geschäftliche Angelegen-
heiten, Neuwahlen usw. geregelt.
An demselben Tage fand eine Ausschuß-
sitzung des Verbandes Deutscher Elek-
tro-Installations-Firmen statt.
In der Hauptversammlung der Vereini-
gung elektrischer Spezialfabriken, die
für den 25. IX. angesetzt war, kamen im
wesentlichen geschäftliche Angelegenheiten zur
Verhandlung, u. a. wurden hier die auf der
Leipziger Messe zutage getretenen Mißstände
einer Erörterung unterzogen.
Ebenfallsnach Hannover hatte die jüngste
elektrotechnische Fachvereinigung, der „Ver-
band Deutscher Reparaturwerke
(Relma),‘‘ seine erste Hauptversammlung
berufen. Der Vorsitzende des Verbandes, Herr
Ing.Raskop entwickelte dabei ein ausführliches
er ann des neuen Verbandes. In
dem geschäftlichen Teil berichtete Herr Syn-
dikus Stroinski über die bisherige Entwick-
lung, und es wurde nach einem Bericht von
Herrn Ehlers die Gründung von Bezirks-
vereinen und ÖOrtsgruppen beschlossen. Aus
der Tagung ist noch besonders hervorzuheben,
daß es als eine Aufgabe des Verbandes be-
zeichnet wird, den Bau eines ‚Verbands-
motors‘‘ durchzuführen, dessen Einzelteile in
Teilherstellung möglichst von Verbandsmit-
gliedern gefertigt werden sollen, So daß der
Zusammenbau, die Herstellung der Wicklung
und die Prüfung von den einzelnen Mitgliedern
erledigt werden könne. Die ganze Fabrika-
tion soll dabei unter Kontrolle des Verbandes
stehen. Ob die Hoffnungen, die an die Schaf-
fung eines derartigen Unternehmens geknüpft
sind, von Erfolg sein werden, ist allerdings
zu bezweifeln, da die vielseitigen Erfahrungen
der Spezialfirmen in vorliegendem Falle kaum
berücksichtigt werden können. Den Teil-
nehmern wurde ferner eine Ankerwickel-
maschine, Patent Ritter, vorgeführt, sowie
einige Proben moderner Filmreklame,
Der Installationstechnische Ver-
band hatte ebenfalls am 25. IX. seine erste
Hauptversammlung, in der ein neuer Satzungs-
entwurf zur Annahme kam. Hauptsächlich
wurde die weitere Entwicklung des Verbandes,
der alle am Installationswesen interessierte
Kreise, Installateure, Fabrikanten, Elektrizi-
tätswerksangestellte umfaßt, eingehend be-
sprochen. In der vorhergehenden öffentlichen
Sitzung hielt Herr F. Hoppe, Berlin, einen
sehr bemerkenswerten Vortrag über die tech-
nische Ausbildung und Fortbildung der Elektro-
praktiker, der zu einer lebhaften Diskussion
Veranlassung gab. Redner verstand es,. in
seinen, auf eigene Praxisin der von ihm geleite-
teten Schule sowie auf seinen Erfahrungen in
maßgebenden Stellungen bei Elektro-Groß-
firmen beruhenden Ausführungen diese die
Fachleute seit langem beschäftigenden wich-
tigen Fragen erschöpfend und klar zu behandeln.
Im ersten Teil seines Vortrages behandelte er
die Berufsvereinigung, die wünschenswerte
Vorbildung und den Ausbildungsgang der
Lehrlinge, während er im zweiten Teil seines
Vortrages die Fortbildung der Elektroprak-
tiker besprach. Ausführlicher Bing der Vor-
tragende auf die Lehrlingsschulung bei der All-
gemeinen Elektrieitäts-Gesellschaft und die
dabei gewonnenen Erfahrungen ein und teilte
im zweiten Teil seines Vortrages seine Beob-
achtungen in den Fortbildungsbestrebungen be-
reits in der Praxis befindlicher Monteure mit.
Redner kam auch kurz auf die Eignung und
826
Elektrotechnische : Zeitschrift.
1920. Heit 42,
21. Oktober 1920.
Bewährung von Frauen im Installationsbüro
unter Hinweis auf einen von ihm früher dazu
im „Elektrotechnischen Anzeiger‘ veröffent-
lichten Aufsatz zu sprechen.
Die Ausschüsse C und F des Vereins
Deutscher Straßenbahnen, lein-
bahnen und Privat - Eisenbahnen e. V.
hielten am 27. IX. eine Sitzung ab, die zu der
Frage der Kabelverlegung im elektrischen
Straßenbahnwagen Stellungnahm und folgende
Beschlüsse faßte: Die Verlegung der Fahr-
stromleitungen erfolgtin Einzelleitungen u. zw.
im Wageninnerın an den Seitenwänden,
unter den Bänken in Holzverkleidung. Auch
unter den Plattformen sind die Kabel einzeln :
zu verlegen und mit Schutzbrettern gegen
Schmutz und Salzwasser zu schützen. e-
sondere Sorgfalt ist auf die Durchführung der
Kabel vom Wageninnern unter der Tür hin-
durch zu verwenden, weil sich an dieser Stelle
durch die Türrille stets Wasser ansammelt.
Spleisstellen sind in den Fahrstromleitungen
unter allen Umständen zu vermeiden, die Ver-
legung von Klemmkasten und Klemmleisten
wird empfohlen. Ebenso sind Lötungen ohne
Anwendung von Säuren und mit größter Sorg-
falt auszuführen. Die Anfahrwiderstände sind
im allgemeinen auf dem Dache unterzubringen,
zu denen die Leitungen nicht in den Eck-
säulen, sondern zwischen den Fenstern hoch-
zuführen sind. In besonderen Fällen können
die Anfahrwiderstände auch unter dem Boden
angebracht werden, wenn z. B. infolge großer
Wagenlängen genügend Platz vorhanden ist.
Die Liehtleitung wird in Zukunft nicht mehr
auf dem Dach, sondern im Wageninneın ver-
legt, um das Durchbohren der Wagendecke zu
vermeiden. Die Sicherungen und Schalter für
die Fe non anlage werden in zwei übereck
angebrachten Lichtschaltkasten vereinigt. Die
Zusammenfassung von Licht- und BESIISKUDD:
lung ist erwünscht, jedoch befriedigten die bis-
herigen Konstruktionen nicht. Bei ge-
schlossenen Plattformen ist die Lichtkuppe-
lung unten anzubringen u. zw. aus der
Mitte versetzt, damit sie nicht durch den
Fahrschalter verdeckt wird. Die Verbindungs-
kabel zwischen den Wagen sind gegen das
Herabfallen in den Schmutz und gegen das
Verlieren zu schützen.
Die Vereinigung der Hochschul-
lehrer für Elektrotechnik, die auch schon
in früheren Jahren stets im Anschluß an die
Jahresversammlungen des Verbandes Deutscher
Elektrotechniker Sitzungen abgehalten hatte,
befaßte sich in ihrer diesjährigen Tagung
mit der Erledigung verschiedener Fragen aus
früheren Verhandlungen. Der Verein Beraten-
der Ingenieure hatte ebenfalls seine diesjährige
Haupttagung nach Hannover im Anschluß an
die Elektrische Woche verlegt. Zur Verhand-
lung standen hier ausschließlich innere Ange-
legenheiten.
Als letzte Tagungen fanden die Haupt-
versammlungen der Elektro-Großhändler-
Vereinigung Deutschlands und der erst
vor kurzem gegründeten Interessengemein-
schaft Deutscher Elektro-Großhändler
und Exporteure statt.
Die am 26. IX. für alle Vereine und Ver-
bände angesetzte Veranstaltung vereinte alle
Teilnehmer in dem prächtigen en, der
Stadthalle. Nach den Begrüßungsworten des
Vorsitzenden des Verbandes Deutscher Elek-
trotechniker, Dr.-“ng. e. h. Voi gt, über-
brachte Ministerialdirektor Dr. Bredow den
Willkommengruß des Reichspostministeriums,
sowie der Reichsregierung und der Reichs-
und Staatsbehörden.
Dr. Bredow stellte sich bei dieser Ge-
legenheit den Fachgenossen als Leiter des
gesamten Deutschen Telegraphen- und Fern-
sprechwesens vor und entwickelte einge-
hend sein Programm für die Reform des 7 -
legraphen- und Fernsprechwesens. Er hob
hervor, daß der Postminister und seine Mit-
arbeiter sich völlig darüber klar sind, daß die
Wiederherstellung eines zuverlässigen Tele-
graphen- und Fernsprechdienstes zwar die
erste und wichtigste, aber keineswegs die
einzige Aufgabe der Verwaltung ist. Die
Finanzlage des Reichs und der sich ständig
vergrößernde Fehlbetrag der Postverwaltung
zwingen vielmehr zur weitgehenden Einfüh-
rung privatwirtschaftlicher Geschäftsmethoden.
Wenn Post und Telegraphie sich in absehbarer
Zeit wieder selbst erhalten sollen, muß ihre
Tätigkeit auch entsprechend der Geldent-
wertung bezahlt werden. Für die natürliche
Steigerung der Gebühren kann die Verwaltung
nicht verantwortlich gemacht werden. Irgend-
wie aufgebracht werden müssen etwaige Fehl-
beträge auf jeden Fall, und der Sturmlauf gegen
die Gebührenerhöhung bedeutet schließlich
nur, daß die Nutznießer der postalischen Ein-
richtungen einen Teil der rechtmäßig von
ihnen zu tragenden Kosten auf das Reich ab-
wälzen und dadurch die finanzielle Lage noch
weiter verschlechtern. Eine andere Frage ist
natürlich, ob die derzeitige Gebührenstaffelung
wirtschaftlich zweckmäßig ist. Völlig bewußt
ist der Verwaltung, daß das Mittel der Ge-
bührenerhöhung nur bis zu einem bestimmten
Grade wirksam ist; deshalb ist sie bemüht,
durch einschneidende Reformen neue Ein-
nahmequellen zu erschließen.
Gerade im Telegraphen- und Fernsprech we-
sen sind außerordentlich viele technische und or-
ganisatorische Verbesserungsmöglichkeiten und
noch nicht erschlossene Einnahmequellen vor-
handen, die der Verwaltung Aussicht auf wirt-
schaftlichen Aufstieg eröffnen. Die behörden-
mäßige, den auf Erwerb gerichteten privatwirt-
schaftlichen Grundsätzen abholde Verwaltungs-
methode muß allerdings in Zukunft gegenüber
dem technischen und wirtschaftlichen Ge-
danken noch mehr als bisher zurücktreten.
Minister Giesberts lebt durchaus in diesen An-
schauungen und hat dies dadurch bekundet,
daß er einen Verkehrstechniker aus der Privat- '
wirtschaft mit der Leitung des Telegraphen-
und Fernsprechwesens betraut hat. ie Be-
mühungen der derzeitigen Leiter der Post und
Telegraphie von dem starren Verwaltungs-
betrieb allmählich zum beweglichen Verkehrs-
betrieb überzugehen, soweit dies die jedem
Staatsbetriebe eigentümlichen Hemmungen
überhaupt zulassen, begegnen sich übrigens
durchaus mit den Wünschen der in wirtschaft-
licher Erkenntnis hochentwickelten Postbe-
amtenschaft.
Die erste Aufgabe ist, die durch den
Krieg und seine Folgen völlig herunterge-
wirtschafteten schon vor dem Kriege unzu-
länglichen teilweise veralteten Betriebsmittel
wieder auf die Höhe zu bringen. Hierzu werden
allein für das Fernsprechen für die nächsten
drei Jahre zusammen mindestens zwei Milli-
arden Mark gebraucht, die teilweise durch die
Fernsprechanleihe aufgebracht werden. Einen
ähnlich hohen Betrag hat England jetzt für
den gleichen Zweck erhalten.
Der Kampf der Schutzverbände der Fern -
sprechteilnehmer gegen diese Anleihe ist dem
Interesse der Teilnehmer nicht förderlich, da
ohne die Anleihe, die für den Einzelnen nur
eine Mehrbelastung von etwa 3 M monatlich
bedeutet, das Fernsprechwesen völlig zugrunde
gehen würde. Die Wiederherstellung der Fern-
sprecherei ist in vollem Gange. Etwa achtzig
neue Fernsprechämter und Erweiterungen mit
einer viertel Million Anrufzeichen neben einer
großen Zahl Reparaturen sind im Bau. Nach
deren Fertigstellung wird der jetzt überlastete
Betrieb wieder in normale Bahnen kommen,
da ebenfalls eine wesentliche Erweiterung der
Ortskabelnetze vorgesehen ist, um von den
stets zu Störungen Veranlassung gebenden
Oberleitungen unabhängig zu werden. Für
den ganz darniederliegenden Fernverkelr wer-
den Erweiterungen der Fernämter neue Fern-
leitungen und ein Fernkabelnetz gebaut. Die
Vermittlungsämter werden als Vorbereitung
für eine neue Gebührenordnung mit Gesprächs-
zählern ausgestattet. Das riesige, oberirdische
Leitungsnetz von etwa neun Millionen Kilo-
meter Drahtlänge wird überholt und in mecha-
nischer und elektrischer Beziehung besonders
durch Einführung neuzeitlichen Induktions-
schutzes verbessert. Danach wird es möglich
sein, durch Verwendung neuer Sprechschal-
tungen, durch vermehrte Anwendung gleich-
zeitigen Fernsprech- und Telegraphenverkehrs
auf einer Leitung und durch Schnelltelegraphen
bei gleicher Leitungsanzahl ohne Vermehrung
der Betriebsbeamten eine wesentliche höhere
Verkehrsleistung zu erzielen als bisher. Durch
Einführung der aus der Funkentelegraphie
entwickelten Mehrfachtelegraphie und -tele-
phonie mit hochfrequenten Strömen läßt sich
ebenfalls eine Steigerung der Verkehrsleistung
und damit eine Erhöhung der Wirtschaftlich-
keit erwarten.
‚ Die durch Unzuverlässigkeit der derzei-
tigen Betriebsmittel und die Unmöglichkeit,
trotz größter Anstrengungen den Verkehr
zu bewältigen, beeinträchtigte Leistungsfähig-
keit der Betriebsbeamten wird sich durch
die eingeleiteten Maßnahmen ganz von selbst
heben. Die Einführung von Selbstanschluß-
ämtern wird Personalersparnisse zur Folge
haben. Zur Durchführung aller technischen
Zukunftsaufgaben mußte vor allen Dingen die
technische Leistungsfähigkeit der Zentralver-
waltung durch straffe Zusammenfassung aller
technischen Kräfte gehoben werden. Die tech-
nischen Abteilungen für Telegraphen-, Fern-
sprech- und Funkenwesen im Reichspost-
ministerium sind daher unter einheitliche Lei-
tung gestellt, Die bisher getrennt arbeitenden
technischen Ämter sind zu einem Tele raphen-
technischen Reichsamt vereinigt. ersonal-
ausbildung, wissenschaftliche und technische
Entwicklung, Konstruktion, Normalisierung,
Beschaffung und Materialprüfung gehen nun-
mehr nach einem einheitlichen Gesichtspunkte
vor sich. Die besten Fachleute der Verwaltung
und eine Anzahl von Spezialingenieuren aus
der Wissenschaft und Industrie werden in
dem neuen Amt tätig sein. 3
Die neuartigen komplizierten Betriebs-
mittel stellen an den Betriebsbeamten so hohe
Anforderungen, daß die Verwaltung durch be-
sondere Ausbildungskurse für eine Vertiefung
der technischen Ausbildung sorgen muß. Die
Erhöhung der Wirtschaftlichkeit des Betriebes
ist in erster. Linie ein technisches Problem.
Deshalb wird die bisherige Gepflogenheit, auch
die Telegraphentechniker und -ingenieure aus
den Postbeamten zu rekrutieren, zukünftig
aufgegeben und eine besondere technische
Baufbahn eingerichtet, deren Anwärter eine
abgeschlossene technische Vorbildung nach-
weisen müssen. Dieser Entschluß ist von grund-
legender Bedeutung für die zukünftige Ent-
wicklung der Telegraphenverwaltung.
Der Fernsprecher muß zur Haupteinnahme- °
quelle der Telegraphenverwaltung werden, denn
seine Entwicklung ist unübersehbar. Die seit
1899 unveränderte Tarifpolitik, die früheren
Fernsprechgesetze haben die Anwendung des
Fernsprechers nicht in dem Maße gefördert, daß
ein wirtschaftlicher Betrieb möglich war. In
Erscheinung ist dies vor dem Kriege nicht ge-
treten, da Post und Telegraphie gemeinschaft-
lich abrechneten und der Postbetrieb größere
Überschüsse abwarf. Die Grundlage für die
zukünftige Entwicklung des Fernsprechbe-
triebes soll ein neuer gestaffelter Gesprächsge-
bührentarif werden, der die Lasten gerechter
verteilt als bisher. Als Folge dieses Tarifes
können vielerlei Hemmungen beseitigt werden,
die einer vollen Ausnutzung des Fernsprechers
bisher im Wege standen. Die veralteten Be-
griffe des Nachbarortes, Vorortes und Bezirks-
verkehrs können beseitigt und an deren Stelle
ein neuzeitlich geregelter Nahverkehr einge-
ıichtet werden. Die Vorschrift, daß auf einen .
Hauptanschluß nicht mehr als fünf Nebenan-
schlüsse entfallen dürfen, kann zugunsten
des Teilnehmers geändert werden. Die bisher
starr durchgeführte Regel, daß ein Anschluß -
nur an das nächstgelegene Vermittlungsamt
erfolgen darf, hat dazu geführt, daß wirtschaft-
lich eng zusammengehörige Gebietein bezug auf
den Fernsprechverkehr auseinandergerissen
werden. Bei der Durchführung dieser Vorschrift
soll in Zukunft weitgehendst auf die jeweiligen
örtlichen. Verhältnisse Rücksicht genommen
werden. Soweit durchführbar, kann auch von
Fall zu Fall
Anschluß an ferner gelegene Ämter ermöglicht
werden, wenn ein Allgemeininteresse vorliegt.
Auch sollen die dringend gewünschten Quer-
verbindungen zwischen reichseigenen wie auch
privaten Nebenstellenanlagen gestattet werden.
Zur Förderung der Nebenstellenanlagen sollen
neue Richtlinien im Einvernehmen mit den
Privattelephongesellschaften aufgestellt wer-
den. Alle vorhandenen Möglichkeiten, durch
Förderung des Fernsprechverkehrs dem Publi- _
kum besondere Vorteile zu verschaffen und
gleichzeitig der Verwaltung Einnahmen zu
erschließen, werden in Zukunft ausgenutzt
werden.
Hierauf folgte der Vortrag des General-
sekretärs des Verbandes Deutscher Elektro-
techniker Dr.=Sina: G. Dettmar über die neu-
geschaffene Prüfstelle des VDE. Das Be-
2)
egen besondere Gebühr direkter °
Be}
14
vw
streben, minderwertige elektrotechnische Er-
zeugnisse, welche den in bezug auf Sicherheit
gegen Lebens- und Feuergefahr vom VDE auf-
gestellten Normen nicht entsprechen, welche
also nicht geeignet sind,die unbedingte erfor-
derliche Sichenh
vom Markt fern zu halten, hat dazu geführt,
daß der VDE eine Prüfstelle geschaffen hat.
Diese untersucht bestimmte, auf den Markt
gelangende Apparategruppen
daraufhin ob sie Kins eher, Ausführung un
Beschaffenheit den vom Verbande aufgestellten
Bedingungen entsprechen. Wenn dies der
Fall, wird den Herstellern unter bestimmten
Voraussetzungen das Recht verliehen, die den
aepzüften Typen entsprechenden Erzeugnisse
urch ein besonderes dem Verbande geschütztes
Zeichen als den Verbandsbestimmungen ent-
sprechend kenntlich zu machen. Die Ge-
nehmigung berechtigt den Hersteller und Ver-
käufer gleichzeitig in Preislisten und anderen. DB |
Drucksachen besonders darauf hinzuweisen,
daß die betreffenden Apparatetypen den be-
stehenden Bestimmungen entsprechen.
Die
Erlaubnis zur Benutzung des
Verbands-
zeichens wird jedoch von der Erfüllung be-
stimmter Voraussetzungen abhängig gemacht.
Beispielsweise müssen die mit dem Zeichen zu
versehenden Erzeugnisse ein Kennzeichen
tragen, das die Feststellung ihres Ursprungs er- °
möglicht.“ Es wird nun nicht jeder einzelne
eit gegen Unfälle zu bieten,
auf Antrag
Br
_
21. Oktober 1920,
Apparat gleicher Ausführung geprüft, viel-
mehr handelt es sich bei der Prüfstelle des
Verbandes um eine Systemprüfung. Ferner
finden Prüfungen statt, die sıch auf die recht-
mäßige Führung des Zeichens erstrecken. Um
die bereits bestehenden Prüfeinrichtungen der
verschiedenen Prüfämter voll auszunutzen,
werden einzelne Prüfungen auch diesen Prüf-
stellen zugewiesen. Einheitliche Grundlagen
regeln die Prüfung an verschiedenen Stellen.
Die Leitung der neuenjPrüfstelle, die eine be-
sondere Abteilung des VDE bildet, ist dem
Duezeswien: Zimmermann übertragen wor-
en.
Im Anschluß an den Vortrag fanden Vor-
führungen mehrerer elektrotechnischer Filme
statt, die durch Herrn Direktor P. Schuster
erläutert wurden. Ganz besonderes Interesse
fand die sich hieran anschliessende Filmvor-
führung: „‚Beschäftigung Kriegsblinder. in der
Industrie“, durch Herrn Direktor Perls.
A. Molly.
Schutzeinrichtungen
der Groß-Kraftübertragungen.!)
Von F. Schrottke, Berlin.-
Einleitung.
Sicherstellung des Betriebes von Groß-
Kran bertsagangen erfordert umfassen-
ere
kleineren Anlagen üblich sind. Es ist vor allem
dafür zu sorgen, daß unvermeidliche Stö-
rungen auf engbegrenzte Gebiete beschränkt
bleiben und nicht durch Übergreifen die
Stromversorgung weiter Kreise gefährden.
Anordnung und Ausführung der Gesamtan-
lage, wie auch ihrer einzelnen Teile haben
diesem Leitgedanken zu genügen.
Während man durch ausreichende Be-
messung und zweckmäßige Anordnung von
vornherein den vermeidbaren Störungen be-
gegnen kann, sind für die unvermeidlichen,
meist aus höherer Gewalt herrührenden, be-
sondere Schutzeinrichtungen vorzusehen. Es
ist nicht beabsichtigt, hier eine umfassende
Darstellung dieser Einrichtungen zu geben,
es sollen nur die vier wichtigsten herausge-
griffen werden, um an ihnen den heutigen
Stand der Technik auf diesem Gebiete zu
zeigen. Es ist dies der Schutz gegen
UÜberspannungen,
Fehlerstrom, Ü
Fernwirkung,
Lebensgefahr.
I. Schutz gegen Überspannungen.
Die Kriegsjahre brachten der deutschen
Elektrotechnik bemerkenswerte Übereinstim-
mung in der Überspannungsfrage. Die früher
sich scharf bekämpfenden Gegensätze waren
nur verschiedener quantitativer Wertung der
Vorgänge entsprungen, während über die Art
der Vorgänge wohl kaum ernstliche Meinungs-
verschiedenheiten bestanden hatten. ‚Der eine
sah nur die mächtig brandenden Überspan-
nungswogen, während der andere auch die
feinen Kräuselungen auf ihnen für beachtens-
wert hielt, der eine schuf seine Scehutzmittel
— bildlich gesprochen — gegen die Angriffe
der Maschinengewehre, während der andere
seine Bollwerke gegen schwere Mörser ein-
richtete, sie dann auch gegen leichtes Geschütz
für ausreichend erachtend. Bi
Der Ausgangspunkt des Überspannungs-
schutzes war unzureichende Bemessung der
Isolierung von Hochspannungsanlagen. Man
erkannte bald die Unmöglichkeit, mit unzu-
reichend isolierten Anlagen selbst bei erheb-
liehem Aufwand von Schutzapparaten zuver-
lässigen Betrieb zu machen. Man lernte ‚aber
auch die Bedeutung der äußeren und der
inneren Isolierung unterscheiden, welel’
letztere bei allen Apparaten mit eignen elek-
tromotorischen Kräften (Generatoren, Motoren,
Transformatoren) von wesentlichem Werte ist.
Neben reichlicher Bemessung der äußeren
Isolierung, d. h. derjenigen von Pol zu Pol
oder von Pol zur Erde sucht die moderne
Praxis durch besonders sorgfältiges Ausge-
stalten der inneren Isolierung, d. h. derjenigen
zwischen den Windungen, den gefürchteten
„Kurzschlußwindungen‘“ zu begegnen. Mei-
nungsverschiedenheiten bestehen heute nurnoch
über die Höhe der mit wirtschaftlich zu recht-
fertigenden Mitteln erreichbaren Sicherheit,
nieht aber über die Unmöglichkeit, lediglich
durch Verstärken der Isolierung auf die Dauer
ohne jede Schutzapparate auszukommen. Die
moderne Praxis legt also in die Isolierung der
ä £3 Vortrag, gehalten auf der 2%. Jahresversammlung
es
erbandes Deutscher Elektrotechniker zu Hannover am,
25. Sep:ember 1920. Diskussion folgt später.
. danke der
‘Schutzmaßnahmen als sie sorst bei‘
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 42,
£3 x
Hochspannungsanlagen die höchste wirtschaft-
lich erreichbare Sicherheit und begegnet dem
dann noch verbleibenden Reste der Gefähr-
dung durch Überspannungen mit nunmehr
verhältnismäßig einfachen Schutzapparaten.
Wir sehen heute als wirklich beachtens-
werte Überspannungen nur solche an, die von
aussetzenden Erdschlüssen, von Ge-
wittern und von Schaltvorgängen her-
rühren, sowie die Dauerüberspannungen.
1. Aussetzende Erdschlüsse. Die
ver#®eerenden Folgeerscheinungen aussetzen-
der Erdschlüsse sind in der Literatur ausgibig
erörtert worden, so daß sie hier weiterer Er-
wähnung nicht bedürfen. Man begegnete ihnen
vorzugsweise durch Erden der Nullpunkte von
Maschinen und Transformatoren oder durch
im Störungsfalle sich über Funkenstrecken
(Hörnerableiter) selbsttätig einschaltende
Dämpfungswiderstände (Widerstandsschutz),
deren Zweck es war, durch Stromübergang
über den aussetzenden Erdschluß diesen in
einen dauernden umzuwandeln.
Gegenüber diesen Lichtbogenbildung an
Erdschlußstellen nicht verhindernden Schutz-
einrichtungen bedeutete der glückliche Ge-
rdschlußspule von Petersen einen
kräftigen Schritt nach vorwärts. Während
bei den früheren Einrichtungen auch Erd-
schlüsse aus vorübergehender Ursache zu
dauernden wurden, hebt die Petersen-Spule in
solchem Falle den Erdschluß durch Selbst-
uns des ihn verursachenden Lichtbogens
auf.
Zu gleichem Zwecke wendete man eine
Zeit lang den Lichtbogenerder an, dessen
Wirkung bei kleinen und mittleren Netzen
völlig verläßlich, bei langen Leitungen, um-
fangreichen Kabelnetzen und in besonderen
Betriebsfällen jedoch unsicher wurde.
Da Wirkungsweise und Eigenschaften der
Petersen-Spule durch Mitteilungen ihres Er-
finders ausreichend bekannt geworden sind,
bedarf es weiteren Eingehens darauf an dieser
Stelle nicht, ich möchte Sie vielmshr mit dem,
dem gleichen Zwecke dienenden Löschtrans-
formator von Bauch bekanntmachen
und auf seine bemerkenswerten Eigenschaften
hinweisen.
Wie aus Abb. 1 ersichtlich, handelt es
sich um einen gewöhnlichen Transformator,
dessen aus dem zu schützenden Netze gespeiste,
Abb. 1. Schaltung des Löschtransformators.
in Stern geschaltete Primärwickelung mit
ihrem Nullpunkte an Erdeliegt. Die in offenem
Dreieck geschaltete Sekundärwickelung ist
über eine einstellbare Drosselspule geschlossen.
Für gewöhnlich entnimmt der Transformator
nur seinen Leerlaufstrom dem Netze, weil im
Sekundärkreise, da die Summe der Span-
nungen Null ist, kein Strom fließt. Bei Erd-
schluß z. B. der Leitung $ wird die Primär-
wicklung SO mehr oder weniger kurzge-
schlossen und damit das Gleichgewicht der
drei Sekundärspannungen gestört. Im Sekun-
därkreis fließt Strom, den die Primärwick-
lungen dem Netze entnehmen und dessen Größe
durch die Drosselspule dem Ladestrom der
Leitung nach Erde entsprechend eingestellt
werden kann. Die Folge davon ist, daß ähn-
lich wie das auch bei der Petersen-Spule der
Fall ist, durch Absaugen des Fehlerstromes
von der Erdschlußstelle die gestörte Leitung 8
auf das Potential der Erde gebracht wird, so
daß zwischen Leitung und Erde kein Licht-
bogen bestehen kann. Wie ersichtlich, tritt
gleich günstige Wirkung auch bei Überschlag
einer Klemme des Löschtransformators selbst
ein.
Die bemerkenswerte Eigenschaft des
Löschtransformators ist seine leichte Strom-
regelung und damit jederzeitige Anpassung an
den mit den Betriebsbedingungen sich ändern-
den Umfang des Hochspannungsnetzes!),
Die leichte Regulierung ermöglicht es
auch im Falle eines Lichtbogens aus nicht
1) Um leich'vergessenes Nachstellen der Induktivität
von Hand zıı vermeiden, kann man dıe Eiustellvorrichtung
motorısch antreiben, sodaß sie periodisch ın etwa 8 sek.
alle Werte vom höch-ten bis zum tiefsten durchläuft. Ein
Erd«chlußlichtbugen kann also länest=ns diese Zeit bestehen,
bis der zu seiner Löschung erforderlich". dem Netzumranee
entsprechende Abstimmwert der Drosselspule erreicht ist.
827
vorübergehender, Ursache den Löschtrans-
formator nach Ablauf angemessener Zeit so
zu verstimmen, daß er erheblich verstärkten
Strom durch die Fehlerstelle entsendet, um
durch den später zu erörternden Fehlerstrom-
schutz die kranke Leitung abschalten zu
lassen.
Da wegen guten Eisenschlusses Resonanz-
abstimmung zwischen Induktivität des Lösch-
transformators und Kapazität des Netzes
während des normalen Betriebszustandes und
damit auch Gefahr von Spannungsresonanz
mit Betriebsfrequenz nicht besteht, so be-
darf die Schutzeinriehtung keiner erhöhten
Dämpfung. Infolge des nur geringen, nicht
ausgeglichenen Stromes (Reststrom) ist dessen
zerstörende Wirkung auf schwache Fehler-
stellen gering, so daß in manchen Fällen deren
Selheteeheien möglich wird. -
Der Anschluß des Löschtransformators an
die. Sammelschienen ermöglicht Anwendung
von _Betriebstransformatoren in beliebiger
Größe, Art und Schaltung, und deren Schutz
durch Drosselspulen, ja, der Löschtransfor-
mator kann, mit dritter Wicklung versehen,
wie Abb. 2 zeigt, selbst als Betriebstransfor-
mator oder als Spannungswandler und An-
zeiger der fehlerhaften Leitung dienen. Er
Abb. 2. Löschtransformator als Betriebstransformator.
wirkt, weil ihm nicht die beträchtliche Induk-
tanz von Maschinen und Transformatoren vor-
geschaltet ıst, -ausgleichend aut kıdschlüsse
und Gewitter begleitende Wanderwellen und
Gleichstrom-Restspannungen. Er vermeidet
endlich durch seine eigenartige Schaltung etwa
für Schwachstromanlagen ungünstiges Ent-
weichen von Strömen dreifacher Betriebs-
frequenz.
Bei der Vielseitigkeit des Löschtransfor-
mators erscheint seine den Erdschlußlichtbogen
löschende Wirkung nur als willkommener
Nebenzweck.
2. Gewittereinflüsse. _ Gegen direkte
Blitzschläge gibt es auch heute noch keinen
Sicher wırkenden Schutz. Die früher viel um-
strittene Schutzwirkung des oberhalb der
Freileitungen verlaufenden Blitzseiles hat sich
gegen direkten Blitzschlag im allgemeinen
als unzureichend erwiesen, ebensowenig be-
friedigt die Schutzwirkung mehrerer Seile.
Wenn dem Blitz eine großenteils eben ver-
laufende Einschlagfläche dargeboten wird, ver-
ästelt er sich in den letzten 50 bis 100 m pinsel-
artig und es läßt sich nicht vermeiden, daß
einige der „Pinselhaare“ auch die Hochspan-
nungsleitungen streifen. Die Folgen sind Wan-
derwellen auf den Leitungen, Isolatorenüber-
schläge und andere Störungen. Ähnlich sind
die Begleiterscheinungen von Blitzschlägen
in der Nähe der Leitungen. Es gibt keine
praktisch anwendbaren wirksamen Mittel, um
Freileitungen bei solchen Gelegenheiten vor
Isolatorüberschlägen zu schützen; man muß
sich damit begnügen, letztere durch die be-
reits erörterten Erdschlußlöscher unschädlich
zu machen. Dabei kommt auch die Ausgleichs-
wirkung des Löschtransformators auf die in
den Leitungen wesentlich gleichgerichtet ver-
laufenden Wanderwellen zur Geltung.
Da die Blitzspannung eine obere Grenze
hat und damit auch der auf die betroffene
Leitung entfallende Anteil, so ist die Gefähr-
dung der Leitungsanlage um so geringer, für
je höhere Spannung diese gebaut ist. Da. wir
jedoch diese obere Grenze noch nicht mit
Sicherheit kennen, empfiehlt es sich, auch
Anlagen für die jetzt gebräuchlichen höch-
sten Spannungen mit zusätzlichen Schutz-
einrichtungen zu versehen. Dazu rechnen
in erster Linie Schutzdrosselspulen für
Transformatoren als wirksame Wellenbrecher
gegen den Anprall der Wanderwellen. Dabei
ist es wieder eine Frage konstruktiver und _
wirtschaftlicher Zweckmäßigkeit, ob sich die
angestrebte Sicherheit nicht auch durch ver-
stärkte Isolierung der Transformatorwicklung
erreichen läßt. Immerhin bevorzugt man ge-
sonderte Drosselspulen, weil sie im Falle der
Beschädigung geringere Störungen verursachen
und leichter wiederherzustellen sind als Wick-
lungen großer Transformatoren. Von geringer
Bedeutung ist die Form der Drosselspulen und
828
etwaige Überbrückung durch induktionsfreien |
Widerstand. Vor allem kommt es auf aus-
reichende Induktivität und hohe Isolieriestig-
keit zwischen den Windungen an, wenngleich
nach Untersuchungen von Petersen der flach-
gewickelten, nicht überbrückten Drosselspule
der höhere Schutzwert zukommt. _
Auch Widerstandschutz wird zweck-
mäßig angewendet. Könnte man jeder Kapa-
zität und jeder Selbstinduktion einer ‚och-
spannungsanlage passenden Dämpfungswider-
stand parallelschalten, so wäre wohl das Über-
spannungsproblem gelöst, denn jeder Über-
spannungsvorgang würde in einem solchen
System aperiodisch, also stark gedämpft ver-
laufen. Leider muß man sich damit begnügen,
diese Widerstände erforderlichenfalls durch
selbstlöschende Funkenstrecken (Hörnerab-
leiter) selbsttätig ein- und auszuschalten. Hier-
bei hat man allerdings den sogenannten Ent-
ladeverzug mit in Kauf zu nehmen, d. h. den
Zeitunterschied zwischen dem Auftreten der
Überspannung und dem Ansprechen der
Funkenstrecke. Wenn dieser Entladeverzug
auch durch besondere Maßnahmen sehr klein
gehalten werden kann, so erhöht er doch die
Gefährdung der Isolierung. Bean ‚zu
durchbrechen, erfordert Arbeit, deren röße
von Dicke und Art des Isolierstoffes abhängt.
Geringsten Arbeitsaufwand erfordert Durch-
brechen gasförmiger Stoffe (Luftisolierung),
wesentlich mehr aber flüssiger und dichter,
fester Isolierstoffe. Infolgedessen werden
letztere durch den Entladeverzug viel weniger
gefährdet als die Luftisolierung, die darum
reichlich zu bemessen ist. :
Während man, wie gesagt, bei Anlagen
für die zur Zeit höchsten Spannungen von
solehen zusätzlichen Schutzeinrichtungen zu-
nächst noch versuchsweise absieht, sind sie
bei Anlagen für mittlere Hochspannung nicht
zu entbehren.
Neuerdings hat man sogenannten Sprüh-
schutz in verschiedener Ausführung vorge-
schlagen. Nagel z. B. empfiehlt, Stachel-
draht als Leitung zu verlegen. Bei näherer
Prüfung erweist sich jedoch,, die Wirkung
solchen Sprühschutzes auf Überspannungs-
vorgänge der erörterten Arten, auch abge-
sehen von dem erheblichen Entladeverzug, als
unzureichend. Befriedigende Wirkung könnte
vielleicht erwartet werden, wenn man die
Leitungen ihrer ganzen Länge nach mit
Sprühschutz versehen würde, das ist aber
aus praktischen und wirtschaftlichen Gründen
nicht angängig. Die von Nagel vorgeschlagene
1 km Sehutzstrecke wird von den Wander-
N 1
wellen in 000 sek. durchlaufen, d. h. nur
300
während dieser kurzen Zeit wird der Wander-
welle Energie entzogen. Zur Beurteilung des
Nutzens des Sprühschutzes vergleicht man
zweckmäßig seine Wirkung mit der des
Hörnerableiters mit Dämpfungswiderstand
(Widerstandschutz). Es ergibt sich dann, daß
der dem Sprühschutz gleichwertige Wider-.
stand ein hohes Vielfache des Dämpfungs-
widerstandes ist.
Ein weiterer bemerkenswerter Unter-
schied zwischen beiden .Schutzeinrichtungen
liegt in der Abhängigkeit der Leistungsauf-
nahme von der Spannung. Während diese beim
Widerstandschutz sich wie die Leistungsfähig-
keit der Wänderwellen mit dem Quadrate der
Spannung verringert, nimmt sie beim Sprüh-
schutz in viel stärkerem Maße ab, wodurch die
Baur des Ausgleiches wesentlich vergrößert
wırd.
Der Nagelsche Vorschlag beruht wie andere
ähnliche auf Unterschätzung des Leistungs-
vermögens von Wanderwellen, womit die un-
zureichende Wirkung auch mancher anderen,
recht sinnreich erdachten UÜberspannungs-
schutzvorriehtung ihre Erklärung findet.
Die mit großen Hoffnungen betriebene
Einführung von Kondensatoren als Über-
spannungsschutz ist inzwischen zum Still-
stand gekommen, weil die für solche Konden-
satoren erforderlichen hochwertigen Bau-
stoffe kaum noch erhältlich sind und zu un-
möglichen Preisen führen. Unzuverlässige
Kondensatoren bedeuten aber, wie Erfahrung -
zeigt, schwere Gefährdung der zu schützenden -
Anlage, weil ihr Durchschlag in der Regel von
kräftigen Überspannungen mit verheerender
Wirkung begleitet ist. Dämpfungswiderstände
schwächen zwar diese Erscheinungen ab, ver-
ringern aber auch die angestrebte Schutz-
wirkung der Kondensatoren.
3. Schaltüberspannungen. Jedes
Schalten in Hochspannungsanlagen, das eine
plötzliche Zustandsänderung, d. h. Störung
des elektrischen und magnetischen ‚Gleichge-
wichtes zur Folge hat, ist von Überspan-
nungen, Schaltüberspannungen, begleitet.
Sie sind von aussetzende Erdschlüsse und Ge-
wittereinflüsse begleitenden Erscheinungen
. Ei,
Kuh,
schied besteht lediglich darin, daß die Über-
spannungen bei den ersteren hauptsächlich
zwischen Leitung und Erde, bei den letzteren
aber zwischen den Leitungen auftreten. In-
folgedessen sind auch die früher erörterten
Schutzeinrichtungen bei Schaltüberspannun-
gen in verschiedenem Grade wirksam. Als
besonderes Mittel ist der Schutzschalter
zu nennen, dessen Widerstandstufe je nach
Anwendung für Freileitungen, Kabel, Mo-
toren, Transformatoren oder Generatoren ver-
schieden zu bemessen ist. Wie besonders her-
vorgehoben werden soll, haben sich Schutz-
schalter für Generatoren zum Unterdrücken:
der fehlerhaftes Parallelschalten begleitenden
gefährlichen Überspannungen als unentbehr-
lich erwiesen. Die Widerstände sind für alle
Anwendungsgebiete so zweckmäßig und reich-
lieh zu bemessen, daß sie auch bei vorüber-
ehendem Schalten auf Kurzschluß keinen
Schaden leiden. x
4. Dauerüberspannungen. Durch Zu-
sammenwirken der Selbstinduktion mit der
Kapazität der Anlage und Rückwirken der
letzteren auf die Generatoren können Dauer-
überspannungen mit der Grundfrequenz
entstehen. Sie sollen hier nicht näher erörtert
werden, da sie, der Vorausberechnung zugäng-
lieh, sich nur durch Änderung des Systems
beseitigen lassen. Dauerüberspannungen
höherer Frequenz entspringen zwar gleichen
Ursachen, allein ihnen läßt sich durch manche
Mittel vorbeugen. Als Hauptforderung hat zu
gelten, daß die Generatoren weder bei Leer-
lauf noch bei Vollast Obertöne in der Span-
grundsätzlich nicht verschieden, der ‚Unter-
Elektrotechnische Zeitschrit. 1920. Heit 42.
gleichen Mittel begegnen kann, wenn man
diesen sehr seltenen Fall überhaupt berück-
sichtigen will. ;
Damit ist die Erörterung der bemerkens-
werten Überspannungen und der gegen sie -
angewendeten Schutzmittel erschöpft, den
anderen weniger wichtigen wird durch die
gleichen Mittel begegnet.
II. Schutz gegen Fehlerstrom.
Schutz gegen Fehlerstrom bezweckt recht-
zeitiges Abtrennen mit Kurzschluß oder
dauerndem Erdschluß behafteter Leitungen
und Netzteile. Bei ihm handelt es sich haupt-
sächlich um Schutzmaßnahmen gegen Folgen
von Fehlerströmen, weniger um deren Ver-
hütung. |
den Überwachungseinrichtungen.
1. Ölschalter. Zum richtigen Wirken
des Fehlerstromschutzes gehören vor allem
zuverlässige Schalter, die auch den von Groß-
kraftwerken entwickelten Riesenströmen ge-
wachsen sind. ls solche sind die unter
schweren, Kurzschlüssen erprobten, druck-
festen Ölschalter, Abb. 3 und die Lösch-
kammerschalter, Abb: 4, zu nennen. Beide
sind in der Literatur ausreichend beschrieben,
so daß hier auf sie nicht weiter eingegangen
Abb. 3. Einpoliger, druckfester Ölschalter der SSW für 12000 V, 3000 A.
nung hervorbringen, deren Amplitude etwa
3% derjenigen der Grundsehwingung über-
schreitet.
den größten Generato-
ren zu gering, um bei
der großen Aufnahme-
fähigkeit des Leitungs-
netzes sich störend gel-
tend machen zu können.
Bemerkenswert sind
noch die Uberspan-
nungen, die bei Erd-
schluß im Operspan-
nungsnetz durch ka-
pazitive Verkettung der
Wickelung von Trans-
formatoren im Unter-
spannungskreis auftre-
ten, wenn dieser nicht
mit einem Leitungs-
netz zusammenhängt.
Als Schutz dagegen
dient zweckmäßig Eı-
den des Unterspan-
nungsnullpunktes über
angemessenen Wider-
stand.
Bei gleichzeitigem
Durchschlag zwischen
Ober- und Unterspan-
nungswickelung des
Transformators kann der Kurzschlußstrom
noch weitere Spannungssteigerung im Unter-
et. Bei Einhalten dieser Forderung ist.
die Leistungsfähigkeit der Obertöne auch bei
Abb. 4. Einpoliger ‚Löschkammerschalter der AEG für 6600 V, 1500. A. _
zu werden braucht. Abb. 5 zeigt noch einen
‚Drehstrom-Ölschalter für 100 kV
Fehlerstromschutz gehört somit zu
% E 7 IE RAR
21. Oktober 1920.
2. Reaktanzspulen. Zum Abschwächen
der plötzlichen Kurzschlußströme hat man
N
Reaktanzspulen in mannigfacher Schaltung ;
empfohlen. Man sucht sich jedoch von ihnen
spannungskreise hervorrufen, der man mit dem | freizumachen, weil sie hinsiehtlich Kosten und
I
_ Überlegun
.. gegenseiti
81. Oktober 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Heit
42. 829
Raumbedarf lästig werden und die Bewegungs-
freiheit in Notfällen hindern. Bei neueren
Generatoren kann man sie unbedenklich fort-
lassen, weil es, abgeschen von Sonderfällen,
auch bei den größten Maschinen einfacher und
wirtschaftlicher ist, deren Induktanz so zu
erhöhen, daß der plötzliche Kurzschlußstrom
das 15-fache des Normalstromes nicht wesent-
lieh überschreitet.
In den Sammelschienen bieten Reaktanz-
spulen nur Vorteil, wenn durch sie sonst ge-
sondert betriebene Schienenabschnitte zwecks
Belastungsausgleiches verbunden werden.
Wirklichen Nutzen haben sie in Speiselei-
tungen, wenn deren mehrere von denselben
Sammelschienen gespeist werden oder sich in
-demselben Unterwerke vereinigen. Aber
Br in diesem Falle sind Reaktanzspulen
urch ihre große Zahl sehr kostspielig. Man
wird sie auch hier vermeiden, solange betriebs-
sichere Ausgestaltung der Schaltanlage und
Leistungsfähigkeit der Ölschalter, es gestatten.
Damit wird auch künftig dem Ölschalter der
Vorzug gegeben werden, der die größte Lei-
stungsfähigkeit hat. 5 i
Unentbehrlich sind Reaktanzspulen bei
Anschluß kleinerer, insbesondere älterer An-
lagen an Groß-Kraftübertragungen. Jahrzehnte
hat solches Werk zur allgemeinen Zufriedenheit
gearbeitet, da wird ihm der Anschluß an den
- neuen Kraftspeicher zum Verhängnis. Letzten
Endes wird die Betriebssicherheit einer Anlage
dureh den in ihr möglichen Kurzschlußstrom
bestimmt, der durch Verbinden mit anderen
‚Anlagen, auch über Reaktanzspulen unweiger-
lich erhöht wird, anderenfalls ja keine Ar-
beitsübertragung möglich wäre. Für solche
Werke ist daher Anschluß an Groß-Kraftüber-
tragungen mehr oder weniger ein Sprung ins
Ungewisse; mit der gewohnten Ruhe des Be-
triebes kann es dann für längere Zeit vorbei
sein. Darum bedarf es vorheriger, sorgfältiger
{ aller widrigen Möglichkeiten und
des Verzichtes auf Anschluß, wenn Besserung
durch Umbau schwacher Teile der Anlage
nicht angängig ist.
3. Leitungsschutz. Zur ngren nung
einer fehlerhaften Leitung können Strom un
Spannung nach Größe und Richtung sowie die
Zeit benutzt werden. Ohne auf die Kombina-
tionsmöglichkeiten dieser Größen und ihrer
jgen Beziehungen einzugehen, kann
man die bisher bekannten, praktisch brauch-
baren Anordnungen des Fehlerstromschutzes
in vier Gruppen scheiden:
1. Fehlerstromsehutz mit vom Strome oder
von der Spannung oder von beiden ab-
+ hängiger Auslösezeit der Schalter.
2, Fehlerstromschutz mit vom Strome und
von der Spannung unabhängiger Aus-
. lösezeit der Schalter.
3. Fehlerstromschutz mit Differentialwirkung.
4. Fehlerstromschutz mit Rückstromwirkung.
5 Ganz besonders verlockend erscheint es,
in Gruppe 1 die Auslösezeit der Schalter von
der Spannung abhängig zu machen, denn je
schwerer der Kurzschluß, desto tiefer wird die
Spannung sinken und gleiches trifft zu, je
näher die Schalter dem Fehlerorte liegen.
Während die dritte Gruppe _(Differential-
schutz) und die vierte (Rückstromschutz)
praktisch ohne Verzögerung arbeitet, erfordern
die beiden anderen Staffelung der, Auslösezeit
aufeinanderfolgender Schalter. Uber zweck-
mäßige Größe der Staffelung bestehen noch
Meinungsunterschiede, dagegen werden mit
Rücksicht auf unvermeidliche Unvollkommen-
heiten im Schaltermechanismus 0,5 sek. als
Mindestbetrag der Staffelung anerkannt.
Es wäre fruchtloses Beginnen, wollte
man auf Grund allgemeiner Erwägungen die
Entscheidung suchen, welche der beiden ersten
Gruppen die bessere Lösung des Fehlerstrom-
problems darstellt, denn dazu müßte man
nieht nur die stündlichen, sondern auch die
täglichen und die von den Jahreszeiten herbei-
geführten Schwankungen des Betriebes be-
rücksichtigen, wobei wieder zwischen Dampf-
und Wasserkraftwerken zu unterscheiden wäre.
Alle diese Umstände beeinflussen den Kurz-
schlußstrom, der auch an verschiedenen
Stellen des Netzes große Unterschiede auf-
weisen kann. Im allgemeinen werden diese
Einflüsse auf den Fehlerstromschutz der
Gruppe 1 stärkere Wirkung ausüben als auf
den der Gruppe 2 mit unveränderlicher Staffe-
lung der Auslösezeiten.
Ebensowenig kann man auch zwischen
den beiden letzten Gruppen, Differential-
schutz und Rückstromschutz, entscheiden, ja
in manchen Fällen wird zweckmäßige Kombi-
nation” verschiedener Schutzarten zu be-
friedigendem Ergebnisse führen. Der heutige
Stand der Technik hinsichtlich des Fehler-
stromschutzes gestattet noch nicht, zu jeder
Aufgabe die völlig befriedigende Lösung an-
zugeben, insbesondere, weil gerade die aus-
gedehnten Leitungsanlagen der Groß-Kraft-
übertragungen Differentialschutz mit Hilfs-
leitungen ausschließen.
(Schluß folgt.)
Entwicklungsmöglichkeiten auf dem Gebiete
der Selbstanschlußämter.!)
Von Direktor Grabe, Berlin.
(Schluß von 8. 809.)
Größere Gruppen mit mehreren Be-
wegungsstufen (W. El.).
Neuerdings verfolgt die Entwicklung die
Tendenz, noch größere Gruppen von Teil-
nehmern in den A. $. zu umfassen. Für den
Konstrukteur ergibt sich die Notwendigkeit,
mit höheren Kontaktzahlen zu rechnen und
hierbei hat man, wie vorweggenommen sei,
den Weg mit einer Bewegungsstufe auszu-
kommen, aufgeben müssen.
ı) Vortrag, gehalten auf der Jahresveraammlung des
Verbandes Deutscher Elektrotechniker in Hannover 1920.
an
500-teilige A. S. ohne zweite Vorwahl-
stufe.
Hierfür gilt im allgemeinen das für die
60-teiligen A. S. Gesagte.
Zur bes. Bed. 1. Für den Zugänglichkeits-
grad gilt, daß die Zahl der I. G. W. bei einem
ohne “doppelte Vorwahl verwendeten 500-
teiligen A. S. in derselben Größenordnung
liest wie beim doppelten 60-teiligen A. 8.
Zu 2. Die Einstellgeschwindigkeit erfor-
dert noch mehr besondere Mittel und zwar die
Auswahl von Schaltarmen (Bürsten) der Unter-
gruppe, welche zeitraubend ist. Deswegen ist
1,“ kaum, und wenn, dann für stärkeren Ver-
kehr wiederum nur auf Kosten verminderter
Wirtschaftlichkeit erreichbar.
7 Zu 3. Die Störungen verteilen sich schon
auf eine größere Anzahl von Apparaten, aber
immer noch nicht wie bei der doppelten
Vorwahl.
Zu 5. u. 6. Die Vermeidung von Doppel-
verbindungen ist bei 500-teiligen A. S. schwie-
riger als bei kleineren A. S., weil an einen so
großen A. S. bis zu 25 Gruppen angeschlossen
sind. Wenn in einer Gruppe ein Anruf ein-
trifft, so müssen alle anderen 24 Gruppen ge-
sperrt werden, bis dieser eine Anruf aufge-
nommen ist, und ein neuer freier A. S. heraus-
gesucht ist. Diese gegenseitige Sperrung der
Gruppen ergeben Schwierigkeiten.
Zu 8. Da 2 Stromkreise die Gesamtheit
aller Gruppen und A. $S. koppeln, und zwar der
Sperrstromkreis (s. 5, 6), und der Auswahl-
kreis zur Auffindung freier A. S., sind Gruppen-
störungen zu erwarten.
Allgemeine Bedingungen.
Zu la) Der 500-teilige A. S. steht in Be-
zug auf die Zahl günstiger als der 60-teilige
A. 8. wegen der srößeren Teilnehmergruppe
und der demzufolge geringeren Fluktuation
des Verkehrs, wie ja wohl auch der Zweck
dieser Vergrößerung der Gruppe in erster
Linie in der Verbilligung der Anlagekosten
zu suchen ist. Es sind nur noch 6% der Teil-
nehmerzahl an A. S. erforderlich. I. G. W.
werden, wie bei den 60-teiligen doppelten A. 8.
gegenüber dem doppelten V. W. mehr erfor-
derlich. i -
Die übrigen allgemeinen Bedingungen
gelten als im wesentlichen im gleichen Maße
erfüllt wie beim A. S. kleineren Umfangs.
Es sollen hier Versuche nicht unerwähnt
bleiben, einen 100er A. S. durch Verwendung
des Hub- u. Drehwählers zu schaffen. Diese
scheiterten vorwiegend an der erreichten zu
geringen Geschwindigkeit der Einstellung,
welche in 2 Richtungen erfolgen muß. Ein
weiterer Versuch, durch vorbereitende Ein-
stellung diesen Einstellweg zu verkürzen,
mißlang infolge Unwirtschaftlichkeit, weil für
die entscheidende Zeit des stärksten Betriebes
die vollkommene Zugänglichkeit zu den G. W.
oder die Sicherung der vorbereiteten Ein-
stellung nur :wieder durch Vermehrung der
A. S. möglich war, wodurch der erhoffte wirt-
schaftliche Vorsprung aufgehoben wurde. Ob
diese vorbereitenden Einstellungen nun so er-
folgen, daß die Kontaktarme vor den verschie-
denen Reihen in verschiedener Höhe oder
durch Verschränkung der Kontaktreihen die
Wählerarme in der untersten Reihe stehen, ist
hierbei gleichgültig. Sobald diese Bereit-
stellungen nicht ausreichend erfolgen, tritt bei
stärkerem Verkehr eine Verlängerung des Ein-
stellweges ein, womit besondere Bedingung 2
nicht gewahrt ist.
Konstruktion.
Wie schon aus der Behandlung der
Gruppierungsfragen hervorgeht, sind hier bei
der Vorwahl bereits dem Konstrukteur und
dem Schaltungstechniker ganz besondere Auf-
gaben gestellt. Drei Wege stehen zur Ver-
fügung:
A) Anordnungen mit eigenem mecha-
nischem Antrieb, vorwiegend Konstruktionen
vom Apparattyp.
B) Mit gruppenweise gemeinschaftlichem
Antrieb mehr maschinenähnlicher Natur.
C) Relaisanordnungen.
Diese 3 Grundtypen sind kombiniert
denkbar und auch so in der Praxis ange-
wendet.
Für den Konstrukteur ergibt sich eine
ganz allgemeine Erwägung aus der Bean-
spruchung der Wähler. Je häufiger sie ge-
braucht werden, desto kräftiger müssen sie
gebaut sein. Die den Teilnehmerleitungen zu-
geordneten W. sind wenig beansprucht,
können daher leichter durchgebildet sein. A.
werden umsomehr benutzt, je größeren
Gruppen sie zugeordnet sind. Denn ein z. B.
500-teiliger A. 8. wird etwa 17-mal so häufig
beansprucht wie ein V. W. abgesehen von den
den Untergruppen allein zugehörigen Teilen
830
———————————————— mm m —
Aus wirtschaftlichen Gründen hat sich
für die V. W. der Apparattyp mit 10 Kon-
takten als zweckmäßig erwiesen. Eine nur
ganz leichte Konstruktion genügt, wenn sonst
den Bedingungen an Sicherheit Rechnung ge-
tragen ist. Auch für kleingruppige A. 8. ist
der Apparattyp in kräftigerer Ausführung an-
gewendet worden. Dagegen ist für groß-
gruppige A. S. bisher der Maschinentyp mit
schwereren Konstruktionen in Gebrauch ge-
kommen, insbesondere dann, wenn den unter
Gruppierung für A. S. ausgeführten Erwä-
gungen Rechnung getragen wird.
Auch reine Relaisanordnungen sind schon
durchgeführt. Die Relais sind an sich gute
Konstruktionselemente, erfordern aber .ver-
wickelte Schaltungen, erschweren die Über-
sicht und sind nur in seltenen Fällen be-
kleinsten Anlagen mit schwachem Betrieb
wirtschaftlich.
Die sonst für die eine oder die andere
Lösung bisher behaupteten Vorteile in betreff
der Betriebssicherheit verfangen nicht, da
diesen Bedingungen in allen 3 Formen Rech-
nung getragen werden kann. Der Entwick-
lungsgang in der Praxis läßt auch hier am
besten Lücken und Aufgaben für die Zu-
kunft erkennen.
Vorwählerkonstruktion.
Die einfache Konstruktion eines Stoß-
klinkenwerkes für 10 Kontakte, welche auf
einem Kreisbogen von kleinem Durchmesser
angeordnet sind, leichte Kontaktaıme und
daher geringe Massen ergeben die große Ge-
schwindigkeit von 50 Schritten pro Sekunde.
(Beschreibung s. Lubberger, Kruckow).
Die besondere Bedingung 2 ist voll er-
füllt für alle Phasen des Betriebes ebenso 8. Da
kein gemeinschaftlicher mechanischer Antrieb
vorgesehen ist, bleiben Störungen auf einzelne
Wänler begrenzt. Die gemeinschaftlichen elek-
trischen Stromquellen geben zu einschneiden-
den Gruppenstörungen keinen Anlaß, da sie
leicht umschaltbar sind.
Allgemeine Bedingungen.
Zu la) Der Anteil des V. W. ohne Relais
einsehl. Gestellanteil am Preis des gesamten S8.
A.-Amtes ist etwa 15% also nur verhältnis-
mäßıg gering. Der Ersatz dieser Einrich
tung durch billigere, kann also auf das Ge-
samtergebnis nicht sehr bedeutend sein.
Zu 1b) Die Lebensdauer und Betriebs-
sicherheitist groß, Kosten für Pflege und Amor-
tisation daher gering.
Zu lc) Störungen sind leicht feststell-
bar, in der Zahl gering, daher nur geringe
Pflegekosten.
Zu 1d) Auswechselbarkeit leicht durch-
führbar, daher geringe Amortisation.
Zu le) Die nachträgliche Vermehrung von
Ausgängen ist leicht erreichbar, daher sehr
günstig.
Zu 1f) Der Raumbedarf ist etwas größer
als bei A. 8. E
Zu 18) Da 100% I. V. W. vorgesehen
sind, ist die UÜberlastbarkeit in dieser Stufe
unbegrenzt. Im übrigen s. 1 e,
Zu 2. Der Teilnehmer hat nieht zu
warten, bis die Einstellung erfolgt (s. unter
Gruppenteilung V. W. und A. S.).
Zu 3. Durch große Einfachheit ist die
Betriebssicherheit gewahrt.
Zu 4. s. Bedingung 2.
Zu 7. Einheitlichkeit ist nicht gewahrt,
Autelco V. W. Beschreibung in Camp-
bell, Lubberger, Kıuckow.
Hier ist eine Kombination von Apparat-
sätzen mit gemeinschaftlichem Antrieb ge-
geben. Der einzelne V. W.-Kontaktsatz so-
wohl wie Elektromagnet ist gegenüber dem V.
W. von 8. & H. erheblich verbilligt, jedoch
gibt der gemeinschaftliche Antrieb, .beson-
ders in Zeiten starken Verkehrs zu Doppel-
verbindungen durch gleichzeitiges Einspringen
zweier Wähler Anlaß, außerdem zur Fehl-
wahl, d. h. Verstümmelung der Kontakt-
serien in dem Fall, wo der Hauptsatzschalter
im Laufen ist (bes. Bed. 2 u. 5). Außerdem ist
bes. Bed. 8 gefährdet. Die allgemeinen Be-
dingungen sind erfüllt, soweit nicht etwa A. 8.
geringere Anschaffungskosten bringen.
W. El. 60-teiliger A. S. Beschreibung s.
Campbell.
Hier liegt bereits Maschinenkonstruktion
mit gemeinschaftlichem Antrieb und elektro-
magnetische Kupplung vor.
Abgesehen von dem schon unter Gruppie-
rung Gesagten, gilt das Folgende:
Die besondere Bedingung 2 ist gerade bei
Konstruktionen mit gemeinschaftlichem An-
trieb bisher nicht erfüllt, da die schwereren
Massen und ihre Kupplungen und Entkupp-
lungen einen langsamen Gang bedingen. Der
esamte Vorgang vom Auftreffen auf einen
Baie Kontakt einschließlich der Entkupplung
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
und Stillsetzung erfordert eine größere Zeit
als die einfache Ausschaltung des Schritt-
schaltwerkes in der Strom- und Bewegungs-
pause. Bei gleicher Geschwindigkeit sind die
Prüfzeiten, außerdem bei dem sprunghaften
Vorrücken eines Schrittschaltwerkes (V. W S.
& H.) fast doppelt so lang wie bei der gleich-
mäßig drehenden Maschine. Den Konstruk-
teur des 60-teiligen A. S. mit gemeinschaft-
lichem mechanischem Antrieb leitete wohl
der Gedanke, daß die allgemeinen Bedin-
gungen la, b, ec, 3 und 7 am besten gewahrt
würden, und daß dieser We
Unterlage für billige Durchbildung der Ge-
samtkonstruktion bietet. Jedoch ist zu be-
denken, daß ein erheblicher Teil der mit
großem Geschick mit der Maschinenkonstruk-
tion verknüpften Ausführungsformen. (Ver-
kabelung, Kontaktsatz) auch für Apparat-
konstruktionen anwendbar sind und bei Über-
legungen über zukünftige Entwicklungsmög-
lichkeiten auch für letztere in Ansatz gebracht
werden müssen.
Im übrigen dürften die Betriebskosten.
und -Pflege in beiden Konstruktionen, die
gleiche straffe Organisation vorausgesetzt, sich
die Wage halten. Ein erheblicher Prozentsatz
der Störungen liegt immer noch bei allen
Systemen in den Platin (Silber)-Kontakten,
wenn auch die Gesamtstörungszahl klein ist
(eine Störung auf 2000 Kontakte im Monat),
so daß der Einfluß der Konstruktionen auf
Ds Pflegekosten nur entsprechend klein sein
ann.
A. 8. mit großen Gruppen.
Hier liegt die Aufgabe für den Konstruk-
teur anscheinend . so, daß mit einer Be-
wegungsstufe nicht mehr auszukommen ist,
wenn nicht das über .den 60-teiligen A. ».
Gesagte eine weitere Verschärfung erfahren
soll. Aus diesem Grunde ist man auf 2 Bewe-
ungsstufen übergegangen und erhöht so die
Schnelligkeit. Immeıbin erscheint es frag-
lich, ob ein derartiger Weg vollkommen zum
Ziele führt, da die Summe aller aufgewendeten
Zeiten leicht eine halbe Sekunde überschreiten
kann. Jedenfalls ist die Aufgabe noch nicht
restlos gelöst für den Fall stärksten Betriebes
und bei gleichzeitigem Anruf in derselben
oder 2 verschiedenen. Untergruppen (s. die
Ausführungen unter Gruppierung).
Neuerdings zeigt dıe Entwicklung zur
wirtschaftlichen Ausgestaltung der Vorwahl-
stufe eine leichtere Duıchbildung der Kon-
struktion des V. W. durch die schwedischen
Konstrukteure. Wenn Lebensdauer und die
Sicherheit sich in den Grenzen der übrigen
Konstruktionen der Amtseinrichtungen be-
wegen, könnte hierin ein weiterer Fortschritt
erblickt werden. Wenn es aber gelinst, einen
schnellaufenden A. S. mit 100 oder mehr
Kontakten zu bauen, welcher den besonderen
und allgemeinen Bedingungen, ebenso wie der
V. W., genüst, so würde dieser, gegebenen-
falls in Verbindung mit U. V. W., doch dem
V. W. gegenüber wirtschaftliche Vorteile ohne
entsprechende Nachteile bringen.
Hilfselemente für Schaltungen. -
Bei der Betrachtung vorstehender
Gruppen- und Konstruktionsfragen in Ver-
bindung mit den zur Durchführung der Schal-
tungen zur Verfügung stehenden kleineren
Konstruktionselementen, wie Relais, Steuer-
schalter und Kopfkontakten, ergibt sich, so-
wohl für die‘ Vorwahlstufe als auch für die
später zu besprechenden G. W. die allgemeine
Forderung, daß die vermittels der Relais mit
der nötigen Sicherheit unmittelbar erreichbaren
Kontaktschließungen von diesen, auch für die
Dauer der Verbindung ausgeführt sein sollten,
und daß der Steuerschalter nur da angewendet
werden sollte, wo unter Beachtung der besonde-
ren und allgemeinen Bedingungen eine Vermin-
derungin der Gesamtzahl der Kontakte erzielt
werden kann. Esistim allgemeinen zwecklos,
vermittels eines sicheren Relaiskontaktes die
dauernde Schließung nur eines Steuerschalter-
kontaktes zu bewirken. Dem _ Schaltungs-
techniker sind aber durch die Zahl der auf
einem Relais übereinander unterzubringenden |
Kontakte Grenzen gezogen, da deren Justie-
rung durch die Abhängigkeit der Bewegung der
Kontaktfedern von dem gemeinsamen Anker
mit fortschreitender Zahl unverhältnismäßig
erschwert wird. Die Ansichten über diese
Frage haben im Laufe der letzten’ 10 Jahre
stark geschwankt. Während die .W. El. z. T.
auch für A. S. den Steuerschalter angewandt
hat, ist die Autelco und S. & H. in der Vor-
wahlstufe ohne diesen ausgekommen, dagegen
ist er bei den konplizierten G. W. und L. W
von der Autelco dauernd und von 8. & H.
zeitweise angewendet worden, und zwar von
der Auteleo als kleiner Schalter in mecha-
nischer Kupplung mit den Gruppen- und Lei-
tungswählern in Verbindung mit vielkontak-
Heft 42.
auch die beste,
21. Oktober 1920.
tigen Relais, von 8. & H. ungekuppelt mit er-
heblichen Kontaktzahlen und Stellungen und
unter Verminderung der Kontaktzahl der
Relais. Durch Schaltungskombinationen und
teilweise Vermehrung der Relaiskontakte ist
der Steuerschalter hier vorübergehend ganz
beseitigt worden, wird aber unter weiterer
erheblicher Vereinfachung der Schaltungen,
und zwar nur im Leitungswähler, neuerdings
wieder angewandt, dagegen in den G. W. nicht.
Die Relais erhalten jetzt nicht mehr als einen =
unmittelbar miteinander kontaktschließenden
Satz von Federn, übereinander angeordnet,
dagegen mehrere solcher Sätze nebeneinander;
da die Justierungsschwierigkeiten fortfallen
und die Sicherung eines guten - Kontakt-
schlusses in dieser Form bei gleichem Anker-
hub nur eine Frage der elektrischen und mag-
netischen Größenbemessung ist. .
Ein großer Fortschritt in der Relaiskon-
struktion ist z. Zt.-mit der Einführung der
Doppelkontakte gemacht worden, durch welche
die Sicherheit und damit die allgemeinen Be-
dingungen 1b, c, g, 3 in hervorragender Weise
gewahrt sind, während la durch die Ein-
führung der Silberkontakte Rechnung ge-
tragen ist. Diese Silberkontakte haben sich
bereits während 8 Jahren in der Praxis gut
bewährt. Wenn man annimmt, daß auf eine
Anzahl von 2000 arbeitender Einfachrelais-
kontakte eine Störung entfällt, so würde die
Wahrscheinlichkeit einer Störung bei der
Verdoppelung der Kontakte auf eine Störung
auf 4000000 Kontakte herabgehen. Hierdurch
erklärt sich auch rechnerisch der große Er-
folg der Doppelkontakte. Durch sorgfältigen
staubdiehten Abschluß jedes einzelnen Relais
ist ebenfalls eine große Störungsfreiheit er-
reichbar, dies jedoch nur auf Kosten von la.
Kopfkontakte (Wellenkontakte) sind stets
tunlichst vermieden worden, bilden aber.ein
zum Teil unentbehrliehes Hilfsmittel.
Schaltungen der Vorwahlstufe.
Bei der Frage der Schaltungen handelt es
sich nicht allein um reine Stromlauffragen.
Eng damit verknüpft sind die Bemessungen
der Betriebsmittel, der elektrischen und mag-
netischen Größen. Diese sollen daher an dieser
Stelle mit behandelt werden. :
Bei den unter Gruppierung und Kon-
struktion besprochenen Ausführungen sind
zwar bestimmte Wege der Lösung der Auf-
gaben durch Schaltung .beschritten, jedoch
sind im wesentlichen diese Lösungen unter
sich austauschbar, und abgesehen von einigen
wenigen Ausnahmen nicht zwangläufige Folge
von. Gruppierung und Konstruktion. Sie
sollen daher nicht in Verknüpfung mit diesen
besprochen werden. Anderseits ist die An-
zahl der Lösungsmöglichkeiten schon bei der
relativ einfachen Vorwahlstufe groß. Es kann
daher infolge des knappen zur Verfügung
stehenden Raumes hier nur untersucht werden,
welche grundsätzlichen Forderungen an die
‚Sehaltungen der Vorwahlstufe gestellt werden
müssen, um die besonderen und allgemeinen
Bedingungen möglichst weitgehend zu er-
füllen und welche Aufgaben allenfalls die Zu-
kunft birgt. Um ein Optimum hinsichtlich
der “allgemeinen Bedingungen zu erfüllen,
müssen folgende Grundsätze berücksichtigt
werden: Be
1. Die Betriebsströme sollten mit einer
zwei- bis dreifachen Sicherheit bemessen wer-
den, sodaß noch unter Berücksichtigung der
Toleranzen für Windungszahl und Wider-
stand der Elektromagnete und auch nach
längerer Betriebsdauer und Pflege durch das
Amtspersonal ein reichlicher Überschuß vor-
handen ist. Dies geschieht zwar auf Kosten
von la und 1h der allgemeinen Bedingungen,
a wird aber für 1b, c, 3 ein Vorteil er-
zielt. sy
2. Ebenso sollten die mechanischen Sicher-
heiten, d. h. Uberschuß an Anzugskraft der
Elektromagnete bemessen werden.
3. Die Forderung dreifacher
nach 1 und 2 machen die Vermeidung von
Fehlströmen in den Relais wünschenswert.
Eine Aufhebung der Wirkung soleher Fehl-
ströome durch gegenwirkende Federkräfte
stellen an die Pflege der Apparatur eine erheb-
liche Anforderung. Dieser Weg ist also -in
Bezug auf 1b, lc der allgemeinen Bedin-
gungen bedenklich. RR
Da wo Fehlströme aus wirtschaftlichen
Gründen unvermeidlich sind, sollten sie sich
im Hinblick auf 1b zu Justier- und Betriebs-
strom wie 1:3:9 verhalten. Eine besondere
Gefahr bieten hier die Prüfstromkreise, bei
denen oft Fehlströme nieht zu vermeiden sind,
während anderseits die Prüfrelais mit großer
Geschwindigkeit ansprechen müssen, also
großer Stromüberschüsse bedürfen. hr
4. Für die. mit großer Geschwindigkeit -
arbeitenden Schaltelektromagnete und Relais
ist auch für eine Zeitsicherheit zu sorgen. Da
\
Sicherheit
1
21. Oktober 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
es sich hierbei vielfach um POBSRUCR.NON
gänge handelt, welche nur wenige Millisekun-
den andauern, so müssen zur Feststellung der
Bewegungsvorgänge oft besonders wissen-
schaftliche Hilfsmittel angewandt werden.
5. Bei denjenigen Vorgängen bzw. Kon-
taktschlüssen, welche sich in einer bestimmten
Aufeinanderfolge vollziehen sollen, muß mög-
lichst Zwangläufigkeit bewahrt sein. Zu ver-
meiden sind unabhängig verlaufende nur auf
Ansprechzeiten berechnete Schaltvorgänge.
6. Mit Rücksicht hauptsächlich auf die
allgemeinen Bedingungen Ic und 2 sind klare
einfache Stromkreise anzustreben, welche nicht
zu vielfach gekuppelt und verzweigt sind.
Die Durehführung der Schaltung im
einzelnen, und soweit sie nur auf Kombina-
tion beruht, zeigt für die Vorwablstufe bisher
eine Einheitlichkeit in der Entwicklung. bei
den zur ‚Einleitung bzw. Stillsetzung der Vor-
wahl erforderlichen Einrichtungen. Der Teil-
nehmerleitung sind bei allen bisher in Betrieb
gesetzten Anlagen sowohl bei Vorwählern wie
bei A. 8. besondere Relais zugeordnet, während
Einrichtungen mit dauernd laufenden oder
ausgelösten Anrufordnern, welche diese Relais
teilweise oder ganz ersetzen sollen, oft vorge-
schlagen, aber nie praktisch eingeführt worden
sind. Die Einführung soleher Einrichtungen
würden einen hervorragenden wirtschaftlichen
Fortschritt bedeuten, da die Anzahl der Elek-
- tromagnete pro Teilnehmer durch Fortfall der
Linienrelais erheblich herabgesetzt werden
würde. .Anderseits liegen besonders Ver-
schleiß, Überwachung. und Geschwindigkeit
ungünstig. Die besonderen Bedingungen 2,
3, 4 und 8, ferner die allgemeinen Bedin-
gungen 1b, 1g, Ih, 2, 3, 4, 6 und 7 sind nicht
erfüllt.
Für die V. W. mit Nullstellung und A. 8.
werden z. Zt. nur 2 Relais vorgesehen. Es ist
- eine Verminderung auf 1 Relais ohne Anruf-
| ordner denkbar, durch welche auch noch ein
u großer wirtschaftlicher Vorteil erzielt werden
könnte, jedoch, seheint eine Lösung ohne er-
hebliche Nachteile in. Bezug auf die besondere
Bedingung 3 und die allgemeine Bedingung 3
nicht möglich zu sein.
Die G. W. können als gruppenartig oder
konstruktiv mehrfach zusammengefaßte V. W.
gelten. Zu der einfachen, vom Teilnehmer un-
gesteuerten Freiwahl, kommt die gesteuerte
(bezifferte) Wahl hinzu, durch welche die
Gruppenstufe, (bei dekadischem System die
Dekade) vom Teilnehmerapparat her. ausge-
wählt wird. Aus diesem Grunde gelten für die
f freie Wahl die besonderen Bedingungen 1 bis 8
a der Vorwahlstufe, wobei selbstverständlich
ä das dort Gesagte sinngemäß zu übertragen ist.
FE Für die bezifferte Wahl kommen noch 3 be-
5 sondere Bedingungen dazu:
2 9. Für den Teilnehmer stets gleichartig
verlaufende Vorgänge für die einzelnen Phasen
der Wahl, insbesondere keine zeitlichen Ver-
schiedenheiten.
10. Keine Hemmungen für den Teil-
nehmer, während des Wahlvorganges.
11. Möglichst unmittelbar nach dem
Wählen des Frei- oder Besetztsignals (Ruf zum
gewünschten Teilnehmer). Im übrigen siehe
die Bedingungen unter Wahlvorgang der Teil-
nehmerstelle.
Gruppierung der Gruppenwahl.
Größenbemessung der Gruppen:
Da mit der zunehmenden Größe der ein-
zelnen Gruppen die Anzahl der Gruppen im
System abnimmt, der einzelne Wähler aber
an Größe zunimmt, so wird die Entscheidung
über ihre Bemessung in wirtschaftlicher Hin-
sicht von der konstruktiven Durchbildung der
sich stark vermehrenden Teile, und dem Hinzu-
kommen neuer Organe abhängig sein. Eine
Vergrößerung der G. W. bedingt außerdem
entweder die Abkehr von dem dekadischen
Nummernschalter oder die Einführung von
Umrechnern, (Register des W. El.-Systems.)
Die besonderen Bedingungen 2, 3, 8, 9,
10, 11 dürften bei nieht erheblichen wirt-
schaftlichen Unterschieden auch hier eine aus-
_ schlaggebende Rolle spielen.
“ Von ähnlichem Einfluß ist die Bemessung
der Größe der ausgehenden Leitungsbündel,
da mit der Vermehrung der Ausgänge aus jedem
Wähler die Zahl der Wähler der folgenden
Stufe herabgesetzt wird. Hier ist aber durch
Einführung besonderer Gruppierung der aus-
gehenden Leitungen, . durch Staffelung
und Übergreifen auf _Nachbargruppen eine
Lösung gefunden, um die Kontaktzahlen ohne
'Erschwerung der Amtspflege klein zu halten.
Damit konnte auch der besonderen Bedin-
gung 2 ohne Vergrößerung der Bündel mit
großem Überschuß genügt werden.
| Gruppenwähler und Leitungswähler.
&
}
A
Aus der Zahl der möglichen Lösungen für
den Verbindungsaufbau heben sich 2. Zt. 4 als
nennenswert heraus.
A) Die einfache Vorwärtswahl mit Wäh-
lern, welche für die einzelnen Richtungen. in
freier Wahl wie V. W. arbeiten (Autelco
und 8. & H.).
B) Wahl über Aufspeicherer (W. El.).
€) Kreislaufwahl. Eine Vorwärtswahl
mit Überbrückung der durch bezifferte Wahl
gefundenen Schaltpunkte durch freie Wähler
und Ausscheiden der gesteuerten Wähler.
D) Wie C, aber mit gesteuerter Rück-
wahl.
Die Anordnung A ist die älteste und ver-
breitetste Form. Sie genügt den besonderen
Bedingüngen 2 bis 11 und ebenso den allge-
meinen Bedingungen.
Die Verwendung von Aufspeicherern nach
der Anordnung B für die vom Teilnehmer aus-
gehenden Wahlimpulse ist, wie hier vorweg-
genommen sei, die notwendige Folge der
Wähler mit gemeinschaftlichem Antrieb (Ma-
schine). Da eine Zwangsläufigkeit zwischen
Wähleinrichtung beim Teilnehmer und den
Wählern ohne Komplizierung der Teilnehmer-
stelle nicht erreichbar ist, so muß die das
Tempo bestimmende Maschine sich im
Wechselspiel mit dem Aufspeicherer ein-
stellen. Der so eingeführte Aufspeicherer
findet dann zugleich als Umrechner seine Ver-
wendung und bringt so einen wirtschaft-
lichen Ausgleich für seine Mehrkosten. Die
besonderen Bedingungen, 1, 2 und 5 sind er-
füllt, dagegen bestehen Bedenken hinsichtlich
2067; Über die allgemeinen Bedingungen
s. weiter unten bei Konstruktion.
Die Systeme mit Aufspeicherern sind in
letzter Zeit, Allerdings vorwiegend als halb-
selbsttätige Systeme zur Anwendung ge-
kommen.
Bisher nicht in der Praxis verwendet sind
die Kreislaufsysteme nach Punkt C und D.
Diese bieten aber insofern Vorteile, als die
besonderen Bedingungen leicht zu erreichen
sind und nur für die Bedingungen 8 und 11
besondere Mittel erforderlich werden, deren
Entwicklung noch ein unsicheres Element dar-
stellt. Erhebliche Vorteile sind im Hinblick
auf la der allgemeinen Bedingungen bei An-
lagen mit mittlerem und starkem Betrieb zu
erwarten, da die komplizierteren Verbindungs-
wähler einfacher als die gewöhnlichen G. W.
sein können und nur wenige Sekunden besetzt
sind und nicht für die ganze Dauer der Ver-
bindung gebraucht werden und die Sprech-
verbindung von einfacheren Schaltern herge-
stellt werden kann.
Für die Entwicklung der Relaissysteme,
bei denen durch relaisähnliche Einrichtungen
ein vorher durch Wähler ausgewählter Schalt-
punkt für die Dauer der Verbindung festge-
legt wird, sind Kreislaufanordnungen wohl un-
entbehrlich.
Einerseits eröffnen sich also gerade in
wirtschaftlicher Hinsicht durch die Arbeiten
auf dem Gebiete der Kreislaufsysteme einige
hoffnungsvolle Ausblicke. Anderseits darf la
nur dann so hoch zugunsten der Kreislauf-
systeme bewertet werden, wenn die Wähler
eine ihrer Mehrbeanspruchung entsprechende
Lebensdauer erhalten können, ohne sie erheb-
lich zu verteuern, sonst würde wieder die
Amortisationsquote wirtschaftlich zu stark
ins Gewicht fallen. #
Konstruktionen. Gruppenwähler von
Auteleo, 8. & H. und Dietl.
Die beiden Aufgaben des Auswählens der
Gruppenstufe (Dekade) und der Wahl der
freien Verbindung dahin erfüllen Autelco
und 8. & H. bekanntlich durch Heben und
Drehen einer Achse vermittels Schaltklinken
und Stromstößen. Die Kontaktsätze sind
zylindrisch. Die bewegten Massen sind relativ
gering und leicht einstellbar. Die erzielbaren
Geschwindigkeiten sind groß. Die Steuerung
kann daher von dem Nummernschalter der
Teilnehmerstelle direkt erfolgen. Durch Dietl,
Wien, sind die bewegten Massen weiterhin er-
heblieh vermindert worden, so daß die Ge-
schwindigkeiten noch größer sind. Das Drehen
erfolgt bei allen drei Anordnungen durch
Selbstunterbrecher oder Maschinenstrom mit
reichlichem Kraftüberschuß. Der Kontakt-
druck auf den Kontaktsätzen beträgt etwa
30 g pro Kontakt. Die Zurückführung erfolgt
dureh Ausklinken der Sperrhebel. Die Wähler
sind auf dekadische Teilung nicht beschränkt
und können für größere Gruppen eingerichtet
werden, falls wirtschaftliche Momente dies er-
fordern sollten. Die besonderen Bedingungen
1, 2, 3, 4, 7 und 8 sind erfüllt. Ebenso 5 bei
Selbstunterbrecherantrieb. Die allgemeinen
Bedingungen la, b, e,.d, e, f, 2, 3, 4, 5, 6 sind
ebenfalls erfüllt.
Heit 42.
831
Western Eleetrie, Zylinderform.
Da diese Wähler durch Kupplung mit
einem gemeinschaftlichen Kotzieh bewegt
werden, erfordern sie einen Aufspeicherer (8.
oben unter Gruppenschaältung). Die Zylinder-
form der Kontaktsätze ist beibehalten, jedoch
ist die Leitungsführung durch Verwendung
von Bandkabeln verbilligt. Die Auswahl der
Dekade geschieht durch Ausklinken von
Kontaktarmen nach erfolgter Kupplung mit
dem Antrieb, die Auswahl freier Verbindungs-
leitungen durch weitere Kupplung und Dreh-
bewegung. Für den hier verwendeten Steuer-
schalter ist eine dritte Kupplung vorgesehen.
Außer diesen Kupplungen sind Zentriervor-
richtungen zur genauen Einstellung vorhan-
den. Der Kontaktdruck beträgt wie bei
Auteleo und 8. & H. etwa 3089. er Wähler
ist 200-teilig und wird als G. W. dekadisch,
dagegen als L. W. unter Benutzung des Auf-
speicherers als Umreehner zur Ersparnis von
etwa 20% L. W. undekadisch verwendet. Die
Zurückfübrung erfolgt durch erneutes An-
sprechen der 3 Kupplungen.
Die besondere Bedingung 1 erscheint nur
wenig günstiger bedacht als bei dem Autelco-
Wähler. 2, 3, 4, 5sind berücksichtigt, 7 und 8
sind weniger gut als beim Auteleo- und S. &
H.-Wähler gelöst. Der Konstruktion lag wohl
der Gedanke zugrunde, Anschaffungskosten
und Pflege zu verbilligen und die Betriebs-
sicherheit zu erhöhen, also den allgemeinen
Bedingungen la, b, © und 3 besonders Rech-
nung zu tragen. Da langjährige Erfahrungen
noch nicht vorliegen, welche allein einen Maß-
stab bilden können, so muß ein Resultat abge-
wartet werden. Bei gleich straffer Handhabung
des Dienstes dürften aber beide Konstruk-
tionen das gleiche Pflegepersonal erfordern.
Die allgemeinen Bedingungen 1d und 5 sind
erfüllt. 7 etwas besser als bei den Autelco-
und 8. & H.-Konstruktionen. 2 ist nur teil-
weise erfüllt, da die Wähler der Handhabung
des Nummernschalters nacheilen und nur der
Aufspeicherer sich sofort einstellt. Ebenso
ist 4 nicht so gut berücksichtigt wie beim
Auteleo- und 8. & H.-Wähler und 6 nicht für
kleine Gruppen von wenigen hundert An-
schlüssen.
Western-Electrie-Stangenwähler.
Diese Form stellt eine weitere Entwick-
lung der Konstruktion zur Schaffung großer
Gruppen dar und umfaßt 500 Kontakte. Die
schmale leistenförmige Form der Kontakte
gestattet ein enges Aneinanderreihen der
Kontaktbänke und die Ersparung der Ver-
kabelung, trägt also der Forderung auf Ver-
-billigung der Kontaktsätze der Vermehrung
der Kontakte gegenüber Rechnung. Die Höhe
der Wähler (4 m) erweckt allerdings in Bezug
auf le etwas Bedenken. Im übrigen dürfte
für die besonderen und allgemeinen Bedin-
gungen das gleiche gelten, wie bei dem erst-
genannten Wähler der W. El.
Hultman und Ericson-Wähler.
Diese Konstruktionen streben ebenfalls
große.Gruppen von 1000- oder 500-Kontakten
an und versuchen, ausgespannte blanke Drähte,
ähnlich wie Strowger in seinen ersten Aus-
führungsformen im Jahre 1892 zu verwenden,
aber in verbesserter Form zur Verminderung
der Kosten. Über die Konstruktionen ist
näheres nicht bekannt geworden. Dieselben
sind bisher auch noch nicht erheblich im prak-
tischen Gebrauch eingeführt.
Einen vollkommen anderen Weg versucht
Betulander, welcher in der Krejswahl Relais
verwendet (s. Gruppierungen). Gelingt es, so
billige Relaiskonstiuktionen herauszubringen,
daß ihre reichliehe Anwendung dureh wirt-
schaftliehe Erwägungen nieht unmöglich wird,
so- kann die besondere Bedingung la erfüllt
werden; bisher erscheint der Weg ungangbar.
Als Ausblick für die Zukunft kann viel-
leicht folgendes gelten:
Den bisher: herausgebrachten Anord-
nungen gegenüber scheint z. Zt. das Kreis-
wallsystem Aussicht auf wirtschaftliche Fort -
schritte zu haben, da die vom Teilnehmer ge-
steuerten Vorauswähler einfacher konstru-
iert werden können als die jetzt verwendeten
Wähler, die Verbindungswähbler aber noch ein-
fachere Apparate darstellen (s. das unter
Gruppierung Gesagte).
Schaltungen.
Für die Schaltungen gilt das gleiche wie
unter Vorwahl bereits ausgeführt ist. Ein
systematischer Vergleich der Schaltungen ist
auch, nicht allein wegen Mangels an Raum,
nieht gut möglich, da die Unterlagen hierfür
fehlen. Eine besondere Gruppe von mannig-
faltigen Aufgaben stellt die Komb’nation des
Sclbstanschlußbetriebes mit den Nebenstellen,
dem Fernbetrieb und kompliziertem Zählbe-
trieb dar.
832
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heft 42.
21. Oktober 1920.
Dieselben können z. Zt. aus demselben
Grunde, wie vorstehend, nicht in den Bereich
der Betrachtungen gezogen werden.
Ich möchte bei dieser Gelegenheit nicht
verfehlen, meinen Mitarbeitern, Herrn Dr.
Lubberger und Herrn Oberingenieur Langer,
meinen verbindlichsten Dank auszusprechen.
Die Arbeitsgemeinschaften in England,
insbesondere die Whitley-Ausschüsse.
Die Gewerkschaften sind in England so-
wohl von der Gesetzgebung als von der aus-
führenden Verwaltung früher anerkannt wor-
den als bei unst), obwohl die Zersplitterung in
zahlreiche Berufsverbände dort noch größer
war. Die Webbs?) sprechen in der zweiten
Auflage ihrer Geschichte der Gewerkschaften
von 1100 Gewerkschaftseinheiten, die 50 000
Ortsgruppen umfassen und etwa 6 Millionen
Mitglieder zählen. Auch von der syndika-
listischen Richtung, die als Mittel die Gewalt
und Sabotage nicht verschmäht, ist die eng-
lische Gewerkschaftsbewegung nicht ver-
schont geblieben. Sie ging aus von dem Neu-
unionismus, der durch die Organisierung der
Dockarbeiter und überhaupt der Gelegen-
heits- und Zufallsarbeiter durch Tom Mann
und Ben Tillet in die englische Arbaiterbe-
wegung eingeführt wurde, aber auch unter
anderen Berufen Anhänger zu gewinnen suchte.
Die Shop-Stewards-Bewegung in der Ma-
schinenbauindustrie schlug ähnliche Wege ein
und verfolgte ähnliche Ziele wie bei uns die
revolutionären Obleute und die Anhänger
der Rätediktatur.?)
Daneben geht in neuester Zeit eine Be-
wegung, die ähnlich unserm Bau- und Metall-
arbeiterverband an Stelle des Berufsverbandes
den Industrieverband zu setzen sucht. Auch
Zusammenfassungen zu großen Kartellen wer-
den angestrebt, z. B. vom sogenannten Drei-
verband der Berg-, Transportarbeiter und
Eisenbahner.?)
Die Arbeitgeberverbände waren bis vor
dem Krieg weit loser organisiert als bei uns.
Sie waren stets zum Abschluß von Tarifver-
trägen (collective bargaining) bereit. Zur
Durehführung der Kriegswirtschaft sowohl
als um sich gegen ihre Auswüchse zu wehren,
schlossen sich die Unternehmerverbände, die
ebenfalls viel zu zahlreich und mannigfaltig
entstanden waren, enger zusammen.
Von ihrer Seite wurde bereits etwa 1916
erkannt, daß der Wiederaufbau der Volks-
wirtschaft nur im guten Einvernehmen mit
den Arbeitern möglich und daß dazu
eine Steigerung der Erzeugung unerläßlich
sei, da die Arbeiter nicht bloß höheren Lohn,
sondern auch billige Schuhe, Straßenbahnen
usw. forderten. Selbst die auf das Mitbe-
stimmungsrecht gerichteten Forderungen der
Arbeiter wurden als berechtigt anerkannt.
Besonders treffend sind diese Gedanken so-
wie die Notwendigkeit der Befreiung der
Industrie von der Beaufsichtigung durch die
Beamten und der Errichtung einer Selbstver-
waltung der Industrie ähnlich, wie sich die
Selbstverwaltung der Gemeinden durchge-
setzt hat, betont in den Arbeiten der Garton
Foundation, den Berichten der British Asso-
ciation von Professor A. W. Kirkaldy,
namentlich aber in den Werken des als Leiter
roßer Handelsunternehmungen erfahrenen
irnest J. P. Benn, ‚The Trade as Seience“
und ‚The Trade of To-morrow“.
bereits die Errichtung von National Industrial
Couneils sowie eines Industrieministeriums
vorgeschlagen, das nicht die gewerkliche Er-
zeugung zu leiten, sondern die Organisation
der Industrie zu überwachen und zu be-
fruchten hat.*)
Diese Pläne fanden allgemeinen Anklang.
In der Frage des Wiederaufbaus der englischen
Volkswirtschaft, wofür ein eigenes Ministerium
mit Dr. Addison als Leiter eingesetzt wurde,
betraute der Premierminister im Oktober
1916 einen aus Unternehmern und Gewerk-
schaftsbeamten bestehenden Ausschuß, der
nach seinem Vorsitzenden John Henry Whit-
ley der Whitley-Ausschuß genannt wird, mit
folgenden Berichtsaufgaben:
1. Vorschläge zu machen und zu beraten, um
die Beziehungen zwischen Arbeitgebern und
Arbeitnehmern dauernd zu verbessern;
2. Mittel zu empfehlen, um die Industriever-
hältnisse, so weit sie die Beziehungen
) Vgl.W. Kulemann, Die Berufsverrine, Berlin 1913
(Leonhard Simion Nachf.), Bd. A, S. 1—148.
g I Vgl. Dr. Th. Plaut, ‚Wirtschaftsdienst, 5. Jahrg.
+ „Pr Th. Plaut. Wirtschaftsdienst, 5. Jahrg, $ 24ff.
ns: :
%) Vgl. Ing.zur Nedden, Der Ruf nach Selbstverwal-
tung in der englischen Industrie, „Technik und Wirt-
schaft“, 12. Jahrg. 1919, S. 828 bis 843.
Hier wurde | liehen Meinung und den politischen Körper-
zwischen Unternehmern und Arbeitern be-
einflussen, planmäßig von den Betroffenen
einer Prüfung unterziehen zu lassen mit
dem Ziel, auf künftige Verbesserung dieser
Verhältnisse hinzuwirken.“ ®
Der Ausschuß hielt es für zweckmäßiger,
statt ins einzelne gehender Vorschläge ‚nur
Grundzüge vorzuzeichnen und dann die un-
mittelbar in den verschiedenen Industrien
Tätigen aufzufordern, den Plan ihren eigenen
Voraussetzungen entsprechend auszugestal-
ten.‘‘ (Schlußbericht vom 1. VII. 1918).
Die fünf von dem Whitley-Ausschuß er-
statteten Berichte (Whitley - Reports) er-
schienen zwischen dem 8. III. 1917 und dem
1. VII. 1918 und behandelten die Errichtung
paritätischer Verständigungsausschüsse oder
Arbeitsgemeinschaften in den organisierten
Gewerben (Gruppe A), den teilweise organi-
sierten Gewerben (Gruppe B) und den gänzlich
unorganisierten Gewerben (Gruppe GC). Für
die letztgenannten wurde der Ausbau der
Lohn- oder Gewerbeämter (Trade Boards,
nicht zu -verwechseln mit dem Handelsamt
Board of Trade) verlangt. Diese durch ein
Gesetz von 1909 zum Schutz der in der Heim-
arbeit beschäftigten Arbeiter eingeführten
Ämter hatten zunächst nur für einige wenige
Industriezweige die Arbeitsbedingungen ge-
regelt, wurden dann aber in einer Reihe
weiterer Industrien eingeführt. Der Whitley-
Ausschuß schlägt nun in seinem zweiten Be-
richt eine Erweiterung des Gesetzes über die
Trade Boards vor, deren Inhalt für uns nicht
weiter in Betracht kommt. 5
Diese paritätischen Verständigungsaus-
schüsse sind nichts anderes als Arbeitsge-
meinschaften. Sie sind älter als die deutsche
Arbeitsgemeinschaft, da die erste Kundgebung
der deutschen Zentralarbeitsgemeinschaft erst
am 15. XI. 1918 erfolgt ist. Das englische
Gegenstück ist nach der Ansicht Max
Schippels im Vorwort zu seiner Über-
setzung der Whitley-Reports!) stetiger und
organischer aus den Umständen und Trieb-
kräften eines hoch und reich entfalteten Orga-
nisationswesens hervorgewachsen. Die eng-
lischen Arbeitsgemeinschaften sind eine Fort-
setzung der eingelebten alten Tarifpolitik.
Was hier durch gemeinsame, mit der Zeit
immer mehr gefestigte Vertretungen der Ge-
werkschaften und. Arbeitgeberverbände ge-
regelt wurde, erhält nach den verschiedenen
Seiten einen ergänzenden Anbau; das Schlich-
tungswesen, die Werkstätten- und Fabrik-
hygiene, die Lehrlings- und Fachausbildung,
die sonstigen Arbeitsbedingungen sollen be-
ständig nachgeprüft und höher entfaltet wer-
den. Daneb>n jedoch spielen bereits eine ein-
flußreiche Rolle: die allgemeinen Industrie-
verhältnisse und deren Verbesserung, die
Sorge für einen gleichmäßigeren Geschäfts-
gang und damit für geringere und erträglichere
Schwankungen des Arbeitsbedarfs, für ge-
rechtere Arbeiterabfindung und -beteiligung
bei Erfindungen, die innerhalb des Betriebs
gemacht und angewendet werden, für Bil-
dungs-, Unterhaltungs- und Sportgelegenheit,
für regelmäßige _Sozial-
statistiken, für Informationsstöff aller Art.
Aber fast überall sehen die Satzungen bei aller
Mannigfaltigkeit ihres Inhalts zugleich die
Einwirkung auf die Regierung und die Ge-
setzgebung vor: die Abgabe von Gutachten,
ehe Schritte der Gesetzgebung oder Verwal-
tung erfolgen, die Verfechtung der Bedürfnisse
und Wünsche der Produktion vor der öffent-
schaften. .
Die Gleichberechtigung von _Unter-
nehmern und Arbeitern (Parität) bis ins
einzelne ist das hervorstehende Kennzeichen
er sich ankündenden neuen Entwicklungs-
stufe. -
Charakteristisch für die englische Auf-
fassung ist die unbedingt ausschlaggebende
Wertung der Produktion und des Produk-
tionszweiges als eines gleichartigen, für die neue
Interessen vertretung ausschließlich maßgeben-
den Ganzen, während dem Betrieb nur eine
untergeordnete und ergänzende Stellung zuge-
messen wird. Ausgangspunkt sind die Inter-
essenübereinstimmung und Interessengegen-
sätze eines ganzen Berufszweiges: die großen
Berufsorganisationen,Arbeitgeberverbände und
Gewerkschaften. Die Betriebsvertretungen ha-
ben sich nur als dienende Glieder in den allge-
meinen Vertretungsaufbau einzufügen, und
sie (die Works Committees, Betriebsräte, wie
wir in Deutschland sagen würden) haben sich
den Entscheidungen der größeren einheit-
licheren Berufsorganisationen, insbesondere also
!) Arbeitsgemeinschaften, Betriebsräte und Gewerk-
schaften in England, mit einer u von Max
Schippel. Veröffentlichungen der sächs. Landesst«lle
für Gemeinwirtschaft, Heft IX. Dresden 1920, v. Zahn
& Jaensch, 48 8. 8°, Preis geb. 5 M. {
. kammern.
und Produktions-
der Gewerkschaften -und Unternehmerver-
bände unterzuordnen. =
Auch
(Distriet Joint Industrial Couneils) sind nur
als Unterglied der nationaleinheitlichen Pro-
duktions- und Berufsorganisationen (National
Industrial Councils) gedacht; also nicht als
bunt gemischte ‚‚territoriale‘‘ Körperschaften
etwa nach Art unserer Handels- und Gewerbe-
Klar werden die Zuständigkeits-
verhältnisse bestimmt in dem Musterentwurf
von Satzungen des Reichsarbeitsministeriums:
„Die Betriebsräte können keine Vereinba-
rungen treffen, die mit den Vollmachten oder
Beschlüssen von Bezirks- oder Nationalarbeits-
gemeinschaften oder mit Kollektivabkommen -
zwischen Gewerkschaften oder Unternehmer-
verbänden nicht in Einklang stehen. Ferner
können von den Betriebsräten getroffene Ver-
einbarungen jederzeit von den Bezirks- oder
Nationalarbeitsgemeinschaften oder durch Kol-
lektivabkommen zwischen Gewerkschaften und
Unternehmerverbänden wieder
werden.‘
Der Grundsatz der Parität wird immer
wieder betont bis in die Betriebsräte hinein.
So heißt es im 1. Whitley-Bericht: ‚Nach
unserer Ansicht sollten die Arbeitsgemein-
schaften (Couneils) nur aus Vertretern von
Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden zu-
sammengesetzt sein.‘
Der Hauptnachdruck wird auf den Unter-
bau in den Joint Industrial Couneils gelegt und
vom Reichswirtschaftsparlament die Erfüllung
seiner großen Aufgabe erst erwartet, wenn es
auf dieser tragfähigen Grundlage ruht. Daher
steht das Bemühen, paritätische Ausschüsse -
für die besanderen Wirtschaftszweige zu er-
richten, im Vordergrund der ganzen englischen
Bewegung. Und in einem Merkblatt des Ar-
beitsministeriums heißt es:
„Die Schaffung von Industrieausschüssen ,
wird deshalb in weitem Umfang das Regie-
rungseingreifen überflüssig machen, wie es
heute noch unumgänglich ist, und an dessen
Stelle ein wirkliches Selbstverwaltungsleben
set en.“
In Ziffer 5 des 1. Berichts wird ausge-
führt, die gegenwärtigen Verhältnisse eigneten
sich besonders dazu, um eine dauernde Ver-
besserung in den Beziehungen zwischen Unter-
nehmern und Arbeitern zu sichern.
Zu diesem Zwecke scheint es notwendig
für jede Industrie eine Organisation zu schaffen,
in der sowohl Unternehmer wie Arbeiter eine
vollwertige Vertretung finden und die eime
regelmäßige Erörterung aller Angelegenheiten
bezweckt, die den Fortschritt und das Ge-
deihen des Gewerbszweiges vom Standpunkt
der in ihm Beschäftigten berühren, soweit
-dieses sich mit dem Allgemeininteresse ver-
trägt. Dazu. werden a) Bezirksausschüsse als
Vertretungen der Gewerkschaften und Ar-
beitgeberverbände der betreffenden Industrien,
b)Betriebsausschüsse, als Vertretung der Ge-
schäftsleitung und der beschäftigten Arbeiter |
in den einzelnen Betrieben vorgeschlagen.
„Da es von hoher Wichtigkeit ist, daß der
Plan zur Schaffung solcher Ausschüsse sich
der Zustimmung der in Frage kommenden
Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände er-
freut, so sollte seine Ausgestaltung sich durch
Verständigung zwischen diesen Organisationen
vollziehen. ““ ;
Der Aufgabenkreis der National-, Be-
zirksausschüsse oder Betriebsräte wird in
Ziffer 16 recht umfassend gestaltet. Unter
die Bezirksarbeitsgemeinschaften :
aufgehoben
12
ERRNEHR NIT URN 7 Mae
"ze ar ee
f-
Pe E
Di RE IA r
BETRETEN EIR) Ne Sn
11 Ziffern werden im einzelnen aufgeführt
allgemeine Grundzüge des Arbeitsvertrages,
feste Verhandlungseinrichtungen - für
tauchende und Vermeidung von Streitigkeiten,
Maßnahmen zur möglichsten Stetigkeit von
Einkommen und Beschäftigung der Arbeiter,
Methoden, die Zeit- und Stücklöhne zu be-
stimmen, Berufserziehung, industrielle For-
schung, Einrichtungen. zur Prüfung von Er-
findungen und Verbesserungen, die von Ar-
beitern ausgehen, Verbesserung der Arbeits-
weise, der Maschinerie und Organisation sowie
der Betriebsführung mit besonderem Hinblick
auf das Zusammenwirken bei der Verwirk-
liehung neuer Gedanken sowie endlich Ge-
setzesvorschläge. - Allgemeine Empfehlungen
yon Gewinnbeteiligung, Mitinhaberschaft und
besonderen Lohnsystemen verwirft dagegen
der Bericht. Überall tritt er für größte Frei-
heit der Selbstverwaltung ein. So wird auch
im 5. Bericht über Einigungswesen und Schieds-
gerichte davon. abgeraten, den Schieds-
sprüchen die Parteien bindende Kraft zu ver-
leihen, und es werden nur ständige Einrieh-
tungen empfohlen, die es ermöglichen, Schieds-
gerichte anzurufen.
aus dem 1. Bericht, Ziffer 20: ‚Der Staat ver-
zichtet niemals auf seine ihm eigene über-
ragende Stellung, aber seine Vollmacht wird
auf-
f
4 I f L Ei x
ee
N Bezeichnend für den
ganzen Geist der Berichte ist folgender Satz
a
a Zr Aa
|
|
;
. beitnehmern ein.
Industrial League wird aufgefordert, beide
21. Oktober 1920. Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
vielleicht am wenigsten nötig sein, wenn man
sie am wenigsten hervorkehrt.“ Im April
1920 waren nach der „Labour Gazette‘‘“ be-
reits 55 Whitley-Ausschüsse in Tätigkeit. Ob-
wohl nach dem Months Work vom April 1920
einige der größten Industrien den Whitley-
gedanken noch nicht angenommen haben, so
ist doch klar ersichtlich, daß die Hauptmasse
der Unternehmer wie der Arbeiter in naher
Zeit in einer dieser Körperschaften vertreten
sein wird. Nach einem Bericht Dr. Th.
Plauts, der sich auf 50 Whitleyräte bezieht,
haben zwölf Vereinbarungen über die Ver-
kürzung der Arbeitszeit getroffen, u. a. wurde
die 47-Stundenwoche in der elektrischen
Industrie eingeführt unter entsprechender Er-
höhung der Lohnsätze. Weiter wurden neue
Tarifverträge abgeschlossen, von 2 Whitley-
räten wurde achttägiger Urlaub bewilligt,
9 regelten das Lehrlingswesen. Die Whitley-
räte der Ausfuhrindustrien stehen in ständigem.
Verkehr mit dem Departement of Overseas
Trade des Handelsamtes. Auch die gesund-
heitliehen Verhältnisse, z. B. in der-Müllerei,
wurden geregelt. In vielen Fällen werden die
Maßregeln vom nationalen Industrierat dem
Grundsatz nach beschlossen und die Aus-
führungsbestimmungen den örtlichen Ver-
hältnissen des Gewerbes gemäß’ von den Be-
zirksräten festgesetzt. Besonders rührig war
.der Whitleyrat im Bauwesen, im Unteraus-
schuß hater sich mit der wissenschaftlichen Be-
triebsführung und den Generalunkosten (Scien-
tifie Management.and Cost) befaßt. Nach
seinen Vorschlägen sollen 1. Arbeitslosen-
unterstützungen eingeführt und die Kosten
vom Unternehmer bis zur Höhe von 5% seiner
Lohnzahlungen getragen werden; 2. sollen
Gewinnskalen für den Unternehmer aufge-
stellt und 3. die Mehrgewinne bekanntgegeben
und für allgemeine Zwecke des Gewerbes wie
das Lehrlingswesen,
renten, Gewährung von Darlehen für neu zu
gründende Existenzen und für wissenschaft-
liche Förderung des gesamten Baugewerbes
verwendet werden.
Den Gipfel der Whitleybewegung bildete
der von der Regierung am 27. II. 1919 in die
Zentralhalle von Westminster einberufene Kon-
greß, an dem sich 300 Vertreter der Arbeit-
geber und 500 der Arbeitnehmer beteiligten
und auf dem Lloyd George selbst für das
Whitleywesen warm eintrat. Ein aus 30 Ver-
tretern der Arbeitgeber und Arbeitnehmer ge-
bildetes Provisional Industrial Committee
schlug vor 1. die Errichtung eines ständigen
Reichswirtschaftsrats (Standing National In-
dustrial Council) von 400 Mitgliedern; 2. die
Einführung der 48-Stundenwoche und 3. die
Einführung eines Minimallohnes für alle _Ge-
werbe. Diese Vorschläge wurden von der Voll-
sitzung angenommen, und Lloyd George hat
ihre Durehführung versprochen.
Der radikale Dreiverband der Berg-
arbeiter, Eisenbahner und Transportarbeiter
hat für weitergehende Sozialisierungsforde-
rungen, insbesondere des Bergbaues geworben.
Aber dem politisch klugen Führer der Eisen-
bahner Thomas erschien es nicht ratsam, den
Bogen zu überspannen. In den Gewerkschaften
sind Bestrebungen zur Umorganisation, zur
Bildung von Industrieverbänden ähnlich dem
deutschen Bauarbeiter- und Metallarbeiter-
verband im Gange, und der englische Metall-
arbeiterverband soll nach einem Bericht der
„Vossischen Zeitung‘ vom 1. VI. seine Organi-
sation grundsätzlich umgestaltet haben. Radi-
kale Strömungen auf der Arbeiterseite arbeiten
dem Whitleygedanken entgegen.
Die Presse der elektrotechnischen
Industrie steht dem Whitleygedanken
durchaus wohlwollend gegenüber. ‚‚The Elec-
trieian‘?) tritt für eine Erziehung zur Ver-
ständigung ‘zwischen Arbeitgebern und _Ar-
] „Die Unternehmer haben
zu oft allein die Forderungen der Arbeit er-
wogen, und die Arbeitnehmer. haben zu oft
allein die Ansprüche des Kapitals erörtert. Es
ist eine Erziehung beider, von Kapital und
Arbeit, notwendig, so daß die Unternehmer
wohlwollend die Forderungen der Arbeit ver-
stehen können, und daß die Arbeitnehmer die
Schwierigkeiten der Unternehmer verstehen
können. Laßt beide Parteien zusammengehen.
Und diese Erziehung muß der Errichtung von
Betriebsräten vorangehen, wenn sich diese
irgendwie wirksam erweisen sollen.“ _ Die
Parteien zusammenzubringen. In demselben
Fachblatt?) heißt es: „Den Whitley-Report
"halten wir für einen Markstein des industriellen
Es wird dann auch eine Be-
rücksichtigung der Interessen des Handels
empfohlen und fortgefahren: „Ferner ist es
sehr wünschenswert, daß die Vertreter jeder
Fortschritts.“
1) Pd. 80, 1917, S. 109.
2) Bd- 79, 1917, 8- 970.
Alters- und Invaliden-
“Engineers
‘des Union, National Amalgamated Union of
Industrie begreifen, daß die Ansprüche dieser
Industrie nur im Zusammenhang mit den An-
sprüchen anderer Industrien behandelt werden
können und, insofern sie mit dem Gesamtwohl
des Volkes vereinbar sind.‘ Es wird vor Über-
eilung gewarnt und weiter gesagt: „durch
Unterstützung der Industrie und des Handels
kann zweifellos viel Gutes geleistet werden,
und unsere Industrie kann auch von einem
bestimmten Grade der Aufsicht Nutzen ziehen,
aber wir glauben allgemeine Zustimmung zu
finden, wenn wir sagen, daß am wenigsten
an und am meisten Unterstützung besser
ist.
. Wiederum im „Electrician“') veröffent-
licht Alderman W. Walker eine Denkschrift
„Ihe Whitley Report: The Application of
its Recommendation to the Eleetrieity Supply
Industry.‘‘ Danach sollen die bestehenden
Gewerkschaften und Unternehmerverbände die
Grundlage bilden, aber neue Organisationen
sollen zugelassen werden mit Genehmigung des
Organisationsausschusses. Die Befugnisse der
Bezirksausschüsse sind etwas unbestimmt.
Für sie kommen in Frage örtliche Lohnsätze,
örtliche Feiertage usw. Für die Betriebsräte
oder Betriebsausschüsse ist es wichtiger als jede
Rekonstruktion der Betriebsorganisation oder
als die Abstellung von besonderen Beschwerden,
daß zwischen Betriebsleitung und Arbeiter-
schaft geordnete menschliche Beziehungen
hergestellt werden. Es soll ein paritätischer
Nationalindustrierat für die Elektrizitätswerke
einschließlich der konzessionierten Unter-
nehmungen errichtet werden. Im Juni 1919
wurde in Manchester eine Konferenz von Ver-
tretern der Arbeitgeber und Arbeitnehmer ab-
gehalten und ein aus je sieben Mitgliedern bei-
der Parteien bestehender Ausschuß eingesetzt.
Darin waren vertreten die Unternehmer durch
die Ineorporated Munieipal Electrical Associa-
tion (3 Vertreter), Incorporated Association
of Eleetrie Power Companies (2 Vertreter),
Conference of the Chief Officials of the London
Electric Supply Companies (1 Vertreter) und das
Provincial Electric Sunny Committee of the
United Kingdom (1 Vertreter). Auf der Ar-
beitnehmerseite beteiligten sich folgende Ge-
werkschaften: Amalgamated Society of Gas,
Munieipal and General Workers, Amal-
gamated Society of General Toolmakers,
and Machinists, Electrical. Tra-
Enginemen, Firemen, Mechanics, Motormen
and Eleetrical Workers, Steam Engine Makers
Society, United Machine Workers Associa-
tion und Workers Union.
Den Bezirksausschüssen wird ein Zu-
sammenarbeiten mit den Erziehungsbehörden
und mit den übrigen Bezirksausschüssen der
Industrie empfohlen. Bereits im Juni 1918
waren die Vorschläge Walkers von einer Ar-
beiterversammlung mit großer Mehrheit an-
genommen worden.
diese Vorschläge wurde darauf hingewiesen,
daß die Arbeiterschaft mancher Betriebe zu
klein sei,um einen Betriebsausschuß zu wählen,
und daß die gemeinsame Wahl für mehrere
Gemeindebetriebe auch nicht ratsam sei, da
Betriebe, die nieht das mindeste miteinander
zu tun haben, zu keiner gedeihlichen gemein-
samen Vertretung zusammengefaßt werden
können.
Die Whitleyräte fanden allgemeine Zu-
stimmungin dem einigenden Gedanken, daß die
Arbeiter menschliche Wesen seien,
solehe behandelt zu werden verdienen, und
neuerdings hat ‚The Electrieian“ zu der
Statistik der Whilteyräte bemerkt:!) „Wir
hoffen, daß von der Ausdehnung des Whitley-
verfahrens das Beste kommt, und daß die
Sache von allen denen gefördert wird, die für
ein besseres Verständnis zwischen den zwei
Parteien arbeiten, deren Interessen in Wahrheit
dieselben sind“. Und zu einer Aussperrung, die
ihren Anlaß in einer Meinungsverschiedenheit
über Gewerkschaftsregeln zwischen dem Be-
zirksrat und dem National Joint Industrial
Couneil hatte, wird an der gleichen Stelle
gesagt: „Das Whitleyverfahren aber werde
davon als solches nicht betroffen, es biete
weder für Reaktionäre noch für Bolkchewisten
Raum.“ j re
Der nüchterne englische Wirklichkeits-
sinn, der dort die Unternehmer die Verschie-
bung der Machtverhältnisse zwischen Kapital
und Arbeit rechtzeitig hat erkennen lassen,
könnte uns bei der Behandlung der sogenannten
Sozialisierungsfragen als Wegweiser zur Ver-
meidung unfruchtbarer En Se und
Pläne dienen. Dr. €: Heiß:
1) Bd. 82, 1919, S. 764 ff.
1) Bd. 84, 1920, 8. 106.
Heft 42,
833
In der Verhandlung, über-
die als
Hauptversammlung
der Vereinigung der Elektrizitätswerke
in Goslar.
Am 21. und 22. September d. J. fand in
Goslar die diesjährige Hauptversammlung der
Vereinigung der Elektrizitätswerke statt. Un-
abhängig von der Elektrischen Woche konnte
sie in der Ruhe der grünen Harzstadt ihrer
Arbeit leben. Das Programm erheischte auch
völlige Konzentration und vollzählige Beteili-
gung der Mitglieder an den Verhandlungen.
Tahlreiche Vertreter der Reichs- und Staats-
behörden, der Industrie, Private und etwa
400 Vertreter der deutschen Elektrizitätswerke
hatten sich zu dieser Tagung eingefunden.
In seiner Begrüßungsansprache kam der
Vorsitzende, Direktor Dr. Passavant, alsbald
auf den Kernpunkt der Tagung, die Energie-
wirtschaft, zu sprechen. Das verhängnisvolle
Abkommen von Spaa, das Deutschland des
Notwendigsten zum Wiederaufbau der zerrütte-
-ten Wirtschaft beraubt, nehme allen industri-
ellen Betrieben, der ganzen deutschen Arbei-
terschaft die beste Nervenkraft, ziele mit seiner
feindlichen Absicht darauf hin, unsere Produk-
tionsmittel durch Kohlenmangel brachzulegen.
Durch maßlose Überorganisationen würden
unsere lebendigen Kräfte verfilzt und gehemmt,
und es bliebe uns nichts, als nicht zu verzagen
und mit dem Rest unserer Kräfte auszuhalten.
Obwohl das Gesetz über die Sozialisierung der
Elektrizitätsversorgung schon am 31. XII. 1919
erlassen sei, habe die Regierung erst vor weni-
gen Wochen einen Elektrizitätsbeirat gewählt,
is dahin habe sie ohne einen solchen gewirt-
schaftet, um den Reichstag vor vollendete
Tatsachen zu stellen. Besonders auffallend sei,
daß in diesem Beirat die Vertreter der wichtig-
sten Interessentenkreise und Sachverständige
fehlten ; weder Vertreter des deutschen Städte-
tages, also der Besitzer der größten Elektrizi-
tätswerke, noch der Vereinigung der Elektrizi-
tätswerke, die mit 660 Werken mindestens %,
der gesamten Licht- und Krafterzeugung ver-
trete, seien am Beirat beteiligt. Der neue
Reichsschatzminister habe nun dankenswerter-
weise versucht, den Fehler wieder gut zu ma-
chen, doch sei der Vorsitzende der Vereinigung
immerhin nur als Sachverständiger, nicht als
stimmberechtigtes Mitglied in den Beirat be-
rufen worden.
Nunmehr trugen die Vorsitzenden der ver-
schiedenen Ausschüsse die Ergebnisse der Ar-
beiten dieser Ausschüsse vor, die zu einer leb-
haften Aussprache führten.
Dies war besonders bei der Brennstoff-
frage der Fall, bei der der Vorsitzende des
Kohlenausschusses, Direktor Koepchen vom
Rhein.-Westf. Elektrizitätswerk Essen, über die
im August d. J. mit dem Reichskohlenkom-
missariat in Berlin geführten Verhandlungen
. berichtete. Darin wurde eine Verringerung der
den Rlektrizitätswerken zu überweisenden Stein-
kohlenmenge mit Rücksicht auf das Kohlenab-
kommen in Spaa für unvermeidlich erklärt.
Das Reichskohlenkommissariat empfehle nun
die Umstellung der bis zu 50 km Entfernung
von den Braunkohlengruben gelegenen Kraft-
werke von Steinkohle auf Rohbraunkohle. Da
diese rasche Umstellung, mit der nur eine Er-
sparnis an Steinkohle von 0,378% der nach Ab-
zug der Pflichtlieferungen gemäß Spaa noch
zur Verfügung stehenden Kohlenmenge erzielt
werde, für viele Kraftwerke eine technische Un-
möglichkeit sei, würde der Kohlenabzug für sie
eineempfindliche Beschränkungihrer Leistungs-
fähigkeit, also auch Schädigung der Industrie
bedeuten. Die meist vorhandenen Wanderroste
seien durch Treppenroste zu ersetzen, wozu
nicht überall der Platz ausreiehe; bei Röhren-
kesseln bereite die massenhafte Flugasche große
Schwierigkeiten. Da an Rohbraunkohle die
3 bis 4-fache Brennstoffmenge ne nahen Stein-
kohle nötig sei, da weiter Rohbraunkohlen der
verschiedenen Gruben sehr unterschiedlich seien,
und die Lagerung der Rohbraunkohle in vielen
Fällen unüberwindliche ‚Schwierigkeiten be-
reitete, bedeute die geforderte Umstellung für
das Reich eine bedenkliche Transportfrage, der
gegenüber der elektrische Transport, d. h. die
Verfeuerung der Rohbraunkohle auf den Gru-
ben der richtigere Weg sei, den das Sozialisie-
rungsgesetz auch ermögliche. Außerdem wurde
verlangt, daß die sehr erheblichen Kosten der
„Umstellung‘‘ vom Reiche getragen werden
müßten, zumal in nicht ferner Zeit wohl wieder
eine „Rückumstellung‘‘ nötig werde. Es wurde
deshalb aus der Versammlung heraus davor
gewarnt, diese Umstellungen auf Rohbraun-
kohle vorschnell und wahllos durchzuführen.
Die vom Vertreter des Reichskohlenkom-
missars, Direktor Wilkens, vorgebrachten
Belege und Vorschläge fanden in der Versamm-
lung Widerspruch. Die von ihm betonte ver-
besserte Belieferung der Elektrizitätswerke mit
Kohlen sei zum mindesten nicht überall gleich-
834
mäßig durchgeführt, wodurch ihr Wert illuso-
risch werde. Bei vielen Elektrizitätswerken
waren denn auch größere Betriebseinstellungen
zu verzeichnen.
Weiter befaßten sich die Verhandlungen
mit der wichtigen Frage der Abschreibung
bei Elektrizitätswerken, über die der Vor-
sitzende des Ausschusses für Steuer- und gesetz-
eberische Fragen, Direktor Henke, Essen,
erichtete. Der enorme Unterschied der Papier-
mark gegenüber der Goldmark bedinge Ab-
schreibungen und Rücklagen von vielfachem
Werte im Vergleich zu früheren Beträgen; die
Ausführungswege und das Ausmaß könnten
heute generell nicht festgelegt werden; letzteres
dürfe jedenfalls, soweit es dem Sinne der Ver-
ordnung vom 1. II. 1919 über die Erhöhung
der Strompreise entspreche, nicht durch Be-
Steuerung wieder beschnitten werden. In der
Diskussion dieser Frage gab Kommerzienrat
Berthold, Nürnberg, unter Zustimmung der
Versammlung der Ansicht Ausdruck, daß die
gesamte Bewirtschaftung der Elektrizitätswerke
heute vor allem ein Aufsammeln und wieder Auf-
sammeln aller eben verfügbaren Werte erheische.
Nur damit könnten die Anlagen auf ihrer Höhe
gehalten werden. Der Ausschuß wurde beauf-
tragt, die Frage weiterhin ernstlich im Auge zu
behalten und mit Hilfe von Sachverständigen
zu verfolgen. ;
Der Ausschuß für Treiböle empfahl tun-
lichste Zurückhaltung im Kauf amerikanischer
Gasöle, die zum Zünden der Teeröle Verwen-
dung finden, da die Verhandlungen mit Polen
billigere Quellen in Aussicht stellten.
Eine lebhafte Aussprache rief der Bericht des
Generaldirektors Overmann von der wirt-
schaftlichen Vereinigung der Elektrizitätswerke
über die Preisgestaltung und Lieferungs-
bedingungen der elektrotechnischen Industrie
hervor. Zur Begründung der Preispolitik nahm
Direktor Werner der Siemens-Schuckertwerke
das Wort. Es sei zu bedenken, daß sich
das Anlagekapital der Industrie heute nur
einmal im Jahre umsetze. Läger stellten
heute den 25-fachen Wert des Friedenskapi-
tals dar. Kapitalserhöhungen seien unumgäng-
lich, bereiteten aber große Schwierigkeiten.
Die Abnehmer müßten deshalb einen Teil des
Kapitalbedarfs tragen und !/; Anzahlung bei
Auftragserteilung übernehmen. Die letzthin
gebildete paritätische Kommission und die
bereits zugestandene Beteiligung derVereinigung
der Elektrizitätswerke an der Preisstelle de
Zentralverbandes gäben die Gewähr für. ein
reibungsloses Arbeiten der maßgebenden Stellen
und dafür, daß Änderungen in der Preis-
gestaltung nicht eintreten würden, ohne dio
Interessen der Vereinigung zu wahren. Eine
allgemeine Regelung der Frage sei leider un-
möglich. Die Verhandlungen müßten von Fall
zu Fall geführt werden.
Aus dem zum Schluß vom Verwaltungs-
direktor Spengel vorgetragenen Geschäfts-
bericht für das Jahr. 1919 ging hervor,
daß insgesamt 46 Elektrizitätswerke neu auf-
genommen wurden, dagegen, zum größten
Teil als Folge der Gebietsverkleinerung, 13
Werke ausschieden. Am Schluß des Jahres
1919 betrug mithin die Mitgliederzahl 660. Es
wurde die Gründung eines Bezirksverbandes
im besetzten Gebiet beschlossen, dem weit-
gehende Unterstützung durch die Vereinigung
zugesichert wurde. Mit Rücksicht auf die große
Bedeutung sparsamer Wärmewirtschaft für
das gesamte deutsche Wirtschaftsleben wurde
in Gemeinschaft mit dem Verein deutscher
Ingenieure und dem Verein Deutscher Eisen-
hüttenleute eine „Hauptstelle für Wärmewirt-
schaft“ ins Leben gerufen.
Bezüglich des Orts der nächstjährigen
Hauptversammlung (1921) wurde eine an
die Vereinigung ergangene Einladung von
Kolberg vorgelegt und die endgültige Ent-
schließung dem Vorstand überlassen,
Die Reihe der Vorträge leitete hierauf
Prof. Dr. Betersen, Darmstadt, mit seinem
Vortrag „UÜberstrom- und Überspan-
nungsschutz, sowie Sicherheitsgrad bei
großen Elektrizitätswerken“ ein. Red-
ner trug in bekannter, formvollendeter Weise
die heute festliegenden großen Grundsätze der
Schutzfrage vor, um sich dann der wichtigen
Frage des Sicherheitsgrades der Anlage
und ihrer Bestandteile zuzuwenden. Die
heutigen Prüfvorschriften seien viel zu milde.
Die gefürchteten Mehrkosten eines erhöhten
Sicherheitsgrades (erhöhter Prüfspannung),also
einer reichlicheren Ausführung, könnten durch
den sachlichen Schaden eines oder weniger Ge-
witter überwogen werden. Für Innenraum-Iso-
latoren und Durchführungen empfahl Redner
bei 12 kV eine 5-fache, 35 kV 3-fache, 50 kV
2,6-fache und darüber eine 2,3-fache Sicherheit.
Bei Transformatoren sei für 10 kV eine 3,6-
fache, 24 kV 2.5-fache Prüfspannung anzu-
streben, die bei 110kV bis auf 2 heruntergeht.
20 bis 30% Mehrkosten könnten sich bei einem
Elektrotechnische Zeitschrift,
Transformator schon durch Vermeidung einer
Störung bezahlt machen. In der hohen Sicher-
heit liege der beste Überspannungsschutz. Ge-
gen die plötzlichen Kurzschlußströme, die in
großen Kraftwerken das 20-, 30- und 40-fache
des Normalstromes erreichten, sicherte man sich
bisher öfters durch die Überstromdrosselspule,
die sog. Kurzschlußspule. Das Anwendungsge-
biet dieser Spule sei heute sehr eingegrenzt
(Nebenanschlüsse), für den Gesamtkurzschluß-
strom habe sie den Nimbus des Allheilmittels
verloren. Auch hier gelte es, die Anlage selbst
kurzschlußsicher zu bauen, also den Dimen-
sionen, der Erwärmung und den dynamischen
Kräften, daneben auch, z. B. bei Kabelendver-
schlüssen, der Konstruktion die Aufmerksam-
keit zuzuwenden und weiche Maschinen mit
10- bis 15-fachem plötzlichen Kurzschlußstrom
zu verwenden. Die Bewältigung desdauernden
Kurzschlußstromes dureb Kurzschlußspulen sei
nicht möglich, hier müsse man sich mit seiner
Einschränkung begnügen. Außer der Ab-
drosselung der Erregung, die besonders in der
Schwerz entwickelt sei, gäbe es wirksame Mit-
tel gegen den dauernden Kurzschluß nieht.
Man müsse ihn hinnehmen, wie er vom Kraft-
werk geliefert werde, Für die Kurzschluß-
berechnung dienten am besten die sog. Kurz-
schlußkarten,an Hand derer die Beurteilung der
Schaltergrößen, Transformatoren usw. durchge-
führt werden könnte. Redner ging sodann auf
die Schutzfrage der Leitungsnetze über und
behandelte die Schutzvorrichtungen von ihrer
Entwicklung bis zur Gegenwart. Der Schutz
gegen übermäßig hohe Erdschlußströme sei
durch die Erdschlußspule selbst gegeben. Red-
ner stehe auf dem Standpunkt, daß man bei
Netzen mit mäßiger Spannung nicht zur Erd-
schlußauslösung übergehen solle. Die Netze
selbst seien so sicher zu bauen, daß sie, um den
Betrieb aufrecht zu erhalten, längere Zeit mit
Erdschluß fahren könnten. Der Erdschluß
müsse rasch auffindbar sein. Die hierzu dienen-
den Mittel wurden angegeben und auf ihre
Wirksamkeit hin bewertet.
Hierauf folgte der Vortrag des Direktors
P. Scholtes über Aschen- und Schlacken-
beseitigung in Großkraftwerken. Diese
Frage ist heute für den Betrieb großer Elektri-
zitätswerke von einschneidender Bedeutung,
und viel ist schon auf diesem Gebiete gearbei-
tet worden. Der Ausschuß IV für maschinen-
technische Angelegenheiten der Vereinigung hat
sich mit ihr befaßt und legt in diesem Vortrag
gleichsam einen Bericht darüber vor, dem eine
Rundfrage bei größeren Wärmekraftwerken
Deutschlands zugrundegelegt wurde. Redner
betonte, daß der hohe Aschenanfall, der heute
im Raubbau schlecht sortierten Steinkohle und
der Braunkohle auf eine Mechanisierung der
Aschenbeseitigung hindränge. Aus den bei der
Rundfrage gewonnenen Angaben allein könnte
eine Lösung des Problems nicht gefunden wer-
den, sie könnten lediglich als Anregung zur
Vervollkommnung der Einrichtungen dienen.
Der Vortragende erläuterte an einigen Bei-
spielen!) die Grundzüge der bestehenden Ein-
richtungen, aus denen jedes Werk das seinen
Verhältnissen am besten Passende auswählen
könnte. Eine Lösung, die gewissermaßen als
Normalausführung gelten könne, gebe es leider
nicht. In wirtschaftlichen Betrachtungen über
die Entaschungsfrage gab Redner einige be-
merkenswerte Zahlen. Ende 1919 stelle sich
nach der Rundfrage die Förderung von 1 t
Asche auf 7 M. danach aber infolge der Lohn-
steigungen auf 15 M/t. Bei 6 Großkraftwerken
seien täglich 1800 t Asche zu fördern, ‘wozu
600 Mann nötig sind. Durch die Mechanisie-
rung der Aschenabfuhr ließen sich leicht 500
Mann ersparen, entsprechend 5 bis 6 Mill.M/
Jahr, was wegen der ungesunden Arbeit im
Interesse der Arbeitnehmer nur zu begrüßen sei.
Ein zur Zeit lebhaft erörtertes Thema be-
handelte Direktor Kreyßig, Reichenbach i.V.,
mit seinem Vortrage zur Frage der Kohlen-
vergasung. Dem Thema werden heute noch
sehr gemischte Empfindungen entgegenge-
bracht. Zweifel und Begeisterung stehen, wie
so oft bei großen Neuerungen, einander gegen-
über. Einstweilen steht die Kohlenvergasung
und mit ihr die Gasturbine noch in der ersten
Entwicklung, so daß es verfrüht wäre, ihr einen
Einfluß auf die heutige Elektrizitätswerks-
praxis zuzuerkennen. Der Vortragende behan-
delte die Frage mit kühler Abwägung der bis
jetzt erzielten Ergebnisse. Die Entwicklung
der Kohlenvergasung nahm in den letzten Jah-
reneinem, dem Mang»lan Erfahrungen nicht ent-
sprechenden zu raschen Verlauf. Neuerdings
hättendie Firmen Thyssen, Mülheim,unddieAkt.
Ges. für Brennstoffvergasung Verfahren ausge-
bildet, die den früher gemachten Fehler ver-
mieden und sich auf gründliches Studium der
Wärmevorgänge stützten. Der thermische
Wirkungsgrad, welcher bekanntlich bei den
heutigen Dampfanlagen nur 15 bis 16% er-
reicht, wäre hierbei auf 26%, gestiegen. Die
1920. Heit 42.
-des Auslandes. — Auf
21. Oktober 1920.
konstrutive Durchbildung einer Gasturbine
von 12000 sei neuerdings in - An-
griff genommen worden. Redner behandelte
im besonderen die Vorzüge bei der Auflösung
der Kohle in den Vergasern. Die Mißerfolge
in der Vergasung der Rohbraunkohle seien in
der Hauptsache darauf zurückzuführen, daß
an die Gaserzeuger wärmetechnische Anforde-
rungen gestellt worden seien, die der Prozeß
nicht erfüllen konnte. Die fühlbare Wärme der
Generatorgase müsse dazu ausreichen, um das
Wasser aus der Kohle zu verdampfen, die
Kohle und mit ihr den Wasserdampf auf die
Schweltemperatur zu erwärmen. ie Erfah-
rungen wiesen auf eine getrennte Vortrock-
nung der Rohbraunkohle; es sei darauf zu ach-
ten, daß die Rohkohle nicht zerfalle und zer-
kleinert werde. Die einzelnen Vorgänge bei der
Vergasung seien zeitlich und räumlich zu tren-
nen. Redner unterwarf verschiedene Vergaser
einer kritischen Betrachtung und stellte, den
Wärmeaufwand für 1 kWh in der Form von
Stein- und Braunkohle fest. Wenn man das
Gas als Wärmeträger verwende, wie z.B. bei
Gasturbinen in Großkraftwerken, dann wäre
die Vergasung der Braunkohle die Forderung
der Gegenwart, die auf die Elektrizitätswirt-
schaft einen nachhaltigen Einfluß ausüben
könne.
Leider ließen die angestrengten Verhand-
lungen keine Zeit zu erfrischenden iz
gängen in den nahen Bergen übrig. Immer-
hin wurde am Abend des ersten Tages ein ge-
meinsamer Aufstieg zum Steinberg bei Goslar
unternommen, von wo man bei der Heimkehr
einen herrlichen Blick auf die im Abendlichte
daliegende, hochgegiebelte deutsche Stadt
genoß. . Zehme,
Der Poulsensender in der Funktelegraphie
8. 686 der „ETZ‘“ 1920
wurde der Poulsensender der Hauptfunkstelle
Königswusterhausen geschildert. „TheEleetrieal
Review‘ bringt in ihrem Bd. 86, 8. 423 u. f.
einige bemerkenswerte Nachrichten über einige
weitere Anlagen, die gleichzeitig ein Loblied =: =
Er;
die außerordentlichen Leistungen des
genieurs Elwell, des früheren Chefingenieurs
der Federal Telegraph Co und jetzigen Leiters
und Eigentümers einer eigenen Fabrik für
Poulsensender, singen. Nach dem genannten
Aufsatze hat Elwell den Poulsensender von
einer Leistung von-30 kW bis zu einer solchen
von 400 kW entwickelt; er hat 11 Sätze von
200 bis 400 kW während des Krieges aufge-
stell. Zu den Stationen, die von ihm mit
Poulseneinrichtungen von 100 kW und darüber
ausgerüstet worden sind, gehören Honolulu,
San Franzisko, Horsea Island, Portsmouth,
Rom, Lyon, Nantes, Eiffelturm, Saloniki,
‚Bordeaux, Kairo, Cordova, Leafield, Newcastle
und etwa 8 in den Vereinigten Staaten. Eine
der jüngsten Stationen dieser Reihe ist Rom; _
sie ist von besonderer Bedeutung jetzt für uns
geworden, da sie inzwischen den regelmäßigen
Funkverkehr mit Königswusterhausen aufs
genommenhat. Rom besitztdrei von Elwellent-
worfene Holzmaste, die eine Höhe von nicht we-
niger alsetwa 220 m besitzen. Holz — und zwar
Pechkiefer — hat man an Stelle von Stahl des
Stahlmangels im Kriege wegen wählen müssen.
Die Maste haben dreieckigen Querschnitt, sie
bestehen aus 11 Abteilungen, die von 11 Sätzen
Pardunen gehalten werden. Die Maste stehen an
den Eckpunkten eines gleichseitigen Dreiecks
von 300m Seitenlänge. Die Antenneistdreieckig,
‚sie besitzt eine Kapazität von 0,011 u F. Das
Gegengewicht aus isolierten Kupferdrähten
bedeckt eine Fläche, die größer ist als die
Antenne; es ist ergänzt durch Verbindungen
bis zum Grundwasser. An Poulsengeneratoren
sind zwei Stück — davon einer als Reserve —
von je 200 kW Leistung (250 A bei 800 V)
vorhanden. Sie wiegen je 3,75 t. Die Selbst-
induktionsspule des Senders besteht aus 3%, cm
„starkem Kupferrohr, befestigt an Porzellan-
isolatoren. Die Drosselspulen zum Schutz
der Dynamo vor Hochfrequenzströmen haben
eine Selbstinduktion von 500 MH, sie bestehen
aus Flachkupferwindungen. Die Reichweite
von Rom soll etwa 6700 km betragen. Trotz
der großen Ausdehnung, die hiernach die An-
wendung des Poulsengenerators im Auslande
gefunden hat, scheint man von seiner Leistungs-
fähigkeit doch nicht allgemein überzeugt zu
sein. Wenigstens hat der britische Auschuß,
der von der Regierung zum Entwurf eines
vollständigen Planes für die britischen draht--
losen Verbindungen nach dem neuesten Stande
der Technik und Wissenschaft einberufen
worden ist, in seinem einstimmig abgegebenen
Gutachten Zweifel an der Möglichkeit der
Verwendung von Poulsengeneratoren für .die
geplanten 6500 km-Verbindungen geäußert
und für alle neuen Stationen die Kathoden-
röhren als Sender vorgeschlagen. Rp.
Bar ee Jan re ee
re ae nee
Fr F % u u
NS de a A a nee
dr
>
- ter der Annahme, daß nur eine Verbindungslei-
EEE TEEN NEE WET"
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920.
RUNDSCHAU.
Zahlentafel 3.
5% Sammelschienen-Reaktanz.
21. Oktober 1920.
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Berechnung und Begrenzung von Kurz- —
sehlüssen in Unterwerken. — Bei Kurzschlüssen | Verbind-Ltg. |Reakt.in Ybei “Kurzschluß- | Kurzschluß-
in Unterwerken bestehen für die Ölschalter im Betrieb | 100000 kVA leistung strom
a: a ve in So anal, ESMILER zn
und es ist beim Entwurf in gleicher Weise hier-
auf Rücksicht zu nehmen. Das beste Mittel, 1 | ab2 | a Ad 32 ‘0
Kurzschlüsse zu. begrenzen, bietet der sinnge- 6 | 12.8 | 777000 34.000
mäße Einbau von. Schutzreaktanzen. R. F. S
Gooding zeigt an Hand eines Beispiels, . ;
welches für ein gleichzeitig von 2 Kraftwerken | mit ook N er Ser
gespeistes Unterwerk die günstigste Anordnung | nicht in befriedigender Weise gelöst wird. 3
der Reaktanzen ist. Abb. 1 stellt eine Schalt- Morktänzen zwischen: Verbindumgs-
skizze mit den wichtigsten Daten dar: leitungen und Sammelschiene. Für 2,5%
: ergeben sich die in Zahlentafel 4 verzeichneten
100000KVA 75% Reakt. g Kurzschlußwerte.
2,5% i . =
Zahlentafel 4.
| 2,5% Reaktanz zwischen Verbindungsleitung
Unterst_C' 132000 und Sammelschiene.
350 A_|(8000KW,
RS Verbind.-Ltg. Reakt in%beil Kurzschluß- | Kurzschluß-
ZOV im Betrieb | 10000 kva | leisting strom
100000KVA 10% Heakt. 5 i Y 58,6 170.000 7400
Abb. 1. Unterstation C.ohne Reaktanzen. 2 31,6 317 000 14 000
; 3 22,7 440 000 19 300
1. Hochvoltseite. Es werden 3 Fälle 4 18,2 552.000 24 200
besprochen: das Unterwerk ist ohne Schutz- 5 15,4 650 000 28 500
reaktanz; die Reaktanz teilt die Sammelschie- 6 13,6 725 000 32300
nen in 2 gleiche Teile, und endlich: die Reak-
tanzen liegen zwischen den Verbindungsleitun-
gen und Sammelschienen. . -
Unterwerk ohne Reaktanzen. Un-
Zahlentafel 5 enthält unter sonst gleichen
Bedingungen die Werte bei 5% Reaktanz.
Zahlentafel 5.
5% Reaktanz en Verbindungsleitung und
tung zwischen A und B eingeschaltet ist, wür-
ammelschiene.
den sich die Verhältnisse bei einem Kurzschluß
in © folgendermaßen gestalten: nee x erEe a
- : 0. ; erbind.-Ltg. Reakt.in'„beil Kurzschlub- urzschluß-
000 100 000 kVA 158.70 Ra - jm Betrieb | 100000 kVA en strom
KVA 79 100 000 87,5%, en,
Leistung Er % 1 74,2 135.000 5 900
a | 3 a Thale
In gleicher Weise ergibt sich als Leistun 2
von B nach 0 100.000 kVA bei 78,8% Reakt, a a on en
Beide Werte auf gleiche Reaktanzen re- :
ziert erpihn 6 16,2 618000 | 27000
Leistung von A nach
0. (100. 000 kVA Die Anordnung nach Abb. 3 ergibt dem-
nach für vorliegende Verhältnisse die günstig-
bei 95%) - 83 000 kVA bei 78,8% Ä
ee von B tes - ö 2 sten Werte.
nac Er 3 100 000 : ,, 4:18,89 or
eamtieiitunsin Ö 1era00 2 18,8% a Mgaoh VA 7272
oder 100.000 „43% |
Der letzte Wert entspricht einem Kurz-
schlußstrom in © von 10200 A bei 232 000 KVA.
In Zahlentafel 1 sind die der Anzahl der
eingeschalteten Leitungen entsprechenden Da-
ten zu finden. 3“
Zahlentafel 1.
End
Yerbind.-Lig. Reakt.in‘,beil Kurzschluß- | Kurzschluß- Abb. 2. Reaktanzen zwischen Verbindungsleitungen
“ im Betrieb | 100600 kVA lei ung strom und Sammelschienen.
1 43,0... 2332 000 10 800 3%, Niedervoltseite. Es sollen nun die
2 23,8 420 000 18 500 Verhältnisse der 2300 Volt-Seite der Untersta-
3 17,5. 572000 35 000 tion betrachtet werden. Gegeben seien 3 Trans-
4 14,3 .. 700000 -30 700 formatoren für je 6000kVA, 13 200/2300 V mit
5 122 820 000. 36.000 5% Reaktanz.
6 r%E ' 910000 40 000 Tuhlentafel 6.
Da ER außerordentlich hohe Werte sind, Mit zusätzlicher Transformatorreaktanz.
Heit 42.
835
liegt es nahe, die Sammelschienen in O zu | Zusätzl.Trans-/Reakt in®/,beil Kurzschluß- | Kurzschluß-
geslen bb 2 form-Reakt. | 10000 kav | FeItUNg strom
in 0 ın
100900 KVA 7,5% a —
ohne 44 | ı 226 000 56 500
3% 61 164 000 41 000
59 12 139 000 35 000
10% 100 100 000 25 000
Zahlentafel 6 zeigt die Daten bei Kurz-
schluß in einer 2300 V-Leitung, u. zw. ohne,
mit 3%, 5% und 10% zusätzlicher Reaktanz,
u. zw. wenn sämtliche 3 Transformatoren im
Betriebe sind.
Bei 10% beträgt der Kurzschlußstrom nur
noch 25 000 A, doch dürfte dieser Fall von
vornherein ausscheiden, da durch so hohe zu-
sätzliche Reaktanz die Spannungsregulierung
zu sehr beeinflußt wird. Auch der nächst höhere
Wert ist für normale Verhältnisse noch unge-
eh denn es dürfte nur wenig Zentralen.
ge
A
ee] 700000 KVA 10 Yo
Abb. 2. Sammelschiene in © durch Reaktanz geteilt.
Sammelschiene in O0 durch Reak-
tanz geteilt. Mit 2,5% bzw. 5% Sammel-
schienenreaktanz bei 16 000 kVA ergeben sich
die Werte in Zahlentafel 2.
Zahlentafel 2.
2,5%, Sammelschienenreaktanz.
en, die in der Lage sind, jede 2300 V-
———— | Leitung mit einem Schalter auszurüsten, der
Verbind.-Ltg. |Reakt. in % bei Be Kurzschluß- | 35000 A abzuschalten vermag. Das Nächst-
im Betrieb | 100000 kVA VA strom liegende würde sein, die Sammelsehienen mittels
Reaktanzen zu teilen, aber wie Zahlentafel 7
2 24,8 404 000 17 700 zeigt, vermag auch dieses Mittel keine genü-
4 14,8 675 000 29 600 gende Begrenzung des Kurzschlusses zu be-
6 11,4 880 000 38 600 wirken. :
Zahlentafel 7.
Sammelschienen unterteilt.
. 2 |
Sämmelsch.- Renkt-in Ybei Kurzschluß- |
Kurzschhiß-
Reaktanz 100000 kVA | lei mn | strom
J m
any DT 130 000 32 500
10% sl 124 000 31000
/o
Höhere Reaktanzen würden den Kurz-
schlußstrom noch mehr reduzieren, verursachen
aber bei ungleicher Belastung in den einzelnen
Sammelschienenabschnitten ungleiche Span-
nungen.
Ein anderes Mittel den Kurzschlußstrom
für die Schalter der abgehenden Leitungen auf
einen geeigneten Wert herabzudrücken, besteht
darin, die einzelnen Leitungen in Gruppen zu-
sammenzufassen und jede dieser Gruppen mit
einem Schalter zu versehen, der in der Lage ist,
den vollen Kurzschlußstrom einer Leitung zu
unterbrechen. Diese Gruppenunterbrecher @
(s. Abb. 4) werden so geschaltet, daß bei einem
13200 V
Be
Abb. 4. Anwendung der Gruppenschaltung.
Kurzschluß z. B. in Leitung 1 zunächst der
Gruppenschalter G abschaltet, hierauf der
Schalter in Leitung 1, worauf dann @ wieder
eingeschaltet wird und die 4 gesunden Leitun-
gen wieder unter Spannung gesetzt werden.
Diese Anordnung verursacht zwar eine kurze
Unterbrechung der übrigen 4 gesunden Lei-
tungen, hat aber den großen Vorteil, daß z. B.
bei 20 in 4 Gruppen zusammengefaßten Lei-
tungen nur 4 Schalter erforderlich sind, die für
den abzuschaltenden Kurzschluß zu bemessen
sind, während man für die 20 Leitungen Schal-
ter für bedeutend geringere Abschaltleistungen
verwenden kann. Ferner ist noch das Zwei-
sammelschienensystem zu erwähnen. Alle ab-
gehenden Leitungen werden von der zweiten,
13200 U
Abb. 5. Zweisammelschienen-System.
unterteilten Sammelschiene gespeist, __ Die
Reihenfolge der Schaltungen bei einem Kurz-
schluß z. B. in Leitung 6 ist:
1. Kurzschluß in Leitung 6.
2. Schalter E unterbricht.
3. Schalter der Leitung 6 unterbricht den
von M über R zugeführten schwächeren
Strom.
4. E schaltet wieder ein.
Der Vorteil hierbei ist, daß nur 2 Schalter für
hoheLeistungen gebraucht werden ; dagegen ist
eine Sammelschienenreaktanz erforderlich,
-- Endlich kann die Anordnung so getroffen
werden, daß jede einzeln& Leitung mit einer be-
sonderen Reaktanz versehen wird. Es ist dies
das beste Mittel, den Kurzschluß für jede Lei-
tung auf den gewünschten Wert herabzu-
drücken; die Nachteile sind aber: Große An-
zahl Reaktanzen und erhöhte Kosten für
Gebäude und Sammelschienenkonstruktion.
(„Eleetrical World“, Bd. 75, 1920, ®. 969.)
Bmg.
Elektromaschinenbau.
Einankerumformer von 5000 kW. — Die
..@. Peiner Walzwerk war Anfang 1913
infolge Vergrößerung ihrer Stahlerzeugung ge-
nötigt, die Leistungsfähigkeit ihrer Gleich-
strom-Erzeugungsanlage zu erhöhen. Die elek-
trische Energie wird auf der etwa 8 km von
Peine entfernten Jlseder Hütte in mit Gas-
maschinen gekuppelten Dynamos als Dreh-
strom von 10000 V Spannung und 50 Per
erzeugt und wurde bisher in Peine durch eine
größere Anzahl von Motorgeneratoren in
836
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heit 42.
21. Oktober 1920.
Gleichstrom von 520 V umgeformt. Die Auf-
stellung weiterer Motorgeneratoren war wegen
bei cos g = 0,8. Er besitzt Wendepole, Hilfs-
Verbund-und Dämpferwicklungen, sowie sechs
Platzmangels nicht möglich, und so blieb nur | kupferne Doppelschleifringe und ist für Eigen-
die Verwendung eines Einankerumformers
von möglichst großer Leistung übrig. Die
schon 1900 angestellten Versuche mit 800 kW-
Einankerumformern der Firma Schuckert &
Co.,. Nürnberg, endeten mit einem Mißerfolg,
da die Elektrotechnik vor 20 Jahren noch
nicht in der Lage war, für 50 periodigen Dreh-
strom einwandfreie Einankerumformer so
großer Leistung zu bauen. Selbst vor etwa
6 Jahren riet noch eine der größten deutschen
Elektrizitätsfirmen dringend von dem Vor-
haben ab, aber die Ergebnisse des bis dahin
größten Einankers von 1500 kW im Leerlauf
und das einwandfreie Verhalten mehrerer
kleiner Einanker bei Vollast und erheblicher
UÜberlast auf dem Versuchsfeld der SSW führte
nach eingehenden Beratungen mit dem verstor-
benen Oberingenieur Thomälen dazu, daß den
SSW der Auftrag auf einen Einankerumformer
von 5000 kW Dauerleistung nebst allem Zu-
behör erteilt wurde.
Der ankommende Drehstrom wird in
Peine von 10 000 V durch einen Transformator
mit 98,35% Wirkungsgrad (bei cos gg = 1 und
einem 'Kühlwasserverbrauch von 3,6 m?/h)
auf etwa 384 V 6-Phasen-Durchmesserspan-
nung umgeformt. Ein vorgeschalteter In-
duktionsregler von rd 265 kVA Durchgangs-
leistung und 99,6% Wirkungsgrad bei cos
ee kann eine Zusatzspannung von rd + 575 V
geben.
“Er 28-polige Einankerumformer (Abb. 6
7) leistet bei 215 Umdr/min und 49 bis
u.
erregung eingerichtet; sein Gesamtgewicht
beträgt 46,25 t. Die Schleifringe sind mit
Bronzekohlen und der 3-feldrige Kollektor mit
Graphitkohlen besetzt. Künstliche Kühlung
durch gefilterte Frischluft ist nur bei Luft-
temperaturen über 28° nötig. Das Anlassen
geschieht mittels eines Gleichstrom-Anwurf-
motors von 185kW Leistung. Nach Erreichung
seiner normalen Drehzahl wird der Umformer
auf das Gleichstromnetz geschaltet und nach
Abkupplung des Anwurfmotors mit dem Dreh-
stromnetz parallel geschaltet. Der ankommende
Drehstrom geht in der wegen Kupfermangels
bisher nicht ausgebauten Doppelsammelschie-
nen-Schaltanlage über Trennschalter, Meßwand-
ler, den Ölschutzschalter mit elektrischer Fern-
steuerung, Drosselspulen und den Induktions-
reglerin den Haupttransformator. Der erzeugte
Gleichstrom tritt über einen Nebenschluß für
Strommesser und Zähler und die selbsttätigen
Höchststrom- und Rückstromausschalter ins
Netz. Für beide Stromlieferungsriehtungen sind
Zähler vorgesehen. Alle Hilfsstromkreise wer-
den von der 220-V-Lichtbatterie gespeist.
Die Hauptschalter können aber auch von der
500-V-Leitung aus bedient werden. Als Sicher-
heitseinrichtungen sind vorgesehen: Kontakt-
thermometer im Transformator und in den
Umformerlagern sowie 2 Drehzahldynamos,
die bei 5% Drehzahlüberschreitung des Um-
formers eine Motorsirene einschalten und bei
12% Überschreitung die Gleichstrom- und
Drehstrom - Selbstschalter auslösen. Ein ge-
EL ee
ee
Ei MD
Abb. 6. Ansicht des Einankerumformers für 5000 kW.
51 Per dauernd 9600 A bei 520 V, entsprechend
5000 kW. Ausnahmsweise ist er auch im
Gleichstrom-Drehstrom-Betrieb mit 400 kVA
bei cos g = 0,8 verwendbar. Seine Leistungs-
fähigkeit beim Rückarbeiten beträgt 2500 kVA
tn 655 „|
il li H
|
nauer Schaltplan ist in der Quelle ge.
geben. |
Der Gesamtwirkungsgrad der Umformer-
anlage beträgt etwa 94% gegenüber 81% der
früheren Motorgeneratoren von970kW Leistung.
Bei 4000 kW durchschnittlicher Belastung wer- 3
den mithin jährlich 4,9 Mill. kWh erspart, wo-
durch sich die Anlage in verhältnismäßig kurzer
Zeit bezahlt machen wird. Die günstigen Be-
triebserfahrungen haben das Peiner Walz- =
' werk vor einiger Zeit veranlaßt, den SSW
‘einen zweiten Einankerumformer gleicher
Leistung und Ausführung in Auftrag zu geben.
ie Anlage zeigt, daß die Herstellung von
Gleichstrom aus ferngeleitetem Drehstrom in
durchaus wirtschaftlicher Weise möglich ist.
Der beschriebene Einankerumformer ist
der größte der Welt, und die deutsche Elek-
trotechnik darf daher mit Stolz auf diese
Leistung blicken. (P. Hartig. Stahl u. Eisen 2
1920, 8. 845). 0. H
Beleuchtung und Heizung.
Neuerungen an Scheinwerfern.
Die . 3
wichtigste der von der General Electrie Co. _ 3
an Scheinwerfern durchgeführten Neuerungen
besteht in der Anwendung erhöhter Flächen-
helle durch Benutzung relativ dünner Kohlen.
Bei einem 152 cm-Scheinwerfer der amerikani-
schen Marine besteht die Lichtbogenspannung
80 V bei 150 bis 160 A, hierbei ist die positive
Kohle nur 16 mm stark und hat 381 cm Brenn-
länge, die negative hat einen Durchmesser von
ll mm und 20,5 cm Brennlänge. (Nach diesen
Daten scheint es sich um die Becksche Schein-_
werfer-Bogenlampe zu handeln.) Neben dieser
Bogenlampe weist der Scheinwerfer noch be-
sondere Einrichtungen zur optischen Zentrie-
rung des Kraters auf. Bemerkenswert ist auch
die Anwendung von Metallspiegeln, die in
eigenartiger Weise hergestellt werden. Die
Beschreibung des Verfahrens ist hier nicht
ganz klar. Es scheint aber, daß der Metall-
spiegel durch Reduktionsversilberung einer
| Konvexlinse hergestellt wird Die Versilberung
wird ‚dann durch galvanische Verkupferung
und Hintergießen mit einer an dem Metalle
haftenden plastischen Masse verstärkt, bis sich
der Metallspiegel von der Glaslinse abheben
läßt (vgl. das Verfahren zur Herstellung von
Wiskott-Spiegeln). Bei der Verwendung von
Glasspiegeln wurde von der parabolischen
Glas angewandt, um die Streuung infolge der
Brechung im Glase zu vermindern. (‚General
Electric Review‘, Bd. 22, 1919, September-
heft.) La. -
Berg- und Hüttenwesen.
Die elektrische Verhüttung von Eisen-
erzen. Chemical & Metallurgical - Engi-
neering!) bringt einen Auszug aus dem von
Stansfield erstatteten Bericht),
über die geschäftlichen Aussichten des elektri-
die Hauptrolle. Die erforderlichen Energie-
beträge hängen von dem Gehalt des Erzes, der
Güte des gewünschten Produkts und der be-
| nutzten Ofenart ab und belaufen sich unter -
gewöhnlichen Verhältnissen auf etwa !/; bis !/,
PS-Jahre je 1 t Roheisen. Bei Gießereieisen
aus niedriggradigen Erzen unterVerwendung
eines einfachen Tiefofens kann man nicht auf
| mehr als 2032 kg mit Sicherheit rechnen. Bei
einer täglichen Leistung von 50 t Roheisen
sind 8000 bis 9000 elektrische PS erforderlich,
bei der Erzeugung von legiertem Elektroeisen
und Elektrostahl sogar 10 000 bis 15 000. Bei
. Stansfields Besuch in Vancouver schätzte man
Form abgegangen und außerdem sehr dünnes :
der sieh
N
die Kosten für das elektrische PS-Jahr
SE 2% auf etwa 15 Dollar, bei welchem
schäftlich möglich wird. Später ergab
sich jedoch,
doppelt so hoch ausfallen
\
würden,
Prozeß nicht rentabel, und es wäre
Zur Zeit von Stansfields Besuch im
Jahre 1914 wurden in schwedischen
nutzt, welche mit Gewinde an den
Enden versehen waren, um verlän-
gert werden zu können. Sie bestan-
den aus amorpher Kohle und koste-
Abb. 7.- Abmessungen des"Einankerumformers von 5000 kW.
weißen Roheisens ungefähr 4,5 bis
6,75 kg Roheisen und somit die
Kosten 50 cts/t.
Gießereieisen . aus niedriggradigen
ı_ Bd..20. Nr. 12. Im Auszug „Hleotr.
Rev“, Bd. 6. 8. 806 ee
2) „Bulletin“ of the
partment’of Mines, Nr. 2, 1919. ER.
Preise die elektrische Verhüttung ge-.
\ { Stansfield ist der
Ansicht, daß bei der Erzeugung von
daß die Kosten etwa
und in diesem Falle wäre der alte
ein neuer, billigerer zu entwickeln.
ten etwa 4 cts/lb. Der Elektroden-_ =
abbrand betrug bei der Herstellung -
British Columbia D-
‚schen Erschmelzens von Eisenerzen in Britisch- E
Kolumbien äußert. Die Beschaffung genügen-
der Mengen elektrischer Energie spielt hiernach
S
ee rain nad a eat ee Eh le he
Öfen Elektroden von 60 cm Durch-
messer und 1,2 bis 1,5 m Länge be-
97 . Fr,
Ka A
er
4
-lumbien, bei einer Jahresleistung von 27 000 t
- weleher die Wasser der Kordilleren nach dem
den elektrischen
sonders für diejenigen der Zone I (Abb. 8),
während er für die übrigen Linien noch nicht | tiver Strom der- nächst niedrigeren Nachbar-
21. Oktober 1920. Elektrotechnische Zeitschrift. 1920.
Heit 42
837
mm mn PU ———————
Erzen der Abbrand 6,75 bis 9,0 kg betragen
würde, so daß die Kosten hierfür bei den
= NER Bee Bag
reisen sich etwa auf 1, ollar/t Roheisen Sammen.rd 1,55 Mill. $
stellen. Ein 3000 kW-Ofen On BareNar zusammen rd 1,55 Mill. &
Elektroden. Die Herstellungskosten von wej- | Die jährliche Ersparnis gegenüber dem
Bem- Roheisen im schwedischen Ofen werden Dampfbetrieb im Jahre 1917 wird zu 0,2 Mill. £
von den Fabrikanten für eine Anlage mit | berechnet, allerdings 2. T. infolge schlechten,
60 000 t Jahresleistung zu 11,50 Dollar je t abgenutzten Betriebsmaterials und hoher
angegeben. Stansfield schätzte die Kosten im | Preise desselben im genannten Jahr. Bei
Jahre 1918 für eine Anlage in Britisch Ko- gutem Zustande der Betriebsmittel und nor-
malen Preisen für den Dampfbetrieb ergeben
sich rd 0,125 Mill. £ jährlicher Ersparnisse.
Hierzu ist zu bemerken, daß inzwischen,
wie überall, die Verhältnisse sich noch mehr
zugunsten des elektrischen Betriebes ver-
schoben haben, da die Kohle heutzutage un-
gefähr dreimal mehr kostet, als in dem er-
wähnten Bericht angenommen, so daß z. B.
im Jahre 1919 rd 0,4 Mill. £ erspart worden
wären.
Es ist seitens der Regierung nicht beab-
sichtigt, eigene Kraftwerke für den Bahn-
betrieb zu erbauen, sondern man will die elek-
trische Energie von bereits bestehenden Werken
beziehen, oder die Neuerrichtung von 88-
eigneten Kraftwerken durch Privatinitiative
dadurch ermöglichen, daß diesen ein gewisser
Jahresverbrauch von den Staatsbahnen garan-
tiert wird. Durch öffentliche Ausschreibung
werden gegenwärtig Angebote auf die Energie-
lieferung eingeholt, sowie Vorschläge der elek-
trischen Weltfirmen über die eigentliche Elek-
trisierung (Fahrleitungen, Unterstationen, Lo-
komotiven usw.), und erst auf Grund dieser
letzteren wird man sich für die Stromart,
Fahrdrahtspannung usw. entscheiden. Die
Angebote werden am 31. III. 1921 geöffnet
werden.
Eine in Bälde geplante, teils im Inlande,
teils im Auslande unterzubringende Anleihe der
chilenischen Staatsbahnen, soll auch die Mittel
Kraftwerke, Fernleitungen und
Lokomotiven . . » =... rd 0,95 Mill. £
Fährleitungen u.Unterstationen_„ 0,60 „ _»
grauem Roheisen auf 29,75 bis herab auf 23,90
Dollar je t. Bei Verwendung von Tieföfen in
einer 10000 kW-Anlage würden die Kosten
für 1016 kg Gießereieisen etwa 36,81 Dollar
betragen. Die Kosten für dasselbe Quantum
Hochofen-Roheisen ergeben sich zu 25,95Dollar;
die für Elektroeisen sind also von annähernd
derselben Größenordnung, falls elektrische
Energie zum Preise von 15 Dollar/kWh ‚oder
weniger zu beschaffen ist.
Verkehr und Transport.
Die Elektrisierung der chilenischen Staats-
bahnen. — Unter den Ländern, welche sich für
die Einführung des elektrischen Betriebes auf
Vollbahnen besonders eignen, ist Chile mit an
erster Stelle zu nennen. Stellt doch das ganze
Land, wie Dr. Echeverria in einem Vortrage
vor der Londoner Handelskammer treffend
‚agte, eine einzige schiefe -Ebene dar, auf
Stillen Ozean fließen und Millionen von kW zu
erzeugen vermögen. Es steht also billig herzu-
stellende elektrische Energie in genügender
Menge zur Verfügung, die sich in Wasserkraft-
werken in mäßigen Abständen von einander
erzeugen läßt. Ferner sind große Bahnstrecken,
darunter besonders auch Gebirgsstrecken, ein-
oleisig, für den elektrischen Betrieb gut ge- | ;. er . 5
eignet, durch welchen die Verkehruleisuungen für Elektrisierung der Zone I mit aufbringen.
Immerhin scheint man auch auf finanzielle
am besten gesteigert werden könnten. Andere R i
wieder Der lieh Een no ee Unterstützung durch die Unternehmerfirmen
Verkehr, daß ihre Elektrisierung nicht ratsam | U rechnen ; besonders die Amerikaner dürften
erscheint. sich wohl dafür interessieren, und die Tages-
Die meisten vorhandenen Dampflokomo- |, "rungen Wissen die Ankunft von Kom-
tiven sind außerdem schon recht stark abge- missionen der General Electric Co. und der
nutzt und müssen schleunigst durch neue. er- Westinghouse Co. schon für die allernächste
setzt, ihre Zahl muß vermehrt werden. Zeit zu melden. . Musswitz.
Die chilenische Regierung faßte daher schon
vor einigen Jahren den Entschluß, das zen-
trale Eisenbahnnetz zu elektrisieren. Eine
Studienkommission, welche in den Jahren ®
1917/18 arbeitete, empfiehlt in ihrem Bericht, . Oberwellenerzeugung durch hochgesättigtes
Betrieb zunächst für die Eisen. — Führt man einer Spule mit ge-
größten. Verkehrs und ganz be- schlossenem Eisenkern sinusförmigen Strom zu,
so ist die erzeugte Reaktanzspannung nicht
ebenfalls sinusförmig, sie enthält vielmebr
höhere Harmonische. Infolge dessen lassen
sich bei Anlegung eines schwingungsfähigen
Stromkreises an den Primärkreis Oberwellen-
ströme heraussieben. Moldenhauer unter-
sucht durch Rechnung und durch Messungen das
Verhalten dieser Resonanzströme und der sie
erzeugenden EMK und kommt zu folgenden
Ergebnissen: Der dem Primärstrom in der
Primärwickelung überlagerte Resonanzstrom
erfährt in dieser einen inneren induktiven
Spannungsabfall, er übt auf seine eigene EMK
eine Rückwirkung aus, die abhängig ist von
der Zeitkonstanten R:L und der Rückwir-
kungskonstanten. Diese wiederum steht in
erheblicher Abhängigkeit von der Zusammen-
setzung des Resonanzstromes; J© reiner dieser
ist, desto größer ist die Rückwirkung. Die
Rückwirkung wird teilweise wieder ausge-
glichen, wenn in der Primärwicklung außer
dem Resonanzstrom selbst noch ein kapazi-
Fernmeldetechnik.
Linien des
it. zaallbite,
Abb. 8. Zone I der chilenischen Staatsbahnen.
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Sartago SEES ES Asa u mh ne Uar-lai OISERISH ES
Abb. 9. Längenprofile zu Abb. 8.
welle fließt, sei es infolge unvollkommener
Resonanz in einem zweiten parallel geschalteten
Nebenresonanzkreis, sei es als unter Resonanz
laufende Nebenwelle im Hauptiesonanzkreise
selbst. (L. Moldenhauer, Doktordiss., Darm-
stadt.) Rp.
empfohlen wird, namentlich weil sonst das
'Anlagekapital zu groß ausfallen würde.
Für die Zone I wird dies Anlagekapital,
wie folgt geschätzt!):
1) Für Preise, wie sie 1918 Geltung hatten, umge-
rechnet auf engl. £.
/
nimmt Kostenanschläge entgegen,
lichst eingehend sein und die für die Errich-
tung erforderliche
lich schon. gutgeheißen sein soll.
lichen Telegrammverkehr dienen soll.
Theorie des Antennenwiderstandes. —
Eeeles zerlegt den Antennenstrom J in
zwei Teilströome J=i—j'. Der Strom i ent-
spricht den Jouleschen Verlusten, der in der
Antenne j den Strahlungsverlusten. Indem
der Anteil des Strahlungsstromes j zum ge-
samten J proportional der Frequenz = dw
und die gesamte Leistung P=zri+mj°
Bet wird, ergibt sich für den gesamten
ntennenwiderstand R ein Ausdruck der in
Abhängigkeit von der Frequenz ein Minimum
EFFIELM r
hat; Ruin +
— bei a &8= Es wird
FR s wird
ferner elne Beziehung abgeleitet für den
—r- u
R
Ausdruck r =b%M ie
gung). Durch Annahme des Werkes von D
zwischen 2. und 3 wird versucht, obige
Formel in Übereinstimmung mit einigen an
Antennen gemessenen Widerstandskurven zu
bringen. (Electrieian, 1920, S. 370).
(u Eigenschwin-
Börsenfunkdienst in Amsterdam. — An
der Amsterdamer Börse soll in wenigen
Wochen versuchsweise ein Apparat für draht-
lose Fernsprechverbindung, in Betrieb ge-
nommen werden. Die Provinzbörsen erhalten
von hier aus It. „Financier‘ vom 16. VIII.durch
Funkspruch die Börsennachrichten in regel-
mäßigen Zwischenräumen. („Überseedienst‘
vom 26. VIII. 1920). Rp.
Drahtlose Stationen in Mexiko. — Der
mexikanische Minister für öffentliche Arbeiten
beabsichtigt, vier drahtlose Stationen aufzu-
stellen, von denen zwei in Manzanillo und in
Morelio Platz finden sollen. Der Minister -
die mög-
Zeit enthalten müssen.
Nach einem Bericht des amerikanischen Kon-
suls in Manzanillo liegt für die vollständige
Anlage an diesem Ort bereits ein Kostenan-
schlag in Höhe von 3 Mill. mexikanischen
Dollars (1 mex. Dollar — rd 0,5 $ nord-
amerikanischer Währung) vor, der angeb-
Dieses
Werk schließt die Anlage eines Wasserbaues
in sich sowie die Konstruktion von Kai anlagen
undd ie Nivellierung von Hügeln. („Helios“,
Fach- und Export-Zeitschrift für Elektro-
technik vom 22. VIII. 1920). ..Rp.
Drahtlose Station in Shanghai. — Einer
Reutermeldung aus Peking vom 14. VII.
zufolge plant die Pekinger Regierung die Er-
richtung einer großen drahtlosen Station ın
Shanghai, die dem wirtschaftlichen und amt-
(„‚Uber-
seedienst‘‘ vom 31. VIII. 1920).
Jahresversammlungen, Kongresse,
Ausstellungen.
Hauptversammlung der deutschen Gesell-
schaft für Bauingenieurwesen. — Die im Mai
1920 gegründete Gesellschaft, die sich die För-
derung wissenschaftlicher Arbeiten auf dem
Gebiete des Bauingenieurwesens zum Ziele ge-
setzt hat, veranstaltete am 31. IX. in Berlin
im Hause des V.d. I. ihre erste Mitgliederver-
sammlung. ’
Der Vorsitzende, Geh. Baurat Professor
G. de Thierry, behandelte in seiner Eröff-
nungsrede die beiden Fragen; Was ist wis-
senschaftliche Arbeit, und in welcher
Weise kann sie gefördert werden? Er
bezeichnete als Wissenschaft die auf dem Wege
der Erfahrung gewonnene Erkenntnis des Zu-
sammenhanges zwischen Ursache und Wirkung.
Jeder Ingenieur kann zu ihrer Förderung bei-
tragen. Besonders lehrreich sind hierbei solche
Bauausführungen, die mit einem Mißerfolg
endigten, und die nach der bisherigen Übung
nur selten in der Öffentlichkeit behandelt
wurden. Geh. Oberbaurat Schmick, München,
sprach über die Wasserkräfte und ihren
wirtschaftlichen Wert. Den Ausbau der
dentschen Klein- und Großwasserkräfte in den
nächsten, unter dem Zeichen der Kohlenknapp-
heit stehenden Jahren bezeichnete er als na-
tionale: Wirtschaftspflicht. Die zum Ausgleich
der Schwankungen der Wassermengen erfor-
derlichen Maßnahmen (Talsperren, elektrischer
Zusammenschluß der Alpen- und Flachland-
tlüsse u. a.) wurden eingehend erörtert. Der ge-
samte Leistungsbedarf Deutschlands beträgt
7. Zt. einschließlich der Eisenbahnen rd 10 Mill.
PS. Demgegenüber könnten die ausbauwür-
digen Wasserkräfte rd 6 Mill. PS liefern, so
daß nur noch ein kleiner Teil durch K.ohlen-
kräfte zu decken wäre. An Hand zahlreicher
Beispiele versuchte der Vortragen de den Beweis
zu liefern, daß vielfach der Verkaufswert der
Wasserkräfte allein schon die Verzinsung der
Baukosten vollauf decke. Er betonte die
838
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920.
unbedingte Notwendigkeit der Errichtung
eines Reichswasserwirtschaftsrates,
dem die gesamte Wasserwirtschaft des Reiches
einschließlich des Ausbaues der Wasser-
kräfte unterstellt werden müsse, In der
Diskussion wiesen Dr.=ng. Rümelin auf die
Verhältnisse des Oberrheins und Baurat Mat-
tern, Potsdam, auf den Stand des Ausbaues
der Wasserkräfte in Frankreich hin.
Prof. Petersen, Danzig, behandelte Ver-
kehrsfragen bei Stadterweiterungen.
Ausgehend von der Notwendigkeit, der Herr-
schaft der Mietskaserne in den Großstädten ein
Ende zu machen, entwiekelte er die verschie-
denen Arten der Kleinhaussiedelungen, die nur
bei billigem Bodenpreise, d. h. also bei größerer
Entfernung von der Stadt, wirtschaftlich mög-
lich sind. Damit wird aber die Siedlungsfrage
zu einer Verkehrsfrage. Bei der Aufgabe, ein
gegebenes Gebiet nach Industrie- und Wohn-
bezirken und Freiflächen aufzuteilen, müssen
in erster Linie die Erweiterungsmöglichkeiten
der Wasserstraßen und des Eisenbahngüter-
verkehrs berücksichtigt werden. Hierauf folgt
die Festlegung des zukünftigen Personenver-
kehrs und schließlich die des Vorort-, Schnell-
und Straßenbahnverkehrs. Erst dann kann an
den Entwurf der Bebauungspläne für die ein-
zelnen Siedlungen herangegangen werden. Er
erläuterte an dem Beispiel Zürichs den weitgrei-
fenden Einfluß, den die Umgestaltung von
Eisenbahnanlagen auf die Stadtentwicklung
hat. In ähnlicher Weise schilderte er die durch
die Erweiterung der Hafen- und Verkehrsan-
lagen bedingte zukünftige Entwicklung der
Stadt Danzig an Hand zahlreicher Lichtbilder.
Bei den geschäftlichen Verhandlungen
wurde eine Entschließung angenommen, die
die Schaffung eines Reichs-W asserwirtschafts-
rates fordert. Eine zweite Entschließung for-
dert stärkere Berücksichtigung der Techniker
bei Besetzung von Stellen in der Reichsver-'
waltung, insbesondere auch die Anstellung
technischer Staatssekretäre,
Werkschulausstellung. — Von der anläß-
lich der Jahresversammlung des Vereins deut-
scher Ingenieure in der Zeit vom 18. bis 26. IX.
1920 im Lichthof der Techn. Hochschule Berlin
veranstalteten Werkschulausstellung wird wohl
jeder, der diese zeitgemäße Veranstaltung be-
sichtigt hat, mit Genugtuung sagen können,
daß es ein guter Gedanke war, das Schulwesen
zugleich mit der Werkstatt in einem Gesamt-
bilde zu vereinigen und der Öffentlichkeit zu-
Sänglich zu machen. In der Tat hat auch die
Ausstellung bewiesen, daß Schule und Hand-
werk unbeirrt von allen Zersetzungen und Wir-
ren der Kriegszeit sich treu geblieben sind in
dem Vorsatz, den Wiederaufbau im deutschen
Land durch Fleiß und Arbeit nach Kräften zu
fördern, und man kann dem „Ausschuß für
technisches Schulwesen“ nur Dank wissen,
daß er in einer Zeit, wo Mangel an Selbstver-
trauen und an Arbeitsfreudigkeit überhand zu
nehmen droht, den Weg zu einer besseren _Zu-
kunft gezeigt hat und, wie wir hoffen wollen, mit
Erfolg.
Beim Eintritt in den Lichthof, welcher
leider etwas klein für diesen Zweck war, mochte
man am liebsten ausrufen: „Hie gut Hand-
werk allewege‘“: Daß unser Nachwuchs solches
leisten kann, ist ein Trost und Lichtblick für die
Zukunft und ein Stolz für die Lehrer und
Meister. Einzelheiten aus dem vielen Gebote-
nen zu schildern, würde zu weit führen, nur ein
großes Lob ist der allgemeine Eindruck, unsere
Jugend im Handwerk zu sehen, selbstschaffend
und erzeugend, war hier die beste Gelegenheit.
Einfache und schwierige Werkzeuge und In-
strumente aller Art, darunter wahrhafte Clanz-
stücke, zeugen von der Liebe zum Handwerk,
von Geschicklichkeit und Ausdauer. Prächtige
Bilder, Zeichnungen und Modelle, in den
Schulen entworfen, vervollständigen das Ge-
samtbild und beweisen aufs neue, daß gerade
die Großindustrie berufen erscheint, den Hand-
werkerstand hochzuhalten, zu heben und zu
unterstützen. Besonders hervorzuheben unter
den Ausstellern wären der Siemens-Konzern,
die A. E. G,, Borsig, Maschinenfabrik Augs-
burg-Nürnberg, Bergmann, Stock, Ludw. Loewe,
Deutsches Eisenbahnverkehrswesen. Alles in
allem eine wirklich wertvolle Veranstaltung,
die hoffentlich öfter wiederkehren wird.
Rahn.
Verschiedenes,
‚Bergakademie Clausthal. — Der Bergaka-
demie ist das Recht zur Promotion von Doktor-
Ingenieuren’ verliehen worden.
Industrie und Handel.
Aus der italienischen Elektroindustrie. —
Bis 1915 waren an der Versorgung der
italienischen Elektroindustrie mit Maschinen
hauptsächlich Deutschland und die Schweiz,
außerdem Amerika, Österreich-Ungarın und
England beteiligt. Dynamobleche kamen
vor dem Kriege wesentlich aus Deutschland
und nur in geringeren Mengen aus England,
das sich seit 1915 mit Amerika in diese Liefe-
rungen teilte. Wie eine von „Electrical Review‘
nach „Elettroteenica‘“ mitgeteilte Übersicht
zeigt, betrug das Gewicht der von Italien ein-
geführten elektrischen Maschinen 1907
6070 t, stieg im folgenden Jahre auf 10 520 t,
hatte 1914 noch eine Höhe von 7271 t und ist
dann während des Krieges zeitweise unter
2400 t gesunken. 1918/20 unterblieb der Im-
port infolge der allgemeinen Wirtschaftslage
De behördlicher Einschränkungen nahezu
ganz. Dieser nach abwärts gerichteten Be-
wegung entsprechend, zeigt die Einfuhr von
Dynamoblechen während des genannten Zeit-
raumes steigende Tendenz. Sie stellte sich
1907 auf 1862, 1917 aber auf 4644 t, der jähr-
liche Durchschnitt betrug 3055 t. Die italie-
nische Gesamtproduktion elektrischer Ma-
schinen ins Auge fassend, berechnet unsere
Quelle das mittlere Gewicht der fertigen Ma-
schine zu 18 kg/kVA und ein Verhältnis des
Gewichts der rohen Bleche zu dem der ferti gen
Maschine von etwa 0,42. Daraus ergibt sich
dann für die Erzeugung elektrischer Ma-
schinen in Italien zwischen 1907 und 1917
eine fast stetige Zunahme von 4450 tim ersten
der genannten Jahre auf 11 000 tin 1917, d. e.
78% des italienischen Gesamtbedarfs.
Dieser wird für die in Betracht gezogene
Periode zu jährlich 13 550 t angegeben, von
denen 7300 t oder 54%, auf die heimische Pro-
duktion entfallen. 1907 war das Gesamtgewicht
10 520 t; es erreichte unmittelbar vor dem
Kriege im Durchschnitt der Jahre 1913/14
15 500 t, und davon sind 9500 oder 61% im
Lande selbst fabriziert worden. Das Jahr
1915 zeigt allein einen starken Abfall des
Maschinenkonsums auf 8585 t. Rechnet man
mit dem angegebenen Durchschnittswert von
18 kg/kVA, so erhält man bei einem Gesamt-
gewicht der in der Zeit von 1908 bis 1917 er-
zeugten und eingeführten elektrischen Ma-
schinen von 135500 t als jährlich instal-
lierte Leistung rd 0,750 Mill. kVA. Der
Bericht enthält weiter entsprechende Angaben
über Wasserturbinen und Generatoren sowie
über das 1918 in Italien (alte Grenzen) einschl.
Sizilien und Sardinien für Leitungen ver-
wendete Kupfer. Danach beanspruchten
im Ganzen 60000 km Freileitungen und
Kabel 55 000 t Kupfer oder im Mittel 0,9 kg/m;
Verkehrsunternehmungen sind dabei nicht
berücksichtigt.
Über die italienische Elektroin-
dustrie im allgemeinen wird den ‚Weltw.
Nachr.‘‘ folgendes berichtet: ‚Alles, was an
elektrischen Maschinen, Motoren, Apparaten
und Instrumenten vor dem Kriege eingeführt
wurde, kann heute in Italien gebaut werden.
Die im Kriege gemachten Versuche und die
dabei erzielten vorzüglichen Ergebnisse haben
die italienische Industrie veranlaßt, in den
verschiedenen Gebieten der Elektrotechnik
herzustellen, was für die Kraftwerke mit
Wasser- oder Wärmebetrieb, für die Um-
former- und die Verbrauchsstationen nötig ist.
Apparate für Fernsprecher, Telegraphen,
Signale und Kommando werden gleichfalls
heute in den italienischen elektrischen Werk-
stätten hergestellt. Die Industrie der elek-
trischen Kabel, die während des Krieges eine
bedeutende Ausfuhr nach den verbündeten
Ländern aufgenommen hatte, schickt sich
nun an, mit neuen wissenschaftlichen For-
schungs- und Versuchsmitteln ausgerüstet, die
herrschende Stellung wieder zu erobern, die
sie vor dem Kriege einnahm, und die Ausfuhr
noch zu vergrößern. Alle Anwendungen der
elektrischen Heizung, die infolge der Teuerung
der importierten Kohle sich sehr ausdehnen
werden, finden in Italien alle nötigen Apparate
als Fabrikate einheimischer Fabriken. Eine
Industrie, die vor dem Kriege nicht in Italien -
bestand, und die sich jetzt wohl eingerichtet
und organisiert hat, ist die der Magnete und.
Zündungsapparate für Explosionsmotoren; sie
kann jetzt nicht nur die bedeutende Nach-
frage aus dem Inlande befriedigen, sondern
auch ihre Erzeugnisse ausführen. Auch die
Fabrikation elektrischer Akkumulatoren, die
sich im Kriege bedeutend entwickelt hat, will.
ihre Erzeugung in großem Stile fortsetzen und
auch für die Ausfuhr arbeiten, um die günstige
Lage auszunutzen, worin sich Italien dank
Heit 42.
beängstigende {
‚deren Ende seien die Auftragseingänge um 50%,
21. Oktober 1920.
dem Vorkommen von Bleierzen befindet. Doch
ist es nötig, daß die italienische Glasindustrie
die Fähigkeit erreicht, die nötigen Behälter
nach, industriellen Methoden herzustellen.“
Die italienische Einfuhr von Glüh-
D
lampen in den ersten 4 Monaten des Jahres
1920 betrug nach der ‚‚Ind.- u. Hand.-Ztg.“
rd 3,173 Millionen im Werte von 11,105 Mill.
Lire gegen 1,895 Millionen und 6,632 Mill.
Lire im gleichen Zeitraum des Jahres 1919.
Holland hat an erster Stelle fast 1,750 Millionen
importiert im Vergleich mit 0,454 in 1919
und 14500 Lampen im Jahre 1918. Die
Schweiz, die in der entsprechenden Periode
von 1918 noch 0,908 und 1919 0,753 Millionen
einführen konnte, ist im ‘Jahre 1920 mit
0,439 Millionen auf den zweiten Platz gerückt.
Österreich kommt mit 0,316 Millionen an
dritter Stelle; es folgen die V. S. Amerika mit
0,197, Frankreich mit 0,185 Millionen und
Spanien mit 79 300 Lampen. Deutschland
tritt überhaupt nieht in Erscheinung; seine
Einfuhr ist wohl in der Gruppe ‚andere Län-
der‘ mit insgesamt 0,206 Millionen inbegriffen.
Vor dem Kriege hat es dem italienischen Markt
5,836 Millionen Glühlampen in 1913, 4,829 in
1914 und 2,677 noch in 1915 geliefert, war also
bei einer Gesamteinfuhr des Königreichs in
diesen Jahren von bzw. rd 9,6, 9,2 und 7,6
Mill. Stück eine sehr bedeutende Bezugsquelle.
Die Beschäftigung der deutschen Elektro-
industrie im Juli 1920. — Die gegenwärtige Lage
der deutschen Elektrizitätsindustrie wird nach
dem ‚‚Reichs-Arbeitsblatt‘‘ wie in allen übrigen.
Industriezweigen durch die nahezu völlige
satzstockung gekennzeichnet. Da Rohmateria-
lien zum Weltmarktpreise in genügender Menge
‘zu haben sind, konnten Arbeitsverkürzungen
und Entlassungen auf Teilbetriebe beschränkt
bleiben. Am verhältnismäß'g-besten gestaltete
sich vorläufig noch die Lage für den Bau von
Fernsprechapparaten, am schlechtesten für
Kabelwerke, während die sonstigen Fabriken
(Bau von elektrischen Maschinen und Appara-
ten) die gegenwärtige Lage und die Aussichten
der nächsten Zukunft noch überwiegend als
befriedigend beurteilen. Ein Direktionsmit-
glied der SSW führte in der Julisitzung der
Arbeitsgemeinschaft für die deutsche elek-
trotechnische Industrie!) aus, daß die Welt-
bedeutung der deutschen Elektrizitätsindustrie,
die früher 40% der gesamten Welterzeugung
darstellte, durch die inzwischen aufgekommene
ausländische Konkurrenz aufs schwerste er-
schüttert sei. Vorübergehend sei mit fallen--
der Valuta und steigender Inflation eine
Hausse eingetreten. Nach
und mehr zurückgegangen, und die Arbeits-
b-
losigkeit habe entsprechend zugenommen. Ge-
genwärtig sei der Markt völlig still; am schlimm-
sten sei es mit der Kabelindustrie bestellt, die
nur etwa auf ein Viertel des Friedensbetrages
an Bestellungen rechnen könnte. Ähnlich sei
die Lage im Leitungs-, Kleinmotoren- und In-
stallationsgeschäft, namentlich deshalb, weil
die Überlandzentralen infolge der drohenden
Sozialisierung weder zu weiteren Netzbauten
noch zu Erneuerungen und Vergrößerungen
ihrer Werke schreiten könnten. Das Straßen-
bahngeschäft biete wenig günstige Ausblicke.
Manche Unternehmen seien infolge der Tarif-
erhöhungen zum Stillstand gekommen. Bei
der ungünstigen Finanzlage sei an Neubeschäf-
tigungen nur in verzögertem Maße zu denken.
In der Glühlampenindustrie seien im letzten
Jahre für rd 70 Mill. M Lampen hergestellt
worden. Die Ausfuhr, die vor dem Kriege etwa
die Hälfte betragen habe, sei jetzt auf weniger
als ein Viertel heruntergegangen und stoße
im Ausland auf lebhafte Konkurrenz. In der
Schwachstromelektrotechnik reichten die Auf-
träge zunächst noch auf einige Zeit hin aus,
die Lage sei also nicht ungünstig; neue Bestel-
lungen gingen indessen gleichfalls zurück, und
das Auslandgeschäft sei schwach. Zu den
äußeren Schwierigkeiten kämen die hohen Roh-
stoffpreise, die an die
rungen stellten.
Soweit Berichte der einzelnen Betriebe
vorliegen, wird die gegenwärtige Lage ebenso
wie die Zukunftsaussichten für den Bau von
elektrischen Maschmen und Apparaten über-
wiegend als befriedigend, bei dem Bau von.
Fernsprechapparaten sogar als gut bezeichnet,
während die Kabelwerke Lage wie Aussichten
überwiegend als schlecht ansehen. Die Gesamt-
zahl der Beschäftigten im Berichtsmonat
betrug in der Fabrikation elektrischer Maschi- '
nen und Apparate 74830, von Fernsprech-
apparaten 4790 undin den Kabelwerken 10 357.
') Vgl. Henrich „ETZ“ 1920, 8. 700. -
=
Ai
finanzielle Tragfähigkeit
der Betriebe außerordentlich große Anforde-
*
-
ist
21. Oktober 1920.
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein.)
Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die
Geschäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68,
Amt Kurfürst Nr. 9820, zu richten.
Die nächste Sitzung des Elektrotechnischen
Vereins findet statt
am Dienstag, den 26. Oktober, abends 74, Uhr
F (pünktlich) er
in der Technischen Hochschule Charlottenburg,
Hörsaal Nr. 141.
Tagesordnung:
Geschäftliche Mitteilungen.
Beitragserhöhung und Satzungsänderung.
Vortrag des Herrn Chefelektrikers J.Bier-
manns über „Technische Probleme
der elektrischen Großwirtschaft‘“
(mit Vorführungen).
ee
3 Inhaltsangabe:
1. Allgemeines. — 2. Die Übertragungsfähig-
keit einer Leitung. — 3. Die Spannungsregu--
lierung. — 4. Störungsquellen und Störungs-
verhütung. . Die .Überstromfrage.
6. Vorführung eines Modells zur Bestimmung
der Strom- und Spannungsverteilung in
Störungsfällen.
Gäste sind willkommen.
Der: Vorsitzende
Ad. Franke.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.) ,
Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Potsdamer
Str. 68. -
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9806:
Betr. Kommission für Freileitungen.
In der „ETZ‘“ 1920, Heft 39,.S8. 780, ist
. der von der Kommission für Freileitungen auf-
gestellte erste Entwurf zu neuen ‚Normalien
für Freileitungen‘‘ veröffentlicht und darum
gebeten worden, Vorschläge zu Änderungen
* des Entwurfes bis zum. 15. Oktober d. J. bei
uns einzureichen. Mit Rücksicht darauf, daß
die Veröffentlichung des Entwurfes später er-
folgte als ursprünglich von uns angenommen
wurde, wird hiermit die Einspruchsfrist bis
zum 15. November d. J. verlängert. Wir bitten
die beteiligten Kreise dringend, den Entwurf
genau durehzuarbeiten und uns gegebenenfalls
Abänderungsvorschläge zu unterbreiten. Sämt-
liche eingehenden Äußerungen werden von der
Kommission eingehend geprüft werden.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
Dr.-Sug. G. Dettmar.
Betrifft: Kommission für Elektrizitätszähler.
Unter Berücksichtigung der zum Entwurf
für Normen für Elektrizitätszähler („ETZ“
1920, 8. 537) eingegangenen Abänderungs-
wünsche, hat die Kommission einige Änderun-
gen vorgenommen, die nachstehend bekannt
gegeben werden.!)
1. Stromstärken:
Der 2. Absatz erhält folgende Fassung:
Die Nennstromstärke kann gelegentlich
um folgende Werte überschritten werden:
Alle Zähler ums 509% bıs zu, 2 h
» > um 100% bis zu 1 min
Gleichstrom-Am-
erestunden-und
echselstrom-
Wattstunden-
zähler bis ein-
schließlich 3 A um 100% bis zu 2 h.
10. Zähleraufhängung:
Der letzte Absatz ist gestrichen worden.
Der Termin für die Gültigkeit der Normen
auf den 1. X. 1921 festgesetzt worden.
In den Erläuterungen zu den Normen für
Elektrizitätszähler wird zu 1. Stromstärke,
der letzte Satz des zweiten Absatzes ersetzt
dureh: „Für Überbalastbarkeit von mehr als
25%, der Nennstromstärke bestehen bezüglich
der Meßgenauigkeiten keine gesetzlichen Vor-
schriften. Die Meßgenauigkeit wird also für
Überlastungen um 50 bzw. 100% nicht gewähr-
leistet.‘“
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär.
Dr.-Sng. G. Dettmar.
ı) Der Entwurf zu Normen für Rlektrizitätsz#hler
ist mit den vorlıegenden-Änderungen auf der Jahresver-
sammlung 1920 angenommen worden.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
VEREINSNACHRICHTEN,
Übersicht‘
über die Beschlüsse der 26. Jahresversammlung
in Hannover.
Nachstehend sind die von der Jahresver-
len gefaßten Beschlüsse zusammenge-
stellt:
Vorstand.
Die ausscheidenden Herren Klingenberg
und Montanus. wurden wiedergewählt; an
Stelle des ausscheidenden Herrn Zell tritt
Herr Scholtes in den Vorstand ein.
Ausschuß.
Es wurden die ausscheidenden Herren
Petersen und Zapf wiedergewählt. Für den
ausscheidenden Herrn Lubszynski tritt der
aus dem Vorstand ausscheidende Herr Zell
in den Ausschuß ein.
Ort der nächsten Jahresversammlung.
Es wird den befreundeten Verbänden vor-
geschlagen werden, im nächsten Jahre wieder
eine „Elektrische Woche‘ zu veranstalten. Als
Ort für die Abhaltung dieser wie auch der Jah-
resversammlung wird beschlossen, Essen vor-
zuschlagen. Für den Fall, daß Verhältnisse ein-
treten, die einen Besuch von Essen im nächsten
Jahre nicht ermöglichen, wird die Einladung
der Stadt und des Elektrotechnischen Vereins
München angenommen.
Satzungsänderung.
Der neue Wortlaut der Satzung ist am
Schluß wiedergegeben.
- Neue Kommissionen.
. Neu eingesetzt wurden folgende Kommis-
sionen:
1. für Hochfrequenztechnik,
2. für Bahnen (die sämtliche Bahnvorschrif-
is und Normen in Zukunft bearbeiten
soll),
. für Praktikantenausbildung,
. für Elektrizität auf Schiffen,
. für Prüfung der Frage, welchen Bedin-
gungen Generatoren und Transformatoren
hoher Spannungen entsprechen müssen,
um die nötige elektrische Sicherheit zu
besitzen.
ar
Kommissionsarbeiten.
Die nachstehend aufgeführten Bestim-
mungen sind von der Jahresversammlung an-
genommen worden.
1. Vorschriften für den Anschluß von
Fernmeldeanlagen an Niederspannungs-
starkstromnetze durch Transformato-
ren (mit Ausschluß der öffentlichen
Telegraphen- und Fernsprechanlagen).
Der Wortlaut war in der „ETZ‘ 1920, Heft
37, 8. 737, abgedruckt.
2. Leitsätze für den Anschluß von Ge-
räten und Einrichtungen, welche eine
leitende Verbindung zwischen Stark-
strom und Fernmeldeanlagen erfordern
(mit Ausschluß der öffentlichen Tele-
graphen und Fernsprechanlagen).
Der Wortlaut war in der „ETZ“ 1920,
Heft 37, 8. 737, abgedruckt. Die Jahresver-
sammlung hat die Kommission für Errichtungs-
und Betriebsvorschriften ermächtigt, den Ent-
wurf behufs Berücksichtigung einiger noch
nachträglich eingegangener Änderungswünsche
nochmals durchzusehen und die geänderten
Leitsätze dann als Verbandsarbeit herauszu-
geben.
3. Normen und Prüfvorschriften für
Porzellanisolatoren.
Der Wortlaut war in der „ETZ‘ 1920,
Heft 37, $. 737, abgedruckt. Der Entwurf zu
Normen für Freileitungsisolatoren wurde ange-
nommen, jedoch soll die Bezeichnung der Frei-
leitungsisolatoren für niedere Spannungen ge-
legentlich der Weiterleitung der Normenblätter
an den Normenausschuß der deutschen Indu-
strie noch einer Nachprüfung unterzogen. wer-
den. Die Normung der Stützen für Freileitungs-
isolatoren wird nochmals von der Kommis-
sion bearbeitet werden. Der Technische Haupt-
‚ausschuß wird ermächtigt, die dann geänderten
Normen endgültig als Verbandsarbejt anzuneh-
men. Der Entwurf zu Normen für Stützer und
Durchführungen wurde angenommen. Von
den Entwürfen zu Normen für Isolatoren für
Niederspannungsinstallationen in Innenräumen
wurde derjenige für Tüllen angenommen; die-
jenigen für Klemmen und Rollen werden von
der Kommission nochmals durehgearbeitet und
dann dem Technischen Hauptausschuß zur
Annahme als Verbandsarbeit vorgelegt.
Heit 42,
77101 ennsrrrrrerrrl
839
Der Entwurf zu Vorschriften für die Prüfung
von Isolatoren für Betriebsspannungen über
500 V bis einschl. 35 000 V wurde angenommen
mit der Erweiterung, daß im Abschnitt I 3 die
Prüfdauer 1 Minute betragen soll.
4. Normen für Einheitstransformatoren
mit Kupferwicklung 1920.
Der Wortlaut war in der „ETZ“ 1920,
Heft 29, 8. 576, abgedruckt. Der Entwurf
wurde angenommen mit der Änderung, daß die
in $ 12 angegebene zulässige Überlastung
für die Hauptreihe im Anschluß an einen
zehnstündigen Betrieb mit ‚‚der halben
Nennleistung‘,
für die Sonderreihe im Anschluß an einen
zehnstündigen Betrieb mit ‚der Nenn-
leistung“
gilt..
Außerdem wird dem $ 4 folgende Fußnote
zugefügt: /
„Die Bezeichnungsweise der Schaltgrup-
pen entspricht schon dem in nächster Zeit
erscheinenden neuen Entwurf der Vorschrif-
ten für Maschinen und Transformatoren.
Bei der jetzt noch gültigen Bezeichnungs-
weise muß gesetzt werden statt A,—4,, statt
B,—b,und statt 0,—c;. Für D, besteht z. Zt.
nichts Entsprechendes.‘
5. Vorsehriften für die Konstruktion
und Prüfung von Installationsmaterial.
Der Titel der im vorigen. Jahre beschlosse-
nen ‚„Normalien für zweiteilige Sicherungs-
stöpsel mit Paßschrauben‘“ wurde geändert in
„Normalien für D-Stöpsel‘‘ (Durchmesser-Sy-
stem). 4
Außerdem wurden folgende Änderungen
in den Vorschriften angenommen:
$ 11 erhält folgenden Wortlaut:
„Zur Prüfung der mechanischen Halt-
barkeit ist der Schalter ohne Strom zu füh-
ren, absatzweise 10000 maleinzuschalten und
10 000 mal auszuschalten, bei 700 bis 800
Ein- und Ausschaltungen pro Stunde; Dreh-
schalter für Rechts- und Linksdrehung sind
in jeder Drehrichtung mit 5000 Schaltungen
zu prüfen.
Nach dieser Prüfung muß der Schalter
die in den $$ 12, 13 und 14 vorgeschriebenen
Versuche noch aushalten.“
Ferner erhält $ 30 der Vorschriften folgen-
den Wortlaut:
„Für die Prüfung bei Kurzschluß gelten
folgende Vorschriften:
Als Stromquelle dient ein Akkumulator
von mindestens 1000 A beieinstündiger Ent-
ladung und einer Klemmenspannung, dieum
10% höher ist, als die Nennspannung des zu
prüfenden Schmelzeinsatzes, gemessen an der
offenen Batterie.
(Die Abbildung bleibt unverändert.)
Zur Bestimmung der Widerstände des
Stromkreises und der Batterie einschließlich
desjenigen der Schutzsicherung dient der un-
veränderliche (Meß-) Widerstand W II; er be-
trägt 1 Q. i
An seinen Klemmen wird die bei Be-
lastung auftretende Spannung gemessen;
diese soll betragen:
5 400 V bei Prüfung von 500 V-Einsätzen,
un :
600 V bei Prüfung von 750 V-Einsätzen.
Zur Abgleichung des Stromkreises dient
hierbei der regulierbare Widerstand WI.
Die zum Schutz der Batterie erforderliche
Schutzsicherung 8$S muß bei dieser Ab-
gleichung eingeschaltet sein. Sie besteht
aus fünf frei ausgespannten _parallelge-
schalteten Kupferdrähten von je 1,5 mm
Durchmesser und 50 em Länge.
Zur Vornahme der .Kurzschlußprüfung
wird der zu prüfende Schmelzeinsatz an Stelle
des Widerstandes W II gesetzt. Er muß beim
Schließen des Schalters $ II ordnungsgemäß
abschalten ohne daß die Schutzsicherung ab-
schmilzt oder der etwa verwendete Selbst-
schalter unterbricht“.
$ 31 bleibt unverändert.
$ 32 lautet:
„Geschlossene Sicherungs - Schmelzein-
sätze müssen auch bei jeder anderen Ab-
schmelzbelastung ordnungsgemäß abschal-
ten. Diese Forderung gilt als erfüllt, wenn
die Einsätze bei Belastung nach folgendem
Verfahren sicher unterbrechen: E
Die zu prüfenden Einsätze werden mit
dem Maximalprüfstrom drei Minuten lang
belastet und hierdurch angewärmt. Alsdann
wird plötzlich auf den für die Kurzschluß-
prüfung vorgesehenen Stromkreis umgeschal-
tet und der erste Einsatz bis zum Abschmel-
zen mit dem zweieinhalbfachen, der zweite
840
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 42.
21. Oktober 1920.
mit dem dreifachen, der dritte mit dem vier-
fachen des Nennstroms belastet. -
Hierbei werden die Schmelzeinsätze, wie
bei Kurzschlußprüfungen, an die Stelle des
Widerstandes WII gesetzt, während der
Widerstand WI zur Einstellung der ver-
schiedenen Stromstärken dient.‘
$ 33 fällt fort.
6. Normen für Elektrizitätszähler.
Der’ Wortlaut war in der ,„ETZ‘ 1920,
Heft 27, S. 537, abgedruckt.
Der Entwurf wurde mit Gültigkeit, vom
1. X. 1921 ab angenommen mit folgender Ande-
rung des Absatzes 2 zu Punkt
‘
„1 Stromstärken‘“:
Die Nennstromstärke kann gelegentlich
um folgende Werte überschritten werden:
Alle Zähler um 50% biszu 2h
> »> b um 100% bis zu l min,
Gleichstrom-Ampere-
stunden und Wech-
selstrom-Wattstun-
denzähler bis ein-
schließlich 3 A ._.
Durch diese UÜberlastungen
Zähler keinen Schaden erleiden.
Ferner wird Absatz 4 zu Punkt ,,10. Zähler-
aufhängung‘‘ gestrichen.
Außerdem wurden noch einige redaktio-
nelle Änderungen des veröffentlichten Ent-
wurfes angenommen. -
um 100% bis zu 2 h.
darf der
-
7. Vorschriften für Koch- und Heiz-
geräte. ?
Der Wortlaut war in der „ETZ“ 1920,
Heft 34, S. 680, veröffentlicht. Der Entwurf
wurde mit Gültigkeit vom 1. IV. 1921 ange-
nommen mit der Einschränkung, daß die in
dem Entwurf vorgeschriebenen Vorschriften
für die Kupplungsdosen erst am 1. X. 192] in
Kraft treten. Die Kommission wird ermächtigt,
etwa noch nötig erscheinende Verbesserungen
an der Kupplungsdose zur Einführung zu brin-
gen. Außerdem wird $ 4, Abs. 3, folgender-
maßen geändert:
Nennaufnahme ist die vom Gerät im be-
triebswarmen Zustande bei der Nennspannung
aufgenommene Leistung in W, Nennstrom-
stärke die unter den gleichen Umständen auf-
genommene Stromstärke in
Für die Nennaufnahme ist ein Spiel von
+ 10% zulässig. Für Heizgeräte mit weniger
als 150 W Nennaufnahme ist ein Spiel von
+ 20% zulässig.
Nenninhalt ist die Menge des Kochgutes,
die im Gerät praktisch zum, Sieden gebracht
werden kann, ohne daß ein Überkochen statt-
findet. :
Ferner wurden von den im Abschnitt „F
Aufschriften“‘ angeführten Aufschriften ge-
strichen die Angaben
des Gewährleistungszeichens für Erfüllung
der VDE-Vorschriften,
des Zeichens für die bestandene Systemprü-
fung der Prüfstelle des VDE,
des Spiels für die Nennaufnahme,.
. „ Weiter wurden noch einige redaktionelle
Änderungen an dem Entwurf und eine Ände-
rung an den Abbildungen der Kupplungsdose
vorgenommen.
8. Leitsätze zum Schutze von Fern-
sprechdoppelleitungen gegen die Be-
einflussung durch Drehstromleitungen.
Der Wortlaut war in der „ETZ“ 1920,
Heft 30, 8. 597, abgedruckt.
9. Normen für Spannungen elektri-
scher Anlagen unter 100 V.
Der Wortlaut war in der „ETZ“ 1920,
Heft 22, S. 443, abgedruckt.
. „Der Entwurf wurde genehmigt mit der
Anderung, daß
das Wort ‚„Leerlaufspannung‘‘ bei den Klin-
geltransformatoren gestrichen wird.
10. Normen für Lieferrollen: für Fein-
drähte.
Der Wortlaut war in der „ETZ‘‘ 1920,
Heft 28, S. 558, abgedruckt.
11. Normen für Griffdorne, Knöpfe für
Hochspannungsschalter sowie teste
isolierte Handgriffe.
Der Wortlaut war in der „ETZ‘ 1920,
Heft 33, S. 660, abgedruckt.
12. Normen für Rundklemmen für Mut-
teranschluß und für Lötanschluß (für
Fernmeldeanlagen).
Der Wortlaut war in der „‚ETZ‘“ 1920,
Heft 34, S. 681, abgedruckt.
Den vom Ausschuß für Untersuchungen
über die Blitzgefahr beschlossenen und in der
„ETZ‘‘ 1920, Heft 32, S. 641, veröffentlichten
Erleichterungen an den „Leitsätzen über den
Schutz der Gebäude gegen den Blitz‘, welche
mit Rücksicht auf die augenblickliche wirt-
schaftliche Lage vorgenommen sind, ist die
Jahresversammlung beigetreten unter der Vor-
aussetzung, daß der Elektrotechnische Verein
den Entwurf auch in seiner nächsten Jahres-
versammlung annimmt.
Die Versammlung nahm unter Zustim-
mung davon Kenntnis, daß die von der Kom-
mission für Zähler in Verbindung mit der
Physikalisch-Technischen Reichsanstalt aufge-
stellten und in der „ETZ‘‘ 1914, Heft 21, S. 601,
bekanntgegebenen „Leitsätze für die Bedin-
gungen, denen Elektrizitätszähler und Meß-
wandler bei der Beglaubigung genügen müssen‘
laut Schreiben der Physikalisch-Technischen
Reichsanstalt mit Gültigkeit vom 1. X. 1921
ab als amtliche Vorschriften erlassen werden.
Die Versammlung nahm weiter zustim-
mend Kenntnis von den von der Kommission
für Zähler gemeinschaftlich mit der Physi-
kalisch-Technischen Reichsanstalt herausge-
gebenen Erläuterungen zu den Bestimmungen
über die Beglaubigung von Elektrizitätszählern
und Meßwandlern, welche in der „ETZ‘ 1920,
Heft 32, S. 638, veröffentlicht sind.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär
Dr. $ng. G. Dettmar.
Satzung.
I. Name und Sitz.
$1.
“ Der Verein führt den Namen:
„Verband Deutscher Elektrotechniker
Eingetragener Verein.‘ ;
Er ist in das Vereinsregister des Amtsge-
richtes Berlin-Mitte am 15. Dezember 1902 ein-.
getragen; sein Sitz ist Berlin.
II Zweck.
s2
Durch den Verband soll ein Zusammen-
schluß der deutschen Elektrotechniker herbei-
geführt sowie eine ständige Vertretung und
Förderung der Elektrotechnik geschaffen
werden.
S3
Die Erreichung dieses Zweckes wird an-
gestrebt:
l durch eine jährlich in einer Stadt
Deutschlands stattfindende Versammlung
der Verbandsmitglieder, die den Mei-
nungsaustausch über schwebende Fragen
durch Vorträge und Besprechungen för-
dern soll. Dabei soll den Mitgliedern
durch gesellige Veranstaltungen Gelegen-
heit gegeben werden, einander persönlich
näherzutreten ;
2. durch Zusammenfassung der deutschen
elektrotechnischen Vereine;
3. durch die Bemühungen der Organe des
Verbandes;
4. durch eine Verbandszeitschrift und son-
stige Veröffentlichungen;
5. durch sonstige die Zwecke des Ver-
bandes fördernde Mittel.
III. Mitgliedschaft.
8-4.
Mitglied des Verbandes kann jeder Deut-
sche und. jeder in Deutschland Wohnende,
sein, der auf dem Gebiet der Elektrotechnik
und verwandter Berufszweige ein wissen-
schaftliches oder praktisches Interesse hat.
Der Antrag um Aufnahme ist schriftlich
an die Geschäftsstelle des Verbandes zu
richten. Uber die Aufnahme entscheidet der
Vorstand. Zurückgewiesenen steht die Be-
rufung an den Ausschuß frei. :
Behörden, Vereine, Gesellschaften und
Handelsfirmen können gleichfalls die Mitglied-
schaft erwerben.
Der Verband schließt mit geeigneten
deutschen elektrotechnischen Vereinen Ver-
träge ab, auf Grund deren diese Vereine dem
Verbande angehören. Der Vorstand ent-
scheidet, ob ein Verein geeignet ist. Dem ab-
gewiesenen Verein steht die Berufung an den
Ausschuß offen. “Mitglieder der zum Verband
BOEEn Vereine sind Mitglieder des Verban-
es, wenn sie nach Abs. 1 und 3 dieses Para-
Braphen aufnahmefähig sind und die Ver-
andszeitschrift beziehen. Der Verband ver-
kehrt mit diesen Mitgliedern außer auf den
Verbandsyersammlungen nur durch die Ver-
eine. Mindestens ein Mitglied jedes dieser
Vereine muß dem Ausschuß angehören. Dieses
Mitglied hat die Verbindung zwischen seinem
Verein und dem Ausschuß zu pflegen.
5. |
Der Jahresbeitrag wird von der Jahres-
versammlung festgesetzt u. zw. für unmittel-
bare Mitglieder des Verbandes, für Mitglieder
ı der zum Verband gehörigen Vereine sowie für
Behörden, Vereine, Gesellschaften und Handels-
firmen verschieden hoch.
_ Für jedes im Ausland wohnende Mitglied .
wird’außerdem ein Auslandszuschlag erhoben,
dessen Höhe vom Vorstand festgesetzt wird.
Jedes Mitglied erwirbt durch Zahlung des
Jahresbeitrages das Recht, an den Verbands-
versammlungen teilzunehmen und Anspruch
auf Zusendung der Verbandszeitschrift. Der
Vorstand erläßt über die Einziehung der Bei-
träge die erforderlichen Vorschriften.
5840:
Der Vorstand kann beschließen, daß die
Mitgliedschaft erlischt, wenn der Jahresbei-
trag nicht rechtzeitig gezahlt wird.
Glaubt der Vorstand, daß das Verbleiben
eines Mitgliedes im Verbande den Verbands-
interessen schädlich ist, so beschließt der
Ausschuß auf Antrag des Vorstandes über
etwaige Ausschließung dieses Mitgliedes.
Diesem steht dann die Berufung an die nächste
Jahresversammlung frei. : 2
Der freiwillige Austritt kann nur zum
Ablauf eines Geschäftsjahres und nur nach
vorher erfolgter Anzeige geschehen.
IV. Organisation.
- ER
Die Organe des Verbandes sind:
. Vorstand,
. Ausschuß,
Kommissionen,
Geschäftsstelle,
. die zum Verbande gehörigen Vereine,
Verbandsversammlung.
-V, Vorstand.
; $ 8. e
Der Vorstand besteht aus dem Vor-
sitzenden, zwei stellvertretenden Vorsitzenden
und acht weiteren Mitgliedern. :
$s 9.
Neue Mitglieder des Vorstandes werden
von der Jahresversammlung durch einfache
Stimmenmehrheit auf zwei Jahre gewählt. -
Von ihnen werden zwei weitere Mitglieder
hinzugewählt. Wiederwahl ist zulässig, doch
soll die Amtsdauer 6 Jahre im allgemeinen
nicht überschreiten. Von dieser Vorschrift
darf nur mit besonderer Begründung in Aus-
nahmefällen abgewichen werden. RE
$ 10.
Dem Vorstande liegt die Leitung des
SrRwwr
. Verbandes ob. Die Beschlüsse der Verbands-
versammlungen und des Ausschusses sind für
ihn bindend. Er lädt zu den Verbandsver-
sammlungen ein und leitet sie.
Er vrt der Jahresversammlung Rechnung
ab, nachdem die Bücher durch Revisoren ge-
prüft sind, die für jedes Jahr auf der Jahres-
versammlung gewählt werden.
Der Vorsitzende oder einer seiner Stell-
vertreter ist der gesetzliche Vertreter des Ver-
bandes. on
Scheidet ein von der Jahresversammlung
gewähltes Mitglied des Vorstandes vor oder
während seiner Amtsdauer aus, oder wird
ein Mitglied des Vorstandes für längere Zeit
an der Ausübung seines Amtes verhindert, so
wählt der Ausschuß einen Ersatzmann für die
. Zeit bis zur nächsten Jahresversammlung.
$ 12.
Die Sitzungen des Vorstandes finden an
dem von dem Vorsitzenden oder von seinem
Stellvertreter bestimmten Ort statt. Sie
müssen auf schriftlichen Antrag von mindestens
zwei Vorstandsmitgliedern einberufen werden.
Der geschäftliche Verkehr unter den Mitglie-
dern des Vorstandes erfolgt außerdem schrift-
lich. _Jedes Mitglied hat das Recht, Rund- .
schreiben zu Händen des Vorsitzenden zu
erlassen. Zur Gültigkeit eines Vorstands-
beschlusses ist die Zustimmung von sechs
Mitgliedern ausreichend, unter der Voraus-
setzung, daß den übrigen Mitgliedern des Vor-
standes rechtzeitig Gelegenheit zur Abgabe
ihrer Stimmen gegeben war. nn
Die Beschlüsse des Vorstandes sind den °
Vorstands- und Ausschußmitgliedern schrift-
lich mitzuteilen.
$ 13.
‚ Dem Vorstand steht der Ausschuß ‚Zur
Seite, ohne dessen Zustimmung grundsätzliche
Entscheidungen nicht getroffen werden dürfen.
EB
>
. wählt,
21. Oktober. 1920.
VI. Ausschuß.
$ 14.
Der Ausschuß besteht:
. aus den Mitgliedern des Vorstandes;
. aus den Mitgliedern, welche die zum Ver-
band gehörigen Vereine ernennen;
3. aus den Mitgliedern, die von der Jahres-
versammlung gewählt werden.
Jeder zum Verband gehörige Verein er-
nennt auf je angefangene 150 seiner Verbands-
mitgliederzahl ein Ausschußmitglied. Der
Verein ist berechtigt, Stellvertreter für seine
Ausschußmitglieder für Fälle der Verhinde-
rung zu ernennen.
Die Jahresversammlung ist berechtigt, bis
DD
zu 15 Ausschußmitglieder zu wählen.
$ 15.
Die Amtsdauer der Ausschußmitglieder
beträgt 2 Jahre; Wiederwahl ist zulässig. Vor
Beginn oder während des Geschäftsjahres aus-
scheidende Mitglieder können für die Zeit bis
zur nächsten Jahresversammlung vom Aus-
schuß durch Zuwahl_ ersetzt werden. War
jedoch das aüsscheidende Ausschußmitglied
von einem Verein in den Ausschuß entsandt,
so ist dieser Verein berechtigt, die Zuwahl
vorzunehmen.
$ 16.
Die Verhandlungen des Ausschusses sind
in der Regel schriftlich, doch tritt der Aus-
schuß in jedem Jahre wenigstens einmal in
Verbindung mit der Jahresversammlung auf
Einladung des Vorstandes und unter dessen |
Vorsitz zu einer Sitzung zusammen. Außer-
ordentliche Sitzungen des Ausschusses müssen
auf schriftlichen Antrag von mindestens 8 Mit-
gliedern anberaumt werden. Den Ort dieser
Sitzungen bestimmt der Vorstand.
817:
Die Beschlüsse des Ausschusses werden
nach Stimmenmehrheit gefaßt; bei Stimmen-
gleichheit entscheidet die Stimme des Vor-
sitzenden.
Der Ausschuß ist beschlußfähig,
alle Mitglieder wenigstens 10 Tage vorher
unter Angabe der Tagesordnung geladen
worden sind und mindestens die Hälfte der
Ausschußmitglieder anwesend ist. Über An-
gelegenheiten, die nicht auf der Tagesordnung
standen, dürfen Beschlüsse nur gefaßt werden,
wenn %, der Anwesenden sich für sofortige
Beschlußfassung erklären. ;
Der Vorsitzende bestimmt bei schrift-
lichen Abstimmungen die Frist zur Abgabe
der Erklärung.
falls
$ 18.
Der Ausschuß ist zuständig zur Beratung
und Entscheidung
1. über alle grundsätzlichen Maßnahmen des
Verbandes; :
2. über Anträge und Vorschläge des Vor-
standes sowie von Mitgliedern des Aus-
schusses oder Verbandsmitgliedern ;
3. über Anträge und Vorschläge, welche die
Verbandsversammlungen dem Ausschuß
unterbreiten.
VII. Kommissionen.
=$ 19.
Zur Vorbereitung und Behandlung be-
"stimmter Aufgaben und Fragen werden von
der Jahresversammlung Kommissionen ge-
Ihr Mandat erstreckt sich, sofern bei
der Wahl nichts anderes bestimmt wird, auf
die Dauer je eines Jahres.
Elektrotechnische Zeitschrift.
. des und Ausschusses
1920.
Der Vorstand kann in besonderen Fällen
‘die Aufgaben erweitern, schon bestehenden
Kommissionen neue Aufgaben zur Behand-
lung überweisen oder neue Kommissionen
bilden.
Die Kommissionen erstatten ihre Berichte
an den Vorstand und durch diesen an den
Ausschuß oder an die Jahresversammlung.
$ 20.
Jede Kommission wählt ihren Vorsitzen-
den. Der Vorsitzende des Verbandes oder ein
von ihm als Vertreter bezeichnetes anderes
Mitglied des Vorstandes und der General-
sekretär sind kraft ihres Amtes Mitglied jeder
Kommission.
Die Sitzungen werden im Auftrage des
Vorsitzenden der Kommission vom General-
sekretär einberufen.
Gemeinsame Bestimmungen für Vor-
stand, Ausschuß und Kommissionen.
$ 21.
Die Mitglieder des Vorstandes, des Aus-
schusses und gegebenenfalls der Kommissionen
erhalten für die zu den Sitzungen und sonst im
Interesse des Verbandes und auf seine Veran-
lassung gemachten notwendigen Reisen, Reise-
und Tagegelder, soweit die vom Vorstande hier-
für bestimmten Mittel ausreichen. Das gleiche
gilt mangels anderer Abmachung für den
Generalsekretär und die anderen Beamten der
Geschäftsstelle. Der Vorstand bestimmt die
Höhe der Reise- und Tagegelder.
$ 22.
Vorstand und Ausschuß treten ihre Amts-
tätigkeit mit Beginn des auf die Wahl folgenden
Geschäftsjahres an. Hat eine Jahresversamm-
lung nicht stattfinden können, so bleiben die
sonst ausscheidenden Mitglieder des Vorstan-
bis zum Schluß des
nächsten Geschäftsjahres im Amt. Die Amts-
dauer der Kommissionen läuft von einer
Jahresversammlung bis zur nächsten. Kom-
missionen können nur durch Beschluß der
Jahresversammlung aufgelöst werden.
VIII. Geschäftsstelle.
$ 23.
Der Vorstand bestimmt die Art und An-
zahl der Beamten der Geschäftsstelle sowie
deren Geschäftsordnung; er setzt die Ver-
tragsbedingungen und die Gehälter fest.
Der Leiter der Geschäftsstelle führt den
Titel Generalsekretär. Er nimmt im Auftrage
des Verbandes und im Sinne der Verhand-
lungen und Beschlüsse des Vorstandes, Aus-
schusses und der Verbandsversammlungen die
Verbandsinteressen wahr.
Der Vertrag mit dem Generalsekretär
bedarf der Zustimmung des Ausschusses.
Der Vorstand wählt zur Vertretung des
verhinderten Generalskretärs für jedes Ge-
schäftsjahr einen ständigen Vertreter aus den
Mitgliedern des Vorstandes, Ausschusses oder
aus den Beamten der Geschäftsstelle.
Der Generalsekretär oder sein Vertreter
hat in den Sitzungen und Versammlungen
des Vorstandes und Ausschusses beratende
Stimme.
Däs Geschäftsjahr läuft vom 1. Januar
bis 31. Dezember.
IX. Jahresversammlung.
g 24.
Der Vorstand bestimmt den Zeitpunkt
der Jahresversammlung. Die Einladung soll
wenigstens 6 Wochen vorher in der Verbands-
zeitschrift veröffentlicht werden.
Heft 42.
84i
$ 25.
Anträge auf Satzungsänderung sind vier
Wochen vor der Jahresversammlung bei der
Geschäftsstelle einzureichen und müssen zwei
Wochen vor der Jahresversammlung in .der
Verbandszeitschrift veröffentlicht werden. Über
Anträge, die keine Änderung der Satzung be-
zwecken, kann auch ohne vorherige Anmeldung
auf der Jahresversammlung abgestimmt wer-
den, wenn zwei Drittel der anwesenden Aus-
schußmitglieder damit einverstanden sind.
8 26.
Die Tagesordnung der Versammlung wird
vom Vorstand festgesetzt und mindestens
drei Wochen vorher bekanntgemacht.
Alle der Beschlußfassung der Jahresver-
sammlung zu unterbreitenden Beratungsgegen-
stände werden von dem Ausschuß vorberaten
und in spruchreifer Form mit dem Antrag auf
Annahme oder Ablehnung vorgelegt.
$ 27.
Die Jahresversammlung entscheidet über
alle Anträge mit Stimmenmehrheit. Satzungs-
änderungen sind jedoch nur zulässig, wenn
sich die Mehrheit des Ausschusses und drei
Viertel der anwesenden Mitglieder dafür er-
klären.
‚Jedes Verbandsmitglied hat eine Stimme.
Die in $ 4, Abs. 3 genannten juristischen Per-
sonen werden durch ihren gesetzlichen oder
satzungsmäßigen Vertreter oder durch einen
Angestellten mit schriftlicher Vollmacht auf
der Jahresversammlung vertreten. Dieser
Vertreter kann neben der Stimme der von ihm
vertretenen juristischen Person auch seine
persönliche Stimme abgeben, wenn er persön-
lich Mitglied des Verbandes ist.
Der Leiter der Versammlung kann mit
Zustimmung der anwesenden Vorstandsmit-
glieder auch Nichtmitgliedern den Zutritt zur
Jahresversammlung gestatten.
$ 28.
Der Vorstand kann bei dringender Ver-
anlassung in Übereinstimmung mit dem Aus-
schuß eine außerordentliche Verbandsver-
sammlung einberufen. Die Einladung muß
mindestens 2 Wochen vorher unter Angabe
der Tagesordnung erfolgen. Eine außerordent-
liche Verbandsversammlung ist ebenfalls ein-
zuberufen, wenn es mindestens ein Drittel
aller Verbandsmitglieder unter Angabe der
Beratungsgegenstände verlangt.
$ 29.
Der Generalsekretär nimmt über jede Ver-
bandsversammlung eine Niederschrift auf. Sie
ist vom Vorsitzenden und vom Generalsekre-
tär zu unterzeichnen und in der Verbandszeit-
schrift zu veröffentlichen. In ihr ist auch über
die gehaltenen Vorträge zu berichten, unter
Umständen durch Wiedergabe.
8 30.
Der Ort der nächsten Versammlung wird
auf jeder Jahresversammlung bestimmt.
San
Zu Ehrenmitgliedern des Verbandes
können Mitglieder ernannt werden, die sich
um den Verband oder um die Zwecke, die er
verfolgt, besondere Verdienste erworben haben.
Die Ernennung erfolgt auf gemeinsamen An-
trag des Vorstandes und des Ausschusses
durch die Jahresversammlung.
$ 32,
Der Ausschuß bestimmt bei der Auflösung
des Verbandes über die Verwendung des vor-
handenen Vermögens.
——————————————————————— EEE
SITZUNGSKALENDER.
Elektroteehnischer Verein. 26. X. 1920,
abends 71/, Uhr, Technische Hochschule, Hörsaal
Nr. 141: Vortrag J. Biermanns „Technische Pro-
bleme der elektrischen Großwirtschaft“. (Mit Vor-
führungen). Weiteres siehe offizielle Ankündigung.
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.)
G. Daubersehmidt scheidet als Direktor
aus dem Vorstande der Geraer Elektrizitäts-
werk- und Straßenbahn-Aktiengesellschaft aus,
um in die Dienste des Sächsischen Staates zu
treten. Die sächsische Regierung bereitet einen
Gesetzentwurf vor, worin die werbenden An-
lagen des Staates vollständig auf kaufmänni-
sche Grundlage gestellt werden sollen. Auf
- diese Weise hofft die sächsische Regierung die
staatlichen Unternehmungen zur vollsten Aus-
nutzung zu bringen. i
J. Wüllenweber, seit vielen Jahren dem
Vorstande der Geraer Elektrizitätswerk- u.
Straßenbahn - Aktiengesellschaft angehörig,
übernimmt die Leitung des Geraer Unterneh-
mens und verlegt seinen Wohnsitz von Plauen
nach Gera.
Hochschulnachriehten. Dr. F. Weidert
habilitierte sich für Physik an der Technischen
Hochschule Berlin.
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG,
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er-
messen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.)
Die Mögliehkeit der Windausnutzung und ihre
Bedeutung für die Energiewirtschaft.
Zu den interessanten Ausführungen des
Herrn Dr. Ing. LIEBE auf S. 501 sei mir er-
laubt, einige Mitteilungen zu machen. Es ist
erfreulich, daß in dieser Arbeit auch Aufgaben
behandelt oder gestreift werden, die bisher
eine befriedigende Lösung nicht gefunden
haben; kann doch der Gedankenaustausch
vieler selbst dann zu praktischem Erfolge
führen, wenn der einzelne es nicht vermutet.
Herr LIEBE erwähnt auf Seite 502, daß vor-
geschlagen sei, dem Windrade ein Segel vor-
zuschalten, um den Wind abwärts zu richten,
und dadurch ein Windrad mit vertikaler
Achse zu erhalten. Während genannte Kon-
struktion, wie auch Herr LIEBE sagt, keine
Aussicht auf praktische Verwendung _hat,
dürfte mit nachstehend beschriebener Kon-
struktion vielleicht zu besonders großen Ein-
heiten zu kommen sein. Die Anordnung der
Windradflächen hat Ähnlichkeit mit im Kreise
segelnden Segelschiffen, da senkrechte Flächen
bei meinem Windrade benutzt werden, welche
um eine senkrechte Achse rotieren, wobei sie um
ihre vordere Kante, wie die Schiffssegel beim
Wenden — jedoch völlig automatisch — hin
und her schwenken. Abb. 1 zeigt ein solches
Windrad von vorne und von oben gesehen. Bei
zwei Flächen ist der gesamte Winddruck W
und die Umfangskraft P eingezeichnet. Da es
842
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920.
völlig gleichgültig ist, aus weleher Richtung
der Wind weht, ist irgendwelche Einstellung
des Windrades nach der Windrichtung nicht |
notwendig, was besonders für Riesenwind-
kraftwerke wichtig ist. Da Herr LIEBE für
die in einem Luftstrom enthaltene. Leistung,
v v
| v Wind
Abb. 1.
Horizontales Windrad.
welche leicht abzuleiten ist, die Formel nicht
angibt, sei dieselbe nachstehend mitgeteilt.
Die Leistung eines Luftstromes ist
wenn y das spezifische Gewicht der Luft in
ks/m3, F den Querschnitt des Luftstromes in
m?, und ® in m/s die Geschwindigkeit des
Luftstromes bedeuten. Die Werte der Formel
stimmen mit der Zahlentafel des Herrn LIEBE
(S. 501) überein, falls die ganze Fläche ein-
schließlich des freien Querschnittes im Innern
2 .
des Windrades, also F = ” ‚undy=1,17 kg/m?
(737,4 mm Hg und 20°C) gesetzt werden. Da
sich die Verzögerung des Luftstromes infolge
der Luftreibung über den auf die Windrad-
fläche entfallenden Teil hinaus erstreekt, so
ist es günstig, wenn die Windradfläche nicht
kreisförmig ist, sondern aus, einem oder
mehreren (es können zwei oder mehrere Räder
auf derselben Achse übereinander angeordnet
werden) Streifen besteht, von denen jeder den
auf seine Fläche entfallenden Luftstrom einmal
vor der Achse und einmal hinter der Achse
ausnutzt. Wenn auch das Grundprinzip wohl
nicht neu ist, wurde das Windrad doch vor’
einigen Jahren von mir selbständig entworfen.
Nach obigem bin ich nicht mit Herrn. LIEBE
der Ansicht, daß die Windkraftmaschine
immer ein achsial beaufschlagtes Windrad
besitzen wird, auch nicht, daß die Richtungs-
änderung des Windes eine Erschwerung - der
Konstruktion bedeutet. Vielleicht kommt man
beim Verlassen des alten Weges sogar zu Ein-
heiten, welehe über die 15 kW mittlerer
Leistung des 30-m-Rades weit hinausgehen.
Arnstadt i. Thür., 9. VIII. 1920,
‘ P. Schiemann.
Riehtlinien für Ölschalter.
Herr F. SCHROTTKE gibt in der ‚„ETZ‘ 1920
S. 585 einige wertvolle erklärende Bemerkungen
auf Grund eines Aufsatzes von mir in „Teknisk
Tidskrift‘. Ich hatte u. a. geäußert, daß es
mir scheine, als ob die druckfesten Schalter
nieht eine wirkliche Lösung des Ölschalterpro-
blems bedeuteten, sondern nur eine Umgehung
desselben sind; Herr SCHROTTKE bittet mich,
dies näher zu erklären. =
Ich glaube, daß meine Außerung, wenn
auch außerhalb ihres Zusammenhangs zitiert,
nicht zu mißverstehen ist. Ich beabsichtigte
damit zu sagen, daß die betreffende Konstruk-
tion nicht eine Lösung des wirklichen Schalt-
problems darstellt, d.h. nieht den Schaltver-
lauf verbessert. Dieser Umstand verhindert
selbstverständlich nicht, daß die Konstruktion
vom praktischen Gesiehtspunkte aus wertvoll
sein kann. Die Maßnahme, den Lichtbogen in
einen explosionsfreien Kessel einzuschließen,
scheint mir prinzipiell von derselben Art zu
sein, wie z. B. das Einschließen des Schalters
in eine feuerfeste Zelle, obwohl die praktischen
Folgen wesentlich verschieden sein werden.
Das letztere Verfahren, das ja von vielen Seiten
mit Erfolg angewandt wird, kann ich nicht
als eine Lösung des Schaltproblems betrachten.
Ich habe keine direkte Veranlassung, mich
in diesem Zusammenhange über die übrigen
Ausführungen des Herrn. SCHROTTKE zu äußern.
und begnüge mich, festzustellen, daß.die ‚‚Richt-
linien‘ in Umarbeitung sind, und daß Herr
SCHROTTKE bezüglich der Abfassung derselben
in gewissen wesentlichen Punkten denselben
Ansichten wie ich Ausdruck gegeben hat.
Västeräs, 10-IX. 1920:
Sven Norberg.
LITERATUR.
Besprechungen.
Die Elektronenröhren und ihre tech-
nischen Anwendungen. Von Dr. H. G.
Möller. Mit 163 Textabb. und einer Tafel.
Heft 49 der Sammlung ‚„Tagesfragen aus den
Gebieten der Naturwissenschaften und der
Technik“. XIV u. 162 8. in 8°. Verlag von
F. Vieweg & Sohn, Braunschweig 1920.
Preis 10 M,
Das vorliegende erste, größere, deutsche
Werk über die Elektronenröhren gibt gewisser-
maßen eine Zusammenfassung der von den La-
boratorien des Heeres und der Marine während
des Krieges auf diesem Gebiet geleisteten theore-
tischen Röhrenarbeiten. Möllers Buch steht
weit über dem Niveau der bisher im Auslande
über dasselbe Gebieterschienenen Bücher durch
‚die gründliche wissenschaftliche und vor allem
einheitliche Behandlung und Lösung der vielen,
teilweise überaus schwierigen Probleme des
Röhrensenders. Eine besondere Kunst war es
hier, die Fülle des Materials in einem Band der
Sammlung Vieweg zusammenzudrängen.Durch
diese aufgezwungene Kürzung und die Fort-
lassung aller Nebenrechnungen ist das Buch
jetzt freilich keine Einführung in die Röhren-
theorie, sondern nur als Handbuch für den
Fachmann zu, gebrauchen; gerade die Kürze
ist aber der Übersichtlichkeit des Ganzen zu-
nutze gekommen. 3
Im ersten Abschnitt wird die Theorie der
Verstärkerröhren behandelt in der Art, wie sıe
von Schottky bzw. später von Barkhausen
entwiekelt worden ist. Der zweite Teil behan-
delt den Röhrensender. Hier ist Möller neue
Wege gegangen. Während man sich bisher damit
begnügte, aus den einfachen Röhrencharakte-
ristiken, den Kurven, welche die Abhängigkeit
des Anodenstromes und Gitterstromes von den
Gitterspannungen darstellen, die Arbeitsspan-
nungen der Röhren, sowie Wirkungsgrad und
Leistung des Röhrensenders zu berechnen, geht
Möller, um einheitlich alle in Betracht kom-
menden Erscheinungen klären zu können, wei-
ter und konstruierteine Schwingkennlinienschar
für die Röhre. Es sind dies Kurven, welche die
aus den mit Gleichstrom aufgenommenen
Charakteristiken konstruierten Anodenstrom-
amplituden für einen bestimmten äußeren
Widerstand der Röhre in Abhängigkeit von der.
Gitterwechselspannung darstellen. Das Maxi-
mum jeder Kurve gibt die größte Leistung für
diesen Widerstand und aus der Gesamtheit der
Kurven ersieht man, bei welchem Widerstand
die größte, von der Röhre überhaupt abgebbare
Leistung erzielt wird (Grenzwiderstand). Eine
solche Kurvenschar gilt natürlich nur für eine
Heizung, eine Anoden- und eine Gitterspan-
nung. Die Berechnung eines Senders nach
Schwinskennlinien stellt demnach eine unend-
lich mühsame und zeitraubende Arbeit dar,
und ihre Anwendung für die Technik ist un-
möglich. Aber das Verfahren ist doch vor-
läufig der einzige Weg, um solche Fragen zu
lösen, wie fremderregter Generator bei Ver-
stimmung zwischen Frequenz und Arbeitskreis,
bei Phasenverschiebung zwischen Röhrenström
und Spannungen, Bestimmung der Frequenz
des Senders, Stabilität der Frequenz und Am-
plitude bei Selbsterregung, die Anlaufvorgänge
— es werden hier die Rückkopplungslinien ein-
geführt, Graden mit der Neigung za welche
die Kennlinien schneiden. Besonders hervor-
gehoben zu werden verdient. der letzte Ab-
schnitt über die Verwendung der Röhre als
Audion, besonders als Audion mit Rückkopp-
lung. Auch hier hatte die Technik wohl alle in
Betracht kommenden Fragen verhältnismäßig
rasch und leicht experimentell für die Praxis
gelöst, während die theoretische. Klärung so
mancher Erscheinung noch fehlte. Diese wird
uns zum ersten Male von Möller gegeben, und
Heft 42.
21. Oktober 1920.
hier zeigt sich am deutlichsten die Zweck-
mäßigkeıt der Kennlinienmethode trotz aller
in ihr enthaltenen Komplıziertheit, Ra
- In bezug auf die historische Entwicklung
des Röhrensenders und seiner Theorie könnte
die Darstellung Möllers, besonders die Ein-
leitung, leicht falsche Vorstellungen erwecken.
Die Fırmen bzw. die Technik kommen hier
doch etwas zu schlecht weg. Die tatsächliche
Entwicklung war die, daß dıe Technik in erster
Linie die Röhrensender und -empfänger z. T.
auf Grund vereinfachter Theorien entwickelt
hat. Richtig zu stellen ist, daß es das Verdienst
von Telefunken allein ist, die Hochvakuum-
röhre in Deutschland zuerst technisch ausge-
arbeitet und in die Praxis eingeführt zu haben.
Schottkys Verdienst war die erstmalige theore-
tische Behandlung des Verstärkerproblems und
die Ausgestaltung der Röhrentheorien in der
Art, daß dann später die Verstärker wesentlich
verbessert werden konnten. A. Meißner.
Die Materialprüfung der Isolierstoffe
der Elektrotechnik. Herausgegeben
von Walter Demuth unter Mitarbeit von
K. Bergk und H. Franz. Mit 76 Textabb.
IX und 136 S. in 8°. _ Verlag von Julius
Springer, Berlin 1920: Preis 12 M, geb.
‚40 M.
; Vor noch nicht allzu langer Zeit fand man
in den Lehrbüchern der Elektrotechnik über
die Prüfung von‘ Isoliermaterialien nur sehr
1 spärliche Angaben. Viel mehr als Messung des.
Isolierwiderstandes und der Durchschlags-
spannung an einer Probe wurde nicht ange-
geben. Erst durch die Arbeiten des Verbandes
Deutscher Elektrotechniker, die in den letzten
Jahren vor Kriegsausbruch begonnen wurden,
sind weitere. Kreise darauf aufmerksam _ge-
macht worden, daß die Prüfung der Isolier-
materiälien in weit umfangreicherer Weise
vorgenommen werden muß und sich auf die
verschiedensten physikalischen und chemi-
schen Eigenschaften beziehen muß.
Es ist daher zu begrüßen, daß in einem
Buch in ausführlicher Weise die verschiedenen
Prüfungen und Prüfungsmethoden, wie sie
auch vom Verbande festgelegt worden sind,
beschrieben werden. Dies ist um so wichtiger,
als zurzeit die Industrie durch den Mangel‘
an Rohstoffen gezwungen ist, sich der Ersatz-
stoffe zu bedienen, deren Eigenschaften nicht _
genügend bekannt sind. In dem Buche von
Demuth haben diese Fragen eine sachgemäße
Bearbeitung gefunden. Einzelne Kapitel, wie
die über „Bestimmung. der Dielektrizitäts-
konstante und. der dielektrischen Verluste“
sind etwas zu kurz weggekommen.
Im ersten Teil werden die Prüfmethoden
und zwar getrennt ‚‚die Methode für feste Iso-
liermaterialien und für flüssige -Isolierstoffe
einschließlich erhärtende Lacke‘, im zweiten
Teile die Eigenschaften der gängigen Isolier-
stoffe behandelt, wobei besonders auf die im
Kriege entstandenen Materialien Rücksicht -
genommen ist. Das Buch kann zum Studium
bestens empfohlen werden. E. Orlieh.
Austauschbare Einzelteile im Ma-
schinenbau. Die technischen Grundlagen
für ihre Herstellung. Von Otto Neumann.
Mit 78 Textabbildungen. VI u. 158 8. in
8%. Verlag von Julius Springer. Berlin
>:1919. Preis 7 M, geb. 9 M, + 10% T,2Z,
Das Büchlein ist zeitgemäß, da in Zukunft
kaum eine Werkstatt die Austauschbarkeit
wird außer acht lassen können, und da zu-
sammenfassende Arbeiten auf diesem Gebiet
noch kaum vorhanden sind. Der Inhalt ist in
3 Hauptabschnitte gegliedert: 1. Das Tole-
rieren der Einzelmaße, 2. Die Grenzlehren,
ihre Bestimmung und Anwendung, 3. Die
wirtschaftliche Ausnützung der Werkzeug-
maschinen. Das Tolerieren der Durchmesser
im ersten Kapitel stützt sich ausschließlich
auf die bekannte Zahlentafel von Schlesinger-
Loewe, ohne alle die neuerdings aufgetauchten
und zum großen Teil schon gelösten Probleme
(verschiedene Passungsarten, Nullinie als
Symmetrielinie oder Grenzlinie usw.) zu be-
achten. Ausführlich und beachtenswert für
den Konstrukteur sowohl wie für den Betriebs-
ingenieur, ist dagegen das Tolerieren der
Längenmaße behandelt und an einer größeren
Anzahl von Beispielen praktisch erläutert.
Was über Bohrvorrichtungen gesagt wird, ist
nicht recht am Platze: es ist unnötig für den
erfahrenen Konstrukteur, unzulänglich für
den Anfänger. Das zweite Kapitel bringt
ziemlich ausführlich die Lehren und dabei
mancherlei Interessantes, ohne daß jedoch
allem beigepflichtet werden könnte. Es wäre
zu wünschen, daß der Verfasser in Zukunft
dieses Kapitel weiter ausbaute und’ dagegen.
das dritte, das wenig befriedigt, fortließe.
Dann könnte sein Büchlein ein willkommenes-
und wichtiges Hilfsmittel werden.
Eugen Simon,
4
PET RES TEE
\
3
}
21. Oktober 1920.
Die Sozialisierung der Wasserwirt-
schaft in Sachsen. Von Ed. Fischer.
Heft 7 der ‚„Veröffentlichungen der sächsi-
schen Landesstelle für Gemeinwirtschaft‘“.
48 S. in 8°. Verlag von Zahn & Jaensch,
Dresden 1920. Preis 2,50 M.
‘ Eine anschaulich geschriebene Zusammen-
stellung der bekannten Vorteile geregelter
Wasserwirtschaft. Die Schrift bringt sehr in-
teressante, z. T. erstmalige Veröffentlichungen
zahlenmäßiger Angaben der sächsischen Wasser-
wirtschaft. Dankenswert sind auch die Lite-
raturnachweise. Den Woasserkraftfachmann
werden besonders die Mitteilungen über aus-
Deuts und wnausgebaute Gefällstrecken des
reistaates Sachsen sowie diejenigen über aus-
geführte und geplante Talsperren interessieren.
‚ Der Verfasser empfiehlt die Schaffun
eines sächsischen Wasserwirtschaftsamtes mi
unterstellten Wassergenossenschaften, welche
die Gemeinden und Gemeindeverbände um-
schließen. Ihr Einfluß reicht über die gesamte
Wasserwirtschaft, vom Wasserkraftwerk bis
zum einzelnen -Fischteich. Dem privaten Un-
ternehmungsgeist räumt Fischer kein Betäti-
gungsfeld ein. Volkswirtschaftlich hieße das
aber das Kind im Bade ertränken. Gerade weil
Unterzeichneter ein Freund bodenreformeri-
scher und wassergemeinschaftlicher Anschau-
ungen ist, möchte er vor einer Überspannung
der an sich gesunden Bestrebungen warnen.
Ein Beamtenstaat gewährleistet volkswirt-
schaftlichen Bestand, niemals volkswirtschaft-
liche Blüte. Letztere verlangt die Betätigung
freier Kräfte unter Hütung des Gemeininter-
esses durch den Staat. Gerade im Interesse der
Gesamtheit darf die Sozialisierung nur bis zu
demjenigen Punkte durchgeführt werden, wo
der volkswirtschaftliche Wirkungsgrad infolge
sinkenden Einflusses erstklassiger Spezial-
schulung, infolge Überwiegens unpersönlichen
Beamtentums und infolge Anwachsens bureau-
eoker Reibungsarbeit wieder zu sinken be-
ginnt.
Dem Wunsche des Verfassers nach Schaf-
fung eines einheitlichen Reichswassergesetzes
(zu dem die neuen Wassergesetze der Einzel-
staaten wertvollste Grundlagen geben) und
seinem Wunsche ‚„Ausbauen bis zur höchsten
Vollendung‘ stimme ich ganz bei.
Dr. Leiner.
Grundlagen der Arbeitsorganisation
im Betriebe mit besonderer Berücksich-
tigung der Verkehrstechnik. Von Dr.-Ing.
Joh. Riedel. Mit 12 Textabb. VIII und
68 S. in 8°. Verlag von Julius Springer,
Berlin 1920. Preis 6 M.
In der heutigen Zeit, in der es bei der Ent-
wertung des Geldes ganz besonders auf die
Ausnützung der Zeit ankommt, ist es von
Interesse, die kleine Schrift zu lesen, welche
sich mit einer neuen Wissenschaft, der „Ar-
beitskunde‘‘ befaßt. Diese will die Elemente
der Betriebsvorgänge erfassen, und die Ge-
winnung, Prüfung und zweckmäßigste Ge-
staltung dieser Elemente und ihrer Anordnung
ist der Inhalt der jungen Wissenschaft. Ihre
praktische Anwendung soll dazu verhelien,
Arbeiten im wirtschaftlichem Interesse so
zweckmäßig als möglich auszuführen und mit
ge, Aufwand an menschlicher Arbeits-
raft das Beste in Menge und Beschaffenheit
zu leisten.
Während der erste Teil der Schrift theore-
tische Ausführungen gibt, wird im zweiten
Teil die Anwendung der Grundsätze und Metho-
den der Arbeitskunde auf die Arbeitsvorgänge
im städtischen Schnellbabnbetriebe gezeigt.
Grade hier führt die richtige Anordnung der
Verkehrsanlagen-Elemente auf der Strecke
wie in den Wagen zu hoher Ausnützung_ der
Verkehrsmittel und des sie bedienenden Per-
sonals bei gleichwohl weitgehender Schonung
desselben. Während bisher Anlage- wie Be-
triebsanordnungen nur nach rein technischen
Gesichtspunkten getroffen wurden, zeigt Ver-
fasser, wie unter weiterer Anwendung der
Grundsätze der Arbeitskunde die Verkehrs-
leistung erhöht werden kann. Jeden Ver-
kehrsfachmann ist das Lesen der kleinen
Schrift zu empfehlen, die nur im ersten Teil
durch die vielen Fremdwörter etwas ermüdend
wirkt. Przygode.
Antike Technik. Sieben Vorträge von H.
Diels. 2. erw. Aufl. Mit 78 Abb. 18 Tafeln
und 1 Titelbild. 232 S. in 8°. Verlag von B.
G. Teubner, Leipzig und Berlin 1920. Preis
geb. 11 M.-
Die Geschichte der antiken Technik ist
besonders reizvoll. Sie zeigt uns, wie schon vor
Jahrtausenden der ee nach technischer
Betätigung den Menschen beseelte und ihn an
Aufgaben trieb, die zum Teil heute noch nicht
endgültig gelöst sind, zum Teil auf ganz ande-
ren Wegen zur Ausführung gebracht wurden,
als man ursprünglich versucht hatte. Aller-
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
dings sind die Quellen, die uns über die antike
Technik Aufschluß geben, nicht sehr ergiebig.
Die alten Schriftsteller hatten, wieihre heutigen
Kollegen, im allgemeinen sehr wenig Verständ-
nis für technische Dinge, die ja angeblich nichts
„Geistiges‘‘ darstellen, also als minderwertig
zu betrachten sind. Immerhin sind uns eine
große Anzahl Schriften technischen Inhalts
überliefert worden, und auch manches Techni-
sche ist in anderen Schriften verstreut auffind-
bar, wenn nur mit richtigem Verständnis für
die Sache an sie herangegangen wird. Leider
sind Abbildungen nur verhältnismäßig wenig
überliefert worden, denn die Sprache als Aus-
drucksmittel hat von jeher gegenüber der Zeich-
nung vorgeherrscht, und von technischen Wer-
ken der Alten sind vielfach nur Bruchstücke
übrig geblieben, so daß eine recht mühsame
Rekonstruktionsarbeit einzusetzen hat, um
aus all diesen Resten die antike Technik wieder
aufzubauen. Daß dabei Geschichtsforscher,
Sprachforscher und Techniker zusammenar-
beiten müssen, wenn etwasRichtiges zustande
kommen soll, ist zwar selbstverständlich, aber
bisher nur in seltenen Fällen, wie etwa auf der
Saalburg, geschehen. Erst durch eine solche
Gemeinschaftsarbeit werden sich die immer
noch klaffenden großen Lücken in der Geschich-
te der alten Technik schließen lassen. Aber auch
da, wo eine solche Gemeinschaftsarbeit nicht
vorliegt, können wir uns freuen, wenn ein Ver-
treter der klassischen Philologie sich mit der
Technik des Altertums befaßt. Es ist ein Zei-
chen dafür, daß man auch in diesen Kreisen,
deren Mitarbeit für die alte Geschichte der
Technik nicht entbehrt werden kann, anfängt
einzusehen, daß der idealen Geisteswelt des
Altertums eine sehr reale Welt wirklicher
Dinge zur Seite stand, ja ihr erst die Möglichkeit
zu einer Entfaltung gab. Die Technik ward der
Kultur zur Grundlage, sie durchsetzte und be-
fruchtete sie aber auch und gab dem mensch-
lichen Denken neuen Stoff und vielfache An-
regung. Technik und Kultur sind nichts Ver-
schiedenes oder gar Gegensätzliches, sondern
zur Kultur gehört die Technik genau so wie
die Kunst, die Sprache und anderes.
Das von Technikern hoch eingeschätzte
Buch des Philologen Diels liegt jetzt in zweiter
, vor, wobei der Inhalt der ersten Auf-
lage bis auf einige Verbesserungen und Er-
gänzungen übernommen wurde, aber noch ihm
ein weiteres Kapitel über antike Uhren zuge-
fügt worden ist. Noch einmal lassen wir i®
anschaulichen Schilderungen über die Entwick-
lung der Technik bei den Hellenen an uns vor-
überziehen, von dem Wasserbautechnik_ trei-
benden Milesier Thales bis zu den Pythago-
räern, die alles auf Zahlenverhältnisse zurück-
führen wollten und dabei, wenigstens im Ge-
schützbau, auch Erfolg hatten, wie wir aus
Philon wissen; dann von Archimedes, dem ge-
schickten Konstrukteur von Verteidigungs-
mitteln für seine Vaterstadt Syrakus, bis zu
Vitruv, dem großen Baumeister auf vielen Ge-
bieten der Technik. Die Schlußworte des ersten
Kapitels, in denen der Verfasser mit warnendem
Hinweis auf das Beispiel der griechischen
Sophisten gegen das lebensfremde, pseudo-
wissenschaftliche Banausentum in der Jugend-
erziehung ankämpft, sind uns Technikern aus
der Seele gesprochen und werden hoffentlich
bei den engeren Berufskollegen des Verfassers
den zu wünschenden Eindruck machen. Präch-
tig ist das Kapitel über antike Türen und
Schlösser, das uns die homerischen Schilderun-
gen erst verständlich macht. Herons Dampf-
kugel hätten wir nicht gern als Vorläufer der
Dampfmaschine, sondern der Dampfturbine
angesprochen gesehen, die ja im Prinzip beide
grundverschieden sind; bei der Erwähnung des
Heronschen Automatentheaters vermissen wir
den Hinweis auf die sehr gute Rekonstruktion
von Beck (Jahrbuch der Technik des V.d.I.,
Bd. I, 8. 182). Man sollte auch gerade in Ver-
bindung mit dem Schlußkapitel über die an-
tiken Uhren bei diesem Automaten darauf auf-
merksam machen, daß der das Herabfallen des
Arbeitsgewichtes aufhaltende, durch eine enge
Öffnung ausfließende Sand im wesentlichen das-
selbe Hemmungsgetriebe darstellt, wie es bei
den Wasseruhren benutzt wird. Zum Kapitel
„Antike Telegraphie‘‘ sei daran erinnert, daß
ein Techniker, Franz Reuleaux, den Limes
als römische Telegraphenlinie angesprochen hat,
wodurch der oft verblüffend schnurgerade Ver-
lauf des Pfahlgrabens über viele Kilometer eine
gute Erklärung findet (8. Reuleaux, „Aus
Kunst und Welt‘, Berlin 1901, $S. 169, Der
Pfahlgraben und seine einstweilige Bestim-
mung). Das Kapitel über die antike Artillerie
behandelt ziemlich ausführlich die Saalburg-
Geschütze, mit deren Konstrukteur Schramm
der Verfasser kürzlich die Heronsche Schrift
Belopoiika in deutscher Übersetzung mit grie-
chischem Text herausgegeben hat (Berlin 1919).
Hier ist eine solche Zusammenarbeit des Tech-
nikers mit dem Philologen aufs glücklichste ge-
Heit 42.
nur förderlich sein.
843
lungen. Dem letzten Kapitel über die antike
Chemie schließt sich in der neuen Auflage eines
über die antiken Uhren an. Sogutauchder Über-
blick ist, den uns dieser Abschnitt über die ver-
schiedenen Sonnen- und Wasseruhren gibt, so
vermißt doch gerade der Techniker die geome-
trische Begründung der Teilungen. Man kann
sie auch ohne großen mathematischen Apparat
in einfacher anschaulicher Weise geben und
würde dadurch den Leser weit tiefer in das Ver-
ständnis dieses von den Alten so sorgsam g6-
pflegten wissenschaftlichen Könnens einführen,
als es durch eine bloß äußerliche Beschreibung
möglich ist, zumal die angezogene Literatur
nur sehr umständlich zugängich ist. Das
würde auch manchen Techniker anregen, sich
mit diesem so interessanten Teilgebiet näher zu
beschäftigen und dadurch zu helfen, die noch
über die Konstruktion mancher Sonnenuhren
bestehenden Zweifel aufzuklären. Recht nett
ist die Wiederherstellung der astronomischen
Uhr von Salzburg durch den Verfasser auf
Grund eines Fragmentes einer Bronzeplatte,
wobei man allerdings auch etwas genauer auf
die mathematischen Verhältnisse hätte ein-
ehen können. Leider ist das Modell des Ver-
assers bei dem Sturm auf die Berliner Akade-
mie der Wissenschaften am 10. November 1918
dem plündernden Pöbel zum Opfer gefallen.
Wir können nur die Hoffnung aussprechen,
daß nicht nur Diels, sondern auch andere
Philologen uns noch mehr solche guten Bücher
über antike Technik schenken mögen. Das
wird auch den Techniker wieder mit der Philo-
logie, die ihm meistens/aus der Schule in nicht
gerade bester Erinnerung ist, versöhnen. der
geschichtlichen Erforschung der Technik aber
Dipl.-Ing. Carl Weihe.
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher.
Kurze Anleitung zur Einrichtung d.s ver-
einfachten Blitzschutzes „Ausführungs-
art Hinderthür‘“. Bearbeitet nach den Leit-
sätzen des Verbandes Deutscher Elektrotechniker
unter Berücksichtigung der neuesten praktischen
und wissenschaftlichen Erfahrungen. Mit vielen
Abbildungen und Zeichnungen. 45 S. in 80. Ver-
lag von Friedr. Hinderthür, Siegen 1919. Preis
3 M.
Die Maschinistenschule, Von F. O. Morge-
ner. Mit 119 Textabb. VII u. 147 8. in 8°.
Verlag von Julius Springer, Berlin 1920. Preis 8 M.
Das Ganze der Fabrik-Buchhaltung nach
doppelter und amerikanischer Art. Von
Prof. E. Feuerstein. 3. Aufl. X und 21l 8.
in 80, Verlag der modernen kaufmännischen
Bibliothek G. m. b. H.,, Leipzig 1920. Preis geb.
10 M + 20% T.Z.
Vorarbeiten, Erd-, Grund-, Straßen- und
Tunnelbau. Bd.5 des Handbuches der Ingenieur-
wissenschaften. 1. Teil. Herausgegeben von L.
v. Willmann. Bearbeitet von K. Brandau 7,
ImhofundE.Mackensenf. Mit einem Nachtrag
vonE.v. Willmann. Mit 607 Textabb. 14 Tafeln
u. Sachregister. 5. Bd. 4. verm. Aufl. XXXV und
712 S. in 4%, Verlag von Wilhelm Engelmann,
Leipzig 1920. Preis 44 M, geb. 56 M+50°/, T. 2.
Kritik des Taylor-Systems. Von Gustav
Frenz. VII und 113 8. in 80, Verlag von Julius
Springer, Berlin 1920. Preis 10 M.
Einführung in die moderne drahtlose Tele-
graphie und ihre praktische Verwendung.
Von Dr. phil. H. Mosler. Mit 218 Textabb. V
und 240 S. in 80, Verlag von Friedrich Vieweg
& Sohn, Braunschweig 1920. Preis 24 M.
Ein neues Prinzip über Dampf- und Gas-
turbinen. Von Prof. K. Baetz. Mit 24 Text-
abbildungen und 1 Tafel. 80 8. in 80, Verlag
von Otto Spamer, Leipzig 1920. Preis 12 M +
40%), T. Z.
Schaltanlagen in elektrischen Betrieben.
Von Dr. F. Niethammer. Heft1: Allgemeines,
Schaltpläne, einfache Schalttafeln. Mit 46 Text-
abbildungen. IV u. 67 8. in 16%. Heft 2: Schalt-
anlagen für hohe Spannungen und große Leitun-
gen, Schaltkästen, Schutzvorriehtungen. Mit 53
Textabb. 1V u. 79 8. in 16°. Vereinigung wissen-
schaftlicher Verleger Walter de Gruyter & Co.,
Berlin und Leipzig 1920. Preis je 2,10 M-+
100% T. Z.
Die Elektromotoren, ihre Arbeitsweise und
Verwendungsmöglichkeit. Von Prof. Dr.
F, Niethammer. Heft 1. Gleichstrommotoren,
mehrphasige Synchren- und Asynchronmotoren.
Mit 55 Textabb. VI und 98 S. in 16°. Vereini-
gung wissenschaftlicher Verleger Walter de
Gruyter & Co., Berlin und Leipzig 1920. Preis
4,20 M.
844
Elektrotechnische Zeitschriitt. 1920. Heit 42.
21. Oktober 1920.
Die Pflanze als Erfinder. Von R.H. France.
9. Aufl. Mit zahlreichen Abbildungen. 76 8.
in 89, Verlag Kosmos, Gesellschaft für Natur-
freunde, Stuttgart 1920. Preis 5,20 M, geb.7,80M.
Ein Reichstarif für alle Gehaltsempfänger.
Die einheitliche Regelung aller Gehälter
auf vollständig neuen Grundlagen, Von
Dr.-Ing. Willy Jaenichen. 40°S. in 80. Verlag
von William Haufe, Dresden 1920. Preis 5 M.
[Inzwischen ist ein Nachtragsblatt zu S. 14 ff.
erschienen, welches vom Verlag auf Wunsch nach-
geliefert wird.]
Wissenschaftliche Veröffentlichungen aus
dem Siemens-Konzern. Unter Mitwirkung
zahlreicher Fachgenossen herausgegeben von
Prof Dr. Carl Dietrich Harries. Bd. 1. Heft ].
Mit 115 Textabb. und 2 Bildnistafeln. 201 8. in 4°.
Verlag von Julius Springer, Berlin 1920.
Die Fernsprechtechnik, Von C. W. Kollatz.
Mit 217 Textabb. 303 S. in 8%. Verlag von
Georg Siemens, Berlin 1920. Preis 25 M.
Einküchenwirtschaft als soziale Aufgabe.
Von Architekt Robert Adolph. 64 S. in 80
Verlagsgesellschaft und Erziehung G., m, b. H.
Berlin SW 48, 1919. Preis 3M.
[Der Verfasser zeigt den Weg des sozialen
Einküchengedankens und die Notwendigkeit, die
bedeutenden wirtschaftlichen Vorteile der Ein-
küchenwirtschaft und des sparsamen Einküchenhaus-
baues der Allgemeinheit, den Verbrauchern zu-
kommen zu lassen, gerade der heutigen Zeit, die an
die ökonomische Nutzung aller Kräfte und Roh-
produkte die höchsten Anforderungen stellt. Die
bekannten Einwände gegen die Einküchenwirtschaft,
den Mangel einer individuellen Küche, die Förde-
rung der weiblichen Erwerbstätigkeit durch die Be-
freiung von der häuslichen Arbeit und den befürch-
teten Verfall der Familie wehrt der Verfasser in
sehr eingehenden Ausführungen ab.]
Spöcifications Technigqnes et Cahiers des
Charges Unifies. 12. Edition. 259 S, in 80.
Chemirs de fer Francais. Grands reseauz.
Materiel -et traction. Herausgegeben von der
Librairie Polytechnique Ch, Beranger, Paris 1920.
Das Technische Schulwesen, Aufbau, Kritik
und Vorschläge. Von Prof. Dr. R. Weyrauch.
80 8. in 8%. Verlag von Konrad Wittwer, Stutt-
gart 1920. Preis 2,40 M.
Beitragsberechnung zur Kranken-, Inva-
liden-, Unfall- und Angestelltenversiche-
rung. Von Konrad Wolfrum. 408. in 16°,
er von Konrad Wolfrum, Bayreuth. Pıeis
‚50 M.
Grundriß der gesamten neuen Steuergesetz-
gebung. Teil 2. Gesetz über das Reichsnot-
opfer, Ausgleichbesteuerungsgesetz. Umsatzsteuer-
gesetz, Allg. Verfügung über die Wertermitt-
lung nach dem Gesetz über eine Kriegsabgabe
vom Vermögerszuwachs. Bearbeitet von Dr. F.
Haußmann. 84 S. in 8°, Industrieverlag Spaeth
& Linde, Berlin 1920. Preis 9,50 M, ;
Das Kugelphotometer. Von Dr.-Sng. e. h. R.
Ulbricht. Mit 31 Textabb. und 3 Tafeln. VII und
110 S. in 8%, Verlag R. Oldenbourg. München
und Berlin 1920. Preis 24 M, geb. 23 M.
Erschütterungen schwerer Fahrzeugmo-
toren. Von Dr.-Sing. Fritz Huber. Mit 85 Abb.
und 8 Tafeln. VIII und £6 S. in 80, Verlag R.
Oldenbourg. München und Berlin 1920. Preis20M.
Sonderabdrucke.
Die Anordnung moderner Schaltanlagen für Hoch-
spannungsnetze mit besonderer Berücksichtigung
der Benutzung von eisernen Schaltkästen. Von
G. W. Meyer. „Technische Rundschau und An-
zeiger für Maschinenbau und Elektrotechnik“,
1. Jahrgang 1919/20, Nr. 22/28.
Restimmung der Dicke der Ölschicht bei Lagern.
Von V., Vieweg. „Archiv für Elektrotechnik“,
Bd. 8, 1919, Heft 10.
Die Höchsttemperatur stromdurchflossener Spulen.
Von W. Rogowski und V. Vieweg. „Archiv
für Elektrotechnik“, Bd. 8, 1919, Heft 9.
Ein absolutes Voltmeter für 250000 Volt Effektiv-
spannung. Von A. Palm. „Zeitschrift für tech-
nische Physik“ 1920, Nr. 7.
Elektrische Großkraftübertragung auf weite Entfer-
nungen unter besonderer Berücksichtigung Bayerns,
Von ®Dr.$ng. H. Thoma. (Vortrag, gehalten am
29. IIL. 1920 im fränkisch-oberpfälzischen Be-
zirksverein des Vereins deutscher Ingenieure und
im Elektrotechnischen Verein in Nürnberg.)
Listen und Drucksachen.
Elektrische Taschenlampen, Bügeleisen. Ampel-
Kästen für Perlfransen, Glasstengel oder Volants.
Beleuchtungskörper. : Teilliste für Werkzeuge.
Herausgegeben von Hermann Gahl & Co,
Hagen in Westfalen.
Ziehl-Abegg Elektrizitäts-Ges, m. b. H., Berlin-
Weißensee. Auszug aus dem Prachtalbum „In-
dustrielle* mit Beschreibungen und Ansichten der
neuen Fabrik der Firma, deren Entwicklungsgang
vor Augen geführt wird. Das Unternehmen,
welches sich mit dem Bau von Dynamomaschinen
und Elektromotoren befaßt und bei seiner Grün-
dong 25 Arbeiter zählte hatte es schon bis auf
350 Köpfe gebracht, von denen z., Zt. allerdings
nur noch 250 beschäftigt werden.
Koch & Sterzel, Dresden-A. Druckschrift IV 277.
„Radio-Silex“-Röntgeneinrichtungen,
WARENMARKT.
Schrott. — Die Sonderkommission des
Eisenwirtschaftsbundes, die zur Beratung über
den eventuellen Erlaß einer Höchstpreisverord-
nung eingesetzt war, hat sich sowohl im Stahl-
schrottausschuß wie im Gußbruchausschuß
einstimmig gegen den Erlaß einer Höchstpreis-
verordnung erklärt Man glaubt im allgemei-
nen, daß bald ein Rückgang in den Preisen ein-
treten wird. Der Markt selbst is“ gegen die Vor-
woche kaum verändert. Ia-Kernschrott no-
tierte Mitte Oktober etwa 975 M/t. In England
ist der Schrottmarkt ruhig, und die. Preise
gaben gegenüber der letzten Meldung etwas
nach. Gewöhnlicher Stahlschrott bewegt sich
um 10&£/ton. Für guten Maschinenguß werden 11
bis 12 £/ton gefordert. Am französischen Schrott-
markt sind im Augenblick große Vorräte an-
gesammelt, was auf das Ausfuhrverbot nach
Italien zurückzuführen ist. — Erze. Das An-
gebot an überseeischen Erzen ist z. Zt. sehr
reichlich, u. zw. sowohl an schwedischen wie
an spanischen. Indische und kaukasische Man-
ganerze sind auf 40 d cif Antwerpen zurückge-
gangen, während spanische Erze etwas an-
zogen. Von deutschen Erzen wurden sowohl
Röstspat wie auch Rohspat um 3,40 M/t billi-
ger. Ferner soll im Lahn-Dill-Gebiet eine
Preisermäßigung von 5 bis 9% für Brauneisen-
stein und von ungefähr 10% für Roteisenstein
in Aussicht genommen sein. — Teer und Teer-
erzeugnisse. Die Erzeugung von Teer und
Teerprodukten deekt im Augenblick ungefähr
die Nachfrage. Die Produktion der letzten
Wochen hat die durchschnittliche Höhe der
vergangenen Monate beibehalten. Im Augen-
blick werden vom Handel für Pech ungefähr
200 bis 250 M/dz, für Teeröl 300 M und darüber
je dz gefordert. Die Preise für Rohteere der
Kokereien und Gasanstalten halten sich auf
leichmäßiger Höhe von gut 200 M/dz. — Pe-
roleum. Aus Amerika sind in letzter Zeit er-
hebliche Mengen Leuchtöl eingetroffen. Ebenso
hat sich die Zufuhr von Leuchtöl aus Polen ge-
bessert. Die mit dem 1. IX. neu eingeführte
Verteilungsweise hat sich bisher bewährt und
soll beibehalten werden. Der Preis für Petro-
leum ist im Reichswirtschaftsministerium wie
folgt neu festgesetzt worden: in Fässern für
über 125 1 5,50 M/l, unter 12516 M und in
Kesselwagen 633 M/100 kg. — Öle und Fette.
Im Zusammenhang mit der Verordnung vom
24. IX., durch die die Zentralbewirtschaftung
der Öle und Fette ihr Ende gefunden hat, ist
auch die Bekanntmachung vom 8. XI. 1915
aufgehoben worden, die die Ablieferungspflicht
für einzelne Öle und Fette aussprach. Auch
die Verordnung vom 9. X. 1915, nach der tie-
rische und pflanzlicheÖle und Fette zu Schmier-,
Brennzwecken usw. unvermischt nicht verwen-
det werden dürfen, ist außer Kraft gesetzt.
Es wird jedoch ausdrücklich darauf hingewie-
sen, daß die Verarbeitung von Butter, Butter-
schmalz, Margarine usw. zu technischen
Zwecken nach wie vor verboten bleibt. — Seide.
Am New Yorker Markt verkehrten asiatische
Rohseiden bei ziemlich lebhafter Nachfrage zu
steigenden Preisen. Der Mailänder Markt blieb
in der letzten Woche ohne große Veränderun-
gen. Die Nachfrage war rege, namentlich für
extra und exquis Qualitäten, die einen weiteren
Preisaufschlag zu verzeichnen hatten. Die
augenblicklichen Vorräte sind auf ein Minimum
zusammengeschmolzen. Die Preistendenz ist
infolgedessen ausgesprochen steigend. Man
zahlte Mitte Oktober für Organzin, exquis 18/20
465Lire, für klassisch 18/20 450, Ia Zwirngregen
9/10 415 und für Ila Zwirngrögen 9/11 395
bis 400 Lire/100 kg. Auch getrocknete Kokons
sind sehr gesucht und halten sich für prompte
Ware auf 90 Lire/kg. Aus Yokohama wird eine
weitere Preissteigerung für Rohseide gemeldet.
Der Marseiller Seidenmarkt verkehrte in der |
letzten Woche in ziemlich ruhiger Stimmung.
Das Geschäft in Kokons war hier ebenfalls nur
beschränkt. Einige Posten sind zu 54 bis 55 Fr
verkauft worden. — Baumwolle. Die New
Yorker Baumwollnotierungen schwankten in
der vergangenen Woche zwischen 25 und 26,50
ets/lb. Am Bremer Baumwollmarkte konnten
die Preise wieder etwas anziehen. Sie gingen
am 9. X. für fully middling, good colour and
staple loco auf 47 M/kg herauf. Liverpool no-
tierte am 8. X. für Oktoberverschiffung 16,54,
für Januarverschiffung 16,22 und für Märzver-
schiffung 15,96 d/lb. Die Mitglieder der ‚„Ame-
rican Cotton Association‘ haben beschlossen,
einen Mindestpreis von 40 ets/lb für middlmg
Baumwolle festzusetzen. Nach dem 1. XT. soll
monatlich 1 et Aufschlag erfolgen. Der ge-
schätzte Durchschnittsstand der amerikani-
schen Baumwollernte betrug am 1. X, 59,1%
gepen -67,5% im Vormonat. In den, ersten
Monaten dieses Jahres wurden aus Ägypten
2,668 Mill. Ballen Rohbaumwolle im Werte
von 58,693 Mill. £ ausgeführt. Die Fracht für
Baumwolle von Ägypten nach Triest und Ve-
nedig ist für die beginnende Saison auf 200
Goldir/t festgesetzt worden. Die japanische
Wirtschaftskrise hat zu einem Beschluß der
japanischen Baumwollspinner geführt, dem-
zufolge die Produktion von Baumwollgarn er-
heblich eingeschränkt werden soll. — Wolle,
In Argentinien stockt das Wollgeschäft seit
Mai fast vollständig, infolgedessen konnten er-
hebliche Vorräte an Wolle angesammelt wer-
den. Am Zentralmarkt in Bahia-Blanca lagern
allein 23 Mill. kg, die nicht ausgeführt werden
können. Die erste australische Wollanktion
nach dem Kriege fand am 30. IX. in Adelaide
statt. Es wurden 20 000 Ballen angeboten, von
denen nur 6000 Ballen verkauft werden konn-
ten. Für Super Combing Wollen wurden 186d
bis 1s 7d bezahlt, ein Preis, der hinter den
letzten Londoner Preisen von 235 2 d bis 3 s
3%, d/lb erheblich zurückblieb. — Metallpreise.
Die Notierungen der Vereinigung für die
deutsche Elektrolytkupfernotiz bzw. der
Kommission des Berliner Metallbörsenvor-
standes (letztere verstehen sich ab Lager in
Deutschland) lauten in M/100 ke:
Metall... NR 2
Elektrolytkupfer (wire
bars), prompt. cif Hamburg,
Bremen, Rotterdam . ; 2738 2700 .
Raffinadekupfer 99/99,30/, |2150—2200 2125 — 2150
Originalhüttenweichblei . 750 740—760
Originalhüttenrohzink, eat ta
935—950
940 —950
Preis im freien Verkehr .
Plattenzink (remelted) von |_ :
handelsübl. Beschaffenheit | 625—635 | 680—640
Originalhüttenaluminium
98/990, in einmal gekerb- F
ten Blöckchen . . . . . 13550—3650 3400—3500
dsgl. in Walz- oder Draht-
barren . . ..2.2.2.2..)3700—3800 3600—3700
Zinn,Banka-,Straits-,Billiton- |6150—6200 6300— 6350
Hüttenzinn, mind. 99 %/ . 16000—6100 6100—6150
Reinnickel 98/990), » . 14500 — 4550145004600
Antimon-Regulu . . . . 950 925
Silber in Barren rd. 900 fein
fürs. ketemue nn 1500—1510 1500
An der Londoner Metallbörse wurden
nach „Mining Journal“ am 8. X. 1920 für
1 ton (1016 kg) notiert:
a ra EN EL
*Kupfer: best selected . 104 0 Obis105 0 0.
* = eleetrolyt.:. :110-0- 0:2,.192050
3 wire bars. 1 114-0802, 1152020
PIER, standard, Kasse 8 00,850
RE „=...8.Mon.= 97. 0%.02,,2 973520
Zinn: standard, Kasse. . 266 0 0 „266 10.0
h $ 3 Mon. 270..8=.0%2 5:270.15.°0
REESTERIER NN 268 0 0 „26810 O
Blei: span. oder nichtengl. n
Weichblei. . . 34: 2:62,82 0
». gew. engl. Blockbleii 3610 0 „ — — —
Zinksigew.. Sorten... „4022 6.0, Area
arremelted';-. -»%, 300, - —- —
bi engl. Swansea 310 0 .,.— — —
Antimon: engl. Reg. . . 52/55 £ net.
Aluminium: 98 bis 990%, 165 £ (Inland);
; 185 £ (Export).
Nickel: 98 bis 990%), gar. 230 £ (In- u. Ausland),
Quecksilber: nom. für
die 75 Ibs.-Flasche. .
Platin: je Unze nom... 500 8.
In NewYork notierte Elektrolyt-
kupfer am 14. X. 1920 loko 17 bis 17,50 ets/lb.
* Netto.
187£-10>8:
Bezugsquellennachweis.
Frage 45. Wer kann Verfahren angeben
zur Reinigung der Vermittlungsschnüre an
Klappenschränken, und gibtes Firmen, die sich
hiermit befassen ?
Abschluß des Heftes: 16. Oktober 1920.
845
Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner,
41. Jahrgang.
K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24.
Berlin, 28. Oktober 1920.
JE m
Zur Theorie der Hochspannungsisolatoren.
(Mitteilung Nr. 8 aus dem Hochspannungslaboratorium des
Elektrotechn. Instituts der Techn. Hochschule Karlsruhe.)
"Von A. Schwaiger, Karlsruh® i. B.
Übersicht. Die Spannungsverteilung an
Hängeisolatorketten ist auf rechnerischem und
experimentellem Wege ermittelt worden. Der Ver-
fasser hat eine allgemeine Theorieder Hochspannungs-
isolatoren entwickelt, mit deren Hilfe die Spannungs-
verteilung auch an den anderen Hochspannungs-
isolatoren berechnet werden kann. Die vorliegende
Arbeit beschäftigt sich mit der experimentellen
Ermittlung der Spannungsverteilung an den Hoch-
spannungsisolatoren der heute üblichen Ausführungs-
formen.
Allgemeines.
In Mitteilung Nr. 7!) hat der Verfasser
eine allgemeine Theorie der Hochspannungs-
isolatoren entwickelt, die gestattet, die Span-
nungsverteilung auf der Oberfläche der Isola-
toren zu berechnen. Sie gründet sich auf die
in Abb. 1 dargestellte Prsatzschaltung, die
Leitung
Abb. 1. Ersatzschaltung der Hochspannungsisolatoren.
„allgemeine Ersatzschaltung der Hochspan-
nungsisolatoren“ a wurde; denn sie
gilt für alle drei Arten von Hochspannungs-
isolatoren, nämlich für Freileitungsisolatoren,
Durchführungen und Innenraumstützisolatoren.
Diese Theorie wird im folgenden als bekannt
vorausgesetzt.
In der vorliegenden Mitteilung sollen die
- Ergebnisse von Versuchen über die Span-
nungsverteilung an den jetzt in“der Technik
üblichen Hochspannungsisolatoren bekanntge-
geben werden.
Peek hat in einer Arbeit über die Span-
nungsverteilung an Hängeisolatoren den Be-
griff des Kettenwirkungsgrades eingeführt
u. zw. wird darunter das Verhältnis der Span-
nungen verstanden, welche die Kette wirklich
aushält und welche die Kette aushalten würde,
wenn alle Glieder mit der gleichen Spannung
beansprucht würden, wie das am meisten
beanspruchte Glied. Wir wollen den Begriff
des Wirkungsgrades im folgenden auch für
die anderen Isolatoren gebrauchen, wir wer-
den also ganz allgemein von einem Isolator-
wirkungsgrad sprechen. Dies erweist sich
als sehr bequem zur Beurteilung der Isola-
toren.
Den Isolatorwirkungsgrad kann man leicht
auf graphischem Wege ermitteln. In Abb. 2
ist auf der Abszissenachse die Länge des Iso-
lators in Hundertteilen der gesamten Länge
und auf der Ordinatenachse. die Spannung
gegen Erde auf der Oberfläche eines solators
in Hundertteilen > der gesamten Spannung
aufgetragen. Kurve 1 stellt die ideale Ver-
teilung der Spannung dar, und Kurve 2 die
wirkliche Spannungsverteilung, längs_ der
Oberfläche. Man sucht nun diejenige Stelle
der Kurve 2 auf, wo die Spannungsänderung
ı) Vortrag gehalten im Elektrotechnischen Verein;
siehe auch „Elektr. u. Maschb.“ 1920.
en
Heft 43.
ra GE BR BEP EEE FSB Fr
je Längeneinheit am größten ist und zieht
dort die Tangente T. Zu dieser Tangente
zeichnet man die Parallele durch den;Koordi-
en a Man erhält dann“ den
Schnittpunkt L, mit der Geraden LyL, die
durch 2, geht und auf der Abszissenachse
senkrecht steht. Ferner erhält man den
Schnittpunkt 1, mit der Geraden, die durch
L, geht und auf der Ordinatenachse senkK-
recht steht. Durch 1, legen wir, das Lot
zur Abszissenachse und erhalten die Schnitt-
Be l, und Il, mit der Geraden OL, bzw. mit
er Abszissenachse.
Lz
|
“
/ a
eh
%o o \7
100 =
o
0 Lo TO Yo
Abb. 2. Graphische Ermittlung des Isolator-
wirkungsgrades.
Die Strecke L, L, stellt die Spannung dar,
welche der Isolator aushalten würde, wenn er
auf seiner ange Länge mit der höchsten
vorkommenden Beanspruchung gleichmäßig
belastet wäre und Zi, _L, die Spannung, die der
Isolator wirklich aushält. lso ist der Wir-
kungsgrad n gegeben durch
Auf Grund eines für ähnliche Dreiecke
giltigen Satzes kann man die Proportion an-
schreiben
LoLı kb
Los ll, 2100
also gibt die Strecke lol, direkt den Wirkungs-
grad des Isolators in % an.
Ferner gilt auch die Proportion
LL _ hu _Ob _„
Li; Li 0.
d.h. der Wirkungsgrad gibt auch an, wie lang
der Isolator nur zu sein brauchte (in % der
wirklichen Länge), wenn er, mit dem größten
SHAUBURBEReLE e gleichmäßig beansprucht, die
wirkliche Spannung auszuhalten hätte.
Kennt man den Wirkungsgrad eines Iso-
lators und die zwischen Leitung und Erde
herrschende Spannung, so kann man ohne
weiteres die höchste auf dem Isolator vor-
kommende Beanspruchung angeben. Hat z.
B. ein Isolator für 100 kV eine Länge von
100 em, so wäre die Beanspruchung auf der
Oberfläche bei gleichmäßiger Verteilung der
Spannung 1 kV je 1 cm; ist der Wirkungsgrad
des Isolators 50%, so ist die wirklich auf-
tretende maximale Beanspruchung auf dem
Isolator 2 kV je l cm.
Versuchsergebnisse.
Die Messung der Spannungsverteilung
erfolgte mit der vom Verfasser ausgearbeiteten
Elektroskopmethode (siehe Mitteilungen
Nr. 6. 7). Die Versuche haben gezeigt, daß
man auf diese Weise die Spannungsverteilung
mit einer für praktische Bedürfnisse hin-
reichenden Genauigkeit messen kann. Bei
den im folgenden mitgeteilten Meßergeb-
— blı
UI en
nissen schwanken die Fehler zwischen 1 bis 5%.
Die Messungen sind nicht umständlich, man
kann einen ae Hochspannungsisolator,
eingerechnet die Vorbereitungen, in etwa
1 bis 2 Tagen durchmessen; allerdings wird
dabei vorausgesetzt, daß der Messende bereits
einige Erfahrung und Übung mit dieser Methode
besitzt.!)
1. Freileitungsisolatoren.
a) Modell. Bei den Freileitungsisolatoren
sind die Kapazitäten c der Oberflächenteile
gegen Erde besonders ausgeprägt und zwar
ei den Freileitungs-Stützisolatoren infolge der
im Isolator steckenden geerdeten Stütze und
bei den Kettenisolatoren infolge der Nähe des
eerdeten Mastes. Es ist deshalb zu erwarten,
aß die Spannungsverteilung hauptsächlich
durch die Charakteristik ra bestimmt ist. In
Abb. 3 stellt die Gerade die ideale Spannungs-
verteilung (gleichmäßige Beanspruchung) und
Porzellort
Eisenstütze
Abb. 3. Modell des Freileitungsisolators.
die Kurve 2 die wirkliche Spannungsvertei-
lung an dem Modell des Stützisolators dar.
Das Modell besteht aus einem Porzellanzylinder
mit kreisförmigem Querschnitt; der Zylinder
besitzt eine Bohrung, in welche die. geerdete
Stütze gesteckt ist. Um ein meridianebenes
Feld zu erhalten, wurden am Fuß und Kopf
des Isolators kreisförmige Blechteller ange-
ordnet, die mit der Erde bzw. Leitung ver-
bunden waren.
Wir sehen, daß die wirkliche Spannungs-
verteilung sehr stark von der idealen abweicht;
die größte Beanspruchung liegt, und dies ist
das Charakteristische für den Freileitungs-
isolator, am Kopf des Isolators. Die : Ein-
bauchung nach oben am Beginn der Kurve ist
umso ausgeprägter, je größer die Kapazitäten
k und damit die Charakteristik © ist, wie in
Mitteilung Nr. 7 ausführlich dargelegt ist.
b) Praktische Ausführungsformen.
Die Praxis kennt hauptsächlich zwei Formen
des Freileitungsisolators, den Deltaisolator mit
seinen verschiedenen Abarten und den Hänge-
isolator.
An einem Deltaisolator der Porzellan-
fabrik Hermsdorf mit der in Abb. 4 skiz-
zierten Form wurde die Spannungsverteilung
längs des Überschlagsweges gemessen. Es er-
er sich dabei die Kurve 2 der genannten Ab-
ildung; Kurve 1 gibt wieder die ideale Span-
nungsverteilung an. Die Kurve 2 istam Beginn
ihres Verlaufes sehr stark nach oben gebaucht;
nach dem eben Erwähnten ist dies auf einen
roßen Wert von %k der betreffenden Ober-
lächenstelle zurück zu führen. Auch auf dem
Dach des Isolators wird die Pe
teilungksehr stark durch die apazität der
1) Beiden Messungen wurdeich von meinenAssistenten
den Herren Dipl,-Sug. Wörner und Ing. K. Mierkl wesent-
lich unterstützt.
846
Daches gegen die in der Bundrille des Isola-
tors liegende Leitung beeinflußt. Zur Prüfung
dieser Behauptung wurde die Kapazität der
Isolatoroberfläche gegen Leitung künstlich
vergrößert, indem in die Bundrille ein Blech-
teller mit den in_(der Abbildung angegebenen
Abb. 4. Spannungsverteilung längs des Überschlag-
weges eines Deltaisolators.
Dimensionen eingelegt wurde. Es ergab sich
für die Spannungsverteilung die Kurve 3.
Man sieht hier sehr schön, wie die ganze Kurve
dadurch gehoben wird, und immer mehr von
der des Isolatormodelles abweicht. Die größte
Beanspruchung auf der Oberfläche liegt un-
gefähr auf dem Rand des Isolatordaches.
Wirkungsgrad des Isolators:
Ohne Blechteller n=45%
Mit a nat.
Es ergibt sich also das merkwürdige Resul-
tat, daß durch lan der apazität
der Isolatoroberfläche gegen Leitung die Span-
nungsverteilung und damit der Wirkungsgrad
des Isolators verbessert wird. Die Praxis be-
stätigt diese Beobachtung; denn allgemein
werden die geschirmten Deltaisolatoren als
besser anerkannt als die ungeschirmten.
Die Spannungsverteilung an Hängeiso-
latoren ist bereits mehrfach gemessen worden:
Abb. 5 Kurve 2%-zeigt die Spannungsvertei-
lung an einer Howlerikeie mit 6 Gliedern und
700
Yo
80 —
Bo
40 1
20 +
B It Zan/ ber Glieder |
7 2 3 9: 6
Abb. 5. Spannungsverteilung längs einer Hänge-
isolatorkette.
vertikal nach abwärts hängender Leitung,
und Kurve 3 die Spannungsverteilung bei
eingelegter horizontaler Leitung. Die Kette
war in, beiden Fällen vertikal aufgehängt.
Auch hier wirkt die Vergrößerung der Kapazi-
täten gegen Leitung, verbessernd. Diese Er-
scheinung ist bekannt, so hat z. B. Petersen
vorgeschlagen, an der Leitung einen mit seiner
Öffnung nach oben gerichteten Metallkorb zur
Verbesserung der Spannungsverteilung anzu-
bringen.
Wirkungserad bei vertikaler Leitung n 8469,
horizontaler „ n264%.
> ,
2. Durchführungen.
a) Modell. Bei den Durchführungen sind
die Kapazitäten k der Oberflächenteile gegen
Leitung besonders ausgeprägt infolge der im
Isolator steckenden Leitungsdurchführung.
Dieser Isolator stellt also in elektrischer Hin-
sicht das Gegenstück zum Freileitungs-
isolator dar; es ist demnach zu erwarten, daß
die Spannungsverteilung das Spiegelbild der-
JemE©R des Freileitungsisolators ist. In Abb. 6
stellt die Kurve 1 die ideale Spannungsver-
teilung und die Kurve 2 die wirkliche Span-
nungsverteilung an dem Modell der Durch-
führung dar. Dieses Modell ist in Abb. 6
skizziert; eine nähere Erklärung hierzu ist
wohl nicht mehr erforderlich.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 43,
28. Oktober 1920.
Wir sehen, daß auch hier die wirkliche
Spannungsverteilung sehr stark von der idealen
echt: die größte Beanspruchung liegt,
und dies ist das Charakterische für die Durch-
führung, in der Nähe der geerdeten Fas-
sungsschelle. Die Einbuchtung nach unten
Blechteller _|
Abb. 6. Modell der Durchführung.
am Ende der Kurve ist umso ausgeprägter je
größer die Kapazitäten c an dieser Stelle des
Isolators sind. Dreht man das Kurvenblatt
der Abb. 6 so um 180 Grad, daß die Horizon-
tale durch die Ordinate 100 zur Abskisse
wird, so erhält man tatsächlich die Kurve
für die Spannungsverteilung des Freileitungs-
isolators.
b) Praktische Ausführungsformen.
Die früher verwendeten Durchführungen hatten
meist eine rein zylindrische Form. Kuhl-
mann war wohl der erste, der erkannt hat,
daß die großen Kapazitäten der Oberflächen-
teile gegen Leitung schädlich wirken und hät
deshalb zur Verminderung dieser Kapazitäten '
in der Nähe der Fassungsschelle die bauchige
Form der Durchführungen (Abb. 7) in die
Abb. 7. Spannungsverteilung längs einer Porzellan-
durchführung, Bauart Kuhlmann.
Praxis eingeführt. _ In Abb. 7 ist die Span-
nungsverteilung auf einer Porzellandurch-
führung (Bauart Kuhlmann) dargestellt. Aus
dem Verlauf der&Kurve sieht man, daß der
starke Spannungsanstieg von der Fassungs-
schelle weggedrängt ist; die Kurve sackt dafür
aber im oberen Teil mehr durch, und weist
nunmehr am Kopf die stärkste Beanspruchung
auf. Durch die Wulste wird der glatte Verlauf
der Kurve etwas gestört.
Sehr interessant ist es, mit dieser Kurve
die einer anderen Porzellandurchführung (Bau-
art Schumann) zu vergleichen (Abb. 8). Dr.
Schumann hat für die Durchführung eine
konkav gekrümmte Oberfläche gewählt. Da-
durch wird die Kurve in ihrem anfänglichem
Verlauf nicht so stark nach unten gezogen wie
beim Kuhlmannschen Isolator; die Werte
von k sind eben größer als bei konvex ge-
krümmter Oberfläche. Wegen Fehlens der
Wulste ist der Verlauf der Kurve glatter als
beim vorigen Isolator. Die größte Bean-
spruchung liegt aber auch hier am Kopf
des Isolators.
, Der Wirkungsgrad beider Isolatoren dürfte
bei etwa 45% liegen. Daraus ist ersichtlich,
“
"Legt man ein Blech
daß die beiden verschiedenen Arten der Ober-
flächenkrümmung im wesentlichen zur selben
Spannungsverteilung führen. =
%Yo
Kaya ee
= RR
= ee
BERITEEAERTEN,
> BETEN
EREASEEIZE SE.
nn BRERENEREN
EE BEN
> Porzellan
Erde Blechteller
Abb. 8. "8pannungsverteilung längs einer Porzellan-
durchführung, Bauart Schumann.
Abb. 9 zeigt eine andere Durchführung.
7
Diese besteht im wesentlichen aus einem Hart-
papierrohr, das bis zur halben Höhe mit einem
konkav geformten Mantel aus Preßmaterial
umgeben ist.
100
Abb. 9. Spannungsverteilung längs einer Papier-
zZ durchführung. {
Kurve 2 zeigt die wirkliche Spannungs-
verteilung. Wahrscheinlich wird im Betrieb
eine Metallkappe oder Metallkugel an der
Stelle aufgesetzt, wo die Leitung aus der
Durchführung heraustritt (Kopf des Isola- -
tors). Darum soll der Spannungsanstieg längs
der horizontalen Fläche am Kopf bei der
Wirkungsgradbestimmung außer Acht bleiben.
auf diese borizontale
Fläche, wie Abb. 9 zeigt, so erhält man für den
oberen Teil eine Spannungsverteilung nach
Kurve 3. Die größte Beanspruchung erhält
man an der Stelle, wo die zylindrische Form
des Isolators in die konkav gekrümmte über-
geht. Sehr interessant ist der von der normalen
Kurve stark abweichende Verlauf der Span-
nungsverteilung in der Nähe der geerdeten
Fassungsschelle. Vielleicht ist die geerdete
Abb. 10. Spannungsverteilung längs einer Kondensator-
j klemme.
v
u
;
&
R
hs
h
2
Fassungsschelle unterhalb des Preßmaterials
„etwas nach oben gezogen,
= Abb. 11. Spannungsverteilung längs einer Kondensator-
- Jinig.
seitigt werden kann.
der Durchführung trägt eine Porzellanhülse,
28. Oktober 1920.
847
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 43.
t i was von außen
nicht mit Sicherheit zu erkennen ist. Der
Wirkungsgrad der Durehführung dürfte bei
55% liegen.
Sehr interessant sind die Meßergebnisse an
Durchführungen, welche in die Gruppe der
Nagelschen Kondensatorklemmen ge-
hören. Das Prinzip dieser Durchführungen
darf als bekannt gelten. Abb. 10 zeigt die
Nagelsche Klemme in ihrer ursprünglichen
Form. Man erhält hierfür die Spannungs-
verteilung nach Kurve 2. Würde man die
Klemme umso viel kürzer bauen, als die kon- |
zentrischen Metallzylinder aus dem Isolier-
material herausragen, so daß von diesen nur
die Kanten zu sehen sind, so ergäbe sich die
Spannungsverteilung nach Kurve 2’, die sich
fast genau mit der idealen Spannungsvertei-
lung Kurve !' deckt.
Wirkungsgrad derungekürztenKlemmen 278%
> „ gekürzten % 292%.
Kurve 2 der Abb. 11 zeigt die Span-
nungsverteilung an einer Kondensatorklemme,
iii Hl ii
RE]
Bi)
klemme. -
bei welcher die Enden der konzentrischen
Zylinder durch Isolation verdeckt sind. Auch
hier ist die Spannungsverteilung längs des
größten Teiles der Klemme fast genau grad-
Ungünstig ist nur die Spannungsver-
teilung am oberen Ende, was durch eine zweck-
mäßigere Ausbildung des Kopfes leicht be-
Wirkungsgrad n2 67%.
Abb. 12 zeigt eine ganz moderne Wand-
durehführung für 100 kV. Die eine Hälfte
i Erde ER
Abb. 12. Spannungsverteilung bei einer Wand-
durchführung.
die andere Hälfte hat eine rein zylindrische
Form und dürfte aus Repelit bestehen. Die
Kurven 2 der Abb. 12 zeigen die wirklichen
Spannungsverteilungen. Die Vermutung, daß
die Klemme nach dem Nagelschen Prinzip
gebaut ist, dürfte wohl richtig sein.
Wirkungsgrad für die Porzellanseite n2 75%
9 » », Repelitseite .n280%.
3. Innenraum-Stützisolatoren.
a) Modell. Wenn man einen kreisför-
migen Porzellanzylinder zwischen zwei kreis-
förmige Platten bringt, von denen die untere
mit Erde und die obere mit Leitung verbun-
den ist, so hat man das Modell eines Stütz-
isolators. Wegen der vollständig symme-
trischen Anordnung ist auch eine symmetrische
Kurve der Spannungsverteilung zu erwarten.
Abb. 13 zeigt einen solchen Isolator und die
100
80
Blechteller | 32em$
Abb. 18. Modell des Stützers.
zugehörige: Spannungsverteilung. Die Bean-
spruchungen am Fuß und Kopf sind ein
Maximum und gleich groß. Nach unserer
Theorie der Hochspannungsisolatoren rührt
die Symmetrie der Kurve für die Spannungs-
verteilung davon her, daß die Kapazitäten
e und % gleich groß sind.
- Wenn die Anordnung nicht mehr symme-
trisch ist, sondern z. B. wegen des überwiegen-
den Einflusses des Bodens oder der geerdeten
Umgebung die Kapazitäten c größer sind als
k, dann wird auch die Spannungsverteilung
unsymmetrisch und nähert sich mehr der
Form der Spannungsverteilung von Freilei-
tungsisolatoren.
Während die bisher besprochenen Iso-
- lJatoren im großen und ganzen recht unemp-
findlich gegen Änderungen in der Umgebung
sind, weil das Feld durch die Leiter im Innern
der Isolatoren bestimmt und festgehalten
wird, ist der Innenraum-Stützisolator sehr
empfindlich gegen Änderungen der äußeren
Anordnung.
b)- Praktische Ausführungsformen.
Abb. 14 zeigt einen Porzellan-Stütziso-
lator mit lackierter Oberfläche. Die Span-
nungsverteilung wird durch Kurve 2 darge-
stellt. Die Versuchsanordnung ist unsymme-
trisch und zwar ist der Einfluß der Erde größer
nee
60 700%
Porzellan, lackierr
innen hohl
700. mm
- Abb. 14. Spannungsverteilung längs eines Porzellan-
stützers.
als der der Leitung; infolgedessen weist die
Kurve eine ähnliche Form auf wie bei Frei-
leitungsisolatoren. In % Höhe über Erde
besitzt die Kurve einen merkwürdigen Buckel,
der wahrscheinlich auf den Einfluß des oberen
Wulstes zurückzuführen ist. Die Spannungs-
verteilung ist nicht sehr vorteilhaft, der
Wirkungsgrad liegt bei etwa 30%. _
Setzt man auf den Kopf eine Blech-
haube, welche den Wulst verdeckt, so ernält
man für die Spannungsverteilung die strich-
punktierte Kurve der Abb. 14. Der Wirkungs-
grad liegt dann bei etwa 50%. rg
Abb. 15 zeigt einen Stützisolator aus
Repelit. Der Isolator hat eine rein zylin-
drische Form. Da auch hier die Versuchs-
_anordnung unsymmetrisch ist, erhalten wir
eine ähnliche Form der Spannungsverteilung
wie beim eben besprochenen Isolator. Kurve 2
gilt für die Anordnung ohne Blechkappe, und
Kurve 3 für den Isolator mit Kappe. Durch
Aufsetzen der Blechhaube wird erklärlicher-
weise die Kurve wesentlich gehoben und die
‚einem Porzellan - Stützisolator,
größte Beanspruchung vom Kopf des Isola-
tors weggedrückt.
Wirkungsgrad ohne Kappe n2 30%
mit n=250%-.
[2] 2]
100
o, Jo
120 cm X 200. cm
Abb. 15, Spannungsverteilung längs eines Repelitstützers.
Abb. 16 zeigt die Spannungsverteilung an
Bauart
Kuhlmann, mit der bekannten bauchigen
Merall
Erde U
Abb. 16. Spannungsverteilung längs eines Porzellan-
stützers, Bauart Kuhlmann.
Form. Kurve 2 gilt für den Jsolator im meri-
dianebenen Feld, Kurve 3 für die normale
Anordnung mit Leitungsträger und Sammel-
schiene. Durch die Sammelschiene wird die
“ Kurve gehoben, der Wirkungsgrad aber nicht
sehr viel verbessert. Er dürfte bei etwa 30%
liegen. 2 S
Abb. 17 zeigt denselben Isolator, diesmal
aber auf den Kopf gestellt. Wie Kurve 2 der
‚Porzellan
Abb. 17. Stützer der Abb. 16 auf den Kopf gestellt.
wirklichen Spannungsverteilung zeigt, ist der
Isolator in dieser Anordnung ganz bedeutend
besser; der Wirkungsgrad dürfte nunmehr bei
etwa 75% liegen. Nach den obigen Darle-
gungen ist diese merkwürdige Erscheinung
leicht erklärlich. Die Rücksicht auf die elek-
trische Beanspruchung des Stützisolators ver-
langt also gerade die entgegengesetzte Form
“als jetzt üblich ist, Tatsächlich weist der ge-
stürzte Stützer eine um 20 bis 30% höhere
Übersehlagspannung auf als der „richtig“ auf-
gestellte.
Schluß.
Im Vorstehenden sind eine größere An-
zahl von Spannungsverteilungskurven an. Iso-
latoren, wie sie in der Praxis augenblicklich
verwendet werden, mitgeteilt. Es wurde ge-
zeigt, daß sich die Gesetze dieser Spannungs-
verteilungen mit der vom Verfasser aufge-
stellten Theorie zwangslos erklären lassen.
Welche praktische Bedeutung hat nun
die Kenntnis der Spannungsverteilung längs
der Oberfläche und des Wirkungsgrades des
Isolators ? Es ist klar, daß der Isolator, welcher
eine geradlinige Spannungsverteilung be-
sitzt, elektrisch am besten ist, d.h. diehöchste
Überschlagsspannung aufweist. Kennt
man die Formen, welche man einem Isolator
zu geben hat, um eine geradlinige ee
verteilung zu erzwingen, so kann man das
Isoliermaterial besser ausnützen, es ergeben
sich kleinere Bauhöhen und geringere Ge-
wichte für die Isolatoren. Wenn man bedenkt,
daß Durchführungen für 100 kV Gewichte von
50 kz und mehr aufweisen, so erkennt man
die Bedeutung einer besseren Materialaus-
nützung. Diese Frage wird besonders brennend
werden, wenn es notwendig sein sollte, auf
noch höbere Spannungen überzugehen.
Steigertt man die Spannung an. einem
Isolator immer weiter, so treten tatsächlich
an den Stellen, wo die größte Beanspruchung
durch die Messung festgestellt wurde, die
ersten En an auf. Ob
darnach die vorher festgestellte
verteilung noch vorhanden ist, darf bezweifelt
werden; wahrscheinlich werden durch den
Einfluß der Ionisierung die starken Span-
nungsgefälle verwischt, man kann also von
einer Art Selbstschutz des Isolators sprechen.
Immerhin aber dürfte die Kenntnis der Span-
nungsverteilung sehr nützlich sein, um die-
jenigen Formen der Isolatoren zu ermitteln,
welche eine geradlinige Spannungsverteilung
bedingen. Esist zu bedauern, daß nunmehr
Normalien für Durchführungen und Stützer an-
genommen worden sind, welche in bezug auf
die Spannungsverteilung nicht besonders günstig
zu bewerten sind.
Schutzeinrichtungen
der Groß-Kraftübertragungen.!)
Von F. Schrottke, Berlin.
(Schluß von 8. 829.)
Für das genannte Anwendungsgebiet sind
letzthin zwei praktisch brauchbare Fehler-
stromschutzsysteme ausgebildet worden, deren
eines durch sehr eingehende Veröffentlichungen
von Biermanns in seinen Elementen be-
kannt geworden ist. Da infolgedessen weiteres
Eingehen darauf erspart werden kann, möchte
ich in folgendem über den zu gleicher Zeit ent-
wickelten Fehlerstromschutz von R. Bauch
berichten.
Bekanntlich wird die Auslese der fehler-
haften Strecke wesentlich erschwert, wenn diese
von beiden Seiten Strom erhält, d.h. wenn sie der
Teil einer Doppelleitung oder eines Ringes ist.
Der letztere Fall ist in Abb. 6 dereostelir wo
ein Kraftwerk durch Ringleitung mit drei
Unterwerken verbunden ist. An jedem Ende
der vier Verbindungsleitungen, I, II, III u. IV
1\ Vortrag, gehalten auf der 26. Jahresversammlung
des Verbandes Dsutseher R'ektrot=-chniker zu Hannover am
25. September 1920. Diskussion folgt später.
R Energierichtungsrelais.
S Spannungswandler.
-H Hupe.
J Maximalstromrelais.
L Signallampe.
Abb. 8. Schutzanordnung gegen Kurzschluß und Erdschluß.
Elektrotechnische Zeitschrift.
Spannungs-
1920.
liegt ein Selbstschalter mit festeingestellter,
also unabhängiger Auslösezeit. Die Aus-
lösezeiten sind „gegenläufig‘ gestaffelt, d.h.
entsprechend den .beiden in der Ringleitung
möglichen Stromrichtungen. Geht man vom
KRAFTWERK.
Abb. 6. Fehlerstromschutz für Einfach-Ringleitung. i
Kraftwerk aus in irgend einer Richtung durch
den Ring, so nehmen die Auslösezeiten der am
Anfange der einzelnen Teilstrecken liegenden
Schalter um eine Staffelungseinheit ab, z. B.:
der Schalter am Anfang der Leitung IV hat
4 sek. Verzögerung,
der Schalter am Anfang der Leitung III hat
3 sek. Verzögerung, ’
der Schalter am Anfang der Leitung II hat
2 sek. Verzögerung,
der Schalter am Anfang der Leitung I hat
l sek. Verzögerung.
- Geht man in umgekehrter Richtung durch
den Ring, so hat:_ -
der Schalter am Anfang der Leitung I 4 sek.
Verzögerung,
der Schalter am Anfang der Leitung II 3 sek.
Verzögerung,
der Schalter am Anfang der Leitung 11II 2 sek.
Verzögerung,
der Schalter am Anfang der Leitung IV 1 sek.
Verzögerung.
Durch Stromrichtungsrelais werden alle
Schalter, durch die den Sammelschienen Strom
zufließt, gesperrt. BER
Tritt z. B. auf Leitung II Kurzschluß auf,
so wird er einerseits über Leitung I, anderseits
über Leitung IV und III gespeist. Aus der fol-
genden Zusammenstellung ist das Verhalten der
Zeitrelais ersichtlich:
Leitung 1 Zeitrelais
„ „ 2 ER]
9 II ” Z Er}
und in der anderen Richtung:
Leitung ns Zeitrelais e läuft 4 sek.,
Z, läuft 4 sek.,
nicht,
3 sek.,
ER] ” 1 ’ nicht,
Pe AR > 733,228 B0ka
„ ITE 99 Za ” nicht,
Se WENN 2:n0k
Der Kurzschluß wird also von den Teile
Heft 43.
“stets vorhanden.
28. Oktober 1920.
2 und 3 sek. Liegt der
eingeschlossen.
Kurzschluß auf Leitung I, so sind die Laufzei- ‘
ten lund 4 sek., auf Leitung IlI 2und 3 sek.,
und auf Leitung IV wieder l und 4 sek., dabei
ist die Dauer des Kurzschlusses in der Regel
gleich der längsten Laufzeit. Nur wenn das
Kraftwerk zu schwach ist, den Fehler auf bei-
den Wegen mit genügend Strom zu speisen, um
die Überstromrelais zum Ansprechen zu brin-
gen, wird die Dauer des Kurzschlusses gleich
der Summe der ihn eingrenzenden Laufzeiten.
Weitere Einzelheiten über das neue Schutz- _
system sind späteren Veröffentlichungen vorbe-
halten, es sei hier nur noch erwähnt, daß die
Stromrichtungsrelais selbst bei Abfallen der
Spannung bis auf 1% noch sicher wirken. Diese
|: Restspannung ist aber, wenn es sich nicht ge-
rade um dreipoligen Kurzschluß handelt, fast
Da das Schutzsystem mit
fester Zeitstaffelung arbeitet, ist sein Wirken
von Tages- und Jahreszeit unabhängig, es wird
auch nicht durch Zahl und Größe der das Netz
speisenden Maschinen beeinflußt. _
Zum Schutze parallelgeschalteter Lei-
tungen hat R. Bauch ein Differentialsystem
angegeben mit der bemerkenswerten Eigen-
schaft, daß es unter Fortfall von Hilfsleitungen
bei. wechselnder Energierichtung, auch wenn
den Leitungen nur von einem Ende Energie
zugeführt wird, zuverlässig wirkt. Die bei ihm
angewendeten Stromwandler sind nicht wie
beim bekannten Merz-Price-System gegenein-
ander, sondern, ein Vieleck bildend, hinterein-
ander geschaltet (Abb. 7). Dadurch werden bei
Abb. 7. Fehlerstromschutz für parallele Leitungen.
starken Kurzschlußströmen aus Sättigungser-
scheinungen des Eisens und aus anderen Grün-
den herrührende Störungen vermieden. Wird
durch einen Fehler die gewollte gleichmäßige
Verteilung des Stromes auf die vier Leitungen
a so erhalten die der gestörten Leitung
enachbarten Relais Strom und bewirken deren
Abschaltung. _Weitere Einzelheiten darüber
werden an anderer Stelle mitgeteilt. werden.
Die beschriebenen Schutzsysteme gegen
Kurzschluß bedürfen noch einer Erweiterung,
um der gewöhnlich dem Kurzschluß voraus-
gehenden Form des Fehlers, dem Erdschluß,
zu begegnen. Abb. 8 zeigt solche Schutzanord-
nung für Einfachleitungen mit wechselnder
Energierichtung. Die
ruht darauf, daß bei Erdschluß die Summe der
drei Leitungsströme von Null abweicht. Der
relais mit den kürzesten Laufzeiten, .nämlich | Reststrom wird durch ein Energierichtungs-
| -
men
ne
N le
A Auslöser.
J Maximalstromlelais.
L Signallampe. -
Z Zeitrelais.
M Zwischenrelais.
--M 7wischenrelais.
R Euergierichtungsrelais.
- S. Spannungswandler.
SR Spannungsrückgangrelais
W -Stromwandler. 5 F;
Z Zeitrelais.
Abb. 9. Fehlerstromschutz für Doppelleitungen.
chutzeinrichtung be-
28. Oktober 1820.
relais mit der Spannung in Beziehung ge-
bracht, die der Nullpunkt der Anlage bei Erd-
schluß gegen Erde annimmt. Je nachdem, ob
dieser Reststrom den Sammelschienen zu- oder
von ihnen wegfließt, werden Schalter verriegelt
oder freigegeben.
‚Abb. 9 BÄgh dieselbe Schutzanordnung für
zwei parallele Leitungen, die auch bei Leiter-
bruch ohne begleitenden Kurz- oder Erdschluß,
wie er bei Kabeln durch Lösen einer Muffenyer-
bindung vorkommt, anspricht. Einzelheiten
werden, wie gesagt, in einer demnächst erschei-
EN ausführlichen Mitteilung gegeben wer-
en.
Bisher ist eine besondere Form des Kurz-
schlusses,der$ammelschienen-Kurzschluß,
unerörtert geblieben. Bei Einfachleitungen
werden die das betroffene Unterwerk speisen-
den Leitungen in den beiden benachbarten
Unterwerken abgeschaltet. Nicht so einfach
liegt der Fall bei Doppelleitungen, da die be-
kannten Differentialsysteme nur auf Unter-
schiede zwischen den Leitungströmen anspre-
‚chen. Die Schaltung nach Abb. 9 enthält nun
auch eine Lösung dieser Aufgabe durch 3 Span-
nungsrückgangsrelais, auf deren jedes die
Summe einer Sternspannung und der Spannung
des Nullpunktes gegen Erde wirkt. Bei direk-
‘ tem Sammelschienen-Kurzschluß wirkt die
Schutzeinrichtung einwandfrei, nicht aber unter
allen Umständen, wenn die Störung an den
Sammelschienen, etwa durch Isolatorüber-
schlag, Teil eines Gesellschafterdschlusses
zwischen sehr weit auseinanderliegenden Punk-
ten ist. Unter Gesellschafterdschluß versteht
man gleichzeitigin verschiedenen Leitungen und
an verschiedenen Orten auftretende Erdschlüsse.
In solehem Falle braucht die Spannung
zwischen den beiden Punkten nicht soweit abzu-
sinken, daß der Gesellschafterdschluß als Kurz-
schluß empfunden wird. Die speisenden Kraft-
werke werden auf ihn vielleicht als gesteigerte
Belastung mit Ingangsetzen zusätzlicher Ma-
schinen reagieren. In solchem Vorgange liegt
übrigens für Groß-Kraftübertragungen die Mah-
nung, Erdschluß möglichst ohne Verzug abzu-
schalten.
In Abb. 10 ist das geplante 100 kV-Lei-
tungsnetz des Bayernwerkes mit je 5 Groß-
kraftwerken für Dampf- und Wasserkraft dar-
gestellt, für das der beschriebene Fehlerstrom-
schutz in Vorschlag gebracht wurde. Die an
a Großkraffwerke
mit Datmpfkraff
Großkraftwerke
"mit PrbeHenie
Hauptiransjor-
en
x s : 7
Abb. 10. 100 kV-Leitungsnetz des Bayernwerkes.
den Schaltstellen eingeschriebenen Zahlen be-
deuten die festeingestellten Auslösezeiten der
Schalter, wobei die Staffelung zu 0,58 an-
genommen wurde.t)
Wenn auch der mit vielem Scharfsinn ge-
paarten Arbeit, die auf Ausbilden der verschie-
denen Schutzsysteme verwendet wurde, An-
erkennung nicht versagt werden kann, so wird
mancher vielleicht bei Anblick des Leitungsge-
wirres und der vielen Relaiskontakte nicht frei
von Unbehagen, da Versagen eines Kontaktes
und Störung der Hilfsleitungen im Bedarfsfalle
Fehlschaltung bedeuten. Demgegenüber ist je-
doch zu beachten, daß für jedes Schalten nur
3 bis Kontakte gebraucht werden. Durch sorg-
fältige Ausgestaltung der Relais und besonders
durch deren staubdichten Abschluß kann hohe
Betriebssicherheit erzielt werden. Hilft man
dann noch mit aufmerksamer Wartung nach,
so kann auch schon für die praktischen Erst-
ausführungen auf ern werden, zu-
mal ia die einzelnen Elemente der Schutz-
einrichtungen, z. B. Relais, sich bereits in
langjährigem Betriebe bewährt haben. Ohne
BRcbe Einrichtungen wäre aber zuverlässiger
Betrieb von Groß-Kraftübertragungen nicht
denkbar. Immerhin ist es erforderlich, Zweck-
ı) Die Verzögerung der Schalter in der Deppellpnung
"bei Eitting kann von 0,5 bis 25 8 gewählt werden.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
mäßi BE ARENTUNE von Schutzsystemen auch
auf öglichkeit, ahl und Art von Fehlschal-
tungen infolge Versagens von Relais zu er-
strecken.
. 4. Transformatorenschutz. Verhält-
nismäßig einfach sind die Einrichtungen zum
Überwachen von Transformatoren. enn wir
von der Erwärmung absehen, die zweckmäßig
durch Wärmeauslöser überwacht werden kann,
so bleiben Kurzschlußwindungen und Stö-
rungen im wirksamen Eisen, sog. Eisenbrand,
übrig. Gegen erstere wendet man verschieden-
artige Differentialschaltungen an, die in der
Literatur an zahlreichen Stellen beschrieben
sind. Dem Eisenbrand ist schon schwerer bei-
zukommen. Man hat versucht, durch Vergleich
der Leistungsaufnahme „mit der -abgabe
des Transformators die Überwachung zu er-
zielen, es liegen jedoch ausreichende Erfah-
rungen über praktische Bewährung dieser An-
ordnung noch nicht vor.
Schutzeinrichtungen dieser Art erfüllen
nur dann richtig ihren Zweck, wenn sie den
Transformator abschalten oder auf den Fehler
hinweisen, bevor er großen Umfang angenom-
men hat. Eine sehr empfindliche und doch ein-
fache, praktisch wiederholt erprobte Über-
wachungseinrichtung ist der Windungs-
schutz von R. Bauch (Abb. 11).
* UNTERSPANNUNG
OBERSPANNUNG
Abb. 11. Windungsschutz für Transformatoren.
Dem zu überwachenden Transformator ist
eine verkleinerte Kopie von ihm, die aber
gleiche Induktionsverhältnisse aufweist, paral-
lelgeschaltet und über ein empfindliches Relais
mit seinem Nullpunkte verbunden. Jede unge-
Bupe Änderung der Induktionsverhältnisse
des Transformators, sei es durch Kurzschluß-
windungen, sei es durch Eisenbrand, verursacht
Ausgleichströme durch das Relais, das War-
nung oder Abschaltung bewirkt. Abb. 12 zeigt
Zusammenbau des Transformators mit der
Überwachungseinrichtung.
Abb. 12. 2000 kVA-Transformator mit Windungsschu tz.
5. Generatorschutz. Auch bei Gene-
ratoren wendet man Differentialschutz an, mehr
aber noch Rückstromschutz in Verbindung mit
stark verzögerten Höchststrom auslösern. Man
vertritt heute fast allgemein den Standpunkt,
daß Generatoren bei Störungen nur abgeschaltet
werden sollen, wenn sie selbst vom Fehler be-
-troffen sind. Die dafür angewendeten Über-
wachungseinrichtungen sind zu bekannt, um
sie hier weiter zu erörtern, es soll nur auf eine
zweckmäßige Ergänzung des Rückstrom-
Heit 43
849
schutzes nach einem Vorschlage von R. Bauch
hingewiesen werden.
. In Abb. 13 ist die jetzt bevorzugte un-
mittelbare Verbindung eines Generators mit
Abb. 18. Generatorschutz.
einem Transformator gleicher Leistung voraus-
gesetzt. Die Nullpunkte beider sind über zwei
passende Widerstände und ein Relais mitein-
ander verbunden. Die Verbindung der beiden
Widerstände liegt über einen dritten Wider-
stand an Erde.
Jede Unregelmäßigkeit im” Generator ‚oder
Transformator, Kurzschlußwindungen, Über-
schlag nach dem geerdeten Gehäuse, Übertritt
unzulässiger Hochspannung infolge Transfor-
matorendurchschlages oder Erdschlusses gibt
zu Ausgleichströmen durch das Relais Anlaß,
welches das Abschalten der gefährdeten Gruppe
bewirkt. Zweckmäßig verbindet man mit dieser
u ee auch Wegnahme der Er-
regung, um den beschädigten Generator oder
Transformator vor größerer Zerstörung zu be-
wahren. Das gleiche Überwachungsprinzip
kann auch auf über Sammelschienen parallel-
arbeitende Generatoren angewendet werden.
Schutz bei fehlerhaftem Parallelschalten
sowie bei Störungen und Schäden der Antriebs-
maschine wird in bekannter Weise durch Rück-
stromrelais erreicht. Überlastung und außer-
halb der Gruppe liegende Kurzschlüsse " be-
wirken dagegen keine Abschaltung.
Wir wollen hiermit den Abschnitt über
Fehlerstromschutz schließen, dem noch viel
Interessantes hinzuzufügen wäre, allein das
Mitgeteilte genügt, um den gegenwärtigen
Stand der Technik auf diesem noch lange nicht
abgeschlossenen Gebiete zu kennzeichnen.
III. Schutz gegen Fernwirkung.
Leitungen, diein der Nähe von Groß-Kraft-
übertragungen verlaufen, unterliegen einem
dreifachen Einfluß der letzteren:
1. der elektrostatischen Beeinflussung,
3. der elektromagnetischen Beeinflussung,
3. der Beeinflussung durch Überleitung.
Starkstromleitungen, auch Niederspan-
nungsleitungen, sind im allgemeinen unemp-
findlich gegen diese Einflüsse, die ungünsti-
genfalles die Größenordnung von mäßigen
Dberspaunule ya nen in ihnen erreichen.
Dagegen werden chwachstromleitungen mit
ihren Anlagen häufig bis zur Betriebsunfähig-
keit gestört. Wir wollen uns daher im folgenden
nur mit diesen beschäftigen.
1. Elektrostatische Beeinflussung.
Schwachstromleitungen sind mit Hochspan-
nungsleitungen und Erdedurch Kapazitäten ver-
kettet, die den auf die ersteren entfallenden An-
teil der zwischen Hochspannungsleitungen und
Erde bestehenden Spannung bestimmen. In-
folgedessen spiegeln sich alle veränderlichen
Vorgänge auf den Fochspäunungeleiiungen
auch in den Schwachstromleitungen wieder
Obertöne von Strom und Spannung, Wander-
wellen aus Schaltvorgängen, Überspannungen
aller Art melden ihr Vorhandensein in den
' Schwachstromleitungen, das bei Erdschluß in
der Hochspannungsanlage ganz besonders fühl-
bar wird. Wegen Einzelheiten darüber sei
auf die eingehenden Arbeiten von O0. Brauns
verwiesen. :
Fernsprechleitungen sind in der Regel
durch Luftleerableiter geschützt, deren
plötzliches Entladen der Leitungen herbeifüh-
tender Überschlag in den angeschlossenen
Hörern die bekannten Knallgeräusche hervor-
ruft. Das dauernd mit den Fernsprechleitun-
gen in Verbindung stehende Bedienungsperso-
nal hat wiederholt durch solche Knall eräusche
zum Teil erhebliche gesundheitliche Störungen
erfahren, die als traumatische Neurosen be-
zeichnet werden. Da die Luftleerableiter bei
etwa 300 V ansprechen, so haben Schutzmaß-
nahmen dahin zu wirken, daß diese een
zwischen Fernsprechleitungen und Erde dure
Vorgängein den Hochspannungsleitungen nicht
erreicht wird.
2, Elektromagnetische Beeinflus-
sung. Wenn auch bei ordnungsmäßigem ‚Zu-
116008 der Hochspannungsanlagen die Ströme
in den Freileitungen induzierend auf Schwach-
850
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft 43.
‚28. Oktober 1920.
stromleitungen einwirken, so bedeutet das
unter Umständen Störung, aber nicht Gefähr-
dung des Fernsprechverkehrs. Die Verhältnisse
ändern sich jedoch bei Erdschluß in der Hoch-
spannungsanlage. Derin der Erde verlaufende
Strom bildet mit den Strömen in den Kraft-
leitungen eine Stromschleife von erheblicher
Ausdehnung, deren Induktionswirkung auf die
Schwachstromleitungen hohe Werte annehmen
kann. Auch hier machen neben der Grund-
schwingung des Wechselstromes Obertöne und
Stromstöße ihren Einfluß geltend. Während
bei der elektrostatischen Beeinflussung die her-
vorgerufene Spannung im Einflußgebiet an
jedem Punkt der Leitung in nahezu gleicher
Größe nach Erde auftritt,. verläuft sie bei der
elektromagnetischen Induktion im Zuge der
Leitungen, so daß an deren Enden die höchsten
Werte erscheinen. Istein Ende geerdet, so zeigt
en andere volle Induktionsspannung nach
Erde.
Wirksame Schutzmaßnahmen gegen die
erörterten Einflüsse sind in den ‚Leitsätzen
zum Schutze von Fernsprechdoppelleitungen
gegen die Beeinflussung durch Drehstromlei-
tungen‘‘ gegeben. Sie bestehen im wesentlichen
in ausreichendem Abstandhalten und Vermei-
den längerer Parallelführung der beiden Lei-
tungsarten, sowie in Verringerung oder Unter-
drückung des Erdschlußstromes. Verdrillen der
Leitungen, gegen Einfluß des Erdschlusses wir-
kungslos, ist zur Beseitigung dauernder Stö-
rung des Fernsprechens durch Restströme in-
folge Unterschiede in den Leitungskapazitäten
und -induktivitäten unentbehrlich.
Als Maß für ausreichende Wirksamkeit der
Schutzmaßnahmen gilt nach den ‚‚Leitsätzen‘,
daß die Induktionsspannung in den Fernsprech-
leitungen die Ansprechgrenze der Luftleerab-
leiter nicht erreicht, oder daß sie ihnen keinen
größeren Energiebetrag als 10-2 Volteoulomb
mitteilt. Durch diese beiden Grenzen werden
Mindestabstand und Höchstlänge der Parallel-
führung beider Leitungssysteme bestimmt.
Interessant sind die mit diesen Bedingun-
gen beim Netze des Bayernwerkes festgestellten
Verhältnisse, die aus folgender Zahlentafel her-
vorgehen.
Zahlentafel |.
Elektrostatische Induktion Elektromagnetische
' 4 ; Induktion, Länge der
Trolkungs- | (oerlant: ne L Parallelführung mal
systeme |DPannung!) führung Erdschlußstrom
m Vv m Amp. X km
10 7160 10 2920
50 670 1 180 4600
u 316 5 300 5200
100 | 181 16 200 5600
125% 118 38 000 6140
150 82 —_ 6640
175 60 _ 7060
200 46 _ 7500
Bei 150 m Abstand der Leitungsysteme und
400 A Erdschlußstrom sind z.B. 00 = 16,6 km
Parallelführung zulässig.
3. Beeinflussung durch Überleitung.
Wenn nach vollem Ausbau des Bayernwerkes
bei Gesellschafterdschluß beispielsweise in
Würzburg und München Hunderte von Ampere
durch die Erde fließen, dann werden Fernsprech-
und Telegraphenleitungen nicht nur dem star-
ken Einflusse der über 200 km langen Strom-
schleife von mehr als 2 Quadratkilometer indu-
zierender Fläche ausgesetzt sein, die Erdströme
werden auch streckenweise mit Erdschluß be-
haftete Fernsprechleitungen und vor allem Tele-
graphenleitungen durchfließen. Wenn auch
durch diesen Vorgang vielleicht direkte Gefähr-
dung dieser Anlagen nicht eintritt, so kann der
Verkehr auf ihnen empfindliche Störungen er-
leiden. Darum muß die schon an anderer Stelle
erhobene Forderung hier noch besonders unter-
strichen werden, daß es bei Groß-Kraftübertra-
gungen zum Gesellschafterdschluß garnichteerst
kommen darf, sondern daß jeder Erdschluß
durch zweckmäßig wirkenden Fehlerstrom-
schutz ohne Verzug zu beseitigen ist, d. h. die
von ihm betroffenen Leitungen oder Anlagen-
teile abzuschalten sind.
IV. Schutz gegen Lebensgefahr.
Gegen absichtliches Berühren von Teilen
einer Hochspannungsanlage gibt es keinen
Schutz, Schutzmittel können nur gegen unbe-
absichtigte, also zufällige Berührung, vorge-
sehen werden. Räume mit Hochspannungsein-
richtung werden sorgfältig unter Verschluß ge-
halten, das unterwiesene Bedienungspersonal
ist durch Geländer, wenn angängig durch Git-
ter, vor Teilen mit Hochspannung geschützt.
Die Sehutzeinrichtungen dürfen jedoch in kei-
1) Vgl. „ETZ“ 1907, 8. 685.
ner Weise die Übersicht über die Anlage er-
schweren, da Mängel in der Revision schwere
Allgemeinschäden zur Folge haben können.
Einbau, besser jedoch Aufbau der Hoch-
spannungsschalter soll auch bei schwerster Be-
anspruchung ihre Umgebung vor Schaden
sicherstellen, vor allem ist Gefährdung von
'Schaltanlagen dureh Brand und Verqualmen zu
begegnen. i
Hochspannungsfreileitungen gemäß den
Normalien des Verbandes Deutscher Elektro-
techniker gewähren ausreichende Sicherheit
gegen Gefährdung durch Reißen und Herab-
fallen einzelner Leitungen. Umbruch gänzer
Gestänge ist, da sich solcher Vorfall schon
durch seinen Umfang als etwas Besonderes, zur
Vorsicht Mahnendes kennzeichnet, für die All-
gemeinheit viel weniger gefährlich als die auf
den Weg oder die Fahrstraße herabhängende
Einzelleitung. Besonderer Wert ist dem Licht-
bogenschutz der Leitungen an ihrer Verbindung
mit Isolatoren beizumessen, er wird durch die
bekannten Löscheinrichtungen von Erdschluß-
Liehtbögen nicht überflüssig, da diese Einrich-
tungen bei Gesellschafterdschluß nicht wirken.
Auch hierdurch wird die Mahnung begründet,
Erdschlüsse nicht länger als zu ihrer Abschal-
tung erforderlich bestehen zu lassen.
Neben der Gefährdung durch unmittelbare
Berührung steht die viel häufigere durch mittel-
bare, also indirekte Berührung. Sie entsteht
durch Isolationsfehler, also hauptsächlich wie-
der durch Erdschluß. Wenn auch die Forde-
rung unverzüglichen Abschaltens des Erd-
schlusses streng durchgeführt wird, so genügt
doch bei der hohen Übertragungspannung der
Großkraftwerke die nur sekundenlange Zeit sei-
nes Bestehens, um Menschenleben ernstlich zu
gefährden. Darum sind besondere Schutzmaß-
nahmen gegen diese Gefährdung nötig.
Als jederzeit bereites und geeignetes Hilfs-
mittel hat man die Erdung angesehen, allein
auch ihre Wirksamkeit ist begrenzt. Sie ge-
nügt, solange die bei einpoligem Erdschluß sie
durchfließenden Stromstärken klein sind, und
solange ihre Stromaufnahme bei Gesellschaft-
erdschluß ausreicht, die Spannung der Anlage
zum Zusammenbrechen zu bringen. . Das ist
aber bei Groß-Kraftübertragungen nicht mehr
der Fall. Deren Erdströme erreichen und über-
schreiten den Betriebstrom gewöhnlicher Hoch-
spannungsanlagen, und der Gesellschafterd-
schluß wird von den Kraftwerken nur als zu-
sätzliche Belastung empfunden.
Auch das andere verfügbare Mittel, die
Isolierung ist als Schutzmaßnahme nicht
ausreichend und in vielen Fällen nicht anwend-
bar. Häufig wird aber durch Vereinigung bei-
der Mittel ausreichender Schutz erzielt.
So wird man Konstruktionsteile der Hoch-
spannungsanlagen, die infolge von Isolations-
fehlern Spannung annehmen können, wie bis-
her üblich, erden. Man wird sie aber nur von
Isolierständen aus zugänglich machen, sie also
unvermittelter Berührung entziehen. Die Iso-
lierstände brauchen dabei nur für einen Bruch-
teil der Anlagenspannung auszureichen, es ge-
nügt für sie in der Regel gegen Feuchtigkeits-
aufnahme imprägniertes Holz. Aus dem glei-
chen Baustoffe wird man Geländer und Schutz-
gitter machen, die das Bedienungspersonal vor
zufälliger Berührung mit Hochspannung schüt-
zen. Die Erdung ist auch in diesem Falle mit
aller Sorgfalt auszuführen, mit Bedacht auf
die Gefahr des Austrocknens des Erdreiches
wegen zu großer Stromdichte an den Erdelek-
troden. Hier erscheint ein Vorschlag von
Zipp!) zweckmäßig, das Spannungsgefälle an
der Erdelektrode durch eine Sonde zu über-
wachen (Abb. 14). Zwischen Sonde und Erd-
HAUPTERDUNG
RELAIS
Abb. 14. Spannungsonde nach Zipp.
elektrode ist ein auf bestimmte Spannung ein-
gestelltes Relais geschaltet, das bei Uberschrei-
ten des zulässigen Grenzwertes Warnung gibt
oder den gefährdeten Anlagenteil abschaltet.
‚ „ Besonders schwierig erscheint Schutz der
jedermann zugänglichen, eisernen Freileitungs-
1) DRP 312738.
maste. Hier leistet nun das zum Blitzschutz
unzureichende, die Masten miteinander ver-
bindende Blitzseil schätzenswerten Dienst.
Dabei ist es ohne Bedeutung, ob es oberhalb
- oder unterhalb der Leitungen verläuft oder ob
es angemessen tief in die Erde eingebettet ist.
In ihm finden die Ladeströme der Leitungen
ihren Rückweg, in ihm verläuft auch haupt-
' sächlich der Erdstrom bei Gesellschafterdschluß.
Darum ist der Querschnitt des Erdungsseiles
für die zu erwartenden Fehlerströme ausrei-
chend zu bemessen. Diese selbstverständliche
Rücksicht ist nicht unbedeutend, beim Bayern-
werk z. B. würde das oberhalb der Leitungen
verlaufende Blitzseil von 50 mm? Eisen durch
die im ersten Ausbau möglichen Fehlerströme
bei genügend langem Einwirken auf etwa 300°
erhitzt werden, was wegen Herabsetzung der
mechanischen Festigkeit und zu großen Durch-
hanges unzulässig wäre. Wenn man auch mit
größerem Querschnitt und. besser leitendem
Stoffe abhelfen könnte, so ergibt sich auch
hier die gebieterische Forderung, Erdschluß
ohne -Verzug abzuschalten. \ ’
Schlußwort.
Ich habe versucht, von dem gegenwärtigen
Stande der Technik auf dem Gebiete der
Schutzeinrichtungen von Groß-Kraftübertra-
gungen ein Bild zu geben. Bei der Fülle des
Stoffes konnte es im Rahmen dieses Vortrages
nur skizzenhaft sein. Es zeigt jedoch, daß die
deutsche Hochspannungstechnik auch durch
den Krieg nicht in ihrer Entwicklung aufge-
halten werden konnte und daß sie hinsichtlich
Qualität gegenüber dem Auslande auch heute
noch an erster Stelle steht.
Ich schließe mit dem Wunsche, daß trotz
der gegenwärtigen Wirrungen und schweren
Zeiten sich deutscher Ordnungsinn und deut-
scher Schöpfergeist weiter erfolgreich durch-
setzen mögen.
Über Berechnungen vonStromverzweigungen.
Von K. Küpfmüller.
Übersicht.
und Spannungsverteilung in linearen Verzweigungen
beherrschenden Gesetzmäßigkeiten bringt es mit
sich, daß man für die Lösung von Verzweigungs-
aufgaben eine Fülle von vereinfachenden Regeln
angeben kann,
Gegenstand im Laufe der Zeit sehr umfangreich
geworden ist. Die folgenden elementaren Aus-
führungen sollen einen Versuch darstellen, zu
zeigen, wie indessen schon die Kenntnis zweier
durch ganz besondere Tragweite und Prägnanz aus-
gezeichneten Verfahren manche sonst mühsame Be-
rechnung erheblich vereinfachen kann. ;
1. Allgemeines.
Die Aufgabe, die stationäre Stromver-
teilung in irgend einer aus einer bestimmten
Anzahl von Maschen und Knoten bestehenden
Leiteranordnung zu ermitteln, liegt häufig
vor. ‘ Prinzipiell bietet ihre Lösung keine
Schwierigkeiten. . Die Gesetze,
sich die Stromverteilung regelt, sind die denk-
bar einfachsten.
hoffschen Sätze.: Aus den geschlossenen
Strombahnen folgt die Gleichheit der einem
Knoten zu- und abgeführten Stromstärken,
und die Voraussetzung stationären Zustandes
ergibt das Nullwerden des Spannungsunter-
schiedes längs einer geschlossenen Bahn.
Wendet man diese beiden Sätze auf sämtliche
Knoten und Maschen der Stromverzweigung
an, so erhält man hinreichend viele Beziehungen.
zur Berechnung aller unbekannten Ströme,
Spannungen oder Widerstände. Die Gesetze
behalten auch für dauernde Wechselströme
ihre Gültigkeit, wenn man sich der symbo-
-
Die Einfachheit der dio ehr
sodaß die Literatur über diesen -
nach denen -
Man nennt sie die Kireh-.
lischen Vektordarstellung der elektrischen .
Größen durch komplexe Zahlen bedient.
In der Praxis kommen im allgemeinen
recht einfache Stromverzweigungen und Netze
"vor. Meist handelt es sich nur um reine Reihen-
oder Parallelschaltung irgendwelcher Wider-
stände. Dann ist die Anwendung der Kirch-
hoffschen Sätze einfach und sie ergibt wohl-
bekannte, handliche Ausdrücke für die resul-
ewissen, anscheinend
und Spannungen. Bei
eitungsgebilden hin-
noch recht einfachen
gegen stößt man zuweilen schon auf erhebliche.
Unbequemlichkeiten, wenn man auf diese
Weise an die Berechnung herantritt.
schaltung (Abb-1). Wenn r, 7, 73... . irgend-
welche (reelle oder komplexe) Widerstände be-
deuten und man will etwa den Widerstand
zwischen den zwei Punkten a und b, oder den
Strom im Zweig cd, der durch eine an a und b
angelegte
m
Spannung hervorgerufen wird,.
| tierenden Widerstände, oder für die Ströme
Ein“
solches Beispiel bildet die gewöhnliche Brücken- -
Pt
7 EEEENDWEREEBBÄNNET EEE
Le
ne
28. Oktober 1920.
kennen lernen, so muß man fünf Gleichungen
mit ebensovielen Unbekannten aufstellen. Die
Rechenarbeit wäre erheblich; sie wird es in
noch stärkerem Maße, wenn die Stromver-
zweigung mehr als nur. zwei Maschen besitzt.
Abb. 1.
Die Bestrebungen, bei solchen Problemen an
Rechenarbeit zu sparen, haben eine große
Fülle von vereinfachenden graphischen und
rechnerischen Verfahren und Vorschriften ge-
zeitigt und die Literatur über diesen Gegen-
stand ist umfangreich.!) Aber gerade in dieser
verwirrenden Fülle scheint der Grund dafür
zu liegen, daß man nicht ohne eine gewisse
Scheu an die Anwendung solcher Verfahren
herangeht, und es mag nieht selten vorkommen,
daß die Durchführung der Rechnung schließ-
lich doeh mit erheblicher Mühe nur mit Hilfe
der beiden Kirchhoffschen Sätze bewerk-
stelligt wird. Und doch genügt schon die
Kenntnis von nur einigen allgemeinen Prin-
zipien aus der Theorie der Leitungsberech-
nung, eine ganz beträchtliche Ersparnis an
Gedankenarbeit zu erzielen. Wir wollen daher
im folgenden zwei solche Methoden, die die
anderen an Einfachheit bedeutend übertreffen,
betrachten. Sie sind natürlich nur Folgen
der durch die Kirchhoffschen Sätze be-
schriebenen Gesetzmäßigkeiten. Von jenen
gehen wir daher aus.
2. Die Netzumwandlung.
Eine beliebige Stromverzweigung kann
man sich zusammengesetzt denken aus einer
oewissen Anzahl von Dreiecken, Vierecken
usw., ferner drei-, vier- und mehrstrahligen
Sternen. Es genügt indessen, nur Dreiecke
und dreistrahlige Sterne ins Auge zu fassen.
Die Methode der Netzumwandlung, die wir
nunmehr behandeln, erlaubt es, alle anderen
Figuren auf diese zurückzuführen ; sie be-
ruht darauf, daß man:ein solches aus Wider-
ständen gebildetes Dreieck durch einen drei-
strahligen Stern derart ersetzen kann, daß
sich die Stromverteilung im übrigen Netz
nieht ändert. Ebenso läßt sich ein drei-
strahliger Stern „widerstandstreu‘“ in em
Dreieck umwandeln. Dieses interessante Ver-
fahren gibt die Möglichkeit, komplizierte An-
ordnungen rasch zu vereinfachen. . Die Glei-
chungen, die die Umbildung vermitteln, sind
bequem. Sie ergeben sich auf folgende Weise:
Es sei a bc (Abb. 2)ein durch Widerstände
irgend weleher Art gebildetes Dreieck, das in
den Stern a b cO verwandelt werden soll. Die
Spannungen gegen ein willkürliches Niveau?)
.
G : G
[00 d [09 d
Abb. 2.
sollen mit e, die Ströme mit i und die Wider-
stände mit r bezeichnet werden, jeweils mit
den aus der Abb. 2 zu entnehmenden Zeigern ;
also bedeutet z. B. iao den Strom im Schenkel
a0 vom Widerstand rao, ea die Spannung im
Punkte a, usw.. Wenn sieh bei der Umwand-
lung im übrigen Netz nichts ändern soll,
müssen sowohl die Spannungen €a, ed und €,
als auch die den Punkten a, b, ce von außen zu-
und abfließenden Stöme unverändert bleiben.
Daher muß sein
iav =iac + lab,
Tb0 pi ‘bat ide,
io = bcat ich;
oder
; ba =. 700 €c a» ea — eb
ee ve Tab
RER: Sera Si ee
Fo ara I,
a WE Eee 3 % 00. ed
TeO = Tac Tbe ;
1) Siehe besonders J.Herzog und ©. Feldmann,
Die Berechnung elektrischer Leitungsnetze in Theorie und
Praxis, 1905; weitere Werke über diesen Gegenstand z.
- H. Hausrath, Die Untersuchung elektrischer Systeme
anf Grundlage der Superpositionsprinzipien; H. Galluser
und M.Haußmann, Theorie und Berechnung elektrischer
Leitungen, 1901; B. Soschinski, Berechnung von Lei-
tungsnetzen. )
2) Eine statische Ladung des ganzen Netzes ändert
an der Stromverteilung nichts.
Sr Elektrotechnische Zeitschrift.
1920, Heit 43.
85l
Wenn man aus diesen drei Gleichungen &
eliminiert und die dadurch entstehenden zwei
Gleichungen nach ea, ed und eo ordnet, erhält
man
1 7 T
2: 5% 0]
Tac Tab Tab
Tal Tb0 TbO
&a|ı—1 ——+
> [ hu; Tab zo Tab "bc
en T
2 a tr
_Tac Tbe.
(
m Tal
ea E vn STERNE
Tab
"a0 Te0
e u m
aa: 1 =
Felt
ee] 9.
Tbe
Die Spannungen £a, eb, ee können beliebige
Tac Tac
von Null verschiedene Werte annehmen. Soll
daher die Dreieck-Stern-Umwandlung all-
gemein sein, so hat sie in der Weise zu ge-
schehen, daß sämtliche Koeffizienten der
Spannungen in den Gleichungen (1) zu Null
werden. Es ergeben sich so sechs Gleichungen,
von denen jedoch drei aus den übrigen hervor-
gehen. Diese dienen zur Berechnung der drei
Unbekannten ra0, 750 und reo; sie lauten
Tao _ Tb0
ee a fe (2
Tac ?be -
Taı Te0
en Se Gare a ehe ee (3
Tab Tbe
‘a r E
= EEE a0 NEE (4
Tac Tab Tab
Hieraus erhält man
ro Tab Tac EL
“ Tab rTac+rde
= TbeTba (6
Tab+Tac-+Trdec ie
ro TcaTcb
E Tab+rac+ be )
Es gilt also für die Umwandlung von Dreieck
in Stern: Sternschenkelwiderstand=Pro-
dukt benachbarter Seitenwiderstände
dividiert durch Umfangswiderstand.
Aus den drei Gleichungen (2), (3) und (4)
kann man auch die Beziehungen ermitteln für
die Umwandlung von Stern in Dreieck. Es
ergibt sich hier, wenn für die Leitwerte 4
der Buchstabe g gesetzt wird,
Ja0 Ib0 2%
gao+t 950+9e0 ’
Ja0 Je0 /
LE le
9a gap g50+9e0 ’ \
gbe= Id50 Jc0 EE
eTgao+ 9504 9e0 '
d.h. Seitenleitfähigkeit= Produkt an-
grenzender Schenkelleitfähigkeiten di-
vidiert durch Sternleitfähigkeit.
Wie die Rechnung bei Anwendung der
durch die Gleichungen (5) und (6) ausge-
drückten Umwandlungsmöglichkeit vor sich
geht, soll sogleich an einem Zahlenbeispiel für
die Brücke, Abb. 1, gezeigt werden. Es handle
sich dabei um folgende Widerstandswerte:
1=40, 1, = 56 (&% r=1708,
n=80R, r,=100 9. 2
Gefragt sei 1. nach dem Gesamtwiderstand
zwischen den Punkten a und b, 2. nach der
Größe des im Zweige db fließenden Stromes
Jab —
Abb. 3.
bei er a und b angelegten Gleichspannung
e= 10\.
Zur Lösung dieser Aufgabe werde das
Dreieck acd in einen gleichwertigen Stern
umgewandelt (Abb. 3). Für dessen Schenkel
ergeben sich nach Gl. (5) die Widerstands-
werte
WERE 1173 IE 44 .56 au
rad = n ER T 00 12,32 Ohm,
r
Trd= Een = 28 Ohm,
rW= En —= 22 Ohm
Daher ist 7045 =22-+ 170= 192 Ohm,
79cb=28 +80 = 108 Ohm;
und der resultierende Widerstand zwischen
0 und b wird
192.108
192 + 108
sodaß sich für den gesuchten Gesamtwider-
stand der Brücke zwischen a und b ergibt
rab=raut r0v = 81,44 Ohm.
mb= = 69,12 Ohm,
Bei einer Spannungsdifferenz von 10 V
zwischen a und b ist daher der in die Brücke
fließende Strom
0.
— 81,44
und für den gesuchten Strom im Zweige db
erhält man sofort
— 0,1928 A,
0,1228. 108
300
- TO. cb
r0cb-+r0db
Die Umbildung des Sternes e (abd) in ein
Dreieck hätte ebenfalls rasch zum Ziel ge-
führt. Auch bei weit komplizierteren Lei-
tungsgebilden läßt sich die Rechnung durch
richtige Anwendung der Netzumwandlung
ohne Mühe durchführen und natürlich gelten
die Sätze über die Umwandlung in vollem
Umfange auch für Wechselströme, wenn man
für die Widerstandswerte die komplexen Ope-
ratoren benutzt. Die Methode verdient es
durch ihre Einfachheit, in weitem Umfange
bekannt und verwendet zu werden.
Unter den mancherlei Regeln und Unter-
weisungen über die rechnerische Netzbehand-
lung greifen wir noch eine heraus, die wir im
folgenden betrachten wollen.
tab =i = 0,0442 A.
3. Die Knotengleichung.
Diese Gleichung drückt die lineare Ab-
hängigkeit der Spannung eines Knotens von
den Spannungen der Nachbarknoten aus.
Wir bringen sie in eine von der gebräuchlichen
etwas abweichenden. Fassung, die sich leicht
dem Gedächtnisse einprägt. Ein Knoten 0,
(Abb. 4) steht im allgemeinen durch eine ge-
wisse Anzahl von Widerständen ra, db, Te: - -
Abb. 4.
in Verbindung mit seinen Nachbarknoten
a, b,e.... Die Spannungen dieser Nachbar-
knoten bezogen auf irgend einen willkürlichen
Nullpunkt seien ea, eb, &ce ... Wir wollen die
hieraus für den Knotenpunkt 0 folgende
Spannung e0 ermitteln. Der Strom im Zweige
co 18t
SM ea &%
A gm}
Ta
im Zweige by
ed —&
D=- USW,
Die Summe aller Ströme ia, id, ice... muß Null
sein; das ergibt
ea —&% I) ee %
AR
Ta 14 Yb 12 Te ER
Diese Gleichung kann man auch schreiben
ea eb e e e e
Le ı Bd ı Teer... - +22... (0
Ta Tb Te Ta Tb Te
Die linke Seite stellt die Summe aller der-
jenigen Ströme dar, die zum Punkt 0 hin-
fließen würden wenn dieser künstlich auf das
Potential Null gebracht würde. Die rechte
Seite stellt die Summe derjenigen Ströme dar,
die vom Punkt O wegfließen würden, wenn er
das ihm zukommende Potential hätte, aber
alle nachbarlichen Knoten das Potential
Null besäßen. Die Gl. (7) werde Knoten-
leichung genannt. Sie drückt also folgenden
atz aus: Denkt man sich in einem be-
liebigen Punkte oder Knoten eines
Leitungsnetzes das Potential Null, so
würde bei unverändert gehaltenen
sonstigen Umständen zu- diesem
Punkte ein: Strom fließen, der in
seiner Stärke gleich ist demjenigen,
der entsteht, wenn der betrachtete
Punkt auf die ihm zukommende,sämt-
liche Nachbarknoten aber auf die
852
Flektrotechnische Zeitschriit, 1920. Heit 43,
28. Oktober 1920.
__RRÖ [RE ZZ — — EC ÖäÖäÜÖäuääuäZ zz zz ZZ] m z,,.. GG gg ld — Gern nn nn nn TE
Spanne Null gebracht sind. Dieser
Satz gilt für jeden beliebigen Punkt irgend
einer Leiteranordnung. Man wendet ihn
zweckmäßig auf die Knoten des Netzes an und
erhält so hinreichend viele Beziehungen zur
Ermittlung der Unbekannten. Der Vorteil
seiner Verwendung liest nicht sowohl in der
Verringerung der Zahl der Unbekannten, als
vor allem darin, daß man so gleich die Knoten-
spannungen erhält, die es gestatten alle übrigen
rößen auf einfache Weise zu gewinnen. Wie
sich die Berechnung hierbei gestaltet, soll
wiederum an dem Beispiel der Brücke, Abb. 1,
gezeigt werden.
Es handle sich diesmal um eine Baretter-
schaltung.!) Im Zweig db liege der Baretter-
faden vom Widerstande o, der eine Funktion
des in ihm fließenden Wechselstromes_ ist.
Die ‚übrigen Widerstände seien r,= 500,
7,—=50Q9,r2=509;das Anzeigeinstrument, dasim
weig dc liegt, habe einen Widerstand von
ro = 175 ©. Es soll die Abhängigkeit des
Stromes im Anzeigeinstrument von dem Ba-
retterwiderstande o festgestellt werden. An
den Punkten a und b liege eine Gleich-
spannung von E Volt.2) :
Wir verlegen das Niveau für die Span-
nungen So, daß &® = 0; dann ist ea =E.
Nunmehr schreiben wir für die Knoten d
und c die Knotengleichungen auf. Sie lauten:
Für den Punkt d
0,02 E + 0,00572 ee — ed (0,02 <h 2 =E 0,00572) ;
Für den Punkt e
0,02 E + 0,00572 ea = ee (0,02 + 0,02 + 0,00572).
Oder
a ea( 2 +45),
0,4375 2 +0,15 ed = Eee...
Durch Addition erhält man
175 £
5, er 4,375),
8,987
ah 4,375
[7
Hiermit ergibt GI (9)
3,97 E= ea (
ea=E
= 19,405
- +4,75
er Eh
und damit wird
10802.
Q
175
Q
Unsere Aufgabe wäre somit gelöst. Es
mag bei dieser Gelegenheit jedoch nicht ohne
Interesse sein, die soeben erhaltene Be-
ziehung (10) noch etwas näher zu betrachten.
Bei _der praktischen Anwendung liegen ja
die Dinge so, daß die Brücke abgeglichen ist,
daß also im vorliegenden Falle für den von
keinem Wechselstrom durchflossenen Faden
e= 500% ist. Allgemein ist dann e = 50 (1-+e),
wobei e klein ist gegen 1 und sehr nahe pro-
ortional dem Guadeat des zu messenden
echselstromes. Unter diesen Voraussetzun-
gen wird aus Gl. (10)
eazzeer
ee Te
NO
+ 4,375
0,00111 e
au)
oder angenähert
ide = 0,00111eE,
d. h. solange. die zu messende Stromstärke
klein ist, wächst der Galvanometerausschlag
ihrem Quadrate proportional. Re
Aus den angeführten Beispielen dürfte
die Nützlichkeit der zwei betrachteten Metho-
den hervorgehen. Durch geschickte Verbin-
dung der beiden lassen sich alle vorkommen-
den Stromverzweigungen auf einfache Weise
rechnerisch behandeln. Ihre Anwendung ist
deshalb empfehlenswert.
„.) Der Baretter dient zum Messen schwacher Wechsel-
ströme. Seine Wirkungsweise herteht darin, daß die durch
die Stromwärme verursachte Widerstandserhöhung eines
Metallfadens in einer Brüickenanordnung angezeigt wird.
») „Dieser Fall finder sich behandelt vonM.K.Grober,
„Phys. Zeitschr.“ 1911, S. 239.
Die Zentralisation derElektrizitätsversorgung
Südschwedens.
Die Elektrizitätsversorgung der beiden süd-
lichsten Provinzen Schwedens, Schonen und
Blekinge, wovon erstere die größte Be-
völkerungsdichte des Landes aufweist, wurde
durch die Gründung der beiden Überlandzen-
tralen der Sydsvenska Kraft A.B. in
Malmö und der Hemsjö Kraft A.B. in
Stockholm bzw. Karlshamn im Jahre 1906
eingeleitet. Seitdem ist die Nachfrage nach
elektrischer Arbeit für Industrie, Handwerk,
Landwirtschaft usw. so gestiegen, daß die vor-
handenen Wasserkräfte in absehbarer Zeit
nicht mehr genügen. Wie bereits berichtett!),
hat deshalb die Staatliche Kraftwerksverwal-
tung eine Stammleitung aus dem Kraftwerk
Trollhättan nach dem Schwerpunkt der Be-
lastung dieser Provinzen etwa beiLundin Aus-
sicht genommen. Um die verfügbaren Wasser-
kräfte und Reservewerke besser ausnutzen zu
können, wurden zunächst nach einem vor
kurzem gefaßten Beschluß die beiden genann-
ten Überlandzentralen mit Wirkung ab 1. I.
1920 verschmolzen. 5
Die bisherige Entwicklung ist kurz fol-
gende: Die Sydsvenska Kraft A.B., mit
3,6 Mill. Kr Aktienkapital, sicherte sich die
Wasserkräfte des Flusses Lagan, die nach
Ausbau in Form elektrischer Arbeit in erster
Linie mittels Fernleitung unter 50 kV an die
Städte Malmö, Lund, Landskrona, Häl-
singborg und Halmstad verteilt wurden.
Diese Gemeinden besitzen die Aktienmehrheit
und hatten gleichzeitig Stromlieferungsver-
träge zu bevorzugten Preisen, einschließlich
von ÖOptionsrechten für den weiteren Strom-
bezug, mit dem neugegründeten Unternehmen
geschlossen. Inzwischen ist.die Stromlieferung
auch auf industrielle Anlagen außerhalb der
genannten Städte sowie auf weitere Städte und
Ortschaften ausgedehnt worden.
Im Flusse Lagan sollen insgesamt etwa
% n Gefälle ausgenutzt werden, wovon die
tufen
Kraftwerk Majenfors mit 10 m
5 Bassalt BLUT
= vre Knäred »»=9,0:5
75 Nedre Knäred „ 9 ,„
bisher miteiner Maschinenleistung von 19000kW
ausgebaut wurden. Ein weiteres Kraftwerk bei
Skogaby mit 13 m Gefälle ist im Bau. Die
mittlere Wassermenge kann zu 60, die höchste
zu 240 m?®/s angenommen ‘werden. Die Rege-
lung des Wassers ist noch nicht durchgeführt
und bereitet Schwierigkeiten insofern, als keine
nennenswerten Seen durchflossen werden. Nur
ein Teil der RU Leistung läßt sich‘ des-
halb als sog. prima Kraft, verkaufen. Aus diesem
Grunde und um die -Belastungsspitze zu
decken, wurde 1915 in Malmö. eine Dampf-
Hessleho En
= [orseprp‘
“
IS
BE ih
Malmöh, „Tön en =
9 7.9-- 77 H
f
© Tomelilla R
— +— + Vorhandene Überlandleitung (40 kV) für 100kV vorgesehen.
Vorhandene Überlandleitung, 40 bzw. 50 kV.
Abb. 1. Die Versorgung Südschwedens mit elektrischer Arbeit.
zentrale mit 5000 kW errichtet, die im laufen-
den Jahre eine zweite Einheit von 9700 kW er-
hält. Ferner werden seit Fertigstellung des
) Vgl. „ETZ“ 1919, 8. 525
. Inach Vgö
Dampfkraftwerkes Ormastorp der Höganäs-
Billesholms A.B. im Jahre 1917 2000 kW mit
geringem Leistungsfaktor zur Entlastung der
Wasserkraftwerke und der un kV)
von wattlosem Strom bezogen. Diese Leistung
dürfte nunmehr 4000 kW betragen. Endlich
können weitere 2000 kW vom Kraftwerk
Skogshoved in der Nähe von Kopenhagen
(Nords; ällands Electrieitets- och Sporvejs A.S.)
durch die Fernleitung (50kV)Lyngby-Häl-
singör und das Unterseekabel (25 kV) Häl-
singör— Hälsingborg dem Netz der Syd-
svenska Kraft A.B. zugeführt werden. Normal
wird jedoch Wasserkraft aus Schweden in die-
ser Weise nach Dänemark überführt. -
Die Erzeugung im Jahre 1919 — 110 Mill.
kWh — verteilt sich etwa mit
94 Mill. kWh auf die Wasserkraftwerke
19%, ERERE -Dampfzentrale Or-
mM&astorp, = =
6 [2 ”» „> ER) Dampfzentrale
Malmö.
Nach Fertigstellung des Kraftwerkes Sko-
gaby wird die Wasserregulierung günstiger, so
daß die Kraftwerke mit einer Maschinenlei-
stung von 44 000 kW entsprechend 100 m3/s
ausgebaut werden können. Die Jahreserzeu-
gung berechnet sich dann auf etwa 220 Mill.
k
Die Hemsjö Kraft A,B., mit rd 5 Mill. Kr
Aktienkapital, hat die hauptsächlichsten Was-
serkräfte, d. s. 4 kleinere Flüsse, erworben,
u. zw. nach folgender Übersicht:
Ge-
Wasser-
ER $ Ausgebaut
Fluß fälle | menge - -
m m/s Kraftwerk m | kVA
Mörrumsän.| 100. a Övre Hemsjö | 15 | 3700
; ittel- 6 ai
a Nedr.Hemsjö | 12| 1700
Helgaän ...| 11) 30 Torsebro |11 3600
Ronnebyän | 27 13 Djupafors |11| 585
x Brantafors ı 6| 1
Sibbarpsän.| 60 = = ee
Nach vollem Ausbau auf etwa 52 000 kW
wird die Jahreserzeugung zu 210 Mill. kWh
geschätzt. :Die Gesellschaft besitzt noch eine
Dampfzentrale von 2000 kW in Karlshamn
und hat weitere Wärmekraftwerke in Ystad
und Kalmar im Bau bzw. geplant. Im Jahre
1919 verfügte sie über folgende Leistungen und
Energiemengen:
aus eigenen Wasser- -
kraftwerken ».6250 kW 32 Mill. kWh
aus eigener Dampf- NE
zentrale 22.000,73 20 0
aus fremden Wer- z
ken 7 -..22,780. 5,2 On
5 10 000 kW 36,0 Mill. kWh
Die Überführung an die Stromkonsumen-
ten erfolgt mittels eines 40 kV-Netzes, dessen
0
Kalmar Lön
I
Zeichenerklärung.
Vorhandenes Wasserkraftwerk der Überlandzentralen.
Dampfkraftwerke der Höganäs-Billesholms Ä.1 B1.4
Geplantes Unterwerk des staatlichen Stammleitunes-
systems bzw. des Hanptleitungssystems von Hemsjö.
Transformatorenstation am Kraftwerk.
Unterwerk für Überlandversorgung.
„ n 5 geplant.
5 „ Ortsnetz oder Großabnehmer.
Geplante Stammleitung aus Trollhättan.
Hauptleitung aus den Kraftwerken der
Hemsjö Kraft A.B, 4
Geplante Überlandleitung 40 bzw. 50 kV.
- Leitung (30 kV) der Höganäs-Billesholms A. B. r
teilweiser Umbau auf 100 kV für später vorge-
sehen ist. Großkonsumenten sind die Städte:
Kristianstad, Karlshamn, Karlskrona,
Ystad, Sölvesborg, Ronneby, Hässle-
holm, Växjö und Simrishamn sowie eine
N
x
e
>.
ee:
- folgreiche Tätigkeit zurückblicken kann, ist
Elektrotechnische Zeitschrift.
Reihe bedeutender Industrien und die Land-
wirtschaft. Die Gesellschaft besitzt umfang-
reiche Verteilungsleitungen 20 000/1500/220 V
und 6000/500/190 V, einschließlich der Orts-
netze für den direkten Stromverkauf an die
einzelnen Abnehmer. 1.
Die Versorgungsgebiete der beiden Über-
landzentralen sind aus Abb. 1 ersichtlich, in
der die Verteilungsleitungen (20 kV) der besse-
ren Übersicht wegen fehlen.
In den letzten Jahren konnte der Strom-
bedarf im Na a der Sydsvenska
Kraft A.B. nieht mehr befriedigt werden.
Durch den Ausbau der restlichen Fälle des
Lagan könnte man sich allerdings für einige
Jahre decken, jedoch mußte der Entwicklung
der angeschlossenen Städte für längere Zeit
Rechnung getragen werden.
Gleichzeitig‘ wurden weitgehende Unter-
suchungen über die Elektrisierung der Land-
wirtschaft teils durch eine halboffizielle Ge-
nossenschaft der Landwirte, teils durch das
kgl. Elektrisierungskomitee durchgeführt, de-
ren Ergebnis im Frühjahr 1920 vollständig vor-
lag. Zur Sicherung eines einheitlichen Vor-
zehens auf diesem Gebiete wurde eine engere
Organisation. der beiden Überlandzentralen,
die fast allein als Stromlieferanten in Frage
kommen, aufs wärmste empfohlen. Die Über-
landzentralen hatten schon zur gegenseitigen
Aushilfe Stromübergabestellen in Kristine-
berg und Ystad über eine gemeinsame 20kV-
Leitung errichtet, wodurch erhebliche Vor-
teile erreicht wurden. Der Gedanke einer Ver-
schmelzunglag deshalb nahe, zumal die Hemsjö
Kraft A.B. über unausgenutzte Wasserfälle
verfügte, deren Leistung für lange Zeit im
eigenen Versorgungsgebiet nicht benötigtwurde.
Die Fusion vereinigt für die Versorgung
der genannten Landesteile 96 000 kW bzw.
430 Mill. kWh Wasserkraft nach dem Ausbau in
einer Hand. Der Verbrauch im Jahre 1919 war
bei der Sydsveiska Kraft
Beeren e110: Mil kWh
beider Hemsjö Kraft A.B. 40 ,„ $>
muß aber bei ersterer höher bewertet werden,
weil dem Stromverkauf in den letzten Jahren
bedeutende Einschränkungen auferlegt wur-
den. Der jährliche Zuwachs infolge der stetigen
Entwicklung und mit Rücksicht auf die bevor-
stehende Elektrisierung der Eisenbahnen wird
zu 3200 bzw. 2000 kW und 12,7 bzw. 8,2 Mill.
kWh für die Versorgungsgebiete der beiden Ge-
sellschaften berechnet. Somit ergibt sich der
Bedarf im Jahre 1930 zu
Sydsvenska
Kraft A.B.
Hemsjö Kraft
BACBere 2
desExportes elektrischer ArbeitinKreisen
der schweizerischen Verbraucher wieder ver-
mehrte Beachtung gefunden. +
Die erstmalige gesetzliche_Regelung der
Ausfuhr elektrischer Arbeit aus dem Gebiete
der Schweiz erfolgte durch den „Bundesbe-
schluß über die Abgabe inländischer Wasser-
kräfte ins Ausland“ vom 31. III. 1906, nach
welchem ‚eine Bewilligung auf höchstens
20 Jahre und, insoweit die Wasserkraft nicht
im Inland Verwendung finden kann, erteilt
wird. Jede Bewilligung kann vom Bundesrat
aus Gründen des öffentlichen Wohles während
ihrer Dauer jederzeit gegen Entschädigung
widerrufen werden.“
.., Die ursprünglich auf 3 Jahre beschränkte
Gültigkeitsdauer dieses Beschlusses wurde
durch Bundesbeschluß vom 23. III. 1909 bis
zur bundesgesetzlichen Regelung der Frage
verlängert.
Die Regelung der Arbeitausfuhr wurde
auf verfassungsmäßigen Boden gestellt durch
Artikel 8 desin Anwendung des Art. 23 und 24
bis der Bundesverfassung erlassenen Bundes-
gesetzes über die Nutzbarmachung der Wasser-
kräfte!) vom 22. XII. 1916 (in Kraft getreten
am 1. I. 1918), welcher bestimmt:
„Die Ableitung von Wasser und die Ab-
gabe der aus einem Gewässer erzeugten Kraft
ins Ausland bedarf der Bewilligung des Bun-
desrates. Die Bewilligung soll nur erteilt wer-
den, wenn das öffentliche Wohl durch die
Ausfuhr nicht beeinträchtigt wird, und nur so
weit, als voraussichtlich das Wasser oder die
Kraft für die Zeit der Bewilligung im Inlande
keine angemessene Verwendung findet.
Sie wird auf bestimmte Dauer und unter
‘den vom Bundesrat festzustellenden Bedin-
ngen erteilt, kann aber jederzeit aus Gründen
des öffentlichen Wohles gegen Entschädi-
sung widerrufen werden. Die Entschädigung
ist nach Maßgabe_der Bewilligung oder, falls
diese nichts darüber enthält, nach_ billigem
Ermessen zu bestimmen und im Streitfalle
durch das Bundesgericht als Staatsgerichtshof
festzusetzen. ‘“?)
Die näheren Ausführungsbestimmungen
sind in der Verordnung, betreffend die Aus-
fuhr ‘elektrischer Arbeit ins Ausland, vom
1. V. 1918 enthalten.?)
Die erste Bewilligung zur Ausfuhr elek-
trischer Arbeit wurde am 6. VII. 1906 erteilt.
Bis Ende Oktober 1913 waren 26 Bewilli-
gungen für Ausfuhr von insgesamt 76 115 kW
gegeben worden. Ende 1919 bestanden Aus-
fuhrbewilligungen für zusammen 0,109 Mill,
62500 kW 250 Mill. kWh =
IE 500 le
Zum Ausgleich der Belastung auf die
Wasserkräfte sind als neue Fernleitungen von
50 kV Malmö- Ystad und Lund — Torse-
bro— Hemsjö in Aussicht genommen.
Bei der Verschmelzung wird das Aktien-
kapital der Sydsvenska Kraft A.B. auf 10,6
Mill. Kr erhöht. Die Hemsjö Kraft A.B. über-
nimmt als Gegenwert ihrer Kraftwerk® und
Leitungen einschl. der Naturkraft Aktien in
Höhe von rd 7 Mill. Kr, wovon jedoch die
Hälfte an die fünf zuerst genannten Städte
verkauft wird, damit diesen Gemeinden auch
in Zukunft die Aktienmehrheit und_der ent-
scheidende Einfluß gewahrt bleibt. Im Jahre
1919 wurden Reingewinne von 1,104 Mill. Kr
bei der Sydsvenska Kraft A.B. bzw. von 0,683
Mill. Kr bei der Hemsjö Kraft A.B. erzielt. Die
vorhandenen Anlagen können also bei unver-
ändertem Stromverkauf etwa 17% Gewinn auf
das erhöhte Kapital geben. Wenn hiervon
10% als Dividende ausgeschüttet werden, ver-
bleiben noch 0,740 Mill. Kr für Abschreibungen.
Weitere 12 Städte, die als Großkonsumenten
angeschlossen waren, hat man nunmehr einge-
laden, bei der Kapitalserhöhung Aktien zu
übernehmen. Die öffentlichen Interessen wer-
den also in großem Umfange vertreten. Da
jede der beiden Überlandzentralen auf eine er-
Die Ausfuhr elektrischer Arbeit begegnete
schon in den ersten Jahren nach ihrer gesetz-
lichen Regelung dem Widerstand zahlreicher
Gegner, die darin nichts als die Verschleude-
rung eines wertvollen Nationalgutes, die im
Interesse der schweizerischen Volkswirtschaft
niemals hätte zugestanden werden sollen, er-
blickten.
Der Schweizerische Elektrotechnische Ver-
ein (SEV) hat durch Eingabe an den Stände-
rat im März 1916°) darauf hingewiesen, daß
der Bau großer, günstiger Werke nur ermög-
licht werde durch den zeitweisen Absatz an-
fänglich noch überschüssiger, im Inlande nicht
verwertbarer- Arbeit ins Ausland, und nach
Wyssling®) ist leicht nachzuweisen, daß
manche großen Werke, deren Arbeit bereits
während der Kriegsjahre dem Inland zur Ver-
fügung stand, überhaupt noch nicht bestehen
würden, wenn für sie nicht seinerzeit bei der
Gründung Arbeitausfuhrverträge hätten abge-
schlossen werden können.
Die durch den Krie
kohlennot hat namentlich. infolge der z.
zwangsweisen Elektrisierun zahlreicher kalo-
rischer Betriebe und vermehrter Verwendung
elektrischer Koch- und Heizvorrichtungen
auch in der Schweiz eine gewaltige Steige-
rung des Arbeitbedarfs hervorgerufen. Nach
Cagianut’) schätzte das Generalsekretariat
des SEV die mittlere jährliche Arbeitproduk-
tion der schweizerischen Elektrizitätsweike im
Jahre 1914 auf rd 1 Milliarde kWh. Durch
bessere Ausnützung der vorhandenen und In-
betriebsetzung neuer Kraftwerke u die
Arbeiterzeugung für 1916 auf rd 1,5 illiar-
den kWh.
Bauer?) beziffert die jährliche Zunahme
der Arbeitnachfrage gegenüber dem Verbrauch
des Vorjahres aller schweizerischen Elektrizi-
tätswerke zusammen:
verursachte Welt-
anzunehmen, daß auch nach der Fusion unter
der einheitlichen Leitung eine durchaus ge-
sunde Wirtschaft geführt wird.
Sigurd Halden.
Ausfuhr elektrischer Arbeit aus der Schweiz,
) Vgl. „ETZ* 1916. 8. 471.
») Vgl. „Bulletin des SEYV" 1917, Nr. 2, 8.45 ff.
f\ vgl. „Bulletin des SEV“ 1918. Nr. 5, S. 103.
“ Vgl. „KTZ- 1920, 8. 396 und „Schweiz. Bauzeitg.“,
Bd. 75, 1920. 8. 208.
5, „Bulletin des SEV“ 1916, Nr. 8. S. 88.
6) Wyssling in „Bulletin SEY 1918, Nr. 5, 8. 100.
7) „Rulletin den SEV° 1919, Nr 10, 8. 304. ;
Er; B. Bauer in „Schweiz. Bauzeitg.“ 1920, Bd. 75.
r. 15.
Mit der zunehmenden Verwendung elek-
trischer Arbeit zur Elektrisierun kalorischer
und metallurgischer Betriebe Habon, auch die
mit der zweckmäßigsten Verwertung der
„Abfallarbeit“ in erbindung stehenden
Fragen und namentlich diejenigen über den
volkswirtschaftlichen Nutzen oder Schaden
853
im Jahre 1915 auf 15 %
1916 30
, „ 2 ,
; Hr TIL ra 1275
ROLE IN ,,
2} , 1919 3 2 5 2
wobei darauf hingewiesen wird, daß die Ab-
nahme der Zuwachsziffer weniger vom Rück-
gang der Nachfrage als von der anwachsenden
Lieferungsunmöglichkeit der Werke herrühre.
Die gesamte Steigerung der Arbeiterzeugung
im Zeitraum 1914/19 wird zu 80% angegeben
und dürfte für 1920 rd 2 Milliarden kWh be-
tragen.
Die tatsächliche Arbeitausnützung der
schweizerischen Elektrizitätswerke erreicht —
wie Bauer auf Grund seiner Untersuchungen
der Betriebsausweise der bedeutendsten sch wei-
zerischen Werke mitteilt — durchschnittlich
jedoch nur etwa 70% der für 1920 auf rd
2,8 Milliarden kWh eschätzten hydraulisch
vorhandenen Arbeit. Dieser Produktion steht
nach Schätzung des Sekretariats des Sch wei-
zerischen Wasserwirtschaftsverbandes') als Be-
darf der ganzen Schweiz, für Beleuchtung,
Industrie, Bahnbetrieb, Gewerbe, Haushalt
(ohne Heizung) und Landwirtschaft die Menge
von 15 Milliarden kWh ee
Daß in den letzten Jahren eine so be-
trächtliche Produktionssteigerung möglich war,
muß zum großen Teil den — kraft der außer-
ordentlichen Bundesvollmachten — von der
1917 geschaffenen Abteilung für industrielle
Kriegswirtschaft erlassenen Verfügungen und
Maßnahmen, die regelnd in die Elektrizitäts-
erzeugung und Verteilung eingriffen, zuge-
schrieben werden.
In einem von dieser Stelle im November
1919 veröffentlichten Rundschreiben’) werden
die Verbraucher von elektrischer Arbeit über
die Ursachen der Arbeitknappheit und über
die Mittel zu ihrer Bekämpfung aufgeklärt. Als
solehe Mittel werden erwähnt: Bau neuer
Werke, Erhöhung der Leistung bestehender
Werke, Einschränkung der Ausfuhr elektrischer
Arbeit, Arbeitausgleich unter den einzelnen
Werken und Sparmaßnahmen im Verbrauch
elektrischer Arbeit. Über die durch Ein-
schränkung der Ausfuhr elektrischer Arbeit zu
erzielende Verbesserung der Inlandsversorgung
äußert sich der Bericht wie folgt:
Einschränkung der Ausfuhr elek-
trischer Arbeit.
„In der Presse begegnet man oft dem
Begehren, daß die Ausfuhr elektrischer Arbeit
nach dem Auslande für so lange Zeit zu ver-
bieten sei, als im Inlande Arbeitmangel be-
stehe. Ähnliche Begehren sind unter Berufung
auf Art. 8 des Wasserrechtsgesetzes schon oft
von Privaten oder Elektrizitätswerken an uns
gestellt worden. Im Prinzi ist dieses Begehren
selbstredend bereehtigt; für seine praktische
Durchführung kommen dagegen eine ganze
Reihe von Faktoren in Betracht, die vom Un-
eingeweihten übersehen werden. Zunächst sei
festgestellt, daß das Eidg. Amt für Wasser-
wirtschaft, dem die Begutachtung von Ge-
suchen um Ausfuhr elektrischer Arbeit zu
Händen des Bundesrates anne sich in. jedem
einzelnen Falle mit unserer Abteilung in Ver-
bindung setzt und in Übereinstimmung mit
unserer eigenen Auffassung alle Gesuche ab-
weist, bei denen es sich um Arbeitmengen
handelt, die für die Inlandsversorgung irgend
welche praktische Bedeutung haben. Neue
Ausfuhrbewilligungen werden, abgesehen von
ganz kleinen Arbeitsmengen, schon seit Jahren
nur noch für sogenannte Abfallkraft erteilt,
d. h. für Kraftreste, die nur bei ganz be-
stimmten Wasserständen erhältlich und über-
dies in der Schweiz nicht verkäuflich sind.
Was nun die bereits bestehenden Ausfuhr-
bewilligungen anbetrifft, so datieren sie fast
ausnahmslos aus der Zeit vor dem Kriege.
Sowohl im letzten, wie auch in diesem Winter
hat unsere Abteilung dafür gesorgt, daß nac
Eintritt von Arbeitknappheit die Ausfuhr von
Arbeit in jedem einzelnen Falle auf das je-
weilige Vertragsminimum reduziert worden
ist. Die so für die Inlandsversorgung ge-
wonnene Arbeit beträgt ungefähr 15 000 kW.
Nun ist in Art. 8 des Wasserrechtsgesetzes un-
zweifelhaft die rechtliche Grundlage für eine
weitergehende Reduktion bzw. gänzliche
Sistierung der Ausfuhr geschaffen. Die An-
wendung dieser Bestimmun würde aber die
sehr komplizierte Entschä jgungsfrage auf-
werfen und könnte überdies unangenehme
Konsequenzen haben. Unser Land ist wirt-
schaftlich in hohem Maße von seinen Nach-
barn abhängig. Wie bei uns, herrschen auch
rings um uns herum Kohlenmangel und alle
diesen begleitende wirtschaftliche Schwie-
rigkeiten. Trotzdem bekommen wir aus
1) „Schweiz. Wasserwirtschaft“, Okt. 1919, Nr. 1/2, 8.14
») „Bulletin des SEV“ 1920, Nr. 1, 8. 18.
854
Frankreich, Deutschland, Belgien und Eng-
land Kohlen. Wenn aber große Staaten trotz
Mangel im Inland den Export ‚nieht voll-
ständig unterbinden können, weil sie eben
auch nicht wirtschaftlich unabhängig sind, so
kann die kleine Schweiz das noch viel weniger.
Die Zeiten sind vorläufig noch nicht so, daß
man nur das zu exportieren braucht, was man
selber nicht brauchen kann und will, sonst
wäre doch wohl der Export von Vieh, Käse
und kondensierter Milch schon längst voll-
ständig unterbunden worden. Pflicht der
Behörden ist es, bei Arbeitknappheit im
Inlande den Export möglichst einzuschränken ;
ihn vollständig einzustellen, müßte unter den
heutigen Umständen Nachteile zur Folge
haben, die in keinem Verhältnis zu der kaum
spürbaren Erleiehterung der Inlandsversor-
gung stünden.‘
Den Arbeitausgleich unter den einzel-
nen Werken und zugleich eine möglichst
vollständige Ausnützung der schweizerischen
Elektrizitätswerke herbeizuführen, ist eine
der Hauptaufgaben der 1918 gegründeten
„Schweiz. raftübertragungs A. G.“)
und der „S. A. ’Energie de l’Ouest-
Suisse.“ Diese Aufgaben sollen aber im
Interesse der Förderung der schweizerischen
Elektrizitätswirtschaft noch dahin erweitert
werden, daß die im Inland zunächst nicht
verwendbare Arbeit in für die schweizerische
Volkswirtschaft zweckmäßigster Weise dem
Auslande zugeführt wird. Bauer?) schätzt die
heute überschüssige Sommerarbeit auf rd
790 Mill. kWh/Jahr, welehe Menge sich 1925/27
auf rd 1500 Mill. kWh erhöhen dürfte.
Inzwischen haben auch im Inland die
Bestrebungen, die auf möglichst wirtschaftliche
Ausnützung der „Abfallarbeit‘“ schweizerischer
Kraftwerke in der Schweiz selbst hinzielen,
mehr und mehr an Bedeutung gewonnen,
namentlich durch Errichtung von Anlagen in
elektrometallurgischen und elektrochemischen
Betrieben, von Wärmespeichern usw.
Aus Kreisen dieser Verbraucher wurden
Beschwerden laut über Verkürzung der Inter-
essen der Inlandsverbraucher durch Abgabe
elektrischer Arbeit ins Ausland zu günstigeren
Bedingungen, als den Inlandsverbrauchern
eingeräumt würden. An einem am 18. II.
1920 vom Züricher Ingenieur- und Architekten-
Verein veranstalteten Diskussionsabend3) schil-
derte Dr. B. Bauer, Oberingenieur bei der
Schweiz. Kraftübertragungs A. G., die bei den
schweizerischen Kraftwerken bestehenden Ver-
hältnisse, die zur wirksamen Verwertung des
Überflusses an Sommerarbeit, zum Export
des Arbeitüberschusses drängen, während der
Korreferent, Prof. Dr. W. Kummer, nach
Definierung des Begriffes „Abfallarbeit‘“ für
eine möglichst restlose Verwertung, auch der
Abfallarbeit, im schweizerischen Inland sprach
und die nachstehenden Schlußfolgerungen der
von genanntem Verein ernannten Kommission
zur Prüfung der Frage des Arbeitexportes und
der inländischen Abfallarbeit-Verwertung be-
kannt gab:
1. „Es wird festgestellt, daß heute bedeutende
elektrische Arbeitsmengen ins Ausland ex-
portiert werden, während im Inland daran
Mangel herrscht. Diese Ausfuhr findet zum
großen Teil zu günstigeren Bedingungen
statt, als inländischen Arbeitbezügern zuge-
billigt werden. Außerdem wird festgestellt,
daß die bezüglichen Ausfuhrbewilligungen
heute nicht mehr vereinbar sind mit dem
Art. 5 der bundesrätlichen Verordnung vom
1. V. 1918, betreffend Ausfuhr elektrischer
Arbeit ins Ausland, insofern als eben heut
die betreffende elektrische Arbeit im Inland
angemessene Verwendung finden würde.
2. Es werden gegenwärtig mitunter Preise für
die Abgabe elektrischer Arbeit im Inland,
insbesondere hinsichtlich der Abfallarbeit,
verlangt, die den Eindruck der Willkür er-
wecken. Die Arbeitbezüger und die Öffent-
lichkeit im allgemeinen haben ein Anrecht,
von den Arbeitlieferanten hierüber öffent.
lieh Rechenschaft zu erhalten.
3. Ohne den Export elektrischer Arbeit grund-
sätzlich bekämpfen zu wollen, halten wir
dafür, daß in Zukunft, infolge der euro-
äischen Kohlennot und Transportkrisis,
esonders bei Gründung neuer schweize-
!) „Bulletin des S.E.V.* 1919, Nr.12, 8.353. B. Bauer,
„Zweck u. Ziel der Schweiz. Kraftübertragungs A. G. für
Vermittlung und Verwertung von Elektrizität“.
„Schweiz, Bauzeitg.*, Bd. 75, 1920, Nr. 15. B.Bane T,
„Der Zusammenschluß der Kraftwerke zum Zwecke er-
höhter Energie-Ausnutzung.“
”) Vgl.„Schweiz. Bauzeitg.“, Bd. 75, 1920, 8. 106, 165 u. 182,
17. Ausdehnung
Elektrotechnische Zeitschrift, 1920. Heft #3.
rischer Elektrizitätswerke sowohl Jahres-
arbeit als auch Abfallarbeit möglichst voll-
ständig für den Inlandkonsum reserviert
bleiben müssen. Die. Organisationen, die
sich berufsmäßig mit der großzügigen Ver-
mittlung und Verwertung schweizerischer
Arbeit een Sind zur gewissenhaften
Beobachtung dieses Grundsatzes zu ver-
pflichten.‘‘
In der anschließenden Diskussion wurde
durchweg der Standpunkt vertreten, daß elek-
trische Arbeit aus schweizerischen Gewässern
nur ohne Verkürzung der Interessen der In-
landsyerbraucher exportiert werden dürfe.
Über die mögliche zukünftige Verwertung
elektrischer Abfallarbeit im schweizerischen
Inlande, welche Kummer zu rd 15 Mill. kWh
berechnet, gibt dieser folgende Zusammen-
stellung:!) |
Mögliche zukünftige Verwertung elek-
trischer Abfallarbeit im sch weize-
rischen Inlande. i
———— 22
Hauptsächliche Energie
vie i ın
Verwendungsgebiet Benufzungszeit MiD. LWh
1. Heizung von Hotels
und Spitälern . . .
2. Heizung von Schul-
Sept. bis Mai, 1,0
nachts €
häusern und Verwal- | Sept. bis Mai, 1,0
tungsgebäuden . . nachts
3. Gewerbliche Back- | Jan. bis Dez,, 0,5
Öfen. nachts
4. Elektr. Küche auf | Jan. bis Dez., 1,0
dem Lande .... tags
5. Heizung gewerbl. | Aprilbis Okt., 1,5
Dampfkessel. . . . O bis 24 h
6. Metallurgie April bis Okt., 8,D
Obis 24h
7. Elektrochemie. . . | April bis Okt., 6,5
Obis24h
Insgesamt: 15,0
Bemerkungen:
l. Unter Annahme von mindestens 250 000
Betten der Hotels, Sanatorien und Spitäler
mit Wärmeakkumulierung.
. Unter Annahme einer Ausdehnung der
elektrischen Heizung wie unter 1 und mit
Wärmeakkumulierung.
DD
‚3. Unter Annahme der jährlichen Verarbei-
tung von mindestens ] Million t Getreide.
4. Unter Annahme,der teilweisen Wärmeakku-
mulierung und bei Stillegung der kleinen
Gaswerke sowie unter Berücksichtigung
der Hotelküchen.
5. u. 6. Im Winter Ersatzheizung bzw. Er-
satzschmelzung mit Kohle.
der ‘Benutzungszeit bei
weiterem Ausbau der hydraulischen Akku-
mulierung vorbehalten.
Zu den aus Industriekreisen geäußerten
Befürchtungen, daß die bereits erteilten und
allenfalls noch zu erteilenden Bewilligungen
zur Ausfuhr elektrischer Arbeit für die schwei-
zerische Volkswirtschaft von Nachteil seien,
nimmt das Amt für Wasserwirtschaft im Be-
richt an den Bundesrat über seine Geschäfts-
führung im Jahre 1919 wie folgt Stellung:
„Die einschränkenden Bestimmungen sind
in der Öffentlichkeit offenbar: zu wenig be-
kannt. Wir machen darauf aufmerksam, daß
die Beschlüsse jeweilen mit dem Protokoll der
Kommission für elektrische Anlagen ver-
öffentlicht werden. Es ist beabsichtigt, die
Bundesratsbesehlüsse über die Erteilung der
Bewilligung zur Ausfuhr elektrischer Arbeit
künftig auch im Bundesblatt erscheinen zu.
lassen. S
Die Elektrizitätswerke wenden anderseits
ein, der Absatz aller Abfallkraft sei im In-
ande zu annehmbaren Bedingungen unmög-
lich. Durch den vorteilhaften Verkauf der-
selben ins Ausland werde es möglich, die Ren-
tabilität der Werke zu erhöhen und dadurch die
Preise im Inlande niedriger anzusetzen. Dieser
nd sei von ausschlaggebender Bedeu-
ung. r
Die Ausfuhrgesuche werden jeweilen im
Schweizerischen Bundesblatt und im Schwei-
zerischen Handelsamtsblatt veröffentlicht, mit
der Aufforderung, einen allfälligen Strombedarf
für den Verbrauch im Inlande anzumelden.
Es soll die Ausschreibung nicht bloß eine
Formsache sein. Sind die in. Art. 8, Abs. 2,
des Wasserrechtsgesetzes enthaltenen - Be
dingungen erfüllt, so wird die Bewilligung nur
!) Vgl. „Schweiz. Bauzeitg.“, Bd. 75, 1920, Nr. 16.
28. Oktober 1920.
unter dem ausdrücklichen Vorbehalt erteilt,
daß die Arbeitausfuhr einzuschränken bzw.
ganz einzustellen sei, sobald und solange sie
in der Schweiz zu ungefähr gleichen Bedin-
gungen verwendet werden kann.
Die Frage, ob die Ausfuhr zu bewilligen
ist, bedarf jeweilen sehr reiflicher Prüfung,
indem diejenige Lösung zu finden ist, die dem
allgemeinen Wohl am besten dient.
Es sei darauf hingewisen, daß die seit
zwei Jahren jeweilen im Winter sich fühlbar
machende Arbeitknappheit nicht etwa’ durch
eine vermehrte Arbeitausfuhr, sondern aus-
schließlich durch erhöhten Bedarf im Inlande
verursacht worden ist. Dieser Mehrbedarf ist
nicht nur eine unmittelbare Folge der Kohlen-
knappheit,. sondern auch der Kohlenpreise.
Erstere wird wohl allmählich verschwinden,
die Preise dagegen werden wohl dauernd hoch
bleiben. Diese Verhältnisse hatten neben
schweren Schädigungen und Unannehmlich-
keiten wenigstens ein Gutes zur Folge: Der
Übergang zum elektrischen Betrieb setzte nicht
nur bei den Bahnen, sondern auch bei der ge-
samten Industrie mit Beschleunigung ein.
Es wird noch auf Jahre hinaus ‘mit einem
stark ansteigenden Verbrauch an- elektrischer °
Arbeit im Inland zu rechnen sein. Anderseits
hat der Krieg hemmend auf den Bau neuer
Werke gewirkt, so daß die Arbeitknappheit
im Winter noch während einer Reihe von
Jahren nicht verschwinden wird. i
Bei Betrachtung der Frage der Ausfuhr
elektrischer Leistung darf die historische Ent-
wicklung nicht außer acht gelassen werden.
Gerade die neuen großen Werke hätten seiner-
zeit gar nicht erstellt werden können, wenn
nieht die Möglichkeit bestanden hätte, Strom
‘für eine längere Reihe von Jahren nach dem
Ausland zu liefern. Indem die im Winter aus
diesen Werken ins Ausland gelieferte Arbeit
nur einen kleinen Bruchteil ihrer. Gesamt-
leistung ausmacht, folgt ohne weiteres, daß es
um unsere Arbeitversorgung heute erheblich
schlechter stünde, wenn die fraglichen Aus-
fuhrbewilligungen s. Z. nicht erteilt worden
wären. Die Ausfuhrbewilligungen bildeten
überdies ein Mittel zur Erzielung verhältnis-
mäßig niedriger Strompreise im Inlande, indem
die Werke infolge derselben das gesamte
Mittelwasser auszunützen vermochten, somit
also verhältnismäßig stark belastet waren und
daher wirtschaftlich arbeiten konnten.
Der genannte Grund, weshalb früher die
Arbeitausfuhr nach Möglichkeit erleichtert
wurde, besteht in vermindertem Maße heute
noch. Die Möglichkeit der Arbeitausfuhr wirkt
zweifellos fördernd auf den Bau neuer Werke
und damit auf die Nutzbarmachung unserer
Wasserkräfte zum Zwecke der Versorgung des
Inlandes.
Die Verbilligung der Arbeit wird um so
mehr zur Anwendung gelangen können, je
mehr sich unsere Werke zwecks en
Ausgleichs von Erzeugung und Verbrauch zu-
sammenschließen, wobei sich ohne weiteres
ergibt, daß die Arbeitausfuhr im allgemeinen
am zweckmäßigsten von der die Werke unter
sich verbindenden ‚‚Sammelschiene‘‘ aus statt-
findet. Je weniger aber infolge dieses Vor-
gehens die einzelnen Werke hinsichtlich Arbeit-
ausfuhr in Wettbewerb treten, um so mehr
werden sich die vom Ausland erhältlichen
Preise den dortigen Inlandpreisen nähern,
womit die Arbeitausfuhr eine allfällige nach-
jenes Rückwirkung auf unsere Industrie ver-
iert.
Es muß hier daran erinnert werden, daß,
als vorübergehende Maßnahme, der Abteilung
für industrielle Kriegswirtschaft des eidge-
nössischen Volkswirtschaftsdepartements (A.
f. i. K.) die Aufgabe übertragen wurde, für.
eine möglichst gleichmäßige und genügende
Versorgung des Landes mit elektrischer Arbeit
zu sorgen. In Verbindung mit unserem Amte
für asserwirtschaft hat sie denn auch je-
weilen über Winter die Abgabe elektrischer
Arbeit an das Ausland — soweit die betreffen-
den Arbeitsmengem für die Versorgung des
Landes in Betracht kommen — in dem Maße
eingeschränkt, als dies ohne Anwendung von
Art. 8, Abs.
lich war.
. Es ist selbstverständlich, daß die weit-
gehende Verwendung von Abfallkraft im In-
lande volkswirtschaftlich von großer Bedeu-
tung ist. Der Bundesrat wird daher diese Be-
strebungen bei Prüfung von Ausfuhrgesuchen
auch fernerhin berücksichtigen.“
Misslin.
3, des Wasserrechtsgesetzes mög-
\
28. Oktober 1920.
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Verbesserung der Wirtschaftlichkeit der
Kraftwerke. —
Weiterausbildung des Betriebspersonals ist für
die Wirtschaftlichkeit der Kraftwerke von
großer Bedeutung. Direktor Schirp, Berlin
schildert!) die durch den Krieg und seinen un-
glücklichen Ausgang veränderten sozialen und
wirtschaftlichen Verhältnisse, die auf jeden Be-
trieb unheilvoll gewirkt haben, und die Mög-
lichkeit, die frühere straffe Organisation im
Rahmen der gesetzlich gewährleisteten Rechte
der Arbeitnehmer von neuem aufzubauen. Die
Städt. El. Werke Berlin versuchten eine Besse-
rung der ungünstigen Verhältnisse durch Vor-
träge für allein den Elektrizitätswerken Tätigen
herbeizuführen. Für die Vorträge war eine
Reihe von Betriebsbeamten gewonnen, die die
Fähigkeit besaßen, in verständlicher Weise
uber allgemein interessierende Gegenstände aus
em
Ferner sollte durch die anschließende Aus-
en jedem Gelegenheit geboten werden
über besondere Punkte, die in den Vorträgen
berührt wurden, Aufklärung zu erhalten. Zu-
nächst wurde auf einem Großkraftwerk mit
420 Mann’ Belegschaft ein großer Vortragsraum
vorgesehen. Zur Erleichterung des Verständ-
nisses für die Teilnehmer wurde ein Lichtbild-
apparat beschafft, der die bildliche Veran-
schaulichung von kleinen Zeichnungen ermög-
lichte und so das Interesse besonders weckte.
Die ersten Vorträge wiesen einen derartigen
Besuch auf, daß eine Wiederholung derselben
notwendig wurde. Leider zwangen die fortge-
setzten Streiks und die neue Urlaubsordnung
zur Einstellung, die Wiederaufnahme soll aber
in nächster Zeit erfolgen. Die StEW Berlin
hoffen Zweck und Ziel dieser Vorträge durch
wesentliche Hebung der Arbeitsfreude und des
Arbeitsinteresses zu erreichen und anderen
Werken Anreiz zu gleichem Vorgehen zu Bez
Der Jahresberieht über den Panamakanal.
— Nach dem Bericht über den Panamakanal
für das Jahr Juni 1918/Juni 1919 haben sich
während dieser Zeit keine Geländerutschungen
oder andere ernstliche Zwischenfälle ereignet.
Die - Gesamtwassermenge der Auffangezone be-
trug monatlich im Durchschnitt 435 Mill. m},
von denen 35,24% Verwendung fanden, jedoch
nur 9,2% für das Durchschleusen. Durch den
Nebendurchlaß bei Gatun flossen 229 Mill. m?
ungenutzt; 54 Mill. m3 oder 12%, verdunsteten,
und die Entweichungen an den Schleusen und
Nebendurchlässen betrugen 1,42 Mill. m®.
137,5 Mill. m3 Wasser wurden durchschnittlich
für das Wasserkraftelektrizitätswerk bei Gatun
entnommen, während die Durchschleusungen
40,2 Mill. m? beanspruchten. Das Elektrizitäts-
werk verwendete 66,5%, des genutzten Wassers,
d.h. etwa 20% der gesammelten Niederschlags-
menge. Die elektrische Treidelei erlitt infolge
fehlerhafter Konstruktion der Kupplungshebel
der elektrischen Lokomotiven zweimal eine
Störung dadurch, daß die Lokomotive eine
abschüssige Strecke herablief. Durch geeignete
Vorkehrungen wurde der Wiederholung ..der-
artiger Zwischenfälle vorgebeugt. Infolge Über-
flutung der Transformatorenkammern in den
Schleusenmauern bei Miraflores wurde das
Durchschleusen bei einer Gelegenheit um etwa
5 h verzögert, woraus hervorzugehen scheint,
daß die Kuppelung der Regelvorrichtungen
noch nichtin der wünschenswerten Weise durch
geführt ist. Das Wasserkraftwerk ist erweitert
worden, so daß das Dampfkraftwerk in Mira-
flores nur noch als Aushilfe dient. Es wird
mittels Ölfeuerung in steter Dienstbereitschaft
gehalten und nimmt beim Versagen des Gatun-
Werks den Betrieb selbsttätig auf. Die Stö-
rungen an der 44 kV-Fernleitung sind erheblich
- verringert worden, nachdem weitere Einheiten
in die Isolatorenketten eingebaut worden sind.
Während die Anzahl der Isolatoren'versager im
Jahre 1917 17, im Jahre 1918 29, und während
der Zeit vom Juli 1918 bis zum Februar 1919
sogar 32 betrug, haben sich, nach dem im
Februar vorigen Jahres fertiggestellten Isola-
torenumbau, in den darauf folgenden vier Mo-
naten Anstände nicht ergeben. („Electrical
Review‘, London, Bd. 86, 1920, S. 306.) W.
Wasserkraftwerk am Toten Meer. —
Der Förderer des modernen Zionismus, Th.
Herzl, welcher Palästina seine alte Tätigkeit
wiedergegeben hat und die in der Welt verstreu-
ten Juden wieder zusammen führen wollte,hatte
geplant, das Mittelmeer und das Tote Meer für
Bewässerungs- und Krafterzeugungszwecke
!) Mitteilungen der Vereinigung der Elektrizitäts-
werke, Heft Nr. 272, S. 217.
Elektrotechnische Zeitschrift.
Die Belehrung und berufliche -
Gebiete des Kraftbetriebes zu sprechen.
RUNDSCHAU.
durch einen Kanal zu verbinden. Dieser Plan
ist neuerdings durch den norwegischen In-
genieur M. A. Hjorth, wieder aufgegriffen
worden. Geplant ist die Herstellung eines
unterirdischen Kanales von 60 bis 70 km
Länge zwischen beiden Meeren,. deren Spiegel
393 m Höhenunterschied haben. (Abb. Lu. 2).
Lydd
Abb. 1. Lageplan des geplanten Kraftwerks
am Toten Meer.
Hjorth schlägt die Errichtung einer Kraft-
anlage von 75 000 kW in der Nähe des Toten
Meeres vor, um die Umgebung mit elektrischer
Energie zu versorgen. In der „L’Industria‘
vom 31. V. 1920, gibt M. A. Gradenwitz
Einzelheiten über dieses Projekt. Abb. 1
stellt einen Lageplan, Abb. 2 das Ge-
ländeprofil dar, wobei die Höhe im Verhältnis
zur Länge stark vergrößert erscheint. Ein
Jerusalem
GUN,
Abb. 2. Geländeprofil (Höhenmaßstab stark vergrößert).
Teil des erzeugten Stromes würde mittelst
Hochspannungsleitungen zum See Genezareth
geführt werden, wo er hauptsächlich mit Hilfe
zweier, parallel des Jordanflusses verlester
Hauptrohrleitungen, das Wasser des Gene-
zareth-Sees verteilen und damit die Um-
gebung bewässern sollte. ° Hjorth sieht auch
die Einrichtung von Salinen vor, um aus dem
Wasser des Mittelmeeres nach dem Verlassen
der Turbinen und aus dem Wasser des Toten
Meeres Salz zu gewinnen. Die Erhöhung des
Wasserspiegels des Toten Meeres würde in-
folge der Verdunstung begrenzt bleiben; die
Verminderung seines Salzgehaltes aber ge-
nügen, um die Züchtung gewisser Fischarten
zu ermöglichen. Schließlich würde man, da
genügend Betriebskraft vorhanden ist, die
Asphaltlager bei Sodom und Gomorrha
ausbeuten können. Es ist unwahrscheinlich,
daß das Projekt jemals zur Ausführung ge-
langen wird, denn seine erheblichen Bau-
kosten stehen in keinem Verhältnis zu seinen
Erträgnissen. („Le Genie Civil‘ Bd. 77,
1920, 8. 240). 9.
Elektromaschinenbau.
Über Wechselstromselbsterregung an
Gleiehstrommaschinen. — Bei Versuchen an
einer großen Drehstrom-Turbodynamo wurde
die Nebenschlußwicklung der Erregermaschine
1920. Heft 43.
direkt an die Klemmen der Rotorwicklung des
Drehstromgenerators gelegt, (Abb. 3) während
bei der sonst üblichen Schaltung diese Neben-
schlußwicklung an den Ankerklemmen der Er-
regermaschine angeschlossen wird (Abb.4). In
der ersten Schaltung zeigte die Erregermaschine
Rotor Rotor
Erregeranker
00000. BE
Webenschlußwicklung Webenschlußwicklung
Abb. 4.
Abb. 3.
unstabileBelastungsverhältnisse,ihre Spannung
und ihre Ströme pendelten. Fr. Leyerer ver-
sucht nun,. diese Erscheinung rechnerisch zu
verfolgen, und vergleicht die theoretisch ent-
wickelten Ergebnisse mit den Versuchsergeb-
nissen. Zu diesem Zwecke werden die Diffe-
rentialgleichungen für das gegebene Problem
aufgestellt, und zwar dient als Erregermaschine
eine Kompoundmaschine mit Wendepolen.
Es werden die Formeln für die Ströme und
Spannungen entwickelt und diskutiert. Es
ergibt sich, daß die Erregermaschine in
diesem Falle sich als eine selbsterregte Wech-
selstrommaschine darstellt, welches Ergebnis
mit der erwähnten Beobachtung überein-
stimmt. — Es wird nun der Fall untersucht,
ob bei Verwendung einer gewöhnlichen Haupt-
strommaschine als Erregermaschine Schwin-
gungen auftreten können? Die Lösung der
Differentialgleichung ergibt aber, daß perio-
dische]| Schwingungen des Stromes bei der
Hauptstromerregermaschine in keinem Falle
auftreten können. Es folgt sodann die Durch-
rechnung des Versuchsaggregates und_ eine
Andeutung der Berücksichtigung der Krüm-
mung der Magnetisierungscharakteristik. (Fr.
Leyerer, Archiv f. Elektrotechn., Bd. 9,
1920, 8. 95). Vg. |
Über selbsterregte Mehrphasenstromgene-
ratoren. — Der Verfasser beschränkt sich auf
die Darstellung der Vorgänge im Reihen-K.ollek-
torgenerator und im leerlaufenden Neben-
schluß-Kollektorgenerator. Im allgemeinen
gilt als Grundbedingung für die Selbsterregung
von Wechselstrom-Kollektorgeneratoren, daß
in den Stromkreisen sowohl EMK durch
Transformation als auch durch Rotation vor-
handen sind. Zunächst werden die Bedin-
gungen für den Zweiphasen-Kollektorgenerator
untersucht. Hierbei findet eine induktive Be-
einflussung der beiden Phasen nicht statt.
Damit Selbsterregung eines Wechselstrom-
Kollektorgenerators eintreten kann, müssen
zwei Rotations-EMKK vorhanden sein. Die eine
ist in Phase mit dem Strom, dient zur Über-
windung des Ohmschen Spannungsabfalles und
bestimmt die Größe des Stromes. Die andere
Rotations-EMK ist gegen die erste zeitlich um
90° verschoben und dient zur Überwindung
der selbstinduzierten Spannung. Die Perioden-
zahl stellt sich so ein, daß der aus der ersten
Bedingung sich ergebende Strom auch die '
zweite Bedingung erfüllt. Es wird ferner ge-
zeigt, unter welchen Umständen gleichzeitig
selbsterregte und erzwungene Schwingungen
nebeneinander bestehen können. (L. Fleisch-
mann,. Archiv für Elektr., Bd. 8, 1920, >.
447). vg.
Leitungsbau.
Die elektrostatische Einwirkung von Dreh-
stromlinien auf Schwachstromleitungen. —
Franz Stecher von Sebenitz behandelt in
seiner Doktordissertation die Einwirkung, die
eine Drehstromleitung im Falle eines Erd-
schlusses in einer Phase auf eine Schwach-
stromleitung ausübt. Auf Grund eines Zahlen-
beispiels gibt er für diesen Fall die Näherungs-
formel
Voa Se V;: Cı . dy-
(Wir wenden hier die Bezeichnungen an, die
Brauns in seinem Aufsatz im Sonderheft 5
der ,„Telegr.- u. Fernsprechtechnik‘‘, Jahrg.
1919 eingeführt hat.) Die Größe dıs, die defi-
nitionsgemäß ist
a+(b+ ce?
a?-+(b — c)?’
wo b die Mastlänge der Drehstromlinie, c die
Mastlänge der Schwachstromlinie und a den
dir> 5 log nat
856
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Helt 43,
Abstand der beiden Linien bedeuten, wird
unter der Annahme, daß (b—c)? bei größeren
Abständen der Linien gegenüber a? vernach-
lässigt werden können, und daß (b + c)?=4 be
sei, ersetzt durch
Der Zahlenfaktor Cı. E- ist auf Grund von
2 Zahlenbeispielen zu 0,29 ermittelt, so daß die
Näherungsformel lautet
Ya=0%9. V..10g ( we =)
Die Formel ergibt in dem einen Zahlenbei-
spiel, wob = 8m und c=7m ist, sehr gute
Übereinstimmung; in dem anderen Beispiel,
wo b=15m und c=7m, treten erhebliche
Abweichungen zutage. Der Grund liegt darin,
daß hier der Unterschied in den Mastenlängen
so groß ist, daß es nicht zulässig ist (b— ce)?
gegen a? zu vernachlässigen und (b + c)’=4 be
zu setzen. 3
In den praktisch wichtigen Fällen liegen
die Verhältnisse meist ähnlich wie im 2. Bei-
spiel. Der Wert der angegebenen Näherungs-
formel ist daher nur gering.
Die Arbeit ist überholt durch den Aufsatz
von W. Lienemann, Chemnitz in der ‚‚Telegr.-
u. Fernsprechteehnik“ Nr. 11 vom Februar
1920. W.=L:
Abzweigdose für Hausinstallationen. — Die
‚„‚Dreiring-Dosen‘“, der Firma ‚„Dreiring‘“, Elek-
trotechnische Fabrik Triberg i. Schw. sind eine
umgekehrte Anordnung der bisher gebräuchli-
chen Arten. Statt wie bisher die Klemmen ineine
Dose einzubauen und so den Installateur bei der
Montage auf einen engen durch die Seiten-
wände begrenzten Raum zu zwingen, sind bei
der Dreiringdose die Klemmen auf einen flachen
Teller, welcher durch ein erhöhtes Kreuzstück
verstärkt ist, aufmontiert (Abb. 5). Die
Abb. 5.
Klemmen sind von allen Seiten frei zugäng-
lich, umsomehr auch die sonst durch die Mitte
der Dose gehende zur Befestigung des Deckels
dienende Stiftschraube mit ihren leicht zu ver-
lierenden kleinen Rändelmütterchen vermie-
den ist. Der bei den Abzweigdosen jetzt noch
gebräuchlicher Systeme am Boden befindliche
Rand, also die Seitenwände, sind bei der Drei-
ringdose mit dem Deckel in fester Verbindung
gebracht. Die ausbrechbaren Stellen sind
nicht nach außen, sondern nach innen abge-
setzt, so daß die Dose, wenn nur als Durch-
gangs- oder Winkeldose verwendet, ihr sauberes
glattes und gefälliges Aussehen _beibehält.
Die Deckelbefestigung geschieht durch eine
unter dem Boden des Tellers durchgehende
Bronzefeder, welche im Mittelpunkt mit einer
Öse am Boden befestigt ist und außerdem noch
durch die Befestigungsschraube gehalten wird.
An ihren Enden hat die Feder entsprechend
abgebogene Ohren, welche über die Nasen am
Deckel einschnappen. Das Aufsetzen und Ab-
nehmen des Deckels läßt sich also leicht be-
werkstelligen, umsomehr auch an der Ver-
stärkung des Tellers (Kreuzstück) zwei Zen-
triernocken angebracht sind, die in die ent-
sprechenden Aussparungen im Innern des
Deckels eingreifen. Die Klemme der Ab-
zweigdose besteht aus einer mit zwei Fuß-
krallen versehenen Gewindeplatte, welche in
die Verstärkung des Tellers eingebaut wird.
Die eigentliche Kontaktschraube, eine Messing-
Zylinderkopfschraube wird durch das Mittel
der Messingkrone in die soeben erwähnte Ge-
windeplatte eingeschraubt. Der Leitungsdraht,
welcher ohne Ösen anzubiegen zwischen zwei
Ansätze der Krone tangential an den Schrau-
benschaft gelegt wird, liegt also auf dem Boden
der Messingkrone satt auf und wird durch den
Zylinderkopf der Messingschraube festge-
klemmt, so daß er nicht ausweichen oder ab-
geklemmt werden kann. Der Teller kann nach
Abnahme des Deckels und der Verschluß-
feder, als sogenannte Abzweigscheibe (Ab-
zweigring) für verbleite oder gußeiserne Unter-
putzdosen verwendet werden. Z
Verkehr und Transport.
Vereinheitlichung des Leitungsmaterials der
englischen Straßenbahnen. — {
schuß der ‚‚Municipal Tramways Association“
(England) erstattete Bericht stellte fest, daß in
England nicht weniger als 30 verschiedene Sor-
ten Fahrdraht in Gebrauch sind, daß ein ge-
wisser Fabrikant 50 verschiedene Größen von
Isolierbolzen und ein anderer gar über 1000 Mo-
delle von Aufhängeösen für den Fahrdraht führt.
Der Ausschuß bringt vier Querschnitte für
den Fahrdraht in Vorschlag und zwar: 8,23;
8,84; 9,45 und 10,16 mm?. Auch für Rillen-
draht und das übrige Oberleitungszeug hat
der erwähnte Bericht Normen vorgeschlagen,
über die jedoch die Quelle nichts enthält.
Da das ‚British Engineering Standards Com-
mittee‘“ bereits Normen für obige Zwecke ent-
wickelt, die sich aber bis jetzt anscheinend
nieht haben durchsetzen können, so ist die be-
absichtigte Vereinheitlichung noch nicht ver-
wirklicht. (,The Eleetrician‘‘, Bd. 85, 1920,
S. 102). hl.
Elektrische Zugförderung auf Kuba. — Die
Hershey-Cuban-Eisenbahn mit ihren Aus-
läufern nach Havanna und Matanzas einschl.
der Nebenstrecken wird für den Betrieb mit
1200 V Gleichstrom eingerichtet. Die__ge-
samte elektrisch betriebene Gleislänge (Voll-
spur) wird rd 128 km betragen. Neben dem
üterverkehr sollen stündlich Triebwagenzüge
zwischen Havanna und Matanzas verkehren.
Die Fahr- und Speiseleitungen erhalten Viel-
fachaufhängung auf Auslegern an getränkten
Holzmasten in 45 m Abstand. Letztere tragen
gleichzeitig die 33 000- V - Hochspannungs-
leitungen aus Aluminiumseil mit Stahlseele
und die Speiseleitungen aus Aluminium. .
Die vorgesehenen 7 D-Lokomotiven von
60 t Gesamtgewicht sind mit 2-achsigen -Dreh-
gestellen, 4 Motoren für 600 V, Vielfachsteue-
rung sowie Scheren-Rollenstromabnehmern aus-
gerüstet. Weiter sind vorgesehen 10 vierachsige
Personentriebwagen, 3 Personen- und Gepäck-
wagen und ein a N
Im Kraftwerk werden 3 Drehstromturbo-
generatoren für je 2500 kVA und 3 Trans-
formatoren für „3000 kVA aufgestellt. Die
Kessel erhalten Ölfeuerung. 3 Unterwerke, von
denen eines mit dem Kraftwerk verbunden ist,
benutzen Synchronumformer von je 1000 kW,
die auf der Gleichstromseite aus zwei in Reihe
geschalteten Maschinen für je 600 V besteben.
Die beiden Außenunterwerke schalten bei
Strombedarf völlig selbsttätig ein und schalten
ebenso ab, wenn der Strombedarf aufhört.
(Ztg. des Ver. dtsch. Eisenb-Verw., Bd. 60,
1920, $. 798, nach Eleetrie Traetion.)
Meßgeräte und Meßverfahren.
: Neue Apparate zur Strahlungsmessung. —
Die im folgenden beschriebenen Apparate be-
ruhen auf einer neuen Art von Thermoelemen-
ten, die im Laufe des Krieges durch Zusam-
menarbeit von W. Voege mit der Firma Carl
Zeiß entstanden sind, als es sich darum han-
delte, ein von Voege angegebenes Verfahren
der Nachrichtenübermittlung durch unsicht-
bare Wärmestrahlen für die Praxis brauchbar
zu gestalten. Da die Elemente zur Verstär-
kung ihrer Wirksamkeit im Brennpunkte eines
Parabolspiegels angeordnet werden mußten,
da ferner die Morsezeichen mit normäler Tele-
graphiergeschwindigkeit zu übertragen waren,
so mußten die folgenden Bedingungen erfüllt
werden, denen bisher keines der bekannten
Thermoelemente genügte: 1. hohe thermoelek-
trische Kraft bei möglichst kleinem Wider-
stande, 2. volle Ausnutzung der im Brennpunkt
des Spiegels entstehenden Wärmemenge, 3. ge-
ringe Trägheit, 4. Widerstandsfähigkeit gegen
mechanische Erschütterungen. Der Zweck-
bestimmung nach konnte es sich nur um ein
einziges, hochempfindliches Element handeln,
dessen wirksame Auffangfläche dem Durch-
messer des Bildes der Lichtquelle im Brenn-
punkte des Spiegeis entsprach. Das nach
vielen Versuchen endlich hergestellte Element
besitzt eine sechs- bis achtmal höhere 'Thermo-
kraft als Eisen-Konstantan. Die Elemente
haben einen inneren Widerstand von 1 bis 3 8,
ihre Auffangfläche ist geschwärzt. Erhöht wird
die Strahlungsempfindlichkeit noch wesentlich
durch Anbringung eines kleinen, metallisch
reflektierenden Kugelspiegels hinter dem Ele-
ment. In günstigen Fällen wird durch diesen
Kugelspiegel die Empfindlichkeit um das sechs-
bis siebenfache gesteigert. Das von Zeiß ge-
baute Element Nr. 2 entsprach hinsichtlich
der Empfindlichkeit und der geringen Trägheit
am besten den gestellten Anforderungen; es ist
der Thermosäule von Rubens im Verhältnis von
484: 100 überlegen, die Trägheit. beträgt aber
nur 25 gegen 7,2s.bei,der Rubensschen Säule.
Der vom Aus--
Flächenbolometer zu vergleichen.
zehnmal so großen Fläche gab das Flächen-
keit der Zeiß-Säule bei er
rer Ruhelage des
28. Oktober 1920.
Auch das Zeiß-Element Nr. 1 ist der Ruben-/
Säule noch im Verhältnis 230 : 100 überlegen.
Für den praktischen Gebrauch in frejer Luft
werden die Elemente mit einer ee <
luß-
entweder aus lackiertem Steinsalz oder
spat geliefert. Zur Illustrierung der Empfind-
lichkeit sei erwähnt, daß das für meteorolo-
gische Zwecke gebaute Instrument bei Be-
strahlung von dem 17 Tage alten Monde in einer
Höhe von etwa 25° über dem Horizont in
einem Spiegelgalvanometer von Hartmann &
Braun miteiner Empfindlichkeit von 10=2,10-8
A bei 5 @ Galvanometerwiderstand einen Aus-
schlag von 300° ohne und 265° mit vorgeschal-
teter Glasplatte ergab. Das Element ist in
diesem Falle in einen von Zeiß gebauten Para-
bolspiegel von 25 cm Durchmesser und 15cm _
Brennweite eingebaut. Bei Anwendung eines
Auffangspiegels von 100 em Durchmesser und
eines Panzergalvanometers würde man noch
etwa den millionsten Teil der Vollmondstrah-
lung messen können. Um die Elemente auch
für Spektraluntersuchungen benutzen zu kön-
nen, wurde eine Linear-Thermosäule von 10
Einzelelementen, deren Lötstellen in einer Ge-
raden von 18 mm Seitenlänge angeordnet sind,
‘von Zeiß hergestellt. Das Zeiß-Element Nr. 1
entsprieht hier hinsichtlich der Empfindlich-
keit etwa der Rubens-Thermosäule. Die Zeiß-
Säule ist dagegen der Rubens-Säule ganz er-
heblich überlegen. Zum Vergleich der Zeiß-
der Verfasser ein solches aus zwei Eisenspiralen,
die aus einem 0,015 mm starken Eisendraht
auf einem Dorn von 0,3 mm Durchmesser ge-
wickelt waren. Die Spiralen hatten eine Länge
von 15 mm, sie wurden in üblicher Weise mit
Konstantanwiderstäinden zum Wheatstone-
schen Viereck geschaltet. Mit der Zeiß-Säule
erhielt man bei 0,3 mm Spaltöffnung einen
Ausschlag von 8,7°, mit dem Linearbolometer _
des Verfassers bei 20 mA Heizstrom 10°; bei
30 mA, bei welcher Stromstärke die Ruhelage
des Galvanometers aber bereits unsicher zu
werden begann, 19°. Die Empfindlichkeit
beider Instrumente ist also etwa von gleicher
Größenordnung. Die Schaltung der Thermo-
säule ist dabei aber wesentlich einfacher als die
des Bolometers, die Ruhelage besser und das
Arbeiten erheblich angenehmer. Bei ganz ge-
öffnetem Spalt war die Zeiß-Säule mit einem
Trotz der
bolometer doch nur die en Empfindlich-
heblich schlechte-
0 Galvanometers.
Zeitschr.‘ Bd. 21, 1920, $. 288.) Ix.
Berg- und Hüttenwesen.
... Stromersparnis bei elektrischen Stahlwerks-
öfen. — G. Hartig untersucht auf Grund von
Messungen an einem bei der Peiner Walzwerk
A. G. aufgestellten und von der Gesellschäft
für Elektrostahlanlagen gebauten Zweiphasen-
Induktionsofen zum Einschmelzen von Ferro-
mangan für Desoxydationszwecke den Zu-
sammenhang zwischen dem Stromverbrauch
und der entsprechenden Schichtleistung!).
Derselbe kann für bestimmte Verhältnisse
-mit einer für die Praxis genügenden Ge-
nauigkeit durch eine gerade Linie von
der Lage y = mx + b dargestellt werden, mit
deren Hilfe bei einer gegebenen Schichtleistung
(Belastung des Ofens) geprüft werden kann,
‘ob die Ofenleute auf. der betr. Sch'cht keine
zu großen Strommengen verbraucht haben;
gegebenenfalls können Belohnungen für Strom-
ersparnisse danach berechnet werden. Die
Konstante b entspricht dann den Wärme-
verlusten in kWh je Schicht und b geteilt
durch die Schichtdauer (12 h) ergibt eine
konstante Leistung zur Deckung der Wärme-
verluste. Der Quotient y’ = y/® ergibt,
auf dieselben Abszissen bezogen, den jeder
Schichtbelastung Ontenfeeh en Stromver-
brauch je Tonne erschmolzenen Materials,
Die Verbindung der so erhaltenen Punkte
zeigt, wie leicht zu beweisen ist, eine auf die
Asymptoten bezogene und in der positiven
Ordinate verschobene gleichseitige Hyperbel.
Da die Punkte der Meßreihe, wie aus der Ab-
bildung ersichtlich, streuen, so zeigt der Ver-
fasser ausführlich, wie die von ihm voraus-
gesetzte richtigste gerade TWinie rechnerisch
einfach und mit einer großen Genauigkeit zu
-finden ist. Der Verfasser ist ferner der Ansicht,
daß das geschilderte Verfahren der riehtigsten
Geraden sich auch bei vielen. anderen Be-
‚triebseinrichtungen anwenden läßt, unter an-
derem auch zur Feststellung des Zusammen-
hanges zwischen dem Kohlenverbrauch eines
Elektrizitätswerkes und den abgegebenen k
für einen bestimmten; Zeitraum oder anders
ı) „Stahl und Eisen“ Bd, 39, 1919, 8. 1170,
Säule mit einem Linearbolometer konstruierte .
(Phys.
4
&
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hr
y-
{
28. Oktober 1920.
esagt, des Einflusses der Belastung auf den
ohlenverbrauch. Auf diese Frage möchten
wir etwas näher eingehen. Zunächst müßten
selbstverständlich sämtliche Messungen bei
Kohle mit gleichem Heizwert vorgenommen
werden, da sonst die Lage der einzelnen Punkte
im Schaubild nicht eindeutig sein kann. In
gleicher Weise müßte bei Wechselstromkraft-
werken auch der Leistungsfaktor Berück-
sichtigung finden. Im übrigen kann der
Kohlenverbrauch bezogen auf die Belastung
nicht nur durch konstante Verluste und einen
proportionell der Belastung wachsenden Strom-
verbrauch (wie das beiDurchsetzöfen annähernd
der Fall ist) ausgedrückt werden. Es sind da
bekanntlich Faktoren im Spiel, welche die Ver-
luste in Abhängigkeit von der Belastung bringen
und zwar so, daß der Zusammenhang zwischen
Kohlenverbrauch und abgegebener Energie,
pre nicht durch eine Gerade, sondern
urch eine Kurve ausgedrückt wird. Zu diesen
Faktoren gehören die veränderlichen thermo-
dynamischen, indizierten, mechanischen und
elektrischen Wirkungsgrade. Das Schaubild
für den Quotienten y‘ = y/x,_ entsprechend
dem Verbrauch an Kohle f.1 kWh bei ver-
schiedener Belastung ist folglich auch keine
Hyperbel, sondern eine kompliziertere Kurve.
So gibt Hobart (ETZ. 1915, S. 665, „‚die
Kosten der Elektrizitätserzeugung‘‘) an, daß
die Erzeugungskosten, bezogen auf die kWh,
umgekehrt proportional der vierten Wurzel
aus dem Belastungsfaktor sind. Werden
somit der Untersuchung des Zusammen-
hanges graphisch ermittelte Kurven und
nicht eine Gerade nebst zugehöriger' Hy-
erbel zu grundegelegt, so kann eine solche
Methode auch für Blektrizitätswerke An-
wendung finden. Da die Idealkurve in ihrem
Verlauf jedesmal bekannt ist, so glauben wir,
daß eine einfach von Hand durch die ver-
mittels Messungen gefundenen Punkte geführte
ähnliche Kurve eine genauere Unterlage sein
wird, als eine rechnerisch ermittelte richtigste
Gerade. H.H.
Fernmeldetechnik.
New Yorker Zentralfunkstelle.. — An der
Nordküste Long Islands, nahe bei New-York,
errichtet die ‚Radio Corporation of Amerika“
eine Großfunkstelle, welche gleichzeitig mit
5 anderen ausländischen Großstationen wird
arbeiten können.!) Die Stahltürme der Sta-
tionen werden auf einem Gelände von etwa
3 ha errichtet, das östlich von Port Jefferson
am Long Island- Sund liegt. Die Vorberei-
tungsarbeiten der Ingenieure sind vollendet
und die Verträge für die Lieferung des für die
Konstruktion nötigen Materials abgeschlossen ;
ein Stab von Funkentelegraphie-Fachleuten hat
mit den Bauarbeiten begonnen. Es werden 5
Duplexsender und -empfänger eingebaut
werden, welehe nach Angaben von E.J. Nally,
Präsident der Radio Corporation, gleichzeitig
betrieben werden können. _Zuerst soll der
Betrieb mit Frankreich und Deutschland auf-
genommen werden; ‘als weitere Gegenfunk-
stellen kommen zunächst Stationen in Buenos-
Aires und anderen Punkten Südamerikas,
sowie in Polen, Schweden, Dänemark und
anderen europäischen Ländern in Betracht.
Die Antennenkonstruktion ist etwas unge-
wöhnlich. Von dem Maschinenhause werden
6 Luftdrahtgebilde sternförmig ausgehen und
eine Ausdehnung von mehr als 1,6 km vom
Mittelpunkt haben. Das ganze Luftdrahtge-
bilde wird mittels 45,7 langer Rahen an 122 m
hohen Stahltürmen befestigt werden. Jede
der 6 Antennen hat 12 Türme. Fünf von den
Antennen werden für den regelmäßigen Dienst
benutzt, während die sechste für Aushilfs-
zwecke vorbehalten bleibt. Die Energieerzeu-
gung für jede der 5 Sender wird durch Alex-
anderson-Hochfrequenzmaschinen bewirkt, wie
sie auch jetzt in New Brunswick (N. J.) ge-
braucht werden. Für jede Sendestation sind
zwei 200 kW-Maschinen vorgesehen. Eine neue
Errungenschaft der Funkentelegraphentechnik
wird in den sogenannten vielfach abgestimm-
ten Antennen zur Anwendung gelangen. Die
Empfangsantennen werden nach dem System
Weaganteingerichtet, welches eine Aussiebung
der Luftstörungen ermöglicht. („Electrical
World“, Bd. 76, 1920, S. 143). Th.
Über das Ziehen des Zwischenkreis-
Röhrensenders. — Das Ziehen beim Zwischen-
kreis - Röhrensender ist eine Kopplungser-
scheinung. Glage und Edler bringen des-
halb einen Auszug aus der bisher die Kopp-
lungserscheinungen am besten umfassenden
Theorie von M. Wien, ausführlich behandeln
sie besonders die Gesetze der Schwingungs-
zahlen und der Dämpfungen.
») Vgl. auch „ETZ* 1920, 8. 716.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Es werden dann Oszillogramme wieder-
egeben, die an Röhrensendern bei Nieder-
requenz (etwa 200 i. d. Sek.) aufgenommen
sind und die das Umschlagen der Frequenz
zeigen.
Irgend eine Aufklärung über das Wesen
des „Ziehens‘‘ wird dadurch nicht gewonnen.
(Archiv f. Elektrot. Bd. IX., 29 1920). Alb.
Über die Berechnung von Übertragern” für
Telephonzwecke. — R. Holm hatte im „Archiv
f.. Elektrotechnik“, Bd. 6, 1917, 8. 113!)
eine Abhandlung der gleichen Überschrift ver-
. öffentlicht, die einen durchgreifenden Rechen-
fehler enthielt. Eine neue Abhandlung stellt
die richtigen Resultate der früheren Arbeit in
gedrängter und übersichtlicher Weise zu-
sammen; außerdem werden die grundlegenden
Berechnungen zum gleichen Thema von H.
Pleijel bequem zugänglich gemacht und die
Untersuchung mit Bezug auf gewisse Reso-
nanzübertrager erweitert. Der Verfasser stellt
folgende Aufgabe: Bei gegebener Frequenz
und gegebenen Zeitkonstanten der Wicklungen
ihre Windungszahlen bzw. Selbstinduktivi-
täten so zu berechnen, daß der Übertrager
zwischen zwei vorgeschriebenen, an ihn ange-
schlossenen Leitungsgebilden möglichst gut
Energie überträgt. Die Aufgabe wird mathe-
matisch “behandelt und die Ergebnisse in
übersichtlichen Formeln zusammengestellt.
Außerdem werden einige Messungen an Über-
tragern mitgeteilt, die eine gute Überein-
stimmung mit den Formeln zeigen. (R. Holm.
Archiv f. Elektrotechn, Bd. 8, 1920, S. 371).
_ . Vg.
Verwendung von Sammlerbatterien für
Schwachstromanlagen im Anschluß an Stark-
stromnetze. — Vielfach werden Sammlerbatte-
rien zur Stromversorgung von Klingel-, Uhren-
und ähnlichen Schwachstromanlagen verwen-
det, die aus dem Starkstromnetz aufgeladen
werden. In der Regel sieht man zwei Batterien
vor, von denen die eine zum Betrieb benutzt
wird, während die andere auf Ladung geschal-
tet ist. Wird nur eine Batterie vorgesehen und
unter Vorschaltung einer Glühlampe als Lade-
widerstand geladen oder als Pufferbatterie
unter Dauerladung estellt, so erfordert
die Anlage besondere Schutzmaßnahmen, um
die Netzspannung bei Isolationsfehlern von
den Schwachstromapparaten fernzuhalten.
Hochenegg,Wien, teilt die von dem öster-
reichischen Regulativkomitee für derartige An-
lagen festgesetzten Sicherheitsvorschriften mit.
Sie lauten:
1. Die den Schwachstromkreis versorgende
Akkumulatorenbatteri darf nur in solcheRück-
leitungen von Gleichstromkreisen eingeschaltet
werden, die dauernd zuverlässig geerdet sind.
2. Die: Akkumulatorenbattere muß mit
einer Einrichtung versehen werden, durch
welche sie zuverlässig gutleitnd überbrückt
wird, sobald die gewöhnlich durch den Elektro-
lyten hergestellte leitende Verbindung der Bat-
terieelektroden unterbrochen oder in ihrem
Widerstande übermäßig erhöht wird, oder wenn
aus irgendwelcher anderen Ursache die Span-
nung an der Batterie über die höchstzuiässlge
Starkstromnelz
+
Schwachsiron-
Akkumulalor anlage
Taster.
Abb. 6. Fehlerhafte Ladeschaltung für Sammlerbatterien
aus dem Starkstromnetz.
Ladespannung erheblich ansteigt. In Abb. 6
ist zum Vergleich eine fehlerhafte, in Abb. 7 die
+ Sicherung StarkSirommelz
öchmachsiromanlage
Abb. 7. Ladeschaltung für Sammler nach den Be-
stimmungen des Regulativkomitees.
den Vorschriften entsprechende richtige Anord-
nung dargestellt. („Elektrotechn. u. Maschi-
nenb.‘, Bd. 38, 1920, 8. 429.) Kr.
ı) „ETZ“ 1920,78. 141.
»
857
F_ Abdrehen des Kollektors ohne den Anker
herauszunehmen!), — Ein Support (Abb. 8)
wird an einem Bürstenarm befestigt und hateine
zusammenspannbare Führung, um Vibrationen
des Drehstahles zu verhindern. Eine Holz-
stütze wird zwischen dem die Abdrehvorrich-
tung tragenden Bürstenarm und dem ihm vor-
angehenden (in der Drehrichtung) eingesetzt,
Abb. 8.
die den Zug des Spannschlosses aufzunehmen
hat. Der Bürstenhalterring wird festgekeilt.
Der Abdrehstahl muß aus bestem Schnelldreh-
stahl bestehen, eine rechteckige Schneidfläche
haben und schräg gegen die Segmente verlaufen.
Die Schneidgeschwindigkeit kann bei 250 bis
500 V-Ankern mit starker Glimmerisolation
60 bis 120 m/min, bei solchen mit schwächerer
150 m/min betragen. Bei Antrieb der Dynamo
durch Gasmotoren ist die Drehzahl meist zu
hoch, und man schleift den Kollektor dann
besser ab. Manchmal kann der Gasmotor je-
doch mittels seiner Anlaßluft langsam und
gleichmäßig genug betrieben werden. Nach
dem Abdrehen wird der Kollektor mit feinem
Sandpapier abgeschliffen und mit einem öligen
Lappen poliert. Doch sollte Petroleum. ver-
mieden werden, da es in den Glimmer ein-
dringt, den Schellack löst und niemals ganz
troeknet. W.
Hilfswerkzeug zur Ermittlung des Ent-
stehungsortes von an Maschinen beobachteten
Schlägen. — M. D. C. Cook beschreibt im
„American Maschinist‘‘ vom 10. IV. 1920 ein
einfaches Werkzeug, welches zweifellos für
seinen Zweck besser geeignet ist: als der
bisher gewöhnlich dazu benutzte Schrauben-
zieher. Es besteht (Abb. 9) aus einem flachen
Abb. 9.
zylindrischen Hohlkörper A aus Holz, der
Shen durch eine dünne Holzmembrane ver-
schlossen ist; an die gegenüberliegende, Wand
ist ein Holzrohr oder ein -stab_von geeigneter
Länge angesetzt. Das freie Ende dieses Rohres
bzw. des Stabes ist mit einer Metallspitze
versehen. Beim, Gebrauch wird der Maschinen-
teil, von dem das Geräusch ausgeht, abgetastet,
wobei das Ohr an die Holzschallplatte gelegt
und durch Aufsuchen des Lautmaximums der
Fehlerort ermittelt wird. (‚Genie Civil‘ Bd. 86,
1920, S. 502). ah.
Allgemeiner Maschinenbau.
Die Entwicklung der Holzwarth - Gas-
turbine. — Schon im Jahre 1914 war bekannt
geworden, daß die Holzwarthschen Patente
durch die Firma Thyssen übernommen
worden seien. Man konnte mit Recht auf das
Ergebnis gespannt sein, zumal Stodola in der
Besprechung des Buches von Holzwarth
„Die Gasturbine‘“ auf einen folgenschweren
Irrtum Holzwarths in der Berechnung der
therm. Wirkungsgrade aufmerksam gemacht
hatte?). Holzwarth hatte nämlich die äußere
Energie der Verbrennungsgase: A. Pa (u —vı)
als gewinnbare Energie gerechnet, während
diese in Wirklichkeit zur Überwindung des
äußeren Luftdruckes durch die Auspuffgase
verbraucht wird. Infolgedessen waren sämt-
liche berechneten Wirkungsgrade um etwa
ı) Dixon in
Electrical World“, Bd. 76, 1920, 8. 129.
n, Zeitschr. d. V. d. I. 1912,
8. 527.
858
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heft 43.
28. Oktober 1920.
8 bis 10% zu hoch. Die Aussichten waren
damals recht trübe, denn für die Turbine ohne
Kompression berechnete sich der theoretisch
eirotchhar thermische Wirkungsgrad zu nur
etwa 22%. Hiervon gehen die Wärmeverluste
in der Verbrennungskammer und die gesamten
Verluste in der Turbine ab, die zusammen auf
mindestens 50 bis 60% geschätzt wurden. Mit
einem thermischen Wirkungsgrade von 9 bis
11% wäre aber die ‘Gasturbine nicht lebens-
fähig gewesen. 2
Eine um so größere Überraschung brachten
daher verschiedene Mitteilungen in den Tages-
blättern, wonach die Preußische Eisenbahnver-
waltung 2 Gasturbinen-Anlagen bestellt habe,
mit denen schon Versuche im Gange seien
und weiter ein Bericht von Holzwarth!). Aus
diesem ersehen wir, daß der Fortschritt in
der thermischen Ausnutzung vor allem durch
Erhöhung des Explosionsdruckes und Ver-
kürzung der Expansionszeit erreicht wurde.
Der Weg ist also ähnlich wie der seinerzeit
bei der Kolbenmaschine eingeschlagene. Bei
einem Kompressionsdruck von 3 bis 3,5 at, zu
dessen Erzeugung die Abgaswärme noch ge-
nügt, (Dampfkessel, Dampfturbine, Turbo-
kompressor) erhöht sich der theoretisch er-
reichbare thermische Wirkungsgrad nach den
von Holzwarth mitgeteilten Kurven auf etwa
das Doppelte des obigen Betrages (43 bis 46%).
Außerdem zeigten die Versuche, daß am Rad-
umfang Wirkungsgrade bis zu 55% erreich-
bar sind, so daß also die Wärmeverluste in der
Kammer und die Turbinenverluste zusammen
nur 45% ausmachen. Dies ist ein überraschen-
des Ergebnis, schätzte man doch allein die
Verluste infolge der bei der Explosionsturbine
auftretenden veränderlichen Strahlgeschwin-
diskeit auf 30 bis 40% (Christlein). Auch
unter Berücksichtigung dieser Zahlen erscheint
der mitgeteilte Wirkungsgrad von 26% bei
Vollast außerordentlich, man ist beinahe ver-
sucht zu sagen, unwahrscheinlich günstig. Er
würde bei einem Wirkungsgrad am Radumfang
von 55% einen theoretischen thermischen Wir-
kungsgrad von 47,5 % bedingen. Die Gastur-
bine steht mit diesem Ergebnis in der Mitte
zwischen der Dampfturbine und der Kolben-
gasmaschine. Allerdings hat die Gasturbine
den Nachteil, daß der Wirkungsgrad bei Halb-
last auf weniger als ?/, desjenigen bei Vollast
sinkt und der Leerlaufverbrauch noch nahezu
50% beträgt.
Die Anwendung hoher Kompression be-
dingte eine entsprechende Durchbildung des
sogenannten Düsenventils, welches die Düsen
von der Verbrennungskammer absperrt und
eine Sonderheit der Holzwarthschen Turbine
darstellt. Auch der große, zur Erreichung
kurzer Expansionszeit und geringer Wandungs-
verluste erforderliche Düsenquerschnitt be-
dingte Neukonstruktion des Düsenventils, die
offenbar zur Zufriedenheit gelungen ist. Die
im Gegensatz zur Dampfturbine schlagartig
erfolgende Beaufschlagung erforderte eine be-:
sonders kräftige Ausbildung der Beschaufe-
lung. Als Material für die Schaufeln hat sich
Elektroeisen als besonders vorteilhaft er-
wiesen, da dieses dem Einfluß hoher Tempera-
turen am besten widersteht. Es scheint ge-
lungen zu sein, die Schaufeltemperaturen durch
Luftkühlung des Rades in den erforderlichen
Grenzen (400 bis 450°) zu halten.
In einem Abschnitt über,, Wirtschaftliches‘“
wirdausgeführt, daß die Gestehungskosten der
Gasturbinenanlage nur etwal/; derjenigen von
Kolbengasmaschinenanlagen betragen werden,
daß ferner die Vorteile der mehr und mehr auf-
kommenden Nebenproduktgewinnung bei der
Vergasung der Brennstoffe der Gasturbine wegen
deren geringerer Anlagekosten im verhältnis-
mäßig höherem Maße zugutekommt. So be-
stehen berechtigte Aussichten dafür, daß die
Gasturbine die Großgasmaschine nach und
nach verdrängen wird. Die von der Preußischen
Staatsbahn ‚vorgenommenen Bestellungen be-
treffen eine Olturbine für 500 kW, 3000 Umdr./
min, gekuppelt mit Gleichstromdynamo und
eine Gasturbine für 3200 kW, 1000 Umdr./min.,
beide im Gegensatz zu den beiden Versuchs-
turbinen in liegender Anordnung. Erstere ist
anscheinend zur Verwendung auf einer Loko-
motive mit elektrischer Kraftübertragung be-
stimmt, letztere zur Erzeugung von Ein-
phasenstrom für Bahnzwecke. Es liegt in der
Natur der Sache, daß der Staatsbeamte in
bezug auf technische Neuerungen zurück-
haltend ist und lieber die mit deren Einführung
verbundene erhöhte Verantwortung vermeidet.
Um so größer ist das Verdienst des Geh.
Oberbaurats Dr. Wittfeld, der auf diesem
Gebiet durch Erteilung der ersten Bestellungen
und überhaupt durch sein lebhaftes Interesse
für die Gasturbinenfrage bahnbrechend vorge-
gangen ist. :
!) Zeitschr. d. V. d. I. Bd..64, 1920, S, 197.
Jahresversammlungen, Kongresse,
Ausstellungen,
Jahresausstellung der Physical Society
und der Optical Society. — Auf der von der
Physical Society gemeinsam mit der Op-
tieal Society seit 1913 zum ersten Male wieder
veranstalteten Jahresausstellung erweckte eine
Sammlung erbeuteter deutscher Instrumente,
die von der Admiralität und dem Luftministe-
rium gezeigt wurde, besonderes Interesse. Nach
Ansicht des englischen Ausstellungs-Bericht-
erstatters!) hat die englische Industrie den Vor-
sprung, den Deutschland vor dem Kriege in
der Herstellung technisch-wissenschaftlicher
Instrumente hatte, nicht bloß eingeholt, son-
dern weit überschritten, eine Behauptung, die
allerdings durch die daran angeschlossenen Aus-
führungen nicht allzu sehr begründet wird. An
beachtenswerten Apparaten stellt die Firma
H. Tinsley einen thermokraftfreien Kompen-
sationsapparat nach Dießelhorst aus, der
für das National Physical Laboratory be-
stimmt ist. Dieselbe Firma zeigt ferner eine
Thomsonsche Doppelbrücke mit zugehörigen
Widerstandsnormalien und einem Meßbereich
von 1,000 @ bis 0,001 @. Wie die Firma angibt,
hat sie große Schwierigkeiten in der Beschaf-
fung geeigneten Widerstandsmaterials für die
Normalwiderstände, da die seitens der eng-
lischen Fabrikanten garantierten Werte des
elektrischen Temperäturkoeffizienten tatsäch-
lich weit überschritten werden. Die Firma ist
infolgedessen auf die Verwendung ausländi-
schen Materials angewiesen. Außer diesen Ap-
paraten sind von durch Tinsley & Co. herge-
stellten Apparaten noch erwähnenswert ein
Kompensationsapparat mit einem Meßbereich
von 18 V bis 10-$V, ein Selbstinduktionsvariator
für eine Selbstinduktion von 6 bis 159 mH und
eine gegenseitige Induktion von 0 bis 34 mH,
eine künstliche Leitung und ein ph
zähler nach der stroboskopischen Methode für
50 bis etwa 1300 Umdr/min. Die Cambridge
und Paul Instrument Company (entstanden
aus der Vereinigung der Cambridge Seien-
tifie Instrument Company mit R. W. Paul)
stellte u. a. einen elektrischen Kohlensäure-
Registrierapparat aus. Das Instrument ge-
stattet, ohne Anwendung chemischer Absor-
ptionsmittel den Kohlensäuregehalt von Rauch-
gasen abzulesen und zu registrieren. Die Wir-
kungsweise beruht auf der verschiedenen
Wärmeleitfähigkeit von Luft und Kohlen-
säure-Luft-Gemischen. Von zwei Platinspira-
len, die Zweige einer Wheatstoneschen Brücke
bilden, befindet sich die eine in einer gewöhn-
lichen Luftatmosphäre, die andere wird von
Rauchgasen umspült. Der Ausschlag eines Gal-
vanometers, das in der Brücke liegt, dient als
Maß für den Kohlensäuregehalt. Ge. :
Verschiedenes.
Die Stellungnahme der Behörden zu der
neuen Gebührenordnung der Architekten und
Ingenieure. — Der AGO-Ausschuß hatte die
neue Gebührenordnung der A. u. 1.2) einer
Reihe von Behörden zusammen mit einer
kleinen Druckschrift übersandt, in welcher ihre
geschichtliche Entwicklung geschildert und
um ihre Prüfung, Berücksichtigung und An-
erkennung gebeten wurde. U. a. wurde die
Gebührenordnung übersandt an das Reichs-
Justizministerium, die Landesjustizministerien,
die Präsidenten des Reichsgerichts, des Kam-
mergerichts und der ÖOberlandesgerichte, an
die Reichs- und Staatsministerien sowie end-
lich an eine Reihe von Stadtverwaltungen.
Der AGO teilt nun den ihm angeschlossenen
Vereinen und Verbänden in einem Rund-
Schreiben das bisherige Ergebnis dieses Schrittes
bzw. den Inhalt der ihm zugegangenen Ant-
worten mit, woraus einiges wiedergegeben sei.
Was die Justizbehörden anbelangt, so
wird in deren Rückäußerungen ganz allgemein
der genugsam bekannte Standpunkt vertreten,
daß den vorgesetzten Dienststellen der Ge-
richte, eine Einwirkung auf deren Entschei-
dungen hinsichtlich der Anerkennung der
Geb. O. der A.u. I. als ‚‚üblicher Preis‘ nicht zu-
stehe, daß vielmehr die Richter in jedem Einzel-
falle die Frage der Üblichkeit zu entscheiden
hätten. :
Man wird sich also nicht zu wundern
brauchen, wenn der frühere Zustand, daß z. B.
Gerichte ein und derselben Stadt, ja sogar
die verschiedenen Kammern bzw. Abteilungen
eines und desselben Gerichts die Üblichkeit ganz
nach ihrem Gutdünken anerkennen oder ab-
lehnen, ohne sich die Mühe zu geben, der Lage
der Dinge in privatem Verkehr wirklich nach-
zugehen. Sache der Ingenieure und Architekten
bleibt es also, keine Mühe zu scheuen, immer
ı) „Electrieian“, Bd. 85, 1920, 8. 68.
2) Vgl, „ETZ“ 199,8. 268.
und immer wieder gegen Kostenfestsetzungen;
welche der genannten Geb. O. die Anerkennung
versagen, Beschwerde zu erheben, um so all-
mählich den Gerichten die Tatsache einzu-
hämmern, daß ‘es sich doch um übliche Sätze
handelt. Wie wir von vielen Kollegen gehört
haben, beginnt es allerdings auch auf diesem
Gebiete bereits zu dämmern; viel öfter wie
früher wird heute diese Geb.O.von den Gerichten
ohne weiteres anerkannt. Empfehlen möchten
wir bei dieser Gelegenheit, jeder Gebühren-
rechnung das letzte Rundschreiben des AGO!)
beizufügen. _
Aus den Außerungen anderer Ministerien
sei erwähnt, daß sich der preußische Finanz-
minister bei gutachtlicher Inanspruchnahme
nichtbeamteter Architekten und Ingenieure
vorbehält, in jedem Einzelfall Vereinbarungen
zu treffen. Das Wohlfahrtsministerium will
der Anerkennung und Anwendung der Geb. O.
keine Bedenken entgegensetzen. Das sächsische
Finanzministerium will die Geb. O. bei Auf-
trägen an Nichtbeamtete zugrunde legen; eben-
so äußert sich das Reichsarbeitsministerium.
Gegen die entwurfsweise aufgestellten
Honorarnormen für Siedlungswesen
wurden von amtlicher Stelle Bedenken er-
hoben, weil diese für Wiederholungen von
Typenbauten bei Siedlungen zu hohe Sätze
ergäben. Piz. ; -
Energiewirtschaft.
Feuerungstechnisches. — . Vom 16. bis
18. IX. 1920 fand in der Technischen
Hochschule Charlottenburg die feue-
rungstechnische Tagung der Haupt-
stelle für Wärmewirtschaft statt. as
meiste Interesse wurde dem ersten Gegen-
stand entgegengebracht: „Umstellung von
Dampfkesselfeuerungen auf Braun-
kohle“ und „Verwendung von Vor-
rosten zur Umstellung vorhandener
Feuerungen auf minderwertige Brenn-
stoffe‘. Die beiden Referenten brachten in
großen Zügen das, was in der letzten Zeit auf
diesem Gebiet geleistet worden ist, und kamen
zu dem Schluß, daß in den meisten Fällen
eine sachverständige Prüfung Grundlage für
irgendwelche Maßnahmen auf dem Gebiete
sein muß, um sich vor Rückschlägen zu hüten,
die bei den außerordentlich vielseitigen An-
forderungen leicht eintreten können. Der
Grundgedanke der Tagung, der Erfahrungs-
austausch, kam leider nicht recht zur Geltung,
zumal die Erzeugerfirmen, Rostbaufirmen usw.
ein zu großes Aufgebot gestellt hatten und die
Mitteilungen der Verbraucher, also die Stim-
men der Praxis, infolge Zeitmangels dabei zu
kurz kamen. Soll die Einrichtung solcher
Tagungen auf die Dauer den gewünschten
Erfolg haben, so ist es dringend notwendig,
die Verbraucher mehr zu Wort kommen zu-
lassen und so das erstrebte Ziel wirklich zu
erreichen. Sowohl Erzeuger wie Verbraucher
würden davon einen großen Vorteil haben,
denn es ist bekanntlich sehr schwer, die Er-
fahrungen der Praxis herauszuholen und einer
größeren Öffentlichkeit bekannt zu geben.
Die vorhandene Bereitwilligkeit zu solchen
Mitteilungen sollte unbedingt gefördert werden,
u. a. dadurch, daß auch schriftliche Beiträge
entgegengenommen und entsprechend ver-
öffentlicht werden. Bisher hat sich in der Aus-
sprache nur herausgestellt, daß Schwierigkeiten
der verschiedensten Art zu überwinden sind
und nur durch eingehende Behandlung des
Einzelfalles entschieden werden können. Die
technischen Schwierigkeiten sind geringer als
die finanziellen, außerdem ist die Umstellung
auf Braunkohlen im wesentlichen eine Frage
der Sicherstellung des Bezuges bestimmter
Kohlensorten auf längere Zeit. Da diese
Sicherheit z. Zt. nicht gegeben werden kann,
auch stellenweise übertriebene Hoffnungen auf
baldige Rückkehr zum Steinkohlenbezug vor-
handen sind, ist bisher verhältnismäßig wenig
getan worden. Eine weitere Unsicherheit bietet
ie gesamte Verkehrsanlage bzw. der Wagen-
und Lokomotivmangel bei dem notwendigen
etwa 3-fachen Umschlag, weiterhin die Lage-
rung auf dem Werk sowie die Bewältigung
der Kohlenmengen innerhalb des Kesselhauses.
i Das zweite Thema: „Ersparnisprämien
in der Wärmewirtschaft“ brachte aus
größeren Betrieben Beispiele, die Arbeiter und
Beamten gemeinsam zur sparsamen Brenn-
stoffwirtschaft unter dem obersten Gesichts-
punkt der Betriebssicherheit und Leistungs-
fähigkeit zu erziehen. Beherzigenswert ist,
daß die Prämien in ausreichendem Maße ge-
währt werden müssen, falls nicht das ganze
System versagen soll.
‚9 Vgl. „ETZ“ 1920, S. 6557. Zu beziehen durch Julius
Springer, Berlin, zum Preise von 20 Pf. >
5
28. Oktober 1920.
Auch die „Verwendung von Torf für
Dampfkesselfeuerungen‘ wurde in zwei
Referaten behandelt, ohne indessen die ge-
wünschte Klärung zu bringen. Es liegen noch
zu wenig Erfahrungen aus Großbetrieben vor,
besonders macht die Beschaffung der nötigen
Brenntorfmengen heute noch Schwierigkeiten,
an deren Beseitigung bekanntlich z. Zt. stark
gearbeitet wird. „
.. Die „Verwendung von Braunkohle
für Industriefeuerungen‘ scheitert häufig
an der geringen Verbrennungs- bzw. Feuer-
raumtemperatur, so daß für solche Zwecke
vorläufig das Brikett den Vorrang hat. Wesent-
lich vorteilhafter in bezug auf hohe Verbren-
nungstemperatur sind die Kohlenstau b- oder
besser Staubkohlenfeuerungen, da diese
mit emem minimalen Luftüberschuß arbeiten
können. Wesentlich ist dabei die Kornfeinheit,
die bei der heutigen Mahltechnik keine be-
sonderen Schwierigkeiten macht, wenn sonst
sich die Kohle infolge ihres Wasser- und
Aschengehaltes zur Staubfeuerung eignet. An
sich ist die Staubkohlenfeuerung in Deutsch-
land wenig bekannt mit Ausnahme der Zement-
industrie, in der man mit gutem Erfolge
arbeitet. Die allgemeine Verwendung müßte
noch sorgfältig geprüft werden, insbesondere
bezüglich des feuerfesten Materials. Eine
normale Dampfkesselanlage ohne Änderungen
auf Staubkohle umzustellen, dürfte Schwierig-
keiten bringen, da im Gegensatz zur normalen
Feuerung das Kohleteilchen die notwendige
Wärme nicht aus der glühenden Kohlenschicht
holt, sondern diese im Vorbeifliegen aus heißen
Wandungen schlucken muß.
Diese theoretischen Erörterungen über
Verbrennung wurden vorzüglich durch Dr.
Aufhäusers Vortrag: „Neuere Ansichten
über Brennstoffe und Verbrennung“
behandelt. Es wäre zu wünschen, daß von
diesen Erkenntnissen im Rost- und Kesselbau
mehr Gebrauch gemacht würde; vielleicht
ist die erwähnte Staubkohlenfeuerung in der
Lage, umwälzend zu wirken, wenn alle Er-
fahrungen besser zusammengetragen werden.
Es sollen zwar die Berichte der bei der
Tagung nicht zu Wort gekommenen Dis-
kussionsredner veröffentlicht werden, jedoch
fehlt dann der Austausch, der beabsichtigt
war. Es ist zu hoffen, daß nach einigen Wieder-
holungen sich die gegenseitigen Interessen so
eingespielt haben, daß wertvolle Arbeit in
kurzer Zeit geleistet wird. Diejenigen, die das
Gebiet kennen und beherrschen, fanden wenig
neues, sozusagen nur Varianten, die anderen
wurden von der Fülle des Gebotenen erdrückt
und erhielten daher wohl nicht die erhoffte
Übersicht. 5
Die „Möglichkeit von Ersparnissen
im Zentralheizungsbetrieb‘ zeigte, daß
auf diesem Gebiete noch mehr zu tun ist als
auf dem der Umstellung auf andere Kohlen-
sorten. Beinahe phantastisch klingende Zahlen
von 50% Ersparnissen und mehr beweisen,
daß unter sachkundigen Händen wirtschaft-
liche Anlagen entstehen können, die ihren Ein-
fluß auch auf das Kesselhaus ausüben können.
Die Frage der Abwärmeverwertung für Heiz-
zwecke konnte in Anbetracht der vorgerückten
Zeit nicht ausreichend behandelt werden und
würde zweekmäßig nachgeholt werden können.
Die feuerungstechnische Tagung zeigte
jedenfalls, daß ärmewirtschaft und Feue-
rungsbetrieb noch reichlich verbesserungs-
fähig sind, daß aber andererseits das Verständ-
nis für deren Wichtigkeit geweckt ist. Durch
systematische Arbeit, auch von sachverständi-
ger Seite, wirdes uns wohl gelingen, aus dem
Kohlenelend herauszukommen und unser Wirt-
schaftsleben wieder in Gang zu bringen. La.
Industrie und Handel.
Das Ergebnis der Brüsseler Finanzkon-
ferenz. — Unter dem furehtbaren Druck der
wirtschaftlichen Not unserer Zeit. mag so
mancher große Hoffnungen auf das Ergebnis
der internationalen Finanzkonferenz
gesetzt haben, ‘die der Völkerbundrat, einer in
dem bekannten Haager Memorandum vom
November 1919 gegebenen Anregung ent-
sprechend, vor kurzem nach Brüssel einbe-
rufen und durch eine Reihe speziell hierfür
veranlaßter Gutachten sorgfältig vorbereitet
hatte. Daß diese Hilfesuchenden — und es
zählen heute wohl sehr viele Angehörige aller
vom Kriege mehr oder weniger schwer betroffe-
nen Länder dazu — sich nunmehr nach Schluß
der z. T. wesentlich akademischen Verhand-
lungen enttäuscht fühlen, ist begreiflich. Und
doch wäre es unbillig, die Konferenz dafür
verantwortlich zu‘ machen, daß sie nicht in
einem sofort durchführbaren Programm den
sicheren Weg aus dem europäischen Wirt-
schaftselend zeigte. Solch einen allgemein be-
gehbaren Weg gibt es nicht, und wer ihn er-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 43.
wartete, verkennt die unheilvolle Verknüp-
fung wirtschaftlicher, finanzieller und poli-
tischer Faktoren, die durch den Weltkrieg und
seine Folgen verursacht, von den Urhebern
der verschiedenen Diktatfrieden fast unent-
wirrbar gemacht worden ist. Es konnte auch
nicht die Aufgabe der Konferenz sein, mit
einem Schlage ein Problem zu lösen, das zu
meistern, fast übermenschliche Kraft und Ein-
sieht erfordert; und schließlich war ihr Pro-
gramm durch den Ausschluß jeder Diskussion
über den Friedensvertrag von Versailles und
damit über die von Deutschland zu leistende
Entschädigung gerade in bezug auf den Kern-
punkt des Problems beschränkt, der doch zu-
nächst klargelegt werden muß, bevor eine
wirklich erfolgreiche Sanierung der Verhält-
nisse, besonders in Deutschland, möglich ist.
Indem man ihn einer späteren Konferenz in
Genf oder anderswo vorbehielt, wurden die
Brüsseler Delegierten der 39 beteiligten Staaten
in eine Zwangslage versetzt, die für den prak-
tischen Wert ihrer Arbeit im Sinne jener
Hilfeheischenden von vornherein zunächst nicht
viel erwarten ließ. Immerhin hat die Kon-
ferenz, abgesehen von den schriftlichen Be-
richten und anderen Gutachten ausgewählter
Sachverständiger, äußerst interessante Ausfüh-
rungen gebracht, deren große Bedeutung für
die künftig zu verfolgende Wirtschaftspolitik
nicht geleugnet werden darf. Hervorgehoben
zu werden verdienen in dieser Beziehung neben
den Vorarbeiten des Stockholmer Professors
Cassel der Vorschlag des belgischen Minister-
präsidenten Delacroix für ein als Ge-
nossenschaft der beteiligten Staaten zu er-
riehtendes Institut international d’Emission,
die Darlegungen des französischen Vizeprä-
sidenten Celier über die Aufgaben der Kon-
ferenz sowie über internationale Anleihen und
Kreditorganisationen, die Ersparnisvorschläge
Brands (England), die groß angelegte Rede
des Präsidenten der Nederlandsche Bank Dr.
Vissering über das Geldwesen Europas und
die Möglichkeiten seiner Verbesserung, das
temperamentvolle Eintreten des italienischen
Professors Panteleoni für den Freihandel,
der Vortrag des Belgiers Wouters d‘Op-
linter über die Probleme des internationalen
Warenausstausches und schließlich das von
dem Holländer ter Meulen entworfene Pro-
jekt für eine internationale Kreditorganisa-
tion, an: das die bezügliche Konferenzkom-
mission inihrer Resolution dann anknüpfte, und
das um so mehrinteressieren mußte, als sowohl
der von Amerika als Gast entsandte Vertreter
Boyden wie der englische Delegierte - Lord
Chalmers die hier und dort immer noch
gehegten Hoffnungen auf von diesen beiden
Ländern erreichbare Staatskredite sehr ein-
deutig als aussichtlos bezeichneten. Daß
Staatssekretär Bergmann die Konferenz mit
Erfolg über unsere, wie er sagte, noch nicht
verzweifelte Finanzlage, die deutschen Steuer-
pläne und Aussenhandelsbestrebungen auf
klären konnte, war aus dem Grunde außer-
ordentlich wichtig, weil Deutschland vorläufig
nicht ohne fremde Unterstützung auskommen
kann und die jetzt kommenden Verhandlungen
über seine Kriegsschuld im Interesse aller Be-
teiligten unbedingt auf der Basis vollkommen
klarer Einsicht in unsere finanziellen und
wirtschaftlichen Verhältnisse geführt werden
müssen.
Das positive Ergebnis der Konferenz
neben dem gewiß nicht zu unterschätzenden
einer wechselseitigen Verständigung unter den
Delegierten sind folgende von den einzelnen
Kommissionen aufgestellte, im weiteren natür-
lieh die Mitwirkung des Völkerbundes er-
fordernde und sich teilweise deckenden Richt-
linien :t)
Die Finanzkommission will die öffent-
liche Meinung von den Regierungen dahin
unterrichtet sehen, daß sie sich endlich von
der wahren Lage Rechenschaft gebe und
davon überzeuge, daß die Rückkehr zu einer
gesunden Finanzgebarung unerläßliche Vor-
aussetzung einer wirklich sozialen Politik
sei. Das Wirtschaftsleben könne nur wieder
aufleben durch Vermehrung der Produk-
tion, die bisher von dem dauernden Miß-
verhältnis zwischen den Ausgaben und
Einahmen des Staates verhindert werde.
Daher müßten erstere in den ordentlichen
Einnahmen ihre volle Deckung finden, die
Rüstungsausgaben, soweit es die nationale
Sicherheit irgend gestatte, eingeschränkt ‚alle
unproduktiven außerordentlichen Ausgaben
vermieden und selbst die produktiven tunlichst
verringert werden. Auf die Senkung der
Rüstungsausgaben legt die Kommission
- ganz besonderes Gewicht, wie sie anderseits
von den Regierungen Verzieht auf alle Maß-
nahmen verlangt, die im Widerspruch mit
den natürlichen Gesetzen der Wirt-
1) Nach der „Frankf. Ztg.“ vom 8. X. 1920.
859
schaft und durch rein künstliche Mittel den
Völkern ein falsches Bild von der wirklichen
Lage vortäuschen (Beeinflussung der Nah-
rungsmittelpreise, , Erwerbslosenunterstützung
usw.). Lasse sich auf diese Weise der not-
wendige Ausgleich zwischen Ausgaben und
Einnahmen nicht erreichen, so müsse der
Fehlbetrag durch neue Steuererträgnisse be-
glichen werden. Im Falle unvermeidbarer An-
leihen sei die Konsolidierung der Schul-
den Voraussetzung. Schließlich wird emp-
fohlen, die finanzielle Situation jedes Landes
der Kritik breitester Öffentlichkeit zugäng-
lich zu machen.
Die Kommission, die die im Vordergrund
des allgemeinen ‘Interesses stehenden Fragen
des internationalen Kredits behandelte,
ist der Ansicht, daß der Geldmarkt erst dann
wieder. normal funktionieren könne, wenn
sämtliche Beziehungen zwischen allen Völkern
wieder angeknüpft und die aus dem Kriege
herrührenden Verpflichtungen festgestellt, ihre
Regelung in Angriff genommen seien. Die
Vorbedingung für neue Kreditmöglichkeiten
sieht sie in der Wiederherstellung gesunder
öffentlicher Finanzen, dem Aufhören der In-
flation, dem Abbau des Geldumlaufes und der
Freiheit der Handelsbeziehungen. Für
ausländische Hilfe, ohne die einzelne Länder
nicht zu einer wirtschaftlichen Gesundung
kommen können, dürften nur wirkliche Er-
sparnisse herangezogen, der Geldumlauf aber
keinesfalls vermehrt werden. Sie könne nur
für Länder in Frage kommen, die zu gegen-
seitiger Unterstützung bereit und imstande
sind, durch die Zusammenarbeit aller
Bevölkerungsklassen und Sparsamkeit
die volle Entwieklung ihrer Produktion sicher
zu stellen. Von Sonderfällen abgesehen, sollen
die Kredite aber nicht von Staat zu Staat ge-
geben werden. Für Privatkredite empfiehlt
die Kommission die Einrichtungeinesinterna-
tionalen Organs für diejenigen Staaten, die
. Kredite zur Bezahlung ihrer lebenswichtigen
Einfuhr beanspruchen. Auf Grundlage von (sa-
rantien für die Sicherung dieser Kredite sollen
Bonds ausgestellt, die Durchführung der Ein-
richtungimeinzelnen durch ein vom Völkerbund-
rat zu bildendes Komitee aus Finanzmännern
und Geschäftsleuten ausgearbeitet werden. Es
scheint der Kommission zweckmäßig, wenn
dieses die Möglichkeit prüfe, die als Unter-
pfand dienenden Obligationen durch eine inter-
nationale Garantieverpflichtung zu stärken;
dagegen ist sie der Ansicht, daß der Vorschlag,
die Garantien für Ausfuhrkredite ganz auf
internationaler Basis aufzubauen, erst noch
gründlich studiert werden müsse. Für Ver-
edelungskredite sieht sie ein Haupthindernis
in der lückenhaften Gesetzgebung der. ein-
zelnen Länder, die dem ausländischen Kredit-
geber nicht genügende Sicherheit gewähren.
Sie regt an, daß der Völkerbund einen Aus-
schuß von Juristen und Kaufleuten beauf-
trage, auf den Ausbau der Gesetzgebung der
einzelnen Länder in diesem Sinne hinzuwirken.
Weiter wünscht die Kommission u. a. die Ver-
öffentlichung vergleichbaren finanziellen In-
formationsmaterials, Schaffung eines inter-
nationalen Clearinghauses und eine Ver-
ständigung dahin, daß die Überbürdung mit
Steuern nicht zum Hindernis für den inter-
nationalen Geld- und Kreditverkehr werde.
Nach der Resolution der Kommission für
den internationalen Handel verlangt
dessen Wiederaufnahme die Wiederherstellung
wirklichen Friedens und seine Aufrecht-
erhaltungin der Zukunft. Als wichtiger Faktor
erscheint ihr ferner die Sicherheit im
Innern der einzelnen Länder. Die Ver-
besserung der finanziellen Lage und die wirt-
schaftliche Wiedergesundung hänge stark von
der Verständigung zwischen den Nationen ab;
im Anschluß an die Erklärung des Obersten
Rates der Alliierten vom 8. III. 1920 betont
sie die Notwendigkeit, sofort und in vollem
Umfange die freundschaftliche Gedankenarbeit
der Völker und den freien, uneinge-
schränkten Güteraustausch wieder her-
zustellen, so daß das europäische Wirtschafts-
‚leben nieht durch die Errichtung künstlicher
Schranken in der Entwicklung gehemmt
werde. Jedes Land müsse allmählich wieder
zu der Handelsfreiheit der Vorkriegszeit zu-
rückkehren; die Verbesserung und rationelle
Ausnutzung der Transportmittel sei für den
Welthandel von vitaler Bedeutung.
Von der Kommission für Währung und
Valuta wird u. a. gefordert, daß die Banken
jedem politischen Einfluß entzogen werden
und nur eine von rein wirtschaftlichen Ge-
siehtspunkten geleitete Geldpolitik treiben.
Sie weist auf den Zinsfuß als den wirksamsten
Regulator des Kredits hin und wünscht für
Länder, deren finanzielle Lage eine unmittel-
bare Änderung der Diskontpolitik nicht zu-
lasse, eine: Beschränkung des Kredits auf die
Befriedigung nur wirklich dringender Bedürf-
860
Elektrotechnische Zeitschrift.
nisse. Wo die Goldwährung aufgegeben
worden sei, solle man so bald wie möglich zu
ihr zurückkehren. Den Versuch, eine feste
Beziehung zwischen dem umlaufenden Papier-
geld und dem Goldwert herzustellen, hält
die Kommission für aussichtlos, weil sie
sich doch nicht aufrecht erhalten lasse, und
wo der Abbau der Inflation angefangen werde,
müsse er langsam und sehr vorsichtig erfolgen,
um Handel und Kredite nicht schwer zu
stören. Die Kommission glaubt weder an die
Wichtigkeit einer internationalen Geldeinheit,
noch an die eines internationalen Ausgleichs-
mittels, hält aber die Einrichtung eines Zen-
tralemissionsinstituts dort für dringend not-
wendig, wo ein solches noch nicht besteht. Da
der Versuch, die Schwankungen der Wechsel-
kurse durch Einführung künstlicher Kontroll-
maßnahmen zu beseitigen, keinen Erfolg
verspreche, wird ein internationales In-
stitut vorgeschlagen, das nicht nur die finan-
ziellen Statistiken der Konferenz fortzuführen
sondern auch die Frage des Geldumlaufes und
der zu seiner Verbesserung einzuschlagenden
Politik dauernd weiter zu prüfen habe. -
Vieles in diesen prägnanten Resolutionen
und Richtlinien Gesagte ist nicht neu, auch
nicht allgemein ausführbar, und doch, vor
dem Forum der Finanzkonferenz eindringlich
wiederholt, wird es mithelfen, allen heute noch
darüber unklaren Köpfen einzuhämmern: Es
gehtnur mitArbeiten und Sparsamkeit.
1920. Heft
43. 28. Oktober. 1920.
Diese wichtigsten wirtschaftlichen Notwendig-
keiten aber lassen sich allein erfüllen, wenn
wirklich Friede herrscht. Sache der Regie-
rungen ist es, ihn endlich zu schaffen und jene
440 Artikel eines Vertrages zu beseitigen, der,
ein Kriegsdokument übelster Art, Europa, nie-
mals wird zu Ruhe kommen lassen. Uber
dem Sitz des die Brüsseler Verhandlungen
leitenden früheren schweizerischen Bundes-
präsidenten Ador stand die Devise ‚L’union
fait la force‘. Sie kann den Weg aus dem Wirt-
schaftselend weisen, wenn der gute Wille, ihr
zu folgen, allgemein ist.
Sehutz den deutschen Dieselmotoren! —
Nach Art. 189 des Versailler Vertrages dürfen
alle Gegenstände, Maschinen und Materialien,
die von dem Abbruch, der deutschen Kriegs-
schiffe jeder Art, Überwasserschiffe oder
Unterseeboote, herrühren, nur zu rein in-
dustriellen oder reinen Handelszwecken Ver-
wendung finden, an das Ausland aber weder
verkauft noch überlassen werden. Diese Be-
stimmung erstreckt sich mangels irgend einer
Beschränkung selbstverständlich auch auf
Dieselmotoren, die aus Kriegsschiffen
stammen. Wenn nun Art. 192. weıter aus-
spricht, daß Kriegsmaterial jeder Art, dessen
"Bestände über eine von der Entente festge-
setzte Menge hinausgehen, zu zerstören sei und
nicht mehr erzeugt werden dürfe, so kann das
nur der bare Unverstand allgemein auf Diesel-
motoren beziehen. Ihre Herstellungund Verwen-
dung zu anderen Zwecken als für Unterwasser-
fahrzeuge unter Hinweis auf diesen Artikel und
eine ganz einseitig aufgestellte Kriegsmaterial-
liste verhindern wollen, bedeutet einen durch
nichts begründeten, gewalttätigen Ein-
griff in deutsche Rechte. Er ist jetzt
seitens der Entente bei der Maschinenfa-
brik Augsburg-Nürnberg erstmals versucht
worden und muß deshalb von vorneherein
mit aller Schärfe. zurückgewiesen wer-
den. Dagegen einmütig, wie es inzwischen
auch geschehen, Stellung zu nehmen, ist, ganz
abgesehen von der Rechtsfrage, schon deshalb
Pflicht, weil der Dieselmotor gerade in unserer
wirtschaftlichen Lage, die äußerste Sparsam-
keit auf allen Gebieten industrieller und ge-
werblicher Betätigung fordert, als Antriebs-
maschine mittlerer Leistung gar nicht ent-
'behrt werden kann. Daß die Zerstörung vor-
handener Motoren bzw. die Unterbindung der
weiteren Fabrikation Schadensersatzansprüche
im ‘Werte von Milliarden zur Folge haben
würde, sei nur nebenbei erwähnt. Wie ver-
lautet, hat die deutsche Regierung der Pariser
Botschafterkonferenz eine auf den geplanten
Eingriff sich beziehende Denkschrift -über-
reichen lassen, die hoffentlich mit der nötigen
Deutlichkeit den Wahnsinn ‘eines Vorhabens
kennzeichnet, das letzten Endes doch nur wie-
der die kleinliche Angst vor der Lebenskraft
des geworfenen Gegners beweist.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68.
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306.
Betr.: Kommission für Koch- und Heizgeräte.
Auf die Veröffentlichung „ETZ‘“ 1920,
Heft 34, Seite 680 eingegangene Einsprüche
hat die Kommission bei der Aufstellung eines
2. Entwurfs der ‚Vorschriften für Koch- und
Heizgeräte“ berücksichtigt. Die neue Fassung
wird nachstehend bekannt gegeben. Sie ist
der Jahresversammlung 1920 bereits vorgelegt
und von dieser angenommen worden.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
Dr.-Ong. G. Dettmar.
Vorschriften für Koch- und Heizgeräte.
A. Einleitung.
$ 1: Die Vorschriften sind gültig vom
1. April 1921 ab.i)
$.2. Die Vorschriften gelten für alle
elektrisch beheizten Geräte mit Ausnahme
derjenigen, die, wie z. B. Heißluftduschen und
ähnliche Handgeräte, unter den Geltungsbereich
anderer VDE-Vorschriften fallen, -
$ 3. Geräte, welche mit den nach Ab-
satz F. vorgesehenen Aufschriften -gekenn-
zeichnet sind, müssen den nachstehenden Vor-
schriften entsprechen.
B. Begriffserklärungen.
$ 4. Nennspannung ist die auf dem Gerät
angegebene SpannunginV, für die es gebaut ist.
Nennspannungsbereich liegt zwischen den
Spannungsgrenzen, innerhalb deren die Geräte
betriebsmäßig verwendbar sind.
‚Nennaufnahme ist die vom Gerät im
betriebswarmen Zustande bei der Nennspan-
nung aufgenommene Leistung in W, Nenn-
stromstärke die unter den gleichen Umständen
aufgenommene Stromstärke in
Für die Nennaufnahme ist ein Spiel von
+ 100% zulässig. Für Heizgeräte mit weniger
als 125 W Nennaufnahme ist ein Spiel von
+ 20%, zulässig.
.. Nenninhalt ist die Menge des Kochgutes,
die im Gerät praktisch zum, Sieden gebracht
eh kann, ohne daß ein Überkochen statt-
indet.
$ 5. Heizkörper ist der Geräteteil, in
dem unmittelbar die elektrische Energie in
Wärme umgesetzt wird und der aus dem Heiz-
leiter und seiner Einfassung besteht.
. Auswechselbare Heizkörper sind solche,
die ohne Werkzeug vom Heizgerät getrennt
werden können, z. B. Heizpatronen.
Abnehmbare Heizkörper sind solche, die
nur mittelst Werkzeug, aber ohne Nietarbeiten
abnehmbar sind.
Alle übrigen Heizkörper gelten als ein-
gebaut. ;
. 8 6. Innere Verbindungen sind Leitungen
zwischen Heizkörpern untereinander oder
‘) Gültigkeitstermin für $ 14 und 15, sofern keine
konstruktiven Anderungen vorgenommen werden 1.X. 1921.
VEREINSNACHRICHTEN.
zwischen Heizkörper und Anschlußstelle am
Heizgerät. : :
Die Kupplungsleitung verbindet das Heiz-
gerät mit der festverlegten Zuleitung.
Die Gerätekupplung besteht aus Geräte-
stecker und Gerätedose. Gerätestecker ist der
mit Stiften ausgerüstete Kupp-
lungsteil am Gerät, Gerätedose der
mit Anschlußbuchsen ausgerüstete
an der Kupplunssleitung be-
festigte Kupplungsteil.
$ 7. Ortsfest sind die Geräte,
die mit ihrem Verwendungsort so
verbunden sind, daß sie nicht
ohne besondere Maßnahmen oder
Werkzeuge von ihrem Platze ent-
fernt und anderweitig benutzt
werden können. Alle anderen Ge-
räte gelten als ortsveränderlich.
$8. Anheizwirkungsgrad ist
das Verhältnis der bei der Nenn-
aufnahme durch Anwärmung des
Gerätes nebst Nenninhalt von der
Normaltemperatur von 20°C auf
die Betriebstemperatur nutzbar
aufgenommenen Wärmemenge, um-
gerechnet in elektrische Arbeit,
zu der dem Gerät in der gleichen
Zeit mit der Nennaufnahme zu-
geführten elektrischen Arbeit. ı =
Dauerwirkungssrad ist das Ver-
hältnis der im betriebsmäßigen
Dauerzustand bei: der Nennauf-
nahme nutzbar aufgenommenen
Wärmemenge,umgerechnetin elek-
trische Arbeit, zu der in der glei-
chen Zeit zugeführten elektrischen
Arbeit.
Unter Siedezeit ist die Zeit-
dauer zu verstehen, in der das mit
dem Nenninhalt Wasser gefüllte
Gerät ohne Vorwärmung von Ge-
rät oder Inhalt mit der Nennauf-
nahme von der Normaltemperatur
von 20° C auf die Siedetempe-
ratur gebracht wird.
C.Allgemeine Bestimmungen.
$ 9. Ortsfeste Geräte mit einer
Nennaufnahme bis einschl. 1500 W
und ortsveränderliche Geräte über-
haupt sind für Betriebsspannun-
gen von mehr als 250 V nicht zu-
lässig. 2
Im übrigen sollen höhere Span-
nungen als 250 V vermieden wer-
den. Ist der Anschluß an höhere
Spannungen nicht zu vermeiden,so :
müssen stets ortsfeste Anschlüsse gewählt wer-
den, d. h. die Geräte sind ohne bewegliche
Kupplungsleitungen mit der festverlegten
Zuleitung zu verbinden. $ ; -
..$,10.. Der Anschluß darf bei Apparaten
bis 250 V und bis zu einer Nonhanihalme
von 2000 W durch eine Gerätekupplung, in
anderen Fällen nur durch Verschraubung,
Lötung oder eine gleichwertige feste Verbin-
dung erfolgen.
. .$ 11. Bei Geräten bis 250 V und bis zu
einer Nennaufnahme von 2000 W bei höchstens
nicht regelbar
10 A darf die Gerätekupplung auch zum Ein-
oder Ausschalten dienen. In allen anderen
Fällen müssen Schalter vorgesehen werden,
und zwar sollen diese am Gerät angebracht
sein. Nur wo dies durch die Raumver-
hältnisse oder die Betriebsweise unausführbar
08- 10mm Wand'stärke
© Komtakisiiffe
nicht geschlitzt
- Ausbildung der
Aufweitung Jreigesiet
08= 10mm Wandstörke
Vs, Jreigesieiit
3 Komtaktsii)
— 20 — ,
26 —— Aufwertung Jreigesielt
+
Abb. 1.
ist, darf der Schalter im festverlegten Teil der
Leitung nahe der Abzweigstelle liegen.
...$ 12. Bei Verwendung von Regelschaltern
müssen die Schaltstellungen durch Worte oder
Zahlen bezeichnet sein. Dabei muß der höheren
Aufnahme die höhere Zahl und der Ausschalt-
‚stellung die Zahl Null entsprechen.
$ 13. Zum Einschalten von Geräten mit
mehr als 750 W Nennaufnahme, deren Ein-
schaltstromstärke mehr als das Doppelte
der Nennstromstärke betragen würde, muß
ein Anlasser verwendet werden. ;
28. Oktober 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920.
$ 14. Die Gerätekupplung ist in ihren
Grundabmessungen nach nachstehendem Maß-
und Schaltbild auszuführen.!)
$ 15. Die Erdung der Geräte muß bei
Betriebsspannungen bis zu 250 V in Räumen,
in denen sie nach den Errichtungsvorschriften
notwendig ist, zwangsläufig vor Unterspan-
nungsetzen erfolgen.t)
P 'ür Betriebsspannungen über 250 V sind
sämtliche Geräte gemäß $ 3 der Errichtungs-
vorschriften zuverlässig zu erden.
..$ 16. Alle Kupplungsleitungen müssen an
beiden Enden der äußeren Schutzhülle mit
Zugentlastungen, wie Knoten, Schellen oder
dgl., versehen sein. \
$ 17. Kupplungsleitungen in Niederspan-
nungsanlagen müssen den Normen für isolierte
Leitungen in Starkstromanlagen entsprechen.
Als Leitungsader ist nur Kupfer zu ver-
wenden; es sind nur runde oder ovale Mehr-
fachschnüre, aber keine verseilten Mehrfach-
schnüre zu benutzen.
...$ 18. Die Enden der Litzen müssen in
sich verlötet oder mit einer besonderen Um-
kleidung versehen sein, die das Abspleißen
einzelner Drähte zuverlässig verhindert.
..,»$ 19. Anschlüsse und Verbindungsstellen
sind derart anzuordnen, daß sie äußerer Be-
schädigung und schädlichen Einflüssen nach
Möglichkeit entzogen sind. Sie müssen mecha-
nisch fest und gegen Lockerung genügend ge-
sichert sein.
1) Gültigkeitstermin für $ 14 und 15, sofern keine
konetruktiven Änderungen vorgenommen werden 1. X. 1921.
SITZUNGSKALENDER.
Deutsche Gesellschaft für Metallkunde.
- Ingenieurhaus, Berlin, Sommerstr. 4a:
1. 8. 9. u. 10. XI. 1920, 4'/, bis 6 Uhr:
Vortrag Prof. Dr. Guertler: „Technische
Nutzanwendung der modernen Metallkunde.“
2. 8., 9. u. 10. XI. 1920, 61, bis 8 Uhr: -
Vortrag Prof, Memmler: „Aus der Technik
der Materialprüfung.“ ;
3. 10. XI. 1920, SY/,bis9 Uhr u. 11. X1.1920,
4'\/, bis 6 Uhr:
Vortrag Prof. Wetzel: „Über Temperatur-
messungen in der Metallindustrie.“
4. 11. XI. 1920, 61) bis 8 Uhr u. 12. XI. 1920,
4 bis 5! Uhr: *
Vortrag Prof. Heyn: „Über Eigenspannungen
in Metallen, ihre Entstehung, Beseitigung und
Bedeutung für die Industrie.“
5. 12. XI. 1920,
a) 5l/, bis 61/, Uhr: Vortrag Dr.={ing. Lasche:
„Spannungen in Konstruktionskörpern unter
besonderer Berücksichtigung der im Turbinen-
bau vorliegenden Verhältnisse.“
b) 6!/, bis 7 Uhr,
„Eigenspannungen.*
ce) 7\/g bis 9 Uhr, Vortrag Dr.-Ing. S. Werner:
„Über Fehlgüsse, entstanden durch unzweck-
mäßise Konstruktion.“
6. 13..XI. 1920,
vorm. 10 Uhr: Besichtigung des Staatl. Material-
prüfungsamtes Berlin-Dahlem.
Nach jedem Vortrage findet eine Aussprache
statt. Nähere Auskunft erteilt die Geschäftsstelle
des Technischen Vorlesungswesens Groß-Berlin,
Sommerstr. 4a.
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.)
Hochsehulnachriehten. — Der Privat-
dozent Dr. Schumann, Stuttgart, nahm den
Ruf als Direktor des Instituts für technische
Physik in Jena an. — Prof. Dr. Cl. Schaefer,
Breslau, übernimmt als Nachfolger von Prof.
Richarz den Lehrstuhl für Physik an der
Universität Marburg.
[4
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG,
Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er-
en der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.)
Über einen merkwürdigen elektrischen Unglücks-
fall in einem Badezimmer.
Zu den Ausführungen über obigen Unfall
in der „ETZ‘“ 1920, 8. 549 erlaube ich mir Fol-
gendes zu. erwidern:
Es ist unwahrscheinlich, daß, wie JELLINEK
es darstellt, ein Lsitungspol mit der Wasser-
leitung in Berührung kommt, und diese dann
selbst ein spannungsführender Pol wird mit
/
Vortrag Obering. Wunder:
Heft
43. 861
$ 20. Innere Verbindungen müssen _SO
geführt und befestigt sein, daß sie durch Er-
wärmung oder Erschütterungen nicht ge-
lockert werden und mit den Gehäuseteilen
nicht in leitende Berührung kommen können.
Eiseine Verbindungen sind vor Rost zu
schützen.
$ 21. Die spannungführenden Teile müssen
vor den nicht spannungführenden Metallteilen
und insbesondere ‘von metallenen Gehäuse-
teilen dauernd zuverlässig isoliert sein.
$ 22. Die Hüllen und Abdeckungen span-
nungführender Teile müssen mechanisch
widerstandsfähig, stoßfest und besonders zu-
verlässig befestigt sein.
D. Prüfung.
$ 23. Die Heizleiter müssen in betriebs-
warmem Zustande gegen die Metallteile des
Gerätes und die Adern der Kupplungsleitun-
gen gegeneinander dem 21%,-fachen „er Nenn-
spannung, mindeste s aber 750 V Wechsel-
strom, Frequenz 50, 5 min lang swidertehen
können. Die dazu benutzte Stromquelle solleine
Leistung von wenigstens 0,5 kW besitzen.
Bei der fabrikationsmäßigen Einzelprü-
fung kann diese Durchschlagprobe durch
sekundenlanges Unterspannungsetzen mit der
3-fachen Nennspannung, mindestens aber
1000 V Wechselstrom ersetzt werden.
$ 24. Die Geräte müssen eine halb®
- Stunde lang mit dem 1,4-fachen der Nennauf-
nahme gebrauchsmäßig betrieben werden
können.
In Geräten für Flüssigkeitserhitzung, je-
doch mit Ausnahme der Durchlauf-Erhitzer,
90 V Spannung gegen Erde. Wenn ein Nieder-
spannungsstrom eine Wasserleitung berührt,
so ist es nach meinem Erachten so gut wie aus-
geschlossen, daß in der Wasserleitung 80 V
gegen Erde auftreten können. Vor etwa 3 Jah-
ren ereignete sich in Kattowitz ein ähnlicher
Fall, der allerdings nicht mit dem Tode eines
Menschen endete. Beim Berühren des Zufluß-
hannes der Wasserleitung oder auch beim Be-
rühren der-Wanne verspürte man elektrische
Schläge. Der Fußboden bestand aus Holz-
balken mit Holzdielen. Die Untersuchung_er-
gab, daß durch einen Isolationsfehler in dem
Lichtanschluß unterhalb der Badestube
durch den Deckenhaken ein Stromübertritt in
die Dielung des Badezimmers zustande kam.
Bei feuchten Dielen und bloßen Füßen trat der
Strom auch auf den Menschen in der Badestube
über. Berührte er die Wasserleitung oder die
Badewanne, so erhielt er die elektrischen
Schläge. Die Wasserleitung hatte jedenfalls
das Potential Null, die Spannung selbst kam
von der Lichtleitung unterhalb der Badestube
her. Es ist sehr wahrscheinlich, daß in dem von
Jellinek geschilderten Fallsich ein ähnlicher Vor-
gang abspielte. In dem Kattowitzer Falle wäre es
esser gewesen, wenn die Badewanne mit der
Wasserleitungnichtin Verbindunggewesen wäre,
denn dann hätte der Badende beim Berühren
der Badewanne keinen.elektrischen Schlag ver-
spürt. Man kann also über den Anschluß der
Badewanne an Wasserleitung, Badeofen usw.
sehr geteilter Ansicht sein. Es kommt auf die
besonderen Umstände an.
Kattowitz, 15. VII. 1920.
Erwiderung. - 5
Auf die obigen Ausführungen habe ich
folgendes zu erwidern:!) Aus den vorge-
nommenen Untersuchungen und Messungen
ergab sich, daß der Bleimantel des schad-
haften Leiters der Steigeleitung 2 seiner gan-
zen Länge nach die Spannung dieses Leiters
führte. Diese Steigeleitung ist unmittelbar
nach dem schadhaften Holzkästchen der Ver-
teilung im Keller unter Verputz 'n die Stock-
werke, u. zw. streckenweise neben dem Ab-
flußschacht der Badeanlagen verlegt. Nach den
nassen Flecken am Mauerverputz zu schließen,
dürfte der unter diesem geführte Abflußschacht
an dieser Stelle undicht gewesen sein, und es
ist wahrscheinlich, daß der schadhafte Leiter
der Steigeleitung 2 dem Abflußschachte an
golehen feuchten Stellen Potential vermittelte.
Durch den Schluß des anderen Leiters der
Steigeleitung 2 mit den Wasserleitungsrohren
der Wohnung Nr. 13 erhält das Wasserleitungs-
netz des Hauses, welches auch zu den Bade-
öfen ek wird, das Potential dieses Leiters.
War daher die Steigeleitung 2 und die Anlage
der Wohnung
ein zwischen dem Abflußschacht und der
Badebatterie angelegtes Voltmeter 90 V. Zwi-
schen Badebatterie und Wanne, sowie zwischen
Wanne und Mündungsstutzen des Abfluß-
W. Vogel.
1) Die nachstehende Information verdanke ich Herrn
Ing. Sparitsch, Inspektor der Klektrizitätswerke der Ge-
meinde Wien, der meinen Aufsatz und die mir von der
„ETZ“ zugesandte Erwiderung eingehend studierte.
Nr. 13 unter Spannung, so zeigte
muß an Stelle der vorstehenden Prüfung vier-
mal hintereinander (mit dazwischenliegender
Abkühlung auf die Normaltemperatur von
20° C) der Nenninhalt zum Sieden gebracht
werden können.
Nach diesen Versuchen müssen die Geräte
noch die in $ 23 vorgeschriebene Spannungs-
prüfung aushalten.
F Sonderbestimmungen.
825. Bei En der Geräte in
Küchen ist ein leicht lösbarer schnurloser
Anschluß zu erstreben.
$ 26. Bei Geräten, welche im Gebrauch
üblicherweise gespült werden, muß der Heiz-
körper warmwasserdicht abgeschlossen sein.
$ 27. Durchlauf-Erhitzer müssen so ein-
gerichtet sein, daß Dampfbildung unter er-
höhtem Druck nicht möglich ist.
ae Heizkissen müssen durch Tempe-
raturbegrenzer in solcher Zahl und Verteilung
geschützt werden, daß sie auch nicht teilweise
eine gefährliche Temperatur annehmen können.
F. Aufschriften.
$ 29. Heizkörper müssen Ursprungs-
Zeichen und Angabe des Widerstandes bei
20° C tragen.
Auf dem Gerät ist anzugeben:
Ursprungszeichen (und Fertigungsnummer),
Nennspannung in V, Nennaufnahme in W.
Bei Drehstrom ist die verkettete Span-
nung anzugeben und die Schaltung der Heiz-
körper durch das Stern- oder Dreieckzeichen
anzudeuten. 3
schachtes war keine Spannung meßbar; und
als der Abflußstutzen der Wanne mit dem
bleiernen Mündungsstück des Abflußschachtes
in Verbindung gebracht wurde, wurden je nach
der Größe des Übergangswiderstandes, zwischen
Wanne und Badebatterie, Spannungen bis 90 V
gemessen. Eine leitende Verbindung der Bade-
wanne mit dem Badeofen bzw. der Badebatterie
hätte jedenfalls diesen Unfall verhütet, da eine
solehe Verbindung den Ausgleich der Potential-
differenz zwischen dem Abflußschacht und der
Batterie ermöglicht hätte, sobald der in ‚dem
bleiernen Mündungsstutzen des Ausflußschach-
tes frei hinausragende Abflußstutzen der Wanne
mit diesem in leitende Verbindung kam.
Wien, 9. VIII. 1920.
Prof. Dr. St. Jellinek.
Lichtbogenfreie Unterbrecher bei elektrischen
Straßenbahnen.
Im Betriebe der Städtischen Straßenbahn
Dresden werden die Signalklingeln der Wagen,
die für den Verkehr vom Schaffner zum Führer
dienen, vorwiegend mit Trockenelementen be-
trieben. Diese Betriebsart hat eine Reihe von
Schwächen im Gefolge, diein der Empfindlich-
keit des Schwachstromes beim rauhen Straßen-
bahnbetriebe ihre Ursachen haben. Hierzu trat
während der Kriegszeit die ständig zunehmende
Verschlechterung der Elementenfüllung. Die
vor dem Kriege bereits in die Wege geleiteten
Versuche, an Stelle des Schwachstroms den
Strom für den Betrieb der Klingel aus der
Oberleitung zuentnehmen, wurden daher wieder
aufgenommen, und entschloß man sich zu der
in der Abbildung dargestellten Schaltung unter
Verwendung der vorhandenen Schwachstrom-
wecker, die zur Verhütung des Übertritts der
Hochspannung en eingerichtet wur-
den. Wie aus dem Schaltbild (Abb. 1) hervor-
geht, deckt sich diese Schaltung vollständig
500 Volt Mittel
Anschlußdose
zum
Ankängewagen
Abb. 1. Schaltbild von Schwachstromankern
an Hochspannung.
mit der von Herrn Burstyn in der WA
1920, 8. 503 vorgeschlagenen. Mit dieser
Einrichtung ist seit Mitte Juni 1916 eine Linie,
bestehend aus 25 Trieb- und ebensoviel An-
hängewagen, ausgerüstet und störungsfrei im
Betriebe gewesen. Die aus Platin bestehenden
Unterbrechungskontakte zeigen keinerlei Ab-
Anschlußdo:
Anhängewag
862
Elektrotechnische Zeitschrift,
1920.
nutzung. Die allgemeine Einführung dieser
bewährten Betriebsart scheiterte bisher nur
an der Schwierigkeit der Beschaffung der dabei
notwendigen Zugkontakte und an den Ände-
rungskosten.
Dresden, 3. VIII. 1920. R. Wolff.
Die Ausnutzung der Flußwasserkräfte.
In seinem interessanten Artikel über dieses
Thema in der „ETZ“ 1920, S. 765 erwähnt
Herr Geheimrat BLOCK die Schwierigkeiten
des Parallelbetriebes von Wasserkraft- und
Dampfkraftwerken, die weit voneinander ent-
fernt sind. Er erwähnt auch, daß diese Schwie-
rigkeiten dadurch behoben oder vermindert
werden können, wenn man in den Wasserkraft-
werken asynchrone Generatoren anwendet.
"Gleichzeitig verwirft er diese Lösung, weil die
Dampfwerke den Magnetisierungsstrom für die
Wasserkraftwerke liefern müßten. Da er am
Schlusse seine Fachkollegen ersucht, dieseFrage
der Ausnutzung der Flußwasserkräfte zu stu-
dieren, schreibe ich diesen Brief, um darauf
aufmerksam zu machen, daß asynchrone Ge-
neratoren so gebaut werden können, daß sie,
wenn mit Vibratoren!) oder anderem Phasen-
schiebern versehen, einen mit der Netzspannung
gleichphasigen oder, wenn gewünscht, sogar vor-
geschobenen Strom abgeben. Wie ich gelegent-
lich einer Diskussion in der Sitzung der Insti-
tution of Electrical Engineers vom 7. III. 1918
(„ Journal“, Bd. 56, Nr. 274, S. 298 ff.) gezeigt
habe, ist ein so gebauter Generator etwas leich-
ter und billiger als ein gewöhnlicher Synchron-
generator, und, da die Schaltanlage vereinfacht
wird, werden die Kosten für den Phasenschie-
ber reichlich aufgewogen. Eine gewisse, syn-
ehrone Leistung ist allerdings notwendig, um
Frequenz und Spannung festzuhalten, aber die
Dampfwerke würden keinen Magnetisierungs-
strom abzugeben haben; im Gegenteil bei rich-
tiger Konstruktion der Asynchronmaschinen
und Phasenschieber kann das Netz sogar von
letzteren etwas voreilenden Strom erhalten,
was die Regulierung auf konstante Spannung
erleichtert. Wenn die Phasenschieber Vibra-
toren sind, so kann der cos des von den Asyn-
ehrongeneratoren ins Netz gelieferten Stromes
in gewissen Grenzen reguliert werden. Eine
solche Regulierung ist aber nicht beständig
nötig, sie beeinflußt auch nicht die Leistung,
sondern nur die Phase. Die beständig nötige
Regulierung wird an den Synchrongeneratoren
vorgenommen wie üblich. Der Verfasser des
Artikels betont auch, daß die asynchrone Lei-
Stung die Spitzenleistung der Dampfwerke
übersteigen wird. Das ist wohl möglich; da
aber die Synehronmaschinen keinen Magneti-
sierungsstrom abzugeben haben, ist dies be-
langlos. Allerdings ist es für die Stabilität
der Gesamtanlage nötig, daß das Verhältnis
von Synehroner zu asynchroner Leistung in ge-
wissen Grenzen bleibt. In dem von mir behan-
delten Fall war die asynchrone Leistung das
doppelte der synchronen, und die Rechnung
ergab vollkommene Stabilität. An eine prak-
tische Ausführung dieses gemischten Systems
konnte aus naheliegenden Gründen zur dama-
ligen Zeit (1918) nicht gedacht werden ; ich bin
also nicht in der Lage, anzugeben, bis zu wel-
chem Grade das System tatsächlich stabil ist,
glaube aber, daß selbstein Verhältnis von 1 syn-
chron zu 3 asynchron ganz gut angenommen
werden kann.
Birmingham, 4. X. 1920.
Gisbert Kapp.
LITERATUR.
Besprechungen.
Unsere Kohlen. Von P. Kukuk. ‚Aus Na-
tur und Geisteswelt.‘“ Bd. 396, 2. Aufl.
Mit 49 Textabbildungen. 116 8. in 8°.
Verlag von . Teubner, Leipzig u.
Berlin 1920. Preis geb. 1,90 M.
Schon nach sieben Jahren erscheint dieses
Werkchen in neuer Auflage, in alter Form und
— was mehr sagen will — in altem Umfange.
Aber doch unter Berücksichtigung der in-
zwischen eingetretenen Fortschritte, was nur
unter Aufrechterhaltung, teilweise sogar Ver-
schärfung der knappen Form zu ermöglichen
war, in der dem Leser hier klar und übersicht-
lich alles Wissenswerte auf dem Kohlengebiete
vorgetragen wird. Die statistischen Angaben
reichen nicht über das Jahr 1913 hinaus; die
seitdem verflossenen Jahre sind mit Recht
als außergewöhnliche behandelt worden, z. T.
dürfte auch das nötige Material aus der
Kriegsperiode nicht zu beschaffen gewesen
) Vgl. „ETZ* 1918, 8. 931; 1919, 8. 405.
‚sauberer Schnitt erzielt werden soll.
sein. Gerade in bezug auf alles, was deutsche
Kohle betrifft, ist ja auch die Gegenwart und
die nächste Zukunft noch völlig ungewiß.
Dennoch wird das Büchlein den schon mit der
ersten Auflage erworbenen festen Platz in der
technischen Literatur auch. durch die zweite
zu behaupten wissen. E. Börnstein.
Schmiermittelnot und ihre Abhilfe,
Erfahrungen mit Schmiermitteln während
des Krieges und Vorschläge zur Verbesse-
rung der Schmiermittelwirtschaft. Heraus-
gegeben im Auftrage des Vereins deutscher
Eisenhüttenleute von der Beratungs- und
Freigabestelle für Schmiermittel der Rhei-
nisch-Westfälischen Montanindustrie in Düs-
seldorf. Bearbeitet von P. Kessler. 58 8.
in 8°. Verlag Stahleisen m. b. H., Düssel-
dorf 1920. Preis 6 M.
Die lesenswerte Schrift gibt ein Bild über
die Versorgung Deutschlands mit Schmier-
mitteln vor dem Weltkrieg sowie die Gestaltung
der Versorgung während des Krieges. Es wer-
den die Gesichtspunkte beim Einkauf, der La-
gerung und Ausgabe der Schmiermittel gründ-
lich erörtert, und es werden sowohl die zu stel-
lenden Lieferungsbedingungen für die verschie-
denen Olsorten, als auch die Proben auf be-
dingungsmäße Lieferung besprochen. Es folgt
dann eine ausführliche Erörterung über die
durch den Betrieb geforderten Eigenschaften
der Ole und Fette, und den Schluß bildet ein
Überblick über die Wege zur Rückgewinnung
und Aufarbeitung von Schmiermitteln. Das
wenig erfreuliche Bild über die Bewirtschaftung
der Öle in der Kriegszeit ist dem Verfasser gut
gelungen, und man kann hinzufügen, in keiner
Weise übertrieben. Die Schäden, die besonders
hier das Fälscher- und Schiebertum verursacht
hat, und die Gegenaktion der K.S.G. und Be-
ratungsstellen können gar nicht scharf genug
hervorgehoben werden. Das Wichtigste der
dargebotenen Materie ist die Verwendung der
Ole in den Betrieben. Hier gibt der Verfasser
auf Grund seiner Erfahrungen wichtige Finger-
zeige für die Ölwirtschaft, die aber in verschie-
dener Hinsicht der Ergänzung bedürfen, damit
sie als einwandfrei gelten können. Bei der
Sammlung von Erfahrungen über die Wirkung
der Schmiermittel war vor allen Dingen maß-
gebend, und leider irreführend, die Englerzahl
der Ölsorten, worauf auch in neuerer Zeit in
der Arbeit von F. Lawaczeck ‚über Zähig-
keit und Zähigkeitsmessung‘‘, „Zeitschrift des
Vereines deutscher Ingenieure‘, 1919, $. 677,
hingewiesen wurde. Ferner wurde die Beur-
teilung einseitig durch die Nichtbeachtung.der
kapillaren Eigenschaften, des Randwinkels und
des Benetzungs- bzw. Ausbreitungsvermögens
auf metallischen Oberflächen. Bezüglich der
Schmierung von Gleitflächen von Lagern und
Gleitbahnen wurde die Reynoldsche Theorie
in neuerer Zeit vielfach erweitert mit Rück-
sicht auf Veränderlichkeit des Reibungskoeffi-
zienten, und es will scheinen, als ob diese Vor-
gänge soweit in allen Einzelheiten erklärt
wären, als für den ausführenden Maschinenbau
notwendig ist. Hiernach wäre das ganze Ver-
halten des Öles im Lager lediglich von der (ver-
änderlichen) Reibungszahl abhängig. Hier muß
bemerkt werden, daß auch die kapillaren
Eigenschaften der Öle eine Rolle spielen,
u. zw. im Zusammenhang mit den Lagerme-
tallen, sowohl beim Anlauf als auch beim Aus-
lauf. Bei richtig bemessenem Lagerspiel und
stationären Zustand kommt lediglich die Rei-
bungszahl in Betracht.. Bei der Schmierung
von Gleitflächen in den Zylindern von Dampf-
und Verbrennungsmaschinen, bei der Schmie-
rung von Zahnrädern, beim Schneiden von Me-
tallen, kommen aber in erster Linie die kapil-
laren Eigenschaften der Schmiermittel in Be-
tracht, der Randwinkel und das Benutzungs-
vermögen. Es ist notwendig, daß das Öl einen
dünnen kontinuierlichen Überzug über der be-
treffenden Fläche bildet, ohne zu zerreißen. Je
dünner der Film ausfällt, desto sparsamer kann
geschmiert werden. Beim Schneiden endlich
muß das Kühlöl fähig sein, bis zur arbeitenden
Messerkante _ vorzudringen, wo die inten-
sivste Wärmeentwicklung stattfindet, falls ein
vu be: Bei den
hier in
spielt aber nicht nur das Öl eine einflußreiche
Rolle, sondern es kommt wesentlich der Ein-
fluß der Metallwand hinzu und bei Zylindern
von. Kraftmaschinen noch der Einfluß des
Dampfes oder Gases. Diese Verhältnisse sind
heute noch nicht vollkommen geklärt. Der
Technische Ausschuß für Schmiermittelver-
wendung (subventioniert von der K.S.G.) hat
in der Kriegszeit eine Klärung dieser Fragen
versucht und ist auch bis zu einem gewissen
Stadium vorgedrungen, es sind aber bis zur
restlosen Klarstellung noch eine Reihe von La-
boratoriumsversuchen, die durch Versuche im
praktischen Betrieb ergänzt werden müssen,
notwendig.
Heft 43.
Betracht kommenden Eigenschaften
Soviel steht aber heute fest: die.
ee
28. Oktober 1920
Englerzahl war, besonders bei Beurteilung der,
Zylinderöle irreführend, und an ihre Stelle hat
künftig die Reibungszahl in Abhängigkeit von
der Temperatur also ein vollständiges Diagramm
zu treten. Daneben kommen, insbesondere für
bestimmte Zwecke die, kapillaren Eigenschaften
zwischen Ol und Metallwand in Betracht, die
im großen Ganzen durch den Randwinkel cha-
rakterisiert werden!). Diese Ergänzungen zu den
dankenswerten Ausführungen des Verfassers
sind notwendig zu einem klaren Urteil über die
Brauchbarkeit eines Oles zu einem bestimmten
Zweek. Wenn der Verfasser auf S. 38 sagt:
„Die Richtigkeit der Gümbelschen Theorie
konnte häufig im Betriebe festgestellt werden‘‘,
so kann man bezüglich der folgenden Begrün-
dung dieser Behauptung nur eine gewisse An-
spruchslosigkeit des Verfassers in bezug auf
wissenschaftliche Schärfe einer Beweismethode
konstatieren. Wissenschaftlich auf der Höhe
stehende Versuche bezüglich der Theorie der
Lagerschmierung wurden von Vieweg in neue-
rer Zeit unternommen und werden noch heute.
fortgesetzt. (Veröffentlichungen der Physika-
lisch-Technischen Reichsanstalt.) Die im Vor-
wort versprochenen Vorschläge über die zu-
künftige Verwendung der Schmiermittel fin-
den sich jeweils bei Besprechung der einzelnen
Ölsorten. In Anbetracht der Wichtigkeit dieses
Punktes wäre es nützlich gewesen, an beson-
derer Stelle die großen Richtlinien hierfür zu
kennzeichnen. Diese Richtlinien ergeben sich
schon aus einer ganz allgemeinen Betrachtung
der drei. Zeitperioden, erstens vor dem Welt-
krieg, zweitens während des Krieges, drittens
jetzt. j ;
: Zu 1. läßt sich in bezug. auf Schmiermittel
kurz sagen, ‚‚es war alles da, und zu billigen
Preisen zu haben“, , i
Zu 2. allerbeste Ole waren für die Industrie
nicht zu haben, mittlere Qualitätin beschränk-
ter Menge, zu Zeiten so knapp, daß der Zu-
sammenbruch vor der Tür stand. :
Die Unternehmer bissen die Zähne zu-
sammen, und hofften auf den täglich von der
Obersten Heeresleitung versprochenen Sieg, -
die Betriebe verluderten.
Zu 3. Es ist wieder alles da, nur kein Geld
um die Waren zu bezahlen. ö ie
Die einheimischen Schmiermittel sind nicht
ausreichend. Wir brauchen Einfuhr, die wir
später mit unserer Arbeit bezahlen müssen,
u. zw. mit Qualitätsarbeit. Daraus ergibt sich
die Notwendigkeit, die einheimischen Schmier-
mittel da zu verwenden, wo es möglich ist, und
nur hochwertige Öle, die wir nicht produzieren
können, zu importieren, im übrigen die Spar-
samkeit, die wir in der Periode 2. erlernen
mußten, allseitig anzuwenden, aber nur soweit,
daß in erster Linie unsere Betriebe ungestört
arbeiten können. Kurz ausgedrückt, wir müssen
„das riehtige Öl an die richtige Stelle bringen,
reichlich schmieren, aber keinen Tropfen ver- _
geuden“. Ein großer Teil des ausführenden
Maschinenbaues hat diese Leitsätze schon seit
langer Zeitin die Tat umgesetzt; derjenige Teil,
der noch zurückgeblieben ist, wird zur Nach-
folge durch die hohen Ölpreise gezwungen sein.
Der Verbraucher aber muß Sorge tragen, daß
er die seinen Zwecken am besten entsprechende
Ölsorte stets wieder erhält, u. zw. mit Rück-
sicht auf alle wesentlichen charakteristischen
Eigenschaften, nicht vom einseitigen Gesichts-
punkt des einen oder anderen Zahl wie Engler-
grad, Flammpunkt usw. e =
Zu diesem Zweck ist die Berücksichti-
gung der oben gegebenen Ergänzungen zu den
Ausführungen des Verfassers der Druckschrift
unbedingt notwendig.
Der Verfasser der kleinen Schrift weilt
nicht mehr unter den Lebenden. Bei den Un-
ruhen im Kohlenrevier fiel er bei Verteidigun
des Wasserturms der Stadt Essen der Kuge
eines deutschen Arbeiters zum Opfer, nach- -
dem er in der entsetzlichen Ölnot des Krieges
in selbstlosester Weise durch seine Beratung
dazu beigetragen hat, die Industrie seiner
Heimat vor dem Zusammenbruch zu bewah-
ren. Eine kleine Episode aus den jüngsten sich
überstürzenden Ereignissen, die aber um so
betrübender ist, als der schaffensfreudige Mann
beim Wiederaufbau unserer Wirtschaft noch
viel segensreiche Arbeit hätte leisten können.
Ehre seinem Andenken. Georg Duffing.
Die neuere Entwicklung der Funken-
telegraphie, ein Siegeszug der Vakuum-
röhre. Von Dr. H. Wigge. Heft 2 der Samm-
lung „Angewandte Ingenieurwissenschaft“.
57 8. in 8°. Verlag der Ingenieurzeitung,
Cöthen (Anhalt) 1920. Preis 3 M.
Der Verfasser hat es in seinem Schriftehen
unternommen, die physikalischen Vorgänge in
') Instrumente zur Feststellung der kapillaren Rigen-
Enten. fertigt die Firma R. Jung, Heidelberg, ‚Hebel-
ee
EN U
1"
W
1.
Im
%
Fa
KR
. grenzende bandförmige „BRandflüsse‘“,
ee so ändern, daß die Größe und
z e
28. Oktober 19%0.
der Vakuumröhre ohne allen Formelkram zu
erklären, und man wird zugeben müssen, daß
es ihm recht gut gelungen ist, die gewiß nicht
einfachen Vorgänge und Zusammenhänge in
der Vakuumröhre so klar zu machen, daß sich
der Leser ein brauchbares Bild von der in der
Funktelegraphie zu so großer Bedeutung ge-
langten Röhre zu machen vermag, Verfasser
erläutert auch die vielseitige Anwendung der
Röhre und die Bedingungen, unter denen sie
als Verstärker für Nieder- und Hochfrequenz,
als Audion und als Schwingungserzeuger AT-
beitet. Den Schluß bildet ein Ausblick auf die
Aussichten, die sich für die praktische Aus-
nützung der Röhre in der Funktelegraphie, be-
sonders als Sendegerät, und als vorzügliches
Mittel,um den Empfang zu verbessern, ergeben.
Das Werkehen kann jedem gebildeten Laien,
der sich über die Vakuumröhre und ihren
Siegeszug in der Funktelegraphie zu unter-
richten wünscht, empfohlen werden. Reipert.
Vorgänge in der Scheibe eines Induk-
tionszählers und der Wechselstrom-
kompensator als Hilfsmittel zu
deren Erforschung. Von ®Dr.öng. W.
v. Krukowski. Mit 63 Textabbildungen.
Mitteilung aus dem Zählerlaboratorium der
Siemens- Schuckertwerke. 139 S. in 8°.
Verlag von Julius Springer, Berlin 1920.
Preis geh. 20 M.
Das Buch gliedert sich im wesentlichen
in zwei Teile. Im ersten Teil werden theore-
tische Betrachtungen über die Trieb- und
Bremsströme in der Scheibe eines Induktions-
zählers angestellt und diese durch einige Ver-
suchsresultate bekräftigt.
werden die Meßanordnungen und die benutzten
Meßeinrichtungen _beschrieben. Der Ver-
fasser behandelt die Trieb- und die Brems-
ströme getrennt, wie dies auch in der sonstigen
Literatur geschieht. Interessant sind beson-
ders die einer unveröffentlichten Arbeit von
Bäumler entnommenen Strömungsbilder, die
dadurch gewonnen werden, daß die magneti-
schen Kraftflüsse durch stromdurchflossene
Leiter ersetzt werden; die von diesen erzeugten
Kraftlinienbilder geben den Verlauf der Strö-
mung wieder. Für einen Kraftfluß mit kreis-
förmiger Begrenzung berechnet. der Verfasser
die Gesamtströmung in der Scheibe und ver-
gleicht sie mit von ihm vorgenommenen
Messungen, wobei sich eine sehr gute Über-
einstimmung ergibt. Neue Gesichtspunkte für
die Berechnung der Scheibenströmung bei
rechteckigen Polen, wie sie in der Praxis allein
vorkommen, werden gegenüber älteren Ar-
beiten nicht angeführt.
weis, daß die Dämpfung durch zwei gleich-
hasige Flüsse, die wie bei einem U-förmigen
tromeisen die Scheibe zweimal in umge-
kehrter Richtung durchsetzen, größer ist als
die Dämpfung, die sich ergeben würde, wenn
man die Gegenwirkung der Flüsse vernach-
lässigt. Ferner beweist der Verfasser, daß
bei den in der Praxis allgemein üblichen
symmetrischen Statoren kein Dämpfungsglied
vorhanden ist, das vom Zusammenwirken des
Strom- und Spannungsflusses herrührt. Er
. korrigiertdamitdiebisherabgeleiteten Gleichun-
gen und beseitigt in dankenswerter Weise
Unklarheiten, die auch der Referent in seine
Arbeiten übernommen hatte. Bei der Berech-
nung der Bremsmomente wird von den oben-
enannten Überlegungen Bäumlers Ge-
Brauch emacht. Der die Scheibe durch-
dringende Fluß wird ersetzt durch zwei senk-
recht zur Bewegungsrichtung die Polspur be:
ie sie
ichtung der induzierten EMK die gleiche ist,
wie sie sich durch die Bewegung der Scheibe
in dem gesamten Fluß ergeben würde. Die mit
zwei Flüssen von kreisrundem Querschnitt an-
gestellten Versuche bestätigen die Richtigkeit
der Rechnung. Es ist zu hoffen, daß der Ver-
fasser seine Versuche auch auf ausgeführte, in
der Praxis angewandte Systeme ausdehnt;
die Kenntnis der Größenordnung der prak-
tisch auftretenden zusätzlichen Bremsmomente
würde für alle Fachleute von größtem
Interesse sein. Von den Versuchsanordnun-
en ist vor allem die für die Messung der
Be homante zu erwähnen. Ein unge-
bremster Amperestundenzähler wird als ge-
eiehter Antriebsmotor verwendet; er treibt
die Triebscheibe an, auf die die Wechsel-.
flüsse wirken, deren Bremswirkung untersucht
werden soll. Mit dieser Anordnung kann man
auch die Reibungsmomente bestimmen, die
man zur Korrektur der Messungen braucht,
Für Untersuchungen an ausgeführten Zählern
wird man zur Äuslaufmethode greifen und
dabei die Mühe der Auswertung auf sich nehmen
müssen. Die Bemerkung des Verfassers, daß
die Auslaufmethode leicht zu Trugsehlüssen
Anlaß gäbe, ist nicht recht einzusehen; denn
störende Drehmomente kann man immer be-
Elektrotechnische Zeitschrift.
Im zweiten Teil.
Neu ist der Nach- -
s>itigen, und außerdem kann man auch bei ihr
mit zwei Drehrichtungen arbeiten.
.. „In sehr losem Zusammenhang mit dem
übrigen Inhalt stebt der letzte Teil Fo& Buches,
der über den Wechselstromkompensator
handelt.!) Trotzdem wird er allgemein sehr be-
grüßt werden und hoffentlich zur Verbreitung
der Wechselstrom-Kompensationsmessung bei-
tragen. Besonders hervorgehoben sei, daß
der Verfasser unter Berücksichtigung der bisher
auf diesem Gebiete vorhandenen Arbeiten
zahlenmäßige Angaben über die Größe der
durch verzerrte Kurvenform verursachten
Fehler macht und dadurch das Vertrauen in
die Zuverlässigkeit der Messungen bestärkt.
Es ist zu wünschen, daß die gut durchgear-
beitete Apparatur bald in allen Laboratorien
ebenso wie der Gleichstromkompensator als
selbstverständliches Inventar zu finden sein
wird. Zum Schluß sei noch betont, daß das
Buch leicht leserlich geschrieben, gut ausge-
stattet und so gut wie druckfehlerfrei ist. Es
sei jedem Fachmann, der auf dem Gebiete
der Meßtechnik arbeitet, auf das wärmste
empfohlen. Schmiedel.
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher.
Fliegerkraftlehre. Von Otto Wiener. Mit 170
Textabb. -VIl u. 240 S. in 80. Verlag von S.
Hirzel, Leipzig 1920. Preis 24 M, geb. 32 M.
Klein-Gasmotor mit Gleichstromdynamo
nebst Anlage zum Laden kleiner Akkumu-
latoren. Von Otto Lich und Willy Tulo-
schinski. Mit 169 Textabb. u. 5 Konstruktions-
‘tafeln. 114 8.in 80%. Verlag von Richard Schmidt
& Co., Berlin 1920. Preis 15 M.
Kurzer Bericht über Arbeiten zu Eignungs-
prüfungen für Flieger-Beobachter. Von
W. Benary. Mit 2 Tafeln. 2. Teil. 61 S. in 8°.
Verlag von Johann Ambrosius Barth, Leipzig 1920.
Preis 3,60 M + 40% T. Z.
Zur Organisation der Eignungspsycholo-
‘gie. Von Dr. Hildegard Sachs. 16 8. in 8°,
Verlag von Johann Ambrosius Barth, Leipzig 1920.
Preis 3,35 M + 400, T. Z.
Methoden zur Auslese hochwertiger Fach-
arbeiter der Metallindustrie Von Otto
Lipmann und Otto Stolzenberg. Mit 29 Text-
abbildungen. 79 8. in 80%. Verlag von Johaun
Ambrosius Barth, Leipzig 1920. Preis 4,30 M.
Technischer Literaturkalender 1920. Heraus-
gegeben von Dr. Paul Otto, Oberbibliothekar im
Reichspatentamt Berlin. 2. Ausgabe. 790 S. in
80. Verlag von R. Oldenbourg, München und
Berlin 1920. Preis geb. 40 M. (Vgl. „ETZ“ 1919,
S. 367.) :
Sonderabdrucke.
Scientific Papers of the Bureau of Standards.
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photometry by the null method.
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hydrogen in relation to the Ledebur method for
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impedance of a three-electrode vacuum tube upon
the load in the plate circuit.
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propagation of long eleetromagnetic waves.
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aerials. -
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Glasses for protecting the eyes from injurious ra-
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Nr. 95. R. J. Wig, G.M. Williams, A.N. Finn,
S.H. MeCrory,E.C.BebbundL.R. Ferguson.
Durability of cement draintile and concrete in
alkali soils. x
Nr. 98. H. N. Stokes und H. C. Weber. Effects
of heat on celluloid and similar materials.
. %) Dieser Teil des Buches erscheint unter dem, Titel
Der Wechselstromkompensator auch als selbstän-
diges Werk im gleichen Verlage. Mit 20 Abb. 60 8. in 8.
Preis geh. 10 M.
1920. Helt 43. 863
Nr. 99. R. 8.McBride und C. E.Reinicker. Gas-
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study of the ledebur method for determining
oxygen in iron and steel.
Nr. 119. K. S. Gibson und H. J. MeNicholas.
The ultra-violett and visible transmission of eye-
protective glasses.
Nr. 120. B. D. Hathcock und E. Skillman. Tests
of hollow building tiles.
Nr. 121. J. H. Griffith und J. G. Bragg. Strength
and other properties of wire rope.
Nr. 123. D. W. Keßler. Physical and chemical tests
on the commercial marbles of the United States.
Nr. 124. H. Insley und A. A. Klein. Constitution
and microstructure of silica brick and changes in-
volved through repeated burnings at high tem-
peratures.
Nr. 125. W. H. Herschel. Vicsoeity of gasoline.
Nr. 126. J. R. Cain und E. Pettijohn. A study
of the Goutal method for determining carbon mon-
oxide and carbon dioxide in steels.
Nr. 127. E. R. Shepard. Leakage resistance of
street railway roadbeds and its relation to electro-
lysis of underground structures.
Nr. 128. J. D. Edwards und M. B. Long. Effeot
of solar radiation upon ballons.
Nr. 129. P. D. Merica und L. J. Gurevich. Notes
on the graphitization of white cast iron upon
annealing.
Nr. 130. W. A. Hull. A comparison of the heat in-
sulating properties of some of the materials used
in fire-resistive construction.
Nr. 131 J. D. Edwards, Application of the inter-
ferometer to gas analysis.
Nr. 133. R. S. MeBride und W. M. Berry. Tests
of flexible gas tubing.
Nr. 134. R. S. MeBride und 1. V. Brumbaugh.
Experimental-retort of orient, coal.
Nr. 135. P. D. Merica und R. W. Woodward.
Behavior of wrought maganese bronze exposed to
corrosion while under tensile stress.
Nr. 136. A. H. Smith und $. W. Epstein. Deter-
mination of free carbon in rubber goods. 3
Nr. 137. R. S. MeBride und W. A. Selvig. Coking
of illinois coal in Koppers type oven.
Nr. 139. P.D. Merica und C. P. Karr. Some tests
of light aluminium casting alloys. 'The effect of heat
treatment. i
Nr. 140. F. M. Washburn. Constant-temperature
still head for light-oil fractionation.
Nr. 141. J. R. Cain und L. C. Maxwell. Electro-
lytie resistance method for determining carbon in
steel.
Nr. 142. H. F. Staley. Materials and methods
used in the manufacture of enameled cast-iron
wares. {
Nr. 145 J. B. Tuttleund L. Yurow. Direct deter-
mination of india rubber by the'Nirtosite-method.
Nr. 146. H. D. Holler und J. M. Braham. Üad-
mium electrode for storage-battery testing.
Nr. 147. R. W. Hart und R. ©. Bowker. An appa-
ratus for measuring the relative wear of sole
leathers, and the results obtained with leather
from different parts of a hide.
864
—_
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Heft 43.
28. Oktober 1920.
Technologic Papers of the Bureau of Stan-
dards, 1920.
Nr. 143. H. S. Rawdon und A. I. Krynitzky._ A
study of the deterioration of nickel spark-plug
electrodes in service.
Nr. 144. A. V. Bleininger. Properties of american
bond clays and their use in graphite crucibles and
glass pots.
Nr 148. K S. Gibson, E. P. T. Tyndall und
H. J. MeNicholas. The ultra-violett and visible
transmission of various colored glasses.
Nr. 149. L. B. Sefton. Estimation of nitrates and
nitrites in battery acid.
Nr. 150. Ch. P. Hoffmann. Physical tests of mo-
tor-truck wheels.
Nr. 151. L. J. Larson und R. L. Templin. Load
strain-gage of 150 ton floating crane for the Bureau
of Yards and Docks U. S. Navy Department.
Nr. 152. J. E. Boyd. Investigation of the com-
pressive strength of spruce struts of rectangular
cross section and the derivation of formulas sui-
table for ..use in airplane design.
Nr. 153. F. J. Schlink. Ares measurement of
leather.
Nr. 154. S. W. Epstein und R. L. Moore. De-
termination of cellulose in rubber goods.
Nr. 155. H. F. Staley. Cements for spark-plug
electrodes.
Nr. 156. H.S. Rawdon und S. Epstein. Metallo-
graphio features revealed by the deep etching of
steel.
Nr. 157. W. H. Souder und Ch. G. Peters. An
investigation of the physical properties of dental
materials.
Nr. 158. H. S. Rawdon und S. C. Langdon. A
peculiar type of intererystalline brittleness of
copper.
Nr. 159. G. A. Loomis. Porosity and volume
changes of clay fire bricks at furnace temperatures.
Nr. 160. RB. C. Bowker und J. B. Churchill.
Effects of oils, greases and degree of tannage on
the physical properties of russet harness leather.
Nr. 161. W. B. Newkirk. A pienometer for the
determination of density of molasses.
Nr. 162. S. W. Epstein und B. L. Gonyo. Ex-
traction of rubber goods.
Circular of the Bureau of Standards, 1917.
Nr. 64. Rules and regulations for the enforcement
of the lime-barrel act.
Nr. 68. Publie utility service standards of quality
and safety.
Nr. 71. Rules and regulations promulgated under
authority of the federal standard-barrel law.
Circular of the Bureau of Standards, 1918.
Nr. 67. Wire gas.
Circular of the Bureau of Standards, 1919.
Nr. 24. Publications of the bureau of Standards.
Nr. 82. Recommended specification for linseed
oilraw, refined and boiled.
Circular of the Bureau of Standards, 1920.
Nr. 86. Recommended specifications for turpentine.
Nr. 87. Recommended specifications for zinc oxide,
dry and paste.
Nr..88. Recommended speeifications for leaded zino
oxide, dry and paste.
Nr. 89. Recommended specifications for white
paint and tinted paints made on a white base.
Semipaste and ready mixed.
Nr. 90. Recommended specifications for red lead,
dry and paste.
Nr. 91. Recommended specification for ocher, dry
and paste.
Nr. 92. Operation and care vehicle-type batteries.
Nr. 93. Recommended specification for iron-oxide
and iron-hydroxide paints.-
Nr. 94. Recommended specification for black paint,
semipaste and ready-mixed.
KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Außenhandel. — Die Ausfuhrabgabe
für Kohlenstifte (Brennstifte für elektrische
Bogenlampen) 6483 und für Elektroden,
Kohlefäden für elektrische Beleuchtungs-
körper u. dgl., auch in Verbindung mit Platin,
648b ist neuerdings auf 5% festgesetzt
worden.!)
Jubiläen. — Die Geiss & Heimlich Ge-
sellschaft für elektrischen Bedart,
Frankfurt a. M., konnte am 1. X. 1920 auf
die ersten 25 Jahre ihres Bestehens zurück-
blicken.
Aus der Geschäftswelt. — Inland. Mit
Rücksicht auf das Sozialisierungsgesetz beab-
siehtigt die Gesellschaft für elektrische
Unternehmungen, Berlin, ihre Geschäfts-
tätigkeit auf die Beteiligung an reinen Fabrika-
tionsgesellschaften umzustellen und ihr Aktien-
kapital von 60 auf 75 Mill. M zu erhöhen. Sie
') Vgl. auch „ETZ“, 1920, S. 803.
hat ihr Interesse bereits seit einiger Zeit der
Knorr-Bremse A. G., Dr. Paul Meyer
er
A. G. und der Norddeutsche Kabelwerke A. G.,
Neukölln, zugewendet. — Die Überland-
zentrale Südharz plant nach der „Frankf.
Ztg.‘‘ umfangreiche Erweiterungen ihrer An-
lagen im Kreise Worbis, in der Grafschaft
Hohenstein und, in Schwarzburg-Sonders-
hausen. — Die Überlandzentrale Mans-
felder Seekreis A. G., Amsdorf, hat die
Elektrizitäts - Leitungsgenossenschaft Über-
landzentrale Amsdorf, G. m. b. H. erworben.
— In Berlin wurde die Studiengesell-
schaft für Drahtlos-Nachrichtenrund-
spruch m. b. H. mit 20 000 M Stammkapital
eingetragen. Sie soll Studien zur Einführung
und Vervollkommnung des Drahtlos-Fern-
sprechers und zur Beschaffung sowie zum Ver-
trieb von Nachrichtenstoff fördern. Ferner ist-
in Harburg die Elektro-Schweißwerke
Harburg-Hamburg G. m. b. H. mit 0,1
Mill. M eingetragen worden. — Ausland.
Die Siemens & Halske A. G. ist nach
dem ‚Berl. Börs.-Cour.‘“‘ von der Schweizer
m u mit der Legung eines
Kabels zwischen enf und Lausanne
für die Zwecke des Völkerbundes betraut
worden, u. zw. u. a. deshalb, weil sie allein
imstande war, die Leitung bis zum Zusammen-
tritt des Bundes fertigzustellen. Der Wert
des er soll 2,5 Mill. Fr betragen. —
Die Schweizerische Auergesellschaft, Zürich,
hat, wie die ‚„Frankf. Ztg.‘‘ berichtet, nach
Verständigung mit den deutschen Fabrikanten
den Vertrieb der Drahtlampen ‚Osram‘,
„Wotan“ und „AEG“ für die Schweiz
der neu gegründeten Osram-A. G., Zürich,
Über Kagen, deren Aktienkapital 0,6 Mill. Fr
zählt.
WARENMARKT.
Kohle. — Durch Bekanntmachung des
Reichskommissars für die Kohlenverteilung
vom 11. X. 1920 (R. A. 1920, Nr. 234) ist
der Landabsatz (Absatz unmittelbar von
der Grube bzw Zeche) von Kohle im
Gebiet der amtlichen Verteilungsstellen für
den mitteldeutschen Braunkohlen-Bergbau
in Halle und. für die Braunkohlen-
werke rechts der Elbe geregelt worden. —
Eisen. Beim Eisenwirtschaftsbund haben
die Vorbesprechungen in der Frage der Preis-
festsetzungen für die Zeit ab November be-
gsonnen. Es wird allgemein mit einer weiteren
Herabsetzung der Eisenpreise gerechnet. Am
englischen Eisen- und Stahlmarkt verlief die
letzte Woche trotz der Preisermäßigung für
Gießerei-Roheisen I verhältnismäßig stiıl. Die
Erzeugung von Roheisen sowie von Eisen- und
Stahlwaren in England betrug im ersten Halb-
jahre 1920 für Roheisen 4,211 und für Stahl
4,955 Mill. t. Auch am amerikanischen Eisen-
und Stahlmarkt sind die Notierungen weiter
rückgängig. In Frankreich kosten nach Preis-
ermäßigungen des Pariser Eisenkontors, die
für den Halbzeuggrundpreis 200 Fr und den
Schienen- und a ag 250 Fr (etwa
20%) betragen, & ktober Halbzeug 745,
Schienen 975 und Träger 945 Fr/t. Da dort
noch immer Mangel an Koks herrscht, plant
man in französischen Werkskreisen einen Aus-
tausch von deutschem Koks gegen siliziumhal-
tiges Gußeisen. Die luxemburgischen Aus-
fuhrtaxen sind von Oktober an für Gußeisen
auf 15 Fr, für Eisen- und Stahlhalbzeug in
Blöcken, Stangen, Platinen sowie für Form-
und Stabeisen, Draht, Bleche und Schrott auf
30 Fr, für Eisenerze,, Minette, Flammofen-
schlacke und Walzschlacke auf 45,40 Fr/t er-
mäßigt worden. In Belgien waren Ende Sep-
tember von 5l Hochöfen bereits 21 wieder in
Betrieb. — Schrott. Die Preise haben sich in
letzter Zeit wieder ein wenig abwärts bewegt;
die unklaren Marktverhältnisse veranlassen die
Käufer aber weiterhin noch zur Zurückhaltung.
Für Prima-Kernschrott wurden etwa 900 bis
925 M/t gezahlt. Gußschrott notierte etwa 860
bis 870 M, Prima-Maschinenguß 1500 bis
1550 M, Späne 870 M und Gußspäne 950 M/t.
— Gummi. Am Londoner Gummimarkt haben
sich die Preise für Rohgummi in der letzten
Woche wieder etwas erholt. Mitte Oktober
wurden für Crepe I loko 1 s 6% d und für
Sheets loko 1s 4% d/lb gezahlt. Im Anschluß
an einen Beschluß der „Rubber Growes Asso-
eiation‘“ in London hat sich'auch die inter-
nationale Vereinigung der Gummiproduzenten
in Niederländisch-Indien für eine Einschrän-
kung der Rohgummiproduktion um 25%, ent-
schieden. In Amerika ist der Gummipreis seit
Januar um etwa 60% gesunken.*— Jute. Der
englische Jutemarkt ist bei steigender Nach-
frage weiter fest. Es wurden für erstklassige
Ware _ neuer Ernte Oktober/November-Ver-
schiffung 50 £/t verlangt. — Baumwollgarne.
Auf dem München-Gladbacher Garnmarkt
wurden für denkommendern Winter bereitsgroße
Käufe abgeschlossen. Besonders stark war in
letzter Zeit die Nachfrage nach Kunstwoll- und
Baumwollgarnen. Aus England wurden im
August insgesamt 0,392 Mill. Ibs Baumwoll-
arne und Gewebe exportiert. — Schwefel. Die
wangswirtschaft für Schwefel ist seit dem
9. X. aufgehoben; infolgedessen sind die Be-
kanntmachungen über den Verkehr mit Schwe-
fel vom 27. X. 1916 und über die private
Schwefelwirtschaft vom 13. XI. 1915 sowie die
bezüglichen ee nun-
mehr außer Kraft getreten. — Harz. Die Kauri
Harzausfuhr aus Neuseeland hat im letzten
Jahre beträchtlich nachgelassen. Die Gesamt-
ausfuhr im Rechnungsjahre 1918/19 betrug
nur 2338 t gegen 4636 t i.V. — Montanwachs.
Die Vereinigung Deutscher Montanwachsher-
steller hat beschlossen, vorläufig noch von
einer Preiserhöhung für das In- und Ausland
abzusehen. — Schwefelsäure. Der Verbraucher-
reis für Schwefelsäure ist mit Genehmigung
es Reichswirtschaftsministeriums für die Mo-
nate Juni, Juli und August 1920 nachträglich
auf 60 M/100 kg Säure 60° B& ger. und für die
Zeit vom 1. IX. bis 31. XII. 1920 auf 53 M
festgesetzt worden. Die Erzeuger haben als
Umlage für Juni, Juli und August 4 M/100 kg
an den Schwefelsäure-Ausschuß abzuführen. —
Metallpreise. Die Notierungen der Vereinigung
für die deutsche Elektrolytkupfernotiz bzw.
der Kommission des Berliner Metallbörsen-
vorstandes (letztere verstehen sich ab Lager in
Deutschland) lauten in M/100 kg:
Metall 22. X. 21.X.
(wire 3 |
Elektrolytkupfer
bars), prompt. cif Hamburg,
Bremen, Rotterdam . . .| 2609 2633
2025 —2075,2050— 2100
755—775 | 740—760
900 —920 | 909—920
600—610 | 600—620
Raffinadekupfer 99/99,3%/,
Orıginalhüttenweichblei .
Originalhüttenrohzink,
Preis im freien Verkehr .
Plattenzink (remelted) von
handelsübl. Beschaffenheit
Originalhüttenaluminium
98/99%, in einmal gekerb-
ten Blöckchen . . . . .
dsgl. in Walz- oder Draht-
barren . . 2. 2.2.2.2. . |3650—3750 3650—3750
Zinn,Banka-,Straits-‚Billiton- |6250—6300 6275. —6300
Hüttenzinn, mind. 99%, . . |6100—6150 6100—6150
Reinnickel 98/99%, - . 14500 —4550/4500—4550
Antimon-Regulus . . 925—950 | 900—925
Silber in Barren rd. 900 fein -
für 1 kg fein . . . . . |1425—1430|1400—1410
Die deutsche Elektrolytkupfernotiz
betrug am 18. X.: 2667 M, am 19. X.: 2662
und am 20. X.: 2605 M/100 kg.
An der Londoner Metallbörse wurden
nach „Mining Journal“ am 15. X. 1920 für
l ton (1016 kg) notiert: =
3450-3550 3450—3550
FT Eu
*Kupfer: best selected . 102 0 Obis108 0 0
* 3 electrolyt.. 14 0 0 „106 0 0
A wire bass... 15 0 0 „106 0 0
EN standard, Kasse 29 10 0, 9300
FIRE „ .x8 Mon. 88.5.0288 109005
Zinn: standard, Kasse. . 244 10 0 „245 10 0
5 3Mon. . 249910 0 „20 0.0
ET DE BESTE weh 246 10 0 „24710 0
Blei: span. oder nichtengl.
Weichblei..... 3417 6 „ 3410 ©
»„. gew.engl. Blockblei 3610 0 „ — — —
Zink: gew. Sorten...» 3910 0 „ 4010 0
3 remelted. .... 35°0.-0-, ———
= engl. Swanseae .. 4 00, — — —
Antimon: engl. Reg... .
52/55 £ net.
Aluminium: 98 bis 990/
165 £ (Inland);
185 £ (Export).
Nickel: 98 bis 99%), gar. 230 £ (In- u. Ausland).
Quecksilber: nom. für
die 75 Ibs.-Flasche. .. 18£10s
Platin: je Unze nom. . . 500 s.
In New Yorknotierte Elektrolytkupfer
am 21. X. 1920 loko 15,50 bis 16,50 ets/lb.
* Netto.
Bezugsquellennachweis.
Frage 46. Wer liefert Lampenpendel,
Marke ‚„Doucella“- 2 ar
Frage 47. Wer liefert Maschinen und
Einrichtungen zur Herstellung von Trocken-
elementen ?
Abschluß des Heftes: 23. Oktober 1920,
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. 0. Zehme In Berlin. — Verlag von Jullus Springer in Berlin.
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ee En Se se
M
Bu al. nn
2 ETF
865
Elektrotechnische Zeitschrif
2, (Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz, — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24.
41. Jahrgang.
Torf-Großkraftwerke.!)
Von Friedrich Bartel,
Regierungsbaumeister a. D
Übersicht. Es wird ein baulicher Entwurf für
ein Großkraftwerk von 120000 kW eingebauter Left-
stung für Torffeuerung gegeben.
Die erforderliche Torfmenge wird berechnet und
die Gewinnung, Förderung und Lagerung des Torfes
an 3 Beispielen erläutert. Re
Einleitung,
Wir stehen im Zeichen der Brennstoffnot.
Daß man meistens erst in der Not auf ver-
gessene alte Bekannte zurückgreift, sehen wir
wieder an dem Torf. Die große Nachfrage nach
Ersatz für die Steinkohle hat eine Torfindustrie
a
TO}
FR;
\ Dortmund
ne
N
Berlin, 4. November 1920.
jedoch die Folge der Gründerzeit in der Torf-
industrie sein, es wird sich nunmehr eine
große Zahl wissenschaftlich gebildeter und
praktisch erfahrener Ingenieure mit der Torf-
frage beschäftigen und Konstruktionen zur
Vervollkommnung der Torfgewinnungsmaschi-
nen-schaffen. Der ‚‚Verein zur Förderung der
Moorkultur im deutschen Reiche‘, der lange
Zeit als mutiger Vorkämpfer einsam und ver-
lassen auf dem Plan stand, hat bereits ein
Gefolge erhalten, das sich dauernd vermehrt
und dauernd die Stoßkraft dieses Trupps gegen
die Gleichgültigkeit erhöht, die der Torffrage
aus den meisten Kreisen noch heute entgegen-
ebracht wird. Ich erinnere an die Bestre-
ungen in Bayern und Württemberg, die dor-
tigen Torfmoore auszunutzen.
3 Verwendungsmöglichkeiten sind eshaupt-
sächlich, die dem Torf wie jedem anderen
Brennstoff offenstehen:
100 200 Kır
Heft 44.
Der Torf als Wärmespender in unserem
nordischen Winter war vor dem Kriege in
seiner Form als Sodentorf, seines geringen
spezifischen Gewichtes wegen (350 kg/m?), nur
für die nächste Umgebung der Moore wertvoll,
seine Verdichtung durch Herstellung von
Preßtorf in ähnlicher Form wie die Stein-
und Braunkohlenbriketts etwa nach dem
Naßpreßverfahrent) setzt die Vernichtung von
mehr als die Hälfte seines Wärmewertes für
den Betrieb der Maschinen und für die Dörrung
voraus. Die Wirtschaftlichkeit dieses Ver-
fahrens ist noch nicht erwiesen.
Die Verwendung des durch die Luft ge-
trockneten Sodentorfes für Kraftwerke ist
durch das Kraftwerk Wiesmoor wirtschaftlich
erprobt.
Zum Betriebe der Maschinen für die
Bodenkultur wurde im Jahre 1908 vom preu-
Bischen Domänenfiskus ein kleines Kraftwerk
e Marschau
/
ii | (tebiete mit Abfällen des
) nz Steinkohlenbergbaus u.
Ä minderwertiger Stein-
a8 kohle.
Braunkohlepgebiete-
se j ® Torf-Großkraftwerke.
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5 150000 V-Leitungen des
Reiches.
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YR
F
L
\
N
Budapest
Abb. i. Übersichtsplan der Energiequellen Deutschlands für Großkraftwerke.
entstehen lassen, die zum Teil ungesund ist,
und es wird daher der Rückschlag nicht aus-
bleiben, sobald die Brennstoffrage einiger-
maßen geregelt sein wird. Etwas Gutes wird
1) Vortrag, gehalten auf der Jahresyersammlung des
Verbandes Deutscher Elektrotechniker in Hannover 1920.
a) als Heizstoff,
b) als Stoff zur Erzeugung von Licht und
Kraft und für den Betrieb elektrischer
Bahnen, °
e) als Ausgangsstoff zur Erzeugung der
Nebenprodukte, wie Koks, Stickstoff-
verbindungen, Öle usw,
| in Betrieb gesetzt, das 1909 von den Siemens
Elektrischen Betrieben übernommen und zu
einem Überlandwerk?) ausgebaut wurde. Heute
hat das Werk eine eingebaute Leistung von
1) „Torfindustrie* 1919, Nr. 17.
?! Teichmüller; „ETZ* 1912, 8. 1265,
886
12000 kW. Es war das erste größere Torf-
kraftwerk. Die Torfbeschaffung hat dem
Werk dauernd Schwierigkeiten bereitet, so daß
zum Teil Steinkohlen verfeuert werden mußten.
Die Schwierigkeiten sind’ hauptsächlich darauf
zurückzuführen, daß der Torf dem Moor zur
Herstellung der Entwässerungskanäle ent-
nommen werden mußte, daß die Gewinnungs-
maschinen noch unvollkommen waren, daß
die Förderbahn nicht genügte und die Mög-
lichkeit fehlte, größere Mengen Trockentorf zu
stapeln. Br PR
Ob der Torf für die Erzeugung von Koks
für die Erzindustrie eine Zukunft hat, ist noch
nicht abzusehen. Praktisch ist sie in dem
Kokswerk von Dr. Wielandt in Elisabeth-
fehn durchgeführt. Die Erzeugung von Stick-
stoff, Ölen usw., die im Kriege begonnen ist,
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit. 44,
ist davon abhängig, wie sich der Weltmarktin
der Petroleumindustrie stellt und ob die poli-
tische Lage uns zwingt, auch hier energisch
weiterzuarbeiten. j He
Die Verbindung von b) und e), Gewinnung
der Nebenprodukte und Verwertung der Ab-
4. November 1920. ;
gase für Erzeugung von Lieht und Kraft, ist
ebenso vom Weltmarkt abhängig und außer-_
0
dem von der wirtschaftlichen Durchbildung
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Abb. 2a. Grundriß des Torf-Großkraftwerks Zehlaubruch (Kesselhaus).
Sn a 7 mn ern 2
Ale De re Be a a Dates
ir ia Zu
Du DE ne ae I un la ia nn AZ We 1 Eu u a 0x 2
4. November 1920.
und Betriebsführung der Gaserzeuger und
Gasturbinen. Die Versuche an der Thyssen-
Gasturbine, die von dem Minister der öffent-
lichen Arbeiten in weitgehendem Maße ge-
fördert werden, lassen 4 Anwendung der
Gasturbinen im Kraftwerksbetriebe für die
nächste Zeit erwarten. Anderseits läßt schein-
|
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 44.
bar der Drehschwelofen obiger Firma die
Dampfturbine noch für lange Zeit das Feld
behaupten, da seine Abfallprodukte, Halbkoks
und Schwelgas, wirtschaftlich günstig zu-
sammen im Dampfkessel verfeuert werden
können. Bei den folgenden Ausführungen will
ich mich jedoch nur auf die wirtschaftlich er-
alas
[3
j
|
j
I
6000 Volt
!
T
6000 Volt
175.000 Volt
Regelspur
867
wiesene Verbrennung des Torfes unter Dampf-
kesseln stützen mit dem Hinweis, daß die Aus-
gestaltung des Kraftwerks bei Anwendung von
Gasturbinen keine wesentlichen Änderungen
erfährt, da an Stelle der Dampfkessel die Gas-
erzeuger treten.
Die Anlage im Schweger Moor, die die
:
u
750.000 Volt
= —— Fr
Am Spur
Fabp: 2b. Grundriß des Torf-Großkraftwerks Zehlaubruch (Maschinen- und Schalthaus).
868
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heft 44.
4. November 1820. |
aRRRARBRMPRBRBMBMBRBMBMBRBRBRBRBRBRBRBRBRBRBRÖRÖBRBREBERBRB [pm [m mmEERBRÄR[‚a-[ Te
Zahlentafell.
Betriebszahlen des Kraftwerkes Wiesmoor.t)
ae 3 Erzeugte kWh ee, em
Minen) IB. Tall) cm nintmoe 7
|
ne alhio. 0) 800 | Sn ar ee ee
sommer bis SO dia | 8200007158700 1210 ]a0800 | 3a96 1
Winter 1915/16. 5300. 7.809.000 719 835.600 | 50 740 744620 son) 9400
ee ee ns
Winden airase | 000 ET Na nasann 30 an ano | 11882 joonı
Winter vom 1. Oktober bis 30. April.
Sommer vom 1. Mai bis 30. September.
Vergasung feuchten Torfes mit einem Wasser-
gehalt von 60% versucht hat, hat wirtschaft-
lich und betriebstechnisch keinen Erfolg ge-
habt. Es gelang nicht, den erforderlichen Torf
zu beschaffen und die Vergasung nassen Torfes
machte Schwierigkeiten. Man wird also die
Vergasung lufttrockenen Sodentorfes mit mög-
lichst geringem Wassergehalt vornehmen
müssen, so daß die Gewinnung und Lagerung
des Torfes gleichfalls dieselbe bleibt, wie sie
später beschrieben werden soll.
Die Lage des Steinkohlenmarktes zwingt
uns heute, die Steinkohlen aus den. Betrieben
auszuschalten, aus denen sie sich ausschalten
läßt. Dazu gehört der Betrieb der Kraftwerke
in erster Linie. In einem Vortrag?) auf der
Verbandstagung des Verbandes Deutscher
Elektrotechniker und im Verein Deutscher
Maschineningenieure3) im Jahre 1912 habe ich
auf den Wert unserer minderwertigen Brenn-
stoffe für Erzeugung von Licht und Kraft
und für den elektrischen Betrieb unserer
Bahnen hingewiesen, im Jahre 1914 habe ich
in einem Aufsatz die Verwendung von Torf
und Braunkohlen für die einheitliche Ver-
sorgung der Ostprovinzen®) gezeigt:
Heute ist die Steinkohle ein Luxusartikel
geworden und es ist noch nicht abzusehen, wie
sich der Preis beim Eintritt geordneter Ver-
hältnisse gestalten wird. Dazu kommt noch
der Verlust der Kohlenschätze des Saar-
beckens und vielleicht des Oberschlesischen Ge-
bietes. Auf jeden Fall wird der Preis durch
den Weltmarkt dauernd beeinflußt und eine
unsichere Größe bei Aufstellung von Wirt-'
schaftlichkeitsbereehnungen bleiben.
Vor dem Kriege war es möglich, den Torf
in gut geleiteten Betrieben für 4 M/t frei
Kesselhaus zu liefern. Wären die Torfge-
winnungsmaschinen in heutiger Ausführung
vorhanden gewesen, so hätte die Tonne
Trockentorf sogar nur 3 M frei Kesselhaus
gekostet. :
Bei einem Preis von 4 M/t frei Kesselhaus
hätte bei gleicher Wirtschaftlichkeit kosten
dürfen:
Steinkohle . 12 M/t
Braunkohle 3 Mt.
Beim Torf ist mit einem Heizwert von
3200 WE, bei der Förderbraunkohle mit 2000
WE und bei der Steinkohle (Nuß III u. IV)
mit einem Heizwert von 7000 WE gerechnet.
Die wirklichen Kosten für Steinkohle be-
trugen ab Grube 13 bis 14, in Mitteldeutschland
17 bis 18, in Ostdeutschland und in Bayern
25 bis 28 M/t, für Rohbraunkohle an der Grube
1,4 bis 3,5 Mt.
Man sieht aus dieser Zusammenstellung,
welche Vorteile die Verwendung von Braun-
kohle und Torf für den Betrieb der Kraftwerke
mit sich brachte. Man kann es sich daher ohne
weiteres erklären, weshalb in den Braunkohlen-
gebieten die größten Kraftwerke errichtet
wurden. :
‚Heute Schätzungen über die künftige
Preisgestaltung der Brennstoffe abzugeben,
dürfte ein gewagtes Unternehmen sein. Man
kann sich aber ein Bild von ihrem künftigen
Preisunterschied machen, wenn man auf die
Jährliche Fördermenge zurückgreift, die auf
den Kopf der Belegschaft kam.
Die Leistung betrug im Frieden:
1. Steinkohlenbergbau®) jährlich 260 t oder
2,08 Milliarden WE
!) Dr. Birk: Bericht über die 37. Mitgliederversamnı-
lung 1919, „Mitt. d. V. z. Förd. d. Moorkultur“.
®) Bartel: Die Verwendung geringwertiger Brenn-
stoffe zur einheitlichen Versorgung Deutschlands mit elek-
trischer Rnergie, „ETZ* 1912, S. 705.
Bartel: Großkraftwerka und Energieverteilung
unter besonderer Berücksichtigung der oberen Span-
nungen his 150000 V, „Glasers Annalage 1912, Heft 10 und
11, 1918, ante Se
$artel: Die Energieversorgung der Ostprovinzen.
„Elektr. Kraftbetr. u. Bahnen“ 1914. art 2
5) „Zeitschr. d. V. d. I." 1920, 8. 168.
PP
Braunkohlentiefbau jährlich 400 t oder .
0,92 Milliarden WE
Braunkohlen-Tagebau jährlich 1500 t od.
3,45 Milliarden WE
2. Torfgewinnung!) täglich 3 t oder
10,5 Millionen. WE
Dazu kommen beim Steinkohlenbergbau die
hohen Kosten für Schächte, Wasserhaltung,
Zimmerung usw. Der. Abraumbetrieb und die
Gewinnung der Kohlen sind beim Braunkohlen-
Tagebau sehr einfach und mit Maschinen zu
bewerkstelligen. Die Gewinnung von Stein-
und Braunkohle vernichtet mehr oder weniger
Kulturboden, die von Torf schafft neuen.
Bei der [Gewinnung von Torf fallen gegenüber
von Braunkohle außerdem die Abraumarbeiten
fort und die Wasserhaltung wird in einfacher
Weise meistens durch natürliche Vorflut ge-
schehen. Man wird daher nicht fehlgehen,
wenn man. annimmt, daß die Preise für Torf
im Moor gleich oder billiger sein werden, als für
Förderbraunkohle, auf den gleichen Heizwert
bezogen. Für Torf kommt außerdem noch die
Verbilligung durch Verbesserung der Gewin-
nungsmaschinen in Frage. Bei diesen ganzen
Berechnungen ist angenommen, daß die Braun-
koblen- und Torfgewinnung im Besitz des
Kraftwerkes ist, daß also !die wirklichen
Selbstkosten maßgebend sind. -
Wenn heute die Rohbraunkohle dem
Heizwerte nach teurer ist als Steinkohle
und der Torf mit 40 und 50% Feuchtigkeit
zu jedem Preise gekauft wird, so sind
das Erscheinungen, die wir hoffentlich bald
hinter uns haben. .
Es betrug:
Private Kraftweıke im Jahre 1913:
eingebaute Leistung: 8,0 Mill. kW,
nutzbar abgegeben:-10 Milliarden kWh.
Öffentliche Werke im Jahre 1917:
eingebaute Leistung 3,4 Mill. kW,
erzeugte Leistung 6,8 Milliarden kWh.
Nach meinen Untersuchungen?) würde
ferner bei elektrischem Betrieb sämtlicher Voll-
bahnen Deutschlands nach dem Umfange, der
uns nach dem Friedensvertrag verblieben ist,
und den Betriebsverhältnissen des Jahres 1913
etwa betragen:
Höchstleistung kW 2,8 bis 2,5 Mill.,
eingebaute Leistung kW 3,36 bis 3,0 Mill.,
erzeugte Leistung 10 Milliarden kWh.
Nehmen wir die Größe der Moore Deutsch-
lands zu 2,4 Mill. ha, die Moortiefe im Durch-
schnitt zu 3 m und 150 kg Torf/m3 Torfmasse
an, so könnte man 10 Milliarden Tonnen luft-
trockenen Torfes herstellen. Da ein Teil der
Moore für die Torfgewinnung nieht in Frage
kommt, so will ich nur mit 5 Milliarden Tonnen
rechnen. Bei einem Verbrauch von 2,3 kg
Torf f. d. kWh könnten nach pem Stande des
Jahres 1917 die_ öffentlichen Elektrizitäts-
werke allein mit Torf 150 Jahre lang betrieben
werden, die Eisenbahnen Deutschlands auf
Grund der oben angeführten Berechnungen
220 Jahre lang.
„Pas Sozialisierungsgesetz für die Elektrizi-
tätswirtschaft gibt uns bei Besetzung der maß-
gebenden Stellen mit erfahrenen Ingenieuren
die Möglichkeit, nunmehr die Erzeugung der
Elektrizität mehr nach Grundsätzen vorzu-
nehmen, die die wirtschaftlich günstigste Aus-
nützung unserer Brennstofflager und Wasser-
kräfte zulassen. Für den Torf in Verbindung
mit den süddeutschen Wasserkräften ist. die
Zukunft sehr aussichtsvoll, da die Wasser-
kräfte hauptsächlich in Süddeutschland, die
Torfmoore am Nordrande Deutschlands liegen.
In’ Abb. 1 gebe ich einen Vorschlag für die
Verteilung der Torf-Großkraftwerke und die
Führung der 150 000 Volt-Lsitung des Reiches
mit Berücksichtigung der Energiequellen.
) Vom Verfasser geschätzt.
,) Bartel: Kohlanteuerung und elektrischer Retriel
der Vollbahnen, „Der Dierbaknhant; 1919, gu. Ta
Im mitteldeutschen Braunkohlengebiet
sind in der letzten Zeit, besonders während
des Krieges große Kraftwerke entstanden; ich
erinnere nur an das dem Reiche gehörende
Kraftwerk Zschornewitz. Außerdem sind dort
weitere große Kraftwerke für den elektrischen
Betrieb der Bahnen und für Licht- und Kraft-
versorgung geplant. Man darf aber nicht über-
sehen, daß
eine sehr beschränkte Zeit, geschätzt auf 100
bis 150 Jahre, reichen, daß man bei gesteigerter
Förderung sich also bald nach einem Mittel
zur Streckung ‚der Vorräte wird umsehen
müssen. E
Man wird also genötigt sein, die süddeut-
schen Wasserkräfte und die Torfmoore zur
Erzeugung elektrischen Stromes mit heran-
zuziehen, es muß der Torf in unserer zu-
künftigen Elektrizitätswirtschaft eine hervor-
ragende Rolle spielen. Außerdem schafft er
nicht nur billigen Strom, sondern gibt uns
auch die Möglichkeit, unsere Äcker- und
Wiesenflächen mit den geringsten Anlage-
kosten Zu vermehren und uns etwas unab-
hängiger von der Zufuhr von Lebensmitteln
vom Auslande zu machen. :
. Ich will nın an Hand dreier Beispiele
die Ausgestaltung der Torf-Großkraftwerke
und vor allem die Vorbereitung der Moore,
die Gewinnung, Förderung und Lagerung des
lufttrockenen Torfs zum Betriebe dieser Werke
zeigen. Die Gewinnungsart von Brenntorf für
ÖOfenheizung bleibt natürlich dieselbe. Man
kann also diesen Teil der vorstehenden Arbeit
ebensogut als Vorschlag für ein .Groß-Torf-
werk für Ofentorf betrachten.
I. Das Tort- Großkraftwerk Zehlaubruch,
Als erstes Werk will ich das Torf-Groß-
kraftwerk Zehlaubruch behandeln, da die
Brennstoffverhältnisse in der vom Reich ab-
getrennten Ostmark besonders ungünstige sind.
Der „zu Deutschland gehörige‘ Teil hat weder
Stein- noch Braunkohle, ist von der Zuführung
von Steinkohle durch den polnischen Korridor
vom übrigen Deutschland vollständig getrennt
und bei Zuführung auf diesem Wege von der
Gut- und Böswilligkeit unseres polnischen
Nachbars vollständig abhängig. Kleine Proben
von der Gestaltung des Verkehrs haben wir
in der letzten *Zeit wiederholt erlebt. Die
Zufuhr auf dem Wasserwege kann jederzeit
durch. unsere Feinde von”gestern durch eine
Blockade der Ostsee gesperrt werden. Ob es
bei dieser Lage nicht zu überlegen ist, ob man
nicht auch zum elektrischen Betrieb der Bahnen
bei entsprechendem Ausbau des geplanten
Werkes übergehen muß, müßte wohl ernstlich
geprüft werden. Auf jeden Fall wird die Er-
richtung eines Torfkraftwerks nötig sein, um
der jetzt beschlossenen Elektrisierung der
Provinz das nötige Rückgrat zu geben und
die Wasserkräfte „‚bis auf den letzten Tropfen‘
ausnutzen zu können. Die Höchstleistung der
Wasserkraftwerke fällt nicht mit den Zeiten
der größten Nachfrage nach Strom zusammen.
Der Ausbau kleiner Wasserkraftwerke kann
wirtschaftlich und betrieblich nur mit asyn-
chronen Stromerzeugern erfolgen, was wieder
das Vorhandensein eines großen Dampfkraft-
werks bedingt. 3 €
Ich habe seinerzeit vorgeschlagen, in der
Kackschen Balis im Kreise Ragnit ein großes
Torfkraftwerk zu err'chten. Diese Unter-
suchungen sind jetzt hinfällig geworden, da
dieses und die anschließenden Moore zu nahe
an unserer künftigen Grenze mit Litauen liegen.
Es kommt heute in erster Linie das Zehlau-
bruch in Frage, weil es sozusagen unter den
Geschützen von Königsberg liegt und seine
Entwässerung von allen Mooren Ostpreußens
mit. den geringsten Mitteln möglich ist. Es
liegt etwa 32 m über dem Pregel bei einer Ent-
fernung in der Luftlinie von etwa 12 km. Der
mittlere Wasserstand des Pregels beträgt an
dieser Stelle + 0,48 N.N. Die Entwässerung
ist durch vorhandene tief eingeschnittene Bach-
täler besonders erleichtert. Außerdem ist das
Moor fiskalisches Eigentum.
Das Zehlaubruch.
Das Zehlaubruch bedeckt eine Fläche von
etwa 4500 ha und liegt auf der Grenze zwischen
den Kreisen Friedland, Königsberg und Weh-
lau. Dr. Meyer, Szittkehmen, schildert das
Moor als einen Riesenschwamm, der von den
schönsten und üppigsten Wäldern Ostpreußens
umrahmt ist. Tritt man aus dem krüppelhaften
Randwald heraus, so hat man das weite purpur-
braune Bruch vor sich liegen. Kein Ton unter-
brieht die Stille, und man muß beim Weiter-
wandern von Bulte zu Bulte springen und den
Fuß mühsam aus dem saugenden Moor ziehen!).
Am Rande dehnt sich das Moor dauernd
in den bestehenden Hochwald aus, und‘ die
') „Georgine“ 1913, Nr: 3
die Braunkohlenschätze nur für
ee U
4. November 1920.
Forstverwaltung hat noch manche Schwierig-
keiten zu überwinden, um dem Anwachsen des
Moores Halt zu bieten.
Der Boden des Moores ist fast eben, und
die „Inselbänke“ in der Mitte des Moores er-
heben sich etwa 10 m über den Rand, so daß mit
einer besonders großen Moortiefe zu rechnen ist.
Das Moor ist als Naturschutzdenkmal er-
klärt, und es gibt sicher manche Naturfreunde,
die sich an der wundervollen Stille erheben.
Für uns geht es heute um Sein oder Nichtsein
in dem wirtschaftlichen Kampf. Wir werden
daher auch diese stille Stätte dem Volkswohl
in näherer oder fernerer Zeit opfern müssen.
Nimmt man die mittlere Tiefe des Torf-
imoores nur zu 6 m an, so könnte das Moor vor-
aussichtlich‘bei 150 kg Torf, f. 1 m3 Torfmasse die
Provinz Ostpreußen und ihre Bahnen für etwa
45 Jahre mit Strom versorgen, bei einer Liefe-
rung von jährlich 400 Mill.kWh im Durchschnitt.
Das Kraftwerk.
Lage des Werkes. Beifast jedemKraft-
werk, das unmittelbar in einem Brennstofflager
errichtet wird, ist die Beschaffung des erforder-
lichen Kühlwassers als Frischwasser für ie
Kondensation mit Schwierigkeiten verbunden,
so daß in den meisten Fällen Rückkühlwerke
zu;
N
u
%
N
Elektrotechnische Zeitschrift.
errichtet werde müssen. Man scheut nun
häufig die Beförderung des Brennstoffes selbst
auf eine kurze Strecke, wenn man die Kohle
umladen muß.
Nun beträgt aber der Mehrverbrauch etwa
1,6% der Brennstoffmenge für 1% Verminde-
rung der Luftleere. Im J ahresdurchschnitt
kann man als Mehrverbrauch für Kraftwerke
ınit Rückkühlanlagen etwa 8% gegenüber
solehen mit Frischwasser rechnen.
Nimmt man ferner an, daß bei Betrieb
mit Frischwasser die Pumpen der Konden-
sation im Kraftschluß arbeiten, daß dagegen
bei Rückkühlwerken eine zusätzliche mano-
metrische Förderhöhe von 8 m erforderlich ist,
um das Umlaufwasser auf die Kühltürme zu.
drücken und vernachlässigt die Mehrkosten
der Kühltürme mit Wasserbehälter und der
Förderung und Reinigung des Zusatzwassers,
so würde sich der Vergleich bei Friedenspreisen
wie folgt stellen: _
a) Kraftwerk im Moor mit
Rückkühlung.
400 Mill. Wh > kg Torf < 4 M/t
—750004><4M. . . - - - = 300.000 M
Bei 100 000kW, 5000 Maschinen-
- Betriebsstunden, 6kg Dampf,
65-facher Kühlwassermenge,
8 m Förderhöhe =
100 000 . 5000.6.65.8
% 0,7
DS 1. 7 Renee
Unter Berücksichtigung d.
doppelten Pumpensätze
— 5 Mill. kWh. 2 Pf
Zusammen .
- = 100 000_M.
400 000 M.
b) Kraftwerk am Pregel mit Frisch-
wasser.
Anlagekosten:
12 km doppelgleisige
Strecke von 1 m Spur
125. 00.000 0. > — 720 000’M
ferner mehr 5 Züge . . =_1.080.000
1 800 000 M
Nicht berücksichtigt sind hierbei die Mehr-
kosten für die Rampen zu den Torfsilos, die bei
Lage des Werkes am Moor erforderlich würden.
Gleise 10% von M 720 000 . = 72.000 Mj
Züge 15% von MI 080 000 = 162 000 ‚,,
Mehrbedarf an Personal für
diese Torfförderung . . . = 25000 „
11,04 Mill. tkm . 0,04 kWh
SEI. sw LUNNFE N
289 000 M
Jährlicher Minderverbrauch an Betriebs-
kosten bei Lage des Werkes am Pregel:
111000 M. Man hätte also das Werk 17 km
vom Torfmoor bei gleicher Wirtschaftlichkeit
abrücken können.
Bei Steigerung der Anlagekosten auf das
10-fache, der Brennstoffpreise auf das 20-fache,
würde die kritische Entfernung 35 km betragen.
Man sieht aus diesem Überschlag, daß man
es zum Vorteil unserer Brennstoffvorräte
immer wird vermeiden können, Kraftwerke
mit Rückkühlanlagen zu bauen.
Der Pregel führt im Durchschnitt bei Ta-
piau im Sommer eine Wassermenge, von etwa
12 bis 15 m?/s, kann also einwandfrei die erfor-
derlichen Kühlwassermengen für 100 000 kW
Spitzenleistung liefern. Die Höhenlage des
Moorbodens und der Zuführungsbahn für den
Torf am Moor kann man auf + 25,5 annehmen,
so daß es bei der Lage des Kraftwerks am Pre-
gel möglich wäre, die Torfzuführungsbahn ho-
rizontal bis zu den Torfsilos und den Kessel-
hausbunkern zu führen. Die gewählte Lage
Abb. 3. Maschinen- und Schalthaus im Sehnitt.
des Bauplatzes ermöglicht es außerdem, einen
Gleisanschluß von etwa 8km Länge zum Bahn-
hof Tapiau herzustellen zum nfahren der
schweren Maschinenteile und Betriebsstoffe
1920. Heft 44.
acc
40,0
ns
IE
>00
Sa
in
gen
40,0
869
des Kraftwerks. Die Lage am Ufer läßt die
Schaffung einer Anlegestelle zu, so daß man
auch durch Kähne Stoffe und später den
Brennstoff aus anderen Mooren, z. B. aus dem
roßen Moosbruch im Kreise Labiau, heran-
schaffen kann.
Größe des Werkes. Nimmt man die
eingebaute Leistung für den vollen Ausbau
zu 120 000kW, die Spitzenleistungzu 100000kW
an, so wird diese Leistung voraussichtlich für
die nächste Zeit für die Ostmark genügen. Die
jährliche Benutzungsdauer, auf 4000 Stunden
geschätzt, entsprechend einer Belastungsziffer
m = 0,46, ergibt eine Erzeugung von 400 Mil-
lionen kWh jährlich. Die Größe der Maschinen-
sätze ist zu 20 000 kW bei n = 3000 angenom-
men, eine Leistung, wie sie als Regelmaschine
für die neuen Großkraftwerke in Frage kommt.
Die Zahl der Maschinen beträgt 6.
Torfmenge. Rechnet man 2,3 kg Torf
von 3500 WE für 1 kWh, so sind jährlich bei
400 Millionen erzeugter kWh 920 000 t Torf zu
beschaffen. Der Torfverbrauch wird sich über
die einzelnen Monate des Jahres etwa wie folgt
verteilen:
16t ‚TZe
Monat | ee konn Tortmengei Be-
apitzekW | kWh t merkungen
Januar . 2 92 500 36 82 800,
Februar . 83 500 33 75 900;
März. 83 000 34 78 200!
April 82 500 ol 71 300
Mai 78 000 3l 71 300|) unmittel-
Juni 725000 30 | 69000 an
Juli 70 000 29 66 700 haus
August . .| 78000 31 71 300
September | 87 500 34 78 200
Oktober. 98 000 38 87 400
November.) 90000 35 80 500
Dezember .| 100 000 38 | 87400)
400 920 000)
\ ie
v \ rg
= (fh
Fer}
| ©
150000 V/ 4 4
Für die Monate Mai, Juni und Juli geht
der im Moor erzeugte Torf unmittelbar zu den
Kesselhäusern, so daß nur für die übrigen Mo-
nate der Torf in den Silos zu lagern ist. Der
Ile
Elan
>=+10,07<
Ä an
ss
40,0
Abb. 5. Kesselhäuser mit Kesseln von 600 m? Heizfläche.
870
Verbrauch an dem höchstbelasteten Tage im
Jahre ist im Mittel 0,042% der Jahresleistung,
entsprechend 1680 000 ,kWh, der Torfver-
brauch 3864 t. Unter der Annahme, daß ein
Kesselhaus an dem höchstbelasteten Tage mit
40 000 kW voll belastet ist, würde die stünd-
liche Höchstmenge an Torf 92 t betragen und‘
die höchste Tagesmenge 2200 t. Der Inhalt der
Bunker in den Kesselhäusern ist für einen Ver-
brauch von 24 Stunden, d. h. mit 2200 t oder
6300 m? vorgesehen.
Kühlwasserbeschaffung. Zur. Be-
schaffung des für die Kondensation erforder-
lichen Kühlwassers wird am Rande des steiler
Uferabhanges, wo der
Moorboden des Pregel-
tales beginnt, also Bau-
ten nicht mehr ausge-
führt werden können,
parallel zur Hochufer-
kante ein Kanal ge-
führt, der unterhalb der
Ziegelei Zimmau vom
Pregel abzweigt und im
Linkehner See endigt.
Das erwärmte Kühl-
wasser fließtin den See,
von wo aus es durch
| B
Höchstleistung eines Kessel
hauses von 40 000 kW und
Kesseln von 750 m?, 6,75 kg
Dampf i.d. h. bei Anwendung
m?
Heizfläche 7,15 kg zur Ver-
Einbau von
Kesseln von 750 m? Heiz-
einem
an
einem dazwischenliegenden
angeschlossen.
eim Einbau von Kesseln
Heizfläche
von Kesseln von 600
fügung. . Bei
fläche
Block
sind 4 zu
vereinigt
und
Schornstein’
von 600 m?
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 44,
die vorhandenen ober-
und unterirdischen Ka-
näle dem Pregel wie-
der zuströmt. Dadurch
wird gleichzeitig eine
Abkühlung des Wassers
bis zum Eintrittin den
Fluß erzielt. Der Zu-
leitungskanalkann spä-
ter als Schiffahrtskanal
benutzt werden. Nach
dem Moor zu wird er
durch einen Damm ab-
geschlossen, dessenErd-
ınengen beim Abtragen
der Hänge zum Einbau
von Kraftwerk und Si-
los gewonnen werden.
Maschinenhaus.
Die Maschinenachse
liegt parallel zur Ge-
bäudeachse (Abb. 2u.3),
die Achse des Konden-
sators senkrecht dazu.
Diese Anordnung des
Kondensators hat so-
viele Vorteile, daß ich
sie immer wieder emp-
fehlen muß. Es sind,
wie eingangs erwähnt,
sechs Maschinen von
je 20000 kW aufge-
stellt. Zur Aufnahme
derKondensationspum-
pen, der Kesselspeise-
pumpen und der Was-
serreinigungsanlage ist
zwischen Maschinen-
und Kesselhaus ein be-
sonderer Pumpenraum
vorgesehen. Diese An-
ordnung ermöglicht es,
alle Teile leicht über-
sichtlich und mit dem
Kran bedienbar einzu-
bauen und ergibt die
kürzesten Rohrleitun-
gen.
Kesselhaus. Das
Kesselhaus ist drei-
teilig mit Lichthöfen
von 7 m Breite zwi-
schen den einzelnen
Häusern (Abb. 2 u. 4).
Nach den Erfahrungen
mit Förderbraunkohle
kann man als Höchst-
leistung stündlich 30kg
Dampff.1m°Heizfläche
annehmen. Es werden
12 Kessel von je 750 m?
Heizfläche vorgesehen,
wie sie von der Hano-
mag für das Golden-
bergwerk in Knapsack
ausgeführt sind. Man
ist heute in Krei-
sen der Betriebs-
leiter noch nicht
einig darüber, ob
es zweckmäßig
ist, diese Kessel-
größen allgemein
anzuwenden oder Größen von 500 bis
600 m? zu nehmen. Abb. 5 zeigt den
Einbau von 16 Kesseln ‚von 600 m?
Heizfläche. Das Kesselhaus wird na-
türlich länger. Bei einer Leistung von
30 kg Dampf f. 1 m? Heizfläche stän-
den also den Dampfturbinen bei der
Abb. 4. Torf-Großkraftwerk Zehlaubruch (Kesselhaus im Schnitt).
“ Leipzig-Lindenau
4. November 1920.
stein angeschlossen werden. Die Anordnung
‚der Schornsteine mitten im Kesselhaus zwi-
schen den Kesseln wurde gewählt, um kurze
Füchse zu erhalten und die Anlage möglichst
| billig zu gestalten. Für Torf- und Braunkoh-
lenfeuerung hat diese Anordnung außerdem
den Vorteil, daß die Heizerstände nach der
Außenwand des Kesselhauses gelegt werden
können und darüber der verhältnismäßig große
Bunker. Die Lage der Heizerstände an der
Außenwand, der Einbau von Türen, die un-
mittelbar an die frische Luft gehen, mit davor-
liegendem Balkon, gibt den Heizern die Mösg-
lichkeit, ohne Le ensgefahr auszuweichen,
falls beim Stochern die Flamme zurückschlägt.
Ebenso ist durch diese Anordnung eine gute
Belüftung des Aschenkellers geschaffen. Der
erforderliche Torfvorrat in den Bunkern der
Kesselhäuser für 24 Betriebsstunden bedingte,
bei dem natürlichen Böschungswinkel des
Torfes Oberkante Bunker und Schienenober-
kante des Zufuhrgleises auf + 25,5 zu le en,
so daß eine unmittelbare Verbindung zwischen
den Gleisen über den Torfsilos und dem Kessel-
haus möglich war. Die Schlacken- und Aschen-
abfuhr ist so gedacht, daß die Schlacke aus
den Falltrichtern hinter dem Rost durch Teller-
abscheider mit Wasserfüllung der Gesellschaft
für künstlichen Zug dauernd abgezogen, ab-
Elseh und durch Transportbänder nach der
tirnseite des Kesselhauses befördert wird.
Von dort aus bringt sie eine Hängebahn oder
Transportbänder nach dem Moor hinter dem
Damm des Wasserzuführungskanals, wo sie
als Ersatz für den auszubaggernden Torf dient.
Die leichte Asche wird aus den übrigen Kessel-
zügen, dem Vorwärmer und dem Schornstein
durch eine Luftsaugeleitung dauernd entfernt
und unmittelbar nach dem Moor befördert.
Bei Volleistung des Kraftwerks mit 100 000 kW
würde im Jahre bei einem Aschengehalt von
10 bis 30% 90 000 bis 270 000 m3 Asche ent-
fernt werden müssen, eine Menge, die genügen
würde, das zwischen dem Kraftwerk und dem
Pregel liegende Moor bei einer Tiefe von 6 m
in einem Zeitraum von 90 bis 30 Jahren zu
Weideflächen umzugestalten.
Als Feuerung ist ein Treppenrost (Halb-
gasfeuerung) vorgesehen, wie.er sich bei Torf
durchaus bewährt hat. Für die folgenden Un-
etwa Muldenfeuerungen von Fränkel & Co.,
oder Trommelfeuerungen,
Bauart Möller & Pfeifer, Berlin!) oder Schacht-
vorfeuerungen der Gesellschaft für Feuerungs-
anlagen W. Schmidt & Co., Berlin?) einbaut.
Die Schachtvorfeuerungen in einfachster Form
waren in Rußland für Holz und Torf lange in
Gebrauch, bis sie von unseren Treppenrost-
feuerungen abgelöst wurden. Im Kraftwerk
Wiesmoor werden zurzeit Schachtfeuerungen
eingebaut, so daß wir auch für Torf in Kürze
Erfahrungen im Dauerbetrieb mit dieser Feue-.
rung erhalten werden. =
} (Fortsetzung folgt.)
Konstante hochohmige Meß- und Belastungs-
widerstände.>) z
Von J. E. Lilienfeld und W. Hofmann, Leipzig.
(Physikalisches Institut der Universität.)
Übersicht. Es wird ein neuer, hochohmiger
Seine Wattbelastbarkeit
Widerstand beschrieben.
ist durch Strom- und Spannungsmessung einerseits,
anderseits durch Temperaturmessung bei Anordnung
in atmosphärischer Luft mindestens auf W/em?, bei
Anordnung in Transformatorenöl mindestens auf
3 W/cem? bestimmt worden. Seine stoßweise Be-
lastbarkeit liegt bei 10 W/em?. Die Voltbelastbar-
keitsgrenze liegt so hoch, daß sie bei der zulässigen
Wattbelastung bei den gegenwärtigen Ohmbeträgen
und Längen nicht erreicht wird. Durch die jedem
Stab aufgeprägte Zahl wird sein konstanter
Widerstandsbetrag angegeben: er ändert sich nicht
bei beliebig langer Lagerung, aber auch dann
nicht, wenn der‘ Stab schwer belastet, auf die
höchsten zulässigen Temperaturen erhitzt und dann
wieder abgekühlt wird Der Temperaturkoeffizient
beträgt im Durchschnitt 0,0016 für 10C. Es wird die
Verwendung der Stäbe zur Messung effektiver Strom-
stärken — selbst solcher von sehr geringen Beträgen,
weit unterhalb 1 mA. — beschrieben, ebenso zur
Messung beliebiger, vorzugsweise sehr ‘hoher Span-
nungen bis zu 100 kV und mehr.
I. „Multohm“-Widerstände.
Hochohmige, handliche und billig herstell- _
bare Widerstände werden von der Technik für
1) „Zeitschrd. V.d.L.“ 19198. 391.
2) „Zeitschr.’d.V.d. 1“ 1919,78. 548.
®) Eingegangen am 20. IV. 1920.
müßten zweckmäßig 8 Kessel an einen Schorn-
tersuchungen ist es an sich gleichgültig, ob man
Kl de nn. >
rc Ai a a a a ai
Bet ra
Aueh U a BT a Bl nn a
u
N K
a u A
se
2 Na ya
ZT ee a
2 u et ne A A Lau De 1 au 2 a
4. November 1920.
verschiedene Anwendungszwecke
einerseits als Belastungswiderstände, bei-
spielsweise zur Prüfung von Hochspannungs-
transformatoren, für gewisse Hochspannungs-
schalter, als Schutz von Transformatoren gegen
Schwingungen und Überspannungen — ander-
seits als Meßwiderstände, zur Herstellung
von Spannungsteilern, wie sie für Messungen
von Spannungen sowie für elektrostatische
Wattmessung!) und für Isolationsmessungen
benutzt werden können. Auch für die Zwecke
drahtloser Nachriehtenübermittlung und der
Elektromedizin werden sie gebraucht. Fraglos
hätten sich hoehohmigen Widerständen seit
langem außerdem noch andere Anwendungsge-
biete eröffnet, so z. B. die Messung effektiver
Spannungen und Stromstärken, wenn sie —
was bisher nicht zutraf — in zuverlässiger Aus-
führung und konstant zu beschaffen gewesen
wären.
Zur Herstellung hochohmiger Widerstände
sind bisher zwei grundsätzlich verschiedene
Wege beschritten worden. Einmal verwandte
man schwache Drähte aus gewöhnlichem Wider-
standsstoff, welche für Belastungszwecke durch
Aufwickeln des Drahtes auf Glimmerscheiben,
sonst wohl auch einfach in der Gestalt von bi-
filar gewickelten Spulen, in den Handel ge-
bracht wurden. Auf diesem Wege waren große
Ohmbeträge schwer herzustellen. Widerstände,
die nach einigen hunderttausenden Ohm bemes-
sen waren, waren bereits vor dem Kriege kost-
spielig und dürften bei der heutigen Knappheit
an Rohstoffen zu einem annehmbaren Preise
kaum noch beschafft werden können. Außer-
dem genügten die Drahtwiderstände in man-
cher Hinsicht nicht denjenigen Anforderungen,
welche an einen Hochspannungswiderstand
zu stellen sind. So waren sie beispielsweise
selbst bei Einhaltung mäßiger Belastungsgren-
zen einer Dauerbelastung nicht gewachsen; die
Isolation der Drahtwindungen gegeneinander
a“ — besonders bei Erwärmung — mangel-
alt.
Der andere Weg, welcher zur Herstellung
hochohmiger Widerstände beschritten wurde,
führte über die Verwendung nichtmetallischer
Leiter. Hier sind grundsätzlich zwei Klassen zu
‚unterscheiden: diejenige der flüssigen und die
der festenLeiter. Hinsichtlich der flüssigen Lei-
ter kann zusammenfassend gesagt werden, daß
ihre Handhabung außerordentlich umständlich
ist. Wenn auch einzelne Physiker bei umsich-
tiger Arbeitsweise brauchbare Ergebnisse mit
Flüssigkeitswiderständen erzielten, so sind die
Möglichkeiten ihrer Anwendung doch sehr
beschränkt, da wegen der Inkonstanz eine
ständige Nachprüfung des Widerstandsbetra-
ges erforderlich ist. Technischer Anwendung
sind doch wohl nur Wasserwiderstände fähig,
-weil bei diesen die allgemeine Zugänglichkeit
der Flüssigkeit wenigstens in einigen Fällen für
die Inkonstanz und die anderen zahlreichen
Nachteile entschädigt.
Die andere Klasse nichtmetallischer Wider-
stände, diejenige der festen Widerstände, wird
seit einer Reihe von Jahren in der Technik
durch Graphit, vorwiegend aber durch Silit-
(Karborundum-) Widerstände vertreten. Die
Silitwiderstände haben den Vorteil bequemer
Handhabung und mechanischer Festigkeit, sie
sind aber verhältnismäßig kostspielig und vor
‘allen Dingen in weitesten Grenzen in-
konstant.?) >
Die im Gegensatz dazu konstanten und
unbedingt zuverlässigen, hier zu beschreiben-
den „Multohm‘“ - Widerstände sind Ergebnis
einer Reihe jahrelang fortgesetzter Versuche,
welche anfangs — noch vor dem Kriege — an
Herstellungsrezepte von Dr. Alexander Gold-
mann anschlossen, dann ganz andere Wege
einschlugen und seit einigen Monaten zu einem
befriedigenden Abschluß gelangten, so daß
mehrere Tausende Widerstände in die Praxis
herausgegeben werden konnten.
ER, Beschreibung des neuen „Multohm“-
Widerstandes.
Die Widerstände bestehen aus Kohlen-
stoffschiehten, welche im Innern von Glas-
röhren aufgetragen sind. Die Enden der Glas-
röhren sind mit einem inneren Metallüberzuge
versehen, über welchen einerseits die K.ohlen-
stoffschieht übergreift, welcher anderseits aber
durch einen angelöteten, schwachen Draht
leitend 'mit der an den Enden der Glasröhren
angebrachten (aufgekitteten) Metallkappe_ver-
bunden ist. Der Zuführungsdraht ist luftdicht
im Glas eingeschmolzen, um den schädlichen
ı) Vgl. G. L.Addenbrooke, M&6sures pröcises des
courants alternatifs et polyphas6s. lerlairage &leetrique
Bd Handbuch der Elektrotechnik Bd. Il,
dr»htlosen Telegraphie und Telephonie,
Heft 2. -
Elektrotechnische Zeitschrift.
m ——————— ——— —— —————————— rn
verlangt: | Einfluß von Feuchtigkeit, Staub usw. auszu-
1920.
schließen. Auf den Stirnseiten der Metallkappen
ist der dei des Stabes eingra-
viert. Seitlich auf der Kappe selbst ist die
Fabrikmarke ‚„Multohm‘ angegeben sowie das
Datum der Herstellung (Abb. 1) j
RERLEETTE
CAR MEET
Abb. 1. Teilaufnahme eines Multohm-Widerstandes.
Die Kohlenstoffschicht istin einigen!Fällen
als zusammenhängender Überzug, vorwiegend
aber spiralig ausgebildet. Letzteres entspricht
der Erfahrung, daß allzu dünne Kohlenstoff-
Heft 44.
871
III. Belastbarkeit und Konstanz.
Für die Beurteilung der Belastbarkeit ist
es erforderlich, die Temperatur der Glasober-
fläche in Funktion der Wattbelastung aufzu-
nehmen. Dauerbelastungen, welche mit einer
Erwärmung des Glases auf mehr als 230° ver-
knüpft sind, möchten wir in Erwartung weite-
rer Erfahrungen zunächst nicht als zulässig
bezeichnen. Möglicherweise wird man aber in
Zukunft erheblich höhere Temperaturen zu-
lassen. Zur Bestimmung der Innentemperatur
des Stabes wurde eine besondere Anordnung
getroffen (Abb. 3). Es wurde ein für die Auf-
nahme von Thermoelementen geeignetes
schwaches Rohr T der Länge nach achsıal ins
Innere des Stabes eingeführt. Das Rohr 7
war an dem einen Ende abgeschlossen, am an-
deren war es luftdicht mit dem Rande des die
Abb. 3.
schichten technisch unzuverlässig sind. Will
man also Widerstände von einem. Ohmbetrage
herstellen, welcher bei vorgeschriebener Ab-
messung größer als ein von der Abmessung ab-
hängiger Grenzwert ist, dann tut man besser,
stärkere Schichten und spiralige Form zu wäh-
len, als die Schichtdicke zu schwächen.
Zur Zeit werden die Widerstandsschichten
ausschließlich innerhalb von Glasröhren mit
der lichten Weite von etwa 8,5 mm und einer
Wandstärke von etwa 1 mm aufgetragen. Es
werden zweierlei Längen hergestellt: 54cm und
20cm. Selbstverständlich würden, wenn größe-
rer Bedarf nach anderen Abmessungen ent-.
stünde, auch Stäbe solcher Abmessungen her-
gestellt werden.
Der Widerstandsbereich der 54 em langen
Stäbe liegt zwischen 0,1 bis 10 MQ, wobei zu
bemerken ist, daß auch Widerstandsbeträge
von weniger als 0,1 MQ für den Stab gemacht
werden können. Für die kurzen, 20 cm langen
Stäbe ist die obere Grenze bei etwa 2,5 MQ
gegeben, eine untere Grenze von 20 000 Q2
und weniger ist zu erreichen. Die spezifische
Belastbarkeit, über welche im besonderen Ab-
‚schnitt III eingehend berichtet wird, beträgt
für Dauerbelastung bei Anordnung der Stäbe in
Luft 1 W/em?, bei Anordnung in Transformato-
renöl 3 W/em?, so daß ein normaler Stab, dessen
Widerstandsschieht 45cm lang ist, in Luft 115,
in Öl ziemlich 350 W auf die Dauer in Wärme
umzusetzen imstande ist. Bei stoßweiser Be-
lastung verträgt ein Widerstand in Luft 1kVA
Die Widerstandsstäbe können bequem zu
Sätzen von parallel und hintereinander ge-
schalteten Stäben vereint werden mit Hilfe von
Rahmen in der Art des hier abgebildeten
(Abb. 2). Der Rahmen besteht aus zwei lan-
Abb.2. Rahmen mit 29 Multohm-Widerständen im Gesamt-
betrage von 130 M&, als Spannung»teiler verwendet.
gen isolierenden Trägern, an denen Metallringe
anzeordnet sind mit federnden Haltern, in
welche die Stäbe eingeklemmt werden können.
Der Rahmen kann auch nach Art eines Schal-
ters zur Regelung eingerichtet werden.
Widerstandsschicht tragenden Rohres” ver:
schmolzen. So konnte die Lötstelle eines
Thermoelements längs des ganzen Stabes ver-
schoben und zunächst die Gleichmäßigkeit der
Erhitzung der Länge nach geprüft werden.
Man entnimmt der so entstandenen Zahlen-
tafel 1, daß Temperaturdifferenzen, von mehr
als 4° ungeachtet der erheblichen Übertempe-
ratur des Stabes nicht beobachtet wurden, was
ein Beweis für die große Gleichmäßigkeit der
Schicht und hiermit für die gute Haltbarkeit
des Stabes bei Dauerbelastung ist.
Zahlentafel l.
Reihenfolge | Entfernung der Lötstelle des \ Temperatur
er Thermoelementes vom Eııde in
Messungen des Widerstandes in em °C
1 | 30 145,8
2 40 143,5
3 35 145,2
4 25 147,0
5 30 146,0
6 15 143,2
ff 40 143,5
8 45 145,0
9 30 145,5
Zahlentafel 2.
Reihenfolge | Entfernung der Lötstelle des | Temperatur
de Thermoelementes vom Ende in
Messungen des Widerstandes in cm °C
1 30 | 173,9
2 40 172,2
3 35 | 175,6
4 25 174,0
5 30 173,9
6 15 | 17158
7 40 171,5
8 45 173,3
9 30 174,0
Zahlentafel 2 gibt die Temperaturver-
teilung des nämlichen Stabes bei einer höheren
Belastung. Aus dem Vergleich beider Zahlen-
tafeln sieht man, daß gleiche Stellen bei ver-
schiedener Belastung gleichstimmige Tempe-
raturunterschiede aufweisen. Legt man also
die Messung einer bestimmten, mittlere Tem-
peratur besitzenden Stelle der Beurteilung des
Stabes bei verschiedenen Temperaturen, also
bei verschiedenen Belastungen, zugrunde, so
entsteht dadurch kein Fehler. Deshalb ist es
zulässig, sich auf die Beobachtung einer einzi-
gen solchen Stelle zu beschränken, wie das
auch bei den nun folgenden Versuchen geschah.
Bereits Zahlentafel 1 und 2, aber auch die
weiter folgenden Messungen wurden ausgeführt,
indem der Stab mit zwei hintereinander ge-
schalteten Gleichstrom - Hochspannungsma-
schinen der Siemens-Schuckertwerke belastet
wurde, von denen jede maximal 5000 V gab bei
einer Gesamtleistung von 1kW. Die Klemmen-
spannung der Maschine wurde eingestellt, in-
dem ihre Erregung variiert wurde. Gemessen
wurde sowohl die an den Kappen des Stabes
‘auftretende Voltzahl, als auch der Strom. Für
die Spannungsmessung war ein besonderer
Meßkreis vorgesehen, der parallel zum Stabe
lag und aus einem konstanten Widerstand von
130 MQ in Hintereinanderschaltung mit einem
Siemens & Halskeschen Zeigerinstrument mit
aufgehängtem System, wie es für Thermoele-
mentmessungen hergestellt wird, bestand. Für
die Strommessung wurden drei verschiedene
Instrumente mitin Spitzen gelagertem System
benutzt — je nach dem erforderlichen Meßbe-
reiche. Die gute Übereinstimmung zwischen
872
den Instrumenten erhöht die Sicherheit der
Messung.
Die Belastbarkeit des Stabes wurde unter
zwei verschiedenen Bedingungen’ bestimmt:
einmal, indem der Stab horizontal in Luft ge-
lagert war, das andere Mal, indem er sich
unter Ol befand. Die im ersteren Falle — bei
Luftkühlung — erhaltenen Wattkurven sind
für zwei Stäbe verschiedenen Widerstandsbe-
trages in Abb. 4 wiedergegeben. Wie nicht
100 — aa)
eo ee
eg
Dee
le 2
# RE
u
| | *) 3.) AR
RR
301- i 5 ip; = 1 E = =
BREAB ET.
10 Ir AR I ER
Var R 2
48 | Übertemgeratvr meh \ |
0 20 % 60 80 700 720 140 160 180 200 220
» Widerstand von geringerem Betrage (0,240 M2 bei 30°).
© Widerstand von höherem Betrage (1,35 M&,bei 309),
Abb. 4.
anders zu erwarten war, ist die Temperatur aus-
schließlich von der, Wattzahl und in keiner
Weise vom Widerstandsbetrage abhängig —
natürlich vorausgesetzt, daß die Abmessungen
des Stabes und die Stärke der Glaswandung
die nämlichen bleiben. Die geringen Abwei-
chungen bei höheren Temperaturen erklären
sich aus einem Unterschied im Durchmesser
der Stäbe. Es betrug der Durchmesser für den
Widerstand von 0,240 MQ 99 mm, für den
Widerstand von 1,35 MQ@ 10,3 mm.
' Die an den Stäben abfallende Voltzahl
Kurven Abb. 5
ist in den wiedergegeben,
| | | |
8000 = Isa) Se IFD9”
0 20 40 60 80 %00 720 10 160 780 200 240
Abb. 5.
aus denen man entnimmt, daß es keinerlei
Schwierigkeit macht, auf die Dauer einen
Spannungsabfall von 8000 V an einem solchen
Stabe aufrecht zu erhalten. Diese Spannung
liegt aber sicherlich noch weit unterhalb der
äußersten Voltbelastbarkeitsgrenze. In den-
jenigen Fällen, in welchen die Umsetzung be-
sonders großer Energien in Wärme in Frage
kommt und man mit einer geringeren Anzahl
Stäbe und wenig Raum auszukommen bestrebt
sein wird, wird mitin Transformatorenöl einge-
bauten Stäben gearbeitet werden. Die Watt-
kurve eines solchen Stabes istin Abb. 6 daree-
stellt. Bei einer Belastung von 3 W/em? Be
trägt die Übertemperatur über derjenigen des
300
200\°
700
20 530 40 50 60 7% 80
Abb. 6.
90 7100
Transformatorenöles 90°, die Kühlung ist also
eine za außerordentlich viel wirksamere als
die Kühlung der in Luft eingebauten ‚Stäbe,
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Heit
44, 4. November 1920.
En
Es wurde auch untersucht, in welchem Maße
Stromstöße von
luftgekühlten Stäben vertragen werden. Zu
diesem Zwecke wurde technischer Wechsel-
strom benutzt, welcher von einem 5 kVA-
Transformator bei einer. Sekundärspannung
von bis zu 30 kV geliefert wurde. Der jeweilig
zu prüfende Stab wurde an die Sekundär-
sehr kurzzeitige, kräftige
klemmen des Transformators angeschlossen.
Eine aus zwei Spitzen bestehende Meßfunken-
strecke lag parallel zum Widerstand. Die Prü-
fung erfolgte so, daß der primäre Stromkreis
des Transformators auf eine Zeitdauer von 0,2
bis 0,4 s geschlossen wurde. Es wurde dann die
primäre Klemmenspannung des Transforma-
tors zwischen einer Einschaltung und der fol-
genden stufenweise erhöht, bis die zulässige
Belastungsgrenze erreicht war. Gleichzeitig
wurde die Funkenstrecke so eingestellt, daß
eine kräftige Büschelentladung das Einsetzen
eines Funkens anzeigte. Es ergab sich, daß ein
Widerstand von 0,5 MQ auf diese Weise ge-
fahrlos bis 41 mm Parallelschlagweite belastet
werden konnte. Aus den Weickerschen Zahlen-
tafeln!) ist zu entnehmen, daß, Sinusform vor-,
ausgesetzt, der UÜberschlagsweite von 41 mm
eine Effektivspannung von 27 kV entspricht.
Aus dem Übersetzungsverhältnis des Transfor-
mators wurde die gleiche Spannung auf 26 kV
berechnet. Daraus folgt, daß der Stab gefahr-
los stoßweise mit 1 KVA belastet werden darf
— eine Zahl, welehe von besonderem Wert für
den Fall sein dürfte, daß die Stäbe für den
Schutz gegen atmosphärische Elektrizität und
für Hochspannungsschalter benutzt werden.
Der Versuch, die Stäbe stoßweise zu be-
lasten, wurde mit gleichem Erfolge auch an
Stäben anderer Widerstandsbeträge wieder-
holt.
240
\:
I Ne ZA E ge LE
230
0 20 mM 60 80 7100 720 140 760 7180 200 220 240
Abb. 7a.
Aus der Strom-;und Spannungsmessung,
welche zur Aufnahme der Wattkurven geführt
hat, kann auch die Abhängigkeit des Widerstan-
des von der Übertemperatur ermittelt werden.
Das istfür die beiden obigen Stäbe in den Dia-
grammen Abb. 7a, b geschehen. Dieser Wider-
standsbestimmung kommt eine ganz besondere
Wiehtigkeit zu, weil aus ihr zu ersehen ist, daß
der Widerstandsbetrag tatsächlich ausschließ-
lich von der Temperatur abhängig — sonst
aber unbedingt konstant ist. Der Beweis der
Konstanz ist aus dem Diagramm 7a so zu
entnehmen, daß man die bei zunehmender Be-
lastung beobachteten Punkte mit denen bei ab-
nehmender Belastung beobachteten vergleicht.
Die Reihenfolge der Messungen ist aus der Nume-
rierung der Punkte zu ersehen. Die zwischen
der Bestimmung zweier Punkte vergehende
Zeitspanne betrug im Durchschnitt zehn Mi-:
- nuten.
7400
1300"
20 #060 80 100 120 MO 760 780 200 220
Abb. 7b.
Aus den zuletzt besprochenen Kurven ist
der Temperaturkoeffizient des Widerstandes
bereits mit Annäherung zu‘ersehen. Ganz ge-
nau kann auf ihn hier aber noch nicht ge-
schlossen werden, weil immerhin die Lötstelle
des Thermoelements eine etwas eringere Tem-
peratur gehabt haben dürfte als die Kohlen-
') Vgl. „BETZ“ 1911, 8.486.
schicht. Deshalb ist die genaue Bestimmung
des T'emperaturkoeffizienten in einem elektri-
.schen Ofen ausgeführt worden, wie dem folgen-
den Abschnitt zu entnehmen ist.
IV, Der Temperäturkoeffizient.
‚zontalen elektrischen Ofens waren: 60 cm Länge
bei 13cm lichter Weite und 30cm äußerem
Durchmesser. Die Isolation bestand aus Kiesel-
ur. Der heizende Konstantandraht war unter
wischenschaltungeiner Asbestlageaufdasömm
starke, den eigentlichen nutzbaren Wärmeraum
umschließende Kupferrohr aufgewickelt. So be-
fand sich die Widerstandsschicht der Stäbe in
einem praktisch _ vollkommen konstanten
Wärmefeld. Die Temperaturunterschiede wur-
den mit Hilfe eines besonderen Thermoelements
bestimmt und betrugen nicht mehr als 1,0°.
Die Einstellung einer konstanten Temperatur
war ziemlich langwierig; sie mußte 12 bis 24 h
lang abgewartet werden. Aus diesem Grunde
sind nur je drei Punkte für zwei Stäbe ver-
schiedenen Widerstandsbetrages aufgenom-
men worden. Der Widerstandsbetrag wurde
auch hier aus einer Strom- und Spannungs-
messung bestimmt, dochgwurde in diesem Falle
mit ganz schwachen Strömen gearbeitet, um
keine zusätzliche Erhitzung des Stabes zu ver-
anlassen. Als Meßspannung wurde die Gleich-
spannung einer Akkumulatorenbatterie von
120 V benutzt. Die ermittelten Temperatur-
koeffizienten sind aus der Zahlentafel 3 zu ent-
nehmen. Bei diesen Messungen ergab sich
Zahlentafel 3.
‚Größe des | Temperaturkoeffizient’zwischen
Widerstandes | I j
bei 19°C | 19°C und’ 104,5 C 19°C und 167 C
m?
5,97 0,00186 0,00162
0,233 0,00173 0,00153
gleichzeitig eine wiederholte Prüfung der Kon-
stanz des Widerstandes. Die anfängliche Größe
des Widerstandes betrug 5,26. 10% @ bei 19°,
nach einmaligem, 12 h langem Erhitzen auf
105° wurde bei einer Temperatur von 19,5° ein
Widerstandsbetrag von 5,27. 106 Q gemessen.
Nach abermaliger zwölfstündiger Erhitzung auf
167° ve der Widerstandsbetrag bei 20°
5,27.106 Q@.
V. Widerstandsmessung mit Wechsel-
strom.
Da sämtliche vorausgegangenen Messun-
gen mit Gleichstrom ausgeführt waren, war es
von Belang, zu untersuchen, ob die Bestim-
mung des Widerstandes mit Wechselstrom zu
denselben Widerstandsbeträgen führt. Die
Messung, wurde auf zweifache Weise ge-
macht, einmal mit Hilfe der allgemein üblichen
einer Strom- und EDDIE am
50 Perioden-Wechselstrom, indem die Span-
nung mit Hilfe eines Dynamometers, der Strom
mit Hilfe eines Hitzdrahtinstruments mit
Spiegelablesung (Hartmann & Braun) gemes-
sen wurde. Die Messung mit der Kohlrausch-
Brücke lieferte als Mittelwert aus mehreren Ab-
lesungen für Gleichstrom einen Widerstands-
betrag _von 0,0991 .106Q, für (Wechselstrom
einen Widerstandsbetrag von 0,0992.106 Q.
Die Strom- und Spannungsmessung aber ergab
bei Gleichstrom 0,0978. 1060, bei Wechselstrom
0,0978. 106 Q.
Aus den Zahlen ist zu erkennen, daß
Gleichstromwiderstand und Wechselstrom-
widerstand der Multohmstäbe der innerhalb
der Fehlergrenzen gleich.sind. Man sieht fer-
ner, daß selbst für den verhältnismäßig hohen
Ton des kleinen, für die Kohlrauschbrücken
benutzten Induktors von etwa 400 Schwingun-
gen die Selbstinduktion des Stabes vernach-
lässigt werden darf. Ein weiterer experimen-
teller Beweis für Gleichheit von Wechselstrom-
widerstand und Gleichstromwiderstand der
Multohmstäbe wird im folgenden Abschnitt
erbracht. :
v1. Verwendung der Stäbe für die Mes-
sung effektiven Stroms und effektiver
Spannung.
vor, daß zwischen der effektiven, durch den
Widerstand fließenden Stromstärke und der
Temperatur eine eindeutige, beliebig repro-
duzierbare Beziehung besteht. Es steht nichts
im Wege, die gemessene Temperatur des Stabes
anstatt in Funktion der Wattbelastung aufzu-
tragen (wie das in den Diagrammen der Abb. 4
eschah) — als Funktion der effektiven
tromstärke darzustellen. Für die beiden
unter III benutzten Stäbe ist eine solche Dar-
stellung in den Abb. 8a, b ausgeführt worden,
Die Abmessungen des kreisförmigen, hori-_
Kohlrausch-Brücke, dann aber auch mit Hilfe
Aus den Erörterungen unter III geht her-
ee
= ’ \
Ne ee et»
.
Ten
wc,
ei
er
4. November 1920.
Daß für die Temperatur des Stabes die
Eitektivwerte des Stromes und der Spannung
ausschlaggebend sind, wurde zum Überfluß
noch an einer besonderen Versuchsanordnung
0 1
“0 20 40 60 80 %0 120 mo 160 10 200 220
Abb. 8a. Widerstand von geringerem Betrage.
gezeigt. Es wurden ein Multohm-Widerstand
und ein Hitzdraht-Milliamperemeter von Hart-
mann & Braun mit Spiegelablesung hinterein-
andergeschaltet. Am Hitzdraht-Milliampere-
meter wurde der Ausschlag einmal mit Wechsel-
strom, zum anderen Male mit Gleichstrom her-
n—
Be a ei
[8 | | |
6.8 . | 18 e&| |
So De
rt ee
2! Erel, IX | 1] IR 7
RER a
eK | Übertermperatur ıh °C |
0 20 40 650 80 10. 20 MO 160 780 200 220
Abb. 8b. Widerstand von höherem Betrage.
estellt. Die entsprechenden Temperaturen
es Multohm-Widerstandes waren bei Gleich-
strom. 73,30%, bei Wechselstrom 73,5°. Die-
ser Versuch bestätigt gleichzeitig die im Ab-
schnitt V festgestellte Gleichheit von Wechsel-
strom- und Gleichstromwiderstand der Stäbe;
außerdem beweist der Versuch, daß Kapazi-
tätseinflüsse der Stäbe bei technischem Wech-
selstrom zu vernachlässigen sind. _
Es wird demgemäß der die Ubertempera-
tur angebende Zeiger des Millivoltmeters bzw.
die Skala eines gewöhnlichen, oder eines Luft-
‚thermometers direkt in effektiven Strom-
stärken geeicht. Schaltet man dann den Stab
in einen beliebigen Stromkreis, so ist ohne
weiteres die effektive, im Stromkreis auftre-
tende Stromstärke abzulesen. Ordnet man
aber den betreffenden Stab als Glied eines
Rahmens, wie er in Abb. 2 abgebildet ist, an
und legt die beiden äußersten Punkte dieses
Rahmens an eine zu messende Spannungs-
quelle, etwa an die Sekundärspule eines Hoch-
spannungstransformators von 100 kV oder
mehr an, so entspricht die Angabe des Tempe-
raturmessers der jeweilig vorhandenen effek-
tiven Voltzahl. Für diesen letzten Zweck
eignet sich die Methode besonders deshalb,
weil mit ganz geringen Stromstärken — unter-
halb 1mA — im erforderlichen Falle gearbeitet
werden kann.
Der Mangel-der Methode — sowohl in
ihrer Anwendung auf Strom- als auch auf
Spannungsmessungen — ist ihre verhältnis-
mäßige Trägheit. Auf die endgültige Tempe-
ratureinstellung muß bis zu 5 min gewartet
werden. Zum großen Teile wettgemacht wird
aber dieser Nachteil durch die bei größter Ein-
fachheit gegebene Möglichkeit der Messung
ganz geringer Stromstärken sowie durch die
große Zuverlässigkeit der Meßanordnung im
Vergleich mit den Unannehmlichkeiten, die
sonst durch Meßinstrumente veranlaßt werden,
welche direkt in einen kräftigen Schwingungen
ausgesetzten Hochspannungskreis eingeschaltet
sind. Mit besonderer Deutlichkeit treten die
Vorteile aber hervor bei der Messung höchster
Effektivspannungen, für welche es sonst eine
ähnlich handliche und jederzeit betriebsbereite,
direkte Bestimmungsmethode nicht gibt.
Anmerkung bei der Korrektur.
Die Anwendung der beschriebenen „‚Mult-
ohm‘‘-Widerstände für einige besondere Meß-
zwecke erleidet eine Erschwerung infolge
ihrer Temperaturabhängigkeit. Und zwar in
denjenigen Fällen, in welchen der die Wider-
stände durchfließende Strom groß genug ist,
um sie merklich zu erwärmen — also beispiels-
weise wenn sie als Vorschaltwiderstände für
Voltmessung oder als Spannungsteiler benutzt
werden sollen. Für diese Zwecke wurde
während der obige Aufsatz im Erscheinen be-
riffen war — eine zweite Art „Multohm“-
Niderstände durchgebildet, welche bei einer
zulässigen oberen Erwärmungsgrenze von 100°
sich um weniger als 2% ändern. Auch diese, in
Zukunft mit „Multohm II‘ zu bezeichnenden
Widerstände haben die gleiche Gestalt und die
gleichen Abmessungen wie die oben beschriebe-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 44.
873
nen ; sie unterscheiden sich von ihnen lediglich
durch die Zusammensetzung der Schicht, welche
in diesem Falle aus einem Gemenge von Me-
talloxyden besteht. Sie werden vorläufig bei
10 mm Durchmesser und einer Länge von
540 mm in der Größe von 1000 bis zu 1 MQ
pro Widerstandseinheit hergestellt. Der Preis
dieser ,„Multohm II‘“-Klasse wird um etwa
100%, höher sein als derjenige der im Aufsatze
beschriebenen, nunmehr mit ,„Multohm I“ zu
bezeichnenden Stäbe. Selbst die Widerstände
der kostspieligeren „Multohm Il‘ - Klasse wer-
den sich aber — gleiche Belastbarkeit und
gleichen Ohmbetrag vorausgesetzt — erheb-
lieh billiger stellen als die sonstigen allgemein
erhältlichen Hochspanunngswiderstände. »
Schließlich sei noch erwähnt, daß es in
letzter Zeit gelungen ist, Stäbe außerordent-
lich hohen Ohmbetrages — 10°Q und mehr —
herzustellen. Sie eignen sich für elektrometri-
sche Messungen, so zur Verwendung in der be-
kannten Bronson-Schaltung, ihre Eigenschaften
weichen aber von denen der anderen Stäbe in
einigen Beziehungen ab und sollen in abseh-
barer Zukunft besonders veröffentlicht werden.
Neuere Arbeiten des Telegraphen-Versuchs-
amts auf dem Gebiete der Funktelegraphie.
I. Untersuchungen von
und Erdleitungen.
1. Auf dem Versuchsplatz Lärz bei Mirow
(Meckl.) sind zurzeit planmäßige Unter-
suchungen von Antennen und Erdleitungen im
Gange. Als Empfangsstation dient dabei eine
bei Strelitz-Alt errichtete Versuchsfunkstelle,
die für diesen Zweck durch eine drahtlose Tele-
honieanlage mit Lärz dauernd Verbindung
ält. Zum Vergleich verschiedener Antennen
und Erdleitungen hat sich folgendes Verfahren
bewährt. In Lärz betreibt ein Sender beide
Vergleichsobjekte, u. zw. gibt der Sender
dabei dauernd Strich. Die Vergleichsobjekte
werden durch eine Handtaste oder durch ein
Umschaltewerk im Rhythmus eines Morse-
zeichens umgeschaltet und die Stromstärken
derselben solange variiert, bis Strelitz-Alt
keine Morsezeichen, sondern Strich hört.
Dieses Verfahren hat sich als besonders emp-
findlich und bequem bewährt. Es ist z.. B.
angewendet worden, um die Richtwirkung
von geknickten Marconiantennen zu. unter-
suchen, wobei sich erneut herausstellte, daß
eine solche nieht immer vorhanden ist.
2. Über die Rolle des Grundwassers wurde
in Lärz bisher ermittelt, daß man nicht, wie es
häufig geschieht, den Grundwasserspiegel als
metallisch leitende Fläche ansehen darf und
das darüber lagernde Erdreich als Isolator,
sondern daß das Erdreich wenigstens für lange
Wellen bis zu seiner Oberfläche im wesentlichen
als Leiter wirkt. Ob in dieser Hinsicht in der
trockenen Jahreszeit eine Änderung eintritt,
soll durch systematische Beobachtungen im
kommenden Sommer geklärt werden. Dabei
sollen auch Schlüsse über das Leitvermögen
der Erdoderfläche und seine etwaige Ab-
hängigkeit von der Witterung gezogen werden.
3. Im Anschluß an. eine theoretische
Arbeit von Abraham über Schatten- und
Spiegelwirkung von abgestimmten Hilfsan-
tennen, die neben einer Sende- oder Empfangs-
station aufgestellt werden, wurden in Lärz
umfangreiche praktische Versuche über diese
neue Art einer Richtungstelegraphie angestellt.
Es ist indessen bisher nicht möglich gewesen,
im Verkehr mit: Strelitz eine nachweisbare
Beeinflussung der Sende- oder Empfangs-
wirkung zu erzielen, obgleich die theoretisch
günstigsten Bedingungen für die Hilfsantenne
hergestellt worden waren. Der Grund wird
in dem Eindringen der Wellen in das Erdreich
vermutet:
II. 1. Atmosphärische Störungen.
Während der Berichtsperiode ist die Er-
forschung der Abhängigkeit der funktelegra-
phischen Störungen von den Vorgängen in der
Atmosphäre weiter verfolgt worden. Eine
direkte Beziehung zwischen den atmosphä-
rischen Störungen, Ausgleichströmen und dem
Antennen
abgesehen von Gewittern und Gewitternei-
gung spielt die lokale Wetterlage für die atmo-
sphärischen Störungen der funktelegraphischen
Empfangsanordnungen eine untergeordnete
Rolle. Zur Beobachtung der Wetterlage sind
die Wetterkarten der Seewarte in Hamburg
herangezogen worden. Für den funktelegra-
hischen Empfang scheint sich zu ergeben,
Haß das Auftreten eines Steiggebietes zwischen
Sender und Empfänger eine größere Empfangs-
stromstärke zur Folge hat. Dies ergibt sich
aus dem Vergleich der Wetterlage mit den
uantitativen Empfangsmessungen der Sta-
tionen Lyon, Stavanger, Coltano, Eilvese,
Potentialgefälle scheint nicht zu bestehen;
Nauen und ferner Carnarvon und Annapolis, die
in Strelitz-Alt regelmäßig am Tage mehrmals
vorgenommen werden.
2. Störungsfreiheit der verschiedenen
Empfangsarten bei gedämpften
Schwingungen.
Die Versuche über die Störungsfreiheit
der verschiedenen Empfangsarten bei ge-
dämpften Schwingungen sind zum Abschluß
gekommen. Die Untersuchungen sind für
Wellen von 350 bis 1400 m Länge durchge-
führt worden. Zusammenfassend haben sie
folgendes Ergebnis gehabt:
a) Eine Station kann nicht mehr auf-
enommen werden, während eine zweite auf
er gleichen Welle und mit gleichem Ton
arbeitet, wenn das Verhältnis des Quadrats
der von beiden Sendern empfangenen An-
tennenstromstärken kleiner als 2 wird. Ist
die Station mehr als doppelt so laut als der
Störer (gemessen durch das Quadrat der emp-
fangenen Stromstärken), so ist die stärkere
Station aufnehmbar. Dabei ist die Aufnahme
von der verwendeten Empfangsart unab-
hängig.
b) Ist der Ton der beiden Sender ver-
schieden, so ist es gelungen, daß ein geübter
Beamter noch den Text verstehen konnte,
wenn der Störer mit zehnfacher Lautstärke
(Quadrat des Antennenstroms) störte.
ce) Die Erörterung der Ergebnisse für
ungleiche Wellenlängen gelingt an der
Hand der Resonanzkurven. Die gegenseitige
Beeinflussung beider Sender am Empfangs-
ort hängt von den Amplitudenwerten der Re-
sonanzkurven ab. Liegen die Wellen so weit
auseinander, daß die Resonanzkurven sich
nicht überdecken, so tritt keine störende Be-
einflussung ein. Kommen die Wellen näher
aneinander, so daß die Resonanzkurve des
Störsenders die eingestellte Maximalamplitude
des aufzunehmenden Senders schneidet, so
tritt eine mit der Größe der Teilamplitude des
Störsenders wachsende Störung des anderen
Senders ein. Als Durchschnitt aus vielen Be-
obachtungen bat sich ergeben, daß die Auf-
nahme nicht mehr möglich ist, wenn das Ver-
hältnis zwischen Maximalamplitude und der
Teilamplitude der Resonanzkurve den unge-
fähren Wert 1,75 übersteigt, d. h., daß der
Störer auch in diesem Falle bei Abstimmung
auf die gewünschte Station höchstens mit der
Hälfte ihrer Lautstärke gehört werden darf.
(Abb. 1). Steigt die Teilamplitude, wird also
WEN
Ri \ n
hi N '
! \
N
h
ı
n ı
N
Abb. 1.
das Verhältnis größer, sofüberwiegt die Stör-
energie. Das Verhältnis 2:1 wird auch hier
kleiner, wenn die Töne verschieden sind. Die
Art des Empfangs spielt auch hier keine aus-
schlaggebende Rolle. Die Versuchsreihe wird
damit als abgeschlossen angesehen.
III. 1. Empfangsergebnisse bei den ver-
schiedenen Systemen der unge-
dämpften drahtlosen Telegraphie in
bezug auf Konstanz der Periode usw.
Die bisher übliche Methode zur Beobach-
tung der Tonhöhe der Großstationen unter
Vergleich mit einem Normalton wurde ver-
lassen, da siein der Schnelligkeit der Beobach-
tung nicht ausreichte. An Stelle derselben.wurde
eine Methode benutzt unter Verwendung eines
Resonanzkreises, der auf den aufzunehmenden
Normalton (meistens Ton 1000) abgestimmt
war. Eingestellt wurde immer auf maximales
Ansprechen dieses Tonresonanzkreises. Die
Einstellung ließ sich mit dem zur Feinregulie-
rung dienenden Drehkondensator des Über-
lagerers herstellen. Die Änderung der Stations-
periodenzahl in Prozenten ergibt sich als
nz (C=Kapazität des Hilfskondensators).
Die Arten von Frequenzschwankungen bei den
Großstationen zerfallen in Schwankungen
innerhalb eines gewöhnlichen Morsezeichens,
die sich oftmals nur durch Rauhigkeiten des
Tones oder Prickeln bemerkbar machen und
solehe, welche über längere Zeiten gehen und
entweder von einem Zeichen zum andern be-
merkbar werden oder ndch längere Zeiten dazu
benötigen. ‘ Mit der beschriebenen Methode
874
lassen sich die Schwankungen, die innerhalb
einer Sekunde lagen, nicht mehr verfolgen, da-
gegen sehr gut diejenigen, die über den Bereich
von 2 sek hinausgehen.
Beurteilung der Ver-
2: Kritische
und Niederfre-
wendung von Hoch-
quenzverstärkern sowie von Rück-
koppelungs- und DÜberlagerungsemp-
fängern.
Schaltet man zur Erhöhung der Laut-
stärke einen Niederfrequenzverstärker in Serie
mit einem Hochfrequenzverstärker, so: beob-
achtet man ein sehr starkes Anwachsen der
Störungen im Verhältnis zur aufzunehmenden
Intensität. Diese Tatsache hat oft dazu ge-
führt, den Niederfrequenzverstärker ganz weg-
zulassen und die Aufnahme nur mit Hoch-
frequenzverstärkung vorzunehmen. Der er-
wähnte Nachteil verschwindet jedoch, wenn
man den Niederfrequenzverstärker mit dem
Hochfrequenzverstärker unter Zwischenschal-
tung eines Tonresonanzkreises oder einer
Siebkette koppelt. In diesem Falle läßt sich
durch geeignete Koppelung und Beheizung
des Niederfrequenzverstärkers eine genügende
Verstärkung der aufzunehmenden Zeichen
herausholen, ohne daß die Störungen mit-
verstärkt werden.
Um den Unterschied beim Empfang mit
Rückkoppelungs- und Überlagerungsempfang
zu prüfen, wurde ein Hochfrequenzverstärker
der Gesellschaft für drahtlose Telegraphie be-
nutzt. Derselbe wurde an den Sekundärkreis
eines E 5-Empfängers gelegt; die Antenne
konnte mit der Überlagerungsschwingung in
variabler Koppelung erregt werden. Der Hoch-
frequenzverstärker zeigt bei starker Beheizung,
falls der Sekundärkreis etwas gegen die auf-
zunehmende Welle verstimmt wird, Eigen-
überlagerung. Die hierbei erhaltenen Laut-
stärken waren im Gebiet der langen Wellen
(über 5000 m) bedeutend kleiner, als die mit
günstiger Überlagerung erhaltenen. Sie be-
trugen ungefähr 4, bis !/; derselben, abhängig
von der Beheizung des Hochfrequenzver-
stärkers. Die Selbstüberlagerung des Hochfre-
quenzverstärkers setzt nicht immer ein und
ist vor allen Dingen nur ungenügend regulier-
bar. Abhilfe ergab die Zwischenschaltung eines
Drehkondensators zwischen Gitter der Ein-
gangslampe und Anode der zweiten Lampe des
Verstärkers. Durch Einstellung der Kapazität
dieses Kondensators läßt sich eine Eigenüber-
lagerung des Verstärkers regulierbar hervor-
rufen. Die hierbei erhaltenen Lautstärken
waren wesentlich besser, wenn sie auch die
mit dem Überlagerungsempfang beobachteten
nicht ganz erreichten. Die Messungen hierüber
werden fortgesetzt.
Hochfreguenzverstörker (Leithöuser)
Fr 200m
Kopplung lose
SEA TORE REST
1001-954)
Tonkreis (eiserrfrei)
Sföpselkondensator
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 44.
Sprachein der Deutlichkeit erheblich gebessert.
Die Versuche sind noch nicht abgeschlossen
und werden fortgesetzt.
IV. Meßmethoden und Spulenunter-
suchungen.
1. Bei den jetzt üblichen Verfahren zur
Herstellung ungedämpfter elektrischer Schwin- | triebsspannung von 90 V; ihr erstes, Gitter
gungen verwendet man häufig sehr lose Koppe-
lungen bzw. Gegeninduktionen, ohne daß man
ihre Größenordnung anzugeben in der Lage
ist. Außerdem sind häufig bei Messungen
kleine Koppelungen vorausgesetzt, deren Größe
man nicht angeben kann. Bei diesen losen
Koppelungen versagt die bekannte Methode,
Koppelungen aus den auftretenden Koppe-
lungswellen zu bestimmen. Es ist deshalb ein
Verfahren zur Messung sehr kleiner - Koppe-
lungen ausgearbeitet worden, mit dem sich
Koppelungen bis herab zu 0,005% messen
lassen. :
Zwei gekoppelte Schwingungskreise 1 und
2 enthalten zwei Spulen mit den bekannten
Selbstinduktionen Z 1 und L 2 und der unbe-
kannten Gegeninduktion Z 12. Zur Messung
von 2, werden beide Spulen mit einem Koppe-
lungsvariometer KV von bekannter stetig ver-
änderlicher, durch Null re Gegeninduk-
tion L&v verbunden. an stellt das Vario-
meter auf die Gegeninduktion Null, erregt den
Kreis1 in seiner Eigenschwingung (konstante
Sehwingungsamplitude), stellt im Kreis 2 Re-
sonanz her und beobachtet an dem Meßin-
strument eines mit Kreis gekoppelten Indika-
torkreises einen maximalen Ausschlag A.
Jetzt werden die Spulen der Kreise 1 und 2 so
aufgestellt, daß ihre Gegeninduktion Null
wird. Verändert man dann die Gegeninduk-
tion L&xv des Koppelungsvariometers solange,
bis das Meßinstrument wieder den Ausschlag
4A zeigt, so ist die gesuchte Gegeninduktion
L,, gleich der am Koppelungsvariometer ein-
gestellten Zxv. Nach der Formel
wird nun die Koppelung K berechnet.
Mit diesem Verfahren wurden umfang-
reiche Messungen der Gegeninduktionen von
Spulen bestimmter einfacher geometrischer.
Abmessungen und räumlicher Anordnung in
Angriff genommen, die noch nicht abge-
schlossen sind.
v. Schreibempfang.
Für den Empfang mittels Schreibapparates
ist eine neue Schaltung entworfen und durch-
geprobt worden, die in der Abb. 2 darge-
stelltist. Als Empfangsapparat dient ein Emp-
Niederfrequenzverstärker
Z6V
2 weiggiiterröhren SuM Igo:/%z Rohr
- Verstärker:
4. November 1920.
Halske — ; von diesen dient die erste als Ver-
stärker, die zweite als Gleichrichter. Die
Übertragung vom Niederfrequenzverstärker
auf das erste Rohr und von diesem auf das
zweite erfolgt durch Übertrager U, und U,
mit dem Übersetzungsverhältnis 15 000:60 000
Windungen. Die Röhren brauchen eine Be-
‚wird zweckmäßig auf eine Vorspannung von
45 V gebracht, während das zweite Gitter der
ersten Röhre eine negative Vorspannung von
3 V, das der zweiten Röhre eine ebensolche
von etwa 18 V erhält. Als zweckmäßig hat
Sich erwiesen, die Sekundärspule des ersten
Übertragers U, durch einen Drehkondensator O,
auf den Empfangston abzustimmen und das
mit 45 V Vorspannung belegte erste Gitter
der Gleichrichterröhre durch einen Kondensator
CO, von 1000 cm. Kapazität mit der Kathode
zu verbinden. Diese Verbindung verhindert
die Entstehung von Wellen großer Frequenz,
die innerhalb dieses Rohres auftreten und das
System zum Tönen bringen können.
_ Die hinter dem Gleichriehter empfangene
Stromstärke ist so groß, daß mit ihr ein passen-
der Schreibapparat — z. B. der Wheatstone-
empfänger — ohne weiteres betrieben werden
kann. Zweckmäßigerweise wird man den
Widerstand der Elektromagnetumwindungen.
auf etwa 10000 2 erhöhen. Benutzt man
hochohmige Relais vor dem Schreibapparat,
so ist eine besonders sorgfältige Einstellung
nicht erforderlich.
Die Anordnung ist ohne weiteres für
Schnelltelegraphie brauchbar. Die Abstim-
mung ihrer einzelnen Teile bietet keine
besonderen Schwierigkeiten. Bemerkenswert
ist noch der geringe Aufwand an Batterien;
es genügen zwei Heizbatterien und zwei Hoch-
spannungsbatterien. } - j
Benutzt man an Stelle des E 5-Emp-
fängers mit Hochfrequenzverstärker einen Au-
dionempfänger, so erreicht man auch bei
kleinen Wellen eine sehr weitgehende Selektion,
ohne daß störendes Nachklingen auftritt.
Bilanzfragen und Bilanzsorgen.
Die durch die wirtschaftlichen Verhält-
nisse, insbesondere durch die Entwertung der
Mark, entstandenen Schwierigkeiten richtiger
Aufstellung von Bilanzen haben, nicht zu-
letzt auch mit Rücksicht auf die bestehenden
Steuergesetze, zu erheblichen Schwierigkeiten
und Unklarheiten geführt, besonders hin-
sichtlich der jetzt zu wählenden Höhe der
Abschreibungssätze bzw. der Höhe der
zu bildenden Erneuerungsrücklagen.
Öleichrichter
Alugelankerreiais
/ (10000-20000 0hm)
Wheatstone-
Empfänger
Überlagerer
Full ltIEy
30V
3. Drahtloses Fernsprechen.
Zur Prüfung verschiedener Anordnungen
zum Besprechen der Senderöhren ist eine
ständige drahtlose Telephonverbindung zwi-
schen den Funkstellen Strelitz-Alt und Lärz
eingerichtet. worden, welche gleichzeitig zur
Verständigung der Stationen bei anderen Ver-
suchen dient. Es hat sich gezeigt, daß durch
zwei Verfahren Verbesserungen gegenüber be-
kannten Anordnungen zu erreichen sind. Das
eine Verfahren benutzt gleichzeitige Änderung
der -Gitterspannung und Änderung des Heiz-
stromes der Senderöhre durch den Mikrophon-
strom, das andere benutzt Doppelgitterröhren,
um die Änderungen der ausgesendeten Hoch-
frequenzschwingungen vorzunehmen, wobei
das eine Gitter der Doppelgitterröhren zur
Schwingungserzeugung herangezogen wird,
wahr das zweite Gitter lediglich zur Auf-
pressung der Sprachschwankungen Verwen-
dung fin det. Durch diese vollkommene Tren-
nung des schwingungerzeugenden und sprache-
jebenden Kreises wurde die empfangende
Abb. 2. Schaltung für Empfang durch Schreibapparate.
fänger der Type E 5 der Gesellschaft Tele- ı
funken, der für den Bereich bis 17500 m durch
Hinzuschaltung je eines weiteren Kondensa-
tors O0, und (, zu den vorhandenen Konden-
satoren CO, und C, angepaßt worden ist. Von
den Belegungen des. Sekundärkondensators
führen die Leitungen zu den Verstärkern und
zwar zu einem Hochfrequenzverstärker nach
Leithäuser und von diesem zu einem Drei-
röhren-Niederfrequenzverstärker. ‚Zwischen.
diesen beiden liegt ein eisenfreier Resonanz-
kreis (Tonkreis), der auf die Tonhöhe des mit
Überlagerer einzustellenden Tones abgestimmt
wird; die regelbare Koppelung erlaubt hierbei
sehr scharfe Resonanzeinstellung. Der Nieder-
frequenzverstärker besitzt in seinem Heiz-
kreise einenregelbaren Widerstand W,, mit dem
der Heizstrom soweit ermäßigt werden kann,
daß die Nutzzeichen hinter dem Verstärker
sauber und ohne Luftstörungen zum Vorschein
kommen. Um die für den 'Schreibempfan
erforderliche Stromstärke zu erzielen, Be
hinter dem Niederfrequenzverstärker noch
zwei Verstärkerröhren mit sehr steiler Charak-
teristik geschaltet benutzt werden hier
Doppelgitterröhren R2 von Siemens &
Die Schwierigkeiten sind bedingt durch
die Einführung der Papiermark, die mit der
früher geltenden Goldmark eigentlich nichts
mehr gemein hat wie den Namen. Solange in
der Vorkriegszeit und auch noch in der An-
fangszeit des Krieges die Papiermark mit der
Goldmark völlig oder wenigstens nahezu
' gleichstand, d. h. solange für einen Hundert-
markschein jederzeit durch die Reichsbank
100 M in Gold ausgezahlt wurden oder besser,
solange noch 2850 M Papiergeld einem Kilo-
gramm Gold gleichwertig waren, war die Frage
der Papiergeldbewertung keine schwierige.
Leider haben sich aber die Verhältnisse hierin
z. T. infolge des verlorenen Krieges, vor allem
aber infolge der unglücklichen Finanzwirtschaft
seit Ende des Krieges grundlegend geändert.
Nieht unerwähnt darf hierbei bleiben, daß
auch die fast restlose Einziehung des Goldes
aus den Privatbeständen durch die Reichs- Be
bank hieran mit Schuld trägt, die, wie leider ,
wenig bekannt zu sein scheint, nieht etwa ein
Reichsinstitut, sondern eine Aktiengesellschaft
ist. Mit Rücksicht auf die Entwertung der
Papiermark ist es falsch, Abschreibungen bzw.
Erneuerungsfonds nach den früheren Sätzen
4. November 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920,
Heft 44.
876
zu bemessen, wie nachstehende Ausführungen
zeigen werden. &
Es soll angenommen werden, der Wert
einer Anlage vermindere sich jährlich um
!/,, ihres Herstellungswertes und- die Anlage
habe vor dem Kriege einem Neuwert von
100 000 M entsprochen. Diese Anlage war
also mit 5%,-d. h. mit 5000 M jährlich, ab-
zuschreiben oder der gleiche Betrag war einer
Erneuerungsrücklage zuzuführen. Nach den
auch jetzt noch geltenden Bestimmungen ist
die Abschreibung bzw. die Erneuerungsrück-
lage keineswegs eine freiwillige Leistung, son-
dern eine gesetzliche Vorschrift, die verlangt,
daß Anlagen in die Vermögenswerte der Bilanz
jedes Jahres mit einem um so viel gegenüber
dem Vorjahre niedrigeren Betrag eingesetzt
werden müssen, als der Wertverminderung
entspricht. ar len
Wenn nun eine vor dem Kriege mit
100 000 M erstellte Anlage auch jetzt noch mit
jährlich 5000 M abgeschrieben wird, so ist
dies direkt gesetzwidrig, denn das Gesetz
verlangt in dem vorliegenden Falle eine jähr-
liche Abschreibung, die einer Wertverminde-
rung um 1/, der Anlage entspricht; eine
Abschreibung von 5000 Papiermark ent-
spricht aber bei weitem nicht dieser Wert-
verminderung, denn eine mit 100 000 Gold-
mark hergestellte Anlage erfordert eben auch
eine
5000 Goldmark entsprechen aber keineswegs
5000 Papiermark, sondern dem 12-fachen Be-
trage etwa, also etwa 60 000 Papiermark.
Da aber durch eine Abschreibung in Höhe
von jährlich 60 000 M der Anlagewert schon
nach etwa 1% Jahren abgeschrieben wäre,
würde damit dieAbschreibung aufhören müssen,
trotzdem die gleiche Anlage nie mehr mit dem
Betrag von 100 000 Papiermark neu erstellt
werden kann. Zur Vermeidung dieses Um-
standes wäre es deshalb nötig, die Aktiv-
werte in die Bilanz nieht mehr kurzer Hand
mit dem früheren Markbetrage einzusetzen,
sondern mit dem derzeitigen Papiermarkwert.
Dies wird aber praktisch kaum durchführbar
sein, da dann andererseits auch die Passiv-
seite, wie z. B. das Aktienkapital, auf Papier-
markwert umgerechnet, d. h. nominell mit
dem etwa 12-fachen Betrage eingesetzt werden
müßte.
Eine andere und bessere Lösung ist in-
dessen dadurch möglich, daß Friedensanlagen
in Zukunft nicht mehr durch Abschreibungen
alljährlich die gesetzlich vorgeschriebene Wert-
verminderung erfahren, sondern dadurch, daß
auf der Passivseite der Bilanz eine ent-
sprechende Erneuerungsrücklage in Ansatz
gebracht wird, die so hoch zu bemessen ist,
daß nach Unbrauchbarwerden der Anlage im
Erneuerungsfonds die Mittel vorhanden sind,
die die Erstellung einer gleichwertigen Neu-
anlage erfordert.
Auf das oben angeführte Beispiel be-
zogen, heißt das, daß für eine Friedensanlage,
die beispielsweise am 1. I. 1919 mit 100 000
Goldmark zu Buch stand, und die jährlich
1/5 ihres Wertes verliert, ein Erneuerungs-
fonds geschaffen werden muß, der so zu be-.
messen ist, daß nach Ablauf von 20 Jahren
ein die Neubeschaffung einer gleichwertigen
Anlage ermöglichendes Kapital vorhanden sein
muß. Angenommen, das Verhältnis zwischen
Papier- und Goldmark bleibe das gleiche wie
gegenwärtig, also etwa 1:12, so müssen nach
30 Jahren 12 x 100000 = 1,2 Mill. M verfügbar
sein, d. h. es müssen innerhalb 20 Jahren
jährlich 60 000 M dem Erneuerungsfonds zu-
gewiesen werden. Ä
Wenn auch hoffentlich in 20 Jahren die
wirtschaftlichen Verhältnisse eine erhebliche
Besserung erfahren haben werden, so unter-
liegt es doch nicht dem geringsten Zweifel,
daß eine spätestens am Kriegsende mit 100 000
Goldmark erstellte Anlage auch in späterer
Zukunft einen bei weitem höheren Betrag
wie 100 000 M erfordern wird. Es ist deshalb
möglich, den Erneuerungsfonds nicht ganz so
hoch zu bemessen wie oben angegeben. Wird,
was nieht ausgeschlossen, die Papiermark im
Verhältnis zur Goldmark stabilisiert, was aber
nur dureh internationale Vereinbarungen mög-
lich sein wird, vielleieht im Verhältnis 1:10,
so ist die Frage der Höhe der notwendigen
alljährlichen Erneuerungsrücklage ohne wei-
teres gelöst. Wird indessen z. Zt. noch nach
früheren Gundsätzen weiter abgeschrieben, so
wird der Zeitpunkt kommen, an dem bei Neu-
erstellung unbrauchbar gewordener Anlagen
sehr eroße Mittel neu beschafft werden müssen ;
dies bedingt aber, auf Elektrizitätswerke be-
zogen, eine sprunghafte Erhöhung der Strom-
reise, was im Interesse sowohl des Ver-
äufers wie auch des Käufers soweit wie mög-
lich vermieden werden muß; denn wir haben
in unserem ganzen Wirtschaftsleben eine
Wiedererlangung stabiler Verhältnisse im In-
teresse gesunder Kalkulation dringend nötig.
Abschreibung von 5000 Goldmark..
Leider bietet die Beschaffung ausreichen-
der Erneuerungsfonds noch eine große Schwie-
rigkeit aus steuertechnischen Gründen. Wird
nämlich ein Erneuerungsfonds so hoch be-
messen, wie oben als notwendig angegeben, so
wird die Steuerbehörde bei ihrem besonders
jetzt ‚sehr einnehmenden Wesen“ einen sehr
großen Teil dieser Rücklage durch die
Steuer erfassen; es ist deshalb im Interesse
der Gesunderhaltung der Elektrizitätswerke
dringend erforderlich, daß die hierzu be-
rufenen teehnischen Fachvereinigungen bei
der Steuerbehörde dahin vorstellig werden,
daß Erneuerungsrücklagen in bedeutend. grö-
ßerer Höhe steuerfrei bleiben als bisher,
soll anders die finanzielle Gesunderhaltung
unserer Werke nicht zur Unmöglichkeit
werden.
Bei nach dem Krlege erstellten Anlagen
ist diese Frage ohne weiteres dadurch gelöst,
daß in Zukunft Neuanlagen mit ihrem der
Papiermark entsprechenden Wertin die Aktiv-
seite der Bilanz aufgenommen werden. Bei
dem dadurch sich ergebenden hohen Papier-
markbetrag ist mit den früher üblichen Ab-
schreibungssätzen dann auszukommen. Auf
das obige Beispiel zurückgegriffen, heißt das
zahlenmäßig, daß eine vor dem Kriege mit
100 000 Goldmark bewertete Anlage, die aber
erst jetzt erstellt wird, in die Bilanz mit etw&
1,2 Mill. Papiermark aufzunehmen ist. Bei
5% jährlicher Abschreibung ergibt dies eine
jährliehke Wertverminderung von 60000 M.
Dieser Betrag ist aber, da die Abschreibungs-
quote von 5% den zulässigen Satz nicht über-
schreitet, steuerfrei.
Pietzsch, Bremen.
Außenunterwerke in Amerika.!)
Über die Anordnung von Apparaten und
ganzen Unterwerken im Freien ist in dieser
Zeitschrift wiederholt berichtet worden?); auch
über den Entwurf eines vollständigen Außen-
kraftwerkes.?)
Mit dem Ansteigen der verwendeten
Spannung, welche immer größere Entier-
nungen zwischen den einzelnen Phasen und
Stromkreisen bedingt, und bei den ganz un-
verhältnismäßig emporgeschnellten Kosten für
die Gebäude wird man sich auch in Deutsch-
land mit der Anordnung von Apparaten,
Schaltwerken und Unterwerken im Freien
befreunden müssen. Die Raumbeschränkung
bei Bemessung des Abstandes der einzelnen
Leiter voneinander fällt hier nahezu fort;
überdies werden die Schwierigkeiten vermie-
den, die das Herausführen der Leitungen aus
dem Gebäude bei hohen Spannungen bietet.
-Dabei ist zu bemerken, daß man in Amerika
die bei uns bisher verwendete höchste Span-
nung von 110 kV längst überschritten hat und
bereits Anlagen mit 140 und 150 kV betreibt;
ja, man rechnet schon mit Fernleitungsspan-
nungen von 250 kV und darüber. Die Durch-
bildung der Außenunterwerke und der ein-
zelnen Apparate hierfür hat in den letzten
Jahren in Amerika bedeutende Fortschritte
gemacht, insbesondere sind für den Bau der
Apparate bestimmte Gesichtspunkte ge-
wonnen worden, während die Unterwerke
selbst von einer mehr oder weniger wilden
Anhäufung von Apparaten und Konstruk-
tionsteilen zu bestimmten Typen entw‘ckelt
wurden. Die Praxis hat gezeigt, daß die an-
fänglich bei Anordnung von Apparaten im
Freien vielfach gehegten Befürchtungen: Ver-
sagen der Apparate bei Kälte und. Schnee,
ihr Verderben infolge von Sonnenbestrahlung
oder Verstaubung, ihre mangelhaftere Bedie-
nung u.a. nicht eingetroffen oder bereits
überwunden sind. Transformatoren, Öl-
schalter, Meßgeräte, Blitzschutz, sämtlich für
Anordnung im Freien, sind jetzt bei allen Her-
stellern der Vereinigten Staaten listenmäßig
und wenigstens ebenso zuverlässig wie Innen-
apparate. i
Bei den Hochspannungstransforma-
toren werden die Ausführungsisolatoren jetzt
oben angeordnet, statt wie früher seitlich.
Die Temperaturen können durch Einführung
der elektrischen Messung am Erdboden oder
an der Schalttafel abgelesen werden; nur zum
Beobachten des Ölstandes muß noch eine
Leiter erstiegen werden. Auch hier dürfte
übrigens eine Übertragung von genügender
Genauigkeit leicht angeordnet werden können.
Durch Verwendung selbstkühlender Gehäuse,
1) Nach 8. B. Hood, Electrical World, Bd. 72, 1918,
a 928 und M.M. samuels. Electrical World, Bd 72, 1918,
. 1068.
») Vgl. auch „ETZ* 1913, S 764, 709 (Blitzableiter und
Trennschalter in Außenwerken). „ET7* 1914, 8. 781. 820
jerobe Außenunterwerke der Alabama Power Co., für 110
m. „ETZ* 1915, 8. 470, (Lufttrennschalter und Hochspan-
nungssicherungen für Anordnung im Freien). „ETZ* 1916, 8.7.
3) Vgl. „ETZ“ 1915, 8. 689:
_ meistens mit strahlenförmig angebauten Kühl-
körpern, werden die Schwierigkeiten der
Wasserkühlung im Freien durch Rohrlei-
tungen, Pumpen und Kühlanlagen vermieden.
Die Hochspannungs OÖlsehalter
haben einen sehr hohen Sicherheitsgrad er-
reicht, wachsen aber mit zunehmender Span-
nung derart in ihren Abmessungen, daß man
bei erheblichem Überschreiten der bisher üb-
lichen Spannung von 150 kV wohl andere
Methoden. zur Stromunterbrechung wird er-
sinnen müssen.
Auch die Blitzableiter sind letzthin er-
heblich vervollkommnet worden durch Anwen-
dung verschiedentlicher Mittel zur Verhinde-
rung des Ausbrennens der Ladewiderstände
und des Sprengens der Behälter. Einen wei-
teren Fortschritt verspricht die Anwendung
des Blitzableiters mit Oxydschicht.!)
Bei den Drosselspulen ist besonders
der mechanische Aufbau gut entwickelt worden,
während die elektrischen Daten, aber auch
die Formen und Abmessungen, noch der Ver-
einheitlichung bedürfen.
Luftschalter haben sich in mannig-
fachen Ausführungsarten bewährt.?) Man
kann zwei Typen unterscheiden: bei der einen
dreht sich der Isolator um seine eigene Achse,
bei der anderen um eine Achse rechtwinklig
zu Seiner eigenen. Während bei der ersten
Type die Befestigungsteile und Befestigungs-
stellen ungünstig beansprucht werden, wird
bei der zweiten auf den Isolator selbst ein
Biegungsmoment ausgeübt, das vielfach zu
Störungen Anlaß gibt und diese Type der erst-
genannten unterlegen macht. Beide sind aber
noch nicht als endgültige Lösungen anzu-
sehen, obwohl sie vielfach ausgezeichnet ar-
beiten. Schwierigkeiten durch Eis und Reif
sind zwar teils überwunden, sollten aber bei
neuen Bauarten immerhin noch sehr beachtet
werden. Schutzhauben haben sich nicht
immer bewährt.
Als Sammelschienenträger haben bei
starken Schienen Mantelisolatoren mit _ge-
eigneten Kappen und Stützen befriedigt. Bei
senkrechten Schienen werden die Isolatoren
unter einem Winkel von 45° gegen die Wage-
rechte angeordnet, damit sie innen nicht
vollregnen; Kappen und Stützen müssen
dazu entsprechend gebaut sein. Der am Eisen-
werk zu befestigende Teil der Isolatoraus-
rüstung soll möglichst nur zwei Schrauben-
löcher zum Befestigen haben,, damit er an
nur einen Bauteil des Gerüstes angeschraubt
werden kann. Kappe oder Stütze sollte so
einstellbar sein, daß der Isolator sowohl an
senkrechten wie an wagerechten Eisenträgern
befestigt werden kann, weil das im voraus
kaum zu bestimmen ist.
Bei der Anordnung der Außenwerke
selbst ist man von den zuerst fast stets ange-
wendeten ausgespannten oder aufgehängten
Leitungen bei guten Bauarten für Span-
nungen bis zu 75 kV und noch höher ganz zu
starren Sammelschienen - übergegangen und
spart dabei erheblich an Eisen für das Gerüst;
auch ist die Sicherheit hierbei viel größer. Zur
Verringerung der Anzahl der Stützisolatoren
werden die Sammelschienen aus Rohren ge-
bildet. Der Einbau von festen Sammelschie-
nen gestattet überdies leicht Erweiterungen
im Gegensatz zur Spannanordnung.
Zur weiteren Vereinfachung von Er-
weiterungen, Umänderungen usw. sind statt
gelöteter oder geschweißter Verbindungen nur
Klemmverbindungen zu verwenden. Damit
nicht durch Längenänderung infolge von
Temperaturunterschieden unzulässige Bean-
spruchung der Sammelschienenisolatoren ein-
tritt, sollen die Verbindungen zu den Sammel-
schienen stets eine rechtwinklige Biegung
haben; diese Maßnahme genügt gewöhnlich
Ba macht die unschönen Schleifen entbehr-
ich.
Wie man selbst mit Spannisolatoren_ bei
geschickter Anordnung zu einer guten Ein-
heitsanordnung gelangen kann, zeigt Abb. 1.
(Beim Bau dieses Werkes waren die Bau-
teile für gespannte Schienen schneller zu er-
langen als die für feste.) Bei dieser An-
ordnung können die Leitungen aus allen Rich-
tungen in das Unterwerk einmünden. Die
Blitz-Funkenstrecken und die elektrolytischen
Ableiter sind mit gerade durchgeführten Lei-
tungen ohne Schleifen oder Halbschleifen
angeschlossen. Die Niederspannungsleitungen
an den drei zu einer Gruppe gehörigen Trans-
formatoren sind so angeordnet, daß man im
Bedarfsfalle die Phasen vertauschen kann
(erleichtert durch Klemmverbindungen zu
den Sammelschienen). Die Niederspannung
wird durch Kabel weitergeführt.
Ein ähnliches Unterwerk,
jedoch mit
starren Sammelschienen, zeigt Abb. 2.
1) Vgl. „ETZ“ 1919, S. 302.
a Vgl. „ETZ* 1920, 8. 119.
876 \
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Heft 44.-
4. November 1920.
22 kV Blitzschutz
®
„rer
° Ben |
O6:
x Stromwandler
2300 V-Sammelschiene
3 1250KVA-
Transformatoren
2300/22000 U
60
F
Grundriß B—-B.
= Abb. 1.
Selbstat Luffschalter
8 %6 76 68d
Kae <=
|
Pr
I
! |
| |
| Li
|
>| 2
Querschnitt durch die Transformatorverbindungen.
mmmmssr..n [)
RUDI WIDER.
Ba Öschater a”:
Horner -Funkenstrecken
Querarm f spätere
Querleitungen
22KV Sammelschreneh
Bi ars
zu bedienen sind, Das
Schaltwerk dient nur zum
Leitungswählen. Die
Hauptleitung hat vor und
hinter: der Abzweigstelle
je einen Luftschalter, die
wegen der Lichtbogenbil-
dung und wegen der er-
forderlichen Phasenab-
stände ganz oben angeord-
net sind. DieAbzweig-
leitungenhabennurTrenn-
schalter.
Bei dem in Abb. 4u.5
dargestellten Unterwerk
sind in die Abzweigleitun-
gen Ölschalter und Meß-
instrumente eingefügt.
Hochspannungs-Meß-
instrumente bestehen ge-
wöhnlich aus einem Öl-
in. dem zwei
Stromwandler und zwei
Sparnungswändler so.
angeordnet sind, daß im
ganzen nur drei Hoch-
spannungsisolatoren ge-
braucht werden gegen 6.
er
Raum f spätere
Sfromkreise
ut Er E
22 kV ankommende Leitung
76 m
2 $
Gi Im
ablerter =
al
behälter,
Schnitt € — G. Sehnitt F—F.
Einheitsunterwerk für 45 kV.
Aörnerbitzschwz
we.
Demi
= Drossel-
76cm 2 spwle
‚D
melz- B S 2300 ve
sicherung Sy ecksnben. Sammelschienen
- 5 ıS- Veichrichter Schatafel x
le x a ni
S 9 SEE N
‘ | ” al
Sl RL 3
7, 2%, / Z N ZT, Y Z TG Z 7 VUN )///, 1% 7.
DR DEREN SON N
= 744m 33m l MEZ
Querschnitt durch die Fernleitungsverbindungen,
Abb. 2. Umspannwerk flir 45 kV mit Stützisolatoren und Betonmasten.
Grundriß B— BR.
bei der früher üblichen An-
ordnung in besonderen Öl-.
kästen. Die Meßinstrumente
selbst werden gewöhnlich in
einer Eisenbude neben dem
Meßzubehör angeordnet oder
aber in benachbarten Gebäu-
den mit Kabel- oder Frei-
/rennschalfer.
leitungsverbindungen.
N ieAbb. 5 u.6 zeigen,
können die oben entwickel-
ten Grundsätze auch bei ver-
wickelteren Werken Anwen-
Sehnitt C—C,
Abb. 3. Schaltwerk mit Stützisolatoren und starren Leitern.
Schnitt E—E.
Man konnte hier die Eisenmaste durch
Maste‘ aus Beton ersetzen, wodurch Kosten
und Bauzeit sich :verringerten. Das% Unter-
werk ist eine Vereinigung von Innen- und
Außenwerk; die Niederspannungsseite und
die Instrumententafel sind in einem Gebäude
untergebracht. Für den ersten Ausbau sind
selbsttätige Luftschalter angeordnet, die später-
hin durch Ölschalter ersetzt werden. sollen.
Die langen Maste messen 10 m und haben
passende Eisenbewehrung; Anschlußteile für
die eisernen Querträger sind eingestampft.
2
FE Er Nom > Öhtzableiter
| EN
Bi
ar
)
9
x
x
DI
N75752325
Sr panngs- Wandler
£ rd Inst
Schnitt C—-C. z
Die kleinen Maste messen 7 m und haben nur
in den Ecken Eisenbewehrung.
Abb. 3 zeigt ein Außenschaltwerk für
75 kV, bei dem fast ausschließlich Mast-
schalter verwendet sind. Die Gittermaste
sind am Fuße höchstens 45 em breit, alle
Querstücke sind einfache Eisenträger ohne
Spannseile und ohne Knotenbleche. Die
einzelnen Stromkreise können zugänglich ge-
macht werden, auch während andere im Be-
triebe sind. Eine Plattform konnte vermieden
werden, da alle Schalter vom Erdboden aus
(rundriß A— A.
Schnitt D—D.
Abb. 4. Außenschaltwerk für 70 kV mit Ölschaltern und Meßinstrumenten (vgl. auch Abb. 5).-
dung finden. Das Schalt-
werk enthält außer den
Schalt-undMeßeinrichtungen
noch selbstkühlende Trans-
formatoren von beträcht-
licher Leistung für 70kV. Das
Werk konnte aufdem zur Ver-
fügun Be beschränk-
atz
ten nur bei An-
ı Trans- \ausrüsten
pe K
3 ;
Spule B B
Bee
rg
BENNY
2300V
Abb. 5. Schaltplan für
Unterwerke nach Abb. 4.
wendung von Stützisolatoren und starren
Schienen sowie mechanisch betätigten Trenn-
schaltern in senkrechter Anordnung gebaut
werden. 5
Nicht zu vergessen ist bei den Außen-
werken eine gute künstliche Beleuchtung
für Uberholungen und Ausbesserungen bei
Dunkelheit. Hierbei haben sich Scheinwerfer
am besten bewährt.
Alle vorstehend beschriebenen Außenunter-
werke wurden entworfen und gebaut von der
J. G. White Engineering Corporation, New York.
Re a DEN nn ar
4. November 1920.
., Fürkleinere Außenunterwerke haben
sich schon ganz bestimmte Typen entwickelt.
Von Bauten mit Holzmasten sieht man jetzt
auch bei diesen kleineren Werken der Feuers-
gefahr wegen ab. Mit Ausnahme von ganz
kurzzeitigen Anlagen werden auch sie nur aus
feuerbeständigen Stoffen gebaut. Bei dem
einen Normaltyp umgrenzen vier Gittermasten
von je 10,6 m Länge ein Rechteck, dessen
Boden betoniert ist; auf ihm sind die Außen-
transformatoren aufgestellt und ein kleines
feuerfestes Häuschen, das die Niederspan-
nungs-Schaltapparate und die Meßinstrumente
für die Abzweigleitung aufnimmt. Das Recht-
eck ist umschlossen von einem hohen, mit ver-
schließbarer Tür. versehenen Drahtzaun, der
oben von Stacheldrähten begrenzt wird. In
gewisser Höhe: über den Transformatorisola-
toren ist zwischen den Masten,durch Träger
und Riffelblech eine Plattform gebildet, zu
Grundriß A — A.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heit 44.
877
bei anderen Hörnerblitzableiter mit Wider-
ständen angeordnet.
Die Ausrüstung dieser kleineren Stationen
ist normalisiert und austauschbar; hierdurch
sind Vorrathaltung, eilige Ausbesserungen und
schneller Ausbau neuer Anschlüsse erheblich
erleichtert. Für die Eisenkonstruktion werden
Maste, Querträger, Streben usw. vorrätig ge-
halten; alle Teile sind möglichst vollständig
gebohrt oder gestanzt. Zu Arbeiten, die an der
Baustelle ausgeführt werden müssen, sind
transportable Bohrmaschinen, ‚Schmirgel-
scheiben usw. vorgesehen. Diese Stationen
genügen für Anschlüsse von 600 bis 1500 kVA;
sie kosten nur wenig mehr als die alter Bauart
mit Holzmasten.
Mit den gleichen Konstruktionsteilen, je-
doch mit 6 Masten, wurde auch ein größerer
Typ für 2250 V gebaut, die zum Anschluß der
13 200-V-Speiseleitung an ein Ende der Hoch-
Schnitt CC.
Abb. 6. Außenumspann- und -Schaltwerk für 70 kV (vgl. auch Abb. 7).
der man mittels eiserner Leiter gelangen kann; ! spannungs-Ringleitung
hier finden die Blitzschutz-, Sicherungs- und
Schaltapparate Aufstellung. Die Freileitungs-
Trennschalter werden bei Abzweigstationen
auf Auslegern zwischen je zwei Eckmasten
angebaut. Vor Einbringen des Betonbodens
werden zwei oder mehr eiserne Rohre von 5cm
1. W. in den Erdboden getrieben und. mitein-
ander sowie mit den Masten leitend verbunden;
hiermit ist eine gute Erdung gesichert; auch
die Schutzdrähte der Freileitung werden an
dieses Erdüngsnetz angeschlossen.
Ein Haupttyp ist für Anschluß der Nieder-
spannungsabzweigungen (2300 V) von der Hoch-
spannungs-Ringleitung (66 000 V) ausgebildet
worden. Der Schaltplan ist aus Abb. 8 zu
‚Srennschalter B6KV
Hörnerblitzableiter
le
Drosselspule -»
Ölcherung
Transformatoren
34/60 723 kV
= Funkenstrecken-
Olschafter Al Ableiter
Alb. 8. Schaltplan zum Umspannwerk an Ringleitung.
ersehen. Zwischen den auf Mastauslegern
angebauten Trennschaltern (Masttrennschalter)
ist die Abzweigung zur Station angeschlossen,
die über einen weiteren Trennschalter gleicher
Art, Drosselspulen und Sicherungen zu den
Transformatoren führt. Als Blitzschutz sind
bei Stationen, wo Bedienung für tägliche La-
dung möglich ist, elektrolytische Blitzableiter,
dient; der Schaltplan
ist in Abb. 9 gegeben. Hier sind alle Apparate
- [3W/6oklfern-
Vs Femnschalter
Sicherung Drosselspuie
# Hörner- 1 u. Nörner-
Wh ung? uitzableiter
Vorschalt-
widerstand
" Fansformatoren
750 kVA
Abb.9. Schaltplan zum Normal-Umspannwerk.
auf der sehr hoch gelegenen Plattform ange-
ordnet, die hier übrigens aus karbolineumge-
tränkten Holzschwellen besteht. Sämtliche
Apparate sind im Freien aufgebaut. Für den
Fernsprecher ist eine tragbare Holzbude mit
a een Blechdach vorgesehen; diese
uden werden lagermäßig angefertigt.
- E. Philippi.
Mitteilungen
der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.
Bekanntmachung
über Prüfungen und Beglaubigungen durch die
Elektrischen Prüfämter.!)
Nr. 131.
Auf Grund des $ 10 des Gesetzes vom
1. Juni 1898, betreffend die elektrischen Maß-
i 1) „Zentralblatt für das Deutsche Reich“ 1920, 8. 1486.
Grundriß E—-E,
einheiten werden folgende Formen von Elek-
trizitätszählern den unten stehenden, beglaubi-
gungsfähigen Systemen eingereiht.
I. Zu System 55] dieFormen E*undEV*,
Induktionszähler für einphasigen Wech-
selstrom,
Il. Zu System se] die Formen D* und Do*,
Induktionszähler für mehrphasige Wech-
selströme,
hergestellt von den Isaria-Zählerwerken A.-G.
in München.
Charlottenburg, den 8. September 1920.
Der Präsident
Physikalisch-Technischen Reichsanstalt
gez.; I. V. Holborn.
der
70 kV-
Leriung
3 Drr-öp. sn
To Ölschalter
Meß-
„lie %
£ DT
Lu-Sch.
6,
8 £lremschalter
Ep schenter
w Transfarm.
"TT amORVA
I
NER: 2
23001; Z,phasıg
Abb. 7. Schaltplan für
Unterwerke ac Abb. 6.
Beschreibung.
I. Zusatz zu System 55]
Formen E* und EV*, Induktionszähler für -
einphasigen Wechselstrom, hergestellt von den
Isaria-Zählerwerken Aktiengesellschaft in
München.
Die beiden Formen unterscheiden sich
von den beiden bisher zugelassenen Formen
Eund EV (s. Bekm. 64 vom 11. Mai 1911) in
folgenden Punkten:
Die Phasenabgleichung zwischen wirk-
samem Strom- und Spannungsfeld wird statt
durch Vorschaltwiderstände im Spannungs-
kreis durch regulierbare Kurzschlußspulen auf
dem Hauptstromeisen bewirkt. Der Zählwerks-
rahmen ist aus vermessingtem Eisen hergestellt.
(Die Lager für die Achsen der Räder sind mit
Messing ausgebuchst.) Die Anschlußklemmen
für Zähler bis 45 Ampere Nennstromstärke be-
stehen aus Eisen oder Zink, die Hülse des
Unterlagers aus Zink, und die Bremsmagnete
aus Chromstahl.
II. Zusatz zu System 66 |
Formen D* und’Do*, Induktionszähler für
mehrphasige Wechselströme, hergestellt von
den Isaria-Zählerwerken Aktiengesellschaft in
München.
Die beiden Formen unterscheiden sich
von den beiden bisher zugelassenen : Formen
D bzw. Do (s. Bekm. vom 11. Mai 1911) in den
gleichen Punkten, wie sie in I dieser Bekannt-
machung aufgeführt sind.
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Das Wasserkraftwesen in Niederländisch-
Indien!). — Bis zum Jahre 1910 bemühten sich
hauptsächlich Private mit dem Aufsuchen,
Gewinnen und Anwenden von Wasserkräften,
während die Regierung nur die Konzession
dazu erteilte. Die meisten privaten Wasser-
kraftwerke versorgen ausschließlich ihre eigenen
Unternehmungen mit Licht und Kraft, haupt-
sächlich gebrauchen die Bergkulturen (Gummi,
Tee usw.) die Wasserkraft aus der mächsten
Umgebung, die ferner viel Reisschälmühlen,
Mehlbereitungs-, Eisfabrikationsanlagen usw.
betreibt. Daneben hat sich die une von
elektrischer Arbeit in einzelnen en rten
von Java aus nahebei gelegenen besonders zu
diesem Zweck erbauten privaten Wasserkraft-
werken entwickelt. Der Staat besitzt das Ver-
fügungsrecht über alle Wasserkräfte mit Aus-
ı) Nach A.Groothoff, „Koloniale Studien“, 3. Jahr-
gang, Nr. 4, Albrieht & Co., 1919
RUNDSCHAU.
nahme der in den Privatländereien auf Java
und in einzelnen kleinen Reichen mit Selbst-
verwaltung außerhalb. An die Konzessionen
werden Bedingungen geknüpft, die hauptsäch-
lich dazu dienen, Nachteile anderer Wasser-
interessen, z. B. der Bewässerung, zu vermei-
den und Erwerbung durch den Staat zu er-
möglieWen. Von den Konzessionären wird ge-
möhnlich ein Wasserzins von 4 holl. Gld. für
die theoretische PS nach 6 Jahren seit Betriebs-
beginn erhoben. In den letzten Jahren hat die
Privatinitiative sich auf die Erlangung von
Wasserkräften für elektrochemische Zwecke
geworfen, wodurch in jedem Fall wesentlich
zur Kenntnis der großen Wasserkräfte außer-
halb Java auf Sumatra, Borneo, Celebes beige-
tragen wurde. Seit 1910hatder Staatseine Wirk-
samkeit auf dem Wasserkraftgebiet nicht mehr
ausschließlich auf die Verleihung von Konzessio-
nen beschränkt und die Wasserkraftfrage an-
fänglich auf die zukünftige Elektrisierung der
Staatsbahnen, später auf breiterer Grundlage
auf eine bessere Kraftversorgung als haupt-
sächlicher Faktor der industriellen Entwick-
lung von Niederländisch-Indien ausgedehnt.
Seit 1917 ist ein neuer Dienst für Wasserkraft
und Elektrizität ins Leben gerufen, um die
ökonomische Kraftversorgung und die Be-
nutzung der Wasserkraftquellen sowohl im In-
teresse des Staates wie auch der Privaten zu
fördern. Die systematische Erforschung und
Erkennung von Wasserkräften geschieht durch
Kartenstudien, Geländeuntersuchungen und
permanente Wassermessungen an 30 Stellen
der Flüsse in Java. Alle Ergebnisse bezüglich
Lage und Leistungsfähigkeit von Wasserkraft-
quellen werden in einem Wasserkataster ge-
sammelt, der für das Publikum zugänglich ist,
so daß Private sich vorher über das unter-
richten können, was bereits bezüglich der Flüsse
oder Leitungen bekannt ist. ie Leistungs-
fähigkeit der bis jetzt auf Java erforschten,
im Kataster aufgenommenen Wasserkräfte be-
trägt schon _0,5 Mill. PS. Nicht nur für ver-
schiedene Staatsbetriebe, sondern auch für
Gemeinden, Private und Residentien sind be-
878
reits verschiedene Pläne aufgestellt, von denen
der bis jetzt größte in Niederländisch-Indien
eine Leistungsfähigkeit von 0,2 Mill. PS. hat.
Vor Erteilung von Konzessionen wird erst
untersucht, was für Eisenbahnelektrisierung
und andere Staatszwecke erhalten bleiben |
muß, und ob kein Raubbau stattfindet, wo-
runter man die nur teilweise Ausnutzung ver-
fügbarer Gefälle versteht, so daß ein weiterer
Ausbau durch andere unnötig teuer oder un-
möglich gemacht wird. Eine kräftige Eıfor-
schung großer Wasserkräfte von Staatswegen
ist notwendig, um innerhalb absehbarer Zeit
die mit großen billigen Wasserkräften ver-
knüpften industriellen Möglichkeiten, besonders
auf dem Gebiet der Stiekstoffgewinnung, be-
urteilen zu können.
Zu den die Entwicklung des Wasserkraft-
wesens auf Java ungünstig beeinflussenden
Faktoren geo-hydrologischer Natur gehören:
1. die geringen Wassermengen der Flüsse in-
folge des geringen Regenfalles im Ostmonsum,
so daß die dadurch zurückgehende Leistung in
der trockenen Zeit nur durch Sammelbehälter
oder aus Wärmekraftwerken ersetzt werden
kann; 2. die Kegelform der Gebirge, die oft sehr
lange Leitungen erfordert und wenige für die
Anlage von Sammelbecken geeignete Plätze dar-
bietet, auch gewöhnlich kleine Stromgebiete
bildet; 3. die geologisch sehr junge Formation
der meisten Flußtäler auf Java mit vielen Ab-
schiebungen; 4. die zunehmende Entwaldung.
Von dem Betrieb der größeren Wasser-
kraftwerke ist in nächster Zeit und in erster
Linie eine allgemeinere Elektrizitätsversorgung
zu erwarten., die hauptsächlich 3 große Geblete
umfassen wird: West-, Mittel- und Ost-Java.
Jedes dieser Gebiete wird durch einige Staats-
werke versorgt werden, die Kraftim Großen an
Verteilungsbetriebe liefern mit Ausnahme von
bestimmten Verbrauchern mit besonderen Be-
triebserfordernissen, wie Eisenbahnen, Funk-
stationen u. a., für die die Zwischenschaltung
eines Verteilungsbetriebes unerwünscht ist.
Für solche Betriebe muß der Strom möglichst
ökonomisch direkt durch den Staat geliefert wer-
den. Eine kräftig durch den Staat unterstützte
allgemeinere Elektrizitätsversorgung wird vor
allem durch die Lieferung billiger Kraft zu
einer schnelleren industriellen Entwicklung
Javas in starkem Maße beitragen, sowohl in
der Groß- wie in der Kleinindustrie. Sodann
werden die Wasserkräfte für die Elektrisierung
der Eisen- und Straßenbahnen billige Energie
liefern und durch Verbindung mit Bewässe-
rung gute Dienste leisten.
Die Gesamtleistung der in Niederländisch-
Indien verfügbaren Wasserkräfte beträgt etwa
5,5 Mill. :DS, 73H.
Elektromaschinenbau.
Das Impedanzschema und der Impedanz-
kreis des allgemeinen Transformators. — Bei
seinen Untersuchungen über die Impedanz des
einfachen Transformators geht K. Kuhlmann
a Transformatorschaltung nach Abb. 1
aust).
Es gelten folgende Bezeichnungen:
HC Mm, Ne
Wechselsirom-
1
(VE Ik Z /ransjorma OD >
um
Kiki
Generator
12 N
Abb. 1:
Eır Effektivwert der primären Klemmenspan-
nung,
E2x Eifektivwert der sekundären Klemmen-
spannung,
J;ı Effektivwert des primären Stromes,
J, Effektivwert des sekundären Stromes,
Lı = bı + Au gesamte Selbstinduktivität der
Primärwicklung,
Au = gesamte Streuinduktivität der Primär-
wicklung,
La = lg + Ay, gesamte Selbstinduktivität der
Sekundärwicklung, \
hy» = gesamte Streuinduktivität der Sekundär-
wicklung,
& = primäre Windungszahl,
% = sekundäre Windungszahl,
= 2nx/, Kreisfrequenz der aufgedrückten
i Wechselstromspannung,
Lie = L,, gegenseitige Induktivität zwischen
Primär- und Sekundärkreis, wobei
[9 er.
Le» = hı u = lo = und I. = Le? ist,
..) Nach Mitteilungen der Physikalischen Gesellschaft
Zürich 1919, 8. 44.
f
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920, Heft 44.
R,, L,, 0, Widerstand, Induktivität und Kapa-
zität des Belastungskreises.
Anstatt die Schaltung Abb. 1 durch das.
Steinmetzsche Ersatzschema aufzulösen, kann
man auch ein anderes Ersatzschema einführent),
wie esin Abb, 2 dargestellt ist, in welchem der
Kr Jr
Wechselstrom-
benmerator
Abh. 2.
ganze Transformator einschließlich seiner Be-
lastung als eine ganz gewöhnliche Hinterein-
anderschaltung von Widerständen (0,) und
Induktivitäten (1) erscheint. Die Berechtigung
ergibt sich aus
Vektordiagramm.
Aus diesem folgt nämlich die Beziehung:
Be ee - —
Jı . BEREITETE 1 2
Vr+R»+or (Br Be)
: @| Lig HE:
Vertap ir’
wobei k= 3 der Stromkopplungsfaktor genannt
1
0,219
werde zum Unterschied von X = ar ‚ und
VL\ı-Le;
2ER 1
wobei Ly" == L;3 + L; = o2G% und KK R; + 73
Sr) ;
gesetzt wurde. 2
Der Kürze wegen sei ferner gesetzt:
0121 = 2, @,Ly = %, 9l',= %,
In = m, ob = 2m.
Für Ersatzwiderstand og, und Ersatz-
induktivität 4 gilt:
sent, L=lıtk2i".
Die Impedenz des ganzen Ersatzkreises ist:
Z,=Vx?+ p2= ad -
Jı
Der primär aufgenommene Effekt ist:
P=J2Q. 7
Der sekundär abgegebene Effekt ist:
P=J2 R,=J?%2R,.
Der Wirkungsgrad des Primärkreises:
ee an
i Je ae
Der Wirkungsgrad des Sekundärkreises:
J£ Rs 0 — 73 rg A
= - = Seel a Er
SG J32 09 02 0
Dabei ist s= "2 die bei Drehfeldmo-
toren unter dem Namen Sehlüpfung
bekannte Größe. Der Gesamtwir-
kungsgrad wird:
—r
re er 13),
01
und der primäre Leistungsfaktor:
ge J7? 01
cospyer 5
En ad EE
. Wie ändern sich nun e, und 2%), wenn man
bei Konstanthaltung sämtlicher Induktivitäten
und Kapazitäten des Belastungskreises nur den
Belastungswiderstand R, ändert? Trägt man
0, auf der Abszissenachse, x, auf der Ordinaten-
achse auf, so bewegt sich der Endpunkt P des
aus den Vektoren oe, und m, gebildeten resul-
tierenden Vektors 2,, des sogenannten Impe-
danzvektors auf einem Kreise mit dem Radius
a=Yr1
DEZ IL — Ir >
Der Kreis ist in Abb. 3 dargestellt.
Aus diesem Diagramm ergeben sich die
technisch wichtigsten Größen: Strom, cos @,
Schlupf und
fachheit.
’) Vgl. Drude-König, „Physik des Äthers“, 8. 306.
‚tor mit der konstanten Spannung E,k, so folgt ö
OP=Z,undOP, = Z,, so folgt auch: 3
dem für Abb. 1 gültigen
Wirkungsgrad mit größter Ein-
4. November 1920. sn |
Betreibt man den Transformator oder Mo
Jı Zi = Eık = konst. Nach dem Sekanten-
satze ist aber OP, OP, = konst. = (2, also, da
za = A oder Jı = Ex
. Man hat also zu dem jeweiligen Impedanz-
punkt P den inversen Punkt P, zu suchen,
dann stellt OP, den gesuchten zu P gehörigen
Primärstrom J, in einem durch die Konstänie 4
0, bestimmten Maßstabe dar. J, liegt also —
E £ F -
)Zo = Cr Zu
Abh. 3. g
wie. bekannt — ebenfalls auf einem Kreise E
(Heyland-Ossana-Kreis), wenn E,%k konstantist.
a) Für den Leerlauf wird: :
R,=o, s=0, R=0, k=0, G=n+R=&
es ergibt sich:
re
- 2Zo=b+R * Be
Diese Koordinaten hat der Punkt A. OAist 7
also der Punkt des Leerlaufes. Der zugehörige
Strom ist ; 3
Jıo = C1.040o 3
b) Ähnlich ergibt sich für den Kurz-
schlußstrom: a E
- dere 0%
K erhält man, indem man an die Tangente A BE
im Punkte A den Winkel .
a, = aretg ee =23BAK
2
nach unten anträgt, als Schnitt des freien
Schenkels mit dem Kreise. e
ec) Der Schlupf s m > a Br >
x Ei
- _ Man zieht KB||OL, ferner AP bis zum er
Schnittpunkt 0 mit KB, dann ist e-
BO
7 BE
d) Der Wirkungsgrad.
ET
Np= ep 3)
Man verlängert KA über A hinaus bis zum
Schnitt L, zieht LP und durch einen ‚beliebigen
Punkt von AK eine Parallele zu OL und fällt Ba
von L das Lot auf die Parallele. Dann’ ist "ee
na FW. -ZP_ De OT
Er PER SAVE a
Macht man HF = 100 so nen = HG.
Der Wirkungsgrad wird ein Maximum,
wenn LP den Kreis tangiert. = 3
e) Co8 9@.. j Be;
Man schlägt einen Halbkreis mit einem
Radius von 5 Längeneinheiten über OS, dann
ist OP, = cos p. Ghe.. 5 g
Meßgeräte und Meßverfahren. >
. Einfache Methode zur Aufnahme der voll-
ständigen Hystereseschleife. — Das Verfahren, ,
welches in. der „ETZ“ 1918, S. 393, von Dr.» ng.
Schleicher mitgeteilt wurde, ist nach dem
Bericht 1918 ‚des schweizerischen Amtes für
Maß und Gewicht von diesem zur-Bestimmung
der Hystereseschleife und der Koeffizienten der
Remanenz sowie derKoerzitivkraftangenommen.
‚arbeit eingehend berichtet.
- jm Stellwerk in Verbindung steht.
4. November 1920.
worden, nachdem es an sämtlichen Normalrin-
gen und Normalstäben für den Jochapparat
‘erprobt und als DWSCRTENE befunden worden
t
war. Die angewendete Scha ung unterscheidet
sich von der bei der üblichen Methode von
Rowland und Weber angewendeten nur da-
durch, daß ein Teil der notwendigen Vorschalt-
widerstände durch einen Schalter kurzgeschlos-
sen werden kann. Es ist dadurch möglich,
jeden Punkt der Schleife unabhängig vom vor-
hergehenden, u. zw. beliebig oft aufzunehmen.
Über die Fehlerquellen und die Zeitersparnis
bei der Aufnahme der Schleife gegenüber den
sonst üblichen Methoden Run in der Original-
chl.
Elektrische Antriebe.
Elektrische Hain ZEnBereT LLONZ für
Sehiffsböden. — Das Bewachsen der Schi
böden führt bekanntlich infolge der stark ver-
größerten Wasserreibung zur Betriebskraft-
verschwendung und Verringerung der Fahr-
geschwindigkeit. Die Reinigung ist daher
in kurzen Zwischenräumen geboten und er-
fordert dadurch, daß das Schiff hierzu ins
Dock gehen muß, einen beträchtlichen Kosten-
aufwand und. Zeitverlust. Eine. elektrisch
betriebene Vorrichtung, welche in den „Finan-
cial News‘, London, vom 16. VII. 1920 kurz
beschrieben wird, ermöglicht die Reinigung
in kurzer Zeit und, ohne daß das Schiff ins
Dock geht. Sie besteht aus einer Barkasse,
welche ein. 20-PS-bnzin-elektrisches- Aggregat
und 3 Elektromotoren enthält. Die Motoren
werden von einer gemeinsamen Schalttafel
aus gesteuert; einer dient zum Antrieb der
Sehraubenwelle der Barkasse, der zweite zur
Bewegung eines etwa 12 m langen Armes, an
dem der dritte Motor in wasserdichter Aus-'
führung befestigt ist. _Er treibt mit ziemlich
hoher Geschwindigkeit die rotierende Reini-
gungsbürste an, welche aus steifen Borsten
oder Stahldraht besteht und bei etwa 30 cm
Durehmesser 1,5. m lang ist. Er setzt ferner
einen Schraubenpropeller in Bewegung welcher
den Zweck hat, die Bürste während des Rei-
nigungsvorganges an die Schiffswandung an-
zudrücken. Die ganze Ausrüstung, einschließ-
lich Barkasse wiegt 11 t. Ein 3000-t-Schiff
ist in dieser Weise bei Versuchen von einer
6 monatigen Bewaechsung in weniger als sechs
Stunden befreit worden. ;
Fernmeldetechnik.
Neues Warnungssignal der Great Eastern-
Bahn. — Eine neue von Tiddemann ent-
worfene Bauart zur ur von Führer-
standssignalen bei der Vorbeifahr
nal hat auf dem Netz der Great Eastern Rail-
way Eingang gefunden und gibt zwei nicht
verwechselbare Signale: ein kurzes Glocken-
zeichen kündigt „freie Fahrt‘ an, ein bis zum
Abstellen ertönender Pfiff „Halt“. Sie be-
dient sich einer zwischen den Schienen auf den
Sehwellen isoliert angebrachten eisernen Gleit-
schiene, die mittels Kabels mit einer Batterie
Unten an
ffs--
t am Vorsig-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 44.
Zuges), sowie die wenigen Drahtverbindungen
befinden sich in einem gut abgedichteten
Kasten K. Der Schuh 8 ist von der Gleit-
platte isoliert und steht durch ein fliegendes
Kabel mit einem Klemmsockel in Verbindung.
Von dort führtein Draht zum Elektromagnet E
(Abb. 4) und zugleich zu dem auf dem Führer-
stand angebrachten Läutewerk @G. Der andere
Pol von E und @ liegt an. den Metallteilen der
Lokomotive, also an Erde. Aus den in
Abb. 5 dargestellten Stellungen «a, b, e und d
läßtsich das Arbeiten des Apparates leicht ver-
folgen. Das Gleitstück A trägt an seinem obe-
ren Teile den Winkelhebel B, der in der Ruhe-
lage mittels einer Spiralfeder F gegen einen
festen Anschlag © gepreßt wird. Der horizon-
tale Arm von B drückt gegen einen Vorsprung
des Hebels H, der das Ventil D der Druckluft-
leitung 2 normal verschließt. Die Ventilstange
P ist bestrebt, sich von links nach rechts zu be-
wegen und dadurch das Hebelsystem HJM
zum Einknicken zu bringen, sie wird aber
durch B daran verhindert. Das Gegengewicht®
legt einen Eisenanker an die Pole des in der
Normallage, d. h. bei offener Batterie, strom-
losen Elektromagnets E (Abb. 5a).
Wir nehmen nun an, die Lokomotive
fahre über die ‘Gleitschiene, und es stehe
das ihr geltende Vorsignal auf „Halt‘‘, die
Batterie im Stellwerk sei abgeschaltet. Das
Gleitstück A wird dann angehoben (Abb. 5b)
und mitihm auch der Winkelhebel B, der da-
durch H freigibt; als Folge davon bewegt sich
die Ventilstange P nach rechts und öffnet das
Ventil D, worauf die Druckluft durch das
“Rohr a in die Pfeife W gelangt (Abb. 4). Zu-
gleich strömt auch Druckluft aus der Rohrlei-
tung 2 des Zuges in die freie Luft, und die Brem-
sen werden angezogen. Nach dem Verlassen
der Gleitschiene senkt sich wieder das Gleit-
stück A, es nimmt seine Ruhelage ein (Abb. 5c).
Um die Pfeife zum Schweigen zu bringen,
drückt der Führer auf den Knopf R (Abb. 4),
worauf Druckluft aus dem Behälter HR
dureh die Röhre rin den Rückführungszylinder
L strömt. Der Hebel N wird zur Seite gedrückt
(Abb. 5) und bringt durch Heben des losen He-
bels das Kniekhebelsystem wieder in die Ruhe-
lage. Dadurch schließt sich
das Ventil D, die Pfeife
schweigt und die Bremsung
hört auf; nach dem Los-
lassen des Knopfes R nimmt
Abb. 4, Gesamtanerdnung an der Lokomotive.
. der Lokomotive befindet sich eine aus einer
sicher geführten Platte A und einem, Schuh 8
bestehende Gleitvorrichtung, die beim
fahren der Gleitschiene angehoben wird (Abb. 4
und 5). Der Hebelmechanismus zum Betätigen
der Pfeife (Druckluft aus der Bremsleitung des
Über-
auch die Kolbenstange von
DL ihre Ruhelage wieder ein.
Der Rückführungsmechanis-
mus ist übrigens so ein-
gerichtet, daß er nur mo-
mentan gebraucht werden
kann; der Führer ist daher
nicht imstande, durch
andauerndes Drücken von
R, bei stromloser Gleit-
schiene das Auslösen des
Knickhebelsystems zu ver-
hindern. — Steht das Vor-
signal auf „Frei“, so ist die
Gleitschiene an den einen
Pol der Batterie geschaltet,
der andere liegt an Erde.
Sobald die Lokomotive die
Gleitschiene bestreicht, wird
die Strombahn des Elektro-
magnets FE und parallel dazu
jene des Läutewerkes @ ge-
schlossen. Die Glocke @ er-
tönt, u. zw. bis der Zug die
Gleitschiene verlassen hat,
während gleichzeitig der von
den Polen von E festgehaltene Anker (Abb. 5d)
das Einknicken des Hebelsystem HJM verhin-
dert, so daß das Ventil D ee bleibt.
Die oben beschriebene Einrichtung ist in
erster Linie zur Anbringung am Vorsignal be-
stimmt. Sollsie an einem Hauptsignal benutzt
Ü y
Abb. 5. Die verschiedenen Stellungen der Steuereinrichtung.
8798
werden, so tritt eine Verstärkung der Wirkung
bei Haltstellung ein: die etwas höher gelagerte
Gleitschiene hebt das Gleitstück A so hoch an,
daß eine an ihm angebrachte Nase in ein
Schloß einschnappt. Der Führer kann dann
den Rückführknopf nicht zum Abstellen der
Pieife und der Bremsung benutzen, der Zug
wird (nach Schließung des Reglers) anhalten,
der Führer muß absteigen und durch Ein-
stecken eines Schlüssels die Verriegelung lösen.
Das Tiddemannsche Warnungssignal wird zu-
b
|
meist auf zweigleisigen Strecken benutzt, läßt
sich aber mit geringfügigen Änderungen auch
auf eingleisigen Strecken verwenden. Die Be-
währung ist noch nicht bekannt. Im deutschen
Winter werden sich dieselben Nachteile ergeben
wie bei den übrigen Anordnungen mit Gleit-
schienen, Anschlägen usw. (Tobler, „Schweiz.
Bauzts. 1920, S. 11). Rz.
Physik und theoretische Elektrotechnik.
Bestimmung der Feldverteilung. — Da die
übliche Methode zur Untersuchung der Ver-
teilung eines Magnetfeldes durch Abtasten
mittels einer mit dem ballistischen Galvano-
meter verbundenen Prüfspule namentlich bei
stark wechselnden Feldern, wie sie im Luft-
spalt einer Dynamomaschine auftreten, außer-
ordentlich viel Zeit erfordert, und da auch
andere Methoden, wie die Wismutspirale usw.,
sich für den vorliegendene Zweck als ungeeignet‘
erwiesen, so benutzt F. S. Dellenbaugh!) als
‚Maß für die Größe des Feldes die Spannung,
welche eine lange, nur etwa 2 mm dieke, mit
Kommutator versehene, im Felde rotierende
Prüfspule von insgesamt fünf Windungen her-
vorbringt, die mittels einer geeigneten Vorrich-
tung mit einer gleichmäßigen Geschwindigkeit
von etwa 50 em/min. durch den Spalt weiter-
geführt wird. Bei etwa 2200 Umdr./min
und den gewöhnlichen Kraftliniendichten
im Spalt erhielt der Verfasser eine Spannung
bis zu 500 mV, die entweder mittels eines
Zeigerinstruments direkt abgelesen oder besser
mittels eines Spiegelinstruments auf einer
rotierenden Trommel in Kurvenform aufge-
nommen werden konnte. Die Regelung_ der
“ Geschwindigkeit erfolgte nach dem beim Pho-
nographenbetrieb angewendeten Prinzip des
Zentrifugalregulators; auf die Beseitigung dee
Übergangswiderstands beim Kommutator
wurde besonderer Wert gelegt. Die als Bei-
spiele wiedergegebenen Kurven zeigen einen
sehr gleichmäßigen Verlauf; die Genauigkeit
ihrer Auswertung in Kraftlinien hängt in
erster Linie von der Genauigkeit der Bestim-
mung der Windungsfläche der rotierenden Spule
ab. Die zu einer Kurvenaufnahme erforder-
liebe Zeit betrug nur ungefähr den 20. Teil von
derjenigen, welche das Abtasten mit Hilfe des
ballistischen Galvanometers beansprucht haben
würde. Gich.
Der experimentelle Nachweis der Ampere-
schen Molekularströme. — Ausgehend von der
Überlegung, daß jeder Molekularmagnet, der
von Elektronen umkreist wird, einen Kreisel
darstellt, haben bereits Richardson, Ein-
stein und de Haas?) nachgewiesen, daß aus
der Anwendung des aus der Mechanik bekann-
ten Satzes über das Impulsmoment gefolgert
werden muß, daß jede Änderung der Magneti-
sierungsrichtung eine Bewegungsänderung_ des
ummagnetisierten Körpers zur Folge hat.
Einstein und de Haas haben eine durch Magne-
tisierung hervorgerufene Bewegung (Drehbe-
wegung eines vertikal aufgehängten Eisenstäb-
chens) experimentell nachgewiesen. Über diese
Versuche ist hier bereits berichtet worden.
E. Beck gibt zunächst einen Überbliek über die
1) „Jonrn. Am. Inst. El. Eng.“ Juni 1920, S. 579.
2) Vgl. „ETZ“ 1915, 8. 802; 1916, 8. 208;.1918, 8. 188.
880
uantitativen Ergebnisse dieser Versuche!),
dr darauf beruhen, daß man ein solches Stäb-
chen in ein Wechselfeld bringt, wobei die Fre-
qauenz der Eigenschwingung des Stäbehens in
Übereinstimmung mit der Frequenz des Wech-
selstromes gebrachtwird. Sokann man nichtnur
den Effekt multiplizieren, sondern auch durch
geringe Änderung der Wechselfeldfrequenz eine
Resonanzkurve aufnehmen. Aus derartigen
Messungen läßt sich die Größe e/m bestimmen.
Die Versuche von Einstein und de Haas er-
gaben Resultate, die bis auf etwa 2% mit aus
anderen Messungen her bekannten Werte dieser
Größe übereinstimmten. Die von E. Beck
selbst unter Anwendung verfeinerter Meß-
methoden angestellten Versuche ergaben eben-
falls den von Einstein gefundenen Effekt, doch
wurde er nur etwa halb so groß gefunden. Auch
spätere von de Haas angestellte Versuche er-
gaben um 15% kleinere Werte, Messungen von
J. A. Stewart, dessen Methode allerdings
weniger genau ist," führen zu Werten, die um
50% kleiner sind. Die Untersuchungen von
Barnett gehen darauf hinaus, den inversen
Effekt nachzuweisen, also zu zeigen, daß Be-
wegungsänderungen Magnetisierungseffekte er-
geben. So muß z. B. ein um’seine Längsachse
rotierender Eisenstab in Richtung seiner Achse
magnetisiert werden. Es gelang Barnett, diesen
Effekt nachzuweisen. Die quantitativen Werte
fielen aber ebenfalls den theoretisch zu erwar-
tenden gegenüber um 20—50% zu klein aus.
An der tatsächlichen Existenz der Kreiselwir-
kung der Molekularströme ist auf Grund der
experimentellen ® Ergebnisse nicht mehr zu
zweifeln. Die stets im gleichen Sinne liegenden
quantitativen Abweichungen bedürfen noch
einer Aufklärung. Sie sind in Anbetracht der
komplizierten magnetischen Eigenschaften des
Eisens nicht zu sehr zu verwundern. Ghe.
Werkstatt und Baustoffe.
Wolfram. — Nach einer ausführlichen Sta-
tistik, welche Frank Heß von der Geologischen
Landesanstalt der Vereinigten Staaten ver-
öffentlicht hat?), verteilt sich die Wolfram-
erzeugung in t auffdie verschiedenen?Erd-
teile folgendermaßen :
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Helft 44.
sind, in besondere Gebläseöfen, welche mit
schweren Ölen befeuert werden, auf 1500 bis
1800° erhitzt. Nach etwa 2 Stunden nimmt
man den Tiegel heraus und läßt ihn,
Holzkohle bedeckt, 48 Stunden lang abkühlen.
Bei riehtigem Arbeiten erhält man sehr reines
metallisches Wolfram in winzigen hexagonalen
Kristallen, welches nur 0,2 bis 0,3% Kohlen-
stoff enthält und frei von den Verunreinigun-
gen ist, welche das mit Soda aufgeschlossene
Wolfram infolge unvollkommener Reduktion
des Natriumwolframates zu Rue Diner
Jahresversammlungen, Kongresse,
Ausstellungen.
Internationale Elektrizitäts - Ausstellung
Barcelona. — Nach einer Mitteilung des Aus-
stellungs- und Messe-Amts der Deutschen In-
dustrie wird nunmehr angenommen, daß die
mehrfach verschobene Ausstellung etwa im
Jahre 1924 zur Durchführung gelangt. Die
Bedeutung des Planes geht vor allem daraus
hervor, daß Spanien in eine Entwicklungsphase
seiner Industrie eingetreten ist, in der die Aus-
nutzung der Wasserkräfte des Landes für Elek-
trizitätserzeugung tunlichst angestrebt wird.
Für den Absatz elektrotechnischer Fabrikate
aller Art besteht daher dort eine günstige und
zunehmende Möglichkeit. Wie es scheint, ist
Spanien bisher an das Ausland wegen der Be-
teiligungsfrage noch nicht herangetreten, doch
verlautet, daß in ausländischen Fachkreisen,
namentlich in den V. $S. Amerika, der Veran-
staltung schon jetzt großes Interesse entgegen-
gebracht wird.
Ausstellung für das Bäckereigewerbe in Vevey
(Juni 1920). — In einer Notiz über diese Aus-
stellung („ETZ‘ 1920, $. 677) war ein Heiz-
körper genannt worden, der es bei geringfügigem
Umbau ermöglicht, jeden mit Dampf oder direk-
ter Feuerung geheizten Backofen ohne Änderung
der Herdfläche für elektrischen Betrieb ein-
zurichten. Hierzu teilt uns die „Elektra“
Fabrik thermoelektrischer Apparate, Wädens-
wil, mit, daß Bäckereiöfen . mit elektrischer
Heizung, für die so eingebaute Heizkörper ver-
wendet werden, nur mit dem teuren und wegen
Zahlentafel I. Wolframerzeugung.
Jahr
1918 14 | 195 | 106 197 1918
er a
Asien "2. Ma Se en 2270 3 000 4 170 6540 9600 | 18400
Australiens. Ox. - Mee 1100 975 1235 1435 1490 1640
Südamerika ..... ae ER 1175 940 1400 4 650 5770 5100
Nordamerika, zn ee 1 405 897 2.250 5570 5 880 4780
Europas er 1 550 1 628 1880 | 2678 2810 2490
Afrika, Sa N 1 ee - _. 1 3 20 50
Welterzeugung 7 500 7440 | 10 936 20 876 25 570 32 460
I
In Asien lieferte bis 1917 Birma etwa die
Hälfte des Wolframs; 1918 schnellte die ehine-
sische Erzeugung, die bis 1916 ganz unbedeu-
tend und 1917 auf 1360 t gestiegen: war, plötz-
lich auf 9500 t empor. In Südamerika ist Bo-
livia der Haupterzeuger, in Europa Portugal.
Die deutsche Erzeugung, welche vor dem Kriege
150 t jährlich betrug, konnt® 1916 auf 350 t
gesteigert werden, sank aber 1917 und 1918
auf 200 t. ,
Das bolivianische Wolframerz wird "von
der Soei6t6 des Usines Mö6tallurgiques
de Gaillonet bei Meulan nach einem neuen
Verfahren von Blanch?) aufgearbeitet. Das
Erz besteht aus Brocken von 0,5 bis 1,5 em
Größe und enthält 68 bis 70% Wolframsäure.
Anstatt durch Schmelzen mit Soda schließt
Blaneh das feingepulverte Erz durch Kochen
mit Schwefelsäure von mittlerer Stärke auf.
Damit hierbei das Wolfram vollkommen auf-
geschlossen wird, muß vorher das Erz’geröstet
und durch einen vierpoligen elektromagneti-
schen Scheider. geführt werden, welcher das
wolframsaure Eisen und Mangan von der Gang-
art trennt. Nach dem Kochen in einem ver-
bleiten, kegelförmigen Kessel, in welchen von
unten Dampf eingeblasen wird, folgt ein aus-
giebiges Waschen. Damit sich hierbei nicht
eine kolloide Wolframsäurelösung bildet, muß
das Waschwasseräzum Schluß angesäuert wer-
den. Die feuchte Wolframsäure wird durch
Schleudern, Erhitzen und endlich Glühen im
Drehrohrofen bis 900° völlig entwässert. Das
so erhaltene Wolframtrioxyd schließlich wird
mit Holzkohle innig gemischt und in Graphit-
tiegeln, welche mit einem feuerfesten, durch
Kohle nicht reduzierbarem Oxyde ausgekleidet
& FR Nach Mitteilungen der Physikalischen Gesellschaft
Zürich 1919, 8. 21.
») „Mining Journal“. Bd; 128. 1920, 8. 45.
°) „Mining Journal“, Bd. 1%, 1920, S. 448.
Überlastung der Werke auch vielfach nicht
mehr verfügbaren Tagesstrom betrieben wer-
den können, in Vevey aber auch Großbäckerei-
öfen (Akkumulieröfen) ausgestellt gewesen
seien, die sich sowohl mit Tagesstrom als auch
insbesondere mit der billigen Abfallkraft
(Nachtstrom) speisen lassen. Das habe weiter
den großen Vorteil, daß der Ofen auch bei Ver-
bot der Nachtarbeit genügend aufgeheizt werden
könne, um eine Bedienung tagsüber zu erlau-
ben, selbst in Fällen, wo zwischen dem Aus-
schalten des Stromes und dem Beginn des
Backens mehrere Stunden liegen. ;
Verschiedenes.
Hamburgs Hafen und- der Wiederaufbau
der deutschen Wirtschaft. — Gelegentlich der
2. ordentl. Hauptversammlung der Hafenbau-
technischen Gesellschaft ist beim Hamburger
»Wirtschaftsdienst‘‘ ein den obigen Titel tra-
gendes, von Baurat K. Baritsch und Dr.=Ang.
P. Windolf zusammengestelltes Sonderheft
erschienen; auf dessen Inhalt seien alle die-
jeigen hingewiesen, die sich für die künftige
ntwicklung des Hamburger Hafens und seine
außerordentliche volkswirtschaftliche Bedeu-
tung interessieren.
Bergakademie Freiberg i. Sa. — Der Berg-
akademie ist das Recht zur Promotion von
Doktor-Ingenieuren verliehen worden.
Industrie und Handel.
Zur Lage der niederländischen Elektroindu-
strie. — Nach den Erhebungen des niederlän-
dischen Handelsministeriums wird die Lage der
Elektroindustrieim 2. Quartal 1920 im allge-
meinen nicht als ungünstig angesehen, Die Ein -
mit.
4. November 1920.
fuhr aus Deutschland war erheblich ge-
ringer als im 1 .Quartal!), und dadurch hat
sich der Umsatz in Holland selbstsehr gebessert.
Ungünstig wirkte das Anwachsen der Preise
verschiedener Rohstoffe, vor allem des Kup-
fers, Eisens und Porzellans, auch wurde es für
die Elektrotechnik immer schwieriger, die nöti-
gen Maschinen zu beschaffen. Die Unregel-
mäßigkeit der Bestellungen machte es
notwendig, ständig einen großen Vorrat an
Rohstoffen auf Lager zu halten, für die kleinen,
nieht über große Geldmittel verfügenden Fa-
briken oft keine leichte Aufgabe. Die Erzeu-
ger von Installationsmaterial und elektrischen
Apparaten können das notwendige Porzellan
ort in ausreichenden Mengen im Lande selbst
beziehen, und aus Deutschland ist, besonders
während der Berichtszeit, nicht genügend ein-
geführt. worden. Die meisten Fabriken klagen
über den Rückgang der Arbeitsleistung
sowie über den angel an geschulten
Kräften. Im algemeinen und vor allem sei-
tens der kleineren Werke wird der Zukunft mit
Sorge entgegengesehen, namentlich wegen der
Verteuerung der Rohstoffe und der hohen
Löhne bei verminderter Leistung, wodurch
der Wettbewerb mit Deutschland sich auf die
Dauer sehr schwierig gestalten dürfte.
In der Glühlampenindustrie waren
die günstigen Verhältnisse von Bestand. Ob-
wohl den aus den Kursschwankungen resultie-
renden Schwierigkeiten dauernd Rechnung ge-
tragen werden muß, hat man doch immer über
ausreichende Rohstoffmengen verfügen un
die Erzeugung auf dem erhöhten Stand halten °
können, den die große Nachfrage nach Glüh-
lampen erforderte. Auch für die nächste Zu-
kunft scheinen die Aussichten dieses Fabri-
kationszweiges befriedigend zu sein. Die Ein-
fuhr hatte in der Berichtszeit einen Wert von
2
h
©
i
{
x
5
&
Y
rd 94 400 holl. Gld, woran Deutschland mit
nahezu 86000 Gld beteiligt war. Demgegen-
über erreichte der Ausfuhrwert — Beweis für
die große Leistungsfähigkeit der heimischen
Industrie — 7,2 Mill. holl. Gld; für nahezu
2Mill. Gld gingen Lampen nach Frankreich.
Zrd.
Aus der amerikanischen Elektroindustrie.
— Die Westinghouse Eleetrie &-Manu-
facturing Co. hat nach „Electrical World‘,
ihre Tätigkeit auf drahtlose Telegraphie
und Telephonie ausgedehnt. Das Interesse
für dieses Gebiet folgt aus der von ihr über-
nommenen Kontrolle der International Radio
Telegraph Co., die Schiffs- und Küstenstatio-
nen (in Newport, New London, Brooklyn und
Cape May) betreibt, außerdem u. a. solche An-.
lagen in Maine und Massachusetts baut. Schon
während des Krieges hat die Westinghouse-
Gesellschaft nicht nur ausgedehnte Versuche
im Bereich der Funktelegraphie für die Re-
gierung ausgeführt,
trächtliche Menge von Apparaten für den
Heeresdienst produziert. Jetzt ist in :East
Springfield, Mass., ein eigenes Werk für die
Fabrikation aller Typen moderner Funkappa-
rate angelegt worden, und die Gesellschaft
richtet. ıhr Augenmerk ganz besonders auf
deren Verwendung für Bahnen, Kraftwerke,
Gruben, die Landwirtsehaft und für den in-
ternen Verkehr großer Industrieunternehmen.
Weiter wird berichtet, daß das elektrotech-
nische Fabrikationsgeschäft der Westinghouse
Co. im allgemeinen ganz außerordentlich ge-
wachsen sei. Seit1914 habe sich die Leistungs-
fähigkeit und die Produktion ihrer Werke
nahezu verdoppelt, während gleichzeitig die
Löhne infolge des Steigens aller Kosten und
Preise fäst den vierfachen Betrag erreichten.
Der Wert der unerledigten Aufträge über-
schritt im September 95 Mill. $, in 5 Monaten
eine Zunahme um 24 Mill. $. Angesichts dieses
Geschäftsumfanges und der Verteuerung von
Arbeit und -Rohmaterial will das amerikani-
sche Unternehmen sein Aktienkapital von 75
auf 125 Mill. $erhöhen und für 30 Mill. $ Obli- -
gationen ausgeben.
Die Elektroindustrie Kanadas. — Angaben
des Dominion» Bureau .of Statisties in Ottawa
beweisen, daß die Herstellung elektrotech- -
nischer Erzeugnisse in Kanada einen“ bemer-
kenswerten Umfang angenommen hat und der
Bedarf der verschiedenen Elektrizitätswerke
Jetzt mehr von der heimischen Industrie ge-.
deckt wird, wenngleich der Import nach einer
vorläufigen Statistik für 1918 immer noch sehr
groß ist. 68 Werke waren nach ‚„Bleetrical
World“ in dem genannten Jahre mit der Her-
stellung elektroteehnischer Fabrikate beschäf-
tigt; das Gesamtkapital dieser Industrie be-'
trug 43,285Mill. $und dieZahlder Beschäftigten
8863. Der Verkaufswert der Erzeugnisse stellte
sich im ganzen auf 30,045 Mill. $; davon ent-
fielen u: a. 1,503 auf Dynamomaschinen, Gene-
ratoren und Umformer, 2,292 auf Transforma-
') Vgl. „BETZ“ 1920, $. 498, u 5
sondern auch eine be-
Te.
a.
»
Ä
H
Le
‘
Do ke ee ea
OR
3
Sr
eugl
4. November 1820.
Elektrotechnische Zeitschrift.
toren, 2,728 auf alle Arten von Motoren,
1,925 auf Glühlampen, 5,155 auf isolierte
Drähte und Kabel und 1,520 Mill. $ auf
Schwachstromeinriehtungen. Der Wert des
Exportes elektrotechnischer Waren aus kana-
dischen Fabriken erreichte im Fiskaljahre
1919/20 aber nur 0,302 Mill. $, u. zw. nahezu
0,160 für Schwachstromerzeugnisse und 0,142
Mill. $ für Produkte anderer Art, gegen 2,167
Mill. $in 1918/19.
Chiles elektroteehnischer Markt. Mit
Rücksicht auf den zeitweise außerordentlich
kalten Winter in den meisten Teilen Chiles ge-
winnen, wie der Handelssekretär bei der eng-
lischen Gesandtschaft in Santiago berichtet,
elektrische Öfen wegen ihrer Vorzüge mehr
und mehr Verbreitung. Sie stammen, soweit
sie im Lande bisher abgesetzt wurden, fast alle
aus amerikanischen Fabriken oder “waren,
wenn im Lande selbst hergestellt, mit amerika-
nischen Heizlampen versehen. Die aus den
Vereinigten Staaten eingeführten Öfen werden
gemeinhin fob berechnet, in einigen Fällen
auch frei Verschiffungshafen; da die Preise
fortwährend wechseln, lassen sich darüber keine
zuverlässigen Angaben machen. Sie scheinen
je nach dem Energieverbrauch zwischen 5 und
10 $ zu schwanken, während der Grundpreis
zweier ir Typen (1,4 und 3,6 kW) 35
bzw. 75 s betrug. ®Der Berichterstatter glaubt,
für britische Erzeuger gute Chancen in der
Konkurrenz mit anderen Ländern annehmen
zu können, wenn sie einen billigeren und ebenso.
handlichen Ofen anbieten können wie die
Amerikaner, der wenig Arbeit verbraucht, weil
die Elektrizitätspreise in Santiago hoch sind
(44, d/kWh für Lieht und Heizung, 3,6 d für
Kraft) und deshalb andernfallsein Ersatz durch
Gasöfen zu befürchten ist.
Von den eingeführten”Birnen sind unge-
fähr 60% amerikanischen Ursprungs, doch soll
ihre Qualität nicht sehr gut sein; die der japa-
nischen, d. s. 30% des Importes, wird als noch
geringer bezeichnet. Drähte für elektrische
Zwecke kommen hauptsächlich aus den Ver-
einigten Staaten, aus Japan und Spanien.
Erstere lieferten bisher auch 60 bis 70% des von
Chile eingeführten Beleuchtungsmaterials so-
wie den größten Teil der Zellen für Batte-
rien; eine Anzahl dieser wird indesssen auch
aus Spanien importiert. Messingrohr fabri-
ziert die heimische Industrie selbst.
Die elektrotechnische Einfuhr Chinas im
Jahre 1919. — Eine von „Electrical Review‘
veröffentlichte Übersicht über die Einfuhr von
Maschinen, elektroteehnischen Erzeugnissen
und Metallen nach China im Jahre 1919 läßt
gegenüber 1918 fast durchweg eine sehr erheb-
liche Steigerung erkennen.!) Der Wert der im-
portierten elektrotechnischen Waren und
Zubehörteile (ohne Schwachstromartikel) be-
trug 5,170 Mill. taels?), d.s. 0,862 Mill. taels
mehr als im Vorjahre (4,308). Hieran war in
erster Linie Japan mit 2,303 Mill. taels betei-
l’gt, ohne indessen gegen 1918 wesentlich ge-
wonnen zu haben; dagegen zeigt der Import
der V. 8. Amerika im Wert von 1,622 Mill.
taels die sehr bedeutende Zunahme um 0,748
Mill. taels, der sodann diejenige der italieni-
schen Einfuhr um 0,279 Mill. taels folgt. Allein
Kanada hat als Lieferant 46 000 taels einge-
büßt. Telegraphen- und Fernsprech-
material ist 1919 von China im Werte von
0,940 Mill. taels bezogen worden, d.s. 0,439
Mill. taels mehr als 1918 (0,501). Auch hieran
1) Vgl. hierzu „ETZ“ 1917, S. 552. ?
2) ı Haikuan-tael=6 » 4. d (1919); 1 pieul=60,45 kg.
1920. Heft 44.
88l
hatte Japan mit 0,406 Mill. taels den wesent-
lichsten Anteil bei indessen sehr geringer Zu-
nahme des Imports um nur 8000 taels. Die fol-
gende Übersicht gibt die Werte für die haupt-
sächlich am chinesischen Einfuhrhandel betei-
ligten Länder in 1000 taels, wozu das genannte
englische Fachblatt bemerkt, daß der Import
über Hongkong wohl zum großen Teil aus Eng-
land stamme. j
Zahlentafel 1. Einfuhr in 1000 taels.
Änderung
BANG
Lieferant
1919 1918 |
Elektrotechnische Waren und Zubehör
Hongkong ....... 398 371 + 27
Großbritannien... 285 250 + 35
Talent. see 288 9 + 279
Japaner er 2303 2300 + 38
Kanadaras ange 227 273 —* 46
V. S. Amerika... 1622 | 374 —+ 748
Telegraphen- und Fernsprechmaterial
Hongkong....... | 60 1l + 49
Großbritannien... 67 16 + 51
Japan en. Ra 406 398 + 8
Kanadamar.2 103 16 + 87
V,S. Amerika... 151 55 + %
Der Import von Kupfer betrug dem
Wert nach 1,334 Mill. taels und ist in dieser
Beziehung um 0,912 Mill. taels gewachsen, wäh-
rend er sich dem Gewicht nach nur von 11 000
pieuls?) in 1918 auf 40 000, also um 29 000 pi-
culs erhöhte. Wiederum war es Japan, das mit
36 000 pieuls im Wert von 1,209 Mill. taels an
der Spitze der Versorger stand und um 0,831
Mill. taels mehr Kupfer liefern konnte als 1918.
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein.)
Zuschriften an den Elektroteehnisehen Verein sind an die
Gesehäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer. Str. 68,
Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten.
Am Dienstag, den 9. November 1920, abends
74/, Uhr (pünktlich) hält der Elektrotechnische
Verein in der Technischen Hochschule
Charlottenburg, im Hörsaal Nr. 141,
außerordentliche Sitzung ab.
eine
Tagesordnung:
Vortrag des Herrn Ingenieurs Sauer:
„Über elektrische Schweibung“..
Inhaltsangabe:
Allgemeines über elektrische Schweißung. —
Lichtbogen- und Kontaktschweißung. — Punkt-,.
Naht- oder Stumpfschweißung. — Flieken von
Maschinenteilen.
Gäste sind willkommen.
Der Vorsitzende.
Ad. Franke.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68.
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306.
Betrifft: Prüfstelle.
Die schon vor einer Reihe von Jahren vom
Verband in Angriff genommenen Vorarbeiten
zur Schaffung einer geeigneten Einrichtung,
elektrotechnische Starkstromapparate darauf-
hin zu prüfen, ob sie den vom Verband unter
Mitwirkung der Behörden aufgestellten Vor-
schriften, Normen, Regeln oder Leitsätzen usw.
in jeder Beziehung entsprechen und somit als
Erzeugnisse angesehen‘ werden können, die
Sicherheit gegen Unfälle bieten, sind soweit ge-
diehen, daß jetzt mit der Prüfung begonnen
werden kann. Die vom Verband geschaffene
„Prüfstelle“ wird nunmehr auf Antrag unter
bestimmten Voraussetzungen entsprechende
Prüfungen ausführen. Falls die der „Prüfstelle“
zur Prüfung unterbreiteten Apparate die an sie
zu stellenden Bedingungen erfüllen, wird den
Herstellern das Recht verliehen, die den ge-
rüften Typen entsprechenden Erzeugnisse
Aaron, ein besonderes dem Verband gesetzlich
geschütztes Zeichen zu kennzeichnen. Dieses
Prüfzeichen besteht entsprechend der nach-
stehenden Abbildung aus einem gleiehseitigen
VEREINSNACHRICHTEN,
Dreieck mit abgerundeten Ecken, das die Buch-
staben VDE umschließt.
Die Genehmigung zur Benutzung des
Prüfzeichens berechtigt den Hersteller und Ver-
käufer der betreffenden Ware gleichzeitig in
Preislisten und anderen Drucksachen durch
Abdruck des Prüfzeichens auf die bestandene
Prüfung hinzuweisen.
Anträge auf Prüfungen durch die „Prüf-
stelle‘‘können von jetzt ab für die zurPrüfung
zugelassenen Apparategruppen bei der „Prüf-
stelle‘ eingereicht werden. Da aber die Aus-
führung der Prüfungen sowie die Erlaubnis
zur Benutzung des Prüfzeichens von der Er-
füllung bestimmter Bedingungen abhängig
‘gemacht wird, so empfiehlt es sich, zur Vermei-
dung von Irrtümern vor Stellung eines An-
trages die ‚„Prüfungsbedingungen‘“ von der
„Prüfstelle“ einzufordern. Jede weitere Aus-
kunft erteilt die Prüfstelle.
Es wird hierbei darauf hingewiesen, daß
nicht jeder einzelne Apparat gleicher Ausfüh-
rung geprüft wird. Es handelt sich vielmehr bei
der Prüfung durch die „Prüfstelle“ des VDE
um eine Systemprüfung, so daß, wenn die ein-
gereichten Modelle die Prüfung bestanden
haben, dies für alle Apparate gilt, welche den
zur Prüfung vorgelegten gleichartig sind.
Diejenigen Apparategruppen, welche zur
Prüfung durch die „Prüfstelle“ zugelassen sind,
werden jeweils in der „ETZ‘ bekanntgegeben
werden. Zunächst werden geprüft:
Sicherungen mit geschlossenem Schmelzein-
satz bis 60 A,
Dosenschalter bis 60 A,
Handlampen,
Steckvorriehtungen,
u. zw. kommen in aller erster Linie Sieherungen
und Dosenschalter in Frage.
Es ist beabsichtigt, in einiger Zeit die Prü-
fung auszudehnen auf.
Klingeltransformatoren,
Handapparate,
Koch- und Heizgeräte,
Elektromedizinische Apparate,
Spielsachen.
Die „Prüfstelle“ wird sich auch über alle
Neueinrichtungen auf dem Laufenden halten
Seen nn
und daraufhinwirken, daß in Abnehmer-
kreisen möglichst keine Apparate Verwendung
finden, die den bestehenden Bestimmungen
widersprechen. Sie wird auch dafür sorgen,
daß die Verbandsbestimmungen mit dem
Stande der Fabrikation in Einklang gebracht
werden, indem die gesammelten Erfahrungen
für die weiteren Arbeiten des Verbandes ver-
wertet werden.
Die ‚„Prüfstelle‘‘ befindet sich in den Ge-
schäftsräumen des Verbandes Deutscher Elek-
troteehniker Berlin W 57, Potsdamer Str. 68,
III, Fernspreeher Amt Kurfürst 9306 und 9320.
Die Leitung der ‚‚Prüfstelle‘ ist dem Ober-
ingenieur des VDE, Herrn V. Zimmermann,
übertragen worden. Der Prüfstelle steht ein
Beirat zur Seite, welcher die Aufsichtsinstanz
bildet und aus Vertretern des VDE, sowie der
folgenden an der Gründung der „Prüfstelle“
beteiligten Verbände besteht:
Zentralverband der deutschen elektrotechni-
schen Industrie,
Vereinigung der Elektrizitätswerke,
Verband Deutscher Elektroinstallations-
firmen,
Elektro-Großhändler-Vereinigung Deutsch-
lands.
Betrifft: Bezug der Zeitschrift
„Der Betrieb‘.
Der Vorstand des Vereins deutscher Inge-
nieure hat entgegenkommenderweise unseren
Mitgliedern den gleichen Vorzugspreis beim
Bezuge der Zeitschrift ‚Der Betrieb‘‘ zuge-
billigt, wie ihn seine Mitglieder genießen.
Unsere Mitglieder können demnach mit Be-
inn des neuen Jahrgangs die Zeitschrift zum
reise von 60 M für den Jahrgang beziehen.
(Der Preis für Nichtmitglieder beträgt 100 M.)
Betr. Druckfehlerberichtigung.
In der Übersicht über die Beschlüsse der
XXVI. Jahresversammlung, „ETZ“ 1920, S. 840,
lautet $ 9 der Satzung: Neun Mitglieder des
Vorstandes werden von der Jahresversammlung
. . statt: Neue Mitglieder . .
Verband Deutscher Elektrotechniker
Der Generalsekretär.
Dr.-Sng. G. Dettmar.
882
Elektrotechnische Zeitschrift.
SITZUNGSKALENDER.
Deutsche Beleuchtungsteehnische .Gesell-
schaft, Charlottenburg, Werner - Siemens-Str. 8/12,
Physikalisch-Technische Reichsanstalt.
11. XI. 1920, nachm. 5 Uhr, Ordentliche Mit-
gliederversammlung: 1. Geschäftliche Mitteilungen.
— 2. Vortrag des Ob.-Ing. Alberts: ‚Muß das
Gaslicht dem elektrischen Licht weichen ?*
3. Praktische Fragen des Beleuchtungs’aches.
RECHTSPFLEGE.
Ausländisches Patentrecht.
Frankreich. Die Beschreibung einer Pa-
tentanmeldung darf in Zukunft höchstens
250 Zeilen zu 50 Buchstaben enthalten. Aus-
nahmsweise werden längere Beschreibungen
bis zu 1500 Zeilen zu 50 Buchstaben zugelassen,
wofür aber eine besondere Taxe, die sich nach
der Länge der Beschreibung richtet, zu zahlen
ist. Ferner dürfen höchstens 6 Blatt Zeich-
nungen im Format 33x 2] em oder 4 Blatt im
Format 33x 42 cm eingereicht werden. Gegen
eine besondere Zuschlagsgebühr werden auch
30 bzw. 15 Blatt angenommen. Für jedes Pa-
tent wird eine Erteilungsgebühr von 10 Fr er-
hoben. Jede Änderung, die sich auf den Besitz
eines Patentes oder auf die Erteilung einer Li-
zenz oder auf die Übertragung bezieht, muß,
um Dritten gegenüber gültig zu sein, registriert
werden. Jeder Antrag ist gebührenpflichtig.
England. Durch ein Gesetz vom 19. VII.
1920, das bezeiehnenderweise noch die Über-
schrift „Trading with the Enemy“ trägt, ist
bestimmt worden, daß die beschlagnahmten
Patente und Patentanmeldungen deutscher
Reichsangehöriger zugunsten derjenigen Per-
sonen freizugeben sind, denen sie zu Beginn des
Krieges gehörten. Es bleiben indessen die
durch den Custodian auferlegten Einschrän-
kungen bezüglich der Verfügbarkeit über die
Patente bestehen. Unter einer Reihe von Be-
stimmungen, die sich auf die ehemals beschlag-
nahmten Patente beziehen, interessiert insbe-
sondere die Vorschrift, daß eine Abtretung nur
mit Bewilligung des Board of Trade stattfinden
kann, und daß bei einer freiwilligen Abtretung
75%, in anderen Fällen dagegen die Gesamt.
summe_des Entgelts dem Glearing Office zu-
fällt. Patentanwalt Geisler.
Internationaler Schutz des gewerblichen
Eigentums.
Wie der Reiehsminister des Auswärtigen
bekannt gegeben hat, ist Rumänien am 6. X.
1920 der Pariser Verbandsübereinkunft zum
Schutz des gewerblichen Eigentums beigetre-
ten. — Ferner ist nach Mitteilung der ‚„‚Ind.-
u. Handels-Ztg.‘“ das vom internationalen Amt
für gewerbliches Eigentum in Bern vorbereitete
Abkommen zur Wahrung und Wiederherstel-
lung der durch den Weltkrieg geschädigten ge-
werblichen Schutzrechte !) nach dem soeben
erfolgten Austausch der ersten Ratifikations-
urkunden unter Deutschland, Frankreich, Po-
len, Schweden, der Schweiz, Tunis, Großbri-
tannien und Marokko nunmehr in Kraft ge-
treten. Die Ratifikation dureh Holland, Por-
tugal und die Tschechoslowakei sowie der Bei-
tritt weiterer Länder zu der Union können als
Sicher angesehen werden.
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.)
. Ministerialdirektor Feyerabend. — Der bis-
herige Referent für Telegraphen- und Fern-
sprechtechnik im Reichspostministerium, Mi-
nisterialrat _Geheimer Öber-Postrat Feyer-
abend, ist zum Ministerialdirektor ernannt wor-
den und hat als Nachfolger des in den Ruhe-
stand getretenen Ministerialdirektors Wirk-
lichen Geheimen Rats Köhler?) die Leitung
der AbteilungII des Reichspostministeriumg
Kine apben und Fernsprechtechnik, Fern-
sprechbetrieb, Leitungsbau) übernommen.
LITERATUR.
Besprechungen.
Gewerbelehre."Organisation und Rechnungs-
führung in Gewerbebetrieben. Von Gustav
Doden. Mit 7 Textabb. VI u. 86 S.
in 8°. Verlag von R. Oldenbourg. München
und Berlin 1920. Preis 6,50 M.
N Vgl. auch „ETZ“ 1920. 8. 682.
2) Vgl. „ETZ* 1920, 8. 822.
Der Titel des Buches führt zunächst etwas
irre. Man vermutet hinter dem Titel „Ge-
werbelehre‘“ nicht ein Buch, das sich mit
der Anleitung zur Gründung von Gewerbe-
betrieben und ihrer Organisation und Rech-
nungsführung beschäftigt. Das Buch soll
dem werdenden Techniker eine Anleitung
geben, wie er seinen Betrieb aufbauen und
organisieren soll, und welche Grundlagen für
die Führung eines Fabrikations- und Ver-
kaufsgeschäftes notwendig sind. Ob das Buch
diesen Ansprüchen aber genügt, erscheint
fraglich. .
In elf ‚Abteilungen wird wohl eine all-
gemeine Übersicht über - die ° Grundlagen
einer Organisation gegeben. Der werdende
Techniker ohne kaufmännische Bureaupraxis
wird aus diesem Leitfaden eine ganze Menge
wertvoller Einzelheiten lernen können. Die
Beispiele über den Betrieb, besonders über
den Fabrikationsbetrieb, sind sehr einfach
gewählt; sie sind klar, aber sie werden wohl
nur für sehr einfach aufgebaute Betriebe, ins-
besondere kleinere Betriebe, Geltung haben,
auf komplizierter organisierte Betriebe wird
nicht eingegangen. Hier finde ich auch,
daß oftmals Begründungen für die Beispiele
und angeführten Tatsachen fehlen, die ja
doch für denjenigen notwendig sind, der
nieht nur nach Beispielen lernen, sondern auch
die Grundlagen und Zusammenhänge im ein-
zelnen verstehen muß, um kritische Vergleiche
zwischen verschiedenen Betrieben anstellen zu
können. Über allem steht natürlich die
Praxis, und der Leser des Buches, der
sich seinen Geschäftsbetrieb nach ihm ein-
richten will, darf es nur als Nachschlagewerk
betrachten und soll im übrigen, wie in allen
Organisationen, seinen gesunden Menschen-
verstand walten lassen. Derartige Leitfäden
sollen aber gelesen und studiert werden, weil
sie die Gedankenarbeit anregen und doch zur
Verbesserung der Organisation in mittleren:
Betrieben beitragen können.“ Hierin erblicke.
ich. den Wert solcher Bücher.
Die Abschnitte, die sich mit Korrespon-
denz, Schriftwechsel, Ein- und Verkauf, -
Kostenrechnung, Buchführung beschäftigen,
sind sehr kurz und weisen nur mit ganz all-
gemeinen Wendungen auf die geschäftliche
Tätigkeit hin. Man kann auch darüber
streiten, ob Anleitungen über den Einkauf,
z. B. Kapitel 7 des Buches, die auf 11, Seiten
das schwierige Problem des Einkaufs be-
handeln, von Nutzen sind; denn bei so kurzen
Darstellungen kann natürlich außer allge-
meinen Redewendungen nicht viel gesagt
werden. Jch halte überhaupt Anleitungen
über den Ein- und- Verkauf für überflüssig,
hierfür gibt es keine geschriebenen Gesetze.
Gänzlich fehlen in dem Buche Polizei-Vor-
schriften, Vorschriften über Unfallverhütungen,
die wichtigsten Mitteilungen über Steuerge-
setze, auch würde bei einer Neuauflage das
Betriebsrätegesetz nieht vergessen werden
dürfen.
Der Schwerpunkt des Buches liegt in
den Abschnitten über die Betriebsorganisa-
tion. Diese zeichnen sich dureh Sachkenntnis
aus und bewahren in kurzer prägnanter Weise
den Charakter einer Anleitung oder Be-:
triebsgrammatik. Jch würde das Buch trotz
der hier gemachten Einwendungen jüngeren
Leuten zum Studium empfehlen.
‘Walter Behrend.
Freileitungsbau, Ortsnetzbau. Ein Leit-
faden für Montage- und Projektierungs-
ingenieure, Betriebsleiter und Verwaltungs-
beamte. Von F. Kapper. Mit 364 Text-
abbildungen, 2 Tafeln und 52 Tabellen.
2. Aufl. VIII und 365 8. in 8°, Verlag von
R. Oldenbourg, München und Berlin 1920.
Preis geb. 45 M. \
Die Neuauflage dieses Werkes, dessen erste
Ausgabe schnell vergriffen war, hat infolge des
Krieges lange auf sich warten lassen. Das Buch
ist ein wertvolles Nachschlagewerk für den
Praktiker. Es beschränkt sieh nicht nur auf
die Technik, sondern bringt auch Preisangaben
und Muster von Verträgen der verschiedensten
Art. Dabei sind auch nützliche Hinweise auf.
die Punkte eingestreut, denen man im Lei-
tungsban erhöhte Aufmerksamkeit schenken
muß. ‘Jede Unachtsamkeit beim Bau rächt
Sich später im Betriebe. In dieser Beziehung
hat auch der Krieg wieder Schaden gestiftet,
denn es war im Felde oft beim besten Willen
nicht möglich, die Leitungen so herzustellen,
w'e man es im Frieden verlangen muß, und es
fällt jetzt manchem schwer, schlechte Ge-
wohnheiten wieder abzulegen. Da das Werk
ein Leitfaden sein soll, so möchten wir nicht
nur auf die Vorzüge hinweisen, sondern auch
einige Anderungen und Erweiterungen für die
dritte Auflage empfehlen. Die theoretischen
Abschnitte über den Durchhang einer Leitung
und über Festigkeitslehre könnten meines Er-
1920. Heft 44.
| achtens etwas kürzer gehalten sein. Die bei-
‚messung.
4. November 1920.
gegebenen Zahlenbeispiele sind aber sehr wert-
voll. Bei der Erklärung der Zusatzlast 180 yd.
ist die Gewichtseinheit nicht angegeben. Zur
Lösung der bekannten Leitungsgleichung drit- -
ten Grades empfiehlt der Verfasser nur die
umständliche Cardanische Formel; bier dürfte.
wenigstens ein Hinweis auf die im Laufe der
Zeitentwickelten zeichnerischen Lösungen nicht
fehlen. Auch bei den Aufgaben über Stütz-
punkte, die verschieden hoch liegen, ist die
zeichnerische Behandlung ängstlich vermieden,
deshalb kann die erste und wichtigste Aufgabe
gar nicht behandelt werden; diese heißt näm-
lich bei neueren Hochspannungsleitungen: wie
bestimme ich den Standort der Maste? Dem-
gegenüber setzen alle Bücher nicht nur das
vorliegende, die Spannweite gleich als bekannt
voraus. Es ist ganz selbstverständlich, daß
man das Profil des Baugeländes stets auf einen K
Bogen Papier aufzeichnet, warum soll nun: der
Verlauf der Leitung durch umständliche Glei-
ehungen bestimmt werden, die man erst auf-
stellen kann, wenn man eine bestimmte Spann-
weite angenommen hat? Es ist viel einfacher,
auch die Leitung gleich als Bogen in das Profil
einzutragen. Dann sieht man ohne weiteres
den Abstand eines jeden Punktes von der
Erde und kann die möglichen Spannweiten
ablesen. Auch bei der Berechnung der Maste
dürfte sich die Erwähnung des zeichnerischen
Verfahrens empfehlen, dadurch werden die in
den Diagonalen auftretenden Kräfte anschau-
lich, während bei der gewählten Darstellung
nicht ganz deutlich ist, wie diese Kräfte ent-
stehen. E “
Das schwierige Kapitel der Fundament-
berechnung wird ausführlich behandelt und
enthält auch Quellenangaben, so daß man eine
solche Berechnung je nach Vorschrift durch- -
führen kann. Bei der Beschreibung der ver-
schiedenen Stoßverbindungen einer Leitung
fehlt der Kerbverbinder, der vielleieht beim:
Druck des Buches noch nicht allgemein be-
kannt war. Die Verdrillungen sind nicht aus-
führlich genug behandelt und können bei einem
Anfänger leicht irrige Vorstellungen erwecken
Bei der Aufstellung der Maste ist das Spreng-
verfahren zur Herstellung der Löcher für Holz-
maste nicht erwähnt. Die Aufrichtung großer
Eisenmaste, die nicht ganz einfach ist, aber
heutzutage sozusagen als Massenfabrikation be-
trieben werden muß, hätte etwas ausführlicher
behandelt werden dürfen. — Wie von einem
guten Leitfaden erwartet werden muß, er-
wähnt das Buch z.B. auch die Betonmischungen
und bringt eine ausführliche Zusammenstellung
aller Geräte und Werkzeuge für die Absteckung
und den Bau einer Leitung. Bei der Absteckun
vermissen wir allerdings noch ‚von “Aretin‘‘,
die Tafeln zur schnellen und genauen Winkel-
Bei dem Abschnitt Ortsnetzbau
bringt der Verfasser wieder verschiedentlich
Hinweise, wie man es nieht machen soll. Der
Ortsnetzbau verlangt große Geschicklichkeit,
namentlich bei geschlossener städtischer Bau-
weise. Die dienlichen Baustoffe werden aus-
führlich angegeben. e Br
Obige Bemerkungen sollen den Wert des
Buches nicht herabsetzen. Es behandelt den
Leitungsbau so vollständig wie kein anderes
Werk und bringt Aufschluß über Dinge, die
man teils überhaupt in keiner anderen Schrift
findet, teils mühsam zusammensuchen muß.
r Heh. Schenkel.
Elektrische Leitungsnetze. Von E. Ditt-
mann. Mit 74 Abb. 2. Aufl. 112.8. in 8°,
. Verlag Polytechnische Verlagsgesellschaftt M.
ten Strelitz (Meckl.) 1920. Preis ze
10 M. &
- Von den 112 Seiten des Buches beschäf-
tigen sich ungefähr 70 mit der Berechnung der
Strom- und Spannüngsverteilung in gegebenen _
Leitungsnetzen, u. zw. wird, in Anlehnung
an ein Buch, dessen Minderwertigkeitich früher 3
einmal habe nachweisen müssen !) das Frick-
sche Verfahren der Leitungsumbildung in er-
müdend ausführlichen Zahlenbeispielen durch-
geknetet. An anderer Stelle habe ich vor Über- R
schätzung des Friekschen Verfahrens gewarnt?).
Seine unveränderte,
bildern durch die” Kennellyschen Umformun-
gen ergänzte Wiederhervorholung und starke
Betonung in einem offenbar in erster Linie
für Besucher mittlerer technischer Lehran-
stalten bestimmten Lehrbuche muß im Jahre
1920 eigentümlich berühren. S E
' _ Der Verfasser behandelt das Verfahren
zudem rein handwerksmäß'’g. Er erwähnt
nicht einmal den wichtigen Nachteil, daß man
gewisse Netze mit dem Verfahren überhaupt
nichtangreifen kann. Die Vorausberechnung der
Netzquerschnitte lehrt er eigentlich überhaupt
nicht, denn was er als solche gibt, ist so dürftig,
N „Elektr. Bahnen“ 1904, 8. 386.
2) 2„ETZ“ 1908, 8. 66 u. S. 338.
nur nach anderen Vor-
4. November 1920.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heit 44.
883
daß man es nicht als Lehre bezeichnen kann.
So weiß ich nieht recht, welchen Wert das Buch
überhaupt haben soll. Dazu ist es in allen
Teilen so oberflächlich und minderwertig, daß
ich es nicht für angebracht halte, es in dieser
Zeitschrift ausführlicher zu besprechen. '
S Teichmüller.
Die Nebenstellentechnik. Von H.B.
Willers. Mit 137 Textabb. IV u. 1728.
in 8, Verlag von Julius Springer, Berlin
1920. Preis geb’ 26 M,..... _
Das Nebenstellwesen ist ein Teilgebiet der
weite Kreise umfassenden Fernmeldetechnik.
Die Bücher, die das Gesamtgebiet dieses wich-
tigen Erwerbszweiges umfassen, können deshalb
die Nebenstellentechnik auch nur abschnitts-
weise behandeln und müssen sich bei der Fülle‘
des Materials mit der Erläuterung der wichtig-
sten Nebenstellenschaltungen begnügen. Diese
Beschränkung braucht sich der Verfasser nicht
aufzuerlegen, weil er sich ausschließlich mit
der Nebenstellentechnik beschäftigt. Er ver-
sucht an Hand schematischer Stromläufe ein-
taehster Art zunächst Verständnis für die an
sich nicht einfachen Schaltungen der Neben-
stellentechnik zu erwecken. Er geht dann auf
diese Schaltungen selbst über, indem er sie ge-
wissermaßen als Anwendungsbeispiele der vor-
aufgegangenen Grundschaltungen verwendet.
Die breite Behandlung soleher Grundschaltun-'
gen hat zweifellos den Vorteil, daß der Aufbau
der Stromläufe leicht verständlich und der
Leser zum ‚Selbstdenken angeregt wird. Das
scheint der Verfasser überhaupt in erster Linie
beabsichtigt zu haben. Andernfalls hätte er
sich nicht die Mühe gemacht, auch ältere oder
sich als wenig zweckmäßig erwiesene Schal-
tungen und Einrichtungen anzuführen. Damit
erhält der Leser gleichzeitig ein gutes Bild über
den Entwicklungsgang der Nebenstellentech-
nik und über Probleme, die teils vollendet,
teils weniger glücklich von der Industrie gelöst
worden sind. Die Erläuterungen sind durch-
weg klar und leicht verständlich geschrieben
und werden durch gute, übersichtlich gehaltene
Abbildungen unterstützt. Das Buch ist eine
wünschenswerte Ergänzung der bereits vor-
handenen Bücher über Schwachstromanlagen
und dürfte allgemein Interesse in der ein-
schlägigen Fachindustrie finden. :
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher,
A course in electrical engineering. Von
Chester L. Dawes. Bd. 1. Mit vielen Text-
abb. XIV u 496 S. in 80. Verlag der MceGraw-
Hill Book Co., New-York 1920.
Die Elektrizität im Dienste der Kraftfahr-
zeuge. Von Dr.-$ua. R. Albrecht. Mit 46
Textabb. IV und 120 8. in 16°. - Vereinigung
Wissenschaftlicher Verleger Walter de Gruyter
& Co., Berlin und Leipzig 1920. Preis 2,10 M
+ 100% T.Z.
KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Außenhandel. — Der Reichswirtschafts-
ininister hat der Außenhandelsstelle der
Elektroteehnik ((Berlin W. 10, Cornelius-
straße 3) die Reehtsfähigkeit verliehen. Von
dieser sind für Oktober neue Merkblätter
über die Ausfuhr elektrotechnischer Erzeug-
nisse undüber die Soziale Abgabe herausgegeben
worden. — Nach Beschluß des Metallwirt-
schaftsbundes wird die Einfuhr von Roh-
metallen, die Deutschland erzeugt, nur er-
laubt, wenn deutsche Firmen nicht zu gleichen
Preisen, Bedingungen und Qualitäten liefern
können. Die bisherigen Beschlüsse des MW B
über die Ausfuhr bleiben für November und
Dezember 1920 bestehen. 50% der am 20. X.
bei den Firmen vorhandenen Zinkzünderlegie-
rung, Aluminiumlegierung und -abfälle werden
zu den am 8. VII. 1920 festgesetzten Bedingun-
gen dem Export freigegeben. Die Genehmigung
zur Ausfuhr von Kupifervitriol hält der MWB
aufrecht, er wird ermächtigt, dafür zu sorgen,
daß der Export nur in dem Maße erfolgt, daß
8000 t für Deutschland sichergestellt sind. —
Dem japanischen Zollgesetz vom 15. IV.
1910 ist eine Anti-Dumpingklausel_ beige-
fügt worden, nach der für eingeführte Waren,
die zu einem nicht angemessenen Preise ver-
kauft werden und dadurch ein wichtiges hei-
misches Gewerbe schädigen, auf Vorschlag des
Untersuchungsausschusses betr. Schleuder-
preise innerhalb der von diesem normierten
Grenzen außer dem tarifmäßigen Zollsatz ein
Zollerhoben werden kann, der den angemesse-
nen Preis der Ware nicht überschreiten soll. —
Die Allgemeine Elektrieitäts- Gesell-
schaft hat für die Ausrüstung eines Walzwer-
kes in Manchester einen Auftrag im Wert von
0,2 Mill. £ erhalten. — Von der Handelskam-
mer Spalato (Südslawien) ist dem Institut
für Seeverkehr und Weltwirtschaft, Kiel, mit-
geteilt worden, daß dort Bedarf an elek-
trotechnischen Artikeln herrsche. Die
Adressen von Einfuhrfirmen liegen. dem In-
stitut vor. — Der Verband zur Förderung des
Deutschen Außenhandels (Handelsver-
tragsverein) veranstaltet vom 10. bis 13. XI.
in Berlin einen Deutschen Außenhandels-
Tag, zu dem nach Maßgabe des verfügbaren
Raumes auch Nichtmitglieder als Gäste Ein-
trittskarten erhalten können. Näheres bei der
le (Berlin W. 9, Köthener Straße
): :
Zuschlagsliste der Preisstelle des Zentral-
verbandes der deutschen elektrotechnischen In-
dustrie. — Die Zuschlagsliste Nr. 35 (grün) für
November 1920 (S. 884) zeigt Änderungen
hinsichtlich der Berechnung des Teuerungszu-
schlages für ab 1. XI. 1920 eingegangene Auf-
träge, denen entsprechend die bisherigen A-
und B-Fristen weggefallen sind. Bei Installa-
tionsmaterjal : wurden die Sicherungsstöpsel
usw. anders gruppiert (Nr, 45a, b und 46), bei
den Nummern 44 bis 56 die Zuschläge für Er-
satzmetallausführung, bei den Nummern 71
und 72 diejenigen für Sparmetallausführung
gestrichen.
WARENMARKT.
Beleuchtungskörper. — Die Konvention
der deutschen Fabrikanten für Beleuchtungs-
körper hat den Teuerungszuschlag von 280 auf
200 bzw. 210% herabgesetzt und den Sonder-
aufschlag für Ausführung in Messing auf 50%
normiert. — Eisen. .Der Inlandsausschuß des
Eisenwirtschaftsbundes hat ab 1. XI. die
Höchstpreise für Halbzeug auf folgende Sätze
weiter ermäßigt: Rohblöcke 1770, Vorblöcke
1895, Knüppel 1995, Platinen 2040, Form-
eisen 2340, Stabeisen 2440, Bandeisen 2740,
Universaleisen 2730, Walzdraht 2720, Grob-
bleche (5 mm und mehr) 3090, Mittelbleche (3
bis unter 5 mm) 3360, Feinbleche (1 bis unter
3 mm) 3470 und (darunter) 3525 M/t. Die
Preise der übrigen Erzeugnisse werden ent-
sprechend reduziert. Der Aufpreis für Sie-
mens Martin- Qualität beträgt nunmehr 50. M/t.
Die neuen Preise gelten bis auf weiteres, min-
destens aber bis 1. III. 1921. Der Roheisen-
„verband hat unter Zustimmung des Reichs-
wirtschaftsministeriums beschlossen, keine Er-
mäßigung der Preise eintreten zu lassen, son-
dern die bisherigen auch für die Zeit bis zum
31. I. 1921 unter Vorbehalten hinsichtlich et-
waiger Frachterhöhungen beizubehalten. Der
englische Eisen- und Stahlmarkt lag infolge des
nunmehr wieder bejgelegten Kohlenarbeiter-
Streiks fast gänzlich still; die Mehrzahl der
Hochöfen in England und Schottland war be-
reits außer Betrieb. Der amerikanische Roh-
eisenmarkt war bei weiter weichender Tendenz
ruhig. In Belgien gelten bis auf weiteres für
Roheisenprodukte folgende Verkaufspreise ab
Werk: Spezialroheisen 540 Fr, Roheisen III
500 bis 525 Fr, Spezial-Thomasroheisen 525Fr,
gewöhnliches Thomaseisen 475 bis 500 Fr, Pu-
delroheisen 475 bis 500 Fr/t. — Schrott. Die
vergangene‘ Woche brachte einen ziemlichen
Preisrückgang am Schrottmarkt. Der Erlaß
der Höchstpreisverordnung ist bisher zwar noch
hinausgeschoben worden, doch glaubt man im
beteiligten Kreise nicht an eine völlige Aufgabe
des Regierungsplanes. Im einzelnen wurden
etwa folgende Preise verlangt: Ia Kemschrott
820 bis 870 M, Drehspäne bis 850 M, Gußspäne
900 M, Gußbruch 1400 bis 1500 M/t. — Röhren.
Die Preise für Gas- und Siederöhren sind ebenso
wie die übrigen Eisen- und Stahlpreise um
durchschnittlich 15% ermäßigt worden. —
Gummi. Nach einer vorübergehenden Erho-
lung der Londoner Gummipreise zu Anfang
der vorigen Woche sind die Notierungen seit
einigen Tagen wieder rückgängig. Am 25. X.
wurden für Crepe I loco 1 s 5% d, für Sheets
loco 1s 34, d/Ib notiert. Obwohl der Beschluß
der Gummiplantagenbesitzer (Verringerung
der monatlichen Ernten um 25%) in den betei-
ligten Kreisen günstige Beurteilung findet,
glaubt man doch nicht, daß noch in diesem
Jahre eine Besserung des Rohgummiwelt-
marktes eintreten wird. — Flachs. Zwischen
den Flachsspinnereien Belgiens, Frankreichs
und Irlands ist ein Abkommen zustande ge-
kommen, das die Aufrechterhaltung von Min-
destpreisen bezweckt. Es gilt vorläufig für
6 Monate. — Seide. Am New Yorker Roh-
seidenmarkt waren die Preise bei verminderter
Nachfrage schwankend. Der Mailänder Markt
verkehrte in letzter Zeit ruhiger, weil die fort-
laufenden Schwankungen der Devisenkurse
die Abschlüsse sehr erschwerten. Die Nach-
frage beschränkte sich hauptsächlich auf Mar-
kenwaren bester Qualität; die Vorräte sind be-
sonders in diesen Artikeln sehr gering. Im all-
‚emeinen ist die Preisbasis unverändert ge-
lieben, nur die Mittelqualitäten gingen etwas
zurück. Yokohama war unverändert fest. Nach
Nachrichten aus Lyon haben sich die dortigen
Läger in letzter Zeit sehr verkleinert. In
Kokons sind die Preise bei verminderter Nach-
frage wieder rückgängig. — Baumwolle. Am
New Yorker Baumwollmarkt ermäßigten sich
die Preise bis Mitte voriger, Woche weiter,
zogen in den letzten Tagen aber infolge ungün-
stiger Witterungsberichte und der Einwirkung
des englischen Kohlenarbeiterstreiks auf das
gesamte Wirtschaftsleben wieder an. Am 27.X.
wurden für prompte middling Ware 21,50 cts,
für Novemberware 20,40 cts und für Dezember-
ware 20,65 cts/lb gezahlt. Seit dem 16. IX.
sind die Baumwollpreise also um 10 ets/lb zu-
rückgegangen. In Liverpool konnten sie sich
für amerikanische und brasilianische Baumwolle
um je 55 Punkte erholen. Am 19. X. wurden
für Oktoberware 14,05d, für Novemberware
13,24 d/lb notiert. Am ägyptischen Markt lag
das Geschäft im September im allgemeinen
schwach; zwar zeigte sich von verschiedenen
Seiten etwas lebhaftere Nachfrage, doch ge-
nügte dies nicht, um den Markt zu beeinflussen.
In Bremen stieg amerikanische Baumwolle
fully middling good colour and staple, loco, auf
46,50 M/kg. — Metallpreise. Die Notierungen
der. Vereinigung für die deutsche Elektrolyt-
kupfernotiz bzw. der Kommission des Ber-
liner Metallbörsenvorstandes (letztere ver-
stehen sich ab Lager in Deutschland) lauten in
M/100 kg:
Metall 29, X. 28.X.
Elektrolytkupfer (wire
bars), prompt. cif Hamburg,
Bremen, Rotterdam . 2668 2573
Raffinadekupfer 99/99,30%/, |2100—2150) 1950
Orıginalhüttenweichblei .| 810-825 800
Originalhüttenrohzink, i ;
Preis im freien Verkehr . | 940—950 | 930
Plattenzink (remelted) von |
handelsübl. Beschaffenheit | 620--630 | 610—62%0
Originalhüttenaluminium
98/990), in einmal gekerb-
ten Blöckchen . .. . . . 3600-3700 3500-3600
dsgl. in Walz- oder Draht- |
barren . . . 2.2.2.2. 13700—3900 3700—3800
Zinn,Banka-,Straits-‚Billiton- |7000—7200 6600 - 6700
Hüttenzinn, mind. 99%, . . = 6450—6550
Reinnickel 98/99%, . . . |4700 - 4900|4500—4550
Antimon-Regulus . . . . 1000 | 975
Silber in Barren rd. 900 fein
für 1 kg fein - . 11500—1520|1460— 1475
Die deutsche Elektrolytkupfernotiz
betrug am 25. X.: 2520 M, am’ 26. X.: 2472 M
und am 27. X.: 2503 M,100 kg.
An der Londoner Metallbörse wurden
nach ‚„Mining Journal“ am 22. X. 1920 für
1 ton (1016 kg) notiert:
£ Ber £ s d
*Kupfer: best selected . 100 0 Obis102 09 0
> 5 electrolyt. . 10 0 0 „104 00
i wire bars..., . 103.10707%,.104 0.0
R x standard, Kasse 89 15 0 9000
+ a „-i23:Mon. 288715.20 8900
Zinn: standard, Kasse. . 24810 0 „249 0 0
R 5 3Mon 292.10..0%,.,255.: 0° 0
Kokbraite. on ir 249 10 0 ,„ 30 0 0
Blei: span. oder nichtengl,
W:eichblei. #7. . 236. 0.07, :35 15. 0
„ : gemengl. Blockblei 3 5 0 x — — —
Zink gew; Sorten”. .:.r,39%50 0... 40 040
2 remelted.. ... . 352.0: 07, 5.7
n engl. Swansea .. 44 0 0 _—
Antimon: engl. Reg. . .
Aluminium: 98 bis 99)
52/55 £ net.
165 £ (Inland);
185 £ (Export).
Nickel: 98 bis 990), gar. 230 £ (In- u. Ausland).
Quecksilber: nom. für
die 75 Ibs.-Flasche. .£. 15/15 £ 10 s.
Platin: je Unze nom... . 500 s.
In New York notierte Elektrolyt-
kupfer am 28. X. 1920 loko 15 ets/lb.
* Netto.
Bezugsquellennachweis.
Frage 48. Wer verfertigt Einrichtungen
zum Schweißen und Schneiden mit dem elek-
trischen Lichtbogen?
Frage 49. Wer baut Maschinen zum Be-
kleben von Dynamoblechen?
Abschluß des Heftes: 30. Oktober 1920,
-
884 Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 44. 4. November 1920.
Zuschlagsliste Nr. 35 (grün) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie für November 1920.
(Ersatz- und Reserveteile, soweit sie nicht besonders aufgeführt sind, werden bezüglich der Teuerungszuschläge ebenso behandelt wie die
Fabrikate, zu denen sie gehören.)
Diese Zuschlagsliste (grün) Nr. 35 gilt für den Monat November 1920 für
solche Aufträge, die vom 1. I. 1920 ab zu den gemäß Beschluß der Preis-
stelle erhöhten Grundpreisen erteilt werden. Für die Abrechnung von Auf-
trägen mit den bis 31. XII. 1919 giltigen Grundpreisen ist die ‚weiße Zu-
schlagsliste Nr. 35 A maßgebend. Bei den in der Liste aufgeführten Er-
zeugnissen, zunächst noch mit Ausnahme der Gruppen Meßinstrumente
(41), Zähler (42), Meßwandler (43), Isolierrohr (61 bis 66), Glühlampen (68),
Telegraphie- und Fernsprechwesen (69a bis 72); wird für Aufträge, die
vom 1. XI. 1920 ab eingegangen sind, der Teuerungszuschlag nach
folgender Formel berechnet:
1. Wird innerhalb zweier Monate nach dem Bestelltage geliefert, so gilt
als Preisstichtag der Bestelltag.
n Für
Kae Be Ersatz-
AAmES za;
Gegenstand führung führnng
Zuschlag | Zuschlag
% %
Generatoren, Motoren, Umformer und Dreh-
transformatoren, soweit nicht für Sonderaus-
führungen Zuschläge in der Liste aufgeführt sind.
l. bis 20 kW (bezogen auf 1000 Umdrehungen) . . . 550 550
2. über 20 bis 100 kW (bezogen auf 1000 Umdrehungen) . 6m. 600
3. über 100 kW (bezogen auf 1000 Umdrehungen) . . 670 670
Sonderausführungen. |
4. Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren . . . .. 550 | -550.
5. Elektrisch betriebene Werkzeugmaschinen . . . . 460 460
6. Elektrisch betriebene Hauswasserpumpen, Entstäu- |
bungspumpen und Kompressoren . . . 22... 540 | 360
7. Gesteinsbohrmaschinen und -geräte. , . 2 2... 410 260
8. Vollständig ausgerüstete Motorkarren, Motorschleifen, |
Motortragen, Motorwagen . . . 20, 2 u... 870 1.820
Dampfturbinen.
10. Turbosätze, bestehend aus:
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit und ohne
Zwischenvorgelege, und Kondensationsanlagen . 465 _
b) Turbokompressoren oder Turbogebläsen oder
Zahnradvorgelegen, Dampfturbinen und Konden-
sationsanlagen NE ar aa) OR a ae 425 —_
11. Turbogeneratoren zalleın % Sem ee 530 —
12. Dampfturbinen, Zahnradvorgelege, Turbokompresso-
ren und, Turbogebläse allein 0.2 Sean 375 —_
13. Kondensationsanlagen und Wärmesustauschapparate
allein Re H 5 500 E=
Zubehör zu Maschinen.
14: Anlasser, Regulierwiderstände, Tret-, Webstuhl-, \
Sterndreieck-Schalter . . . , ee 360 360
15. Kran- und Aufzugsapparate, Schützensteuerungen ' J
16. Gleitschienen, Verankerung . ., . . 22... g 420 420
16a. Riemenscheiben, Kupplungen, Zahnradvorgelege n 550 550
Bahnmaterial.
17. Bahnmotoren und elektrische Bremsen . . . . . 590 590
18. Fahrschalter und Stromabnehmer für Bahnen . . 540 540
19. Vollständige elektrische Ausrüstungen für Straßen-
bahntriebwagen und mit elektrischer Bremse versehene
Anhängewagen, ausschl. Leitungen und Montage,
ferner vollständige elektr. Ausrüstungen von elektr,
Lokomotiven für Bergbau und Industrie . . . . 870 570
20. Vollständige elektrische Ausrüstungen von Voll-
bahn-Lokomotiven und Vollbahn-Triebwagen, einschl.
Montagem ua Tr RE 580 —_
21. Elektrische Lokomotiven für Bergbau und Industrie 520 520
Transformatoren und Gleichrichter.
22.5 Transformatoren © 4 ne er 470 420
23. Gleichrichter mit Glaskörper, einschl. Zubehör . 470 470
28a. Ersatz-Glaskörper ic. les 50 50
24. Gleichrichter mit Eisenkörper, einschl. Zubehör 4 670 670
Schaltapparate und Material für Schaltanlagen-
25. Hebelschalter, Erdschluß-und Stromrichtungsanzeiger,
Instrumenten- und Kurbel-Umschalter, soweit nicht
in..Gußgchluge, 4 an. ee Be 3 490 -
26. Selbsttätige Schalter, soweit nicht für Öl füllung und
nicht in Eisen- oder Gufßgehäuse; Fern-, Zeit-,
Zellenschalter . NE a ENEREN ER SA 520 —
27. Niederspannungs-Streifen- und Röhren-Sicherungen
fürsSchalttafelbaug vr. sn Erna en a 550 _
272.Schmelzeinsätze für Niederspannungs-Sicherungen 550 550
28. Hochspannungs-Trennschalter, Masttrennschalter,
Streckenschalter, soweit nicht für Öl TEA 600 600
29. Hochspannungs-Sicherungen, armierte Stützen und
armierte Wanddurchführungen . . . 2. 2... 550 480
29a.Schmelzeinsätze für Hochspannungs-Sicherungen‘ . ‘550 550
30. Freileitungs-Hörnerschalter. . . . 2 2.2.0, 600 600
31. Konzentrische Klemmen (Zentralklemmen) . . . 600 600
32. Ölschalter (ohne Öl), einschl. Hilfsapparate. . . . 520 460
33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen (außer Schutz-
und Erdungsdrosselspulen) . - = 2 2 2 2 2. 520 460
834.7 Schutzdrosselspulen “LIE er 540 480
35. Erdungsdrosselspulen . 2 22 2 2 2 2. 520 460
36. Motorschalttafeln, auch mit selbsttätigen Schaltern , 520 =
37. Gerüste u. Platten für Schaltanlagen mit zugehörigen
Sammelschienen, Verbindungsleitungen und Klein-
material, ausschl. Instrumente und Apparate, aber
einschl. Zusammenpassen beim Lieferer . . .. . 520 460
38. Schaltkästen, Schaltschränke, Schaltpulte . . . . . 520 —_
39. Schaltapparate u. Schaltgruppen in Gußgehäuse . . 520 520
(PER BEE En ep nn m mn nn mn m nn nn
2. Wird später als zwei Monate nach dem Bestelltage geliefert, so wird
die Summe der in den Kalendermonaten vom estelltage bis zum
Liefertage festgelegten Teuerungszuschläge durch die Anzahl dieser
Monate geteilt. Bestellmonat und Liefermonat zählen also mit. i
Als Bestelltag gilt der Tag, an dem die Bestellung soweit eeklärt ist, daß die
Herstellung begonnen und ohne Verzögerung durch»eführt werden kann.
Der Lieferung ist die Anzeige der Versandbereitschaft gleichzurechnen.
Für Aufträge, für die eine längere Lieferzeit als 15 Monate vereinbart
wird, bleiben besondere Abmachungen vorbehalten. 2
Bei den oben als Ausnahme bezeichneten Gruppen gelten für Be
rechnung des Teuerungszuschlages vorläufig die Bestimmungen der be-
treffenden Verbände.
sim
Für Spar-
& Ersatz-
€ ya ‘| metall-
Gegenstand führung Aus-
führung
Zuschlag | Zuschlag
%yg %,
Meßapparate und Zubehör. H
41. Meßinstrumente . . . A a 2 3 400 u ne
42. Zähler sowie deren Verpackung . . . 2. 2 2... — 400
43. Meßwandler . ‘. A EN N Be ee 700 —
Installationsmaterial. H
44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) en N 5 820 | —
45a. Zweiteilige Sicherungsstöpsel (Patronen, Stöpselköpfe,
Paßringe bzw. Paßschrauben Größe IT und Il (Klein-
und Normal-Edison-Gewinde) . . . 2 2. 2 2 2. DO _
45b. Wie 45a, jedoch Größe Ill bis V (Groß-Edison- und
Mammuth-Spezial-Gewinde) . . 2 2 2 2 2 20. 300 —
46. Einteilige Sicherungsstöpsel und Kontaktschrauben . | 270 E=
47. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) zum Ring- |
bolzen-Sicherungssystem (Siemens) . . . . 2... 570 —
48. Patronen zum Ringbolzen-Sicherungssystem (Siemens) 240 | -
49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) und Patronen
zum Keilkontakt-Sicherungssystem (Siemens) . . . 250 , | —
50. “Verteilungstafeln und Gruppen, soweit nicht in |
Güßzgehäuse..n. u. Ann ee 350 | _
51. Freileitungs- und Hausanschluß - Sicherungen, Frei- I-
leitungs-Armaturen bis 600 Volt, soweit nicht in
Gußgehäuse . A 2 ; 850 —
52. Zählertafeln, armiert . . . 330 —
53. Drehschalter, Steckdosen und Stecker, soweit nicht
in Gußgehäuse, Porzellan -Abzweigdosen, -Scheiben = >
und -Klemmen, -Kabelschuhe und Verbinder u. dergl. 350 —
54. Installationsmaterial in Gußgehäusen und gußeisernes
Installationsmaterial.. 2.2.0. 0,2 2 .n., ae 4207
55. Metallfassungen, Schalenhalter, Nippel u. dergl. . . 360 —
56. Glühlichtarmaturen, einschl. wasserdichter Fassungen, |
und Handlampen# > a1... mac Vo een
60. Installationsmaterial für Schiffe (ausschl. der zwei-
teiligen Stöpsel aus Gruppe 45 und 46) . . ... 425 =
Isolierrohr und verbandsmäfßiges Zubehör.
61. Verbleite Eisenrohre (Bleirohre) . . . . . ..-, Er
62. Verzinkte Eisenrohre ee EEE — | 2
63. Feinzinkrohre (kein verzinktes Eisenblech) . . . . =
64. Messingfohre,, 2 Ra ==
65. Papierrohre mit Stahlpanzerschutz (Stahlpanzerrohre) —
66. Schwarze Papierrohre ohne Metallmantel mit Muffe
Glühlampen.
68. Glühlampen jeder Art (ausschl. Heizlampen): Auf
die ab 28. I. 1919 geltenden Preise. . 250 250
Telegraphie und Fernsprechwesen, - |
69a. Apparate für Haustelegraphie (Wecker, Tableaus,
Kontakte, Zubehör) . RE TEEN SEN
69b. Hausfernsprech - Apparate für Batterieanruf und
einfache Induktor-Apparate . . . ... 2... 450 450
69c. Fernsprech - Apparate zum Anschluß an Zentral- i
umschalter und öffentliche Fernsprechnetze. . . . 450 450
69d. Zentralumschalter und Amtseirrichtungen . . . . 450 450
69e. Wasserdichte Signal- und Fernsprech-Apparate . . 450 450 _
69f. Apparate für Telegraphie Hz 450 450 °
70. Linienwähler-Anschlußschnüre. . .. . 0... 125 —
71... Stöpselschnüter em en Ye — ==
72.: Apparatschnüre ws Auen erh — a
Bogenlampen und Zubehör.
73. Bogenlampen und Armaturen für allgemeine Be-
leuchtungszweckenee Be a 400 =>
74. Bogenlampen für technische Zwecke . . . . . y 400 ==
75. Scheinwerfer (ausgenommen solche für Heer, Kriegs-
und. Handelsschifoje 2 ua. 20. on 400 =
16: Widerstände gave a7 00 een ee 450 450
71.2 Aufhängevorrichtungen us 2. ..., 0.00 400 400
78. Leitungskupplungen °; .. ..2.0.. 8. > 400 =
79. Transformatoren und Drosselspullen . , . . ae 470 =
Gummifreie Isolierstoffe, I
80. Normelplatien see erg r : 270 22 2 Senn 300 =
81:2. Zahlertateln,Sunarmiertin nn. 2 0 300 Sn
82. -Esolier stiften ne ee Er 400 =
83. Armierte Anschlußklemmen . . . . . 2.0... ; 350 ! 300
84. Preßteile, ausschließlich der vorgenannten (unarmiert ®
bzw. ohne Mitlieferung von Armierungsteilen) . , 300 ET
Verschiedenes.
Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Ol:
aber 1000 M für 100 kg’ ohne Faß.
Verpackung (ausschließlich Verpackung für Zähler) 500%), Zuschlag. °
Tagespreis; mindestens
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius 8Springer'in Berlin.
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Elektrotechnische Zeitschrift
RR (Zentralblatt für Elektrotechnik) |
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: E. ©. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24.
41. Jahrgang.
Zur Wirtschaftslage.
Von €. F. v. Siemens.
Übersicht. Die folgenden Ausführungen bil-
den den wesentlichen Teil eines Vortrages, den der
Präsident des Siemens-Konzerns Ende August über
einige der wichtigsten Probleme unseres heutigen
Wirtschaftslebens in einer Versammlung der Deut-
schen Demokratischen Partei zu Leipzig gehalten hat.
Mit seiner und der Schriftleitung Genehmigung ent-
nehmen wir sie der „Deutsche Industrie“ (Bd.I, 1920,
S. 485 ff) in der Überzeugung, daß sie bei den Lesern
der „ETZ* besonderes Interesse finden werden. Be-
züglich des weiteren, mehr politischen Inhaltes des
Vortrages, der die Einführung des Sozialismus in das
Wirtschaftsleben behandelt, verweisen wir auf die
genannte Quelle D. S. :
Deutschland befindet sich in einer schwe-
ren Wirtschaftskatastrophe, nach deren
Gründen von allen Seiten geforscht wird, um die
Mittel für ihre Überwindung finden zu können.
Es ist richtig, daß man nach diesen Gründen
sucht, nicht etwa, um sich nun in Kritik darü-
ber auszulassen, ob der einen oder der andern
Seite eine Schuld an den Zuständen zugemessen
werden kann, sondern allein, um durch die
Erforschung der Krankheitsursachen die rich-
tigen Heilmittel zu finden. Gerade weil es
menschlich natürlich ist, daß in dem Streit um
die Ursachen der Wirtschaftskatastrophe jeder
von seinem eigenen Standpunkte aus Betrach-
tungen anstellt, ist es doppelt notwendig, das
Hauptstreben auf die Wahrheit und sachliche
Darstellung zu riehten. Aber das Wirtschafts-
leben ist keine mathematische Rechenaufgabe,
in ihm spielen Kräfte eine so außerordentlich
große Rolle, die lediglich der menschlichen Na-
tur, vor allem dem Selbsterhaltungstriebe,
dem Egoismus eines jeden Menschen entsprin-
gen. Wir müssen deshalb bei den Untersuchun-
gen mit eben diesen menschlichen Triebkräften
rechnen, und vor allem müssen wir bei irgend-
welchen Plänen zur Verbesserung der Zustände
auf diese menschlichen Eigenschaften — wie sie
heute nun einmal sind — gebührend Rücksicht
nehmen. In dieser Hinsicht :wird meiner An-
sicht nach so außerordentlich stark gesündigt.
Wenn wir uns das heutige Wirtschaftsleben
vergegenwärtigen, so springt uns in allererster
Linie ein großer Widerspruch in die Augen.
Wir haben auf der einen Seite in unserem eige-
nen Vaterlande, wie auf der ganzen Welt, einen
außerordentlich großen Warenhunger, auf
der anderen Seite haben wir Betriebseinrich-
tungen, Menschenkräfte und zu einem sehr
großen Teil auch ‚Material, um die Waren her-
zustellen, die notwendig sind, diesen Hunger
zu stillen. ‚Was ist das Resultat? Der Waren-
hunger wird immer größer, die Produktion,
die allein ihn befriedigen kann, geht täglich
und stündlich zurück.
Es kann gar keinem Zweifel unterliegen,
daß der Warenhunger nicht geringer geworden
ist. Jahrelang hat die ganze Welt ihre An-
strengungen dahin geriehtet, Material herzu-
stellen, um Werte zu vernichten. Es sind in
diesen Jahren viel, viel weniger Konsumartikel
für den allgemeinen Bedarf hervorgebracht
worden, und obendrein sind große Mengen
von Konsumartikeln, die in früheren Jahren
hergestellt worden sind, vernichtet worden.
Selbstverständlich wird auf der ganzen Welt
eine Einschränkung stattfinden müssen. Die
Menge der Konsumartikel, die der einzelne
künftig im Durchschnitt verbrauchen kann,
ist geringer geworden. Aber dadurch wird der
Konsum nur zum kleinen Teil eingeschränkt,
darin liegt nicht die Lösung der Frage. Jeder
Mensch hat — von einzelnen Ausnahmen muß
man bei diesen allgemeinen Betrachtungen
stets absehen — von seinem Kapital gelebt,
seine Anzüge, seine Stiefel werden nicht in der
alten Friedensgewohnheit erneuert, sie werden
repariert und getragen, solange es nur irgend
möglich ist, und Ersatz kann nicht angeschafft
werden. Aber das Bedürfnis, einen Ersatz vor-
zunehmen, ist ein dringendes. Dem Fabrikan-
ten können auf der anderen Seite, seine Werk-
stätten, seine Betriebseinrichtungen nur eine
‚aus vier Hauptmomenten zusammen,
Berlin, 11. November 1920.
Heft 45.
Verzinsung und einen Gewinn bringen, wenn
sie vollin Gang gehalten werden. Er hätte also
das dringende Bedürfnis — gerade bei der
modernen Fabrikation —, den vollsten mög-
lichen Umsatz zu erzielen, und er kann es nicht,
weil seine Produkte ihm nieht mehr abgenom-
men werden. Die Preise, die er fordert, können
von der anderen Seite eben nieht bezahlt wer-
den. Ich glaube, daß wir wohl fast alle darüber
einig sind, daß eine Belebung des Marktes nur
eintreten kann und eintreten wird, wenn es
gelingt, die Konsumartikel wieder zu einem
niedrigeren, den heutigen Einkommensverhält-
nissen entsprechenden Preise anzubieten, und
daher muß die erste Betrachtung stets auf fol-
gende Fragen gelenkt werden:
Woher kommt es, daß die heutigen
Preise eine so gewaltige Höhe erreicht
haben ?
Wie ist es möglich, einen Abbau der Preise
zu erzielen, und welche Bedingungen müssen
vorhanden sein oder geschaffen werden, um
diesen Abbau vornehmen zu können ?
In diesem Kreise brauche ich ja nicht be-
sonders zu betonen, daß sich seit urdenklichen
Zeiten das Wirtschaftsleben auf der Berech-
nung, auf der Kalkulation aufgebaut hat. Ohne
Kalkulation, auf die man sieh miteiniger Sicher-
heit verlassen kann, wird das Wirtschaftsleben
zu einer, reinen Spekulation degradiert, und
meiner Überzeugung nach sind wir auf diesem
Standpunkt angekommen, wir leben alle in
einer Zeit der Spekulation; die gesunden
Grundlagen für ein Wirtschaftsleben sind zer-
stört worden, wie so manches andere, und dies
ist mit einer der wesentlichsten Gründe, die
zu der heutigen ungesunden Preisbildung ge-
führt haben.
: EEE wir uns doch, wie der
Preisaufbau zustande kommt. Er setzt ER
em
Rohmaterial, dem Lohn, den Unkosten und
dem Gewinn.
In früheren Zeiten war der Lohn zwar
keine konstante Größe, aber eine Größe, die
nicht plötzlichen erheblichen Schwankungen
unterworfen war. Trat eine Lohnerhöhung ein,
so war sie, prozentual am Gesamtwert ge-
messen, nicht von einer Größe, die katastrophal
die Kalkulation beeinflussen konnte. Wohl
wurde durch sie in dem einen oder anderen
Falle der Verdienst geschmälert oder gar auf-
gehoben. Dann aber wurde die Aufmerksam-
keit des Industriellen vermehrt darauf hin
erichtet, durch andere Maßnahmen, seien sie
abrikatorischer, seien sie technischer oder or-
ganisatorischer Art, einen Ausgleich zu schaffen.
Die Rohmaterialien unterlagen — von
Sonderindustrien abgesehen — auch keinen
sehr rapiden Schwankungen. Der Industrielle
konnte sich gewöhnlich eindecken zu den Prei-
sen, die er in seine Kalkulation eingesetzt
hatte, oder in Sonderfällen gab es Abmachun-
gen mit der Kundschaft, die außergewöhnliche
Materialschwankungen, wie sie auf einigen Ge-
bieten, z. B. dem Kupfer, vorkamen, in der
Kalkulationsrechnung berücksichtigten.
Nun der dritte Punkt, die Unkosten. Der
Fabrikant kannte inter seine Jah-
resunkosten, er kannte den Umsatz, den er mit
seinen Betriebseinrichtungen erzielen konnte,
und er konnte durch sehr verschiedene Metho-
den feststellen, wieviel Unkosten auf eine ge-
wisse Arbeit im Durchschnitt entfielen. Der
Gewinn, der zugeschlagen wurde, mußte gleich-
zeitig als’ Ausgleichsfaktor dienen für Irrtümer,
die in der Kalkulation vorgekommen waren,
oder für Konjunkturschwankungen. Ging die
Konjunktur zurück, ging der Umsatz zurück,
war es wegen der Marktlage nicht möglich, die
Preise zu erhöhen, so blieb am Ende des Jahres
ein Teil der Unkosten ungedeckt und vermin-
derte dadurch den Gewinn. Tratin dem Jahre
eine gute Konjunktur ein, war es möglich, auf
die eine oder andere Weise den Umsatz zu
heben, so waren gewöhnlich die durch den er-
höhten Umsatz entstandenen erhöhten Un-
kosten geringer als der durchschnittliche, auf
dem einzelnen Fabrikationsgegenstand liegende
Unkostensatz,fund der Gewinn wurde dement-
sprechend ein größerer. Dieser Unkostenanteil
an dem Gestehungswerte der Produkte wird
nun meiner Ansicht nach lange nicht genügend
berücksichtigt. Je höher eine Fabrikation
technisch entwickelt ist, je größer der Unkosten-
anteil. Beim alten Büttenpapier war die Haupt-
ausgabs der- Lohn, die fabrikatorischen Ein-
richtungen waren einfach und billig, in ihnen
brauchte kein großes Kapital festgelegt zu
werden. Ging der Umsatz zurück, so wurden
weniger Arbeiter beschäftigt, weniger Material
wurde verbraucht. Zwar lag ein Teil der Be-
triebsanlagen brach, aber der Zinsverlust war
im Verhältnis zu der Gesamtausgabe ein ge-
ringer. Nehmen Sie im Gegensatz hierzu eine
moderne Papiermaschine, die in ihrer Anlage
manche Million gekostet hat. Bei ihr sind die
Arbsitslöhne, die zur Bedienung dieser Ma-
schine bezahlt werden müssen, zwar pro Kopf
des Arbsiters, weil hochwertig, bedeutend
höher, aber im Verhältnis zu dem Werte des
Produktes verschwindend klein. Wenn ich
diese. Maschine acht Stunden am Tage laufen
lasse, dann muß ich die Verzinsung der Ma-
schine, ihres Gebäudes, die Amortisation, über-
haupt alle Generalunkosten so verteilen, daß
in den 2400 Arbeitsstunden diese Unkosten ge-
deckt sind. Kann ich die Maschine 16 Stunden
am Tage laufen lassen, so brauche ich von den
festen Unkosten auf die Stundenleistung der
Maschine, also dieselbe Menge Papier berech-
net, nur die Hälfte als Unkosten in meine Kal-
kulation einzusetzen.
In der modernen Fabrikation war aber das
Bestreben, durch Einführung des Maschinen-
betriebes so weit wie möglich Handarbeit zu
ersetzen, um eine billigere und. gleichmäßigere
Ware zu erzielen. Daraus ergibt sich, daß bei
modernen Fabrikationsstätten die Generalun-
kosten einen im Verhältnis zum Werte des Ge-
samtproduktes höheren Anteil haben. Die ge-
rechte Verteilung der Unkosten auf die Pro-
duktion ist in einem modernen Fabrikations-
betriebe eine der schwierigsten und wichtigsten
Aufgaben. Es hängt in erster Linie von ihr
ab, ob der Betrieb einen Verdienst erzielen
kann oder nicht.
Wie haben sich nun die Verhält-
nisse gestaltet? Im Kriege kam es für viele
Fabrikationen in erster Linie darauf an, die
für die Kriegführung dringendst benötigte
Ware in einer möglichst kurzen Zeit herzu-
stellen. Es konnte bei Neuaufnahme von Fa-
brikationsgegenständen nicht Rücksicht auf
möglichst geringen Herstellungspreis genommen
werden. Auch traten im Kriege weitere Un-
sicherheiten in der Kalkulation ein. Eingear-
beitete Menschen wurden eingezogen, neue Hilfs-
kräfte mußten eingestellt und angelernt wer-
den; sie leisteten natürlich nicht soviel wie
die alten; sie verdarben manches; der Aus-
schuß wurde größer. Wie oft mußte schon im
Kriege der Fabrikant auf Material warten.
Der flotte Fabrikationsgang kam ins Stocken,
aber die Arbeiter konnte er nicht entlassen, sie
wären eingezogen worden, oder es hätten später
mit großen Kosten neue eingearbeitet werden
müssen. Dies mußte in der Kalkulation berück-
sichtigt werden. Es traten die ersten größeren
Unbekannten ein. Nach Kriegsschluß ent-
wiekelten sich die Verhältnisse immer ungün-
stiger. Die Verkürzung der Arbeitszeit machte
den Unkostenaufteilungsplan zunichte. Ar-
beitsunlust trat an allen Stellen ein. Die Ar-
beitsintensität deseinzelnen nahm außerordent-
lich ab. Ein Gesamtstreik löste einen partiellen
Streik ab. Morgen mußte der Betrieb wegen
Kohlenmangels eingeschränkt oder geschlossen
werden. Es gab in der Kalkulation nur noch
unbekannte Größen. Kein Mensch wußte, kein
Mensch konnte wissen, ob er mit 1500 oder
2000 Arbeitsstunden im Jahre rechnen durfte.
Die Materialknappheit wuchs, kein Gegenstand
konnte vollendet werden. Wie soll z. B. der
Papierfabrikant wissen, auf welche Arbeits-
zeit er nun seine Unkosten zu verteilen hat.
Der Produktionsgang durch die Werkstätten
wurde ein außerordentlich schleppender. Dazu
kamen die großen Sprünge in der Lohnentwick-
lung, ferner in den Materialpreisen, teilweise
bedingt durch das Fallen der Valuta, aber auch
durch die Spekulation. Eine Kalkulation auf-
zustellen war ein zweckloses Beginnen, eine '
konstante Größe war in der Gleichung nicht
886
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
Heit 45.
Yin - r
11. November 1920.
mehr vorhanden. Wirtschaftliche Angst über
die Entwicklung der Verhältnisse kam hinzu,
jeder versuchte, sich gegen Überraschungen zu
sichern, so gut es ging, und keinem kann man
dies verargen. Es wurden daher die Preise er-
höht und erhöht. Die alte Begrenzung in der
Preishöhe, in- und ausländische Konkurrenz
waren praktisch weggefallen; an deren Stelle
hatte für viele Dinge eine Riesenaufnahmefähig-
keit, unabhängig vom Preise, eingesetzt.
Ich will an diesem Ort nicht untersuchen,
ob diese Bewegung notwendig war in dem Aus-
maß, wie sie stattgefunden hat. Ich will auch
zugeben, daß an vielen Stellen das Maß des
Notwendigen bei weitem überschritten worden
ist, daß in der heutigen Zeit, die ja kaum noch
moralische Hemmungen kennt, die Sucht, sehr
viel zu verdienen, oftein sehr gewichtiges Wort
mit in die Wagschale geworfen hat. Ich will
nur die Momente herausschälen, die zu dieser
Preisentwicklung geführt haben, und das Mo-
ment der Unkosten und der Unmöglichkeit der
Kalkulation besonders unterstreichen, welches
meiner Ansicht nach bei den bisherigen Be-
trachtungen nicht genügend gewürdigt wurde.
Plötzlich, für die meisten wohl über-
raschend, ist ein Wechsel eingetreten. Wäh-
rend früher die einzige Schwierigkeit darin be-
stand, Ware zu erhalten, sowohl für den Händ-
ler, der die fertigen Konsumartikel vertrieb,
wie für den Fabrikanten, der die Roh-und Halb-
stoffe sich beschaffen muß, aus denen er ein
Endprodukt herstellt, verschob sich plötzlich
das Bild. Der Handel erhielt zu viel, seine
Kundschaft nahmes ihm nicht mehr ab. Der
Fabrikant wurde mit Roh- und Halbstoffen
überflutet. Die Fertigstellung der Waren in
den Werkstätten hob sich deshalb gewaltig.
Während in den vorhergehenden Monaten die
Werkstätten angefüllt waren mit fast fertigen
Fabrikaten, an denen eben nur noch die letzte
Schraube fehlte, wurden plötzlich diese Schrau-
ben in reichlichen Mengen geliefert, und die
halbfertigen Waren konnten handelsreif ge-
macht werden. Der Zustrom auf dem Markte
hob sich gewaltig. Es würde eine interessante
Untersuchung sein, die aber Aufgabe des Wirt-
schaftshistorikers wäre, festzustellen, wodurch
dieser plötzliche Wechsel in unserem Wirt-
schaftsleben eingetreten ist. Für die Nicht-
aufnahmefähigkeit des Marktes sind sicherlich
-_die-heiden Gründe maßgebend, daß die Preise
eine Höhe erreicht hatten, die die Känfer nient
mehr zu bezahlen in- der Lage waren, und die
- Aussichten und Hoffnung, daß mit der sich
bessernden Valuta doch in nächster Zeit ein
Abbau der Preise stattfinden müsse. Ein großer
Teil der Fabrikanten hatte aber zu den teuer-
sten Preisen Rohmaterial bezogen und wollte
oder konnte daher mit seinen Fertigprodukten
der neuen Rohmaterial-Preisstellung nicht fol-
gen. Wir dürfen nicht vergessen, daß es eine
Zeit gegeben hat, in der wichtige Rohstoffe
und ganz besonders das Eisen einen höheren
Preis in Deutschland als unter Berücksichti-
gung der Valuta im Auslande hatte. Es ist ja
wohl klar, daß wir mit der Zeit auch im Inlande
auf die Weltmarktpreise unter Berücksichti-
gung unserer Valuta kommen müssen, da stets
das Fallen der Valuta auch die Entwertung der
-inneren Kaufkraft nach sich zieht. Aber es
war auf jeden Fall für die Gesamtheit eine
-falsche Politik, die Entwertung der Inland-
mark künstlich zu beschleunigen. Unser Be-
-streben hätte es sein müssen, die zwischen in-
ländischer und ausländischer Kaufkraft der
Mark ‘vorhandene Spanne nicht durch Ent-
wertung der Inlandmark, sondern nach Mös-
lichkeit durch Besserung der Auslandmark zu
beseitigen. Man hätte sich bemühen müssen,
die Inlandmark soweit stabil zu halten, wie es
in unseren Kräften stand; statt dessen wurde
sie beschleunigt dem niedrigen Stande der Aus-
-Jandmark genähert. Damit beschränkten wir
-die Besserung der Auslandmark. Als diese im
Frühjahr sich zu heben begann, stand ihr auf
-dem Wege zur Goldlinie hemmend die tief-
-gesunkene Inlandmark entgegen. Für manche
Gegenstände heimischer Produktion war die
innere Kaufkraft gleich, ja zeitweise sogar ge-
ringer als die äußere Kaufkraft geworden.
Es war vorauszusehen, daß in dem Augenblick,
da der Schnittpunkt der Kurve, innere und
äußere Kaufkraft des Geldes, unter solchen
Umständen eintrat, sich große Schwierig-
keiten in unserem Wirtschaftsleben, nament-
lich für den Export, ergeben würden. Sicher-
lich liegt hier auch einer der Gründe für den
- Eintritt der Katastrophe.
Ich möchte nun übergehen zu der Unter-
suchung, wie es möglich ist, einen Abbau der
Preise zu erzielen. In meinen Ausführungen
vor dem Reichswirtschaftsrat gelegentlich des
Spa-Abkommens hatte ich angeführt, daß
meiner Ansicht nach die ersten Grundlagen für
eine Besserung der Verhältnisse sich zeigten.
Ich bin von verschiedenen wegen dieser Be-
hauptung angegriffen worden, und man hat sie
in Widerspruch gesetzt mit den tatsächlichen
Verhältnissen des Eintritts der Katastrophe.
Ich kann aber keinen Widerspruch erblicken,
denn zwischen dem Eintritt eines Zustandes
und seiner Auswirkung wird sehr oft viel Zeit
verstreichen. Ganz besonders auch in der In-
dustrie. Die meisten Menschen sind sich nicht
Re klar, wie lange der Produktionsgang
auert. In der Maschinenindustrie hat der
Fabrikant im Durchschnitt sein arbeitendes
Kapital einmal im Jahre umgesetzt, d. h. die
Menge der erzeugten Waren war nicht viel
größer als das Kapital, welches wirklich in
seinem Betriebe mitarbeitete. Und in vielen
anderen industriellen Werken, die ich Gelegen-
heit hatte, auf diese Frage zu untersuchen,
habe ich dasselbe festgestellt. Das Rohmate-
rial, welches ich heute einkaufe, wirdim Dureh-
schnitt erst in fünf bis sechs Monaten als fer-
.tiges Fabrikat fakturenreif aus der Werkstatt
herauskommen. Infolgedessen ernten wir jetzt
auch das Resultat der vergangenen Wirtschafts-
periode, und wenn heute die Grundlagen für
eine andere Wirtschaftsperiode auftreten, so
kann das Resultat sich auch erst in Monaten
zeigen, falls die Entwicklung nicht durch andere
Bee Maßnahmen wieder zerstört
wird.
Ein Preisabbau ist nur zu erzielen, wen2
zwei Grundbedingungen erreicht sind. Die
erste und wichtigste Grundbedingung ist die,
daß der Wirtschaftler wieder rechnen
und Vertrauen zu seiner Rechnung
haben kann, und die zweite Bedingung, daß
wir wieder produktiver werden. Die ersten
Anzeichen für eine größere Stabilität in der
Wirtschaft hatten sich gezeigt. Die Valuta
war einigermaßen konstant geworden. Man
konnte wieder damit rechnen, daß nicht inner-
halb von wenigen Tagen und Wochen sehr große
Differenzen vorkamen. Der Materialeingang
war ein regelmäßigerer geworden, der Fabri-
kationsgang weniger Stockungen ausgesetzt.
Die Arbeitsunterbrechungen . sowohl durch
Streik wie durch Kohlenmangel waren. ge-
ringer geworden; man konnte mit einer er-
höhten Arbeitsstundenzahl rechnen.
beitsintensität oder Arbeitslust hatte in man-
chen Kreisen zugenommen, a. zw. besonders
in denjenigen, die den Erfolg ihrer vermehrten
Arbeitsintensität sofort am. Wochenende zu
sehen bekamen. Die Stundenleistung im Ak-
kord — leider aber nicht bei der nicht direkt
meßbaren Arbeit — hatte an vielen Stellen eine
erfreuliche, der Vorkriegszeit wenig oder gar
nicht nachstehende Höhe erreicht. Das sind
aber die Grundlagen für die Kalkulation, und
wenn der Wirtschaftler wieder rechnen kann,
dann braucht er nicht zu spekulieren, und das
Gift der Spekulation ist nun einmal nur durch.
die Möglichkeit der Kalkulation zu überwinden.
Ich glaube daher, berechtigt gewesen zu sein,
trotz der augenblicklich herrschenden, ja sich
noch vermehrenden Wirtschaftskrisis, auszu-
sprechen, daß die Grundlagen für eine Besse-
rung des Wirtschaftslebens sich anfingen zu
bilden. Ich mußte aber betonen, daß das Ab-
kommen von Spa die große Gefahr in sich birgt,
daß ‚die Besserungserscheinungen wieder zer-
stört werden, wenn durch Mangel an Kohle
Betriebseinschränkungen stattfinden müssen,
wenn dadurch Mangel an Material eintritt und
der Produktionsgang wieder verzögert wird;
dann treten in die Kalkulation wieder die Un-
bekannten ein, die wir hofften, z. T. ausgemerzt
zu haben. BE
Gestatten Sie mir, noch einige Worte zur
Produktionsmenge zu sagen. Ich hatte
schon ausgeführt, daß der Preis durch die
Menge der hergestellten Waren, auf die die Un-
kosten verteilt werden können, bestimmend
beeinflußt wird; daher ja’auch das Bestreben
der Massenfabrikation, bei der der Fabrikant
mit wenig Menschen und mit besonderen ma-
schinellen Anlagen, also sehr hohen Unkosten,
arbeitet. Durch die Verkürzung der Ar-
beitszeit ist nun die Produktionsmenge zu-
rückgegangen, soweit es nicht möglich ist, in
mehreren Schichten zu arbeiten. Dieser Ver-
lust wird nur an wenigen Stellen durch er-
höhte Arbeitsintensität einzubringen sein ; hier-
durch werden wir gezwungen, mit einer Er-
höhung der Preise dauernd zu rechnen. Aber
seit dem, Kriegsende ist die Arbeitsintensität
nieht etwa allein der verringerten Arbeitszeit
entsprechend zurückgegangen. Aus vielen Bei-
spielen in der Fertigindustrie habe ich festge-
stellt, daß im letzten Jahre bei derselben An-
gestellten- und Arbeiterzahl nur 40% der Frie-
densproduktion erreicht worden sind. Wenn ich
die durch Streiks und Kohlenmangel verlore-
nen Stunden nicht berücksichtige, so ist die
Produktionsleistung für die geleistete Arbeits-
stunde gegenüber der Friedenszeit höchstens
"mit 60% in Rechnung zu stellen. Dieses Mo-
ment wird nicht genügend berücksichtigt. In
Die Ar-
.1m Leinen 6 Pf, heute stellt er sie
diesem enormen Rückgang der Arbeitsinten-
sitätliegt auch eines der Hauptmomente für die
Preiserhöhung. Unser ganzes Bestreben muß
es daher sein, die Arbeitsintensität wieder
zu steigern. Es ist doch eine alte Behauptung,
die in gewissen Grenzen vollkommen berechtigt
ist, daß mit der Me ‚der Arbeitszeit
e
nicht ein Rückgang der Arbeitsleistung ver-
bunden sein muß, daß ein Arbeiter in vielen Be-
rufen bei achtstündiger, fleißiger Arbeit, die
die Grenzen der zulässigen Ermüdung nicht
übersteigt, ebensoviel leisten kann wie in zehn-
stündiger Arbeitszeit. Natürlich darf man auch
hier nieht in den heute so beliebten Fehler ver-.
fallen, daß man solche Gesetze verallgemeinert.
Nehmen Sie den Rückgang der Arbeitsleistung
bei dem Grundprodukt unserer Wirtschaft, der
Kohle. Die Stundenleistung des Untertage-
arbeiters im Ruhrgebiet betrug vor dem Kriege
136,3 kg, die Ziffer für Mai d. J. betrug aber
nur 116,9 kg, also trotz verkürzter Arbeitszeit,
also geringerer Ermüdung, ist die Stunden-
leistung um 15% zurückgegangen. In Ober-
| schlesien liegen die Verhältnisse noch viel
krasser. Dort war die Friedensstundenleistung
in Anbetracht der durchschnittlich größeren
Flöze 188 kg, sie betrugim Mai d. J. 132,1 kg,
war also um 30% geringer; Unterernährung
allein ist nicht dafür .maßgebend. Es ist em
weitverbreiteter Irrtum, besonders in der Ar-
beiterschaft, daß die Kalamität der Arbeits-
#
losigkeit durch Verkürzung der Arbeitszeit
überwunden werden kann. Verkürzung der Ar-
beitszeit ohne gleichzeitige Steigerung der Ar-
beitsintensität bedeutet Verteuerung der Pro-
duktion, Verteuerung der Produktion gleich
geringerer Absatz, geringerer Absatz gleich noch
weniger Arbeit. Auch hier darf natürlich nicht
der Fehler der Verallgemeinerung vorgenommen
werden. Aber an einem typischen Beispiel °
möchte ich dies illustrieren: In der Leinen-
industrie bediente ein Weber in den mecha-
nischen Webereien 4 bis 6 Webstühle; nach
der Revolution wurde auf behördliche Anord-
nung, um das Material zu strecken und um
möglichst viel Weber zu beschäftigen, verfügt,
daß nur ein Webstuhl von einem Arbeiter
bedient werden dürfe. Die behördliche Be-
schränkung ist weggefallen, aber das System
ist beibehalten worden, weil die- Arbeiter sich
weigern, solange mehr als einen Webstuhl zu
bedienen, bis nicht alle erwerbslosen Weber
volle 48 Stunden arbeiten. Der Lohn der Weber
hat sich ungefähr verzwölffacht, die Leistung
des Webers ist infolge Verharrens im Ein-
Webstuhl- System auf den 4. bis 6. Teil
zurückgegangen, also ist der Web-Lohnanteil
auf die Fabrikate infolgedessen um das 50- bis
70-fache gestiegen. Vor dem Kriege war der
'Web-Lohnanteil im Selbstkostenpreis von
auf 3 bis
4 M. Daß bei den hohen Leinenpreisen jeder
mit der Anschaffung zurückhält oder die An-
schaffung sich überhaupt nicht leisten kann,
ist wohl klar, und die Belebung des Marktes
und der dadurch bedingte erhöhte Umsatz
wird künstlich verhindert. Hier wird also durch
Rückgang der Arbeitsleistung auch ein Rück-
gang der Arbeitsmöglichkeit bewirkt.
Jeder Fabrikant fühlt in seinem eigenen
Betriebe sofort den Rückgang der Produktion,
wenn politisch bewegte Zeiten einsetzen. Daher
‘ist zur Besserung der wirtschaftlichen Lage
unbedingt geboten, daß politische Erre-
gungen — welcher Art sie auch seien —
soweit wie möglich verhindert werden.
Der Deutsche hatte sich früher um die Politik
verhältnismäßig wenig gekümmert; die poli-
tische Betätigung ist für ihn etwas Neues, und
das Neue reizt stets. Das Interesse an der Ar-
beit ist in gleichem Maße zurückgegangen,
wie sich die politische Gärung: gesteigert hat.
-Es ist eine dringende Notwendigkeit, daß mit
‚dem zunehmenden politischen Interesse auch
die politische Einsicht und das politische Ver-
antwortlichkeitsgefühl wächst und damit auch
die Stabilität unserer politischen und wirt-
schaftlichen Verhältnisse erhöht wird.
. „Ich möchte Ihnen nur zur Illustration.
einige Zahlen der Materialschwankungen
geben, um Ihnen auch dadurch zu beweisen
wie unmöglich es für den Fabrikanten ist,
seine Selbstkosten im voraus zu berechnen:
Wer Ende Januar 1920 Kupfer in Amerika
kaufte, mußte für 1000 t, gegenüber einem
durchschnittlichen Friedenswert von 1,4 Mill.
M, 47 Mill. M zahlen. Bevor das Kupfer in
Europa gelandet, nach Deutschland transpor-
tiert und im verarbeitenden Werk abgeliefert
war, also nach einem Zeitraum von 8 bis
10 Wochen, hatte diese Menge nur noch einen
Wert von etwa 27 Mill. M. Einige Wochen ,
später, nachdem es die ersten Verarbeitungs-
N
prozesse durchgemacht hat, war der Wert nur
noch 16 Mill. M, heute stellt sich der Wert
auf 20 Mill. M. Großviehhäute kosteten im
November 1919 je Kilo 36 M, im März d. J.
”
#
Dr
; “ nieht unberührt lassen, welches meiner Ansicht
einem Fabrikbetriebe ein wichtiges Moment
= ös natürlich auch im Staat. Nur die pro-
- und lawinenartig schwillt die Zahl der unpro-
© ätigen in der Fabrik hat sich stark verschoben.
- Ich sagte vorher,
Besserung nur in
11. November 1920.
76 M und im Juli 16 bis 24 M. Wolle kostete
im August 1919 50 bis 60 M, im März 1920
-350 M. Wie soll das Material nun in die Kal-
-kulation eingesetzt werden, wenn der F'abrikant
Monate braucht, bevor er aus dem Rohmaterial
das fertige Fabrikat geschaffen hat.
. Es ist erklärlich, daß ein jeder versucht,
die Kosten, die ihm früher durch die teuren
Materialeinkäufe entstanden sind, durch die
Höhe der Preise des Fertigfabrikats wieder
einzubringen. Der Käufer dagegen sagt, das
. Material ist jetzt so viel billiger geworden, es
ist daher unberechtigt, daß die Preise der Fertig-
ware nieht entsprechend heruntergehen. Die
Folge ist: die Läger türmen sich, die Produk-
tion wird eingeschränkt, die Unkosten, die
auf der verminderten Produktion liegen, wer-
den immer höhere. Das ist eine Schraube
ohne Ende, gleichzeitig aber auch ein
Schreeken ohne Ende, und daher müssen sich
die Wirtschaftler fragen, ob es nicht wichtiger
ist — auch in ihrem eigensten Interesse —
-einen im Augenblick scheinbar großen Verlust
in Kauf zu nehmen, um die Preise des Fertig-
fabrikats auf den heutigen Materialpreisen zu
basieren. Dieser Entschluß wird ihnen in sehr
vielen Fällen dadurch erleichtert, daß sie ja
auch bei dem sprunghäften Heraufgehen der
Warenpreise sehr oft Gewinne erzielt haben,
die nichtin ihre Kalkulation einbezogen waren.
Ein nur etwas über das Heute hinausschauender
Wirtschaftler mußte sich damals sagen, daß
diese Gewinne eigentlich in Wirklichkeit keine
- Gewinne waren, sondern daßihnen ähnliche Ver-
-Juste gegenüberstehen müssen beidem Abbau der
Preise, und sie werden sie nieht als Gewinne
“gebucht haben, sondern nur zur
der kommenden scheinbaren Verluste zurück-
“gestellt haben. Für jeden Fabrikanten gehören
- Material und Halbfabrikate ebenso zu den fest
angelegten Betriebsmitteln. wie Grundstücke,
“Gebäude und Maschinen. Man kann, eine
_ - Fabrikation miteinem Wässerwerk vergleichen.
- Die Leitung muß erst mit Wasser gefüllt sein,
ehe Wasser an die Konsumenten geliefert wer-
- den kann. Das, was beim Konsumenten abge-
zapft wird, muß in der Maschinenstation hin-
eingepumpt werden; die Menge des Wassers
-in der Rohrleitung kann nicht verringert wer-
-den, ob der Preis des Materials ein hoher oder
-ein niedriger ist. Die Materialmenge, die im
- Fabrikationsprozeß festgelegt ist, bleibt eine
"konstante, 0 i
-drig ist. Es ist absolut unberechtigt, diese Ma-
terjalmenge mit den augenblicklichen Markt-
werten einzusetzen. Mit derselben Berechti-
"gung müßte ich in meiner Bilanz den Wert
meiner Gebäude mit dem heutigen Herstel-
- Jungswert bemessen. Derjenige Fabrikant, der
-“ diese Überlegung nicht gemacht hat, der den
- Leichtsinn begangen hat, diese Konjunktur-
- > Wertsteigerungen als Gewinne auszuschütten,
= zu verbrauchen, der wird die Strafe jetzt tragen
“ müssen; und es ist klar, daß der Rückgang zu
- geordneten Verhältnissen auch wirtschaftliche
Opfer in- großen Mengen erfordert. Das ist
‘auch eine Lehre, die wir aus vergangenen Zei-
- ten entnehmen können: im Verhältnis zur
* Größe eines ungesunden wirtschaftlichen Auf-
sehwunges waren stets die Opfer. Und besser
- ein Ende mit Schreeken für wenige, als ein
“ Sehreeken ohne Ende für alle.
“Ich habe sehon von der Produktivität der
© Arbeit im Sinne der Arbeitsintensität ge-
sprochen ; wir dürfen heute auch ein Gebiet
nach auf die Gesamtproduktivität des Volkes
“ von außerordentlichem Einfluß ist. Wie in
- darin besteht, daß das Verhältnis der produk-
- tiven Arbeitskräfte zu dem der unproduktiven
ein günstiges ist, d.h. daß auf eine große
Zahl produktiver Arbeiter wenige un-
produktive Arbeiter entfallen, so ist
duktiv arbeitenden Kräfte schaffen wirtschaft-
liche Werte, und wenn das Verhältnis zwischen
“ produktiven und unproduktiven Kräften im
- Staat ein ungünstiges ist, dann müssen eben,
“ wirtschaftlich gesprochen, die produktiven
"Kräfte die große Zahl der unproduktiven mit
‘erhalten. Darauf wird in heutiger Zeit nir-
_ gends der geringste Wert gelegt, im Gegenteil,
stündlich wird gegen dieses Gesetz gesündigt,
“ duktiv tätigen Menschen an. Das beginnt schon
"in den einzelnen Wirtschaftsstätten. Das Ver-
hältnis zwischen produktiv und unproduktiv
daß die Arbeitsintensität
_ derjenigen, deren Lohn von der direkt meß-
baren Größe der Arbeit erh ist, sich wie-
der erfreulich gebessert hat. Ich. deutete aber
“ an, daß leider bei denjenigen Arbeitskräften,
- "deren Arbeit nicht direkt meßbar ist, diese
j geringem Maße beobachtet
werden kann. Es wäre sehr wünschenswert,
Elektrotechnische Zeitschrift.
Deckung.
der Materialwert hoch oder nie-
1920. Heit
45.
887
wenn über diese Verhältnisse noch mehr klare
Zahlenangaben: vorhanden wären. Ich will
Ihnen als Beispiel eine Zahl aus einem unserer
Werke geben. Vor dem Kriege war das Ver-
hältnis der produzierenden Arbeiter zu den
Unkosten-Arbeitern und zu den Angestellten
wie 2:1:1, also auf zwei in der Werkstatt,
auf der Montage an der Herstellung der Waren
tätige Menschen entfiel ein Mann, der nicht
"direkt an der Herstellung der Waren tätig
‘war, z. B. ein Transportarbeiter, Kranführer,
Einholer, Maschinist, Heizer usw., obendrein
entfiel auf 2 produktiv tätige Arbeiter ein
Angestellter. Heute entfällt auf einen pro-
duktiv tätigen Arbeiter ein, wie wir es
nennen, unproduktiv tätiger : Arbeiter und
ein Angestellter, also das Verhältnis hat sich
verschoben von 2:1:1l auf 1:1:1. Früher
- waren 50% im fabrikatorischen Sinne produk-
tiv tätig, heute nur 334%. Nach Messung be-
zahlen kann man aber praktisch nur die produk-
tiv Tätigen. Arbeitsunlust ist natürlich nicht
der einzige Faktor, der mitspricht. Die unpro-
duktive Arbeitslast ist auch gewaltig gestiegen.
Denken Sie allein an die vielen neuen Vor-
schriften. Welchen komplizierten Weg hat man
heute unter den verschiedensten Demobil-
machungs- und sonstigen Vorschriften zu be-
schreiten, wenn ein Arbeiter eingestellt werden
soll. Sie können nicht mehr den. nehmen, der
Ihnen der geeignetste scheint. Wenn Sie
glauben, einen geschiekten Monteur gefunden
zu haben, der zuverlässig ohne Aufsicht bei
Ihrer Kundschaft die Arbeiten ausführen wird,
und Sie wollen ihn anstellen, so müssen Sie sich
dafür eine besondere Erlaubnis von dem Ar-
beitsamt Ihres Bezirkes geben lassen. Unser
Haus z. B., welches zu Spandau gehört, muß
erstens den Nachweis erbringen, daß in Span-
dau keine gleichgeeignete Kraft vorhanden ist.
‚Aber das genügt nieht. Denn wenn in Spandau
diese Kraft nicht vorhanden ist, müssen wir
beweisen, daß in den verschiedenen anderen
Groß-Berliner Arbeitsnachweisen eine solche
Kraft nieht aufzutreiben ist. Erst wenn all dies
erledigt ist, bekommt man die Erlaubnis zur
Einstellung. Ein tüchtiger Mann ist dann na-
‚türlich längst fort.
Die Zwangswirtschaft hat eine un-
endliche Menge von Arbeit hervorgerufen, tote
Arbeit, die keine Werte schafft, sondern weiter
Werte vernichtet dadurch, daß die Leute, die
produktiv tätig sein könnten, unproduktiv
tätig sein müssen und der Geschäftsgang außer-
ordentlich erschwert ist. Aber nicht nur das.
Der Werkstattleiter, dessen Aufgabe es ist,
dafür zu sorgen, daß Fortschritte in der Fabri-
kation erzielt werden, der Betriebsingenieur,
der ein dauerndes Augenmerk auf seine Werk-
stätten haben muß, um bei Zeiten zu sehen, ob
und wo sich ein Fehler einschleicht, er. wird
heute durch Dauerverhandlungen vor Schlich-
tungsausschüssen usw. nicht nur zeitlich von
seiner Arbeit abgehalten, sondern er hat nicht
mehr die Ruhe und Muße, sich geistig in seine
"Arbeit zu vertiefen. Ich bin überzeugt, daß
dadurch die Verbesserung der Fabrikation ganz
außerordentlich beeinträchtigt wird. Sehen Sie
sich das riesenhaft anschwellende Beamtenheer
in Staat und Kommune an. Diese Leute ar-
beiten doch nicht allein in einem geschlossenen
Kreislauf; man kann sagen, jeder Beamte, der
mehr in die Verwältung eingesetzt wird, schal-
tetim Wirtschaftsleben mehrere Menschen von
der produktiven Arbeit aus. Denn dieser Be-
amte stellt Fragen, er soll Statistiken oder sonst
etwas bearbeiten, er braucht dazu natürlich
Material, welches nur geschaffen werden kann,
indem es von außerhalb hereingeholt wird, und
das Anschwellen des staatlichen und kommu-
nalen Beamtenheeres hat als Folge ein mehr-
faches Anschwellen der unproduktiven Arbeit
im Wirtschaftsleben.
Die im Anfang des Krieges eingeführte
Brotkarte war — so bereehtigt und notwendig
sie an sich war — in mancher Beziehung unser
Verderben. Sie hat zuerst gut funktioniert,
weil es sich um einen verhältnismäßig leicht
und klar erfaßbaren Artikel handelte, und weil
— was nicht zu unterschätzen ist. — die allge-
meine Moral auf einem ganz anderen Stand-
punkte stand, als sie jetzt steht. Die Menge
von Mehl, die außerhalb der Regelung ' ver-
braucht wurde, war wirklich verhältnismäßig
gering. Man hat nun versucht, dieses Beispiel
nieht dafür geeignet waren. Es trat eine un-
geheure Konfusion ein. Die Menschen wurden
mit Gewalt dazu erzogen, sich über die Vor-
schriften hinwegzusetzen. Wer einen größeren
Fachbetrieb genau nach Erfüllung der Vor-
seine Werkstätten gleich schließen können. Das
beschafft worden.
Es ist eben unmöglich, das Wirt-
schaftsleben zu reglementieren. ÖOrga-
2.
er nur verhindern soll, daß einzelne im
satz zum Interesse der Allgemeinheit zur Be-
friedigung rein egoistischer Motive im größeren
auf alle möglichen Gebiete überzulenken, die [| 8
schriften hätte führen wollen, hätte ebensogut
Material für die Kriegführung wäre dann nicht
nisationen, die sich nicht aus der Praxis heraus
entwickelt haben,
sind nicht haltbar. Mit
Zwang läßt sich nichts erreichen, wenn die
Mehrzahl gegen den Zwang opponiert, wenn sie
ihn für falsch hält. Das sollten wir uns heute
auch dauernd vor Augen halten. Ein Zwang
ist nur dann durchführbar, wenn die Mehrzahl
der Betroffenen ihn für richtig hält und wenn
Gegen-
oder kleineren Umfange verstoßen. Dann halte
.ich auch einen Zwang für richtig, für möglich
und für durchführbar.
‚auch Anhänger der Wiederherstellung einer
freien Wirtschaft bin,
Aber so sehr ich daher
verschließe ich mich
doch durchaus nicht der Notwendigkeit, daß
unter den heutigen Verhältnissen volle Freiheit
noch nicht auf allen Gebieten eintreten kann.
Auch hier müssen wir uns vor dem heutigen
Fehler des Verallgemeinerns hüten. Wir
können und dürfen nieht ohne gründliche Prü-
fung der einzelnen Verhältnisse zu den alten
Zuständen zurückkehren. Ebenso wie der Auf-
bau nur organisch vorgenommen werden kann,
so darfein Abbau auch nur auf demselben Wege
stattfinden.
In vergangenen Zeiten haben wir uns oft
darüber beschwert, wieviel reglementiert wor-
den ist; in dieser Hinsicht aber waren die da-
maligen Zeiten den heutigen ‚Verhältnissen ge-
genüber paradiesisch, und unwillkürlich legt
man sich die Frage vor: Was ist die
lassung, daß wir heute mit so vielen meist un-
Veran-
durchführbaren Verordnungen, Verfügungen
usw. boglückt werden ? Im Kriege entstamm-
ten. diese. Reglementierungen der militärischen
Lebensanschauung. Der Soldat war sein gan-
zes Leben dazu erzogen, daß Befehle auch
durchgeführt werden. Im Frieden hat der
Soldat aber auch nur Befehle gegeben, die in
seinem Berufskreis lagen, den er verstand. Im
Kriege hat aber die militärische Verwaltung
sich auch mit Materien befaßt, die außerhalb
ihres Berufskreises lagen, und von denen sie
nichts verstand. Es wurden daher undurch-
führbare Befehle gegeben an Menschen, die
nieht, wie der Soldat, zum Gehorchen erzogen
waren. Heute entstammt die Reglementierung
einer vollkommen anderen Geistesauffassung,
u. zw. der sozialistischen. Das Resultat ist das-
selbe. Es werden Reglementierungen vorge-
nommen von Menschen, die, vexi der Materie,
die sie regulieren wollen, ‚nichts verstehen und
sie Menschen aufzwingen wollen, die nicht in
dem Geist, aus dem jene geboren wurden, er-
zogen sind, oder die trotz der genossenen Er-
ziehung diesen Geist nicht in sich aufgenom-
men haben und nach ihm handeln.
De a Pr ne De Fear SC Rn Tal Vet) FT FE ART
Das Gleichgewicht der Kräfte sollen
wir erstreben, und besonders zur heutigen Zeit
im Wirtschaftsleben. Nicht in der Zersplitte-
rung, nicht in der Verfolgung rein selbstsüch-
tiger Ideen werden wir es finden, allein in dem
Zusammenschluß, in der Zusammenarbeit
zur Erreichung des Zieles, welches uns gesteckt
ist, für welches wir arbeiten. Nur wenn die
deutsche Wirtschaft floriert, wird der Staat ge-
deihen, werden Arbeitgeber und Arbeitnehmer
den Lohn für ihre Arbeit finden. Wir sind eine
Gemeinschaft und müssen als Gemeinschaft
leben. — „‚Lügen haben kurze Beine“, sagt das
Spriehwort, aber auch: „Selbstsucht führt nie
zum Ziel“. Lernen wir aus dem Beispiel und
den Fehlern anderer. Wenn eine Seite ge-
schlossen, die andere zersplittert, so ist der Sieg
nicht zweifelhaft. Diese Erkenntnis muß das
Unterbewußtsein eines jeden Wirtschaftlers er-
füllen.
Unser deutsches Vaterland wird von seinen
äußeren Feinden schwer bedrückt, aber noch
schwerer leidet es unter den inneren Kämpfen.
Diese Selbstzerfleischung erleichtert unseren
Gegnern ihr Spiel, sie entwürdigt uns aber auch
in ihren Augen. Wir Wirtschaftler, und beson-
ders wir, die wir im Ausland für Deutschland
tätig gewesen sind, wissen, welche Hochach-
tung die alte deutsche Wirtschaft, das alte
deutsche Vaterland genossen haben. Wir wis-
sen aus eigenster Erfahrung, daß wir auf dieser
Hochachtung unsere Erfolge aufbauen konn-
ten. Diese Zeiten sind vergangen, von unten
müssen wir uns wieder heraufarbeiten: Je eini-
er wir sind, desto früher werden wir es eT-
reichen, daß wir wieder im Ausland unserem
Berufe nachgehen können mit dem stolzen Be-
wußtseinim Innem:Ich bin ein Deutseher.
888 _Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 45.
Torf-Großkraftwerke.!)
Von Friedrich Bartel,
Regierungsbaumeister a. D.
(Fortsetzung von 8. 870.)
Schalthaus. Das Schalthaus wird in der
jetzt üblichen aufgelösten Form ausgeführt.
Zwischen Maschinenhaus und den 6000 Volt-
teilen liegt ein Bau mit der Schaltbühne in
Höhe des Maschinenflures, mit den Räumen für
Batterie, Regulatoren und den Umformern für
den Kraftwerksbedarf und der Bahn und eini-
gen Betriebsräumen. Unter dem Schaltraum
ist ferner eine große Durchfahrt vorgesehen,
um den Verkehr auf dem Gelände nicht zu be-
hindern. Der erste Teil des Schalthauses nimmt
die 6000 V-Ölschalter und Sammelschienen und
eine Sehaltanlage für 15 000 V für den benach-
barten Teil des Versorgungsgebietes auf. Ge-
trennt davon ist das Haus für die 150 000 _V-
Anlage vorgesehen. Es ist anzunehmen, daß
diese Spannung in Zukunft für die obere Span-
nung des Reiches vorgesehen werden wird.
Zwischen dem ersten und zweiten Teil des
Schaltgebäudes liegt ein Transportgleis, um
die Umspanner zur Werkstatt befördern zu
können. Auf der anderen Seite des 150 000 V-
Teiles liegt ein gleiches Gleis für den Transport
der schweren 150000 V-Ölschalter. Beide
Gleise führen unmittelbar in die Werkstatt, wo
Umspanner und Ölschalter unter dem Lauf-
kran zusammen- und auseinander gebaut wer-
den können.
Torfsilo. Für den vorliegenden Entwurf
habe ich die Lagerung des Torfes in geschlosse-
nen Silos vorgesehen, im Gegensatz zu meinem
Vorschlag in meiner Arbeit „Torfkraft‘‘,?) mit
einer offenen Halde, die durch einen Schräg-
aufzug beschickt und durch Becherwerke ent-
leert werden kann. Die offene Halde besitzt
den Nachteil, daß die oberen Schichten wieder
Feuchtigkeit aus der Luft anziehen und das
Brennmaterial dadurch verschlechtert wird.
Nach den Erfahrungen mit Brenntorf ist es
möglich, Sodentorf bei Lagerung in Schuppen
bis auf 15% Wassergehalt zu trocknen.
Der angenäherte Heizwert eines kg Brenn-
stoffes ergibt sich nach der Verbandsformel in
Wärmeeinheiten zu:
DE
nNAnANnAAnnANNANe en
- nee: nn = X Er]
—— 7, = ,
— ee heEmen ne ee =
Sa
Dips per,
IIEEENTEESSERERTEN
PIEIEIEIEISEIESEEE
GGG ELLE
UIEILEERESIESTE
LG EEE EEE
GE RN
WE = 8100 © + 29000 (# —_ +) + 2500 8
Kb [oe
GIIEIEEIEEEEEEIIEIEIEEES
\
ii
1 El
— 600 (kg Wasser). N ll
Der Teil A der Formel ist für denselben I NN N
Brennstoff eine Konstante, sie gibt den Heiz- N !
wert der Trockensubstanz an, die Abhängigkeit N N
vom Wassergehalt gibt das letzte Glied unter NN
der Annahme, daß das Wasser verdampft. Man NN
kann alo die Formel auch schreiben: N
WE = WE (Trockensubstanz) — 600 (kg N
Wasser). EN N
Den Heizwert der Trockensubstanz?) kann i \\ \
man für einen Torf mit 10% Asche im Mittel i NN
zu 4500 WE annehmen. Der Heizwert des luft- i \\
trockenen Torfes würde sich dann stellen auf: i UINNUINN)
Nee ae Nee EN
Wassergehalt Heizwert von 1 kg ii \| N
% WE Ei Nr
50 420 NN
70 930 \
60 1440 NN
50 | 1850 IN
40 | 2460 INN
30 3070 INN
25 | 3225 INN
20 | 3480 NN
15 3735 INN
Der Wert einer Tonne Trockentorf mit INN
25%, Wasser und einem Heizwert von 3225WE sm
betrug vor dem Kriege frei Werk 4 M. Nimmt N
man nun an, daß der Torf mit 40% Wasserge-
halt vom Trockenplatz kommt, d. h. mit einem
Heizwert von 2460 WE und einem Kaufpreis
von 3,05 M und daß er in den Silos auf 15%
Genslack
Im Spur
7
%
I
S
&
|
|
!
|
|
|
Sftkuhnen N
Era
“
11. November 1920.
Räumung des Trockenfeldes schon dann, wenn
der Torf befördert werden kann, ohne in Grus.
zu zerfallen. Man kann also die Gewinnungs-
zeit bis in den August ausdehnen, hat also eine
günstigere Ausnutzung der Torfgewinnungs-
maschinen. Die Gewinnung des Trockentories
schafft Kulturboden. Rechnet man den Wert-
zuwachs für ein ha beim Abtorfen mit 6000 M
und nimmt man an, daß von einem ha 10 000 t
Trockentorf gewonnen werden, SO sind der
Tonne Trockentorf 0,60 M gutzuschreiben.
Nicht in Anrechnung gebracht sind die Werte,
die durch Bau von Morisilos dadurch entstehen,
daß die Lagerung und, der Transport des
Trockentorfes zu den Kesselhäusern für die
Wintermonate erst möglich wird. Beim Kraft-
werk Wiesmoor hat dieser Umstand zu der
nicht genügenden Lieferung von Torf geführt.
Man wird also Torfsilos anwenden müssen, ohne
wirtschaftliche Nachteile dabei in Kauf zu
nehmen. ; i
Durch die Geländeverhältnisse bedingt,
wurden 3 Silos vorgesehen. : i
DE RE ee
Silo Nr. | Länge m | m* Inhalt |t Trockentorf
nt | 1800 | 850.000 | - 300 000 -
u 1335 780 000 270.000
II 990 560.000 200 000
zusammen 770 000
Die konstruktive Ausgestaltung der Silos
ist aus Abb. 6 zu ersehen. Die Silos sind den
Getreidesilos nachgebildet. Um ein Zer-
drücken des Torfin-
halts durch die große
Lagerhöhe zu ver-
hindern, kann man
Zwischenböden ein-
bauen (in der Zeich-
nung links) oder
versetzteschrägeBö-
- den nach den Pa-
tenten von Wayß
:& Freytag. Diese
EN Konstruktionen ver-
ni hindern gleichzeitig
3 einSelbstentzünden,
> = falls der Hochmoor-
See torf überhaupt dazu
ah = neigen sollte, und
RR ermöglichen einen
=: == ann ar Luftumlauf,
23238 83 er zum Nachtrock-
see EB 5 nen erwünscht ist.
z PH -Die Zuführung des
B+2sge Trockentorfes vom
Er S Torfmoor erfolgt auf
EEE Höhe + 25,5. Das
ven Abziehen des Tor-
2 fes unter den Silos
. 5 - erfolgt durch eine
gleiche Bahnanlage auf der Höhe + 3,5. Die-
selben Förderwagen werden sowohl zum Be-
schicken des Silos während der Torfgewin-
nungszeit als auch zum Abziehen der Silos und
Füllen der Kesselhausbunker für die übrige
| Zeit benutzt. Bei den in Frage kommenden
großen Fördermengen und Wegen erscheint die
Anordnung von Becherwerken zum Füllen der
Kesselhausbunker während des Winters un-
wirtschaftlich. Die Silos werden z. T. in die
vorhandene, ‚steil abfallende Böschung einge-
schnitten. Die Wände müßten, soweit sie Erd- _
druck aufzunehmen haben, entsprechend di-
mensioniert werden. Für Belüftung der ein-
zelnen Zellen, um den Trockenvorgang zu er-
möglichen, müßte durch Einbau ’entsprechen-
der Kanäle gesorgt werden. Statt der festen
Wände könnte an den dem Wetter abgewandten
Seiten auch durehbrochene vorgesehen werden,
Die erwärmte Abluft der Stromerzeuger wird
gleichfalls zu den Silos geleitet.
- Die für den Betrieb erforderlichen Neben-
gebäude sind vorgesehen und aus dem Gleis-
‚plan (Abb. 7) ersichtlich. Besonderer Wert ist
auf die Einrichtung einer großen Werkstatt
gelegt; Das Zusammenbauen und Abbauen
er Umspanner, die bei diesen Spannungen
Wassergehalt und einen Kaufpreis von 4,6M/t i entsprechend große Konstruktionshöhe und
trocknet, so ergibt die NaCkeook Ang in RS are Gewichte haben, erfordert große Krane
Silos eine Wertsteigerung von 1,55 M/t.. Die 1 De Zu) Wickeln besondere Vorkehrungen.
Anlagekosten für Steinkohlensilos betrugen S NS ES große Wagenpark, der in der kurzen Zeit
vor dem Kriege 18 bis 22 M, also im Mittel ES RS, er Torfgewinnung stark beansprucht werden
20 M für eine gelagerte Tonne. Unter Berück- ; ES NIS nu ‚macht die schnelle Instandsetzung bei
sichtigung des geringen spezifischen Gewichts & 5 ee zur. wirtschaftlichen Notwen-
des Torfes hätte man für Torfsilos vielleicht N SI | ee Der vorhandene elektrisch betriebene
40 M/t zahlen müssen. Die eingelagerte Tonne N) als der Werkstatthalle kann sowohl die
hätte also bei 7% für Verzinsung, Abschreibung 5 erne der Transformatoren in die Kästen ein,
usw. einen Aufwand von 2,80 M- erfordert. Es und aussetzen, als auch die Wagenkästen ab-
Es bleiben also ungedeckt 1,25 M. Nun ermög- heben und zur Seite stellen. ER
licht aber die Nachtroeknung in den Silos eine . Gleisanlagen. Zum Anfahren der Ma-
er und der a wird ein
2) Vortrag, gehal u vers @ S elspurgleis von 8,0 km Länge vom Bahnhof
Verbandes Denscher: en 6) Tapiau nach dem Kraftwerk geführt: Vor dem
artel: „Torfkraft“, Sen Springer, Berlin 1914.
ber' j i *
‘) Bartel: „Torfkraft“, 8.7 Überweg bei km 630,7 der, Strecke Gr. Linde
nau—Tapiau wird ein kleiner Übergabebahn-
eg
1 1. November 1820. Elektrotechnische ‚Zeitschrift. 1920. Heft 45. 889
hof vorgesehen, der, durch entsprechende | überlasten, auf 20 km vermindert. Die er- | Richtung 6,5 bis 5 Züge zu fahren, bei der Ver-
Weichenverbindung mit dem Bahnhof Tapiau | forderliche Zugkraft beträgt bei der Strecke bindungsstrecke 5,4 Züge. Dies ergibt auf der
verbunden ist. Die Strecke schließt sich der | vom Moor zu dem Torfsilo bei einem 6-Wagen- | Hauptstrecke eine Zugiolge von 9 bis 12, auf
Staatsbahn bis km 626,669 an und fällt von | zug, Nutzlast 90 .t, Eigengewicht 108 t, und | der Verbindungsstrecke von 11 min. Bei
dort allmählich auf das Kraftwerksgelände ab einer höchsten Geschwindigkeit von 50 km/h, | vollem Ausbau müßte daher die Hauptstrecke
(Abb. 8). Die Strecke soll gleichzeitig dem Ar- | auf der Wagerechten 980 kg. Die erforderliche | zweigleisig ausgebaut werden, die Verbindungs-
beiterverkehr von Tapiau zum Kraftwerk die- Zugkraft in der Verbindungsstrecke beträgt bei | strecke könnte auch für den höchsten Betrieb
nen und gegebenenfalls die vorhandenen Ziege- | einem 6-Wagenzug in der größten Steigung von eingleisig bestehen bleiben, wenn an einzelnen
leien für den Güterverkehr anschließen. Der 1: 139 ‘oder 7,2%/g bei einem Krümmungs- Tagen eine längere Betriebszeit zugelassen wird.
Die Wagenzüge bestehen aus 2 Trieb-
wagen mit je 2 Motoren von 50 PS Stunden-
leistung und 4 Beiwagen. In Abb. 10 ist der
3.0+255 - m m m Triebwagen und der Wagenzug dargestellt,
Au Au mM).
r i . Trieb- und Beiwagen sind als Selbstentlade-
wagen „ausgebildet und wegen der in Frage
| i: 1 1 kommenden Geschwindigkeiten bis zu 50 km/h
707
r
| mit Luftdruckbremse, die auf alle Achsen
' wirkt, ausgerüstet. Der vorhandene Luftdruck
dient gleichzeitig zum Öffnen der Klappen, zum
Se
er : F . : Entleeren der Wagen.
‚Abb. 6. Re Sn der Torfsilos A l#35 DW rfkomiünung Wie oben berechnet;
henarern ee N muß im Torfmoor jährlich 920 000 t Trocken-
? ir 3 torf erzeugt werden. Ich möchte bei dieser Ge- *
Betrieb ist mit elektrischen Triebwagen ge- halbmesser von 200 mund 20 km Geschwindig- | legenheit immer wieder darauf hinweisen, daß
dacht, die den Strom von der Umformeranlage keit 2440 kg. Die erforderliche Leistung der | die Gewinnung des lufttrockenen Torfes im
für den Torfbahnbetrieb erhalten. Motoren ist 193 und 190 PS. <= Moor weiter nichts als eine Frage der Förder-
Die Torfzuführung vom Moor geschieht Die größte zu fördernde Menge beträgt | technik ist. Die verschiedenen Mißerfolge beim
durch eine 1 m-spurige Bahn mit elektrischem | während der 3 Monate, d..h. für eine Betriebs- | Wiesmoor und bei der Schwegermoor-Zentrale
Oberleitungsbetrieb. Das Gleis liegt am Moor zeit von 100 bis 130 Tagen. 920 000 t oder täg- | ın der Torfgewinnung, daß es nicht möglich
auf + 25,5und kann lich 9200 bis7100t.Rechnetmanmit | war, die erforderlichen Mengen heranzuschaf-
bis zudem Gleis über N : einer Arbeitszeit von 16 Stunden | fen, können nur auf die bisherige mangelhafte
den Silos vollständig täglich, so wären stündlich 575 bis | Ausgestaltung ‚der Torfgewinnungsmaschinen
horizontal geführt 445tzu fördern. Die größte Förder- | und die nicht für einen Großbetrieb vorgesehe-
‘werden. Der An- menge von den $Silos zu den Kessel- | nen Förderanlagen im Moor und vom Moor zur
- schluß 'am Moor
4 liegt so hoch, daß De
| die Gleisanlagen auf Gin
dem abgetorften Teil Een re
des Moores zu liegen I =1.0 PIRTE 3 2 j
kommen. Die Ober- Ri
fläche des Moores N ! Bahnhof
liegt am Rande auf * 3 Tapiau
© + 32,70, in der Mitte Fi Ma er -|
| auf -- 38,20. Vor SER BEN In ser
der Chaussee Gaule- ee ee N I en = 12200 _ - x
“ den-Genslackistein e) S N | 3
Bahnhofvorgesehen, == En S S 5
‚der die Verteilung =) 5 > Be
der Züge nach den m30__“ 20 co |a6 | sw5o |, Bo 39 2836 30 ass 40 das 0 2
einzelnen Torfsilos R es 623,55 624,0 u Un En 625,9 6260 6263 626,669 6270 628,0 628,364 6290 629,305 U 630,7 A
ermöglicht. Ebenso } ; \
ist von dem Moor Bahrıhof I 50.4255
ein zweiter Bahnhof vorgesehen, der die Ver- 30.6335
teilung nach den Abbaustellen bewerkstelligt. N
Für die Sommermonate Mai bis Juli geht der S
Torf unmittelbar zu den Kesselbunkern, für die x
übrige Zeit wird der Torf unter den Silos ab- D
gezapft und durch eine Strecke von 6 km S /
Länge nach dem Bahnhof I geführt, von wo aus N Torfsilo
die Weiterverteilung, nach den. Kesselhaus- " SS h
bunkern erfolgt. _ Diese Verbindungsstrecke R S
kreuzt die Staatsbahn, bei km 624,98 durch + N
eine Unterführung, steigt in der Schlucht des N
Kuhfließes und an dem Rücken vor dem Bahn- 3
hof auf die Höhe des Bahnhofes I an (Abb. 9).
Die größte Steigung dieser Strecke beträgt
1: 139. Der Transport von den Silos nach den
Kesselhäusern durch ‚ Transportmittel wie
- Becherketten, Bandförderer usw. wäre für den
vorliegenden Fall unwirtschaftlich, da die PIE Io an Nrv Sir re - ne
Länge des Silos I 1600 m beträgt. Bei der ge- ”00 10 2,0 A) AR :
wählten Anordnung könnten die Wagenzüge, Abb. 8 und 9. Oben: Längsschnitt der Hauptgleise. Unten: Längsschnitt der Verbindungsstrecke.
di + des Torfes vom Moor zum 3 = E : R
Silo und Kara dienen, auch zur Beförde- | häusern am höchstbelasteten Tag im Winter Zentrale zurückgeführt werden. Es ist tatsäch-
lei ter den Silos zu den | beträgt bei einer Erzeugung von 1,68 Mill. kWh lich möglich, durch eine richtige Organisation
nn ip keh sand 3864 t, d. h. bei einer Arbeitszeit von 8 h täg- | dieser Schwierigkeiten Herr zu werden, da die
werden. Die Gesehwindigkeit wurde der Stei- | lich, 485 tin der Stunde. Auf der Hauptstrecke Beförderung von 920 000 t für das vorliegende
gung wegen jedoch, um die Motoren nieht zu | wären also stündlich im Höchstfalle in jeder Kraftwerk in 100 bis 130 Tagen nicht eine be-
gl
15200
Abb. 10. Triebwagen und Torfzug.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Het 45. q er - SEN ovember 1920.
Lageplan des Kraf iwerks „Zehlaubruch.“. Maßstab 1:62500.
sondere Glanzleistung
. wäre. Auf unseren -
a
Zahlen bedeuten. Das
einzige Umangenehme
bei der ‘Beförderung
ringes spezifisches Ge-
. wicht, also seine große
- Sperrigkeit, die große
ten Torfgewinnungsma-
‘ schinen beträgt bei
ns
Koppel und Dollberg
- kannt geworden. Sämt
. dieser Leistung gerech-
des Torfes ist sein 'ge-
Fördergefäßeundgroße
Siloanlagen erforder-
ößte ng
bis jetzt gebau-
der Konstruktion vo
- Dr. Wielandt 40 bs
60, bei Strenge 80, bei
| Baumann-Schenck
30 m?/h. Die Leistun-
gen der Konstruktio-
nen von ÖOrenstein &
‘sind bisher nicht be
liche Bauarten lassen
eine Steigerung bisauf
150 m3/h zu. Es soll
deshalb bei den näch-
‚sten Berechnungen mit
net werden. =
Die Entwässerung des
Se
11. November 1920. | 'Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 45. 891
und die "auch entsprechend tief lie-
gen, so daß das ganze Moor überall
Hi auf den Grund entwässert werden
kann.
Als Baggermaschinen kommen
nur, wie ich es schon früher vorge-
schlagen habe (s. „Torfkraft‘“), Löftel-
bagger in Frage, die für eine Lei-
stung von 150 m?/h bemessen wer-
den, und die allein geeignet sind,
Holzeinschlüsse und Stubben ohne
Schwierigkeiten zu entfernen. Es
muß damit gerechnet werden, daß
am Rande des Moores größere Holz-
einschlüsse vorhanden sein werden.
Reehnet man für eine Soden-
formmaschine 150 m3 Torfmasse in
der Stunde, so kann eine Maschine in
16 Arbeitsstunden 2400 m3 und in
100 oder 130 Tagen 240000 bis
312 000 m? verarbeiten oder jährlich
36.000 bis 47 000 t Trockentorf er-
zeugen. Für eine Leistung von
920 000 t müßten. also 26 bis 20 Ma-
schinen angeschafft werden. Rechnet
man 150kg Trockentorf/m? Torfmasse,-
so wären jährlich 6,1 Mill. m3 Torf-
masse erforderlich, oder x
bei 4 m Tiefe =. 1,52 Mill. m?
— 152 ha = 1,52 km?,
bei6m Tiefe = 1Mill.m? = 100ha
— 1 km.
Die Länge des Sodenablegers
richtet sich einmal nach der Verdich-
tungswirkung der Zerreißmaschine
und nach der Art, wie die Soden
abgelegt werden sollen. Nimmt man
‘die Sodengröße zu 400 >< 160/110
><100 mm, entsprechend einem In-
halt von 5,41 und einer Verdichtungs-
wirkung der Maschine von 1 : 1,5 an,
so ergibt sich die Breite des Trocken-
Abb. 1b. Lageplan des Kraftwerke „Zehlaubruch‘. Valstab 1:62500. es Ahlen
: : "hochkant zu:
Moores wird so tief getrieben, daß sämtliche | Moortiefe Abbanbreite a b
einzelnen Maschinen aufeinander ergibt bei
7 Tagen Abstand einen Zwischenraum von
1000 m. Der Abstand von 7 Tagen ist.gewählt,
weil innerhalb dieser Zeit die Soden genügend
vorgetrocknet sind, daß das Trockenfeld für
eine neue Belegung geräumt werden kann.
In Abb. 12 sind die Arbeiten zwischen zwei
Maschinen dargestellt: bei
a) ist das Feld mit Soden belegt,
b) werden die abgelegten Soden, nach-
dem sie genügend getrocknet sind, aufgenom-
men, durch ein Förderband an die Längsseite
des Trockenfeldes gebracht und dort zu Haufen
zusammengelegt,
c) werden die Soden durch ein weiteres
Transportband nach den Abfuhrwagen beför-
dert. Das Räumen des Trockenfeldes seitlich
durch Bandförderer macht ein Verschwenken
der Abfuhrgleise nur einmal im Jahre in der
Zeit, in der keine Torfgewinnung stattfindet,
nötig. Es wird hierdurch also an Arbeits-
kräften in der Zeit des Hochbetriebes gespart.
Der gesamte Abbauplan ist aus Abb. 11
zu ersehen. Es gehen zwei Einschnitte in das
Moor hinein, die in der Mitte den Hauptent-
wässerungsgraben haben. Vom Bahnhof II
zweigen 4 Fördergleise ab, die auf beiden
Seiten der Hauptentwässerungskanäle liegen
und durch Weichen verbunden sind. Von die-
sen Gleisen und Entwässerungskanälen ent-
wickelt sich dann die ganze Abbauarbeit. Das
Verteilen der Wagenzüge geschieht vom Bahn-
hof II aus. Die Gleisverbindungen ermög-
lichen außerdem ein Ausweichen der vollen und
leeren Züge, wenn nötig, unterwegs.
Diese Ausführungen erstrecken sich selbst-
verständlich auch auf große Toıfwerke,
die zur Gewinnung des Brenntorfes für Ofen-
Ba angelegt werden.
Arbeiter. Die Herstellung des Trocken-
torfes fällt in eine Zeit, wo landwirtschaftliche
Arbeiten mit Ausnahme der Heuernte nicht
vorgenommen werden. Es ist daher anzuneh-
men, daß die nötigen Arbeiter aus der Um-
gegend vorhanden sein werden, zumal man das.
Moor zu Kultivierungszwecken mit dem Fort-
schreiten der Enttorfung in kleine Besitzungen
lu 1 EEE a
en DE: Anderseits rd die Verwen-
: : : j trafgefangenen im Moor in weit-
Maschinen auf dem abgetorften Teil aufgestellt 4m 2m 64 bis 73 16 bis 18,3 ung von 2 1C
_ und die Trockemlätze dort eingerichtet werden 4%, I, 965, 2194 9264.52 ..28 gehendstem Maße ET, folgt.)
können. Der Grundwasserstand unter Ge- Ber RAP EN AREA .
ländeoberkante soll betragen bei: S4r 6.,,..160,,;. 190 40 „46
Au, 6... 192 5,230 48:0, 56 ee
Wieser... 0. .:0;3.b1s20, 4m, - \ R Be
Weide... 1 2200, s Die günstigste Ausbildung der selbshtäti- Festigkeitsuntersuchungen Än technischem
Acker N. Sr et bie-,25 m, gen Sodenablager ergibt sich beim Ablegen Porzellan.
: : 'hochkant. Wenn man mit den erforderlichen
Nach dem Abtorfen findet die Bearbeitung | Zwischenräumen und der Unregelmäßigkeit
des Bodens durch schwere Motorpflüge statt, | beim Ablegen rechnet, so wird sich bei einer
die die Bunkerde mit unterpflügen. Die da- | Tiefe des Moores von 4 m und einer Abbau-
rauf foleende Bearbeitung mit der Esge und | breite von. 4 m die Länge des ‚Sodenablegers
der Walze schafft einen idealen, vollständig | zu etwa 60 "bis 80 m ergeben, bei 6 m Tiefe zu
3
Von Walter De
„ : ? ‚muth
Oberingenieur ‘der Por zella ;hrik Hermsdorf.
Übersicht. In Hinblic” 5
bestrebungen für Form, Ausk auf die Normungs-
horizontalen Trockenplatz. 90 bis 120 m. Es soll hier mit 120 m gerechnet | M.terialveschaffenheit und :auschmöglichkeit nd
[ e - > Erfahrungen aus der Praxis geUntersuchung weg,
[23 1200 = Veröffentliehungen anregen sollen, um rare
nn 2 mE 6 —— zu „Sodenablegt— — : Keen lagen für eine Vereinheitlichung der Prüfungs-
methoden zu geben. Es wäre erwünscht. wenn auch
1 Sr LEN 7) Be: _‚Füraerborne wi andere Fachgenossen, die in der Erzeugung tech-
nischen Porzellans bisher wenig zusammengetragenen
Einzelergebnisse veröffentlichten, um so der Blektro-
industrie für den Apparatebau wirklich brauchbare
Konstruktionswerte zu schaffen und das Vertrauen
zum Porzellan. als erstklassigem Konstruk'ions-
material, das so vielen der während des Krieges
insbesondere aufgekommenen Ersatzstoffe überlegen
ist, weiter zu stärken.
m
5 A z | RE usa - & |
12; je FERN : - förderband
Sodenableger_ _ &
In der gesamten Industrie ist man be-
strebt, durch Vereinheitliehung der Form-
gebun,, der Größen- und Leistungsabstufungen
und damitimm>r waitergehender Sp>zialisierung
abgelegfe Joderr
—n— —— an
EBENE "3000005000 028 © ErerE
7) Förderband .60000000000
[6)
[e)
80. 000,00,009 9959399 Torf die Güte der Erzeugnisse, die Möglichkeit des
ee e ee rg Austausches und die Absatzfähigkeit zu er-
; \ ’ höhen. Hand in Hand dam.t muß eine sehr
Sodlerableger BEE wear
sorgfältige Materialausnutzung und Unter-
suchung der Baustoffe gehen. Auch in der
keram.schen Industrie, so weit sie sich mit
der Herstellung von elektrotechnischem Por-
zellan beschäft:gt, hat man umfangreiche Nor-
mungen durchgeführt, weitere sind in Vorbe-
reitung. Zum ersten Male ist man dabei mit
teilweiser Festsetzung von Prüfvorschriften
für die mechanisch-teehnische Untersuchung
vorgsgangen, die bisherigen Leitsätze des
VDE enthielten nur elektrische Größen.
Die allgemeine Kenntnis der mechanischen
Eigenschaften des Porzellans ist in der ver-
brauchenden Industrie sehr gering, in der
Literatur finden sich nur wenige, teils recht
unvollkommene oder widersprechende An-
gaben, auch die deutschen elektrotechnischen
Tachzaitschriften haben b’sher selten darüber:
abgelegte Soden
ö
Abb. 12. Folge der Arbeiten im Moor: _
i wä des Moores soll bis auf ! werden, eine Länge, die bereits von Strenge
die 93.00 am Kande vorgenommen Wer- ausgeführt ist. Die konstruktiven Grundlagen
den. Der Entwässerungskanal folgt für den für den Bau von Torfgewinnungsmaselhinen
ersten Teil dem Bahnhof Il und Beer SE im er ur ee in der ‚„Torfindustrie
j s entsprechend ver- | eingehend erortern. BER er
De RE "Gute Öberwalde, wo £ Der Fortschritt einer Maschine beträgt 9,4
seine Sohle in Höhe 410,0 in die Sohle des | zu In einem TEn Ron 4 ans einer Breite
ä j ä ent- m bei einer Moorti R N j i
en cn a etragt Sign von 4 m und 150 m3/h. Will man sie, um an bericht»t. Erst die „ETZ‘ 1920, S. 705 b.ingt
Tk Längsneigung 1 : 570. Von diesem | Zeit und Kosten zu sparen, höchstens einmal | eine eingehendere Arbeit, der Herren Dr.
Han kanal ehr eine entsprechende Zahl von während der jährlichen Arbeitszeit umsetzen, Rosenthal und Dr. Singer in Selb in Bayern:
5 Nebankanälen ab, die in Richtung der An- | so muß die durchgehende Arbeitskante im In der „ETZ‘“‘ 1920, 8.734, findet an Stel-
schlußgleise (Abb. 11) geführt werden können Moor die gleiche Länge haben, Die Folge der lungnahme eines Herrn S. zu Veröffentlichungen
j
1
892
Von Peaslee im Journal of the American
Institute of Electrical Engineers (Bd. 39,
1920, $. 445). Die hier gemachten Ausfüh-
rungen scheinen mir jedoch in den einzelnen
Punkten ein zu günstiges Allgemeinurteil zu
geben, sie decken sich jedenfalls nur zum Teil
mit meinen Arbeiten; ich stelle darum in
Folgendem die Ergebnisse meiner seit etwa
7 Jahren auf diesem Gebiete durchgeführten
Prüfungen zur Verfügung und hoffe, daß hier-
durch auch noch andere Fachgenossen vVer-
anlaßt werden, ihre Beobachtungen bekannt
zu geben, so daß mit den erhaltenen Durch-
schnittswerten tatsächlich rechnerische Ver-
oleung von Isolatorkonstruktionen ermöglicht
wird.
Ich habe die Aufgaben als Mitarbeiter der
Gesellschaft für drahtlose Telegraphie, System
Telefunken, Berlin, teils in deren eigener
Materialprüfstelle, teils in staatlichen An-
stalten, wie der: mechanisch-technischen Ver-
suchsanstalt an der Technischen Hochschule
Dresden und im Staatlichen Materialprüfungs-
amt Berlin-Dahlem, teils auchin den Porzellan-
fabriken selbst durchgeführt. Sie umfassen aus-
schließlich Porzellankonstruktionen für die Auf-
hängung von Luftdrähten, die Fußisolation,
Unterteilung der Pardunenabspannung von
ortsfesten Funktürmen, wie auch an fahrbaren
Stationen für Land-, See- und Tropenver-
wendung. Es sind dies wohl die Porzellan-
konstruktionen, die die größten Anforderungen
an Festigkeit stellen und für deren Durch-
arbeitung Unterlagen und Anhaltspunkte bis
dahin nicht bestanden.
Nach Erprobung verschiedener anderer
Baustoffe, wie Glas, Hartgummi, Mikanit u.
dgl. ging man schließlich zu Porzellan über
und hat hier sowohl bei Zug-, wie bei Druck-
beanspruchung die besten Erfolge erzielt.
Zu den einzelnen Untersuchungsarten er-
wähne ich im Gegensatz zu den vorgenannten
Arbeiten Folgendes:
1. Bestimmung der Druckfestigkeit.
Die von den Herren Dr. Rosenthal und
Dr. Singer angegebenen Festigkeitswerte von
4000 bis 5000 kg/em? können meinen Er-
fahrungen nach insofern zu falschen Folge-
rungen Anlaß geben, als bei diesen Werten
nicht die Größe der jeweilig untersuchten
_ Porzellankörper angegeben ist. Ich habe mit
abgestuftenArößen gearbeitet und dabei mit
wachsendem Körpermaß erhebliche Abnahme
der Festigkeit gefüynden. In dem von mir her-
ausgegebenen,; im | Januar 1920 bei Springer
erschienenen Buch{ ‚Die Materialprüfung der
Isolierstoffe der Elektrotechnik‘, in dem ich
unter dem Absatz \„Porzellan‘ die bei der
Telefunken-Gesellschaft gewonnenen Werte mit
deren freundlicher Getiehmigung mit benutzte,
u. a. eine Kurve gebräicht, die deutlich zeigt,
-wie weit und wie schnell die Festigkeit mit
wachsendem. Köıpermaß abnimmt. Der Wert
von # t/em? tritit dabei nur für die Körper
eines Durchmessers von etwa 50 mm bei etwa
gleicher Höhe zu und fällt bis zu einem Durch-
messer von 200 mm und dabei nur 100 mm
Höhe schnell auf 1 t/cm?.
Körper kleinerer Ausmaße tragen da-
gegen erheblich mehr, doch kommen solche
Konstruktionen praktisch kaum vor, Festig-
keitswerte von diesen sind darum für die vor-
liegende Betrachtung ohne Wert. Es wird
sieh bei nennenswert auf Druck beanspruchten
Isolatoren von vornherein meist um verhältnis-
mäßig große Körper handeln. Den Wert von
4000 bis 5000 kg dafür als Durchschnittswert
zu betrachten, halte ich für viel zu weitgehend.
Die von mir untersuchten Isolatoren stammen
von verschiedenen ersten Porzellanfirmen. Mit
keinem Fabrikat konnte ich bei der ange-
nommenen Kleinstgröße von 50mm Durchmesser
erheblich über 4000kg/em? kommen. Ich zweifle
nicht daran, daß bei ırgend einer Spezialmasse
bei einzelnen Stücken auch einmal höhere
Werte erreicht werden können, doch können
solche Einzelwerte wohl nicht als Norm dienen.
Die von mir verwandten Proben wie auch
in sehr großen Stückzahlen eingebaute Isola-
toren hatten durchweg zylindrische oder auch
tonnenförmige Gestaltung. Meine Beobach-
tungen gehen dahin, daß die hiermit erzielten
Werte höher liegen, als bei _der zuerst auch
von mir versuchsweise benutzten Würfelform.
Ich kann auch hier mit den genannten Ver-
fassern nicht einig gehen, ich halte die von
ihnen benutzte Würfelform einmal schon in
Rücksicht auf die Porzellanherstellung, die
runde Erzeugnisse bevorzugt, für ungeeignet.
Weiter habe ich die Beobachtung gemacht,
daß nachträglich auf die Form zugeschnittene
Körper geringere Festigkeit zeigen, als solche
mit runder, nach dem Brennen unbearbeiteter
Außenform. Die Aufhebung der Oberflächen-
spannung erscheint mir entschieden von er-
heblichem Einfluß,
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Het 45.
Weiterhin stehe ich im Gegensatz zu den
genannten Verfassern in der Annahme, daß
es richtig sei, zwischen Porzellan und den
Druckflächen der hydraulischen Presse elasti-
sche Einlagen anzubringen. Ich habe auch in
dieser Beziehung weitgehende Versuche ge-
macht und gefunden, daß, je elastischer die
Zwischenlage, je schlechter und unzuverlässiger
das Ergebnis ist, d. h. also, das günstigste
Arbeiten ergab sich bei direkter Anlage der
plan und parallel geschliffenen Porzellan-
flächen gegen die geschabten. Stahlplatten der
Presse. Lediglich in Rücksicht darauf, daß
bei umfangreichen Prüfarbeiten mit großen
Stückzahlen von Körpern die Stahlflächen
zerkratzt würden, entschloß ich mich zur Ein-
legung je eines Blattes ungetränkten Kanzlei-
papieres oben und _unten.
weise ausgeführten Drücke mit Blei- oder
Kupfereinlage oder einer solehen aus einer
oder mehreren Schichten in Öl oder Paraffin
getränkten Löschpapieres, zeitigten regelmäßig
Mißerfolge. Die Körper zersplitterten hierbei
nicht, wie es ‘bei einwandfreier Auflage er-
reicht wird, in unendlich - viele, senkrecht
stehenbleibende Stäbchen, zeigten auch nicht
die seltener beobachteten bekannten Druck-
figuren von Zement- oder Gesteinswürfeln,
sondern wurden mit explosionsartigem Knall
auseinandergesprengt. Die Gesamtdruckwerte
lagen dabei oft nur bei 150 t, während Körper
ae Fabrikation und Größe mit nur ein-
acher Papiereinlage Drücke bis zu 350 und
400 t aufnahmen. Die Besichtigung der elasti-
schen : Zwischenlage nach dem Drucke ergab,
daß das Material —sei es Blei, in Ol getränktes
Papier oder ähnliches, teilweise nach den
Rändern zu ausgewichen war. „Es hatte ge-
wissermaßen ein Abfluß des Oles bzw. der
Masse nach außen hin stattgefunden. Die
äußeren Zonen waren vollständig trocken ge-
preßt, während die weiter nach innen liegenden
Kreiszonen einen immer größer werdenden
Feuchtigkeitsgehalt und damit größere Dicke
zeigten. Die Ölmenge aus der Mitte konnte
somit durch die infolge des leichten, wider-
standslosen Abflusses schneller trocken ge-
preßten äußeren Zonen nicht mehr entweichen.
Die Einlagen erhielten also tatsächlich nach
der Mitte zu eine allmähliche linsenförmige
Verstärkung, ein Bild, das auch augenschein-
lich wurde, wenn man die benutzten Einlagen
gegen das Licht hielt. Es entsteht somit bei
elastischen Zwischenlagen eine ganz ungünstige
Beanspruchung. Es bildetet sich nach Auf-
treten der ersten Druckkräfte die vorher
parallele Zwischenlage zu einer balligen um.
Es entsteht ein Druckzentrum in der Mitte
der beiden Druckflächen, die dann nicht mehr
über ihre ganze Größe gleichmäßig ausgenutzt
werden können. Die Randzone des Isolators
erhält also weniger Druck, als das’ Mittelteil.
Die spezifische Beanspruchung in der Mitte
wächst ganz erheblich und führt so zu ex-
plosionsartigem Auseinandertreiben des ganzen
Körpers.
Diese Versuche wurden ausgeführt an der
400 t-Presse der Abteilung II (Baumaterial-
prüfung) des Materialprüfungsamtes in Dahlem.
Diese meine hier gemachten Beobachtungen
wurden auch bei ihrer Besprechung von den
Herren des Amtes nach deren eigenen Erfah-
rungen bestätigt. Ich kann darum nur empfeh-
len, möglichst ohne elastische Einlagen zu
arbeiten. .
Die weiteren Ausführungen der Herren
Dr. Rosenthal und Dr. Singer über „stoßweise
Beanspruchungen‘, die geeignet sind, das
Mißtrauen des Außenstehenden zu wecken, er-
fordern noch eine Ergänzung dahin, daß
„wechselnde Belastungen‘ wie sie beispiels-
weise gerade an den Pardunen der Antennen-
türme durch Sturmwirkungen hervorgerufen
werden, sehr wohl aufgenommeu werden,
ohne daß eine Gefährdung des Porzellan-
körpers eintritt. Ich habe derartige Unter-
suchungen grundsätzlich bei jeder _Neu-
lieferung in verschiedener Form mit durch-
geführt und zwar meist derart, daß die Be-
lastung unter der Druckpresse von 0 auf die
einfache, zweifache und mehrmals hinter-
einander auf die dreifache Nutzlast gesteigert
wurde. Zwischen den einzelnen Spitzen der
Kurve ‚wurde auf annähernde Entlastung her-
untergegangen. Gut gebrannte Körper zeigten
nach diesen Prüfungen keinerlei Zerstörungen.
Ich habe mich dabei nicht damit begnügt,
die Untersuchung auf Haarrisse nur mit dem
bloßen Auge oder mit der Lupe vorzunehmen,
sondern habe die Fläche mıt einer dünnen
Anilinfarbe überpinselt, etwaige Risse auch
feinster Form üben eine starke Saugwirkung
aus. Nach dem Abwischen sind alle Risse,
selbst in ihren feinsten Verästelungen erkenn-
bar. Nach dem Aufschlagen zeigte sich, daß
die Farbe bis auf den Grund der Sprünge ein-
gedrungen war, Solche Körper erwiesen sich
meist als nicht gar gebrannt. Ich kann diese
Die versuchs-
11. November 1820.
Farbüuntersuchung nur empfehlen, ich habe
sie auch bei dem weiter unten_ beschriebenen
„Tauchen‘‘ verwendet. * ?
Eine wirkliche „Stoßbelastung‘ in dem
erst angeführten Sinne kommt bei Konstruk-
tionen mit Porzellanisolatoren wohl selten in
Frage. :
2. Bestimmung der Zugfestigkeit.
Der hier. angegebene Durchschnittswert
von 261 kg erscheint mir nach meinen Beob-
achtungen auch noch etwas zu hoch gegriffen. >
Es ist nicht gesagt, aus wie großen Stück-
zahlen heraus sich dieser Durchschnittswert
ergeben hat. Jedenfalls habe ich aus Liefe-
rungen heraus, die sich über mehrere Jahre
erstreekten und etwa 200000 Stück um-
schlossen, nur den Wert von 240 kg als sicher
ermittelt. Bei einigen besonders hergestellten
Maßen bin ich auch höher, teils bis 360 kg/em?
gekommen, doch glaube ich, diesen Wert nıcht
als Norm gelten lassen zu können. Auch hier
standen wıederum Lieferungen verschiedener
erster Porzellanfabriken zur Verfügung.
Die hier verwendete Körperform ist von
den Verfassern in diesem Falle nicht be-
schrieben, doeh nehme ich an, daß hierfür die
vom Materialprüfungsamt später übernommene
Form des ursprünglichen Telefunken-Abspann-
isolators als ‚Normalstabs‘‘,, also ein zylin-
drischer Porzellankörper von 25 mm Durch-
messer bei einer geraden Länge von 160 mm,
mit kugelförmigen Endverdickungen benutzt
ist. Bei dieser Form hat es sich erwiesen,
daß sie Nebenbeanspruchungen, insbesondere
Biegung nach Möglichkeit ausscheidet.
Bemerkt sei, daß sich diese Isolatorform,
die das Porzellan auf Zug beansprucht, sehr
gut bewährt hat, wie es auch die oben genannten
großen Stückzahlen der Lieferungen beweisen.
In der Hochspannungstechnik ist man bisher
auf eine Zugbeanspruchung noch nicht über-
gegangen, es schweben jedoch auch hier
Versuche, mitZugbeanspruchung des Porzellans
zu arbeiten, dıe viel Aussicht auf Erfolg ver-
sprechen.
Die von
Anzweiflung der Richtigkeit der in der älteren
Literatur vorhandenen, außerordentlich hohen
Festigkeitswerte ist auch von mir bereits in
meinem vorgenannten Buch sowohl für Zug
als auch für Druck gegeben und durch die
Arbeiten als berechtigt erwiesen.
3. Bestimmung der Schlag-
biegefestigkeit.
Die Bestimmung der Schlagbiegefestigkeit
mittels des Pendelhammers erscheint mir keine
klare Beurteilung für Porzellan zuzulassen, da
es doch hierbei ın erheblichem Maße auf die
Eigenart der Fabrikation ankommt. Die Werte
fallen für denselben Querschnitt aus Hand-
hubel gedreht, aus der Presse gezogen, naß
gequetscht oder trocken geprebt erheblich
verschieden untereinander aus, so daß hieraus
wohl kaum ein Maß für den Konstrukteur
aus dem Elektroapparatebau gewonnen wWer-
den kann, da dieser doch meist nicht in der
Lage ist, das jeweilig aufzunehmende Fabri-
katıonsverfahren im "voraus zu beurteilen.
Weiter. glaube ich nicht, daß die aus den be-
sonders für diesen Zweck angefertigten Stäben
gewonnenen Werte auf Porzellankörper irgend-
einer anderen Form unmittelbare Anwendung
finden können. Die. geraden Stäbe sind an-
nähernd spannungsfrei, während Teile von
irgend welchen gedrehten Isolatoren, deren
Flächen meist gewölbt oder ähnlich verlaufen,
durch das Fabrıkatıonsverfahren, insbesondere
den Schwindungsprozeß gewisse Eigenspan-
nung enthalten.
4; Bestimmung der Härteprüfung,.
Die Bestimmung der Härte durch dasRitz-
verfahren oder nach der Kugeldruckmethode,
die ich zunächst auch aus dem Maschinenbau
zu übernehmen versuchte, hat sich bei Por-
zellan nicht anwenden lassen. Die auch mir
vor Monaten in meiner jetzigen Stellung von
Herrn Geheimrat Gary vorgeschlagene Ab-
nutzungsprüfung durch Sandstrahl, wie sie
für Ge teinssorten gebräuchlich ist, auf Por-
zellan zu übertragen, halte ich für eine sehr
glückliche Lösung der Frage.
entsprechenden Apparate vorbereitet, jedoch
liegen noch keine Ergebnisse vor.
5. Prüfungen bei verschiedenen -»
Temperaturen.
= _Die von Peaslee vorgenommenen und
ähnlich auch jetzt vom VDE für die Normung
von Freileitungsisolatoren vorgesehenen Prü-
fungen durch Temperaturwechsel,
mir den Kern der Sache nicht ganz zu trefien.
In. der Praxis wird eine derartige plötzliche
Erhitzung und Abschreckung, wıe dort vor-
geschrieben, wechselnd zwischen Raumtempe-
i
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2
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A
5
den Verfassern ausgesprochene
Ich habe die
scheinen
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3
ich auch eine weiße Glasur für durchweg
- Vesteras, J. Körner un F. Holmgren
Elektrotechnische Zeitschrift.
11. November 1820.
1920. Heit 45. 893
keiten bezüglich der Erhöhung der Fahrlei-
tungsspannung bestehen. Bei unmittelbarer
Erzeugung des Gleichstroms liegt die Grenze
hauptsächlich in der Schwierigkeit, die Anker-
wieklungen und Kommutatoren bei hohen
Spannungen für die Stromerzeuger auszu-
führen. Auch der Raumbedarf der Schaltein-
richtung dürfte wohl bei höherer Spannung
gewisse Schwierigkeiten bieten. Es hat sich
zwar als technisch möglich erwiesen, Gleich-
stromausrüstungen bis zu 5000 V Spannun
auszuführen, un möglicherweise bedeutet aue
diese, noch nicht die technisch erreichbare
Grenze. Indessen steigen dabei die Kosten
für Lokomotive und Stromerzeuger infolge
der Isolationsschwierigkeiten erhe lich, und
da diese Kosten bei einer Bahn mit mittlerem
Verkehr für 3000 V etwa 50% der ganzen
Blektrisierungskosten ausmachen, ‚so kann
eine größere Spannungssteigerung sehr wohl
eine so_ große Kostensteigerung zur Folge
haben, daß sie durch die Ersparnisse in der
Verteilungsanlage nicht ausgeglichen wird.
Nach Angabe der General Electrie Co., die in
dieser Frage große Erfahrungen hat, ist
eine Erhöhung der Fahrleitungsspannun über
3000 V wirtschaftlich nicht berechtigt, und kann
es bei dichterem Verkehr und somit großer
Anzahl Lokomotiven zweckmäßig sein, eine
niedrigere Spannung anzuwenden. Es dürfte
demnach keine Veranlassung vorliegen, bei
dem Vergleich zwischen den verschiedenen
Systemen von einer höheren Gleichstrom-
spannung als 3000 V auszugehen.
Gleichstrom erfordert Umformung, da
ee der Kraftverteilung die Kraftwerke
wohl stets für Drehstrom ausgeführt sein
müssen. Diese Umformung geschieht, prak-
tisch genommen, ausschließlich im einem
rotierenden Maschinensatz. Quecksilberdampf-
Gleichrichter mit welchen man, wenigstens
bei höheren Spannungen, bessere Wirkungs-
grade in der Umformung erhalten kann,
Sind noch nieht so durchgearbeitet, daß man
bei elektrischen Bahnen mit schwerem Ver-
kehr mit ihnen rechnen kann. Die Kommission
ist deshalb von einer Umformung in rotieren-
den Maschinen ausgegangen. Wegen der hohen
Gleichstromspannung kann hierfür zweck-
mäßig nur der Motorgenerator in Frage
kommen. ’
3. Die Entwicklung des Einphasen-
stroms für Bahnen fällt in die letzten 15 Jahre
und beginnt somit wesentlich später als die
der beiden vorher behandelten Stromarten,
wobei indessen daran erinnert werden mag,
daß die Ausführung des hoch espannten
Gleichstromes erst in die letzten ahre fällt.
Von den ursprünglich benutzten Motorbau-
arten hat sich der kompensierte Einphasen-
Reihenschlußmotor_seinen Gegnern als über-
legen erwiesen; er ist nunmehr fast ausschließ-
lich in Benutzung. Seine charakteristischen
Eigenschaften fallen in der Hauptsache mit
denen des Gleichstrom-Reihenschlußmotors
zusammen, und er ist deshalb wie dieser für
Verkehrszwecke gut geeignet. Man kann ihn
indessen nicht, wie den Gleiehstrommotor,
mit in gewissem Umfange beliebiger Spannung
ausführen, sondern der Motor muß notge-
drungen für eine verhältnismäßig niedrige
Spannung gebaut werden, und zwar mit einer
um so niedrigeren Spannung, je höher die
Periodenzahl ist. Während bei Drehstrom
"und Gleichstrom der Strom den Motoren
unmittelbar zugeführt wird, benutzt man hier
einen Transformator auf dem Fahrzeug. Die
Fahrdrahtspannung wird so hoch gewählt, wie
es die Kosten für ihre Isolation und diejenigen
der Transformatoren gestatten. Die Regelung
der Zugkraft und der Geschwindigkeit mit
Stufentransformatoren ist praktisch verlustlos
im Gegensatz zu Gleichstrom, wo nur eine
eringe Zahl Fahrtstellungen ohne Verlust in
ratur von 15 und 90° nicht eintreten. Ich habe
Versuche durchgeführt mit langsam auf 15°
heruntergekühlten Druckisolatoren und mit
diesen keinerlei andere Ergebnisse gefunden,
als an Körpern, die Mitteltemperatur hatten.
Schnelle Wechsel treten im Freien nie derart
auf, daß der ganze Körper die niedere bzw.
obere Grenztemperatur annimmt. Die so ge-
prüften Körper werden, wenn e8 sich nicht
um sehr kleıne Größen handelt, stets nur in
ihren äußeren Schichten die Wechseltempe-
ratur mitmachen, wodurch erhebliche innere
Spannungen entstehen. Eine solehe- Prüfung
mag immerhin ein Maß für die Güte des
Scherbens ergeben, erscheint mir aber als
reichlich hart.
Auf Grund der Beobachtungen an in den
Tropen eingebauten Isolatoren, wo in der Naeht
erhebliche Abkühlung und nach Sonnenauf-
gang eine sehr schnelle einseitige Erwärmung
eintritt, möchte ich- vielmehr eine Prüfung
mit einseitiger Wärmebestrahlung empfehlen.
In Rücksicht auf diese Erfahrungen halte
in der Hauptsache sich auf die Strecke Stock-
holm-Göteborg zu beschränken und die Elek-
trisierung des schwedischen Eisenbahnnetzes
nur nebenher zu betrachten.
Für die Elektrisierung der Eisenbahnen
können zwei Annahmen gemacht werden:
A. Die elektrische Energie 'wird der Lo-
komotive mittels einer oder zwei längs der
Bahn verlaufenden Fahrleitungen zugeführt
mit den Schienen als Rückleitung.
B. Die elektrische Energie wird in einer
im Zuge mitlaufenden Sammlerbatterie auf-
gespeichert, welche je nach Bedarf aufgeiaden
oder ausgetauscht wird. Die Fahrleitung und
die mit dieser verbundenen. Störungen un
Schwierigkeiten werden hierdurch zwar ver-
mieden, doch eignet sich diese Betriebsart
wegen des großen Gewichtes der Sammler-
batterie (60 bis 140 kg/kWh je nach Benutzung
von Nickeleisen- oder Bleiplatten) und der
schwierigen Unterhaltung ei dem jetzigen
Stand der Technik nicht für Eisenbahnbetrieb
in größerem Umfange, weshalb sie nicht weiter
behandelt worden ist. Für die erste Betriebs-
art kommen gegenwärtig in der Hauptsache
3 Stromarten in Betracht: Drehstrom, Gleich-
strom und Einphasenstrom.
1. Bei Drehstrom (etwa 15 Per/s und
3000 V) sind 2 Fahrdrähte erforderlich,
während die Schienen als dritte Leitung be-
nutzt werden. Der Motor ist leicht; einfach
und betriebssicher, die Lokomotive also ver-
hältnismäßig leicht und billig mit geringen
Unterhaltungskosten. Bei einem ver eich
mit den anderen Stromarten zeigen sich in-
dessen so viele, von keiner der befragten
Seiten bestrittene Nachteile, wie kostspielige
Stromverteilungsanlage infolge eringen ZU-
lässigen Spannungsabfalles für ie Motoren,
ungünstige Anfahreigenschaften, verwickelte
und teure Fahrleitungsanlage usw., aß die
Kommissionsmitglieder geglaubt haben, Dreh-
strom einer näheren Behandlung nicht unter-
_ ziehen zu brauchen. Als anders Bauarten ent-
weder noch gar nicht oder nicht in solchem
Umfange ausgenutzt werden konnten, wurde
Drehstrom bei den italienischen Staats-
bahnen eingeführt, wo er eine erhebliche Ver-
breitung gewonnen hat. Indessen haben die
angeführten Nachteile zur Folge gehabt, daß
er anderwärts nur in ganz besonderen Fällen
benutzt worden ist.
Über die beiden weiteren Stromarten,
Gleichstrom und Einphasenstrom, welche sich
beide durch eine einzige Aa ur aus-
zeichnen und beide eine technisch gute Lösung
der vorliegenden Frage bieten, sind die Mei-
nungen nicht in gleichem ‚Maße überein-
stimmend. In Schweden ist die einzige bisher
elektrisierte Bahnstrecke für schweren Ver-
kehr, nämlich die Riksgränsbahn!), für Ein-
phasenstrom eingerichtet. ür leichteren
Verkehr wird sowohl Einphasenstrom wie
Gleichstrom benutzt. In Deutschland, der
Schweiz und Norwegen sind ebenfalls
alle Bahnen mit schwererem Betrieb einphasig
ausgeführt worden, und die künftige Ent-
wieklung ist auf diese Richtung eingestellt.
In Amerika dagegen scheint Gleichstrom
gegenwärtig den Vorzug zu haben, so daß die
größte Bahnelektrisierung der letzten Jahre,
nämlich die Chieago-Milwaukee- und $t.-Paul-
Bahn?), mit 3000 V Gleichstrom ausgeführt ist.
Nach dem vorläufigen Bericht eines Mit-
gliedes der französischen Kommission für
die Elektrisierung der dortigen Eisenbahnen
zu urteilen, scheint man auch in Frankreich
die Wahl des Gleichstroms für künftige Bahn-
elektrisierungen ernstlich in Erwägung zu
ziehen.?)
%. Gleichstrom ist an sich die älteste
der für Verkehrszwecke benutzten Stromart
und hat seit langem eine ausschließliche Ver-
wendung für Straßenbahnen und kleinere
Bahnen, welche mit einer Spannung von
500 bis 600 V ausgeführt werden, er ahren.
Man hat allmählich die Fahrleitungsspannung
zunächst auf 1200 bis 1500 V, später auf
2400 und schließlich auf 5000 V erhöht, bei
welcher Ba sich die Möglichkeit des
Betriebes langer Bahnstreeken mit schwerem
Verkehr erwiesen hat. Die Bahnkraft wird
dabei in längs der Bahn zweekmäßig ver-
teilten Unterwerken erzeugt, wo der aus den
Kraftwerken kommende Drehstrom auf Gleich-
strom umgeformt wird. Je höher man die
Fahrdrahtspannung wählen kann, um so
größeren Abstand voneinander können für
einen gewissen Verkehrsbedarf die Unterwerke
haben, und desto mehr werden die Kosten für
Erzeugung und Verteilung des Bahnstromes
herabgesetzt. Es muß deshalb bei einem Ver-
gleich zwischen den verschiedenen Stromarten
geklärt werden, welche Entwicklungsmöglich-
zweckmäßig, die gegen diese während des
Krieges berechtigt gewesenen Einwendungen
der leichteren Sichtbarkeit, wie: z.‘° B. ei
U-Booten, kommen ja jetzt in Fortfall.
—
Die Elektrisierung
der schwedischen Staatsbahnen.
Übersicht. Es wird das Gutachten einer von
der Kgl. Schwedischen Staatsbahn ernannten Kom-
mission von Sachverständigen wiedergegeben. Es
werden die Vorteile und Nachteile der beiden
Stromarten: Gleichstrom und Einphasen-Wechsel-
strom einander gegenübergestellt. Ebenso wird
untersucht, ob bei letzterem die unmittelbare Er-
zeugung im Kraftwerk und, Verteilung durch be-
sondere Speiseleitungen der Umformung aus Dreh-
strom, welcher dem allgemeinen Landesverteilungs-
netz entnommen wird, vorzuziehen ist. Für die
Strecke Gothenburg— Stockholm, deren Elektrisie-
rung in Aussicht genommen ist, und welche daher
in erster Linie Gegenstand der Untersuchungen war,
geben die Sachverständigen dem Einphasen-Wechsel-
strom den Vorzug gegenüber dem Gleichstrom und
empfehlen Bahnkrafterzeugung teils unmittelbar im
Kraftwerk und teils durch Umformung aus Dreh-
strom an einer oder wenigen Stellen.
Die Direktion der schwedischen Staats-
bahnen hatte im Jahre 1919 die Herren En-
ström, Alm und Rossander beauftragt, eine
von ihr verfaßte vorläufige Untersuchung be-
züglich der Elektrisierung des Staatsbahn-
netzes zu begutachten. _Es sollten dabei ins-
besondere die beiden Fragen der Stromart
und der Verteilung der elektrischen Energie
für den Eisenbahnbetrieb geprüft werden.
Bei der Ausführung dieses Auftrages sollte die
aus den drei Genannten bestehende Kom-
mission auch andere Sachverständige hinzu-
ziehen dürfen. Sie hatte deshalb die Ein-
holung von Gutachten von H. Lindström,
in Stockholm, W. Reichel, Berlin, sowie
Ingenieur L. Thormann, Bern, beschlossen.
Die Kommission hatte ferner Besprechungen
mit den Ingenieuren Kline un Carter als
Vertretern der General Electric Co. gehabt
und eine schriftliche Auskunft von den In-
genieuren Shep ard und Kirker der Westing-
house Gesellschaft in Pittsburg_ eingeholt.
Sie hat ferner den elektrischen Betrieb der
Riksgränsbahn an Ort und Stelle studiert und
auch die einschlägige Literatur durchgesehen,
soweit sie geeignet war, die vorliegenden Fragen
zu beleuchten.
Die in dieser Weise zusammengebrachten
Unterlagen enthalten indessen in verschiedener
Hinsicht weit auseinandergehende Zahlen so-
wohl bezüglich der technischen Angaben wie
auch der Preise. Diese Tatsache zeigt, daß es
Begeuwänig außerordentlich unsicher ist, auf
em vorliegenden Gebiete zuverlässige Be-
rechnungen auszuführen. Die Kommission hat
nach Prüfung aller Angaben mit den Herren
Körner und Holmgren sich über die Werte
Besen welche den nachstehend angeführten
erechnungen als die wahrscheinlich richtigen
zuerunde gelegt worden sind. Die Kosten
haben bei den jetzigen schnell sich ändernden
N hängt damit zusammen,
aß der Einphasenmotor an und für sich einen
geringeren Wirkungsgrad hat, und daß die
Verluste des Transformators hinzukommen.
Die letzteren spielen eine um SO größere Rolle,
je länger der Transformator während der
Aufenthalte eingeschaltet bleibt. |
Die Fahrleitungsspannung bei Einphasen-
bahnen hat sich in Europa Zu einem Grenz-
wert von 15 000 bis 16 000 V entwickelt, was,
soweit sich übersehen läßt, vollständig, aus-
reichend ist für die Übertragung der größten
im Bahnbetriebe vorkommenden Kraftbe-
träge unter mäßigem Spannungsabfall ohne
eine allzudichte Anordnung der Speisepunkte.
Indessen gilt auch hier, daß eine Erhöhung der
Fahrdrahtspannung eine Vergrößerung des
Abstandes zwischen den Unterwerken un
eine Verminderung der Leitungskosten ZU-
läßt. Eine Erhöhung um_2. B. 30 bis 50%
würde, falls die künftige Entwicklung dieses
ganz Schwedens mit elektrischer Energie, die
mit der Elektrisierung der Bahnen zusammen-
hängt, noch nicht vö lig geklärt sind.
., Um wegen der Brennstoffersparnis_mög-
lichst schnell zur Elektrisierung der Eisen-
bahnen zu kommen, sah man sich genötigt,
» Vgl, „ETZ« 1915, 8.225, 899; 1917, 8. 458; 1018, 8. 496
») Vgl. „ETZ* 1918, 8, 871; 1917, 8, 879; 1918, 8. 281.
») Vgl. „ETZ* 1919, 8. 597 f.
894
erforderlich machte, sicherlich durchgeführt
werden können, ohne daß die Kosten weder
für die Lokomotiven noch für die Unterwerks-
transformatoren oder die Streckenisolierung
entsprechend wachsen würden. Einphasen-
strom hat demnach sicherlich die gleiche, wenn
nicht größere Möglichkeit einer erhöhten Fahr-
leitungsspannung wie Gleichstrom, und man
begeht deshalb gegen diesen kein Unrecht,
wenn man das Verhältnis 1:5 zwischen Gleich-
strom- und Einphasenspannung beibehält. Bei
den vergleichenden Bereehnungen ist deshalb
eine Fahrdrahtspannung von normal etwa
15 000 V vorausgsetzt worden, um so mehr, als
sich mit Rücksicht auf das Liehtraumprofil
diese Begrenzung als zweckmäßig er-
wiesen hat.
Wie bereits erwähnt, hängt die Abmessung
des Motors in hohem Grade von der Perioden-
zahl ab; je niedriger diese ist, für um so höhere
Spannung kann der Motor gebaut werden, und
um so besser wird sein aktives Material aus-
genutzt. Eine niedrigere Periodenzahl ist von
besonderem Wert für die Steuerapparate,
welche zum mindesten bis zu einer gewissen
Grenze betriebssicherer ausgeführt werden
können und auch geringere Aufsicht und
Unterhaltung erfordern, wenn die Spannung
höher und infolgedessen die Stromstärke ent-
sprechend niedriger ist. Für den Motor und
die Steuerapparate dürfte also eine möglichst
niedrige Periodenzahl die beste sein. Indessen
bringt ein Herabsetzen der Periodenzahl
gleichzeitig eine Erhöhung der Gewichte der
gesamten übrigen elektrischen Ausrüstung mit
sich, als da sind: Lokomotive, Unterwerks-
und Kraftwerkstransformatoren sowie Ein-
phasengeneratoren. Wird dies berücksichtigt,
so kommt man darauf, daß ein günstigster
Wert der Periodenzahl vorhanden sein muß. _
Nach übereinstimmenden Angaben der Sach-
verständigen liegt dieses Optimum in der Nähe
von 15 Per/s. Für diesen Wert ist die elek-
trische Ausrüstung der Riksgränsbahn aus-
geführt. Da im übrigen der absolut gün-
stigste Wert der Periodenzahl nur für jeden
besonderen Fall und ausgehend von gewissen
im einzelnen gegebenen Voraussetzungen be
stimmt werden kann, so wird der richtige Wert
von Fall zu Fall etwas schwanken. Man kann
auch andere Rücksichten als die rein bahn-
technischen hineinspielen lassen. \Die viel-
leicht wichtigste dieser nicht bahntechnischen
Rücksichten ist die Möglichkeit eines gemein-
samen Betriebes zwischen Industrie- und
Bahnnetzen zwecks Erhalt der bestmöglichen
Ausnutzung der primären Kraftquelle, hier
in der Hauptsache Wasserkraft. Hierfür ist
es wünschenswert, daß die Industrieperioden-
zahl, welche in Schweden einem Normalwert
von 50 Per/s zuneigt, und die Bahnperioden-
zahlen in einem einfachen Verhältnis zuein-
ander stehen, also 1:2, 1:3 oder 1:4. Man erbält
dann erheblich größere Freiheit in der Be-
stimmung der Drehzahl der rotierenden Ma-
schinen, was natürlich ein sehr hoch
schätzender Vorteil ist. Die 3 dementsprechen-
den Periodenzahlen sind 25,.16?/,;, und. 12,5.
Von diesen kann die erstere als zu weit ab-
liegend von dem günstigsten Wert von der
Betrachtung ausgeschlossen werden, so daß die
Wahl nur zwischen den Periodenzahlen 16?/,
und 12,5 liegt. Aus Berechnungen (Reichel
und Alm) geht hervor, daß mit 12,5 Per
gegenüber den vorher erwähnten 15 Per
wirtschaftliche Vorteile nicht zu erreichen
sind. Die Erfahrung hat indessen gezeigt, daß
Ausrüstungen für 15 und 162%, Per ın
betriebstechnischer Hinsicht gerechte An-
sprüche erfüllen, und da nach der Auffassung
der Sachverständigen auch bei 16?/, Per
die Entwicklung der Lokomotivleistungen auf
künftig. etwa 'erwunschte Werte nicht ge-
hindert zu werden braucht, so scheint eine
Veranlassung zur weiteren Herabsetzung der
Periodenzahl nicht vorznliegen. Die Kom-
mission hat es deshalb als zwe-kmäßig ange-
sehen, der Ausbildung des Einphasensystems
die Periodenzahl 16?/, zugrunde: zu legen. Die
geiehn Auffassung. teilen auch die von der
ommission befragten Sachverständigen.
Gegen eine Änderung der Bahnperioden-
zalıl von 15 auf 16?/, spricht zwar der Umstand,
daß die Riksgränsbahn bereits mit ersterer
eriodenzalıl ausgeführt ist, aber einmal dürfte
es recht lange dauern, ehe die in Frage kon men-
den Erweiterungen an diese Strecke ange-
schlossen werden, und ferner ist ein Übergang
auf die etwas höhere Periodenzahl auf dieser
Bahnstrecke verhältnismäßig einfach durch-
zufübren, wenn man auch mit gewissen
Schwierigkeiten bezüglich des " bereits be-
schafften Lokomotivmaterials zu rechnen hat.
... Was schließlich die Erzeugung und Ver-
teilung der Einphasenbalın-Energie betrifft,
ß8o kann man- entweder Einpiuasenstrom im
Kraftwerk mit Transformatoren oder Dreh-
strom im Kraftwerk und Umformung in Ein-
Elektrotechnische Zeitschrift.
ZU.
1920.
phasenstrom niedriger Periodenzahl in Unter-
werken wählen. In letzterem Fall kann ent-
weder die Umformung in einer geringen Zahl
großer Unterwerke erfolgen, welche mit einer
hochgespannten‘ Einphasenleitung zu ver-
binden sind (von diesen Unterwerken aus er-
folgt Herabsetzung der Spannung), oder auch
die Energie wird in so vielen Unterwerken
umgeformt, daß die Hochspannungs - Ein-
phasenleitung nicht erforderlich wird, sondern
die Einphasenenergie wird der Bahnleitungmit
15000 bis 16 000 V zugeführt. Dieses wiederum
kann in der Weise geschehen, daß entweder
die Einphasenmaschinen der Motorgeneratoren
unmittelbar für die Fahrdrahtspannung ge-
wickelt werden, oder auch in der Weise, daß
zwischen die Generatoren und die Fahrleitung
ein Transformator eingeschaltet wird. Dieser
Unterschied ist nicht von grundsätzlicher Be-
deutung, sondern lediglich konstruktiver Natur.
Die Wahl hängt also davon ab, ob die Ein-
phasengeneratoren mit der wünschenswerten
Betriebssicherheit für die in Frage kommende
Spannung ausgeführt werden können. Bei der
Wahl zwischen den Systemen, welche somit
nach Ansicht der Kommission für eine allge-
meine Elektrisierung der schwedischen Staats-
bahnen in Frage kommen kann, nämlich
Einphasen- oder Gleichstromsystem, sind
sowohl die technischen wie die wirtschaft-
lichen Gesichtspunkte zu untersuchen.
Vergleich nach allgemein technischen Gesichts-
punkten. j
Stromart.
In. Europa sind Gleichstrombahnen über
2000 V Fahrdrahtspannung nicht ausgeführt.
Somit ‘sind Erfahrungen hierüber nur von.
Amerika zu erhalten. Daß hochgespannter
Gleichstrom dort und besonders beider Chicago-
Milwaukee-St. Paul-Bahn (3000 V) eine bahn-
technisch vollwertige Lösung erfahren hat,
wird indessen von so vielen unparteiischen-
Seiten bezeugt, daß die Kommission, obgleich
sie nicht in der Lage war, sich persönlich hier-
von zu überzeugen, nicht die mindeste Veran-
lassung hatte, diese Tatsache zu bezweifeln.
Anderseits konnte die Kommission bei der
Riksgränsbahn feststellen, daß auch der Ein-
phasenbetrieb, bahntechnisch gesehen, höchst-
gestellte Ansprüche erfüllt.
bachtungen über die Leistungsfähigkeit von
Einphasenlokomotiven beim Abtransport der
beladenen Erzwagen von der Kiruna-Grube
vorgenommen. Hierbei wurden sehr große
Zuggewichte (2700 t) mit langsamer Fahrt be-
fördert. Es ergab sich, daß die Einphasen-
motoren der Riksgränsbahn auf recht zu-
friedenstellende Art arbeiten.
Einwirkung auf Schwachstromanlagen.
Sowohl bei der‘ Riksgränsbahn wie bei
anderen Einphasenbahnen hat es sich gezeigt,
daß der Bahnbetrieb Störungen in den längs
der Bahn verlaufenden Telegraphen- und
Fernsprechleitungen mit sich bringt. Bei ge-
wissen Gleichstrombahnen wiederum sind
Schwierigkeiten teils durch Elektrolyse und
teils auch dureh Schwachstromstörungen ent-
standen. Es wurde deshalb als notwendig er-
kannt, etwas ausführlicher auf einen tech-
nischen Vergleich zwischen den Stromarten auch
unter Berücksichtigung ihres Einflusses auf
längs der Bahn verlegte Schwachstromlei-
tungen, Wasser- und Gasrohre, Erdkabel usw.
einzugehen. Über die Schwachstromstörungen
bei der Riksgränsbahn hat die Direktion
der Schwedischen Staatsbahnen bereits eine
eingehende Untersuchung ausführen lassen!).
Infolgedessen sind gewisse Maßnahmen für die
Beseitigung der Störungen auf dieser Bahn-
strecke vorgeschlagen worden, und zwar: Auf-
teilung der Fah leitung in Abschnitte von etwa
0 km, Einsetzen von Saugtransformatoren
und Schienenverbindungen, Abrücken der
Schwachstromleitungen auf wenigstens 100 m
Abstand von der Bahn, oder bei
j | eringerem
Abstand (jedoch mindestens 15 m) Anordnung
einer Kompensationsleitung usw., Die er-
forderlichen Maßnahmen sollten im Anfang
des Jahres 1920 durchgeführt sein.
die beste Hoffnung hegen, daß diese Anord-
nungen dem gedachten Zweck genügen
werden.
Indessen werden die Schwachstroman-
lagen infolge der entsprechend der technischen
Entwicklung immer größeren Empfindlich-
keit der Empfangsapparate in höherem Grade
auch gegen unbedeutende Störungen von nahe-
liegenden Starkstromleitungen empfindlich.
Seibstverständlich wäre es für die Wahl der
Stromart von besonders großem Wert gewesen,
wenn das Ergebnis und die Wirkung der eben
') Schwachstromstörungen hei Einphasen - Wechsel-
stromhahnen, Verlag R. Oldenbourg, Mü isi
deutsche Übersetzung‘, RO WRLTIESTIE
Heft 45,
Es wurden Beo-
Man
kann auf Grund der vorbereitenden Versuche
11. November 1820.
erwähnten Maßnahmen bereits hätte vorliegen
können. Nach Thormann ist es mit ent-
sprechenden Anordnungen bei der Bahn’
Bern-Thun möglich geworden, einen ein-
wandfreien Betrieb der Schwachstromleitungen
zu erzielen, auch wenn sie nur 2 bis 3m von der
Fahrleitung abliegen. Unter allen Umständen
und welche Stromart auch gewählt werden
möge, scheint man gezwungen, zu sein, aus:
reiner Rücksicht auf den Raumbedarf und die
Sicherheit mit einem Abrücken der Tele-
graphen- und Fernsprechleitungen auf wenig-
stens 15 m von der Fahrleitung zu rechnen.
Von den befragten Sachverständigen hebt
Lindström hervor, daß die Stromstörungen
ernsthafterer Natur bei Einphasenbahnen, so-
weit sie als noch nicht vollständig geklärt an-.
zusehen sind, in der Hauptsache von den Ober-
tönen in der Strom- und Spannungskurve her-
rühren, welche auf dem Einfluß der Lamellen
der Lokomotivmotoren beruhen. In dieser Hin-
sicht indessen sowohl die Gleichstıom- wie die
Einphasen-Reihenschlußmotoren Anlaß zu Stö-
rungen zu geben. Die am schwersten zu vermei-
denden Störungen liegen in der elektromagneti-
schen Induktion zwischen Stark- und Schwach-
stromleitung. Sie treten besonders bei Kurz-
schlüssen in der Fahrleitung auf. Störungen
dieser Art aus dem Einphasensystem werden
infolge von Maßnahmen, welche bereits mit.
Rücksiehtaufden normalen Betrieb an der Bahn
ergriffen werden können und müssen, in nicht
geringem Grade auch bei Kurzschluß in der
Fahrleitung unschädlich gemacht. Demgegen-
über hat Gleichstrom in demselben Falle volle
und ungedämpfte und infolge bedeutend größe-
rer Stro stärke erhöhte Störungswirkung, wes-
halb es nach seiner Auffassung fraglich zu sein
scheint, ob Gleichstrom einen Vorteil vor dem
Einphasensystem hinsichtlich der, Schwach-
stromstörungen hat. EN
Daß störender Einfluß auf die Schwach-
stromleitungen auch bei Gleichstrombahnen.
vorkommt, ist gelegentlich der obengenannten
Untersuchungen unter anderem auf der Saltsjö-
Bahn festgestellt worden. Bei Kurzschlüssen
in der Fahrleitung sind daselbst erhebliche
-Spannungswerte in längs der Bahn laufenden
Fernsprechleitungen gemessen worden. Außer-
dem wurden infolge von Lamellen-Obertönen
kräftige Störungen festgestellt. Anderseits
liegen nach Angabe der Gen. El. Co. die besten
Erfahrungen bei der obengenannten Chicago-
Milwaukee-St. Paul-Bahn hinsichtlich des un-
gestörten Betriebes der Schwachstromlei-
tungen vor. Eine Bestätigung finden diese Er-
fahrungen durch einen vorläufigen Bericht von
Prof. Mauduit, dem Mitgliede in der fran-
zösischen Eisenbahn-Elektrisierungskommis-
sion. Die Zugleitung auf genannter Bahn er-
folgt von ihrem Mittelpunkt aus duıch eine
Fernsprechleitung, welche als Luftstrecke längs
der Bahn ohne besonderen Schutz verläuft.
Die französische Kommission hat festgestellt,
daß man auf dieser Leitung ohne Schwierig-'
keit telephonieren konnte.
der Kommission 8 Tage lang eine eindrähtige
Multiplex - Drucktelegraphenausrüstung (also
mit Rückleitung durch die Erde) zur Verfü-
gung gestellt, welche auf einer. Strecke von
270 km längs der Bahn auf Masten verlegt war.
Diese Telegraphenausrüstung funktionierte
vollkommen während der genannten Zeit, obne
daß sie sogar durch absichtlich verursachte
Kurzschlüsse zwischen Fahrleitung und
Schienen gestört wurde. Nach Angabe der
Ingenieure der Gen. El. Co. beobachtete man
während der ersten Betriebszeit der Bahn ge-
wisse Fernsprechstörungen durch Lamellentöne ;
von den Gleichstromgeneratoren der Unter-&
werke, aber diese Schwierigkeiten sind durch
einfache Anordnungen überwunden worden.
Durch die Lokomotivmotoren wurden keine
Störungen genannter Art hervorgerufen.
Ob nun die Ursache des guten Ergebnisses
auf dieser, die Saltsjö-Bahn bezüglich Span-
nung, Stromstärke und Länge um ein Viel-
faches übertreffenden Bahn in der erzielten
2
%
4
E
3
Es wurde ferner
&
ungewöhnlich schnellen Begrenzung des Kurz- -
schlusses zu suchen ist,!) oder darin, daß eine
Anzahl von Motoren betriebsmäßig in Reihe
geschaltet ist, wodurch die Lamellentöne der
einzelnen Motoren leichter neutralisiert werden -
können, so besteht doch anscheinend irgend
ein grundsätzliches Hindernis für die Durch-
führung soleher Verbesserungen auch im Ein-
phasensystem nicht.
Vielmehr müssen bei
Gleichstrom-Kurzschlüssen stets bedeutende
Spannungen, in ungünstigen Fällen herauf bis.
zu ein oder mehreren 1000 V, in den längs der
Bahn laufenden Schwachstromleitungen ent-
ı) Beim Kurzschluß wird ein begrenzender Wider-
stand eingeschaltet, so daß der Kurzschluß-irom schon
nach 7 his R/000 8 auf 640 A., d.h. auf den Wert des
u gefähr %fachen Dauerstrones und nngelähr des 3-fachen
zugelassenen höchsten Belastungsstromes eines Motorgene-
rators begrenzt ist; nach 1.5 bin 2110 8, ıst der Strom
auf etwa 1/3 seines Höchstwertes zurückgeführt und nach
etwa 7/100 8 ist der Kurzschluß unterbrochen,
N - fahrt der Pennsylvaniabahn nach New York
haltungskosten, bezogen auf das gleiche Loko-
11. November 1920.
stehen. Daß diese Spannungen sich auf der
amerikanischen Bahn wenig bemerkbar ge-
macht haben, kann deshalb nicht gut anders
erklärt werden, als durch die schnelle Abschal-
tung, sofern dort nicht die Schwachstromlei-
tungen in anderer- Weise angeordnet sind als
hier. Dagegen kann man bei Einphasenstrom
mit Hilfe von Saugtransformatoren, prak-
tisch genommen, die großen Spannungser-
höhungen vermeiden. a
Die elektrolytische Wirkung, welche die
vagabundierenden Ströme des Gleichstroms
in gewissen Fällen auf in der Erde verlegte
Kabel-, Gas- oder Wasserrohre usw. ausüben
können, besteht, praktisch genommen, beim
Einphasenstrom nicht. Da, wie bereits er-
wähnt, bestimmte Erfahrungen von irgend
einer hinsichtlich der Schwachstromstörungen
neuzeitlich ausgerüsteten Einphasenbahn noch
nieht vorliegen und die Angaben über das
Verhalten der Gleichstrombahnen in dieser
Hinsicht auseinandergehen, so fehlt der Kom-
mission ausreichendes Material für ein Urteil,
welches einem der Stromaıten den Vorzug in
bezug auf die Störungen geben würde. R
Die Kommission hat die beiden Strom-
arten als in dieser Hinsicht etwa gleichwertig
behandeln müssen. Betrefiend die elektroly-
tische Wirkung dürfte hervorzuheben sein,
daß dies an und für sich in technischer Hin-
sicht wahrscheinlich leichter zu überwinden
ist als die-Schwachstromstörungen. Welche
Kosten die erforderlichen Schutzmaß-
nahmen gegen erstere besonders in den
Gebieten größerer Stadtgemeinden er-
fordern würden, kann gegenwärtig un-
möglich beurteilt werden.
Lokomotiven.
Das elektrotechnische Bureau hat in seiner
Ausarbeitung vorausgesetzt, daß künftig eine
Erhöhung der Zuggewichte und der Ge-
schwindigkeiten bis zu den Grenzen, welche
die Länge der Ausweichgleise und der Oberbau
der Bahn selbst gestatten, zustandekommen
müßte, um nach Möglichkeit die Zuglasten zu
erhöhen und die Personalkosten zu vermin-
dern. Sowohl in bezug auf das Gewicht je
Pferdestärke wie auf das Höchstdrehmoment
scheinen dabei die hochgespannten Gleich-
stromlokomotiven und Einphasenlokomotiven
nach einer von Körner gemachten Aufstellung
von Lokomotivbauarten, wie sie in ver-
sehiedenen Ländern zur Ausführung gekommen
sind, und ebenso nach Berechnung von Reichel
ungefähr die gleichen Werte zu erhalten.
Zu dem gleichen Ergebnis haben auch die von
_ Thormann hierüber für die Schweiz gemachten
- Untersuchungen geführt. : i
Die Unterhaltungskosten der Loko-
motiven stehen in innigem Zusammenhang mit
der Bauart. Körner hat hierüber vergleichende
Aufstellungen gemacht. Aus diesen geht her-
vor, daß die Gleichstromlokomotive in der
- Hauptsache als Drehgestell-Lokomotive mit
- Zahnradmotoren ausgeführt worden ist, d. h.
- mit einer von dem Triebwagen übernommenen,
mehr oder minder geänderten Anordnung.
In-Amerika sind in gewissen Fällen, be-
sonders für den Schnellzugdienst, Motoren ver-
wendet worden, deren Anker unmittelbar auf
den Triebachsen saßen, wodurch höherer
Wirkungsgrad der Lokomotiven und einfacher
Ausbau der Anker erzielt wurde. Da in Schwe-
den die zugelassenen Achsdıucke bedeutend
; Bauen sind als in Amerika, so muß es frag-
ich erscheinen, ob eine derartige Bauart sich
für ersteres Land eignen würde. Bei der Ein-
sind auch Gleichstromlokomotiven mit reinem
Kurbelstangenantrieb und hochgelagerten Mo-
toren mit gutem Erfolg zur Anwendung ge-
kommen. Nach den Ziffern aus amerikanischen
Quellen zu urteilen, wie sie sowohl von Körner
- wie von Kline zusammengestellt worden sind,
scheinen die drei genannten Lokomotivarten
im großen ganzen ungefähr dieselben Unter-
motivgewicht, zu verursachen. Auch wenn auf
die Leistung der verschiedenen Lokomotiven
Rücksicht genommen wird, bleiben die Unter-
schiede ziemlich gering, was recht bemerkens-
wert ist, da man in Amerika im allgemeinen
geneigt: ist, die bei gewissen amerikanischen
Einphasenbahnen unbestreitbar relativ hohen
- Unterhaltungskosten darauf zurückzuführen,
daß Lokomotiven mit Stangenantrieb zur An-
wendung gekommen sind.
- - In Europa sind Einphasenlokomotiven
bisher in der Hauptsache entweder mit Mo-
toren für reinen Stangenantrieb- über eine
Blindwelle oder aber für Zahngetriebe auf eine
_ Blindwelle und weitere Kıäfteübertragung
mittels Kuppelstangen ausgeführt worden.
In Amerika ist bei den dort vorkommenden
25-periodigen Einphasenbahnen sowohl un-
mittelbarer Antrieb wie auch Zahnräderantrieb
_ mit Kurbeln benutzt woıden. Die amerika-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 45.
nischen Ziffern über die Unterhaltungskosten
zeigen, bezogen auf das gleiche Lokomotivge-
wicht, mehr als doppelt so hohe Unterhaltungs-
kosten für Einphasenlokomotiven wie Gleich-
stromlokomotiven.
Leistung, so wird der Unterschied noch größer.
Berücksichtigt man die
Indessen dürfte diesen hohen Ziffern, besonders
wenn man sie mit den zwar wenigen zur Ver-
fügung stehenden europäischen Ziffern _ver-
gleicht, sicherlich ein gewisser Zusammenhang
mit der in Amerika benutzten, verhältnismäßig
hohen Periodenzahl nicht abgesprochen werden
können.
Ziffern berücksichtigt werden, daß diese Ein-
phasenbahnen in einem verhältnismäßig frühen
Ferner muß bei der Beurteilung der
Entwicklungsstadium entstanden sind, so daß
die Motoren wie auch der Lokomotivkörper
von Anfang an manches zu wünschen übrig
ließen.
Die europäischen Ziffern dagegen
haben sich, soweit sie erhältlich waren, be='
deutend günstiger gestellt.
gränsbahn ergaben die ersten Betriebsjahre
Werte, welehe mit den amerikanischen Gleich-
stromziffern vollkommen vergleichbar waren.
“Bei der Riks-
In den letzten Kriegsjahren sind die Kosten
daselbst, besonders wegen der Unmöglichkeit,
gewisse Betriebsmaterialien erster Beschatien-
heit zu. erhalten,
bemerkenswert gestiegen.
Infolgedessen kann den späteren Werten eine
rent? Bedeutung nicht zuerkannt wer-
en.
Die Angaben über die Unterhaltungs-
kosten bei neueren schweizerischen Eın-
phasenbahnen sind ebenfalls mit den amerika-
nischen Gleichstromzitffern vergleichbar. Ge-
wisse Unterhaltungskosten, z. B. für Motor-
kohlen, Kommutatoren und Stufenschalter,
sind infolge der niedrigeren Spannung und der
größeren Stromstärke des Motors natürlich
höher beim Einphasenstrom als beim Gleich-
strom. Außerdem ist die Unterhaltung der
Lager bei ersterem wahrscheinlich sowohl in-
folge des wechselnden Drehmomentes wie auch
infolge der bei den Kurbelmaschinen vor-
kommenden höheren Beanspruchung kost-
spieliger. Im Gegensatz hierzu ist bei Gleich-
stromlokomotiven die Unterhaltung der Strom-
abnehmer teurer und außerdem ist eine -ge-
wissenhaftere Reinigung der Apparate und
Motoren wegen der höheren Motorspannung
erforderlich. :
Aus den hier angeführten Gründen ist
Körner in seinen Berechnungen zu dem Er-
gebnis gelangt, die Unterhaltungskosten für
Einphasenlokomotiven um etwa 25% höher
einzuschätzen als für Gleichstromlokomotiven
(30°. Oere je Lokomotivkilometer für Ein-
phasenlokomotiven, 24 Oere für Gleichstiom-
‚tokomotiven und etwa 2000 PS Leistung).
Reichel’ist der Auffassung, daß für die hier in
Frage kommenden großen Lokomotivleistungen
ein wesentlicherer Unterschied zwischen Dreh-
strom, Gleichstrom oder Einphasenstrom
nicht zu entstehen braucht, und zwar weder
bezüglich des Gewichtes noch bezüglich An-
schaflungs- oder Unterhaltungskosten, sofern
die verschiedenen Bauarten für die gleichen
Verkehrsansprüche ausgeführt sind. Da in-
dessen die von Körner genannten Zahlen so-
wohl mit den bei der Lötschbergbahn in der
Schweiz wie auch mit den bei der Riksgräns-
bahn unter normalen Verhältnissen _ge-
wonnenen Ergebnissen bezüglich der Unter-
haltungskosten für Einphasenlokomotiven und
mit zum mindesten gewissen Ziffern bei ameri-
kanischen Gleiehstrombahnen bezüglich der
Lokomotiven übereinstimmen, wenn die Preis-
erhöhung der letzten Jahre berücksichtigt wird,
so hat die Kommission in den nachstehenden
wirtschaftlichen Berechnungen von den Körner-
schen Zahlen Gebrauch gemacht. 2
Schließlich mag daran erinnert werden,
daß in Deutschland und in der Schweiz die
Erfahrungen der letzten Zeit dazu geführt
haben, den reinen Stangenantrieb zu
verlassen und zum Zahnradantrieb über-
zugehen. Auf größere Erfahrungen, wie diese
Anordnung sich bei Einphasenlokomotiven
hinsichtlich der Unterhaltungskosten stellt,
kann man sich somit noch nicht stützen, aber
die Kommission hält es für wahrscheinlich, daß
man mit einer derartigen Anordnung ein so
ausreichend gutes Ergebnis erzielt, daß keine
Veranlassung vorliegt, in den folgenden Be-
rechnungen einen größeren Unterschied der
Unterhaltungskosten zwischen beiden Stom-
arten einzuführen, als Körner angibt.
Bezüglich des Wirkungsgrades
Lokomotiven hat. ebenfalls
gleichende Berechnungen angestellt, aus denen
hervorgeht, daß der Unterschied hierin zwi-
schen den beiden Systemen sehr gering ist.
Bei kleinen Stationsabständen dürfte kaum
ein Unterschied bestehen, während bei größeren
Stationsabständen, wie sie für Schnellzüge
in Frage kommen, der Wirkungsgrad der
Gleichstromlokomotiven etwas höher wird.
der
Körner ver-
895
Unter Zugrundelegung dieser Wirkungsgrad-
bereehnungen sowie der jetzigen Verteilung
des Verkehrs auf die verschiedenen Zugarten
und der Ziffern für den Kraftbedarf, welche
bei der Riksgränsbahn festgestellt worden sind,
hat die Kommission den Energieverbrauch,
gemessen an den Stromabnehmern, auf im
Mittel 22>Wh/tkm für Einphasenlokomotiven
und 21,5 Wh/tkm für Gleichstromlokomotiven
geschätzt. Die rein bahntechnischen Gesichts-
punkte werden bei dem Schlußvergleich zwi-
schen beiden Stromarten behandelt werden.
Vergleich bezüglich der Wirtschaftlichkeit
des Bahnbetriebes.
Damit die wirtschaftliche Ausbeute einer
Bahnelektrisierung für die Staatsbahnen die
bestmögliche wird, muß man natürlich das
System wählen, welches neben technischer
Vollwertigkeit mit den geringsten Anlage-
und Jahreskosten (Betriebskosten, Verzinsung
und Absehreibung) gute Anpassungsmöglich-
keiten für die günstige Entwicklung des Ver-
kehrs vereinigt. Sollnun für die beiden Strom-
arten ein wirtschaftlicher Vergleich ‘gezogen
werden, so sind hierbei nieht nur die Kosten
für die Anlage, den Betrieb und die Unter-
haltung der Leitungen, der Unterwerke und der
Lokomotiven einzubeziehen, sondern auch die
verschiedenen Kosten für die Krafterzeugung.
Es ist der Kommission am geeignetsten
erschienen, diesen Vergleich für einen wiık-
lichen Fall durchzuführen, wobei in erster
Linie die Strecke Stockholm-Göteborg in
Frage kommt, weil diese. Strecke mit Rück-
sicht auf die Verkehrsdichte als erste zu elek-
trisieren ist. Unter der Voraussetzung des.
Verkehrsumfanges im Jahre 1925 ist eine der-
artige Berechnung sowohl vom elektrotech-
nischen Bureau (unter Anwendung der Preis-
lage für 1923), wie auch von Körner für die
jetzige Preislage durchgeführt worden. . Ferner
Sind von Lindström entsprechende Berech-
nungen für denjenigen Teil eben genannter
Strecke durchgeführt worden, welcher vom
Trollhätta-Kraftwerk zu speisen sein würde.
Die Kommission hat, wie einleitend bemeıkt
worden ist, die verschiedenen Angaben ge-
prüft und sich veranlaßt gesehen, ihre Be-
rechnungen nach unten angegebenen in ver-
schiedener Hinsicht abgeglichenen Grundlagen
auszuführen.
.. Da für den Gleichstrom Umföımung erfor-
derlich ist, und eine solche auch für den Ein-
phasenstrom in Frage kommen kann, &0o muß
zunächst geklärt werden, nach welchen Grund-
lagen der Anteil der Staatsbahnen an den
Kosten für die Drehstrom-Übertragungsleitung
bestimmt werden soll. Die für industriellen
Bedarf erzeugte und weitergeleitete Dreh-
stromenergie wird mit Sicherheit künftig von
ausschlaggebender Bedeutung gegenüber der
benötigten Bahnkraft sein, wenn auch die
Eisenbahnen an und für sich und besonders
im Anfang ein sehr großer Abnehmer elek-
trischer Kraft sein werden. Es ist unter solchen
Umständen natürlich nieht richtig, bei Um-
formung die gesamten Kosten der Stromüber-
tragung der Eisenbahn aufzuerlegen. Ander-
seits kann es unsicher sein, ob von allen für
die Eisenbahn erforderlichen Umformerwerken
industrielle Drehstromkraft in großem Um-
fange entnommen werden wird. Bei der voll-
ständigen Elektrisierung des Landes wird in-
dessen nach dem Vorschlag der Wasserfall-
direktion ein Dreiphasen-Stammnetz für hohe
Spannung und hohe Leistung gebaut werden,
von welchem aus die elektrische Energie nach
den verschiedenen Landesteilen hin verteilt
werden wird. Fällt nun eine derartige Stamm-
linie in ihrer Richtung mit einer Eisenbahn-
linie zusammen, so wird bei Umformung eine
besondere Speiseleitung für die Bahn nicht
benötigt. Wenn im günstigsten Falle eine der-
artige für die allgemeine Elektrisierung be-
nötigte Stammlinie längs einer Bahnstrecke,
z. B. Stockholm-Göteborg, in ihrer ganzen
Länge verlaufen würde, so würde natürlich ein
großer Teil der Kosten für die Speiseleitung
und bis zu einem gewissen Grade auch für die
Unterwerke von den Elektrisierungskosten
der Bahn abgestrichen werden können, und
zwar in umso höheren Umfange, je geringer
die Bahnkraft gegenüber der Industriekraft
sein wird.
Die Größe des Kraftwerkes der
Bahn muß deshalb zunächst bestimmt werden.
Nach der Berechnung des elektrotechnischen
Bureaus würde mit dem Fahrplan des Jahres
1913 und mit den zugelassenen Zuggewichten
dieses Fahrplanes die Höchstbelastung etwa
17 000 kW erreichen (Spitzenbelastung). Für
das Jahr 1925, nach welchem die Anlage be-
züglich des Verkehrsumfanges bemessen wer-
den soll, wird indessen der Verkehr auf das
Doppelte gegenüber dem des Jahres 1913 ge-
schätzt. In diesem Falle würde die Belastun
bei unveränderten Fahrzeiten etwa 34 000 k
896 Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Helt 4. 11. November 1920.
2 luftgekühlten Einphasen-Öltransformatoren
umgeformt, welche untereinander durch eine
) j für normal 2000 kVA bzw. mit 2 Motorgenera-
Einphasen-Speiseleitung verbunden werden
(Holmgren und Alm), so kann diese nach
erreichen können, wozu noch der für die Zug-
heizung erforderliche Kraftbedarf kommt. Ver-
doppelte Zuggewichte, für die Schnellzüge
950 t und für die Güterzüge 2000 t, können
jedoch : wegen der Stärke der Kupplungen
und wegen der Länge der Ausweichgleise auf
den Bahnhöfen nicht in Frage kommen. Da-
gegen dürfte es auf anderer Seite wünschens-
wert sein, im Zusammenhang mit der Elektri-
sierung die Zuggesehwindigkeiten etwas zu er-
höhen, was eine entsprechende Erhöhung des
Kraftbedarfs zur Folge hat. Um sicher zu
gehen, glaubt deshalb die Kommission, den
angegebenen Ausgangspunkt "beibehalten zu
müssen. Eine Berechnung des größten Viertel-
stundenwertes der Belastung ist nach diesen
Grundsätzen vom elektrotechnischen Bureau
ausgeführt worden und hat unter Berück-
sichtigung der Heizung für Personen- und
Sehnellzüge einen Wert von 29500 kW oder
rd 30 000 kW ergeben, wenn die ganze Strecke
aus einer gemeinsamen Leitung gespeist wird.
Bei einem gegenüber dem Jahre 1913 ver-
doppelten Verkehrsumfang wird die Förder-
arbeit etwa 3300 Mill. tkm, weshalb nach "den
gemachten Annahmen bezüglich Energiever-
brauch der Lokomotive 72,6 Mill kWh Ein-
phasenenergie und 71 Mill. kWh Gleichstrom-
energie an den Stromabnehmern verbraucht
werden. Mit Rücksicht auf die Verluste wer-
den somit das Kraftwerk und die Speiseleitung
mit höchstens etwa 30 000 kW und mit etwa
90 Mill. kWh belastet. i
Bei Gleichstrom, sowie bei Einphasen-
strom mit Umformung in den Fällen, dab
mehrere Stationen lediglich für die Fahrlei-
tungsspannung angeordnet werden, hat die
Kommission zwecks Berücksichtigung des ver-
mindernden Einflusses der Stammlınien auf
die Übertragungskosten der Bahnkraft die
zwar recht beliebige Annahme gemacht, daß
längs der ganzen Strecke Göteborg-Stockholm
eine derartige Stammlinie für 60 000 kW ver-
läuft, welche von Trollhätta-Motala gespeist
wird, und an welcher die Eisenbahn mit der
Hälfte der Kosten beteiligt ist. Dagegen ist
nicht mit einer Verminderung der Kosten für
die Unterwerke für die Industriekraft gerechnet
worden, welche gegebenenfalls von dort aus
abgegeben werden kann. Die für die Eisen-
bahn etwas vorteilhafte Annahme bezüglich
der Streckenkosten kann somit durch die etwas
zu nachteilige Voraussetzung bezüglich der
Unterwerke als aufgehoben angesehen werden.
Eine derartige Leitung, welche hinsichtlich
ihres kompensierenden Einflusses, ausgeübt
durch die Motorgeneratoren der Unterwerke,
recht knapp gehalten werden kann, kann
gemäß einer Berechnung für 31 000 Kr/km
ausgeführt werden. Die gesamte Länge der
Leitung einschließlich Zuleitungen von Troll-
hätta und Motala beträgt 565 km.
Bei reinem Einphasenstrom mit einer
längs der Bahn verlaufenden Einphasen-Speise-
leitung von niedriger Periodenzahl, welche
mittels Transformatoren die Fahrleitung
speist, kann man nicht damit rechnen, daß
industrielle Kraft in nennenswertem Umfange
dieser Leitung entnommen werden wird. Die
Kosten für eine solche Speiseleitung gehen
somit in vollem Umfange zu Lasten der Eisen-
bahn. Hierfür sind verschiedene Alternative
untersucht worden. Wird die gesamte erfor-
derliche Einphasenkraft in Trollhätta und
Jung erzeugt und mit einer Spannung von
100 000 V der Speiseleitung der Eisenbahn in
Lagmansholm bzw. Hallsberg zugeführt, so
muß diese Leitung so bemessen werden, daß
die Summe des Spannungsabfalles in der Lei-
tung, den Transformatoren und der Fahrlei-
tung in dem entferntesten Teil des Zuges nicht
zu groß wird. Die Kosten für eine solche Lei-
tung sind zu etwa 29 000 Kr/km berechnet
worden. Auch diese Leitung ist 565 km lang.
Wird in Hallsberg zwischen der Bahn-
kraftleitung und der Drehstrom-Stammlinie
Trollhätta-Oerebro ein Ausgleichmaschinen-
satz aufgestellt (Alms Berechnungen), welcher
bei niedriger Bahnbelastung Einphasenenergie
in Drehstromenergie und bei hoher Bahnbe-
lastung in entgegengesetzter Richtung um-
formt, so würden die Einphasengeneratoren
des Kraftwerkes für eine nahezu gleichmäßige
Belastung ausgeführt.(vorschlagsweise Schwan-
kungen zwischen !/, und ?/, der größten Bahn-
kraft) und die Spitzen von der Drehstroman-
lage aufgenommen werden können. ie
Speiseleitung kann also dadurch, daß die
Spannung in Hallsberg nunmehr gleichmäßig
gehalten werden kann, bei demselben höchsten
Spannungsabfall bedeutend schwächer be-
messen werden. Die Kosten werden in diesem
Falle zu 22000 Kr/km Leitung berechnet.
Hierzu kommt die der Stammlinie entnommene
Kraft von höchstens 10000 kW mit ent-
sprechender Kostenbeteiligung.
Wird schließlich die Bahnkraft aus der
Drehstromkraft in 4 größeren Unterwerken
oder Dreiphasen-Gleichstrom-Umformung für
gleiche Leistung ausgerüstet werden. Diese
können für kürzere Zeit doppelt und für einige
Minuten mit der dreifachen Leistung belastet
werden. Das eine Aggregat steht hierbei nor-
malerweise in Reserve und wird nur benutzt,
wenn außergewöhnliche Belastungen voT-
etwa 20 000 Kr/km betragen. Hierzu kommt
der Anteil an den Drehstromleitungen nach
den Unterwerken, d. h. die halben Kosten für
220 km zu je 31 000 Kr/km. Zu bemerken ist,
daß mit dieser Anordnung der Vorteil der Um-
formerwerke, gegenseitig eine Reserve zu
bilden, abgeschwächt wird. :
Dem Abstande zwischen den Unterwerken,
sowie deren Bemessung und derjenigen der
Fahrleitung sind die vom elektrotechnischen
Bureau gemachten Voraussetzungen und Be-
rechnungen der Höchstleistung und des Ener-
gieverbrauches längs der Bahn zugrunde ge-
legt worden. N
Beim Einphasenstrom ist unter Berück-
sichtigung der früher erwähnten Unter-
suchungen über Schwachstromstörungen bei
der Riksgränsbahn der Abstand zwischen den
Unterwerken im Mittel zu 30 km bestimmt
worden; außerdem ist die Fahrleitung in der
Mitte zwischen je zwei Unterwerken unter-
teilt worden. Die Fahrleitung ist überall in
den gleichen Abmessungen wie bei der Riks-
ränsbahn angenommen worden, d. h. Fahr-
dal und Tragseil aus Kupfer von zusammen
130 qmm. Einschließlich Saugtransforma-
toren, Schienenverbindungen usw. werden die
Kosten der Fahrleitung zu 22 000 Kr/km be-
rechnet. :
Die gesamte -Gleislänge ist 920 km. Da
indessen die Einphasenübertragung für den
genannten Unterwerksabstand ın bezug auf
die Spannung übermäßig reichlich ist, so sind
mit Rücksieht auf zu erwartende Verbesse-
rungen bezüglich des Schutzes gegen Schwach-
stromstörungen auch Berechnungen für einen
Unterwerksabstand von 60 km durchgeführt
worden, und zwar in der Weise, daß entweder
der ganze Fahrleitungsabschnitt auf diesen
Wert erhöht worden ist, oder daß nach dem
Vorschlag von Körner ein Unterwerk 2 Ab-
schnitte zu je 30 km Länge speist. Für Gleich-
strom ist’ ungeachtet der niedrigeren Span-
nung der gleiche Abstand zwischen den Unter-
werken wie vorstehend angenommen worden,
d.h.etwa 30 km. Die Abmessungen der Fahr-
leitung und der Speiseleitung sind nach Vor-
schlägen von Kline gewählt worden, welcher
gememsam für Fahr- und Speiseleitung folgende
Werte angibt. Für Doppelgleis 346 mm?
Kupfer je Gleis, für Einfachgleis 604 mm? und
für Bahnhofsgleis 107 mm? Kupfer, welche
Werte ungefähr den bei der Chicago-Milwaukee-
St. Paul-Bahn benutzten Abmessungen ent-
sprechen. Die Kosten hierfür werden ein-
schließlich Schienenverbindungen und dergl.
wie folgt berechnet. . Für Doppelgleis 31 000
Kr/km ‘und Gleis, für einfaches Hauptgleis
39 000 Kr/km und für Nebengleise 18 000
Kr/km. Die gesamte Länge des Doppelgleises
beträgt 188 km, diejenige des einfachen Gleises
378 km und die Länge der Seitengleise 354 km.
Einige vom elektrotechnischen Bureau
ausgeführte Kontrollberechnungen scheinen zu
ergeben, daß eine Verstärkung dieser Lei-
tungen notwendig ist, was eine Erhöhung der
Anlagekosten um etwa 2,15 Mill. Kr zur Folge
hat. Nach Klines Angaben würden bei dem
angegebenen Verkehrsumfang sogar im Mittel
45 km Abstand zwischen den Unterwerken
ausreichend sein, d. h. 10 statt 16 Unterwerke,
weil nach seiner Auffassung der für die in
Frage kommende Förderarbeit erforderliche
Kraftbedarf vom elektrotechnischen Bureau
zu hoch geschätzt wird. Die Kostenberech-
nungen sind ebenfalls für diesen Abstand aus-
geführt worden. Selbstverständlich werden
aber die Anlagen in diesem Falle gar zu ver-
schieden voneinander bezüglich der Entwick-
lungsmöglichkeiten, um einen einigermaßen ge-
rechten Vergleich zwischen ihnen ziehen zu
können, und unter dieser Voraussetzung können
auch Verminderungen der Kosten für Ein-
phasenstrom zugestanden werden. ’
Bei 16 Unterwerken in einem mittleren
Abstand von 30 km sind für Einphasenbetrieb
vom elektrotechnischen Bureau die höchsten
Viertelstunden-Mittelwerte jedes Unterwerkes
und der entsprechende Kraftverbrauch be-
rechnet worden. Als Mittelwert für alle Unter-
werke erhält man eine höchste Viertelstunden-
Belastung — 3500 kW. Um die Berechnung
nicht unnötig zu erschweren, hat die Kom-
mission die Frage insofern geregelt, als alle
Unterwerke gleich groß und nach einem Mittel-
wert gleich bemessen berechnet worden sind.
In ‚der, Praxis werden natürlich gewisse Un-
gleichheiten zwischen den verschiedenen Unter-
werken insofern entstehen, als ein Teil der-
selben infolge stärkerer Verkehrsdichte in
gewissen Abschnitten leistungsfähiger be-
messen werden muß, Es ist angenommen
worden, daß jedes Unterwerk im ittel’ mit
Unterwerken muß die Leistung um 50% und
‘bei 45 km Abstand um 25% erhöht werden.
Die Kosten für die Unterwerke dieser
Leistungen und für die verschiedenen in Frage
-kommenden Ausführungsarten sind für die
heutige Preislage bereehnet worden und sind
in der nachstehenden Zusammenstellung über
Gleichstrom-Unterwerke ist auf Grund der aus
Amerika erhaltenen angenäherten Preise und
unter der Voraussezung eines ungefähr nor-
malen Kurses (4 Kr) berechnet worden. Bei
jetzigem Kurs sind die Preise der elektrischen
Ausrüstung etwa 20% höher. Indessen glaubt
die Kommission, für einen grundsätzlichen
Vergleich nicht mit den gegenwärtig wahr-
scheimlich etwas ‚extremen Valutaverhält-
nissen rechnen zu müssen. 5
Schließlich -sind, wie erwähnt, Berech-
nungen durehgeführt worden sowohl für die
Umformung in 4 Unterwerken auf hochge-
spannten Einphasenstrom (70, kV), welcher
dann wieder ın Transformatorenunterwerken
herabgesetzt wird, als auch für eine Ausgleich-
anlage in Hallsberg. ;
Im ersteren Falle sind die Umformer-
werke mit 3 Maschinensätzen (wovon 1 in
Reserve) zu je 3000 kVA nebst wassergekühlten
Transformatoren für 100 kV und 50 Perioden
für die Drehstromseite ausgerüstet gedacht.
Für die Einphasenseite sind wassergekühlte
Transformatoren für 70 kV und 16?/, Per.,
2 ölgekühlte Einphasentransformatoren zu je
2000 kVA für die Fahrleitung und die erforder-
lichen Schaltvorrichtungen vorgesehen.
Die Ausgleichanlage ist mit folgender
Ausrüstung gedacht: 2 Motorgeneratoren (lin
Reserve) zu normal je 7500 kVA, 3 Drei-
phasen- und 3 Einphasentransformatoren,
sämtlich wassergekühlt zu je 3750 kVA,
100 kV und 50 bzw. 16?/, Per/s. Ferner 2 öl-
gekühlte Einphasentransformatoren von je
2000 kVA für die Fahrleitung, sowie die er-
forderlichen Schaltvorrichtungen.
(Schluß folgt.)
Treiböl und Elektrizität in Kalifornien. —
Anläßlich der Tagung der „National Electric
Lamp Association“ in San Francisco im Mai
d. Js. teilte J. E. Woodbridge Ziffern über
den steigenden Preis und die abnehmende
Zufuhr von Treiböl mit und erörterte die Be-
deutung dieser Erscheinung für den Betrieb
der Eisenbahnen. Nach seinen Mitteilungen
ist der Ölpreis in Kalifornien in den letzten
5 Jahren von 60 ets auf 1,85,$ gestiegen. Im
Jahre 1915 hatte man eine Ölmenge, die fast
einem Jahresbedarf entsprach, in Vorrat, sie
vermehrte sich später noch etwas, hat aber
dann sehr schnell abgenommen. Auf eine
Besserung ist nicht zu hoffen, da nach Angabe
der Standard Ölgesellschaft von Kalifornien
die Petroleumquellen an der pazifischen
Küste im Versiegen begriffen sind. Z. Zt. er-
gibt sich als Folge, daß 1 kWh in Dampf-
kraftwerken mit Ölfeuerung bei dem Ölpreis
von 1,85 $ mindestens 1 et teurer wird. Bei
den unwirtschaftlicheren Lokomotiven macht
Woodbridge schätzt den Ölverbrauch der
Dampflokomotiven in Kalifornien und der
Nachbarstaaten auf 56 Mill. $im Jahr. Dieser
Betrag steigt von Jahr zu Jahr, bis die Eisen-
bahnen sich wegen der zunehmenden Knapp-
heit des Öles nach einer anderen Betriebsweıse
werden umsehen müssen, von denen die elek-
trische die erfolgversprechendste ist. Ganz ab-
gesehen von den sonstigen Vorteilen, istes ganz
einfach eine Betriebsstoffkostenfrage. Die be-
stehenden Kraftwerke, die schon jetzt den
durch die Industrie an sie gestellten An-
sprüchen nicht genügen können, sind aller-
dings nicht in der Lage, auch noch eine große
Eisenbahnbelastung zu übernehmen. Die Lö-
sung dürfte in einer Kraftbesteuerung der
Eisenbahnen liegen, aus deren Ergebnis die
erforderlichen Kraftanlagen zu anzaereh
wären. („Eleetrie Railw. Journ.“, Bd. 55, 1920,
S. 1065.) W.
toren für Dreiphasen-Einphasen-Umformung
kommen. Bei 60 km Abstand zwischen den
die Anlagekosten enthalten. Der Preis der-
sich die Kostensteigerung noch mehr geltend.
11. November 1820. E 1920, Heit 45. 897
lektrotechnische Zeitschrift,
u, u ee
®
5
"bis Mitternacht laufen.
" zweite
abends
' bis die zweite, 15 min nach dem Zeitpunkt des
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Ein neues
Melbourne. — Die Regierung von Vietoria
beabsichtigt Melbourne und ıhre Umgebung
mit billiger Kraft aus Braunkohle zu versorgen.
Ungeheure Braunkohlenlager wurden bei Mor-
well, 130 km von Melbourne entfernt, wegen’
anhaltender Brennstoffknappheit erschlossen.
Aus früheren Mitteilungen geht hervor, daß
die australischen Braunkohlenlager den deut-
schen ähnlich sind. Der Bau des Kraftwerks
wird durch die Regierung befürwortet und
unterstützt; er soll das größte auf der südlichen
.Halbkugel werden. Um die heimischen Unter-
nehmen zu ermutigen und zu fördern, sollen,
wenn möglich, dıe verschiedenen Einrich-
tungen in Australien hergestellt werden, aber
gewisse Ausrüstungen werden von auswärts
bezogen, wobei soweit als möglich englischen
Fabriken der Vorzug gegeben wird. Die
Kraftanlage soll aus drei Turbodynamos von
25 000 kW bestehen, die Kosten für diese sind
auf 500 000 £ geschätzt. Die gleiche Summe
wird für die Hochspannungs-Schaltanlage für
132 kV und dıe Transformatoren ausgeworfen.
Für den ersten Ausbau des Entwurfes sind
12 Kessel vorgesehen, die wahrscheinlich nieht
alle im Lande hergestellt werden können. Die
"Kosten der Kesselund der Kondensationsanlage
werden zu rd 800 000 £ angenommen. Der elek-
trische Ausschußhofft, Schaltanlagen und Trans-
formatoren, Kohle- und Ascheförderanlagen im
Lande zu erhalten, jedoch dürften isolierte
Kabel, die mit 350 000 £ veranschlagt sind,
im Inlande schwerlich zu beschaffen seın. Die
deutsche Industrie hat vorläufig keine Aus-
sichten, Aufträge zu erhalten, dadie austra-
lische Regierung auf Betreiben der englischen,
die Einfuhr von allen Waren, die mehr als
5% deutsches Material enthalten, verboten
hat. Mit dem Bau soll sofort begonnen wer-
den. Gg.
Selbsttätiges Unterwerk für die Straßenbahn
Cleveland. — Die Straßenbahn in Cleveland
hat das erste der vier vorgesehenen selbsttäti-
gen Unterwerke dem Betrieb übergeben. Die-
ses ist von besonderem Interesse, weil es das
größte selbsttätige Unterwerk ist und gleich-
zeitig das erste, das die Westinghouse Co.
mit zwei Maschineneinheiten austührte. Es
wurde errichtet, um den Strombedarf eines
Stadtteiles, der außerhalb der „Zwei-Meilen-
Grenze‘‘ eines anderen Unterwerkes, und der
neuen interurbanen Bahn zu decken. Außer-
dem sollte esein im dicht bevölkertsten Teile
der Stadt gelegenes Werk entlasten. Das
selbsttätigeUnterwerkbesteht aus zwei1500k W-
Westinghouse - Einankerumformern, jeder mit
Unterbrechern, Transformatoren und selbst-
tätiger Regelung ausgerüstet. Das Werk ist
nieht ununterbrochen im. Betrieb, aber eine
Einheit wird mindestens von 4 h nachmittags
Die Maschine wird
innerhalb 40 s selbsttätig ans Netz geschaltet,
sobald die Fahrdrahtspannung unter die Be-
triebsspannung sinkt. Sollte diese Maschine
15 min lang ihre Vollast abgeben, so wird die
Maschine selbsttätig dazugeschaltet.
Während der Spitzenbelastung morgens und
liefern beide Maschinen Strom,
Sinkens ihrer Belastung auf 50% der Normal-
last, selbsttätig abgeschaltet wırd und der
ersten die Versorgung der Tagesbelastung über-
läßt. Um Mitternacht beım Aufhören des
Straßenbahn betriebes wird auch die erste selbst-
tätig abgestellt. (,Eleetr. Railway Journ.‘,
Bd. 76, 1920, $. 533.) Gg.
Elektromaschinenbau.
Praktische Tafeln für Umschaltung von In-
duktionsmotoren. — Roe, Ingenieur der
_ Westinghouse El. & Mfg. Co. veröffentlicht in
„Electrical World‘) für den praktischen Ge-
brauch von Ankerwicklern bestimmte Tafeln zur
Umschaltung von Induktionsmotoren für Ein-
phasen- und Drehstrom mit überlappter Wick-
lung auf veränderte Spannungen oder Umdre-
hungszahlen, auf die hiermit hingewiesen sei.
Die Tafeln umfassen die Umschaltmöglichkeiten
zwischen 2 und 12 Polen für Motoren mit ur-
sprünglich 12 bis 240 Spulen und enthalten
neben den Schaltungsplänen alle notwendigen
Angaben, auch für dıe Fälle, in denen einzelne
der vorhandenen Spulen tot gelegt werden
müssen. —Z.
1) Bd. 76, 1920, 8, 170 u. 688.
r
Braunkohlen-Kraftwerk in
RUNDSCHAU.
Spannungstransformator für Gleichstrom.
— Eine Maschine, die die unmittelbare Um-
wandlung einer Gleichstromspannung in eine
andere erlaubt, wird von der Soci6t6 Romain
Bon, Lüttich, gebaut. Sie ist im wesentlichen
eine Gleiehstrommaschine mit feststehendem
Anker und umlaufendem Feld; anstatt der
gewöhnlichen Anordnung der Ankerwicklung
wird eine Anzahl hintereinandergeschalteter
- Wieklungen benutzt, deren Enden zu einem
Kommutator geführt sind, von welchem der
Strom durch ein System umlaufender Bürsten
abgenommen wird. Diese Anordnung in Ver-
bindung mit dem umlaufenden Feld und der
exzentrischen Lagerung des Ankers, gestattet
jede gewünschte Spannungsänderung durch
Erhöhung oder Verminderung der Ampere-
windungszahl der feststehenden Windungen.
Die Erbauer weisen auf die Ähnlichkeit ihrer
Masehine mit statischen Transformatoren hin;
es wird auch hier nur wenig Eisen und Kupfer
en undessind auch keine sich kreuzen-
en Leitungen mitverschiedenem Potential vor-
handen, so daß die Isolierung erleichtert und
die Gefahr des Kurzschlusses vermindert
ist. Die Kommutierung macht keine Schwie-
rigkeiten, obwohl die parallelen Lamellen
durch gestaffelte Kontakte ersetzt sind. Die
größte bis jetzt gebaute Maschine dieser Art
hat 1 kW Leistung. Beim Bau größerer
Maschinen werden sıeh aber wahrscheinlich
Schwierigkeiten ergeben. („Eleetrician‘““, Bd.85,
1920, 8. 384.) Gg. X
Die Kaskadenschaltung zweier mehrpha-
siger Induktionsmaschinen in analytischer und
graphischer Behandlung. — Unter Verwendung
des allgemeinen Ersatzstromkreises für die
mehrphasige Induktionsmaschine werden die
Drehzahl- und Schlüpfungsverhältnisse der
Kaskadenschaltung von H. Kafka untersucht.
Für die Kaskadenschaltung zweier mehr-
phasiger Induktionsmaschinen läßt sich der
Ersatzstromkreis aus den beiden Ersatzstrom-
kreisen der vorderen und hinteren Maschine
zusammensetzen. Auf Grund dieser Zusammen-
setzung wird das Leitwertdiagramm der Kas-
kadenschaltung ermittelt und die Beziehungen
für das Stromdiagramm abgeleitet. Darauf
wird eine direkte Konstruktion des Grund-
kreises und des. Kaskadendiagrammes ange-
geben und endlich eine Darstellung der pri-
mären elektrischen Leistung, der Drehmo-
mente und der mechanischen Leistungim Strom-
diagramm der Kaskadenschaltung analytisch
und graphisch hergeleitet. Das entwickelte
Verfahren ermöglicht auch eine verhältnis-
mäßig einfache -Untersuehung der Anlaufver-
hältnisse der Kaskadenschaltung, sowie des
Einflusses der dauernden Einschaltung von
Widerständen in den Sekundärkreis der hin-
teren Maschine. Die Konstruktion des Leit-
wert- (Strom)-Diagramms der Kaskadenschal-
tung wird wesentlich vereinfacht, wenn die,
früher berücksichtigten Eisenverluste und die
Kupferverluste in der Primärwicklung der
vorderen Maschine vermachlässigt werden.
Man erhält dann ein Diagramm, welches in
seinen Voraussetzungen dem bekannten Hey-
landdiagramm der einfachen Induktions-
maschine entspricht. (H. Kafka, Archiv f£.
Elektrotechn., Bd. 8, 1920, S. 382). Vg.
Meßgeräte und Meßverfahren.
Das Optophon. — Das Optophon ist ein
Apparat, der mittels einer Selenzelle und eines
Fernhörers Lichteindrücke in Schallwirkungen
umsetzen und es dadurch Blinden ermöglichen
soll, gewöhnliche Drucksehr'ft durch Abhören
zu lesen. Dieser zuerst von Fournier d’Albe
angegebene Apparat ist neuerdings von Barr
u. Stroud!) ın eine verbesserte Form ge-
bracht worden. Die prinzipielle Anordnung ist
in Abb. Lin zwei zueinander senkrechten Längs-
schnitten wiedergegeben. Die abzulesende
Druckseite wird mıt der Schriftseite nach unten
auf eine zylindrisch gebogene Glasplatte gelegt,
unter welcher der Aufnahmeapparat durch
Federkraft in gleichförmiger Bewegung ent-
lang einer Druckzeile fortbewegt wird. Den obe-
ren Abschluß dieses Aufnahmeapparates bildet
eine kleine unmittelbar unterhalb der Glas-
platten befindliche Porzellanplatte, die in der
Mitte eine kleine Öffnung hat, um das von
unten kommende Licht hindurchtreten zu las-
sen. Rings um diese Öffnung herum ist diese
Porzellanplatte auf ihrer Oberseite als licht-
empfindliche Selenzelle ausgebildet, die mit
einer Batterie und einem Telephon in Reihe ge-
schaltet ist. Die Selenzelle erhält nur Licht,
das von der bedruckten Seite reflektiert wird,
ı) „The Electrician* Bd, 85, 1920, 8, 183,
Das Licht wird von einem kleinen Glühlämp-
chen mit einfachem geraden Glühdraht ge-
liefert. Dieses Lämpehen ist unterhalb einer
rotierenden von einem Motor angetriebenen
Scheibe angebracht, die mit einer Anzahl von in
fünf konzentrischen Kreisen angeordneten
Löchern versehen ist. Durch ein Linsensystem
wird ein Bild des Glühfadens auf der bedruck-
ten Seite entworfen. Durch die Wirkung der
Lochscheibe entsteht eine Reihe von 5 leuch-
Objektiv zur Einstellung__
— Teer Größe der Skala
ns = \
tenden Punkten, die sogenannte „Skala‘‘. Der
innerste Kreis der Lochscheibe enthält 18 Öff-
nungen, die übrigen der Reihe nach 24, 27, 30
und 36 Öffnungen. Macht die Scheibe pro sek
2115, Umdr, so verursacht der 2. Lochkreis 516
Liehtblitze pro_sek und infolgedessen entsteht
in,dem mit‘der Selenzelle verbundenen Tele-
phon ein Ton von der Höhe des.c, Bei dem ge-
wählten Verhältnis der Lochzahlen in den
15 Kreisen entsprechen diesen Lochzahlen der
Reihe nach die Töne 9 C2 da & 92-
Das Linsensystem ıst derart angeordnet,
daß durch Verschiebung einer mittleren Linse,
die Bildgröße der „Skala“ verändert werden
kann, u. zw. wird diese Größe so eingestellt,
daß die „Skala‘‘ gerade die Zeilenhöhe bedeckt,
der oberste Lichtpunkt also mit dem höchsten
Punkt der großen Buchstaben der unterste mit
dem tiefsten Punkte der Buchstaben p y9
usw. zusammenfällt. Eine weitere Linse dient
zur Scharfeinstellung.
Das sogenannte „Weiß-Ton-Optophon“
wirkt nun folgendermaßen. Fällt die „skala““
auf eine vollkommen weiße Fläche (Wort-
zwischenraum), so erklingt die ganze Tonfolge
auf einmal. Passiert die Skala z. B. den Buch-
staben V, so verschwindet zunächst der höchste
Ton g,, dann der Reihe nach e,, da, Ca, dy E29 Io.
So wırd jedem einzelnen Buchstaben eine ganz
bestimmte Reihe aufeinander folgender 'Ton-
kombinationen entsprechen.
- Das verbesserte Optophon wird im Gegen-
satz hierzu als „„Schwarz-Ton-Optophon‘“ be-
zeichnet und unterscheidet sich von dem vori-
gen dadurch, daß eine weiße Papierstelle durch
vollkommenes Schweigen, eine ganz schwarze
Stelle durch Anklingen sämtlicher Töne wieder-
gegeben wird. Das wird dadurch erreicht, dab
eine zweite Seleniumzelle, die sogenannte Kom-
pensationszelle, angeordnet wird, der ein kleiner
Bruchteil des intermittierenden Lichtes, bevor
es auf die Papiersehrift fällt, durch Reflektion
von einer Konkavlinse zugeführt wird. Durch
eine Kompensations- oder Brückenschaltung
kann dann der zu dem oben beschriebenen in-
verse Effekt hervorgerufen werden. Der Buch-
stabe Y wird in dıesem Falle wiedergegeben
durch das aufeinanderfolgende Anklingen der
Töne 92 6» da, Ca da. 92. Der mechanische
Aufbau des Apparates bestent auseinem Metall-
rahmen, der das zylindrisch gebogene Glas
trägt, mit welchem die Buchseite ın innigen
Kontakt gebracht wird. Der Zeilen wechsel
wird durch Drehung der Glasplatte um die Zy-
linderachse bewirkt. Das gesamte optische
System ist an einem Schlitten befestigt. Dieser .
wırd mittels Handgriffs nach rechts geschoben
und bewegt sich sodann unter Einwirkung einer
Feder mit regulierbarer Geschwind;gkeit nach
links. Sehalter für den Motor und die Selen-
zellen sind vorgesehen. Alles ist so angeordnet,
daß ein Blinder leicht die erforderlichen Justie-
rungen vorzunehmen imstande sein soll, Es
soll nach einiger Übung möglich sein, nicht nur
898
die Tonbilder der Buchstaben, sondern auch
die von Silben und ganzen Worten als Ganzes
aufzunehmen. Ein blinder Leser hat es angeb-
lich zu einer Lesegeschwindigkeit von 25 Wör-
tern i. d. Minute gebracht. Das dürfte in An-
betracht der außerordentlich hohen Anforde-
rungen, welche die Handhabung dieses Appa-
rates an die Feinheit des musikalischen Ge-
hörs zu stellen scheint, eine höchst aner-
kennenswerte Leistung darstellen. Ghe.
Verkehr und Transport.
Die Elektrisierung der Eisenbahnen in Eng-
land. — Der vom Transportminister ernannte
Ausschuß, der sich- mit gewissen Fragen be-
züglich der Elektrisierung der Eisenbahnen
zu beschäftigen hatte, gab einen einstimmigen
Bericht heraus, dessen wesentlichen Inhalt
wir nachstehend wiedergeben.
Der Ausschuß hat Vertreter der englischen
und je einen Fachmann der schwedischen und
schweizerischen Eisenbahnen, ferner Vertreter
der British Thomson-Houston Co., der English
Eleetrie Co. und der Metropolitan - Vickers
Co. gehört und von der Oerlıkon Gesellschaft
eine schriftliche Stellungnahme erhalten. Der
Ausschuß sandte im April 1920 an die haupt-
sächlichen Eisenbahngesellschaften einen
Fragebogen, der sich auf die Punkte erstreckte,
welche der Ausschuß klarstellen sollte und
sowohl aus den hierauf und’ aus den auf einen
im Januar vom Transportministerium ausge-
sandten Fragebogen erhaltenen Antworten,
als auch unter Verwendung der von den ge-
hörten Sachverständigen gemachten Angaben
wurden ausführliche statistische Zahlentafeln
angefertigt, welche dann von dem Ausschuß
eingehend beraten wurden. In bezug auf die
Frage, ob Vorschriften über die Austausch-
barkeit von elektrischen Lokomotiven
und Wagenmaterial usw. zu erlassen seien,
gelangte der Ausschuß zu der Ansicht, daß
dies zur Erzielung der größtmöglichen Vor-
teile durch die spätere Elektrisierung der eng-
lischen Eisenbahnen zweckmäßig wäre. Durch
diese Vorschriften soll die Normüng der für
die englischen Verhältnisse geeignetsten Me-
thoden und Apparate gewährleistet werden.
Sie dürfen anderseits aber die künftige Ein-
führung von. Verbesserungen nicht unnötig
erschweren. Der Ausschuß empfahl dann im
Verfolg .dieser Frage über die nachstehenden
Punkte Vorschriften zu erlassen:
1. Die Eisenbahnen, welche noch keine
Streeken elektrisiert haben, müssen Gleich-
strom benutzen.
2. Die Normalspannung an den Unter-
werks-Sammelschienen muß 1500 V betragen,
doch dürfen Betriebsanlagen mit 600 und
1200 V bestehen bleiben und neue Betriebe die
halbe Normalspannung verwenden, falls dies
nachgewiesenermaßen vorteilhaft ist; unter
derselben Bedingung darf eine höhere Span-
nung bis zu einem Vielfachen der Normal-
spannung benutzt werden.
3. Zuleitung darf durch Fahrdraht oder
dritte Schiene erfolgen, wobei die allgemeine
Anordnung. gewissen, später zu veröffent-
lichenden Bedingungen zu genügen hat. Ebenso
werden.dann zu erlassende Vorschriften vor-
geschlagen werden, wonach: Lokomotiven und
Triebwagen für zwei verschiedene Fahrspan-
nungen geeignet, z. B. 750 und 1500 V, und
mit Stromabnehmern für Fahrdraht und
dritte Schiene ausgerüstet sein müssen.
4. Die Kraftwerke für Gleichstrombahnen
müssen Drehstrom geeigneter Spannung er-
erzeugen.
5. Bei vorhandenen Kraftwerken, welche
eine Frequenz zwischen 25 und 50 benutzen,
braucht letztere nieht geändert zu werden,
doch muß für neu zu errichtende Kraftwerke
die in dem betr. Bezirk übliche, vom Eiek-
trizitätekommissar gutgeheißene Frequenz
vorgesehen werden. “Der Ausschuß ist der
Ansicht, daß die Unterwerke mit der Frequenz
50 betrieben werden können, ohne daß der
Bahnbetrieb darunter irgendwie leidet.
Die London, Brighton & South
Coast Ry. Co. hatte für ihre Vorortlinien den
Einphasenstrom eingeführt, da s. Zt. nur
mittels dieser Stromart ein Ausbau bis nach -
Brighton möglich schien. Dieser Ausbau ist
jetzt dringend “erforderlich, der Ausschuß
muß zugeben, daß, falls derselbe nach der bis
jetzt verwendeten Stromart erfolgt, die Aus-
tauschbarkeit beeinträchtigt. wird, anderseits
aber auch, daß der Umbau der bestehenden
Vorortstrecken der Gesellschaft für Gleich-
strom eine in der jetzigen Zeit nicht zu recht-
fertigende Ausgabe verursachen würde. Der
Ausschuß entscheidet sich nach eingehender
Würdigung dieser Erwägungen dahin, daß die
Brighton-Bahn den Einphasen wechselstrom aus-
|
nahmsweise beibehalten dürfe,unddaßunterBe-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Het 45.
rücksichtigung des Regierungsvorschlages über
die Gruppierung der Eisenbahnen die Form des
für den Ausbau nach der Küste zu wählenden
Betriebssystems an Hand der Erfordernisse
des Durchgangs- und Anschlußverkehrs mit
anderen Eisenbahnnetzen der Südgruppe noch-
mals eingehend erwogen werden muß. Ge-
schieht dies und bedeutet der Ausbau nach .
dem gegenwärtigen System einen erheblichen
geldlichen Vorteil, so ist nach Ansicht des
Ausschusses die Genehmigung dazu zu ge-
währen.
Es ist beachtenswert, daß der englische
Ausschuß seine Entscheidung für hochge-
spannten Gleichstrom getroffen hat, obwohl
in dem von ihm herangezogenen Kreis von
Fachleuten sich viele Vertreter “ders Ein-
phasenstroms befanden. (,Eleetrician“ Bd. 45
1920,..8. 42T.) ü
Fernmeldetechnik.
Neuer Fortschritt der drahtlosen Telegra-
phie. — Den dänischen Ingenieuren Karl
Rahbek und Alfred Johnsen ist es ge-
lungen, unter Ausnutzung eines nach ihren
Ansaben neuen elektrischen Phänomens,
Prinzipien für Apparate zu entwickeln, die
auf - dem Gebiete der Fernübertragung
von Zeichen und der Sprache eine Umwäl-
zung hervorzurufen geeignet sind. Diese
Prinzipien beruhen auf der Erkenntnis, daß
gewisse Materialien, z. B. lithographische
Steine, in Verbindung mit stromführenden Be-
legungen namhafte Kräfte auszulösen imstande
sind. - Die Erfinder haben, wie man uns weiter
mitteilt, daraufhin ein Relais gebaut, bei dem
Stromimpulse durch eine sich drehende Scheibe
oderein sich fortbewegendes Band von schlecht
leitendem Stoffe und eine darauf geleeie:
Elektrode gesandt werden. Zwischen
oder Band und Elektrode entstehen den Strom-
impulsen -entsprechende Anziehungen und Än-
derungen tangential wirkender Kräfte. Durch
letztere werden die den Stromimpulsen als
Ursache zugrunde liegenden Kräfte zum Emp-
fänger übertragen. Die Ursachen dieser Er-
scheinungen wurden von den Erfindern näher
erforscht und von der Dr. Erich F. Huth G. m.
b. H. in Berlin für die verschiedensten prak-
tischen Verwendungsgebiete erprobt und aus-
gebildet. Uber diese durch Patentanmeldungen
im In- und Auslande bereits gesicherte Aus-
führungsformen und Anwendungsgebiete kön-
nen heute noch keine näheren Angaben ge-
macht werden. Es werden aber in Kürze fer-
cheibe
tige Apparate für Femschrift- und Fermlaut-
übertragung auf dem Markt erscheinen, und
es wird sodann Gelegenheit genommen werden,
hierüber an Hand maßgeblicher Berichte der
Fachwelt an dieser Stelle eingehende Auf-
klärung zu geben.
Jahresversammlungen, Kongresse,
< Ausstellungen.
Leipziger Messen. — Nach einer Mittei-
lung des Meßamts für die Mustermessen in
ee ist die Frage der Wiedervereinigung
der Technischen mit der Allgemeinen
Mustermesse, die der Aufsichtsrat des Meß-
amts von der technischen Durchführbaärkeit
abhängig gemacht hatte, inzwischen eingehend
geprüft worden. Der Aufsichtsrat der Techni-
schen Abteilung des Meßamts G. m. b. H. hat
den Entschluß gefaßt, die erforderlichen Räume
bis zum kommenden Frühjahr bereitzustellen,
und der Arbeitsausschuß hat sich endgültig für
für die gleichzeitige Abhaltung beider Messen.
ausgesprochen.
Weiter ist vom Sächsischen Wirtschafts-
ministerium die Bereitwilligkeit erklärt wor-
den, den Jahreszuschuß zur Leipziger Messe
auf 1 Mill. M zu erhöhen, wenn auch das Reich
und die Stadt Leipzig ihre Beiträge entspre-
chend heraufsetzen und die Interessenten in
größerem Maße herangezogen werden.
Verschiedenes.
Neuordnung der technischen Wirtschaft in
Groß-Berlin. — Der ‚„Reichsbund Deutscher
Technik“ hat, wie er mitteilt, nach eingehen-
der Prüfung durch einen großen Kreis von
Sachverständigen Vorschläge für die
grundsätzliche Neuordnung der tech-
nischen Wirtschaft in: Groß-Berlin
und in den Bezirksämtern ausgearbeitet. Nach
seiner Ansicht erfordert die im Staatsleben ein-
getretene Umstellung, möglichst breite Kreise
der städtischen Bevölkerung zu den öffent-
liehen Arbeiten heranzuziehen und dafür zu
interessieren. Das könne in einem so großen.
Selbstverwaltungskörper aber nur dadurch er-
zielt werden, daß unter einer einheitlich ge-
‚11. November 1920.
führten Zentrale tunlichst viele und selbstän-
dige Verwaltungen gebildet werden. Der Auf-
bau und die Verwaltung der ganzen Ge-
meinde müsse von unten herauf vorgenommen,
also bei der Bezirksverwaltung begonnen wer-
den, was zugleich die Wege für die natürliche
Lösung aller großstädtischen Aufgaben weise.
In den Bezirksämtern sollen daher nach den
Vorschlägen des Reichsbundes alle Dinge behan-
delt werden, die vorwiegend den Bezirk an-
gehen, während die Zentrale alle übrigen, die
gesamte Gemeinde betreffenden Aufgaben zu
lösen, Grundsätze und Richtlinien für die Ver-
waltung der Bezirke aufzustellen und etwaige
en zwischen letzteren auszugleichen
rabe.
In den Aufgabenkreis des Bezirkamtes
will der Reichsbund einbeziehen den Entwurf,
die Ausführung und Unterhaltung aller Hoch-
‘bauten, die Bauberatung und Kunstpflege, die
Hochbaupolizei, das Heizungswesen, die Park-
und Spielplatzverwaltung, das Bebauungsplan-
wesen, die Wohnungsfürsorge, Entwurf, Aus-
führung und Unterhaltung aller Straßen-,
- Brücken- und Hafenbauten, die Kanalisation,
die Entwässerungs- und Straßenbaupolizei,
das Straßenreinigungs- und Fuhrwesen, die
Müllbeseitigung, die Baustoffbeschaffung, das
Vermessungs- und Schätzungswesen und das
Technische Untersuchungswesen. Der Verkehr
werde vorteilhaft von einer Stelle aus geleitet.
Für die größeren Werke (Gas-, Wasser- und
Elektrizität) seien ebenfalls durch die Zu-
sammenfassung gewisse Vorteile zu erwarten,
wenn man auch nicht verkennen dürfe, daß den
Bszirken hierdurch gerade die Anlagen ent-
zogen werden, die ihnen einen großen Anreiz
für ihren Betätigungseifer hätten bieten kön-
nen. ,‚Die Leistungsfähigkeit der Organisa-
tion‘, so heißt es in der Zuschrift des Reichs-
bundes, „hängt im übrigen aufs innigste zu-
sammen mit der Auswahl der geeigneten Per-
sonen und mit deren Befugnissen. Die natür-
liche Grundlage für jede schöpferische, insbe-
sondere technische Verwaltungstätigkeit bilden
nämlich die dauernde Übersicht über die ge-
samte Verwaltung eines Bezirkes, die klare Er-
kenntnis der örtlichen Bedürfnisse und die
Fähigkeit, die zu treffenden Maßnahmen rei-
bungslos in die Verwaltung der ganzen Ge-
meinde einzugliedern. Der dazu notwendige
Überblick ist nur zu erreichen durch Über-
nahme der verantwortlichen Mitgliedschaft im
Bezirksamt durch den Geschäftsführer der
technischen Verwaltungszweige. Aus unserer
Kenntnis der Dinge heraus bitten wir daher,
in jedem Bezirksamt zwei technische Dezer-
nate vorzusehen und mit hauptamtlich be-
stellten wirtschaftlich weitblickenden Fach-
leuten zu besetzen.“
Aus den vom Reichsbund, diesen Gesiehts-
punkten - entsprechend, aufgestellten Grund-
zügen für die Neuordnung der teelinischen
Wirtschaft geht hervor, daß er die Erledigung
der den Bezirksämtern zufallenden Bau-
aufgaben in der Regel zwei Dezernaten (für
Hochbau und für Tiefbau) zuweisen und für die
technischen Aufgaben nach Bedarf Bezirksdepu-
tationen gebildet sehen will, während die prak-
tische Bearbeitung der technischen Aufgaben
in Bezirks-Fachämtern erfolgen soll. Soweit die
technischen Aufgaben durch die Bezurksämter
bearbeitet werden, soll sich die Tätigkeit der
Zentralverwaltung auf die Prüfung und
Genehmigung der größeren, eines besonderen
Gameindebeschlusses 'bedürfenden Entwürfe,
ferner auf die Aufstellung von Richtlinien für
Entwurf, Bauausführung, Betrieb und Unter-
haltung, auf die Feststellung des Gesamthaus-
haltsplanes und schließlich auf die Erledigung
von Gesamtangelegenheiten beschränken. Die
Zentralverwaltung bearbeitet weiter das Ver-
kehrswesen sowie Werks- und Maschinenange-
legenlieiten. Außerdem sind für Siedlungs- und
ohnungswesen, Hochbau und Tiefbau Zen-
traldeputationen vorgesehen. Die Lösung der
Verkehrsaufgaben, der Angelegenheiten der
Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke er-
folgt durch (zentrale) Verwaltungsräte; inner-
halb der Bezirke werden hierfür Bezirksde-
putationen in der Regel nicht gebildet. ‘Die ge-
nannten 5 technischen Hauptverwaltungs -
stellen will der Reichsbund zur Erledigung ihrer
Aufgaben nach Bedarf in Zentral-Facl ämter
(Zentralsiedlungsamt, Zentralwohnungsamt,
Verkehrsamt usw.) aufteilen. x RI
Reichswasserwirtschaftsrat. — Auf der am
21. September d. J. in Berlin stattgehabten.
ersten Hauptversammlung der Deutschen Ge-
sellschaft für Bauingenieurwesen wurde {ol-
gende Entschließung gefaßt: 2 x
‚Die Deutsche Gesellschaft für Bauin-
genieurwesen richtet unter Hinweis auf den be-
stehenden Mangel in der Reichsverfassung an
den Reichstag die Bitte, einen Reichswasser-
wirtschaftsrat zu schaffen, dem alle Fragen der _
Großwasserwirtschaft zur Bearbeitung über-
x
AR
A a a
a he Ya. ni an a
ae er
- Arbeitnehmern - feierlich
\
1l. November 192u.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 45.
899
wiesen werden. Die Gesellschaft hält es für
dringend erforderlich, daß bei der Abfassung
des Gesetzes geeignete Sachverständige zuge-
zogen werden, und ist bereit, solche zu nennen.
Zur Einführung des metrischen Maß-
systems in den Vereinigten Staaten. — Beim Han-
delsdepartement in Washington sind 100 000
Gesuche aus allen Teilen der Ver. Staaten
eingelaufen, die den Kongreß zur Annahme
des metrischen Gewicht- und Maßsystems als
ausschließliches, gesetzliches Normalmaß drän-
gen. Bei der nächsten Tagung des Kongresses
erwartet man daher eine eingehende Erörte-
rung dieser Frage. Die Wichtigkeit der Ein-
führung ist dureh die Erfahrungen des Krieges
und durch die Notwendigkeit der Erweiterung
des internationalen Handels erhöht worden.
Gesetzgeber und Beamte sind auf die erhöhte
Leistungsfähigkeit der Erzeugung aufmerksam
geworden, die durch Einführung des einfachen
Dezimalsystems möglich ist. Obwohl durch
eine oder zwei Vereinigungen eifrige Anstren-
gungen gemacht werden, das wachsende Inter-
esse für das metrische System einzudämmen
sind 98 bis 99% aller eingereichten Gesuche
für die Einführung. Die Regierungsbeamten,
deren Obliegenheit die Prüfung dieser Frage
ist, begünstigen fast alle das metrische System.
Unter den Förderern werden Mitglieder des
Senats und des Repräsentantenhauses und an-
dere hervorragende Persönlichkeiten erwähnt.
(„ Journ. Am. Inst. EI. Eng.“, Bd. 39, 1920,
8..889.3..G7.
Energiewirtschaft.
Elektrizitätswirtschaft in der Freien Stadt
Danzig. — Die Danziger Verfassung gebende
Versammlung hat vor kurzem ein Gesetz,
betreffend die Elektrizitätswirtschaft in
der künftigen Freien Stadt Danzig,
verabschiedet, das die Überführung aller ın
. deren Gebiet befindlichen privaten Kraftwerke
in die öffentliche Hand vorsieht und sofort in
Kraft getreten ist. Wir kommen auf seine Be-
stimmungen zurück.
Ungarische Elektrizitätsgesetzgebung. —
Der von L. Stark, D. Jakobovits und Dr.
G. Vikär stammende Entwurf für ein un-
garisches Elektrizitätsgesetz, über den
wir in der „ETZ.‘“ 1920, S. 103 auszugsweise
berichtet haben, bildete. vor einigen Monaten
Gegenstand einer eingehenden Beratung,die von
den Fachvereinigungen durch vorbergehende
Diskussionen gut vorbereitet war. _ Staats-
sekretär Dr.sssng. P. Liptäk, welcher die Be-
ratung leitete, stellte zum Schlusse fest, daß
gegen die Bestimmungen des Entwurfs keine
as Wesen berührenden Einwendungen .er-
hoben worden seien, und beauftragte die In-
dustriell-Technische Abteilung des Handels-
ministeriums (Leiter MinisterialratE. Ladänyi,
Referent Dr.-Sng. O. Szilas) mit der Ausarbei-
tung der Gesetzesvorlage. Diese ist inzwi-
schen fertig geworden und dürfte von Handels-
minister Rubinek ‚bald der Nationalver-
sammlung unterbreitet werden.
Deutsehlands Kohlenwirtschait. — Wäh-
rend in England der seit langem erwartete
allgemeine Streik der Bergleute zum Aus-
bruch kam, mit seinen tiefgreifenden Wirkun-
gen Handel und Industrie über die. Grenzen
des Inselreichs hinaus mehr und mehr lahm-
zulegen begann, dann aber dank dem common
sense aller Beteiligten vorläufig relativ schnell
und ruhig dürch eine Übereinkunft beendet
worden ist, die charakteristischer Weise an
erster Stelle die von den Grubenbesitzern und
übernommene Ver-
pflichtung zur Steigerung der Produktion enthält
und, von Lohnerhöhung abgesehen, den Reinge-
winn der Bergwerkseigentümer sowie des Aus-
fuhrgeschäfts der Regierung zur Basis für ein
-neues Lohnsystem macht, standen bei uns die
«Folgen des
Spa-Abkommens und die
Sozialisierung des Bergbaues im Mittel-
unkt wirtschaftlicher und politischer De-
atten. Zu beiden hat sich Generaldirektor
Köngeter (Vertreter des Reichskommissars
für die Kohlenverteilung) eingehend geäußert.
Nach seinem dem Reich skohlenrat?!) erstatteten
Bericht sind im August die durch das Abkom-
men von Spa für den Mönat festgelegten Men-
gen (2 Mill. t) mit Ausnahme eines Anteiles der
für Italien bestimmten oberschlesischen Quote
voll ausgeliefert worden. Im September haben
die westlichen Kohlenreviere gegen das zu
liefernde Quantum von 1,910 Mill. t einen klei-
nen Rückstand von 33 000 t gehabt, und in
dem dem Einfluß des Reichskohlenkommissars
entrückten Oberschlesien ist wieder die italie-
1) In dessen am 14. X. abgehaltenen Sitzung ist
_ auch die Sozialisierungsfrage sehr eingehend von Arbeit-
- gebern und -nehmern so behandelt worden, daß sich ge-
wisse Möglichkeiten für gemeinsames Vorgehen ergaben.
nische Lieferung hinter dem Soll etwa zurück-
geblieben. Wir haben Vorsorge getroffen, daß
die Abgabe aus den westlichen Bezirken, ein-
schließlich des Septemberrestes, im Oktober
ohne Kürzung zur Lieferung gelangt. Der durch
diese gewaltigen Leistungen Deutsch -
lands hier und dort erwecekte Eindruck, daß
sie ıhm bisher verhältnismäßig leicht geworden
wären und die erwarteten Wırkungen auf un-
sere Wirtschaft nicht gehabt hätten, ist falsch,
weil die Verhältnisse nicht klar zutage liegen.
Man muß die im Bergbau während der Som-
mer- und Herbstmonate größere Zahl von Ar-
bsitstagen berücksich tigen, deren Vorteil sich
im Winter mit ihrer Verringerung und dem
höheren Verbrauch in das Gegenteil wandelt.
Sodann spielt die Verkehrskage hier eine sehr
erhebliche Rolle, und überdies hat eine Ab-
drosselung der ohnehin nur in mäßigstem Um-
fange angelegten Bevorratungspolitik in den
ersten Monaten des Spa-Abkommens erleich -
ternd gewirkt, indem sie dessen Anfangsdruck
auf unsere Industrie entsprechend verminderte.
Hinzu kommt schließlich, daß infolge der auch
im Ausland immer mehr sich geltend machen-
den Verschlechterung der Wirtschaftslage und
der dadurch bei vielen weiterverarbeitenden
Industrien verursachten Absatzstockungen der
Abruf, mindestens das scharfe Drängen da
und dort nach gelassen hat. Anderseits ist die
Förderung von Steinkohle langsam wieder
etwas gestiegen, besonders weil im Ruhrrevier
seit August die UÜberschichten erneut besser
verfahren werden. Dort hat sich die arbeits-
tägliche Förderung von 0,278 Mill. t im Juli
nach dsn vorläufigen Zahlen auf 0,293 Mill. t
im September erhöht, während sie in Ober-
schlesien wegen der Unruhen von 0,113 Mill. t
im Juli auf 90 000 t im August gefallen ist
und auch. im September, soweit heute fest-
steht, nur 0,106 Mill. t erreichte. In den
Braunkohlenrevieren. entwickelt sich die
Rohkohlenförderung befriedigend, dagegen hat
“sich die Briketterzeugung in den letzten Mo-
naten nicht wesentlich geändert. Wenn sich
nun auch die Folgen des Abkommens von Spa
heute in der mengenmäßigen Wirkung noch
nicht voll fühlbar machen, so tun sie es um so
mehr in ihrer Wirkung auf die Sorten.
Die Lieferung von fast ausschließlich Stein-
kohlen und deren sortenmäßige Aufteilung be-
zeichnet Köngeter als die drückendste Last,
der gegenüber die 5 Goldmark täglich als Ge-
genleistung für die sortierte Lieferung gar nicht
ins Gewicht falien.. In Fettkohlen des Rhei-
nisch-Westfälischen "Kohlensyndikats bekam
2. B. im Mai die Entente 16%, und wir hatten
für uns, einschließlich der Mengen für die
Eisenbahnen sowie für Holland und die Schweiz,
84% zur Verfügung. Im August gingen 30%
an die Entente, so daß Deutschland noch 70%
verblieben... Läßt man die Lokomotivkohlen
für die deutschen Eisenbahnen außer Betracht,
so standen uns im Mai 61%, im August nur
noch 47% zur Disposition. In Gas- und Gas-
{lammkohlen des Rheinisch-Westfälischen Koh-
lensyndikats betrugen die Ententelieferungen
im Mai 12%, im August 32%, und obgleich
Deutschland eindringlich versucht’ hat, eine
Erleichterung in der Sortenfrage zu erzielen,
sind die en rcgramns für uns von Monat
zu Monat ungünstiger geworden. Die Wir-
kungen haben sich darum in voller Schärfe bei
all den Industrien ‘gezeigt, die, auf gewisse
Kohlensorten' und -arten. angewiesen, eine
Umstellung auf andere Brennstoffe
gar nicht oder nurin geringem Maße und in ge-
raumer Zeit durchführen können, so in der
Eisen- und Metallindustrie, wo trotz der nach-
lassenden Beschäftigung auch noch die ver-
ringerte und unregelmäßige Kohlenbelieferung
zu schweren Störungen, Schichtverkürzungen
und Stillegungen von Betriebsabteilungen ge-
führt hat. Der spezifische Verbrauch an
Brennstoffen. steigt natürlich wieder infolge
der unregelmäßigen Belieferung mit geeigneten
Brennstoffen und der Mitverwendung minder-
wertiger. Am deutlichsten erweist sich dies bei
den großen, noch auf bestimmte Steinkohlen-
sorten angewiesenen Elektrizitätswerken.
Die Umstellung auf minderwertige Brennstoffe,
insbesondere auf Rohbraunkohle, wird von der
Industrie zwar energisch betrieben, Köngeter
weistaber darauf hin,daß man in dieser Hinsicht
die Erwartungen nicht überspannen dürfe.
„Die Umstellung auf regelmäßige Verwendung
.von Rohbraunkohlen hat ihre Grenzen in dem
durch den geringen Heizwert gegebenen Trans-
portradius, sie erfordert Zeit, macht, vielfach
erhebliche Umbauten der Feuerungsanlagen
nötig, für deren Lieferung zunächst nur eine
geringe Zahl von Spezialfirmen vorhanden ist,
und setzt vor allen Dingen eine dauernde Stei-
erung der Lsistungsfähigkeit unserer Eisen-
Pi voraus. Für letztere wird der kom-
mende Winter ein Prüfstein sein. Von der Koh-
lenproduktion aus gesehen, ist jedenfalls anzu-
nehmen, daß die Steigerung der Rohbraun-
m >
kohlenförderung zum mindesten Schritt halten
wird mit der Umstellungsmöglichkeit der Ver-
braucher und mit der Steigerung der Leistungs-
fähigkeit der Transportsinrichtungen: Wäh-
rend der bisherigen günstigen Betriebslage der
Eisenbahnen ist alles geschehen, um auch nach
entfernter liegenden Gegenden Rohbraunkoh-
len und Torf zu fahren, damit sie als Streck-
mittel verwendet werden‘ und damit so die
ersten Wirkungen des Spa-Abkommens nach
Möglichkeit gemildert werden.“ Größte Be-
deutung hat weiter die finanzielle Wirkung
der Koblenlieferungen an die Entente. Diese
werden uns bekanntlich lediglich auf Repara-
tionskonto gutgeschrieben, ebenso die Fracht
bis zur Grenze. Nach Weltmarktpreisen stellt
die Lieferung von 2 Mill. t, einschließlich dieser
Fracht, z. Zt. einen Wert von rd 2 Milliarden
Papiermark monatlich dar. Diese Zahl läßt
ermessen, was wir allein in Form von Kohlen-
lieferungen an Wiedergutmachungen, u. Zw.
ohne Gegenwert, leisten; unser& Regierung be-
zahlt den deutschen Lieferern den Inlandpreis
für die Kohle in neugedrucktem Papiergeld.
Über die Vorscehüsse, die Deutschland für die
Dauer des Spa-Abkommens erhalten soll, wird
noch verhandelt, ebenso über Abzüge, die die
Entente an den 5 Goldmark täglich als Gegen-
wert für sortierte Lieferung gemacht hat. Von
der Tätigkeit der gemäß dem Spa-Abkommen
in Essen zusammengetretenen interalliierten
Kommission zur Prüfung der für Hebung der
Lebensbedingungen der Bergleute geeigneten
Mittel verspricht sich Köngeter für Deutsch-
land keinen erheblichen Nutzen, und die Kom-
mission für die Verteilung der ober-
schlesischen Kohle ist bei ihren Studien
noch nieht zu abschließenden Ergebnissen ge-
langt. In Oberschlesien stößt auch die Über-
schichtenfrage immer wieder auf Hemmungen,
die ihren Grund in den derzeitigen politischen
und Verwaltungsverhältnissen haben.
Auf Grund statistischer Unterlagen, die,
wie Köngeter ‘sagt, b2i der Umkehrung aller
Verhältnisse das tatsächliche Bild meist nur
verwirren, ist seitens der Entente wiederholt
die schlechtere Kohlenversorgung Frank-
reiehs gegenüber der Deutschlands betont
worden. Köngeter verweist in dieser Bezieh-
ung auf Äußerungen des französischen Arbeits-
ministers vom 8. September, nach denen der
Versorgung Frankreichs aus der Förderung der
heimischen Gruben, den Lieferungen von
England, Belgien und Amerika sowie mit den
deutschen Kohlen im August 4,360 Mill. t zur
Verfügung standen gegen 3,200 Mill. t im
Januar 1920. Das bedeutet eine Besserung um
36%, während Deutschland gleichzeitig auf
annähernd den Status vom Jahresbeginn her-
untergedrückt worden ist. Der französische
Minister hat u. a. weiter mitgeteilt, daß die
Vorräte der Elektrizitätswerke der Pariser
Bannmeile gegen 1919 von 15 000 auf 60 000 t
gestiegen seien; dagegen hatten die Groß-
Berliner Rlektrizitätswerke anfangs September
bei einem Tagesbedarf von 2000 bis 2200 t
17. 000 t Bestand gegen 10.000 t zur gleichen
Zeit des Vorjahres; am 1. Oktober belief sich
der Vorrat äuf 24 000 t. In Deutschland muß
man nach wie vor bei den von der Steinkohle ab-
hängenden Elektrizitätswerken die Strom-
abgabe scharf rationieren und neue Anschlüsse
selbst sehr wichtiger Betriebe verweigern.
Einigen großen, für unsere Landwirtschaft
wichtigen Überlandzentralen konnten die Son-
derzuweisungen an Frühdruschkohlen nieht
oder nur erheblich gekürzt zugeführt werden,
so daß diese Werke die Stromabgabe an in-
dustrielle Verbraucher entsprechend vermin-
dern mußten. ‚An der nötigen Anstrengung,
um auch im Winter die 2 Mill. t monatlich an
die Entente zu liefern, wird es,‘ so schließt
Köngeter seinen Bericht, ‚nicht fehlen. Das
Vollbringen wird im wesentlichen von der Ge-
staltung der Transportverhältnisse abhängen.
Es wird sieh dann zeigen müssen, ob man auf
seiten der Entente auf Grund der Erfahrung,
die man bisher mit der Durchführung des Spa-
Abkommens gemacht hat, und auf Grund der
eigenen Versorgungslage der Ententeländer
bereit ist, unvermeidlichen Hemmungen Rech-
nung zu tragen und zu einer wirklichen Ver-
ständigung zu gelangen.“ Es sei daran er-
innert, daß die Alliierten am 15. XI. feststellen
wollen, ob die uns für -die ersten 3 Monate
aufgegebenen 6 Mill. t erreicht worden sind,
andernfalls droht die Besetzung eines weiteren
deutschen Gebietsteiles.
Auch zur Sozialisierung des Berg-
baues, die seit der inzwischen erfolgten Ver-
öffentlichung des Berichtes der neuen Soziali-
sierungskommission vom 31. VII. 1920!) aller-
orten den Gegenstand lebhaftester Erörterun-
gen und mehr oder minder kategorischer Er-
klärungen der verschiedensten Körperschaften
1) Verlag von Hans Robert Engelmann, Berlin
W.15. Vgl. „ETZ* 1920, 8: 785.
900
Elektrotechnische Zeitschrift.
7
1920. Heft
45, 11. November 1920.
usw. bildet, hat Generaldirektor Köngeter
in einer Denksehrift Stellung genommen!).
Sie wird, wie auch die Kohlenpreisfrage, seiner
Meinung nach viel zu sehr, vielfach sogar aus-
schließlich unter dem Gesichtswinkel des
Unternehmergewinnes betrachtet, der, als
Dividende oder Ausbeute verteilt, doch tat-
sächlich der kleinste Faktor im Kohlenpreise
sei. Etwaige unberechtigte Gewinne wären
wieder in die Produktion gesteckt worden und
hätten so den Bergbau leistungsfähiger und
steuerkräftiger gemacht. Bei der Durchfüh-
rung der unser wartenden Aufgabe, die Stein-
kohle in ihre Bestandteile. zu zerlegen, die
Bergwerke mehr und mehr zu chemisch-tech-
nischen Betrieben und Kraftwerken auszuge-
stalten, werde man die weit ausschauende
Unternehmerinitiative auch im Bergbau
nieht entbehren können. „Es handelt sich hier
schlecht und recht um die Frage, ob das
deutsche Volk, das in Zukunft noch mehr als
bisher auf die höchste Leistungsfähigkeit seiner
Industrie als Grundbedingung seiner Existenz
angewiesen ist, das wissenschaftlich und tech-
nisch befähigtist, an der Spitze zu marschieren,
auf einem der wichtigsten, die zukünftige Wirt-
schaft beherrschenden Gebiete die Führung
behalten oder Gefahr laufen will, sie an das
Ausland abzugeben, an das Ausland, dessen
Industrie ohnehin unter günstigeren wirtschaft-
lichen Verhältnissen arbeitet, gegen dessen In-
dustrie sich aber die deutsche behaupten muß,
wenn das deutsche Volk leben will.“ Und
weiter sagt Köngeter: „Wir müssen voran-
schreiten auf dem Wege der Gemeinwirtschaft,
wir müssen in Bälde zur Klarheit in den Pro-
duktionskosten des Bergbaues gelangen und
unberechtigte kapitalistische Gewinne in der
Kohlenwirtschaft ausschalten. Wir müssen
die Bergarbeiter und Angestellten immer mehr
zu verantwortlichen Mitträgern der Gemein-
wirtschaft machen und eine großzügige Pro-
duktionspolitik treiben. Das muß aber durch
Mittel geschehen, deren Produktion fördernde
und verbilligende Wirkungen abzusehen sind.
Wir dürfen, wie in einem Sondervotum der
Sozialisierungskommission gesagt ist, Ent-
schlüsse erst dann fassen, wenn. die Voraus-
setzungen dafür vorliegen, nicht aber in einem
Augenblick, wo man selbst die Voraussetzun-
gen nicht als gegeben erachtet?).‘“
Inzwischen hat die Reichsregierung, einem
Beschluß des vorläufigen Reichswirtschaftsrats
vom 24. VII. folgend, den Reeihswirtschafts-
minister mit der Vorlage eines unabhängig von
den Vorschlägen der Sozialisierungskommission
aufzustellenden Gesetzentwurfes über die
Sozialisierung des Bergbaues beauftragt.
Da ein gemeinsam vom Reichswirtschaftsrat
und Reichskohlenrat eingesetzter Unteraus-
schuß in der Sozialisierungsfrage zu keinem Er-
gebnis gelangen konnte?), ist von ihm eine
paritätische Verständigungskommission gebil-
det worden, deren Erfolg man z. Zt. erwartet.
Was die Preisbildung betrifft, so hat
ein Antrag des Rheinisch-Westfälischen Koh-
lensyndikats, die Preise für Steinkohle, ent-
sprechend den dem Ruhrbergbau durch Schieds-
spruch auferlegten Lohnaufbesserungen der
Bergarbeiter , weiter zu erhöhen (um 15 M/t)
zwar die im Interesse einer gesicherten Förde-
rung gegebene Zustimmung des großen Aus-
schusses des Reichskohlenrats gefunden, seitens
des Reichskabinetts in Anbetracht der wirt-
schaftlichen Folgen für die Allgemeinheit aber
eine Ablehnung erfahren. Da der Zechenver-
band infolgedessen den Schiedsspruch zurück-
wies, ist er vom Reichsarbeitsministerium nun-
mehr gemäß der Demobilmachungsverordnung
vom 12. II. 1920 unter dem betonten Hinweis
für verbindlich erklärt worden, daß damit dem
Bergbau außerordentliche Lasten auferlegt
werden, die nur dann getragen werden können,
wenn alle am Produktionsprozeß Beteiligten
mit vollen Kräften und unter Ausnutzung jeg-
licher Möglichkeiten an der Verringerung der
Erzeugunsskosten mitwirken. Zur Regelung
der Lohnstreitigkeiten im mitteldeutschen
Braunkohlenbergbau ist soeben gleichfalls ein
Schiedsspruch ergangen.
Wärme- und Krafitwirtschait im nieder-
rheinisch-westfälischen Bergbau. — Gelegent-
lich einer von der Abteilung für Wärme- und
Kraftwirtschaftt beim Dampfkessel-Uberwa-
chungs-Verein der Zechen im Oberbergamtsbe-
zirk Dortmund in Essen veranstalteten Ver-
sammlung von Bergbauvertretern, in der Ober-
ingenieur Dipl.-Sng. Schulte über die Auf-
1) Vgl. „Deutsche Industrie“, Bd. 1, 1920, 8. 528. Die
Denkschrift kann von der „Deutsche Kohlen-Ztg.“ G. m.
b. H, Berlin W385, bezogen werden. ;
. 3) Der Bergbau-Verein Essen bekämpft in einer
eigenen Broschüre die Behandlung des Sozialisierungs-
problems aus politischen Gesichtspunkten und fordert die
AeelEounE der produktiven Kräfte zur höchsten Leistungs-
igkeit-
®) Die sehr bemerkenswerten Ausführungen von
H. Stinnes in diesem Gremium hat ie „Ind.- u. Hand.-
Ztg.“ vom 31. X. mitgeteilt.
gaben und Ziele der Abteilung, über Wärme-
wirtschaft auf Zechen und über ‘Kohlenstaub-
feuerungen ‚sprach,
„Ausschusses für Bergtechnik, Wärme-
und Kraftwirtschaft für den nieder-
rheinisch-westfälischen Bergbau‘ be-
kannt gegeben worden. Seine Geschäftsstelle
befindet sich, zunächst bei dem genannten
Dampfkessel-Überwachungs-Verein.
Industrie und Handel.
Wirtschaftsgeschiehte des Kupfers !, —
Aus der geschichtlichen Entwieklungslinie des
Kupfers ersehen wir, daß der Anteil Nord-
amerikas an der Weltproduktion im Laufe der
letzten Jahrzehnte ununterbrochen im Steigen
begriffen war; 1880 betrug er erst etwa 17%,
1913 dagegen etwa 55%. An der Kupferberg-
werkproduktion der Welt, die von 1879 bis
1913 rd 16 Mill. t betrug, hatten während dieses
Zeitraumes die Vereinigten Staaten von Nord-
amerika einen Anteil von 51%, Spanien und
Portugalvon 11%, Chile von 7%, Japan von 6%,
Mexiko und Australien von 5% und Deutsch-
land von 4%. Das deutsche Vorkommen re-
präsentiert die Mansfelder Gewerkschaft.
Auch die elektrolytische Kupferverfeine-
rung nahm in Amerika einen gewaltigen Auf-
schwung. Bereits 1903 betrug die Kapazität
der elektrolytischen Raffinerien Nordamerikas
842,5 metr. t täglich, was einer Jahreskapazität
von über 300 000 metr. t entspricht. Für 1914
verteilte sich die Produktion so, daß allein die
American Smelting & Refining Co. 600 und die
Amalgameted Copper Co. 465 Mill. 1bs von der
insgesamt 1778 Mill. Ibs betragenden Elektro-
lytkupfer-Kapazität Amerikas kontrollierten.
Im Jahre 1913 wurden etwa ?/, der Weltpro-
duktion an Rohkupfer, die für dieses Jahr von
den verschiedensten Großfirmen (Metallge-
sellschaft, Aron Hirsch & Sohn usw.) auf etwa
1 Mill. metr. t geschätzt wird, von den fünf
größten nordamerikanischen Raffinerien allein
verfeinert. Durch die Kupferraffination ge-
wannen die großen amerikanischen Truste
naturgemäß auch Einfluß auf den Kupfer-
markt. Außerhalb Nordamerikas ıhat sich
weder die Kupferhüttenindustrie noch die elek-
trolytische Kupferverfeinerung in gleichem
Maße entwickelt. Wie im Mittelalter Mansfeld
und die Fuggerschen Bergbaue in Ungarn und
Tirol zugleich die klassischen Stätten der Kup-
ferverhüttung waren, so war dies England für
die spätere Zeit, neben dem Frankreich,
Deutschland und Rußland die hauptsächlich-
sten Hüttenindustrien besaßen. : ®
Trotz des heutigen amerikanischen Über-
gewichts ist der Prozeß der elektrolytischen
Kupferverfeinerung in Europa entwickelt wor-
den. Die erste Raffinerie wurde 1870 in Eng-
land errichtet, ihr folgten bald mehrere kleinere
Anlagen in Deutschland und Frankreich; der
erste wirkliche Großbetrieb wurde dagegen erst
1881 in Amerika in den Balbach-Werken ge-
gründet. Gegenüber der Entwicklung der ame-
rikanischen Riesenbetriebe blieben die europäi-
schen Raffinerien dauernd zurück, da das
moderne Kupferhüttenwesen für jeden
Bergbaudistrikt eine starke Zentralisations-
tendenz bedingt, weil die Hütte zweckmäßig
direkt am Bergwerk liegen muß , was sich durch
den sehr niedrigen Metallgehalt der Kupfererze
erklärt, der im allgemeinen nicht über 3%, bei
besonders reichen Vorkommen bis zu 15%
durchschnittlich beträgt. Infolgedessen sehen
wir auch, daß heute die Kohle zum Kupfererz
kommt, während es früher ein Jahrhundert
lang umgekehrt war, da bis 1820, ja sogar 1850
etwa, die Kupfererze nach dem englischen
Kohlenbezirk von Wales gingen. Außerdem
wird die Zentralisationstendenz naturgemäß
durch die gewaltigen Ersparnisse an Arbeits-
kosten, Brennstoffverbrauch und allgemeinen
Unkosten gefördert. Noch im Jahre 1889 war
die Hüttenproduktion an Rohkupfer in Eng-
land und den V. S. Amerika mit rd 100 000 t
etwa gleich. Dagegen war sie 1913 in ersterem
Lande auf 52 000 t gesunken, in Amerika aber
auf 589 000 t gestiegen.
Was den Verbrauch betrifft, sohaben Nord-
amerika, Deutschland, England und Frank-
reich als vier größte Industriestaaten allein in
den letzten 16 Jahren regelmäßig mindestens
rd 80% der Weltproduktion an Rohkupfer ver-
arbeitet. Die Vereinigten Staaten hatten wäh-
rend der gesamten Zeit die Führung als Kup-
ferverarbeiter und befestigten sogar diese ihre
leitende Stellung, indem sie (1913: 348 000 t)
33% gegen 27% Anteil in 1897 aufwiesen.
Anders Großbritannien, das 1897 eine nahezu
gleich hohe Kupferverarbeitung wie die Ver-
einigten Staaten hatte, 1913 aber nur noch
!) Abriß der neuesten Wirtschaftsgeschichte des
Kupfers. Von Dr. F. W. Francke. VII ze 206 8. in 8%
Bese ron Duncker & Humblot, München u Leipzig 1920.
ist die Bildung eines.
zwei Fünftel von der. letzteren, nämlich
140 000t. Deutschland dagegen, das 1897 noch
an dritter Stelle stand, hat 1913 mit 259 000 t
Großbritannien weit hinter sich gelassen.
Frankreichs Kupferverarbeitung hat seit 1905
ebenfalls einen wesentlichen Aufschwung ge-
nommen -und betrug 1913 103 000 t. Die Rie-
senziffern der Vereinigten Staaten sind durch
den industriellen Aufschwung und Ausbau bzw.
Erschließung dieses Neulandes zu erklären wie
durch die ständig zunehmende Verwendung
von Elektrizität: Der Aufschwung der nord-
amerikanischen Elektrizitätsindustrie erklärt
sich also fast ausschließlich durch den Ver-
brauch im eigenen Lande. Er entfällt zum
großen Teil auf die Entwicklung. zweier rie-
siger Rlektrizitätskonzerne, der General Elec-
trie Co. und der American Telegraph & Tele-
phone Co. Dagegen sind die deutschen Kupfer-
und Messingwerke und besonders auch die
deutsche Elektrizitätsindustrie gewiß ebenfalls
zum überwiegenden Teil für das Inland, aber
zu einem respektablen Teil von jeher auch
schon für das Ausland tätig gewesen. Die
Statistik gibt z. B. für 1913 an, daß allein an
Kupferinhalt von Drähten und Kabeln aus
Deutschland die Ausfuhr die Einfuhr um 27 118
Tonnen überschritt. Der Löwenanteil hiervon
entfällt natürlieh auf die Entwicklung der
großen deutschen Elektrizitätskonzerne: All-
gemeine Elektricitäts-Gesellschaft, Siemens-
Schuckert und Lahmeyer-Felten-Guilleaume.
Die Elektrizitäts- und sonstigen Kupfer ver-
arbeitenden Industrien Englands konnten mit
dieser deutschen Entwicklung auch nicht ent-
fernt Schritt halten. ;
Der Kupferhandel konnte sich in Groß-
britannien auf lange Traditionen stützen und
infolgedessen dort in besonderem Maße ent-
wickeln. Als erste ihrer Art wurde die Londoner
- Metallbörse gegründet, die besondere Bedeu-
tung erlangte. Neben den englischen entstan-
den bereits damals in Deutschland (Frankfurt
a. M.) und den Vereinigten Staaten, in letzte-
ren teilweise als Filialen deutscher und engli-
scher Firmen, große Kupferhandelshäuser, die
dann den Verkehr zwischen diesen drei Län-
dern vermittelten. Allmählich sehen wir aber
die Vereinigten Staaten als Hauptüberschuß-,
Deutschland und daneben England und Frank-
reich als Hauptbedarfsgebiet sich entwickeln,
so daß der bedeutendste Kupferhandel sich in
und zwischen den Vereinigten Staaten und
Deutschland abspielen mußte, wobei allerdngs
die Stellung der englischen Kupferhandels-
häuser, die in ihrer Entwicklung und in ihrem
Ansehen begründet war und sich auch auf die
Londoner Kupferbörse stützen konnte, noch
immer eine sehr starke war. Die entscheidende
Stellung im Kupferhandel nahmen jedoch die
Agenturen der -großen amerikanischen Truste
ein, die die Kontrolle des größeren Teils der
Weltproduktion an sich brachten. Neuerdings
ist der Kupferhandel jedoch zum größten Teil
so organisiert, daß das Kupfer vielfach direkt
vom Erzeuger an den, wenn auch überseeischen
Verbraucher geht, so daß also ein eigentlicher
Handel seltener stattfindet. Diese Ausschaltung
des eigentlichen Handels wird dadurch erleich- _
tert, daß auch die Zahl der Verbraucher eine
Diese Konzentration der
relativ geringe ist.
Kupferverarbeitung erleichtert natürlich das
Zusammenarbeiten und Zustandekommen gro-
Ber Abschlüsse zwischen Kupferverbrauchern
und Kupferproduzenten. In Amerika ver-
kaufen die großen Produzentenkonzerne neuer-
dings überhaupt nur noch direkt an Verbrau-
cher, und ähnlich suchen sie auch in Europa
durch ihre eigenen Filialen den Zwischenhandel
mitihrem Kupfer mehr und mehr auszuschalten.
Erst wenige Schriftsteller haben sich be-
müht, die Wirtschaftsgeschichte eines. Roh-
stoffes zu schreiben, und so hat das Buch von
Dr. F. W. Francke, das obige, hier im Aus-
zug kurz angedeutete Entwicklung schildert,
Interesse zu beanspruchen. Der Verfasser zeigt
an Hand umfangreichen statistischen Mate-
rials, das jedoch leider nur bis zum Jahre 1913
reicht, außerdem die Gestaltung des Handels,
der Börsen, der Truste und der Preise in
Kupfer und schließt miteiner kritischen Studie .
auf, Grund des gesammelten Materials. Das
Buch hat gemäß seinem Titel als ‚„‚Wirtschafts-
geschichte‘ nur historischen Wert, der nicht in
die Praxis umgesetzt werden kann, während die
Verwendung der neuesten Ziffern die Möglich-
EI
keit
raktischer Nutzanwendung für sie
habt
ätte. Es krankt sodann an außerordent-
lich ungleicher Bearbeitung der einzelnen Stoff-
gebiete, so daß einzelne Kapitel nur 2, andere
dagegen 15 Seiten umfassen. Lange, rein theo-
retische Erörterungen volkswirtschaftlicher und
technischer Art beeinträchtigen die klare Her-
ausschälung des stofflichen Inhalts, dessen Dar-
stellung vielfach in Einzelheiten verläuft undin
die Breite geht. Dennoch stellt das Buch eine
wertvolle Materialsammlung dar, die hoffent-
11.-November 1820.
_ Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft
fe | 901
lich bald durch eine Darstellung der überaus
wichtigen Rolle, die das Kupfer während des
Weltkrieges gespielt hat, ergänzt werden wird.
Dr. Walter K. Weiss.
Kaplan-Turbinen-Konzern. — Wir haben
vor kurzem eine Notiz über die Bildung des
Kaplan-Turbinen-Konzerns in Berlin ge-
bracht!). Auf dessen Wunsch ergänzen wir
diese Mitteilung durch folgende Angaben: Der
Konzern, dem die Firmen Amme, Giesecke &
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein.)
(Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die
Geschäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68,
Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten.)
Sitzung
am Dienstag, den 26. Oktober, abends 7%, Uhr,
in der Technischen Hochschule Charlottenburg,
Hörsaal Nr. 141.
Vorsitzender: Herr Geheimrat Strecker.
Anwesend etwa 400 Mitglieder und Gäste.
Vorsitzender: Meine Damen und Herren!
Ich eröffne die Sitzung. Unser erster Vor-
sitzender ist verreist, und der stellvertretende
Vorsitzende ist leider krank; so habe ich die
Leitung der heutigen Versammlung übernom-
men. Ich begrüße die Herren nach Beendigung
unserer Sommerpause und hoffe, daß Sie sich
alle recht erholt und gestärkt haben, um die
Schwierigkeiten des Winters gut zu überstehen.
Sind Einwendungen gegen den letzten Sitzungs-
bericht!) zu machen ? Wenn dies nicht der Fall
ist, gilt die Niederschrift als festgestellt. Gegen
diein der Mai-Sitzung ausgelegten Neuanmel-
dunsen ist kein Einspruch erhoben worden;
die Angemeldeten sind somit als Mitglieder auf-
genommen. 103 Neuanmeldungen sind einge-
gangen, das Verzeichnis liegt hier aus.
Eingegangen sind: _ _
Das Vorlesungsverzeichnis Oktober/Dezember
der Urania, >
ein Auszug aus dem Vorlesungsverzeichnis der
Freien Hochschule Berlin,
der Bericht über die Tätigkeit der Ph ysikalisch-
“ Teehnischen- Reichsanstalt im Jahre 1919,
eine Einladung der Vereinigung früherer Schü-
ler der Berliner Städtischen Fachschule für
Elektrotechnik und Mechanik zu einer am
5. November stattfindenden Sitzung,
ein Prospekt über die „Zeitschrift für physi-
kalische Chemie“,
zwei Hefte der Mitteilungen des Verbandes
technisch-wissensch aftlicher Vereine zu Mag-
deburg,
das September- und Oktober-Heft der Mittei-
Imagen des Elektrotechnischen Vereins zu
Aachen,
der I. Band der Wissenschaftlichen Veröffent-
liehungen aus dem Siemens-Konzern. _
einige Nummern der „Mitteilungen des Reichs-
bundes Deutscher Technik“,
ein Aufsatz des Herrn Prof. G. Vallauri,
Livorno, über Radiotelegraphie,,
Hefte 29/30 der „Mitteilungen der Erwerbs-
losenfürsorge Groß-Berlin“,
„Das Italienische Buch“, ein Quartalberich t
über alle auf dem Büchermarkte erscheinen-
den Novitäten.
Die Drucksachen liegen zur Kenntnis-
nahme hier aus. :
Wird zu Punkt 1 der Tagesordnung das
Wort gewünscht? Wenn dies nicht der Fall ist,
so kommen wir zum zweiten Punkt, der Bei-
tragserhöhung des Mitgliedsbeitrages, und ich
erteile das Wort Herın Dr. Dettmar.
Herr Dettmar: M. H.! Ich habe bereits
im vorigen Jahre die nicht gerade angeneh me
Aufgabe gehabt, Ihnen die Begründung dafür
zu geben, daß die Zahlungen, die Sie zu leisten
haben, erhöht werden müssen. Es ist aber heute
wohl nicht mehr notwendig, im einzelnen darauf
einzugehen. Es ist Ihnen allen ja bekannt, in
welch ungeheurem Maße die Ausgaben gestiegen
sind. Gerade im Verlauf des letzten Jahres
ganz besonders sind bei den Vereinen die Aus-
gaben durch die Gehälter, durch Drucksachen
usw. ganz außerordentlich gewachsen. Im vori-
en Jahre ist eine Erhöhung des Beitrages von
0 auf 32 M beschlossen worden. Diese Ände-
rung des ‚Beitrages hatte zwei Fehler. Erstens
-war die Änderung zu spät vorgenommen wor-
den; das lag daran, daß wir durch Satzungs-
änderungen verhindert waren, schnell genug
der Entwieklung zu folgen, zweitens war die
Erhöhung im vorigen ‚Jahre viel zu gering.
ı) Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 515.
Konegen A.-G., Braunsch weig; Briegleb, Han-
sen & Co., Gotba; Escher, Wyss & Cie. in
Ravensburg und Zürich ; Pieeard Pietet & Cie,
nf: J. M. Voith in Heidenheim a. d. Brenz
und St. Pölten (Österreich) angehören, hat mit
Prof. Kaplan, Brünn, einen Vertrag geschlos-
sen, um, wenn die mit 2 Versuchsturbinen noch
vorzunehmenden Versuche ein befriedigendes
Ergebnis zeitigen, mit der Fabrikation und dem
Vertrieb der Kaplan-Turbine sofort beginnen
zu können. Diese Versuchsturbinen bzw. ihre
_ VEREINSNACHRICHTEN,
Die Folge dieser beiden Fehler ist es gewesen,
daß der Verband Deutscher Elektrotechniker
bei seinem Abschluß des Jahres 1919 einen
Verlust von 88000 M gehabt hat und im
laufenden Jahre wird er wieder einen. Verlust
von ungefähr 100 000 M haben. Daß das natür-
lich nicht so weitergehen kann, ohne daß die
Arbeiten leiden, ist Ihnen wohl ohne weiteres
klar. Eine Verminderung des Vermögens um
rd 190 000 M in zwei Jahren bei einem Gesamt-
vermögen von rd 400 000 M ist natürlich nicht
zu verantworten. Es ist daher notwendig, daß
wieder eine Erhöhung vorgenommen wird. Es
ist ein Voranschlag gemacht worden, um die
Bedürfnisse des Verbandes festzustellen, und
dieser Voranschlag hat ergeben, daß, wenn die
Be träge nicht erhöht würden, ein Verlust von
175000 M im Jahre 1921 eintreten würde.
Es muß also ein solcher Betrag mehr aufge-
bracht werden, u. zw. dadurch. daß der Bei-
trag der persönlichen Mitglieder von 32 auf
.70 M erhöht wird. Außerdem muß der Beitrag
der korporativen Mitglieder stark herauf-
gesetzt werden, u. zw. von der Überlegung
ausgehend, daß die korporativen Mitglieder,
d.h. also die geschäftlichen Unternehmungen,
sehr viel stärker herangezogen werden können,
ohne daß sie irgendwelche Schwierigkeiten
empfinden. Bei den korporativen Mitgliedern
gibt es aber so viele Arten, daß es sich als
notwendig erwiesen hat, wenn eine starke Er-
höhung vorgenommen wird, diese verschieden
vorzunehmen, und es hat sich daher als zweck-
mäßig erwiesen, 3 Kategorien bei den korpo-
rativen Mitgliedern zu machen, 1. die Behör-
den, Schulen, wissenschaftliche Vereine usw.,
die im allgemeinen .auch nichts haben, bei
denen wird vorgeschlagen, den Beitrag so zu
lassen, wie er im vorigen Jahre festgesetzt
wurde. Er war von 30 auf 100 M erhöht wor-
den, 2. offene Handelsgesellsch aften, staatliche
und städtische Betriebe, letztere bis zu 100
Arbeitern und Angestellten. Der Beitrag be-
trägt hier 150 M, und alle anderen Unterneh-
mungen, Firmen, Gesellschaften usw. nach
folgenden Abstufungen:
bis 500 Arbeiter u. Angestellte 250 M.
1000 4
darüber ‚, ) 5 a 5 00 ,,
— 1,39 5000 > ” ” 600 ”
„10000 ‚ % , 1000 ,,
;».20000: ,, ER Eins 2000 ,‚,
über 20000 ,, 52 3000 ,‚,;
Jahresbeitrag. Durch diese Änderung würde es
möglich sein, wieder einen vernünftigen Vor-
anschlag aufzustellen und die Bedürfnisse zu
decken. Es ist des weiteren in Hannover in der
Ausschußsitzung von den Vertretern aller Ver-
eine vereinbart worden, daß von diesen einge-
zogenen Mehrbeträgen die Vereine für ihre
eigenen Bedürfnisse, die auch gestiegen sind,
pro Mitglied 12 M bekommen. Damit haben
sich die Vertreter der Vereine sämtlich einver-
standen erklärt. Die Beschlüsse im Ausschuß
sind einstimmig gefaßt, und die Ausschußver-
treter haben es übernommen, ihren Vereinen
diese Vorschläge zu machen und die Vereine
dazu zu bewegen, auch diese Beschlüsse ebenso
anzunehmen. Das ist auch in einer Reihe von
Vereinen in den letzten Wochen bereits ge-
schehen, so daß hoffentlich bis Mitte nächsten
Monats alles in Ordnung ist und mit der Ein-
‘ziehung der Beiträge begonnen werden kann.
Vorsitzender: Ich danke Herrn Dr. Dett-
mar für seine Ausführungen.
. Wenn wir den Beitrag alle Jahre von
neuem festsetzen wollen, ist es notwendig,
unsere Satzung zu ändern. In $ 6 unserer
Satzung wird im ersten Satz ausgesprochen,
wie hoch der Mitgliedsbeitrag ist. Diesen Satz
müssen wir nun ändern. Es wird vorgeschlagen,
den Satz zu streichen und zu sagen:
„Der Vereinsbeitrag wird in der ersten
ordentlichen Herbstsitzung für das folgende
Kalenderjahr festgesetzt. Die Anträge hierzu
sind vom Vorstand nach Begutachtung durch
den Ausschuß zu stellen. Der Beitrag kann
für verschiedene Arten von Mitgliedern ver-
schieden angesetzt werden.“ E
Das ist also die Satzungsänderung, um die
es sich handelt. Sie ist satzungsgemäß auch im
wesentlichen Bestandteile hat Prof. Kaplan
zu konstruieren und zu stellen übernommen.
Sie sind z. Zt. in Ausführung begriffen ; der
Konzern denkt, noch im Lauf dieses Jahres
die Versuche (Leistungs-, Wirkungsgradmes-
sungen sowie Versuche über Festigkeit und
Regulierfähigkeit) durchführen zu können und
die Bestätigung dafür zu erh alten, daß die mit
diesen Turbinen erzielten Ergebnisse den in
letzter Zeit bekannt gewordenen Versuchsresul-
taten von Kaplan-Turbinen entsprechen.
Ausschuß besprochen worden, und ich bitte
den Vorsteher des Ausschusses, Herrn Prof.
Wagner, das Ergebnis mitzuteilen.
Herr Wagner: Wir haben uns im Aus-
schuß mit allen diesen Fragen außerordentlich
eingehend beschäftigt und insbesondere die
Frage erörtert, ob die Beitragserhöhung in dem
beantragten Maße auch durch die Verhältnisse
geboten ist. Wir sind zu dem Ergebnis gekom-
men, Ihnen die Annahme dieser Vorschläge
einstimmig zu empfehlen.
Vorsitzender: Sie haben gehört, daß der
Ausschuß Ihnen die Satzungsänderung emp-
fiehlt. Ich frage nun, ob aus der Versammlung
zu dem Punkte das Wort gewünscht wird. Das
ist nicht der Fall. Wird der Antrag gestellt,
etwas an dem vorgeschlagenen Wortlaut zu
ändern? Das scheint auch nicht der Fall zu
sein, Widerspruch erhebt sich nicht, so ist diese
Satzungsänderung einstimmig angenommen.
Die Ausführung dieser. Satzungsänderung
wird das enthalten, was Herr Dr. Dettmar
vorgetragen hat, die Vorschläge für die Mit-
glieder, die inländischen persönlichen Mitglie-
der, die inländischen Firmen und Beh örden in
der Staffelung, wie Sie es gehört haben.
Herr Nacht: Wäre es vielleicht möglich,
daß eine Staffelung eintritt, u..zw. nach Selbst-
einschätzung der Herren nach dem Einkom-
men, vielleicht von 40 bis 70 M angefangen ?
In dieser Weise macht es auch der Reichsbund
derDeutschen Presse. Es ist eine große Belastung
der jüngeren Herren, den Beitrag von 32 auf
70 M zu erhöhen.
Vorsitzender: Die große Belastung ist
ohne weiteres zuzugeben. Ich möchte aber her-
vorheben, wir können nichts anderes machen,
als der Verband beschlossen hat. Wir befinden
unsin einer Zwangslage, und das kommt daher,
daß der Verband und wireinssind. Wir müssen
den Beschluß des VDE auch selbst fassen, weil
wir ein selbständiger Verein sind. Ich möchte
fragen, ob sonst zu dieser Anregung des Herrn
Nacht das Wort gewünscht wird? Es regt sich
keine Zustimmung. Es ist wohl so, wie wir
ne alles über uns ergehen lassen, wir halten
still.
Ich bringe die Vorschläge zur formellen
Abstimmung. Die Beiträge der persönlichen
Mitslieder im Inland sollen für das kommende
Kalenderjahr betragen 70 M, der Beitrag für
Behörden, Schulen, wissensch aftlicbe Vereine
und dergleichen 100 M, für offene Handelsge-
sellschaften, staatliche und städtische Betriebe
(auch Elektrizitätswerke), die bis 100 Arbeiter
und Angestellte beschäftigen, 150 M, für alle
anderen Unternehmungen (Firmen, Gesell-
schaften usw.) nach folgenden Abstufungen:
bis 500 Arbeiter und Ange-
; stellte . : 250 M
daruhersr 1000, ee See 2 200 ;;
0008 A er nee. 000° 5
2.100002. 02. 1000 ‚,
» 20000 . fe 2000 ,‚,
über 200009737... 3000 ,
Das ist der Teil, der die Inlandsbeiträge beh an-
ist. Das ist nicht der Fall.
Bei den Auslandsmitgliedern haben wir
eine Schwierigkeit wegen der V.
bei einigen Ländern weit besser, bei anderen
noch schleehter als bei uns, und wir müssen für
alle diese Fälle in bestimmter Weise vorsorgen.
Im vorigen Jahre hatten wir einen Beschluß
gefaßt, der sich aber nicht als zweckmäßig er-
wiesen hat. Der Verein deutscher Ingenieure
und der Verein Deutscher Eisenhüttenleute
sind an uns herangetreten, daß wir es ebenso
machen wie sie. Der Postbezug soll verhindert
werden. Es bleibt dann noch die Möglichkeit
des Buchhändlerbezuges. Danach müssen wir
uns riehten. Wir wollen den Auslandsbeitrag
der Mitglieder so festsetzen, daß kein Anreiz
besteht, etwa die Zeitschrift durch den Buch-
handel zu beziehen, aber auch nicht, daß sie
uns bevorzugen, daß wir ferner mit Herrn Sprin-
ger nichtin Konkurrenz treten. Nun haben wir
902
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Hett 5.
uns die Sätze für die Auslandsmitglieder über-
legt und wir sind mit Springer einig geworden;
es empfiehlt sich nicht, daß-in der Sitzung hier
eingehend für jedes Land die Preise zur Ver-
lesung kommen. Es wird vielmehr vorgeschla-
gen, daß der Verein den Vorstand beauftragt,
die Sätze für die Auslandsmitglieder unter An-
passung an den Buchhändlerpreis der Zeit-
schrift festzusetzen. Es wird keine Bemerkung
gemacht; dann frage ich, ob ein Widerspruch
erhoben wird gegen diese Befugnis des Vor-
standes. Es wird auch dagegen keine Einwen-
dung erhoben. Ich stelle fest, daß der Vor-
schlag des Vorstandes zum Beschluß erhoben
worden ist. Ist sonst zu dieser Angelegenheit
en etwas zu bemerken ? Das ist nicht der
Fall.
Vorsitzender: Wenn das Wort nieht mehr
verlangt wird, so kommen wir zum nächsten
Punkt der Tagesordnung, und ich erteile das
Wort Heırn Biermanns zu seinem Vortrag
über „Technische Probleme der elek-
trischen Großwirtschaft“.
An den Vortrag schloß sich eine Erörte-
rung, an die sich die Herren Wagner, Rü-
denberg, Bauch, Tröger, Wuttsmann,
Spengel, Fleischmann, Rühle und Bier-
manns beteiligten.
Vortrag und Erörterungen gelangen später
zum Abdruck.
Vorsitzender: M. H.! Der‘Besuch der
heutigen Versammlung hat Ihr Interesse für
diesen Gegenstand gezeigt. Der Beifall, den
Sie dem Herrn Vortragenden gespendet haben,
enthebt mich fast der Pflieht, ihm besonders
zu danken. Wir stehen einem sehr interessan-
ten Gebiet gegenüber, eine- große Aufgabe m
Angriff zu nehmen, und wenn sich einige Be-
denken erhoben haben, werden wir hoffen, daß
sie dazu führen, die Lösung zu verbessern. Es
istein Studienobjekt, an dem sich noch manche
Köpfe werden erproben können, aber es ist
dankenswert, daß Herr Biermanns diese Auf-
gabe in so gründlicher Weise in Angriff ge-
nommen hat.
Wir wollen die alte Gepflogenheit einer
Nachsitzung wieder aufnehmen.
Herren, die sich noch für die kurze Zeit an-
schließen wollen, nach dem Spaten am Knie
zu kommen. Ich schließe die. Sitzung.
Neuanmeldungen:
Bachmann, Arthur, Diplomingenieur, Berlin-Schöne-
berg.
Balcerek, Paul, Diplomingenieur, Charlottenburg.
Barth, Paul, Ingenieur, Berlin-Steglitz.
Bauer, Fritz, Diplomingenieur, Berlin.
Baumann, Anton, Diplomingenieur, Berlin.
(rennen E = 5 Er
SITZUNGSKALENBER.
Deutsche Physikalische Gesellschaft. 12. XI.
1920, abends 7!/; Uhr, Physikalisches Institut der
Universität, Berlin, Reichstagsufer 7:
1. Vortrag W. Nernst: „Zur experimentellen
Prüfung des Planckschen Strahlungsgesetzes“,
2. Vortrag J. Franck: „Über 'angeregte Atome“.
Gemeinsam mit W. Grotrian.
Installationstechnische Gesellschaft Berlin-
Brandenburg. 17. XI. 1920, abends 7 Uhr, Inge-
nieurhaus, Berlin, Sommerstr. da:
1. Vortrag Direktor Hoppe: „Ausbildung und Wei-
terbildung der Elektropraktiker und die diesbe-
züglichen Aufgaben und Ziele der Installationstech-
nischen Gesellschaft‘ (mit Aussprache).
2. Referat und Aussprache über einen durch Elek-
trizität hervorgeru’enen Scheunenbrand.
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.)
H. 0. Herzog hat die im Kriege zeitweise
unterbrochene Vertretung des Verlages der Me.
Graw Hill Oo. wieder übernommen!). Dazu ge-
hört auch der Vertrieb folgender Zeitschriften:
Eleetrieal World, Eleetrie Railway Journal,
Chemical and Metallurgical Engineering, Elec-
trical "Merchandising, American Machinist,
Power, Coal Age, Engineering News Record,
Engineering and Mining Jourmal. Firmen,
welche in diesen Zeitschriften Neuerungen ihrer
Fabrikate besprochen zu sehen wünschen, wer-
den sich zweckmäßig der Vermittlung des Ge-
nannten bedienen.
A. Künstler }. _ Der "Direktor der Lech-
Elektrizitätswerke in Augsburg, „Ingenieur
Alfred Künstler, ist verstorben.
19 Berlin W. 8, Leipziger Str. 101/02.
Ich bitte die’
Beck, Paul, Diplomingenieur, Charlottenburg.
Bennewitz, Karl Albert, Ingenieur, Technischer Lei-
ter, Coesfeld i. W. . ; :
Bergmann, Karl, Elektroingenieur, Charlottenburg.
Braunroth, Heinrich, Diplomingenieur, Rostock i. M.
Brunner, Lomas, Ingenieur, Inhaber der Firma In-
genieurbureau Thomas Brunner, Berlin.
Büttner, Georg, Oberingenieur, Berlin-Baumschulen-
weg.
en on, Hans, Diplomingenieur, Berlin.
Conrad, Herbert, Oberkommissär am Technischen
Versuchsamt, Wien.
Dewald, Hermann, Ingenieur, Berlin.
Eisner, Franz, Diplomingenieur, Berlin. Ss
Elektrizitäts-A. G. Hydrawerk, Charlottenburg.
Eelektrizitäts-Baugesellschaft m. b. H., Berlin.
Feist, Johannes, Ingenieur, Berlin-Karlshorst.
Frahm, Karl, Ingenieur, Rostock i. M.
i ll. November 1920. 2
Libesny -& Co., Arthur, G.m.b. H., Apparate-, In- E
strumente- und Präzisionsmaschinenbau, Berlin. -
Logstädt, Richard, Ingenieur, Berlin-Schöneberg.
Ludovici, Fritz, Ingenieur, Waidmannslust.-- .
‚Magnus, Hans, Ingenieur, Reichelsdorf bei Nürnberg.
Mahnke, Otto, Ingenieur, Charlottenburg 1,
Mandt, Karl, Ingenieur, Schöneberg. &
Mänthe, Karl, Ingenieur, Berlin. b
Maurer, Walther, Elektroingenieur, Berlin. -
Meyer, Georg, Ingenieur, Charlottenburg. EEE
Michel, Hans, Ingenieur, Warnsdorf (Nordböhmen).
Möbius, Paul, Ingenieur, Berlin. - 3 :
Moll, Friedrich, Br.-tnr., Dr. phil., Berlin-Südende.
| Noack, Otto, Ingenieur, Berlin.
Gerlach, Erwin, Ingenieur, Berlin-Siemensstadt. FE
Gerth, Felix, Ingenieur, Dr, phil., Berlin-Schöneberg.
Goldenberg, Issac, Elektroingenieur, Stettin.
Goldschmidt, Karl, Ingenieur, Charlottenburg.
Goltze, Friedrich, Ingenieur, Berlin.
Göring, Hermann, Ingenieur, i. Fa. Jesgars & Göring,
Berlin.
Greiner, Max, Diplomingenieur, Charlottenburg 2.
Grünewald, Fritz, Diplomingenieur, Pankow.
Gutmann, Karl, Kaufmann, i. Fa. Grün & Co., Berlin.
Guth, Rudolf, Großvertrieb elektrotechnischer Bedarfs-
artikel, Prag. :
Guttmann, Otto, Ingenieur, Berlin.
Hagemeier, Otto, Ingenieur, Charlottenburg.
Hammer, Kurt, Diplomingenieur, Berlin-Tegel.
Haugwitz, Otto, Elektrotechniker, Charlottenburg.
Heinicke, Arthur, Teehniker, Neu-Finkenkrug.
Heinisch, Robert, Ingenieur, Dr., Wien.
Heyda, Hans, Techniker, Berlin-Steglitz. :
Hirschmann, Alfred F. W., Elektrotechniker, Berlin.
Hoffmann, Friedrich, Ingenieur, Berlin-Halensee.
Hoffmann, Rudolf, Oberingenieur, München.
Hübner, Wilhelm, Ingenieur, Berlin. :
Hustaedt, Herbert, Ingenieur, Berlin-Schöneberg.
Inspektion für Waffen und Gerät, Berlin. E
Jübermann, Franz, Ingenieur, Berlin.
Kahle, Hermann, Diplomingenieur, Oberlehrer der
Beuth-Schule, Charlottenburg.
Kannengießer, Heinrich, Ingenieur, Berlin.
Kleinschmidt, Carl, Ingenieur, Bremen.
Koch, Eberhard, Ingenieur, Berlin-Schöneberg.»
Koenig, Max, Fabrikbesitzer, Berlin-Grunewald.
Kühn, Alfred, Ingenieur, Berlin-Tempelhof.
Külper, Otto, Ingenieur, Rostock.
Kürschner, Eduard, Diplomingenieur, Berlin-Schöne-
berg.
Kutschelis, Georg, Ingenieur, Rostock.
Lammerskitten, Max, Ingenieur, Charlottenburg.
Lehmann, Richard, Betriebsingenieur der SSW,
Sonneberg.
Lehnert, Heinrich, Ingenieur, Berlin-Neukölln.
Lemke, Franz, Ingenieur, Berlin-Friedenau.
H. Remane.
schaft, Berlin, Ingenieur Hermann Remanö, z. Zt.
Winterthur (Schweiz), ist von der Technischen °
Hochschule Berlin in Anerkennung seiner lang-
Jährigen Verdienste um die Elektrotechnik, im
besonderen auf dem Gebiet der Glühlampen-
fabrikation, die Würde eines Doktor-Ingenieurs
ehrenhalber verliehen worden. ; ;
M. Vogelsang. Der Direktor der Vo:st &
Haeffner A. G., Dipl. na. Max Vogelsang,
Frankfurt a. M., wurde anläßl’ch des 50 jährigen
Bestehens der Technischen Hochschule Aachen
mit Rücks’cht auf seine hervorragenden Ver-
dienste um die Entwicklung des Apparate-
baues in der Elektrotechnik, insbesondere auf
dem Gebiete der Hochspannung, zum Doktor-
Ingenieur ehrenhalber ernannt.
Hochsehulnachriehten. Der frühere ordentl.
Professor an der Universität Moskau, Dr.-Ing.
Plotnikow, wurde zum o. Professor für phy-
siologische Chemie und Physik an der Techni-
schen Hochschule Agram ernannt. — An der
Universität Wien. habilitierte sich Dr. A.
Smekal für Physik. — Der. Privatdozent
und Abteilungsvorsteher am Kaiser-Wilhelm-
Institut für phys’kalische Chemie in Berlin-
Dahlem, Prof: Dr. J. Franck, hat den Ruf
auf den Lehrstuhl der Phys k der Univers't-t
Göttingen angenommen. — An der Universität
Berl n habil.t'erte sch Dr. P. Pringsheim
für Physk. — Dr. phil. W. Burstyn, hat
sich an der Technischen Hochschule zu Berlin
als Privatdozeiit habil tiert. ° Sein Lehrgebiet
betrifft „Richtwirkung in .der drahtlosen.
Telegraphie“, sowie „Bau und Wirkungsweise -
von Sc' altmagneten, Strombegrenzern, Schalt-
uhren usw.“ — Dr.-Sng. E. Giese, bisher ver-
kehrstechnischer Oberbeamter des nun aufge-
lösten „Verbandes Groß-Berlin!), ist zum o.
Honorarprofessor in der: Abteilung für. Bau-
ingenieurwesen der Technischen Hochschule zu
Berlin ernannt worden. Br:
) „ETZ“ 1920, 8. 796.
|
| Weiler,
Dem Direktor der Auer-Gesell- |
‚einer Firma gebraucht werden kann.
Penning, Marius, Diplomingenieur, Nikolassee,
Petersdorf, Hans, Ingenieur, Berlin.
Planer, Paul, Technische und elektrotechnische Ver-
triebe, Berlin. ;
Pleger, Hans, Major im
lin-Lichterfelde. ;
Pötschke, Herbert E. R., Ingenieur, Berlin-Tempel-
hof.- E &
Prasse, Walter, Diplomingenieur, Essen. _
Pruyon, Rolf, Oberingenieur, München-Gladbach.
Richter, Paul, Ingenieur,‘ Berlin. - . . En
Rosolleck, Walther, Elektroingenieur, Berlin-Grune-
wald. : Fe ee
Roth, Artur, Oberingenieur, Sampierdarena bei Genova
(Italien). ;
Rother, M. W., Geschäftsführer der ‚„‚Antenna’ Nach-
richten-Anlagen-G. m. b. H., Berlin,
Rothammel, Ferdinand, Ingenieur, Charlottenburg.
Schikora, ‘Walter, Ingenieur, Berlin-Wilmersdorf.
Schindler, Hermann, Diplomingenieur; Charlotten-
burg. > 3
Schlegel, Gustav, Ingenieur, Fulda.
Schmidt, Walter, Ingenieur, Charlottenburg.
Schönhöfer, Paul, Ingenieur, Berlin,
Schultheiss, Eduard, Ingenieur, Berlin.
Schwenkhagen, Hans, stud. ing., Charlottenburg.
Schumacher, Rudolf, Diplomingenieur, Charlotten-
burg. 3 3%
Schwemmer, Joseph, Elektroingenieur, Porz a. Rh.
Sitte, Edwin, Ingenieur, Niedersedlitz. =
Städtische Gas- und Elektrizitätswerke Buer i. W.
Stamm, Wilhelm, Ingenieur, Berlin-Neukölln.
Störk, Robert, Geschäftsführer, Berlin.
Sunkel, Kurt, Elektrotechniker, Berlin.
Szigethy, Julius, Ingenieur der Siemens & Halske A.G.
Budapest.
‚Thoma, Egon, Ingenieur der SSW. Berlin-Steglitz.
Thürey, Ernst, Ingenieur, Bremen. _ “4
Tötflinger, Karl, Diplomingenieur, Berlin.
Wagner, Alfred, Ingenieur, Charlottenburg. =
Warrelmann, Heinrich, Kaufmann, i. Fa. Warrel-
mann & Klapp, Hamburg. » :
Wedepohl, Leonhard, Elektroingenieur, Assistent an
der Bergakademie Clausthal, Clausthal i. H.
Wilhelm, Diplomingenieur, Berlin-Nieder-
schönhausen. . ; -
messen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.)
‚Die kürzesten, mit Vakuumröhren herstellbaren
Wellen.
RENT AUN
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG,
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Er-
Reichswehrministerium, Ber-
In der :„ETZ‘“ 1920 $. 615 lese ich
unter Berichten aus der Physik’und theo-
retischen Elektrotechnik -ein Referat über
eine Arbeit der Herren M. BARKHAUSEN und
K. KURZ, das mit den Worten ‚An den Tele-
funken - Kathoden - Röhrengeneratoren wird
; beobachtet‘, beginnt. Diese Bezeich-
DErErErE Er
nung. ‚Telefunken - Kathoden - Röhrengenera-
und verwendeten Drei-Elektroden-Röhren ist
bisher unbekannt. ‘Es dürfte auch kaum im
Interesse der deutschen Technik liegen, wenn
auf der ganzen Welt bekannte und übliche
Apparate mit besonderen deutschen Bezeich-
nungen versehen werden, die den Eindruck er-
wecken könnten, als wenn die dentsche Technik
dadurch für sich irgendein besonderes Recht
an diesen Röhren beanspruchen wollte. Wenn
selbst in der Fachpresse die Bezeichnung -
„Telefunkenapparat“ als eine Gattungsbezeich-
nung, also als Kennwort für alle Einrichtungen
toren“ für die auf der ganzen Welt bekannten
y
der drahtlosen Telephonie Bezeiehnung findet
oder in Zukunft Bezeichnung finden soll, so
‚wäre es erforderlich, daß diese Bezeichnung
und dann natürlich nicht
Allgemeinwort wird
mehr als Spezialbezeichnung für Fabrikate
tuelle Schutznamen für diese,
müßten dann vorher fallen, damit nicht Ver-:
wechslungen oder Irreführungen vorkommen.
Berlin, 10. IX. 1920. RR ES %
r
Erwiderung. 2 :
Esistin der ganzen Welt üblich, dem Stich-
-wort, welches als
rat der drahtlosen Telegraphie gewählt wird,
Bezeichnung für einen Appa-
Bezeichnung _
Dr. Kal Rottgardte
N
11. November 1920.
den Namen des Erfinders oder der erfindenden
Gesellschaft hinzuzufügen. Es ist deshalb
schwer verständlich, warum Dr. Rottgardt
bei einer Erfindung wie der Röhrengenerator,
bei der eine deutsche Firma ein ganz neues
Verfahren erfunden und ausgearbeitet hat, das
in der kürzesten Zeit eine Weltverbreitung ge-
funden und in allen Kulturländern dieser Fırma
geschützt ist, diesen Brauch nicht gelten lassen -
will. Selbst das Ausland achtet hinsichtlich
des Röhrengenerators die deutschen Erfinder-
rechte; und sogar ‘während des Krieges wurde
vom feindlichen Ausland und konkurrierenden
Erfindern die Telefunken-Pfiorität rückhaltlos
anerkannt (siehe die Bücher und Veröffent-
licehungen von Flemming, Eceles, Gold-
smith und Raund). Gerade in der jetzigen
Zeit liegt es im größten Interesse der deutschen
Industrie, ihre Erfindungen so zu bezeichnen,
daß der deutsche Ursprung erkennbar ist, und
es ist nicht nur gerechtfertigt, sondern notwen-
dig, daß der Ausdruck ‚Telefunken-Röhren-
generator‘ ebenso Allgemeinwort und Kenn- -
wort für diesen Apparat wird, wie z. B. die
Bezeichnung ‚Poulsen-Lichtbogen “.
Berlin, 28. IX. 1920. A. Meißner.
LITERATUR.
Besprechungen.
Die asynchronen Wechselfeldmotoren.
Kommutator- und Induktionsmotoren. Von
Prof. Dr. G. Benischke. Mit 89 Abb.
.114 S. in 8°. Verlag von Julius Springer.
erlin 1920. Preis 16. M.
Die Wechselfeldmotoren, ohne und mit
-Kommutator, sind in der Literatur bereits sehr
eingehend behandelt worden. Ihre Theorie
kann heutzutage als abgeschlossen betrachtet
werden. Das Material ist jedoch größtenteils
in den verschiedensten Zeitschriften zerstreut,
so daß es dem Anfänger schwer gemacht wird,
sich über.diese, namentlich für den Bahnbetrieb
wichtige _Maschinenart, rasch zu informieren.
Diesem Übelstand soll wohl in erster Linie das
vorliegende Werk abhelfen. Es ist ausdrück-
lich nicht für den Spezialisten, sondern ledig-
lich für den Anfänger auf diesem Gebiete be-
stimmt. Als erste Einführung scheint mir das
Buch recht gut geeignet zu sein. Allerdings
nur für Anfänger, die an selbständiges Denken
gewöhnt sind, da stellenweise Anschauungen
entwickelt sind, die lediglich vom Verfasser
verfochten werden und mit den üblichen nicht
immer übereinstimmen. Dies scheint mir je-
doch kein wesentlicher Nachteil des Buches zu
sein, da gerade das_ Lesen derartiger Werke
vielfach zum selbständigen Nachdenken anregt.
Der Verfasser arbeitet im Gegensatz zu den
besten Darstellungen auf diesem Gebiete mit
den unzerlegten Feldern. Ob diese Darstellung
gerade für den Anfänger geeignet ist, scheint
mir sehr zweifelhaft zu sein. Die wichtigsten
Fragen der Einphasen - Kommutatormotoren
wie Funkenbildung, Leistungsfaktor und die in
neuester Zeit besonders wichtige Nutzbrem-
sung werden ausreichend behandelt. Bei der
Funkenbildung wäre allerdings der Hinweis
wünschenswert, daß die reine Stromwende-
spannung zu mindestens ebenso wichtig ist
wie die Transformator-Segmentspannung, und
daß ihre Vernachlässigung zu schweren. Ent-
täuschungen bezüglich des Bürstenfeuers füh-
ren kann. Auch der feldschwächende Einfluß
der Bürsten-Kurzschlußströme scheint mir nicht
genügend hervorgehoben zu sein, obgleich ge-
rade die Anfahrverhältnisse durch diese Ströme
wesentlich beeinflußt werden. Behandelt wer-
den in erster Linie die für die Praxis besonders
wichtigen Motorarten, nämlich die Reihen-
motoren mit und ohne Hilfsbürsten und die
Repulsionsmotoren. Den Abschluß des Buches
bilden die kommutatorlosen Einphasen-Induk-
tionsmotoren. J. Kozisek.
Die Schule des Erfinders. Erfindungs-
technik. Von Oberingenieur Franz Fenz].
104 S. in 8°. Verlagsbuchhandlung Bruno
Kuehn, München NW. 1920. Preis 4 M.
In einer Zeit, wo alles am Golde hängt,
und nach dem Golde drängt, kann es nicht ver-
wundern, daß man dem Publikum Leitfaden
anbietet, wie man am schnellsten zu Geld kom-
men kann. Das Gebiet des Erfindens wird ja
von jeher von der großen Masse als äußerst
einbringlich angesehen, und jeder Erfinder
laubt von altersher schon die Million in der
Tasche zu haben, namentlich wenn er Laie auf
dem betreffenden Erfindungsgebiet ist. Re-
zepte zum Erfinden hat man schon immer
gegeben, auch in Gestalt von Anregungen und
von Stellung bisher ungelöster Erfindungsauf-
gaben. Natürlich wird dabei vorsichtigerweise
nie von dem zu erhoffenden Gewinn unmittel-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920.
z
bar gesprochen, sondern es wird das Allgemein-
wohl in den Vordergrund gestellt. ‚Das Volk
wird am besten bestehen, welches die meisten
Erfindungen hervorbringt.‘‘ Das vorliegende
Buch führt sich gleich als eine solche Anleitung
zum Erfinden ein, denn es beginnt mit den
Worten: „Erfinden ist keine Kunst‘, und es
enthält einen roten Zettel, auf welchem der
' Verfasser sich zur Lieferung von guten und aus-
sichtsreichen Erfindungsaufgaben sowie zur
„Lösung von Haupt-, Unter- und Zwischen-
problemen nach bewährtem, eigenem, wissen-
schaftlichem System“ anbietet. Es bedarf
kaum noch weiterer Ausführung, um den Wert
der Schrift zu kennzeichnen. Der Verfasser
geht ganz systematisch vor. Er behandelt zu-
nächst in sehr engem Anschluß an das treffliche
Buch von du Bois-Reymond: Erfindung und
Erfinder, einige der bekannten Theorien über
den Begriff der Erfindung; dann geht er aber
gleich ins Lehrhafte über und sucht seinen
Leser zum Erfinden vorzubereiten, indem er
zunächst seine Beobachtungsgabe durch eine
Reihe von Vorschriften schärfen will. Es wer-
den dann alle Bedürfnisse vorgeführt, die an-
geblich die Menschen haben, für alle Berufe
und Stände bis herunter zum Kavalier und
zur Modedame und zu ‚sonstigen Menschen-
gruppen“. Diesem schließen sich die landwirt-
schaftlichen und technischen Bedürfnisse an
in einer ganz willkürlichen und unsachlichen
Aneinanderreihung. Dann bekommen wir auf
4 Seiten Zeichenunterricht und auf weiteren
8 Seiten Experimentalunterricht. So genügend
vorbereitet, kann dann der Leser an das Pro-
blem selbst gehen, das ihm in seinen verschie-
denen Seiten als Problemstellung und Problem-
lösung vorgeführt wird. Dabei gibt es wohlge-
meinte Ratschläge: ‚„‚Haltet jeden originellen
Gedanken auf dem Papier fest. Denkt nie bis
‚zur Ermüdung nach, laßt keine Zeit des Wohl-
befindens und der Stimmung vorübergehen,
haltet nichts für so unsinnig oder zwecklos, daß
es nicht der Mühe wert wäre, es in Erwägung
zu ziehen.“ ;
Auch ein Katechismus mit Frage und Ant-
wort findet sich darin.
In der Zeit der Papiernot sollte man doch
wohl mit. Rücksicht auf solche Bücher daran
denken, wieder die Vorzensur einzuführen.
Dipl.-Ing. Carl Weihe.
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher.
Das Betriebsrätegesetz, Text und Kommen-
tar, Erläutert im Auftrage der Arbeitsgemein-
schaft sozialistischer Techniker. Von E. Sam-
bale. Bd. 3. 96 S. in 8%. Verlag Rätebund,
Berlin 1920. Preis 9M + T.Z.
Das neue deutsche Wirtschaftsrecht. Von
Dr. A. Nussbaum: VII u. 1008. in 80%. Verlag
von Julius Springer, Berlin 1920. Preis 16 M.
Ankerwicklungen für Gleich- und Wechsel-
strom. Von Prof. R. Richter. Mit 377 Text-
abbildungen. XI und 423 S. in 80. Verlag von
Julius Springer, Berlin 1920. Preis geb. 78 M.
Statistik für das Betriebsjahr 1918 bzw.
1918/19. Bearbeitet im Auftrage des Ausschusses
II für Statistik und wirtschaftliche Fragen durch
die Geschäftsstelle der Vereinigung der Elektri-
zitätswerke. XJV und 231 S. in Folio. Zu be-
ziehen durch die Geschäftsstelle der V.d. El. W.,
Berlin SW. 48, oder durch Julius Springer, Berlin.
Preis 100 M.
Grundlagen der Elektrotechnik. Von A.
Rotth. Mit 70 Textabb. 3. Aufl. 128 S. in 8°,
Verlag von B. G. Teubner, Leipzig und Berlin
1920. Preis 2,80 M + 100% T. Z.
Einführung in die Technische Wärmelehre.
Von R. Vater, bearbeitet von Dr. F. Schmidt.
Mit 46 Textabb. 2. erw. Aufl. 1928. in 89,
Verlag von B. G. Teubner, Leipzig und Berlin
1920. Preis 2,30 M + 100%) T. Z.
Lehrbuch der Rechenvorteile, Schnellrechnen
und Rechenkunst. Von Dr. phil. J. Bojko. Mit
zahlreichen Übungsbeispielen. 115 S. in 8°. Ver-
lag von B. G. Teubner, Leipzig und Berlin 1920.
‚Preis 2,80 M + 100% T.Z.
Die Nebenstellentechnik. VonH.B. Willers.
Mit 137 Textabb. IV u. 172 S. in 80, Verlag von
Julius Springer, Berlin 1920. Preis geb. 26 M,
Die Drahtseile als Schachtförder'seile. Von
Dr.-Ing. A. Wyszomirski. Mit 30 Textabb.
94 S. in 8%. Verlag von Julius Springer, Berlin
1920. Preis 14 M.
Leitfaden der Technischen Wärmemechanik.
Kurzes Lehrbuch der Mechanik der Gase und
Dämpfe und der mechanischen Wärmelehre. Von
Prof. Dipl.-Ing. W. Schüle. Mit 93 Textabb.
und 3 Tafeln. 2. verb. Aufl. VIII u. 217 S. in 8°,
N ara von Julius Springer, Berlin 1920. Preis
18 M.
Heit 45,
Die Verkehrsmittel in Volks- und Staats-
wirtschaft. 2. umgearb. Aufl. Bd. 2. Land- und
Woasserstraßen, Post, Telegraph, Telephon. VonDr.
E. Sax IX u. 533 S. in 809, Verlag von Julius
Springer, Berlin 1920. Preis 43 M, geb. 66 M.
Die Berechnung von Gleich- und Wechsel-
stromsystemen. Von Dr.{jig. Fr. Natalis.
Mit 19 Textabb. VI und 318. in 80, Verlag von
Julius Springer, Berlin 1920. Preis 6 M.
Theoretische Mechanik. Eine einleitende Ab-
‚ handlung über die Prinzipien der Mechanik. Von
A. E. H. Love Autorisierte deutsche Über-
setzung der 2. Aufl. von ®Dr.:$ng. H. Polster.
Mit 88 Textabb. IV u. 424 S. in 80. Verlag von
Julius Springer, Berlin 1920. Preis 48 M, geb.
54 M.
Bau großer Elektrizitätswerke. Bd. 3. Das
Kraftwerk Golpa Von Prof. Dr.-$ng. G. Klingen-
berg. Mit 127 Textabb. und 4 Tafeln. 106 S.
in 40%, Verlag von Julius Springer, Berlin 1920.
Preis geb, 30 M.
Zur Einstein’schen Relativitätstheorie. Er-
kenntnistheoretische Betrachtungen. Von Ernst
Casssierer. 134 S. in 8%. Verlag von Bruno
Preis 14 M.
Cassierer,. Berlin 1921.
Elekt RT Praktikum. Von Dr. Erich
Müller. Mit einem Begleitwort von Dr. u.
Dr.-Üng. Fritz Foerster. Mit 82 Textabb. und
33 Schaltungsskizzen. 3. verm. u. verb. Aufl. VIII
u. 254 S. in 80, Verlag von Theodor Steinkopff,
Dresden und Leipzig 1920. Preis 20 M.
Zur Sozialisierung des Kohlenbergbaues.
Herausgegeben vom Bergbauverein Essen. 59 S.
in 80. Verlag Bergbauverein, Essen 1920.
Brennstoff und Verbrennung. Von Dr.
Aufhäuser. 148. in 8%. Verlag Verein deut-
scher Ingenieure, Berlin 1920. Preis 4 M.
Über Dampfmessung. Von Oberingenieur Seu-
fert. 10 S. ia 89. Verlag Verein deutscher
Ingenieure, Berlin 1920, Preis 5 M.
Santz-Multiplikator. Von A. Santz. IV und
202 S. in 8%. Verlag Julius Springer, Berlin 1920.
Preis geb. 30 M.
Die Gesetzgebung über Beschlagnahme,
Ausfuhr und Handel ausländischer Wert-
papiere. Von Dr. jur. et rer. pol. H. Kling-
spor. 678. in 8°. Verlag Otto Liebmann,
Berlin 1920. Preis 8,50 M.
Leitfaden der Hüttenkunde für Maschinen-
techniker. Von PDipl.-Sng. K. Sauer. Mit 81
Textabb. IV und 123 S. in 8%. Verlag Julius
Springer, Berlin 1920. Preis 9 M.
Technische Chemie für Maschinenbau-
schulen. Von Prof. Dr. S. Jakobi. 2. verb.
u. ergänzte Aufl. Mit 101 Abb. VIII und 180 S. in
80, Verlag Julius Springer, Berlin 1920. Preis I11M.
Das Relativitätsprinzip. Von A. Angers-
bach. Mathematisch - Physikalische Bibliothek.
Bd. 39. 578. in 49. Verlag B. G. Teubner,
Berlin und Leipzig 1920. Preis 3,60 M.
Doktordissertationen,
K. Mühlbrett. Über Verstärkertransformatoren,
Technische Hochschule Darmstadt. Verlag von
Julius Springer, Berlin 1920,
H.Schlaffner. Die geographischen Bedingungen
der Moorbildung in Deutschland. Technische
Hochschule München 1919.
F, Leyerer. Über Wechselstromselbsterregung
bei Gleichstrommaschinen. Technisehe Hoch-
schule München. Verlag von Julius Springer,
Berlin 1920.
Sonderabdrucke.
The energetics of telephone receiver. Von H,
Nukiyama. „The Technology Reports of the
Tohoku Imperial University‘. Bd. 1, Nr. 3, 1920.
Die Tätigkeit der Physikalisch-Technischen Reichs-
anstalt im Jahre 1919. „Zeitschrift für Instru-
mentenkunde“, Bd. 40, 1920, S. 87 ff.
Neue Zeitschriften.
„Brennstoff-Chemie“, Zeitschrift für Chemie
und chemische Technologie der Brennstoffe und
ihrer Nebenprodukte. Herausgeber Prof. Dr. F.
Fischer, Direktor des Kaiser- Wilhelm-Instituts
für Kohlenforschung, Mülheim (Ruhr). Verlag von
W. Giradet, Essen. [Die neue Zeitschrift erscheint
zweimal im Monat. Bezugspreis f. d. Vierteljahr
12 M.]
Listen und Drucksachen.
Gebrüder Adt A. G., Ensheim (Saargebiet). Preis-
liste Nr. 15. Isolier-Leitungsröhren und Zubehör
Handlampen, Schalter, Steckdosen und Stecker
Vereinigte Isolatorenwerke A. G., Berlin-
Pankow. Liste J6, 1918. Zählertafeln aus Isolier-
material. Liste J 8, 1918, „Viaco“-Verteilungs-
tafeln.
Schulz & Fischer, Berlin SW. 47. Preisliste
Nr. 4, 1920. Drehstrommotoren nach den Nor-
malien des VDE, mit Kupferwicklung, Bronze-
lagern und Schleifringen.
904
Gesellschaftfürelektrotechnischelndustrie
m. b. H., Berlin. Das neue elektrische Naht-
schweißverfahren,
Friedr. Wilh. Kuhl, Berlin NW. 87.
iiber „Habilita“-Ankerisoliermaterialien.
Preisliste
KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Außenhandel. — Die Ein- und Ausfuhr von
rohen und der Import von verarbeiteten’ Dia-
manten für technische Zwecke ist nach
wie vor verboten. Ein- und Ausfuhranträge
sind an den vom Reichswirtsch aftsministerium
ernannten Vertrauensmann E. Schmidt, Ber-
lin W. 8, Charlottenstr. 56, zu richten. — Wie
die ‚Voss. Ztg.‘‘ berichtet, hat der Berliner
Vertreter der russischen Sowjetregierung
den Auftrag erhalten, demnächst u. a. 1,3 Mill.
Osram- und etwa 0,25 Mill. andere Glühlam-
pen in Deutschland anzukaufen. — Nach einer
Mitteilung des „Berl. Börs.-Cour.‘‘ fordern die
A.:B. Skandinaviska Glödlampfabrikent und
die A. B. Elektraverken, Stockholm, von der
Regierung erhöhten Zollschutz für die
schwedische Glühlampenindustrie
diese soll infolge Uberhandnehmens der Ein-
fuhr aus dem Auslande bereits umfangreiche
Betriebseinschränkungen durchgeführt haben
—, weil sie andernfalls in Kürze gezwungen
sein würden, die Arbeit einzustellen.
Ausschreibungen. — Die Regierung der
Republik Costa Rica fordert nach den
„Weltw. Nachr.‘‘ zu Bewerbungen um die
Konzession für den Bau und Betrieb einer
elektrischen Straßenbahn zwischen Ala-
juela und Grecia auf. Sie wird auf 50 Jahre
vergeben. Für die ersten 25 Jahre, vom Tage
der Eröffnung der Linie an gerechnet, garan-
tiert die Regierung eine 6%ige Verzinsung auf
ein Kapital bis zu 1 Mill. Colones!). Das für
die Elektrizitätserzeugung notwendige Wasser
wird frei zur Verfügung gestellt, das nötige
Material kann zollfrei eingeführt werden, auch ist
das Unternehmen für die ganze Konzessions-
Cauer von sämtlichen Abgaben befreit.
Aktienkurse. — Die Berliner Börse hat
im Oktober 1920 folgende Kurse notiert:
| 8 5
Gesellschaften 32 äi S
= | 3 ®
z = A
Accumul.-Fabr., Berlin . 360,—| 445,— 1440,—
A. 6. £. El.-Anlg., Berlin . -— —_ —_
A, H. G,, Berlins a ern 290,25, 342,50 339,25
Bergmann, Berlin ...... 240,—| 285, —1285,—
B. E-W.„ Berlin A. Ss 210,— | 239,— 236,50
; „.. Vorz-A.. . . 193,50. 101,— 1101,—
Brown, Boveri, Baden (Schweiz) | — = =
Continent. Ges., Nürnberg . . —_ — —
& 5 Vorz.-A. 1130 —| 144,—|144,—
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln. . |185,—| 216,75 200,—
„ Niederl. „ = 233,—| 260,—|260,—
sa SUdam. ir; # 228,50, 246,75 241,—
» Kabelwerke, Berlin . . |260,—| 325,— 318, —
Elektra, Dresden. ...... 105,—| 180,—|180, —
El. Licht- u. Kraft., Berlin . . |158,—| 187,— |1823,—
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin . . |193,—| .219,—1212,50
E. W. Liemitz ...... 105,—| 121,— |121, -
Bank f. el. Untern., Zürich. . |100,—| 141,—| -—
Felten & Guilleaume Carlsw. .. |445,—| 525,—1470,—
Ges. f. elektr. Untern., Berlin . |180,—| 194,751192,—
Hackethal, Hannover. ... . 325,—| 364,—|360,—
Hamburgische E.W.. .... 137,—| 149,75 146,75
Körtings Elektr.-W., Berlin. . |208,50, 252,— 252, —
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M.. |206,50) 230,—|230,—
©. Lorenz, Berlin ...... 345,—| 405,501399,—
Dr. Paul Meyer, Berlin. . 188,—| 234,75 230, —
Mix & Genest, Berlin . . 220,—| 230,— 229, —
Neckarwerke, Esslingen 150,—| 185,—|185,—
H. Pöge, Chemnitz... ... . 1288,—| 330,— |330,—
Rhein. El.-A. G., Mannheim. . |198,—| 223,50 210,—
M. Schorch & Cie., Rheydt 414,—| 452,— 415, —
Sachsenwerk, Dresden . . . . 1879,—| 463,—1452,—
Schuckert & Co., Nürnberg. . 1230,25 303,25 303,25
„Siemens“ EI. Betr., Berlin. . 1117,—| 130,—|125,—
Siemens & Halske, Berlin 302,—| 397,— 1337, —
Stettiner E.W........ . 1120,—| 143,—|143,—
Teleph.-F. Berliner, Hannover. |265,—| 342,50 289, —
Fabr.isol. Drähte (Vogel), Berlin [355,—| 464751450, —
Ein Reiehskommissar für die Eisenwirt-
schaft. — Die Geschäfte der nunmehr aufge-:
lösten Reichskommissariate für Eisenwirt-
schaft und Schrottwirtschaft in Berlin sind
dem Kommissar des Reichswirtschaftsmini-
steriums beim Eisenwirtschaftsbund in Düssel-
dorf übertragen worden, der jetzt die Bezeich -
nung „Reichskommissar für die Eisen-
wirtschaft‘. führt. f
1) 1 Colon Gold vor dem Kriege = 1,95 M.
Elektrotechnische Zeitschriit. 1920. Heit 45.
Aus der Geschäftswelt. — Inland.
Siemens-Schuckert-Konzern hatbe-
schlossen, mit der Gelsenkirchener Bergwerks-
A. G. und der Deutsch-Luxemburgischen Berg-
werks- und Hütten-A. G. eine Interessenge-
meinschaft einzugehen. — In Stadtilm ist die
'ThüringerElectro-Werke A.G., Dörn-
feld a. Ilm, mit 0,3 Mill. M Grundkapital ein-
getragen worden. Sie hat die Herstellung
und den Vertrieb von Isoliermaterial, Tele-
phon- und Telegraphenbau, Feinmechanik und
Optik zum Gegenstand. — Ausland. Die
dem Siemens-Konzern nahestehende Sch wei-
zerische Gesellschaft für elektrische
Industrie, Glarus, hat die Zahlung ihrer
Obligationszinsen eingestellt und plant eine
ähnliche Reorganisation wie die Bank für elek-
trische Unterneh mungent). — Nach der ‚Voss.
Ztg.‘‘ ist zu dem Zweck, Polen von der deut-
schen Kabelfabrikation unabhängig zu machen,
in Bromberg die A. G. Kabel Polski mit
30 Mill. M Grundkapital gegründet worden. —
Ludwig Hajös & Co., Budapest, schreiben, daß
sie in den Interessenkreis der Ung. Escompte &
Wechsler Bank einbezogen und unter der Firma
Hajös & Szäntö Elektrotechnische Fabrik
A. 6. mit 5Mill. K Kapital in eine Aktiengesell-
schaft umgewandelt worden seien.
WARENMARKT.
Kupfer. — Bei der nach abwärts gerich-
teten Bewegung der Preise am internationalen
Metallmarkt hat Kupfer nach Dr. Sue
Weiß?) bei weitem den größten Abschlag zu
verzeichnen. Im September hatten sich ver-
schiedene kleinere amerikanische Kupfererzeu-
ger und Händler wegen der dauernd rückgängi-
gen Nachfrage bereitgefunden, Elektrolyt-
kupfer zu etwa 0,5 ets unter dem offiziellen
Preis von 19 ets/lb abzugeben, während die
eroßen Gruben infolge der Verteuerung der
Frachtsätze an 19 ets festhalten zu müssen
erklärten. Die Kupferausfuhr ging daher
weiter zurück; schon im August hatte die
Kupferexport -Vereinigung der nur
noch 3,2 Mill. Ibs an das Ausland verkauft
gegen rd 66 Mill.Ibs Raffinade monatlich in nor-
malen Zeiten. Unter diesen Umständen setzte
die Ausfuhrvereinigung den Elektrolytkupfer-
preis sukzessive auf 18,5, 17,5 und schließlich
15 ets/lb herab. Der englische Kupfermarkt
konnte sich dieser Entwicklung nicht entziehen,
und auch in Japan hat eine allgemeine Absatz-
stockung die Kupferproduzenten zu einer Ein-
schränkung der Erzeugung um mindestens 35%
veranlaßt. Die deutsche Elektrolytkupfernotiz
wurde entsprechend stark beeinflußt und ver-
ringerte sieh daher in letzter Zeit zeitweilig
trotz der Verschlechterung des Markkurses.
Eisenerze. Wie aus Kristiania berichtet
wird, werden seit einiger Zeit von dort Erz-
briketts in steigendem Maße ausgeführt. —
Baumwolle. Im New Yorker Baumwollmarkt
haben die Preise in der"vergangenen Woche
eine wesentliche Änderung. nieht erfahren. Am
30. X. notierte middling Ware loco” 22,20,
Novemberverschiffung 20,70 und Dezember-
verschiffung 21,15 ets/lb. In Bremen gingen
die Preise für amerikanische Baumwolle fully
middling*good colour and staple loco infolge
der Verschlechterung des Markkurses weiter
nach oben und notierten am 1. XI. 49 M/ke.
In Japan zeigt sich am Baumwollmarkt eine
vollkommene Geschäftsruhe.e Obwohl auch
hier die Erzeugung, um die Preise zu stützen,
stark eingeschränkt ist, gehen die Großhandels-
preise doch beständig herunter. Bei Baum-
wollgarnen haben sie mit 300 bis 350 Yen/Ballen
etwa die Hälfte des Höchststandes erreicht. —
Seide. Die Verschlechterung der italienischen
Valuta hat auf die Preisgestaltung am Mai-.
länder Seidenmarkt kaum eingewirkt. Die
Nachfrage blieb verhältnismäßig lebhaft."} Die
Preise, besonders für beste Ware, sind unver-
ändert. Der japanische Seidenmarkt liegt
sehr still. Die Preise bewegen sich nominell
-zwar auf der vom Seidensyndikat festgesetzten
Grundlage von 1500 Yen/60 kg, doch sind zu
diesem Preise keine Geschäfte abgeschlossen
worden. Nach Europa wurden vom 1. VI.
bis 15. X. 17216 Ballen und nach Amerika
45 081 Ballen ausgeführt. — Jute. Die Fabrikat-
märkte in Kalkutta und Dundee liegen ziem- |
lich leblos, infolgedessen konnten die Preise
etwas nachlassen. Auf dem deutschen Markt
wird dieser Rückgang durch die Verschlech-
terung des Markkurses ausgeglichen. .Rohjute
notiert in London "noch immer zu 50 £)ton
neuer Eınte. — Treibriemen. Der Verband
Deutscher TreibriemenfabrikantenYsetzte die
!) Vgl. „ETZ* 1920, 8 719. ;
2 „Berl. Tagebl.“ v. 1. XI. 1920.
Der
Preise für Treibriemen auf 180 M/kg fest. —
- Bei den Häuteversteigerungen sind
Fälle festgestellt worden, die eine unerlaubte
Einwirkung auf die Preisentwicklung dar-
stellen; infolgedessen wurden die Preisprü-
Häute.
fungsstellen beauftragt,
zungen ihre besondere Aufmerksamkeit zu
In London notierten
am 2. XI. Crepe I loco 1s 21% d, Januar/März
schenken: — Gummi.
Lieferung 1 s 4 d/lb. —
werden für gemahlenen,
Schwefel und für mit Kupfer versetzten 125
bis 130 Lire/dz verlangt.
in Säcken kostete 350 Lire/dz. — Terpentin.
In London notierte Terpentinöl, loko Ware,‘
Ende Oktober etwa 121 s/ewt. — Benzin. In
England ist der Preis für Benzin neuerdings
wesentlich erhöht worden.
ist von 3s 8%, d auf 43 71% d/Gallone gestiegen,
zweitklassige von 38 6% d auf 4s 1% d und
Benzol von 3s 4% d auf
Der ‚Verband deutscher Dach-
pappenfabrikanten hat die Großhandelsrichtt-
preise folgendermaßen ermäßigt:
pappe mit 80er Rohpappeneinlage 8,20 M,
mit 100er Einlage 6,70 M, mit 150er Einlage
4,70 M und mit 200er Einlage 3,70 M/m? bei
Verladebahnhof des Ver-
Dachpappe.
Waggonbezug frei
käufers. — Metallpreise.
Vereinigung für die deutsche Elektrolyt-
kupfernotiz bzw. der Kommission des Ber-
liner Metallbörsenvorstandes
stehen sich ab Lager in
in M/100 ke:
Metall {
Elektrolytkupfer (wire
bars), prompt. eif Hamburg,
: Bremen, Rotterdam . 5
ıl. November 1920.
den Häuteversteige-
Schwefel. In. Italien
doppelt raffinierten
Kupfervitriol 98/99
Erstklassige Ware
4s % d/Gallone. —
für Dach-.
Die Notierungen der
(letztere ver-
Deutschland) lauten
a a he al
5 XI.
2317 2694
Raffinadekupfer 99/99,3%
Orıginalhüttenweichblei
Originalhüttenrohzink,
Preis im freien Verkehr
Plattenzink (remelted) von
handelsübl. Beschaffenheit
Originalhüttenaluminium
98/990), in einmal gekerb-
ten Blöckehen .. . . .
dsgl. in Walz- oder Draht-
Darren. Ber ser
Zinn,Banka-,Straits-,Billiton-
Hüttenzinn, mind. 99%, .
Reinnickel 98/99%, - :
Antimon-Regulus .
Silberin Barren rd. 900 fein
für 1 kg fein es
Die deutsche
betrug am 2. XI:
2753 M/100 ke.
‚An der Londoner
nach ‚Mining Journal‘
1 ton (1016 kg) notiert:
2702
..| 880900
.|3750-3850 3700-3800
. |1490—1500| 14891490
Elektrolytkupfernotiz
2150-220 1215-2175
=. 876
940—950
960-970 |
620-630
620—630
u ie Fila ah a ie
3900 —4000.3300—3950
7400-7450 7300—7400
. 1720 )— 7250 7100— 7200
. 14800 - 5000|4800— 5090
. 11025 —1050
1009 :
=
M und am 3, XI: 3
ET ne
Metallbörse wurden
am 29. X, 1920 für
4
; \ s ER We! DERBRR
*Kupfer: best selected . 95 0 Obs 800 —
* a electrolyt. ..7:97.200:, 7 299702 0
5 wire bars... 93 00 99-07 0,
* „> standard, Kasse 89 0 0 „ 8910 0 3
Kr 2.23 Mon: :- 88:10 .0:°°,.088-1520 :
Zinn: standard, Kasse. . 267 5 0 „26715 0 =
” 3Mon. 269710...0. 552707070755
„ Sstraitsu 29. 22.8..11.02968715-0,2269 eg
Blei: span. oder nichtengl. 3 r
Weichblei:......: 36% 5.0: 52 85. 15.0
„.. gew engl. Blockblei 3100, „ — — —
Zink: gew. Sorten... . 3900 „ 3915 0 KL
„ remelted..... 300, ---
Ri engl. Swanseae .. 4 00, — — —
Antimon: engl. Reg. .. 52/55 £ net. 4
Aluminium: 98 bis 990), 165 £ (Inland); Be
185 £ (Export),
Nickel: 98: bis 990), gar.
Quecksilber: nom. für
die 75 lbs.-Flasche. . .
Platin: je Unze nom...
In New York notierte Elektrolyt-
kupfer.am 4. XI. 1920 loko 14,87 bis 15cts/b.
* Netto. -
Bezugsquellennachweis.
Frage 50.
„Letro.t‘‘?
Frage 5l. Wer fabriziert oder liefert =
elektrisch betriebene Melkmaschnen?
Frage 52. Wer liefert wasserdichte Hänge-
armaturen mit Emaillereflektor, Schutzglas und
eingebautem Kettenzug-A
der bekannten Gasarmaturen?
Abschluß des Heftes:
Wer liefert Isoliermaterial
230 £ (In- u. Ausland),
BE
00 8. DE
ar
usschalter
6. November 1920. 2
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. 0. Zebhme in Berlin. — Verlag von Julius 8ßpringer in Berlin.
in 2 ee Ds Die re du
"hohen Spannungen also mit 100 kV_oder mehr
schaftlich keine übermäßigen Vorteile nachzu-
'tafel 1 ersichtlich.
Deutschlands,
‘ Staatsbehörden und der Kommunen, u. ZW.
905
Elektrotechnische Zeitschrif
: er (Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: E. C. Zehme,'Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W.9, Linkstraße 23/24.
Berlin, 18. November 1920.
41. Jahrgang.
Großkraftübertragung.')
Spannungsregulierung, wobei er des Näheren auf
das bekannte Netz des Bayernwerkes eingeht. Er
gelangt zu dem Ergebnis, daß die Spannungsregu-
lierung durch willkürliche Änderung der Blind-
leistung für größere und verzweigte Netze der
Großkraftübertragung schwer durchführbar ist und
grundsätzlich keine Förderung verdiene, “weil sie
der Hauptforderung, den Leistungsfaktor an der
Verbraucherstelle zu erhöhen, und den damit er-
reichbaren Möglichkeiten wirtschaftlicher Vervoll-
kommnung entgegenarbeite. Der Vergleich beim
Bayernwerk zwischen Spannungsregulierung durch
Kompensation der Blindleistung und durch einfache
Spannungsregulatoren fällt zugunsten der letzteren
aus. >
gen Deutschland
gestellt und
erwirkt. Beim
lichen Leitsätze
- Unter Großkraftübertragung verstehe ich
allgemein Leitungssysteme, die mit besonders
Preußen, obwohl größter Bundesstaat, ist bis-
her an dieser Entwicklung nicht beteiligt. Hier
liegt die Ausführung in der Hand des Reiches,
‘das anscheinend auch auf Beteiligung im übri-
abzielt.
Die Bayerische und Sächsische Regierung
haben ein umfassendes Programm _der gesam-
ten Elektrizitätsversorgung ihrer Länder auf-
sich die Ausführungsbefugnisse
Reich vermissen wir bisher
eine derartige Klärung. Wir sehen fleißige
Arbeit von Technikern, aber keine verbind-
führender Stellen, die dem
Rahmengesetz für die Elektrizitätsversorgung
Inhalt geben. _Die,Folge is
—
Heft 46.
m
Zahlentafel 1. Zusammenstellung der 100 kV-Fernleitungen in Deutschland.
$ re E | Streckonlänge er Erdseil
Von R. Tröger, Zehlendorf bei Berlin. Biesntimer.. Bezeichnung der Strecke Praha N LENE Br
bzw. Hauptbeteiligte in im :., |Querschnitt Quer-
B : 2 - 2 rap Reha Zahl | Material mm? Zahl | schnitt
Übersicht. Nach einem kurzen Überblick über | ee
den augenblicklichen Stand der Grofßkraftübertra- Reich Bitterfeld — Golpa-— Berlin 145 | — 6 Al 120 2 50
gung in Deutschland wird zunächst das System be- Großenheim — Lauta — Ber- | > | |
handelt — Verfasser stellt die Zweckmäßigkeit des lin a RE — 72908 6 AL 150 1 50
normalen Drehstromsystems in Frage und macht Bitterfeld—Leipzig ee 6 AL | 120 207.00
auf die Möglichkeit einer Vierleiterübertragung mit Golpa— Magdeburg . . ae) Ba Al 120 1 50
günstigerer Materialausnutzung aufmerksam. Die Obertürkheim — Nieder- | |
Grenzen Deutschlands sowie die Lage seiner natür- stotzing IE are el = -- = | 0
lichen Energievorkommen haben zur Folge, daß | Sächs. Staat Großenheim — Dresden — | |
wir uns mit der Großkraftübertragung in Deutsch- | Hirscehfölde 2°... a) 6: | Al 150 1 50
-land der wirtschaftlichen Grenzspannung nähern, ; 2 Harlasgrün — Silberstraße — |" 26 De AL 150 1 50
die zu 180 bis 220 kV berechnet wird. Die Wahl Bayr. Staat Bayernring : nr — | 935 6°) GWz 120 12.5:90
. einer Zwischenspannung erscheint danach unzweck- _ 95 Ge eu 120
mäßig. Um die günstigsten Arbeitsbedingungen der | Lauchhammer Lauchhammer — Riesa . 50: _ 6. Ole 42 1 50
Übertragung zu finden, leitet Verfasser allgemein AG. | |
_ den Zusammenhang zwischen Leistungs- und Ar- Rhein.-Westf. Goldenbergwerk — Osterrath Sbar a 6 Al/St 70/35 2 70
beitswerten einer Leitung für beliebige Belastungs- EW, mit Anschlußleitungen .. 30 — 6 Fe 830 2 70
verhältnisse ab. Dabei ergibt sich neben der be- i Grevenbroich — Reisholz . 20 — 6 AlSt 70/35 2°) 79
kannten Bedeutung des Belastungsgrades der über- Murgkraftwerk Forbach — Karlsruhe—Mann- | |
wiegende Einfluß des Leistungsfaktors auf die Ar- | 1:6 ee DEI RS Rerreere LL7 — 3: - AUSt 70/35 Pe 5)
beitsverluste und die jährliche Ausnutzung der | Pfalzwerke AG. [Mannheim — Homburg . 100 — 3 Cu 50 _ _
Leitungen. _ Anschließend werden die Verbesse- ET N RE Se Se a er Fe
rungsmöglichkeiten des Belastungsgrades und des | Gesamtlänge: Strecke . ... . - 548 |1605 | |
Leistungsfaktors besprochen. Zum Schluß erörtert | 2 - Einfachstromkreis 879 '3115 |
Verfasser den Einfluß des Leistungsfaktors auf die : | |
der wirtschaftlichen Entwicklung. Aber auch
der Fortsehritt rein technischer Art leidet
unter diesen ungeklärten Verhältnissen. Die
Privatinitiative ist ausgeschaltet; eine große
neue Aufgabe liegt vor, es fehlt die Formulie-
rung des Problems und damit die Richtsehnur,
welche für eine erfolgreiche Tätigkeit auf die-
sem Gebiet unentbehrlich ist. Es besteht da-
her die Gefahr, daß anstatt unbefangen an die
neue Aufgabe heranzutreten, Althergebrachtes
kritiklos übertragen wird oder ausländische,
ihrem Wert nach falsch beurteilte Arbeiten den
Ausschlag geben. Die allzuhäufige Berufung
auf amerikanische Verhältnisse und .die flei-
t eine Lähmung | ßige Berichterstattung unserer Fachzeitschrif-
arbeiten, und die dazu berufen sind, eine
Brücke herzustellen zwischen den seither be-
stehenden, voneinander unabhängigen Versor-
gungsgebieten.
Augenblicklieher Stand.
Während vor wenigen Jahren die Berech-
tigung der Großkraftübertragung noch ernst-
lich bestritten wurde, da offenbar privatwirt-
weisen waren, hat sich inzwischen die Sachlage
soweit verändert, daß diese Frage grundsätz-
lich als entschieden gelten darf, u. zw. zugun-
sten der‘ Großkraftübertragung. Unser In-
teresse wendet sich daher heute vorwiegend
den rein technischen Aufgaben zu, die bei ihrer
Ausführung zu lösen sind. ; i
Die Großkraftübertragung übersteigt die
der Privatwirtschaft gezogenen Grenzen und
ist: mit anderem Maßstab zu messen. Soziale
Gesichtspunkte wie planmäßige Eingliederung
in das allgemeine Staatsgetriebe, Rücksicht auf
Geschichts- anstatt auf Geschäftsperioden sind
ausschlaggebend. Schon in der äußeren Ge-
‘sellschaftsform tritt diese Entwicklung zutage,
wie aus der Zusammenstellung in Zahlen-
Von den bisher betriebenen, im Bau be-
findlichen und beschlossenen 100 kV-Leitungen
welche eine Gesamtlänge der
Leitungsstrecke von 2153 km und des Einfach-
'stromkreises von rd 4000 km besitzen und auf
Abb. 1 dargestellt sind, befinden sich nur
50 km in rein privatem Besitz. Bei den übrigen
überwiegt die Beteiligung des Reiches, der
entfallen hiervon der Streckenlänge nach auf
| | m
„Honnorer Brounschne
I
Deltingen Schweinfurt
ll)
Il ! ”
Al,
N
Zeichenerklärung.
=@- Doppelleitungsnetz der unmittelbaren Groß-
j "krafıversorgung (Ürenzspannung).
um Bestehende und in Aurführung begriffene |
kinfach- und Doppelleitung für 100 kV.
„ Steinkohlenvorkommen. |
3 Braunkohlenvorkommen.
Ausgehante und geplante Wasserkraftwerke.
Schiffbare Flüsse und Kanäle. x
"das Reich . . :.. .... 574 km = 26,6%
den Bayerischen Staat . 1030 „ = 47,9 ,,
den Sächsischen Staat 1a 2.08%,
“
EEE Hauptstützpunkte
1) Vortrag, gehalten auf der 2*. Jabresversammlung 5 Harr
des Verbandes Deutscher Elektrotechniker zu Hannover, £ :
am 25. September 1920. Energiegewinnung
Abb. 1.- Plan einer deutschen Großkraftversorgung unmittelbar
1. Ruhr, Aachen, Köln. 2. Saargebiet. 3. Mitteldeutsches Braunkohlengebiet.
4. Oberschlesien. 5. Reserve: Hafenstädte. . : : ;
{ Aus Kohle:
vom Fundort der Urstoffe aus,
Aus Wasser: 1. Bayern. 2. Württemberg, Baden.
908
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
ten über z. T. bedeutungslose Arbeiten aus
fremder Literatur erwecken den Eindruck, als
ob wir unsere eigenen Kräfte unterschätzen.
Wer die Verhältnisse nicht aus eigener An-
schauung kennt, übersieht leicht die Verschie-
denartigkeit der Berichterstattung hüben und
drüben und nimmt, was wir vielleicht als Ex-
periment bezeichnen würden, für ein bewährtes
Verfahren. Soweit mir bekannt, sind im Aus-
land Fortschritte grundsätzlicher Art auf dem
Gebiete der Großkraftübertragungim Vergleich
mit dem Stand vor dem Kriege nicht zu ver-
zeichnen. Ich bezweifle, ob das Ausland nach
dieser Richtung eine Neuerung aus den letzten
Jahren aufzuweisen vermag, die an Bedeu-
tung der Petersenschen Lösung zur Unter-
drückung des Erdschlußstromes gleichkommt.
Wir wissen, daß der deutsche Fachmann
Eigenes zu schaffen imstande ist, wenn ihm
die Möglichkeit hierzu nicht unterbunden wird,
und wenn das Reich, nachdem es im wesent-
lichen dieses Gebiet mit Beschlag gelegt und
damit die Verantwortung übernommen hat,
die Aufgabe für das gesamte Deutschland so
großzügig zu stellen weiß, wie beispielsweise die
Bayerische Regierung für ihren Landesteil.
Nach diesem allgemeinen Überblick über
den augenblicklichen Stand der Kraftüber-
tragung werde ich nunmehr einige der Haupt-
fragen wie Wahl des Systems und der Span-
nung, Ausnutzung, Leistungsfaktor, Span-
nungsregulierung u. a. kritisch behandeln. Es
ist nicht der Zweck meines Vortrages für eine
bestimmte Lösung einzutreten, auch dort
nicht, wo die Ergebnisse auf eine bestimmte
Richtung hindeuten. Vielmehr liegt mir daran,
die Erkenntnis zu erweitern, daß wir es bei
der Großkraftübertragung mit einem neuen,
besonders gearteten Problem zu tun haben,
und die Notwendigkeit zu erweisen, daß die
Frage der Großkraftübertragung von berufener
Seite eingehender Prüfung bedarf, bevor in der
bisherigen Weise fortgefahren wird, und daß
hierfür Mittel anzuwenden sind, die von pri-
vaten Gesellschaften allein nicht aufgebracht
werden können.
Wahl des Systems.
Die bis heute betriebenen und geplanten
100 kV-Fernleitungen verwenden als System
den normalen Dreileiter-Drehstromkreis mit
50 Per. Soweit die Bitterfeld— Golpa— Ber-
lin-Leitung in Frage kommt, welche bekannt-
lich den Ausgang für die unmittelbare Reichs-
beteiligung bildete und zur Aufrechterhaltung
der Aluminiumproduktion in Rummelsburg
und Bitterfeld während des Krieges erbaut
wurde, kann ich bestätigen, daß besondere
Erwägungen über die Zweckmäßigkeit des Sy-
stems nicht angestellt worden sind. Vielfach
begnügt man sich unter Hinweis auf Bestehen-
des mit der Erklärung, daß die Großkraftüber-
tragung von vornherein an das System der
Mittel- und Kleinkraftübertragung gebunden
sei, wenn ein allgemeiner Systemwechsel ver-
mieden werden soll, und daß der Dreileiter-
Drehstromkreis vor den übrigen Systemen den
Vorzug geringeren Materialaufwandes besitze,
eine Auffassung, die man selbst in Spezial-
büchern über Leitungsanlagen vertreten findet.
Wie verhält es sich hiermit in Wirklich-
keit? ‚Von einer Erörterung der Periodenzahl
sehe ich ab, ihre Änderung dürfte schon aus
wirtschaftlichen Gründen ausscheiden; meine
Untersuchungen bieten gleichfalls keinen An-
halt, die technische Zweckmäßigkeit von
50 Per. für deutsche Verhältnisse der Groß-
kraftübertragung anzuzweifeln. Anders ver-
hält es sich mit der Zahl und dem Verschie-
bungswinkel der Phasen.
In dieser Beziehung ist ein Wechsel des
Systems bei Übergang von Mittelkraft- zur
Großkraftübertragung und umgekehrt in ähn-
lich einfacher Weise durchführbar wie ein
Wechsel der Spannungen. Die Umsetzung des
Dreiphasensystems in ein rechtwinkliges Zwei-
phasensystem nach der bekannten Scottschen
Schaltung bedeutet nur einen Spezialfall.
Ahnlich läßt sich jedes Mehrphasensystem in
ein anderes System beliebiger Phasenzahl und
Phasenwinkel umsetzen; die Rücksicht auf
vorhandene Systeme der Mittel- und. Klein-
kraft ist daher für die Großkraftübertragung
nicht ausschlaggebend. Wir werden hierauf
später noch zurückkommen.
Bezüglich des Verbrauches an Leitungs-
material ist nur soviel richtig, daß es in dieser
Hinsicht ungünstigere Systeme gibt wie den
üblichen Dreileiter-Drehstromkreis. Zum Bei-
spiel alle Systeme mit unsymmetrischer Strom-
verteilung in den Leitern, die wir daher außer
acht lassen wollen. Weiter setzen wir gleiche
Spannung sämtlicher Leiter gegen den neu-
tralen Punkt des Systems sowie gleiche Strom-
dichte in den verschiedenen‘ Leitern voraus.
Dann gilt allgemein für die übertragene
Leistung: ER
L = Ep nis g,
wobei E» die Leiterspannung gegenüber dem
neutralen Punkt, i die Stromdichte und q den
“Querschnitt der einzelnen Leiter bedeuten.
Mithin folgt, daß bei gleicher Stromdichte und
gleicher Spannung gegen den neutralen Punkt
alle symmetrischen Systeme einschl. des Ein-
phasensystems für die gleiche Leistung densel-
ben Gesamtquerschnitt an Leitungsmaterial
erfordern, demnach in dieser Beziehung dem
üblichen Dreileiterdrehstrom, der nur einen
Sonderfall darstellt, gleichwertig sind. Dieser
Satz bedarf allerdings einer Einschränkung,
die gerade für Hochspannungsübertragung von
entscheidender Bedeutung: ist; die Isolation
der Leitungen, also die Zahl der Isolatoren je
Kette, gegenseitiger Abstand der Leitungen,
Größe des Mastes ist zu ‚bemessen nach. der
höchsten Spannung, die betriebsmäßig zwi-
schen Leiter und Mast und zwischen benach-
barten Leitern auftritt. Sehen wir von Span-
nungsungleichheiten benachbarter Leiter .ab,
so bleibt für den Vergleich die betriebsmäßig
auftretende Höchstspannung. zwischen Leiter
und Mast bzw. Erde maßgebend. Diese Höchst-
spannung und die in unserer Vergleichsformel
zugrunde gelegte Spannung (Ey) sind aber nur
dann identisch, wenn der neutrale Punkt wie
beispielsweise bei der Sternschaltung zugäng-
lich und starr geerdet ist. Bei Systemen, deren
neutraler Punkt überhaupt nicht oder über
einen Ohmschen bzw. induktiven Widerstand
geerdet ist, nehmen die gesunden Leiter im
Falle eines Erdschlusses angenähert ver-
kettete Spannung gegen Erde an. Dieser
Erdschluß ist nieht gleichbedeutend mit einem
Kurzschluß, er verläuft sogar durchweg stö-
rungsfrei bei Kompensierung des Erdstromes;
soll aber die Entstehung eines Kurzschlusses
verhindert werden, so sind die unstarr ge-
erdeten Systeme für die verkettete Span-
nung zu isolieren, wie es auch in der Praxis
üblich ist. ° Bei gleicher Isolation gestatten
daher die starr geerdeten Systeme eine Er-
höhung der Betriebsspannung im Verhält-
nis: der verketteten Spannung: zur Phäsen-
spannung und demgemäß für:die gleiche Lei-
stung einen entsprechend kleineren Leiter-
querschnitt. Wir wären danach bei starrer
Erdung bereits heute in der Lage, unsere be-
stehenden 100kV-Fernleitungen mit 173kV zu.
betreiben, wenn die Abstände zwischen be-
nachbarten Leitungen eine derartige Spannungs-
erhöhung zulassen würden. Der gleiche Zweck
wird erreicht, u. zw. ohne Erhöhung der Span-
nungsdifferenz benachbarter Leitungen, wenn
beispielsweise, wie auf Abb. 2 gezeigt, die V-
Leitungen von 2 Drehstromkreisen zusammen-
geschaltet und geerdet werden, nachdem mit
Hochvolf-Wicklung.
Niedervolt-Wicklung.
Abb. 2. Umformung eines Dreileiter-Einfach-Drehstrom-
kreises in einen symmetrischen Vierleiter-Doppel-Dreh-
stromkreis mittels zweier normaler, doppelsterngeschalteter
Drehstromtransformatoren. - ö
Hilfe der Speisetransformatoren die Phasen-
spannungen gleichnamiger Leiter in Reihe ge-
schaltet und damit um 180° in der Phase
ee, versetzt worden sind.
Schaltung ergibt ein symmetrisches System
mit Va bzw. V& — als neutralem, geerdetem
Punkt —, so daß beide V-Leitungen betriebs-
mäßig stromlos und deshalb überflüssig sind.
Man wird eine V-Leitung, wenn auch wesent-
lich schwächer isoliert oder überhaupt als Er-
dungsseil unmittelbar am Mast befestigt beibe-
halten, um bei Versagen eines Stromkreises als
Rückleitung für den zweiten Stromkreis zu die-
nen. Wasist damiterreicht? Die Doppelleitung‘
leistete vor der Umschaltung mit 6 belasteten
Leitern je _ Ampere 2. 3.100 = 346 kW,
nach der Umschaltung mit 4 von demselben
Strom durchflossenen Leitern, also mit 3 der
Die,
Heit 46,
18. November 1920.
früheren Verluste 4. 100 = 400 kW. Das be-
deutet auf gleichen Leiterquerschnitt umge-
rechnet eine Leistungssteigerung- von 1: 1,73
und unter Beibehaltung einer V-Leitung als
Rückleitung von 1:1,38, also 73 bzw. 38%
geringeren Materialaufwand. Diesem Vorteil
steht allerdings der Nachteil gegenüber, daß
jeder Erdschluß einen Kurzschluß zur Folge
hat und einen Stromkreis abschaltet, wenn
hiergegen nicht besondere Vorkehrungen ge-
troffen werden.
Man wird ferner einwenden, daß die Lei-
tungen bei dieser Betriebsweise nicht den
gleichen Grad der Spannungssicherheit be-
sitzen wie vorher, da die Isolatorenketten
dauernd anstatt der Phasenspannung der ver-
ketteten Spannung ausgesetzt sind, ein Fall,
der bei dem gebräuchlichen System nur selten
und vorübergehend eintritt. Dieser Einwand
scheint mir wenig stichhaltig. Es widerspricht
den Grundsätzen der Sicherheit, hinsiehtlich
der Isolatorketten gewissermaßen einen Kom-
promiß zu schließen und sie halb für Phasen-
spannung und halb für verkettete Spannung
zu bemessen. —- zn
Außerdem bietet die Vierleiteranordnung
die Möglichkeit, mit dem gleichen Aufwand an.
Isolatoren dieselbe Dauerbeanspruchung wie
bei dem ungestörten, ungeerdeten System zu
erzielen, wenn die Leiter nach der in Abb. 3
Abb. 3. Mast für ein Vierleiter-Zweiphasensystem.
gezeigten Weise-angeordnet werden. Die Isola-
torenketten der beiden zusammengehörigen Lei-
tungen sind gemeinsam an einer Schwinge auf-
gehängt, die mittels einer dritten Isolatorkette
an dem Querarm des Mastes befestigt ist.
Durch zweckmäßige Anordnung der Angriffs-
punkte läßt sich erreichen, daß die Schwinge
auch bei ungleichmäßiger Belastung ihrer
Arme, mit der besonders bei Rauhreif zu rech-
nen ist, ihre Gleichgewichtslage nur wenig ver-
ändert. Die einzelne Isolatorkette ist hierbei
wie in dem Fall des ungeerdeten Systems nur
einer Spannung von angenähert : ausgesetzt.
Die Zugbeanspruchung der oberen Kette stellt
sich bei Leitern von 150 mm? Kupfer und
einem Mastabstand von 250 m einschl. Zusatz-
belastung auf rd 1200 kg. Selbst in diesem
extremen Falle würde also noch eine Kette ge-
nügen. Der Mast ergibt bei gleichem Durch-
hang eine Ersparnis in der Höhe von 4 bis 5 m.
. Noch ein weiterer Punkt verdient hervor-
| gehoben zu werden, der die Zweckmäßigkeit des
normalen Dreiphasensystems für Großkraft-
übertragung als zweifelhaft erscheinen läßt,
nämlich die ungleiehmäßige Belastung der
Leiter bei Einphasenstromentnahme. Es gibt
zahlreiche Betriebe, die entweder überhaupt
keinen Drehstrom verweırden oder eine eini-
germaßen gleichmäßige Beanspruchung der
Phasen nur mit komplizierten Mitteln erzielen
können; ich erinnere an die verschiedenen
elektrothermischen Verfahren, deren Bedarf
gerade in den letzten Jahren erheblich zuge-.
>
18. November 1920.
nommen hat. Fallseinmal für Fernbahnantrieb,
wasnach meiner Ansicht zu erwägen wäre, nor-
male Periodenzahl eingeführt werden sollte,
so wäre bei Großkraftübertragung mit ein-
fachem Drehstrom die Möglichkeit einer ge-
meinsamen Stromversorgung wahrscheinlich
für immer ausgeschlossen. Welche Nachteile
dies gegebenenfalls für die gesamte Kraftüber-
tragung Deutschlands zur Folge hätte, geht
allein aus der Tatsache hervor, daß die Bahnen
etwa 15 bis 20% des gesamten Bedarfs aus-
machen und eine starke Nachtbelastung auf-
- weisen.
..,„Bowohl das auf Abb. 2 dargestellte wie
auch das normale Vierleiter-Zweiphasensystem
en eine gleichmäßige Strombelastung
er Leiter bei Einphasenstromentnahme.
Grenzspannung für Deutschland.
Die Großkraftübertragung bildet das letzte
Glied in dem Zusammenschluß der Elektrizi-
tätsversorgung großer Gebiete. Sie berührt
allseitig die Grenzen, welche, wenn Recht und
Billigkeit maßgebend wären, das Gebiet des
Deutschen Reiches abschließen würden. Dar-
über hinaus bleibt nur noch die Entwicklung
des inneren Ausbaues.
‚„. Für die deutsche Großkraftübertragung
er es daher zum Unterschied von der bis-
erigen Entwicklung keine Zwischenspannungs-
stufe mehr, sondern nur noch eine Grenzspan-
nung, die im Hinblick auf die Gesamtver-
hältnisse des Deutschen Reiches technisch und
wirtschaftlich die günstigsten Bedingungen
liefert und deren Bestimmung daher eine ähn-
liche Bedeutung beizumessen ist, wie der so-
eben besprochenen Wahl des Systems. Wiır be-
zweifeln, ob dieser grundlegende Gesichtspunkt
bei dem bisherigen Vorgehen hinreichend be-
rücksiehtigt worden ist.
Als umfassendster Ausdruck für die Über-
tragungsbedingungen sowohl in technischer wie
wirtschaftlicher Hinsicht darf der Wert der
mittleren jährlichen UÜbertragungskosten für
eine am Ende der Leitung abgegebene Arbeits-
einheit gelten. Unsere Aufgabe besteht also
darin, diejenige Spannung zu bestimmen, bei
der sich die mittleren Übertragungskosten am
niedrigsten stellen.
Bezeichnen K, die jährlichen Strom-
kosten für die Leitungsveriuste eines Strom-
kreises, Kz die entspr. festen Jahreskosten
für Unterhaltung, Verzinsung usw. in Pf und.
7 die Zahl der am Ende der Leitung jährlich
abgegebenen Wh, so beträgt für einen symme-
trisch belasteten, ungeerdeten Drehstromkreis
der gesuchte Wert pı der Ubertragungskosten
einer Wh:
en AR ee
2
Ko 8760 . nah f22.W:1:D,
=
R= 0.1.8,
Z=8760.Mma.Lah _—
D2ah
BER OFE Bes 2 .
8760. 5: Terror,
en
De, +8:
Kı=@+c.F#y.
Es bedeuten:
Lahr = Leistungsaufnahme eines Stromkrei-
ses bei Spitzenbelastung in Watt,
EP, = Hauptspannung in Volt am Leitungs-
anfang,
fr = F (Ma, cos $,,) Eifektgrad der Jah-
resstromkurve (vgl. Nr. 10, Zahlen-
tafel 3),
ma — Belastungsgrad am Leitungsanfang
(vgl. Nr. 9, Zahlentafel 3), .
w = Widerstand eines Leiters je km Ein-
fachlänge in Ohm,
— Länge der Leitung in km,
— ‚Jährlicher Zinsfaktor in Prozent ein-
schließlich Anteil für die Betriebs-
kosten,
Kosten der Leitung je Stromkreis in
Pf einschl. der auf 1 km Leitungs-
länge umgerechneten Kosten für die
- Schalt- und Transformatorstation
am Anfang und Ende der Leitung,
ar beträgt,
cos
p = Preiseiner Wattstunde am Leitungs-
anfang in Pf,
CC, = Preiskonstanten für p in Pf,
- (364 = Preiskonstanten für Kı bei der Lei-
& stungsaufnahme Lan in Pf. 1
Differenziert nach E, ergibt Gl. (1) den nie-
drigsten Übertragungspreis und demnach die
günstigste Spannung für:
Bi
I
deren Leistung
8 ar. AL RR 2
Eu=VAt+YR—B +VA-yA—B,..0@
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 46.
—_ 100.f?r.w.Lah
A
(4:-Ma.2%
> (8760. €. Lan+8760.03.ma.Dant 105-% ) (3
Bel W.1,Len) N ee
Ma
Es handelt sich also jetzt darum, die un-
abhängigen Größen der Gl. (3) und (4) für den
Grenzzustand der deutschen Großkraftüber-
tragung festzusetzen. ;
Zunächst die Länge I der Leitungsstrecke!
Um einen Überblick zu gewinnen über die
Längen, mit denen im Grenztall zu rechnen ist,
setzen wir voraus, daß bei vollständiıgem Aus-
bau der Großkraftübertragung der weitaus
größte Teil der Energieversorgung Deutsch-
lands unmittelbar vom Fundort des Urstoffes
aus erfolgt. Die Hauptkraftzentren bilden so-
mit für die ausKohle gewonnene Energie das nie-
derrheinische Stein- und Braunkohlengebiet,
das Saarbecken, das mitteldeutsche Braun-
kohlengebiet und Oberschlesien, für die durch
Wasserkraft erzeugte Energie das südliche
Bayern einerseits und Baden-Württemberg
anderseits. Mittelbar sind auch die Haupthafen -
lätze der Nord- und Ostsee als Zufuhrstätten
ür Energie aus Kohle zu betrachten, wenn
sie auch vorerst die Bedeutung, welche sie
in dieser Beziehung vor dem Kriege besaßen,
kaum wiedergewinnen werden. Unter Berück-
siehtigung einer wirksamen Ausgleichkupplung
zwischen den Kohlen- und Wasserkraftzentren
sowie einer vorzugsweisen Versorgung der vom
Wasserverkehr abgeschnittenen Landesteile er-
gibtsieh danach das auf Abb. 1 dargestellte Ge-
rippe für die Großkraftversorgung von Deutsch-
land. Hierbeisind Ost-und Westpreußen — zwei
verhältnismäßig dünn bevölkerte Provinzen —
vorläufig außer acht gelassen. Die Gesamt-
länge beträgt bei einem Zuschlag von 15% auf
die Luftlinie rd 4200 km. Die Entfernungen
benachbarter Hauptkraftzentren schwanken
zwischen 200 und 600 km. Da Lin Gl. (3) und
(4) die Übertragungslänge ohne Zwischenstation
bedeutet, stellt sich dieser Wert für den Grenz-
fall der-Großkraftübertragung auf etwa 300 km.
Um den Einfluß der Länge zu zeigen, sollen
außerdem die Längen 200 und 400 km bei der
Rechnung berücksichtigt werden.
Als Aufnahmeleistung bei Spitzen belastung
Dar ist der zulässige Höchstwert einzusetzen.
Unter sonst gleichen Verhältnissen gilt die
Regel, daß die größte jährliche Arbeitsüber-
tragung, welche man einem Leitungsgestänge
zumuten darf, etwa in gleichem Verhältnis
wie die Verbrauchsdichte der von ihr versorgten
Gegend zunimmt. Nach der von Bieder-
mann für 1913 ermittelten Kohlenverteilung
läßt sich überschlagen, daß in diesem Jahre bei
einer Erzeugung der öffentlichen Elektrizi-
tätswerke von 3 Milliarden kWh die übrige
Krafterzeugung einschl. Bahnen etwa 18 Mil-
liarden kWn betrug, hierbei handelt es sich
um Absatzgebiete, die mit der Zeit zum weit-
aus größten Teil der Elektrizitätsversorgung
zufallen dürften. Dieser Wert wird in Zukunft
wahrscheinlich überschritten werden; so sind
beispielsweise die elektrothermischen Betriebe
hierbei nicht eingeschlossen. Rechnen wir der
Sicherheit halber mit dem doppelten Betrag,
so kommen wir auf einen Grenzwert von etwa
40 Milliarden kWh oder auf etwa das Vierfache
der augenblicklichen Verbrauchsdichte. Heute
wird einem Gestänge bei gemischtem Bedarf
etwa 100 bis 200 Mill. kWh zugemutet, so daß
in Zukunft eine Steigerung auf 400 bis 800 Mill.
kWh wahrscheinlich ist.
Der Belastungsgrad (ma) der gesamten
Energieversorgung Deutschlands wird sich,
soweit heute übersehbar, in den Grenzen von
50 bis 60% bewegen, so daß die Spitzenbe-
lastung eines Doppelleitungsgestänges in Zu-
kunft voraussichtlich Werte zwischen 100 000
und 150 000 kW erreichen wird. Für Dar sind
demnach als Grenzwerte 50x 106 und 75x 106 W
einzusetzen.
Aus Gl. (1) geht hervor, daß Veränderun-
gen der Strom- und Anlagekosten für den
Rechnungsgang belanglos sind, sofern beide
Beträge in gleichem Verhältnis steigen bzw.
fallen. Daß letzteres nach Wiederherstellung
des wirtschaftlichen Gleichgewiehtes ange-
nähert der Fall sein wird, dürfen wir aus der
bisherigen Entwicklung schließen. Demnach
ist es auch zulässig, die Kostenberechnung auf
Grund von Vorkriegspreisen durchzuführen,
wovon wir bei den weiteren Betrachtungen Ge-
brauch machen,
Für den kWh-Preis wird selbst bei vollem
Ausbau sämtlicher deutschen Wasserkräfte die
mit Kohle erzeugte kWh ausschlaggebend blei-
ben. Nach Berechnungen von Köhn aus dem
Jahre 1919 bringen die gesamten deutschen
Wasserkräfte bei einem Ausbau bis zu 3 Mo-
naten Höchstleistung es erst auf eine jährliche
907
Arbeitsleistung von 7,6 Milliarden kWh an der
Turbinenwelle, 2
Bei einem mittleren Preise für Braun-
kohle und minderwertige Steinkohle von
0,1 Pf für 1000 W.E., bei Anlagekosten für das
Kraftwerk von 225 M je installiertes kW, bei
30% installierter Reserve und 12% Kapital-
dienst betragen die Preiskonstanten für die
Stromkosten :
ec — 0,5 ® 108; G9Z=Z 0,6 F 1073 Pf, Wh.
Für die Leiter wird Kupfer von 150 mm?
zugrunde gelegt, zum Preise von 160 M für
100 kg Seil. Danach stellen sich die Kosten
eines Stromkreises mit Doppelmasten ange-
nähert auf: 108 + 1,5. E, Pi/km. Diese Glei-
chung ist für Spannungen zwischen 60 und
160 kV ermittelt worden und liefert daher auch
für höhere Spannungen etwa bis 250 kV aus-
reichende Näherungswerte. Die Kosten für die
Transformatorenstationen betragen für die
gleichen Spannungen bei 2 Stationen
von je 50000 kW zusammen:
700000-+8,4.E, M,
von je 75000 kW zusammen:
1.000 000 + 12,0 .E, M,
demnach ergeben sich für die Preiskonstanten
€; und c; folgende Werte:
Leistung einer Station
Länge der
Strecke 50.000 kW | 75600 kW
km Ca | 4 | (3 q
200 1,350 >< 106 5,7_| 1,500 >< 106 7,8
30) 1,233 >< 108 4,3 1.333 > 106 5,5
400 1,175 >< 166 3,6 1,250 > 106 4,5
Der Zinsfaktor 2 wird mit 10% eingesetzt.
Bei Annahme eines Leistungsfaktors am
Leitungsanfang z. Zt. der Spitzenbelastung von
COS Yah =1l berechnen sich die Effektgrade fy
der Jahresstromkurven, wie wir später sehen
werden, zu:
fs = 0,62 bei ma =0,6,
0,030, Mg 09%
Damit sind alle Werte zur Berechnung der
Grenzspannung nach den Gl. (2), (3), (4) fest-
gelegt; Tafel 2 zeigt das Ergebnis.
Zahlentafel2. Grenzspannung der
Großkraftübertragung für deutsche
Verhältnisse.
Mittlere Spitzenbelastung eines Stromkreises
Länge der bei cospan=1,
Hanupt- -
kraftüber- 50.000 kW 7500) kW
tragung = i
ı Ma =05 | m, =06 | m. =05 | Ma > 0,6
200 km | 164,8kV | 176,0 kV | 195,6 kV | 209,2 kV
300=9,7.°|7182,37 „= | 194,5 4,..218,5 °,.1233,0 „
400 „ 195,3 „ | 208,0 „ | 234,8 „ 250,5 „
Der besseren Übersicht wegen ist auf
Abb. 4 für den Fall La = 50000 kW, ma = 0,6
und ! = 300 km die prozentuale Veränderlich-
keit der Fortleitungskosten bei Änderung der
“
E7
— — —
700 200 300
—— KV-Spannung
Niedrigster Fortleitungspreis = 0,29 Pf/kWh
Spitzenbelastung:. . -» . . « = 50 000.kW
Belastungsgrad »- » »...=05
Leistungsfaktor C08Pan- +» »-= 10
Teitersn ee = 120mm Kupfer
Abb. 4. Zunahme der Fortleitunggkosten einer 300 km langen
Drehstrom-Freileitung in Prozenten des niedrigsten Fort-
leitungspreises je kWh bei Änderung der Betriebsspannung
908
Betriebsspannung dargestellt. Hieraus geht
hervor, daß Abweichungen gegenüber dem
günstigsten Spannungswert bis 20 kV nach
oben oder unten die Fortleitungskosten noch
nicht um 1% erhöhen.
Das Ergebnis unserer Untersuchung über
die Grenzspannung läßt sich dahin zusammen -
fassen, daß bei dem bisher gebräuchlichen Dreh-
stromsystem die zweckmäßigste Betriebsspan-
nung für die Großkraftübertragung in Deutsch-
land in unmittelbarer Nähe von 200 kV liegt.
Hierbei sind die zukünftigen Entwicklungsmög-
lichkeiten ‚der Krafterzeugung und der Ver-
brauchszunahme weitgehend berücksichtigt.
Über diese Spannung hinauszugehen, hätte
auch dann keinen Zweck, wenn es technisch
ohne Beeinträchtigung der Betriebssicherheit
möglich wäre und andere Länder davon Ge-
brauch machen sollten. Anderseits genügt die
bisherige Spannung von 100 kV nicht für die
Großkraftversorgung von Deutschland. Ob sie
als Zwisehenspannung wirtschaftlich zu recht-
fertigen ist, darf bezweifelt werden. Dagegen
erscheint es nieht ausgeschlossen, daß das frü-
her besprochene starr geerdete Zweiphasen-
system, welehes unter Beibehaltung der in den
100 kV Anlagen bewährten Isolatoren, Trans-
formatoren und Schaltanlagen eine Spannungs-
erhöhung um 73% zuläßt, ausreichen wird.
Grundlagen für die Wirtschaftlichkeit
der Großkraftübertragung.
Während bisher das Verhalten von Wech-
selstromfernleitungen in bezug auf momen-
tane Werte von Belastung, Leistungsfaktor,
Verlusten, Wirkungsgrad, Fortleitungskosten
u. a. mehrfach erschöpfend untersucht worden
ist, fehlt es meines Wissens an einer einfachen
Methode, diese Ergebnisse auf Dauerbetrieb
anzuwenden, bei dem es sich um einen ununter-
brochenen Wechsel der einzelnen Momentan-
größen handelt. Und doch führt erst dieses In-
tegrieren der Momentangrößen nach der Zeit
(beispielsweise für ein Jahr) zu den Werten,
welche die Wirtschaftlichkeit einer Anlage be-
dingen und uns daher über die Zweckmäßigkeit
des Stromtarifs sowie des Betriebes Aufschluß
geben. Es kommt also darauf an, anstatt der
Leistungswerte die Arbeitswerte zu ermitteln.
Zum leichteren Verständnis sei eine Zu-
sammenstellung der maßgebenden |
griffe und ihre Umschreibung vorausgeschickt.
Bezeichnung
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 46.
Eine einfache Theorie
der zusätzlichen Verluste im Nutenkupfer
von Wechselstrommaschinen.
VonDr.RobertPohl, AEG-Turbinenfabrik, Berlin.
Übersicht. An Stelle der zuerst von A.B, Field
angegebenen Gleichungen für die zusätzlichen Ver-
luste im Nutenkupfer von Wechselstrommaschinen,
deren Ableitung äußerst schwer verständlich ist,
wird mittels einer für Nutenkupfer übliche Dimen-
sionen zulässigen Vereinfachung eine. mathematisch
und physikalisch leicht verständliche Formel ent-
wickelt, Sie stimmt innerhalb ihres Anwendungs-
bereiches mit den Fieldschen Beziehungen überein.
Zu den wichtigsten Fortschritten, die im
Elektromaschinenbau während der. letzten
Jahre gemacht worden sind, gehört die theo-
retische Durchforschung der Stromverdrän-
gungsfragen, die zuverlässige Berechnung der
unter dem Einfluß des Nutenquerfeldes im
Nutenkupfer entstehenden zusätzlichen Ver-
luste und die darauf gegründete Ausbildung
nn angenähert
täbe und Spulen. Nicht zum wenigsten diesen
Fortschritten ist die rapide Entwicklung im
Bau sehr großer Einheiten, insbesondere der
Turbodynamos zu verdanken. Trotzdem darf
man behaupten, daß die Theorie der zusätz-
lichen Verluste noch keineswegs Allgemeingut
der einschägigen Fackkreise geworden ist.
Der Grund hierfür ist in den großen mathe-
matischen Schwierigkeiten bei der üblichen
Behandlungsweise des Problems zu suchen.
A. B. Field, mit dessen grundlegender mathe-
matischer Arbeit!) die umfangreiche, neuere
Literatur einsetzt, ‚hatte es im Ubermaß
mathematischer Eleganz und Kürze unter-
lassen, die vollständige Ableitung seiner Formel
zu geben. Um ihre Klarstellung und Aus-
bildung für den praktischen Gebrauch haben
sich besonders Emde?) und Rogowski?)
verdient gemacht. Fischer-Hinnen?) hat es
sodann mit Recht für nötig erachtet, die auf-
klärende Arbeit Emdes für den Gebrauch des
Ingenieurs eingehend zu erläutern. Aber auch
auf seine „möglichst elementar gehaltene‘ Ab-
handlung trifft noch das zu, was er selbst von
der Emdeschen sagt, „sie stellt so ziemlich
das Maximum an mathematischen Voraus-
Zahlentafel 3.
lungs-
. das Problem der Stromverdrängun
stromverdrängungsfreier
Grundwerte der Wirtschaftlichkeitsrechnungen.
18. November 1920.
Würdigung dieser Tatsache sollte man sich
daher stets bemühen, nach der für die genaue
Durehforschung notwendigen streng wissen-
schaftlichen Behandlung eines Problems durch
Einführung praktisch zulässiger Vereinfachun-
gen eine für den Ingenieur geeignete Darstel-
und Berechnungsweise auszubilden. Für
soll dieses
nachfolgend unter möglichster Anlehnung an
die übliche Darstellung geschehen. Es wird
sich zeigen, daß man durch eine zu recht-
fertigende Vereinfachung zu einer physikalisch
leicht verständlichen lediglich mittels elemen-
tarer Integrationen gefundenen Lösung kommt,
die für die üblichen Leiterdimensionen mit
der Fieldsehen hinreichend genau überein-
stimmt. Durch eine Tabelle der Konstanten
für die gebräuchlichen Lagenzahlen läßt sich
dann die Benutzung der so gefundenen Formel
für die Praxis noch wesentlich erleichtern.
Grundlagen der Berechnung.
Eine Nut der Breite a enthalte nx u Leiter
u.zw.n neben-, u übereinander, je von der Breite
b und Höhe h (Abb.1). Die gesamte Kupfer-
9 fi
NIIN
ZZ,
D
ZA
LG GGG.
VEZZZ
A
DIDI
N NIEN
FISCHEREI
TREE SS HEREIE SS ERARERE S DRRRES N UN
N_N.N
II
Abb. 1.
breite ist nb, die Kupferhöhe uh Sm Da
. die Wirbelströme eines. Leiters, hier besser
'"Zusatzströme genannt, allein von dem ihn
Gr A a ae u ne
PETE
durchsetzenden Kraftfluß, nicht von einem
Nr. Symbol Ums chr eibung Mathematischer Ausdruck
ı | Wirkungsgrad der Leistung . »» : »..... un = a er = Te Watt
> | Wirkungsgrad der All nn m
3 |.Verlustgrad der Leistung... 2.22.20: ae NE == ae
4 | Verlustgrad der Arbeit .. 2.22.2220: ee — de fie a E
5 | Nutzungsgrad der Leistungsaufnahme .... . Mt = rn : == = ; ;
6 | Nutzungsgrad der Arbeitsaufnahme . . . . . . a A |
7 | Nutzungsgrad der Spitzenleistungsanfhahıne‘ : N ı ern z 25 ve
8 | Belastungsgrad der Leistungsaufnahme . . . Mit ner
9 | Belastungsgrad der Arbeitsaufnahme . . . . . | Mm, 45 a ufnak = rt nr E
“ je ie er an 2,
10 | Effektgrad der Stromkurve ........2.. tr — Wurzel aus ee alantes a Spitronstroms = Fe ee
Zwecks Unterscheidung von den Arbeits-
werten werden die auf die jeweilige Leistung
bezogenen Werte mit den Anzeichen t bzw.
mit dem Anzeichen h bezeichnet, sofern es sich
bei der betreffenden Leistung um den Höchst-
wert handelt. Die Anzeichen a und e werden
benutzt, je nachdem die Werte für den Anfang
oder das Ende der Leitung gelten. Die Zeit-
grenze En die Arbeitsgrößen bildet das Jahr
(= 8760 h).
Vermittels des Wirkungsgrades lassen sich
aus den Anfangswerten ohne weiteres die ent-
Ep ah Werte für das Ende der Leitung
ableiten. S
Zu beachten ist ferner, daß bei Vernach-
lässigung der Ableitungsverluste der Efifekt-
grad der Stromkurve (Nr. 10) gleich der Wurzel
aus dem Arbeitsverlustgrad (Nr. 4) ist, also
fsr=V®.
(Schluß folgt.)
setzungen und Geduld dar, was man einem
in der Praxis stehenden Ingenieur zumuten
darf.“ Denn man soll sich der Tatsache nicht
verschließen, daß es unter den IE -
ingenieuren und Elektrikern nur wenige gibt,
die sich das höhere mathematische Rüst-
zeug derart erworben und durch häufige Be-
nutzung blank erhalten haben, daß sie es als
ein stets gewärtiges Mittel zum Verständnis
physikalischer Vorgänge benutzen könnten.
Für die weitaus meisten ist es sogar mit der
formell rechnerischen Verfolgung einer Unter-
suchung vorbei, wenn die erste hyperbolische
Funktion oder Differentialgleichung in die Er-
scheinung tritt. In ihren Händen wird dann
eine Formel wie die von Field, deren Ableitung
unverstanden bleibt, zu einer unter Umständen
gänzlich falsch angewandten Faustregel. Unter
!) „Proc. Am. Inst. El. Eng.“ 1905, S. 659.
2) „BElektrot. u. Masch.“ 1908, S. 708
°) „Archiv f. Elektr“. Bd,2, 1913, Heft 3.
*) „Bulletin des Schweiz. Elektr. Ver.“ 1917, Nr. 4.
'querfeld B;
äußeren Felde herrühren, so ist der durch
die Isolation verlaufende Kraftfluß ohne Ein-
fluß auf die zusätzlichen Verluste. Für ihre
Berechnung denkt man sich daher die Leiter
aneinander gerückt, wie in Abb. 2 dargestellt.
Das vom Belastungsstrom herrührende Nuten-
eld steigt dann von der Kupfer-
unterseite (® = 0) bis zur Kupferoberseite-
(2 = H)linear an und erreicht hier im Augen-.
blick des Strommaximums den Höchstwert
_ 4% Jmax.. _ 4®
==10 a: 25,105 Meer
BH
wo J = Gesamtstrom der Nut. Voraussetzung
hierfür ist, daß der Belastungsstrom der Nut
sich gleichmäßig auf alle Leiter verteilt. Bei
Hintereinanderschaltung aller Leiter (Spulen- -
wicklung) ist dies ohne weiteres erreicht bei
Parallelschaltung (aus Teilleitern bestehender
Stab) muß die Verschränkung der Teilleiter in
der Nut so sein, daß die mittlere EMK für
S
az u
| 1 Ah" a A
n .
18. November 1920.
alle gleich ist. Wie dies zu erfolgen hat, steht
hier nicht zur Erörterung. Die von uns zu
beantwortende Frage ist vielmehr, wie groß
bei gleichmäßiger Verteilung des Belastungs-
stromes J der Nut auf die einzelnen Leiter der
zusätzliche Verlust in jedem Leiter ist, wie
groß er insbesondere für die Leiter der un-
günstigsten, d. h. der obersten Lage und wie
0) = im Mittel für das gesamte Nutenkupfer
ausfällt.
e— a—a
Abb. 2.
Ist Yg = Kupferverlust‘ durch den Be-
lastungsstrom, ‚‚Gleichstromverlust“
Vz = zulässiger Kupferverlust
Y=Vgs + Vz = totaler Verlust,
r
so ist zunächst das Verlustverhältnis Pr zu
" ermitteln und daraus der Fieldsche Faktor
SEE AER
Key,eltyr
Im Abstande x von der Kupferunterseite
(Abb. 2) ist .
BAAR YVIIR
Pin ne OS ASIEN
Die hier vom Nutenquerfelde für lem Leiter-
B=BH
- länge induzierte EMK e, rührt von dem Ver-
schwinden und Entstehen der oberhalb dieser
Ebene verlaufenden Kraftlinien her. Da der
gesamte Nutenquerfluß für 1 cm Ankerlänge
.% Bu H und derjenige bis zur Höhe x % Br ®
ist, so ist der ez erzeugende Kraftfluß
RT ER, _14r V2J x?
Sega Free N Hr
Also ist für f Perioden und sinnsförmigen
Stromverlauf
2
& =4,44f N210-8— 3,93 rZ(H- 7) 10-8.
Dies ist eine von einem konstanten Betrage ab-
gezogene quadratische Kurve. Der konstante
Betrag ist der in der untersten Schicht (@ = 0)
induzierte Höchstwert von er
= 3,9 nos,
von dem aus e„nach einer Parabel bis auf Null
für die oberste Schicht (x =H) abfällt. Abb. 3.
Innerhalb jedes einzelnen Leiters werden die
Unterschiede zwischen ez und seinem jeweiligen
Mittelwerte em nun als. EMKe der Zusatz-
ströme i,z wirken. Sie sind durch die schraf-
fierten Flächen in Abb. 3 dargestellt und wer-
y Abh.3.
den offenbar um so größer ausfallen, je flacher
die Parabel wird, je höher also der Leiter in
der Nut liegt. Außerdem werden die Zusatz-
ströme rapide mit der Leiterhöhe anwachsen.
Wir wollen nun einen Leiter der obersten
Lage -in größerem Maßstabe herauszeichnen
(Abb. 4). Die Darstellung seiner Längsausdeh-
“ wäre nämlich
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 46.
Abb. 4.
nung(Abb.5) zeigt den Verlauf der Zusatzströme.
Sie bilden keine eigentlichen Wirbel, sondern
verlaufen im ganzen aktiven Teil der Leiter nur
axial, um sich erstim äußeren Teil zu schließen.
ie würden in jeder Schicht der Dicke dı
aus dem Widerstand wz derselben und der
a De Se ae men ee naar .— £
> ee ne et
Abb. 5.
erzeugenden EMK er — em ohne weiteres
bereehenbar sein, wenn sie reine Wattströme
und als solche mit ex — em in Phase wären.
Der zusätzliche Verlust ergäbe sich dann durch
(ec — em)
Integration des Ausdruckes s ‚ wo für
L£
l em Länge und 1 cm Breite des Leiters
Q
Wa — 7
= 1089:
oe = spez. ‚Widerst. für Länge in m,
Querschn. in mm?.
Die Bedingung, daß die Zusatzströme 22x
reine Wattströme sind, ist jedoch keineswegs er-
füllt: Vielmehr erzeugen sie wieder ihr eigenes
Magnetfeld, besitzen je nach Umständen eine
mehr oder weniger bedeutende
schiebung gegenüber dem erzeugenden ex — m;
und es ist nicht mehr der für alle Schichten
der Dieke d. konstante Widerstand wx,
sondern die für sie variable Impedanz für die
Größe des Zusatzstromes maßgebend. Diese
Phasenverschiebung zwischen %. und e&2— em
ist es auch, die als eigentliche Ursache der
„Stromverdrängung‘ anzusehen ist. Ohne sie
der Zusatzstrom ix gegenüber
dem Belastungsstrom überall um 90° ver-
schoben; die resultierende Belastung eines
Leiters bliebe also, unabhängig von der Größe
der Zusatzströme, in der oberen Hälfte seines
Querschnitts praktisch die gleiche wie in der
unteren Hälfte. Die Phasenverschiebung zwi-
schen ir und es—em bewirkt statt dessen,
-daß der resultierende Strom in der oberen
Stabhälfte steigt, während er in der unteren
fällt (Abb. 6).
Abb. 6.
Betrachten wir für diese Überlegung die
in Abb. 4 schraffierte Fläche als aus zwei
gleichen Dreiecken bestehend, was bei nicht
allzugroßer Leiterhöhe zulässigist, und verfolgen
wir den Verlauf eines Stromfadens, sagen wir
des in Abb. 5 mit 2 bezeichneten, so fließt er
in der oberen und unteren Leiterhälfte in
gleicher Intensität durch Schichten der gleichen
Dicke d. und des Widerstandes wx. Besäße er
kein eigenes Magnetfeld, so würde er sich in
der Stärke oc = BO = BD (Abb. 6) mit
dem Belastungsstrom iz = AB zu dem gleichen
resultierenden Strom, in der oberen Hälfte
AO, in der unteren AD zusammensetzen. In
Wirklichkeit muß sich infolge der vorhandenen
Induktivität der Vektor des Zusatzstromes
auf dem Halbkreis über BO bzw. BD bewegen.
Er mag unter dem Winkel « die Größe BO‘
bzw. BD‘ einnehmen. Dadurch steigt der
Phasenver-'
908
resultierende Schichtstrom in der oberen Stab
hälfte auf AC‘ an, während er in der unteren
auf AD“ fällt. Der Verschiebungswinkel &
hängt von der Induktivität des betrachteten
Stromkreises, also von der Größe der um-
schlossenen Fläche ab. Er wird also in ver-
schiedenen Schichten verschieden sein. In
der Achse der Wirbelströme muß er null sein,
weil hier die vom Stromkreise umschlossene
Fläche verschwindend klein wird. Je weiter
die Strombahn von der Achse entfernt liegt, um
so mehr wächst «. Hierzu kommen nun noch
sekundäre und tertiäre Zusatzströme, die von
den primären bzw. den sekundären induziert
werden.
Die Größe der Phasenverschiebung in
verschiedenen Schichten ist von Rogowski!)
auch für sehr hohe Stäbe genau untersucht
worden. Aus dem Gesagten erhellt schon zur
Genüge, daß die Berechnung der zusätzlichen
Verluste ohne vereinfachende Annahmen eine
äußerst schwierige Aufgabe ist.
Für alle in der Praxis vorkommenden Anord-
nungen von Nutenkupfer, die mit Rücksicht auf
geringe Verluste entworfen sind, ausgenommen
wenige Sonderfälle — z. B. Käfiganker für
hohes Anzugsmoment — darf man nun eine
Vereinfachung einführen, die die Rechnung
ganz außerordentlich erleichtert. Man stellt
sich das Bild der Stromverteilung als durch
Abb. 6 genügend charakterisiert vor und setzt
als Mittelwert für alle Zusatzstromkreise
AO“? + AD‘? angenähert gleich AO? + AD®.
Man nimmt also an, daß die durch die Phasen-
verschiebung im oberen Leiterquerschnitt ein-
tretende Vergrößerung der Verluste aufge-
wogen wird durch die Verringerung im unteren
Querschnitt und daß man die zusätzlichen Ver-
luste daher berechnen darf als ob die Zusatz-
ströme reine Wattströme wären. Das ist, wie
gezeigt, in der Nähe ihrer Achse der Fall, aber
auch in größerer Entfernung von derselben,
d. h. für beträchtliche Werte des Winkels «
(Abb. 6) ist der so entstehende Fehler noch
gering. Wie leicht zu erkennen, ist er positiv,
die errechneten zusätzlichen Verluste werden
also etwas zu groß ausfallen.
Mit dieser Vereinfachung werden wir nun
sehr schnell zum Ziele kommen. Das so er-
haltene Resultat wollen wir dann mit dem
nach der Fieldschen Formel ermittelten ver-
gleichen.
Die zusätzlichen Verluste der obersten
Lage.
Wir berechnen also nun die zusätzlichen
Verluste eines Leiters (für 1 cm Länge und
Breite) Vz als Integral des Schichtverlustes
IR 2
(e.= em) über die Leiterhöhe h,
2
oder besser
sofort das Verhältnis a2
Wir fanden 2
62 = 3,93 De (#- =) jo,
OR
10 dx
We —
Bei u Lagen erstreckt sich die Höhe AR -.
des obersten Leiters von x = vn Hbisz=H.
Setzen wir
KL
3 —Pp,
so wird
H H
1 J uw 06?
Br de — re Bir Zu
m=7 24x =3,%8f 10 a u) 8%:
»H pH
2 I PS B 2
er
&— em=3%8f 1 8
[nun +2]
a2
=3,987.210 (q Hr r
q=1-u(2? -p+&)=1-H.
Also der zusätzliche Schichtverlust
(ex — em)?
Wx
J )
393 £f 10-8
# (3,93 7 2 10
gr Q
1) „Arch. f. Elektr.“, Bd. 2, 1913, Heft 3.
Ver =
(a n— 37) 1014.
910
T——
Der Gleichstrom-Verlust Yg in der gleichen
Schieht von 1 cm Länge und Breite, hervor- |
gerufen durch den sie durehfließenden Be-
lastungsstrom J ne beträgt
er H nb 8
J? )
H?n2b2 10! 2
Voss =
Demnach
Vzx _ 3,93 nb\? ar 2 09
= f >) 10 (q 7 — 2.
Also das_ Verlustverhältnis für den ganzen
Leiter
H
vr
nude
m
pH
H
(3,9 „nb\ el ee
-(&*r) Az, (q H?— oa) dx
pH
IE RE) Bee 4
(1000 100 a wa\g“ 3 u 457°
Also
Vz f Ay
— 6 ht
TE NDO „>
wo 2
1 3,93 (ae 1 4
ler, ar ULT,
Setzt man für handwarmes Kupfer o = 0,02,
so kann man s
c=1,9u (u— 1)-+ 0,344
für alle in Betracht kommenden Werte der
Lagenzahl « in Form einer Tabelle sofort hin-
schreiben. Das Verlustverhältnis ergibt sich
als der vierten Potenz der Leiterhöhe und dem
Quadrat der Periodenzahl proportional, dem
Quadrat des spec. Widerstandes umgekehrt
proportional. Der Fieldsche Faktor K = -
g
-=1+ a3 wird dann
Vo
el ON
K=1+ cl hi.
Die’ zusätzlichen Verluste einer be-
liebigen Lage und der ganzen Nut.
Wir müssen nun das Verhältnis ve nicht
nur für die oberste, sondern für eine beliebige
Lage ermitteln, um daraus den für das ganze
Nutenkupfer gültigen Mittelwert aller Lagen
feststellen, zu können. Wir finden es sofort
aus der Überlegung, daß die über einer be-
trachteten Lage angeordneten Leiter keinerlei
Einfluß auf das die betrachteten Leiter durch-
setzende Nutenquerfeld, also auch nicht auf
ihre zusätzlichen Verluste haben können. Sie
beeinflussen lediglich ihr eigenes und das höher
verlaufende Feld. Das Verlustverhältnis einer
Lage bleibt also unverändert, wenn man sie
durch Fortnahme der darüber befindlichen
Die entwickelte Be-
ziehung für Vz nd K ist also allgemein
zur obersten macht.
g
gultis, man hat lediglich als Konstante c
den Ausdruck
c = 1,29 m (m — 1) + 0,344
einzuführen, wo m die Nummer der betrach-
teten Lage von unten gezählt darstellt. Die
Verlustverhältnisse in den Lagen einer Nut
müssen sich demzufolge auch den c-Werten
der Zahlentafel entsprechend abstufen. In
diese Zahlentafel läßt sich nunmehr auch ohne
weiteres der Mittelwert von c für m Lagen
eintragen. Dieses ist der Wert cy,, wenn
man m gleich der Lagenzahl u setzt. So er-
halten wir
1: 2
n 2) hi,
72: en
Vo 100 a
Nut= CNut
t nbV,,
100 a Rn
Ist la die aktive, I; die inaktive Wick-
lungslänge, so wird das Verlustverhältnis für
die ganze Wicklung
KNutla-+ Is
Kr e
if Tanz
Knt=1+ = Nut= 1 Eyıt
g
vorausgesetzt, daß die zusätzlichen Verluste
im inaktiven Teil zu vernachlässigen sind,
was jedoch, wie in einer besonderen Arbeit ge-
zeigt werden soll, häufig keineswegs der Fall ist,
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 46.
Zahlentafel 1. Werte für e und cxur.
2 Nut
1 Nınmmer ODE für m Lagen
1 0,344 0,344
2 '92 1.63
3 8.06 3.78
4 15.8 6,78
5 26,1 10,65
6 38,6 194
7 54.4 20.9
Ba 72.4 21,4
9 93.0 34,6
10 116.0 42,7
11 142,0 51,7
12 170,0 61.5
13 201 72.2
14 234 84,0
15 270 96,5
16 309 110
17 |. 350 124
18 394 139
19 440 154
20 489 171
Zum Schluß wollen wir bei einigen typi-
schen Wicklungen 50-periodiger Maschinen, die
naeh unseren Gleichungen und der Zahlentafel
berechneten K Werte für den obersten Leiter,
Ko, und das ganze Nutenkupfer, KxXut, mit
den nach den Fieldschen Formeln ermittelten
vergleichen. Die letzteren lauten für die mte
Lage (von unten gezählt)
K=zg9(Ö)+m(m— 1) (),
wo
ss (Sin2d-+sin2Öö
WON es 2
2 Sind— sind
OEL CH ee:
Der Mittelwert Knut aller Lagen ist dann
nach Emde
u—1
Ks = Ö+— v0).
Die Funktionen $(Ö) und w(ö) entnimmt
man am schnellsten der von Fischer-Hinnen
ausgearbeiteten Zahlentafel?).
Zahlentafel 2.
Nut 18 mm breit, etwa 50 mm tief.
|Nach Formel Nach Field
ENDEN TE 9
16 Leiter, 195% 2% .mm.| .K=458 Ko 4,06
8 neben-, 2 übereinander |Knut= 3,01, KNut =2,71
= 2,0.
> Ball’, 2u=4 >
16 Leiter, 2,5 >10 mm K=22 &=220
4 neben-, 4 übereinander [ANut= 1,52 Knut= 1,52
ED.
EN 2
16 Leiter, 5x5 mm ... Ko= 1,35
2 neben-, 8 übereinander |KNnut= 1,13 KNut= 1,13
h=-0,D, £
Fall4A. u=16.
16 Leiter, 10x25 mm .| KA=L12 Xy=1,12
1 neben-, 16 übereinander |KNut = 1,04 KNut= 1,04
WB;
h= 0,25.
Nut 20 mm breit, etwa 150 mm tief
Fall. %u=16.
32 Leiter, 5x6 mm ...| %K,=3,52| Ky=3,52
2 neben-, 2 übereinander |XNut= 1,89 KNut = 1,89
-hZ=0. GE
Mit Ausnahme des Falles 1 ist die Überein-
stimmung eine vorzügliche, selbst für die im
Falle 5 betrachtete abnorm tiefe Nut einer
Turbodynamo. Im Falle 1 ergeben sich die
berechneten Kupferverluste in der Nut um
ca 10% zu hoch, eine Fehlergröße, die praktisch
als Grenzwert noch zugelassen werden könnte,
zumal bei dieser ganzen Betrachtung der Ein-
fluß des Nutenlängsfeldes vernächlässigt ist.
Hier handelt es sich um eine falsch entworfene
Wicklung mit unzulässig hohen Leitern und
dementsprechenden Verlusten. i
.. Als Ergebnis können wir feststellen, daß
die entwickelten einfachen Formeln mit den
Fieldschen praktisch übereinstimmende Re-
sultate ergeben, so lange die Teilleiterhöhe
20 mm und der Gesamtverlust im Nutenkupfer
das dreifache des Gleichstromverlustes nicht
übersteigt. Ist der zusätzliche Verlust aber
1) „Bulletin des Schweiz. Elektr. Ver.“ 1917, Nr. 4.
18. November 1920.
; 2
sehr hoch, so muß die Wicklung auf jeden Fal
geändert werden. Beispielsweise geht im Fall ı
die Leiterhöhe h = 2 em ‚bereits bedeutend
über die „‚kritische‘‘ hinaus. Von dieser Höhe
sind 8 mm direkt schädlich und ihre Verringe-
rung auf die Hälfte würde praktisch die gleichen
Gesamtverluste ergeben. Wenngleich also die
Anwendung der Fieldschen Formeln für die
Untersuchung besonderen Zwecken dienender
Wicklungen mit sehr hohen massiven Leitern
sowie der Erscheinungen bei Hochfrequenz er-
forderlich bleibt, so genügt doch die verein-
fachte Darstellungsweise und die daraus ab-
geleitete durchsichtige Beziehung AEERER
Vz ze rem, I 4
"100 a )
den allgemeinen Bedürfnissen der Praxis.
Die Fieldsche Formel für K geht übrigens
in die hier entwickelte über, wenn man
p (8) = 1 + 0,089 4,
vo=
setzt, was für nicht allzu hohe Werte von Ö
zulässig ist. -
Über den Kontaktwiderstand.
Von Wilhelm Höpp, Oberingenieur der AEG,
Apparatefabrik, Berlin.
Übersicht. Es wird eine ausführliche Gleichung
für den Kontaktwiderstand entwickelt und an Hand
verschiedener Sonderfälle besprochen. Für einige
praktisch wichtige Kontaktarten werden die gemesse-
nen Widerstandskurven und die daraus ermittelten
vier charakteristischen Konstanten mitgeteilt.
Einleitung. Über den Widerstand von
Kontakten veröffentlicht F. Kraus in „Elek-
troteehn. und Maschb.‘“, Wien, 1920, S. 1, eine
große Zahl wertvoller Versuchsergebnisse!), die
sich im großen und ganzen mit den Erfahrungen
des Verfassers decken. Kraus kommt jedoch in
seinen Folgerungen zu Ergebnissen, bezüglich
Bemessung von Kontaktflächen, die irreführend
wirken können. Sie haben mich veranlaßt,
mein eigenes Versuchsmaterial aus den Jahren -
1910 und 1911 nochmals kritisch durchzuarbei-
ten. Da ferner in einem erst kürzlich erschie-
nenen Aufsatz?) des Verfassers aus dem Jahre
1913 der gleiche Gegenstand behandelt wird
und darin eine gegenteilige Folgerung gezogen
worden ist, erschien es mir notwendig, einmal
klarzulegen, inwieweit und wann die einzelnen
Auffassungen am Platze sind. Es liegt hier,
wie so oft: zwei gegenteiligen Meinungen liegen
zumeist verschiedene Voraussetzungen _zu-
runde, die nur von Fall zu Fall richtig sind.
raus drückt sich bezüglich der Bürstenkon-
takte zwar reeht vorsichtig aus, aber auch die
Folgerung aus den Kurven seines Versuches
Nr. 9 sind insofern nicht glücklich, als man bei
Sehraubenverbindungen die Kontaktflächen
vor dem Verschrauben nicht neun Monate lang
der Luft aussetzt. Es ist auch nicht zu be-
fürchten, daß bei einer guten Verschraubung
eine Oxydation eintritt. Reine Flächen geben
aber wesentlich günstigere Verhältnisse und es
wäre zweekdienlich, die Messungen von Kraus
ebenfalls unter den nunmehr folgenden Ge-
sichtspunkten zu beurteilen. Leider erlauben
die kleinen Abbildungen in der Krausschen
Arbeit diese Nachprüfung nicht.
Widerstandsformel. In meiner zitierten
Arbeit habe ich bereits in einer Fußnote ange-
deutet, daß der Kontaktwiderstand von lamel-
lierten Kupferkontakten mit sauberen Flächen
darstellbar sei durch die einfache Formel
u= +0 ae (l
und daß o klein gegenüber e/P sei. Vernach-
lässigt man o und macht dafür ge entsprechend
größer, so genügt die Gleichung
Q
DE SR A ee
als Interpolationsformel vollkommen, oahraın
einem engeren Gebiet der spezifischen Flächen-
drucke, wie es für Bürsten tatsächlich in Frage
kommt. Ich muß jedoch hier erwähnen, daß
diese Vereinfachung kein richtiges Bild gibt,
wenn der Kontaktdruck P groß wird, z. B. bei
Verschraubungen, weil dann o tatsächlich nicht
mehr gegenüber o/P vernachlässigt werden
kann und daher @ jedesmal anders gewählt wer-
den müßte. Eine Formel verliert aber ihren
Wert, wenn die „Konstanten“ ‚aufhören, wirk-
ı) Vgl. „BETZ“ 1920, 8. 161 und 334.
?) „BETZ“ 1920, S. 232.
R
|
Ä
‘takt.
18. November 1920.
liche Konstanten zu sein. Eine Formel ist erst
dann praktisch brauchbar, wenn ihr eine plau-
sible Vorstellung zugrunde liegt, aus ihr zwang-
los alle Sonderfälle abgeleitet werden können
und die Ergebnisse sich mit der Erfahrung
decken. >
Nach der hier vertretenen Auffassung setzt
sich der Kontaktwiderstand aus zwei Teilen
zusammen \
v=,+0(7) Pe ER KO
der erste Posten e/P ist nur vom gesamten
Druck P abhängig für einen gegebenen Kon-
o ist eine Konstante, die vom Material
der Kontakte aber weniger von deren Form
und Bearbeitung abhängt. Der zweite Posten
dagegen ist in hohem Maße von der Form,
Größe, Reinheit und der Bearbeitung der Kon-
taktflächen abhängig. Es ist o der Ohmsche
Widerstand eines Quadratzentimeters einer
schlecht leitenden Schicht, aus Gas, Oxyd,
Fett oder dergl. von gleichmäßiger mittlerer
Dieke, und F diesgesamte Auflagefläche in
Quadratzentimeter.
Nun liegt aber anfänglich, bei loser Be-
rührung immer nur ein Bruchteil «.F' der ge-
samten Fläche F auf (Abb. 1), während der
are
G 7
%G Z
Abb. 1. Unebener und unelastischer Kontakt.
übrige Teil v.F erst nach und nach zur Auflage
gelangt, u. zw. alsbald mit steigendem Druck P,
wenn der Kontakt elastisch oder weich ist
(Abb. 2), spät dagegen erst, wenn die Flächen
ee
Abb. 2. Elastischer, ‘weicher Kontakt
une = - — —
hart und unelastisch, sowie uneben sind. Wir
erkennen sofort, daß hier eine große Zahl von
Möglichkeiten besteht, was, wie wir sehen wer-
den, in den verschiedenen Formen der Wider-
. standskurven zum Ausdruck kommt. Der ge-
nau aufgeschliffene Kontakt (Abb. 3) wird sich
ER)
%
Abb. 3. Aufgeschliffener Kontakt.
ähnlich verhalten, wie die stark unterteilte
"Bürstenfläche (Abb. 4), deren jede einzelne
Abb. 4. Unterteilte Kontakifläche.
-Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 46.
dargestellt werden durch eine Gleichung von
der Form
SE sr DE
1 &
GERLICED.
Darin ist «a ein von der Kontaktform und
Elastizität abhängiger Faktor, der aus der
Form der Widerstandskurven zu ermitteln ist.
Bei P= co wird augenscheinlich die wirksame
Teilfläche f = v.F und bei P=0wird/=0,
wie es unsere Vorstellung fordert.
. Die „gesamte wirksame‘ Fläche ist also
leich dem unveränderlichen Anteil v.F plus
| dem jeweiligen Betrag / des gesamten veränder-
lichen Teiles v.F. Der zweite Posten der Wider-
standsformel (3) wird somit
o(4)= AR ERN o 6
FIT uF-+f Wat 1 3
ET
v.F 7a
was auch geschrieben werden kann:
=
rue
Ei
BrSUT
BL
so daß wir für den Kontaktwiderstand die Be-
ziehung erhalten:
Eine große Anzahl gemessener Widerstands-
kurven läßt sich durch diese Formel recht
genau wiedergeben, was für die Richtigkeit der
gegebenen Vorstellung spricht. -
Zur Ermittlung der Konstanten und
um die Unterschiede der verschiedenen P, w
Charakteristiken besser zum Ausdruck zu
bringen, empfiehlt es sich, die Kurven in fol-
gender Form darzustellen:
[0]
Pw=zw(P) =.o+ nn nn ER ea ET.
PrPLeor
u
A
wie z. B. in Abb. 6 angedeutet ist.
Ze
Ahb. 6. Darstellung‘ der Widerstandskurven
- nach Gleichung (7).
9ll
Das ist eine Gerade (Abb. 6) mit dem Anfangs-
wert e und dem Richtungsfaktor
re aan ut
deren Lage in der gemessenen Kurve nach
einiger Übung ziemlich richtig abgeschätzt
werden kann.
Ist dagegen P sehr klein, so kann es zu-
nächst gegenüber A in Gl. (7) vernachlässigt
werden und es entsteht
[0]
BIEZIIEN,
ae
worin ebenso v/A klein gegen u/P wird, s0 daß
in diesem Grenzfall entsteht
5 r o
EEE eh (ıl
Das ist die Tangente durch den Anfangspunkt
der Kurven (Abb. 6) mit dem Richtungsfaktor
o
Aus dieser Gleichung und Gl. (10) folgt der
Wert
7
F tg To 5
= = —- 3
% tg T tg T) e
und hiermit aus Gl. (8)
a EL I en N ae:
Aus einem zweckmäßig im Knie der Kurve ge-
wählten Punkt mit den Koordinaten y und P'
folgt noch aus Gl. (7) durch Umformung
REN ER ES el,
o,_ UF
Wei,
Nach Ausreehnung eines Punktes mit großem P
kann dann eine Verschiebung der Asymptote
vorgenommen werden, je nachdem dieser Punkt
aus der gemessenen Kurve herausfällt. Dasselbe
gilt für die Tangente durch den Anfangspunkt,
falls auch kleine P Werte noch herausfallen.
Bis zu den praktisch vorkommenden spezifi-
schen Drucken ist es fast immer möglich, die
errechneten Kurven vollständig zur Deckung
mit den Meßwerten zu bringen.
: Kritik der Widerstandsformel. Wir
wollen jetzt prüfen, ob die verschiedenen Son-
derfälle mit der Überlegung und der Erfahrung
im Einklang sind. Die Kritik wird erleichtert,
wenn für einige Kontaktarten die Konstanten
vorliegen.’ Die gemessenen Kurvenpunkte sind
in Abb. 7, 8u. 9 durch kleine Kreise markiert
und die errechnete Kurve ist voll ausgezogen.
Die Zahlentafel enthält die zugehörigen Kon-
stanten:
In der letzten Spalte der Tafel ist noch
nach einer Darstellung von Kraus die Länge
eines Kupferstabes von 2,67 cm? Quersehnitt
eingetragen, welche den gleichen Widerstand
haben würde, um einen Vergleich mit den Ver-
suchsergebnissen von Kraus zu ermöglichen.
Die Umrechnung ist erfolgt nach der Gleichung
Zahlentafel der Konstanten zur Bestimmung von Kontaktwiderständen.
re Kontaktart F P P | Q o
= cm? kg. |, kg/em? ‘|
87. KKonmollarängen m 2.9. an. un _ 5--25 =. 0,25 . 10-3 _
; Cu=Cu, geölti. „2.00 2... 26 | 50-3000 | 2--120 | 0,20..10-3 26,3 . 10-6
8 8
8 Cu Aurgeölti nn .. ...
— |53590 Cu-Ou, verzinnt geölt.- . .
9 2”.5 Rheortan, blank geölt,: ......
7 Re} Fe-Fe, geölt
Lamelle sich wieder ähnlich verhalten wird,
wie ein Kontaktfinger eines Walzenschalters
(Abb. 5). -
p
Abb. 5. Kontaktfinger mit kleiner Auflagefläche.
Es ist nun vorauszusehen, daß, solange nur
elastische Deformationen in Frage kommen —
und das ist bei lösbaren Kontakten der Fall —
der wirksame ' veränderliche Flächenanteil
mit steigendem Druck P asymptotisch wächst,
also theoretisch bei P=©o den Endwert v.I"
erreicht. Das kann verhältnismäßig genau
12 | 50-3000 | 4250 | 0,20.10=3 7,44 „106
12 | 50-3000 | 4250 | 0,16.10=3 2,52 .1070
5,08 | 50-3000 | 1--600 | 1,40.10=3 22,9 21050
12 | 50-8000 | 4--250 | 2,50.10=3 132.100
Diese Kurven haben vielfach eine mehr
oder weniger schwache Krümmung (Knie) und
gehen en in eine Gerade über.
Grenztälle: Für sehr große Drucke wird
A klein gegenüber P und dann geht der zweite
Posten über in
o
ne (7) 7 ED
Nun ist:aber v.R+v.F=E (utre)=HR.
Also ist
(RER N ea En Ale
und daher wird für sehr hohe Drucke
> ImPwW)=e+P.2 ...0
P=Zx& F r
45.10-5 | 0,925 | 0,775 | 303 | 20,2 | 82
i1.10-6 | 0,1375 | 0,8625 | 140 | 20,2 | 346
h 0 G RN
— or =
pF fi Re v.F
i F ( RR, r)
Be
wobei der spez. Widerstand !/v ebenfalls mit
0,018 je m/mm? angenommen, also die Leit-
fähigkeit je Kubikzentimeter‘ v = 55.10.4.
Das gibt
8 man (16
p EN are
ge A ET.
p
In der Tafel sind dieselben spez. Drucke p wie
bei Kraus zugrunde gelegt. list ersichtlich un-
abhängig von der Fläche und daher ist der Vor-
912
schlag von Kraus, den Übergangswiderstand
durch eine Kupferstablänge auszudrücken, als
ein recht anschauliches Mittel zu bezeichnen,
sofern man sich noch auf einen passenden stets
gleichen spezifischen Druck einigt. Zur vollen
Darstellung der Verhältnisse sind natürlich
die Konstanten 0, 0, u, v und & erforderlich.
Fall’1!): Kontrollerfinger mit sehr
kleiner Auflagefläche. Ist die Auflage-
fläche eines Kontaktes klein (Abb. 5), so ist der
spezifische Druck entsprechend groß und es ist
wahrscheinlich, daß die ganze Fläche aufliegen
wird und der veränderliche Teil v.F sehr klein
ist. Die Kontaktschneide (Abb. 5) wird sich
bei hohem Druck deformieren und der Gegen-
fläche anpassen, was ebenfalls für diese An-
nahme spricht. Dann ist aber v=(0 und
u“ = 1, woraus sofort aus Gl. (7) folgt
Po)=e+7.P Er
d.h. wir erhalten eine mit P ansteigende gerade
Linie mit dem Anfangswert eg und dem Rich-
tungsfaktor tg t,, also dasselbe Ergebnis, wie
bei P = © (Gl. (9) ). Die Kurve in Abb. 7, die
(17
15-7073 15x10°*
|
\ KR
2)
’ ar
10x10”? 10x00°*
\ 9
\« w
A pr,
FVz
SYv2
05x10 m 05x00°°
£
7%
Q q
a =.
D ©. 39.796
! @-025:10°° 2 3970 |
/
0 70 20 30
—> kg
%%'Ahb. 7. Widerstandskurve eines-Rontrollerfingers.
zwar nur eine’flüchtige’rohe Messung darstellt,
scheint dies zu bestätigen. Die Konstante o/F
ist infolge der kleinen Fläche beträchtlich
größer als bei den anderen Versuchen. (Tafel).
Fall 2; Lamellierte Bürste mit
starker Unterteilung nach Abb.4. Eine
einzelne Lamelle muß sich, besonders wenn sie
eingeschliffen ist, ebenso verhalten, wie ein
Kontaktfinger mit kleiner Auflagefläche. Aber
selbst wenn das nicht vollkommen zutrifft, so
ergibt doch die Kontaktbürste, als ganzes be-
trachtet, praktisch eine in allen Punkten gut
aufliegende . Kontaktfläche, die bei wechseln-
dem Druckihre Auflagefläche nur wenig ändert?).
Ist P' der Druck je Lamelle und F' deren
Auflagefläche, so muß bei n gleichen Lamellen
die mit gleichem Druck aufliegen, der Wider-
stand n mäl so klein werden, und das muß in
den Formeln zum Ausdruck kommen. Das ist
der Fall, denn es ist der Gesamtdıuck P=nPı
und die gesamte Fläche ebenso F = nF", so daß
gemäß Gl. (6) folgt
o
n F'
WERE Dr =
w— np" +
Der Bruch ee da,
bleibt unverändert, da er den reziproken spezi-
fischen Flächendruck darstellt. Der Nenner N
des zweiten Postens bleibt also, auch wenn er
kleiner als 1 ist, unverändert mit wachsender
Lamellenzahl oder was hier dasselbe besagt,
mit wachsender Fläche. Aus dieser Überlegung
folgt notwendig, daß im zweiten Posten die
Fläche F in den Nenner eingehen muß: ;x;
se 0 °
a “
wie es tatsächlich der Fall ist. Da sich eine
Lamelle praktisch wie ein Kontaktfinger ver-
hält, also N = 1 sein wird, folgt für das Pro-
dukt (Pw) die Gl. (17). Noch etwas klarer
folgt diese als notwendig erkannte Eigenschaft,
wenn P = »p.F geschrieben wird.
!)_ Es ist bei allen Messungen vorausgesetzt, daß der
Druck mehremala von kleinen bis zu großen Werten ge-
ändert wurde, um einigermaßen konstante Verhältnisse zu
bekommen. \
2) Selbstverständlich darf bei der Berechnung nicht
mit dem normalen Vorgang des allmählichen Abhebens
der Lamellen gerechnet werden und die ?, w- Kurven
müßten entsprechend für jedesmal neu angepaßte Flächen
aufgenommen werden, wenn e8 sich um abgeschrägte
Bürsten: handelt.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Helt- 46.
Q
— +0
10 g ee
ep a aM
Es ist nun von großem Interesse zu wissen,
welchen praktischen Einfluß die Größen e und o
auf die Bürstenabmessungen haben. Saubere,
eingefettete Kupferbürsten haben ungefähr die-
selben Konstanten wie verzinnte massıve
Kupferkontakte, d.h. esistetwa g = 0,15.107 3
und o = 2,5.10-®%. Da p= 2 bis 3 kg/em?}),
also = 2,5 beträgt, so ergibt sich für den Zähler
der letzten Gleichung !
Q _ 0,15. 1078
pTe= Rs
Der zweite Posten vergrößert den Übergangs-
widerstand bei einer lamellierten, sauberen
(20
+25.10-6= (60 + 235).10 8.
eingefetteten Kontaktbürste hiernach nur um |
4%., und das ist der Grund, warum die ein-
fachere Widerstandsformel (Gl. (2)) für Bürsten-
kontakte genügt. Da aber ein Schalter eine
Zeitlang auch ohne Wartung betriebsfähig blei-
ben muß, also mit einer Widerstandszunahme
gerechnet werden muß, genügt es, für e den
doppelten Wert, also etwa 0,3.10=3 anzuneh-
men, was einem etwa 25-fach vergrößerten
o-Wert entspricht. y Beipe?
Fall 3: Massive Kontakte (Klotz-
kontakte)
mit gut aufgeschliffenen
' ebenen Kontaktflächen werden sich theo-
retisch?) ebenso verhalten wie eine Bürste,|
denn der veränderliche Flächenanteil ist dabei
sehr klein, d.h.es ist nahezzuv=0unduv =],
so daß sich dieselbe Gleichung ergibt wie für
Bürsten. 2
Fall 4 Verzinnte ebene Kontakte
pressen sich schon bei kleinem Druck gut an,
so daß auch hier u groß wird gegen v. Die
untere P,w-Kurve in Abb. 8 ist daher im
3x70=3 3x70°°
22x10”
32
23
f
0 7000 2000 .. 3000
Abb. 8. Widerstandskurven eines verzinnten und
unverzinnten Kupferkontaktes.
wesentlichen eine gerade Linie, soweit höhere
spezifische Drucke in Frage kommen, wie bei
Verschraubungen usw. Für kleinere spezifische
Drucke bis rd 5 kg/cm? liegen zwar Versuche
vor für unverzinnte Kupferscheiben, die eben-
falls gradlinige Kurven ergeben, was aber keine
sicheren Rückschlüsse ermöglicht, da ja alle
Kurven im Anfang mit der Geraden nach
Gl. (11), der Tangente durch den Anfangspunkt
gleichlaufen.
Fall5: Schraubkontakte, Schienen-
überlappung. Hier kommt im allgemeinen
die vollständige Widerstandsformel in Betracht.
Nur für verzinnte Flächen genügt die einfachere
Gl. (20), und da p größere Beträge annimmt, so
kann o nieht mehr vernachlässigt werden.
Die Überlappungslänge & soll so groß sein,
daß der Widerstand an der Überlappungslänge
gemessen, ebenso groß ist, als der Widerstand
eines gleich langen Schienenstückess), dann ist
1 RE ee oder % (' 1 = a
2 Be — 5) = wa.
x Q 0:8
Sg pair
u
P
Hierin ist p' der auf den Schienen quersehnitt q
bezogene spezifische Druck, da der Gesamt-
druck etwa proportional mit dem Schienen quer-
schnitt wachsen muß. v ist die Leitfähigkeit des
Schienen metalls. Es ist 9'== 100 kg/em?
Schienenquerschnitt. Ist h die Schienenbreite,
s die Da so ist noch F = x.h und
es wir ;
BERLR 2voqg ;
p' ID
ı) Vel. die zitierte Arbeit von Kraus,R.u.M. Wien.
Praktisch bleibt dieser Zustand nicht lange er-
-?) Vgl. „ETZ“ 1920, 8; 234, Abb. 21.
F- E
18. November 1920.
Es ist aber q/h = s, daher
Nena o8
p ya
30x70
20x70
—g E
Abb. 9. Widerstandskurven für blankgedrehte,
!geülte Rheotanscheiben.
und daraus folgt die erforderliche Überlap-
pung: = :
ER 2) ee 21
et) tr (
Für p' = konstant wird also die Überlappungs-
länge von der Schienendicke s abhängig. _ In
den Kurven Abb. 10 sind/unter?Benutzung der
09 06 08. 710 12
Ööchlerrendicke 5 cm
Abb. 10. Erforderliche Überlappung bei
Schienenverschraubungen.
Konstanten aus der Zahlentafel die-nach der ,_
Gl. (2I) berechneten UÜberlappungslängen für
verzinntes und unverzinntes Kupfer dargestellt
und wie man sieht, reicht selbst bei unverzinn-
ten reinen Flächen eine Überlappungslänge, die
gleich ist der Schienenbreite, praktisch voll-
kommen aus. Besonders für die verzinnten
Kupferschienen genügen in bezug auf Erwär-
mung recht geringe Uberlappungen, die sich
nur wenig mit der Sehienendicke ändern. Die
Versehraubungen sind hier mehr in Rücksicht
auf mechanische Festigkeit zu bemessen.
Die beiden Kurven in Abb. 10 entsprechen
den Gleichungen 5
2=08+-Y06t 3828 .
und z 5 R
2=062+Y088F158 .
für verzinnte bzw. unverzinnte Kupferschienen.
‚Dagegen ist Reinheit der Flächen eine Notwen-
digkeit, und da diese wiederum nur durch hohen
Anpressungsdruck gewahrt bleibt, weil da-
durch der Luft der Zutritt verwehrt und
Lockern verhindert wird, so heißt die
Kupfer nicht große Auflageflächen, sondern
Reinheit und hoher Druck. IST:
Fall 6: Erstbei Verschraubungen von
(2la
) prak-:
tische Forderung für Sehraubkontakte aus
(216%
Eisenschienen tritt die Forderung genügend _
großer Flächen hinzu, und auch die Drucke
müssen erheblich gesteigert werden, wenn die
Kontaktstellen nicht zu Wärmequellen werden
sollen. Die letzte Horizontalreihe in der Zahlen-
tafel gibt die Widerstandskonstanten für blank.
gedrehte, gefettete Eisenscheiben. Wegen den
großen Flächen ist es hier nicht am Platze mit
nur p' = 100 kg/em? Schienen querschnitt zu
ne das einen zu kleinen Flächendruck p
ergibt,
würde. Es sollte daher mit einem Flächen-
druck von wenigstens 20 kg/em? Kontaktfläche
was die Oxydationsgefahr steigern
gerechnet werden. Unter dieser Voraussetzung 2
und der Benutzung der Konstanten aus Reihe 6
ergibt sich für 0,5 cm starke Eisenschienen ein
spezifischer Druck (auf den Querschnitt be-
zogen) von p'== 280 kg, so daß in Gl. (21) der
ee:
a di FA Pe
’
18. November 1920.
Posten v.o/p'= 0,7 wird. Da hier die Gl. (6)
- für wnicht vereinfacht werden kann, ergibt sich
AAN EN 5
ed) +y tar F° (22
worin ne
N=urtt=u4T : 03
ist. Nun ist aber bei angenommenem p der
Wert von p' noch unbekannt und die Ausrech-
nung von & führt auf eine Gleichung 3- Grades.
Diese Komplikation läßt sich aber umgehen,
weil das 1. Glied unter der Wurzel klein ist
gegenüber dem zweiten, und daher mabige
Änderungen von p’ im ersten Gliede das Ergeb-
nis nur wenig beeinflussen. Es kann daher ein
mutmaßlicher Wert von v.o/p' eingesetzt und
nötigenfalls eine einmalige Berichtigung vor-
* genommen werden. Der in Gl. (24) angegebene
also folgt beispielsweise für 0,5em «© = 7,6 em.
Wert von 0,7 ergibt sich auf diese Weise bei
- einer Schienenstärke von 0,5em. Also gilt ge-
nügend genau für reine gefettete Eisenschienen,
da sich für N der Wert 0,26 ergibt und v=8 ist
c=07+y05F8s. 24,
Da Eisenschienen meist nur für kleinere
Querschnitte bzw. Schienenbreiten angewendet
worden sind, so kann man annehmen, daß die
"einfachen Verbindungsstellen alle eine etwas
“höhere Temperatur haben, als die Schienen
mehr sagen,
* Beweis angeführt habe, daß der
“in der Mittellage der Bürste 5%,
“handelt es sich um eine
selbst, was aber nicht schadet, da eine gute
Eisenverschraubung höhere Temperaturen ver-
trägt. Jedenfalls kann man aber hier nicht
daß auch bei Eisenverschraubun-
Ben, diese im allgemeinen reichlich bemessen
sind.
Fall7: Seitlich verschobene Bürste.
In meiner zitierten Arbeit habe ich erwähnt,
daß eine Bürste im Bedarfsfall an der Kontakt-
stelle schmaler gehalten werden kann, weil der
Spannungsabfall beim seitlichen Verschieben
nur ganz wenig zunimmt, was ich als weiteren
Übergangs-
widerstand einer lamellierten Bürste im wesent-
lichen nur vom Gesamtdruck P abhängig sel.
Berücksichtigt man nun das zweite Glied ent-
sprechend der Gl. (20),
ER 5
u=gt% : (25
so folgt sofort bei konstantem P der anfänglich
langsam und dann schnell ansteigende Kurven-
— __sharakter (Abb. 11) der hier nochmals für den
S
S
HmV
S
Sparmungsabfe
GEN). 74
Ber 12
Auflagebreife MU
7 Abb. 11. Spannungsabfall einer Zellenschalterbürste
in Abhängigkeit von der Auflagefläche.
reinen Übergangswiderstand der betreffenden
Bürste eingetragen ist. Beim seitlichen
schieben darf natürlich P sich nieht ändern,
etwa dadurch, daß die Bürste auf einen
eitet, oder sonstwie abge-
Zwischenkontakt g
fangen wird.
Istz. B. der Zuwachs durch den Posten o/F
wie VOI!-
stehend unter Fall 2 berechnet, so wächst dieser
Betrag bei nur halb aufliegender Fläche auf
das Doppelte, also 10 % usw. In Abb. 11
kleinere Bürste, bei
der o einen etwas höheren Wert hat. Es ent-
fallen auf den Betrag J.g/P etwa 4 mV und
auf a rd 1mV in der Mittellage. Bei
halber Auflage ist J.o/F also 2 und bei Y F
4 mV, so daß der gesamte Spannungsabiall
entsprechend 5 bzw. 6 und 8 mV beträgt usw.
Die Messung war zu roh, um genau Werte er-
mitteln zu können, jedenfalls ist aber hier der
Charakter der Kurve im Einklang mit der ge-
gebenen Auffassung, so daß wir mit der an-
egebenen Gleichung zu praktisch brauchbaren
rgebnissen gelangen.
a , -
Ab-
Die Elektrisierung
der schwedischen Staatsbahnen.
(Schluß von 8. 896.)
Um einen vollständigen Vergleich zwi-
sehen den verschiedenen Ausführungsarten zu
erhalten. sind außerdem die Kosten der
Krafterzeugung für das Kraftwerk einbe-
ech worden, wobei vorausgesetzt wurde,
aß bei Einphasenstromerzeugung 30 000 kW,
cos ® = 0,85, in den Kraftwerken erzeugt wer-
den muß, und zwar je zur Hälfte in Trollhätta
und Motala, während.die Umformung etwa
15% größeren Kraftbedarf hat. Der Einfach-
heit halber sei mit der gleichen Ausrüstung für
beide Kraftwerke gerechnet. Infolge Phasen-
kompensierung kann bei Umformung der
Leistungsfaktor = 1 gesetzt, werden. In
diesem Vergleich sind nur diejenigen Teile
des Kraftwerkes enthalten, welche Verschie-
denheiten für die verschiedenen Ausführungs-
arten aufweisen, also: Stromerzeuger, Trans-
formatoren und Schalteinrichtungen. Unge-
achtet der bei der Einphasenstromerzeugung
etwas verminderten Leistung, sind die Kosten
für die Turbinen als Rech angenommen
‘worden, da bei direkter Erzeugung die Tur-
binen infolge der Belastungsstöße größer sein
müssen, als bei einem gleichmäßigeren Be-
trieb. Bei Umformung werden also in jedem
Kraftwerk 2 Drehstromdynamo von normal
je 5750 kW und maximal 8625 kW bei cos p
— lerforderlieh. Außerdem werden benötigt:
2 wassergekühlte Drehstromtransiormatoren
von entsprechender Leistung (hier für 50 Per.
berechnet); nebst dem zugehörigen Schalt-
gebäude.
- Kosten für Reserve sind hierin nicht ent-
halten, da angenommen ist, daß die Kraft-
werke mehrere Einheiten gleicher Leistung
für rein industriellen Betrieb enthalten. Bei
unmittelbarer Einphasenstromerzeugung ohne
Ausgleich. werden in jedem Kraftwerk 3 Ein-
phasendynamos (hiervon 1 in Reserve) zu
normal 5000 und maximal 7500 kW bei cos
— 0,85, ferner 6 Einphasentransformatoren für
je die halbe Leistung nebst zugehöriger :Schalt-
einrichtung erforderlich. Bei Einphasenstrom-
erzeugung mit Ausgleich wird lediglich eine
Zahlentafel Il.
Elektrotechnische Zeitschriitt. 1920. Heit 46.
913
Ri a
maximale Einphasenleistung von 20000 kW
angenommen, welche in einem der beiden
Kraftwerke oder in beiden erzeugt wird,
während + 10000 kW in dem Ausgleichs-
maschinensatz zwischen Einphasen-und Dreh-
strom erzeugt werden. Bei niedriger Bahnbe-
lastung wird Einphasenstrom in Drehstrom
umgeformt, wobei also das Drehstromnetz in
entsprechendem Umfang belastet wird. Bei
hoher Bahnbelastung, über 20 000 kW, er-
folgt die Umformung in entgegengesetzter
Richtung. Die Belastungsschwankungen fallen
hierdurch so got wie ganz auf das Drehstroem-
netz, was sich nur dann verwirklichen lassen
dürfte, wenn dieses künftig eine bedeutend
größere Leistung als das Bahnnetz erhält, in
welchem Falle die Schwankungen im Ver-
hältnis zu der gesamten Leistung nicht von
rößerer Bedeutung werden würden. Daß
jedoch die Schwankungen auf das Drehstrom-
netz störend wirken können, und zwar be-
sonders in ihrem Entstehungsgebiet, kann
nicht bestritten werden.
Schematisch behandelt, würden hier,
ebenso wie im vorher ehenden Falle, maximal
10 000 kW Einphasenleistung in jedem Kraft-
werk erzeugt werden, zu welchem Zwecke
vorschlagsweise 2+1= 3 Einheiten zu je
5000 kW in jedem Kraftwerk aufzustellen
wären. Die Belastungsstöße von 10000 kW
im Drehstromnetz beanspruchen 2 Drehstrom-
generatoren zu je 5500 kW.
Hätte man im vorliegenden Falle volle
Freiheit bezüglich der Anordnung, so würde
die billigste Anordnung die sein, daß man die
gesamte Einphasenerzeugung nach Trollhätta
verlegt. Da indessen gegenwärtig Schwierig-
keiten bestehen, Einphasendynamos in Troll-
hätta aufzustellen, während dieses im Motala-
Kraftwerk möglich ist, so bringt man zweck-
mäßig bei dem in Frage kommenden Alter-
nativ so große Einphasenleistung wie möglich
in Motala unter und formt den Rest der Troll-
hättakraft entweder in Trollhätta oder in
einem in der Nähe gelegenen Unterwerk um,
nach welchem. die Drehstromleitung für aus-
reichende Leistung führt und zwar vorschlags-
weise 10000 bis 13 300 kW im Motalawerk
und den Rest durch Umformung in Troll-
hätta. In:der Kostenberechnung ist davon
ausgegangen worden, daß 13 300 kW in Motala
Zusammenstellung
der Anlagekosten für die Elektrisierung der Strecke Stockholm— Göteborg, soweit die Kosten
auf einen Vergleich zwischen den Stromarten von Einfluß sind. .
I
Speise-
Kraftwerk =
leitung
I. Einphasenstrom.
Abschnitte von 30km
änge.
Drehstromerzeugung
mit Umformung.
16 Umformerwerke mit Her-
auftransformierung. . . -
16 Umformerwerke ohne Her-
auftransformierung. . . - 1,800 |
8 Umformerwerke mit Her- |
auftransformierung, von i
denen jedes 2 Abschnitte
Speisen ge
4 Umformerwerke und
12 Transformatorenwerke . .
b) Einphasenstromerzeu-
' gung in denKraftwerken.
In beiden Kraftwerken ohne
Ausgleich
Mit Ausgleich in Hallsberg:
Einphasenstromerzeugung
nur in Trollhätta
Einphasenstromerzeugung in
beiden Kraftwerken 1.
'Einphasenstromerzeugung in
Motala, Umformung in
Trolfhätkaree re een:
II. Einphasenstrom.
Abschnitte von 60km
Länge.
Drehstromerzeugung
mit Umformung.
8 Umformerwerke mit Her-
auftransformierung . . . -
8 Umformerwerke ohne Her-
auftransformierung . .
b) Einphasenstromerzeu-
gung inden Kraftwerken...
In beiden Kraftwerken ohne
Ausgleich. + =. VER
Il. Gleichstrom:
16 Umformerwerke
10 Pre ern
a)
1,800 8,750
8,750
1,800 .| 10,220
1,800 | 12,510
nee 4,350 | 16,500
3,970 12,000
4,870 | 13,430
3,500
a)
1,800° | 8,750
1,800 |. 8,750
4,350 | 16,500
1,800
1.800
8,750
8,750
| 13,430
Anordnung
Unter- Fahr- . 828en Lokomo- gepmte
k leit |Schwachstrom- > Anlage-
werke | leitung 'störungen und = en Bar
| | Elektrolyse |
Millionen Kronen
20,400 | 20,240 8,500 38,900 98,590
16,300 | 20,240 8,500 \ 38,900 94,990
14,200 |; 20,940 8,500 38,900 94,560
14,400 | 20,240 8,500 38,900 96,350
|
8,000 20,240 8,500 38,900 96,490
10,400 | 20,240 8,500 33,900 94,010
« |
10,400 | 20240 8,500 38,900 96.340
12,600 20,240 8,500 38,900 97,170
13,600 | 20,240 8,500 3,8900 | 91,790
11,200. | 20,240 8,500 38,900 | 89,390
"5,000 | 20,240 8,500 38,900 93,490
! |
18,809 27,000 8,500 36,000 | 100,850
| 13,500 | „27,000 8,500 36,000 95,550
914
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft. 46.
“ 18. November 1920.
Zahlenyafel2. Zusammenstellung
der Jahreskosten für die Elektrisierung der Strecke Stockholm—Göteborg, soweit die Kosten
auf einen Vergleich zwischen den verschiedenen Stromarten von Einfluß sind.
ö Tilgung Siramisr _) Bumnıe
Verzinsung und Unter- Fouguheht Persoral- i der
50 haltung kosten | Jahres-
a |der Anlage kosten ae) kosten
Il. Einphasenstrom.
Abschnitte von 30km Länge. In Millionen Kronen
a) Drehstromerzeugung mit Umformung. .E
16 Umformerwerke mit Hera uftransformierung . . 4,930 | 4,916 3,560 | 0,230 13,686
16 Umformerwerke ohne Herauftransformierung 4,750 | 4,766 3,380 0,230 | 13,176
8 UmformerwerkemitHerauftransformierung,jedes | | :
derselben 2 Abschnitte speisend . ....... 470 | 4,715 3,400 | 0,145 12,930
4 Umformerwerke und 12 Transformatorenwerke 4,818 - 4,830 3,320 | 0,078 13,046
b) Einphasenstromerzeugung in den Kraft- | | | |
werken. ö |
In beiden Kraftwerken ohne Ausgleich... . . . 4,825 1 "Aus 1° 29,700 —_ 13,329
Mit Ausgleich in Hallsberg: | ;
Einphasenstromerzeugung nur in Trollhätta . .. 4700 |, 4,754 | 2,810 0023 | 12,287
S in beiden Kraftwerken 4,817 4,844 | 2810. | 0,023 | .192,494
n in Motala, Umformung Fe
in -Trollhättasene =? 4,859 | 4,868 | 2,890 0,046 12,663
II. Einphasenstrom. |
Abschnitte von 60 km Länge. |
a) Drehstromerzeugung mit Umformung. |
8 Umformerwerke mit Herauftransformierung . . 4,590 4,6547 1712.3,310 0,145 12 699
8 Umformerwerke ohne Herauftransformierung 4,470 4,543 3,170 0,145 12,333
b) Einphasenstromerzeuguüng in den Kraft- e ar
werken. |
In beiden Kraftwerken ohne Ausgleich... . .. 4,675 | 4,648 | 3,820 — 15,143
III. Gleichstrom: |
16: Umformerwerke. on Sen : 5,043 4,576 3,290 0,280 13,189
BSD ENG a RT a Va Be 4,778 4,376 | 3,290 0,2: 12,724
und der Rest mittels Umformung in Troll-
hätta erzeugt werden.
Die Kosten für Lokomotiven sind von
Körner wie folgt berechnet worden:
Für Einphasenlokomotiven . 38,9 Mill. Kr
»„» Gleiehstrom- Fr 36.0.1525
Auf die gleichen Kosten für Gleichstrom-
lokomotiven kommt man bei Benutzung der
vorläufigen Angaben der Gen. El. Co. und unter
Annahme eines ungefähr normalen Kurses
des Dollars (4 Kr). Bei dem jetzigen Kurs
werden die Preise etwa 20% höher; aber die
Kommission war, wie bereits erwähnt, der
Meinung, daß bei einem grundsätzlichen Ver-
gleich hierauf nicht Rücksicht genommen zu
werden braucht. Das elektrotechnische Bureau
hat die Lokomotivkosten unter Zugrunde-
legen der Preise des Jahres 1913 zu 20,3 Mill. Kr
berechnet. Von den übrigen befragten Sach-
verständigen teilen Thormann und Reichel
mit, daß nach Untersuchungen in der Schweiz
bzw. in Deutschland ein nennenswerter Unter-
schied zwischen den Kosten für Einphasen-
und für 3000 V- Gleichstromlokomotiven
nicht besteht. Da Körmers Kostenangaben
für Einphasenlokomotiven sich auf die letzten
Käufe in Schweden der Eisenbahndirektion
stützen und für Gleichstromlokomotiven mit
den amerikanischen Preisen übereinstimmen,
so. hat die Kommission bei ihren vergleichen-
den Kostenberechnungen sich der Ziffern von
Körner bedient. j
In die Anlagekosten der Bahnelektri-
sierung sind auch die Kosten für den Schutz
gegen Schwachstromstörungen bzw. Elektro-
lyse einbezogen. Da die Hauptleitungen der
Telegraphenverwaltung zwischen Stockholm
und Göteborg in Kabeln verlegt werden
sollen, so braucht man im Zusammenhang mit
der Elektrisierung nur mit dem Versetzen
sewisser Nebenleitungen zu rechnen. Nach
der Auffassung der Schwachstromstörungs-
Kommission reicht ein Absetzen auf 100 m Ab-
stand: von der Bahn aus, um die im Einphasen-
betriebe entstehenden Schwachstromstörungen
zu beseitigen, wenn Fahrleitung und Schienen
mit Saugtransformatoren versehen“sind. Die
Kosten für dieses Versetzen der Schwach-
stromleitungen sollen nach einer Berechnung
der Telegraphenverwaltung und der Eisen-
bahndirektion 8,5 Mill. Kr betragen, welcher
Wert auch von der Kommission benutzt
worden ist. Auch bei Gleichstrom würden
die Schwachstromleitungen mit Rücksicht auf
den Platzbedarf der Fahrleitung wenigstens
15 m von der Bahn abgerückt werden müssen.
Außerdem ist mit gewissen Kosten für örtliche
Maßnahmen zur Vorbeugung gegen Elektro-
lyse zu rechnen. Da nach der Berechnung
der Telegraphenverwaltung der Kostenunter-
schied zwischen 'einem Versetzen auf 15 und
100 m Abstand unbedeutend ist, so ist mit
Rücksicht auf etwaige Kosten für die Be-
kämpfung der Elektrolyse dennoch der gleiche
Betrag, nämlich 8,5 Mıll. Kr auch für Gleich-
strom eingesetzt worden, wenngleich genannte
Kosten, wie erwähnt, sich gegenwärtig allen
Berechnungen entziehen.
- Bezüglich der Jahreskosten für den
elektrischen Betrieb ist in der Hauptsache mit
den vom elektroteehnischen Bureau benutzten
Ziffern über die Verzinsung, Tilgung und die
Unterhaltung der Anlage ausschließlich Loko-
motiven gerechnet worden, d. h.:
Verzinsung, 0 Bea 5%
Tilgung und Unterhaltung der ’
Master. 0,15 + 0,25 = 0,4%
1
0,5 + 0,15 = 0,65%,
15 +05 = 2%
der Speiseleitungen
„ Fahrleitungen
„eGebäude sa Ser u ‚»%,
„ elektrischen Ausrüstung des Kraftwerkes
N 5%.
Bei den Lokomotiven ist mit einer Til-
gung von 2,5% und, wie erwähnt, mit Unter-
haltungskosten von 24 bzw. 30 Oere je Loko-
motiv-Kilometer bei Gleichstrom bzw. bei
Einphasenstrom gerechnet worden. Die An-
zahl der Lokomotivkilometer jährlich betrug
im Jahre 1913 ausschließlich Verschiebedienst
etwa 4,5 Mill. Da nach Einführung des elek-
trischen Betriebes das Zuggewicht in ge-
wissem Umfang erhöht werden wird, so ver-
doppelt sich diese Ziffer nieht bei Verdoppe-
lung der Förderleistung. Die Kommission hat
deshalb den Berechnungen der Unterhaltungs-
Zahlentafel 3, Zusammenstellung
kosten eine Ziffer von’ 7 Mill. Lokomotiv-
kilometer PA SENGEHESE
Bezüglich des Kraftverbrauches und der
Kosten hierfürsind sowohl von der Kommission
wie von mehreren Sachvarständigen Berech-
nungen ausgeführt werden. Unter Zugrunde-
legung dieser Berechnungen hat sich die Kom--
mission auf gewisse Werte des Jahreswirkungs-
grades für aie verschiedenen Teile der Anlage
geeinigt, woraus die berechneten Werte des
gesamten Jahreswirkungsgrades an der Tur-
binenachse gemäß nachstehender Zusammen-
stellung erhalten worden sind. ie
Für den wirklichen Kraftverbrauch, d.h.für
die hydraulische Kraft, ist es notwendig, neben
den oben stehenden Ziffern auch den Jahres-
wirkungsgrad der Wasserturbinen zu kennen.
Während der Jahreswirkungsgrad der elektri-
schen Ausrüstung unter Annahme eines gewissen
Betriebsumfanges einigermaßen richtig generell
vorausbestimmt werden kann, ist dies für die
Turbinen nicht in gleiehem Umfange möglich,
weil deren Eigenschaften in hohem Grade von
den Verhältnissen abhängig sind, für welche
sie konstruiert sind, und zwar in erster Linie
von der spezifischen Umdrehungszahl. Es
sind für einige verschiedene Bauarten mit un-
gefähr gleichem- _ Wirkungsgrad und nor-
maler Belastung Berechnungen durchgeführt
worden, von denen die eine mit niedrigerer und
die andere mit höherer spezifischer Um-
drehungsziffer angenommen ist. Bei Um-
formung wird, wie erwähnt, vorausgesetzt,
daß die für industrielle Zwecke erzeugte Dreh-
stromkraft im Vergleich zu dem Kraftbedarf
für Bahnzwecke hinreichend groß ist, so daß
die infolge der Bahnbelastung entstehenden
Leistungsschwankungen im Kraftwerk den
Wirkungsgrad der Turbinen nicht merklich
verschlechtern. Für diese beiden Turbinen-
arten ist der Jahreswirkungsgrad im Mittel
zu 86% festgelegt worden.
Wenn unmittelbar bei Einphasenstrom-
erzeugung ohne Ausgleich die Belastungszeit
im Kraftwerk, wie erwähnt, etwa 3000 h be- -
trägt, d. h. der Belastungsfaktor etwa !/,,
wenn ferner infolge der schnellen Belastungs-
änderungen die Turbinen für die Maximal-
leistung der Bahnen ständig in Betrieb ge-
halten werden müssen, und wenn schließlich
die -augenblicklichen Belastungsstöße 30%
größer sind als der größte Viertelstunden-
mittelwert, .so errechnet sich der -Jahres-
wirkungsgrad wie folgt:
Für Turbinen mit verhältnismäßig
‚niedriger Drehzahl ..... OHIO
‚ Für Turbinen mit verhältnismäßig hoher
Drehzahl SS ee 55,4%
Im..Mittel..alsor. rs, are ee 62,3%
Erweist sich in Wirklichkeit der Betrieb
als so gleichmäßig, daß die Anzahl der Tur-
bineneinheiten einigermaßen der jeweiligen
Belastung angepaßt werden kann, so ver-
bessern sich diese Werte; sie zeigen aber doch,
daß schnellaufende Turbinen wenig geeignet
für den Bahnbetrieb sind, wenn nicht be-
über den gesamten Jahreswirkungsgrad vom Stromabnehmer zur ‚Turbinenachse bei der
Elektrisierung der Strecke Stockholm—Göteborg.
15000 V-Einphasenstrom
Unmittelbare 3000 V
St t Umformung | Umformung 3
OnLaT NE in vielen iR Gleichstrom
N 'Unterwerken |4 Unterwerken
Abstand der Unterwerkeinkm. ....... 30 60 30 60 30 | 30
| 5 2
Mit Herauftransformierung zur Fahrleitung |
NETT N 9) 76,5 | 59,2 | 63,8 63,5 62,8
Ohne Herauftransformierung zur Fahrleitung
EEE ae an gende — 62,5 | 66,6 = Ta
Zahlentafel 4. : =
- Unmittelbare Eiuphaseu-
= Umformung
stromerzeugung Drehstrom-Einphasenstrom strom
x „. e > =
4 Unter-
; 16 8 werke und
ohne mit 16 Unter-
a ; Umformer- Umformer-| 12 Trans-
. Ausgleich Ausgleich
5 Far werke werke formato- mORke
renwerke «
————— 2 2 0001000000187, FERWERROF 0
Abstand der Unterwerke in km | 30 60 80 60 30 60 30 | 30
Endgültiger Jahreswirkungsgrad : | 3
WARE AK: REINE 48,5 | 47,7) 647685) 51 | 549 6 | 540
Endgültiger Jahreswirkungsgrad i i ö Be = u
in% ohne Herauftransformierung 59,8 57,3 <= —
.
18. November 1920.
sondere Anordnungen für einen Belastungs-
ausgleich getroffen werden.
Bei. Einphasenstromerzeugung mit Aus-
ech zeigt sich, daß der Jahreswirkungsgrad
er Turbinen auch bei Einbereelinung der
Verluste im Ausgleichmaschinensatz sehr er-
heblich gesteigert werden kann, und zwar auf
rd 85% für beide Turbinenarten. Hier wie bei
der Umformung ist vorausgesetzt, daß- die
Belastungsschwankungen des Bahnnetzes den
Jahreswirkungsgrad der übrigen Maschinen-
sätze nicht merklich vermindern, eine An-
nahme, welche, wie erwähnt, nur bei einem
sehr großen Drehstromnetz berechtigt sein
kann. Genaue Berechnungen sind natürlich
ausgeschlossen, solange man nicht den künf-
tigen Umfang des Drehstromnetzes kennt.
Der Jahreswirkungsgrad, gerechnet vom.
Stromabnehmer der Lokomotive bis zu der
Leitradöffnung der Turbine, erhält“ dann
folgende Werte:
Aus diesen Ziffern ergibt sich somit die
für die Elektrisierung erforderliche hydrau-
lische Energie wie folgt:
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 46.
Rücksicht auf besondere Umstände, nämlich
Schwierigkeiten, die Einphasenmaschinensätze
im Trollhätta-Kraftwerk unterzubringen, mehr
schematischer Natur sind, nicht einbezogen
worden. Mit dem nach Berechnung des elek-
trotechnischen Bureau etwas verstärkten Lei-
tungen des Gleichstroms erhöhen sieh die
Anlagekosten für diese Ausführung auf
103 Mill. Kr. Da indessen Tilgung und Unter-
haltung gegenüber dieser _Kostenerhöhung
gering sind, so werden die Jahreskosten nicht
so erheblich gesteigert, daß die Reihenfolge in
Zahlentafel5 hierdurch geändert werden müßte.
Da bei Bahnen mit schwächerem Verkehr
und somit geringerem Kraftbedarf die induk-
tiven Störungen in den längs der Bahn ver-
laufenden Telegraphen- und Fernsprechlei-
tungen geringer werden und die Bekämpfung
der Schwachstromstörungen nicht die gleiche
beherrschende Rolle bei der Wahl der Anzahl
Unterwerke spielt wie in dem hier behandelten
Fall, so dürfte die Fähigkeit des Einphasen-
stroms, von einem Unterwerk aus eine ver-
hältnismäßig lange Strecke zu beherrschen,
915
und Unterhaltung der Fahr- und der Speise-
leitungen, besonders abzüglich der schweren
Speiseleitungen bei Gleichstrombahnen, reich-
lich sein dürfte. Die Einphasenausführung ist
ferner infolge der hohen Spannung in unver-
gleichlich höherem Maße als die Gleichstrom-
ausführung imstande, ohne größere Sonder-
kosten eine wesentliche Erhöhung der Ver-
kehrsdichte und der Zugstärke und -geschwin-
digkeit aufzunehmen. Berechnungen zeigen,
daß, wenn Gleichstrom in dieser Hinsicht
einigermaßen vergleichbar mit dem Einphasen -
strom der hier angenommenen Abmessungen
werden soll, die Anzahl der Unterwerke ver-
doppelt werden muß, d. h. auf je 15 km muß
ein Unterwerk kommen. Wenn man auch vor-
aussetzen kann, daß die Gleichstromausfüh-
rung bei Ausführung wie oben angegeben, die
vorgeschriebene Förderarbeit zu bewältigen
vermag, so muß diese auf Grund der durch den
Spannungsabfall in Fahrleitung und Schienen
verminderten nutzbaren Höchstbelastung durch
eine stärkere Aufteilung der Züge, als sonst
vorausgesetzt worden ist, oder durch eine
Begrenzung der beim Einphasenstrom “mög-
lichen Erhöhung der Zuggeschwindigkeit be-
Unmittelbare Einphasenstromerzeugung im Kraftwerk:
wältigt werden. Die Ursache, daß Gleichstrom
Ohne Ausgleich mit 30 km Unterwerksabstand 150 Millionen kWh
OL, EB Ne en Tele a NE ERTE : 152,6 . , trotz der niedrigen Spannung vergleichsweise
% mit i EEE en BE En Re 112,2 A £ überhaupt einen so verhältnismäßig günstigen
h he 80 : 3 und. Umformung auf '/, der Platz einnimmt, ist, daß Einphasenstrom auf
- . Einphasenleistung in Trollhätta ........ ER A ER TEEE EER Et E ä Grund der Schwierigkeiten mit den Schwach-
R stromstörungen, welche bisher mit ihm ver-
$ Umformung Drehstrom-Einphasenstrom: knüpft waren, in elektrischer Hinsicht über-
16 Motorgeneratorwerke mit Fahrleitungstransformatoren .. ... 2... .. 142,4 e mäßig stark bemessen werden muß, also mit
REN Notar x "ohne 5 ee ER SEHE 5 \ kleinen Unterwerksabständen im Vergleich zu
ee ie mit NEE 132,4 $ denjenigen, welche rein aus dem Gesichts-
BB.A. © ohne NE ESEL T 127 R 4 punkt der Belastung und des Spannungsab-
8 R mit ee SE En ed es » 136 2 5 falles zulässig wären. Man kann somit sagen,
und Speisung von 16 Abschnitten, daß für den Verkehr, dessen Bewältigung als
3 Motorgeneratorwerke und 12 Transformatorenwerke . ... 2... 133 s a En us Dr EUDE =
r ; 4 ; £ öteborg-Stockholm aufgestellt wurde, Gleich-
Umformung Drehsptom Gleichstrom: i rom 5 der in den angeführten Berech-
| 16 Motorgeneratorwerke . .. 2.2... tee. N IE ET TEN 131,8°, 5% : nungen durchgebildeten Weise ausreichend
‚elektrische Ausrüstung und mit
Bezüglich des Wertes der hydraulischen
Kraft ist die Kommission von einer von der
Wasserfalldirektion gegebenen Auskunft aus-
egangen, daß ‚bei dem fraglichen Leistungs-
aktor der Preis der Drehstromkraft an den
Ausführungsklemmen des Kraftwerkes zu
3,5 Oere/kWh angesetzt werden kann. Unter
Abzug der Jahreskosten für Turbine und
normalen
Wirkungsgradwerten für ‘diese. kommt man
dann bei diesem Belastungsfaktor zu einem
Wert der Wasserfallkraft (einschließlich der
Staudamm- und Kraftwerksbauten, welche für |
die verschiedenen Alternativen gleich sind) von
etwa 2,5 Oere je kWh „Naturkraft‘, mit
welchem Wert die Kommission gerechnet hat.
Was schließlich die Personalkosten be-
- trifft, so ist für die Transformatorenwerke vor-
z
ausgesetzt worden, daß für Bedienung in
Übereinstimmung mit den ‘Verhältnissen bei
der Riksgränsbahn besonderes Personal nicht
angestellt wird, sondern daß das Leitungs-
Aufsichtspersonal für die erforderliche Auf-
sicht zur Verfügung steht. Dagegen muß bei
den Umformerwerken mit deren höhere An-
sprüche stellenden Unterhaltung besonderes
Personal veranschlagt werden. ‘Es sind hierfür
3 Mann je Werk vorgesehen worden, welche
in3 Schichten arbeiten, und zu denen gemein-
sam für alle Unterwerke 2 Vorarbeiter kommen.
Die Löhne sind im Mittel zu je 5600 Kr ein-
gesetzt worden.
Für die verschiedenen Ausführungsarten
erhält man aus den in Vorstehendem gegebenen
Zahlenwerten die Zahlentafel 4 über die An-
lage-und Jahreskosten, soweit sie nicht in jeder |
Hinsicht für die verschiedenen Ausführungs-
arten die gleichen sind. Die Ziffern umfassen
also nicht alle für den elektrischen Bahnbetrieb
erforderlichen Kosten, wie Personalkosten für
den Verkehr, die Bahnbewachung, die Ver-
waltung usw., welche im wesentlichen für
Dampfbetrieb und elektrischen Betrieb ‚gleich
angesehen werden können oder aber auf den
wirtschaftlichen Vergleich zwischen den
Stromarten ohne Einfluß sind.
Aus Zahlentafel 5 geht hervor, daß
unter den gemachten Voraussetzungen der
rozentuale Unterschied in keinem der Fälle
De anders groß ist. Vergleicht man hinsicht-
lich der Schwachstromstörungen nur das Ein-
phasenprojekt mit 30_ km-Absehnitten —
mit anderen Größen dürfte man kaum rechnen
können, ehe volle Klarheit über die Natur
der Schwachstromstörungen gewonnen worden
ist — und geht man ferner davon aus, daß mit
Rücksicht auf die Betriebssicherheit stets
Transformatoren für die Fahrleitung vorzu-
sehen sind, so kommt man aus rein wirtschaft-
lichem Gesichtspunkt zu der in Zahlentafel 5
gegebenen Reihenfolge:
Hierbei -sind, wie ersichtlich, die beiden
billigsten Einphasenausführungen, welche mit
besser ausgenutzt werden können. Hierzu
kommt, daß für die kleineren Lokomotiven,
welche in solchem Falle benutzt werden, bei
Gleichstrom 1500 V als geeigneter. angesehen.
werden dürften alsbei 3000 V (KlineundCarter).
Infolgedessen wird sich mit-aller Wahrschein-
lichkeit ein Vergleich bei einer Bahn mit
‚schwächerem Verkehr vorteilhafter für Ein-
phasenstrom stellen. Leider reichte, wie be-
reits erwähnt, die Zeit nicht aus, die Berech-
nung eines solchen Falles durchzuführen.
Zahlentafel 5.
; An-
Anlage-| Jahres- | teilige
kosten | kosten | Jahres-
kosten
1. UnmittelbareEinphasen-
stromerzeugung in Mo-| Millionen
tala, Umtormung inTroll- Kronen
hätta, Ausgleichin Halls- 7
br BES 97,170! 12,633 |. 100%
3. Drehstrom-Einphasen- |
Umformungin8Werken, \
von welchen jedes 2 Ab- |
schnitte speist... :. 94,56 | 12,980 1102,5%
3. Drehstrom-Einphasen- "
Umformung in5Werken
mit Einphasen-Speise-
leitung längs der Bahn | 96,35 13,046 | 103%
4. Drehstrom-Gleichstrom-
Umformungin 16Werken | 100,85 | 13,189 | 104%
5. UnmittelbareEinphasen-
stromerzeugung in bei-
den Kraftwerken ohne
Ausgleich re san. 96,49 | 13,329. 1105,5%
6. Drehstrom-Einphasen-
Umformunginı6Werken | 98,59 | 13,686 | 108%
Was nun die Hauptfrage betrifft,
inwiefern Einphasen- oder der Gleichstrom
als für Schweden am günstigsten zu betrachten
ist, so nimmt Gleichstrom, wie ersichtlich, vom
wirtschaftlichen Gesichtspunkt aus eine Mittel-
stellung unter den verschiedenen Ausführungs-
arten insofern ein, als hierbei die Jahreskosten
etwa 0,5 Mill. Kr höher als das billigste und
um etwa 0,5 Mill. Kr niedriger als die teuerste
"Einphasenausführung sind. Es mag hier in-
dessen nochmals hervorgehoben werden, daß
die Fahrleitung des Einphasenstroms, welche
in Übereinstimmung mit derjenigen bei der
Riksgränsbahn ausgeführt gedacht ist, offen-
bar sehr reichlich bemessen ist. So haben z. B.
auch die Leitungen über Bahnhofsgleisen und
‚ Seitengleisen 130 mm? Kupferquerschnitt,
während nach amerikanischen Angaben beim
Gleichstrom, der entsprechende Querschnitt
nur 107 mm? ist, ungaechtet dessen, daß die
Stromstärke beim Gleichstrom etwa 5 mal
rößer ist. “ Anderseits sei bemerkt, daß der
enutzte Prozentsatz, 2% für Abschreibung
ist, und daß die. Einphasenstromanlage not-
wendigerweise stark bemessen wurde. Ob
nun die von seiten der Eisenbahn aufgestellten
Verkehrsansprüche bezüglich der Zukunfts-
forderungen richtig beurteilt sind, ist von der
Kommission nicht zu erörtern. Soviel ist in-
dessen sicher, daß die berechnete Einphasen-
anlage einen bedeutenden Sicherheitsfaktor
hinsichtlich zukünftiger Forderungen auf er-
höhte Verkehrsmöglichkeit enthält und somit
unter der Voraussetzung, daß derartige Forde-
rungen gestellt werden, einen erheblichen
Vorteil aufweist. Hinsichtlich der Schwach-
stromstörungen bestehen, wie erwähnt, die
besten Hoffnungen, wenn auch nicht völlige
Sicherheit, daß sie bei dem Einphasenbetrieb
beherrscht werden können. Wie es sich bei
Gleichstrom verhält, kann schwerlich ohne
direkte Beobachtungen in Amerika entschie-
den werden. Demzufolge glaubt die Kom-
mission als ihre Ansicht ausdrücken zu
dürfen, daß, soweit man jetzt aus dem vor-
liegenden Material beurteilen kann, keine
Veranlassung vorliegt, den bei deı
BE sera shahn erprobten Einphasen-
strom zu verlassen, sondern daß die Pläne
für die Elektrisierung der Strecke Stockholm-
Göteborg hierauf zu grün’en sind. Jedoch
dürfte es nach Ansicht der Kommission zweck-
mäßig sein, daß vor einem endgiltigen
Entschluß hierüber, verbindliche n-
gebote auch auf die Gleichstrom-
ausrüstung, umfassend Preise und
‚mögliche Garantien eingefordert wer-
Außerdem ist es wünschenswert,
daß vor der Entscheidung die beab-
siehtigten Schutzmaßnahmen gegen
Sehwachstromstörungen auf der Riks-
gränsbahn zur Ausführung kommen
und hinsichtlich ihrer Wirkung ge-
prüft werden.
Betreffend die verschiedenen Ausführungs-
arten für Einphasenstrom haben die ausgeführ-
ten Berechnungen keinen entscheiden den Aus-
schlag zugunsten der einen oder anderen- Spei-
sungsart ergeben, und zwar unmittelbare Ein-
phasenstromerzeugung oder Umformung. In
wirtschaftlicher Hinsicht scheinen sie unter den
gemachten Voraussetzungen ungefähr gleich-
wertig zu sein. Wenn es sich darum handelt,
zwischen den verschiedenen Ausführungsarten
zu wählen, so sind auch eine Reihe anderer
Gesichtspunkte, in der Hauptsache bahntech-
nischer Natur, zu beachten.
Mit Rücksicht auf die Störungen in den
Schwachstromleitungen muß, wie erwähnt, die
Fahrleitung unterteilt werden, so daß jedes
Unterwerk auf sein eigenes getrenntes Netz
arbeitet (gegebenenfalls auf 2 getrennte Ab-
schnitte). Dieses bringt im übrigen gleich-
zeitig eine Begrenzung der Betriebsstörungen
in der Bahnanlage selbst bei Kurzschlüssen
und Leitungsfehlern mit sich. Bei dem ab-
schnittsweisen Betrieb ist es indessen wichtig,
daß die Spannungen in den verschiedenen
den.
esse
918
Fährleitungsnetzen gleich und in Phase mit-
einander gehalten werden, weil die verschie-
denen Abschnitte in dem Augenblick parallel
geschaltet werden, wo eine Lokomotive von
dem einen Abschnitt in den anderen gelangt
und mit ihren Stromabnehmern beide Ab-
schnitte berührt. Durch Einlegen eines toten
Abschnittes zwischen den verschiedenen Teilen
vermeidet man zwar die Notwendigkeit der
Phasengleichheit, aber die als Folge eines
solehen toten Absehnittes entstehende Strom-
unterbreehung mit daraus sich ergebendem
Stoß im Zug auf Grund der gleich danach
folgenden Wiedereinschaltung muß als eine so
große Unbequemlichkeit angesehen werden,
daß, wenn möglich, Maßnahmen hiergegen zu
treffen sind. Läuft nun längs der Bahn eine
Einphasenspeiseleitung, wie dies bei der un-
mittelbaren Einphasenstromerzeugung der Fall
ist, so wird diese Forderung ohne weiteres
erfüllt, da alle Transformatorenweıke an dieser
Speiseleitung angeschlossen sind. Wird eine
geringere Zahl großer Unterwerke (vorstehend
4 Stück) vorgesehen, so wird ebenfalls eine
Einphasen-Speiseleitung längs der Bahn vor-
ausgesetzt, jedoch muß hierbei die Phasen-
gleichheit zwischen den Gruppen gesichert
werden. In dem Falle, daß bei Umformung
jedes Motorgeneratorwerk nur seinen abge-
trennten Abschnitt speist, wird es notwendig,
die Umformer sowohl auf der Drehstrom- wie
auf der Einphasenseite-einzupassen, was, wenn
die verschiedenen Unterwerke nicht dureh eine
Speiseleitung verbunden werden, 'einphasige
Synehronisierungsleitungen zwischen diesen er-
fordert.
Eine einphasige Speiseleitung längs der
Bahn ist somit vom rein bahntecehnischen Ge-
sichtspunkt aus wenn auch nicht unbedingt
notwendig, so doch wünschenswert. Hierzu
kommt aber, daß eine Einphasenspeiseleitung
mit einem Transformatorwerk für jeden Ab-
schnitt zweifellos einfacher und betriebssicherer
‘in der Anordnung ist als ebenso viele Motor-
generatoren. . Vom rein bahnbetriebstech-
nischen Standpunkt aus kann somit kein
Zweifel darüber bestehen, daß die vorerwähnte
Anordnung vorteilhafter ist, und daß man von
diesem Gesichtspunkte aus die Zahl der Um-
formerwerke möglichst vermindern und statt
dessen eine Einphasenspeiseleitung längs der
Bahn vorsehen soll. er
In diesem Zusammenhange verdient her-
vorgehoben zu werden, daß Schwierigkeiten
in dem Fallenichtzu vermeiden sein dürften, daß
mehrere Drehstrom-Einphasenstrom-Umformer
auf beiden Seiten synchron geschaltet laufen
sollen. Wie weit hierbei das Einphasen einer
unbelasteten Einheit unter allen Umständen
ohne besondere Vorsiehtsmaßnahmen durch-
führbar ist, ist eine Frage, welche die Kom-
mission ihrerseits bis auf weiteres ofien
lassen muß. Für den Fall, daß die Bahnkraft
einer.einheitlichen Drehstrom-Kraftübertragung
entnommen wird, kann man natürlich be-
fürchten, daß die starken Schwankungen
und die wahrscheinlich vorkommenden Stö-
rungen im Bahnbetrieb unvorteilhaft auf die
Industriekraft einwirken werden. Sofern die
Drehstromübertragung einigermaßen umfang-
reich ist, dürften doch derartige Störungen in
ihrer Reichweite durch zweckmäßige Anord-
nungen begrenzt werden können. Auch wenn
in gewissen Fällen die erwähnten Verhältnisse
hineinspielen und somit zugunsten einer Tren-
nung des Einphasen- und des Drebstromnetzes
sprechen, so hält die Kommission diesen Ge-
sichtspunkt nicht für ausschlaggebend. Die
Kommission ist. zu der Auffassung gekommen,
daß eine generelle Antwort auf die Frage, ob
die Einphasen-Bahnkraft in besonderen Kraft-
werksmaschinen erzeugt oder durch Um-
formung von einem allgemeinen Drehstrom-
Verteilungsnetz entnommen werden soll, nicht
gegeben werden kann. Bei verschiedenen
Bahnen kann jeweils die eine oder die andere
Art als zweekmäßig erscheinen. Was nun in
erster Linie die Strecke Stockholm-Göteborg
betrifft, so scheint es, daß ein gemischtes Ver-
fahren am zweckmäßigsten wäre derart, daß
ein Teil der Bahnkraft in den Kraftwerken
und ein anderer Teil durch Umformung aus
dem Industrienetz erzeust wird.
Letzter Hand kommt es auf den Liefe-
ranten der Kraft an, hier also die Wasserfall-
direktion, diejenige Einteilung für die Be-
reitstellung der Kraft zu treffen, welche mit
entsprechender Berücksichtigung der berech-
tigten Forderungen der Eisenbahn auf Ein-
fachheit und Betriebssicherheit, vom Gesichts-
punkt der Kraftverteilung als ganzes gesehen,
sich am günstigsten stellt.
Unter Hinweis auf das vorstehend Ange-
führte möchte die Kommission ihr Urteil in
den beiden von ihr mit besonderer Aufmerk-
samkeit zu behandelnden Fragen, wie folgt
ausdrücken ;
Die angestellten Berechnungen des Elek-
trisierungsprojektes besonders für die Strecke
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heit 46.
a ac
Stockholm— Göteborg ergeben, daß, soweit man |
jetzt sehen kann, der Gleichstrom, trotz ver-
schiedener sehr günstiger Annahmen in. den
Berechnungen vom technischen und wirtschaft-
lichen Gesichtspunkt aus 5
keinerlei Vorteile gegen-
über dem Einphasenstrom
bietet, sondern daß er im
Gegenteil wirtschaftlich
sich ungünstiger zu stel-
len scheint. Die Rück-
sicht auf den in .der
Zukunft zu erwartenden,
stark gesteigerten Ver-
kehrsbedarf gibt ferner
dem Einphasenstrom den
Vorrang. Ebenso stellt
sich wahrscheinlich der
Einphasenstrom bei lan-
IN
SI
n
18. November 1920.
zurichten, an $
der Maschine unbeeinflußt weiterlaüfen und
das so lästige Blinken der Lampen vermieden
wird. Diese Bedingungen
einen, von der Firma tBlohm & Voß erfun-
denen Momentschalter - System „3: Jessen!)
gen DBahnstrecken mit
schwachem Verkehr vor-
teilhafter.
Aus diesen Gründen
sieht die Kommission
für ihren Teil keine
Veranlassung, den jetzt
bei den Staatsbahnen
eingeführten Einphasen-
strom zu verlassen, son-
dern ist der Meinung,
daß den Berechnungen
diese Stromart zugrunde _
zu legen ist. Ehe’jedoch
eine endgültige Entschei-
dung getroffen wird,
dürften bindende Ange-
bote und Garantien be-
züglich beider Stromarten-
zweckmäßig einzufordern
sein, weil erst hierdurch -
ein vollkommen zutreffen-
der wirtschaftlicher Ver-
gleich zwischen den be-
ıden Stromarten -ermög-
licht wird.
Die begonnenen Arbei-
ten für die Beseitigung.
der Schwachstromstörun-
gen bei der Riksgräns-.
bahn müssen schleunigst
durchgeführt werden.
Wird Einphasenstrom
gewählt, so ist ihm eine
Periodenzahl von 16?/;und = 3
eine Spannung von etwa »
15 000 V zugrunde zu... Ale
legen. _ Die Kraftzufuhr dürfte?zweckmäßig
teilweise durch Stromerzeugung im Kraft-
werk und teilweise durch -Umformung an
einer oder jedenfalls wenigen Stellen erfolgen
müssen.
Der verdienstvolle Entwurf, welchen das
elektrotechnische Bureau ausgearbeitet hat,
kann nach Ansicht der Kommission mit ge-
wissen Änderungen, welche sich aus dem vor-
stehend Gesagten ergeben, den weiteren Ent-
schließungen und Gesuchen der Direktion zu-
grunde gelegt werden.
Stockholm, den 10. I. 1920.
Axel F. Enström. -
Emil Alm. Carl A. Rossander.
\
Momentwahlschalter für Bordanlagen.
Der Gruppenwahlbetrieb ist auf Handels-
schiffen verherrschend, es werden die zu Grup-
pen zusammengefaßten Stromverbraucher mit-
tels Wahlschalter auf die einzelnen Primärma-
schinen, die nieht miteinander parallel geschal-
tet werden können, geschaltet. Sie bieten den
Vorteil größerer Betriebssicherheit. Das Wech-
seln der Maschinen, wobei die Stromkreise von
der alten auf die neu angelassene Dynamo ge-
schaltet werden, geschieht durch Wahlschalter,
meistens sogar Knickschalter, deren drehbar
angeordnetes Schaltmesser an einen von den
Federnkontakten gelegt wird, die im Kreis-
bogen angeordnet und mit den einzelnen Ma-
schinen verbunden sind. Dieser Schaltvor-
gang nimmt mehrere Sekunden in Anspruch,
während welcher Zeit die Stromzuleitung unter-
brochen ist. Hierdurch sinken die Umdrehun-
gen der unter Last laufenden Motoren und die
Spannung im Stromkreise so tief, daß beim
Einschalten der neugewählten Maschine große
.
Stromstöße auftreten, wodurch eine Gefähr-
dung der Motoren eintritt, so daß sie meistens
vor dem Umschalten stillgesetzt und nach er-
folgtem Schaltvorgang wieder angeläassen werden
müssen. Bei der Ausdehnung der elektrischen
Anlagen auf neuzeitlichen Schiffen war es des-
halb erforderlich, den Schaltvorgang so ein-
Abb. 1. , Momentschalter,“ System Jessen.
Kraftquellen im Moment des Umschaltens
über den Ausschaltlichtbogen parallel schaltet..
Der Wahlschalter setzt sich, wie Abb. 2 zeigt,
N
Abb. 2.
zusammen aus 2 Maschinenwählern (Dreh-
umschalter) A, deren Kontakte kreisförmig Es
einem
ebelumschalter B, an dessen -
übereinander angeordnet sind, und
doppelarmigen
-Drehpunkt der. betreffende Stromkreis ange-
schlossen ist.
Kontakte angeschlossen.
den anderen Maschinenwähler gespeist; auch
verhindert er bei schlecht eingestellten Wahl- .
schaltern, eine Schaltung vorzunehmen, da da-
durch der Umschalthebel veıriegeltist. G.
ı) Nach „Werft u. Reed je 1 8. 421.
„ETZ“ 106, 8.390. a
daß die Motoren ven dem Wechsel
werden durch. Se
N BT, \ AR
Pre ee ei
{ Je zwei einander gegenüber-
liegende Kontakte des oberen und unteren
Wählers sind unter sich verbunden, und die
Speiseleitungen von den einzelnen Primär-
maschinen I, II, Ill usw. sind an die genannten
\ Die Anwendung
dieses Schalters ermöglicht das Wählen ohne
Uberstürzung, der Stromkreis wird hierbei über
Ygl. auch 2
Eu
1.
y)
Bra
h,
a WERTE EN
5 VITA,
"
Be er
re
-(Abb. 1) erfüllt,findem dieser Schalter die
Ep
18. November 1920.
Leitungsbau.
Anwendung von Theorie und Praxis
auf den Bau von. Freileitungsisolatoren.
Die überaus zahlreichen Störungen, unter
denen die Freileitungsisolatoren amerika-
nischer Hochspannungsanlagen leiden, haben
in der ämerikanischen Literatur eine ein-
gehende Behandlung dieses Gebiets zur Folge
gehabt. Als Ursache der vielfachen Schäden
führt Gilchrest!) hauptsächlich die nach-
stehenden auf:
1. Ungünstige Feldverteilung (zu dicht
angeordnete Regendächer begünstigen früh-
zeitige Entladungen infolge Jonisierung des
Luftzwischenraumes). :
2. Unzweckmäßige Verteilung der Kriech-
fläche (namentlich an der Seeküste. Kali-
- forniens sind die Isolatoren starker Verminde-
rung des Oberflächenwiderstandes mit ‚nach-
folgender Lichtbogenbildung ausgesetzt).
3. Porosität (die Forderung zu hoher
mechanischer Festigkeit hatte in Amerika zur
& den Mäntel,
Bevorzugung porösen Materials geführt, da die |
Festigkeit im umgekehrten Verhältnis mit der
Porosität zunimmt). 5
4. Mechanisches Versagen (zurückzuführen
auf zu dünne Scherbenstärke der vorspringen-
Beschädigungen” durch Stein-
würfe und Flintenschüsse sowie zu starken
Drahtzug).
5. Blitzschläge (obwohl unmittelbaren
Blitzschlägen kein Isolator gewachsen ist, so
ist doch der Sicherheitsgrad vieler amerika-
nischer Isolatoren zu gering).
6. Vogelstörungen (Abhilfe durch be-
> kannte Maßnahmen, wie hohe Stützen usw.).
wird z.
Ä 7. Ungleiche Ausdehnung von Metall,
Zement und Porzellan (aus diesem Grunde
B. das Einzementieren .der Stütze
= von Freileitungsisolatoren grundsätzlich: ver-
I
worfen).
8. Innere Materialspannungen (Vermei-
- dung zu scharfer Ecken und ungleicher Wand-
stärke).
Die von dem Verfasser vorgeschlagenen
Verbesserungen gründen sich namentlich auf
_ — Untersuchungen des elektrischen Feldes mittels
_ Asbestteilchen, die auf Preßspanscheiben mit
4
Zur
übergelegtem lichtempfindlichem Papier auf-
gestreut wurden und deren Anordnung unter
Spannung beobachtet wurde. Die theoretischen
Grundlagen sind bereits in einem früheren
Aufsatz von C. L. Fortescue and 8. W.
Farnsworth ausführlich in den Proceedings
Am. Jnst. El, Eng., März 1913 niedergelegt.?)
Die hieraus für den Bau von Isolatoren gezo-
genen Schlußfolgerungen gipfeln in den nach-
stehenden Sätzen:
1. Die Oberfläche des Isolatorkörpers soll
den elektrischen Feldlinien folgen.
= potentialflächen folgen.
DEN
PORN 1 2 2a
2
4
*
..
1)
2. Die Regendächer sollen den Aequi-
3. Die Linien mechanischer Beanspru-
chung sollen parallel zu den elektrischen Feld-
linien verlaufen.
4. Der Oberflächenwiderstand jeden Man-
tels soll annähernd gleich sein, oder nach der
; . Stütze hin etwas zunehmen.
5. Die Kapazität jedes Teiles soll an-
nähernd dieselbe sein.
Die Form eines nach diesen Grundsätzen -
durchgebildeten Isolators zeigt Abb. 1.
i = leitende, Fläche.
Abb. 1. Von Gilchrest vorgeschlagene Isolatorform.
Während vom theoretischen Standpunkt die
Anordnung einer besonderen Metallkappe auf
P) „Proceedings“ Am. Inst. El. Eng: Bd. 37, .1918, 8. 571.
Vgl. „ETZ“ 1914, 8. 1045.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
RUNDSCHAU.
dem Kopf des Isolators als wünschenswert er-
scheint, wird diese der hohen Kosten wegen
und mit Rücksicht auf die bei Regen ohnehin
gleichmäßigere Feldverteilung für entbehr-
lich gehalten. Von den früher in Amerika meist
ebräuchlichen Formen unterscheidet sich der
solator nach Abb. 1 äußerlich durch die
weiten Hohlräume zwischen den einzelnen
Isolatormänteln, im Gegensatz zu den früher
üblichen engen Abständen, bei denen Ent-
ladungserscheinungen unvermeidlich waren.
Dagegen gehen bei der vorgeschlagenen Isola-
torform dem eigentlichen Überschlag außer
dem Glimmen an dem Leitungsdraht fast
keinerlei Entladungen voraus. (Allerdings haben
Vergleichsversuche des Berichterstatters er-
geben, daß der tatsächliche Unterschied inbe-
zug auf Glimmentladungen recht gering ist,
und .daß die wirkliche Überschlagsspannung
hierdurch nur verhältnismäßig wenig beein-
flußt wird). Auch in bezug auf Verteilung des
'Kriechwegs auf die einzelnen Mäntel sollen
sich die Isolatoren nach Abb. 1 günstig aus-
zeichnen, da bei ihnen der Widerstand der
Mäntel nach der Stütze zu etwas zunimmt, wie
dies durch die stärkere Verschmutzung der
inneren Mäntel gerechtfertigt ist. Ferner er-
leichtern die offenen Hohlräume gegebenen-
falls die Reinigung dieser Flächen. Bei mecha-
nischem Bruch der einzelnen Mäntel ist .die
Überschlagsspannung weniger herabgesetzt als
bei älteren Isolatorformen. Auch brechen die
Mäntel, wenn von Steinwürfen getroffen, nicht,
wie früher leicht möglich, innerhalb der Kitt-
flächen. sondern außerhalb derselben ab, was
für die Durchschlagssicherheit bei nachfolgen-
den Überschlägen wertvoll ist. Endlich ge-
währleistet die Formgebung des Isolators eine
verhältnismäßig hohe Sicherheit gegen seit-
lichen Drahtzug. W. W.
Beleuchtung und Heizung.
Beleuchtung von Hallen durch Tiefstrahler.
— In Hallen, Shedbauten u. dgl., die. keine oder
keine reflexionsfähige Decken aufweisen, ist
die halbindirekte Beleuchtung nicht durch-
führbar. Für diese Zwecke verwendet dieKörting
& Mathiesen A.G., Leipzig, Gasfüllungslampen
in ihren ‚tiefstrahlenden Kandem-Armaturen.
Der halbelliptische Reflektor umschließt die
.Glühlampe vollständig und läßt ihren gesam-
ten Liehtstrom in einen Kegel von 120° Oit-
nung äustreten. Die erzielte Beleuehtung ist
sehr gleichmäßig, und vor-allem fällt der Licht-
klex unmittelbar unter der Lampe weg. Die
mittlere Beleuchtung gewinnt etwa 60 & gegen -
über gewöhnlichen Armaturen mit Opalglas-
gloeke. Eine 1000 Watt-Lampe beispielsweise
ergibt in diesem Öffnungswinkel 4750 Lm bei
Benutzung von Opalglasglocken, dagegen 7800
Lm in der tiefstrahlenden Kandem-Armatur.
In großen Hallen wirken die gewöhnlichen Ar-
maturen etwas günstiger, weil nicht alles Licht,
das über den Winkel 0 bis 60° hinausgestrahlt
wird, fehlgeht, sondern in gewissen Richtungen
noch für die Bodenbeleuchtung nützlich wirkt;
aber auch dann geben die Tiefstrahler noch
immer etwa 30% mehr Bodenbeleuchtung. In
hohen Hallen hängt man den Tiefstrahler hoch
oben über der Kranbahn, etwa am First auf; die
ganze Bodenfläche der Halle ist dann stark und
gleichmäßig beleuchtet. In Shedbauten hängt
man die Lampen wesentlich niedriger; durch-
bliekt man den Raum, so sieht man im wesent-
lichen nur beleuchtete Maschinen und helle
Bodenflächen, während die Lampen selbst bis
zu einem Winkel von 30° gegen die horizontale
Sehrichtung den Blicken entzogen sind. DBe-
triebstechnisch haben die Tiefstrahler den Vor-
teil, daß sie gar keine der Beschädigung aus-
gesetzte Glasteile aufweisen. Ix.
Elektrische Großküchen. — Die durch den
Krieg bedingten Änderungen der Arbeitszeit
und die Ernährungsschwierigkeiten bewirkten
die vermehrte Einrichtung von Fabriks- und
Volksküchen, bei denen mit gutem Erfolg elek-
trische Heizung angewendet wurde. Während
über diesbezügliche Neuanlagen in Deutsch-
land nicht berichtet wurde, liegen aus England
einige Beschreibungen vor. Die Carron-Cie. hat
in einem Stahlwerk eine elektrische Küche für.
300 bis 500 Personen errichtet für etwa 80 kW
Energiebedarf, in der auch elektrische Raum-
heizung mit 72 kW durchgeführt ist, während
befremdlicherweise die nötige Warmwasser-
bereitung in einem Anbau mit Koksfeuerung
erfolgt. Neben einem Zentralherd mit 4 Back-
öfen, 2 Dampföfen und Wärmscehrank mit
Tranchierplatten sind 3 Fischkessel und 3 grö-
Bere Kochkessel installiert, die, wohl bedingt
Heit 46.
917.
durch den Sparmetallmangel, aus Gußeisen
und abweichend von der üblichen runden Bau-
weise viereckig ausgeführt sind, was eine gün-
stigere Anordnung der elektrischen Heizele-
mente ergibt. Ebenfalls von der Carron-Cie.
ist die elektrische Einrichtung der Volksküche
in Erith ausgeführt mit etwa 110 kW Energie-
bedarf bei 350 V Drehstrom. In der elektri-
schen Volksküche zu Taunton wurden für,
3000 Mahlzeiten 1011 kWh, also je rd 340 Wh
verbraucht, was annähernd mit den in deut-
schen Großküchen ermittelten Verbrauchs-
zahlen übereinstimmt. Neuerdings wird noch
die Einrichtung‘ elektrischer Großküchen in
einer Spinnerei in Manchester, ferner in
einem dortigen Wärenhause und in 2 Spinne-
reien bekannt. Nach der beigefügten Abbildung
sind Sicherungen, Regulierschalter und Am-
peremeter in einem verzierten Aufbau über
dem Herd, bzw. dem Kochtisch angeordnet.
Das ist wenig praktisch, da diese Teile durch
die aufsteigenden Kochdünste erwärmt und
verschmutzt werden und anderseits auch für
verschieden große Personen nicht sehr bequem
zugänglich sind. Die in deutschen Großküchen
getroffene Anordnung der Schalteinrichtungen
unter der Tischplatte bzw. in besonderen
Schaltsäulen ist vorzuziehen. (Electrical Re-
view“, Bd. 83, 5 563 u. 623, Bd. 84, 5. 461
und ‚The Eleetrieian‘‘ Bd. 84, 1920, S. 196.)
LT
Elektromaschinenbau.
Bemerkenswerte Bauart eines langsam-
laufenden Drehstromgenerators für 1750 kVA.
— : Für eine Wasserkraftzentrale in Süd-
amerika hat die General Electrie Co, Lon-
don, einen Drehstromgenerator für 1750
kVA, 50 Per, 5200 V und 187,5 Umdr/min
geliefert, welcher insofern bemerkenswerteEin-
zelheiten aufweist, als bei der Konstruktion
besondere Rücksicht auf die Verschiffungsbedin-
gungen gelegt werden mußte. Da verlangt
wurde, daß kein Teil der Maschine ein höheres
Gewicht als 5 t aufwiese, so wurde, wiein Abb. 2
u.3 gezeigt, der Stator vierteilig hergestellt. Der
Rotor besteht aus einem 4-teiligen Gußeisen-
stern mit 8 Armen und 4 Stahlringen, die unter-
einander und mit den Speichen verschraubt
sind. Die beiden mittleren Stablringe tragen
die Pole, die äußeren dienen zur Erzielung des
erforderlichen Schwungmomentes (426 tim).
Die 4 Statorquadranten werden nicht nur an
den Flanschen der Stoßstellen durch je drei
Schrauben zusammengehalten, sondern auch
noch durch 4 Paar langer Schraubenbolzen,
welche den nötigen Auflagedruck auf der gan-
‚zen Trennfläche gewährleisten und Formände-
rungen oder Vibrationen des Stators unmög-
lich machen. Die beiden inneren Ringe des
Rotorkörpers sind mit den Speichen durch
„4 Schrauben an jedem Arm verschraubt, welche
stark abgefederte Unterlagscheiben besitzen.
Die Verbindungen werden ferner noch durch je 2
Keile gesichert, die so angeordnetsind, daß Zen-
trifugalkräfte die Verbindungen nicht lockern
können. Die geblätterten Pole sind am äuße-
ren Umfang der mittleren beiden Stahlringe
durch Schwalbenschwänze befestigt, durch Keile
gesichert und werden durch radial angeordnete
Sehraubenbolzen gehalten. Die Magnetspulen,
deren Einzelheiten aus Abb. 3 erkennbar sind,
bestehen aus hochkantig gewiekeltem Kupfer-
band; die Wicklung wird durch Bronzeplatten
zusammengehalten. Jede Spule ist an Trag-
armen starr befestigt, die mit Seitenplatten
der Pole verschraubt sind. Diese Schrauben
gehen durch den Kranz des Rotorgestells hin-
durch und sichern die Spulen gegen seitliches
Ausweichen. Eine aus der Abb. 2 erkennbare
Dämpferwicklung ist mit den Polkörpern
durch Kupferniete verbunden ; sie bildet einen
geschlossenen Ring. Die Statorwicklung liegt
in nahtlosen Mikarohren und jene wieder in
offenen Nuten:
Da die Maschine auf ein Hochspan-
nungsnetz von 30 000 V arbeiten sollte, so
mußte die Gefahr der Ausbildung von Ober-
wellen in der Spannungskurve ausgeschlossen
werden. Die Maschine erhielt daher mehr als
zweimal so viel Nuten als Spulen vorhanden
sind, von denen die überzähligen unbelegt
blieben. Es wurde so eine sehr reine Sinus-
kurve frei von Oberschwingungen erzielt.
In der Quelle werden noch nähere Angaben
über die in der Fabrik vorgenommenen Nach-
| prüfungen der Garantiebedingungen gemacht,
-die besondere Maßnahmen erforderten, weil
nur eine einzelne Maschine dieser Art zur Ver-
fügung stand. Wenn ein Drehstromgenerator
in Dreieck geschaltet ist, so kann die volle
Spannung in jeder der 3 Phasen induziert wer-
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Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 46.
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18. November 1920.
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Abb. 2. Drehstromgenerator für 1750 kVA, 5200 V, 59 Per,:187 Umdr/min.
den, obne daß in der DreieckverbindungStrom
fließt, da die 3 Spannungen sich das Gleichge-
wicht halten. Schneidet man an einem Punkte
die Dreieckverbindung auf und schaltet einen
auf der gleichen Welle gekuppelten kleinen Ein-
phasengenerator A (Abb.4) ein, so kann auf diese
Neise ein Strom durch die Dreieckverbindung
geschickt werden. Die Spannung, welche nötig
ist, um diesen Strom zirkulieren zu lassen, ist
nur abhängig von der Impedanz der Dreh-
stromwiecklung, und, da ihr Widerstand gegen-
über ihrer Reaktanz klein ist, so kann sie ohne
nennenswerten Fehler gleich der Summe der
Reaktanzspannungen der 3 Phasen angenom-
men werden. Da überdies die magnetomoto-
rischen Kräfte der Ströme in den 3 Phasen sich
gegenseitig praktisch aufheben, soist die Anker-
rückwirkung infolge des Statorstromes auf das
Feld klein. Die Erregung des Generators wird
daher durch Einfügen der Hilfsmaschine nur
wenig beeinflußt, und obwohl der in der Stator-
wieklung fließende Strom ein So DKasıESE ist,
so treten dennoch keine Feldschwankungen
mit den dadurch verursachten Verlusten in
Polen und Dämpferwicklung auf. Statt der
Einschaltung eines Einphasengenerators nach
Abb. 5 kann man auch den Zirkulationsstrom
der Drehstrommaschine selbst dadurch ent-
nehmen, daß man in einer Phase einige Spu-
len B aus- oder umschaltet (Abb. 5), wobei das
Gleichgewicht der 3 Spannungen gestört wird.
Die Maschine kann so auf volle Spannung er-
regt, und die Wicklung kann mit der Vollast-
stromstärke beschickt werden. Man ist so in
der Lage, die Maschine unter Vollbelastung mit
normaler Spannungzu prüfen. BeieinerMaschine
mit 10% Reaktanzspannung beträgt die Zahl
derin einer Phase umzuschaltenden Spulen etwa
15% ihrer Gesamtzahl, unter Vernachlässigung
der Ankerreaktion der umgeschalteten Spulen.
Um dies auszugleichen, müssen etwa 20%
obigen Betrages mehr an Spulen umgeschaltet
werden. Die Bei der Prüfung erhaltenen Zahlen
Abb. 4.
Abb. 5.
Prüfschaltungen,
für den Wirkungsgrad bei 5200 V und cos =
0,8-waren folgende:
" Vollast %, Last 1%Last
kW kW - kW
Eisenverluste, Luft- ?
und Lagerreibung 55,0 54,0 53,0
Stator-Kupferverluste 28,0 16,0 7,0
Rotor-Kupferverluste 18,0 15,0 12,0
Gesamtverluste . 101,0 85,0 72,0
{ % Ur Yo
Wirkungsgrad, ge- a
messen 2 93,3 92,5 90,7
Wirkungsgrad, ga-
Tantiert, e.,. 00 93,0 91,5 89,5
Die Reaktanzspannung bei 195 A Vollast-
strom betrug 316 & Phase. Bei Leerlauf war
eine Erregung von 1400 AW je Pol erforderlich,
um die volle Spannung zu erzeugen. Bei 195 A
Kurzschlußstrom waren 7600 AW erforderlich.
Die Ankerrückwirkung bei Vollast betrug da-
her 6200 AW. Die Spannungsregulierung bei
Vollast und cos @ = 0,8 ergab sich zu 20%,
bei induktionsfreier Last zu 8%. Die Festig-
keitsprüfung des Rotors erfolgte mit einerum
80% gesteigerten Umdrehungszahl während.
15°mın.. PiR.
Fernmeldetechnik.
Ein Satz über Modelle von Antennen. —
M. Abraham stellt über Modelle von An-
tennen folgende Sätze auf!): „„Die Wellenlängen
der Eigenschwingungen zweier geometrisch
ähnlicher Systeme vollkommener Leiter ver-
halten sich wie ihre Längenabmessungen. Die’
(lediglich durch Strahlung bedingten) Dämp-
fungsdekremente der Eigenschwingungen der
beiden Systeme sind einander gleich.‘“ Diese
Sätze sind jedoch nur für vollkommene Leiter
gültig, sie sind also für die Praxis der draht-
losen Telegraphie nur insoweit von praktischer
Bedeutung, als man die Erde als vollkommenen
Leiter ansehen darf. Für die Bestimmung der
Wellenlänge ist diese Annahme zulässig, nicht
hingegen für das Dämpfungsdekrement. Unter
Berücksichtigung des Erdwiderstandes kommt
Verfasser zu folgender Erweiterung seiner
Sätze: „Stehen die Längenabmessungen der
Antenne und des ihr geometrisch ähnlichen
Modells im Verhältnis « : 1, während bei glei-
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Gesellschaft,
Zürich 1919, 8. 17. a
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Abb. 3. Drehstromgenerator für 1760 kVA, 5200 V, 50 Per, 187 Umdr/min.
!her Dielektrizitätskonstante, die Leitfähigkei-
en des Erdbodens unter der Antenne und ihrem
Modelle sich wie 1 : « verhalten, so haben An-
tenne und Modell den gleichen Erdwiderstand.
Da auch die Strahlungswiderstände geome-
trisch ähnlicher Leiter einander gleich sind,
so haben Antenne und Modell das gleiche
Dämpfungsdekrement.““ Falls Grundwasser
vorhanden ist, so ist beim Übergang zum Mo-
dell seine Tiefeim Maßstabe I : « zu verringern,
seine Leitfähigkeit im Verhältnis & : 1 zu ver-
größern. Bei der unzulänglichen Kenntnis der
Bodenleitfähigkeiten wird die Modellregel im
allgemeinen nur eine qualitative Beurteilung
des Erdwiderstandes von Antennen ermögli-
chen. Ghe.
Physik und theoretische Elektrotechnik.
Die magnetischen Eigenschaften von Eisen-
Niekel-Legierungen. — Derin der Reichsanstalt
in guter Übereinstimmung mit den Messungen
im National Physical Laboratory in Teddington
zu Arls = 21600 festgestellte Wert für die
Sättigung des reinen Eısens wird im allgemei-
nen: von keinem anderen Sättigungswert über-
troffen ; auch für Legierungen mit anderen un-
magnetischen oder selbst magnetisierbaren
Stoffen schien eine Steigerung des Sättigungs-
wertes insofern ausgeschlossen, als von der In-
- anspruchnahme eines Teils des Eisenvolumens
- durch weniger oder gar nicht magnetisierbare
Stoffe nur eine Verminderung der Magnetisier-
barkeit und somit auch des Sättigungswertes
erwartet werden konnte. Diese Annahme er-
wies sich jedoch als irrig, da von Preuß im
Laboratorium von P. Weiß vor einigen Jahren
bei einer Legierung von Eisen mit etwa 35%
Kobalt ein noch um rd 10% höherer Sätti-
sungswert festgestellt wurde. Das Material
hat inzwischen auch schon mit gutem Erfolg
zu Polspitzen von Elektromagneten Verwen-
dung gefunden, während die naheliegende, all-
gemeine Verwendung zu Ankerzähnen von
Dynamomaschinen der hohe Preisund vielleicht
auch ungeeignete mechanische Eigenschaften
verhindert zu haben scheinen. Dies veranlaßte
Yensen!), nach einem Ersatz dafür in Legie-
rungen von Eisen mit Nickel zu suchen, zumal
gute magnetische Eigenschaften gewisserEisen-
Nickel-Legierungen schon durch frühere Ver-
suche bekannt waren. Die Proben zu den Ver-
suchen wurden durch Zusammenschmelzen von
reinstem Elektrolyteisen mit Elektrolytnickel
in einem Vakuumofen vom Arsemtypus ge-
wonnen und zu zylindrischen Stäben ausge-
schmiedet, welche im Burrowsschen kompen-
sierten Doppeljoch untersucht wurden. In den
Fällen, wo wegen der Sprödigkeit des Materials
ein Ausschmieden nicht möglich war, wurden
die Proben direktin Form von Ringen gegossen,
die, mit doppelter Wickelung versehen, in ge-
wöhnlicher Weise ballistisch untersucht wer-
den konnten.
Über das Verfahren zur Bestimmung des
Sättigungswertes ist nichts angegeben, doch
.
scheint es nieht einwandfrei gewesen zu sein,
„Eleetr. World“, Bd. 75, 1920, 8. 774.
da der für reines Eisen angegebene Wert unge-
fähr um 4-—-5% zu hoch ist; trotzdem werden
auch hier die Versuche wenigstens über die Ab-
hängigkeit des Sättigungswertes vom Nickel-
‚ehalt ein richtiges Bild geben. Sie zeigen, dal
er eigentliche Deck der Untersuchung nicht
erreicht wurde, denn der Sättigungswert keiner
Legierung übertrifft denjenigen des reinen
Eisens, vielmehr sinkt derselbe mit zunehmen-
dem Nickelgehalt bis zu etwa 20% Ni langsam
und stetig um rd 2%, um dann bis 30% Ni sehr
stark, u. zw. bis gegen Null, abzunehmen. Bei
höheren Nickelgehalten steigt der Sättigungs-
wert wieder beträchtlich an, erreicht bei 50%
Ni ein Maximum von rd 16000 und fällt
schließlich wieder bis auf den Sättigungswert
des reinen Nickels im Betrage von etwa 6000.
Einen ähnlichen Gang wie der Sättigungswert
zeigen auch die Kurven für die Induktion bei
einer bestimmten Feldstärke in Abhängigkeit
vom Nickelgehalt. Hier übersteigen sogar die
Werte für Legierungen bis zu 10% Ni bei Feld-
stärken zwischen 100 und 400 Gauß, diejenigen
des reinen Eisens um einige Prozent, doch wird
dieser Vorteil mehr als aufgewogen durch den
sehr viel höheren Hystereseverlust und kann
deshalb praktisch nicht verwertet werden. Für
niedrige Feldstärken sinkt die Permeabilität
schon bei geringem Nickelgehalt außerordent-
lich stark, für 4 Gauß beispielsweise
bei einer 2% Niekellegierung etwa auf den
zehnten Teil von derjenigen des reinen Eisens.
Die Zone bei etwa 30% Ni, bei welcher die
Magnetisierbarkeit nahezu Null wird, trennt
die sogenannten reversibeln von den irre-
920
versibeln Legierungen, über die schon zahl-
reiche Untersuchungen von Hopkinson, Dumas,
Dumont, Hegg, Honda u. a. vorliegen, welche
die überaus verwickelten Verhältnisse bereits
einigermaßen zu klären vermochten. Danach
verhalten sich die reversibeln Legierungen mit
einem Nickelgehalt von mehr als 30% analog
dem gewöhnlichen Eisen, indem die magneti-
schen Umwandlungspunkte bei steigender und
bei fallender Temperatur nahezu zusammen-
fallen. Nicht so bei den irreversiblen Legierun-
gen mit niedrigerem Prozentgehalt: Hier sinkt
die Temperatur, bei welcher das Material seine
Magnetisierbarkeit verliert, mit steigendem
Nickelgehalt nur wenig, außerordentlich stark
dagegen die Temperatur, bei welcher es wieder
magnetisierbar wird. Beispielsweise verliert
eine 20% Legierung ihre Magnetisierbarkeit
beietwa 600°, sie wird aber magmetisierbar erst
bei einer Abkühlung auf 100°, und durch Zu-
satz von 0, Mn und dergleichen kann diese
Grenze noch weit unter Zimmertemperatur
herabgesetzt werden, so daß also das Material
je nach der thermischen Vorbehandlung bei
gewöhnlicher Temperatur sowohl magnetisier-
bar, wie auch unmagnetisierbar sein kann. Im
letzteren Falle hat man es mit austenitischem
Gefüge zu tun, das nur unter besonderen Be-
dingungen bei niedriger Temperatur stabil ist
und auch die sonstigen physikalischen Eigen-
schaften, wie Leitfähigkeit, Dichte usw., stark
beeinflußt. Da die Lage des irreversibeln Um-
wandlungspunktes in hohem Maße von der
Reinheit der zu den Legierungen verwendeten
Bestandteile abhängt, worauf früher nicht der
nötige Wert gelegt wurde, untersuchte der Ver-
fasser auch diese Frage nochmals und fand, daß
die Trennung zwischen reversibeln und irrever-
sibeln Legierungen nicht, wie bisher angenom-
men, bei 30% Niliegt, sondern bei 34,5%, also
einem Prozentgehalt, der innerhalb der Gren-
zen der Beobachtungsfehler mit der Verbindung
Fe,Ni zusammenfällt. Interessant ist noch die
Tatsache, daß bei einer 30% Legierung durch
die Abkühlung auf — 180° der Sättigungswert
von 2700 auf 17800 anstieg, während gleich-
zeitig die Permeabilität für niedrige Feldstär-
ken stark abnahm und der. Hystereseverlust
sogar auf etwa das 15-fache anstieg.
Gumlich.
Werkstatt und Baustoffe.
Schmierölprüfung. — Der Bericht über die
Versammlung der ‚Institution of Petroleum
Technologists‘‘ vom 20. IV. 1920 bringt haupt-
sächlich den Inhalt einer Arbeitvon G.F. Ro-
bertshaw ‚Methoden der Schmierölprüfung“
und Aussprache darüber. Von dem Berichterstat-
ter wird in der Einleitung mit Recht betont, daß
der Prüfer, der diese Materie bearbeitet, sowohl
Ingenieur wie Chemiker sein muß und darüber
hinaus gründliche. Kenntnisse in gewissen
Zweigen der Physik zu eigen haben muß. (An-
gesichts des neuesten Standes der physikali-
schen Forschung und der Reformbestrebungen
an unseren Hochschulen, wird sich dieser Un-
terschied zwischen den genannten 3 Katego-
rien mit der Entwicklung der Wissenschaft
mehr und mehr verwischen. D. Ber.). So wie
die Dinge heute liegen, werden sie am besten
durch den Satz des Berichterstatters: „„Bezüg-
lich der Auswertung der Ergebnisse herrscht
wenig Übereinstimmung, und sogar die
normalen Zeugnisse geben dem Antrag-
steller nur einige Zahlenkonstanten, ohne
ihm zu sagen, ob das Öl seinen besonderen
Zwecken entspricht oder nicht“, gekenn-
zeichnet. -
Über diesen Stand der Ölforschung hat
auch der Vortrag des Herrn Robertshaw und
die daran sich anschließende Aussprache nieht
hinausgereicht, das Ergebnis der Konferenz
war in der Hauptsache negativer Natur, wenn
auch insofern von Nutzen, als es einen Aus-
blick gewährt auf die Fülle von Arbeit, die
noch erledigt werden muß, damit die Schmier-
ölforschung das leistet, was die Technik von
ihr verlangt. Dies wird deutlich genug in dem
Schlußsatz: ‚und die meisten werden der Nor-
malisierung von Ölprüfapparaten das Wort
reden, vielmehr um über die große jetzige
Verwirrung hinweg zu kommen, als weil Sie
ausgesprochenes Zutrauen zu einem derselben
hätten. Daraus ist der Schluß zu ziehen, daß
eine Normalisierung, wenn sie wirklich Nutzen
zeitigen soll, so lange hinausgeschoben werden
muß, bis weitere experimentelle Fortschritte
gemacht sind‘, zum. Ausdruck gebracht.
Hier muß festgestellt werden, daß die
deutsche Forschung doch einige Fortschritte
neuerdings zu verzeichnen hat, insbesondere
bezüglich des Zusammenhangs der Schmier-
fähigkeit mit den kapillaren Eigenschaften der
Ölet). Daß die deutsche Forschung hiermit auf
Elektrotechnische Zeitschrift. 1920. Heft 46.
dem richtigen Wege.ist, wird auch in dem Vor-
trag wiederholtindirekt anerkannt: „Die Ober-
flächenspannung würde eine überragende
Bedeutung haben, wenn wir im Stande wären,
die Oberflächenspannung zwischen Öl und Me-
tall zu messen“ und in der Diskussion äußerte
sich Cunningham Craig dahin: „daß. er
keine Schwierigkeit sähe, den Begriff ‚oiliners‘“
mit den Oberflächenenergien, wahrscheinlich
elektrischer Natur, der verschiedenen Elemen-
tarbestandteile der ihrer Natur nach kompli-
zierten Schmiermittel, in Zusammenhang zu
bringen“. Se
Es bleibt zu hoffen, daß, nachdem einmal
die Ziele der Ölforschung klar erkannt sind,
der weitere Fortschritt in einem schnelleren
Tempo als bisher gemacht wird, insbesondere
wenn, und damit hat sich die Konferenz eben-
falls beschäftigt, zu diesem Zweck geeignete
Arbeitsgemeinschaften ins Leben gerufen wer-
den. Mit der Normalisierung (Standardisation)
der Arbeitsmethoden hat es aber noch so lange
Zeit, bis die Arbeitsmethoden selbst richtig
ausgebildet und erprobt sind. Hoffen wir das
Beste zum Wohl unserer Industrie und Volks-
wirtschaft. 5 Df.
Verschiedenes.
Zur Hochschulreform. — Zu der von
uns auf S. 717 bekanntgegebenen neuen. Ein-
richtung an der Technischen Hochschule zu
Berlin, bestehend in Vorkursen und Studien-
übersichten, wird uns von verschiedenen an-
dern Technischen Hochschulen des Reiches
mitgeteilt, daß auch bei ihnen .derartige Re-
formen teils beraten und teils auch schon
eingeführt sind. Die Technische Hochschule
in Danzig z. B. hat ein ganz ähnliches Ein-
führungskolleg, wie es in oben angeführter
Notiz von der Technischen Hochschule zu Berlin
bekanntgegeben wurde, bereits eingeführt. Die
Vereinigung der Maschinenbau-Professoren hatte
Anfang d.J.in Halle eine von allen technischen
Hochschulen beschickte Tagung abgehalten und
dort ausschließlich derartige Reformen beraten.
Ebenso fand eine Besprechung über diese Re-
formen auf Grund von Berichten aller Tech-
nischen Hochschulen bei der Tagung der Pro-
fessoren der Elektrotechnik in Hannover im
September statt. Auf Grund dieser Vorbe-
ratungen haben denn verschiedene Technische
Hochschulen, darunter auch Berlin, ihre Re-
formen eingeführt. -
Elektrizität und Rauchverminderung. —
Die mit Ruß und Rauch geschwängerte Luft
in Großstädten ist sowohl in finanzieller als
gesundheitlicher Hinsicht ein großer Nachteil.
Sie verursacht nicht nur die Benutzung künst-
lichen Lichtes in Zeiten, bei denen es nicht not-
wendig sein sollte, sondern auch beträchtliche
Ausgaben für die Erhaltung und Reinigung
von Gebäuden und anderen Gegenständen.
Eine neuerliche Untersuchung der Universität
Pittsburg schätzt den Verlust- aus dieser Ur;
sache auf annähernd 10 Mill. $ jährlich oder
rd. 25 $ auf jeden Einwohner. Auf dieselbe
Grundlage bezogen würden die Verluste in
London 22,61 Mill. £, in Glasgow 3,92 Mill. £,
in Manchester 3,57 Mill. £ und in Sheffield
2,27 Mill. £ betragen. Die Zahlen mögen mit
Ausnahme von Sheffield vielleicht übertrieben
sein, immerhin sind sie sehr groß und drängen
auf eine Verminderung dieses Ausgabepostens,
die sich durch umfangreiche Anwendung der
Elektrizität im Hauswesen erreichen läßt.
Erst kürzlich wurde in einem Fachausschuß für
Rauch- und schädliche Gasverminderung, die,
Wichtigkeit der Gesundheit der Arbeiter und
aus diesem Grunde die allgemeine Anwendung
elektrischer Hausgeräte hervorgehoben. Da
die Verunreinigung der Luft hauptsächlich auf
den Hausbrand zurückzuführen ist, würde die
Einführung elektrischer Heizung und elektri-
schen, Kochens das beste Mittel zur Abstellung
des Übels bedeuten. (,„Electrieian‘, Bd. 86,
1920, S. 411.) @g. Per
Energiewirtschaft.
Neuzeitliche Verwertung und Bewertung
der Wärme. — Der von der Hauptstelle- für
Wärmewirtschaft als Sonderdruck aus der
„Zeitschr. f. d. ges. Turbinenwesen‘“ herausge-
gebene Aufsatz von Prof. E. Josse: „Neuzeit-
liehe Verwertung und Bewertung ..der
Wärme“ bringt in kürzen Zügen einen Über-
blick über die neuzeitlichen Bestrebungen in
: !) y. Dallwitz-Wegener „Das Wesen der Kapillarität,
ihre Beziehungen zur Schmierergiebigkeit der Schmieröle
und zur Schmierfähigkeit der Metalle“ „!’etroleum, Ztschr.
für die gesamten Intererssen der Mineralöl-Industrie“
“e erlag f. Fachlitteratur G.m.b. H Berlin), XVI. Jahrgang,
rt: 8,10. Juli 1920. ; >
18. November 1920.
der Wärmewirtschaft, die sich in der Form zu-
sammenfassen lassen, daß, wie bereits auch von
anderer Ssite wiederholt hervorgehoben wurde,
das verwendete Temperaturgefälle ein Mini-
mum darstellen und infolgedessen möglichst
eine stufenweise Ausnutzung vorhandener Ge-
fälle angestrebt werden 'soll. Ausgehend von
der Verbrennungstemperatur, die durch. ge-
ringen Luftüberschuß auf ein Maximum ge-
bracht warden muß, wenn sie rationell sein soll,
‘warden einzelne Vorgänge der Wärmetechnik
besprochen, die z. T. hohe Temperaturen, aber
geringen Wärmeverbrauch erfordern, so daß
hochwertige Abwärmequellen zur Verfügung
stehen, die bisher meist unausgenutzt bleiben.
Anschließend daran werden die Verwendungs-
möglichkeiten derselben erläutert, die von drei
Kennzeichen abhängen: 2 ®
1. Menge der Abwärme, i
2. Temperatur der Abwärme,
3. Regelmäßigkeit im Anfall der Abwärme.
Eine Abwärmequelle kann wertlos sein,
wenn sie nur vorübergehend zur Verfügung
steht, auch wenn sie noch so hohe Temperatur
und Menge aufweist. Dagegen kann sie nutz-
bringend sein, wenn sie regelmäßig auch bei ge-
ringerer Temperatur anfällt. Die rohe Aus-
nutzung der Brennstoffe ist nicht mehr an-
gängig, es müssen verfeinerte Methoden ange-
wendet werden, und da der thermische Wir-
kungsgrad in unseren Wärmekraftmaschinen
kaum noch verbesserungsfähig ist, müssen wir
der Abwärmeverwertung erhöhte Bedeu-
tung zumessen. .
"Für die Großkraftindustrie sind die Mög-
lichkeiten von Bedeutung, den spezifischen.
Wärmeverbrauch für die Leistungseinheit zu
verringern.
Gasmaschine einer Dampfmaschine vorschalten
dureh Verwendung der Auspuffgase zur Dampf-
erzeugung, wobei der Wärmeverbrauch für die
Leistungseinheit auf 3100 WE/kWh fällt.
Nutzt man noeh die Kühlwasserwärme aus,
indem man indirekt Dampf unter niedriger
Spannung erzeugt und diesen der Turbine an
&
v
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u,
*
entsprechender Stelle zuführt, so steigt der
wärmestechnische Gesamtwirkungsgrad der An-
lage auf 33% gegenüber 25% ohne Abwärme-.
verwertung. Bei den heutigen Preisen der
Brennstoffe und vor allem bei ihrem Mangel
läßt sich wirtschaftlich der Aufwand der ent-
stehenden hohen Kosten rechtfertigen.
Dar andere Fall, mittlere oder niedrige
G>brauchstemperaturen durch vorübergehende
hohe Verbrennungstemperaturen zu erzeugen,
zwingt zur Ausnutzung des hohen Temperatur-
gefälles durch Einschaltung einer Kraftma-
schine zwischen Erzeuger- und Verbrauchs-
stelle (Abfallkraft). Es tritt auch hier wieder
die stufenweise Ausnutzung in die Erscheinung,
und die Kupplung von Kraft- mit Heizwerk, in
seiner ausgeprägtesten Form als Blockkraft-
heizwerk, wird ein sehr wichtiger Faktor unse-
rer zukünftigen Kraftwirtschaft sein. x
- Josse berührt dann weiter im Zusamimen-
hang mit der Abwärmeverwertung die Dampf-
strahlkältemaschine sowie die Brüden-
konzentration. Die erstere dient zur Aus-
nutzung von Abdämpfen für die Kälteerzeu-
gung, bei der zweiten wird aus vorhandenen
Brüdendämpfen Kraft erzeugt. Wie weit beide
für unsere zukünftige Wärmewirtschaft von
Bedeutung sein werden, steht noch dahin, da
z. Zt. die hohen Anlagekosten für die Ein-
führung nicht förderlich sind. Er
Einen sehr wichtigen Punkt der gesamten
Wärmewirtschaft berührt Josse, indem er auf
die Verwendung möglichst niedriger
Temperaturen und Drücke für Koch-
und Heizzwecke hinweist. Es ist bereits
von vielen Seiten auf die unzweckmäßige Ver-
wendung zu hoher Drücke hingewiesen worden,
aber teils aus Bequemlichkeit, teils aus Un-
kenntnis wird im allgemeinen noch mit viel zu
hohen Drücken und Temperaturen gearbeitet.
Hier hilft nur eine systematische Untersuchung
(Thermoanalyse chemischer Prozesse), da in
vielen Fällen die Einführung rationeller Wärme-
wirtschaft mittels Abdampfverwertung an der
Forderung zu hoher Drücke scheitert.
über das Abwärmedestillationsverfahren und
die Schaffung künstlicher Temperaturgefälle
(Wärmepumpe) schließen sich an und beweisen,
daß eseine große Reihe von Möglichkeiten gibt,
die durch die notwendige hohe Verbrennungs-
temperatur unserer Brennstoffe erzeugten Tem-
peraturgefälle in wirtschaftlicher Form aus-
zunutzen. Jede Anregung auf diesem Gebiete
ist erwünscht, vor allem muß aber die Praxis
sich die Erkenntnisse zunutze machen und zu-
nächst die groben Verstöße beseitigen. Welche
von den vorhandenen Möglichkeiten die zweck-
mäßigsten sind, kann nur durch eine eingehende
Untersuchung des Einzelfalles festgestellt wer-
den, wozu Sachkundige in verstärktem Maße
herangezogen werden müßten. Eine neuzeit-
liche Verwertung der Wärme läßt reine Kraft-
Man kann zu diesem Zweck eine
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3 18. November 1920.
betriebe nicht mehr zu, und man kann sich vor-
stellen, daß in Zukunft ein Kraftwerk eine
Reihe von Nebenbetrieben aufweist, die zur
besseren Ausnutzung der Brennstoffe beitra-
gen und damit eine Verbilligung der Produk-
tion durch Verbilligung der ektlonsnitel
a.
erzielen helfen. L
Industrie und Handel.
Me E
Interessengemeinschaft des Siemens-
Schuckert-Konzerns mit der Rhein -Elbe-
Union. — Die Bestrebungen der deutschen
Großindustrie, angesichts der überaus schwie-
rigen Lage durch Zusammenschlüsse und Inter-
essengemeinschaften
‚ sichern, einen vom Markt möglichst unabhän-
gigen, geregelten Absatz zu schaffen und darüber
hinaus unserer wankenden Wirtschaft breit-
fundierte Stützpunkte zu geben, haben neuer-
- dings zu einer solchen Transaktion von außer-
ordentlicher Bedeutung geführt. In der Auf-
sichtsratssitzung der Siemens & Halske A. G.
und der Elektrizitäts-A.G. vorm. Schuckert
-&Co. ist, gleichzeitig für die Siemens-Schuckert-
werke@G.m.b.H., der Beschluß gefaßt worden, eine
. Interessengemeinschaft mit der Rhein-
Elbe-Union G. m.b.H,, d.h. der Gelsenkir-
chener Bergwerks-A. G. und der Deutsch-
Luxemburgischen Bergwerks- und Hüt-
ten-A.G. einzugehen. Der Siemens-Schuckert-
Konzern schließt sich damit dem Grundge-
danken der Union, den Arbeitsprozeß, am Roh-
stoff beginnend, nicht nur zu veredeln, sondern
auch zu verbilligen, an und sucht ihn mit seinen
hoehentwickelten Fertigfabrikaten bis zu den
‚letzten Konsequenzen durchzuführen. Wie es
in einer bezüglichen Mitteilung der „Ind. u.
- Hand.-Ztg.“ heißt, erfordert es die Wirtschafts-
lage Deutschlands, die bestehenden Einzelunter-
nehmungen zu festigen und neue Wege aufzu-
suchen, die zum höchsten technischen und
wirtschaftlichen Wirkungsgrad bei der Her-
stellung von Fertigfabrikaten führen. Die Elek-
troindustrie muß zu diesem Zweck darauf Ein-
fluß gewinnen, daßihr bereits in Rohstoffen und
Halbfabrikaten Qualitäten geboten werden, die
nieht nur ihr Arbeitsverfahren verbilligen, son-
dern auch die eigenen Fabrikate auf eine höhere
Wertstufe heben. Sie muß sich ferner frei
machen von der drückenden Sorge um Roh-
stoffbeschaffung und sich einen glatten Fabri-
kationsgang sichern, der sie unter Vermeidung
aller unnötigen Transporte in die Lage setzt,
die Fabrikationszeit ihrer Erzeugnisse wesent-
lich zu kürzen. Dieser Zusammenschluß sichert
die Möglichkeit, an Stelle der Rohprodukte und
Halbfabrikate in ausgedehntem Maße Fertig-
fabrikate zu exportieren, an die große Lohn-
‘summen gebunden sind. - Die Lagerhaltung
kann wesentlich vermindert, Produktionsum-
weee können vermieden und damit an Kapital
bedeutende Summen erspart werden. Der Zu-
sammenschluß bildet ein Gegengewicht gegen die
schädlichen Folgen der Konjunkturschwankungen
für alle Beteiligten und fördert dadurch eine
gleichmäßigere Beschäftigung der Arbeiter und
Angestellten. Der erweiterte Interessengemein-
" schaftsvertrag wird auf der gleichen Grund-
lage abgeschlossen wie der Vertrag der Rhein-
Elbe-Union. Die Unternehmungen bleiben in
ihrer Selbständigkeit unangetastet. Durch den
Beitritt von Schuckert gewinnt auch die In-
_ dustrie Bayerns den wünschenswerten Einfluß
a die ihr fehlenden Rohprodukte, Kohle und
isen.
Bestimmungen über die finanzielle Durch-
“ führung des Vertrages sind noch nicht ge-
troffen, indessen handelt es sich um die Zu-
sammenfassung ganz gewaltiger Kapitalien,
deren Leitung und Fruchtbarmachung, wie der
„Berl.-Börs.-Cour.“ schreibt, einen ganz neuen
Örganisationsplan voraussetzen, ach einem
vondieser Zen See Communique
des Siemens-Se uckert-Konzerns können die
technischen und wirtschaftlichen Aufgaben, die
die neue Zeit stellt, ihre Lösung nur in wechsel-
‚seitig vertiefter Erkenntnis der hundertfach ge-
stalteten Anforderungen und der technischen
Möglichkeiten ihre Befriedigung erfahren. „Sie
führen fast zwangläufig zu Wirtschaftsgebilden,
die
fabrikat in seinen tausendfachen Formen die
gesamten Produktions- und Absatzverhältnisse
zu übersehen vermögen. Dieses Gebilde ist
eine gemischte Betriebsgruppe; sie ver-
meidet eine monopolartige Regelung der
Verkaufspreise. ei dem Zusammenschluß
von Rhein-Elbe, Siemens und Schuckert handelt
es sich nicht um. eine horizontale Zusammen-
fassung gleicher Industriezweige, sondern um
einen vertikalen Zusammenschluß der
Arbeitsverfahren. ‘ Die- Interessengemein-
schaft sieht von der bisher bekannten rohen
Form der zwangsmäßigen Festsetzung von Ver-
kaufspreisen durch ein Syndikat oder dergl. ab;
Elektrotechnische Zeitschrift.
den KRohstoffbezu zu.
Vertrieb elektrischer Energie und
vom Rohstoff beginnend, bis zum Fertig--
"sierung von Wirtschaftsbetrieben zur Diskussion
sie sucht durch Verfeinerung und Veredelung
des Arbeitsprozesses bei gleichzeitiger Erhöhung
der Güte eine Verbilligung des Fabrikates zu
erreichen. Um wirtschaftliche Erfolge zu er-
zielen — nur in ihnen findet ja unsere gesamte
Industrie, Arbeitnehmer ebenso wie Arbeitgeber,
ihre Lebensmöglichkeit —, ist nicht der leichtere
Weg einer Bindung auf feste Verkaufspreise
und damit einer monopolartigen Beeinflussung
des Marktes gewählt, sondern der ungleich
schwerere eines wissenschaftlich vertieften
und verbilligten Produktionsausganges.
Gebilde solcher Art und zugleich solchen Um-
fanges, wie diese Interessengemeinschaft, sind
bisher nicht vorhanden. _Dieser Zusammen-
schluß wird deshalb einen Eckpfeiler in der
Wirtschaftsgeschichte (unseres Vater-
landes bedeuten. Die enge Interessengemein-
schaft läßt sich natürlich nur über die finan-
zielle Seite ermöglichen. Die Selbständigkeit
der einzelnen Unternehmungen bleibt, wie im
Rhein-Elbe-Vertrag vorgesehen, gewahrt. Die
Unternehmungen treten nur in einer Spitzen-
gesellschaft zusammen, die Rechte auf_die
gemeinsame Ausgestaltung wirtschaftlicher Ver-
fahren erhält und die finanziellen Bedürfnisse
regelt. Der. Beitritt wird nicht nur von der
Siemens & Halske A. G. und der Elektrizitäts-
A. G. vormals Schuekert & Co., sondern auch
von deren gemeinsamer Tochtergesellschaft, den
Siemens - Schuckertwerken, vollzogen. Die
Schuckert-Gesellschaft ist eine der bedeutendsten
bayerischen Unternehmungen; mit den umfassen-
den Nürnberger Werken der Siemens-Schuckert-
werke bildet sie eine der größten bayerischen
Produktionswerkstätten; mit ihren weitver-
zweigten Unternehmungen für Erzeugung und
mit ihrer
Kontrolle über die Continentale Gesell-
schaft für elektrische Unternehmungen
‚ist sie ein einflußreicher Faktor auf dem Ge-
biete des elektrotechnischen Verbrauchs. Die
Siemens & Halske A. G. mit großen eigenen
Werken, ihrem hälftigen Besitz an den Siemens-
Sehuckertwerken und ihren anderen zahlreichen
Tochterunternehmungen im In- und Auslande
zählt an Bedeutung und Größe zu den ersten
des Deutschen Reiches. Die Bedeutung der
Rhein-Elbe-Union als größtes Unternehmen des
rheinischen Industriegebietes ist in früheren
Mitteilungen gewürdigt. Bayern und Berlin
gehen demnach eineEinigung mit Rhein-
land und Westfalen ein, und führende In-
dustrielle der drei Gebiete schlingen ein auf
80 Jahre bemessenes wirtschaftliches Band, das
allen Abspaltungsgerüchten Bayerns und der
Rheinlande spottet und auch der Industrie
Bayerns den wünschenswerten starken Einfluß
auf das Wirtschaftsleben unseres Volkes gibt.“
Die Beschlüsse der Generalversammlungen wer-
den zu weiteren Mitteilungen Veranlassung
bieten, heute sei nur noch nach der „Frankf.
Ztg.“ beigefügt, daß Siemens & Halske mit
100% der Quote, die Schuckert-Gesellschaft mit
45%, in die Interessengemeinschaft eintreten.
Zum Berliner Elektrizitätsstreik. — Wieder
einmal ist den unglaublich geduldigen Einwoh-
nern Berlins das Licht, der Industrie die elek-
trische Arbeit abgeschnitten worden. DerStraßen-
bahnverkehrruhte, Fernsprechbetrieb,Postdienst,
die Verwaltungs- und Geschäftstätigkeit waren
gestört, die Krankenpflege aufs äußerste ge-
fährdet und die öffentliche Sicherheit noch
mehr als seit der Revolution üblich verringert,
weil die hochbezahlten Arbeiter der städti-
schen Elektrizitätswerke, jedes Pflichtgefühls
bar, angeblich wegen Unzufriedenheit mit einem
Schiedsspruch des städtischen tariflichen Eini-
gungsamtes in Lohnstreitigkeitsfragen sich von
kommunistischen Hetzern zu einem im Stillen
und sogar mit Sabotage schon vorbereiteten
Streik haben verführen lassen, der unter den
bestehenden Verhältnissen nur als ein Ver-
brechen am Volk gekennzeichnet werden
kann. Er ist gleichzeitig ein lehrreicher Be-
weis dafür, daß auch die Sozialisierung bzw.
Kommunalisierung unserer Wirtschaft nicht auf-
zuhelfen vermag, wenn es schon dem skrupel-
losen Egoismus weniger Agitatoren jederzeit
gelingen kann, mit Hilfe einer ihnen urteilslos
nachlaufenden Gruppe eine Millionenstadt zu
überfallen und ihr die doch so bitter nötige
Arbeitsmöglichkeit in leichtsinnigster Weise
zu entziehen. Gerade jetzt, wo. ein Regierungs-
entwurf für das Gesetz über die Kommunali-
steht, wird man diese Erfahrung entsprechend zu
bewerten haben. Die Elektrizitätswerke aber be-
drohen diese vom Zaun gebrochenen Streiks der
Arbeiterschaft, von der finanziellen Einbuße, den
technischen Schwierigkeiten des Notbetriebes
usw. ganz abgesehen, mit der ernsten Gefahr,
daß Großabnehmer (neben der Industrie be-
sonders Krankenhäuser, Theater, Vergnügungs-
etablissementsusw.)sich veranlaßtsehenkönnten,
die Errichtung eigener Kraftanlagen ins Auge zu
tassen, um sich gegen die immer wiederkehrende
1920. Het 46.
‘erspart hätte!
921
Beunruhigung ihrer Betriebe und die damit
verknüpften schweren wirtschaftlichen Nach-
teile zu schützen. Die Folgen solcher Maß-
nahmen mögen sich die Elektrizitätsarbeiter
mit der ihnen ja jetzt zugänglichen Bilanz in
der Hand einmal überlegen Und was haben
die „zuständigen Stellen“, was hat vor allem der
Magistrat Berlins in dieser üblen Angelegenheit
getan? Verhandelt, das rechtzeitige Eingreifen
der Technischen Nothilfe verschleppt und Kon-
zessionen gemacht, um dann endlich nach fünf
langen Tagen, gestützt auf eine ad hoc erlassene
Verordnung des Reichspräsidenten zur Siche-
rung lebenswichtiger Betriebe, den Streikenden
ein Ultimatum zu stellen, das, rechtzeitig aus-
gesprochen und durchgeführt, der Reichshaupt-
stadt diese unerhörte Blamage ohne Zweifel
Zwingende Pflicht der Regierung
ist es nun aber, die seit mehr als Jahresfrist ge-
forderte und im Entwurf ja auch, wie es heißt,
fast fertige Schlichtungsordnung unyver-
züglich dem Reichstag vorzulegen.
Notstandsbestimmungen der Kohlenwirt-
schaftsstelle in den Marken für den Verbrauch
elektrischer Arbeit, — Die nicht genügende Aus-
nutzung des Fernstroms durch die Industrie
Groß-Berlins und die Schwierigkeiten der Elek-
trizitätswerke, am Tage den erforderlichen Zu-
satzstrom zu liefern, haben die Kohlenwirtschafts-
stelle in den Marken zum Erlaß: von Notstands-
bestimmungen veranlaßt, die deren Bekannt-
machung vom 8. IX. 1919, soweit sie Elektri-
zität betrifft, außer Kraft setzen und am
15. XI. 1920. zur Geltung gekommen sind. Danach
dürfen an öffentliche Stromversorgungsunterneh-
men angeschlossene oder mittelbar von solchen
belieferte industrielle und gewerbliche Betriebe,
die über 250 kWh im Monat konsumieren, nicht
mehr elektrische Arbeit entnehmen, als sie
durchschnittlich in der Zeit vom 1.1. 1920 bis
30.-IX. 1920- von der damals zulässigen Menge
monatlich tatsächlich verbraucht haben. Sofern
ihnen hiernach monatlich mehr als 250 bis
1000 kWh zustehen und sie an die Städtischen
Elektrizitätswerke Berlin bzw. an die Werke
Neukölln, Weißensee, Lichtenberg, Köpenick,
Berliner Vororts-Elektrizitätswerke (Steglitz),
Tempelhof, Pankow, Schönow oder Heeger-
mühle angeschlossen sind, dürfen diese Betriebe
von 6 bis 10 Uhr vorm. (Spertzeit) elektrische
Arbeit nur für Beleuchtung entnehmen. In
mehreren Schichten arbeitende Betriebe brauchen
die Sperrzeit nicht einzuschalten. Die an die
genannten Elektrizitätswerke angeschlossenen
Betriebe müssen, sofern ihnen nach dieser Ver-
fügung monatlich mehr als 1000 kWh zustehen
und sie nicht täglich in drei Schichten arbeiten,
mindestens 500, bei Arbeit in drei Schichten
täglich mindestens 35°%/, der jeweiligen monat-
lichen Strommenge zwischen 10 Uhr nachm.
und 6 Uhr vorm. entnehmen. Frühere, eine
höhere Stromentnahme während der Nachtstun-
den festsetzende Anordnungen der Kohlenwirt-
schaftsstelle bleiben in Kraft. Industrielle und
gewerbliche Betriebe, die nicht an die genann-
ten Elektrizitätswerke angeschlossen sind, dür-
fen, soweit ihnen nach dieser Verordnung: mo-
natlich mehr als 1000 kWh zustehen, nicht mehr
als 800%/, der Arbeitsmenge entnehmen, die sie
durchschnittlich vom 1. I. bis 30. 1X. 1920 zwi-
schen-6 Uhr vorm. und 10 Uhr nachm. von der
damals zulässigen Menge monatlich tatsächlich
verbraucht haben Diese Einschränkung auf
800/, findet für Betriebe, die mindestens 35/9
ihrer zulässigen Gesamtarbeitsmenge während
der Nacht entnehmen, keine Anwendung. In
dringenden Fällen kann die Kohlenwirtschafts-
stelle Ausnahmen von diesen Bestimmungen
.bewilligen oder weitere Einschränkungen fest-
setzen. Die Entnahme elektrischer Arbeit ist,
nach Schichten (unter Zeitangabe) getrennt, in
den monatlichen Strommeldekarten anzugeben.
Bei Zuwiderhandlungen gegen die Vorschriften
über die zeitlichen Beschränkungen der Arbeits-
entnahme kann die Kohlenwirtschaftsstelle ohne
vorherige Verwarnung die elektrische Arbeit
auf mindestens 8 Tage sperren.
Die Lage des Geschäfts mit kleinen Glüh-
lampen (Miniaturlampen) in den V. S. Amerika.
— Auf Grund von Angaben eines der bedeu-
tendsten Glühlampenproduzenten teilt „Elec-
trical World“ mit, daß sich das Geschäft in so-
genannten Miniaturlampen ‚dort seit 1912
dem Wert nach verdreifacht und hinsichtlich
der Erzeugung mehr als verdoppelt habe, so
daß der Absatz, wenn die Entwicklung in
gleichem Maße fortschreitet, bis 1925 den nor-
maler ' Glühlampen übertreffen dürfte. Man
schreibt diese Ausdehnung einmal der Einfüh-
rung des Wolframdrahtes, sodann dem. An-
wachsen der elektrischen Beleuchtung von
Automobilen zu und rechnet für 1920 mit einem
Gesamtabsatz von 125Mill. kleiner Glühlampen;
davon entfallen 77 Millionen auf Automobile,
36 auf Signal- und Blinklampen (flashlights),
9 auf die Beleuchtung von Weihnachtsbäumen
922
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920.
——————————— — — — — {ZZ ZZ
und 3 Millionen auf Lampen für elektrisch be-
tätigtes Spielzeug u. dgl. Für 1921 wird eine
weitere Steigerung des Absatzes um ungefähr
25%, erwartet. Dabei scheinen sich die Er-
zeuger durch Auftragsannullierungen seitens
der Automobilindustrie nicht beunruhigt zu
fühlen, glauben vielmehr an deren weiteres Ge-
deihen, weil einmal die Nachfrage nach neuen
Wagentypen groß ist und ferner. die zuneh-
mende Anwendung von Krafıwagen für den
Gütertransport bei Nacht deren Beleuchtung
unbediugt fordert. Signal- und Blioklampen
sind Gegenstand des Haushaltungsbedarfs ge-
worden, und kleine Glühlampen werden auch
in erheblichem Maße für das Instrumentarium
der Ärzte, Zahnärzte usw. benötigt. Schließlich
fördert der Umstand, daß das Bureau of Mines
den Bergwerken den Gebrauch elektrischer
Glühlampen empfiehlt, deren Einführung in den
Gruben, wo man z. Zt. über 150000 tragbare
elektrische Lampen benutzt. j
Was speziell die Beziehungen der Rlektro-
technik zur Automobilindustrie betrifft, deren
Preise wesentlich gefallen sind, so bemerkt die
genannte Zeitschrift, daß jetzt wohl jeder Luxus-
wagen und auch eine große Anzahl Geschäfts-
autos elektrisch ausgerüstet werde, was Batte-
rien, Generatoren, Leitungsmaterial, Lampen
und elektrische Instrumente erfordere. Die Ver-
hältnisse in der Automobilindustrie machen
Heft 46.
18. November 1920. n
‘sich besonders bei den Akkumulatorenfabriken
fühlbar, für die der Automarkt den größeren
Teil des Geschäfts bildet. Da diese indessen
mit den Automobilproduzenten Verträge ge-
- schlossen haben, brauchen sie keine Preisver-
ringerung infolge Verbilligung der Kraftwagen
zu befürchten. In günstigerer Lage befinden
sich die Lampenproduzenten, weil ihr Auto-
mobilgeschäft zum erheblichen Teil, in Erneue-
rungen bestehend, lokalen Charakter hat.. Der
Absatz von elektrischen Instrumenten für Autos
ist natürlich meist nur ein einmaliger, und da-
her spiegelt sich die Lage des Automobilmark-
tes in der Produktion solcher Wageninstru- |
mente. 2 = A
a a Eu MEET ee DE EEE EBERLE EEE SEE EIGIER TER SIE TER EELEREE. IE TEESMENS ERRICHTET Be FL BET EEE Tu See EBEN Teen SELBER EG BBEE AR SE UNE TEERGBEEREL ERBETEN GETEPTESEIGEREEeRDEeRE,
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein.)
Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an die
Geschäftsstelle, Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68,
_ Amt Kurfürst Nr. 9820, zu richten.
Die nächste Sitzung findet statt am
Dienstag, den 23. November 1920, abends 7!/, Uhr,
in der Technischen Hochschule Charlottenburg,
Hörsaal Nr. 141.
Tagesordnung:
1. Geschäftliche Mitteilungen.
2. a) Vortrag des Herrn Reg.-Baumeisters W att-
mann: „Über das elektrische Schweißver-
fahren“ und
b) Vortrag des Herrn Reg--BaumeistersLange:
„Über das Thermit Schweißverfahren, unter
besonderer Berücksichtigung der Schienen-
schweißung“.
Der Elektrotechnische Verein e. V.
Der Generalsekretär:
Risse.
Fachsitzung am 14. IV. 1920, veranstaltet von
dem Fachausschuß für elektrisches Nach-
richtenwesen.
Vorsitzender: Prof. Dr. K. W. Wagner.
Herr Dr. L. Pungs sprach über:
Die drahtlose Richtungstelegraphie bei der
Marine.
Nach einem kurzen historischen Über-
blick über die. Entwicklung der drahtlosen
Riehtungstelegraphie bei der Marine, wurden
allgemein die Methoden derselben im Vergleich
mit den optischen Methoden der Ortsbestim-
mung, wie sie bei der Schiffahrt üblich sind,
behandelt. _Es wurde gezeigt, daß für die
wichtigsten dieser Methoden sich analoge Ver-
fahren bei der Benutzung elektromagnetischer
Wellen an Stelle der Lichtwellen ergeben.
So finden sich die Verfahren zur Ortsbestim-
mung durch Landmarken, durch Winkel-
messung von einer langen Basis aus, sowie die
Navigierung nach Leuchtfeuern in erweiterter
Form bei der drahtlosen Richtungstelegraphie
wieder. Der Vorteil der letzteren liegt aber
darin, daß sie sich auf große Entfernungen
von der Basis ausdehnen läßt und vom Zu-
stand der Atmosphäre (Nebel, Wolken) im
wesentlichen unabhängig ist. Die Fahrten
deutscher Luftschiffe auf große Entfernungen
waren nur durch die drahtlose Richtungs-
telegraphie möglich.
Es wurden dann die verwendeten An-
tennenformen für Senden und Empfang be-
trachtet und auf Grund der ausgeführten Ver-
gleichsversuche kritisch beleuchtet. Im
wesentlichen handelte es sich um geschlossene
“und halbgeschlossene Schleifen von Dreiecks-
und Trapezform, für welche bekanntlich die
Lautstärke dann ein ausgeprägtes Minimum
hat, wenn die Verbindungslinie der Sende-
und Empfangsstation senkrecht zur Antennen-
ebene steht.
Der Vortragende ging darauf zur Be-
schreibung der Marineanlagen für gerichteten
Empfang über und behandelte zunächst die
Haupt-Landstationen, von denen 9 an den
Küsten der Nord- und Ostsee erbaut waren.
Für diese wurde das sogenannte Vielfach-
antennensystem angewendet, das von der
Marine weiter ausgebildet und vervollkommnet
wurde. Die Entwicklung dieses Systems vom
einfachen bekannten Vielfachumschalter, der
den Empfänger abwechselnd an die nach den
Richtungen der Windrose angeordneten Richt-
antennen legt und nur eine sprungweise Be-
stimmung der Richtung erlaubt, bis zum
Ringspulensystem der Marine, das mit 30 An-
VEREINSNACHRICHTEN,
snnen eine Richtungsbestimmung bis auf
Gradteile mit stetiger Änderung ergibt, wurde
verfolgt und durch Projektionsbilder erläutert.
Dann folgten die Arbeiten an Goniometer-
anlagen, die sich auf die Beseitigung der bei
diesen auftretenden Fehler und auf die ein-
deutige Bestimmung der Richtung bezogen.
Besonders die letzte Aufgabe, die dort, wo
keine Kreuzpeilung möglich war, z. B. bei
einzelnen Schiffen, welehe die Lage eines
fremden Schiffes bestimmen wollten, von großer
Wichtigkeit war, wurde von der Marine mit
besonderem Interesse verfolgt und trotz großer
praktischer Schwierigkeiten zufriedenstellend
gelöst. Ein kritischer Vergleich des Gonio-
meter- und Vielfachantennensystems schloß
sich diesen Ausführungen an.
Die Rahmenantenne wurde nur kurz be-
handelt. Es wurde ein Verfahren erläutert,
welches auch hier auf einfache Weise die ein-
deutige Bestimmung der Richtung erlaubt.
Der Vortragende ging darauf zu den
Richtungssendeanlagen über. Die Anwendung
derselben hat den Vorteil, daß das Fahrzeug,
welches seinen Ort bestimmen will, nicht zu
senden und keine Anlage für Richtungsbe-
stimmung an Bord zu haben braucht. Das
bakannte Grundprinzip besteht in Folgendem.
Von einer festen Anlage an der Küste, die
wieder aus einem System von Richtungsan-
tennen in verschiedenen Richtungen der Wind-
rose besteht, werden nacheinander verschie-
den gerichtete Zeichen durch. Vermittlung
eines rotierenden Schalters ausgesandt. Die
einzelnen Richtungen werden dadurch kennt-
lich gemacht, daß von einem Anfangssignal
aus die gerichteten Signale in gleichen be-
stimmten Zeitabständen ausgesandt werden
und an der Empfangsstelle das Minimum der
Lautstärke mit einer synchron laufenden
Stoppuhr beobachtet wird. Der Zeitpunkt des
Erscheinens des Minimums bezeichnet die Se-
suchte Richtung. Da für die Marine Ortsbe-
stimmungen bei großen Entfernungen von den
Landstationen in Frage kamen, mußte das
Verfahren wesentlich verfeinert werden. Statt
der sprungweisen Änderung der Richtung
wurde eine stetige eingeführt und zwar durch
Anwendung einer Ringspule mit gleitenden
Kontakten, ähnlich derjenigen für Empfangs-
anlagen. Dann wurde die Antriebsvorrich-
tung für die rotierenden Kontakte besonders
ausgebildet, da die Umlaufzeit auf geringe
Bruchteile einer Sekunde genau konstant sein
muß. Es wurde dazu ein durch eine Rieflersche
Präzisionsuhr gesteuerter Regulierantrieb ver-
wendet, wie er für astronomische Fernrohre
zur synchronen Bewegung mit der Himmels-
kugel in Gebrauch ist. Die ganze Signal-
gebung wurde weitgehend automatisch ge-
macht um vom Bedienungspersonal möglichst
unabhängig zu sein. Als Sender dienten nor-
male Löschfunkensender.
Nach dem beschriebenen Grundprinzip
waren die beiden Richtungssendestationen in
Cleve und Tondern ausgeführt, die alle halbe
Stunde sandten, wobei jede Station die Rich-
tung zweimal um 360° in einer Minute drehte.
Die Stationen sandten nacheinander mit einer
Pause von 30 Sekunden. Einschließlich der
Stations-, Anfangs- und Schlußzeichen er-
forderte der ganze Vorgang 44, Minuten. Aus
den Richtungsbestimmungen für beide Sta-
tionen ergab sich als Schnittpunkt der beiden
Richtungslinien der Ort der Empfangsstation.
Für die Beobachtung dienten an Stelle der
Stoppuhren besondere Uhren, welche auf einer
rotierenden Papierscheibe mit Gradteilung
die Stellung des Anfangspunktes und der
Minima durch Marken anzeigten, wobei die
Markierungsvorrichtung durch einen Druck-
knopf bestätigt wurde. Durch alle diese Ein-
richtungen gelang es, die Genauigkeit der Rich-
tungsbestimmung bis auf 1° durchzuführen.
|
unbrauchbar war, weil
x
Praktisch haben sich die Stationen sehr gut
ewährt. =
Dann wurden die Abweichungen durch
atmosphärische und Bodeneinflüsse behandelt,
und zum Schluß ging der Vortragende noch
kurz auf das Verfahren bei der Richtungsbe-
stimmung. vom psychologischen Standpunkte
ein, er wies darauf hin, daß für die Richtungs- _
bestimmung der Intensitätssinn des Ohres in
Frage kommt, der beträcht.ich weniger emp-
findlich ist als der Zeitsinn, der bei der Auf-
nahme von Morsezeichen in Tätigkeit ist.
Doch zeigt die Erfahrung, daß durch Übung
die Empfindlichkeit des Ohres für Intensitäts-
unterschiede wesentlich gesteigert wird, so
daß die Genauigkeit der Richtungsbestim-
mung eine sehr große ist. Beim Beobachten
von Richtungssendestationen mit der Uhr
kommt noch der Einfluß der psychischen Reak-
tionszeit, der gegebenenfalls für jeden Beob-
achter experimentell festgelegt werden kann,
in Frage. :
Diskussion: 5
Herr Falkenthal. Ich möchte eine kurze
Illustration zu der Richtwirkung von hori-
zontalen Niedrigantennen, die der Herr Vor-
tragende beschrieben hat, geben. Ich meine
insbesondere die Bemerkung, daß der Feuch-
tigkeitsgehalt des Erdbodens die Richtwirkung
erheblich beeinflußt. Im Anfang des Krieges
hatte ich die Aufgabe, Erdantennen zu er-
'riehten, die schußsicher sein sollten, und wurde
hierbei das für mich zunächst überraschende
Resultat erzielt, daß die 1 m tief eingegrabene
Antenne auf 30° genau gerichtet werden
mußte, um einen Empfang auf der Gegen-
seite zu erzielen. Die Antenne lag, was be-
sonders hervorgehoben werden soll, 1 m tief
im Grundwasser. Die Entfernung der Gegen-
station war gering, sie betrug nur etwa 7 km.
Die Sendeenergie war sehr klein (rd 20 W in
der Antenne). Nachträglich hat sich heraus-
gestellt, daß die eingegrabene, unisolierte An-
tenne, trotzdem sie im Grundwasser
-(Schwemmsand) lag, sich in einem Medium
befand, welches sehr geringe dielektrische Ver-
luste besaß.
die Antenne lag, war außerdem augenschein-
lich durch die überliegende Sandschicht voll-
kommen filtriert, so daß. wir destilliertes
Wasser vor uns hatten. Es war daher nach-
träglich für uns nicht verwunderlich, daß
dieselbe Antennenanordnung an der Front
sie hier in lehmigen
Boden eingegraben werden mußte. Ich hatte
seinerzeit geglaubt, um bei den Versuchen den
Lehmboden einigermaßen darstellen. zu können,
durch Verlegen der Antenne ins Grundwasser
annähernd dieselben Verhältnisse herstellen
zu können. Bezüglich der von dem Herrn
Vortragenden erwähnten Reaktionszeit beim
Stopp®n der Uhren bemerke ich: Der Artillerie
hatte ich seinerzeit vorgeschlagen, das Stoppen
der Uhren auf elektrischem Wege durchzu-
führen, um bei dem großen Hub Kraft und
2it zu ersparen Es waren daher kräftige
Elektromagnete vorgesehen worden, und es
fehlte nun nur noch an einem Kontakt, der
möglichst schnell gehandhabt werden konnte.
Man kam nach vielen Versuchen hierbei zu
dem Resultat, daß sich bezüglich der Reak-
tionszeit derjenige ‚Kontakt am günstigsten
verhielt, der in den Mund genommen und im
Augenblick, bevor der zu registrierende
Schall erfolgte, mit den Zähnen zusammen-
gebissen wurde,
Herr Pungs. Die elektrischen Uhren
waren so eingerichtet, daß wir ein Zeichen auf
dem Papier durch den Entladungsfunken eines
Kondensators erhielten. Wir konnten genaue
Versuche über die Reaktionszeit seinerzeit
nicht mehr machen. Es ist leicht möglich,
daß die Benutzung eines Zahnkontakts die,
Reaktionszeit verringert. ;
fi
Die Wasserschicht, in weleher
18. November 1920. \
Elektrotechnische Zeitschrift.
1920. Heft 46.
923
SITZUNGSKALENDER.
Vereinigung zur Förderung techn.-wis-
sensch. Vorträge im westl. rhein.-westf. Ind.-
Gebiet 23. und 214. XI. 1920, 5 bis 8 Uhr, Essen,
Kasinosaal, Kaupenhöhe:
1. Vortrag Dr Bloch: „Grundlagen der Beleuch-
tungstechnik, Elektrische Beleuchtung“.
2, Vortrag Dr. Bartelmann: „Gasbeleuchtung und
Ersatzlampen‘“,
3. Vortrag Dr. Lux: „Praxis der Beleuchtung“.
Gleichzeitig findet eine Ausstellung moderner
elektrischer Beleuchtungseinrichtungen statt.
Nähere Auskunft erteilt die Geschäftsstelle
obiger Gesellschaft, Bergschule Essen, Gutenberg-
straße.
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreise erbeten.)
Hochschulnachriehten. Als Nachfolger von
Prof E. Regener ist Professor Dr. Otto von
Baeyer, Privatdozent und Assistent am Physi-
kalischen Institut der Universität Berlin, zum
ordentlichen Professor der Physik an der Ber-
‚liner Landwirtschaftlichen Hochschule ernannt
worden. —Geheimer Regierungsrat Dr.G. Rasch,
bis 1917 ordentlicher Professor der Elektrotech-
nik an der Technischen Hochschule in Aachen
und seitdem in Heidelberg lebend, ist zum or-
-dentlichen Honorarprofessor an der Universität
- Heidelberg ernannt worden.
Er wird eine Vor-
lesung „Aus dem Anwendungsgebiet der Elek-
trizitätslehre‘ halten. — Dem Privatdozenten für
- Physik an der Universität Halle, Prof. Dr. J.
Herweg, wurde ein Lehrauftrag zur Vertre-
- tung der Forschungsmethoden der neuesten Phy-
sik erteilt. :
Auszeichnungen. — Die Preußische Akade-
mie der Wissenschaften wählte den ord. Profes-
sor für theoretische Physik an der Berliner Uni-
versität, Dr. phil. et med. M. von Laue zum or-
dentlichen Mitglied der physikalisch-mathema-
tischen Klasse, ,
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Eı-
messen der Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.
Der Emecol Motor.
In der „ETZ“ 1920, 8. 533 veröff@ntlichen
‘Sie eine Mitteilung der Maschinen-Fahrik Eß-
lingen, welche die Neuheit meiner Erfindung
"in Frage stellt, und die Behauptung enthält,
-daß sie nur als eine Nachahmung eines Fabri-
kates der Maschinen-Fabrik Eßlingen anzu-
sehen ist. Die Frage betrifft einen sehr wich-
tigen Punkt im Entwerfen von elektrischen
Maschinen, und ich bin daher der Ansicht, daß
folgende Erwiderung meinerseits Ihren Lesern
he oe Le rc a ee
von Interesse sein wird.
Die Beschreibung der Maschinen-Fabrik
Eßlingen läßt erkennen, daß ihre Maschine
nach einem sehr alten Prinzip gebaut ist. Die
Umhüllung des Körpers einer Dynamoma-
schine durch ein Gebilde von Röhren, welche
kalte Luft führen und von der warmen Luft
bestrichen werden, wurde schon vor 22 Jahren
von Wilson Hartnell aus Leeds im englischen
"Patent Nr. 13325 (1898) beschrieben. Aus
- Abb. 1 ist diese Konstruktion leicht ersichtlich.
Patente, da sie hiervon grundverschieden sind.
Die Maschinen-Fabrik Eßlingen hat nämlich
übersehen, daß ich die Rolle der kühlenden
Röhren umgekehrt habe.
Die Maschinen - Fabrik Eßlingen ver-
größert die Abkühlfläche der Maschine nur
durch die innere Rohrfläche, d.h. sie erhält un-
gefähr die zweifache Abkühlungsfläche. Die
gesamte Abkühlungsfläche setzt sich also auf
folgende Weise zusammen: A (äußere Mantel-
fläche) + B (2-mal innere Rohrfläche). In
meiner Konstruktion dagegen, in welcher
heiße Luft durch ein Rohrsystem getrieben
{|
N NS
Si] ERTRN,
rm
Abb. 2.
wird, bestreicht die kalte Luft in dem zweiten
Rohrsystem nicht nur A, die äußere Fläche der
Warmluftröhren, sondern auch B, die ganze
innere Fläche des Maschinenjoches, C die äußere
Fläche desStatorblechbündels undD die inneren
-Flächen der Schilder und Rippen. Außerdem,
da diese Flächen alle, außer A, durch Luft be-
strichen werden, ist deren wirksame Abküh-
lungsfläche etwa verdoppelt. Aus diesen Grün-
den ist die in meiner Konstruktion wirksame
Abkühlunssfläche mindestens 2- bis 3-mal so
groß als diein der Konstruktion der Maschinen-
Fabrik Eßlingen. Weiter, es muß in der M.F.E.-
Maschine annähernd die ganze Maschinen-
wärme zuerst in die innere Luft und dann
in die Röhrenfläche überführt werden; in
meiner Maschine dagegen wird die Wärme
hauptsächlich durch direkten Kontakt der
kalten Luft mit der äußeren Fläche der Stator-
bleche abgeführt. Außerdem wird die mittels
Zirkulation durch den Rotor und die Endwick-
lungen erwärmte Luft für sich in den Röhren
auf wirksamste Weise abgekühlt, da sie in
' dünnen Strahlen geführt wird.
Folgende Resultate wurden in einem von
der Firma Walter Me Gee & Son in Paisley
gebauten Emcol-Motor erreicht:
Motorleistung: 5 PS bei 1500 Umdr/min
500 V, 50 Per, Gewicht 100 kg, Temperatur-
zunahme nach 6 Stunden bei 5PS, und nach
weiteren 2 Stunden bei 6,5 PS an den Stator-
windungen 16° C, an den Rotorwindungen
3600. R
London, 18. IX. 1920. P. A, Mossay.
LITERATUR.
Besprechungen.
Lehrbuch der Elektrochemie. Von Prof.
Dr. Max Le Blanc. 7. verm. Aufl. -Mit
33 Abb. VIII und 366 S in 8°. Verlag von
Oskar Leiner. Leipzig 1920. Preis 16 M.
Der Verfasser gibt
in seinem Lehrbuch,
das wir den Lesern die-
ser Zeitschrift bereits
bei der Besprechung
der 6. Auflage („ETZ“
‘1916, $. 215), emp-
fohlen haben, in ge-
Abb. 1.
"Einige Jahre später haben Mavor & Coul-
son in Glasgow, eine große Anzahl ähnlicher
Maschinen für Gleich- und Wechselstrom nach
Abb. 2!) gebaut. Es wäre sehr interessant zu
wissen, in welchem Jahre die Maschinen-Fabrik
Eßlingen die von ihr beschriebene Maschine
- zuerst herausbrachte, da dies zeigen würde,
ob ihr Anspruch auf Priorität in oben erwähn-
ter Konstruktion begründet ist. Diese Frage
hat aber keine Beziehung auf meine Emeol-
ı) Aus „Trans. Inst- of Min. Eng.“ Bd. 56 II, S. 118 ff.
drängter Form eine aus-
führliche Darstellung
der gesamten Elek-
trochemie. Das Buch
ist bei strenger Wah-
rung der wissenschaft-
geschrieben, daß es
auch für den Praktiker
verständlich ist. Der
Verfasser- beginnt mit
den Grundbegriften der Elektrizitätslehre, stellt
besonders die Beziehungen zwischen den ver-
schiedenen Energieformen eingehend. dar und
wendet sich dann, nachdem er einen Überblick
über die Geschichte der Elektrochemie ge-
geben hat, den komplizierteren Vorgängen in
der Elektrochemie zu. Nach den rein theore-
tischen Kapiteln über elektrolytische Disso-
ziation, Ionenwanderung, Leitfähigkeit usw.
folgt ein Kapitel über elektrische Endosmose
und Wanderung von suspendierten Teilchen,
in welehen auch die neueren Versuche, die
'elektromotorische Kräfte
lichen Form doch so-
unternommen sind, die endosmotischen Er-
scheinungen in der Technik zu verwerten
(Torftroeknung und dergl.), beschrieben wer-
den. In einem ausführlichen Kapitel über
werden nach theo-
retischen Erörterungen die verschiedenen Arten
elektrischer Elemente beschrieben und die
dabei auftretenden Vorgänge theoretisch be-
gründet. Hier wird den Elektrotechniker be-
sonders interessieren, daß in diesem Kapitel
auch der Brennstoffketten und der sich in
solchen Elementen abspielenden Vorgänge ge-
dacht wird. Das letzte Kapitel befaßt sieh
mit der Elektrolyse und Polarisation und den
dabei auftretenden Vorgängen. Es braucht
nicht besonders hervorgehoben werden, daß
auch die neue Auflage unter Berücksichtigung
der neuesten Literatur ergänzt und, -wenn
nötig, umgearbeitet worden ist. Mit Rücksicht
auf den uns zur Verfügung gestellten Raum
sehen wir von Einzelheiten ab und erwähnen
nur die vollständige Umarbeitung des Kapitels
„Entladungsvorgänge in Gasen‘.
Die bei diesen Vorgängen auftretenden Er-
scheinungen werden eingehend besprochen und
dem Leser wird ein anschauliches Bild von
den Vorgängen gegeben, die eintreten, wenn
Moleküle von schnell bewegten - Elektronen
durchquert werden. Den Ausführungen sind
die neueren Anschauungen über den Bau der
Atome und Moleküle zugrunde gelegt. Wir
wünschen dem Werk auch in seiner Neuauf-
lage unter den Lesern dieser Zeitschrift eine
möglichst weite Verbreitung.
© Dr. Gg. Erlwein.
Das schmiedbare Eisen. Konstitution
und Eigenschaften. Von Dr.-$ng. P. Ober-
hoffer. Mit 345 Textabbildungen und einer
Tafel. X und 344 S. in 80, Verlag von
Julius Springer, Berlin 1920. Preis 40 M.,
geb. 45 M.
Der Verfasser bezeichnet im Vorwort das
Werk in der ersten größeren Hälfte als Mo-
dernisierung derjenigen Abschnitte von Lede-
burs klassischer Eisenhüttenkunde, die dem
schmiedbaren Eisen gewidmet sind. In der
zweiten Hälfte des Buches behandelt er die
Anwendung der Konstitutionslehre auf Fragen
der Herstellung, Verarbeitung und Wärme-
behandlung des schmiedbaren Eisens.. Wenn
schon der erste Teil des Buches ’als für die
Fachwelt sehr erwünschte Modernisierung der
geschätzten ehemaligen Ausführungen Lede-
burs anzusehen ist, so hat sich der Verfasser
durch die Darlegung, die er im zweiten Teil
des Buches gibt, einen besonderen Dank der
Fachwelt verdient, da er mit außerordentlich
großer Sorgfalt und gutem darstellerischen
Geschick neben Berichten über eigene Ar-
beiten in umfangreichstem Maße die in zahl-
reichen Einzelaufsätzen der periodisch er-
scheinenden wissenschaftlichen Zeitschriften
enthaltenen Mitteilungen über dieses wichtige
und interessante Gebiet in systematischer
Verarbeitung zusammenfaßt und sie dadurch
sowohl für den auf diesem Gebiete tätigen
wissenschaftlichen Arbeiter als auch für die
Praxis erst nutzbringend macht. Gerade die
in diesem zweiten Teile des Buches vom Ver-
fasser behandelten Abschnitte in der Weiter-
verarbeitung von schmiedbarem Eisen haben
in der Gegenwart für die Praxis der deutschen
Eisenhüttenindustrie die allerweitestgehende
Bedeutung, weil für Deutschland infolge des
unglücklich verlaufenen Krieges die Not-
wendigkeit besteht, von der Massenerzeugung
überzugehen zur Qualitätsherstellung. Das
vorliegende Werk kann deshalb auf breiteste
Leserkreise rechnen, da die wissenschaftlichen
Fragen, welche insbesondere im zweiten. Teil
desselben erörtert werden, nicht nur für An-
gehörige der Eisenindustrie, sondern für jeden,
der in seinem Arbeitsbereich mit schmied-
barem Eisen sich zu beschäftigen hat, von
allergrößter Bedeutung sind. Mathesius.
Mathematische und experimentelle
Darstellung der Leistung von Wech-
selströmen. Von Prof. Dr. W. Grix. ‚‚He-
lios‘‘ 1920, Nr. 1 bis 3.
Das Büchlein hat eine besondere Art der
Darstellung von Wechselstromleistungen zum
Gegenstand. Es werden „Charakteristiken ers-
ter und zweiter Art‘‘ zugrunde gelegt, die sich
ergeben, wenn man zusammengehörige bzw.
zeitlich um 90° auseinander liegende Augen-
bliekswerte von Strömen und Spannungen in
ein reehtwinkliges Koordinatensystem einträgt.
In einem mathematischen Teil wird gezeigt,
wie sich aus den durch diese Kurven begrenzten
Flächen in einfacher Weise die Leistung er-
mitteln läßt. Im zweiten und dritten Teil sind
Versuchsanordnungen beschrieben, durch die
mittels einer Braunschen Röhre die Aufnahme
der Charakteristiken möglich ist. Eine Reihe
sehöner auf diese Weise gewonnenen Bilder ist
wiedergegeben.
Diese interessante Methode. der Leistungs. 2
ür
bestimmung, die sich in der Hauptsache
Demonstrationszwecke eignen dürfte, mag mit- .
unter auch dem Praktiker gute Dienste leisten, :
besonders wenn es sich um schnelle elektrische ı
Schwingungen handelt. K. Küpfmüller.
Bestimmungen über Anlegung und Be-
trieb der Dampfkessel. Erläutert von
H. Jaeger. 4. ergänzte Aufl. IX. u. 612 8.
in 16°. Carl Heymanns Verlag, Berlin 1920.
Preis 28 M. ,
Eine vierte Auflage des bekannten Jaeger-
schen Buches wurde durch zahlreiche Abände-
rungen und Ergänzungen der allgemeinen poli-
zeilichen Bestimmungen über die Anlegung von
Dampfkesseln notwendig. Diese in der Lite-
ratur verstreut veröffentlichten Änderungen
finden sich gesammelt in der vorliegenden vier-
ten Auflage des Werkes. Wie bei den älteren
Auflagen, so ist auch bei dieser durch Fußnoten
“und Beispiele der Sinn der Bestimmungen er-
läutert und damit das Verständnis für die An-
wendung der Gesetze wesentlich erleichtert.
Das Buch kann allen mit dem Bau, dem Betrieb
und der Überwachung von Dampfkesselanlagen
beschäftigten Ingenieuren angelegentlichst emp-
fohlen werden. Schulte.
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher.
Anderungen der Struktur
trums chemischer Atome.
hannes Stark. 15 8. in 80,
Leipzig 1920. Preis 3 M.
Relativitätstheorie und Erkenntnisa priori.
Von Hans Reichenbach. 1108. in 8%. Verlag
von Julius Springer, Berlin 1920. . Preis 14 M.
Re des Spek-
Von Dr. Jo-
KLEINE GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Hauptpfandstelle für Elektroinstallateure.
— :Die als kürzlich gegründet hier schon er-
wähnte Hauptpfandstelle für Elektroin-
stallateure bezweckt nach einer Zuschrift des
Verbandes deutscher Elektro-Installations-Fir-
“men e.V., durch eine einmalige Hinterlegung
von 200 M bei diesem Verband sämtliche Ein-
zelkautionen bei Elektrizitätswerken und Über-
landzentralen, soweit sie sich der Hauptpfand-
stelle angeschl